232 77 128MB
German Pages 1266 Year 1852
Das Ausland. Ein
Tagblatt
für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker mit
beſonderer Rückſicht auf verwandte Erſcheinungen
in
Deutſchland.
Fü nf u nož w a n fig ft er
3 a hrga u g.
1852 .
Stuttgart und Tübingen. Verlag der 3. G. Cotta'ſchen B u d bandlung. 1852. ies
BIBLIOTHECA REGLA
MONACENSIS,
A T p h a betiſde s
Inha lts - Verz3eidch ni ß. 3 11 balts Jahrgang 1852.
Leiden einer jungen Kabylin von ihr ſelbſt i fier ; der Turban und die Barneta ; die geſtohlene Kugelform : 499. 17) Verſchie erzählt: 177. 7) Eheliche Treue bei den
A.
Abenteuer , ein – im Oregongebiet : 823, 827.
Afrifa .
Abyſſinien und ſeine Nebeylander :
das neueſte über die Nilquellen : 149. Noch etwas über die Nilquellen : 177. - Aegypten und ſeine Nebenlander : Alte Auss beutung äthiopiſcher Goldminen durch Neger : 176.
Schilderung von Alerandria : 387,
392. Der Ueberlandweg : 456. lingewöhn:
liche Naturereigniſſe: 500. Ausflug in die Nåbe von Siut : 833.
Reiſe durch Sennaar
nad Mandara von Werne: 1005. Die fran-
zöſiden Franciscaner in Cairo : 1116. Der Graberban Aegyptens: 1197, 1204 . – Nordafrika : die große Tudifatrif in Tunis : 90. Die Brunnen in den Oaſen : 607 . Ueber die Straßen nac Darfur : 719 .
- Algier : Feier des muſelmanniſchen Diter: feſtes zu Ilemſan: 47. Civilheurath in Conſtantine: 92. Beiträge zur Sittenkunde
der Nordafrikaner: Einleitung.
1 ) Der
Sascogner; Anſtalten zur Abreiſe ; Ver-
Kabylen ; gefährliche Liebesabenteuert; Ein:
dene Mittel gegen die Langeweile ; Klatſche:
fluß des Beiſpiels auf die Sitten der Ju: gend ; eine Entführung ; verweigertes Ger ſuch eines Diebes : 182, 186. 8) Ein gut: müthiges Kabylenkind ; die Marabuta Mir: jam ; verhinderter Kindermord ; obrigkeit: liche Unterſuchung: 190. 9 ) Repreſalien ; Einfluß der Eltern und Verwandten auf das Retragen der Seiber; Mittel ſich bezahlt
reien ; Bu Nebud's neues Abenteuer , der Markt und der unſichtbare Pulverhåndler; Wandernde Muſikanten und Tánger : 505. 18) Einbeimiſche Poeſie ; Lob Abdel Kaders; der Neſſa Geſang beim Mahlen ; fatvris ſches Gedicht: 511. 19) Ueber die Gaſt: freundſchaft der Einheimiſchen ; der Wall fahrer nach Sidis Ugaſha ; die Gáite aus
zu machen ; ein Familiengericht ; Tracht und Waffen der Kabuilen ; unſauberes Neg: lige; Spişnamen ; Nachläſſigkeiten der Ka-
den Seba -Ruš; Mohammed der Gawuiwi
bulen im Sanhadící agebiet; der Ghames und der Mula - Frand ; die Bohnenernte ; Maaßregeln gegen den Vielſchaden im Gez treidé ; l-aſit ; die Getreideernte und der Nhamadan : 253, 253, 261. 10) Hut der Niinder : und Ziegenheerden ; Folgen einer Bremſenmuſik; Bienenzudt und Bienenjagd ; Accer- und Hausgerath ; Ceremoniell bei den Mahlzeiten : 265 , 269. 11 ) Die Hunde der Kabylen ; Vorſichtsmaßregeln gegen dieſelben ; die Tageszeiten und die
und ſeine Geſellen ; eine Rieſendiffa ,I die ihren Zweck verfehlt : 557 , 561. 20 ) Ein Luſtrum früher : Epiſoden aus dem Leben eines Diebs : 585 , 589.
21 ) Der Todes :
engel in der Hütte des Armen ; Halima's ninicheiden und Begräbniß ; überall wie bei uns : 685. 22 ) Eine Pantherjagd und ihre Folgen ; Vorbereitungen ; dis Klopfiagen : 659, 694 , 698.
23) Thierſcenen aus den
náchſten Umgebungen der Kabylen ; der Geier und der Schafal; der Schakal und die munde ; der Luchs und das Stachelſchwein ; der Stier und der Panther : 761. 24) Zur Biologie des Lówen ; zeitweiſe Beſuche des:
fehltes Stelldichein ; Abenteuer eines bung-
Gebetsſtunden ; Volksfeſte : 277. 12 ) Krant:
rigen Fußgångers : 145.
ſelben in den Coloniſtendörfern ; ein lowe
der Meuchelmörder ;
heiten der Kabulen und Araber ; Sorgloſig: feit der Mutter ; einheimiſche Arzneimittel ;
Sturz eines Maulthiers und ſeine Folgen ;
Muſtapha als Zahnarzt; das Kind im Ei ;
ter Verſuch zweier Kabylen ; der Selbſtſchuß :
das naus ohne Dad ; lleb' immer Treu
Geſuch um ein Mittel gegen allzu große
849, 854, 357.
und Redlidfeit ; Nachtlager bei Ali Meſa
Land der Sanbadda ; des Naturforſchers
vor Soreden geſtorbene Wildſchwein ; Fehle geſchlagene Hoffnungen : 150 , 153. 3) Häusliche Einrichtung; Robinſons und Frei: tags Entſchlüſſe ; Katechiſation ; Marabuts
Fruchtbarfeit: 321. 13) Politiſche inſichten der Babylen ; der Sultan , Oberlehnsherr der Franzoſen ; Sultan Bonaparte; der Mula Sad ; lebendige Zeitungen ; Nachrich: ten von dem Krieg im Sahel : 341. 14) Die kleine ſabylia ; der Sahel von Kollo ; der
ausfuhr : 516. Sidi bel Abbes : 549.
und Derwiſche ; ein mobammedaniſder Tar:
Sabel von Dichidſchelli: 365. 15 ) Polizei
túffe; Aberglauben : 157. 4 ) Kabylenleben
und Gerechtigkeitspflege; Seïd und ſeine
Verſchwörung : 664. Die Ein- und Aus: fuhr : 653. Die Scotts : 885. Reichthum
zweier Europäer ; zudringliche Beſuche; Attini und Kadeich ; vegetabiliſche ledes reien : 162. 5 ) Die Kabylen der großen
Gläubiger; Proceßiucht der Araber ; Auf:
des Korallenfangs an der Küſte in dieſem
erſtehung eines Ermordeten zu rechter Zeit;
Fahr : 1224.
Liſt und Rache : 377.
1240.
meiner Gefährten ;
2) Reiſeabenteuer
ſaud ; Indiscretion des Gascogners ; das
16) Der Terroris-
Kabylia; Ausartung der Kabylen in Sabel;
mus unter dem General Negrier ; Abnahme
muſelmánniſde Fluche und Schimpfworte; ebelice Verhältniſſe.; poetiſche Klagen :
des Straßenraubs ; Diebſtahle; Mittel den Dieb zur Zurüdgabe des Geſtohlenen zu be: wegen; Abdallah's weiſer Rath ; mein Ban:
173. 6) Hodijeitliche Freuden und ebeliche
in der Sriba des Demd - Safraf; mißglúd: 25 ) Drei Jahreszeiten im
Freuden und Leiden; Fieberanfálle ; gefähr: liche Beharrlichkeit : 921. Zwei Briefe als
Erilog : 949, 955. Krappbau : 219. Woll ausfuhr nach Frankreich : 464. Getreide: Die
Baumwollenbau in Algerien :
Centralafrita . Die Erpedition nad Cen: tral - : 105. Timbottu : 301. Der Handel nad dem Innern : 1161 .
Weſttuſte . Dahomey : 43, 47, 51. Dampf:
IV
Deſeret : 498. Die Theaterverhältniſſe News Yorks : 501, 507. Der amerikaniſte Far:
lander an der - : 303. Plan einer neuen Niger - Erpedition : 461. Durchwanderung
Charakteriſtik der Neger : 733 , 738, 741 , 745. Broſchürenverſendung : 736. Die Aus:
in Südperu : 99. Die Stadt Arequipa : 100. Natürlicher Durdbruch der Anden im ſüd :
Afrita's von Mozambique nach Angola:
wanderung nach Oregon : 748. Tagespreſſe :
lichen Shili : 376. Engliſcher Handelsver:
1204 .
755 .
Amerikaniſche Staatsmånner : 765, 769. Bemerfungen über Nordamerika : 773,
fehr mit Bolivia : 384. Viehſtand in der
778. 781.
nien : 477. Politiſder Zuſtand daſılbſt : 495. Nachrichten über die Shincha : oder Guano
-
mer : 565. Gold in der Münze: 720. Zur - Südamerika. Merkwürdige Salzerzeugung
.
-
1018. Die Nordamerikaner auf Hayti : 1188. Das gelbe Fieber ; 1232.
paketboot zur Verbindung zwiſchen England und der Weſtfůſte: 155. Die Eroberung von Lagos : 223. Die Feſtlegung der Eng
Oſtfuſte. Stamm ſtammelnder Neger : 915. Südſpiße. Der Ngamiſee : 97. Schilderung des Kaffernhäuptlings Macomo : 125.
Der
landwirthſchaftliche Betrieb am Cap: 153.
Yorf : 784. Briefe aus dem Weſten : von Neworleans nach Galveſton und Indianola :
Nachricht von einer weſtlichen Ausmündung
803, 807 , 812.
des Ngamiſees : 463. Die neueſten Nach
amerikaner : 865. Zunahme der Bevölkerung
richten aus Port Natal : 468. Der Kaffern
Californiens : 868 , 903. Gin Ausflug zu den Hinterwäldlern in Oſtfentudy : 877,
frieg : 589. Hundertjábrige Feier der Grün : dung der Capcolonie: 696. Unabhängigkeits erklärung der Boeren am Oranjefluß : 788. Ein Ausflug in das Land der Zulahs : 1127, 1131 , 1136. Die Karte des ngami- Sees :
Panda Oriental : 468. Das Land Arauca
Bau von Dampfſchiffen in New
Inſeln : 541, 588. Indianer in Peru : 564. Die gelder'ſben Bauern an der Somewone
Die Feſttage der Nord:
in Guiana : 569 , 574. Guayaquil : 631 . Beſchiffung des Amazonenſtroms : 636. Die Wälder an der Küſte Patagoniens: 637. Notizen über Hollandiſch:Guiana . 1 ) Die
881, 885, 889, 893, 897. Verbindung mit Aujtralien : 908. Die Finanzverhältniſſe der
Guianafüſte ; Einfahrt in den Surinam ;
Union und der Einzelſtaaten : 911 , 915 . Nordamerikaniſcher Deſpotismus : 974. Ver:
die waldigen Ufer; Einbruch der Nacht : 657. 2 ) Das Fort Amſterdam ; Stimmung beim
1201. Ergebniſſe von Saltong Reiſe iu
fehr zwiſchen Amerika und Irland : 979.
unblic der Tropengewächſe; Vergleichung
Südafrika : 1213. Die Inſeln. Die Inſel Pourbon im Jahr
Ein literariſder Hoar der Nordamerifaner :
der Tropenländer mit den gemäßigten Zonen in Vezug auf geiſtige Entwicklung des Men :
1851: 45. Arbeiterverhältniſſe auf der Inſel
989. Die Eiſenbahnen zwiſchen Neuſchott: land und Maine : 992. Balliitten in Neu:
Bourbon : 128. Tod der Königin Rana: valona : 200. Das Chriſtenthum auf Mada :
orleans: 1948. Die drei Hauptleiligen des
mologie des Namens ; der Früchte: und Ge:
Landes: 1069. Vorſchlag zur Herſtellung von Telegraphen nach dem ſtillen Meer : 1075. Die Dampfſchifffahrtsunfalle: 1104 . Die Jugenderziehung : 1105. Eine Scene
muſemarkt ; der Falke Sathartes Foetens: 662. 3 ) Das Indianerhaus : 693 4) Armuth
gascar : 673. Die Kulis auf Mauritius : 728 .
Albanien , die Mirditen , Elementi und Malaſoren in - : 165 .
Alligatorſee, der - : 705 . Altertum ; ethnologiide Streifzüge ins -
-
ſoon ; Anſicht der Stadt Paramaribo; Ety:
der Einwohner von Paramaribo ; Mangel induſtrieller Fortſchritte in Guiana und Urſache desſelben : 710. 5 ) Schulen und
in Weſt- Teras : 1212. Merico . Cabecillas y Guerileros : 1. Der
Kirchen in Paramarito; Einfluß der Herrn :
1 ) Die Ureinwohner in und um den Stau
Raſtreador. 1 ) Luz , die Siyarera : 3, 7. 2) Die Höhle von Pucuaro: 11 , 15. 3 ) Der
farus : 273. 2 ) Kimmerier, Slythen , Sar: 4 ) Die Völ:
nåd tliche Maher : 19, 23. 4) Der Playa: Vicente : 27 , 31. II. Criſtino Vergara : 59,
ker im Südweſten Rußlands : 325. 5 ) Die lettiſchen Völker : 333. 6) Die Völfer ſúd: lich von den Slawen : 349, 354. 7) Ueber:
63, 67, 71 , 75, 79. Franzöſiſche Colonie in Sonora : 132. Die Beſteigung des Pic von Orizaba : 171 , 175.
Die freien in :
am Coppename ; Arbeiten der Neuer und
gang nach Aſien : 429. 8) Die Finnen : 493,
dianer in Yucatan : 346. Angebliche fran:
Negerinnen ; ein Indianer-Dorf; Krankheit
497. 9 ) Die Heimath der Sfothen und Alanen : 701 , 705, 711. 10 ) Die ariſchen Sprachen : 873. 11 ) Die Philiſter: 1073,
zöſiſche Unternehmung nach Sonora : 432,
unter der Mannſchaft : 785, 791. 7) Die
inaten : 279. 3 ) Alanen : 285.
1077, 1082. 12 ) Das Vorrúden der ariſden
Vólfer gegen Südweſten: 1093, 1093. Amerifa. Das nördliche
Verbindung
zwiſdyen dem atlantiſchen und ſtillen Ocean
695. Die Silberminen : 460. Ueber den
ſanitätiſchen Verhältniſſe Guiana's : 801,
Tehuantepcevertrag : 524. Die Frage über den Iſthmus von Tehuantepec: 568. Die Indianer Yucatans : 808 , 956. Nachricht
806. Die Laplata -Staaten : 709, 713. Die Eiſenbahn von Rio Janeiro nach dem In nern : 796. Unterſuchung des Gebiets von
aus Sonora : 1100 .
Ecuador : 799. Die Schifffahrt auf dem Paraguay : 896. Ein ſchwediſcher Naturs forſcher in Paraguay : 912. Die alten Perua: ncr : 913, 917, 922. Das Manifeſt der Nepräſentantenfanimer von Buenos Üyres an die Schweſterrepubliken des argentini
Mittelamerika. Dr. Sullens Unterſuchung der Landenge von Panama : 28. Vege:
ůber brittiſch Nordamerika : 108. Pemer: kungen über das brittiſche - : 123, 127, 131 .
tationsſkizze der Landenge vou Panama :
Gegenerártigegeologiſche Thätigkeitder Seen :
95, 99, 103, 107. Frübere plane des Prin:
129, 135. Die Eigenthumlichkeit des Sili:
zen Napoleon auf Centralamerika : 152. Der Panama: Canal: 260. Regelmäßige Poſt
mas am Südufer des Erieſeis : 381. Heiße Quellen in Californien : 421. Etwas über
buter auf die Erziehung; Tanzluſt der Far: bigen ; die Floră der Plantagen : 757.6) Die Fahrt nach dem Coppename ; Verwen : dung der Wälder Guiana's zu Schiffsbau: holy; Gefábrlide Lage des Transportſchiffes Willem Fredrik Hendrik; die Holzplantage
rohen Staats : 1139, 1143, 1147.
Die Be
die Indianer Nord - s : 485. Ueber die Klimatologie des nordöſtlichſten Theils von
uber die Panama Landenge : 428. Tie Reiſe völkerung von Hollandiſh: Guiana : 1200. Braſilien . Auswanderung nach - : 137. über den Iſthmus von Panama: 513, 519 . Nicaragua. 1 ) Die Ueberreſte des Alter: Arbeiterverbältniſſe und Ausw a n :
Nord - : 583. Das Kilima von San Fran :
thums : 553, 558. 2) Der Sanal : 565, 570.
cisco : 601. Die Navajos : 617. Di: Van couverinſel:744. Eine Schilderung des Meers
3 ) Politiſche Zuſtande: 581.
derung : 533 .
Der Canal Arktiſch , Nachricht aus den - en Gegenden : 548.
Nord -
von Atrato nach dem Chocofluß: 572. Die Panamaeiſenbahn : 792. Der Aderbau um
in geographiſten und geſchichtlichen Umriſſen
Panama : 919. Schilderung von Panama :
tion : 1184 .
nach André : 977.
Aſien. China. Eine ninrichtungsicene in Weſtindien. Um ſichgreifen des Obeah: 211 . Santon : 9. Die Bedeutung des Wortes Die franzöſiſchen Inſeln : 220. Eidechſen in Fan Kiwei : 15. Die europäiſchen Nieder: Jamaica : 403. Chineſen in Cuba : 572. laſſungen . 1 ) Macao : 159, 163, 167. 2) Die Nachrichten aus Jamaica : 684 Urbeiter: Santon : 179, 183, 187. 31 Hongkong : 195 . einfuhr in Guadeloupe: ibid. Sfizjen aus 199 Die Küſten von China : die Marianen dem Leben in Havana : 839 , 843 , 848, und Lu :Tichu: Inteln : 207, 211, 215, 219, 851 , 855, 859, 863, 867. Die Negereman : 224 , 227. Der Budhhismus : 227. Das cipation in Jamaica: 867. Beiträge zur Leben des Cao : Kwang von Gůklaff : 313, Kenntniß der Inſel Curaçao. 1 ) Eigenthüm 317. Die Chineſen über geſchwänzte Men : lichkeiten dieſer Inſel im allgemeinen ; die ſchen : 356. Fortune über - ; 439. Der Fahrt von Surinam nach Curaçao; der Hafen von Schanghai und die Chineſen im Golfſtrom ; Unſicht der Süd- und Oſtfüſte ; Norden : 475, 479 , 484 , 487. Auswan: Einfahrt in den Hafen : 973. 2) Geologiſche derung von Frauen: 764. Eine Station Structur ; die Kaltfelſen der St. Annabav im Indochineſiſchen Meer : die Hafeu Ningpo, und der nördlichen Küſten ; die Grotte von Tíduſan und Amoy. 1.: 767. II.: 771 , Hato ; die Savonetbav , ibre Conglomerate 776. III.: 779, 783. IV .: 787. V : 791 . uudfoſſile Körper ; der Criſtoffe!berg; eine - Mandſchurei, eine Nachrict über die - : Kupfermine : 978. 3) Ueberſidt der Flora: 1244 . 997. 4 ) Bevölkerung; Religionen ; mert: Mongolei. Das Blumenfeſt zu Kunbum : würdiges Actenſtüd ; Sprade: 998. 5) 375. Weſttibet: 1253. Bemerkungen über die flimatiſden und - Hinterindien. Nachrichten über Siam : 120. Sanitátsverhältniffe:: 1001. Fünfjähriger Der Feldzug gegen Birma: 497, 737, 811 . Aufenthalt in Weſtindien : 1009, 1013, Etwas über Hinterindien überhaupt : 1077.
an der Küſte von Grönland : 797.
Der große Saliſee jen
ſeits der Felſengebirge: 1001. Der Ontario: Tee und der Lorenzſtrom : 1125, 1129, 1135. Der Champlain und Georgs - See : 1205, 1211 .
- Die Vereinigten Staaten von Nord-. Con: ditorei in Newyorf: 25 , 30 , 40. Ameri: faniſche Genrebilder. 11 Das Waldlager : 49. 2 ) Indianiſche Teufel und Båren : 61 .
3) Eine Farmersfüche in Neuengland: 73. 4) Ein Wettrennen mit Wólfen : 117. Inter:
nationales und Bundesſtaatsrecht in Nord: amerika : 157. Das Jnterventionsprincip bei den Nordamerikanern : 213.
Die ameri:
kaniſche Erpedition gegen Japan : 332, 930 . Zeit der Abfahrt der japaniſchen Erpedition : 1140. Brief aus Californien : 383. Ameri:
faniſme Originalliteratur. 1) Der ameri: kaniſche Philoſoph Theodor Parker : 385. 2) Smoolfrafts großes Wert über die In: dianerſtamme: 853. 3 ) Ueberſichtliches vom laufenden Jahr : 1017, 1023. Die politiſche Probeſtadt; 409. Die Chineſen in Califor: nien : 449. Runfelrübenzuđer - Fabrik in
1033 ,
1
1
Etwas úter - e Botanif : 561. Die
ce Zone : 629. 1113. Neue - e Erpedi: e Schifffahrt : 1248.
1
1039 .
.
-
3
Die franzöſiſchen Miſſionáre in Congfing :
der Nähe von Dichidda: 1188. Die Ma- 1
1092. Plan einer engliſchen Colonie in cremi im Innern : ibid. Geographiſche Er: Codindina: 1115. Schreiben des Königs forſchung von Arabien : 1217 . von Siam an den Papſt: 1148. Siam und die Siameſen . 1 ) Geographie, Revolterung, B. Botanik : 1151. 2 ) Zoologie : 1160. 3) Bewohner, Trachten , Wohnungen , bürger: Bäume, merkwürdig große - im Weſten des
liches Leben : 1164. 4 ) Regierung und búr:
Staats von New Yorf : 587.
Todtenſtadt : 60. Zurüdweiſung lieutenant Pim's duro die ruſſiſche Regierung : ibid. Victoria Poramid Nefropolis : 63. Die Auswanderung von Liverpool aus im Jahr
1851 : 67. Die Inſeln Sive und Lewis : 68. Die Arbeitseinſtellung bei den Mardhi: nen :rerfſtåtten : ibid. Die NationalSchool: Aſociation : 76. Sonderbare Entdedung in
gerliche Einrichtung ; Handel- und Steuer: Baumwolle , auſiraliſche : 757. - Von der
den alten Parlamentshäuſern : 80.
weſen : 1175 , 1180. 5) Die buddhiſtiſche
Bemühungen, die amerifaniſche Baumwolle zu erreßen : 92. England vor der Parla : mentseröffnung: 109. Palmerſtong Ents
afrikaniſchen Goldküſte : 892.
Religion ; Prieſter; Tempel; Cultus : 1191. Belgien Zahl der Todtgebornen in - : 36. 1195. 6 ) Die Scrache : 1224. Die Originalacten des Proceſſes ron Egmont - Indien . Die Behandlung der Sterbenden und Hoorn : 364. Arteſiſche Brunnen in und Geſtorbenen in - : 17. Der Ausfall Brüſſel: 648. Auswanderung von Arbeitern aus Flandern : 1064 . von Officieren in der angloindiſchen Armee : 196. Ein Tag zu Calcutta : 296. Die Bialowies , der Wald von - : 425 , 431. europäiſche Anſiedlung : 351. Der Freibrief Eine Wolfsjagd im Wald von -: 1049,
der oſtindiſden Compagnie. Einleitung: 352. 1053. 1 ) Der Board of Controul und das Direc: Burnouf, Schilderung der literariſchen Wirk: torium : 357, 362. 2) Die Ausdehnung der ſamkeit Eugen - $ : 909, 914. engliſden Herrſchaft : 369, 374. 3) Finan S. zielle Hülfsmittel: 389 , 394. Opiumeffen eines Sikh - Fatirs : 367. Die Krieger von Odeipur: 380. Der Nizamſtaat in Indien: 456. ' Beſuch einer Engländerin bei Parſifrauen : 503. Eine Eiſenbahn von Madras ius Innere: 592. Ein Ausflug durch Be: nares : 609. Der Bazar von Bombay : 713. Bombar und ſeine Bewohner : 927 , 931. Die Entſtehung von Simla : 945. Der Indusſtrom : 1013. Probe von Herenkunſt:
laſſung vor dem Parlament: 141. Ein in der Mitte getheiltes und verlängertes Linien ſchiff : 143. Die Ausfuhr von Sohlen : 168. Conſumtion von Branntwein , Bier und Die Eiſenbahnſteuer : 232.
Tabaf : 176 .
Beſtrafung der Bigamie : 264. Der Vor rath von Gold in der Bant : 268. Anwen :
dung der Elektricität für die Uhren : 272. Baumwollinduſtrie: 372. Auswanderer: fchiffe : 404. Poſtertrag in den widtigſten Städten : 415.
Cactus Opuntia, Benüßung des Holzes der
Plan für Kirchenreform :
424. Diſraeli’s finanzielle Nede: 437. Die Goldfrage : 473, 478, 482, 485.
- : 640.
Salhoun , das Werk John - 8 : 874. Carthago, Beſuch in - : 621 . Sedern , die - auf dem Libanon : 988. Clemence Ifaure: 560. Sobra Capello , Heilung eines Biſles der - : 1056.
Die
Streit der
Verleger und Buchhändler: 483. Vertrag
zwiſchen Rothſchild und der engliſchen Münze: 492.
Geldſendungen der iriſchen und eng
liſchen Auswanderer: 512. Eiſenbahnen und Schifffabrt für den Kohlenhandel: 604. End
1060. Die Eiſenbahn im Weſten : 1071. Socons , farbige Seiden - : 764.
land vor dem Parlamenrsſchluß : 625, 629, 634. Der Eiſenbahnertrag : 632. Der neue
Die geographiſche Vertheilung der Pflanzen Compaß , der - in eiſernen Schiffen : 916 .
Glasralaſt : 681. Sewerbangſtellung in Shef:
im Himalaya : 1220.
field : 752. Meteorologiſche Forſchungen : 804. Abhängigkeitvon Nordamerifa : 816. Die wir
Cooper , Statue von - : 336.
- Ceylon. Die Producte von -: 311. Point Chronik der Reiſen : die Erpedition nach de Galle : 539. Ein Hochzeitsfeſt: 615, 619,
623. Eine Beſteigung des Adamspits : 795, 800 . - Indiſcher Archipel. Die Verbrennung der Leiche des Dewa Argo, Oberprieſters und Rajah’s von Klong-kong auf der Sundainſel Bali : 39. Kohlen auf Labuan : 120. Die Seeräuber in der Nähe von Borneo : 269.
Die Molutfen unter der holländiſchen Herr: ichaft : 299 , 303 , 307 , 311.
Die Sulu:
Piraten : 496. Eine Flußreiſe aufSumatra :
Reiſe nach den Gold :
ſenſchaftliche aeronautiſche Erpedition : 820,
gruben von Upata in Venezuela : 235, 239, 243 . Eine Nilfahrt von Aifeh bis zur zwei: ten Katarakte. 1) Reiſe von Alerandrien nach Wady Halfa : 419, 423, 427, 431, 435,
Gleiche Zeitbeſtimmung für das ganze Land: 836. Matroſenmangel: 856,889. Die katho liſche Kirche: 857. Die Koſten des bir
Centralafrika : 51.
439, 443, 447, 451.
2 ) Rücreiſe von Wady
Halfa bis Bulaf : 959,1 963, 967, 971, 975, 979, 983, 987, 991. Kießlers Aufenthalt an der Weſtküſte Afrita's. I. : 876 , 879, 884, 887 , 891 , 895, 900, 903. II .: 999, 1003, 1007, 1011 , 1013. III. : 1059, 1063, 1067, 1072, 1075, 1079. IV .: 1103, 1107, 1111, 1115 , 1120. Die Erpedition der
639, 644, 647. Die Timoreſen : 692, 696. Sfijgen aus dem indiſchen Archipel. 1 ) Die Juſel Rottie: 913, 947. 2) Ombay, HH. Parth und Overweg nach CentralDeln und die 'Nordweſtküſte von Timor : Afrika : 1159. 1031, 1036 , 1039. 3 ) Kupang, Solor, Floris, Sandelwood : 1087 , 1091, 1095, 1100. Landumſchloſſene Häfen im - : 1008 . Ueber die geologiſchen Verhältniſſe des s : Dampfmarine, die von England und 1021 , 1026 .
Frankreich : 460.
Sibirien . Shilderungder transbaifaliſchen Dampffchifffahrt, Beförderung der eng: Provinz: 373, 379, 381. Die Stadt Tomsf:
liſmen - auf dem rothen Meer und dem
813. Etwas über Irkutsk und ſeine Bewoh-
ſtillen Ocean : 388. Die Collins : und Su:
ner : 1129. Die Zahl der Tiduftſchen : 1132. - Sentralaſien . Das Vorrüden der Ruffen in - : 297. Die Hauptbergketten im chines liſchen Gebiet : 407, 411, 415. Behandlung der Frauen bei den Kirgiſen und Wolga:
1076. Auswanderung nach Auſtralien : 827.
maniſchen Kriegs : 860. Directe Begun ſtigung der Auswanderung nach Auſtralien durch die Regierung : 876. Eiſenbahnweſen : 881, 1101. Ausden Verhandlungen der Natur: forſchergeſellſdaft: 899, 905, 917 , 920, 952. Die Silbermünze : 912.
Liberalität des
brittiſchen und Pariſer Muſeums: 920. Das Wetter : 960, 984. Werth der Guanoeinfuhr ſeit 10 Jabren : 1004 .
Der Drud der
Papierſteuer : 1012. Sonderbare Aſſecuranz Compagnie : 1040 . Zeidenſdulen : 1052. Etwas über die ökonomiſchen Verhältniſſe des Landes : 1057, 1061, 1065. Die vierte
Ballonauffahrt aus dem Vaurhallgarten : 1137. Neuere Actien : Compagnien: 1160.
Zunahme des Tabakverbrauchs : 1168. Aus: wanderung aus Liverpool: 1176. Regen: fal : 1196. Die neu eröffneten öffentlichen Bibliotheken in Liverpool,Mancheſter u. p.w.:
mardlinie : 628 , 651. Rieſenhafte Dampf: ſchiffe nach Oſtindien : 692. Ungeheures 1228 . neues eiſernes Dampfboot : 824. Der neue Erfindungen. Verbindung der Telegraphen franzöſiſche Kriegsdampfer Napoleon : 828. zu aſtronomiſchen Beobachtungen : 56. Neue Das eiſerne Soraubendampfboot von 10,000 engliſche Feuergewehre: 84. Elettriſøe Be: Kalmúten : 1091. Etwas über Taſchkend : Tonnen : 883. Dampfſchiffe auf dem ftillen leuchtung: 93. Mechaniſcher Wallfild : 124. Neue Heizmethode : 348. Der Sdiffbau in 1165. Meer : 928. - Perſiſche Lånder. Die Kurden und ihre Deutfche , die – in Nordamerika : 521 , 525, geſchloſſenen Abtheilungen : 408. NeueMe: thode der Goldgewinnung aus Mineralien : Herkunft, Sprache, Einrichtungen, Religions: 529, 533, 538, 541 , 546 , 549.
gebrauche und geographiſche Verbreitung: Drovetti, der Aegyptologe - : 304, 545. 53, 57. Sharafrer, Lebensweiſe und Sitten Droung Bahadur: 305. Der Fall Mirza Durch fährt, die nordweſtliche - : 556. der Kurden : 69 , 74 . Taghi Shans : 184.
468.
Ericsſon', das Schiff - : 993.
F.
Die Stadt Afterabad :
399. 39fahan : 813 , 818. Eine perfiſche Finnland , eine Wanderung in - : 1, 5 , 9, Karte von Meſdhed über Bodhara nad 14 , 17 , 22. Bilder aus den finniſchen Balth : 1117. Ebbe und Fluth : 879. - Arabiſche Länder. Die Stadt und der Eiſenbahn , über den plan einer - durch Schåren. 1 ) Die Veſte Sveaborg : 481. 2 ) Hafen Seleucia Pieria in der Bay von Un- die Tavoniſchen Alpen und über den Mont: Das Leben in Helſingfors ; die bodrographi: tiochia : 31. Die Nuinen von Maſada in cenis: 193, 198. Die Eiſenbahnbrüde über rohen Arbeiten in den Schåren ; Organiſation Paläſtina: 185, 191. Die Anſairier und
den Genefee : 484.
die Engländer : 337. Etwas über Damas England. Einige Nachrichten über die Unicus : 357. Der Charakter der Beduinen : 503. Die Nachrichten aus Arabien : 577.
Die Stadt Adlun : 741. Wallerleitung in
verſität Edinburgh : 4. Die Stellung des
der Lootſen : 515, 520. Ueber die poetiſche Neigung der Finnen : 653. Etwas über - : 845. Neues Zollſyſtem : 916. Die finniſche
Miniſteriums: 33, 38. Der elektriſme Cele: Nationalität : 961 . graph zwiſchen England und Frland : 36. Filde, fünſtliche Befruchtung der - : 160, 707
VI
Itulien , etwas über Bergamo: 401. Die Neuſiedel, der - er See, feine Ungebung Flach sbau , der - in Irland : 772. Fluß ich wamm , der als Sdönheitsmit Aquae Apollinares : 469. An der Küſte von und der Hanſag: 573, 577. tel : 1164.
Nizza nach Genua: 633 , 637, 642, 646. Nilreiſe, eine neue - : 753. Noch etwas
Fluthwelle , die
in der Seine : 1061:
Forbes, Tod des Sommander - : 584.
Die Eremitei bei dem Kloſter Camaldoli : über die Nilquellen : 929 . 821. Der See Fuciuo : 1153. Notizen, archäologiſche. Ein Vorídlag an
frankreich . Der erſte Monat der Regie: Iuden , die - in China . 1.: 21. II .: 29.
die engliſche Regierung in Betreff der ágyp:
Die - im Kaukaſus : 781. Die - in Jerus
tiſchen Alterthümer : 4. Die Gilſatopen :
rung Napoleons : 13. Gold : und Silber: ausfuhr : 36. Louis Bonaparte und die
ſalem : 1065 .
Die geſchichtlichen und archäologiichen Studien in den Provinzen.
20. Erflarung einiger babyloniſchen Alter:
Literatoren : 40.
4 ) Die Normandie : 77 , 81 , 85.
Squiers über mericaniſme Alterthümer: 32. Die Alterthümer von Budſchia : 41. Antiquariſde Plane in Rom : 64. Tuneſiſche Somudſachen und altliv: thümer : 23.
K.
5 ) Die
Bretagne : 89. 6 ) Maine, Touraine, An: Kaffee : Erzeugung: 112. jou, Poitou ; 161 , 165. Taglohn in Paris : Kartoffelfrankheit , die Neue Bücher im Jahr 1851 : 104.
92.
-
und die Sho:
ländiſche Alterthümer : 72. Das Alter des Obelisken von Nimrud : 79. Die boſpori:
lera : 748.
Das ceramiſche Muſeum der Porcellan- stew , der botaniſche Garten zu - : 257, 262,
ſchen Stönige: 85 Archäologiſche Arbeiten
manufacturin Sevres : 243. Chineſiſte 266 , 269 , 275. Pflanzen in Frankreich und Algerien : 330. Kobi : 11 ur , neuere Nachrichten über den - :
in Polen : 111. Abbildung der marathoni : ſchen Rasreliefs für das Louvre : 136. For: loungen nach Alterthümern in Nismes : 140 .
Ein Prachtſtück der Prefe: 392.
Zahl der
947.
Schenken im Norddepartement : 433. Zahl Kollar, Johann - : 121.
Ueber aſſyriſche Architeftur: 172. Die Kata
der Aerzte ; 616. Antediluvianiſte Sculpa | Kryſtallvalart , die Ausſtattung des neuen
tomben in Rom : 180. Neu aufgefundene puniſche Ueberreſte : 216. Muſeum chriſt: licher Alterthümer in Rom : 228. Grote:
tur : 644. Muſeum der Alterthumskunde
- es mit Sculpturen : 1003.
in der Picardie : 643. Penſion für den Dich Kurgane, über die Bedeutung der alten ter Jasmin : 656.
Die Finanzen : 661 .
Der Transport der franzöſiſden Armee nach Algier und nach Rom : 740. Der Moniteur
in den ſüdruſſiſchen Steppen : 675. lnter: fuchun der Kurgane im Gouvernement Nowgorod : 1044 .
u. die literaten : 756. Die Hochzeitsgebräuche d. verſchiedenen Provinzen : 1047, 1051, 1055. Zuſtand der Literatur : 1053.
fends Anſicht über die Denkmäler von Nini:
veh : 236. Múngfammlung von Joſe Gar: cia de la Torre: 240. Renier's dritter Bericht úber die römiſchen Alterthümer in
Conſtantine : 244. Der Niniven : Obelisk : 320. Eine merkwürdige altitalieniſche Sta :
L.
Volfsfeſte,
Sitten und Gebräuhe. 1 ) Die Proceſſion des grünen Wolfes zu Jumièges : 1074. 2) Das Maifeſt in der Provence: 1081. 3 ) Die Fronleichnamsproceſſion in der Provence : 1093. Ueber die gothiſche Baufunſt in Rouen :
lappen , die - und Lappland: 763. Leichhardts Tod beſtätigt: 192 . Leuchten, die wahre Urſache des
tue : 324. Mariette's Entdedungen in Aegyp: ten : 359. Nadrichten über meſopotamiſche Alterthümer : 396. Ausgrabungen in Negrp: ten : 416. Uuffindung von aflyriſchen Königs:
-
oder
Nordſee : 805, 811.
litt bauen , Bilder aus - : 595, 599, 603, 607, 611. Reiſebemerfuugen über - 1 ) und Kunſt: 1124. Die franzöſiſchen Patois : Troki : 1177. 2) Leläny; Jesno ; Pune; 1141. Literariſche Thåtigfeit der Benedic: Olita ; Meretích : 1185. 3) Društienniki :
gråbern : 410. Siliciſche Alterthümer: 413 .
1107. Das Comité für Sprache, Geſchichte
Die Gråber der Könige aus Davidiſdem
tiner : 1147.
Stamm : 448, 525. Die alte Stadt Diana Veteranorum : 453. Entdedung in Khors: abad: 536. Die ſogenannte mediſche In: (drift zu Bebiſtun : 544. Die alte Stadt Olbia : 571. Antiquariſche Forſchungen in
Ein neuer Delbaum aus
1193 .
Ballonauf: London , Häuſerbau in - : 441. Große 911 :
Marocco acclimatiſirt: 1224.
ſteigen : 1219. Denkmal Peters des Ere :
miten : 1252.
duſtrieuniverſitát: 804 ; die Ausführung des plans : 1208. Die Brüden in - : 972.
G.
Nordafrifa : 597. Die Ausgrabungen bei Menipbis : 603. Erforſchung Kleinarmeniens : 652. Die Lage von Uſhtaroth Karnaim :
M.
669.
Glaube,
645 .
Kugeln : 44 . Gogol , Nicolaus - : -420 .
M av erbeer , Ertrag von
-
Gold, das Zuſtromen von - : 7. Bericht /
Alphabet: 816. Antiquariſche Unterſuchung
g Propheten :
des Landes zwiſden Tiber und Garigliano : 852. Die Felſen mit bieroglyphiſmen Zeichen
168.
Erſter Ab: aus Auſtralien über Goldgewinnung: 115. Matroſenleben , aus dem ſchnitt: 1 ) An Bord : 319. 2) Ein SamſtagGold und Silber : 133, 1037. Gold auf den abend in Sydney : 323. 3 ) Die Matroſen: Queens - Charlotteinſeln bei Vancouver in Auſtralien : 356. Der Betrag des californi- kneipe : 327, 331. 4) Die Flucht von Bord : 335 , 339. 5. Die Entdeckung : 343. 6 ) in Demerara : ibid roben Goldes : 760.
Leon Faucher
Sydney im Dunkeln : 347, 351, 355, 359.
über die Entwerthung des - $ : 809, 814.
7 ) Was das Geld vermag : 363, 367. Zwei:
Die Bewegung der koſtbaren Metalle : 968.
ter Abidnitt. 1 ) Die Ausfahrt: 651 , 655, 659. 2 ) Die unterbrochene Erecution : 667,
- in Vandiemensland : 763.
Weitere Soldfunde : 1016, 1096.
Gouwa , der - in Indien : 1244 .
671 , 676. 3) Die Niffbank : 679, 683, 687.
Gretnagreen , ein Tag in - : 933, 939.
4 ) Die Mannſchaft trennt ſid) : 700 , 703,
am Ufer des Onegarees : 861.
potamien : 872. Die Sammlung Slot:Bey's : 904.
thảmer im
8.
Louvre gebracht : 1092.
495 , 499 , 504.
Heuſchreden , der Sultan der - ; 599 . Hilaire , Geoffron St. - : 393 .
Hund , der wilde – in Südafrita : 605.
Nachricht von der
riſche Denkmal am Nahr el Selb bei Bei: rut : 1116. Ein merkwürdiger Dolmen : 1120. Ausgrabungen zu Mitrahenny in
Aegypten : 1152. Merkwürdige alte Tempel
s:
Håringsfiſcherei, die - an der ſchottiſchen 981 , 986, 989, 994. Kúſte : 884. Monte Caſino, die Benedictiner von - : 57. Häringsflotte , ein Zug mit der - : 491 , Mormonen , die in Deſeret : 457, 461 , Hauseinrichtung der Völker : 1045, 1050.
Mericaniſche
franzöſiſchen wiTenſchaftlichen Reiſe im Orient: 1039. Spuren von Druckerei bei den ſpaniſchen Arabern : 1112. Das aſſo
im Souver:
nement Cherſon : 345. Meridianmeiſung in Schweden : 937. Meſopotamien , die Alterthümer
Louvre : 1020.
Alterthümer : 1025. Alterthumsforſchung in Frankreich : 1028. Arracidiſde Münzen : ibid . Die Steine zum Grabe Davidsins
Mehadia , die Báder von - : 777 . Mennoniten , Colonie der
Ueber die Gold , Silber und Seiden:
ſtoffe des Mittelalters : ibid . Entdeckung von Monumenten im ſüdlichen Perſien : 912. Die Stadt Orange : 975. Aegyptiſche Alter:
Guano , Nachricht über - : 96. Verbrauch Melville, Beſuch der Inſel - : 167. von - : 147 .
Die fran :
zöſiſche wiſſenſchaftlide Erpeduirn in Meſo:
Griechenland, Beſteigung des Parnaſſes 707. 5) Der Morgenbeſuch : 715, 719, 723, und Beſuch in Delphi: 237. Die joniſten 727 , 732 . Inſeln : 1035, 1039, 1094, 1095. Etwas Meerestiefe , die - ; 716. über die Inſel Milo : 1233, 1239.
Ein prachtiges altes Bad in Rom :
732. Das Gouvernement Perm in archão : logiſcher Beziehung : 773 . Das iberiſche
an das Feſtrenn gegen Magellanſtraße, eine Fahrt durch die - ;
der
in Súdindien : 1185.
Neueres über meſo :
potamiſche Alterthimer: 1209. Die For: idungen des Conſuls Place in Niniveh :
465, 469, 474. Die Polygamie bei den
1225. Die Alterthümer in Svracns ; 1228. ethnographiſche Das čidirofeſenalphabet : . Das Land
1169
Mumienweizen : 728 . Moskitos , ein chineſiſches Mittel gegen - :
zwiſchen
egypten und Aborſinien : 677, 682.
Ueber die üreinwohner Indiens: 708. Die
465.
Sprache der Karens: 731. Rothes Volt in Weſtafrika : 751. Die Upatſchen : 1157 .
N.
Die Bewohner Oberägyptens : 1192. Siebe Alterthum . Johannisfeſt, die Feier des - 8 in einigen Nabrungsmittel, úber Verfálichung von - auch geologiſche - Das Erdbeben in Albanien - n : 780. Provinzen Frankreichs : 1041. -
Islam , Fortſchritte des - in Weſtafrika : Negeremancipation, die - : 649 , 653, 289.
658.
!
im MonatOctober : 116. Vippornis Mari
mus : 148. Die Merkwürdigkeiten der Halt:
1
3
VII
inie! Sinai : 187. Die Fauna der Weal: denformation : 391. Die vulcaniſden Ausbrüche auf den Sandwichinſeln : 517. Die
Auſtralien : 841. Die Colonie Victoria in
derung: 567 , 571. 2) Tas Koſatenbeer : 576. 3) Die Armenier : 579, 583. 4) Die
Auſtralien : 916. Die Inſel Pitcairn : 1024.
Jurtentataren : 587, 592.
geognoſtiſche
Gouvernements
Tie Aucklandinſeln : 1028. Beldiffung des
Petersburg: 529. Auffindung von Nerbrit in Oſtſibirien : 783. Erdbeben in Scott:
Murray : 1079. Arbeiternoth in a uſtralien :
ſüdöſtlichen Rußlands nach außen : 576. Wus einer Reiſe auf den ſúdruſſiſchen Steppen :
1136. Zuduſtrielle Unternehmungen tu Auſtralien : 1188 . Die vulcaniſchen Inſeln im indiſchen Armi : l'Omer parcha: 65 , 71 .
Gouvernement Kaluga : 643. Jekaterinews:
Karte
des
Die aſiatiſche Bank :
land : 880.
den Sandwicinſeln : 840.
Etiras über
1007.
Die ſogenannte Seetrüde: 1216 .
Die geologiite Geſtaltung Afrifa's in den Urzeiten und in neuerer Zeit : 1245. literariſme -
Alterthümliche literariſche
Entdeđung in Rom : 107. Ein neues arabi: roes Teſtament: 163. Shondemir über die Germiste von Dimagatai und Turkeſtan: Die Volfslieder Albaniens : 229. 208.
Neuere franzöſiſche Ueberſegungen aus dem
627, 631 , 636. Ein merkwürdiger See im
1)
law und Cherſon : 697 , 702. Rennthier: zudt: 700. Die Stadt Kola : 724. Der
2 ) Aus
Pandbau im Gouvernement Archangel: 812.
Siebenbürgen im Julius 1851 : 94. 3) Wan: derung aus Siebenbürgen nach Mebadia und den Donaufürſtenthümern : 97 , 102.
Der dreihundertjáhrige Verband Kafans mit - : 868. Günſtiger Stand der Dinge im
pel : 1011. Fofſilien an der Erdſcholzbav : Diten , Wanderungen im europäiſchen 1099.
Der Handel des
Von Teſtb nach Siebenbürgen : 93.
4) Von Belgrad nach dem adriatiſchen Meer : 217. 5) Auf dem adriatiſden Meer. I. : 217. 6 ) Auf dem adriatiſchen Meer. II .: 233. 7) Dalmatien und Montenegro : 241 . 8) Con Cattaro nach Trieſt : 249. Sechs Wochen im Drient. 1 ) Bufowina und Mol :
Engliſchen : 252. Nadigelaſſene Soriſten des Dichters Moore : 238. Die faiſerliche dau : 337, 812, 845. 2) Die Donaufahrt : Pibliothek und der Statalog der orientaliſden 861. 3 ) Die Meerfahrt: 869, 875. Sdriften in Petersburg: 371. Der alte berühmte Roman Perceforeſt: 392. Fuch: händlerpreis für Milton's verlornes Para: Ueberreſte der Grie: Palmerſton lord - , England und der Sons Literariſche dies den :in436. ſyriſchen Manuſcripten : 537. tinent. Sajt: 1 .: 205 . II .: 221 . Ill .: 245,
rens Arbeiten : 540. Das große bibliogra :
250 .
phiſte Wörterbud nadſchi Chalfa's : 556.
Siehe England .
Die Eiſenbahnplane im ſüdlichen - : 863. ſüdlichen : ibid . Baumwollenmanufacturen :
920. Die ruſſiſche geographiſche Geſellſc aft : ibid . Altruſſiſche Münzen : 928. Karan . 1 ) Sdilderung der Stadt : 941 , 945, 950. 2) Lebensweiſe: 953. 3 ) Klima : 958. Sei:
denzucht: 996. Induſtrie im Gouvernement Archangel : ibid . Die Colonien in Neu -Ruß: land : 1109, 1113 , 1117 , 1123.
Die geo:
graphiſche Geſellichaft: 1156.
S.
s Entlaſſung vor dem Parlament. Schiffbau , engliſcher und amerifaniſcher - : 276.
Perſiſche Literatur: 620. Neue Bewegung Paris, l'lan von - : 296. Die neue Kunſt- Swildfrote, eine alte - : 624 . in der Hinduſtani-Literatur : 687. Gerdicht: lides Wert in Spanien : 800. Herausgabe der alten
iriſchen Geſeke: ibid .
ausſtellung in - : 332. Die große Nattens Schlangenpflanze , di :
Südamerika's :
55.
jagd : 1032. Uncle Plattenſee , der - : 769 .
Schlangenzauber : 445.
Schottland , ein Sonntag am Poch Lomond Tom's Cabin : 948. Altågoptiſche Literatur: Portugal , die Eiſenbahnen in - : 480. 1063. Die sandſchriften der Univerſitäts : Preisaufgaben über handelspolitiſche Fra : im idottiſchen Hochland : 441 , 446 , 449, bibliotbef Kaſan : 1131.
Die in Uegypten
453 . Feindſchaft in - : 852 .
gen im áußerſten Oſten : 427.
aufgefundenen Fragmente des Hyperides:
gegen die nomöopathie
Sch w alben , ungewöhnliche - : 640. Schweine, die ſerbiſchen - in Concurreng mit den nordamerikaniſchen : 1144. naturwiſſenſchaftlice - . Arftiſche Inſecten : Ramé , der Hanf la - : 712. 12. Waſſerhoſen in Sicilien : 20. Die Rauchen , ein Engländer über deutſdjes - : Seeſchlange, angebliche Erlegung einer - : 261 . Kidererbſe in der amerikaniſden Wüſte : 36. 1152 . 1172. Die Länder und Vólfer der Erde in Gedichten : 1229.
R.
Thieriſches Leben in den arktiſchen Gegen : Reiſen otizen. Der Reiſende Dalton : 52. Shafer, ein Beſuch bei den - n : 417, 421 , Soldanella Alpina : 256. Son : Der Reiſende Hecquart : 192. Nachricht von 426. derbares Phänomen in Finnland : 316. Livingſton aus dem ſüdlichen Afrifa : 199. Skandinavien , Metallgewinnung in Schwe: Blüthen unter dem Schnee : 372. Coccus Wert des Neiſenden Fortune: 204. Die Rei: den : 144. Wilde Thiere in Norwegen : Fabae: 404. Einige Proben von der Kraft Tende Pfeifer : 320. Dr. Rae's Zug nach Vic: 172. Kauffartheiſdiffe in Sweden : 300.
den : 243.
des Waſſers : 435.
Ein geborner Cyclope :
torialand : 331. Der ſüdafrifaniſche Reiſende
596. Filoſterben im Peipusſee: 659. Tem : peratur in Grönland : 660. Myſtiſche noi:
Gaffiot: 324. Der Reiſende Dolman : 396 .
Bevölkerung Schwedens : 372. Aſociations geiſt in Stocholm : 596. Die ſohwediide
Dr. Rae's neue Ausſendung: 620 , 689. V. Langlois teabſichtigte Reiſe nach Kleinarme:
monenprediger in Skandinavien: 916. Ver:
lung : 672. Das Bambusinſect : 756. Me: teorologiíde Perbadtungen zur See : 776 .
Kirche und die Separatiſten : 912.
Mor:
Die däniſche Erpedition nach
Die Sönerlinie im Himalaya: 829. Die Cholera und der Magnet: 832. Temperatur in Artangel : 868. Regenmaſſe in Paris
baftung der Mormonenprediger in Norwegen :
Grönland : 900. Die Fahrten des Sciffes
940. Die Tånen und Nordmänner in Eng land , Sdottland und Irland : 957 , 962,
während des Monats October : 1108. Reyen :
liche Erpedition in Südamerika : 1119. Dr. Thomſons Himalaya - Reiſe: 1216 . Ringgeld , modernes - : 1000.
rall in den Khajīva - Bergen : 1216. D.
nien : 721.
Herald : 965. Lieutenant van de Velde in Paläſtina : 983. Franzöſiſche wiſſenſchaft :
Nothballtglauben : 931 .
Riu d blidt. Einleitung. Die Wirkung der Ocean , der arktiſche - : 81, 86. Verbin: dung zwiſchen dem atlantiiden und Rillen - üter Brittiſch -Nordamerika : 108. Dceanien. Nachrichten über die neuen Febriden und einige benachbarte Inſeln :
Goldentdedungen : 1149. Die Banf und Fiornfrage in England ; die demokratiſche Niichtung: 1153; Englands åußere Stellung, namentlich zu Nordamerika : 1158 , 1161 ; Negerverhaliniffe : 1165 ; Arbeiterverhält:
965 , 969. Bilder aus Norwegen . 1 ) Ein Mittagmahlzeit : 1213, 1248.2) Sommer: leben auf dem Lande . N. 1251. 3) Win: terſcenen : 1255. Slawen i ånder. Gine Tour durch das Großherzogthum Poſen : 83, 88, 91. Aus:
Alug aufs Land in Galizien : 735, 739, 743, 748, 751 , 755, 759, 763.
Ueber eine Reiſe
von Krafau nach den Tatras: 793. Zur Geidiote Viosniens : 831 , 836. Die tech niſche Sdule in Krakau : 1128.
62. Die Goldländereien in Auſtralien : 164. Die Wilden Auſtraliens : 247 , 251 , 255,
niſte in Amerika : 1170 ; Merico und Japan : Somapflanze, die - in Indien : 727.
259, 263, 267, 271. Die Stamme um Port Lincoln : 280 , 283. Goldnachrichten aus Auſtralien : 472, 976. Bilder aus den auſtrali: den Goldminen . 1 ) Welden Entſchluß News man faßte: 523. 2 ) Wen Jaď unterwegs traf: 527. 3 ) Wie Jack die Minen fand
die Mittel zur Erweiterung des Handels: Spanien. Streifzüge durch die pyrenaiſche 1181 ; die ſocialen und politiſchen Gegen : Halbinſel. 6 ) Zaragoza und ſeine Umgebung : fäße: 1186 ; das franzöſiſde Kaiſerthum ; 37, 41 , 45, 50 , 55. 7 ) Die Abtei Feruela
und wie es dort zuging : 531 , 535 , 539.
4 ) Wie Jack zu arbeiten anfing und wie er
lich amüſirte : 543. 5) Was für Geſchäfte Jack undTeine Nachbarn machten : 547, 551 . 6 ) Wie Jat ſich auf den Rückweg machte und was für angenehme Reiſegeſellſchaft er
1173 ; interindien und der Archipel : 1177 ; Soult , die Gemälde :Sammlung - 8 : 212 .
1189, 1193, 1198 ; firchliche Verhältniſſe : 1201 ; Verhältniſſe zur Soweiz und Italien : 1206 ; firchliche Verhältniſſe zu Belgien : 1209 ; Rudwirkung auf die innern und außern Zuſtande Franfreichs : 1213 ; Han: delsunterhandlungen mit Belgien : 1218 ; Geld- und Creditverhältniſſe in Franfreich :
luſien : 794 , 797. 4 ) Die caſtiliſche Hod :
1221 , 1225 ; öfonomiſche Verhaliniſſe Eng-
ebene : 817 , 822.
lands : 1229, 1234 ; Gold- und Silber : traf: 555 , 559. Die Auswanderung nach Rußland, der 1000jährige Beſtand Auſtralien : 552, 564. Die Abnahme der 255. Die Fortſdritte Kiew's : 361. eingebornen Bevölkerung von Auſtralien : Burlaten an der Wolga : 395 , 399.
641.
und der Moncayo : 209, 214, 218. 8) Teruel; das Thal von Segorbe : 225, 230, 234, 239, 242.
Die Stadt Toledo : 120. Ronda la
Vieja: 317. Allgemeine Bemerkungen : 749. 1 ) Catalonien und Arragonien : 753 , 758. 2 ) Valencia und Murcia : 789.
3 ) Anda :
5 ) Ter Norden : 901,
1237. 905. Unterſuchung der Farben in den Ge: - 8 : mälden der Alhambra : 903 . Kunſtaus : Die ſtellung in Madrid : 1236. Die Speiſen , die Kunſt zu - : 704.
Die einheimiſche Bevölkerung auf Wolganiederung. 1) Geographiche Sd il:1 Spinbergen, rujjiite Jäger auf - : 1173.
VIIS
Spencers Reiſen in die europäiſche - 199, Volcau , der Wind el - in den Cibao: Bergen 194. Uuszüge aus dieſem Werte. Serbien.
Hayti's : 725.
en , zur Geſchichte des – o im Tabafraud Orient : 287 .
1 ) Belgrad ; Beſuch beim Paſcha : 281 . 2 ) Reiſe nach Aleriniß : 286 , 290 , 295. Obermöſien. 1 ) Reiſe von Aleriniß über
Tabatſammlung , die
Niſa nach Ortup: 329, 334, 337. 2 ) Von Welttarten , isländiſche - : 452. Ortup nach Vrania : 397, 401 , 406 ; Bos : Witterung , ungewöhnliche in
des Grafen von
Harrington : 175.
Tannenregion , etwas über die – im nörd: liden Europa : 985, 991 , 993. Telegraph, Ertrag des unterſeeiſchen Tele: grapben von Dover nach Calais : 352. Tele-
1 W. .
Sieben:
nien : Wanderung von Vrania nach Bosna bürgen : 100. Die - in Irland : 1180. Serai : 593, 598, 602 , 605 , 609 ; Wan: W úſte , ein Tag in der - : 292. derung durch Albanien nach Macedonien : 669 , 673. Der Bajar in Stambul : 315.
3.
graphenlinie quer durch Nordamerifa: 400. Erweiterung der elektriſden ins Mittel
Ein 10tägiger Aufenthalt in Konſtantinopel: 439, 463, 468. Der Hafen von Salonici: Zeitbetrachtungen. I.: 101 , 105. meer hinein : 844. 964. Ein Lebenszeichen der türkiſchen Aka: 197, 202. II.: 293, 297, 301 , 306, Todtenſtadt, die - in der Nähe von lon : demie : 1111. Das turtiſche Unlehen : 1121 . IV .: 405, 409, 413. V.; 509, 514, 517. don : 660. 613, 617, 621. VII . : 717, 721 , 725 , n : 433, Tunter, ein Beſuch bei den
ntheit , etwas über die - : Traubentra 672.
433 , 442.
Typbus, tropiſches Fieber und - : 328. -
Ilmuwarden , etwas über die -: 78. Türkei; Chara'ter der türliſden Städte : 5.
Angebliche Reiſe eines Sohnes des Sultans nach Paris : 48.
U.
Das Leben im Serai Mo:
II.; 309 .
VI.:
729 . VIII.: 825. 829, 834. IX .: 925, 929, 934, 937. X.: 1029, 1031, 1037, 1042. XI. : 1133, 1137, 1141 , 1145. XII.: 1241 , 1246, 1249 , 1253.
Zigeuner , die - in Norwegen : 139,, 143, 147, 151 , 155 .
hammed Hafiz Paſma's: 1) Erſte Audienz uhrm a cher, ein türkiſcher - in Paris : 1092. 300iakallidt, Beobadtungen über das - : 893.
beim Paſca: 113. 2 ) Mohammed Hafiz 3. Paſcha; Achmed Effendi; Sabid Beg : 118. 3 ) Das materielle Leben der Türlen ; Beſchäftigung und Zeitvertreib : 121 , 126, Vachal , der Tod des Miſſionárs 130.4) Páder : 134. 5) Ramaſanfeier: nan : 871 . 135. 6) Ein feſt im Serai : 137. Eduard | Viper , cine ſeltſame - : 36.
Buderbandel , über den Zuderbandel im
vorigen Jahr : 169.
in Jün: Zugheurdređen , Nachricht über die und die in Rußland zu ihrer Vertilguug ergriffenen Mittel : 181.
1
Das Auslan d. BAYERISCHE
Ein Tagblatt 13LIGHER für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur.. 1 .
1 Januar 1852.
Eine Wanderung in Finnland.
graubraunen Felſen , bie rothbraunen Holzhäuſer mit militäriſcher Regelmäßigkeit darauf gefeßt, die langen Ranonen, die hie und
Außer ben Babeörtern gibt e wohl wenige Ståbte, die ihre ihre Phyfiognomie in den verſchiebenen 3ahreszeiten io ſehr bers
da aus den Löchern hervorguden , ein großer Schifférumpf, der
ändern als die Univerſitäteſtabt Dorpat in Livland, bie Gränz
mit einem Dache verſehen halb Schiff halb Haus iſt, alleß dieſes iſt gewiß vortrefflicher Feftungsapparat, macht aber einen tiefen
Feſtung deutſcher Wiſſenſchaft gegen Dften , balb nur noch ein bers
Torner Poſten. In den Wintermonaten, zumal im Januar und Februar, iſt die Stadt boller Leben, im Junius und Julius gleicht fte einem Ort, deſſen Bevölkerung von der Peſt weggerafft ift. Die freundlichen Häuſer mit den grünen Gärten, die ſchönen Laubgänge auf dem Dom find ba, aber wo find die Menſchen ? Die Abeløfamilien find auf die Güter gezogen, die Studenten in ihre Heimatheorte, die Profeſſoren des gelehrten „ Bafelmerked "
mit ihren Haugehren und ihrem Kinderſegen ins Grüne oder an
den Strand. Ich beſchloß einmal weiter zu wandern in ein Land, von dem die meiſten Menſchen nichts wiſſen , als daß es nordiſch und rauh iſt und viel Holz producirt und das wenig bereidt wird . Wenn es aber ſchon ein entichiebener Vorzug Finnlands ift, feine Eiſenbahnen und keine Engländer zu haben, wie übers raſchend ift einem nicht blafirten Reiienden Teine großartige Natur,
wie erfriſchen und kräftigenb wirft der Anblick ſeiner Felsberge, Walber, Geen und Wafſerfälle. Du wunderbares Land ! Welch ' eine toſende Revolution, welch eine bonnernde Mufik mag es geweſen ſeyn , als dieſe foloſſalen Feløblöde aus der Tiefe hers
ausgeſchleudert in den Fluthen fich fortſtießen und einen Rieſen fampf fämpften in der Dunkeln Nacht des urweltlichen Werbene, bis der Geiſt, der über den Waſſern ſchwebte, das Licht ſandte und die fampfmüben Maſſen ſich ſonderten, bie rieſigen Felſen fich zur vieltauſendjährigen Ruhe lagerten , umſpült von den freundlichen blanfen Seen, die bald von grüner Walbung um ſchattet wurden. Manche Geſchlechter der Tannen und Fichten auf den Höhen und an den Ufern find einander gefolgt, bie Fels fen ruhen fort und fort im ſtarren feſten Schlaf; tauſenbjähriger Regen , Schnee, Gis, Wind und Sonnenbrand in den wenigen Sommermonaten haben nur die äußere Rinde zu glätten vermocht und die ſchroffen Pfeiler und Kanten gerundet. Bon Riga, Reval und Peterdburg gelangt man leicht auf Dampfſchiffen nach dem im Sommer viel beſuchten Helſingfors ; von hier führen Dampfboote nach Wiborg, Abo und Stocholm. Uns brachte ,,Storfurſten " in ſechs Stunden an einem ſonnigen Nachmittage von Reval nach Helſingfors. Die Abendbeleuchtung
mote
war ſehr günſtig als wir uns bem berühmten Hafen näherten und bei Sveaborg vorbei in denſelben einfuhren . Dieſe Feſtung ſcheint wohl den Beinamen der Unnehmbaren zu verbienen , und der ruſſiſche Raiſer weiß es auch , daß er an dieſem Granit einen
Edelſtein hat, der beſſer iſt als der beſte in ſeiner Krone.
Die
Eindruck , Tobag man fich freut aus bem nádhften Bereich der
Vielpfünber heraud in ben innern Hafen und dem freundlichen Helſingfors nahe zu kommen . Bevor man aber and land tritt, hat man noch eine höchft unbequeme Belagerung von Seiten der an Borb fich brängenden Werber für die verſchiedenen Gaſthäuſer ,
männlichen und weiblichen Geſchlechts, audzuhalten . Die Hotels zweiter unb britter Claſſe Tollen hier nur weibliche Bedienung haben, die ohne irgend welchen Lohn von Seiten des Gaſtwirths auf Douceurs der Reifenben angewieſen iſt! Dad Sanitätshaus , ein Hotel erſten Ranges für Finnland, hat gute Kellner unb ift immer noch ſehr zu empfehlent, wiewohl es von der früheren Bes rühmtheit verloren hat, und dert beutichen Hotels erſter Größe an Eleganz unb Drbnung bebeutenb nadifteht. Die Stadt Helſingfors , deren Einwohnerzahl auf 13,000
angegeben wird, hat zwei ſehr verſchiedene Theile, bie Altſtadt und Neuſtabt. Die leştere iſt ſchön gebaut, but distractingly regular, würde vielleicht ein Engländer ſagen. Sie hat zu viel Peter &burger Zuſchnitt. Da bas Helftngforſer Seebab vorzuges weiſe von Petersburgern beſucht ward und denſelben ſein ſchnels les Emporkommen berbanft, ſo iſt es begreiflich, daß die Babes
anſtalt, wo in dem Salon am Morgen auch eine Menge fünft licher Mineralwaffer getrunken wird, in einem eleganten Styl eingerichtet iſt. Dafür bemerkt man benn auch blaſſe Petersburs gerinnen, die breimal am Tage ſchöne Toilette machen . Durch
dieſe verwöhnten Badegäſte aus der großen ſy britiſchen Caſerne iſt ein oft hervorgehobener früherer Vorzug des Helfingforſer Babelebens, eine beiſpielloſe Billigkeit, verloren gegangen, denn
Den Petersburgern iſt bekanntlich alles ſchlecht, was nicht gutes Gelb foftet. Wahrhaft ſchön find bie Anlagen und Anpflanzuns
gen in der Nähe der eine Viertelſtunde von der Stabt gelegenen Badeanſtalt und herrliche Landhäuſer, unter andern das der Fürs ftin Juſſupoff, zieren das Geſtabe des Meerbuſens. Aus dem Babepark gelangt man länge einer Feldmand auf einen Felſen, der eine große Aueficht auf den Hafen bietet. A18 wir ihn bes
ſtiegen hatten, ſangen Dorpater Stubenren als Quartett die Lorelei, die in weiter Ferne vom Rhein nichtß von ihrer Schön heit verliert.
Die Seebaber haben mehr erfriſchende Kälte als
Salztheile.
Wenn vor dem Babeſalon in der Säulenhalle die Militär mufit ſpielt, dann iſt eine große Geſellſchaft verſammelt, aus der
2
on
man bie Ruſſen und Finnlånber leidt unterſcheiben fann, zumal
er bas Poſtgelb gelaſſen, bad wir ihm einfändigten , benn er
Da auf die lepteren bie Mufit eine eigene Wirkung übt.
gehörte zu den Menſchen, die Atta Troll lieben würde, er war
So
Die Poſtjungen ſind mit ſehr kleinen Trinfgeltern
viele ihrer nur Plat finden können, figen auf ſehr langen elas
taſchenlos.
ftiſchen Bänken und ſchaufeln fich nach dem Lact der Muſik. Was ben Amerikanern ihre Roding Chairs find, das ſcheinen den Finnländern dieſe Schaukelbänke zu ſeyn , wenigſtene ſieht man fte faft überall an öffentlichen Luftorten. Wenn aber die Muſik Runeberg Vort Land" anſtimmt, das vielfach componirt iſt, bann fallen alle Finnländer begeiſtert ein, und dann möchte man hinterher fingen : „ noch iſt Finnland nicht verloren. “ Von den Gebäuben in der Neuſtadt tritt die am Senats plage liegende neue Nicolaikirche, die noch nicht in Gebrauch ges nommen iſt, beſonders hervor. Sie iſt im byzantiniſchen Styl
zufrieben, und überhaupt reißt man in Finnland mit der Poſt ſehr billig. Daß man ſehr raſch fährt, obgleich der Weg meie
erbaut, hat aber in der Bauart viel Unbedachtes, die Lichtver
theilung iſt nicht gut.
Ich war erſtaunt, als man mir, bevor
ich das Innere dieſer Kirche geſehen, ſagte, e8 fey eine Kirche der Lutheraner : fte fteht ſo recht griechiſch-ruſftich aue. Möchte darin fein ſchlimmel Omen liegen ! Sie rubt übrigens auf einem feften Grunde, nämlich auf einem Granitberge, in welchen Stufen gehauen find. Ein Altarbild von dem Akademiker Neff dem Verzierer der 3ſaatekirche in Peter&burg , einem gebornen Eſthlan . ber, unb eine Drgel von Walter aus Ludwig &burg find werth volle Zierben des Innern .
Da die Witterung plößlich ſehr ſchön geworben war, bes ſchloſſen wir die Stadt Helſingfors ſpäter genauer zu betrachten , und ung alabalb auf die Reiſe ins Innere des Landes zu machen. Am 17 Junius 1851, einem Sonntag, fand der Aufbruch ftatt. Nicht genug fönnen wir denen danken, die und den Rath gaben, ung in Helſingfors Cabriolet8 für die Landreiſe zu miethen, und
unſere Gliedmaßen nicht ben finniſchen Poſtfarren anzuvertrauen . Die ruſſiſchen Telegen find Diwang bagegen. Auf zwei großen Räbern ruht ein Kaften , unb quer über dieſem iſt ein Brett,
ſtend bergauf unb bergab führt, erflärt ſich zum Sheil que ber Meilen in einer Stunde.
Eigenthümlich iſt die Poſteinrichtung in Finnland taburd,
daß auf den Stationen wenige, oft gar feine eigentlichen Sta. tionepferbe vorbanten ſind, ſondern nur Reierverferte.
Dieſe
werden von den Bauern der Umgegend geſtellt. Ein Menich kommt mit einem Pferde auf drei Tage zur Station und zieht dann mit ſeinem Grlös wieder beim ; ein anderer Bauer kommt an ſeine Stelle. Es liegt ihnen nun daran , dieſe Tage auszus nußen , und dieß iſt gewiß ein Grund, warum man von den Stationen raich fortfommt . Von den regelmäßigen Dualereien und Prellereien auf den Stationen in Rusland iſt man in finns land ganz frei. Das Poſtgeld zahlt man dem Poſtjungen erft, wenn man auf der nächſten Station angelangt iſt. Die erſte Tagreiſe von Helſingford nach Tawaſtehuud bot und nicht viele Naturſchönheiten und ſonſtige Sehenswürdigkeiten .
Einige Werft von Helſingfors liegt Gammelſtad (die alte Stadt ), einſten der Hauptort dieſer Gegend, ießt durch nichts mebr einer Stadt zu vergleichen . Niedrige, graue, fable Belehügel rechts und links geben der Landichaft ein ernſted Anſehen . Bei der dritten Station Nuffari beginnen die erſten Wälder und größern Kornfelder; hinter der fünften Station Hifinge, mehrere Werſt vom Wege, fieht man den erſten größern Lanbiee, unb ba beginnt auch bald die finniſche Region , während bis dahin bie dwebide ſchwediſche Sprache die berridende herrſchende iſt.
Die Veridiebenbeit
ber ſchwediſchen und finniſchen Regionen tritt dem Reifenben zu .
nächſt an den
lange Plaß haben, biß
andertbalb deutſche
Kürze der Stationen. Wir fuhren meiſten
entgegen. Das
mal heruntergeworfenwerden," und bieter Fallfannleicht eine biſche Gejőbirtisteleganterunbzwedmäßiger ,unbyat mehr treten. Wenn auch ftatt des einfachen Bretts ein hölzerner Leber und Eiſen . Die Finnen ſind darin ihren eſthniſchen Stamm Stuhl angebracht iſt, ſo vermindert das die Stöße nicht, und
genoſſen ähnlich, daß fie beim Anſpannen mehr binden ald eins
man kann dieſe Equipage nur den Mythologen empfehlen , die fich deutlich machen wollen, was Irion in der Unterwelt zu leis ben hat. Für die tägliche Miethe von einem halben Rubel er-
hafen, und daß fie dabei ſehr viel ichraßen, ſo daß , obgleich mehrere Perſonen dabei eifrig beſchäftigt zu ſeyn deinen , ſte Doch nicht ſchnell fertig werden. Ein kräftiges Monitorium von
Seiten des Reiſenden an die geſchäftig Säumigen iſt daher oft en zwedmäßig . In der Kleidung der Finnen iſt das Nationale,
hält man in Helfingfors bequeme Cabriolete, auf denen 2 Pers fonen und einiges Gepad Plaß haben.
Ein Pfert wird vorge.
ſpannt, man kutſchirt ſelbſt, ber Poſtjunge hodt hinten auf ober
was die Eſthen conſervirt haben , ganz verſchwunden, aber es tres
läuft neben her. Bisweilen fällt er wohl einmal herunter, bas
ten noch andere weſentliche Verſchiebenheiten
von nimmt aber ber Reiſende wenig Notiz, denn ſo ein finnis
Das ganze Auftreten der Finnen zeigt, daß die Freiheit den
deutlich hervor .
ſcher Poſtjunge hat wenigſtens gute Fortſchrittsbeine, und gelangt
Menſchen zu einem andern Weſen macht. Die finniſchen Männer
balb biß zur nächſten Station. Man thut aber doch wohl ihn nicht weit von fich zu laſſen, denn in manchen Gegenden Finns lanbe, in denen beſonders Viehzucht getrieben wirb, hemmen häufig Zäune und Pforten den Fabrenden. In der Regel find
grüßen freundlich durch Abnehmen der Müße oder des Huts ,
die Poftknechte rieſige Burſchen , einer aber von denen, die uns im Innern des Landes begleiteten, war wohl 60, ein anderer nicht mehr als 6 Jahr alt. Der leßtere, nur mit einem Hemde bekleidet, ohne alle Fuß- und Kopfbedeckung, fuhr mit und auf der Station von Graevilae nach Dhripae. Seine Mama ſchirrte Das Pferb an unb fegte ihn hinten aufe Cabriolet, wo er dann auch
fitfen blieb, da wir häufige Rüdficht nahmen.
Auf der Station
Dhripae wurden wir ſeinetwegen mit einem Hurrah empfangen ;
ſein Pferd wurde abgeſpannt, er darauf gehoben, mit dem Pferdes geſchirr etwas befeſtigt, und ſo ift er benn hoffentlich zu ſeiner Mama zurüdgekommen. Leider habe ich nicht Udt gegeben, wo
und zwar durchgehende, ſo daß man frappirt wird, wenn einer eß nicht thut ; die Frauen, und beſonders die Mägbe, fniren in einer häufig graciöſen Weiſe, ja ſie machen förmlich Front, um Dem Reiſenden auf dem vorüberrollenden Wagen einen Knir ,'
mein „Jünferli “, wie die Schweizer ſagen , zu zeigen . Die Eſthen feben meiſtens deu und mißmuthig aus. Man hat ihnen in Eſthland und Livland nur etwas Scheinfreiheit gegeben, und zum Grundeigenthum ſind ſie noch nicht gekommen . (8 müßte auf einen eſtyniſdhen Bauer einen eigenen Eindruck machen, wenn er nach Finnland käme und dort Menſchen träfe, mit denen er in ſeiner Sprache reden könnte, die aber für ſich und nicht für andere bad Land bearbeiten . Der Contraſt zwiſchen dieſen Stammesgenoſſen zeigt ſich auch beſonders in den Häuſern. Ein eſthniſches Blodhaus hat nur ſelten Fenſter und Schornſteine,
3
To daß das Wohnhaus von den Viehftalen faum zu unterſcheis ben iſt.
Cabecillas y Guerrilleros.
Sieht man einmal ein Haus mit Fenſtern und Rauch (Scenen ans dem Soldatenleben in Mexico.)
fang, ſo iſt es in der Regel ein Schulhaus. Die Umgebung des Hauſes und der Hofplaß vor demſelben iſt meiſtens ſehr
Der Maſtreador . 1
1. { u } , bie Cigarrera.
Tomußig ; kein Garten dabei, kein Baum zur Zierde, ſelten ein Obſtbaum .
Für wen ſollte auch ein efthniſcher Bauernwirth
ſolche Verſchönerungen vornehmen ? Db ſein Sohn auf berſelben Stelle figen wird, iſt mehr ale ungewiß ; ob er nicht in dem nächſten Jahr das Geſinde verlaſſen muß, weiß er nicht. Der finniſche Bauer richtet fich, wenn auch einfach , doch in ſeiner
Art wohnlich ein ; der ihm von ſeinen Vätern überfommene Fleck Erbe iſt ihm lieb geworben, unt fol es auch ſeinen Kindern eyn. Das hölzerne Haus, bem er nicht ſelten eine braunrothe Farbe gibt, iſt hell und ohne Raudh ; der Hof iſt rein, ein Gärts
chen mit Bäumen iſt dabei. So war es wenigſtens in den Ges genben, die ich bereißte, unb ba ich aus Livland fam , mußten fich mir eigentümliche Vergleiche barbieten, um ſo mehr, da der Boben Finnlande mit dem Livlande gar nicht zu vergleichen iſt. In einigen Gegenben im Zunern Finnlands findet man aller dinge noch Wohnungen, die den efthniſchen ähnlich und wohl
Eines ſchönen Morgens im Sommer des Jahres 1814 30g ein Neifender auf einem Pferde, das troß der Sporenſtreiche nur langſamen
Schrittes weiter ging , pfeifend nach der kleinen Stadt Pucuaro , in dem mericaniſchen Staate Valladolid. Schon fonnte er ihre Häuſer, von
den erſten Sonnenſtrahlen beleuchtet, erkennen. An den ſchweißbedecten Weichen des Pferdes und der ſtaubigen Kleidung des Reiters war leicht zu ſehen , daß beide ſtarke Tagemårſche zurückgelegt hatten ; der Reiterss mann war jung , von hohem Wuchſe und fräftigem Gliederbau , und hätte für hübſch gelten fönnen , wenn nicht dichte pechſchwarze Brauen
ſeinem feden Soldatengefichte einen finſtern Ausdruck gegeben hätten ; es war derfelbe Berrendo, bei dem ich viele Jahre ſpäter in der Nähe von San-Blas, bevor ich an die Ufer des fillen Meeres gelangte, gaft liche Aufnahme fand. Zur Zeit , wo dieſe Erzählung beginnt , war
Berrendo , der damals feinen wahren Namen , Luciano Gamboa trug, einer der fühnften Soldaten der mericaniſchen Revolutionsarmee , und ſeine Geſchichte, die ich hier nad ſeinen Erinnerungen aufzeichne, zeigt uns den Unabhängigkeitskrieg, wie er zu einem ſeiner fritiſchſten Momente
als die eigentlichen Wohnungen des finniſchen Stamme8 zu bes
gelangt war.
trachten finb, Blodhäuſer mit einem großen Raum und einige fleine daneben . In dem Hauptzimmer ſteht ein ſehr großer Dien ; eß iſt durch Rauch geſchwärzt und bunkel, wegen des
Laufe des Jahres 1814 aus verſchiedenen Urſachen die Aufmerkſamkeit
Mangele an Fenſtern, die durch einige Löcher unb Maulwurfee augen erſegt werden ſollen. In ſolchen Wohnungen werben in
der endloſen bunfeln Winterzeit, ſo lange bie Bewohner wach find, Kienhölzer (bie Pergel der Efthen) gebrannt. Die Woon . ftube hat nur einen Ueberfluß, nämlich Hiße. Auf mehreren Stationen, an denen wir anzuhalten hatten,
Serſäumten wir nicht den landwirthſchaftlichen Beſtand ins Auge zu faſſen , und wurden baburch nicht ſelten an norbbeutſche Bauers höfe erinnert.
An einer Stelle, wo wir nach Sonnenuntergang
ankamen , ftand in der Hauptthür bes wohnlichen Hauſe ein Mann, der gemüthlich ſeine mit Silber beſchlagene Meerſchaum-
pfeife rauchte, neben ihm ſtand eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm , aus dem Hauſe heraus ſchalte fröhliches Lachen von
Mägden. Auf dem Hofplaße war ein Knecht beſchäftigt Grant auseinander zu bringen, den er auf einem, wie es ſchien , eigens
dazu gemachten großen zweirädrigen Karren angefahren hatte. Auf dem Viehhofe baneben lagen gegen zwanzig blanfe wieders käuende Rinder und Kälber ; ein alter Mann, wahrſcheinlich der Altentheiler, beſchaute mit Behagen das Vieh. Mehrere gute Pferde ſtanden im Stalle, das Federvieh war ſchon vom Schauplag abgetreten um der Ruhe zu pflegen . Der Mann mit der
Pfeife hatte Grund zufrieden dreinzuſehen. Am Abend dieſes erſten Tages unſrer Inlanbereiſe gelange ten wir nad Lawaſtehuus. Vier Werft vor der Stadt präſens tirt fich dieſelbe von der Höhe herab ſehr hübſch. Der Landſee, an welchem ſte liegt, macht ſchon hier einen bedeutenden Eindruck,
man ahnt aber ſeine Ausdehnung nicht, er iſt 80 Werſt lang . Die Stadt hat ungefähr 3000 Einwohner. Das Lawaſtland gilt für den fruchtbarſten Theil Finnlande, und bietet es auch keine großen Naturſdönheiten , ſo iſt es doch durchaus anmuthig zu nennen . In dieſem Landebtheile haben bei der Einführung des Chriſtenthums die beftigſten Rämpfe ſtattgefunden , denn auch hier, land und andern Ländern, iſt die Religion der Liebe wie mit Feuer und Schwert verbreitet worden .
Das Städtchen Pucuaro , welchem Berrendo fich nahte , hatte im der Mericaner und Spanier auf fich gezogen Eben dahin hatte fich aud in Folge eines blutigen Gefechts mit den königlichen Truppen der Bruder des Generals Don Ignacio Nayon ., Don Ramon mit etwa hundert Mann, den einzigen, die unter ſeiner Anführung das Schlacht
feld verlaſſen fonnten, zurückgezogen ; ſeltſamerweiſe hatte man aber von dieſer Zeit an die Spur des Don Ramon und ſeiner kleinen Schaar verloren ; niemand wußte, daß fie die Stadt verlaſſen hatten, in welcher nicht das geringſte von ihrer Anweſenheit zeugte. Man hátte glauben
können , fie wären nur durch Pucuaro paffirt oder hätten fich ohne Vorwiſſen der Ginwohner wieder heimlich entfernt; aber wohin ſollten fie fich gewendet haben ? Dieſe Frage beſchäftigte ebenſo ſehr die meri caniſchen Guerrilleros , wie die ſpaniſchen Heerführer, ganz beſonders aber Don Ignacio Rayon. Begierig ſeine Vereinigung mit ſeinem Bruder , Don Ramon , zu bewerfftelligen , ließ erſterer ſeit Mondesfriſt den ganzen Staat San -luis -Potoſi burdiſtreifen vergebens Bers rendo unternahm es den unzugänglichen Zufluchtsort der ſo ſeltſamers weiſe Verſchwundenen aufzuſuchen. Dieſe ſchwierige Aufgabe führte ihn auf die Straße von Pucuaro , wo wir ihn ſein ermattetes Pferd an ſpornend, wie er die erſten Häuſer erblidt, zurückgelaſſen. Schon freute fich Berrendo das Ziel ſeiner Reiſe erreicht zu haben ; aber die Fähnchen ſpaniſcher Lanzenreiter, vom Negiment Navarra, die er von ferne in den Gbenen flattern fah, änderten raſch den Lauf ſeiner
Gedanken. Die Lanzenreiter nahten fich in ſeiner Richtung, und als Inſurgent hatte er Grund genug dieſes Zuſammentreffen zu vermeiden. Er befand fich gerade an einer Stelle der Straße , wo eine ungeheure Giche, mit ausgehöhltem Stamme ihre gewaltigen Zweige am Fuß eines Felſens ausbreitete, der ſich flufenweiſe zu einer hohen Maſſe fich erhob. Der Reiter ſtellte fich vor , wie ein Inſurgent fich trefflich ausnahme, wenn er an einem Af dieſer Eiche hinge, und dieſer Gedanke verdoppelte ſein Miſbehagen. Bloßlich bemerfte Berrendo einen Epheuftraud, faſt ſo alt als die Gidhe, der, nachdem er eine Seite des Stammed ganz umzogen hatte , wie ein dunkelgrüner Vorhang an den Felſen nieder: hing, in deſſen Spalten er fortwuchert. Wie durch Eingebung flieg er vom Pferde, hob den Epheuvorhang in die Höhe und ſtieß einen Freu : benſchrei aus ; der Epheu barg den Gingang einer finſtern Höhle, durdy ben ein Pferd leicht hindurch konnte. In einem Augenblic hatte er fich und das Thier hinter dem Gewirre der Zweige geborgen ; aber kaum war er in der Grotte, als er beinahe bereuen mußte hier eine Zuflucht geſucht zu haben . Furchtbares und unerflärliches Getöſe drang aus 1
( Fortſetung folgt.) 1 Spurfinder.
4 wenn er nicht zu Pucuaro iſt, ſagte der junge Mann zu fich ſelber,
dem Innern dieſes Feldgewölbes ; die ſpårlichen Lichtſtrahlen ausgenoms men, die durch die Blätter des Epheu drangen , umgab ihn tiefe Fins fterniß. 68 war ihm als höre er aus dem Schooße des tiefen Söluns
denn ich fönnte mich niemals entſchließen die Stadt zu verlaſſen , die einen ſolchen Schaß von Zugend und Schönheit birgt.
des ein dumpfes Rauſchen , wie da der Fittige der großen Vampyre
Und noch ganz verwirrt über dieſe Begegnung gelangte er nach
in den mericaniſchen Wäldern , oder das abgebrochene Geſchnaube irgend eines rieſenhaften Thieres. So zwiſchen zwei Fährlichfeiten geſtellt, hielt fich Berrendo unbeweglich und voll Angſt, mit lebhafter Ungeduld den Augenblid erwartend , wo er die Höhle verlaſſen fonnte. Dieſer
dem Mejon. Sobald er jedoch in der Herberge untergebracht war , fiel ihm ein , daß er an ſeine Sendung denken müſſe, und, um ſie zu
einem guten Ende zu bringen , mußte er vorſichtig zu Werfe gehen. Pucuaro chien der Inabhängigkeit nicht ſehr geneigt , und ein ſpanis rdhes Corpo war in der Nachbarſchaft gelagert. Verrendo dachte daher über die Mittel nach durch welche er die gewünſchten Nachweiſungen erhalten fönnte , ohne weder Don Ramon nod fich ſelber bloßzuſtellen.
Augenblid verzögerte fich aber weit über ſeine Erwartung , denn die
ſpaniſchen Lanzenreiter hatten in der Nähe der Eiche fich gelagert, und er hörte den Laut ihrer Stimmen , mit dem ſeltſamen Geräuſch der Grotte vermiſcht. So verging eine tödlich lange Stunde , als der Ins ſurgent ein heißeres Gebrüll zu vernehmen glaubte , das ihn ſo ſehr erſchredte, daß er fich hinausſtürzte, und lieber einem Feind mit Fleiſch und Bein als den entſeßlichen Bewohnern, welche die Höhle zu bergen ſoien, ſich gegenüberſtellen wollte. Der Weg war frei , und ſo fonnte Berrendo weiter ziehen. In weniger als zwei Stunden erreichte er
Nach einem frugalen Mahle in dem Meſon hatte er nichts Giligeres
zu thun als einen Vorwand aufzuſuchen , um das junge Mädchen mit den Cigaretten wieder zu ſehen. Er meinte, er fónne ohne Gefahr ihr
Pucuaro , und erſt jeßt athmete er freier .
ed ſeiner Aufgabe anv rauen . Er wandte fich daher nach dem Hauſe , das ganz in der Nähe lag. Zum Unglúd war aber alles vers ichloſſen nnd das Gebell eines Hundes im Innern desſelben antwortete allein auf das Klopfen an der Thüre. Berrendo war nun gezwungen für
Indem er durch die Hauptſtraße des Städtchend hinritt , um nad dem Meſon, der Herberge, zu gelangen , ſah der Guerrillero auf der
dieſen Tag auf ſein Vorhaben zu verzichten , und ging auf eine Neveria zu, in der Hoffnung, unter den ſo häufigen Beſuchern ſolcher Orte irgend
Schwelle eines einzelſtehenden Häuschens zwiſchen großen Görten gelegen, ein junges Mädchen auf einer Matte ſißen , nad mericaniſcher Weiſe mit verſchránften Beinen , das beſchäftigt war Cigaretten zu rollen . Der Kopf , das Dval des hübſchen Geſichtes , wie auch die Schultern, waren ſorgfältig tapados , d. h. mit einem blau und weiß geſtreiften Baumwollſchleier verhüllt ; das Mädchen hatte einen raſchen Blid auf den Reiter geworfen , den dieſer nicht gewahr geworden , und als er felber fie anzuſchauen begann, hatte ſie die Augen niedergeſchlagen . Er
etwas Genügendes zu erfahren . Es war ein warmer Abend und das
den
Kaffeehaus ganz angefüllt ; er repte fich nieder , mehr beſchäftigt auf das zu hören wag um ihn her geſagt wurde, als das Glas Schneewaſſer mit Zimmt zu leeren , das er ſich hatte geben laſſen . Seine Hoffnung wurde nicht gänzlich getäuſcht ; man unterhielt fich von den Begebena heiten jener Zeit. Der Name des Don Ramon wurde mehrmals, eher ſcherzweiſe als feindſelig. ausgeſprochen . ( Fortſepung folgt.)
konnte nun ihre bichten ſchwarzen Flechten ſehen , die ſich um ihre glatte Stirne legten . Aus den Falten des Nodes ſchauten ein Paar kleine
Miscelle n .
Füße ohne Strümpfe in ſchwarzen Atlaßſchuhen hervor, und unter dem Rebozo die zierlichen weißen Hände des Mäddens , deren bewegliche Finger voll Anmuth Cigaretten widelten . Bei der Mutter der Engel ! ſagte der Junge zu ſich ſelber, mir iſt als hätt' ich dem hübſchen Mädchen tauſend Dinge anzuvertrauen. Und da Sšüchternheit nicht der Hauptfehler des Reiters zu ſeyn idien , zog er höflich ſeinen Filzhut ab und ließ die Ráder ſeiner Sporen erflirren , während ſein Pferd , gelehrig ſeiner Führung , aufe zierlichſte courbettirte. Dieß geſchah ſo plößlich, und die Hufe des
Einige Nachrichten über die Univerſitat Edinburgh . In dieſem Winter haben ſich in den drei Facultaten, Literatur – wat unſerer philoſophiſchen Facultat entſpricht — Medicin und Rechtsweſen 1297 Perſonen immatriculiren laſſen , 40 mehr als das Jahr zuvor. Ce war eine Zeit wo über 2000 immatriculirt wurden . Die obige Zahl ents hålt indeß noch nicht allee , denn etwa 80 Theologen , die beſondere
regiſtrirt werden , fehlen noch. Die literariſche Facultat zählt 628, die mediciniſche 424 , und die juridiſde 245 Mitglieder. Für die verſchie, denen ertra -afademiſchen Klaſſen in der mediciniſchen Scule findet eine
Pferdes ſchlugen ſo nahe an dem jungen Mädchen auf die Pflaſterſteine, daß fie einen leichten Angſtruf nicht zurüchalten fonnte , indem ſie zu
beſondere Regiſtrirung am chirurgiſchen Collegium flatt. Die ſlårfſte Zuhörerzahl hat Hr. Goodſir, Prof. der Anatomie, nämlich 300. Nad
gleich eine raidhe Bewegung machte. Ihr Rebozo glitt von ihrem Kopfe
ihm fommt Prof. Forbes, der über „ Natural:Philoſophie“ liegt, wad man aber nicht mit Naturphiloſophie überſeßen darf , ſondern es ift eine allgemeine Ueberſicht der verſchiedenen Zweige der Naturgeſchichte
auf die Shultern und von da auf die Stilfmatte nieber .
Nun fonnte
Berrendo ihr hübſches Geſicht und die Umriſſe ihrer blendendweißen
Shultern ſehen ; aber derſelbe Mann, der ſo eben tauſenderlei zu ſagen zu haben ſien , fonnte jeßt auch nicht ein Wort hervorſtammeln, und
darunter verſtanden. ( Liter. Gaz. 13 December.)
war ganz geblendet und verſtummt.
Vorſchlag in Betreff ágyptiſcher Alterthümer an die engliſche Regierung. Man iſt befanntlich in neuerer Zeit ſtart in die engliche Regierung gebrungen , die Nadel der Cleopatra nach England bringen zu laſſen, aber nicht alle find der Meinung, viels mehr ſpricht fich ein Schreiben aus Aegypten im Athen. ( 13 Decem
Er fand erſt wieder Worte als
der Rebozo lebhaft über Schultern und Stirne der ſchönen Mericanerin gezogen , ihre Heize aufs neue verhüllte.
Vergebt, Señorita ! rief der Reiter, vergebt mir den Sored, den ich euch verurſacht habe ; aber fremd in dieſer Stadt, muß ich erfahren, ob es eine Herberge darin gibt, und ich bete zu Gott, daß keine vors
ber) dahin aus, daß man beffer thun würde, dieſen Obelisfen aufzuricha
handen ſeyn möge.
ten und in Aegypten, wo er eine Bedeutung hat, ſtehen zu laffen . Dagegen ſchlägt derſelbe Correſpondent vor , nicht etwa eine großartige wiſſens
Und warum das, Señor Caballero ? fragte das Mädchen mit ebenſo
ſüßer Stimme , wie die des Cengontle , der mericaniſchen Nachtigall. Weil ich euch alsdann bitten würde mich aufzunehmen . Nichts weiter ? verſeßte ſie mit ſtolzem Blice. Meint ihr denn das Haus meiner Mutter öffne fich ſolchen Gäſten wie ihr ſend ? Auf
jeden Fall gibt es eine Poraba und zwar nur zwei Schritte von hier. Das Mädden ſtand auf , nachdem ſie die gerollten Cigaretten in ben Falten ihres Rebozo zuſammengefaßt hatte und verſchwand hinter
der Thüre mit anmuthigem Stolze , der ihre feine Geſtalt nod mehr ing light ſeşte . Caramba ! ich laufe Gefahr Don Ramon niemals aufzufinden, Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
ſchaftliche Commiſſion zu ernennen , ſondern einige junge Künſtler hins zuſenden , und alle Hieroglypheninſdriften der wichtigſten Tempel , ſo wie die zahlreichen Tafeln und Brudſüde, die Tag für Tag and Licht gefördert werden , genau copiren zu laſſen , von allen Thevrien und wilfürlichen Glaſfificationen aber Umgang zu nehmen . So würde in turzer Zeit eine Sammlung hergeſtellt werden, welche der Renntniß des Alterthums eine ficherere Grundlage bote, und ber Regierung , die ſie .
.
veranſtaltete, zu hoher Ehre gereichen würde. Die Hälfte der Summe, die zur Fortſchaffung der Nabel ber Cleopatra nöthig wäre , würde hinreiden .
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed . Widen mann .
.
d. Das Ausla n . 1
1
Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. U
2
2 Januar 1852 .
Charakter türkiſcher Städte. (# 08 Spencers „Reiſen in der Türkei "
london 1851. Mitgetheilt von
Dr. R. J. Clement.) Das Motiv , welches einen Damanli in allem ſeinem Thun
leitet, ift die Erhaltung ſeiner Würbe, und dieß geſchieht durch Bebauptung eines unzerſtörbaren Ernfte im Benehmen . fingt und tanzt daher nicht und ſpricht nur wenig , raucht ſeinen Tidibuf und trinkt ſeinen Kaffee ſchweigend, und wenn er fich
da iſt fein Scherz, fein luſtiger Frohſinn , fein Geigen oder Tans gen, um dem hochmüthigen Ernſt, der den Pfab des Reiſenden in der Türfei umfangen hält , einen Veiſchmad zu geben, und wenn es nicht das liebliche Land geweſen wäre, die herrliche Luft,
die geſunde Bewegung Tag für Tag im Sattel und der Impula, ben dieß den Lebensgeiſtern gibt, ich glaube, mir würde der inz bolente Fatalismus eines wahren Gläubigen eingeimpft worden
jeyn, ich würde ſißen mit den Beinen überfreuz und ausſchreien , ſo feierlich ernft wie der Beſte der Mujelmänner : „ Allah Biler !
ſo hat er ficherlich eine Perlenſchnur, die dem Roſenfranz eines
Majdhallah ! Iníchadab !" und alle irbiſchen Dinge der Sorge von Rismet überlaſſen.
frommen Ratholifen ähnlich iſt, und die er unaufhörlich an den Fingern äußerſt ſchnell auf und nieder bewegt. Ein Fremder
Eine Wanderung in Finnland.
auf eine Promenade begibt, und wenn er feinen Tſchibuk bat,
fönnte meinen , er verrichte ſein Gebet ; feineswege, er gehorcht bloß einem alten mohammebaniſchen Geſep, welches unter Sobello
In dem Gaſthauſe des Herrn Sommer an dem Kirchenplaß,
ftrafe einem Mann verbietet, ſeine Hände unbeſchäftigt zu haben ,
auf welchem eine zuſammengedrüdte Kirche ſteht, fanden wir ein
menn er au&geht .
gutes Duartier. Den größten Theil des folgenden Vormittags verbrachten wir mit einer Bootfahrt auf dem See, und zwar bes
Das allgemeine monotone Ausſehen der Städte
und Dörfer, in welchen die gewöhnliche traurige Stille immer berricht, iſt höchſt ermübend und langweilig für den Reiſenden , und hörſt du bas luftige Lachen oder ungeſtüme Gejauchz, ſo
rührt es gewiß von irgend einem wandernden Delhi ( Tollen) her,
( Fortſepung .)
nußten wir dazu das lange Drehboot deg Herrn Sommer, bas für einen billigen Miethpreis zu haben iſt. Solche Drehboote mit
zwei Rädern, wie bei Dampfbooten , findet man nicht ſelten auf
Den alle Claffen anſehen und bemitleiden – ber Aerger des Türs
den nordiſchen Landſeen .
fen wie des Rajah. Begegneſt du einem hübſchen Frauengims mer , einerlei weß Glaubens oder welcher Mace, ſo ift fte gewiß in einen Schleier gehült, durch den fte ein paar Augen von blens
gebrauchen, find fie auf Flüſſen unzwedmäßig, und von ihrer Swedmäßigkeit auf einem Landſee fonnten wir uns dieſesmal
dendem Glanz ſendet, welche in ihren Wirkungen gefährlich ſeyn könnten , wenn das Fußwerk nicht wäre, der watſchelnde Gang
aus drei ruſſtichen Garniſonsolbaten ober Kapuftnife, bie von
Da fte zum Wenden reichlich Plaß
auch nicht überzeugen, da die Bemannung des Boots, beſtehend der Straße aufgegriffen waren , vom Seeweſen gar nichts vers
und ber Mangel an Grazie in jeder Bewegung der unbekannten ſtand. Einer von uns, ein befahrner Mann, Teste fich daher Soonen . Gehſt du in einen Laden , da iſt fein Handeln oder Dingen um den Preis, biete weniger ale man fordert, ſo wird der Artifel
ſtirenden Gefahren hindurch, und wir famen allmählich beſſer
weggelegt ohne ein Wort zur Bemerkung , und faufſt du die Waare,
vorwärts .
mit Würde and Steuerruder und leitete uns durch die nicht eris In dem See liegen hübſche grüne Inſeln und an
io nimmt man das Geld an ohne ein Zeichen von Erfenntlich | demſelben, nicht weit von der Stadt, der Parf, eine neue Anlage,
feit. Dasſelbe apathiſche Phlegma beweißt der Handwerker, der mit überſchlagenen Beinen bei der Arbeit figt, er ſey Sattler,
und noch näher zur Stadt, ganz hart am See, die kleine büſtere Feſtung Kronborg, die in der Geſchichte Finnlands eine Bedeutung
Zimmermann , Pfeifenmacher, Schuſter, Koch , Reſelflicer oder Schneider. Streifſt Du in den Umgebungen der Stadt umher,
hat, jeßt aber als Gefängniß benußt wirb. Der See, balb breit
balb ſchmal, iſt ein rechter Verirſee, denn da wir von ſeiner
eingeladen von der fühlen Einſamkeit eines Luftwäldchens, jo
Linge nichts wußten, glaubten wir mehrere Male, wenn wir uns
wirft du finden , daß es die Heimath der Lobten iſt, beſchattet son Der Grabes -Ogpreſſe, welche der öden Trauer um dich her eine vermehrte Melancholie verleiht. Rajahs und Juben, Ar-
einem feiner Engpäſſe von ferne näherten, ſein Ende fep da, aber bald erſchien das was wir für ein beſchließendes Ufer gehalten batten, uns als Landzunge oder Inſel, und eine breite Waſſers
menier, Zingaren und Zigeuner haben alle die feierlichen, idweiga
fläche war wieder vor uns .
ſamen und verſchloſſenen Manieren ihrer Herren angenommen ,
Dieſe Seefahrt ſollte und noch einen Genuß bringen, den Am jenſeitigen Ufer des Sees ſtieg ich durch üppige Kornfelder einen Abhang hins auf, auf dem ein Gut mit hübſchen Gebäuden lag . Gå mar mir
felbſt die lebhafte Conſtitution des mercurialiſchen ober queds filberartigen Griechen und der leichtherzige Hirt der Berge find nicht im Stande geweſen der Anſteckung zu widerſtehen. Kurz ,
ich ſtets in der Erinnerung halten werde .
6
geſagt, daß dort in der Zeit der Sommerferien ein Helfingforſer Profeffor wohne, der mir ale Gelehrter und Fachgenoffe bereit in der Ferne bekannt geworden war. Ich fand ihn bald auf, und ich verlebte mit meinen Gefährten in ſeiner Geſellſchaft eine
ſchon eine Ahnung der fünftigen Größe feinee Societátebauſed. Vorläufig wollen wir uns noch recht gern begnügen obne mars
tialiſch blickenben Portier und ohne grünbeſchürzte Relner, und
kurze Zeit, bie und außer der Belehrung über finnländiſche Vers hältniſſe eine Vorliebe für die gebildeten Finnlander brachte, ale deren Typus wir ihn betrachten. Er ſprach mit einer Liebe von
ung zu verſtändigen ſuchen durch unſer nicht eremplariſched, ſons dern elementariſche Schwediſch mit der flinken freundlichen Rell. nerin, welche die ganze Bedienung des Hauſes ausmacht, unb unſre Wünſche mit einem melodiſchen , eigenthümlich intonirten
ſeiner Felſenheimath, mit einer Wärme von dem nationalen Stres
,, Jaſio " beantwortet und ſchnell zu erfüllen weiß.
ben der Braven unter ſeinen Lanbeleuten, mit einen tiefen Schmerz von den Apoftaten . Es iſt eine ſchöne Sache um nationalen
Sinn und Liebe zur Heimath, und die findet man im ſcandina
Da Finnland keine Dunkelheit fennt in den Monaten Junius und Julius, mußten wir ohne den Schleier der Nacht den Schlaf ſuchen, was auch nach der Anſtrengung des Taged gelungen
viſchen Norden.
wäre, wenn nicht Stammgäſte in einem benachbarten Zimmer
Die Entfernung von Tarraſtebuus nach Tammerfors beträgt
80 Werft. Der Weg führt immer bem See entlang und erhebt fich allmählich, bis man 5 Werft von der zweiten Station 3Imola auf einer bedeutenden Anhöhe ſich befindet und ein nicht erwars tetes Panorama ror fich ḥat. Der Spiegel des Sees liegt in weiter Ausdehnung ba, und iſt üppig und zierlich befrånzt rom Walbedgrün, und manche kleine Inſeln ſind wie Boêquets aus dem See herauêgewachſen. Die Sonne ſtand hoch und ihre heis Ben Strahlen ſchienen die ganze Natur mübe gemacht zu haben ; es war eine Tageszeit, deren Beleuchtung in der Regel unvors
bis nach dem Hahnenſchrei das Buch der vier Könige ſo eifrig und lärmend ſtubirt hätten. Ja ! Tammerfors, das idylliſco ſcheinenbe Landſtäbtchen bat Stammgäfte, und ſchlimmere node ale Berlin , denn fo ein Berliner hält doch ſeine Polizeiſtunbe
und geht, wenn er die leßte Pflicht des Tages erfüllt hat, heim zu ſeiner ſchnaufenden Ehehålfte, um geduldig ihren Garbinen. ſegen zu empfangen. D6 vielleicht die Tammerforſer Spießbürs ger die Schulb ihrer verlängerten Thätigfeit auf ihre Natur ſchieben , die nicht Tag und Nacht unterſcheidet ? Am folgenden Morgen machten wir uns auf, nidit um die
theilhaft iſt, aber hier erſchien es anders. Durch den Sonnen
Stabt, ſondern deren Merkwürdigkeit, den „ Ford“ (b. ie Waſſers
glanz wurde der Gegend, die beſonders durch die Maſſe des Nadel holzee, welches den See umranft, einen ſehr ernſten Charakter trägt, ein Theil ihreé Ernſtes genommen, fie ſchien ſich mit Freus digkeit in dem blanfen See zu ſpiegeln, ben fein Luftzug bewegte. Es war ein vollfommenes Bild der Ruhe. Wir weilten eine
fall) und die daran liegenden Fabrikanlagen zu beſchauen. „ Das Waſſer rauſcht', das Waſſer ſchwoll “, baber brauchen wir keinen Führer, um dorthin zu gelangen. Vor allem iſt bei einem ſolchen Waſſerfall, big bas Dhr
geraume Zeit an einem Punft zur Rechten vom Wege, ben wir als den ſchönſten ermittelten, und fünftige Reiſende werben eß und danken, daß wir einen kleinen Walbfrevel begingen , indem wir eine Sanne, welche die Ausſicht nach der rechten Seite hin
das Auge fich in die einzelnen Schönheiten verliert, vor allein iſt es zuerſt die wunderbare Friſche, die dem Wanderer in der heißen Sommerzeit ſo wohlthut, daß er wieder und wieder auf athmet , um mit vollen Zügen einzuſaugen bas reine Element, und da wird ihm dann „kühl bis ans Herz hinan .“ Aber ift Der Tammerfors ein Waſſerfall ? oder nicht vielmehr eine Strom ſchnelle ? Auf einer ſchrägen Fläche minden fich praffelnd die Waſſer des großen Sees durch viele große und kleine, ſichtbare
bedeutend beſchränkte, mit ſtarken Armen niederbrachen . Bei der dritten Station Dnfala finber fich auf einem Felbe die älteſte Kirche Finnlanbe ohne Thurm.
In ihren Gewölben
find alte Mumien erhalten, wir fühlten aber keine Neigung der Vergangenheit unter der Erbe nachzuſpüren, ba uns die lachende Gegenwart auf der Erbe ſo glüdlich ſtimmte. Nachdem wir bag große Thal durchfahren hatten, gelangten wir wieder in die Höhe und bewegten und lange Zeit auf einem Bergrüden , auf wels
dhem ber Weg zu beiden Seiten bicht mit Walbung bewachſen ift; hie und da hat man einen Blick auf den See zur Rechten und zur Linken , denn auch an dieſer Seite zieht fichießt ein großer See entlang. Fünf Werft von Huutjärvi, ber vierten Station von Tawaſtehuus aus, verbindet eine breite Brüde die beiden Seen, und auf einer Anhöhe zur Linken jenſeits der Brücke
von dem Geräuſch und dem Rollen der Waſſer betäubt iſt und
und unſichtbare Feldblöde hindurch, aufbrauſend ob dem Wiber
ftande ber braungrauen Oranitcolofie , benen Dad Joſen ber Strömung ein Wiegenlieb zu feyn ſcheint, bei dem es fich ſanft rubt, und nieberbrauſend in einem grüngelbweißen Giſcht, aber .
allmählich ermatten
nach der großen Kraftanſtrengung, vereini
gen fie ficy mieber zu einem ruhigen See. Einen rührenden Anblick gewähren die fleinen fortwährend zitternden Bäume auf einzelnen umbranbeten Granitblöden , denen fie ſo wenig Nabs rungsſtoff verbanken , und die fte doch ſo treu beſdatten.
Die ungeheure Wafferfraft des Stromſturze
treibt eine
beſchauten wir ein zweites großes Panorama, das nicht minder ſchön war al8 dae vorher geſebene. Es war jeßt Abendbeleuch
Reihe zu beiden Seiten liegender Fabrifwerke, eine Baumwollene ſpinnerei, eine Papierfabrik, eine Eiſengießerei u. 1. m. Da
tung, der eine See mit ſeinen Ufern war noch licht und flar, von dem andern hatte ſchon die Sonne ben verklärenden Schein
unſere Zeit und kurz zugemeſſen war und dieſe Zeit und bei dem
zurüdgezogen .
Naturgenuß zu widmen , jaben wir von dem Fabrifweſen wenig, aber die zwei Stunden Aufenthalt an dieſem Blake genügten , um ung Achtung einzuflößen vor einer großartigen Induſtrie.
Das Beſchauen der vielen ſchönen Bilder, die ſich uns an
dieſem Nachmittage eröffnet hatten , hatte viel Zeit weggenommen,
reizenden Sommerwetter zu ſchon ſchien , um fte nicht ganz dem
daher famen wir erſt ſpät nach Tammerfore, wo wir im Gaſt
Und wie ſchön iſt hier das Angenehme mit dem Nüßlichen ver
hauſe des Herrn Fontell abſtiegen. Vortreffliche Lachsforellen bildeten den Hauptgang unſres Soupers, tas wir troß unſerer Müdigkeit zu ſchäßen wußten . Es war ein recht geräumiges
bunden ! Das Wohnbaue De
Gaſthaus für eine Kleinſtadt, das gewiß ſeine Zukunft hat, wenn
erft die Reiſenden der großen Tour bas pittoresfe Finnland wers den entdeckt haben, und um den Mund des Herrn Fontel ſpielt
ørn . Northef, des Fabrikberren,
von gothiſchem Geſchmad , iſt ſo einladend, aber noch mehr find es die eigenthümlichen Gartenanlagen auf den großen, bervore ſpringenden, abgerundeten Granitblöden an der Waſſerſeite. An einer Stelle, auf dem ſchönſten Punkt, geht man auf dem nacks ten Felſen , und doch zwiſchen Blumenpflanzungen. Dvale Ert
nodo
7
Doves
beeten von einem halben Fuß Dide find auf den Stein gelegt, und die liebliche Vegetation gebeiht die kurze Sommerzeit hins durch auf& Beſte. Daneben auf einem etwas fich erhebenden
ruſfiſden und einer Mil. auſtraliſchen Goldes . Im vorigen Jahr lieferte Californien 10 Min. Bfd. Die Bermehrung beträgt alſo
Feljen ſtand im Jahre 1819 ber Raiſer Alerander, und befabl,
rung nur von der Zahl der Hände und Maſchinen ab , die auf Gold: gewinnung verwendet werden. In Auſtralien iſt die Zahl der Golds gråber noch nicht groß ; man rechnet 3000 am Buron und 500 in Dphir, aber die neueſten Nadzrichten datiren aus den Wintermonaten Julius und Auguſt, wo Megen und Kälte förberlid find, mit dem Frühjahr und Sommer wird die Zahl wachſen. Noch iſt die Maſſe Gold in der engliſchen Bant nicht viel größer als ſonſt, der Preis des Silbers nicht merflich höher, die Waarenpreiſe entſchieden tiefer. Der Grund liegt hauptſächlid darin, weil Gold in Amerifa und in Frant: reich das Silber zu einem ſehr bedeutenden Grabe aus dem Verkehr verdrängt hat : vor 1848 ſchlug man in Frankreich kaum für %, MiQ. Pf. St. jährlid ., im 3. 1848 für 14/2 Mill., im 3. 1849 für 2, im 3. 1850 für 4/2, und in den erſten zehn Monaten dieſes Jahre für nicht weniger als 104/ Mia. Pro. St. Node ſtårfer iſt dieß in Amerika der Fall ."
daß die ſchäumenden Wogen (spumantes undae ſagt die Ins Tchrift) Menfihenwerke fördern ſollten, und da wurde der Anfang der Waſſerbauten mit Fabritanlagen gemacht, die ſeitdem außers orbentlich vergrößert find und unter den günſtigſten ſüßenben
.3oUprivilegien , namentlich in Betreff der Einführung der Rohs ftoffe und Maſchinerien , trefflichen Fortgang baben. Ein eiſers ner Ring an den Felſen angeſchmiedet zeigt die Stelle wo der Kaiſer ftand, eine lateiniſche Inſchrift auf einer Meifingplatte feiert ben großen Grünber dieſer Induſtriewerfe.
Nicht unerwähnt barf ich laſſen die Tammerforſer Flotte, beſtehend in einigen Laftidiffen, unter denen auch zweimaſter, die im Dienſte Der Fabrifen den großen See befahren , und einer
fünfzig Procent, und nach allen Nachrichten hängt die weitere Vermehs I
Reihe von Booten, unter denen bas lange, geräumige Drehboot,
Toth und weiß bemalt und zu Luftfahrten beſtimmt, das Auge beſonders freundlich anſpricht; daneben mehrere kleinere idlanfe
Cabecillas y Guerrilleros.
Segel- unb Ruberboote mit ſcheinenden Farben unter einer blau
Der Maſtreador.
und weißen Bebadung, alles Wohlſtand und Comfort zeigenb. A16 mir bieß beſchauten , fam ein ſchöner, etwa fedhøjähriger
1. luz , die Gigarrera .
nabe, mit tiefbraunen Augen, das dunfle lange Haar geſcheis
Ein einziger unter allen die ſich in der Neveria befanden , rien dent, wag um ihn her geſagt wurde , gånzlich frent. Seine Kleidung unterſhied ſich in nichts von der ſeiner Umgebung ; von ſeinem Gefichte
telt, an uns vorbei, unb grüßte und mit einer kurzen Ver. beugung und einem fo feinen Anſtande, daß ich nicht umhin
konnte, ſeine Befanntſchaft zu ſuchen. „Wie heißt du, mein Anabe ?" fragte ich ihn ; aber ftatt einer Antwort ſeinerſeits ſagte Das Mädchen in ſeiner Nähe, das einen kleineren pomme rouge auf den Armen trug : ,,he is a little Englishman, he does not
understand German.“ – „ What's your name, my dear ?" fragte ich nun, und da antwortete er mir : James, Sir ; und da erfuhr ich, daß er der Sohn des Fabrikdirectors war. Well, little James,, du biſt ſchon jeßt ein true Englishman unb wirft e& ficher bleiben . Old England for ever ! Ein Engläns ber bringt in feinem Nationalftolz ein mächtiged Palliativ gegen das Verruſſen mit, das den Deutſchen meiſtens fehlt.
( Fortſeßung .)
aber war in dem dunfeln Raume idwer etwas zu ſehen , denn er ftůßte
ſeine Stirne auf beide Hände , über die überdieß ſeine langen farfen Haare herabfielen und ſeine Züge halb bedecten. Nur von Zeit zu Zeit bemerkte Berrendo einen glühenden Blid, den er auf ihn richtete.
3it alſo Don Ramon hier durchgefommen , fragte leßterer einen von denen , die den Namen des Guerrillero ausgeſprochen. Er bemühte fica abſichtlich das Gerücht von dem Durchzug des Don Ramon als ein unzuverläſſiges Gerücht zu erwähnen Bevor man ihm antwortete, heftete der Unbekannte einen Blic vol höhniſcher Berachtung auf den Fragenden , dann fand er auf , bezahlte ben Wirth und entfernte fich. Ohne Zweifel, antwortete man Berrendo, und in der Kirche gibt ed Leute, die, wenn fie es wollten, ſagen fónnten, was gegenwärtig aus dem Ontweiher der Gråber geworden iſt.
Aber ein Bild hat licht und Schatten . Die Sonne ſchien
Eine Entweihung ! Geſchåndete Gråber ! Das waren ſeltſame Auf:
jo rein, jo flar über dieſen lieblichen Punft, ihre Strahlen füßten ſo beſänftigend die rollenden, grollenden Waſſer, und vor Eaum einer Stunde batten dieſe einen Fiſcherknaben mit ſeinem Nachen in ben jäben Solund hinabgeriſſen ; der Nachen war
idlüſſe für Berrendo. Er wollte mehr davon erfahren ; man ſagte ihm,
zertrümmert, der Knabe todt herausgezogen, die Fluthen rauſch ten unbekümmert weiter. Dergleichen iſt leider nicht ſelten, wie uns Hr. Nottbed ſagte. Die Lachafiſcher find ſo tollkühn, daß fte von der Seeſeite ber ſich mit ihren leichten Booten bie ſo
weit vorwagen, wo ſchon das Waſſer abwärts zu fließen beginnt, und obgleich die Giebrecher und eigens , um die Gefahr zu bes zeichnen und abzuwenden, angebrachte Querbalfen ihnen ein : Bis bieber und nicht weiter ! zurufen, dieſe Hinderniſſe zu um
er rolle fich an die Kirchendiener wenden. Als der Tag fich zu Ende neigte, machte er fich auf nach der Kirche und wollte eben über die Schwelle
ſtreiten ; eine leichte ſchlanke Gefialt ging an ihm vorüber , in der er ohne Mühe das junge Mädchen erkannte, das ihm nicht aus dem Sinne
gekommen war . Sie fam aus der Kirche und Berrendo beeilte fich ihr das Weihwaſſer in galanter Weiſe zu reichen , indem er mit leiſet
Stimme und leidenſoaftlichem Blide ſagte: Olüdlich die Augen, welche zweimal an einem Tage einen Engel des Paradieſes ſchauen , und ich danfe dem Himmel eud nodi einmal zu begegnen . Das Mädden er: röthete und antwortete nichts ; aber eine Art von Duegna , die hinter ihr ging , übernahm die Antwort.
Es iſt ein ſelbſtſüchtiges Glüd, Herr Cavalier, ſagte fie mit nedis
ſchiffen ſuchen , um an den fiichreichen Nieberſturz zu gelangen ,
idem Tone , benn ihr allein werbet deſſen theilhaftig. Geht eures
und da iſt es denn nicht ſelten , daß ein großer Lache, wenn er iden Angelhacen überſchnappt hat , Fiſcher und Boot in die
Weges , wenn es euch beliebt , ihr Spender des Weihwaſſers und ſagt
Liefe hinabzieht.
Vergebt, würdige Señora, begann Berrendo aufs neue, wolltet ihr wohl ſo gefällig reyn , wir Kunde von Don Namon Rayon zu geben ? Geht zum Henfer, ihr und Don Ramon, verſeßte die Mutter lebs haft, indem fie die Tochter wegführte ; wir haben nichts mit Inſurgent
( Fortrebung folgt. )
Das Buftrömen von Gold . Das Athenäum vom 20 December macht nachſtehende Bemerkungen hierüber: med ſcheint ziemlid allgemein angenommen , daß die Gold:
gewinnung dieſes Jahr etwa 20 Mill. Pſt. St. betragen wird. Dieſe fehr bedeutende Summe beſteht aus 25 Mia. californiſchen , vier Mia.
weiter feine Lügen .
ten zu ſchaffen. Als die Duegna dieſe Worte geſprochen hatte, war das Mädchen ſchon weit voraus ; ohne aus der Faſſung zu fommen , folgte Derrendo der hübſden Mericanerin mit den Augen, bis ſie verſdwun : den war. Nun beſann er fich, taß er ſich anderwårté erfundigen müſſe, und das Schauſpiel, das fic feinen Bliden darbot , hatte bald feine
403c
8
verliebten Träumereien zerſtreut. Als er den heiligen Raum betrat, war
Gut ! Aber fagt bieß euch auch , wo Don Ramon gegenwärtig iſt,
das Schiff der Kirche nur ſpärlich von der Dämmerung Beleuchtet, und rin ſeltſamer Modergeruch drang daraus hervor. Er ging weiter, und erflärte ſich ohrte Mühe die Anſpielungen der Trinkenden in der Neveria. Die großen Steinplatten der Grabgewölbe waren aufgehoben und lagen
und wie er jo geheimnißvollerweiſe mit ſeinenı Trupp veridwinden fonnte ?
zerbrochen übereinander neben den offerten Oråbern, die fie bedeckt hatten . * Inbep fonnte er ſich den Zwed dieſer Entheiligung immer noch nicht erflären, und ſuchte mit dem Auge, an wen er ſich menben fönnte , um
Dhne Zweifel. Was muß er gegenwärtig am eifrigften ſich zu vers fchaffen wünſchen , da er nicht einmal die Ruhe der Todten peridont hat ? Salpeter, Pulver zu bereiten , und einen ficheren Zufluctsort. Berrendo gab die unantaſtbare Wahrheit dieſer Vorausſeßung zu. Geſtern , fuhr der Unbekannte fort , als ich draußen in der Ime gegend einige Spuren ſuchte, aus denen ich das Vorüberziehen des Don
Die Kirche war verlaffen und dunfel ; die offenen
Ramon zu erferinen vermöte, für den, unter und geſagt, ich eine Bot:
Grabftätten , in welche Berrendo nicht zu ſchauen wagte, aug Furcht die
ſchaft von ſeinem Bruder Don Ignacio habe, habe ich dumpfes Geräuſch gehört, wie von Vulcanen an der Mündung ihres Kraters ; ich ſah von
ihn zu erfahren .
Nefte der Leichen zu ſehen , die ſpåte Stunde, der Modergerud , alles ftößte ihm eine unbeſtimmte Furcht ein, welche bald einem ganz andern
Gefühle wich, als er aus einen dieſer Gråber eine menſchliche Geſtalt oder vielmehr einen Schatten fid erheben rah. Sonſt war er nicht gewohnt vor den lebenden zu erbeben , und fürchtete aud die Todten auf dem Schlachtfelde nicht; aber unter dem Ginfluß der Gebanfen, die ihn erfüllten , fonnte er ſich einer Sebárde der Angſt nicht erwehren, deren er ſich alsbald umſomehr ſchämte, als ein ſpottiſches Lachen ihm an die Dhren flang. Er ſchritt raſch auf
den zu , welcher fich ro freimüthig ſeiner frohen Laune überließ ; der Schatten wurde nun deutlicher und er erfannte ſeinen Nadbar aus der Neveria. Sein einziges Auge der Inbekannte war einåugig — glänzte noch von der Gluth des Spottes , wag Berrendo ſchon einmal an ihm bemerkt hatte. Seine langen Haare, ſtolz hinter die Schlafe zurüd .
geworfen , ließen eine fühne Stirne und ein ſcharf geſchnittenes Geſicht erbliden , Auge und Mund mit dem Stempel der Feinheit und falter Entſchloſſenheit gezeichnet; feine Geſichtsfarbe war fo braun, daß man zweifeln konnte, ob er der weißen Race angehörte. Mit einem Worte, eg war ziviſchen dem Manne , den Berrendo jüngſt geſehen hatte , und dem , der ihm ſo plößlich erſchien , der auffallende Unterſchied wie zwi: ſchen deni" wilden Indianer , welcher feinerlei Herren anerkennt , und dem Indianer der Städte, der durch die Dienſtbarkeit erniedrigt iſt. Wer ſeyd ihr ? fragte ihn der junge Mann faſt zornig. Das iſt, worin wir uns unterſcheiden, ihr und ich, erwiederte der lInbefannte gelaſſen ; ihr wißt nicht wer ich bin , und ich meinerſeits weiß, wer ihr reyd ; ein Freund des Don Ramon Nayon , und ihr ſucht vergeblich ſeine Spur.
Wer hat es euch geſagt? verſeşte Berrendo lebhaft und árgerlich
dem Abhang eines Hügels einen leichten Rauch aufſteigen, und dachte dieſe dumpfen laute müßten der Widerhall des fernen Marſches ſpani: ſcher Cavallerie ſeyn , welche aus Pucuaru augjóge. Den Raud an Hügel ſgrieb ich der Feuerſtelle irgend eines unſichtbaren Hirten zu ; aber die Nachgrabungen in dieſen Gewölben haben mir bald die Wahrs heit entdedt. Das unterirdiſche Getoſe fommt von einer Schaar Mánr ner , die der Hügel bergen muß ; der Nauch , den ich für ein Hirten, Feuer gehalten , fömmt aus den Ordſpalten. Nun muß aber Don Ramon in jener Höhle beſchäftigt ſeyn , Pulver aus dem Salpeter zu machen , den er dort gefunden haben wird ; ich wollte darauf ſchrören, obgleich
ich niemals an jenem Hügel irgend eine Grotte entdeden fonnte , aber id werde fie auffinden . Die Scharfſicht dieſes Unbekannten überraſchte Berrendo aufs äußerſte ; denn das Andenken an die Höhle, deren Eingang der Zufall ihn hatte entdeden laſſen , fam ihm ſogleich in den Sinn , und zugleich mit der Bewunderung erwachte eine innige Neigung zu dem Gefährten , den der Zufall ihn hatte begegnen laſſen , in dem Herzen des jungen Menſchen . Fe de Caballero ! rief Berrendo , indem er dem Unbefannten die Hand reichte, ich würde mich glüdlich ſchapen der Freund eines Mannes
zu ſeyn wie ihr ; mein Name iſt luciano Gamboa . Was iſt der eurige ? Der meine iſt Andres Tapia, aber ich habe ihn beinahe vergeſſen . Der Name, den man mir gewöhnlich gibt, iſt ,,Spurfinder“, obgleid,
in Wahrheit zu ſprechen , ich ebenſo gut in den Herzen der Menſchen die geheimſten Gedanfen leſen, als auf feuchten oder trockenem Boden, in dem Oraje der Prairien und dem Mooſe des Waldes die Spuren
aufſuchen fann , die ſich eingedrückt haben. Dann , wie um Berrendo einen Beweis von ſeinem Starfſinn zu geben , ſeßte er hinzu : Unb welche frohe Runde werdet ihr mir mittheilen ? Ich fann euch ſagen , daß eure Vorausſetungen wahr find , min :
fich errathen zu ſehen. Gure , für mich wenigſtens idledt verhehlte Oleid gültigkeit in euren Fragen nach Don Ramon in der Neverta . Der Ausdruck vou
deſtens was das Daſeyn einer Höhle betrifft.
Nerger, den ich auf eurem Geſichte leſe , zeigt mir ebenfalls, daß ich
dieſen Morgen entdeden , und wenn ihr wollt, machen wir uns alobald
recht gerathen habe , und ihr feyd in dieſe Kirche gefommen, um die
Dahin auf.
Leute zu ſehen , von denen man euch geſprochen hat als die einzigen,
Nein , ſagte Andre $ , ich habe dieſen Abend hier zu thun , aber morgen werden wir uns zu Pferde am Thore vor Pucuaro treffen . Hierauf drückten fich die beiden neuen Freunde die Hände und trennten ſich. Berrendo hatte keine Luft zu ſchlafen , und um die Zeit zu tödten , trat er in die Bude eines Barbiers . Man fann ſich leidit denken waruin er ſo eifrig war , ſich ſeines Vartes zu entledigen . Während der Barbier ſeinen idwarzer Schnurrbart fråuſelte, ſah er mit gierigem Blid nach einer Mandoline, tie an einem Nagel an der
die euch ſagen fönnten , wenn ſie es wollten, wo derjenige iſt, den ihr
ſuchet. Dieſe Leute find die Todten, deren Gråber man aufgewühlt hat. Fraget fie nun , wenn ihr ihre ſlumme Sprache verſteht, ihr die ihr nicht verſtandet die Lebenden zum Reden zu bringen .
Dieſe fonderbaren Worte mit ernſtem Tvne vorgebracht, verſepten Berrendo in große Verlegenheit. Er wußte nicht ſollte er die Wahr, heit verſchweigen oder fich dieſem Unbekannten anvertrauen . Er wählte das leßtere, und als er den wahren Zwed ſeiner Nachforſchungen geſtan :
Der Zufall ließ mid ſie
Den hatte , ſagte er : Und haben euch die Todten verfündet , was die
Wand hing. Herr Barbier, ſagte er, ich hatte dieſe Mandoline für einige Stun:
lebenden mir nicht zu ſagen vermochten ? Ja , erwieberte der Unbekannte lächelnd. Ich wäre meines Gewer:
den dieſes Abende nöthig, fönntet ihr mir ſie nidit , verſteht fich für ein Pfand von größerem Werthe , leihen ?
bes wenig würdig , und des Namens den ich trage, wenn ich die Spuren
derer die ich ſuche , nur mit Hülfe der Spuren der Lebendigen aufzu: finden wußte. Steigt gleich mir in die Tiefe dieſer Gråber herab, und dag friſch abgefraßte Mauerwerf ringo um dieſe Gebeine wird euch ſagen was Don Ramon hier zu ſchaffen gehabt hat. In der That war der Partetgånger in ſeinem Gifer, den Spaniern Feinde zu erweden und Zerſtörungsmittel gegen ſie aufzuſuchen, bis in dieſe Grabgewölbe niedergeſtiegen, um den in der Feuchtigfrit angeſeka ten Salpeter hervorzuholen. Verlag der J. G. Cotta'ſchen Budhandlung.
Welches ? fragte der Barbier.
Berrendo wies auf das lange Rappier mit filbernem Griff, die Beute eines Schlachtfelded , das er auf einen Stuhl geworfen hatte. O Herr, ſagte der Barbier, indem er jedoch das Rappier zur Seite ſtellte, ich hätte euch dieſe Mandoline, die für mich übrigens von uns ſchåpbarem Werthe iſt , ganz gerne ohne Pfand geliehen. Berrendo nahm das Inſtrument, barg es unter den Falten ſeines Mantels und verließ die Bude des Barbiers , indem er verſpradi, det
andern Tages wieder zu fommen . Fortfeßung folgt.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenm an n .
Das Ausland . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker . 3 Januar 1852.
ur. 33 .
charf geworden , was gewöhnlich nach dem Abſchlagen zweier
Eine Hinrichtungsſcene in Canton . In der Verſammlung der aftatiſchen Geſellſchaft am 13 Dec. wurde eine Mittheilung von Arn. Meabowe , bem Dolmetſcher des engliſchen Conſulate in China , vorgeleſen , worin die Hinrichs tung von 34 Verbrechern am 30 Julius v. 3. geſchildert iſt. Nach einer Beſchreibung des Hinrichtung @orts, der durch eine ftarke, wohl bewachte Thüre geſichert iſt, und nach der Angabe daß an demſelben Orte im Laufe der acht vorhergegangenen Mo
nate mehr als 400 Menſchen hingerichtet wurden, fährt Hr. Meas dowe fort : , ich betrat den Plaß mit zwei in Canton anſäſſigen Engländern , und fanb hier ein Paar ber niebern Beamten . Die
einzige ſichtbare Vorbereitung war ein Kreuz, das zur Ausfüh. rung ber höchſten geſeßlichen Strafe in China, des lebendigen Zers dneibens, aufgerichtet worden war . In der Nähe war ein Feuer von wohlriechendem Sandelholz, das vor dem Schuppen brannte, in welchem die Mandarinen ſißen , um die Hinrichtungen zu beauf ſichtigen ; das Feuer diente, um den abſcheulichen Geſtank zu ver freiben , der aus den hier befindlichen faulenden Köpfen aufftieg.
Nachben wir eine geraume Zeit gewartet , wurden alle Verbres cher eingeführt, die meiſten gingen, doch wurden auch viele in Körben herbeigeführt, und an der für ſie bezeichneten Stelle heraubgeworfen , wo fte bann bewegungelos liegen blieben, ent. weber aus Furcht, oder weil ſie während des Proceſſes und der
Gefangenſchaft mißhandelt worden waren. Hinter jebem Vers brecher ftanb ein Mann, und brachte ihn in eine knieende Stels lung mit dem Geſicht nach dem Boden hin, unb hielt ihn in
dieſer Stellung feſt an den auf den Rücken gebundenen Händen, Im Falle von Widerſtand, der aber ſehr ſelten vorfommt, wird von einem zweiten Gehülfen der Verbrecher am Zopf ges halten , und mit Gewalt gezogen, ſo daß der Naden ausgeſtredt ift. A18 alle Verbrecher in der erforderlichen Stellung waren, ergriff der Scharfrichter mit beiden Händen einen Säbel und ſchritt ans Werk. Dießmal war es ein ſanft ausſehender Sol dat, den man aus den Reihen der Armee ausgeleſen hatte. Das
Hinrichtungswerkzeug war ein gewöhnlicher Säbel von drei Fuß Länge.
Ed ideint feine beſondere Waffe nöthig, denn die
Officiere der Armee, welche ihre Säbel ,, Blut foſten laſſen mols len " – anxious to flesh their swords, lautet der engliſche
ober dreier Köpfe der Fall war.
Wenn der die Hinrichtung
beaufſichtigenbe Beamte das Wort „pan“ quégeiprogen, und der Verbrecher den ſcharfen Befehl erhalten hatte, fich nicht zu rühren, bob der Scharfrichter ben Gabel gerade in die Höhe, und führte den Hieb mit der vollen Stärfe beider Arme. Die furchtbarr Ars
beit girg ſehr raſch ; war der eine Kopf gefallen, ſo ſprang der Scharfrichter mit einem Saße an bie Seite bee nächſten, und in faum 3 Minuten waren alle 33 enthauptet; ſämmtliche Köpfe mit Ausnahme des erſten waren mit Ginem Streiche völlig bom Runipte getrennt worden. In drei oder vier Fällen , wo die Fingerichteten ibre bolle Stärfe behalten hatten , richteten fich die
Körper nach der Enthauptung ganz aufrecht auf, und ør. Meas doms glaubt, wenn der Tintenftehende Mann fte nicht gehalten hätte, ſte wären aufgeſprungen . „A16 dieſer Theil der Tragödie vorüber war , wurde die ſchauberhaftere Arbeit der langimen Hinrichtung an dem legten
Verbrecher vollzogen, der an bas oben erwähnte Kreuz gebunden wurde. Er war ein ſtarf gebauter Maun, etwa 40 Jahre alt ; er war anfangs entkominen , hatte ſich dann aber jelbft freis
willig einem gewiſſen Lobe überliefert, um jeine Frau und ſeine Kinder, welche nach ber bei der dineſtichen Regierung in ſolchen Fällen gewöhnlichen grauſamen Politik gefangen gelegt worden waren , von der Tortur zu retten. Ihm wurbe das Fleiſch vou der Stirn und Vruft, von den Händen und Füßen mit einem
kurzen Meffer abgeſchnitten, dann der Körper alsbald vom Kreuz genommen und ihm das Haupt abgeſchlagen . Die Dauer der Sirafe war 4 oder 5 Minuten . Die Leichen wurden dann in Särge gepadt und fortgeführt. “
Eine Wanderung in Finnland. ( Fortſepung .)
Hr. N. war ſo freundlich, uns auf einen ichönen Punkt an der andern Seite der Stadt aufmerkſam zu machen , und gab und einen Burſchen mit, um uns hinzuführen. Der Weg war ſonnig und heiß , aber wir wurden belohnt durch den Walbes ichatten und die Angſicht von der erklommenen Höhe. Da Droben auf jenem Berge" fteht ein hölzerner Sempel, deſſen
Säulen und Fundament vor nicht langer Zeit von den Johanniss
Ausdruck – idhicken ſolche zu dieſen Hinrichtungen , ſo daß der
Feuern, die bei den Finnländern , wie bei den Efthen , aus der
Scharfrichter ihrer eine genügenbe Anzahl hat. Die Anzahl der Enthauptungen war dreiunddreißig, und der Scharfrichter nahm
Heibenzeit her jährliche Sitte geblieben, ſtark angebrannt find. Von hier aus hat man ein weites Panorama von Tammerford
einen neuen Såbel, ſobald er fühlte daß der eine etwas minder
und der Umgegend vor Augen ; 50 Schritt weiter aber in den Walb über den heißen Granitboden hin iſt eine noch weit ſchös
1 Giner von den Säbeln, die bei dieſer Hinrichtung gedient hatten,
nere Fernſicht. Man gelangt auf einen Vorſprung von Felſen,
wurde in der Sibung der aſiatiſchen Geſellſchaft auf den Tiſch niedergelegt.
wa
10
Godna
die nicht die gewöhnliche runde Form der finniſchen Granitblöcke
könnte, berzerquicfenben Wein auf die eigne und des alten Kub
haben, ſondern ſchroff und ſteil find.
Ein trođen baliegendes
leborne Geſundheit, der mit ſeltſam verzogenem Geſicht bazu
Waldſtrombett mag außer der Sommerzeit ſprubelndes Waſſer
ſchmunzelte und gut Freund zu bleiben verſprach. Allmählich hatten ſich um uns eine Menge Rinder geſammelt, von denen
genug in den Felefeſſel bringen ; jest war dieſer leer, aber nicht unidhön. Durch einen Waldeinſchnitt febt man ron hier auf
den großen Spiegel des Sere , der auf dem Wege von Tawaſte
jebed dieſelbe unverſtändliche Litanei in finniſcher Sprache vortrug.
Daß etmad Supiergeld die richtige Antwort auf dieſel Carmen ſeyn würde, war leicht zu ahnen, daher gab ich jedem einen
huud nach Tammerfors zur Linfen fich hinzieht. Leider war jeßt fein Boot und fein Segel auf dem See zu ſehen, aber an
Ropefen , worüber fie denn auch beglüdt dhieben bis auf einen
ſeinen fernen, jenſeitigen Ufern blidten freundlich weiße und rotbe Häuſer aus dem dunkelblauen Waldesjaum des Sees hervor und verrietben Menſchenleben in dieſer ſchönen Ginjamfeit.
lich fortleierte, als es aber keine Kopeken weiter regnete, endlich
Nachdem wir nod bei Hrn . Fontell einen guten Imbiß eine
ſchieden , fam, mag Gott wiſſen , denn es war nur eine ſehr fleine
genommen und und für die Weiterreiſe, auf der wir erſt nach
menſchliche Wohnung in der Nähe neben den unberrohnt ſchei
breijährigen Buben , en chemise, der ſeinen Spruch unaufbörs aufhörte. Woher das Duzend Kinder, an Größe ſo wenig ver
200 Werſt eine Stadt mieber ſehen ſollten , mit einem kleinen
nenden kleinen Mühle.
Weinvorrath verſehen batter , brachen wir auf nach dem Kyros fall. Fünfzehn Werſt von Sammerford nach Weſten zu liegt der
bazu, ſie hatten langed ſehr blondes Haar und dunkle Augen. Ob ſie zum alten Rühleborn gehörten ? Dann war das älteſte Mädchen von etwa 12 Jahren, mit dem bleichen Geſicht, das
Nodiafall, der ſehr ſehenewerth ſeyn, aber doch dem Ryrofall bedeutend nachſtehen ſoll . Wir beſchloſſen nur diejen zu beſuchen ,
Unb merkwürdige Kinder waren es
großen dönen lang bemimperten Augen anſchaute, die arme
ſpannt waren .
Undine.
warm und ſo roth .
Biel unſerer Reiſe zuzuwenden. Einige Werft vor demſelben zeigt ein Wegweiſer, wo man in den Wald einzubiegen hat, und da gelangt man auf einen Walbweg, der zu anderer Jahredzeit
mo der Fall beginnt , auf die Feldſpiße zur Rechten geſchwun
ſelbſt für unſere fleinen Equipagen unfahrbar geweſen wäre. vorwärts, bis wir es doch endlich vorzogen , die legte zum Theil
ſehr abſchüſſige Strecke zu Fuß zu machen , denn wären unſere
vom raſchen Fahren ſchon afficirten Cabriolet8 hier zuſammens gebrochen, ſo wäre das ſehr übel geweſen ; im Walde war fein Haus zu ſeben und iſt uns fein Menſch begegnet. Den Kyrofall ( ichwediſch Korofors, finniſch Kyrofosfi) fleht man von dieſer Seite nicht, bis man nahe davor ift. Dafür
hat man denn das ganze Bild auf einmal. Langſam zieht der breite Strom bom großen See zwiſden hoher Walbung baher , bis er an die Felien fommt und der Kampf beginnt. Da ftürzt
fich das Waſſer ziriſchen zwei Klippen burdy einen Engpaß die Felêmand mit furchtbarer Kraft 40 Fuß berunter, und alle
blaue Waſſer wird zu einer gelbweißen, gefräuſelten, ziſchen den und gåbrenden Maſſe, die dann über einen kleinern Abhang
Einer der jungen Gefährten hatten ſich oben,
gen, mit gefreuzten Armeni, in ciner blau und weiß geſtreiften
auf dem gefährlichen Stege oder hatten ſich quer hinüber gelegt und warfen Holzſtücke in den Strudel; ein Theil derſelben klets
terte gemgartig die ſteile Felswand zur Rechten hinan, einem Bruber oder Geſpielen entgegen , der Beeren im Walbe geſam melt hatte ; unten im Baſſin wurden zwei Fiſchernachen mit ſiche. rer Hand geleitet – es war das legte Bild vom Kyrofors. Tage
hätte ich weilen mögen bei dieſer räuberiſchen Waſſerherrlichkeit und in dieſer romantiſchen Walbeinſamkeit. Sept hatten wir von dieſem nördlichſten Punkt unſrer Reiſe direct nach Süden zu ſteuern und zunächſt noch einige Neben. ſtationen zu überwinden , um wieder auf bie große Straße von Tammerfore nach Abo zu gelangen. Das gab Schwierigkeiten ,
ſpringt und auf einer ſchrägen Ebene fich durch allerlei Geſtein
hindurcharbeitet, dann nochmals einen kleinern Abhang binabe ftürzt und aUmählich in einem großen Baffin fid ſammelt und
was der indolente Buridhe auf der Station Järvenfyle zu ſpre
Stege bequem an die andre Seite kommen kann, aber Auge und Dhr find von dem Schauſpiel und dem Getöſe ſo angegriffen , daß man bei aller Sicherheit ſich anfangs doch nicht ſicher fühlt und ein Ges Auf der andern Seite des Fors iſt ein hoher länder vermißt. đöne Ausſicht hat, Berg, von deſſen Gipfel man eine weite welche durch die in nicht weiter Ferne liegende Kirche von Das waftfyro und ben pittoreffen Vordergrund einen beſondern Reiz gewinnt. A18 wir wieder hinabgeſtiegen waren, fühlten wir,
daß wir einer förperlichen Stärfung beburften, lagerten und un ten am Waſſerfall, wobei wir denn vollende in der leichten Som merfleidung von dem fortwährenden Staubregen durchnäßt wure ben, zerſchlugen bag knacabrób am Felien und tranfen aus meis
nem filbernen Becher, den ich auf Reiſen immer mit mir fübre
und der ſchon manche hübſche Geſchichte vom Reiſen erzählen
1
Jade, den grauen Hut mit breiter Krempe fühn auf das Dunkle Haar geſeßt, ſtand die kräftige Geſtalt ba, einem Byron gleichend, und ſchaute in die wilde Poeſie des Sturzel, die Kinder tanzten
denn unſer Schwediſch half uns hier gar nichts, und einer unſrer Reiſegefährten , der bae Ethniſche gut inne hatte und fich baburdi bieber mit den Finnen recht gut verſtändigen fonnte, wurde in
Tubig weiter fließt. Ueber den fleineren Abhang find geſchalte Jannenſtamme neben einander gelegt, ſo daß man auf dieſem
I
Sonnenuntergang fam näher und die Beleuchtung war ſo
nach Abp liegt, batten wir uns nördlich dem nächſten ſchönen
3eßt ging ed über unzählige Baumwurzeln und Steine langſam
1
nidt bettelte, ſondern ſittſam ferne ftanbund uns mit ihren
auf den unſere Erwartungen durch manche Erzählungen ſehr ge. Hinter der Station Vlajärwi, die noch an der großen Straße
1
Dieſer Gegend weder verſtanden, noch verſtand er bad wenige,
chen für gut fand ; der fortwährende Refrain glich dem Eſth niſchen : ei tia ( ich weiß nicht) und hatte jedenfalls keine an dere Bedeutung . Es entſtehen leicht ſchlimme Mißverſtändniſſe in dem Verkehr mit den Finnen dadurch , ' daß ſie ganz andere Benennungen für die Städte, Orte und Stationen haben als die ſchwediſch rebenden Menſchen del Landre. Manche Stationen haben ſogar brei Namen . Daß Abo im Finniſden Turufu hieß, wußten wir damals noch nicht, und Abo eriſtirte in der Geogra phie jenel Burſchen nicht. Olüdlicher Weiſe fam ein Reiſender, der Schwediſch ſprach zur Station und machte ſchnell den Dolls metſcher, ſonſt wären wir vielleicht nördlich nach Waſa gekom men, denn Järvenfyle liegt an der Route nach dem Norben.
Um 11 Uhr Abends erreichten wir die zweite Station von Syrofore mit dem ſchönflingenden Namen Hertuala. Aber der Name war das einzige Schöne baran . Wir paſfirten ein ziem lich großes Dorf mit ſchlechten bölzernen Häuſern und ſchlechten
1
11 ſchmalen Wegen , um zur „Staſchun " zu gelangen. Glüdlicher Weiſe war es nicht bunfel. Doch dieſes ärmliche Dorf bot und eine niegeſebene Merkwürbigkeit. Ein großer Theil der Bevölferung , Männer und Frauen, kam aus dem Bade ; die Männer en simple chemise, einer derſelben faß, wie es ſchien , in ſehr genüthlicher Stimmung vor ſeiner Thür in dem Coſtüm , bag Adam vor dein Sündenfall trug, und doch war es hier weder
heiß nod paradieſiſch. Freuen fonnte man fich übrigene bei dieſer
Gon
einem eiſernen Maulforb verſeben , und wurbe an einer langen
Kette geführt von einem großen bärtigen Ruſſen, dem ein ander rer mit einem langen Stabe und einigem Gepäck zur Seite ging Da wir den Wunſch zu erfennen gaben, die Künfte des Bären
zu ſehen, mußte der arme Dulder baran, bem fchon das Mars diren in der Sonnenbiße im höchſten Grabe unbequem war. Aus dem Dorfe war eine Menge jungen Volfe herbeigekommen .
Scene über den großen ſchönen Menſchenſchlag von Hertuala. Wir fuhren ohne längeren Aufenthalt vorwärte in die Nacht
Die beiden Ruſſen waren aus dem Drel'ſchen Gouvernement mit ihrem Ernährer Dahergewandert, und wollten ießt Finnland bis weit gegen Norden bereiſen.
landſchaft hinaue. In den Niederungen hatte fich Nebel gelagert
Nachdem wir durch raſches Fahren die dieſem Schauſpiel
und wunderlich geformte Geſtalten blidten uns hie und da aus ben feuchten Grunbe an . Die Waldpartien waren nicht ohne ein eigenthümlichen Leben ; Eulen flatterten umher nach Beute, Eichhörnchen ſprangen ron Aft zu Aſt, von Baum zu Baum,
gewidmete Zeit wieder eingebolt hatten, famen wir balb auf eine ſehr wohlhäbig ausſehende Station, Paavi, auf der eine Hochzeit vorbereitet wurde. Die Einfahrt und die Thüren waren mit Laub befrånzt, zwei große filberne Pokale und filberne Löffel in nicht geringer Anzahl wurden polirt, alles rannte geſchäftig hin und her. Der Hof war ſehr rein, denn er hatte einen
bie und ta brad ein größeres Wild burd bag Unterholz ; zmreic mal buſchte Reinefe mit unbeſchreiblicher Glattheit und Gewandtheit über den Weg und alles war wieder ftil. Nur einmal deus
tete ein dann und wann in nicht weiter Ferne aus dem Nebela chaol bervortretendes Feuer die Nähe von Menſchen an. Wahrs cheinlich waren es fiſdenbe Bauern. In den von Eftben bewohnten Gegenben fieht man auf einer nächtlichen Fahrt unzählige
maſſiven Granithoben . Neben dem der Einfahrt gegenüberliegen . ben Wohnhauſe, in welches eine Treppe mit einer hölzernen
Säulenhalle führte, ftanden zu beiden Seiten bie Stalgebäude und Speicher, in dem Wohnhauſe war eine geräumige belle Küche, und in bieſer ftanben dem Serbe gegenüber eine Menge
Feuer, umlagert von Hüterknaben, deren Heerden baneben weiben ,
großer und kleiner ſehr reinlicher hölzerner Milchgeſchirre; unter
ober von Bauern, die auf einer längeren Fahrt begriffen find
der Küchendecke hingen in langen Reifen auf Stangen harte
Das
Knädabrób. Die am Herde beſchäftigte Wirthin ſchien fich zu freuen über unſer Wohlgefallen an ihrer Werkſtatt, und ließ uns
und ſich mit ifren Pferden einige Stunden Naft ſchenken.
durch wird die Nachtlandſchaft ſehr maleriſch. Die Finnen ſchei-
ein
, auch in der Sommerzeit
die Nacht warm war, wurde und doch allmählich fühl, denn bei
Nachtfahrten bringt die Stunde vor Sonnenaufgang immer das Gefühl der froſtigen Unbehaglichkeit. Die träger Nebelgeſtalten in den Gründen mebrten fich unaufs haltſam und legten ſich in Bewegung um vor dem ftrahlenben
Blick der Königin zu verſchwinden, die mit ihren Roſenfingern die Gipfel der Berge färbte und dann ihre warmen belebenden
Korb vol Knäckabröd, Butter , friſchen Ziegenkäſe, geſalzenen Lacho, geſalzenes Rindfleiſch und eine Delicateſſe der Finnlån . der, geſalzene Ruheuter.
Wir leiſteten was in unſern Kräften
ſtand, ohne jedoch jene Hauptdelicateſſe gehörig zu würdigen . Bebient wurden wir von einer baarfüßigen , hochgeſchürzten ,
ſchlanken , jungen Magd, die mehr einer Iriſh Peggo , als einer Finnlanbatochter glich .
In ihrem hübſchen Gefichte mit
Strahlen dahin gleiten ließ über die vom Schlummer erwachende Erbe ; ein andere Leben als bas der unheimlichen Nachtgeſtalten wurde hörbar im Walde und das Menſchenherz wurde wieder trarm es war ein prachtvoller Sommermorgen ! Wir hatten nun bid Abo, mohin wir am Abend zu kommen gedachten, noch circa 150 Werſt, und wir wollten wo möglich
ben bunfeln Kaftaniengugen war viel Phantafie; bas lange braune Haar, mit dem einige Flechtverſudje gemacht waren , walte um ihren Kopf, wenn fie mit großer Behendigkeit hin und her trollte. In ihrem ganzen Weſen hatte ſie eine rehartige
ohne Aufenthalt dieſes Ziel unſrer Reiſe erreichen, aber ich fühlte,
verſtand, nach dem Preiſe der Frokoſt fragten, forberte ſie von
Daß meine Kräfte nicht ausreichen würden, daher legte ich mich auf der Station Karva etwas zur Ruhe. Zwei Stunden Schlaf erfriſchten mich
uns à Perſon 6 Ropefen (= 2 Neugroſchen ). Wir gaben ihr etwas mehr mit dem Bebeuten, der Ueberſchuß ſey für dat
Wildheit .
Da fie nur finniſch ſprach,1 war an eine Converſation
gar nicht zu denken. Als wir bei der Wirthin , die ſchwediſch
hinlänglich, wäre nun noch ein belebender Kaffee þinzugefommen,
ſchwarzbraune Mägdelein, und da Enirte dieſe ſehr erfreut und
ſo wäre mir übermäßig mohl geweſen, aber an ſolchen trands atlantiſchen Lurus war in Karva nicht zu denken . Friſche Milch mußte die Stelle des Kaffee't vertreten , ſchwarzes Knådabrób
unter den Strahlen ihrer braunen Augen fuhren wir davon .
und Butter kamen dazu, und um uns recht zu regaliren brachte und die kleine runde blonde baarfüßige Magd noch geſalzenen Fiſch und gebratenen Sped. Dag war und freilich ein zu ſubſtantielles Frühſtück um halb 6 Uhr, aber ihr Wille war gut und wir zahlten gerne einige Kopeken mehr für die nicht genoſſenen Delicateſſen . Raích ging ell nun vorwärts burd minber intereſſante, aber fruchtbarere Gegenden als die welche wir zuleßt geſehen hatten ;
überat maren Dörfer und große ſchöne Roggenfelder. Ein Fluß den zog zur Rechten entlang, mit manchen Stromichnellen. Auffallend waren eine Menge Windmühlen , ſo klein baß fie wie
Spielzeuge für erwachſene Menſchen auchſaben . A18 wir auf der Landſtraße babin fubiren , fam und ein merfrürdiger Gefel ents gegen , Arta Troll's brauner Vetter. Der arme Braun war mit
( Fortſeßung folgt.)
Cabecillas 1) Guerrilleros. Der Raſtreador.
2. Die Höhle von Pucu a ro . 68 war ungefähr um zehn Uhr desſelben Abende, die Stadt Pucuaro
lag in tiefem Solafe, nur wenige wachten noch, unter dieſen die junge hübſche Cigarettenmacherin und ihre Mutter ; ihre Thüre war verſcloſe ſen , wie auch die Fenſter hinter den Holzgittern ; die beiden Frauen ſaßen in einem Gemache nach dem Garten zu, der mit Granatbáumen und rothem und grünem Pfeffer bepflanzt war. Man funnte leicht in den Garten durch die Cactuebeden eindringen , welche fich zu beiden Seiten des ģáudchens nach der Straße hinzogen. 3n Abweſenheit des Hausherrn und Vaters des jungen Mäddens, welcher der Sache der Inſurrection unter dem General Teran im
12
no
Und wirft dereinſt die Trummer
Staate Dajaca diente, lebten Mutter und Tochter von dem beſcheidenen Ertrage ihrer Gewerbie als Cigarverad. Und wenn die alte Frau
Meines jerriilenen Herzens reben .
glaubte, és höre fte niemand, ſagte die Mutter zur Tochter : Nun, hatte idi Unreot, tuz, bir zu ſagen, daß nưan die Männer weit ficherer durch Verſmåhen und Stolz an fich zieht, als durch die Codung füßen
Dieſe Verſe find galant, ſagte die Allte, fie ſcheinen mir auch nicht gebrudt. Luf , das iſt dein Name, du biſt es , die ſie eingibt ; ex ift aud die Stimme des jungen Cavaliere mit den ſchwarzen Augenbrauen . Es wäre mir lieber Andred Stinine zu hören , ſagte Luz. Was liegt daran ? Leihe dem einen dein Herz, dein Ohr dem andern . Und die beiden Frauen warteten auf die Folge des Geſangeb ; aber auch der Sänger wartete auf einige Aufmunterung auf ſeine verliebten Stanzen , und man antwortete ihnen nur durch das tieffte Schweigen . Er hielt fich indeß noch nicht für überwunden , denn nach einigen Augen:
facheine und zärtlicher Blide ? Da ſind nun zwei Männer, die in zwei
bliden ließ ſeine Stimme ſich aufs neue hören und dießmal in dem
Tagen in die Neße gefallen find, welche der Stolz und die Schüchterns heit deines Betragend ausgeſpannt hat, die fonft nur das willige Måd:
Garten , deſſen Hede der Muficirende überſchritten hatte. Hier , ohne daß man ihn noch ſehen fonnte , begann er unverrüdt mit denſelben
Bertendo, der ihr unbefannt war , fo viel Veratung in Bezug auf die Inſurgenten gezeigt hatte, ſo war dieß eine lift, die fte aus Klug heit anwendete. Mutter und Tochter ſprachen bei ihrer Arbeit zuſammen.
Das Geſpräch hatte eine gewiſſe Wendung genommen , die theilweiſe dao ſpaniſche Sprüchwort, das in Merico felbft in der beſten Geſellſchaft
angewendet wird : „ toda vieja es alcahueta“ rechtfertigte. Da fie
dhen in dir geſehen hatten , und unter denen du dir jeßt einen Ghe
Verſen , auf die man nicht geantwortet hatte. Es war in der That
mann ausleſen fannft. Ihr glaubt , meine Mutter , erwiederte das junge Mädchen , daß
Berrenbo, dem nicht ſo viel improviſirte Dichtung zu Gebote ſtand, daß er jie hätte vergebens verídleudern mögen ; aber der Geſang ging nicht weiter, und nian hörte eine Degenflinge beim Ausziehen aus der Scheide flirren , dann zwiſchen zwei Sprechenden Drohworte auswechſeln . Jeſus! Sie werden ſich ſchlagen , rief die Alte mit Entſeßen ; fie ziehen den Degen, e8 iſt um unſere beiden Beſchüßer geſchehen ! Wat dag Degenziehen betrifft, ſo hütete fich Berrendo deſſen wohl , denn er hatte fein Nappier gegen die Mandoline zurüdgelaſſen , und fand fich von Andres überraſcht, der, vor ihm in dem Garten verborgen , faſt das ganze Geſpräch mit angehört hatte, defien Gegenſland ſein Nebenbuhler
dieſe beiden fremden Cavaliere . .
Db ich es glaube ! Das wird nur von dir abhängen , nun fie
beibe burch den Shein von ſchüchterner Jungfräulichfeit, den ich dir anzunehmen gerathen habe , eifrig um dich werben. Ileberlaſſe den Haßlichen , welche die Kälte befämpfen müſſen , das zuvorfommende .
Wefen , die halben Worte , und das anziehende lächeln. Sieh , mein Rind, die Männer lieben hübſche Mädchen wie dich nur gerade ſo viel, als dieſe fich ſelber ſchäßen und lieben. D , wenn du es wollteſt, fónnten wir zwei Führer , zwei Gefährten ſtatt eine auf unſerer Reiſe haben, um ung nach Tehuacan zu deinem Vater zu geleiten. Scheinen dieſe beiden Cavaliere dir nicht geeignet, und mit fräftigem Arme und ſtarkem Herzen zu dienen ? In der That , fie deinen an die Gefahren des Bürgerfriego ges
wöhnt ; aber wie beginnen ? Wenn ich den einen vorziehe , wird der andere entmuthigt werden , teinen haben .
.
und ſtatt zweier Beſchüßer werden wir
D, meine Tochter ! Gerade wenn du gegen beide falt bleibft, indem .
du fie hoffen låfſeft, daß der tapferſte vielleicht der Vorgezogene feyn tird , wirſt du ſie beide bis ans Ende der Welt führen , um alóbann
durch deine Wahl einen derſelben glüdlich zu machen . Und das meine Mutter, fagte Luz ſeufzend, das ſcheint euch leicht ? mir ſcheint es unmöglich , daß , wenn mein Herz zu Gunſten eines {pricht, meine Augen und mein Mund das Gegentheil ſagen. Du wirſt dich mir fügen, aber dieſer Rede nach ſcheint dein Herz .
rhon gewählt zu haben. Der junge Cavalier von dieſem Abend ,
mit
den ſchwarzen Brauen und den Augen voll Feuer .... Don Andres hat mehr Flammen in dem einzigen Auge, das ihm geblieben iſt als der jüngere in ſeinen beiden , und ſpricht nicht der Dolchftoß, der ihn des andern beraubt hat, zu Gunſten ſeines Muthes ? && iſt nach meinem Sinne eine ruhmwürdige Narbe. G8 iſt wahr , biefem burdbringenden Auge ſcheint nichts zu ents
gehen . Haft du nicht geſehen , wie raſch er geſtern errathen hat , daß wir im Grunde des Herzend der Inſurrection günftig regn müßten ? Seine Scharfſicht und ſein Muth ſollten ſie nicht die , welche er 1
liebt, vor aller Gefahr bewahren ? øm ! Dieſe Scharfficht iſt ein Reiz bei dem Geliebten und ein ụebelftand bei dem Themann. So weit waren die beiden Frauen in ihrem Geſpräche gefommen,
.
.
und er geweſen war.
Haltet ein , Herr Cavalier ! rief die Mutter , meine Tochter hat niemanden das Recht gegeben , ſich für ſie zu ſchlagen ; aber es hångt von euch ab , ob einer der beiden ſie ſpáter erhålt. Bei dieſer unerwarteten Grmuthigung ſchwiegen die beiden Stina
Romit hieher an dieſes Gitter , begann die Alte wieder , emia pfanget von einer Mutter , die eiferſüchtig über der Ehre ihrer Tochter wacht, binte Probe ihres höchften Zutrauens. Meine Tochter und ich werden beide den für einen Nichtswürdigen halten , der nicht mit den Degen in der Scheide und Frieden auf den Lippen und im Herzen hierher fónimt. Andres und Verrendo zeigten fich beide den Hut in der Band in der Lichtfreis, den zwei Jarzlichter durch die Gitter warfen , der erſte ohne Groll und vertrauensvoll auf das ſüße Geſtändniß , wels nien .
dhed er von den Lippen des jungen Mädcheng erlauſcht hatte , der andere mit der Sicherheit, die er dem Gefühl ſeines eigenen Werthes Nun miſdite die Mutter mit ſo viel Geſchidlich feit ihre
perbanfte.
Verheißungen, die Schüchternheit ihrer Tochter zu bekämpfen , und die Schilderung der Noth einer Wittne und einer Waiſe , fern von dem Haupt ihrer Familie, burdeinander ; ſie wußte in den Augen der beiden Liebhaber die Hoffnung bee ſüßeſten Lohnes ſo fehr zu beleben , daß
jeber, ficher ſeinen Nebenbuhler zu beftegen, verhieß, Mutter und Tods ter bis ans Ende der Welt zu geleiten , ohne die erſt kurz geknüpften. Dande gegenſeitiger Freundſchaft zu zerreißen ; denn , um das Eiſen zu (dmieden ſolange es heiß war , beſtimmte die fluge Alte den übers .
nåchſten Morgen als Tag ihrer Abreiſe nad Tehuacan , worauf einer und der andere reine Wohnnng aufſuchte.
Du fiehſt luz , ſagte die fiegreiche Mutter , daß alles von der Art
abhängt, wie man etwas angreift, und daß ich die Rette um zwei Herzen gerdlungen habe, über die du fünftighin nach deinem Willen gebieten fannſt. ( Fortſeßung folgi.)
als das ferne Klimpern einer Mandoline in dem Soweigen der Nacht
erklang ; dann fang eine mehr männliche al& wohllautende Stimme in der Straße folgenderweiſe : Luz divina de los Ojos Que me tienen cautivo,
Que si vieras les despojos, De mi corazon vivo .
Himmliſches Licht meiner Augen , Du hältn mid gefangen,
Verlag der 3. O. Cotta’ſchen Buchhandlung.
Ariti dhe Inſecten. Gin Gr. White legte in der entomolo: giſchen Geſellſchaft zu London eine Spinne und mehrere andere Inſecten aus den arktiſchen Gegenden vor, und bemerkte nicht nur, daß die Zahl der Inſecten in jenen falten Gegenden viel größer ſcheine ald man gewöhnlich glaube , ſondern auch daß die Gier dieſer Dipteren der hef=
tigſten Kälte Monate lang widerſtünden, ohne daß die Lebensfraft darin jerſtört würde.
(Athen . 13 December. )
Berantwortlicher Nedacteur Dr. Gd. Widen ma nn.
Das Ausland . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 4.
5 Januar 1852.
Der erſte Monat der neuen Regierung Bonaparte's | anfangen werden, wenn der factiſche Widerſtand aufgehört hat. iſt vorüber, und ſchon jept fann man ſagen , daß die unklugen Stimmen in Deutſchland, welche beim Eintreffen des Ereigniſſes
Dieſer hat längſt aufgehört, und die Schwierigkeiten zeigen fich
in Menge : er fann feine Discuſfion zulaſſen, denn jebe muß
vom 2 Dec. gejabelt haben , balb Urſache haben werden , ihren Jubel bedeutend zu ermäßigen. Wað vorerſt die innern und offen kundigen Maaßregeln des neuen Regenten betrifft, ſo glauben wir ſo ziemlich bie allgemeine Anſicht auszuſprechen, wenn wir
gegen ihn ausſchlagen ;
jagen, daß er ſehr deutlich auf eine faiſerliche Regierung mit höchſtens berathender Repräſentantſchaft –– worauf auch ſchon der Name Conſulta hindeutet - loøfteuert. loefteuert. Db ihm das Schwert
ſolche nicht auf friſcher Thai des Aufruhro ertappt wurden, kann er feine vor Gericht ſtellen, weil er ſich unvermeidlich einem freis ſprechenden Urtheil ausſeßt, er hat alſo keine Wabl, ale fte in Freiheit zu ſeben, oder in willkürlicher Gefangenſchaft zurücts
der unbeſchränften Gewalt nicht zu ſchwer werden wird, wollen
er hat alle Parteien ohne Unters
ſchieb verlegt, und muß eine gewaltſame Herrſchaft führen, die fich, wie auch das vorſichtige Journal del Debats zu verſtehen gab, ichnell abnußt. Von allen eingeferferten Perſonen , ſo weit
wir vorerſt nicht unterſuchen , denn wir können ja nicht wiſſen , welche Hand eigentlich den Degen führt, ober vielmehr welcher
zuhalten, eines ſo ſchlimm als das andere. Bereits haben ſelbft
Kopf ben Degen regiert. Dae fönnen äußerſt gewandte, grunts
Mißvergnügen äußert fich ſo offenfundig, daß es nothwendig ans ſtedend werden muß. Kurz, wenn ſich der Kaiſercandidat auf
geſcheidte Leute ſeyn, ob es aber Franzoſen find, iſt eine andere
Frage. Unläugbar iſt, daß von allen marquanten Perſonen , die ſeit dreißig Jahren Frankreich regiert oder als hochangeſehene Deputirte auf die Geſchide Frankreich
einen Ginfluß geübt ha.
ben – mit einziger Außnahme des Grafen Montalembert, den ſeine bisherigen Freunde auf das härteſte verläugnen - nicht Giner auf die bonapartiſche Seite hinüber getreten iſt. Wenn Darin nicht ein größeres Verbammungeurtheil, al8 in den 7 Mil . zuſtimmender Voten eine Billigung zu finden iſt, ſo haben
die conſervativen Stimmen, welche darin eine Rechtfertigung Lud wig Bonaparte's ſehen , eine höchſt demagogiſche Anſicht vom alls
gemeinen Stimmrecht an den Tag gelegt. Der Vortheil der Res präſentativverfaſſung iſt, daß man fähige Männer an die Spise ſtellen muß, weil es fich darum handelt die Maaßregeln der Regierung offen zu vertheibigen . An die Stelle biefer moraliſchen
Nöthigung hat nun der Kaiſercantitat ſein eigenes Ermeffen geſeßt, und die Wahl wird ihm um ſo ſaurer gemacht, als die erfahrenſten Männer ihm ihre Mitwirkung, wohl nicht ohne gute Grünbe, verweigern . Wir könnten in Deutichland der Art, wie fich Kr. L. Bonas parte in einem ſo gut wie unmöglichen Unternehmen abmüht,
mit philoſophiſcher Ruhe zuſehen , und ſelbſt mit einer gewiſſen Dofte Schadenfreude darüber, daß die Franzoſen , welche auf die Freiheit8. beſtrebungen anderer Völfer mit fo berachtender Miene berab-
geblidt, von einem vielfach ſo gering geſchäften Manne in dieſer Weiſe aller Freiheit der Bewegung beraubt werden ; allein Franfreid ift ein viel zu wichtiges Glied in der europäiſchen Geſells ſchaft, und es ſtehen augenſcheinlich zu berechnende Köpfe hinter dem gangen Spiel, ale daß wir uns einer philoſophiſchen Rube ober einem Anflug von Schadenfreude hingeben könnten. Wir haben früher bemerkt, daß die Schwierigkeiten be8 Präftbenten erft
einige bedeutende Generale ihre Entlaſſung eingereicht, und das
jein inneres Frankreich beſchränft, jo iſt einleuchtend, daß ſeine
Herrſchaft in wenig Monaten zu Ende gehen muß. Es gibt aber ein Mittel bicien boien Ausgang hinauozuſchieben , wo nicht gar zu vermeiden . Frankreid, hat an den innern Streitigkeiten ſatt bis zum Ueberbruß, es fonnte geneigt ſeyn , ſich auch einmal wieder auf die außern zu werfen. Bricht ein Krieg aus, oder macht vorerſt auch nur Frankreich ſeinen auswärtigen Einfluß auf eine ſchroffe Weiſe geltend, läßt die Regierung mit drohen dem Anſchein Truppen maridhiren , ſo wird die Aufmerkjamfeit abgelenft , und – was noch wichtiger iſt, im fritiſchen Augens blid werden die innern Feinde, um das Land nicht nach außen
zu ſehr zu ſchwächen , an fto balten, und die jeßige Regierung mehr gewähren laſſen ; fommt es gar vollende zum Kriege, ſo ſammelt ſich eine Menge Leute um die Regierung, neue Intes reſſen entſtehen, neue Menſchen kommen empor, die nichts mehr mit den alten Parteien gemein haben, fur; man kann nach und nach eine Regierungs- und napoleoniſche Partei ſchaffen. Je ſchlechter die Stellung Ludwig Bonaparte ' jest im Innern ift,
um in gewiſſer wirb er fich auf die äußern Fragen werfen , und
ſchon ſeine Stellung treibt dazu. Nach Turin joll der Sohn . Des geweſenen Miniſters Caſabianca abgefertigt ſeyn ,, um Forder rungen wegen Nichtaufnahme erilirter Franzoſen und wegen Zügelung der Preſſe zu ſtellen ;, daß auch Perftgny mit ähnlichen Forderungen , zu denen man noch die pon 20 Jahren her batis
rende Kriegsentſchädigung von 70 Millionen geſellt, nach Belgien geſendet wurde, iſt ohnehin befannt. Man ſchlägt zwei Fliegen mit Einer Klappe, wenn man ſo gegen Piemont und Belgien aufs tritt ; man entfernt die mißliebigen Franzoſen von ben Orangen und man begründet den franzöflichen Einfluß in napoleoniſcher
Weiſe mit Gewalt unb Drohungen. Der Rüdtriti Palmerſtone
14
on
Erwartungen . Von der Durch Königin Chriſtine geſtifteten Unis
erllárt fich hierauß ganz natürlid : Palmerſton hatte gegen Defterreich alle Rüdfichten aus den Augen geleßt , und war ſchon zu weit gegangen, um noch zurückzuweichen ; wenn aber Hr. Bonas
verſitat, bie 1827 nach Heliingfore verlegt wurde, iſt nur die
parte gegen Belgien und gegen Piemont auftritt, ſo müſſen Defters
nicht mehr bem alten Zwede dient, ſondern zu einer ſehr guten
reich und England fidh nähern, weil beibe ein Ueberwiegen des franzöſtſchen Einfluſſes, das eine in Belgien, das andere in Italien nicht zugeben können. Bleibt Hr. Ludwig Bonaparte am Ruder, ſo ift ber europäiſche Friebe aufe äußerſte gefährbet, und fällt er, ſo fißt die Republik fefter im Sattel wie vorher. Wer den Staatéftreich Lubrig Bonaparte's förderte, hat eine Thorheit bes gangen , oder — die Sache in Europa zum Bruch treiben wollen.
Navigationsicule eingerichtet iſt. Rings umber ſind einige bübiche Parfanlagen gemacht. In der Hauptfirde, deren Thurm und Aeußered nichts weniger als anſprechend find, war der Maler Edmann mit einem großen Frescogemälde beidhäftigt, 18 wurde und aber nicht ges ftattet bad begonnene Werf zu feten .. Tiefe Kirde birgt manche merkwürdige Gräber, wie das ron Katharina Mondtochter, einer finnlichen Bäuerin , Gemahlin Des unglüdlichen Grif XIV und
Eine Wanderung in Finnland, ( Fortſepung.)
ſchön auf einem Granitberge gelegene Sternwarte übrig , die aber
Det finniſchen Oberſten Stalbantefe, tee tarfern Gefábrten Gus ſtav Adolphe unb Torſtenions. Von den öffentlichen Gebäuten iſt jept bervorragend bad ſebr große, neue Gefängniß , auf den prächtigſten Granitquabern im Solobito1 aufgeführt. Man bat
Auf den felſigen Berghöhen war es an dem Tage (20 Juni) glühend heiß , und unfere Haut trug noch lange die Spuren das von . Den Durft löſchten wir auf den Stationen mit friſcher Mild und tranken dann und wann zur Stärkung des Magens
Fluſſes gelegene alte Schloß, die Soidialdreſte der feindlichen
Portwein und Waſſer. Glücklicherweiſe war von dem Wein.
Brüter Johann und Erik. Hier wurde Johann eingeldloſſen,
Borrath , den wir von wegen des langen Wegee" aud Lammer. fors mitgenommen hatten, noch eine Flaſche ftark mit Spiritus verfekten Portweine übrig geblieben .
und mußte fich nach einer Belagerung von zwei Monaten im Auguſt 1563 gefangen geben , worauf er nach Grirebolm ges bracht wurde, und auf demſelben Soloſſe zu Abo ſaß Erik XIV nach ſeiner Entthronung zwei Jabre lang ale Gefangener, wurde aber nicht hier, ſondern in Gripéholm ermordet. Unter der Führung des Mr. Conie, eined Schotten , der ſeit einer Reihe von Jahren in Abo eine Maſchinenfabrik beſikt, be.
+
Bei der Station Siomaa wendet fich der Fluß, den wir
immer zur Rechten gehabt batten, plößlich linka ; ſeine lifer find hier niedrig und aus Granit, der vom Waſſer geometriſch
grabe und ganz glatt abgeſchliffen iſt. Bei der Station Hypois zeigt fich ein anderer kleiner Fluß mit reizender: Ufern ; eß iſt ber Aurajoki, der bei Abo mündet. Auf der lebten Station vor Abo wurde die Gegend außerorbentlich ſchön , aber leider fehlte uns die Beleuchtung , da die Sonne ſchon untergegangen Es öffnen ſich hier dem Auge immer neue Proſpecte ben war . walbeter Bergreihen, und die Landſchaft zeigt ein vollfommenes Gegenſtück zu den unzähligen Inſelgruppen , die wir bald auf unſerer Scheerenfahrt ſehen ſollten ; hier Berge unb Thal, bort
Eilande und das Meer.
Den Thurm der Hauptfirche von Abo
von dort eine weite Ausflicht, namentlich auf den Fluß entlang
zum Meere bin . Hiſtoriſch denkwürdig iſt das am Ausfluß des
ſuchten wir am Nachmittage einige Luſtörter in der Nähe der Stadt, von denen der hübſchefte „Lille Heifele“ iſt; aber dieſe ſuburbanen Schönheiten harten für uniere in den leßten Tagen auf der Inlanbéreiſe verwöhnten Augen wenig Intereſſe. Dabas Dampfidiff „ Storfurften " pracire um 4 uhrain anbern Morgen nach Belfingfore abfahren ſollte, fo fanden wir
eß rathſam, ſchon am Abend vorher mit unſern Sachen an Bord
zu gehen, und wir ſchliefen ruhig einige Stunden in unſern
fieht man lange bevor man die Stab : erreicht; Der Weg ſchläns
Die Bewegung des Schiffes am frühen Morgen weckte mich ſogleich, und ich eilte aufs Verded. Die Scheerenfahrt
gelt fich aber in ſo vielen Windungen durch die Berge und Hügel hindurch, daß man auf einer Verirbahn zu ſeyn glaubt. Um
fteht !
11 Uhr kamen wir endlich in Abo an. Wir hatten nur einen Tag auf Åbo zu verwenden , dieſe
find dicht mit Walb bewachſen ; nur bie und da ſtarrt ein foloſs
Zeit genügte aber volkommen, da wir dort feine Befanntſchaften hatten, die uns hätten divertiren fönnen, und die Stadt ſelbft
ſchildkröte zu vergleichen. Dhne dieſe Bewaldung würde eine
mit ihrer nächſten Umgebung dem Fremben wenig bietet.
Rojen.
begann. Könnte ich ſie ſchildern , wie fie vor meinen Augen Die meiſten der Tauſende von Feljeninſeln oder Scheeren ſaler nadter Feld hervor , einer verſteinerten urweltlichen Rieſens
Abo , vielleicht Flußwohnung ( A-bo ) , finniſch Juruku,
Kreuz- und Duerfahrt durch die Scheeren unheimlich ſeyn, und bem nichtſeemänniſchen Auge als eine gefährliche Dperation er
Marktplap, iſt die alte Hauptſtadt Finnlands. Grik der Heilige
ſcheinen. Jeßt fühlten wir uns durch den fortwährenden Wechiel
baute hier 1157 die erſte chriftliche Kirche. Durch den großen Brand im 3. 1826 wurde der größte Theil der Stadt verzehrt,
des Panorama an dem ſchönen Sommermorgen ſo freundlich angeſprochen , das Grün der Tannen war ſo friid , das Waſſer
auch die Univerſität und die Bibliothek brannten ab. In lepterer
ſo klar und blau , die Sonne ſo lachend, daß ein wunderbar
warder größte Theilberjuriſtiſchen Bibliothel Haubolde ente beſeeligenter Frieden in unſereHerzen einzog.
Weiße Segel,
Seit jener Zeit iſt Abo eine moderne, regelmäßig ges
groß und klein, belebten die See ; oft famen Schiffe ganz nabe
baute, recht lebhafte Stadt von 14,000 Einwohnern. Sie liegt
an uns vorbei und Grüße wurden gewechſelt, aber bald mar da& vorübergeſegelte Schiff wieder ein fernel Segel oder ein ſchwarzer Punkt. Die meiſten der Feldinſeln find unbewohnt,
balten.
nicht am Meere, ſondern an einem Flufe, auf welchem die .
Schiffe bis mitten in die Stadt hinein kommen. Der Handel
derſelbert iſt nicht unbedeutend ; von ihrer Gelbfraft und ihrem
Paradieſe für Wild und Vögel. Hie und da ſteht eine Fiſcher
Unternehmung& geift zeugt eine Walftiderpedition von mehrern großen Schiffen , die zunächft in Bremert anlaufen ſollten , um
hütte am Ufer , die vielleicht der nächſte Herbſtſturm ins Meer binabſtürzt. Auf einer der größeren Inſeln zur Linfen, erzählte uns der Capitán, iſt ein Jrrenbauð ( Doorhuſet) für Weiber. Eine feltiame Wahl des Orte. Für unbeilbare, fügte er tingu. Jaſſo! Die übrigen würden gewiß balb auch zu den unheils
ihre vollſtändige Ausrüſtung zu erhalten, und jeßt wohl auf dem Wege nach den antarftiiden regionen find. Upothefer Julin, einer der Hauptunternehmer, batre von dieſer Erpetition große
15
wo
baren gehören .
Neun Monate Herbft, Winter und weißer Früh.
fing , Sturmelgebeul, rollenbe See und Mövengefchrei, und für das Auge fortwährenb ein unendliches Ginerlei - welch' eine -
Melandolie!
Von Beit zu Zeit wurde die Inſelzahl kleiner, bte Meeress fläche größer. Um die Mittagezeit famen wir an einer kleinen
Feſtung vorbei. Das Fahrwaffer wurde balb ſehr eng und meh . Tere Meilen entlang fuhren wir wie auf einem Fluſſe : an der idmalften Stelle, bem Zungfernſunde, fönnen zwei größere Schiffe nicht aneinander vorbeiſegeln. Darauf gelangten wir in ein freies
großes Fahrwaſſer und landeten um 8 Uhr Abends in Helſingford. Da unſere 16ſtündige Fahrt von bem ſchönſten Wetter begünſtigt war, erwieſen fich alle Paſſagiere als ſeefeft, und ein beitereß gemüthliche Zuſammenleben war die Folge davon.
Der
ſchaft, daß alle ihn gern hatten. Dort ſprad er ſchwediſch, bort ruſt, hier deutſch, immer fließender, aber ſein Deutſch war
incorrect und hatte einen frembartigen Accent. Ich fragte ihn baher nach ſeiner Land &mannſchaft. „ Eigentlich bin ich ein Serbe“, erwiderte er, „aber jegt bin ich Ruſſe, und da meine Frau eine Schwebin iſt, bin ich auch ein halber Schwebe. 3ch ſpreche fünf Sprachen , aber keine derſelben gut ; indeſſen man
verſteht mich doch.“ Ich fragte ihn nun , welche Sprache er mit Dag ichien er nicht zu verſtehen ; ich ſagte das her : „In welcher Sprache denken Sie ?" - „Ich benfe in feiner
fich ſelbſt rebe.
beſtimmten Sprache ; baš iſt verſchieden, wenn ich an meine Frau benfe, die gute Seele, ſo benfe ich ſchrebiſch, Denn in dieſer Sprache benft und ſpricht fte. Darauf fragte ihn einer von uns, welche Sprache er benn gebrauche, wenn er einmal
Kaffee um 6, das Frühſtück um 9, ber Mittag um 3 Uhr bes
lieberlich geweſen ſey und fich felbft audichelten müſſe.
hagte allen außerordentlich gut ; einige feurige Naturen tranken
ſpreche ich ruſſiſch ." - Viel ſprach er von ſeiner Frau, die, obs gleich Schwedin, doch brünett ley ; er liebe nur die Brünnetten, und das ſet bei ihm wohl ein nationaler Zug , denn in ſeinem Geburtålande gebe eß keine Blondinen. So ſchwagte er fort,
noch ertra dann und wann ein Glas Wein oder ſchwediſchen
Punich, eine Miſchung von Arrac, Rheinwein, Zuđer und wenig Waſſer „von wegen der Seeluft.“ Verſchiedene Nationen waren in der Reiſegeſellſchaft repräſentirt. Reverent Mr. H. , ein ames rifaniſcher junger Geiſtlicher, mit ſeiner Frau, hatte Norwegen und Gdweben bereist und wollte jest weiter auf ber großen Der Honigmonat be8 jungen Paareß ſchien noch nicht Tour.
Dann
verſchwand aber bidweilen auf einige Zeit nach bem Vorberbed ,
um, wie er ſagre, nach einem Freunde zu ſehen. Wir vers
mutheten , der Freund Feb ein Spiritus "Familiaris gemiſchter
zu Ende zu ſeyn, fle waren fich ſelbſt genug und Taßen faſt wäh-
Art, nady welchem er gleich beim Betreten des Schiffes gefragt hatte, denn wenn er zu mir zurück fam, war ſeine Vitalität ſtets
rend der ganzen Fahrt auf einer und derſelben Banf bed Hinter.
etwas erhöht.
decks in einem und demſelben Buche leſend. Die junge Frau machte dann und wann Miene an der engliſch geführten Convers ſation Theil nehmen zu wollen , aber der Herr Gemahl icien kein Freund von „soft sawder“ zu ſeyn. Mit raſchen Schritten ging fortwährend das Hinterbeck auf | unds ab ein ernftblickender noch junger Mann mit militäriſchem Sdnurrbart, ben rechten Arm in einer ſchwarzen Binbe tragend. Es war ein Finnländer, der im Kaukaſus gebient hatte. Cein 1
Kaiſer ſon ihn den Tagferſten der Tapfern genannt haben. Ein größerer Kaiſer hat einſt einen großen General ebenſo prädicirt. Ein Komos fehlte der Geſellſchaft nicht. Kurz vor der Abs Fahrt des Steamers von Abo kam ein unterſekter ältlicher Mann mit grauwerdendem Haar, vergnüglichem etwas. rothem Geficht an Borb, idaute fich um und rief : Stewart, ein Glas
Grog ! Der Capitän ſah ihn ſchmunzelnd an und bedeutete ihm , daß die Reſtauration erſt um 6 Uhr mit dem Kaffee eröffnet
Das behagte der burſtigen Seele gar wenig, aber was war zu machen ? Er warf ſeinen Pelz auf eine Bank, fich darauf
rrerbe.
und im nächſten Augenblict war er eingeſglafen.
Zwei -Dorpater und einige Helſingforſer Studenten waren auch an Bord.
Jene verſtanden wenig Schwediſch, dieſe noch
weniger Deutſch, daher hatte die Unterhaltung einen etwas babys Ioniſchert Charakter, aber in der Hauptſache verſtandent fte fich
wohl, denn fte waren heiter und luſtig mit einander. ( Fortſeßung fulgt.)
Die Bedeutung der Worte „fan kwei " ( rothhaarige Teufel) in China. Dieſer Titel hat ſeit einer Reihe von Jahren die Engländer ſehr erbittert, fett Morriſon und Güßlaff das Wort „ Menſch " mit Barbar
überſeßt haben. Nach Hrn Thoms bedeutet dasſelbe indeß eigentlich ,,füblicher Raufmann ." Lord Napier wurde 'feiner Zeit von dem mit ihm unterhandelnden Mandarinen mit demſelben Titel beehrt , und ward ſehr zornig darüber. (Das Wort war allerdings auch in ſeiner Bedeutung füblicher Raufmann " für forb Napier nicht angenehm, denn dieſer wollte nicht als Kaufmann , ſondern als politiſcher Agent betrachtet ſeyn, " waß aber eben die Chineſen nicht zugeftehen wollten ).
Hr. Thome ſcheint' zu glauben , daß die Chineſen mit den Worten „ Fan
Die Sonne
Rweta eher den Gutopäern ein Complimentmachen wollen; nad feiner
ſchien in ſein Vollmondégeſicht, aber er ſchlief ſeine beſtimmten Poſitionen burd. Zuerſt hatte er die Hände gefaltet und die Beine über einander geſchlagen , dann löften fich die Hände und
Erklärung bedeutet , roth " fo viel als ſchön“, und ſie lieben auď dieſe Farbe,
wie fie denn alle Häuſer vorn roth anſtridien. Wenn nun die Chineſen mit „ roth" den Begriff „ ſchön “ bezeichnen , ſo können ſie unter dem
Tanken allmählich herunter, darauf machte ſich das eine Bein von bem
Nuddrud „rothhaariges Volf“ gewiß keinen Stimpf verſtehen. Was
andern los und fanf abwärts, das andere Bein folgte bald und plößlich ftand er da, rieb fich die Augen und ſah ſdelmiſch umher nach einem Morgentrant. Da die Frühſtücézeit herannahte, blieb er etwas in Bewegung, und erzählte uns, daß er in Peterburg wohne, jept von Stocholm komme und in Abo finnländiſche Gaſfreund Tchaft genoſſen habe, baber ſey er in der legten Nacht ohne Schlaf geblieben . Wir fanden nun ſeinen Morgenſchlaf durch die Schee ren bindurch und ſeinen Durft ſehr natürlich. Nach dem Frühs ftud begab' et fich wieder auf ſeinen Play und ſólief dieſelben
das Wort „ kwei“ betrifft, ſo darf man nach Hrn. Thom dasſelbe
nicht in dent beleidigenden Sinne von „ Teufel“ nehmen, ſondern es iſt ein augenieines Wort für „Geiſt“, reyen dieſe nun gut oder bö8; dems had würde „ rothhaariger Teufel" ſo viel bedeuten als „ döner Geiſt.“ ( Athen . 20 December.)
Cabecillas y Guerrilleros. Der Maſtreador. 2. Die Höhle von Pucuaro.
(Fortſepung .) Pofftionen Durch, aber in etwað fürzerer Zeit alo das erſtemal. Dann war er ganz Leben, und machte mit den Damen der Ges Die Alte hatte wahr geredet , und mit Anbruch des Tage8 ritten, fellſchaft wie mit den Herren in ſo zutraulicher Weiſe - Bekannte | wie fte" übereingefonnten waren, Andreo und Berrendo, ſo friebſam als
16
soon
wäre am Abend vorher nach ihrem Zuſammentreffen in der Kirche
Drt geführt, und er war , wie Berrendo , vor dem Geräuſch zurüds
nicht das mindeſte zwiſchen ihnen vorgefallen , mit einander nach der Höhle von Pucuaro . Nach einer halben Stunde banden ſie ihre Pferde an die Aeſte der Eiche, welche den Eingang zur Grotte verſtedte. Das Opheugehänge flatterte ebenſo unberührt , den Anſcheine nach , wie es Berrendo deo vorigen Tages aufgehoben hatte ; aber dem geübten Auge des Spurfinders zeigten ineinander gewachſene zerfnitterte Blätter an, daß es durch häufiges Gehen und Kommen oftmals berührt worden war. Bevor ſie jedoch in die Höhle eindrangen, deren ſeltſames Getöſe
gewichen , das wilde oder unſaubere Thiere verurſachten. Don Ramon berechnete alebald , da er von dieſer Entbedung hörte , von welchem Vortheil der Befiß dieſer Höhle für ihn ſeyn könnte, in der Salpeter, deſſen er bedurfte , in Menge vorhanden ſeyn mußte , er ergriff die nöthigen Maaßregeln, um ſie zugänglich zu machen, und fam ſelbſt mit einigen Mann herbei , die mit Fadeln und Hauen verſehen waren. Raum war er eingetreten, als ein dichter Schwarm von Fledermäuſen , durch den ungewohnten Lichterſchein geblendet , ſich auf die Fadeln
Berrendo ſo ſehr erſchredt hatte , fragte dieſer den Raſtreador , ob er
ſtürzten und fie auslöſten. Den Boden dedte eine tiefe Schichte von Unrath ; Don Ramon ließ Pech mit Schwefel vermiſcht darüber auo ſtreuen und anzünden ; die Flamme verzehrte alle Bewohner der Höhle,
noch irgend ein andered Loſungswort befiße als das ihm ſelber gegebene, da es unflug wäre , das Mißtrauen der Leute des Don Namon zu er: weden . Tapia beruhigte ihn über dieſen Punft, und beide traten ent: ſchloſſen in das Feldgewölbe ; da fie jedoch nicht wußten mit wem fie
1
und als ſie nach vierzehn Tagen verlöſcht war, fand ſich der erfinderiſde:
Parteigånger in Befiß eines unzugänglichen Lagerplaßeß, wo 2000 Mann
es zu thur: haben würden , gingen fie nur behutſam weiter. Kaum hatten fte einige Sdiritte vorwärts gemacht , ſo drang un beſtimmtes Getöſe zu ihren Dhren, in welchem fidh aber Menſchenſtims men unterſcheiden ließen. Am Ende eines engen Felsdurchganges, der nach dem weiteſten Raume der Höhle führte , bot fich ihnen ein ſelt: ſames Schauſpiel dar. Die Helle , welche ungeheure Gluthöfen aus:
bequem Raum fanden, und deſſen von Salpeter durchdrungener Boden ihm in Fülle die Hauptelemente zum Schießpulver darbot. Vier Somelzöfen waren eingerichtet worden und in Thätigkeit geſept; For: men wurden gemacht, um Kanonen zu gießen ; in den Augenblid ale aus dem Scooß der Erde neue Hülfømittel hervorzugehen ſchienen ,
ftrömten , zeigten unter einem ungeheuren Feldgewölbe hohe zahlreiche
fidh vergeblich, erſt Andres in ſeinem Dienſte feſtzuhalten, ſodann auch
Tropffteinpfeiler, zwiſchen benen fich eine Menge Dienſden bewegten,
Berrendo ; aber weder der eine noch der andere fonnte ſich dazu ver
und um die glühenden Metallbäche beſchäftigt waren, welche den Schmelze
ſtehen. Sie gaben als Urſache ihrer Weigerung Befehle des Generale. Don 3gnacio an , die ſie zu ihm zurüdriefen.
tiegeln entftrömten ; weiterhin an den Wänden ſtanden geſattelte Pferde angebunden , deren man ſich im Nothfalle ſogleich bedienen fonnte. Was hatte ich euch geſagt ? rief der Spurfinder. 3ft hier nicht bie Maeſtranza des Don Ramon ? Es ſind ſicher nicht die Spanier, die
jeigten fich die beiden Abenteurer in der Höhle. Don Ramon bemühte
Die Sonne ſtand noch über dem Horizont, als ſie nach Pucuaro
zurüdfehrten, und ſo Zeit fanden ihre Vorbereitungen zum morgenden
muß es der Mann ſeyn, der ſo ſehr auf den Kampf erpicht iſt, daß er
Aufbruch zu machen . Andres und Berrendo waren durch Zufall mit wohl gefüllten Börſen verſehen , und ohne ſich etwas von ihrem Vors haben mitzutheilen , fand fich jeder des Morgens vor dem Hauſe der
ſogar aus den Gräbern in den Kirchen den Salpeter hervorholt.
Alten mit zwei geſattelten und gezäumten Pferden ein , die fie, einet.
fich im Schooße der Erde verbergen , um Kanonen zu gießen. Daher Auf dieſe Bemerkung war nichts zu erwiedern.
War es nicht die
einzige Art wie das plößliche Verſchwinden des Don Ramon und ſeines Truppo fich erflären ließ ? Die beiden Beſucher waren bald von Inſurs genten umringt , die auf ſie zuſtürzten . Führet ung zu Don Ramon, ſagte Tapia. Wir fennen keinen Don Ramon ! rief einer der Arbeiter. Und ihr fennt, wie ich ſehe, ebenſo wenig Andres, den Spurfinder,
um hoffen zu dürfen , daß ihr ihn irre führen werdet. Don Ramon Nayon iſt hier und ich bringe ihm eine Botſchaft von dem General Don Ignacio Nayon , antwortete der Raſtreador , ohne ſich weiter um den Fallſtrid zu befümmern , den man ihm legen wollte.
für die Mutter, das andere für die Tochter gefauft hatten. Beim An blid der vier Pferde , welche die beiden Bewerber mitgebracht hatten, warf die Mutter dem Mädchen einen triumphirenden Blic zu ; aber das arme Rind , beſchämt ſeine Meinung zu verſtehen , antwortete bars
Don Ramon , der Bote eureo Bruder : wendet ſich an eure Herrlich feit.
Wer feyd ihr, Freund, der mich zu fennen ſcheint, und mir unbefannt iſt ? erwiederte der Officier. Ein Mann, der eine noch entferntere Aehulidh feit als die eure und die ſeinige zwiſchen zwei Brüdern zu unterſcheiden vermöchte, entgegnete Andres lächelnd , und deſſen Treue ihr nicht mehr in Zweifel ziehen werdet , wenn ich euch meine Botſchaft durch ein einziges Wort , das ihr allein hören dürft , mittheile. Der Spurfinder neigte fich zu dem Dhre des Officiero und flüſterte einige Worte, die niemand hörte, aber die demſelben eine peinliche Bez wegung verurſachten. Es iſt gut , ſagte er trocen , dieſer Mann iſt einer der unſern . Obgleid Berrendo Don Ignacio genau fannte, geſtand er ſich den noch, daß er Don Ramon niemals an der Aehnlichkeit mit ſeinem Brus der erfannt haben würde, und dieſer Umſtand gab ihm eine noch höhere Meinung von dem Scharfſinne des Andreo.
auf nur dadurch, daß fie den Rebozo über das Geficht zog , um ihr Erröthen zu verbergen. Der Spurfinder beobachtete dieſen flummen
ܨܪܕܕܕ
aglanne
Auftritt, aber wenn er auch die heimlichen Gebanfen der Mutter und Tochter nicht belauſcht hätte , waren die Geſinnungen des Mädchens nimmermehr ſeinem durchdringenden Blide entgangen. Zwei der vier Pferde wurde wurden als Relais unterweges bes ſtimmt, und die Frauen ſepten fich mit Hülfe der beiden Bewerber in
12
den Sattel. Dann wendete ſich die Alte an den einen und den am dern, indem fie ſagte: 3hr Herren Cavaliere ſend nun verantwortlich für das Leben und die Ehre zweier Frauen. Möge der erſte Graben dich verſchlingen, verdammte Duegna ! mur: melte Berrendo , indem er ſeinen Sonurrbart ftrich. Und der Zug regte ſich in Bewegung nach Tehuacan. ( Fortſeßung folgt.
Vorſchlag zu einein menſchlidhen Muſeum . Catlin, der befannte Reiſende im nordamerifaniſchen Indianerland , machte in der
Londoner geographiſchen Geſellſchaft am 8 December neuerdings den Antrag , wie man naturwiſſenſchaftliche Sammlungen von Thieren an :
ftelle, ſo auch eine für Menſchen anguftellen, und namentlich alles zu ſammeln , was auf die bahin ſchwindenden Racen , deren es beſonder8 in den engliſchen Colonien ſo manche gibt, Bezug habe ; es würde eine ſolche Sammlung für den Ethnologen und Phyfiologen gleichmäßig von
Alo Boten des General Rayon aufgenommen , wurden die beiden Abenteurer ſofort von den Ereignifien unterrichtet, welche das plößliche
Intereſſe ſenn. Er machte darauf aufmerkſam , daß mit dem Fortſæhritt der Giviliſation allenthalben die eingebornen Stämme raſch dahins ſchwänden , und ſchlug vor, namentlich an die Küſten von Norb-, Süda
Verſchwinden Don Ramong verurſacht hatten. Einen Monat früher hausten in der Höhle von Pucuaro nur Bewohner, die fich im Dunkeln aufhalten . Der Zufall hatte einen der Leute Don Ramong an dieſen
und Centralamerika Sammler zu ſenden, um die Ueberrefte der dortigen Nacen , ihre Werfzeuge u. ſ. w. zuſammenzubringen ; er ſelbſt bot fiches an nach Nordrußland und Norbafien zu gehen . (Athen. 27 December.)
Berlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
2
.
Gin Officier trat in dieſem Augenblick in den hellen Kreis , den
die Schmelzöfen beſtrahlten , und der Spurfinder rief ihm zu : Señor
1
Verantwortlicher Medacteur Dr. & d. Widenmann.
21
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 其“ 5
6 Januar 1852 .
Die Behandlung der Sterbenden und Geſtorbenen bei den Hindus. ( Vou Dr, R. 3. Clement . )
Der Tobtenbrand Indiens iſt eine eben jo merkwürdige Ers ſcheinung in Afien , ale in Europa ber L'obtenbrand ber Völfer
war, die England grünbeten .
Germaniſche Wanderungen füboſt.
warte nach Aften hinein find geſchichtlich erwieſen .
Der Zobtens
brand in Europa war ganz beſonbers den Gründern Englands oder Wobenoverehrern eigen. Sie breiteten dieſe Sitte von der Nordſee
gedwaffer erhielten, aber immer weniger und in immer größern Zwiſchenzeiten , denn wenn ſie einmal hieber gebracht wären, müßten ſie ſterben . Die Hindus ſelbſt geſteben ein, daß dieß Verfahren zu manchem Morde führt, denn ihre Religion
ſchreibt ihnen vor, baß die franfe Perſon fterben müſſe, wenn der Arzt erklärt, daß feine Hoffnung ſet.
Sobalb fte nur tobt
und faſt ehe ſie noch falt find, werden ſie nach dem Brennplaße ges tragen, welcher von einer Mauer umgeben iſt. An dieſem Plas jah ich einen tobten und einen ſterbenden Mann und auf 6 Scheiter haufen 6 Leichname, welche die hoch hinauf ſchiebenden Flammen
biß zur Oftſee und den Südküſten derſelben aus, nadi England
raſch verzehrten.
hinüber, durch die Völferwanderung fübwärte und in Folge ihred Ginfluſſe8 zu jeder Zeit auf die ffandinaviſchen Maſſen norbwarts in die jütſche Halbinſel hinein und nach den bäniſchen Inſeln .
als Truthähne waren, kleine Geier und Raben jaßen ringsumher in großer Menge auf den benachbarten Dächern und Bäumen , gierig
Nirgends in Deutſchland und den übrigen Feſtländern gibt es ſo zahlreiche und wie Kirchtöfe gebildete neben einander liegende Tobienhügel und ſo viel Urnen als in der Heimath der Gründer Englande, vorzugeweiſe im Lande der Friſen und in England ſelbſt. Die Lage folder heidniſchen Beſtattungepläße iſt immer in unmittelbarer Nähe von Dörfern .
Vögel von der Storchgattung und die größer
wartend auf die halb verbrannten Körper. Mit Schaubern eilte ich von dem Flec hinweg und konnte lange Zeit baß peinliche Bilb nicht aus meiner Erinnerung verbannen.
Reichen Leuten
foſtet das Verbrennen ihrer Todten oftmal 1000 Rupien . Armen wird natürlich nicht ſo viel Ceremonie gemacht. "
Bei
Was nun die Lobten
Eine Wanderung in Finnland.
gebräuche und Tobtenverbrennung heutigen Tages in 3nbien in den
( Fortſeßung .)
Gangesländern betrifft, ſo heißt es in dem intereſanten Buch ,,A
Lady's Voyage round the World " alio : ,,Gin merfrürb :ge8, aber höchft friebjames Schauſpiel, mos
von ich in Calcutta Augenzeuge war, iſt bag ber Sterbehäuſer an den Ufern des Hoogly. Das eine, das ich ſah, war flein
Eine zweite Auffahrt gen Helſingfors kann nicht das Inters eſſe der erſten gewähren , da der Reiz der Neuheit fehlt, aber ſchön war auch dieſe. Wieder lag da zur Linken bas felienfeſte Sveaborg mit ſeinen Feueridlünden und der ganze Felſenapparat
hieher werden die Sterbenden von ihren Verwandten gebracht,
del merkwürbigen Safene; vor une erhob fich im Glanz der Abendſonne die neue Kirche und leuchteten die Fenſterreiben der
voll find, unten auf dem Boden , oder wohl gar außen vor den
Schiffe hallten vielfach sieber von den Felfen zur Rechten und
Hütten in der brennenden Sonne ihre legten Augenblide zuzue
meldeten weithin unſere Anfunft, ein raſcher Abſchied von denen,
bringen. Die Pläße zur Verbrenuung der Todten finden ſich
die mit und den Wonnetag genoſſen hatten, Good bye, captain
ganz nahe bei .
und wir waren wieder in dem ſchönen Helſingfors. Einige Tage hier recht auszunußen war unſere legte Auf gabe in Finnland. Wir machten eine herrliche Bootfahrt nach Durholm, wo die Villa Bodſtröm inmitten hübſcher Anlagen
und enthielt bloß ein Zimmer mit vier leeren Bettſtellen , und
um in den Betrftellen, wo man ſie hineinlegt, oder, wenn diese hohen Häuſer der Neuſtadt; brei sanonenſchüſſe von unſerm
30 fanb fünf fterbende Perſonen brinnen im
Häuschen und zwei draußen . Die legtern waren in Stroh und Deden bermaßen eingewickelt, daß ich tacte fie müßten ſchon
tobt ſeyn, als ich aber nachfragte, warfen die Aufwärter die
Decen zurück, und ich ſah die armen Geſchöpfe fich bewegen. 30h denke, fie müſſen beinahe erſticft geweſen ſeyn . Drinnen in der Hütte lag eine ſehr alte Frau auf dem Fußboden , ſich ſchwer und qualvol durch ihre legte Stunde mühend, und die vier Bettſtellen waren in gleicher Weiſe occupirt, um welche rings herum die Verwandten in größter Stille ſaßen und ruhig auf den leßten Athemzug der Leidenden warteten. Auf meine Frage, ob ihnen nicht gereicht würde, ward geantwortet, daß fle, wenn fle nicht ſogleich ſtürben , dann und wann einen Löffel vol Gane
und majeſtätiſcher Bäume ein beneitendwerther Sommeraufents Von der Univerſität hatten wir noch wenig geſehen , denn die dreimonatlichen Ferien von der Mitte des Junius bis halt iſt.
zur Mitte des September hatten begonnen und feiner der Pros
feſſoren, an die wir uns hätten wenden können, war zur Stelle. Wir nahmen daher gern das freundliche Anerbieten eines der
Helſingforſer Studenten , welche mit und die Scheerenfahrt gee macht hatten, an, um wenigſten & die localitäten der Aleranders 1 !niverſität ins Auge zu faſſen. Das eigentliche Univerfitates
18 gebäude liegt dem Senatshauſe gegenüber an einem großen Plaße, Deſſen dritte Seite die neue Kirche ziert, während an der vierten eine Reihe großer Privathäuſer fteht.
Eine hohe breite Freis treppe von Granitſtufen führt in bas Univerſitätêgebäube, beſſen
innere Bracht unſere ſchon hoch geſpannten Erwartungen übertraf, und beſonders war es die Aula, gegen deren Eleganz alle bisher ges
ſternpaar mit den Lirolerhüten trieb uns gar balb fort aus dem Volfegarten, aus welchem ich jedoch noch eine Curioſität erwähs nen muß . Auf einem runden Plate neben dem Wege liegt ein
Feléblock an einer Seite behauen und geglättet, mit einer ſchwes
ſehenen heiligen Hallen dieſer Art zurüdtraten. Die amphitheatras
diſchen Grabichrift an dieſer ſchrägen Seite, die ungefähr lautet: „Wer ich bin, der hier rubt, brauchſt du nicht zu wiſſen ; Gott, ber mich gemacht hat, wird mich zur rechten Zeit ſchon finden .“
liid gebauten Sißreiben von ſchön polirten und gepolſterten Bans
Wahrſcheinlich iſt die Inſchrift erneuert worden, denn die goldnen
fen, das zierlich elegante Katheber mit den goldenen Löwen fühs | Buchſtaben glänzten ſehr gleichmäßig, aber der ſeltſame Humor ren unwillkürlich auf den Gedanken, ob nicht das wiſſenſchafts liche Wort vnd ernfte Feierreben in einem weniger üppigen Saale einen ficherern Einbrud auf die Zuhörer machen würden, die wirklich zum Hören und nicht zum Sehen und Werebenwerden gekommen find. Sehr geſchmackvoll iſt der Conferenzſaal, in welchem an dem großen rothbetudhten Tiſche die Profeſſoren ihre Sißungen und Berathungen halten . Die Aubitorien find hell und geräumig. Für die Zuhörer find in denſelben nur Banke, Feine Diſche, alſo zu Schreibmaſchinen werden bie Studenten hier nicht gebildet. Eine elegante Ordnung iſt in den großen Sälen,
in
in welchen die miſſenſchaftlichen Sammlungen der Univerſität aufs
in derſelben gehört ſicher einer fernen Zeit an. Am Nachmittag bed 23 Junius machten wir in anſehnlicher Geſellſchaft eine Fahrt nad tem Gijenbergwerf Wanda , 20 Werft
von der Stadt.
Weder in den Gruben noch in den Gebäuden
Daneben war irgend eine Thätigkeit zu ſehen oder zu hören , ſo
daß ed ichien als hätten wir die Fahrt vergebend gemacht, allein
die Geſellſdaft war zu gut, als daß wir veranlaßt worden wären den Gang nach dem Eiſenhammer zu bereuen . Vier Dorpater Studenten, luftige Geſellen und treffliche Duartettſänger, ſtiegen mit einigen andern von der Geſellichaft, um doch eine Ahnung
Dat zootomiſche und noch mehr das zoologiſche
von einem Bergwerf zu bekommen , ir eine ſchwarze Eiſengrube hinab und jangen dort Gichendorffs hübſches Lied, „in einem
Cabinet ziehen hier, mrie überall, bas Auge beſonders an und find ſehr reichhaltig. Ein befonderes Zimmer umfaßt die finniſche
fühlen Grunde. " Das ſchalte wunderbar aus dem fühlen Grunde
Fauna, in der ein Pelifan , welcher einmal in dieſes Nordland verſchlagen und hier geſchoſſen wurde, fich eigen auønimmt. Eine Bugabe zu bem lepteren Cabinet bildet eine im Corridor aufges ſtellte Geſellſchaft von Lappländern, Eskimos u . 1. w. beiberlei Geſchlechte b. H. Puppen in Menſchengröße, ganz in ter nas tionalen Kleidung dieſer Söhne und Söchter bee hohen Norbene. Dieſe Kleidung aus fein präparirten Fiſchhauten, Vogelbälgen à
eiligſt wieder zu Tage kamen . Der Vorſchlag, ſtatt der Tiefe eine Höbe zu ſuchen , fand allgemeinen Beifall, und im weichen Mooſe auf einer Berghöhe gelagert, verlebten wir einige ſchöne Stunden . Ralter Punich, ſchöne deutſche Lieber, manch Heiterer Wig brachten bald in der Geſellſchaft eine unvergleichliche Stime mung hervor, die auch nach unſerer Heimkehr in das „ Societăto huus“ zu perpetuiren uns vollkommen gelang .
geſtellt find.
Herauf, wo es ihnen aber balb ſo ungemüthlich wurde, daß fte
la Papageno zuſammengenäht, nebſt den Waffen dieſer Nord
Am folgenden Lage, einem Sonntage , war der Himmel
männer führen den Geiſt bes Beſchauers in eine eigenthümliche Welt, aber einen widerlichen Eindruck macht es, daß man zu beu Geſichtern dieſer Naturfinder die bekannten glatten füblidhlächeln den Maskenlarven des civilifirten Europa's genommen hat . Viels
ſehr grau, allein ung der gewöhnlichen Sonntagehoffnung auf
leicht iſt dieß nur ein vorläufiges Grpediend, denn dieſes Cabinet
fcheint erſt im Werben begriffen zu ſeyn, und ein großer merks würdiger Kleiderapparat liegt noch im Corridor aufgeſtapelt.
eine Nachmittag8onne birgebend, theils auch der am vorigen
Lage erprobten Güte unſerer eigenen Geſellſchaft vertrauenb, engagirten wir uns zu einer Luftfahrt auf einem kleinen Dampf boot, das auf dem Hafen und durch die benachbarten Inſeln unter militäriſcher Muſik freuzen ſollte. Allein wir wurden für unſer Selbſtvertrauen geſtraft. Hätte der zehnte Sheil der in Helſingforê anweſenden Fremden an der Fahrt Theil genommen,
Uebrigens mögen bie Gatimos von Fleiſch uub Bein wild ſeyn, groß find fie nach Maßgabe dieſer Geſtalten nicht. Die Univerſitāt&bibliothef iſt in einem eigenen großen Ge bäube neben der Univerſität. Der botaniſche Garten , deſſen Die rector der Profeſſor Nordmann, ein Durch ſeine großen Reiſen
fter und eine Dame, die ein Freibidlet zu genießen idien . Wir
und wiſſenſchaftlichen Arbeiten befannter Mann, iſt, entſprach
hatten keine Ahnung von
unſern Erwartungen nicht. Die hoben ſteifen franzöſiſchen Hecken nehmen ſich zwar, wenn man von der Höhe das Ganze über
ſtand : ein Sturm wäre unſern Ohren angenehmer geweſen als
ſo wäre die Unternehmung für den Capitán des fleinen Stea mert eine ſehr glüdliche geweſen, aber außer und fanben fich nur ein ruſſticher Major, ein Zunfer, ein Helſingforſer Magis 1
ſchaut, nicht übel aus, möchte man aber doch in einem botanis den Garten lieber wegwünſchen und die Treibhäuſer ſeben etwas delabrirt aus . G8 mag hier jedoch geleiſtet werden , was bei
dem
Sdpredlichen , das uns bevor:
die brummenden, ſchmetternden, kräckzenden Mißtöne, mit denen Serzent, Hörner und Clarinett ſich zu überbieten unabläſſig bes müht waren . Ich habe einmal in einem Irrenhauſe einer Soirée Muſicale beigemohut, ich habe ein halbes Violinconcert eines
Neben dem botaniiden Garten iſt der 1. g. Volksgarten ,
reiſenden Marquis Proſper Manara angehört, und erſt am Tage aber dieß war zuvor die Pſeudo - Tirolerinnen im Volfégarten der ſchrecklichſte der muſikaliſchen Schreden. Und wað hätte bier
ein ſehr geräumiger Park an einem See gelegen , mit einer Res
ein Pfund Baumwolle genügt, und wohin hätten wir uns in
ftauration.
Begleitet wurde fie im Geſange von der Freiſchenden, gar ſchauers
dieſem Zwergſteamer von 1'2 Ponykraft verkriechen können ? Eine ſolche Militärmuſik in Felde muß zur Tobesveradhtung führen. Dazu begleitete uns anf der Fahrt ein feiner Regen, und es gelang den Heiterſten unſerer Geſellſdjaft nicht die oris mirte Stimmung zu erhöhen ; e8 war und blieb eine verun
lichen Stimme einer kleinen Schweſter, die , wenn ſie recht hoch
glückte Fahrt. Der Abend im Salon entidadigie uns etwas für
fingen wollte, ſich auf den Fußipigen emporbob. Dieſes Schre-
den Nadmittag.
einem ſo nordiſchen Klima geleiſtet werden kann, bafür bürgt wohl der Name des Vorſtehers dieſes Gartens.
An Feſttagen iſt es hier gewiß ſehr belebt, und wir
hätten dann vielleicht nationale Züge beobachten können , aber ung war es nur beſchieden eine ſchauerliche Sirene dort zu hören, die auf der Harfe flimperte und Deutſche Dpernarien mißbanbelte.
19
Gove
Unjer Aufenthalt in Finnland war nun dem Ende nabe. Am andern Morgen um 9 Uhr ſollte das Dampfſchiff „ Fürſt Mentichifoff " und zur Rüdfahrt nach Reval aufnehmen. Sehr
Cabecillas y Guerrilleros.
früh, gegen 4 Uhr, wurden wir durch Quartettgefang gewedt.
3. Der nádtliche Mäher.
Der Raſtreador .
Er waren die von einem Sympofion , mit dem Helftngforſer Es
Tehuacan iſt in dem Staate Dajaca gelegen, Pucuaro in dem von
Commilitonen Heimkehrenden Dorpater Studenten , die einigen
Valladolid, und es war damals feine leichte Aufgabe in Geſellſchaft von
Stönen unter den fremden im Gaſthofe ein Morgenſtånbchent brachten . Sie ſangen : , Abe , es muß geſchieben feyn !" Jebe der
jungen Schönen in dem ſtillen Rämmerlein fonnte den Abſchieds.
Frauen oder mit einer Waarenladung die Entfernung von mehr als 200 Stunden zurüdzulegen , welche dieſe Städte von einander trennt. Of war ein weiter und gefährlicher Weg. Abgeſehen von der Gefährde,"
gruß der ſchmuđen Burſchen auf fich beziehen, und die Störung
der fich jeder bewaffnete utericaniſche Reiter auøſeßte, von den Spaniern
im Morgenchlummer wirb herzlich gern verziehen ſeyn. An Solaf war nicht weiter zu benfen, denn balb begann im Hauſe ein Rufen und Reanen und Thürzuſchlagen , al8 ob Feuer aus. gebrochen wäre. Der große Hafthof war von unten bis oben mit Fremden angefüllt, ron denen die meiſten an dieſem Morgen abreiſen wollten. Hr. Louis Kleineh wußte wohl faum , ob ſein kleiner Ropf noch auf der alten Stelle fäße; ed Ichien thm nod eine Haupteigenſchaft eine guten Wirthe zu mangeln. Ein Gaſts wirth in einem großen Etabliſſement muß entſchieden ein Felds herrntalent und eine holländiſche Ruhe befißen, und muß jeden
als Inſurgent behandelt , 0. h: ohne weitern Proceß an den nådften beſten Baum am Wege aufgefnüpft zu "werden ,1 waren friedliche Reis ſende; Maulthiertreiber und Handelsleute tauſend Pladereien unter: worfen. Beſonders hatte Dajaca wegen ſeines Verkehrsmit Puebla und andern Städten zu jener Zeit mehr zu leiden alo die andern Pro:
vinzen. Die zu beſchüßenden Waarenzüge dienten den ſpaniſchen Com: mandanten zum Vorwant aller Art laſtiger Mißbrauche: bei jedem Grbaufa wurf, jeder Befeſtigung mußte man eine Abgabe entrichten. Nicht nur erlegte man nach der Laune der Anführer daſelbſt große Sugnen Geldes ,
fondern aud die alten Feubalredite fienen wieder aufzuleben ; die Commandanten erhoben zu ihreni Vortheit und ſodann zum Beften ihrer
der hundert, Fremden als ſeinen Hauptgaſt behandeln, denn auf. Soldaten einen abſdheulichen Tribut von den unglüdlichen Frauen, welches Reijen iſt jeder Egoiſt.
Sr. R. wird wohl nie ber Napoleon
der Gaftwirthe werden, denn ſorgſam elaborirte lange Rechnults gen ſind nur für den Wirth Hauptſache. erhielten wir rechtzeitig, aber eine ein neuer Paletot,Dieſe den Rechnungen ich bei dem
Wirthe beponirt hatte, war abhanden gekommen , und ich habe ibn nie wieder geſehen. Das Dampfſchiff war ſehr bereßt, es mochten gegen 200 Paſſagiere ſeyn . Die meiſten berſelben waren ſpeciell ſogenannte Luftreiſende."
Darunter verſteht man in Reval und Helfingfors
diejenigen, welche am Sonnabend per Dampf nach Helſingfors kommen, um ſich dort einen ſchönen Sonntag zu machen, und
am Montag nach Reval per Dampf zurückzufahren. Unter dieſen Luſtreiſenden war, wie ſich erwarten ließ, da Reval eine Hans deldſtabt iſt, eine nicht unbedeutende Angahl Labenhüter, die ihre ſonntäglichen Gefühle oft in einer für ihre Umgebung und Mits reiſenten höchft unbequemen Weiſe äußern, Leute, trie fie Warren
fid ihrem Lager nahten .
Die Reiſenden 'mußten fid oftmalé dazu verſtehen , weite limwege zu machen, um den ſpaniſchen Poften auszuweichen und ohne die Klugs I
heit des Andres wären ſiekaum bis an die Gränzen des Staates Dajaca gelangt. Zum Glüd war der Spurfinder in dieſem Staate geboren , fannte alle Pfade in den Wäldern , wie in den Gebirgen, fo .
daß er alle Fährlichkeiten, welche die Karawane bedrohten , abwendete. Während der ganzen Reiſe hatte die Alte die beiden Bewerber ſo geldigt zu behandeln gewußt, daß jeder abwedſelnb feine Hoffnungen ermuthigt ſah. Luz ihrerſeits war wenig fähig die Lehren ihrer Mutter in An wendung zu bringen , und hatte das beſcheidene zurüdhaltende Werent wieder angenommen , das ihr natürlich war , und wenn Andres nicht den Grund ihres Herzeng gefannt hatte, würde nichts in ihrem Bezeigen gegen ihn die Leidenſchaft verrathen haben , deren Gegenſtand er war.
Der ſchüchterne Stolz des jungen Mädchens war geſchidter geweſent als
1
die berechnetſte Gefallſucht; der Gifer der beiden Anbeter war daduro gewachſen , und nicht vermochte Berrendo bie Hoffnung zu benehmen, daß er ſeinen Nebenbuhler nodi beſiegen werbe. Die vollfommenfte
in ſeinem Titmouſe ſo meiſterhaft geſchiltert hat. Die Gruppe
Eintracht herrſchte unabláſig unter den Reiſenden , als zwei beſondere
derſelben, welche fich um den Hauptmaſt gelagert hatte, war
Greignifie Andres' Soidal beſtimmten , und die furchtbare Löſung der Liebedgeſchichte vorbereiteten , die ſich zu Bucuaro angefnüpft hatte . Zu größerer Sicherheit zog die kleine Rarawane nur des Nachto weiter. Gewöhnlich brachen ſie in der Abensdänımerung auf und rafteten den Tag über in irgend einer einzelnſtehenden Hütte, mitten im Waldes didicht oder an einer öben wüften Stelle , die allem Verfehr fern lag .
eremplarijd . Einer derſelben hatte eine ganze Literatur von Berliner Wigen bei fich, und trug Daraus unter obligatem Lachen Gin anderer war entſchiedener Freund der lyriſchen Poefie ; er abientirte ſich oft aus dem Kreiſe ſeiner Freunde, um ſich bei den Damen böchft angenehm zu machen, und ihnen Poefte von dem Genre: „Nachtigal, id hör dir fraufen ", vorzutragen .
Aber
ein tudtiger Nordweſt hatte ſich erhoben , und dagegen halten weter Berliner noch Lyril Stand. Es wurde ſtiller auf dem Shiffe, und auch etwas kläglichkeit kam zum Vorſchein, denn
!
Gines albends, der der Teßle feyn ſollte vor ihrer Anfunft zu Tehuacan, überraſchte fie die Nacht in dem Lagerplaß eines Zapotefen 3ndianere, während den Pferden ihr Maisfutter gereicht wurde , und ſie nur das Ende des Abendeſſend abwarteten , um ſich wieder auf den Weg zu
machen. Andres und Berrendo vollendeten die lebten Vorbereitungen
obgleich eine ſoldie Fahrt über den finniſchen Meerbuſen felten
zum Auſbruch, als die Alte ihnen ganz erſchrocken anfündigte, daß, ro
länger als 6 Stuuden dauert, ſtellt ſich doch oft die Seefrankheit oder wenigſtens die Vorabnung derſelben ein , die ſchon ges núgi, um den Menſchen berunterzubringen . Die meiſten Paſſas
nahe bei Tehuacan , fie ten folgenden Tag abwarten wollte, um fich in Marſd zu lesen. liud warum das ? fragte der Spurfinder überraſcht, Warum ? entgegnete die Alte , indem ſie ſich befreuzte. Der 311 : dianet, unſer Gaſtfreund, hat leßte Nacht den nächtlichen Mäher" ge : fehen, und er ſagt, wir werden ihm unfehlbar begegnen, wie er beim Mondſdein die Alfalfa - Felder (Klee) mit ſeiner großen Scheere abmaht. Bei allen Heiligen des Paradieſes, fuhr die Duegna fort , dieſer Hi
giere waren froh, ale fie Nargen , die 3nſel vor dem þafen von Reval, erblidten. Auch ich freute mich, die liebe Stabt wieder 1
zu betreten , uub ahnte nicht, taß es wohl das leştemal ſeyn würde, daß icon ein idweres Gewitter an meinem Lebenchori zont aufziehe, und ich mich in furzent, nachdem meine Sonne wieder aufgegangen , fern ron jenen üfern in einen ſchönern Pande glücklich fühlen würbe . Aber die Erinnerung an jene .
Reiſe wird mir ein ſchöner Scheidegruß des Nordens bleiben. (Schluß folgt. )
blid würde mich toster . Und was war ' es , wenn wir ihn ſähen ! ſagte Andres, er thut nie:
freut fidyl. Der Wanderer,beiſen zu Peide.zu finden manden das feine Gefahr ; aber . Es hat daher Pferdmüte.it abgenäht den Kleewas
wooc
20
Scan
Zuſammentrefen bei Tage fann nod ſớredlicher ſenn ald die nächtlichen Begegnungen ; bei Tage ſtehe ich euch für nichtë.
Der Maulthiertreiber ſdien nicht ſehr erfreut über dieſe Erhörung ſeiner Wünſche. Ihr Herren Cavaliere , ſagte er , werdet doch einen
Dieſe Ginwendung trug den Sieg davon und die Reiſenden braden nach ber legten Station auf. Der Glaube an den nächtlichen Mäher
ſchon zu Grunde gerichteten Mann nicht umbringen laſſen ?
if ein alter Aberglaube in dem Staate Dajaca. Man erzählt, daß im Anfang der Eroberung, welche durch ſo viele Grauſamkeiten entehrt wurde, ein ſpaniſcher Caballero, der ſich durch ſeinen Blutdurft gegen die Indianer audgezeichnet hatte , einen derſelben traf , wie er ein Kleefeld abmåhte.
Degen , aber ſie ftedten ſie bald wieder in die Scheide. Der Reiter ſchwanfte im Sattel mit halb zerſchmettertem Ropje , und ſein Pferd ging mit ihn durch. Als der Dragoner an den Reiſenden vorüberfani,
Der Reiter ſaß auf einem Pferbe voll Feuer , das er auf& außerfte an: trieb', und als er bei dem Mäher vorüberfam , rief er : Heda, Freund, um welche Stunde werde ich in dieſem Scritt nach Dajaca fommen ?
rendo fonnte tas Pferd ergreifen .
Niemals ! antwortete ter Indianer.
in der That , nicht weit davon, erlag das abgetriebene Pferd der Ermübung . Der Spanier, der nicht begriffen hatte, daß der Indianer
ſagen wollte, wie er mit dem ſo angetriebenen Pferde niemals hinfomme ging wüthend zurüd ; er glaubte, dieſer habe ſein Thier bezaubert und durcftad ben Indianer mit ſeinem Degen. Dieſer leßte Morb hatte dar Maaß der Uebelthaten des Spaniero gefüllt, der ſelben Abends noch verſchwand, verdammt, wie die Indianer ſagen, um die zu ſdreden, von denen ſie mißhandelt wurden , für alle Ewigkeit den Klee auf den Fels
bern zu mahen. Während einer Stunde weigſamen Weiterziehend genoffen die beiden Brautwerber außer dem Ontzüden , das die flaren Nächte füblicher Himmelsſtriche ausgießen , noch die unnennbare Luft über den Gegenſtand ihrer Liebe zu wachen . leicht über ihren Sattel gebeugt, bleich von den Anſtrengungen der Reiſe und ſorgfältig in ihren Rebozo gehüllt, ſchien Luz , gleich dem Blüthenfelde der Datura , der fich des Nachts ſchließt, noch trauriger geſtimmt als ſonſt. Gewiſſen Blumen ähnlich, welche beim Nahen des Gewitters ihre Stengel herab: finken laſſen , dien fie zu ahnen, daß ihr Schidſal fich dieſe Nacht ent . ſcheiden werde. Endlich nach zwei Stunden mußte der Zug die Abwege verlaſſen , welchen die Reiſenden gefolgt waren und die große Straße einſchlagen , die nach Tehuacan führt. Feuerſtatten auf einer weiten bene glänzten von ferne , und ſie konnten Leute geſchäftig hin- und hergehen ſehen ; Maulthiere an den Vorderfüßen angebunden, tummel: ten fich beim Scheine der Flammen , welche plumpe Zelte und da und dort zerſtreute Waarenballen beleuchteten. Die Reiſenden erfannten an dieſen Anzeichen einen Lagerplaß von Arrieros ; fie nahten fich ihnen mit Vorſicht, um ſie über den Zuſtand der Straße bis Tehuacan zu befragen , im Falle fie vorigen Taged von da gekommen waren. Gin Theil dieſer Leute war beſchäftigt, ihre Waarenballen wieder zuzuſchnú: ren , wovon die meiſten, mit Meſſern aufgeſchlißt, ihren Inhalt ſehen ließen. Mitten unter dieſer zerſtreuten Habe fland ein Mann, der mit verzweifeltem Blid auf die Zerſtörung nieberſaute et mußte der Anführer der Recua ſeyn . Kommt ihr von Tehuacan , Patron ? fragte der Spurfinder. Rayo de Dios ! rief er aus, wollte Gott, ich fame daher ! der wadere General Teran hätte mich nicht ausgeplündert , wie . ... Sagt es ohne Furcht! wie dieſe Königlidzen , deren Feinde wir find.
Die beiden Freunde zogen beim Heranfonimen des Soldaten ihre
fiel er wie eine lebloſe Maſſe nieder und regte ſich nicht mehr. Bers Nehmet eo , ſagte er zu dem Arriero , 18 wird im nier eine Fleine Entſchädigung feyn. Gott behüte mich davor ! entgegnete der Maulthiertreiber .
Der Spurfinder, ſeine Hand über dem einzigen Auge, wie um ſeine Sehfråfte zuſammenzufaſſen, ſah in die Ferne. Die Dunfelheit verhins
derte etwas zu erblicken ; aber die Finſterniß der Nacht war ſeinen Scarfſinn nicht im Wege.
Dieſe beiden Piſtolenſdüſſe, ſagte er, haben denjelben Sval ; fie wurden beide durch dieſelbe Hand, mit demſelben Maaß Pulver gelaben ; es iſt derſelbe, der fie beide abgefeuert hat. Dieſe Reiter , deren ich mehrere ſehe, haben Feuerwaffen ; der Unglüdliche , der hier nieters
geſtürzt, hat zwei Piſtolen in ſeinen Halftern. 30 hore nun Degen . geflirr ; es iſt augenſcheinlich ein Menſch , den man lebendig fangen will, und den man zu entwaffnen ſuot, ohne ihn zu tötten . 3 hóre ihn um Hülfe rufen : es iſt ein Fremder. Die Dhren Berrendo'& waren bei weitem nidt ſo fein . Er hörte weder Degen flirren, noch einen Hülferuf, und war unentſchloſſen was
er thun ſollte , als Andres im Gallopp davonſtob in der Richtung des Geräuſched, das er hörte, während luz unbeweglid und bleid wie ein Marmorbild zuſaute. Berrendo eiferſüchtig , auch ſeinerſeits ſich in
den Augen ſeiner Geliebten auszuzeichnen , wollte Andred folgen , ale .
das Geſchrei der Alten ihn zurüdhielt.
Maria Santiſſima!
wollt ihr uns allein laſſen ? Berrendo blieb
zurück, während der Fremde unabläſſig zu Hülfe rief mit einer Stimme, die ſeine Angreifer zu erſticeu ſudyten . Andreo ſpornte ſein Pferd nur
umſomehr an , deſſen raſchen Schritt man auf dem ſandigen Boden zum Glüd nicht hören fonnte . Ohne benierft zu werden konnte er drei Dragoner unterſcheiben, welche fich über einen Mann, der auf der Erbe lag, neigten , ihn knebelten und banden. Er überfiel ſie unverſehene. Es war ſchon zu ſpät, als ſie ſich in Vertheidigung ießen fonnten . Es waren drei ſpaniſche Dragoner , und dieſes reichte für Andres hin, um nicht nach Recht oder Unređột zu fragen ; er ſah nur ſeine Feinde und
einen armen Schelm , der ihrer Anzahl erlag ; wit zwei Piſtolenſchüſſen überwältigte er zwei der Angreifer, mit dem tritten wollte er aud fertig werden ; aber ſey es , daß der Spanier fich bewußt war , einer ſchlechten Sache zu dienen, oder war er aller Grörterung ſeind, furzum , er ſchwang fich auf ſein Pferd und ſpornte ed ſo heftig. daß er in einent Moment außer dem Geſicht war. Fortſeßung folgt . )
Wie dieſe Straßenräuber Samaniego und la Madrid , ergänzte der Arriero, welcher nicht zufrieden, mich fünf Piafter für jedes Maul, thier bezahlen zu machen, wag 200 Duro Verluſt für mich ergibt, 18
Mi s cellen.
noch nach ihrem Belieben fanden, aus dieſen Tercios (Waarenballen ) von allen Stoffen , die ſie enthielten, ein Muſter zu nehmen . Ich bin ein
unter dieſem Titel iſt von Major Cunningham ein Merk vollendet
Die Gilja : Topen oder buddhiſtiſchen Denfniale Central: Indiene .
zu Grunde gerichteter Mann durch die Şabgier dieſer beiden ſpaniſchen
worden , deſſen Manuſcript der Generalgouverneur an den Rath der
Strauchbiebe, die Gott ſlrafen möge ! iind der arme Mann begann aufe
Directoren geſendet hat , init der dringenden Empfehlung es auf ihre
neue zu achizen und zu flöhnen, um Ibermald die Fäufte zu ballen und
Koſten herauszugeben .
auszurufen: D ſchickte mir doch der Himmel nur zwei oder drei dieſer
20 December. )
Dem Werfe ſind 32 Platten beigefügt . (Athen
Straßenräuber, Officiere oder Soldaten zu, um meine Radhe an ihnen zu fühlen ! Kaum hatte er dieſen Wunſch ausgeſprochen, ale zwei Schüſſe fielen, deren Knall von Sattelpiſtolen herzurühren ſien .
Warrerboren in Sicilien . Das Athenáum vom 20 Decems
ber meldet von zwei furchtbaren Waſſerhoſen, welche im Anfang Decema bere von der Umgebung Marſalas aus über die Inſel hingezogen ;
Was iſt das? ſagte der Arriero.
Caftellamare foll halb zerſtört, über 500 Perſonen umgefommen und das
Piſtolenſchüſſe, Per Dios ! verſeßte Berrendo, und ſeht, da fommt
mland meilenweit unher wüſte gelegt ſeyn ; ſündfluthartige Negen und
gerade eineſyaniſcher Dragoner , den den Himmel eurēt Nadie zuſendet. Verlag der 3. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.
-
furchtbarer Hagel hätten die ( Srſcheinung begleitet . Verantwortlider Redacteur Dr. D. Diden ora nn .
Das Ausland. E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 6.
7 Januar 1852.
Beſtimmungdort angelang , fanden ſie in der verfallenen Stadt
Die Juden in China. I.
Khai-fung-fu ſowohl Mohammebaner als Zuben, die bestern
(Nach der Overland China Mail mitgetheilt von Dr. K. 3. Clement. )
in Armuth verſunfen und entartet, ihre Synagoge in einem baufälligen Zuſtande und tie unteridyeitenden Symbole ihrer
Daß ein Ueberreſt von Abrahams Geſchlecht im Innern
Die mit fleinen qugbratförmigen
China's eriſtirt, hat man bereits vor mehr als 200 Jahren ge-
Religion beinahe vertilgt.
wußt und viel länger ſchon bermuthet. Der Jeſuit Ricci wäh.
Schriftzügen auf Schaffel geſchriebenen Gelepelbücher find jedoch
rend ſeine Aufenthalte in Pefing zu Anfang des 17ten Fahrs
noch erhalten , obgleich es ſcheinen möchte, daß ſie viele Jahre
hunderts war eß, der die Aufmerkſamfeit von Ausländern ſtarf auf die Zuben von Khai- fung - fu, der alten Hauptſtadt der Pros
niemanden zu Geſicht gefommen , der fähig geweſen, dieſelben zu lejen. Die Beſuiten erwähnen die Eriſtenz der heiligen Bücher,
vinz Hornan, lenkte. Im J. 1618 wurden ſie von Ricci's Nach
ihnen ward aber nicht geſtattet, ſie zu coriren oder auch nur
folger, Uleni, beſucht, und zwiſchen 1704 und 1728 waren die Patres Gozani, Domenge und Gaubil in Folge perſönlicher Nachs forſchung an Drt und Stelle in den Stand gelegt worden , genaue Beſchreibungen von dem Volf, ſeiner Synagoge und heis ligen Büchern zu liefern. Doch bie legtern fonnten damals wenige leſen, während auch die Synagoge ſammt ben beiondern
bineinzubliden . Die chineffichen Chriſten hingegen ſtieben nicht auf folde Bebenflidfeiten, ſondern ichrieben fich nichriften, welche auf ſteinernen Tafeln ſtanden, ab und brachten 8 Hands
Einrichtungen Mofte in ichnellem Verfall begriffen waren .
Außer
ichriften mit, wovon 6 Abichnitte aus dem Alten Teſtament und 2 aud der febräiſchen Liturgie enthielten. Die Schriftzüge beſtehen aus einer ziemlich alterthümlichen Form des Hebräiſchen mit Punften (die Jeſuiten ſagen aufbrüdlich, daß tad Hebräiſche Sie find auf dicken Papier geſchrieben ,
einigen wenigen ſchwachen und fruchtloſen Bemühungen von Geis ten bibliſcher Kritifer, marb nachgehende fein einziger Verſuch
ohne Punfte mar ).
gemacht zur Erhaltung eines Verfehre mit dieſer Sandvoll Jus
genommen worden , als die Seibe worin die Bücher gebunden find, weijen Zeichen eine fremben Urſprunge auf. Zwei ijraes litiche Herren, denen fie in Schanghae gezeigt worden find,
den, bis 1815 einige Glaubenébrüber in London einen in hebräiſcher Sprache abgefaßten Brief an dieſelben ichidten und eine
offenbar mit einem Griffel, und ſowohl das Material das dazu
große Belohnung boten , wenn irgend jemand eine Antwort in
ſagen, daß ſie ſolche Bücher in Aben geſehen haben, unb ba hin
derſelben Sprache bewerkſtelligen würde. Der Brief warb einem chineſiſchen Buchhändler anvertraut, der auf der Provinz ges
und wieder perfiſche, mit hebräiſchen Buchſtaben geſchriebene
bürtig war, und von dem es heißt, daß er denſelben überbracht, was aber bezweifelt worden, da er feine geichriebene Antwort
zubeuten , daß die fraglichen Bücher urſprünglich aus dem weſt
mitgebracht.
Worte in den beigefügten Noten vorfommen, ſo ſcheint dieß ans lichen Theil von Aſten, vielleicht aus Perſien oder Arabien famen . Es findet fich nicht die geringſte Spur von chineſiſchen
die Freigebigfeit der Miß Coof, welche bebeutende Capitalien zu
Schriftzügen barin , unb fie müſſen demnach ganz und gar von Ausländern verfertigt worden ſeyn , die in China lebten oder aus
ihrer Verfügung ſtellte, über den fraglichen Gegenſtand linter-
ſuchungen eröffnet, und die Mitwirkung des Biſchofs von Victos
einem fremden Lande gefommen waren . Wa8 ihr Alter betrifft, ſo würde es idwer ſeyn , irgend eine Muthmaßung zu wagen. “
ria nachgeſucht, worauf man ſich, nachdem der leßtere dieſers wegen während feines fürzlichen Beſuch in Stanghae mit
es nicht zu bezweifeln iſt, daß eine andere erfolgen wird, und
Neuerlich hat der Juben - Verein in London , ermuthigt durch
Das Reſultat dieſer Sendung iſt von der Art geweſen , daß
Dr. Medhurſt in Correſpondenz getreten war, über den Operas man darf mit Zuverſicht erwarten , daß mindeſtens der Verfuch tioneplan einigte,, nämlich zwei chineſiiche Chriſten abzuſenden , Auslän gemad;tder werdeneinem wird Juden von irgend einem umſiğətigen und fähigen oder jedenfalls von einem Gelehrten , von welchen einer ein wiſſenſchaftlich Graduirter, der andere ein junger Mann mit hinlänglicher Renntniß im Engliſchen jepni der Hebräiſch verſteht -- nach Khai- fung- fu zu bringen, denn obs ſollte, die er fich in der Londoner Misſionár - Schule erworben .
gleich im gegenwärtigen Fall die gebradyten Probeſtücke ſoweit
Die beiden Emiſjäre machten fich am 15 Nov. 1850 auf
befriedigend und zulänglich ſind, ſo findet fich doch in dem ges
den Weg und kehrten nach einer Abweſenheit von 55 Tagen ches, n Bericht gebenewas über die Glaubwürdigfeit der Emiſſäre ſo man unter andern Imſtänden Schwergläubigkeit verurſachen
nach Schanghae zurück. Die Entfernung zwiſchen beiden Städten
beträgt 600 (engl. ) Meilen und Thai-fung- fu liegt eine französ ftſche Meile von dem füblichen Ufer bee Hoang-ho ober gelben Fluſſes, auf 34° 55' N. Br. und 114° 40' D. L.
An ihrem
würde.
22
goane
Die Pfarrwohnungen find meiſtene geräumig und freundlich ,
Eine Wanderung in Sinnland.
manche derſelben ftehen auf den ſchönſten Punften . Die Sprache der gebildeten Finnländer iſt bekanntlich die
(Schlus.)
30 tabe meinen Reijeſfiggen nur noch wenig hinzuzufügen. Eine allgemeine Charafteriſtif Finnlands und der Finnländer zu
geben, kann ich mir nicht beikommen laſſen , denn meine Wan derung in dem Lande war von kurzer Dauer, und mein Verkehr mit den Bewohnern im Innern durch meine ſehr mangelhafte Renntniß ihrer Sprache gebemmt ; beſondere aber fehlt mir die Unverſchämtheit mancher Reiſenden, die im Fluge Länder und Völfer genau erkannt und durchſchaut zu haben fich das Unſehen geben .
Nur einige Züge zu einem Bilde von Finnland und
ſeinen Bewohnern fann ich hinzuſeßen. Dbgleich Klima und Boden ſo ungünſtig find, hat doch der Aderbau bedeutende Fortſchritte gemacht. Die Urbarmachungen großer Moräfte des Sumpflandes Finnland beißt , im Finnis ? den Suomaa, t . i. Sumpfland wurden in leßter Zeit mit Energie fortgelegt. Die Induſtrie hat nicht minder große Forts Pohritte gemacht; in den großen Fabrifen find jedoch die Arbeiter
berhältnißräfig in geringer Zahl Finnen, ba dieſe som Aders bau und von der Schifffahrt in Anipruch genommen find.
ſchwediſche, aber in neuerer Zeit iſt eine Fennomanie ſebr vers breitet ; man ſchmeichelt ſich ſogar mit der Hoffnung , die finni. ſche Sprache ftatt der ſchwediſchen in die höhern Lehranſtalten ,
ſelbſt auf der Univerſität einzufülren.
Ich habe berrliche Mens
den mit Begeiſterung davon reten hören .
Dieſed nationale
Streben iſt gewiß von einer Seite ſehr zu loben, denn eine ſprachliche Divergenz zwiſchen ten Gebildeten und dem Bolt eines Landes fann zu einer furchtbaren Entfrembung führen, aber das trop tard gilt wohl aud hier. Die Geſchichte weißt Beiſpiele auf, tas man in der zwölften Stunde vergeben eine Nationalität zu retten ſuchte. Vielleicht iſt für Finnland nur erſt die eilfte Stunde gekommen , aber das affimilirende Ruſſens thum wird aud in Finnland Fiegen, wie es in Livs, Eſth- und Curland geſiegt hat , wo ebenſo die Gebildeten und Befißenden zu dem Volke ſeit einer Reibe ron Jahrhunderten in einem nas tionalen und ſprachlichen Contraſt feben . Von jenem Rettunge
verſuch in Finnland iſt um ſo weniger Heil zu erwarten , da aus
A18
materiellen Rückſichten die Bewobner Finnlands fich der ruſſiſchen
tüchtige, abgehärtete Seeleute haben die Finnen ſich von jeher bekannt gemacht; die ruifiidye Marine hat ihre beſten Leute auf Finnland, und eine ſehr große 3abl finniſcher Matroſen fahren auf wandeldſchiffen des eigenen und benachbarter Länder. Dieſe finniſchen Matroſen , deren ich in meinem Leben viele geſehen,
Regierung hinneigen. Es war mir überraſchend in Finnland ſo wenige Shinrathien für Sdyweden zu finden , obgleich der Ver fehr mit Schweden Doch bedeutend iſt. Bei jener Fennonauie waltet aud wohl der verzeihliche Irrthum ob, daß die einerſeits reiche finniſche Sprache, in der jo herrliche alte Gedichte eriſtis ren, den Anforderungen der modernen Wiſſenſdaft genügen könne. Mögen die Finnländer ſtolz den Doctor Lönnrot den finniſchen Homer nennen , und mögen die Helden der Kalevala, wie ein begeiſterter Franzoſe ſagt, oft wie die Propheten der Bibel reden,
machen einen weit weniger guten Eindruck als die aderbauenden Finnen , wie ich ſie jest im Innern des Landes ſah; das verſchies bene Geſchäft erklärt wohl zum Theil dieſe Verſchiedenheit. Die Inlandewohner ſind ein fräftiger, gutausſehender, meiſt blonder
Menſchenſchlag, nnd in der Regel ſehr ehrlich und ſehr ichweig fam . G8 find mir mehrere Beiſpiele einer rührenden Genüge famfeit vorgefommen, von denen ich eins erzählen will. Auf einer Station nidit weit von Abo mußte unſer Cabriolet ges
Ichmiert werden . Die Stationsleute ſchienen alle im Felde zu feyn ; baber übernahm der Poſtfnedt, der und dahin gefahren hatte, die Arbeit und machte ſie ſehr gut. Mit der Müße in der Hand fan er darauf zu mir und bat un ein Trinfgeld. Ale ich ihm nun brei Kopefen (= 1 Neugrofchen ) gab, befah
er fich die Kupferſtücke eine Weile, ſo daß ich glaubte, die allere dings kleine Summe genüge ihm nicht, aber nein , er gab mir 2 Ropefen zurück, und als ici ihm dieſe wieder in die Hand
und mag der Compler von Gedichten unter dem Namen Rantes
letar den poetiſden Sinn der Finnländer und die Schönheit ihrer Sprache beurkunden, eine Weiterbildung dieſer Sprache zur
Sprache der Wiſſenſchaft würde eine allmähliche ruhige Entwick lung unter der Bedingung einer ungeſtörten politiſchen Eriften ; der Nation ſeyn müſſen . Fragen wir was in neuerer Zeit in finniſcher Spradie gedruckt iſt, ſo erbalten wir die Antwort : Ein mets Grbauungébücher und lantwirtbſchaftliche Sdriften reres erlaubt auch Rußland nidir. Finnlande befter Dichter,
Runeberg, bidhtet in ſchwediſcher Sprache , und mit Begeiſterung ſingen und leſen die Finnländer ſeine Gedichte , und die Klugheit erbeiſcht auch, daß fie fefthalten an der ſchwediſchen , alſo germas
fedte und noch einige dazu, da ſtand er mit offenem Munte uud idhaute bem freigebigen Herrn nach, ale wir davonfuhren . Ju den mörblichen Gegenden nach Torneo zu ſoll ein beſonders fräftiger, aber auch etiras wilder Menſchenſchlag wohnen, daher €8 ihnen dort Hat verboten werden müſſen, nach der allgemeinen Sitte der finniſchen Männer, Meſſer mit einem hölzernen Griff
niſchen Bildung, ſie fommen ſonſt in einen Conflict mit fich ſelbſt , den ſich Nußland wird zu Nußen machen . Rufland gebt einen
in einer ledernen Scheite an einem ledernen, mit meſſingenen
länder als Officiere in der ruſſiſdien Armee dienen , wie viele von dieſen bleiben wohl gute Finnländer ? Ein Mann aus einem
Sdnalen verſehenen Riemen um den Leib zu tragen . Dieſe Meſſer find regelmäßig Tehr gut, und der ganze Apparat iſt oft hübſch. Ich kaufte einen ſolchen einein Bauern vom Leibe weg für den billigen Preis von 30 Kopefen .
Schulen gibt es in Finnland noch viel zu wenig, an Kirs
fichern Weg in der Vernichtung ber ſeinem Scepter unterworfe . nen nicht -ruſſiſdien Völker , weil es unterſtüßt wird von den Apo. ſtaten , die an ihrer Nation zu Verräthern werden um der reich lich gebotenen äußeren Vortbeile willen . Es ſollen 900 Finns
der erſten Geſdylechter Finnlands ſteht an der Spiße der Univer ſität Belſingfors . Sit er ein guter Finnländer ? Bor einem Jahre hat ſich dicie Frage deutlich genug beantwortet, als er ruiſtiche ülfe in Anſprudz nahm , um 40 Studenten , ſeine jungen Landsleute ,
Ein großer
von der Univerſität zu entfernen , weil ſie der Einladung zu einem
Tbeil der Kirchen iſt aus Holz aufgeführt und mit der beliebten braunroshen Farbe angeſtrichen. Anfangs war mir dieſe finſtere es ſchien mir Basſelbe zu dem ernſten Charakter der Landſchaft
Balle, ben er gab, nicht gefolgt waren . Die Sadie wurde zum beil beigelegt , man verbacite ibm auch mohl in Peterburg bie Form ſeines Verfabrene, denn die zur Ruſſificirung beſtellten Beamten follen , bie die Sache dein Ubidluß nabe iſt, diplomatiſch
zu paſſen.
und nach Rapenmanier verfahren , wurde er aber abgerufen von
den iſt in den bevölferten Gegenden Fein Mangel.
Heußere anſtößig .. aber allmählich gewöhnte ich mich baran , und Der Glodenthurm ſteht Tehr oft neben der Kirche.
23
Goon
ſeinem Poſten , wie man in Helſingfors gehofft hatte ? Möge meine Caſſandraftimme, daß Finnland , welches in ſeiner ganzen
ſeine Füße , und verhinderte zu ſehen , ob er , wie jelle alten Bildniſſe, Halbſtiefel von Corbuan trage. Alle Reiſenden waren zu ſehr auf
Ausdehnung erft feit 1809 zu Rußland gehört, in fürzerer Zeit
geregt, als daß ſie dieſe ſeltſame Erſcheinung des nächtlichen Máhers in
ale Livs, Efth- unb Curland ruffificirt werden wird, fich als uns
Ruhe hätten betrachten können. Die beiden Schneiden einer großen Scheere die in ſeiner Hand rich ohne Geräuſch auf und zu that , flimaierten im
mahr erweiſen ! Aus Vorſicht ſollten aber die Finnländer die neueſte Geſchichte biefer brei Provinzen recht genau fennen lernen.
Erklärung einiger babyloniſchen Alterthümer . In den leßten zehn Jahren haben die HH . Stewart, Db. Rawlin: fon und Hr. Layard die antiquariſchen Schäße des brittiſchen Muſeums mit einigen werfwürdigen Schalen von Terra Cotta vermehrt, die ſie unter den Ruinen von Babylon etwa 20 Fuß tief vergraben fanden. Es find tiefer Schalen mehr als 15, gewöhnlich 6 " breit und 3 " bis 4" tief. Die meiſten haben im Innern Inſchriften , welche am Boden be: ginnen , dann in einer Spirallinie nach linfo fortlaufen, und nachdem
fie fünf bis zehn Kreiſe beſchrieben , hart am Rande endigen. Die Sdriftzüge und die Sprache dieſer Inſchriften haben bis jeßt allen
Mondſcheine, ſo oft eine Lage Klee zu ſeinen Füßen niedergefallen war,
ſuchte der Mann in ſeiner Taſche und beſchrieb mit der offenen Band in der leeren Luft einen geheimniſvollen Kreid ; alsbald nahm er ſeine Scheere wieder auf , und der neugeſchnittene Klee bebedte den Boden zu ſeinen Füßen. Der Spurfinder ſchien einen Augenblid zu erbleiden , aber feine geſpannten Züge und das Feuer ſeines Auges zeigten an, daß, wenn die Furcht ihn ergreife, es nicht auf unfoften ſeiner unfehlbaren Scharfſicht geſchehe; dieſen Augenblid anſcheinenden Zauderns benüßte er, um das Weſen des nächtlichen Mähers zu errathen und die Urſache, welche ihn To handeln ließ . Jeſus, es iſt der nächtliche Mäher ! ſagte die Alte mit deiſer Stimme.
Dho ! ſagte der Engländer, welcher den Sinn dieſer Dorte nicht
antiquariſchen Forſgungen getroßt, in neuerer Zeit aber ſind ſie von Hrn. Glie , der in der Abtheilung der orientaliſden Manuſcripte des
verſtand. Der Spurfinder ſchüttelte den Kopf und antwortete nidhte , nur
brittiſden Muſeums arbeitet, genugſam erflärtworden . Die Sprade ift daldaid , und die Sdriftzüge gleichen einigermaßen den phóniciſden
machte er ſeinen Gefährten ein Zeichen, fid unbeweglich zu halten, glitt von ſeinem Sattel zur Erbe und warf den Zügel feines Pferdes Bers
oder der daldaiſchen Quadratſchrift. Zugleich fanden ſich gewiſſe Worte
rendo ju .
und Ausdrüde, die nur den Juden eigenthúmlich ſind , und Sr. Ellis
Foließt daraus , daß die Inſchriften entweder von den Juden ſelbſt
Was wollt ihr thun ? fragte ihn luz voll Sdređen. Stille ! verſeßte er, ihr einen Blick zuſdhleudernd, der bewies , daß
während ihrer babyloniſchen Gefangenſchaft, oder von einem Reft des Volls , das nie aus aſſyrien heimkehrte, herrühren . (Athen. 20 Dec.)
felbft Angeſichts einer übernatürlichen Erſcheinung er nicht erbebte, und nun frod er langs der Gebüſde am Wege , bis er fidh dem Diaber gegenüber befand. Es war ein Hohlweg , und die Mänder, die ihn zu
Cabecillas n Guerrilleros.
beiden Seiten einfaßten, reichten bis zur Kopfhöhe der Reiſenden . Auf dieſe Weiſe fonnten ſie alles ſehen , was auf der Böſchung vorging,
Der Raſtreador. 3. Der nåtliche Måber . ( Fortſeßung .)
Andres als Herr der Schlachtfeldes beeilte fich die Bande aufzu: lojen , welche den Fremden umſtridten ; ſein Pferd lag von einem Degenſtoß durchbohrt auf dem Boden, wie ein Stier im Circus, den der
Stoß des Matadors gefällt hat. Er ergriff eines der Pferde der Dra: goner und der Frembe ſdywang fich darauf. Ale fie beide zurüdfehrten, Müfterte Luz ein warnies Danfgebet. Ungeachtet ſeiner Radegebanfen
ohne bei einiger Vorſicht ſelbſt bemerft zu werden. Während der Zeit als Andred fich hinter dem Gebüſche hielt und
ihn mit dem Auge beobachtete, deſſen Scharfblic nichts entgehen zu
dürfen ſdien, unterbrach der Maher auf& neue ſein Geſchäft, um aber mals die Hand über das Gemáhte au & juftreden . Nun fonnte man hören , wie er mit leiſer Stimme eine dumpfe geheimnißvolle Weiſe murmelte , deren Worte unverſtändlich und vielleicht aus einer andern Welt waren. Plößlich verſdjwand Andres, und zu gleicher Zeit machte der Stamm eines Delbaumo den Squitter unſichtbar. Der Mond bes
jener Zeit noch die Furcht, den der Name „ Spanier “ den meiſten Creolen
leuchtete nur noch das Alfalfa- Feld, dat ode und faſt ganz abgemåht war. Der Engländer, der die Volfeſage nicht fannte, erwartete regungs
einflößte, daß die Maulthiertreiber nicht begreifen fonnten , wie man
los die Rüdfehy bed Andres, der ernften Sørittes zurúdfam und den
Soldaten des Vicefónige anzugreifen gewagt haben dürfte. Der Ans führer der Karawane bat daher die Reiſenden mit aufgehobenen Hån
Zaum ſeines Pferdes ergreifen wollte.
zitterte der Maulthiertreiber fie erfüllt zu ſehen , und ſo groß war zu
den, fid føleunigſt zu entfernen, aus Furcht, man möchte ſie bes Gin perjantniſſet anflagen. Der Arriero vermod te feine der von ihm er: svarteten Nusfünfte zu geben , und Andres willfahrte gerne den Bitten
dieſes Feigherzigen, der eher geneigt war gegen ihn zu zeugen, als ihm ju danfen ihn gerächt zu haben . Er trieb ſein Pferd an und wurde bald von ſeinen Gefährten gefolgt, tenen ſich der Fremde beigeſellt hatte. Dieſer war ein Engländer und hieß Nobinſon. Ich danke euch , ſagte
er ju Andres; ihr habt der Sache der Unabhängigfeit eures Landes, wie auch dem General Teran, einen wichtigern Dienft geleiſtet als ihr euch denken fönnt.
Nadi dieſer geheimnißvollen Danfbezeugung verharrte der Fremde
in undurdbringlichen Stillſdweigen. Einige Stunden weiterhin , ald beini Soein des Mondes der Zug endlich die Häuſer von Tehuacan erblidte, zeigte der Spurfinder mit dem Finger auf ein Schauſpiel, das ſie įdaudern machte. In einein Felde , nahe an der Straße , mitten in einem dichten Kieeader , auf das der Schatten einiger fahlen Delbäume fiel , mähte ein Mann auf den Boden gefauert oder ſdien vielmehr die Alfalfa zu mahen .
Gin grauer Filzhut mit ungeftülptem Rande, mit einer langen
Feder geld múdt verbedte feine Geſichtszüge; ein Hemd mit bauſdigen
Mermeln , furze Beinfleider , über den Hüften dicht anliegend, machten ihn alten Bildern aus der Zeit der Groberung åhulich. Der Klee barg
Ich hatte Unredt, meine Büchſe nicht mit mir zu nehmen ; ich wußte ießt wenigſtens woran ich mich zu halten habe . Was nüßen Kugeln gegen Geſpenſter ? verſeßte Berrendo leiſe. Habt ihr nicht geſehen, wie dieſes verſchwunden iſt, troß all eurer Bor: fidyt und Geſchidlich feit ? Nenn ich Zeit gehabt hätte, wußte ich wohl, und war es auc ein Geiſt aus der Luft , ſeiner Spur zu folgen ; aber hier länger zu ver weilen, hieße im Hafen Schiffbrud, leiden, denn alsbald werden wir die
Thirnie von Tehuacan im Mondichein glanzen ſehen. Andres feßte Fids wieder auf ſein Pferd und die Meiſenden machten fid; rajden Strittes auf den Weg , um das Verſäumte nacizuholen. Der Raſtreador war ſchweigſam und ſchien in tiefes Nachrinnen verſunfen .
Ihr glaubt alſo nicht an den näctlichen Mäher ? fragte Luz, ſein Nachdenfen unterbrechend.
Go iſt ein Mäher mit Fleiſd und Vein wie wir ; die Pferde haben bei ſeinem Anblid nicht die mindeſte Scheu gezeigt, wie die Thiere nad der Sage bei der Nähe eines Bewohnert auo einer andern Welt als ber unſern zu thun pflegen . Aber was hatte er dort zu fdaffen ? Er mähte, meiner Treu ! erwiederte Berrendo, und volbraďte feine ewige Buße. Habt ihr niặt ten ſpaniſden Hut mit der Feber geſehen , die man vor 300 Jahren getragen hat ? Es iſt eine Rolle, die er ſpielt, ſage ich euch, und wenn man das irgend thut , ſucht man auch paſſende Kleidung Dazu zu wählen ; aber
wo
21
962m
wozu dieſe Romödie ? das iſt es was ich mich frage. Gin wahrer in: dianiſer Måher hätte nicht dieſen Federhut getragen , ſelbſt wenn er
Handel abzuſchließen , erheblich großer lårm auf dem Plaße , wo die erſten Sonnenſtrahlen zwei Megimenter beleuchteten, die dort aus Mangel
dieſe nächtliche Stunde gewählt hatte ; dieſer muß daher die Abſicht ge:
einer Caſerne gelagert waren. Der General trat and Feniter, um nad der Urſache dieſes Tumulte zu ſehen.
habt haben, irgend jemanden zu täuſchen oder zu ſchreden , fuhr Andres fort; dann mit dem ſtolzen Bewußtſenn ſeines Scharfſinns über ein
dem Anjeine nad unüberſteigliches Hinderniß fich empórend , rief er
He , ſagte er , es ſind unſre Fouragiere , die noch reicher beladen ald geſtern heimfehren , aber was will dieſer Mann mit ihnen ?
aus : ich werde es erfahren , was dieſer Menſch oder dieſes Oeſpenſt
Dieſer Mann, Orcellenz, ſagte der Engländer, iſt Andree Taria,
gethan hat! In einer Stunde werdet ihr in Tehuacan in Sicherheit
der Spurfinder. Er iſt es, der mich ſo tarfer den Händen der Spanier entriſſen hat, und wenn, Dant den Waffen, die ich euch liefern werden.
ſeyn , und ich werde zwei Stunden ſpåter ebenfalls dort ſeyn . Unb taub gegen die Abmahnungen der Frauen und Berrendo's,
cure Sache am Ende den Sieg baronträgt, ſo wird Gure Grcellenz ihn
welche darauf beſtanden in dem nächtlichen Måler eine übernatürliche
dieſem Manne verbanfen .
Erſcheinung zu ſehen , fehrte Andres im Galopp auf demſelben Wege
Andres ereiferte fich und ſprach mit Feuer , aber Gelächter folgte
zurúd, und war bald zum zweitenmale verſchwunden, wie jene fahrens ten Ritter, welche, ftolz in den Augen ihrer Herzendbame ihren unbeug.
auf ſeine Reden. Wenn es Gurer Grcellens gefiele ihn anzuhören, rief
ſamen Muth zu zeigen , fich ohne Zaubern in die ſchredli ften Abens
Robinſon , ſo bin ich verſichert, Sie würden ſeiner Meinung ſeyn. A ver (ſehen wir zu) , ſagte der General , indem er Befehl gal
teuer roagten .
ihm Andres herbeizuführen.
Dieſer , fick ju Teran wendend, ſagte :
Beliebt es Vueza Gzencia zu befehlen, daß man ſdhleunigit alle Fourage verbrenne , welche dieſe Soldaten herbeigeſchafft haben ?
Soon waren Berrendo, der Engländer und die beiden Frauen nur
noch in geringer Entfernung von Tehuacan , wo fie fortan fich in Sicherheit befinden ſollten, als ein Trupp von etlichen zwanzig Reitern,
Inb woju das , wenn es euch gefällig iſt ?
am Tage und die Neße, welche jeder Reiter mit fich hatte, zeigten an,
Weil unſere Feinde fich aller Art von Waffen gegen und betiener und man ſogar den allgemeinen Aberglauben in unſerer Provinz benußt,
daß fie Futter für ihre Pferde holen wollten. Der Anführer der Reiters
um dag Pferdefutter zu vergiften , das man von dem nächtlichen Mäher
abtheilung fragte die Reiſenden aus. Das Pferd des ſpaniſchen Dra: goners, welches der Engländer ritt, beftätigte in den Augen des Officiers die Genauigkeit der Angaben, welche Berrendo auf ſeine Fragen machte. Nach dieſem Zuſammentreffen war die kleine Rarawane bald an
geſchnitten glaubt , und deſſen Beſchaffenheit man nicht beargwohnt.
welche aus der Stadt famen, ihnen den Weg verſperrten. Es war nahe
den erſten Häuſern von Tehuacan , wo wir ſie einen Augenblid laſſen
wollen, um zu berichten wer der engliſche Reiſende war, und ihn zum General Teran zu begleiten. William Robinſon war der Eigenthümer einer beträchtlichen Waffenladung an Bord einer Goelette , welche diefs ſeits der Barre des Goazacoalco vor Anfer lag. Entſchloſſen mit dem erften beſten Kunden, Royaliſt oder Inſurgent, einen Handel abzuſchließen , war der Engländer in die Hände eines ſpaniſchen Commandanten gefal: len, der einem Uebereinfommen mit ihm, zuerſt baar, dann auf Credit,
geneigt war. Dieſer Commandant hatte aber einen für ihn noch vor: theilhaftern Abſchluß ausgebacht, und nahm ſich vor , die Ladung fich zuzueignen , ohne ſie zu bezahlen. Die erſte Clauſel des Handeld war Dem Englånber ſehr erfreulich , die zweite hatte ihm einige Beforgniß verurſacht, und gegen die dritte wehrte er ſich aus allen Kräften. Da noch unendlich viele Zeit hingehen wird, bevor das Recht des Stårferen
Dieſe Fourage wird uns, ich bin es der es behuuptet , die Pferde eines ganzen Negimentes fofilen.
Andres ſchien ſeiner Sache ſicher zu ſeyn. Der General gab daher Befehl die Fourage die ſelten genug war, um nicht leichtſinnig verídlew dert zu werden , mit Beſchlag zu belegen, bis man fie durch ein augs gemuſtertes Pferd hatte foſten lajien, wað ſogleich ausgeführt wurde. Alſo , ſagte Verrendo ju Andres , ſobald fie ſich allein befanten, war dieſer nachtliche Mäher ... Nur ein Sdelm , der die Rolle ſpielte , die man ihm angewiefers hatte , ter mir aber nicht gewadſen war .
Or hat euch alſo befannt , daß er den Klee vergiftet hat ? Er hat mir nicht ein Wert davon geſagt ; wir haben nur von dent ſchönen Wetter und dem lepten Regen geplaubert , antwortete Andref ,. während er ſein Pferd abzäumte. Und dad hat euch genügt ?
Beim Henfer ! ich habe die Gedanfen vieler Leute durch weniger
aufhört das beffere zu ſeyn , hatte der Spanier dem Engländer ein für allemal bedeutet, daß er ſeine Freiheit nur dann wieder erlangen werbe,
Worte errathen als er mir davon geſagt hat. Ich hatte ihn einige Zeit beobachtet, ohne daß er mich geſehen , und als ich ihn anredete, wußte ich ſchon beinahe an was ich mich halten fonnte. Gut Freund , ſagte
wenn er burd driftliche Abtretung ſeine Labung ihm überlaſſe. Nadya
ich , ich bin als außerordentlicher Courier an den Commandanten det
dem er ihm bemerkt hatte , wie glücklich er ſen , wenigſtens das Fahr: zeug zu behalten, ließ der Commandant des Forts Villegas den unſeligen
mein Pferd finft vor Müdigfeit beinahe nieder , und ein Bündel dieſes
Handelsmann einſperren. Dieſer, der Noyaliften ſatt, hatte alobald an
Klees , wenn ihr mir davon geben wollt , wird ihm die Kräfte wieder
Teran gedacht und ſeine Wächter beſtochen, oder vielmehr dieſe Schelme
beleben , damit ich dieſe Nacht noch hinfomme; außerdem fönnte das
thaten dergleichen als wollten ſie fich beſtechen laſſen, denn nachdem fie fich ſcheinbar vom Fort entfernt, und die Summe für die Entweichung
Fort genonimen werden . Ich ſah die Antwort voraus : der Mäher ſagte
1
des Gefangenen ihnen baar ausbezahlt war, wollten ſie den Englanter auf& neue ins Gefängniß zurückführen , was ihnen ohne Andres glück: liche Dazwiſchenfunft gelungen wäre.
lingeachtet ſeiner fürzlichen Erhöhung war Teran bennod zu jeder Stunde der Nacht wie des Tages zugänglich. Der Engländer nahm
fidh nur die Zeit ſein Pferd in der Poſada unterzubringen , etwas zu efſen , und im Augenblid als die Tagwade geblaſen wurde , zeigte er fich an den Thoren des Palaftet. Bald wurde er eingeführt, und fand fich einem jungen Manne gegenüber, deſſen Geficht zugleich ebel, men :
Fort von Villegas einer Butidaft auf Leben und Tod abgeſandt;
mir, mein Pferd würde noch ſchneller hinfommen, wenn es anderwärts freffe, weil .... weil der Klee grün und feucht vom Nachtthau ſey
Es iſt gut, antwortete ich; ich nehme den Hut eines Dummfopft mit Mit dieſen Worten entriß ich ihm ſeinen Masfenhut , und nodi hatte er ſich nicht von ſeiner Beſtürzung erholt , ale ich ſchon weiter mir.
galloppirte, um euch einzuholen und euch zu überzeugen, daß der nachta liche Mäher nur ein bezahlter Mann iſt , um die Alfalfa in der Nähe der Inſurgentenpoſten zu vergiften . In einer halben Stunde werden
wir ſehen, in welchem Zuſtand fich das Pferd findet, das von dem Klee gefreſſen hat.
fchenfreundlich und höchſt geiftvoll war. Es war der General Don
Was geſchah , beſlátigte völlig was der Svurfinder vorausgeſagt
Manuel de Mier y Teran ; er ſaß vor einem Tiſche, der mit Briefſchafs ten und Landkarten bededt war, denn die Arbeit des Tages hatte begons nen. Der Inſurgentenchef war damals mit Fonds verſehen, und nahm mit Freude ben Antrag Robinſons auf, der ihm anbot ihm ſeine koſt:
hatte. Das arme Thier ſtarb bald an den Wirfungen des Gifted , und ein ungeheurer Scheiterhaufen verzehrte auf dem Plaße den leßten Neft der Fourage , welche ohne des Andres Dazwiſchenfunft der Reiterei deo
bare Waffenladung zu überlaſſen. Während er beſchäftigt war , den
(Fortſesung folgt. )
Verlag der 3. 6. Gotta'i dhen Buchhandlung.
Generals Teran verberblich geworben wäre .
Verantwortlicher Redacteur Dr. & 0 . Widen mann .
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker .. nr. .
9 Januar 1852.
mich durchaus auf keinerlei Beobochtungen mit nackten Augen einzulaſſen, vielmehr die optimiſtiſche Brille nicht vom Geſicht zu
Eine Conditorei Mew-Yorks. (Federzeitung von G. Silas ) O céleste vérité !
Que tout autre culle cesse, Et que tout mortel s'empresse A suivre votre beauté ! de la Pare.
Wer die Ruhe liebt, der gebe forgſam jeber Wahrheit aus dem Wege, denn eß iſt immer Gefahr vorhanden dieſelbe zu ers
bringen und mir es in einer 3ce- creamery 1 . behaglich wie einem Opiumeſſer zu machen .
Dbgleich meine ganze Kleidung jo dünn wie Spinngerebe iſt, und trog meines Schnecengangel, fomme ich doch ſchweiß triefend vor der Thür des Paradieſes, an, wo mir nur Himmelse freuben winfen ſollen. Ich bleibe einen Augenblic vor den hohen
kennen, fte in fich aufzunehmen und alsdann darf man verſichert Schaufenſtern ſtehen, um mir die kinter den prachtrollen weißen feyn, baß fte und weber Tag nod Nadt Ruhe laſſen werde, bie
wir das Unſrige zu ihrer Geltendmachung gethan.
So liegt es
Spiegelicheiben vom feinſten Glaſe aufgeſtellten , überaus föſts lichen Früchte zu beſchauen . Da hängen vor allem an ſeibenen
nun einmal in der Natur ber Dinge! – Wie bequem erſcheint
Bändchen die ſchönſten Weintrauben , blond und weiß, berert
doch dagegen die Täuſchung, ber Schein, mit einem Worte die anſtändig eingekleidete lüge !! - Wir können ' file ftete auf die leichte Achſel nehmen, ohne und Gewiſſensbiffe maden zu müffen, die bekanntlich noch weit unbequemer find als fatale Muškitoſtiche. Dieſe Lehren der Lebensflugheit waren mir längſt ſehr wohl
große , durchſchimmernde Beeren zum Genuß loden ; hinter dens
bekannt und ich that mein möglichftes, denſelben nach zu leben.
Das Klima New- Yorke fordert ja
beſonders im Sommer
To bringend bazu auf! Am Tage und zwar im Schatten , nicht rres niger als 94º Fahrenheit, die ichwerer zu ertragen find, nach dem Urtheile von Berranderten , al8 1100 unten im Süden , und
des Nachte fein ſtärfender Schlaf auf die Ermattung des Sage, wegen fortgeſekter Hiße und wegen der heilloſen Musfitoe, gegen Deren Einbringen oft nicht einmal das über die Schlafftelle aués
felben zeigen fid, die verführeriſchen , rothen Sammetwangen der Pfirſide, welche an Oröße mit barneben liegenden Meſſina Apfels finen wetteifern, und außerdem epfel, Birnen, Ananas, Banas nen, Kokosnüſſe und eine Menge anderer, ale faſhionabel erklär
ter Früchte, jedoch insgeſammt nur auderleſene Pradhteremplare. Nachdem ſo die Augen durch Schauen ben Appetit rege ges macht, idhlenbre ich ins Innere, zwiſchen zwei langen Labentiſchen hindurch, die mit Früchten, Kuchen , Zuckergebäck und allerlei
kleine Näſchereien bedeckt ſind.
Hinter dem Ladentiſche zur lins
fen Hand befinden fich ein paar Rabenmäbchen , nach Grijettenart
aufgepußt, daß will ſagen : in jener gewiffen leichten , foketten Weiſe, die von grämlichen Leuten leichtfertig genannt zu werben pflegt.
Mir erſcheinen fie, durch mein Verſchönerungêglas bee
geſpannte Florneß volfommen ft ſchüßt, und die außerdem ein blut
bürſtiges Compagniegeſchä mit der Haueranze, geſchloffen haben, trachtet, als leibhafte Houris aus Mohammebø ſiebentem Himmel. Während ich einen Augenblid bieſe Herrlichkeiten betrachte,
demzufolge wir faum nach Tagesanbruch zu einem unruhigen Schlummer gelangen fönnen. Wer mag fich unter ſolchen Um . ftånden noch mit unbequemen Wahrheiten abgeben ? - Brachte
flüſtert mir eine bekannte Stimme ins Ohr : ,, 3a, ja, bie Danfere find und bleiben unverbeſſerliche Näs
ich noch in Anſchlag, was ich z . B. über die Aufnahme der Schriften von Mr8. Trollope und Mr. Boz- Dicken8 in Amerika erfahren hatte, erinnerte ich mich ber, wütbende Erbitterung funds
lich das Geſtändniß abgelegt, daß er eigentlich nur durch den Candy ?2 auf die Bahn ſeines Lafterlebend verführt worden ſey,
gebenden Bemerkungen, welche mir aus einigen Eremplaren der angebeuteten Schriften bekannt wurden, die ich einer öffentlichen Bibliothek geliehen, dann mußte mir alle Luſt bergehen , mich jemals mit Beſchauung der Dinge in Amerifa abzugeben, ohne
Fivepoints
ein Verſchönerungeglas in Anwenbung zu bringen .
Allein wie ſoll man es anfangen, um die Verſchönerungebrille ſtets auf der Naſe zu behalten ? Gibt es nicht verteufelte Muokitos in Menſchengeſtalt, bie einem den Stachel der Wahrs heit durch ihre böſen Zungen beſtändig ins Fleiſch jagen, indem fte überall zu finden find ! - Da ſchlenderte, oder ſchlich ich um das bab rechte Wort zu gebrauchen -- Z. B. geſtern auf der Schattenſeite ben Broadway entlang, mit dem feſten Vorſaße,
icher ! Doctor Webſter hat vor ſeiner Hinrichtung eben ſo vergebs
wie der kürzlich in den Lombs 5 hingerichtete Bewohner der 4
for bem Brandy (Branntwein ) in ſeiner Enbrebe
warnte, eß wirb fortgenaſdt und fortgetrunken !" i gce creamery bedeutet dem Wortlaute nach eigeutlich nur einen Verkaufsort von Gefrorenem, oder Giscreme ; indeſſen wird darunter gewöhus lidh jeder Conditor verſtanden, wovon die cleganteſten und faſhionabelften am Broadway befindlich find, und mit denen Feine Reſtaurationen verbuns A. D. Q. den zu ſeyn pflegen . 2 Unter Caudy werben gewöhnlich Ueberjuderungen aller Art verſtaus ben .
A. 0. V.
3 Tomb8 d. 5. Grabgewölbe, iſt der allgemeine Gpißname des prachta vollen im reinſten ägyptiſchen Style aufgeführten Juſtizpalaſtes ( Halls of A. $ . v . Juſtice ) in New Yort.
A Name eine ſehr verrufenen Stadttheils in New-Dork. A. d . V.
na
26
Mir nach rrar nämlich in die Ice-creamery der Beſiger einer
oder achten Schildkrötenjuppe , zum Preiſe ton brei Schillingen ,
bobenböſen Zunge gefommen , den ich bei Gelegenheit kennen ges
voran und der MocLurtle ( falſchen Schildfrötenſuppe ), ſo wie der Terrapin ( Erbſchildkrötenſuppe) zu zwei Schillingen , endlich aber ter plebejen Dufter- (Auſtern ), Beefs (Rinde), Vermicelli
lernt, und der, wo er midy irgend erwiſden fonnte, mir ſeine biſſigen Bemerkungen zuzuraunen nicht unterließ. Nur eine förm . liche Flucht, etira unter dem Vorhaben eines bringenden Ges fchäfte, würde mich allenfalls ron dieſem Herrn Stichlieb haben
befreien können, und dazu war ich zu träge, um es frei zu ges ſtehen , lieber ergab ich mich dem Geſchick wie ein rechtgläubiger Mohammetaner, der ſein „Adah il Allah " jeder Schidung entgegen wirft . Wir ſchlenderten alſo ſelbanber turc cinen langen Saal, beſept mit einer Menge kleiner Tiſche, die weiße Marmorplatten haben und in denen Damen ſowohl als Herren untermiſcht ſaßen, Doch erſchien die Anzahl der erſteren größer als die der leßteren . Meine Abſidit rrar, mich in eine Gde zu ſeßen , wo fich eine
Grtöhung befindet, eine Art Tribüne, welche am Tage das Licht Durch eine Kuppel enupfängt und deren Hinteriranb mit Spiegeln berkleibet ift. Der Saal ſelbſt hat nur wenig Beleuchtung durch ein in der Mitte angebrachte Kuppelfenſter, und es herrſcht tax
rin jene8 Halbtunfel, welched to beliebt bei bem größern Tbeile Der Beſucher iſt. Mein aufgebrungener Begleiter aber beharrte darauf, daß wir uns auf die erwähnte Tribüne begeben ſollten , wo ſich das Ganze, wie von einem Obſerbatorium aus, übers ſeben und genau beobachten laſſe, während man unten immer nur Einzelnbeiten belauſchen könne. Was war zu machen ? Die erſchlaffende Hiße forderte zur Nachgiebigkeit auf, und wir ſties gen temuach gemächlich eine Treppe hinan zum Plaße derer, die dem Geſchenwerden nicht aus dem Wege gehen aus Selbſtbes wußtſeyn oder Frechheit!
What do you take, Sir ?“ 1 mit dieſen Worten ergriff mein Begleiter bie fernere Initiative, indem er mir eine elegant gebundene „ Bill-of-fare"“ ? in die Hand ſchol. Ei, ich war fein Neuling, fein Grüner mehr in New Yorf und fannte Hrn . Stichlieb als einen ausgeſuchten Feinſchmecer. Unter folden Umftanben iſt es jederzeit am gerathenften zu antworten , wie ich es that.
„Ihr Geſchmack iſt mir längſt als vortrefflich befannt und foll baber der meinige ſeyn !"
Uebernahm der Mann eß mich zu bewirthen, ſo mochte er Doch auch die Dual einer Auswahl mit übernehmen, um fich in voller Olorie des Wohlthund zu zeigen. Um zu beweiſen, welche Schwierigkeit eg mit ſich bringt, aus der Maſſe des Vorgebo. tenen zu wählen, ohne von den Qualitäten zu ſprechen, wollen wir eine ſolche Bill - of-fare etwas näher betrachten. Den Reiben eröffnen die vier beliebten Ice-creams : Citronen«, Vaniles, Erdbeeren- und Ananal-Eis , dann folgen zwölf Fruit ices , d. h. Dbft- Eis, unter denen Orange und Anana8 obenan
(Fabennubeln ), Muttons (Hammelfleiſd ) Soups u . 1. w. je zu einem Schilling. Alsbann meldet fich das Reich der Fiſche, der Lachs bie Portion zu vier Schilling als Ariſtofraten unter fidh
führend, und gegen ten ſelbſt die ledere Mafrele zurücfteben muß, denn ron ihr wie von Smelts (Stint), Lobſter ( Hummer ), Shab (Aloſe) u . ſ. r. foſtet die Portion je nur zwei Schilling. Jeft fühlen wir uns, gereizt turc Suppe und Fird , geneigt,
ein paar Seiten der Bill- of- fare zu überſdlagen, um in das Weinbepartement zu gelangen . Da iind demnächſt die Wined on draught, 0. h . auf den Schluck, was ſo riel ſagen will, ale Gladweis zu einem halben Shilling für Mabeira, Port, Sherry und Clarer.
Indeſſen halten wir es mit dem guten Spruch : „ Wer ſeinen Durft mit Gläſern fridt, Fang lieber gar nicht an !"
Daher wird von uns fofort die zweite Weinreihe , Bottled ( in Flaſchen) zu Rath gezogen, wo Cabinet Steinberger zu 20 So. , Madeira, Port , Sherry, Kodheimer zu 12 Sch .; lepterer
in zweiter Dualität, Neirſteiner und Liebfranult, fou heißen : Nierſteiner und Liebfraumilch, io wie Claret (franzöſlicher Roths wein ) zu 8 60. , mit der Ausſicht auf eine britte Champagner. ſection winfen , mo Heibfid unb Virzeney zu 16 S. die Flaſche
(Quart) und zu 8 Sch. Die halbe Flaſche ( Pinte ) winfen .
Mit einer Flaſche recht guten Rheinwein - ob gerabe Steinberger Cabinet oder Steinberger überhaupt, mag billig tas
hin geſtellt bleiben, denn wir ſind ja nicht im Bremer Ratb8 keller
alſo mit einem ſolchen Troftgrund auf Eis neben uns ,
ſchreiten wir beherzt zu den „ made dishes “ (wörtlich: gemachte, D. h. fertige Gericht), worunter das verſtanden wird, was man in der beutiden Rüdenſprache „„Gänge " nennt. Es iſt feine leichte Aufgabe ba hindurchzufommen und ſich zu entſcheiden ! Sollte der Preis maßgebend ſeyn , dann ſtänden Venfion Steaks,
(iod heißen Veniſon, Wildbraten), Chidenſalad, Küchleinſalat, und Stereb Terrapins, gedämpfte Erbſchildkröte, mit 4 Schilling die Portion obenan. Darnach folgten zu 3 Schillingen und einen Girpence Ghiden ( Ooſterſauce ), Fricaſſé of Chiden und Gmeats breab larbed, geſpidte Stalbėmildy, ober zu 3 Sch . Beef-Strafe, Broiled Chiden, Lobſterſalad, Squabe (Duabben), Soft Crabe, Weichfrebſe, unb Lambefriel, Lammegefröſe, endlich aber zu zwei und ein halb, oder zu 2 Schilling Froge, Fröſche, Turtlefteaks, Schildkrötenbraten, Ribney, Nieren , und andere gewöhnliche Brae ten , Macaronis u. dgl.
(römiſcher Punſch ) und die Charlotte - ruffe anziehen , vielleicht
Gleich darauf ſtehen unter der Ueberſdrift Joints (Rücken ) Roaſtbeef und Roaſt Lamb mit je 2 Schilling aufgeführt. Haben wir uns hier hindurch gegeſſen, ſo ftoßen wir auf das Departement Game, Wildpret, wo Partridge, Rebhuhn,
leştere barum, meil wir von dieſer Charlotte in Rußlande en filden nicht geſehen und gehört haben . Die Portion foſtet
Woodcod, Walbbutn , Quailo, Wachteln , Gnipe, Sdnepfe und Squab Dni Taubeneule, ohne eingedructe Preisangaben vere
burchweg einen Sţiling oder 124/2 Cent8 (9 % Thlr. preußiſch.) Iris Nach erfolgter Eiðabkühlung des Magens gehen wir im
ſtehen, wozu aber auch das Calvel- foot- felley ( Kalbøfuß -Gelée) gezählt wird, und unter denen ganz beſonders der Roman Punch
Studium der Bill- of-fare weiter, und froßen demnächſt auf ein
zeichnet ſtehen und wo heut 5 Sch. für Woodcoc und 4 Sch. für Snipe eingeid rieben ſind. Dazu kommen Vegetables, Pflanzens ſpeiſen , Muſhroome, Champignone, und Cucumber, Gurfen, für
Departement von zehn Suppen, mit der berühmten Green-Iurtle,
2 Sch ., Corn , Mail, Erbſen, Spargel u. i. w. meiſt zu einem
1 Wörtlich : „ Wad nehmen Sie ?" lautet immer die Frage, wenn hier jemand den andern bewirthen oder traktiren will, und eine abſolägige Antwort wird faſt ale Beleidigung betrachtet. Man ſucht fid unter Be
bergleichen zum Sirpence.
Sd. , oder die geringſten , wie Potatoed, Kartoffeln u. dgl. zum
1
fannten ftete damit zuvorzukommen. A. $. V. 2 Die Preiſen verſehenes Verzeichniß deſſen , was im locale zu haben iſt.
A. d. v.
Schon fangen wir an die Biſſen ſehr klein zu ſchneiden , und der Wein wirb ale Hülféarmee beim Verſpeiſen vermehrt in Anſpruch genommen, indeſſen befindet fich auf der zweiten
woso
27
Seite unſerer verführeriſchen Bil.of-fare noch das Auſterndepars tement, welches unfehlbar der beſondern Perücfichtigung bebarf. Man bietet die Dyſters „ On chafing Diih" auf Kohlenbecken , mit 4 Sch. Das Duzend, oder „Fried“, d. h. fryed, gebraten, und broiled , geröſtet, die Portion zu zwei und einen halben Schilling; roasted, geröſtet, zu 2 Sch ., endlich pickled, gepočelt, stewed, gebämpft, und raw, rot, zu einem Schilling. Daraus ift zu entnehmen , wie verſchieden ter Geſchmack unter ten Menſchen vorhanden und wenn einige für die Stered Duſters dwärmen , dann ſind ſie gerriß eben ſo ſehr in ihrem Rechte, wie andere
Feinſchmecer, welche nur noch den rohen , noch zucenten vers langeri, alle anderu Arten für rerborben erklärent. Hiebei waltet reinmeg ter Individualiemul, und es berábrt fich da faft mehr
als bei allen andern Gelegenheiten, wo es feine mathematiſchen Bereiſe zu führen gibt, ber uralte römiſche Musipruch : de gus tibus non est disputandum . Nach dem Auſterngenuß bleibt und nicht anderd übrig, ald einige Paragrapben der Bil - of-fare' zu überſpringen , denn das
Gebiet der Omeletts with ham (Schinfen ), Currant jelley, Juhannisbeerengelée u . ſ. w. reizt und ſo wenig mehr als Ton gue, Zunge, fried and broiled ham, ober die Loafte, gerős
ftete Mehlipeijen , und etwa Gier auf verſchiedene Weiſe vors gerichtet, faum daß wir noch nach einer Sardine verlangen. Dagegen muß durchaus unter einigen zwanzig verſchiedenen Sors ten Pied, Gebackenem , oder unter den Cafes, Ruchen , gerrählt werden , ſo wie auch noch die Fruits, Früchte, in Anſpruch zu
nehmen ſind ; benn dieß gehört zum Champagner, der fid , in Gis geſtellt, auf unſerm Siſche eingefunden hat. Wenn bann feine Möglichkeit mehr vorhanden iſt, noch etras von bisher genannten Speiſen und Getränken bei uns aufzunehmen, io wird Kaffee verlangt und unter den Cordials,
Herzſtärkungen, gerrählt, worunter man Roſoglio, Curaçao, Mac raſchino, Parfait n'Amour, oder ſonſt etwas dergleichen verſteht; tie Füße Werben nad Vanfeerreife auf einen Nebenſeffel ges
ſtemmt, der Zahnſtocher in Bewegung gelegt und allenfalls Waiter !" (Aufwärter) gerufen, ober geflüſtert, damit dieſer aus ter Zahl der vorhandenen Newspapers (Zeitungen) , womit die Bill.of- fare ſchließt, ein Gewähltes herbeiſchaffe, um mit geiftis gen Genuſſe den Freuben die Krone aufzuießen . ( Fortſepung folgt . )
SO
Mitten auf ſchmalen Erbftreifen , die dieſen endloſen Sie wie Straßen durchſchuitten , ſcritten die Pferde der beiden Abenteurer nur mühſam weiter , und verſanfen bis an die Bruſt in den Solama. Gine halbe Stunde weit hinter ihnen folgte ein Corps von 400 Bewaff neten der Spur der beiden Führer. Es war die Expedition, welche der General Teran in Perſon anführte, um nach dem Playa :Vicente uno von da an die Varre des Fluſies Goazacoalco zu gelangen, zur Ueber nahme der Waffenladung , worüber der General mit Robinſon unter: handelt hatte . Die beiden Wegbahner , beſonders Andres , ließen auf ihrem Geſichte einen Ausbrud trübſeliger Niedergeſchlagenheit gewahr
werden , den der Anblick ihrer Umgebung und die unheilvolle Lage in : der fie ſich befanden , nur allzuſehr rechtfertigten, Gebe der Himmel , daß meine Ahnungen fich nicht erfüllen , ſagte Andres, indem er einen muthloſen Blid auf die durch das Waſſer pere wüſtete Unigegend warf, und daß es uns nicht ergehe, wie dem Pferde
des Spaniers , das, allzuſehr durch ſeinen Reiter angetrieben , niemale ang Ziel ſeines Weges gelangen fonnte ! Id fürchte es auch verſeßte Berrendo nicht minder traurig. 30 bin in unbefanntem Lande, fuhr der Spurfinder fort;: ich habe en vergebeng dew General vorgeſtellt und überdieß, wenn ich mid im
Wege irrte , wenn ein Feind ung zur Seite wäre, ohne daß ich ſeine Angriffe vereitelte, wäre es eine Somad, die ich nicht überleben würde. Wenn er nur wenigſtens ſeine Grpedition hatte bis nach der Regenzeit verſchieben wollen .
Es iſt eure Schuld, wenn er ung gegen unſern Widen als Führer erwählt hat, verreßte Berrendo ; wären wir in der Nacht, als wir in '
der Hütte des Indianers bleiben wollten, nicht aufgebrochen , hättet ihr
dem General nicht den großen Dienſt erwieſen , einen Theil ſeiner Reis terei zu retten , und den noch wichtigern zu verhindern , daß eine Waffenladung in die Hände der Spanier fiel, dann hätte Seine Grcela lenz feine ſo hohe Meinung von eurer Klugheit und eurem Muthe gefaßt ; ebenſo hätten wir vermieden ....... Aber dabei, fuhr Berrendo . plößlich fort , als ob ihn ein Gedanke überraſkt hatte , habe aud iď einiges Verdienſt; indeß da ich nicht ſo glüdlich war, de: Grcellenz den mindeſten Dienſt zu leiſten , wie - fonnte ſie mir dennoch den Vorjálag machen laſſen , euch zu begleiten , oder, wenn mit dieſes nicht gefiele, Tehuacant- zu verlaſſen ?
Freund, verſeşte der Spurfinder mit Nachdrud , eure Rechtichaffen: heit wäre vor einem Kampf mit ungleichen Waffen zurücgebebt ; allein zu Tehuacan zurückgeblieben , háttet ihr bei der himmliſchen lur zu doned Spiel gehabt. Ich wollte die Waage gleich ſtellen , und Danf meinen dringenden Bemühungen ſend ihr gezwungen worden, mich bet .
dieſem Unternehmen in Gigenſchaft eines ziveiten Führere zu begleiten. Es beſteht unter und eine wunderbare Sympathie, entgegnete Ber:
rendo nicht minder ernſthaft. Wiſſet, daß, weun ich nicht vor der Cabecillas y Cuerrilleros. Der Raſtreador .
General euer unvergleiches Verdienſt als Führer bis zu den Wolfen erhoben hätte, es mehr als wahrſcheinlich iſt, daß zu dieſer Stunde ihr noch zu Tehuacan verweiltet. Nach dieſen Austauſch des Vertrauens ſchwiegen die beiden Neben:
4.
Der Playa - Vicente .
buhler , aber ihre Blide hatten fich gefreuzt und fich eine wilde Aud: Als ſie nach tauſenderlei Gefahren in Tehuacan angelangt waren ,
forderung zugeſdleudert. Sie waren noch unter dem Einbrud ihrer
Hatten ſich Andres und Berrendo vergeblich geſchmeidelt, ihren Wett:
gegenſeitigen Geſtändniſſe , als ſie an einem Punft anlangten , wo die
fampf um die ſchöne Luz fortfeßen zu fönnen . Weniger als acht Tage nach ihrer Anfunft daſelbſt, finden wir ſie abermald etwa 60 Stunden von der Stadt , wie ſie, dießmal allein , an den Gränzen zwiſchen den
Straße einen Abhang hinunterführie in eine Ebene , oder vielmehr in
Staaten Dajaca und Veracruz hinreiten . Die Regenzeit hatte begonnen, und tax land das fie durchzogen , bet ten traurigften und ſonderbarſten Anblic dar. Von dem Cerro
Mabon , einem der höchſten Punfte ter Sierra :Madre , ſtromen eine Menge Wild både nieder , die ſich bald in eine Maſſe vereinigen , bald in zwölf verſchiedene Flüſſe theilen. Der Nio Playa - Vicente nimmt den erſten Rang in dieſem prachtigen Stromneß ein. Das Bett dieſer
Waſſermaßen war zu eng geworden und fonnte ſie nicht mehr faſſen, und ihre überſtrömenden Fluthen hatten das Land in einen ungeheuren See mit lehmigem Waſſer , aus dem , wie Fahrzeuge vor Anfer , die Glockenthürme der überſchwemmten Hacientas hervorragten, verwandelt.
einen lehmigen See , den die lieberíďwemmung gebildet hatte. Der See umfaßte eine ganze Stadt . Das Schauſpiel war wunderſam , und von der Anhöhe, wo ſie ſtanden , fonnten die beiden Führer es in ein: zelnen betrachten .
68 iſt ſeltſam , ſagte Verrendu , ich hätte mir die Stadt in der . tiefiten Beflürzung gebadt. . Im Gegentheil, verſeßte Andres , die Zeit der Ueberídywemmungen iſt in dieſem Lande den Feſten und den Vergnügen geweiht. Gine Menge Barfen , Rähne , Piroguen , freuzten fid nad allent : Seiten auf der gelblichen Oberfläche der Waſſer. Die Gloden der Kirchen läuteten wie gewöhnlich und durch das offene Portal fah man die Piroguen in das unter Waſſer ſtehende Schiff derſelben einfahren . Durch einen der Ausgånge glitt geräuſchloo ein Canot, ſchwarz bemim :
28
cooar
pelt, das einen Todten zu ſeiner lebten Ruheſtätte geleitete ; auf einer
die liljerfeljen weit genug mit den Spißen gegeneinander reichten, um nur
andern aber , mit Freudenflaggen und Flammen geſchmüdten Pirogue
einen Zwiſchenraum von etwa 20 Fuß zu laffen . Die Jarochoß oder die Indianer hatten von einem ufer zum andern eine der hölzernen Brüden geſchlagen, wie man ſie oft in Merico findet. Die Lianen , welche an :
führten blumenbefrånzte Mädchen fingend eine Braut zum Altare
Hofe und in den untern Gemächern die Fiſche, welche in den ſtehenden Waffern eine Zuflucht gegen die reißende Strömung der Flüſſe ſuchten. Zuweilen mitten unter dem Gewühle der Canot8 erſchien das Geweihe eines Fahwimmenden Hirſches, den die Waffer aus ſeinem Didicht ver: jagt hatten ; ſcheue wilde Oberflüchteten fiche und erhoben ihre Rüſſel über die Fluthen, wie die Meerſchweine, welche man die Fläche des Dceans durchſchneiden fieht.
Die beiden Führer mußten einen weiten Umweg 'machen , um dieſer überflutheten Ebene audzuweichen. Zum Glüc fonnte Andres durch einige Indianer, welche mit Hülfe breiter Holzſchuhe durch den ſchlam : migen Boden wateten, einige Angaben über den Weg, den ſie verfolgen mußten , um nadi dem Playa 3- Vicente zu gelangen, erhalten. Es war ſehr ſchwer weiter zu ſchreiten und vorwärtó zu fummen, da alles unter Waffer ftand. Gleich dem Spürhund , deſſen ſcharfe Sinne durch den Thau oder dußerſte Trođenheit gelähmt werden , wußte Andres nicht
mehr , welche Richtung er einſchlagen ſollte. Es war dasſelbe mit der Cavalleriecolonne, welche fica mühſelig ben Führern nadſchleppte. Die an der Spiße waren , fanden unter den Hufen ihrer Pferde nodi ziem: lid feftes Erbreids, aber der Boden, von ihnen zerſtampft und zerwühlt, bot den Naofolgenden nur noch ſumpfige Tümpel dar , worin Pferd und Netter fide mühſam fortſchleppten und mandmal fleden blieben.
Nad den von dem Spurfinder geſammelten Angaben ſollte man die Richtung nach Diten einſchlagert; allein unwegfame Sümpfe machten
dieß unmöglich; man mußte denſelben Weg zurüd, was die Mannſchaft entmuthigte. Berrendo ritt ſchweigend neben dem Spurfinder, der důfterf und ergeben vor fich hin ſah und auf das dumpfe gewaltige
Rauſchen ferner Waſſer hordte, deren Anblid eine Reihe Bäume verſtedte.
den Bäumen herabhingen, dienten den Bohlen , die mit ledernen Riemen
zuſammengebunden waren, als llnterlage, und auf dieſer etwas ſchwanz fenden Brüde fanden zwei Mann in der Fronte nethdürftig Raum.
བ་
Von der Terraſſe herab, wo der Wind die Hängmatten ſchaufelte, 'wech : ſelten die in den Häuſern gebliebenen fröhliche Grüße mit denen, deren Fahrzeuge über die Waffer des Sees hinfogen ; andere unter den Fen ftern fißend und die Füße nach außen herabhängend , fingen in dem
68 ist gut, Andres, jagte Berrendo ; aber für heute ſollen unſere
Leute nicht weiter ; ihre Pierde ſind ebenſo abgemattet wie ſie ſelber, und ich hörte ſo eberi, bas ber General Kriegerath hält, ob es rathſam ſexy, noch ferner in diejem Labyrinth von Wäldern und Gewäſſern eurer Spur zu folgen . Der General hat alſo fein Vertrauen
mehr
auf mich !
rief
Andres heftig . Ich fage bag nicht; allein mau meint euer Scarfſinn habe euch verlaſſen , weil ihr behauptet dieſer Fluß rey nicht der Playa : Bicente. .
An curer Rechtſchaffenheit zweifelt niemand. Man hat Nedt, verſeßte der Spurfinder mit dumpfem Tone, denn ich werde im Nothfalle zu ſterben wiſſen, damit man ſie nicht bezweifle. Die zwölf Mann zur Sdußwache an der Brüde zurüdlaffend ,1 gingen der Spurfinder und Berrendo hinüber um die Umgegend zu unterſuchen . Die Truppen waren in der That jo entmuthigt, ſo ermüdet durch ihren Marſch auf dem lehmigen Boden, daß ein plößlicher Ueberfall die ganze Erpedition vernigtet haben würde. Am entgegengeſeßten Flußufer war ed fo ftill und einjam wie brúben. Während einer Stunde durchfuchs ten die beiden Führer die Wälder , die Ebene und das Geſtrüpp ; die einzigen Spuren, die ſie finden fonnten, waren die der @ ſel, welche die Indianer mit ſich führen, um dürres Holz darauf zu laden, das ſie iz den Dörfern verfaufen, und die einzigen lebenden Weſen, welche ſie in dieſer Einöde trafen , war gerade ein folder Indianer und ſein Weib
mit einem halben Duzend mit dem Reiſig beladener Thiere , das ſie aufgeleſen hatten.
Heda , Joſe!!1 rief Berrendo dem Indianer zu, iſt es wahr, das dieſer Fluß in der Nähe des Rio : Blanco ift! Der Indianer lächelte, wie ein Menſá, der die Falle fieht in die :
Wir find nahe an einem Fluſſe, ſagte er, das fann ein Kind ſehen, aber was iſt es für ein Plus ; das müſſen wir beide erforſchen. Romimt mit mir , ich bedarf eures Beiſtandes , denn es iſt als ob Gott mir plößlich dieſen Scharfſinn entzogen habe , auf den ich vielleicht zu
man ihn loden wil. Willſt du mir antworten , du Thier ohne Vernunft ?
.
Eure Herrlich feit weiß wohl , erwieberte endlich der Indianer, daß
flolz war.
Die beiden Führer erreichten bald das Bett des angefündigten
Fluſſes ; aber der Umweg , den man machen mußte; geſtattete ihnen nicht zu entſcheiden , ob es der Playa-Vicente oder der Rio:Blanco rey. Berrenbo behauptete , 18 fey erfterer , Andres aber , es rey der zweite. Dođite eß nun einer oder der andere ſeyn , ſo war es nöthig einen Uebergang zu ſuchen. Der Fluß war in einem tiefen Felſenbett ein :
der Rio -Blanco mehr als ſedhe Stunden von hier entfernt , und dieſes hier der Playa : Vicente iſt. (Schluß folgt.)
geſchloſſen , und glich einem Canal zwiſchen ſeinen Dammen , die wie
unterſuchung des 3 ft hin u 6 von Panama. Dr. Cullen hat ſeine Aufnahme vollendet, und ſeine Arbeiten ſollen wichtige Reſul: tate ergeben haben , indem ein Strich ganz nieberes , ebeneð Land fide
ungeheure Steinmauern fidy erhoben . Die Ufer desſelben überzog eine
von Port Gscoces an der atlantiſchen Rüfte nach dem Fluß Savana
kräftige Vegetation und fie ſtienen völlig veröbet. Gewaltige Bäume ( proßten aus dem Boden, der den Felſen bedeckte; unter ihrem Blåtter:
erſiredt. Dieſer Fluß , welcher in den Golf von San Miguel fålt, iſt bis auf 16 Meilen von ſeiner Mündung ing ſtille Meer für Schiffe von der größten Trachtigkeit fahrbar, ſo daß man nur 8 Meilen ſeines Oberlaufo zu vertiefen , und von dem Fluß nach dem Port Edioces
dache oder auf den lianen, welche der Wind bewegte, miſchte ficho taus ſendfältiger Vögelgeſang mit dem Rauſchen des Stromes, und aus den nahen Wäldern tönte der Wiederhall, und wehte der herbe Duft der Lorbeerroſe herüber. Ihr ſehet, ſagte Andres , daß dieſer Fluß nicht der Playa: Vicente
9 Meilen weit über niedriges Flachland einen Canal zu graben hätte
wo ſein Gefährte geblieben war. Er hatte feche der wenigſt ermüdeten
um eine Canalverbindung zwiſchen dem atlantiſchen und ſtillen Dcean herzuſtellen. Man behauptet geradezu, dieſer vorgeſchlagene Canal biete wegen der Vortrefflichfeit der Häfen auf beiden Seiten , wegen der Kürze und geringen Erhebung des Landes Vortheile far , welche feine der bis jeßt vorgeſchlagenen Straßen biete , indem dag was hier zu thun rey , bedeutend geringer fich herausſtelle, als was ießt noch an ber Banama -Giſenbahn geſehen müſſe. She man dieſen Berfideruns. gen ſo unbedingten Glauben ſchenft, muß man freilich noch genauere Angaben und Schilderungen der Darien . Straße abwarten. (Athen.
Reiter und ſeche Pioniere mit ihren Aerten mitgebracht. Der Spurs
3 Januar.)
ſeyn fann , denn hier verráth nichts die Anweſenheit des Menſchen. Auf jeden Fall, erwiederte Berrendo, bevor wir weiter vorbringen, wird es flug ſeyn , und durch einige Mann meiner Compagnie unter: ftüßen zu laſſen , die ich herbeiholen will. Geht , und während dem will ich einen Uebergang aufſuchen .
Berrendo brauchte einige Zeit bis er zu dem Drte zurüdkehrte, finder war nicht mehr da. Berrendo hörte ſeine Stimme in einiger Entfernung und hatte ihn bald erreicht; es war an einem Drte, wo Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
.
i Name, der in Mexico jedem Indlaner gegeben wird.
Verantwortlicher Rebasteur Dr, Gd. Widenmann.
Das
A usl a n d . E in
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N " 8.
9 Januar 1852.
Die Juden in China. II.
men . Leider iſt diejelbe ohne Jahrzahl, ſonſt würde ſie ein chatbares, hiſtoriſches Document geweſen ſein . Nachdem man
(Nada der Everland China Mail mitgetheilt von Dr. R. 3. Clement. )
einige Zeit gezögert und über den Preis der Rollen fich ge ftritten hatte, warb endlich eine davon nach dem Wirthe hauſe
Die beiden chineffichen Reiſenden Rhestheen - jang und Ijeang yung.che, welche ichon einmal nach Rhai-fung-fu waren, find zum zweitenmal torthin gereißt uub zurücgefehrt. Sie reisten am 20 Mai ron Shanghae ab und famen nad zwei monatlicher Abweſenheit am 20 Julius ( 1851 ) wieder. Der Zweck ihrer Reiſe war, die jüdiſchen Geſekegrollen zu erhalten
und einige der dortigen Juben zu bewegen, mit ihnen zu gehen , und beides iſt ihnen rollſtändig gelungen . Anfange zeigte fich Schwierigkeit, ale fie ihre Abſicht den berſammelten Siraeliten
in Khai -fung-fu mittheilten, da einige fich geneigt zeigten, die übrigen aber nicht.
G8 gingen 14 Tage in Beratungen und
Heberlegungen hin , während welcher Zeit unſere Reiſenden nach und nach immer mehr Befenner des Judenthums auf ihre Seite trachten . Sie ſtellten ihnen vor, taß fie in Folge der bei ihnen Verrichenden yölligen Unbekanntſchaft mit der hebräiſchen Sprache
gebracht, wo die Reiſenden logirten. Sie war in einem ſehr verfallenen Zuſtande, und es wurten Einwendungen tagegen ges macht, weil ſie offenbar unvollſtändig war, aber die Juden
ſagten , die Rolle, wovon es fich handle, wäre älter als alle ans bern , unb baß fie fo in Verfall gerathen , müfte dem Umſtand zugeſchrieben werden, daß fie bei der Ueberſchwemmung ihrer
Stadt vor 200 bis 300 Jahren im Waſſer gelegen. Am Ende fand eine Verſammlung aller jübiſchen Befenner , mehrere Guns derte an der Zahl, in der Synagoge ſtatt, und man entſchied fidh bafür, mehr Rollen zu geben . So wurden bennt noch fünf andere, die gut erhalten waren, in Gegenwart aller aufgehändigt und die Summe, morüber man Kaufe einig gerrorben , gleich
gezahlt. Nachdem unſere Reiſenden nun den Schaz, wonach fle To ſehr getrachtet, nach ihrer Wohnung berorgt hatten , dachten fie,
und Schrift die Natur ihrer Religion nicht verſtehen , viel weni
es tönnten nachgehende einige Meinungsrerichiebenheiten ents
ger die Pflichten, die fie forderte, erfüllen fönnten . Der einzige
ſtehen oder die Parteien möchten unter ſich in Streit gerathen über die Sheilung des Gelbes , und im Fall bee Mißlingene,
Weg zur Athülfe dieſes Uebels wäre, daß einige von ihnen ſich hinbegäben, wo man die hebräiſche Sprache und Schrift vers ftande , diefelbe jelbft ftudirten und dann zurüdfehrten und fie andere lehrten , während einige von ihren Kindern , die leicht lernten , in hebräiſdem Wifient rollftändig unterrichtet werden , und auf folche Weise die Renntniß der heiligen Zunge auf foms mende Geſchlechter fringen fönnten .
Die Koſten ihrer Reiſe
würden getragen werden , und ſie würden nicht nöthig baben, den Poben China's zu verlaſſen. Zugleich hätten diejenigen , die in andern Ländern an ihre alten urfindlichen Schriften glaubten , ein großes Verlangen , einige von den Geſekes- Copien, die fie
wenn ſie um mehr anhielten, könnten wohl gar die Uebelgefinns
ten unter ihnen die Sache vor die Mandarinen bringen , was das Ganze in beſonbere Schwierigfeiten verwickelt haben würde, zum fichern Verluſt ihres Gelbes und ihrer Rollen, weswegen ſie ben flugen Beſchluß faßten ſogleich abzureifen ; fie beſtellten alio für den folgenden Morgen zwei Einipänner, die mit Tagesanbrudan
ihrer Thür fertig ſtänden , einen für ſie ſelbſt und den andern für ihre jüdiſchen Begleiter, zablten dem Kutſcher ertra für 1/2 Stationen , die er ben Tag zu machen , und berließen Khae- fungo fu. Nachdem ſie zwei bis drei Sagreiſen ron hier zurüd gelegt
bejäßen , zu erhalten, um dieſelben mit denen zu vergleiden , die
batten , begannen ihre jüdiſchen Gefährten frei zu athmen und
fte jelbſt beſäßen , und ihre Authenticität und Ridytigfeit zu bois
ſagten unſern Reijenden, ſte fönnten ſich für Fiſche halten, die
Derieitiger lieberzeugung beſtätigt zu ſehen . Damit fe indeb nicht benfen möchten , daß Fremdlinge ilire Urſchriften für nichts zu haben wünſchten, jo wären ſie bereit, für das was ſie ems
aus dem Neß geſchlüpft wären , denn wenn fte einen Tag länger geblieben , würde eiue Veränderung in den Anſichten ihrer wan
pfingen , einen anſtändigen Preis zu zahlen . Dieſes Räſonnes ment erhielt nach und nach das Uebergewicht. Erſt brachten fie einige gemischte Abſchnitte des Geſegee, die auf einzelnen Flug.
Weg gelegt worden ſeyn. Bei näherer Unterſuchung der jegt gebrachten 6 Rollen hat man gefunden , daß jede derſelben ein
blåttern für fich geſchrieben und denen ähnlich waren , die man
ber einen , die zuerſt gebracht worden , und einige ſehen alter aus,
ichon früher fich verſchafft hatte. Dieſe auf mehrere Zehner fich belaufenden Flugſchriften werden vielleicht im Ganzen einen bes
ichön auf weißem Schaffell geichrieben, daß viereckig geſchnitten
trächtlichen Theil der fünf Bücher Mofis auêmachen . Darunter findet ſich auch eine Chronik von drei oder vier jüdiſchen Famis
Stöcken aufgerolt .
lien mit ſowohl auf Chineftich ale Hebräiſch geſchriebenen Nac
W. H. Medhurſt zu ſehen , und werden, wenn fich gute Gelegens
felmüthigen Lanbeleute eingetreten und ihnen Hinderniſſe in den
vollſtändiges Gremplar ber fünf Bücher Mofie enthält, außer andere neuer .
Sie find ohne Punfte und Steilungezeichen ſehr
und zuſammengenåbt iſt, gegen 20 bie 30 Marte lang unb an Gegenwärtig find fte im Hauſe Del Rey .
30
son
heiten darbieten, nach und nach der Londoner Geſellſchaft zur
ſeine Reize ; man fann ihn ſo recht von Herzen auf gut pharic
Beförderung des Chriſtenthums unter den Juben durch den Bir ſchof von Victoria zugeſandt werden, um zulegt im brittiſchen Muſeum niedergelegt zu werden , wo bereit8 eine Menge alter opien der heiligen Schriften liegen . Die Juden, die nach Schange hae gefommen, heißen Chaou-wan-fwet und Chaou-kin-ching. Sie haben feinen bebräiſchen Namen . Der eine iſt 45 und der andere dem Ausſehen nach 30 Jahre alt. Der ältere hat einen jüdis iden Zug im Geſicht, und fann, wie er ſagt, fich noch erinnern, daß Leute von einem Rabbi geſprochen , ber vor ſeiner Geburt
ſäiſch verachten. Das thut denn auch alle Welt ; man ſchimpft auf das Blatt , freut ſich wenn deſſen Inhaber, Bennet, wieder einmal öffentlich Schläge befömmt, oder ſonſt inſultirt wird ; ſchwört: der Wiſch ſolle uns nicht in die Familie fominen ! Allein die erſte Frage, wenn wir bed Morgens in die Dffice
Sie gehen beide mie Chineſen gekleidet und find
(auf das Comptoir) kommen , iſt dennoch nad; dem „ New- York Herald", denn es ſteht einmal immer alles und zuerſt drinnen . Aber da iſt ferner der „ Courier des Etats Unis “ ein recht gut redigirtes Blatt, tas feinen Inhaber ſchon vielmal gewechſelt hat, welches aber von den Franzöftichrebenden immer aufrecht
niďt zu untericheiden von den Maſſen um ſie ber. Sie beſchäf-
erhalten wird. Ja die Franzoſen haben etwas , was z. B. den
tigen fich jeßt mit dem Studium des Hebräiſden und äußern große Luſt, tamit bekannt zu werden .
Deutſchen abgeht , Gemeinſinn, wogegen eß leider gar vielfach an gemeinem Sinn nicht fehlt. Inbeſſen der Courier gehört auch zu unſern Frühſtücksblättern. AH! auch den „London Pundj"
geſtorben fet.
Eine Conditorei Uew-Yorks.
hält man hier ! Das iſt prächtig ; ben wollen wir uns nacher
( Fortſepung.)
Ebe mir die Wahl unter den Blättern treffen , wollen wir doch die Aufgeführten eine kleine Muſterung paſſiren laſſen. Voran fteht Colonel Webbe famoſer Morning Courier and New - York Enquirer“, das Ultra-Whig - Drgan. Den hätten
wir uns vor dem Mahle geben laſſen ſollen , weil da einige
Gallenerregung beiliam ſeyn ſoll. Bei vollem Magen verlangt ung nach Erheiterndem . Aber iſt es denn nicht beſonders Heiter, daß dieſer Colonel Webbe 9000 Dollars zu einer diplomatiſchen Reiſe nach Wien von dem Senat in Waſhington bewilligt ers bielt, und dafür nach ſeiner Rückkehr unverſchämt genug war in ſeinem Blatte drucken zu laſſen : Die Völfer des Continents ſeyen im allgemeinen für bürgerliche Freiheit in jeder Beziehung gänzlich unfähig ! " worin die indirecte , an Verhöhnung gränzende, plumpe Sameichelei lag , daß die Amerikaner dieſes Vorzuges allein würdig wären . Es war eine gute Zeit, wo wian Volfs-
kommen laſſen , das iſt ein geiſlvoller Sohn John Bulls. Dann die vlondon Times ." Danfe beftens ! Allen Reſpect vor dem Talent, womit dieſes Hauptblatt Englands redigirt wird ;
indeſlen – ber Sophiêmus ift nun einmal auch in politiſcher -
Beziehung nicht unſre Sache. Ja, wenn es Lafelfreuden gilt, laſſen wir uns ein wenig frembe, oder auch eigene Ueberrebunges
kunſt ſchon gefallen, indeſſen darf man die ſchwachen Seiten bei fich nicht überhand nehmen laſſen . Und mag man über Jolyn Bul denfen wie man wolle, er iſt doch noch zu gut, um fick
ewig Sand von ſeinem Hofe und dem ſeiner Hochariſtokraten in die Augen ftreuen zu laſſen.
Weiter ! Die Illuſtrated Newré !" Picah ! Spielzeug für Kins der. Wad ? die Deutide Schnellpoſt" noch hier ? Der Aufwärter von uns zur Mede geſtellt, winkt einem ſeiner Collegen, der ſofort herbei fommt und ung deutſch anredet, indem er ſagt : ,, die deutſche
Schnellpoſt wurde hier al bald aufgegeben, wie Heinzen beren
idmeichler öffentlich mit Ruthen peitſchte ! Demnächſt folgt die „ New York Iribune" ; ab, ficherlich
anſtändig und fteht leider noch auf unſrer Bill- of- fare verzeich
bringt biele wieder irgend eine neue Snoding Hiſtory ( Pochs
net, weil dieſe früherer Zeit ſdon gedrudt iſt.“
Redaction übernahm ; das Blatt galt von da an nicht mehr als
ſpufgeſchichte); laß einmal ſeben ! Nicht ? Nun bann fehlt heut
„Nun Lieber," lautet unſre Entgegnung, wann bringen Sie
dein Blatte das Charakteriſtiſche; denn fein Kofettiren mit dem
und dann die „Leipziger illuſtrirte Zeitung, welche ſomit als eins
Socialiemuß und jedem fonftigen 38mus, fennen wir ja zur
zige Repräſentantin der deutſchen Preſſe bier erſcheint, unb außer
vollen Genüge, und wiſſen was daron zu halten iſt. Darum weiter ! Die Evening Poſt"! Wie kommt dieß conſequente Des
dem bitten wir um den „London Punſch ! "
mofratenorgan des alten Dichteré Bryant in dieſe ariſtokratiſche
3ce -creamery ? Unmöglich fönnen wir dasſelbe an einem ſolchen Orte leſen , dazu haben wir ichon viel zu lururiod gelebt ! Alſo mert (bas Nädyte) : The New York Pathfinder.“
Halt ! Man
wird doch nicht ein Pietiſtenblatt, etma Standes halber, hier ans geichafft haben ? Der Aufwärter rennt auf unſere Nachfrage nach dieſem Papier im ganzen Local umber; er ſucht an allen Tiſchen, und endlich ſaben wir jeine weiße Jade vorn beim Reſtaurateur oder Buchhalter ſtehen. Aba ! er bat bort Nachrichten eingezogen und fömmt jeßt ſpornſtreiche zu uns : ,, Der Pathfinder iſt nirgende zu finden ; ich glaube er bat aufgehört zu erdeinen , Sir ! Uebrigene war das fein Blatt für
die frommen, ſondern eine Art Wegweiſer durch die Stadt." Den Herald " Ded Mr. Bennet, dieſen Stiefelpufer und Suppler für jedermann, dieſen Figaro New - Yorfe, mögen wir nicht , denn wir haben ihn ichon vor dem Frückſtück geleſen !
cage man was man rolle, ſold ein Klatſchblatt, welches die einungen und Anſichten herüber und hinüber trägt, obne irgenb citte Fittliche Sendenz in fich zu haben , ſondern lediglich die 2lbs
licht, Geld zu machen, ein ſolcher Nidel ber Literatur hat auch
,,Den Augenblick meine Herren ! " Nun alio, unſere Füße madı amerikaniſcher Weiſe auf einen benachbarten Stuhl geſtemmt man nimmt dieſe Sitte der neuen Welt, welche in der alten Unart beißen würde, hier ſo leicht und gern an
mit der einen Hand die Zeitung haltend, wah
rend die andere den Zahnſtocher führt, befinden wir uns im Zus ftande bed Genuſfe8 einer Art Sieſta, von Zeit zu Zeit einen Sdluck Kaffee nehmen und hinter dem Platte hervor muſternde Plicke über den Saal ſtreifen laffend. Neben und ſißt unſer ſcharfjüngiger Freund, das Dhr mit allerlei biſſigen Bemerkuns
gen fipelnb, woron wir etliche wiederzugeben berſuchen wollen . „Wie ſchmiegſam toch unſere Architeften gegen das hieſige Publicum erſcheinen ! Bauen da einen großen Saal, eigentlich ſo gut wie obne Tagedbeleuchtung, das was an Licht von oben eins fádt, oder vom Eingange berzubringt, erzeugt eben jeneß vielfach beliebte Halbtunfel, ohne welches dieſe 3ce-creamery nimmer mehr
den Grad von Ruf erlangt haben würde, welchen ſie beſigt. „Wozu dieſes Fledermausbüfter ?" Beim Jupiter ! Sie fragen wie ein ädter Grünborn ! Das hieſige Klima, die hieſigen Geſells (daftëſitten, oder beſſer geſagt Unfitten , bringen unſre Schönen zur frühen Blüthe, die aber leider mit frühem Verwelken bere
31 Bemerfen Sie dort an jenem Tiſche,
Mittelmeer geweſen war. Zahlreiche Ruinen in der untern und obern
rechte an der Wand, das kleine, niebliche Mäbchen , angepußt wie
Stadt, Mauern und Thore, Amphitheater und Grabgrotten, Sarkophage
eine Modepuppe ? Das Kind mag zwiſchen drei und vier Jahre
und zahlreiche andere Ueberreſte bezeugen die ehemalige Bedeutung des Dito, namentlid, aber der große durch den feſten Felfen gehauene Tuns
bunden zu ſeyn pflegt.
alt ſeisn, aber es fißt hier idon fo fokett wie nur immer ein Dorf nel, das Staunen
anſpruchévoller Badfiſch von fünfzehn bafigen könnte. Mama hat bem kleinen Geſchöpfe aber täglich bei Ausbrüchen der Kinde
aller Reiſenden. Der Hafen iſt jeßt zum Theil mit Schlamm unb Vegetation angefüllt, enthält aber in andern Theilen
lichkeit vorgepredigt : „ That's not lady-like dear Emmely ! 1
noch ziemlich tiefes Waſſer. Dieß große Baffin ift 2000 Fuß lang und 1200 breit , und war ſo groß aló die Eins und Ausfuhr:Baffino
und baburch iſt der arme Wurm
der Oſts und Weft: Indian - Dođe zuſammengenommen. Er iſt von einer Mauer von großen Steinblöden , die an der Weffeite faſt völlig erhalten iſt, eingefaßt. Der innere Theil iſt ganz ausgegraben , und
1
icon zu einem vollſtändigen
Zieräffchen geworden. Die Anpußerei zum Närriſchwerden dauert nicht nur fort, ſondern ſteigert ſid, wenn möglich von Jahr zu Jahr, und ſo ſehen wir denn fleine, kaum aus dem Ei gefros cene Dinger don lo anſprud & roll auftreten , als es nur die
Mannbarfte zu thun im Stande iſt.
Betrachten Sie einmal
jenen tunten Knirpe, tort links in der Mitte des Saales, neben
Der fetten Mama und dem ſpintelbürren Papa ; ich kenne dieſe Peutchen : er iſt ein Geltmann, der fidh anfänglich wie ein Jagt hund abhebte, um ſo dywer an Money (Geld) zu werben, al8 zum Anflopfen bei ſeiner Laby erforderlich war. Dieſe befam von ihren Eltern kein Capital als Mitgift, arie - gewöhnlich fondern nur eine Jabrefrente, weil Papa ſein Gelb im Geſchäft behielt, und die außgeſepte Summe reichte nicht vollkommen aus
fein Canal 1000 Fuß lang ; die Fläche des äußern Hafen beträgt etwa 18,000 Fuß , iſt gut getedt, aber mit Sand verſchüttet. Swei Molod von ungeheuren Steinblöden laufen 240 Sohritte weit von einander hin.
Db. Chesney berechnete, zur Zeit ſeiner Euphraterpedition , daß man mit 30,000 pfo. ben Hafen ziemlich erträglich herſtellen könnte, und Capitán Allen beftätigte dieß nach neueren Unterſudungen . Der Hafen
hat große Vorzüge , umſomehr als es fonſt an guten Hafen an der ſyriſchen Küſte fehlt, der benachbarte Hafen von Alerandrette außer: ordentlid ungefund iſt, und die Einfahrt in denſelben nod bazu mands
mal ſchwierig und gefährlich ift. Seleucia mit ſeiner fchönen Nachs barfchaft iſt ſehr geſund, und würde, wenn der Hafen ausgebeffert wäre,
bald der beſuchteſte Drt in ganz Syrien werden. Smiſchen Seleucia
Daber
und Antiochiu bio Aleppo iſt vergleidungsweiſe ganz offenes Land,
beşte fich dieſer ſchon vorher abgehegte Danfee in der Ehe wo
und noch dazu iſt dab Thal von friedlichen Chriſten und Anſariern
möglich noch mehr als vorher ab, um ftete ſeiner Lady Oeld genug ins Haus zu bringen und dafür möglichſt ſchlecht im Hauſe zu leben . Die Läby aber wurde dabei, wie Sigura zeigt, tid
bewohnt. Seleucia war einſt der Hafen Babyloniens unb Meſopota: miene , und : Chesney hat es aus dieſem Grund auch zum Ausgang6
zur Bezahlung der einlaufenden Rechnungen für Pug.
punft ſeiner Euphraterpedition gemacht. ( Athen . 20 December.)
und Fett . Der einzige Sprößling dieſer glücklichen amerikaniſchen Normalebe, eben jener berauegepugte Knirp8, wurde von Mama auf dieſelbe Weiſe erzogen, 0. 5. eigentlich verzogen, wie dieſe
Cabecillas y Guerrilleros, Ter Maſtreador .
felbſt. Das Kind mußte ftete allen Willen haben, von Geiſteds auébildung war feine rebe, und alle Dreſſur lief immer auf
4. Der Playa :Vicente :
(Schluß.)
dress (Pug) hinaus, neben der Kunſt des Naſchens. Das Kind fiel entweder von ſich ſelbſt auf den Gedanken, weßhalb es immer
fo gepußt erſcheine? oder wurde barauf gebracht, und ſo iſt benn
Andres ſchien ing Berz getroffen. Zum erſtenmal in ſeinem Lebeu hatte der unfehlbare Spurfinder fich getäuſcht ; aber er nahm den
Beweiß ſeines Irrthume mit demſelben düſtern Schweigen hin, das er
mit eilf Jahren jenes Sofettchen faft noch in den Winfeln ent ſtanden, welches Sie vor ſich ſehen . Bemerken Sie nur tag vers chamte Niederſchlagen der Augen vor den muſternden Blicken der
faum mehr gebrochen hatte ſeit dem Moment, da Berrendo ihm geſagt, daß man das Vertrauen auf ſeine Geſchidlichkeit verloren habe. Rehren wir ins Lager zurüd ; mich bringt's ben General zu bitten,
Dasieben figenden jungen Männer im Zuſamnenbange mit dem
einen glüdlichern oder geſchidteru Führer als midh, aufzuſuchen .
übrigen Gethue; die auêgelerntefte Schauſpielerin fönnte nicht gerrandter fofettiren ."
„ Unter dem Ruppelfenſter leben Sie zwei elegante, blendend döne Mätden, mit zwei jungen Herren unter Schäfern und Lachen Gis naſdent.
find Scweſtern und ſie ſtehen auf dem
Höhenpunkte ihrer Jugendblütbe, ſo um die Sochêzehn berum. Dieſe friſch -blühenden Wangen fönnen noch das Tageslicht vers tragen , darum ſegt man ſich unters Fenſter. “ Die jungen Herren ſind gewiß ihre Brüber ? "
„ Welche Unerfahrenbeit! Seben Sie denn nicht, daß es Courmacher ſind ? Mit Brüdern unterhält man ſich nicht ſo lebhaft.“ „ „ Aber dann find es dod ficherlich Verlobte ?" " Keineêregs! Ich weiß ſchon worauf Sie findeuten wollen .
Gr wird feinen redtſchaffenern finden ! rief Berrendo.
Das iſt möglidh; aber die Rechtſchaffenheit darf nicht der einzige Vorzug eines Führers ſeyn. Zum Glück hat doch der Irrthum , den ich begangen habe , auf meine Geſinnungen feinen Schatten werfen fönnen , denn die Gefahr iſt ferne von und. Im ſelben Augenblid wurde Andres abermals durch ein Ereigniß zu Sdauden gemacht, und das Knallen eines Gewehrfeuers ſchlug an das Ohr der beiden Führer ;
der Spurfinder erblagte, und als Berrendo nadh der Richtung der Flin tenſchüſſe forteilen wollte, faßte er heftig ſeinen Arm , um “zu verhinə dern , daß der Wiederhall ſeiner Schritte nicht die Sicherheit ſeiner Gehird beirre .
Man ſchlägt ſich an der Lianenbrüce ! rief er. Berrendo, ihr wer: det mid vor dem Vorwurf des Verraths erretten, ich bitte eud barum im
Namen eurer Mutter.
ty
Nun lud Andres ſeine Büdire, und lief aus allen Kräften mit
( Fortſeßung folgt . )
Die Stadt und der Hafen Seleucia Pieria in der
ſolcher Behendigfeit , daß Berrendo ihm faum folgen fonnte. Sie bes durften einige Minuten dieſes eiligen Laufens, um den Drt zu erreichen, wo das Gefecht ſtattfand. Durch eine glüdliche Gingebung hatten die
Bay von Antiochia. In der fyroägyptiſchen Geſellſchaft las ein Hr. Dr. Holt Yates
zwölf Mann, die fie zu Bewachung der Brüde zurückgelaſſen, dieſe über: ſchritten und unterhielten vom jenſeitigen Ulfer einen ungleichen Kampf
eine Mittheilung über dieſen Hafen , der einſt der beſuchteſte im ganzen
gegen einige 20 Mann vom Vortrab des ſpaniſchen Commandanten
1 Dieß fann beißen : 18 ift uidt weiblich, nicht anſtändig , allein es hat auch den Sinn, dat ſchickt fie nicht für eine lion, oder vornehme
Topete. Später erfuhr man , daß dieſer Befehlshaber mit 700 Mann
Dame .
A. 8. B.
auomarſchirt war , um die Erpediton zu überfallen ; mehrere Leichen bededten ſchon den Boden , und die mericaniſdien Soldaten wollten fick
32
زن تار ۔
ca
gegen diefBrüde zurüdziehen , als die beiden Führer dem Rand des Waflers folgend ſich unter fie ſchleichen fonnten. Durch ihre Gegen: wart ermuthigt, ftand die Mannſchaft feft ohne zu weichen ; aber plogs lid lahen fie in geringer Entfernung die Spige einer zahlreichen ſpa:
der einzigen Auges des Srurfinder: flaffre;
niſden Colonne. Hier müſſen wir ſterben
erſdaffen , fulr Andres mit vor Schmerz gebrochener Stimme fert ; aber zum Glüc , ſrßte er hinzu , hat der Himmel mir euch geſendet.
der Inglüdlidie war
völlig blind.
3
werde das licht des Tages nicht mehr jehell , auch Luj nicht
mehr , die mich liebte ,
150ch ſonſt etwas von dem was Gotted Hand
1
ſagte Andres alsbald zu Berrendo , ich wenigſtent. Wenn die Brüde genommen iſt, wird es um Teran und meine Ghre geſchehen ſeyn ; befehlet den Rüdzug. Berrendo that nada ſeinem Wunſche, ohne feine Abſicht ermeſſen zu fönnen, und rief : nadi
der Brüde ! der Brücke!
Die Mannſchaft gehorchte, und bald waren alle auf dem ſchwanfen
Seltſame Gedanken drängten fich in Berrendo's Ropfe. Der Name des Mädchens, von Andres ausgeſprochen , erinnerte ihn zumal an die Gez
liebte und ſeinen Nebenbuhler , und erregte in ſeinem Herzen eine Miſchung von Freude , Mitleid und Entfeßen. 3d werde euch ins Lager zurückführen , ſagte er ; Pflege wird cut
Stege, indem fie ihre Leiber den Feinde als Damm entgegenſekten. Nur einer, fleinen Anzahl Spanier war es gelungen fich an dem
nicht fehlen und vielleicht iſt noch nicht alle Hoffnung verloren.
Brüdenfopf aufzuſtellen. Andres ergriff nun die Art eines der Sola daten , und Berrendo rah, aber zu ſpät, um ſich widerſeßen zu fönnen , was feine Abſicht war als er ſagte , hier mußten fie ſterben. Anſtatt fich des Beiles gegen die Angreifer zu bedienen , hieb er voll Wuth in die lianen , welche die Bohlen der Brüde trugen. Zum Glück glitt das Beil an den elaſtiſden Zweigen ab und fonnte ſie nicht zerhauen. Berrenbo wollte ſeinem Beginnen wehren , aber im ſelben Augenblide mußte er ſein Leben gegen einen ſpaniſchen Soldaten vertheidigen, und fonnte nur an ſeine eigene Sicherheit denken. Ingehemmt in ſeinen Bewegungen griff Andres die Brüde von einer andern Seite an. Sein Beil ſchnitt die ledernen Riemen entwei , welche die ſchwankende Bahn
ſtelltes Geficht gegen Verrendo.
zuſammenhielten, und Berrendo fühlte fie unter ſeinen Füßen weggleiten. Gr hatte fich mit verzweifelter Anſtrengung feines Gegner entledigt und rief Andres zu, ihn nicht zugleid mit ſich zu opfern ; aber es war
zu ſpåt. Ein Arthieb hatte das leßte Band zerhauen das die Planten feft: hielt. Nun that ſich die Brüde auseinander, und Freunde und Feinde ftürzten mehr als dreißig Fuß tief in die dunkeln Waſſer des Playa: Vicente hinab. Berrendo war beſonnen genug um ſich an einer der Lianen die über dem Fluſie hingen , anzuflammern. Zwiſchen Himmel
und Waſſer hängend, ohne Hoffnung auf Hülfe ſchwebte er ſo in furcht: barer Angſt; dann traf ihn eine Rugel vom andern Ufer , die ihn die Schulter zerſchmetterte, und er ließ die Liane fahren an der er ſich feſto gehalten hatte. Als er verwundet wie er war , an die Oberfläche des Flufſes, in deſſen Tiefe er geſtürzt, emporkam , ſuchte er zu unterſchei:
den , was um ihn her vorging. Alles war ſtill und ſchweigſam ; die Waſſer flofſen ruhig zwiſchen den finſtern Felswanten hin an denen er nirgend Fuß faſſen fonnte. Or ſchwanımı nun weiter der Strömung folgend, bis er in halbem Bewußtſeyn endlich an einem der 11fer lan dete , und nun in tiefe Dhnmacht fiel. Stunden vergingen , ohne daß Berrento wieder zur Beſinnung fam . Endlich als der Tag fich neigte, begannen Stimmen ſich aus den nahen
Wäldern zu erheben , die bis dahin ſchwiegen ; das abendliche Geräuſch folgte dem Schweigen ter brennenden Tagesſtunden und zugleich fing auch Berrendo's Herz wieder an zu ſchlagen , zu ſelber Zeit wie dieſe lebloſen Wüſten zum Leben erwachten. In der Dámmerſlunde ſchlug der Abenteurer die Augen wieder auf und die Empfindung eines bren: nenden Schmerzed ſagte ihn , daß er noch lebte. Er wurde nun gewahr, daß er auf einem ſandigen Geſtade lag, das fich, wie ein ſchmales Band
långå der Felſen hinzog. Nicht weit von ihm waren zwei Leichen auf den Sand geſpült.
Plößlich machte einer dieſer Körper , welche leblos
Der unglüdliche Andres wandte ſein durch eine Doldſpiße ents .
um mid von der Laſt des Lebens zu befreien. Tödtet mich, Luciano ! tödtet mich aus Mitleid !
Niemals ! niemals ! entgegnete Verrendo ; aber Andred erneute ſeine Bitten mit der flehenditen Stimine , und Berrendo fühlte , daß der Rampf gegen den legten Willen eines Sterbenden unmöglich wurde ; im
Augenblice noch als feine Rede den Bitten des Spurfinbero es verwei gerte , ſtieß ſein Arm frampfhaft zweimal den Dolch in Andres Herz .
Dieſer verſchied ohne eine Wort auszuſprechen, aber indem er Berrendo mit einem legten Lächeln danfte. Den folgenden Tag fonnte Berrendo das Lager des Generals Terant wieder erreichen, und er folgte den Trümmern der Erpedition in ihrem Nückzuge nach Tehuacan. In dieſer Stadt angelangt, hatte er nichts Giligeres zu vollbringen , als luz den Tod des Andreß anzuſagen ; er
wagte es ſogar fich des entreßlichen Dienſtes zu rühmen , den er ihnz geleiſtet hatte. Die Verwünſchungen , die das Mádchen auf ſein Haupt hérabrief , die bittern Thränen , welche ſie vergoß , ſagten ihm , was er ſchon früher hätte errathen fellen , daß luz ihn niemals geliebt haite. So opfert eudy denn auf für eure Freunde, ſagte Berrenbo zn ſich ſels ber , als er Tehuacan verließ ; mir bleibt nun nichts übrig als in irgend ein Kloſter als Mönch zu gehen . &r gab indeß dieſem frommen Entſchluſſe feine Folge ; anſtatt ins Kloſter zu geheni, nahm er Dienſte bei dem ſchredlichen Gomez el Capa dor. Gr nahm Theil an den Haupterpeditionen dieſes unerbittliden .
Anführers , deſſen würdiger Soldat er war , und als der Friede auf die Kämpfe gegen Spanien folgte, vertauſchte er das Leben des Guer : rillero mit dem mühevollen des Jägers , und wurde in den Wäldern 1
von San : Blas der Genoſſe der Männer , die unabläffig jene weiten G. Ferrıy.
Ginoben burdiftreifen.
Squier $ über mericaniide Alterthümer. In der engs
liſden Literaturgeſellſchaft am 17 December ſprach Squiers, der befannte mericaniſche Geſchäftstråger in Nicaragua , und amerifanijder Alter :
thumsforſcher, über mericaniſche Alterthümer in einer Weiſe , die wohl noch ſehr der Beſtätigung bedarf. Er erklärte , die mericaniſchen Hieros glyphen , wie ſie Lord Kingsborough herausgegeben ', enthielten meiſt Ritualien , nur wenige Feyen hiſtoriſc ; von den darin erwähnten Greiga niſſen ſeven einige 600 3. (! ) vor Chr. eingetreten , und eine Citation
ſcheine fich auf eine Sonnenfinſterniß 900 Jahre vor Chr. zu beziehen . Dao dualiſiſde Princip , in Form ein !
ſdienen , eine Bewegung und fließ einen zerreißenden furchtbaren Schrei
O ! Luciano , rief er , nicht um mich
ins lager zurückzuführen zähle ich auf euch , ſondern auf euren Dold,
männliden
ud weiblichen
aus, den der Wiederhall tauſendfältig zurückgab. Berrendo glaubte die Stimme des Spurfinders zu erfennen.
Gottheit , herrſche in der mericaniſchen Religion , ebenſo eine Dreiheit entſprechend der ſchaffenden , erhaltenden und zerſtörenden Kraft. Die
Send ihr es , Andres ? rief er , während dieſer Schrei noch in ſei:
Intergottheiten ſtellten nur Attribute dar, und das Pantheon der Meris
nem tiefſten Herzen wiedertönte. Ad ! ihr reyd es , Luciano. Gott ſeyy gebanft , verfekte Andres ;
caner ſey bei weitem nicht ſo zahlreich als es den Anſchein habe. Der oberſte Gott ſey dargeſtellt mit einer Masfe , um zu zeigen daß man ihn nicht anſchauen fönne. Für jeden Beinamen gab es eine andere Magfe, und beſondere Thiere Feyen den beſondern Gottheiten gewidmet ; auch wurden dieſelben durch verſchiedene Farben bezeichnet , der Waſſer: gott durch Blau, der Feuergott burd Noth, die Untergottheiten duros dunkle Färbungen . Schließlich bemerfte er, daß die mericaniſchen Berichte unzweifelhaft auf einen orientaliſchen Urſprung hindeuteten .
fommt , daß id eure Hand fühle.
Berrendo näherte fich , ſo gut er fonnte , während Andres ſeinen Arm auoſtredte , als ſuche er irgend etwas linſichtbares zu ergreifen . ht ihr mich denn nicht ? rief Berrendo, und bevor Andies ihm antworten konnte , bemerfte er eine blutende Wunde , die an der Stelle
Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
-
( Athen . 3 Januar .)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gb. Widenmann.
Das Ausland . Ein Tagblatt jūr
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.. Nr. 9 .
10 Januır 1852.
Bebauern ausgedrückt , und ihn berfichert, daß fie ihre Einftim
Die Stellung des engliſchen Minifteriams. Seit ten erſten Tagen dieſes Jahres bringen mehrere engs tiſche Blätter , und voran bie Times, Artikel über die unſichere Stellung des Minifteriums, und gehen zum Theil ſo weit, gerades zu deſſen nahen Fall zu prophezeihen ; mehrere behaupten ſogar, der auf den 8. b. aufgeſchriebene Cabinet& rath werde das Schidial des Cabinets entſcheiden. Daß man den Fall loro Palmerſtons Damit in Verbindung bringt, verſteht fich von ſelbſt, und manche meinen , das Miniſterium fönne nach ſeinem Ausſcheiden nicht mehr zuſammenhalten. Das verbächtigſte Symptom iſt die Härte,
mung in voller Infenntniß der wahren Sachlage gegeben hätten. Der ganz: Verlauf der Sache nebſt der Correſpondenz zwiſchen Lorb Palmerſton und Lord John Ruſſell folle in den erſten Tagen nada
Eröffnung des Parlaments ans Tageslicht kommen , und es werbe bat aus hervorgehen , Lorb 3. Ruſſell habe ein Benehmen gegen Palmers ſton eingeſchlagen , daß legterer nicht mehr mit Ehren in Einem Cabinet mit ihm habe figen fönnen .
Wir brauchen nid)t zu bes
merfen , daß dieſe Geſchichterzählung ſehr viel innere linwahr. cheinlichkeit hat, obgleich der Morning Advertiſer, falls ihm tag
Schrache ſeiner Stellung ausdrücken ; der Artikel enthält in lauter
jeßige Organ des Miniſteriums, die Simeo, widerſpreche, bie Beweiſe zu liefern verſprach ; daß Lord John Ruſſell zwar als unbeſonnener Briefſteller befannt iſt, daß aber Unterhandlungen mit frem det
Anjpielungen die politiſche Anflageacte des Minifteriume, auf
Mädyten und directe Weiſungen an engliſche Geſandte, ohne Vors
iromit fich die Jimes (? Jan.) über das Miniſterium und die
welche, ta gar keine Milderungsgründe angeführt ſind, das Pus wiſſen des Miniſters ber aufwärtigen Angelegenheiten, body gar blicum gleichſam aufgefordert wird, das Schuldig " auszuſpres Solche Artifel find befanntlich nur zur Parate geſchries ben . ben , fie berrathen weniger bic Ueberzeugung -- wozu bie Times nicht ten Anfang des Jahres 1852 abzuwarten brauchte - fons -
fone
tern die Anſicht ber augenblidlichen Lage, und nach dieſem Anzeichen zu ſchließen , muß das Miniſterium ſehr frank lenn . Unſere Lejer erinnern ſich wohl, das man in London verſchiedenes von Ginflüſſen frember Höfe munfelte, melche den Fall Lorb Pals
merſtong herbeigeführt hätten . Der Morning Atrertiſer gibt dieſen Hiſtörchen eine beſtimmte Unterlage und erzählt im Weſentlichen folgendee . forb John Ruſſell habe ichon feit einiger Zeit dem Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten , Lorb Palmerſton , hin-
zu unbeſonnen und unredlich wären, um irgend glaublich zu ſeyn . Angenommen aber auch , ter Premier habe ford Palmerſtons wahrhaft ſchamloſe Aufreizung der fremden Emigrationen noch jo 10 ichr mißbilligt, ſo iſt toch ein jolches Umgehen bed Mini ſters ber aufwärtigen Angelegenheiten ein gänzlich ungeeigneter Weg, dieſe Mißbilligung zu zeigen . Vielleicht iſt dieſe ganze Geſchichte nur erfunden, um den Schluß des Artifeld im Morning Advertiſer, daß nämlich eine
Verſchwörung des Premierminiſters mit dem öſterreichiſchen Hof ſtattgefunden habe, und eine Allianz mit Deſterreich im Werfe
jeg, zu erklären. Der Morning Advertiſer, wenn auch in innern engliſchen Angelegenheiten nicht ſelten mit einem ſehr richtigeu
fer feinem Rüden iné Handwerf gepfuſcht, und dieß icy naments
Blick begabt, theilt doch in auswärtigen Angelegenheiten die
lich ſeit ten Parijer Ereigniſſen ſo auffallend geworden , daß Lord Palmerſton endlich fich genöthigt geſehen habe, hicrüber von dem Premierminiſter Aufffärung zu verlangen ; die Antwort ſey ſebr
allergewöhnlichſten engliſchen Vorurtheile, und wenn ihm wirfe lich etwas zu Dhren fam, daß England in Folge der franzöſiſchen Greigniffe fich Deſterreich nähere, ſo mochte ihm obige Geſchichte plauſibel erſcheinen. Frankreich war vor der Februarrevolution in
aufweidenbauegefallen , eine ziemlich ſcharfe Correſpondenz die
Folge gerreſen , und Lord Palmerſton habe dann ſeine Entlaſſung angeboten . In dem Cabinetsrath vom 22 Dec. , ten Lord PalmerPon nicht anwohnte, habe Lord John Ruſſell ton anweſenden 9 (von 15) Mitglietern des Cabinets mitgetheilt, daß Lord Pals merſton in Folge eines Miſverſtändniſfee über gewiſſe auswärs tige Angelegenheiten ſeine Entlaſſung angeboten habe ; Lord John Ruſſell babe, ohne ſeine Correſpondeuz mit Lord Palmerſton vors
zulegen , die Annahme dieſer Entlaſſung vorgeſchlagen, und fie jen von den anweſenden Cabinetêmitgliedern nicht ohne Bebauern genehmigt worden . Einige Tage nachher aber bätien drei Mits glieder bee Cabinete , nachdem ihnen die Correſpondenz zwiſchen Lord Balmerſton und Lord John Ruſſell zu Dhren gefomment,
ruſſiihen Bündniß, jeit derſelben hat es fich in ſehr angemeſſener
Weiſe neutral zwiſchen Rußland und England gehalten, eine Haltung , die eben ſo ſehr im Intereſſe Frankreichs als in dem Des europäiſchen Friedens lag . Mit dem Augenblick, wo Franfs reid wieder ind ruffiiche Bündniß tritt, iſt das Gleichgewicht abermals wie im J. 1847 gebrochen, und England muß auf dem Continenteinen mächtigen Bundeêgenoſſen , ſen es auch mit Opfern , ſuchen . Tag mag die Gerüchte erflären , daß England mit Defterreich eine Allianz zu ſchließen ſuche . Lorb Palmers ſton , der Deſterreich ſo bitter und rückſichtalog behandelte, fonnte feinenfalls der Mann ſeyn , ter die Bündniß anbahnte, und mußte weichen.
Der Schritt war eine Sache der Nothwendige In welcher Weije jou man aber
dem leßtern geſchrieben, ihm ihr Erſtaunen und ihr lebhaftes i feit in engliſchen Intereſſe.
34 Den Gang der Dinge im engliſchen Parlament barftellen ? Wels dhen Mantel fod man der Geſchichte umbängen ? das iſt lower zu ſagen. Wird Palmerſton erklären : ich habe mich geirrt ; ich bin in der Feindſeligkeit gegen einige Continentalmächte zu meit gegangen ?" Niemand wird von Lorb Palmerſton dieß Befennt-
ooom
und um ald Begleiter ber Dame zu figuriren ; inteffen find dat
niß, noch von Lord John Ruſſell die Erklärung erwarten , daß
wie geſagt nur Aufnahmen von der Regel . “ Kürzlich gab es hier einen Spaß : e8 famen zwei bodo elegant gekleidete Damen in den Salon, nahmen Plaß und ver. langten von einem Waiter bieß oder jenes . Dieſer erkannte fle aber als „ Leichte," zog ſeine weiße Jade aus, warf fich in den
die Ereigniſſe in Franfreich plößlich eine andere Politit nothwendig gemacht hätten. Guter Rath ſcheint in der That ziems
ſchwarzen Rock, jepte ſich dann zu ten Damen an den Tiid, beſtellte bei einem andern Waiter gerade das, was die Leichten
lid theuer zu ſeyn , und vielleicht ſtammen die Gerüdte, bas bad
bei ihm beſtellt und führte dieſelben endlich zur Thür. Alle Welt lachte natürlich und ſo bleibt der Drt im befter Rufe ; ed fom. men die beſtrenommirten Damen ſelbſt auch allein und obne
jeßige Miniſterium nicht bis zur Parlamentderöffnung beſtehen werbe, lediglich aus dieſer Erfenntniß, daß ed höchſt ſchwierig ſehn wird, die nothwendigen und von aller Welt erwarteten Ers
läuterungen zu geben ; man vermuthet, daß die Regierung auf Mittel finne, dieſe Grläuterungen mindeſtens binguezuſchieben,
männliche Begleitung bieber, wenn ſie gefannt find. Ich gebe übrigens feinen Sirpence darum, daß jene Scene mit den leichten nur aus Renommage vom Befißer der Jre-creamery reinweg ver.
und leßtered wäre möglich, wenn das jerige Minifterium fich
anſtaltet wurde, um fich mit gutem Rufe ins Geldbrei zu brin.
ſelbſt, und das neue Miniſterium das Parlament auflöst.
gen , denn verbindern läßt fich der Eintritt leichter in männlicher
(Soluß folgt.)
Cine Conditorei Wew - Yorks. (Schluß .)
Reineemege , ermieberte mein ípißiger Begleiter , aber unſere Geſellſchafteſitten geſtatten der Jugend einmal boufte freiheit unb Ungebundenheit, die namentlich in den unterſten Gdichten der Bevölkerung im Loaferthum zur ärgſten Bügelo loſigkeit, in den ſogenannten höhern Claſſen zur abſcheuliduften Unnatur hinführt. Dagegen verfolgt die Verbeuratheten der ſcharffte Geſellſchaft&zwang. Dag verbeuratbete Weib wird zur Nonnenhaftigteit verurtheilt, während dem Märchen alle Schranken geöffnet find, obſchon das Unnatürliche und Schädliche dieſes Gebrauch ſofort ins Auge ſpringt. Man hat namentlich zweiers lei Meinungen zur Vertheidigung dieſer Berfömmlichkeit aufzus ſtellen : bie Ginen ſagen , daß eben die rolle Freiheit am beſten vor fehltritten ſchüße und ſchlimmſten Fale endige die Geſchichte mit einer Ehe.
Dagegen find andere idon offener, indem fie
anführen : , unjere Jugend muß auétoben ! " " Ueberſchauen Sie nun die große Mehrzahl der bier Anweſenden, fie haben alle rauêgetobt ;" " bas Feuer hat berzehrt und nur Ajdhe iſt zurüds geblieben ; daher aſdfarbene Geſichter, die nur den Schleier im
N.
Halbdüfter einer Ice- creamery ablegen , und ausgebrannte Herzen,
Begleitung toch nicht, und ſo iſt nichtå möglicher, alo daß in erwähnter Art nur ein wenig Komödie geſpielt wurde. Um der burde und durch heucleriſchen Geſellſchaft zu gefallen, fann ſehr
leicht auch hierbei eben nur ein wenig mitgebeuchelt worden ſeyn ! ,68 foll mithin feinelwege von mir behauptet werden, das die hieſige Geſellſchaft turcaue tugendhaft, Fittenrein, bewun. dernswert8 und empfehlenéwürdig ſex. 3m Gegentheil liegt es don in unſern politiiden Verbältniſien , daß ein jeber fein Werg
am Rođen haben müſſe. Wir leben in einer demofratiſchen Res
Das Entſteben der
publif, wo die Maſſe ſouverän erſcheint.
Union und ibre eigenthümlichen Verhältniſſe machten es vor der
Hand geradezu unmöglich, das Erziehungs- und Unterribiëweſen ſo einzurichten, daß eine gebildete Mehrheit vorhanden ſeyn könnte. Mangelnde Bildung wird aber ftete und überall andere Mängel, Fehler und Gebrechen nach ſich ziehen . Eine ſo beſchaffene Menge, wie ſie die Vereinigten Staaten rorläufig nicht ander8 baben
kann, wird nun allerdinge vielleicht nicht jeden wirklich Tugende haften freuzigen ; indeſſen beliebt, populär wird in der Regel ficherlich nur derjenige ſeyn , welcher mindeſtend einige Werg am Recen bat. 68 geht unſrer ſouveränen Demofratie, wie allen Souveränen : ibre dwachen Seiten werden nachgeabmt, weil
man dadurch nicht beſſer erſcheint, als der Gouverän ſelbſt. Dafür ſprechen tauſen Belege, und ich erwähne ber kurzen Rebe eines Wahlcandidaten in Miſſouri ihres bezeichnenden Inhalte halber : „ „,Fellow Citizens, I too am a Candidate for that office. The orators before me have said a great deal of
verborrte Gemüther, in denen faum die außgeprägteſte Selbſtſucht noch den empfänglichen under für zündende Funken werfen tann . Sie alle haben getobt, ober geraſet,“ wie die Holländer ſich auszubrüden pflegen, darum – meil man eben felbft Beſcheid weiß - wird unter Verebelionen ſehr ſtreng auf ein gewified Decorum gehalten, das jedoch hinlänglich weite Aermel haben muß, um, innerhalb des Decorums gehalten, einige Contreband zu geſtat. ten . Dieſes zábe Feſthalten an einer gewiſſen Form macht namentlich der Frauenzimmerwelt von unzweifelhaftem Rufe großen
Should you favour me with a seat in and horseracing. our general assembly, I promise you not to be such a fool as those fellows who just harangued you with profes
Dergleichen Perſonagen ſtreben bekanntlich überall
sions of their devotion to your interest no, boys, I pro
mit größter Anſtrengung Darnady, die Schranken zu durchbrechen ,
mise you first to take care of myself, then of my brothers, cousins etc. and then, if occasion should be offered, to think a little of you — and that is all . Gentlemen, I thank you for your attention.“ Und dieſer Candidat rurde mit
Rummer.
welche die auf& Decorum haltende Geſellſchaft gerade deßhalb zieht, um fich von ihnen abzuſperren.
Leidyte Iruppen weiblichen Ges
ſchlechte in New-York unterlaſſen baber auch nicht fort und fort tapfere Angriffe auf unſere faſhionable Ice-creamery zu machen. Allein leider befiehlt die Sitte, daß Damen in der Regel nur mit Herrenbegleitung hier erſcheinen können, und nur einige unter den Leichten find bemittelt genug, um anſtändig ſcheinende Bes
gleiter zu bezahlen. Erliche ſind zwar zum Schein ſogar mit einem Manne vermählt, der förmlich ausgehalten wird al8 Dedmantel
about their own respectability and about what they are going to do for you. They are no doubt very serious in all
that. Now what shall I say of myself ? – You all know that the little I possess was made by gambling, betting -
-
1 Deutſc : Mitbürger, ich bin 'auite ein Gandidat für dieſen Poften. Die Meduer vor mir haben ein gutes I beil über ihre eigene Adtbarkeit, und über das was ſie für Euch zu thun beabſichtigen , geſprochen. Sie meinen dag ohne Zweiiel rebr eruftlich.
Nun ,
wae
foli ich über mich
ſagen ? Sie wiſten alle, daß ich mein geringes Befitibuin durch Spiel, Wetten und Pferderennen erworben . Sollten Sie mic init einem Sig in unſrer Generalverſammlung begünſtigeu, po perſprede ido ghnen tein folder Mart
35
goon
großer Stimmenmehrheit gewählt. Einer meiner Freunde machte
Procent. Jeft geht es nun flott bem vierten Bankeroit oder
in Deutſchland gleichfalls die Erfahrung, daß ein etwas beflecter
großer Bereicherung entgegen. Eines ift ſo möglich als das
Ruf zur Popularität viel beitrage ; bann erſt als er von der herrſchenden Partei- wegen ſeiner Verteidigung der Volf@ intereffen ins Gefängniß geworfen und zum Verbrecher geſtempelt wor.
andere, und R. gilt bei aller Welt für „ a smart fellow !" für einen firen Kerl. Was man auch zu verkaufen haben möge,
den war, gewann er das volle Zutrauen des Volfes . “ Ha! ich bitte, beachten Sie das Pärchen, welches eben in
er zu leben, und jedermann hofft bei ihm nicht in Berlufte zu gerathen , oder meint geſchidt genug zu ſeyn , um ftch benſelben
der Salon tritt ; beide haben fich erſt vor der Thür getroffen, wie ich bewerkte ; ich kenne fie genau , und es unterliegt feinem
zur rechten Zeit zu entziehen.. Die Handeldgeſchäfte werden hier oft als eine Art Hazardſpiel betrieben, und man ſpielt nicht un.
Zweifel, daß fie geſtern Abend, wo der Herr zum Beſuch beim
gern mit kecken Spielern . “
mit ihm iſt ſtet & ein guter Hanbel zu idhließen ; babei verfteht
Gemahl der Dame war, die Afrete getroffen , fich heute hier zus
Haben Sie Luft eine Wette mit mir zu machen ? Ich Tepe
ſammenzufinden. So, wir ſeßen und ganz hinüber in die Nähe
zehn Flaſchen Champagner gegen eine, daß jene beiden Herren,
des Büffete, wo der Saal am büfterften iſt und man die Her.
bie da in der Nähe an einem Tiſche fißen und anhaltenb mit
eintretenben genau im Auge halten fann. Die Dame läßt den
einander ſprechen, fich von einem Geſchäft unterhalten, wobei eß fich um Geldgewinn handelt ; ſo wie ich eine gleiche Wette eins gehe, daß jene beiben Damen in den brillanten Anzügen von
Schleier noch zur Hälfte über das Geficht herabhängen, und der Herr feßt ſeinen Kut tief in die Stirn. Verteufelt pfiffiged Bes nehmen das ! Seugt von beiderſeitiger Routine ! Rame bie eifer .
uichts anderem reden als eben von ihrem Dreß ! Sie wollen
ſüchtige Gattin bed Berrn etwa zufädig herbei, fo würde fle
nicht? Nun ich kann Ihnen das nicht verbenken, denn unter zehn Fällen würde bei neun ficher die Chance für mich ſeyn ." In dieſer und ähnlicher Weiſe verhinderte die ſchlimme Zunge meines Bekannten fortwährend das Auffeimen und Emporkoms
ſeine Anweſenheit nicht wahrnehmen können ; denn man ift beim Cintreten ftetế wie geblendet, und ehe fich ſcharfe Augen an bas
Düfter gewöhnen, find loſe Vögel ſchon audgeflogen und anders wohin geflattert. Dh, ich weiß nun ſchon das Ende von dieſer Liebegromanze ; der Dame ift von mir auch 'mal der Hof ges macht worden ! Hier wirb Chokolade genommen ; dann geht man wieder bis zur Thüre mit einander, um fich da zu trennen ;
men der optimiſtiſchen Anſchauung der Dinge bei mir burd pels
Madame wandelt allein voraus zur rechten Hand den Broadway
leben wie der Fiſch im Waſſer. Und ſonderbarer Weiſe find et meift die beſten Menſchen , welche in folder Art auftreten ; e8 gewinnt den Anſchein als ſtieße der eble Wein in ihnen durch Worte bie unreine fefe ab, ober als berſchanzten ſie ihre weis
hinunter, während der Herr einen Blod hinaufgeht, dann in eine Seitenſtraße einbiegt und ſo verſchwindet.
Madame beſucht eine
Pufmacherin, welche auf Xſtreet wohnt, und die ſo gefällig iſt, fich aus dem Zimmer zu entfernen, falls der galante Herr ftoh - wie zufällig -- auch einfindet, nach allerlei Puß frågt, dabei
die Dame natürlich als bekannt begrüßt und ſich in ein Geſpräch mit ihr einläßt. Adh die Modiftinnen in New York find wirts
lich io übel nicht, wiſſen Beſcheit und bereiſen ſehr oft ben feinſten Daft von der Welt. Die Dame und der Herr werden in ein Nebengemach geführt, wo allerlei Pupiachen zur Auge wahl bereit liegen, nebenbei aber die bequemſten Meubeln vors
banden ſind. Die Mobiftin entſchuldigt fich, die Herrſchaften einen Augenblid allein laſſen zu müſſen ; dieſer Augenblid dauert
fimiſtiſche Zuflüfterungen , die eigentlich gar nicht im Charakter
der heißen Jahreszeit lagen. Allein gewiſſen Leuten iſt der Belo fimi&mus fo zur andern Natur geworben, daß fie in demſelben
chen, liebevollen Herzen durch einen Wal von bartem Geſtein ; fie gleichen den Roſen , die hinter Dornen verftet find, und den ſüßen herrlich duftenden Früchten , welche häßliche Stacheln um.
geben. Dergleichen Stachelzungen bewahren uns namentlich auch vor dem Verfallen in eine gefährliche, lethargiſche Illufton, und mir folten ihnen immer bankbar fenn , fie ftet & willkommen bei.
Ben, anſtatt ſie zu haſlen, fie zu fliehen und zu verkeßern. Der geneigte Leſer, zumal wenn derſelbe etwas ſpottiſcher Natur ſeyn ſollte, wird vielleicht anmerfen wollen , daß ich meinen
eine gute balbe Stunde ; Der Herr zahlt ben geforderten Preis für etliche qu @gerrählte Stüde und empfiehlt fich dann, während die Dame noch ein wenig verweilt. Das alles weiß ich aus
Begleiter dhon barum heraueftreiche, weil mich berſelbe ſo foſt bac traftirte, und ich muß dieſen Argwohn eben auch hinnehmen . Meine Entgegnung fann böchftens in der Aufforderung beſtehen, gelegentlich den Verſuch zu machen , ob mein Urtheil durch meine
eigener Erfahrung, und eß macht mir beſondern Spaß, das ſelbft
Zunge oder meinen Gaumen zu beſtechen ſey ? Perſonen, die mit
mitgeſpielte Stüd mit einer neuen Rollenbereßung vor meinen
am nádoſten befreundet find, haben ſchon öfter faſt tadelnd beo
Augen theilreis repetiren zu ſehen. Man thut, wie Sie mir
merkt, daß dieß eben nicht der Fall mare, und ich immer eine ſtörriſche Natur bekunde, wenn auch noch ſo gut mit unir un
jeßt gerriß zugeſtehen werben , ſehr Unrecht, wenn geſagt wird, unſerer amerifaniſchen Architektur fehle die Sprache, welche aus
gegangen würde.
der europäiſchen und ältern Architektur zu dem Beſchauer aus Sauſend verſchiebenen Zügen redet . Dieß fönnen offenbar nur
hat mich damals Freund Stichlieb jedenfalls ſehr gut, aber ſeine
Tolche Leute behaupten, die fich nicht aufe Leien uuſerer Archis tekturſchrift verſtehen .
Bemerften Sie jenen Gerrn im meißen Aute, der mich
Mag dem jedoch jevn wie ihm wolle, trafrirt
biſfigen Reben incomodirten mich gleichwohl, und ich mabnte dos her an den Aufbruch. Mit den beiden Taſſen Vanille- Gie, die und der Waiter
eben grüßte. " Ja ! nun er hat fünf Perſonen mit fich gebracht,
zuerſt brachte, legte derſelbe eine runde Elfenbeinmarke auf unſern Diſd , welche die Zahl 2 trug. Dieß zeigte an, taß jede Portion
Die er ſicher glanzend bewirthet ; tad iſt von jeher to ſeine Weije. Vor etlichen Monaten machte er zum drittenmal Banferott mit eiuer þalben Million Deficit, und dyloß einen Afford auf 15
verlangt unb befommen batten, wurde die Marke gewed felt, und wir erhielten eine andere, mit 8 bezeichnete, auf den Tiſch ges
pu reyn wie dieſe Burſde, welche Sie eben mit ihren Befenntniffen der Hiugebung für Ihre Zutereffen angeredet haben ; nein , Jungene, id per:
( preche zuerſt an mich zu denten, dann an meine Brüder, Vettern u. . w . und dann, wenn fide Gelegenheit dazu finden ſollte, ein wenig an Euch und das iſt alles. Meine Herren, ide danke für 3gre Auforiertfamfeit.
Ei8 einen Schilling foſter.
Nachdem wir Green - Turtle Soup
legt. So ging es denn fort , bie eine ziemlid anſehnliche Summe zulegt auf der Marke ſtand, die mein Begleiter an fidoy naom, um vorn am Sabltide den angemerkten Betrag Dafür ju entrichten. Dieſe Einrichtung zur Berechnung der Zablung
WIJ
36
سانرابه
habe ich in andern Ice creamery und Reſtaurationen New - Yorke nicht bemerkt . Man forbert da ſtets was man wünſdot, berechnet fich ſelbſt deſſen Betrag nac der aufliegenden Bill- of- fare, und
Die Kichererbſe in der amerikaniſchen Wüfte.
zablt denſelben an Zahltiſche, ohne weiter ein Wort zu rers
Unter den Pflanzen , welche Capitán Howard Standbury ( Corps
lieren .
( MNitgetheilt von Arthur Schots.)
Nirgenbe berridt ängſtliches Nachrechnen , ſondern überal
of the topographic Engineers of the U. S.) von ſeiner Forſchunge :
das genteelſte zutrauen . Dennoch har ſich das Publicum am erwähnten , vielbeſuchten Orte an die jeden Irribum verhindernde
reiſe in den Regionen , um den großen Salzſee in Obercalifornien 420 Breite und 950 Långe (Ferro) mitgebracht, befindet fich merfwürs digerweiſe aud Ervum Cicer L., die gewöhnliche Ridererbſe, in ihrem befannten Habitus und durchaus unverändert. Mit dieſen Fund wirft fich die Frage auf, wie fam dieſes Kind der Cultur in jene mächtige Wüſte zwiſchen der Sierra Nevada und den Rody Mountains. Bracha ten ihrer Zeit die Spanier dieſe Pflanze vom Often her auf dieſen Cons tinent, oder ftammt fie gar aus den Händen einer urſprünglichen Noth: hautrace , deren Culturzuſtand etwa höher war als der der heutigen Wilden , welche noch jeßt dieſe Ginóber durchziehen , welche aber faum eine Ahnung davon haben , daß fiche Pflanzen ziehen und vermehren lafſen ? Oder aber fam genannte Pflanze auf natürlichem Wege in einen Welttheil , in welchem ſie bis jeßt noch nicht als einheimiſch bes
Ginrichtung gefunden .
Auf mich hat das allgemein an den Tag
gelegte Vertrauen einen viel freundlichern Einbrudt gemacht, als
ſelbſt das ſehr Praftiſche leßterer Erfindung, die den Wirth doch nicht ganz vor Betrug zu ſchüßen vermag. Vor der Thür unſrer Ice - creamery angelangt, finden wir dieielbe Doppelt beſeft; zur Linfen werden und Blumenbouquet
von einem Verkäufer angeboten, die wir zurüdweiſen , da wir nicht in Begleituug von Damen find und unſere Cigarren den Geruchsſinn hinlänglich beſchäftigen ; zur Rechten hielt eine alie
zerlumpre iriſche Bettlerin ihre ſchmugige Hand nach einem Almoſen qudgeftredt, und wir folgen dem Beiſpiele einiger an. derer, indem einige Cents geſpendet werden. Wenn man damit nur tag unbehagliche Gefühl log werden könnte, das ſich unſerer bei ſolchen Gelegenheiten bemächtigt! Man hat eben úrpig ges ichwelgt und wird nun ſo häßlich vom projaiſchen Gegenſage überfallen. Drinnen der größte Lurus und Ueberfluß und dicht vor der Thür das bitterfte Glend, der argſte Mangel, vielleicht
auch die tiefſte Verwerfenheit, welches zuſammen auch in ganzen , meiten Stadtquartieren New Yorfe gefunden wird, obidon fich die Straßenbettelei ſelten zeigt. Wir ſehen die Freiheit allers
Dinge ihre große Heilfraft entwickeln , aber ſie vermag nicht plöbliche limwandlungen mit der Menſchheit vorzunehmen ; die Uebelſtände einer großen Stadt und gedrängten Berölkerung, verbunden mit der fortwährend ſtarfen Einwanderung und den Nachtheilen jedes Hafenplaße wirfen auch in Ner- Morf ielir
Nachtheilig auf den ſittlichen Geſundheitêzuſtand, vom pheiden nicht zu ſprechen . Was iſt da zu machen ? Sind nicht die am beſten daran , welche durch Darreichen einer kleinen Gabe im
Stande ſind ſich ſelbſt die hinreichendſte Beruhignng zu vers ſchaffen ; die damit jedee Erinnerungôvermögen an den Vorfall , jeden weitern Gedanken daran loszuwerden fähig erſcheinen ? Was helfen uns die peinigendſten Vorſtellungen , ja was würden wir jogar zu beſſern im Stande ſeyn, wenn wir uns auf ſolche
420
fannt war ?
Miscellen. Zahl der Todtgebornen in Belgien Die belgijde Sta : tiſtit vom Jahr 1850 ( 1. Journ. du Comm. d'Anvers. 6 Januar ) führt 131,416 Geburten auf ; darunter find nicht weniger als 6318 Todtgeborne oder etwa 5 Procent.
Durch ein Circular von 12 Novenis
ber 1849 war vorgeſchrieben dieſe ju claſificiren , und es ergab ſich daß miehr als die Hälfte dieſec 6318 Todtgebornen vor der Niederfunft ftarb, nicht ganz ein Fünftel während der Niederfunft und etwa ein Viertheil gleich nad der Geburt. Gold : und Silber:Ein : und A usfuhr in Franfrei . Der Moniteur vom 3 Januar enthält unter der Bezeichnung „mitgetheilts folgendes : „ Gin Journal behauptet , die neuerliche Einfuhr von Gold
habe eine entſprechende Ausfuhr von Silber veranlaßt. Zur Widerlegung dieſer Anjicht bedarf es nur einer Angabe , wie fie ſich aus den Zoll : berichten vom 1 Januar 1851 bis 20 December ergibt. Dieſer zufolge wurde an Gold eingeführt : 118,130,400 Fr. an Silber
171,711,900 Fr.
Zuſammen 289,842,300 Fr. Ausgeführt wurden an Gold : 16,530,900, Silber :
Veranlaſſungen hin weiter uut tiefer mit dem menſchlichen Glenbe befallen wollten ? Laßt fich denn im allgemeinen den Menichen
87,768 700 .
Zuſammen 104,299,600.
überhaupt nur helfen, wenn ſie nicht Kraft entwickeln fönnen oder wollen , um ſich ſelbſt zu helfen ? Liegt nicht ſo viel geſunde Lebenøpraris in dem alten Gemeinplag, „ ein jeder iſt jeines
Es geht hieraus hervor , daß der Silbervorrath in Franfreich, ſtatt ſich zu vermindern , um 83,943,200 Fr. fich vermehrt hat."
Glüdes Schmied !" Dennoch wil une bieſer jo augenfällige Con . traſt keine Ruhe laſſen ; er iſt demnach ſogar noch unbequemer, al8 die ſpiße Zunge unſere Begleiters, die wenigſtens von einem Dinge raich und leicht zum andern überſpringt, während das Bild der alten Beitlerin wie ein fataler Musfitoſtich in uns
Gine ſeltſame Viper. In dem Athbar von Algier findes wir, daß man vor furzem in der Unigebung von Drariah eine haarige
Feſtfißt und ſo unangenehm als läftig auf das Gemüth nachwirft. Was hilft uns nun der beſte Vorſaß, am Dptimiếmus feft halten zu wollen ? Erſcheint nicht alle Philojophie als Wintofens
feuer, gegenüber der nie fehlenden menſchenthätigen, elektriſchen Batterie der Gefühle ! Fürwahr 18 bleibt nichts übrig, als ſich Dem Spruch hinzugeben : Wilft du die Freuben des Lebens genießen, Nimm aud den Tropfen der Wermuth mit hin !
Verlag der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
1
Viper um einen Baum geringelt antraf . Sie glich einer ungeheuren Raupe, und war von braunrother Farbe. Ihre Länge war etwa 22 Zoll. Im Augenblic wo fie fich bemerkt ſah, glitt fie ing Gebüſché, und alle Verſuche ſie zu entdecken waren vergeblich. Die Vorſtände des Muſeumid.
der Naturgeſchichte in Paris haben Befehl nach Algier geſandt, feine Mühe zu ſparen ein Specimen dieſer Viper zu erhalten. (Liter. Gaz . 3 Januar )
Gin eleftriſcher Telegraph über den Canal von nga land nad Irland iſt nun wirklich nicht bloß imn Plan, ſondern die Arbeiten ſollen auch bereits nach dem Athenäum vom 3 Januar begons nen haben ; man will xier Dråthe legen . Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann .
.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des
geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.
ከ . 10. Ur
12 Januar 1852.
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen.
nähert, deſto fteriler wird der Boden , deſto fabler das Land.
( Von Dr. Moriz Wilfomm . )
Der bei weitem größte Theil der unüberſehbaren Ebenen , durch
6. Zaragoza und ſeine Umgebungen . Der Name Zaragoza gehört zu denjengen
bei deren Nens
nung bie Phantaſie der Bewohner des Nordens unwillkürlich erregt, gleiciam galvaniſirt zu werden pflegt. Zaragoza, tie alte römiſche Handelſtabt, die üppige Reſidenz orientaliſcher Für. ften , bad reiche Hoflager mächtiger Könige, die Hauptſtadt eines
freien und willeneſtarfen Volfes ; Zaragoza, der Gegenſtand ſo mancher lieblichen Dichtung , ſo mancher romantiichen Novelle ; Zaragoza , ber unſterbliche Schauplat des größten Heldenkampfes eines für ſeine Unabhängigkeit fich aufopfernden Volfes , Deifen
die Gedichte der Neuzeit gebenft; Zaragoza, in dem glücklichen Klima und unter dem heitern Himmel des Sütens am Ufer eines der gefeiertſten Ströme Europa'& im Schooße weiter Gefilde ge legen - , o die ſchattigen Kaſtanien rauichen an des Ebro Strand wie Geibel ebenſo ichön als unwahr dichtet, mer
dächte bei Nennung dieſes Namens nicht an eine Stadt roll
welche der Ebro in vielfach gekrümmtem Laufe dem Meere ents
gegenſtrömt, beſteht nämlich aus ſandigen Mergeln , aus Thon und Letten , aus Geſchieben , die häufig durch ein eiges falfiges Vindemittel zu einem locfern Conglomerat verkittet ſind, und aus mächtigen Ablagerungen von Gyps . Leştere, Deßgleichen die Mergel- und Thonſchichten , pflegen faſt überall mit Salz geo chrängert zu ſeyn, biereilen in io hobem Grabe Daß fid bie
Oberfläche des nackten Erdreiches nach Regengüſſen unter der Gin wirkung der Sonnenſtrahlen mit einem bünnen weißen Ueberzuge
kryſtallifirten Kochſalze8, Salpetere und anderer Salze bebedt, und die über ſolches (Grdreich fließenden Bäche geſalzenes Waſſer führen . Hie und ba gibt es wohl auch ſtehende Geräjjer, ja förmliche Scen, welche ſo ſtark gejalzen ſind daß ſich ihre Ober fläche im hohen Sommer mit einer bicken Erſtarrungefruſte frys ſtallifirten Salzes bedeckt. In Bergleiden jalzgeidhrtängerten Ge genten trifft man oft meilenweit im limfreis nicht einen Tropfen
Paläſte, wer ſtellte ſich unter dem Ebro nid ) t einen majeſtäti iden Strom von ſchweren Sdiffen und leichten cleganten Gon deln rimmelnb vor, wer träumte da nicht von dunfein Orani
Irinfraſſer ; fein
genhainen , von Nebenhügeln , ron Lorbeer- und Kaſtaniengebüſchen ,
keine bunten Blumen ichmücken ben nachten bellfarbigen ober braulis
einziger Baum
düşt tor ter seriengenten
Connenglutl), feine gaſtliche Gürte bietet bem ciniamen Wanderer ein 2019
dar gegen die unbilten der Sitterung; fein Grün,
von duftenden Blumengärten, mit einem Worte, von einem irdis
rotben Boten ,
ſchen Parabicie ?
Aber wie gar anders ſieht es in der Wirf
Büchein wadiente Salzuflanzen -- fabl und öte tehnt ſich die
lichkeit aus! Da iſt wenig von Paläſten , von breiten ſchönen
ebene ober hügelige Fläche, oft io weit das Auge reicht , nach
ſondern nur misfarbige in ivarjam zerſtreuten
Straßen und son imporanten Plügen zu jeben ; fein Kabn, ges
allen Seiten hin aus, eine wüſte, dem Uckerbau unzugängliche
idweige denn ein Schiff, furcit die trüben Gewäſſer des idma len ron Sandbünfen wimmelnben Ebro ; vergeblich ſucht das Auge
un teghalt unbewohnte Salzſteppe! -- Colche Salznicterungen
die uppigen Orangenbaine, die ichattigen Kaſtanien- und Lorbeer
gehölze , fie Nebenhügel, die duftenden Gärten, die von Frucht
in der nördlicen beſitzen diejelben eine große Auédehrung. So zieht ſich längs des Fußes des das Gyrobecken gegen Weſten be
barfeit ſtrobenten Ebenen :
Zaragoza , die alte Gajar Auguſta,
gränzenden Abfange bee centralen Tafellantes eine breite Salz
die üppige Maurenſtadt, das moderne Numantia, iſt ein Gewirr
ſteppe hin, weldie ſic nordväris bis nac Navarra hinein, in ſüdöſtlicher Richtung aber bis jait an die Thore von Zaragoza erſtreckt. Eine andere nicht ſo ſtarf geſalzene aber nicht weniger
ton ichmußigen , frummen , finſtern Gaſſen , und liegt inmitten einer baumloren , öben und unbewohnten Steppe ! Daß die zulett ausgeſprochene Behauptung feine Lüge iſt, das zu bereijen were den menige Notizen über die Natur Des gewaltigen vom Ebro
erfüllen beronders die ſüdliche Hälfte des Ebrolaiſins , doch auch
ſterile und obe Fläche breitet ſich auf der entgegengeieten Seite
Es dürfte im Süden von Europa ichmerlid zwei andere
zwilden Tutela und Hucécar aus, und gelangt zwiſchen Alagon und Zaragoza bis an die Geſtate Des Ebro, weßhalb jener I beil der Gbroufer öde und baumlos iſt und des Anbaues und der Bevöls
unmittelbar an einander gränzende Lanbítriche geben , welche io
ferung faſt gänzlich entbehrt. lleberbaurt ſind die liſer des Obro
grell contraſtirten, wie Hocharagonien und das Obrobaiſin. Wah rend noch der legte Abſag ber romantiſchen den Pyrenäen gegen über liegenden Bergterraſſe das Auge durch das anmuthige Grün
bungen von Zaragoza und der rechten durch den faiſerlichen Canal
turdſtrömten Flachlandes vollfommen genügen .
ieines reichen Budwerfes erfreut, tragen bereits bie längs feines
ſüblichen Fuße ſich binziehenden Ebenen den Stempel ber trau
rigften Debe und Nadtheit, und je mehr man fich dem Etro
innerhalb Aragoniens, mit Ausnahme der unmittelbaren Umges bewäſſerten Ulferſtrede, fahl und unbebaut und deſhalb nichts wes niger als anmuthig ; ja, vou Pina an , einem einige Meilen un . terhalb der Hauptſtadt gelegenen Stäbchen bis Mequinenza, wo der Fluß in die Gebirge von Catalonien eintritt, ſtrömt berſelbe
nooo
38
Goson
faſt ununterbrochen durch eine nafte und entwölferte Salzſtoppe,
Es war an einem Sonntag, am Nachmittage Dee 7 Jul.,
die ben Beſchreibungen nach zu ben furchtbarſten Einöten gehör ren muß, welche Europa aufzuweiſen hat. Es iſt jedoch nicht
als ich die Hauptſtadt Aragoniens zum erſtenmale erblickte. Za
die Sterilität des Bodens allein, welche die geräumigen Ebenen
des Obrobaffind zu einem ber unwirthlidften und traurigſten landſtriche Europa's macht , ſondern auch der große Mangel an Bes völkerung und die Trägheit der vorhandenen. Viele jest müſt liegende Ländereien , beſonders in den nördliden Gegenten des
Bedene, fönnten Getreide und alle Früchte des Südens in reicher Fülle hervorbringen , wenn deren Boden bewäſſert würde, wat vermittelft der vielen durch Waſſerreidthum auégezeichneten Flüſſe, die ron ten Pyrenäen beralſtrömen, mit der größten Bes quemlid feit ge deben fönnte.
Allein es fehlt in jenen Gegenden
an Meniden , und die wenigen Berrobner derſelben füllen fich
nicht veranlaßt Canäle und Waſſerleitungen, deren Anlage immer mit Koſten verknüpft iſt, zu bauen , um ihren Wohnſigen fern liegende Fluren dem Ackerbau zugänglid) zu machen , da ſie dieß länge der Ilſer der Fluiſje, in deren unmittelbarer Nähe die meis ſten Ortidaften gelegen find , viel leidter faren fönnen . Audy bier beídränkt ſich die Betriebſamfeit der Bewohner meiſt darauf Weizen zu fäen und Olbäume zu pflanzen , welde geröhlis lidi fid jelliſt überlaſſen bleiben und deßhalb viel Holz, aber wenig und idledte Früchte liefern. Nur einzelne Landſtriche mas
dhen eine rül;mliche Außnahme.
Dahin gehören vor allem die
ragoza nimmt ſich aus der Ferne von feiner Seite weder male
riſch noch großartig aus, weil man wegen der die Statt umges benden und größtentheils höher als ſie gelegenen Olivenpflans zungen nichts ſieht als eine Neibe hoher T bürmie, die wegen ihrer abgeſtumpften Spigen Glen gleichen , und weil es tem Bilte an einem Hintergrunde gebricht. Die Anſicht rerlor an dem ge nannten Tage nodi mehr an Neiz durch jenen im hohen Sommer in Central- und Sübiranien To Fäufig er deinenden Hißenelci, ten
die Spanier „ Galina“ nennen , indem derſelbe ten Horizont ver ſchleierte und der ganzen Landſchaft ein fables Grau verlieli. Da ich von Baca fam , io entzogen mir talt tie Baumpflanzung gen des Gallegothaleê , dem die Straße von dem Stättchen Zviera
an folgt, den Anblid der Start , die man von dieſer Seite nicht eber wieder richt bis man ſich dicht ror itren Thoren befindet. Bald verfündeten eine Reihe von Müblen und Gartenhäuſern den
Anfang des „ Arrabal“ oder der am linken llier des Obro geles genen Vorſtatt, welde faſt nur von Bauern , Hantverfern , Kra
mern , Arrieros, Somieden und Gaſtwirtren berronnt, aber regel mäßiger gebaut iſt als die eigentliche Sundt, mit der ſie furch eine
hohe Steinbrücke von ficken Vegen in Verbindung ſteht Dieſe Vor ſtadt beſigt mehrere Kirden und Klöſter, zum Theil G :tänderon ſchö nen ardhitettonichen Verhältnien , und if im
angen gut gefalit,
nädyſten Ilmgebungen der Hauptſtadt im Umkreis von ema einer balben Stunde, welche die Huerta de Zaragoza bilten , ferner der
macht aber wegen ihrer idmubigen Straßen imb der graubraunen Farbe ihrer Gebäude feinen freundlichen Gintruc . Es verricht
idmale zwiſchen dem Elro und dem kaiſerlichen Canal gelegene
hier fortwälrend ein ſehr reges Leben , indem der Arrabal der Hauptſammelplaß der zahlreichen , alie Hodaragonien fommenden
Streifen Lantee, die Gegenden von Borja und Tarazona, und
die beiden Thalebenen des Joloca, Huerva, Gallego und anderer Flüſſe. Hier gedeihen ſowohl der Weizen als der Delbaum und die Weinrebe auf das üppigſte ; auds werden daſelbſt Gemüſe und Baumfrüdyte aller Art, unter leßtern beſonders Aprikoſen und Pfirſiche, welche in ganz Spanien wegen ihrer Güte les rühmt find, in unglaublider Menge producirt. Dieſe privilegirs ten Diſtricte machen auf den Reiſenden den Eindruck von Daſen in einer Wüſte, und in der That, verglichen mit den ungebeuern Einöden , welche den bei weitem größten Theil der Gbroebenen einnehmien, ſind ſie audy nichts weiter als Daſen . In Zaragoza ſelbſt bemerkt man wenig von der wahren Beschaffenheit des Landes, weil die Huerta, ein breiter von einem Walde von Delbäue men beſchatteter Gürtel üppigen Gartenlandes, die Stadt auf drei
Arrieros und der cataloniiden Fuhrleute iſt, teren leichte Wagen durch ihre buntbemalten Wadiétudyplanen und ihre einzeln hinter einanter geirannten Maultbiere fich ebenſo grell on ten forer: fälligen Doſenkarren unteridheiten , die bei der Bewohnern der
Seiten umgibt, nur gegen Norden erinnert das fable baumloſe linfe Ebroufer, begränzt in geringer Entfernung von einer nics
gende ietcn .
Ebroebenen beliebt ſind , als die blutrothen Sackmüten und die 1
bunten carrirten Deden ter beweglidien beitern Catalonier von Den dwarzen, breitkrämpigen Filzhüten und den Dunfein Mans
teln der gebräunten, duſter blickenden Aragoneien.
Id war frot
als ich die wegen der vielen Zug- und Laſithiere fortwährend jebr ſtaubigen Gaſſen des Arrabal binter mir hatte, und mich
ain llfer des Ebro befand, den ich hier zum erſtenmal erblickte, denn von fern fann man denielben , weil er meiſt in einem tief
eingeriſſenen Bette fliezt und eine geringe Preite befißt, faſt nirs ( Fortſegung folgt . )
drigen Reife fteil abfallender nadter grauweißer Mergellügel, an die Näbe tee Steppenbodene. Allein ein kurzer Spaziergang
Die Stellung des engliſchen Miniſteriums,
genügt um ſich zu überzeugen , daß man in Zaragoza von einer
( Schluß.)
Einöde umringt iſt, denn ſobald man den faiſerlichen Canal oder
Zu den äußern Verhältniſjen geſellen ſich die innern . Die
die Tbalflächen des Huerva und Gallego, weldie beiden Flüſſe bei Zaragoza einander beinahe gegenüber in den Gbro münben , übers dritten bat, hört augenblicklich alle Cultur auf, und auf die
Schwäche des Miniſteriums in der vorigen Seiſion war offens
ſdattigen Dlivenbaine und grünen Gemüſebeete folgen ſtaubige
fundig, und die Times erklären jegt geradezut : 1,98 lei gar niçit ehrenvoll geweien, bloß zu eriſtiren , weil etwas beſſeres fehlte.“ Das war die Stellung des Miniſteriums jeit mehrern Jahren.
Tonnenverbrannte baumloſe Ebenen , welche ſich unüberſehbar aus-
Gs lief fid endlich durd tas Antringen und die Doridläge ter
breiten und anſcheinend bis an den Fuß der das Ebrobaiſin ums wallenden Gebirge und Plateaur hinziehen. Die Huerta von Zaragoza ſelbſt macht frog ihrer ſorgfältigen und dönen Bee
Reformers bas Verſprechen aftringen , eine Reformmaaßregel in Vorſchlag zu bringen, berichob aber dieſen Vorielag auf die
bauung feinen ſo angenehmen Cintrud wie die Huertas anderer Städie dee ſüblicheren Spaniens, weil in derſelben der Delbaum
Zeit über Anſichten und Plane des Miniſteriums vinſidytlidi
den entſchieden vorherrſchenden Theil ber Vegetation biltet, deſſen filbergraue Caub nicht dazu geeignet iſt eine Lanbidhaft zu bes
gewiß iſt aber, daß hier die Mittelſtellung des Miniſteriums io gut wie unbaltbar wird. Die jebige Wahiform mo namentlich
leben und zu verſchönern .
Die Gintbeilung der Wallbezirke begunſtigt die Graficaften und
lepte noch übrige Sellion ticis Parlamente.
Was ſeit dieſer
einer Wahlreform verlautete, war alles febr vagimd imfider,
1
wood
39
Tonit den grundbeſigenden Abel; die Landbevölferung aber macht nur ein Drittheil der Bevölkerung des eigentlichen Englande aus . So lange die Städte ſo ſehr zurückſtehen, werten ficou die Neformer nicht zufrieden geben ; wird aber das
niſſe in Frankreich zuſchreiben. Bis zur Parlamenteeröffnung
langt, als daß zu erwarten wäre, ſie würden von dieſer Forbes
ſind es nur noch wenige Wochen, und die Wahrſcheinlichkeit ſteigt, daß bag Miniſterium ſich noch vorher auflöjen oder über Der Eröffnungêrebe jdlagen läßt ; beide Fälle ziehen eine ald baldige Parlamentsauflöſung nach ſich, und in beiden Fällen wird eine Erklärung über die auswärtigen Verhältniſſe hinaus geldhoven. Inzwiſchen kann ſich in Frankreich manches ereignen , was die Erklärungen erleichtert, denn die dortigen Verhältniſſe ſind der Art, daß ſie auf die eine oder die andere Weije, ſen es
rung io leidit abgeben.. Das Intereſſe der großen Fabrikanten ,
turd einen Umidlag im
welche um jeten Preis möglichſt rohlfeil arbeiten müſſen, um auf dem Weltmarft die Goncurrenz allenthalten zu beſtehen, for:
außen , eine andere Wendung nehmen müſſen.
Mißverhältniß gehoben , ſo iſt das Uebergewicht Der Ariſtokratie im Unterbaue definitiv gebroden . Wirb Lord John Ruſell dich Qud) nur wollen ? Wir zweifeln ; die Reformer haben eine andere Gintbeilung der Wabifreiſe mit zu großer Entſchiebenheit vers
Innern , jeg e& turd dritte nach
Die Verhältniſſe
Englants zu Rußland find tiefelbent, unb fönnen fid nidt än
tert die fernere Beibehaltung dee freien, nicht durch Zölle ge
dern wie man ein Kleid wechſelt, aber die Verhältniſſe zu den
Sie gehen bei der Reformbewegung ten
übrigen Continentalſtaaten ändern fic raid , denn dieſe ſind ja,
hemmten Freitantes. ,
Auichlag, und wen
das jepige Wahltem umgeworfen wird,
wie wir von den höflichen Engländern zur Genüge erfahren
dann haben ſie 2ueridt, bedeutende Eriparniſie im Putget eins zuführen , die Laſten zu erleichtern , und den Uebergang aus dem ehemaligen Syſtem der Korngelege in sen Freibandel erträglicher
haben , bloge Nebenfiguren im Schadipiel, das Rußland und
zu machen. Halten die Lories oder Protectioniſten dieß Frei handeléīyſtem für definitiv ? Werten ſie ſich gutwillig Darein fügen, daß ein abnliched Erpropriationéiuftem , wie in Irlant, aud über England ergebe ? Man hat neulich – namentlich der Sentbote der Times , der über die Agriculturzuſtände Englands ſeit zirei Jahren in die Times berichtete -- wieder vorgeſchlagen ,
England mit einander ſpielen, und wolei es ſich, wie die Enge länder behaupten, um Freiheit oder Deirorismul, in Wahrheit aber für die beiden Hauptkämpfer um die Weltberridaft handelt.
Die Verbrennung der Leiche des Dewa Argo, Ober prieſters und Rajahs von Kilongkong auf der Sunda inſel
Bali .
ein Grieg anzubahnen , welche die überíduíbeten Güter erleich ( Bon einem Augenzeugen , Volontair auf einem Bremer Kauffahrteiſchiffe .)
tere ; 8. h . mit andern Worten , die Familien ſollen in den Stand gelegt werden, ohne die bisherigen rechtliden Sowierigkeiten und Koſten einen Ibeil ihres Grundbeſigthums zu verkaufen , um ſich frei zu machen. Dabei würde wohl ein großer Theil der Familiengüter ganz in die Brüche fallen , wenn auch keines,
unſere Reiſe durch den ganz ebenen ſüdlichen Theil der Inſel, wo Neids
wegs in jo unmäßigem Umfang wie in Briant.
Werden dic
felder niit Cocoówäldern und malayiſchen Dörfern abwechſelten ; unſer
Jories ſich dieſer , bei dem Fortgang ber bieberigen Verhältniſie
erſtes Abſteigquartier war Ceong, wo wir bei einem alten Holländer
unvermeidlichen Ausſicht ohne Widerſtand fügen ? Das iſt nicht
einen Augenblic abſtiegen. Von hier aus ritten wir weiter nad Bebe,
zu erwarten .
wo wir wieder an die See famen , und dann nach Katewall , wo ein Däne reſidirte; wir leerten einige Cocoonüſſe , erhielten einen andern Führer und ritten dann gleich wieder länge dem Strande hin . Hier fing die Gegend ſchon an hügelig zu werden , und einzelne Vorpoſten
Wenn ſie aber, unterſtügt von den Nihetern, die zum Theil jetr laut ihre Unzufriedenheit äußern, und durd; teren Einfluß -Hr . Arty. Young, der ſeit miehrern Jahren der Sprecher der
Am Sonnabend, den 17 Auguſt ( 1850) brachen wir Morgens um 7 11hr von Balifota auf ; wir waren unſerer drei Viann , der Capitán ,
ich und ein malayiſcher Führer. Unſer heutiges Ziel war Gianier, wo wir einen engliſchen Doctor antreffen ſollten. Die erſte Zeit ging
Parlament gewäblt wurde, Poſto faſſen wollen gegen die weitere
des Gebirges zeigten ſich unſern Bliden. Vald bogen wir wieder nach dem Innern eini, ritten dann im Hochlande weiter, und erreidten gegen 12 Uhr Guanier, nachdem wir über 30 engl. Meilen in fünf Stunden
Ausführung des Freibandels und deſſen Folgen ; wenn auf der
gemacht hatten , und zwar nicht etwa auf geebneten Wegen , ſondern
antern Seite die Reformer, um des Freibandes richer zu ſeyn ,
über Berg und Thal , durch Dick und Dünn, bald bie über die Steig
dré Genior der Wahlen in die Städtebevölkerung werfen wollen und
bügel im Wañer durch die Flüſſe , bald im ſubtiefen Sande.
werfen müſſen ; wenn leider Parteien , eine wie die andere zu einer Gnticfeitung bringt, meil Gefahr auf dem Verzuge fteht, wenn tie einen das Miniſterium , tas tom Freilantel verpfändet iſt, nur noch bemigen wollen , um deſſen Zufunft durch eine Walls
licherweiſe trafen wir den engliſchen Doctor noch bier , der eben hatte aufbrechen wollen ; wir waren aber zu ermüdet, um heute ned weiter reiſen zu fónnen , und bewogen ihn , ſeinen Reiſeplan zii ändern und
rijerm zu fidyern, während die andern gerade dieſe Wahlreform
mittag bradsten wir mit Herumgeben in der Stadt und mit 1Interhal tungen mit unſerem chineſiſchen Wirthe 311 , beſuchten auch ſonſt noch einige Chineſen, und erhielten am Abend gar ſelbſt Veſudy in der Per ſon des Geheimſecretāre und erſten Miniſtero des Rajah von Guanier,
Sdifiiahriêintereſſen gegen den Freibandel war , fürzlich ins
ali ibren Botenſtreich ablenken wollen , dann iſt für ein rers miteintes Miniſterium , falls es niďt mit außerordentlicher Pes gatung und einer ſehr fidyern Majorität auftritt, feine Stelle metr. (s fedit ilm aber dieſe außerordentlide Begabung nad jehr algemeinem Urtheil, and tag die Majoritat födſt unſicher
hin- und berichmanft, iſt eine feit der legter: Seſſion vollends notoride Sade.
Wenn es wahr iſt, was der Morning Arverrijer behauptet, daß die drei Mitglieder des Miniſteriume, welde dem Lorb Palmerſton ihr Grſtaunen und Pedauern über das Vorgeiallene auégetrüdt taben , der Marquis ron Lanódonne, der Graf Grey und Sir G. Grey ſind ,
dann iſt die Auflöſung des Miniſte
riums enticiden, und inan kann dierelbe allerdingo Dem Greiga
Glüd:
1
mit uns erſt Sonntag Morgens nad Klongfong zu gehen. Den Nacka
einem noch jungeni, aber lebhaften und in geiſliger Beziehung nicht unbedeutenden Balineſen ; der gute Mann hatte wohl, wie aud ; die übrigen ſeiner Landsleute, die uns anſaunten wie Wunderthiere, nech feine drei Weißen zuſammen geſehen , und fam wohl theils and Nevis gierde , theils aus wirklicher Wißbegierde. Die Ort, wie er ſich bei uns einführte , ſein ganzes Betragen waren ächt malayiſdt; er theilte alle die linarten ſeiner Landsleute. Nachtem er ſich unſern Namen
gemierft hatte , wobei ihm der nieinige die Kinnbacken nicht wenig heiß machte, ließ er mit uns ficy in ein Geſprád ein , uum kourträdlich zu
erfahren, wie es in dem Lande der Weißen ausſehe. Es war wirflich intereſiant, wie er unſere Erzählungen von Guropa aufnahm unt über reine malaviſchen Einrichtungen ſprad , und wie er überhaupt rid be:
NOS
40
Goon
nahm , nach allem ſich erfundigte, und alles wiſſen wollte. Wir ſchieden
warteten wir noch einige Stunden , bis die Opferungen, die dem leich
als die beſten Freunde.
nam beg Dewa Argo gebracht wurden, ſo wie die andern Proceſſionen
Die Nacht ſchliefen wir auf einem ſogenannten Balle: Balle, d. h .
auf einem mit Bambudgeflechte bedeckten Tiſch , natürlich ohne Decken , und brachen am andern Morgen nach Klongfong auf . Unſere Kara: wane war jeßt fünf Manu ſtarf, der Capitän, der engliſche Doctor, id), unſer chineſiſcher Wirth und der malayiſche Knabe des Doctors ; der Nitt , den wir jeßt machten , war wirflich herrlich. Wir befanden und nun recht eigentlich im Bodylande, und jegt erſt that fich Oſtindien meinen Blicken auf, eine Schilderung dieſer einzigen wahrhaft para
dieſiſden Gegend fann ich aber nicht geben, wir hatten Gile ; denn, ſo weit wir benachrichtigt wurden , ſollte die Feierlichkeit ſchon gegen zehn Uhr ſtattfinden .
Und ſo blieben 11118 nur noch wenige Stunden , da
wir etwas ſpät auſgebrochen waren . Auf dem Wege ritten wir dem Rajah von Guanier vorbei, der ſich mit einem Gefolge von 2—300 mit Feuergewehren bewaffneten und in die verſchiedenſten IInifornien geſteck: ten Soldaten ebenfalls nach Klongfong begab . Zwiſchen 9 und 10 llhr erreidten wir dieſe Stadt ; das Gedränge in den Straßen nöthigte uns abzuſteigen , und wir burdwanderten , unſere Pferde am Zügel , die Stadt von einem Ende zum andern fortwährend angegafft , und von
Hunderten von Balineſen , die noch feine Weißen geſehen hatten, gefolgt, bis wir zur Wohnung eines Chineſen , Freundes unſeres Begleiters, famen , wo wir einfehrten. Hier fanden wir ſchon eine Menge Chine:
und Feierlichfeiten vorüber waren. Die übrigen Najahe der Inſel, die verſdiedenen Ober : und Unterprieſter , ſo wie die ganze Menſchenmaſſe waren nach und nach herangefommen , indem das Volf die großen trag: baren Thürme, in denen ſich die Weiber des Dewa Argo befanden , mit ſich ſchleppte; dieſelben blieben während der ganzen Zeit des Opferns
in ihren Gerüſten , wo fie , auf den zum Feuer hinführenden Brüden ſtehend , mit der größten Ruhe fich ihre Haare zurechte machten , den ,
Körper einſalbten und allerlei Anordnungen in Betreff der beſſeren
Schürung des Feuers gaben . Endlich wurde der Leichnam des Rajah angezündet, und mit dem erſten aufſteigenden Rauche wurden auch die verhängnißvollen Planfer hinausgeſchoben . Gine von den Weibern nadh der andern ging dann auf das äußere Ende der Planfe hinaus ,
verrichtete noch ein furzes Gebet und ſprang dann ohne Beſinnen in die Flammen , während eine ihnen auf den Kopf geſeşte Taube, ſobald fie in die Gluth famien, davon flog, u :id 119d der religiöſen Anſicht der Malayen ihre Seele gen Himmel trug. Rein Sdrei ließ ſich hören, und in höchſtens 5 Minuten waren ſieben nenſchlidye Weſen, die wir nody eben wohl und munter geſehen , deren Stimmen wir gehört hatten Aíde. Von den vollen runden Gliedern, die ſich eben noch in die ſelts
ſamſten Bewegungen ihrer religiöſen Tänze geſchmiegt hatten , von den langen (dywarzen üppigen Haaren war nichts mehr übrig. Die ganze
ſen verſamnelt, die ſich faſt alle in europäiſch :oſtindiſche Tracht geworfen
Geſchichte ging ſo ſchnell vor fich, und der augenblidliche Eintrud
hatten und ſich fomiſch genug darin ausnahmen ; wir nahmen nur ein kurzes Frühſtück ein, und gingen dann , um die Stadt und die Vorrich :
wirfte ſo ſtark auf mich, daß id; mid in einer Art Betäubung befand, aus welder mich erji der entſetzliche Geruch erweckte, der zu und herüber:
tungen zum Feſte zu beſehen. Gin chineſiſcher Kaufmann aus Sura :
drang; wir hatten nun genug geſehen. Die nachfolgenden Ceremonien hatten nach einem ſolden Anblicke ihr Intereſſe verloren . Wir ließen
bana , der durch den Umgang mit Weißen mehr abgeſchliffen und und angenehnuer war als die andern feiner Landsleute, machte den Führer. Wir beſahen zuerſt den Marftplaz, wo ſich die tragbaren Thürme, die Brücken und das andere Geräthe befanden , und gingen dann , um un ,
jere Naſenorgane etwas zu reſtauriren , auf die weite Hochebene ober: halb der Stadt , wo die Verbrennung und die andern Feierlichfeiten ſtattfinden ſollten. Dbgleid, 11och lange nicht die Zeit des Beginnens da war , ſo wogte doch ſchon eine unabſchbare Menſchenmaſie auf dem Plage, der mit leichten , offenen , erteniporirten Bambushällsden um : geben war , unter denen die Rajahe der Juſel mit ihren Weibern ruhten . Nu nädyſten der Stadt zu ſtand ein vierecfiger , jehr feibar
den leichnam des Majah räuchern , wie er wollte, und machten und auf
den Henweg nach der Stadt. Ganz ungeſchoren fanien wir übrigens Doch nicht weg , denn einige oſtindiſche Fürſtinnen wünſchten und noch näher in Augenſchein zu nehmen. Unſer Doctor gab ſich auch gefans gen , während wir andern ſo ſchnell als möglich machten , daß wir fort: famen , und die Wohnung unſeres Wirthes erreichten ; dieſer war gerade dabei, rich mit einigen Freunden zum Effen zu ſeßen. So wie er und jedoch anfonimen ſaly, überließ er uns ſein Mahl, und ohne auf unſere Gegenvorſtellung ill aditen , wartete er , bis ein neues bereitet war,
Build fand ſich auch unſer Doctor ein , welcher einer Fürſiin eine
ausgeſchmückter Tempel, zu dem ungefähr 20 Stufen führten , in der
Flaſdie Madeira von unſerein mitgenonimenen Provi:int hatte verſpre:
Mitte desſelben ein eherner mit Geld und Seide bedeckter Stier , der inwendig hohl und ſo eingeridtet war , daß der Rüden und Kopf wie
den müſſen , die wir nicht ohne ein gewiſſes inneres Mißbelagen aus unſerer Mitte verſchwinden fahen. Wir hielten uns übrigens faum eine
ein Dedel abgenommen werden fonnte; dieſer Stier bildete den Sarg
Stunde in dem Spauſe auf , da es bereits ſpåt war , und ein Ritt in
des Dewa Argo , in weldem der Körper desſelben eigentlid weniger verbrannt als aufgeräuchert wurde, denn man fonnte bei der ganzen
finſterer Nacht durch ein ſolches Terrain , wo man oft auch nur wenige
Procedur feine Flamme, ſondern nur einen leichten bläuliden Dampf auſiteigen ſehen . Wir zogen , da wir die einzigen Weißen hier waren ,
hundert Fuß Tiefe, über die leidien Bambusbrücken ohne die geringſte Geländer, die lodierichten Hohlwege u. dgl. andere halsbrechende Affai: ren , von denen der Weg voll war , hatten gerade nichts Verlockendes.
die allgemeine Aufmerkſamkeit auf uns, und bald hatte uns die Gattin
Fliß breiten Praten hinritt, zu beiden Seiten Abgründe von mehreren
ober vielmehr hinfender Stellung vor ihr niederlaſſen ; ſie erfundigte
So empfahlen wir uns bald , hatten aber faum die Stadt verlaſſen , als auch die Dunfelheit uns überfiel, und wir mußten dem gefunden Inſtincte unſerer Pferde das überlaſſen , was wir mit unſeren Augen
ſich nach unſern Namen , wobei der meinige wieder einige Verſtümmelun : gen erfuhr , nach unſerm Stande u. dgl. Mir wurde dabei die Ehre
nicht ſehen fonnten , nämlich den bellen Weg zu finden . Spät Abende langten wir glüdlich wieder in Güanier an, brachten die Nacht hier 311,
zu Theil, den Schwager meines Capiting vorzuſtellen , weil es mich
und erreichten des andern Tages , Mittage 1 Uhr, Balifota .
wahrſcheinlich in ihren Augen in Anſehen nicht hätte ſteigen laſſen, wenn ich als Sdiffejunge vorgeſtellt worden wäre. So war ſie über: aus gnädig, tractirte 1118 mit Zuderrohr , Apfelſinen, Bananen , faltem Thee u . [. w . , was uns alles recht gut ſchmedte, da eine Stunde in oſlindiſcher Sonnenhiße auf freiem Felde etwaigen Gfel und Widerwillen leidt überwinden hilft . Ruum war hier die Audienz beendigt , als fchon wieder eine andere Danie uns ergattert hatte , bei der wir uns gefähr auf dieſelbe Weiſe gefragt und tractirt wurden. Und wer weiß, wie vieler balineſiſcher Fürſlinnen Neugierde wir noch zu befämpfen
Ludwig Napoleon und die Literatoren. Sein Beherr: ſcher Franfreiche in neuerei Zeit hat eine ſoldie Nichtadhtung der Literatoren an den Tag gelegt; Ludwig XVIII beſdrüßte ſie königlich, Karl der X gab ihnen große Penſionen , Ludwig Philipr gab ihnen Titel und Drden, und ſah ſie gerne in ſeinen großen Geſellſchaften, ſeine Söhne erzeigten ihnen 'alle möglichen Aufmerffamfeiten , aber in
irgend eit: e8 Hajah aufgeſdnappt. Wir mußten an ihr Zelt fommen , und da wir nicht ſiehend mit ihr ſprechen durſten , uns in frieender
gehabt hätten, hätten wir, ber Capitän und ich, uns nicht entfernt und unſern Standpunft vor den Todesgerüſten der Weiber genommen. Hier
Verlag der 3. G. Cotta'fchen Budhandlung,
der ganzen Zeit, daß Ludwig Bonaparte in Paris ist, hat er nicht nur
feine officielle Notiz von ihnen genommen , ſondern ihnen nicht einmal die gewöhnliche Höflichfeit erzeugt, ſie zu ſeinen Soiréen einzuladen . Dadurch nicht minder, als durch ſein politiſches Verfahren hat er ſich faſt die ganze literariſche Welt zu Feinden gemacht, und die ausgezeich : netſten Schriftſteller des Landes find politiſch und perſönlich ſeine bit: terſten Gegner. ( Liter. Gaz . 3 Januar . )
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. " 11 .
13 Januar 1852 ,
Die Alterthümer von Budſchia. (Revue Archäol.
15 Dec.)
Die Stadt Bubicia ober Buddhajah, die im Gintergrund eines der beſten Häfen von Algerien liegt, wurde ſeit den erſten
kleiner Tempel, Deſſen Boden aus einem Moſait beſteht. Die Mauern ſtehen noch, die Säulen find verſchwunden. Im Innern
Bubichia's findet man einige Granitſäulen von ſchönen Verhälte man weiß nicht woher dieſer Granit genommen iſt, wahrſcheinlich von Bona, wo man ein Lager dieſes Geſteins niffen ;
Zeiten der Belegung der afrikaniſchen Küſten ein wichtiger Plaß.
findet. – Die römiſchen Stüß- und Grundmauern find von ſehr
Die phöniciſchen Gräber in der Umgegend beweiſen, daß auch dieſes Volf fich bier niederließ. Unter der römiſchen Herrſchaft wuchs die Stadt bedeutend, und die nod; vorhandenen Ruinen beweiſen
ſorgfältiger Bauart, und zeugen für die Pracht der Gebäube, zu denen ſie gehörten .
Die Saracenenberrichaft erreiterte noch die Mauern ; ade
ihre Wichtigkeit unter den Antoninen und ihren Nachfolgern. Im Mittelalter wurde Budſchia die Hauptſtadt eines kleinen Königa reiche ; endlich bemächtigten fich ihrer die Spanier und hinterließen ziemlich ausgedehnte Werke.
Wälle bes Mittelalters beſtehen noch, und man kann ihnen auf mehrere Kilometres weit folgen ; die Stadt bildete ein Dreieck, deffen beſſen Grundlinie der Hafen war. - Die ſpaniſchen Bauwerfe
Die Reſte der numibiſchen oder phöniciſchen Denkmäler bes fteben hauptſächlich in kleinen Gräbern ober Stelen mit einem
fich zu ziehen.
ſind zu neu, um die Aufmerkſamkeit der Alterthumsforſcher auf
Baørelief, das eine Figur darſtellt in anbetender Stellung, D. h. die Arme empor gehoben und eine Schaale in der einen Hanb.
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen.
Im Fronton iſt unwandelbar dad Emblem der Sonne und des Monde ausgebauen . Einige dieſer Stelen haben eine kurze phös nici dhe Inſchrift, da aber der Stein weich iſt, ſo ſind dieſelben
6. Zaragoza und ſeine Umgebungen . ( Fortſepung .)
Arzer findet man Stellen , die einen Tempel mit Capitälen jonis idher Ordnung darſtellen ; auch an andern Orten findet man die
Von dem ( infen Ebroufer aus bietet die Hauptſtadt Aras goniens einen ſehr impoſanten Anblick bar. Lang hin ziehen fich am gegenüberliegenden Ufer hohe, ſtolze Gebäude, unter benen ſich oberhalb der Brüde namentlich die große, mit vielen
Grundzüge dieſer Ordnung auf aſiatiſchen Denkmalen vom frü-
Thürmen und Kuppeln geſchmückte Kirche der Madonna del
gewöhnlich verwittert.
In den Denkmalen ähnlichen Style zu
heſten Alterthum ; alles trägt dazu bei den Beweiß zu führen,
Pilar, unterhalb derſelben ber weitläufige erzbiſchöfliche Palaſt,
daß die joniſche Drdnung nicht von den Griechen erfunden, ſons
überragt von dem hohen Thurme und den gothiſchen Zinnen der
dern wohl nur in der ſchönen Provinz Aftene, die ihr ben Namen gab, vervollkommnet wurde.
hinter demſelben befindlichen Rathedrale am meiſten auszeichnen. Schabe, daß der Ebro eine ſo geringe Breite befißt (er iſt faum
Die römiſchen Denkmale von Bubichia jind lauter Werfe bes öffentlichen Nußeng, Waſſerleitungen , Ciſternen und Wälle. Der Boden, auf dem die Stadt liegt, iſt quếnehmend uneben : et find Berge von einem compacten harten Ralf, untermiſcht mit vulfaniſchen Felſen . Das Waſſer iſt ſehr ſelten , deßhalb war es für die in der Hydraulik ſo erfahrenen Römer eines der erſten Geſchäfte, nach Bubichia reichliches Irinkwaſſer zu bringen. Eine aufgezeichnete Quelle entſpringt am Berge Iudicha , 25 Kis lometer (etra 7 Stunden ) von Bubidia , und wurde über ſehr
unebene8 Lerrain in die Stabt geleitet. Man findet 110ch länge der Straße, am Abhange der Berge, den Canal, der auf Ums wegen , welche die Entfernung verboppeln, das Waſſer ir: die Stadt leitet, und zwar in die obern Theile derſelben. Die Gis fterne, die er ſpei@ te, wurde fürzlich durch den franzöfiſchen Bes feblehaber ausgeräumt, und fortdauernd entdeckt man noch bei den Nachgrabungen, die man wegen neuer Bauten unternimmt, eine Menge anderer Cifternen. Nicht weit vom Südthor iſt ein
halb ſo breit wie die Elbe bei Dredden) und des bunten Lebens der Schifffahrt entbehrt, ſonſt würde der Anblic Zaragoza's vom Arrabal aus noch viel großartiger jeyn als er es gegenwärtig ift. Durch ein hohes Thor gelangt man am jenſeitigen Ufer auf einen kleinen unregelmäßigen , von alten finſtern Gebäuben umringten Plaß, der durch eine kurze Gaſſe mit der größern und regelmäßig vieredigen Plaza del Pilar, bem ſchönſten Plage
den die innere Stadt beſigt, in Verbindung ſteht, woſelbſt ich in einem alterthümlichen , jedoch leiblich eingerichteten Geſchoße mein Quartier nahm .
Zaragoza gehört zu den älteſten Stäbten der Halbinſel. Ueber den Urſprung der Stadt iſt nichts ficheree befannt; ber Sage nach ſoll ſie von Phöniciern gegründet worden ſeyn. In Der Geſchichte wirb fie erſt zur Zeit der römiſchen Kaiſer ges nannt, welche fie zu einer römiſchen Colonie unter dem ſchon früher erwähnten Namen Gajar - Auguſta erhoben .
Den alten
Geſchichtſchreibern zufolge war dieſe Colonie eine große und
42
gosan
i
blühende, einen auêgebreiteten Handel treibende Stadt. Doch iſt
Gaſſen aufgehäuften Leichname entwickelten , 311 Grunde ging.
dieſelbe ſchwerlich ſo groß geweſen als die gegenwärtige Stabi,
Noch erinnern zahloſe Spuren an jene Schredendjahre, wo zas
da bie Hauptſtraße von Zaragoza , der Coſo, an deren Stelle fich der Walgraben der ehemaligen Römerſtadt befunden haben
ragoza mehr gelitten hat als irgend eine andere Stadt Europa's
fod (ber Name Coro Toll nämlich aus Corruption von Foſſa
Bere Bewunderung verdient, als die Hauptſtabt Aragoniens feine
1
entſtanden ſeyn ), ießt mitten in der Stadt liegt. Im Jahr 467 warb die Stadt von dem Weſtgothenfürſten Gurich erobert und im
Feſtung iſt, und es zum größten Sheil nicht waffengeübte Krieger waren, welche die offene Stadt Monate lang gegen eine übers legene Macht fleggewohnter, in hunbert Rämpfen erprobter und
1
3. 712 von den Arabern, welche den römiſchen Namen in ben jeßigen corrumpirten. Während der arabiſchen Herrſchaft gehörte Zaragoza zuerſt zu dem großen Reiche der Raliphen von Damas. fus, ſpäter zum Kaliphat von Cordoba, bis es im J. 1017 die
von erfahrenen Feldherren geführter Truppen bertheidigten, fons
Hauptſtadt eines kleinen unabhängigen Königreichs wurde, wels dhes fich durch die Tüchtigkeit ſeiner Fürften inmitten der zahls loſen Revolutionen, innern und äußern Kriege, bie bad arabiſche
wenn eß will , hat aber freilich ſeinen unſterblichen Ruhm auch ſehr theuer erfauft, denn noch jeßt blutet die Stadt aus
bern friedliche Bürger und Bauern . Saragoza hat gezeigt was ein wehrloſek, aber für ſeine Freiheit begeiſterte8 Bolf fann,
ben Wunden, die ihr jene Kämpfe ſchlugen .
Spanien im 11ten Jahrhunderte zerfleiſchten, beinahe ein ganzes
Wenn man die Schidiale Zaragoza's in Erwägung giebt,
Jahrhundert lang erhielt, und allen Angriffen der Chriſten Iroß
ſo ift 8 nicht wunderbar, daß dieſe Stadt gegenwärtig ben Ers
bot. Endlich nach einem fünfjährigen Kriege und einer neun .
wartungen nicht entſpricht, zu denen ihre große Vergangenheit berechtigt. Zaragoza ift zwar noch immer, mad den Umfang ans langt, eine ber größten Ståbte Spaniend, allein hinfichtlich der Einwohnerzahl gehört fie jeßt zu den Städten zweiten Ranges. Sie zählt nämlich gegenwärtig mit Inbegriff der Vorſtabte nur ungefähr 60,000 Seelen, d. h . kaum die Hälfte der Bevölkerung,
monatlichen Belagerung öffnete die ausgehungerte Stabt am 18
October des Jahres 1118 dem König Alphong I von Aragon die Shore. Der leßte Maurentönig, Abdelmelet Ammadbola, hatte ſich ſchon einige Monate vorher aus der Stadt und aus dem Lande geflüchtet. Nun wurde Zaragoza die Reſidenz der Könige von Aragonien, und bei der raſchen Vergrößerung dieſes Reich
bald die mächtigſte und reichſte Stadt des damaligen
chriſtlichen Spanien.
Dieß blieb fle big in die zweite Hälfte Ifte
be8 15ten Jahrhunderts, bie zur Vereinigung der Reiche Ara.
die fie ihrer Größe und Bauart nach faſſcn fönnte, denn allein die eigentliche Stabt, d. 1. ber am rechten Ebroufer gelegene
und vonMauernumſchloſſeneTheilZaragoza's miſteineStunde im Umfange, und da das Innere gleich dem aller ſpaniſchen
mit
Städte, die Jahrhunderte lang unter der Herrſchaft der Mauren
Slabella. Dieſes für das geſammte chriſtliche Spanien ſo über-
geftanden haben, eng zuſammengebaut, ein Gewirr von ſchmalen
gonien und Caftilien durch die Vermählung Ferdinand
1
in neuerer Zeit, an jenen ungleichen Kampf, welcher um fo gros
aus günſtige Ereigniß, welches den Grundſtein zu der weltbes
Gaſſen und kleinen Plägen iſt, und faſt durchgängig auê hohen,
herrſchenden ſpaniſchen Monarchie legte, war für Zaragoza ein empfindlicher Schlag, weil Ferdinand das Hoflager ſeiner Ges
mehrſtödigen Häuſern beſteht, io liegt es auf der Hand, daß die Stadt eine ſehr bedeutende Menge Menſchen zu faſſen im Stande
mahlin zu Liebe nach den großen Städten Caftiliens verlegte,
ſeyn muß. In der That reicht ein Spaziergang durch die dem
wo es auch für immer blieb. Seit jener Zeit nahm der Glanz von Zaragoza mehr und mehr ab . Die nächſte Folge der Vereinigung der beiden Reiche war, daß der hohe Abel von Aras gonien fich nach den neuen Refibenzen überftebelte, und nach der Entdeckung von Amerifa manterte auch der reiche Hanbelaſtand Auß, indem fich nunmehr der geſammte Handel Spaniene in
belebten Centrum entfernter gelegenen Theile der Stadt hin, um fich von dem Mangel an Bevölferung zu überzeugen. Da
1 1
ſtößt man auf ganze verödete Gaſſen , auf verlaſſene, den Ein
fturz drobende oder ſchon in Ruinen liegende Häuſer, auf Schutte haufen und Brandſtätten . Die meiſten Ruinen rühren noch von den Bombardements und den Straßenfämpfen der erwähnten
So hörte
Belagerungen her. Selbſt in den belebtern I heilen der Stadt
Zaragoza auch auf ein Emporium des Handels zu ſeyn, was es Jahrhunderte lang geweſen war, und wozu es durch ſeine Lage an einem ſchiffbaren Strom im Schooße weiter, die Communication begünſtigender Ebenen berechtigt zu ſeyn ſcheint. Der
trifft man gar nicht ſelten Spuren von jenen wiederholten furchts
baren, wochenlang fortgeſepten Kämpfen, gegen welche die bes rühmteſten Straßenkämpfe der jüngſt vergangenen Jahre ſo viel
Gerila unb überhaupt in Südſpanien concentrirte.
wie nichtë find.
Manche Häuſer, die weniger den Wirkungen
geringe Verkehr lohnte nicht mehr die Koſten, welche man bis.
des groben Geſchüßes als dem Kartätſchen- und Kleingewehr.
her auf die Flußſchifffahrt verwendet hatte, und bald verſanbete
feuer quegeſept geweſen ſein mögen und deßhalb nicht zerſtört
der ſich ſelbſt überlaſſene Strom ſo ſehr, daß an eine Schifffahrt nicht mehr zu denken war. In dieſem Zuflande iſt der Ebro
lajien rie fie maren , oder wenigſtens die Kugelſpuren nur mit
biß auf den heutigen Tag geblieben. Noch ſchwerere Schläge
worden ſind, hat man zum Andenken an jene Schredenêtage ges Mörtel zugeſtrichen , ohne die zerſchoſſenen Wände Von dergleichen Häuſern, bie ganz ſo ausſehen wie mancher Gafien Dreatens nach den Maitagen von idh namentlich mehrere auf dem Coſo getroffen , dem plag des Kampfee während beiber Belagerungen .
abzupuķen. die Gebäube 1849, habe Hauptſchau Hier, bebe
legien, vor allem jener urkräftigen freiſinnigen Verfaſſung, der
gleichen an einigen andern Stellen des Centrum
der Stadt
das Reid Aragonien ſeine Größe verbankte. Endlich fam der napoleoniſche Krieg und mit ihm ein namenloſes Glend über die unglüdliche Stadt durch die beiden furchtbaren Belagerungen von 1808 und 1809, durch welche ganze Straßen und Pläge in Schutthaufen verwandelt wurden und ein Drittheil der heldenmüthigen Bevölkerung , jey es durch die Waffen, ſen es durch Hunger oder Seuchen, die fich in Folge der Fäulniß der in den
liegen auch noch ganze Gebäude in Ruinen , beſonders Klöſter, die natürlich am meiſten gelitten haben , weil fie theils megen ihrer feſten Bauart, theile wegen ihrer Lage bie ſtrategiſch wich tigſten Punfte Tomohl für die Belagerten als für die Belagerer bildeten . 1 Unter denſelben verdient beſonders das ehemals durch
drohten aber der Hauptſtadt Aragoniend in den kommenden Jahrhunderten. Der ſpaniſche Succeffionéfrieg, während deſſen die Aragoneſen dem Hauſe Deſterreich anbingen, beraubte fie und ihre Hauptſtabt ihrer uralten Freiheiten, Vorrechte unb Privi-
! Im Ganzen wurden während beider Belagerungen eilf Klöfter gers
fört. Mehrere derſelben find weggeriſſen worden , die übrigen liegen noch
43 Teine Pracht und ſeine Kuuſtichaße berühmte Gieronymiterflofter Santa Engracia, bicht am Shore gleiches Namene, in der Nähe des Coſo gelegen, eine Erwähnung, weil eß während beider Bes Lagerungen bas Centrum des Rampfes und der Schauplaß zahle loſer Helben : ſowohl als Gräuelthaten geweſen iſt. Das Kloſter Santa Engracia war eines der feſteſten Gebäude von Zaragoza, unt bot, ba es im höchften Sheile der Stabt liegt und dieſe bas
her beherrſcht, den beſten Punkt dar, um die Stabt aus der Nähe zu beſchießen und zur Unterwerfung zu zwingen. Die Franzoſen richteten Daher bereits bei der erſten Belagerung ihr Augenmerk ganz vorzüglich auf dieſes Kloſter. Nach monates langem Kampfe gelang es ihnen endlich, desſelben habhaft zu werden, nachdem ſeine Vertheidiger bis auf den legten Mann gefallen waren . Als die Franzoſen die Belagerung aufheben und fich von Zaragoza zurüdziehen mußten, ſprengten fie das
on
håndler m weſtlichen Afrifa , fu veranlaſſen einen Tractat einzugehen, wodurch dem Menſchenhandel von Dahomey ein Ende gemacht werde. Das erſtemal wurde Capitan Forbes von dem befannten Reiſenden in
Centralafrifa, Duncan, begleitet , der ießt zum brittiſchen Viceconſul in Dahomey ernannt iſt, und fie erreichten von der Küſte ab in vier Tagen die Hauptſtadt. Forbes , welcher nach den neueſten Nachrichten jeßt
wieder mit einer Miſfion an den König von Dahomey beauftragt iſt, hat in dem oben angeführten intereſſanten Werfe , das zugleich die Tagebücher ſeiner beiden Reiſen enthält, viele neue und ſchäßbare Nacha richten über jenes ung wenig bekannte Reich und deſſen Bewohner mitgetheilt, und wollen wir daraus einige kurze Auszüge entnehmen . Das Reich Dahomey , ſeit dem Anfange des 17ten Jahrhunderts ein erobernder Militärſtaat, landeinwärts von der Guineafüfte gelegen, dehnt ſich jeßt von den Ufern des Niger bis zu denen des Voltafluſſes aus , und hat eine Länge von wenigſtens 180 engliſchen Meilen von 1
Diten nach Weſten , und von etwa 200 Meilen von der Meeresfüſte von
Kloſter in die Luft, wahrſcheinlich um fich für das nächftemal
Whydah bis zu deflen nördlichſter Gränze. Die Bevölkerung des ganzen
einen ſo viel Zeit und Menſchen raubenben Kampf zu erſparen . Allein fle hatten fich verrechnet, denn die Zaragozaner beeilten fich ſofort nach dem Abzuge ber Franzoſen die Ruinen des Klos
Landes überſteigt nicht 200,000 Seelen , die der Hauptſtadt Abomey beträgt faum 30,000, und unter der ganzen Bevölkerung finden ſich nur
fters durch Schanzen und Gräben, welche noch ießt eriſtiren und all Feftungênerfe dienen, in einen feſten und haltbaren Punkt umzuſchaffen. Auf dieſen Wällen war eß, wo während der zweis ten und furchtbarſten Belagerung die ſchöne Auguſtina de Ara gon, jene unter dem Namen „Das Mädchen von Zaragoza“ ſo
berühmt gewordene Heldenjungfrau, nachdem ihr Bräutigam von den feindlichen Kugeln niedergeftreckt worden war, als Ranonier in die Reiben der Kämpfenben trat, ja nach der Löbtung der
Officiere eine ganze Batterie längere Zeit mit Glüc commans dirte, eine Bravour, für welche ihr ſpäter die Centraljunta bas Abele biplom und den Dberftenrang ertheilte. Von dieſem dents würdigen Kloſter entging bloß die unter der Kirche befindliche Katakombe der Zerſtörung. Es ſollen ſich in derſelben viele
Koſtbarkeiten befinden , als eine Menge Reliquien, der Kopf der heiligen Engracia in einer ſilbernen , mit edlen Steinen beſegten Kapſel u. dgl. mehr, ſo wie ein Brunnen hellen Waſſers, wel. cher der Sage nach aus dem Blute der Chriſten entſtanden ſeyn foll, die Dacian auf dem Coſo enthaupten ließ. Ich felbft habe dieſe Katakombe, welche den Namen Kirche der heiligen Mär tister führt, nicht geſehen, da fie bei meiner Anweſenheit in Reparatur begriffen war und deßhalb nicht gezeigt wurde. Die
etwa 20,000 Freie. Das Heer beſteht aus etwa 7000 Männern und
5000 Frauen oder Amazonen ; im Kriege aber beträgt das Seer wohl 24,000 , welche von ebenſo vielen Weibern , Kindern, Sklaven u. ſ. w . begleitet werden , fo daß der König init einem Viertheil der Geſammt: bevölferung ins Feld zieht. Außer öffentlichen Feſten füllen die Kriegos
züge die Zeit der Bewohner von Dahomey aus , und die Kriege oder vielmehr Sklavenjagden beginnen regelmäßig im November oder Decem ber jedes Jahre , denn ſie liefern die Haupteinnahmen des Könige.
Der höchſte Staatsbeamte iſt der Miegan oder Scharfrichter, und nach ihm fommt der Mayo oder Premierminifler ; ihnen find im Range gleich die Scharfrichterin und die Vorſteherin des föniglichen Saremo. Bei Heurathen finden keine Ceremonien ſtatt, ausgenommen , daß die von den Rönige einem feiner Unterthanen geſchenfte Frau ihrem
fünftigen Gemahl ein Olao Num reicht, und damit iſt die Ehe geſchloſſen. Der König darf 1000 Frauen haben , ein Vornehmer 100 und die
übrigen nur 10 ; Ghebruch einer Frau des Königs oder eines Vornehs men wird mit Enthauptung beſtraft , Perſonen geringen Standeo wers den wegen dieſes Vergehens als Sklaven verkauft. Hat ein Mann ein Mädchen verführt , ſo muß er es zur Frau nehmen , und dem Vater
oder Herrn derſelben 80 Schnüre (heads) Raurimuſcheln zahlen. In Dahomey find Nang und Würben erblich , und gehen auf den
älteſten Sohn über , namentlich auch die Königswürde ; der König ift unumſchränfter Herr über Leben und Eigenthum ſeiner rámmtlichen
Interthanen , und der oberſte Nichter in Civil . und Criminalſachen. Die Gefeße find ſtreng, und Bodverrath, Morb , Diebſtahl, Ghebruch
eigentliche Kirche des Kloſters ſtürzte nur theilweiſe ein und iſt
und Feigheit vor dem Feinde werden nach einer höchſt ſummariſchen
daher wieder hergeſtellt worden . In derſelben befindet ſich das Grabmal bed berühmten aragoneftichen Geſchichtſchreibers Geros nimo Zurita. Der Reft de Kloſters liegt in Ruinen und ſoul zum ewigen Andenken an jenen Heldenkampf in dieſem Zuſtande verbleiben . Zwiſchen die foloſſalen Trümmer iſt eine Artilleries
Unterſuchung mit dem Tode beſtraft.
caſerne gebaut worben . ( Fortſepung folgt .)
Das reguláre Heer beſteht, wie oben erwähnt, aus Männern und Frauen, welche ganz gleich gekleidet und bewaffnet find ; fie tragen einen furzen Rod, furze Beinfleider, eine kleine Müße, dem Feß ähnlich, und find mit Flinten bewaffnet. Die weiblichen Krieger oder Amazonen dürfen ſich nicht verheurathen, und haben, wie ſie es nennen, „ihr Oes ſchlecht vertauſcht; " „wir ſind Männer , nicht weiber ,“ pflegen ſie zu
ſagen. Sie leben und thun Dienſt wie die Soldaten, halten ihre Waffen
D a home . · Wus : Dahomey and the Dabomans by F. E. Forbes , Commander R. N. London 1851.)
gut im Stande, beziehen abwechſelnd mit jenen die Wache beim Rönige
und wohnen in Caſernen , im königlichen Palaſte unter Aufficht von Gunuchen und des Rambudi oder Spaßmeiſters. Vor dem Könige muß jeder , ſelbſt der Vornehmſte, fich zu Boden
Der brittiſche Flottencapitán Forbes , welcher mit ſeinem Shiffe
werfen und Staub auf ſeinen Kopf ſtreuen, mit Ausnahme der Weißen,
an der Weſtfüſte von Afrifa ftationirt war , um den Sklavenhandel
einer gewiſſen Claſſe von Prieſtern oder Zauberern und freigelaſſener ober aus der Sllaverei zurückgekehrter Neger, welche fämmtlich nur eine Verbeugung vor dem Throne machen. In Gegenwart des Könige darf niemand ſich unterfangen zu rauchen als ein Weißer, und Weiße dürfen im Palafte oder dem großen Tempel ( Fetiſchhauſe) den Kopf bebeden ;
zu verhindern , mađete in Auftrage feiner Regierung 1849 und 1850 zwei Reiſen durch das Königreich Dahomey bis zur Hauptſtadt Abomen,
um Gezo, den Beherrſcher dieſes Militärſtaats und größten Sklaven: jeßt in Ruinen. Von öffentlichen Gebäuden gingen durd tab Bombardes ment noch eine Kirche und der Balaſt der Audiencia Real oder der oberſte königliche Gerichtehof zu Grunde . Die Thürme faſt aller Kirchen und Riofter wurden mehr oder weniger bedeutend beſchädigt.
ohne des Königs Erlaubniß darf keiner ſeiner Unterthanen reiten oder fida tragen laſſen , oder einen Sonnenſchirm über fich halten laſſen, und ſelbſt vor des Königs Stod, alo dem Symbol feiner Macht, muß jeder
44
wobe
Unterthan fich zur Sflavinnen werden , Serrn, für ſo heilig und auf der Straße
Erde werfen. Die Frauen des Könige und ihre wohl lediglich aus Eiferſucht des Gemahle und gehalten, daß außer ihm niemand ſie anſehen darf, wird jedermann durch eine Glode gewarnt dieſen
idwarzen Schönen aus dem Wege zu gehen, oder fich mit dem Geſichte an eine Mauer zu ſtellen. Wenn der Fremde ein Dorf oder ein Haus betritt, ſo reicht das Haupt desſelben ihm einen Rrug mit Flarem Waſſer gefüllt und trinkt zuerſt davon , um anzubeuten I, daß der Fremde dort ficher vor Verrath ſey.
Cocon
ficht eines Gunuchen als Jáger dienen , müſſen das Glephantenfleiſch liefern, während die Knochen und Schädel dieſer Thiere in die Tempel gebracht, und die Zähne an die Kaufleute zu Whydah verlauft werden. Dieſe fühnen Jägerinnen umringen eine Geerde Glephanten in einem Sumpfe, wählen das jüngſte Thier darunter aus, und ſchießen ed nieder, ohne ihr Ziel zu fehlen oder Furcht zu bezeigen. Da der Löwe in Dahomen ſehr häufig und gefährlich iſt, ſo fommt das Vieh niemals aus den Umzäunungen , und niemand reist ohne Noth zur Nachtzeit. Man fångt den Löwen in Fallen , verzehrt deſſen Fleiſch und verkauft
in Whydah ; die Zähne desſelben ſind ein von Männern und hodasFrauenFell hochgeſchåßter Schmud , und der Schädel nebſt den Anoden
Die gewöhnliche Tracht der Männer von Dahomen beſteht aus
einem um die Hüften gebundenen fleinen Stüd Zeug, und einem wei:
ten Mantel von einheimiſchem Baumwollenzeuge oder europäiſchem Tuch
wilfommene Gaben in den Tempeln .
oder Seidenzeugen , der über die linfe Schulter geworfen bis zu den Knöcheln reicht und den rechten Arm nebſt der Bruſt frei läßt ; Hüte werden von ihnen ſelten, Schuhe niemals getragen, und nur der König
der Leopard, als der Fetiſch von Dahomey, geachtet; ed iſt zwar nicht verboten ihn zu tödten, aber wer ihn erlegt, muß bei den Fetiſhprieſtern folche Ceremonien als Sühne durchmachen , daß er nicht leicht fich wie:
Höher als der Löwe wird aber
ber
trågt Sandalen. Die Kleidung der Frauen beſteht aus einem unter
der an dem Fetiſch des Landes vergreift; deßhalb wird ſehr ſelten ein
dem Buſen befeſtigten , bis zum Knie reichenden Rod von Rattun oder Seide, und fie imūden fich nach Verhältniß ihres Reichthums und
Leopard geſchoſſen , und gewöhnlich fängt er fich in den löwenfallen . Wer von einem Leoparden getödtet wird, fommt nach der Meinung der
Ranges mit Arm- und Fußringen von Gold, Silber, Kupfer u. ſ. w.,
Bewohner von Dahomey in das Land der guten Geiſter, und ſeine Vers
und mit Halsbändern von achten Korallen , Glasforallen und einer eigenthümlichen Art großer Korallen von Glasſchmelz. Popoe genannt,
wandten , weit davon entfernt den Tod zu rächen , werfen aus Danfs
barfeit dem Raubthiere Futter bin, wenn es ihnen möglich iſt
IR
Außer
die aus dem Innern von Afrifa fommen, und ſo geſchäßt ſind , daß fie. dieſen Raubthieren iſt noch eins, der Patafu oder afrifaniſche Wolf, ſehr häufig, welcher mit großer Kühnheit bis in die Ortſchaften fommt und halb ſo theuer wie Gold bezahlt werden. Alle Häuſer in Dahomey , des Königs Palaft wie die elendefie
Rinder anfällt. Dieſe Wölfe ſind gewöhnlich in Schaaren zuſammen
Hütte , find in der Bauart einander gleich ; Umzäunungen aus Lehm
und heulen entfeßlich ; feine Mauer iſt ihnen zu hoch , wenn ſie Beute
und Palmzweigen umgeben den Hof und die Gebäude , welche aus Lehm gebaut und mit Gra& gebedt find ; eine Bettſtelle von Bambus:
rohr oder einige Matten, ein paar thönerne Gefäße, Aderbauwerkzeuge, ein roher Webeſtuhl und Waffen ſind die gewöhnlichen Möbel darin ;
eine Rammer enthält die Vorräthe von Korn , Zeugen und fremden
wittern, obgleich ſie gewöhnlich feinen großen Muth beſißen. Sie wer:
den häufig in Fallen gefangen und , außer von den Jägerinnen des Könige, ſelten geſchoſſen. Wilde Raßen ſind ſehr zahlreich, and affen !
.
von allen Größen , und Schlangen der verſchiedenſten Art und Farbe ; die Boa Conſtrictor erreicht in Dahomey feine bedeutende Größe, und iſt unſchädlich. Die gefährlichſte aller dortigen Schlangen iſt die Cobra
Waaren , und alle ihre Hausthiere , worunter ſtets ein Hund , halten fich in dem umzäunten Hofe auf. Die Lebensart der Bewohner von Dahomey iſt ſehr einfach ; ihre Gerichte beſtehen aus Fleiſch und Gemüſen , die mit Palmöl und Pfeffer zuſammengefocht werden , nebſt dünnen Gerſtenbroben. Ausländiſche Getränke find ſelten und theuer, und da der Palmwein ihnen vom Könige verboten iſt, ſo trinken fie eine Art Bier, „ Pitto " genannt ; Trunfenheit wird bei ihnen nicht ges
werden ; indeß gibt es unter den Einwohnern einige , welche den Biß der Copra Capello unfehlbar zu heilen verſtehen , jedoch halten ſie ihre Arznei ſehr geheim . Hundertfüße , Tauſendfüße, Taranteln, Scorpione
duldet, und der König ließ einſt einem Säufer nichts anders als Rum zur Nahrung reichen, um durch deſſen abgemagerte und garſtige Figur ſeinen Unterthanen ein abſchredende: Beiſpiel zu zeigen.
Ameiſen ſind nicht ſo ſchädlich als andere, namentlich die weißen Amei:
.
Sie betreiben den Landbau recht geſchickt, aber ſo läſſig, daß fie nur 10 des Bodens cultiviren ; fie bauen Gerſte und Bohnen zuſam : men ., und obgleich der Boden fehr fráftig iſt, ſo düngen fie body doch ftarf
und beſtellen ihre Palmenanpflanzungen mit Korn , Yamg und Erd:
Capello, nebſt der Peitſchenſchlange, deren Biſſe für tödtlich gehalten
und noch manche andere ſchädliche Reptilien ſind zahlreich genug zur Plage des Menſchen vorhanden ; in den Wäldern findet man häufig die von den Termiten erbauten Neſter von 8 bis 10 Fuß Hohe, aber dieſe
ſen , welche alles, was ſie erreichen fönnen , zerſtören , und überall in unendlichen Schaaren ſich aufhalten. In der naſſen Jahreszeit wird der Europäer auf das ſchredlichſte von den Mosquitos gequält, deren .
Stiche für einige Körperconſtitutionen giftig ſeven , wie Forbes aus
Erfahrung behaupten will; Schmetterlinge von den prachtvollſten Farben
nüſſen. Ihre ſorgfältige Bearbeitung des Bobens und ihre Aderbau:
fieht man in großer Menge. Unter den Vögeln iſt das Geſchlecht der
inftrumente , mit Ausnahme des Pflugs, find ganz denen der Chineſen
Papagaien das zahlreichſte; an den Seen und Sümpfen halten ſich
ähnlidi, und in der Nähe von Abomey wird das Feld von Männern
fruchtbare Boden fann Gewächſe aller Arten erzeugen ; die Dattelpalme iſt dort einheimiſch, ebenſo die Baumwollenſtaude, welche hier peren:
Störche , Pelifane , Strandläufer , Kraniche und der herrliche Königd: reiher auf, auf dem Waſſer wilde Enten und Taucher von verſchiedenen Arten , und in der Nähe der Ortſchaften Adler und Geier, die als hei: lige Vögel nicht getödtet werden dürfen, und ſehr nißlich find, weil fie allein Aað und Abfall wegichaffen. Im Waſſer leben große Alligators. und Flußpferde, welche jedoch den Menſchen nicht angreifen , und in den
nirend wild wächst, und endlich findet man viele ſchöne Nußholzbaume, Fruchtbäume und Arzneipflanzen in Menge. Granit, Giſen , Kall: und
Bewohner von Dahomey find gute Fiſcher und feine ſchlechten Schüßen.
bearbeitet, was man ſonſt in Afrifa nirgend findet, während die Frauen nichte weiter zu thun haben als Waſſer zu holen und die Rüche zu beſorgen. Das Land beſikt viele reiche Gaben der Natur , und der
Sandſtein liegt an vielen Stellen zu Tage .
Dao Thierreich des Landes iſt zahlreich, Glephanten, löwen, Tiger und Leoparden nebſt kleinern Thieren bevölfern die Wälder , Nilpferde und Alligators machen Flifie und Sümpfe für den Unbewaffneten ge: fährlich. Ebenſo wie in Oſtindien bezeichnet man auch hier die Stelle mit einer weißen Flagge , wo jemand von einem Tiger getödtet oder angegriffen iſt. Der Elephant erreicht hier eine ungeheure Größe und gilt wie alle ſtarfen Thiere für heilig ; bei gewiſſen Feſten oder Gere:
monien ißt der König Elephantenfleiſch, und macht auch damit ſeinen Vornehmen Geſchenfe. Zwei Amazonenregimenter , welche unter Auf: Verlag der 3. O. Totta'ſchen Buchhandlung.
.
Lagunen finden fich Fiſche, Auſtern und Krabben in großer Menge. Die fortſepung folgt.)
Der Glaube an Feitſeyn gegen Rugeln. Wie in Eng = land von Zeit zu Zeit aſiatiſche Særiftſteller auftreten, ſo jeßt auch in
Franfreich. In der Revue de l'Orient (October) erzählt ein Jemaal Ben Mohamned Khodidha ganz ernſthaft, daß einer der neuern im Süden von Algier erſchienener Fanatifer fugelfeſt ſey , daß er 10 auf ihn abs geſchoſſene Kugeln abgeſchüttelt habe , wie Erbſen , und daß man dieß Kunſtſtüc verinittelft des elm el dschedual , d. h. der Kunſt talisa
maniſche Bilder zu machen , bewertjielligen fönne. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd . Widenmann.
win
Das Ausland. E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker . 14 Januar 1852.
ur. 12.
im 9. 1849 die Geburten nur um 74 überſchritten , eine bedeu
Die Inſel Bourbon im Jahre 1851 . Die Berichte aus den Inſeln mit Sklaven haben ein come
tend geringere Zahl als in den vorhergehenden Jahren. Um dies ſen Fortſchritt zu würdigen, muß man wiſſen , daß zur Zeit be Sklavenhandels die männliche Bevölkerung ſehr ſtarf die weibs
mercielles, nationalófonomiſches und ethnographiſches Intereſſe,
liche überwog, uub daß es noch in 3. 1847 30,130 männliche
der Uebergang aus der Sklaverei war allenthalben für die Eigen
und nur 16,332 weibliche Sklaven gab. Das Verhältniß der Geſchlechter hat ſich nach dein Aufhören bes Sllavenhandele forts währenb rectificirt, und ein Ueberſchuß von 74 Sterbfällen über die Geburten iſt al8 ein wahrer Fortſchritt zu betrachten . Die Freigelaſſenen haben allerdings zu feinen ernſten Klagen
( Revue de l'Orient. Oct. )
thümer mehr oder minder verderblich.
Auch die Inſel Bourbon
wurde davon erſchüttert, und noch iſt es nicht gewiß, ob fie ſich behaupten , 6. h . ob die große Cultur fortgeſegt werden kann, mit welcher auch ein gewiſſer Grab von Civiliſation zuſammens
hängt. Derdenjeßige Beſtand hauptss gelderngroßen digungedieſer , und Cultur eine vorüber da dieß beruht Entſchä jächlich auf
gehende Hülf&quelle iſt, ſo muß man mit ſeinem Urtheile über die Zukunft der Inſel zurückhalten bis bie Coloniſten mit ihren
Anlaß gegeben, allein die große Cultur haben fie nahezu bers t zus laſſen . Die Pünktlichkeit, die hier erforder wird, iſt ihnen wider ; file halten ſich lieber bei kleinen Eigenthümern auf, wo
wenigerGeld bekommen , aber ſo ziemlich nur arbeiten eigenen Şülf&quellen der freien bezahlten Arbeit gegenüber ſtehen. ſiewaszwar und wann ſie wollen . Der Anbau des Zuerrohre irten rung ſehrcher ruhig Neger iſt,haben emancipBevölke zeigt, Dieundneuerli dieſed; ganze in ſich moraliſ wie geo in
wäre faft vernichtet ohne die Ginwanderer aus Indien, beren ſich ießt ;
colonie befinden; tres dieſerAnzahl reichen fie 21,408fürinber phwijder Beziehung, in einem uebergang begriffen . Siewirt weder den Ackerbau , noch für den Hausbienft aus, denn in ernſter, und man möchte jagen trauriger. Die Sorgen des Mans neb , der hinſichtlich ſeines und ſeiner Familie Unterhalte nur
noch auf ſich ſelbſt zählen kann, laſſen ſich ichon bemerfen . Die Augbrüche lärmenber Fröhlichkeit, das Singen und das Gelädyter ſelbſt werden ſeltener.
dieſen beiden Zweigen fehlt es an Arbeitern ; Dagegen haben die Neger bie Handwerfe nicht verlaſſen . Bei den fremben, naments lidh indiſchen Arbeitern iſt dasſelbe Mißverhältniß der Geſchlech ter, wie ehemals bei den Sklaven : auf 19,562 Männer kommen
Es iſt kein übled Symptom , ſondern zeugt
1846 Frauen , nicht ganz 10 Proc. Da die Arbeiter ſomit feine
vielmehr von einer richtigen Auffaſſung der neuen Lage : auch die religiöſen Begriffe machen Fortſchritte, die man kaum hätte n ſollen henpation erwarte . Die Zahlvor Heurat derder iſt im war Steigen begrif fen. In den drei Jahren Emanci die Mittels
Familie haben , wollen ffe nach Ablauf ihrer 5jährigen Dienſtzeit wieder fort . Die Erneuerung dieſer Arbeiter foftet aber 250 Fr.
zahl ber Heurathen unter den Sklaven nur 143 bes Jahree, und
ob ſie auf bie Länge dieſe und andere Auêgaben werden bes ftreiten fönnen , ſteht ſehr dahin .
für Freie und Sklaven zuſammen 462 ; im J. 1849 haben die geieglichen Heurathen die Sahl von 2218 erreicht, eine Vermehs rung, die ausſchließlich auf die neuen Freien fällt, und bloß der Legaliſirung älterer Verbindungen zuzuſchreiben iſt, denn eine Bevölkerung von 104,000 S. fann nicht eine ſo große Anzahl
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen .
bon Paaren jährlid liefern,
In phyftidher Beziehung ſcheint die Verbeſſerung in dem Zu ſtanb der Neger unbeſtreitbar , die Kleidung iſt, wenn nicht beſſer, doch allgemeiner ; die Nahrung in Quantität und Qualität ziems lich dieſelbe wie früher bei den Herren , aber man ſieht ſeltener die ſchlaffen Züge die von Erſchöpfung zeugten, was man dem Aufe hören beß langen und oft ſehr weiten Umberlaufens in den Näch. ten zuſchreiben muß. Die Sklaven brachen ſich am Schlafe ab, um ihre Freunde zu beſuchen , ihren Geſchäften und namentlich ihrem Vergnügen nachzugehen . Man glaubte bie Sterblichkeit
cipation gniß auf Maus , und der Eman werb n . bieſe ah , ſchien ertigewas ritiues ſich geſchnach dieſe Beſor vermezuhren rechtf gröBere Sterblichkeit iſt indeß nicht eingetroffen : Die Sterbfälle haben
per Kopf, iſt alſo eine ſehr ſchwere Auøgabe für die Pflanzer;
6. Zaragoza und feine Umgebungen . ( Fortſepung .)
Die Wälle von Santa Engracia find die einzigen modernen Feſtung &werfe, welche die Stadt ſelbſt beftgt. Der bei weitem größte Theil derſelben iſt bloß von einer hohen und diden alten Mauer , und zwar nur auf der dem Ebro entgegengeſep :en Seite umſchloffen. Einzelne Stüde dieſer Mauer icheinen , der Bauart nach zu urtheilen, noch aus der Zeit der Römer und der Araber herzurühren . " Außerhalb der Stadt, an ihrer weſtlichen Seite, liegt ein altes, mit Wall unb Graben umgebenes Schloß , daß Caſtillo de la Aljaferra , ehemals die Reſidenz der Könige von Aragon . Dieſes Schloß gilt zwar noch ießt für die Gitabelle 1 Es find dieß die einzigen Spuren , welche io in Zaragoza von der Herrſchaft jener Völkber bemerkt habe.
mo
46
von Zaragoza, iſt aber viel zu wenig befeſtigt, und liegt auch viel zu tief, um die Stadt im Falle eines Angriffes bedügen ober bei einem Aufruhr bezwingen zu fönnen . Seiner ungüns
weitläufigen
Gebäube von geringem architeftoniſchem Werthe.
Dad Aeußere des Dome iſt ſehr einfach, gothiſch , bao Faupts
ftigen Lage halber hat es fich auch währerb beiber Belagerungen
portal mit forinthiſchen Säulen und den leben@großen Statuen be8 Erlöſers, ſowie der Apoſtel Paulus und Betru8 geſchmüdt.
verhältnißmäßig nur furze Zeit gehalten. Sonſt wirb Saragoza
Neben demſelben erhebt fich ber Ihurm , welcher erſt im 17ten
Durch kein Außenwerf vertheidigt, im Gegentheil iſt die Stadt
Jahrhuudert erbaut wurde und eine bedeutende Höhe beſigt. Er iſt vieredig, gänzlich aus Ziegeln aufgeführt und endet mit einer
gegen Norden, Weften und Südweſt von nahe gelegenen Höhen boufommen beherrſcht. Um ſo unbegreiflicher iſt e8, wie fich dieſelbe zweimal während eines Jahres und Monate lang gegen die kriegserfahrenen Truppen des napoleoniſchen Heeres halten
konnte. Es läßt ſich dieſer unerhörte Widerſtand nur aus dem glühenden Haſle alles Fremben, aue bem unzähmbaren Iroße und dem hohen Unabhängigkeitefinne der Aragoneſen erklären. Gigenichaften, welche dieſelben ſeit den älteſten Zeiten charakteris ſtrt haben und fte noch jest berregen würden, lieber Hab und Vermögen, Weib und Kind zu opfern, als ihren ſtolzen Naden unter dad 3och der Fremdherrſchaft zu beugen .
Unter den Gaſſen und Pläßen der innern Stadt nimmt die con mehrfach erwähnte Gale del Gofo den erſten Rang ein. Dieſelbe erſtreckt ſich in frummer Linie faſt durch die ganze
Stadt, und bildet, da die Mehrzahl ihrer Gebäude während der zweiten Belagerung gänzlich eingeäſchert wurde und deßhalb von neuem erbaut werden mußte, den ſchönſten und modernſten Theil von Zaragoza . Namentlich zeichnet ſich der mittlere Theil des Coſo durch bedeutende Breite, guteg Pflaſter, ſchöne Trottoirs und ſtattliche Häuſer auß, beren elegante Kaufladen und Cafés einen Culturzuſtand zur Schau tragen, von dem man ſonſt in Zaragoza wenig merkt. Ein breiter, in ihrer Mitte mit einer Promenade gezierter Plaz erſtreckt ſich von dem mittlern Theile des Coro biß zu den ſchönen, neu erbauten Thore von Santa Engracia. An dieſem Plaße liegen mehrere prachtige, ganz mos derne Gebäude, unter andern ein mit vielem Lurus eingerichtetes, von einem Schweizer erbaute Kaffeehaus, welches der Reunione. punkt der faſhionablen Herrenwelt von Zaragoza und der Frems den iſt.
Da wo der Plat in den Goſo einmündet, befindet fich
ein geſchmackvoller Brunnen aus weißem Marmor, vom Volfe der Blutbrunnen genannt, Fuente de la Sangre, weil an dieſer Stelle, der tiefſten des Goſo, während des Kampfer von 1809 das Blut der Gefalleren in einen großen Tümpel zuſammenfloß. Die übrigen Partien des Coſo ſind weniger ſchön, indem ſich baſelbſt mehr alte Gebäude erhalten haben. Unter denſelben fällt am meiſten in die Augen ein großer finſterer Palaſt von alter thümlicher Bauart, welcher den ſeltſamien Namen Caſa de los
Gigantes führt. Sein großes Eingangsportal wird nämlich von zwei foloſſalen männlichen Figuren in mauriſchem Goſtüm ges tragen. Dieſe merkwürdige Gebäude, über deſſen Urſprung und einſtige Beſtimmung nichts bekannt zu ſeyn ſcheint, war das Hauptquartier des jugendlichen General Palafor, nachmale Hers 3098 von Zaragoza . Noch jept dient ee all Reſidenz der General capitäne von Aragonien . maligen Glanze Zaragoza's die öffentlichen Gebäude, namentlich
Erſtere, an Zahl 21, find
ſämmtlich groß und prachtvoll, nur leider faſt alle durch Uebers ladung mit Zierrathen berunſtaltet.
guren ber vier Cardinaltugenden, ſtehen. Das Innere der Kirche, eine Düftere, weite Halle von fünf bohen Schiffen , fommt aus ben beſten Zeiten der gothiſchen Architettur. Schade daß die Harmonie der majeſtätiſchen Spißbogengewölbe durch große ver goldete, jedenfalls erſt in ſpäterer Zeit hinzugefügte Roſetten , die man an den Schlußſteinen befeſtigt hat, geſtört wird. Die im Verhältniß zur Größe des Domes felir kleinen und meiſt
nur zur Hälfte au&geführten Fenſter enthalten alte Glasgemälde, welche bad wenige lidt, das in die Kirche gelangen fann, ſo ſehr bämpfen, daß es unmöglich iſt, die in den zahlreichen Gas pellen befindlichen Gemälde und andere Kunſtimate ordentlich zu ſehen . Die Capellen und die Umgebungen des Chors , der ſich wie in den meiſten Domen Spaniens im Centrum des
Mittelſchiffe befindet , i!mſchließen die Grabſtätten einer Menge von Königen, Prinzen und Prinzeſſinnen ron Aragonien . Die Außenſeite des Chors iſt mit Heiligengeſchichten barſtellenben
Bagreliefs von weißem Marmor verziert. Auch befindet ſich hier Der Altar del Criſto de la Seo, einer ſehr ſchön gearbeiteten
Holzftatue, von der die Gläubigen behaupten, daß fie mit einem Canonicus des Domes, Namens Frenes, deſſen Figur neben dem
Crucifir in fniender Stellung zu ſehen iſt, geſprochen habe ! Neben dem Plaße zwiſchen dem Chor und dem Hochaltare er
hebt ſich eine hobe achtedige Kuppel, ein Werk des Gegenpapſte!
Luna , welder Erzbiſchof von Zaragoza war. Der Fußboden der Kirche beſteht aus einein prächtigen Marmorgetafel.
Bei weitem nicht ſo ſchön aber viel berühmter und beſuchter als die Metropolitankirche iſt die Kirche der Madonna del Pilar oder die Catedral de la Virgen , wie ſie das Volf ſchlechtweg nennt. Die Madonna del Pilar de Zaragoza erfreut fich in ganz Gpanien, ja ſelbſt in den benachbarten fatholichen Ländern einer
großen Verehrung; bei den Aragoneſen aber concentrirt fich das ganze Chriſtenthum, die ganze Religion lediglich in dem Cultus bieſe wunderthätigen Marienbildes . In Aragonien trifft man feine Hütte, wo nicht eine Abbildung , ſey fie noch ſo idlecht,
von dieſer Madonna binge, und den Ablaßprivilegien zufolge, welche die Päpſte von Rom und die Erzbiſchöfe von Zaragoza der Kirche der Zungfrau berrilligt haben, reicht es, um fich die enige Seligkeit zu fichern, volkommen hin, täglich ein Paternoſter
und Ave Maria in gläubiger Andacht vor einem solchen Bilde
zu beten. Den Aragoneſen iſt folglich der Himmel gewiß, zumal den Zaragozanern, welche das Glück haben, dieſe unvergleichliche
Madonna in ihren Mauern zu beherbergen. Dieſelbe bilft auch ,
Mehr als die Straßen und Pläße zeugen ron dem ehe
die zahlreichen Kirchen und Klöſter.
Plattform , auf welcher vier koloſſale Steinbilder, allegoriſche Fis
Unter ihnen verdienen bes
ſondere zwei den Beſuch des Fremden , nämlich die Metropolitans kirche San Salvador und die Kirche Nueſtra Señora del Pilar.
Die Metropolitanfirche, rom Volke la Catedral de la Seo ge nannt, die älteſte Kirche ron Zaragoza, fteht auf einem Teiber febyr fleinen Plage hart neben dem erzbiſchöflichen Palaſt, einem
wenn man es recht anfängt, gegen alle Noth, gegen Krankheit ſowohl ale gegen Armuth, gegen Hagelſchlag, Dürre, Theuerung, Feuer, Ueberſchwemmungen, furz gegen alles Glenb, was es auf Erben nur geben kann. Nur ein Uebel ſcheint fle nicht heilen zu können , das iſt die Blindheit, denn für dieſes Gebrechen gibt es eine beſondere Heilige, nämlich Santa Lucia, welche in Aras 1
gonien ebenfalls eine bedeutende Gunft und Verehrung genießt.
Nun freilich, an Blindheit iſt in jenem Lande kein Mangel!
In dem Dome der Jungfrau werden alltäglich außer den gewöhn lichen Meſſen am Hochaltar von früh drei Uhr an bis Mittags
47
wo
son
12 Uhr ununterbrochen Meſſen an dem Altar des Mabonnenbil. des geleſen , und man mag in dieſen Tempel fommen zu welcher
drei Uhr eine große Fantaſia , 0. h. ein Scheingefecht von mehr als
Stunde man wolle, immer wird man den Plaß vor dem genanns
Pferderennen , wobei nur Araber zugelaſſen wurden. Endlich fand die große Difa ftatt, für welche mehr als 200 Schafe ganz an Spießen gebraten , zahlreiche Cuscuſſu - Schüſſeln und eine unzählbare Menge
ten Altare mit einer Menge von Menſchen beiberlei Geſchlechte bebedt finden , die auf den Knieen liegenb ihr Gebet verrichten . Selbſt die vornehmſten Damen, die höchſten Beamten und Dffis ciere, bie Profeſſoren der Univerſitāt, kurz die gebildetſten Leute, fnieen gleich dem gemeinſten Bauer und dem zerlumpteſten Bettler täglich oder wenigſtens alle Sonntage demüthigſt vor dieſem Bilde, ob aus Bedürfniß oder aus Angewohnheit, aus Glauben oder auß Klugheit , will ich dahin geſtellt ſeyn laſſen. Der Name Got. tes oder Chriſti wird in Zaragoza wie in ganz Aragonien kaum gebört , ſondern bloß der der „ Santiſima Virgen del Pilar." Wird man angebettelt , ſo iſt es dieſe Madonna, die das Herz
zur Mildthätigkeit bewegen fou , und danft ein Bettler, ſo ift fie eê wieder, welche die Wünſche teeſelben verwirklichen wird. Dieſer ſeit unbenflichen Zeiten von der Geiftlichfeit gebegte und gepflegte und von Rom mächtig beſchüßte Madonnenbienft ift
1800 Reitern ſtatt, wobei viel Pulver verknallt wurde.
Hierauf folgten
anderer Schüffeln, lauter Proben arabiſcher Rochfunft, den Eingebornen Þorgereßt wurden , deren Appetit bas djarfe Reiten nicht wenig geſchärft hatte. Außer der Bevölferung von Tlemſan hatten fich aus allen Theis len des Gebiets von Tlemſan über 20,000 Menſchen zu Pferde , zu Maulthier , zu Gfel und zu Fuß eingefunden.
D a home 7 . ( Fortſeßung .)
Die Sprache derſelben iſt arni , rauhflingend und voll Rehllaute, und Schriftzeichen beſigen ſie nicht. Ihre Religion beſteht aus Myſterien , die nur den Eingeweihten befannt find , und ſie iſt ein graffer Gößen- oder Fetiſchdienſt; ihre religiöſen Ceremonien beſtehen darin , daß den Gößen Opfer gebracht werden und die Prieſter und Prieſterinnen zu gewiſſen Zeiten Tänze aufführen . Der Fetiſch oder Göße von Dahomey iſt, wie bereits er:
jedenfalls die Haupturſache der Ignoranz , der lindultſamkeit und Bigotterie, trei Eigenichaften , durch welche fich das ſonſt ſo treff Liche und ebrenwerthe Volf der Aragoneſen ſo unvortheilhaft von
den übrigen Volféſtammen Spanien unterſcheidet. Denn unter den Volfeftammen , die ich auf meinen Reiſen in Spanien fen
nen gelernt habe, find die Aragoneſen ber einzige, welche fich noch gegenwärtig durch religiöſen Fanatiếmus , burch finſtern ors thoboren Glauben und grimmigen Keßerhaß auszeichnet. Die beiſpielloſe Verehrung , die der Madonna del Pilar erwies ſen wird, hat ihren Grund in der folgenden Legende, deren Wahrs
heit durch päpſtliche Bullen u. 1. w. verbrieft unb beftegelt iſt. Nach Chriſti Lobe fam die Heilige Jungfrau in Perſon nach Spanien als Führerin des Apoſtels Jacobus, welcher die Spa
nier zum Chriſtenthume befehren ſollte, was er der Behauptung der katholiſchen Kirche zufolge auch wirklich gethan hat und wro für ihm die Ehre zu Theil geworden iſt, Schuppatron der ges ammten ſpaniſchen Nation bieſſeits unb jenſeite des Meeres zu feyn. Seine Gebeine liegen bekanntlich , ſo ſagt man, im Dome
Der Hauptſtarb Galiciens, Santiago de Compoſtela. Nach dem die Jungfrau die ganze Halbinſel durchſtreift und aller Orten Spuren ihres Daſeyns zurüdgelaſſen hatte - nur in die Mancha ift fie der Volføjage nach nicht gekommen , weil ihr bieſelbe gar fu ídlecht geweſen ſety - fam fie zuleßt auch nad Zaragoza.
Hier gefiel es ihr ſo außerordentlich, daß fte beſchloß da zu bleis ben, wenn nicht in Perſon , doch wenigſtens in effigie.
Kurz,
fie bezeichnete dem Apoſtel Jacobus einen Punkt als die Stelle, und ſiehe da, wo ſie wünſche, daß ihr Haus erbaut werde -
an derſelben Stelle fand ſich in ſpäterer Zeit ein überaus wun derbared Mabonnenbild, denn dasſelbe beſtand nicht gleich andern
aus Siein oder Holz, nein , aus Fleiſch und Bein , und heilte die Kranken und Krüppel, welche zufällig bei deffen Auffindung zus gegen waren, durch das bloße Anſehen desſelben auf der Stelle. Das Bild wurde nicht weit vom Ebrorin , neben oder unter einem Waſſertroge gefunden , und daher fommt der Name dieſer Madonna, denn Pilar bebeutet einen Waſſertrog. ( Fortſetung folgt.)
feier des muſelmänniſchen Oflerfeftes zu Clemſau. Die fürzlich erſt erſchienene Revue de l'Orient vom Dctober vori: gen Jahrs enthält eine furze Schilderung dieſes am 8 Dctober ges feierten Feſtes. Am Morgen des Tages , um 10 Uhr wurde den
Arabern vom Oberſt Thoma, dem Commandanten, im Hotel der Subs diviſion ein hoineriſches Mahl gegeben. Dann fand zwiſchen ein und
wähnt, der leopard, und der von Whydah die Schlange. Wird ein feo: pard getödtet , ſo erhält der König deſſen Haut und Kopf ; aber oft wäre es für den Tödter beffer geweſen , er hätte ſtatt des Naubthiers einen Menſden umgebracht, denn nicht ſelten wird er zur Sühne der beleidigten Gottheit geopfert. Der Leopard als der „Vudung“, oder, wie wir ſagen , Fetiſch des Landes , ftellt den höchften oder unſichtbaren Gott, der „ Seh “ heißt, auf Erten dar, und wird nebit dem Bliß und
Donner und verſchiedenen hölzernen Gößenbildern in Dahomey ver: ehrt und angebetet ; dieſen werden von den Prieſtern Thiere, aber aud Menſchen geopfert , und leßteres iſt namentlich der Fall bei Begraba niſſen , wo Weiber und Sklaven zur Bedienung der Verſtorbenen in jener Welt geſchlachtet werden, und je vornehmer leßtere waren, um ro zahlreicher müſſen die Menſchenopfer reyn . Dieſer barbariſche Gebrauch hat , wie Forbes erzählt , in den leßtern Jahren indeß abgenommen. Soll ein Stier geopfert werden , ſo ſtellen ſich die Prieſter. und Prie: ſterinnen , welche fánimtlich Vornehme oder Adelige find, auf einen öffentlichen Plaße im Kreiſe auf, und bei ihnen ſtehen Leute, welche eine freiſchende Muſik machen . Zuerſt ordnen ſie auf der Erde ihre religiöſen Embleme, und die Gegenſtande, welche bei ihrem Gößendienſt von ihnen umbergetragen werden , als Banner , Speere, Dreifüße, Gefäße, worin Knochen, Schädel und geronnenes Blut befindlicy u. a. m .; bann tanzen,
fingen und trinfen fie, bio fie ſämmtlich in ſtarfe Aufregung gefommen find; darauf werden die Opferthiere vorgeführt und von den Prieſtern mit großen Schlächterbeilen geköpft, und die Altäre mit dem in Shalen aufgefangenen Blute gewaſchen ; das übrig bleibende Blut wird von den Prieſtern und Prieſterinnen nach den Häuſern der Frommen getragen, und damit werden die Schwellen und Thürpfoſten beſtriden, ganz ebenſo wie Moſes (Erodus 1 , 12) den Iſraeliten vorgeſchrieben hat ; das gefochte Fleiſch des Opferthiers wird theils den Fetiſchen und Gößen vorgeſeßt, theils von den Prieſtern verzehrt, und der Abfall wird von den Schwärmen von Aasgeiern weggeholt, welche bei jedem Opfer fich einzufinden tflegen . Nach dem Dpfer tanzt, ſingt und trinft die Prie: ſterſchaft von neueni, und das Volf , Männer, Weiber und Kinder, die im Staube fich wälzen , wird von ihr geſegnet. Unter den Prieſtern
und Prieſterinnen befinden ſich viele Frauen und Kinder des Königs, und wie in Dahonier ein Volfswort ſagt: „ o wird ein Arnier niemals unter die Prieſter aufgenommen .“ Wenn ein Prieſter die Myſterien deo Fetiſhdienſtes offenbart, ſo wird er mit dem Tode beſtraft; alle Fetiſdhprieſter in Centralafrifa haben dieſelben Myſterien mit einander gemein , bemerft Forbes , roenn auch ihr Fetiſch ein ganz verſchiedener (Leopard , Solange oder Haifiſch u. ſ. w.) iſt. In jedem der vielen Tempel befindet ſich ein aus Lehm verfertigter Altar , und wenn audi ein eigentlicher Gottesdienſt täglich nicht ſtattfindet, ſo bringen fromme Leute bod täglich fleine Opfergaben dorthin , welche den Prieſtern zu Gute fommen , oder fie lafen bei beſondern Veranlaſſungen Opfer von Hühnern , Enten , auch zuweilen Ziegen von den Prieſtern vornehmen.
48
9657
Leßteres iſt namentlich der Fall bei @rfrankungen, und unter den Ein:
haben , ebenſo wie manche der andern friegeriſchen Negerſtåmmie, eine
wohnern herrſchen viele Krankheiten , insbeſondere Blattern und Fieber. Da es feine Aerzte unter ihnen gibt , ſo bringt der Erfranfte Opfer, zuerſt einen Teller voll Speiſe, die mit Palmol bereitet iſt , dann läßt er Eulen, Gnten, Ziegen und Stiere opfern, und wenn er ein Vorneh:
eigenthümliche Weiſe des Nachts die Zeit einzutheilen. An jedem Thore . eines mit Palliſaden umgebenen Dorfe fteht eine Schildwache, welche einen vorher genau gezählten Haufen Steine neben fich liegen hat. Die: Nacht iſt in vier Wachen getheilt, und während jeder Wadje bringt die
mer iſt, mit Erlaubniß des Königs einen oder mehrere Sllaven, wofür
Schildwache langſam ſchreitend die Steine einzeln von einem Thore :
er jedoch demſelben Geſdenke machen muß. Sollte er geſunden , ſo gibt er einen oder mehrere Sllaven, Stiere, Ziegen, Hühner u. ſ. w. frei, die dann als Gigenthum des Fetiſch angeſehen und von den Pries flern unterhalten werden. Fühlt er aber ſeinen Tod herannahen , ſo forbert er ſeine Frauen auf ihn in jene Welt zu begleiten , und er er: halt von dem Könige Grlaubniß, Sklaven an ſeinem Grabe opfern zu dürfen. Beſchneidung der Männer iſt in Dahomey ganz allgemein. Der König von Dahomey duldet in ſeinem Reiche alle Religionen ; in Whydah und in Abomey iſt eine Moſchee, wobei einige Mollahe aus
zum andern, und ſtoßt beim Hinlegen jedes 10ten Steins einen Wachts ruf aus ; wena jede Schildwache ihre Steine weggebracht hat, ſo wird fie abgelöst. Die mit Wällen oder Lehumauern umgebenen Ortſchaf
Saufia und Bornu angeſtellt ſind ; indeß hat der Jolam dort nur ſehr
ten werden von Schildwachen und Hunden genau bewacht, und flehen
außerdem unter der Obhut eines Fetiſch oder Zauberert. In dem Dorfe Dichomiqui niſleten Tauſende von fleinen Palmvögeln in den Bildeln
der Bambusrphre, woraus die Pallifadirung beſtand, und nach der Ers zählung des bortigen alten Häuptlinge verhinderte das laute freiſchende Geſchrei dieſer Vögel , daß Feinde fich dem Orte nahen fonnten , ohne daß nicht augenblicklich die Bewohner zur Vertheidigung bereit ftanden .
wenige Profelyten gemacht. In Whybah halten zuweilen einige fathos liſche Geiſtliche, Neger von St. Thomas , Gottesdienſt, aber proteſtan : tiſde Miſfionåre find bis jeßt in Dahomey nicht.
Etwa 1/2 Stunde von der Stadt Abomey ſtehen zu beiden Seiten
Alle Aemter fand erblich, aber unbeſoldet, und in dem Hauſe jedes Würdentragerø hält ſich eine Tochter des Könige mit zwei Beamten auf, um deſſen Einfünfte zu controliren, und davon muß er nach ihren Angaben Steuern bezahlen. Das ganze Regierungsſyſtem iſt auf Spio: nerie , Intrigue , Grpreſſung und Gewaltthat baſirt, und nieinand iſt 24 Stunden ſicher, daß er ſeinen Ropf auf dem Rumpfe behålt. Hohe Steuern werden von jedem gezahlt , und alle kommen in der Könige
des Wege unter offnen Schoppen ein Paar 32pfündige Caronaden, dann bis zum Thore rechte und linf& mehr als 60 Fetiſdhäuſer, und zur Linken neben einem Gebüſch ein Palaſt von einer hohen, rothen Lehmmauer umgeben. In die Stadt führen ſedho Thure , jedes mit zwei Durchgången, einen für den König, den andern für das Volf beſtimmt, und über jedem Thore ragen zwei Menſchen dadel hervor, während Haufen von Menſchen - und Thierſchädeln in den Durchgången .
liegen.
In der Mitte der Stadt ftehen neben einander die beiden
Erheber auf allen Märften und Straßen , und an den lagunen bei Whydah halten. Wenn ein Hahn auf einer Heerſtraße fräht, ſo wird
Paláſte Dangelacurden und Agringonieh , und nördlich davon der alte Palaft der Beherrſcher von Dahomey. Neben erſterem urib am ſüdlichen Thore befinden fich die größten Häuſer, worin die höchſten Staatsbean: ten wohnen. Auf dem großen Plaße vor dem Palaſte Agringometr
er von den Zöllnern confidcirt, und deßhalb ſieht man auf dem ganzen
ftehen die Caſernen, ein großes offenes Nathhaus, einem Schoppen ähn:
Wege von Whydah nach Abomey nur Hühne mit zugebundenem Schnabel. Die Straßenzölle, nebſt jährlichen Geſchenfen bei den öffentlichen Feſten , die Abgabe auf Palmöl , die Zölle von fremben Waaren und die Gin. fünfte vom Menſchenhandel bilden die legalen Einnahmen Seiner daho maniſchen Majeſlåt, welche, aber wohl übertrieben , auf 300,000 Dols
lich, und eine Salutirbatterie mit 15 Kanonen beſept an einem ſumpfs artigen Teiche; an dem ſüdöſtlichen Thore befindet fich ebenfalls eine ſolche Batterie und ein Teich , nebſt vielen Schmiedewerfftätten . An den gut erhaltenen Straßen oder Wegen in der Stadt ſieht man zwar keine Kaufladen , aber es gibt hier zwei große Marktpläße , Adidhahi,
lar8 jährlich angegeben werden. Die Landesmünze iſt die Raurimuſchel (Cypraea moneta) , deren
der als Marft , Parabes und Opferplaß dient , und Hungdſchulo por
Taſche; die Steuern find an Generalpåchter verpachtet, welche ihre
dem ſüdlichen Thore , nebſt etlichen kleineren Pläßen , alle mit Budent beſeßt, worin nur Frauen, von der höchſten bis zur niedrigſten Claſſe, Waaren feilbieten. In jeder Haushaltung werden bauniwollue Zeuge
gewebt , und außerdem iſt eine Töpferei nebſt Fårberei die einzige dors tige Manufactur, aber fönigliches Monopol , indem nur Frauen des Rönigs darin arbeiten und niemand anders dort Zutritt hat. In der Stadt befinden ſich viele abenteuerlich verzierte Fetiſchhäuſer, und neben
les
Dahomey zu ſchildern , weil alles von der Laune und Wilfür deg
ܕ܀
Herrſchero abhängt. Ein fleißiger Mann muß die größte Vorſicht ans
großen wüſten Streden viele cultivirte Ländereien , ſo daß der Europäer
wenden, um nicht den Argwohn der Regierung auf ſich zu ziehen ; denn
nur mit Mühe fich denken fann, daß er in der Hauptſtadt eines großen Reichs ift. Alle Häuſer find mit hohen rothen Lehmmauern umgeben, mit Stroh oder Grao gedeckt und niedrig, und nur zwei zu den Paläften gehörige Gebäude haben zwei Stocmerfe ; die Mauern unſchließen große
wenn er fich bemüht ohne des Königs Erlaubniß mehr land zu culs tiviren oder Vermögen zu erwerben, ſo fommt er in Gefahr nicht nur dieſes , ſondern auch ſein und ſeiner Familie Leben zu verlieren oder mindeſtens zum Sllaven gemacht zu werden. In Dahoniey fommt der
Reiſende oſt durch den eigenthümlichen Gebrauch in Verlegenheit , daß man für Dienſte oder Sachen die man ihm reidt , feine Bezahlung verlangt, aber unfehlbar ein Geſchenk erwartet , welches nach der Meis
e
Höfe und Gärten, worin außer hohen Waldbaumen Bananen , Orans
gen : und andere Fruchtbäume ſtehen. Die Hauptſtadt iſt durch ihre Gräben und Thore ſo gut wie gar nicht geſchüßt, und dabei auf einer ſehr unzwedmäßigen Stelle erbaut , indem auf zwei Stunden in die
nung des Leiſtenden der Leiſtung mindeſtens gleichfommen muß.
Runte ſich nirgend Waſſer und weiter entferut nur ſehr ſpårlich findet ;
Die Dahomans, ſo wie alle übrigen Negervölfer und andere weni: ger barbariſdie Nationen, z. B. Chineſen und Malayen, bilden ſich ein, daß Vernunft und Verſtand ihren Siß im Magen haben , und dieſe Idee iſt nicht ganz ſo unerflärlich als es erſcheinen fönnte , weil bei dem uncivilifirten Menſchen die Tageszeit nach ſeinem Appetite , alſo
deßhalb iſt in Abomey friſches Waſſer ein Lurusartifel , uub in allen Straßen hört man fortwährend von den Waſſerverkäufern aufrufen :
nach ſeinem Magen ſich richtet ; dabei läßt fich freilich nicht behaupten,
Regenzeit in ihren Väuſern .
daß die Neger nicht ebenfalls an dem Laufe der Sonne die Tageszeit unterſcheiden, und zwar um ſo leichter, weil die Sunne faſt immer zu
„ Sidagbi" ! (gutes Waſſer). Die Einwohner ſammeln in der Regenzeit das Regenwaſſer in tiefen , mit Palmol auegeſtrichenen Erdgruben, und daraus ſchöpfen fie es in Krüge und bewahren es bis zu der nächſten (Schluß folgt.)
Angebliche Reiſe eines Sohn des Sultans nach Paris . Die Nevue de l'Orient (October) will wiſſen, Abdul Hamid,
derſelben Stunde auf- und untergeht , obgleich dabei wohl zu berid fichtigen , daß während der ſechsmonatlichen Regenzeit des Jahre die
einer der Söhne des Sultans, Tolle nad Paris gehen , um dort erzogen
Sonne den größten Theil des Tages nicht ſichtbar iſt. Die Dahomano
weſen beziehen .
Verlag der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
zu werden ; die linterrichtegegenſtände ſollen ſich namentlich aufs Kriege Verantwortlider Medacteur Dr. Gd . Widen mann.
ma
ces!
2000 einen Strang (head ) bilden, welcher nominell dem Werthe eines Dollars ( Biafters) gleichfommen ſoll. Da aber Metallmünze felten iſt, o werden für einen Dollar wohl 2400 bis 2600 Rauris gegeben, und auch unedle Detalle vortheilhaft gegen die Muſchelmünze vertauſcht. Es würde ſehr ſchwierig ſeyn das tägliche Leben der Bewohner von
1B
re
woo
Das A usl a n d. E in Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 15 Januar 18526
Nr. 13.
Amerikaniſche Genrebilder.
Stange, 4 bis 6 Fuß vom Feuer entfernt.
1. Das Waldlager. 1
Wenn alle Vorbereitungen getroffen ſind, beginnen wir „recht fröhlich unſer lager. Die oberſte Lage von Blättern und Torf wirb von dem Fleck entfernt, auf dem der Bau errichtet werden ſoll. Dieß muß beßhalb geſchehen , damit wir nicht bes trođenen Dorfe wegen in großer Feuerêgefahr find. Während bieſe Arbeit vor fich geht, find andere damit beſchäftigt, auf dem Flede die Bäume zu fällen unb fte in ber Länge abzus
ſchneiben , die für unſere Gebäude beſtimmt iſt.
Das Werk bes
ginnt bann, indem die bidern Stämme in ein Vierec gelegt und
bie Enden ineinander gezapft werden . So wird eine Lage nach der andern aufgelegt, bis die Wände die richtige Gobe erreicht haben . Die bünnften Baume werben zu den oberſten Lagen ges braucht. Vorn find bieſe Gebäude in der Regel 8 Fuß hoch, und nach hinten ſenkt ſich das Dach bis auf 2 oder 3 Fuß vom
Boden . Ein doppeltes Lager wird jerrichtet, indem zwei ſolche Pierede, Front gegen Front, einander gegenübergeſtellt werden , mit dem Feuer in der Mitte.
Unſere Bettſtelle ift
die Mutter Erde, auf deren fühlen, aber mütterlichen Buſen wir eine dicke Lage von Zrreigen von der Riefer, Ceber und Schiere lingåtanne ſtreuen. Die Breite bieſes Bettes hängt von der Zahl ſeiner Einlieger ab, und wechſelt demgemäß von 10 bis zu 20 Fuß. Bettdecken werden je nach der Breite des Bettes burch Zuſammennähen von Stepps und Wolldecken hergerichtet.
Die Einlieger pflegen nur ihre Oberfleider abzulegen, wenn fle für die Nacht „einfeören. “ Dieſe ſtarken Söhne des Waldes beneiben nicht die, welche ſich auf Daunen wälzen ; ihr Schlaf iſt geſund und ſtärkend, fie brauchen nicht dem edlen Zauberer erſt zu ſchmeicheln , indem ſie von Seite zu Seite fich Drehen ; ruhig legen ſie fich hin und finken in ſeine tiefften Tiefen . Gerade über der Fußſtange, gleichlaufenb mit derſelben und in front des Feuers iſt der „Diafonub- Sig. “ Ich glaube, es würde den größten Sprachkenner unſeres Zeitalters in Verlegen heit fegen, bieſes Wort zu erklären, oder ſeine Etymologie zu geben in ſeiner Anwendung auf einen Sig, denn in der That iſt nicht mehr oder weniger als ein wirklicher Siß damit ge
Gewöhnlich gebraucht man zum
Lagerbau die Bechtanne, weil fie leicht, grabe und faſt ohne allen Splint iſt. Das Dach wird mit Schindeln von 2 bis 4 Fuß Länge gedeckt, die man von Bäumen macht, welche grabe und leicht ſpalten, wie die Fichte, bie Pechtanne und Geder. Die
meint. So weit ich von denen, die in die Alterthümer des
Schindeln werben nicht feſtgenagelt, ſondern in der Art gefichert,
in ein Geheimniß gehüllt iſt, iſt nichts anderes als ein vom
daß man eine lange ſtarke Stange quer über jede Lage oder jeden Gang " legt. Enblich wird noch das Dach bebedt mit den Zweigen ber Kiefer, ber Pechs und Schierlingøtanne, ſo baß,
Stamme der Pechtannen gebauenes Brett, 4 Zoll did und 12 Zou breit, von einer Länge, die in der Regel der des Bettes gleich kommt, etwa 18 Zou hoch über dem Boden und gehörig befeſtigt. Dieſer Sig dient uns als Sofa oder Lehnbank, wozu benn noch einige Schemel fommen , die den Haupttheil unſer8 Lagerameublements ausinachen . Sollte je einer meiner Leſer
wenn der Schnee auf das Ganze fällt, ſelbſt beim fälteſten Wetter bas Lager ſeine Wärme behält. Die Fugen zwiſchen den
einzelnen Stämmen der Seitenwände werden mit Mood, das man von den nächſten Bäumen pflüdt, bicht ausgeſtopft. Die innere Einrichtung iſt ſehr einfach. Eine Abtheilung
von dem Flächenraum des Lagers wird zum Speiſeſaal gebraucht, eine andere zum Sølafzimmer, und eine britte iſt zur Küche beſtimmt. Dieſe Zimmer in de werben nicht durch zwiſchen .
rande gebildet, ſondern einfach durch ſchwache Stangen von etwa 6 Zoll Durdmeſſer, die auf den Boden des Lagere (welches der nadte Lehm iſt) in verſchiedenen Richtungen gelegt werden und fo Abtheilungen von ſolchen Dimenfionen bilden, wie ſie für die oben angeführten Zwede paffen .
Das Ropfbett unſerer Betten
beſteht aus einem oder mehrern Stämmen , die zugleich die Rücks wand bes Lagere aufmachen .
Das Fußbrett iſt eine ſchwache
Holzmoors am tiefſten eingeweiht ſind, erfahren konnte, hat jene
Bezeichnung nicht mehr mit Diakonen zu thun, oder Diafone mit ihr, als mit dem Pabſt. Der Sig ſelbſt, obſchon ſein Name
außerhalb des Bereiche eines Möbelmachers, oder in der Nähe
des Waldes ſeinen Aufenthalt haben , ſo kann ich ihn in das Geheimniß der Stuhlfabrication, ohne das Bedürfniß eines ans bern Werkzeuges, als einer Art, einweiben. Spalte das obere Ende vom Stamme einer Pechtanne oder Fichte in zwei Hälften, baue ein Stück von der richtigen Länge ab, an dem drei oder vier ſtarke Aefte wachſen, verkürze dieſe Aefte ſo, daß ihre Länge
deinem Geldimad entſpricht, glatte das Holzſtück, an dem fie ſigen mit der Art, und dein Sig iſt fertig. Ich kann dem Leſer Werfidhern , daß es ein ſeltenes Beiſpiel iſt, daß es noths
wendig geworden wäre, ſie zum Möbelmacher zum Repariren zu ſenben, beſonders zum Einleimen der Beine. Der Lurus eines proviſorijden Tiſche wirb jept faſt allges
mein getrieben, nebſt Sellern , Meſſern und Gabeln, Blechtöpf 1 Aus einem neuen Werke : „ Waldbäume und Waldleben“ nach dem Engliſden bearbeitet.
dhen für Ihee und Kaffee, und bisweilen ſogar Dbers unb Uns
50
tertaſſen. Ehemals wurde der Diakonen -Sig als Dijd gebraucht, | Alabafter und mit vergoldeten Zierrathen. Eine beſondere Zierde und eine große Bratpfanne biente als Schüſſel für das ganze Volf. Um fte herum lagerten ſich dann die Männer, und tauchten ihr Brob ober ihre Kartoffel und ihren Salzfiſch in das
Schweinefett; unb nie erfreute fich ein König oder ein Hofmann
mehr an dem Lurus eines Palaftes, als unſere Holzfäller an dies ſer heimijden Tafel.
Am St. Croir - Fluß hängen die Holz-
desſelben ſind drei marmorne Bagreliefd, von der Hand des va lencianiſchen Bildhauers Damian Format, von denen bas mits telſte die Geburt Chriſti, die beiden andern die Präſentation Chrifti im Lempel und die Himmelfahrt Darſtellen . Der Chor,
welcher ſich hier am weſtlichen Ende der Hauptſchiffes befindet, verbient wegen der prachtvollen Holzichnißereien in Bafrelief,
Inhalt fertig iſt, worauf Aſche und Deckel entfernt werden. Ich
welche die Lehnen ber 115 aus Eichenholz verfertigten Armſeffel ber Canonici bebeden, alles Rob ; allein der Kunſtgenuß, den ber Anblick dieſer herrlichen Sculpturen gewährt, wirb geſtört burdh die abgeſchmadten Verzierungen des großen bronzenen Gitters thors, bag den Chor von dem Schiffe, wie gewöhnlich in den größern ſpaniſchen Kirchen , abſperrt. Die Stäbe des Gitters
brauche bem funbigen Roch nicht zu verſichern , daß dieſe Art zu
find nämlich mit einer Menge kleiner vergoldeter Vögel, Eidechs
backen unübertroffen iſt. Unſer Lagerfeuer wird auf der Erbe nahe der Frontwand gemacht, die man biếweilen durch eine Lage
ſen , Fiſche, Statuen, Blumen und dgl. bebedt ! Sehr ſchön iſt ein in der Capelle des heiligen Joachim ftehendes Grabmonument, welches Karl III einem ſeiner verbienteſten Generale, bem 1747 verſtorbenen Herzoge von Montemar, Don Joſef Carillo de Als
männer noch ießt aus freier Wahl an der alten Sitte, aus der Bratpfanne zu eſſen .
Brob unb Bohnen werden gebaden in
einem großen , holländiſchen Backofen ", der in ein Loch in der Erde an der Seite des Feuers geſtellt und ganz mit heißen Rohlen und Aſche bedeckt wird ; in dieſer Lage bleibt er, bis der
dider Steine ſchüßt, während wir in der Regel nur zwei kurze
Stangen aufſtellen, gegen die ungeheure Rüdblöderuhe. Nach bem Abendeſſen wirb jebe Nacht unfehlbar ein großes Feuer ans gemacht, um dabei zu ſchlafen .
Manche von den bazu ge-
bornoz, fegen ließ . Dasſelbe beſteht aus einem Obelief, ber auf einem geſchmadvollen , mit den allegoriſchen Figuren ber Tapfer
brauchten Blöden ſind ſo did , daß fie oft 24 Stunden brennen, bevor ffe ganz verzehrt find. Dae Feuerungsmaterial, das für ein Lagerfeuer gebraucht wird, könnte ein gewöhnliches Feuer
keit und Gerechtigkeit geſchmückten Sodel rubt, und iſt ganz und
cine Woche lang unterhalten .
vielmehr durch ſeine Pracht imponirendſte Theil der Kirche ift
gar in weißem Marmor quêgeführt.
Der Bildhauer war ein
Spanier, Namens Lamberto Martinez.
Der ſehen werthefte oder
unſtreitig bie Capelle der Jungfrau.
Dieſelbe befindet fich hin.
ter bem Bochaltar im öftlidften Theile bce Domes und bildet
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. 6. Zaragoza und feine Umgebungen . (Fortſeßung .)
Die Kirche bel Pilar ſtammt aus dem ftebzehnten Jahrhuns Vert unb ift ein wunderliches Gebäube . An Größe mangelt es ihr nicht, denn fie bilbet ein längliches Viereck von 500 Fuß
Länge, auch nicht an Pracht und an Runftſchäßen, wohl aber an Styl und an Geſchmack. Das Innere der Kirche, aus drei ges räumigen Schiffen beſtehend, iſt nämlich entſeßlich mit Sculpe turen , die, ba fte ſämmtlich in Stein ausgeführt worden ſind,
einen Tempel für fich, ſo zu ſagen ein Allerheiligſtes.
Cie
hat eine ovale Form , und ſold nach der Caſa ſanta di Los retto gebaut ſeyn. Hohe forinthiſche Säulen bon prachtvollem buntem Marmor init vergolbeten Capitalen, welche brei von Runds bogen überwölbte Shore hinter fich laſſen , tragen eine gewaltige
Kuppel, durch deren Laterne das Licht von oben in das Heilig thum hereinfällt. In der Peripherie bieſer Kuppel find noch vier kleinere ebenfalls in Laternen enbigende Kuppeln angebracht, wefhalb die Capelle der Jungfrau von außen als ein Conglo merat von Kuppeln und Thürmchen erſcheint. Alle fünf Kups
Unſummen gekoſtet haben mögen, überladen und in einem Stņi
peln ſind von den Meiſterhånden der berühmten ſpaniſchen Frescos
erbaut, den man nicht anders als mit dem Namen Perückenſtyl charakteriſiren kann . Go beſtehen die Capitale ter gewaltigen
maler des achtzehnten Jahrhuuberts, Francisco Bayeu, Francisco
Goya (geborenen Aragoneſen ) und Antonio Velazquez (nicht zu
Pfeiler, welcje bie drei Schiffe tragen und zu beiden Seiten ders verwechſeln mit Velazquez de Silva ) auf daß Prachtvollſte auß ſelben ſieben geräumige Capellen von einander ſcheiden, aus gemalt . Die Freffen der Hauptfuppel ftellen die Jungfrau , ums Engeløköpfen und Blumenwerf, und find die mit zum Theil
geben von einer Glorie himmliſcher Beerſdaaren, die der Neben
prächtigen Fresken geſchmückten Kuppeln der Capellen längs ihrer Baſie mit in Hautrelief ausgeführten Guirlanden verſehen ! Ans ftatt gewöhnlicher Kirchenfenſter befißt jebe Capelle eine freie.
fuppeln myſteriöſe Scenen aus ihrem Leben bar.
runde Deffnung hoch oben am Gewölbe, durch welche das Licht in die Kirche hereinfält. Da dieſe runben Fenſter faſt immer
durch Vorhänge verhüllt zu ſeyn pflegen , ſo herrſcht in der Kirche beinahe dasſelbe Dunfel, mie in der Catedral de la Seo. Ueber jeber Capelle wölbt fich eine kleine Ruppel empor, die mit einem
Thürmchen gefrönt iſt. Je zwei der ſieben Capellen einer jeden Längenfeite bienen als Eingangehallen , zwei von der Seite des Ebro, die beiden andern von der Seite der Plaza del Pilar . Ein Hauptportal gibt es ſeltſamerweiſe nicht; furz, bie ganze Kirche iſt nach einem verkehrten und abſonderlichen Plane gebaut . Auch die einzelnen Partien des Innern, wie der Hochaltar, der Chor, die Capellen, tragen dieſen Charakter von Verkehrtheit und Geſchmadloſigkeit.
Der Hochaltar z . B. ift ein mixtum
compositum aus allen möglichen Stylen , überlaben mit zum Theil meiſterhaft ausgeführten Bildhauereien aus Marmor unb
Die Geſimſe,
Wände und Fußböden des Lempels find gänzlich aus den foft barſten Marmorarten verfertigt und ſpiegelblank polirt. An der dem mittlern Eingang gegenüberliegenben, dem Hochaltar zuges fehrten Wand erheben fich drei Altäre neben einander. Der mittelſte befipt anſtatt eines Gemäldes ein wunderſchönes Bad
relief von weißem Marmor in Geſtalt eines großen Medaillons, welches den Augenblic verewigt, wo die Jungfrau dem Apoſtel Jacobus die Stelle zeigt, wo fie ihren Tempel erbaut wiſſen wollte. Auf dem Altar rechts daneben befindet ſich dann der Gegens ſtand der unbegränzten Verehrung der Aragoneſen , bad wunder bare und wunderthätige Marienbild , welche man nicht wohl an. Dere ale fniend zu betradyten wagen barf, wil man nicht gee fahr laufen , ſich den In ulten ber bigotten Gläubigen auszuſehen .
Die Madonna del Pilar iſt eine Puppe von der Größe eines breijährigen Kindel , mit einem recht hübſcheu, friſchen Mädchen geſichte, uur verunſtaltet durch die enorm große goldene Krone, Die fie auf dem Haupte trägt, und durch den glocfenförmigen
51
noso
Mantel, ber die ganze Figur bis an das Kinu verhüllt. Ders Eine Menge Kerzen auf ſchweren Leuchtern bon maſſibem Silber brennen fortwährend auf dem Altar der Jungfrau,
kann man von hier aus ziemlich weit aufwärts und abwärts vers folgen. Bei heller Luft fteht man die Schneeberge der Pyrenäen ſehr deutlich. Gegen Nordweſt unb Süboſt hin iſt das Pano rama unbegränzt, gegen Norben und Dſten dagegen erſcheint es
wodurch ed möglich wird, ſowohl das Bild als das erwähnte
von den blaue Kette der Gebirge Hocharagoniens und gegen
Baérelief und die übrigen Verzierungen der Capelle zu ſehen , denn das von oben hereinfallende Licht iſt zu ſchwach, um die geräumige Halle vollſtändig zu erleuchten . Außer dem beſchries
ber Sierra de Moncayo umſäumt.
felbe iſt von ſchwerer Seibe und ſtrogt von Perlen und Ebelſteinen .
Weſten in größerer Nähe von dem hohen und ſchroffen Walle (Schlub folgt.)
benen Medaillon gibt es nod; andere Bašreliefs an den Wänden
des Tempels , welche Myſterien aus dein Leben der Jungfrau
Chronik der Reiſen.
darſtellen , ſo wie acht Heiligenſtatuen , alles von weißem Mars
Die Erpedition nach Centralafrika.
mor, Werke der Bildhauer Manuel Alvarez, Carlos Salas, 3oſef Ramirez , Juan de Leon und Leon Lozano. Kurz, ed herricht eine unbeſchreibliche Pracht in dieſem
Tempel, aber icon Dürfte
ihn das prüfende Künſtlerauge trog der Vortrefflichkeiten ſeiner Details ſchwerlich finden. Unter der Capelle der Jungfrau liegt die Gruft der Canonici. Am weſtlichen Ende der Kirche fteht
Die neueſten Nachrichten ſind nur 10 Tage ſpäter als die früheren , und geben mehr Plau als Ausführung : die Reiſenden ſtehen im Bes griff nach Borgu zu gehen , einem Vergland nordöſlich vom Tſchadſee,
halbwego nad Negypten und bis jeßt von feinem Europäer beſucht.
An
Es iſt von den Ulad Soliman bewohnt, bem wohlbefannten Araber: ftamm , der eng mit Bornu verbündet iſt. Der Sultan von Wadai, einem großen Land öſtlich vom Tſchad , ſtarb fürzlich und ſeit dieſer Zeit herrſchen Unruhen im Lande . Die ulad Soliman wollen dies benußen und das Land erobern ; unter ihrem Sduße hoffen die Reiſen
der Metropolitenfirche ziemlich
den Wadai zu erforſchen . Sie glauben auf den berühmten Bahr el
gleich. Zaragoza beſaß ehedem 41 Klöſter, nämlich 28 Mönches und 13 Nonnenflöſter. Leştere eriftiren noch mit Ausnahme
Ghazal zu ſtoßen und zugleich durch dieſe Reiſe der Gefahr auszuwei. chen , die regnichte Jahrozeit , wie anfangs beabſichtigt war , in Kufa zuzubringen. Borgu iſt bergig , die Atmoſphäre ſoll ſehr rein und die zahlreichen Thaler von nicht verfiegenden Flüſſen bewafiert und ſehr
des Kloſters der Kapuzinerinnen, welches im Franzoſenfriege
reich an Dattelbäumen zu ſeyn. Der Scheich von Bornu hat 20 Araber
zerſtört und ſpäter weggeriſſen wurde, die Mönchsklöſter dagegen find, wie überall in Spanien , ſämmtlich aufgehoben. Viele derſelben ſollen große Kunſtſchäße enthalten oder enthalten haben,
ausgerüſtet, um die Reiſenden glüdlich nach Borgu zu bringen. So weit
der Glodenthurm , welcher wie das Kirchhaus aus Ziegeln ers
baut iſt und mit einem ebenfalls mit Ziegeln gebedten Dache von der Geſtalt einer flachen vierſeitigen Pyramide endet.
Höhe fommt dieſer Thurm dem
denn zehn liegen in Ruinen oder ſind ganz verſchwunden. Unter den öffentlichen, nicht für religiöſe Zwecke beſtimmten Gebäuden iſt namentlich die Lonja oder der Börſenpalaſt ſehenswerth.
Derſelbe liegt in der Puerta del Angel und bildet ein großes Viereck von alterthümlicher Bauart.. Die Außenwände des von der Zeit geſchwärzten Gebäudes find mit den foloſſalen Bruſts bildern der Könige vou Aragon geſchmückt; im Innern befindet ſich eine große Halle, welche durch 50 doriſche Säulen von 40
Fuß Höhe in drei hochgewölbte Schiffe geſchieden iſt. Hier verſammelten fich zur Zeit des Königthums von Aragon, als Zaras goza's Handel noch blühte, die Kaufleute ! jeßt dient dieſe Halle dem Ayuntamiento ober dem Rathe als Sigungsſaal. Gin ans Deres der Erwähnung und des Beſuches würdige Bauwerf iſt die Torre nueva , der höchſte Thurm von Zaragoza . Derſelbe ſteht youfommen iſolirt auf einem fleinen Plage und iſt außer jeiner Höhe und der großen, in ſeiner Durchbrochenen Spige bängenden Glode, welche als Seigerichelle benugt wird, beſons bers deßhalb berühmt, weil er bedeutend nach der einen Seite hin überhängt, ähnlich wie der ſchiefe I hurm von Pija.
Doch
iſt die Torre nueva feineswegs abſichtlich dief gebaut, wie ber Thurm von Pija , ſondern hat ſich nur auf der einen Seite ges ienft, befindet ſich aber in dieſem Zuſtande ſeit undenklichen Zeiten. Dieſer Thurm gehört jedenfalls zu den älteſten Bauwerfen von Zaragoza trog ſeines Namens. Er iſt achteckig, mit gothiſchen Verzierungen bedeckt, und von enormer Dicke und
das Athenäum vom 3 Januar , dag vom 10ten enthält einen Brief Dr. Barths an Dr. Befe vom 1 September 1851 , worin erſterer deiu
leßteren anzeigt, daß alles zur Abreiſe bereit ſey ; leider ſpricht er vor Unwohlſeyn , hofft indeß , daß die Reiſe ihn herſtellen werbe.
D a h o me n. (Schluß.)
Alo Forbes mit ſeiner Begleitung der Hauptſtadt fich näherte, fam eine große Schaar Cabocirs oder Vornehmer und Soldaten ihm ent: gegen , welche Staatsſonnenſchirme von rein chineſiſcher Form , Banner von allen Farben und Wappen trugen , und außer den mit Menſchens ſchädeln verzierten Fahnen von Dahodien die Nationalflaggen von .
Franfreich , England , Portugal und Braſilien flattern ließen , während jeder der Häuptlinge mit ſeiner beſondern Standarte prunfte. Voran fam der Gouverneur der Hauptſtadt Bopi in der Landestracht, einen
nieder gefreinpten Hut auf dem Kopfe und mit einem hübſchen Degen
bewaffnet, begleitet von Soldaten, von ſeiner Standarte, Sonnenſchirm und Staatsſeſſel, und umgeben von Leuten , welche eine entſeßlich freis
fchende Muſif machten. Unter tiefen Verneigungen umſchritt er drei: mal die Engländer, ſchoß dann drei Flinten ab , tanzte einige Tacte, trat nåher , ſchüttelte Forbes die Hand und ſeßte ſich an deſſen Nechte auf ſeinen Staatsſeſſel, darauf folgten die andern Häuptlinge mit ähnlichen Aufzügen und denſelben Ceremonien, und als dieſe ſämmtlich ſich geſeßt hatten , ſtellte eine Sdaar Hofbeamter ihnen gegenüber ſich auf, welche ein lied ſangen , um die Fremden willfommen zu heißen ; dieſe Leute trugen Scharlachkleider mit gelben Glasforallen beſeßt, und auf ihren nur an einer Seite raſirten Köpfen Müßen von Silber, wo:
von einige mit kleinen filbernen Hörnern geziert waren , ein gewöhn:
Feſtigkeit, weshalb ihm auch die Kugeln und Bomben der Fran .
licher Schmuc in einigen Theilen des nördlichen Afrifa's, beſonders in Abyſſinien ; in der Hand hatte jeder einen Robidweif, womit er den
zoſen nur wenig Schaden thun konnten . Eine bequeme ſteinerne Wendeltreppe führt it ſeinem Innern zu dem Kranze empor,
Tact zu dem Geſange ſchlug. Hierauf erſchien Poveſu , ein Häuptling,
über dem ſich eine hohe ſteile mit Kupferblech gedeckte und mit
zinfenen Zierrathen geidmüfte Spipe erhebt .
Der Kranz bietet
eine weite Rundfit dar, die ſchöner ſeyn würde, wären dic Ebenen des Obrofluites weniger ſteril und mehr bevölfert .
Den Ebro
der zugleich des Königs Hofnarr und Hoficharfrichter iſt , mit einem mit Donnerbüdſen bewaffneten Haufen , welcher, nachdem er die Enge länder dreimal umſchritten hatte , eine Salve geben ließ . So wie die herfömmliche Ceremonie des Geſundheittrinfens vorbei war , ſtiegen jele wieder in ihre Palanfine, ichloſſen ſich der Proceſſion an , und er:
52
soon
Geſchüßſalve, úbertaubt von dem Geſchrei der Menge, asgefeuert wurde ; dabei tanzten die vornehmen und Staatebeamten , und Gunuchen nebſt Frauen hielten Tücher vor dem Könige ausgeſpannt , damit das Volt nicht ſehen ſoll ., daß er ißt und trinkt. Kaum war dieſe Scene vorüber , ſo wurden die Oberſtinnen und viele Officiere den Engländern vorgeſtellt , welche auf die Geſundheit
reichten unter fortwährendem Abfeuern von Flinten und kleinen Metalls kanonen den Plaß vor dem Palaſte Dangelahcordeh, welcher mit Bewaff neten bereßt war, die auf einem Knie ruhend ihre däniſchen Musketen
!
mit blanfgepußten Läufen vor fich hielten . Die Palaſtmauern waren
yon 20 zu 20 Fuß mit Menſchenſchädeln beſeßt, und unter dem mit Stroh gebedten großen Thore ſaß der König umgeben von ſeinen Frauen ; zu beiden Seiten derſelben ſaßen die Aniajonen in voller Uniform mit
der leßtern tranfen und dafür ſchenfte Forbes ihnen zwei Fibchen Rum ; darauf nahmen fie Abſdied von dem Könige, der ſo höflich
dem Gewehre in der Hand und Hunderten von Fahnen und Sonnen: firmen, und unaufhörliche Schüſſe aus Ra :ionen und Flinten belebten
.
war ſie etwas zu begleiten ; zugleich erhoben ſich alle Leute vom Boden,
die Soldaten feuerten unter lautem Beſchrei ihre Flinten ab, und ums
das bunte Schauſpiel. „ Als wir tem Siße des Rönige näher famen ," erzählt Forbes , „machten wir Halt , während die Cabociro fiche jo tief verneigten, daß fie den Erdboden füßten ; wir machten vor dem Throne
eine Verbeugung und zogen unter denſelben Ceremonien dreimal um
drängten den König , während die Muſik einen Schnellaarſc ſpielte, furz es war ein erſchredlicher Lärm. Am Ende des Plaßes drüdte der König den Engländern zum Abſchied die Hände und ſchnalzte dreimal
den Plaß , dann wurde vor dem Könige Halt gemacht, und indem wir
mit ſeinen Fingern ; Gewehrſchüſſe', Geſang und Tänze begleiteten die
aus unſern Palankinen fliegen , erhob er ſich von ſeinem Siße ; in dems ſelben Augenblice ertönte von 40 Muſifbanden eine höchſt disharmonis alles Volf , mit Ausnahme der hohen Staatsbeamten und Vornehmen,
Gäſte zu ihrer Wohnung in der Nayo Hauſe, welche aus einer nied: lichen Hütte und einer Küche daneben beſtand, die in einer mit Dran: genbäumen beſeßten Ginzäunnng lag. „ Kein König ,“ ſagt Forbes, hátte bei einem Empfange fremder Geſandten höflicher oder aufmerf:
warf ſich zur Erde und ſtreute Staub auf den Kopf als wir vor dem Rönige ſtanden und ihm die Hand reichten . Seine Majeſtät von Dahomey , König Gezo , iſt etwa 45 Jahre alt , gut ausſehend , ohne
ſamer ſich betragen fönnen, aber aus allem ſah man deutlich, daß der Beſuch von Weißen und die Empfangsceremonie nicht nur das Volt be: luſtigte, ſondern in deſſen Idee der Erhabenheit des Herrſchers größern
irgend etwas von der Phyſiognomie der Negerrace zu haben , und nicht
unbezweifelt ſehr ſtolz, und ſchreitet einher als wenn er durch ſeinen
Glanz verlieh. Der König von Dahomey iſt als Befehlshaber eines ftarfen , gut auégerüſteten Heerd von allen ſeinen Nachbarn gefürchtet, und in dieſer Furcht liegt ſeine größte Macht. Seine Soldaten , die jährlich Kriege führen, haben einen großen Ruf bei den Nachbarn, aber
Tritt der Erde eine Ehre erzeigte , und er würde ein hübſcher Mann ſeyn, wenn ſeine Augen nicht ein Vißchen ſchielend waren Seine ein:
ſten würden .“
.
ſche Muſif ini raſchen Tacte unter beſtändigen Kanonenſchüſſen , und
1
rein ſchwarz, ſondern etwas heller von Farbe ; er hat ein verſtändiges, jedoch höchſt ernſtes Geſicht und die Haltung eines Gebieters. Er iſt
Mit Anbruch des folgenden Morgens überſchickte Forbed dem Könige ſowohl als ſeinen Miniſlern Geſchenke , und empfing dann die Beſuche der legtern und aller bedeutenden Leute am Hofe von Dahomey, welche ſammt ihrer Dienerſchaft jeder mit einem Glaſe Num bewirthet wurden , und dieſe Veſuche wiederholten ſich jeden Morgen zur großen Plage und bedeutenden Geldausgabe für die Reiſenden. 11m 8 Uhr Morgens begab fidh Forbes in voller Uniform mit ſeinen Leuten in den Hof des Palas ftes, um dem Könige die Aufwartung zu machen, und wurde nach läit:
Frauen, die mit Schmuck von Korallen, Gold, Silber und Kupfer über: laden waren , denn er trug ein weites gelbſeidenes Kleid , bereßt mit Sternen und Halbmonden von Atlas , Mandingo : Sandalen , einen
ſpaniſchen Hut mit goldner Treſſe eingefaßt, und als einzigen Schmud Nachdem wir uns
dem Siße des Königs gegenüber auf Stühle niedergelaſſen hatten , be:
gann die Interhaltung oder Complimentirung, wobei der König viele Fragen hinſichtlich der Königin Victoria und England: an uns richtete; dann wurden die Miniſter und Cabocirs einzeln uns vorgeſtellt, und mit jedem wurde auf ſein und unſer Wohl getrunken .“ Nachdem der König ben Capitan Forbes gefragt hatte, ob er eine
germ Warten von dem Mayo durch einen innern Hof in ein Fleines mit Waffen verziertes Gemach geführt , wo der König auf einer mit
hübſchen Matten bedecten Bettſtelle lag, und um ihn her die weiblidhen Staatswürdenträger auf dem Boden hedten. Jndem Forbes eintrat,
Revue der Amazonen zu ſehen wünſche , und dieſer begreiflicherweiſe damit einverſtanden war , befahl er, daß drei Negimenter derſelben im Paradeanzuge auf dem jeßt leeren Plaße erſcheinen ſollten ; das eine Regiment trug weiße Mügen mit zwei blauen Alligators verziert , das andere ein blaues Kreuz , und das dritte eine blaue Krone vor den Müßen ; die Officiere zeichneten ſich durch Korallenhalsbänder und rei dhere Kleidung aus , und führten kleine Peitſchen in der Hand, welche
erhob ſich der König und reichte ihm die Hand , während die Miniſter fid niederwarfen und den Staub füßten , und nicht eher wieder ſide erhoben , als bis die Engländer ſich geſeßt hatten . Nad vielen Com plimenten erſuidte der König den Geſandten ſein Beglaubigungsſchrei:
ben vorzuleſen ; nadidem dieſes geſchehen und ein Dolmetſcher es Saß für Saß überfeßt hatte, verſpradi der Rönig in der nächſten Zeit Ant
wurt zu geben ; dann wurde ſeine und der Königin von England
von ihnen gehörig gebraucht wurden . Nach der Parade ſchoffen ſie ihre Gewehre ab , auch ſprangen viele aus den Reihen , traten vor den
Geſundheit in Champagner getrunfen , und Forbes erhielt Erlaubniſ
Thron , rebeten zu dem Könige, hielten ihre Gewehre in die Höhe, marſdirten darauf zurück, und feuerten. Während dieſer Scene flanden die Miniſter zur Linfen des Königs, und zu ſeiner Rechten mehrere Oberofficiere der Amazonen in ihrer hübſchen Uniform , welche den Dienſt bei Sr. Majeſtät hatten ; eine hielt einen ſilbernen Spudnapf , eine andere den Hut , eine dritte einen hübſchen Stoc von Ebenholz mit Silber verziert ; eine verkündete laut die Siege des Heers von Daho: men , und zwei Herolde ſtießen in lange Trompeten und riefen dann
Tags darauf überſchicte der König ſeine Geſchenke für die Eng länder, beſtehend aus einem Stier , Baumwollenzeug, 20,000 Kauris,
die vielen Ghrennamen Gezo's des Königs der Könige aus ; dicht hin .
neuen Gebiete in Südafrifa erforſcht. Gr fehrte im Auguſt nach dem
fich zu entfernen.
ein Fäßchen mit Rum , einen Krug voll Palmöl , einer Calebaſe voll Mehl, einer voll Suppe, und einer voll Pfeffer für jeden derſelben und
åbnliche, aber geringere Geſchenfe für ihre Diener.
Der Reifende Francis Dalton hat einen langen Strids
ter dem Könige ſaß „ das Licht ſeines Harenig“ unter einem Sonnen:
Namaqua:land zurück, nadidem er weit in das Mondongo-land hinein:
ſchirme von Carmoiſin mit Gold durd;wirft, umgeben von manchem
gezogen , das dem großen Negerſtamın des Drampos gehört , welde
neidiſchen oder eiferſüchtigen Mädchen, welche vielleicht bald den Ghreu : plaß einzunehmen hofften , alle in Kleidern , die mehr bunt al8 reich
waren, und geſchmückt mit Korallen und blißenden Glasperlen. Nach: dem der König die Engländer aufgefordert hatte mit ihm zu trinfen,
minder barbariſch als die umwohenden Stämme ſeyn ſollen. Galton erreichte 17° 57 ' N. V. und 16° 45 ' D. L. v. Gr. , während bis ießt Europäer nur bis 22° vorgedrungen ſeyn ſollen. Er traf in Monbongo einige dwarze portugiefide Sllavenhandler. ( Liter. Gaz,
erhob er fich und ſtieß mit ſeinem Olaje die ihrigen an , während eine
3 Januar .)
1
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
11
!
ich glaube , daß fie gegen europäiſche Truppen geſtellt nur wenig leis
fache Kleidung contraſtirte mit dem bunten Puß ſeiner Vornehmen und
eine kleine goldne Kette von europäiſcher Arbeit.
11
Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widen man n.
ττεάτι
Das 15 Ausland.. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Vu "" 14.
16 Januar 1852 .
Beiträge zur Ethnographie Vorder- Aftens. 1. Die Kurden.
budlanzen ſtatt bed furzen italieniſchen Banditendolche bewehrt,
IhreHerkunft, Sprache, Einrich mit hohen gelben Filzmüßen ober bauſdigen Turbans geſchmüct
tungen, Religionsgebräuche und geographiſche Verbrei:
ſtatt der ſpißen lammfelfalpaks und der zahmen perſiſchen Ges
tung
Fichter, die ich am rechten Ufer des Dſchagatu verließ. Ueberal
(Bon Dr. Moris Wagner. )
wurde ich bei dieſen Stämmen ziemlich gaſtfrei aufgenommen trop des räuberiſchen Sinnes, den man ihnen nicht mit Unrecht zuſchreibt, und von dem ich ſpäter in den Umgebungen der Kurs
In den nördlichen Ararat- Landſchaften am rechten Ufer des
Arares, wo erſt ſeit dem ruſſiſch- perſiſchen Friedensvertrage vom 10 Februar 1828 der moskowitiſche Doppelabler auf den Feldhalden des Noahberges ſeinen Gränzhorſt aufgeſchlagen, bin ich zum erſtenmal mit Rurden zuſammengetroffen . Es waren Trümmer bon Wanderftammen , welche auf dem Boden bel rufflichen Armenien ſich niedergelaſſen , arme Hirten, deren Schafe und Rinder das magere Grün am Fuße der beiden Araratfegel abs weibeten . Unter perſiſcher Dberhoheit vor 1828 waren die Kurs denſtamme in dieſen Gegenden zahlreicher und wohlhabender,
benſtadt Bajaftb ein fatales Beiſpiel perſönlich erleben ſollte. Einige Jahre nach meiner Rückkehr aus Vorber- Aften erhielt
ich durch die Güte meine Freundes Abowian ?, Directors der Kreifſchule von Eriwan, der ein guter Beobachter und Renner der Völfer des Oriente, auch in vielen aftatiſchen Sprachen gründlich bewanbert iſt, eine ſehr ' intereſſante ethnographiſche Arbeit über einige Völkerſchaften Weſtaftene, namentlich über die
Kurden , die er ſowohl im ruſſiſchen Armenien als auch in Per ſien und im Paſchalik Vajaſib durch viele Jahre hindurch kennen
genoſſen als zur irregulären Reiterei des Schah zählend gewiſſer
zu lernen Gelegenheit hatte.
Vorrechte, führten auch bei gebuldeter und anerkannter Nomadens fiiche Natſchalnik, ein glüdlicheres Leben als heute, wo ſie von Seite der ruſſiſchen Gränzbeamten und Rojakenofficiere vielen Bes
wian, welches über Sitten, Charakterzüge und Lebeneweiſe der Kurden und der mit ihnen in vielen Gegenden vermiſcht woh nenden Jeſiden ausführliche Notizen enthält, wurde mir von dem ſelben zur freien Benügung überlaſſen und liegt gegenwärtigen
ſchränkungen und Bedrückungen aufgeſeßt ſind. Unter ihnen fand
Beiträgen weſentlich zu Grunde.
ich einige ehebem mächtige, jeßt gänzlich verarmte und machtloſe Häuptlinge, welche theils von den Gnabengeſchenken leben , die
verbreitete und merkwürdige Kurbenvolk beſigen, daß dort, wo es
freiheit, welche der perfiſche Sarbar mehr reſpectirte als der ruſs
ihnen der General- Statthalter von Tiflis bei ihren dortigen Bes iuchen gewährt, theile von den freiwilligen Gaben, welche ihnen aue furbiſchen und armeniſchen Dörfern noch zureilen aus alter
Gewohnheit gebracht werden. Wie jene verarmten Feudal- Seig-
neurs im nordweſtlichen Frankreich haben dieſe Kurdenbäupt-
Das Manuſcript des Herrn Abos
Die zuverläſſigſten Nachrichten , welche wir über dieſes weit
zu einer ſtabilen Anſtebelung gezwungen worden, gleich den Zis geunern der Krim unb Ungarns gegen die ſeinem vagabundiren den Trieb angelegte Zwangsjacke nach Kräften fich fträubt, ver. banken wir vorzüglich dem fühnen Eifer und dem Fleiße britti
linge die Würde, den Anſtand und den edelmänniſchen Stolz bes
ſcher Reiſender, wie Rich, Ainsworth, Fraſer, die aber nicht mit ſo umfaſſenden Sprachkenntniſſen außgerüſtet waren wie unſer
wahrt, pußen ihren ſchlechtgenährten Leib ſorgfältig heraus mit den Reſten ihrer bunten Lumpen , ſchwagen gerne von den guten
beſchreiber ſcheint der Basler Miſſionär Hörnle, welcher vorzüg
Freunb Abowian .
Mehr als irgend einer der engliſchen Reiſe.
alten Zeiten, wo es hier noch keine ſo ſtrenge Polizei, deſto mehr
lidh die auf dem perſtichen Gebiete Aſerbeidſchans wohnenden und
aber Dörfer zu brandſchaßen und Reiſende zu plündern gab, und Teufzen bann über die Vergänglichkeit alles Guten und Schönen,
wandernden Kurden zu beobachten Gelegenheit hatte, in das Stu
etwa wie ein verganteter deutſcher Baron beim Anblick der Raub
burg - Ruine, die ſein Ahnherr gebaut und bewohnt hatte. Mehr und öfter als auf ruiſtichem Gebiet batte id Gelegens
dium ber kurdiſchen Sprache eingebrungen zu ſeyn . Shm vers dankt die Gthnographie Vorder-Aſtens recht intereſſante Aufs ſchlüſſe, obwohl durch die locale Beſchränktheit ſeines Beobach tungsfreiſes ſeine Mittheilungen an Einſeitigkeit leiden und öfters
beit, das Volt der Kurben im türkiſchen Aften und in Perſien irrig find. Hörnle's Beſchreibung des Körpertypuð und der phy zu beobachten. In jenen wilden und ſchauerlichen, von unabſeha fiichen Eigenſchaften der Kurden entſpricht keineswegs dem Ge baren Schilfmäldern durchſchnittenen Landichaften füblich vom
ſammtbilde, welches man vom Kurdenvolke erhält, wenn man
großen Urmiajee, zwiſchen den Flüſſen Dichagatu und Buranbuß, lager, zum Theil von recht maleriſch wilden Räubergeſtalten im
1 Abowian ift Armenier von Geburt, war Zögling des Prieſterſemi: nars von Etſchmiadzin und verdankte es der Verwendung des Projeſjore Parrot, den er nach dem Ararat begleitete, daß er in Dorpat ftudiren und
Geſchmack des Salvator Roſa bevölkert, aber mit langen Bam-
mit deutſcher Wiſſenſchaft fide vertraut machen konnte.
ſah ich faſt ausſchließlich nur kurdiſche Dörfer und Nomaden
54 beren Glang und Wanberftämme in den verſchiebenen Gebirgs gegenden, in ihren ausgedehnten Wohnſißen auf türkiſchem , per fiſchem und ruffiſchem Gebiet beobachtet hat.
Den großen Mund
und die kleinen Augen, welche Hörnle als ein beſtimmtes Merks mal ihrer Phyſiognomien beſchreibt, kann man wohl bei vielen einzelnen Individuen unter den Stämmen des Gränzgebirge8 am Urmiaſee, doch auch dort nicht als herrſchenden Charakter und
noch weniger bei der Maſſe der furbiſchen Völkerſchaften in ans beren Gegenben beobachten .
Goon
verwandt, aber mehr als biele berberbt und nicht mie bicies ale Schriftſprache fortgeſchritten und entidelt. Das Kurdiſche al& Volfeibiom iſt ganz der ungebundenen Widfür und Bequems
lichkeit des gemeinen Verfehre hingegeben und daher zu einem tiefern Grabe der Verberbtheit herabgeſunken . Bis zu einem gewiſſen Punfte, nämlich bis dahin wo bae Parſi als Schrifts ſprache auftrat, ſcheint es bieſem , obwohl icon damals dialeks
tiſch verſchieben , etwas näher geſtanden , dann aber ſchnellen Schritte ſeinen eigenen Weg genommen zu haben. Vom Zenb
Auer Wahrſcheinlichkeit nach find die heutigen Rurden im
find Rurb und Parft gleich weit entfernte Verwandte ; unter fich
öftlichen Laurus ein Miſchlingevolf, gleich ben Kabylen des
ſtehen ſie nicht ſowohl in fchweſterlichem als in geſchwiſterlichem Verhältniſſe. A18 ungefähre Analogie, meint Karl Ritter, fönne man ſagen, das Kurbiſche verhalte fich zur neuperfiichen Schrift: ſprache wie etwa der mailändiſche Vorfabialeft zur gebildeten
1
Atlasgebirged , bei welchen ſich eben ſo wenig ein beſtimmter Lypus des Körper und der Gefichte biltung, übereinſtimmende vorherridende Racenmerkmale angeben laſſen.
Ich habe die vers
ſchiebenartigſten Geſichter und Geſtalten unter den Kurden ges funden, im perfiiden Kurdiſtan mitunter eben ſo hohe und wohlgeformte Geſtalten, wie die Perſer Aſerbeidſdans und die Bebuinen Norbafrifa's, zuweilen eben ſo zierliche, ſchlanke und
edle Körperformen , wie bei den Sicherkeſſen am Kuban, mit wuns berſchönem , adht morgenländiſchem Geſicht&profil, z. B. den Haupts ling Kamir Aga am Dichagatu , aber auch plumpe, mißgeſtaltete , groteske Individuen mit grobgeſchnißten Geſichtern, großen Köpfen und großen Naſen, z. B. ben Häuptling Ali Beg am Ararat
,
und den alten Schadir Aga im Süden des Urmiaſeeb. Im türkiſch -armeniſchen Hochlanbe ſah ich wandernde unb feßhafte
Kurden, deren Geſtalt und Geſichtsſchnitt balb dem türkiſchen,
toskaniſchen Schriftſpradje.
Seit dem Einbringen bee 3dlam in Vorberaften fint Rurb und Parft
mit
einer Menge von Fremdwörtern bereichert
worden , wozu ſpäterhin beſonders in den norbireſtlichen Theilen ein Zuwachs von türkiſchen Wörtern fam. Aber weder das Arabiſche noch das Lürkiſche hat auf den innern grammatiſchen Bau weſentlichen Einfluß geübt.. Nach Robigers Vermuthung find aramäiſche und griechiſche Wörter erſt durch Vermittelung der Araber und Türken in die Kurtenſprache gekommen . Nach Abovian retet ein nicht unbeträchtlicher Theil ber ſüblidhen Kur denſtämme arabiſch, oder verſteht dasſelbe wenigſtene ſo gut wie ſeine eigene Mutterſprache. Im türfiſchen Armenien , auch in
Bo
Batb bem armeniſchen fich näherten, ſo wie umgelehrt auch die Welperfien, eben ſo unter den Ararat-Surden wird dasfürs türkiſche und armeniſche Bevölferung in Gauen und Städten, fiſch -Latariſche, welches als Vermittler zu gegenſeitiger Verſtän wo die furbiſchen Beſtandtheile überwiegen, dem Charakter der leßtern in Phyfiognomie , Iracht und Lebensreiſe auffallend
digung unter vielen Völkern Vorderaſiens herrſcht, allgemein ver ſtanden und ſelbſt geſprochen. Die Kurden bei Arguri hingegen
nahe fommen .
hatten zur Zeit meines Beſuches an der Nordſeite des Ararat
3n der Maſſe ber Kurbenſtämme mag Das Blut jenes Bars
barenbolkes ber mediſchen Bergbewohner, welche bie griechiſchen Hiſtorifer Karbuchen nennen und Xenophon bei dem Rückzug der
Zehntauſend in kriegeriſcher Begegnung kennen lernte, vorwalten. Die Kapdouyou, die Kuption, die Topd'vaioı bewohnten dasſelbe
ſelbſt viele ruſſiſche Wörter zur Verſtändigung mit den Koſaken gelernt. Der Häuptling Ali Beg warf ſogar ſehr freigebig mit ſeinen ſchlecht erlernten ruſſiſchen Phraſen um fich, unb belus fligte damit meine ruſſiſchen Reiſegefährten nicht wenig. Neben dem kurdiſchen Hauptdialekt, welcher im öſtlichen
Kurben, die primitiven Bewohner Kurdiſtane, mit welchen fich
Kurdiſtan vorherrſcht und ſüblich bis über Suleimameh fich ers ſtredt, herrſcht im Buchdangebirge und in den Gegenden von Muich und Bitlis ein anderer , Safer genannt, welcher von dem erſten ſo verſchieden iſt, daß ein Bewohner der öſtlichen Kurdens gaue ihn nicht verſtehen würde. Dagegen verſtehen die Buchban
eben ſo wie im Raukaſus und Atlas die beſtegten , zerſprengten und flüchtigen Völfertheile der Nachbarſchaft, die im Gebirge
Kurden neben ihrem beſondern Dialeft auch das allgemeine zbiom. 1 Im allgemeinen hat die Sprache einen überaus rauhen
eine Zufluchtſtätte gegen Groberer und Verheerer ſuchten , von Zeit zu Zeit miſchten. Das Studium der kurdiſchen Sprache
Klang, beſonders bei den Kurben des Haffary-Gebiets und der Ararat-Gegenden. Wie aus einer leeren Lonne fnallen die Worte
Bergland in den Sagrosketten zwiſchen den Seen von Wan und
Urmia und zwiſchen den ſteilen Feldhalben der obern Zabthäler , wo ffe damale ben Zehntauſend unter Cheireſip bos und Xenophon
ſo heiß zugeſept. Sie waren das alte Stammvolk der modernen
iſt dieſer Annahme entſchieden günſtig, denn ſie zeigt eine ſtarke
hervor. Dagegen hat ſie nicht ſo viele Ziſchlaute wie andere
Miſchung verſchiebener Völferibiome. Ihre grammatiſche Strucs
aſiatiſche Sprachen, auch keine ſo barbariſchen Rehltöne wie das
tur iſt am nächſten der perfiidhen verwandt, ihre Wörter find, namentlich bei den weftlichen Kurbenbialekten, zum größern Sheil bem Sürkiſchen und Arabiſchen entlehnt. Auch die ſyriſch -chals
däiſche Sprache der Neſtorianer iſt im Haffary-Gebiet nicht ohne Einfluß auf das kurdiſche Zbiom geblieben. Außerdem enthält
die kurdiſche Sprache noch manches Eigenthümliche, und iſt in eine Menge von Dialekten zerſpalten , wie wenige andere Spra chen . Abowian verſichert, daß er ſelbſt griechiſche und ſlaviſche
Außer dieſen Hauptdialekten, welche und Hr. Director Abowian für jene Kurbengaue bezeichnet, über die er ſpecielle Erkundigungen einges sogen, gibt es natürlich noch viele andere, wie es bei einer bloß münd . lidhen Sprache, welbe nie geſdrieben worden, bei der weiten Zerſtreuung Polfe natürlich dieſes nomadiſden größtentheile der hat und Mundarten in gehört, iſt. von dreierlei KurdenLebensweiſe Niebuhr bei den ſüdlichen
Ewlias Reiſebeſchreibung, welche Hammer überſepte, fiad 15 Dialekte auf geführt. Der Miffionär Börnle ſagt, daß die vier Dialekte, welche er hauptſächlich im öftlichen Kurdiſtan gelernt, den Mukri-, cigenthümlich Sdakak:Stämmen Jeſiden fennen ſeyenBaffary und den . Der:, Scafat
Wörter in der Rurdenſprache gefunden habe.
Dialett biene gewöhnlich zur allgemeinen Verſtändigung.
Die von Pater Garzoni, Miffionär Hörnle, Klaproth und Nich mitgetheilten Sprachproben wurden von den gelehrten Drientaliſten Rödiger und Pott gründlich unterſucht. Nach ihrem Ausſpruch ift bad Rurdiſche am nächſten dem Neuperflichen
Dialekt herrſcht in Senna, ber Bebbehdialeft in Suleimanieh, wo übrigens die Bevölkerung auch das Türkiſche verſteht. Die Sprache der Mafi:Rurs den in Rhoraſan iſt nach Rid nur wenig von dem Webbehdialeft verſchies
Der Gurana
den. Die wenigen Dollahe, welche furbiſohe Boltslieder aufgeſchrieben , bedienen fich dazu der perfid -arabiſchen Schrift, da das Kurdiſche keine eigenen Soriftzeichen hat.
1
1
55 Ledghiniſche und Tichetſchenziſche. In der Menge der Vofale ſteht fie dem Türkiſchen keinenfalls nach. Sehr viele Wörter enbigen auf a unb e, die Eigennamen gewöhnlich auf o, auch wenn fie fremden Sprachen entnommen ſinb. So z. B. ſagen die Kurden ſtatt Haſſan, Haſlo, ſtatt Adabwerbi, ado u. 1. w. (Schluß folgt.)
führt worben war, wurde der Bau eingeſtellt und das angefans gene Werf ſeinem Schickſale überlaffen. Erſt zweihunbert Jahre
ſpäter nahm man die Arbeiten wieder auf, reſtaurirte das bereits vollendete Stück unb führte ten Canal zehn Leguas weiter, b . h .
jo weit, als er fich gegenwärtig erſtreďt, denn ſeit Ende des vos rigen Jahrhunderts iſt nicht mehr daran gebaut worden . Dem Plane nach ſollte der Canal noch zehn Leguas weiter bis zur
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. 6. Zaragoza und ſeine Umgebungen. (Schluß.)
Dbrohl Zaragoza im Mittelpunkte einer öben Steppe liegt, ſo find doch ſeine Umgebungen, ſoweit die baumreiche und wohl angepflanzte Fuerta reißt, ſehr anmuthig. Auch iſt durch An-
legung von Promenaden ſehr viel für die Verſchönerung der Stabt gethan worben .
Faſt rings um ihre Mauern idlingen
fid idattige Alleen ; die ſchönſten Spaziergänge befinden ſich aber vor der Puerta de S. Engracia. Hier verſammelt ſich alabends lich die elegante Welt von Zaragoza auf dem weiten Plaße des Salon de S. Engracia, einer großen von Adeen umringten und und in der Mitte mit einem hübſchen Blumengarten gezierten Rotunde. Mehr als dieſe wie es ſcheint erſt vor wenigen Jahs ren angelegte Promenade behagte mir aber der Paſeo del Monte
Mündung des Fluſſes Martin geführt, und von dort aus der Ebro ſelbſt bis zum Meere wieder ſchiffbar gemacht werden . Der Kaiſercanal beginnt in Navarra eine Meile unterhalb Tubela. Hier hat man ein rieſiges Wehr, Bocal bel Rey genannt, errich tet, durch welches der Ebro hoch aufgeftaut und dadurch eine
hinreichende Waſſermaſſe in ten Canal geleitet wird, um denſele
ben gleichzeitig zum Transport und zur Bewäſſerung benußen zu können
Non tort läuft der Canal fortwährend in einer Ente
fernung von einer halben biß zwei Meilen am rechten Ufer des Ebro im Zickzack bis einige Meilen unterhalb Zaragoza, wo er endet. Auf ſeinem Wege überſdreitet er drei Flüſſe und meh rere ſeichte Jhaler auf foloſſalen Brücken, welche ebenſo wie die
Stunde weit bis zum Kaiſercanal erſtreckt und ihren Namen von
rieſigen Schleußenwerke des Bocal del Rey unb länge des Canale, 3. B. bei Zaragoza , höchſt ſehenswerth find. Der Canal ift zehn ſpaniſche Fuß (6 ſpaniſde Fuß find gleich 7 par. Fuß) tief und an ſeiner Oberfläche 7442 ſpaniſche Fuß breit, trägt große Fahr zeuge und bewäſſert mehr als 30,000 Morgen Landes. Gegen wärtig wird dieſes großartige Werk faſt nur zum Transport von Früchten und Gemüſe ſowie ron Kriegematerialien, als Pulver,
dem Kloſter Monte Torrero erhalten hat, daß am Uſer des Canals
Kugeln , Waffen und dgl. m. benupt.
an einer der höchſten und reizendſten Stellen der Huerta im
Schooße fruchtbarer Gärten, Dliven- und Obithaine liegt. Dies
Die Ufer deß Canals, beſonders das Stück zwiſchen dem Monte Torrero und der Caſa Blanca, einem großen, an der
jes ſehr modern ausſehende Kloſter iſt in florentiniſchem Style
Straße nach Valencia gelegenen Gaſthofe mit Mühle und Waſſer
erbaut . Die mit zwei ganz gleich geformten Glockenthürmen ges zierte Eingangefaçade ſeiner Kirche würde noch idöner ſeyn , wären die Capitale ber fie dymüdenden Säulen nicht verunſtals Sie find nämlich forinthiſch, haben aber anſtatt der males rijden Acanthusblätter geſchmadloſe Blumenguirlanden. Ueber tem Innern der Kirche, einer ſchönen aber mit Verzierungen
verf, von wo aus die Gaſſen und Gärten der Stadt mit Waſſer verſorgt werden , bieten die ſchönſte Anſicht von Zaragoza bar. Man überſieht von hier aus die in der Tiefe ruhenbe Stadt faſt
Torrero, eine prächtige vierfache Allee alter ftattlicher Ulmen, welche ſich von dem Ufer des Huerra, der nahe bei dem Thore von Santa Engracia vorbeifließt, ſanft anſteigend eine halbe
ganz und gar, ſo wie einen großen Theil ihrer baumreichen , ron
weißgetünchten Landhäuſern wimmelnden Huerta. Auch fehlt es hier dem Bilde nicht an einem Hintergrunde, indem die ſchön
ebenfalls überlabenen Notunde, wölbt fich eine ſehr ebel geformte
geformten Gebirge Hocharagoniens, welche bei heller Luft, bes
Kuppel empor, die mit jenen bloß in Spanien gebräuchlichen
ſonders in der Duftigen Beleuchtung des Morgen , viel näher
glacirten Biegeln , welche Azulejos genannt und vorzüglich in Valencia in großer Menge fabricirt werden, gebedt ift. Dieſe Azulejos fint gewöhnlich bunkelblau (baber der Name) und bes fißen einen eigenthümlichen ins Goldige ſpielenden Glanz, weße
ericheinen ale fie wirklich ſind, den Horizont, ſo weit er ſichtbar iſt, begränzen . Seltſam contraſtiren gegen bicje maleriſche, mit
halb eine mit dergleichen Siegeln gebeckte Kuppel, beſonders wenn Die Sonne auf fie ſcheint, einen ungemein ſchönen Anblick bars
bietet, zumal wenn fich eine ſolche Kuppel zwiſchen üppigem Baumrudis ober gar zwiſchen Palmenfronen erhebt, wie es im Königreiche von Valencia, wo dieſe Kuppeln beſonders beliebt ſind, häufig der Fall iſt. Nabe bei dem Kloſter Monte Lorrero liegen am Ufer des Canals eine Reihe ſtattlicher Gebäude, welche Niederlagen, Magazine, Gaſthäuſer, Weinkneipen, Beamtenwoh . nungen und ein Wachlocal enthalten.
Es befindet fich hier nänt-
lich der Hafen von Zaragoza und der Hauptſtapelplat del Kaiſers
canals. Da man dieſen Canal außerhalb Spanienß wenig kennt, jo will ich hier einige Bemerkungen über denſelben einſchalten, Der Canal 3mperial de Aragon wurde auf Befehl Kaiſer Karlo V begonnen , in der doppelten Abſicht, die durch die Ver
jandung des Ebro unmöglich geworbene Flußſchifffahrt wieder berzuſtellen und das Land zu bewäſſern und baburch zum Anbau
fähig zu machen. Nach dem Tode des Kaiſers, während deſſen Regierung der Canal auf eine Strecke von zehn Leguas audges
Vegetation reich geſch in ückte Lanbidhaft die nadten , graubraunen
Steppenfluren des entgegengeſeşten Canalufers . Auch in den Umgebungen des Arrabal gibt es einige Pro menaden , die jedoch denen der Stadt an Schönheit weit nach ſtehen. Am meiſten verdient noch die Allee beſucht zu werden,
welde fich längs der Straße nach Catalonien bis zur Brüde über den Gallego erſtreckt, weil ſie durch einen der ſchönſten I heile der Huerta führt, welche hier mehr als anderwärte mit freundlichen Landhäuſern, von den Zaragozanern , Torres " ges
nannt, überſäet iſt, und außer Dliver , Obſt und Gemüſe auch Südfrüchte, beſondere Feigen und Mandeln hervorbringt. Dieſe Ebene war am 20 Auguſt 1710 der Schauplat der blutigen
Schlacht bei Zaragoza, in welcher Philipp V von dem ſpaniſche Deutſchen Heere des Grzherzogs Karl von Deſterreich total ges ſchlagen wurde .
Die Schlangenpflanze Süd - Amerika's. Alle „ Tierras Calientes" (heiße Länderſiriche) Amerika's find voli giftiger Schlangen. Mittel gegen ihren verderblichen Biß mußten beſon ders den Indianern, die barfuß die dichtverſtridten Wälder durchſlreifen
56 wichtig erſcheinen. Das wirkſamſte unter allen bisher entdeckten iſt
fank. Der Neger jedod ließ nicht mit Betheuerungen nach, und als
eine Pflanze Guaco genannt, deren Blätterſaft ein völliges Antidot gegen den Biß alles giftigen Gewürmes bildet ; der Guaco iſt eine Art von Weide mit Laub von dunkelgrüner , violetgemiſchter Farbe und gelben, in Büſcheln wachſenden Blumen. Gr blüht unter dem Schatten anderer
foften würde, und ihn doch im Zureden beharren ſah , faßte ich endlich den Entſchluß das Wagniß zu beſtehen ; mit etwas bebender Hand griff
ich nach einer der Korallen :Schlangen und ließ ſie zart durd meine Finger
Väume länge den Stromgeſtaden und findet fide nicht in den fältern
gleiten . Vortrefflich, tas Thier verrieth feine Neigung zum Beißen,
Hodlanden (,,tierras frias"), in denen es auch jene tödlichen Geſchöpfe
ſondern ringelte ſich ſelbſt durch meine Hände , wie mir ſchien, verzagt
nicht
.
und erſchroden ; ich wurde bald fühner , und nahm eine andere ,
ibt.
und
Der gegen den Biß gebrauchte Theil dieſer Pflanze beſteht in einem
noch eine andere, bis ich drei auf einmal im Griffe hielt. Dann legte
aus den Blättern gezogenen Safte oder Thee. Man fann ihn entweder
zur Heilung oder als Präſervativ trinfen, und er befähigt in leßterem
ich file weg und fing eine Schlange von der Cascabel : Gattung , die Klapper - Schlange des Nordens ; dieſelbe betrug fich etwas lebhafter,
Falle ungeſtraft die gefährlichſten Schlangen zu berühren. Lange Zeit blieben dieſe Gigenſaften des Guaco in das größte Geheimniß gehüllt,
zeigte aber nicht das geringſte Symptom von Zorn . Nachdem ich einige
und nur wenigen Gingebornen Südamerika’8 befannt. Gs fnüpften fich für die Gingeweihten allzu anſehnliche Belohnungen daran, ſowohl von den durch die Schlangen Gebiſſenen als von Neugierigen, die den Feſten folcher Schlangenzáhmer beiwohnten . Jeßt indeſſen ſind die mediciniſchen Vorzüge des Guaco allgemein in den betreffenden Ländern gefannt, und ſeine Wirkungen erregen bloß noch Staunen bei dem Fremden oder
Minuten mit dieſem Reptil geſpielt hatte, hielt ich es ungefähr in der Mitte ſeines Leibes , als ich zu meinem Entfeßen gewahrte , daß es plößlich den Kopf erhob und nach meinem linken Arme fuhr ! Ich fühlte, daß ich gebiſſen war , und die Schlange von mir ſchleudernd, wandte
ich mich mit einem Schauder der Verzweiflung zu meinem Gefährten.
befriedigt werden ſollte. Wenige Tage nadher trat der Neger in meine Stube, in ſeinen Händen ein paar Korallen -Schlangen, von jener Gat:
Der Neger , der mit verſchlungenen Armen die ganze Zeit ruhig zugeſchaut hatte , erwiederte meine dringenden und bangen Fragen mit wiederholten Betheuerungen, daß durchaus feine Gefahr vorhanden und daß nichts von Belang aus dem Biſſe entſtünde. Er that dieß ro falt und gemeſſen als wäre es nur der Stich eine& Mosquitos ; id fühlte mich getröſteter durch die Haltung als durch die Worte meines Gefähr: ten ; zu doppelter Sicherheit jedoch nahm ich einen friſchen Salud Guacothee und erwartete zitternd den Erfolg. Ein leichtes entzündliches Auſchwellen machte ſich bald rings um die Wunde merflich , aber nad Verlauf weniger Stunden ließ es gänzlich nach und ich befand midy
tung , die man als die ſchönſte und giftigſte bezeicynet ; Hände und
völlig wohl .
Arme des Negers waren völlig nackt, und er bewegte und drehte die
Nadimals wiederholte ich bei vielen Gelegenheiten das Erperiment mit Schlangen , die ich ſelbſt in den Waldungen gefangen hatte , und zwar einige der giftigſten Art. In ſolchen Anläſſen bediente ich midi feiner weitern Vorſicht, als eine Defis des Guaco:Safts zu ſdlürfen, und ſelbſt Kauen der Blätter dieſer Pflanze erwies ſich genügend ; dieſes Präſervativ wird aud von ſolchen benüßt, die ihr Beruf als Jäger
Reiſenden .
Als ich mich vor einiger Zeit zu Margarita befand, hörte ich von dieſer ſeltſamen Pflanze und wünſchte mich von ihren Kräften zu über: zeugen. Unter den Sklaven des Orts hatte ſich einer als Schlangens
doctor berühmt gemacht, und da ich zu den Befannten ſeines Herrn gehörte , erlangte ich ohne Mühe die Zuſage, daß meine Wißbegierde
Thiere , und widelte fich dieſelben um die Gelenfe anſcheinend mit der größten Zuverſicht. Anfango hegte ich Verdacht, daß man ihnen die Fangzähne vorher ausgenonimen , bemerfte aber bald, daß ich mich ges täuſcht. Der Mann überführte mich , indem er beiden den Rachen öffnete und mir das Innere zeigte. Alle Fang : und andern Zähne befanden ſich wirklich in vollfommenem Stande , und doch machte das Reptil nicht den mindeſten Verſuch ſie zu brauchen. Im Gegentheile,
es außerte keinen Zorn , wenn ſchon rauh von dem Neger behandelt, /
und erwies fich gänzlich unſchädlich , faſt erſdroden vor ihm . .
Um audy jeden Schatten von Zweifel zu verſcheuchen , ließ ich einen großen Schäferhund in das Gemach bringen und zwar auf eine Stelle, wo die Schlangen ihn erreichen konnten. Gr war genugſam entſeft, funnte aber nicht zurüdweichen , weil man ihn angebunden hatte , und nach kurzem biß ihn eine der Schlangen rúdwärts im Genide; man ließ jeßt den Hund lo8 , aber er ſchien der empfangenen Wunde nicht zu achten . Fünf Minuten ſpäter fiel er um und zudte auf dem Boden in heftigen Convulſionen , denen ähnlics , welche die Waſſerſdeu und
Wuth verurſacht. Blut und Schaum rann ihm aus Maul und Naſen: löchern , und nachdem eine Viertelſtunde verſtrichen , war er todt. Ich bot dem Neger, aus Begierde das Geheimniß zu fennen, eine runde Summe, er entfernte ſich mit der Verſicherung meinen Wunſch zu erfüllen , und fam am folgenden Tage wieder mit einer Handvoll Blätter , die ich als von dem „ Vejuco de Guaco " oder der Schlangen : pflanze gepflüdt erkannte. Er that dieſelben in einen Topf, nachdem er fie zwiſchen zwei Steinen zerrieben hatte, und goß etwas Waſſer dazu. In wenig Minuten war der Thee fertig ; man wies midy an , zwei fleine
Löffel voll hinunterzuſchlucen. Dann machte der Neger drei Einſchnitte in jede meiner Hände an den Fingerſpalten, und drei ähnliche an jedem Fuße zwiſchen den Zehen ; durch dieſe Ginſchnitte inoculirte er mir den Guaco- Ortract.
Ferner punktirte er mir die Bruſt , ſowohl auf der
rechten als auf der linken Seite und vollzog eine ähnliche Impfung ; ich war nun für die Schlangen vorbereitet , deren der Neger einige , und zwar von den Rorallen - und Cascabel-Arten mitgebracht hatte . 1
Mit aller Luft ein Schlangenzauberer zu werden , muß ich doch bekennen , daß beim Anblide des grauſigen Gewürms das Herz mir Verlag ber 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
und Holzhauer
in die von gefährlichem Gewürm winımelnden , dich :
ten Baumneße der ſüdlichen Forſe führt. Der Guaco hat ſonder Zweifel mandes Leben gerettet. Die Sage, welche der Indier von der Entdeckung dieſes Heilmittels erzählt , hat etwas Anziehendes : In den Tierra : Calientes – ſagt er gibt es einen Vogel von der Geierart ein Gavilan – deſjen Hauptnahrung aus Schlangen beſteht. Wenn dieſer Raubvogel nad ſeinen Opfern jagt, flußt er einen lauten aber einförmigen Ton aus, der dem Worte Guaco langſam ausgeſprochen – gleicht. Die Indianer bilden fich ein, dieſer Ton beabſichtige die Schlangen zu rufen , über die er eine geheimnißvolle Madyt bejäße , welche fie aus ihren verborgenen Höhlen
lode .
So weit die Tradition .
Allein was folgt mag Wahrheit ent
halten ; die Gingebornen ſeßen hinzu , daß der Gavilan , bevor er die Schlangen angreift , ftete Vlätter von dem Bejuco de Guaco frißt. Nachdem dieß beobachtet worden war, gerieth man auf die Vermuthung, daß die Pflanze ein Gegengift enthalte , und der Verſuch bewahrheitete ihre Wunderkraft.
Verbindung der Telegraphen zu aſtronomiſchen Beobachtungen. Prof. Airy hat mit den Directoren der ſit oſts
lichen Giſenbahn eine Uebereinkunft getroffen, um das Obſervatorium zu Greenwid mit den eleftromagnetiſchen Telegraphen in Verbindung zu
regen. Dadurd werden aſtronomiſche Beobachtungen zu gleicher Zeit in verſchiedenen Theilen des Landes möglich, und die Verſchiedenheiten der Länge fönnen mit größerer Genauigfeit beſtimmt werden . Da man durdi den eleftromagnetiſchen Telegraphen über den Canal ſchon mit Paris , Brüſſel und Röln in Verbindung ſteht, und der Rhein, ſo wie die Elbe bei Dresden ebenfalls von dem Telegraphen überſchritten wer: den wird , ſo fönnen Beobachtungen auch in Wien , Berlin und Greens .
wich zugleich angeſtellt werden. (Athen. 10 Januar.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Das Auslan .d . E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 15.. ur. t
17 Januar 1852.
Die Benediktiner von Monte Caſino.
Beiträge zur Ethnographie Vorderaftens.
(Aus einem Schreiben im Athenäum vom 3 Jan. )
1. Die Kurden zc.
Ale ich den Berg, auf dem das Kloſter liegt, hinauf ſtieg, kam mir eine Schaar Knaben im Drbendkleide entgegen . ES waren Laienſchüler , geſunde, lebhafte, fröhlich ausſehende Kinder, ſehr verſchieden von denen einer Jeſuitenſchule, die ich in der
Nähe Roms geſehen. Als ich ins Kloſter getreten war, führte man mich alsbald in die Foreſteria, wo in kurzem eine Zahl Brüdern ſich einfand. Es waren ſehr verſtändige Männer, feinem Benehmen, vertraut mit allen großen Tage@ fragen , bildeten ſomit einen ſeltſamen Contraſt mit den Gliedern
von von und der
meiſten andern Mönch &orden. Sie erzählten mir die Geſchichte ihrer neuerlichen Verfolgungen. A18 die Conſtitution ertheilt wurde, glaubten fie die Zeit jey gekommen , nüglichere Mitglie.
ber der chriſtlichen Gemeinde zu werden ; ſie hatten ſeit langer Zeit die Mißbräuche der Kirche geſehen und beklagt.
Da fte
eine Druckerei im Kloſter hatten, ſo gaben ſie einen Katechiêmus
(Schluß.)
Abowian , welcher die geographiſchen und hiſtoriſchen Werke und Manuſcripte der Kloſterbibliothefen von Etſchmiadzin und Eriwan unterſuchte, fand, daß auch die vorherſchende Meinung der armeniſchen Schriftſteller die Kurden als ein Miſchlingsvolt aus den Nachfolgern der alten Meder (von den Armeniern Mark genannt) und eines vor dem Sturze der Khalifenberrſchaft ein
gedrungenen Volkes bezeichnen . Legtered Teh von der Gegend Des fajpiſchen Meeres her gekommen, alſo wahrſcheinlich bie Mongolen und Lataren des Hulaku Chan, obwohl armeniſche
Handdriften bas Volf als Scythen bezeichnen.
Dieſe Anſicht
wird beſonders von dem armeniſchen Hiſtoriker Sichamtichean außgeſprochen , welcher meint, daß die Meber, die wohl einerlei Abfunft mit den Karbuchen Ded Xenophon waren , ben größeren,
eine ſtrenge Unterſuchung an über bas ſcandalöſe Leben, das einige Pfarrer auf dem Kloſtergebiete, namentlich in den kleinen
bie Mongolen oder Scythen den kleinern Beſtandtheil bildeten . ' Viele Turkomanen hätten ſich nach der mongoliſchen Invaſion mit ihnen gemiſcht. Dem ganzen Volf ſey bie Benennung v Kurb “ zu Theil geworden, welches im Perſiſchen ſo viel als
Dörfern, trieben. Unter dieſen Arbeiten kamen die Jeſuiten, ihre
„kräftig, mächtig“ bedeutet, während die Tataren das Wort von
geſchworenen Feinbe, wieder and Ruber, und die politiſche Reacs tion begann, von der auch die Benedictiner betroffen wurden.
Gurb, d. 5. Wolf ableiten, um damit den räuberiſchen Charakter des Volks zu bezeichnen . Zur Zeit des armeniſchen Königreichs hieß das gegenwärtige Rurbiſtan Korb “ oder Kardif." Die
heraus, und vertheilten einige Unterridhteſchriften. Der Abt ſtellte
Ihre Druderei wurde von der Polizei geſchloſſen , einige Brüber nad Neapel geforbert, von den Laienrichtern verhört, und unter
norböſtlichen Kurben nennen fich gewöhnlich ſelbſt Kurmanbicheh,
Polizeiaufſicht geſtellt als Republifaner und Feinde der Kirche.
ein Name, der wohl von der Lanbichaft Kirmanſchah im ſübs
Vater Softi, der wohlbefannte Verfaſſer einer Geſchichte von
weſtlichen Perſien herrührt. Die Mullah unb Fakty, nämlich Die geiſtlichen und weltlichen Oberhaupter, welche mehr Bildung
Monte Cafino ", einer Geſchichte der Longobarden“ und mehrerer anderer Werfe, war das Hauptziel be8 Haſſes. Er floh nach Rom, wo er sdug bei dem Papſte fand, und erſt in legter
beſigen als der gemeine Mann, jagen gewöhnlich, daß ihr Stamm von den Hagaren, D. h. Arabern komme. Es iſt nicht unwahrs
Zeit gelang es ihm bie Regierung von ſeiner politiſchen Unſchuld
ſcheinlich, daß ein Theil der kurdiſchen Häuptlings- und Fürs
zu überzeugen. Zwei Brüber wurden ſpäter mehrere Monate lang ins Gefängniß geworfen, und erſt vor ganz kurzem wieder in Freiheit gefeßt. Alle wurden hart getabelt wegen ihrer Ans Fichten und erhielten Befehl, in That und Gedanken zum alten Syſtem zurückzukehren. So viel ich immer erfahren konnte, find fie dem Ihrone durchaus ergeben , und ihre Verfolgung entſprang
ſtengeſchlechter aus den Reiben der erobernden Araber hervor. gegangen . Arabiſcher Urſprung gilt in einem großen Theil des Drients als ein beſonders edler.
Die Kurden ſind über einen ſehr großen Theil von Weſt aſten verbreitet. Das von ihnen bewohnte Areal ſchäßt Ritter
nur daraus , daß ſie an die Verſprechungen des Papſtes und
auf wenigſtens 2000 Quadratmeilen . Vorherrſchend iſt die Sprache, der Stamm der Kurden im eigentlichen Kurdiſtan vom
Ferdinands JI geglaubt hatten.
Dieſe Schaar redlicher und
Wanſee biß ſüblich von Suleimanieb, auch in einem großen
tüdytiger Männer iſt jeßt zerſtreut; zwei Jrländer haben das Kloſter und 3talien verlaſſen , andere find nach andern Klöſtern
Iheil des ſüblichen und öſtlichen Aſerbeibichan , im Süden von Ghuſiſtan und in einem Sheile des Gjalet Bagbab, We8 in
übergeſiedelt, und nur wenige, tief gedemüthigte Männer ſind zurüdgeblieben, beargwohnt von der Regierung und gehabt von Den Jeſuiten .
1 Wahrſcheinlich ftammt die kurdiſche Bauernkaſte, welche einen von der Kriegerfaſte verſchiedenen Typus hat, von den unterjochten mediſchen Urbewohnern, während die Kriegerfaſte aus verſchiedenen eroberuden Völs
fern hervorgegangen, die ſpäter ihrerſeits beſiegt in die Gebirge floben .
58
vielen Gegenden baß Arabiſche zurückgebrängt hat, in dem größten
gebirged, welche unaufhörlich ihre Wohnfiße wechſeln , unb bald
Theile der Gebirgelanbidhaften weſtlich und öftlich vom Tigris. Einzelne kurdiſche Stämme und Familien wohnen in größerer
auf ruſſtichem , bald auf türkiſchem oder perſiſchem Boden ihre Unthaten verüben, jollen viel armeniſches Blut haben . Shr Name ſoll von einem mächtigen und friegeriſchen armeniſchen
Entfernung vom eigentlichen Kurdiſtan, beſonders in Loriſtan
und biszumperfiſchenGolt. Anderefindbisshorafanund Fürſten,, Namens Djalat, komunen, welcher vor einigenJahre
in die Paſchaliks von Damaskus und Aleppo verbreitet. Kleine hunderten in dieſen Gegenden hauête und viele Kurden in ſeinen furbiſdie Nomadenlager ſah ich ſogar auf meiner Rüdreiſe zwis | Dienſten hatte. Die Djalalen bringen ben Winter gewöhnlich ſchen Erzerum und Baiburt . Im ruſſiichen Armenien findet in den Steinflüften des Ararat zu und leben nicht nur mit Tas man zerſtreute kurbiſche Wanderſtämme nicht nur in der Hochebene des Arares, ſondern auch im Süben und Dften Der Alpens
landſchaften des Gofhtſchaiſeee zum Theil gemiſcht mit fefitbiſchen Nomaden.
Die Kurben, welche nomine oder wirklich unter 08manis icher Hoheit ſtehen , bewohnen in überwiegender Maſſe bie Ojas
taren und Armeniern, ſondern auch mit ihren Stammgenoſſen in Seitdem das ruſſiſche Gebiet bis an den nörb lichen Abhang bed großen Ararat reicht, wird ihnen das Räubers handwerf ſehr erſchwert. Die Gränzfoſafen , die Reiter des Paidha von Bajaſid und des Beg von Maku ſegen ihnen von allen Seis ten zu, haben aber bis jeßt die Djalal- Stämme weber au@ zurot ewiger Fehbe.
let8 von Suleimanieh, Schehezur, Bagbab, Moſſul und Wan,
ten noch ſie ron ihren räuberiſchen Gewohnheiten abzuſchrecen
alſo einen großen Theil vom Gebiete de
vermocht . Von den Sliwan -Kurden im Pajdhalif Hajaftb iſt ein großer Theil anſäſſig. Im türkiſchen Armenien und in den Ara.
alten aſſyriſchen Reis
ches zwiſchen der Zagrosfette und dem Tigris. Die Kurben auf der Weſtſeite des Sagros bewohnen einen Theil des alten Me.
bien unter perfifcher Oberhoheit. Zwiſchen beiben find die ſoges nannten freien und unabhängigen Kurden, großentheils im Hafs kary-Gebiet, doch hat ſich die Zahl der wahrhaft unabhängigen Gtämme ſeit den Feldzügen von Reichib unb Omer Paſcha bes trächtlich vermindert. Bei der geringen Kenntniß, welche wir bie heute von der Statiſtik im Innern Kurbiſtand haben, bei
ber Zerſtückelung und Serftreuung vieler Wanderſtämme über ein ungeheures Territorium iſt eine numeriſche Schäßung des Kurdenvolkes ſehr gerragt. Ritter nimmt 2 bis 3 Millionen an, Hörnle ſchlägt die Geſammtpopulation bel Rurbenvolfs nur auf etwa eine Million an , was aber gewiß viel zu niedrig iſt. Die feßhaften Kurbenſtämme haben ihre Namen gewöhnlich von der Provinz ober dem Diſtrict ( Balluf), ben ſie bewohnen, während die nomabiffrenden Stämme ſich gewöhnlich nach ihrem Stammfürſten , ihren Chans, Begs und Agad nennen, deren es eine ſehr große Zahl gibt, ſo auf dem ruſſiſchstürkiſchen Gränzgebiete in den Arares -Gegenden die Silanli, Bandjinli, Babifi, Scharchi, Sibfi, Mandekli, Manifli .
Die Sibki und Silanli,
rat -Gegenden ſcheint das numeriſche Verhältniß der angeftebelten Stämme zu den Wander- Iribus ziemlich das gleiche wie im Paſchalif Suleimanieh, wo nach Rich' Beobachtung fich jene zu In das Dunkel der Kurbengeſchichte werfen einige in neues ſter Zeit von brittijden Agenten aufgefundene Documente recht
intereſſante Lichtblice. Omar Aga entdeckte bei einem der Kur ben eine lange Papierrolle mit einem Lederbande, tarauf in pers fiſcher Sprache die Geſchichte ſeiner Familie und die Reihe der regierenden Fürſten von Baba Suleiman an bis in die neueſte Zeit verzeichnet war.
In einem anderen Manuſcripte waren
religiöfe Poeften, Erzählungen, Recepte, dronologiſche und ges nealogiſche Daten eingezeichnet. Von beiden hat Rich Auszüge der hiſtoriſchen Hauptfacten mitgetheilt. Er erfuhr, daß es eine berühmte Kurben hiſtorie, eine Lande chronik , Tarif al Afrab"
genannt, gebe, die aber eine große Seltenheit war . Sie wurde ihm vom Wali zugeſichert, er erhielt ſie auch, fie befindet fich mit Rich nachgelaſſener zahlreicher orientaliſcher Bibliothek im brittis ſchen Muſeum in London . Sie ſoll von Sherifeddin verfaßt
welche größtentheils unter ruſſiicher Oberhoheit leben, find von Häuptlingen geführt, welche den Befehlen des General-Statts Halters von Transfaufaften gehorchen. Fürahim Aga ift Ober-
feyn. Da der berühmte Sultan Saladin von Geburt nach Abul.
Haupt des erſten, Huſſein Aga des zweiten Stammes . Von den
Die Kurben find in zwei Stände oder Raften getheilt : in den Kriegerſtand, welcher nur Heerden beſigt und gewöhnlich auch Räuberei treibt und in den Bauernſtand, Guran genannt, wel
wandernden Clans, Manikli und Mandekli, ſagt man, daß fie
größtentheils armeniſcher Abfunft ſeyen. Volkémiſchungen zwis
feba ein Rurde war, jo find auch in ſeinen Biographien der
Drientalen Daten der Kurbenhiſtorie verwebt.
ſchen Armeniern unb Surden betrachtet Abowian beſonders in
cher im ſüdlichen Kurdiſtan vier oder fünfmal zahlreicher als
den Ararat-Gegenden als unbeftreitbare Thatſache. Druck und
erſterer ſeyn ſoll.
Verfolgung bewogen in frühern Zeiten viele Armenier zur herrs ſchenden Jelamreligion überzugehen. Sie vermengten fich beſon ders im türkiſchen Armenien mit den Kurden , deren Sprache
durch ihre Phyſiognomie wie durch ihren kurdiſchen Dialekt von
und Tracht auch viele chriſtliche Armenier angenommen haben.
Kurben der Kriegerfaſte ſeyen ein ſehr ſtämmiges, robuſtes, ges
Auch die Djalal- Stämme ?, die berüchtigtſten Räuber dieſes Gränz
ſundes Volf, unter denen viele Männer und Frauen von hohem Alter fich gut erhielten. Aber ihre Phyſiognomie habe ſehr grobe Züge, dicken Vorderkopf, edige Winkel, tiefliegende, ſtarre Augen, meiſt blau oder von grauer Farbe. Ihr Tritt ſen feſt und hart, in ihren freien Manieren ſpreche fich der Gebieter im Lande au
4 Die Plünderung einer großen Karawane im Jahre 1840 wurde dem
Abowian, haben Djalal-Stamme zugeſchrieben. Dieſe Räuber , ſchreibt finden in vielen Dör:
allenthalben ihre Rundſchafter und Helfershelfer, und fern mehr auf Furdt als aus Sympathie der Bewohner Obdach und ſtreifender Djalal in den auf türkiſchem ein machen . Wenn Unterfügung kommt er als Gaſt zu einem will, ſoGebiet Beute Arares -landidaften ſeiner Freunde auf ruſſiſches Gebiet herüber, erlauert die gewünſchte Ges legenheit, theilt nach vollbrachter That die Beute mit ſeinem Belfer8:
Nach Rich unterſcheiden ſich dort die Guran
ber Kriegerfaſte. Ihre Geſichtsbildung ſeyy viel ſanfter, habe weit regelmäßigere Züge und ſet öfter ganz griechiſch. Die achten
genblicklich ganz unterſcheidend von der Haltung des Bauern aus. Die Kurbenfinder ſind von reiner Haut, roſenwangig, ungemein gewandt, gut gebaut, hart gewöhnt, was Rich beſondere auffiel,
helfer und verkauft die andere Hälfte in den Dörfern, wo ihn niemand zu n wagt, aus Furcht vor der Blutrache reines Stammes. Im verrathe Jahre 1840 machten die Perſer auf Befehl des Kriegsminiſtere Mirza
Umir-Niſam eine Mazzia gegen die Djalal, welche ihnen theilweiſe gelang. Der ganze Stamm bat um Gnade, begann aber ſpäter ſein Räuberhands wert von neuem.
Da fie von einem Gebiet auf das andere fliehen , ſo iſt
1
bieſen wie 1 zu 3 verhalten .
in legter Zeit zwiſchen Rußlaud, Perfien und der Türkei die Uebereinkunft getroffen worden, feinem Djalal-Kurden die Ueberſiedelung in das Nacho bargebiet zu geſtatten. Bei der mangelhaften Gränzbewachung hält es Tower, dieſem Vertrage Kraft zu geben .
1
no
59 Jeder Kurbenſtamm auch in
Da er an die verzogenen Kinder in Bagbab gewöhnt war mit ungeſunbem Ausſehen, ſchwellenden Bäuchen u. i. m. Die furbiſche Kriegerkaſte nennt fich Affireta, ein Name, der nach Rödiger arabiſchen Urſprungs leyn roll. Die Afftreta
Dem Haupte gegen Meffa gefehrt.
bebauen ſelten ober nie bas Land, während die Guran nie Krieger
Duinen . So z. B. wiffen ffe wenig ober nicht von der Griftenz
werden . Im ſüblichen Kurdiſtan, beſonders in den Gegenben des Paſchalik Suleimanieh nennen ſich die furbiſchen Krieger Sipah
des alten Velfs von Sirael, und glauben bab Abraham , Moſes und die Propheten Araber, nicht Juben geweſen .
ober Solbaten, bie Bauern Rajah's .
ben Sallafs ober Nomabenlagern hat einen Mullah , berbas
Arabiſche leſen aber nicht gerade verſtehen muß. Die Unwiſſens heit dieſer Prieſter iſt noch arger als bei den Marabute ber Bes
Die Krieger glauben , die
Bauern ſehen nur zu ihrem Nußen geſchaffen.
Die Lage der
Cabecillas 1 Guerrilleros.
lepteren iſt elenb und wie Rich bemerkt, dem Schickſal ber Negers ſklaven in Weſtindien ziemlich ähnlich. Nie ſchämen fich die Kriegerhäuptlinge ber gegen die Bauern verübten Grauſamkeiten , lestern iſt es nicht möglich , fich für Kurden ber ebleren Rafte
audzugeben, ba der Bauer, burch Geficht und Audiprache von dem Krieger verſchieben , ſogleich erfannt würbe. Bei ben Nomabenftämmen im nördlichen Armenien eriftirt
nicht dieſe ſtrenge Kaſtenſcheibung. Unter den Kurden im Pa ſchalik Bajafto find nur wenige Spuren davon übrig geblieben, im ruffiſchen Armenien hat fte gänzlich aufgebört. Dort genoſſen zur Zeit der perftſchen Herrſchaft die kurdiſchen Nomaben deſſels ben Privilegiums, das ſie noch heute in den ſüdlichen Gegenden am Wanſee unter Mahmub Chan befigen. Sie quartierten fich während der Wintermonate in den armeniſchen Dörfern ein und erhielten von ihren Quartiergebern Heizung und Futter für ihr
Vieh. Armenier und Neftorianer hatten durch dieſe erzwungene Einquartirung arg zu leiden, da alles was fie im Hauſe hatten, dem einquartierten Gaſt zu Gebot ſtand, ganz ähnlich wie noch in jüngſter Zeit bei den ſchwer gedrückten Rajahe in Bodnien. Auch nach der Befignahme der nörblichen Ararat- Landſchaften
(Scenen ans dem Soldatenleben in Mexico.)
Criſtino Vergara. I.
Merico zählt nur wenige ſo hübſche Städte wie Jalapa und Tepic, beide in der Nähe des Meeres gelegen und durch eine Entfernung von 20 Meilen getrennt. Zu Jalapa am atlantiſchen Meere, wie zu Tepic am fillen Dcean, an beiden Enden der großen mericaniſchen Hochebene findet man dieſelben Maſſen von Bäumen und friſchem Grün, dieſelben duftenden Garten, diefelbe bald friſche, bald laue Luft, je nachdem der Wind von den Gebirgen oder der See herweht. Tepic iſt für SanBlas ungefähr dasſelbe, was 3alapa für Veracruz ift, ein großes Luftgehege wo die Bewohner der Küſten unter Granatbäumen und blühenden Drans gen einen Augenblic des Ausruhens und des Vergeſſens der täglichen
Lebensſorgen aufſuchen . 3d hatte Jalapa ſeit einem Jahre verlaſſen, als ich zu Tepic anlangte , und es war mir als ſey ich an meiner Ausgangspunft zurüdgefehrt , ſo auffallend iſt die Aehnlichkeit dieſer beiden durch das Klima gleichbegünſtigten Städte , welche wie fühle Daſen zwiſchen den glühenden Sandflächen der Rüfte und den eifigen
;
Gipfeln der Sierra Madre gelegen find.
Nebenſecte Der Gunniten, Schuft genannt, unb ift geſchworner
Man erinnert fich vielleicht, daß ich bei meiner Abreiſe von Merico, in der Ebene von Calderon in der Nähe von Guadalarara , einen ehes maligen Guerrillaschef, einen trefflichen Führer und muntern Gefährs ten , Don Ruperto Caſtaños, getroffen hatte. Mit ihm war ich ſeit jenem Augenblice zuſammen ; er hatte mir das Haus der Doña Faus ftina Gonzalez zu Tepic als unſern Vereinigungspunkt in dieſer Stadt bezeichnet. Eine Stunde ungefähr von Tepic war ich in meiner Uns gedulb , welche unſer mühſanier Weg burdy bie Gierra nur allzuwohl rechtfertigte, dem Capitán vorausgeritten , und fand mich dhon nahezu eine Stunde unter dem wirthlichen Dache der Doña Fauſtina, als Dou Ruperto , athemlos und verdrießlich zu mir eintrat. Welche unangenehme Begegnung habt ihr gehabt ? fragte ich ihn, überraſcht von ſeiner ungewohnten Aufregung. Unangenehm in der That , antwortete er. Villa: Señor iſt in das Land zurückgekehrt, und wir ſind ſehr nahe bei dem Dorfe Palos-Mulatos.
Feind der Schiiten, welche fie noch mehr meidet und verachtet ale bie Chriſten. Der Name Abidhami, welchen die Kurben deu
Villa :Señor , noch das Dorf Palos-Mulatos.
durch die Ruffen wollten die Kurben ihr altes Vorrecht geltend
machen , ichidten eine Deputation ihrer Stamm.Aelteſten nach Siflis unb erklärten bem ruſfiſchen General Statthalter, daß fte
Dagegen wie früher bereit feyen , im Falle eines Feldzuges al8 irreguläre Cavallerie Dienſte zu leiſten. Das Geſuch wurde nas türlich verworfen . Aber ſo groß iſt die Macht der Gewohnheit in bieſen Ländern , daß in gewiſſen armeniſchen Dörfern am Aras rat freiwillige Leiſtungen an Gerfte und Heu für die Kurben,
ihre ehemaligen Schuherrn, während der Wintermonate noch jest geliefert werben. Die große Mafie del Rurbenvolfe bekennt ſich zu einer
ſchiitiſchen Perſern und Tataren geben, iſt nach ihren Begriffen ein brandmarfender Schimpfname. Die tatariſchen Anhänger der Secte Ali's vergelten ihnen reichlich dieſen Haß . Den Glau
bengunterſchieb beider Secten legen wir bei dem Leſer als bekannt voraus. An den kirchlichen Ceremonien ſollen die kurdiſchen An hänger der Secte Omar weit ftrenger halten als ihre Nachbarn und Gegner, die ſchiitiſchen Tataren in Aſerbeidſchan unb am
Arares. Die Sunniten beten täglich fünfmal, die Schiiten nur dreimal. Legtere dürfen auch während des Gebetes ben Iſchibuk ober Raljan rauchen und erlauben dem weiblichen Geſchlechte ben
Zutritt in die Moſcheen, der ihnen bei den Sunniten ſo ſtrenge unterſagt iſt, daß ein Anbächtiger fich wohl zehnmal von neuem waſcht, wenn er im Augenblick, wo er das Gebet verrichtete, ein
Ihr ſprecht in Náthſeln , mein lieber Capitán ; ich kenne weber
Ihr habt Necht, aber ihr werdet bald im Klaren ſeyn. Villa-Señor iſt ein ehemaliger Officier, der während des Unabhängigfeitefriego alb Capitán bei den Spaniern diente. In einem Scharmüßel durch einen meiner Waffengefährten, einen Gaucho, der aus Chili nach Merico tam, und fich Criſtino Vergara nannte, gefangen genommen , entging er dem Tobe nur, um den ausgeſuchteſten Beinigungen unterworfen zu werden, deren Schilderungen ich euch erſparen will. Es find jeßt viele Jahre bars über hingegangen, ſeit die Zufällig feiten des Krieges Billa-Senjor für einen Augenblick in Vergara's Gewalt brachten. Der ehemalige Gefangene des Gaugo iſt nach Merico zurückgefehrt, das er ſeit den Rämpfen von 1811 nicht mehr geſehen hatte. Er iſt es , dem ich an den Barrieren von Tepic begegnete, und ich hatte das Unglück vor dieſem Manne, der Bergara's Tobfeind geworden , einige Worte fallen zu laſſen , welche dieſer nicht vergeſſen wird.
Wie lautet denn dieſe fo unheilbringende Entdeckung ? fragte ide
Weib erblickte. Auch bei den Kurden beſteht der Gottesdienſt in einem Herplappern arabiſder Stellen aus dem Koran, die ſelbſt
ben Capitán lächelnd.
wenige ihrer Mullahs verſtehen , in oft vrieberholtem Niederbeus gen der Stirne bis zur Erbe, in Aufſtehen und Niederknieen mit
Palos : Mulatos wohne. Und was folgt daraus ?
Ich habe zu Villa-Señor geſagt, daß Criſtino Vergara im Dorfs
1
60
gosan
1
1
welche dem Zwang der Geſeße und der Städte entfliehen . Auch verlaſſen die mericaniſchen Jäger nur ihre Verſtede, um die Felle des Rothwilds
Nichts weiter als daß dieſes Dorf nur einige Stunden oun Tepic
liegt, und in einigen Stunden vielleicht einer dieſer beiden Männer, der Gaucho oder der Spanier , aufgehört hat zu eriſtiren.
Verſteht ihr
zu verkaufen, deſſen Wildpret fie náhrt, ober, um gegen andere Waaren die Haut der Jaguard auszutauſchen , welche ſie erlegt haben. Außer
Ich verſtehe, daß , wenn ihr eure llebereilung wieder gut maden wollt, ung, ſo müde wir auch find, nichts übrig bleibt als nadi furzem
den lebelthätern im Kampfe mit der Gerechtigkeit bergen dieſe Walter, obgleich in geringer Anzahl , die alten Trümmer des Inabhängigkeits
Ausruhen die Nacht in Palos-Mulatos bei eurem Freunde dem Gaucho
frieged, Parteigänger, welche den Nevolutionen entronnen find, um in der Jagd eine Entſchädigung für die Aufregungen des Schlachtfeldes zu
midt jeßt ? .
zuzubringen. Der Capitán danfte mir , daß ich ihm mit einem Vor: fhlag zuvorfam , den er mir zu machen fich ſcheute. Palos - Mulatos liegt mitten in den Wäldern auf der Straße nach San-Blag. Wir fonnten alſo ohne von unſerem Wege abzuweichen,
ſuchen. Unter dieſen Menſchen ſollte ich, bevor ich San : Blad erreichte, eine Nacht zubringen, und wohl durfte ich mir vor meinem Gintritt in
am Tage meiner Anfunft wieder verlaſſen zu müſſen, da ich eine Woche
dieſes gelobte Land mericaniſcher Zigeunerei Glück wünſchen, als Gefährten auf dieſem gefährlichen Pfade einen ehemaligen Guerrillas-Capitan zur Seite zu haben , der allenthalben , ſowohl unter dem Strohdach der
des Ausruhend an einem ſo reizenden Orte hätte zubringen mögen ; übrigens ieb mir nach Beendigung meiner Geſchäfte zu San - Blas
Jacales, wie in den Ventas, auf den Fußſleigen des Urwalds, wie auf der großen Heerſtraße fidher war , Freunde zu treffen.
freie Wahl dahin zurückzufehren . Sobald wir außer der Stadt in den
Zuerſt lebhaft von den Sonnenſtrahlen beleuchtet, dann durch die Dämmerung verdüſtert, zeigten ſich die Wälder und immer näher. Wir waren in die glühende Zone eingetreten, welche ſich über San-Blas hin
Criſtino Vergara einen Beſuch machen . Es that mir nur "leid Tepic
Wäldern waren, gab ich mich gänzlich den ernſten Gedanken hin, deren ich mich nicht zu entſchlagen vermochte, wenn ich erwog, in welches Trauer:
fpiel die Invorſichtigkeit meines Reiſegefährten mid verwideln fonnte.
1
1
erſtreckt. Der Himmel, ſo eben noch von der Abendſonne geröthet, war ſchon vom Monde verſilbert, als wir endlich die Waldregion erreichten,
Unterwegs theilte mir der Capitán neue Aufſchlüſſe über den Mann mit , zu dem wir uns begaben. Der Gaucho Vergara hatte in ſeinem
an deren Saum wir den Pueblo Palos - Mulatos finden ſollten .
häuslichen Leben alle die grauſamen Angewohnheiten beibehalten, welche ihn ſeinen Waffengefährten furchtbar gemacht hatten. Aud unter den
Noch einige Schritte, und wir ſind da ! rief der Capitän mir zu . Freudig ſpornte ich mein Pferð mitten über eine Grasfläche, an deren
friedlichen Dorfbewohnern , mit welchen er lebte , hatte er ſich unver föhnliche Feinde geſchaffen . Als er nach Palos - Mulatos gezogen war,
hatte der Chilene außer ſeiner Frau noch einen ſchon herangewachſenen
Rand ein breiter Waldbach uns Halt zu machen nöthigte. Jenſeite desſelben ſtanden einige Hütten , durch deren Rohrwände das Herdfeuer ſchimmerte. Dieſe Jacales lagen mitten in einer weiten lichtung, in welcher Feuer:
Sohn und zwei fleine Mädchen mitgebracht; dieſer Sohn war bald
fliegen in Strahlenfreifen ſich durchfreuzten .
nachher mit einem in der Umgegend des Dorfes wohlbefannten Jäger
Wir ſind an Ort und Stelle, ſagte der Capitán. Id war ſehr froh, das Ziel unſere& mühſeligen Nittes erreicht zu haben . Der ſtille und heitere Anblick dieſes Dörfdene, die glühende Hiße , welche und ſeit unſerem Abgang von Tepic beläſligt hatte, der Wunſch unter dem Schat ten der Urwalder zu lagern, dieß alles hätte mich beſtimmt, dieſen Drt zum Ruhepunft zu wählen, auch ohne die wichtige Angelegenheit, weldhe uns dahin führte. Wir mußten indeß noch über den Bach Teßen , der den Zugang zum Dorfe verwahrte , und ich ſah bald wie der Capitan dieſes ziemlich breite und tiefe Waſſer mit verdrießlichem Blide maß. Aber zum Teufel, ſagte er, es gab doch eine Brüde an dieſer Stelle ! In dieſem Augenblic zeigte ſich ein Mann am andern Ufer; der Capitán rief ihn an , er nahte ſich. Iſt das nicht Falog - Mulatos! Wo iſt denn die Brüde die hins
1
in Streit gerathen. Dieſer Jäger, Namens Vallejo , hatte den unvor : Fichtigen Angreifer getödtet , aber einige Tage ſpäter fiel er ſelber unter
einer Kugel des Criſtino. Der einzige Sohn des Jägers , Saturnino, hatte ſeinen ſterbenden Vater verſpreden, ihn zu rächen, und obgleidh er ſeit jener Zeit ſein Gelübde vergeſſen zu haben ſchien , meinten dens noch Criſlinos Nachbarn, daß es früher oder ſpäter zwiſchen dem jungen Jäger und dem alten Gaucho zu einem Kampf auf Leben und Ted lommen werde.
Ihr wundert euch über ſolches Beginnen ? ſepte der Capitän hinzu . Wie kann es anders ſeyn ? dem Vürgerkrieg folgen immer Fami: lienzwifte auf dem Fuße. Dießmal bleibt uns einige Wahrſchein : lichkeit die Streitenden auseinander 311 halten , und wenn es euch gefällt, wollen wir uns ſputen , ſo bald als möglich anzulangen. Ich
3
überführt ?
ließ mich nicht lange bitten , und die friſden Pferde , welde wir zu
Ja wohl revo ihr zu Palcs :Vulatos; aber die leßen Regenguſſe
Tepic genommen hatten , unterſtüßten unſre Ungeduld auf& fräftigſte.
Um vier Uhr Abend hatten wir das Haus der Doña Fauſtina ver:
haben die Brücke weggeſchwemmt. Weil ihr zu Pferde ſend , geht eine halbe Stunde weiter ; dort findet ihr eine andere , feſtere , welche dem
laſſen, und gegen ſeche lagen ſchon die großen Wälder vor uns, welche die Nähe des fillen Meeres verbinden . Zwiſchen der See und dieſen
in Palos : Mulatos .
Strom widerſtanden hat, und in einer weitern halben Stunde reyd ihr In einer halben Stunde ? Caramba , und wenn es zu ſpät ware ? Es gibt wohl noch ein anderes Mittel ; ihr ſeht da unten dieſes lianengeflecht; dieß iſt auch eine Brücke , und zwar eine die der liebe
Wäldern , welche unter ihren grünen Wipfeln eines der wunderbarſten
Völfchen in Merico beherbergen, gibt es mehr als einen Vergleichunge: Ueber den Fluthen wie unter dieſem Blätterdach iſt es dasſelbe Farbenſpiel, dasſelbe Geräuſch, diefelbe großartige Inbeweglidfeit, welche Fich dem Reiſenden darbietet. In dieſen Wäldern, wie auf dem weiten Deean ſucht man vergebens einen Pfad, eine gebahnte Straße ; außer einigen Ráberſpuren , einigen Fährten von Wild , burdidneidet fein betretener Weg dieſe Maſſen von Ahorn und Eichen , welche da und
panft.
Gott gemacht hat , und welche die Leute aus dem Pueblo täglich be:
nüßen ; aber ich ſage euch voraus, daß ſie für Reiter nicht ſicher iſt. Fortſetung folgt. )
mühſam weiter geſchleppt wird. In einzelnen Lichtungen fieht man Hütten bald einzeln , bald in Gruppen ſtehen . Die Menſchenclaſſe, welche
Miscellen . Jobtentadt in Gngland. Man deint endlid redet ernftlich Hand and Werf legen zu wollen , daß die Nachtheile und Uebelſtände der Beerdigung im Innern Londons ein Ende nehmen . Zu Wofing in Surrey find wilde , wüfiliegende , hohe Streden, die feines Anbaues fähig ſcheinen. Dort ſoll eine wahre Todtenſtadt gegründet werden,
fte bewohnt , führt im Schooße einer urſprünglichen Natur ein Leben
wohin man auf der Southampton Eiſenbahn in kurzer Zeit gelangen
voll Kampf und Abenteuer , das ſie frühzeitig mit der Gefahr vertraut
fann. (Liter. Gaz . 10 Januar.)
I
bort von hohen Palmgipfeln überragt werden . Der einzige Laut, welcher die Gegenwart der Menſchen in dieſen Waldſtrecken verfündet, iſt das
Gefnarre irgend eines Karreng, der von einem Feudenden Odiſengeſpann
.
macht. Dieſe Männer des Waldes , welche ſeine Gränzen einer gedul bigern unb friedlichern Bevölkerung überlaſſen , haben wenig Verfehr mit den Bewohnern der Ebenen . Ge find gewöhnlich gewaltſame Naturen, Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Lt. Pim hat von dem rufft den Kaijer die Grlaubniß nicht erhalten, ſeine Neiſe nach dem Meere im Norden Sibiriend fortzuſeßen. (ibid.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
1
Das Ausla u d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 16.
19 Januar 1852.
Amerikaniſche Genrebilder. 2. Indianiſche Teufel und Bären. In den tiefen Schlupfwinkeln unſerer Wälder gibt es ein Lhier, augenſcheinlich zum KapengeſĐẠlecht gehörig, daß ſeiner Wiltheit wegen ſehr bezeichnend ber , indianiſche Teufel", in der Indianerſprache „Lunk Soog" 1 genannt wird, der Schreden der Indianer und das einzige Thier in Neu-England, das ſie fürchten .
Art ihn ſo idhwer zu verwunden, daß er endlich ſeine Angriffe
aufgab und im bichten Walde verſchwant. Während des Stampfes hatte Smith mit außerfter Anftrens
gung nach ſeinen Gefährten geſchrieen, die, mie er hoffte, im Bereich ſeiner Stimme ſeyn mußten.
Er wurde wirklich gehört,
und nach kurzer Zeit famen mehrere von der Geſellſchaft auf dem Plaße an , aber zu ſpät, um ihn von bem furchtbaren Zweifampf
chen , und der rothe Mann iſt ſtet8 bereit fie zu jagen und den
retten zu können . Der Anblid war ſchaubererregenb. Die Klets der waren ihm nicht allein vom Leibe geriffen, ſondern das Fleiſch
Kampf mit ihnen zu beftehen. Sobald 3hr aber den Gegen.
buchſtäblich von den Beinen geſchält, ſo daß Knochen und Gehnen
ftand ſeiner Furcht nennt, wird er bedeutung vol bad faupt
bloß lagen. Nur mit der größten Schwierigkeit fonnte er vom Baum herunter fommen. ' Erſchöpft vom Blutverluſt, überwäls
Jhr mögi vom Glenn, vom Bären und ſelbſt vom Wolfe ſpres
ſchütteln und audrufen : „&r ganz ein Teufel!" Ginem Manne, Namens Smith, begegnete das folgende
tigt vom Schreck und von der Anſtrengung, ſant er zu Boden
Abenteuer beim Zuſammentreffen mit einem dieſer Thiere auf
und fiel augenblidlich in Dhnmacht. Die Anwendung von Schnee
dem Arromacio, während er auf dem Wege war, zu einer Ges ſellſchaft zu ftoßen , die im Walbe mit Holzfällen beſchäftigt war, Er hatte faſt ſchon den Lagerplaß erreicht, als er plöglich auf eine jener wilden Beſtien ſtieß. Er hatte keine Ausſicht zu entrinnen, noch blieb ihm Zeit zur Ueberlegung, wie er am beſten fich vertheibigen oder ſich flüchten könne. Da er feine Waffen oder ſonſtige Vertheidigungsmittel hatte, folgte er, viel leicht zu ſeinem Unglück, in dieſer wirklich furchtbaren Lage, dem erſten Impule, und ſprang auf einen fleinen Baum in der Nähe.
brachte ihn zum Bewußtſeyn zurüd. Von Stangen und Zweigen wurde eine Bahre gemacht, auf der man ihn zum Lager brachte, dort wurden zunächſt feine Wunden , ſo gut es die Umſtände er laubten, gewaſchen und verbunden, worauf man ihn fobald als möglich zur nächſten Anſiedlung brachte und für ärztliche Hülfe
ſorgte.
Nach einem langen Krankenlager genas er allmählich
wieder von ſeinen Wunden , behielt aber furchtbare Narben und Solche verzweifelte nicht wieder herzuſtellende Verlegungen.
Rencontres find indeß ſehr ſelten, weniger blutige fedoch kommen häufiger vor.
Kaum hatte er ihn aber erſtiegen , als die verzweifelte Beſtie, Durch Hunger vielleicht noch wüthender gemacht, auf ihn ſprang und ſeinen Hinterfuß faßte. Smith, dem der Fuß arg zerbiſjen war, war ſo glücklich den Schub abzuſtreifen , der in den Zähnen bed Thieres feſtſaß. 3m Augenblic als er ſich frei fühlte, ſprang
Bei einer Gelegenheit ſpürten wir eins bieſer Thiere auf an einem Plaße, wo wir Tages vorher gearbeitet hatten. Dem Anſchein nach hatte er etwas auffallended an einem ſeiner Füße, bas uns eine gewöhnliche Stahlfalle zu ſeyn ſchien. Zwei Män
er nach einem etwas ficherern Plag. Die Beſtie aber fletterte
ner holten eine Flinte aus dem Lager und brachen dann zu ſeiner
zu gleicher Zeit auf einen andern , etwa 10 Fuß entfernten biden
Verfolgung auf.
Baum , bis ſie mit ihrem Dpfer in gleicher Höhe war. Von
holten .
bort ſtürzte fie fich auf ihn und ſchlug ihre Zähne in ſeine Was
den. So hing ſie, bis das Fleiſch, zu ſchwach das Gewicht zu tragen , - nachgab und ſie wieder auf den Boden fiel, wobei ein Stück Fleiſch in ihrem Rachen hängen blieb. Gierig verídlang ſie ihre Beute, kletterte dann abermals auf den Baum und ſtürzte fich wieder auf Smith. Auf dieſe Art wiederholte fie fortwäh. rend ihre Angriffe und riß das Fleiſch ſtüdwei& von ſeinen Beis nen . Während dieſer matervollen Operationen gelang es Smith, einen Zweig von dem Baume abzuichneiden, und ſein Taſchen
meſſer daran zu binden . Mit dieſer Waffe nun fonnte er ſeinen Feind bei jedem Sprunge empfangen. Es gelang ihm auf dieſe
Sie folgten ihm drei Tage, bevor fte es ein:
An einer Stelle ihre Wege maßen fie cinen Sprung von 15 Fuß, den dag hier auf ein Kaninchen gemacht hatte. Nach dem zurückgelegten Wege, ben die Beſtie einſchlug, war es
augenſcheinlich, daß fie die Verfolgung merkte unb berſelben zu entgehen wünſchte.
Am dritten Tage bekamen fte das Ungethüm
zum erſtenmal wieder zu Geſicht. Es gab den wandte fich gegen Fie. Ueberzeugt, daß fie nur den thun können, bis es ſich auf fie ſtürzte, nahe fommen, um ihr Ziel ficher zu nehmen.
Rüdzug auf und einen Schuß würs ließen ſie es ſehr Der Wald wieder
halte von dem Schuß ; der Schuß hatte gewirkt, aber nichts beſto weniger folgte noch ein wüthenber Rampf. Der Schnee flog auf, während das wüthende Gebrüll und das Gefreiſch der Zähne des Thieres fich mit dem Geraſſel der Falle und dem Echo der ges
waltigen Schläge miſchte, die mit dem Flintenkolben auf ſeinen 1 Gs iſt eine Pantherart .
62
seau
Kopf geführt wurden , der Kolben zerſplitterte, aber auch das Ungethüm verendete bei dem leßten Schlage. Rein Thier gibt es bei uns, mit dem wir ſo häufig Kämpfe beftehen, als mit den gewöhnlichen ſchwarzen Bären. 3hre ges
verſchämtheit im Fall eine andern Beſuche zu züchtigen , ſteckten wir die Laternen an und holten die Munition ins Lager. Die Flinte wurde nun mit Pulver und zwei Kugeln gela
waliige Kraft, die Geſchicklichkeit, mit der fie Schläge auffangen
ten einige Zeit auf ſeine Rüdehr, gingen aber alle wieder hins
und ſelbſt ein Werfzeug der Hand des Angreifers entwinden, ſo wie die Zähigkeit ihres Lebens macht fie in der That zu furchtbaren Gegnern. Durch ihre Diebsſchliche haben ſie uns bisweis len unterhalten, aber eben ſo oft ernſtlich in Verlegenheit geſegt.
ein, da wir nicht weiter von ihm hörten.
Bei einer Gelegenheit folgte uns ein ſolcher Bär während ver-
ben, und ein Stück aus dem Lagerthor genommen .
Wir wartes
Gegen 12 uhr Nadt
machte er ung ſeinen dritten Beſuch im Thorhofe wie zuvor, gerade in Front des Lagers, ſo daß er ſehr gut zum Schuß ſtand. Giner froch leiſe zum Thor, fteckte die Mündung der Flinte Durch die vorbereitete Deffnung und vifirte über den Lauf
ſchiedener Tage auf unſerm Wege ben Fluß hinauf, er ſchien eben ſo geneigt, Unheil anzurichten, als zu rauben . Die erſte Bekanntſchaft machten wir mit ihm, während wir an der Mün-
Bewegung am Drücker, ein Bliß, ein Knall, und der Wald ers zitterte vom Wiederhal des Scuſſes, der unſern Braun in uns
dung eines kleinen Fluſſes lagerten, deſſen Bette wir durch Wegs
geſchicktem Galopp von dannen trieb. Der ſtarke Strom warmen
ſchaffung großer Feldſtücke, die das Flößen verhinderten , zu vers
Blutes auf den Holzſpänen war ein Beweis, daß der bleierne Bote ſeine Schuldig feit gethan. Gin Theil ſeiner Augen war weggeſchoſſen und lag auf dem Boden, ein Beweis daß er töbs
beſſern ſuchten.
Unſer Lager war nur ein temporäres, ſo daß
alle unſre Güter unbeſchüßt waren. Während der Nacht, ale wir ſchliefen, fam er auf unſern Lagerplaß und ſuchte fich von
ber Bagage ein Bünbel aus, das alle Winterkleider eines der Unſrigen, Schuhe, Barbierzeug u . ſ. w. enthielt. Seine Neugier war zu groß, um ihm zu geſtatten, das
Padet erft weit fortzubringen, bevor er ſeinen Inhalt unterſuchte, und nie hat wohl ein Zollinſpector oder ein Conſtable eine gründs lichere Durchſuchung angeſtellt. Verzolung der Waaren wurde für unzuläſſig gehalten ; fie wurden für Contrebande erklärt und folglich confiscirt. Die Kleider wurden in Fegen zerriſſen , ein paar ſtarke rindeleberne Schuhe wurden ausgekaut und vernichtet. Aud bas Rafirmeſſer entging ſeiner Unterſuchung nicht. Wir
nach einem nur 30 Fuß entfernten Gegenſtand.
Eine leichte
lich verwundet war und nicht weit mehr laufen konnte. Wir nahmen ſo viele Feuerbrände als wir finden konnten , einige Lerte
und die wiedergeladene Flinte und legten ihm alle zuſammen nach , halb nadt, wie wir eben aus dem Bett geſtiegen waren . Die ganze Bande in dieſem Aufzuge, das Hallob, die Feuer brände, alles machte ben Eindruck einer „wilden Jagd . " Geleitet in der Verfolgung durch die frachenben Zweige und bas Raſſeln der Blätter, liefen wir ihm nach burch ein bichtes Buſchmoor. Aus ber zunehmenden Deutlichkeit, mit der wir
ſeine Schritte hörten, war es uns klar, daß wir den Sieg davons trugen .
Balb hörten wir auch ſchon ſein beldwerliches Athmen.
wiffen nicht ob er verſuchte fich zu raſiren, aber er unterſuchte
Gerabe bevor wir ihn einholten, fam er aus dem Moor heraus
ſeine Schmadhaftigkeit, indem er den Kiel auéfaute. Von dieſem Plaß gingen wir einige Meilen weiter den Fluß hinauf. Wir wollten dort einen Damm bauen, um das Waſſer
die mit einem ſchönen Anwuchs der CanoesBirke bebedt war, wo er bann vor Blutverluſt und Erſchöpfung nieberſanf und uns
und kletterte mit vieler Anſtrengung eine leichte Anhöhe hinan,
aufzuſtauen und dadurch eine gute Waſſeranſammlung zum Früh
geſtattete ihn zu umzingeln. Die leicht entzündbare Birkenrinde
lingøflößen zu befommen . Da dieſe Arbeit etwas langwieriger
wurde augenblicklich rings umher angeſteckt, eine glänzende und wilbe 3uumination, die einen gränzenloſen Enthuſiasmus hervors rief, während wir unſern Kriegstanz um ben gefangenen und er ſchlagenen Räuber ausführten. In ihrem Totaleinbruck bot die
war, bauten wir ein Lager von größerer Dauerhaftigkeit und Bequemlichkeit. Einige Abende nach unſerer Anfieblung an dies
ſem Punkte hörten wir , während wir alle im Lager waren, etwas braußen am Dach fich bewegen, wo ein Sehn - Gallonens Faß mit Syrup ſtand. Faft vermutheten wir, es ſey ein Wiß von einem von uns; als wir uns aber umſahen , fehlte feiner
Scene eine der maleriſchſten und lebendigſten Gruppen für den Pinſel dar, die wir je geſehen . Es war eine ungewöhnlich gläns zende Beleuchtung, es war Leben und Bewegung in der Gruppe.
brände und ſtürzten hinaus wie ein geſtörtes Ameiſenvolk, wo
Nachdem er vollende getöbtet war, hingen wir ihn auf und zogen ihn ab. Nur die Haut und ein Viertel ſeines Körpers nahmen wir mit ; einen Theil davon bewahrten wir zum Frühſtück für den nächſten Morgen auf, aber während das ſehnige, menſchens
wir dann fanden, daß wir um ein Fäßchen Syrup ärmer waren.
ähnliche Ausſehen del Vorberbeined den Appetit eined Rannibalen
Als wir in der Richtung des retirirenden Diebes folgten, fanden wir das fäßchen in der Entfernung weniger Ruthen, wo es auf
würde gereizt haben, brachte es bei uns die entgegengeſepte Wirs
von, der Geſellſchaft.
Da wir nun mit größerer Sicherheit auf den Charakter unſers Beſuches ſchließen fonnten, ergriffen wir einige Feuer-
.
1
fung hervor.
1
bem einen Boben ftanb, während der andere auêgeſchlagen war.
Augenſcheinlich hatte er ein Feſtmahlbeabſichtigt, aber einges
Wachrichten über die Ueuhebrideu und einige benach
ſchüchtert durch die Feuerbrände und das Hallomachen ſich ſchleu
barte Inſeln.
nigft in ſein heimathlichet lager zurüdgezogen , indeß nur, wie wir ſehen werden, um einen neuen Diebſtahl zu verſuchen . Etwa zwei Stunden ſpäter, als alles ſtill war, hörten wir wieder ein Schnauben im Thorhofe, ähnlich dem eines Schweine8 , dag im Küchenabfal wühlt. Das Krachen des Lagerthors zeigte uns deutlich genug, Braun ſeh wieder da, augenſcheinlich ſo gut zu
vom 10 December theilte Graf Grey Berichte eines Miffionäre ,
Hauſe bei uns, wie ein Hofhund .
Namens Ingle, über die Neuhebriden und andere benachbarte
Wir hatten eine Flinte, hatten aber unvorſichtigerweiſe unſere
Die Unternehmungen der Miffionäre nicht minder, ja noch
mehr al die Handeleunternehmungen , machen und mehr und mehr mit den noch unbefannteren Sheilen Polyneſiens befannt.
In einer neulichen Verſammlung der ethnologiſchen Geſellſchaft
Munition an einem andern Aufbewahrungsort gelaſſen, ungefähr
Inſeln , namentlich Rönigin Charlotte. Inſeln , Salmons Archipel und Neucaledonien mit. Er machte die Reiſe auf dem f. Schiffe
hunbert Ruthen weit entfernt. Entſdloffen , ihn für ſeine Uns
Havannah, deſſen Capitán Eréfine, wie es ſcheint, den Auftrag
woo
63
hatte, fich nach andern zur Deportation geeigneten Pläßen ums
nig als möglich, das Dörfchen zu erreichen , Beffen maleriſcher Anblic
zuſehen . Die Reiſe dauerte vom 8 Auguſt bis 8 Nov. 1850. Die Bewohner der genannten vier Gruppen gehören ber Papua
mich verlødt hatte, und bot dem Capitán an, zu Fuße über die Lianens brüde zu gehen , während er, mein Pferd an der Hand, den Fluß eine halbe Stunde weiter unten überſchreiten ſollte. Don Ruperto nahr meinen Vorſchlag an. Wenn ihr nach Palod:Mulatos fommt, fagte er, den Zaum meines Pferdes ergreifend , ſo fragt nach der Hütte des
Race an, und währenb fte von den Bewohnern Dftpolyneffene
fich durchaus unterſcheiden, gleichen fic einander in Kleidung, Lebensart, Sitten und Einrichtungen ſehr. Alle haben gerolltes oder wolliges Haar, find dunkler als Neuſeeländer und Samoaner,
aber nicht ſo ſchwarz wie Neger ; fie ſind etwa von mittlerer Größe, wechſeln aber auf den verſchiedenen Inſeln : To find fie auf Anciteum , einer der Neuhebriden, unter Mittelgröße, aber gedrungen und gut gebaut, auf Fate, einer andern Inſel der Neuhebriden, find fie über Mittelgröße, ſtark und fräftig gebaut.
Gaucho Vergara ; fündigt ihm meinen Beſuch an und erſucht ihn, ein halbes Reh für mich an den Spieß zu Recen. So geht denn, ich will bald wieder bei euch ſeyn. Der Guerrillero ftob im Galopp bavon ; ich wandte mich nach dem lianenſtege, und nach einigen Augenbliden
fand ich mich am Eingange dieſer Naturbrüde, die durch die Verſchlins
der Papuaſprachen recht kennen, wenn aber Hr. Ingle, im Gegen ſap zu ben malayupolyneſiſchen Sprachen angibt, jebe Injel babe
gungen unzähliger Kletterpflanzen gebildet war. Länge des Baches zog fich ein undurchdringliches Gewirre von Fächerpalmen und Cactus hin; die langen und farfen Zweige der Lianen , welche von den Feløftūden hingen , hatten fich um einen Palmſtamm geſchlungen , den der Sturer entwurzelt hatte , und der quer über dem Wildbache lag. Durch die Lianen getragen , und den Boden mit feinenı feiner Enden berührend, bot dieſer Stamm das Bild einer Brüde dar, die feines Menſchenhand
ihre eigene verſchiebene Sprace, ſo ift er gewiß im 3rrthum ;
ſo fühn über dem Abgrunde aufzuhängen vermocht hätte. 3oh ſtand
die Verwandtſchaft wird fich wohl bei näherer Bekanntſchaft bers aufſtellen . Beachtenêwerth iſt, daß er, ebenſo wie andere Reis
einen Augenblid zwiſchen Staunen und Bewunderung vor dieſem Pfade, den eine geheimnißvolle Hand bereitet hatte , und wagte mich endlich
ſende, die Papua-Ginwanderung in Polyneſien für älter als die
mit unſicherem Schritt auf die ſchwankende Bahn ; aber plößlich gab ein unerwarteter Stoß dem Lianenneß eine heftige Bewegung ſo daß
Die Miſſionäre lernten die Sprache von Anciteum , ein großer Fortichritt in der Renntniß , da wir bie feßt eigentlich noch keine
malayupolynefifche hält , die fich faſt berechnen und auf eine keineswegs ſehr alte Zeit zurückführen läßt, wie wir aus Pides ring wiſſen ( f. Ausl. Jahrgang 1850 Nr. 187). In Neucales donien iſt Beſchneidung wenigſtens unter ben höhern Claſſen üblich, eben ſo die Vielweiberei ; auf den Neuhebriden werden die Frauen beim Lobe ihrer Männer erdroſſelt zugleich mit den Kindern, die fich noch nicht ſelbſt fortbringen können. Canniba
ich beinahe ftürzte. Als ich wieder ins Gleichgewicht fam , fah idi am entgegengefeßten Ufer einen Mann , der fich raſch entfernte und im Gebüſch verſchwand. Einen Augenblid zögerte ich weiter zu gehen , beſann mich aber bald , und war am andern Rande. Palos - Mulatos lag nur noch einige Schritte von mir, aus deſſen Hütten fröhliches und verwirrtes Geräuſch bis zu meinen Dhren drang. Der Pueblo beſtand nur aus einem Duzend Hütten ; als ich vor
lidmu8 iſt bekanntlich auf allen polyneſiſchen Inſeln herrſchend
der erſten dieſer årmlichen Wohnungen ſtand, fragte ich nach dem Gaucho,
geweſen, aber auf denen von der Papua-Race bewohnten weit mehr ale auf den anbern, und nach den Fidſchi- Inſulanern find die Neucaledonier die größten Cannibalen.
und entdeckte auf den Geſichtern der Gefragten ohne Mühe einige Verwirrung. Ihr ſprecht von dem Chileño ? erwiederte mir endlich ein junges
Mädchen, das beſchäftigt war purpurne Olockenblumen in feine ſchwar
The Victoria Pyramid Uecropolis . Wir haben in unſerem geſtrigen Blatte einen Plan erwähnt zu
zen Haare zu flechten .
Ja, ich meine den Chileño, der fich, wie ich glaube, Criſtino Bers gara
nennt.
einem ausgedehnten Kirchofe bei Wofing in Surrey , und führen jeßt nach der Liter. Gaz. vom 10 Jan. einen andern Plan als eine Probe an, weldje Ideen in den Röpfen gähren, um die Schwierigkeit, die London hin:
Thüre des Gaucho. Gin hochgewachſener Greis öffnete mir ; hinter ihm
fichtlich die Beſeitigung der Todten darbietet , zu heben. In dem Proſpec:
ftanden eine Frau von Alter gebeugt , und zwei junge Mädchen ; ich
tus zu dieſem von einem Hrn. Willſon entworfenen Plane heißt es : „derſelbe bietet inſofern etwas beſonderes bar , alø er einen mächtigen Naum , vollfommene Sicherheit und ewige Ruhe in fich ſchließt. Der
Ruperto ausgerichtet.
!
Plan ift, hundert Acres als einen Gartenfirdhof, ziemlich in derſelben Weiſe, wie die beſtehenden Rirdhöfe einzuſdhließen ; in der Mitte ded: ſelben würde fich die große Pyramide erheben auf einer Grundfläche von 20 Acres, und empor fic thürmend mit ägyptiſcher Maffivität. Das durch würden in dem Maaße als die Pyramide fich erhobe, Hunderte von
Acred Raum erſchaffen .“ Die Victoria - Pyramide ſollte 900 Fuß hoch werden, un 100 Fuß höher als die größte ägyptiſche Pyramide. Man
berechnet, daß Millionen Leichen in dieſen Katakomben Plaß finden an : fönnten, ſo daß für die Unterbringung von Leichen aus London genommen , daß der dreißigſte Menſch jährlich ſtirbt, und London faſt
dritthalb Millionen Einwohner hat , ſo find der Leichen jährlich 80,000 – auf eine Anzahl Jabre hinaus geſorgt wäre. Aehnliche Plane Find jden mehrmals aufgetaucht, und man wirb endlich wohl einen der :
Criſtino Vergara !: 3hr ſeht die Fächerpalme' einige Soritte von da, bort ſteht ſeine Rütte ; ich dankte dem Mädchen und flopfte an die
war in Vergara's Hütte und hatte bald die Botſchaft des Capitán Dou Don Ruperto Caſtaños hier ! rief der Chilene lebhaft. Er ſollo wie ihr , in dieſer armen Hütte willkommen ſeyn . Ich bin nicht ohne Mühſal hieher gefommen , ſagte ich lachend, und will mich in Zukunft hüten zu zweien über eine Lianenbrüde zu gehen .
Zu Zweien ! verſeßte der Gaudo , deffen Auge funkelte und deſſen Stimme einen fremden Klang annahm. Ja , es war jemand auf der Hängebrüđe , im Augenblid als ich hinüberging, und da er wahrſcheinlich fürchtete erfannt zu werden , ſo
raſch vorwärts ſchritt, daß ich beinahe in den Waldbach ſtürzte. Während dieſer Neden beobachtete ich die ſeltſame Familie, in berer Mitte der Zufall mich geführt hatte. Das finſtere Geſicht des Gaucho drückte einen mühſam unterdrüdten Unwillen aus.
Das Weib des
Cabecillas y Guerrilleros.
Criſtino und die jüngere Tochter ſchienen mich gleichgültig anzuhören, während die ältere Tochter des Chilenen bei meiner Erzählung von den Zuſammentreffen auf der Lianenbrüde große Berwirrung zeigte. Die Neugierbe, welche zuerſt auf ihrem Geſichte zu leſen war , verwandelte
Criſtino Vergara.
fich in fichtbare Unruhe ; ihre ſchönen dunfeln Augen auf mich gerichtet,
felben queführen müffen .
I. ( Fortſepung .)
Der Capitan ſchüttelte den Kopf; er ſdien diefem ſeltſamen Bers bindungswege zu mißtrauen. 30 aber war ſchon entſchloſſen ſo ſchleus
ſchienen eine dringende und innige Bitte auszuſprechen. Sie kannte alſo wohl den Mann, den id auf der Brüde begegnet hatte ? fie fürde tete für ihn den Argwohn, den furchtbaren Zorn des Criſtino Vergara ! und ich hatte unwillfürlich eine unbeſonnenheit begangen , welche uns
64 heilvolle Folgen haben konnte; id gab dem jungen Mädchen fogleich
zu verſtehen , daß ich ihr ſummed Flehen begriffen hatte. „ Der Mann der auf der Brüde vor mir floh, fuhr ich fort , iſt wahrſcheinlich ein Salteador oder Wegelagerer aus der Nachbarſchaft, der mich beraubt haben würde , wenn ich nicht bewaffnet oder halb militäriſch gefleidet geweſen wäre , was ihn wahrſcheinlich zu dem raſchen Rückzug veran : laßt hat. Ich gab dieſe Grflärung nicht ohne eine gewiſſe Art von Berlegenheit, welche einem ſcharfildtigen Beobachter nicht entgehen
konnte , auch antwortete mir der Gauchu nur mit einer zweifelhaften Gebärde. Zum Glüd gab die Anfunft des Capitáng dem Geſpräch eine
Scheine des Feuers von weitem ſehen konnte. liane trug denſelben Cantaro unter dem Arme , den ſie dem Capitän hingereicht hatte ; ihr Nebozo von Baumwolle,1 nachläſſig über den Kopf geworfen , hing zu beiden Seiten in breiten Falten über ihre Schultern nieder , wie die
Draperien in byzantiniſchen Bildern. Sie verweilte einige Secunden unbeweglich in dieſer Stellung und glich einem alten Steinbilde. Der Mond beleuchtete das Dididit an der Brüde, und in dem hellen Scheine, der das junge Mädchen unigab , war es unmöglich , daß die geringſte
ihrer Bewegungen dem aufmerkſamen Blide eines Menſchen entgehen
andere Wendung. Criſtino Vergara erhob ſich eilig , um feinem alten Kriegscameraden die Hand zu reiden .
fonnte, der ſich etwa unter dem grünen Gehänge der Vrüde verborgen hátte. Ich begriff nun, daß liane ein Zeichen geben wollte. Sie begann damit langſam den Rebozo abzunehmen , den ſie zuſamnienrollte und auf den
Seyð tauſendmal willfommen, ſagte er zu Don Ruperto ; ich danfe
Kopf legte , um den Krug mit ſchmalem Fuße zu unterſtüßen , den die
cuch, daß ihr nicht vergeſſen habt, auf eurem Wege nad San:Vlas bei
Spanier von den Mauern entlehnt und nach Merico gebracht haben ; dann hob ſie ihren gebräunten bloßen Arm zu dem Cantaro und ſaidte fich an , nach dem Bache zu gehen , um ihn wieder zu füllen. Schon
Griftino Vergara einzufehren .
Ihr werdet mir noch wärmer danfen, erwiederte der Veteran, wenn ihr erfahrt, wag mich herführt ; aber ich werde es nur euch allein ſagen. In dieſem Augenblic ſehe ich , daß ihr alle geſund ſeyd, und daß wir
nicht zu ſpåt fommen ; das iſt die Hauptſache, ſagte er, indem er mir einen Blick des Einverſtändniſſes zuwarf. Ich ſehe aud , daß meine ſchöne „ lianenblüthe“ ein großes und hübſches Mädchen geworden iſt. Liane , die ältere Tochter des Gaucho, entfernte fich errothend , unb ihre Schweſter folgte ihr. Der Gaucho mit ſeinem Weibe ging hinaus
für unſere Pferde zu ſorgen. Mit dem Capitán allein fonnte ich mich nicht enthalten ihm die lInruhe mitzutheilen , welche mir von meinem erſten Geſpräch mit Criſtino zurückgeblieben. Liane trat in dem Augen : blid herein als der Capitän mir antworten wollte. Sie machte fich mit ſchlechtverhehlter Ungeduld viel um ung her zu ſchaffen . Ich glaubte zu verſtehen, daß fie mit mir allein ſeyn wollte, und erinnerte deßhalb Don Ruperto baran , wie wichtig es ren , ten Gaucho alsbald gegen einen wahrſcheinlichen Hinterhalt des Villa -Señor auf die Hut zu ſeßen. 3d ſterbe vor Durſt, erwiederte Caſtaños , und wenn das hübſche
.
war ſie dieſen nahe gefommen , als ſie plößlich einen Screi ausſtieß, wie eine verwundete Tigerin, den Krug fallen ließ, der in Stüde zer:
brach , und dem Fluſſe zueilen wollte; aber die Rraft ihres Willens hielt ſie zurück , und ſie beugte lid nieder , wie um die Stüđe des zer: brochenen (Sefasee aufzuleſen .
So errieth ungefähr die Urſache dieſer
plöblichen Aufregung . Glüdlicher als liane , welche nicht bis zu dem Bache gehen fonnte, ohne das Leben deejenigen in Gefahr zu bringen, den ſie liebte, nahte fich dasſelbe junge Mädchen, welches mir die Hütte des Chileno gewieſen hatte, fingend der Lianenbrüde, nicht nur den Kopf mit dem Kreuze beſchwert, ſondern auch mit einem Kranze der Purpur:
blumen , womit es ſeine Hanre ſchnüdte, als ich es befragt hatte. 34 verniuthete in demſelben eine Nebenbuhlerin lianens, und hatte Mits
leid mit der unglüdlichen Tochter des Vergara. Ich nahte mich unter dem Vorwante ihr beizuſtehen, lianen, die mit zitternder Hand die Bruck : ftude ihres Gefäßes vom Mooſe auflas.
Geht , ihm zu ſagen , ſprach ſie mit befehlenter, abgebrochener
Mädchen mir einen Valde friſchen Waſſers bringen wollte, ſo bin ich
Stimme zu mir, daß id ihn durch meinem Vater erdolchen laſſe, und
nachher gerne bereit eurem Verlangen nachzufommen. liane entfernte fich und kehrte ſogleich mit einem irdenen Kruge zurück, den ſie dem Capitán darreichte. Dieſes junge, hübſche, braune Mädchen , wie es fich gegen den Veteranen neigte , der ſeine Lippen mit der Unbeweglichkeit eines Arabers an den Rand des Gefäßes preßte, erſchien mir wie die
mich nach ihm , wenn er mit dieſem jungen Mädchen redet. Wer , ihn ? Saturnino.
hatte , gab er ihn dem Märchen zurück und drüdte zum Danf einen Kuß auf deſſen Stirne. Kaum war er hinausgegangen als liane fich
Saturnino ! verſeßte ich erſchroden . Wie ! die Tochter des Griſlino Vergaro liebt Saturnino Vallejo ! Ja , ich liebe ihn ! Und ihr wißt jeßt , daß es um ſein Leben ge ſchehen iſt, wie um das meine, wenn ich mit meinem Vater rede . Geht , ich bitte euc , tarum : Gott wird eure Barmherzigkeit lohnen. Ihr
mir näherte. Wen habt ihr auf der Brüde begegnet ? fragte ſie mich
werdet Saturnino auf der Lianenbrūce treffen .
.
bibliſche Rebeffa. · Als er mit einen Zuge die Hälfte des Kruges geleert
In dieſenı Augenblick erſchienen der Gaudio und der Capitän unter
bebend. Ginen jungen Mann oder einen Greid ?
Ich weiß es nicht, ich ſah nur einen Scatten, der faſt im ſelben Augenblice in dem Ufergebüſch verſchwand ; aber wozu dieſe Frage ? Weil , verſeßte ſie mit einer Miſchung von Stolz und Verſchämt Heit, der Schatten , den ihr geſehen, vielleicht der eines jungen Mannes
der Thiire der Hütte . Ich begriff, daß feine Zeit zum Zaudern war,
iſt, den ich liebe, und der in Todedgefahr fáme. Ihr habt meine Angſt verſuct , ihn zu zerſtreuen. 3d danke euch.
Antiquariſche Plane in Rom. Gin Schreiben aus Köln in der Liter. Gaz . vom 10 Januar meldet , daß ein Engländer. Namens Vanſittart, der påpſtlichen Regierung den Vorſchlag machte , vermittelſt
Und ihr 1, lauſt ihr feine Gefahr ? D, id, mein Vater wird mich tödten, wenn er jemals den Namen bedjenigen erfährt , den ich liebe !
wenn die Ergebniſſe der Unterſuchung zu gleichen Theilen zwiſchen der päpſtlichen Regierung und dem brittiſden Muſeum getheilt würden.
begriffen ; nachdem ihr den Argwohn meines Vaters gewedt, habt ihr
Während ſie so ſprach , ſchien das Mädchen mit leidenſchaftlicher Neberſpannung dem Tode zu troßen . Dieſe leßten Worte machten mich zittern , und ich dachte unwilfürlich dem Criſtino Vergara tödlichen Haß Name hätte den Gaudu beſtimmen tódten ? Mehr und mehr befümmert
an den Sohn des Jägers Vallejo, geſchworen hatte. Welch' anderer können , ſeine eigene Tochter zu und aufgeregt , reßte ich mich auf !
eine hölzerne Bank vor der Hütte, wo ich alle Bewegungen des junger:
und entferuite midy , bevor der Capitän mich ſehen konnte, während das
junge Madden nad der Gutte zurüdging. ( Fortſeßung folgt . )
eines Taucherapperats die Tiber nach Alterthümern zu unterſuchen, Die påpftliche Regierung ging aber nicht hierauf ein , ſondern verlangte den löwenantheil , nåmlich das Recht, die Ausfuhr jedes ſeltenen und werthvollen Stüde zu verbieten , während dem Engländer alle Koſten und alles Riſico geblieben wären . Dieſe ungeeignete Forderung brachte die ganze Unterhandlung ins Stoden . Die Nachforidungen werden inteß an den Ufern des alten Aulium fortgeſeßt , wo die Mauern alter Villas nocy jeßt unter dem Waſſer ſichtbar ſind. In dem Hafen von Gività Vecchia hat man einen foloſſalen Arm von ſeltener Schönheit gefuns
Mädchens, das in derſelben zurüdgeblieben war, beobachten fonnte. Ich ſah ſie das Feuer anſchüren, deſſen Flamme bald auffladerte und röth: lichen Schimmer durch die Spalten der Bambudwände warf. Nun fam
vielleicht in der Nähe des Funcorts des Arms liegt. Auch der See
Liane heraus und ſtellte ſich auf die Schwelle, ſo daß man ſie im
durchſucht und man erwartet eine reiche Grnte.
Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung .
den , und dieſer Arm muß natürlich einen Körper gehabt haben , der bei Nervi, der einſt von Billad und Tempeln umgeben war , wird Verantwortlider Redacteur Dr. 60. Widenmann.
Das Auslan d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 17.
20 Januar 1852 .
minderer Theilnahme blicken ſie auf einen Mann, der in der Ges ſchichte eine hervorragende Rolle ſpielt. Es iſt der kroatiſche
Omer Paſcha. Wer das Mittelalter kennen lernen will, wie es etwa im
16ten Jahrhundert beſtanden , darf nur Bodnien beſuchen und den Schleier, welchen der Jalam barüber gebreitet, wegziehen , To fins det er fich in graue Vorzeit zurückverſeßt. Streifen ſchon die Diſtricte der kroatiſchen Militärgränze ftarf an vergangene Zeit,
ſo iſt dieß noch mehr jenſeits der Save und Kulpa der Fall. Noch hauſen die türkiſchen Bege wie Ritter auf Schlöſſern und
Burgen und die Spahias erinnern an die alten deutſchen Feudals herren. Freilich würde die Wirklichkeit der Phantaſie einen argen Streich ſpielen , wollte man fich die Türken eben ſo
ſchön denken , als ſie auf feinen Stahlſtichen aufſehen . Schmuß und Unſauberkeit find dort mehr als irgendwo zu Hauſe, und nur die Natur entfaltet in Bosnien eine Pracht und einen
Renegat Dmer Paſca.
Die Panſlaviſten hoffen von dieſer Perſönlichkeit großes, in Wahrheit aber hat Omer bereits viel vom Türkenthum angezo gen , und dient nur ſo weit der Sache der Slaven , als er wirk
lich gegen die Chriſten mit einer Milde und Schonung verfährt, welche ihm unter denſelben um ſo mehr Sympathien ſchafft, als ſeine Vorgänger in Bolnien ſich nur durch die rohefte Brutalität auszeichneten. Servopia“ ( Blutrinfer) iſt das gewöhnliche Epis thet, das ihnen der Volkshaß beilegt, und die Chriſten wiſſen von ihrer Habgier und Luft Profelyten zu machen furchtbare Erempel zu erzählen. Es gibt keinen Paſcha, der nicht durch die Steuerpachtungen reich geworben wäre, einzelne, wie Fadli Paſcha z. B. hatten audy bie Mauthen, ja ſelbſt die Ueberfuhren
Farbenreichthum ,wiemanfte zum Theile in Italien nicht ſchös ( Stela's) an derGränze gepachtet.
Bereichern will fich einmal
in Bosnien alles, was irgend Gelegenheit dazu hat. Die Großen
ner finden fann. Klöſter find jedoch die einzige Brüde, wodurch Boonien und die Herzegowina mit der Civiliſation zuſammens
leben der Anſicht, die Rajah ( Chriſten ) ſeyen der Rebricht, der
hängt, und die Franziskaner bewahren in ihren , Samoſtan'e
Audwurf der Türkei.
manche Urkunde, welche der deutſche Urkundenforſcher gierig mit doppeltem Glaje prüfen würde. In der nördlichen Türkei wohnt
Ein Beiſpiel von fanatiſcher Proſelytenmacherei erzählte mir ein Geiſtlicher in Bosnien . In Gradac hatte ein Beg den fünf
ein kräftiger, ungebrochener Menſchenſchlag, hoch und ſtranım,
zehnjährigen Sohn armer Eltern zu ſich genommen und alle nur
und der gemeinſte Rerl ermangelt nicht eine gewiſſen Aufbrudes
erbenkliche Ueberrebungefunſt angewendet , damit er den Salam
Der Phyſiognomie. Und dennoch ſeufzt dieſes Volf, ein fräftiger Schlag, unter dem ſchwerſten Druck, den man ſich denken kann , und alle Verſicherungen der Journale von Konſtantinopel vom Gegentheil find leibig Lüge . „ Poturciti !" „türkiſiren“ iſt das Feltgedrei der Jelampartei ; doch iſt es den Orthoboren in Boss nien noch immer nicht gelungen , das Chriſtenthum unter den
annehme. Schöne Kleider, gute Flinten und ſo ein hundert Stück Groſden waren Motive, die ſchon manchen armen Burſchen bes wogen, nachgiebig zu werden, aber alles das fruchtete dieſmal nichts . Der Beg ließ den Knaben peitſchen, brohte ihm mit dem Lode, vergebens! Ein Pfarrer erfährt von dieſer ſauberen Bes handlung und hält dem Beg ſein thieriſches Beginnen vor. Der Türke droht beiden mit Verderben und reſpectirt nur die Dro
Halbmond zu meiſtern .
Der Druck , die Erpreſſung ſind gränzenlos, doch bei alle dem iſt das Volk nicht demoraliſirt.
Es iſt wißbegierig , gaſtfrei in hohem Grade und fennt ſogar ſeine Geſchichte. Noch mehr iſt dieß in Serbien und Montenegro der Fall. Beſucht der Reiſende
irgend ein Dorf und iſt er der Sprache einigermaßen mächtig, ſo kann er verſichert ſeyn, daß ihm der Hausvater auf der eintönigen, ſchwermüthigen Guêle aufſpielt und die Heldengejänge
hung des Prieſterf wegen höherer Beſchwerde; wie der Prieſter in ſeinem Wagen wegfährt, ſo ſtürzt der Knabe, der in ein Zim mer geſperrt war, aus dem Fenſter, und ichleppt ſich mit gebro
chenen Füßen dem Geiſtlichen nach, der ihn in ſeiner Behauſung barg und genug zu thun hatte, ihn von den Nachſtellungen ſeis nes Tyrannen zu beſchüßen. Seit Mohammed II die vielen Fes ſtungen des Landee zwang, denkt man der alten boonilchen Bane
ſeines Landes vorſingt. Die großen Geſtalten Zar Duſhan's, des Marko Kraljevitich, bes Lazni Zar fennt jeder, und man lernt ſie dort beſſer prüfen und beurtbeilen , als aus Frankl's und
und Könige nur mehr in den Volfégeſängen , mit dem Jslam iſt Chriſtenfnechtung und Feubaliemus eingezogen .
Vogl’s deutſchen Verballhornungen, die von den Südſlaven mitleidig beſpöttelt werden . Noch mehr hat ſich das Slaventhum
ſten tödten oder berauben, er iſt ſteuerfrei, nur der Rajah wird
Ungeſtraft darf jeder bosniſche Beg oder Spahia den Chri
in ſeiner Urwüchſig feit auf Montenegro erhalten, daß man die Veſte des Slaventhums nerinen kann. Es iſt das cinzige Eiland
gepreßt und gedrückt. Darum befanden ſich die Grundherren nir gend ſo wohl als in Bosnien , und der Tanſimat, ihnen auf der Spille des Schwertes eines Renegaten dargebracht, trieb ſie zu
ihrer Freiheit, auf das die Südſlaven ſtolz blicken .
der legten Inſurrection im Früjahre 1851.
Mit nicht
66 Die europäiſde Uniformirung iſt ihnen ein Gräuel und
dieſer Zeilen öfter Gelegenheit hatte ſich über ben jepigen Ses
„ elender Gjaur," „ Raize" oder „ Wiadhe" tas geringſte Scheltwort.
raskier zu unterhalten, als es ſich darum handelte, Croquis aus dem Südſlawenthume zu ſammeln, berfichert noch ſich mit Theilnahme des Kadetten Latas ( iprich Lata d ) zu erinnern,
Wähne niemand, daß man bloß in Kroatien oder Ungarn den ehrlichen Deutſchen einen „ Schwaben“ ſchilt. In Bodnien iſt alles „Schwabe, “ wenn es auch über der Rulpa ober Unna im öſterreichiſchen Kroatien wohnt. Stolz und Hochmuth charakteriſirt vorzugóweiſe den Lürfen, bazu paart ſich eine lächerliche Einbil bung und mehr als findliche Naivetät. Außer feines Geſichtes freiſes iſt keine Welt für ihn . Ich ſpeiête einſt bei einem begüterten Raimafam in Vibac. Als zum Deſſert prächtige Aepfel aufgetragen wurden , frug mich ber Lürfe ganz ernſthaft, „ ob bei uns auch Aepfel wadſen ?" Ich verneinte el . Sichtlich zufrieden verſegte mein Wirth : „ Ich habe mir's wohl gedacht, ſo etwas können nur wir haben .“
Uebrigens find auch die Türfen ſehr gaſtfrei. Als ich in ein Kaffeehaus trat, wo ſieben Türfen faßen , begrüßten mich alle. Kaum hatte ich Plaß genommen und Pfeife und Kaffee begehrt, als mir nad einanber fieben Taſjen gebracht wurten . Jeder
beeilte ſich zuzurufen : „Das iſt Kaffee von mir ! mir ! " u. 1. f.
Und das von
Man würde die Türfen beleidigen, wenn man
ibre Aufmerkſamkeit auéidlüge.
Dafür erkundigen ſie ſich gerne,
ber bamals in ſeiner Kanzlei arbeitete.
Michael Latas wurde am 24 Nov. 1806 zu Dgulin in der Militärgränze geboren ; ſein Vater war Militär - Communitätés Oberlieutenant baſelbſt, und ließ ihn frühzeitig die Soule be
ſuchen. Später beſuchte Michael die Militärſchule zu Gospic. Die Militärſdulen in der Gränze, bis ießt nod immer ziemlich ärmlich dotirt, waren dazu beſtimmt, bie Kadetten zu Dfficieren, und die Söhne der Kauf- und Handwerkeleute zu tüchtigen Ger dhäftsmännern heranzubilden. Michael machte beſonders im Zeichnen Fortidritte, und entſchied ſich bald für das Geniewejen. Die froatide Militärgränze iſt an tüchtigen Ingenieuren nicht arm , fte beſitt trefflichere Straßenzüge, als die Civilprovinz, und es ſind mitunter ſehr fähige Dificiere, welche den Bau und die Erhaltung derſelben zu überwachen haben . Selbſt mehrere Baudifaſterien und Bauämter ſind mit Officieren beſept, und es darf in der Gränze nicht frappiren, wenn man einen Oberſts wachtmeiſter ober einen Oberſtlieutenant trifft, welder noch immer
wie es in der Welt ausſehe, was man oben treibe und von ihnen
en grande tenue militaire zugleich Baudirector oder ſonſtiger
halte .
Oberbeamter ift.
Alles dußt fich. „ Biſt du in Wien auch geweſen ?" frägt ein Kaffeelausgaft. ,,Gi mohl, und wie hat es dir bort gefallen ? " „Oh Wien molto ſchön ſchön ſchöne Weiber. " Ich ſprach damals das Kroatiſche noch nicht geläufig und mein Jürfe mengte beutich und italieniid poſfierlich zu einem
Jargon . Die fürchterlidiſte Beleidigung, die inan jedoch einem Türken anthun könnte, wäre ihn zu fragen , ob er hübſche Wei31 Savalja, beröſterreichiſchen Contumazſtation , ber befiße. In war ich ſo frei einem türlichen Beg eine ſolche Frage zu ſtellen . Er warf mir einen entſeßlichen Blick zu, als wollte er mich ver-
In der Gränge wird alles nach Dienſtjahren
und Dificier@graben gemeſſen .
Ein guter Ingenieur oder allere
fals Baudirector zu werden, mochte vielleicht damals das bes
ſcheidene 3deal tes jungen Gränz-Kadetten geweſen ſeyn . ta8 diente unter dem Hauptmanit Sanftit, ließ ſich bei den Ars beiten am Welebit, welcher die froatiſche Militärgränze von Dale matien ideitet, verwenden, und ging ſpäter nach Zara. Dort griff der Zufall plößlich in bas bis jeßt ziemlich cinförmige Leben bee Jünglinge mit rauber Hand ein und warf ihn auß allen jeinen 3Uuſionen . Sein Vater batte ta llnglücf, im
Hatte
Spiele hundert Gulben aus der Kriegécaſſe zu verlieren und deßhalb caſſirt zu werden . Für den Sohn war das in der vor märzlichen Periobe leider ein gewaltiger Schlag. Ronnte ſein
ich dich nur auf türkiſchem Boden , elender Gjaur, ich wollte dich
farger Solb auf die Länge hinreichen , eine ergrauten Eltern
nichten und bließ dann eine dichte Raudwolfe von fidy.
To fedt fragen lehren ! " mochte der Schwarzbart wohl bei fich
und ſeine Schweſter zu ernähren ? Seine beiden Brüber hatten
denken, und in der That wäre es nicht gerathen , in der Türkei nach Weibern zu fragen. Omer Paſqa hat zuerſt die Mohammebaner menſchlich ſein und menſdhlich fühlen gelehrt. Selbſt jeßt, ale , Rechtgläubiger“, liebt er es ſich mit Landsleuten zu
ebenfalls ihre Gagen ſehr knapp zugemeſjen.
Damals ſtieg zuerſt
der Gebanke in ſeiner Seele auf, Deſterreich, wo es im Vors märg ſo überaus ſchwer war, eine ſchnelle militäriſche Carriere zu machen , zu verlaſſen , und in einem andern Staate ſein Glück
umgeben, und beſonders waren es die Franciệkanermönche, welche
zu verſuchen .
fich ſeiner Gunft zu erfreuen hatten , wie z. B. Žufic, Prieſter zu Fojnica bei Banjalufa, Omer Paidha's eifrigfter Panegyriſt und Biograph. Leider iſt es faſt ganz unmöglich, Schriften und
fei fonnte ihm in wenigen Jahren bieten, was ihm Deſterreich
Darſtellungen aus Bodnien zu erlangen.
Alle Gelehrſamkeit
Michael brauchte nicht weit zu ſchweifen , die Tür
lange nicht gewährt hätte.
3m Jahre 1828 deſertirte Michael
Latas aus Zara , wo er im Bureau des vorhin von mir ers wähnten, jebigen Oberſtlieutenante von M ... 6 gearbeitet hatte. Von Knin aus flüchtete er nach Banjaluka in Bobnien, was durch
ſteckt einzig und allein in den Klöſtern, und die Buchdruckereien , die im 15ten und 16ten Jahrhundert in der Herzegowina meiſt von Mönchen geſtiftet wurden, find eingegangen. Nur in Gets tigne auf Cernagora wird noch gebrudt, und zuweilen fömmt
die Belegung Eugene im legten Lürfenkriege befannt wurbe. Jufic behauptet, er babe ſich bei einem gewiſſen Boic geborgen , der ihn in Travnit dem dortigen Vezier empfehlen wollte, um
irgenb ein boniſcher Jüngling nach Agram oder Zara, um die Typographie zu erlernen . Omer Paſcha ſelbſt liegt viel und in mehrern Sprachen, die er fich recht fließenb eigen gemacht hat.
ihm Dienſte zu verſchaffen, Omer Pajda hätten aber bie tamalis gen Zuſtände Bosniene ſo miffallen, daß er icon im 3. 1829 Bosnien wieder verließ. Viele verſidyern indeß, Omer Paſcha
Gr ſpricht illyrijd , deutſch, franzöſiſch und italieniich, und von
wäre gleich nach einem kurzen Zwiſchenaufenthalte in Bodnien nach Widbin in Vulgarien gereiet. Dort blieb Michael bei dem
Den orientaliſchen Sprachen türfiſch und arabiſch. Es iſt noch nicht lange her , daß Omer jene bedeutende
Damaligen Vezier Huſſein Paida fünf Jahre lang, indem er
Rolle in der Türkei einnimmt , während er in der militäriſchen
teſſen Kinder italieniſch lehrte, während er ſelbſt von ihnen tür
Gränze Kroatiens vielleicht höchſtens Hauptmann oder Major
fiſch und arabiſch lernte.
Im J. 1834 finden wir ihn in Kon
Seine Vergangenhelt ließ ſeine Zukunft nie
ſtantinopel bereits im Departement des Kriegéminiſteriums ale
ahnen . Obriſtlieutenant von M ... , mit welchem der Verfaſſer
Kanzelliften. Von da an gelang eé ihm ſich von Poſten zu
geworten wäre.
1
1
1
67 Poſten zu ſchwingen , und die Aufmerkſamfeit des Großvezier! auf fich zu ziehen, indem er ihm einen Plan von Konſtantinopel dedicirte. A18 Oberſt ſchlug er iin J. 1839 den Ibrahim Paſta in Syrien bei Beffeja und trug dadurch weſentlich zur Beendis
zung des ſyriſch -ägyptiſchen Feldzuges bei, worauf er zum Ges neralmajor erhoben wurde und den goldenen Nicanorden in Brillanten erhielt. 218 er ſpäter die Druſen, welche die katho lijden Maroniten am Libanon beunruhigten , beſiegte, erhielt er
allein von liverpool aus im Jahre 1851 – eine Thatſache, welche den völligen Beweis dafür liefert, daß das Volk von Irland , welche Vers beſſerungen auch immer , wie behauptet wird , in dieſem Lande bewirft worden ſeyn mögen, dieſelben zu würdigen noch bis jeßt nicht gelernt hat . Auch in dem angefangenen neuen Jahr, ebenſo wie in den leßten Monaten des alten , geht nody immer in Irland der Strom der Aud:
wanderung, ter zum Sprüd wort gewordene robus, ohne ein Sympton von Aufhören oder Abnahme von den ſüdlichen Landſchaften aus reißend ſchnell abendwärts , und ganze Diſtricte an den Gränzſtreden von Tips
vom Sultan einen reich mit Brillanten beſepten Säbel. Im J. 1845 weigerten die Arnauten die Refrutenſtellung und Achtung der neuen Gelege ; Reichib Paidha befriegte fie mit 26,000 Sie verſchanzten ſich in der Feſtung Prizren, und mäh . rend Reichid Paſcha den Angriff nicht wagte, chlug Omer Pas
icha mit nicht mehr als 6000 Mann los. Am dritten Tage überſandte er Reſchid Pada bie Schlüſſel der Feſtung.
den
Gefränkten .
Cabecillas y Buerrilleros.
Redib
entbrannte deßhalb gegen Omer im gehäßigſten Neide, und wandte alle möglichen Cabalen an , ihn zu Konſtantinopel zu ſtürzen, indem er ihm Blutgier und den idyonungsloſen Mord der Türken vorwarf, allein der Sultan antwortete auf dieſe Inſinua tionen dadurch, daß er Omer Paída einen Ehrenſábel mit Brils lanten jandte. Allein nun ſpielte Omer, und wohl nicht mit Inrecht,
heißt es in einer andern engliſchen perary, Kilfenny und Waterford Zeitung vom 10 Januar find in einem Zuſtande zurückgelaſſen wer: den , der wenig beſſer iſt als tie Ginode der Wüſte. Alle Bewohner ſind verſchwunden.
Nach ſo glänzenden Waffentbaten
hatte er gehofft, zum Muſchir erhoben zu werden . Dieſe Würte
war ihm nicht ertheilt worden , er forderte und erhielt ſeine Entlaſſung aus Kriegedienſten und lebte an acht Monate zurüd gezogen in Konſtantinopel. A18 die Kurben ſich neuerdings em. pörten, warf tel Sultan ſeine Augen auf Omer, und der friege kundige Menegat führte den Feldzug in einem Monate zu Ende, nahm bag Dberhaupt Beber Chan nebſt andern Anführern ge fangen , und nun wurde er zum Muſchir erhoben und mit neuen brillantenen Infignien beſchenkt. 218 die Ruſſen in den Donau fürſtenthümern einrückten , wurde Omer Paſcha an der Spige eines Corps nach Bukareſt entſendet. In Bukareſt verſtand es der gewandte Kroate, die Sympathien ter romaniſchen Nation der Pforte zuzuwenden . Aber auch mit den Ruſſen wußte fich Omer trefflich zu benehmen, und der Gzar verlieh ihm deßhalb den St. Annenorden erſter Claſſe und der Sultan den goldenen Niichan - Drben Imtias. ( Schluß folgt.)
Griſtino Vergara . II .
Während ich mich langſamen Schrittes der Brüde näherte, drängte fich mir die peinliche Frage auf , ob Saturnino lianen die volle Liebe erwiederte, welche dieſe nicht hatte verbergen fönnen ? Und im entgegen:
geſeßten Falle fonnte der Läſtige, welcher eine Zuſammenfunft flörte, nicht ausgefekt ſeyn , ſehr übel empfangen zu werden ? Dennoch ging ich auf die Brüde zu mit der Vorſicht des Naturforſchers, der die Lebens weiſe des Tigers und Löwen in ihren heimathlidhen Wäldern ſtudiren will, und nicht vergeſſen darf, daß es dort feine eiſernen Gitter wie in den Menagerien gibt , um ihn zu vertheidigen , auch vergaß ich nicht, daß in dieſem kleinen halbwilden Dörfchen weber Alcaden nod Gendars I
men zu meinem Schuße bereit waren .
Je weiter ich vorwärts ſchritt , deſto filler wurde es um mich her. Bald hörte ich nur noch das Geplätſcher des Badies und das Säuſeln der Lianen in dem lauen Nachtwinde. Nur zuweilen miſchten ſich mit dem Geflüfter der Palmen die dumpfen Laute , die aus den Hütten brangen , das Geliſpel von Saturninos ober der Dorfſchönen Stimme, die ihn zu verfolgen ſchien . Kein Fußtritt fniſierte auf dem dürren
Laub im Mooſe, und endlich verflangen auch die Stimmen . All dieſes ſchien mir von trüber Vorbedeutung für die arme Liane. Ich hatte meine Augen unbeweglich auf die Brücke geheftet , und diejenige nicht
zurüdfehren ſehen , welche ich ihre Nebenbuhlerin nannte , und die ſo voll Zuverſicht auf ihre Schönheit dahingeſchritten war. Liane war, wie ich nicht bezweifeln konnte, verrathen , bitterer Inwille erfaßte mich ; ſo viel Liebe hatte der nicht verdient. Ungewiß ob ich zurüdfehren ſollte, ihr die traurige Nachricht zu verfünden , ging ich über die Brüde und ſtand an derſelben Stelle, wo ich vor iner Stunde vom Pferde geſtiegen
Die Auswanderung von Liverpool aus im Jahre 1851 . Der Regierungsbericht betreffend die Zahl der Auswanderer, welche über Liverpool die Heimath verlaſſen haben im Lauf des verfloſſenen
war ; auch hier war alles öde und ſtill. Der Mond beleuchtete nur eine weite Einſamfeit, hohes Gras, worin Leuchtfaſer ſchwirrten oder Cicaden zirpten, und Palmen, welche ihre Schatten auf die bene warfen. Dieſe nächtliche Landſchaft war traurig für Herz und Auge.
Jahres , iſt eben ausgefertigt. Der Mancheſter Guardian vom 10 Januar 1852 theilt bereits die Geſammtzahl vor der officiellen Veröffentlichung
hatte , ging ich in entgegengeſeßter Nichtung hin ; endlid fonnte ich
( Š. Nr. 137 v. vor. Jahr. Zuſaß zu dem Aufſas über die iriſche Auswanderung.
des Berichts mit. Sie beläuft ſich auf 206,000 ! Davon ging die große Mehrzahl natürlich nach den Vereinigten Staaten , nåmlich 196,881. Es gingen alſo noch keine 10,000 nach den übrigen Richtungen der Welt — nad Südamerika, Canada (nur 3889), New Brunswid , Auſtra lien ,1 Weſtindien , dem Cap der guten Hoffnung , Weſt-Afrifa , Neu:
fottland, Neufundland und China. Ungeachtet der offenbaren Reizmittel und Beſtrebungen der engliſchen Regierung, den Strom der Auswan : Derung nach den auſtraliſden Colonien zu leiten, iſt doch nur die vers hältnismäßig unbedeutende Anzahl von 1800 Emigranten in der Liſte verzeichnet, welche ſich in Nord- und Süd-Auſtralien zuſammen nieder: gelaſſen haben. Die Hauptauswanderung Englands nach Auſtralien aber geht befanntlid von der Themſe aus. Es iſt zur Genüge bekannt,
Nachdem ich noch einige Sdritte an dem Bache auſwärts gemacht nicht mehr zweifeln , daß Saturnino verſchwunden war, und kehrte nad
der Hütte des Gaudio zurück. Liane ſpähte nad meiner Rückfehr mit fieberhafter Ungeduld. Ungeadytet nieines Mißlingens hielt ich an mich, als ſie mir entgegenfam .
Habt ihr Saturnino gefunden ? fragte fie abgebrochen. Ich habe gethan wie ihr mir geſagt habt. Ich glaubte mich durch
dieſe ausweichende Antwort aus der Verlegenheit zu ziehen ; aber ein Weib , dad liebt , iſt doppelt ſđarſſichtig.
Jhr habt ihn geſehen ? erwiederte ſie. Wie ſteht es um ihn ? Dieſeomal mußte ich mit der Antwort zögern. Es iſt falſch ; ihr habt ihn nicht geſehen, fuhr Liane erbleichend fort, und mein Schweiz gen beſtätigte ihre Zweifel. Ihre Fräftige Natur waufte einen Augen:
weitem der größte Theil der in Liverpool ſich einſchiffenden Aus
blic vor einer furchtbaren Wirklich feit, der Untreue Saturnino's. Zwei
wanderer von Jrland find , und es iſt erſtaunlich zu hören , daß ſich
Thränen entquollen ihren langen ſchwarzen Wimpern, es waren die ein zigen ; dann faste fie alle Madt ihres gebrochenen Herzens zuſammeu
daß be
unter den 206,000 Heiniathémüden über 200,000 Jrländer finden
68 and ging idyweigend in ihre väterliche Hütte zurüd. 3th reßte mich wieder unter das Vordady, mit dem Vorgefühl , das man empfindet wenn man die Lunte einer Pulvermine rauchen fieht. lianens heftiges Beſen mußte das Gewitter losbrechen machen , das ſich zuſammenzog. 3 ſah mit Beben wie ſie ſich ihrem Vater nahte, und ihn in das nächſte Gemach zog. Der Capitán , welcher zu mir getreten war , be . werkte meine Niedergeſchlagenheit. Ich hatte ihm ſchon meine Unruhe
den Thüren. Schweigend erwiederte der Gaudo den Gruß ſeiner Nadha barn und reßte ſeinen Weg fort von dem Gebel der Wächterhunde begleitet. Der Capitán und ich verdrießlich die Wälder zu durchſtreis fen, anſtatt zu Abend zu eſſen, rebeten ebenſo wenig. In einer einzigen Hütte ſchlief man nicht; hier warf die Feuerſtelle nodi ihren Schein ; es war Lianeno Hütte. Meine Gefährten floben wie der Sturmwind vorüber ; indem ich mein Pferd anhielt, hatte ich Zeit den Blumenſtrauß
áber den Argwohn des Gaucho gegen ſeine Tochter mitgetheilt ; als ich
ungeſehen durde die offene Thüre zu den Füßen derer zu werfen , für
ihnu ſagte, daß Liane Saturnino Vellejo liebte, als ich der wüthenden Giferſucht des jungen Mädchend und meines vergeblichen Ganged nach
welche ich ihn beſtimmt glaubte. 3d fah fie zuſammenſdaubern, die ſymboliſchen Blüthen aufnehmen und ſprengte weiter.
der Brüde erwähnte, runzelte Don Ruperto die Stirne, und ſagte mit
Nachdemn wir das Dörfchen hinter uns hatten , vertieften wir uns
einem Ausdruck des Scherzeg, der nur übel ſeine Mißſtimmung verbarg : Caramba ! eine doppelte Venganza ! Saturnino und Villa -Señor ! Das
auf einem Pfade, der unter ſeinem grünen Laubdache einem Keller: gewölbe geglichen hätte, waren nicht einige Mondesſtrahlen zwiſchen den
find zwei Beweggründe, un heute Abend nichts zu eſſen zu befommen .
verſchlungenen Zweigen durchgedrungen. In dieſem Urwalde waren
Ein Schrei der Wuth, der aus der Hütte ertönte, unterbrach Don
wir zuweilen genöthigt und tief auf den Sattel zu būden , und nicht in dem wirren Gewebe der Wucherpflanzen zu verſtriden. Die langen
Ruperto. Criſtino trat in das Gemach mit dem Feuerherbe zurüd, der feine von wilder Leidenſchaft belebten Züge beleuchtete, die noch furcht:
Fächer der Palmen verſperrten und bei jedem Søritt den Weg. Auf dem weichen ſchwammigen Waldgrunde war der Trab unſerer Pferde unhörbar, und die nächtlichen Harmonien dieſer prächtigen Wälder
Sarer waren als die ſeiner Tochter.
Caſtaños ! rief der Gaucho, ihr ſend mein Gaft und mein Freund, and werdet inir beiſtehen die Ehre meines Namens zu rächen. Der Sohn Vallejo's hat meine Tochter entehrt, ſie ſelber geſteht es ; aber der Ehrenräuber iſt in dieſen Wäldern ..
wurden nicht geſtört. ( Fortſepung folgt.)
Auch ihr Herr Cavalier, der
gerd eure8 Wirthes iſt entweiht .. Zu Pferde ! Zu Pferde! Es wäre ſehr überflüſſig geweſen in dieſem Augenblid mit dem alten Gaudio zu rechten ; beſſer war es, indem man in ſeine Radhepläne
Mi s cellen . Die Inſeln Sfye und Lewis (Hebriden ). Neueſte Kunde. Noch immer herrſcht dort die bitterſte Armuth ; fie iſt mit nichts in
einzugehen ſchien, fich eine Gelegenheit vorzubehalten , wenn es in uns ferer Macht ſtand denjenigen zu retten , den ſie bedrohten . Wir eilten baher unſre Pferde zu fatteln, und in einigen Augenbliden waren wir an einem nächtlichen Ritte bereit, deren Ziel Saturnino'o Hütte zu feyn fchien. Im Moment als wir aufſtiegen , ſah ich den Gaudio , außer
der Welt zu vergleichen. Die Lewis enthält einen Flächeninhalt von 400,000 Acres , wovon das meiſte Felſen und Moore find; fie liefert den meiſten und beſten Torf in der Welt. Von dieſen 400,000 Acres find nur 10,000 Acres anbaufähig. Die Bevölkerung beträgt jeßt 20,000 ; der gegenwärtige Beſißer und Eigenthümer Sir James Mathe: ſon faufte die Lewis im Jahre 1844 von der Seaforth- Familie. Die Bevölferung der Inſel beſteht hauptſächlich aus Crofters und Cottars ; erſtere find Pachtbauern , die fleine Flecke Landes halten , und legtere beſigen kein Land, ſondern verdienen ſich ihr Vrod durch Tagelohn und Fiſden. In Sfye beläuft ſich die Zahl dieſer beiden Glaſſen, der Cot:
dem Laſſo der an ſeinem Sattel befeſtigt war, auch die noch furchtbaren Wolas die an einem ledernen Niemien hingen , um den Leib gürten. Bevor ich mich mit meinen beiden Gefährten entfernte, warf ich einen lebten Blick in das Innere der Hütte ; die Mutter und das jüngſte Mädchen ſchluchzten in einem Winfel und einige Schritte von ihnen ſaß Piane , den Kopf mit dem Nebojo verhüllt. Gegen die Lianenbrüde ſpornten wir zuerſt unſere Pferde ; ſie war ode, wie ich ſie verlaſſen hatte Nadidem Criſtino einen Blick um ſich
tars , die fein Land halten , und der Croftere, die weniger als 8 Acres in Pacht haben , gegenwärtig auf 19,000 unter einer Geſammtbevöl:
geworfen hatte, ſtieg er raſch vom Pferde und bückte fich, um die Fuß: ſpuren zu unterſuchen ; er ſprang alsdann auf die Brüđe , ging nach Ber andern Seite und ſeßte ſeine Nachforſchungen fort. Wir warteten Das Ende derſelben ab ohne eine Wort zu wechſeln, und da unſer Aufs enthalt ſich verzögerte , ſtieg audy ich ab . Ich hatte nie ohne großes Intereffe Indianer oder Meſtizen der neuen Welt den Boden wie ein geheimnißvolles Buch befragen ſehen ; id folgte daher dem Gaucho. Blöblic fielen meine Blide auf einen Blumenſtrauß, der nur von einer Der hübſcheſten und gefallſüchtigſten Schönen des Pueblo hatte im Graſe vergeſſen werden können . Dieſer Strauß war aus wilden Blumen mit einem wohlriechenden Binſenzweig ( Chintule ) zuſammengebunden. Mein
efter Gedanke war , daß dieſes Anzeichen unter den betreffenden Im-
ferung von 22,500 , oder von den 4335 Familien , die in Sfye find,
find 3645 Crofters : und Cottars- Familien ! Wie eine Inſel iſt, ſo ſind die Hebriden alle. Die Armuth der ſchottiſchen Seehodlande iſt in: curabel.
Die Arbeitseinſtellung bei den Mardinen werfſt å ta ten in England. Die engliſchen Blätter bringen bekanntlich tägliche Berichte über dieſen Streit zwiſchen den Maſchinenbauern und ihren Arbeis tern . Die Shipping and Mercantile Gazette vom 14 Jan. führt die Nanien der 36 Firmen auf, welche außerhalb London fich befinden, aber mit der Central: Union in London fich verbunden haben , ihre Arbeiter zu ent laſſen Die Zahl der Arbeiter iſt 10,350 und da von zwei Fabrifen die Zahl der Arbeiter nicht angegeben iſt, ſo mag die Geſammtzahl wohl 11,000 betragen . Die Nachrichten , daß mehrere fleinere Fabrifanten von der Verbindung zurückgetreten Feyen , hat fich nicht beſtätigt, im
fanden von einigem Werth ſeyn könnte, und ich Fehrte zu dem Capitán jurud , der uns geduldig am Eingang der Brücke erwartete. Seht , was ich gefunden habe , ſagte ich zu ihm . Ginen Blumenſtrauß ! Es iſt ohne Zweifel eine ſymboliſche Bots Fichaft für Liane ; man muß ſie ihr alsbald zuſtellen . Das ſchwierigſte war dieſes Vorhaben auszuführen , ohne daß Gri: fino es gewahr wurde , und ſchon wollte ich zu Fuß nach der Hütte siten, ale nad beendigter Unterſuchung der Gaudio ausrief: zu Pferde ! 3d weiß jeßt wohin wir uns wenden müſſen ! Der Chilene fam über die Brüde, ſchwang fich in den Sattel und
falle, daß fie dasſelbe thun würde ; wir haben , bemerfen ſie , feine
war und bald vorausgeſprengt. Es war zum Glück in der Richtung
Klage gegen unſere Arbeiter , halte: es aber nichte deſloweniger für
ſeiner Hütte. Die einzige Häuſerreihe des Dorfes, durch die wir famen, lag in völligem Dunfel. Einige Neugierige, welche vielleicht die Urſache feines Gehens und Rommens erriethen !, zeigten ſich da und dort unter
unſere Pflicht, bei einer ſolchen Gelegenheit gemeinſame Sache mit den Arbeitgebern zu machen .“ Die Sache verwidelt fich ſeltſam , und wir werden wohl ſpäter auf dieſen Verlauf zurüdkommen.
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Budhandlung.
Gegentheil ſcheint ſich die Zahl der Theilnehmer zu mehren Die Ins haber einer großen Gießerei in der Nähe von Wigan haben erklärt, fie ſeyen von jeher den Verbindungen der Arbeitgeber entgegen geweſen, da fie aus Grundſat die Verbindungen der Arbeiter mißbilligt hätten ; fie wollten indeß zu den Fabrifbeſißern halten, und ſomit ihre Arbeiten
zu gleicher Zeit ſchließen . Eine große Firma in Liverpool ſchreibt gleich :
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenma nn.
0
Das Auslan d. E in Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 18. t
21 Januar 1852.
Beiträge zur Ethnographie Vorder- Aftens.
noch den verfolgenden Armeniern Pferde, Turban, Hemd und
2. Charakter, Lebensweiſe und Sitten der Kurden.
die Kurben durchaus nicht mit der Contrebande befaſſen , welche an der ruſſiſchen Gränze gegen Perſten und die Türkei ſo ſchwung haft betrieben wird und für gewandte Schmuggler ſo einträglich
( Bon Dr. Moriz Wagner.)
Raub und Diebſtahl gelten befanntlich bei allen wilden Völfern nicht als entehrende Verbrechen , ſondern find nach ihren Bes griffen des Mannes, des Tapfern , vollkommen würdig. Aber ſo
tief in Charakter, Lebensweiſe und Gewohnheiten eingedrungen, wie bei den Kurden, iſt die Haubluft bei feinem der barbariſchen Völfer, welche ich während fünfjähriger Reiſen in Afrika und Ajien zu beobachten Gelegenheit hatte, nicht bei den Lataren und Tſcherkeſſen am Kuban , nicht einmal bei den Beduinen und Kabylen der Berberei. Nach den Anſichten der Kurden gehört
Hoſen abgenommen, war unvergleichlich.
ift.
Dagegen wollen fich
Da niemand beffer als der Kurbe bie Gebirgswege fennt,
und niemand es ihm im Steigen und Schleichen zuvor thut, jo wäre ihm ein leichter und ſicherer Erwerb durch den Schmuggel geboten .
Aber dieſe Art von Gaunerei und Liſt iſt ihm zu
modern . Selbſt gegen gute Bezahlung wil er von den armenis ſchen Händlern ſich nicht für die Contrebande gewinnen laſſen ,
da fie nicht zu den alten Gewohnheiten ſeines Stammes gehört. Die Tracht der Kurden iſt nach den Gegenden, welche fie
gewaltſamer Raub zu den ächten Heldenthaten, und jeder berühmte
bewohnen, faſt ebenſo abweichend wie ihre Phyſiognomie.
Häuptling, den ihre Lieber feiern , bat nicht nur gegen die tūrs
hohe gelbe Filzmüße iſt nicht überall ihr Kopfidmuck. Im tür
kiſchen Paſchas und gegen die ungläubigen Ruſſen gefämpft, ndern auch Karawanen geplündert und die Dörfer Der feberi-
fiſchen und ruſſiſdien Armenien tragen ſie häufig Turbane. Leba hafte, bunte, ſchreiende Farben lieben fie alle, Männer wie
ichen Abſchami überfallen . Inbeffen gilt im Orient die Anſicht,
Frauen.. In den ſüblichen Gauen des eigentlichen Kurdiſtan trägt
daß der Kurbe bei ſeinen räuberiſchen Unternehmungen fich doch honneter unb menſchlicher benehme, als der Tatar, Turfomane
der gemeine Mann einen weiten Kaftan , Antari genannt, ge wöhnlich braun und weiß, darunter ein engeres Gewand im tür
ober der Beduine. Wenn nicht die Pflicht der Blutradie es ihm gebietet, mordet er nie den Beraubten , enthält ſich ſogar jeder
tiſdien Schnitt mit einem ledernen Gürtel, welchen Metallplatten zieren. In den nordweſtlichen Gegenden nähert ſich die Tracht
Mißhandlung, wenn leşterer ſich nicht zur Wehre ſeßt. In der Provinz Sriwan iſt es öfters vorgekommen , daß Rurden in den überfallenen Dörfern den Leuten alles Gute und Brauchbare, ſelbſt das Hemb am Leibe weggenommen , ihnen dafür aber ihre eigenen ſchlechteren Kleider als Geſchenk zurückgelaſſen haben. Auch geben ſie nicht ſelten ben Aermſten in den geplünderten Dörfern einige Lebensmittel zurück, um fte vor dem Hungertob
der tatariſden , in den Gebirgslandichaften am untern Tigris der arabiſchen. Sehr verſchieben iſt auch die Bewaffnung . Die Feuergewebre, die ich bei den Kurben in Perſien und in der Sürfei geſehen, find überaus ſchlecht, meiſt Puntenflinten . Selbſt bei den mädrigen und wohlhabenden Stämmen kommt ſelten mehr
zu bewahren . Auf Dankbarfeit iſt bei ihnen freilich nicht zu rechnen . Auch ihre Freunde und Wohlthäter, bei denen ſie früher
eine ſehr lange Bambuslanze, gewöhnlich mit einem Buichel von
das Gaſtrecht genoſſen, plündern fte gewöhnlich ohne Gewiſſen8ſcrupel aus und ſagen dann zur Beſchönigung ihrer That : „wenn ſie nicht Hab und Gut ihres Gaſtfreundes genommen , ſo wäre
auch frumme Säbel und lange breite zweiineidige Dolce, Rands ſchar genannt. Der Häuptling beſigt gewöhnlich auch Piftolen . Andere Waffen habe ich bei den Kurden nie geſehen auch nicht
nach ihnen wohl ein anderer gekommen , der ſich deſſen bemächtigt
Panzer und Stahlhemben , wie deren Ker Porter im perſiſchen Kurs
A18 Gäſte beobachtet ſie ben jeltſamen Brauch, daß fie
biſtan noch vor 30 Jahren gefunden hat. Rich ſpricht von den Holzkeulen mit Eiſennägeln beſchlagen , welche er bei den Zab
hätte."
das bargereichte Brob aus der Mitte, nicht vom Rande brechen, Haben ihre Lippen aber zufällig den Rand des Brobed berührt, ſo ſind ſie nach ihren Begriffen dem Gaſtfreunde zur Danfbarfeit verflichtet und dürfen ſich auch ſpåter nicht mehr an ſeinem Eigens
thum bergreifen.
In der Kühnheit des Stehlens werden die
Kurden vielleicht nur von den Siour und Huronen Amerika's
übertroffen.
Die Geſchidlichkeit mit der fie unſerer Karawane
im Augenblicke des Lagerns auf dem Khaft-Göl mehrere bepackte Pferde entführt hatten , und die Schnelligkeit mit der ſie dann
Die
als ein Feuergewehr auf 10 Mann. Dagegen trägt im türfi ſchen Armenien und im perſiden Kurdiſtan ber kurdiſche Reiter ſchwarzen Roßhaaren oder Wolle oben geziert.
Viele tragen
Stämmen als gewöhnliche Waffe geſehen , und die nach ſeiner
Gdhilderung furchtbare Waffen ſind. Außerdem tragen dort die furdiſchen Fußgänger Säbel und leichte Schilde. Das Schieß= pulver wird von den Kurden Derman genannt, was ſo viel ale wirfjame Mebicin bedeutet .
Die Pferde find im üblichen Kurdiſtan nicht allgemein im Gebrauch .
Nad Rich ſind die Kurben im Paſchalif Suleimanieh
kühne aber ſchlechte Reiter, welche im Gegenſage zu den Arabern
70 Alle von ihm empfangenen Geſchenfe oder die erpreßten Gelber gehen auf dieſem Wege mies
die Pferdezucht wenig verſtehen, und die von Natur gute Race burd wildes Jagen über Stod und Stein verberben. Man reite, ſagt er, ein Pferd gerne nach einem Araber, allenfalls auch nach einem Sürken , aber gewiß nie gerne nach einem Kurben. Die gemiſchte arabiſch -kurdiſche Pferberace, ſagt derſelbe Reiſende, vers liere balb ihre guten Eigenſchaften . Dagegen lobt Dherft Shiel die Reitfunft der Kurben. Ich habe im Süden des Urmiaſee's
bebeutenden Aufwand zu machen .
unter den Mufri- Rurten nur gewandte treffliche Reiter geſehen , welche in der Dreſſur ber Pferde den Arabern ber Berberei nicht
leiſten, genöthigt ren, täglich 30 bis 40 Schafe zu ſchlachten , 4 bis 5 Pub Reis aló Pilaf zu bereiten und einige Pfund Kaffee
nachftehen .
und Jabat an ſeine Gäſte zu vertbeilen.
Abowian, welcher durch viele Jahre bie Kurden in der Nähe beobachtet und über ihre Shaten , Sinnebart und Lebeneweiſe ſehr
Die gewöhnlichen Speiſen im Hauſe eines vornehmen Kurs den find Rufta und Pilaf, nämlich gerhadte8 und in Klumpen
viele Züge burch ſeine mit den Kurben beſtändig verkehrenden
gerolltes Fleiſch mit Zwiebeln, Milch und Pfeffer in einer Schüſs ſel von gefochtem Reiß, Lammábraten, Käſe und ſaure Milch. Gewöhnlich werden all' dieſe Speiſen in einer großen fupfernen Schüſſel zu gleicher Zeit aufgetragen und in die Mitte der Liſch gäſte geftellt. An feber Schüſſel eſſen 4 bis 5 Perſonen. Nada
Lanbeleute in Erfahrung gebracht hat, entwirft von ihrem Chas rafter im Ganzen fein ungünſtiges Bilb . Die Kurben theilen mit anderen wilden unb barbariſchen Gebirgebewohnern des Driente, beſonders mit den Kaufaftern faſt alle guten und die meiften ſchlechten Eigenſchafteu. Sie find wie die Sicherkeſſen und alten Germanen fraftvoll , tapfer, freiheitsliebend, gaſtfrei,
ziemlich feuíd , auch biß zu einem gewiſſen Grabe worttreu , lieben wie dieſe Krieg, Raub, Jago und Müßiggang, huldigen in fapt gleichem Grabe wie die Bewohner des folchiſchen Hochlanbes ber gräßlichen Sitte der Blutrache, leben wie fie in wilder Stam med- Anarchie, fechten auch für Solb, aber Stolz unb ritterliche Züge find ihnen, beſondere ihren Häuptlingen nicht fremb. Sie
unterſcheiden fich von den Sicherkeſſen durch mehr religiöſen Sinn und durch die Liebe für ihre Familie. Der Kinderverkauf, wels cher im Raufaſus ſo allgemein herrſcht, iſt in Kurdiſtan unbes kannt. Wie die tſcherkeſfiſchen Usben wohnen auch die kurdiſchen
Häuptlinge in alten Veſten, welche wie die deutſchen Ritterbur. gen auf den fteilften Feldhalben, in den unzugänglichſten Schluchs ten wie Geierhorfte thronen. Von hier auf behaupteten fte ihre Herrichaft, machten fte ihre Razzias gegen die frieblichen Armenier, plünderten fte Karawanen und Reiſende. Inbeſſen waren ſelbft in den ſchlimmften Seiten nicht alle Kurbenſtämme wirkliche Räu. berbanden , obwohl feiner den Raub bei guter Gelegenheit ver. ichmähte. In Den Araratgegenben wurden bereits ſeit Jahrzehens ten faſt alle Raubthaten ausſchließlich den Djalalen zugeſchrieben.
der unter das Volk zurück. In Perſten und in der Türkei ſorge ten Schab und Sultan durch die Confidcation des Vermögens
reichgewordener Günſtlinge, daß nicht große Schäße in den Hans den einzelner fich anhäufen konnten. Abomian verſichert, bag mancher furdiſche Stammesfürſt, um bem Gaſtredyt Genüge zu
dem man fich die Hände gewaden , greift jeter mit den Fingern in die Schüſſel unb bolt fich jene Bifien heraus, die er am liebs ſten hat. Sind die Aelteren und Vornehmeren mit dem Eſſeu
fertig, ſo ziehen fie fich zurück und räumen den Gäſten zweiten Ranges den Plaß vor den Schüſſeln . Nachdem audy dieſe ges ſättigt finb, kommen die Diener und Armen daran, die mit den Broden vorlieb nehmen müſſen , welche jene übrig gelaſſen haben . Nach dem Eſſen waſcht man ſich wieder die Hände und idlürft ſein Sachen Kaffee. Ein frember Gaft, beſondere ein Europäer,
verläßt ſelten einen kurdiſden Clan ohne von dem Häuptling ein Pferb, ein Schaf oder ein Stüc bunted Zeug zu erhalten.
Doch
iſt dieß bei dem Kurben mehr ein Zeichen der Habſucht unb Spes culation als der Freigebigkeit. Denn er hofft in der Regel, daß der Gaſt das Geſchenk gar nicht annehmen, ihm aber ein viel werthvolleres Gegengeſchenk machen würde. Die bemüthigen Höfs lichkeits - Phraſen , beren fich Perſer unb Lataren bei der Berills kommnung oder Verabſchiedung vornehmer Gäſte bebienen : 3. B. ich bin der Staub zu deinen Füßen“ und bgl. verſchmähen bie
Kurben, bedienen fich dagegen ſehr oft der freundlichen Redends
art : „Du biſt unſer Bruder, unſer Auge ... möchte unſere Freundſchaft von Dauer ſeyn !"
Bem Anſehen , auch wenn ſte nicht aus fürftlichem Geblüt ftams
Alle europäiſchen Reiſenben , welche mehr oder minder lange unter Kurben fich aufgehalten und deren Sitten und Gerrobns
men. Im Hauſe oder Zelte des Häuptlings ober Stammes-Ael.
heiten zu ſtubieren Gelegenheit batten, ſtimmen in ihrem Urtheil
teften verſammeln fich jeden Tag die angeſehenften Männer, fipen im Halbkreiſe auf den Teppichen und dampfen die lange Pfeife. Die jüngeren Rurben, ſelbſt bie Söhne des Häuptlings, find babei
überein : daß die kurdiſchen Frauen freier, geachteter und bei den
anweſend, bürfen fich aber nicht in Gegenwart der Alten ſeßen ,
ber der gemeinen Krieger und Bauern find immer unverhüllt.
ſondern müſſen dieſelben ſtehend bedienen und ihnen Kaffee und
Pfeife reichen. Tritt ein junger Mann in das Zelt, ſo füßt er
Jene werden Khanun, leştere Jaja genannt. Die Kurbinnen find nicht auf die Wohnung im Harem beſchränkt, ſondern gehen in
gewöhnlich ſämmtlichen Alten der Reihe nach die Hand und wird von dieſen auf die Stirne geküßt. Iſt der Eintretende ein ältes
ohne Scheu mit anderen Männern. Die Schilderung, welche mir
rer Mann, ſo ergreift er nur die Hand des Häuptling8, und jeder
die deutſche Coloniſtenfrau Eichele in Katharinenfelb, bie mehrere
berührt fich mit der Band die Stirne zum Zeichen der Achtung. Bei dem Eintritt des Häuptling& erheben fich alle Anweſenden ,
Jahre bei einer kurbiden Chanun , der Frau Dee berüchtigten
Die Stamme8 -Aelteften find bei den Kurden immer in gros
bis er fich niedergelaſſen hat.
In den großen Kurden-Olang iſt
es Brauch, daß der Häuptling beſtandig offene Tafel hält. Alle
Wohlhabendern auch glüdlicher ſind als Türkinnen und Perſes rinnen. Nur die vornehmen Frauen geben verſchleiert, die Wei.
und außer dem Hauſe frei herum, ſprechen und verkehren auch
Huſſein Chan, als Sklavin diente, von dem Häuslichen Leben der Kurben machte, iſt dieſem nicht ungünſtig. Eheliche Liebe und Treue iſt bei den Kurben keine Seltenheit, und ihre Kinder lies
Geſchenke an Vieh unb Felbfrüchten , welche die verſchiedenen
ben ffe zärtlich, ſelbſt wenn dieſe früppelhaft oder wädlich find.
Stammelglieber ihrem Chan ober Beg bringen, fommen ihnen bei dieſer Gelegenheit wieder zu gut. Ueberhaupt wirken Sitten
Der barbariſde Brauch der Indianer Amerika's, der Spartaner
und Einrichtungen im Drient dem Anhäufen von Reichthümern
Verhungern auszuſeßen, eriſtirt nicht bei dieſen Bergberobnern
Gin perfticher, furbiſcher oder türkiſcher Großer iſt
Des Oriente. Die Männer beurathen in der Regel zwiſchen dem
durch die Sitte gezwungen ſehr viele Diener zu halten, überhaupt
10ten und 12ten Jahre, nachdem die Bedingungen zuvor zwiſchen
entgegen .
und der alten Germanen, ſchwächliche Kinder zu töbten oder zum
71 den Eltern der Braut und des Bräutigam8 feſtgeſeßt worden . Wie es im ganzen Morgenlande üblich iſt, muß auch hier ber Bräutigam für die Braut bezahlen. 3ft man beiberſeite einig, ſo wirb ber Mollah gerufen und der Ehevertrag, Kjubin genannt, abgeſchloſſen. Nur reiche und vornehme Kurden beurathen mehe rere Frauen, die gemeinen Krieger und die Guran find froh, wenn fte Eine Frau erkaufen und ernähren können . (Schluß folgt.)
gar bem f. t. General Puchner in der Walachei ein Darlehen.
Go benahm fich Dmer Paſcha officiel , obwohl er Bem nachher mit hohen Ehren und großer Freundſchaft in Wibbin empfing. Sebenfalls ſcheint ber jepige Seraskier viel froatiſches Naturel
mit der Lürfet hinübergenommen zu haben. Es gibt kaum ein Bolt Europa's, bas mit genauerer Spitfindigkeit ale bad froatis ide ſeinen Vortheil zu wägen verſtande, unb bie kroatiſchen Parteimänner verſtehen es trefflich nach allen Seiten zu folets tiren und es mit niemand zu verderben .
Omer Paſcha. (Schluß.)
Selbft die öſterreichiſche Regierung bürfte ſeinem tactvollen Benehmen in Bufareft verpflichtet ſeyn, obwohl Omer weit
mehr den ſchlauen Beobachter, all den wahren Freund Defters reiche ſpielte.
Schreiben Omer Paſcha's bei ihm vor . Omer Paſcha gab los
Die Verehrer del SerasFiere und beſonders die
Beim Ausbruche ber boốniſchen Revolution ftieg Omer Pas ſcha zum commanbirenden Befehlshaber des geſammten türkiſchen Heeres, das in Europa in zwei Corps abgetheilt iſt. Mit 15,000 Mann rückte der kaiſerliche Befehlshaber in Bosnien ein, und es währte faum ein Jahr, ſo unterwarf er ganz Bosnien und die
boðniſchen Mönche, wie z. B. Zufic, ſehen in ihm immer nur ein Jbeal. Es iſt uns teboch ſehr wohl bekannt, daß Omer
Herzegowina ihrem rechtmäßigen Herrn.
Paſcha es mit den Ungarn eben ſo wenig verderben wollte, ale
ben, ohne daß man jedoch hoffen fann , er werbe von Dauer ſeyn.
mit den Deſterreichern. In Kronſtadt, an der äußerſten Spiße Siebenbürgens gegen die Wallachei zu, lag damals eine ſtarke öfterreichiſche Garniſon . Die dortigen Cavallerieofficiere ſprengten
Der Feubaliomus in Bosnien iſt unendlich ſchwer zu ſtürzen , und Chriftenmorb unb Chriſtenbrud nach wie vor an ber Sages. ordnung. Die meiſten Führer find indeß nach Konſtantinopel deportirt worben, und eß machte einen trüben Einbruď , wenn man Leute mit Beſen unb Haden die Straßen von Iravnik und Sarajevo reinigen ſah, die noch kurz zuvor golbene Epauletten und ſtrahlende Niſchans getragen hatten. Der Save entlang wurbenfte in einem furchtbar elenden Zuſtande über Belgrab nach Stambul transportirt, zu zwanzig mit eiſernen Halsketten
oft nach Bufareft und an andere walachiſche Gränzorte ; man machte bei den türkiſchen Dfficieren Viftten . Omer Paſcha tar, ich bin beſſen gewiß, ftet8 auf das Genaueſte von den
Bewegungen der öfterreichiſchen Gränz- Detaſchements unter richtet, und verſtand es, aus den jüngern, offeneren Officieren herauszubekommen , was er wünſchte. Die öſterreichiſchen Obers Officiere blidten den Muſchir balb Durch, und gaben nun ihren Subalternen oft ganz heterogene Mittheilungen. Natürlich ers fuhr Dmer, unb mandmal auch Bem , eines und das andere,
Der Lanfimat iſt auch
in dieſen ben Neuerungen fo feinblichen Provinzen verkündet wors
an einander geſchloſſen. Oft ſank einer todešmübe zu Boden unbriß die übrigen Mitglieder dieſer ſchauerlichen Kette mit Und dieſen traurigen Convoi begleitete militäriſche nieber.
Mufte mit mit Trommeln Srommeln und und Pfeifen Pfeifen .. Rabia Rapic wurde von aber begreiflich immer verkehrt. An den öſterreichiſchen General. Mufte
ftablern burfte Omer Paſcha übrigens doch Ueberlegenheit und Meiſter gefunden haben. Curios waren übrigens ſeine Ums gebungen, unb eß machte auf mich einen ſonderbaren Einbrud, ale ich in einer walachiſchen Gränzftabt dieſe unmäßig biden,
feinen eigenen Leuten noch während der Revolution erſchoſſen, Ale Rebic entkam mit mehrern Flüchtlingen , von Haus zu
Haus Brob beitelnd, nach Montenegro. In Karlſtadt in der Militärgränze leben noch einige dieſer bosniſchen Kreuzritter in
rothbenasten türkiſchen Majore und Oberften Bilarb ſpielen ſah. / freiwilliger Erternirung. Ein bankerotter Raufmann, der zugleich Während des Spiels ſtieß einmal der Kellnerjuuge, der von
einem Major um den Siſch herumgejagt wurbe, mit bem Bilarda ftod in den Bauch des Stabdofficiers. Der ſtattliche Krieger
nahm den Scherz bes Knaben mit einem äußerſt wohlgefälligen,
Panburen - Chef ift, bereidte wochenlang bie Gränzbiſtricte, nach Kabic und ſeinen Genoſſen forſchenb. Und welche Gräuel ! Chriften wurden bei den Füßen an Bäumen aufgehängt, um ihnen bas
Geſtändniß unter Peitſchenhieben zu erpreſſen, wo nur irgend ein Flüchtling fich berge .
faft findiſchen Gelächter auf.
Das türkiſche Heer war übrigens ganz nach europäiſcher
Art gebridt und geſchult. Bem hatte fich damals zum Herrn von Siebenbürgen durch einen abenteuerlichen Zug gemacht, der in der Militärgeſchichte ſeine& gleichen ſuchte, er jagte den Ges neral Buchner vor fich her in die Waladhei, unb hätte Bem fich
Der Bauer wie der Pope wurde
ſchonungsloß gegeißelt , und der blutig schepte Rajah floh vers zweifelnd nach Defterreich hinüber, bis der kroatiſche Banus bet Dmer Paſcha fich verwendete, unb bas Unthier, Mujaga Hadzic, in Gewahrſam gebracht wurde. Omer Paidha gibt fich wohl alle Mühe bas Loof der Rajah zu verbeſſern , aber hinter ſeinem
Rüden wird dad Gegentheil von dem gethan, was er angeordnet, durch dieſelbe ben Durchmarſch erzwingen können, wäre es ihm
und leicht dürfte Bodnien abermale fich empören , wenn der Ses
ns ingen, die Galizie Inſurgirung Moldau in die na gelunge rdiger unb bern Bukowi wäre vorzubr unaudweichlich geweſen. Merkwü
raskier bag lanb berlaßt .
Weiſe hatte Bem e8 verſtanden , die Bewohner von ganz Dacien für fich zu gewinnen , was bei dieſen buntſchedigen Stämmen ſehr viel ſagen will. Bem forberte Dmer Paſcha ſchriftlich um
Omer Paſcha ift von mehr hoher , benn Mittelftatur, ichlank, ſein Geficht obal, ber Ausbrud bebſelben imponirent , ritterlich nnd dennoch freunblich würdevol . Jeder ohne Aués
Hülfe und freien Durchgang auf, und überſandte ihm zum Zeis
nahme, Arm oder Reich, hat Zutritt bei dem Manne, der gegen
chen ſeiner Freundſchaft ein paar golbene Sporen, von denen
wärtig im Namen des Sultans in Bosnien gebietet. Des More gens findet man Omer Paſcha am Schreibtiſch , Nachmittags geht er ſeinem Lieblingsvergnügen , der Jagd, nach. Er hatte früher eine Türfin, ſpäter eine Griechin zur Frau, die ihm ein nun achtjährige Mäbchen gebar. In Bukareſt heurathete er eine flebenbürgiſche Sachfin , Namens Simonis . Das einzige
man behaupten will, daß fte zu König Stephans verſchollenem Königsornat gehört hätten. Dmer Paſcha antwortete dem alten Haubegen , er könne ihn als weiter nichts anſehen , denn einen Rebellen , die Sporen ſeyen ihm nicht zugekommen , unb wäre es auch ber Fall geweſen , würde er fie doch nicht angenommen haben. Stad Bem (Murat Pada'd ) Lobe fant man bieſes
com
Kind , das er von ihr befißt, kam durch einen Sturz aus dem
72
Wagen ums Leben, als Omer Paſcha von Travnik nach Saras jevo reiste; es war ein brei Monate altes Mädchen .
Die jeßige
Gattin Des Seradfiers iſt nicht ohne feine Bildung, und wirb von Omer ſehr geliebt. Er hat ihr von Agram eine eigene ..
Geſellſchafterin (die Tochter eines Hauptmannd) bringen laſſen, da die frühere fränklichkeitshalber wieder noch ihrer Heimath
Wien gereist iſt. Auch ſeinen Neffen , Tefik Beg, hat Dmer Paſcha zu fich genommen und bereits zum Major avanciren 1
!
laſſen .
Er ließ ihn durch einen Vertrauten aus dem militäris
soon
Züge mir nie aus dem Gedächtniß fommen werden. Meine erſte Bes wegung bei dieſem Anblic war , meine Büchſe zu ſpannen. Eure erſte Bewegung war gut, Caramba ; was war die zweite ? Id bedachte, daß der Reiter vielleicht nicht allein ſey und ein Schuß ſeine Gefährten herbeiziehen fönnte. 3ch nahm nun meine zu :
filucht zu einem Mittel, das mir nie fehlgeſchlagen hat, wenn ich einen Feind umſtellen will , ohne Pulver zu verbrennen. Ich errathe , verſeßte Criſtino, ihr habt eine Quemada gemacht. Ja, in der That , und eine ſchöne , ich ſchwör es euch. Ich habe alle vier Eden des Gehölzes um den Teich in Brand geſtedt. Was
ſchen Erziehung&hauſe zu Laibach entführen.
mich zu dieſem Mittel beſtimmte , war , daß Villa:Señor , nachdem er
Omer Paſcha hat vielleicht noch eine thatenreide Zukunft, die Südſlawen zählen ihn mit Stolz zu den ihren, und obwohl
Fein Pferd getrånft hatte , fich am Rande des Waſſers zum Schlafen
vorzugeweiſe der Sache ſeiner Regierung ergeben, iſt Omer Pas
und riecht ihr nicht ſchon den Raud , den der Wind von dieſer Seite
niederlegte. Ich hab ihm ein ſchönes Grwachen bereitet. Gebt Act hertreibt.
јфа роб
n Slawen nicht abgeneigt.
Schön und gut ! antwortete Criſtino ; ich erfenne meinen alten
Cameraden wieder. Nun, Capitán Ruperto , wag ſagt ihr dazu ? Wir
Cabecillas n Guerrilleros. Criſtino Vergara. I. ( Fortſepung.)
Nach einer halben Stunde wendeten wir uns links ab , auf noch ichmalerem Steige , ber uns zu einer kleinen Hütte geleitete, die vom Monbe beleuchtet war. Der Gaucho trieb ſein Pferd heftig gegen dieſe Behauſung an. Hier wohnt, ſagte er , der Mann, welcher dieſe Wal der am beſten kennt.
Er allein fann und ſagen , wo wir Saturnino
: ſuchen müſſen. Heba , Berrendo ! Schlaft ihr ?
Niemand antwortete, und ber ungeduldige Chilene ſtieß gewaltſam mit ſeinem Säbelgriff an die Bambuswand. Auf wiederholtes Klopfen antwortete endlich die Stimme eines Mannes . Wer ruft mich , und wozu dieſen Lärm ?
Ich bin es. Vergara. Wir hörten endlich die Thüre auſſchließen , und ein Mann mit wildein Geſichte – der und ſchon befannte Berrendo zeigte ſich auf der
find von Villa -Señor befreit, und dürfen nur noch an Saturnino denten, und dieſer wird uns nicht entgehen . Auf denn , nach dem Palmar !
Nach einigen Augenbliden hatten wir die Hütte des Hirſjägers, der der Quemadad ſo fundig war, weit hinter uns gelaſſen. Wir er:
reichten bald eine Stelle, wo der Pfad ſo ſchmal wurde , daß wir nur einer hinter dem andern im Schritt weiter fonnten. Der Gaucho war
voraus , Don Ruperto folgte ihm unmittelbar, und ich in einiger Ents .
fernung. Endlich gelangten wir an eine Art von Kreuzweg , bei dem
mehrere Fußſteige zuſammenliefen. - Der Gaucho ſchlug einen derſelben ein , um einige Spuren zu unterſuchen , welche er bemerkt hatte , und 1
bat uns, hier auf ihn zu warten . Als er verſchwunden war , benuste ich die Gelegenheit , um ihm meine Meinung zu eröffnen . Wißt ihr, ſagte id, mein lieber Capitäni, daß die Rolle, die man ung hier ſpielen läßt, ſehr fonderbar iſt ? Ich weiß nicht, wie ihr die
Handlung nennen wollt , der wir die Hände leihen ? Hum ! vor 25 Jahren hätt' ich das einen Hinterhalt genannt, gegenwärtig .... Id nenne es einen Mord, unterbrach ich ihn. Es iſt augenſchein
Schwelle. Ale wahrer mericaniſcher Jäger, ſtets bereit ſein Raſenlager
lich, daß der Gaucho dieſen armien Jungen zu überfallen hofft, wie
zu verlaſſen um der Fährte eines Hirſches oder Jaguars zu folgen, id lief
Berrendo die wilden Thiere im Walde.
der Vewohner der Hütte in ſeiner vollen Kleidung von Wildhäuten , die aus einer Jacke und enggegūrteten Beinkleidern beſtand. Gr blieb eine Weile unbeweglich unter ſeiner Thüre, und warf forſchende Blide auf ung.
Theilnehmer an einem Meucheln :orde ſeyn zu wollen ; ja, ich ſage ned mehr, ich will ihn verhindern, und zähle auf euch, mir darin beizuſtehen .
Gr ſchien auf unſere Fragen zu warten, und Vergara bradi zuerſt das Soweigen .
3ſt Saturnino in Palmar ? fragte der Gaudo! Er ſollte dort ſeyn ; aber wozu dieſe Frage ? Iſt der Sohn des Valleja donn Criſlino Vergara zuviel in dieſer Welt ? Ja.
Dieſe lafoniſche und entſegliche Antwort ſchien Verrendo nicht zu überraidhen .
Nun, ſo ſey es ! mit Gottes Hülfe ! verſeßte er. Die Nacht roird
euch günſtig ſeyn , Criſlino. Vielleicht habt ihr Morgen ſtatt eines zwei Feinde in Einer Falle gefangen .
Ich aber erkläre , nicht der
Ihr habt vielleicht nicht unrecht, aber die Ehre macht bisweilen grauſame Anſprüche. Der Gaucho iſt einer meiner alten Waffengenoſe Fen ; ich konnte ihn dieſen Augenblick nicht verlaſſen , ohne für einen Feigling zu gelten.
Id geſtand tem Cavitán zu , daß er von ſeinem Geſichtspunkte aus Recht habe ; aber ich hatte nicht dieſelben Beweggründe , um den Chi leſo zu unterſtüßen , und fragte den Capitán um Rath , was ich thun könnte, um zu verhindern, daß das leidige Abenteuer, in welches wir verwidelt waren , fein trauriges Ende nehure. Ihr habt nur etwas ſehr Einfaches zu thun ; dieſer Pfad , welchen
Criſtino eingeſchlagen hat , führt in einem weiten Bogen nach dem Palmar. Folget ihm eine Weile , ſteigt ab , bindet euer Pferd im
Ihr erinnert euch eines ſpaniſchen Officiers, ber euer Gefangener war und ſich Villa-Señor nannte ? fuhr Berrendo fort.
Didicht feſt an , und geht gerade durch den Wald ; behaltet den Mond immer im Geſichte und euren Schatten hinter euch , ſo könnt ihr nicht fehlen nach dem Palmar zu gelangen ; wenn ihr vor uns cort
Caſtaños und der Chilene wechſelte einen Blic des Einverſtändniſſes.
ſemd , um ſo beſſer. Ich will euer Verſchwinden ſo gut als möglich
Ja , antwortete Vergara ; wag weiter ?
entiduldigen .
Was wollt ihr damit ſagen ?
Ich war vor einer Stunde an der Laguna de la Cruz, ſagte Ber: rendo ; ich paßte einem Hirſche auf , den ich vergeblich verfolgt hatte, als ein Reiter ſich dem Teiche näherte, um ſein Pferd zu tränfen. Ich fand für gut dieſen Mann zu beobachten , bevor ich mich zeigte , und fah ihn das Thier ins Waſſer treiben und dann einige Schritte vom Rande halten. Er nahm ſeinen Strohhut ab, wie wenn er die fühlere
Luft an der Laguna einathmen wollte, und alsdann erfannte ich , uns geachtet ſeiner dichten weißen Haare , dieſen verfluchten Spanier, deſſen Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Ich danfte bem Capitän für ſeinen Rath und folgte dem Piace, den er mir gewieſen hatte. (Fortſeßung folgt.)
Tuneſiſche Smudſachen und altlivländiſche Alters thümer. In der Alterthumsforſchergeſellſchaft zu London legte eiri Hr. Hawfind tuneſiſchen Schmuck, als Retten , Platten u . ſ. w. vor, der mit ſeit 7-8 Jahrhunderten begrabenen livländiſchen Alterthümern ungemein in der Form übereinſtimmt. (Athen. 10 Jannar.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6d. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ur.. 19 .
22 Januar 1852
Seidenkravatte , denn er war in der Stadt, und dieß iſt ſein
Amerikaniſche Genrebilder.
Sonntageanzug. Unter ihm figen Zebibiah, Martin , Abraham und
3. Eine Farmersküche in Neu -England.
Solomon, alles öfonomijde Namen, denn fie können für den
Ich habe kürzlich Gelegenheit gehabt , eine jener Scenen bed Comforte (Der behaglichen Gemüthlichkeit oder gemüthlichen
täglichen Gebrauch in Jeb, Mar, Ab unb Sol abgekürzt wers ben. Zwei von ihnen tragen den carrirten wollenen Winterfrack
Behaglichkeit) in der Nähe zu beobachten. Ich wüßte kaum einen erfreulichern unb beiterern Anblid, als den einer Farmeréküche
Der Neus England Farmer, die andern haben runde Jaden an, fie find noch Sduljungene. Zur Linfen figen Mars), Abeline und Mehetabel, Bilber länblicher Schönheit und Geſundheit,
während der Abendmahlzeit an einem fühlen Herbſttage. Es iſt das Bild der ruhigen Glückſeligkeit des Lanblebens. Die Rüche des alten Farmhauſes von Neu -England iſt nicht, wie jene Rod- und Spülpläße pieler moberner Käuſer,
ein idmußiges Loch oder ein unbehaglicher Außenraum , ober eine Art menſchlichen Backofens, in dem der Koch faſt eben ſo
ſehr gefocht wird wie die Speiſen . Nein, es iſt ein Raum, vielleicht 24 Fuß lang unb 16 Fuß breit, gut erleuchtet, warm, gefällig und behaglich in jeder Beziehung. Auf einer Seite iſt der Feuerplag, groß genug, um einen ganzen Dchſen zu röſten . Ein großes Feuer von Holzſtämmen lodert dort empor unb ers leuchtet den ganzen Raum mit einer ſolden Helligkeit, bag eg wie das Licht eines Leuchthurms durch die unverhängten Fenſter
auf zwei Meilen weit von den Reiſenden geſehen werden kann, wenn er den Abhang eines Hügels herunterfommt, und daß ed ihn unwillkürlich Gott banken läßt für die guten Dinge, die auf bem großen Tiche auêgebreitet find, der zwiſchen dem Fenſter und dem Feuer ſteht.
Laßt uns dieß altherkömmliche Mahl betrachten . Am obern Ende der Tafel ſigt eine Matrone von einigen ſechzig Sommern , obichon dem Anſchein nach fein Zeichen von dem Winter hohen Alters an ihr iſt. Ihr Anzug iſt ein Nock von ſelbſtgeſponnener Wolle, verſtärft durch ein Flanellfutter aus derſelben Fabrik, und wohlgeeignet, den Herbſtwinden eines ſtrengen Klima's Tro zu bieten .
Auf dem Ropre trägt ſie eine Müße und an den
Füßen Schuhe und Strümpfe, welche Theile ihres Anzuges mit Rüdſicht auf das beſte mediciniſche Recept, bas je geſchrieben wurde — „ Halt' den Kopf fühl und die Füße trosfen und warm ”
Die älteſte iſt „ aufgetacfelt“, ſie war mit dem Vater in der Stadt, Sie trägt einen Rock von „ gefauftem Stoff “, um ihren Hals ift eine Boa von gefärbter Lammémolle geſchlungen , von ihrer eiges nen Hand geſtrict, auf der Bruft mit ber filbernen Broiche ihrer Großmutter befeſtigt. Weiter unten an der Tafel ſißen drei athletiſche junge Männer, Söhne benachbarter Farmer, die hier als Taglöhner arbeiten.
Ein guter Phyſiognomifer fönnte leicht
bemerfen, daß der eine von ihnen fid; zu den Reizen der liebe lichen Marh ganz beſonders hingezogen fühlt.
Geſchloſſen wird
die Gruppe durch den Schulmeiſter , einen jungen Mann mit glühendem Auge, bas vielen Geiſt auébrüdt. Es iſt einer von Neu-Englands ſteigenden Söhnen . Dae Mahl iſt für Männer, die hart arbeiten. An einem Ende der Tafel ſteht ein Topf von gewaltigen Verhältniſſen, noch dampfend von dem großen Bad. ofen , der den Feuerherb flankirt, gefüllt mit jenem ausgezeichnes ten Kochproduct Neu - England „ Gine Schüſſel gebacener Bohnen “, gefrönt mit einem großen vieredigen Stüc fetten , geſalzenen Sdweinefleiſches, föftlich gebraten . Weiter unten enthält eine große Zinnſchuſſel die Ueberbleibfel der „ gefochten Victualien, “ die bas Mittagemahl ausmachten ; Rindfleiſch, Schweinefleiſch , Kaftoffeln, Kappe8, Karrotten und Rüben - ein Haufe, der in Geſtalt und Größe mit einem kleinen Heuhaufen rivaliſiren könnte.
Eine Schüffel mit Roggen- und Maisbrod, ſowie eine andere mit Brob von " Feinem Roggenmehl, alles falt, bleiben unberührt, denn jeßt eben wird, ein großer Laib, ſchön gebräunt und noch heiß , aus dem Badofen . gezogen und in großen abgebrochenen
- verfertigt worden ſind ; denn die Strümpfe find baé Product
Stücken herumgereidyt, um ben Appetit auf eine der reichſten
geidhäftiger Finger in müßigen Augenbliden im Verein mit mans
Mahlzeiten, die je einem Epifuräer geboten wurde, zu reizen.
chen Hausmüttern , und die Schuhe von ſtarfem Leber wurden
Zur Seite der alten Dame ſteht ein ſchwarzer irdener Theetopf,
für den Gebrauch gemacht, und die Müße iſt mehr ein Somuck, ein Schneefranz auf Rabenloden . Ihr Geſicht iſt der Ausdruc der Geſundheit und des Glücks. An ihrer rechten Seite fit der Farmer, bekleidet mit einem butternußfarbigen Rod, blauen Hojen , Büffelweſte, rreißleinenem Hemde -- jeder dieſer Artifel von ſelbſtgefertigten Stoffen - groben Stiefeln und ſchwarzer -
deſſen Inhalt freigebig ausgeboten, aber nur von zweien von der
Tiſchgeſellichaft angenommen wird, da die nahrhafte friſche Mild ), ober ber herzhafte alte Cider von dieſen am Alten hängenden
derben Arbeitern als Erfriſchung beim Frühſtück, beim Mittags. und Abendmahl vorgezogen wird. Vergeſſen dürfen wir auch nicht den niefehlenden Begleiter bei dem Abendeſſen um dieſe
74
no
Jahreszeit in Neu - England, denn es iſt Neu - England ftolzeſte Gericht, ben goldigeu, holdſeligen Kürbisfuchen .
on
: wundern ob 3hr Licht genug habt. " -- „„Sol, hole ein anderes Licht, ſo fleißige Jungens müſſen ſo viel Licht haben , wie ſie
Sobalb fte nach Beenbigung dieſes glüdlichen Mahls Gott
gebrauchen können . "
für ſeine großen Geſchenke gebanft haben, ziehen ſich alle in einen
Kreis um den großen Feuerheerd zuſammen . Der Vater macht einen Artſtiel fertig, Jed flickt ein paar Schuhe, und einer von den Wirtheleuten reparirt an der andern Seite der nämlichen Bank ein Wagengedirr, beide gebraudzen dasſelbe Werfzeug. Von den beiden andern beſchäftigt ſich der eine mit WälſchkornAusmachen, während der andere Mary behülflich iſt, Kürbiſſe zu
piges Leben, als es in ihren düſteren verfallenen Burgen oder
idjälen, die in Scheiben geidnitten und an Pfählen aufgehängt
in ben luftigen Wanberzelten ihrer berreglichen Jailafe , Wo bon
Beiträge zur Ethnographie Vorderaſiens. 2. Charakter, Lebensweiſe und Sitten der Kurden. (Sdluß.)
Die Frauen der Häuptlinge und Großen führen ein ſo ups
werden. Dieß iſtMary's anerkannter Liebhaber. Glüdlid)e Hers
Comfort nach europäiſchen Begriffen keine Rede ſeșn kann, mögs
zen und geſegnete Beſchäftigung ! Ab und Sol ſind mit dem Schulmeiſter an dem großen Tiſch beſchäftigt, den ein ſelbſtgemachteß
lich iſt. Stets dmüden ſich dieſe vornehmen Kurbinnen mit reichen Stoffen, hüllen ſich in buntfarbige, perſiiche Shwald und
Licht beleuchtet ; fie ſtudieren Geographie, Schreibfunſt und Arith-
behängen ſich mit Gold- und Silbermünzen, mit Perlen und Edelſteinen. Sie ſticken und weben nur zum Zeitvertreib, und bringen den Tag meiſt mit Tanz und Puß, mit Baben und mit Einſchmieren wohlriechender Gilenzen und Salben zu. Dieſe Art
methif, und bereiten ſich ſo zu dereinſtigen Staatsmännern vor.
Mutter macht einen neuen Rock für einen von den Jungens, Ada bügelt am Seitentiſch und Hitty) wäſcht auf einem andern das Geſchirr. Noch zwei andere Mitglieder gehören zu dieſer glücklichen Familiengruppe die Kaße, die auf dem Blaufärbetopf in einer Ecke des Herbes fipt, und der alte Boſe, der unter dem Tiſch im ruhigen Schlafe liegt. Plöglic ), und bevor irgend ein menſchliche Ohr einen Laut wahrnehmen fann , ſpringt er
auf, rennt hinaus in den langen Eingang, ſtößt ein lautes, ſghar-
bon orientaliidhem Lurus iſt bei ben furtiiden Fürſtinnen mehr
im Gebrauche als man nach der Rolheit und Nermilid feit der Lebensweiſe des Volkes im Allgemeinen denken ſollte. Immer ſteht eine große Zahl von Sklavinnen und Dienern bereit, jeden
Wink der Herrin zu erfüllen. Oft freien die kurdiſchen Häupt linge um die Töchter türkiſcher und perſiſcher Großer in den Städe
res Gebell an der Haustüür aus, und erwartet dort die ſich när
ten .
hernden Schritte.
ſchön und an die üppige Lebengweile des elterlichen Haremo ges
Balb überzeugt, daß der Ankömmling ein
Ihnen wird von Seite des Garten, da ſie in der Regel
Freund iſt, zieht er ſich wieder nach ſeinem Ruheplaß zurück,
wöhnt find, die zärtlichſte Aufmerkiamfeit zu Theil, natürlid, nur
und drei oder vier Jungens, die ausſahen , als könnten ſie Brüs
ſo lange ſie jung ſind und durch ihre Heize den Gatten beherrs iden . Nidht immer aber rerſöhnen die ſeidenen Kleider, der Goldtand, das Juwelengeſchmeide und das duftende Roſenöl ſammt all' den kurdiſchen Herrlid Feiten jene ſtolzen Pa das und Sars dartöchter mit ihrem Loole. Der bekannte Huſſein Chan hatte
der der bereits beſchriebenen ſeyn
ſo ſehr harmoniren ſie in
ihrem Anzug - traten ein und legen ſich zu den andern und dem Schulmeiſter an den Tijd. Sie find von einer benachbars ten Farm, die Söhne einer Wittwe, die bie jest ſo ſehr mit
Feltarbeiten beſchäftigt waren , daß fie der Schule am Tage nicht beiwohnen fonnten , die aber entſchloſſen ſind, feine Abendgelegens heit zu verlieren, um mit ihrer Claſſe in gleicher Höle zu bleiben . Sie werden einſt achtbare, intelligente und fleißige Farmer werden . Die Alten begrüßen ſie herzlich, und die Jungen freuen fich alle über ihre Ankunft.
Die alte Dame fragte, warum in
der Welt ihre Mutter nicht mitgekommen ſey, und Mary, bie weicherzige Mary , iſt betrübt, ale fie hört daß fie wegen line wobljeon Sarah's nidt fonnte, und daß Mutter auch zu ſehr bes
fidhäftigt iſt, ihre neuen Kleider fertig zu machen, daß ſie zur Sdule gehen fönnen, ſobald die Pepfel alle gepflüdt find. „John", ſagt Mary, „ aß und eilen , daß wir mit unſerer
eine Tochter des Paſca von Kars geheuratyet, ein wunderſchönes Weib von ſanfter Gemütheart. Frau Eichele aus Katharinens feld , welche bei derſelben als Sklavin diente, erzählte mir wie oft die Rhanun gejeufzt und geflagt babe unter einem barbaris
idhen Volke leben zu müſſen und einem Barbaren als Gattin ans zugehören . So üppig das Leben einer Khanun, ſo hart iſt das Schick
ſal der Weiber gemeiner Krieger oder Bauern . Alle Häuslichen Arbeiten müſſen fie verrichten, müſſen nicht bloß weben , ftriden , nähen , ſondern aud Waſſer tragen, Holz hacen , die Laftthiere bepaden , bad Zeit in den Jailafe aufichlagen und wieder zu ſammenlegen , bas Vieh melfen , Käſe und Butter Sereiten und
Arbeit Durdskommen ; wir wollen berübergeben zur Wittite, eich bazu die Kinder ſäugen, nähren und fleiden. will ihr nähen helfen und du kannſt eine oder zwei Stunden zur „ Wenn das Unterhaltung der armen Sarah etwas vorleſen ."
Der Mann treibt
nur das Vieh auf die Weide, der Bauer beſtellt nur den Ader, Der Krieger zieht nur zu Kampf und Raub aus . Sede Arbeit
ber" fall inte jagt der Vater, indem er ſeinen Artſtiel bulegt,
im Haufe hält er unter ſeiner Würde, fißt da gewöhnlich müßig
rio jollt ihr jegt gehn, meine guten Kinder. . Ich will eure Ar„Und Mary, prein liefds Mädchen", beits fertig machent."
mit gefreuzten Beinen auf der Filzdecke, welche iom Dae Weib
ſagt die Mutter,
geh -nicht mit leeren Händen ; du "weißt aus
Erfahrung, wie ſüß fleine Delikateſſen, von Freundes Hand ,
Kranken
—
bereiteté, und raucht die Pfeife in träger Ruhe. Das Weib vere riditet salle dweren Arbeiten ohne Murren, ohne Klage .
Sie
hat feinen andern Gedanken, alê daß ſie nur des Mannes wegen
meine auf der Welt ſep, daß fie ihm dienen, ſich für ihn plagen müſſe.
Liebe, wenn du mit deinem Geldpire" fertig bin , muß bu Sdönbeit, wo fie vorhanden war, und Juger:dſrijoje gehen bei ſo arter Lebensweiſe natürlich ſchnell verloren. Faſt
dann die Karden nehmen und einige Kräßer machen , ich
babe fein graues Garn mehr, und wir müſſen mehr Strümpfe in Arbeit nehmen ." - „Alter, ſchneide den Kürbis nicht zu dict ." „ Ada, Tochter, hole einen Teller von Pimpernüſſe und einige
von den ſchönen Pigging und ſtelle fie auf den Tiſch. Ich denke,
die Jungens fönnen einige eſſen , während fie rechnen. Sol mich
alle Kurs Donfrauen, die ich geſeben, waren früh verwelft und gealtert, mit kupfriger Beſichtfarbe, die meiſten unbeſchreiblich bäßlid, mit ibren Dürren , barten Zügen, ihren ftieren , ſchwarzen Augen ,
ihrem ftruppigen Haar, in ihrem feltiamen phantaſtiſcheu Auf zuge und mit überflüßigem Schmuß, ein Bild leibhafter Heren.
nosso
75
geson
Dagegen bemerkte ich unter den fungen Mädchen mandhe liebs
zu vernichten und die Blutrache zu fühlen.
liche Geſtalt, hübſchen Teint und fluge, ſchwarze Augen, welche
allgemeinen die kurdiſche Galanterie gegen das ſchöne Geſchlecht iſt, ſo hat man doch auch nicht ſelten von Beiſpielen gehört, daß
den fremben Franghi-Hekim neugierig muſterten.
Die meiſten
Kurbinnen tragen ein einfaches Tuch von weißer oder rother Farbe nachläffig um den Kopf gewunden, ein Kleib von grobem
So gering auch im
ber geſchwungene Stahl ben Händen des Rächer entſanf, wenn
Beinkleider. Das Haar ber gemeinen Kurbinnen hängt fliegend
ein Weib ſich zwiſchen ihn und ſein Dpfer mit ausgebreiteten Armen ſtellte und um Erbarmen flehte. Wie heilig auch das Geleg der Blutrache gilt, würde doch die öffentliche Stimme
und unorbentlich über den Rüden herab, die vornehmen Frauen
eines Stainmeß den Mann verbammen, der das Fleben des
laſſen fich ihr gewöhnlich ſehr langes und reiches Haar gleich
Weibe8 unbeachtenb ben Racheact vollzöge. Gewöhnlich folgt in ſolchen Fällen durch die Dazwiſdenfunft anderer vollſtändige
Stoffe mit einem Gürtel, über die Knie berabreichend, und weite
den Georgierinnen in viele zierliche Zöpfe flechten. In den Rur Denlagern und in den einſamen Jailaks, die ich beſuchte, zeigten die Kurbinnen nicht nur keine Scheu gegen den fremden Gaſt, ſondern benahmen fich äußerſt zudringlich, bettelten um Geſchenke, um Arzneien, Zuder und ſelbſt um Stecknadeln .
Bei all ihrer
Zubringlichkeit hätte man nicht wagen dürfen irgend eine Freis heit, wie eine flüchtige Liebfoſung, die ſelbſt die züchtigſte beut ſche Bauernbirne nicht ſonderlich übel zu nehmen pflegt, ſich zu
erlauben . Abowian erzählte mir, daß er bei ſeinem Aufenthalt unter den Kurden, als er viele zubringliche Weiber durch Ges ſchenke abgefertigt, einmal iderzend mit der Hand einem Mäd chen die Wange berührt habe. Sogleich entſtand furchtbares Geſchrei und Tumult. Wie Furien ſtürzten ſich die Kurden
Verſöhnung, und der Rächer begnügt fich mit einigen Geſchenken , dem ſogenannten Blutpreie. Nur in äußerſt ſeltenen Fällen
ſollen Mißhandlung und Schändung der Frauen in Kurdiſtan vorkommen, auch dann nur gegen Chriſtinnen oder ſciitiſche Regerinnen . Wer einem Weibe Gewalt anthut, ſelbſt im Lager Des Feindes, iſt in der Meinung ſeiner Lanbeleute gebrandmarkt, und eine große Gewalt übt dieſe öffentliche Meinung ſelbſt bei Kurden .
Die Blutrache Herrſcht, wie bereits bemerkt, bei den Kurs ben faſt in derſelben Stärke, wie bei den Bergvölfern des Kaus fajus. Die blutigften Feyden und Außrottung ganzer Stämme find oft die Folge eines einzigen Verbrechend. Doch gibt es bei
weiber aufibn und ihn zerriſſen,wären itm Escorte nicht einige ben Kurden neben der Erlegung berDas ſeiner Roſafen und hätten die kurdiſchen Männer ſeiner mit zwiſchenfunft eines Weibes noch des einige Blutpreiſes Mittel derund Verſöhnung ihren Roßpeitſchen zu Hülfe geeilt.
Die Frauen aus der Guran-Kaſte haben im allgemeinen ein bartes Loos, und für die freiere Bewegung, weldje ihnen
der Mann gönnt, haben fie auch ein mühſameres Leben , müſſen
fich unter den Zelten in der Wildniß draußen ungleich mehr plagen als die Sklavinnen der Harems in den türkiſchen und perfilden Ståbten. Ein ähnliche Schidial, dieſelbe harte Müh . ſal, die gleiche Freiheit und die gleichen Rechte hat das weibs liche Geſchlecht auch bei andern Bergbewohnern Vorberaſiens,
bei den Sicherkeſſen, Laſen und Sichetſchenzen, wo die Mädchen den rauben Vaterland und den roben Eltern gewöhnlich gerne
und der Rettung für den dem Untergang geweihten Miſſethäter. Stürzt fich der Schuldige mit dem Säbel in der Scheibe über den Rücken hängend und mit einem baumwollenen Zeuge in der Hand, welches das Tobtenhemb genannt wird, und ale Zeichen
völliger Unterwerfung gilt, in die Hütte ſeines Feindes, des Häuptlinge, oder eine Mollah , und gibt dadurch zu erfennen, daß er ohne Widerſtand ſein Leben der Großmuth ſeines Gegs ners anheimgebe, ſo gebietet zrrar fein Gefeß, aber Brauch und Sitte die Vergebung. Schimpf und Schande würde dem zu Theil, welcher das Dodag, b. i. das Hausrecht entebren und dem webrlos reuigen Feind ein Leib zufügen würde. Durch die
den Rüden kehren, um mit dem Sklavenhändler unter tauſend
Nacht der Barbarei dieſer Gebirgsbewohner zuđt alio doch auch
Gefahren nach dem Bosporuß zu ſegeln . Wenn man dem Weibe
mandyer verſöhnende Lichtſtrahl. Nicht nur der Charakter der Einzelnen zeigt folche Funken bon Ebelfinn und Großmuth, nein
ober der Tochter eines furbiſchen Guran bie Wahl zwiſchen dem rauben Glenb in ihrer Heimath ober ber üppigſten Hareme. fflarerei in Stambul ftellte, ſo wäre es zweifelhaft , ob ſte fich für jenes entſcheiden würde. Die Gewohnheit mag freilich auch
in den allgemeinen Sitten ſelbſt wohnt mancher zarte Zug, und man merkt immerhin, daß man es bei dieſen Wilden mit Söhs nen des Morgenlandes zu thun hat, aus dem das erſte Frühs
mit den härteſten Ontbehrungen , ſogar mit dem kurdiſchen Glend
roth der Cultur und der mildern Sitte für jene weſtlichen Läns
verföhnen
Co wenig erſprieglid ihre Lebensweiſe der Grbals
ber ichimmerte, in welchen erſt Jahrtauſende ſpäter dasſelbe
tung ihrer Schönheit iſt, ſo ſehr ſtärft und ſtällt ſie ihren Körs
Princip zu einem mädytigen Leuchtthurm für den Grdbad were
per .
den ſollte.
Die Kurdinnen kommen oft bei harter Arbeit mitten auf
freiem Felde ohne Beiſtand nieder, und tragen gleid, darauf tas neugeborne Kind mit dem Waſſerfruge und dem Holzbündel nach Haule.
Cabecillas )y Guerrilleros. Criſtino Vergara .
Der Kurbe muß immerhin viel auf den Beſitz einer
guten Hauéfrau halten , da er nach ſeinem Spradıgebraudie ihren Werth dem ſeines edelſten Roſſes gleich ſtellt, was im Munde eines Kurden viel jagen will. Ein abnungsreiche & prophetiſches
Weſen verehrt der Kurde nicht im Weibe, wie der alte Germane, und eine weifſagende Weleba, welche zu Schlachten begeiſterte
und deren Stimme als ein Spruch der Gottheit galt, iſt in der
Kurden iſtorie wohl nie vorgefommen. Dod; gibt es einzelne Heroinnen unter den Kurdinnen , wie ſchon Rich erzählt, und deren auch Abowian in den Ararat- Gegenden fennen lernte, tapfere Weiber, die mit der Lange und dem Kandidar das Rob beſtiegen und an der Spiße der Männer reiten
ſich in das
wildeſte Kampfgedränge ſtürzten, wenn es galt einen Tobfeind
III .
Fitr einen europäiſchen Reiſenden iſt es nicht8 geringes , wenn er ſchon vorher durch einen Tagen arſch ermüdet iſt, ſich in den Labyrin:
then eines Urwalde allein zu finden . Indeß waren die Anweiſungen des Don Ruperto genau genug , daß ich nicht fürchten durfte mich zu verirren , wenn auch mein linternehmen mißlang. Nachdem ich eine Weile auf dem eingeſchlagenen Pfade fortgeritten , flieg ich ab , und band mein Pferd an einen Baum ; dann , nachdem id; mir die Stelle, wo ich mich befand , wohl eingepr
hatte , ſteckte ich meine beiden
Piſtolen in den Gürtel und machte mich ins Dididht, den Mond fleto vor mir.
Dieſe Anweiſung war indeß nicht ſo leicht zu befolgen, denn meine Blicke vernochten faum das didste Laubgewölbe zu durdydringen , um
76 von Zeit zu Zeit nach ſeinem Laufe zu ſehen , den er in wunderbar
Jåger von Handwerk , und wenn er noch nicht zurüdgefehrt war , ſo verfolgte er wahrſcheinlich irgend ein Wild. Auf jeden Fall, fuhr ich weiter fort , hat Saturnino Muth , und gegenwärtig , da er gewarnt iſt ....
reinem Himmel vollbrachte. Allmählidy ſchien jedoch die Klarheit der
Luft fich zu trúben ; es war als ob ſchwarze Wolfen bie Luft durch zogen, und doch ſpürte ich nicht ben mindeſten Windhaud um mich her. Bald zeigte fich ein ſeltſamer Wiederſchein an dem Himmelsgewölbe ; dieſer Schein wechſelte, bald war er gelblich weiß wie die erſten Mors
,
.
Ja , gewiß ; er iſt tapfer wie nicht einer , unb deßhalb würde er nicht entfliehen ; aber wenn er ſich gegen Criſtino vertheibigen ſollte, ſo wird er es nicht thun. Zwanzigmal hat er das Leben des Mörders in ſeinen Händen gehabt, wenn er auf die Rehe lauerte und er , ohne von ihm geſehen zu werden , durch dieſe Wälder ging ; aber jedeonial
genſtrahlen , bald purpur wie die leßte Abendrothe. Zu ſelber Zeit (hien mir als erwache die ftumme Einöde und erfülle fich mit Geräuſc . Man hörte von ferne das Schreien der Vögel ; aber dieſes ſchien weder die Rüdfehr der Sonne , noch die Rühle der Nacht zu begrüßen . Es war ein mißtönended Wehgeſchrei, wirre Töne , voll Streden oder Klagen , denen bald das Heulen der Schafals und an:
hat das Andenken der Tochter den Vater beſchüßt. Ich hatte erreicht, was ich mir vorgenommen, und wollte desſelben Weges zurüdfehren , als die geängſtigte Mutter ausrief : Jeſus Maria, da iſt er ! Und das arme Weib , deſſen vom Alter geſchwächtes Auge ſchärfer geſehen hatte als das meine, rang die Hände voll Bangigfeit. Aber es war nur die Empfindung eines Augenblice. Bald hatte ſie
derer Bewohner dieſer Wälder fich beigeſellte. Augenblice des Schweiz gens folgten diefen ſeltſamen Lauten, deren Urſprung ich zu vermuthen
begann, als id mid an die Unthat des Hirſchjägerø erinnerte. Sõhred liche Anzeichen ließen mir bald feinen Zweifel mehr übrig. Schwarze Naudwirbel von Funfen durchſprüht wiegten ſich wie dunkle Federbüſche an dem Himmel, und verſcheuchte, halb erſtickte Vögel flatterten hunderts weiſe um ſie her ; der Wald, ein Theil davon wenigſtens war ungefähr
ihre ganze Kaltblütigkeit wieder und lief nach einem Pferde , das an
in der Nidtung , der ich folgte, in Brand. Fürchtend , mich in das
einem Pfahle hinter der Hütte angebunden war und ſattelte es eilig. Indes waren meine Blicke auf die Seite der Palmenumfaſſung geridha tet, wo die Wittwe ihren Sohn geſehen hatte. Ich konnte nun deutlich den jungen Jäger erkennen, welcher feſten Schrittes mit aller Zuverſicht
Feuermeer zu verwirren , blieb ich einen Augenblic ſtehen , um midi
und Kraft der Jugend auf die Hütte zufam , während der Mund den
an einer Stelle zurechtzufinden , wo der minder dichte Baumwuchs mir den Blid frei ließ. Der Himmel hatte eine blutrothe Farbe, und die Mondſcheibe erſchien nur wie ein bleicher Fleđ, dem ich den Rüden zu: kehrte. Sobald ich die von dein Capitan angegebene Richtung wieder einſchlug, wurde ich mit Freuben gewahr , daß ich den Brand hinter
Lauf einer Büchſe blinken machte , die er über die Sculter geworfen hatte ; aber ich bemerkte auch bald mit Unruhe, wie lange der Palmen ein neuer Ankömmling umherſchlich. An ſeinem hohen Wuchſe und den weißen langen Haaren glaubte ich dieſen Villa :Señor zu erkennen, den Caſtaños mir ſo genau geſchildert hatte. Die Geſtalt des nächtlichen
Vollfommen beruhigt , verdoppelte ich meinen Schritt und
Umherſtreifend erſchien mir jedoch nur wie ein Traumbild und trat
.
mir laſſe.
gewahrte endlich nach großer Mühſal in dem dichten Geſtrüpp zwiſchen den Palmen hindurch eine weite Lichtung vor mir. Es war , was ich ſuchte. Dieſe Lichtung biltete einen länglichen Kreis und glich einem Circus. An einem Ende derſelben hob ſich vom Monde verfilbert ein Waſſerſtreifen von dem grünen Grunde ab. Eine dreifache Meihe von Palmen ſchien wie ein Damm 'gegen den Wald ſich um die Grasfläche . zu ziehen. Hier mußte Saturnino's Hütte verborgen liegen ; ich ſuchte fie an dem Waſſerfireifen , und um von dem Gaucho nicht geſehen zu werden , im Falle er zugleich mit mir das Palmengehege durchídritten, ging ich in ſeinem Schatten hin . Noch ſah id) nichts ; dod meinte ich bald in geringer Entfernung von mir eine Frauenſtimme, eine der fla: genden Weiſen ſummen zu hören , wie man ſie manchmal des Abends im Freien hört, und einige Augenblicke darauf ſah ich an der Schwelle
eines Jacals eine alte Frau unbeweglich im Monde fißen. Sie ſah mid wohl nicht , denn ſie hörte nicht auf zu fingen ; es war die Mut: ter des Saturnino , welche auf die Heimfehr ihres Sohnes wartete .
Beim Geräuſch meiner Schritte verſtummte ſie und hob raſch den Kopf in die Höhe ; aber Verdruß nnd Schreden malten ſich auf ihrem Geſichte, ale fie einen Fremden ſtatt ihres Sohnes vor fich ſah. Habt keine Furcht, ſagte ich ; ihr ſchet in mir einen Mann , der
alsbald wieder in das Didicht zurück. Während ich ſo abwechſelnd bald auf Saturnino, bald auf das Palmengehäge ſchaute, wo die vers
båchtige Geſtalt fich verborgen hatte , verdoppelte der Waldbrand ſeine
Heftigkeit, und von Zeit zu Zeit widertönte das Echo von dem Brüllen der wilden Stiere und dem Gefläffe der Schafals, welche vor den Flams men flohen. Als Saturnino fich der Hütte nahte , hatte ſeine Mutter das Pferd aufgezäumt; fie lief ihrem Sohne entgegen, ſchloß ihn in ihre Arme, und ich hörte ſie eine eifrige Bitte murmeln. Die Augenblide waren koſtbar, und ich wunderte mich , daß der rachfüchtige ungeftume Gaucho die lichtung noch nicht erreicht hatte. Der Waldbrand allein, der ihn wahrſcheinlich zu einem Umweg zwang, erklärte dieſe Zögerung. Der junge Mann machte ſich ſanft aus den Armen ſeiner Mutter los,
und taub gegen ihr Flehen, ging er auf mich zu. Ein fichtliches Stau nen , aber ohne die mindeſte Miſchung von Furcht war in ſeinen Zügen zu leſen , in denen ich mit einem noch ſtärfern Ausdruck von Trauer, denſelben ſanften Stolz und dieſelbe unterdrückte Ueberſpannung fand, die mir bei Lianen aufgefallen irar.
Es war zwiſchen Criſtino und mir, rief er, ein ſchweigender Waf Fenſtillſtand; wer fonnte ihn ſo plößlich unterbrechen ? Seine Tochter, ſagte ich.
Saturnino vor einer großen Gefahr behüten will.
Virgen Santiſſima ! rief die Mutter, wao wollt ihr damit ſagen ? Wäre Saturnino in dem Feuer umgekommen , das den Himmel da unten röthet ?
Ihr fennt Criſtino Vergara ? Bei dieſem Namen madite die alte Frau das Zeichen des Kreuzes mit ſlummem Entſeßen . Ja, ja, ſagte ſie ; fchon lange hätten wir das Land verlaſſen, wenn die Jugend die Stimme der Vernunft hören möchte. Ich beeilte mich , fie von Criſtino's Nähe zu benachrichtigen . Es iſt ſpåt , antwortete ſie mir, und ich hoffe, Saturnino fehrt
( Schluß folgt . )
Die National School Aſſociation. Es hat fich befannt:
lich in England eine Verbindung gebildet, welche den Unterricht in ders ſelben Weiſe , wie in Irland, nämlich ohne Beiziehung des religiöſen Unterrichts, fördern will. Gine Deputation hat , wie die Zeitungen ges meldet, am 6 Januar dem Premierminiſter , Lord John Ruſſell, die
Aufwartung gemacht , um ihm die Sache anzuempfehlen. Wie zu er warten, gab er feine entſcheidende Antwort. Es iſt indeß ein auffallens der Umſtand , daß unter der Deputation nicht bloß Klerifer und laien fich befanden , ſondern auch ,1 mit Ausnahme der Katholifen , faſt alle
Confeſſionen .
Es liegt hierin ein Beweis , wie ſehr verbreitet das
dieſen Abend nicht heim. Wolle Gott , daß der Brand ihm den Weg
Bedürfniß einer beſſern Schulbildung in England iſt, und wie ſehr das
verſperrt hat !
Streben, eine Verbeſſerungzu bewirten, im Wachſen iſt. Die Bemühun
30 jah ein, daß der Sohn des Vallejo feiner Mutter ſeine Liebe zu Lianen nicht veríďwiegen hatte ; dennoch vertraute die alte Bewohs nerin des Palmar auf des Himmels Schuß. Sie hoffte, daß Gott ihren
aber dadurdy ein beſonderes Gewicht, daß ſie vorzugsweiſe barin mit der Staatsfirde übereinſtimmen , daß fie gegen das fatholiſche Streben, ben Unterricht im Umfreiſe der fatholiſchen Prieſterſchaft zu halten, gericha
Sohn bewahren werde, und überdieß war Saturnino, wie Berrendo, ein
tet find.
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
gen gehen von Cobden und ſeinen Freunden hauptſächlich aus, erhalten
Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widenmann.
Das Auslan d. E in Tagblatt fiir
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Ur. 20 .
23 Januar 1832.
Die hiſtoriſchen und archäologiſchen Studien in den
andern konnten ins Unendliche getheilt werden, der unadeliche Grundbeſig war deßhalb auch ſchon im Mittelalter unendlich zers
franzöſiſchen Provinzen. 1
ſtücelt. Delisle citirt für dieſen bis jept allgemein verfannten
4.
Die Normandie.
Die Normandie iſt ohne Widerſpruch diejenige franzöſiſche Provinz, welche am meiſten Gelehrte zählt, fie hat zuerſt das Zeis dhen zu thätigen, gewiſſenhaften Forſchungen gegeben, zuerſt fich von veralteten Ucberlieferungen losgemacht, ſelbſt die politiſchen Ereigniſſe fonnten ihren Eifer nicht aufhalten , und wenn man ftudieren will, was ſie ſeit 4 Jahren gethan hat, ſo hat man eine ganze Bibliothek vor fich. Die Studien über den Zuſtand der ackerbauenden Claſſe und des Aderbaues der Normandie im Mittelalter gehören ohne
Widerſpruch zu den wichtigſten gelehrten Arbeiten dieſer legten Jahre, nicht nur durch die verbienftvolle Ausführung, ſondern
auch durch die Neuheit des Gegenſtandes, denn der Acerbau ift bis jeßt bon den Gelehrten faſt eben ſo ſehr als von den Regies rungen vernachläſſigt worden . Der Verfaffer, Sr. Leopold Delisle, von Valognes, wurde im J. 1849 von der „ freien Geſells ichaft“ des Departemente der Eure, welche den Druck bes Wers
Punft mehrerer Beiſpiele, unter anderem ein Gut, das Roſenlehen genannt, das aus 76 Aren beſtand, und in 110 Parcellen von 39 Landleuten gebaut wurde.
Nachdem Hr. Delisle die Frage über das Grundeigenthum behandelt, kommt er an die Art der Bebauung. Das Metayers
ſyſtem , nach welchem die Früchte zwiſchen dem Eigenthümer und dem Pächter getheilt werden, beſtand in ſehr vielen Theilen der
Normandie, wie es noch jeßt in den meiſten Departements der Mitte von Frankreich üblich iſt. Auch gab es Pachtungen von 3, 6 und 9 Jahren, die in Rorn, in Geld und in einer Menge !
anderer Abgaben , wie Geflügel, Eier, Wildpret u. . w. bezahlt wurden . Eine der Hauptelauſeln bieſer Pachtverträge war, daß der Pächter während der ganzen Zeit des Pacht8 alled Stroh und allen Miſt auf das Land verwenden mußte, und die Eine theilung in Schläge nicht verändern durfte. Die Wichtigkeit, welche die Acerbaufragen in jeßiger Zeit gewonnen haben, gibt dieſem Theile des Buche ein beſonderes Intereſſe, und es iſt
kes übernahm , gekrönt, und hat in der Akademie den großen Preis Gobert (für Geſchichte) davongetragen . Hr. Deliale ſucht
merkwürdig , daß in einem großen Theil Frankreichs die Sache
im Eingang ſeines Werkes zu zeigen, welcher Art in der Normandie,
wird. Der Unterſchied zwiſchen jeßt und früher iſt häufig nur in den Feudalinſtitutionen . Wie eß mit ſolchen hiſtoriſchen For ichungen häufig geht, ſo hat auch Hr. Delikle, indem er fich in tieje Studien vertiefte, fich dem Feudalismus etwas gar zu güns ftig erwieſen , und nicht hervorgehoben, was derſelbe Erniedrigens
auf den verſchiedenen Stufen der ſocialen Leiter, die Lage der aderbauenden Claſſen war, und erkennt das Daſeyn einer Mittelclaſſe an, deren Slieder unter dem Namen Vavaſſeurs das
Seitenſtück zur Bürgerſchaft ber Ståbte bildeten . Die Vavaſſeurs arbeiteten, wie die freigeworbenen Arbeiter der induſtriel. len Corporationen , für ihre eigene Rechnung, blieben aber nichts
beſtoweniger gegen die Seigneurd zu gewiſſen Abgaben und Leis ſtungen verpflichtet. Die Lage der Leibeigenen war ziemlich dies ſelbe, wie im übrigen Frankreich : fie vertraten bei den großen
noch in derſelben Weiſe wie im
13ten Jahrhundert betrieben
des für die untern Claſſen in ſich ſchloß.
Derjenige Theil der Studien über den normanniſchen Acker bau , ber ſich auf die ländliche Polizei, auf die Verwaltung der Kirchſpiele, auf ben moraliſchen und materiellen Zuſtand der Ackerbaubevölkerung bezog , enthält eine große Anzahl neuer
Grundbeſißern die Stelle der jegigen Hausbiener und Taglöhner, Thatſachen. Selbſt zur Zeit, wo die Feudalität in ihrer alter arbeiteten für ihren Herrn und lebten auf ſeine Koſten. Wie ed verſchiebene Claffen von Menſchen gab, ſo auch verſchiebene Clala
Macht war, erhielt fich in mehrern Diſtricten das Wahliyſtem für gewiſſe richterliche Aemter, und obwohl auf dem Lande die
ſen von Ländereien, und da das ökonomiſche Syſtem der Geſell- Gemeinden nicht geſeßlich organiſirt waren, half doch der Aſſos ſchaft des Mittelalters auf das Grundeigenthum gebaut war, ſociationsgeiſt den mangelhaften geſellſchaftlichen Einrichtungen hatte der Boden, wie die Geſellſchaft ſelbſt, ſeine Hierarchie. Die
nach. Hatte eine Gemeinde Gegenſtände von allgemeinem In
adelichen ländereien, welche natürlich den erſten Rang einnaha
tereſſe zu vertheidigen, ſo ſchickte ſie nach vorhergegangener Wahl
men , verpflichteten ihre Befißer den Lebensherrn gegenüber zum Kriegåbienſt, die unabelichen Ländereien waren Zinſen und Froh-
Procuratoren ab, eben ſo ernannte ſie diejenigen , welche die Steuern zu vertheilen und zu erheben hatten, votirte Gelder zum
nen unterworfen . Die erſtern, eine Art unveräußerlicher Majos | Unterhalt der Wege, Brücken , der Kirchen, unterſtüßte die Noth. rate, an welchen Titel und Namen hafteten, waren untheilbar, die 1 S. Nr. 246 f. 249 und 277 vom por. J.
leibenden, kurz es zeigt ſich an ſehr vielen Drten eine weit vorger ſchrittene Drganiſation. Die Bevölkerung der Normandie war zahlreich, und wenn das Landvolf, hier, wie im übrigen Franks
78 reich , oft im äußerſten Glend ſich befand, ſo muß man tieß Glend
hauptſächlich theils den fremden , theils den innern und Feudal friegen zuſchreiben . Auch iſt zu bemerken , daß die Wohls fabrt der Ackerbaubevölferungen feineswegs mit dem Fortſdritt
der Civiliſation immer gleichen Schritt hielt, denn es iſt augen ſcheinlich, daß fie im 12ten und 13ten Jahrhundert glücklicher waren, als ſpäter unter Heinrich IV und namentlich unter Lubs wig XIV. Jn gewöhnlichen Zeiten ſcheint ihre materielle Wohl. fahrt ſehr erträglich geweſen zu ſeyn ; die Nahrung war reichlich und ſelbſt ziemlich mannichfaltig ; Delisle meigt in einigen Abs teien die täglichen Austheilungen an die Akerbauarbeiter nach,
und dieſe betrugen mehr, als jept die meiſten Bauern rerzehren. Selbſt der Primairunterricht ſcheint einige Entwidlung gehabt
zu haben ; die meiſten Kirchſpiele hatten eine Schule, in denen man die Anfangsgründe des Lateins lehrte ; hier bildeten fich bie jungen Leute, die zum Prieſterſtande beſtimmt waren , unb wenn fie ihre Studien beendigt hatten, lo bauten fte fortwährend das land, bis ſie geweiht wurden oder eine Pfründe erhielten. Die Vavaſſeurs, dieſe Mittelclaſſe unter den Bauern , beſuchten dieſe
Landſchulen, ebenſo wie die angehenden Geiſtlichen , und da man aus dem 13ten Jahrhundert eine ziemliche Anzahl Urkunden unter eigenen Namen ron Bauern findet, ohne alle Dazriidhenfunft ber bürgerlichen oder religiöſen Behörden, ſo muß man glauben, daß dieſe Bauern hinlänglich unterrichtet waren, um ſelliſt ſolche Urkunden abzufaſſen. Die Einzelnheiten, welche Delisle über den Anbau del Bos
Dend gibt, ſind eben ſo mannidfaltig und neu, als die über das
Goon
und Mannichfaltigkeit ſeiner Forſchungen über einen Gegenſtand zu zeigen, den die Gelehriamfeit bis jept gar nicht berührt hatte . Es wäre ſehr zu wünichen, tab ähnliche Arbeiten auch in Bezug auf andere Provinzen des alten Frankreich unternommen würden,
denn die in dieſen Studien über den normanniſchen Aderbau behandelten Fragen ſind nicht bloß für Gelehrte, ſondern auch für das praktiſche Leben von Intereſſe. Die Mängel des Werfe liegen mehr in der Form. Die Einzelnheiten find manchmal ges Häuft, und manchmal nicht gehörig terarbeitet, aber ør. Delisle
iſt noch jung , und ſein ganzes Streben muß dahin gerichtet ſeyn , bie iynthetiſche Methode das Ulebergerridt gewinnen zu
laſſen über dieß analytiſche Verfahren, tas ibn oft in zu große Einzelnheiten hineinführt. (Fortießung folgt. )
Etwas über die Tſchuwaſchen . In tem ruſl. Journal tee Miniſteriume tes Innern. (Dec , 1851) findet ſich eine Mittheilung von Gamelieff über dieß Volf , ber wir einige Aufmerkſamfeit ſchenken zu müſſen glauben , wenn wir gleich nicht alle die ausgeiprochenen Anſichten theilen fönnen . Die Sidumaiden ſind ihrer Abſtammung nach ein mongoliids tatariidee oder türfiſches Volf, und Sawelieff bemerkt am Eins
gang und am Schluſſe ſeiner Abhandlung über fie : der Name kommt zuerſt im 16ten Jahrhundert vor, und ſeit dieſer Zeit erſcheint er in den Chronifen , aber ohne alle Angaben über ihre Geſchichte oder Ethnographie. Zwei Jahrhunderte nach der erſten Erwähnung des Namens (im 3. 1743) wurden ſie zum Chriſtens
Im Mittelalter, wie jeßt, war der Mangel an
thum befehrt, unb jeßt werden wahricheinlich nur noch wenige
Geld und die fehlerhafte Drganiſation des Credits eine der tiefs ften Wunden des Aderbaues ; der Wucher ruinirte die Eigen bümer und die Aderbauer, um ſo mehr, ale ſelbſt der geſet. liche Zins, z. B. unter Philipp Auguſt, 2 Den . rom Livre in
Jahrzehnte verfließen , ehe die legten Spuren des frühern Lebens
Eigenthum.
und der Sprache der Tſchuwaſchen verſchwunden und das Volt unter der Maſſe des ruſſiidhen Volfs aufgegangen iſt."
Herr
Gaweliefi gibt eine, wie et deint ziemlich vollſtändige Ueberſicht ,
derWoche , 6. 1.43 Proc.jährlichbetrug. DerSchuldnermußte der Literatur über dieIjduwaichen, bemerktaber,über daß ſiedie erſdies Sørije Deshalb oft den Gläubigern ſein Lanb überlaſſen , oder eine ewige ten, welche ſeit der Annahme des Chriſtenthums
Rente auf bagjelbe übernehmen , die im allgemeinen 10 Procent
nen , ſehr wenig zu brauchen ſeyen , weil ſeit der Zeit viele ihrer
So groß aber auch der Geldmangel war, ſo muß man
Sitten und Gebräuche ibre eigentliche mythologiſche Bedeutung
doch auß manchen Urfunten ſchließen , daß der normanniſche
Aderbau im Mittelalter und namentlich im 13ien Jahrhundert
verloren haben . Dieß gilt namentlich von einem Budy der Mome Fuchs , tas im Jahre 1840 erſchien und auch in Deutidland
auf eine bedeutende Höhe geſtiegen war ; ungebeure Arbeiten zur
befannt wurde.
betrug .
Urbarmadung wurden um dieſe Zeit auf allen Punkten der Provinz ausgeführt. Was die Waſſerläuje betrifft, ſo iſt das damalige Gewohnheitêrecht unſerm Geleg über die Bewäſſerungen um mehrere Jahrhunderte vorangeichritten. Die Arbeiten der Austrocknung von Sümpfen wurden zum erſtenmal in Europa ſeit den Römerzeiten in Lincoln bire burch auê gewanderte Nors mannen vorgenommen . Die Ausbeutung der Torfgruben iſt jeit dem 12ten Jahrhundert in voller I hätig feit ; tie Bewirthidhaftung
der Wälder wird ſtreng überwacht und das Aderland wurde mit einer Sorgfalt behandelt, welche von einem , wenn auch nicht ſehr vorgeſchrittenen , doch ſehr intelligenten Anbau zeugt ; ohne im mindeſten an die Geſeße der Chemie zu denken , hatte man ein ſehr richtiges Düngungsſyſtem durch die bloße Beobachtung ers
Sbojefi, der eine hiſtoriſche Unterſuchung unternahm , glaubt, Daß der frät aufgetretene Name Ijduwaid, eigentlich Ildis wald " , tie friedliden, bedeute, im Gegenjas gegen die nicht
unterworfenen Stämme, und daß dieß Volt zu den von den Arabern neben den Bulgaren und Chararen erwähnten Burs taſen gehöre. In Bezug auf die Mythologie bemerkt Sbojeff,
daß fich in dem heidniiden Aberglauben der Tſchuwaſchen zwei Schichten unterſcheiden ließen , eine ziemlich reine, urſprüngliche,
die rielleidyt einem gebildeten Volk angehörte, und eine frembe, ziemlich robe, die ſich in dem immer mehr in Robbeit verſintens
den Volfe auébildete ; nach Sbojeff hat ein reiner Dualiśmus urįprünglich vorgeherríďt, der vielleicht von den Anhängern ber zoroaſtrijden Religion, vielleicht aber auch von den zum Jubens
lernt, man brachte alle 15 oder 18 Jayre Mergel auf die Fels
thum befehrten Chaiaren entlehnt war. Unter den Götternamen
der, und benüşte die faulenden Seepflanzen und den Meers ſand, wie noch jeßt. Die Zucht der Pferde und des Rindviehs batte fich merkwürdig entwickelt, und man ließ jogar, zur Vers
will Slojeſi den von „Cywel“, den Sonnengott, auf das alts
beijerung der Schafrace, Wibber que Spanien und England
perfide , Chor" oder core " zurückführen , andere Götternamen ſeyen mongoliſch -tatariich in tidurraidhidem Gewande, die dritten ſemitiden Urſprunge , und die vierten neuperfiche oder tatariiche
tommen .
Ueberießungen arabiſcher Eigenſchafteworte.
Wir wollen Hrn. Deliêle nicht länger in alle Einzelnheiten Beines Buches folgen . Das Geſagte genügt , um die Ausbehnung
tungen ſcheinen große Wahrſcheinlichkeit für fich zu baben . Der Gegenſtand iſt 8 worl werth, daß man ibn naber unterſuche,
Viele dieſer Ableis
"
79 am Das Dunkle felt der Oſteuropäiſchen Völfergeſchichte in ihrem Uebergang zur aſiatiſchen mehr zu erbellen .
von dem ágyptiſchen König Tafeloth entlehnte ; daß der aflyriſche Gr: oberer von Beyrut in Nachahmung Rameſes II das Denfmal im Felſen
Wir theilen hier zum Schluſſe einiges über die Mythologie
aushauen ließ , und daß das Bild Cyrus des Großen auf einem Dents
mit. Der Dualieinud beſtand in der Anbetung zweier feindlicher Gottheiten, Jora' und Schaitan. Bei dem Namen Jora barf man nicht an den ſkandinaviiden bor benken, ſoubern an das mongoliſch -tatariſche Wort Tegri, Langri, indem der Naſen Laut en beim Uebergang in der Sprache der Sichuwaſchen fich in
mal zu Perſepolis einen ägyptiſchen Ropſpuß hat..
Cabecillas y Guerrilleros, Criſtino Vergara. III.
umwandelt.
Lora bebeutet im allgemeinen Gott, Schaitan ( Schluß .)
iſt ſelbft verftändlich aus dem Arabiſchen . Im Gebiete des guten, wie des böſen Gottes gibt es dienende Geiſter, und die guten Götter zerfallen noch überbieß je nach ihrem Wohnſig in himm.
Bei dieſen Worten fonnte der junge Mann eine lebhafte Bewegung nicht unterdrücken . Er nahte fich mir bebend , und ich beeilte mich in wenig Worten, denn ich zitterte vor der Erſcheinung des Gaucho, ihm
Die mythologiſchen Begriffe berrathen eine
zu berichten , welche Botſchaft ich für ihn gehabt hatte, meine Antwort
ſeltſame Miſchung: der dritte Gott iſt Iidon Ghraban Tora, der Gott, welcher den Kindern die Seele gibt. Sbojeff glaubt , tas Tichon entſpreche dem perſiſchen „Tidan“ die Seele. Die Lidhumaiden glauben, daß die menſchlichen Seelen von dem höch ften Gott im roraus geſchaffen wurden, und vor ihrer Vereinis gung mit dem Körper in einem außerordentlich reizenden, reichen
an Lianen , ihren Anfall von Eiferſucht und die Entdedung , welde deren Folge geweſen . Warum, fagte nun Saturnino , der unter dem Gewichte eines er: drüdenden Schmerzes zu erliegen idhien , warum zürnt fie mir, daß ich die lianenbrüde verlaſſen habe , ohne ſie zu erwarten ? hatte ſie mir
und fruchtbaren Lande, das ſie in den Südoften verſekten, wohns ten. Gin Diener Kebe's, was ,,ba8 Schidſal" bedeuten fou , ift
gehorcht, und dieß iſt das Verbrechen , das ſie mit dem Tode beſtrafen will! Nein , nein , ſie liebt mich nicht! Ich dachte ganz anders, und bemühte mic , ihn , meine Ueberzeugung theilen zu machen , aber vergebens, Seine Mutter unterbrach und ; fie führte das Pferd ihres Sohnes herbei. Die arme Frau warf erſchrodene Blide um ſich, und fürchtete den Mann erſcheinen zu ſehen , der ſein Leben bedrohte ; fie bat ihn bei allen Heiligen des ģimmels, fich in den Sattel zu ſchwingen und ſich zu entfernen ; Saturnino blieb unbeweglich. Wozu das ? erwiederte er. Was ſoll mir jeßt mein Leben ?
liidze und irbiiche.
Pigambar, augenſcheinlich der perſiſche Peigamber," ber Bote freudiger Nachricht. Bemerkendwerth iſt, daß Pigambar urſprüng lich der Feuergott geweſen ſeyn ſoll, und nach und nach zum Hirten gott, ſelbſt zum Schüßer des Vieho herunter ſtieg. Wir führen noch auf Sülan, die Schlange, welche in der Luft fliegt und den Weibern Fruchtbarkeit gibt, ferner den Erbgott Sirdi Padich ab ; Sir jou in der Sprache der Schuwaſchen die Erde bedeuten ;
nicht ein Zeichen gegeben, mich zu entfernen ? Ich habe ihrem Gebote .
Ich vereinigte meine Bitten mit denen ſeiner Mutter ; es war ver:
Pabida iſt augenſcheinlich das perfiſche Wort Pabiſchah. Die
lorne Mühe ; er hörte uns nicht. Seine Hand ſpielte maſchinenmäßig
verſchiebenen guten Götter bezeichnen nur bie verſchiedenen Eigens
mit dem Schloß ſeiner Büchſe; wie wenn er ſelbſt darauf verzichtet
daften eines und desſelben Gottes, und merkwürdigerweiſe
hätte ſein Leben zu vertheidigen , öffnete er den Hahn und ſchüttete das Zündfraut aus ; dann warf er die Waffe mit dem Pulverhorn weit von fich. Indeß ichien die Luſt ani Leben , welche manchmal ſchlummert, aber ſelten ganz in des Menſchen Herz erliſcht, wieder einige Gewalt über ihn zu erlangen . Er ſeşte einen Fuß in den breiten hölzernen Steigbügel und ließ ihn wieder zurüdfallen. Noch einmal warf er einen Blick des Wohlgefallens auf den Renner , der in einem Augen: blid zwiſchen ihn und den Tod einen unerreichbaren Zwiſchenraum ſepen fonnte. Dieſe leßte Bewegung von Schwadze war bald bemeiſtert. Von dieſem Moment an erloſch der Inſtinct des Lebens, die natürliche Furcht vor dem Sterben vor einem unerſchütterlichen Entſchluſſe, de weder das Jammergeſchrei ſeiner Mutter , noch mein Zureden beſies
zrrar bie guten Götter bei allen Idumaichert diejelben, aber
nicht die böſen , und jedes Ijchumachendorf ſoul fogar ſeinen eiges . nen böſen Geift haben .
Shaitan wurde, wie Lora, ein abftracter
Begriff, der ſich anthropomorphiſch in unendliche einzelne Geis fter theilte. Gå möchte ziemlich ſdwer ſeyn, die mythologiſchen Begriffe nach ihren Quellen zu verfolgen ; einzelnes ſcheint ſelbſt auf Indien zu deuten, das Meiſte iſt aber wohl im 8ten, 9ten
und 10ten Jahrhundert den Ijchuraſden Durch perſiſche uub arabiſche Reiſende zugefonimen, uud von ihnen mit ihren alten Begriffen verſchmolzen worten.
gen konnten .
Ueber das Alter des Obelisken von Uimrud . Eine Abhandlung Grotefends hierüber wurde von dem Geiſtlichen Renouard ins Engliſde überſeßt, und von Dr. John Lee in der ſyro: ägyptiſchen Geſellſchaft am 13 Januar mitgetheilt. Grotefend verſeßt den Obelist an den Anfang des adyten Jahrhunderte vor Chr . , als Schalmaneſer die Er: ſo liest Grotefend Rawlinſons Denienbar
oberungen Puls und Tiglath - Pileſers fortſegte . Ein Hr. Sharpe las fodann eine Abhandlung über das ſpätere aſſyriſche Reich , das ſich
Die Zeit verſtrich, und der junge Jäger, die Hand in der Mähne ſeines Pferdes, ſtand unbeweglich . Plößlich ſah ich ihn, wie unter einer
leftrijden Berührung zuſammenfahren. Im ſelben Augenblick und faft hinter und that ſich die grüne Umzäunung auf, und bleich , wie eine Leiche, zeigte ſich liane im Scheine des Mondes ; ihr Kleid war zers knittert , von den Dornenſträuden zerriſſen , deren abgeriſſene Blätter noch in ihren aufgelösten Flechten ſtaden ; Tropfen Blutes rannen über
Buſen und Schultern, und das junge Mädchen fürzte fich athemlos auf
Reids wieder nach Vabylon verlegte. Hr. Sharpe glaubt , daß die
Saturnino . An dem Schrei, den er ausſieß , an der Gluth die aus ſeinen Augen leuchteten , fonnte man leicht erkennen, daß die Liebe zum Leben wieder in dem Herzen des Jägers einzog. I fomme zu rechter Zeit ! gelobt ſey Gott ! vermochte endlich Lianie audzurufen . Saturnino , ich wollte deinen Lob , weil ich dich
Paläſte von Niniveh unter den obenerwähnten Königen , wo das aſſy:
untreu glaubte .... aber jeßt weiß ich .
riſde Reich am größten war , erbaut wurden . Seine Anfichten ſtim :
Und das Mädchen zog aus ihrem Buſen einen Strauß (id erfannte ihn für den , welchen ich ihr im Vorüberreiten zugeworfen ), den ſie mit Entzüden an ihre Lippen preßte. Saturnino, begann ſie haſtig, indem fie ſeinen Arm ergriff, ich will jeßt, daß du lebeſt; dieſe Blumen haben mir das Leben wieder gegeben. Dieſer weiße Floripondio hat mir ge fagt , daß id die Schouſie fer in deinen Augen ; dieſe rothen Lianena
unter Pul erhob , unter Tiglath , Sdalman , Sennacherib erweiterte ,
bio es durch Nabopolafſar, ten babyloniſchen Groberer, ſiel, welcher Niniveh zu ſeiner Hauptſtadt machte , während Nebuchadnezar den Siß des
men in dieſer Beziehung mit denen Grotefendo überein. Daß die Nini-
viten ihre Renntniß der Kunſt zum Theil von den Aegyptiern entlehn : ten , bewies Hr. Sharpe dadurch , daß der auf einer Elfenbeinplatte gefundene Name Mobeno : Ha nidits als der ägyptiſche Gott Amun : Ra nach perſiſcher Ausſprade fen , daß der König Tiglath feinen Namen :
80
wrac
coso
blüthen haben mir verfündigt , daß die Nebenbuhlerin , welche ſie in
den Tod des Gaugo berichteten. Der Jäger zeigte ſich willig mid iit
ihren Haaren getragen hat, nur ein Vorwand zu deiner Gegenwart in
ſeinem Jacal ju beherbergen.
der Nähe unſerer Hütte geweſen iſt. D , ich weiß jeßt alles , dieſer Chitulné- Zweig hat mir alles entdeckt; ich weiß, daß du mich liebſt .... Aber anf was warteſt du ? Mein Vater wird fommen ; hoffit du auf Verzeihung von ihm , daß du feine Tochter geliebt haft ? Såhle nidt darauf. In dem Augenblic , indem ich zugleich mit dir ſterben wollte, hab' ich ihm geſagt, daß ich dir angehöre .... daß du die Ehre ſeiner id habe gelogen ; ich, einen Moment des Tochter geraubt habeſt Wahnſinnd wollte ich den Tod für uns beide. Wilft du jeßt fliehen ?
Zu ſelber Zeit erſchienen audy Criſtino und Caſtaños in der Lich: tung ; aber ſchon hatte Saturnino, von der Verzweiflung zu fieberhafter Freude übergehend Liane mit ſeinen Armen umſchlungen auf fein Pferd gehoben , das wie ein Pfeil bahinſchoß und das Mädchen und den un:
bewaffneten Jäger forttrug.
Der Gaudo, von dem Capitán gefolgt,
eilte ihnen nach. Şaltet ein , Capitán ! rief ich Caſtaños zu , laflet mindeſtens den Rampf gleich feyn. Der alte Guerrillero hielt wirflich beim Laut meiner Stimme ; abe nicht fo der Gaucho. Um die Entfernung auszugleichen , die ihn
Vier Tage , während welcher ich das rauhe einſame leben meri caniſcher Weidemanner theilte , vergingen , ohne daß ich des Caritáns.
anſichtig wurde. Der Brand, der ſich ziemlich weit um die Lagune vere breitete , war bald erloſden , und ich turchtreifte mit meinem Gatis freunde dieſe erhabenen Wildniſſe, in denen , neben mand giftigem .
Strauche, die Fruchtbäume ſehr zahlreich find. Endlich am Abend des
vierten Tages fehrte der Capitán jurud. &r hatte die duro Saturs nino und ſeine Mutter vermehrte Familie des Gaucho, bei den Vorbereis
tungen zu ihrer Abreiſe nach den fruchtbaren Ebenen von Sunora zurúd : gelaſſen , wo der Boden nur Hünde zur Arbeit und Menſchen zum Ernähren bebarf. Jndem Saturnino dem halbwilden Jägerleben ents ſagte, gehorchte er unbewußt dem natürlichen Gefeße der menídliden
Geſellſchaft, deren erſtes Zeitalter der Jagd , deren zweites dem Aders bau gewidmet iſt. Er folgte zugleich auch dem geheimen Inſtincte, der die romaniſchen Völfer des Südend gegen Nordamerifa, und die angel: ſädfiſche Race gegen Süden drängt, ein Trieb der allmählich die Ver:
miſchung zweier feindlichen Menſchenſtamme in den zwiſchenliegendera Ginóben vorbereitet. Unſer Weg bis an das Meer war derſelbe , den
noch von dem Gegenſtande feines Haſſes ſdied, ſchwang er ſeinen lazo, der fich wirbelnd über die beiden Flüchtigen niederließ. Von der Sølinge
die beiden Auswandererfamilien einſchlugen, und wir holten wahrſcheius
umſtridt, machte Saturnino eine übermenſchliche Anſtrengung ſein Pferd
des Abende verlodte und ſogleich aufzubrechen , um San.Vlag vor der
anzuhalten, deſſen Anie rich zur Grde bogen, und im Augenblid als der kräftige Arm des Gaucho ihn aus den Bügeln heben wollte, jog der
Mittagshiße zu erreichen.
junge Mann fein Meſſer, die einzige Waffe die ihm geblieben war.
ich die erſchütterndſten Stunden und die friedlidſlen Tage meiner Reiſe
Raſdh war der Lazo burchſchnitten ; ich fonnte einen Freudenruf nicht
zugebracht hatte. Gegen Morgen fahen wir die Wälder in ihrer ganzen
zurüdhalten. Saturnino flog auf& neue mit der ohnmächtigen Liane über die Lichtung hin ; die Fliehenden waren ganz nahe bei einem der Pfade durdy die Palmen. Der Gauco ſprengte ihnen nach, ſchweigſam und unverſöhnlich. Ich ſah ihn nun ſeinen Bolas und den dreifachen
Herrlichyfeit erwachen, und bald erſchienen und durch ihre grünen Laub: gewölbe die flaren Waſſer der Bay von San:Vlas, die wie ein Mjur: meer vor ung lag. So großartig dieſer Anblic aud war, wurde meine Aufmerkſamfeit doch bald davon abgezogen ; ein ſdswerer Karren mit
Lederriemen an ſeinem Gürtel aufrollen , eine der Kugeln faſſen , und
Hausgeråthen beladen und von zwei Ddyſen gezogen, folgte langſam ter
die beiden andern über ſeinem Kopfe ídwingen , während wir ihn fingen hörten :
Straße, die am Fuße der voraus liegenden Hügel hinlief.
De mi lazo t'escaparas, Pero de mis bolas
lich den ſchweren Karren ein, der ſie nach Sonora brachte. Die Friſte
Jn raſdem Trabe ging es jeßt durch die Wälder hin , in denen
Gin Mann
und vier Frauen gingen zu Fuß hinter dem Geſpann , und ich unters
ichied in dieſer Gruppe Lianens nnd Saturnino's Geſtalten ; es waren die Auswanderer, die gegen Norden zogen, während ich mich nad Weſten
jamas.
Meinem Laito kannſt du entgehen ,
wenden wollte. Der Capitán grüßte Lianen von ferne. Gine Wendung,
Meinen Bolas nimmermehr.
des Weges verbarg und bald die Wanderer , und ich wendete meile
Bald ſollte ich die ſpredliche Bedeutung dieſes Geſanged fennen lernen . Die Kugeln glitten pfeifend aus den Händen des Gaucho und
ſhlangen fich um die Beine des Pferdes; das Thier fiel nieder. Mit zwei Säßen war der Gaucho mit erhobenen Degen hinter ſeiner bewußt: loſen Tochter und dem unbewaffneten Fåger. Nichts fonnte eines der beiden Opfer retten als von dem Pfade her, den die Flüchtigen umſonſt zu erreichen verſucht hatten, ein Schuß fiel; der Gaudo war getroffen , und alles wurde ſtill. Jeßt ſprengte der Capitän eilig nach der Rich: tung, woher der Schuß gefominen war ; aber er hielt plößlich in ſeinem Laufe und kehrte zu mir zurück, indem er mit düſterer Ergebung ſprach : Ich habe wohl nicht das Recht, Villa:Señor zu ftrafen ; Gott wollte es , daß dieſer Mann geracht werde. Brechen wir ſo raſch alb möglich auf, ſagte ich zu Don Ruperto, und zeigte ihm liane , die fich über die Leiche ihres Vaters beugte ; Saturnino und ſeine Mutter fnieten neben ihn.
Gott allein vermag
es die Schmerzen zu heilen , die wir hinter und laſſen . Nein , ich habe noch eine andere Pflicht zu erfüllen ; ich bin die unſduldige Urſache von Criſtino's Tobe , und mir ſteht es zu dieſe Trauerbotſchaft der Wittwe bedjenigen zu überbringen, der mein Freund
war , bevor ich ſein Gaſt geworden. Gud aber wird Berrenbo auf meine Bitten für einige Tage die Aufnahme in ſeiner Hütte nicht verweigern .
Caſtaños geleitete mich idyweigend bis zu der Stelle, wo ich mein
Pferd angebunden hatte, und wo es erſchredt von dem Flammenſcheine der fich icon verringerte , fich vergebens von der feſten Neata loszu: reißen ſuchte. Nun begaben wir uns nach Berrendo's Hütte , dem wir
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Blicke wieder dem Meere zu , intem id tiefen beiden Weſen Glüd wünſchte, deren geheimſte Sdmerzen ich während eines Augenblicke getheilt hatte. Der Anblic vor mir erregte Empfindungen vell Frieten und Hoffnung. Je höher die Sonne heraufſtieg, Defto herrlicher erſchien und die Bay. Grüne Inſeln, zahllos in der Südſee zerſtreut , glichen den blühenden Uferſtreden, welche manchmal die Strönie Amerifa's loos
reißen und in ihren Fluthen fortſpülen. Wie Silberſdwingen der Möven heben ſich weiße Segel von dem Horizonte ab, und die großen fahlen Felſennadeln , die aus den Wellen ſtarrten , erſchienen mir wie Rieſenzeiger , um auf der ungeheuren Azurtafel die Sonnenſtunden zu meſſen .
Gabriel Ferry .
Sonderbare Gittedung in den alten engliſchen Pars lament 8 häuſern. Die alte St. Stephanocapelle wird gegenwärtig abgebrochen , und zum großen Erſtaunen der Arbeiter entdecte man in einer der Mauern, ſorgfältig in Leinwand eingeſchlagen, eine wohl ets
haltene Leiche mit einem hölzernien Hirtenſtab an der Seite , wie ihn ehemals die infulirten Aebte trugen. Die Mauer , in welcher dieje ſeltſame Reliquie aufgefunden wurde, bildete einen Theil der im 3. 1398 von Richard II erbauten Capelle. Die Leiche fand ſich in der Mauer der Gruft ( crypt) unter dem Hochaltar, wo in allen Klöſtern gewöhns lich eine fleine Capelle unter der großen öffentlichen Kirche fich befand.
Gin ſolches Begräbniß war eine Auszeichnung, und die Leiche iſt wahrs ſcheinlich die eines hohen Geiſtlichen , vermuthlid, wie aus den frengs weiſe gelegten Beinen vermuthet wird , eines ſolden , der das heilige Grab beſucht hatte. (Engl. Bl. ) Verantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widenm an n .
Das Ausland. Ein Tagblatt får
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. U " 21.
24 Januar 1852.
Die Beſprechungen über Sir 3. Frankline Schickſal und die
des nördlichen Europa'8 gänzlich frei von dieſem unwillfommenen Beſuche bleiben, während die amerikaniſden Länder in derſelben Breite das ganze Jahr hindurch mehr oder minder rom Eis ein
Möglichkeit ſeiner Wiederauffindung wollen in den engliſchen
gefaßt fint. Zwiſchen Grönland unb Spißbergen laber jeßt die
Journalen gar nicht enden, und da die Einzelnheiten für die
Gisſtrömung ruhig ihren Weg fort, an Island und dem fübs
Der arktiſche Ocean.
Mehrzahl derLeſer auf dem Continent gar kein eber nur ein lichenGrönlandvorüber, undgelangt bie an die Ufer von Neus höchft untergeorbnetes Intereſſe haben, ſo nehmen wir fortwähs fundland und bis zum 40° N. B. , ſo daß, während der Lauf der Indeß findet fich jeßt im Athenäum
Eisftrömung zwiſchen dem nördlichen Theil von Nowaja Semlja
yoin 17 Jan. von dem bekannten þri . Aug. Petermann ein Schreiben , worin er die Anficht ausſpricht, daß eine linter-
und Spißbergen aufgehalten iſt, und ſo viel man weiß fein Ireibeiê je bas Nordcap erreicht hat, es auf der andern Seite des atlans
rend davon keine Notiz.
ſuchung be8 arftiſchen Oceano fich weit eher im Winter als im
Sommer anſtellen laſſen werde. Die Gründe, auf welche er dieſe
tiſchen Oceans um mehr als 2500 M. weiter gegen Süden forts Die Eisſchranke , welche höchſt wahrſcheinlich während
zieht .
Anſichtfüßt,haben ein allgemeineres Intereffefür die phyfikatifiche berSommermonate-zwiſchenNomaja Semlja und Srißbergen vorbringenben Schiffent beſteht, bietet unzweifelhaft den nordmärte
Geographie, unb mir geben fte defhalb mit Hinrreglaſſung der ſpeciellen auf die Aufſuchung Frankline bezüglichen Stellen .
„Es iſt eine mohlbefannte Ihatſache, daß im Norben der fibiriſchen Küfte und in vergleicheweiſe kurzer Entfernung von Derſelben die See zu allen Jahre&zeiten offen iſt; es unterliegt feinem Zweifel, daß auf der amerikaniſchen Seite gegen Norden von der Parry -Gruppe ebenfalls offene Meer fich findet, unb es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe beiden offenen Meere einen gros Ben ſchiffbaren arktiſchen Ocean bilden . Die Wellingtons unb
Hinderniſſe, fie find aber ſchwerlich größer als auf der entgegens gefepten amerikaniſchen Seite in David-Straße, Lancaſter- Sound und Barrow- Straße, und wir haben überbieß das Zeugnis zahls
egt reicher Walfijdhfänger undanderer Seefahrer in den grönlän biſchen Meeren , daß fie allenthalbert, wo es ihnen gelang, durch Das Eie zu bringen, norbwärts eine mehr oder minber offene,
von Eis freie See fanden. Ein Schiff alſo, bad die Gelegen . heit abwartet, und den Weg durch das Eis fich bahnt, würde
Beringsſtraße, die beiden Haupteingänge von der amerikaniſchen
ohne Zweifel fich in der großen offenen „Polinja“ der Ruſſen
Seite ing Polarbaſſin haben bisher wegen der Nähe des Landes
befinden .
und der Anhäufung von Eis die entſchloffenften Berſuche ber verſchiebenen Erpeditionen in dieſen Richtungen vereitelt . && gibt aber noch zwei anbere Eingänge in bae Polarbaſfin , ben
,, Die borftebenden Bemerkungen biete ich der Aufmerkſam . feit der Leſer dar, nicht als etwas neues, ſondern als wohlbes gründete Shatſachen und zugleich als Einleitung zu bemjenigen
zwiſchen Grönland und Spißbergen , und den zwiſchen Spigber- | Theil meiner Anſichten , den ich für völlig neu halte. Meine Den erſten laſſe ich bei Seite, ta
ba
Anſicht iſt, und ich glaube es beweiſen zu fönnen , daß während der
die Schwierigkeiten desſelben ſehr groß find, hinſichtlich der zweis
arktiſchen Winterinonate, nehmlich vom September bis März
ten aber möchte ich die Behauptung aufſtellen , daß dieſe weite Deffnung wahricheinlich den leichteſten und vortheilhafteſten Gins
eine Einfahrt in Nordpolarmeer durch die bezeichnete Deffnnng viel leichter als während der Sommermonate zu bewerfftelligent
gang in bas offene ſchiffbare Polarmeer bietet.
feyn merbe, und daß auch die weitere Beſchiffung dee fibiriſchen Meeres gleichfalls viel leichter im Winter als im Sommer zu
gen unb Nowaja Semlja .
„Von den Seefahrern, welche verſuchten in den SommerBareng monaten nordwärts in dieſer Richtung vorzubringen ſchon im 3. 1594 erfuhren wir, daß eine Eisſchranfe quer über das Meer zwiſchen dieſen beiden Inſelgruppen fich erſtredt. Und bieß iſt unzweifelhaft jedes Jahr mit dem wiederkehrenden
,
-
,
unternehmen ſey. ( Schluß folgt.)
Gommer ber Fall. Es iſt dieſe ungeheure Gi@mafie, welche bes fanntlich jebeo Frühjahr mit einer mächtigen Strömung von den
Die hiſtoriſchen und archäologiſchen Studien in den franzöſiſchen Provinzen.
fibiriſchen Küften nach dem atlantiſchen Meere treibt. Unter dem
4. Die Normandie .
80 Breitegrab und weiter gegen Süben trifft fte auf die Ufer
( Fortſeßung .)
von Grönland, Spitbergen und Nowaja Semlja ; zwiſchen den
Die Kirchengeſchichte der Normandie, welche man durch die
beiden legtern begegnet fiedem Golfſtrom , ber das Weiterfübwärts. treiben in dieſer Richtung verhindert, und bewirkt, daß die Ufer
zahlreichen Forſchungen vor der Revolution für erſchöpft hätte halten können, hat fich ſeit einigen Jahren verjüngt, die Schrife
82 ten der Laien wie der Geiſtlichen wurden unter dem dreifachen Gefichtpunft, der Archäologie, der Sitten und der 3nftitutionen, ftudirt, und daraus iſt eine Reihe von ſehr ichaßenwerthen Werfen entſprungen,
Die Rathebrale von Rouen, durch die Archäologen ſchon längſt im Einzelnen geſchildert, hat einen neuen Monographen in einem Mitglied der Afabemie von Rouen , ørn. Falue, ges
goon
Kloſter zu Klofter ging, und an ſeinem Sale bie Lobedrolle trug. Eine ſolche Reiſe dauerte oft ein ganzes Jahr. Wenn Der Bote in einem Kloſter anfam , wurde er freundlichft empfans
gen, man gab ihm gut zu eſſen und zu trinfen , ichenfte ihm etwas Geld, und wenn man von dem Inhalt ſeiner Botſchaft
Kenntniß genommen, verſammelte fich die Brüberſchaft, um die
funden, er hat aber ſeine Arbeit mehr als Hiftorifer denn als
Lobtenmeſſe zum Andenken der Empfohlenen abzuhalten. Nicht bloß in Bezug auf die Sitten, fondern auch in moraliſcher Sin.
Archäolog aufgefaßt, und die Verhältniſſe der Kirche zur bürgers
ficht bieten dieſe Rollen ein wahres Intereſſe dar, denn man
lichen und politiſchen Geſellſchaft geſchildert. Er iſt von dem Grunbías au&gegangen, daß das Chriſtenthum allein mitten uns ter der Erſchütterung oder dem Einſturz aller menſchlichen Eins richtungen aufrecht blieb, und daß man in dem Wirrmarr der Vergangenheit den leitenden Faben finden fönne, indem man die
findet außer den myſtiſchen Declamationen auch eine Anzahl Poeften , die zum Theil durch Frauen abgefaßt find. Die Herausgabe von Urkunden in derſelben Specialität ſchritt
weltlichen Thatſachen um die chriftlichen Einrichtungen gruppire. indem ør. Fallue nach dieſer Methode ſeine Forſchungen auf die
ganze Dioceſe ausdehnte, hat er auf ſeinem Wege eine Menge intereſſante Fragen gefunden , und indem er die Geſchichte der der Biſchöfe, der Concilien u. ſ. w. gibt, kam er ganz natürlich auch auf die Rolle zu reden, welche die normanniſchen Geiſtlichen bei der Eroberung Englands ſpielten, auf ihre Einrichtungen in dieſem Königreich, ſobann auf die engliſche Herrſchaft in der Nors manbie, auf die Religionsfriege und endlich auf die janſeniftia iden Streitig feiten . Das iſt eine ſehr bedeutende Arbeit, welcher Hr. Fallue 10 Jahre ſeines Lebene gewidmet hat ; der Geſchichte
ſeiner Provinz wurde dadurch ein großer Dienſt geleiſtet, und das Inſtitut hat wohl dem Buche feine volle Gerechtigkeit erzeigt, indem eß ihm bloß eine ehrenvolle Erwähnung zugeſtand.
gleichmäßig fort mit der von Originalarbeiten , und man vers danft einem Gelehrten von Evreur, Hrn . Theodoſe Bonnin, das merkwürdigſte dieſer Documente , das Tagebuch der Paſtorals Beſuche von Gube8 Rigaud, Erzbiſchof von Rouen im 13ten Zabrhundert, der bei dem heil. Ludwig in hoher Gunft ftand. Was dieſer h. Rönig für die Verbeſſerung der öffentlichen Sitten that, verſuchte Eudes Rigaub in der Kirchendisciplin. A18 ftrens ger Chriſt wolte er in die Klöſter in die alte Regel, wie die Gründer der religiöſen Orden fie auferlegt hatten, und dieſe Anſtalten , welche vom folgenden Jahrhundert an raidh ihrem
Verfall entgegengingen, zur urſprünglichen Reinbeit zurüdführen. Rigaub machte in den Klöſtern ſeiner Dioceſe zahlreiche Beſuche, ſtellte ſtrenge Nachforidungen an, und legte die Ergebniſſe ders
ſelben in einem Tagebuch unter dem Titel : Regestrum visita tionum nieder. Dieß Tagebuch, das von 1248 bis 1269 geht, enthält über die Klöſter der Normandie die merfwürdigſten Eins
DieKirchengeſchichte in ihren Beziehungen zur Sittengeſchichte
zelnheiten. Dieſe Häuſer, 200 an der Zahl, enthielten 2386
hat einem Hrn. Formeville, Secretär der Geſellſchaft der Alter-
Perſonen , da dieſe Zahl indeß nur einmal angegeben iſt, die Bes
thumsforſcher der Normandie, Veranlaſſung zu intereſſanten Schrife
ſuche fich aber über einen Zeitraum von 21 Jahren erſtredten,
ten gegeben. Delisle hatte in einer merkwürdigen Arbeit, welche
ſo muß man die wechſelnde Bevölkerung mit in Anſchlag brins gen, und man kann ſomit die Zahl mindeſtens auf 4000 ans
den Titel führt „über die paläographiſchen Denkmale in Bezug auf die Sitte für die Tobten zu beten,“ der Begräbnißrollen
fdhlagen. Von dieſer ganzen Anzahl findeter 143 Mönche
erwähnt, auf welche man in den Klöftern die Namen der Vers
tadelnøwerth ; alle ſind mit Namen genannt, und die Art ihres Febs
ftorbenen ſchrieb, um fie dem Gebet der Gläubigen zu empfeh
lers oder Vergehens bezeichnet: 11 hatten das Gelübde der Ar
len.
muth gebrochen , indem ſie etras Gelb in ihren Koffern behielten , 10 hatten mit Würfeln geſpielt ober gejagt, trog ber Vorſchrift, welche den Dienern der Kirche verbietet, das Blut von Menſchen
In Folge eines intereſſanten Berichte über die Arbeit Deo
liale'e hat Hr. Formeville theils in extenso, theils in Auszügen einige dieſer Rollen heraulgegeben, welche bis zum Anfang des 12ten Jahrhunderts hinaufreichen , und namentlich diejenigen, welche den 1. Bruno, den Gründer der Karthäuſer, Mathilde, die Tochter Wilhelms des Eroberers, und den ſeligen Vital, ben Gründer der Abtei von Savigny, betreffen . Dieſe Leichenrollen , auf Pergamentblättern in unendlicher Zahl verfaßt, waren bald fortlaufend, balb jährlich, balb individuell ; die erſtern wurden
auf den Altar niedergelegt und niemals von hier hinweggebracht, die zweiten circulirten unter den zu derſelben myſtiſchen Verbins
ober Thieren zu vergießen, 24 hatten durch ihre Intriguen bie Ruhe unb Dronung geſtört, 8 hatten fic bem Zorn überlaſſen , 25 unmäßig getrunken , 75 hatten das Gelübde der Keuſchheit
gebrochen, 2 waren einer gewaltthätigen Schändung verbächtig, 2 endlich batten geſtohlen und gefälſcht.
So hatten alſo in 21
Jahren von 4000 Menſchen nur 4 Vergeben begangen, welche
bung gehörigen Kirchen , um jährlich bie Namen der Tobten bes
bie öffentliche Gerechtigkeit zu verfolgen hat, die andern hatten bloß gegen die Regel und das Gewiſſen fich verfehlt. Wenn die Statiſtik Rigaube, wie man allen Grund zu glauben hat, genau
kannt zu machen , die dritten wurden nach dem Abſterben jedes Bruders auégeſchickt, um zu ſeinen Gunſten die Fürbitte aller Verbündeten zu erlangen. Handelte es fich um einen einfaven
welche bamals noch in den Klöſtern herríten, bewundern, unb nach der Bemerkung eines normanniſchen Kritifer8 den Vorwurf
Mönch, ſo war die Formel ſehr bündig : „N. N., ein Kind unſerer
Congregation, iſt tobt, wir bitten um Euer Gebet für ſeine Seele, und werden unſerer Seite für Euch beten . " Hanbelte es fich aber um eine vornehme Perſon, um einen durch Würden und Jugenben aufgezeichs neten Mann, ſo entfaltete die Rolle allen Pomp des Styld, und oft nurbe fte auch noch mit Bildern ausgeſtattet.
Die Aufgabe ben
nefrologiſchen Artifel abzufaſſen , wurde ben gewandteften Federn
überlaſſen , und wenn derſelbe die allgemeine Billigung erlangt hatte, gab man ihn einem Boten , der von Kirche zu Kirche, von
und ſtreng iſt, ſo muß man die Drdnung und Regelmäßigkeit,
ausſchweifender Sitten, welche ſo manche Schriftſteller auf die Mönche des Mittelalter fallen laſſen , weſentlich ermäßigen . Die Frauenklöfter bieten hinſichtlich der mönchiſchen Strenge und ſelbſt der menſchlichen Moral minder erfreuliche Reſultate
bar. Von dreizehn Frauenflöftern in der Normandie waren vier untabelhaft, drei find wegen leichter Fehler vorgemerkt und in fechien berrichte wirfliche Unordnung. Was die leichten Fehler betrifft, ſo ſollte man glauben , wenn Rigaub'e Lagebuch im 18ten
Jahrhundert bekannt geweſen wäre, Greſſet habe die 3bee zu ſei
83 nem Vertsvert baraus geſchöpft, denn man findet alle Coquets terien ber Celle, alle bie Nichtigkeiten des Sprachzimmers, die
große Beſchäftigung mit kleinen Dingen und die Vorneigung zu zierlichen Kleinigkeiten , welche im Serzen leichter Frauen oft über irbiſche Liebe den Sieg bavon trägt, und auch in dem Herzen von Nonnen manchmal ber himmliſchen Liebe das Gleichgewicht
zu halten deint, von dem Dichter eben ſo zierlich beſuugen , als fie von dem Prälaten ſtreng getabelt werden. Man mochte thun tas man wollte, man konnte die Nonnen nicht hindern kleine
Toilettengegenſtände in ihren Koffer zu verſchließen, und fle trö. fteten fich für den verſagten Gebrauch mit dem ganz weiblichen
Glüd, fte heimlich zu befißen und zu betrachten. Einige hatten fleine Hunde, andere Eichhörnchen , ſehr viele Lerchen. Das was ren kleine Sünden, allein der unbeugſame Erzbiſchof wollie den armen Mädchen auch dieſe unſchuldigen Zerſtreuungen nicht ges ftatten : die Eichhörnchen und die Lerchen mußten geopfert werden . Nun verfiel man auf Hühnchen, aber der ſtrenge Prälat ſchritt auch hier ein, und entſchieb, daß dieſe Vögel gemeinſam von bem Klofter ernährt würden, unter dem Vorwand, daß fie unter den Schweſtern ein fortwährender Gegenſtand des Streite ſeyen. Dieſe Einzelnheiten find allerdings kleinlich, aber fte haben ihren Oteiz und namentlich ihr hiſtoriſches Intereſſe, indem ſie zeigen, was in dem Zeitalter des Glauben
das Kloſterleben war, wels
dhen Entſagungen die ſtrenge Regel die Einzelnen unterwarf, und
Goon
lien, die der Armen wie der Reichen, unb erzählt mit großer Einfachheit, was ihm die alten Pergamente, bie Ueberlieferungen , das Geſpräch in Feld und Walb über das Land berichtet haben, welches er wahrſcheinlich nie verlaſſen wird. Die Bücher Decorbe's gleichen den kleinen Gärten der Landpfarrer, wo man mit dem Duft der wilden Blumen Friebe und Rube einathmet. Hier iſt alles einfach, offers, und es iſt immer der gute Pfarrer, der mit
ſeinen Pfarrkindern ſpricht. Der Verfaſſer, der fich um Einleia tungen und Uebergänge wenig kümmert, beginnt die Geſchichte des Cantons von Londinières mit einer Abhandlung über deſſen Drnithologie und ſchließt fte mit einem recept zum Einbalſa . miren nach der Methode Gannale. Von den Vögeln kommt er
auf die Druiden unb Celten, dann auf die Begräbnißpläße, um die Grabſchriften zu leſen. Er ſteigt auf alle Glodenthürme, um das Alter und die Namen der Glođen zu erfahren, und bei dieſer Gelegenheit erzählt er die Geſchichte des Pathen und der Bathin der Glode. Wißt ihr z. B. weßhalb die ſchönſte Glode von Bures Gabriele heißt ? In dem glänzenden Feldzug von Arques bewohnte die ſchöne Gabriele Das Schloß von Lourpes in der Nähe von Bures ; Heinrich IV war damals zu Arques, und ging häufig als Ochſenhåndler verkleidet nach Tourpee . Eines Tages ſprach der königliche Liebhaber mit feiner ſchönen Gabriele über Thcologie – denn Liebe und Theologie verſtanden fich im 16ren Jahrhundert beſſer als Papidmuß und Reformation,
wie in den kleinſten Dingen der menſchliche Wille dem Joche der
und da die Dame von Jourpes in den Bearner drang, flich
Pflicht fich beugen mußte. Noch in einer andern Beziehung verbient das Tagebuch Rigaud's die Aufmerkſamkeit der Geſchichts.
zu befehren -- vielleicht mit einem Ruß, was der Verfaſſer uns
erwähnt läßt — jagte der Bearner : „Aber mein guter Engel,
der Kirche fich zeigten, fteto in ihrem Schooße ſelbſt aufgeklärte sind weiſe Männer aufftanden , welche fich beſtrebten dem Forts
biſt du denn eine ſo gute Ratholikin, als wozu du mich machen möchteſt ? Gehſt du oft in die Meſſe ?" „ Ich höre die Gloce von Bures niemale, fie iſt ſo flein.“ „Gut, damit du fie in
( chritt des Uebele Einhalt zu thun. Die Erſchlaffung der Die. ciplin , die ſchlechten Sitten der Mönche, bie ungebeuren Reichs
Bufunft läuten hörft, werde ich dir die Oloden der erſten Gtabt ichiden , die ich einnehme." Kurze Zeit barauf bemad
thümer der Geiſtlichkeit waren bekanntlich eine der mächtigſten Urſachen des Siege der Reformation, und die Geſchichte, die fich
Blockenſpiel, und da Gabriele die ſchönſte der Frauen war, gab
forſcher, denn et beweist, daß, ſo oft Symptome des Verfalls in
nur allzuoft auf die Seite der Sieger ſtellt, hat Luthern einen
Triumphfiß errichtet, weil er die Unordnungen, welche zu ſeiner Zeit das Kloſter und das Heiligthum entehrten , der Verachtung der Welt bezeichnete, aber die Geſchichte hat nicht geſagt, daß die Mißbräuche, welche Luther bezeichnete, in der galikaniſchen Kirche vielleicht noch mit mehr Strenge und Berebſamkeit von den Män-
nern bekämpft wurden, welche in dem unbeugſamen Kreiſe der dogmatiſchen Ueberlieferung blieben , die Revolution de
16ten
Sahrhundere voraus abnten, und ihr durch weiſe Reformen zu-
vorzukommen ſuchten.
Der Erzbiſchof Rigaub gehört zu dieſen
Männern, welche, wie der 1. Bernharb, wie Peter von Aidy und Gerſon, und in den untern Reihen die Volkeprediger 34. Cons
necte, W. Pepin, Maillard und Menot, die fortſchreitende und zugleich erhaltenbe Partei würbig repräſentirten .
Die bürgerlichen Einrichtungen, die Sitten, die Ueberliefes Tungen , die Denkmale wurden auf allen Punften der Normandie beſchrieben , ftudirt, gezeichnet, und mit unermüblichem Eifer res taurirt. Die localen Monographien find ſehr zahlreich, unb wir heben barin, minder vielleicht au8 wiſſenſchaftlichen Gründen al8
wegen der anziehenden Driginalität bie ,,hiſtoriſchen Verſuche" Decorbe's, Pfarreð von Bures, aus, über die Cantons von Neuf chatel, Londinières unb Blangy.
Der Verfafier, auf dem Lande
geboren und, wie er in einem gerechten Gefühl des Adele dieſes Standee ſagt, als der Sohn eines Bauern, macht auf den Namen eines Gelehrten durchaud feinen Anſpruch.
Er liebt
ſein Land, fennt alle dönen Gegenben, alle Kirden, alle Famis
-
tigte fich Heinrich Hesdins, ſchicte nach Bureš ein vollſtändiges man auch der ſchönſten Glocke aus dem Glodenſpiel von Burel den Namen Gabriele. Die Gelehrten und die Pedanten - die
Unterſcheidungslinie iſt nicht immer leicht zu ziehen
werden
allerdings finden, daß es Decorbe's Büchern an Methode feblt, und daß man nichts von wiſſenſchaftlicher Anorbnung barin trifft. Der Vorwurf wäre bedeutend, wenn der Verfaſſer die Stimmen Der Afademie der Inſchriften hätte gewinnen wollen ; ba er aber ganz einfach für ſeine Lanbeleute drieb, da er bloß einige intereſſante hiſtoriſche Anſichten verbreiten , einige Ruinen unter Den Schuß der Localüberlieferungen ftellen , und endlich die Eräftigen Söhne de Normannenlandes durch die biſtoriſchen Ers innerungen an den Boden feſſeln wollte, der fle nährt, ſo füm mern wir un nicht um die Einzelnheiten ſeiner Anordnung, er hat mehr gethan, al& mander Gelehrte von Profeffion : er hat
in ſeine Bücher ſeinen Patriotismuß und ſein warmes Gefühl gelegt, und das iſt ftete mehr werth ale eine ſchöne Phraſe. (Schluß folgt.)
Eine Tour durch das Großherzogthum Poſen . Wer das Großherzogthum Poſen vor 30 Jahren zum erſtenmal durdreiste und es jeßt wieder ſieht, der wird eine bedeutende Verán: derung , nicht ſowohl in der Dertlichkeit als in der Anzahl , Bil bung und Lebensweiſe der Bevölkerung finden. Dieſe Beobachtung brängte ſich mir auf einer unlängſt durch dieſe Provinz gemachten Reiſe zuerſt in Rawirz auf , wo das Germanenthum in den leßten Jahren einen ſehr bedeutenden Aufſchwung genommen hat. Das Städtchen iſt
woroc
84
ziemlid regelmäßig gebaut , und wo ſonſt zwiſchen einzelnen guten
an
Gern begrüßt man daher dieſe etwas alterthümlich ausſehende Stadi, pie in den Unruhen der leßten Jahre eine bebeutende Rolle ſpielte,
Gebäuden elende hölzerne Barađen ſtanden , prangen jeßt freundliche neugebaute Häuſer, und die mit Blumen und Lithophanien geſchmückten Fenſter deuten an, daß die darin Wohnenben bemüht find, die Eleganz
große Volfoverſammlungen abhielt und den Impuls zu mander Demons
und Annehmlichkeit größerer Städte auch in dieſe in ziemlich oder
Gegend liegende Grånzſtadt zu verpflanzen . Auch find hier die Gaft: häuſer in gutem Zuftande und man befommt da insbeſondere vorzügs liche Fiſche, welche in großer Menge aus den benachbarten , aber jens
feits der Gränzlinie liegenden Seen zwiſchen Trachenberg und Sfilitid , dahin gebracht werden. Selbſt das geſellige leben , welches burd die Unruhen der leßten Jahre ſehr geſtört war , gewinnt jeßt wieder einen neuen Aufſchwung, was beſonders da ſehr bemerkbar wird, wo Militar
ftration in der Umgegend gab, was zur Folge hatte, daß die der Regies rung Getreuen fich um ro feffer aneinander ſloffen und zuleßt einers: Verein bildeten , der feine Zweige durch die ganze Provinz ausbreitet, und jeßt immer nod thatig zur Befeſtigung des Vertrauens und der Drdnung mitwirft. Schöne Kirchen und großartige ältere wie neuert Gebäube ſchmüden die Stadt, die man für eine deutſche halten würde,
wenn nicht bas polniſche Idiom ring& umher ertönte – und die aufs fallenbfte Gigenthünilidh feit flawiſder Stadte , eine große Anzahl Zuden,
noch erwartungsvoller aber fieht man dem Beginn der Giſenbahnbauten
dem Auge überall entgegenträte ; dieß leßtere iſt beſonders an iſrat: litiſchen Sonn , und Feſttagen der Fall, und ſie entwideln dann eine Pradt , welche der ihrer Glaubendgenoſſen in Ruftich Polen faſt gleid kommt , aber weniger anſprechend iſt als dieſe , das morgenländiſche Gepräge feſthaltende. Hier hielt ſich, wie man mir erzählte, der bekannte
zwiſchen Poſen und Breslau entgegen , da es flar am Tage liegt , daß
Rrutowsky ( Krauthofer ) eine Woche lang vor den Nachforſchungen der
durch ihre Vollendung die Provinz' ein neues Leben und eine ganz
Polizei verborgen , ohne daß ſelbit die Einwohner etwas davon wußten und unbemerkt , wie er gefommen , war er mit Hülfe der Freunde wieder entwichen. Reges leben herrſchte ſonſt in dieſer Stadt , dem Berſammlungsorte des zunächſt wohnenden polniſchen Adele, nnd beſons ders waren die Handwerfer gut daran , da fie als Deutſche tüchtige Arbeiten lieferten und von den Polen gut dafür bezahlt wurden. Auch die Blüthezeit des handeltreibenden Publicums , der Juden, iſt ziemlich dahin , und viele find in neueſter Zeit nach der Provinz Sachſen aus: gewandert, um dort ein ergiebigeres Feld für ihre ſpeculative Thätigfeit zu ſuchen. Hier lernte ich unter andern einen Munn fennen, der nicht
einquartirt iſt, was zur Zeit in Hawicz ftattfand. Viel hofft man für den Verkehr, ſobald die projectirte Chauſſee, welche von hier aus direct
über Scrimm und Goftyn nad Poſen gehen ſoll, fertig ſeyn wird ;
andere Geſtaltung gewinnen wird. Da man die Genehmigung der nächſten Kammern mit Sicherheit erwartet, ſo haben die Auseinander:
ſeßungen mit den Grundeigenthümern bereits begonnen und nian hofft die Bahn bis 1855 fertig zu haben , umſomehr als feine beſonderen
Terrainſdwierigfeiten vorhanden ſind. Gleichzeitig mit dieſer Bahn beabſichtigt man den Bau einer Zweigbahn von Lifia bis Glogau, woburch ein Anſchluß an die niederſchlefía márfiſche Bahn erzielt wurde, und es iſt leicht begreiflich, deß dieſe Pulsadern des Verfehrs der Pro: vinz ein neues Leben geben müſſen , da jeßt ſchon die Ausſicht auf den Bau regere Thätigkeit und vielerlei Pläne hervorruft. Von Rawicz an
nur in Liffa , ſondern auch im ganzen Großherzogthum geachtet und geliebt wird ; den Hofrath Dr. Hildebrand, der ſeit mehr als 40 Jahrers für das Wohl der Stadt, ſo wie für die Iridende Menſchheit wirft, und
der Gränze hin nach Bojanowo ſieht man nur Wald und ſandige Flächen , die außer dem Getreide viel mit Buchweizen (Haide) — dem Lieblings: nahrungsmittel der Polen - bebaut ſind, und nur in der Blüthezeit
ſich um die vortrefflichen Krankenanſtalten Liſa's große Verdienſte er:
worben hat. Beſſer daran als liña iſt das einige Meilen von hier
desſelben einen angenehmen Anblick gewähren. Außer dem Mehl und feinen Gries , welche aus dem Buchweizen bereitet werden , liebt der
entfernte Trauſtadt, welches beſonders im leßten Jahre durch ſeine ausgebreitete Tuch fabrication gute Geſchäfte gemacht hat. Von liſſa bis Schmiegel, etwa 242 Meilen in nordöſtlicher Nich: tung , führt die Straße ſchon durch eine belebtere Gegend , hin und
1
Pole beſonders eine Art feiner Grüße derſelben , Haidefaffee genannt, der in Waſſer und Salz fleif gefocht wird , und nachdem er in eine
tiefe Schüſſel gethan worden , macht man ein Loch in der Mitte derſels
wieder mit hübſchen Dörfern beſeßt ; dieß iſt die Gegend des Obra:
ben und gießt Milch hinein , von der beim Effen des Grüßes immer etwas dazu genommen wird. Auch die Kartoffeln bereitet man auf ähnliche Weiſe, nur mit dem Unterſchiede, daß dazu meiſt ſaure (geron nene) Milch genommen wird, und ein ſolches Gericht iſt oft im Winter und Sommer die Hauptnahrung der ländlichen Familien. Einen eigen: thümlichen Anblid gewähren die vielen Windmühlen , welche ſchon jen: ſeits der Gränze , bei Guhrau , ihren Anfang nehmen und durch das .
bruches , welche dem Bau der Giſenbahn audy einige Schwierigkeiten darbieten wird ; mehrere Fiſchreiche Seen beleben fie. Didyt bei Schmie
gel befinden fich ſchöne Kirſchplantagen und ein ergiebiger Weinberg,
.
ganze Großherzogthum zahleich auzutreffen find ; aud wird die Gegenb faſt überall durch eine große Menge Störche belebt. Das Städtchen Bojanowo ſprach mich faſt mehr an als Nawicz, obgleich es kleiner iſt als jenes ; aber es iſt offener gebaut , hat einen großen freien Marptplaß und viele deutſche,I recht gebildete, freundliche
Einwohner. Zwei Meilen davon liegt in nordweſtlicher Richtung das Städtchen Reiſen mit einem großartigen Schloſſe und ſchönem Garten,
Befifthum des Fürſten Sulfowsky, der für ſein eigentliches Baterland noch immer ſehr lebhafte Sympathien bewahrt , was er in ſeiner viel: beſprochenen Rebe bei Gelegenheit des Provinzial-Landtages erft fürzlich documentirt hat. Hier war es , wo Friedrich der Große im Fiebenjähs rigen Kriege gegen einen Ahnherrn des Fürſten ſtrenge Strafe vers hängte, weil dieſer fich ihm dadurch feindlich erwieſen, daß er den Rufſen
Proviant zuführte. Von hier an der ſchleſiſchen Gränze hin iſt eine
der nette Gartenanlagen und eine gute Reſtauration hat , und ein ſehr angenehmer Erholungspunkt für die Bewohner des Städtchens ift. Hier hatte ich bei einem langern Aufenthalte Gelegenheit redt deutlich zu bemerfen , wie der flete Kampf zwiſchen Slawen .- und Germanenthum Urſache des nur langſamen Fortſchreitens der Cultur in dieſer Proving iſt, ſo daß ſie allen übrigen im preußiſchen Staate bei weitem nach: ſteht; denn obgleid in den Städten eine Menge Deutſche leben und auf dem Lande fich viele ſolche angefauft haben, ſo iſt ein freundſchaft: liches Verhältniß zwiſchen dieſen und den Polen hodiſt ſelten. Auch mag die Religiondverſchiedenheit Beider noch mehr zu ſolcher Spannung beitragen, denn da der größte Theil der Eingebornen katholiſch und die Mehrzahl der Deutſchen evangeliſch iſt, ſo verwechſelt man allgemein die Confeffion mit der Abſtammung und verſteht unter einem Deutſchen immer auch einen Proteſtanten . Anerfannt muß es werden , daß viele
aditbare polniſche Geiſtliche (die dort Pröpfte heißen) es ſich angelegen ſeyn laſſen, das Bolf aufzuklären , und es für mildere und edlere Geſina nungen empfänglich zu machen ; es gibt aber auch viele und das iſt
Strece lang ſehr ſumpfiger Boden , durch den ſogenannten polniſchen Landgraben , wodurch dem Bau der Eiſenbahn einige Schwierigfeiten erwachſen dürften , die man jedoch nicht gar zu hoch anſchlägt. Die Entfernung von hier bis Lifla , einer der bedeutendern Ståbte des
ba leider die Mehrzahl — welche das Nationalgefühl ihrer landsleute
Großherzogthums , beträgt nur eine Parke Meile , doch file wird dem
terie ſoll mit verbeſſerten Büchſen armirt werden , welde noch auf fünfzehnhundert Yarde eine tödliche Wirkung haben ſollen . (Shipp. Gaz. 19 Januar.)
.
Neiſenden troß des gut chauſfirten Weges, immerhin herzlich lang , ba er außer elenden Hütten nichts als Wald und Sand zu ſehen befommt. Verlag der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung.
benüßen, um das Mißtrauen gegen die Deutſchen immer mehr zu befefligen . Fortſeßung folgt. )
Neue engliſche Feuer gewehre. Die ganze engliſche Infans
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gb . Widenmann.
Das Ausland . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens
der Völker.
26 Januar 1852 .
N " 22. 1830.
Die bosporiſchen Könige . Wir haben in Nr. 306 v, vor. I. nach zwei Aufſägen von M. Grigorieff mitgetheilt , was bie ießt nach den alten Schrifts ſtellern ſowohl , ale nach den Münzen und nichriften , die iu neuerer Zeit aufgefunden wurden von dem bosporiſchen Könige reich als ermittelte Thatſache feft fteht. Das Decemberheft des
Journals del ruffiſchen Miniſteriums des Innern enthält nun eine dritte und legte Abtheilung über denſelben Gegenſtand, wir finden uns aber in unſern Erwartungen , daß der Verfaſſer aus Namen und Lhatſachen die Anknüpfungepunkte mit den ehes
maligen Völkern im ſüblichen Rußlanb zu ermitteln ſuchen werde, völlig getäuſcht. Er führt die Königsreihe fort biß auf Riafuporis VIII , welcher wahricheinlich von 313 bis 335 n. Chr.
regierte . Die Herſtellung dieſer Königsreihe hat, als Grundlage und Anbalt & punkt für ſpätere Feridungen , unzweifelhaft ihre Verdienſte ; von 26 Regenten, welche man ſeit Chr. Geb. zählt,
Dieſe Erinnerungen verbreiten ſich über die Periode von
1740 bis 1830, nnd der Verfaſſer wollte nicht nur erzählen, was er ſelbſt geſehen hatte, ſondern auch was er in ſeiner Kind heit von alten Leuten vernommen . Hier tritt die Vergangenheit in ihren fleinſten Zügen Tag für Tag auf, und namentlich die Periobe der Revolution verdient geleſen zu werden , denn hier, wie in allen Provinzialſtädten , erſcheinen die Ausſchweifungen der Schrecenszeit in ihrer ganzen Wildheit und Lächerlichkeit, eine Bemerkung, die wir noch mehrmale zu machen Gelegenheit haben werden . Den politiſchen Leidenſchaften fremd, durch einen geſunden Hausverſtand und ſeine niedrige Stellung über den
Parteiehrgeiz erhoben, betrachtet der Verfaſſer der „Erinnerungen " das Drama -von 93 wie ein unparteiiſcher Zuſchauer , der vom Parterre aus den Wandlungen einer blutigen Tragödie folgt, und als die Guillotine auf dem öffentlichen Plate errichtet wird , ale man die alten Denkmäler umſtürzte und ruhige Bürger eins
icnnt man 19 nur aus Münzen , und ſelbſt unter den übrigen
kerferte, fragt er fich ganz erftaunt , was die gute, ſonſt ſo ehr. fiche und ruhige Stadt Erreur Denn wecbrochen habe, daß man
wurde die Zeit der Herrſchaft von vieren nur durch Münzen bes
fle jo behandelt.
Seine einfache, anſpruchsloſe, wenn auch manchs
aber das Reſultat iſt vorerſt ſehr mager, und bringt unſere Kenntniß von die en Ländern faum vorwärte ; ob ſich viels
mal incorrecte Erzählung erhebt ſich zuweilen bis zur Würde der Geſchichte. Man fühlt in dieſer unter dem Einbrud der leicht einiges an die Studien bes jüngern St. Martin anknüpfen gleichzeitigen Ereigniſſe geſchriebenen Schrift, wie ſehr die Pers wird , werden wir wohl ſpäter feben . Das Reid anf mit dem ſpective eines halben Jahrhunderts die Phyfiognomie der Dinge Vorbringen der Gothen an die nörblichen Ufer be8 dwarzen Meered . ändert , und wie viele Lügen , trog der Redlichkeit der Verfaſſer, Die bogporiſchen Könige waren Freundeder Römer ", alſo Vaſallen , in ben nach geraumer Zeit geſchriebenen Büchern ſich aufhäufen und zahlten wohl unter irgend einer Form Tribut; mit dem mußten . Die Vorrede Bonning iſt eine ſehr gute Arbeit, unb
itimmt ,
Andringen der Gothen und anderer deutſchen Völfer veränderte
der Verfaſſer hat namentlich Recht, wenn er der höhern Bürgers
fich die Verhältniß, und die römiſchen Kaiſer ichidten jährlich Geſchenfe ", um die bodporiſchen Könige zu unterſtüßen im Kampfe gegen bie Barbaren , balb aber waren diere Könige gezwungen den leßtern Schiffe zu liefern um Einfälle in Kleinaſten zu mas hen . Sein williges Ende erreichte das Bosporreich wohl durch den Einfalt ber funnen, denen auch die Gothen erlagen, und damit brach völlig die Nacht über jene Gegenden herein, welche die Geſchichte bie jeßt noch nie recht aufgehelt haben.
claſſe ihre Gleichgültigkeit für ernſte, namentlich hiſtoriſche Stu
Die hiſtoriſchen und archäologiſchen Studien in den franzöſiſchen Provinzen . Die Normandie. ( Schluß .)
Die von Bonnin unter dem Titel : „Erinnerungen und Lagebuch eines Bürgers von Evreur “ herausgegebene Schrift ſchließt fich, wie die Bücher Decorbet , an dad an, was wir die populäre hiftoriſche Schule nennen möchten. Der Verfaffer ift ein Korbmacher von Evreur, Chriſtoph Rogue, geb. 1765, geft.
bien vorwirft.
Dieß iſt für einen ſpeciellen Gegenſtand eine ſehr
richtige Bemerkung, die eine viel umfaſſendere Anwendung leidet, benn abgeſehen von einer ſehr geringen Anzahl Menichen , welche fich eine ernſte Arbeit zum Lebenezweck gereßt haben, verfinken die meiſten Reichen im materiellen Wohlleben . Obrobl fte bad ſogenannte Weltleben mitmachen , bemerfen fte doch nicht, daß in Den dem Vermögen nach unter ihnen ſtehenden Reihen der Ges
ſellſchaft die Intelligenz fich fortwährend hebt, furz daß fie dem Proletariat gegenüber dieſelbe Rolle ſpielen , wie der Abel im 18ten Jahrhundert der Bourgeoiſte gegenüber . Indem fie nicht borwärts gehen , jepen fie fich der Gefahr aus,balb überholt zu werden , und indem fte von der um ſte her vorgehenden Bewes gung fich ausſchließen , indem fie fich nicht hineinmiiden , um fie zu regularifiren , bereiten fie vielleidt, ohne et zu wiſſen , die ernſteſten Kriſen vor. Was Bonnin für Gvreur gethan hat, that Hr . Mancel für Caen , indem er in einer farzen, lebendig geſchriebenen Vorrede
86
Gosovo
das Intereſſe der Localchronifen þerrorhob. ' Das „ Tagebuch eines i unb Statiſtik, während die Werke der Akademie und der beſondern
Bürgers von Caen “ erſtređt fich von 1652 bis 1733, und wie
Städtegeſellſchaften ſämmtlicy wiſſenſchaftlich, hiſtoriſch und lites
ber gelehrte Herausgeber richtig bemerkt, man glaubt fich bei der
rariſch find ; bie von Rouen, Caen and Bayeur zeichnen fich aue,
einfachen, naiven und verſtändigen Schilderung von Menſchen und | feptere namentlich in hiſtoriſcher Beziehung, und die Memoiren Begebenheiten vollſtändig in die alte Zeit verſeßt, man wird ein Normanne Des 17ten Jahrhunderts , und nennt in der Zerſtreuung ben Präfecten einen Intenbanten und den Adjuncten bes Maire einen Schöffen .
,,Die Volf&aufſtände in der Normandie" währenb ber enge liſchen Befeßung im 15ten Jahrhundert, von L. Puiſeur, enthals
ten auf wenigen Seiten viele merkwürdige Thatſachen und wich tige neue Anfichten. Nach dem Märtyrertobe der Jungfrau von
Drleans war der Abel, die Geiſtlichkeit und die Bourgeoiſie ents weder gleichgültig gegen die Befreiung Frankreichs oder mit der engliſchen Partei berbündet. Das Volt von Parie ſelbſt, bad fidh
der afabemiſchen Geſellſchaft von Cherbourg haben, obwohl mins
ber mannichfaltig und minder zahlreich als andere, einen bedeus tenden Werth durch Arbeiten , wie die von Couppey über die anglonormanniſche Geſepgebung, eine Schrift, die von allen denen, welche fich mit mittelalterlicher Rechtemiſſenſchaft beſchäftigen , mtt Nugen zu Rathe gezogen werden wird . Zum Schluſſe nennen wir nod bae , Jahrbuch des Manchebepartemente ", das jest 22 Bände bilbet, unb außer beth abminiſtrativen und ſtatiſtiden
Theil auch einen archäologiſchen , hiſtoriſchen und biographiſchen enthält, die durch Arbeiten des Afabemifere A1. de Tocqueville, Victor Le Sens, Pillet u . 1. w. bereichert find.
im Namen der demokratiſchen Partei gegen die Armagnacs erhob, und dem Herzog von Burgunb bie Hanb reichte, war faſt logiſch zu einer Allianz mit dem Auslanbe hingeführt. Die wach ſame unb ftrenge Verwaltung des Könige von England, Heins riche V, Hatte in der Normandie ben Frieben und eine gewiſſe Wohlfahrt aufrecht erhalten, mit dem Lobe dieſes Fürften aber hörte der Frieden auf, und das alte normanniſche Gewohnheites recht, bas Heinrich V geachtet hatte, wurde offen verleßt. Die Normannen erinnerten fich nun, daß die Engländer, von denen
fte geplündert und gemordet wurden, die Söhne der Beſtegten von Haſtings leyen ; eine mächtige Verſchwörung organifirte fich
im Berfin und im Lande von Caen, von Bayeur bis Honfleur, im Cotentin, im Lande von Caur und bis nach dem Maine und Perche hinüber. Das Haupt dieſer Verſchwörung war ein eins facher Bauer, deſſen Namen man kaum kennt, und den man balb Quatrepié, balb Duatepié, balb Cantepié nennt ; 60,000 Mann
ſammelten fich unter ſeinen Befehlen, aber nach kurzer Zeit wurde er unter den Mauern von Caen getödtet. Der Krieg, auf dem einen Punft erftidt, entzündete fich wieder auf dem andern : ein Bauer, Namens Lecarnier, wiegelte bie Bewohner des Landed Caur auf, und nahm, unterſtüßt von einigen Hauptleuten Carls VII, Konfleur im Sturm, und in weniger ald 6 Wochen eine Menge
,
Der arktiſche Ocean . ( Schluß . )
Hier müſſen die Grundſäße welche die Verbreitung der gasars tigen und flüſſigen Bebedfungen der Erbe reguliren , vor allem in Betracht gezogen werden. Es iſt faum zu bezweifeln, daß wenigſtens einige der Strömungen des arktiſchen Dceane fich in einem Kreije
breben (are revolving currents) und in den Sommermonaten von dem Pol nach dem Süben , in den Wintermonaten vom Süden
nach dem Pol gehen . Unſere gegenwärtigen Beobachtungen dieſer Erſcheinung ſind leider noch ſehr beſchränkt, doch wiſſen wir ges nug, um die Sache wenigſtene in Bezug auf bas fibiriſche Meer zu beſtätigen : nach Wrangell u . a. läuft die Strömung hier im Sommer von Oſt nach Weſt, im Herbſt aber, wenn die Kälte eintritt, wechſelt fie und gebt von Weſt nach Dit. Nehmen wir einen Zirfel, und jegen den einen Fuß auf einer Polarcharte zwis ſdhen Lancaſter Sound und der Furys und Hecla- Straße als Mittels punkt, den andern auf die Faröer und beſchreiben mit dem les tern einen Kreis gegen Norben , ſo berührt derſelbe das Nord cap, die Nordufer von Nowaja Semlja, Cap Taimura (bie Norbe
ſpiße von Aften ), die nörtlichen Küften von Neufibirien und die Beringeſtraße. Und da wir wiſſen, daß länge der erſten Theile
anderer Städte. Dieſe Schaaren wurden vernichtet, wie die erſten,
dieſer Linie, von den Faröern bis Nowaja Semlja, ſowie längs
allein bae Signal war einmal gegeben, und nach wenigen Jahr ren wurde das normanniſche Land von ſeinen Unterbrüdern bes freit. Die Arbeit von Puiſeur ift nur eine raſche Sfizze, aber
des legtern Iheils, von Neuſibirien bis zur Beringéſtraße, die Strömung in der Winterzeit von den Faröern nach der Beringes ſtraße geht, ſo fann man unmöglich annehmen , daß in dem zwis îchenliegenden Theile ron Nowaja Semlja bie Neuſibirien eine
in einer Note verſpricht er über denſelben Gegenſtand ein ums ſtändlicheren und vollſtändigere8 Studium .
entgegengeſepte Strömung herrſche. Wir hätten noch manche Werke zu nennen, um den Beweiß
Außerdem iſt die Haupts
urſache der großen arftiichen Strömung, welche im Sommer von
für unſere obige Behauptung zu führen, daß auf feinem andern
Den fibiriſchen Küſten nach dem atlantiſchen Meer geht, bie fibis
Punfte Frankreiche bie Thätigkeit gleich groß war, aber wir
riſchen Ströme, im Winter unwirkſam , denn dieſe ſind zugefros ren und haben alſo keinen Einfluß auf die Strömungen des fibis
müffen und ſehr beſchränken , und führen nur noch die gallos
römiſchen Alterthümer des alten Evreur“ von Bonnin, daß „ Wörterbuch des normanniſchen Patois“ von A1. und Gb. Dus méril, vrei Chroniken der Normandie, welche von 473 bis 1378 reichen und von Cheruel herausgegeben wurden, endlich die Provincialflände ber Normandie" von Hr. v. Formeville an, ein Werk
langſamer und mühſamer Forſchungen. Auch die literariſchen und wiſſenichaftlichen Geſellſchaften haben ihre Werfe fortgefeßt,
1
ter
riſchen Meeres .
Somit hat man alle Urſache zu bein Solub,
daß dieſe große arktiſche Strömung, welche das Treibeis von den fibiriſchen Küften herbringt, am Ende des Sommers in ihrer Stärfe nachläßt, ſo daß der Golfſtrom , welcher im Frühjahr unb Gommer durch das Gil zwiſchen Nowajá Semlja und Spißbers gen gehemmt und aufgehalten war, endlich fich den Weg nach Der fibiriſchen Küſte bahnt, alles Treibeid, was noch in dieſer 達
ſo die Geſellichaft der normanniſchen Alterthumøforicher, die im
Gegenb geblieben ſeyn mag, fortführt und den Weg für eine
3. 1833 gegründet wurde, und bis zum 17ten Band ihrer Mes moiren vorgerückt iſt. Die „ Aſſociation Normande“, welche wie die antiquariſche Geſellſchaft bie fünf Departemente umfaßt, in welche die Normandie zerfält, gibt ihre „ Annuaires “ heraus ; Dieſe beziehen fich aber faſt ausſchließlich auf derbau , Induſtrie
Leichte Schifffahrt frei macht ,
1
Zur Beſtätigung dieſes Ergebniſſeg fann man eine wichtige 1
phyfifaliſche Shatiade über die Vertheilung der Temperatur an. führen. -3ndem ich bie unſchäßbaren Angaben Dove's ale Grunds lage annabm, verzeichnete id auf 12 Polarfarten die Linien von
87 gleicher Temperatur in jebem Monat des Jahres, und auß einem
Torgfältigen Studium dieſer Linien habe ich nachfolgenden merf. mürdigen Schluß gezogen : et beſteht ein beweglicher Kältepot, der im Januar auf einer Linie von der Melville - Inſel nad der
Winde. Im Junius war der herrſchenbe Winb Norboft, welcher eine Menge Treibeis mit ſich brachte. Am 1 Julius fam eine Maſſe Treibeis mit Norboſtwind, aber das Wetter war flar und Wir ſehen alſo, baß während des arktiſchen Winters, wo
Mündung der Lena fich findet,unballmählišgegen den atlantiſchen DieSonnefich ganz unterdemHorizont hielt, bas Wetteraus. Dcean vorrüdt, bis er im Julius auf einer Linie eintrifft, die nehmend mild war. Vom November bis Februar ift kein Beis von der Fury und Hecla-Straße nach Nowaja Semlja geht, von
ſpiel von Norboſtwind angegeben, wohl aber von Güte und
no er in den folgenden Monaten des Jahres almählich in ſeine
Südweſtwind mit Regen am Chriſttag. Dieſer warme Wind
frühere Stellung zurüdweicht.
& ift ganz deutlich , daß dieſe
würde ich natürlich noch weiter erftreden , gerade in der Rich.
Berregung der Temperatur durch die Richtung der Strömungen und die Gegenwart des Polareiſes veranlaßt wird. Die größte
tung nach dem ſibiriſchen Meer.
Nach der Erſcheinung der
Maſle bieſes Eiſed bilbet fich felbftverftandlich ba, wo bie Wins
wo bas Gie zu brechen, fic quêzubehnen und nach füblichern
Sonne aber, wo die Temperatur ber ganzen Polargegenb ſteigt,
terfälte am größten iſt, nämlich in der Region von Neuſibirien
Breiten fich zu zerſtreuen beginnt, dann herrſchten Nordoftwinbe
an der aftatiſchen Seite, und in der Region der Parry-Gruppe auf der anverifaniſchen Seite ; wenn dieſe Maſſen von Eis ge-
vor, und da dieſer Wind von den annähernden Eiếmaſſen ber
brochen und fort nach dem atlantiſchen Meere getrieben werden, ſo drücken ſie, wie bekannt, auf ihrem Fortgang, allenthalben wohin ſte fommen, die Temperatur herab. Daher ſind im Januar und
fam , ſo brachte er ganz natürlich die Temperatur vom Februar bis zumn April, wo fie bad Minimum erreichte, allmählich zum Sinfen . 3m 3uniud und Zuliu8 hatte das Treibeie ſelbſt all . mäblich bie Inſel erreicht, da aber der Norbotwind jest bon der
Februar bie Melville- Inſel und Boothia Felir bie fälteſten Star tionen , die man auf der amerikaniſchen Seite fennt, um 10° bis 15° (F.) fälter ale 3glulit und Winter Inſel, mährend fte im
offenen See her hinter dem Treibeiß wehte, fo wurde er mild. Nichte fann die Eriſtenz des beweglichen Kältepole deutlider
Julius um 5° bis 70 wärmer find, ale biele leßtern, weil das
Zum Schluſſe will ich noch das birecte und unangreifbare
inachen .
Eie inzwiſchen in dieſer Richtung abgefloſſen iſt.Auf der aſia. Seugniß eines Mannes anführen, der wirklich im Winter tijden Seite zeigt fich der Unterſchied noch auffallenber. 3m von Novaja Gemlja ein offenes Meer jah. Dieß iſt nördlich Willem Januar iſt die mittlere Temperatur längs der nordöſtlichen Ufer
Bareng. Dieſer geichidte, fühne und ehrliche Seemann iſt der
Sibiriend um 40° bis 50° niedriger als die der Weſtfüſte von Nomaja Semlia, währenb fie im Juliu8 um nicht weniger als 20° böher ift. Man muß fich erinnern, daß Wrangell unb Ans
einzige, der je mit ſeiner Mannſchaft einen Winter an den Norde ufern dieſer Inſel zubrachte.
jou bei ihren Denkwürdigen Erpeditionen die günſtigſten Winter-
Semlja immer nordmärte bis zum Elefap, welche nach ſeiner
monate zu ihren Reiſen über das Eis ausſuchten, alſo eine Zeit,
Rechnung unter 770 N. B. liegt, zu verfolgen, wo er von dem
Soon auf feiner erſten Reiſe, als
es ihm während des Sommers gelang, die Küſte von Nowaja
mo fie das Eis am fefteften und didften zu finden hofften.
Gis aufgehalten wurde, fam er zu dem wichtigen Schluß:
Nichtebeſtoweniger fanden fie unmandelbar ben „weiten, uners
meblichen Dcean" vor fich, in einer vergleichsweiſe kurzen Ent. fernung vom Land, und bieß im Norden der in Wahrheit fältes
wir fanden allerdings , daß das einzige und bebeutentſte Hinderniß unſerer Fahrt das Eis war, was wir um Nowaja Gemlja unter 73° bis 76° N. B. fanden, und zwar nicht ſo
ften Gegend auf Erden ! Es wäre nun eine wahrhaft monftröſe
ſehr auf der weiten See als zwiſchen Spißbergen und Vowaja
Anomalie, wenn etwas weiter gegen Weſten , wo befanntlich eine warme Strömung vorherrſcht, und wo die Temperatur um 40°
pole, ſondern das Eis, das in und aus dem tatariſchen Meer um
17
Semlja woraus hervorgeht,
daß nicht die Nähe bee Norbs Sos
bis 50 ° höher iſt, nicht auch der „weite unermebliche Ocean" fitosh
Nomaja Semlja kommt, uns die größte Kälte verurſacht.
finden ſollte .
bald wir von dem Laube ab mehr in die See ſtachen, fühlten wir,
3d fönnte noch eine Menge Shatſachen auß den Zeugniſſen ruificher und anderer Seefahrer anführen, unterlaſſe ed aber,
obwohl es mehr nordmärts war, alsbald mehr Wärme." " Auf ber britten und legten ſeiner merkwürdigen Reiſen erblickt Bareng
um nur kurz zu erwähnen, waß der wohlbekannte "norwegiſche Naturforſcher
Nomaja Semlja am 7 Julius , und erreichte die Norbſpiße am 16 Aug.
Reilhau über das Klima der oftgenannten Bårene (oder Cherry-) Inſel berichtet hat. Dieſe liegt zwiſchen dem
1596.
Bald barauf wurden ſie von Eis umſchloſſen
geießt . Keilbau ſagt uns, daß im 3. 1824 während des ganzen Herbſtes und Winters das Wetter mild war, und daß es am Chriſttag regnete , in der Breite der Melville- Jnfel, wo das
und genöthigt auf der Nordküſte der Inſel zu überwintern . Wah rend ſie am 26 Sept. ihre Hütte errichteten, kam der Wind von Weſten , trieb das loſe, ſchwimmende Gie vom Lande weg, und ließ die See nahe an der Küſte für die Schifffahrt offen . Unglüc. licherweiſe konnten ſie dieſen Vortheil nicht benüßen, da ihr Schiff nicht unbedeutend beſchädigt, und zudem in einer übereinans
Dueckſilber fünf Monate lang gefriert! - Der Februar war falt und flar, doch war die Rälte nie ſo ftart, um Arbeiten außerhalb der Wohnung zu verhindern . Am 10 Febr. fah man
der geſchichteten Eismaffe eingeſchloſſen war, ſo daß es wie auf einem feften Felſen lag. 3m Ganzen litten fte viel weniger ton Der Winterkälte, ale fie befürchtet hatten , und es fiel im Winter
Nortcap und Spisbergen, in derſelben Breite, wie Melville
Inſel, und iſt dem ganzen Ginfluß deß umgebenden Dceans auss
die Sonne zum erſtenmal wieder, indenti Fich die Sđeibe gerade ſo viel Schnee,' daß ſie täglich den Eingang in ihre Şütte frei maden mußten, ein Beweis, daß offenes Waſſer nicht ferne ſeyn
über das Meer erhob. Im März ſtieg die Kälte, namentlich bei Nordivind, der April aber war der fälteſte Monat bei NordInſel. In der Mitte dieſes Monats war die Kälte ſo ſtreng,
fonnte. Am 8 März als die Sonne aufging, ſaben Bareng und ſeine Leute allmählich die große offene See gegen Norden. Im Mai batten fie ibre Boote flott gemacht, und kehrten längs der
und die aus dem Meer aufſteigenden Dünfte ſo überwältigend,
Küſte gegen Süden zurüd.
daß man fich nur mit der größten Beſchwerde in die offene
nen Booten erlag Bareng, deſſen Geſundheit ſchon ſeit einiger
unb Norboftwinden , das Meer Dampfte unb fror ringe um die
3m Anfang dieſer Fahrt in den offes
Luft hinauemagen fonnte. Im Mai berrichten unregelmäßige Zeit angegriffen war, glaubte aber und behauptetebiß zum legten
88
Athemzug, daß wenn er ſeinen Curd mehr zwiſchen den beiben
Bibel und deren Auslegung , und verfehrte viel mit den beiden Geiſt:
Ländern gehalten hätte, er in die offene See gelangt wäre. 1,3ch muß ſomit nach Erwägung aller bieſer Umſtände glaus ben, daß eine Einfahrt in das Polarbafin durch die erwähnte
widerſeßt hatten und aus ihrer Heimath nach jener Stadt in Weſts
lichen aus Schleſien, welche ſich dem Uniongproject Friedrich Wilhelm III preußen verwieſen worden waren, woſelbſt fie unter polizeilicher Aufſicht lebten . Dieſer jungen Frau war der Beſuch einer fremden Dame an: gemeldet worden, deren Befanntſchaft fie ſehr gewünſcht, und fie empfing daher dieſelbe mit zuvorkommender Freundlichfeit; die eben genannten Geiſtlichen waren auch zugegen und das Geſpråd wandte fich bald auf Religion. Da erwähnt die fremde Dame ihres Fatholiſchen Glaubens befenntniſſes und mit einem Sdrei des Entrepend entflieht die
Deffnung, ſo wie die Beſchiffung des weiten unermeßlichen Dceans" " viel leichter im arktiſchen Winter als in den Sommer monaten bewerkſtelligt werden fönnte. “
Eine Tour durch das Großherzogthum Poſen.
Baronin von dem Sopha neben ihr an einen entfernten Plaß , ruft ( Fortſepung .)
die beiden Prediger zu ſich hin und disputirt mit ihnen über Bibelſtellen , ohne aud nur einen Blick mehr nach der fremden Dame zu werfen , die nach einigen peinliden Minuten fich entfernte , um natürlich dad Erlebte weiter zu erzählen und es der öffentlichen Meinung zu überlaſſen ,
Im Jahre 1840 war dieß bei dem Ableben Friedrich Wilhelm III ganz beſondere der Fall. Ich befand mich damals gleichfalls an bem leßtgenanntem Orte , und ſah bei dem Eintreffen der Trauer: funde allgemein die ungeheucheltſten Außerungen des Schmerzet. Es war Feſttag und ſämmtliche Einwohner beim Schüßenfeſt verſanımelt ; dazu noch gunderte von Landleuten, die ſich auf den Boden und Tiſchen beim Würfelſpiel ergößten : aber wie mit einem Schlage verſtummte
ein Urtheil über die fanatiſche Frau zu
Doch ich fehre von dieſer Abſchweifung in dag Großherzogthum Poſen , und namentlich zu ſeinen äußern Znſtänden zurück und muß anerfennen , daß es in dem leßten Jahrzehnt einen bedeutenden Schritt
die laute Freude und das Feſt endete ſchon , als es faum begonnen.
vorwärts in ſeiner Gultur gethan hat , und große Striche Landes ein belebtes und blühendes Ausſehen gewonnen haben , welche vorher noch wüft und unbevolfert lagen. Welche große Verdienſte die preußiſde Regierung dabei hat, fann ſchon jeder nur flüchtig Beobachtende ermef :
Doch don nach wenigen Tagen wurden unter der polniſchen Bevdls ferung Acußerungen laut , welche unſtreitig die Folge feindlicher Gin: flüſterungen waren . Vald traf auch von vielen Dörfern die Nachricht
ein , daß die Geiſtlichen das von den Behörden angeordnete Trauer: geläute um den verſtorbenen König verweigerten und durch Gendarmen
ſen , und es iſt unglaublich, mit welcher Milde fie dabei zu Werfe geht , und wie viel Eifer und Geduld die Beamten zeigen , um ſie in ihrem wohlthätigen Vorhaben zu unterſtüßen , was ich namentlich bei den Ablöſungen zu beobachten Gelegenheit hatte. Freilich hat man audy, beſonders in den leßten Jahren, manche Strenge anwenden müſſen, denn ed iſt auffalleud, wie renitent und mißtrauiſch hier das Volf gegen die
gezwungen werden mußten ; ja , als am nächſten Sonntage der feier:
liche Trauergottesdienſt in allen Kirchen der Monarchie ſtattfand, hielt dieſen der Probſt unſeres Städtchens ſehr früh am Morgen ab und verreiøte dann ſogleich. Auf dem Wege nach der evangeliſchen Kirche fah ich einen polniſchen Gutsbefißer aus der Nachbarſdaft beim Begegs
Regierung iſt, weil es theils noch zu ungebildet ift, theils aber immer
nen eines Dfficiero nebſt Gattin , welche beide in tiefer Trauer ſich nach der Kirche begaben , mit allen Zeichen des Halles vor dem Che: paar ausſpuden , hütete midy jedoch, dasſelbe aufmerkſam darauf zu
ſeine Nationalität gefährdet glaubt ; indeß bricht auch da und dort icon
das Licht herein, und die unabläſſigen Bemühungen des jeßigen Obers präſidenten werden für dieſe Provinz gewiß nidt ohne Segen bleiben. Auf meinen Streifereien fand ich noch viel öde ſandige Streden, und weithin reichende Wälder mit armlichen Dörfern und einer ver:
machen. Auch erzählte man , daß an dieſem Sonntage die Gráſin 1
R ....'
in Poſen , welche nahe dem Paradeplaße an der Wil:
helmsſtraße wohnte , ein kleines Hündchen in Trauerflor gehüllt , aus einem Parterrefenſter mitten unter die Officiere habe werfen laſſen, welche ſich dieſe unerwartete Erſcheinung im erſten Augenblicke nicht erflären fonnten. Ueberhaupt waren die polniſchen Damen gegen den verſtorbenen König ſehr feindlich geſinnt, ſeit er ihrem Biſchof Dunin die Feſtung Rolberg zum Wohnſitz angewieſen ; ſie hatten von jenem Augenblide an tiefe Trauer getragen und weder Theater noch andere öffentliche Beluſtigungsorte beſucht; ſeit dem Tage aber , wo die Nach
fümmerten Bevölferung, die ſich dürftig nåhrt und an ſich deutlich das Gepräge der ſchmudloſen Gegend trägt, in der ſie lebt. Wenn wir und den freien Bergbewohner mit heiterer Stirn und feſtem Tritt, das offne
Auge vertrauungsvoll zum blauen Himmel über ihn gerichtet, dahera fommend vorſtellen, und betrachten dagegen den Eingebornen des Groß
herzogthums Poſen mit der meiſt gedrüdten Figur und dem ſcheuen Weſen , das die Mitte hält zwiſchen Troß und Furcht, und dem Freni: den rowohl Mißtrauen wie Mitleid einflößt -
dann können wir nicht
ridt vor der Könige Tebe eingetroffenwar, ſah man ſie die bunteſten isläugnen ,
daß die Umgebung auch auf den Charafter des Menſchen wirft, und die dumpfe Stille ſeiner Wälder da: Gemüth des Polen noch
Farben zur Schau tragen, damit niemand glauben ſollte, fie trauerten um den Rönig. Doch nicht nur in den Städten , ſondern auch bei dem
düſterer flimmen muß; deſſen ungeachtet erheitert er ſich gern und wird bei den zahlreichen Trinkgelagen oft nur zu ausgelaſſen ; auch iſt er in hohem Grabe gaſtfrei und macht ſtets den liebenswürdigſten Wirth gegen
Landadel documentirte ſich dieſelbe Geſinnung; ſo befand ſich in dem Städtchen Goſtyn , etwa 3 Meilen von liſja , eine polniſche Reſſource,
die aus der Umgegend ſtart beſucht wurde und zu welcher die Officiere aus leßterer Stadt , wie die von Koſten u. a. m. , ebenſo auch die Beamten des Kreisgerichte mit ihren Familien Zutritt hatten. Seit der Abreiſe des Biſchofe nach Kolberg jedoch wurde das Benehmen der Polen ſo feindlich, daß die Deutſchen ſchon ausſchieden , ehe ſie durch
ſeine Gaſte; als Menſch aber iſt er nicht ganz verläßlich, und am allers wenigſten darf der Deutſche ſeinen glatten Worten trauen . Die Heran bildung des Volfes wird noch dadurch zurüdgehalten , daß die vorhans denen Schulanſtalten bei weitem nicht ausreichend find , und ſelbſt in Hauptſtadt Poſen der Mangel daran fühlbar wurde , dem man aber
einen bald darauf in den Statuten der Reſſource aufgenommenen Para
ießt abzuhelfen bemüht iſt. Derjenige Theil der männlichen Bevölferung,
graphen förmlich daraus verbannt wurden. Hier war ide ſelbſt Augen
welcher beim Militar gedient hat, zeichnet ſich allerdings vor der übrigen vortheilhaft aus ; e $ macht aber nach dem Ausſcheiden aus demſelben die Umgebung wieder ihre alten Rechte auch bei ihm geltend. Das
1
zeuge , wie eine Officierefrau von hohem Range während freundlicher Unterhaltung mit einer polniſchen Dame , im Laufe des Geſpräche zu erfennen gab , daß fie Proteſtantin ſer
und wie die dadurch entfeßte
Nationalgefühl beſonders iſt der zartefte und am leichteſten zu verlegende
Polin mit allen Zeichen des Abſcheues aufſprang und die Dame allein
Punft ſeines Gemüthe , und hierin wird der Pole dem Deutſchen ewig. feindlich gegenüber ſtehen , weil er ihn der Beſtrebungen , dasſelbe auss rotten zu wollen , beſchuldigt; in den verhängnißvollen Jahren 1848 49 hat dieſer Umftand nur zu oft blutige Scenen herbeigeführt , und ſelbſt in den Städten, wo zahlreiche Deutſche wohnen, ſchliefen dieſe in feiner Nacht ohne Beſorgniß vor lieberfällen der Polen.
fiben ließ.
.
Gin Gegenfüd zu dieſer Scene erlebte ich zwei Jahre früher in Weſtpreußen , in dem Hauſe einer jungen und ſchönen Baronin , die aber eine fanatiſche Proteſtantin war und alles Ratholiſche nicht nur
haßte , ſondern auch verfolgte. Sie beſchäftigte fich fteto nur mit der
Verlag der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung.
(Schlus folgt. )
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widen mann.
Das Austan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Ür. 23 .
27 Januar 1852.
Die hiftoriſchen und archäologiſchen Studien in den
franzöfſchen Provinzen. B. Die Bretagne . Die Bretagne, welche vor einigen Jahren ber Gegenſtand
mit einer allgemeinen Niederlegung ſeiner Stellen. Am 10 Nov. 1765 wurde La Ghalotais, fein Sohn und brei andere Räthe verhaftet, ein hoher Gerichtshof wird in dem Palaft zu Rennes
einer ſo heftigen Neugierde war, und worüber ſo zahlreiche und wichtige Schriften erſchienen, hat ſeit 1848 nur wenig erwähnengs werthe Werke hervorgebracht. Die römiſche und celtiſche Archäos logie werden hier allgemeiner ftudirt 418 die eigentliche Geſchichte,
eingelegt, und die Angeklagten nach einem ziemlich langen Pros ceß ing Eril nach Saintes geführt. Die öffentliche Meinung erhebt fich zu ihren Gunſten , Ludwig XV erklärt, um die Un . zufriedenheit zu beſchrichtigen, durch einen offenen Brief, daß er feine Schulbige finden wolle, und hebt das Verbannungsurtheil auf. La Chalotais verwirft ſtolz dieſe Verzeihung des Königs,
und auch in dieſen beiben Specialitäten finden wir nur Schriften
er proteſtirt gegen die Onabe, unb berlangt nach den geſep
bon untergeordnetem Intereſſe. „Die bretagniſchen Barben des 6ten Jahrhunderts" von ør. De la Villemarqué, die bretagnis
lichen Formen gerichtet zu werden. Von dieſem Augenblid an werden durch die franzöftiche Magiſtratur bie höchſten politiſchen
iche Biographie" von Hr. G. Levot, Conſervator der Bibliothet
Fragen in Anregung gebracht. Man ftellte die Frage auf, ob
von Breſt, bie Fortſepung ber „ Geſchichte von Rennes" von Fr. Martevide, und die „ kritiſchen Stubien " Lejean's über die Bres
tagne, ihre Geſchichte und Geſchichtſchreiber" find die einzigen wahrhaft intereſſanten Arbeiten , welche das alte Armorika in dies jen leßten Jahren erſcheinen ſah.
der König bág Recht habe, direct in eine gerichtliche Verbands
lung einzugreifen. Die Parlamente des Königreiche antworteten mit Nein, beſtimmten flar die Trennung der Gewalten , unb for balb dieſer erſte Punft einmal feſtgeſtellt war, gelangte man ſchnell Dahin, bie fönigliche Gemalt jelbſt zu beſprechen, ihren Urſprung
Neben dem Buche des Hrn. de la Villemarqué nimmt das
zu erforſchen und ihre Gränzen zu bezeichnen. Daß Parlament
„Ulte und Neue Renneg“ von Dgée und Marteville den erſten
von Rouen erklärte, der König fönne juridiſch nicht die Verur theilung oder Freiſprechung ſeiner Unterthanen ausſprechen ." Aehnliche Erflärungen erließen die Parlamente von Paris und
Rang unter der bretagniſchen Schriften ein. Dieß Buch in drei Bänden zerfällt in zwei verichiebene heile, der eine von Dgée ftammt aus dem 18ten Jahrhundert, der andere von Hrn . Martes
ville aus dem 3. 1851. Hr. Martesille hat die Arbeit ſeines Vorgängerð ergänzt nach den Anforderungen der jeßigen Wiſſenſchaft, und bis auf unſere Zeit fortgeführt. Die Abtheilung über das Mittelalter iſt ſtreng local, und intereifirt namentlich die Bewohner der Stadt, deren Geſchichte fte erzählt ; man findet
aber im 18ten Jahrhundert, bei Gelegenheit der Geſchichte des bretagniſchen Parlaments, eine Epiſode , welche in directeſter
Weiſe bie allgemeine Geſchichte Frankreichs berührt, unb bie hier mit neuen Einzelnheiten, mit neuen Anſichten und mit einem ſehr richtigen Gefühl der wahren Thatſachen und ihrer Trags
>
von der Normandie,
>
Das Parlament von Rennes aber, das
fich ftets im Vortrab befand, faßte die ganze Polemik in Acten
ſtúden zuſammen , wo die Theorien des Contrat ſocial und die parlamentariſche Strenge fich verbanden , und in denen bas Wort „Unterthan" burch das Wort „ Bürger“ erießt war. Die Parlas mente wurden aufgelöst, aber ichon begann der Sturm zu grollen , und einige Jahre ſpäter ſtarb la Obalotais' Sobn auf demſelben Schaffot wie Ludwig XVI. Hr. Marteville hat mit reichem Talent alle Wechſelfälle
bieſe parlamentariſchen Dramas geſchildert, in welchem die Grundlagen der Revolution gelegt wurden, und wir zweifeln nicht, wenn man mit gleicher Sorgfalt auf allen Punkten Franko
weite erzählt iſt, wir meinen ben Kampf des Parlaments von Rennes in Bezug auf die Angelegenheit des Hrn. de la Chalo.
reiche bie zweite Hälfte des 18ten Jahrhunderte ſtubieren wollte,
tais. Dieſe Geſchichte iſt zu befannt, ale baß wir fie im Eins zelnen zu erzählen brauchten, allein Hr. Marteville, Der fie als
weiſungen ziehen.
eines der Vorſpiele der Revolution Darſtellt, und namentlich von dieſem Gefichtepunkt aus ſtudirt, hat mehrere, von den Geſchichte ichreibern der Revolution nur allzu oft verkannte Thatſachen herauszuheben verſtanden .
Der von dem Parlament von Rennes
über eine Steuerfrage begonnene. Kampf verwidelte fich mitten im 18ten Jahrhundert mit einem nicht minder ernften Kampf, dem gegen die Geſellſchaft Jeſu ." Dad vor dem König nach Paris
geforderte Parlament antwortet auf die Vorftellungen des Könige
ſo würde man daraus für die allgemeine Geſchichte núbliche Nachs 2
Es würde unſerer Anſicht nach der augen
ideinliche Beweis baraus hervorgehen , daß wenn auch die legten
Ueberlieferungen des Feubaljyſteme' ben Bevölkerungen verhabt waren, wenn das königliche Anſehen tief geſunken war, doch bie Wünche des Landes nicht über die Reformen der Jahre 1788 und
89, wie ſie in den Beſchwerbejdriften der Aemter, der Provins zial- und Generalftanbe niedergelegi waren, hinauðgingen. Der
Theit der Geſchichte Rennes' von 1769 bis in bie erſten Zeiten des Raiſerreichs bietet in dieſer Beziehung ein nicht minber lehra
90
reiches Gemålbe. Der Phantasmagorie großer Volksverſamms lungen entfleibet, ferne von den Iribunen und dem Aufſtand zeigt fich die Revolution in den Provinzialſtābten unter einem beſondern Lichte, mit weniger Pomp unb greifbarerer Wirklichkeit.
von 20 Bånden audmachen , enthalten unter andern intereffanten Artifeln , eine Arbeit von Gregoire über dae Feubaliyftem , worin
ber Verfaſſer über ein Buch von Championnière berichtet, und
zu beweiſen ſucht, daß man den Feutali & muß mandımal aller
Was rieſenhaft ſcheint auf einem Schauplaß , wo fich 200,000 Menſchen herumtreiben , iſt oft nur lächerlich an einem Diſtrictes
dinge mit einer ungerechten Heftigkeit angriff, in den legten Jah
hauptort , wo vielleicht 200 mehr oder minder obſcure Meniden
rettung desſelben auf eine ſeltſame Weiſe übertrieb . Dugaſts Mattifeur iſt in ſeiner „ rerolutionären Bibliographie von Nantega
die Schaubühne einnehmen . Wenn das Schaffot errichtet wird
ren aber in den entgegengeſepten Fehler verfiel und die Ehren . von dem Gebanfen aufgegangen , daß man in den gleichzeitigen
für die Könige und für die Männer , welche über das Schickſal eines Landes entſcheiden , ſo kann man, um den Morb zu rechts fertigen, bad öffentliche Wohl und die Staatéraiſon anführen ; wird es aber für Greiſe , arme Arbeiter und ſchwache Frauen
Geſchichten der Revolution Lügen auf Lügen häufte, und um die Wahrheit herzuſtellen , müſſe man auf die Urkunden der bama ligen Zeit zurückgehen , und thun was Descarte8 für das Studium
errichtet, die idjon bie Dunkelheit ihre
der Wiſſenſchaften forberte, nämlich aller vorgefaßten Meinune
Namen
und ihrer Stels
lung ſchüßen ſollte, dann verliert ber politiſche Morb ſeinen erborgten Schimmer, und er iſt nur noch eines jener gemeinen Verbrechen , welche bad Rechtågefühl der Nationen empören. Dieß erklärt die Grunbverſchiebenbeit ber Revolutionsgeſchichten , die
in der Provinz vom Geſichtspunkt einer beſchränften Localität ges idrieben find, und den allgemeinen , in Paris verfaßten Geſchichten . Die allgemeine Geſchichte nimmt , wie wir in den legten Jahren
gen ſich entſchlagen .
Die von Dugaft bezeichneten Schriften
find nicht ſehr zahlreich, aber ſehr intereſſant, namentlid was er über den Bericht von den Meßeleien zu Machecoul mite
theilt. Es iſt nach den citirten Urkunden und ſelbſt nach dem Zeugniß der Frau von Larochejaquelien augenicheinlich , daß die Meßen lei von Machecoul, die am 21 Sept. 1793 ſtattfand , das Signal
zu den Abſcheulichkeiten war, durch welche die Ventée mit Blut
nur zu oft geſehen , unwillkürlich die Theorien Macchiavells an,
überſchwemmt wurde ; daß die Verantwortlichfeit taron ganz auf
und rechtfertigt alled durch die Lehre von der Nothwendigkeit , manchmal bringt fte ſogar die Schrecendzeit zu Ehren , wie die ultrafatholiſche Schule bie Bartholomäuậnacht , durch die grauſame Lehre von der heilſamen Strenge . In der Provinz dagegen bleibt man bei der einfachen Beurtheilung der Shatſachen , man erin.
Der Armee ber Ventéer laftet, welche zuerſt die Gefangenen ers morbete ; um gerecht zu ſeyn, muß man anerfennen , daß die
nert fich der Opfer, man weiß, wie und warum fte geopfert wurden ; man fennt burch lebendige Ueberlieferung , nicht durch lügenbafte Apotheoſen der Parteien dieſe abſcheulichen Proconſuln , welche Das Werkzeug des Todes in den Städten herumführten , und niemand würde auf dem Schauplaß ihrer Lhaten fte zu vers theibigen oder zu Ehren zu bringen wagen .
In dieſem Punft ift
die hiſtoriſche Schule der Provinz einſtimmig : fle nimmt die Res volution an in dem, was fie großes , wirklich reformirendes hat, perwünſcht aber die Ausſchweifungen , die am Ende nur der wah-
ren Freiheit ſchadeten : mit einem Wort, fie vertheidigt die Grunds fäße von 1789 und verwirft mit Entrüſtung die Lehren von 1793. Dieſer Unterichieb tritt auf jeder Seite der Geſchichte des neuen Renneg “ und entgegen , unb Marteville zeigt deutlich den damas ligen Zuſtand der öffentlichen Meinung in der Hauptſtadt der Bretagne : man bekämpfte die Chouanerie und zog aus zur Vertheidigung der Gränzen, verlangte aber in einer merkwürdigen Adreſſe, daß der Convent die Herrſchaft der Safobiner abwerfen ,
Weißen, wie die Blauen , fid unter dem Vorwand von Repreſja . lien zu Grauſamkeiten hinreißen ließen, welche civilifirte Völfer entehren , und welche die Geſchichte ſtets verdammen muß, unter weldier Fahne ſie auch begangen worden ſeyn mögen . Die Geſellidaft der Nacheiferung von Breſt und Finiſtère iſt bis zum 16ten Band ihrer , Annuaired " gelangt, intem fie in dem Bande jeden Jahre die umſtändliche Geſchichte ciniger der wichtigern Orte Dee Departemente gab. Dieß Werf, bem der Conſervator der Marinebibliothef von Breſt, Hr. Levot, alle ſeine Sorge wibmet , und es vor allem weſentlich praftiſch und nuß. lich zu machen ſucht, genießt mit Recht in Finiſtère einer großen Popularität . Gleichfalle einen praktiſchen Zwed verfolgt die ,bretagniſche Aſſociation ", welche ale Director und Generale
ſecretär die HH. de Blois und Vinc. de Kerdrel hat ; fie theilt fich in zwei Abtheilungen , eine archäologiſche und eine agricole ; während die legtere im Namen des wiſſenſchaftlichen Fortichritts
und der materiellen Wohlfahrt gegen den Schlendrian im Ackere bau anfämpft , beſchäftigt fich die archäologiche Section im Na.
men det moraliſchen Fortſchritte mit der Wiederbelebung der Traditionen der alten Nationalität, und ſucht aus ihren Stubien
und eine feſte Regierung gründen ſolle mit Gefeßen , die auf die
Lehren über die Sitten , Gewohnheiten und den Glauben der
Freiheit und Gleichheit gebaut Feyen ; die Municipalität von Mens
Bretagner der alten Zeit zu ziehen , um dieſe Sitten und dieſen
nes erklärte ihre Zuſtimmung zu dieſer Adreſſe, die Volfégeſel-
Glausen als Mufter für die neuen Bretagner tarzuſtellen . Vielleicht birgt fich unter dieſer ſchweigenden Unterdheidung ,
Ichaft der Freunde der Gleichheit und Freiheit " aber verlangte, Daß die Unterzeichner an die Laterne fämen . Ein ſehr richtiges, verſtändiges Gefühl herrſcht in der Arbeit Marteville's : bie Shats
fachen find gut audeinandergefeßt, der Styl klar und beſtimmt, und ber bretagniſche Patriotismus gibt dem Ganzen ein eigen-
welche die „bretagniſche Aſſociation “ zwiſchen der Ueberlieferung und dem Sohlendrian aufſtelt, eine beißende Jronie und eine traurige Wahrheit . In der Wiſſenſdiaft bekämpft fie den Sdilens brian , weil die Wiſſenſchaft vorgeſchritten iſt, und in der Moral
nimmt fie die Ueberlieferung zu Hülfe, weil fie vielleicht in der rikaniſchen Stabt, wo die Klage über die verlorne Nationalität Gegenwart vergebens die Lehren , welche den Charakter der Völ . jeden Augenblick durchbricht, ſo fühlt man, baß unter der anſchei- | fer heben und ſtärken , und die edlen Beiſpiele ſuchte , welche ſe nenden Uniformität unſere Verwaltung @ ſyſtems bie Ueberlieferuns zum Guten aufmuntern . gen der Vergangenheit noch fortbauernd lebendig find.
thümliches Gepräge ; burchläuft man die Annalen der alten armde
Die gelehrten und literariſchen Geſellſchaften der Bretagne find zwar weit minder zahlreich als die der Normandie, haben aber doch wahre Dienſte geleiſtet. Die Memoiren " der „ akabes miſchen Geſellſchaft bon Nantes," welche ießt eine Sammlung
Die große Cuchfabrik in Tunis. Die Tuchfabrik von Lunis erhebt fich an den Ufern der Mediderda,
nahe bei dem Dorfe Teburba , 30 Kilom. (nahezu 3 Stunden ) weſtlich von Tunis. Man fieht an dieſer Stelle eine Brüde von alter Bauart,
1
nosos
91
die eigentlich darauf eingerichtet iſt, ben Fluß zu ftauen , damit das Waſſer des Flufies fich nach der Ebene ergieße und einen bedeutenden
Landftrich befruchte. Statt dieſen Plan zu verwirklichen , welcher die 1
Quelle großer Reichthümer geweſen wäre , hat der jeßige Bey Achmed es vorgezogen , den Fall des Waſſero zu benußen , um hier eine Tuch : .
fabrik anzulegen , welche im J. 1841 in Thätigkeit trat. Nachdem der Ben große Summen für Bauten und Einrichtungen aufgewendet hatte, ůbergab er die ganze Fabrit einem gewiſſen Sidi Ben Ayet zur Bes nüßung. Dieſer übernahm alle Ausgaben für die Fabrication unter der Bedingung , daß er der Regierung das Tuch für die Truppen lies fere , und zwar den Metre groben Tuchs zu 74%, Fr. , den Metre feinen Tucho zu 164/2 Fr. , den Metre hochfeinen Tuchs zu 213/1 Fr.
miethen. Es iſt unglaublich, was ba geſchachert wird und mie genau die Söhne Iſraeld von dem Vermögensguftande aller derer unterrichtet find, von denen ſie zu ihren Geſchäften verwendet werden. Der Jude im Großherzogthum unterſcheidet fich nicht vortheilhaft von ſeinem Bruder
in Ruſſiſch - Polen, denn es fehlt ihm die orientaliſche Würde, durch die fich der leßtere audzeichnet. Man ſagte mir, daß ſeit der neuen Bärte:
verfolgung viele Juden aus Neurußland herüber gekommen waren, um bei ihren freieren Glaubendgenoſſen Schuß zu ſuchen ; denn ſo ftreng auch die Gränzen bewacht werden , ſo wird es dem Klange des Golden dennoch immer gelingen, das Herz eines Koſafen oder eines Straznifo
(Orånzbeamten) zu rühren. Um dem Lärm in der Stadt zu entgehen,
wäre , das Wa
hatte ich meine Wohnung in einer der nördlich gelegenen Vorſtädte, der rogenannten Walliſchei, genommen , erfuhr jedoch die Unannehmlichkeit, daß fie beim Audtreten der Wartha unter Waſſer gelegt wurde , was mich nöthigte, Poſen früher zu verlaſſen als ich beabſichtigt hatte. Gin
Arbeiter , nämlich 120 arabiſche Frauen , 250 Moslems von Teburba, endlid 30 arabiſche Weber. Die nionatliche Ausgabe an lohn iſt
gewährte mir durch die reizende Lage desſelben hohen Genuß ; auch fand ich daſelbſt ein großartiges Schloß, umgeben von den lieblichſten Parks
3000 Fr. (Rev. de l'Orient. October.)
und Gartenanlagen, und eine lange , breite Straße, beſeßt mit ſchönen
Man ſieht aus dieſen Preiſen, daß die Tuchfabrik in Tunis dem Schas
des Bey feinen Gewinn abwirft , und daß es vernünftiger geweſen der Meds zu Bewäſſerungen zu berüßen. Die Fabrik beſchäftigte im 3. 1847 , zur Zeit als wir ſie beſuchten , 400
Nusflug nach dem 14/2 Meile entfernten Dwingt , einem Marktfieden ,
maffiven Häuſern. In einem derſelben , einem Prachtgebäude , iſt eine Jrrenanſtalt errichtet und berühmt durch vortreffliche Einrichtungen .
Eine Tour durch das Großherzogthum Poſen. (Schluß .)
Zwei Meilen nördlich von Sdmiegel, in Koſten, einer Kreisſtadt und Garniſon , fand ich die Cultur durch die vielen hier wohnenden
Deutſchen ſehr vorgeſchritten. Vor der Stadt liegt ein neues impoſan . tes Gebäude, das Inquiſitoriat; auch ward ich hier durch eine ſehr gut
eingerichtete Conditorei , geſchmúdt mit werthvollen Delgemälden über: .
raſcht. Trofilos erſchien mir der Weg von hier bis Poſen, und die Derter , welche ich auf dieſen ſechs Meilen paſfirte, trugen ganz das altpolniſche Gepräge : ein meiſt ungepflaſterter Marftplas, auf dem itchy
bei den Wochenmärkten das Schwarzvieh in großer Anzahl herumtum. melt und die Dhren des ſolden Schauſpiels Ungewohnten mit widers
lichem Geſchrei erfült, Menſchen, Pferde und Wagen, alles iſt da bunt durdeinander gewürfelt, denn diejenigen, welche in den engen Schenken feinen Raum mehr finden , gruppiren fich mit den Flaſchen zn ihrem
Vieh und laffen ſich hier das gebrannte Waffer trefflich ſchmeden. Das weibliche Geſchlecht iſt bei ſolchen Gelegenheiten ſtets zahlreich vertreten und zeigt fio oft am lauteften. Mir erregte das feinen angenehmen
Anblid , umſomehr als die nicht immer ſaubere und langſchleppende Tracht der Dörflerinnen , mit ihren Tüchern um die Köpfe , durchaus nicht& Anſprechendes hat. Ginen widerlichen Anblic aber gewährten mir die Kinder, die in ihren furzen grauen Hemden mit bloßen Füßen
und unordentlichen Haaren ſich mitten unter ihrem Vieh herumtums
melten und fich in der äußern Erſcheinung wenig von demſelben unter: ſchieden. Viel, ſehr viel iſt da nody zu bilden und zu beſſern , und es muß anerfannt werden , daß der jeßige Oberpräſident das Werf ſeiner Vorganger mit großem Gifer fortjeßt. Poſen , der Mittelpunkt alles Handels und Verkehrs der Provinz, iſt eine ſchöne und in manchen Theilen ſogar imponirende Stadt, wozu beſondere die Wilhelmsſtraße mit ihrem Paradeplaße gehört , die ganz geſchmadvolle Parfanlagen hat und zur Promenade für die vornehme Welt dient , weldhe hier ſehr zahlreich vertreten iſt. Doch wird die in:
nere Geſchiedenheit zwiſchen Deutſchen und Polen troß aller äußern Politur immer leicht erfennbar bleiben. Schöne, alterthümliche Kirchen und Klöftet zieren die Stadt ; erſtere fand ich den Tag über geöffnet
und einige Nonnen im Gebete daſelbſt, deren düſtere Ordenstradht nur Norddeutſchen ein ſeltener und eigenthümlicher Anblic war. Sonft
fdmůdten herrliche Gärten die Ringmauern der Stadt ; fie wurden und ftatt ihrer ſehen leider beim Beginn des Feftungebanes rafirt die Wälle ber Citadele dem Beſchauer imponirend entgegen.
Der Verkehr in der Stadt ift ſehr groß und hauptſächlich in den Hånden der Juden , durch die man hier am bequemſten alles erlangt
was man wünſcht; dieß zeigt fich beſonders zur Johannizeit, wo die Gutsbeſißer der Proving in die Hauptſtadt fommen, um ihre Räufe und Verkäufe für das ganze Jahr zu machen , und ihr Dienſtperſonal ju
Auch Antonin, auf der öftlichen Gränze des Großherzogthums, ein Schloß mit donem Parfe und Garten , Befifthum der Familie Radziwill, ſprach mich ſehr an , und beſonders fiel mir eine Gruppe weißer Rehe
auf , die mid wie unbefangene Kinder umſpielten. Solche einzelne ſchöne Lichtblide findet man viele im Großherzogthum, und ſie erfreuen den Fremden umſomehr, je betrübender ihm die Schattenſeiten entgegens treten ; dieſe leßtern fand ich beſonders zahlreich auf meiner Rüdreiſe, die ich an der öſtlichen Gränze über Schrodda, Miloslaw, Xiong (Kíchions ),
Pleſchen, Grabow, Schildberg und Sempen machte. Ueberall die Spuren der foredlichen Rämpfe der jüngſten Vergangenheit ; in Xions zeigte mir eine Frau die Stelle, auf welcher ſie eiger händig zwei verwundete und aus ihren preußiſche Soldaten niedergeſtochen haben wollte
Mienen dabei leuchtete klar der Entſchluß, es bei ähnlicher Gelegenheit wieder ebenſo zu machen. Hier war es auch , wo man fieben verwuns dete Soldaten in eine Grube geworfen und lebendig begraben hatte.
War es da zu verwundern , wenn von Seiten der leßtern aud feine Schonung geübt wurde ? Xiong wurde faſt demolirt und in Miloslaw durchbohrte nach dem lepten großen Gefecht ein Soldat einen jungen Geiſtlichen , während dieſer an dem Lager eines ſterbenden Polen bes tend fniete.
Solche Scenen erzählte man mir leider viele, und es würde mich zu weit führen, wollte ich ſie hier wiedergeben ; aus der Art und Weiſe aber, wie dieß geſchah, fonnte ich entnehmen, daß die Erinnerung daran im Herzen der Volfo lebendig geblieben und nur zu leicht wieder zur gefährlichen Flamme auflodern könnte. Im allgemeinen aber fand ich an den Garniſondorten ein freundlichis Vernehmen zwiſchen Eingebore
nen und Militär , was vorzugsweiſe dem humanen Benehmen des leße tern zuzuſchreiben war. Von da bis Rempen hin iſt die Gegend ſehr einförmig und wechſelt nur mit Wald und Sandflächen , die ſpårliche Frucht tragen. Selten erfreute midi ein üppiged Getreidefeld. Bededt
aber erſt der Schnee dieſe weiten öden Flädjen, dann ſind ſie völlig vers einſamt, und man fährt oft einen ganzen Tag, ohne jemand zu begegnen. Etwas ſchauerlich wurde mir einmal eine ſolche Reiſe zwiſchen Kempen und Reichthal, wo der Weg faſt ununterbrochen durch dichten Wald führte und mein Schlitten fich erſt durch den tiefen Sdnee Bahn brechen mußte. Der Abend brach herein und noch war ich fern vom Ziel ; da ertönte in nicht zu großer Entfernung das Geheul der Wölfe und
die Pferde ſchnoben und eilten inſtinctmäßig vorwärts. Ja, mein Rut ſcher wollte die feurigen Augen der hungrigen Beſtien zwiſden den Bäumen glänzen geſehen haben. Mir war in dem offenen niedrigen
Gólitten nicht wohl zu Muth , und ohne die fichere Führung nieines Kutſchers, der die Wege genau fannte, wäre ich in der Dunfelheit vers loren geweſen . Ein freundlicheres Bild gewähren dieſe Wälder im Sommer , wo ſie von Frauen und Kindern belebt werden , die täglich
große Rörbe voll Pilze (Swamuue) zu ihrer Nahrung ſammeln.
92 In Kempen fand ich dad polniſche deben wieder in 'boafter Drigis : nalität : viele Juden und volle Senten. Hier wird vorzüglich das nationale Lieblingsgetrång, der Meth, bereitet, der troß ſeiner berauſchen den Fähigfeit in großen Maſſen genofſen wird. Eine Hochzeit, der ich
aus Neugier beiwohnte, und bei welcher Dudelſaď und Querpfeifen eine Hauptrolle ſpielten , griff zwar meine Gehörnervert ſehr an , gewahrte !
mir aber doch manchen Genuß. Vorzüglid gefielen mir die ſogenann ten Druſdhmer (Brautdiener) in ihren langen Möden , weißen Schärpen,
die fie über die Soultern trugen und großen Blumenſträußen an Bruſt,
bou
Ueberhaupt hat der Aberglaube hier noch ein weites Feld für ſeine
Wirkſamkeit , und es wird erſt einer ſpätern Zeit vorbehalten bleiben, denſelben auszurotten .
( 18ner .
Mi s cellen.
Bemühungen der Gngländer die amerikaniſche Baumwolle zu erſeßen. Die Gngländer verbrauchen durdichnitts lich jährlich 1,600,000 Ballen Baumwolle, wohl auch darüber, und tavon
find mindeſtens drei Viertheile amerikaniſch . Wir haben ſdon öftere
Arm und Hut, von dem noch viele buntfarbige Bänder flatterten . Det
erwähnt , daß die Engländer alle möglichen Anſtrengungen machen, um
ſolchen Gelegenheiten thut fich auch eine Wohlhabenheit fund, die man
fich von dieſer Abhängigfeit zu befreien , allein das Quantum , das ers
in den niedern (cmußigen Wohnungen nicht erwartet hätte ; man ſchwelgt in Eſſen und Trinken , und gibt fich dem Vergnügen mit all' der rohen Luftigkeit, die finnlichen Völfern eigen iſt, hin ; denn wie anziehend eine Feſtlichkeit in Häuſern gebildeter Polen iſt, um ſo widers
fellt werden ſoll , iſt zu groß , und es hat noch immer nicht gelingen wollen . Indeß laſſen ſie in ihren Bemühungen nicht ab , und wir
finden in der Shipping Gazette vom 22 Januar zwei Beiſpiele angeführt,
Da das Volf im allgemeinen ſehr fromm und wenig fähig ſelbſt zu denfen iſt, ſo wird es natürlich ein willenloſes Werfzeug ſeiner
daß die Bemühungen fortdauern . Das erſtere iſt die beſondere Sorgs falt , die man jept Port Natal (denft, das vielleicht bald zur eigenen von der engliſchen Regierung direct und nicht mehr vom (Gouverneur des Cap abhängigen — Colonie erhoben wird, und wo die Baumwollen:
Prieſtet , und es liegt ſein Wohl und Wehe oft einzig und allein in der Hand derſelben. Eine Beranlaffung zu großer Feſtlichkeit iſt hier
ſtaude perennirend , nicht jährlich iſt. Die Shipping Gazette bemerft : „eine Baumwollen - Compagnie hat ſich jeßt in Port Natal gebildet,
die Fafinacht (Faſcing genannt ) , an dem aud der Aermere noch ein: mal im Genuſſe.'der Fleiſchſpeifen welgt ; denn während der reche Faftenwochen genießt der fromme Pole nicht einmal Butter, ſon dern flatt dieſer ' nur Leinol , welches aud beim Rollen und Baden (beſonders der Pfannkuchen ) gebraucht wird. An dieſem Faſchinges
welche bloß einige Zeit und etwas Aufmunterung bedarf, um und hins fichtlich dieſes wichtigen Artifels vollfommen von der Abhängigfeit von den Vereinigten Staaten zu befreien .“ Die Ausſichten fönnen ſomit nicht ungünſtig ſeyn. Andererſeits werden die Bemühungen von Weſts
wärtiger und roher fann fie unter der ländlichen Bevölkerung werden . !
dienſtage aber werden von Alt und Jung viele Mummereien und aus:
indien eifrig fortgeſept. Gin Dr. Invray hat fürzlich an die Mandefter Conımercial Aſſociation von der Inſel Dominica adit verſchiedene Arten dort gezogener Baumwolle
gelaſſene Streiche verübt.
darunter die befannte Sea - Island zu
einem Werth von 1 Sc 3-4 d. das Pfund - überſendet ; er ſelbſt hat
zweier Sitten muß ich noch erwähnen : das unaufhörliche Schießen während der Sylveſternacht und zweitend das Weihen der Speiſen
über 60 Acres im Anbau , und gibt einen ſehr ermunternden Bericht
zum Diterfefte. Ueber den Urſprung des erſtern fonnte man mir feine
über die Fortſchritte des Baumwollenbaued auf Dominica.
andere Auskunft geben , als daß dieſe Sitte von den Urvåtern ererbt
Eleftriſde Beleuchtung. Das Journ. du Comm. d'Anvers vom 9 Januar berichtet von einem merfwürdigen Verſuch eleftriſcher Beleuchtung im Innern der Kathedrale von Senlig während der Mittera
1
festi; und man treibt fie mit ſolcher Leidenſdaft, daß in der finſtern Nacht oft fchon Unglüdofälle daraus entſtanden ſind. Das Weihen der Speiſen geſchieht durch den Prieſter am grünen
Donnerſtage, und iſt für jede Familie ein wichtiges Feſt. Mar bådt
nachtomeſſe. Der Apparat, der an der Orgel angebracht war, warf in das ganze Schiff ein blendender licht, das dem Sonnenglanz glich,
nämlich auf den Höfen , und bei den wohlhabendern Bauern vorher
aber nicht ſehr gleichmäßig fortbrannte, ſo daß ed die Augen belüftigte;
alle Brode und Kudell , weldie. während der Diterzeit genoſſen werden ſollen , und flellt ſie auf einem langen weißbedecten Tiſche auf ; deß: gleichen die Schinken, Würſte und Braten, und überhaupt alles Genieß: Die Aermeren dürfen auch ihre Gßwaaren auf einer Ede dieſes bare Tiſches niederlegen , damit dieſelben auch mit geweiht werden. Nun erſcheint der Geiſtliche im Drnat, gefolgt von den Chorfnaben, welche
aud roll es einen unangenehmen Geruch verbreitet haben.
fämmtliche Speiſen , indem er das Weihrauch duftende Rauchfaß tarüber
Civilheurath in Conftantine. Am 27 December hatte ein ſehr merkwürdiger Vorfall zu Conſtantine ſtatt : der Präfecturrath ſchloß, in ſeiner Eigenſchaft als Maire , eine Ghe unter moslemitiſchen Gins gebornen nach franzöſiſchem Rechte ab . Der wichtige Act geſchah in Folge eigenen Verlangeng der Neuverehlichten : man lag ihnen die Beftims mungen des bürgerlichen Geſeßbudhes vor, welche die Vielweiberei ver: bieten und die Unauflöslidfeit des Chebündniſſes ausſprechen ; die
ſchwingt, bann den Sprengwedel in das Weihwaſſer taucht und den Tiſch damit beneßt. Bis dahin hatte dieſe Feierlich feit etwag recht Würdiges und Andachterwedendes ; aber als nun der Geiſtliche fich mit der Familie zu Tiſche ſeßte und es ſich wohl ſeyn ließ, wollte mir der ſchnelle Wedſel nicht behagen ; denn man wird in Polen bei ſolchen
Verbindung ſeit der Beſeßung Conſtantines durch die Franzoſen , und der erſte Araber, welcher dieß freiwillige Zeichen der Zuſtimmung und Unterwerfung unter die franzöſiſchen Gefeße gab , war Maſtapha Ben, Abfömmling einer der älteſten Familien des Landed. (Fr. BI. )
Weihwaſſer und Raudfaß tragen . Es werden Gebete gehalten , denen bie' Hausbewohner andachtig beiwohnen, und dann ſegnet der Geifiliche
Tafelfreunden oft nur gar zu lebhaft und thut den Getränken zu viel
Verehlichten ſtimmten bei. Es iſt dieß das zweite Beiſpiel einer ſolchen
Che die Familie fich aber zu Tiſche ſeßt, werden die Ruchen und Brobe der Dienſtleute, ſo wie eine reichliche Portion Fleiſd , an dieſelben vertheilt , damit auch fie fich am Vorabende von zweitägigem
Taglohn in Paris. Nach einer Unterſuđung Hon San'o über bie Pariſer Induſtrie waren 204,925 Männer bezahlt. Von 740 Pers
Faften noch einmal gútlich thun können , da viele am Charfreitag gar nichts aló das, „vor Aufgang der Sonne ſchweigend geſchöpfte Wafler “
nicht erhoben werden ; 9123 hatten jährliche Beſoldung, 195,062 waren nach dem Tag oder nach dem Stúd bezahlt , 117,064 nach dem Tag,
Ghré an.
1
genießen und auch am Sonnabend ſtreng faſten . Dieß ſugenannte Char: freitagwaſſer wird , wie man allgemein glaubt , nie faul und hat heis lende'Rraft für ſchlimme Augen, Weidiſeljöpfe u. dgl. m. Am Andreass abende , 30 November , kommen gern die jungen Leute zuſammen , um Blet ju gießen , und einige weilagende Matronen , deren es in Polen überall gibt , verfünben aus den in ein Gefäß mit Waſſer gegoſſenen Figuten das fünftige Shidſal ber Betheiligten .
ſonen , Söhne oder Verwandte der Arbeitgeber, konnte die Bezahlung 77,998 nach dem Stück ; der durchſchnittliche Taglohn war 3,80 Fr., bag Minimum 50 C. , dao Marimum 35 Fr.; 27,453 Männer hatten weniger als 3 Fr., 157,216 von 3 bis 5 fr., 10,993 mehr als 5 fr. Von 101,626 Weibern und Mädchen waren 35,085 tagweiſe, und 65,541
nad dem Stud bezahlt. Der durchſchnittliche Taglohn war 1,63 Fr., das Minimum 15 C., das Marimum 20 Fr. ; 950 hatten unter 60 C. und nur 626 über 3 fr. täglich. (Journ. du Comm . d'Anvers. 15 Januar. )
Berlag der 3. G. Cotta' den Buchhandlung... $
1
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.
+
!
Ausl a n .d . Das Ausland 1
4
E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.. ur. 24 .
28 Januar 1852 .
gut vertragen fich die Türken mit den Serbiern ; erſtere werden
Wanderungen im europäiſchen Olten . (Von &. 4. N .......) 0
1. Von Perth nach Siebenbürgen. Die Donau, welche von Pefth an fehr langweilige Ufer hat,
von denen das linke ganz flach , das rechte aber dominirend iſt, 1
ihrer Rechtlichkeit wegen ſehr gelobt. Endlich bei Moldava erhebt fich auch das linfe Ufer der Donau , die Karpathenfette, welche, nachdem fte die Grånze zwis ichen Siebenbürgen und der Walachei gebildet, hier jüblich durch bas Banat bis an dieſen mächtigen Strom tritt, der ſich hier berengt. Die zahlreichen Inſeln, welche wir bieber geſehen ,
obwohl es nur aus Lehmboben beſteht, wird endlich, nachdem fie die Drau aufgenommen , abrrechſelnder ; die Berge, welche die
hören auf, bergeftalt, daß als legter Repräſentant derſelben nur
Sau von der Donau ſcheiben , gewähren auf dem rechten Ufer einige
noch ein einzelner ſpişer Feld als iclanfe Granitpyramide aus den Fluthen emporragt. Von hier an verengt fich der Strom
Abwechølung, biß man die Felſen von Peterwarbein erblicft, auf
immer mehr, großartige Felienmaſſen erheben fich brohend zu
welchen dieſe berühmte Feſtung liegt, die oben auf dem linken
beiden Seiten, bis man über die wildrauſchenden Waſſerfälle Donauufer einen feſten Brüdenkopf hat.
Unfern desſelben liegt
die reiche Handeléſtadt Neuſag, der wichtigſte Plag des öſters reichiſchen Serbien . Von hier wollte der Banus der Croaten dieſe Feſtung angreifen, was aber die gänzliche Zerſtörung der
binabgleitet. Die Capitäne des mächtigen Dampfers, meiſt Dal. matiner oder Irieftiner, fürchten nicht mehr bie Fahrt durch das eiſerne Ihor, an welchem auf der ſerbijden Seite der in Feljen
feben , obwohl dort zugleich die hohe Schule ber ſerbiſchen Geiſto
gebauene Weg Irajans und ſeine Denfrafel, auf der Seite des Banais aber die Szechenyi-Straße zu bewundern . Alles Große, was nämlich in Ungarn geſchehen, verdankt ſeit den legten 20 Jahren vor der bermaligen Bewegung dieres land dieſem großen Patrioten. Er iſt der Schöpfer der Dampfichifffahrt auf der Donau und der großartigen Rettenbrüde, welche in ganz
lidhfeit iſt.
Auf dem Dampficiff befanden ſich viele Serben .
Ungarn gerade in ter Mitte allein im Stande iſt, die großen
die das beſte Vorurtheil für dieſe Nation erweckten, beſonders
Abtheilungen desſelben und das Ungarn dieſſeits und jenſeits der Donau zu verbinden, wenn der Eisgang dieſen Stron überall
ſonſt jo blühenden Stadt Neuſaß zur Folge hatte. Weiter abwärts war am rechten Donauufer das Jeruſalem Der Serben , Karlowitz , der Sitz ihres Patriarchen Rajacis, zu ſehen ; aber dieſe Stabt hat eben fein ſehr ſtädtiſches Aués
war der ſerbijdse Helb Stratimirowitſch für eine Zeit des Weges ein höchſt intereſſanter Repräſentant jeiner Nation ; noch jung
iſt er von einer eben ſo durch ſein Aeußeres als ſeinen Geiſt anſprechenden Perſönlichkeit. Bei den Serben herrſcht eigentlich nur die Ariſtofratie der Bildung, da ste die Adelsmißbräuche
nie unter fich haben auffommen laſſen . Da wo die Theiß in die Donau fällt, entdeckt das Auge
unbändig macht. Während die Ungarn dem Zeitbebürfniß nicht nachgeben wollten und glaubten , man fönne die veralteten Mißbrauche aus der Zeit des heiligen Stephan ins Schlepptau ber ſzeczenyidhen Eiſenbahnen nehmen , da eröffnete er dem unga riſchen Handel ben ungeheuern Nationalreidythum .
Zu bebauern iſt es , daß das ariſtokratiſche Princip Szechenyi'o
nichts ale weite Ueberſchwemmungen der reichen Donauwieſen ,
ſich mit dem Geiſt des Fortſchrittes Koſſuths nicht früher vers
die nach links ſich weit ins Banat fortſegen, während man in
ſtändigen fonnte.
Semlin rechts ausſteigt, und vor ſich die hohen Felien fielt, welche
vermieden worden ſeyn, die ſpäter nothwendig eintreten mußte.
am Einfall der Sau in die Donau rich mächtig erheben . Die Hauptſtadt Sirmiene, Semlin, hat einen bebeutendern Namen ale fie verdient : ſo groß ſie iſt und ſo bedeutenden Handel ſte treibt, ſo unregelmäßig fiebt ſie auß , man kann ſagen, etwas wild , ſo daß man ihr die türkiſche Gränze anſieht . Eben ſo ſtebt man den verfallenen türkiſchen Feſtungewerfen in Belgrad an, daß man dort alles Allah anheimſtellt. Maleriſch bleibt das ſerbiſdie Ufer von Belgrad bis zu der merfwürdig gebauten , ebenfalls von Jürfen bejegten Feſtung Semenbria. Gegen 20 mit crenellirten Mauern verbundene vieredige Thürme umgeben dieſe mächtige alte Veſte, der man ihren byzantiniſchen oder genueſiichen 11rſprung anſteht. Sehr
Vielleicht würde die gewaltſame Kataſtrophe
Im allgemeinen iſt aber auch jezt noch die Verehrung gegen Roſſuth außerordentlich, ſo daß der Fanatismus der Ratholifen ſelbſt bei ihm vergißt , daß er ein Lutheraner iſt. Doch iſt der Ratholie , in Ungarn wie in Polen , erft Ungar und Pole, und
dann erſt Ratholik, wogegen der Deutſche erſt Katholik und dann erſt Deuticher iſt, beſonders aber die Geiſtlichkeit, welche dagegen in Ungarn es ftete mit der Rerolution hielt, jo daß ſogar ein
Biſchof zum Galgen verurtheilt und gegen mehrere Feſtungs ſtrafen verhängt marb.
Bei Orſova, wo ich an das Land ſtieg, wurden alle Neis fenbe ſo lange feſtgehalten, bie man das Signalement einer ſchönen Armenierin conftarirt hatte, die mit uns gekommen war,
94
Goon
unb bei ber fich endlich herauefteute, daß fie einer verbächtigen
und ein paar vornehme Lieutenants um ſeinen Theetiſch ver
Dame ähnlich war, die verhaftet werden ſollte, weil ſie im Eins berſtändniß mit einem öſterreichiſchen Dfficier geweſen war, der von Mehabia aus mit Depeſchen an Koſſuth über die Donau
ſammelt.
flüchten wollte, aber eben ein Paar Tage vorher eingefangen
An der Spiße der Civilverwaltung ſteht der Hofrath Bach , und bei ſeiner jeßigen Abweſenheit der Regierungêrath Weiß, beide junge Männer des Fortſchritts, die ganz in dem Plane des
worden war. In Mehabia war durchaus feine Wohnung zu bes
trefflichen Miniſteriums Krauß, Bad und Bruck handeln , rozu
kommen ; die Bojaren aus der Walachei fonnten faum ein Zim
noch der Commiſſar des Unterrichte - Miniſtere 6. Häufler, ein
mer erhalten, wenn ſie auch einen Dufaten täglich dafür zahlten ; ich ging daher über Karanſebes nach Lugos im Banat, wo man aus den muſterhaft ordentlichen walachiſchen oder romaniſchen Dörfern der Gränzer wieder in die ungariſche Wirthſchaft fommt, die fich wie die polniſche durch Unordnung audzeichnet. Hier mard eben eine neue Kirche gebaut worden , welches ſtets ge ichieht, ſobald eine Gemeinde tes morgenländiſchen Glaubens
denſelben verläßt, und durch die Union die Allmacht des Papſtes anerkennt. Der treffliche Finanzminiſter Krauß wird einen ſchwe. ren Stand haben, wenn er dieſe großen Aufgaben ad majorem dei glorian wird aus dem Budget entfernen wollen. Zum Glüd konnte ich in den ungariſchen Wirthåhäuſern mich gut unterhalten, ich hatte nämlich das erſte Bändchen von R. Hirſdjs lieblichen Gedichten mit, wobei ich des freundlichen Dichtere ges dachte , der auch als Menſch ſo lieben@würdig iſt, daß inan icon Dadurch eine gute Meinung von dem außerordentlichen Miniſter
Bad befommt, der ihn zum Beamten in ſeiner Nähe ausſuchte. So lange ſolche Miniſter find, darf man die Rüdfehr der Jeſuiten nicht fürdhten , die fid unterbeb al& Pietiſten anderwärte eine niften .
Jeßt ſpricht hier jeber über die Verfinſterung in Preußen, Da ich aber ſeit langer Zeit keine Zeitungen las, weiß ich nicht, worauf fich dieß bezieht .
In Deva in Siebenbürgen ſah ich bas
geſprengte Schloß Decebale oder Dißtralel, wo 400 Ungarn in die Luft geſprengt wurden , die nicht wußten, daß die Minen ge laden waren, ehe bie öſterreichiſche Beſaßung außzog . Ueberal !
fah ich in Siebenbürgen verbrannte Schlöſſer dee Adele, der ſo lange an ſeinen Feudalrechten feſthielt, bie es zu ſpät war, wie gewöhnlich !
Bewunderndwürdig iſt, wic Deſterreich vermocht hat , das
eben ſo freiſinniger und liebenewürbiger Beamter, fommt.
Man
bat von Wien Leute geſķidt, welche die neue Zeit repräſentiren. Auch General Beléberg, der berühmte Chef bed Generalſtabel
von Jellachidh, muß unter den hieſigen Notabilitäten erwähnt were ben , auch er iſt der Sohn eines Bürgers, und zwar auê Breg .
lau . Die Nationalitäten haſſen ſich hier leider noch fortirährend gründlich, und dieß iſt durch die Revolution noch ſchlimmer ge worden ; die Sachſen unb Deutiden , melde in dem Aufſtante der
Ungarn nur eine Ariſtokraten - Bewegung ſaben , welche die Freis .
beit bloß für fich wollten , 'um ihre walachiſchen und flaviiden Bauern (die in den hieſigen Gelegen amtlich benannte: misera contribuens plebs) ungeſtraft bedrüden zu können , waren von Anfang an ſchwarzgelb und ſtellten auf eigne Roſten ein ganzes
Bataillon Jäger. Ebenio waren die Romanen beglüct, fich ends lich an ihren Unterdrückern rächen zu können ; auch ſie waren ſchwarzgelb, die Ungarn ſchoſſen einen ſächſiſch -lutheriſchen Geiſts lidhen tobt, und hingen zu Duzenben die walachiſchen Popen auf. Da war es nicht zu verwundern, daß die Walachen die ungaris
idhen Grelleute aus ihren Schlöſſern ausräucherten.
In dem
großen Babeorie Gyogy ftehen 12 Schlöſſer vom Grafen Kubn als Brandſtätten zum warnenden Anbenken für die Regierungen, welche im feudalſyſtem ein romantiſch -patriarchalides Verbalts niß ſehen wollen .
Die Regierung, dem conſtitutionellen Princip der Gleidybes
rechtigung folgend, macht jeßt bei den Anſtellungen feinen Un terſchied, dabei nehmen es die Sachſen übel, wenn Walachen angeſtellt werden, die Ungarn natürlich noch mehr, da fie in dem Walachen nur eine Paria -Kaſte ſehen , etwa dem Zigeuner ſo ähnlich, wie ein polniſcher Doſe bem ungariſchen . Auch das ärmſte Sachſenmädchen würde ſich entehrt glauben , wenn ſie den
Gemiſch von allen Nationen , durch die ich von Wien an
reichſten Waladhen heurathete . Nationalbaß bleibt ſtets ein Mants
reiête, zu germaniſiren ; für alle wart dieſe Sprache bald das Band des Handels und der Cultur, denn der erſte iſt ſtet8 der
Daher iſt es von der Regierung ſehr weiſe , daß ſie feinen Unterſchied anerkennt, ſondern zu Beamten alle wählt welche dazu fäbig find; dafür finden feine befinitiven Aus ſtellungen ſtatt, jondern nur auf Probe. Sehr beſorgt iſt man bier, daß die ungariſchen Magnaten in Wien Mittel finden wer: den, in ihrem Sinne Reaction zu bewirken . Allerdinge bebarf es jept großer Energie, um die Bevölfe. ring, meldie nach den verſchiedenen Nationen mit einander im Kriegszuſtande war, wo manches Gewaltſame erlaubt und noths wendig war, wieder in ihre Sdranken zurückzuweiſen , allein e geht : ich bin bei Tag und Nacht in Siebenbürgen gereißt und
Vater der zweiten. Dieß Verdienſt Deſterreichs um Deutſchland iſt unverkennbar, wenn nur die Sdulen nicht erbärmlich geweſen wären .
2. Aus Siebenbürgen im Julins 1831.
Siebenbürgen wird jeßt erſt ein zum Bereiſen fähiges land , denn wenn man bieber an eine Brücke kam, war es ein Zeichen, daß man durch den Fluß fahren mußte, denn die Brücken waren
gewöhnlich eingefallen. Die ungariſche Comitats-Einrichtung hat aufgehört, und von der Regierung ernannte Provinzial- und Kreiðverwalter ſtehen jeßt an der Spige der Verwaltung, die unter dem Gen.- Gouverneur Wohlgemuth ſteht. Dieſer iſt, wie in der öſterreichiſchen Armee häufig der Fall, fein ichroffer Aris
gel an Bildung.
babe gefunden, daß alle Schilderungen von Unſicherheit der Stra fen übertrieben fint .
linangenehm zu reiſen iſt es freilid in
einem Lande, wo man ſtets, trenn man Pferde gemiethet hat , voraus bezahlen muß, und nicht weiß, wo der Wagen breden oder wo man ſonſt aufgehalten werden wird. Auf die Bemers
ftokrat, ſondern ein Sohn des Volfe, er iſt auch durch und durch human, und macht mit ſeiner liebenêwürdigen Gemahlin ein Haus , wie es als Muſter für jeden Commandirenden aufgeſtellt werden kann. Hier lernt er die Eingebornen kennen , wird ſelbſt bekannt
kung, daß man doch nicht wie ein Betrüger ausſehe, und die Reiſeeffecten doch aud ; weit mehr werth wären, erhält man zur
mit ſeinen Beamten und macht, daß zu ibin und zu jenen 3u trauen gewonnen wird . Man vergleiche damit einen nordbeute
müſien hier für Lumpen gereiet ſeyn , die anſtändig ausſaben,
chen commandirenden General , der höchſtens ein paar Gräfinnen
ſo viel und mehr auszuſehen, wenn ich auch 15 Gulden Fuhrlohn
Antwort : daß man ichon ſo oft angeführt worden wäre .
Was
denn ich glaube durch meinen Anzug doch nach mehr als dreimal
95
zu zahlen babe . Das hilft alles nichts, man wird nicht einmal auf 15 Gulben geſchäßt. Wer iſt Schuld, daß der Bauer kein Zutrauen zum Gebilbeten hat ? in Italien gibt der Fuhrmann
Drauſgeld . Es müſſen auch dort weniger Betrüger gereist ſeyn, aber hier noch weniger Audjicht für den Betrogenen geweſen fenn, als in Italien zu ſeiner Sache zu gelangen. Das allein dürfte hinreichen zu zeigen , welches Unweſen die alte ariſtokras
tiide Comitats -Einrichtung war. Die Literatur bat fich übrigens durch das Geräuſch der Waffen nicht einſchüchtern laſſen, der thårige Buchhändler Steinhauſſen in Herrmannſtadt hat vor kurzem ben erſten Theil der umfaffen ten Statiſtik von Siebenbürgen von Dr. J. Sällner ſehr gut auêgeſtattet herausgegeben . Der Verfaſſer, ein ſehr arbeitſamer Gelehrter, hat es gewagt die erſte Arbeit dieſer Art über das Land herauszugeben, was bei der frühern ungariſden Unorbe
nung und dem öſterreichiſchen Mißtrauen höchſt ſchwierig war. Er hat ſeine Aufgabe glüdlich gelöst. Derſelbe Buchhändler, welcher bereits hier an ber türfiſchen Gränze zwei Schnellprefien
befißt, wird nachftene den gelehrten Atlas zur Ueberſicht der Ges Ichichte Ungarns 'von Bebeur 6. Smarberg beenben , ein Werk
bes größten Fleißes uut gegründet auf bie bieſem Beamten zus gånglichen Archive ; er iſt kaiſerlicher Geheimerath. Die erſten Hefte erſchienen 1845, die folgenden famen durch die Revolution ins Stoden.
Auch in Kronſtabt iſt ein bätiger Verleger, Gött, der 0a8 ebenfalls unterbrochene Werk des Geheimenrath Neigebaur über die baciſchen Alterthümer nunmehr beenden wird, wobei
ich Ihnen eine merkwürdige Anficht über das claffiſche Alterthum
in den Augen der hieſigen Landleute mittheilen muß. Wenn man nämlich z. B. in Bolchorab ( zwiſdien dem Stry und dem Varogs Viz) nach dem Urſprung der bortigen römiſchen Subſtructionen frägt, antworten die Bauern : dieß haben die Juden gebaut ; das ſoll heißen, vor Einführung des Chriſtenthums, nach dem neuen
Teftament; alled frühere gehört baber dem alten Teſtament , mits bin den Juben an. Der früher bier ſchon bekannte deutſche Literat A. Kurz wird jeßt hier ſehr geachtet, denn er hat alê Adjutant von Bem für Kronſtadt und Gerrmannſtadt ſehr viel gethan, ſonſt würden die Ungarn bier iwwerere Race gegen die armen Deutſchen verübt haben .
und Contrerad liegen an der Küſte vor Veraguas ; eine andere , von welcher Coyba, Gobernadora und Cebaco die größten find, nahe an der
Bay von Montijo , während ein kleinerer Archipel, die Perl- Inſeln, audi unter dem Namen Jolas del Mey), Jelas del gimo und Jelas de Colombia
bekannt, durch die Menge Perlen , welche jährlich hier gewonnen werben,
wiớhtig, vor dem Eintritte in die Bay von Panama lagen .“ Kleiner, aber faum von geringerer Bedeutung iſt die Inſelgruppe in der Nähe von Panama. Sie beſteht aus den Inſeln Taboga, Tabeguilla, Otaque, Flaminco und Perico, die reich bebaut find und ihrer Schönheit wegen bildlich der Garten von Panama genannt werden . Der Jilhnuus iſt durch die Höhe feiner Gebirge nicht ausgezeichnet. Die mächtige Rette der Anden ſinkt , nachdem fie den ganzen füdameri:
faniſden Continent durđặlaufen , allmählich herab , indem fie fich der Thurulen Landenge nähert, und in der Provinz Panama iſt ſie in einer
Kette niedriger Hügel faum wieder zu erkennen, welche felten eine Höhe von 1000 Fuß überſteigen. Bei Punta de Chame Theint eine neue Bergfette zit beginnen, welche bet ihren Gintritte in die Provinz Beras guas deutlich zu bedeutenderer Höhe anſteigt und den höchſten Punkt
des fihmus, den Vulcan von Chiriqui, einem Pic ron 7000 Fuf Höhe einſchließt. Dieß Gebirge ift dicht mit Wald bedeckt und vorzüglid
ein
auf bie Mitte und die nörblichen Theile der Gegend begränzt. Die
Küſtenſtridhe 'am ſtillen Ocean , beſonders die Cantond Nata , Santiago und Alanje Haben Ueberfluß an Oragebenen oder Savannen von großer Ausdehnung , welche beſonders den Neid thum des Landes bedingen, da fie für zahlreiche Viehheerden Weiden abgeben. In verſchiedenen Gegenben erheben fichießt fämmtlid erloſchene Vulcane ; der höchſte , der Vulcan Chiriqui , iurde bereits erwähnt.
Ein zweiter bedeutender von 3000 Fuß Höhe, der Janano genannt, iſt am Bad Corrientes in Darien ' fidtbar und noch einige andere gibt es, wie man ſagt , in Veraguas. " Aud die Inſel Taboga , ſagt 6. Hop: fing , ſcheint ein Theil eines Kratero zu ' feyn. Obgleich der thätigen Vulcane entledigt , erfreut ſich der 3ſthmus dennod feineswego deo
Nichtvorkommens von Erdbeben. Es wurden dann und wann ziemlich heftige Stöße verſpürt, beſonders während der trođenen Jahreszeit vom Januar bis Mai . Sie beſtanden in wellenförmigen Bewegungen, welche von Weſter famen und anſcheinend ihren 1rſprung in Central-Amerika
nahmen ; jedoch ſcheinen fie feinen' ūbeln 'Einfluß auf die Vegetation auszuüben , wie es häufig in Peru der Fall iſt; denn dort find ganze Felder Dadurch vertrodnet.
Die geographiſche Lage des 3 hnus, der beinahe gångliche Mangel hoher Gebirge, und die weite Ausdehnung der Walter und anderet un: cultivirter Landſtriche bewirfen ein heißes, regenreiches Klima, 'welches
nichtebeſtoweniger mit Ausnahme einiger focalitäten geſund und der
Vegetationsſkizze des Iithmus von Panama von Berthold Seemann . (Aus Hookers Journal of Botany 1851. )
Conſtitution der fautafiſchen Nace zuträglicher iſt als die meiſten Tropens gegender . Die' Jahreszeiten ſind genau in eine naſſe und eine trođene getheilt ; die Negen beginnen ' im April 'mit dem Neumonde und hatten
adt Monate, bis Ende December im Siden Dariens, an einigen Orten am atlantiſden Ocean indeß zehn , ja felbft eilf Monate an .
Beim
Der Theil der Mepublif Neu :Oranada , welder die beiden großen Continente Amerifa & vereinigt , und der Iſthmus von Panama oder
Gintritt der Negenzeit fällt jener id wad , .nad und nach aber ſtärker, ſo daß fie gegen Ende Mai die vollſte Heftigfeit erlangen , wo taglid
Darien genannt wird , liegt zwiſchen dem vierten und zehnten Grade
in Zwiſchenräumen Ströme herabſtürzen , welche von Bliß und Donner,
nördlider Preite, und dem 77ſten und 83ſten weſtlicher Länge. Er um:
über jede Beſdireibung fürdterlid , begleitet ſind .
faßt die Provinzen Veraguas und Panama, und die Gebiete Darien
Feuchtigkeit und Nebel geſchwängert. Stille und leicht wechſelnde Winde herrídyen vor ; die Temperatur zeigt nur einen Wedſel zwiſchen 75 und
und Bacas del Toro . In N und NO wird er vom atlantiſchen , im S und SD vom fillen Dcean, im Ofen von den Flüſſen Atrato und
San - Juan , und im W von Mosquitia und Coſtarica begränzt. Mit Ginſchluß der dazu gehörigen Inſeln hat er eine Oberfläche von 34,700 (engl ) Quadratmeilen , mithin beinahe gleidjviel wie Portugal . Seine Küſten find yon Inſeln umſchloſſen ; die größten an der
atlantiſden Seite find (scudo de Veragung und die in der Chiriqui:
Lagune gelegenen, während verſchiedene andere von geringerem Umfange, den Seefahrern unter dem Namen Gayos bekannt, länge des Strandes
zerſtreut ſind und regelmäßige Retten bilden , wie es mit den Sonn baloes der Fall iſt; dieſelben find ſchwach bevöffert und werden ſelten
befudt. Von größerer Widtigkeit und mehr bewohnt ſind die Inſeln Des ftillen Deeane. Einige Gruppen wie die Secos, Paredez, Ladrones
Die Luft ift niit
87° Fahrenheit; die Ausbünſtung iſt behindert ; die Atmoſphäre zeigt fich dicht und heiß . Gegen Enbe December läßt die Häufigkeit der Negengüſſe nads ; die Wolfen brechen, und mit Anfang des neuen Jahres
erhebt ſich der Nordweſtwind . Go folgt unmittelbar ein Wediſel ; die Luft wird erfriſend und rein, die Sonne glänzt, der Himmel iſt blau und heiter , es zeigt ſich faum ein Wölfchen, und das Klima entwidelt ſeine ganze tropiſche Schönheit. Die Hiße iſt weniger fühlbar, da die Atmoſphäre frei von Feudytigteit iſt, obgleich jede zwiſchen 75 und 940 F. ſchwankt. Die Sonnenſtrahlen üben jedod eine bedeutende Kraft aus , und es iſt kein ungewöhnliches Phänomen , daß fich das ihrem Einfluſſe auégeſepte Thermometer bis zu 124° F. erhebt. Dieſe Beobs achtungen gelten jedod nur für die niedrigeren Gegenben .
woda)
96
CO50
Fluth, und in der unmittelbaren Ginwirkung des Dceane befinden , re
Gine Gegend , in welcher ſo viel Negen fällt , hat natürlich eine Menge Flüſſe; die kleinen und die Bergſtröme gar nicht mit inbegriffen,
zeugen eine ziemlich gleiche Flora , in welcher die Mangroven , beſon
Von den fich in den pillen
ders verſchiedene Rhizophoren und Avicennien die merfwürdigſten For: men find. In allen Sumpfſtellen bis zuin äußerſten Meeresrande hinab
wird ihre Zahl doch nahe an 200 betragen .
Deean ergießenden find der San:Juan , Churdunque, Bayano , Rios Grande de Nata, Santa Maria, Tavaſara und Chiriqui die bedeutends
wachſend, bilden ſie undurchdringliche Didichte, die Aufenthaltsorte vorr
fráulichen Wälder Guyana's und des Magdalenenflufſee, ſo wie die Eichen
Alligatoren, Sandfliegen und Mosquitos, Orte, welche durch die von ihnen entwidelten Miasmen Krankheiten auf den ihnen zunächſt liegenden Ländern verurſachen. Dieſe fürchterlichen Sümpfe wegzuſchaffen gehört in das Vereich der Unmöglich feit. Die Avicennien mit ihren Aſparagusáhn lichen Rhizomen treiben eine Unzahl junger Schuſſen , wenn ihr Haupt-s ftamm zerſtört iſt. Die Rhizophoren ſhiden ihre langen Luftwurzeln nach allen Richtungen hinaus , die bald Grund und Boden erreichen und den Baum vor dem Umfallen ſchüßen , nachdem ſich ſeine Erdwurs zeln über den urſprünglichen Standort erhoben haben. Vei Panania, wo die Fluth von 8 bis zu 22 Fuß ſteigt, ftehen dieſe Bäume häufig
der mericaniſden Hochlande finden ſich hier gleich vertreten. Es iſt
gånzlich unter Waſſer, anſcheinend chne den geringſten Nachtheil für fie
inbeß nicht anzunehmen, daß die Panama-flora nicht einen eigenthüms
oder die mindeſte Unterbrechung in ihrem Wachsthume. Die Flüſſe fiehen , ſo weit ſie dem Ginflufſe von Ebbe und Fluth unterworfen find, überall voll Mangroven, und die hohen Rhizophoren, welche fteto an der Seite mit dem tiefſten Waſſer wachſen , dienen den Eingebornen dazu, die Canoes über Solamniftellen und Sandbånfe zu bringen . Unter verſchiedenen andern Uferpflanzen mögen hier erwähnt werden , Prosop
fien ; von denen, welche dem atlantiſden Duean zufließen, der Chagres,
Belen, Veraguaß und der Atrato mit neun Mündungen ; die mehrften
derſelben haben ein oder mehrere Deltae, welche häufig den Anblid von Inſeln gewähren. Ihre Vegetation beſteht aus einem merkwürdigen Gemiſch von nifer- und Binnenland: Pflanzen . Häufig ſieht man Pilan :
zen der höheren Berge , die wahrſcheinlich von den entfernten Quellen berabgeführt worden ſind. Da der Jihmus zwei Continente verbindet , ſo vereinigt ſeine Begetation die Floren des tropiſchen Nord- und Südamerifa ; die jung: .
lichen , hervortretenden Charakter haben oder durch das Vorfommen fireng begränzter Formen fich nicht auszeichnen ſollte, wie Merico durch
ſeine Bacteen, Auſtralien durch ſeine Gpacrideen, fapſelfrichtigen Myr: taceen und phylodientragenden Acazien , das Cap der guten Hoffnung durch ſeine Ericaceen, ſaftigen Aloes, Stapelien und Meſembryantheme. Der Mangel ſolcher Formen iſt ſo unverkennbar, daß ein oberflächlicher Beobachter geneigt ſeyn würde zu erklären , die Flora rey mit jener der angränzenden Länder identiſch. Jemandem aber, der genauer unter: ſudat, fann es nicht entgehen, daß die Haar- und Filzbekleidungen ber Blätter, Ueberfluß von grünlichen gelben und weißen Blüthen , und ein bedeutendes Uebergewicht der natürlichen Familien der Leguminoſen, Melaftomaceen, Compoſiten, Rubiaceen, Orchideen und Farren, alſo von
sis horrida , Kunth , Crescentia obovata , Bth. , Cereus Pitajaya, De Cand ., Hippomane Mancinella , Linn ., ,Acrostichum aureum Linn. , Ipomoea pes-caprae , Swartz , Hibiscus arboreus , Desv. , Cocos nucifera, Linn. , Pithecolobium macrostachyum , Bth ., Guilandina Bonduc, Ait. , und einige Arten Jacquinia, Plumieria und Ruyschia.
Gånglid davon verſchieden iſt die Vegetation der Savannen ; der
Formen vorherrſcht, welche, obgleich weniger in die Augen fallend als
ebene oder unbedeutend wellenförmige Boden iſt während des größten
die vorhin erwähnten , doch ſtets einen ſehr entſchiedenen Ginfluß auf die Phyfiognomie der Vegetation ausüben.
Theils des Jahres mit einem Raſen vom föſtlichſten Grün bededt.
.
Hin 1
und wieder ſtehen einzelne Gruppen Bäume. Silberne Strome, Vieh
Man darf ſomit nicht vorausſeßen , daß die Flora ohne gewiſſe
heerben und einſam ſtehende Hütten Eingeborner beleben die Scene,
Gigenthümlichkeiten iſt; in der That fie hat ſolde, welche ſie von allen anderer Gegenden unterſcheiden , von welchen ſich vermuthen läßt , daß fte mande Gattung, ja mandhe natürliche Familie in einem ganz andern lichte zeigen werden . Die wichtigſte von allen , das mag hier erwähnt
welcher durch den Mangel der Palmen und baumartigen Farren ein mehr europiiſcher Charafter verliehen wird , ſo daß ſie eher den Anblid
der Familie der Lonicecen , bei welden gefiederte Blätter und Beerens
eines engliſden Parfs als eines Landſtrich unter den Tropen Amerifa's gewähren ; der Raſen enthalt außer zahlreichen Oradarten verſchiedene zierliche Papilionaceen, Polygaleen und Gentianeen. An manchen Drten herrſcht die zarte Sinnpflanze (Mimosa pudica, Linn .) vor , welche ihre reizbaren Blätter ſchließt, ſobald man raſch hindurchſchreitet. Die Baumgruppen und Buſchſtellen, über welchen die Garumos (Cecropia peltata, Linn .), und Pavabäume (Panax n . sp .) ihre breiten Kronen hin : und herwiegen, ſind aus Myrtaceen , Melaſtomaceen, Chryſobala : neen, Papilionaceen , Compoſiten , Anacardiaceen, Malpighiaceen, Hede:
früchte nicht außergewöhnlich vorkommen. Merkwürdig find zwei Arten
raceen , Anonaceen , Dilleniaceen und Acanthaceen beſtehend, und von
Begonia, nämlid B. oppositifolia, Seem. und B. centradenioides,
Maſſen Convolvulaceen, Ariſtolochieen , Apocyneen und andern flimmen :
Seem . , beide mit gegenſtändigen Blättern con ungleicher Größe , wie es auch bei Centradenia rosea , Lindl., Clidemia cyanocarpa, Bth . , C. fenestrata , Bth. , C. barbinervis , Bth. , und vielen andern
den und Schlingpfianzen durchranft. In der Nähe der Flüſſe und Bäche finden fid Ordideen ſo zahlreich , daß die Bäume mit ihnen förmlid )
werden , iſt die Balboa odorata Seem. , deren Entdedung eine Vers einigung der Paſſifloren und Turneraceen begründet hat, denn ſie ſchließt die vorzüglichften Charaktere dieſer beiden Familien in fid . Gleich merkwürdig iſt die Gattung Pentagonia ; fie iſt die einzige bis jeßt befannte Nubiacee mit gefiederten Blättern und gehört zu der Miiter-
abtheilung der Garbenieen. Dieſe bilden einen deutlichen Uebergang zu
Melaftomaceen der Fall iſt. Ihre Aehnlich feit in der Tracht mit einis gen Melaftomaceen iſt in der That ſehr auffallend und legt viel in die
Wagſchale derer, welche für die Verwandtſchaft dieſer beiden Familien ſprechen. Die Carludovica palmata, R. et Pav., iſt ein anderes Erzeugniß deo Jihmus, welches Beachtung verdient, obgleich ſie nicht dems ſelben ausſchließlich angehört ; fie hat große fächerförmige Blätter und gleicht einigen Balmen ſo ſehr, daß fie ale ein wichtiger Berbindunge :
glied der Pandaneen und Palmen angeſehen werden muß. Nicht weniger überraſchend iſt das Vorfommen der Gattungen Macleania , Sphyro spernum und Cypripedium in den niedern Küſtengegenden in einer Temperatur, die alle jene weit überſteigt, in denen man bio jeßt Arten
überlaten ſind. Die Vanille ſieht man in Maſſe an den Stimmen der jungen Bäume hinaufflettern und häufig der Maſſe nach ſo ſchwer wers den , daß ſie den Sturz ihrer Träger herbeiführt. Die Chumicales
oder Haine von Sandpapierbäumen ( Curatella Americana , Linn. ), verleihen dann und wann der Landſchaft einen höchit ſonderbaren Charaf
ter ; fie dehnen ſich über ganze Diſtricte aus, und ihr Vorfonimen zeigt flets einen ſtarf eiſenhaltigen Boden an . Die Bäume ſind ungefähr 40 Fuß hoch, haben gefrumnite Aeſie, eine Annäherung an das Win : den bei den meiſten Pflanzen ihrer Gruppe , und ihre papierähnlichen Blátter verurſachen, vom Winde bewegt, ein Geräuſch , welches an den Herbſt in Europa erinnert, wenn der Nordwind die Blätter ubreißt. ( Fortſepung folgt.)
Guano. Bei Iquique (20° 12' 47" S. B.) in Peru ſieht man
derſelben fennt.
Der Totalanblid der Flora iſt weit verſchiebener als die Gleich :
die ungeheure Schaar von Seevögel, deren Grcremente den Guano bilo
den. Von 1838 bis April 1851 wurden 1 Mill. Tonnen in England
förmigfeit von Klima und Bodenoberfläche vermuthen laſſen. Die Sees
eingeführt , von denen 435,000 allein aus Peru famen .
tüfte und die Gegenden , welche ſich unter dem Ginfluſſe von Gbbe und
the geogr. Soc. XXI.)
Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung,
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
(Journ . of
1
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ur. 25.
29 Januar 1852
von Norben her bis Jola, was etira unter 8° N. B. liegt, und die
Der Ugami- See. Das fürzlich erſt erſchienene Journal of the Geographical Society (Vol. XXI) enthält eine Mittheilung von dem befann ten Miſſionär Livingſton über den Ngami-See und ſeine Um . gebung, aus der wir nachſtehendes ausheben . Es iſt nicht wahrs ſcheinlich, daß der See von Europäern viel beſucht werden wird, denn zur Seit ſeines Steigend überſchwemmt er ſeine Ufer in einem ziemlichen Umfang, und vor wie nach dieſer Ueberſchwem mung erzeugt die Ausbünftung des feuchten Bodene ſehr boðs artige Fieber ; bei den Eingebornen zeigt ſich dasſelbe meiſt als Gallenfieber, unb ffe geneſen meiſtens nach einer reichlichen Wallens abſonderung, aber die Europäer ergreift es viel heftiger und ſehr häufig töblich. Livingſton bemerkt, dieſe Krankheit ſcheine das
Möglichkeit einer Reiſe von dort aus nach der Küſte von Mozans bique, alles bieß verſpricht in den nächſten Jahren reiche Erfolge.
Wanderungen im europäiſchen Often . ( Bon G. v. N ....... )
3. Aus Siebenbürgen nach Mehabia und den Donans fürſtenthümern .
Beinahe wäre 3hr Freund nicht wieder aus Siebenbürgen herauégekommen, ſo viele Abenteuer waren noch an der Gränze
auf der Reiſe durch das Hazeger- Thal zu beſtehen , nachdem ich
ſchon die Ruinen von Zarmizegethuſa, der Hauptſtadt der eben ſo reichen alo mächtigen Dacier, die ſpätere Hauptſtadt dieſer
intertropiſche Afrika für die ſchwarzen Racen zu bewahren, und nenn die Boeren, wie dieß wahrſcheinlich ren , babin vordringen ,
römiſchen Provinz, Ulpia Trajana, und das eiſerne Thor hintec
jo würden ffe ihr Grab finden. Der Ngami-See ift allen Nachrichten zufolge nur ein Reſervoir für das überfließenbe Waſſer
riſchen gaftlichen Hauſe zu Demſar gehabt, wo noch Reſte eines antifen Gebäudes von außen mit Säulen fichtbar ſind, in das
eines weit größern Sees oder Sumpfee, der zahlreiche Inſeln haben und 150 bis 200 (engl.) Meilen weiter gegen Norden lies
Innere aber hat man eine chriftliche Kirche aus alten Allaren und Grabſteinen mit einer thurmähnlichen Kuppel gebaut. Viel
gen ſoll. Der Fluß, welcher an dem Nordweſtende in den Ngamis
hat dieſe Kirche im Laufe der Zeiten erlebt, denn fle gehört
Gee fält, iſt ber Teoge, der ſo reißenb iſt, daß man ihn nur ichwer hinauffahren fann und man beim Hinabfahren keine Ruber braucht, indem die Strömung hinreichend die Boote fortreißt ;
Hälfte in Ruiner, To baß nur ber Giebel vorhanden.
mir hatte.
Mein legteg Nachtquartier hatte ich in einem ungas
jebenfalls der erſten chriſtlichen Zeit an, auch liegt die größere
namentlich im Julius wenn der höher gelegene See anſchwillt ;
Das Hazeger-Thal, audgezeichnet durch ſeine Fruchtbarkeit unt gute Weine, und wohl gegen 1500 Fuß über der Meerega fläche liegend, und von dem über 7000 Fuß hohen Retizat übere ragt, und es war die ganze Gebirgefette, welche Siebenbürgen von dem türkiſchen Reiche trennt, mit eben gefallenem Schnee bebedt, während der Winterſchnee noch in den Schluchten lagert. 30 fonnte meinen Bärenpelz ertragen , ohne mich zu ſchämen, da
woher das Anſchwellen begjelben fommt, fann man bie jest nicht Wenn die Umwohner des Sees von den Waſſern im jagen .
Siebenbürgen und dem Banat überſchritten .
dieſer See, aus welchem ber Leoge kommt, muß alſo bedeutend
höher liegen.
Der Teoge trägt häufig große Bäume mit her.
unter, unb manchmal ſieht man Springböcke und andere Antilopen
wirbelnb fortgeriffen werden nach dem See.
Dieſe ſtarke Strös
mung tritt aber nur in einer gewiſſen Periode des Jahres ein,
Norben desſelben ſprechen, ſo brauchen ſie den Ausbruck Linos fanofa (viele Flüffe), es ſcheint alſo, daß der See Ngami nicht bloß aus einem höher gelegenen See, ſondern auch noch von andern Seiten her Zuflüſſe erhält. Einigen Angaben zufolge
ſcheinen die Anwohner des obern Sees den Zambeze ſowohl ald einige weſtwärts fließenbe Ströme zu fennen, unb von einis gen Leuten wurde auch erzählt, daß fie auf den Strömen nach
bem wefilichen Meere gelangt ſepen. Hr. Livingſton wollte im
der Zuli fich nicht ſchämte, und hatte die Waſſerſcheide zwiſchen Doch der legte
Regen hatte die Wege - die ohnehin bei aller Liebenswürdiga keit der Ungarn ſehr ſchlecht find -- beinahe unfahrbar gemacht, und da Brüdenbauten nicht ohne Drbnung der Verwaltung mög
lich find, man fich daher gewöhnlich genöthigt fieht, durch das Waſſer zu fahren, führte uns unſer Weg an einen ausgetretenes Bergſtrom . Er raste über die mitgeführten Steine furchtbar brauſend dahin, und mein Fuhrmann, ein ungariſcher Ebelmann , meinte : hier müſſe man warten , bis das Waſſer fich verlaufen
Mai vor. Jahre mit dem Hrn. Dowell, der früher ſchon den Ngami-See beſucht hatte, nach dem obern See aufbrechen. Von dem Ergebniß dieſer Reiſe fönnen wir noch feine Kunde haben, aber gewiß iſt, daß manche Räthſel bed innern Afrifa fich zu löſen beginnen. Das Einbringen bon Often her durch Rebmann und andere Miffionäre, die Reiſe der 66. Dverweg und Barth
habe.
Die Uhr ſchlägt feinem Glüdlichen .
Nach ihrer Art waren freilich die Ungarn glüdlich ; ſte waren die Eroberer, die Unterjochten , Walachen oder Slawen, waren zu ihrem Dienſte beſtimmt; je weniger man die Schwiec rigkeit des Erwerbe8 fennt, defto genereuſer wird man ; Daher auch wohl nirgenbe ſolche Dpfer für das Vaterland gebrady
BAYHISCH STAAT
CILIOTH !!
93 worden als hier. Man benfe an Graf Sjeczenpi. Allein die Verwaltung in ſolchen Händen, wie die hieſige, rein ariſtofratis che - denn nicht jeder Ebelmann iſt ein ſolcher edler Menſch führt zu einer ſolchen bobenloſen Unordnung, welche jept endlich erft ein Miniſterium Bach zu beſtegen im Stande iſt, da er fein
Junferthum zu fürchten hat, welches ohne Vermögen fich auf anderer Unfoften breit macht .
Endlich kamen der Gegend fundige Walachen, und auf deren Rath warb gewagt, durch den wüthenden Strom zu fah
ren ; er verſuchte vergeblich den Wagen umzuwerfen, die Pferde fortzureißen - es gelang. Raum eine Stunde weiter ward auf neue das ſchauerliche Brauſen vernommen, welches bem in Ges birgøgegenben Reiſenden weit ſchauerlicher iſt als die thurmhohen Wogen des Oceans. Dieſen Bergſtrom zu überwältigen ward für unmöglich gehalten ; nur ein Steg von einem runden Stamme führte über den raſenden Strom weiter oberhalb, wo er mehr
;
son
Nachrichten über die Goſpobare ober regierenden Fürſtenber Molbau und Waladei, Regenten von Ländern weldhe an Größe ganze Königreiche übertreffen ; die Walachei nämlich iſt größer als das Königreich Sardinien, und die Moldau beinahe jo groß als das Königreich Griechenland, und größer als die Königreiche Belgien, Holland, Hannover, Würtemberg oder Sachen . Wenn der kleine Fürſt von Lichtenſtein oft fehlt, ſo kann man dieß Daher erklären, da derſelbe ein Souverän wenn auch en mi niature ift ; allein wenn auch die regierenden Fürften der Mols
dau und Walachei unter der Souveränität der hoben Pforte ſtes
hen, ſo haben ſie doch mehr vo. ihrer Souveränität behalten als die mediatifirten Fürſten und Grafen , von denen bie Fürſten Bos
henlohe mit allen ihren Nebenlinien aufgeführt ſind, wenn ſie auch, wie die Schillingefürften, gegen dieſe großen Fürſtenthümer
ganz unbedeutend erſcheinen . Daß dieſe Hoſpodare ſeit dem Fries den von Adrianopel von ihrer Nation gewählt waren, fonnte fle
eingeengt war. Mit Lebendgefahr warb hier der Uebergang mit
eben ſo wenig ausſchließen , da der Papſt ebenfalls nur ein Wahl.
meinen Sachen bewirft, da fich auf der andern Seite ein Bauer fand, ber midy weiter befördern wollte. Hier warb ich in einen der ſogenannten ungariſchen Rabarwagen geſtedt, D. h . eint Leiterwagen, auf dem fidh ein rundes Dach von Schilfmatten
fürft ift.
befindet ; doch man muß Gott für alles danken . Das war unter dieſen Umſtänden das möglich Beſte, denn warten, für
vormaligen Generalconſul Victor Neigebaur berweiſen, welcher
Das Jahr 1848 hat auch für dieie Donaufürſtenthümer Vers änderungen in der Verfaſſung berbeigeführt, zu deren Verſtändnis wir auf die Beſchreibung der Moldau unb Waladei von dem
jemand dem bie Zeit bad foſtbarſte iſt, war unmöglich.
die erſte Statiſtit dieſer Länder aus amtlichen Quellen gegeben hat. In dieſem Werfe finden wir auch die erforderlichen biogra
Schon ſchienen alle Schwierigfeiten der hieſigen ariſtokrati ſchen Comitatéverfaſſung mit allen ben abeligen Obergeſpanen ,
phiſchen Nachrichten über die jest abgetretenen Boſpobare der Moldau und Walachei.
Untergeſpanen ober Vicegeſpanen , Stuhlrichtern , Saraſſen und Notaren überwunden ; allein balb fand ſich die Straße burch
einen Fluß überſchwemmt; der bes Wege fundige Fuhrmann fuhr ruſtig fort, und zweimal warb die Straße nicht verfehlt, allein zum brittenmal, wo ein wütbender Strom über die Straße auch die Räder einer Seite, und wenn das Pferd bei ſeiner Er. hebung eine ungeſchidte Wendung machte, war es vorbei, benn aus einem ſolchen Rabar iſt keine Rettung . 3n Erwartung gleichen Sdidjale hatten wir noch mehrere folche Stellen zu
moldauiſchen Familie, warb zu Saiſt am 14 April 1795 geboren, wo ſein Vater Groß- Bojat uub mit dem früberen Fürſten Sturdza verwandt war. Sein Dheim war der ruſſtide Staatsrath Sturdza, welcher zur Zeit von Koßebue's Ermordung als Denunciant gegen bie deutſchen Univerſitäten auftrat ; er beurathete die Tochter bed berühmten deutſchen Hermſtåbt und lebt in Odeſſa. Unſer Mis chael Sturdza erhielt eine ſorgfältige Erziehung und bat in dem
durchfahren . Endlich erhob fich die Gegend, und alles ſchien
altgriechiſchen und franzöſiſchen beſonders leichteren Literatur
beendet.
bedeutende Kenntniſſe.
rauſchte, ſtürzte ein Pferb in den Graben dee Wege , balb
Da ſtanden wir vor einer zerſtörten Brüde, tie eben
wieder hergeſtellt werden ſollte, zu welchem Ende ein rieſenhafter Eichbaum gefällt warb. Gben dachte ich, wo der hinfällt, ifte vorbei ; doch der Einſchnitt war noch nicht bedeutend , der Ruts fcher war gegangen zu ſehen wa8 zu machen ; auf einmal fracate ber Baum , ber fernfaul war und ſtürzt auf den Wagen zu .
Die Pferbe, um der Gefahr audzuweichen, thaten, wae ihnen der Inſtinct eingab, zum Glüd wollte das eine vorwärte von Dannen nach dem raſenden Strom, bas andere rüdwärts , unb
ſo blieb, nach phofiidhen Gefeßen, der Wagen ſtehen unb 3hr freund am Leben, denn glücklicherweiſe erreichten nur die äußer. flen Zweige den Wagen , der dann durch die Fluthen von den
Anweſenden meiſt getragen warb, damit er nicht umſtürze ; ich 1
1
Der Fürſt Sturdza Der Moldau, aus einem ungarichen Ges
ichlechte, wie jeßt behauptet wird, nach andern auf einer ächt
1
Gr beurathete die Tochter des von Phanarioten abftammenden Groß-Bojaren Pallabi, von welder er zwei Söhne hat, die er in Berlin erziehen ließ, wo der geheime
Archiv-Rath Ridel die Aufficht darüber führte.
Er ſelbſt befleis
bete unter ſeinem Vorgänger eine Miniſterſtelle, bis er in Folge des Friedens von Adrianopel von der Pforte ale ſouveräner und von Rußland, als Schußmacht, zum lebenslänglichen Hoſpobar 1
oter Woiwoben der Molbau mit drei Roßichweifen belehnt warb, er ſelbft nannte fich in der Landeſprache Michael Woba oder Woimob, D. i . Kriegebefehlebaber. Von ſeiner erſten Gemahlin
geſchieden, heurathete er die im J. 1815 zu Ronſtantinopel ges borne Tochter bed Fürſten Bogorideß von Samos, eines gebornen Bulgaren, aber von großem Einfluſſe im Divan ; von dieſer eben
ſelbft ging wieder über einen runden Stamm . Bei einer zweiten
fals mit der altgriechiſchen und franzöſiſchen Literatur febr vers
Brüde wurde die Zerſtörung nach Möglichkeit ausgebeſſert, bie Pferde einzeln geführt , der Wagen geſchoben , und ſo fam Ihr
trauten zweiten Gemahlin Hat Michael Sturdza ebenfalls einen
Diener dennoch lebendig nach Mehabia . Sis nos servavit Apollo ! Von hier beſuchte ich die Donaufürſtenthümer, von wo ich eben
Der legte Fürſt der Walachei war Georg Bibesko, aus einem altwalachiſchen Geſchlecht zu Tirguſchul bei Krajova am 14 April 1802 geboren, ſein Vater war ein reicher Bojar der kleinen Was
über die
1
Sohn .
lache, und wenn auch nicht zu den erſten Familien des Landes
lebten Hoſpodare der Moldau und Walachei und deren Nachfolger etwas mittheilen will, was noch wenig bekannt ſeyn wird. 311
gehörig, doch ſehr begütert, war auch einige Zeit Gouverneur der Provinz Fotidan in der großen Walachei, ein Romaine von
bem Gothaer genealogijden Hoffalender ſucht man vergeblich
keit. Unſer Georg Bibeßto war ſein zweiter Sohn, der in der
alter Gediegenheit und allgemein verehrt wegen ſeiner Rechtliche
nosso
99
clafftichen griechiſchen Literatur erft im väterlichen Hauſe gründs lich unterrichtet warb, und dann ſeine Erziehung in Paris volle enbete.
noon
Vegetationsſkizze des Jihmus von Panama von Berthold Seemann.
Er war unter ſeinem Vorgänger Alerander Ghika Mis
nifter, als dieſer aber mit dem franzöſiſchen General-Conſul mehr ſympathifirte als mit dem rufftiden , ſo findet ihn bie ruffiſche Politik nicht mehr paſſend, er warb von dieſem Cabinet unter nomineller Suziehung der Pforte abgefeßt, und Bibedfo von den
( Fortſebung.)
Dichte Wälder von unermeßlicher Ausdehnung bebeđen ſchließlich zwei Drittheile alle landet. Die Strahlen der Sonne vermögen nicht, dieſelben der Höhe ihrer Bäume und der zahlreichen dieſe überhängens
den Sdlingpflanzen wegen zu durchdringen . Ade dieſe Wäldet haben Lanbftanben burch verfaſſungemäßige Wahl am 20 Januar 1842 zum Goſpodar der Waladei berufen .
Sturdza und Bibedfo find beide geiſtreiche Männer und
Interholz ; die hervortretendften Formen gehören zu den Stercaliaceen , Tiliaceen, Mimoſeen , Papilionaceen, Euphorbiaccen , Anacardieen, Acan thaсeen, Piperaceen , Rubiaceen , Myrtaceen und Melaftomaceen ; dieſe
beide von Haus aus reich , beibe aud von ihren erſten Frauen
und das Vorherrſchen der baumartigen Farren , Scitanniceen und Pal:
geldhieben . Die erſte Fürſtin Bibesko war die Tochter eines moldauiſchen Großbojaren aus ehemaligem Fürſtengeſchlecht, Zoe Maurocordato, Adoptivtochter des Reichsfürſten Vrankovan Beſo jaraba, von welcher er brei Söhne und drei Töchter hat. In Folge einer Geiftesfrankheit bieſer eben ſo ſchönen als reichen
men drücken den Wäldern den eigentlichen Tropencharakter auf. Die
Frau warb bieſe Ebe von dem Patriarden von Konftantinopel aufgelöøt, nachdem ber Metropolit der Walachei dieß verweigert
Niefen der Pflanzenwelt fint det Ofpave ( Anacardium Rhinocarpus, DC.), der Corotu (Entherolopium Simbouva, Mart.) und der Cuipo, eine Sterculiacee, welche burdiſchnittlich eine Höhe von 90 bis 130 Fuß und einen Umfang von 24 bis 36 Fuß erreichen . Zuweilen beſteht ein ganzer Wald aus nur einer einzigen Baumart. Nahe bei Juan Lanao iſt eine Stelle gänzlich mit Membrillos (Gustavia Membrillo Seem. ) bebedt, unweit des Dorfes San Juan eine andere mit Palos de Velas
hatte. Bibeøfo vermählte fich darauf mit der geſchiedenen Frau
( Parmentiera cereifera , Seem.) , während an verſchiedenen Orten
Det Spatar Ghifa, Maria Bafare ko, Sochter eines Großbojaren,
dieſer Gegend umfangreiche Gruppen zu ſehen find , die ausfoließlich
von welcher er einen Sohn hat. Dieſe ſchöne Frau ift durch die Mißhandlung einer deutſchen Gouvernante berüchtigt gewor. iden, welche bei den dortigen deutſchen Conſulaten keinen Schup
de Gocoba beftehen .
gefunden hat.
weſtlichen Veraguas gelegen, haben eine Flora, welche in mander Bins
Da beide foſpobare eigentlich nur unter der Aufficht des
entweder nur aus Maquenque oder der Palma Neal ,1 oder der Palma
Berge , welche eine Höhe von 1500 Fuß überſteigen , beſondere im ficht jener einiger Theile des mericaniſten Hochlandes åhnlich iſt. Erlen
ruſfiſchen General Conſule regierten, 10 fonnten fie von ihren
und Brombeeren (Rubus) find gemein. Immergrüne Gidhen finden fidy
Unterthanen , die in ihnen doch nur ihre Verwandten ſaben , nicht geliebt werden, und der Unterſchied zwiſchen beiben warb
vereint wit Palmen. Die Gattungen Styrax , Rondeletia , Salvia, Lopezia, Fuchsia, Centradenia , Ageratum , Conostegia, Lupinus, Hypericum , Freziera , Galium , Euphorbia, Rhopala, Equisetum ,
gewöhnlich dahin angegeben. Wennauch beideverhaßt find;ſo Tropaeolum , Adiantum ,Regonia, Clematis,Verbena, Inga, Sola macht fich doch Sturbja einige Freunde, indem er die Bojaren, num, Kellettia u. ſ. w., find durch eine oder mehrere Arten vertreten . Denn er ſtieblt ſelbſt nicht. Beide aber waren bei der Bewegung
In dieſer Vegetation finden ſich die Formen der heißen Zone mit denen ber gemäßigten untermiſcht.
im Jahre 1848 ſo flug, zu ſehen, daß bei der damaligen Geſtalt von Europa, beſonders bei den Zuſtänden der Anarchie in Frankreich die Nationalbewegung der Romanen nicht an der Zeit war, Sturdza wiberſegte fich derſelben , Bibeafo aber trat
Es iſt dieß eine flüchtige Slizze der Hauptcharaktere und des als gemeinen Berhältniſſes ber Flora von Panama. && ift nicht meine Abricht, hier weiter in Ginzelheiten einzugehen, vielmehr wil id, um einen weitern Ginblid in die Vegetation einer ſo wenig bekannten
Beide wurden biplomatiſch beſeitigt, und zugleich bas biefen
Gegend zu geſtatten , in nadſtehendem einen kurzen Bericht über die
feine Beamten, ſtehlen läßt; Bibesfo aber hat gar keinen Freund,
ab.
Volfern zuſtehende Wahlrecht. Ihre Nachfolger murben diplos imatiſch von dem ruffiſchen Cabinet und der Pforte ernannt.
hauptſächlichſten Erzeugniſſe geben, indem ich fie je nach ihrem Gebrauch und ihren Eigenſchaften aufjáhle. Der Iithmus iſt reich an Medicinalpflanzen ; viele davon find nur
(Schluß, folgt.)
den Eingebornen befannt, die ſie zu benüßen und zu gebrauchen wiſſen .
Merkwürdige Satzerzeugung in Südpera.
Juss.) , Corpachi (Croton pseudo China , Cham. et Schlecht.), Guavito Amargo (Quassia amara, Linn.), Gebron (Simaba Cedron, Planch .), und einige Gentianeen, aud Kräuter, welche den Gingebors
M18 Fiebermittel wenden fte an Chicoria ( Elephantobus spicatus, (Journ of the geogr. Soc. Vol . XXI . )
Das Vorhandenſeyn und der Urſprung von Salz oder anderer Fjalziger Körper in der Nähe des Oceans und in einem tropiſchen · Klima, wo es ſelten oder nie regnet, iſt leicht erflärbar , wenn man aber das Salz auf den Bergfetten der Rüfte,. in der Pampa von
Tamarugal (hier in Verbindung mit falpeters, ſchwefel:, fohlenſaurer Soba u. dgl.) 15 bis 16,000 Fnß hoch in den Anden findet, wo man
keine der vorhandenen Feldarten als ſalzerzeugend annehmen kann, dann wird es ein Gegenſtand der Speculation und es fragt ſich , ob man nicht annehmen fann, daß ſo viel Salz in ſo hohen Bergen aus andern Quellen als dem Ocean , f. B. aus vulcaniſchen und der langſamen aber fetig fortſchreitenden Zerſeßung von Felſen , welche die Baſen
faliniſcher Stoffe enthalten ,! entſpringe.
Mir ( Bollaert) find Fälle
bekannt, wo man die Felſen um Santa Roſa der ſie bedeđenden Salzs
fruſte entfleidete , und nach Verlauf mehrerer Jahre war wieder eine neue Salzernte davon zu holen. Man nennt folose Stellen Salares
oder Calidales (Salgfammlungen ), und fie ſcheinen durch die mächtige Ginwirkung der Sonne auf eine durch ſchweren Thau (garua) befeucha tete Dberfläche entſtanden .
nen unter dem Namen Candhalaguas befannt ſind und zu den Gattun: gen Eustoma, Coutoubea und Schultesia gehören. Als purgirend werden gebraucht Ninno Muertz oder Malcaſada (Asclepias Curassa vica, L. ), Frijolillo (Cassia occidentalis, L.), Savilla (Hura crepi tans, L.) , Cannafiflola de Purgar ( Cassia Fistula , L.) , Lauriano (Cassia alata, L. ), und Coquillo (Jatropha Curcas, L.), Bredomittel erhalten fie von Garriba de Penna ( Begonia ), und Frailecillo (Jatro
phs gossypifolia, L.) , Wundheilmittel von Chiriqui (Trixis frutes cens, P. Br.), Guazimidlo oder Palo de Soldado (Waltheria glome rata, Presb.) , und Cope Chico de Suelo (Arrudea clusioides, St. Hil.) , Antiſyphilitiſch find Cardo Santo (Argemone Mexicana L.), Barzaparilla (Smilax sp. pl.) und Cabeza del Negro (Dioscorea), Zugpflaſter werden aus Farren, Calahuala (Goniophlebium attenua tum, Presl) und Doradida de Palo (Goniophlebium incanum , Swartz ) bereitet. Als Gegengift gegen Schlangenbiß wendet man Stamm und Blätter des Guaco (Mikania Guaco H. B. Kth) und den Samen von Cedern (Simaba Cedron Planch .) an . Hautkrankheiten werden durdy
Auflegen der Rinde von Palo de Buba (Jacaranda Babamensis, Brown)
wa
100
Gozan
und Nanci (Byrsonema cotinifolia , H. B. Ktb.) , oder der Blätter
Guayavo (Psidium pyriferum , L.), Quavo (Inga spectabilis Willd .) ,
der Malva (Malachra capitata, L.) geheilt.
Icaco (Chrysobalanus Icaco . L. ) , Jagua (Genipa Caruto H. B.
Bon Giftpflanzen find die gefährlichften der Annancav (Thevetia neriifolia , Juss.) , Gojon del Gato (Thevetia nitida 9, De Cand.), Manzanillo de Playa (Hippomane Mancinella', L. ) , Floriſpondio (Datura sanguinea, Ruiz et Pav.) und Bala (Gliricidia maculata, Kunth .). Von dem Manzanillo de Playa ſagt man, es fenen Perſonen
Kth.), Juan Bernardo (Conostegia lasiopoda, Btb.), Jobito de Puerca
daduro geſtorben, daß fie unter ſeinem Schatten geſchlafen hätten, und
(Spondias spinosa, Seem .), Marannon (Anacardium occidentale, L.), Madromo de Comer (Sabicea edulis, Scem.) , Membrillo (Gustavia Membrillo . Seem.) , Nanie ( Byrsonema cotinifolia , H. B. Ktb.). Niſpero (Sapota Achras, Mill. ), Panama (Sterculia Carthagenensis, Cav.), Papayo Cimarron (Carica), Pinna (Ananassa saiiva, Lindl.),
daß ſein Milchaft Blaſen auf der Haut erzeuge , welche äußerſt ídwer heilten. Die erſte dieſer Behauptungen muß als Fabel betrachtet wer:
Pita de Zapaterog ( Bromelia) , Saſtra , eine Guttifere , Pinajita
den, und die zweite darf man nur theilweiſe glauben .
lus Schlecht. ).
Ginige Völfer:
påmme fönnen fich den Saft auf die Oberfläche der Haut ohne die geringſte nachtheilige Wirkung bringen, während andern dadurch Schmer:
zen verurſacht werden. Es ſcheint demnach die Verſchiedenheit ganz von den Verhältniſſen der menſchlichen Conſtitution abzuhängen. Große Vorſicht hat man dabei auf die Augen zu verwenden ; denn fommt audy nur das fleinſte Tröpfchen in dieſelben , ſo find Tage lang anhaltende
åußerſt heftige Schmerzen und der Verluſt des Gefichte die unauebleibs liche Folge ; der von dem Holze erzeugte Rauch verurſacht ähnliche Wir: fungen . Ich fann da nicht unerwähnt laffen , daß bei Aufnahme der
Rüften die geſammte Bemanpung eines Bootes von dem Schiffe Herald daburd erblindete , daß fich die Leute ein Feuer von dem Holze dieſes Baumo angezündet hatten. Wenn die Gingebornen mit dem Gifte des Baumes in Berührung kommen, waſden ſie die betroffene Stelle ſogleich mit Salzwaſſer ; dieß Mittel if ſehr wirkſam, und da der Manzanillo beſtåndig nur am Strande des Oceans widzot, leicht anzuwenden . Es
(Pentagonia Pinajita, Seem.) und Zarzamora (Rubus trichomel Ginige Erzeugnifſe des Pflanzenreich werden ald Rüchengewade gebraucht. Das Marathrum foeniculaceum , H. B. Kth. , eine Pflanze, welche einigen der zarteren Algen gleicht und in den mehrſten Flüfers von Veragua& wächst, wird in dem Grade geſchäßt, daß man fie Paſſe carne , 0. h . ausgezeichnete oder unübertrefflide Speiſe nennt, und in der That, ihre jungen Blattſtiele gefocht haben einen ganz vorzüglider Geſchniad, jenen der franzöſiſchen Bohnen nicht unáhnlich. Die Blätter der Nnaja di Eſpina ( Pereskio Bleo, De Cand .), werden ſowohl roh als auch gefodt als Salat gegeſſen , wie die jungen Zweige einiger Dpuntien in Merico , und bieten für jenen in einer Gegend , wo der Anbau des wirklichen Salats des Klima's wegen nicht gedeiht , einen
erträglichen Erſaß. Die Blätter der Jatropha multifida L. liefern ein anderes Gemüſe, indem ſie, wie dieß bei den ineiften Euphorbiaceen der
Fall iſt, durch das Kochen ihre giftigen Gigenſchaften offenbar verlieren. Der Strauch wird überall in Heden und in der Umgebung von Wohn
iſt behauptet worden, daß die Indianer des Jithmus ihre Pfeile in den
orten gefunden, was uns annehmen läßt, daß er urſprünglich eingeführt
Saft des Manzanillo tauchen . Dieſe Angabe iſt jedoch aus verſchies
iſt, eine Vorausſeßung, welche dadurch noch mehr Gewicht erhält, das rein hieſiger Name Col de Nicaragua oder Nicaraguafohl ift. Die
denen Urſachen zu bezweifeln. Grftens iſt e8, wie das aller Euphorbia: verliert es doch ſehr bald ſeine Kraft. Was zweitend ſeine Wirkung
Samen der Chigua ( Zamia), einer Pflanze, welche in der Nachbarſchaft von Chirambira ſehr häufig vorkommt, werden, nachdem ſie gefocht und
anbetrifft,1 ſo iſt dieſelbe durchaus nicht der Art , daß fie den Tod des
zu Brei gerührt ſind , mit Milch und Zuder vermiſcht gegeſſen. Audi
Menſchen zur Folge hätte , wenn ſie nicht, was ſchon erwähnt rourde,
wird aus ihnen eine Art Prod bereitet. Zum Würzen der Speiſen werden verſchiedene Pflanzen angewendet ;
ceen, im höchften Grade flüchtig, und wenn gleich friſch äußerſt heftig,
gånglid ausbleibt , wie es bei einigen Conſtitutionen vorfömmt. Wir
halten beßhalb jene Angabe für eine ungenaue und glauben vielmehr, daß die Indianer, ebenſo wie die in Guiana, ihr Pfeilgift von Strychnos toxifera , Bih. , und St. cogens , Bth. , zwei Pflanzen erhalten, welche in ganz Panama und Darien ſehr gemein find. Die Frucht des Annancay ( Thevetia neriifolia, Juss.) , wird auch für ſehr giftig ge: halten. Ihre gefährlichen Eigenſchaften übertreibt man jedoch wahrs
ſcheinlich aud ; ich kenne einen Herrn in Panama , welcher als Knabe
!
die rothen Beeren des Malagunto Chico oder Malagunto Hembra ( Xylopia sericea , St. Hil .) werden , beſonders von den Negern, ale Pfeffer gebraucht, die auch den erſten Theil jener Namen mit aus ihrer Heimath gebracht zu haben ſcheinen. Die Frucht der Vanille und Bai: nilla Chica (Sobralia ) find werthvolle Gewürze, welche zu Confect Chocolade, Pudding u. dgl . verwendet werden . Die Blätter des Toren :
jil (Ocimum Campechianum , Mill . ) , einer gemeinen , einjährigen
vier ſolche Früchte aß , ohne eine andere Wirkung als heftigen Leib: ! Pranje , werden zerhadt wie Peterſilie gebraucht. Das wichtigſte von .
.
fchmerz zu ſpüren . Die Blätter des Bala ober , wie er auch genannt wird, Madera Nigra (Gliricidia maculata, Kih.), werden als Ratten: gift gebraucht. Der Floriſpondio (Datura sanguinea, Ruiz et Pav.),
ſcheint bei den abergläubiſchen Gebräuchen im tropiſchen Amerika eine wichtige Rolle geſpielt zu haben und noch zu ſpielen. Die Indianer von Darien ſowohl als die von Choco bereiten aus ſeinen Samen einen Tranf , welchen fie ihren Kindern eingeben , um dieſe in einen Zuſtand der Aufregung zu verſeßen, indem fie wähnen , daß dieſe während ded: elben das Vermögen befäßen , Gold zu entdecken . An der Stelle, wo folds ein unglüdliches Dpfer hinfällt, fångt man an zu graben , und .
allen Gewürzen der panamaiſchen Küche iſt indeß die Culantra (Eryn gium foetidum , L.) Für den Fremden iſt es dwierig , ihm Wohls geſchnack abgewinnen zu fönnen , Ginheimiſche betraditen es indeß ald das sine qua non und ſind wahrhaft untröſtlich, wenn es durch einen Zufall überſehen worden iſt , an eine Suppe oder Sauce jenes Kraut zu thun . ( Fortſeßung folgt. )
da der Boden beinahe überall Goldftaub enthält, ſo gewinnt man ſtets
Nuisselle n . Ungewöhnliche Witterung in Aegypten und Syrien.
einen geringeren oder bedeutenderen Ertrag. Als Mittel gegen das Gift
Seit dem 1 December herrſcht an den Küſten Aegyptens fortwährend
wirb etwas ſaures Chica de Maiz , ein von den Indianern bereitetet
ſchlechtes Wetter. Man erinnert ſich gar nie ſolcher ſtromartigen und
Bier gereicht.
anhaltenden Regen , und man weiß nicht mehr wohin man fic retten ſoll. Die ürmen Fellahe leiden ſehr. Man berechnet, daß in den
Viele einheimiſche Pflanzen tragen eßbare Früchte, zum Theile vom köſtlichſten Geſchmade.
Die vorzüglichſten find: Algarrobo (Hymenaea 5 Jahren 1846 und 1847 zuſamniengenommen nicht ſo viel Negen fiel
splendida, Vog.), Boca Bieja (Posoqueria longiflora, Aubl.), Cannas fiftola (Cassica Brasiliana, Lam .), Cerezo (Bunchosia glauca. H. D.
ald vom 1 bis 20 December. Dieſelbe rſcheinung bemerft man and in Syrien. (Times . 13 Januar.)
Kth.) , Coco (Cocos nucifera , L.) , Coronillo (Scheeria Coronillo, Seem .), Gſpave (Anacardium Rhinocarpus , De Cand.) , Fruta de
Die Stadt Arequipa am Fuße des gleichnamigen Vulcane
Pava (Ardisia coriacea, Swartz) , Granadilla (Passiflora quadran- | liegt 7788 (engl.) Fuß über dem Meere ; die Höhe des Vulcano ift gnlaria, L.) , Guayavo di Savana (Psidium polycarpon , Lamb.), Verlag der 3. Ø. Sotta'ſchen Buchhandlung.
18,300 Fuß. (Journ. of the geogr. Snc Vol. XXI. ) Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatto . für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ከu " 26.
30 Januar 1852 .
er
Beitbetrachtungen. England rüſtet: dieß einzige Wort zeigt die veränderte Stela
in Italien die Revolution unterſtuge, ein Schritt, welcher
unter der republifaniſchen Regierung jeben angenblid möglich mar . Das Verhältnis Frankreichs und Deſterreichs in 3talien
lung der Welt feit zwei Monaten. Dieſe Rüſtungen , io idowach
iſt ſomit viel klarer geworden , man ſteht ſich mit offenem Viſir
und mit ſo wenig Aufleben fte auch jept noch betrieben werben,
find kein Geheimniß mehr, und wenn wir daraus auch nicht den
gegenüber, und Deſterreiche Stellung iſt, wenigſtens in Obers italien , weſentlich gebeſſert. Ob auch in Mittel- und Unteritalien
Schluß ziehen, daß ein Krieg in nächſter Ausſicht ſteht, ſo iſt
iſt eine andere Frage. Der Papſt iſt zwar der Furcht vor einem
doch auf der andern Seite auch nicht zu läugnen , daß die Bes Torgniſſe weſentlich geſtiegen find. Lubrig Napoleone ganze
nahen durch Frankreich ſelbſt geförderten Au&bruch einer Hevos lution lebig , und mag ben ergebenen Sohn der Kirche", ben Nachfolger der allerchriftlichſten Könige, darum begrüßen, aber ſeine Häfliche Stellung zwiſchen Frankreich und Deſterreich iſt
Stellung in Bezug auf äußere Angelegenheiten deutet auf ein Bündniß mit Rußland, aber ſelbſt ein ſo bedeutender Act, wie dieß Bündniß , iſt noch nicht im Stande, die Schwere der Ges wichte bedeutend zu mindern, welche die Uhr der Zeit noch immer auf Grhaltung des Friedens richien. War indeß der
Friebe ſchon vorher unerträglich durch die Laſten, welche er aufs erlegte, ſo muß er jeßt , wo die Beſorgniſſe eines Bruche fichte
lich geſtiegen find — mas ſich ſchon in Deutſchland durch mehrere Kammerverhandlungen auêgeſprochen hat , und im engliſchen Parlamente demnächſt weiter ausſpreden muß — noch viel unerträglicher werden. Eine iſt gewiß : tritt Frankreich in ein ento ſchiebenes, unläugbares Bündniß mit Rußland, ſo müſſen alle
Bedenken gegen eine engere Verbindung der deutſchen Staaten unter einander ſchwinden , denn Bündniſſe weſtdeutſcher Staaten mit Frankreich, auch unter einem napoleoniſchen Haupte, würde bie öffentliche Meinung in Deutſchland nicht mehr ertragen , und der bloße Verſuch würde die ernſteſten Verwicklungen herbei. führen , ganz abgeſehen davon, daß die Behauptung einer napos
nicht gebeſſert, ſa fie muß in dem Maaße, als die Kriegebeſorg niſſe wachſen, noch peinlicher werden .
Nach Neapel hat der
Präſident der ſogenannten franzöſiſchen Republik ſeinen Vetter geſendet, ohne Zweifel, um dem Verbündeten Rußlande Freunde ſchaftszuſicherungen zu geben , und ihn ſeines Schußes und ſeines Beiſtandes zu verſichern , zum mindeſten die Beſorgnifie vor Mus
rat’ichen Reſtaurationsplanen zu zerſtreuen . Die revolutionäre Partei in Italien , ſchon vorher ſchwach,
und nur durch die Ausſicht auf eine mögliche Unterſtüßung Frants reichs aufrecht erhalten, hat durch das Ereigniß vom 2 Dec. v . 3. einen Schlag erlitter, von welchem ſie ſich ſo leicht nicht wieder erholen wird. Wir erachten dieß als einen baaren Ges winn für das Land, das durch einen Audbruch ohne Frankreich : poſitive Hülfe nur in ein noch tieferes Verderben geſtürzt wors den wäre, während eine poſitive Interſtüßung des Aufſtandes
burch Franfreich einen allgemeinen Krieg faft nothwendig nach fich
leoniſchen Herrichaft in Franfreich eine höchſt ungewiſſe Sache
gezogen hätte. Was aber ein allgemeiner Krieg in Europa frina
iſt, und ein Bündnis mit dem , was auf eine napoleoni dhe Herr ſchaft in Frankreich folgen fönnte, von feinem Gefid;t&punft aus
gen kann, das wird man in Franfreich und in Italien ſo wenig als in Deutſchland wiſſen. Wenn man Frankreich als die Muts
rathiam erſcheinen würde. Eine zweite Folge iſt die unvermeida lidh feit eines engen Bündniſſes mit England, denn an eine Wiederfebr Palmerſtons iſt ſchwerlich zu denken , es müßten denn
ter und das Centrum der Revolutionen betrachtete, ſo gilt dieß ſeiner Stellung an der Spige der romaniſchen Nationen ; das
Frankreiche innere Verhältniffe ſchnell und gänzlich umſchlagen . Palmerſton hat ſich in einer entgegengelegten Richtung zu vorlaut
gemacht, und, wie die Nerue des deur Mondes ſpißig bemerkt, ſeine Politik zu jehr auf einen Probabilitate calcul gebaut.
weſtliche Deutidland, das man in dieien Kreie früher idon hers eingezogen hat und auch noch fünftig bereinziehen wollte, fann
nur beſtimmt ſeyn, Geld und Kanonenfutter zu liefern . Spa nien und Italien fönnen , wenn ihre revolutionäre Parteien auf Frankreich hofften , doch die Völfervermanbtidaft für fich anfühs
Die neue Stellung Franfreiche hat indeß auch noch für
ren , und ſagen daß Pyrenäen und Alpen fie vor einer dauerns
Italien und Spanien allerlei Folgen. Deſterreich, welches bis iegt in Stalien vorzugêweiſe der Revolution gegenüberſtand, ſteht jeßt mehr nur dem franzöſiſchen Einfluß gegenüber, und wenn
den Unterorbung unter Frankreich bewahren, während das Bünd niß mit Frankreich fte gegen Deſterreich und England zu ſchüßen
man ſagt, bieß ſey vorher auch der Fall geweſen , ſo ſtellen wir dieß zwar nicht in Abrebe, behaupten aber doch, daß fich der Charafter ber beiderſeitigen Stellungen geändert hat, denn nies mand wird von dem Prinzen Ludwig Napoleon erwarten , daß
vermag .
Dieſe Völferverwandtſchaft iſt es, worauf die revolutios
nären, wie die legitimen Regierungen , und ſelbſt die revolutio nären nicht in der Regierung befindlichen Parteien Franfreichs ihre politiſchen Rechnungen ftüpten ; mit der finfenden Madt
Frankreiché muß auch dieſer Hebel idwach werden , und Prinz Ludwig
102
Napoleon cheint im beſten Zuge, indem er der revolutionären i bei den ſtarken monarchiſchen Vorneigungen der Nation keine Hybra in Frankreich den Ropf zertritt, auch Frankreich : Einfluß
beſondere Sorge zu bereiten , im Gegentheil mag fie Urſache
in Italien und Spanien zu ſchwächen. Ein Ableger der Partei,
haben, ſich bei Frankreich, wo man , um mit dem Journal des
welche im Laufe des Jahres 1852 Frankreich zum Pivot ihrer revolutionären Bewegungen machen, und von dort aus die Völs ferfreiheit verfünden wollte, ſcheint ſich auch nach Spanien ver-
Debats zu reden , nicht geht, ſondern Þurzelbäume macht, zu bes danken , denn das Schlepptau , an welches Ludwig XIV, Napo
leon und Ludwig Philipp Spanien genommen , icheint durch die
irrt zu haben, und von verſdiedenen Seiten hat man die Auss
Sprünge Frankreich
brüche der Unzufriedenheit in einigen ſpaniſchen Regimentern einer hiſpano - fränkiſch - italieniſchen Propaganda zugeſchrieben . Der Prinz Ludwig Napoleon hat ſich die Mühe gegeben, der
locker zu werden , und Spanien fich zu gewöhnen dieſes Gängela bandes zu entbehren . Wäre in Portugal Ausſicht auf Rube, ſo könnte Spanien ziemlich getroft in die Zukunft ſchauen , leider iſt dort aber der Bankerott, den des Grafen von Thomar Klug heit und Energie gebannt hatte, durch des Herzog8 von Sals
Welt zu beweiſen, daß dieſe Propaganda an einem gründlichen unbeilbaren Maramu8 leidet, und daß die Völfer, welche ihre
im 3. 1848 und im Jahr 1852 gewaltig
Hoffnungen auf Frankreich fepten, fich gewaltig im Irrthum bes
banha eben ſo verbrecheriſche ale thörichte Handlung zum Aués
funden haben ; er hat Spanien und Italien, ſowie, wenn dieß
brud gefommen. Der elende Ehrgeiz und die blinde Eitelkeit eines
wöglich iſt, denjenigen Deutſchen die noch auf Frankreich bliden,
Mannes, den ſeine Stellung vor allen andern berief, eine Stüße
gründlich die Lehre eingeprägt, daß fie auf eigenen Füßen ſtehen
der Drdnung zu ſeyn, bat dem Miniſterium Thomar den Krieg ers
müſſen.
flärt, durch ſein Anſehen im Heere eine Revolution bewirft, die
Das haben fte freilich noch nicht recht gelernt, unb menn die Folgen des 2 Dec. in Italien ſich nur in einer tiefen Nieders
Koſten dieſer Revolution haben den mühſamen und noch uns
geſchlagenheit der revolutionären Partei und einigem verlegenen
und der Banferott iſt im vollen Sinne des Wortes ba ; die Res gierung hatte ſchon unter dem Grafen Thomar ihre Beamten mit Anweiſungen bezahlt, die durch das Vertrauen, das dieſer Miniſter genoß, zu 80 Proc. ihres Nominalwerths curſirten ; mit dem Siege Saldanha's fielen ſie auf 43 Proc. , und jeßt gelten ſie ſo ziemlich nichts. Der Staat fann in dieſer Weiſe nicht fortbeſteben, neue Erſchütterungen ſind im Anzuge, und es fragt
Sucken der piemonteſiſchen Regierung fund geben, ſo hat man in Spanien ſeiner Verlegenheit auch nicht einmal einen Mantel umzuhängen verſucht, indem man über Hals und Kopf fich beeilte
die Cortes nach Hauſe zu ſchiden, um mißliebigen Erörterungen über die auêwärtigen Verhältniſſe vorzubeugen. Aehnliches war ſchon im Jahre 1848 nach der Februarrevolution geſchehen, und man fann allerdinge den Entſchluß nicht tabeln. Daß man aus der haftigen Heimſendung der Cortes den Schluß ziehen wollte, die ſpaniſche Regierung wolle das Verfahren des Prinzen Lubs
vollendeten financiellen Bau des Grafen von Thomar umgeſtoßen ,
fich dann, ob England ober Spanien einſchreitet ; beides hat ſeine großen Schwierigkeiten , denn beießt England Dporto und Liſias
bon , ſo iſt der Schmuggel
an
Der portugieſiſch -ſpaniſchen
wig Napoleon nachahmen, und dem ganzen Repräſentativſyſtem
Gränze in einer Weiſe im Gang, daß die Finanzen Spaniens
in Spanien ein Enbe machen , iſt wohl eine große Uebereilung. Es hat allerdings mancher Orten nicht an Leuten gefehlt, welche nach dem Schlag vom 2 Dec. vorigen Jahres geglaubt, man könne jegt mit allen Repräſentativverfaſſungen Tabula raſa machen . Die Regierungen haben aber die übereilten Hoffnungen nicht ges theilt, und die ſpaniſche Regierung, beren Macht und Anſeheu im eigenen Land durch den Zerfall der aus der Revolutiou ſich herſchreibenden Parteien und die Conſolidirung der innern Zus ftande bedeutend im Steigen iſt, wirb nicht nußloſer Weiſe den Zunder wieder in ihr eigeneß Land werfen wollen, vielmehr er fieht man aus der Anſtellung der ehemaligen farliſtiſchen Offic ciere, unter denen ſelbft Cabrera ſeinen Frieden mit der Regies rung zu madjen geneigt ſcheint, und aus der Annäherung zwis
darunter leiden , gegen eine Beſeßung beiber Städte durch die
ichen der Regierung und Eſpartero, daß fie darauf bedacht iſt, alle Parteien zu verſöhnen. Die Lage Spaniens zwiſchen Franf reich und England iſt auch in der That fritiſch genug, um eine Jolche Verſöhnung bringend zu gebieten, denn wenn auch kaum zu erwarten, daß der Neffe bed großen Dheims Plane auf Spas
nien erneuere, ſo iſt doch ſchon in dem geſpannten Verhältniß zwiſchen England und Frankreich Aufforderung genug, fich einer großen Vorficht zu befleißigen, und namentlich nicht burch De.
batten in den Cortes und durch miniſterielle Grflärungen über bie Vorzüge eines franzöftſchen oder engliſchen Bündniſſes fich Vers
legenheiten zu bereiten . Die Urſache, weßhalb man ſich ſo raſch der Cortes entledigte, ohne eine Ausſicht auf demnächſtige Wies berberufung iſt alſo ziemlich deutlich, und man wird ſich hüten von Unzufriedenheit unter müſſen, die unbedeutenden Ausbrüche in Zuſammenhang zu Vertagung
einigen Regimentern mit dieſer bringen.
Die innern Verhältniſſe ſcheinen der ſpaniſchen Regierung
Spanier wird aber England im Namen ſeines eigenen Sande
proteſtiren , und die alte Abneigung der Portugieſen gegen Spas nien aufzuregen ſuchen. Wegen dieſer portugieſiichen Verhältniſſe hat Spanien Frankreich nöthig und fann nicht von dem frans zöſiſchen Bündniß los ; fann es aber mit Frankreich durch Dick und Dünn gegen England geben ? Vestigia terrent; die Schlacht bei Trafalgar hat der ſpaniſchen Seemacht ein Ende gemacht, und fie fängt jeßt erſt an ſich wieder zu erheben . (Schluß folgt.)
Wanderungen im europäiſchen Olten. Die letten Hofpodare der Moldau und Walachei und deren Nachfolger. ( Schluß.)
Fürſt der Moldau war Gregor Ghika, Soon Des Große bojaren und ehemaligen Miniſters Ghifa, aus dem Geſchlecht der früher in der Moldau und Walachei berridenben Hojpodare gleichen Namene. Sie ſtammen aus Albanien, wo der erſte Ghita, bas Diminutiv von Georg in ber Sprache bee Stipes
taren, als junger Landmann in der ſchönen Tracht der Arnauten dem türkiſchen Ajan eine Cantone ſo gut gefiel, daß er ihm ſagte: Sollte Allah wollen , daß ich Großvezier werbe, ſo will das iſt der türkiſche Titel ich Dich zum Wlach - Bey ernennen des Fürften der Walachen .
Nach kurzer Zeit warb dieſer Ajan
in der Ibat Großvezier, worauf unſer Ghifa fich zu ihm nach Konſtantinopel verfügte, und fand, daß ſein Gönner Wort hielt. Dieſe zahlreiche Familie hat ſich mit den Großbojaren der Mols dau und Waladei im Laufe der Zeiten vielfach durch seurath
P !
103
son
verbunden, und gehört jeßt in beiden Fürſtenthümern zu den
Vegetationsſkizze des Iſthmus von Panama von
erſten Groß -Bojaren-Familien. Unſer Gregor Ghifa erhielt im Hauſe feines Vatere, der
Berthold Seemann. ( Fortſeßung.)
ungeachtet ſeiner türkiſchen Kleidung dennoch mit Vorliebe Deutſch ſpricht, eine ſorgfältige Erziehung, die er in Paris vollendete; als Vetter des frühern Fürſten Bibesco, ward er bald Miniſter
der außmärtigen Angelegenheiten und warb allgemein beliebt. Wittwer von einer reichen Bojarentochter, hat er mehrere Kin der, und lebte bereits einige Jahre von den Staategeſchäften
zurüdgezogen in bedeutendem Wohlſtande für die Wiſſenſchaften , die er ſehr achtet. Er iſt ein ſchöner Mann von 40 Jahren , wie zum Fürſten geboren, von eblem Anſtand und dem wohls
Leußern. wollendſten der Walachei warb ernannt Borbo Styr Bey, Zum Fürſten der ältere Bruder ſeines Vorgängers , des Fürſten Bibedfo, ein Mann von etwa 50 Jahren , der unter jenem Miniſter des Innern war, aber ſich ſeit ein paar Jahren ebenfalls von den
Ausgezeidynetes Bauholz ſowohl wie ſolches zu Tiſchlerarbeiten gibt es in Ueberfluß. Beſondere Erwähnung verdienen der Acabu (Xanthoxylum spinosum , Swartz ). Algarrobo (Hymenaea splen dida, Vogel) , Amarillo (Xanthoxylum ?), Carbonero (Lindakeria laurina , Presl) Cedro Cebolla, den Botanifern noch unbefannt, Cedro Gſchinoſo, eine Sterculiacee, Caoba (Swietenia Mahogeni L.), Eldhave (Anacardium Rhinocarpus, D. C. ) , Quachapali (Schizolobium ex celsum , Vogel) , Guavito Canſaboca ( Pithecolobium ligustrinum, Bth.) , Guayacan (Tecoma Mlavescens , Mart.) , Guazimo Colorado (Luehea rufescens, St. Hil.), Caurel (Cordia Gerascanthus, Jacq.), Macano (Diphysa Carthagenensis , Jacq.) , Maria , eine Guttifere, Nance (Brysonema cotinifolia , H. B. Kth.) , Naranjo de Monte (Swartzia triphylla, Willd.), Niſpero (Sapota Achras, Mill .), Beronil, eine Papilionacee , Quira ( Machaerium Schomburgkii , Bonth .),
Bojaren aboptirt worden, weshalb er beñen Namen angenommen
Roble (Tecoma pentaphylla . Jacq.) , Terciopelo (Bixacearum gen . nov.) und Corotu (Enterolobium Timboüva, Mart.) ; Roble und Guayacan liefern das dauerhafteſte Holz. Stamme des legteren fieht
hat, ſo wie der älteſte Sohn von Bibelco den Adoptivnamen
man noch unter den Ruinen der Kathedrale von Alt:Panama ; dort
Er iſt mit der Tochter des Oroß-
liegen fie feit der Zerſtörung dieſer Stadt , alſo während eines Zeit: raumes von nahe an zwei Jahrhunderten dem Einfluſſe des Klimas ausgereßt. Das Nazareno, ein ſchönes bläuliches Holz, zu Kunſtarbeis ten geeignet, würde in Europa von großem Werthe feyn. Den Bota nifern iſt es unbefannti; Corotu und Ejdhave liefern den Eingebornen das Material zum Baue ihrer Canoet. Man fann fich von der Größe dieſer Rieſen des Pflanzenreichs feinen beſſern Begriff machen als durch einen Beſuch des Hafens von Panama, in welchem Fahrzeuge von zwölf Tonnen Laſt aus einem einzigen Baum gebaut, vor Anker liegen . Farbſtoffe find zahlreich. Gin gelber wird aus dem Holze des Macano (Diphysa Carthagenensis , Jacq.) gewonnen , ein charladis rother aus den Blättern der Hojita de Tennir ( Bignonia ? Chicha,
Geſchäften zurüdgezogen hatte. Er war von einem ſehr reichen Fürſt Branfovan führen wird.
Bojaren Kantafuzeno aus der Molbau verbeurathet, und hat mehrere Kinder. Er iſt der größte Gutsbeſiker in der kleinen Walachei und der reichſte aller walachiſchen Bojaren ; groß und
eben ſo gut erzogen wie ſein Bruder, der Erfürſt, nur ernſter und idweigſamer, daher ſein Aeußeres nicht ſo angenehm , wie das des jebigen Fürſten Gregor Ghita. Beide Fürften, welche jene Länder jegt erhalten haben, deren Schidjal wahricheinlich noch nicht definitiv entſchieben iſt, haben von ihren Vätern den Geiſt der Rechtlichkeit geerbt, ber
dort nicht überall heimiſch ſeyn ſoll. Beide flehen in dem Rufe, wie ibre Väter, daß ſie ehrliche Männer ſind, beide meinen es gut mit ihrem Vaterlande. Ob ſie auch für dasſelbe werden wirken können, iſt die Frage , obwohl es beiden nicht an gutem Willen fehlt, ſo wenig als an den erforderlichen Fähigkeiten, ſo Daß man geſtehen muß, wie die Wahl derſelben eine glückliche
,
H. et B. ), ein blauer aus dem Laube des Annil Silveſtre ( Indigofera
Anil, L.) , ein violetter aus der Frucht der Jagua (Genipa Caruto,
H. B. Kth.) , ein rother aus dem Fruchtmark der Bija oder Achotte (Bixa Orellana , L.) , und ein ſchwarzer aus dem Samen des Dio de Venado (Mucuna urens, D. C. und Mucuna altissima, D. C.) Eine
Paris erzogenen Bojaren lieben natürlich nicht die ruiftiche Eins
braune Farbe dürfte wohl aus der Clava bereitet werden können , einer Ciperacee , welche auf den Savannenl in Menge vorfommt , und auf baumwollenen und leinenen Zeugen Flecken wie die von Eiſenroſt vers urſachten erzeugt, daher auch der einheimiſche Name der Pflanze: Clavas
miſchung in ihre vaterländiſchen Angelegenheiten , die Hoſpodare
Nagel. Die Indianer in Süd : Darien bemalen fick mit der aus der
aber können ſich nur durch den ruſſiſchen Schuş halten, daher Sie haben eine große Auf-
Bixa Orellana , L. gewonnenen Farbe das Geficht; die Pflanze ſelbſt nennen ſie Bija. Die ſcharlachrothe Farbe der Hängematten in Vera:
gabe zu löſen, nämlich ihre Nation zu erziehen. Bie jest gibt
gua wird nicht von der Purpurſchnede gewonnen , wie man dort ſagt,
es dort nur ein Paar Tauſend Bojaren und ein Paar Millionen
ſondern aus den Blättern der Bignonia Chicha. Die Taue und Seile , welche die Bewohner des Iſhmug zu ihrem Gebrauche bedürfen, werden ihnen ausſchließlich von einheimiſchen Pflans zen geliefert. Die beſten und weißeſten Taue werden aus den Faſern der Corteza (Apeiba Petaumo , Aubl.) verfertigt ; andere Seile von bräunlicher Farbe , die wahrſcheinlich durch Feuchtigfeit deßhalb ihre Haltbarkeit verlieren , weil der fie liefernde Baum Salztheile enthält, werden aus der Majagua de Playa ( Ilibiscus arboreus, Desv .) gewon nen , und eine dritte Art aus dem Barrigon (Bombax Barrigon , Seem .) Die Xylopia sericca , St. Hil. liefert ebenfalls zu Seilen zu verwendende Faſern ; ſie wird Malagunto Hembro oder weiblicher
geweſen iſt.
I
Beide baben einen idweren Stand ; die jungen meiſt in
fte riel Dppoſition erleiden werden.
Sklaven ; ſolche Elemente aber machen keine Nation aus. Der Bojar iſt bort alle, der Bürger aus galiziſchen Juben und meiſt Deutſchen mitunter ſebr verwahrlosten Aufwanderern , beſtehend, iſt
nichts, und der Bauer iſt weniger ale nicht , denn er hat kein Eigenthum unb fann fein Gigenthum erwerben , daher auch deutſche Aderbaucolonien Dort keinen Eingang finden konnten . Jene Länder, welche ſeit dem Fall des Römer- Reiches der Tummelplaß der Völkerwanderung ſo lange geweſen, könnten vermöge ihrer natürlichen Beſchaffenheit ein Paradies ſeyn.
genannt,um ſievon dem Malagunto Machoover männlichen Malagunto Möchten die Fürſten Ghifa und Stirbenbeitragen, es dazuzu Malagun to ( Xylopia grandiflora , St. Hil.) zu unterſcheiden , welder machen , wenn nicht etwa jene großen, ſchon mit ſo viel Blut ges tränften Donau - Ebenen Dazu beſtimmt find, das Schlachtfeld zu
werden, wo der große Kampf zwiſchen dem Abendland und dem Nord - Dſten auégekämpft wird.
nicht zu gleichem Zwede zu gebrauchen iſt. Die weit und breit gerühm: den Hängematten von Veraguas beſtehen aus den Faſern der Cabuya, einer Agavenart , ſo wie aus denen einer Chonta genannten Palme. Gine feſte Faſer gewinnt man aus den Blättern der Pita de Zapateros ,
einer Art Bromelia , welche wie Flacho zubereitet und von verſchiedenen Indianerſtåmmen in Bündel gewunden werden .
Die Schuhmacher ges
104 brauchen ſie weithin zum Nähen ; die Faſern, welche das Holz der Cucua oder Namagua (Brosimum Namagua , Seem.) umgeben , bilden ein dichtes Gewebe guter natürlicher Matten , welche von den Eingebornen in Waſſer eingeweidt, geflopft und dann zu Kleidungsſtücken , Betten,
soon
den Chagres hinaufging, waren ſånımtliche Bäume des Pithecolobium
ligustrinum , welche die uifer zieren, mit Blüthen bebedt ; deren Duft war ſo ſtart, daß mir mitten auf dem Fluſſe förmlich ſchwindlig wurde,
und ich mich ſchlechterdinge gezwungen fah, mir ein Tud vor die Naſe zu binden , uin den Geruch abzuhalten .
ſo wie zu Tauen und Segeln für ihre Canoes benußt werden . Die
Matten, welche die ärmere Claſſe zum Lager benügen, werden aus den
Die ſchönſte aller Zierpflanzen iſt indeß die Couroupita odoratis sima, Seem . Sie verbindet die prächtigſte Blüthe mit dem föſlichſten
Faſern der Bananenblätter (Musa paradisiaca, L. ) angefertigt. Zahlreiche Pflanzenſtoffe werden zu den verſchiedenartigſten Zweden
Geruche. In dem Morro , einem Walde in der Nähe des Dorfeo Nio
benußt. Ein Aufguß von den Blättern des einheimiſchen ſogenannten
Jeſus , ſtehen vier dieſer Bäume, weldie von den Einwohnern für die
Thees (Corchorus Mompoxensis , H. B. Kth.) wird ſtatt des chineſis
einzigen in dieſer Gegend vorkommenden gehalten und als die größte Merfwürdigkeit gerühmt werden ; id ſelbſt habe gleiche in der That nirgend wieder gefunden . Sie bilden eine Gruppe und werden hier Palos de Paraiſo , d. h. Paradiesbäume, oder Granadillos genannt. Ihren erſten Namen erhielten ſie ihrer Schönheit halber, ihren zweiten wegen der großen Aehnlichkeit, welche ihre Blüthen in Geſtalt und Größe mit denen der Granadilla ( Passiflora quadrangularis, L. ) haben.
ſchen Thees getrunfen , ebenſo wie ein auf ähnliche Weiſe aus denſelben Theilen der Freziera theoides , Swartz , bereitetes Getränk, eines
Strauches, der um den Vulcan von Chiriqui ziemlich gemein iſt. Die Luftwurzeln der Zanora (Iriartea exorrhiza, Mart.), welche mit zahl. reichen Dornen beſeßt ſind, werden als Neibeiſen benußt, und obgleich
ſie nicht ſo fein find als die fünſtlich verfertigten, ſo find ſie dieſen deß:
halb vorzuziehen,weil das Bled durch die FeudtigkeitdesKlima's hinaus, Die Bäumeſind 60 bis80 Fuß hoch und über die Höhevon 20 Fuß von wo an ſie ſich in Aeſte theilen, ſind ſie mit fleinen Sproſ
ſchnell reſtet. Die Eingebornen benußen ſie hauptſächlich zum Zerreiben der Cocoonůße, welche mit Reis gefocht eine ihrer Lieblingsſpeiſen aus: machen ; die Blätter des Papayo (Carica Papaya, L.) ſind ein Erſas:
ſen bedeckt, welche vom Februar bis zum Mai Blüthen tragen ; der
mittel für die Seife. Das Holz der Balſa (Ochroma Lagopus, Swartz),
Geruch derſelben iſt ſo ſtark und durchdringend , daß er von einem lebs
welches ſo leicht und weid wie Rorf iſt, wird zu Flaſchenſtöpſeln benügt.
haften Winde über eine Meile weit verbreitet wird. Die Blüthen haben anderthalb bis zwei Zoll im Durchmeſſer. Die Blumenblätter find
Die unverſinkbaren Flöße , welche bei der Entdedung von Südamerika
von einer ſchönen Fleiſdfarbe und gelb geſtreift; darauf treten die
bag Erſtaunen der erften hierherfommenden Abenteurer ro ſehr erregten, waren aus dieſem Holze verfertigt und werden es noch. Das vorherr:
goldfarbigen Staubfäden im reizendſten Contraſte hervor. Die Gin : wohner von Veraguas , deren große Gleichgültigkeit gegen die Schöns
ſchende Vorfommen der Balſa längs der Weſtfüſte Amerifa’s iſt bisher,
heiten der Natur nicht leicht etwas ſtort, beſuchen dieſe Baunie während der Blüthezeit , um ſich an dem prichtigen Anblid der ſchöngefärbten Blüthen und an ihrem föſtlichen Geruche zu ergoßen . Ein weniger đóne ale eigenthümliches Erzeugniß des Pflanzen reiche iſt Palo de Velas oder Kerzenbaum (Parmenteria cereifera, Seem .) ; derſelbe iſt auf das Thal des Chagres beſchränkt, bildet in dieſem jedod ganze Wälder. Tritt man in einen ſolchen Wald , ſo glaubt man fich plößlich in den Laden eines Lichtziehers verſeßt. Von
wie es ſcheint, von den Hiſtorifern nicht genug gewürdigt worden . Die
Natur eines ſolchen Baumed muß Aufſchluß über niande Verbindungen der Völfer und manche frühere Wanderung geben, welche unter andern Umſtänden unerklärlich blieben Zum Fange der Fiſche durch Betäubung ders felben benüßen die Gingebornen ſelbſt den Saft des Manzanillo de Playa (Hippomane Mancinella , L.) , die Rinde der Gſpave (Anacardium
Rhinocarpus, De Cand.) und die Blätter des Carbadoo, einer Pfef: ferart. Del gewinnen ſie aus den Früchten des Corozo Colorado (Elaïs
melanococca, Gaertn.) und Wein, Eſſig, verſchiedene Nahrungemittel, Kleidung und Wohnungen liefern ihnen die verſchiedenen einheimiſchen Palmen , abgeſehen von zahlreichen andern Bedürfniſſen des Lebens. Die Blätter des Chumico ( Curatella Americana, L.) und Chimico
Bijuco ( Tetracera volubilis, L.) werden zum Pußen eiſerner Gegens ftände, auch zum Poliren und Glåtten des Holzes gebraucht, und erſeßen das Sandpapier vollfommen . Noch iſt jener Theil der Flora zu erwähnen , welcher durch ſeine Schönheit, Seltenheit und Seltſamfeit unſere Aufmerkſamkeit in Anſpruch nimmt. Der Eſpiritu Santo oder heilige Geiſt: Pflanze ( Peristeria elata, Hooker) trägt eine Blüthe gleich einer Taube. An ſie ſowohl
allen Aeften und niedrigeren Zweigen hängen cylindriſche Früchte von der Farbe des gelben Waduſes herab, welche im höchſten Grade Kerzen gleichen und dem Baume auch den für ihn gebräuchlichen Namen geges ben haben. Die Frucht iſt gewöhnlich ztvei oder drei, jedoch auch nicht felten vier Fuß lang und einen Zoll dick.
Der Baum
ſelbſt iſt uns
gefähr 24 Fuß hod, hat gegenſtändige, dreigefiederte Blätter und große weiße Blumen , welche das ganze Jahr hindurd , in der bedeutendſten
Menge jedoch während der Regenzeit blühen . Der Palo de Velag ges
wie an die Flor de Semana Santa , eine andre Drchidee, weldje fie
hört zu der natürlichen Familie der Crescentiaceae und zur Gattung Parmenteria , von welch' lepterer bisher nur eine Art die P. edulis, D. C. , befannt war. Die Frucht der lettern , von den Mericanern Quauhrilote genannt, wird von dieſen gegeſſen, während die der obens genannten zahlreichen Viehheerden als Nahrung dient. Beſonders wer:
während der Blüthezeit fleißig ſammeln , fnüpft ſich der religiöſe Abers glaube der Bewohner. Die Biura (Petraea volubilis, Jacq.) iſt ſo
brachypoda Benth .) gefüttert , ſehr bald fett. Gewohnlich behauptet
ſchön, daß man ſich nach den in europäiſchen Gewächshäuſern gezogenen Eremplaren nur einen ſehr unvolfоmmenen Begriff davon maden kann.
den Odſen, mit jener Frucht, Guinea -Grag und Vatatilla (Ipomoea man, daß das Fleiſch den eigenthümlichen, Aepfeln ähnlichen Geſchmad der Früchte annimmt; derſelbe iſt jedoch keineswegs unangenehm , fann
Es iſt nichts reizender, als während der trodenen Jahreszeit der Anblick
auch leicht daduro beſeitigt werden , daß man wenige Tage vor dem
eines Gebüſches , welches von den langen blauen Blüthentrauben dieſer Schlingpflanze überdeckt iſt man würde vergeblich verſuchen , ihn bea ſchreiben zu wollen . Der Palo de Cuba (Jacaranda Bahamensis, R.
Schlachten des Thieres demſelben anderes Futter verabreicht.
Brown.) iſt eine andere jener unvergleichlidy ſchönen Pflanzen, an wel: dhen der Dichter ſeinen Griffel, der Maler ſeinen Pinſel verſuchen fann.
Die
Väume liefern während der trockenen Jahreszeit den bedeutendſten Gr: trag gerade dann, wenn die Rrautvegetation abgeſtorben iſt ; deßhalb dürfte der Anbau jener Pflanze in Tropengegenden beſonders zu ema pfehlen ſenn. Wenige Aeder müßten hinreichend ſeyn , einem Futter:
Wo fich dieſe edeln Bäume an den Ufern der Flüſſe zwiſchen dem dun-
mangel vorzubeugen , welcher nach der Regenzeit häufig hart genug
feln Laube jener üppigen Vegetation erheben und ihre großen , azur: blauen Niſpen in der Luft hin : und herwiegen , hält unwillfürlich der Fuß , und man bleibt gleichſam in Staunen und Verwunderung
empfunden wird.
blidend flehen .
Bücherzahl in Frankreich im vorigen Jahr. Nach dem Journal de la librairie 1851 wurden 7250 Bücher gedrudt , 6817 in
Auch findet man hier eine Menge Pflanzen , welche in den föflichten
Wohlgerüchen duften. Einige verbreiten allerdings einen Geruch, zu intenſiv, un angenehm genannt werden zu können. Als ich im September 1846 Verlag ber 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
( chluß folgt.)
.
franzöſiſcher Sprade, darunter 47 in den Provinzialdialekten . 1677 find neue Auflagen, ſo daß nur 5673 als neue Schriften zu bezeichnen find .
Verantwortlicher Redacteur Dr. 60. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. nr. 我 27 .
31 Januar 1852
Die Erpedition nach Centralafrika,
Sie find in ihren moraliſchen Grundlagen geändert, aber nicht in der äußern Erſcheinung ; ob auch dieß eintreten fout, hängt
und die außerordentliche Aubficht, welche fich durch die Möglich . keit, die Mitte Afrika’s zu durchziehen und an den indiſchen Ocean zn gelangen eröffnet, hat die engliſche Regierung zu einer größern Unterſtüßung als bisher vermocht. Lorb Palmerſton hat, nach
von dem Gang der Dinge in Frankreich ab. Ehe dieſer fich nicht
Empfang des intereſſanten Berichte von Dr. Barthe Reiſe nach
Adamawa und Dr. Dverwege Erforſchung bed Iſabſeed unb ber Bibbuma Inſeln 800 Pfb. verwidigt, und Inſtructionen find an ben brittiſchen Agenten zu Zanzibar , Cap Gomerton abgegangen,
entidheidet, wird die äußere Erſcheinung dieſelbe bleiben. Daher Die geſpannte Aufmerkſamkeit, mit der man den Gang der Dinge in Frankreich verfolgt. Die öffentliche Meinung, nicht bloß in England, wo man fte zum Theil als vom Baß eingegeben bes
trachten kann, ſondern auch in Deutſchland, wo fich anfangs, freilich ſeltſam genug, ſehr lobende Stimmen erhoben, ſpricht fich immer entſchiedener gegen Ludwig Napoleon aus, und mit
ben Reiſenden , ſobald ſie an der Rüfte eintreffen würden, alle zu liefern, was ſie bedürfen würden. Ferner wurde auf Verlan. gen Dr. Dverwege eine gewiffe Maſſe engliſcher Waaren, wozu daß auswärtige Amt 65 Pf. angewieſen hatte, abgeſchidt. Die Waaren wurden ſehr ſorgfältig nach den bon Dr. Dverweg ein geſandten Liſten ausgeſucht, und find bereits auf dem Weg nach
Recht, denn er würdigt die Regierungegewalt in einer Weiſe
Afrifa. Es iſt vielleicht nicht ohne Intereſſe, die Waaren, welche bei den Nationen Gentralafrika's namentlich begehrt find, aufzu zählen. Die Reijenben hatten bei ihrem Abgang von Europa einen gut au geſuchten Vorrath engliſcher Waaren mit fidges
ften unberſöhnlich zu trennen , kann man noch in Hinſicht auf
nommen, wurden aber in Tripoli veranlaßt, eine bedeutende Maſſe geringerer Waaren aus Nürnberg, Trieſt und Tripoli ſelbft mitzunehmen ; die ihnen ſpäter zugeſendeten Gelber wurden
herab, daß die Achtung der Menge vor derſelben nothwendig aufs tieffte erſchüttert werden muß. Wir verweiſen nur auf das Decret über die Güter der Prinzen von Orleant. Von dem
Rechtepunft ſehen wir gänzlich ab, da man entgegnen kann, der. felbe ſet ftrittig; auch die Abſicht, die Legitimiften und Drleani. Das Privatintereſſe des Prinzen Ludwig Napoleon einigermaßen entſchuldigen, daß er aber die entriſſenen Güter für die Arbeiters claffen und die Armee verwenden, daß heißt den gehafftaften und gemeinſten Volfsleidenſchaften mit einer unglaublichen Verblens dung ſchmeicheln wil, das iſt in der That unverzeihlich. Der
Broden, den er der Menge vom Raube hinwirft, iſt nur geeig
Dies war ſehr unvortheilhaft, ba bie
net den Appetit zu reizen, und wie wil er ihn ſtillen ? Wird er
Reiſenden fanden, daß die Eingebornen ſehr gut mit den euro
etwa, weil ſein Dheim auf St. Helena vorausjagte, daß die Emigranten Entſchädigung für ihre Güter fordern und erhalten würden, und Napoleon von ſeinem Standpunkt au18 die Ontichå digung tabelte, auch dieſe angreifen ? Es wäre nach ſeiner bisheris
auf dieſelbe Art verwendet .
päiſchen Waaren bekannt ſeyen, und unwandelbar die engliſchen vors
zogen, um ſo mehr, als man von den Repräſentanten der eng liſchen Regierung auch nur engliſche Waaren erwartete. Dr. Dvers weg& Liſte enthält außer verſchiebenen Arten von Kurz- und Meſſers ſchmiedwaaren viele Duzende Raftrmeſſer, biele Tauſende von
gen Cogit nur conſequent, und et fragt fich bloß ob er es wagt, einen ſolchen Schritt zu thun ; wenn er mit Hunderten von Mil.
Nabeln , Scheeren , Meſſer, Piſtolen, Uhren, Compaſſe unb Sher
lionen dieſer Milliarde ſo freigebig iſt, wie mit den Duzenden
mometer, Mufikichachteln, ſeidene Waaren, Ferngläſer in ſtarken Sinnbüchſen, Silberringe u. dgl. 3e ſtärker unb ſolider die Waa. ren ſind, deſto mehr find fte geſchäßt. Es iſt zu hoffen , daß die ſorgfältig ausgewählten Waaren für die Preiſenden auf dem
von Millionen der orleaniſchen Güter, ſo wirb ihm der Beifal
derſelben Menge, die jeßt zu ſeinen Schritten flatſcht, nicht fehlen.
Weg zwiſchen dem Sidabjee und dem indiſchen Dcean von Nußen
Prinz Lubrig Napoleon - denn dieß ſcheint jest ſein officieller Titel – verfolgt den Gebanfen, er müſſe mit dem Wohfeon der großen Maſſe, wenn auch mit dem Haß der Bourgeoiffe, regieren.
ſeyn werden, denn Gelb fann ihnen dort wenig oder gar nichts
Das iſt eine Aufgabe für einen großen Mann unter außerorbents
belfen .
(Ath. 24 Jan.)
lichen limſtänden, aber um das Rieſenſchmert zu führen, muß
Beitbetrachtungen.
man auch des Rieſen Kraft haben. Die Beraubung der Familie Drleano mag al8 einzelne Raches
(Schluß.)
handlung Daftehen , die ſich nicht erneuert, aber ſeinem Grundfat,
Man fteht, das Ereigniß vom 2 Dec. 19. Jahre bereitet im Weſten noch größere Verlegenheiten , ale vorerſt im Dſten, rro die Verhältniffe ftarfer find, als daß fie durch eine ſolche uner.
wartete Schmenfung im Augenblick erſchüttert werden fönnten .
Den Maſſen zu ihmeicheln , wid Prinz Ludwig Napoleon auch in der Verwaltung treu bleibeu. Bereits fou eine Commiſſion nies dergeſeßt ſeyn, um den Stand der directen Steuern zu unters ſuchen ; dieſe find allerdinge hoch Party erklärte ſchon vor zwei
wood
106
Jahren in den Motiven zu der Einlommenſteuer, die Beſteurung des Bodeng habe die äußerſte Gränze erreicht; eine Verminderung iſt alſo ſehr wünſchenswerth und ſoll, wie es ſcheint, da man um
geht ganz einfach eine Thorheit, die ſich ſelbſt und zwar in ſehr kurzer Zeit rädhen muß. Bei Gelegenheit beo Decreto über die orleaniſchen Güter hat
ples
jeden Preis, namentlich auf dem Lande, populär bleiben rill; ! Graf Montalembert ſeinen Auftritt aus der Conſulta angezeigt; ermäßigt werden ; es fragt ſich nur, iſt dieß möglich ? Die direcs ten Steuern in Frankreich betragen etwas über 400 Mill., die indirecten gegen 800 Mill. Von den leßten iſt die Getränkes ſteuer eine der verhafteſten , von ihrer Aufhebung war ſchon mehrs mals die Rede, aber ſie trägt nicht nur 105 Mill. ein , ſondern der brückendſte und verderblichſte Theil berſelben iſt auch ohne gleichzeitige Aufhebung der Detroid gar nicht abzuſchaffen , oder würde wenigſtens fruchtlod bleiben . Aber die Detroid betragen, von andern Stäbten abgeſehen, in Paris über 40 Mill., und noch hat man fein Mittel gefunden, dieſe 40 Mill . Durch andere dis recte Steuern zu erſeßen . Die Schwierigkeiten ſind ſehr bedeus
er mag fich durch dieß räuberiſche Verfahren in ſeinem Gewiſſen verbunden achten , der herrſchenden Gewalt nicht auch die Autos rität ſeined Namene zu leihen. Für weit widytiger aber halten
wir den Austritt Foulds, dem wir eine weit geringere moraliſche Gerriſſenhaftigkeit, aber einen ficherern politiſchen Blick zutrauen . Foulb war e8 bekanntlid , der dem Prinzen Lubrig Napoleon
die Summen vorichoß, welche er über die ihm durch die Conſtitu tion und die Nationalverſammlung zugeichriebenen Gelber bes durfte. Für dieſe Vorīdüſſe, welche fich in die Millionen be:
liefen , mag er jeßt bezahlt ſeyn , und an den ichwindelhaft hins aufgetriebenen Fonds mag er gleichfalls bedeutende Summen, tend und laſſen ſich nur unter höchſt günſtigen Verhältniſſen des vielleicht Millionen , genonnen haben . Sein Hücfzug gleicht ſtark Staats, der mit ſeinem Einkommen der Stadt temporär zu Hülfe dem der Ratten aus einem dem Untergang geweihten Schiffe, kommen müßte, überwinden . Will der Prinz Ludwig Napoleon und ſelbſt die Bemerkungen , mit denen der Conſtitutionel ſeinen einigermaßen die Grundſteuer erleichtern, ſo ergibt ſich ein Auge ! Austritt begleitet, laſſen feine andere Deutung zu .. Auf andere fad von nahezu 100 Mill; die Getränkeſteuer Toll gleichfalls dem Gerüchte, welche das Gebahren vieler wirklicher oder angeblicher Bedürfniß, die untere Claſſe zu erleichtern, geopfert werden, Anhänger des Prinzen Ludwig Napoleon als eine wahre Raubos was abermals 100 Mill . macht; und das vorhergehende laufende geſchichte ſchildern, wollen wir nicht eingehen, da ſte entweder Deficit iſt wenigſtens 60—70 Mill . Wohin müßte der frans gar nie oder höchſtens nach dem Fall des Prinzen, ähnlich den zöſiiche Staat gerathen ? Den Ertrag einer nicht unmäßigen Ein- Rechnungen der proviſoriſchen Regierung, werden befannt werden. kommenſteuer haben bie beſten Rechner auf höchſtens 60 Mil. Das Zurückzieben Montalemberts, der einzigen marquanten
veranſchlagt, ein Nichts gegen ein Deficit, wie es durch ſolche Steuernadlaſſe entſtehen müßte. Ueberſchlägt man nur flüchtig die öffentlichen Geldanweiſungen, welche der Moniteur ſeit ſechs Wochen gebracht hat, ſo ergibt ſich eine Sumine von mehr als
1
. 1
Perſönlidyfeit aus der frübern Zeit, weldie ſich dem Prinzen Ludwig Napoleon angeichloſſen , das Fernhalten aller übrigen, felbſt der Legitimiſten, die man gefliſſentlich ichont, während man
bie Drleaniſter mit Härte verfolgt und dadurch zeigt, daß man 50 Mill. Aufgaben, die auf dem Budget nicht verzeichnet ſtana i fle für die gefährlichern hält, die fopfloſe Verfügung über Mil den , und bei aller angeblichen Sorgfalt für die untern Claſſen
wird fich bald herausſtellen, wie es fich unter der proviſoriſchen Res
lionen, die man nicht beſigt, endlich die Erhebung einee Mannes, wie Fialin de Perſigny, vor 14 Ihren noch Unterlieutenant, zu
gierung herausgeſtellt hat, daß die Erſchütterung des Vermögens
bem Poſten eines Miniſtero del Innern, alles bieß find ftarfe
der höhern und mittlern Claſſen den untern die ſchlechteſten Früchte
Anzeichen eines höchſt unſichern , feine Dauer verſprechenden Zus
trägt. Wir fönnen das ganze, ſeit zwei Monaten befolgte Verfahren des Prinzen Lubwig Napoleon nur dadurch erklären, wenn
ftanbed. Die Conftitution , ſo wie die organiſatoriſchen Decrete find, ſo lange der jeßige gewaltſame Zuſtand dauert, von feiner Bedeutung, fie mögen in Uebrigen ſo gut oder ſo idlecht ſeyn
12
wir ihn für einen beſchränkten Fanatifer halten, der an ſeinen Stern glaubt, und die Gefahren und Schwierigkeiten ſeiner Lage gar nicht erfennt .
Wie man auch von der Anſicht denken mag, mit dem Wohlftanb der untern Claſſen zu regieren, wenn eß auch noch ſo ſehr
gegen die Freiheiteanſprüche der gebildeten Claſſen gehen ſollte, ſo iſt doch Prinz Ludwig Napoleons Verfahren höchſt unflug. Es iſt wahr, alle unſere Seitverhältniſſe drängen auf die Nothwendiga keit bin ben untern Claſſen , namentlich den von der Hand in
den Mund lebenden Arbeitern, das Leben wohlfeil zu machen. Das iſt aber eine höchſt ſchwierige Aufgabe, weil das SteuerTyſtem eines großen Landes fich nicht ändern läßt, wie man einen Hanbidub umbreyt. Man muß den Ausfall, welchen die Aufhebung oder Verminderung einer Steuer herbeiführt,
genau berechnen , und die Mittel ihn zu erſeßen möglichſt zum
ale fte wollen . Aus der Art, wie ſie abgefaßt find, geht ſehr deutlich hervor, daß Pring Ludwig Napoleon fie bereite in ſeinen Mußeftunden auf der Feftung fam und in der Verbannung in allen weſentlichen Zügen entworfen hat. Auf dem Papier mag ftch ba mandhel ganz andere anſeher als in der Wirklichkeit.
Einem ſolchen Charakter, der an ſeinen Stern glaubt, iſt leicht beizukommen ; ſo jammelten ſich um ihn, in dem ſeine Aufſichten durch die Wahl zum Präfibenten Anzahl Abenteurer , bie durch ihn ihr Glüc machen mandhem foll es gelungen ſeyn, auf dieſem Wege
Maaße, ale fliegen , eine wollten, und ſeiner Sdula
den ledig zu werden . Wie viel auf ſolche Freunde zu bauen iſt, wenn Noth und Verlegenheiten fich ſteigern, das fann ſich jeder
ſelbft ſagen. Unter all den Staatêråthen, die der Prinz Ludwig Napoleon ernannt hat, iſt auch nicht Ein Name erſten Ranges ;
voraus bereit halten, wie dick Peel mit ſeiner Einkommen er mochte ſich wohl geitmeichelt haben, wenn er nur einmal ſteuer that ; find dieſe Mittel beſchafft, and werden dann die für an der Spige ſtehe und die Zügel in der Hand halte, fo wür ben ſich die bedeutenbfien Köpfe um ihn ſchaaren, wie ſie ſich
die Wohlfahrt der untern Claſſen nachtheiligen Steuern aufges boben , ſo wird ſich der Ausfall balb durch den größern Ertrag anderer Steuern indirect erießen : Wer aber, wie Prinz Ludwig Napoleon , viele Millionen die im Budget nicht vorgeſehen find, zur Verwendung anweiêt, und auf das vorhandene Deficit keine Rüdficht nimmt, wer vollende die einträglichſten Steuern
nach dem 18 Brumaire um ſeinen Dheim geſchaart hatten ; hierin aber lag die große Täuſdung : die Aeußerlichkeiten des 18 Bru. maire ließen fich nachmaden, die innere Nothwendigteit berſelben , worin ſeine Rechtfertigung lag , ließ ſich nicht erfünſteln . Um
anzutaften beabfichtigt, ebe er die Lüde zu füllen weiß , der bes
Frankreiche, weil fie in ihm denjenigen ſaben , der die Kraft
den großen Napoleon drängten ſich die bedeutendſten Männer
wood
107
und das Geſchick habe , Drbnung in das zerrüttete Franfreich zu bringen; der Neffe aber hat ſeit dem famoſen 31 Oct. 1849 die Unordnung ſelbſt und abfichtlich genährt, damit die Nation an ihn als den Retter aus dieſer Unordnung fich wende.
goon
Man hat in Deutſchland mehr als je Orund der Nation Inſtis tutionen zu geben, an welchen ſie in der That ſich zu halten bermag .
Das iſt
mißglüdt, wie alle die politiſchen Taſchenſpielerkünſte unter dem Drange ſchwieriger Umſtände mißlingen müſſen . Jest ſteht er
Ein altrömiſcher literariſcher fund.
da, allein , ohne den Beiftanb derjenigen Männer, welche ſeit 30
In der römiſchen Correſpondenz der Daily News iſt von der Ents dedung einer Metallrolle durch den gelehrten Pater Marchi in der
Jahren direct oder indirect das Ruder des Landes führten . Seine
Nähe der Katakomben jenſeits der Porta Latina die Nede, auf der eine befindet, welche ein Licht auf den Aberglauben der alten Römer wirft und einige dunkle Stellen der alten Claffifer erklärt. „ Bei einer Ausgrabung bemerfte Pater Mardhi mit einem mal eine
Anhänger haben ihre ſelbſtſüchtigen Zwede wohl größtentheils erreidi, denn ſie wollten Geld und Ehrenſtellen ; er ſelbſt wollte die Herrſchaft, er hat ſie jest, ob er ſie allein fortführen kann, das iſt die Frage. Wenn nicht alle anzeichen trügen, ſo vers fällt er dem unabänderlichen Geſeße, das, wie Görres ſo richtig fich ausdrüdt, alles Maaßloſe zum eigenen Selbſtmord treibt.“ Was bann ? Der Haß der Einzelnen gegen eine Regierung iſt in unſerer Zeit burdaus unmächtig geworden, und Prinz Ludwig Napoleon fann noch viele, viele Tauſende verbannen, ehe er dieſem individuellen Haſſe erliegt, aber es wird immer eins
;Inſchrift ſich
Maſſe alten Bleies mit anderm Schutt herausgeworfen ; da ein Archảo: loge , wie ein Jäger, ſtets auf der Lauer iſt, ſo faunite er nicht, das Stück aufzuheben, dasſelbe zu reinigen und es aufzurollen, wo er bang
eine ziemlich lesbare Inſchrift fanb. Pater Marchi nahm das Document alsbald nach Hauſe , und machte fich an die Arbeit , um dasſelbe ju bechiffriren.
Das Ergebniß iſt, daß die Inſchrift eine Anrede an Pluto
enthält, um einen Gegenzauber gegen die Verzauberung einer Here zu bewirfen, welche auf einen jungen Mann , Namens Lentulus oder Len :
ſamer um ihn werden, weder er ſelbſt noch eine Umgebung wers
tilius, einen Zauber geworfen hatte. Wahrſcạeinlich war ein Opfer
Den ben ſteigenben financiellen und politiſchen Schwierigkeiten ge wachſen ſeyn, unb bie Gewiſſenloſigkeit, mit der er bisher zu Werke gegangen, läßt erwarten , daß er; von Verlegenheiten ums rungen, endlich das lepte verzweiflungevolle Mittel gebraucht und einen Krig vom Zaun bricht, wozu die Armee jauchzen und das vernünftige Frankreich jammern wird, da ihm weder durch die
geſchlachtet worden, um die unterirdiſche Gottheit zu gewinnen und die Vitte wurde von dem Opferer in der unmittelbaren Nähe des Altaro niedergelegt.“ Orthographie und Styl dieſer Compoſition , welche metriſch abgefaßt iſt, weiſen auf die republifaniſche Periode hin, und wir haben hier ein Beiſpiel des herrſchenden Aberglaubens, den Horaz in der 17ten Gpode ſchildert, wo ein Flehender die Gewalt der Zauberin Canidia anerfennt , und von ihren Verzauberungen frei zu werden bittet.
Preſſe, noch durch die Iribüne ein Mittel gegeben iſt, auf die
( Athen , 24 Januar . )
Regierung und ihre Entſchließungen einzuwirken. Nur die Diplo matie fann durch ihre Geſandten noch ein ernftel und einbrings
liches Wort reben , alle andern moraliſchen und rechtlichen Schrans ken gegen die Laune eine Einzelnen und die Eingebungen des Augenblide ſind gefallen, und Europa war nie compaßloſer auf den bewegten Ocean hinausgeſchleudert, als ſeitdem Prinz Ludz wig Napoleon an der Spike von Frankreich ſteht. Und wer fann bei dem Charakter dieſed Manned bafür bürgen , ob nicht die Diplos matie eben ſo burch einen kriegeriſchen Gewaltftreich überraſcht
wird, wie bie Pariſer Nationalverſammlung am 2 Dec. Durch einen politiſchen ? Die engliſche Journaliſtif, bie Limes voran, ſpricht
Vegetationsſkizze des Jithmus von Panama von Berthold Seemann. (Schlub.)
Ein Baum, welcher große Berühintheit erlangt hat , wird Cedron (Simaba Cedron, Planch.) genannt. Den früheſten Bericht über dens ſelben finde ich in einem alten Werfe : ,,History of the Buccaneers, welches 1699 in London erſchienen ift. Seine Wirkung als Gegengift gegen Schlangenbiß und ſeine . Standorte find genau befannt; ob urſprünglich durdy Ausſage der Gingebornen oder durch Zufall von den Seeräubern entdeckt , iſt die Frage. Wäre dag lektere der Fall , ſo müßten ed dieſe auf ihren Fahrten nach dem Magdalena entdeckt haben , denn das wirfliche Vorkommen des Baumes auf dem 3jhnus von Panama war bis zum Jahre 1845 unbefannt : Da erſt wies Don Juan de Anſoatiqui durch Vergleiche nach, daß der Gedron von Panania und Darien mit dem von Carthagena identiſch rey. Die Wirfungen des Samens waren jedoch durch vom Magdalenafluſſe hergeführte Früchte viele Jahre zuvor ſchon befannt. An jenem wachet die Pflanze Herrn Wil liam Purdie zufolge in der Umgebung des Dorfes San Pablo. Auf dem fſhmus wird fie an den Außenſeiten der Wälder in allen Gegenden gefunden , häufiger jedody in Darien und Veraguas als in Panama. Die Gingebornen ſchaßen fle ſehr hoch und führen ſtets ein Stüdchen der Frucht bei fich. Wird jemand gebiſſen , ſo wendet man ein wenig mit Waſſer vermiſcht äußerlich auf die Wunde, und einige Oran geſchabt in Branntwein oder in Ermanglung deffen ebenfalls in Waſſer innerlich an. Bei Befolgung dieſer Behandlung bleiben die Biſſe der giftigſten Solans gen , Scorpionen , Tauſendfüße und anderer ſchädlicher Thiere ohne nachtheilige Folgen. Auch bei Wechſelfiebern haben ſich Gaben davon .
!
dieſe Beſorgniß unverhoblen aus .
Aber wenn es auch der Diplomatie gelingt bieſen Schlag abzuwebren , lo fann fie auf die innern Berhältniſſe Frankreich nur einen ſehr untergeordneten Einfluß üben, und wer fann ſagen , mad dann eintritt, wenn der unvermeidliche Umſchlag erfolgt ? 68 iſt ganz unnük , fich über die Grentualitäten, die dann eintreten fön nen , weiter zu verbreiten, eind aber iſt jedenfalle gewiß : die Nation, der man ſeit zwei Monaton ſo gewaltſam ben Mund ſchließt, wird ihn öffnen, ſie wird ſo viel möglich die Intriguen und die gemeine Habſucht, die ſich ſeit der leßten Zeit geltend machte, an den Tag bringen, ſie wird ſich durd, ein großes Maaß von Frei heit für bie kurze Knechtſchaft entichädigen .
31 dem tiefen Grou,
der fich in der ganzen gebildeten Glaſſe fund gibt, liegt auch ein ftarfes Mißtrauen aller Parteien gegen fremden Einfluß, bem man zum Theil die Erfolge bee Prinzen Ludwig Napoleon duld gibt ; alle Parteien werden troß ihrer innern Spaltungen mehr
wie je nur Franzoſen ſeyn, und die Regierungeform , welche dann eintritt, mag ſie einen Namen haben welchen ſie wolle, wird eine
ftarke republikaniſche Färbung haben . Das Uebel, das man durd) Eutwig Bonaparte befämpfen wollte, wird ſtärfer und unaues rottbarer baſtehen, als vorher, und wenn Frankreich durch die
mehr als unbeſonnene Behandlung ſeiner Finanzen phyſiſch um etwas dwächer Daftebt, wird ſein moraliſder Einfluß eber ſteigen,
ſehr heilſam erwieſen. Der Bedron iſt ein Baum von 12 bis 16. Fuß
Höhe ; rein einfacher Stamm hat ungefähr ſechs Zoll im Durchmeſſer und iſt am Gipfel mit langen gefiederten Blättern gefrónt, welche ihm das Anſehen einer Palme verleihen. Seine Blüthen ſind von grünlicher Farbe, ſeine Früchte im höchſten Grade unreifen Pfirſichen ähnlich. Jeder Same, oder Cotyledon vielmehr , wird in den Apothefen von Panama für zwei oder drei Realo ( 10 oder 15 Silbergroſden ), ja zu: weilen noch höher verkauft.
wos )
108
Außerſt intereſſant iſt auch die Anta, eine Art vegetabiliſchen Olfen :
verbreitet findet, indem ſogar in Ecuador ein ganzer fandftrich reinen
being (Phytelephas), von dem am Magdalenenfluſſe wahrſcheinlich vers
Namen barnadh erhielt. Die Jipijapa iſt in Panama und Darien be:
ſchieben. Es wächst an niedrigen feuchten Orten, beſonders an Flüſſen
ſondere an hellſchattigen Orten gemein ; doch iſt ihre geographiſche Vers
und Bächen , und iſt über die füdlichen Theile von Darien und in der Nachbarſchaft von Portobello verbreitet, Gegenden, welche faſt das ganze Jahr hindurch durch Regengüſſe heimgeſucht werden , oder beſtåndig in dichte fich von dem feuchten Boten oder der üppigen Vegetation er: hebende Nebel gehüllt find. (8 wird ſtets in getrennten Gruppen ges
breitung nicht auf jene allein beſchränft. Sie wird überall länge der Weſtfüſte von Neu Granada und Ecuador gefunden , und ſelbſt zu
funden , welche ſelten oder nie mit andern Bäumen oder Sträuchen
oder Panamahüte werden vorzüglich in Veraguað und Weft : Panama verfertigt; jedoch nicht alle unter demſelben Namen im Handel vorfoms menden find auf dem Jihmuo geflochten. Bei weitem der größte Theil wird in Manta , Monte Chriſti und andern Theilen von Gcuador ver : fertigt. Die Hüte werden faſt auf dem ganzen amerifaniſchen Con : tinent und in Weftindien getragen, und würden auch in Europa ebenſo
untermiſcht find, an Orten, auf denen fich feine Kräuter zeigen, ſo daß der Boden wie gefegt erſcheint. In der Pracht ihnelt es dem Corojo Colorado oder der Delpalme (Elais melanococca, Gaertn .) ſo ſehr,
daß man beim erſten Anblid beide ſehr leicht verwechſeln fann. Beide lieben gleichen Boden ; beide haben einen Stamm, welcher erſt, nachdem er einige Schritte auf dem Grdboden hingefrochen , gerade aufſteigt;
Salango habe ich ſie bemerkt ; doch ſcheint fie dort ihre ſüdlichſte Orange erreicht zu haben, ſo daß fie demnach über 12 Grade vom zehnten nörbs licher bis zum zweiten ſüdlicher Breite fich erſtredte. Die Jipijapa
gebraucht werden , fünde nicht ihr hoher Preis , 2 bio 150 Dollaro,
beide erreichen eine gleiche Höhe. Ihre Blätter ähneln fich ebenfalls ;
ihrer Einführung entgegen. Sie find von allen andern durch ihre Leichs
aud ihre Früchte entwideln fich auf dieſelbe Weiſe, an furzen, meiſt in
tigfeit und Viegſamfeit ſo wie dadurch unterſchieden, daß fie aus einem einzigen Stücke beſtehen . Man fann fie ohne Nachtheil aufrollen und in die Taſche fteden. In der Regenzeit werden ſie ſehr leicht ſchwarz;
der Anheftungøftelle verborgenen Stielen . Die Tracht iſt aber das ein zige, was die Anta n:it der Familie der Palmen gemein hat. Blüthe, Staubgefäße,1 die Organiſation der Frucht, ja faſt alle weſentlichen Charaftere find von denen jener Familie ſo bedeutend verſchieden , daß die Pflanze von derſelben zu trennen und mit den Pandancen zu vers einigen iſt. Dieſe Art Phytelephas iſt wahrſcheinlich, wie bereits geſagt,
jedoch wird ihre frühere Weiße durch Beſtreichen mit Ralfwaſſer oder
von jener verſchieden , welche an den Ufern des Magdalenenfluſſes wachet; der Stamm iſt auf der Erde liegend und erhebt fich dann doch
Das „Stroh“ (Paja) muß , ehe es zum Flechten tauglich iſt, verſdies denen Bearbeitungen unterworfen werden . Die Blätter werden, bevor
ſelten höher als vier bis reche Fuß. Er wird theils durch eigene Schwere, theils durch Luftwurzeln herabgezogen , welche leßtere nicht ſelten einen friechenden Anhang von mehr als 20 Fuß Länge bilden. Der Gipfel iſt mit 12 bis 16 gefiederten Blättern gefrönt , welche im Ganzen eine Länge von 18 bis 20 Fuß haben ; die Blättchen oder viel: mehr Segmente ſtehen an der Baſis des Blattes alternirend , an der Epiße jedoch ſind ſie gegenftandig ; fie find drei Fuß lang und zwei 3d breit. Ihre Geſammtzahl fteigt gewöhnlich bis zu 160. Alle
fie fich entfalten, geſammelt, alle Rippen und größeren Nerven daraue entfernt; das übrige wird dann , ohne von der Baſis des Blatte ges
Pflanzen , welche ich fah , waren diöciſd ; die männlichen ftete fårfer, ihre Stämme mehr aufgerichtet und höher als die weiblichen. Die Blüthen beider haben einen ſehr farfen mandelähnlichen Geruch, welcher Sowärme von Honigbienen , beſonders der fleinen , ſtachelloſen , die Walder bewohnenden Art herbeilodt. Die männlichen Blüthen fißen an fleiſchigen herabhängenden Stielen yon vier bis fünf Fuß Lange ; die weiblichen dagegen in Bündeln an furzen aufrechtſtehenden. Die
einer andern åßenden Flüſſigfeit, oder auch durch Bleichen an der Sonne leicht wieder hergeſtellt. Da über dieſe Hüte im Ganzen noch wenig befannt iſt, ſo möge hier eine Notiz über ihre Anfertigung Plat finden
trennt zu werden , in einzelne Streifen getheilt. Nadidem das Stroh darauf einen Tag in der Sonne gelegen , wird es in fochendes Waſſer getaucht , bis es ſeine Weiße erlangt. Dann wird es an einem ſcats tigen Drte aufgehängt und darauf noch zwei oder drei Tage gebleidt. Nun iſt das Stroh zum Gebrauche bereit, und in dieſem Zuſtande wird et auch verſendet, beſonders nach Beru, wo die Indianer ſehr niedliche Gigarrenfáfichen daraus verfertigen , welche zuweilen höher als mit 6 Pfb. St. das Stud bezahlt werden. Das Flechten der Hüte iſt außerft
mühſam ; man fångt mit dem Kopfe an und endet mit dem Rande. Sie werden auf einem Holzflobe geflochten , welder auf den Knieen gehalten und beſtändig gegen die Bruſt gedrüdt wird . Je nach ihrer
Gute wird auf ihre Anfertigung mehr oder weniger Zeit verwendet ; dic
Die dern gröbernmehrere könneniMonate. nein oderzwei TagenZeit beendet feinſten erfors Die ſchönſte zum fenn,die Flechten gewähren die
eine Anzahl Steinferne enthaltende Frucht von bedeutender Größe fteht anfangs aufrecht, hängt aber herab, ſobald die vorſchreitende Reife ihr
Gewicht vermehrt und die Blattſliele , welche die ſo were Maſſe unter: füßten , verwelft ſind. Gine Pflanze trägt auf einmal ſechs bis acht folcher Früchte , von denen jede durchſchnittlich 18 Samen mithalt und reif ungefähr 25 Pfund wiegt. Die Indianer gebrauchen die Anta auf ähnliche Weiſe, wie es an andern Orten geſdieht. Die Blätter nehmen fie zum Deden ihrer Hütten ; den friſchen flüſſigen Eiweißſtoff eſſen fie. Die Nüſſe dagegen werden zu feinem beſondern Zwede verwendet. Die den githmus bewohnenden Spanier wußten, ehe ich dieſe Gegend beſuchte, nicht, daß hier das vegetabiliſche Elfenbein oder Marfil Vejetal , wie
fie es nennen , heimiſch wäre, und doch hat noch niemand Nußen dar: aus zu ziehen geſucht, obwohl ſie berichteten, daß mit den Erzeugniſſen 1
der dariſchen Wälder ganze Schiffe beladen werden fönnten. Noch ein einheimiſches Orzeugniß, welches der Grwähnung verdient, iſt die Jipijapa ( Carludovica palmata, R. et Pav.), eine palmáhnliche Pflanze, aus deren nod nicht völlig entwidelten Blättern die befannten
„ Panamahüte" geflochten werden. Dieſe Carlubovica unterſcheidet fich von allen andern dadurch , daß fie allein fteht, nicht flimmt und fåcherförmige Blätter trägt. Dieſe find 6 bis 14 Fuß hoch; die Blatt ſcheiben vier Fuß breit . Die Blüthenſcheiden erſcheinen zu Ende der
trođenen Jahreszeit im Februar und März. Auf dem jflhmus wird
Morgenſtunden während der Regenzeit , wenn die Luft mit Feuchtigfeit geſchwangert iſt. Während der Mittagsſtunden und bei hellem trocenem Wetter bricht das Stroh leidt ; dieß zeigt fich nach Anfertigung des Hutes durch Knoten an, welche den Werth desſelben bedeutend verringern.
Damit will ich ſchließen. Ich habe wohl genügend gezeigt , daß die Natur ihre Gaben über den 31thmus von Panama nicht uit ſpars famer Sand audgedjüttet hat.
Verbindung zwiſchen dem atlantiſchen und ftillen Dcean über brittiſch Nordamerika. In der Verſammlung der
geographiſchen Geſellſchaft zu London am 12 Januar legte ein Capitán Synge, vom f. Ingenieurcorpå, einen Plan vor, eine Verbindung zwis fchen beiden Meeren über brittiſch Amerifa herzuſtelleu. Der Verfafies legt die Vortheile derſelben namentlich für England dar , erwägt aber wohl rowerlich , daß niemand den Weg über das weite ode land im
brittiſden Nurdamerika , das 5 bis 6 Monate mit Sdnee bededt ift. nehmen würde , ſolange er mit der furzen Unterbrechung der Landenge von Panama oder Nicaragua den ganzen Weg zu Waſſer machen kann. Bis eine einigermaßen brauchbare Straße quer durch den nordameris faniſchen Continent fertig wäre , fönnte allenfall & auch die Eiſenbahn Aſa Whitneye durch das nordamerifaniſche Gebiet fertig reyn , für
die Pflanze Portorico, audi Jipijapa, genannt, allgemeiner iſt jedoch der
welche in neuerer Zeit wieder ſehr ernfliche Schritte geſchehen. Der engliſche Plan erſcheint ſelbſt gegen dieſen ziemlic viſionár, und nament:
leptere Name , welcher längs der Küſte fich bis nach Chili und Peru
lich von Beſorgniflen für Ditindien eingegeben .
Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6d. Widenmann .
( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 1 und Umſchlag zum Monat Januar. )
Das Ausland. E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Rittlichen Lebens der Völker. Nt. 28.
2 Februar 1852
England vor der Parlamentseröffnang. Gonft miehren fich tor ber Parlamentéeröffnung bie jours
miteinander.
Englands politiſche Neigungen find noch ariſtokras
tiid , ſeine Richtung iſt ſeit dem Siege des Freihandeld unwieders
naliſtiſchen Urtheile über die Ausſichten der Seifion, bießmal bringlich demokratiſch, ſelbſt wenn biß zu einem gewiſſen Grade haben fte abgenommen, und ein Artikel im Morning Chronicle wieder ein Protection8jyſtem auffommen ſollte, was ſeine großen vom 22 Januar, worin bao gewöhnliche, ber Parlamentderöffnung innern unb äußern Schwierigkeiten hat. vorangehende Gaſtmahl des Premiere in Galauniform in ſehr In dieſer Uebergangsperiode fragt es ſich allerdings ſehr, humoriſtiſcher Weiſe mit dem Senfermahl verglichen wird, iſt wie viel vom Alten aufgeopfert werden ſoll, und was erhalten faft der einzige bebeutendere über bie bevorſtehende Seffion. Der werden kann, aber die Zahl der Perſonen, welche ein Miniſter Grund iſt wohl einfach der, daß England faum je mit ſolcher rium übernehmen können, iſt ſehr gering. Man hat es Lorb totalen Ungewißheit des Verlaufe einer Parlamentseröffnung ents John Ruſſel zum großen Vorwurf angerechnet, daß ihm feir gegen jah. Dao Miniſterium ift franf, ſehr frank, wofür, wenn junger Nachwuchs von Staatsmännern zu Gebot flebe. Der
andere Beweiſe mangelten , die Ungeneigtheit der Peeliten, Sir 3. Graham, Herzog von Newcaſtle, Sir Sidney Herbert unb Hr. Carbwell, in dasſelbe einzutreten, Beweis genug wäre. Wenn man wüßte, wie das Miniſterium erſeßen, ſo wäre es ſeit zwei Jahren gefallen, und ſo unehrenboll es ſeyn mag, der bloße Noths
nagel zu ſeyn, ſo hat doch dieſer Sachrerhalt ganz allein das Miniſterium bisher gehalten. Aber alles reibt fich auf, und ein Minifterium , wenn ihm einmal bie wahre Macht entgangen iſt, wohl am ſchnellften . Auf dem Continent macht man ſich nur ichwer einen Begriff von der Schwierigkeit, welche dieemal bie
Bildung eines neuen Miniſteriums hinbert ; man fann zwar im allgemeinen, und nicht mit Inrecht, ſagen , die Lorypartei fönne mit ihren protectioniſtiſchen Anſichten nicht mehr and Ruber, und
in tem ariſtokratiſchen England jeh noch nicht die Zeit angebrochen für ein Miniſterium aus rein bürgerlichen Elementen, allein der
eigentliche Stand der Dinge wirb damit nur ſehr unvollfommen augs gebrüdt. Auf dem Continent, namentlich in Frankreich, hat man mies .
Vorwurf iſt wahr, aber er iſt ungerecht,, denn man hätte mit
gleichem Rechte. Sir R. Peel, einen Vorwurf daraus machen fönnen, daß im J. 1850 eine Partei noch in der Parlamentde
feffion geradezu auseinander lief. Die Parteien, die altengliſche wie die amerikaniiche, haben Grundſäße und darum Conſequenz, bei der Mittelpartei werden die politiſchen Fragen nothwendig zu Convenienzfragen ; welche Aenderung des alten Zuſtande , der eine in Kirche und Staat, in geſellſchaftlicher, wie in nas tionalökonomiſcher Hinficht geſchloſſenes Syſtem bilbete, iſt jet
thunlich, rathſam , nüßlich, nothwendig ? Bei dieſen Fragen fommt , .
e8 auf die Schwäche und Stärfe der eigentlichen wahren Parteien ,
auf den Stand der Meinung in der nothwendigerweije flottir renden Geſellſchaft, endlich auf den Zwang der Umſtände an ; die Beantwortung dieſer Fragen fann bei ſonſt fehr gleichbenfender Leuten ſehr verſchieden ſeyn, und das Auseinanderlaufen der Partei Peeld iſt die natürlichſte Sache von der Welt. Mit Peel, der Die Mittlerrolle mit dem meiſten Geiſte, mit dem entſchiedenſten
berholt, wenn es nicht räthlich befunden wurde, eine entſchieben aus
Lalent und dem ganzen Gewicht lange und wohl erworbenen Ans
geprägte politiſche Partei and Ruber zu bringen, fich mit gewands
ſehens geſpielt hat, fam auch der damals ſo viel Diſput erregende.
ten Bureaumännern geholfen , und damit Zeit gewonnen . Dieß ift in England nicht möglich, unb Peel, der halb aus Wahl halb auf Noth ein Mittelglied zwiſchen den eigentlich tämpfenden Par: teien bilden wollte, iſt an dem Verſuch geſcheitert. Seine Partei, wenn man ein Duzend gewandter, geſchäft& erfahrener Männer io nennen kann, war ſchon im J. 1849, ein Jahr vor Sir R. Peels
Saß auf : measures, not men, d. 5. man jou ben Werih ober Unwerth vorgeſchlagener Maaßregeln, und nicht die Partei, vor der fie ausgehen, ins Auge faſſen. Es geht aber hieraus audi hervor, daß nur Männer von hervorragenden Talenten und von
Sobe, in voller Auflöſung ; dieſe Leute find al& Individuen bes Deutend, als Partei nicht, denn Parteien gibt es jeßt in England
nur zwei, die welche ben alten firchlich -ariſtokratiſchen Staat in England erhalten, und die, welche England amerikaniftren wollen . Für die ſtrengen Anhänger des alten Staats iſt die Zeit vielleicht vorbei, wenn gleich Graf Derby nicht eben eine Unmöglichkeit iſt,
für die amerikaniſche Partei Cobbene ift die Zeit gewiß noch nicht
gekommen. 68 muß alſo ieft faft nothwendig eine Mittelpartei ang Ruder, Tenen eß die Peeliten ober Clarenbon, oder beide
erworbenem Anſehen die, undankbare Rolle der Miniſter übers
nehmen können ; in dieſer Schule gibt es alſo feine Sünger, in fte fönnen nur Männer von gereifter Erfahrung aus dem einen
ober andern Lager herübertreten, müſſen aber dabei immer vor ihren altgewohnten Unſichten vieles bahinten laſſen. Die Peels dhe Mittelpartei iſt weſentlich gebrochen , und Sir 3. Graham balb abgenüßt ; auf Lord Clarendon hat man die Augen nur barum mehr gerichtet, weil er nod nicht ſo abgenugt iſt. Wir
{agen bieß keineswege, um die perſönliche Bedeutung dieſer Männer gering anzuſeßen , ſondern nur, um ihre Stellung zu erklären. Ein Syſtem brüdt weber Sir J. Graham, noch Lord
110 Clarendon aus, ein foldhed würbe nur durch Graf Derby ober
Hrn . Cobben ausgedrückt. Sollten alle Combinationen einer Mittelpartei mißglücken , wie nicht ganz unmöglich, dann könnte von den Männern des Syſtems nur Graf Derby auftreten, denn þrn. Cobben würde die öffentliche Meinung des einflußreichſten Sheile der Nation noch nicht ertragen .
Wir täuſchen und feineswegs über die Schwierigheiten , die Graf Derby zu befahren hätte : er iſt durch alle ſeine Vorgänge an das Princip del Schußer gebunden und müßte dieſem ents fprechen ; in der großen Mehrzahl der handel- und gewerbtreibens ben Claſſen iſt dieß Syftem aber berbächtig und gehabt, weil man nur an das alte gezwungene Syſtem der Korngeſege benft, und die Leben mittel möglicht wohlfeil haben will, um ben
Laglohn herunterlegen und mit der übrigen Welt beſſer concurs riren zu können. Die größte Schwierigkeit liegt aber nicht eine mal hier, ſondern in den allgemeinen Handelsverhältniſſen , da man durch die Einfuhr nicht nur bad eigene Land, ſondern auch
ſo weit möglich die übrige Welt, namentlich den Continent, vers
ichen Europa einers, unb Amerika ſowie Aſten andererſeit8 ma chen, c8 fteht damit ganz auf dem Boden, welchen Holland im 17ten Jahrhundert einnahm ; wie Holland damals ben Freihandel
lehrte und übte, weil es den Alleinhandel mit den transatlanti idhen Erzeugniſſen beſaß, ſo iſt es jegt mit England, und es muß um jeben Preiß zu verhindern ſuchen , daß ihm nicht der Contis nent mit einer Navigationsacte entgegentrete , wie im 17ten Jahrs hundert Cromwell ben Holländern gegenüber getreten iſt. Im Lager der Protectioniſten, und vielleicht ſelbſt zum Theil der Freihändler, tauchen Beſorgniſſe auf, daß dieſer Freibandel, D. h. das volls
kommene Uebergewicht des engliſchen Handeld über ben Contis nentalhandel , nicht auf die Dauer durchzuführen ſey, und man weist darauf hin, wie wenig Anklang die engliſche Freihandeløs politif auf dem Continent gefunden habe ; die Protectioniſten thun bieß, um ſelbſt zum Schubſyſtem zurückzukommen, die Freihändler, um die Regierung anzutreiben, burch alle Mittel, ſelbſt duro Gewalt, die andern Staaten zur Nachahmung zu nöthigen. Uns ter dieſen Umſtänden iſt es nicht ohne Intereſſe, daß die Ideen
forgen , die Einfuhren aber dennoch mit brittiſchen Manufacten bezahlen wil. (8 iſt bieß, wenn auch unter veränderter Form, Das alte Mercantiliyftem , das auf den Colonialbefiß gebaut war .
ſprach : alle Erzeugniſſe der engliſchen Colonien ſollten durch
Man kann Amerifa und Aſien nicht mehr direct beherrſchen ,
ſchnittlich nur die Hälfte des von den Erzeugniſſen anderer Länder
nicht mehr gebieten, daß dieſe Länder ihre Erzeugniſſe nur an das Mutterland abſeßen, und ſich nur aus dem Mutterlande mit
geforderten Zodleg bezahlen . Daß Peel ſo ſchnell von dieſem Ge
von Colonialpolitik wieder auftauchen , in derſelben Art wie fte Sir R. Peel im J. 1842 in ſeinem erſten Tarifentwurf auss
banken wieder abging, und dem Syſtem huldigte, welches nach
den nöthigen Manufacten verſorgen , aber man will dasſelbe
kurzer Uebergangeperiode die Erzeugniſſe der engliſchen Colonien
Ziel durch die Entfaltung der Macht, durch Einflüſſe und zus gleich auch durch erhöhte Thätigkeit im Innern erreichen. Immers bin aber beſteht die Tendenz, England dadurch zum Weltemporium zu machen, unb bazu iſt eine gute Dofis Freihandel nöthig, dies ſer Freihandel aber, der fich , gelegentlich bemerkt, mit einer guten Doſis Zodichuß für engliſche Induſtrieproducte verträgt, muß namentlich auch au&märte gepredigt werden ; wie fann man aber
denen anderer Länder völlig gleichſtellt, iſt ein noch bebeutiamere Zeichen des Schwanfene in ten engliſchen Handelsanſichten, ale
dem Princip des Freihandele aubwärts Eingang verſchaffen, wenn man ſelbſt wieder zum Schußzoll, auch für das Getreide, zurück-
die Abichaffung der Korngefeße ſelbſt, die nur ein Theil, freilich ein fehr bedeutender, des alten Syſtems waren . Daß noch eine ganz andere Frage als die Kornfrage auf bem Spiele ſteht, mag man ang nadhfolgendem erſehen. Die engliſchen Colonien nehmen , Indien mit eingeſchloſſen, etwa für 18 bis 20 Mid. Pfb . St. engliſche Waaren, Canada mit beis
läufig 2 Mid. E. 3,2 Mill. Þft.
Die Vereinigten Staaten mit
kehrt ? Der engliſche Freihandel beruht , wie wir wiederholt bes
25 Mil. Menſchen nur 15 Mill ., was auf den Kopf 12 Sch.
merkt, auf der Abſchaffung der Korngeſepe, um dem induſtriellen
macht, während in Canada auf den Kopf 32 Sch, kommen.
Theil der Bevölkerung das Leben zu erleichtern, auf der Abs ſchaffung des Colonialſyſtems, um nicht die Erzeugniſſe der freien
Fährlich zieht etwa eine Viertel Million Menſchen aus Englanb
Länder Amerika'e und Aftené vom engliſchen Markt zurüdzus
Regtereß hat durch die Aufhebung der Korngeſepe und die Ver
ſtoßen , und auf der Abſchaffung der Schifffahrtageſepe, um die Zufuhr dieſer Erzeugniſſe durch die Schiffe jeglider Nation zu erleichtern. Ein Schupzolſyſtem für die Induſtrie verträgt ſich
änderung ber Holzzolle in ſeinen weſentlid ſten Intereſſen , dem
damit, dieſe Wahrheit wird aber unter den Scheffel geſtellt, und
ſcheinen Capital und Menſchenfräfte im Ueberfluß vorhanden,
man hält an dem allgemeinen Saß größtmöglicher Handeléfrei heit feſt, um die andern Staaten zu vermögen, den engliſchen Waaren Thür und Thor zu öffnen. In dieſer Beziehung iſt Das engliſche Freihandeldſyſtem weſentlich gegen Außen gerichtet, und wenn man im Innern zu den von den Protectioniſten für uns erläßlich gehaltenen Schußzöllen für Korn und für die National
ſchifffahrt zurüdfehrt, entreißt man ſich ſelbſt die Mittel, das Freis handeléſyſtem gegen Außen zu predigen. Hierin liegt die große Schwierigkeit, welche Graf Derby und ſeine Freunde zu befahren haben, nicht in den innern Verhältniſſen, welche einen Schub für den Acerbau faft gebieteriſch fordern. Stände die Bezugs nahme auf die au wärtigen Verhältniſſe nicht im Wege, die Frei
händler ſelbſt hätten die Nothwendigkeit eines mäßigen Schuß-
nach den Vereinigten Staaten ; warum nicht nach Canada ?
Holz- und Kornhandel, bebeutenb gelitten, und legt ſeit 1850 einen zou von 12' 2 Proc. auf engliſche Waaren. 3n England barum ſinkt der Zins und der Taglohn ; in ben Colonien fehlen beide ; warum ergreift man nicht ein Syſtem , woburde die Aufs
fuhr der Colonien nadı England begünſtigt, die Auswanderung von Gelds und Menſchenfräften nach den Colonien geſteigert wird ? England fönnte in zehn Jahren ſeine nordamerikaniſchen Colonien um 3 Millionen Menſchen verſtärken , und ſeine Auß fuhr würbe von 3,2 Mil. auf 8 ſteigen. Hätte England ſeit 20 Jahren ein ſolches Syſtem befolgt, eg wäre von den Tarifen der übrigen Welt ziemlich unabhängig, und ſeine politiſche Macht
ſtände unangreifbarer ta ale je ; jekt fönnen feindliche Tarife
das Land an den Rand des Verderbens bringen.
Dieſe Bes
trachtungen haben eine große Tragmeite. Was aber vor 20 Jahren leicht war, und mit beiben Händen ergriffen worden
zous für den Akerbau zuverläſſig bereits zugeſtanden. Wir haben nicht ohne Grunb ' das engliſche Freihandelee
wäre, daß iſt jeßt ſehr ſchwer, weil, ehe man zu dieſem Syſtem
fyſtem ein erweitertes, veränderted Mercantilſyſtem genannt.
Gng.
den müßte. Und dieſer Freihandel greift die alte engliſche Ver
land will fich ſo viel möglich zum Vermittler des Handeld zwi:
Faſſung im Princip an , denn indem er alles wohlfeiler macht,
zurüdgeben kann , der Grundſag des Freihandels gebrochen wers
111
no
Tuinirt er die Ariſtokratie in ihrem Vermögen, und ein Erſag
Goson
Grundſaß allgemeiner Toleranz nicht entgegenhandeln fann, und andererſeits die Hochkirche Rückſichten fordert. Zum Glück für
tee | dieſe herricht unter der katholiſchen Partei ſelbſt Uneinigkeit, die
in Staatsſtellen iſt ein Unbing, erſten8 weil man nicht alle vers ſorgen fann, und zweitens weil der Freihandel eine Einſchrän-
fung aller Staatsausgaben zum dringendſten Bedürfniß macht.
fich nicht mehr verſchleiern läßt.
Das Verbot des Papſtel gegen
Welche Bahn ſoll unb fann eingeſchlagen werden ? Das
die gemiſchten Collegien und der nur mit Mehrheit Einer Stimme
wird jeßt noch ſelbſt in England niemand mit Sicherheit ſagen
gefaßte Beſchluß der Synode von Thurles gegen dieſelben haben nicht allgemeinen Beifal gefunden ; eine große Anzahl Laien und ſelbſt einige Geiſtliche haben den Gehorſam verweigert.
fönnen , und alle Vermuthungen über Perſonen werden unnük. Gelegentlich fönnen wir indeß nicht unerwähnt laſſen , daß alles Tich auf eine baldige Parlamentswahl rüſtet, und daß man in
Liverpool Lord Stratford Canning, welcher im einſchlägigen Fall Minifter ber auswärtigen Angelegenheiten unter Graf Derby
werden ſoll, als Candidaten aufgeſtellt hat. Das iepige Minifterium fann in feinem Falle zuſammenbleiben, wenn wir aud nicht glauben, daß bei dem miniſteriellen Genfermahl Lorb Pals merſton ale Banquo's Geift er einen werde.
Aber Lorb Lande.
downe iſt ein alter Mann , Lorb Broughton ( Sir John Cam Hobhouſe) ebenfalle, Sir G. Grey iſt leidend und oft arbeites unfähig, Graf Grey hat ſich mit ſeiner Colonialverwaltung, na
In England ſtößt die römiſche Kirche auf harten Boden,
auf Leute, die in politiſchen Stürmen gereift und zum Theil mit Abneigung, ja mit Haß gegen das Papſttbum erfüllt find. Schon hat leßteres den Bogen wohl allzu ſtraff geſpanut, und möge nicht vergeſſen , daß wir im Zeitalter vorzugôreiſe weltlicher In tereſſen leben ; Irland iſt ohnehin in einem Zuſtande, wo welts
liche Intereſſen die erſte Stimme führen müſſen ; bie Abnahme der Bevölferung, die bereit zwei Millionen beträgt, und in den nächſten fünf bis ſed;s Jahren wohl noch weitere zwei Millionen betragen fann, ändert die öfonomiſchen Verhältniſſe von Grund
mentlich mit dem Krieg am Cap, einen Mühlſtein um den Hals
auß, und arbeitet den Beſtrebungen der fatholiſchen Kirche ent
gebunden, Sir Ch. Wood hat ſeine vorjährige Niederlage über Die Einkommenſteuer noch nicht verwunden, und wird in Folge bes Capfriegs und der jeßigen Kriegérüftungen nicht mit einem
gegen ,
großen Ueberſchuß, wie in den legten Jahren, geplagt feon ; die Ginkommenſteuer wird in Wahrheit, wie man es in den legten
Jahren verlangt hat, zur Kriegeſteuer werden ; der Premiers
Die engliſche Preſſe, die auch eine Macht iſt, wird
zudem jede Schwäche belauern und benüben, zur Stüge dieſer Anſicht brauchen wir uns nur auf die Berichte der Times und anderer Journale über Irland zu berufen ; die vorjährige Titel bill wird ziemlich ein tobter Buchſtabe bleiben, aber der ermachte proteſtantiſche Volfegeiſt wird nicht ſo leicht ſich wieder ſchlafen
miniſter wird mit ſeiner Reformbil bag Schidial des Finanz-
legen. Shaftesbury's Anträge auf eine Reform der Hochfirche
miniſters theilen, welcher im vorigen Jahr über der Einkommen. freuer von Torieß und Radikalen Schläge bekam, kurz alles läßt ſich zu einer Parlamentêauflöſung an, die vielleicht bei der erſten
werden nicht ganz zu Boden fallen, wenn fie auch in der jepigen
Abſtimmung eintritt.
Form nicht zum Ziele gelangen werden .
Eine ſolche raſche Auflöſung entbindet
auch das Miniſterium ter låſtigen und Häflichen Pflicht, fich
Archäologiſche Arbeiten in Polen.
näter über den Auêtritt Corb Palmerſtone audzulaffen , und je
(Aus dem Ojas vom 21 Januar 1552.
nachdem die neuen Parlamentêwahlen ausfallen , iſt Lord John
Die für die Aufklärung und das Verſtändniß hiſtoriſcher Forſchun : gen ſo unentbehrliche Wiſſenſchaft der Archäologie iſt bei uns in Polen erſt ſeit ziemlich kurzer Zeit zu bearbeiten begonnen worden, und zwar,
Rufiel vielleicht beim Zuſammentritt idon nicht mehr an Ruber. Das iſt der Fabricheinliche Verlauf der legten Leben
qtadien eines Miniſteriums, deſſen Marasmus conſtatirt iſt. Mit einem jungen Parlament hätte es ſich vielleicht noch ein Jahr hinſchleppen mögen, aber mit einem Parlament, das gleichfalle alt und gebrechlich, und auch mit allen Uebeln des Alters reich-
wie gewöhnlid bei allen Anfängen , ohne wiſſenſchaftliche Genauigkeit und ohne beſtimmte Richtung. Außer den geſchaften Arbeiten Choda: fowofy's , Golebiowsky's , Daciejowsky's , Ambroſ. und Mich. Gra: bowsky's , Ujazdowsky's , Wolanofy's , Tysfiewicz'e und einiger andern hat ſie den Grfolgen nicht entſprechen , welche in Frankreich , England !
lich behaftet iſt, kann es nicht mehr beſtehen, um ſo weniger, als die Mafie der bedeutenden Fragen , welche wenigſtens theil-
und Deutſdland dieſe Wiſſenſchaft auf eine ſo hohe Stufe geſtellt haben ;
weiſe und im Princip gelöst werden müſſen , zu groß iſt.
liche Kritit , ohne beſtimmte Grundlage , ohne Renntniß deſſen , was
Einige derſelben haben wir oben in den Bemerkungen über Die Handelsverbältniſſe erwähnt, aber es kommen noch einſóläs
gige Fragen über juridiſche Hantelegeleggebung , über die Ums aranblung des ganzen Zolldepartemente hinzu ; die Fragen der aus. wärtigen Politik wollen wir nicht einmal in Anſchlag bringen, benn dieſe werden in England nicht allein von einem Miniſterium, fondern im Grunde von allen hochſtehenden Perſonen des Landes gemeinſam entſchieben ; aber die Frage über die Erneuerung des Freibriefs ber oſtindiſchen Compagnie, welcher im nächſten Jahre abläuft, ſteht vor der Thüre, bie Banffrage wird gleichfalls nicht
überhaupt find die bisherigen Entbedungen und Forſchungen ohne eigent man anderswo ſchon weiß und als richtig angenommen hat , vor fich gegangen, was aber das wichtigſte iſt, der größte Theil dieſer Forſchun:
gen drehte fich um dieſelben geſchriebenen Quellen mit Beiſeitelaſſung der Reichthümer der verſchiedenen Sammlungen , und noch mehr der im Lande zerſtreuten Denkmäler. Es iſt indeß ſicher, daß die reichſte Quelle der Archäologie die Kenntniß unſeres Landes ſelbſt iſt; in der Pfarrfirchen , in den Privatarchiven der Familien und der Stadtchen bergen fich noch viele ſolcher Denkmäler, deren Erforſchung mit der Zeit
ein Bild von dem geben kann , was das marafteriſtiſche Merkmal ge:
mehr lange verſchoben werden fönnen , und die Ilmwandlung, die
wiſſer Gpoden war ; betrachtet man ſodann an Ort und Stelle den Charafer des Volfs und ſeine Gewohnheiten , horcht man auf ſeine Sagen und Lieder , merft man auf Kleiderſchnitt und Geſichtszüge, unterſucht
dem Geldreſen durch das Ginſtrömen des californiſchen und au
Vuche, ſo macht man die Archäologie zu einem minder trodenen, lebens:
man die Natur der Gegend , und ſtudirt dieß alles aus dem lebendigen
ſtraliſchen Goldes bevorſteht, dürfte den ganzen Streit über die
volleren Studium .
Banffrage abermale verbittern . Auf dem moraliſchen Gebiete tritt vor allem die Kirchenfrage auf, wie ſie namentlich Lorb
archäologiſche Commiſſion , ein Zweig der mit der Univerſitát verbun .
Shaftesbury in Anregung brachte, und ale Corollar bazu die Unterrichtsfrage ; lange laſſen ſich dieſe nicht hinaudichieben , und ihre Löſung mird ſehr ſchwer werden , da man einerſeite bem
Unter dieſen allgemeinen Gedanken trat vor ein paar Jahren die
denen frafauer wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft, zuſammen . Ihr Zwed war, alle Denkmale zu ſammeln , ſie vom Untergang zu retten, das Land 311 erforſchen, und als Ergebniß ihrer Bemühungen eine Zeitſchrift heraus :
.
112
soon
zugeben, welche die öffentliche Aufmerkſanıfeit auf dieſen Zwed hinwen : | Brug füden der urſprünglichen Religionen enthalten find, ſicherer die dete, fie aufklären und belehren ſollte, welcher Werth den ſo oft gering, Wahrheit ſucht aló auf dem ſo oft in die Frre leitenden Weg der Phi: geachteten Denkmalen und Schriften beizulegen ſey. Beſchränkt in ihren lologie ; der nadte Name iſt bloß eine Scale , welche den Kern der materiellen Mitteln fönnte die wiſſenſchaftliche Geſellſchaft, welche bereits Wahrheit verhüllt. viel Geld auf die Herftellung der Denkmåler und Bilder in den verbrannten Endlich kommen auch noch die Berichte über die Thätigfeit der Rirchen Rrafau's, auf die Herbeiſchaffung der Bildfäule Swiatowide, auf ardhäologiſchen Geſellſchaft, und über die eingeidhidten Gaben für das die Copien von Grabmålern , die dem vollſtändigen Untergang aus:
fich bildende Muſeum , die wir hier übergehen müſſen ; nur aus der
geſeßt waren, verwendet hatte, mit der Herausgabe einer der Archävlogie erfte Geft der „ Abtheilung der Künfte und Ardiologie“ mit zwei litho:
Correſpondenzabtheilung heben wir näher einen Auszug aus einem Brief des Hrn. Ferd. Chotomsfn aus ; dieſer gelehrte landsmann , der den altſlawiſchen Bauſtyl fubirt, hat darin eine gewiſſe Verwandtid aft mit
graphicten Tafeln . In der einleitenden Borrebe leſen wir den Swed
dem oftindiſden entdedt, und drüdte ſich in dieſer Beziehung folgenders
der ardhäologiſchen Forſdungen bündig entwidelt, und eine Aufforderung an das Publicum in folgenden Ausbrüden : „die wiſſenſchaftliche Geſella idhaft übernimmt die Vermittlung, bittet um Zuſendung aller Angaber
maßen aus : „ während ich aufmerkſam die Darſtellungen der oftindiſchen
gewidmeten Zeitſchrift nicht vorwärts fommen. Indeß erſchien doch das
und Nachrichten, Zeichnungen, Abbildungen und Werfe, welche entweder
auf neue Entbeđungen alter Ueberreſte im lande und auswärto Bezug haben , oder die ältern Sammlungen und Forſchungen fritiſd beleuch's ten. In dem Maaße als die Materialien fich häufen , werden die .
1
Bauwerfe, die ſich in den verſchiedenen engliſchen Werfen finden, betrach
tete , fiel mir die Aehnlichfeit der Form mit den polniſchen Capellen auf, deßgleichen der ftädtiſchen Abſteigehäuſer in den aus Holz gebauten Städtchen unſeres Landes , nur mit dem Unterſchieb , daß die oftindi: fchen Gebäude aus Stein und in größerem Maaßitab, die polniſchen
flein und aus Holz auſgeführt ſind. Zur Unterſtüßung meiner Beobach :
weitern Hefte von ſelbſt im Drud erſcheinen u. ſ. w . Wir erſehen aus dieſen Worten , daß die Fortführung der Zeitſdrift, das Intereſſe, das fie erweden mag , zum Theil von dem Gifer der Landedbewohner abs hängt , welche nur manchmal einen forſenden Blidum fich her zu werfen haben , um irgend einen bis jeßt nicht Sefannten Gegenſtand,
tung füge ich hier zwei Abbildungen von Capellen , einer oſtindiſchen
irgend einen der Welt unbekannten Ueberreſt des Alterthums zu ents
beibehielten .“ Zum Soluſie dieſes Berichts aus der der Archäologie gewidmeten
deden. Die Bereinigung foldher Arbeiten und Forſchungen in Ginein
auf Dicheipur und einer polnijden , bei ; mir ſcheint daß die auffallende Aehnlichkeit der Bauart daher fommt , daß die alteu Slawen am ſpás .
•
teſten Indien verließen , um nach Weſten zu ziehen, und dieſen Typus
des Landes ihrer Wiege in den ſpäter von ihnen bewohnten Ländereien
Brennpunkt fann in nicht ſehr langer Zeit Reſultate geben , die durch
Zeitſchrift fann ich auch einige andere dieſem Zwed entſprechende Bes
Umfang und Mannichfaltigfeit in Erftaunen feßen . Die beſte Empfehlung des erſten Hefts bildet ein Artifel von
mühungen nicht übergehen. Dazu iſt vor allem ein Ausflug des Hrn.
Leptoworn nach Sandec und in die Tatrag zu rednen. Im Laufe von
T. Zebrawsin unter dem Titel : „ Na richt über das ſlawiſche, in 3. 1848
zwei Monaten curdwanderte er mitten unter faſt unaufhörliden Regen
im Zbrucz gefundene Götterbild “ mit einer Abbildung desſelben und dem Plan der Umgegend , wo es gefunden wurde. Den Inhalt dieſes Artifels haben wir früher mitgetheilt, und müſſen hier nur noch hin: juſeßen, daß dieſe Arbeit in öffentlichen Soriften einige Artifel hervors rief, welche die Annahme Zebraw8fy'8 hinfichtlid des Namens des Gots
ein tüchtiges Stüd landes von Dorf zu Dorf, von Städtchen zu Ståbt: dhen , durchſuchte allenthalben die Archive, beſichtigte die Ueberreſte des
terbildes beftritten . Die eine derſelben erſchien in ber ruffiſchen Zeits ſdrift Wieſtnit von Hrn. A. Petruſchewití . Nad ſeiner Anſicht iſt es nicht Swiatowid, fondern Chors, indem Neftor feines Swiatowide er : wähnt, ſondern nur den Chors nahmhaft macht. Dieß ſchwache Argus ment befämpft fiegreich ein anderer Artifel in der zweiten Nummer des in Lemberg neu herausgekommenen Dziennit literadi, ftimmt aber ſei:
nerſeits mit dem bisherigen Namen Swiatowid nicht ganz zuſammen , ſondern ſchreibt Swietowit. Der einzige Beweis beruht darauf, daß
Alterthums und die Ruinen , und fragte das Volf über Traditionen
und Sitten aut. Troß des idlechten Wetter& brachte er 28 vortrefflich copirte ſeltene Urfunden mit , und einige Duzend Anſichten und Reſte von Alterthümern, die der talentvolle Maler Leon Dembowoli nach der
Natur aufgenommen hatte. Dieſe Arbeiten ſind ſehr geſtickt und genau ausgeführt, namentlich bemerft man eine ungemeine Richtigfeit der Zeichnung in den Anſichten des Solofles Rytro und von Roznow.
Ein ähnlicher Trieb naci archäologiſchen Forſchungen vermittelit Durdwanderung des Landes zeigt fich im Königreich Polen. Die
Bibliothefa Warszawola enthält ſehr merkwürdige Artikel von Sobies
die Gottheit von Arfona in allen Duellen, Helmold, Saro Grammaticus und einer Runeninſchrift auf einem medlenburgiſden Götterbild Swantes
ſzczanofy aus ſeiner Wanderung im Gouvernement Radom. ør . Straczynsfi ſammelt gleichfallo Grabbenkmåler polniſcher Könige und ihrer Familen , und Graf Aler. Pzrjezdiedi hat fürzlich auf ſeiner
with genannt iſt, das Wort Swant , Suat (swiety) ( ſprio swienty) heilig , aber einen ganz andern Stamm habe als das Wort Swiat ,
zahl Gegenftande entbedt, welche unſere Gedichte intereffiren .
Retſe in Frankreich, wie die öffentlichen Blätter melden , eine gute Ans
Welt. Aber audy dieſe Behauptung thut der Sache noch fein Genüge,
und läßt fich wenigſtens leicht beſtreiten , da es bei der Aehnlichkeit der
1
genannten Worte ſchwer iſt, beiden einen verſchiedenen Stamm angus weiſen . Otheben wir uns zu den urſprünglichen Religionebegriffen der . Bölfer , namentlich derjenigen die zum faufaftiden Stamm gehören , ſo
finden wir allenthalben die Verehrung für den Gott des lichtglanzet, der ſymboliſch durch die Sonne oder das Feuer dargeſtellt wird , und als das Urlement für die Seele der Welt und für den Urgrund des
feber:8 gehalten wurde. Die etymologiſche Unterſcheidung, bei welcher der Verfaffer des Artifele im Dziennik literadi ftehen bleibt, wäre nur dann völlig angemeffen, wenn er aus den an dem Götterbild angebrachs
ten Symbolen nadgewieſen hatte, daß ſoldes ausſchließlid den Krieges gott darſtellte und nicht den Weltgeiſt, die Sonne, mit den vier Köpfen, die ganz natürlich an die vier Jahreszeiten mahnen. Ich glaube , daß man bei ſolchen Forſdungen auf dem Wege der Vergleidung, naments lich in Bezug auf die Vorſtellungen und Symbole , die noch in den S. Ausland vom vorigen Jahre Nr. 163,
Berlag ber 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung,
1
Kaffee erzeugung: John Traufurd ſchäßt in einer Mittheis lung an die engliſde ſtatiſtiſche Geſellſchaft am 19 Januar die gegens wärtige Raffeeerzeugung in folgender Weiſe: Braſilien 176 Mil. Þid. , Java 124 Mill. Pfb., Philippinen 3 Mil. Pfb., Celebes 1 Mill ., Aras bien 3 M., Quba und Portorico 30 Mill., Laguayra und Porto Cabella 35 Mill., brittiſch Weſtinden 8 Mil., franzöſiſch und holländiſch Weſt indien 2 Mill., Malabar und Myſore 5 Mill. , St. Domingo 35 Mill., Ceylon 40 Mill., Sumatra 5 Mill., Coſta Rica 9 Mill., zuſammen 476 Mill. Pſt. Kaffee, die zu 30 fl. den Gentner gerechnet einen Werth von 140 Mill. fl. anzeigen , und den europätiden Regierungen ungefähr 40 Mil . fl. Zoll abwerfen. Die Verſchiffung dieſer 476 Mil . Pid. Raffee erfordert über 200,000 Tonnen Shiffe, ohne die Umladungen zu rechnen. (Von jenen 476 Mill. braudt Deutſdland allein wohl nahe on 100 Mill.) .
.
• Richriger wohl das tautafiſche Hochland, das mit den Ausläufern des Simas Taya in Berbindung ſteht, und die Wiege der Kace war , die Indien , Metien , A. d. Ojas. Perſien , Batirien und Europa civiltfirte.
Verantwortlicher Nedacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 29.
Das Leben im Serai Mohammed Hafis Paſcha's. 1. Erfte Audienz beim Paſcha. Rothgeſprenkelt gleich einem majer. ober icharlachfranken Knaben, wachte ich nach unruhig verbrachter Nacht auf, und
3 Februar 1852
das erzeugte ſpäter eine engere Verbindung, die bei der öſterreis chiſchen Gemüthlichkeit in herzliche Freundit aft überging, noch
ſprang auf mit der behenbeſten Schnelle aus dem Bette, welchem
ehe ich daran bachte Serbien für immer zu verlaſſen. Nach dem ſchweren Diner unternahmen wir eine Fahrt int ben üppigen Wald von Topſidere unb ruhten hier auf dem jam metweichen bunkelgrünem Walbraſen , neben einer filberflarer
geſtern der trügeriſche Mond, die einzige Leuchte des Zimmere,
Quelle, Heibuch Tjdesme (Räuberquelle) genanni, die in einem
einen weißen Schein verliehen hatte, der heute der Farbe einer
Marmorbecken , eine fromme Stiftung eines reichen Türfen, ſich
im Frühjahre lange in belebten Straßen gelegenen Schneedecke lieren. ſammelt,Die um üppigſten bann ſich inSilberpappeln ein undurchdringliches Niederholz zu vers mit ihrem weibichimmern
glich. Ein leiſer Schauer ſeßte meinen ganzen Körper in zits ternde Bewegung, und Myriaden der leichtfüßigſten , blutgierigs ſten Geſchöpfe verließen mich mit ähülicher Haſt, wie die Umwohner bes Veſuvé unb Aetna ihre Wohnfiße, wenn es im Innern
dieſer Berge ſo zu zittern beginnt, daß fie es auf ihrer harten
Den Laube, die ächten Kaſtanien und die Nußbäume, die knorris gen Eichen und glattſtämmigen Platanen wölbten ein fo dichtes Dach, daß die Sonne es vergeblich verſuchte mit ihren Strahlen bie jeben Aſt und Zweig belebeuben Vögel zu blenden . Hier
Oberfläche zu ſpüren beginnen. Dieſe Mitbewohner eine Sims mere , in wechem Raum und Schmuß die einzigen Dinge waren,
wurde es mir verſtändlich, wie die warmfühlenben Meniche
rrelche hinreichend vorhanden, man ſen denn ſo genügſam , einen
bie Natur ſelbſt zur Gottheit zu erheben und ſie anzubeten . Wo ihre Stimme ſo laut und deutlich tönt wie in dieſen Wäldern, Da iſt ein Minimum von Einbildungefraft nur nöthig, um fich alle ihre einzelnen Kräfte zu perſonificiren , und jedem Baume den Schuß ſeiner Dryade zu geben, und Wald, Wieje, Thal unb Berg mit lieblichen Nympheut zu bevölfern . Erſt ſpät als die Sonne ſchon längern Schatten warf, und die ihrem Untergange vorangehende rothe Färbung anzunehmen begann, vermochte ich el, mich von dieſem Plage zu trennen, und nach ber Stadt zus rückzufehren. Hier fand ich den Dbriſt Sabib, Adjutanten des Paida,
Stuhl mit drei Beinen allen ſeinen Bedürfniſſen entſprechend zu
erklären, ließen den Entſchluß längere Zeit in Belgrad zu ver weilen, in mir ſchwankend werden, denn mein geſtriger Freund und Gönner, dem ich dieß Zimmer, als das beſte im erſten und einzigen Hotel, dem ehemaligen Palaſte Fürft Michaels , verbanfte,
hatte unter der unglaublichen Menge Lügen, mit denen er mich überſchüttet Hatte, vielleicht durch Zufall die Wahrheit berichtet,
daß feine beſſere Wohnung für Gelb zu bekommen ſey . Wie ein Sentbote des Himmele erſchien mir baher der in
ſeiner geſchmadvollen Arnautentracht mich erwartende'Panbur des öfterreichiſchen General-Conſulats, als ich von meinem Durchſtreifen der Stadt gegen Mittag in das Gaſthauß zurüdfehrte. Mit ibm harrte meiner eine freundliche Einladung zum Mittagstiſch und zur Ueberſiedlung in das Conſulatégebäute, was ich natür.
lich beides annahm , ohne auch nur ein augenblickliches unwahr red, turch Anſtand gebotenes Zögern in Wort oder Blick zu vers rathen .
vor der Offenbarung der chriftlichen Lehre bazu fommen mußten ,
meiner harrend, um von legterem auf die ihm heut überjenbetet
Briefe und Geſchenfe mir die Antwort zu überbringen , daß mich Mohammed bafis Paidha am folgenden Lage um 10 Uhr zu
empfangen wünſche. Auch meinen Paß und Legitimation @papiere fand ich vor, und erlangte nun Beſtätigung meiner gehegten Vers muthung, daß mein geſtriger Freunb Vuſailowitſch, wie es ſeine übergroße Befliſſenheit für mich zu ſorgen mir hinreichend vers
Weber über die Küche noch über die Wohnung bei den Pe-
rathen hatte, zu jener Sorte von Beamten gehört, die je nach
naten bes bie faiſerlich föniglichen Intereffen vertretenden Diplo-
der Uebernahme von Polizei- ober höheren Staatågeſchäften die mannichfachſten Namen von Spißel und Gipion bis zum diplo
maten glaube ich näheres ſagen zu müſſen ; es genüge, daß ich Wirth ale liebenewürdigen, geniß zur Carriere berufenen jungen Mann erfennen lernte. Mein erfter Empfang geſchah in aus .
mat non avoué erhalten . Ein leichtes Souper, deſſen Hauptbeſtandtheile die jaftigſter Früchte des Banate und ichwarzer, ſtarfer falter Kaffee bildeten , machten und den Genuß der neueſten von Semlin geſendeten
geſuchter aber falter Höflichkeit, bafirt auf die geſandtſchaftliche
Zeitungen, auf dem mit blüthenbeſäten Granat- und Oleander
Stellung, bem Fremden gegenåber, aber balb verrieth das Ges ipräch gleichen Hang und gleiche Neigungen, ſo wie ein und die. ſelbe Geſchmadsrichtung in Bezug auf Kunft und Literatur, und
pelt angenehm , und ließen mit Entzücken die reizende Ausſicht genießen . Der Himmel trug reichlich das Seine zu der Schölle
in tem Kangler, der einſtweilen ben die Schwefelquellen Mehabia ' benußenben General Conſul vertrat, einen ebenſo aufmerkſamen
bäumen beſepten Balfon, der nach dem Hafen hinausgiug, tope
114 heit des Schauſpiele
bei .
Im fernen Weſten über dem forn-
mile und Hafis vereinten Anſtrengungen es geglüct war, fie
und obftreichen Syrmien, erblaßte die lange anhaltende feurige
einigermaßen wieder herzuſtellen.
Oluth des Niederganges mehr und mehr, und miſchte fich endlich mit dem ſanfteren Roſenroth der leichten Wolfen, die ſchnell einen nordwärt8 gerichteten Lauf verfolgten , während höher hinauf ein weißgraues, federartiges Gewölf unbeweglich am tiefen
Das Serai, der Palaſt des Paſcha, liegt hinter dem Haupt wall, und bildet ein großes Vierec von Gebäuben verſchiebener Höhe, meiſt aus Fadywerf, theils aber auch ganz aus Holz aufs geführt. Sie umſchließen einen geräumigen Hofraum, in wels dhen die Schindeldächer der Gebäude, mit vielen idmalen und hohen Schornſteinen verſehen , die alle faſt ganz ſpiß enden, weit hineinragen und auf rohgeſchnitten Pfeilern und Säulen ruhende Galerien überdachen . Der Hof iſt mit einer ſchönen und gut gehaltenen Grasfläche bedeckt und mit einigen jungen Bäumen
Blau des Himmels hing, und hie und da einen gelbleuchtenden
Stern, gleichſam wie einen Strahl der Hoffnung, daß das vers ſcheibenbe Tagesgeſtirn durch Tauſende der Nacht erſegt werden würde, burchſcheinen ließ, während des Monbe8 lepte ichmale
Sichel, nahezu farblos und ohnmächtig um zu leuchten , über der Burgruine auf dem Doppelgipfligen Avalla ftand. Nachdem ich den herrlichen Genuß ſo lange als möglich
/
bepflanzt.
Wir fuhren vor dem mittelſten der Gebäude vor, und wurs
auégedehnt hatte, konnte ich nicht umhin, der Müdigkeit meine Wirthes, die das mattere Geſpräch und die kleiner werdenden
ben hier an der unterſten Stufe einer außerhalb des Hauſes
Augen berriethen, nachzugeben und mein Solafgemach aufzus
deutenden Anzahl Sklaven verſchiedener Nationen , der Mebrzahl nach aber Tſcherkeſſen, und faſt alle mit dem blauen oder ſchwars zen Schnürrod und dem Feß bekleidet, empfangen, und in eine
ſuchen . Hier aber reizte mich das ichneeweiße orientaliſche Bett nicht, ſondern ich öffnete vielmehr das Fenſter und lauſchte, mit
unter eigenem Dache angebrachten Doppeltreppe von einer bes
große alle, die fich nach dem Sofe hin öffnet, geführt . Hier fanden wir eine Anzahl Leute, wie ich ſpäter erfuhr, Officiere der Garniſon, bie, als wir an ihnen vorübergingen , die Arme
yollen Zügen die milde balſamiſche Nachtluft einathmend, ents zůdt den Tönen einer Guzle, welche eines jener den Reichthum der Nation bildenden Helbenlieder begleitete, deſſen Worte deuts lich genug zu mir herübertönten, um es bebauern zu laſſen, daß ich der Sprache nicht mächtig war. Eine kleine halbe Stunde mochte ich noch gelauſcht und gehorcht, unb mit Hülfe meiner Phantaſie mir die in einer kleinen Boutife, hart an der Save liegend, vorgehende Scene ausgemalt haben, als ſich das neben mir liegende Fenſter öffnete, und mein freundlicher Wirth zürs nenb derſelben ein Ende machte. Meinen fürbittenden Ginſpruch entfräftete er mit der Verficherung, daß der ron mir gedachte blinde Sänger der Heldenlieder irgend ein des Rafi (Brannt wein ) voller Vagabund ſey, der ſein Tagewerk, das Nichtathun ,
den Diwan ausgenommen , jedes Möbels entbehrte. In den Seitenwänden befanden ſich Thüren, die jedoch keine Flügel hatten , ſondern nur mit dicken buntfarbigen Teppichen verhängt waren . An der zu unſerer Redten erwartete uns der Paſcha,
von
der Dberſt Sabib und Acmeb offendi, der Staatsbolmetich
ſeinen Genoſſen gleicher Art bie zum frühen Morgenroth,
über die Bruſt freuzend, die Sidibuce vom Munde entfernten, ſonſt aber in unbeweglicher Haltung ihre großen Augen einen kurzen Moment auf und richteten. Aus der Halle traten wir rechts in ein kleines, mit weißen Mujjelin bekleidetes Zim .
mer, deſſen Fenſter nach der Donau hinau @ gingen, und das ein Paar europäiſche Wandſchränke enthielt, ſonſt aber, natürlich
abne ſeine entſchiedenen Drobungen mit der Polizei, fortießen
Belgrabs.
spürbe, und daß die Verſe finns und anftanbeloſe Zoten Tepen . balb einem fråftigen Schlafe verfallen .
Einige Worte hießen ung als Muſafür ( Gaſt) im Serai willkommen, und dann begab ſich der Paidha, uns vorauf, in die anſtoßende große Hale. Dieſes Voraufgeben , was bei uns
Zur beſtimmten Morgenſtunde fuhren wir, 1. R. begleitete mich , in der Conſulateequipage nach der Feftung, den fteilen, fchlecht gepflafterten Weg rom Hafen aue, auf Riſifo der Räder und Achſen , einſchlagend und den öden Kali Meitan, ſo wie die lebhafte Türfenſtadt, die durch das im Freien und in den nach den Straßen zu ganz offenen Buden concentrirte Leben ein reges
einen geringen Grad von Höflichkeit beweiſen würde, iſt hier gerabe das Gegentheil, denn in den meiſten Dingen, welche bloß auf äußern förmlichkeiten beruben , laufen die türkiſchen Sitten den unſern diametral entgegen . Wie wir z. B. bei dem Ein. tritt in das Zimmer das Haupt entblößen , thun ſie es mit dert Füßen, wir füſſen die Hände anderer als Zeichen höchſter Ehrá erbietung, ſie die eigenen ; wir ſteigen zur Linken auf das Pferd,
Dieſe Aufklärung ließ mich dann mein Lager aufſuchen , und
Intereſſe in Anſpruch nimmt , raich durchfliegend. Der erſte Anblid der Feſtung iſt trübe und verräth trop der vorgenommenen Ausbeſſerungen der Gråben und Hauptmauer einen allmählichen Verfall. Wir fuhren zu dem Haupts oder Waſſerthor ein. Gå ift ftarf, hoch und gewölbt, und rürde bombenfeſt ſeyn , wenn nicht das Wetter und die Zeit den Geſchoſſen vorarbeiteten .
Gleich hinter demſelben zeigt ſich das von ſchönen Väumen bes ſdattete Grab einer als Heiligen verehrten Paidentodter, bie
in dem Aufſtande Rara Georgs ihren Tod fand. in einem offenen, mit bunten Teppichen , Blumen und Lampen verſehenen Kiosk erhebt fich ihr einfacher, ſtebenber Grabſtein mit goldener Inſchrift.
ſie zur Rechten , ſie nicfen bei der Verneinung und ſchütteln bei der Bejahung, winken mit dem Handrüden von ſich ab, als Zeichen daß jemand fich nähere, und mit der inneren Fläche gegen den eigenen Körper, um das Verlangen der Entfernung
anzubeuten, wir dieß alles entgegengeſegt. Das Zimmer, in welche wir ſo geführt waren, iſt ein großer, ſonniger, beller und freundlicher Saal, mit einer uns glaublichen Menge von Fenſtern nach drei Seiten hin. Eine ſolche Halle iſt das Hauptbebingniß eine8 türkiſchen Wohlleben und mithin das erſte Augenmerf eine orientaliſchen Baumeis
ſters, der, um ſie hervorzubringen, das Haus in ſo viel aus
faiſerliche Wappenſchild, waren aber durch gänzliche Vernachs
und eingebenben Winkeln anlegt , daß es ohne anhaltendes Stus bium in der Ibat ſeine Schwierigkeiten hat, ben Grundriß eines ſolchen aufzuzeichnen . Die Fenſter ſelbſt ſind nur durch ſchmale Balken , welche die Spiegelwände vertreten , von einander getrennt, und reichen ziemlich niedrig, ja faſt bis auf den Boden des
láſſigung in einen ſo ſchlechten Zuſtand gerathen , daß nur Kias
Zimmer8, find jedoch in ihrem untern Theile von Gittern ums
Dicht hinter dem Ihore zeigen ſich zwei lange maſſive Ger băube, zu Gaſernen oder Zeug- und Provianthäuſern eingerichtet,
fte ftammen noch aus der öſterreichiſchen Zeit und tragen das
&
wodow
115
geben, welche dicht und geſchmacvol in den verſchiedenartigften Muſtern aus Rohr geflochten find. Das Meublement des Sage Tell beſtand auß breiten Dimane, welche länge der drei Wände unter den Fenſtern durch das ganze Zimmer liefen. Ihre Dimen-
pirt präſentirt wurden und auf welche aus einem Glaſe gemeilte Tchaftlich ein Schluf Waſſer getrunfen wurde ; hierauf endlich 68 iſt dieß in der Regel ein älterer trat ber Kaffebdi ein. Es Sflave, der mit einer Schürze au @ gezeichnet iſt, und nur die
flonen, bic Breite wie die Höhe, bebingen, ſobalb man bequem figen will, tas Heraufziehen der Beine, die dann ganz von ſelbſt die orientaliſche Kreuzſtellung annehmen. Bededt waren ſie mit
große uub ichwere filberne Ranne' voll bed buftenben braunen Getränkes führt ; ihm zur Seite ſteht ein jüngerer Sklave mit
Seidenſtoffen von rother und gelber Farbe, und zur Unterſtüßung des Rückens und der Arme befanden ſich auf denſelben noch eine
Laſſen umgekehrt ſtehen. Für jeden Gaft tritt ein Sklave vor, ſeßt eine ber Laffen auf ſeine line and in einen Metalfuß, läßt fie randvoll ichenfen , bedt bie rechte Hand auf dieſelbe und
Anzahl Rüdenpolfter mit ſchöneut gold- und filberdurchwirkten Muſſelinbezügen. An der vierten Seite des Zimmers befanden fich, eine Ausnahme in türkiſchen Einrichtungen, brei prächtige große Spiegel in Goldrahmen, und auf einer Conſole eine ges idmackvolle marmorne Lafeluhr, Geſchenfe, welche der Paicha
zur Zeit ſeines diplomatiſchen Aufenthaltes in Petersburg erhals ten hatte. Am auffälligſten und überraſchendſten war jedoch 098 Vorhandenſern von einem Paar Der Kummerſchen Relieffarten von Deutſchland und Europa . Wir begaben und ſämmtlich zu einem der Dimand in der nach der Donau zu liegenden Ede des Zimmers, und nahmen,
Das heißt der Paſcha, ber Ranzler, von R. unb ich auf dem Telben Plag, während der Dolmetſch Achmed Effendi und Sabib Ben, der Adjutant, auf kleinern Kiſſen auf dem mit grellen aber weichen Teppichen bebedten Fußboben faßen, und die mit und in den Saal getretenen Oberofficiere ſtehend und mit gefreuzten Armen und umgaben .
Noch ehe ein Wort weiter gewechſelt, klatſchte Mohammed Hafie dreimal in ſeine Hände, und es traten drei Dſchibufdſchis oder Pfeifenſflaven ein, und ließen fich vor uns geſchidt auf ein Snie nieder, mit der Linken einen Metallteller auf den Boden und mit der Rechten die lange Pfeife , welche fie in ihrer Mitte
umfaßt hatten , ſo auf dieſelbe ftellend, daß ihre mit Türkiſen und Prillanten beſepten Bernſteinſpißen genau an unſere Lippen paften . Ein vierter Sklave trat hinzu und legte mit ſchön
Durchbrochener Zange eine Kohle aus dem in der Linken gehals tenen Beden auf jeden der zierlichen, rotben Thonköpfe. Es iſt Dieſes Pfeifengeben ein leichte Kennzeichen der Stellung, welche ein türkiſcher Wirth ſeinem Gaſte einräumt. Erhält lepterer,
wie es hier geſchah, zuerſt das Feuer, To ſieht er fich dadurch zum Gebieter deß Hauſe gemacht und über den eigentlichen Herrn geſtellt, während ein gleichzeitige Feuergeben fte auf eine Stufe eßt und das je längere oder fürzere Wartenlaſſen den höhern nen widerfu Achtunghranbeute genoſſe Grab oder bezeugung daß noch , große , ift tes. Eine auch , dieder uns Liebeéniedern die Pfeifen getauſcht werden, wo man fich denn natürlich ſehr
Hüten muß, die noch in derſelben Secunde von andern Lippen warm geſaugte Bernſteinſpige nur mit einem Finger abwiſchend zu berühren , da hierin eine grobe Beleidigung läge. Die eine zige Beruhigung biebei liegt in dem Umſtande , daß die Subs
flanz des Bernſteins, weldien jeder, auch der ärmſte Türfe für ſeine Pfeife zu erlangen weiß, weder Schmug an fich haften Täßt noch irgend einen anſteckenden Stoff annimmt, ohne bem Trürde es aber füchterlich ſeyn , in jedem Kauflaben , in welchen
die Geſchäfte uns führen , die Pfeife aus dem Munde des Vers fäufers ſogleich in den eigenen übergeben zu ſehen , ober die eigene einmal audgegangene oder auegerauchte Pfeife bei uns
ceremoniellem Rauchen von Sklaven ſtopfen und anrauchen zu laſſen .
Nach den Pfeifen empfingen wir eingemachte füße Früchte,
bie von einem andern Sklaven auf einem ſilbernen Brette grups
einem Brette, auf dem die kleinen, ungehenfelten eiförmigen
reicht fie ſo, zwiſchen ſeinen Fingern ſtehenb, bem Gaſte. Erſt nachdem wir den Kaffee getrunken, fam Das Geſpräch einigermaßen in Gang, und nahm eine fo lebhafte Wendung, ale ed die Ungewohnheit und Unbequemlichkeit, burdh einen Dola metſch zu ſprechen , zulieb.
Nach einem Stündchen batte bie
Audienz ein Ende, und ich das Verſprechen gegeben, am folgens den Tage auf einige Zeit gänzlich in das Serai überzuftebeln , und meine Wohnung unter dem Halbmond aufzuſchlagen. ( Fortſeßung folgt .)
Wachrichten über das Goldfinden in Auftralien. Sydney , ben 20 October 1852. Die früheren Meinungen von weit ausgedehnten Goldfeldern im Lande ſcheinen fich beſtätigt zu haben. Die Ophir:Diggingø find nicht langer der Hauptſammelplaß der Graber, obgleidh dort noch immer viele beſchäftigt find. Die 11 fer des Turon, welder 35 engl. Meilen NW von Bathurſt in den Macquarie fält, Find von zahlreichen Goldgråberpartien occupirt , aber der am meiſter verſprechende Fled ift offenbar Frederide Valley an der gegenüberliegen: den oder weſtlichen Seite des Maequarie , wo alles Land Privateigen: thum und die Bevölferung, welche hauptſächlich aus ſogenannten „ Small Settlerg “ beſteht, beträchtlich iſt. G8 iſt den Bewohnern etwas ärgers lid geweſen , zu finden , daß fie fich in vorigen Jahren des Golderzes ? als eines Materials für ihre Landfiraßen bedient. Auch find reiche Lager gegen Süden entdeckt worden an den Ufern des Abercrombie
Fluſſes , ungefähr Mitteweges zwiſchen Bathurſt und Goulburn , den beiden Hauptorten im Binnenland, von jedem 60 engl. Meilen entfernt. Dieſe Diggings hat Mr. Hargreaves , der Entdecker von Dphir , auf: gefunden und ihnen den Namen Tarſchiſch gegeben. Man hat noch andre Diggings in der Nähe der Seefüſte, 150 engl. Meilen ſüdlich von Sydney , an den Ufern des Fluſſes Murru oder Moruya entdeckt,
welche, aus den vielen hier zur Erpedition von Abenteurern dorthin anlegenden Schiffen zu ſchließen , anziehend ſeyn müſſen. Das am 17 September nach London abgegangene Schiff Anna Mary nahm für 56,000 Pfb. St. Goldegwerth mit.
Die Port Philipp:Golonie hat eben
falls ihre Digging8 und zwar 40 engl. Meilen NW von Melbourne , aber fie ſcheinen nicht ſehr ergiebig zu ſeyn , da ſie nach Angabe im Durdſchnitt nur 35 Sphilling ( 18 / Pid. St.) per Mann die Woche eintragen . Die Kunde von dem Goldüberfluß hier in New South Wales und
von der erſten Entdeckung im Bathurſdiſtrict , 130 engl . Meilen von Sydney, vor ungefähr fechs Monaten , wird nun wohl ſchon bis zu allen Enden der Erde gedrungen ſeyn , und nach allen bisher eingelaufenen
Nachrichten wird wahrſcheinlich die neue Entdeckung eine unerſchöpfliche Quelle des Wohlſtandes für die Colcnie werden. Schon im Auguſt betrug die Verſdiffung von Gold nach England 28,000 Prd . St. in Vullion . Sydney iſt 110ch immer halb menſchenleer ; unzählig viele Hauswirthe , Gewerbsleute u . ſ. w. Find alle nach den Digginge, welche auch für ſolche der anziehendite Magnet geworden ſind , die nicht im mindeſten init Spaten und Spipart umzugehen verſiehen , weßhalb man Tag für Tag aud manche ganz getāuſdyt in ihren goldenen Träu:
mien zurüdfomnien fieht; dieß ſind im allgemeinen Leute, die, nachdem ſie ſich einen ſlechten Plaß ausgeſuđt und den Ertrag ihrer Arbeit in den erſten paar Tagen zu gering gefunden, nidit die Energie gehabt
nozoo
116
audzudauern. Auf der andern Seite werden viele, welche Energie und Ausdauer genug haben und früher harte Arbeit gewohnt gewejen find, ein bedeutended Vermögen fic erwerben ; die Proſpecten der Goldſucher in den ſüblichen Diſtricten ſcheinen ebenſo verſprechend zu ſeyn als die der weſtlichen. Am 20 September wurden 16/2 Unzen Gold vom Moruna-Fluß nach Sydney gebracht und für 54 Pfd. St. 9 Sch. ver lauft. 3m Digginggrund, eine gute Meile vom Macquarie waren, wie
gooon
die nun abgebrochen ſeyn ſoll, war geldhaltig. lind , wie man hört find an einem Drt, Namens Buninyong, 80 Miles von Melbourne und
50 von Geelong, Goldlager aufgefunden, die Sydney und ſelbſt Califor : nien ausſtechen , und man hat Gewißheit darüber, daß die Greefs und Flüſſe meilenweit in der Runde ebenfalls goldhaltig find. Statt 30 Fuß im Geviert werden hier acht Quadratfuß für hinreichend für einena Gråber gehalten, um ſein Glüđ zu machen . Die Escorte vom 17 Octox :
jemand erzählt, an 100 Gråber beſchäftigt, wovon die meiſten fich ans
ber bragte drei Goldfiften mit 4000 Unzen nach Sydney und mit der
ididten , den Drt zu verlaſſen , während einige derſelben behaupteten, der Plaß fen ausgeleert, andre aber, daß Gold genug vorhanden wäre, das Waſſer aber ſo fanell abnahme, daß es beſſer wäre, neuen Grund
Poſt famen 600 Unzen. Die Digging zu Golden Point und Muddy Point find noch immer recht ergiebig, und einige derſelben gehören zur erſtern Glaſſe. Pumpen aber ſind von großem Bedarf , und während für jede zweite Höhle eine da iſt, fönnen doch die Gräber nicht tief genug auf den Fels hinunterfommen, und müſſen alſo das beſte Gold zurüds laſſen , denn ſelbſt die im Minengraben am wenigſten Erfahrnen ſehen jeßt ein , daß man nur in einer größeren Tiefe auf eine beträchtliche Ausbeute redenen fann. In den Winburndale:Diggings ſind gegenwärs
zu ſuchen. Die Digging8 zu Burrendong lieferten der erſten Gefell ſchaft , die ſie grub , eine reiche Ausbeute, nämlich 2000 Pfb. St. in
drei Woden. Wellington iſt gegenwärtig ein herrlicher Plaß. Von Wellington über Guntamang nad Mubgen find über 40 Miled ; die
dortige Gegend iſt ungefähr von derſelben Art wie auf der Weſtſeite des Macquarie , und zeigt offenbare Spuren des verborgenen Soaped.
tig 12 Wiegen am Werf , von denen einige ſchönen Gewinn in die
Die zu Geelong an 1 October angelangte zweite Escorte von den Dig
Taſchen der Arbeiter hineinwiegen . Gold iſt allerdings an der Ober: fläche zu finden, doch ehe ſich das föſtliche Metall maſſenweiſe erlangen laßt , muß man bis zu einer gewiſſen Tiefe bringen , und der Reicha thum der Erde nimmt mit der Tiefe zu, aber in welchem Maaße, hat. man bei der Kürze der Zeit noch nicht erproben fönnen.
1
gings brachte 80 Pfd ., wovon das meifte in Pädchen war von 1 bis 17 Pfo. jedes und addreſfirt an leute wohnhaft zu Geelong. Ginige der Päd : dhen wurden ſofort abgegeben , die andern der Union - Banf zur Ver: wahrung übergeben. Der Ertrag dieſer Diggings iſt fortwährend ſehr groß ; man ſchlägt den täglichen Goldedwerth desſelben zu 6000 Pfb. St. an . Die Zahl der ertheilten Erlaubnißſcheine für Gråber mehrt ſich Tag für Tag bedeutend, die der Gråber wird zu 2200 angegeben, offens bar zu wenig für Geelong. Das größte Gold - Rorn , wovon man an 1
dieſem leßten Drt bisher gehört, wog acht Unzen ; die Goldförner und Blätter ſind hier gleichförmiger an Große als das Sydney: Gold , weder ſo groß , noch ſo flein. Von Ballaral fehrte am erwähnten 1 Dctober
eine Gräbergeſellſchaft nach Geelong zurüd ; die Zeit ihrer Erlaubniß: ſcheine war abgelaufen und jeder hatte ſich 60 Unzen verſchafft. Sie wollten nicht wieder nach Ballaral zurüd, da ſie eine andre Dertlichkeit
Wir fönnen und nicht enthalten, den obigen Mittheilungen einige Anmerkungen aus der Revue de l'Orient ( November, December) anzu: hängen ; ſie beweiſen , daß die Auffindung von Gold zu einer ernſten Verlegenheit für England und die Colonie werden muß , und erflaren die Bemühungen der Regierung – Bemühungen , die indeß noch bei
weitem nicht ausreichend ſind – eine Claſie freier Arbeiter hinzubrin: gen . Der Verfaſſer dieſer Bemerkungen , ein Hr. Boniface ſagt: „ die
Entdeckung von bedeutenden Goldminen in der Umgegend von Sydney
geſehen, wo ſie noch mehr Gold zu erhalten gedenken . Zwiſchen Bate's Ford und Geelong , ſchreibt man aus Geelong, eine Strede von nur fieben Miles, zählten wir 14 Karren, nach der Diggingo beſtimmt, oder
iſt geeignet , bie freien Auswanderer aller Theile Englands an ſich zu ziehen. Die große Schwierigkeit für die Armen iſt aber das Ueber: fahrtsgeld ; die Deportirten werden unentgeldlich nach Auſtralien ge ſchafft , und nach den beſtehenden Vorſchriften erhalten fie', wenn ihre
zwei für jede Meile Weged ; dieß iſt eine geringere Zahl als man vor
Aufführung nicht entſķieden ſchlecht war , ſehr furze Zeit nach ihrer
einigen Tagen ſehen konnte. Aber wir freuten uns , daß eine Menge
Ankunft Freifarten , um ſich ihren Interhalt ſelbſt zu ſuchen ( tickets
Karren in die Stadt famen und darunter einer, beladen mit dem , was
of leave.) Daher fann es fommen , daß mancher arme Teufel, der
wir noch immer das Stapelproduct nennen müſſen , nämlich Wolle.
durch die Hoffnung , ſein Glück in den Minen zu machen , verloďt iſt, nur einen Diebſtahl begeht , um fich auf Koſten der Regierung depor:
Die Goldaufregung iſt wo möglich noch immer im Wachſen begriffen. Die Schilderung von den Minen reicht hin , auch das einträglichſte
tiren zu laſſen . Es iſt dieß eine Prämie für das Laſter. Die engliſche
Geſchäft mit den Digging8 zu vertauſchen . Gin jeder ſchmiedet Geld
Regierung wird bald dieſe Entdeckung madjen, und die Fortſeßung der
und noch dazu viel Geld ; der Reichthum der Geelongminen iſt ſo groß, daß Leute, die zu 7 bis 15 Egilling den Tag gemiethet worden , ent weder ihre Contracte brechen oder ſo träge arbeiten , daß ihre Herren
Deportationen iſt unter dieſen Verhältniſſen ein unding. Das iſt aber
fie mit Freuben entlaffen ; die Verſuchung iſt gar zu unwiderſlehlich. Die Entbedung ſo ungeheurer Maſſen Golberget und Goldquarzed im
eine Bevölferung wird fich hier in der Wüſte anſammeln , wenn die
Diſtrict von Bathurſt wird, beſonders in England, eine gewaltige Wir: fung haben, wahrſcheinlich auch auf die Auswanderung von dort nach
maliger Deportirten, die nach Californien gezogen waren, kehren nach
事
und der unbezweifelte Ertrag der Minen wird von jeßt an allen Glauben überſteigen. Der Einfluß auf den europäiſchen Gols deswerth fann nicht ausbleiben. Schon an 12,000 Menſchen arbeiten die „ Greefs , " und es iſt Thatſache, daß fich ungeheure Maſien Goldes in einer braunen Lehmgattung finden , durch welche 5 bis 6 Zoll dide Adern faſt puren Goldes laufen. Vor einem Monat langte ein Stück Auſtralien ,
Golderz von 150 bid. Gewicht in Sydney an — 18 war von W. D. Went: worths Landgut
nur die eine Seite der Sache. Die Deportirten werden fich , ſobald ſie
ihre Freifarten erhalten haben , nach den Minen begeben. Was für öffentliche Gewalt ſchon in den Städten unmächtig iſt. Sdaaren ehes Auſtralien zurück, um an der neuen Geldernte Theil zu nehmen ; dann wird man die ehemaligen Verbrecher in den Minen zu Tauſenden zählen , während der Gouverneur von Auſtralien nur 400 Mann zur Verfügung
hat. Auſtralien iſt eine blühende Colonie mit prächtigen Städten und einem bedeutenden Handel. Hier iſt alſo Stoff zu einer ſocialen Revo: lution nach allen Regeln mit Theilung der Güter und Orgien aller Art. “ (Troß der heuchleriſchen Prüderie der Engländer wird dann wohl der Richter Lynd helfen müſſen . )
deſſen Drittheil aug reinem Gold beſtand ; der
ganze Bau einer auf demſelben Gut beſtehenden Brüđe von Bergquarz, • Das Schiff Mangerton von 500 Laſt Trächtigkeit lag bereits am 19 Januar 1652 an den Kais ju Birkenhead (Liverpool) ſegelfertig nach Auſtralien mit viers hundert Emigranten an Bord , hauptſächlich Irländern . Dieß iſt das erſte von den Uuswanderungs- Commiffionären gepachtete Schiff, um von Birkenhead abju:
gehen. Dem Schiff Mangerton wird bald ein andres -
Runnymede - von dem:
i Iben PlaB aus folgen . Anmerkung des Einſenders.
Verlag der 3. G. Gotta'iden Buchhandlung.
Das Erdbeben in Albanien a m Gnde Datober 8 war
fårfer als anfange berichtet wurde. Gin Berg in der Nähe von Berat wurde zum Vulcan und ſchleuderte ſeine Spiße weit weg ; dichter Naud untermiſcht mit ungeheuren Steinblöden folgte, dann fam fodhende lava und endlich Schwefelaide. Ade umliegenden Ortſchaften haben
mehr oder minder gelitten, und am 31 October verſpürte man Erdföße felbft in Salonifi. (Rev. de l'Orient. November, December.) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
1
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Kittlichen Lebens der Völker. u " 30 .
4 Januar 1852.
Amerikaniſche Genrebilder. 3. Ein Wettrennen mit Wölfen . Die nachſtehende Erzählung iſt aus dem Munbe eines Man
und wie oft ſein rildes Siegeshalloh hier erichallt leyn möge. Ich beobachtete die Eulen, wie fie rorüber flatterten und hielt meinen Athem an , um ihrem feruien Gefreiſch zu lauſchen . Plöglich erſchallte ein Ton, der aus dem Eije zu meinen
ne8, ber einen großen I heil ſeines Lebens in den Urwäldern zus
Füßen zu fommen ſchien. Erſt laut und furchtbar endigte er in
Wir laſſen ben Erzähler ſelbſt reben, um der les
ein einziges langes Geheul, ich erblaßte, nie zuvor hatte meix Dhr einen ſolchen Lon gehört ; ich hielt ihn für etwas Ueber
gebracht hat.
bendigkeit der Schilderung feinen Eintrag zu thun. Während des Winter 1844 hielt ich mich in den nörbs
lichen Theil von Maine auf und hatte Muße genug, um einen großen Theil meiner Seit den wilden Vergnügungen dieſe noch ſo wenig angebauten Landſtriches widmen zu können . Reine ders jelben zog mich mehr an, als bad Schlittſchuhlaufen . Die eins amen tieren Seen bieſed nördlichen Staates , die bei der ſtrene
gen Kälte des dortigen Winters viele Monate lang vollſtändig zugefroren ſind, bieten bem Liebhaber jener Unterhaltung ein weis tes Feld dar. Dft band ich meine roſtigen Schlittſchuhe unter und flog dahin, den blinkenden Strom hinauf , ba6 meine Pulſe böber klopften im Volgenuß dieſed männlichen Vergnügeng.
Auf einer dieſer Grcurfionen begegnete mir ein Abenteuer, an bag ich noch jept mit Grauen zurücbenfe.
irbiſches, für ein Getöſe, hervorgebracht von einem Bewohner der Hölle - ſo unnennbar wild erflang er mir in dieſer tiefen Eine ſamfeit. Jeßt hörte ich die Zweige am Ufer kniſtern , wie von dem Tritt eine Thiere , das Blut ichoß mir in den Kopf zurück mit ſo heftigem Andrang, daß mir die Haut brannte, und ich fühlte wenigſtens die Erleichterung , daß ich es mit Dingen von irbiſchem Urſprung zu thun habe, nicht ron geiſterhaftem , wie ich mir erſt eingebildet .
Meine Energie fehrte zurück, und ich Der Mond ſchien Durch die Deffnung, burc welche ich in das Wartbunfel einges
blickte um mich nach Vertheidigungsmitteln.
treten war, und da mir dieß als das beſte Nettungemittel erſchien, dob ich wie ein Pfeil Darauf 108 ; die Entfernung betrug kaum 300 Fuß, und ſchwerlich möchte die Schwalbe die Schnelligkeit
Ich hatte das Haus meines Freundes geradevor Einbruch meiner verzweifelten Flucht übertreffen; ale ich aber meine Au gen nach dem Ufer wandte, fonnte ich zwei tunkle Gegenſtände
der Dämmerung verlaſſen , um eine kurze Strecke den herrlichen
Kennebeck hinaufzulaufen, der dicht an der Thür vorbeifließt. Der Abend war ſchön und klar.
bemerfen , die mit einer Geichwindigkeit durch das Unterholz bas Der Neumond ſchaute herab | hinhuſchten, welche die meinige faſt um das Doppelte übertraſ.
von ſeinem luftigen Siß und warf ſeine Strahlen auf die fros ſtigen Tannen , welche das Ufer einfaßten, ein wahree Feenbild. Die ganze Natur lag ba in jener Stille, die fie bisweilen anzus nehmen liebt ; Waſjer, Erbe und Luft ſchienen in die tiefſte Rube
An dieſer Geſchwindigkeit und dem kurzen Gebel , das ſie geles gentlich ausſtießen, erfannte ich plöglich, daß es zwei der viele gefürchteten grauen Wölfe ſehen .
Nie zuvor war ich mit einem dieſer Thiere zuſammen geo
berjenft .
rathen ; nach der Beſchreibung aber, die man mir von denſelben
3d war etwa zwei Meilen den Fluß hinaufgelaufen , als ich an eine Stelle fam, wo ein kleiner Bach einmündete , in dieſen
Ihre unzähmbare Wildheit und die unermübliche Kraft, die ein
Hundertjährige Föhs
Theil ihrer Natur zu feyn ſcheint, machen ſie jebem Reijenben
bog ich ein , um ſeinen Lauf zu erforſchen.
ren und Schierling&tannen wölbten fich über ihn zuſammen und bilbeten einen immergrünen Bogen, der im winterlichen Kleide gligerte und funkelte ; alles war dunkel unter dieſem Bogen , aber ich war jung und furchtlog, und als ich in dieſes künſtliche Ges bilde des ewigen Urwaldes hineinblickte, hüpfte mir das Herz vor Luſt.
Mein wildes Hurrah ſchallte durch den Wald, und ich
lauſchte bem Echo, daß wieder und wieder halte, biß alles wies Der in Schweigen verſanf. Nur hin und wieder ſtreifte ein ein. jamer Nachtvogel mit ſeiner Schwinge an eine idlanfe Eiche. Die mächtigen Fürſten des Waldes ſtanden da, wie wenn nichts fie beugen fönne, als die Zeit. Ich dachte daran, wie oft
wohl der indianiſche Jäger fich hinter dieſen Bäumen verborgen, wie oft ſein Pfeil an dieſem Bach den Hirſch Durchbohrt haben,
gegeben , verſpürte ich wenig Luft ihre Befanntidhaft zu maden .
furchtbar, der von der Nacht überfallen wird. , Mit ihrem langen Galopp, der des Hundes tiefen Haß und des Jäger8 Feuer ermüden kann " ,
verfolgen fte ihre Beute, und nicht ale ber Lob fann fie davon trennen . Die Büche, welche das Ufer einfaßten, flogen mit der Schnelligfeit des Blikes an mir vorüber, ale ich auf meiner
Flucht Dahinichos. Faſt hatte ich den Audgang aus dem Baum gewölbe erreicht, noch eine Secunde, und ich würde verhältniſs
mäßig in Sicherheit gewejen ſeyn , ale meine Verfolger am Ufer unmittelbar über mir erſchienen , wo es fich etwa zu einer Höhe von zehn Fuß erhob .
68 war feine Zeit zum Ueberlegen ; ich
bog nieinen Kopt nieder und jagte vormärté. Die Wölfe ſpran gen, aber ſie hatten ſich in meiner Geichwindigkeit verrechnet und
118 fprangen hinter mich, während ihre gehoffte Beute binaus auf Die Fläche des Stromes glitt. Der Inſtinct leitete mich auf den Weg nach Haus . Die leichten Schneeflocken wirbelten auf von den Eiſen meiner Schlitte fchuhe, und ich war jegt meinen Verfolgern etwas voraus, als ihr wilbe8 Geheul mir ſagte, daß fie bereits wieder hinter mir
her ſeyen .
3d ſah mich nicht um, ich fühlte weber Beſorgniß
noch Freube ; ein Gebanfe muc an die Heimath, an die freubis den Geſichter, die meiner Rückkehr warteten, an ihre Thränen,
wenn ſie mich nie wieder ſehen ſollten , durchzudte mich momena tan , und dann wandte ſich die ganze Energie meines Geiſtes und Körpers allein und ausſchließlich meinem Entfommen zu . 3 mar volftändig zu Haus auf dem Eiſe. Manden Tag hatte ich auf den Schlittſchuhen zugebracht nie aber daran gedacht,
daß fie einſt das einzige Mittel zu meiner Errettung ſeyn würs den . In jeder halben Minute ſagte mir das Gebell meiner Verfolger, daß fie mir bicht auf den Ferſen leben . Sie famen wāher und nåber ; ich hörte die Tritte ihrer Füße auf dem Giſe
und glaubte auch ſchon ihren tiefen Athem hören zu fönnen . Jeder Nerv und jede Muskel meines ganzen Baues war aufs elleräußerſte angeſpannt. Die Bäume längs dem Ufer ſchienen zu tanzen in dem ungewiſſen Lichte, und es begann bereits in meinem Gehirn zu wirbeln ; die Hekiago wurde unerträglich, die Töne meiner Vers folger waren grauenerregend : ba plößlich brachte mich eine uns willkürliche Bewegung aus meiner Richtung. Die Wölfe dicht
hinter mir, außer Stande anzuhalten oder zu wenden, glitten
Gossono
Das Leben im Serai Mohammed Hafis Paſcha's. (Fortſepung.)
2. Mohammed Hafis Paſcha . Sabid Beg .
Achmed Effendi.
Faſt drei Wochen wohne ich nun bereits unter dem ſchüßen den Halbmonde und im Serai einee türfiſchen Großwürdentras gere. Wie wenig bieß auch den phantaſtiſchen Vorſtellungen ents
ſpricht, die Scheherafabe'e Mährchen in une hervorriefen , wie gänz lich es der Abenteuer mit den gazellenäugigen Houris und den ſchwarzen und weißen Eunuchen entbehrt, ſo bietet doch das Leben
und Seyn in demſelben unendlich viel Intereſſantes dar. Wie ganz anders, wie viel freier und natürlicher faßt doch Der Drientale das Leben jelbſt auf, als wir Abendländer. Wir wundern und gleich ſehr über die innere Zufriedenheit , wie über Die äußere Schönbeit der beſſeren ,
den 3alam befennenben aftas
tiſchen Völkerſchaften, überſehen aber dabei ganz die einfache na turgemäße Entwidlung des Lebene der einzelnen Individuen . 3m feſteſten Gottvertrauen dem Kiêmet oder Schidſal entgegenſebent , lebt der Drientale von früheſter Jugend bis zum reifften Alter in einer rubigen gleidmüthigen Seelenſtimmung bin, fich jeber
nachhaltigen unnügen Sorge entſchlagend, und jedem natürlichen Ausbruch einer momentanen Gemüthébewegung überlaſſend, ſtatt fie wie bei uns, burch von der Sitte und Pflicht gebotene Zwanges maafregeln zurückzu halten und nach innen rirfen zu laſſen . Die innere Zufrieden beit und der Gleidnuth, mit dem fie in das
Leben ſchauen, findet dann natürlich auch ſeinen Abdruck in der äußeren Erſcheinung, daher die unerſchütterliche Ruhe auf den
aus, fielen und rutſchten noch eine gute Strecke weiter. Ihre Zungen hingen lang hinaus au & bem blutigen Rachen , ihr weis Ses Gebiß funkelte, ihre dunkle, ſchedige Bruft war mit Schaum bedeckt, und als ſie an mir vorüberglitten , ſprühten ihre Augen, und fie fließen ein Geheul der Wuth und bed Ingrimme aus. Plößlich tauchte der Gedanke in mir auf, dieſes zufällige Ereiga
türfiſchen Geſichtern mit ihrem blaſſen Colorit, baber der eigens thümliche Ausbruck in den großen falten, aber feineemege ftarren Augen, der durch ein unerflärliches Gwad jedermann zwingt die eigene Wimper vor ſeinem Blice zu enten . Die Seelenrube aber gebiert eine Zufriedenheit , und dieſe, bie nie von einer Ges
niß ſyſtematiſch zu benußen , um ihnen zu entgehen , das heißt, ibnen fortwährend auézubiegen, ſo oft fte mir zu nahe kommen
ſeren vielen hemmenden fünſtlichen Bedürfniſſen eine Würde , bes
mürden , indem die Bildung ihrer Füße fie verhindert, auf dem Giſe anders als in gerader Linie zu • laufen. Sofort handelte ich nach dieſem Plan. Die Wölfe, ſobald
Grazie in den Bewegungen, welche das ganze Leben und dadurch auch das geiſtige Seyn der Türken durchdringt, und ſo nicht nur
nügſamkeit zu trennen iſt, erzeugt durch ihre Befreiung von uns gleitet von einer ebenſo freien als ſchönen Körperentfaltung und
fe ihrer Füße wieder Herr waren, wandten ſich von neuem gegen
ben Umgang mit ihnen erträglich, ſondern wahrhaft angenehm
mich. Die Jagd wurde wieder auf eine Strecke von etwa 60 Fuß den Strom hinauf erneuert. Bereits waren ſie mir wieder dicht im Rücken, als ich einen Bogen beſchrieb und meine Vers
macht.
Mohammed Hafie, mein Wirth , iſt als geborner Kaukaſter mit allen Tugenden der beſten orientaliſden Stämme geziert,
folger vorbei paſfiren ließ. Ein wilded Geheul begrüßte meine
und als Individuum in ſeinem Stamme Durch Herz , Geiſt und
Frolution, und die Wölfe glitten abermals auf ihrem Hinters
höbere europäiſche Bildung ausgezeichnet, ohne jedoch dadurch im guten Sinne etwas von der Driginalität als Drientale verloren zu haben . Ich ſchildere ihn zuerſt, da er natürlich der Mittel punft iſt, um den fich das Leben in ſeinem Serai beregt. Mohammed Hafie Paicha iſt ein ſchön zu nennender Mann , etwa hod in den Fünfzigen, und ſeine Züge tragen den Typus
theil dahin, ein vollſtändiges Bild der Hülfloſigkeit und der ohn, mächtigen Wuth . So gewann ich nahe an dreihundert Fuß bei jeder Wendung. Zwei oder breimal wiederholte ich das Manös ber, und mit jedem Augenblic rurben die Wölfe wüthender, aber audi inatter. Ich war gerettet. Jch befand mich jeßt dem Hauſe gegenüber, und eine Koppel Hirſchbunde, aufmerkſam ges macht durch dae Geräuſch, ſtürzte wüthenb aus ihrer Hütte here vor. Die Wölfe hielten an in ihrem tollen Lauf und wandten
fich nach kurzer Ueberlegung zur Flucht. Ich beobachtete ſie, bis ihre buufeln Geſtalten über einem benachbarten Hügel vers
Der ebelften faufaftiden Gefichter, wie auch ſeine Augen von jenen im Kaufaſud allgemeinen reizenden Contouren find, und finnig
unter langen Wimpern tem entgegenblauen, auf welchen fie prü
fend gerichtet ſind. Wechſelnde und häufig trübe Ereigniſſe, na mentlich Familienunglück, haben die hohe Stirn desſelben vor
Dann nahm ich meine Schlittſchuhe ab und ging
der Zeit gefurcht, und die wenigen Locken am Scheitel, die das
dem Hauſe zu , mit Gefühlen , die man fid beſſer vorſtellen , ale
zumeilen etrag zurückgeidobene Feß jchen läßt, früh welfen laſſen , und ſich wie nächtlidyer Reif bereite auch auf das ichöne
ichwanden .
beſchreiben fann .“
Kaſtanienbraun Dee Bartes gelegt.
Die Gefidt@ farbe iſt blaß
und von der zarteſten Durchſichtigkeit, die Geſtalt yon mittlerer Größe, ſchlank und eher mager, ale von der bei orientaliſchen
Großen ſo häufig gefundenen förperlichen Stärke oder gar Fette.
119 Hände und Füße find von unglaublich kleinen Dimenſionen , und die Finger fo fein zugeſpißt unb boch fleiſchig und voll und
dabei von ſolch ichneeiger Weiß, daß die auf ihre körperlichen Vorzüge ſtolzeſte europäiſche Dame fie nur mit Neib betrachten würde.
In jeber Bewegung zeigt fich der vollendetſte unb ebelfte
förperliche Anſtand, ſo fern man die völlige Beherrſchung aller Bewegungen der einzelnen Olieder ſo nennen darf. Durch einen der partiellen Freiheita fämpfe der tſcherfeifidhen Thaler verwaist, fam afis mit ſeinen fünf Brüdern in frühe. fter Jugend auf den Sklavenmarkt in Konſtantinopel, wo ſie
burch einen ziemlichen Wohlftand, den er in ſeinem Paichalik, als Feind jeder Bedrüdung, nicht zu erlangen vermocht hatte. Die weitere und höhere Aufgabe der erwähnten Armee, die Beobachtung und das in Schach halten beß ägyptiſch - ſyriſchen Heered 3brahim Paſcha's , brachte ihn in enge Berührung mit
ben auf Bitten der Pforte bem Großherrn geſenbeten preußiſchen Dfficieren , und gab ſo Gelegenheit ſeinen Charakter mit allen ſeinen Schattens und Lichtſeiten auf das genauefte betrachten zu können .
Gr, Mohammed,
Menſchlichkeit und Milde gegen die Feinde bewies er von vorn berein baburch, daß er bei ſeiner Armee bereits im Kurbenfriege bas Syſtem ber bezahlten Dhren und Röpfe abſchaffte, feine Miß
der jüngſte der Brüber, hatte das Glück durch ſein anziehendes
handlungen der einmal gemachten Gefangenen bulbete, und oft
Aeußere die Augen des Großherrn Mahmub auf fich zu zies
ftundenlang am Augs ober Eingange befreundeter Dörfer hielt,
ſämmtlich für den Großberrn gefauft wurden.
hen, und dadurch als Page in das Serai desſelben zu kommen , und bald Liebling des Sultans zu werben . So einmal an den Plaß geſtellt, wo nach einem bekannten Sprüchworte, das Holz
wächst, aus dem Weſire und Paſchen geſchnitten werden, konnte es nicht fehlen, daß Mohammed Hafis burch ſeine regen Geiſtes anlagen ſich die ihm in ſeiner Stellung gebotene Gelegenheit,
eine beſſere Bildung zu erlangen, zu nuße madyte, und mit einis gem Fleiße auch wirklich bald höhere Kenntniſſe ale die meiſten feiner Genoſſen erwarb . Er erlernte nicht nur das Leſen und Schreiben der türkiſchen Sprache, ſondern bemächtigte fiche del Arabiſch und Perflich und der Literatur bieier beiden Sprachen , erwarb auch hinreichende Kenntniß der älteren Geſchichte des
um Plünberungen und Erpreſſungen zu verhindern.
Eben ſo
beſchäftigte ihn zu jeder Zeit neben der Sorge um das Wohl ſeiner
Untergebenen und der Verbeſſerung des Heers, Proviant- und Lazarethweſens, das Intereſſe für die Wiſſenſchaft, und er ließ im Kriegsgetümmel zu Sivas Hochöfen zur Verbeſſerung des dortigen Bergwerkbetriebes bauen, und den Euphrat zur näheren Beſtimmung ſeines Laufes beſchiffen. Sein Salent ale Felbherr anbelangend, gegenüber der unabs weisbaren Thatſache einer verlorenen entſcheidenden Schlacht, Darf e8 nicht vergeſſen werden, daß er bei Niſib eine Armee von
geringer Zahl hatte, teren Hauptbeſtandteil aus eben erſt unters
nen Länder, und zeigt außerdem viel und reges Intereſſe für die
fodren Völferſchaften beſtand, die corpsweiſe fich auflöte und nach Hauſe lief, zum Feinde überging oder ſogar eigene Ans griffe auf ſeine Officiere, und namentlich den Paſcha jelbſt unters
Geographie, wie das Sammeln beſſerer oder ſchlechterer Karten und Pläne die er ſelbſt in arabiſcher Schrift beſchreibt, und ihnen fehlende wenn auch ganz unbedeutende Orte einzeichnet, was eine
rechterweile zn machen, daß er ben ihm gegebenen Rath nicht genügend befolgte und den preußiſchen Dfficieren nicht genug
Jslam , ſowie der ihr bekennenben Völker und ihm unterworfes
ternahm .
Auch der Vorwurf, welchen man ihm glaubte ges
Neigung von ihm iſt – beweißt . 418 Tſcherkeſſe verſteht er ſelbft
Zutrauen geſchenkt, ſondern im Dünfel und Selbſtverblendung
rebend die Handhabung ter Sdufmaffe, wie des Säbeld, auf dae
das eigene Wiſſen über das ibrige geſtellt habe, iſt wohl als
Auêgezeichnetfte, und gehört zu den fühnſten und trefflichſten Reis tern . Gleich jedem Sohne des Halbmondes mußte auch er, um tie Vorſchriften zu erfüllen, welche der Prophet im Koran ers iheilte, ein Handwerk erlernen, und ergriff das eble eine& Waffen ſamiedes, in welchem er es dann bis zu einer ſolchen Meiſter ſchaft brachte, daß ſeine Klingen einen großen Ruf erlangten
ungenügend zu verwerfen , wenn man erwägt, daß eben ſeiner zu großer Unerfenntniß der frantiſchen Vorzüge halber die untergeordneten Generale wie die ihm fehlerhafterweiſe coordia
und den beſten älterer Zeiten gleich geſchäßt werden .
Dieſer Eifer Mohammed Hanis bewahrte ihm dann auch die Zuneigungen und mohlwollenden Geſinnungen des Großberrn über das Alter hinaus, weldjes die Seraipagen in der Regel zu
haben pflegen, und zwar in jo bohem Grabe, daß er ſich perſön.
lich für ſeine Zukunft zu intereſſiren begann.
Im Jahre 1833
geſellte er ihn der Gesandtſchaft bei , welche nach Peterburg
ging, und bier erweiterte legterer Dann ſeine Anſchauungen und Welikenntniſſe um ſo mehr, als er, über Wien gebend, ſich einige Zeit daſelbſt aufhielt, und in Peterburg fränkiſche Freunde ges
wann ; er erlangte fogar hier einiges Verſtändniß der franzöſiſchen Sprache. Von Rußland zurückgekehrt, wurde ihm das Paſdalit Sfodra in Albanien verliehen, und hier zeigte er ſich, als er von
einem empörten Arnautenbeere mit einer geringen Anzahl ibm Untergebener
nirten Heerführer ihn mit Verdacht betrachteten und ihm fein Vertrauen ſchenften . Maaßregeln , wie die beabſichtigte Errichs tung eigener Bataillone für die driftlichen Armenier hatten , ba dieſen der Vorzug der Officierſtellen Silber nicht zugeftanben worden, jelbſt in den wenigen treuen türfiidhen Truppen einen idlechten Geift erzeugt, der durch die hiedurch erlangte beſſere Auébildung
nicht aufgewogen wurde, und außerdem Unzufriedenheit auch der Mollahs und Geiſtlichen gegen ihn erregt. Das alles fam zus ſammen , um ihn zu beſtimmen , nicht in einen Rüdzug Ange fichts des Feindes zu willigen, der ihn allerdings in eine vors theilhaftere Lage zur Annahme einer Solacht gebracht hätte. Sein frühereg Benehmen , wie das während des Lages von Niſib, wo er perſönlich die Fahne eines Rediff-Bataillons in das lebhafteſte Feuer des rechten Flügels führte, und augen ſcheinlich, ſo weit es ihm ſeine Religion erlaubte, ben Lob uchte ,
ficherten ibn gegen den Vorwurf perſönlicher Feigheit und gegen
Die Anklage eines Mangele an Rechtlichkeit und ehrlicher Abſicht
13 Monate hindurd) in Stobra belagert wurde, ale ein ebenſo beſonnener, als ausdauernd tapferer Soldat . Dieſer
der Umſtand, daß er nicht, auch nicht einmal nachdem alleg für den Großherrn verloren , wie ſein Freund Achmed und andere
Vertheidigung hatte er dann aud ſeine Erhebung zum Serastier ( commandiren den General) der durch den in Diarbekir erfolgten Tod Reichib Pajdha's verwaiſeten Taurus - Armee zu danfen .
Paichen zu Mehemed Ali überging, ſo wie das Benehmen gegen
Mit ihr vollendete er glücklich die von jenem begonnene Unterjochung der jelbſtſtändigen Kurdenbäupter, und erwarb fich das
diejenigen , ſelbſt Untergebene, welde, wie die preußiiden Offis ciere, mit dem größten Freimuth ibm Wahrheiten ſagten, die ibn wohl augenblidlich verlegen, aber keine Bitterfeit in ibri zurüdlaſien fonnten.
120
Diejem allein iſt es aud; nur zuzuſchreiben, daß der Verluſt der Schlacht von Niſit nicht auch den Verluſt des Kopfes für Hafie, ſondern nur ſeine Abießung im Gefolge hatte, worauf er ſich dann als . Gefangener nach Sivas begeben mußte, wo er
fich ſpäter als Waffenſchmied ernährte, biß der Einfluß der preußiichen Dfficiere und der Diplomatie ihn mit vollſtändiger
Begnabigung die Verleihung des Paſchalife von Erzerum vers ichaffte, von wo er nach Bagbab und dann im Mai 1843 nach Belgrab verlegt wurbe. Außer dieſem , wie e8 wohl aus der kurzen Schilderung
jeines Charakters hervorgeht, höchſt liebenswürdigen Manne ges hört zu dem im Serai fich barbietenden täglichen Umgange der Staatebolmetſch Achmed Effendi. 8 iſt dieß derſelbe Achmed, den Birch bereits auf ſeiner Reiſe durch Serbien vorfand, und
ber ſeit anfangs der zwanziger Jahre, wo er von der Wiener
goan
baben , und durch die geringe Gelegenbeit, die Tagesliteratur zu erlangen, iſt er natürlich auch in Bezug auf nur oberflächliche
Kenntniſſe der Fortſchritte des Wiſſens zurüdgeblieben und wahrs haft berfommen , wozu die Ausbildung einer natürlichen Anlage zur Trägheit und ein geringer Hang zur Wahrheitsliebe ale unliebenówürdige Eigenichaften fommen. Dicie trei Männer bilden den geiſtigen Schaß, auf deſſen
Verwendung ich während meines Aufenthalte im Serai anges wieſen bin ; betreffs des materiellen Lebens, ſo iſt dieß nicht nur zu ertragen , ſondern meinem Geſchmacke nach in vielen Dingen. dem unſern vorzuziehen . Toledo. (Revue de l'Orient. November, December. )
Toledo liegt auf einem ſehr hohen Berge , deſſen Fuß von dem
Geſandtſchaft hieher verſekt wurde, ſeinen ruhigen Poſten bes | Tejo beſpült, und der mit verfallenen arabiſchen Feſtungswerfen ums fleidet. Stechend ſchwarze Augen, eine gebogene Naſe und jener ichwer zu beſdreibende Zug um die beiden Mundwinkel vers rathen die iſraelitiſche Abſtammung Achmede , der als Kind irgendwo im Orient verunglückter jüdiſcher Eltern, in zarter Jugend in Ronſtantinopel auf den Marft fam , von einem reichen Türfen gekauft, zum Jelam befehrt, und dann durch Ers lernung der deutſchen Sprache in den Dienſt eine nach Wien gehenden Paſcha gebracht wurde. Es iſt ein gutmüthiger, lies benômürbiger Mann, der ſeine Vorgeſepten durch die ſeiner Race
eigenthümliche Geſchmeidigfeit und Unterwürfigkeit fich jederzeit günſtig zu ſtimmen , und ſich dadurch bei jo entgegengeſeßten Glementen, wie ſie Belgrab vorzugsweiſe, z. B. in Huſſein , dem Fanitſcharenwürger, Kiamil und Hafis jah , zu erhalten wußte. Vorzüglich kömmt ihm die Geſchidlichkeit zu ſtatten , mit welcher er jebe Einmiſchung in politiſche Angelegenheit fich fern zu halten weiß : wiſſenſchaftliche Bildung und tiefere Kenntniſſe beſigt er nicht, wohl aber einen regen Sinn für die Natur und ihre Schönheiten . Im Nichtathun unter Blumen , mit deren Zucht er ſich beſchäftigt, auf weichem Kiſſen gelagert, die Pfeife zur Seite, und wie wohl mehr als böjer Leumund ſagt, die
Rumflaſche und Dpiumbüchie nicht zu weit entfernt, bie Zeit und Gelegenheit erwartend, wo er ſich dem Genuſſe der Sinness
luſt hingeben fann, verbringt er bie Stunden, in welchen der Paidha ſeiner nicht bebarf, und ſegnet ſo die Anweſenheit Sabid Bey's, welche die jeinige häufiger überflüſſig macht. Dieſer Sabib Bey iſt dem militäriſchen Range nach Oberſt und Adjutant del Paſcha , ohne jedoch beſondere in Staatsbiens
ften zu ſtehen, ſondern vielmehr von Hafie ſelbſt eingeſeßt, und Daher auch täglich wieder zu entlaſſen .
rig, denn allenthalben ſtößt man auf Neſte der alten Größe. Der Bau der Stadt verliert ſich ins graue Alterthum , während der römiſchen Herrſchaft war ſie feſt und wohlhabend ; gegen Ende des 5ten Jahrhuns derts bemächtigte fich ihrer Eurich, der Gothenfönig, ſpäter nahmen fie die Araber ein , und am 25 März 1085 , am ſelben Tag, wo ſie 363 Jahre früher in die Hände der Araber gefallen war, bemachtigten fick ihrer die chriſtlichen Spanier. In der Stadt jelbſt und in der Ilm :
gegend zeugt alles für verſdwundene Blüthe , jede Herrſchaft hat ihre
Spuren zurückgelaſſen, und die chriſtlichen Spanier haben ſie gleichfalis durch die bewunderndwertheſte Kathedrale die man ſehen fann, reichlich ausgeſtattet. Die Straßen in Toledo find eng, frumm und Finſter, ſehr ſchlecht gepflaſtert und ſehr unreinlich. Dennoch macht der Anblic einen wunderbar poetiſchen Eindruck. Die Rathedrale wurde von Don Fer:
dinand IV gebaut, der fie im 3. 1227 auf dem Plaß der ehemaligen Moſchee beginnen ließ. Gleich beim Eintritt wird man von der Majeſtát des Gebäudes ſo betroffen , daß man erſtaunt ſtehen bleibt. Der Styl iſt gothiſch mit einiger Miſchung von arabiſdem ; ſie hat fünf Schiſſe, deren ſchöne Gewölbe burđ 84 Pfeiler getragen ſind. Das große Mits telſchiff iſt erſtaunlich hoch , und die Capellen an den Seiten , die faſt
ſo groß wie Kirchen find , enthalten bewundernswerthe Arbeiten der Sculptur und Malerei. Nach der Kathedrale iſt der Alcazar der merfs würdigſte Bau ; er war die Reſidenz der Maurenfönige, wurde während der Kriege , durch die ſie aus Toleto vertrieben wurden , ſehr zerſtört, und blieb in Ruinen bis zur Regierung Karls III, der den Aufenthalt in der Stadt liebte, und den Alcazar mit großer Pradt im Renaiſſance: ſtyl wiederherſtellen ließ. Die beſte Anſicht des Alcazars und der Stadt überhaupt hat man auf der entgegengeſepten Seite des Tejo , von der Eremitage von N. Señ. de la Bala ; nur mit Mühe fann man fich von dieſem Anblid lodreißen.
Er iſt Renegat, und al8
ſolcher von den Türken ziemlich verachtet. Als Dberlieutenant und Reichebaron b . w. unb B. , Sohn eines Feldmarſchall. Lieutenants, ſtand er in Mainz in Garniſon und beging hier einige Fehltritte, die nicht nur gegen das feinere Anſtandegefühl
einet Officiercorpe, ſondern auch gegen alle Begriffe von Ehre
verſtießen.
geben iſt. Der Alcazar auf der einen , und die Kathedrale auf der andern Seite bliden majeſtätiſch darauf nieder. Der Anblid iſt traus
Der Entdeckung derſelben entgegenſehend , flüchtete
er nach Franfreich und von dort über Algier nach Konſtanti.
nopel, wo er durch glüdliche Umſtände nach Erlernung der
Miscellen. Kohlen auf labu an. Die Ausbeutung der Kohlen auf der Inſel Labuan bei Borneo geht ſchwunghaft vor fich ; jeden Monat wer: den bedeutende Maſſen ausgezogen , und alles läßt glauben, daß Labuan bald eine bedeutende Station für die Dampfboote werden wird, welche
zwiſchen Indien und den chineſiſchen Meeren fahren . l'Orient. November, December.)
(Revue de
in ſeiner jebigen Stellung von Hafis Paicha aufgenommen zu
Nachricht über Siam . Die indiſchen Journale ſprechen viel von den aufgeflärten Anſichten des neuen Rönige von Siam , der ge neigt ſcheint, die Europäer aufzunehmen . Er hat Befehle gegeben , ſeine Hauptſtadt Bangkok zu erweitern , eine Drucerei für engliſche und frameſtſche Bücher errichtet, und eine allgemeine Reviſion der
werden . Eine gebiegene tiefere Bildung icheint er nie gehabt zu
Gefeßgebung vorgeidhrieben .
Sprache und Annahme des 3elame mit Reichid Paicha befanut und von demſelben protegirt wurde, bis bed Gönners Sturz auch
den jeinigen herbeiführte, und er ſich glüdlich ſchäßen mußte,
Verlag der 3. G. Gotta'ídhen Buchhandlung.
(ibid . )
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Dölker. Ur.
31 .
5 Februar 1852.
nern Drange, und wenn die Folgen weiter reidten, als er ur
Johann Kollar,
ſprünglich beabſichtigte, lo fann man ibm dieß mindeſtenê nicht
der befannte ilaviſche Dichter und Alterthumsforicher, ftarb am 24 Januar 0. 3. als Profeſſor der ſlaviſchen Alterthümer in
einem Alter von 59'/2 Jahren. Er war im J. 1793 den 29 Jul. zu Moſloß in der Thuroßer Geſpannſchaft geboren, wo ſein Vater Notar war, ftudirte in Preßburg proteſtantiſche Theologie, wurde im 9. 1819 als Caplan bei der evangeliſchen Kirche in Peſth, und nach dem Tode ſeines Vorgängers als wirklicher Prediger
ale perſönliche Schulb anrechnen.
Das Leben im Serai Mohammed Hafis Paſcha's. ( Fortſebung .)
3.
Das materielle Leben der Türken . und Zeitvertreib .
Beſchäftigung
angeſtellt, unb blieb auch barelbſt bis zum J. 1849, wo er zum
Wir Verohner ber nördlichen Gegenden Europa's , die wir
Profeſſor der ſlaviſchen Alterthümer in Wien ernannt wurde.
durch das Klima mehr unter ein icüßendes Dach getrieben wers
Johann Kollar hat an der geiſtigen Erhebung der Weſtſlaven
den als die Südländer, lieben enge Zimmer. und doch fino eben die Fenſterreichen , großen , lichten Räume, die mit Muffelin befleibeten Wände und mit zierlichem Schnitwerk und fünftlichem Holzgetafel verſehenen Deden, bie weidhen Dimane, die als eins
einen ſehr bedeutenden Antheil; das Werf, welches zuerſt ſeinen Ruf gründete iſt ein lyriſch -epiſches Gedicht: Slavy dcera, die Tochter des Ruhms.
Es erſchien, nochdem
einzelne Gedichte
ſchon im 3. 1821 zu Prag erſchienen waren , in 3 Geſängen im 3. 1824 zu Ofen , dann in 5 Geſängen im J. 1832 zu Peſth. Nach ber Veena , einem zu Wien erſcheinenden belletriſtiſchen
ziges Meubel rund um das Zimmer laufen, und die Fußböden,
Blatte ( N. 7. D. 3.), entſtand der erſte Getanfe bazu in Sachſen ,
während ihre Weiche und Wärme dem Fuße ſchmeichelt, gewiß
als er ſo viele ehemals ſlaviſche, jeßt aber verdeutſchte Dörfer,
für ein Leben des ruhigen Genuffee weit angenehmer als unſere falten , mit ſteifbemalten Tapeten überflebten Zimmer, beren oft
die mit buntfarbigen Teppichen belegt fiub, beren grelle Farben īpiel die Geräumigfeit der Gemächer vortheilhaft hervorhebt,
Städte und Landſtriche fah. Dieſe bald ſchwermüthige, balb bit tere Klage um die finkenbe ſlaviſche Nationalität bildet nicht bloß den Grundzug ſeiner ſpätern Schriften, ſondern man fann wohl ingen ſeines Lebens, und der Gedanke der ihn beſeelte, iſt in der deutſch verfaßten Schrift „ über die literariſche Wechſelſeitigkeit zwiſchen den verſchiedenen Stämmen und Mundarten ber ſlavis iden Nation " ausgebrüdt ; er wünſchte daß eine alle Slaven um faſſende literariſche Genoſſenichaft entſtehe, welche einen Damm
blühende , ſchönes, immer friſches Element in ihre Gemächer ziehen , und einen Springbrunnen in der Mitte der Halle ſein
gegen das Einbringen des Deutichthums bilden fönnte.
Man
flares Waſſer in die Höhe werjen laſſen , um durch die murmelns
gab ihm politiſche Abſichten , die gewiß urſprüglich nicht in ſeiner Abſicht lagen , idulb, und er ſah wohl den immer heftiger werbenden Streit mit Unmuth, um ſo mehr, als er ſelbſt in ſeinen Verhält: niſſen zur maghariſchen Regierung und deren Magyariſirung & planen
den niederfallenden Tropfen die anmuthige Stille, die in ihren Wohnungen herricht, noch mehr hervorzuheben ; um wie viel natürlicher und lieblicher iſt dieß nicht, als die ſteife Miniature glocke auf geſchliffenem Glaſe, in dem zwei oder brei Gold. fiſchchen ihr elendes Leben frānfelnb verbringen, während der Ras
Darunter zu- leiden hatte . In den leßten Jahren, ſchon vor 1848, widmete er lich immer eifriger den ſlaviſchen Alterthümern , wel . dem Studium er ſpäter ſeine Berufung nach Wien verbanfte.
Zwei Werfe hat er nahezu vollendet hinterlaſſen, das im vorigen Frühjahr angekündigte Werk, „das ſlaviſche Alt-Italien ,“ zu dem fich icon in ſeiner Reiſe durch Dberitalien , Tyrol und Bayern
die Grundzüge finden , und welches in böhmiſcher Sprache erichei nen fodte ; das zweite find die „Götter von Retra,“ dad haupts ſächlich auf Veranlaſſung des Großfürſten von Meklenburg-Stre liß verfaßt wurde. Ueber die Art, wie er theils bewußt, theils unbewußt in die Bewegungen ſeiner Zeit eingriff, iſt es wohl
zu früh, ein ganz ſichered Urtheil zu fällen ; er folgte einem in
der Mode halber eben jo unſchönen als unbequemen Möbel uns in gemachte, unnatürliche Stellungen ſo lange einzwängen, bis fie und Gemohnheit wurden, ſo daß wir ein Abweichen von dens ſelben al& Mangel an Bildung erfennen . Zu dieſen Vorzügen
nun bag warme Naturgefühl der Morgenländer, mit dem fle ein
fatu ober Arras, jein glänzendes Gefieder ſträubend , unſere Lurufs
räume mit widerwärtigem Geſchrei erfüllt? 3ch bewohne hier ein nad der Donau hinauegebenbee breis
fenftriges Gemach , Das fränkiſch meublirt iſt, D. h. zwei Kontol tiſche vom makelloſeſten griechiſchen Marmor mit darauf ſtehen
den Spiegeln und Wanduhren , und zwei runde, von Rohr fünſtlich geflochtene Stühle beherbergt. Des Nachte werden einige Kiſſen inmitten der Stube auf einandergethürmt und mit
gold- und filberdurchwirften Muſſelinen belegt, auf denen es ficis unter leichter ſeidener Dede herrlicher ruht, wie in jedem idire ren deutſchen Federbett .
Vor der Thür fißt in der Galerie, die
122
we
zur großen Halle führt, einer der mir zugetheilten Sklaven, den Säbel zur Rechten , den Tſdibuk am Munbe, um über meine Sicherheit zu machen und meiner Wünſche zu harren.
Oft
überzeugte fich der Paída , rom Gebete kommend, ſelbſt, ob er
wachſam und mir nichts feble . Auch in Bezug auf die Leibenahrung iſt das türkiich Leben durchaus nicht zu verachten , und bedarf feines Proteſtes gegen die deutſchen Sprüchworte: „Wie der Topf, ſo der Kopf“, und : „wie man iſt, ſo ißt man .“ Die erſte Mahlzeit wird nach dem Sabaah Namaſt, dem Morgengebet, nady ſeinen Waſchungen eingenommen , zu welchem auffordernd um 9 Uhr der Muebzin ſein : „Allah ilis Allah ü Mohamed reſul 3dah " 11 nach allen Himmelårichtungen breimal ertönen läßt. Es beſteht dieß Frühs ſtück in einem Glaſe Flußs ober Regenwaſſer, ba bas Brunnen-
coron
legt , wäſcht man fich in Gegenwart aller die Hände, und nimmt dann ſeinen Plaß ein , worauf beide Sklaven hinter den Siß tres ten und hier ſo lange barren als die Tafel währt.
Dieſelbe wird dadurch eröffnet, daß der Wirth mit Daumen und Zeigefingern ein Würfelchen aus ſeinem Brob herauêhebt, in das Salz taucht nnd dem einen der Gäſte barreicht, wodurch Derſelbe zum Herrn der Tafel gemacht wird, d. h. ihm das Recht gegeben wird, jebe Schüſſel ſo lange auf dem Tiſche zu behalten , als es ihm gefällig iſt, moburch ihm aber gleichzeitig die Laft auferlegt iſt, ſelbſt alle foften zu müſſen. Ein älterer Sklave, der das Amt eines Truchſeß zu haben ſcheint, nimmt nun einem jüngern eine Terrine mit der Suppe oder einem Scherbet ab und
ſept fie vor den Herrn der Tafel, der den Angriff mit dem tiefen
Schekerlama, Zuderſachen, dazu warmes, geſäuertes Brod, Jäk.
Schildfrotlöffel beginnt. So wie derſelle nach dem Genuſſe einiger Löffel ein Zeichen mit der Hand gibt, wechſelt der Truchs reß die Terrine gegen die ſchon bereit gebaltene Schüſſel um,
mät (Honig), Jahurt oder ſaure Milch und Mohallebby, eine Art Reigſülze, worauf dann der Iſchibut und der Moffa gec bracht wird, mit welchen beiden Heizmitteln man den Tag über
bie Hände der Speiſenben zur Reinigung derſelben. In ziemlich ſchneller Folge gab es täglich 22 bis 24 vers
waſſer für ungeſund erachtet wird, und hierauf die beliebten ,
und während dieſes Wechſels gießen die Sklaven Waſſer über
der Suppen oder Scherbete am fortfährt, undfie,wenn es heiß iſt, mit Scherbet,dem Saft von idziedene Sdüffeln, incluſive Mahlzeit, und zwar ſo geordnet, daß der Granatäpfeln , Citronen und Pomeranzen , Duitten , friſchen
Irauben , ſauren Kirſchen u . mit Waſſer und Buder zum Ges
frieren gebracht und mit Gibſtückchen untermiſcht, abwechſeln last .
Das Mittageſſen, oder richtiger geſagt, die Hauptmahlzeit, wird nicht nach dem zweiten Gebete, Gjila Namaſt, ſondern nach dem dritten in der fünften Stunde eingenommen. Es wird zu dieſem Bebufe ein Schemel in die Mitte der Halle, oder an
Anfang und Ende der Eingangsluppe eine Schüſſel flawa , die Lieblingsſpeile aller
Drientalen, folgte. Dieſes iſt ein ungemein ſüßer Brei aug Weizenmehl und Honig mit zerlaſſener Butter, Sabne unb mannidhfachen Gewürzen und Fruchtſäften getränft.
Dann folgt
einen vom Paicha bazu beſtimmten Ort gebracht und Kiſſen zum
abrrechſelnd eine Fleiidſpeije, ein Gemüſe und wieder eine ſüße Sdüſſel; das Fleiſch, natürlich nie von einem unreinen Thiere, beſteht meiſt aus Sūöps und Geflügel, das ſchon in der Art zubereitet , daß es ohne irgend eine Mühe in fleine Stüde zu
Liegen oder Sißen um denſelben gethürmt. Auf erſtere wird
zerlegen iſt.
eine ſpiegelblanfe Platte von Meifing oder anderm Metalle geſegt; vor dem Plaß eines jeden Speiſenden liegt am Rande dies
Mablzeit eine flein geſchnittene fohlartige Gartenfrudt, Bamia,
for Platte ein in kleine Würfel mit einer Art Stempel aud.
geſchlagenes Brod, welches jedoch nicht ſo rollſtändig zerlegt iſt, daß es nicht noch zuſammenhielte. Zwiſchen dieſen Broben ſtehen kleine Teller und Näpfchen mit Dliven, dem wundervollſten Dbſt mit verſchiebenen did eingefochten Syrups, buntem Zuckerſtaube und geſtoßenen Gewürzen . Rechte von dem Brobe liegt ein
Häufchen Salz urb links ein polirter Stahlſpatel für die Syrupo und Zuder, und drei Löffel, deren einer von Ebenholz, der andere von Elfenbein reich geſchnißt und länglicher Geſtalt, der dritte aber rund und tief und in der Regel von Schildfrott iſt, und einen Stiel von Korallen hat. Silber kömmt nie auf
Unter den Gemüſen fehlt auch bei feiner türfiiden
und eine ſehr wohlídmecente, gewürzige, große und namentlich fette Sdotenfrucht von der Größe einer Saubohneníchote, die beide in dem Rufe ſtehen, dem Genuſſe derſelben eine erhöhte Neigung zur Haremaluſt
folgen
zu laſſen.
Unter den füßen
Speiſen bildet der Reis immer den Hauptbeſtandtheil, und wird auf die mannichfachſte Art zubereitet, balb ſo weich gekocht, daß
die Form der einzelnen Körner ganz ſchwindet und in eine brei. artige Maſſe übergebt , während er anderemal, beim Pilau zunt
Beiſpiele, die Körner nur eben zur wohlichmedenden Weiche aufquellen ließ .
Aud; Fiſche mannidfacher Art famen bei dem
Hafis Paſcha, namentlich gebacken vor, ſollen aber nicht eigents lich zur türkiſden Küche gehören , ſondern mehr ſeinem indivis
den Tiſch, weil Mohammed in Uebertragung dee finnigen Inhalte
duelen tịcerfeſfi chen Geſchmack entſprechen , wie er überhaupt
der Sprüche : „Wer ſich erhöht, wird erniedrigt werden , und wer
mitunter dem Koch eigene Speiſen angibt, worunter id; ein Puré
fich erniebrigt wirb erhöht werden ", und ielig find die Armen ,
bon geſtoßener Hühnerbruſt, Reiß und Wallnuß ale Hauptſtüd
Denn ihrer iſt das Reich Gottes“ , irgendwo im Koran es auß-
jedes Rochbuchys anpreiſen möchte. An der Paſſion , jedeß Ger müſe mit einem Soupçon von Knoblauch und die füßen Speiſen
ſprach, wer auf Erden von Silber äße, würde im Himmel feins Nach der vollſtändigen Herſtellung dieſer Speiſeplatte naben
mit Roſene und Drangenwaſſer zu verlegen , gewöhnt man fid ſehr bald, und naſdt zuleßt mit eben ſolcher Leidenſchaft, wie
fich jedem an der Tafel Theilnehmenden zwei Sflaven, deren
ein ächter Orientale die mannichfachen Süßigkeiten, unter denen
haben.
einer auf der flachen Hand ein metallenes Becken mit einem
e beſondere die Roſe iſt, welche in Zucker eingefocht vor dem
fiebartig burdhlöcherten Deckel, aus beſien Mitte eine Säule aufſteigt, die in einem Schälchen wohlriechende Effenz und Seife
Kaffee genoſſen, ſich mit einem ung Nordländern ganz neuen
trägt ; ber zweite hält einen ſchöngeformteu Metallfrug voll weis
dhen Waſſers in der Rechten, und über die linke Schulter geídlagen ein langes, reich und zierlich geſticktes Handtuch von feinem Linnenzeuge. Ehe man ſich nun an den Tiſch jeßt oder 1 Gott iſt Gott und Mohamed ſein Prophet .
Reiz zu kleiben, weiß , und in unſerem Auge ibren poetiſchen Werth erhöht . Was nun die Technik des Eſſes18 betrifft, auf die ein Gours mand faſt eben ſo hohen Werth legen muß, als auf den Inhalt
Der Schüſſeln ", jo berechtigt der Mangel der Meſſer und Gabeln 1 Nirgends ſah der Verfaffer eine graziöſere Art zu ſpeiſen, ale im Jahre 1844 bei dem König Karl Johann von Schweden, der in dem be:
123 Sklave be® Paſcha's ), war, ber deutſch unb türkiſch verſtand, war ich auch nicht einmal an Achmed Effenbi oder Sabib Bey ges
keineswegs zu der Annahme eines geſek- und formloſen Zulan gens mit allen zehn Fingern . Im Gegentheil haben die Türfen bei der Tafel ſtrenge Etikettgefeße. Es wäre ein grober Vers floß, die Suppen mit dem länglichen Löffel ſtatt mit dem run den , die ſüßen Speiſen mit dem ſchwarzen , ſtatt mit dem mei. Ben , oder die fetten Gemüſe mit einem andern als dem Ebens holzlöffel zu berühren . Ebenſo verriethe eg einen gänzlichen
bunden . ( Fortſeßung folgt.)
Bemerkungen über das brittiſche Nordamerika. (Notes on North America by James Johnson . Lond . 1881. Edinb. Rev.
Mangel an Bildung, wollte jemand mit der linken Hand ober
Julius 1951. )
am Ende gar mit beiden Händen ein Stück Braten, gefochtes Fleiſch oder Geflügel aus der Schüſſel nehmen oder zerreißen , und als gränzenlos ungeſchidt würde derjenige gelten, der die füßen Syrupe und Säfte, die er mit ſeinem eiſernen Spatel
Die werthvolften und oft auch die anziehendſten Reiſewerke rührer: von Männern her , welche die Länder , die fie fildern , behufe eines beſtimmten Sonderzwedes beſucht haben ; welche, inbem fie fich einem ein: zelnen Fach des Wiſſens widmeten oder einen Lieblingsgegenſtand verfolgen, ihre Aufarerfſamkeit mehr oder weniger ausſchließlich allem zuwenden ,
untereinaber rührt, eine Straße von ihren Behältern bis zu ſeis nem Munde zeichnen läßt. Inter dieſen Umſtänden fällt dann auch nach der erſten
was damit in Verbindung ſteht, und das Ergebniß von Beobachtungen
Mablzeit das beflemmente Gefühl fort, das die gänzliche Neuheit des Schauſpielt natürlich hervorruft, und das Waſchen der Hände und Gurgeln des Mundes hat ebenſowenig etwas Unappetitliches , als das Halten eines Stüdchen Fleiſches zwiſchen dem Daumen
in die peimath zurüdbringen , die den Stempel einer grünblichen Bes kanntſchaft mit den Fragen, welche ſie behandeln, an fich tragen . Solche Sáhriftfteler find allerdings nicht ſelten in Gefahr, ihren Bemerkungen eine Färbung zu geben , die mit früher gefaßten Anſichten überein : einſtimmt, Thatfachen in den Lichte einer Lieblingstheorie zu ſehen und Erſcheinungen unbeachtet zu laſſen , welche jenen Anſichten nicht ganz gemäß find oder ſie als unrichtig darſtellen ; dieſe Gefahr wird jedoch, wie wir glauben , durch die lebendigere Unmittelbarkeit ihrer Schil: berungen und die gründligere Behandlung des vorliegenden Stoffen
les
und Zeigefinger, ober bas zarte becente Ableden dieſer Finger nach dem Genuſſe derſelben . 3ßt ein Franke bie erſtenmale nad
türkiſcher Art, ſo iſt dieß allerdings weniger angenehm, und hatte ich beſonders Gelegenheit dieß zu beobachten als F., ein roth . haariger Sohn Albiond, der den Landweg von Peſth nach Kons ftantinopel einſchlug, zur Tafel bed Paſcha gezogen war. Gr bers jenkte alle fünf Finger ſeiner auffallend behaarten Rechten in die Schüſſel mit Bamia, die ihm ebenſo zuſagte, wie jedem Alttürs ten, und dann ebenſo tief in den großen zahnloſen Mund, um nun mit der fellenartig geformten Hand, ſo gut es anging, von Der grünen Sauce nachzuſchöpfen. Jedermann wird es daher natürlich finden , daß man unter dem Halbmond lieber den erſten
beſten nationellen Wafferträger ale Tiſchnachbar haben möchte, als einen hochgebildeten Eblen fränkiſcher Civiliſation . Zu einer guten Aufnahme gehört vor allen Dingen , daß
der Wirth des Gaſtes perſönliche Freibeit vollkommen unbeſchränkt läßt, und auch in dieſem Punkte gleicht die Aufnahme, welche ich bei Mohammed Hafie Pajda fand, auf das volfоmmenfte dem beal einer Bewirthung . Die einzige Bedingung , welche
mir derſelbe geſtellt hatte, war die, niemals die Feſtung ohne Begleitung einiger der mir zugetheilten Sklaven zu verlaſſen , und in rrenig alê möglich zu Fuß , ſondern entweder in einem der
eleganten Wiener Wagen, deren er mehrere beſigt, oder zu Pferde, deren mir auch eine gewiſſe Anzahl zu Gebote geſtellt war, bars
hinreichend ausgeglichen . Die engliſche Literatur iſt ſehr seidh an Werfen dieſer Art.
Wenn
Maday's Sfizjen der weſtlichen Welt beinahe das ganze Panorama vor uns ausbreiten , ſo iſt Nordamerifa faft unter jeder beſondern Beziehung und von Beobachtern aller Clafſen geſchildert worden. Männer von
Geiſt und Kenntniſſen haben das Land aus allen möglichen Gefights: punften und in dem günſtigſten und ungünſtigfen lichte in das Auge gefaßt. Hamilton , Bafil fall und Marryat dilbern Menſchen und Sitten, wie ſie in der Geſellſchaft erſcheinen und wie fte Schriftfellern
von ariſtofratiſchem Geſchmade erſcheinen. Stuart und Miß Martineau geben uns ein Gemälde des geſelligen Lebens, in welchem die Vorliebe für die Heimath und demokratiſche Tendenzen nicht zu verfennen find. Reid und Mattheſon , Geiſtliche, welche der freien Kirche angehören, bereisten Amerifa, um zu ſehen, wie es um das Chriſtenthum in einem Lande Reht , in welchem es feine biſchöfliche Kirche gibt. Sir Charles Lyell beſuchte das amerifaniſche Feſtland als Geologe, und förderte reine Wiſſenſchaft durch die glüdlidiften und umfaſſendſten Forſchungen in nicht geringem Grabe . Und nun läßt Johnſon uns das Land Fehen, wie es ſich dem Bilde eines Lehrers der Landwirthſchaft darſtellt , der in der alten Welt ſeine Meiſterſchaft in dieſem Zweige des Wiffens bewährt but, und die Weiſe vorzugsweiſe unternahm , um die Ertrags fähigfeit und die Eigenthümlichkeiten der neuen zu erforſchen und zu bedreiben .
Der wichtigſte Theil von Johnſon's Werk iſt der , welcher fich auf
unter rine Berberſtute von ſchneeweißer Farbe, welche Hafte aus
die Provinzen des brittiſchen Nordamerika'd bezieht, die man in Europa
dem Getümmel von Niſib trug und ſo ſeine Lebengretterin wurde,
im allgemeinen weit weniger als die Vereinigten Staaten fennt. ' So groß die Ausdehnung dieſer Colonien iſt , ſo reich ihre Hülf&quellen fich erweiſen , ſo glänzend und glorreich ihre Zufunft werden fann man fennt fie ießt in dem Mutterland faum beſſer als vor 50 Jahren und treit weniger, als manche Theile von Europa, welche mit England in feinem Zuſammenhange ſtehen, und die zu erreichen die doppelte Zeit in Anſpruch nimmt. Wenn Ein gebildeter Engländer mit Canada ober Neu :Braunſchweig befannt iſt, haben ohne Zweifel zwanzig Aegypten beſucht und hundert find mit Non ſo bekannt, wie mit London. John fon ſagt in Bezug auf die Beweggründe und Zwede ſeiner Reiſe : „ Ghe ich dieſes Land perſönlich beſuchte, waren meine Kenntniſſe hinſichtlid ſeines landwirthſchaftlichen Charafters, Feiner Ertragsfähig feit , ſeiner Hülf & quellen , wie ich jeßt bemerfe , ſehr allgemeiner und unzuſammenhängender Art , obgleich ich viel gehört und geleſen hatte,
unb ibm von ſeiner ganzen Kriegeequipage allein den ſehr ſchös nen bequemen Sattel und die dazu gehörige Bäumung, ein Ges denk des Sultan Mahmub, erhielt. Nicht zur Sicherheit meis ner Perſon brauchte dieſe Bebingung geſtellt zu werden, ſondern zur Aufrechterhaltung des guten Rufes des Paſcha's als Wirth, da ſich obne Begleitung und zu Fuß nur die Armuth auf den Straßen zeigt, und ein hoher Grab von Aufgeflärtheit zum Faffen und Begreifen des Gebanfens gehört, man gebe, um eben zu geben .
Sonſt war ich alſo gänzlich unbeſchränkt, konnte mich in
der Feſtung und Stabt umherbewegen, wann ich wollte, und hatte Zutritt zu allem , und dadurch, daß unter dem mir zugetheilten Gefolge ein perfiicher Zube, Safeira (ale beſolbeter Diener, nicht
.
das damit in nächſter Verbindung fans. Die Uebertreibungen bethei reits borgerügten Alter init ſeltener Kraft und Geſchidlichfeit Knochen der Geflügel und Braten ſo zu behandeln wußte, daß er mit der kleinſten
Mühe ju dem innerſten Mark derſelben gelangen konnte.
ligter Eingebornen und Anſiedler, und die Wiederholungen ſolcher lleber : treibungen durd Tauſende , welde niqhts von der Landwirthſchaft ver:
124
96502
ftanden und , wie ich ſelbſt vor etwa 20 Jahren , ſchlechtes Land faum von gutem zu unterſcheiden wußten , machten die ganze Summe der
ſtetigen , mühevollen Beſchäftigung mit dem Acerbau entfremden und zu einer Beſchäftigung hinlenferi , nelche den Reiz der Neuheit, des
Nachrichten aus, welche die Journale und die Jahresliteratur und dar:
Wagniſſes hatte und zuweilen, feineswegs aber immer und in verläſſiger Weiſe, höhern Gewinn abwarf.
boten . Wir wußten wohl , daß und zuweilen Weizen und Welſchforn in Fülle von dort zugeführt wurden ; wir fonnten nicht zweifeln , daß mande Theile des Landes reich und fruchtbar wären , und das Public
cum war ziemlich einig darüber , daß alle dieſe neuen Länder äußerſt ergiebig , die Fruchtbarkeit des Bodend unerſchöpflich , die Menge des auszuführenden Getreides fabelhaft ſeyn müßte, und daß , wenn die Arbeitshånde an Geſchidlichkeit denen des Mutterlandes nachſtünden , dieß nur als ein Beweis mehr gelten fönne , um wie viel gütiger die Natur dort gegen den Bebauer des Bobens rey als in der Heimath.
Ich beſuchte Nordamerika theilweiſe in der Abſicht, das Nebelhafte mei: ner Anſichten über den Zuſtand und Charakter des Aderbauer in dieſen
ausgedehnten Regionen zu beſeitigen , und die anſcheinenden liebertrei.
bungen , welchen ſich die Eingebornen und Inſaſſen dieſes nördlichen Theils der neuen Welt ſo gern hingeben , auf ihren wahren Gehalt
zurückzuführen. Auch war ich begierig, mir eine klare Anſicht über das Verhältniß zwiſchen dem amerikaniſchen und dem engliſchen Verfahren zu verſchaffen ; ich wollte die Ausſichten und Erfolge einzelner ameri: kaniſchen Farmers mit denen einzelner engliſchen und ſchottiſden Land : wirthe, den frühern und fünftigen lieberſchuß an amerikaniſchem Getreide mit dem Stand und Bedarf des engliſchen Marftes , das Leben der Anſiedler in dieſen neuen Ländern mit dem heimiſchen vergleichen .
Der Holzhandel lohnte dann und wann
mit ſehr hohen Procenten , obgleich es ſich fragt , ob die Verluſte im Ganzen nicht bedeutender waren als die Gewinnſte ; gewiß iſt es , daß er raſch in eine Art Hazardſpiel ausartete, und ſomit ſchidlich und ents fittlichend ward .
Das Holz war nodi tn Fülle vorhanden ; die Mühe,
eg zu fällen und bis zur Kiſte zu flößen , war nicht allzu groß ; das Leben, welches die Arbeiter in den Wäldern führten, war frei und ans
genehm , und die hohen Preiſe, welche in günſtigen Jahren bezahlt wurden , ficherten ihm den Vorzug vor jeder andern Beſchäftigung. Allein der Holzhandel hatte, wie jedes andere Geſchäft, ſeine guten und ſeine „ flauen “ Tage. Wenn die Nachfrage lebhaft und die Preiſe gut .
waren, wurde das Gewerbe mit Eifer betrieben : Schaaren von Arbeis tern ſtrömten in die Wälder , und dann fam eine ſolde Viaſie Bauholz
nach England, daß der Marft überfüllt ward. Natürlich fielen jeßt die Preiſe; die, welche verfaufen mußten, ſahen fich genöthigt, Capital und Gewinn zu opfern , und ſo entſtanden von Zeit zu Zeit Handelsfriſen
und bedeutende Fallimente unter den Handelsleuten von St. John und andern Hafen, welche Holz aueführien. Allein ein ſolcher Ausfuhrhandel im Großen fonnte überhaupt nur eine gewiſſe Zeit währen. Das von Bäumen geklärte Land bedeckt fich
Neber einige dieſer Punfte habe ich gründliche und flare Anſichten ges
nicht ſo ſchnell wieder mit einem Nachwuche, welcher ausfahrbar iſt; die Scene der Waldler , welche das Holz fällten , zog fich jedes Jahr
wonnen , andere aber dürften noch weiterer Forſchung bedürfen.“
weiter an den Hauptflüſſen hinauf und in entlegenern Creefs ( fleine
Gin unmittelbarer Grund zu Johnſon Meiſe ſcheint der Wunſch
Flüſſe) zurück, wodurch Mühe und Koſten bedeutend fliegen. So muß ten in England die Preiſe höher gehen oder der Gewinn in der Colonie
des Statthalters und der Repräſentanten-Ramuer von Neu :Braunſchweig geweſen zu ſeyn , von ihm einen Bericht über die Ertragdfähigfeit des Bodend der Provin} zu erhalten. Der Stand der Dinge, welcher einen
finfen und der Handel allmählich „ verflauen .“ Alles dieß war bis auf
ſolchen Wunſch auffommen ließ , bietet ein ſo auffallendes Beiſpiel,
Preiſe im Mutterland durch die Gleidſtellung der Holzzölle unmöglich
welche unvorhergeſehene liebel in dem Geleite eines fünſtlichen Schuhe
gemacht wurde. In ihren Folgen beinahe ebenſo nachtheilig als dieſer Stillſtand des Handeld und dieſe Verluſte, welche in der Colonie weit ſchmerzlicher enipfunden werden müſſen , als in der an Hülføquellen aller Art ſo reichen Heimath, hatte die eingefleiſchte Vorliebe der Colo:
zollſyſtems find, daß wir das Weſentliche kurz und ſo weit bieß thunlich ift, in Johnſon's eignen Worten mittheilen wollen .
Im Jahre 1848
begann die Geſeßgebung von Neu - Braunſchweig wegen des Zuſtandes und der Ausſichten der Colonie in eruſte Beſorgniß zu gerathen . Ein:
und Ausfuhr minderten fich in auffallendem Grade ; die Nachfrage nach Bauholz , einer ihrer gewöhnlichſten und ergiebigſten Ausfuhrartifel, wurde von Tag zu Tag ſeltener; die damit beſchäftigten Arbeiter, eine
unruhige aber fräftige Menſchenrace , begannen in andre Provinzen auszuwandern, und da die Neu:Braunſchweiger fich bereits daran gewöhnt hatten, eine beträchtliche Menge Getreide und Mehl aus der Ferne zu beziehen, war es ein wichtiges Anliegen, wie man ſich bei dieſem geåns derten Stand der Dinge zu benehmen habe. „Wenn das Wert : und Bauholz als ſtändiger Ausfuhrartifel in Zukunft nicht mehr ausreichte, um die nöthigen Einfuhrartifel - weſt indiſche Erzeugniſſe und Mehl zu decken , init was ſollten die Colo: niſten ſich beſchäftigen ? Waren die Vortheile, welche der bisher vernach: läſſigte Aderbau der Colonie bot , größer als man geglaubt hatte ? Reichten die 18 Millionen Morgen wirflich für den Bedarf einer Bevöl:
einen gewiſſen Grad bereits eingetreten , als ein ferneres Steigen der
niſten für das Walderleben gewirft , das jede andere Beſchäftigung in den Schatten ſiellte. Die Holzmacher , welche wie die Indianer ein freies , ungebundenes Leben liebten, hohen lohn bezogen , das weißeſte Brod aßen und ſich einer langen Reihe arbeitloſer Tage erfreuten, blidten verađitlich auf das ſklavenartige Feldarbeitervolt , welches ſich das ganze Jahr mit ſeinen paar Morgen Landes quilte, und noch am Onde faum ſo viel errang als zur Friftung ſeines armſeligen Daſenne nöthig war . Die jungen, fräftigen Söhne der Coloniſten widerſtanden bem Reize einer Beſchäftigung nicht, welche für eine edlere , männlichere und zumal einträglichere als der Acerbau galt ; viele der tichtigſten Ginwanderer folgten, ſo wie fie an das Land fliegen , dieſem Beiſpiele,
und ſo wurde nicht nur jeder Fortſchritt der Lantwirthſchaft gehemmt, ſondern die Anſicht verſchaffte fich Geltung , die Colonie eigne fich gar nicht für den Aderbau. Gelegentlid große Geldſummen , weldhe der Holzhandel abwarf , verleiteten auch eine Menge Landwirthe , ſich bei
ferung von 210,000 Röpfen hin , vorausgeſeßt, daß man fie möglichſt
dieſem Geſchäfte zu betheiligen , wodurch ſie allmählich in Schulden ge
ergiebig machte, und ſo daß die Summen , welche jährlich in die Ver: einigten Staaten , nach Canada u. ſ. w . wanderten , in der Provinz
riethen und ihre Höfe an Handelsleute verpfänden mußten, welche ihnen die Mittel verſchafften , die ihr Leben in den Wäldern in Anſpruch nahm .. So wurden nicht nur viele junge Männer durch das Waldlerleben ent: fittlicht, zu Ausſchweifungen hingezogen und für die fterigen Mühen des Aderbaues unbrauchbar gemacht , ſondern eine ſehr große Anzahl wirklicher Beſiger von Höfen waren in bedrängende Geldverlegenheiten gerathen , als die Kriſis des Holzhandeld eintraf und allem Credit ein
!
blieben ? Dder waren die Bergwerfe des Landes reich genug , um des Aderbaues und des Salzhandels in Neu : Braunſchweig entbehren zu fön :
nen, und mit den Fortſchritten der umliegenden Staaten und Provinzen gleichen Gang zu halten ? Dieß waren die Gedanken und Fragen mit welchen man ſich in der Colonie trug, als man mich erſuchte, das Land zu bereiſen und meine Anſicht über die Grtragøfähigfeit ſeines Bodens abzugeben."
Johnſon erklärt die Gründe , welche dieſen traurigen Zuſtand her: beigeführt hatten, ſehr einfach und natürlich. Der hohe Schußzoll, durch
.
Ziel jeste . (Fortierung folgt. )
welchen England früher die Ausfuhr des Bauholzes aus den Golonien
Mechaniſcher Wallfiſch. Unter dieſem Namen wird gegena wärtig in Neuyorf ein neues Taucherboot gebaut, worin 8 bis 10 Mano ner ftundenlang ſollen unter Waſſer bleiben fönnen. (Shipp. Gaz.
ermuthigt hatte , mußte folgerecht die Aufmerkſamfeit der Anfiebler der
30 Januar . )
Verlag der J. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
Verantwortlicher Hebacteur Dr. Ed. Widenmann .
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 32.
6 Februar 1852 .
Schilderung des Kaffernhäuptlings Macomo . Kürzlich erichien in Englanb ein Buch von einem Herrn Alfred Cole, einem jungen Mann, der fich aus Liebhaberei in
Südafrika herumgetrieben ; dasſelbe führt den Titel „bas Cap und die Raffern ," und beſteht zu meift aus perſönlichen Erlebs
niſſen des Reiſenben ; es iſt indeß eines der beſſern Touriſtene büđer, und wir heben vorerſt aus demſelben eine Schilderung Macomo's aus, der in dem jeßigen Krieg eine hervorragende Rolle ſpielt. Die Schilderung iſt zuverläſftg nicht geſchineichelt, ſcheint aber ſehr wahr zu ſeyn , und erhält durch den jepigen langanDauernden Krieg mit den Kaffern ein beſonderes Intereſſe. „Macomo, ſagt Cole, war damals der mächtigſte Kaffernhäupt-
Am nächſten Tage brachte ein tüchtiger Ritt ørn . Cole nad
Hier ſtand ein langes, niebris der Wohnung des Häuptlings. geß, mit Kalk beworfenes Haus, und rund umher die kegelför migen Hütten, die Viehkraal8 und fünfzig oder ſechzig klaffente Hunde. Man lub mich ein abzufatteln , ein Raffer feffelte mein Þferb und ließ es graſen, während ich ins Haus trat unb mit
dem Häuptling mich niederlegte. Der Tiſch wurde gedeckt, Beefs ſteaks, Kaffee und Mehlſpeiſe bildeten das Mahl. Ich erwartete „Cape Smoke ( Branntwein ) im Hauſe eines ſo notoriſchen Irinkers in Fälle zu finden, aber nicht ein Tropfen war da. 3ch glaube, er trinkt ſelten zu Hauſe, ſondern beſucht jedesmal
Fort Beaufort, wenn er fich betrinfen wil, was burdiſchnittlich breis oder viermal in der Woche der Fall ift.
Macomo war
häuptling , vielleicht mit Ausnahme Sandilli's, dem er aber an Fähigkeit weit überlegen iſt. Er fann etwa 10,000 Mann ing Felb ftellen , ſämmtlich gut, bie meiften mit Flinten bewaffnet,
weit mehr geneigt mich auszubohlen , alê mir Mittheilungen zu
Er beftgt großen natürlicheu
baltenb. Gr rühmte mir die Vortrefflichkeit ſeiner Pferde und
und etwa 2000
ann beritten , 1
Scharffinn, und iſt in dieſer Beziehung ſeinen meiſten Landeleuten überlegen, obwohl er in anderer Beziehung als ihr Typu& bes zeichnet werden kann. Er iſt ſchlau, habſüchtig, audnehmenb unehrlich, lafterhaft in ſeinen Neigungen und falſch in allen Lebengverhältniffen , mit Einem Wort, er iſt ein Dieb, ein Lügner und
machen , und darum war unſer Geſpräch nicht fehr unters ſeiner Doſen , und ſuchte einen Handel mit mir zu ſchließen ,
wozu ich gar nicht geneigt war, um ſo weniger, als ich mich der Gefahr ausſeşte, das geſtohlene Vieh meiner eigenen Freunde zu kaufen.
Mein Wirth mußte alſo ſeine merkantiliſche Specus
lationen aufgeben, und ich fragte ihn furz abgebrochen, ob et
in manchen Beziehungen ein Feigling . Und das ſind die Kaffern
glaube, daß die Raffern mit den Engländern Krieg anfangen
überhaupt! Man benfe fich mein Erſtaunen , ale ich ben großen
würden.
Anführer von 10,000 Kriegern erblicte ! Er trug eine blaue
Mit einer Demuth ohne Gleichen lehnte er dieſen Ger Danfen ab : ,,bie Engländer feyen ſo mächtig und ſo gut, die
Uniform mit Meſfingknöpfen , die für ihn viel zu weit und ſtark
Kaffern ſo arm und ſo ſchwadi; zubem ſeyen bie Engländer ſo
abgetragen war, ein paar alte Dragonerhoſen mit einem verblic denen Goldftreifen an den Beinen hinab, gelbe Feldſchuhe (veltschoenen, wie die Boeren fich ausdrücken ), einen abſcheulich
freundlich mit den Raffern , und fte, ale arme Leute, Teen To
ſchlechten Strohhut, fein Hemb, feine Wefte, keine Strümpfe.
&r ritt einen kleinen, ganz rohen Pong mit einem ſchlechten Sats
tel und einem alten mürben Zügel. Statt der Reitpeitſche führte er einen furchtbaren Stock mit einem Knopfe, unb in ſeinem Munde ſtad eine kleine, geſchwärzte Shonpfeife. @r war feiness wege nüchtern, doch auch nicht ſo betrunken, wie fonft oft.
Meine
Unterredung mit dieſem Ehrenmanne war ſehr kurz, aber amuſant durch die Art wie ffe enbete, indem ber große Häuptling
dankbar !“ Ich wußte, der Schurke erfannte vollkommen gut, Daß ich ihm nicht ein Wort glaubte, ich ſtellte mich aber durch ſeine anſcheinende Aufrichtigkeit völlig befriedigt. Er fragte
mich dann die wunderlichſten Fragen nach der Königin, die et ichmeichelnb ſeine „Mutter“ nannte, obwohl fle idhwerlich auf dieſen Sohn ſehr ſtolz ſeyn würde, und ſagte viel Böſes vor ſeinen Nachbarn, Tola, Santidi u . ſ. w., bis ich Anſtalt machte, nach Fort Beaufort zurückzugehen. Dieß ſchien meinen Gaft freund ſehr zu betrüben, obwohl ich balb bemerkte, daß ſein
von mir einen Sirpence entlehnte ! Ich ſah ihn zwei Stunden
Kummer bloß daraus entſtand, daß er keinen Handel mit mir hatte abſchließen fönnen. Da ich von dem angenehmen Beſuch ein
ſpäter total betrunken ; bas hatte mein Sirpence gethan, denn am Cap fann man fich höchft wohlfeil einen Rauſch antrinfen . Macomo hatte mich bringend eingeladen , ihn in ſeinem Kraal
Andenken heimzubringen wünſchte, ſo brüdte ich meine hohe Bewunderung für einen in der Ecke ftebenben Stod mit einem Knopfe aus, und Macomo bot ihn mir ſogleich an für Sirs
zu beſuchen, welcher Ginladung ich nachzukommen entſchloffen war.“
pence.
· In dem Krieg von 1828 hatten die Raffern noch ſehr wenig Ger wehre, und faſt gar feine Pferde. Die Miffionäre und die Händler haben
Des vorigen Lage zu erwähnen , der Kaffer& Geficht erbeiterte fich , als er das Gelbftüd in die Hände bekam , und er wünſchte
fie mit beiden, zum großen Nachtheil der Engländer, verſehen.
mir herzlich Lebewohl.
A. b. U.
3ch zahlte das Gelb , natürlich ohne daß fleine Anlehete
3ch ritt heim , ſehr zufrieden mit meinen
126 Beſuch, aber mehr ale je überzeugt von ber natürlichen Solaus beit, Lift, Habſucht unb Unredlichkeit, überhaupt von dem nies dern fittlichen Standpunft unb ber gänzlichen Unverläffigkeit der Kaffern überhaupt und Macomo's vor allen andern . "
Das Leben im Serai Mohammed Hafis Paſcha's. 3. Das materielle Leben der Türken. und Zeitvertreib .
Goon
#
ſpräch eingehen . Ein Maler, der in Belgrab angefommen, war die erſte Veranlaſſung, denn auf meine Bitte ſich von demſelben
portrátiren zu laſſen , ging der Paicha augenblicklich in ein be nadbartes Zimmer unb bolte einen Band franzöſiſcher politiſcher Carricaturen, darunter eine Menge auf die orientaliſche Frage bezügliche. Eine aufiqlagend, auf welcher Ibrahim Paſcha auf ben am Voben liegenden Hafie knieet und das Königreich Aegyp
Beſchäftigung
ten von ihm fordert, ſagte er mit wehmüthigem Tone : „Das iſt mein Vild, nicht einmal mit einem Barte haben ſie mich gemalt,
( Fortſeßung.)
bis ich die Scharte ausgeneßt habe, darf ich nicht mich malen
Mein Lagwerk theilte ich mir in der Regel in der Art ein, daß ich nach dem Frühmahle, welches ich mit dem Paſcha ge-
laſſen , man würde ſagen , das iſt der Hafis Niſib Paſcha. Aber ich habe um den Oberbefehl gebeten , ob ich ihn bekomme?* Allah
meinſchaftlich einnahm, mit demſelben eine Zeit lang plauberte,
Bifir ! Nur Gott weiß es .
dann mit ihm die auf ſeine Koſten begonnenen Neubauten, eine Moſchee, eine Mühle, ein Spital, eine Bäckerei zc. befichtigte,
Herr. Maſchallah (Gottes Wille geſchehe)." Nach dieſem wahrs haft bemüthigen Ausſpruch fügte er hinzu, Gott habe ihn ftra
dem Grerciren der Garniſon zuſah, was in Bezug auf Größe
fen wollen und mit Blindheit zweimal jo geichlagen , daß er ſeis
und Handhabung dee Gewehre allenfale leiblich , in Stellung,
nen Freunden und Lehrern , den Franken, nicht getraut. Einmal bei Nifit in Bezug auf den Rüdzug in eine zur Schlachtannahme
,
Richtung und Bewegung aber meiſt ganz jammerlich ausgeführt wurde, oder unter irgend einem ſchattigen Baume, bem perftichen Meda ( Märchenerzähler) lauſchend, einen Iſchibuk tranf.
Spa .
Effendimis (ber Großberr) iſt der
vortheilhaftere Stellung, einmal in Aften bei dem Baue eines Spitale.
Dieß fer gegen fränkiſchen Rath gebaut und eingeſtürzt,
ter ritt oder fuhr ich nach der Serbenftabt, machte Beſuche bei dem Primaten oder den europäiſchen Diplomaten , beſah die mans cherlei mich intereffirenden Einrichtungen des jungen Staates,
dann aber durch Franken neu errichtet. Seufzend fügte er bin zu : „ nicht die ziranzigtauſend Ducaten reuen mich, die es gefoſtet,
mahm gegen 1 Uhr regelmäßig ein vortreffliches Dejeuner Dinas
Heber die Reformen Mahmuds ſagte er : „Mahmud war ein großer Mann , nur hatte er dylechte Diener, wie mich. Aber
toire bei dem öſterreichiſchen Kanzler v. R. ein, machte mit ihm einen Spazierritt ober Fahrt, bis wir uns gegen 6 Uhr bei dem
wohl aber, daß mein Feind es wieder einriß.“ .
Allah iſt mir Zenge, daß ich es reblich gewollt habe."
Paſcha zur Tafel einfanben, zu welcher Derſelbe balb ben einen,
einer Pauſe fuhr er ſeufzend fort: ja, wenn alle unſere Großen
balb ben anbern Diplomaten gezogen hatte. Die Zeit nach dem Eſſen und bis zur Nacht wurde mit Mobammed Hafie gemeinſchaftlich auf die mannichfachſte Art verbracht, oft im Freien auf
ſo wären, wie Reſchid Ⓡaſdha, und wenn man den anerkennen wollte, dann könnten wir Türfen es zu etwas bringen ; wir has ben gute Eigenſchaften , und viele Fehler, die ihr Franken habt,
einem der ſchattigen Höfe, auf den Wällen, an der Donau, ober
haben wir nicht, aber dumm , faul und geizig find wir, namento
auch in einem nicht zu entfernten Walbe bei einer ſanft rieſelnben Quelle unter dem breiten Laubbache einer epheuumſchlunges nen Platane, weinbefrängten Kaftaniens ober Nußäumen oder am
lich die Großen ; viele halten es noch für eine Schande leſen und ſchreiben zu können , und baſſen Euch Franken , die 3hr für uns wacht und arbeitet.“
Bei Gelegenheit eines Zeitungdartifelé über die Deutſch
fnorrigen Stamme einer Gide.
Bannte uns das Wetter oder die Laune an baß Zimmer, ſo ruhte die Hauptbeſchäftigung Mobammed Hafie, das Spiel mit ben Waffen , Depbalb feinewegg. Es murbe unter einem der Fens
per in der großen Halle eine Scheibe auf 3 bis 400 Schritt
&ntfernung errichtet und nach ihr mit der Dichiſchane geſchoſſen,
fatholiken und die öſterreichiſche Verfolgung derſelben äußerte er ſein Befreinden über die lepiere, und fügte hinzu , man müſſe fte bebauern und berachten, da ſte fich ſelbſt bee Simmels verluſtig machten , und den Verbammten zugeſellten , aber nicht verfolgen . Sonſt war er überhaupt, ebenſo tolerant als gottesfürchtig, ſprach
küraſſen, Eichenbrettern und dergleichen geprobt, mit dem Pfeile
die Ueberzeugung aus, daß wir alle trop der verſchiedenen Hes ligionen bei Allah vereint würden, wenn wir nur ſeine Gebote aufrecht erhielten. Das Aufgehen des Mondes über die neu erbaute Moſchee, entlockte ihm den Ausruf: „wie viel Mühe macht
in das Getäfel der Dede geworfen oder mit dem Bogen nach
mir dieſer Ruppelbau, und Gottes Aumacht ſchuf dieſe Grbe und
entfernt liegender Thür geſchoſſen .
aber die Piſtolen ſuchten ſich ein näheres Ziel auf einer ter
Galerien des Serais . Auch die vom Paída ſelbſt geſchmiedeten
berrlichen Hieb- und Schnittwaffen wurden an aufgeſtellten EiſenAuch das Pußen und Voll-
tigungen im Zimmer, wie das Veranlaſſen der Reiter- und Wafa
dieſen Mond.“ Lepteres Geſtirn war überhaupt ſein Liebling und in wahrem Entzüden ſtrider bei ſeinem Aufgange ben Bart und rief aus : Sefa Geldin Ai (.Tey willkommen Mond“ ) und
fenkünſte der tſcherfeſfiſchen Stlaren vor den Fenſtern, wo bann
ſepte mit Andacht hinzu : „Adah Kerim" Gott iſt barmherzig.
den Iepteren mandheg þarmlos weidende Schaf auf einem der Höfe
Aus dieſen und tauſend anderen kleinen Zügen leuchtete ſeine Aufgeklärtheit ebenſo hervor, wie aus der väterlichen Für ſorge für das Wohl ſeiner Soldaten, beren Speiſen er oft koſtet und ſtrafend einſchreitet, wenn er das Brod etwa zu ſchlecht bes findet, und aus dem Benehmen gegen ſeine Kinder und Sklaven jein treffliches weiches Herz zu erkennen iſt. Die Erziehung ers
enden der ſchönen Säbel gehörte zu dieſen friegeriſchen Beſchafe
zum Dpfer, und den Soldaten der Garniſon ſpäter zum willkommenen Geſchenk wurde.
Da natürlich das Geſpräch bei dieſen Abendunterhaltungen
in lebhaften Fluß kam, und um ſo mehr alle erdenklichen Themas berührte, als e8 Sabib Bey's Aufgabe war, bie täglich von dem General von Mayerhofer aus Semlin überſendete Augêbur-
ſterer iſt den Frauen und Sklaven bis zum zehnten Jahre ganz
ger Zeitung vorzuleſen, ſo lernte ich in dieſen Stunden die volle
überlaſjen, aber er überwacht dieſelbe mit ſcharfem Auge.
Liebenswürbigkeit bed Paidha erkennen. Hierbei wagte ich es nämlich die Schlacht von Niſib und der türkiſchen Zuſtände im
wohnte einem Gramen eines Sohnes, Sali Beg, bei, das ein
allgemeinen zu erwähnen , und fah Hafie freundlich auf das Ges
Ich
reizendes Bild abgegeben hätte . Derſelbe, ein ſchöner Knabe mit großen blauen Augen und feinen Zügen , im ſeidenen mit Pelz
woors
127 jedoch, wie das Glück an dem grünen Tijde, den Speculanten , bis ein unglücklicher Winter , in welchem er fein gutes oder nicht genug Holz fällen , obec e nicht an einen „ Floßeplaß ſchaffen laſſen kann, oder ein ſpätes Frühjahr oder reichtes Waffer fommt, das ihn abhalt ſeine
verbrämten Röckchen , kniete auf dem rechten Fuße , und hatte auf
dem linken Knie ein Papier, auf dem er die Koranſprüche niederſohreiben und die Aufgaben löſen mußte, welche ihm vorgelegt tvaren . Neben ihm ftanden ein pechſchwarzer Nubierfnabe von etwa 12 bis 14 Jahren mit dem Schreibzeuge und Zubehör in der blechernen Büchſe, und der alte weißbärtige Sklave, der, ähn lich wie der Pädagogos der alten Griechen , ben Knaben nie aus
Waare zur rechten Stunde auf den Markt zu bringen . 3eßt iſt eri in
den Händen des Handelsmannes , welcher ihm Vorſchüſſe gemacht hat ; ſein verpfändeter Hof wird von Jahr zu Jahr mehr vernaolaffigt und verliert ſomit an Werth. Gr muß im Frühjahr Holz ftoßen , fann alſo feinen Samen in den Boden legen ; während des Winters war er in
den Augen laſſen, barf und ihm die gute Lebengart, bas richtige
Anfaſſen der Speiſen , den geſenkten Blick vor Fremden, den ans ſtändigen Gang auf der Straße beizubringen hat.
den fernen Wäldern , fonnte alſo fein neues Band Flären : Er hat ſo
viel zu denken und zu beſchaffen , daß et feine Landwirthſchaft vergißt
Auch folgende fich fürzlich bei Tiſch ereignende Seene flößte
und das Nöthigſte verfäumt, ſelbſt wenn et auf dem Hofe ift. » Noch iſt
mir die höchſte Achtung für Mohammed Hafie, feine tiderfeffis
zu bemerfen , daß das Leben in den Wäldern in Folge der Anſprüche der Arbeiter ſehr koſtſpielig ift ; fie verlangen das beſte Schweinfleiſch aus den Vereinigten Staaten und bad ſchönſte Genefiſee-Meht , a während die einfache Nahrung, welche die heimiſchen Höfe 1bieten , verſchniảht wird. Ueppige und ausſchweifende Sitten ſchleichen fich ſo in die Fami: lien der Waldlet ein ; Schulden häufen ſich auf Schulben , die Höfe | werden verfauft und eine Anzahl zu Grund gerichteter Familien wan:
den Lanbeleute und die Einfalt und Reinheit ihrer heimiſchen Sitten ein . Nach eingeholter Erlaubniß trat ein Anabe von 13
' bi& 15 Jahren in der geſchmacroler Nationalttacht der faufaſie ichen Stämme, J mael Jufutoff, zum Paſcha heran, beugte mit Teichter Grazie ſein Knie vor demſelben und füßte ben Saum Teine Kleidee, ihm einige wohlflingende Worte zuwenden , die mir Sabib Bey in einigen Koranſprüchen und das Angebot ſeis .ner eigenen Perſon vertolmetſchte. - Er erzählte, wie er mit brei
3
考
feiner Vrüber verwaist und deßhalb von der Mutter, die ihn nicht zu erhalten wußte, nach Stambul geſchidt ſeb , wo die reche Brüber Hafte, bie ja mit ihm in einem Shale geboren reyen ,
in Rang und Würden ftanden . Von dort ſey er nun nach Bels
2
dert aus.
Johnſon erwartet jedoch, inachdem das Mutterland fich einer beſſern
Handelspolitit zugewendet und jene Uebel beſeitigt hat, welche der burda bad Sdungollſyſtem erzeugte Reiz über die amerifanijden Provingen Englands verhängte, eine beſſere Zukunft, und ſpricht ſich günſtig, wenn auch nüchtern, über ihre Geeignetheit für Ginwanderer der rechten Glafie aud. - Während er die alten Inſaſſen und die neuen Anfiedler in ihren Anſichten über Fragen von minderem Belang getheilt fand, waren alle in
grad gekommen, weil er wiſſe, daß ihn Der MohammedHafts Bezug auf zweiweſentlichePunkte einig : erſtens, daßdiewelche in dem Mutterlande fich behaglich oder auch nur
nicht verſchmähen, ſondern kaufen würde, wie es ja der Prophet
vorgeſchrieben, die Waiſen nicht zu verlaſſen . Der Paſcha ichwieg,, winfte ihm aufzuſtehen , ſtrich fich den Bart, und erſt nachdem wir noch von drei Schüſſeln gegeſſen , fragte er nach dem Preiſe des Knaben , und als ihm dieſer und der Bankier, bei dem er nieder-
zulegen ſel), ein Armenier in Konſtantinopel, genannt war, ſchüttelte er das Haupt, und ſchloß mit einem kurzen : „ etvet“ (Ja) den Rauf eines Menſchenlebens ab. ( Fortſeßung folgt.)
Bemerkungen über das brittiſche Vordamerika. (Fortſepung . )
Johnſon fand auf ſeiner Neiſe durch das Land viele Häuſer und Streden neu angebauten Landes in Folge des zum Nachtheil der Lands
wirthſchaft durd den Souzol begünſtigten Holzhandele verlaſſen und verwaist. Der Fremde,“ ſagt er : „ kann faum begreifen, wie der Ver: fall des Holzhandels auf die Intereſſen einer aderbauenden Bevölferung in anderer Weiſe nachtheilig wirfen fönne, als daß er die Nadfrage nad den Erzeugniſſen mindert und die Preiſe herabdrüdt . Erſt nach dem ich längere Zeit in der Provinz hingebracht und mich mit vielen Perſonen über den Gegenſtand unterhalten hatte , war ich im Stande, die Uebel, welche dieſer Handel unter dem Landvolfe erzeugt hatte, von
denen genau zu trennen , weldie nothwendig in dem Gebiete des Berufe eines Farmers ſind . Der Holzmacher geht im Winter in die Wälder, fällt Bäume und ſchafft ſie an einen Bach, aus dem er ſie, wenn die Frühlingsregen die Waſſer ſchwellen , leicht in den Hauptfluß, und von
erträglich behaglich fanden , am beſten zu Haus blieben , und zweitens, daß fleißige , beſonnene und geduldige Ginwanderer , welche ſich ausſchließlich dem Aderbau widmeten, fide ſtets fortbringen würdent. Theilweiſe geklärtes Land fauft man zu Preiſen, welche nach der Güte des Bodens, und der mehr oder weniger vortheilhaften Lage und Dertlich feit wechſeln, für ein engliſches Dhr aber fiets als ſehr mäßig flingen ; zwei Pfi. St. iſt der gewöhn liche Preis für den Morgen folches Landes, bie Gebäude eingeſchloſſen . Man fann jedoch in Folge der Zugvögelnatur vieler Anfiebler gute Höfe bei weitem : wohlfeiler haben. Johnſon ſah Höfe von 200 Morgen , von denen ein Drittheil geklärt und bereits ertragfähig war , und die mit Haus , Stallung , Hornvieh und Schafen in entſprechender Anzahl zu 100 Pfd. St. ausgeboten wurden ; das vorräthige seu , ſagt er, würde manches Jahr in England ſo viel werth geweſen ſeyn . Das Klima iſt überaus geſund , das Getreide vortrefflicher Art , die Preiſe günſtig und der Arbeitslohn nicht gering, aber auch nicht übermäßig hoch ! Es ideint, mit einem Worte, ein Land, das die ihm gewidmete Mühe und Arbeit lohnt , aber auch ſtetigen Fleiß in Anſpruch nimmt. In dieſer Hinſicht findet er feinen Unterſchied zwiſchen der alten und neuen Welt , wohl aber darin , daß in Amerifa fid Raum genug für
die volle Thätigfeit aller findet , und daß der fleißige Mann hier in allen Fällen ſein Fortfommen findet. Johnſon lernte einen Farmer fen: nen , welcher im Jahre 1822 mit 5 Pfd. St. nad Neu :Braunſchweig fam und jeßt im Beſik von 200 Morgen geflärten Landes iſt, das ihn
und ſeine zahlreiche Familie reichlich ernährt, und ihm erlaubt, jährlich eine ganz hübſche Suninie zurückzulegen . Er war dem Holzhandel ſtets fern geblieben .
da in die Sägemühlen des Handelsniannes bringt , an welchen er fie
Dao Klinia von Neu-Braunſdyweig iſt, wie bemerkt , ſehr geſund ;
verkauft. Ranu jemand dieß auf ſeiner eignen Farm oder in nicht
wer ſich aber vor der Strenge eines falten Winters fürchtet, darf nicht
geringer Entfernung davon und mit Hülfe ſeiner Familie vollbringen,
hierher fomnien ; der Arme dagegen, welcher für eine zahlreiche Familie zu ſorgen hat und deſſen Ehrgeiz ſich darauf beſchränft , fidy und den feinigen eine behaglid unabhängige Griſtenz, Nahrung und Kleidung zu verſchaffen , und wegen der Zukunft ſeiner Familie ohne Sorgen zu ſeyn , mag fidy hier anſiedeln . Wenn er nur die nöthige Summe hat, um die Weberfahrt zu beſtreiten , muß er ſich es gefallen laſſen , ein oder zwei Jahre für andere zu arbeiten, bis er ſich ſo viel erübrigt hat, daß
zju iſt alles, was er für ſein Holz erhält, reiner Gewinn , ſofern er in
der Zwiſchenzeit von den Erzeugniſſen ſeines Hofes gelebt hat. Wenn er aber in weite Fernen zicht und Arbeiter dingen muß, iſt er in der Regel genöthigt , fich von dem Handelomann Vorſdüſſe zu erbitten,
damit er fich mit Wintervorräthen verſehen kann . Die Koſten dieſer Einkäufe und der Taglohn der Arbeiter wird von dem Preiſe des ein : gebrachten Holzes abgezogen, und wenn der Preis nicht ſehr niedrig iſt, fann er fets noch auf einen ſchönen Ueberſ ( uß rechnen . Dieß reizt
1
er in die Wälder gehen und ein Loos Landes faufen , und für ſich flären fann . In dieſer Zeit lernt er auch land und Menſchen fennen , und
128 lediglich ihren Grund in der ſchlechten Regierung Englande nnd in einer hoffnungsloſen geſellſchaftlidhen Lage , nicht aber in natürlichen Mängeln des Charafters oder der Nace bat.“ Die Löſung dieſer auf: fallenden Orſdeinung liegt zu Tag.. Zu Haus iſt der 3rländer auf den
fieht, wie er es anzufangen hat, um fich ein warmed Neft herzurichten.
Wenn er aber ſeine Familie ſogleid in die Wälder führen fann und 20 bis 50 Pfb. St. übrig behält , werden Fleiß und harte Arbeit das
übrige thun.
Wohlhabendete Ginwanderer thun am beſten , fich in
einem idon bewohnten Diſtrict eine Farm mit Wohnung und auss
Umgang mit ſeinen Stammgenoſſen bedränft, welchen dieſelben angebors
gedehnter Klärung zu faufen.
nen Fehler und Gebrechen wie ihm inne wohnen , und von denen er nur Grmuthigung in den findet, was vor allem zu ineiden wäre. So'
Johnſon macht, indem er von der Einwanderung ſpricht, eine Bemerkung, welche auffallend iſt und Beachtung verdient. Sie bezieht fich auf die Verſchlechterung der Nace der Anfiedler; die in den Colo:
ift der Ruf: „ Irland für die Jrländer" das Feldgeſchrei der Dema:: gogen auf der grünen Inſel in der That, was hißige Getränke für den Fieberfranken ſind. Andrerſeits findet der Irländer fich in den Colonien, in Nordamerifa , ſelbſt in England fofort in der Minderzahl , unter Menſchen , denen ſein Schmuß unerträglich iſt, für die ſeine müßiggångeriden Sitten, fein lautenhaftes Weſen etwas zuwiderſtoßen : des haben ; beren Thätigkeit ſeinen Nadheifer ſtachelt und deren Umſicht und Erfahrung ſeine Anſtrengungen auf den rechten Weg zu leiten im Stande find. Er iſt im Grunde ein , nachahmendes Weſen und bedarf nur einer überwiegenden Summe guten Beiſpiels, um ein andrer Menſch zu werden ; dieſes gute Veiſpiel findet er in der Freude , wenn er fie aufſucht und es verdient nähere Erwägung , ob es ihm nicht in Irland ſelbſt zu bieten wäre. Könnte man nicht in Verbindung mit all dem Guten, bas bereito duro Beiſpiel, Unterricht und das durch die Lands verbeſſerungsacte hervorgerufene Zwangeinſtem der Inſpectoren auf der
nien gebornen Söhne der Einwanderer rollen ſelten ſo energiſch und
ausdauernd ſeyn, und man ſchreibt dieſe Erſcheinung, welche die Eins gebornen beſtätigen , dem Klima zu , welches für die Entwidlung der fråftigeren, ausdauernderen Gigenſchaften der angelſädfiſchen Race nicht gúnſlig ſeyn ſoll; die erſte Generation der Ginwanderer, ſagt Johnſon, iſt ſchlank und ſchön , und man findet vielleicht in feinem Theile der
Welt ihresgleichen ; die ſchmächtigere Geſtalt iſt wohl weniger zu ſtetiger Arbeit geeignet , und mit der Form des Körpers ändern ſich auch die Sitten und Charaftere der emfigen Anſiedler. Im Ganzen arbeiten die Coloniſten hier nicht ſo angeftrengt wie in den Mutterlande ; man gewinnt ſeinen Unterhalt hier leichter als in der Heimath , und dieß mag eher als das Klima der Grund ſeyn, warum das in den Provinzen geborne Geſchlecht dem Einwandernden an Kraft und Ausdauer nachſteht. Die Bemerkungen Johnſon's in Betreff der iriſchen Anſiedler find höchſt beachtenswerth , denn ſie deuten den richtigen Grund an, warum .
die in die neue Welt verſeßten Irländer häufig ſo thatfräftig und er:
ganzen Inſel , ausgedehnte Niederlaſſungen engliſcher und ſchottiſcher Landwirthe herbeiführen , welche einen beffern Ton angeben , und die Eingebornen mit beſſern Sitten und allem dem befannt machen , was
folgreich in ihren Bemühungen erſcheinen, während ſie in der Heimath
der „ heiligen Inſel“ in ſo hohem Grabe abgeht ?
1
Johnſon weicht in ſeinem Urtheile über den vergleichsweiſen Forts
hülflod dem Elend anheimfallen. Und unſres. Wiffend iſt er der erſte Reiſende, welcher dieſes Räthfel glüdlich gelöst hat. Wo der Jrländer
dritt und die Ausſichten der Vereinigten Staaten und der brittiſden Provinzen von den Anſichten der gewöhnlichen Reiſenden bedeutend ab. Nach ſeiner Ausſage gehen die legtern wenigſtens ebenſo raid voran wie ihre republikaniſchen Nachbarn Die geltende Anſicht von der ver.
fich allein und unter einer Bevölferung von anderm Urſprung und andern Sitten anſiedelte, fand Johnſon gewöhnlich , daß er in jeder Hinfight muſterhaft war. Wo er ſich in Maſſe niederließ und eine eigene Colonie bildete, war das Gegentheil der Fall. Hören wir ihn. „ Die Anſiedler ber leßtern Art find größtentheils ſchlecht gekleidet, wohnen in elenden Hütten und find von Schmuß ungeben ; jammerlich ausſehende Schweine laufen an den Thüren ihrer Wohnungen herum , und ihr Gelände, die Zäune u. f. w. zeugen von der größten Sorglofig feit. Es iſt ganz bas hierher verpflanzte „alte Irland“ ; die Süd-Irlan:
hältnißmäßig großen lleberlegenheit der Yanfees ſcheint aus der Ver: ſchiedenheit des Charafters beider Völfer hervorgegangen zu ſeyn . Die Britten ſind nämlich filets unzufrieden und die Amerikaner prahten
1
immer. Vorzugsweiſe wetteifern erſtere mit manden Zeitungen und Reiſewerfen , die brittiſche Regierung der Vernadláſfigung der Colonien und der Knauſerei zu zeihen, und ihren Groll maaßlog laut werden zu
der, welche fich hier niederlaſſen, ſind die ärmſten, trägſten und unzu
laſſen. Johnſon tritt auch hier mit gewichtigen Gründen der Mehrheit
friedenſten Menſchen . Zu Haus leben fie von Bettelei und Almoſen ; hier müſſen ſie arbeiten, aber ſie haben feine Ausdauer, thun nichts Petig und ordentlich, und vergeuden ihre Zeit mit läſterungen über das Mutterland, das keine Eiſenbahnen hier baut und fein Geld über das Meer ſchidt, um das Volt zu beſchäftigen. Wie zu Haus zehen und hingebrachten Nacht weit höher als die Alltags- Behaglichkeit reinlicher,
der Sdreier entgegen . So groß die Anſtrengungen der republifanifden Amerikaner geweſen ſeyn mögen , den Verfehr auf ihren Binnen: gewäſſern zu fördern und auozudehnen , wurden ſie dody durch die der Britten überboten . So iſt der Welland-Canal für große Schiffe zwiſchen dem Erie- und Ontario:See mit faſt anderthalb Millionen Pfo. St. ges baut worden ; die Stromſchnellen bei Montreal werden faſt auf fünfzig Meilen weit von Canålen flanfirt, welche über eine Million Þfd. St.
gut ausgeſtatteter Häuſer und geſunder Mahlzeiten. Man geſelle aber
foſteten , und all dieß rührt von einer Colonie her , welche nicht volle
einzelne dieſer Leute einer Mehrzahl aus einer ſtetigen Race zu, und der Zwang , der Einfluß des neuen Beiſpiele wird ihre Kinder zu em: figen Menſchen und zu vernünftigen , zufriedenen Bürgern machen."
1,500,000 Röpfe zählt und deren Jahredeinfünfte faum 500,000 Pfo. St.
ſchmauſen fie bei jeder Gelegenheit , und ſchäßen das Glück einer toll
erreichen. (Schluß folgt. )
Dieß iſt eine bloße Andeutung ; ihre volle Würdigung jedoch fönnte für die fünftige Wohlfahrt Jrlands von unberechenbaren Folgen werden. Erklären wir uns näher ; wo das iriſche Landvolf, ſey es durch unters
geordnete Stellung oder durch ſeine Minderzahl, ſich nach denen richten muß , welche über ihm fehen oder es umgeben , wird es fortſchreiten und gedeihen . Wo es durch ſeine Mehrzahl , durch ſeine Vereinigung auf einem Punkte die beſſern fremden Elemente, welche fich in der Nähe finden mögen , bewältigt , oder wo es ohne die Nähe einer fråftigen,
überwiegenden und hervorſtechenden Beimiſdung ſolcher fremder Uebers legenheiten vereinſamt und auf fich beſchränft iſt, wird es ſelten zum Sedeihen fomnien . Man hat bemerkt , daß triſche Farmer und iriſde Arbeiter, beſonders in der zweiten Generation, jenſeits des atlantiſchen Meeres, ihr Olüd niachen ; daß fie fleißig, mäßig, umſichtig und ſtetig find, und fieh , oberflächliche Schreier riefen alsbald : „ da haben wir
einen flaren Beweis , daß die unglüdliche Lage der Jrländer zu Haus Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Die Inſel Bourbon iſt von einer großen Noth bedroht : tie Arbeit, durch das Ausreißen der ehemaligen Sklaven ohnehin gefährdet, iſt einer neuen Gefahr ausgefeßt. Die Coloniſten hatten ihre Arbeiter in Indien, Madagascar und ſelbſt in Europa recrutirt : an der Stelle
des Negerhandeld trat die Anwerbung von Weißen, freien Indiern und Malgaſchen , die ſich für einige Jahre verpflichteten , und dafür einen
Monatefold , Kleidung und Nahrung erhielten ; zudem hatten ſie einen Anſpruch auf freie Rüdfehr in ihr Vaterland, wenn nadı Ablauf ihrer freiwilligen Verpflichtung fie ben Wunſch hegten zurüdzufehren. Die
Quelle, aus der man die intelligenteften, thátigſten und treueſten dies ſer Arbeiter bezog , droht jeßt zu verſiegen, indem die oftindiſche Coma pagnie an dieſer ſtarfen Auswanderung Anſtoß zu nehmien ſcheint und fich entſchloſſen zeigt ihr Hinderniſſe entgegenzuſeßen . (Revue de l'Orient. November, December. )
Verantwortlicher Redacteur'Dr. & D. Widenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 0 % 33 . 7 februar 1852.
Gegenwärtige geologiſche Thätigkeit der nordameri
kaniſchen Seen. Schwerlich gibt es ein zweites Beiſpiel noch beſtehender
geologiſcher Thätigkeit von dem Umfange, wie die großen nord
Einwirkung des von den heftigen Weft- und Nordweſtwinden fortgetriebenen Waſſerd, zu einer Zeit wo dieſel noch auf dem höchſten Niveau ſtand, allmählich jo erweitert wurde, daß gegens
wärtig die Königse, die Bibers und Schiffs - Inſel, ſo wie die hohe, fteile Rette del Reweena Point, bie ganz aud Irappfeljen
amenifaniſchen Seen es bieten. Am bebeutendſten iſt dieſe Thätigkeit am obern (Superior ) See, dem größten in der Kette,
befteht, die einzigen übrig gebliebenen Monumente diefed alten
der einen Flächenraum von etwa 40,000 (engl .) Quadratm . bes deckt. Die Gewalt der Winde und Wogen wirft hier ohne Unters
dieſes Punfte, die in Blöcken von bebeutender Größe bis nach ben Fällen von St. Marie hinreichen , und die nörblichen Küſten De8 Huron Seed geben ein ftarfes Zeugniß für die Wahrſchein .
Dammes find. Die gewaltigen Lager von Trappgeſtein im Diten
brechung auf Entfernungen von vielen hundert Meilen . Die ungeheure Waſſerfläche und die bedeutende Liefe dieſes Sees
lichkeit jener Annahme. Ein anderer Beweis für bio ausgedehnte
bringen jene Gewalt zu einem boben Grabe der Entwicklung, und die ſehr ungleiche Härte des felfigen Baued feiner Ufer und
Berſtörung des Trappſteinbammed iſt aus ſeiner Mineralogie zu entnehmen . Dieſe Gebirgsart , wie neuere Unterſuchungen nach .
Teines Bobens trägt weſentlich dazu bei, die Wirkungen derſelben
weiſen , iſt überall. die wahre Niederlage der Kupfererze und des gediegenen Kupfere. Durch 048 Nieberſtürzen derſelben iſt ihr mineraliſcher Gehalt weit und breit zerſtreut worden , mit andern
zu beförbern . Innerhalb des Bereiche moderner Beobachtung haben dieſe Ufer unter den gewaltigen Schwankungen ſeiner Oberfläche große Veränderungen erlitten . Da der Obere See (mittheilweiſer Auønahme des Huron Seel) der einzige in der Rette ift, der primitive Ufer und eine Alpenſcenerie hat, ſo find
Irůmmern bermiſcht; Daher finden fich denn Maſſer dieſes Mes
talles und ſeiner Erze längs Theilen der Küſte zerſtreut vor, wo die Schichtungen nicht allein fein Zeichen tragen , daß fie
jene Einwirkungen auf diefelben um To augenfälliger. Große
metallhaltig find, ſondern auch vom geologiſchen Standpunkt
Streden feiner Rüften haben dadurch eine Großartigkeit der
einer ſolchen Vorauslegung von vorn herein wiberiprechen. Das
Scenerie und eine Rühnheit der Umriſſe gewonnen , die ihres
her ferner auch an vielen Theilen der Küſten des Obern Seed der Ueberfluß an Fragmenten und abgeriebenen Maffen von
gleichen ſuchen . Der Obere See fann ald ein Mittelglied zwiſchen den
nörblichſten Theilen der großen diluvianiſchen und rebimentären
Agaten, Zeolithen, Amethyſten und andern eingeſtreuten Trapr. formationen , die urſprünglich in den Amygdaloiden enthalten
Formationen des Miffippi- Ihale und den fryſtalliniſchen Ges
ware : i .
birgen von Britiſch-Amerifa betrachtet werden. Dieſe alte Vers
Der Obere Gee indeß bleibt immer das bedeutſamſte Beobach tungsfeld, mögen wir nun auf die alten Perioden ſeiner vulfas
Die Einwirkung des Sees auf die härtern Gebirgsarten und deren Inhalt iſt noch ießt ſehr bemerflich, beſonders länge des weſtlichen Abhanges des großen Reweena Point, von dem man jeßt auch weiß, daß er eine der beſten Niederlagen von gebies genem Rupfer und Kupfererz ift. An vielen Punften dieſer Rüſte haben die Wogen zahlreiche Niſſe und Brüche in den Schichtungen ausgeſpült, bis mit der
niſchen oder oceaniſchen Kraft zurückgeben , oder uns an die merf
Zeit tiefe Paſſagen daraud wurden und fich innere Buchten bila
würdige Geralt der elementariſchen Shätigkeit halten , die ihm
Deten , in deren einige Schiffe von beträchtlicher laſt hineinſegeln fönnen.. Sie geben bei ſtürmiſchem Wetter einen willkommenen Siderheitsort für die vielen Ruderboote ab, welche dieſe ente
3
bindungslinie fann ihrem Auốlauf nach durch die Enge von St. Marie bie in ben Huron See verfolgt werben, unb fegt fich
noch länge einzelner Strecen ſeiner Norbe unb Norboſtküſte
nördlich der foſſilreichen Schichten der Manatouline-Rette fort .
noch jeßt eigen iſt. Die weſtliden und nördlichen I heile dieſes Gees liefern die ſtärkſten Beweiſe uralter Ihätigkeit und Grhebung . Gin foloſſaler Damm von Trappfeljen ideint ben See ungefähr auf zwei Drittel ſeiner Länge von Dften nach Weſten durchkreuzt
handeld beſuchen.
zu haben. Wenn wir annehmen (was viel Wahrſcheinlichkeit für fich hat), daß der Theil des Sees weſtlich dieſes Dammes durch allmähliches Niederſingen der Ablagerungen und die dars
Thätigkeit dieſes Sees findet fich in ſeinen Grauwadens und Sandſteinformationen, die aufgebrochen , in feinen Sand verwans
aus folgende Erhebung der Küſten gebildet worden ſey, ſo fönnen wir der zerſtörenden Gewalt der Winde den erſten Hauptbruch
belt und zu hohen Stüden aufgethürmt oder über weite Ebenen hin länge ſeines ſüblichen Randed audgebreitet worden fint,
in jener Barriere zuſchreiben , der dann durch die gewöhnliche
Gine vielfach gewundene und zerriſlene Küſte von Buchten und
fernten Punkte in der Verfolgung des Pelze, Fiſche und Kupfers Der ausgedehnteſte Schauplaß aber der noch beſtehenden
130
Goons
Vorgebirgen, die nach einem ſehr mäßigen Ueberſchlag 450 M. mißt, iſt dieſen Einwirkungen audgefegt. Am ſtärkſten treten
war er bis zur Wehmuth dadurch verſtimmt, daß er im Schlafe
dieſelben hervor zwiſchen dem öſtlichen Ende des kryſtalliniſchen
fid; einen Sohn geboren ſab, der weder Hände noch Füße batte.
Gebirg8zuges an und nahe Granite Point und zwiſchen dem Wiedererſcheinen desſelben in den hohen Gebirgefetten von Groß Cape, an dem Eingang von der St. Marie - Enge. Die unge
Erſt gegen Abend wußte er durch eigene Auslegung die Vers ſtimmung zu vertreiben , indem er ſagte : „ Inſchallah (wie Gott
beuern Sanddünen auf dieſem Abſchnitt, denen die franzöſiſchen Coureurs de Bois den Namen Les Grands Sables gaben , ges
währen einen höchſt pittoreffen Anblick, der einzig in ſeiner Art ift. Ihre vollſtändige Unfruchtbarkeit, ihre bebeutende Höhe über Dem Spiegel des Sees, die auf 300 Fuß geſchäßt wirb, und der Paralleliemus aller Gipfel der Hügelreibe fejjeln die Aufmerkſams Feit in bohem Grabe. Bei näherer Unterſuchung findet man,
Daß dieſe Hügel auf Thon-, Lehm- und Kiesbetten von compafter Structur ruben, die nur mit einer Rinde oder Oberfläche von loſem gelbem Sand bebedt find, der augenſcheinlich von den Wogen aufgewaſchen und von Winden landeinwärts getrieben
Auch an Träume glaubt der Paſcha, und eines Morgens
wil), hat er feine Hände, fann er nach nichts ſchlechtem greifen, und ohne Füße feinen ſchlechten Weg einſchlagen .“ An acht barbariſchen Wuthaubrüchen fehlt e mitunter auch nicht, doch fennt Hafie bieſen Fehler, und hat einem greiſen
Waffenſchmieb, gleichfalle ein tiderfeifiſcher Landemann und ſein früherer Lehrherr, ber jegt bae Freundesbrob bei ihm genießt, Vollmacht gegeben, hemmend einzuſchreiten. 3ch erlebte nur ein
einzigeomal einen ſolchen Wuthanfall, ohne jedoch Augenzeuge desſelben zu ſeyn.
Während des Ramaſans hatte nach ſchon
13ſtündigem Faften und einzelnen kleinen aufregenden Vorfällen , worunter die Entrüſtung über die in einem Duell mit einem
worden iſt. Wahre Sandgewitter werden auf dieſe Weiſe ges
andern Ebelmann herbeigeführte Verwunbung eines ihm lieb ges worbenen jungen Grafen H. aus Ungarn den Ausruf verurſacht
bildet, welche ſich ing land ergießen, die höchften Bäume be
hatte : „D ihr Franken habt ſo vieles Gute, und ſend darin ſo
graben ober töbten und Zerſtörung und Verödung auf ihrem
barbariſd ", und das al@balb bereute unnüße Zerbrechen eines ſehr ſchönen perlenbeſepten lichibuf (Bernſteinfnopf der Pfeifens
Buge hinterlaſſen. Aehnlich iſt die Thätigkeit des Huron Michigan, der beiden nächſten in der Kette der Seen. Es Den fich zuerſt Dünen , bie fich dann ins Land ergießen und fruchtbarkeit über viele Tauſend Ader Land verbreiten, die malo fruchtbar und gut beholzt waren. Beſtändig erweitert fel Gebilde ſeine Gränzen und unterbricht den Fortſchritt
und bils uns ehe dier der
Vegetation . (Schluß folyt.)
Das Leben im Serai Mohammed Hafis Paſcha's. 3. Das materielle Leben der Türken. und Zeitvertreib.
Beſchäftigung
( Fortſeßung .)
Ungeachtet alles deffen aber, und zum Troße der auégeſuchten
Galanterie, die er zum Beiſpiel tadurch bewice, daß er ben mir am erſten Tage als Ehrengeſchenk eingehändigten, von ſeiner Band geſchmiedeten Säbel unter dem Vorwande ihn noch zu ſchärfen zurüdforderte und nach einigen Tagen zurückgab, nach dem er erſt das rothſeidene und goldene Gehänge mit einem ſchwarzſeidenen und ſilbernen vertauſcht hatte, weil er inzwiſchen
gehört, daß dieß die preußiſchen Nationalfarben ſcyen , iſt und bleist er in mancherlei Stücken doch gänzlich Türke. Alle ſeine Aufgeklärtheit und Toleranz vermochte nicht ihn gänzlich von
allem möglichen Aberglauben zu befreien. Nie laßt er von Dalid manen und der blauen Farbe, dieſem Symbole der Reinheit und Unſchuld des 38lame, die den Ruhm hat, ein gutes Mittel gegen den böſen Blick zu ſeyn . Trop aller Frankenliebe wendete er ſich bei Krankheitefällen ſeiner Kinder und der eigenen Perſon an feinen Arzt, außer den türfiſchen . Ja , als ich ſelbſt von Parfem Fieber befallen und in ſeinem Serai ſchwer frank wurde,
ſpike) nur um die wohlbefannte Fingerfraft zu prüfen, das
ihrige dazu beigetragen , fich ſo viel galliger Stoff geſammelt, baß das kleinſte Greigniß hinreichend war, einen Audbruch ber. beizuführen. Der Paida flopfte in ſeine Hände, bad Zeichen einen Sklaven herbeizurufen, und Ruſhit, ein ſonſt gern gee ſebener ſchöner und fräftiger junger Kurbe, trat ein, und ſtellte, die Bände demüthig auf der Bruſt gefreuzt, fich vor dem Paſcha hin.
Dieſer ftierte ihn an, ohne etwas zu äußern, und klatſchte
noch einmal ; Ruſhit meldete ſich, unb der Paſcha verharrte in ſeinem Schweigen und wollte nach einigen Augenblicen aber. malé flatſchen, worauf Ruſdit unbeſonnenerweiſe lachte. n Demſelben Momente aber flog ihm bas metalene Schreibzeug , bas
Hafis neben ſich zu ſtehen hatte, an den Kopf, und zwar im wohlgezielten Wurfe, und gleich darauf griff der Wüthende nach einem der ſtets auf den Diwanen liegenden Säbel, und mit den Worten : Hund, du lachſt deinem Herrn in den Bart !" ſtürzte er auf den erſchreckten Sklaven zu, der nun, in der Ahnung was ihm bevorſtand, die Flucht ergriff, und in der Vorhalle, wo die Sklaven find, nach dem alten Halil, dem erwähnten Waffenſchmied, rief. Da dieſer aber nicht gleich zur Hand, ſtürzte er die Treppe hinunter auf den Fof, und hier ſtolpernd, würde
er gewiß von dem ihm mit gezückten Säbel nacheilenden Paidha erreicht ſeyn, wenn inzwiſchen nicht þalil herbeigekommen und Mohammed Hafis mit Roranſprüchen in den Weg getreten wäre. 3n Retten gefeſſelt wurde Ruſdit einſtweilen in den Gefangens thurm geſtedt, und von dort erſt nach einigen Tagen auf viels feitige Verwenden zur Einſtellung in das Militär begnabigt. Wahrhaft wunderbar mußte die Weidheit und Sanftmuth
herzlichelachen über harmloſe,ſverzendeGr. ließer einen arabiſmenCololis (Sohn eines Mohammedaneres desPafchaunddas zählungen erſcheinen , die nur wenige Stunden, in welchen aller und einer Negerin) kommen, und dieſer, Muley Aga, Haupts
mann in der Infanterie und nebenbei ein Mann von mindeſtens
Dinge der funger unb Durſt geſtillt worden, nach dieſem Wuth
7 Fuß Höhe, ſeşte einen Topf mit Flußwaſſer zu meinen Füßen, ließ drei Dinten- und drei Plutôtropfen aus dem Daumen ſeiner linfen Hand in denſelben fallen , hieß mich hineinſeben, und um
anfalle fich zeigten. Wir ſaßen in Gemüthlichkeit bei traulichem Geſpräche und dachten des armen Ruſchit, der in fcheußlichem feuchtem Kerfer lag, mit feinem Worte.
freigte mich, Gebete balb murmelnd, balb ſirgend im heftigen
Bei dieſen Geſprächen fiel es mir anfangs dwer, den
Janze und unter Verzuckungen des Körpers ſo lange, daß mir Der ſchon beiße Kopf zu wirbeln ſchien , ich in furchtbare Iran.
Paſcha, dem die Rede und Erzählung eigentlich galt, und nicht
ſpiration gerieth, mich darauf niederlegte, balb einſchlief und
bem Dolmetſch , dem ich es unmittelbar ſagte, anzuſehen, und Doch verlangt die Etikette dieß unumgänglich ; auch gewöhnte ich
thatſächlich das Fieber auf volle vier Wochen verloren hatte.
mich nur langſam in der Gegenwart einer Perſon, der man
131 Achtung idhuldig iſt, in der dritten Perſon zu reben und reben zu hören, und wenn der Blick derſelben fragend auf einem ruht, um Antwort zu erlangen , erſt durch einen vermittelnden Mund zu vernehmen : er meint dieß und das ac. Uebrigens paßte der
Recht, denn ſchonungslog bringen die Reiſenden in die Feftung mit einem Bettel, auf benen Mohammed Hafie , und für die Stabt Wutſchitſch verzeichnet find, ale Merkwürdigkeiten , die an. geſtiert und angeſtaunt werden müßten. Fortſepung folgt.)
Paidha auch auf unſere Zwiegeſpräche, welche nicht an ihn ges richtet waren, darf auf, und unterbrach nicht ſelten den Rebes
fluß durch den Aušruj : „Banabah " (fteh mich an, ſo viel als
Bemerkungen über das brittiſche Hordamerika. (Schluß .)
höre mir zu), und flammerte ſich dann an ein von ihm verſtans
denes Wort, deſſen Aehnlichkeit mit der perfiſchen Sprache er bervorbob . Ließ er den Märchenerzähler nicht berufen, ſo era "legte Achmed Effendi denſelben , allerdings auf eine Art, die wenigſtens in ſeiner eigenen deutſchen Uebertragung mir mehr 'humoriſtiſch als poetiſch erſchien. Ließ ſich dagegen Hafis manch mal ſelbſt dazu bewegen den Erzähler zu machen , ſo legte er viel ron der bekannten Gluth ber orientaliſchen Dichter in ſeine Worte, und ſeßte ſelbſt Sabib Bey, der ſich doch in eigenen Deutſchen Dichtungen verſuchte, in Verlegenheit einer würdigen Verbeutſchung ; vorzüglich hielt er ſich an die mitunter reizenden Mythen des Koran, wie die Entſtehung der Roſen, ihres Liebeds verhältniſſe
zur Nachtigall und anderer.
Von dem perftiden
Anakreon Hafie, über deſſen Bekanntſchaft in Deutſchland er nicht ſehr erfreut war, da er ihn für einen ſchlechten Moslim erklärte,
- ,wegen ſeiner Freundſchaft mit der Traubentochter (Wein)", Tauteten die eigenen Worte – verwies er mich auf brei arabiſche -
Dichter Zohair, Antara und Lebid, irre ich nicht ſämmtlich vor. mohammebaniſche , al8 weit vorzüglichere. Das Hauptthema der von dieſen Dichtern citirten Erzählungen war natürlich bie finns liche Luft, theilweiſe ihre Befriedigung durch die fühnften Bilder
und üppigſten Darſtellungen geſchildert, theile aber auch die Liebe al Motive queichweifender Thaten der Eiferſucht und Rache oder bewerbenben Helbenthume benußt.
Auch in Betreff dieſer charakteriſtiſchſten Eigenſchaft der
Orientalen, die Liebhaberei für den raffinirteſten Sinnengenuß, im üppigen Prunt der Gemächer des Harems, unter dem melo diſden Geklingel pariſer Spieluhren, nach warmer , duftenden Bädern , bei dem Schlürfen bed Moffa ober aromatiſch würzigen
Scherbet und neben gazellenäugigen, Kühlung fächelnden Sfla vinnen , wie auch in unbegränzter Eiferſucht, fou Mohammeb ħafis ein achter Türfe ſeyn, doch fann ich darüber nichts Beſtimmtes ſagen , da in der ganzen Zeit, die ich in dem Serai verbrachte,
- nur zweimal ſeiner Frauen Erwähnung geſchah. Daß erſtemal, ats nach einigen von ihm während der Mahlzeit auêgeſprochenen Worten ein junger Kurde in die Halle trat, und fich vor ihm auf die Knie warf, mit ſeiner Stirn die Erde berührte, ihm ben
Rock füßte, denſelben auf Mund und Ropf legte, und dann freu Dig bewegt die Halle verließ, erklärte Hafis dieſen Vorfall durch die Mittheilung, daß der Knabe und ſeine Schweſter Kinder
eines von ihm beſiegten Kurdenhäuptlinge, und daher unter ſeine Sklaven gekommen ſehen, nun habe die Schweſter ihm einen Sohn geboren und er dem Bruber deßhalb die Freiheit ver.
lieben . Das anderemal drückte er mir ſein Bebauern aus, der am Vormittage bei der Rückehr aus Mehabia zum Beſuche im Serai geweſenen Fürſtin von R. und Gräfin 3. el verweigert haben zu müſſen, ſein Harem zu betreten, da feine Frauen -- er
Johnſon führt bittre Klage über die ruheluſe Unzufriedenheit und Ungeduld der Canadier, und häuft Beweis auf Beweis, daß fie ſo raſch vorſchreiten als irgend ein Volt nur wünſchen kann, und daß ihre Aus: fichten auf das Erblühen des Handeld hinreichend glänzend find , um den lebhafteſten Chrgeiz zufrieden zu ftellen. Ihre Bevölkerung wachet ſo ſchnell wie die der Union. Untercanaba hat ſeine Seelenzaht in zwanzig Jahren verdoppelt, und daß dieß nicht der Einwanderung allein beizus meſſen iſt, ergibt fich aus der Thatſache, daß die Geburten fich durchs fQnittlich zu den Sterbfällen verhalten wie 53 zu 21. 3n Englanb verhalten fie fich wie 46 zu 33. Selbſt in Bezug auf den Handel ftellt fich die Vergleichung zwiſchen den Provinzen und der Union günftig für die erſtern. Als Johnſon Neu : Braunſchweig bereiste, lag der gan: del ſehr darnieder, und doch übertrafen Ein- und Ausfuhr die der drei nächſten Staaten , Maine , Vermont und Neu Hampſhire zuſammens 1,200,000, jenes nur 210,000 Röpfe zählte. genommen, obgleid Johnſon beſuchte die brittiſchen Provinzen Nordamerika's zu einer Zeit , in welcher die durch eine Mißernte und den bedrängten Handel hervorgerufene Unzufriedenheit die Frage wegen des Ausſdufſes an die Union lebhafter als gewöhnlich erörtern ließ, und obgleich er der Ans Ficht iſt, daß die Mehrzahl der Bevölferung für Fortbauer des jebigen Verhältniſſes zum Mutterland ſtimmen würde , ftellt er doch nicht in Abrede, daß die überwiegende Anzahl junger ehrgeiziger Salente in der Colonie für das Gegentheil gewonnen rey. Dieſe energiſch aufftreben: den Männer würden in der Republik einen weitern Spielraum für ihre Kraft und einen glänzendern Lohn für ihre Anſtrengungen finden , als in einem von dem fernen Mutterlande abhängigen Verhältniſſe, welches fie von jeder Mitbewerbung um Ginfluß und Ghren ausſchließt. Gin Canabier von geiftiger Ueberlegenheit darf wohl hoffen , Präfibent ber Bereinigten Staaten zu werden , und fild der großen obgleich furgen Madht, welche dieſe Stelle verleiht, zu erfreuen ; aber weder Genie, noc Fleiß, noch Beredtſamfeit erheben ihn zu der Stelle eines erften Minis ſters. Johnſon's Bemerkungen über dieſen Gegenſtand find ebenſo richa tig als anziehend ; bennoch iſt er der Anſicht, daß die brittiſchen Pro. vinzen als ein Ganges durch die Vereinigung mit der Republif Amerifa eher verlieren als gewinnen , und daß beſonders die , welche jeßt an lauteften bafür find - die Römiſch -Katholiſchen und die alte Partei des es am erſten bereuen würden , rogenannten „ Familien - Vertragg“ .
.
die Band zu dieſer Berichmelzung geboten zu haben .
Die Bemerkungen über den jeßigen Zuſtand der Abfömmlinge der urſprünglichen franzöflichen Anſiedler in Unter:Canada und Neu -Brauns ſchweig find in Johnſon's Reifewerk ziemlid forglog zerſtreut; da file aber viel Neues und Anziehendes enthalten , wollen wir das Weſentit dhe furz zuſammenſtellen. In Bezug auf Sprache, Sitten , Gefühle und Religion haben ſie fich, feit den Tagen wo Wolf Quebec nahm, wenig geändert, nur hat die Grbitterung der Beſiegten gegen die Beſieger fich ſehr gemäßigt. Wie in dem ſüdlidhen Theil ihres alten Mutterlandes heurathen fie früh und erzielen eine zahlreiche Nachfommenſchaft. John: Ton wechſelte zu Kanonnaofa Pferd und Wagen, und da er ohne Zweifel mit den Schwächen der großen Nation" befannt war , brüdte er dem neuen Kuticher ſeine Bewunderung über die Schönheit ſeines jungen Weibchend aus und fragte, wie alt fie fey. „ Einundzwanzig ,“ lautete .
beſigt beren 4 rechtmäßige neben vielen Sklavinnent — wegen der
Ramaſangzeit nicht ſichtbar werden durften. Nicht oöne bittern
• „ The Family Compact" ficherte eingebornen Canadlern und einer geriffen
Hohn fügte er hinzu , daß die Damen wohl den Zwed ihres
Anzahl von Familien höherer Angeſtellten alle einträglichen oder einflußreichen Stellen, und bot alles auf, um die in Großbritannien gebornen Einwanderer von
Beſuches in Belgrad nicht erreicht hätten, denn eß fen nur der
ieder Thellnahme an den Annehmlichkeiten der Regierung und Berwaltung auss zuſchließen . In Ober-Canada vorzüglich galt dieſer Familien-Bertrag eine lange
Mode wegen, daß fte ihn und die Frauen ſehen wollten , wie die Thiere in der Menagerie zu Schönbrunn ; und er hat
Keihe von Jahren als berrſchende Regel .
nor
132
„Und wie lange verheurathet ? . „ Sechs Jahre, Herr, die Antwort. und fic war, als ich ſie nahm — Wittwe.“ An den Ufern des St. Lorenz
find 14 bis 15 Jahre für Mädchen , und 18 für Männer das herkömm: liche Seurathealter , und die Fruchtbarkeit der Frauen dauert bis zu einer verhältniſmäßig vorgeſdrittenen Lebendzeit fort. Mein Rutider,
traf, um die Bülføquellen einer jungen Anfiedlung nicht zu verſplittern und fich gegen die Ginfälle der Indianer zu fichern ohne Zweifel aus jener Vorliebe für ein geſelliges Zuſammenſeyn , welche die Franzoſen audzeichnet, in Canada, Nova Scotia und Neu :Braunſchweig beibehal: ten .
Ein foldhes Syſtem ift aber dem Fortſchreiten des Aderbaues ſehr
ſagt Johnſon an einer andern Stelle , whatte 13 Geſchwiſter und war
hinderlid. Johnſon meint, wenn dieſe leute weiter auseinander wohn:
felbft der Vater von 14 Kindern.“ Er verſicherte mich, die gewöhnliche
ten , würden fie weniger plaubern und mehr arbeiten , während die Wohnung in der Mitte des Gutes Menſchen und Thieren die Arbeit, und dem Gutsherrn die geeignete Aufſicht erleichtert. An vielen Drten iſt die Aehnlichkeit dieſes Völfchens mit der ärmern Claſſe der Jrländer auffallend. Die zerbrochenen Fenfterſcheiben find mit alten Hüten verſtopft und die Kleider hängen den Leuten in Feßen . um den Leib ; der zierliche franzöſiſche Geſchmad, welcher einzelne neue
Zahl der Familie eines Farinero rey von acht bis ſechzehn.
Unter : Canada bietet merfwürdige Ungleichheiten dar , und dahin gehören unter andern auch die verſchiedenen Arten des Güterbefißes. Das Land zerfällt in Townſhips und Signeuried - dort gründet fide der Beftß auf Schenkung oder Rauf, hier auf den Lehnbrief der „ seig neurs.“ Dieſe freien und lehnbaren Anſiedlungen gränzen aneinander, unterſcheiden fidz aber völlig hinſichtlich der Religion , der Sitten, des Aderbauſyſteme, des Style der Häuſer, vorzüglich aber in ihren Geſeßen , denn in den Townſhips ift faſt alles brittiſch, in den Seignorien fran: zöftída ; die Lehnbriefe der Ländereien in den Seigneurien wurden faſt
ſämmtlich vor der engliſchen Groberung ausgeſtellt, und man ſchäßt den Flächenraum auf neun Millionen Morgen. Die Ländereien „ in soc cage , “ voie man die Freigüter hier nennt, betragen ſieben Millionen
Morgen , von denen jedoch bis jeßt nur die Hälfte vergeben iſt. Der übrige Theil der Provinz iſt unter den Namen der „ Wüſtlande der Krone“ bekannt, welche darüber zu verfügen hat und fie en fief oder in soccage vergibt. Die Bevölkerung der Townſhips iſt im Vergleich mit .
weißgetünchte Häuſer gewahren laſſen , deutet den Widerwillen gegen das Leben in dem bisherigen celtiſchen Schmuß an ; allein ſelbſt dieſe
anſprechendern Wohnungen find im Innern nichts weniger als reinlich wao iriſch genug iſt führt dieſer neue Geſchmad den Farmer nicht ſelten dahin, daß er ſeine Aeder verpfäns dete, um fich ein neues Haus zu bauen, und das Ende iſt, daß er um Aeder und Paus kommt, und von neuem in die Wälder zieht, um fic friſches Land zu flären. Bon der Bildung dieſer franzöſiſchen Canadier iſt natürlich nicht und behaglich, und dann
viel zu melden , aber ſie haben den lebhaften Geiſt ihrer Nation und,
der der ganzen Provinz nach flein, nimmt aber raſch zu und man bie:
was wahr iſt, ihr fittlicher Charakter iſt über jedes Lob erhoben. Raub und Gewaltthätigkeit ſind unter ihnen unerhörte Dinge, und ſelbft fleine
tet, obgleich bio jeßt ohne viel Erfolg , alles auf den Feudalbefiß all:
Diebſtähle fommen äußerſt ſelten vor.
mählich in einen freien zu verwandeln. Es iſt gewiß merkwürdig, noch
und gutmüthig, und geſchlechtliche Ausſchweifungen , welche in Franfreich
Sie find beſcheiden , anſpruchslos
in der Mitte des 19ten Jahrhunderte und in den freiheitliebenden Ges
ſo ſehr vorherrſchen, find hier, wahrſcheinlich in Folge der frühen Heu:
bieten der neuen Welt das Feudalſyſtem , und zwar in ausgedehntem
rathen , ganz unbekannt. Uebrigens nehmen fie das Leben möglicht
Orade, beſtehen zu ſehen. England hat es geachtet als es Canada er: oberte, und das Syſtem hat ſelbſt jeßt noch ſeine Vorzüge. Es begün:
ftigt die Zurücknahme der Ländereien und erleichtert armen oder jungen Leuten die: Anjäſfigmachung ; der junge „ babilaat“ hat nur zu ſeinen
leicht und ſorglos ; ſolange fie ein Faſchen mit Mehl in dem Hauſe haben , werden fie fich ſchwerlich um Arbeit umthun, und als Diener oder Taglöhner baue man nicht zu ſehr auf ihr Ausharren . Eine Kleis nigkeit ſcheucht fie von ihrer Arbeit und aus dem Hauſe, und dann
„ seigneur" zu gehen und ihn um die (nie verweigerte) Grlaubniß zu
haben ſie
bitten , fich auf einem Theile unvergebenen Landes niederzulaſſen, und fortan hat er lediglich eine kleine Rente zu zahlen und wird der geſeß
halbe Feiertage, daß brittiſche Anſiedler ſelten etwas mit ihnen zu thun haben mögen, wenn ſie irgend andere „ Hände“ finden fönnen , ſie müßs ten ſich dann troß ihrer Feiertage zu regelrechtem Dienſte verpflichten . Dieß find natürlich feine Menſchen , die ſich in dem ſchwierigen
.
liche Befißer des Bodens , den er bebaut. Das Feudalweſen hat in
Canada ſeinen abftoßenden Charafter ganz verloren ; der „ seigneur“ iſt wohl da , aber nicht der Knecht oder Vafall , und das Herrenrecht .
.
wird gewiß nirgende in der Welt milder und rúdfichtsvoller ausgeübt
denn ſie ſind alle fatholiſd - ſo viele ganze Feſttage und
Lebendfampfe mit den fräftigen , geftáhlten, raftlog thätigen Angelſachſen meſſen fönnen , und wo immer dieſe beiden Racen miteinander in Bes
-ald in Canada .
rührung fommen, zieht der Franzoſe den fürzern und überläßt den Brits
Gin föniglicher Befehl vom Jahre 1745 unterſagte den Bau eines Haufes auf Farms, welche weniger als anderthalb Morgen breit und 40 Morgen lang waren ; obgleich aber Canada lange vor der Nevolu: tion zu England gehörte, machten ſich die Grundfäße derſelben in Bezug auf die Theilung des Eigenthums bei der franzöſiſden devólferung in ausgedehntem Maaße geltend. Das Recht der Erſtgeburt iſt nicht mehr
ten das Solachtfeld. So find z. B. zu Bellebune alle Anfiebler ießt Leute aus Ayrſhire , während vor noch nicht langer Zeit diefer ganze Küſtenſtrich faſt ausſchließlich im Befiße der Franzoſen war ; dieſe ver: ſchlagenen Schottlander haben überal offre Augen und Ohren , wu „Johnny Grapeau“ gutes oder leicht zu verbeſſerndes Land befißt. Die Gedankenloſigkeit und das leichtfertige Weſen der „ Þabitants “ bietet jenen nur zu häufige Gelegenheit zum „Ausfauf ,“ und man gewahrt überall, daß die Franzoſen fich mehr und mehr in das Innere des Landes zurück: ziehen . „ Bei all dem," ſagt Johnſon , „find fie bei weitem das heiterfte und vergnügteſte Volt in den brittiſchen Provinzen, und vielleicht in der gangen neuen Welt, und man fann nicht mit ihnen in Berührung fom men, ohne zu fühlen, daß ihr leichtes, behagliches, zufriedenes Gehaben fie vielleicht das wahre Lebenoglud in höherem Grade genießen läßt, als dieß bei ihren ruheloſen , unzufriedenen, überſtrebſamen Nachbarn der
bindend, und in vielen Fällen theilen die Söhne der Familie das Land
uuter fich, ftatt den väterlichen Hof dem ålteſten Bruder zu überlaſſen. Vier Söhne theilen wohl eine Befißung von zwei Höfen Landes in der Breite, und 30 oder 40 in der Långe in vier lange Streifen , wodurch in manchen Bezirfen das ſchlechte Ausſehen der Höfe vermehrt, die Zer: fudlung und die Armuth des Volfes faſt ebenſo raſch geſteigert rb , mie in vielen Ländern der alten Welt. In Irland hat eine ſolche Theilung des Landes in lange Streifen die bekannten traurigen Folgen für die Fleinen Pächter herbeigeführt. Dieſe Vertheilung, welche die Erbauung von Häuſern entlang der .
Fall iſt.“
Straße auf jedem Looſe nothwendig machte , gibt dem Lande den Ans
Franzöſiſche Culonie in Sonora. Die Zahl der Fran
ſchein einer gedrängten Bevölkerung. Man reist meilenweit zwiſchen Reihen von Häuſern , welche nur durch ein oder zwei Felder getrennt
zoſen in Merico ſcheint fich zu mehren ; wir haben im vorigen Jahre der franzöſischen Colonie in Jicaltepec im öflichen Theil von Merico
find. Und dieß findet it doe iberall , wo das Land völlig bebaut iſt, der Reiſende mußte denn einen Seitenweg einſchlagen, wo er vielleicht mehr rere Meilen weit tein einziges Farmhaus zu ſehen befömmt. Man hat diefe eigenthumilde Ginrichtung der öfe - welche man anfänglid
gedacht, ießt melden franzöſiſche Blätter von einem Auswanderunge: comité, dar fich in Paris bildet, um die Auswanderer nada Sonora ju ſchaffen. Es iſt dort ein fruchtbares Land und an Goldminen ſoll es gleichfalle nicht fehlen.
Verlag der 3. O. Gotta 'den Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widen mann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
9 februar 1852
Nr. 34.
ichlägt Hr. Corwin vor, das Silber in Zukunft nach dem Vors
Gold und Silber.
gang Englands ſchlechter auszuprägen 2, damit die Silbermünzen
Mitten unter den politiſchen Wirren, von denen wir auf nicht ausgeführt werden, und nur zum Wechſeln ber Goldmünzen allen Seiten bedroht ſind, darf man eine Sache nicht außer Acht laſien , die auf Handel unb Verfehr einen großen Einfluß äußern und viele Verlegenheiten bereiten muß, daß wechſelnde Verhälts niß zwiſchen Golb und Silber. Aus dem Umſtande, daß im innern Lande im gewöhnlichen Leben wenig Golb umläuft, darf
dienen möchten ; natürlich müßte dann auch, wie in England, ein Gerek erfolgen, welches Gold zum alleinigen Zahlungsmittel für alle Summen über 10 Dollars macht. Die Verſchlechterung der Münze, bie Hr. Corwin beantragt, mag etwa fieben Procent bes tragen , wie fie in England im Jahre 1816 6,45 Procent betra
ei
man nicht den Schluß ziehen, daß man davon wenig werde bes rührt werden : je nachdem die großen Handeleſtaaten Maaßregeln
hinſichtlich des Münzweſend ergreifen, wird fich die Folge bis ind Innere del Continente hinein fühlbar machen durch größere
oder geringere Fülle deg umlaufenden baaren Geldes, und ſo ſehr auch andere politiſche und commercielle Verhältniſſe hierauf einwirken mögen , ſo barf man doch bas idwanfenbe Werthvers
gen hat.
Wir haben hier ein Beiſpiel von den großen Verlegenheiten, in die man fich durch eine boppelte Währung verwickelt. Das Silber iſt bisher in Amerika zu niedrig geverthet geweſen, und Dieſer Uebelſtand tritt jeßt, wo durch bas ſtarke Ginſtrömen ron Gold bad Metallgelb mehr als je vorher zur Waare gerrorben,
dießmal veranlaßt, auf dieſen ihon mehrfach beſprochenen Gegens
in ſo ſtarkem Maße hervor, daß völlig bad Silbergelb zu fehlen anfängt ; die Sache iſt ganz natürlich : wenn man von Amerika aus durch Verſendung von 15', Ungen Silber ſo viel leiſtet, als
ſtanb zurüdzufommen, iſt der Bericht des Secretärs im norbe amerifaniſchen Schapamt, Hrn . Corwin, an den Congreß, und die Vorſchläge zu einer Münzänderung, die er barauf gründet,
benüßt, und dieß iſt auch in ſo ſtarkem Maaße der Fall geweſen, daß man jept in Amerifa, um Silbergeld für Goldgelb zu bes
denn er trägt geradezu auf eine Verſchlechterung der Silbermünze
fommen, ein Aufgeld bezahlt. Um dieſer Verlegenheit au &zu
und auf Einführung des Goldfuße8 an, ein in commercieller Bes ziehung höchſt gewagter Schritt, denn er muß die financielle Abhängigfeit Nordamerifa's von dem übermächtigen engliſchen Geldmarkt verſtärken. Es ſollte uns nicht wundern, wenn ſich Stimmen gegen den Plan erhöben, und derſelbe ſchließlich nicht
weichen, die fich in einem allzu großen Mangel an Silbergeld audſpricht, ſchlägt alſo Hr. Corwin vor, das Silbergelb ſchlechter
angenommen würbe, benn die Aenberung, bie er vorſchlägt, weit entfernt eine definitive, oder auch nur lange dauernde zu ſeyn , läft eine zweite , in gleichem Sinn vorgenommene mit Zuverſicht in wenigen Jahren erwarten, falls irgend das Zuftrömen det californiſchen Golbes fortbauert, wad Ør. Gorwin, und zwar im Betrag von 75 bis 100 Mill. Dollar8 jährlich , annimmt. Wie unter ſolchen Umſtänden Gr. Cormin, der die Goldzufuhr aus Auſtralien noch gar nicht in Anſchlag bringt, einen ſolchen
und doch ſchafft er durch die Verſchlechterung der Silbermünze die Silberwährung eigentlich ab, während man das Silber zur Ausgleichung in Verkehr doch nicht enthebren fann. Hr. Cor. mine Mittel iſt, wie das im 3. 1816 ron England ergriffene,
hältniß nicht außer Augen laſſen . Der Umſtand, welcher und
Vorſchlag machen kann, iſt eigentlich unbegreiflich. Der Sachverhalt für Amerika iſt in Kürze folgender: Ames
in Amerika ſelbft mit 16, ſo wird zu Verſendungen tas Silber
audzumünzen, damit man es nicht ausführe. 3ft tas Au &hülfe. mittelbao rechte ? Hr. Corwin geht offenbar von der Anſicht aus, daß man eine Volbe und eine Silberwährung haben müſie,
Depregen verfehlt, weil man durchaus nicht wiſſen fann , wie
weit der Golbwerth in Folge der ungeheuren Golbanebeute noch finfen wird.
Ginkt er um 10 Procent, ſo iſt der Anſag Hrn.
Gorwind, e8 5 Proc, unter ſeinem jebigen Barren, und etwa fieben unter ſeinem gegenwärtigen Münzwerth auszuprägen, abermals überſchritten, und man müßte das Münzſyſtem noch .
rifa hat das Gold zu hoch gewerthet, indem das angenommene
mals ändern .
Verhältniß zwiſchen Gold und Silber beinahe 1:16 (genau
Silber und Gold in England auf ungefähr 1 : 15,5 anſdlagen ; da nun bat Gold in Amerika in 1 : 15,988 gewerthet iſt, ſo macht der Unterſchied
1 : 15,988 ) ift ; durch das Einſtrömen des Golbed hat fich die umlaufende Goldmaſſe ſtart vermehrt, wenn aber der Wechſel.
curo für Amerika ungünſtig fteht, ſo daß Gelb nad England ges ichidt werden muß. ſv iſt ganz natürlich, daß man vor allem Das Silber ausführt, weil dieß nach der geſeglichen Prägung niedriger angelegt ift. 1
Um nun dieß Audführen zu vermeiben ,
1 Man fann den gegenwärtigen berhältnismäßigen Werth zwiſchen
etwa 3 Proc . aus, um welde das Silber in Wirflichfeit werthvoller iſt
ale das Gold ; folglich führt man erſteres aus, und daher das ſeit Jahren fortdauernde Einftrömen von Silber auf dem Continent. · England ſchlägt ſeine Silbermünzen beinahe um jebu Proc . fbleche ter aut ale nach dem Verhältniß des Barrenwerthes ; dieß datirt naments lich vom 3. 1816, wo Gold zur alleinigen Zahlung für alle Summer über 2 Pf. gemacht wurde, und die Regierung ihre Silbermünzen auf einmal um 6,45 Proc. perſohlechterte.
134 Man glaube nicht , daß dieſe Anſichten chimariſch find: der Goldwerth ift bie jeßt in Europa etwa 1/2 Proc. geſunfen , und
es iſt nur mancherlei ungewöhnlichen, nicht immer anhaltenden Umſtänden zuzuſchreiben, daß er nicht noch tiefer ſanf.
Die fran
zöftiche Bank bat gegenwärtig etwas über 26, die engliſche gegen 18 Mil. Pf. St. Gold und Silber in ihren Gewölben ; ohne das Zuſtrömen von Gold aus Californien ſtänden wir in Europa in großer Geldnoth, und die Fonds wären bedeutend tiefer nos tirt als jeßt. Strömt nach der Annahme Corwing das Gold aus Californien fortwährend zu 15 bis 20 Mill. Pf. St. jährlid,
unb fommt das auſtraliſche Gold hinzu, jo muß der Preis noth wendig finfen , und Nordamerifa, wie Frankreich, wenn legtere8 nicht bei Zeiten umfebrt, fommen nothgedrungen zu einer Golb währung, ohne baneben die Silberwährung entbehren zu fönnen. Franfreich müßte dann auch, wie jest in Norbamerika vorgeidlas
Goon
Von hier tritt man in dae aui mindeſtens 20 Grab Réau
mur gebrachte Gemach, tad durch Waſſertámrfe geheißt rrirb, und baber troß der Wärme immer eine angenehme Feuchtigkeit der Luft enthält . In dieſem Zimmer ergeht man fich, auf mit ftelze .
artigen Anſagen beriebenen Sandalen , um ben in anderer Sem
peratur befindlichen Marmorfußboden nicht zu berühren , in leichte Muſſelintücher gehüllt, und nur das Haar, um es vor Feuchtige feit und fich vor Orfältung beſſer zu ſchüßen, dicht umwunden,
und bereitet ſich zu dem Bade vor. Dieß wird in dem dritten , einem achteigen , halbbunfeln Gemache eingenommen. 68 ſteht
in der Mitte desſelben eine ebenfallé achiedige Erhöhung ron Marmor, und länge der Wände läuft eine eben ſolche; beibe ſenfen fich gegen einander und zwiſchen ihnen iſt eine breite, tiefe Rinne rol Waſſer, das eine Temperatur von 36 Grab Réaumur enthält , mübrend die Luft der Zimmer auf 32°, alio
gen wird, dazu kommen , bie Silbermünzen ſchlechter ſchlagen ,
Blutwärme erhalten wird. Auf die Marmorerhöhung legt fic
damit ſie nicht ausgeführt werden, und dann würde man erſt die
Der Badende, nachdem dieſelbe mit dem heißen Waſſer ron den ebenfalls im Badecoſtüm und auf Stelzen befindlichen Babes dienern begoſſen wurde, und geräth natürlich hier ſehr bald in Iranſpiration . Sobald dieß der Hammambidi (Badebiener) bes merft, ſchlägt er den Badenden in ein feinet Laden , und erweist ihm nun die mechaniſche Reizung der Haut, wodurch dieſe zu einer verſtärften aber gleichmäßigen Thätigkeit erregt wird. 68 geſchieht dieß taturdy, daß er dem bald auf dem Bauche, bald auf dem Rüden , bald auf der Seite liegenden, bald knieenden, ſtehenden oder ſigenden Babenben jedes der Gelenke aus einan. berrect, die Muskeln mit der flachen Hand drůdt und fnetet,
gewaltige Zerrüttung der Geldverhältniſſe auf dem Continent füb.
len. Man ſehe nur von den jepigen gezwungenen politiſdzen Vers hältniſſen ab, und nehme den Verkehr an, wie er ſich z. B. in den Jahren 1841—1846 entwickelte. Sänke unter folchen Rube Verbeißenden Verhältniſſen ter Goltpreie nur um 5 Proc., ſo
würde das Silber unvermeitlich aus Franfreich ausſtrömen, und Frankreid zur Verſchlechterung ſeiner Silbermünze gezwungen
werden . Ehe eg freilich dazu fommt, wird man ſich in Frank reich aufraffen , und die Goldmünzen zur Handelewaare erflären.
Die Nothwendigkeit an Giner Währung feſtzubalten, ſtellt ſich währung ſeyn , da man das Silber im Verkehr demnach nicht ent
die Haut faltet, wieder glatt ſtreicht und zuſammenpreßt, ihn mit lauwarmem Waſſer begießt und mit Angoraziegenbaar oder
behren kann . England iſt wohl an die Golt währung noch für lange Zeit gebunden, aber die Nachtheile hat man bereite ges
Polſtern von rauber Wolle troden reibt, unt ibm rodann eine Menge duftenden Seifenſdaums in die Poren der Haut eins
fühlt, und ſie werden wahrideinlich noch ſteigen .
drängt, mit einer weichen Bürfte den ganzen Körper bürſtet,
immer mehr heraus, und dieſe Währung kann nur eine Silber
Das Leben im Serai Mohammed Hafts Paſcha's. ( Fortſepung.)
4.
Die Bäder.
In der Vorliebe zu Bädern , troß der durch den Koran vorgeſchriebenen täglich fünfmaligen Waidung, die bei der Mahl. zeit, etwa gar Berührung einer Leiche oder eines Blutes, der Bes fledung mit Wein, nach ehelichem Umgange, vor dem Eintritt in eine Moſchee und bei allen möglichen Gelegenheiten außerdem vorgenommen werden müſſen, kömmt der Franke wohl dem Zür fen nach, wenn er erſt einigemale die Wohlthat eines türkiſchen
Bades, ley es in den Privatbábern eines reichen Paſcha, ober auch in einem öffentlichen Badehauſe genoß. Es beſteht in der Feſtung ein herrliches Bad in einem ſchattigen Garten, deſſen alle Gichen , Platanen und Nußbäume
bis in ihre fich wölbend zuſammenneigende Kronen mit Epheu umzogen und von Wein umſchlungen und gegenſeitig mit einane
der verbunden ſind . Das Gebäude ſelbſt iſt zwar nur von Holz und Fachwerf, aber elegant gefuppelt, mit gutem Sdnißrrerf
noch einmal mittelft mit Drangells und Roſenduft rerlegten Waſſer abſpült, und endlich in ſtarf erwärmte, feine trodene Tücher auf das Dichteſte einbüllt. So begibt man ſich in das erſte der Zimmer, und nimmt auf einem Diwan in einer Lage
Plaß, daß ſich der Körper ſanft zur Erde neigt, und in dieſer Richtung ſtreicht der Badebiener die Tüber dicht an den Kör per an , ſo die vollfommenſte Abtrodnung erzeugend, deren , ſo wie des Bades , Ende ein ſanfter Schlag in den Nacken anzeigt. Be ſondere Sorgfalt wird dem Schweiße des Geſichtes gewidmet; dieſce halten die Drientalen nächſt dem Schädel für den empfinde lichſten Theil des menſchlichen Körpere, es wird deßhalb auch ſo irie es in Tranſpiration geräth, behutſam mit Muſſelintüchern getrocnet.
311 dieſer Lage verhartt man in der Regel einige
Zeit, die nun ungemein erquicende Sdjale ſchwarzen Mokta’8 ſqlürfend, den Bernſtein reines Tſchibufe gedanfenvold ſaugend, und die wohlriechenden Wolfen nach türfiſcher Weiſe langſam in die Luft blaſen und häufig in einem eben ſo anmuthigen ald erquidenben Zuſtand zwiſchen Waden und Schlafen geratbend. Das wohlthuende eines ſolchen Babel, das nach den an .
ſtrengendſten Strapazen hinreidt, den Körper wie neugeboren
verſehen und hatte eine Colonnabe, bejeßt mit ſtarfbuftenben bun .
er deinen zu laſſen , erklärt e& leicht, wie einer ſo wollüſtigen
felblüthigen Dleantertöpfen. In ihr und den Niſchen ſtehen weiche Diwand, von welchen aus man einen herrlichen Blick über
Nation, und namentlich in einem ſo heißen Klima , als ſie ur ſprünglich ben ohnt, dae Baben zu einer nicht ganz unpaſſenden Art Andadztéübung werden mußte, und in den öffentlichen Ano
die ſonnige Ebene an den Ufern der Save wie über die grüne Fluth derſelben, und über die weite gelbe Fläche der Donau
fialten, wo oft zehn und mehr Perſonen die Wohltbat eines
genießen kann . Aus dieſer Colonnade tritt man in eine Halle, deren
Babes gleichzeitig genießen, erſcheint es ſogar noch heut als
Temperatur durch einen Tſchechmeh ( Springbrunnen ) von Faltem Waſſer regulirt und in einer angenehmen Kühle erhalten wird.
ſolde.
Die lautloſeſte Stille herrſcht neben der genaueſten Abo
gemeſienheit bei den noturcendigen Geſchäften der gablreichen
wooo
135
Soon
Diener, die ſich mit dem feierlichſten Ernſte um den meiſt mit geſchloſſenen Augen baliegenben Babenben bewegen ; das leiſe
lichen Kreiſchen ; begleitet wurde er durch ein Geflimper auf einer einzigen Saite der Romaife, ber Zither mit dem langen bünnen
Umberſchreiten , die Gleichgültigkeit in Bezug auf alles, was um fie herum vorgeht, dieß alles ftimmt felbft den Chriſten, in deſſen religiöien Gebräuchen es nicht vorgeſchrieben iſt, ernfter,
Halſe, von einem paar Beden und der hohen ichmalen Trommel.
ja felbft höber.
3. Die Ramaſansfeier . Heut am 2 September trat Ramaſan - Scherif, das heißt die
Heilige Faſtenzeit ein, und wie ſo ganz anders wurde mit ihrem Beginne das Leben im Serai . Die heilige Stille der Nacht, die Tonſt durch das eintönige : „ Haftr ol" ( ſend wachſam ) der Schilde 'wachen auf den Wällen und das feierliche „ lah -illah il Allah, "
Bald darauf traten die vornehmen der Stadt, die Spahis, (unabhängige Grundbeſiger ), einige Dermiſche des Kalendriordens in einfachen weiten braunen Gewändern, die auf einer Pilger ſchaft nach dem Grabe des heiligen Habichi bei Altofen begriffen , in einem Belgrader Kloſter abgeſtiegen waren, und die Ulemas ( Koranbefliſſenen ) der Mufti, Radilesfier und Kabie ( Juriften ) und ſämmtliche Emire ein, um ihren Beglückwünſchungsbeſuch zu machen . Es waren hierunter ſchöne orientaliſche Geſtalten , die durch die Beibehaltung ihrer Tracht, als von der Krone uns
abhängig, ein um ſo größeres Jitereſſe in Anſpruch nahmen.
nur noch mehr hervorgehoben wurde, weicht einem geräuſch .
Vorzüglich zeichneten fich die Anhänger einer aufgeklärten und
volen feſtlichen Treiben und die ſonſt ſo ernſt, faſt finſter in das Leben blidenben Orientalen überlaſſen ſich dem Scherze
bane, bas Zeichen derer die in Meffa geweſen , auch vorzugeweiſe
und der Heiterkeit, rührigen Spielen, und werden durch die
lichte Farben zu den Stoffen ihrer reichen Kleider, einſchließlich
ichlechten Wiße und meiſt unzüchtigen Scherze einer Geſellſchaft
ber Pelze, gewählt hatten. Ueberraſchend war die große Anzahl der Emire, die ſämmtlich durch grüne, allein ihnen zuſtehende, Turbane zu erfennen waren. Befanntlich iſt dieß die einzige Art Erbadel in allen mohammedaniſchen Staaten, gegründet auf die Abſtammung von der Familie des Propheten. Ein weiteres Vors recht als die äußerliche Auszeichnung genießen die Emire gleichs
son Poſſenreißern und Banden von Gauflern bis zur wilden Auês gelaſſenheit ftimulirt. Wir waren im traulichen Geſpräche begriffen , alé kurz vor
dem Sonnenuntergange der Finam ( Geiftliche) und drei Mueba zin (Vorbeter) eintraten, um dem Paſcha eß zu verkünden, daß fie am fernen Horizonte den jungen Mond hätten auftauchen hehen, deſſen Glanz zwar noch blaß wie der der Wangen eines Kinbel, aber doch hell genug ſer um die eble Zeit der heiligen Faften zu verkünden. Reich beſchenkt wurden dieſe Freudenboten entlaſſen und augenblidlich die Vorbereitung zur würdigen Feier der Feſtzeit, die einen ganzen Mondmonat währt, getroffen. Eine
Kanonenjalve verkündete ba$ freudige Ereigniß dem weiteren Kreiſe der Anhänger bed Propheten, und trug der Schal wohl auch durch dieß Signal auf ziemliche Entfernung bie Kunde dess felben in jene Gegenben, welche das heilige Kreuz tem Halbs mond nad mannichfachen Anſtrengungen wieder abgerungen hatte. Gleich nach demſelben begann eine auffallende Thätigkeit, die ſich aber vor allen Dingen in dem Departement der Küchen
bemerkbar machte. Da nämlich bekanntlich von dem Sonnenaufgange der Ramaſangtage bis zu ihrem Sonnenuntergange weber gegeſſen noch getrunken, und was ſchlimmer ale bae, nicht eins mal geraucht werden darf ( ia eine Priſe und ſelbſt das Riechen an Eſſenzen oder Blumen iſt als jünblich verboten), ſo richtete
fich alles darauf ein, die Mahlzeit für den morgenden Tag, bes reits um 4 Uhr in der Frühe vollendet zu haben, da die Sonne Halb nach dieſer Stunde ihren Aufgang hatte .
liberalen Secte baburch aus, daß fie außer einem weißen Juts
wohl nicht, und erklärt es ſich von ſelbſt daraus, daß die Geburt
ohne Vermögen als nichts erachtet wird, und es nicht verhindert, daß Söhne der höchſten Beamten dem niedrigſten Stande anges hören und umgekehrt, daß nicht nur die Söhne der Emire, fons
dern auch die Abſtammung weiblicher Seits das Vorrecht weiter vererben , ja daß feine Meſalliance ben Töchtern der Emiretoch
ter das Erbrecht für ihre Kinder raubt. So zahlreich bie Geſellſchaft auch war, ſo ernſthaft und ſchweigiam blieb dieſelbe, dem Range nach auf den Diwanen, Riſſen auf dem Fußboden ober nur den Teppichen desſelben figend und im Kreiſe oder an der Thür herumſtehend, und lauſchte der, auch ſparſamer als ſonſt errönenden Worte des Paſcha, ſaugte gemüthlid an dem Bernſtein der Tſchibuks, ſah ichweigend auf tie in den verſchiebenen Nargileb'e ( Waſſerpfeifen ) bei jedem Zuge umherhüpfenden Kirchen, Roſens oder Granatblüthen und ſqlürfte geräuſchvol ben umbergereichten Scherbet oder Kaffee. Ale beſondere Außzeichnung wurden den vornehmſten Gäſten einige Tropfen Euphratwaſſer & verabreicht, welches der Großherr, uachtem ed in Meffa geweiht worden, den hoben Würdenträgern Dee Reiches ale Geldent überſendet.
Zur religiöjen Verberrlichung des Feſtes erſchienen auch eine
Als die Dunkelheit vollends hereingebrochen war, wurden
Anzahl Brüder des Mewlewi Drben, der einige Klöſter in Belo
auf dem Hofe eine Anzahl von Pechflammen in Löpfen angezüns
grab bat, und alle Mittwoch und Freitage öffentlichen Gottesdienſt verrichtet. Mit allen Mönchlorben hat er als Baſis ſeiner Regel die unbedingteſte und ſtrengſte Subordination, ſonſt aber naments lich im Punfte der Enthaltſamfeit acht mohammedaniſdie Sitten , und iſt keinerlei Entbehrung unterworfen, auch nicht gezwungen
Det, bie verſchiebenen Moldeen und Minarete der Feſtung und Stabt mit buntfarbigen Lampen hel erleuchtet und ſo eine recht
-geſchmadvolle 3dumination erzeugt , welche von zahlreich aufftei. genben Raketen , Schwärmern und anderen Kunſtfeuerwerken , unbeſchadet der Holzhäuſer und bes nicht unbedeutenden Pulvers
Torraths in der Feſtung, verdunfelt wurde. Gleichzeitig begann ein Ständchen , theils von der Regimentêmufif Arien , Duvertüren und Finales unſerer Dpern , die Componiſten mögen ihnen ver. zeihen wie, audgeführt, theil aber auch von Sängern und Mufifern der Stadtbewohner bargebradit. Der legtere Theil war
mir wenigſtens durch den Reiz der Neuheit der bei weitem ins tereſſantere Der Geſang begang anfange leiſe, ja faſt nur lalJend und unverſtändlich, wuche dann aber zu lauterem Getöne, Selbſt Geſchrei an , und endete wie abgeſchnitten mit einem plöfs
im Kloſter zu bleiben . Es erſchienen bei dem Paſcha fünf Brü der als Sänger und brei ale Muſiker, mit einer ſchrillenben Flöte, einer kleinen dumpftönenden Trommel und einem Metallbecken .
Nach einigen Begrüßungeformeln begannen ſie mit der Feier des Sagee ; es wurde vor dem Paſcha ein Plas für ſie geöffnet, und die Tänzer ftellten ſich in der Art auf, daß vier die Eden eine Duabrate, der fünfte den Mittelpunkt degjelben einnahm . Die Mufif begann , das heißt die drei Inſtrumente begannen auf die
eintönigſte Weiſe der Welt aus einem langſamen in einen immer dnelleren, zuleßt ſich förmlid überſtürzenden Tact überzugeben.
136
Soon
Nach dieſem bücfte fich nun der in der Mitte ſtehende Mewlemi,
diluvianiſchen Thätigkeit herrührt, finder fich in den großen
eine Art Choral fingend, balb nach vorn, balb nach hinter, ſo
Sanbebenen länge der Seelüfte, wie z. B. zwiſchen Tafwymenon
tief er es irgend vermochte, und die andern vier brehten fich,
am Obern See und Grande Sables. Dieſe Ebenen enthalten eine ganze Schichtung von Lannen, Pappeln und Bitfen , beren moberner Urſprung leicht zn bemerken. Unterſucht man dieſe Striche näher, und bringt man etwas tiefer in dieſelben ein , io findet man mieber Sarbrüden , die in der Windroſe liegen, ale ob fte erſt neuerbingo von Wind nub Wogen gebildet legen . Die Vertiefungen zwiſchen denſelben enthalten oft Waſſer in dies ftalt fleiner Seen, Leiche und Marſche, welche den Lieblinges aufenthalt der kleinen Pelzthiere bilden . Die zerreibenden und zermalmenben Wirkungen bed Dbers Seed und der anbern großen Seen auf die Sandſtein Formatios
gleichfald fingend, im Kreiſe von links nach rechte um ihre eigene Achie, balb beibe Arme auf der Bruſt gefreuzt, balb ben einen ober den andern gegen den Himmel erhoben, ſo daß der weite weiße Rod, welchen fie ähnlich den Unterröden unſerer Frauen, über blaue Pantalons und unter einer blauen Decke tragen, um.
herwirbelte und mit dem weißen Turban, aus dem eine cylins
Derförmige Filzmüße aufſteigt, ſo verſchmolz, daß man nur einen fich brehenden weißen Regel zu ſehen glaubte. Dieſer widerliche Tanz währte eine lange Zeit hindurch und endete erſt, als frampfartige Verzuckungen der Ausführenden eingetreten waren, durch plößliches, unerwartetes Verſtummen ber Mufif unb gegenſeitiges
So wenig eine ſolche Feier im Stande iſt einen erheben.
nen find ſo vollſtändig, daß bei der Wiederablagerung der zer riebenen und fortgeführten Materialien der Einwirkung des Prins cipe der Schwere ganz freier Spielraum gelaſſen iſt. In den
den Eindruck auf einen Nichtmodlim , oder ſelbſt, wie mir Mos hammed Hafis ſpäter freimüthig zugab, auf einen aufgeflärten
Giſenory08. In dem Maaße wie dieſe überladenen Schichtungen
Küſſen der Tänzer.
Gläubigen hervorzubringen, ſo ſehr theilte bie einfache Würde der türkiſchen Anbachtsübungen meinem Herzen ein Gefühl der Ehrfurcht und der feierlichen Betrachtung mit. Aber am ents chiedenſten fühlte ich bieſen wohlthätigen Einbrud bei dem
Ifinneibi namaft (Abendgebet), wo ſich dem Rufe des Muedzin eine feierliche, webmüthige, einfache Melodie der Irommel und Hörner ber Garniſon anſchließt, und ſämmtliche Golbaten zu einer
Art Appell und dem gemeinſchaftlichen Gebet zuſammenruft. Dieß Gebet beginnt mit einem gemeinſchaftlichen , bunten Augs
rufe: Schufr Allah (Gott Tey Danf) für die Erhaltung des Lebene Des Pabiſchah, und ſchließt nach der Bitte um noch zehntauſenbjährige Erhaltung dee ſelben mit einem Maichallah (Gotte8 Wille geſchehe ), worauf die Mufte ein fröhliches Stüd anhebt.
Nach und nach zogen ſich die Beſuche bed Paida zurück,
doch war es bereits in der Nacht ſo vorgerücft, daß wir dieſelbe verplauderten , bie dag morgenbe Mittagemahl gegen 4 Uhr zwis ichen die großen, auf dem Fußboden ſtehenden Leuchter, deren
nörblichen Sandſteinen finden fich große Mengen magnetiichen abgeſpült werben, wird bag Dryb in der großen Werkſtatte ter Geen von ſeinen Kieſelanhängſeln befreit und an der Küſte in
beſondern und reinen Betten von Eiſenſand reproducirt, die nicht ſelten einen Fuß dick ſind und fich meilenweit am Strande ent lang ziehen. So findet es ſich z. B. an den Küſten des Nezhota . und Mejacoba - Fluſjes. An dem Presque Jéle- Fluß findet fich eine höchſt merkwürs
dige Probe von der den Gewäſſern jenes Baches eigenen Zerreis bungskraft. Innerhalb einer halben Meile von ſeiner Mündung fällt derſelbe in ein ungeheures Reffelloch im Grauwacen-Gebirge
aus einer Höhe von 60 bis 70 Fuß. Der Boden dieſes Badhes liegt 80 Fuß unter dem Waſſerſpiegel, und namentlich im Som mer, bei etwas niedrigerem Waſſerſtande bietet dieſe Formation einen erſtaunen werthen Anblic dar. Etwas höher hinauf hat derſelbe Fluß ſein Bett über hundert Fuß perpendiculär in das nämliche Gebirge eingefreſſen . Nirgend zeigen fich vielleicht die gegenwärtigen Wirfungen auf den hellern, nicht metalliſchen Sandſtein mit Rückſidit auf
Kerzen von der Dide ber Dſterlidter, geſeßt wurde, und wir
ſeine verſchiedene Härte und Feſtigkeit hlagender, ale längs der
uns zu demielben niederlegten. ( Schluß folgt.)
mauerartigen , zerbrödelten Küſte, die örtlich unter dem Namen der gemalten Felſen “ befannt iſt. Gine Strecke von etwa 12
Gegenwärtige geologiſche Thätigkeit der nordameri
Meilen von dieſer Küſte iſt ſo yollſtändig zerbrödelt und zerfrei jen durch den gewaltſamen Wogenanbrang in Folge der Aequis
kaniſchen Seen.
noctialſtürme, daß fich die ſeltſamſten architeftonijden Formen
( Schluß .)
und die wunterbarſten Höhlen gebildet haben.
In viele dieſer
Gine andere Wirkung dieſes Iriebandes iſt, daß er durch
foloſſalen Höhlen fönnen die größten Boote hineinfahren , und es
Hemmungen des Waſſerlaufs Teiche und Lagunen auf dem ur . baren Lande bildet und ſo andere große Landſtreden zerſtört nnd
bebarf nur einer geringen Nachhülfe der Einbildungefraft, wenn man länge dieſer Küſte fährt, und in ihren Vorſprüngen und gerundeten Säulen und nieberſtürzenden Sockeln tas impoſante teſte Feld aller Ruinen zu ſehen.
zum Gebrauche für den Menſchen ungeeignet macht. Ein Bes weis für die vergleichóweiſe neue Aera bieſer Bildungen burd)
atmoſphäriſche Einwirkung ergibt ſich aus den niedergeworfenen und begrabenen Bäumen , Süßwaſſermuſcheln und andern organis dhen Subſtanzen, die man an einigen ſolchen Localitäten in roll .
Von dem marathoniſden Basrelief ſoll das franzöſida
fommen unverändertem Zuſtande beim Graben in ziemlicher Tiefe
Nationalmuſeum demnach it einen Abguß erhalten. Dieß Relief ſtellt
gefunden hat, ober bie auch durch neuere Auébrüche der Wogen bloßgelegt worden ſind. Solche Zeugniſſe finden rich an den
einen Krieger vor , und zeigt eine ſehr große Analogie mit den aſſyris idhen Sculpturen. Der franzöſiſche Miniſter der auswärtigen Angelegens heiten hat eine beſondere Unterhandlung mit der griechiſchen Regierung
Offüſten des Michiganjeed zwiſchen der St. Joſephê. und der Grand Traverſe - Bay.
deßhalb eröffnet, und dieſe hat eingewilligt, daß franzöſiſche Künſtler
Eine weitere Formation, die, wenn auch von größerem Alter, Doch von den modernen Winds und Wogen-, und nicht von der
erwartet , daß ſolches in Balde die neuen , der Sculptur gewidmeten Sále des Louvre ſchmúden wird. (Revue archéol. Januar.)
Verlag der J. G. Gotta’iden Buchhandlung.
das in dem Muſeum von Athen befindliche Kunſtwert abbilden. Man
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenman n.
10
ir
Das Ausland . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker. # ur. 35.
10 Februar 1852.
Auswanderung nach Braſilien. Vor wenigen Tagen fam und von dem Verwaltungsrath De Vereine zur Centraliſation deutſcher Augwanderung unb Cos
loniſation“ eine gedructe „Warnung vor der Auswanderung nach ben Befißungen der fünf angeſehenſten Landguisbeſißer Bed Raiſers reichs Braſilien in der Provinz Rio de Janeiro" zu. Dieſe Warnung iſt in der That ein verbienſtliches Werf, und der Auss wanderungsverein, auf deſſen Thätigkeit wir nach deſſen neueſten
Berichten vom Januar dieſes Jahres wahrſcheinlich demnächſt zu. rüdfommen , ſpricht mit einfachen aus der Erfahrung und der Sadlage geſchöpften Gründen , und brandmarft die Seelenvers
thümer verkauft, und nur tras ac Abrechnung aller lukoſten als Reinertrag übrig bleibt, wird zwiſchen den Anſiedlern und den Grundbefigern getheilt ; was an die erſteren fommt, fann man fich fomit an den Fingern abzählen ; Land erhalten ſie nicht in freien Befiß, ſondern geliehen, unb ma8 fie erzielen, dürfen fie nicht ſelbft verkaufen, ſondern der Gut&herr verfährt das mit, wie mit dem Kaffee, ſie ſelbſt dürfen feinerlei Handelés geſchäfte treiben . Die „Warnung“ hat ganz Recht, wenn fle
fagt, dieß ſey darauf berechnet, bie Coloniſten zu Sklaven zu machen und in Sklaverei zu erhalten .
Noch wollen wir einen Blick darauf werfen , warum die
fäufer, welche Deutſche nach Braſilien befördern rollen. Wir
Gutebeſiper ſo handeln ; man will die ungebeuren Fazendas, die oft Duabratmeilen groß ſind, beiſammenhalten, will fie anbauen
wollen hier nicht auf die unglüdlichen Trümmer deg ſchlegmig-
laſſen, aber der ſteigende Grundwerth ſou ben Eigenthümern und
bolſteiniſchen Heeres zurüdkommen - wir haben im vorigen
nicht den Arbeitern zu Hülfe fommen .
Jahre ale eß noch Zeit war, die Warnung eines erfahrenen Reis jenben über den Armeedienſt in Braſilien in unſer Blatt einger
lich etwa 30,000 Sklaven in Braſilien eingeführt, da die Regies rung fich aber durch die engliſchen Drohungen genöthigt ſah ,
Die jest wurden jähr.
jonbern wir beſchránfen uns auf den vorliegenden Fall,
ten Sklavenhandel ernftlich zu unterbrüden , ſo muß bald ein
weil er Veranlaſſung gibt, das allgemeine Verhältniß der Auss wanderung zu beſprechen. Wir haben ſchon oft Gelegenheit ge habt zu bemerken, daß Amerika und Europa in einem Wechſele berhältniß ftehen ; wir haben Reichthum und zum Theil Ueber fluß an Capital und Arbeitskraft, in Amerifa iſt relativer Mans gel. Daß es ſomit an Speculanten nicht fehlt, welche dieß Miß
Mangel an Arbeitern entſtehen. Man hat größtentheils Männer aus Afrika herübergeführt, weil man nur Arbeitsmaſchinen wollte und nicht an die Fortpflanzung der Arbeiter dachte, die Sklaven bevölferung beſteht alſo vorwiegend auf Männern , und unter ben ungefähr vierthalb Millionen Sflaven find wahrideinlich feine Million Weiber. Dieſe Sklavenbevölkerung muß alſo nach bem natürlichen Lauf der Dinge binnen zwanzig Jahren fich auf
rudt
verhältniß audzugleichen ſuchen, iſt natürlich, und daß dieſe Spes culanten oft genug gewiſſenlos find, und fich um das ſpätere Soidjal der Ausgewanderten nicht fümmern, liegt am Lage. Die welche die Auswanderung nach Nordamerika förbern, ſtehen
die Hälfte ermäßigen, das Arbeiterbebürfniß wird ſomit jedes Fahr fteigen . Die deutſchen Auéranderer ſollen nun die Sklas ben erregen ; das iſt der Plan , tor bem der Auswanderung 8
auf naturgemäßem Boden ; ber Audwanderer findet bort, mie be fannt, fein Eldorabo, aber mit Anſtrengung und Fleiß fann er
verein mit Recht warnt, und dieſe Warnung iſt um ſo nöthiger, als die Verlodungen und Verſprechungen mit jedem Jahr, wegen
fich in den meiſtenFällen ein beſſeres Audtommen verſchaffen, die FeigenbenArbeiterbebürfniſſes,zuneh men werden. Siegilt alſo nicht bloß für den Augenblick, ſondern auf Jahre hinaus, und
ald im alten Europa ; dazu tragen zwei Dinge vor allem bei : erſtens, bab bas Klima ben europäiſchen Conſtitutionen nicht e , ndaß Boden iſt, für und fich nachtheilig zweiten fie freien en und der Braſilienundnicht iſtin Grund arbeite . Dieß erwerb
es wird nicht überflüſſig ſeyn, fie von Zeit zu Zeit zu wieder
holen,namentlich aber diejenigen Deutſchen , welche einzelne Un glüdliche zu dem Plantagendienſt verloden wollen, an den bere
Fall, außer etwa im Süben, in der Colonie Donn Francisca , in
bienten Pranger zu ſtellen .
der Colonie San Leopoldo, in der Provinz Rio grande do Sul, und in der Colonie Blumenau , in der Provinz Santa Catarina , wo icon Deutſche finb. In der Provinz Rio Janeiro find nur
Das Leben im Serai Mohammed Hafis Paſcha's.
einzelne Stellen, wo nordiſche Conſtitutionen unter angeſtrengter Felbarbeit audhalten können, ſchlimmer aber noch als bieß iſt der
6. Ein Feſt im Serai.
Zum größten Theile die noch fortwährende Faſtenzeit des
genenderſiegroßen derer g, den eingebe den tPlanta die Auswan Vertraeſiger n ſollen . Dienach Grundb Hinfahr bekomm bors
Ramaſan , zum andern aber auch die Anweſenheit mehrerer Gäfte
geidojien , ſtatt des Laglobne erhalten fte einige Tauſend
in ber Feſtung und mein baldiges Verlaſſen derſelben berrog
Kaffeebäume zu beſorgen , der gewonnene Kaffee wird vom igen .
Mobammed Hafis Paicha ein großes Feſt zu veranſtalten , das
( Schluß .)
138
natürlich in die Zeit zwiſchen Sonnenuntergang und Sonnens aufgang fiel.
Unzählige Fadeln, Pedflammen , bunte Lampen
und Ballons hatten im Verein mit dem Silberſchein einer wols fenloſen Vollmondenacht eine wahrhaft zauberiſche Helle in allen
den Lippen entfernte.
Gemächern und auf allen Höfen und den Gärten der Feſtung
war ein hoher, ſclanfer, wahrhaft ſchöner junger Mann , mit feurigen , großen Augen, einem kleinen zierlich gedrehten dwars
verbreitet, in welcher fich vorzugeweile der wunderidhöne Begräbnißplaß mit ſeinen prächtigen Laubgewölben und den hoben, ſchattig fühlen Baumgängen zu einem ſo feenhaften Palafte geſtaltete, ald ihn die aueſchweifendſte Phantafie der Dichter jemals einer Göttin der Natur aufzubauen vermochte. 1
bem ſtarfen Kropfe ; er that nidie weiter, als daß er ſich mit der rechten von Zeit zu Zeit den langen ſtruppigen , rorben Bart ftrich, ſtumm in den Mond ichaute, und den Tidibuf nicht ron
War ſo die Decoration außergewöhnlich und von unſern frånfiichen Geſellſchafteräumen gänzlich verſchieben , ſo war der Anblick der Geſelidhaft zum größten Theile, ganz abgeſehen von dem natürlichen Mangel des weiblichen Geſchlechtes, auch von größerem Intereſſe, als es eine ſelbſt ercluſive Geſellſchaft in
anſern Sälen darzubieten vermochte, und wurde es um ſo mehr Durch die Art der Zeittobtung , der man fich überließ.
Die Reize der ſchönen Sommernacht mit ihrem fternglißern.
Der andere, Ali-3aeli Pacha, bagegen
zen Schnurrbarte, der fich lebhaft an den Waffenſpielen ſo wie an dem Geſpräche, freilich nur durch das Medium des Dragos man , betheiligte.
Seine große Jugend erklärte der Umſtand,
daß er Seraiſflave des Sultand geweſen, auf das hinreichendſte. Neben dieſen Führern deo Krummidwerts bewegte ſich ein:
Träger des Krummſtabed, der bei dem öſterreichiſchen General Conſul zur Capellmeibe anweſende römiſche Erzbiichof von Buls garien und der Waladei, Molajari, ein ehrwürdiger, idöner Greis mit freundlichem Blidt und ſchneeweißem, lang auf die Bruſt herabmalentem Barte, im idmarzen Gewande mit Lila : beſaß, einein Lilamantel und gleidfarbiger, viereckiger Müße, bem großen Amethuftringe am Finger und dem foftbaren Brillants
den, woltenloſen Himmel und den äuſelnden Lüften von der
freuze auf der Bruſt.
allerlieblichften Friſche hatten ben Paſcha bewogen, einige Belts Dacher an die fernhin zweigenden Aefte mächtiger Platanen und
ſeinem faltenreichen ichiarzen feitenen Unterfleide und Mantel,
Nußbäume zu befeſtigen und weide Teppiche auf die grüne
dem Sammetbarett, das mit der Farbe des Bartel und den breis
Lerraſſe des Hauptwalles ausbreiten zu laſſen , an deffen Rüden ſich der Begräbnißplaß anlehnt, um terraſſenförmig zum Stranbe abzufallen. Durch dieſe geſchidte Wahl dee Plages ſah man vor fich und zur Seite bie fröhlichen , ſich zu Pferb und zu Fuß
ten Flechten ſeines Haupthaared an Glanz zu retreifern (dien. Außerdem der Fürſt Alerander in der foſakenähnlichen einfachen
umbertummelnden Soldaten , auf welche dal veranſtaltete Feſt quégedehnt war, ohne daß man durch dieſelben irgendwie geſtort
werben fonnte, während man ſich dem ſüßen Nicht @thun hins geben, selbſt im Waffenſpiele üben, ober die Einſamkeit des Bes gräbnißplaße aufiuchen mochte. Ein Spaziergang auf deinſelben in Dieſer Nacht gewährte einen wahrhaft entzüdenden Genuß. Une beweglich, faſt wie erzgegoſſen oder in Stein gebauen, ftanden
die ſchwarzgrünen Cypreſſen an den Gräbern der Gläubigen, nach oben weiſend, während ihre ſchlanke Spiße dann und wann zur Erde gebeugt ben im Grabe Ruhenben Rüſſe zuzuwerfen ſcheint. Die belle Beleuchtung , durch die im Winde hin- und hermogens den Platanen und Laubhölzer an vielen Gräbern unſicher gemacht und gebrochen , ließ die unter Dleanderbüſchen verſtedten , aufrecht ftehenden Grabſteine, durch einen ſteinernen Turban ober
Ferner waren zugegen der Metropolit Peror Jovanovic in
Uniform ſeiner reitenden Garde, der Woiwode Wutíditio in der reichen , burtfarbigen Nationaltracht der Serben mit den glänzenden Waffen im Gürtel, ter Minifter Petronienitich im einfachen Sdnürrod , der Commandeur der Orangtruppen Sies
benbürgend, Feldmarſchall -Lieutenant Gorid von Montefreto , ale
Reiſender in ſeiner bechtgrauen, der Commandant von Semlin, General von Ungerhofer in der weißen Gallauniform, der öſter, reichiſche General Conſul, ber Kanzler, io wie der engliſche Ges neralconſul Graf 8. in ibrer amtlichen , und ein junger Lorb, ſein Gaſt, in einer rotben Phantafieuniform , der Mufti und
einige Spahis aus der Stadt in reicher, alt orientaliſcher Tracht. Mit einem Worte, ichon das Aenßere der Geſellſchaft war bunt und anziehend .
Wie es fich von ſelbſt verſteht, war weder von Kartenſpiel noch von andern europäiſchen Beſchäftigungen die Rebe. war ein jeder faſt nur auf ſich ſelbſt angewieſen, und ſo lah
Fez wie mit einer Krone geziert , nur zeitweiſe im bellen Lichte
man denn die Kirchfürſten im ernſten Geſpräch begriffen und
jeben und den Mond aus dem in trogartigen Steinen geſammelten Waſſer zurüdſtrablen , aber um die hellerleuchteten Sürbeho (Mauſoleen ) warfen die Springbrunnen Tauſende von brillante artig glänzenden Waſſerſtrahlen in die Lüfte, die fich in der mar . mornen Kuppel, welche dieſelben überwölbt, ſpiegelten, und die Farben der foſtbaren Kaldmir-Shawls, welche den Sarfophag in ihrer Mitte bedeckten , berdunkelten . Die Gäſte waren zahlreich und wie erwähnt burch ihre Pers jonen Intereſſe gewährend. Außer dem Hafio Paída waren
ſcheinbar ganz einig , indem beide flug und wohlwollenb genug waren, die Streitſache der heiligen Kirche von den Perionen ihrer Träger zu trennen . Die Diplomaten und der ſerbiſche Miniſter Des deußern mochten Staatsintereſſen verbandeln, weniga ſtens bielten fie fich zu einander, während der Fürſt, Wutichitich, die öſterreichiſchen Generale, Ali- Fadli und Mohammed Hafis Paidha und wir jüngern dem Waffenſpiele und zuwandten , und
pod von Würdeträgern der Pforte die ſeit einigen Tagen im
gelegt waren , ſchoſſen, und einzelne wabrbaft wunderbare Dinge
Gerai mobnenden buôniiden Generale zugegen , welde nach Kons filantinopel berufen waren , um Bericht über den an den Ufern
leiſteten .
der Drina vorgefoumenen Conflict mit den Deſterreichern abzu-
veranſtaltethatte, beſtanden in Gejang und Tanz. Erſteren fübrie
ftatten , da derſelbe durch Verlegung des Gebiete der Pforte und den momentan glücklichen Erfolg der türkiſchen Waffen den Anſchein von etwas mehr als einem Gränzfravall angenommen batte. Der älteſte der beiden , Mohammed-Muſta Paída, mar
ein auf den Boden gefauerter Arnaut zur Romaifa que , ohne ſich jedoch viel Beifall erwerben zu fönnen . Anders war ee mit
ein wohlbeleibter , frummbeiniger, achter Alttürfe, in fez unb gefticien Schnürrock, und den reichen brillantenen Niſchan auf
Ipannen vermochte .
mit Bogen und Pfeilen, der Tichiſchane und Piſtole nach ent fernt liegenden Zielen, Eiern , welche auf einen Haufen Koblen
Die Unterhaltungen, welche der Paicha für das Allgemeine,
dem Tanze, der, wenn er auch nicht in allem den Anforderun
gen eines regen Schönbeitsſinnes entſprach, doch binreichend zu Or begann mit Negertänzen. Eine Anzahl dwarzer Skla
1
139
ven unb Solbaten führte zu dem Klange einer Art Trommel,
die aus einer Waſſermelone mit einem Fell überzogen und fleis nen Kieſeln gefüllt beſtand, eine mimiſche Scene auf, welche irgend eine friegeriſche Handlung vorzuſtellen ſchien, und durch die Wildheit in ihren Gebärden und Mienen hinreichend erklärt wurde. Am Schluſſe berſelben traten einige weibiſch verhüllte Sklaven unter die Länzer, und augenblicklich verſchwand die Wilb-
Heit, und die Liebe und Wolluſt traten an die Stelle derſelben. Die Långer jagten und verfolgten fich, indem fte mit über den Kopf erhobe nen Armen mit den Fingern ſchnippten und mannidfache Beſticulationen machten ; nach mehrfachem Nähern und
Seson
dem Anblick der rohen und gemeinen, meiſt angeblich wigloſen Bilder, durch bie Vermittelung des Dolmetſcher dasſelbe ger nießen fonnten, und dieſe natürlich heut hinreichend beſchäftigt waren .
Eine um ſo größere Aufmerkjamkeit verbienten und erhielten aber die Wettkämpfe und Spiele der Soldaten, bie namentlich
durch die Anweſenheit vieler Tſcherkeſſen unter den Sklaven und Dienern des Paſcha's, und den Umſtand, bas bas 19te hier garniſonirende Regiment ein ſyriſches ift, an Bedeutung ges
wannen. Zu Fuß und zu Pferbe wurde nach tobten und leben ben Zielen geſchoſſen, und mit Wurfſpießen geſchleudert. In der
Entfernen Eamen fte endlich in einer verſchlungenen Figur ſo nahe
vollſten Carriere ſprengten die Reiter auf dem ſteinigen Hofe
aneinander, daß alle fich mit den unteren Theilen ihreß Körpers
hin und her, die Wåde hinauf und hinunter, plößlich parirend,
berührten , und tactmäßig ihre Hände, Schenkel und Beine ans einander ſchlugen , um ſich alsdann herumzudrehen, wieder von
ohne an eine Gefahr für fich oder das Pferd nur zu denken , Gegen Krähen ſo wie nach kleineren Vögeln fendeten file ihre Kugeln aus der Flinte oder Piſtole, im geſtredteſten Galopp auf
einander zu entfernen und das Spiel von neuem zu beginnen. Auch im Einzeltanze verſuchten fie fich einmal, während desſele ben Runftſtüce producirend, wie das Nieberlegen von Strohſeilen eri Cirkelform auf der Erde, und abwechſelndes şüpfen und Sprins «gen aus dem einen in den anderen Kreiß, wobei fie fich dann bald niederwarfen, die Seile mit den Zähnen in die Höhe hoben, Fich damit umſchlangen , fte in die Luft warfen und wieder finger, alles genau in dem Lacte des Lanzee . zu einer beſſer außgeführten Muſik auf der Romaifa zim. bel und dem Tambourin ließen ſich ſobann die, ihre Kunſt pros
feffionsmäßig treibenden, Tänzerknaben ſehen .
Meiſt Griechen
ober Zigeuner in dem jugendlichen Alter von 13 bie 18 Jahren, tragen bieſe Tänzer eine folette Tracht, aus weiblichen und männs
lichen Kleidungsſtücken gemiſcht, unb funftreich ſo zuſammenges telt, daß fie im Stanbe find alle Schönheiten der weichen ſolans
dieſelben lobſtürzend, die Zügel auf den Hals ihre$ Thieres ge worfen und ruhig über den Kopf desſelben auf den meiſt förms lich überrumpelten Vogel zielend. Sebr munter und lebhaft fieht das Dichiribſpiel aus, und erinnert ſehr an bas auf unſern Turnplägen übliche Baarlauf.
wirb zu Pferb und zu Fuß geſpielt. Die Kämpfenben theilen fich in zwei Parteien, bewaffnet mit dem Dichirid, einem etwas über drei Fuß langen, dünnen Wurfſpieß ohne Spige, um Schmerz erzeugen zu fönnen , hinreichend ſtart, und doch nicht im Stande, gefährliche Wunden zu veranlaſſen . Der eine Räms pfer tritt der feindlichen Partei herausfordernd entgegen , und zieht fich zurück, ſobald ihm ein Gegner erwachſen iſt. Dieſer ſucht jenen zu treffen, es iſt aber gebräuchlich nur im Verfolgen
fen Geſtalten hervorzuheben und allen Oliebern bie vollfommenſte
zu ſchleudern , ſobald er ſich alſo bazu anſchidt, fömmt dem Herausforberer Fülfe ron ſeiner Partei , und ſo entſteht ein febr
Freibeit der Bewegung zu laſſen.
amüſantes Durcheinander und Hins und Herſchleudern der kleinen
Die Tänze find verſchieden in Bezug auf die einzelnen Fi-
guren derſelben , doch liegen immer die Grundzüge des aus Spas nien befannt geworbenen, und faſt in allen Baletten heimiſchen Tanzes la Gitana darin, auch werden ſie von dem Tanzenden
Spieße. Geſchichte Kämpfer wiſſen dieſe, während fte noch ihrem Ziele entgegenfliegen, zu fangen und dem Werfenden zurüdzu!= ſchleubernt. Die Gewandtheit der Spieler und der Gehorſam der ſchleudern. Pferde iſt wunderbar und ergößend zugleich, und es erklärt fidy,
mit den Caſtagnetten begleitet. Mit ein paar einzelnen einzelnen Schlägen, Schlägen ,
daß das Spiel die ganze Nacht hindurch ununterbrochen forts
dem tragen ſbleichenden Kreislauf, wird faſt jedesmal begonnen,
währt, und die abtretenden Kämpfer ftete durch neue erſeßt
dann auf lebhafteren Bewegungen plößlich in bildſäulenartige Nube des Körpers übergegangen, aus der fich nun ein graziöſer Sanz entwidelt, der durch die unglaublichfte Gelenfigfeit der Olies
werden .
der die Blicke anzieht und feſfelt, bie bie , jebe Bewegung lens
fende Mufte lebhafter wirb, immer ſchnellere Wendungen hervors ruft, die fobann in abenteuerliche Verbrehungen übergeben, und zuleßt Niederfallen , Abwehren, þinfterben , Aufſpringen und wüthen . des in Kreiſe Herumdrehen ſchnell nach einander erzeugen, bis die zu immer größeren Anſtrengungen reizende Muſit nicht mehr
Der berannahenbe Tagelanbruch wurde durch ein glänzen
des Feuerwerk und das Löſen der Kanonen auf den Wällen vers fündet und dadurch das Signal gegeben durch eine neue Mahl zeit dem morgenden Lage der Enthaltſamkeit vorzuarbeiten, und ſomit die Feier der Ramajanenadit beendet.
Die Bigeuner in Morwegen. (Mixgetheilt von G. v. Roſen. )
punft gebrachten Hige ſeines Blutes, meiſt in Todesbläſſe und
Von dem Cand. Theol. Gilert Sundt iſt vor kurzem in Chris ftiania unter dem Titel „ Beretning om Fante : eller Landſtrygerfolfet“
mit geichwollenen Adern hinfinkenden Tänzers zu verhindern . Daß in einem ſolchen Lanze auch Stellungen und Bewegungen " vorkommen, denen geradehin der Vorwurf der Unſchönheit gemacht werden muß, und die ebenſo abſtoßend erſcheinen wie die des
eine ſehr intereſſante Schrift herausgefommen. Man fannte in Nor: wegen ſchon lange einen Menſchenſchlag von braungelben, ſchwarzhaarigen Individuen, mit dunklen, ſtechenden Augen und verdächtigem Weſen, die unabläſfig das Land auf großen Umwegen von Süten nach Norden, und
durch ſeine unbegränzte Scamloſigkeit verrufenen Cancantanze der franzöſiſchen Roués des 19ten Jahrhunderte, iſt natürlich.
wieder zurück von Stavanger gegen Diten durch Aggerhuus, und dann
im Stante iſt die Grīdöpfung bed, trog ber gewiß zum Siebe.
An den für die Soldaten ſtattfindenden Beluftigungen des
Karagös (Schwarzauge), eines Schattenſpiele oder einer Art las terne magica, nabmen wir Franken nicht Antheil , da es ſeinem ganzen Weſen nach nur auf der unzüchtigſten Baſie rubt, von
Chriſtenverböhnung ftroßt, und wir überdieß nur, abgeſeben von
gegen Norden nad Drontheim bis hinauf nach dem Nordland und den Finnmarfen durdſtreifen . Dieſe Menſchen ziehen gewöhnlich in größeren oder fleigeren Banden umher, Männer, Weiber und Kinder, zuweilen verſehen mit Pferden und Karren und verſchiedenen Şausthieren, nament: lich Schweinen , und treten auf in den verſchiedenſten Gigenſdaften, bald als Profeſſioniſten (Siebbinder, Refſelflider, Hengſiteſchneider, Hefa telmacher u. ſ. w.), bald als Hoßtauſcher, bald als Bettler, oft auch als
140
w
Diebe und Mäuber. Ueberall zeichnen ſie fich aus durch ein eigenthüm-
soon
und aus allen Ländern hört man in den Beziehungen die abſcheulichfien Dinge von ihnen erzählen.
lides, fremdartiges Weſen , zuweilen bemüthig und einidmeidelnb, zu: weilen frech und tropig. In den abgelegenen Thälern , durch die fie vorzugdweiſe ihren Weg nehmen , find fie ein Schreden der Bewohner,
ſchaftsleben unter ihnen ſtatt –
bei denen fie fich einlogiren und Nahrung für ſich und ihre Thiere, fammt Geld und Kleider verlangen ; der gemeine Mann behandelt fie
in dieſer Beziehung beklagen ſich die Zigeuner vor allem mit Recht darüber, daß „ die guten alten Tage" vorbei' find, und daß unter dere
mit einem Gemiſch von Abſcheu' und Furcht, indem er ſich nicht davon
jekt lebenden Geſchlecht das alte „Tatergefeß“ nicht mehr in Ghrea gehalten werde. Es ift idon auffallend bie wirklich nicht unwahrſcheinliche Erklärung zu hören, die z. B. der durch ſeine Nachforſchungen über die Zigeuner
Und doch findet ein ganz eigenthümliches Familien : oder Gefell
frei maden fann, an die Zauberfraft der fremdartig ausſehenden Fans ter," ſo 'nennt er 'fie, und an ihre Gabe, Menſchen und Vieh Schaden anthun zu fönnen , zu glauben, und beeilt fich baher, ihren unverſdam-
ten forderungen nachzufommen. Dieſe Menſchenrace, die ſchon gegen vierthalbhundert Jahren das Land durchzogen hat , ohne Heimath und
oder beſſer geſagt, es fand ſtatt; denna
befannt und berühmt gewordene Borrow aufgeſtellt hat, daß der Name
.
mit dem dieſe Menſchen ſich ſelbſt benennen , Nom oder Nompaniſaal, eigentlich Familienvolf bedeute. Sie ſollen alſo urſprünglich ein Volf von wandernden Familien geweſen ſeyn ; fie ſollen ſich den Namen gegeben haben wegen ihrer hohen Achtung vur, und ihrer Anhange lichkeit an die patriarchaliſchen Sitten der Familienlebens. Und wo das Zigeunerleben einigermaßen ſeinen urſprünglicher Typus beibehalten hat, da findet man auch, wenn man genau zuſieht.
eigentliche Wohnungen, beſteht urſprünglich aus achten Zigeuner- Tataren, ober wie fie fich ſelbſt nennen, „ horta Romannisael “ mit einer eigenen, mit der Zeit jedoch verarmten Sprache „ Romanni“ , iſt jedoch in der
ſvåteren Zeit bedeutend vermiſcht worden mit blonden landſtreichern von norwegiſchem Urſprung, den ſogenannten „Sfoiern". Bei der Volfo: zählung im Jahr 1845 zählte ' ntan ungefähr 1150 folder heimatholoſen Perſonen ; aber man darf wohl annehmen , daß dieſe Zahl unzuverläſſig ift, und daß man dieſelben höher anſchlagen muß. Herr Sundt hat mit Unterſtüßung ſeiner Regierung das Land bereist , um die Sitten
höchſt eigenthümliche Sitten, die wirflich dieſer Bedeutung ihred Namens
entſprechen. Das Ueberraſchendſte in Borrows Schilderung des Lebene der doch ſo grundverberbten ſpaniſchen Zigeuner iſt wohl tas , daß, während er fein Bedenken trägt , fie als Leute hinzuſtellen bei denen faſt alle andern Tugenden, Arbeitſamkeit, Ghrlichkeit, Gottesfurcht u. [. w . unbekannte Dinge find, er mit Beſtimmtheit auptet, daß fein anderet:
und Zuſtände bei dieſen Menſchen zu unterſuchen, die in der That von der Beſchaffenheit find, daß man nur geringe Hoffnung hegen darf, dieſe Race jemals für die bürgerliche Geſellſchaft zu gewinnen. Es hat beis
nahe den Anſchein , als wohne in dieſen Menſchen ein unvertilgbarer Naturtrieb, der es ihnen unmöglich macht, fefte Wohnungen zu grün:
Volf mehr Gewicht auf eheliche Treue legt , und ſtrenger jede Ueber:
tretung dieſes Grundgeſeßes des Familienlebens ſtraft; vor allem wirt natürlich dieſe Tugend von den Weiberu verlangt, und zwar ſo, daß, ob fie nun ſchon das Weib eines Zigeunero ſey oder nicht, eine jede Vers
den und für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten ; ſelbſt die , welche als
Kinder von angeſeſſenen Bauern oder Predigern aufgenommen find, enden gewöhnlich damit, daß fie, ſobald ſie erwachſen find, davonlaufen, um ihre Verwandten aufzuſuchen in den luftigen Lagern inmitten der
bindung zwiſchen ihr und einem Mann , der nicht der Mace angehört, als ein Verbrechen angeſehen wird , das beſtraft werden muß. Die ſpaniſchen Zigeunermütter laſſen es nicht bei bloßen Grmahnungen an
dunfeln Wälder. Die Protokolle der Juſtiz haben daher auch oft die betrübendften Zeugniſſe gebracht von dem moraliſchen Glend, in dem fie
die Tochter beruhen ; auch wirkſamere Mittel, von denen hier nicht nåbed die Rede ſeyn fann, müſſen die Erwahrungen unterſtüßen , und machen
leben. Ob ſie getauft oder getraut find, hångt gewöhnlich vom Zufall
€8 unmöglich, die Reuſdheitsregel zu übertreten. Eine ſolche Mannicos
ab , und die abſcheulichſten Schlägereien , ja Todtſchlag, gehören unter ihnen zur Tagesordnung. Ueber das Abſterben der Alten herridst auch ein undurchdringliches Geheimniß ; faft fein Prediger erinnert ſich, jemals auf einen „ Fant“ eine Schaufel Erde geworfen zu haben. Das Neſul: tat ſeiner Unterſuchungen bringt Herr Sundt in obenbenannter, höchſt intereſſanter Schrift, und wir glauben den Leſern dieſer Blätter durch Mittheilung eines Bruchſtüdes aus derſelben einen Dienſt zu erweiſen. Aus den 18 Capiteln, in die das Buch zerfällt, wählen wir dasjenige,
faltigkeit in Hochzeitsceremonien , wie ſie Borrow von ſeinem Aufents halt unter den Gitanos erzählt , findet man wohl auch nicht leicht bei irgend einem andern Volf. Man begreift es indeſſen leidt , wie die Zigeuner hier dennoch in denſelben übeln Ruf fommen fonnten , wie anderowo ; um ein Silberſtüd zu verdienen, führt eine Gitanilla bereita .
willig bie leichtfertigſten Tänge zur Augenweite der ſpaniſchen abeligen Junfer auf, und ein jungeo Zigeunerweib dient gern einem lüſterner
Geifliden, um die Hübſcheften Mädchen der Gegend an ihn zu verkup :
das von dem „ Familien - und Geſellſchaftsleben “ dieſer Menſchen handelt.
peln ; aber zwiſchen ihnen ſelbſt und Männern von „Weißem Blut“ liegt eine unüberſteigbare Kluft.
„ Man wird lächeln , in der Schilderung der niedrigen Welt dieſer Zigeuner von Familien- und Geſellſchaftsleben (prechen zu hören. Wir
Etwas ähnliches findet man auch bei den engliſchen Gipfies. Shre alten Saßungen oder ihr Grundgeſeß gibt Borrow in folgenden drei
find ja ſo gewohnt daran , und das Familienleben zu denfen als ein
Artifeln wieder : 1 ) Verlaßt nicht das Familienvolf (bewahre ſeine Ges bräuche und ſeine wandernde Lebensart). 2) Sen treu gegen den Ghes
häusliches Leben mit einer Wohnung und gewiſſen häuslichen Ginrich: tungen, und es iſt befannt genug, daß dieſe Dinge nicht zu den Bedürf:
mann (laffe dich nicht ein, juje, mit Männern von freniden Blut), und
niſſen einer Zigeunerbande gehören . Man fann noch hinzufügen , das
3) bezahle was du jemanden aus dem Familienvolfe ſchuldig, und fehre
Leben eines Zigeuners beginnt nicht, wie das anderer Menſchen, mit dem ruhigen Schlaf in einer ſchaufelnden Wiege, und es iſt zweifelhaft,
dich nicht an das, was du andern ſchuldig biſt. Die ganze Griſtenz dees
ob es in der Regel mit der Ruhe in einem ordentlichen Grabhügel endet.
Zigeunervolfs beruht auf der treuen Befolgungmuß namentlich zweiter, Artifels Untreue ; mit der ber Zigeunerweiber das ganzedesGeſchlecht
Und wenn nun feine feſte Heimath dad unftáte Leben dieſer Menſchen bindet, wenn die Gemüthlich feit des heimiſchen Herdes, der in unſern
verſchwinden. Daß deßhalb auch noch bis auf den heutigen Tag die
Familien einen ſo wichtigen Vereinigung @puntt bildet , bei ihnen ein
Hautfarbe der engliſden Zigeuner nodi ebenſo gelbbraun iſt , als um die Zeit vor dreihundert Jahren, wo ſie ins Land famen, daß fie nody
ungefanntes Ding iſt, was ſollte es benn wohl für moraliſche Bindes mittel geben , die ftark genug wären , die Familien dieſer ſo überaus entarteten Race zuſammenzuhalten ? Kann man bei dieſen unſtát um herirrenden Korden Fürſorge der Eltern für ihre Kinder, Gehorſam der
in ſo auffallendem Grade ihren perfiſchen Brüdern gleichen , das iſt, wie Borrow bemerkt, ein gutes Zeugniß dafür, daß dieſe Zigeunerwei ber doch eine Tugend bewahrt haben, Treue gegen ihr Geſchlecht, gegen
.
ihren Mann . ( Fortſeßung folgt.)
Jüngern gegen die Eltern, Treue zwiſchen Eheleuten zu finden erwarten ? Schon das älteſte norwegiſcse Gefeß über die Zigeuner flagte darüber, daß fie ,,ein überaus idändliches Leben führen voll Unzucht und Bluts ſchande" ; ſo geht noch allgemein die Nede von ihnen im Volfe um, Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Budhandlung.
C
Forid ung na di Alterthümern in Nieme6. Unter det Leitung des Architeften Navoil werden gegenwärtig auf Koſten der Departements und der Stadt Niemes Nadgrabungen hinter dem Diaz. nentempel vorgenommen. (Revue archéol. Januar. )
Verantwortlicher Medacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Ausland. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker. W. 36.
11 februar 1852 .
Palmerfions Entlaſſung vor dem Parlament. Unter den ernſten Umſtänden, in denen fich England bes Finbet, ftnb bie Reußerungen ſeiner Staatemänner von unge. wöhnlichem Intereſie ; was fte jagen und nicht ſagen , die Wens dung, die fie ihren Darſtellungen geben, unb ber Ton ihrer Res
ben nehmen gleichmäßig die Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Die Angelegenheit Lorb Palmerſtons, die vor noch nicht zwei Monaten ſo großes Aufſehen erregte, iſt jeßt durch die Bedeutung
chuldigung, die nur lacherlich wäre, wenn ſie nicht einen herben Seitenhieb auf den franzöflichen Geſandten und die gegenwärtige franzöftiche Regierung enthielte.. Die Stelle del Palmerſtonſchen
Briefes an Lorb Normanby, woburch dieſe Beſchuldigung geſtüßt werden ſoll, lautet : „Was die Billigung ober Mißbidigung der Maaßregel des Präfibenten hinſichtlich der Auflöſung der Nas tionalverſammlung betrifft, ſo bin id der Anficht, daß hierüber bie franzöſiſche Nation und nicht der brittiſche Staatsſecretär ober ber brittiſche Geſandte zu entſcheiben hat, wünſchen aber EE. meine
ber fortſchreitenden Entwidlung der Dinge in Frankreich bereits eigene Anſicht über die in Frankreich vorgegangene Veränderung in den Hintergrund geſtellt, und es iſt deßhalb feineßwege die zu fennen, ſo geht dieſe bahin, daß ein folcher Zuſtand von Ans palmerſtoniſche Angelegenheit an fich , welche uns hier in Ane
tagonismuß zwiſchen dem Präſidenten und der Nationalverſamme
ſpruch nimmt, ſondern das Licht oder vielmehr das Gelbunfel,
lung entſtanden war, daß es jeben Tag flarer wurde, ihr Nebens
das die unvermeidliche Beſprechung derſelben im Parlament auf ben jeßigen Stand der Dinge wirft. Die Thatſache der Rüſtuns gen Englande unterliegt nicht dem geringſten Zweifel, daß Bes fehle zur Refrutirung gegeben find, baß man Kriegsbedarf nadi
einanderbeſtehen könne nicht mehr von langer Dauer ſeyn, und
den Rüftenpunkten ſchafft, das ſind officiell anerkannte Thatz
Regierungsgewalt eine Ausſicht auf die Behauptung der geſells
jachen ; die Admiralität hat in die Häfen Befehl geſandt, die Wachtichiffe zum Seebienſt bereit zu halten, und auf den Werften ſollen die Vorräthe für jedes einzelne Schiff vollſtändig und von andern Vorräthen geſondert erhalten werden , um auf ben erften Befehl augenblidlich an Bord geſchafft werben zu können ; eben
ſo weiß man in England ſehr genau, daß die franzöſiſche Res gierung Matroſen von allen Fiſcherbarfen auf den chiffbaren
Flufſen rekrutirt, und daß es in Belgien von franzöſiſchen Agenten wimmelt. Alles bieß deutet darauf tin, daß England fich auf jeden Wechſelfall gefaßt hält, und je mehr man fich hievon übers zeugt, deſto aufmerkſamer verfolgt man jebes Wort, das den Lippen ſeiner Staatemänner entfält.
e8 ideine mir beffer für die Intereſſen Frankreich
und burd
dieſe für die Intereſſen des übrigen Europa's, baß die Gewalt bes Präfibenten überwiegen mödte, inſofern die Fortbauer ſeiner
daftlichen Ordnung in Franfreich gebe, während die Bertheilt beit der Anſichten uub Parteien in der Nationalrerſammlung
anzubeuten ſcheine, daß ihr Sieg über den Präſidenten ber Auês gang@punft eines verberblichen Bürgerkriegs ſeyn würde. " Dieſe Privatanficht, welche Lorb Palmerſton in einem Schreiben an Lord Normandi und im Geſpräch mit Graf Walewski ausdrückte, ſoll die Urſache ber formellen Entlaſſung Lorb Palmerſton8 ges weſen ſeyn . Credat Judæus Apella ! Nicht mit Unrecht erwähnt Lord Palmerſton , Daß Lorb John Ruſſell ſelbſt, ganz abgeſehen von den übrigen Miniſtern, völlig aunliche Anſichten gegen Graf Walendfi geäußert habe ; waß an Lord John, bem Premiers
miniſter und ſtrengen Cenfor, eine ganz unverfängliche Sache
eine wahre aber ſehr unbiplomatiſche Aeußerung, denn das Pubs
war, das wurbe bei Lord Palmerſton ein unverzeihlicher, mit for: meller Entlaſſung zu beſtrafender Fehler ? Das iſt nicht mehr und nicht minder als witerſinnig. Ein anderer merkwürdiger Punkt geht aber aus Lorb John
licum, wenn auch nicht das wohlunterrichtete engliſche, doch das weitere europäiſche Publicum ſollte borerſt glauben , man habe die wahren Gründe der Entlaſſung genannt. Sie find angebeutet in dem leichten Label über das Benehmen det forbs gegenüber den Deputationen von Finebury und 38lington, ein Benehmen, Das Lorb Palmerſton ſelbſt mit Geſchäfte überhäufung entſchule bigt, da er die Abreſſen nicht habe vorher leſen fönnen ; bas
ſeit der griechiſchen Angelegenheit den Unwillen der übrigen Miniſter und ſelbſt ber Krone erregte, baß man zwar dasſelbe öffentlich im Parlament vertheidigte, aber dennoch für nöthig fand, ſeiner Eigenmächtigkeit Schranken zu ſehen. Dieß iſt ein viel ernſterer Umſtand: Palmerſton8 Verfahren , wenn auch in der allgemeinen Richtung nicht mißbilligt, war in den Einzelnheiten einer ſchår
Was vorerſt Lorb Palmerſtone Entlaſſung und deren Gründe betrifft, ſo hat Dibraeli gewiß recht, wenn er in ſeiner kurzen
Rebe am Schluſſe der Debatte jagt, man habe nicht erfahren ;
Ruſfells Rede Hervor, daß nämlich das Verfahren Lorb Palmerſton8
wahre Vergehen Lord Balmerſtone fou ſeyn , daß er ohne Vor-
fern Controlle unterworfen worden .
wiſſen der Regierung ſeine Privatmeinung über den Solag vom 2 December dem franzöftidhen Geſandten Walewski, und zwar in
man ihm bei dem erſten Umſchlag der Verhältniffe opfern werbe. So futil der angebliche Grund der Entlaſſung iſt, ſo ernſthaft ift der andere. Palmerſton ftand auf einem Poſten, den nur ein „enfant
biligenbem Tone geäußert habe.
Da iſt eine höchs futile Bes
Das hieß ſo viel, als baß
woo
142
perdu,“ wie die Franzoſen ſagen, vertheidigen fonnte, und man behielt ihn auf dieſem Poſten , troß ſeiner Eigenmächtigkeiten , bis die veränderte Lage der Dinge eine andere Politik nöthig madyte, und dann mußte er fallen .
Palmerſton natym in ſeiner
Antwort gegen Lord John Ruſſell einen ziemlich hohen Ton an , einen Ton, der die Möglichkeit durchbliden läßt, daß er wieder ans Ruder kommt.
Sett macht die Lage der Umſtände eine
freundliche Stellung zu den Dentſchen Mächten nothwendig , und dieſe hat Palmerſton ſo beleidigt, das Gr nicht das Bündniß mit
ihnen eingehen kann , ſollten aber die Dinge in Frankreich nodis mals umſchlagen, und die jebige Verbindung Frankreich mit Rußland ſo unbaltbar werden, daß die neu emporkommende Partei geradezu ein Bündniß mit England eingeben müßte, dann iſt Lord Palmerſton der Miniſter, der mit Frankreich einen Trac tat gegen die öſtlichen Mächte ſchließt. Das Morning Chronicle hat es dem Lord John Ruſſell faſt
als einen Fehler angerechnet, daß er die Welt hinter den minis ſteriellen Vorhang dauen ließ, und zeigte, daß das Miniſterium gleich nach der Debatte über die griechiſche Angelegenheit, in der €8 110ch Lord Palmerſton burd; Did und Dünn vertheidigte, dems ſelben eine ſehr ernſte Warnung in Form eines königlichen Sdirei bens zugehen ließ ; wir zweifeln jedoch kaum , daß dieſe anſcheis nende Unvorſichtigkeit eine ſehr abſichtliche war : es ſoll aus dieſer
Darſtellung denjenigen fremden Mächten, welche ſich durch Lord Palmerſions Benehmen beleidigt fühlen, flar werden, daß ber noch übrige Theil des Miniſteriums, vor allen der Premierminiſter ſelliſt, an jenem Benehmen möglichſt wenig Theil genommen und nur aus Noth die griechiſche uub ſonſtige Politif Lord Palmerſtone vertheidigt hätte. Die fremden Mächte werden dieſe Darſtellung cheinbar als baare Münze annehmen , ſich aber, wenn dieß irgend nöthig iſt, die Schwenkungen der engliſchen Politif ad notam
nehmen.
England braucht auf dem Continent eine Landmacht,
und bei den (dwankenden, unentſchiedenen Verhältniſſen des Cons tinents muß es dieſe balb im revolutionären , bald im conſer vativen Lager ſuchen . Dieß bringt eine ſcheinbare Charakter
loſigkeit in die engliſche Politik, aber nur eine ſcheinbare, oder vielleicht richtiger geſagt eine formelle, bloß äußerliche, denn ihr
cossono
moraliſche lieberzeugung sieler linterhau &mitglieder aus, trenn er fagte, kein Menſch im Hauſe fönne glauben , daß das älteſte und gewandteſte Mitglied des Miniſteriume auf die von Lorb
le
John Ruſſell angeführten Gründe bin entlaſſen worden ſey ; er fey geopfert worden für die Sünden des ganzen Miniſteriums, ber wahre Shatbeſtand fets, daß die auswärtigen Angelegenheiten
ſich in einem ſehr unbefriedigendeu 3uiſtande befänden , England habe kaum einen Alliirten in der Welt, und Lord John Ruſſell fes, ſeinem eigenen Geſtändnis zufolge, für dieren Stand der Dinge verantwortlich .“
Spridt fich in allen Dieſen, nur ideittbar Lord Balmerſtone Sade verhandelnden Streitigfeiten die große Verlegenheit Engs lands aus, ſo iſt bieß noch mehr der Fall in dem recht eigents
lich heuchleriſchen , augenſcheinlich unter den politiſchen Parteien verabredeten 1 Vertammungeurtheil, das die jepigen und fünftigen Miniſter Englande über die Preſſe und ihr Verhalten gegen die
jepige franzöſiſche Regierung ausſprechen. Es iſt dieß nur eitt Seitenſtück zu: ber Einladung des Prinzen Präſidenten an eine Anzahl bodygeſtellter Engländer, um ſie ſeiner Friedensliebe und ſeiner Hochachtung für England zu verſichern. Wir brauchen kaum den höhniſchen Ausdruck der Times zu erwähnen , „daß es für vornehme Herren , die im Privatgeſpräch alle beleidigenden und verächtliden Beinorte auf den Präſidenten häufen , ſtaatss nännich ſeyn möge, fich bei öffentlichen Verhandlungen herums zuwenden gegen dicjenigen , welche nicht zweierlei Anſidit und zmeierlei Worte für den offentlichen und Privatgebrauch haben ",
wir bedürfen, wie geſagt, dieſes Ausbrucks nidht, um von der Unaufridytig feit dieſer beudleri den Prüberie überzeugt zu ſeyn ,
fie iſt nur ein Beweis ihrer Verlegenheit und ihrer Beſorgnie, ſomit unflug, um ſo mehr, als ſie gelegentlich bie herbſten Auës fälle gegen das jepige franzöſiſche Regiment nicht geſpart haben. Um zu beweiſen , wie wichtig die Angelegenheit ſey, in der fich Lorb Palmerſton ein eigenes Urtheil erlaubt habe, jagt Lorb John Ruſſell in unnöthiger, toch gewiß nicht unabſichtlicher Weitläufigs keit : „ Welcher Art war die in der Depeſche erwähnte Handlung ? 68 iſt bieß eine Frage von der äußerſten Sartheit, über die idy mich jedoch nicht enthalten kann, cinige Worte zu fagen. Die
ſtehender Charakter bleibt die Bewahrung ihrer Handelsintereſſen. Lorb Palmerſton hat ſich in der Aufſuchung eines Verbündeten
Handlung des Präſidenten beſtand nicht bloß in der Auflöſung
im revolutionären Lager ſo weit vorgewagt, daß er ſelbſt ſich ent ſchuldigen muß, und nicht mehr dasſelbe Geſchäft im conſervatis
Wahlen von 1852, die nach dieſer Conſtitution ſtattfinden ſollten,
ven Lager verſehen kann . So mußie er fallen , das erkannte er wohl ſelbſt, aber die Art, wie man ihn fallen ließ, und dieſen
Fall im Parlament zu erzählen für gut fand, ſcheint Gegenſtand langer Verhandlungen geweſen und nicht im Sinne Lord Pals
der Nationalverſammlung, ſondern fie machte auch ber beſtebens ben Gonftitution ein Ende ; es war eine Handlung, welche die und hinſichtlich deren man große Beſorgniſſe begte, vorreg nam .
Dritiens war ſie eine Handlung, die dem parlamentariſchen Res giment in Franfreid) ein Ende machte, eine Handlung, die nebſt bem parlamentariſchen Regiment auch die Preß- und Sprechfreibeit
merſtons auêgefallen zu ſeyn. Lord John Nuſſel hat vielleicht
ſuſpendirte, welde ale die gewöhnlichen Zuthaten der parlament,
ſeine Stellung als Premier dem nothgedrungen ausſcheidenden Pauſe mit „,the noble lord " corrigirt, auch einige Pfeile des Hohne gegen ihn abgeſchleudert, ein Beweis, daß eine ſtarke An .
tariſchen Regierung gelten .“ Es war ganz überflüiſig die Worte hins zuzuſcpen : ,,id werde mid; nicht in eine linterſuchung darüber eine laſſen, ob dieß ein angemeſſenes Verfahren war ; tarüber hat nur die franzöſiſche Nation zu urtheilen “ ; Das ſchärfſte Vera Dammung&urtheil, tas ein Engländer auſprechen kann, war icon
nimoſität zwiſchen beiben zurückgeblieben , und beide zukünftig
heraus , der Geiſt ber Feindſeligkeit und des Mißtrauend liegt
ihre eigenen Wege gehen werden .
Db Lord Palmerſtone polis tiſche Laufbahn ſo abgeldloſſen iſt, wie die Limel zu verſtehen gibt, möchten wir bezweifeln. Man ſchüttelt die Leute, welche eine Geſchäfte und Welterfahrung haben, wie Lord Palmerſton, nicht
offen vor Augen. Graf Derby ſprad fidh mit Bezug auf die auswärtigen Angelegenheiten faſt mod bitterer aus, wenn er ſagt: ſo ſehr ich aud an die friebliche Politik del Prinzen Präſidenten gegen dieß Land glaube, ſo ſehr ich überzeugt biu,
aud ben Aermeln, und er fann fich wenigſtens mit Recht, wie er ed am Soluſie ſeiner Rebe that, rühmen, daß er England Durd ſehr fäfliche Zeiten glüdlich hindurchgeführt habe. Herr Baillie ſprach eine nicht ſehr diplomatiſche Anſicht, aber wohl die
Graf Derby, lors Brongham und lord John Muffell außerten fich über die Preſſe in ganz gleicher Weiſe, und nur Lord Berrowby ſprad für da8.Necht und die Befugniſſe der Preffe, die doch die öffentliche Stimmuug in England ausdrüdc.
Palmerſton gegenüber mißbraucht, deßhalb hat lekterer einmal
den Ausbrud „ my noble friend" nach einer ſecundenlangen
143 daß eine Unterbrechung des Friedens fließlich auf das Land, das ihn bricht, ſelbſt zurüdfallen würde, ſo kann idi dodh meine
Augen nicht ſchließen über den gegenwärtigen ungeordneten 3110 ſtand Frankreichs und die bort herrſchende Ungewißheit über den Verlauf, den die Angelegenheiten nehmen mögen . Ich weiß nicht, welche Gefinnungen die ungeheure Armee leiten mögen, die in dieſem Augenblick einen ſo bedeutenden Einfluß auf das Geſchid Frankreichs ausübt ; ein plößlicher Ausbruch des Parteigeiſtes fann die Berechnungen des geſchickteſten Staates mannes umſtoßen . Man kann nicht ſchärfer ben Gedanken aus brüden, daß die That des Prinz Präſidenten alles in Frankreich
und in Europa unſicher gemacht und dem Zufal preiêgegeben hat. Es iſt nicht zu verkennen , daß in der Wahl des angeblichen Motivs zur Entlaſſung Lord Palmerſtons eine ernſte Mißbilis gung des Verfahrens ber franzöſiſchen Regierung liegt. Wenn
Sosovo
bilben werden, unb bae Parlament zum minbeſten noch vor Dſtern aufgelöst ſeyn wird. Die engliſche Regierung gewinnt Daburch Zeit und fann der Entwicklung der Dinge in Frankreich zuſehen .
Ein in der Mitte getheiltes und verlängertes
Linienfthiff. Die Shipping and Mercantile Gazette vom 6 Februar enthält die genauere Nachricht über ein Unternehmen im Schiffsbau , das ſonſt aud idon verſucht worden, bisher aber nie gelang. Db das dießmas lige Unternehmen beſſern Grfolg haben wird , ſteht dahin. Die Sache iſt folgende : die Admiralität hat Befehl gegeben , daß der Windfor: Caſile, ein Linienſchiff erſten Ranges von 120 Kanonen , das ſchon ſehr
weit im Bau vorgeſchritten war, in der Mitte burdgeſchnitten , und um
ſo ſpricht er nur eine hiſtoriſche Wahrheit aue ; wenn Lorb Pals
30 Fuß in der Mitte , und um 7 Fuß an Spiegel verlängert werden rolle, um einen Schraubenapparat (screw propeller, wie der gewöhu lidie Ausdrud lautet) aufzunehmen. Der Durdidnitt iſt bereits gek ſchehen , und der hintere Theil wurde, nachdem man alle Vorräthe vou bemfelben entfernt, auf die nöthige Entfernung zurüdgeſdobent, mit denſelben Mitteln, die man anwendet, wenn man ein Schiff vom Stapel
merſton am 3 December, alſo ehe man einen der ſpätern ge.
laufen läßt. Das Unternehmen war bedeutend , denn die Maſſe wog
waltſamen Schritte fennen konnte, hinzuſegt, ,,ber Sieg bed Prins zen Präſidenten feu mohl für Frankreich und Europa beſſer ale ber Sieg der Nationalverſammlung", ſo läßt ſich auch dieſe Ans ficht ſehr wohl vertheidigen ; wenn aber Lord John Ruſſell taraus eine völlige Billigung des Verfahrens des Präſidenten macht,
noch immer über 1100 Tonnen , indeß iſt dieſe Fortſchaffung gelungen. Wenn der Windſor:Cafile fertig ſeyn wird , dann iſt er nicht nur die mächtigſte id;wimmende Batterie , die es gibt , nämlich von 140 Kane: nen , ſondern auch das größte Schiff in der Welt. Seine Länge wird dann 240 ' , Fuß , ſeine Breite 60 , und ſeine Trächtigkeit 3759 Ton:
und dieſe Lord Palmerſton zu einem ſo ernſten Fehler anrechnet, daß er darauf deſſen Entlaſſung gründet, ſo gibt er damit der
men betrageri.
Lord Palmerſton im Geſpräche bein Grafen Walewki ſagt, der
Antagoniêmuß zwiſchen dem Präſidenten und der Nationalrer: ſammlung Tey ſo groß geweſen, daß c8 zum Bruch kommen mußte",
franzöſiſchen Regierung ſelbſt Unrecht, und der franzöſtiche Oc.
.
Die Bigenner in Norwegen.
ſandte Walewski, der Lord Palmerſtons Aeußerung als völlige
( Fortſesung.)
Billigung der Schritte des Präſidenten nach Paris meldet, fteht faſt als Lügner ba ; wenn Lord Palmerſton in ſeiner Rede ſagt, daß Graf Walewski's „Meldung nach Paris eine etwas
Nadı allem dieſen läßt es fich jedenfalls hören, wað mir ein Zigeus ner erzählte von dem alten Gefeß“ der norwegiſchen Zigeuner , das jedoch, ſeiner Ausſage nad, jeßt nicht mehr beobachtet wiró. So hatte er von alten Zigeunern gehört, daß, wenn eine Zigeunerin, fey fie vers heurathet oder unverheurathet, einen Nichtzigeuner, ſey er Duro (Bauer) ober Naufano (Gbelmann) ihre Liebe denfte, fie Feuerſpeile heißent und ohne Gnade auf den Scheiterhaufen gelegt werden ſollte; milder war das Gefeß gegen den Zigeuner, der auf die eine oder andere Weiſe ſich in dieſer Hinſicht verſündigt; er rollte „ Stedenmann “ heißen, und mit einem Stecken im Munde- um darauf zu beißen — ganz nadt in einen Kreis von Zigeunern geſtellt werden , um ſein Urtel zu hören, worauf dann der Kreis fich öffnen ,! und alle anweſenden Weiber den ein Sünder mit Peitſchen und Ruthen vor fidi hertreiben ſollten Zeichen, daß er ein „ fallen -i-brot“ ſexy, wie es mit einem ſchwediſchen
bochgefärbte Deutung einer langen Unterrebung fen ", ſo iſt die To höflich wie möglich geſagt, daß Graf Walewefi's Melbung
mit der Wahrheit nicht übereinſtimmte. D6 legterer lange noch franzöſiſcher Geſandter in London bleibt, iſt alſo ſehr zu bes
zweifeln, und bei der in England herrſchenden Tehr unzweifelo haften Stimmung über die franzöſiſchen Angelegenheiten wird jeber Geſandter bed Prinzen Napoleon dort einen ſchweren Stand haben .
Das einestheils faftiſche, anderntheils muihmaßliche Ergebs
niß der eben im Parlament gegebenen Erläuterungen iſt, daß England unb Rußland gleichmäßig mit dem Prinzen Präſidenten intriguirten, daß aber England durch das Ergebniß überliſtet wurde , und ftatt eine Verbündeten einen Feind erhielt ; daß
Zigeunerausbruck genannt ward. Er idle ſeine Erzählung mit einent Argument, das dem Vorrowv8 ganz gleichfam , daß er ſelbſt nicht eine To dunkle Hautfarbe , die ſchwarzen Augen und Augenbrauen haben
Lorb Palmerſton, der ſich mit den Deutſchen Mädyten ſo gut als
würde , wenn ſeine Stammmütter nicht dieſes Gebot unverbrüchlicher Treue gegen das Noumani- Volt fireng beobadytet hätten. Und wie die:
mit Rußland überworfen, feine nähere Verbindung mit denſelben
ſer Zigeuner gern bei der Erinnerung an ein mehr achtes Zigeuner:
mehr einleiten fonnie, und weichen mußte ; daß man, um die
leben in der Vorzeit verweilte , ſo haben auch andere Individuen jener Nace mid mit wirflid romantiſchen Erzählungen unterhalten von mehr wie einer ſchönen „ rommanni- tjei“ ( Zigeunermädchen ), die mit Feftig feit nicht bloß den Berführungsverſuchen anderer Zigeunerburſde, fort: bern felbft ehrenhaften Gheverſpredjungen widerſtanden . Wer wird indeſſen großes Gewicht legen auf die Erzählungen der
Entfernung Lord Palmerſtons zu motiviren , einen in den Bc. ziehungen zu Frankreich liegenden Grund ausſuchen mußte, und
nicht auf deſſen früheres Benehmen, mit welchem das Cabinet
ſolidariſch verbündet war, zurückgehen konnte ; wenn Hr. Baillie ſagt, daß Palmerſton nur das Dpfer für die Sünden des ganzen
Zigeuner von ſolchen Dingen ? Aber es gibt nodi lebende Zeugen ang
Miniſteriums geweſen, ſo iſt dieß zwar riditig, durfte aber nicht
jener Zeit, wo es auch unter dem Zigeunergeſindel Treu und Glauben gab, und auf dieſe ſoll man achten . Mitten unter allen den Laſtern , die dieſes elende Geſchlecht bebeden , findet man noch Beiſpiele von alter .
offen befannt werden , weil man nicht geſtehen wil und kann, daß äußere Angelegenheiten , ſo lange fich nicht unmittelbar Krieg oder Frieden daran hängt, ein Miniſterium ftürzen können ; es geht ferner aus& den Verhandlungen hervor,, daß ein Lorýmini. ſteriuin in naher Ausſicht ſteht, daß Graf Derby, mit Stratford
Canning als Miniſter der aufrärtigen Angelegenheiten , dieſes
Leuten, die ein langes Leben hindurch die eheliche Treue unverbrüdlicy gehalten haben. Es iſt dieß eine Erſcheinung, die einen flußen wacht. Aber man varſuche es einmal, ſich in das Leben folder Menſchen hin einzudenken , und das Wunderbare wird ſich vielleicht als ſehr begreiflich
oo
144 „Schwarze ! "
„ Wenn ſie unter einander ſpradzert,
und natürlich herausſtellen ! Der Mann iſt Pferdeboctor und Betrüger ;
blonde Leute ?
fein Gheweib bettelt , fliehlt und wahrſagt. Unter dem unabläſſigen
bedienten ſie ſich da einer fremdartigen Sprache ?“ – „ Ia, allerdinge !"
Beſtreben , Nahrung und Kleidung für ſich und die Kinder herbeizu:
Das waren alſo Zigeuner, von denen ich hier erzählen hörte, eine
ſchaffen , laden fie aller Menſchen unwillen und Abideu auf fich, und eilen von Stätte zu Stätte ; die ganze Sumnie von Wohlſene und Freude, die wir in der häuslichen Ruhe kennen und ſuchen , iſt dieſem
von den reſpectablen Zigeunerbanden , die ſo einigermaßen den alten
1
friedloſen Paare fremd ; fein Morgengebet beginnt, fein Abendgebet be
Brauch und alte Sitte – 0. h. Zigeunerjitte beizubehalten verſtan : den haben . Mit derſelben Umſicht, mit der die Mutter jeßt ihre Klei:
melt den durd; die niedrigſten Beſchäftigungen zerſtreuten Sinn. Wie
nen gegen Sturm und Stalte zu ſüßen wußte, wird ſie auch ganz gewiß ſpåter , wenn der Vater fie zu verſchmigten Rektåuídern und Betrügern erzieht, wie er ſelber einer iſt, ihnen Verhaltungsmaßregeln
viel Zündſtoff zu Haber und Uneinigkeit muß nicht in einem ſolden Leben liegen ? lind dennoch fann dieſes Paar zu einander halten von den Tagen ber liebevollen Jugend bis zu denen des welfen Alters ! Da
beibringen, wie ſie am beſten der Verfolgung der Gerichte, den Strafen des Geſeßes und den Schrecen der Gefängniſſe ausweichen. Auf dieſes beſchránft fich jedenfalls die Erziehung ; aber die Fürſorge der Eltern
muß eine wundervoll ſegengreiche Rraft liegen in dem Bewußtſeyn
für das , was ihren Anſichten nach zum Wohl der Kinder dienen fell,
gegenſeitig erprobter Treue ! Alle Freude im Leben müßte für ſie dahin ſeyn , wenn fie and noch den Lohn ehelicher Treue verſcherzt hätten.
offenbart ſich doch auch in dieſen Zügen .
ſchließt des Tages raſtloſes Mühen ; feine gemeinſchaftliche Andacht ſam :
Es iſt als ob alle Anlagen zur Tugend bei dieſen Menſchen verſchwuns den waren und zu dieſer einen fich verhärtet hätten ; aber es iſt denn
Aber (8 gibt nicht viele Zigeuner mehr, die noch in unſrem Lande ein ſo rellfommeneo Zigeunerleben führen. In der jüngſten Zeit, ſeit dem lebten Menſchenalter iſt die Juſtizpflege viel beſſer gewefen wie
auch das Bewußtſenn dieſer einen wie ein Licht für fie in tunfler Nacht, wie das bleiche Mondenlicht, wo die flare Sonne des Gottesbewußtſeyno
vollſtändiger in Anwendung gebracht worden ; aber daher hat es ſich
mangelt, und ſo fann man es gut begreifen, daß die Zigeuner, gerade
auch um ſo häufiger ereignet, daß ſolche Zigeunerfamilien, wie die oben
dieſe fonft ſo gottloſen Menſchen , mit großem Cifer darrac ſtreben , dieſe eine Tugend feſtzuhalten . Und ſelbſt Menſchen , die ſonſt gewiß wenig Sinn haben für die
ihren raſlloſen Streifzügen aufgehalten, und in Arreſthäuſer und Gefängs niſſe geſeßt worden ſind mit allen Arten von norwegiſchen Vagabunden
beſſeren Züge in dem Leben der Zigeuner, müſſen doch zuweilen ſlußen bei der Zärtlichfeit, die auch in dieſem niedrigen Kreiſe vorfommen
fann. G8 ſen mir erlaubt, ein Beiſpiel anzuführen, wobei ich zugleich Gelegenheit haben werde , das Heiſeleben einer norwegiſchen Zigeuners bande darzuſtellen. Ich fuhr über den ſogenannten „ Byaad " bei Dronts heim, und je mehr ich mich der alten berühmten Stadt näherte , beſto mehr beſah ich mir die Gegend um mich herum. Da ſah ich hart am Wege ein einzeln belegenes Haus , das ich alsbald als eine von den Bauern beſuchte Anhalteſtelle , und eine jener heimlich unterhaltenen Branrtweindfneipen erfannte, aus der auch jeßt ein wüſter Lárnien und
früher ; eben weil die Strafgeſeßgebung milder geworden, iſt ſie um ſo erwähnte , mit Kleinen und Großen , Vännern und Weibern, mitten in und Verbrechern. Vei einem ſolchen gezwungenen Zuſammenſeyn mußte nach und nach der frühere Haß zwiſchen den dunfelfarbigen Zigeunern und den blonden Landſtreichern fick in Cameradſchaft verwandeln , und wenn nun z. B. der Zigeuner während einer langen Zeit gefangen
gehalten wird , wihrend ſein Weib frei blieb , war es da ſo ſehr zu verwundern, wenn die Beſchwerden bes verlaſſenen Zuſtandes ihre Be: ſtändigfeit überwanden , ſo daß fie dem einen oder andern blonden lands
ihrem Stamm angehörte ? Dieſe neue Verbindung dauert dann , ents weder bis der neue Mann ihr auf dieſelbe Weiſe entriſſen wird , oder
ein widerlicher Branntweinsduft durch die offenen Fenſter uns entgegen:
bis der ältere Herr wieder auf freien Fuß fommt, und nach einem blus
ſtronte. Alles ſah mir hier ſo unheimlich aus, daß ich, ſo ungern ich meine Reiſe gehemmt ſehen wollte, toch hinein mußte, um meine Pfeife
tigen Kampf ſein altes Redyt wieder erobert. So ungefähr wird wohl
anzuzünden, und zugleid , wie zufällig, ein Geſpräch über Zigeuner an :
zuknüpfen. lluid, ja, die fette, ſdmußige, höchſt unliebliche Wirthin
ward förmlich intereſſant, als das Geſpräch auf einen Beſuch fam , den fie im Frühjahr gehabt hatte. Eines Abends ſpát , im erſten Beginn des Frühjahrs, famen ein paar Frauenzimmer, ein altes Weib und eine jüngere, und baten aufe inſtandigſte um Obdach für ſich und einige kleine
die Geſchichte der Zigeunerweiber geweſen ſern, die man öfter: antrifft, Weiber , gefolgt von einem Kinde mit idwarzen Augen – das Pfand der Treue – dann ein's mit blauen, wieder ein '; mit ſchwarzen, und
dann vielleicht noch ein's mit grauen . Kann man ſich wohl ein traus rigeres Bild vorſtellen von menſchlicher Gntartung und tiefer Verderbte heit als eine ſolche gefallene Zigeunerin , die ihre leßte und einzige Tugend verloren hat ?
Kinder ; dieß ward ihnen geſtattet; als ſie aber alle hereinfamen, da
Doch hier ließ ich mich hinreißen. Es geſchieht nur allzuleicht,
Sie hatten nicht
daß man zu ſtreng aburtheilt, wenn die Rede von Zigeunern iſt, derin
bloß Speiſe und Trant bei fid , und dazu Pfannen und Refſel, Löffel und Tabaforfeifen , ſondern auch Bettzeug in Menge. Die Zigeuner nahmen das ganze Haus in Beſchlag, ja die Stallung mit, wo ſie ihre Pferde unterbrachten , und es war feine Ruhe im Hauſe , bis ſie ſich eingerichtet hatten. Aber ſo ärgerlich die Hausfrau aud war, ſo fonnte ſie doch nicht umhin , am Morgen als der Spectafel von neuem wieder
Leben und Wandel doch am allerwenigſten ein ſtrenges Urtel verträgt. Laſſen Sie mich meinen Fehler wieder dadurch gut machen, daß ich das
waren fie neun , und darunter einige große Kerle . .
I
anging, darauf Acht zu geben, wie die Zigeuner aufmerkſam gegen die
Verhältniß einer ſolchen Zigeunermutter zu ihren Kindern idiltere einer Zigeunermutter ſagte ich ; benn bei den Vätern wird es jedenfalls ſchwieriger ſeyn , irgend einen Zug von Zärtlich feit für ſeine Kinder nachzuweiſen. Man wird ſehen, daß ſelbſt das gefallene Zigeunerweib nicht Unmenſch geworden iſt, verlaſſen von allen guten Geiſtern.
alte Frau, nnd wie zärtlich beſorgt die Junge für die drei Kinder war. Die Rinder wurden eingewickelt in große Tücher, in Såde von Lamm
( Fortſeßung folgt.)
fell geſtedt, und dann in den Sd;litten mit Bettzeug und Rennthier:
Metallgewinnung in Sweden. Nach dem Bericht des Bergwerfecollegium für das Jahr 1850 betrug die Ausfuhr von Stans
fellen ſo zugebedt und verpadt , daß bloß die fleinen Köpfe herauss
flađen . „Ich befam luſt ordentlich nachzuſehen , und ging und fledte
geneiſen 672,378 Schiffopfund, die Geſammtbereitung 645,934 Schiffs
die Händeunterdie Verpadung,und da fandich, daß die Kleinenfo weich und warm faßen, wie es eine Prinzeſſin nicht beſſer haben fann.
pfund (ungefähr 109,421 Tonnen .)
Und das waren doch nur „ Nordlandsſinnen “ ! " (Für folde geben ſich
pfund (ungefähr 123,255 Tonnen ). Die Silberausbeute betrug über
die Zigeuner in Norwegen gern aus). „ Bezahlten ſie denn als ſie gin: gen ?" fragte ich. „ Gi bewahr !" „Geben fie denn gar feine Erſtattung ?" » Ba, das alte Weib erbot fich freilich mir Nath ju ertheilen fürs Vieh ;
Kilogr.)
aber ich glaube nun einmal nicht an dergleichen .“ „ Hm ! wie ſahen fte im übrigen aus ich meine , waren ſie dunfelfarbige oder -
Beſchäftigung fanden dabei nahe
an 4000 Arbeiter. Die Erzeugung von Gußeiſen betrug 727,597 Schiffe 6000 Marf , die Goldausbeute nur etwa 2 Saalpſund ( oder 0,89,7 Die Rupferausbeute war 10,102 Schiffdpfund, die von Nidel
2372 Schiff&pfund.
( Aftonbl. 30 3anuar . )
• Das Schiffopfund ju 169,4 Kilogr. gerechnet.
Verlag der 3. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. – Berantwortlicher Redacteur Dr. Gb. Widenmann.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker . nr. 37. 1
12 Februar 1852.
Beiträge zur Sittenkunde der Uordafrikaner. (Bon Karl zil )
Einleitung Es find vielleicht über fein Volk ber Erte lo verificbene
Urtheile gefällt worden , als über die Eingebornen Nordafrika's .
Der Touriſt, in dem jeder Zelteigenthümer einen Mann vermus thet, ter ihn durch ein reiches Geſchenk zehnfach für die ifm tars
Gegenwärtige Beiträge jinb bas Ergebniß eines berlängert ten Aufenthaltes unter den Kabylen des obern Sanbadjagebietes , welches legtere ich früher, in einem ber legten Abſchnitte meintz Erzähl enfuung Erleührl fürfhrie ndemei ter Stof mehrhabe bniſich Sfiztort s te ben f zurdie Sitt ſe beſc zen",igen , und „ner ' ausf Norbafrikaner liefern, als es die Schilterung einer gewöhnlis dhen flüchtigen Reise burdi bae Arabers unb Kabylenland in Stande iſt.
gebotene Diffa ichadlos haften fann , irricht mit Enphase ton
der liebenérürdigen Gaſtfreundſchaft der Araber und Kabylen ; der Miſſionár iſt entzückt über die würdevolle Anbacht, mit wel. der der Mohamtrebaner ſein Gebet berrichtet, und preißt fich
glüdlich ben guten Samen auf ſolch' einen Afer ausſtreuen zu • können . Dagegen iſt der Araber für berr Coloniſten ein Gegen . : ftand des Mißtrauens und der Verachtung , und der Kaufmann 1
: glaubt ſich nicht genug vor ſeiner Habſucht, ſeiner Treuloſigkeit :, und ſeiner Dieberei wahren zu fönnen .
1
Selbſt bei ten Direc
1. Der Gascogner . - Anſtalten zur Abreiſe. - Wer : - Fuß : fehltes Stelldichein . - Abenteuer eines hungrigen -
gängers.
3 hatte auf dem Cap Filfla mit meinem jungen Freund Thomas , der bei mir zugleich den Dienſt eines Kammerbieners, eines Koches und eines Präparators: Berial , die angenehmſten Lage zugebracht, die aber leider, während der drei legten Monate
• toren der arabiſchen Bureaur ſind die Meinungen äußerſt bers . ichieden : ber eine fieht in den Einheimiſchen ein armes , unters
meines Aufenthaltes Daſelbit, durch die unberufene Dazwiſchens
drücktes Velf, teſſen Rechte man nicht genug gegen die Eingriffe
Gascogner war niemand anters als mein Hausherr , ider ; durd verſchiebene Proceſfe mit ſeinem ehemaligen Aſſocié an den Bets
funft eines : zubringlichen Gascogirers getrübt wurbeit.
Dieſer
der Goloniſten ſchüßen könne ; der andere licht in ihnen einenie: telſtab gebracht, fich an einem ſchönen Morgen, mit dem Reit unverbeſſerl m HaltRacene,kön welcneheman 5.Brige, nur durch Zmangatnittet feiner Kabe, beſtehend aus einer Matraße und einer vormale aller Art im Rauiche .
nichtchenleichHöfli flüchtig es neriſ hrei t fürchfeident ber ſene unterDurc ..den , und wege der , wirk sonlich der iſtgleiß ' anges troffenen Gaftfreunde bethört , nur zu geneigt ift Partei für dies
eleganten, -jeßt aber hundertfältig ausgeflicten Garberobe, nebit
einer alten. Zagoflinte, ohne weiters bei mir einquartirte mich auch nur im geringſten zu fragen, ob mir die Sache ,genohne ehm jen oder nicht. Vis jept hatte er mich inimer glauben laſſen ,
felben zu nehmen, ebenſo wenig als für den europäijden Bemoha daß er ſeinen legten Proceß gewonnen habe, und daß ſeine Ane -Dör Land eimi'der ſtün n gelegenheiten balb eine andere Geſtalt annehmen würden, heute undUnte der Städte der 31. Mer ferhfeidieſ ich ,und blic ſchetägl t es n wird der Einhce, Tich bao Opfer fich einede aber warb es mir nur zu klar, daß er mit ſeinem legten Heller tiötigen Begriff von ter intimen Lebensweiſe und Bem Charakter auc ı ſeinen legten Credit verloren habe. Wäre er ein angeneh Dieſes Voltes zu machen, denn der nur obenbit inter ſeinem mer Geſelichafter geweſen, ſo hätte dieſe Eigenſchaft mich einigera Belt beobachtete Araber kehrt nur die fehöne Seite duemārte, maßen für das unangenehme ſeiner unberufenen Eriđeinung
franzöſi wähemrenVer gewaſte dermitdem öhnrné d keh meiſſche lich ſchndtb tensn Sta feinreninErbl r Stehende fid; ell ewo zu hne diejenigen des Auéwurfes der europäiſchen Gejellſchaft aneignet ,
icşablos.Halten können, ſo aber war ex ohne alle Erziehungund
Mir ſelbſt erging es bei meinen erſten Aueflügen nicht beſſer , -und die erſten Eindrücke waren zu Gunſten der beiden Rasen des
von einer großen Unwiſſenheit, er regalirte mich bei jeder Mahls zeit mit den unerhörteſten Gasconaben, wo ex die grandioſefter Plane ichmicbeteunb mit Hunderttauſenden wie mit einem Kreus jer ſpielte. Er war natürlich , wie alle Gascogner, ebel geboren ,
Lantesin, verſc Anſicn ,htenin mein auchhiebe haben überendieſefrühe die. Intereralle n Gege Schilnd, nen mein derun ich, rn nſta ausge ſproc mobif hen merkl icirt gen ich , ſich nach und nach . Nur
nagen Beſīgungen ſeiner Familieunterhielt mirſſesdafür, zum zwanzigſtenmal, bie Geſchichte ſeines, ſogab Proce großen er -
Derjenige, der ſich lange genug unter den Eingebornen aufgehals
ganz Walter Scott's Peebles contra Plainſtanes - zun Bejten .
ten , um ' von denſelben ſo zu ſagen als einer der 3hrigen bes trachtet zu werben , fann mit Wabrheit behaupten bietee Wolf
Wenn ich den Liebenswürdigen nicht bei beiden Schultern ergreise. fen und ihn mit demſelben sans façon, von dem er mir vat
näher fennen gelernt zu haben .
Beiſpiel gegeben, vor die Thür jegen wollte, ſo mußte ich geſchile
und dieſelben auf eine cyniide Weiſe zur Cd;au trägt .
und wenn er mich nicht von dem alten Adel und den weitläus
1 Aueland. Jahrgang 1850. Nr. 174 f.
1 wa
146
sous
1
1
hen laſſen , was nicht zu ändern war, und ich tröſtete mich mit
denſelben zu erblichen war. Zudem begann eß zu regnen , und
dem Gebanken, daß meine Abreiſe nach dem Sanbabjagebiet ber
mein leerer Magen mahnte mich, daß es an der Zeit ſey an das her Frühftück denken mußte nicht, was
nothgedrungenen Gaſtfreundſchaft ein Ziel ſeßen werde. Die Regenzeit war herbeigekommen : balb fonnte man in jebem Zimmer bes obern Stocwerfes ein Iropfbad nehmen, denn die Terraſſe des dem Schickſal ſeines Eigners gefolgten Hauſes
mir ſchwer anzunehmen, daß mein ſonſt ſo beſonnener Thomas
in das Erbgeſchoß flüchten , wo wir, in Ermanglung eines Ka. mins, das Feuer auf dem Pflaſter bed Stalles anzünten mußten,
e8 habe zugeben fönnen. Vergebend ſuchte ich auf dem Wege Die frijden Hufeindrüde ton drei vorübergezogenen Maulthieren zu unterſcheiben ; bloß an einer etwas ſchlammigen Stelle glaubte
und und ein erftidenber auch bald nicht weniger Unannehmlichfeiten
3 beldlos baber,
ich die abwärts laufende Spur eines mit Nägeln beidhlagenen
trop Wind und Wetter, meine Abreiſe nicht länger aufzuſchieben, und traf die Anftalten dazu um ſo freubiger, als fie mir das einzige
Sohlenpaare zu erbliden ; dieſer Umſtand beſtimmte mich, meis nen Weg weiter fortzuſeßen , in der Hoffnung meine Reiſegeſell. idhaft unten im Bergfeſſel des Web- Sabon anzutreffen. Für den möglichen Fall aber, daß dieſelbe dennoch durch irgend einen zu. fall zurückgehalten worden ſeyn fonnte, befeſtigte ich ein Blatt
Mittel barbot des Ueberlåſtigen los zu werden. 30 batte aber ohne meinen Wirth, D. h. ohne meinen Gascogner, gerechnet. Zu meinem nicht geringen Erſtaunen fab ich ihn ebenfalls mit der größten Unbefangenheit ſeinen Bündel ſdnüren , und er er. klärte mir faltblütig, daß er fidh noch nicht von mir trennen
würbe, da er fich vorgenommen habe mich nach dem Demb-Saffaf zu begleiten , wo er ſein Glück mit der Wilbidweingjagd verſuchen wolle, um ſeinen zerrütteten Finanzen etwas aufzuhelfen und fich
vor allem ein paar neue Schuhe an die Füße zu ſchaffen. Wenn
1
einkunft, weiter gezogen ſeys; auf der andern Seite aber war es
war in dem allerübelſten Zuſtand, und wir mußten und deßhalb
verurſachte, als der Regen im obern Stockwerk.
!
. 30h zu ich von dieſer Vers ſpätung halten ſollte, und ich war einerſeits geneigt zu glauben, Daß unſer ftrubelföpfiger Gascogner, troß der getroffenen Ueber
Papier, worauf ich mit Bleiſtift geſchrieben , daß ich fie am Web- Sabon erwarte, an einen überhängenden Baumaſt, und
chritt, durch dieſe Vorſicht8maaßregel beruhigt, ruſtig bergabs wärts.
Dis jept hatte ich auf dem ganzen Weg feine lebende Seele angetroffen. Am Web-Sabon aber begegnete ich einem Araber,
ich meinen Mann nicht gekannt hätte, ſo mußte ich ihn, dee füh.
der mit Geflügel nach Philippeville zu Markte zog.
nen Vorſaßes wegen, ſich nicht nur allein von der Jagd zu näh.
ficherte mich, auf ſeiner ganzen Reiſe feine Rumiß angetroffent
ren , ſondern auch noch eine beträchtliche Summe zurückzulegen , für einen großen Nimrob halten, ich zählte aber dieſes treift zu
zu haben , äußerte aber dabei die Vermuthung, daß dieſelben , während er ſelbſt ſeines Weged Dabinzog, in einem ber an der
feinen übrigen Gasconaben , und begann wieder der frohen Hoff-
Straße gelegenen Gurbied duß gegen den Regen geſucht haben
Dieſer ber.
nung Raum zu geben, daß ihn vielleicht balb die Ueberzeugung
könnten, und daß er ihnen in dieſem Falle natürlich nicht habe
-ber Unausführbarkeit ſeiner Rieſenplane bewegen würde ben Wanberftab zu ergreifen , um fich bei irgend einem andern bummen Philanthropen meiner Art einzuſchwärzen.
begegnen fönnen. 3d befeſtigte daher ein zweites Blatt an dem
Der alte Marabut Brahim.Ben -Salah hatte mir , zum Be.
Weg bis nach dem Dems.Safſaf fortzuſeßen, wo ich fie in der Wohnung meine8 Befannten, Ali.Ben -Meſſub, erwarten würde.
huf meiner Ueberftebelung nach dem Demb- Safiaf, ſeine brei Maulthiere gelieben ; ſein Neffe, ein erft fürzlich aus den Sebas Ruß ( fleben Caps) bei Collo hier angekommener Rabole von
Eingang der Furth bed Walbbached ; auf dieſem Blatte forberte
ich die Reiſegeſellſchaft, fals fte je zurüdgeblieben ſey, auf, ihren Der Regen goß noch immer in Strömen herab : zu der Annehmlichkeit, bis auf die Haut burchnäßt zu ſeyn , geſellte fich
mittlerem Alter, Namens Ben-Amira, ſollte und dabin begleiten,
ießt ein nagenber Hunger, den ich mit Feldpilzen ( Agaricus
und am erften erträglichen Morgen zog unfere kleine Karawane,
campestris) und mit einzelnen von Zeit zu Zeit angetroffenen
mit Vorräthen aller Art beladen, den Berghang hinab, um den unten im Jhal beginnenden, an der Südſeite des Berged hinaufziehenden Weg nach der jenſeitigen Ebene einzuſchlagen. Da es
Gandbeeren (Arbutus unedo ) ſo gut als möglich zu fliten ſuchte.
noch früh am Sage war, ſo beſchloß ich erſt, wenn wir auf dem
Gipfel des Berges angelangt ſeyn würden, zu frühſtüden ; aber
Es war unterbeſſen Abend geworden, unb id tam endlich bei einigen, am Wege liegenden Gurbied der Querbe8 an, wo man nichte von meinen Gefährten geſehen haben wollte. 30 bat einen alten Kabylen um ein Stüc Redra ( Brobkuchen ); dieſer aber
mein beſtandig vom Gähhunger geplagter Gascogner ſchlug ſchon
dlug 28 mir höflich ab, unter dem Vorwand, daß aller Sebra
unterwegs ein tüchtiges Stüc Brod nebſt einem halben gebratenen Huhn zu Faben. Balb wurde ich gewahr, daß ich mein Pulverborn zurüdgelaſſen ; id erſuchte deßhalb meine Gefährten, während ich nach dem Hauſe zurüdfehrte, ihren Weg weiter fort.
am Morgen gegeſſen worden ſey, unt daß der Kuskuſu erſt in zwei Stunden bereitet würde. „Es iſt tein anderer Gott als Gott und Mohammed ift ſein Prophet !" rief ich jeßt entrüftet
zuſeßen, ich würde dann über einen zwar beſchwerlichern, aber direct auf den Berggipfel hinaufführenden Waldpfad, oben auf der Waſſerſcheibe, mit ihnen zuſammentreffen. Für jeden Fall
aus. Wie ! du biſt Moblem, trägſt einen Roſenkranz um ben Hals und verweigerſt einem Hungrigen einen Mundvoll Speiſe ! Gott hat dir'8 gegeben, Gott kann dir's wieder nehmen ! Ich ſebe wohl, ihr ſend alle gute Moslemin, übt aber die vom Bros
aber warb es audgemacht, baß der Erſtangekommene die andern
pheten gebotene Gaſtfreundſchaft nur, wenn ihr eine angemeſſene
Dort erwarten ſollte.
Belohnung im Hintergrunde ſebet! Hier haft bu Gelb, gib mir
3n Zeit von drei Viertelſtunden war ich bei der bezeichneten
zu eſſen !" Das hatte fich der alte Geizhalß nicht erwartet; er
Stelle angelangt ; ich wußte wohl, daß unſer Maulthierzug, der
jab mich eine Weile verblüfft an, und erwiderte dann mit beuch leriſcher Miene : Rein Geld ! fein Geld ! Gott gibt und, damit wir wieder geben mögen ! 11 Aida ! bringe dem Mann einen Lopf Buttermilch !" 3ch verſchlang den Inhalt des dargebotenen,
einen ſtarfen Umweg zu machen hatte, unmöglich vor mir anges
kommen ſeyn konnte, und legte mich daher zur Seite des Weges auf ein Felſenſtück, um übereingekommenermaßen meine Reiſe gefährten zu erwarten. Er vergingen aber eine, zwei, drei Stuns Den, während welcher ich mir die Zeit ſo gut ale möglich zu vertreiben ſuchte, ohne daß auch nur die geringſte Spur von
ruſtgen Topfes mit großer Gierde, und als ich dem Alten mit ! Gewöhnliche, bei den Rabylen gebräuchliche, fromme Rebensarten .
147 bem gebräuchlichen „Adab ibaret fif !" (Gott ſegne dich !) gedankt
Beidranften fide hauptſächlich auf dieſen .
hatte, betrachtete er mich nochmals von unten bis oben, und
außerordentlişen Wirkungen des Guano, die aber nur dann zu erwar:
fagte mir endlid, ſein ſauertöpfiſches Geficht in die freundlichſten
ten Tenen , wenn bald nach dem Düngen Regen erfolge oder das Feld ſonſt bewäſſert werde ; die Einwirkung auf die Weijencultur in dem der
Gr ſprach zuerſt bort ben
Falten legend : Du biſt gewiß Muſtapha vom Berg Filfila, ein Freund unſeres Raid Habichi Bel-Raſſem , der dir im Demos
gleidyoweife fonnenloſen Ongland jep außerordentlid , in dem dúrren
Safiat einen Gurbie erbauen läßt! Ich bitte dich, bleib bei mir
Peru würden durch Guano und darauffolgende Bewäſſerung drei Ernten
übernadt ! iſt ſchon ſpät und die Raubthiere geben beim Regenwetter zeitig in die Ebene . herab.“ Die Vorausſegung aber, daß meine Leute dennoch bor mir im Demi-Saffaf ange. langt ſehr konnten, ließ mich bie wiederholte dringende Einladung
Des Alten ablehnen ; ich wiſchte meine Kugelbüchſe ab, erneuerte Die Bündhütchen, und jepte meinen Weg trop der zunehmenden Dunfelheit unter fortwährenden Regenſchauern fort, Dort wo ein Seitenweg durch den finſtern Hochwald nach bem Demo-Sajjaf führt, war es mir rein unmöglich mich zu. recht zu finden, und nach mehrern mißglüdten Verſuchen beſchloß ich endlich, bis zum nächftliegenden Duar einer Abtheilung der
Sanhatja -Araber, der Weleb- Melf, zu gehen ; ich konnte bort bei dem ehemaligen Scheid übernachten und am Morgen ſo früh id wollte, in dem nur durch den großen Sumpf von den Weleds Melf getrennten Demo: Safiaf eintreffen. Verſchiebene Lichtpunfte unb bag Beden ber Hunde leiteten mich zu einem Duar, mro auf meinen Ruf : 3a, Mula Dar !
(ße , Hausherr !) der Inhaber bed zunächſt liegenden Zeltes here aus fam. 3 erfuhr von demſelben , baß der Duar des Scheich El-Hafft noch über eine halbe Meile entfernt ſey, und nahm bas her gern die Einladung an, bei ihm zu übernachten . 3m Selt, mo außer der Familie meines Wirthed noch ein Paar Bugs odhlen und ein Pferd campitten, ſeßte ich mich ans Feuer, um : meine Kleider ſo gut e$ anging, auf meinem Leibe trocknen zu laſſen , der Hausherr, welcher, wie die meiſten Araber, nur einen Rod und einen Gott hatte, konnte mir aus dieſem einfachen
gewonnen, weiße Bohnen, Kartoffeln und Maib. ' Die Reidbauer in Italien
und die Weinbauern in Deutſchland könnten die wunderbaren Wirkuns gen des Guano auf erſchöpftem Boden bezeugen, die erſchöpften Kaffees plantagen Vraftliens, wie die erſchöpften Tabatfelder Virginiend wūrben burdi Ottano wieder fruchtbar gemacht. Die Zufuhr in England iſt von 14,000 Tonnen im J. 1845 auf 150.000 im vorigen Jahr geſtiegen.
Nod wurden einige intereſſante Data mitgetheilt. Nach genauer Berech nung finden fick auf den drei Guancinſeln an der Küſte von Peru 18 Mill. Tonnen Guano . Die peruaniſche Regierung , die ſo großen Vortheil aus dieſen Guanolagern zieht , hat ſtrenge Verbote erlaſſen, die Vögel, die fich daſelbft niederlaſſen und den Guano liefern , nicht zu ſtören . Die Ouano -3nſeln find chne alle Vegetation, und obwohl der
Boden 30' tief aus Guano beſteht, ſo iſt doch ein furzer Aufenthalt ein unfehlbares Heilmittel für Gicht, Gried und viele andere Krants heiten , während er für Scorbut , Audas unb Rropfe ſehr heilſam ift, wahrſcheinlich wegen der Scroängerung der Luft mit Ammoniafal.
theilen. Hier finden wir auch zum erſtenmal die Angabe, daß die An wendung von Guano nicht neu iſt, ſondern ſchon unter den alten Incas ftattfand, wvelde burde beſondere Verordnungen die Bogel duften und den Guano nicht ohne Erlaubnis fortſchaffen ließen .
Die Bigeuner in Norwegeu . ( Fortfeßung .)
30 denfe mir ein junge8 „ rommani- tjei“ - und zwar ſehr jung,
ſo wie die frühzeitige förperliche Entwidlung eine Eigenthümlichkeit bei bem Zigeunervolt iſt, die noch hier in unſerem nebeligen Norden von .
ſeiner orientaliſchen Abkunft Zeugniß gibt - foldh' ein junges, und zus
Grunbe nicht mit ſeiner Garderobe aushelfen . Der mir barges botene Kuskuſu war falt, und konnte baher keinelwege zur Er.
gleid hübſchee , lebhaftes Zigeunermädchen , das eines nicht minder Towarzäugigen Zigeunerbube , romni“ werben fod. 30 glaube nidt, daß hier zu Lande nun von einer andern Hochzeitsceremonie die Rede
wärmung meines Magend beitragen ; ich tauerte mich bicht neben
fenn fann , als daß der Bräutigam vielleicht ſeine Dankbarkeit gegen
einen ber Doſen, bebedte mich mit einem ſchmalen Stüc von
den Water der Braut dadurch zu erkennen gibt , daß er eine Flaſche Katjali (Branntwein) zum Beſten gibt , und unter Beulen und Låra
einem alten Zelttud, und erwartete zähneklappernd bas erſte
men der Bande , und nach einem ohrenzerreißenden Geigenſpiel , mit
Krähen des Hahne8, um das Feuer wieder anzuſchüren, neben deſſen woblthätiger Flamme ich den Anbruch des Tages gebulbig
ſeiner Braut eine „ Tjellipa ," einen Zigeunertang, aufführt, beffen über .
abwartete.
näher zu beſchreiben mir wohl erſpart werden wird. Hier iſt auch nicht die Rede von der noch ſchwierigern Frage eine Wohnung zu finden ;
Jest machte ich mich auf nach Gl- Hafite Duar ; der alte Papa war ſehr verwundert mich allein ankommen zu ſehen, lachte
aber über meine Befürchtungen hinſichtlich meiner Reiſegefährten , und verficherte mich, daß ich dieſelben ganz gerriß im Demba Safíaf antreffen würde, da ter Weg ja fidher und ihnen, außer irgend einem gewöhnlichen Reiſezufa , durchaus nichts wiber fahren ſeyn könne.
Er ließ mir ſein Pferd fatteln, und ſein
auf gewaltſame und eigenthümliche, aber wenig ehrſame Sowingungen das junge Paar geht in die weite Welt mit vier leeren Händen , er allerhöchftens noch mit einem elenden Stid Werfzeug , das zu ſeiner Hengitídneider : oder Kupferſchmiedoprofeffion gehört , beide aber mit Verfolagenheit und Muth zu jegligem Borhaben und in leßter Soff nung, bald auf die eine oder andere Weiſe in den Befiß eines Pferdes
und was ſonſt zur Defonomie einer wandernden Bande gehört, zu ges langen. Es iſt vielleicht Sommer , mit warmen Tagen und Herrlichen
Sohn begleitete mich über den Sumpf, der zu einem kleinen See angeſchwollen war, nach dem Demb Safiaf, wo mein Shos mag, der mit ſeinen Genoſſen faum eine Viertelſtunde vor mir baſelbſt eingetroffen war, mir mit einem Jubelge derei ent. gegeneilte. (Fortiebung folgt . )
Guanoverbrauch. Am 2 Februar fand in dem Farmersflub zu London eine Ber:
ammlung ſtatt (f. Shipp. Gaz. 6 Februar) , in welcher von einem Hrn. Haslewood ein Vortrag über den Guano, ſeine Anwendung, ſeine
Zufuhr und ſeine Verſchlechterung durch andere Stoffe nach Driginals quellen gehalten wurde. Hr. Hadlewood war der Anſicht, daß nur
peruaniſcher Guano von wahrhafter Bedeutung ſen, und ſeine Angaben
Nädten , und während die Bauern ringoum ermúden beim Heumihen und Kornſchneiden , leben die jungen Leute ein ſorgenfreies Leben. Aber
nun kann die Folge von den Beftrebungen des jungen Mannes, ein Pferd fide zu verſchaffen, die ſeyn, daß er für einige Jahre ind Zuchthaus ge:
reßt wird , und nun geht fie wieder allein mit einem Kind von ihm unter dem Herzen. Es wird Winter und das Wandern fällt ihr bes fowerlich, und doch muß fie immer weiter ziehen, von Gehöft zu Gehöft; denn ſie hat feine bleibende Státte, ja, wag noch mehr iſt, es fällt ihr nicht ein , eine zu ſuchen . Da fommt es ihr gut zu flatten , was ihre
Mutter fie gelehrt hat , um die Bauerfrauen zum Mitleid zu bewegen für jede Mahlzeit, die fie halten, für jede Nadt, die ſie unter Dbbade zubringen fol. 3est nähert fich ihre ernfte Etunbe ; fie muß die Somerzen der Geburtowehen unterdrüden, während fie mit ungewöhn: lidem Gifer und mit beſonderer Gefduidlidheit fidh Nadherberge auf
1
einem Bauerhofe erbettelt.
148
Morgen werden givei Weſen in dem
Winfel entbedt, den man ihr zur Ruheſtätte angewieſen. Ich bin eins
nial zugegen geweſen bei einer ſolchen Entbedungsſcene und habe das redt fomiſde Wedſelſpiel beobachtet zwiſchen deni grollenden Nerger des Bauern und der erſchrockenen Miene der Mutter, die doch offenbar
und Kindefindern auf den weiten, fernen Landwegen , und wenn ſie end : lich matt und müte nieberſinft, und in einem verjoneiten Graben ers ſtarrt oder auf einem ében Heibehügel nieterſinft , da iſt vielleidyt feis ner von den ihrigen zur Stelle, um ſie mit einem liebevollen Blick im Tobe zu tröjtenr.
nur Verſiellung war,und nur ſchlecht das froße Gefühl verdeckte bei
Wie lohnen denn nun Kinder für die Mühe , die die Eltern mit
Dem Anblic des Kindes, das nun in ihrem Arm lag, ihrer angenſcheins
ihnen gehabt haben ? Ein glaubwürdiger Bauerómann hat mir eine Scene
lidhen Sicherheit bei dem Gedanken, daß in ihrem jeßigen Zuſtante ihre
erzählt , deren er fich aus ſeiner Kindheit erinnerte. Einer Zigeuners bande war auf dem Hofe feines Vaters für die Nacht Obdad gewährt ;
1
Perſon doch für heilig und unantaſtbar angeſehen werden würde. Db tas Kind getauft wird ober nicht , wird wohl von der Geſinnung und dem Eifer ihrer imgebung abhängen ; wofür die Mutter zuerſt forgt, und was die Frau des Hauſes ihr wohl faum abídlagen fann , das
jammern und weinen, und auf die Frage nach der Urjade hievon ant:
ſind einige lumpen , unſdas Kind einzuwidelii, und ein Band oder dgl.,
ihren legten Tag gelebt hat, " wonit fie zu verſtehen geben wollten ,
um daraus eine Einrichtung zumi Tragen des Kindes anzufertigen, wie
daß ſie am nächſten Tage, wenn ſie ten Wald erreicht hatten, ſich ihrer zu entledigen , Tie tedtzuſchlagen gedachten. In dem ganzen Lande iſt unter dem Volfe der Glaube an eine ſolche abideuliche Barbarei all: gemein verbreitet. Mit Bezug auf dieſen Volfsglauben hat audi ein Prediger in einem officiellen Bericht über die Zigeuner geäußert , daß wihrend er mandje zigeunerfinber getauft , or in ſeiner vieljährigen Dienſtzeit niemals Erbe auf -einen einzigen Zigeuner geworfen habe. Mehrere Prediger haben baß nämliche mündlich gegen mich geäußert, und von allen den Todtengräbern, mit denen ich über dieſe Sache (prad, wußte nur ein Ginziger zu erzählen , daß er , und zwar auch nur ein einzelneemal, ein Grab für einen Zigeuner gegraben hätte. Was ſoll man dazu ſagen ? w . ciser, erzählt , mit Angabe ſeines Getrährs:
ſie ſolche bei anderen wandernden Weibern geſehen hat. So zieht ſie wieber von Sannen niit dem Kinde auf dem Rüden und geht von Baus
zu Haud ; Das Schreien des Kindes , wenn es mehr Nahrung bedarf als ihre Bruſt ihm zu reichen vermag , macht die Beredjam feit der
bettelnben Mutter unwiderſtehlich, und ſein Ládhelii macht ſie taub gegen alle plumpe Bemerkungen , gleichgültig gegen höhniſches Ndjelzucken und
vorwurfsvolle Blide. Sie iſt Mutter und — glüdlid. Aber ſie iſt zugleich Weib und voll Sehnſudit: Den Mann der furzen Che findet jie nicht wieder ; aber es treiben ſich viele Zigeuner auf der Landſtraße
umher , großprahlende Burſche, in ihren Augen liebenswürdig, Giner .
von ihnen wird ihr Vertrauter !, und wenn der Erſtgeborne an ihrer Hand den Weg daher gehen kann , hat ſie idon das zweite Kind auf dem Nucten ; einige Jahre weiter ſchon ein alter Schriftſteller hat
wegen des Reichthums der Zigeunerin an Kindern ſie mit einer Henne inmitten eines großen Haufene Küchlein vergliden (gallina pullis stipata) – einige Jahre weiter , und ſie hat einen ganzen Sdwarm zu
man hörte den ganzen Abend ein zur Bande gehörendes altes Weib worteten einige der andern: „ D , die alte Mutter weiß , daß ſie nun
manns, folgende abſcheuliche Geſchichten: „lm die Mitte des vorigen Jahrhunderts haben Zigeuner in Solſtein eine ſehr alte frau lebendig
begraben an einer Stelle, ' tie nodig heutzutage der Zigeuneřader heißt ; tasſelbe geſchah , nach der Nusrage von Augenzeugen , bei der Stadt !
Aflens auf der Inſel Fühnert. Die Zigeuner ſollen dabei den Austrud
ernähren. Aber da ſieht man ſie denn aud die rajiloſeſte Thätigfeit
gebraucht haben : „ Den Leib in die Erde ! Die Welt iſt ſchlimm gegen
entwickeln ; ſie brandert von dem einen Ende des Cardes zum andern
bid Derſelbe Berfaſſer erzählt im Zuſammenhang hiermit , daß dich ." als im Jahre 1835 der „ König “ der engliſchen Zigeuner ſtarb , fein
und bettelt und wahrſagt, fliehlt und lügt und hert mit einer Fertigs
keit, die beinahe das Glüd verdient, das ſie genießt. „ Aber es iſt ja aud die Liebe der Henne, tes Thiers zu ſeinen Jungen ; es iſt keine
Weib inſtändigſt verlangt habe, mit ihm lebendig begraben zu werden .
menjalice Zärtlicfeit , die wir hier bewundern und achten fönneni,“
Wer fann es mit Gewißheit in Abrede ſtellen, daß dieſe indiſche Sitte, von dieſem in jeder Beziehung ſo merfwürdigen Volf beobachtet worden
werden niande deufen . Aber das Weib , das ſo bei Sturm und lins weiter ihr Kind auf der Lantſtraße, erſt unter dem Herzen, dann auf
ſer ? Ein norivegiſcher Zigennec erzählte mir ja aud von einem ab: gelebten Greiſe , ter nach der Vater Weije“ ſelbft ſein Leben endete.
Dem Rücken getragen, ſollte es nicht das Kind ihrer Schmerzen lieben ? Sie, die, um ſeinen Hunger zu fillen, Hartherzigfeit und Verachtung Iros bot , eine unüberſehbare Summe von Betrügereien und Lügen ,
Aber die Barbarei , daß Kinder ihre alten Eltern umbringen ſollten,
um von den Befdswerben frei zu ſeyn, tie ihre Pflege ihnen veranlaſſen könnte, hat ganz gewiß nicht ſtattgefunden. In dieſer Bezichung wird
von faliden Giten und gräulichen Berwünſdungen auf ihr Haupt jams melte, jollte ſie den Gegenſtand ſo großer Opfer nicht lieben ? Sie, die keinen freundlichen Blid ſah , außer in dem Auge ihres Kindes , fein
Glauben ſchenfen. Man kann ja auch rund uniher im Lande die merf:
trautes, liebevolles Wort körte als aus ſeinem einfältigen Munde, fie
von den Jungen unterſüßt und gepflegt werden auf ihren anunters
die nienialo Frieden foſtete als in dem Aublic der Unfdulb ihres Kins des ' man nenne mir eine Mutter, die alle Naturgeſeße zwingen, ſo
Matronen , die nodi vollſtändige Herrſchaft ausüben über die Bande,
gewiß jeder mit Bergnügen dem entſchiedenen Widerſpruch der Zigeuner würdigſten Beiſpiele ſehen von der Aufmerkſamfeit, mit der die Alten brochenen , bedwerlichen Reiſen ; ja es gibt neunzigjährige Greiſe und
zu lieben wie fie lieben muß, fe, ich will nicht ſagen,ſtille ind fromm , welde nach ihnen benannt wird, ihre Wanderungen und Unternehmuna gen beſtimmt u . f. 10. Dahingegen kann es ſich wohl ereignen , und
aber jo gewaltig, fo leibenſdaftlid ! Die Henne läßt ihre Jungen laus fen , wenn ſie halb herangewadſen find ; aber die Zigeunerin ?, Woh!
das haben Zigeuner mir ſelbſt geſtanden, daß, wenn ein Mitglied einer
züđtigt ihre plumpe Hand die Kinder häuſiger als ſie ſie ſtreichelt; aber
Bante bei ſchlechtem Wetter unbefannt in einer oben Feldgegend, oder
verſucht es , Gind von ihr zu nehmen und es in eine Rettung& anſtalt zu bringen, und ſie wird erſt ſich wie eine Rajende gebärden und dann
an Afferdid wäche in einer Gebirgehütte ſtirbt, die Hinterbliebenen 18 vorziehen die Leiche an Ort und Stelle zu begraben , ſtatt ſie in ein
mit ihren Ränken und Schliớen das Haus umſowärmen, und dem Kinte etwas, Dorte binebautragen und einundGrab in geweihterGrbe das ſo leicht Prediger fönntezu verlangen,
ein myſliſches Wort ins Dhr raunen, das Haß athniet gegen ſeine jrema
gen anzuſtellen, vor deren Ausfall Zigeuner fiets in furdit ja ſd weben
ben Wohlthäter , , und ſie wird ſich überglüdlich fühlen , wenn ſie eine
Irſade haben.
Gelegenheit findet , mit ihm in die wilte Ginote zu entfliehen. Die Genne läßt ihre Jungen laufen ;, aber wenn die Jungen und Mädchen
der Zigeunerin groß werben, dann gehen ſie oft von ihr, um jeder auf
ſeinem Wege ſein Lebensziel zu erreichen. Sie ſelbſt iſt dann alt und
ka :
( Fortſesung folgt.)
Geoffroy für den Aipyornis maximus. Dieſen Namen hatworunter Gier von mehr als 1 Fuß länge -- in Madagascar aufgefunden wurden .Pro:
ungeheuren Vogel vorgeldlageri, beſſen leberreſte
idwach ; ſie fönnte der Ruhe bedürfen und fönnte vielleicht an der einen
feſſor Dwen bemerkte in einer Vorleſung in der zoologiſchen Geſellichaft
oder andern Stelle die gewöhnliche Ruhe in einem Armenfift finden ; aber nie ſah ma :r ſie raſlloſer eilen, wie eben jeßt ; immer bettelnd und
zu London am 27 Januar ,'daß die erhaltenen Anoden des Nipyornis
herend wandert fie umher, und fragt und ferſt nach ihren Kindern
hiedenes Genue anzeigten. (Liter. Gaz. 31 3anuar.)
ungefähr gleich groß leyen mit denen des Din is giganteus aus Neu : ſeelaud , aber nicht bloß eine verſchiedene Art , ſondern ein ganz vers
Verlag ber 3. G. Cotta' den Budhandlung. - Verantwortlicher Nebacteur Dr. Gb. Wibenmann.
S
Das Ausla n d . Ein Tagblatt für
igen und chen Lebens der Völker . kunde des geiſt geiſtigen und Attli fittlichen 13 Februar 1852.
Nr. 38. Das Neuefte über die Wilquellen.
recher am ſüdlichen Horizont eine hohe Bergferte, deren Umriſſe Durch den nebeligen Zuſtand der Atmoſphäre faum zu unterſcheis Der
(Nade Dr. Ch. Befe's : Summary of recent Nilotic Discovery .); Die Nilquellen , dieſer ſo oft beſprochene Gegenftand, bietet iminer neuen Reiz, und dieſer erhöht ſich jeßt mit der Ausſicht,
den waren, und die etwa unter 3° N. B. liegen mögen .
daß wir dem Ziel, der Entdedung derſelben , ſchon ſehr nahe ges rüdt ſind, daß vielleicht nur noch wenige Jahre vergeben , ehe wir
von 200 Metree mit einer Tiefe von 2 bis 3 Metree ; bieß bes weiêt unwiderſprechlid , daß der Strom ſchon aus einer ziem
Nit war, an der Stelle bie mobin Dr. Knoblecher vorbrang, noch ein bedeutender Strom ron einer burdichnittlichen Breite
mit Beſtimmtheit die Quelle angeben können. Dr. Befe, der ſelbſtlichen Entfernung , wahrſcheinlich von jenſeits des Aequators, fom in Abyſſinien war, hat fich ſeit vielen Jahren durch Zuſammens
ſtellung und Vergleichung der Nachrichten ein Verbienft erworben, und wurde durch ſeinen bekannten Streit mit Abbadie immer weiter geführt; die auffallend fabelhaften Angaben bed legtern über die
men muß, um eine ſolche Waſſermanie fammeln zu können. Dr. Rnobledher wurde in der Anficht, daß die Nilquelle jenſeite des Aequators liege, durch den Umſtand beſtärkt, daß der Strom am 16 Januar im Steigen war, was er als eine Folge der
Nilquellen haben wiederholt die Kritik Dr. Befe’s hervorgerufen,
Regenzeit betrachtete, die in den viel weiter ſübwärts gelegenen
und obwohl er ihn in dieſer kleinen, nur einen halben Bogen großen Schrift, die aus dem Philoſophical Magazine beſonders abgebrucft iſt, gar nicht nennt, ſo werben toch die Angaben Abs
Gegenben eingetreten war."
Während man nun von Norben her bis auf beinahe 4° N. V. vorgedrungen, und die Erfundigungen über die Quelle des
Den Hauptinhalt ber
Fluſſed immer noch auf Güten hinweiſen , hat man fich derſelbert
em zuſammen . wir in kleinen nd Oſtafri ka’sfolgend beſteht nicht, wie man allgemein Tafellafaffen DasSchrift
auch von Süben her gleichfalls genåbert . Die Miffionäre Rebo maun und Krapf haben eine Niederlaſſung zu Rabba Mpia in der
badie'8 ſchon von ſelbft baburch beſeitigt.
glaubte, aus einer Reihe von Terraſſen , die ſich über einander
Nähe von Mombas, etwa in 40 S. B. , gegründet , und ſind bes
te , gegen erheben, derenwäre, niedrigſ rotheb Meer hin,wechdie. von flyr Hochlan iſt eindas ſondern Gnarea höchſte in und jenter Oberfläche und ſeine größte Erhebung iſt an der See's
kūfte, von wo ihre Höhe allmählich weſtwärts gegen Bas Nilthal
kanntlich von hier aus ins Junere und zwar hauptſächlich gegen Nordweſten gebrungen. Im October 1847 fam Rebmann bis nach Teita, „ein Land, deſſen Berge ſo hoch aus den fie um gebenden måchtigen Ebenen fich erheben , daß man von einigen
von der über die Strom zweite bis und 1841 Jahren abfällt. d In onenfuhr ſteten1840 Nil-Grpebiti auêgerü Ali den dieſen Mebeme
Anhöhen in der Nähe von Rabbai Mpia fie in einer Entfernung von 90 (engl.) Meilen ſeben fanr..“ Im April 1848 kam er nach
5° N. B. hinauſ , und fand, daß era unter 9° 20' zwei Flüſſe in ihn einmünden , der Rielaf oder Babr el Ghazal von Weſten her,
dem noch höher gelegenen Lanbe Djagga, wo er in einer Ento fernung von mehr als 100 geogr. ' Meilen von der Küſte, etwa in weſtnordweſtlicher Richtung von Mombas die merkwürbige
Lauf Derdieſer Oſten von Fabeldy und vonnnt der Sobat ted erſtern iſt nochober ganzFluß unbeka , unb Hr . Gh . Befeher.glaubt, flug ley der Nil Herodote und anderer Schriffteller vor Ptolemäue. Der Sobat iſt der Unterlauf des Gobicheb , tes Hauptſtrome in Raffa, der in ſeinem Dberlauf die Gerräſier ter weiten , ickt von Galaftanımen berrohnten Hochlante Sübabyfiniend aufnimmt .
Die zweite Nilerpedition gelangte bis 4' 42' 42" N. B., Dr. Knoblecher, der päpſtliche Generalvicar in Centralafrita , der int
Ontbedung bes mit ewigem Schnee bebecten Berge& Kilimande jaro mayte. Man hat in Europa das Dajeyn dieſes Berges beſtritten , aber auf folgenden Reiſen haben Ør. Rebmann und Dr. Krapf fich von der Richtigkeit der Thatſache überzeugt, und man fann ihr Zeugniß nicht mehr in Abrede ſtellen, wenn man ſie nicht geradezu ter lüge zeiben will. Von Djagga hatte Hr. Rebmann Nachricht über das Land Uniainezi - ober Monomoezi ?, wie die ältern Portugieren , von tenen c8 zuerſt erwähnt wirb, fchrieben - erhalten, bad bebeu . ---
en HH. nd,naub Januar mit e zwei überwa ror pebitionären D'Ar ſich die en 1850 , beibiederSchnell NilerMiffion die zweit welch
tend weiter landeinwärt8 liegen ſollte. Gegen Ende des Jahres
ſah den Nil in ſüdweſtlicher Richtung fich fortziehen, bis er zwis
1848 ging er wieder nach Djagga, um ſich zu vergewiſſern , ob e8 möglich ſey Uniamezi zu erreichen. Da der König von Diagga ihn ſeines Beiſtantes verficherte , ſo ging er nach der Küſte zu
Then zirei Bergen, Rego und Kibi , rerſchwand; die freien Neger, die legten Eingebornen, die er traf, verſicherten ihn , daß jene jeite dieſer Berge ber Fluß gerade von Süben fomme. Von dem boben Berge aud, auf dem er ſtand, bemerfte Dr. Knobs
lichen engliſchen Meilen 674 , auf deu Grad fominen . 2 Moesi oder Mefi foll „ Mond" bedeuten .
und Werne befanden , Halt gemacht hatte, fuhr ben Bahr el Abiad bie 4° 9. N. B. hinaui; hier beſtieg er einen Verg und
· Von denen 60 auf einen Grad geben, während von den gewöhna
150 rück, und brach am 3. April 1649 abermals ins Innere auf, in
der Abficht, wo möglich bis zu dem großen Sce in Uniamezi zu gelangen , von dem er in Djagga gehört, und deſſen Name Ujams biro leon Tollte, wonach es wahridheinlich ber Zambre-See ter altern portugieſiſchen Karten iſt. Durch die Habſucht tee Könige
wurde Hr. Rebmann an der Weiterreiſe gehindert, und nun unternahm Dr. Rrapi jelbſt in den Monaten Norember und December 1849 die Reiſe nad Ufambani, cinen
nördlich von
Diagga gelegenen Lande. Dieſe Reiſe wird auf der im Church Miſſionary Intelligencer (Sept. 1850) herauegegebenen Karte auf 240 geogr. (= 60 Deutiche) Meilen in gerater Linie norb. weſtlich von Mombas berechnet.
Am äußerſten Punft ſeiner
Reiſe überichritt Dr. Krapf den Fluß Abi, den er für den Obers lauf des Sabafi hält, welcher hart bei Melinda in den indiſchen Ocean auêmünbet. Die abſolute Höhe des Flugbette iſt nidt angegeben , fie muß aber bebeutend ſeyn, da der Fluß von bier
an über 200 geogr. Meilen meit durch gebirgiges land läuft, che er den Ocean erreicht. Von dem Thale des Adi ſtieg Dr. Krapf noch etwa 1800' hoch aufwärts nach der Ebene von Vata. Ueber dieſe Ebene jagt er : „wir hatten hier einen majeſtätiſchen
Anblic rings umher ; wir jahen den Schlangenlauf des Abi gegen Weſten und Nordweſten , und öſtlich erblickten wir die Berge von Mubumoni, welche das Galla-land von Ulfambani ideiben ; gegen Norben lag tas eigentliche ufambani vor und. Wäre ich ein bloßer Reiſender geweſen, der geographiſche Zwecke vcrfolgt, ſo hätte ich mich durch meinen Standpunft auf der Ebene von Vata reichlich belohnt erachtet für die auf der Reiſe
denn aus dem See ſelbſt fommen, den man nach Dr. Krapfs beſtimmter Erflärung nicht mit dem See Nyaiſt
ober Nyaſſa ,
wie Krapf idreibt verwechſeln barf. D'Arnaud befand ſich auf dem ſüdlidyſten Punkte ſeiner Reiſe (4° 42' 42° N. P.) unter 31° 38' D. L. v. Gr .
Wenn Dr.
Knoblecher, der bis 4°9 ' 9. B. vorbrang, ſich ungefähr unter derſelben Länge befand, ſo haben wir zwiſchen dieſem Punkt und dem Renia eine Strecke von 370 geogr. M. in der Richtung S. 33° D, während von demſelben Punkte nach dem Norbende tes Sees in liniamezi die Entfernung 360 geogr. M. in der Rids tung S. 250 W beträgt. Innerhalb dieſer Grängen fönnen wir
alſo vernünftiger Weiſe das Südenbe bes Nilbaſſing anſeßen, und e8 iſt gar nicht unmöglich, daß der Kenia der hohe ganz weiße Berg“ iſt, von weldem Baron von Müller aus dem Munde eines Gingebornen von Bari hörte, der viel gegen Süten gereiêt jern joll und die Quelle des Bahr el Abiad in dem weißen Bergen
geſehen haben will. Bei dem jegigen Zuſtande unſerer Kenntniſſe kann man nas türlich Namen und Lagen nicht genau nachweiſen , denn es iſt höchſt wahridheinlid ), daß in der Alpengegend, zu welcher ter Kilimanjaro unb Kenia gehören, andere Schneegipfel von mins deſtens gleider Höhe werben entdeckt werden. Sollte es ſich auch ergeben , tag einer der Quellflüſſe des Nil, wie Dr. Krapf vers
muthet, am Nordabbang des Kenia entſpringt, ſo kann man ſiber jeun , daß andere Duelflüſſe in andern weiter gegen Weſten lies
genden Bergen entſpringen . Sebenfalls muß in dieſer Alpengegend
Probleme wurten auf der Höhe ron Vata augenblicklich gelobt." Daraus ergibt ſid , daß Dr. Krapf eine Höhe ron mehrern Taus
das Südente des Nilbaſſine liegen, und wir ſind alſo auf eine Weije, tie im allgemeinen mit den Angaben von Ptolemäuß übera einſtimmt, zur Löſung des größten Probleme der Geographie , der Entdeckung der geheimniſvollen Quellen des Rieſenſtroms
rend Fuß erreicht haben mußte, ſelbſt wenn er noch nicht auf
vo: Afrika, des größten Stroms der alten Welt, gefommen .
ausgeſtandenen Mühen, denn eine große Anzahl geographiſcher
die Hochfläche des Jajellantes son Dftafrifa gelangt mar.
Beiträge zur Sittenkunde der Wordafrikaner.
lInter den geographiſchen Ergebniſſen dieſer Reiie iſt eineê
Der bebeutendſten die Entdeckung eines zweiten Schneeberge, Nas mens Kenia, ron größerem Umfang , wo nicht ron bebeutenderer Hohe als der Kilimandjaro ; Dr. Krapf beidhreibt ihn auf fols gende Weiſe : „Da der Himmel flar war, ſo hatte ich ten vollen Anblict des Schneeberge. Er zeigte ſich wie eine rieſenhafte Mauer, auf deren Höhe ich zwei ungebeure Thürme oder Hör. ner, wie man ſie nennen möchte, bemerfte. Dieſe Hörner oder Thürme, welche in geringer Entfernung ron einander ſteben,
geben dem Berge ein großes majeſtätiſches Anſehen. Der Kilimandjaro in Djagga hat einen fuppelartigen Gipfel, aber der Kenia hat die Form eine rieſenhaften Daches, über das ſeine beiden Hörner gleich zwei mächtigen Pfeilern hervorragen, welche, wie ich nicht zweijle, ron den Berohnern der Länder, die unter den erſten Graden nördlider Breite liegen, geichen werden. Noch minder
zweifle ich, daß dic Wañermaſſe, welche von dem Kenia gegen Norten abfließt, nadı dem Paiſin des weißen Nils ſtrömt. " Obgleich dieſer Schluß auf einer bloßen Vermuthung berubt, ſo cheint er bei näherer Beachtung dod) auf ſichern Grundlagen zu fußen , und es iſt kaum zu bezweifeln , daß wir turc dieſe Entdeckungen zu einer annähernden Schägung der Sübgränzen del Nila baffino gelangen . 31 Hrn . Rebmanns bereits erwähnter Karte liegt der Renia unter 10 S. B. und 350 10' D L. (v. Gr.) 320 geogr. M. N. 550 2. von Mombas, während die Nordgränge deß gros
( Fortſebung .)
2.
Reiſeabenteuer meiner Gefährtent . - Der Meuchel:
mörder, Sturz eines Maulthiers und ſeine Folgen. Das Haus ohne Dach . – Ueb' immer Treu und Reds
lidhkeit. Nachtlager bei Ali-Meſíaud ; Jndiscretion des Gascognere. - Das vor Schreden geſtorbene Wild:
fchweint. - Fehlgeſchlagene Hoffnungen . Mein Gascogner war äußerſt übel gelaunt. So gehe ee , jagte er, wenn man jemand allein in der Geſellſchaft eines Kina
des und eines dummen Kabylen reijen laſſe.
Idy bedeutete ihnı
treden , daß dieſer jemand wenigſtens vor mir voraus gehabt
habe, mit dem mitgeführten Proviant ſeinen Hunger ſtillen , und mit meinen zwei guten Burnuſſen ſich gegen den Regen jugen zu fönnen ; baß er ſich aus eigenem Antrieb meinem Zug ald
Liebhaber angeſchloſſen, und fich folglich den von einer in dieſer Jahreszeit unternommenen Reiſe unzertrennlichen Unannehmlid . feiten unterwerfen müſſe. Hierauf nahi er maulend ſeine Flinte
und ging dem naben Walbe zu, was mir ſehr erwünſcht war , da ich vor Begierde brannte, von Thomas den eigentlichen Her. gang der Dinge zu erfahren.
Während ich nach dem Bauje zurüdgegangen war, hatten The unjerer Verabredung gemäß ihren Weg fortgelegt, unb er
Ben Sees in Uniamezi auf derſelben Karte nad Muthmaßungen
reid ten bald den über den Berg führenden Maulthierprab. lins terwege machten Thomas unb Ben - Amira nähere Befanntſchaft,
unter 1 ° 20' S. unb 290 D. L. , 650 geogr. M. N. 750 W. von Mombas, angegeben iſt. Ueber dieſe beiden Punkte hinauis fann
Lepterer erzählte ganz unbefangen , daß er eines Mordes wegen , Den er an einem ſeiner Nachbarn verübt, ſeine Heimath habe
Das Stromgebiet des Nils unmöglich reichen , der Strom müßte
verlaſſen müſſen, und daß er ſich deßregen mit allen ſeinen Uns
151
gehörigen auf bad franzöftiche Gebiet geflüchtet habe, um der jonſt unvermeidlichen Blutrache zu entgeben. Die Sache fey ganz unicultig zugegangen : er habe im Walbe einen ſchönen, wilden Dlivenbaum gefunten und eble Olivenreiſer tarauf gepfropft ; daturd icy terſelbe, nach Landes Brauch und Sitte, ſein Eigenthum gerorden ; allein ſein Nachbar habe behauptet, dieſen Baum chon vor ihm gelaunt zu haben, und als er tenſelben eines Morgens angetroffen , wie er eben daran war die Pfropfreijer davon abzureißen , io habe er ihn, rom Zorn überwältigt, wie einen Sperling berabgeichoffen .
Da er nun eine früher ebens
falle in der Uebereilung begangenen Mordes halber ſeine ganze Habe der Familie tes Erſchlagenen habe überlaſſen müſſen , ſo wäre er biegmal außer Stand gereien, bie Dia ( Butpreis ) zu entrichten , und habe deßhalb mit ſeiner ganzen Familie nächtliderteile Quéranbern müſſen . linjerm Gascogner, der feine brei Worte arabiſch verſtand
Soon
Gepäct Schildwache igen mußte. Endlich war alles wieder in ter Ordnung , und der vorſichtige Gascogner mußte fich jeßt doch bequement, den früher beſprochenen Umweg durchs Thal und durch das verdådytige Mordgebüſch zu1 rehmen. Es ſcheint aber, daß der gräuliche Ben - Amira gerade bei guter Laune geweſeir ſeyn müſſe, tenn er brachte niemand um , und die Reiſegeſell idhaft gelangte balb auf den Gipfel des Bergee, wo ſie mein Papier an den Web.Sabon verwice. Als ſie mich daſelbſt nicht
fanden, ſchlug Ben -Amira vor, bei dem Ufaf der Guerbel, der mit ihm verwandt jev, zu übernadsten. Thomas, ber meinet wegen in der größten Unruhe war, hatte vergebens auf die Weiterreiſe gedrungen , ter Kabyle zog aber einen einfachen Kuskuſu in der Nähe einem gebratenen Lamm in der Ferne
bor ; der Gascogner war ſeinerſeits froh der Nothwendigfeit einer nächtlichen Fahrt mit dem gefürchteten Meuchelmörber enthoben zu ſeyn, und die Mehrheit der Stimmen gab den Ausſchlag.
und ſich von Thomas die jüngſten Erlebniſſe Ben-Amira's über-
Bei dem Ufaf fanben ſie die beſte Aufnahme und Bewir.
jeßen ließ, ward es ſehr unheimlich zu Mutle: es jeg abſcheus
thung, und obgleich unſer Gascogner unterwegs vier Mahlzeiten
lich, ſagte er, daß man ſolche Sdufte mit Feuergewebr im Lande
herumziehen laſſe, die Scheicha ſolten von der Regierung dafür
gehalten hatte, ftand er doch nicht an fich zu einer fünften zu bequemen , wobet er noch ſchließlich Ihomas zu bereden ſuchte ,
verantwortlich gemacht werden u. ſ. w.; wenn er es früher gee wußt hatte, jo ſåtte er nicht geduldet, daß dieſer Serl, dem die
zu nehmen, und legtere, hinſichtlich der Bezahlung, auf mich,
Mortluft aus den Augen heraubblics, eine Flinte mit fich fülre. Ben -Amira, der nicht wußte, mad er aus dem heftigen Micnens ipiel des Gadcognere machen ſollte, fincte reinen breiten Munt,
um Thonas gleidmüthig zu fragen : „ Aich galef ?" (ras ſagt er ?) tieſer antwortete ihm, daß die Sprache daron jey fidy zu eilen , damit ſein Herr oben auf dem Berge nicht zu lange wars
Butter und Honig zum Nachtiſch bei den Haueleuten auf Credit
den neuen Bewohner des Demb-Safjaf, ber ja in der ganzen Gegend bekannt ſe, zu verweiſen : Thomas blieb aber unerbitts lid) und der Lüſterne mußte für dieſmal ohne Deſſert ſchlafen geben. Am folgenden Morgen brachen ſie zeitig auf und erreich ten, ohne weitere Gefährbe, ben Demd- Sariaf, wo ſie fich cinſt weilen bei Ali -Ben-Meſjaub einquartirten , ba unſer fünftiges
ien mūſje.
Wohnbaus zwar fir und fertig, aber noch bes weſentlichſten, bes
Jept waren ſie an einen Ort gefommen, wo ein großer Theil des Wegel , vom Regen aufgeweicht, in den unten vors uberfließenden Bach geſtürzt war. Das vorbere der drei hinter.
Daches, gewärtig war.
einander hergehenden Maulthiere hatte vorſichtig die rertächtige
( Fortſebung folgt .)
Die Bigeuner in Uorwegen.
Stelle mit den Vorberhufen unterſucht, und reigerte ſich jeßt beſtimmt fürbaß zu geben . Ben - Amira ſchlug vor in das Thal finabzuſteigen, um die gefährliche Strede zu umgehen, was Thos me ichr zredmäßig unb vernünftig fand. Der Heldenmüthige Ga @ cogner aber rriberſegte ſich dieſem Vorlaben aus allen Kräften . Der abideuliche Menſch", ſagte er, „will uns ind Gebüſch locfen,
unſern Feløthälern wohnt, aber deßhalb auch treuherzig , gottesfürchtig,
Wer weiß rag er rorhat ! Man kann mit dieſen Dieben nicht
dienſwillig; ex find Menſchen mit viel natürlicher Gutmüthigkeit und
genug auf ſeiner Hut ſeyn ." Hiermit fing er an auf das arme Maultbier lofzuidlagen ; dieſes that einen Sprung lorrarte,
chriſtlicher Treue, und der Glaube hat gut in ihrem ernſten Sinn reifen fönnen. Der einſame Hüttenbewohner in dem entlegenen, verborgenen Thale verſchließt nicht leicht ſeine Thür ſelbſt vor den herumirrenden Zigeunern , die das Unwetter nöthigt , unter ſeinem Dadi Schuß und
Der ledere Boben mich unter ſeinen Hufen und es follerte mit ſeiner ganzen Latung in den Bach hinab, wo das Waſſer über jeinen Kopf zuſammenichlug. Thomad und Ben-Amira ſprangen ihm nach, und während dieſer den Kopf des Thiere: frei machte, zerdhnitt jener die Strice, um die latung an das Ufer zu ziehen. Dal son ſeiner Laft befreite Ihier raffte ſich auf, erflimmte das jenjeitige Ufer unb galoppirte in vollem Lauf nach dem am öſtlichen Abhang des Dichebel- Alia liegenden Duar ſeines Herrn
zurüd. Das Beiſpiel iſt anſtecent. Statt die beiden andern Maulthiere zu halten , während ſeine Begleiter unten im Bach
beſchäftigt waren , rar der Gascogner unter beſtändigem : ah mon Dieu ! ah mon Dieu !, hin und her gerannt ; die Maul thiere machten terweile Kehrum und trabten bald luftig mit Sad
und Pad hinter ihrem flüchtigen Cameraden brein. Dieß war die Urſache der mir geſtern ſo unbegreiflichen Verſpätung. Ben Amira mugte nach dem Duar zurücfehren, um die Flüchtlinge
(Fortiebung .)
Statt jene håßliche Sage zu beſtätigen , will ich lieber aufmerkſam
machen auf die höchſt wunderbare Anhänglichfeit an die Familie und ihr Wanderleben, von der ſelbſt kleine Kinder dieſer Race oft auffallende
Beiſpiele geliefert haben. 68 iſt ein einfaches , armes Volf , das in
Unterfommen zu ſuchen, und oft zeigte man dort ein noch wirkſameres Mitleiden gegen Kinder dieſes Geſchlechts, die von Gott und Menſchen verlaſſen zu ſeyn ſchienen . In den verſdiedenſten Gegenden des Landes fann man erzählen hören, wie nicht bloß Prediger und andere Beaute, ſondern einfade, fromme Bauersleute ein ſolches fremtes Zigeunerfind zu fich nahmen, das ſich entweder von ſeiner Bande verirrt hatte, oder
dem die Mutter in ſeinem zarten Alter geſtorben war. Es liegt viel Intereſſantes darin, einen wilden Schößling zwiſchen den edlen Gewide ren eines Garten einzupflanzen, und ein umſomehr begründeteo Intereſſe iſt darauf verwandt worden, den fleinen Wilden zu zähmen, und ihn Sinn für Sittlich feit und Statigkeit beizubringen. Die lebhaftigkeit
und oft ſchelmiſche Luſtigfeit des Naturfindes hat den Nachbarn oft Spaß gemacht, und die gute Hoffnung der Pflegeeltern nicht geſchwächt. Aber wie iſt meiſtens der Ausfall dieſer Beſtrebungen geweſen ? 30h werde ein Beiſpiel erzählen, das im Weſentlichen auf alle die Berſuđe dieſer Art , die ich fenne , paßt.
wieder zurüdzubringen, während Ihoina8 mit ſeinem beſonnenen
Im Zuchthauſe zu Drontheim ließ ich mir von einem jungen, leb:
Gefährten drei ganze Stunden lang bei dem zurückgebliebenen
haften Zigeuner ſeinen ganzen Lebenslauf erzählen, und aus den Pro:
152
Coron
tofollen des Zuchthauſes und ſpåter burd Geſpräche mit Nachbarn des
hat unſer Volf zu einer ähnlichen Anſchauung gebradt . Ein aligemein
Kofes , wo er erzogen war, erhielt ich eine genaue Beſtätigung feiner Erzählung. Im Nordenfieldſchen lebte ein Weib mit dem Namen Nordlants -Maria ; fie hatte viele Söhne und Töchter, und muß unter
gebräuchliches Sprüchwort ſagt von ihnen : „ Sie ſind wie die jungen wil : den Gänſe ; während des Sommers gehen ſie ganz zahm zwiſchen andern
den Zigeunern ſehr berühmt geweſen ſein , da aud viele andere ed für
wilder Gänſe vorüber , da ziehen ſie mit davoni ."
Gänſen auf der Hofjielle des Bauern ; fliegt aber im Herbſt ein Zug
eine Ehre anſahen, von ihr abzuſtammen, und fich daher für ihre Kin: der ausgaben. Jener Zigeuner war ein wirflicher Sohi dieſes Weibed.
Aber ſo ſchmerzlich ein ſolcher Anblick iit, ein's folder Kiliter nach dem anderen, gleidſam von einem unwiderſtehlichen Hang getrieben , die Stätte verlaſſen zu ſehen , die ihnen die Segnungen der Bildung und Sittlichkeit bereiten wollte, während fie fich in ein Leben hineinſtürzen,
Die Mutter ward gefänglid eingezogen und ins Zuchthaus zu Dronts
!
heim gebracht, wo fie farb, und der Knabe, der noch fein Jahr alt war, ward auf Veranſtaltung der Armencommiſſion im Kirchſpiel Dertebal
deſſen Verſuçungen und Verführungen fie ganz gewiß balt ins Ver: derben führen, ſo liegt ded; auch etwas ſehr Bemerfenswerthes in dieſen
einer Bauerfamilie zur Erziehung übergeben. Hier wuchs er heran und warb, nach ſeiner eigenen Auojage, von ſeinen Pflegeeltern wie ihr
Zug. Wag fönnte man von dem Geſchlecht ſagen , deren Mitglieder
eigenes Kind behandelt. Allerdings war er ziemlich wild und die Nach: bardweiber machten ſich oft luſtig über der Pflegemutter guten Glauben
dem Menſchen , der nicht gewiſſe Sympathien für die Familie, das Volt
hinſichtlich des „ Martin Zigeunerbub " und fragten ſie , ob ſie jemals
hegte, unter dem die Natur ihn geboren werden ließ, der in der glück:
gehört habe, daß eo thunlich ſey „ von einer Wölfin einen Haushund zu
lidheren Lage , in die die Güte anderer Dienſchen ihn gebracht haben,
ziehen ;" aber der Junge war gutmüthig und pfiffig und hatte gute Anlagen , und die gute Pflegemutter hoffte getroſt, „ daß man es wohl
gleichgültig geworden wäre gegen das Glend , die veracitliche Stellung, in der ſeine weniger glüdlichen Anverwandten, ſeine Eltern und Geſchwiſter aud ferner ihre Tuge hinleben müſſen ? Man nehme den menſchlichen Herzen die Liebe zur Familie, das Gefühl für Verwandtſchaft, das Nationalbewußtſeyn, und es iſt ſeiner ſchönſten Zierden beraubt. Daher vertheidigt auch der berühinte Pritchard in ſeinem Budy „ the history of man “ die Buſchmänner und jettentotten im ſüdlichen Afrifa, denen
nicht durd ein Band gegenſeitiger Zuneigung verbunden würden , von
noch ſehen werde, wie aus Martin ein tüchtiger Kerl werde.“ Martin ward confirmirt mit einem guten Zeugniß für ſeine Kenntniſſe im Chriſtenthum , und die Pflegemutter feste die beſte Hoffnung auf ihn als er ſie dann verließ, um als Dienftknecht auf einem andern Gehöfte ſein Unterfommen zu finden. Gin halbes Jahr lang ging es auch ganz gut ; aber eines Abends - er war wegen eines Verſehens von ſeinem
Brodherrn , gewiß nicht ungerechter Weiſe , zurecht geſeßt worden ging er auf und davon, wanderte die ganze Nacht, und kam am Mor: gen zu einer alten Frau, die dem Hungrigen Speiſe gab, und der er,
auf die Frage , wohin er gehe , antwortete : „ Wohin die große Zehe weist.“ Die hiermit ausgeſprochene Marime befolgte er ſpáter beſtandig. Erft traf er auf der Landſtraße einen älteren Bruder, einen renommirten Zigeuner, der ihn jedoch nicht lange in ſeiner Bande dulden wollte, da er „nichts gelernt habe. Dann fam er „in die Lehre“ bei einem alten Schornſteinfeger, und trieb ſich hernach auf eigene Hand im Lande um :
her mit einem Kräßer nnd Beſen . Ein ſehr renommirter alter Zigeuner weihte ihn in die etwas mehr angeſehene Kunſt ein , Defen zu pußen, und nun war ſein Zuſtand bedeutend verbeſſert. Aber nody ward er
von den übrigen ſeines Geſchlechte immer nur als ein ſogenannter „ Kleinwanderer “ betrachtet. Daher ging er ein Contractsverhältniß mit dem „ ſchwediſchen Prior, “ einem alten Zigeuner ein, der ihn die Myfte: rien der Vieharzneifunde lehren ſollte, wogegen er den Alten auf die Jahr.
märkte begleiten , ihm bei Schlägereien beiſtehen ſollte u . ſ. w. Hier „ lernte er vieles ," namentlich auch Rommani , und mit Hülfe ſeines Patrons fam er nach überſtandener Lehrzeit in Beſiß eines Paſſed alo Pferdedoctor und war ſomit in die Kaſte der „ Großwanderer “ aufgerudt. In einem Wirthshauſe traf er einen Zigeuner mit zwei Töchtern ; er hörte, wie dieſe in der geheimen Zigeunerſpracje fid verabredeten , daß
das eine der Mädchen, unter der Masfe der Liebe, ihm fein Taſchenbuch ftehlen rolle; aber er zeigte ihnen , da
er alles verſtanden habe und
darauf endete die Geſchichte damit, daß er der Schwiegerſohn des Zigeu: ners und Beſiger des einen ſeiner Pferde ward. Von nun an durch:
Freifte er ganz Schweden und Norwegen, und ſein Leben war eine Reihe von immer tollfühneren Zigeunerſtreichen , benen felbft feine Beftrafung im Zuchthauſe von Dronthein fein Ende machte; denn er entſprang wohl
manche wegen ihrer allerdings ſehr rohen lebensart menſdlide Ver nunft und Anlagen abſprechen wollen , indem er ein einzelues Beiſpiel anführt : ein Maun aus dieſer Race war in ſeinem frühen Alter von den Engländern in der Capſtadt aufgenommen worden, man hatte ihni eine gute Erziehung gegeben und ihn lieb gewonnen , ſo daß ihu fogar eine vielverſprechende Zufunft berorſtand ; in Anlagen und Senntniſſen fonnte er ſich mit den Engländern der gebildeten Stände meſſen ; man cines idóneat erfannte ben Wilden nicht in ihm wieder , und doch Tages verließ er die civiliſirte Welt , in der er eingebürgert worden war , ſuchte reine verachteten Landsleute außerhalb der Gránzen der Colonie auf , fleitete ſich in Thierhäute wie ſie, und ward wieder ein Hottentott mit Leib und Seele. Wenn nun bei uns ein Zigeunerbub einen Bauerhof verläßt, auf dem er aufgewachſen, die bürgerliche Geſell: @aft verläßt , die ihm ein ruhiges und glüdliches Leben in Ausſicht
Riellte, um das Elend ſeiner Eltern oder Stammgenoſſen draußen auf der Landſtraße zu theilen, wer darf da ſagen, daß er nicht zum Theil durch ein unbewußtes Gefühl der Sehnſucht , ihre Lage kennen zu ler : nen , getrieben ward , und von den Wunſch die leiden derjenigen zu
theilen , die nach der Ordnung der Natur ihm die Nächſten ſind ? Soldhe
angenommene Zigeunerfinder müſſen eo fete von ihrer limgebung hören , daß ihre Eltern oder Stammgenoſſen ein verächtlidhes Leben führen ; aber iſt es nicht im Grunde ein edler Zug , wenn ein Sohn oder eine Tochter wenig geneigt find, fich von der Gottloſigfeit und den
verächtlichen Sitten ihrer Eltern überzeugen zu laſſen ? Könnte man in die Seele eines folchen Zigeunerbuben hineinſdauen , wenn er in der Stille und Dunkelheit der Nacht aus dem Hauſe ſeiner Pflegeeltern flieht, da würde man vielleicht finden, daß das Gefühl des Verdruſſes über höhnende Seußerungen über ſein Geſchlecht der nächſte Grund zu ſeinem Fall “ war. Die Nachbarsfrauen , die in der erwähnten Orgåb :
noch in derſelben Nacht, verſchaffte fich vermittelft eines Einbruchs in
lung „ Martin Zigeunerbub“ verhöhnten, mit den häßlichen Zweifeln an feiner Menſcennatur, waren vielleicht Sơuld daran , daß Diartin wie:
einem Bauerhof die nöthigen Kleider , faß dann am nächſten Morgen,
der Zigeuner ward .
einem Sonntag, als ein frommer Wanderer, in einer Bauernſtube, wo er fich die Gunſt der Leute gewann, da er das Erangelium des Tages aus einem Geſangbuch vorlas , bis plößlich der Gigenthümer des Hald. tuches, das er trug, eintrat, und ihn feſt nahın . So beſtätigte er die Behauptung jener Bauerfrauen, daß es nicht ſo leicht ſeyn werte, aus einem Wolfjungen einen Haushund zu machen . Schon der Perſer Firduſi ſagte : „ Von dem , was von Natur unrein iſt, darfit du nichts hoffen ; fein Waſchen wird den Later weiß
maden. “ Die Erfahrung an fo manchen ingerathenen Zigeunerlinbern Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
-
(odlub folgt.)
Frühere Plane des Prinzen Napoleon auf Centrals a merifa. Nach einer Mittheilung in der Liter. Gaz. vom 7 Februar ſol Prinz Napoleon geraume Zeit vor 1848 , als gar feine Ausſicht
vorhanden war, nach Franfreich zu gelangen, den Plan gehabt haben, ein Neid in Nicaragua zu gründen. Mangel an Geldmitteln hinderte die Ausführung, welche indeß wohl auch an den Vereinigten Staaten einen ernſten Gegner gefunden hatte.
Berantwortlicher Nedacteur Dr. & t . Wibenmann.
Das Ausland . Tagblatt
Ein
für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 14 Februar 1852 .
我 39. N'
des Gurbie, regte ſich an die Feuerſtelle, worin er verbrießlich
Landwirthſchaftlicher Betrieb am Cap.
berumſtörte, und ließ endlich ſeine Galle an den ſaumſeligen Ra.
ør. Alfreb Cole, aus beſſen „ Notes of a five years' residence in South Africa wir bereits die Schilderung Macomo's (f. N. 32)
mitgetheilt , außert ſich über die verſchiedenen landwirtſchaftlichen Beſchäftigungen bahin, daß Schafzucht, welche befanntlich in immer größern Flor fommt, fich am beſten rentire ; ſeinen ftatis ftiſchen Angaben zufolge werbe fich tas darauf verwendete Capi. tal bei ſorgſamer Pflege auf 20 bis 25 Procent rentiren.
Dars
bolen aué, bie, trop bes geſchärften Befehls des Kaib, unſern Gurbie noch nicht vollendet hatten . Ich erſuchte ihn ein wach . famed Auge auf unſer Gepäck zu baben , und begab mich bann
mit Thomas inach dem unterbrochenen Bau, wo ſich die Einwoh ner der Sriba (be8 Kabylenweilers) nach und nach einfanden. Auf meine Frage, warum ffe meine Wohnung nicht in der be .
um haben ſich auch ſo viele Leute in neuerer Zeit darauf gewor. fen und obne Capital angefangen , von dieſen aber ſind natürlid eine Menge zu Grunde gegangen ; indeß iſt nichtëbeſtoweniger die
ſtimmten Zeit fertig gemadyt hätten, brachten fte mancherlei fältige Entſchuldigungen vor, unter welchen diejenige, daß an dießſeitigen Geſtade des Kra's fein Rohr mehr zu finden ihrer Meinung nach, die geltenbfte ſeyn ſollte. Die Araber
Sdafzucht noch im Fortſchreiten . Der Betreibebau , auf ten tie engliſchen Coloniſten fid meiſtens werfen , iſt ſtarten Nachtheilen
feite des großen Rra'& fönnten auch etwas für mich thun, mein : ten fie, und bad benöthigte Rohr herbeiſchaffen , ich folle mich
ausgeſeßt , denn der Roſt zerſtört, wie die Kartoffelfrankheit, oft
darüber mit den Ulab-Melf verſtändigen u . ſ. w. Ich antwor
mehrere Jahre hintereinander die Ernte, und dieß hemmt den
tete ihnen aber furz und bündig, daß mich bieß alleß nichts an. gehe und daß der Kaib, den ich heute zu beſuchen gebächte, wohl Nath zu ſchaffen wiſſen würde. Damit fehrte ich ihnen den Rüden , fie ihren eigenen Reflerionen überlaſſend, die wahrſcheins lich bald darauf hinausliefen, zum böſen Spiel gute Miene zu
größern Kornbau bebeutend, obwohl der Capweizen für den ſchönſten in der Welt gilt. Rindviebzudt ift rortheilhaft, und dae Vich gebeiht vortrefflid ), aber die meiſten großen Viels züchter find Hollander . Die Englanber haben ein gerrified Vors
urtheil gegen dieſen landwirtſchaftlichen Betrieb, weil man ber Arbeiter gar nicht ſicher iſt, denn die Hottentotten ſind die laus nenhafteſten aller Dienſtboten .
Am Morgen nach dem Zahltag findet fidh ter Coloniſt manchmal , wenn er auffteht, röllig verlaſſen und allein, eine ſchlimme Lage, wenn man einige tauſend Schafe zu hüten und 4 bis 500 Külye hat, die gemolken rerden müſſen. Das Aue reißen geſchieht feineemege in Folge ſchlechter Behandlung, ichlech ter Nahrung oder übertriebener Anſtrengung. Die Urſachen find einfach das Behagen an der Veränderung, der Wunich fich einen
Feiertag zu machen und ſich ganz gemüthlich zu betrinfen . Die Flüchtlinge Toben häufig ten Herrn, den ſie verlaſſen haben, ichis den ihm auch wohl ihre Verwandte und Freunde zu , um die
ein dem ſets, jene
maden, denn einige Zeit darauf begann oben auf dem Hügel die
regſte Thätigfeit. Das erforderliche Material ward balb herbeis geſchafft; einige flochten Stricte que Grad und Baſt, andere ber feſtigten die Querſtangen des Daches, wieder andere langten Rohr hinauf kurz auf den Abend war der Bau vollendet. Freilich blieb mir noch mandhed für verſchiebenartige Vorrichtungen und Bequemlich feiten , für welche die hieſigen Kabylen wenig Sinn habert , z. B. bie Reinigung des mit Schllen und Asphobelen reichlich bewachſenen Fußbodene, die Herrichtung einer proviſoris den Thür unb bgl. zu thun übrig, id war aber feelenfroh nur
entlich ſo weit gefominen zu ſeyn, und erließ den fahrläffigen Bauleuten gern das übrige.
Schaden find darum nicht geringer. Darauid mag fich zum Theil
Unſer Freund Ali - Ben - Meſſaut hatte barauf gedrungen unſer Gepäck in dem Kebuſch ( frugähnlichen großen Fruchtbehals ter aus Letten ) unterzubringen , indem er vorgab, daß e8 bort
aud die Aufwanderung der Boeren erklären : vor er durften die
beffer aufgehoben fry ale in dem vorbern Theil des thürloſen
Hottentotren nicht entlaufen , weil ſie meiſt Sklaven waren , jept ſind ſie frei und laufen davon ; jo iſt ce der engliſchen Regies rung mit ihren Hottentottentruppen jeßt ebenfalls ergangen ,
Gurbie, eigentlid; aber war es nur um ſeine Neugierde zu be
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner.
auch die geheime Hoffnung, während des von einer ſolchen Dpe.
2. Reiſeabenteuer meiner Gefährten ? c.
ration unzertrennlichen Durdcinanter8 , im Irüben filden zu föns
leeren Stellen zu beſegen , aber die Verlegenheit und oft auch der
friebigen , ba bei der engen Mündung dieſes Behältero tas Defi nen unſerer Kiſten und Päcke und das Herausnehmen der barin befindlichen Gegenſtände unumgänglich war. Vielleicht legte er
nen .
Der umſichtige Shomas glaubte dadurch, daß er jetes ,
( Fortſepung.)
Jeft war unſer Jäger&mann von ſeinem Spaziergang zurüd gekommen , er hing ſeine Jagdtaſche an einen der Thürpfoſten
dem gefälligen Ali verabreichte Stück in ſeinen Taſchenfalender einſchrieb, jeder Veruntreuung vorzubeugen ; nicht beſtoweniger
154
Goran
fehlte eine blecherne Büchle, die zweihundert Vüchſenfugeln nebſt
Scuh tiefen Waſſergrabene, Poſto gefaßt, ich ſelbſt nabm mei
einer Auswahl von Angelhaden enthielt, beim Appel, und unſer
nen Stand einige hundert Schritte weiter oben . Jegt brach tas Wilbidhwein aus dem Dickicht hervor und nahm ſeinen Weg er warteter Maßen über das Bladyfeld, aber –o deg ſonderbaren
Gascogner, dem es jeßt erſt einfam , daß er ſeine Jagttaiche zu
nahe an dem Eingang aufgehängt hatte, ſuchte fluchend und ſchrorend, aber ohne Erfolg, nach ſeinem Pulverhorn , das ebenfalls eine fleine Drtøreränderung unternommen hatte. Da während
Anblides ! -- nicht mit gewöhnlicher ungeſlümmer Faſt, jondern gemeſſenen Strittes, von zwei rothaarigen Hunden tee beſten Já.
des Einräumens immer eine Menge Neugieriger abs und zuges
gers der Sriba umfreiết, die es balbungeſtraftbei einem Ohr faßten ,
gangen war, ſo konnte man auf Niemand einen beſondern Ver-
bald ihre Viſie in die Hinterfeulen gaben , obne daß es baturch im
bacht haben, und mußte daher die Sache auf ſich beruhen laſſen.
mindeſten ſeinen Lauf zu beſchleunigen fich angetrieben fühlte, noch
Der innere Raum von Ali-Ben - Meſſauds Wohnbütte war
fich auf irgend eine Art gegen die Hunde zu vertbeibigen ſuchte.
ziemlich beſchränft: der untere Theil derſelben diente den Käl.
So ſdyritt das Ungethüm , zrar langiam aber unaufhaltbar in
bern des Hausherrn und der Stute und dem Maulthier ſeines Schwagere, Bel- Kaſſem - Ben -Amar, zum Obdach ; oben in gerine ger Entfernung von der Wand befanden ſich drei Kebäuich (plur.
geraber Linie auf meinen Gascogner zu , der ichon beim erſten als c8 nahe genn3 war, abbrüfte.
von Rebuſch), hinter welchen der durch dieſelben abgeid loſſene
zweimal ſpannte er den Hahn , und noch zweimal vernahm man
kleine Raum zur Aufbewahrung verſchiedener Heimlichkeiten und zugleich der Dame des Hauſes zum Boudoir dient. Dieſer Ort
Zünthurdhen .
ift bas Allerheiligſte des Hauſes, wohin fein frember Fuß vors
den Nand tes Grabens rorgeſchritten, wo 18 wie angenagelt
bringen, fein profanes Auge blicken darf.
Der mittlere Raum
enthält die Feuerſtelle, neben welcher Nachts die aus den Blättern der Zwergpalme geflochtenen Matten zum Sdlafen auéges breitet vrerben . Da unſer Bettzeug am geſtrigen Tage ind Waſſer
gefallen war, jo mußten wir und bequemen , neben der Familie unſeres Wirthes, auf der gemeinſchaftlichen Matte zu dlafen .
Kein Zigeunerlager fonnte ein pittoresferee Anjeben haben als unſere Sclafftele : ticht neben der Wand lag Frau Aidha mit ihrem Säugling Amar, neben der Mutter der jedejährige Meia ſaud. Die Melfa (Gewand) der Mutter ward entfaltet, um ihr, nebſt ihren Kleinen , zur Dede zu dienen . Neben den Kins dern lag Freunb Ali, in ſeinen Burnus gehüllt, deſſen Capuze er über ſein Geſicht zog , dann fam Thomas, neben welchem
ineine eigene Perſon Plat fand. Den Schluß ſollte unſer Gas-
Anblick dejelben die Flinte an den Backen nabu , und endlich
Die Flinte verſagte. Nody
nichts als das dumpfe Abidhnallen desſelben auf ein tobtes Indeſjen war das Wildſchwein gravitatiſch bis ant
ſtehen blieb und ſich nun faum 15 Schritte von dem unglüd lidten Schüßen befand.
Dieſer war ganz außer ſich: vergebens
rief ihm der Herr der beiden Hunde ein warnendes: „ Valef el keleb !" (gib acht zu den Hunden !) zu ; wüthend ſchlug er noch einmal an , drüdte aber dießmal das Schloß des zweiten , leider nur mit Vogelbunſt geladenen Laufes ab. Eine Kugel hätte übrigens bei ſo berrandten Umſtänden ganz dasſelbe Reſultat gebatt, denn der in der liebereilung gethane Sous mar neben dem Ziel in den Poden gefahren. Niemand fann aber ſeinem
Schidial entgehen, auch nicht einmal ein wildes Sdywein. Das von dem Knall erichredte Thier ſprang in den Waſſergraben , wo es vergeblich einige Minuten gegen die Hunde fämpfte und von denſelben bald erſäuft ward. Die einheimiichen Jäger waren indes herbeigefommen ; ſie zogen das Wilb aus dem Graben bere
cogner maden, dieſer aber hatte nicht im Sinn unſerm Beiſpiel
aus, unterſuchten es von allen Seiten und fanten bald ein runa
ſeine Hochedelgeboren mußte etwas beſonderes haben
tes lody, wodurch eine fleine Kabylenfugel ihm durch den Leib
zu folgen
unb er nabu feinen Anſtand das Heiligthum hinter den Ke-
gedrungen war. Sie behaupteten nun , daß dieß der von Achmeds
bäuſch zu verlegen, wo er ſich benzübete ein Lager für fich zurecht zu machen. Dieſe bujarenmäßige Manier mag wohl zuweilen der
A60 -el-Melt angebrachte Schuß jen , welcher dad Thier betäubt
Ucberraſchung über das Unerhörte ihr Gelingen verdanken , hier
und ſie jepten bolhafterweile hinzu, daß 18 watricheinlich vor
aber wurde ſie nicht mit dem gewünſchten Erfolg gefrönt, denn
Schreden geſtorben ſer. Die ſarkaſtiſchen Bemerkungen dieſer Herren fochten aber meinen Gascogner wenig an ; er eigneie ſich das Wildpret zu , und dieß war ibm die Hauptſache. 68 war ein wahres Vergnügen ihm zuzuhören : „ Nummer Eins !" rief er
es erhob ſich bald ein großer Rumor unter dem fabyliſchen Theil der Schlafgeiellſchaft: Frau Aicha ſcrie laut auf, ihr Mann erhob fidz haſtig um den Eindringling in die gehörigen Schranfen zu verweiſen, und dieſer mußte ſich jeßt doch bequemen, die
früher verſchmähete Schlafſtelle aufzuſuchen .
&r that tieß mit
dem Anſtand eine ungezogenen Kindee, und entichlief endlich, unter bittern Gloſſen über die Grobheit der Kabylen , wuron jedoch lektere wenig Notiz nalmen . Am folgenden Morgen, als wir eben unſer Frühſtück einzunehmen im Begriff waren, rief uns ein Flintenſchuß und das mehrſtimmige, von verſchiedenen Seiten her ertönende Geichrei: „Gl Haluf ! el Haluf !" (das Wildſchwein !) hinaus ins Freie. Es waren unſere Nachbarn aus der Sriba, die im nabegelegenen Dichemen - Darbar (Garten der Ejchen ) ein wildes Sowein aufges trieben hatten . Die lebhafte Geſticulation der auf allen Seiten Dee Gebüiche8 poſtirten Schreienden und das ſid, nähernde Hundes
gebel ließen und ſchließen, daß das aufgeſcheucite Wild ſeine Richtung über das gepflügte Felt, neben der Sriba vorbei , nadh dem Walbe zu nehme. Wir griffen daher idnell zu unſern Flinten : mein vor Entzüden bebenter Galcogner hatte hinter einer ungeheuern alten Gidhe, am Rand eines breiteni , nehrere
und zur Vertbeidigung wie zur Flucht unfähig gemadit babe,
zufrieden aus, wenn es ſo fort geht, ſo ſchieße ich leicht vier Wildichweine in der Woche; zu 50 Franken das Stück, macht gerade 200 Fr, die Woche und 800 Fr. den Monat, davon abis gerechnet 80 Fr. für den Transport des Wildprete nach der Statt, bleiben mir 720 Franken netto.
Mein Beſter ! ich regas
lire : ich laſſe zwei Füßchen Wein und einen größern Keſſel zur Bereitung eine guten Wildſchweinsfopfed fommen , und wir wollen leben wie die Fürſten !" Ich rieth ihm aber wohlmeinend,
ſich erſt ein paar ganze Schuhe zu kaufen, und mit dem Uebri gen zu warten, bis er wenigſtens die 720 Franfen des erſten Monats eincaſſirt haben würde.
Die erſte Sawierigkeit, die ſich jeßt erhob, war einen Ka. bylen zu finden , der das Wildidywein auf ſeinem Maulthier zuin Verfauf nach der Stadt bringen wollte. Hier, in der Sriba des
Demd-Safíaſ, predigte man tauben Dhren ; unſere Nadbarn, welchen ſchon meine Anfiebelung in ihrem Weiler nichts weniger als erwünſcht war, und welche bloß die Furcht vor meinem Proe
tector, dem Raid, verhindert hatie ihr Näherrecht auf das ges
155
5959
töbtete Wildpret gegen den Gadcogner geltend zu machen, hatten fich das Wort gegeben, fich um feinen Preis zu dem verlangten Transport zn verſtehen . Dieſe beſtimmte Weigerung machte unſern erſt noch ſo frohen und wortreichen Wildſchügen faſt wahnſinnig ; mit ſtummer Verzweiflung jah er die goldenen Gallionen ſeiner ſeiner Einbildung ichon im Hafen ſcheitern, und ich mußte mich
die durchſchnittliden jährlichen Roften find auf 21,000 Bib . berechnet. Die Schiffe müſſen von Giſen , mit der archimediſchen Schraube vers ſehen ſein und etwa 700 Tonnen Trachtigfeit haben. Die Länge der ganzen Reiſe hin und zurüd iſt etwa 9000 Meilen , wozu ein Padets boot 50 bis 60 Tage brauchen ſoll. Sie werden anhalten an Teues riffa, Madeira, Gorée, am Gambia, Sierra Leone, Liberia, Cape Coaſt
mohl baju bequemen, einen Umweg von zwei Stunden um den
Caſtle, Lago, Calebar, Fernando Po und fünf oder ſeche andern zwi:
Sumpf zu machen, um bei den Ulab-Melf daß hier verſagte Trandportmittel zu ſuchen , wenn ich den Unglücklichen nicht in ſeinem Schmerz vergeben ſeben wollte.
30 tand bei ben Ara.
bern jenſeite des Kras das gewünſchte Maulthier, und zwar für die Kleinigkeit von 13 Franfen , wozu ich noch 5 fr. für einen
Idenpunften an der afrifanijden Küfte. Wenn dieſe Dampfbootlinie einmal gegründet , ſo hoffen wir , daß der Ginfluß eine regelmäßigen Handelsverfehr zwiſchen Europa und Afrifa mehr als alle Anſtrengun:
gen zur Unterbrüdung des Stlavenhandeld und der Civiliſation des Landes thun wird .“
beſondern Treiber fügen mußte, alſo zuſammen für 18 Franken,
Die Bigeuner in Uorwegen .
eine hier zu lande unerhörte Summe, da die gervöhnliche Miethe (Schluß .)
eines Laſtthierê nad Philippeville oder Bona faum 5 Franken beträgt.
Da mir unſer Gadcogner die Freiheit gelaſſen , mit den Arabern hinſichtlich des Transportes zu unterhandeln wie ich
fonnte und wollte, lo blieb ihm jeßt nichts weiter zu thun übrig, ale zu berechnen , wie viel ihm nach Abzug der Koſten übrig bliebe. Die Rechnung war balb gemacht; das Schwein war ſeis ner Schäßung nach wohl 60 Franken unter Brüdern worth ; 18 ron 60 bleiben 42, ein noch ſehr artiges Sümmchen , welches zu erwerben ihm wenig Mühe gefoſtet hatte. Or idrieb ſeinem ehemaligen Schuſter zu Philippeville cinen ellenlangen Brief, in welchem er denſelben erſuchte, ihm zurörberſt ein Paar Schuhe
zu ſchicken, und dann die Güte zu haben ihm eine Menge Leccs reien zu kaufen , die unſerer Speiſekammer abgingen ; der Ueber bringer dieſes Briefes jey beauftragt, ihm den Betrag des Gan zen cinzuhändigen. Bergebend bat ich ihn mit ſeinen Anfäufen zu warten, biß er erſt ſicher ſey über die dazu benötigte Summe verfügen zu können ; er beharrte eigenſinnig auf ſeinem Entſchluß, und ich wußte rreiter nichts zu thun als cinſtweilen die Griftel zu unterſchlagen , um ihn in ſeinem eigenen Intereſſe zu verhins Dern, die größte aller Thorbeiten zu begchen . Was ich veraus geieben traf richtig ein : Der Araber hatte Bag Wilbidwein ſtatt für 60, für 18 franken verkauft , und dem armen Freijdüßen blieb nid te als die Ehre, ſeine Mitbürger zu Philippeville mit friſchem Wildpret verſorgt zu haben .
Dieſe erſte Schlappe ſchlug aber einen Muth nicht nieber. Noch einen ganzen Monat lang ging er regelmäßig Morgen und Abends auf den Anſtand, verbrannte mir niein Pulver nnd verſchoß meine Kugeln, fam aber jeteemal mit leerer Hand 4
zurüd, benn & war kein Wildidwein mehr gefällig genug, fich wie eine Maus erſäufen zu laſſen. Endlich beraubte mich ein
Sendſchreiben ſeines von dem Gerichte hof ex officio ernannten Abbofaten ſeiner angenehmen Geſellſchaft; er verzichtete auf ſeine Jagdſpeculationen, verfaufte mir ſeine legte Matraße und fehrte nach Philippeville zurüd , um dort ſein Glück auf den mutmaß .
lidyen günſtigen Auegang eines neuen Proceſſes zu bauen . ( Fortſepung folgt.)
Dampfbootverbindung mit Afrika. England hat, wie es ſcheint, Nmerifa den Vorſprung abgewonnen , denn ſo viel wir wiſſen, iſt die in Nordamerifa beabſichtigte regelmäßige Dampfſchifffahrteverbindung mit Afrifa nod nicht in Ausführung gebradt. 3n der Liter. Gaz, vom 7 Februar finden wir in Bezug auf das eng: liſche Unternehmen folgende Anzeige : „ der Contract für die monats liche Dampfpadetbootlinie von England nach der Weſtküſte von Afrifa
iſt von Macgregor Laird (ber ſchon die Nigererpedition im J. 1834 begleitete) übernommen worden . Der Contract gilt auf neun Jahre und
Zuweilen ſind dieſe ſu auferzogenen Kinder von der Obrigkeit oder
den Armenpflegern ihren Eltern mit Gewalt genommen , und ich bes fürchte nicht ohne Grund, daß Zigeunerbanden dafür zuweilen die idreds lidfie Rache genommen haben . Ein Prediger im Drentheimiſchen er: zählte mir, daß er vor furzem zu einer Häuslerfamilie gerufen worden ſen , bei der fich eine Zigeunerbande eingelegt , mehrere Tage in dem
årmlichen Gewahrhaus gehalten und ſich von den vorgefundenen Vor: råthen verſehen hatte, aber noch feine Miene machte, weiter zu ziehen. Dem Þrediger fiel unter dieſer Bande ein ganz kleiner Junge auf, bei deſſen blonden Haaren und blauen Augen man ſogleich vermuthete, daß er nicht zu der dunfelfarbigen Familie gehöre. Auf ſeine Nachfrage hinſichtlich des Kindes theilte ihn ein häßlides altes Weib, tag mit
gewohnter Redheit das Wort für die übrigen führte, mit, daß fie, um einer
armen Häuslerfamilie, hoch oben im Norden , behülſlich zu ſeyn , das Kind zu fich genommen hatten, damit es von den Männern eine núßs lidze Profeſſion lerne. So trifft man oft fremde Kinder bei den Zigeuners banden . Wenn das nun geraubte Kinder waren ? Aus anderen Ländern hört man ſdredliche Geſchichten erzählen von dem Kinderraub der Zigeu: ner , und die Sitten unſerer Zigeuner ſind in der That der Art , daß man ihnen auch in dieſer Hinſicht das Schlimmſte zutrauen fann. .
Wenn in dem angeführten Fall das alte Weib fich erdreiſtete, dem Pre diger die wenig wahrſcheinliche Geſchichte aufbinden zu wollen , ſo läßt es fich wohl denfen, daß es Rechnung darauf gemacht hat, in den Augen der Welt dadurch zu gewinnen , daß fie fich ſo mit der Würde einer Pflegemutter ausſtattete , und daß dieß der Grund geweſen , daß das Kind mitgenomnien wurde. Ich würde mich jedoch kaum dazu bequeut haben , mein Mißtrauen mit Bezug auf dieſe Art von Uebelthat ju åußern , wenn der Glaube daran nicht ſchon ganz allgemein wäre. Nicht und die Zeitungen ſehr ſelten fommt es auf dem Lande bei uns vor haben in den lezten Jahren mehrere Beiſpiele der Art gebracht – daß -
fleine Kinder plößlich verſchwinden , ohne daß es dann der großen Menge Menſchen , die ſich bei folden Unglüdefällen aus Theilnahme verſammeln um Hülfe zu leiſten, gelingt, die mindeſte Spur des Vers Idwundenen aufzufinden. Gine ſehr verbreitete Anſicht über das Schicks ſal ſolcher Berſdwundenen iſt die, daß ſie in die Berge geholt ſind“ . weßhalb man aud zuweilen mit den Kirchengloden geläutet hat , um
die „ Unterirdiſchen “ zu zwingen ſie wieder auszuliefern
aber eine
andere Anſicht iſt aud; die , daß ſie ven des Weges vorbeiſtreifenden Zigeunerbanden aufgeſchnappt worden find, die ſie ſpäter in ihren Lums pen einhüllen , um bei ihren Betteleien Mitleiden durdy fte zu erweden . Bei den angeführten Zügen hat man vielleicht einen Begriff davon befommen, wie eine ſolche Familie, bei den mancherlei Beſchwerden des
Reiſelebens , doch ſo einigermaßen hat zuſammenhalten fönnen . Aber wie iſt es niöglich, daß die wenigen Zigeunerfamilien , die ſid, vor einigen Jahrhunderten nach unſerem weitläufigen Lande herauf verirrt haben, ſich einander wieder finden und eine Art von Gemeinſchaft unter ſide erhalten fonnten , die darf abgeſondert blieb von der übrigen
Bevölferung des Landes ? Man darf wohl an der Nichtigkeit der Erzáh: lung zweifeln , daß die Zigeuner des ganzen Landes förniliche , regels mäßige Zuſammenfünfte , hin und wieder in entlegenen Gegenden ab:
156 gehalten haben jellen ; aber ber ilmfant, taß fie fo einigermaßen ihre Sprache und ihre Traditionen beibehalten haben, zeigt drd , daß irgent und Zuſammenhalten zwiſchen ihnen ſtattgefunden haben muß
GO
es eine Schlägerei auf Leben und Tob geweſen war ; er ſtady und ſchlug mit ſeinem „ tjari “ (Meffer ), aber bemerkte, daß er niďts ausrichten fonnte, da Gegner, Kaufbeld , durch Art Panzer
while life onu iglich gewerken het in Walter Bigeunet, Kemid Fariber gefähigemar, ter son entah terlatih angefochtel unounter fjeinenGamle befragte, antwortete mir : „ Wenn die „ rommani-saeli“ einen Diſtrict verſtedt war. Was that er nun ? Er ergriff ſeinen „ , ljukei“, ſeinen burdziehen und an einen Kreuzweg fonimen, pflegen fie drei fleine Tan: nenzweige an die rechte Seite des Weges zu legen, den die Bande einſdhlágt; damit die Zweige nicht vom Winte entführt werden , legen ſie einen fleinen Stein auf jeden derſelben . Wer es nicht weiß, was dieſes Zeiden bedeutet , denft demſelben weiter feine Aufmerkſamfeit, oder
Fechtſted , unter beſſen gewichtigen Sdlagen der Gegner bald betäubt
zu Boden ſanf ; dieſer Fedtſtock verdient eine nähere Beſchreibung. Er fann auch als Peitſdenſted gebraucht werden , daß er aber eigentlich eine andere Beſtimniung hat , das merkt man ſchon daran, daß er oft
denft höchſtens, daß irgend ein Kind rich hier einen Zeitvertreib gemacht
mit Leder oder Fell überzogen iſt, dag für weniger Eingeweihte ſeine mehr friegeriſde Einrichtung verbirgt. Gr hat die Länge eines Spazierſtode
hat ; aber der Zweck dieſer Ziveige iſt, daß, wenn eine andere Bande desſelben Weges fommt, fie ſehen fann, wo ſie Befannte antrifft, und
und iſt we möglich aus Bambusrohr. Ein in der Mitte angebrachter Hand
.
namentlich iſt es gut für ſolche „ rommani“ die aus Arreſthäuſern oder Zuchthäuſern entſprungen ſind und Hülfe nöthig haben . Gin ſolches Merfzeichen heißt „ Patron “. Im Winter bedienen wir uns eines an:
deren Zeichens, tad man „ Gaano“ heißt ; d. h. eine Figur , die wir mit einer Peitſdie in den Schnee dlagen , und die einen zuſammen:
gebundenen Sad gleicht. Dieſe beiden Zeiden kommen auch gut zu flatten,
griff von Meſſing zeigt, daß er beſtimmt iſt anders gehandhabt zu wer: den wie ein gewöhnlicher Beitſchenſtod , und ein an jedem Onde an
gebrachter, mit Blei ausgegoſſener Meifingfnopf gibt ſeinen Sólag eine gewaltige, jermalmende Kraft. Ich habe einem Zigeuner dieſe Waffe ſchwingen ſehen ; er that es bloß zum Schein auf meine Aufforderung, aber & legte ſich alebald ein unheimlicher plusdruck von unbändiger Wildheit über ſein ganzes Weſen während dieſer friegeriſchen liebung.
wenn zwei Bandenübereins gekommen find, zuſammen zureiſen. ilm Der Sted wart wieeinRað gefd wungen ; erpatirteund madte Mues nicht zu viel Aufſehen zu erweden, müſſen ſie den Raum einer Tages: reiſe wenigfiens zwiſchen ſich laſſen , und da erhält denn die nachfolgende Bande von der vorausgegangenen auf ſolche Weiſe Nachricht. Zuweilen
werden auch Boten von der einen zur anderen Bande geſdidt , um Runde davon zu bringen, daß der „ lehnemann“ * nad ihnen Nachfor: dungen auſtellt u . ſ. w .
Hier meinte ich eine Zeitlang, daß mein Zigeunerfreund meine Leicht:
gläubigkeit auf die Probe fiellen wolle, und doch hatte er mir hierduras einen Schlüſſel gegeben zu einer der vielen wunderbaren Gigenthümlichkeiten vom Zigeunerleben. Es hat in anderen Ländern, wo die Zigeuner häufig in ſehr zahlreichen Haufen erfdeinen, Grftaunen gewedt, wie dieſe aufen plößlich zum Vorſchein kommen -- niemand weiß, woher -- und ebenſo niemand weiß wohin. Dieſes Mirafel gedicht plößlich davonziehen eben mit Hülfe dieſes Patron Syſtems, eine der genialften Erfindungen dieſes Wandervolfet . Durde dieſes Signal fönnen ſie nämlich , wenn die Ilmſtånde ed erfordern , ſich nach allen Seiten hin zerſtreuen und damit alles Auſſehen vermeiden , zugleich aber ebenſo leicht fid ſammeln .
fälle gegen den fingirten Feind, und ſo idinell verſtand er es in der
Hipe tes Rampfes den Steck aus der rechten fand in die linfe zu werfen , daß man den Wedſel fauni benerite
ein Kunſtgriff, burdi
den er nicht bloß im Stande war den Kampf fortzuſeßen , wenn der eine Arm verwundet worden , ſondern auch unerwartet von der Seite einen Ausfall zu machen, vou der er am wenigfilen erwartet ward . Man ſtelle fidh einmal eine ſolche Kampfjcene vor, wie ſie mir ein
glaubwürdiger Zigeuner erzählt hat ! Da Rehen zwei Männer mit ge ſpannten Muéfeln und nod mehr geſpannten Bliden, mit ihren Frakt: ſtöden parirend und Ausfälle machend. Veider Hunde ſind von ihren Herren zum Kampf gehegt , jeder auf ſeiner Seite , damit feiner von
-
sieht
Bei Borrow , der vielleicht der Erſte iſt der davon erzählt, fand ich .
dieſes Mittheilungemittel ebenſo beſchrieben, und unter demſelben Namen . Or danft ſeinen lieben Gypſies ſehr für dieſes Signal, das oft in Ruß:
, und der
Seiten einer der Frauen der beiden läßt auch dieſe ſich in die Haare gerathen, während ihre Säuglinge vielleicht auf ihrem Nüden ſchreien. Von dem Kanipfeeniuth der Weiber ſah man auch vor einigen Jahren
ein Beiſpiel in Willensader. Bei einer Shlägerei zwiſden zwei ſtarfen Zigeunerbanden ſah man , wie man mir erzählt hat , zwei erbitterte Weiber mit ſolcher Heftigfeit fic raufen und aneinander herumjerren, bio fie fidzuleßt einander gegenüberſtanden ohne auch nur einen Feßen auf ihren braunen Leibern .
land, in Frankreich und anderówo, wenn er hungrig und müde war,
ihn zu einem Zigeunerlager im Walde geführt , und ihm dort , ohne
Oder will man lieber folgende Scene ? In der engen Stube eines
andere Empfehlung, gute Aufnahme verſchafft hat . In dem beſtändigen Gebrauch dieſes Signal: liegt bei den Zigeu:
Häusler8, in beren nächtliches Dunfel ein Kienſpan ſeinen unſicheren
1
nern tas Bewußtſenn einer gegenſeitigen Verbrüderung. Gin von einem Gefängniß entſprungener Zigeuner, der eine Bande ron „ ſeinem Volf" findet, iſt, wie geſagt, aller der Hülfe gewiß, welche die Bande ihm
leiſten fann gegen die Nachfudžungen der „ Diſtrictewachter“ und „ lehne, manner. " Gegen die Idee einer ſold;en Verbrüderung ſtreitet es auch
ebenfalle nicht, daß man ſo häufig von ſchredliden Schlägereien, gerade unter den Zigeunern , hört . Gin Zigeuner ſchüttelt die Zeiden von Un: willen und Verachtung leicht von fidy, die ihm von einem „ Buro “
(ieder, der nicht Zigeuner iſt), mit dem er ſonſt nichts zu ſchaffen hat, zufommen , die Adtung oder Geringſdåßung abſeiten eines „ Buro“ iſt ihm gleichgültig, aber die unbedeutendſte Veleidigung von einem „ Bru: der," an den er größere Anforderungen fellt (und wie leicht kann nicht 3. B. die Theilung einer Flaſche Branntwein die Veranlaſſung zu Be leitigungen feyn ), iſt eine Ehrenſadze, die Genugthuung fordert.
Daher geht ein „tüchtiger rommani-sael flete bewaffnet in unſerni
ſonſt po friet fertigen Lande. Gin Zigeuner erzählte mir von einer Sdlágerei, die er mit einem andern gehabt hatte ; die Narben, die er mir als Erinnerungezeichen an dieſelbe zeigte, gaben aud Beugniß, tas • Dies iſt der Titel des politiſchen Vorſtandes eines Dijiricts. N. 0. K.
Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung
Schein wirft, ſtehen in der Mitte zwei wild blidende, ſchwarze Zigeuner, und die iibrige Bande foließt einen Kreis um ſie, während die Familie des Baudler8 aus der angränzenden Kanımer ångilliche Blide durch die halb angelehnte Thür wirft und die Kinder ſereien. Ein Zigeunerweib, oder zwei flimmen ein Geheul und einen Kampfgeſang an mit dem Refrain ,,d'ean tjurodine“ (gib ihm Meſſerſtiche !), und nun er ft nähern fidy die Kämpfen : denn es gelten hier gewiſſe Kampfregeln was ? den mit vorſichtigem Muth und ſchwingen gegen einander
zwei in wollene Tücher eingewickelte Fäuſte. Verfolgt man aber die Bewegungen, da ſieht man außer dem feurigglühenden Auge einen hela len Sđein, ter im Zidjack durch das halbdunfle Zimmer blißt. Das find zwei Meſerflingen , je einen Zoll lang , ſchmal und dünn , aber
zweiſchneidig und blank geſchliffen , die an einem mit Leder umwuntenen, idwachen Stiel , der gut in die Hand fält, befeſtigt, aus dem um die Hant befeſtigten wollenen Tuch hervorblidt und in dem Licht des Rien: ſpang funfelt. Man hört den Stoß dieſer Meſſer nicht ; ſein Sdnitt
wird von dem erhißten Naufer fam bemerft; im Kreiſe ringdum herrſcht ångfilid lautloſe Stille. Aber wenn der, deſſen Blut am ſtarfften rinnt, dem es zuerſt ſchwarz vor den Augen zu werden anfängt, das anerfannte Zeichen gibt und die rechte Hand auf den Rüden legt , dann iſt der Kampf geendet und ſo beſagt das Kampfgeſeß – der Haß erloſchen . Verantwortlicher Redacteur Dr. GD. Widenmana.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Dr. 40.
16 Februar 1852.
Internationale und bundesftaatsrechtliche frage in Wordamerika.
bung treiben will, und es wäre nicht unmöglid , tab pro forma ein engliſche Kriegsſchiff ror Charleſton erſchiene. Dann mußte die linioneregierung fich ing Mittel legen, und England erreicht
Die Shipping and Mercantile Gazette vom 3 Februar ents
ſeinen med bie Spaltung zwiſchen Nord und Süb zu erweitern,
Tehnt aus dem New York Herald folgende onderbare Angabe :
und ben faum etras gedämpften Streit zwiſchen dem Norden
„ wir haben ſo eben aus Charleſton in Südamerika eine Menge Papiere und Urkunden, enthaltend Copien einer ſehr merkwürdis gen diplomatiſchen Correſpondenz zwiſchen ørn . Mathews, britti
und dem fflavenhaltenden Süden neu anzufachen .
chem Conjul in Charleſton, und den Staatenbehörden Sübcaros lina's , empfangen. Hr . Mathems nimmt in dieſer Correſpondenz
diplomatiſche Functionen an, unabhängig von dem brittiſchen Mi niſter in Washington, und ohne die allgemeine Regierung der Union anzuerkennen . Es iſt factiſch eine brittiſche Anerkennung Der Unabhängigkeit Sübcarolina's, Südcarolina þat ſo zu ſagen von dieſem Tage an den erſten Schritt außerhalb ber Union gethan , einen diplomatiſchen Verkehr mit brittiſchen Beamten er öffnet und die Autorität der Centralregierung ganz bei Seite geſeßt.“ Die weitern Bemerkungen des New York Herald gegen
den Präſidenten Fillmore und den Staatsſecretár Webſter fön . nen wir unſern Leſern füglich erſparen, und zugleich die Vers
England bat
ein Recht zu forbern , daß man jeine Unterthanen nicht ohne
Grund ins Gefängniß wirft, bal iſt eine ganz unbeſtreitbare Sache; Cübcarolina glaubt ſich gegen ſeine Sllavenbevölkerung
nur baturdh fidyern zu können , daß es feinen freien Farbigen ſeinen Boben betreten läßt. Eins von beiden 'muß reichen , und die Inionêregierung fich ins Mittel legen , die jedoch nicht dad Recht hat, cinzelnen Staaten der Union forzuſchreiben , welche Gelege fie abfaſſen oder aufheben ſollen . Die Frage iſt figlid,
und man darf der Entſcheidung wohl mit Neugierde entgegen . fehen .
Beiträge zur Sittenkunde der Uordafrikaner. ( Fortſeßung .)
fiderung hinzufügen, daß die nordamerikaniſche Union noch keis
3. Häusliche Einrichtung. – Robinſons und Freitags Entſchlüſſe. --Katechiſation.- Marabuts und Derwiſche.
ne trege von Auflöſuag bedroht, unb Subcarolina, feinestrege
- Gin mohammedaniſcher Gartüffe. - Aberglauben .
gemeint iſt , die Nullificatione- Beſtrebungen von 1833 zu ers
Unſer Gurbie war jest zwar ſo weit fertig, aber noch nicht bewohnbar, wir mußten deßhalb noch zwei Tage unſere Habſelig . keiten in Ali's Wohnung laſſen , und des Nachts baſelbſt iclas
neuern .
Das Ganze iſt ein bloßer Streich von dem Gdlaufopf
Palmerſton , der eine wunderliche Internationals unb bundesſtaate .
rechtliche Frage zur Entſcheidung bringen wil. Die Sache grüns det ſich auf einen Vorfall des Jahres 1850 oder Anfang 1851 ,
fen. Jd benußte dieſe Zeit, um den Fußboben unſerer fünftigen Behauſung vom Umfraut zu reinigen , und den friſch aufgeſchürf
deſſen nähere Umſtände und entfallen find, deſſen Hauptinhalt aber folgender iſt: auf einem engliſchen Schiffe, das in Charleſton anlegte, befand ſich ein Mulatte ale Supercargo ; wenn wir
rend Thomas einen alten großen Kabylentopf in die Erde eins
nicht irren , ging er, wie andere Leute vom Schiffe, ans Land, und wurde alsbald verhaftet und ins Gefängniß gebracht, weil nach
einem Geiese des Staats Sübcarolina fein freier Frabiger im Lande fich aufhalten darf. Remonftrationen des engliſden Con . fuld halfen nichte, der Mulatte blieb verhaftet, bis das Schiff wieder abiegelte. Der brittide Miniſter in Waſhington erbob Reclamationen wegen der Gefangenhaltung eines engliſchen Unters thanen , der Staatsſecretar aber berief ſich auf die ſpeciellen Ges ſoße Sübcarolina's , gegen welche er nichts vermöge. Cu blieb alſo nicht übrig . falls nicht England ruhig zuſchen wollte, wenn
ten Lehm desſelben zu einer Art von Eſtrich zuzuídlagen, wäb. grub, um zur Feuerſtelle zu dienen . Dann verfertigte ich zwei Bettſtellen aus in die Erde eingeſdlagenen, gabelförmigen Knips peln, mit daran befeſtigten Duerhölzern , die turd ein Flechts werf son biegiamen Myrthenzweigen verbunden wurden, und worauf eine tüdytige Lage von trockenem Farrenkraut zum Stroh . iad diente. Links an dem Eingang brachte ich eine Art von Fenſteröffnung an , an welcher ein Stück weißen Baumwollen :
zeuges die Stelle der Scheiben verſah.
Darunter erhob ſich ein
Tijd, der aus vier eingerammten Pfahlen und zwei darauf ges nagelten von Filfila initgebrachten Brettern beſtand. In der Ede , unfern des Tijdes, brachte ich den Hundeſtall an , der ſeinen
man ſeine farbigen Interthanen ohne Urſache ins Gefängniß
Eingang außerhalb des Gurbie Hatte, über demſelben einen Ve
wirft, als eine Unterhandlung in Sübcarolina felbſt anzufangen.
Hålter für unſere Vorräthe, beide aus Flechtwerk von Zweigen
Daraus entſtand der diplomatiſche Verfehr zuidhen den füccaros
und Schilfrohr verfertigt.
liniſchen Behörden und dem brittiſchen Conſul. Die Eröffnung einer ſolchen zeigt, daß England die Frage zu einer Entſchei-
der Gütte entſtand ein Büdyergeſtell aus demſelben Material, mors
An der jüdweſtlichen ſchmalen Seite
auf bald meine Reiſebibliotbef prangte.
Ein anderes Geſtell
w
158
für das Küchengeräth ward ron Thomas an fer, dem Eingang gegenüber befindlichen Wand hergerichtet. Die Ihür , die ich ſpäter aue, bei den Guerbes gekauften Schiffstrümmern zu
zimmern gedachte, warb einſtweilen ebenfalls aus Flechtwerf gearbeitet, und endlich bekleideten wir jämmtliche innere Wände mit Schilt und Farrenfraut, um den heftigen Winterwinden auch nicht den geringſten Durchgang zu laſſen. So ſah das Ding recht wohnlich aus, der Fußboden wollte zwar, ber feuchten Witterụng halber, lange nicht trocken werden , nichts beſtoweniger
ließ unſer Geſundheitêzuſtand den ganzen Winter über nichts zu wünſchen übrig. Die Lage unſere Gurbie war übrigens ferrlid ; er erhob fidy, durch ein Wäldchen von jungen Korfeichen gegen den Nord
wind geſdirmt, auf der obern Flädie eine Hügele, an derſen
comme
med iſt ein größerer Prorhei als Sidis Niſja."
,, Darüber wols
len wir nicht ſtreiten : Sidi - Aiſſa und Mohammed haben beibe Den Menſchen geboten das Gute zu thun und tas Böſe zu mein ten, und ich glaube, daß jeter, der Gott fürd ;tet und Recht thut, ſey er nun Aiſſa's oder Mobammens Jünger, Theil am Paraticie tat ." --- Du baſt iniorern Recht , daß jeter Nichtmobammetaner,
der ror ſeinem Tode den Zeigefinger der auémārie gefebrten rech ten Hand erhebt und schoehed bel kalbou (Gott und den Pro pheten aus Gerzensgrund befennt), an der enigen Olüdſeligleit
I heil hat, ausgenommen die Juden , die ein ron Anbeginn vers Id fülilie feinen Beruf die armen Juden
tammtes Volt ſind. “
gegen ein tiefeingewurzeltes Vorurtheil zu vertheitigen , und hies mit endigte ſich diese Katechiſation, in Folge deren id für einen Mann ron großer Einſicht und zu gleicher Zeit für ein ſehr ge
Fuß fich die Wohnungen Ali's, ſeines Schwagers Bel-Kaſſems
lehrtes Haupt galt, und es war feiner, der nicht die Ueberzeu
Ben -Amar, und des Ghames tee lestern , Atballah's -Bell.Sc.
gung hatte, das ich endlich bei fortwährentem Umgang mit den Moblemin zu sollfommener Erfenntniß gelangen werde.
ruäla befanden , und welche nur durch ein ſchmales I hälchen von dem Reſt der Sriba getrennt waren . Vor meiner Thür yatte ich bie prächtigſte Rundſicht, die mit der Kette des Etugly bes gann und an ten Bergen der Ulcb-Mnia endigte. Die grünen
Berge, welche ſich über den , ſüdweſtlich ron mir, die ganze Ebene
Die hier anjäiſigen Kabylen ſind, wie überbaupt alle ihres Stammes, trog ihrer frommen Grimaſſen, nur idlechte Mauls
heilige. Sie lieben Gott nicht als den Spender alles Guten , wohl aber fürchten ſie ih11, im eigentlichſten Sinn des Worted ,
bebeckenden Hochwald erhoben , trugen nicht weniger zur Sdyön-
ald den Räder ihrer zahlreichen Miſſettaten, der ihr Sdidial
heit der Gegend bei, und der liebliche Eindruck des Gangen ward
ſo leiten fann, ſie im Stand der Unbuffertigfeit ſterben zu laſſen.
nur durch den Gedanken an die dablidhen Einflüſſe der den Demo-Safia on allen Seiten umgebenden Sümpfe geſtört.
Ja wer yor ſeinem Ende nod Zeit genug hat, die bequeme, alled. reinigende Formel auszuſpreden, iſt ſeiner Aufnatme in das wollüſtige Paradies Mohammets rollfommon ficker. Wer aber
Jedes Ding hat ſeine Schattenſeite, unterdeſſen war ein verläne gerter Aufenthalt in dieſer Gegend meinen Zweden äußerſt günſtig, welde zu erreichen ich mich wohl, meiner Meinung nad), einigen fleinen Fieferanfällen aucjeßen konnte, und der Umſtand , daß mir während eines mehrjährigen Aufenthaltes in dieſem Lande die endemiſchen Fieber nie etwas anhaben fonnten, beſtárften midy in meinem Vorſaß. Thomas, mein treuer Gefährte, ter wäh . rend unſere Aufenthalte
auf Filfila fich mit allen Briders
lichkeiten und Gefahren eines wilden Lebens vertraut gemacht hatte, und deſſen junges Gebächtniß ihn in Zeit von einem Jahr größere Fortidritte in der Landesipradhye maden lice, ale ich es
unerwarteter Weiſe durch einen Flintenidub 2018 einem Hinters
halt unis Leben fommt, und folglich ſeine legte Lüge nicht mehr anbringen fann, fällt uniterruflich dem Seitan (Saran ) an heim hinc illae lacrimae ! Der cinzige Schriftgelehrte unter den Kabylen des obern Sanbadiagebietes iſt der ron einer alten Prieſterfamilie abitam . mente Marabut Pen - Merad. Diejer, cine Viertelmeile om Demb . Sariai,
in ter im Wald gelegenen Sriba Ice Tjeniments
Dib ( Sdhafalgartent) wobnende Greid ſteht in bobem Anjeben , aber nur in ſpiritueller Hinſicht. Seine drei Söhne ſind ebens
nad Verlauf mehrerer Jahre termochte, hatte feinen andern
fallo Tolba's (Gelehrte) und einer derſelben wurde erſt fünzlid
Willen als den meinigen ; was Robinſon wollte, das wollte auch ſein Freitag . Meine Nachbarn aus der Sriba, die midy anfange mit der len Augen angeſehen hatten , begannen nach und nach freundlicher
von ter Regierung zum Kati bes arabiichen Bureaus ron Bona
gegen mich zu werden .
Mein Arabername Muſtapha hatte ihre
ernannt. Er wird oft in Gewijjendjadjen um Rath gefragt, wozu er eine Art von Beichte hört , um den Verirrten mieter auf den Weg des Heilo leiten zu können ; er knüpft und trennis die Gebündniſſe, und ſchreibt in Kranfheitėjällen mehr oder mins
Neugierbe rege gemacht, zudem hatte ihnen Ali - Ben-Mejjaud ron
ter wirfjaure Amulete, die er, wie es in Frankreich und anders
mir geſagt: „ i schoehed“ (er befennt Gott und den Propheten ),
wo mit den Seelenmeſſen üblich iſt, zu verſchiedenen Preiſen, je
„er trinft feinen Wein und ißt fein Soweinefleiſch ." Dieg war eine große Recommandation , und mehr als hinlänglich, fie jebe
lich ſteht ibu aud) tie Befugniß zu, genußjatte Wüftlinge tei
Gelegenheit aufſuchen zu laſſen , um mich bezhalb ins Gramen zu nehmen. Gine8 Tages als ich mich bei meiner Rückfehr ron der Jagd bei den Männern der Sriba, die mie gewöhnlich in behaglichem Müßiggang an dem Abhange bes Hügels beijamnien ſaßen, niedergelaſſen hatte, nahmen mich dieſelben förmlich ind Verhör, welches der älteſte der Anweſenden mit der directen Frage begann : „Muſtapha, glaubſt tu wahhed robbi ? “ (an Cinen Gott). – „Wie viel Götter gibt es denn ?" erreieberte ich, iſt
es nicht der einige Gott, der Himmel und Erde, Chriſt und Moês lem geſchaffen hat ?" -- ,Wohlan , wenn du glaubſt ſo - schoehed !
„ La Allah il' Allah, Mohammed raſul illah !" - Die Chriften ſagen : Sibi-Aiſſa (Jeſuê) rajul illab, und ſie nennen ihn auð
demſelben Grund ihren Propheten, aus welchem ihr Mohammed Den eurigen nennt. "
"Beſſabb ! (cß iſt warr) allein Mohams
nach den Vermögensverhältniſſen , an die Gläubigen abläßt ; ents Derlei Geſchledytce, oder alte Diebe, die eine nähere Interludung ihrer selbenthaten befürchten, zu Marabuts zu idlagen , eine
Benennung, die hier im ausgedehnteſten Sinn des Wortes zu 2nehmen iſt, und weiter nichts als eine fromme Perion bedeutet,
auch bei den Neueingefleideten feine andere Wirfung herror bringi, als daß dieſelben etirao devotere Geſichter jdneiten als andere ehrlide Leute,
hatte Mein Gaſtfreund Ali.Pen Maud
ſeine eigene Weile fromm zu deinen ; er batte ſich einen Sebbba
( Roſenfranz) gekauft, der von ihm ſtänden umgehängt wurde, um ihm er dwur mir auf das Haupt des daß er, ſeitdem er im Beſig dieſes
in gewiſſen Fällen und Um zum Heiligenſchein zu dienen , Propheten (ou ras ennebil) L'aliêmanis ſey, nicht ein eins
zige@mal geſtohlen habe, nur jepte er nais hinzu, fönne er ſich 198 leidige Lügen nicht abgewöhnen.
wood
159
sosan
Die herumziehenben Derwiſche, die cigentlich nichts als fromme Bettler und Müßiggänger ftnb, gehen , trog ber immers
nachtsſtunde gebunden , man kann ihn im Gegentheil oft ſchon gleich nach Sonnenuntergang hören. Sein Audieben iſt unbes
währenden Klagen über die zu häufigen Beſuche derſelben , nie leer bei den Kabylen aus, und wenn ſie der Hausherr mit einer Handvol Gerſte abſpeiſen will, ſo finden die Liftigen immer
ſehen fat .
Gelegenheit der Hausfrau einige Sentenzen, Sibi.Abd el-Kader,
leider nicht mehr erinnere, und ber am bellen Tage in bem
fannt, da ihn wohl idon jeder gehört, aber noch niemand ges
Das gefürchtetſte aller Phantome, beſjen Namen ich mich
den Schußheiligen der ſchwangern Weiber betreffend, ins Ohr zu
Schilf ber Gümpfe ſein Weſen treibt, iſt der ſchreckliche, ebens
flüſtern, wa8 ihnen gewöhnlich ein Supplement an Butter, ron
falls unſichtbare Sumpfgeiſt. Die Zeit, während welcher er über
Seiten der Frau, die es mit dem Diener des Heiligen nicht veis
die Menſchen Macht hat, beginnt mit Ausgang des Frühlings
dersen will, einträgt. Daß es unter dieſer Kaſte jo mande Tartuffe geben müſſe, liegt ganz in der Natur der Dinge. G8 iſt hierüber eine luſtige Anebote im Demo- Safiaf im Umlauf,
und endigt mit den erſten Herbſtregen. Wer in dieſer Jahrees zeit im Sumpf ein Plätſchern, wie dadjenige eines durch das Rohr watenden Wildſchweins vernimmt, ohne ſich von der Urs
und ic gebe dieselbe hier, wie ich fie oft erzählen gehört : An einem trüben, falten Winterabend fam ein Derwiſch vor die einzeln ſtehende Hütte des Ghames Bu -Nebud, und füns digte ſich dem damals neuvermählten Ehepaar mit folgenden Worten an : „ Ich bin ein Ghedim (Diener) Sidi Abb-el-Kaders, gib mir ein Obdach ! ich bin ein erſtarrter Mann : bebede mich !"
ſache desſelben Rechenſchaft geben zu fönnen , hüte fich wohl, die
Sache genauer unterſuchen zu wollen , er ergreife vielmehr ſchleus nigſt die Flucht, ſonſt haucht ihm der Geiſt den Bu.Segh- Segh
(bax bölartige, hißige Sumpffieber) an, wenn er ihm nicht gar auf der Stelle den Hal8 umbreht. Aber nicht allein in der Näbe, ſondern auch in der Ferne wirft er berberblich ; ſein
Dann, nachdem er die junge, hübſche Frau mit durchdringentem
Athem verpeſtet die Luft und erzeugt die während des Sommers
Blict betrachtet hatte, fragte er ihren Mann : „Iſt dieſe dein Weib oder deine Tochter ?“ Auf die Antwort, daß es die Haus. frau fey, fügte er binzu : „Der Segen Sidi-Abb-el- Kaders auf dein Haupt, mein liebes Kind! Gib mir zu eſſen , denn ich bin
graſſirenden Wechſelfieber.
I
ein hungriger Mann." ! Die jungen Eheleute erſuchten ten hciligen Mann unter ihr Dadt zu treten , latten ihn mit Speiß und Tranf, und betteten ihn ſchließlid neben fidy auf das eheliche Lager.
Mitten in der Nacht wurde der mildthätige Bu.Nebub
durch einen Schrei des Schredens und durch eine raſdye Beo wegung ſeiner Frau aufgeweckt , und ſah zu ſeinem Erſtaunen, daß der erſtarrte Derviſch ſtatt auf ſeiner Seite, wo er ſich nies bergelegt batte, fichießt auf der Seite ſeiner Ehehälfte befand, vermuthlich weil er fich dort beſſer zu erwärmen hoffte. Beide
Gine Hauptrolle in den phantaſtiſchen Erzählungen der Weiber ſpielt ein großer, geſpenſtiger Affe, ber Röben, welcher in den unzugänglichen Felſen des Eiſencaps unterirdiſche, fry
ftallene Paläſte bewohnt. Dieſer entführt oft junge Mädchen , und behält fie ſo lange, daß ffe, wenn es ihnen je zu entfliehen gelingt, als graue Mütterchen in ihre Heimath zurüdfommen . Erſt vor einigen Jahren jod fieſer Kobold mit ſeiner aus unters geordneten Röben8 beſtehenden Leibwache bei den Guerbes zwei Kinter geraubt haben, und der ältere Bruber derſelben , ber, um
fie aufzuſuchen , den Ras-Tiaguibits erſtiegen habe, von dieſen Spucaffen ins Meer geſtürzt worden ſeyn.
Männer erhoben fide zugleich, und der ertappte Tartuffe rerſuchte tro bem bonnernden : , 3a tinal bu't !" (verflucht jep dein Vater !) De8 beleidigten Ehemanned fich zu rechtfertigen. 30
Dieß find die vornehmſten Spufgeſchichten , welche die Phantaſie der Kabylen beſchäftigen ; ſie alle aufzuzählen würde mich zu weit führen, und ich beichränke mich hier nur noch ein Factum anzuführen , das an den Herenglauben in Europa er:
bin ein Ghedim Siti A6D-els Kabere ! Meine 26 fichten ſind rein , Sidi Abd- el-Kader weiß es !" ſtotterte er hervor. Bu - Nebub aber ergriff den frommen Mann , obite Rückſicht auf die Rein. heit ſeiner Abſichten , mit einer Hand bei der Kapuze, mit der andern einen Ufå8 (Knittel), warf den noch immer Proteſtiren .
mir anfangs jo ſchwer ward, von den Kabylinnen ein gewiſſes Quantum Buttermilch, jelbſt gegen gute Bezahlung, zu befom. men, und ich erfuhr endlich, nachdem ich mir lange den Kopf Darüber zerbrochen hatte, burch meine Nachbarin Aijda, baß mich
innert.
3ch fonnte nämlich lange nicht begreifen , warum es
den zum Gurbie hinaus, wo er ihn mit einer derben Tracht
die Weiber der Sriba im Verdacht hätten, ich wollte Käſe bar
Prügel in drei Ebitionen, die erſte für den „ hebim Sibi-Abts el-Kabere", die zweite für den erſtarrten Mann ", die dritte für
auß verfertigen . Da nun hier allgemein geglaubt wird , daß es boje Leute gäbe, die in ihren Käſe das Fette der ſüßen Milch auß dem Milchidlauch der Buttermilchlieferantin zu zaubern ver.
Den „ bungrigen Mann ", ing Weite idiote. Es iſt hier noch der Ort zu bemerfen , daß die Kabylen Dieſer Gegend eben ſo aberglaublich ale unwiſſend find, und die zahlreichen Geſchichten von Tag- und Nachtgeipenſtern , Kobolden und Ungethümen gelten hier für eben ſo viele Glaubensartifel. So hat der Geiſt eines Erſchlagenen feine Ruhe, bis ſein Mör. ber das Blutgeld bezahlt ober den Mord mit ſeinem Blut ge.
ſtünden , fo mar die Urſache der mir ſtets in dieſer Hinſicht gee machten Schwierig feiten leicht zu errathen.. Erſt ſpäter, ale man
zur Ueberzeugung gelangt war, daß ich fein Herenmeiſter ſey, fiel dieſer Webelſtand meg . ( Schluß folgt.)
ſühnt hat. In einiger Entfernung von meinem Gurbie bejand fich ein Grabhügel, welcher die lieberrefte eines hier ermordeten
Die europäiſche Wiederlaſſung in China.
Unbefannten bedeckte , und ſchon mancher, ter noch ſpät ausgehen mußte, um irgend ein verirrte8 Hauthier aufzuſuchen, rernahm dort ein ſchauerliches Stöhnen und ein Getrappel wie von einem
Erinnerungen einer Station im indo -chineſiſchen Meere.
durch den Roth trabenden Maulthier .
Nach einer langen Reiſe hatten wir endlich am 4 Januar 1848 vor Macao die Anfer ausgeworfen . Beſtimmt die Fregatte la Gloire
Dicier Sgrugru (Geſpenſt )
iſt nicht, wie ſeine Collegen in Europa, die vor den hieſigen die Brquemlichkeit der Kirchenuhren voraus haben , an die Mitter: 1 Alles hier zwiſchen Anführungszeidieu Gingerdloffelle iſt wörtlide Uebertragung.
( Niach Jurien de la Graviere. Rev. des deux Mondes. December.) 1.
Macao .
und die Corvette la Victorieuſe, die einige Monate zuvor an den Küſten von Corea zu Grunde gegangen waren, zu erſeßen, erreichte die Bayons naiſe die Geftade des himmliſchen Reiches in einem Augenblide, als
ernſte Verwidlungen dieſer entfernten Station ein neues Intereſſe vers
160
950n
ſuchung und Beſtrafung aller Mitſchuldigen, die bei dem Morde bethei : ligt waren. Das ſeltſame Verfahren des Vicefónigo war zudem geeig: net Verdacht zu erregen . Die Engländer von Hong: fong hatten im allgeineinen die raſchen Hinrichtungen zu Huang-chu-ti nicht gebilligt, und meinten, daß er in ſeiner Bereitwilligfeit Kopf für Kopf zu opfern, den wahren Schuldigen einige vielleicht längſt zum Tode verurtheilte Verbrecher fönnte ſubſtituirt haben. Dieſer beleidigende Verdacht machte fich im Hintergrunde der Forderungen des Bevollmächtigten geltend .
liehen. Der Vertrag von Nanfing hatte durch Zulaſſung der Fremden
in den fünf Seefádten dieſe dem europäiſden Handel geöffnet. Amon Fu -tfchu :fu , Ning:po und Schang:hai ſahen die engliſchen Conſuln in
:
ihrem Mittelpunfte refidiren ; aber zu Canton blieb die innere Stadt ben Barbaren verſchloſſen , und die Interthanen ihrer brittiſchen Majeſtát fonnten ſich ſogar nicht ohne einige Gefahr in ihrem Umfreiſe oder ihren Vorſtådte zeigen, und diejenigen welche ſich über den Bezirf der Facs
toreien hinauswagten, fahen ſich den Beſchimpfungen und Angriffen der chineſiſchen Bevölkerung ausgeſeßt. Sir John Davies war 1844 auf
Riding berief ſid) , um dieſe gehaſſige Anſchuldigung von fich abzuweh:
Sir Henry Pottinger gefolgt ; diefer wiederholten Beleidigungen müde, wollte er die Ungezogenheit der Cantoneſen züchtigen. Am 3 April 1847 hatte fich die Befaßung von Hong-fong auf zwei Dampfbooten
ren , auf fünf Jahre loyaler und ehrenhafter Beziehungen zu den Guro påern ; fonnte übrigens die Aufregung in der Provinz, indem ſie ſein Anſehen zernichtete, ihm nicht dieſe Liſt eingegeben haben , womit die Mandarinen des himmliſchen Reidhes ſo vertraut find ? 68 war bes tannt, daß ſeit der Grpedition vom 3 April Banden von Freibeutern ſich in jedem Dorfe gebildet hatten, um mit Waffengewalt die Barbaren
und zwei Brigge eingefchifft. Den Edu.fiang hinauffahrend, hatte ſie die Forts des Bogue überrumpelt, 180 Stüde ſchweren Geſchüßes ver: nagelt und die Stadt Canton mit einem Bombardement bedroht ; allein, ſobald der engliſche Bevollmachtigte dieſe große Niederlage des europäis ſchen Handeld in ſeinen Händen ſah , wich er zurück vor den Folgen
abzuwehren, welche es wagen wurden an den Ufern der Fluſſes zu landen. Die Aelteſten der Dörfer , in dem Saale der Vorfahren verſammelt, hatten beſchloſſen, daß zum Beſtand dieſer Landmilijen jede Familie iht Contingent an Mannſchaft und Lebensmitteln ſtellen ſolle. Dieſe Banditen wurden auf gemeinſame Roſten ernährt und mit einem Bambushute, einer Pide, ſo wie einem zweiſd neidigen Säbel ausgerüſlet. Zwanzig
ſeines leicht errungenen Sieges. Da er Canton nicht niederzubrennen wagte , und auch nicht genug Mannſchaft zu befſen Befeßung hatte, mußte Sir John als einzigen Erfolg ſeines Feldzug die Nebereinfunft
annehmen, welche die Mandarinen ihm vorzuſchlagen fich beeilten. Dieſe Nebereinkunft vertagte auf den 6 April die Schwierigkeiten , welche die
derſelben bildeten eine Abtheilung unter dem Befehl eines Führere, der
einen Gong trug ; 80 machten eine Compagnie aue , an deren Spiße ein Fahnenträger und Trommelſchläger vorauszog. Dieſen Freiwilligen hatte auch die Mörderbande angehört , welche die bei Huang - Idhu - fi gelandeten Englander überfiel, und es mußte freilich viel leichter geweſen
hátliche Auslegung des Vertrages von Nanfing hervorgerufen hatte ;
allein fie gab den engliſchen Kandelsleuten durchaus feine neue Bürg ſchaft gegen die Angriffe deo Pobeld. Dag plöbliche Erſcheinen der „ rothhaarigen Barbaren “ unter den Mauern von Canton hatte im Gegens
theil die Feindſeligfeit der unruhigen Volfemaſſen , welche die Ufer des Sou -fiang bewohnt, aufs neue gewedt. Am 5 December 1847 wurden ſechs Engländer, faum drei Meilen von den europäiſden Factoreien, am
ſeyn die erforderlichen Opfer in den Gefängniſſen von Canton audzus
Flußufer durch Ginwohner des Dorfes Huang-Thu -li ermordet.
inge Beiſpiel die Politik der Vereinbarung geübt. So lange Zeit Oberintendant des brittiſchen Handels zu Canton, eingeweiht in dine:
wählen, als ſie unter dieſen zuchtloſen Bannern aufzuſuchen .
Seiner natürlichen Neigung nad hätte Sir John Davieß nach ki:
Die Regierung der beiden Provinzen Ruang = fi und Ruang : tong
war damals dem Vicekönig Ki-ing anvertraut, dem ehrlichſten Tataren, der je die Pfauenfeder und den rothen Knopf getragen. Ein Mitglied
fiſche Sitten und Gebräude,! waren ihm die Verlegenheiten nicht un:
der faiſerlichen Familie und einer der Unterzeichner des Vertrages von
befannt, welche den unglüdlichen Vicefönig von allen Seiten bedrohten . Er jah ein, daß wenn er ſeine Forderungen zu weit treibe, er Gefahr
Nanting , hatte Ki:ing die Ohnmacht der chineſiſchen Geere und die
laufe den faiſerligen Unwillen auf das Haupt des einzigen Staats
beinahe unüberſteiglichen Hinderniſſe eingeſehen, welche fich der Ginfüh: rung der Militärorganiſation und der Taftif der Europäer in dem himniliſchen Reiche entgegengeſepten. lleberzeugt , daß er durch fluges
mannes zu lenfen, der in China den Intereſſen der europäiſchen Geſel:
Benehmen und gewichtige Opfer Englands Angriffsgelüſte würde ent: waffnen fönnen , hatte er die Politif ter Conceſſionen in China eins geführt. Dieſem Neſcid Palda bes himmlijden Reiches, einem gebul:
digen Gegner der eigenſinnigen Partei , welche den alten lin als ihr Oberhaupt anerkannte, wäre es vielleicht gelungen freundliche Beziehun:
gen zwiſchen Großbritannien und China aufrecht zu erhalten, wenn die Leidenſchaften der Bevölferung von Canton nicht ſtets ſeine Bemühun: gen vereitelt hátten . Nady dem blutigen Trauerſpiel von Quang:fchu:fi hatte er ſich seeilt dem Bevollmächtigten eine vollſtändige Genugthuung zu verſprechen . Am 21 December wurden vier Chineſen , den Sinebel
ſchaft förderlich ſeyn fonnte. Zum unglūd fand auch Sir John ſelber fich leidenſchaftlichen Anſichten gegenüber, deren Ginfluß er unwillfürlich nachgab, und die ſeiner Politif feineswegs völlige Freiheit des Handelns lieben. Als die Handeldleute von Hong-fong ſich in den Hoffnungeni,
weldie der Vertrag von Nanfing erwedte , ſchmerzlich getäuſđt ſahen , wiederholten ſie unablaffig , man müſſe einen neuen Feldzug eröffen , um die Hinderniſſe zu brechen , welche die Treulofigfeit der chineſiſchen Behörden und die fortgeſepte Feindſeligkeit des Velfes den Fortſæritten des Seehandeld entgegenſtellten. Ein Abgabenſyſtem , das dem Geiſte de& Vertrags von Nanfing entgegenlief und ein Net von Solftätten im Innern, hatten die dyineſiſche Induſtrie vor dem Schidſal bewahrt, das die Induſtrie in Indien durch die zermalniende Concurrenz der britti:
redlichen Greigniſjes geführt.
iden Maſchinen erleiden mußte. In dieſem , ihrer Anſicht nadý, ungeret :
Hier Angeſichts der durch eine Abtheilung engliſcher Soldaten und dine: fiſcher Truppen in Schranken gehaltenen Volfe maſſen, in Gegenwart der
lichen Widerſtande mußten die Fabrifen von Mancheſter und Virming, ham das Geheimniß aller ihrer Verluſie ſuchen .
Officiere, welche der Gouverneur von Hong-long bezeichnet hatte, ſó lug
( Fortſetung folgt.
im Munde, auf den Schauplaß dieſes
der Henfer dieſe vier Häupter ab , welche der Vicefónig der Nothwen: digfeit einer blutigen Genugthuung gewährt hatte Ki-ing ſchmeidelte fich mit der Hoffnung, daß ein jo raſdeš Gin: fhreiten hinreichen würde, um dieſe unſelige Angelegenheit in Bergeſſen : heit zu bringen. Freilich waren ſeche Engländer gefallen , allein fie
hatten bei ihrer Vertheidigung zwei ihrer Angreifer verwundet, und ta dieſe indeflen geſtorben waren, hielt der Vicefönig die Hinrichtung von
Die fünſtlide Befruchtung der Fijds e erregt gegenwärtig großes In'ereſſe in Frankreich , und die Regierung unterſtüßte ſie in gewohnter liberalitat mit Geldbewilligungen. In einer neulidyen Sigung der Afademie der Wiſſenſdhaften fündigte ein Herr , der ver: ſchiedene Proben gemacht hatte, an, daß ex ihm gelungen fery, Forellen und Salmen zu ziehen aus Giern , die er von Mühlhauſen erhalten .
Dieß iſt der erſte Fall , wenigſtens in Franfreich, wo man Fiſche rou Giern erhält , die eine Zeitlang außer Waffer geweſen waren . Zwei
vier Schuldigen für eine hinreichende Genugthuung ; getreu den Grund: faße der von der dinefiſchen Gefeßgebung angenommen iſt, hatte alſo der Vicefönig von Canton das Leben von fecho Engländern durch das von ebenſo viel Chineſen vergütet. Sir John wies einen ſolchen Han
Fiſcher aus den Departement der Vogeſen haben die Mittel zu einer
del mit Entrüſtung ab , und forderte nur um ſo dringender die Aufs
lid Fiſche zu verſchaffen. (Liter. Gaz . 7 Februar.)
Verlag der 3. C. Cotta'ſchen Buchhandlung.
umfaſſenden Befruchtung mit wenig Koſten entdeckt, und man bemüht
fid ießt dieſe Mittel in Ausführung zu bringen, um den Armen reich: Verantwortlicher Redacteur Dr. 6t. Widen ma 11 11 .
Das Auslan d. E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.. Ur. 41 .
17 Februar 1852
Die hiſtoriſchen und archäologiſchen Studien in den
während der lebten Jahre die Arbeiten nicht zahlreicher gerre'ent
franzöſiſchen Provinzen.
ſehr mächtig find, ſo mendet fich die Neugierbe hauptſächlich
6. Touraine, Maine, Aujon, Poitou.
Dieſe Provinzen bilden in hiſtoriſcher und archäologiſcher Hinſicht allerdings minder thätige Mittelpunkte als die Normans
die, find aber doch, wenn auch nicht durch die Zahl, doch durch ben Werth der Schriften ziemlich bedeutenb. In der Touraine find bie praktiſchen Archäologen und die Sammler zahlreicher als die Schriftſteller. Außer Hrn. Salmon , dem man eine merk würdige Schrift über die Leibeigenen der Abtei von Marmoutiers verbankt, und der fich jeßt mit einer allgemeinen Geſchichte der Provinz beſchäftigt, unb tem Abbé Bouraſſé, Verfaſſer eines Handbuche ber chriſtlichen Archäologie, haben die Gelehrten der
Touraine an Schriften nur ein ſchwaches Contingent geliefert, dagegen gibt eß wenige Provinzen, in benen man die Reſte ber
Vergangenheit mit mehr Sorgfalt zu bewahren oder die Künfte des Mittelalter8 burch glückliche Nachahmungen mehr wieder in
Aufnahme zu bringen ſucht. So haben bie HH. Aviſleau und Landaid durch wahrhaft ſtaunenswerthe Anſtrengung und Au8
als in der Touraine.
Da die Familienüberlieferungen hier noch
auch auf genealogiſche Forſchungen , und dieß iſt die gewöhnliche Einweihung in hiſtoriſche Studien.
Die Provinz Maine hat ſeit einigen Jahren durch den Tob der HH. Cauvin und Richelet fehr fühlbare Verluſte erlitten, indeß ſind darum Gelehrſamkeit und Archäologie nicht matter
geworden. Die Benedictiner , welche ſich zu Sole8me8, einige lieues von der ſchönen Abtei St. Vincent du Mans, nieder. ließen, wo die „ Literargeſchichte Frankreiche" geſchrieben wurde,
ſcheinen aus dieſer Nähe eine Aufmunterung geſchöpft zu haben . Dae Wiebererſtehen dieſes Ordene, den man mit ſeinem legten Repräſentanten, bem gelehrten unb tugendhaften Dom Brial für böllig erlofden hielt, übte auf die Bewegung der Localftudien einen glüdlichen Einfluß aus. Die Mönche von Soleme haben mehrere Werfe herausgegeben, welche in unehr ale einer Bes ziebung der alten benedictiniſchen Schule würbig fint, ſo z. B.
von Amboiſe in der Gemeinde Ste Catherine be Fierbois, nach
einen „Verſuch über die Abtei Sole8me8 “ von Dom Gueranger, und die Geſchichte der Kirche von Mons.“ Die Weltgeiſtlichkeit blieb nicht zurück; der Abbé Voiſin hat burch ſein „Leben des heil. Julian “, burch ſeine „ Dentichrift über die Territorialein. theilung von Maine vor dem 10ten Jahrhundert“, und ſeine „ Ge ſchichte des Heil. Calais" Bereiſe von Gelehrſamfeit unb ron einer großen Sicherheit in der hiſtoriſchen Kritif gegeben, wie er auch den
tem Syſtem der engliſchen Architektur bed 15ten Jahrhunderts ein Schloß, über beſſen Alter bas geübteſte Auge fich täuſchen
indem er die Fortſegung der „ Gallia Chriſtiana“ über fich ges
bauer eine Töpferei nach Art derer errichtet, welcher Bernard be
Paliſſy ſeinen Namen gegeben hat, und ihre Erzeugniſſe gleichen dein Vollfommenſten , was die Renaiſſance in dieſer Art hers
torgebracht hat.
So erbaute aud Hr. Chateignier, Architekt
kann, und ein Hr. Guerin von Tours baute für das kleine Ses
minar dieſer Stadt eine Capelle von einer außerordentlichen Ziers lichkeit und ganz im Style des 13ten Jahrhunderts. Dal Publis
Beweis einer in unſerer Zeit ungewöhnlichen Auébauer liefert, nommen hat. Das wahre Verbienft dieſer verſchiebenen Arbeiten über die
cum, welches die alten Denkmale liebt und achtet, unterſtüßt nach Möglichkeit ben Gifer der Künſtler, und die Stabt Tours hat
Kirchengeſchichte gibt dem Departement Der Sarthe den erſten Rang unter den gelehrten Departemente, und die Literargeſchichte Maines" von Hauréau gibt auch in einer andern Beziehung
fürzlich burch eine freiwillige Beiſteuer, die fich auf 80,000 Fr.
Dieſem Departement einen merklichen Vorzug , ba daß Vuch ale
belief, und an der alle Welt Theil nahm, eine Kirche, die in
umfaſſende fritiſche und biographiſche Arbeit ohne Widerſpruch das vollſtånbigfte und genauefte iſt, was ſeit langer Zeit in der Provinz erſchien. Maine hat in den verſchiedenſten Zweigen ,
Privatbeſig übergegangen war, angekauft, um fie reſtauriren zu laſſen.
Angere, wie Tours, zeigt ein lebhafte8 Intereſſe an der Erhaltung ſeiner Denkmale und ſeiner geſchichtlichen Urkunden. Dieſe Stabt hat fürzlich bie wichtige Sammlung von Drucwerken und Handidriften über Anjou angefauft, welche ein ør. Loul jaint Grille zuſammengebracht hatte ; fie ließ ben Katalog bers felben bruden, und der Generalrath gab dem Archiviſten tee
Departemente, Hrn . Marcegah , den Auftrag , eine Sammlung bieber ungedruckter Urkunden über Anjou heraußzugeben, wovon der erſte Band bereits erſchienen iſt. Uebrigens find in Anjou
Theologie, Rechterriſſenſchaft, Philoſophie, Dichtkunft, im Drama,
der Medicin und Naturkunde eine ſehr große Menge auêgezeidy neter Männer geliefert. Es gibt wenige Provinzen, wo die Fähigfeit der Röpfe fo viels und mannichfad iſt, und eben dieſe
Mannichſaltigfeit bilbete bie Hauptflippe beß von Hauréau bes handelten Gegenſtandee, denn es handelte fich abgeſehen von dem Umfang des Rahmens um nicht geringeres, al8 um eine all. gemeine Biographie, welche ſämmtlide menſchliche Kenntniſſe um . faßt. Hr. Hauréau hat den Sowierigkeiten einer ſolchen Arbeit
162 muthroll die Stirn geboten . Seine „ Literargeſchichte von Maine“ enthält abgeſehen von zahlreichen und bedeutenden Berichtigungen , eine große Menge neuer Nachweiſungen und vergeſſener oder ganz unbekannter Dinge. Die Geſchichte, die Biographie, die Kritik,
die Bibliographie gehen hier Hand in Hand, und wir weijen hier, unter andern Gegenſtänden, die man mit Nußen zu Rathe ziehen und mit Intereſſe leſen wird, auf die Nachrichten hin über Ddo, Abt von Cluny, Hildebert, Biſchof von Mans, I. de Courtecuiffe,
Croan
1a8 auf ihrer Gandmühle mahlen ließ . Aus dieſem Mebl but Thomas jeden Morgen einen Keſra, der für den ganzen Tag
ausreichen mußte ; aus der Grüße ward von Zeit zu Zeit cin guter Kuffuſu bereitet, und mit der Kleie wurden unſere Hunde gefüttert. An Wildpret batten wir feinen Mangel; der Kra lieferte uns Brunnenfreſſe, wilden Selleri unb Bubreið (wilden Knoblauch), das Bradfeld Cichorien , Löwenzahn und andere wilbere Salate im Ueberfluß ; Gier faufte id) in ber günſtigen
Raoul de la Porte, Pater Marſenne und eine Menge Dichter aus
Jabeêzeit 18 um einen Ijmen ( Fünfioueftud ), tad Þjund Butter
der Schule des 16ten Jahrhunderts, welche damals gleidſam die Satelliten der Pleiaden bildeten . Die „Literaturgeſchichte son Maine", iſt noch eines der leider jegt allzu ſeltenen Büder, die man zumal als eine Quelle foſtbarer Urfunden für die algemeine
fam mich im Frühjahr auch nicht höher zu ſtehen, und mit allen Dieen Victualien liefen wir wenigſtens nicht Gefahr zu verbun
Geſchichte des Landes und ale ein Mufter für provinziale Monos graphie bezeichnen kann. ( Schluß folat.)
Beiträge zur Sittenkunde der Uordafrikaner. ( Schluß .)
4. Kabylenlcben zweier Europäer. - Zubringliche Bes fudhe. – Attini und Kadeſch . - Vegetabiliſche Leckereien . Wer eine Zeitlang unter den Kabylen leben will, muß ſich
zuvörberſt mit der Sprache derſelben vertraut machen, und ſich dann ſo viel ale möglich in ihre Sitten und Gewohnheiten zu finden wiſſen , wenn er nicht Gefahr laufen will, an dem Nöthiga ſten Mangel zu leiben, denn Zuvorfommenheit und Gefälligfeit gegen Frembe, beſonders gegen Andereglaubende, ſind hier une
befannt. Die niedrige Habſucht der Eingebornen läßt ſie ſtete daß Vierfache für ihre verfäuflichen Probucte forbern, und ſie tragen dieſelben eher auf einen entfernten Marft, wo ſie ſie an einheimiſche Auffäufer oft um ein Spottgeld ablaſſen müſſen, Denn ſie jeßen voraus, daß der vremde bei der Schwierigfeit ſich zu jeder Zeit aus den entfernten Städten den nöthigen Mundo
borrath fommen zu laſſen , ſich toch endlich dazu bequemen mulje, ſich von ihnen ſchinden zu laſſen. Manchmal fann man ſogar nicht einmal ein gewöhnliches, im lieberfluß vorhandene Pro duct, z . B. friſche Milch, um baares Geld erhalten, weil es hier nicht Brauch iſt, ta @ ſelbe in ſeinem urſprünglichen Zuſtand zu verkaufen, und nur die Ausſidit, wie man zu ſagen pflegt, eine Wurſt gegen cine Seite Spec 311 werfen , läßt fie von dieſer Gewohnheit abgehen, wobei fie aber nie zu bemerfen crmangeln, Daß man dieſe Abreichung von der Regel nur ihrer großen Freundſchaft und Anhänglichkeit zu verbanfen habe. Ferner muß Der in dieſer Hinſicht von dieſen guten Mohammedanern Abs
hängige dem Genuß des Weine und des Schweinefleiſchee ento agen , wenn er von ihnen nidyt wie ein Ausjäßiger betrachtet werden wil ; auch würde ſich fein einziger dazu verſtehen , zum Trandport dieſer verabicheuten Waare ſein Maulthier herzugeben. Erſt nach einem längern Aufenthalt unter dieſer liebenswürdigen Nation war ich endlich ſo glüdlich, nach manden ausgeſtandenen linannehmlichkeiten aller Art die Sache in ein befriedigendes Geleie zu bringen. Dieſe zu meinen Gunſten erfolgte Aenderung hatte ich nicht ſowohl meiner angenchmen Perſönlich feit, a & meis ser beharrlichen Feftig feit zu verdanfen, denn ich hätte mid cher
gern. Die Buttermilch verjah bei und die Stelle des Weinek, und warb zulegt unſer einziges Getränk, da das Waſſer mit Frühling&anfang äußerſt ſchlecht und ungeſund wurde. Später fonnten wir uns auch noch manche wie z. B. franzöſiſches Brod, Zuder Zwiebeln , Knoblauch u. 1. m. Durch ſer, Abballah el- Schergui, der einen
Lurusartikel aus der Stadt, und Kaffee, Giſig und Del, einen hier anſäſſigen Tunes Handel mit Häuten, Wolle,
Ziegenhaaren, Wildpret und Putter trieb, verſchaffen , und idy habe mich immer dieſes artigen, gefälligen Manncs nur zu loben gehabt . Mit
meinen nächſten Nachbarn Ali - Ben - Melaub , Belo
Kaſjem.Ben Amar und Ben- Seruäla lebte id in vertrauterem Umgang al8 mit den übrigen Einwohnern der Sriba, cin Um ftant, welcher fich leicht aus den wechſelſeitigen Dienſtleiſtungen , die man unter Nachbarn anzuſprechen im Falle iſt, erflaren läßt . Ali's kleiner Meſjaub und die beiden Mádyen Fatma'e, der Frau des Ohames, Sora und Halima , erſteres von ungefähr 10, lepo teres von 6 Jahren, ſo wie auch die Fleine, niedliche El- Hads ichela (Dad Felt húbnden), Bel- Rajiems vierjährigeo Todterden beſuchten und fleißig und brachten oft halbe Tage mit meinem Thomas zu. Von dieſen Kindern erfuhr ich vieles Merkwürdige aus tem intimen Familienleben der Kabylen , und habe beſonders ber Indiécretion Sora's ſo mande Aufidlüſſe zu verbanfen , die id ohne ſie nie erhalten hätte. Thomas ward bald ſeiner muns tern Caune und beſonders ſeiner vollfommenern Sprachkenntnis wegen der Liebling der ganzen Sriba ; bie Männer diſputirten
mit ihm über Religiondjachen - die Proſelytenmacherei war immer ſeine ſchwadie Seite geweſen - bie Weiber bagegen, bie fich durch den Umgang mit einem lo jungen Knaben nicht zu compromittiren fürchteten , fonnten nicht genug über ſeine brollis gen Einfälle lachen , während fie lange, aus Spröbethuerei , bei meinem Anblick die Flucht ergriffen .
Wenn ich mich in den erſten Tagen meines Hierſeyng über
die mürriſche Abneigung meiner Kabylen zu beklagen hatte, in hatte ich mich jegt vielmehr über ihre zubringliche Vertraulichkeit zu beidweren. Die Männer beehrten mich zu allen Stunden des
Tages mit ihrem Beſuch und ließen es fich zuleßt gar beikommen ihre Zujammenfünfte bei mir zu halten ; die alten Weiber famen ihrerſeits um alles zu beſehen und zu betaſten, wäørend die jun gen , die zwar eben ſo gern ſich dieſelbe Freiheit genommen här: ten, aber von der argwöhniſchen Eiferſucht ihrer Gatten im Zaum gehalten wurden , ſtatt dem gewöhnlichen Weg zu folgen , immer ticht an unſerm Gurbie vorübergingen. 30 ging wohl jeden
nur von Wurzeln und Waldbeeren genährt, als in ihre über.
Morgen auf die Jagd, und war dadurch dieſer Unannehmlichkeit
mäßigen Forderungen einzugehen ; zudem war der Marft nabe
für einige Zeit enthoben ; Nachmittags aber fatte ich bald zu
gelegen, wo ich Butter und Gier zu denſelben Preijen irie Das einheimiſche Publicum faufen fonnte.
3ch hatte einen Saa (hieſiges Getreidemap) Weizen gefauit,
dreiben , bald zu zeichnen , oder Ihontas beim Präpariren nas
turhiſtoriſcher Gegenſtände zu helfen, und dieſe tägliche Störung warb mir falb unerträglich. Ali- Ben -Meſſaub, der allein der
melchen ich turch meine Nachbarin Farma, die Frau Ben - Seruäs i Habn im Rorbe ſeyn wollte, unb ben die jeßige Sdhönthuerei
163 ter Kabylen aus dem Grunde, daß mir dieſelben mancherlei
wollte eine correctere leberſegung veranſtalten, und wandte fich zu dem
Sachen abſchwagen könnten, die ſonſt ihm zugefommen wären, aufe äußerſte verbroß, übernahm gern den Auftrag die Ueber
Ende an den gelehrter und unermüdlichen Dr. Lee . Dieſe neue Uebers reßung iſt den Regeln der Grammatif vollfommen gemäß , ohne daß
läſtigen in die Schranken zu verweiſen. Er erlaubte ſich zu dies ſem Zweck eine etwas freie Ueberſegung meiner Willeneäußerung,
minder verſtändlid wäre. ( Journ. Asiat. Januar 1852.)
darum der Styl, obgleich viel ſorgfältiger, für alle Claſſen der Leſer
inden er ihnen bedeutete, daß meine Wohnung weder eine Didem mah (Verjammlung@ ort), noch ein Marft ſen, und daß ſie, wenn ſte in irgend einer Angelegenheit mit mir zu ſprechen verlange ten, die Sache ſchnell abzuthun hätten , da ich wichtigere Geſchäfte hatte, ale langweilige Beſuche zu empfangen. Dieſe etwas derbe Weilung hatte inſofern die gerrünſchte Wirfung, baß die Beſuche,
Erinnerungen einer Station im indoschinefiſchen Meere.
mo nicht ganz ausbleiben , toch fich beträchtlich verminderten, oder
fich ſeit Abſchluß des Friedend von 31 auf 66 Millionen Franken
wenigſtens mit mehr Zurüchaltung ſtatt hatten. Ein Zug, ter die Kabylen gleid von vorne herein daraftes rijirt, iſt die ihnen eigenthümliche Art zu nehmen und zu geben .
von Blüthe zu ſeyn , war für die Fabrifen der Mutterlandes nur
Wollen ſie etwas haben, ſo heißt es : Attini ! ( gib mir) indem es ſich von ſelbſt verſteht, taß ſie die fragliche Sache zum Ges jchen haben wollen ; bringen ſie aber etwas, lo fragen ſie, ehe ſie die Hand öffnen : Rateſch ? (wie viel wilſt tu geben ?) und die Unreridjämtheit, womit fie in einem Athem ihr Attini und ihr Kabeid anbringen, brachte mich oft in die äußerſte Wuth, um jo mehr, da ſie dieſe Verfahrungéweiſe für die natürlichſte Sache der Welt zu halten ſcheinen. Co brachte mir einſt der
reidſte Einwohner der Sriba, der täglich Salz, Pfeffer, Zwiebeln, Knoblauch und dergleichen mehr bei mir zu horgen hatte, mir aber, wohl verſtanden , nie das Geringſte mehr wieder zurücgab, ein Neft
Die europäiſche Uiederlaſſung in China. 1.
R 4 : 4
.
( Fortſeßung .)
Der Werth der brittiſchen Baumwoll- und Vollengewebe hatte erhöht ; allein dieſes ſcheinbare Steigen , weit entfernt ein Zeichen Der unbeſon nene Gifer der Speculanten hatte den Betrag und nicht das Ergebnis
der traurige Vorläufer von ungeheuren Banfrotten.
des Tauſchhandeld verdoppelt. Die Verlufte der meiſten engliſchen Hans deldhäuſer bei dieſem doppelt belaſteten Verfehr durften nicht geringer als auf 35--40 Procent des Geſammtwerthes der eingeführten Waaren und der Rüdfrachten angeſchlagen werden. Dieſe traurige Lage des engliſchen Handelo mußte ihn gegen die Herausforderungen des dines
fiſchen Pöbele noch empfindlicher machen , und wenn der Gouverneur von Hong- feng zauberte, ſein land in die unberechenbaren Zufälligkeis .
ten eines neuen Bruches zu verwideln , ſo waren die ihn umgebenden Handelsleute weit entfernt dieſelben Scrupel zu ' enipfinden . Lord Palmerſtong lingeflüm trug mit dazu bei, Sir John Davies aus der Bahn z11 drången , welche ſeine gewohnte Amficht ihm vor:
rod junger Staare ; ich glaubte naiver Weije, er rolle mir dies
gezeichnet haben würde. Mehr cld einmal hatte die Correſpondenz die
jelben zum Geiden machen , allein im Augenblic , wo ich im uit verbindlichen Worten dafür zu tanfon judte und ihm das Neſt abzunehmen im Begrifi mar, zog er ichuell jeine Hand zurück und artikulirte faltblütig tas mir jo verhaßte Rabeid . Dieß war mir doch zu arg : id, ergriff ten Staarenhändler beim Burnug und warf ihn höflich zur Thür hinaus, welcher Gewalt
Ungeduld und das Mißvergnügen des Miniſtero verrathen ; dieſer Brief: wedſel , der aus Auftrag des Unterhauſed veröffentlicht wurde , hatte Sir John zu der unglüdlichen Grpedition vom 3 April veranlaßt. Im Augenblid als die Bayonnaiſe das Ziel ihrer langen Reiſe erreicht hatte, verlangte er von dem Generalgouverneur von Indien neue Truppen, um
die Energie zu entwickeln , welche man ihm fets anempfahl. Schon
thätigfeits act ihn aber nicht abhielt, von mir ſchon am andern
hatten auf ſeine Aufforderung die engliſchen Raufleute die Factoreien geräumt , uinjich nach Hong:fong zurückzuziehen , und alles ließ vers
Morgen etwas Zucker für ſeinen franken Jungen zu begehren . Die gewöhnlichen Beieſſen der Rabylen find im Frühjahr
teten Verftårfungen auf dem Fuß folgen werbe. Dieſe fritiſchen Zus
unreife Aferbohnen, Brunnenfreſſe, wilber Selleri, Bubreiß und
ftande verhießen und das Schauſpiel wichtiger Greigniſſe, und liehen der Pandung des neuen franzöſiſchen Botſchafters zu Macao einige Wichtigkeit.
junge Fenchelidoße, von welchen fie erſtere bloß in Waſſer ab . gefocht, leştere aber roh genießen ; ihre größten Lederbiſſen aber ſind Zwiebeln , Knoblauch und ſpaniſcher Bicffer ; allein weit
muthen , daß der Beginn der Feindſeligfeiten der Anfunft der erwar
Der Nudzug der engliſchen Kaufleute nach Gong.fong traf mit andern
Verwidlungen zuſammen, die niøt minder bedeutend waren , und wäh rend unſeres Aufenthalte an den chineſiſchen Rüflen ihre Löſung finden
entfernt dieſe Pflanzen ſelbſt zu ziehen, wozu ihnen die fette, feuchte Erbe am Rande der Kras die beſte Gelegenheit barbote, ziehen ſie vor dieſe Leckereien , bei ſeltenen Anläſſen, auf dem Marft oder in der Stadt zu faufen . Auch den Zucker find fie
jehr holb, ziehen aber die Caſſonade dem Hutzucec vor, ta lege terer mit gebrannten Menſchenfncchen raffinirt werbe.
follten. Im ſelben Augenblic alo Sir John mit aller Macht befleidet, weldje ſich an den gefürchteten Namen Englants fnüpfte, mühſelig gegen
die Schwierigſeiten ſeiner Lage anfämpfte , hatte ein Mann , ohne andere Hülføniittel als ſeine eigene Geiſteofraft, der portugieſiſche Gou: verneur von Macao, die hinſterbende Colonie, die ihm anvertraut war, an dem Abhang ihres Zerfalls aufgehalten. Der Zuſammenfluß der
Gngländer in der portugieſiſchen Stadt, als der Krieg fie von Canton
Die „ Gefellidhaft für Verbreitung driflicher Renntniſſe“ hat durch
entfernte, hatte dieſer Golonie nur einen ephemeren Aufſchwung gegeben , deſſen Quelle plößlich verſiegte, als die brittiſche Flagge an den Geſtaden von Hong:fong aufgepflanzt wurde. Von dieſem Zeitpunft an hatte
den bekannten Dr. Lee , wohl einer der größten Renner des Arabiſchen
das ftete zunehmende Deficit des Colonialbudgets dieſe Niederlaſſung
Ueues arabiſches Teſtament. in neuerer Zeit, und mit Unterſtüßung von Fares Schidiaf, einem unter:
beſtändig bedroht ganz verlaſſen zu werden , da das Mutterland nicht
rigteten Syrier und ausgezeichneten arabiſchen Dichter
mehr die gehörigen Geldmittel zu ihrem Unterhalt aufwenden fonnte. Mitten unter dieſen bedenklichen Umſtänden wurde gegen Ende des Jahres 1845 der Schiffécapitán Amaral durch den Hof zu Liſſabon zum
er hat in
Neuerer Zeit ein Gedicht zu Ehren des Beyo von Tunis verfaßt, das
duro Dugat ind Franzöſiſche überſeßt wurde -- eine neue lleberfeßung des neuen Teſtamento ing Arabiſche fertigen laſſen, und zwar nach dem
griechiſden Tert. Die bisher bekannte arabiſche Ueberſegung des neuen Teftamento fam zu Rom durd die Congregation der Propaganda heraus im 3. 1671 , nach der Bulgata und im Bulgårarabiſchen, für das Bolt abgefaßt, aber den Regeln der Grammatif nicht ſehr entſprechend. Die
Nusgabe der Britiſh and Foreign Bible Society iſt bloß ein Nachdruc dieſer lettern. Die Geſellſchaft für Verbreitung chriſtlicher Kenntniſſe
Gouvernement der Provinz Timor , Solor und Macao berufen . Unter den Völfern, welche Großes vollbracht und nun unter dem Gewicht politiſcher Mißgeſchide erliegen , findet man oftmals Männer, welche durch den Abel und die Hoheit ihre& Weſeng noch von der Kraft
des alten Stammes und der Energie deo Volfecharafters Zeugniß geben, und wenn ihnen für ihre Thaten auch nur ein enger Schauplaß zu: gemeljen ift, fo fónnen ſie bieſelben dennoch durch ihren Muth und ihre
no
164
Sason
Ausdauer veredeln. A18 Dfficier einer Marine, die nur noch ein Schat:
den zu Canton geneigt wären , einem Aufſtand Hülfe zu leihert, der
tenbild früherer Tage war, hatte Amaral alle Handlungen ſeines Berufs:
ihren beleidigten Stolz rachen konnte. Es galt daher die Bevölkerung Macao'o im Zaume zu halten , und zugleich dem Druck einer Provinz mit 27 Millionen Ginwohnern zu widerſtehen . Ju dieſem ungleichen Rampfe waren freilich die Chineſen die einzigen Gegner ter portugie:
lebend durch das Siegel ruhmwürdiger Energie zu bezeichnen gewußt.
Während des Krieges zwiſchen Portugal und Brafilien im Jahr 1823 hatte er im Alter von 18 Jahren eine der Colonnen befehligt, welche die Inſel Itaparica im Sturme nahmen. In bieſem glänzenden Gefechte
wurde ihm der rechte Arm durch eine Ranonenkugel weggeriſſen . Später, in den Feldzuge, welcher die Krone auf das Haupt der Donna Maria feßte, diente er mit Auszeichnung unter den Befehlen des Sir Ch. Napier.
fiſchen Befaßung geweſen ; aber fonnte man die ſchrecklichen Aufſtände vergeſſen , welche die Coloniſten auf Batavia und Manila in ſo große Gefahr geflürzt hatten ? Sonnte man den lintergang der erſten Nieber: laffung vergeſſen , welche die Portugieſen in den chineſiſchen Meeren
Mitten unter den Unruhen , welche ſo oft die Regierung der Halbinſel
gegründet hatten , bie plößlide Zerſtörung jener blühenden Stadt, die
erſchütterten, verfannte ſein ritterlicher Geiſt niemals die wahre Nichts ſchnur der Pflicht. Gr blieb ſeiner innern Ueberzeugnng und der Rönigin getreu , welcher er ſeinen Dienft und Schuß zugeſchworen hatte. Nach den Südlüſlen von Afrifa geſandt, um den Sklavenhandel zu unterbrüden , zeigte er fich auch dieſer ſchwierigen Aufgabe gewachſen , und verſtand den brittiſden Kreuzern Achtung gegen die portugieſiſche Flagge einzuflößen. Als er zu Macao anlangte 1, fand er den Hafen verödet, die Caflen geleert, die Soldaten entmuthigt und ohne Löhnung. Auf ſeinen Vorſchlag wurde der Hafen augenblidtlich für frei erflärt, und fremde Fahrzeuge und Producte unter denſelben Bedingungen zus gelaſſen , wie zu Hong:fong und Singapore. Die chinefiſchen Zollbeams
von friegeriſchen Anſiedlern gegen die Mitte des 16ten Jahrhunderts an den Küſten des Sche:fiang angelegt worden, und die man in einer ein: zigen Nacht bes Ueberfalles und Verrathes verſchwinden fah ? Amaral hatte den ihn bedrohenden Gefahren gegenüber nur 300 Bajonnette, die zu Goa ausgehoben waren und durch einige europäiſche Difciere befehligt wurden. Mit beträchtlicheren Streitfräften fah einer ſeiner Borgånger, der am hellen Tage durch einen Vollsaufſtand überraſcht wurde, fich ge:
zwungen, ſich in die Forts einzuſchließen und die Stadt Macao während
ten , welche gewohnt waren auf den portugieſiſchen Quan: dieſelbe
24 Stunden den Gewaltthaten der emporten Chineſen zu überlaſſen . Ghedem hatte der Befehl eines Mandarinen hingereicht, um alle dine: fiſche Unterthanen aus den an die Fremden abgetretenen Låntereien hinwegzurufen , und die portugieſiſde Bevölferung durch eine Art von
Gewalt auszuüben , wie in einem Theile des himmliſchen Reiches, muß.
Interdict audzuhungern .
ten fich fortan darauf beſchránfen, von den Waaren die aus den Nie:
Amaral ließ ſich durch dieſe trúbſeligen Erinnerungen feineswege erſchüttern ; ſeine Neuerungen waren zwar fühn , allein er hatte fico
berlagen famen, die Abgaben zu erheben , von denen ſie,. ſo zum vors aus befreit, nun ohne weiteres zu Canton ausgeſchifft werden konnten. Von dem Beginn ſeiner Verwaltung an hatte Amaral zugleich die
Einſprache der Mandarinen und die Oppoſition des Municipalrathes,
nicht in uniberlegte Wagniſſe geſtürzt. Er wußte, daß der Dpiumfrieg
eine große Thatſache war , die man in Rednung ziehen mußte. Die Siege der Engländer waren ein moraliſcher Triumph für alle Guropåer geweſen . Nachdem ſie die Barbaren in ihrer Unwiſſenheit lange mit
der uuter dem Namen Senat bis dahin die höchſte Macht mit dem . Gouverneur zu Macao getheilt hatte, zu befämpfen. Die Zolleinfünfte waren von jeher die einzige Hülføquelle der Colonie geweſen . Sobald die Freiheit des Hafeng erflärt wurde, mußten die Ausgaben der Nie:
eher geneigt , ihre Macht zu übertreiben. Heberdieß fonnte der Vice: fönig von Canton die Portugieſen nicht mehr durch den Hunger bezwin:
derlaſſung durch andere Abgaben gedegt werden. Amaral verſprach dies
gen. Die Niederlaſſung von Hong - fong und die Colonie von Manilla
Verachtung angeſehen hatten , waren die Chineſen ſeit einigen Jahren
zu thun. Er wollte die Abtretung Macao's nicht annehmen, ſo wie ſie durch wiederholte Gingriffe fich geſtaltet hatte , fondern forderte unge. idmålert die Nechte zurüd, welche Portugal nach Vertreibung der See: räuber an der Mündung des Tſchu: fiang von der Dankbarkeit des Kaiſers Kang:hi erhalten hatte. Mittelſt der Bezahlung einer Rente von 500 Taels (3750 Fr.) ſollte die Halbinſel Macao ganz der portugie: fiſchen Regierung angehören. Die Chineſen hatten ſelber die Gränzen
dieſer Abtretung beſtimmt, durch die Saranfe welche durd die land. enge gezogen wurde, die dieſe bergige Halbinſel mit der ſüdlichen Spiße der großen Inſel Hiang-ſcan verbindet. Südlich von dieſer Barriere
würden den Einwohnern von Macao die Vorräthe geliefert haben,
welde das Verbot der Mandarinen ihnen entzogen. Es war nichts zu befürchten als ein Aufſtand des Pöbels. Amaral hatte dieſen An: griff vorausgeſehen, und erwartete ihn gerüſtet. Seine Soldaten, regel: mäßig bezahlt und durch ftrenge Mannezucht in Pflicht gehalten , wuren ihm vollfommen ergeben. Die erwartete Kriſis trat endlich ein. Im October 1846 , einige Stunden vor Sonnenanfgang, während die Stadt noch in tiefer Ruhe
Unterthanen beengt wurde. Man zählte in Macao nur 5000 Chriſten,
lag , landete ein beträchtlicher Trupp Chineſen in dem innern Hafen. Dieſe Banditen , durch die Kahnführer , welchen der Gouverneur eine neue Abgabe aufgelegt hatte, zuſammengebracht, fliegen eilig die Treppen hinauf, welche von den Quay: zu der innern Stadt führten. Schon glaub: ten ſie Macao's rich bemeiſtert zu haben , als ihr unvorſichtiges Geldrei
Portugieſen oder Meſtizen ; allein die Stadt enthielt , mit den drei
und die Schläge des Gong, durch den ſie ihre Landeleute zu den Waffeu
begann das portugieſiſche Gebiet, welches, Dauf der Schwache der Vor:
gånger Amarale, allmählich durch die Gråber und Gehege chineſiſcher Dörfern innerhalb der Barrieren, eine Bevölkerung von mindeſtens
riefen, einige Einwohner aufweckten , welche den Gouverneur von dem
25,000 Chineſen . Dieſes unruhige Voli , durch einen ſubalternen ab:
Vorgefallenen benachrichtigten. Dieſer verſammelte im Augenblick eine Handvoll Soldaten , und rüdte mit einem Feldgeſchüß gegen den Ein :
geordneten des Vicefónigo von Canton regiert , hatte niemals die Laſt
irgend einer Abgabe getragen. Amaral ſchlug eß ab, es von den Auf lagen zu befreien , welche die driftliche Bevölferung belaſten ſollten. 1
Die gleidsvertheilten Abgaben umfaßten allen Befits ohne die Nationa lität des Defißers zu berückſichtigen. Die Steuern , welche von den
Wohnungen der Chineſen wie von denen der Europäer bezogen wurden, bie Schifffahrtsgebühren, die Berpachtung gen iſſer Monopole, der Ver:
gang einer ſchmalen Straße vor, welche den Plaß des Senates beherrſđt. Die Chineſen waren auf dieſen Plaß vorgedrungen ; fie flürzten fich in Haufen auf die Portugieſen ; ein Hagel von Kartåtſchen hält ſie auf. Ginen Augenblick ich einen ſie ihre Reihen wieder bilden zu wollen ; aber bald wirft ſie ein Bajonnettangriff in die gefrümmten Straßen des Bazaró , und ſie beeilen ſich ihre Boote wieder zu erreichen , welche eben das Geſchüß einiger Ranonierſchaluppen in den Grund bohrte .
fauf einiger Grundſtúde reßten das Deficit des Colonialbudgets auf 40,000 Biafter herab, welde die Kaufleute von Song-fong vorzuſdießen
Schon am anderen Tage befahl der Gouverneur den Chineſen ihre
übernahmen , und die von der portugieſiſchen Regierung ihnen alsbald
geeilt war , die Waffen niederzulegen.
Buben zu öffnen, und der Stadtwiliz, welde der Befaßung zu Hülfe (Schluß folgt . )
abbezahlt wurden .
Die finanzielle Zufunft der Colonie war geſichert, allein zu Macao
Mehr Goldlånbereien in Auſtralien . Die neueſten Nachrichten aus Sydney ftiminen alle darin úberein, daß die neu ent: deckten Goldfelder am Bathurſt-See, 150 M. von Sydney , die berühm :
herrſchte große Aufregung. Dem portugieſiſchen Gouverneur fonnte es nicht verborgen bleiben, welche dumpfe Unzufriedenheit im Schooße der
ten Felder von Turon und Dphit weit an Reichthum übertreffen
chineſiſchen Bevölferung gährte ; aud mußte er fürchten , daß die Behör,
(Shipp. Gaz . 11 Februar . )
Berlag der 3. O. Gotta'idhen Budhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Go. Widen maun.
Das Ausland . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 18 Februar 1852 .
U “" 42.
Die Mirditen , Clementi und Malaſoren in Albanien. ( Aus Spencero : Travels in European Turkey. )
Zwiſchen Ipek und Priøren zogen wir an der von den Mirbiten und Malaſoren bewohnten Bergfette hin .
Die hiftoriſchen hiſtoriſchen und archäologiſchen Stadien in den Die franzöſiſchen Provinzen. 6.
Touraine, Maine, Anjou, Poitou.
Der einzige
(Schluß.)
Eingang in das faft unzugängliche Gebiet dieſer unabhängigen
Die „ Geſellſchaft ber Alterthum & forſcher tee Weſten8", teren
Bergſtämme Oberalbaniens iſt dem Lauf der Drin entlang durch Armee ein höchſt ſchwierige und gefährliches Unternehmen , und
Siß zu Poitiers iſt, und welche jeßt 186 Mitglieder zählt, bat ſeit ihrer Gründung im Jahr 1834 Dreizehn Bände Memoiren , ein vierteljähriged Bulletin, eine vortreffliche chronologiſche Tas
der Verſuch, dieſe tapfern Bergvölfer zu unterjochen , hat auch
belle der in den Manuſcripten bed Benedictiner8 Dom Fontenau
bereits ben Demanli Zauſende ihrer muthigſten Krieger gefoftet.
enthaltenen Urfunden, und das Cartulaire des Heil. Hilaire von Poitiere nach den
eine furchtbare Schlucht.
Dieß wäre aber für eine feindliche
Außer dieſen Stammen tauſen noch die Clementi an den Ufern
des 3em und in dem bergigen Diſtrict , der ' an Montenegro ftößt; dieſe befennen fich, wie bie Mirbiten und Malaſoren zum 1
lateiniſchen Ritud, und zahlen der Pforte feine Steuern. 216 Skanderbeg fiel, floh ein Häuptling dieſes Stammeß nach Rom, und einer ſeiner Nachkommen warb Papſt unter dem Namen
,
Copien von Dom Fontenau und den Drigi.
nalien in den Archiven von Vienne herausgegeben ; ferner hat fie unter Mitwirkung der Stadt Poitiers ein celtiſches Muſeum gegründet, das von Lecointre Dupont beſchrieben wurde.
Die in
ten Memoiren dieſer arbeitſamen Geſellſchaft behandelten Gegen « ftande find ſehr mannichfach und gut gewählt. Die A. De la
Clemens XI. Die Clementi werben jeßt von einem Bild of
Fontenelle, De Vauboré, Mangon de Lalande, Rebet, Archivar
regiert, ber zu Laba , bem alten Arbe8, ſeinen Gip bat.
des Departements der Vienne, be Chergé und Fillon waren die
Die Malaſoren datiren ihre Unabhängigkeit von der Regies fleißigſten Mitarbeiter, und ſehr zu ihrem Ruhm haben die Alterthum & forſcher de& Weſten fich nicht auf ausidhließlich are über den Serbenkönig Laſar darontrug, und zum Danke ſie häologiſche Gegenſtände beſchränkt. Die „ Studien“ Boulmiere en
rung Amuraths II, der durch ihre Hülfe einen wichtigen Sieg
von allen Abgaben frei ſprach ; ſpäter wollten die Paſcha's ihnen Den Charatich auflegen, was , zu dem unſeligen Aufſtand von 1740 führte, rrad Tauſende dieſer unglücklichen Bergbewohner mit ihren Nachbarn, den Clementi, zwang, eine Zufludt in Ungarn zu ſuchen, wo ihre Nachkommen noch mehrere volfreiche Drts idhaften an den Ufern der Save, nahe bei Mitrovißa , bewohnen, und ihre Sprache, ſo wie ihre eigenthümlichen Sitten, erhalten
über die lateiniſchen Dichter von Poitou, die Memoir
haben. Db bie türkiſche Regierung jegt gerechter in ihrer Ver.
der h. Hilarius ber wahre Verfaſſer des Lebeum ſey ; die Bes
waltung iſt, aber fich ſdheut, Den Born dieſer friegeriſchen Stämme zu reizen, genug man läßt ihnen ihre Rechte und Freiheiten .
„ Verſuch über die Laternen der Tobten“ von Caſteignier ſind
Alos
neau's über den Feldzug des Prinzen von Wales in Languedoc, Acquitanien und dem übrigen Frankreich, und über die Schlacht von Moncontour, der Verſuch " Hr. von St. Hippolytes über
die Schlachten von Voulon, Poitiers und Maupertuis ; die „ for ſchungen“ des Abbé Couſſeau über die Liturgie der alten Diöceſe von Poitiere, Forſchungen , in denen er zu beweiſen ſucht daß merfungen Redets über die Drtånamen in der Vienne, und der
ige allgeorigine Audo zeigen fieFich nüßlich, ba fte aus Fanati&muê gemeinſame forgfält Arbeite , welche Verbien n. e neuezugleichdas ichte neinig lieferſt meinen leGeſch Elemente zu haben , der und gen Sache mit den Raubzü der Arnauten gegen Montenegro mas hner n Katholifen wegen ihrer Anhänglichs dieſe Bewo beffe , chen feit an die griechiſche Kirche grimmig hafſen. So heftig auch der Sectengeiſt in civiliſirten Ländern ſeyn mag, von dem Haß
Die Archäologen gleichen allzu oft ben Schafen Panurgs und laufen hinter einander auf denſelben Wegen ; man muß alſo die Bemühungen derer, welche neue Bahnen einzuſchlagen ſuchen ,
zrciſchen dieſen rohen Anhängern zweier feindlichen Glaubens .
und fich vorzugdweiſe an ununterſuchte Fragen halten, aufmun.
formen macht man fich feinen Begriff, und es iſt ſehr bemüthis gend für den chriftlichen Reiſenden , wenn ihm die Mohammes daner wiederholt bemerken , baß wenn nicht die Diftricte zwiſchen
tern . Unter dieſen Fragen ſteht die Geſchichte der Kriege bed Mittelalters oben an, denn dieſe Geſchichte, die entweder von tafriſch unwiſſenden Gelehrten oder von ungelehrten Taktikern geſchrieben wurbe , iſt faſt noch ganz wieder herzuſtellen. Die Kenntniß der Localitäten und die auf dem Sdauplat ber großen militäriſchen Thaten ſtets nodi lebendigen ! leberlieferungen er klären viele in den alten Büchern ausgelaſſene oder entſtellte
Montenegro einers, und den Maloſoren , Clementi unb Mirbiten andrerſeits von türkiſchen Arnauten bewohnt wären, dieſe Chriſten
fich unter Unführung ihrer Prieſter bis zur Vertilgung des einen Sheile befämpft hätten.
1
166
Ibatſachen, und man fann die Mitglieder der gelehrten Geſell. ſchaften nicht genug aufmuntern, bem Beiſpiel der 66. Adoneau und St. Hippolyte zu folgen.
Die wichtigſte Monographie, deren Gegenſtand die Stadt Poitiers insbeſondere iſt, rührt von Abbé Auber her, und bes zieht fich auf die Kathedrale dieſer Stabt. Auber feßt ihren Urſprung ins dritte Jahrhundert, und ſo ſehr man Urſache hat, ſolchen hohen Altersangaben zu mißtrauen, lo ſcheint dieſe Schis bung boch ziemlic genau, denn aus Umſtänden, die fich nicht mehr wohl näher angeben laſſen, bilbete Poitiers frühzeitig eine Art chriſtlidier Daſe im gallorömiſchen Heidenthum . In der Nähe dieſer Stadt, zu Ligugé, gründete ber heil. Martin das erſte Kloſter Galliens ; ein Biſchof von Poitiers, der heil. Hila rius, den ber heil. Hieronymus bie „Rhone der lateiniſchen Bes
rebiamfeit " nennt , gab dem Chriſtenthum den Frieben zurüd,
gosan
und manchmal eine gemeine unb cyniſche Satyre, ja weniger als eine Satyre, eine Carricatur. So fieht man zu Toulouſe in
der Kirche St. Sernin auf eicier Kanzel einen Eſel im Chors rod , der einem Auditorium von Schweinen mit Krummftab und
Biſqof&müße predigt , und daneben die Worte : „ Calvin der Schweineprediger.“ Die Darſtellungen dieſer Art find zahlreich, und beweiſen zur Genüge, daß das Alte und Neue Teſtament
ben chriſtlichen Bildhauern nicht allein die Motive lieferten, und daß man in der religiöſen Architektur, wie in der Literatur und den Sitten , neben dem göttlichen Gefühl des Iinendlichen oft ten gröbſten Materialismus findet. Das ſind Thatſachen , die vom Glauben fern abliegen , die ihn nicht compromittiren, und
die von den Archäologen ter firchlidyen Schule beharrlich ver fannt werden , auf die Gefahr hin bie Geichichte zu verfälſchen . Was idadet der Macht und Reinheit des Chriſtenthums der
indem er bloß burch die Kraft ſeiner Lehren die Fortſchritte des
Eyniemus einiger von barbariſchen Künſtlern au@gebauenen Bil.
Arianismus aufhielt, welcher dem neuen Glauben ſeinen götts
der ? Der Glaube iſt mitten unter unſern Ruinen ftehen geblies
lichen Charafter raubte, indem er den menſchgeworbenen Gott
ben, wie die Kathedralen ſelbſt in unſern erneuerten Städten ;
yon der Dreieinigkeit trennte, und durch einen barbariſchen Rationaliamus dieſe halb wiedergeborene Welt, die eben dem beide niſchen Materialiómus entronnen war, zum reinen Deiêmus führte . Endlich flüchteten ſich nach Poitiers, ins Kloſter der heil. Radegonde, wie in ein legtes Aiyl, alle Götter der alten Poeſie, und die lateiniſche Muſe der Verfallzeit miſchte zum legtenmal ihr Lieb mit den Kymnen der ſiegenden Kirche. Dieß ſind ſehr anlockende Erinnerungen für unſere religiöſen Alters thümer und unſere Nationalgeſchichte, und c8 iſt zu bebauern,
und mit Recht wendet ſich Abbé Auber am Ende ſeines Buche
von der Vergangenheit an die Zukunft, und verſpricht dieſen Denfmalen , die icon fo viele Jahrhunderte zählen , noch mandes Jahrhundert der Dauer. Ghe wir von Poitou ſcheiben , erwähnen wir noch der „Ges idhichte der höhern Verwaltung im Departement der beiden Seve res", von 3. Richarb. Dieſe Geſchichte beginnt mit einer klaren und beſtimmten Einleitung, worin der Verfaſſer in raichen Züe gen bag Gemalte der Provincialverwaltung Poitou's von den
dab Abbé Auber, als Einleitung in den Deſcriptiven Theil ſeiner
außerordentlichen, unter dem Namen missi dominici befannten
Arbeit, nicht eine allgemeine Ueberſicht der Kirchengeſchichte von Poitou in den erſten Jahrhunderten in Bezug auf die geſells ſchaftlichen und intellectuellen Zuſtände gegeben hat. Er hat wohl einiges berührt, aber ohne genügende Entwicklung, und iſt in architeftoniſchen Einzelnheiten ſtets zu rreit gegangen . Wir wünſchten, daß man nicht, wie es nur allzu oft geſchieht, die
Commiſſairen Carle des Großen , ben Enquêteur8 Lubriga IX , und den von Richelieu geſchaffenen Intendanten bis 311 den von Neder im 3. 1787 geichaffenen Provincialverſammlungen
ſchildert. Dieſe Verſammlungen , welche in Poitou in drei vera ſchiedene Kategorien zerfielen , hatten die directen Steuern umzua legen, und alle Gegenſtante des öffentlichen Nußend, wie Stras
feudale, adminiſtrative und moraliſche Geſchichte von der artiſtio | Ben, Canale, Unterrichiomejen, Vertheilung der Unterſtügungen a . ichen zu ſehr trenne. Wenn die Zeit und der Styl eines Dents mals genau beſtimmt ſind, iſt es faſt unnug für alle Theile die
daguerreothpirte Beſchreibung aller Capellen, Säulen und Sdnüre zu wiederholen. Wenn die Archäologie fich in dieß Detail vers liert, ſo beſchäftigt fie fich zu ſehr mit den Steinen und zu
wenig mit den Menſchen , ſie wird ein nügliches Vademecum für den Architekten, der mittelalterliche Bauten nachäfft, bleibt aber denen fremb, welche im Studium der Archäologie Belehrung und Anregung ſuchen. Dieſe Bemerfungen richten fich inden nicht bloß an Abbé Auber, deſſen Buch jehr ichåpondwerthe Sheile enthält, ſondern an die meiſten ſeiner Collegen in der heil.
Archäologie, welche allzu geneigt find, die Denkmale zu beſchreis ben , ſtatt zu erklären . Es handelt ſich nicht um die Angabe, Daß dieſe ober jene figur fich unter den Wölbungen eines Pore tale befinde, man muß auch ſagen , warum fic Da iſt. welder
Reihe von 3been fic fich anjd;ließt, welches Verhältniß zu den Sitten der Zeit ſich darin ausſpricht. Wir glauben nicht wie Abté Auber, daß die ganze driſtliche Symbolit fich auf eine Darſtellung des alten und neuen Teſtaments beſchränft; un fich davon zu überzeugen, braucht man nur die Bilderornamentation unſerer Kirchen mit den tyeiligen Schriften, und tie allegoriſchen Abhanbinngen über Moral, die unter dem Namen Beftiaired bekannt ſind , mit den aſcetiſchen Werfen und ſelbſt mit den Romanen und Fabliaur zu vergleichen . Dieſe Drnamentation
iſt eine wahre Encyklopädie, ein boulftändiges Unterrichtsſyſtem ,
zu überwachen . Sie ſprachen Wünſche aus, wie unſere Genes ralrathe, und ihre Geſchichte bietet das Intereſſante, baß man hier bie meiſten großen und nüßlichen , von der Revolution ge
gründeten Reformen flar angezeigt und verſtandig entwidelt findet, ja ſelbſt manche von denen, welche durch unſere einheimi. ichen Kämpfe, unſere Kriege, und namentlich die Unerfahrenheit
unſerer Berwaltung ſeit ſechzig Jahren verſchoben wurden. 3m 3. 1788 war in Poitou, wie in den andern franzöflichen Pros
vingen, der öffentliche Geift zugleich progreififtiſch und conſers valis, plößlid aber entbrennt eine Art Fieber und greift um fich ; man ſpricht nicht mehr von Reformen , ſondern die Köpfe träumen von einer neuen Welt, und bald ichreitet die Revolus
tion vorwärte, unerbittlich, mit fataliſtiſcher Gewalt. Hier er. hält. Richard & Buch ein beſonderes Intereſſe, und die hiſtoriſche und politiſche Belehrung tritt aus jeder Zeile hervor. Mitten unter den idredlichen Wechſelfällen des Bürgerfriege erſtaunt man nicht minder über die faft übermenſchliche Thätigkeit der revolutionären Behörden, als über die faſt unglaubliche Unfähig . feit, die fie an den Tag legen . Sie wiſſen nichte vorauszuſehen , nidhte zu ordnen, die Truppen entfalten ganz vergebens einen
bewunderndwerthen Muth, und ſterben Fungerd in dem von ihnen verheerten Lande. Man greift unablåfjig zu gewaltjamen , faſt nie zu nüßlichen Maaßregeln, und um fich für den mangeln. ben Erfolg zu rächen , mehrt man die Schaffotte.
3m 3. 1793
bitiet die Verwaltung der Vendée die der beiden Sevre, ihr die
1
167
Guillotine zu leiben, legtere antwortet, daß St. Mairent dasſelbe
ermelſen fann, ließen fich auch die bei der dinefilden Regierung accres
Verlangen geſtellt habe, und um alle Anforderungen zu befriedis gen , beſchließt ſie fünf neue Guillotinen zu beſtellen. Es geht auß den im Buche Hrn . Richards mitgetheilten Thatjachen uns
ditirten Conſuln im Schooße der portugieſiſchen Niederlaſſung feſthalten. Macao war daher ein Plaß, der allen Ginflüſſen offen fand, welche fico
umſtößlich hervor, daß die Grauſamfeit der revolutionären Agen
Die Amerifaner hatten unter ihrem Sternenbanner weite Magazine zu Verproviantirung ihres Geſchwaders in dieſer Stadt angelegt. Amaral
ten ſtets in directem Verhältniß mit ihrer Unfähig feit ſtand, und Daß ohne dieſe Unfähigkeit und ohne die in blinder Hartnädigs feit fortgelegten Gewaltthaten der Krieg im Weſten tros des Helbenmuths der Vendeer viel minder blutig und lang geweſen wäre. Um die Richtig feit dieſer Bemerkung zu beweiſen , darf man nur den General Hoche nennen , und die ſtrengſte Kritik des Terroriêmus befteht in der Vergleichung der Erfolge der Proconſuln unb berer dieſes erlauchten Mannes, der zu fämpfen verſtand , aber namentlich den Frieden herbeizuführen fuchte.
Alle diejenigen, welche die Geſchichte der Verwaltung der beis den Sevres" leſen , werden für die Renntniß der Iliade der
Vendee, die ſo voll an Größe und Helbenmuth iſt, großen Ges winn Daraus zu ziehen.
nicht von dem Uebergewicht Englands wollten in Schatten ſtellen laſſen.
zweifelte nicht, daß auch die Spanier und Franzoſen bald ihrem Beis ſpiel folgen würden. Durch dieſen Zuſammenfluß von Fremden ſah er die Zufunft der Colonie , die ehedem burd ihre eiferſüchtigen Brohibis tionen berüchtigt war, gefichert. Was der Colonie beſonders fehlt , iſt eine geräumige und fichere 1
Rhede, welche, wie die von Hong fong, im Nothfall ganze Geſchwader aufnehmen könnte . Der innere Hafen, ein ſchmaler Canal zwiſchen der weſtlichen Rüfte der Halbinſel und der Inſel Lappa, iſt bei gewöhnlichem Waſſerſtand nur für ſolche Fahrzeuge geeignet , die nicht mehr als vier Meter tief gehen. Die großen Kauffahrtei- und Kriegeſchiffe muffent
ungefähr drei Meilen von der Stadt gegenüber den feilen Küften von Typa und Rouho vor Anfer gehen, denn nur in dieſer Entfernung von dem Ufer hat die äußere Rhede eine Tiefe von fünf bis ſechs Meter.
Außerhalb dieſer unterſeeiſchen Hochfläche, die ſtete durch die Anſchwenis mungen des Schu :fiang erhöht wird, zicht fich eine dreifache Reihe von
Ein Beſuch der Inſel Melville. Dieſe Inſel, welche gegenwärtig als einer der fälteſten Punfte der Erde betrachtet wird , wurde von den Schiffen Capitán Auſting aus, der befanntlich eine der Entdeckungsfahrten nach dem verlornen Franfs lin befehligte, beſucht. Dieſe Inſel iſt das ultima Thule der neuen arftiſchen Entdecker und wurde feit Parry's Beſuch im J. 1820 richt mehr betreten . Zwiſchen den Inſeln Griffith und Melville am Nord ufer liegen die Ruinen von 10 Eskimo - Winterwohnungen , und viele Knochen von Wallfiſchen , Bären , Robben u. ſ. w., die zum Theil init einem ſcharfen Inſtrument zerſchnitten waren . Man fonnte nicht recht ermitteln , wann dieſe Wohnungen wirklich Bewohner hatten, Capitán M'Clintock glaubt aber, dieſer Zeitpunft weiche etwa 200 Jahre zurüd.
Die Hütten ſcheinen mit Steinen und Grde überdacht und dieſe Dacher mit Wallfiſdinochen geflüßt geweſen zu ſeyn.
Die Hütten wurden
wohl errichtet, als die Temperatur nach etwas gelinder war, wie ießt,
denn ſie waren augenſcheinlich nicht bloß flüchtig erbaut , ſondern auf die Dauer berechnet. Die Ueberreſte von Capitán Parry's lager auf der 3nſel Melville waren noch ſehr deutlich zu erfennen. (Athen. 7 Februar )
Granitinſelchen hin ; allein dieſe unvollfommene Barre bricht nicht genugſam die Gewalt der Fluthen , die während des Winter der Nordoſt-Muſſon aufwühlt, und welche die Verbindung zwiſchen dem ents fernten Anferplaß und der Stadt unterbrechen .
Glücklicherweiſe laſſen fich die chineſiſchen Boote nicht leicht durch den Sturm zurüchalten. Jeden Morgen, ſo heftig auch der Wind wehen
mochte , ſah die Mannſchaft der Bayonnaiſe ein Boot aus dem Hafen fommen, das in dem ſchlammigen Waſſer der Nhede breite Furcen zog, und fidh mühſam Bahn durch die Stoßwellen der Gegenſtrömung brad.
Wenn wir ihm dann endlich nach zwei : bis dreiſtündigem geduldigem Lavieren das Tau zuwarfen , um es an die Corvette heranzuziehen, erhob fich aus dem Getümmel der nadtfüßigen Bootsleute mit Spißs hüten eine ſeltſame Geſtalt, die bis dahin unter einem Bambusdache neben den Hausgöttern geſchlummert hatte. Ein langes Gewand von blauem Baumwollzeug , auf der rechten Seite mit fünf Metallknopfen geſchloſſen , eine fleine Müße mit einer rothen Schleife ließen in dieſer unbewegliden ernſten Figur eines der induſtriöfen Mitglieder der Mits telclaſſe erfennen, welches durch ſeine Reiſen ins Ausland das Recht verlor,
das Kleid und die Müße der Mandarinen zu tragen, fich aber dennoch vor den untern Claffen , wenn auch nicht durch den Reichthum , dodo duro bie Fülle der Kleidung audzeichnete.
Die europäiſche Uiederlaſſung in China. Erinnerungen einer Station im indo.chineſiſchen Meere. 1.
Macao.
In einigen Stunden hatte der Gouverneur Amaral durch die Feſtigfeit ſeiner Haltung und die Gelaſſenheit in ſeinen Anſtalten die Ruhe in der Stadt wieder hergeſtellt und die leßten Spuren des Aufſtandes
verwijdt. Von nun an waren zwiſchen Chineſen und Portugieſen die Rollen ausgetauſcht, und damit feine Erinnerung dieſer Kriſe zurüd: bleibe, verfolgte der Gouverneur die Vollendung ſeiner Neformien mit
dem größten Gifer. Amaral fonnte fichi indeß nicht verbergen, daß die Seiner Anſicht nach
ſollte dieſe Niederlaſſung dereinſt der Mittelpunft der Rüßenfahrt zwi: ichen den ſüdlichen Küſten von China , dem Meerbuſen von Ton : fing
und der Inſel Hai:nan werden , um Hong:fong als offene Freiſtätte für alle europäiſchen Flaggen die Wage zu halten. Ungeachtet der liberalen
Doctrinen, welche bei Gründung der engliſden Colonie aufgeſtellt wurs den , war Macao der Aufenthalt aller Fremden geblieben , welche die Sorge um ihre Handeldvortheile nicht nöthigte auf brittiſchem Gebiete zu verweilen . Das Klima, das
zöſiſchen Station und der amerifaniſchen Diviſion.
Anc, dieß war ſein Name, hatte nicht gefürchtet die ſtrengen Vers bote der himmliſchen Sohnes zu übertreten, und fich eines Tages weit
(Schluß.)
Zeit der Größe für Macao für immer vorüber ſexy.
Seine Anfunft ermangelte nie:
malo eine geſchäftige Menge auf das Verdeđ zu loden, denn der wich: tige Mann war der Comprador , oder shineſiſche Lieferant, der frans
Seewinde der Geſundheit zutrag:
lich machen, zog ſelbſt während des Sommers einen Theil der engliſchen
von dem Lande der Blumen zu verirren. An Bord eine8 amerifaniſden
Schiffed hatte er die Geſtade der neuen Welt beſucht, und ſich auf ſeiner langen Reiſe Renntniſſe von der Geſtalt unſere Planeten, und der Macht ber verſchiedenen Staaten , welche ſeine Oberfläche unter fich theilen, geſammelt, welche ſeltſam mit den wirren Begriffen ſeiner Landsleute in dieſer Beziehung contraſtiren. Thätig und gewerbjam verfolgte Ayo
mit Gifer allen redlichen Vortheil, und verſchmåhte es, fich zu den fleiden Betrügerreien herabzulaſſen , welche den Kleinhandel zu Canton entehren. Das Boot unſeres gefälligen Compradors erſparte unſern Fahrzeugen mühſelige Neiſen.
Gr verließ ſelten die Corvette
Papiere mitzunehmen.
ohne zahlreiche
Der Muſſon lieh ihm Flügel zur Rüdfehr
in den Hafen , und bald ließ er vor dem Strand , den die Bats terien von San Francisco und Bomparto beſtreichen , die Anfer fallen . Gin Schwarm von Tanfas, fleine Barfen, welche ebenſo breit als lang find, lösten ſich aldann von den Granitufern , um und ihre Dienſte anzubieten . Dieſe Tanfa8 werden immer vo zwei Frauen gerudert worunter die ältere die hårtefte Arbeit vollbringt. Aufrecht in dem Hins
Kaufleute und Beamten hieher, um von den Geſchäften in der friſchen
tertheil Mehend führt ſie mit fråftiger Hand das lange Steuerruder,
Meeredluft auløguruhen. Durch politiſche Conveniengen , die man leicht
welches alle Barfen des himmliſchen Reiches in Bewegung rept ; ihre
nos
168
Gefährtin, am Vorbertheile fißend, ftreift laum die Oberfläche des Waſſers mit der Schneide ihret flachen Ruders. Dieſe armen Gefchöpfe, wahre
Zigeunerinnen des Meered, haben keinen andern Sou gegen die Hiße des Sommers und die rauhen Fröfte des Winters als das Bambusdade ihrer Lanfas ; fie bringen ihr Leben in dieſen wimmenden Gütten zu,
wo ihr Fleiß ihnen die Freuder des häuslichen Herdes zu erfeßen weiß. Ginige bewegliche Planten bededen während des Tages das Lager, wo fie ruhen ; im Hintertheile des Fahrzeuge fniftert das Feuer, an dem ſie ihr einfades Mahl bereiten ; im Sintergrund einer finſtern Cajüte athmen die Schußgeifter den Weihrauch der Ståbchen oder den Wohlgerudt des Samedu ein, und ernfthaft auf den Rotangmatten Fibend und ruhige Blide um fich werfend , warten die kleinen Kinder mit fupferfarbenem
son
vaterländiſden Capa verbergen. Die weiße Dolle des Schleiers um : foließt wie ein Leichentuch dieſe bieweilen hübſchen und regelmäßigen, aber ſtets unbeweglidhen Züge. Es ſcheint, daß dieſe Vermiſchung der Nacen, bad blaffe Klima oder vielleicht auch das beſtandige Einſchließen
dieſe einſchläfernde Wirfung ausüben. Die Männer haben darauf ver : jichtet gegen die geſchäftige Induſtrie der Chineſen anzufámpfen , und beſchránfen fich auf ein elendes fümmerliches Daſenn, um dieſer furcht: baren Concurrenz nicht entgegentreten zu müſſen. Ganze Familien leben von den Umfaß einiger Opiumfiften ; die meiſten kennen feine andern Súlfequellen als die unerfdhópfliche Milbthätigfeit einiget portugiefifchen
Sobalb, wir die Barfe ausgewählt hatten , welche und and ufer bringen ſollte, führte und die Tanta in einigen Minuten an den Fuß einer der Felſentreppen an der Praya Granbe. Gine lange Reihe
Kaufleute. Ungeachtet des Aufſchwunge, den Amaral der portugieſiſchen Bevölkerung gegeben, hat Macao dennoch ganz das Ausſehen einer dine: fiſchen Stadt bewahrt. Man begegnet ſelbſt in dem Quartier der Euro: päer nur Chineſen. Gruppen, in deren Mitte der Mann aus dem Volfe, der Kuli, burde ſeine beſcheidene Tunifa von brauner Leinwand und dem langen um den Kopf gewundenen Haarzopf fich bemerflich macht,
Häuſer mit gemauerten Bogen, die unter gelber Tünche die Angriffe der
umgeben die Bube irgend eines wandernden Kramers, der unter ſeinem
Zeit verbergen, dehnt ſich auf dieſem weiten Quay hin, der beſtandig
ungeheuren Sonnenſchirm feilbietet. Hier wird der in Waſſer gequollene Neie, hier werden Fleiſch- und Fiſchſtückchen verfauft. Laſttråger flims
Geficht auf das verheißene Schüffelchen mit Reie.
von den Wogen gepeitſcht wird, und erinnert an längſt verſchwundenen
Reichthum . Die Praya Grande ift der Lieblingoſpaziergang der Frem :
men die ſteilen Treppenabfäße hinan, feuchend unter ihrer Bürde , die
ben , welde zu Macao fich aufhalten , ſowohl der Engländer, Amerifaner,
fie an biegſamer Stange tragen, und ihreiten mit raidheni, feftem Sofritt durch die Menge mit der Sänfte, in welcher irgend eine reiche Senhora
Spanier, als auch der Parfið aus Bombay , deren lange flatternde Gea winder und feierliches Hinſchreiten an die Armenier in Smyrna und
eingeſchloſſen iſt. Der Chineſe, deſſen Haupt mit einem weißen Tude
Macao - und Calcutta find zwar ungefähr
umwunden iſt und der fich eilig nach dem Vorgebirge San Franciero
unter demſelben Breitengrab gelegen ; nian darf indeß nicht erwarten, auf dem Gebiet, das der Kaiſer Kang-hi den Guropäern abgetreten, die üppige Vegetation der Tropen zu finden . Ein einziger Palmbaum vers kümmert hier vergeſſen in einem der geſchüßteſten Winfel der Stadt.
begibt , iſt ein Leibtragender, der eine Leidenfeierlichkeit anzuordnen
Der Nordwind , ſo ſcharf und falt wie in dem griechiſchen Meere, dörrt
durch eine fühne Liſt die erzúrnten Dämonen beſänftigen und in Rauch ihr Dpfer entrichten. Die ſomalen Gißchen , welche von der Praya: Grande nach der Prana-Manduco führen, find heute von dichtem Gewih!
Konſtantinopel erinnert.
auf dieſen Küſten die Keime aus, welche die feuchte Sommerwärme her:
vorruft. Aud ſind die beiden Hügelfetten, zwiſchen die fich das unebene Stadtgebiet hineindrångt, ebenſo von allem Grün entblößt, wie die fahle Stirne der Cycladen oder die Vorgebirge von Morea. Die nördliche
Rette iſt nur eine ungeheure Todtenſtadt, wo acht bis zehn chineſiſche Generationen begraben liegen ; erſt am Fuße dieſer Berge erheitern die Dörfer Monſdion, Patan und Mongha mit ihren ausgeſchweiften Dächern und bläulichen Ziegelwanden die Ebene, welche fanft gegen das Geſtade des innern Hafens abfällt. Zwiſchen den Mauern von Macao und dieſen volfreichen Dörfern um die Gärten, die dem Bau der Ignanien, des
beſchäftigt iſt. Der Tod hat das Dach ſeiner Väter heimgeſucht; das Waſſer das er an der Quelle ſchöpft, ſoll das Antlig des Verblichenen
abwaſchen ; die Papierrollen, die er an der Quelle verbrennt, werden
erfitflt, das die Zurüſtungen zu einer Hochzeit herbeiziehen. Die Sdwär: mer fnallen, die Paufen erſchallen, und der verhüllende Schrein, welcher die Braut in ſeinen rothladirten Flügelthüren mit reicher Vergoldung bergen roll, erhebt fich mitten unter den Laternen , Sonnenſchirmen und bunten Wimpeln . In dem Augenblid , in welchem der fröhliche Zug auf der Prana des innern Hafens auomündet , ſcheint alle Bewegung in dieſem wimmelnden Bienenkorbe zu floden. Der Schmied flüßt ſeinen ſchweren Hammer auf den Amboß , und der Tiſgler legt ſeinen Kobel neben dem Rampherbrett das er abhobeln wollte , nieder. Soon hat indeß der Zug, in Gile dem hochzeitlichen Tragſefſel folgend, fich um die Ede gewendet, wo die Vorrathshäuſer, die von der amerifaniſchen Flagge .
Pe:Iſai oder der ſüßen Bataten gewidmet ſind, erheben ſich einige Bam: budgruppen, die der Typhon verſdonthat, und deren lange Blätter wie grüne Wimpel um die dünnen Stengel flattern ; der Hibiscus miſcht mit den idywanfen Zweigen des Ricinus reine dunfeln Blätter und farminrothen Blüthentronen . Weiterhin, jenſeits der dhineſiſchen Gránze dedt die norwegiſche Fichte in fümmerlichem Wuchſe einige Sanddünen,
welche die Winde am Dieeredufer angehauft haben. Sobald man vers ſuốt ins Innere von Macao einzubringen, muß man faunen, wie man an dieſen Abhängen , welche gegenwärtig der portugiefiſche Stadttheil einnimmt, Naum für eine Stadt hat inden fónnen. (8 bedurfte des Zuſammenwirkens des europäiſchen Geldes und des chineſiſchen Gewerbe fleißes , um mitten durch dieſe über einanderliegenden Granitblöde Straßen zu ziehen , und in der Tiefe dieſer Schluchten oder auf dem
Gipfel ſolcher Anhöhen Pläße anzulegen ; um mit lachenden Garten
beſchüßt werden, flehen. Die einen Augenblid unterbrochenen Arbeiten werden mit Gifer wieder aufgenommen, und das Geſumme unabläſſiger Gewerbthätigkeit erfüllt von neuem diefes Quartier, das von den Hand: roerfern bewohnt wird. Bald hörten wir auf , ung in Macao ale Fremde anzuſehen , und wurden vertraut mit unſern ſeltſamen Um : gebungen. Der Drt war für uns ein fiderer fort , in welchem wir uns nach dem langen Umherfreuzen bargen.
Mi s cellen. Die Ausfuhr von Steinfohlen aus Großbritannien
dieſe nađten Felſen zu umfleiden, die bis dahin nur die Banianenfeige mit ihren åſtigen Wurzeln umflammert hatte. Man muß übrigens zugeben , daß wenn die Chineſen nicht durch ihr Geldorei, Schießen und Trommeln das Schweigen deo portugiefirden Quartiers erheiterten, man ſich in eine im Zauber ſchlafende Stadt verſeßt glauben fónnte. Die 5000 chriftlichen Ginwohner von Macao find ebenſo flidfißend, nur ſchweigſamer als die Grille am Gerde. Die Frauen verlaſſen ihre Gemåder nur, um die Kirchen zu beſuchen. Man
Jahre 1850 3,351,880 Tonnen zu bem declarirten Werthe von 1,234,224 Pfo. St. Nach London famen im J. 1850 zu Waſſer und zu Lande 3,633.883 Tonnen Steinfohlen. ( Illustr . London News .)
würde faum . ihr Daſeyn ahnen , wenn man fie nicht an Feſttagen in
in der großen Dper zu Paris mehr als 130mal aufgeführt war , hat der Direction für die erſten 100 Vorſtellungen die enorme Summe von
Mener beer'e , Brophet", welcher am Schluſſe des Jahre 1851 .
langen Zügen erſcheinen fäbe, wo ſie mit ihren Saffianpantoffeln auf dem Piafter ſchlürfen und ihre bleichen Geſichter in den Falten der Verlag der 3. 6. Cotta'idhen Buchhandlung.
und Irland betrug im Jahre 1849 2,828,639 Tonnen (à 2000 Pfund ), zu dem declarirten Werthe von 1,087,122 Pſt. St , und im
788,000 Franken eingebracht. (Liter. Gaz.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Wiben ma n n.
Das A usla n d. E in Tagblatt für
Liunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
Nr. 43. Der Buckerhandel im vorigen Jahre.
19 Februar 1852.
ländern nicht auffommer, und eß zeugt von einer großen Vor
er unterden vorhandenen Der Zuđer iſteinevonden Waaren geworden,deren Vero foibei rger Hante ls, bedtagZuckers Conjecturenskambu , welche den Preie brüden mußten , fich trieb nicht bloß auf den Handel, ſondern durch die Finanzen
auch auf die Geiebgebung und durch die bisherige Erzeugung auf das Smidial einer zahlreichen Menichenclaſſe, der Neger, einen umfaſſenden Ginfluß geübt hat. Fügen wir hinill, daß der Werih des in den Welthandel fommenden Zucker: etwa 450 Mil. fi. beträgt, io wird man es nicht beſonders verwunderns. werth finden, daß die ſtarken Prei@ idywanfungen in England ben
engliſchen Großländlern im Laufe dicjes Jahres bei einer Eins juhr von nahezu 8 Mil . Ctr. oder nach dem Economiſten 8,200,000 Gır . -- einen Verluft bereitet haben, der mäßig berechnet
auf 1,400,000 Pi. St. angeſchlagen wird. Während der Continen . talſverre crichien eine engliſche Garricatur, auf welcher König Georg lichelnd ſeine Sheriaſje mit großen Zuckerſtücken füllt,
während Napoleon mühſam aus einer Runfelrübe den Saft preßt . Die Carricatur ward damals viel belacht, ſeit einigen
vorzugêweiſe, je nach Bedarf, ave den engliſchen und holländiſchen Entrepots verſorgte; Hollands Colonialſyſtem cheint auf den Zucker handel jeßt einen entſcheidenden Einfluß auszuüben , denn bei der
Zufuhr von etwa einer Milion Centner aus Java handelt es ſich nur für die Regierung um einen größern oder geringern Gerrinn , und Holland wird beßbalb einen Verluſt verhältnismäßig weit leichter tragen. Daß der Verluſt, wenn einer ſich ergibt, auf dag niederländiſch - oſtinbiſche Bubget und ſchließlich auf die bem Culturiyſtem unterworfenen Javaner fáat, iſt ein anderer Punft, ben wir im Augenblick nicht in Betradit ziehen. In England fällt der Verluſt verfehlter Speculationen und veränderter Cons juncturen auf die Einfuhrkaufleute, und er iſt dieß Jahr, nie wir oben geſehen, nicht gering geweſen. England hat im vergangenen Jahre 391,000 Tonnen ·1 Zuder eingeführt, da aber ſein eigener Verbrauch etwa 330,000 Tonnen
Jahren aber iſt ben Engländern das Lachen über die Runfel. rübe vergangen, denn der rieſenhafte Aufidhwung des Runfels
betrug, ſo bleiben nur 61,000 Tonnen übrig , fein unmäßiges
rübenzuckere, den die Engländer wohl etwas zu hoch jeit drei Jahren auf jährlich 45,000 Tonnen oder 900,000 Gentner ans ichlagen, hat weſentlich dazu beigetragen, ihnen der oben beo Belgien decft der Runfelrübenzucer mehr als die Hälfte des Verbrauche, denn Deutidland erzeugt jeßt wohl eine Million
J. 1849 etwa 50,000 Tonnen betrug ; aber dieje Wiederausfuhr iſt ſeit zwei Jahren ſtark im Sinfen, und hat im 3. 1850 faum 30,000, und im rorigen Jahr - die genauern Angaben liegen bloß bis zum Dctober vor faum 25,000 I. betragen ?, ſo mit find alſo von der Einfuhr des Jahres 1851 — abgeſehen von den Vorräthen aus dem Jahre 1850, welche etwas über 100,000 T.
Gentner, Franfreich anderthalb Millionen unb Belgien 60,000 ,
betrugen, 36-46,000 T. übrig geblieben und mußten den Marft
während man den Verbrauch in Franfreich nicht höher als auf 120 bis 140,000 Gtr . an chlagen fann .
drücken . Die Verhältniſ hat auf dem ganzen Jahr gelaſtet und die Preiſe gebrücft, weßhalb die Hamburger commerciell gang richtig handelten , ſich nicht aus den Erzeugungeländern , ſondern
Merfwürdig unb für den Handel bezeichnen iſt dabei, daß die beiden Haupteinfuhrpunfte Deutſchlande, Hamburg und Holz
aus den Swiſdenhafen England zu verſorgen . Die Totaleins fuhr in Europa wurde im 1. 1849 auf 527,750 T., im J. 1850
zeichneten Verluſt zuzufügen . In Deutſchland, Frankreich und
2,400,000 Gr., in Deutſchland auf 2 Mill . unb in Belgien auf
land, ihren Abſaß nach Deutſchland nicht, Hamburg wenigſtens 111r ſehr unbedeutend verringert , Holland ſogar poſitiv bers
mehrt hat, und zwar um etwa 150,000 Otr.; zugleich hat Hols landad England gegen 400,000 Gır. Raffinate abgejeßt, und man fann iomit wohl ſagen , daß Holland an der Spiße des Zucker handels ſteht, denn die Einfuhr dieſes Fleinen Landes an Robs zuger beträgt faſt ein Drittheil deſſen , was ganz England ein. geführt hat, nämlich 114,509 I. Dieſen beiten Einfuhrländern gegenüber fann Hamburg mit der Einfuhr aus den Production ·1 Doch beträgt die Abnahme 21 , Mil. Pſt. Dieſer Verluſt von einem Jahr zum andern wäre nidt ſehr bedeutend, wenn nicht die Ge: fainmtſam me det Zuderhandels in Hamburg ſeit zehn Jahren um 33
Proc . gurudgeſdlagen hätte, denn dieſer Handelezweig Hamburg: ift von 900.000 auf 600,000 Ctr . gennfen .
Quantum bei der ſtarken Wieberauefuhr Englande, welche im
auf 518,000, im 9. 1851 im I. 569,650 T. angeſchlagen . Der Abzug für die Conſumption war in 3. 1849 467,800, im 3. 1850 483,700 T. , im J. 1851 nur 480,850 T.; da die Ausfuhr
que Holland aber nur ſebr wenig variirte 3, und rheinaufwärto 1 Wie wir oben geſehen nach der Angabe des Economiſt 410 000 T. ? 3. der Börſenhalle voin 11 Febr. 0. 3. iſt zwar auf london ber richtet, dan ride in Jahre 1851 eine Fleine Zunahme der Audfuhr Scralita
geſtellt habe ; dieß fann aber unmöglich richtig feyn , denn nad einer An : gabe des Economiſt ( 29 Nov. 1851 ) betrug die Zuckeraugjuhr Englandt vom 5 Januar bis 10 Oct. in den Jahren 1849, 1850 und 1851 resp. 626,426 Ctr. , 433,711 Gtr. und 238 943 Otr. von fremdem Zuder.
Die
Autjuhr von brittiſchem Golonialzuder 181,795 Gtr., 159,357 u . 201,057 Otr . Die leßtere unbedeutende Zunahme dedt den Auefall an der Auejuhr fremben Zudere bei weitem nicht .
3.Dar Nähere ſ. Amſterd. Handeleblad 5 Jan. 1852.
170
0650
Seben wir nun , welchen ungeheuren Umſchwung die Zuder erzeugung in den legten 20 Jahren erfahren hat. Wir ſtellen der Deutlichkeit wegen die Berechnung Maccullochs vom J. 1830
fogar zunahm , ſo iſt nicht nur die geringe Minderausfuhr bani.
burge, ſondern auch die Anhäufung in England hinreichend ers Flärt.
Dbige Angaben über den Abgang von Zuder aus den gro. Ben curopäiſchen Entrepote gelten natürlich nur von Rohrzucer,
mit der Wahrſcheinlich feitsberechnung für 1852 neben einander. 1830
und wenn davon im J. 1850 16,000 Tonnen mehr, im J. 1851 um 3000 Tonnen weniger abgelegt wurden , io ergibt ſich, daß der Verbrauch von Robrzucer faum , wenn überhaupt, abgenom men hat, daß aber der Zuderverbrauch im allgemeinen bedeutend
Brittiſch Weſtindien nebſt Guiana Mauritius
1852
193,000 I. 25,000 30,000 95,000 17
Bengalen , Bourbon , Java Cuba und Portorico
geſtiegen ſeyn muß. Die Anhäufung und die Preiserniedrigung
170,000 I. 70,000 200,000 400,000
1
in England entſprang alſo au8 ciner Mehreinfur aud den Ers zeugungeländern , nämlid) 25,000 Tonnen aus den brittijden Befigungen und 57,200 5. au& fremten Ländern !, und aus
Weſtindien Braſilien . Vereinigte Staaten , Ahornzuder ditto Louiſiana Rohrzucer
95,000 70,000
H
70,000
v
115,000
17
wao Hamburg weniger Zuder verſendet hat, und ta pe zugleich)
Manilla , Siam , China
70,000 130,000 35,000
20,000 Tonnen raffinirten Zuder nach England icire, ſo hat e8 ſeine Iteberlegenheit in der Zuderbehandlung hinlänglider wieſen . Auffallen muß dabei , tas während Holland im 3. 1850 um 20,000 I. fremben Zuders mehr als England einfülirte, es
Rübenzucer in Europa
200,000
einer ſchwächern Wiederausfahr. Holland bat rheinaufmärts 3800 Tonnen Rohzucer mehr verſendet, alſo das Doppelte deſſen ,
im bergangenen Jahre um
Ir
Franzöſiſch, holländiſch und däniich
508,000 3 .
1,455,000 I.
Die Erzeugung und beinahe auch ber Verbraud , baben fich alſo verdreifacht, die Preiſe find um 25 bis 30 Proc. geſunfen. Man erſieht aus dieſer Tabelle die Wirkungen der Emancipation : ganz Weſtindien mit Ausnahme von Cuba unb Portorico find ges
25,000 Tonnen weniger einfühirte,
daß es alſo jeinerſeits gerade ſo vorſichtig landelte, wie Sam. burg , während auf England der Vorwurf und der Verluſt cines
ſunfen, und wir glauben, der wahrſcheinliche Ertrag im J. 1852
übermäßigen , durch den natürliden Abgang der Conſumtion nicht
iſt cher zu hoch al8 zu niedrig angegeben. Mauritius hat fich nicht nur behauptet, ſondern iſt geſtiegen, weil es die Arbeiter
gerechtfertigten Handels liegt . Dieß zeigt ſid) am deutlidiſten , wenn wir bewerfen, daß im verfloſſenen Jahr Trieſt über 16,000,
and Indien Veranziehen konnte. Oſtindien fam im 3. 1830 faum in Betracht, und man wirft es mit Java zuſammen, das jeßt allein 90,000 T. liefert, während engliich Dſtindien ebenſoriel liefert. Braſilien bat Teine Production in Folge ter Sklavenzufuhr beis
und Antwerpen 15,000 Tonnen reniger cinführten --- in Holland
aber nur 13,000 T. , in England dagegen bloß an ridtbrittis idem Zucfer 57,000 I. mehr eingeführt wurden .
Hat England ficy am Zuckerhandel im rorigen Jahre die
nahe rerforrelt, wird aber jeħt rahrſcheinlichwieder ſinken, und
Finger tüchtig verbrannt, und Holland nur furch große Anſtrena gungen , und durch die beſondern Verhältniſſe ieiner Colonien bos
Die Vereinigten Staaten find mit 200,000 I. auf den Schaus plaß getreten , der Rubenzuder in Europa mit vorausſichtlich
günſtigt, größern Scaben abgewehrt, ſo haben uniere Sochafon
200,000 Tonnen . Die Productior: hat allem Anſchein nach die
durd, ten Runferrubenzucker boteutend eingebut, Hamburg nie vlen erwähnt, ſeit zehn Jalreil ein Drittel icines Zudertan . Del8 % ; Irieſt hat im lepteu Jatre allein um ein Trittbeil wenis
tie Conſumtion treg ifres betententen Fortſchritte überholt.
Dao merfwürdigſte iſt, daß man in Franfreich und Belgien Darauf jpeculirt, rafinirten Rübenzucer in England einführen
ger Zuder al8 ſonſt eingeführt, und tie Notfrufe der Trieſter
zu fönnen , ſobald – was am 5 Julius 1854 der Fall icyn
Zeitung ſind deßhalb jelr gered; tfertigt. In Deutſớland werden jeßt etwa 50,000 Tonnen Rübenzucer gewonnen , in Franfreich
wird – der Zoll ron 1911, Sc. , wag er jeßt noch iſt, auf 1313
über 70,000 , in Belgien 7000, und die Grzeugung in Deftris
Kampf zniiden Rüben- und Rohrzucker, zwiſchen der Arbeit in
reich und Rußland idlägt man auf reitere 40 bis 50,000 I.
Den Irepengegenten und der in den gemäßigten Ländern Europa'd.
an, alſo eine Geſammtmaſie ron 170 tis 180,000 I. Rüben zuder gegen 570 bis 580,009 Rohrzucer, ſomit etwa znei Neuntel
Bis dahin wird in Belgien der geringe Unterſchieb der Beſteuer vier Franken vont rung zwiſchen Nüten- und Rohrzuder
Sch. geſunfen ſeyn wird. Dann beginnt erſt der eigentliche
der Geſammtmaſſe, mit aller Aufſicht auf weitere Steigen, Sdias
Centner - aufgehoben ſeyn, und in Deutſchland wird man
gen wir den Conſumo ron Nordamerika zu 350.000 I. an , in
Schritte getan haben , die Beſteuerung beiber einander zu nähern,
haben wir beinahe 1,100,009 Tonnen, die in den Weltverfelir
denn jeßt noch genießt der Rübenzucer den unmäßigen Vortheil
fowmen , und ſich durch die hier nicht in Vetradit gezogenen länder, wie Spanien , Portugal, Sütamcrifa und Aſien , icmeit fie nicht ihren eigenen Zucker verbrauchen , um cinige Hunterte tauſend Lomnen ſteigern mögen , denn nach ten feſten Berechnuns gen ſchlägt man die Production im Jahre 1852 auf 1,500,000
einer Prämie ron 31/2 Thlr. am Cent. Die Geldbedürfniſſe der Staaten machen aber eine höhere Beſteuerung dringend nöthig, und 1
mahridheinlich wird man von 3 Silbergroſchen auf den Gentner
Rüben auf 71 , Sgr. nach und nach hinaufgehen. Dann genießt ter Rüdenzucer immer noch eine Prämie von 25 bie 33 Proc.
Toinen an .
tes 3old , je nach der mehr oder minder vollfommenen Produce
1 Dieſe Zahlen ſind etwas höher als sie in der Börſenhalle yem 11 Januar angegebenen und aus dem Econ . vom 24 Jan. d. 3. entrominen ;
nicht entreißen fönnen .
wir haben fein Mittel, die verſchiedenen Angaben zu verificircu . Der Unterſdied beträgt indeß 21,000 I., iſt alſo nicht unbedentend. ? Stettin hat noch im 3. 1850 291,000 Otr. , im vorigen nur die ärmliche Zahl von 4-5000 Gtr. eingeführt. Dieß iſt indeß nidt ganj, wie behauptet worden, dem Nunfelrübenzuder , ſondern der mühſeligen Schifffahrt durch den Sund, dem Sundsoll und der erleidierten Verbins
sung Hamburgo mit dem Innern zujuſdreiben, was allerdings deu allge: meinen Ausfall nicht geringer erſdeinen läßt, da Hamburg . wie man go rehen, nicht gewonnen , sondern gleichfade verloren har.
tion , und dieſen Vortheit wird man dem Rübenzucer vorerſt Die Entſcheidung in dem Kampfe zri
iden zwiſden Rohr- und Rübenzucer wird namentlich darin liegen , ob man in den tropiſchen Ländern dieſelben volfоmmenen Maſchinen , wie in den unſrigen , aufſtellen und im Gang erhalten
fann. Die jeft gewinnt man durchſchnittlich nur 7 Proc. Zuder aus dem Rohr und förnte 16 gewinnen. 3ſt dieß durchführbar, namentlich in Ditindien und Java, wo die Arbeit außerordent
wo2010
171
lidh billig iſt, dann könnte der Rübenzuder wieder aus dem Felbe geſchlagen werden. Aber die Frage idmanft ungemein , und wird weber ſo leidyt, noch ſo donen entſchieden werben alt
mande glauben .
Gost
Production des Rübenzucker zu ſteigern , und Frankreich von fremder Zufuhr unabhängiger zu machen .
Wie die Sachen jeßt ſtehen, muß der Zuckers
bau in Amenifa eder Wahrſcheinlichkeit nach finfen , denn der
Die Beſteigung des Orizava durch E. Thornton.
bobe Arbeitslohn in den nicht ¡ flavenhaltenden Ländern wird ihm
Als ich im verfloſſenen Jahr einen Bericht über die Beſteigung des Vulcano Popocatepetl , die ich mit mehreren andren Perſonen unters
nachtheilig ſeyn .
Die vorjährigen Nachrichten aus den engliſch
veſtindiſchen Beſikungen waren ſehr günſtig, und wirfen viel.
nahm, nach England ſandte, * und mir die geographiſche Geſellſchaft die
leicht auch noch auf dieß Jahr ein , aber die ſtnkenden Preiſe des
Ghre erwies dieſen Bericht fürzlich in einer ihrer Verſammlungen vor:
leßten Jahre und das wahrſcheinliche Sinten im begonnenen Jahre müſſen dort der Production wieder einen Stoß verſcßen. Der Rübenzucker, der im I. 1828 noch nicht 7000 T. erreichte,
iſt bie zum Jahr 1848 auf 100,000, bis zum Jahr 1831 auf 180,000 geſtiegen, und wird für das Jahr 1852 auf mehr als 200,000 Tonnen berechnet.
Ein gleich fabelhafte Steigen iſt in
den Tropenläntern faum möglich , außer etwa in Oſtindien , wenn die Eiſenbahnen geſtatten , ben Zuder mit geringen Koſten an die Rüſte zu bringen. Man erſteht hieraus, daß für feine Waare die Berechnung jo dywierig iſt al für den Sucer : die Mannichfaltigkeit der Umſtände, die auf itn und ſeine Probuction cinrirken , iſt ganz außerordentlich und liegt theilweiſe außer aller Berechnung ; die Englanber haben ihre falſche Berechnung vom vorigen Jahre theuer bezahlt. Allerdings haben ſie auch an andern Colonials erzeugniſſen verloren, und man chat die durch den Rüdgang
leſen zu laſſen , hatte ich feinen ſehnlichern Wunſch als den einer per: ſönlichen Beſichtigung des Pifo von Drizava, eines allen Schifffahrern, welche den Meerbuſen von Merico beſuchten , wolbekannten Berged, deſſen ewige Schneeflächen man deutlich ſieht, und deſſen Höhe ſo häufig vom Meer , nie aber vom Gipfel aus aufgenommen worden iſt. In
dieſer Abſicht brach ich am aditen vergangenen Monats nach der nächſten bewohnten Dertlich feit an den Fuß des Berges, nach einem Hüttenwerk El Paſo Nacional de la Plata auf , bag zum Schmelzen des in den benad barten Bergwerfen , gewonnenen Silbero dient. Der erſte Theil meiner Reiſe ging nach der Stadt und Veſte Perote, ein Weg der allen , welche dieſes Land beſucht haben , als die Hochſtraße von Merico nadh Veracruz wohl befannt iſt und daher feiner Schilderung bedarf. Sier nahm ich ein Pferd, und ritt in nahezu gerade ſüdlicher Nichtung, vier: zehn Leguao weit, nach dem Somelzwerf. Das Land hat nichts male: riſches , da eg faſt durchaus flad und unfruchtbar iſt; dennoch iſt es ungemein merfwürdig , und würde, glaub' ich für einen in der liebs
lingswiſſenſchaft unſerer Zeit, der Geclogie , gut Bewanderten ſehr ins tereſſant ſeyn. Dbgleich die Gbenen unfruchtbar ſind, ſo rührt dieß dodo
Der Preise faſt aller Colonialwaaren in England erzeugten Ver
nichr vom Mangel des Anbaues als von der innern Natur des Bodeng
luſte auf 6 bis 8 Mill. Pib . Si. , aber in feinem Zweige möchte
die Speculation to entidultbar gerejen jevn , rie im Zucker.
ſelbſt her ; denn wie faſt alles vulcaniſche Erdreich , iſt auch dieſes, wenn es angebaut wird, äußerſt fruchtbar, und wie wohl großer Waſſer:
Die Stellung des engliſchen Handels, der ſich mehr und mehr
mangel herrſcht und während der trockenen Monate in einigen Theilen das Waſſer gänzlich fehlt, ſo iſt sodi der Thau ſo ſtark, daß
er in den zum Centrum aller tranfatlantijden Erzeugniſſe und zum Ver angebauten Striden den Regen genügend erſeßt. Während meiner und den übrigen Welttheilen madion
mitler zwiſchen Europa will, iſt cine hodit fizliche, und erfordert eine Vorſicht und eine Summe faufmänniſcher und politider Kenntnije, mie fie ſich
jelten vereint finden. Dian hat am Ende des Jahres 1851 die Urſachen des unvortheilhaften Ganges der Geichajte jehr umſtände lich und einleudytend erflärt ; nur aber hat man ſolche fidh nicht zum voraus flar zu machen gewußi, und deint namentlich auf
Den Continent und die Erzeugung des Rübenzucers zu wenig Rüd. ficht genommen zu haben, wie aus den Klageliebern hervorgeht,
Wanderung durch dieſe Obenen wurde meine Aufmerffamfeit mehrmals
auf Stellen gelenft, die angenſcheinlich erloſchene Krater waren : ber untere Nand befand ſich auf der Fläche der Ebene , ſo daß man plöß: lid , faſt ohne ſie gewahr zu werden , an derartige Stellen gelangte ; der andere Mand lag beträchtlich höher. Cine merfwürdige Thatfade bei allen Stratern, die ich hier ju lande geſehen, die ich mir aber nicht erflären fann, iſt die, daß der untere Nand ſtets nach Süden, der höhere nach Norden gerichtet iſt, als hätten die Ausbrüche gewöhnlich mehr in ſüdlicher als nach anderer Richtung hin ftattgefunden. Die Seitenwände dieſer Krater find faſt insgeſamimt
nahezu jenfrecht; einige find troden , die man in den englijden Handelsblättern am Ende des Jahres und bieten unten ſchöne Weide für das Vieh, welches auf den von den ucer fonnte. Dieſes Jahr wird man
lejen uter ten Runfelrübenz ſehr vorſichtig ſeyn, aber der Handel wird auch zuverläſſig ſehr flau gehen, abgeſehen von allen politiſchen Einflüſſen.
Bauern in den Felſen gehauenen gekrümmten Pfaden ſeinen Weg die Seitenwände hinab findet. Andere bilden Seen , deren Tiefe ich nicht angeben kann, die aber augenſcheinlich ſehr bedeutend iſt. Wie ich von
Auffallend maz es ídcinen , daß wir in dieſer Außeinanders
fachfundigen Perſonen höre , idwanft die Temperatué des Waſſers in
Tepung Frankreich mit ſeinem Verbrauch von 120,000 Tonnen nur nebenbei erwähnt haben, aber es liegt mit ſeinem Zucker handel faft außerhalb des Bereid des Welthandele, da es lidh auf jeinen Colonial- und Rübenzucer beichranft, und von dem
einem Grade, der ſich nicht aus dem Zuſtand der Atmoſphäre erflären läßt. Daß es inanchmal ſalzig iſt wie das Meerwaſſer, manchmal faft ſüß, läßt ſich dadurch erflaren, daß die ſalzigen Theile, die vom Winde in Bewegnng gebracht werden , bei ruhigem Wetter pieder zu Boden ſinfen. Die Deſtillation ergibt, daß etwa ein Zehntel des Waſſers aus Kieſelerde beſteht; in welcher Menge aber dieſe Subſtanz vorhanden , erfennt man deutlich aus den unzähligen Verſteinerungen die man långs der lifer dieſer Seen überall antrifft ; tas Waſſer iſt nämlid an den Binſen, den indianiſden Feigenbäumen und andern Pflanzen in beftán diger fräuſeliiter Bewegung. und läßt eine Steinfruſte zurüd, die tågs lid dider wird und endlid; die Pflanze tödtet, welche von innen abftirbt
fremden Zuđer nur eine geringere Denge zuläßt . Indeß hat die durcbie Emancipation ter Neger geminderte Production den Preis deen Zucero lo geſteigert, und die Production des
Rübenzuckers jo angeirornt, daß man im rorigen Jahre nach langen Berathungen den auf dem fremden Zuder liegenden
Differentialzoll auf die Hälfte zu ermäßigen bejchloß. Dieß Ois rege rollte mit dem 1 Jan. 8. 9. in Vollzug treten , wurde aber und einen vollfonimenen Abdruck aller ihrer Theile zuridláßt. Außer in ſeiner Wirkung befanntlich durch den Prinzen Präſidenten
den ſalzigen Beſtandtheilen hat es 110ch einen eigenthümlichen bittern
juſpendirt. Vielleicht liegt darin ein bedeutenderes Anzeichen eines Kriege mit England als in allen andern, was er bis
Geſchmack. Auch geben die Indianer einen dieſer Seen wirflich den
ießt geban bat, denn dieſe Suſpenſion des Zudergeleges bom vorigen Jahre fann faum einen andern Zweck haben , alê die
Namen „Alchichica“, d. h. Bitterwaſſer. Go hat eine ſo fart abfühs rende Wirkung , daß die Gingebornen ihre Pferde vor Beginn einer » S. Mr. 22 und 23 v . por. .
172
soson
Reiſe nie tavon trinfen laſſen. Die umwohnenden Indianer fennen die ungeſundheit dieſes Waſſers vollforumien , und fönnen durch nichts bewogen werden davon zu trinfen. Da es ein ſehr warmer Tag war, ſo ging ich in eine Hüite und verlangte ein Glas Waſſer; man ſagte mir aber, einen ſolchen Lederbiſſen gebe es hier nicht, Mann , Weib
Flaggenſtock auf den Berg hinauftrug und ſiegreich auf den höchſten Punft aufpflanzte. Als ich im Paſo anfanı , ſah ich die Fahne vode immer in den lüften flattern.
Bei ſeiner Hüdfehr wurde er von den
Behörden der Hauptſtadt des Bezirfs unter dem Schalle der Muſik em: pfangen und überall feſtlich bewirthet. Gin Schreiben von mir unter:
und Kind trinfe von früheſter Rindheit an nichts andres als Þuſque,
brach ihn in dieſen Luſbarkeiten , und am Nachmittag dee 14 April
das aus Aloe gewonnene Lieblingsgetrånfe dieſes Landes. Der Euros påer , der es nur ſchwer über ſich bringen fann, Pulque zu verfoften und ſich den Genuß des Waſſers gånzlich zu verſagen , muß es ſieben oder act leguas weit holen laſſen. Die größten Krater die ich fah,
brach iQ mit ihm und einem jungen Deutſchen , der zum Silberwerf gehörte, zu Pferde nach den Gränzen der Vegetation auf. Das Wetter war nichts weniger als glückverheißend, denn der Regen goß in Stromen , und da ich mida nicht ganz ſo fraftig fühlte als bei der Beſteigung des
müſſen ungefähr fünf engl. Meilen im Umfang haben. Die Seen find
Popocatepetl, ſo glaubte ich auch nicht mit Sicherheit an einen vollen
von unzähligen wilten Gnten , fo mie von einem andern Thiere bevol fert , von dem ich indeß mehr nicht als eine Beſchreibung befon men
dem Nande einer fürchterlich jáheu Schlucht, bradte und zu einer Hütte
fonnte, das ich aber, nach meiner unmaßgeblichen Meinung, für iden : tiſch halte mit dem Proteus, den man in der Höhle von Iſtrien findet, da es dieſelben ſechs Punfte bis zu ſeinem Scheitel und dieſelben Sdup
an den Gränzen der Vegetation , an einer den Namen El Puerto fühe renden Straße, die allen Schmugglern dieſer Gegend wohl befannt iſt, indem ſie zur Ausführung ihrer Schmuggelgeſdåſte von der Küſte aus
pen über ſeinen blinden Augen hat. Von den Indianern hört man , es befinde fidh innritten dieſer Seen ein Strudel; in einem derſelben , in beſſen Mitte ich mich begab, fand ich nichts der Art ; ihre Behauptung iſt jedoch ſo beſtimmt, daß ich zu glauben geneigt bin , das Waſſer
den Weg hieher einſchlagen. Der Siebwaſſerpunft an dieſer Stelle war
Grfolg. Ein Nitt von etwa drei Stunden, durch dide Wälder, länge
1909/20 Fahrenheit, und zeigte ſonade auf eine Hihe von 11,395 Fuß. Am 15ten Morgens 5 Uhr fliegen wir wieder zu Pferd ; ich nahm einen lang-zugeſpißten Stock , einen Barometer und zwei Thermometer
gerathe hie und da durch irgend eine unterirdiſdie vulcaniſche Thätigs
nebſt einem paar Steigſduhen mit.
feit in Bewegung. In der Nähe dieſer Seen gibt es einige ſteile und rauhe Berge, die augenſcheinlich vulcaniſcher Natur ſind, und den Nanien „ las Der: rumbadas " (herabgefallene Berge) führen, ein Name den ſie mit vollem Nechte verdienen ; denn ſie ſind allem Anſchein nach von oben bis unten geborſten und eine Seite iſt herabgeſtürzt, da die erpor;irte Vorderſeite
etwa zwei engliſche Meilen weit benußen , wo wir in eine Höhe von
eine fenfrechte Richtung hat. An vielen Theilen dieſer Berge ſteigt immer noch ſdwefeliger Rauch aus den Feljenſpalten empoi. Audy hat man in der Nähe Silberadern entdeckt, welche, ſolange ſie auch ſchon dauern , immer noch ſehr vortheilhaft find; doch fann ſich ſelbſt hier, wegen früherer Erſchütterungen, der Bergmann nicht auf ſeine Verech: nungen verlaſſen. Wenn er ſich ichmeichelt eine reiche Ader werbe auf 1
etwa 12,000 Fuß gelangten .
Wir konnten unſere Pferde nur
Hier fliegen wir ab , und begannen die
Erſteigung des Berger ſelbſt in allem Ernſt Punft 6 Uhr. Der erſte Theil des Weges war ſehr fleil, und ging über loſe Steine und Feld maſſen , die von oben herabgeſtürzt waren ; er war äußerſt ermüdend,
beſonders da die großen Steine und bald da , bald dort unter den Füßen wegglitichten. Ferner wurden wir ſehr beläſligt turd einen wüthenden Wind, der vom Gipfel des Berged herabwehte, unſere Glie: der ſehr ſdmerzte und das Athmen ſo ſehr hinderte , daß wir , ſo oft
wir anhielten um Mthem zu ſchöpfen , dem Wind ten Nüden fehren 1
mußten. Nach etwa einer Stunde dieſes mühſamen Marſches gelangten wir an die Linie ewigen Sdnees , die auf dieſem Berge ſehr beträcht:
einige Entfernung hin ſich erſtreden , ſo findet er fie plolid burd, eine
lid niedriger iſt als auf dem Popocatepetl. Schneelinie fanu man ſie
rieſenhafte Porphyrwand, welche durd die alte Formation heraufgetrie: ben worden zu ſeyn ſcheint, abgeſd nitten und ſeinen Hoffnungen auf immer
eigentlich faun nennen , denn der Berg iſt Eine Maſſe Gie , das im
allgemeinen nicht mehr als zwei Zoll tief mit Sdnee bebedt iſt. Die
ein Ende gemacht. Die Subſtanz welche der Grundfels zu feyn ſcheint,
Seitenwände ſind ſo ſteil , daß der Sdnee ſehr bald weggeweht wird
iſt Ralfftein, der eine große Anzahl Muſkeln enthält und deſſen Sich:
und ſchmilzt; 18 iſt in der That ein ſolider Oletcher , mit vielen un :
ten einen Winfel von etwa 300 bilden ; aber auch ſie ſind häufig durch
geheuren Niffen, deren einige wohl hundert Fuß, andere nicht mehr als
eine manchmal drei : bis 400 Fuß dide Vimsſteinfruſte entſtellt und
Ginen Fuß weit , alle aber ſo tief ſind , daß man nicht bis auf den
durch ungeheure Maſſen von Lava und andern vulcaniſden Stoffen
Boten derſelben hinabſehen kann . Dieſer limfiand macht natürlich das
unterbrechen. Die Ebene umher iſt von Bergen uniringt und hat anſcheinend feinen Abfluß für das Waſſer; allein obgleich während der Somniermonate eine ungemein große Regenmaſſe fällt, ſo verſáhwindet
Gisfruſte bededt, die nachgibt, ſobald man den Fuß darauf leßt .
fein Schnee liegt, ſo iſt die Farbe des Eiſes in dieſen Theilen verſchie:
dod alles binnen wenigen Stunden, wie man vermuthet, burdi einige der, erloſchenen Krater. Ich mußte einige Tage in Paſo Nacional bleiben , da ich feinen
vorhergehender Nacht, bei unſerm Aufſteigen der Fall war , ſo beruht die einzige Sicherheitshoffnung auf der limiterſudung deg Grunded mit
Führer erhalten fonnte und allein die Beſteigung nicht gern unterneh:
dem
Anfeigen weit gefährlicher, denn die Rifle find häufig mit einer tunnen Wenn
ten ; liegt aber eine dünne Sdneedeđe, wie es, in Folge des Regens Stod. (Solus folgt.)
men wollte. Ich hatte meine Hoffnung auf einen Franzoſen geſeßt, der
wenige Tage vorher den Pif von Orijava zweimal bis zum Gipfel hinauf beſtiegen hatte ein Unternehmen , das , wie man glaubt, vor ihm noch keiner ausgeführt hatte. Sein Name iſt Alerander Doignon, und es verdient wirflich von ihm erwähnt zu werden, taß er zweimal,
Miscellen .
unternahm . Das erſtemal ward er eine Strede Wegs von mehreren
ueber afineiſche prditeftur. In dem Juſtitut der brit tiſchen Architekten madíte am 26 Januar Hr. Ferguſion darauf auf: merkſam , daß die Affyrier in ihren Bauten einen ſehr ausgedehnten Gebrauch von Farben gemacht hatten , und daß die ſogenannte joniſche Ordnung und andere griechiſche Fermen in den neuerdings aus Niniveh
andern begleitet , feinem ron ihnen aber , außer ihm , gelang es den
gefommenen Ueberreſten vorherrſchten . ( Athen . 7 Februar.)
einzig auf ſich ſelbſt geſtüßt, und über einen Boten hin der ihm voll: fummen unbefannt war, ein ſo gefährliches und beſchwerliches Abenteuer .
.
Gipfel zu erreichen. Bei ſeiner Rüdfehr in die bene lachten die
Mericaner in den benachbarten Dörfern ſo ſehr über ſeine Behauptung,
Wilde Thiere in Norwegen . Hier zahlt die Regierung
da es ihnen unmöglich ſchien daß er ſich erbot , er wolle, wenn ſie ihni eine Fahne machten , dieſe hinauftragen und auf dem Gipfel des Berges aufpflanzen. Sie madu:
Prämien für die Erlegung von Wölfen , Báren , Luchſen, Vielfraßen , Adlern, Bergeulen, Falfen und şabichten . Nach einer Mittheilung ini
ten ihm eine, fünf Ellen lang und zwei Ellen breit , welche er, nebſt
1324 Bären , 1132 Wölfe, 592 Ludje, 335 Vielfraße, 10,715 Adler,
einem aus noch grünen ſchwerem Holz verfertigten, 39/2 Ellen langen
1618 Bergeulen , 2148 Falten und Habidite.
daß er den Gipfel erſtiegen habe
Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
.
Athenäum (7 Februar ) wurden in den fünf Jahren 1848 - 50 erlegt :
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
jenis M
a,
Das Ausland .
1
Ein Tagblatt für 1 1
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.
1
# 1
ur. 44.
20 Februar 1832
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner.
Stämme ber heutigen Confóberation bilbeten, und die Bevölfes rung immer mehr anrude, mußte auch der Raum beſchränfter
3.
( Bon Rarl Zill ) Die kabylen der großen Kabylia. - Ausartung
werden ; zuben bewogen auch wohl innere Zwiſtigkeiten manche
-
der Kabylen in Sahel. - Muſelmänniſche Flüche und Schimpfwörter. - Eheliche Verhältniſſe. - Poetiſche
Stämme ihren frühern Wohnfig zu verlaſſen , und dieſen beiden
Klagen . Die Rabplen Algeriene find ein arbeitſames, gewerbfleißiges Volf: die in den Städten des Landel, ſowohl ale Laftträger und
Umſtänden iſt es vielleicht zuzuſchreiben, daß fich die Kabylen nach und nach gegen Oſten und Weften über den Sahel verbrei tet haben. Dieſe Ausgewanderten , obgleich Stammverwandte , hörten auf einen integrirenden Theil der verbündeten Stämme auszumachen, und bildeten nach und nach eigene Stämme, die
Saglöhner, als auch als þanbwerfer arbeitenden Mitglieber der
fich ſelbſt genug waren, und feinen Anſpruch auf fremden Schutz
verbündeten Stämme berreiſen e8 zur Genüge, und dieſer Umſtanb, vereint mit manchen phyftidhen Charakteren derſelben , wirb von den Ethnographen gern als einer der ſchlagenbften Beweiſe ihrer
machten. Die von denſelben , oſtwärts von der großen Kabylia,
germaniſchen Abſtammung angeführt. Es gilt dieß aber nur von Den Bewohnern der ſogenannten großen Kabylia und von den. jenigen des Aure@gebirges, welche, in Vergleich mit den Arabern im Tell , faſt ein civilifirtes Volf genannt werden können . Dort fällt der Kabyle Holz, ſowohl zur Kohlenbereitung , als zu Ans fertigung von mancherlei Baude und Adergeräth ; er verfertigt
Matten, Strohhüte, Hait'e, weiße und ſchwarze Burnuffe, und gerbt Thierhäute, ſowohl mit Lobe, ale mit Alaun. Manche ges winnen Das Eiſenerz, und wenden dieſes Metall zu verſchiebenen Zweden an . Die einen machen daraus Pflugicharen , Haden und
Schaufeln , andere Flintenläufe uud Schlöſſer , wie z. 6. die Zwawa und die Beni-Abbes, oder Säbel, wie die Fliſſa, von
welchem Stamm dieſe Waffe ihren Namen entlehnt hat. An manchen Drten beſtehen Pulverfabrifen . Die Benis Kalla bear. beiten das Holz des Nußbaums, woraus fie Flintenſchäfte verfer
rigen ; einige andere Stämme bereiten irdenes Geſchirr, Seife und Salz. Faſt alle haben Mühlen und Delpreſſen. Neben dies
ſen Grzeugniſſen des Kunſtfleißes vernachläſſigen fte aber keined wege den Aders und Gartenbau , und überall wo es die Beſchaf fenheit des oft undankbaren Bodens nur einigermaßen zuläßt , haben ſie aufs beſte angebaute Felder und fruchtbare Dbſtgärten . Dazu bewohnen fie aus Stein unb Kalt aufgeführte Häuſer, und ihre fiubdhenoft Vorthei n, mit Verthei umgebe t bars le , diedigungs wozu Drtſcha fie bieften natürli die Localita ihnen werken bietet, auf zweđmäßigſte zu benußen wiſſen. Die erſten Niederlaſſungen der Kabylen , mögen nun dieſe legtern als Ureinwohner deß landel, oder als Flüchtlinge vers
bewohnten Gegenden werden auf den Karten mit dem Namen
deß unabhängigen Sahele bezeichnet, und wurden neuerbings von der durch den General v. St. Arnaud angeführten Colonne zum Zweck ihrer befinitiven Unterwerfung durchzogen ; inwiefern dieſe Unterwerfung gelungen iſt, wird die Erfahrung lehren. So näherten fich nach und nach dieſe Fractionen den Ge
bieten der Araber , gegen welche ſie in zu großer Minorität waren, um dieſelben ihre angeſtammte Verachtung gegen die Bes wohner der Ebenen fühlen zu laſſen . Da fie den unmirthbaren Gebirgezug der Küſte bewohnten, ſo mußten fie fich vielmebr mit ihren arabiſchen Nachbarn in ein gutes Verhältniß zu ſeßen ſuden , um bei denſelben ihre einfachen Fabricate gegen das ihnen
meiſt abgehende Getreibe umſeßen zu können, und neue, aus der Gegend von Collo fich weſtwärts audbehnenbe Diffidenten waren zulegt froh bei den, einer regelmäßigen Regierung unterworfenen Arabern um die Erlaubniß einzukommen , die von denſelben uns benugten Gegenben ihre Gebiete8 bewohnen zu dürfen. Auf dieſe Weiſe wurden ſie nicht allein den Beye zindbar , ſons dern ſie machten fich auch noch von den Arabern abhängig , von welchen fic heute noch nur als geduldete Eindringlinge betrachtet werden. Mit dieſer allmählichen Drtoveränderung modificirten fich auch die Sitten und felbft die Sprache dieſer Kabylen : die
Abkömmlinge eines wilden, unabhängigen , aber fleißigen und be triebſamen Volfes wurden friechende, heuchleriſche, allen Laftern
ergebene Faullenzer ; ihre Sprache, die in der Nähe des Web Sabel noch aus zwei Jtiomen , dem urſprünglich fabyliſchen , und Dem arabiſchen beſteht, erinnert hier nur noch burch einige, der arabiſden Sprache frembe Wörter, und durch einen andern Ac . cent an die Sprache der Soamiahe , unb fte verſtehen die Ras
idietener beſiegten Nationen betrachtet werden, ſind wahrſcheinlich
bylen aus dem Dichurbidura ebenſo wenig, als es ein Frangoſc ober
in den Gebirgsmaſſiven des Dichurbidhura und ſeiner Ausläufer zu
ein Deutſcher im Stande ift.
aſſen , Gegend da ihnen ſuchen, dieſe mit unzugän großen Waltungen und fruchtbaren Ihälernglichen lieblichFelſenm abwechſelnde
In dieſem Falle befinden fich meine Rabhlen im obern Sans
zugleich den beſten Schuß gegen den Feind und reichliche Nahs | Hadiagebiet. Die Sanbabja-Araber betrachten fich als die Ober rung gewährte. So wie ich nach und nach die verſchiedenen | Tehnsherren derſelben, und der Raid läßt fte, für den Schuß den
noor
174
er ihnen angebeihen läßt, mancherlei ordentliche und außerordents
gooon
fahrens, ben faulen Lagebieben von Herzen gönnen mußte. Auf dieſe Weiſe warb mein Gurbie erbaut, und dieß war noch eine der geringſten ter ihnen alljährlich auferlegten Laſten . Die zur
Saatzeit den Raïbe und Scheiche geleiſtete Tuija ( Frohndienft)
zu gebrauchen,undichwürdedannmeinerſeits ale Schimpfwort iſtein altes Şerfommen, und gehörtnichtÞierher;nebendieſer meine Hunde anders ſchelten . Sie entſchuldigten ſich damit, daß
aber werden die Kabylen von den Oberhaupt noch zu ſo manchen Dienſtpflichtigkeiten angehalten, für welche man die Araber nur
fie dabei nicht die Abfidt hätten mich zu beleidigen , unb vers
Bedarf der Kaïd einiger
ſprachen fich ins fünftige davor zu hüten, allein ſo ſtark war die Macht der Gewohnheit, tab c8 ihnen rein unmöglich war ihr
ſelten oder nie in Anſpruch nimmt.
Saas Acerbohnen , ſo ſchigt er eines oder mehrere Maulthiere
Verſprechen zu halten. Dieſe üble Gewohnheit iſt ſo tief bei ihnen eingewurzelt, Daß fich die Männer ſelbſt icherzweiſe mit den efelhafteſten
nach ten Sribas ber Kabylen, wo das Verlangte, anſcheinenb
mit der größten Bereitwilligfeit, herbeigeſchafft wird ; dabei macht der Au @ gepfändete den Knechten des Zwingeherrn die freunds
auszulaffen. Auf dieſelbe Weiſe erhält der Kaib von den Guerbeê ganze
Schimpfnamen belegen, und die liebenérürdigen Wißworte aus bem bolden Munde der Schönen beſtehen gewöhnlich aus ſcherz
Labungen Gerfte, welche dieſelben noch dazu auf ihren eigenen Laftthieren nach dem Borbich oder der Smala des Gewalthabers
haft quegeſprochenen Verwünſchungen, wie z . B. ,,Jadek dega ! Jadek heia !" (frieg' die Schminbucht! frieg' ten Scorbut !) Der
lichfte Miene, um ſpäter ſeine üble Laune an ſeiner armen Frau
ichaffen müſſen. Während meines Aufenthaltes im Demd'-Saf-
Nachabungetrieb der Kinder macht denſelben dieſe empfehlunge .
jaf nahm er den Guerbes alle von ihnen geborgenen Dielen und Schiff& trüinmer, die einen Theil der Einkünfte dieſer Küſtenbes wohner außmachen , auf die freundlichſte Weiſe ab, unter dem Vorwand baß er von der Regierung, zur Errichtung eince Dar-
Wertben Austrüde balb geläufig, und manch kleiner, fdlimmer Junge, den die Mutter wohl zum zehntenmal zum Morgeneſſen
Diaf, darauf angewieſen ſey ; eigentlich aber beburfte er dieſer Materialien zum Bau weitläufiger Schuppen für ſeine Pferte.
Die Ehen werden bei den Kabylen ungefähr auf bicjelbe Art wie bei den Arabern geſchloſſen. Der Mann bedarf einer Magt, die für ihn arbeitet, und er fann daher feinem ehrlichen
Familienrater zumutben , daß er ihm ſeine Lochter zu diejem Zwed gratis pro Deo berabfolge. Er händigt taber dem Papa einen aus einer mehr oder minder namhaften Summe beſtehen den Kaufpreis für ſeine Tochter ein, führt dieſelbe nach Haus und nennt ſie ſein Weib, welder Ehrentitel ihr noch nebenbei die Verpflictung auferlegt, ihm eine zahlreiche Nachfommenſchaft zu gebären, wenn ſie ſich nicht balb berichmäßt und vernachläſſigt
ift, ſind die Habſucht und die Furcht : erſtere macht fie zuvor-
fommend gegen Ander&gläubige, welche fie toch von Grund ihres
Herzens verabſcheuen ; legtere macht fie bemüthig und ſchmiegſam gegen ihre Vorgeſepten , von welchen ſie tyrannifirt und auéges pfändet werden .
Trob der Sucht der hieſigen Kabylen über religiöſe Gegens
Das Pool ter Armen iſt feineswegs beneitenêmertly,
ſtände zu biecuriren, fab ich ſie nie einen öffentlichen Betort bes
Tefen will.
fuchen , und zwar erſtens weil fie gar feinen Sinn dafür haben , zweitend weil ſte ſich nicht bie Mühe gegeben haben hier eine
eine Sflarin iſt beſſer daran ale fie, und ihr Eheherr jagt ihr bei jeder Gelegenbeit : 30 babe dich für mein baares Geld ge
religiöſe Dichemmah zu errichten, und eine Meile Weges zu dies , kauft, damit du arbeiteſt, und nicht damit du ruheft.“ Dieß iſt
ſer der Leib deiner Mutter !" find die gemäßigtſten dieier Flüche, die fie bei dem geringfügigſten Anlaß mit der größten Freigebige
1
tritt fie mit Füßen und ſchlägt ſie blutrünftig. Das ſplendide Feſtmahl, das man an ihrem Verlobungstage gegeben, fann
billig das Henfermahl ihres Glückes genannt werden. Auch liebt die Unglüdliche ihren Gatten unauêſprechlich : entweder behandelt fie denſelben mit falter Zurückhaltung , und ſeßt fich dadurch
neuen Mißhandlungen aus , oder ſie beuchelt die friechende Freunde lidyfeit einer geſchlagenen Hündin, und erhält ſo den Reizbaren
Ben. Selbſt das unvernünftige Vieh geht hier nicht leer aus :
bei erträglicher Laune. Kaum hat aber dieſer dem Haus den
ein widerſpenſtiger Dchſe, der die Arbeit hemmt, ein muthvillige8 Maulthier, das bei der Heimkehr von der Weide ſeinen Treis ber nedt, eine von den unbarmherzigen Stichen der Bremſen bis zum Wahnſinn geplagte Kuh geben zu den ſonderbarſten Schimpfs
Er werten Nachbarinnen reichlich für den läſtigen Zwang . Os Pfannkuchen gebaden , die Cardinaltugenden der Ehemänner lies
Tadek seidl" (Hol' dich der Panther ! Hol' did der Löwe !) obs gleich fie fatale Geſichter idneiben , wenn fte dann und wann eines oder das andere der angerufenen Raubthiere beim Wort
nimmt.
Die im höchſten Affect gegen ein ungehorſames Thier
ausgeſtoßenen Schimpfworte fint:
M
noch tas geringſte : bei dem geringfügigſten Anlaß ergreift der Tyrann die Beflagendwerthe bei der Rehle, wirft ſie zu Boben,
keit ſpenden , und man kann dayon leicht auf die übrigen ichlies
worten und Verwünſchungen Anlaß, wie z. B. „Jadek nemer !
14
gerufen , ſdheut ſich nicht derſelben mit einem ungeduldigen „ Jadek l'uba !" (frieg die Cholera !) zu antworten.
Die einzigen Iriebfebern aller Handlungen bieico Volfes, die der Uneingeweihte für uncigennüßige Dienftfertigkeit zu halten geneigt
ſem Zwede zu machen , hieße ihrer Bequemlichkeit zu viel zus muthen. Ihre Frömmelei hat, wie ſchon gejagt, nicht den ges ringſten Einfluß auf ihre Moralität, und der, welcher ſo eben Die erbaulichften Sprüchlein vernehmen ließ, nimmt feinen Ans ſtand einen Augenblic darauf die gräßlichſten Flüche und Vers wünſchungen audzuſtoßen. „ Berflucht ſey dein Vater ! Verflucht
M
SLE
genheit, jelbft in Gegenwart von Chriſten oder Juten aus, ohne etwas dabei zu benfen . Um fte bag ungeziemenbe bieter Erclas mationen fühlen zu laſſen , ichalt ich meine Hunde in ihrer ses genwart : „Moslem ben Moslem !“ – eine Benennung, wegegen fte ſogleich mit Entrüftung proteſtirten . Ich ſchlug ihnen einen Vergleich ror : ſie ſollten aufhören den Namen eines Chriſten
liche Frohndienſte verrichten, die ich, trop der Widfür des Vers
Rücken gefehrt, ſo entſchädigt fie fich im Kreis einiger vertrauten
fern unerſchöpflichen Stoff zur Unterhaltung, bad wechſelſeitige Geſtändniß geheimer Verhältniſſe zu liebenewürdigern Männern , welche die Vollfommenheiten der Verfannten beſſer als ihre Unterbrücker zu haben wiſſen, knüpft den Bund der an gleichem
Uebel Leidenden enger, und man verpflichtet fich zu gegenſeitigem Beiſtand für die Feier der Schäferftunden , die allein für die
„N'sara ben N'sàra ! Jhudi
häuslichen Drangſale ichadlos halten können . Der Mann fehrt
ben Jhudil Kafer ben Kafer !" ( Chriſt, Sohn eines Chriſten ! Jude, Sohn eines Juben ! Ungläubiger , Sohn eines Ungläubis gen !) und dieſe Epitheten ſprechen ſie mit der größten Inbefan-
nach Hauſe zurück und findet alles in der Ordnung; ſeine Frau
reicht ihm demüthig ein Stück Kegra zum Frühſtüc, und er iſt zufrieden, denn er weiß die Gewalt auf ſeiner Seite, die Frau
CE
175 ebenfalle, denn ſie weiß bie Lift und die Verſtellung auf der ihrigen. So wie fich die Vermögendumftande bel Kabylen beffern
war dann geſchieht, wenn ich ſein Viehtand ohne ſein zuthun vermehrt, denn durch den Aderbau wird er ſelten reich ſo fühlt er bie Nothwendigkeit fich eine zweite, oft auch eine dritte Magd beizugeſellen. Er verkauft ein Paar Ochſen und ein Maulthier, ober ein Pferb, und es wird eine zweite oder dritte Hochzeit gehalten, bei welcher die erſte Frau, die durch den Act der Wiedervermählung ihres Herren zur Würde der Rebira (ber Aelteſten ) geſtiegen iſt, mit ihren Freundinnen und Anverwandten Die Sonneur macht. Jeßt wird die Liebe des Gatten ſeinen Neſſä (Weibern) in mehr oder weniger gleichem Maße zu Theil ; oft hat die Sghreira (bie Kleine, Junge) den Vorzug, gewöhn lich aber wird diejenige die Favoritin, die ihm die meiſten Kins
ou
Die Schnupftabaksſammlung des Grafen von Har rington. Im faufe des Jahre 1851 verſtarb in England ter ſehr reiche Graf von Harrington, in ſeiner Jugend unter dem Namen Lord Petero ham alo der größte Dandy und Modenarr von London befannt, und
fein ganzes Leben hindurch ſo ercentriſo , wie viele Mitglieder der Familie Stanhope , woju er gehörte, zu ſeyn pflegen. Dabei war er aber geſcheidt, unterrichtet und wißig , ein feiner Weltmann und ans genehmer Geſellſchafter, aud in ſeinen reifern Jahren baburo Aufſehen erregend, daß er zum Scandal der Welt die berühmte und liebenswürs dige Schauſpielerin Miß Foote heurathete , nachdem ſie manche Jahre die erklärte Geliebte des in England ſehr befannten Dberften Berfeley, des jebigen Grafen von Fißhardinge und einflußreichſten Mannes in Glouceſterſhire, geweſen war , und mit dieſem mehrere Kinder erzeugt hatte. Demungeachtet lebte Graf Harrington nicht nur glüdlich mit dieſer Frau , welche ihm einen Sohn gebar , ſondern es beſtand auch .
.
der gebårt, und die andern werden vernachläſſigt, was von Seis ten der Verſchmäheten zu reichlichen Thränen und lauten Klagen
zwiſchen ihm unb Berfeley fortwährend ein freundſchaftliches Verhältniß .
Anlaß gibt.
Dieſe Klagen , mögen fie nun die Lauheit und die
Bibliograph, und er legte bedeutende Sammlungen von Büchern, Ge:
Brutalitat deß Gatten, oder auch den Verluſt eines geliebten
mälden , Sculpturen und andern Kunſtgegenſtänden an, welche in Eng: land berühmt geworden ſind. Das alles genügte aber einem ſo eſcen: triſchen Manne , wie er war , nicht, denn gar manche ſeiner reichen Landsleute befaßen ebenfalls fchöne Bibliotheken und Gemäldegalerien ; er mußte fich durch eine ganz originelle Liebhaberei vor allen andern auszeichnen : und ſo verfiel er darauf eine Sammlung von Schnupfs tabafen anzulegen, denn die eriftirte bei feinem feiner Landsleute, und wahrſcheinlich in der ganzen Welt nicht. Es dauerte auch nicht lange,
Weſens zum Gegenſtand haben, bewegen fich in einer Art von
Rhythmus, und ſind daher eher einem elegiſchen Geſang zu vers gleichen. 3ch hatte auf meinen Fagbgängen in der Liefe des Walbes oft Gelegenheit, unfichtbarer Zeuge ſolcher ſomerzlichen Ergüſſe zu ſeyn, und ich will hier verſuchen , die poetiſche Klage
eines jungen Weibed ſo wörtlich als möglich in unſerer Sprache zu geben : 36 bin ein unglüdlidhet, verlaffenes Weib ,
babe weber Vater noch Mutter mehr ! Mein Leib iſt unfruchtbar ; Mein Gatte verabſcheut mich : Gr idlingt meine Söpfe um ſeine Fauſt, Wirft mich zu Boden, tritt mich mit Füßen. Mein Blut trårit die Erbe.
Für dich, Nuara, hat er Worte der Liebe, Beſohenft dich mit Maharmad von Seide, Mid läßt er nadt und blok. Iſt es meine Schuld
Daß mir Gott Kinder verſagt ? Dhe ! Dhe ! Dhe !
O wie oft, mein guter Vater Ubballah, Nahmſt du mich in deine Arme , mich zu füfſen, Ober ſepteft mich auf dein Maulthier, Nitteft mit mir nach dem Sug-el-ħab, Kaufteft mir rothe Zwiebeln und weißen Knoblaud, Oder füße Datteln und Feigen ! Mein Antliß war weiß und roth
Wie die Morgenſonne auf dem Schnee des Gough ; Meine Hände waren jart,
Ungewohnt der harten Arbeit. Sollſt nicht arbeiten, liebes Kind ! Sagte die gute Mutter,
Wirſt nicht immer bei mir ſeyn !
Der Graf von Harrington war ein erfahrner Kunſtfenner und
To befaß er Schnupftabat aus allen Ländern der Welt, namentlich die ſeltenften und foſtbarſten Sorten, meiſtens in bedeutenden Quantitaten, und bald fehlte ihm fein Tabat in ſeiner Sammlung , der unter den Schnupfern aller fünf Welttheile irgend eine Berühmtheit erlangt hatte. Der Graf wurde aus einem Schnupftabafoliebhaber nicht nur ein großer Kenner in diefem Artifel , ſondern er erfand Miſchungen von verſchie: denen Schnupftabafen , welche in England unter den Schnupfern der Medewelt großen Beifall fanden und ſeinen Namen tragen. Seine berühmtefte Sdnupftabafe:Gompofition , welche The Earl of Harring
ton's Evening Mixture (des Grafen von Harrington Abendmiſdung) heißt, iſt in dem Laden von Fribourg und Trier in London, den renom : mirteften Geſchäfte von ausländiſdem Sonupftabat, ftete, aber freilich zu theuern Breifen , zu finden. Harrington hatte in ſeinem Palaſte nad eignen Angaben ein elegantes und comfortables Kellergemad ein: richten laſſen , in welchem er feine auf mehr als 200 Sorten beſtehende Sonupftabafafanımlung, die berühmtefte im ganzen brittiſchen Reiche, in geldmadvollen Porzellangefaßen werwahrte, eine Sammlung die er als einzig in ihrer Art ſeinen Freunden niit Stolz zu zeigen pflegte. Bei ſeinem Tode fand fide, daß ſein ganzer Nachlaß von Sonupf: tabat etwa 2000 Pid. betrug , und dieſer wurde im Julius v. J. in Auction für etwa 1000 Þfd. St. an Liebhaber und Kenner verſteigert, die aus des Grafen berühmter Sammlung Schnupftabaféſorten haben wollten , welche andere Schnupfer nicht beſaßen. Die allergeſchåßtefte Sorte Tabaf in dieſer Sammlung wurde in der Auction mit dem un : gebeuren Preiſe von 2 Pid. St. 10 Sch. (30 Gulten) das Pfd. bezahlt, und das Pfund von der Grafen eigenhändig präparirter „Abend: mifung“ mit 18 d . ( etwa 10 f . 48 fr.)
Ohe ! Dhe ! Dhe !
Sie ſind tahin, die mich liebten , Die ich wieder liebte and Herzensgrund ! Sie ſchlafen auf dem Hügel der Delbäume. Schliefe id doch neben ihnen,
Betect mit grünen Myrthengweigen Und fühle Erde obenbrauf, Und es wäre mir wohl, wohl auf immer ! Ohe ! Dhe ! Dhe ! ( Fortſeßung folgt.)
Dic Befeigung des Orizada durch E. Thorntou. (Schlub.)
Wir mußten häufig lange Umwege machen um dieſe Rifie zu umgehen , allein hie und da war der Weg ſo volftändig geſperrt, daß wir ſo gut alb möglich über die Gibfruſte hinüber zu fommen ſuchen mußten. Das Gefühl, das ich dabei hatte, werde ich aber, offen geſtan ben , ſobald nicht vergeſſen. Je höher wir famen , deſto mehr nahm der Wind zu ; Wolfen und Nebel waren ſehr did, und an eine Aud: fidat durften wir unter ſolchen limſtånden leider nicht denfen. Iſt jedoch .
176 die Luft rein, ſo muß die Ausſicht vom Pif von Drijava in den Frei:
geneſen, allein ich kann begreifen, daß die Wiederholung eines ſolden
plaat hinein eine der weiteſten und prächtigſten ſeyn. Hie und da war
Anfallo meinem Augenlicht bleibenden Schaden zufügen mußte. Natür: lidherweiſe ſchalte fich die ganze Haut von meinem Geſichte ab ; mein deutſcher Gefährte aber bot, obidon er nicht an der geringſten Augen
es und vergönnt einen Blic auf den Gipfel, den Gegenſtand unſers .
Ehrgeizes , zu werfen ; allein nachdem wir bis halb eilf Nhr bergan gellemmen die Neigung war beſtandig etwa 60° befanden wir ung noch immer ungefähr 1000 Fuß vom Gipfel, und die Neigung des
entzündung litt, den außerordentligſten Anblick bar. Sein Geſicht war ſo geſchwollen , daß ihn auch ſein vertrauteſter Freund nicht wieder
übrigen Weged betrug ungefähr 75º. Der Wint tobte nun mit ſolchem
würde erfannt haben. Seine Wangen waren mit großen Wutblädchen
Ungeftum , daß wir fauin aufrecht ftehen fonnten ; der Therinoureter
bededt . Dieſen Umſtand und meine eigene Wintheit dreibe ich haupt :
ftand auf null, und niemand, der an die niedrigen europäiſchen Berge gewohnt iſt, kann ſich einen Begriff von der ſchneidenden Sđárfe eines
fädlich dem ſchneidenden Winte ju, der und den feingefrornen Schnee in Geſicht und Augen trieb. Dem Irinfen geiſtiger Getránfe fonnten
tobenden Windes niaden in dieſer Temperatur von etwa 17,000 Fuß über der Meeresfläche. Mein deutſcher Gefährte hatte bereits angefan: gen Blut zu ſpeien , und ich ſelbſt fühlte mich ſehr ermattet , ſo daß wir, obgleich mit großem Bedauern, ung in der Anſicht einigten , die Erfolge unſerer Bemühungen, den ipfel während eines ſolchen Unwet. tero zu erreichen, fünden außer allem Verhältniß gegenüber der Gefahr
wir es nicht ſchuldgeben, denn wir hatten vergeſien ſelbſt unſern Wein mit uns zu nehmen .
Miscellen. Conſumtion von Branntwein , Bier und Tabal in
der wir uns ausſekten. Ich ſuchte hier die Höhe aufzunehmen , zu
Großbritannien und Irland im Jahre 1849. Nach dem
meinem großen Verdruß aber zeigte ſich der Barometer völlig unempfind:
von dem befannten Statiſtifer Porter in der Verſammlung der Britiſh
lich — aus weldem Grunde, fonnte ich bis jeßt nicht ausfindig machen. 30 that mein Aeußerſteg um eine Spirituslampe anzuzünden , allein cbgleich ich einen Stußort für dieſelbe geſucht hatte, vermod te ich des
aſjociation zu Grinburg gehaltenen Vertrage wurden im Jahre 1849 verfertigt :
in England
heftigen Winded wegen damit nicht zu Stande zu fommen, und fonnte
9,053,676 Gallenen Vranntwein ,
.
in Shottland . in Irland
ſenady auch den Siedwaſſerpunft nicht beſtimmen. Meiner unmaßgeb:
6,985,003 6,973,333
!
PO
er
lichen Meinung nach waren wir indeß wenigſtens 17,000 Fuß über der Meeresflåde, der Girfel ſelbſt aber muß mehr als 18,000 Fuß über terſelben ſeyn , obgleich mian den Drizava indgemein für niedriger hált als den Popocatepetl ; doch iſt die Höhe vom Gipfel aus bisher noch nie beregnet worden. Gewiß iſt, daß die Erſteigung des Popo
deren Productionsfoften auf etwa 2,000,000 Pio. St. anjuídlagen find, und wovon 5,793,381 Þft . St. an Steuern bezahlt wurden . In teme
catepetl ein Kinderſpiel iſt in Vergleich mit dieſer , ſowohl hinſichtlich der Gefahr als der Schwierigfeit. Von dieſem Punft aus ſahen wir
weins eingeführt und davon 2,783,137 Pfb. St. Abgaben entrichtet. Für dieſe ganze Luantitat von mehr als 28,000,000 Gallonen Brannt: wein , welde feine 12,000,000 Þft. St. den Producenten und Ver:
zuſammen 22,962,012 Gallonen ( Imperial Gallono ),
ſelben Jahre wurden dort 5,222,258 Gallonen ausländiſchen Brannt:
1
aud deutlich den Rauch aus dem Gipfel emporſteigen , und Alerander Doignon ſagte uns, derſelbe fomme nicht aus dem Krater hervor, rons dern aus einem Riß in dem Felſen felbft gerade am Gipfel. Seiner Schilderung zufolge iſt der Krater fleiner als der des Popocatepetl, und der Raud roll von zwei oder drei Punften im Grunde desſelben, toch nicht ſehr ſtart , hervordringen . Eine größere Maſſe bringt unter einem unbeſtimmten Punfte ganz an der ſteilen Nordſeite des Berges
hervor. Die obenerwähnte Gigenthümlichkeit, daß der niedrigere Hand
fáufern foſteten , haben die Conſumenten mehr als 24,000,000 Pfo . St. zahlen muñen . Im Jahre 1819 wurden von den Brauern von 3,719,145
Quarters Malz die Steuer entrichtet und davon über 400,000,000 Gals lonen Vier gebraut , welche im Ginzelverfauf mit mehr alø 25,000,000 Pid. St. von den Conſumenten bezahlt ſind. .
nach Süden , der höhere nach Norden gerichtet iſt, zeigt ſich auch bei
Schnupftabat
dieſem Krater , und die Rifle der Innenwände find voll fryftallifirten Schwefele. Während der wenigen Minuten , die wir hier verweilten,
Gigarren
.
wurden meine Hände ſo erſtarrt, daß ſich das Gefühl in denſelben , und
zwar mit großen Schmerzen , erft wieder einſtellte als wir unten an gefommen waren. Unſer Kinabſteigen fonnte der obenerwåhuten Niſſe wegen und weil das Gio ſehr hart und ſchlüpfrig war , nicht ſehr raſch vor fich gehen. Ginmal feßte ich meinen Fuß auf eine dünne Gisfrufte und rank nieder, glidlicherweiſe aber fam ich nur niit Ginem Fuß in die Spalte, welche,
In demſelben Jahre
wurde an Tabaf verfauft , der im Lande fabricirt war : Rauchtabat 26,862,308 Pfo. zu 5,372,461 Þfo. St. 1,845,781 247,352
5,537,344 549,612
.
zuſammen für
.
7,465,507 Pfo . St.
Dazu fremde fabricirte Tabafe u. Gigarren 205,066 Pfo . zu
123,040 Pít . St.
Demnach beträgt die Summe welche die Engländer im Jahr 1849 für Branntwein , Bier und Tabal ausgegeben haben , etwa 57,000,000 Bfund Sterling .
wenn audy tief genug für alles andere, doch nicht weit genug war für meine
Alte Ausbeutung åthiopilder Goldminen durch Neger. In der Londoner Geſellſchaft des Alterthumøforſcher am
beiden Beine. Nach dem Nathe unſere Führero hatten wir feine Bril: (en mitgenommen , weil, wie er mit Wahrheit ſagte, wir die Gefahr,
29 Januar legte Hr. Birch einige ( von dem Franzoſen Priſſe mit :
um ſie vermeiden zu können, nothwendigerweiſe ſehen müßten .
Als wir
wieder in unſere Hütte zurüdfamen , wünſchten wir und daher Glúd, daß wir fein unangenehmes Gefühl in den Augen empfanden. Ich rednete aber ohne den Wirth ; denn ald ich wieder im Paſo zurüd war und zu Mittag aß , fühlte ich allmählich eine große Hiße in Händen und Augen. Id legte mich zu Bette, nach einer halben Stunde aber
nahm die Entzündung und der Sdnerz in hohem Grade zu
gebrachte) Facſimiles von merkwürdigen ägyptiſchen Zuſchriften und verſchiedene Abdrücke von Basreliefs vor , von den Biedeſtal einer in Franfreid befindlichen ägyptiſchen Statue . Ihnen folgte eine am 29 Januar begonnene , aber erſt in der Verſammlung vom 5 Februar
vollendete Abhandlung über meine gleichzeitige Karte Hewiſſer Goldminen in Aethiopien , deren Ausbeutung von Sethos begonnen , und von Rameſed II von der 19ten Dynaſtie fortgeſeßt wurde.“ Die Ginzeln:
ida
allein die Entzün: machte falte Umſchläge, mein einziges Heilmittel dung war ſo heftig , daß die naſſen Lappen in drei bis vier Minuten
wieder völlig trođen waren . Zwei Tage lang war ich ganz blind, und
heiten waren ſehr merfwürdig, und es ging daraus hervor, daß die erſte Abtheilung von Negern , die man zu der Arbeit verwendete , bei demu
Zug turch die Wüſte mit ihren Thieren umgekommen ſeyen ; nichtsdeſto:
zwei weitere Tage getraute ich mir nicht ins Licht zu fehen. Jeßt bin
weniger beharrte Rameſeo Il auf der Unternehmung, und das Ergebniß war eine bedeutende Menge Gold die nach Aegypten geſchafft wurde.
id wieder ziemlich wohl , obgleich mir immer noch eine Wolfe über
( Athen . 14 Februar . )
fernen Gegenſtanden ſchwebt. Wie ich glaube, werde ich wieder völlig Berlag der 3. G. Gotta'iden Buchhandlung.
Berantwortlicher Redacteur Dr. Ot. Widen ma nt.
1
Das Ausl a n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der
Pöiker.
Nr. 45.
21 Februar 1852.
Uoch etwas über die Uilquellen. Wir haben in Nr. 38 die Anfichten und Zuſammenſtelluns gen Gh. Befe's über die wahrſcheinliche Lage der Nilquellen ges geben und verweijen jegt auf dieje, da einiges Neue hinzuges fommen iſt. Der Ghurch Milftonary Intelligencer rom 1 Febr. enthält einen Bericht über eine abermalige Reiſe Dr. Krapfé
nach Ufambani, nur find leider die von Dr. Krapf nach Engs land geichriebenen Briefe zum Theil verbrannt, und man fann
Frau aus Ber Srita bes Demd-Safjaf geben. Eine Verwandte Ali -Ben - Meſſauds aus dem Gough war mit ihrem Manne für einige Lage auf Beſuch bei demſelben .
An einem Sonntag
morgen rraren die Männer zu Marfte gezogen, und Frau Aiſcha benugte biele Gelegenheit, ihre Baſe meine vor meiner Hütte zum Trocknen aufgehängten Naturalien beſchauen zu laſſen. 3d aß mit Thomas vor der Thür, beſchäftigt einige friſch geſchoſſene Individuen zu präpariren , und die Weiber ließen fich unbefangen
weißen Berge, Ndur-Renia, etwa unter dem Aequator entſpringe. Aus den Deutich geſchriebenen Briefen Krapfe, welche Dr. Barth in Calw nad England übermachte, um den Verluſt der halbvers frannten möglichſt zu erſepen, ergibt ſich folgendes. 3n Ulam bani fragte Dr. Krapf viele Leute aus, und unter andern einen Kaufmann aus Uembu , einem Land zwei Lagreifen ND , von dem
neben und nieder. Waren wir doch gute Freunde und Nachs barn ! Hatten fie doch die fieine Sora ale Ehrenwächterin bei fich ! Was hatten ſie alſo zu befürchten ? Balb vermehrte fich die Geſellſchaft um eine Perſon : es nar Gurmia; die Frau des alten Achmet-Bu-Anegha, ein jungel, zwar bleiches, aber ſehr ſchönes Weib. — „Guten Tag 3ineb !" „Guten Tag Gurmia ! Wie lange habe ich dich nicht geſehen !" Die Frembe und die junge Frau füßten fich eine Minute lang, und legtere regte fich Dann zu den Uebrigen. - Wie fommte, daß man bich einmal
Fluß Dana. „Dieſer Mann“, ſagt er, „gab mir manche widytige
ohne deinen unvermeiblichen Stiefiohn Bu - Rghaba aufgeben
Nachricht, nämlich daß am Fuße des Sdyneeberg & Nbur. Kenia oder Kirenia ein See ſeg, aus welchem ber Dana, Tumbiri und Niarabbi fließen . Der Dana und Zumbiri ſtrömten in den inbis iden Drean, der Njarabbi aber nehme ſeinen Weg nach einem noch größern Sec, Namens Baringo, deſſen Enbe man erſt nach
ſieht ? - „ Mein Mann iſt mit Bu-Nghaba nach dem Marft ges ritten , und ich fann wenigſtens für einige Minuten frei athmen , elhamd -lillah ! (Gott ſey gelobt) ! " Die Frauen plauterien jeßt über dieſes und jenes, kamen aber bald auf ihre häuslichen Leiben und Freuden zu ſprechen : erſtere waren der armen Gurs mia in reichem Maaße zugemeſſen, legtere raren ihr unbefannt. Auf die Frage der Fremden, wie es gefommen fey, daß man ihr
nur noch im allgemeinen daraus entnehmen , daß derſelbe auch
jeßt vollkommen überzeugt iſt, daß der weiße Nil auf dem
vielen Lagreijen erreichen fönne. Von Uembu ſey es fünf Tag reiſen nach Kirenia, und von da 9 Zagreifen nach Baringo, wae ſo viel als großer See " bedeute. Und ſo wiſſen wir faſt gewiß, wo die Nilquellen zu ſuchen find, nämlich in dem See am Nours Renia, aus dem der Njarabbi fommt, der dann durch den Bas
ringo fließt.“ Die Ueberzeugung Krapfe iſt freilich noch keine Gemifheit, aber eine Angaben ſtimmen mit dem, was Piga jetta in ſeiner „Relatione del Reame di Congo“ nach den Ans gaben von Odoardo Lopez , ber die Weſtfüſte Afrika'd gegen Ende Deß 16ten Jahrhunderte bereidte, ſagt, überein und zwar audy in ſo fern , als beide jagen, daß die zwei Seen nördlich und füblich von einander liegen, nicht wie Ptolemäus ſagt, öſtlich und weſto lich , eine Anfidt, die man fich aus den frühern Vorſtellungen von einem oftveſtlich laufenden Mondgebirge ſehr wohl erklären fann .
Beiträge zur Sittenkunde der Mordafrikaner. ( Fortſepung .)
6. Hochzeitliche Freuden und eheliche Leiben einer jungen Kabylin, von ihr felbft erzählt.
Den beſten Begriff von dem Verfahren der Kabylen in
den alten, mürriſchen Vu -Anegha gegeben, da ſie doch ihrer Jus
gend und ihrer übrigen Verhältniſſe halber auf etwas Befieres hätte Anſpruch machen können, erzählte das junge Weib wie folgt :
„Du weißt, baß ich vor vier Jahren meinen Dheim zu Gle Ain -Neidyma geheurathet hatte. 30 lebte glücklich mit ihm , denn er war gut und gerecht. Er katte nicht mehr das Feuer
der Jugend, allein er war uneigennüßig und machte mir feine Vorirürje, als er von einer böſen Nachbarin vernahm, daß ich oft mit einem Freund, der mich überall zu finden wußie, bald im Walde, bald an der Quelle, balb im Garten zuſammen fam . Er ſtarb, und der Bruder meiner Mutter nahm mich zu fich; dieſer hielt mich wie ſein Kind : was ich wollte, wollte auch er ; wenn ich traurig war, ſuchte er mich zu tröſten , wenn ich fröß lich rrar, lachte er mit mir.
Hätte ich doch immer bei ilmu
bleiben können !
,, Gines Tages, als ich eben den Gurbie mit einem neuen
Bejen von Waldhaide febrte, trat Achmed Bu - Anegha, der noch weitläufig mit mir berrandt iſt, berein , und fragte nach meinem
Heurathsjachen fann die Vermählungegeſchichte einer jungen | Dheim. Auf meine Antwort, daß er auêgegangen ſey, ſagte er :
178 Gut!
ich werde ein anderesmal wiederfommen." Er ging 1 darf man nicht fargen , da der Gebrauch erheiſcht, daß das dem aber nicht fort, und nachdem er mir eine Weile ſtidlichweigend Brautvater gemachte Geſchenk dem Vermögen des Bräutigams. zugeſchen hatte, begann er wieder : ,, Du biſt ein braves Weib ! angenieſſen ſey . BusAnegha fann übrigens beſſer eine fette Kuh du bädſt Reera, bereiteſt den Rulfuſu , holſt Holz und Waſſer verſchmerzen, ale mancher andere ein Lamm . Madhe dem Thiec und milfft zwanzig Kübe, wie eine Kebire. Dazu ift bein Ours einen Plag im Gurbie zurecht, damit es nicht zu ſeiner Heerde bie immer geſcheuert und aufgepugt, wie das Dar- el-Bey zu zurüdlaufe.'11 Conſtantine. Wer hat dir denn dieſen hübſchen Beſen gemacht ?" * ,, Ich hatte eine Ede neben den Kälbern rein gefehrt und Icon ben Drt mit friſchen Rorfipanen beſtreut, und fonnte faum bent , „Wer anders, als mein Dheim ?" " erwiderte ich. Abend erwarten . Ich ging jeben Augenblid vor die Thür, um glaubte vielmehr du hätteſt ihn von einem Saghbi erhalten ." "alſo liebſt » „ Du " Saghbi." „ Mein Dheim iſt mein beſter „zu ſehen ob die Heerde noch nicht von der Weide heimkehre. deinen Dheim redyt ſehr ? Magſt du mich nicht auch ein wenig Schon war die Dämmerung angebrochen . ,,,, G8 deint daß es leiben ?" , „ Warum ſollie ich dich nicht leiden ? Sind wir deinem Bräutigam ſchwer anfomme, ſich von einer ſeiner lieben doch Verwandte, und zudem haſt du mir ja nie was zu Leide Kühe zu trennen “ , ſagte der Dheim . Endlich glaubte ich in gethan !" " - Darauf verließ er midt und id ; bachte nicht weiter der Ferne eine Siege zu hören ; das Geſchrei náberte fich, und an dieſes Geſpräch. eine Stimme rief braußen, daß wir die Hunde abrufen ſollten . ,,Ginige Zeit nachher, ale ich eben fingend die Erreigha 68 war Taieb - Ben -Segbri, ter Ohames, der jeßt einen großen (Handmühle) brehte, fam mein Dheim in Begleitung des alten Ziegenbod vor uns zur Erbe warf ...,,r iſt einer der fettes Bus Habidar aus dem Duar-Zerbun nach Hauſe. ...,Lab ften " " , ſagte er, ,, ,,und wir haben lange ausgewählt ." ". Mein Deine Müble" " ſagte er zu mir, wir haben über Dinge zu Dheim war außer fich vor Zorn : ,,,,Irag beinem Herren feinert iprechen, die dich ein wenig angehen. Adımeb.Bu Anegha läßt Ziegenbod zurück " , fuhr er ihn an, 1 ,,id babe ſelbſt welche
ads dich zur Frau begehren : willſt du ihn haben ?" " - BurH Bur Hats dar fragte meinen Dheim , jeit wann ee denn Sitte ſen, daß man die Weiber in dieſer finficht um ihre Meinung frage ?
Dieſer aber erwiderte ihm : ,, „ Meine Nichte hat es um mich verbient, daß ich ſie nie einem Manne gegen ihre Neigung gebe ; allein ſie iſt noch ſo jung, und ich fann ihr eben ſo wenig zu .
muthen , daß fie fich, mir zu lieb, nicht wieder verheurathe . Zus dem iſt Achmed cine beachtungswerthe Partie , denn er hat 50 Stück Rindvieh und 200 Ziegen, und ich geſtehe daß ich glüds lich wäre, fie die Frau eines wohlhabenden Mannes zu wiſſen .“ Da ich ſah, daß meine Einwilligung dem guten Dheim Freude
in meiner Heerbe .
Ich bin fein Ule -Seilt (Kind Geiſte , Bett
ler), und Ourmia ift feine Negerin . Achmeb -Bu - Anegha hat keine Lebensart und mag fich andersro cine Frau ſuchen !" „ Am folgenden Morgen , mit Tagesanbruch, fam Bu -Anegha ſelbſt, eine ſchöne Ruh vor fidh bertreibent . Mein Dheim babe e falſch verſtanden ; er habe bie Kub am Hochzeitêtage ichlachten wollen , brachte er zu ſeiner Entſchuldigung hervor ; dieſer aber bemerfte ihm trocen , daß fidz dieſes unbeſchadet des Verlobungs
geſchenke $ von ſelbſt verſtünde, und daß ein Mann wie er ſich
1 ///
ſchämen ſollte einen elenben Ziegenbod anzubieten. Adymeb -Bus
machen würde, antwortete ich : ,,,,Meinetwegen ! Bu Anegha iſt
mir ſo gut wie ein anderer ; am liebſten wäre ich immer bei
Anegba ließ fich geduldig ausīdhelten ; der ſonſt ſo jahzornigs Mann wußte fich zuſammenzunehmen und hatte auf alle Vors würfe nur eine einzige Antwort : el hak ma'k ! (das Recht iſt
Dir geblieben !" " Mein Dheim umarmte und fübte midy ; ich weinte ſehr und er weinte mit mir.“
mit dir, bu taft recht !) Dadurch beicwichtigte er meinen Dheim ; bie Kub rart angenommen und eingeſtellt, und der Derê (Beſt
,,Sept fam die Reihe an die Unterhandlung. Mein Dheim
1
Il
3
tag) feſtgelegt.
forberte 100 Dueros, was gewiß nicht zu viel war, da midy mein
„Eines Abende, ale ich mit dem Waſſerſchlaud von der
i
erſter Mann um 150 bezahlt hatte. Der Unterhändler bot erſt
Duelle zurüdfehrte, ſah ich zwei 3uben mit ihrem Maulthier
$
50 Dueroe, bann 60, bann 70 ; Bu-Anegha fönne nicht mehr
den Weg nach Bu-Anegha8 Uurbie nehmen ; fie luben zwei Snedef ( Kiſten ) ab, und ſchlugen ihr Zelt neben dem Hauſe auf.
geben , ſagte er, da er erſt fürzlich ſeinen bei den Guerbes vers beuratheten älteſten Sohn ausſteuern müſſen ; endlid; aber, als
Es waren zwei Silberſchmiede, welche Bu-Anegha hatte fommen
ihm mein Dheim bedeutet hatte, daß er ihn nicht überfordert
iaſſen , um den Brautidmud zu verfertigen. Daß war mir ſchon eine böſe Vorbedeutung : id ſah jeßt flar, wie verſtellt und hins terliſtig der Mann war ; er der, wie der Aermſte des Landes,
habe, und daß im Fall Bu Anegba nicht ſo viel für eine muſter-
hafte Frau aufwenden zu können glaubte, dieß deßwegen ihrer Freundichaft nicht den mindeſten Gintrag thun rolle, willigte Bus abidar ein , jedoch mit dem Vorbehalt, 20 Dueros für den Ankauf ber filbernen Schnallen und Dhrringe für die Braut
zurüdbehalten zu dürfen, welche Summe ihm Bu-Unegha nady Verlauf eines Jahres nachzahlen würde. 3 bedingte mir noch zwei Melfa's (Gerānber), eine weiße von Baumwollenzeug und eine blaue von Wolle aus .
meinem Dheim 20 Duero8 einbehalten hatte, fonnte jest ben
Juden alte Bu-Medfag ( ipaniſche Thaler) zum Einſchmelzen geben ; e8 war alſo nicht Mangel an baarem Gelb, ſondern ichmußiger Geiz , der ihn ſo handeln ließ. Was mir noch an ihm mißfiel, war ſeine ſchmupige, zerlumpte Kleidung; ich tröſtete mid; aber
mit dem Gedanfen, daß er fich auf das Hochzeitdfeſt nothwen. digerweiſe einen neuen Burnuß kaufen müſſe.
,,Am folgenden Tage beſuchte uns mein Bräutigam. Er
Vierzehn Tage vor dem Aib-el-Kebir (Dſtern ter Moham
war ſehr vergnügt, unterhielt ſich lange mit mir, und ſagte mir
mebaner ) ritten wir mit unſern Schohod (Zeugen) nach Aneba, um von dem Kabi bao Rzab (Schrift, Contraft) ſchreiben zu
wohl zehnmal vor, wie gut ich es bei ihm haben würde.
Er
habe niemand mehr im Gauje ale ſeinen jungen Sohn Bu. Rgbaba, der mich wie ſeine Mutter lieben nnd hochachten würde. Beim Abſchied ſagte er meinem Dheim, daß er ihm auf den Abend turch ſeinen Ghames bas gebräuchliche Geſchenf ſchicken wurde . Mein Dheim ladyte vergnügt: w bein Bräutigam ift
zwar etwas zähen " , ſagte er, ,,,,allein bei ſolchen Gelegenheiten
laſſen. Ich erinnerte bei dieſer Gelegenheit den Bräutigam an die verſprochenen Melfa's ; er rebete aber hin und her, ſuchte mancherlei Ausflüchte und wollte mir endlich nur eine baun . wollene Melfa faufen , indem er mir ſpäter eine wollene von
Conſtantine, wo ſie ſchöner und wohlfeiler wären, mitbringen würde. 3c beharrte aber auf meinem Willen , und ich that webl
కారపు
179
goon
daran, denn mir find jeft fchon über zwei Jahre verheuratbet, und ich trage noch immer diefelben Kleiber, die ich ihm damals
fönne ; wenn ich traurig war, jo glaubte er ich ichmolle. Ginſt ald es mir an Holz gebrach, und ich in der Nähe der Sriba
zu ſagen abzringen mußte, auf dem Leibe. ,, Endlich war der Tag des Ders herangefommen . Schon
einige dürre Dornenſtummel außzureißen gegangen war, Flug er mich io ſehr, daß ich vier Tage nicht gehen konnte. 3d ging
am Vorabend desſelben famen die Gäſte von allen Seiten her.
beigeſtrömt; in der Sriba des Demd- Safjaf war lange nicht
gewöhnlich mit den Weibern der Sriba in den Walt, un dürres Holz zu holen , aber auch dieſe waren ihm feine fichere Gewähr
Raum für alle, und viele derſelben übernachteten im Duar . Sers
jür meine Tugend. Bu - Rghaba ward ron nun an mein beſtans
io
5
dun, in Didennen Dib und im Melaruf.. Bu Anegha hatte eine Ruh geſchlachtet; in allen Gurbied der Criba quaute ber Kuskuſu in großen Käsfäß (irbene Gefäße mit Durchlöchertem Boten) über dem Dampf der brodelnden Fleiſchtöpfe, zum Feſts mahl, während dic Neſſá beſchäftigt maren , neue Vorråthe tels jelben für die beiden folgenden Tage unter ihren Fingern zu
und behandelte mich wie eine Ghadem (Negerin, Sklavin .) Sein Vater billigt dieſes Verfahren und lacht bazu , wenn mich der Junge mit den größten Grobheiten überhäuft. Einmal war ich
rollen . Früh Morgene famen einige junge Weiber herbei, um
finberlos zu bleiben ſchrecklich gereſen ; heute aber nehme ich die
diger Begleiter ; der Bube folgte mir überall wie mein Schatten
davongelaufen , allein mein Oheim ermahnte mich zur Gebulb und brachte mich wieder zurüc. Früher wäre mir die Ausſicht
mich zum Feſte zu ſchmüđen ; die einen legten mir die ſchweren
efelhafteſten Dua (Arzneimittel), ſogar das Blut meiner monats
filbernen Dhrengehänge und die Armbänder von Horn an, die andern flochten meine Zöpfe, färbten meine Wangen mit Zin.
nober und meine Augenlieder mit Chol (Wi@muth ). Ich hatte
lichen Reinigung ein, um dem mir nun verhaften Mann keine Kinder zu gebären. Ich hoffe immer, er werbe mich einmal 10 miſhandeln, daß ich bei dem Kadi Sdra ( Recht) zur Scheidung
mir jdon Lag8 zuvor das Zahnfleiſch mit Nußbaumwurzelrinde
ſprechen laſſen kann.“
Mein guter
Man wird mir vielleicht den Vorwurf machen, daß ich bei
Dheim hatte mich mit einen ſchwarzſeidenen Kopftuch und einer
dieſer Erzählung mich allzuſehr in Einzelnheitert eingelaſſen ;
gelb gebeizt und meine Hände mit Henne gefärbt.
allein bie Ueberzeugung, daß die ſchlichte, naire Erzählung aus Leibgürtel war von ihn . Alle dieies ſtand mir prächtig auf dem Munde einer Einheimiſchen dem Leſer den klarſten Begriff meiner blauen Melia, und jedermann lobte meine Schönheit. ron ten Sitten und dem Steengang dieſes Volfes geben fann, Ma n'igedebích! ( ich lüge nicht !) du fannſt es bezeugen , Aiſchal | ließ mich diefelbe iſo treu als möglich niederſchreiben. Gie ift „ Da die Sriba Faum 400 Schritte von unſerm Gurbie ents übrigend die Geichidhte der Mehrzahl der Ehen bei den Kabylen , fernt war, ſo ineinte Bu -Anegya, ich fönne wohl zu Fuß dabin und Ausnahmen davon ſind ſelten, wierrohl es hier und da goldgewirften Maharma beidenft; auch der firſchfarbene, jeibene
gehen ; meine Verwandten gaben 18 aber nicht zu, und er mußte ſich dazu bequemen, in aller Eile ein Maulthier aurichirren zu laſſen , das ſchon am Morgen hätte bereit ſeyn ſollen. Die Männer harrten ſchon lange ror unſerm Burbie, und hatten
ſchon mehrmals ihre Flinten abgefeuert. .
Endlich war alles in
der Ordnung, und der Zug jepte fich in Bewegung ; Bu Rghaba, der Sohn Bu. Anegba's, führte bad Maulthier beim Baum . In der Sriba führten die Männer eine große Fantaſia auf, und das Pulver ſprach itkellem ) von allen Seiten, während der Wies derhall des Waldee den Jubelruf der Neſja wiederholte. Der Marabut Ben-Merad ſprach den Segen, worauf die Jünglinge auf der Gadbah ( Robrflöte ) ſpielten und die Neger die Trommel
welche gift. Fortſeßung folgt. )
Die europäiſche Wiederlaſang in China. Erinnerungen einer Station im indoschinefiſchen Meere. 2. ( a nto n. Als der Vicefönig von Canton vernahm, daß die franzöſiſche Flagge wieder an den Rüften von China erſchienen war , hatte er ſein Ver gnügen und aufrichtige Freude bezeugt. Er zeigte fich eifrig bemüht, den Geſandten einer Macht zu empfangen , von der er wußte daß ſie .
s
dem himinliſchen Reiche geneigt war. Dieſe Bereitwilligfeit fürzte unfern
idhlugen, während die Weiber im Schatten der holen Gidhen
erſten Aufenthalt auf der Nhebe von Macao ab. Die Bayonnaiſe fonnte den Nachfolgern des M. de Lagrenée, M. Forth-Rouen, nicht bis nach
Der im Freien aufgetragene
Canton bringen , aber fie hielt fich bereit, den Sohu-fiang bis zu dem
jagen und ſchöne Licder ſangen.
Kuskuſu war weiß wie der Schnee, und der Bart der Männer
Anferplaß von Wampoa hinaufzufahren. Hier halten die fremben Fahrs
Ein Mann aus den Zerdeſas
zeuge an, und dinefiſde Boote holen die Waaren ab, welche fte nach der Hauptſtadt von Ruang-tong oder ing Innere der Provinz beförbern. Man zählt von Macao nach Wampoa 65, von leßterem Orte nach Cans
iriefte von Fett und Butter.
hatte Schießpulver feil und hatte dasſelbe bald biß auf das legte Körnchen verfauft ; auch waren alle fowarz vom Pulverdampf,
und ſelbſtgeſehen bei der Scheich das hatteFeft,manundfeine ſolche Fantafia . Hochzeit Drei Tagedes dauerte
als Búe
ton nur 9 Meilen.
Am 12 Januar ging die Bayonnaiſe abermals
unter Segel. Der vimmel war blau und rein , die Luft friſch , die Sonne ſtrahlend. Der Nordwind hatte die Nebeldünfte weggefegt, welche
Anegha am Abend des britten Tage die Summe der einges gangenen Hodizeitagaben zählte, lo fand er, daß fich dieſelbe auf
der Muſion in dem Canal
mehr als 40 Duero's belief. „ Die Gäſte waren nach und nach abgezogen , und ich bes fand mich left allein in meiner neuen Haushaltung. Mein Mann war die ganze Zeit über jo freundlich und zuvorfommend
lavieren, bis und die Strömung gegen die Inſel Canton trieb und wir
gegen mich gevejen, als ich c8 ron einem Manne ſeines Alters erwarten fonnte, und ich begann icon die beſte Hoffnung für die Zukunft zu hegen . Allein balb ward 8 ganz andere ; ich jollte nur in ſeiner oder in Bu-Nghaba's Begleitung ausgehen , er erlaubte mir nicht einmal meinen DGeim zu beſuchen . Der
Bahar und der Ebenen von Benares geweſen war. Bei dem Vor gebirge der Halbinſel Suen :pi verengt ſich das Strombett, deſſen Breite
on Formoſa famuelt und länge der füb lichen Küſten von China anhäuft. Anfänglich waren wir genöthigt zu in die Mündung des Sdu -fiang einfahren fonnten ; nun ſegelten wir an der Inſel Lin : tin vorüber, die lange der Schauplaß der Austauſdes chinefiſder Geldbarren gegen das verberbliche Grzeugniß der Gefilde von
faum noch zwei Meilen beträgt. Bevor wir die Spiße von Schuen -pi
umfahren hatten, hätten wir vergeſſen fönnen , daß wir uns 5000 Meilen von Europa entfernt fanden . Griechenland und die Provence zeigen dieſelben langen dürren Bergfetten, die zerſtreuten Inſelchen, denſelben miatten , hart:blauen Himmel, denſelben ſcharfen Miſtral, der unſere ( or :
Alte fönne mich hier ſehen, wenn er Luſt habe, ſagte er. Wenn ich jang , jo ſagte er, daß er die leichtfertigen Lieder nicht leiden : vette unter ſeinen plöpliden Stößen nieterbeg ; allein fobald die Bay,
180 welcher Admiral Anrou feinen Namen gab , fid vor und entfaltete,
Dieſe chineſijden Pootjen find jo geldidt , ihre Vorſid temaßregeln fo
hatten wir eines jener ſeltſamen Schauſpiele, welche den Reiſenden in
gut genoninien , daß man bei der beträchtlichen Menge von Fahrzeugen
China ſo oft an den Naum erinnern , den er durdidritten , und die Entfernung, weldie ihn von unſerer Halbfugel trennt. Das chineſiſche Geſchwader hatte unter den Forte, welche die Gipfel der Halbinſel fröneni, die Anfer auégeworfen . Wenn es an hiſtoriſcher Zeugenſchaft gebräche, um den ſonderbaren Geiſt des Stehen bleibens der chineſijden Race zu
ſeit zwei Jahrhunderten nur einen einzigen Schiſſbruch auf dem Sdu : fiang zählt und zwar ben eines Schiffes der oſiindiſchen Compagnie, das an einem Felſen beim Eingang des Canals von Wanipoa zu Grunde ging. Auf den malayiſchen Inſeln feſſeln allein der reiche glänzente Farbenſchmuck, die fühnen linriſſe der Landſchaften das 911ge. In den chineſiſchen Küſten dagegen iſt es nicht mehr die freie flolze Natur, welche der Neiſende bewundert, ſondern die menſchliche Thätigfeit. Dreihundert europäiſche Schiffe beſuchen jährlich die Nhede von Wampoa. Ilm dieſe Fahrzeuge bewegt ſich auf dem Fluſſe und den beiden lljern ein ganze: Volf, das nur von dem Ueberfluß der Barbaren ſich ernährt Taufente von Booten treiben ſich auf den Canalen unher, die nach allen Seiten
beſtätigen , ſo würden die id)weren Diconfen, die wir vor Augen hatten, ein hinreichender Veweis dafür fein . Dieſe langen vieredigen Raften aus deren Mitte drei faum behauene Sparren , welche cher abgeſtorbenen
Väunien als Maſten gleichen , emiporragen ; das Hinterded mit ſeinen Stockwerfen wie ein Kartenhaue, auf dem der kaiſerliche Drache ſeinen grinen Schweif ringelt; das Vorderbed mit ſcarlachrothen Bruſtwehren und zwei gloßenden feurigen Augen, gaben dieſen unförmlichen Maſſen das Anſehen von Secungeheuerii. Die Anfer von Gidenholz, deren einziger Hafen mit den rerwidelten Gewinden des gordiſchen Knotens an die Nase gebunden zu ſeyn ſcheint , das ungeheure Steuerruder, dag in ſeinen weiten Hennegat mit zwei Tagen feſtgemacht unter dem
ſidy in die Ländereien verlieren .
Der Anferplaß von Wampea iſt die Rhede von Canton, und dieſe Stadt iſt ungeachtet der Gröffnung der Hafen im Norden die Haupt niederlage des äußern Handels von China geblieben. Der Tauſdhan
del beträgt chne den verbotenen Dpiumverfehr alljährlich mehr als
Niel durchgeht, das dide Holzgeflecht, welches ſtatt der Segel dient; die Laternen mit ihren Glasſchuppen , die Stüdpforten faum weit genug, um die Bogenſdüſſe aus den plumpen Metallfanonen burdezulaſſen ,
alles überraſcht an dieſen ſeltſamen Vauten, den bleibenden Denkmalen des befremdlichen Eigenſinns der Chineſen , und dieſen wunderlichen Proben aus der Kindheit der Schifffahrt. Die großen Handelsdſdonfen, welche alljährlich die Häfen von Singapore und Batavia beſuchen, unter: cheiden ſich in nichts von dieſen Kriegédſchonfen . Man wundert ſich, wie ſolche Fahrzeuge ſo weite Streden zurüdlegen können ; aber die
Natur ſelber fömmit ihnen zu fülfe, indem ein Muſion ſie hinwegführt und ein anderer ſie zurüdbringt. Dieſelben Zimmerleute, welche dieſe plumpen Arden bauen, haben die ſchnellen Rutter und leichten Schooner auf den Werften von Wam : poa vom Stapel laufen laſſen , welche den Fluß unter engliſcher oder
amerifaniſcher Flagge durd ſegeln .
ausmacht. Gegenüber von dem Anferplaß der Amerifaner ſteht das werdende Arſenal, worin zahlreiche Fahrzeuge ihre Havarien ausbeſſern ,
Sie haben auch die Mandarinen :
boote gebaut , dieſe raſchen Valeeren , welche mit vierzig Nudern die Wellen durdjidhneiden. 3wiſchen der Spiße von Anung: hoy und den Wantong- Inſeln öffnen
da ſie hier geeignetere Anſtalten finden als zu Macao ober Hong; fong. Der Chineſe fennt keine Hinderniſſe, ſobald die Lodſpeiſe des Gewinns feine Induſtrie anſpornt. Ungeachtet des Reizes, den das Schauſpiel dieſer Thätigfeit fiir une
ſich die , berihmten Tigerthore und die ſchniale Durchfahrt der Vogue di Tigre , die von drei Forte beherrſcht und von 200 Schießſcharten bebraht wird. Dieſe Durchfahrt iſt faum ein Kilometer breit. Dbgleich
hatte , lag Wampoa duch allzu nahe bei Canton , als daß wir långer dort verweilen nochten . Scon am folgenden Tag nach unſerer Anfunft
48 weſtlich von den Mantong-Inſeln einen minder ſchmalen Canal gibt,
gingen wir an Bord des Firefly, eines winzigen Steamers der danials zweimal täglich zwiſchen Wampoa und Canton hin und her ging.
fönnte dennedy ein Geſchwader nicht ungeſtraft bei wohl gerichtetem Feuer durd dieſen doppelten Engpaß gelangen. llm die Barbaren von
Während wir raſch den Dichonfenfluß hinauffuhren, ließen unſre Augen
ihren inneren Gewäſſern fernzuhalten , meinten die Chineſen, es genüge ſie einzuſchüchtern, und ſie haben zu dieſem Zwede es weder an Mauer: werk noch Geſchüß fehlen laſſen. Nachdem fie auf allen Berggipfeln
nicht ab , die grünenden Neisfelder zu betrachten , welche ſich an den
,
die Tempel von den breiten Aeſten der Banianenfeige beſchattet, die Thürme , welche in der Ferne ihre übereinander ftehenden Dächer und ihre vieledigen Galerien erhoben. Alled verfündete ſchon die Nähe einer
und Hügelſpißen Batterien angelegt hatten , haben ſie am Fuße der Höhen von Anung-hou feſte Mauern errichtet, deren Grundbau von der Strömung des Fluſies beſpült wird.
140 Mill. Fr. Die engliden Fahrzeuge nehmen gewöhnlich den Gin : gang des Canals ein , und anfern an den däniſchen Inſeln , wo audi wir anhielten. Hier, mitten unter den unzihligen Klippers, ſieht man oft die breiten Countryſhipg aus Bombay , welche durch ihren Tonnen gehalt, die Höhe ihres Boots und ihrer Maſlen feineswegs die Handels flotten verunziert haben würden, die ehedem die indiſche Compagnie in die Mauern des fernſten Diteng geſandt hat. Mehr gegen Weſten, unfern des Durſes Wampoa, laſien die ſchon furchtbaren Rivalen des brittiſchen Handeld ihre beſternte Flagge wehen. Die Amerifaner haben noch nidit mehr als 60 Schiffe zuni Handel mit China beſtimmt, und führen ungefähr für 50 Mill. Fr. Waaren von dort in die Häfen der Union ein ; aber ihnen gehört die Zufunft und alle ihre Unternehmungen zeu zen von dem bewundernewerthen Zutrauen , welches die Stärfe dieſer Race
Minite-bicien mit zubtriden
en
Schießſcharten verſehenen Mauern findet fich mehr Geſchüß als erforder: lich wäre um alle Flotten der Welt in Grund zu ſchießen ; allein bei
reichten wir die Barre , welche im Jahr 1840 während des Krieges in den Ausgang des Dichonfenfluſies geworfen wurde. Raum hatten wir
dieſen furchtbaren Nüſtungen hat man die Natauglichkeit der chineſiſchen
Soldaten überſehen, ſo daß jeßt nur der drohende Anblid der Kanonen
bieſe ohnmächtige Sqranfe und die ſo oft gebemüthigten Forts , welche fie vertheidigen, hinter uns, als die rothen Maften der Mandarinen die
den Feind zurüdſdylagen muß. Bald regelten wir an den Granitunter: lagen von Anung: hoy vorüber, auf die Inſel mit dem Doppelgipfel zu,
über dem Fluſſe hängen , die ſchweren aneinander gereihten Gerdwader der
der die chineſiſchen Schiffer an cinen niedergefauerten Tiger erinnert. Bis dahin war unſere Fahrt leicht geweſen , allein wir hatten bis zu
dem Anferplaß von Wampoa noch 25 Meilen zurückzulegen. Die Geſtade des Sdu fiang haben ein anderes Ausſehen , die Hügelfetten treten zurück,
erſten Häuſer der Vorſtädte , die auf Piahlwerf ſtehen und gleid ſam Didonfen, die weißen Banner vom Winde bewegt, der immer diotere Schwarm der Tanfað und verfündeten, daß wir und dem Hafen näherten . ( Fortſeßung folgt )
und die Ufer bilden weite mit friſchen Grün bededte , mit Bananen Varren durch den Strom , die unſer Fahrzeug nur bei der Fluth úber:
Die Katakomben in Rom . Dieß prachtvolle Werf , wofür die franzöſiſche Nationalverſanımlung 200,000 Fr. verwilligte , wird
ſchreiten fonnte. Der chinefiſche Lootſe , den wir zu Macao gedungen
demnächſt unter der Aufſicht der HH . Ampère , Ingrès , Merimée und
hatten , geſellte fich beim Vorüberfahren von Anung-hoy noch einen
Vitel, Mitglieder des Inſtitute, erſcheinen. Leider wird dasſelbe 12 bis 1500 Fr. foften . (Liter. Gaz. 14 Februar. )
eingefaßte Reisfelder. Von der Tigerinſel bis Wampoa ziehen ſich zwei
zweiten zu, der mit der Schifffahrt auf dem obern Fluſie vertraut war.
Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung .
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
1 1
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. N": 46.
23 Februar 1852 .
Nachrichten über eine Bughenſchrecke und die in Buße | Menſchen, oder auch die Aufpflügung einer Furcher und darauf
nahezu gleiche Weiſe wiederholen , ſo iſt ihr etwaniger Werth noch
das Stroly und die Reiſer rundherum anzuſteden, wenn ſie fich darin zurückgezogen haben. . Innerhalb des tauriſchen Gouvernemente zeigte fich 1847 die Sarantida im Perefoper Kreiſe, im Kreiſe von Empatoria, in dem von Theoboſia, von Sympheropol u. f. w. In dem Dnieprfreiſe erfolgte das Auskommen einer großen Menge von Heuſchreden ſchon in der zweiten Woche des Mai
nicht eben bedingt durch die Zeit ihrer Bekanntmachung. Wir
an 440 Sandhügelſtreden , bie zu den Dörfern Sburjerfa und
land ergriffenen Mittel zu ihrer Vertilgung. ( Archiv für wiſſenſchaftliche Kunde von Rußland X. 3. )
Die hier mitzutheilenden Thatſachen beziehen fich zwar auf ein etwas früherce Jabr nämlich ſchon auf das J. 1847, da ſie ſich aber in den in Rebe ftehenden Gegenten noch fortrährend auf
entnehmen dieſe aus einem Artifel dcer Journals de& ruffle
Golaja Priſtan (d. h. die fable Anfuhrt) gehören. Sie verbrei
ichen Miniſteriume dee Innern , welcher, wie der Verfaffer ſagt,
teten fich von dort durch die ganze Steppe und wurden ben les
alle Notizen über die Heuſchreckerzüge im Jahre 1847 reſumirt,
realien äußerſt ſchädlich. Man bemühte fich, fie vor Ende Juni (genauer vor dem 15 Juni alten Styled") b. h. ehe fie Flügel annahmen, zu vertilgen. Nad dem Eintritt dieſer Berwandlung beſchränkten fich aber die geſammelten Vorſicht&marfregeln bars
die von den Localbehörden nach Petersburg an das Miniſterium gelangt find.
Von den im Cherſoner Gouvernement gelegenen Geburtsorten
dieſer Sarantícha (Heuſchrece)ſind feine genauen Berichte eingelaufen. auf, daß jeder Acerbéſiger, der von den ungebetenen Gäſten bes, Yn box.befiarabiſchen Proving feien es aber im Frühjahr, al8
ſucht wurde, ich bemühte fie von ſeinem Korn zu berjagen und
ob ffe vorzugerreije an mehrern Punkten bee fiſchinewer Kreiſes
auégekommen und ihr erſtes Wachsthum erreicht hätten. Außere
fte demädſt zwang, ſich weiter zu begeben. Sie verurſaďten baher nur an denjenigen Stellen bedeutenden Schaden , an denen
dem aber in dem Kreiſe von Aferman
ſie übernachteten , ohne bemerkt zu werden.
länge dem Dnieſtr in
dem Bezirke von Parku Rareſcht und in dem J8mailer Stadta bezirf – ferner länge der Donau, theils auf den Feldern der
In dem Berdjandfer und Jaltiner Kreiſe hatte die Sarants , icha feine Gier verſcharrt, ſo daß auch daſelbſt fein Ausfommen
Domainen, theils auf den zu der ſogenannten Goloniſtenverwal.
flattfand .
tung geböriger.
Ja bem Kreiſe von Melitopol hatten die Heuſdreden im Herbſt 1846 auf der Biriuticha, Jafel Gier gelegt, und zwar auf einem 1/2 Werſt langen unb 4 Werft breiten Streifen (anbigen Bos
Im taurijden Gouvernement wird die Sarantida ſeit 1843 regelmäßig in jedem Frühjahr ausgebrütet, benn troß ber fteten
Ermahnungen der örtlichen Behörden ergreifen die Bewohner
bene. Da man aber dieſe Strece
nicht die gehörigen Mittel zur Aušrottung dieſes Infected, melo ched fie einmal für ein unrermeidliches Uebel erflärt haben. Die
umgepflügt und die Schweine darauf getrieben hatte, jo fom
von der dortigen Gouvernement@regierung angerathenen Maaße
demnächſt wiederbolentlich
keine Brut aus.
Die Sarantida, die ſich im tauriſden Gouvernement zeigte,
Tegeln ſcheinen übrigens auch in andern Gegenden Nachahmung
gehört nach näberer Unterſuchung zu den zwei ſehr gefräßigen
zu verdienen . Man rieth nämlich dort die Landſtücke ausfindig zu machen , auf denen jene Gradhüpfer ihre Eier legen, und dann
Arten : Acridium Italicum und Gryllus vastator.
Daſelbſt die Erbe aufzupflügen, damit Froſt unb Hiße bab Augs
rantſha ungewöhnlich früó in dem Kreije von Griwan. Auf den in dieſem Kreiſe zu den Dörfern Taidſid und Sarbar Abad
fommen verhindern . Es würde bieburch wohl freilich feine roll: kommene Audrottung erfolgen, aber doch gewiß eine beträchtliche Verminderung der Brut. Man hat eß ferner ſehr nüslid, ge-
funden, Schweine und Gänſe auf die Felder zu laſſen , auf denen jene seuſdrecen eben au @gefommen find, ſo wie auch die Larben
in Löchern zu ſammeln und ſie dann ins Feuer oder ins Waſſer zu werfen oder auch nur (tief genug ?) zu vergraben.
Innerhalb des Gouvernemente ron Tiflis eridien die Sas
des Scharurer - Diſtrictes gehörigen Feldern hlüpfte fie nament.
lich ſchon gegen Ende des Februar aus den im vorigen Jahre gelegten Giern . Um die Mitte des April zeigten fich darauf plöglich an niedern Stellen der Kreiſe von Tiflis, Jeliſawetopol und Nachitichewan ungeheure Maijen derſelben, die gleichfalls aus Giern, die im vorigen Herbſte gelegt waren, ſtammten , und
Endlich wird auch gerathen, auf den Feldern, wo fich die
Maten der Saranticha gezeigt haben, Neifig, verborbene Strob u . dgl. auézubreiten , die Heuichreden in dieſes Lager zu treiben, indem man ſie rundherum entweder mit Pferden jagt, oder mit
• Ob dieſe Operation mit den farven oder mit den icon geflügelten Sujecten geſchehen ſoll, iſt nicht wohl zu ſehen , da die larven doch faum mit Bierten gebebt und die geflügelten Heuſbreden kaum durch eine Furde abgeſperrt werden fönnen. D. u .
182 gegen Ende April erfolgte dasſelbe auf den Feldern des Dorfes
Drin-Rurt-Rend in dem Sangibaſorer.Diſtrict des Grimaner Kreiſes und in der Umgegenb von Gori . Man ergriff ſofort verſchiedene Maaßregeln zu ihrer Vers tilgung . So in dem Vortichaliner-Diſtrict und an andern Drten des Tifliſer und Erimaner-Kreiſes das Zuſammenfegen der Heus ichredenbrut in Haufen, die man darauf mit Pulver überſchüts tete, mit Heu bedeckte, welches gleichfalls mit Pulver gemengt
war, und anzündete. In dem Erivaner Kreiſe gelangte tie Saranticha auf ihrem Wege an Waſſerleitungsgräben. Sie
Costu
Geſchenf Verdacht erregen und gefährliche Unterſuchungen herkeis fie jebe Gelegenheit auf führen würde, - fein Wunter alio, baß ſie ſucht, mit dem Gegenſtand ihrer Wahl geheime Zuſammenfünfte zu halten. Da nun die Männer nothwendigerweiſe von ihren Contrebande Liebchen auf die Treue ihrer legitimen Weiber die
Ben müſſen , ſo idrånfen ſie die Freiheit der leßtern ſo viel als möglich ein . So kann die Frau, in Abweſenheit ihrer Hauéges nofſen , keinen fremden Mann empfangen ; fie fann nur in Ges ſellſchaft anderer Weiber ins Feld oder ins Holz geben ; eben ſo
darf fle nicht allein zur Quelle gehen, wenn dieſelbe ſich nicht Die guten Männer wiſſen übris
ſammelte ſich haufenweiſe an den Ufern derſelben und wurde
in Angeſicht der Sriba befindet.
von der Strömung fortgeriſſen, a18 fie über das Waſſer zu jepen verſuchte. Die Anwohner benußten dieſen Umſtand, indem fie in jenen Kanälen theile eigene Geflechte aus diden Rutben, theile ähnliche, die zum Fiſchfang beſtimmt waren, ausſeşten , und darauf bie Sarantida, die fich maſſenhaft darin gefunden batte, ausſchütteten und tief vergruben. Beſondere eifrig betrieb man aber die Verfolgung in der Umgegend von Tifli8. Einers
gens rohl aus eigener Erfahrung, daß die Geſellſchaft anderer Weiber feine ſehr fichere Gerähr für die Unbeflectheit der Sit
ten ihrer Ehehälften iſt, und daß, wenn der Liebhaber jeder die fer Ehrenwachterinnen ein Silberſtück in die Hand zu drüden im Stande iſt, dieſelben dadurch blind, taub und ftumm gemacht
iet werden können;ſie wiſſen ebenfalls,daßes nirgente anjungen unb alten Gelegenheitem acherinnen fehlt, und fie find daher in
Es waltet aber in barbarichen, wie in , ſeits baburch, daß das landſtück,auf bie Sarantida civiliſirten mißlichen Lage. gezeigt hatte, mit Leuten umſtellt wurde, demfich welche fobann die Thiere einer Landen Danjelbe Fatum ob : jeber hält zwar bie Weie allmählich bis zum Mittelpunft jenes Stüde
paſfiren hatte, .an vielen Stellen 2 bis 3 Fuß tiefe Löcher oder
ber mo im den alle
Gräben gegraben. In dieſen gertrat man die Heuſchreden mit ben Füßen und wergrub fie, nachten te bie Höhlungen bis zur
bem Duar -Serbun, ein Rhabd il fball im höchſten Sinne del Wortes, fonnte den Gemahl ſeiner Geliebten bazu vermögen , ben
Hälfte gefüllt hatten . Durch das crfte Mittel wurden geſame melt bis zum 30 April : 101 Pfund, von denen jeder Solotnit (6. i. 1/96 Pfund) von 50 bis 350 Stüd Inſecten enthielt.
Hütte zu erbauen.
ſcheuchten und
fegten, um ſie endlich in Säden zu ſammeln uub mit Schlägeln
zu zerquetichen. Andrerſeite wurden auch auf dem Wege, den Die Saranticha ihrer einmal angenommenen Richtung gemäß zu
Vom 30. April bis zum . 2 Junius töbtete man durch dieieß eine Mittel , und nur allein in der Umgegend von Sifli8 479,440 Pfund Seufdreden , oder der Zahl nac, wenn
man das Mittel aus den einzelnen Gehaltsangaben annimmt :
überhaupt zu allem fähig, glaubt aber, daß die ſeinige ihn, nicht aus treuer Anhänglichkeit, doch aus Furcht vor dem, Betretungéfalle ihr bevorſtehenden, gewaltſamen Tobe, mit gefürchteten Kron (Hörnern) verſchone. Indeſſen ſind nicht Ehemänner grauſame Dthello'g. Ein junger Wittwer aus
Demo'-Safiaf zu verlaſſen und fich neben ſeinem Gurbie eine Bebermann fennt das zarte, zwiſchen dem
jungen Ebn-Airi und der holden Kadibicha beſtehende Verhältniß, nur der am meiſten dabei Betheiligte ſcheint es nicht zu fennen
Dieſe Nachricht iſt aber keineêwege ein Gegenſtand des Labels von Seiten der Kabylen, und als ich fte hierüber befragte, anis worteten fie mir mit dem auf alle Verhältniſſe des Lebens paſs
5896,130,000 Stück. Bis zum 24 Juni rurben aber daſelbſt
ſenden „ Mektab !" ( e8 ſteht geſchrieben !) Weiter kann man mahr
in allem 1,172,720 Pfund jener Inſecten getödtet.
lich den Prädeſtinationsglauben nicht treiben !
Das Weib, daß fich durch eine unwiderſtehliche Leidenſchaft zu dem Verführer hingezogen fühlt, eine Leidenſchaft, welche von dieſem durch liebendwürbige Schmeicheleien und filberne Opfer, ( Fortſepung.) 7. Eheliche Treue bei den Kabylet. Gefährliche Lie: ' ſo lange er es für gut findet, unterhalten wird, weiß, trog der besabenteuer. Einfluß des Beiſpiele auf die Sitten fte umgebenden Schwierigkeiten, die argwöhniſche Wachiamfeit
Beiträge zur Sittenkunde der Hordafrikaner. -
.
der Jugend.
Gine Entführung. Gefüch eines Diebes.
Verweigertes
ihres Argus geſchickt zu täuſchen .
Der Liebhaber liegt , biß an
&8 iſt leicht zu begreifen, daß bei einem Volfe, wo die Ins
die Zähne bewaffnet, um nöthigenfalls der Rache des beleidigten Ehemanne8 zuvorkommen zu können , oft halbe Tage lang, in der
ftitution der Ehe auf ſolchen Grundlagen beruht, die eheliche
Nähe der Sriba, im Gebüſch verborgen, bis endlich der Mann
Ireue ein leered Wort ſeyn müſſe. Die jungen Männer, welche, während der Flitterwochen , bloß thieriſche Sinnlichfeit bei ihren
ſeinen Geſchäften nachgeht, oder ein gefälliger Adler oder Scha. kal die Hühner verſcheucht, und dadurch der Frau einen Vorwand liefert die Verlorenen aufzuſuchen . Der erſte Liebhaber bricht das Verhältniß ab ; bie Schöne verſchmerzt ſeinen Verluſt eher
Weibern zurüdhielt, ſuchen balb ihr Vergnügen anderwärts, und es gehört zum guten Ton ſich ſeiner verbotenen Liebeshändel zu
ber Silberſtüde. Siefenntbag Mittel fich als baßaufPubbleiben rühmen; weraber, mitGefahrſeinesLebens, dieGunſtbezeugungen ſolche eine leichtere Art zu erwerben, ale burch den Verkauf
der Frau eines Andern zu erlangen ſucht, ober wer ſein, oft auf dem Wege bed Diebftahlé erworbenes Gut mit ſeinen Liebchen vergeus bet, gilt für einen Rabicil fhall (einen wadern, auðgezeidynes ten Burſchen ). Bei den Weibern gibt häuslicher Unfriede den erſten Anlaß zur Untreue. Der Ehemann mißhandelt ſeine Frau, verſagt ihr oft bas Nöthige, und legt manchmal ſogar Beſchlag auf den Ertrag gewiſſer Producte, bie herkömmlicher Weiſe ihr Eigenthum find, wie z. B. die Sühner und bie Gier ; ber Lieb. haber iſt im Gegentheil zuvorkommend unb einſchmeichelnb, und macht derſelben von Zeit zu Zeit Geldgeſchenke, ta jeded andere
ihrer Hühner und Eier ; fte finkt immer tiefer, und gehört balb jeben, der ihr ein Silberſtüd in die Hand brüden kann .
man einen Kabylen frågt wenn derſelbe nämlich gerade einen Anfall von Aufrichtigkeit hat – wat von der Jugend der Neſja -
zu halten ſey, jo antwortete er ohne Bautern : „Sie find alle kaaba ( Proftituirte ), kul, kull (ale, alle !) auch nicht eine aus genommen !" 3d muß hier einen Irrthum, hinfichtlich bee Zwecke einer
Maßregel, welche von manchen , auf nächtliche Liebe abenteuer
183 Aufgebenden genommen wird, und rroton ich in dem vorlegten tamaligen Berichterſtatter zufolge zöge fich der Liebhaber deßrres
als möglich aus dem Wege. Er ging, und niemand wußte wos hin, er fam und niemand wußte wober, uub obſchon er nie ar. beitete, hatte er boch immer Gelb bie Füle. Bloß durch den
gen ganz nadt aus, damit die, den Gurbie ſeiner Geliebren bes
Ghames Bu -Ballot, ſeinen einzigen Vertrauten, bei welchem er
machenben Hunde durch ſeinen Anblick eingeſchüchtert würden ; e8 geichieht dieß aber nur, damit im Entdeckungsfalle der Ehemann den Schuldigen nicht bei den Kleidern feſthalten, und dieſer um
mit ſeinem Knaben wohnte, wurde zuweilen eine oder die andere
Abjūnitt, meiner , Skizzen“
geiprochen , berichtigen. Meinen
Das Berfahren bei ſolchen gefähr.
ſeiner Heldenthaten offenbar. Eines Abends ging Mohammed ei.Khal wie gerröhnlich mit ſeiner Flinte aus, unb fam nicht wieder zurüd. Am folgenden Morgen famen eine Menge Leute
lichen Unternehmungen iſt, nach genauern Angaben, folgendes: Während ein Vertrauter auf einer Seite der Sriba bie Hunde
ſelben , daß in der verwichenen Nacht der Bruber eine anges
ſo leichter entfliehen könne.
beſchäftigt, friecht der Liebhaber, in dem einfachen Aufpuße des erften Menſchen in die Hütte, und nadybem er fich, turch mehr's malige8 Auflegen ſeiner Hand auf die Stirn des Ehemanne, del
Feſten Schlafes desſelben verſichert hat, gibt er der Frau ein Zeis chen ; dieſe reicht ihm die Flinte ihres Mannes, an welcher er, nachdem er die Zündpfanne ausgeleert, das Zünbloch mit einer
Hebhühnerſeter verſtopft. Dann überläßt fich das zärtliche Paar, an der Seite des in tiefer Seelenruhe Schlummernden, den ſtraf-
baren Liebfojungen, worauf der Toufühne, auf dieſelbe Art ' vie er gekommen, wieder abzieht. Erwacht der Hausherr zu früh, ſo macht fich ber uſurpator chleunigft aus dem Staute ; bie Frau erhebt indeſſen ein mörberiſches Geſchrei; ihr vollende zur Bes finnung gefommener Mann ergreift bie Flinte, um dem Flüchtis
gen eine Kugel nachzuſchiden, allein der Stein ſprüht nur uns idhäbliche Funfen. Die ganze Nachbarſchaft wirb mach, und der nächtliche Beſuch wird einem Diebſtahlérerſuch zugejdhrieben ; nur einige Zweifler erlauben fich andere darüber zu benfen, und lächeln verſchmißt, wenn am andern Morgen die Frau den Neſſä
von El- Ain Neidhma nach ber Sriba, und man erfuhr von dens
ſehenen Mannes aus ihrer Sriba ermordet worden und die hoch. ichwangere Frau De
legtern werdwunden ſey.
Mobammed
warb allgemein als der Urheber dieſes Frevele bezeichnet. Sein junger Sohn, El- Hagnaui, marb ſtarf in Frage genommen ,
fennte oder wollte aber wenig Auskunft über die Handlungen ſeines Vaters geben, und er blieb ſeit dieſer Zeit unangefochten in der Sriba, wo ihn ſein Vater von Zeit zu Zeit nächtlicher Weile beſuchte, ohne daß ihm dabei von den Bewohnern der Sriba das Geringſte in den Weg gelegt wurde. Der Junge wußte fich nach und nach eine völlige Unabhängigkeit zu fichern, wobei ihm die Furcht, die ſein Vater allgemein einflößte, treffe
lich zu ſtatten fam. Er ergab fich dem unbeſchränfteſten Müßigs gang , war überall wo er nicht feyn ſollte, miſchte fich fred in die Geſpräche ber Erwachſenen, hing benfelben ein böſe8 Maul an, und drohete ihnen, wenn fie ihn zu züchtigen Miene machten, daß er e8 ſeinem Vater ſagen würde. Man ließ daher ten fleis nen Laugenichte gewähren, obgleich man ihn wie eine Schlange fürchtete unb werabidheute. Da dieſer Galgenſtrid eher alle Vo.
der Sriba bie grauſenhafte Diebegeſchichte, mit verſdiebenen Des
gelneſter, als eine einzige berirrte Ziege ſeine Pflegvaters, Bus
tails ihrer Erfindung, erzählt.
Ballot, zu finden wußte, ſo benußte ich ſeine rortrefflichen Dies
Dieje allgemeine Sittenverderbniß muß nothwendig einen frühzeitigen, nachtheiligen Einfluß auf die Sitten ter Jugend aus
poſitionen in dieſer Şinficht zu Gunſten meiner Eierſammlung, welche durch ſeine Vermittlung balb ben erfreulichſten Zuwach ! Nur mußte ich bem Diebefind ſtarf auf bie Finger
üben ; die Kinder wiſſen in der That weit mehr, als mit der
erhielt.
Unſchuld dieſes Alters verträglich iſt, und bei der Frühreife des weiblichen Geſchlechtes iſt eg baber auffallent, baß uneheliche Kinder eine große Seltenheit bei den Kabylen ſind. Das einzige Vorbeugungemittel von Seiten der Eltern für dergleichen
leben, tenn er ichidte mir oft frei bis vier Jungen, welche mir, ieber inabeſondere, eine gemiffe Anzahl der von ihm geſammelten Gier zum Kaufe anbieten mußten, um auf dieſe Weiſe ſeinen Gewinn zu berdoppeln, während ich ihm doch ein regelmäßiges
Unannehmliafeiten beſteht darin,daßſie ihre jungen Lögter,jo sirum für alle während einesTages aufgebrachtenGier, modten wie fich die erſten Zeichen der Nubilität einſtellen , ſobald als eß nun viel oder wenig ſeyn , auezahlte. Auch nahm ich feinen möglich zu verbeurathen ſuchen. Einzelne anerkannte Fälle ehe. ehe | Anſtand, den Sibi eines Lage8, troß ſeinen Drohungen mit der brecheriſcher Geburten fommen zurreilen bei jungen Weibern vor, Rache ſeines Baterb, tüchtig durchzuprügeln, wao meine Nach, deren Männer lange Zeit abweſend find. Früber, vor der Ans barn als eine große Unflugheit mißbidigten. Dem Jungen war funft der Franzoſen, wurde die Sowangerſchaft und bie Nieder. aber, aud pecuniären Gründen , zu ſehr an der Erhaltung meiner funft ſolcher Weiber ſo geheim als möglich gehalten, und die Freundſchaft gelegen , und die Prügel hatten feine andere Wir. unſchuldige Frucht eines unerlaubten Umganges im Walte ers fung auf ihn, ale daß er ſeine Schelmerei Durdy verdoppelten drojjelt. Die Mitwiſſenden halten reinen Mund, und im Fall Eifer in Vergeſſenheit zu bringen ſuchte. daß die Sache jelbſt offenkundig würde, haben fie wenig zu be.
( Fortſegung folgt.)
fürchten, da die Nothmensigteit einer ſolchen Maaßregel von allen ftillichweigend anerkannt wird. Ein Beiſpiel, das ich weis
Die europäiſche Uiederlaſſung in China.
ter unten anführen rerde, gibt mir allen Anlaß zu glauben,
Erinnerungen einer Station im indo -chineſiſchen Meere.
daß dieſer abſcheuliche Kindermord ſelbſt heute noch nichts Un gewöhnliches ift.
2. Canton.
Auch Entführungen verheuratheter Weiber find nicht jelten. 3m Demo-Safjaf wohnte vor einigen Jahren ein Mann, Mo. hammed-el-Rbal (Mohammeb der Schwarze ) genannt, der Durch feine Räubereien, jeine Gewaltthätigkeiten und eine gewagten Liebelhandel mehr als jeder andere auf den Ruf eines Rabidhit
fhall Anſpruch machen durfte. Iroß dieſer Aufzeichnnng ward er mehr gefürchtet als geliebt, und jedermann ging itm ſo viel 1
1 Tab Ausland, Jahrgang 1850. Nr. 171 .
( Forſebung.)
Bald zeigte fich Canton unſern Bliden , nicht mehr in Schooße der dicken Mauern , welche, die Tatarenſtadt umſchließend, nur die Giebel Der aufeinandergehäuften Häuſer ſehen ließen, ſondern fo wie wir es uno geträumt hatten und wie dinefiſde Künſtler 16 lieben , dieß Benedig des himmliſchen Reiches darzuſtellen : im Hintergrunde die großartigen Gebäude der europäiſchen Factoreien , die Flaggenfangen der Conſuln und die flolzen Banner Englanda , Danemarfe und der Vereinigten Staaten ; im Vordergrunde, die Stadt der hunderttauſend Boote, die
i ſchwimmende Stadt , mit ihren Palaſtreihen mit vergoldeten Façaden
184 ,
Goon
und grinem zarten Gitterwerf , den langen Straßen von Hütten mit hölzernen Wänden und Bambusdådyern ; ein maleriſcher Stadttheil
welche für die Tafeln der „ Feinſchmieder beſtimmt Juid. Geräucherte
blendend von Farbe ,, betäubend von Leben und Geräuſd , feenhaft
Raßenfeulen an Schnüren gereiht, unterniiſcht mit Bündeln gedörrter
wie ein arabiſches Märchen oder eine Operutecoration. Aus dieſer weiten Vorſtadt, ſymmetrijd gereiht auf ihren Anferni, ſtrömt alltäglich beim erſten Sonnenſtrahle eine ungeheure Volfdmenge hervor , welche entweder ihre Neße im Fluſſe audivirft, oder die reichen Gefilde ter Ebenen anbaut. Alabendlich auch ſchwärnien (dweigſane Gondeln um die übelberüchtigten Paläſte, welche mit Papierlaternen und ſeidenen
Natten, Viertheilen von Odjen, Schöpfen und den furzbeinigen Soweinen . Welcher Tumult, welder Durcheinander in dieſen lärmenditen der lärmenden Straßen von Canton ! Niemals zeigt fich eine dineſiſche Frau zu Fuß in Phyſic:Street, nienialt erſcheint der Knopf der Mandarinen in dieſem Menſchenſchwal. Die Frauen mit den kleinen Fübden und die Mandarinen haben ihre Sanften und Träger, obgleich fie nicht die
Bällen beleuchtet ſind , wie Bienen-in warmen Frühlingstagen um die Blüthenbüſche ſummen , oder eher noch wie Nachtfalter, welche
einzigen ſind, welche ſich dieſes ariſtofratiſchen Förderungmittele bedienen.
.
das verberbliche Licht der Lampen , anzieht . Unſer Steamer brach ſich Bahn zwiſchen den Tantas , welche die Zugänge des Quais verſperren , und reßte ſeine Paſſagiere an einem weiten Square ab, der mit Bäumen bepflanzt iſt, und in ſeiner Mitte
die amerikaniſche Flagge trägt. Der Conſul der Vereinigten Staaten, M. Forbes , erwartete und am Landungsplaße, und bot 11118 ſeine Gaſt: freundſchaft an . Dieſe Einladung war ſo freinnüthig, ſo wohlwollend, daß feiner von und ſie aueſchlagen mochte, und wir verdanten ihm die freundlichften Erinnerungen. Die Chineſen haben ſich gegen die Fremden niemals freigebig ges zeigt , aber beſondere zu Canton ließ ſie ihre mißtrauiſche Politik den Naum , den ſie den europäiſchen Handelsleuten gewährten, mit Farger Hand zumeſſen . Neun oder zehn Hectaren eines ſumpfigen Bodeng, den man mit großen Koſten befeſtigen mußte , tragen die gewölbten Vor: rathehäuſer und die breiten Façaden der Factoreien mit zwei Stod . werfen . Dieje Bauwerfe, aus Granit und Dadjieinen ausgeführt, find durd Querſtraßen in dreizehn verdiebene Gruppen abgetheilt. Zwei dieſer Straßen, Did China:Street und New China:Street, find mit chines fiſchen Butifen befeßt. Hier findet man die Lađarbeiten, die Porcellan : geråthe , die Bronzen , das geſchnißte Elfenbein und alle bie tauſend Gegenſtände, welche die fleißigen Hände der Arbeiter in Canton verfers
Enden , platt , wie wenn ſie unter der Preſſe gelegen , hängen neben
Es gibt feinen noch ſo armen Nechte gelehrten, der ſich nicht manomal in ſeinem Tragjeſiel von Bambus mit Notangunhängen reben lågt, und in dieſem engen Käfig von zwei handfeſten Kulis getragen alles
auf ſeinem Wege niečerwirft. Dieſes Recht die Vorübergehenden zu mißhandeln , haben aber nicht allein die hohen Würdenträger, welchen ihre Schergen voranſchreiten ; auch der Laſttråger mit nadtem Oberleib niaßt es ſich an , der mit beiden Armen eine Querflange über den Schultern feſthalt, an deren biegſamen Guiden große Körbe mit Gemüſe und Fiſchen hängen . Bei alle dem gibt es inteß feinen Streit . fein Handgemenge unter dieſen Menſchen, die ſich drängen, drüden und ftoßer ,
denn 'Geduld iſt der herrſchende Zug in dem chineſiſchen Charafter. Gin reicher Kaufmann bleibt geduldig an ſeinem Zahltiſch figen , während ein überläſtiger Bettler in ſeine Bude dringt , und zwei Bambusſtode mit den gräulichſten Mißtönen aneinanderſchlägt. Gr läßt ſich ſo mitten unter ſeinen Rechnungen bei Abſchließung des ſchwierigſten Handels die
Ohren zerreißen , ohne daß ihm cine heftige Gebärde, ein Zeichen von Entrüſtung entſchlüpft. Bisweilen befreit er fidz von der Verfolgung
durch das Opfer einiger Sapeco ; aber öfter noch ermüdet das Phlegma teo Belagerten die Klapper des Belagernden , und der beſiegte Blinde ſucht mit dem Ende des dünnen Stäbchend, das ſeine Schritte lenft, die Schwelle einer gaſlicheren Bude. Berechnungen die auf den täglichen Reisverbrauch in der Haupt
tigen, vom hödften Preiſe bis zu fabelhafter Wohlfeilheit. Es iſt nicht
fladt von Ruan-tong gegründet find , geben die Bevölferung derſelben
nöthig den Dialeft der Mandarinen oder die Volfaſprade von Canton zu reden, um ſich den Kaufleuten in China-Street verſtändlich zu machen . Es genügt einige Kenntniß der engliſchen Sprache, welche die Handeld. ſprache des fernſten Ditens geworden iſt. Der ehrwürdige Sao:qui, ein Greis mit wadelndem Kopfe, der unter ſeinen handelnden Mitbrüdern zumeiſt unſer Vertrauen gewonnen hatte, fannte alle Şüljømittel dieſes Idiome, das in ſeinem Munde eine beſondere Weichheit annahm , wenn er ſagte : You ale my friend me talkee-true, foly tolla . Ihr rend mein Freund ich bin ein Mann der Wahrheit 40 Dollaro ! Die Seidenſtoffe,. weldje in Kiang -nan fabricirt und in den Vor: ſtädten von Canton geſtidt werden, die mit vergoldeten Zeichnungen vers zierten Ladwaaren find nicht minder verlodeud als das Porcellan und die Bronzen in Old China-Street. Hier fahen wir auch die Malereien
auf 1,200,000 Seelen an, wovon die ſchwimmende Stadt allein 300,000 enthalten roll. Eine Mauer mit Zinnen , ami di zehn Vieter hoch, umſchließt den Raum , den die Mandídu Tataren nach eilfmonatlicher Belagerung ai 24 November 1650 einnahmen. In dieſer innern Stadt reſidirt der Vicefönig und die Behörden der Provinz ; hieher zieht fich auch des Abends der reichſte und angeſehenſte Theil der Bevölferung zurück. Troß des Vertrags von Nanting und der Reclamationen des
in Waſſerfarben, deren ſammitner Schimmer den Flügeln des Schmetter:
Sir Henry Pottinger hat der Zugang der innern Stadt nicht aufgehört den Barbaren verwehrt zu bleiben, und fo mußten wir darauf verzich. ten , ſie zu beſuchen, und fonnten nur ihre Mauern umgehen. Wir thaten es im Geleite eines amerifaniſchen Miſſionåre, und brachen in der erſten Frühe von den Factoreien auf. Zuerſt ging es durch die weſtliche Vor: ſtadt, dann wandten wir uns gegen Dſten um die dürren Abhänge zu überſchreiten, welche im Norden der Stadt ganz mit Grabſlåtten bereßt
lings entlehnt ſdyeint. Nicht minder ſchlau , nicht minder gewandt alo der Jude aus der Levante , wenn es gilt ſeine Waare logzuſchlagen,
Sir Şugh Gough am 24 Mai 1841 ſein Hauptquartier verlegt hatte .
zeigt ſich der chineſiſche Handelémann , ſobald der Handel abgeſchloſſen iſl, ebenſo ehrlich, ebenſo gewiſſenhaft als der ehrbarſte Türfe zu Rolls
Von dieſem hohen Punfte ſaben wir die fernen Webirge, grime Thaler, die zahlreichen Verzweigungen des Flufſce, und hübſ& c Dörfchen , die in der Ebene zerſtreut liegen. Gelbe Segel glitten durch die Wieſen ,
ſtantinopel. Dieſe beiden Straßen Did und Neu China - Street find breit, regelmäßig, niit großen Granitplatten gepflaſtert auf beiden Seiten
find.
Von dieſem Todtenfelde aud erflommen wir den Hügel, auf welchen
mit einflödigen Buten eingefaßt, und werden meiſt nur von Europäern
fraftige Kulio ( chritten auf den Pfaden hin, die Tigergarden des himni : liſchen Neiches wandelten mit der Pide auf der Schulter vor der Pforte der ewigen Ruhe“ umher Es war eine Rundſicht voll Leben und
beſucht. Wenn man ſie ſo (dyweigſam und faſt veróbet fiebt, ahnt mant nicht , welch ungeheures .Gewühl ſich einige Schritte von dieſem frieds
Neuheit; allein die Tatarenſtadt zeigte 11118 hinter ihrem breiten Mauer: gürtel nur die hohen Gerüſte, wo die Wachter in der Nacht ſich auf:
lichen Quartier in Phyſic:Street umhertreibt. In dieſer langen, engen
halten und die Afropolis , weldje die Pagode mit fünf Stocwerfen mit
Oaſſe wimmelt es von Geſchäftigen , welche zwiſchen den Factoreien und den Inſeln der Vorſtädte hin : und herſtrönien . In dieſer Straße häuft ein erfinderiſder Lurud die Mandarinenorange : mit dünner carmoiſin : rother Schale auf , die Pompelmuſe von Amoy, deren Rinde mit dein
ihrem (dlaufen Thurme überragt. Unſer Führer beeilte ſich, und dem Reiz dieſes Anblics zu entreißen . Schluß rolgt.)
Grabfidel ausgeſchnitten iſt, neben den Birnen aus Sdan-tong und den Bruſbeeren von Þe:tſde- li; hier ſieht man auch weite Rufen mit
Der Fall des perfifchen Premier minifter . Mirza Taghi Chan wird den Einfluß Englande zugeſdrieben. Mirza Taghi Chan habe, geſtüßt auf den Einfluß der Rufen , dem Schah Troß bieten wol len. Dieß hätte ihm aber beinahe das Leben gefoftet. (Revuc de
lebenden Fiſchen aus dem Schu :fiang und in Rotangförben gelbe Hunde,
l'Orient . Januar.)
Verlag der 3. G. Cotta'idhen Buchhandlung.
Verantwortlicher Nedacteur Dr. 60. Widen man n.
Das Ausland E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 47 . 24 Februar 183 !
Die Huinen von Maſada in Paläftina. ( Nach Saulcy's Bericht in der Revue des deux Mondes. 1 febr. ) Diele Ruinen , beren Name im Hebräiſchen einfach „ Beſte"
bebeutet , liegen auf einem Berg , ben die Araber Sebbeh nennen nicht weit von Ain Dichelbi (in der H. Schrift Engadbi ). Der Ort hat ein furchtbare Andenfen in der Geidyichte.
Plinius
ſpricht von dieſer Stadt als von einer auf dem Gipfel cined
Felſen gelegenen Veſte, und führt fie ganz richtig nach Engabbi auf. Strabo nennt ihn Moazaba und erwähnt der verbrann . ten Steine , die man ringe um diejen merkwürdigen Ort findet. Nach Joſephus hat ein Hoherprieſter, Namens Jonatha8, zuerſt
ben Plan gefaßt , dieſen Punft zu befeſtigen , und ihm deßhalb auch den Namen Maſaba gegeben ; ſpäter gab Herodes der Veſte eine größere Ausbehnung und vermehrte die Vertheidigungs mittel, endlich als die Römer fich Paläſtina's bemächtigten , zogen
fich die entſchloſſenften Juben dahin zurück, und beſchloſſen fich
und ihren Glauben hier bis auf den legten Mann zu verthei. digen . A18 Jeruſalem gefallen war , blieb den Juben nur dieſer einzige fefte Prag , und die Römer beſchloſſen dieſen Mittelpunkt des Aufſtandes um jeden Preiß einzunehmen . In Maſaba be. fehligte Eleazar vom Stamme Juba , der fich ichon früher im Kampf gegen die Römer ausgezeichnet hatte . Flaviue Sylva , Präfect ron Judäa , 30g gegen ihn, bemächtigte fich bes ganzen umliegenden Landes , legte Beſaßungen in die günſtigſten Drte, und umſchloß die Veſte mit einer Mauer, um feinen der Bes lagerten entfommen zu laſſen .
Maſaba liegt auf einem hohen Felſen vor. bedeutendem Um fang , iſt auf allen Seiten von ſo tiefen Thälern umgeben , daß man deren Grund nicht erblichen fann , und nur auf zwei Punkten zugänglich auf einem Wege von Dften her, ber vom tobten Meer fommt, und einem andern, der von Weſten fommt und leichter iſt. Der erſtere hieß die Schlange, wegen ſeiner geringen Breite und ſeiner Windungen ; linfs und rechts find tiefe Abgründe, und
robes hinrichten zu laſſen und Zubaa ihr zu geben, hatte inners halb der Mauern einen Palaſt gebaut, mit vier 60 Eden haben Thürmen an den Eden ; hier befanden fich viele und foſtbare Zimmer, Portifos und Badeſäle von Säulen aus einem Stein
unterſtüßt; Boden und Wände waren mit Moſeife geſchmüdt. In jeter Wohnung, auf dem Plateau und um den Palaſt her
waren große Ciſternen in den Felſen gegraben. Ein verdeckter Weg führte auf den höchſten Punft der Veſte, und ſelbſt die ſichtbaren Wege waren nicht leicht zu betreten. Der öſtliche Weg war ſeiner Natur nach unzugänglich, und ein Thurm in einem ſchmalen Durchgang ſchloß den weftlichen . Dieſer Iyurm mar von der Citadelle mindeſtens 1000 Ellen entfernt, unmöglich zu umgehen und ſchwer zu bezwingen. Kunſt und Natur batten alio alles gethan, um die Veſte gegen jeden Angriff zu ſchügen. Die innern Hülfemittel waren noch reichlicher : Getreide war für ſehr lange Zeit vorhanden, ebenſo eine Menge Wein , Del, Gulſen . früchte aller Art und Datteln . Gleazar und ſeine Leute fanden, als fte fich durch Liſt der Veſte bemächtigten , alle Vorräthe im beſten Stanb, obgleich fie feit faft einem Jahrhundert aufgebäuft
waren. Die Römer ſelbſt fanden, als ſie ſich Meiſter der Veſte madten, den Reſt dieſer Vorräthe noch ganz frijd , was man wahrſcheinlich der trodenen Luft und der Hobe der Citadelle zus idreiben muß. Dieſelbe enthielt überbieß Waffen für 10,000 Mann , ferner robes Gijen , Stahl und Blei. Dieſe Vorräthe
ſtammten noch von Herodes her. Sylva ließ jenſeite der Höhe auf einem leuke genannien
Felfen einen Damm aufführen und eine Plattform errichten , von wo die Mauer mit Geſchoſſen überſchüttet, und endlich, da fie großentheils von Holz erbaut mar, mit brennenden Stoffen
beſchoſſen und in Brand geſteckt wurde. Belagerich ten.der Eleazar feine Rettun zegtBehand g mehr war lung Weiber, der Gefang enenfürunddienamentl ber bie und Kinder durch die Römer fannte, forberte die Seinigen auf,
Aber der Feld endet nicht mit jondern Spiße bietet eine Flacic. Herodes ließ dieſelbe einer ,
ihre Weiber und Kinder zu ermorden und dann ſelbſt zu ſterben . Dieß geſchah : Weiber und Kinder fielen alle, bis auf eine alte
von einer Mauer umſdhließen , die 7 Stadien im Ilmfang hatte , 7 Ellen hoch unb 8 did war ; 37 Thürme von 50 Ellen Höhe
Verwan nebſt; fünf vers Frau, eine wurden, die zehnfichMann dannKinbern hatten, froden man é,vergaß unddtedieEleazar
ein falicher Schritt iſt der Lob .
Wertheidigten ſie . Dieſe Thürme ſtanden alle mit Gebäuden in augewählt, welche alle noch vorhandenen Männer töbteten ; bie Verbindung, die ſich an die Mauer anlehnten, denn der übrige zehn legten endlich wählten einen aus, der den neun andern den fruchtbaren umſchlo wurde
Boden ß, Raum , der einen für den Anbau aufbewahrt , damit , menn feine Lebensmittel von außen hereingebracht werden fönnten , die Belasung feine Noth leite .
Herodes , der einerſeits das jüdiſche Volf fürchtete , andrerſeits
ftedte Brandund den ſoDegen Job gab, , und ſich Kindern 960 Mit inFrauen fielen ſtieß.Palaft Leib ben Durch den dann
Menſchen. A18 am andern Tage bie Römer zum Sturm ans rüdten , war alles tobtenſtid ; fte fürchteten einen Hinterhalt, bie
Die Anſchläge Aegyptene, wo Cleopatra in Antoniu& drang, He Eleazar8 Vermandie erſchien und die Greigniſſe der Nacht ben
wonen
ftaunenden Römern erzählte .
186
Dieß iſt in Kürze die Geſchichte
det Drte, ben Saulcy ießt beſuchte.
gooo
ihrem Vater, verabretet, als ein böjer Handel mich nöthigte, nich für einige Zeit nach dem Gebiet der Zerbeſas zu flüchten .
(Schluß folyt.)
Bel-Raſſem , ein wohlhabender, alter Mann zu El- Ain - Neſchma machte fich mein Mißgeſchicf zu nuße, um meine Braut in die
Beiträge zur Sittenkunde der Uordafrikaner.
Che tegehren zu laſſen. Sein Bruder machte den Unterhåndler,
7. Eheliche Treue bei den Kabylen ..
und ſagte dem alten Seiſt ſo viele Lügen über mich vor, daß
( Fortſeßung .)
dieſer das mir gegebene Wort brady uud ſeine Tochter dem neuen Bewerber zuſagte. A18 ich nach einiger Zeit, von verſchiedenen Gerüchten beunruhigt, zurüdfain , war die Hochzeit icon rolle
Ginſt als es ſchon ſpät in der Nacht war und wir eben im Begriff waren zu Bett zu gehen, vernahmen wir braußen die ichride Stimme Gl. Haenaui's. 30 bin e8, Muſtapha! Lab deine Hunde ichmeigen und mach auf !" Dann, als er ſich der
Thür genåbert hatte, legte er leiſe hinzu : „Es iſt noch jemand bei mir !" Ich nahm aus einer gewohnten Vorſichtsmaßregel, die man in diesem Lande nie vernachläffigen barf, meine Büchſe zur Hand, ließ Thomas ein Gleiches thun , und öffnete bann vors
fichtig die Thür. „Ma t'ghafich " ( fürchte nicht) Muftapha ! e8 iſt mein Vater", ſagte ter Junge ; wir fonnten nicht früher fommen , tenn er will fid nicht ſehen laſſen ." Der Mann, ein flammiger, ſchwarzer Burſche, grüßte mich höflich, und ließ fich auf meine Einladung auf ber Matte neben dem verglimmenben Feuer nieber. Thomas ftand berweile mißtrauiſch in einer Ede, wo er fich mit ſeiner Flinte zu thun machte, unb Mahm Gelegens
heit tem fleinen Galgenbogel, der fich ihm mit ſeiner gewöhns lichen Kaßenfreundlichkeit genähert hatte, zuzuflüſtern : „Hör mich an , El-Hasnaui! Dein Vater iſt ein alter Spißbube, und du biſt nicht viel mehr werth. Wenn ich den geringſten Unrath merfe, ſo ichieße ich dich wie einen Kunb nieber !" El-Hagnaui
wiederholte uns lachenb ben freundlichen guten Abend, den ihm
zogen . Ich verhielt mich ruhig, und zog mich nach dem Dembs Safiaf, zu meinem ehemaligen Ghames, dem id) bei meiner Flucht meinen Gurbie überlaſſen , zurüt. Ich fand balb Ges legenheit meine Geliebte zu ſprechen , und wir fahen uns nun
inogeheim faſt jeden Tag. Meſſauda warb ſchwanger: mein Herz büpfte vor Freuden bei dieſer Nachricht. „ „ 68 iſt mein Kind“ “, rief ich aus, und nie ſoll es einen andern Vater nennen !" " - Wir famen überein mit einander zu entfliehen , und uns in den unzugänglichen Felſen ber Seba.Ruß bei Gollo, wo wir allen Kaids und Radis der Welt troben fonnten, eine Hütte zu bauen. Wir fonnten aber, mehrfacher Hinderniſſe halber, unſern Plan lange nicht in Außführung bringen ; die Zeit ihrer Nieberkunft nahete heran , und eß war daher nicht zu
früh, ernſtliche Maaßregeln zur Flucht zu treffen . An einem trüben Herbſtabend war alles dazu bereit : Meſſauta ſollte die Zeit des Melfen
der Rühe benußen , um mit mir an einer abe
gelegenen Stelle im Walbe zuſammenzutreffen. Sie ließ ſich nicht lange erwarten , und wir waren eben im Begriff einen bergaufwärts führenden Wildpfab einzuſchlagen , als wir hinter
Thomas jo eben gegeben. Der ſawarze Mohammed betrachtete Dabban ung eine,frülen ,,$a chen DahtaUmtrie n-ben.be lange habe ich deine ſchändli ! ! GhondeStimmevernahmen:
eine Weile ftillidweigend ben entſchloſſenen Knaben unt fagte
dann : „Dein Tfell (Knabe) hat viel Arei ( Verſtand ) und Kalb (Herz, Muth), und es kann einmal ein tüchtiger Mann aus ibm werben.
Unſere jungen Kabylen im Sabel von Aneba und
Sgigeba find nicht mehr ſo ; fte ſind unter dem Aſia (Stoc) der Araber Schwächlinge geworben . A18 unſere Vorfahren noch auf dem Bu-Xaiba wohnten und den Arabern von Zeit zu Zeit eine
Lection gaben , waren dieſe weniger anmaßend und übermüthig
bemerkt ! Endlich habe id; tich ertappt und du wirſt nicht weiter
gehen ! " " Es war Bel-Kaſſems Bruder, der elenbe Sduft, ber mich durch ſeine unterſchämten Lügen um mein höchtes Glüd betrogen. Mein Blut wallte heftig, e8 brannte mich in die Augen wie Feuer ; ich riß mein Piſtol aus meinem Gürtel uno ftredte den Verhaften tobt zu meinen Füßen nieder. Jeft war feine Zeit Saft zu verliere wir machten uns, auf, und fortn Abhang ging es Felſengrotte in eiliger biß zun ; einer am ſüdliche
als leute. Damals war der Rühne, Starfe und Liftige ein
Helb, deſſen Thaten von den Neffá an der Sirba ' beſungen wurs den ; heute behandelt man den freien , unabhängigen Mann als einen elenden Dieb und Mörder. Nur in den Seba.Ruß wohnt noch die alte Freiheit, und brrt will ich leben und ſterben . 30
nehme morgen meinen Sohn mit mir, und er fou, inſchallah ! ( io ed Gott gefällt!) die Stüge meiner alten Lage werben. 30h bin gekommen bir zu banken, daß du mein Kind nicht wie die andern feines Vater tegen berachteteſt, und El- Hagnaui molte den Demb -Saffaf nicht verlaſſen , ohne Abidied von dir zu nehmen.“
Da ich den Mann in ſo guten Geſinnungen gegen mich ſab , wagte id es ihn um die Erzählung der Entführungsgeſchichte io zu bitten, in Folge beren er der Blutrache der Kabylen zu Ele Ain -Neidhma verfallen war . Er verſtand fich dazu mit der
größten Bereitwilligfeit, und begann folgendermaaßen : „ Ich batte die junge Meſſauda- Bent-Seſſi aud El-Ain -Neidhma zur Ehe begehren laſſen ; ich liebte dal Matchen icon ſeit dem Tobe meiner erſten Frau, und nur die Unzulänglichkeit meiner Mittel fonnte mich ſo lange verhindern , die nöthigen Schritte zu unſerer Verbindung zu thun. Es war alles mit dem alten Seſſi, 1 Jährliches Feft.
des BusXaiba, wo wir einige Nahrung zu ung nahmen . Wir hatten und vorgenommen die ganze Nacht bindurch zu geben , um am Abend des folgenden Taged bei einem Befannten am
Web Agmes um ein Nachtlager anzuſprechen , und wir fuhren daher fort, auf unwegſamen Pfaden bergaufwärts zu ſteigen. Balb aber ward Meſſauba von Geburtsſchmerzen befallen ; wir mußten unter einer Eiche, die ung nur geringen Schuß gegen fortwährende Regenſchauer gewährte, Halt machen , unb ffe gebar dort ein Töchterlein , das ich in mein Hemd widelte und unter meinem Burnuß warm zu halten ſuchte.
Nachbein fie fich etwas
erholt hatte, verſuchten wir unſern Weg weiter fortzuſeßen ; ald aber der Morgen graute, war ſie ſo erſchöpft, das ich ſie bent größten Theil des Wege8 bie nach dem Walb von Bu Afia auf
meinem Rüden tragen mußte. Die Sonne war ſchon längſt aufgegangen , ale mir dort anlangten . An dem Geftabe be8 Meeree liegen drei Gurbies, deren Berrobner ein dem Reis els
Kebir ( Marinecommandanten ) von Sgigeda ( Philippeville) ges hörendes Stüc Lanb in Pacht haben . Dieſe Leute waren Fremde,
und ich hatte baher nicht zu befürchten , von denſelben erfannt zu trerten.
Sie hielten uns für Mann und Frau ; die Neſſä
1 Ein ſchmufiges, unüberſekbares Sdimpfmori.
187
bebauerten Meſjauda auf&
herzlichſte und gaben ihr warme
gosan
Milch zu trinfen. Ich miethete hier ein Maulthier, und wir
und Hammer eine ſchöne mineralogiſche Sammlung machen, obwohl es nicht leicht wäre, die einzelnen Stúde auf ihre urſprünglichen Lagerungs
langten gegen Abend ohne weitere Zufälle am Web -Agmed an,
orte zurückzuführen ."
wo wir von meinem Freund auf& beſte aufgenommen und bes wirthet wurden . Hier fonnte aber unſere Bleiben nicht ſein ;
Die europäiſche Niederlaſſung in China.
wir machten und am folgenden Morgen mit dem früheſten auf Den Weg ; mein Freund hatte und zwei flinke Maulthiere ver ichafft, und wir langten endlich nach zwei langen Lagreiſen in den Seba- Ruß an, wo wir geborgen waren und zwei glüdliche
Erinnerungen einer Station im indo -chineſiſchen Meere.
Erſt vor zwei Monaten ſtarb die
Ruang:fi uud Kuang-tong unter ſeinen Befehlen und behnt ſeine Gerichts barfeit über 407,000 Quadrat-Kilometer aud, indem er über 27 Millionen Seelen zu gebieten hat. China enthält foldhergeſtalt neun verſchiedene Rönigreide , die von der faiſerlichen Hauptftabt durch ungeheure Ent:
Zabre mit einander verlebten.
Mesfing (die Arme) an einem Bruſtfieber, und dieß iſt die Urjache, warum ich meinen Sohn bei mir haben will.“ Mohammeb-el Kbal erhob fichießt und machte. Miene Ab. dieb nehmen zu wollen . Ein Neuling in dieſem Lanbe hätte
dieſen Beſuch einer bloßen Höflichkeitebemonftration zugeſchrieben ;
ich fannte aber die Kabylen zu gut um zu glauben, daß der Abenteurer bloß gefoinmen jeh, um mir für die Paar Franfen, die ich ſeinem Sohn zu verdienen gegeben, zu danken, und mir nebenbei ſeine Geſchichte zu erzählen. Ich wußte baß ein Kabyle, wenn er etwas zu begehren hat, nie gleich mit der Sprache hers auêrüdt, ſondern erſt lange ron den gleichgültigſten Dingen ſpricht, und erſt beim Fortgehen ſein Geſuch anbringt. Dieß war nun auch hier der Fall. Nachdem der Sdwarze einigemal gehuſtet hatte, begann er endlich : „Ia Muftapha ! Du fönnteft mir einen großen Gefallen thun ! 3ch habe zu Errmeila eine Ruh gefauft und möchte dieſelbe nach den Seba - Ruß mit mir führen .
2.
Tanto n . ( Schlus . )
Der Vicefönig, welcher zu Canton reſidirt, hat die beiden Provinzen
fernungen getrennt ſind und durch die Schwierigfeiten des Verfehre noch weiter auseinandergerückt werden . Canton liegt ungefähr 2000 Kilom., 30 Tagemårſche, von Pe-fing entfernt und iſt wie die Hauptſtädte der übrigen 18 Provinzen, die immer zu zwei und zwei unter einem Vice fónig ſtehen , der Siß einer Verwaltung, die nur ſelten nöthig hat fich an die Quelle zu wenden , von der in China alle Macht ausſtrömt. Ungeachtet dieſer vollfommenen Uebertragung der Gewalt, hat „ der Sohni des Himmels" niemals die großen Würbenträger des Reiches das Ban ner der Empórung erheben , und die ſo oft durch die muſelmänniſchen Paídas angemaßte Rolle ſpielen · ſehen . Die allgemeine Knechtung der Gemüther, die kleinliche Grgebenheit der Mandarinen mußten dazu
beitragen Ehrgeiz und rebelliſche Geſinnung zu erſtiden ; allein auch der Mechanismus der Regierung iſt geeignet dieſelbe zu verhüten. Die Mandarinen werden niemals in den Provinzen ungeſtellt, worin fie ge
boren find, und find felten länger als drei Jahre in ihrem Amte. Die
Nun beracht der Kaib Saudi ſeit dem Aufbruch des
Gewalt iſt überbieß unter mehrern unter fich unabhängigen Beamten ge
Krieges im Sahel mit ſeinem Gum die Gränze am Web- Bibi.
theilt, deren Zuſammenwirfen bei allen wichtigen Vorfommniſſen nöthig iſt, und welche dem Urtheil des Hufes alle diejenigen Angelegenheitert übertragen müſſen, über die fie fich nicht verſtändigen fonnten. Neben dem Vicefönig, umgeben von allem Glange der oberſten Macht, ber eine
30 wollte sich daher bitten mir einen Schein für den Capitán
Deð arabiſchen Bureau's zu Ggigeba auézuſtellen, unb barin zu bezeugen , daß ich dir als ein Einwohner des Demo- Safiaf bes fannt bin . Auf dieſen Schein mürbe mir dann der Capitán cinen Freipaß geben, damit mich der Kaid ungehindert mit meie nem Eigentbum ziehen laſſe.“ Mein neuer Freund hatte die
jährliche Beſoldung von 20,000 Fr. hat, ſteht der Gonverneur-lieutenant Fu - yuen , deſſen Gerichtobarfeit nur eine einzige Brovinz umfaßt, der
Kub geſtohlen, das war klar wie der Tag ! Ich entſchuldigte mich
aber in keiner Weiſe der Controle des General-Gouverneurs unterſtellt iſt. Dieſer leßtere fann nicht ohne Einſtimmung der Fu Yuen den Wangs ming oder das Recht über Leben und Tob ausüben , durch welches in
daher damit, daß ich weber Officier noch Beamter im Beylik jet, und folglich feine Qualität habe, irgend einen Schein der
dringenden Fällen ein Nebelthäter alſogleich hingerichtet wird, ohne daß vorher die Beſtätigung des Urtheils von Be-ling eingeholt werden muß.
Art audzuſtellen , ich fönne fogar für eine ſolche Anmaßung ges
fraft werden . Er möge taber ſeine Kuh über die Gränze
Der Befehl über die bewaffnete Macht iſt einem tatariſchen General übertragen , der allein für die Vertheidigung der Stadt verantwortlich
idhaffen wie er könne, da ich ihm dabei nicht von dem geringſten
iſt. Die Verwaltung der Finanzen gehört dem Generaldirector des Zolls
Nußen ſeyn fönnte .
Damit war die Sache abgethan.
Am an-
weſens, dem Generaleinnehmer der Steuern und dem Oberaufſeher des
dern Morgen waren Vater und Sohn verſchwunden und wurden
Salzwerf& an ; die der Juſtiz iſt dem Criminalrichter vorbehalten, der
ſeitdem nicht wieder im Demb Safiaf geſehen .
von den andern Behörden der Provinz nur dann unterſtüßt wird, wenn et ſich darum handelt, ein Totegurtheil auszuſprechen . Unter der Cons trole dieſer hohen Beamten fteht auch die Regierung des Departemente und des Diſtricte. Das Departement wird von einem Civilbeamten vers
(Soluß ſolgt.)
Die geologiſche Merkwürdigkeit der Halbinſel Sinai. Gin amerifaniſcher Reifender idreibt in dem American Journal of Science and Arts (January 1852) .
„ Wir befanden und etwa 45 Tage
in der Wüſte und machten die ganze Reiſe auf Ramelen .
3
nabur
ein ganz beſonderes Intereſſe an der phyfiſden Geographie Arabiens, und mit Ausnahme Nortſyriend, welches weit reicher an Foſſilien iſt,
glaube ich faun , daß es für das Studium der durch Feuer entſtandenen und metamorphiſden Felſen ein beſſeres Feld gibt. Die Berggruppe
waltet, welcher mit ausgedehntern Vollmachten die Obliegenheiten eines franzöfiſchen Präfecten ausübt. Jeder Diſtrict hat ſeinen Unterprăfecten
der zugleich adminiſtrative und gerichtliche Gewalt hat. Das Depars tenient Kuang-Scheu, wozu Canton gehört, iſt in 14 Diſtricte getheilt, und die Stadt Canton iſt in den beiden Diſtricten Puan-yu und Nan: hai gelegen. Die interpråſecten ernennen in jeder Gemeine einen
Maire , dem tie Polizei und die Erhebung der Taren übertragen iſt ;
Gefleinformationen mit ihren unzähligen Gängen und andern Wirfun : gen von Störung durch Feuer auf ſehr große Tiefen vor Augen . Die
dieſe Maires find ſehr untergeordnete Beamte, welche felten den Knopf der Gelehrten tragen , und von dem Unterbráfecten ohne Imftande der Baſtonnade unterworfen werden. Anf den lande indeß haben ſie bei Vergebung öffentlicher Arbeiten oder bei gewichtigen Angelegenheiten den Vorfiß im Rath der Aelteften und leiten die Berathungen. Wie
Wadie ober Thåler in den Bergfetten ſind im Winter mit Waſſerläufen angefüllt , und da alle Berge der Halbinſel in einem ſtarfen Zuſtande
man ficht, ift bie chineſiſche Berwaltung ziemlich einfach ; 14,000 Givils mandarinen reichen hin 361 Millionen Menſchen zu regieren ; allein
der Sinai.Halbinfel erhebt ſich zur Höhe von 8000 Fuß , und da die
ganze Rette ohne Vegetation und ohne Erdbebedung iſt, ſo liegen die
der Zerſeßung find, ſo bringen dieſe Waldbåde zahlloſe Proben aller dieſe Einfachheit der Gerichtsbarkeit, indem ſie ungeheure Vorrechte auf Arten ron plutoniſchem Geſtein herunter , und man fann ohne Baueben einzelnen häuft, mußte in ihrem Gefolge die angeerbten liebelſtände .
188
son
deſpotiſcher Regierungen, die Räuflichkeit der Juſtiz und die abſcheulich:
im Glend, und haben keine andern Külfdquellen als der geringen Jahr:
lichſten Erpreſſungen bei Grhebung der Steuern mit ſich führen. Die Chineſen ſind der Bezahlung einer Perſonalſteuer unterworfen , die jeder
gehalt, der ihnen zugetheilt iſt. Der Deſpotismus beugt alle Häupter
Ginwohner im Verhältniß ſeines Ginkommens vom 20ſten bis zum 60jten Jahre entridtet ; überdie müſſen fie eine Grundſteuer erlegen, die, je nach der Beſchaffenheit des Bodens, ben 10ten, 20ſten oder 30ften Theil des Ertrage derſelben beträgt , allein dieſe mäßige Abgabe ver: doppelt oder verdreifacyt häufig die Sabgier der Mandarinen .
Dag dineſiſche Volf ſucht gewöhnlich das Mittel zu Abhülfe ſeiner Leiden nicht in Empórung. Seine friedfertige Natur widerſtrebt folcher Shilderhebung. Zu allen Zeiten jedoch hat das ſüdliche China fich
minder geneigt gezeigt als die andern Provinzen , ſich den Pladereien öer Behörden zu unterwerfen . Beſonders in den zahlreichen Dörfern um Canton hat mehr als einmal der Widerſtand der Bewohner über die Macht der Mandarinen den Sieg davon getragen. Wir hatten bis dahin nicht vermocht unſere Beobachtungen über die niedern Glaſſen der chineſiſchen Geſellſchaft hinaugzudehnen ; endlich war der Tag gefournien, wo wir dem General:Gouverneur von Canton,
dem vornehmſten Staatsmann deg himmliſchen Reiches, ſollten vorgeſtellt
werden. Rising hätte fich nicht erlauben dürfen den Gefandten einer fremben Macht in ſeinem Palafte, mitten in der Tatarenſtadt, zu empfan. gen. Der Mandarin Postin : qua, der Sohn eines reichen Kaufmanns, ſtellte zu dieſer Zuſammenfunft ſein Landhaus an den Ufern des Fluſſes
zu ſeiner Verfügung , und dahin begaben wir uns am 19 Januar um 8 Uhr Morgens . Das Mandarinenboot, auf welchem die neue Geſandt: ſchaft Franfreiche und ſämmtliche Officiere der Bayonnaiſe fich einſdiff ten, trug auf ſeiner breiten Plattform ein weites Gebäude mit wunder
zu demſelben Niveau herab. Jeder iſt in China , wie in der Túrfei, der Sohn ſeiner Thaten und der faiſerligen Gunſt. Das Wort Em : porfömmling würde von den Chineſen nicht verſtanden werdeu. 68 gibt in China feine diplomatiſche Conferenz ohne Oaſimahl . Gin ſolches zu dreißig Gededen erwartete und in einem der untern Såle mit einem Säulengange , der ſchwach erleuchtet war von den
ſchrägen Lichtſtrahlen die von oben in einen inneren Hofraum fielen . Wohl eingehüllt in warme Pelje, troßten die Mandarinen der feuchten und falten Luft, gegen die uns das leichte Gewebe unſerer Ilniformróde
nur unvollfommen ſchüßte. Eine chineſiſche Mahlzeit ift nicht neues,
aber fteto etwas fürchterliches, man fönnte ſagen , eine gräßliche Grin: .
nerung für europäiſche Magen. Der Nachtiſch allein hátte in unſern Augen Gnade finden können, und mit ihm begannen wir auch. Zwei lange Reihen von Pyramiden, faum drei oder vier Zoll hoch, aus Man: deln, Zuderwerf, getrodneten und eingemachten Früchten beſtehend, boten und bei unſerm Gintritt in den Saal einen zierlichen Anblid dar, der eine Kinderſchaar in Jubel verſeßt haben würde. Nach dieſen unſdul: digen Gerichten erſchienen zinnerne Schüſſeln mit unbefannten Speiſen, von Nicinusol und zerlaſſenem Fett dämpfend ; vor jeden Gaft wurden Näpfe mit Fajanen oder Taubeneiern , Bauchfüden von Seeſpinnen und Stüde von Holothurien gefeßt, die wie Violinſaiten unter den Zähnen frachten. Dieſe abſcheulichen Miſdungen mußte man mit Thee ohne Zuđer oder mit Sam - ſchu, einem Getränt auß gegohrnem Reis, hinun:
terſchwenimen . Weine , angeblich aus der Champagne oder aus Pors
ein, der die Anſchwemmungen bed linken Ufers durchſchneidet, und repte
tugal und Spanien, freisten mitten in dieſein deußlichen Miſchmaſch und fügten europäiſches Gift dem einheimiſchen bei. Denn als dieſe gaſtronomiſche Leibesſtrafe überſtanden ſchien, und jeder von und etwas von den eignen Tellern der liebenswürdigen Epicuråer , die mit uns zu Tiſche faßen, erhalten hatte, mußten wir zu unſerm Schreden gewahr
und beim Eingang des Parfs von Po-tin-qua and Land, der, wie alle Går:
werden , daß die eigentliche Mahlzeit noch gar nicht begonnen hatte.
ten der Chineſen , mit zahlreichen Brüden, Bogengången und kleinen Hügeln
Gin Duzend Küchenjungen ſtürzten in den Saal, belaſtet wie ein Haufen Maraudeurs, die von der Plünderung kommen , mit gebratenen Schwei: nien , Schafen, Hühnern, Gänſen , Enten, mit einem ganzen gebratenen Hühnerhof. Vor unſerem Angeſicht zerlegten die Vorſchneider mit ihren ich mußigen Händen die Braten in fleine Stüdchen, und reßten fie uns vor. Glüdlich die Magen von Eiſen , welche ſolchen Prüfungen zu widerſtehen vermochten ! Endlich erbarmite fide ter Vicefónig ſeiner
lid geſchnißten Wänden , deſſen Inneres in zwei Gemacher abgetheilt
war , die mit zierlichen Incruſtationen von Rotang und Elfenbein ges ſdmüdt waren. Nach einer Stunde lief unſer Fahrzeug in einen Canal
1
ausgeſtattet iſt. Der Himmel war grau und düſler ; die Bäume des Parfs ſtanden meiſt ohne Laub ; das Ungeftum mehrerer Winter hatte die glanzenden Farben der Brüden und des Pavillons abgewaſchen , in
welchem und der Vicefönig erwartete. Dieſer Rioof, durch acht Granits pfeiler geſtüßt, erhob ſich aus einem ſchlammigen Teiche, den die breis
ten Blätter der Seeroſe überwucherten . Alles trug einen Anſchein von Zerfall und Alter, der die ganze Landſchaft reijlos und traurig machte. Der Vicefónig empfing ung mit al der Zuvorfommenheit chines
fiſcher Höflichfeit, worin die Mandarinen , welche ihn umgaben , um die
Gaſte; die Reioſchüffeln erſchienen, und nach dieſer Huldigung für die náhrende Aehre der Chineſen , fonnten wir uns erheben, indem wir den Himmel danften , daß wir dieſem unſerm erſten chineſiſchem Gaſtmahl .
Wette ihn nachahmten 8 iſt ſchwer dieſen Staatemännern gegenüber einigen Ernſt zu behaupten, welche mit den Aufſchlagen unſerer Unifors men ſpielten , ihre Sticereien unterſuchten, und in den Beglaubigungo :
den Höflichkeiten und Fragen genügen zu fönnen, die fich beſtändig über
ídreiben eines Geſandten nur ein feltfam bemaltes Pergament ſahen ,
der Tafel freuzten. Da war fein noch ſo geringer Mandarin, der nicht
welches alsbald der Prüfung all der untergeordneten Vertrauten , die in China den geheimſten Conferenzen anwohnen , überliefert wurde. Ki-ing, der ebenſo wenig Ernſt in ſeinem Benehmen hatte , wie die Mandarinen , die ſich um ſeine Gäſte bemühten, mochte damals 60 Jahre zählen. Seine aufrechte Geftalt, ſein feſter Gang zeigten einen fräftigen Greis an , und unter den weichlichen Falten ſeines langen Gewandes ließ fich noch der fühne Tatarenhäuptling erfennen, der mehr als ein: mal in den Wäldern der Mandſdurei Tiger oder Båren mit ſeinem Wurfſpieß durchbohit hat. Die Geſichtsjuge des Vicefónige verriethen .
eine einfache und wohlwollende Sinnesart ; aber eg ließ fic weder der Ausdruck einer höhern Ginſicht, noch die Klugheit des Diplomaten darin erfennel , wovon er während der Unterhandlungen im Jahre 1842 ſo viele Beweiſe gegeben. Dbgleich Mitglied der faiſerlichen Familie, hatte Kising gleichwohl, wie der niedrigſte im Wolfe, den hohen Rang, den er im Staate einnahui , fidoy durch ſein perſönliches Verdienſt erobern müſſen . Die öffentlichen Aemter werden in China ſelten den Verwandten
deo Raiſers zugetheilt. Die meiſten dieſer Prinzen, deren Zahl ſich ſeit zwei Jahrhunderten beträchtlich vermehrt hat, vegetiren in Trägheit, oft Verlag der 3. O. Gotta'ſ en Buchhandlung.
nicht erlegen waren. Unter allen Gäſten dieſes Banfetto , mußte fica unſer armer Dolmetſcher am meiſten aufopfern , um all den Scherzreden , mit beiden Händen ſeine Sam:ſou Taffe zum Munde führte, und mit
wadelndem Ropfe irgend einem von uns zutranf. Der ſchöne Huan, der Vertreter des Ti-mie (der Faſhion in China) , zeichnete fich beſon : ders durch ſeine liebenswürdige Höflichfeit aus. Der Schmeichler tranf
auf das Wohl des rehrwürdigen Bartes" eines der Officiere der Bayon: naiſe, und gab einem Mann, der faum dreißig Jahre zählt , ein Alter von fiebzig, indem ſein Lächeln voll Feinheit und Schlauheit zu ſagen rhien : „ Ihr errathet , daß ich Euch ſchmeidle, aber darum bin ich gewiß , daß Ihr mir vergeben werdet! " Mitten unter dieſen anmuthigen Wechſelreden wurden die Kinder der Landes der Blume immer vertraulicher gegen die liebenswürdigen Falançie , aber der Tag neigte ſich und wir mußten uns von dem Vicefönig beurlauben. Die Höflichfeit& bezeugungen, womit nian ung .
empfangen hatte , geleiteten und bis an das Boot, an deſſen Bord der Vicefönig jelber uns fleigen ſehen wollte. Die Gbbe begúnſigte uns
nun ebenſo ſehr, wie des Morgens die fteigende Fluth , und noch vor Sonnenuntergang hatten wir die Factoreien wieder erreicht.
Verantwortlicher Nedacteur Dr. 60. Widen mann.
Das Austa n d. Ein Tagblatt für
Kande des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 25 Februar 1852.
Nr. ur 48 .
Ed. Spencers Reiſen in die europäiſche Türkei.
Hybra des Aufftandes berältigen wollen . Die Türkei mit ihrer Ausſchließlich feit und ihrem Glauben, der mit dem der Mehrzahl
Ehe wir umſtändlichere Auszüge aus dieſem Werk mittheie
ihrer Unterthanen in Widerſpruch ſteht, iſt bis auf den jeßigen
theilen, finden wir uns veranlaßt einige Bemerkungen über ørn. Ebm. Spencer und ſeine politiſche Anficht in Betreff der Tür .
Jag für das übrige Europa terra incognita geblieben, ihre un. geheuern ülf&quellen liegen unbenügt, und die ſchönſten Länder
fei voraudzuſchicken. Þr. Ebm. Spencer iſt kein Neuling auf
unſerer Hemiſphäre werben allmählich entvölfert ; ehe wir erwars
dieſem Boben, er hat ſchon früher „ Reifen in Circafften " und
ten fönnen, einen großen wachſenden Vortheil auc dieſen fruchts baren Ländern zu ziehen, müßen wir ein neues Bolt hinſenden ,
„ Reiſen im weftlichen Raukaſus" herauegegeben, hat Böhmen, einen großen Theil Rußlande, Polen, Ungarn u . f. w. durchreist, und wir werden wohl kaum fehlgehen , wenn wir ihn als einen
Das Einſicht, Fleiß und Unternehmung @ geift befißt, um den wenis gen noch borhandenen Einwohnern neues Leben und neue Kraft
der zahlreichen engliſchen Reiſenden betrachten, der im Auftrag
zu geben ; das fann am beſten geſchehen durch ein wohl entworfeneg
ſeiner Regierung reiðte, ohne beſtimmtes Ziel, bloß um Länder
Gyftem bon Audwanderung unter den verſtändigen Bewohnern Weſteuropa's, beren Regenten bei dem Reſultat tief intereffirt
und Menſchen kennen zu lernen. Daß er im 3. 1847, ale fich ein Continentalbündniß gegen England anſpann, unb im 3. 1850 , als die engliſche Diplomatie mit der ruſſiſchen und öſterreichiſchen im hißigften Kampfe lag, dieſe Meiſen abermald aufnahm und namentlich bie europäiſche Lürfei durchreidte, wo man damals
ſeyn müſſen. Sie müſſen aber damit beginnen, daß fie ein Ortes
gierungeſyſtem erzwingen, welches mit dem Geiſte der Zeit in Uebereinſtimmung iſt und dieſe ſchönen Provinzen ber europäis den Türkei, welche ſo viele Millionen ihrer chriſtlichen Brüber
allgemeine, von Rußland unterhaltene Verſchwörungen gegen die
enthalten, in eine driftlice Monarchie unter der Berrs
türkiſche Regierung witterte, beſtätigt nur dieſe Vermuthungen ;
ſchaft des Sultano umwandelt.
und die Anficht, welche er von der Türkei auſpricht, daß fie nämlich ein Conglomerat chriftlicher Staaten unter der Herrſchaft
nahme der reſpectiven Golonien ſollte mit der ottomaniſchen Pforte geſchloſſen werden u. 1. n ."
des Sultans werden ſoll, iſt, ſo curios der Gedanke erſcheint, Vielleicht nicht übel ausgewählt : man ſchmeichelt damit dem Sul.
Das heißt mit andern Worten der türfiſchen Herrichaft ein Ende machen und den Sultan höchſtens ale eine Puppe beibes
tan und den chriſtlichen Völferſchaften zugleich, und geht dem europäiſchen Publicum gegenüber leichtſinnig über bic Funda . mente des türkiſchen Reiche hin, die in einem ſolchen Falle hinweggefegt werden müßten ; eg hat das Anſehen ale ſollten nur eins zelne Formen geändert werden, das türkiſche Reich aber beſtehen bleiben, und dadurch der große Streitpunkt der europäiſchen Dis
plomatie, die famoſe orientaliſche Frage, auf lange Jahre hinaus
halten . Dieſer mag,sio viel er will, ſich ſeinen chriftlichen Unters thanen freundlich zeigen , er wird, ſo lange er nicht faktiſche Glaubenøfreiheit gewährt, b . h. ſo lange er nicht chriſtliche linter thanen der verſchiedenen Confeſſionen in die höchften Civil- und Militäramter aufnimmt, ftete nur das Oberhaupt einer herrſchenden Rafte ſeyn ; benn um dieß zu ändern, müßte er das ganze ben Grundbeſig beſtimmende Gees ändern, da der Rae
in den Hintergrund geſchoben werden.
jah nur ein beſchränktes Befikrecht an den Boden, der moda
Eitles Bemühen ! Der Gebanfe der Inhaltbarkeit der Jürfei bricht allenthalben burch , und nirgende deutlicher als in der er-
lemitiſche Grundbeſiber nur das Anrecht an den Zehnten hat, ber eigentliche Grundeigenthümer aber der moblemitiſche Staat ift.
öffneten Ausſicht zu fünftigen großen Einwanderungen aus Europa
Ereigniſſe, wie in Serbien und Griechenland, find nichts anderes
in den türkiſchen Provinzen .
„Wer,“ ſagt Spencer , „über einen
als ein Aufſtand der Leibeigenen gegen das Befikrecht des Abele ;
und die europäiſchen Provinzen der
um aus einer fürfiſchen Provinz einen chriftlichen Staat, wenn
Türkei gewandert iſt, muß der Anſicht ſeyn baß die maſſenhaften Bewohner Weſteuropa's nicht nöthig haben übers Meer zu gehen , und eine Heimath in den Wildniſſen Amerifa's unb Californiens zu ſuchen , da eine Wanderung von wenigen Wochen fie in Läns der bringen kann , welche bem fleißigen Anfiebler alle Vortheile neuen Landes Barbieten . Wenn der Strom der Audwanderung einmal zu fließen beginnt, was früher oder ſpäter geſchehen wird,
auch unter türfiſcher Hoheit zu machen, muß eine bonftandige
dann müßen die Mächte Europa'a fie aufmuntern , ſelbft mit per cuniären Opfern, wenn fte die durch Mangel an Arbeit erzeugte
riſtiſch , daß inan in den legten Jahren die Bezwingung der Boonier einem Renegaten auftragen mußte, der natürlich um
großen Theil Kleinaften
Ein Vertrag über die Aufs
Befikveränderung vor fich geben, und die feit Jahrzehnten ans Bauernden Kämpfe in Bodnien , Obermacebonien und Albanien
zeigen zur Genüge, daß dieß feine leichte Aufgabe ift, um ſo mehr, als ächte Türfen Tzu dieſer Unterdrückung ihrer Glaubens . genoſſen ungern die Hand bieten und nur allzu oft die Plane, die fie ausführen ſollten , vereitelt haben.
Es iſt höchft charaktes
190 ſeines eigenen Fortfommend widen nur die Abſichten der Regies rung im Auge haben fonnte, und fich um die religiöſe Abneia
gung feiner neuen Glaubendgenoſſen wenig kümmerte . Ebm. Spencer ſchildert das Dilemma bes türfiſchen Reiche ohne es zu wollen in folgenden Worten : „ Sultan Mahmud ver-
Daß ſie lieber ſterben wolle, al& ihrem Kinde das geringſte Leib zufügen . In ihrer Verzweiflung ichidte fle mir dieſen Morgen die junge Fatma, Miriam& Enfelin ; bieſe offenbarte mir allee, und bat mich dich davon in Kenntniß zu jepen, damit bu bem armen Kinde das Leben retteft. Ich habe es für dich zugeſagt,
dient in manchen Beziehungen die Bewunderung der Nachwelt, da er der erſte ottomaniſche Monarch war, der Energie genug
denn ich weiß, du biſt ein gerechter Mann ; du wirſt es thun
hatte, bað þeer von fleinen Tyrannen , die militariſchen Beye
allein thue el ichnell, denn morgen iſt es vielleicht zu ſpät.
nnd Spahiế, nieterzubeugen, die fich eine faſt königliche Gewalt angemaaßt und die unglüdlichen Chriſten dieſer Provinzen Jahr. hunderte lang bebrückt hatten. Wenn er mirklich, wie man ſagt,
verrathe mich nicht, denn es würdemir übel ergeben,wenn man
die Abſicht hegte, dieſe Provinzen zu einer beſondern chriftlichen
Monarchie zu erheben, ſo fonnte dieſen Plan nicht ſicherer förs
und Gott wird dich lieben ! Thue jeßt, was du für gut findeſt, Nur
erführe, welchen Antheil ich an der Geſchichte genommen .“ Thomad hatte dem Mädchen mit ſteigenber Entrüftung zus
gehört. ,,Das iſt abideulich ! das iſt unerhört !" rief er einmal über das andere aus . „ Dieß ſind alſo eure frommen , recht
dern als die Vernichtung der Janitſcharen und des Militärbeſpotißmus der Bege und Spahis . Wenn er dagegen in ſeinen Res formen angeregt war durch eine gewiſſe Macht, die ein Intereſſe an dem Fall des ottomaniſchen Reiche hat, dann muß Sultan
gläubigen Moslemin, die dem lieben Gott täglich hunbert heuch
Mahmud fich durch den ſchlaueſten macchiavelliſtiſchen Kunſtgriff
thöridster Schreier!" erwiederte Sora ; „wilft du nicht lieber
leriſche Bücklinge machen , während fie ten Schitan im Herzen haben ! Möchte doch der gerechte Gott eure ganze niederträchtige Race auf einen Schlag vertilgen !" - ,, Schweig boch ſtill, bu
Hier find die beiden Alternativen einan
gleich die ganze Díchemmah zuſammenberufen ? Du biſt ein gros
der gegenüber geſtellt: entweder iſt die Niederhaltung der mods lemitiſchen Rafte und das Emporheben der Rajate möglich und
ber Geſell, Sidi Thomad ! Was fann ich für die andern ? Ich
dem Intereſſe der türfiſchen Macht förderlich, oder der Sultan
meine Mutter auch ! Nicht wahr, du Ben - Haram (Sünbenſobn ) ? Gib ihm doch ein paar Streiche, Muftapha !" - ,, Berubige :
haben Cupiren laſſen."
hat durch ſeine Neuerungen den Reſt der alten Macht des türkiſchen Reiches, der auf deſſen moslemitiſchen Einrichtungen beruhte, geo brochen , ohne auf der andern Seite einen entſprechenden Ges
winn zu machen ; Hr. Ed. Spencer ſcheint die regtere Annahme ſelbſt als fie richtige zu finden , denn er fällt über den Haiti
Sherif von Gülhane, der angeblich Chriften und Moslems gleiche bürgerliche Rechte gab, das Urtheil, daß der Sultan dadurch das
Vertrauen ſeiner moslemitiſchen Unterthanen zerſtört habe, ohne bag der zahlreichern Claſſe jeiner chriftlichen Unterthanen zu ges winnen. Der Sultan iſt in dem unlöslichen Dilemma, daß er ſeinen chriftlichen Unterthanen nicht Recht widerfahren laſſen fann , ohne die Grundlage ſeines Reide, den 38lam und deſſen politiſchen Anordnungen aufzuheben . (Schluß folgt.)
habe wohl auch den Schitan im Herzen, und mein Vater und -
bich, Sora" , entgegnete Thomas, ,, ich habe dich nicht mitges meint.“ Ich machte dem fleinen Zant dadurch ein Ende, daß ich Thomad nadi der Eriba jandte, um die Marabuta Miriam zu erſuchen zu mir zu fommen, da ich nothwentig mit ihr zu ſpres chen hätte. Sora verweilte noch , bie fte die Alte, auf ihre Ens felin geſtüßt, daherbumpeln lab, und machte ich tann aus bem Staube, jo gern ſie auch Zeuge meiner Unterrebung mit der Marabuta gereſen wäre.
Ich ließ das Mütterchen fidh niederlegen, und nahm dags ielbe ohne Umſchweiſe mit den Worten ins Verhör : „Fatoma hat rerfloſſene Nacht ein Mädchen geboren ; iſt es nicht ſo, Ma. rabuta Miriam ?" Miriam fab mich eine Weile blinzelnb an ; eg zuckte ihr um die Lippen, al8 ob fie ſprechen wollte, alleint
fie antwortete nicht. „ Was ſagt er ?" fragte fte nach einer
Beiträge zur Sittenkunde der Vordafrikaner.
Pauſe ihre Enfelin, wahrſcheinlich um Zeit zu gewinnen . Nach
8. Ein gutherziges Kabylenkind. – Die Marabuta
bem ihr dieſe meine Worte wiederholt hatte, ichien fie fich zu
Verhinderter Kindermord. - Obrigkeitliche Unterſuchung.
einer Antwort auf die verfängliche Frage geſammelt zu haben, denn ſie erwiederte mir jest, anſcheinend mit der größten Unbea
- Eines Morgens jab ich die junge Sora - Bent- Seruäla que
fangenheit, und ihre Worte langſam artifulirend : „Wie es doch
ihrem Gurbie herauftreten ; ſte jab ſich vorſichtig rechts und linfe um, unb ichritt dann haſtig nach meiner Hütte zu, lachte zufrieben, bald aber nahm ihr Geficht einen erriſten Ausbrud an, unb nachdem fie ſich verſichert hatte, daß niemand in der
ſo boje Leute geben fann ! Go iſt alleß erlogen, Sidi A6 -el
Miriam ,
Nähe legy, begann fie mit gebämpfter Stimme :
.68 gehen böſe Dinge in der Griba vor, Muſtapha ! Du fennſt Fatoma, bie Cdwefter Brahim- Bu-Gerä'e, deren Mann rer vier
Jahren fil habbs (ins Gefängniß) nach Frankreich gebracht worden ift ? Nun dieſe Fatoma iſt geſtern Nadt im Hauſe Bu.Gharoatas mit einem Märchen niedergefommen. Ihr Bruber Brabim vreiß nichts davon , und was wird erſt ibr Mann , der übers Jahr zurücfommen joll, dazu ſagen ? Er wird ſte ficher umbringen ! Am meiſten fürchtet man von ihrem Bruder Brahim , der vor-
Kader weiß es ! Wo ſollte ſie denn das Kind herhaben, ia robbi habibi ! (lieber Gott !) Es iſt nicht wahr, bu fannſt mir e8 glauben !" - ,, Sage : u ras ennebi ! (beim Haupt des Propheten !) Mutter Miriam ." - ,,Bidirni ( behüte mich !) das iſt eine große Sünde ! Du wirſt mir doch nicht zumuthen , daß ich ſchwöre !" - „ Ich weiß nicht, was bei dir Sünde oder nicht Sünde iſt ; jo siel weiß ich aber, daß der Morb eine8 unſchuldigen Kindes die größte aller Sünden iſt. Nimm dich in Acht, Marabuta Miriam ! verſtelle dich nicht länger, denn ich weiß alles ! Ich -
wil das Kind ſehen, hörſt du ? von nun an alle Tage ſehen ;
geſtern nach Aneba gegangen iſt, und Bu-Gharoata, deſſen Frau
im Fall es franf würde, will ich davon benachrichtigt ſeyn, und ich verſichere dich, daß wenn es ſterben ſollte, fey e8 nun durch eure Schulb oder nicht, ich die Sadie unverzüglich nach Aneba
Schelebia, und die alte Marabuta Miriam bringen darauf, das
berichten werte."
arme Kind noch vor Brahimg Rücfunft auf dem Wege zu
Die Alte war wie zuſammengebonnert; fte artifulirte einige
ſchaffen. Fatoma ſoll es dieſen Abend in den Wald tragen, um e8 dort zu erwürgen ; fte weigert ſich aber ftandhaft und ſagt,
unberftanbliche Worte und ichien nach und nach in eine Art
findiſchen Blobfinne zu berfallen.
Fatma , ihre Enfelin, jah
1 0 1
wood
191. Soon
midy zufrieden lächelnban ; dann ſtieß fie ihre Großmutter mit tem Ellenbogen an : ,,Sprich doch , Großmutter, iprich ! Du ftehit ja , Muſtapha weiß alles !" ſagte fte. Miriam dien wie auß einem Traum zu erwachen . „ Wer ingt, daß ich das Kind ums bringen will ?" ſprach fte mit verſtörtem Blid. „ Der ſchlechte
Bu-Gharoata iſt des Kindes Vater, und er wil baß es fterbe;
Meine diplomatiſche Unterhandlung mit Brahim - Bu- Gerä warb mir leichter als ich es gehofft hatte. Er habe ichon längſt vers
muthet, daß ſeine Schweſter ichwanger fey, ſagte er.
Sie wäre
übrigens 'nicht ſchlechter als die Neſlå überhaupt, und nur der
fatale Iuſtand mit der Verurtheilung ihres Mannes rey Schulb
was geht das mids an ? 3ft Fatoma meine Tochter ? ift fte meine Enfelin ? Sie iſt die Schweſter meines Ghamed ,' und iſt mir
an dieſem Unglück, ba er, wenn fie Wittwe geweſen wäre, fie ſogleich wieder verheurathet hätte. Er wolle übrigens gleich alles Schritte thun, damit die Scheibung von ihrem Mann auchgeſpros
nichts , gar nichts! Sie mögen ſelbſt zuſehen ! Wäre es übrigens nicht beſſer, das Kind fürbe jeßt, als daß e8 ſpäter mit ſeiner
ihan, da bei der Jugend ſeiner Schweſter eine ſolche Kataſtrophe '
chen werde, und es reue ihn , daß er dieß nicht ſchon längſt gear
Mutter unter dem Meffer eineð elenden Diaf-el- habbe (mörtlich
vorauēzuſehen war. Die durch mein Dazwiſchentreten beruhigten .
Gefängnißgaſt, Sträfling) verblute ?" . Dann, nachdem ſie eine
Barbaren machten jegt auf dem Vorgang fein Geheimniß mehr,
Weile ſtarr vor fich hingeblidt hatte, verzog fich ihr Geſicht
und noch an demſelben Tage war die ganze Sriba davon unter: richtet. Das Afterreben iſt eine Jugend, welche die Kabylen mit ten civilifirteſten Völfern gemein haben. In Zeit von einigen Lagen waren die widerſprechendſten Gerüchte über Fatoma im Umlauf, und ein junger Verwandter derſelben warb allgemein für ihren Verführer gehalten. Selbſt dem Raib fam dieſe Ges idhichte, und zwar mit den mannichfaltigſten Entſtellungen und Beiſagen, zu Dhren, und eines Taged famen zwei Deira nach Dem Demo- Safſaf, mit dem Befehl Fatoma mit ihren vermeinten
nach und nach in ein wildes Lächeln, und ſte ſchien den Gegens
ſtand unſere Geſpräched ganz vergeſſen zu haben, denn fie fuhr jeßt rader fort : ,,Die Zeit meiner Jugenb war eine döne Zeit.
Mein Mann ſchlug mich zwar oft, allein rir hatten Rorn, Del und Fleiſch im Ueberfluß. &r ging oft mit den Männern der Riff 1 hawe8 fil lil (machte nächtliche Spaziergänge) unb brachte jedesmal gute Beute nach Haus, und wenn ihm die Leute aus
der Ebene eine Ruh oder ein Maulthier zurücrerlangten, lo ſagte er, daß ſie dieſelben bei ihm holen ſollten. Damals wußte man nichts von dem Habbe França (franzöſitichen Gefänguif ). Ich war ſchön , ſehr ſchön, und wenn mich die Deira ( Reiter )
des Scherif im Walde antrafen, halfen ſie mir dürres Holz auflejen , und gaben mir manden dönen Duero.
Jest bin ich alt
und häßlich. Mein Vater hatte oft gejagt, ich ſey an dem Tag geboren, an welchem der Ben Seig-Aino ermordet wurde ?, und
Liebhaber und ihrem Bruber Brabim nach dem Bordich des Ges
walthabers zu führen. Die dabei Betheiligten waren in der größten Beſtürzung, beſonders Brahim war es nicht wohl zu Muthe, da er früher bei dem Kaid als Reiter gebient und fich demſelben feineêrege als einen reblichen Diener bewieſen hatte.
Er hatte deßwegen nicht übel Luſt Ferſengeld zu geben, und
arme Marabuta und habe niemand mehr alë meine Fatma, möge ibr Gott Freude geben !" Miriam idrieg und eß entſtand eine Pauſe, nach welcher fie leiſe ein Gebet vor fich hinmurmelte, wobei ihre Stirn mehrmals die Erde berührte. Ich erſuchte die
fragte mich deßhalb um meinen Rath. Jd juchte ihn zu übers zeugen, daß man ihm hinſichtlich ſeiner Schweſter nicht das Ges ringſte anbaben fönne ; daß ſeine Gegenwart bei dem Kaib uns umgänglich ſey, um die Sache in ihrem mahren Lichte darzus ſtellen , und gab ihm ſchließlich die Verſicherung, daß ich nöthis
junge Fatma ihre Großmutter nach Hauſe zu fülren und dies
genfalls für ihn ſprechen würde. Dieſer legte Punft berubigte
jelbe dort alles, was ich ihr hier geſagt hatte, wiederholen zu
ibn etwad ; er begab ſich jest nach ſeinem Gurbie, um ſeine
das muß icon ſehr lange her ſeyn.
laffen.
Ich bin nur noch eine
Beſondere barfte ich ihr ein nicht zu vergeſſen , ihren
Toilette zu machen , und bald erſchien er mit Faroma, die ihr
Hausgenoſſen zu ſagen , das ich am morgenden Lage das Kind ſeben rolle. Am andern Morgen früh begab ich mich mit Thomas nach Dem Gurbie Bu-Gharoa ta's . Die Wöchnerin ſaß an der Hands
Schellebia berregte ihrerſeits ihre
Kind in ihrem Fait auf dem Rücken trug, nebſt dem unidhuldig angeklagten jungen Mann. Der ſchlaue Brahim hatte ſein ver idhmißted Diebegeſicht in die ehrlichſten Falten gelegt, und ein ihm auf der Bruſt hängender Roſenkranz ſollte dem Raib von ſeiner rabifalen Beſſerung Zeugniß geben . Die Reiter festen Fatoma auf ein Maulthier, unb balb hatte. Das Gebüjd die Arme den ſchadenfrohen Bliden und den Schimpfworten ihrer liebreichen Nachbarn entzogen. Legtere ſprachen von nicht wenis ger als 50 Stocprügel für jeden der drei Vorgeladenen , täuſch ten fich aber in ihren menichenfreundlichen Erwartungen. Bras him fam am folgenden Tage mit ſeinem Begleiter zurück, und
Zunge, wie die Flügel einer Windmühle : Fatoma ſen von jeher
man erfuhr, daß der Kaib, über den wahren Hergang der Dinge
eine arge Ⓡ ... gerreſen, fie muffe aus dem Haue hinaus, und
aufgeflärt, nicht allein die Männer freigeſprochen , ſondern fich auch noch anbeiichig gemacht habe, Fatoma's Eheſcheidung zu betreiben, und dieſelbe einſtweilen in ſeiner Smala zu behalten , wo ſie bis zum Ausgang ihres Scheidungeproceſſes bleiben
mühle, als ob nichts vorgefallen wäre ; bei meinem Anblid aber
erhob ſie fich, ergriff meine Hand, und bedeckte fie laut weinend mit Rüſſen .
Bu - Obaroata dalt fie eine Närrin , die, feit man
ihr im Scherz geſagt, daß fie ihr Kind umbringen müſſe, fich
wie toll gebärde ; die Marabuta Miriam jey ein altes, blöde finniges Weib, deren Worte man nicht mehr alê diejenigen eines Kindes beachten dürfe.
ihr Bruder möge mit ihr beginnen, was er für gut finde, unb mad dergleichen Liebenewürdigfeiten mehr find. Ich wartete ab, bis fich der Wortſturm etwas gelegt hatte, wiederholte dann nodi cinmal nachdrücklich, was ich geſtern der Marabuta geſagt, und erbot mich ſchließlich den gefürchteten Brahim-Bu-Gerå zu bejdrichtigen . Sie zeigten mir nun das Kind, das ſeine Mutter unter einen Haufen Lumpen gebettet hatte. 1 Ein großer Kabylenſtamm bei Gollo. 2 Die Bewohner Nordafrifa't fönnen ihr Alter nur ungefähr nach
Ermordung Die folglich Begebenheit einer inauffallenden irgend fällt so geradezeigs Marabuta war und diebeſtimmeu. die Jahr 1771, aino6 Jahre alt.
fönne .
Die Huinen von Maſada in Paläftina. (Schluß.)
Saulcy ſtieg mit einigen Bekannten und mehrern Beduinen
den ziemlich halsbrechenden Pfad von Oſten her, den Joſephuế
unter dem Namen „die Schlange“ aufführt, hinauf, und gelangte 1 endlich auf ein Plateau mitren unter die lieberreſte alter Mauern .
192 Dieß war indeß noch nicht die eigentliche Höhe, ſondern dies
bie Hochfläche von Leute beherrſcht, aus dem natürlichen Grunde,
jenige, welche Joſephus mit dem Namen Leuke bezeichnet. Hier her lief benn auch der wefitliche Weg. Deftlich von ihm lag ber
weil von dieſer Seite aus, wo nur Vögel direct binfommen konnten, fein Angriff zu beſorgen war ; doch läuft ein Saum
fteile Feld von Maſada , etwa 200 hodh, und bot nur einige
von Trümmern allenthalben am Ramm der Hochfläche von Ma.
wenige Deffnungen dar, Begräbnißplågen ähnlich, etwa 50 Fuß unter dem Gipfel. Es war augenſcheinlich, daß man nur durch
raba bin. Von dieſem Punfte aus fonnten wir den wohl er.
einen unterirdiſchen Gang ins Innere der Vefte gelangen konnte, und fie mußten jeßt dieſen aufſuchen. Ein ſchmaler Ramm lief über einen fünflichen Damm aus weißlicher Erbe bin, der Leuke mit der Seitenwand der Felſen von Maſada verband.
Es waren
bieß die Mefte des von Sylva errichteten Dammet. Dic Platte form war auf dem nicht ſehr ſoliden Boden , der ihr al8 Untere lage diente, eingeſtürzt, die Steine waren rechts und links in ben Abgrund gerollt, und nur ber ſchmale, gefährliche Ramm war übrig geblieben, Die drei Araber gingen voran, dann tamen Saulcy und ſeine Gefährten, und in wenigen Augenbliden befanden fle fich am fteil abhängenden Feljen von Mas ſada. Hier begann ein abſcheuliches Klettern und in einer Höhe von 50 Fuß erreichten ſie die Refte eines durch ein Stüc Mauer noch unterſtüßten Abſaßeß . Die Mauer, die aus ſchönen bebauenen Steinen beſteht, und der Abſaß find aber nur einige Metres lang, bao Steigen begann alſo bald von neuem, und ſo ſchwies rig als vorher. Endlich war der Gipfel erreicht und ein kleines Stüd Weg , eingeſchnitten zwiſchen dem Abhang auf der einen und einer Quadermauer auf der andern Seite, führt zu einem wohlerhaltenen, gut ausſehenden Thor mit einem Spiß. bogen. Dieſe Form reicht ſomit wahrſcheinlich bis zu Herobes
haltenen Zuſtand der unter Sylva's Befehl au@geführten Belages rungsarbeiten betrachten , und es war leidt den Plan davon
aufzunehmen ; die Circumralationslinien ſind ungeheuer.
Die
Hochfläche iſt frei von Gebäuden, außer gegen Norden , wo der Kaſr und eine Cifterne iſt, und gegen Süden, wo eine zweite Ciſterne nnd ein Ruinenbaufen , wabricheinlich von einer eher
maligen Caſerne, fich finden. In dem Südabbang der Feljen iſt ein Brunnen und ein Gewölbe aubgehauen , deren ſämmtliche Wände mit einem ſehr feſten und glatten Gement bekleidet find.
Man kann nur mit großer Gefahr binabſteigen, weil man ſo zu ſagen über dem Wad el Hafaf icwebt, das eine Tiefe von 1500
hat ; wenn man den Eingang einer fleinen Treppe erreicht hat, ſteigt man auf mehrern Stufen in den unterirdiſchem Raum hinab. Dieß iſt jedenfalle eines der Magazine, in denen man Die Lebenômittel 3ahre lang aufbewahren fonnte, ohne daß fie verðarben .
,,Wir hatten zwei Tage bierzubringen können, um die nöthigen Nachforſchungen anzuſtellen und Zeichnungen zu machen ,
waren aber erſt zwei Stunden da , als unſere Araber ſchon zur Rüdfebr trieben, da man vor Sonnenuntergang noch einen Ort erreiden müſie, wo Menſchen und Shiere Wafer fanten.
Die
mit Recht berühmten Nuinen von Maſaba find noch nicht oft
hinauf. Zenſeits beb Ihoreß öffnete fich bie mächtige Hochfläche
von Guropäern beſucht worden.
von Maſaba. Die Gebäube hier lehnen fich an die Einſchließungemauer
zuerſt inſtinctartig den Berg Sebbeh mit Malaba identificirten ,
an ; eo find eine Art bierediger fauchen, die noch wohl ers halten ſind, und in deren Wänden man häufig fleine Deffnungen fiebt, bie rautenförmig geſtellt find, wie die Löcher eines Laubens
haufeb. Rechte von dem Eingangstbor, in einer Entfernung von nicht ganz 100 Schritten war eine Ruine, die einer fleinen Kirche mit einer runden Abſeite glich, welche aud bebauenen Steis
Robertſon unb Smith , welche
haben den Ort felbft nur von Ain Dicheddu auð, alio in der Entfernung mehrerer Meilen , geſehen , und ihre Mittheilungen
über die Dertlichfeit und die Ruinen ichöpften fie aus den Ans gaben der Araber. Ihre Anweſenheit zu Ain Dichedby fält in den Mai 1838. Vier Jahre ſpäter, in der Mitte März 1842 erſtiegen der amerikaniſche Miilionár Wolcott und fr. Lipping, ein engliſcher Maler, zuerſt die Hodiflache von Malaba, unb
nen aufgeführt war. Die Beduinen nannten dieß Gebäude „ Kaſr“
ſchilderten die einzelnen Ruinen und die Belagerungearbeiten
Der Boden war mit einem Moſaik gepflaſtert, aber
Sylva's. Nach Wolcotts Arificht ſtammen alle Bauten aus der Zeit Heroded, und nur das Spigbogenthor iſt ihm eine moderne
(Schloß ).
großentheild zerſtört. Nördlich vom Kaſr war eine große bis fterne, jeßt natürlicherweiſe leer unb mit Buſchwert überwachſen.
Ruine ; aber das Vorhandenſeyn einer modernen Ruine zu
Weiterhin , nordweſtlich vom Kaſr, iſt ein vierediger Bau, piel
Majada wäre ein noch viel außerfentlicherer Umſtand als die An.
älter als der Raſt und die übrigen Gebäude. Gin breiter tiefer
wendung des Spißbogens in der ZeitHerodes del Großen . Mir ſcheint
Graben trennte es von der übrigen Hochfläche und läuft an einem zerförten vieredigen Thurm aus, der in der Mitte der
die von dem Hohenprieſter Jonathas erbaute Veſte noch ſehr er. kennbar. Am 29 April 1848 ichidte Cap. Lynch, der Befebles
dem Kaſr gegenüberliegenden Seite liegt. „ Wir ſtiegen, ſagt Saulch, hinauf, und ſahen von hier auf das ganze Jinere dieſer ältern Veſte, in der Richtung von Süden nach Norden durch
haber der amerikaniſchen Erpedition, von Ain Dicheddy auß die
ſchnitten von Schuttreiben, die auß großen dwarzen unregels mäßigen Steinen beſtanden , augenſcheinlich Reſte zerftörter Ger bäube. Höchft wahrſcheinlich war hier die Ginſchließungêmauer der alten, nach der Angabe von Joſephus durch den Hohenpries fter Jonathas errichteten Befte. Alles übrige wäre fonach ein Werk Herodes des Großen . Einige Mauern ſind aus großen
regelmäßigen Steinen aufgeführt, die ftatt des Cements durch kleine eingeſchobene Steine verbunden find. Dieſe Bauart findet
man auch in den Ciſternen von Jeruſalem und El Birell. Gegen Diten, d. 5. gegen das tobte Meer bin findet man feine Spus ren einer ſo großen und ſo ſolid gebauten Mauer, wie die, welche Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
HH. Dale, Anderſon und Beblow nach Maſada, und nach den
Berichten dieſer Herren entwarf er ſeine Söhilderung, die einige unrichtige Beurtheilung der Localitäten zu enthalten ideint, fonft aber mit unſerer Shilderung vollfommen übereinſtimmt.“ Der Reiſende Hecquart , ein Officier der Spahis , machte von Senegambien aus eine Reiſe ins Innere , namientlich un fich zu vergewiſſern , ob der Fluß Alba ein Arm des Niger ſey . Dieß Ziel ward nicht erreicht, da der Reiſende unterwegs völlig ausgeplündert wurde, doch fam er nach Futa:Djallo, wo ihn der Regent des Landes, der Almaniy Omar, zurüchielt. Mit Geſandten desſelben ging er dann nad St. Louis, und Handelsverbindungen mit Futa - Diallo waren die Folge. Man vermuthet, daß Hecquart, der mehrere der Landeſpraden ſpricht, reine Verſuche erneuern werde. (Annal des Voyages. Januar.) Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widenman n.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker . N " 49.
26 Februar 1852 .
Ueber den Plan einer Eiſenbahn durch die ſavoniſchen | Barbonneche anſteigen und dort ben Fuß bec hohen Alpen er. Alpen und den Mt. Cenis. Unter den verſchiedenen Eiſenbahnrichtungen , welche vors geſchlagen wurden , um die Alpen zu paſfiren, bietet der Plan der f. ſardiniſchen Bahn beſonderes Intereſſe. Ihre ſwierigſte Strecke ift jene von Chambery nach Turin , indem hier die Aufgabe ges ſtellt iſt die Alpenſtraße über den Mt. Genie , einen Paß von 6000 Pariſer Fuß Höhe, durch einen Schienenweg zu erſeßen. Es führt zwar über dieſen Paß gegenwärtig eine gute Straße, welche von Napoleon erbaut wurbe , und für Wagen aller Art
reichen. Der Tunnel würde nun hier beginnen und auf der an dern Seite etwas unterhalb Mobane enden . Es würden ſo jene Theile des Arcthale8 vermieden , welche dem Bau einer Eiſens
bahu bie größten Hinderniſſe entgegenſtellen . Denn von hier bis zur Mündung des Arc in die Sfere, bis zu einem Punkte alſo,
von welchem man leicht nach Savoyen , Frankreich und in die weſtliche Schweiz borbringen kann, findet man nur noch einige dwierige Stellen bei St. Michel, und dieſe find nicht einmal
ſehr bedeutend, wenn man die gebirgige Lage dieſer Bahnſtrede im allgemeinen berüdfichtigt. Die Vorzüge , welche für einen
bundenen Ungemachs beeklimas ift ibreBenüßung weitaber uebe rgang auf demThalberDora Miparia in jenesdesArc entſcheiben, im Gegenſage z. B. zu einem Verſuche aus dem
fahrbar iſt. Allein wegen ihrer großen Höhe und deß damit ver.
ſchränkter als man glauben ſollte. Beſonders bietet bei den in dieſer Höhe ſo häufigen Schneefällen das Zuſammenwehen des Schneed an einzelnen Stellen bedeutende Hinderniſſe, ſelbſt bei geringer mittlerer Tiefe des Schnees .' && wird ſo im Mittel des Jahres der Iranôport der Reiſenden faſt um das Doppelte verzögert und ber Tran@port der Waaren ungemein vertheuert. Dieſe Hemmungen würden fich noch mehr fühlbar machen ,
Thale der Dora Baltea in das Thal der Jière überzugehen, find ziemlich bedeutenb. Der Lunnel iſt hier am fürzeſten , und es find auch die geognoſtiſchen und hydrographiſchen Verhältniſſe hier ſeiner Ausführung noch am günſtigften . Die Steigung des Lunnel8 beträgt 19 Millimeter auf einen Meter. Dieſe Steigung iſt zwar zu bedeutend, als daß man die Wagen frei über denſelben hinabgehen laſſen fönnte, fie iſt jebody
geringer als jene der meiſten andern wenn bis zu den Fuße besMt. Cenitbie Cijenbahn von beiden andrerſeits an bei welchen
ſchiefen Ebenen,
Seiten fortgeführt würbe, aber die Paſſage des leşteren , wie jest,
ftehende Maſchinen angewandt werben , und ſie ers
zu Wagen gemacht würde. Ueberbieß iſt die Ausgabe für eine Eiſenbahn auch bie zum Fuß des Mt. Ceniß wegen der mannidis
laubt ſehr wohl beim Hinabfahren die Schnelligfeit ber Züge durch Hemmungen zu regeln, als eine Sache die ſehr wichtig iſt,
faltigen Unregelmäßigkeiten eines Alpenterrains ſo groß, daß die
menn ein Zug im Innern des Lunnels fich bewegt. Die Länge des Tunnels betrüge 12,200 Meter ; wenn nun das Terrain über dem Junnel nur ſo weit fich erheben würde,
Berſtellung einer ununterbrochenen Bahnſtrede, wenn fie über. haupt ausführbar iſt, die Roften gegenüber ihrer weit größeren Brauchbarkeit wenig verändern würbe.
Der bekannte Ingenieur , Herr Maus, hat ſich mit großem Fleiße ſchon ſeit längerer Zeit mit dieſem Problem beſchäftigt er legte der F. farbiniſchen Regierung nach bielen topographiſchen Vorſtudien und erperimentellen Verſuchen ein aufgearbeitetes
wie dieſes gewöhnlich bei ähnlichen Conſtructionen in andern Localitäten der Fall, ſo ließe ſich durch die Vermehrung vertikaler Schachte ein Lunnel auch von dieſer Länge auf gewöhnlichem Wege herſtellen . Allein wenn man bedenft, daß dieſer Durchftica
1600 Meter unter einem Berge gemacht werden ſoll, deſſen Höhe
Memoire : vor ; ich werde verſuchen zunächſt nach dem Berichte der dafür ernannten Commiſſion die weſentlichen Theile dieſes
2964 Meter über dem Meere beträgt, wenn man die klimatiſchen Verhältniſſe in dieſer Höhe und die unregelmäßigen Formen der
Planes und die Koſten desſelben zu erläutern .
Felſenwände und der fteilen Abhänge berücfichtigt, ſo laßt fich leicht einſehen , daß man hier feineswege Schächte abtaufen fann ; auch würde die Zeit, welche man braucht, um einen Tunnel von
1
418 die vortheilhafteſte Eiſenbahnlinie erwies fich jene, welche die Beden der Dora Riparia und bed Arc verbindet .
Dieſe Linie würde von " Turin aufgehend bem Thale der Dora bis gegen Dulr folgen , dann eine Zeitlang in dem Thale von
1
12 kilometer (D. h. 14/2 deutſche Meilen ) außzuführen , ungemein bedeutenb jepn , wenn man denſelben auf gewöhnliche Weiſe vollenden wollte, da man ihn, indem vertikale Schachte nicht
Rapport sur les études du chemin de fer de Chambéry à Turin et la machine proposée pour exécuter le tunnel des Alpes entre Modane et Bardonnèche par M.le chevalier Henri Maus, Inspecteur
möglich ſind, nur von den beiden Endpunkten aus bearbeiten
suivi des procès verbaux des séances de cette Commission . Turin , im . primerie royale. 1850 .
auch der Commiſſion einen ſehr einfachen und geiſtreichen Appa
1
fönnte. ift baher ſehr weſentlid , die Perforation Durd Mas honoraire du Génie Civil, et Rapport rédigé au nom de la commis ſchinenEs mögl ichſt zu erleichtern und zu beſchleunigen ; Maus hat sion chargée de ces éludes par M.le Chevalier PierrePaleocapa,
no
194
rat borgelegt. & 3 jollte mittelſt desſelben eine Gentralgalerie 4410 Meter breit, 22/10 Meter hoch auégebohrt werden. Die Maſchine beſteht au & brei weſentlichen Sheilen, nämlich 1 ) einem beweglichen Mechaniêmuß, der immer weiter in den Berg binein geidhoben wird , je mehr die Perforation fortſchreitet, 2) einem
seson
| 1. Humboldt in dieſer Beziehung ſpeciell unterſuchte , eine der größten Schwierigkeiten die ſchlechte Luft, welche in der Tiefe ſich befindet. Humboldt hat auch vorzüglich darauf aufmerkjam ges macht, taß bei der Bohrung dieſes Tunneld , ehe ſie vollſtändig vollendet iſt, die nöthige Zufuhr von Luft für die Arbeiter ſehr :
ſtehenden Arparat, der die bewegende Kraft liefert , und 3) einem Syſtem , welche die bewegende Kraft an die rorgeſchobene Mas ſchine mittheilt . In Beziehung auf die erſtere will ich hier, ohne zu ſehr in Das Detail cinzugehen , nur das weſentlichſte angeben. G8 mer. den eine gewiſſe Anzahl von Hebelarme in Bewegung geſeßt, die an ihrer gegen den Felſen zugefehrten Seite meißelartige Forte
īdwierig iſt.
fäße haben .
zugeführt, daß von oben herein Deffnungen gemacht werden . Allein dieß iſt im vorliegendeu Falle wegen der bedeutenden
Sie wirken ſowohl von oben als von der Seite
Maus ſchlug nun folgenden Apparat vor : die Rollen , über welche das Tau geht , werden mit Schaufelräbern verſehen , die fich gleichzeitig bewegen und das Innere ventiliren . Da ziemlich viele ſolche Rollen ohnehin aufgeſtellt werden müſſen , ſo glaubt man auf dieſe Weiſe einen genügenden Luftwechſel herbeizuführen . Bei andern Sunnele wirb bekanntlich die friſche Luft taburch
auf den Felſen ein , ſo daß zulegt prismatiſche längliche Stude ſo ijolirt werden , daß ſie nur an einer, nämlich an der bintern Fläche am Felſen anhaften ; dann werben fie durch eingeſchobene Keile abgebrochen. Die Felſenſplitter und das Mehl, welches
der Durchbohrung fein Pulver angewandt wird , ſo iſt überdieß
ſich bei dem Arbeiten der Meißel bildet, werden durch einen Fleis
befürchten als in den Bergwerfen. Es iſt jedoch nicht zu läuge
nen aber ſehr ſtarfen Waſſerſtrahl, der dagegen ſprift, con während des Arbeiten entfernt. Die Maſchine wurde in naturs licher Größe ſchon in dem Val d'De verſucht.
In Beziehung auf den zweiten Theil der mechaniſchen Apparate, nämlich in Beziehung auf jene , welche die Ma. chine in Bewegung jeßen , find die Verhältniffe ſowohl im Arcthale, ale in jenem von Barbonneche fehr günſtig. In beiden liefert das Gefällber Bache nicht nur die bewegende Kraft für Die Maſchine ganz ohne Koſten , fondern mas rod richtiger iſt, Dieſe Bädie bieten auch für ſpäter bag Mittel, tie ſtehenden Maſchinen für den Iranéport der Büge in Berregung zu legen . Im Arcthale iſt ſowohl die Maſſe des Waſſer als auch ſeine Schnelligkeit mehr als genügend groß. Im Barbonnechthale find jedoch die Waſſermengen in einzelnen Jahreszeiten etirae gering . Sie fallen z. B. bis auf 700 Liter in der Secunde. Allein auch dort wird die Waſſerfraft ſelbſt bei dem Befahren durch Eisens bahnzüge außreichen , indem man tas Waſſer in einem oter mehrern Reſervoirs aufſammelt.
Die berregende Kraft von der ſtehenden Maidine wird åbns lich wie auf ter ſchiefen Ebene ron Lüttich turc Tauc mitgetheilt werden.
Dort iſt dieſes ſchon bis auf 4000 Meter Entfernung
nen , daß die Ausführbarkeit des Unternehmen8 reſentlich davon
abhängt, ob durch dieſe rotirenten Apparate den Arbeitern genug friſche Luft zugeführt werden könne. Bis jept iſt die Wirkjaine keit eines ähnlichen Apparater durch Verſucie noch nicht näher geprüft worden .
Die erſte vorläufige Galerie ſollte einen Durdymeſſer von 4,4 Meter Breite , 2,2 Höhe haben . Der vollfommene Tunnel jedoch würde 8 Meter Breite und 6 Meter Höhe crhalten, theils um die Lüftung desſelben zu erleichtern, vorzüglich aber teßhalb,
um zwei Schienenwege in demſelben anzubringen . (Schluß folgt.) 2
Ed. Spencers Meiſen in die enropäiſche Türkei. (Schluß.)
In dieſem religiöſen Vorrecht liegt das ganze Geheimniß der Unverbeſſerlichfeit des türkiſchen Reidel, denn gegen Chris ſtenbunde brauďt man feine Gerechtigkeit zu üben - Darin ftimmen alle Moslems mehr oder minder überein . In der Tür fei iſt jeder der Sohn ſeiner Thaten ", aber dieß gilt nur für ten Moelem, ber Chriſt fann ſich nicht politiſch heben auf eine Stufe, die dem Mollem Achtung unb Furcht einflößt ; wenn bieß je irgendwo, namentlich in Konſtantinopel, der Fall iſt, ſo
würde zugleich noch eine andere ſehr wichtige Function erfüllen, nämlich er würde zugleich die Galerie mit friſcher Luft verſehen
Verhältniſſe beweiſen übrigens nichts und helfen nichts, in den Provinzen herridt der türkiidae Beamte über die unterworfene
bis zu dem Momente der vollfommenen Durchbohrung. Wenn
driftliche Bevölferung mit ſo gut wie unumſchränfter Gewalt ; die Vorſchriften , die ihm Billigfeit und Gerechtigkeit zur Pflicht maden , mögen ſehr menſchlich lauten, aber er hat eine große Summe für ſein Amt bezahlt, und muß ſich regreſſiren ; er
Breite und Höhe audgearbeitet iſt, daß die Temperaturunterſchiebe zwiſchen dem Innern Des Tunnels und der äußern Luft hinreichen
werden , denſelben mit friſcher Luft zu verſehen , umſo mehr, da er in ſeinem Innern keine Erhöhung, ſondern einen gleichmäßigen Fall hat. 68 iſt eine befannte Ihatſache , daß in einem foldhen Falle von dem tiefern Ende längs ber Decke warme Luft eins
ſpringt und am Boben die falte Luft auefließt. 8 zeigt fide dieſes bei vrenig geneigten Galerien, ſelbſt dann, wenn fle hinten geſchloſſen ſind.
Bei vertikalen Schachten , g. B. bei tiefen Berkwerfen , oder
auch wenn die Länge ſo bebeutenb iſt wie in dem vorliegenden Falle , läßt ſich jedoch ein ähnlicher Luftwechſel nicht beobachten . 68 iſt z . B. bei den tiefen Bergwerken in Südamerifa , melde
$
während der Arbeit die Verſchlechterung der Luft nicht ſo ſehr zu
Chriſt einen mächtigen Moblem beſtechen fann. Solche einzelne
beſonders wenn der Tunnel einmal bis zu ſeiner vollfommenen
1
Mächtigkeit der barüber liegenden Maſſen nicht möglich ; da bei
auégeführt worden. Die größte Länge, in welcher hier ein áhns licher Apparat wirfen müßte, betrüge etwas über 6 Kilometer. Der Apparat, welcher die Mittheilung der Kraft übernimmt,
dieſe einmal vollender ift, fann man mit Sicherheit erwarten ,
2
Doch nur auf indirectem Wege, weil der hochgeſtiegene reiche
weiß, daß er nicht lange im Amte bleibt, und muß darum etwas
erübrigen , und zudem muß er ſtandesgemäß leben . Alles dieb iſt ohne allen möglichen Mißbrauch ſeiner Amtsgewalt nicht erreich bar, alſo wird dieſer in Bewegung gelegt . Das iſt die Regel in den Provinzen, der Jahrhundert alte Gebrauch, und welder Herkules wird dieſen Augiasſtall ausräumen ? Ghe man über
haupt faran denfen fann, müßte der Jalam , wie oben bemerft , als Staatsreligion aufgehoben werden , und wen wird es audi nur einfallen tieß zu begehren ! Zum Glück für die Lürfen ſind die Völfer, über welde fie
herrichen, ſehr an Anlagen verſchieden . Wären die chriftlichen
Bulgaren ſo friegeriſc wie die Serben, jo hätten fie bie 80,000
1
woooo
195
Türfen im Lande längſt hinaudgeſchlagen oder niedergemacht, aber troß einiger Schaaren von Haidufen beugen ſie ſich in der
geraume Zeit halten - aber der Augenblic , wo die orientaliſche Frage gelöst werden muß , iſt dann gekommen.
Mehrzahl den 3ody; in Bosnien muß der Ehrift dem übermäch . tigen, flamiſch rebenben , aber mobammebaniſchen Abel fich beugen ,
türkiſche Madyt, wie einſt die bees byzantiniſchen Reiches, fich auf
und die einzige dauernde Gefahr für die türkiſche Herrſchaft liegt in dem ſchon hie und da auftauchenben Beſtreben, den mohams mebaniſchen Abel wieder zum Chriſtenthuin herüberzuziehen, und
der europäiſchen Seite nahezu auf Konſtantinopel beſchränkt, bann wäre die Zeit gefommen für eine Anzahl chriftlicher Staaten unter der (natürlich nur noch nominellen ) Herrſchaft des Sultans. 68
ihn mit ten riderſpänftigen Chriſten zu verknüpfeit.
Reformen mit Ernſt und Strenge durchführen will, dann aber
wäre jebenfalls das lebte Stadium vor dem gänzlichen Untergang, aber der Plant , einen ſolchen Zuſtand der Dinge herbeizuführen , iſt ein Unding: ſoldie gewaltſame Verhältniſſe werden ſich nur .
hat auch die legte Stunde der türfiichen Herrſdşaft geſclagen . In Albanien , ſind viele . Den Türfen feindlidze Stämme, aber
durch Gewalt löſen , und der Verfaſſer deutet bieß ſelbſt an, wenn er ſagte, daß die europäiſchen Mächte in der Lürkei ein mit
cinerjeite hält Glaubensfeinbichaft die Lateiner und Griechen aucheinander, andrerſeits iſt die Mehrzahl des Volfs dem Kriegs
dem Geiſt der Zeit übereinſtimmendes Syſtem erzwingen müßten. G8 iſt ganz nußloe fich in Speculationen einzulaſſen , welche
dienft geneigt, und, mag es nun moslemitiſch ober dhriftlich ſeyn ,
Folgen ein ſolches Ereigniß für das ganze öftliche Europa haben
Zu dieſem
Ertren fann und muß es faſt fommen , wenn der Sultan ſeine
:
Nur wenn ſolche Ereigniſſe vorausgegangen find, wenn bie
/
es zieht dem Solde unb der Beute nach. Die friedlichſten ſind enthalten wirð ; dieſoKräfte , welche hierauftreten und einwirfen werden, viele veränderliche Größen , daß man auch nicht mit
noch bie Bulgaren , da aber auch ffe vor zehit Jahren durch Ver. zrreiflung zum Aufſtand getrieben wurten , ſo ſind die Türken aufmerkſamer geirorben, und bedienen ſich jest namentlich der griechiſchen Geiſtlichkeit, um das Volt nieberzuhalten. Etm . Spencer ſchildert bieß Verhältniß mit folgenden Worten : 0 unzureichenb die Verwaltung der Türken in manchen Beziehungen erſcheinen mag, fo haben ſie doch in den legten 3ahren eine macchiavelliſtiſche Gewandtheit in ihrem Syſtem, die Chriſten zu regieren, gezeigt, und dieß Syſtem wird mit jedem Fabre volls fommener organiſert. In der Ueberzeugung, ein großes, zahl. reiches Volk son verſchiebenen Glauben nicht langer regieren zu fönnen , bat ber Diwan die höhere Geiſtlichkeit, die ausſchließlich griechiſch und wegen ihrer Käuflich feit belannt iſt, in beſondere
der geringſten Sicherheit ſich Vermuthungen hingeben barf; wir wollen auch darum auf die Erörterungen , welche Ebm . Spencer am Schluſſe ſeines Werks über Ungarn, Rußland, Deſterreich
und die Sürfei anhängt, nicht eingehen ; fie haben ein Intereſſe nur als Probe der Anfichten, die in engliſchen Kreijen während
ber leßten Jahre über den Stand der Dinge im öftlichen Europa bertſchenb waren . Das Intereſſante für uns iſt der zerrüttete innere Zuſtand der Türkei, ben Ebm . Spencer ſchildert und der
unfehlbar Kataſtrophen herbeiführen muß, ſo wie die Silber rung der Menſchen, der Natur und 4 der Alterthümer in dem viel , beſuchten und doch ſo wenig1 gekannten lande. Um die Eigentümlichkeiten der Länder unb Völfer deſto beſſer heraus .
Affection genommen. Dieſe Geiſtlichen find auf dem Berg Athos
zuheben , werden wir die Schilderungen nach den verſchiedenen
oder in irgend einem andern der zahlreichen Klöſter in Griechen . land erzogen, in Sprache und Sitten den Slawen fremd mian bat en als ungewöhnliche Erſcheinung bezeichnet, daß ein einziger Biſchof bulgariſc rerſtand - ihre einzige Qualification beſteht darin, dem Diwan für ihre Beförderung eine große Summe bezah . len zu können . Sie haben alſo ein wichtiges Intereſſe im Lande,
Völferſchaften abtheilen .
und würden dieß verlieren , wenn es den Bulgaren gelänge ihre
Inabhängigkeit durchzuführen ; fie ſtehen deßhalb immer auf der Seite der herrſchenden Gewalt, und gleich ten niodlemitiſchen Beamten laſſen ſie fein Mittel unverſucht, ihre Bisthümer einträglich zu machen . Um die Macht und den Einfluß der Kirche für die bulgariſchen Rajahe noch mehr auszudehnen , Þat der Diwan Bulgarien in neuerer Zeit in vier Erzbiethümer und 16 Bisthümer eingetheilt. Die höhere Geiſtlichkeit, welche das Ercommunication recht bat, iſt auch mit einem officiellen Charafs
ter befleidet , und der Regierung für die Unterwürfigkeit ihrer Heerden verantrortlich. Die Pforte , ſolchergeſtalt mit der geiſt lichen Gewalt verbündet , und mit einer fanatiſchen Soldateefa
in der Hand, fann ihre Eriſtens noch eine Zeitlang fortſleppen , aber der geringſte Zufall kann eine Kataſtrophe herbeiführen . “
Und was iſt dieſe Kataſtrophe ? Dieß iſt ein Rampf auf Leben und Tob zwiſchen ben moslemitiſchen Herren und ihren frühern Sklaven , den Rajahe , ein Kampf , in welchem ea fidh um die
Eriſtenz der Türfei handeln muß , denn ſobald die Vulgaren gleichfalls ſich ihrer türkiſchen Herren entlebigen , dann kann der mohammebaniſche Abel in Bosnien und bermacetonien fich nicht mehr balten , er muß , um ſein Beſitthum zu retten , chriftlich werden , und dem Aufſtante gegen die Türfen fich anſchließen .
opel wenn auche nicht ezu en Falle geradnoch iſt Konſt einem In e fichantin fremd Gulfe, ht -ſolch geſtüßt , auf e8 fönnt denn bedro
Die europäiſche Uiederlaſſung in China. Erinnerungen einer Station im indoschinefiſchen Meere. 3. mongtong. Ginige Tage nach der Zuſammenkunft des franzöſiſchen Bevoll: mächtigten mit dem Vicefönig von Canton fehrte die Bayonnaiſe auf ihren Poſten vor Macao zurüd. Wir hatten zu Wanipoa die Regſam : feit des regelmäßigen Verfehre von China beobachten fönnen ; 18 blieb
und noch übrig den verbotenen Handel zu fludiren, der die erſte Stufe in dem Tauſdhandel der himmliſchen Reiches einnimmt. Fünfzehn Meilen von dem Fort San Francisco , bei der Einbiegung , welche die 3nſel Giang.ſchan an der Mündung dee Sdu fiang madt, ſüßt die Inſel Kum-ſing- mun einen Anferplaß, der ebenſo ficher und geräumiger iſt als der innere Hafen von Macao. Hier hat der Schmuggel ſeine Wohnſtätte ſich erwählt . Jedes engliſche oder amerikaniſche Handelos haud unterhält in dieſer Bay eine ſchwinimende Niederlage von Opium, mit Kanonen bewaffnet und gerüſtet, um durch Gewalt die Beſuche der Mandarinen oder die Angriffe der Seeräuber zurückzuweiſen . Die Inſel Kung-ſin- niun iſt nicht wie die Halbinſel Macao oder Hong-fong ein anerfanntes europäiſches Befißthum ; eine Art ftillid weigender Abtretung überläßt fie gänzlich den Somugglern und Barbaren . Von Macao aus erreid ten wir auf dem hübſchen Rutter des M. Forbes, The Gipſy, in weniger al8 zwei Stunden die Bay von Kum -ſing-mun , und baten um Aufnahme an Bord des Receiving Ship des Capitán Ondicott. Hier fonnten wir die verſchiedenen Arten von Dpium vergleichen, weldje Indien nach den Hafen China's verſendet. Die Chineſen unterſcheiden auf den erſten Blid das Opium von Malwa, Patna, Benares und die geringere Sorte, welche die Türfei hervorbringt . Seit mehr als einem Jahrhundert wird die Mohugattung, aus welcher dieſer unheilvolle Saft gewonnen wird , in der Provinz Malwa angebaut. Die indiſche Goms
:
196 pagnie während fte dieſe Cultur beſtehen läßt, aus der die tributpflichs tigen Rajah& großentheils ihre Einkünfte beziehen, hat ihr Ergebniß mit ungeheuren Abgaben belegt. Die Provinz Bahar und einer der Diſtricte
Geson
und der Pike geebneten und gleichſam zugeſchnittenen Blodwürde dat Auge bed Mandarinen faum mehr erfennen . Der ſchroffe Abhang des Berges nöthigte die erſten Anftedler ihre Häuſer an dem Meeresufer zu erbauen . Während einiger Jahre beſtand die engliſche Stadt aus einer einzigen Straße, welche ſich an unzugängliche Feldwände lehnte. Das chineſiſche Quartier, auf Pfählen im Schlamın errichtet, nahm das
*
des Präſidiums von Bengalen bringen die zwei Sorten Dpium, befannt
unter dem Namen Patna und Benares , hervor. In dieſen beiden
Provinzen iſt der Anbauer ber ftrengſten Ueberwachung unterworfen, und liefert zu einem im voraus beſtimmten Preiſe das gewonnene
weſtlichfte Ende dieſer Straße ein ; an der entgegengeſeßten Seite, jen:
Dpium ab. Die Rifte zu 74 Rilogr., die gewöhnlich um 1800 bis 2000 Fr. zu Calcutta verkauft wird , tömmt der indiſchen Regierung nach Abzug aller Roften nicht höher als 960 Fr. zu ſtehen. Die Auss fuhr hatte 1847 24,990 Riften betragen ; 1848 war ihre Zahl 32,877,
ſeits eines ſchlammigen ungeſunden Thales, dem einzigen auf der ganzen Infel, idien ein großes Gebäude durch ſeine Vereinzelung gegen die für die neue Stadt beſtimmte Lage Einſpruch zu thun. Hier unternaha eine der Familien von Kaufleuten, welche noch an die reiche Ariſtofratie von Venedig und Genua erinnern , die Jardine und Matheſon , eine beſondere Stadt zu erbauen, welche den Namen ihrer Gründer annahm, während die andere den der Königin erhielt. Dieſe anſatt fich gegen die matheſon'ſche Stadt auszudehnen , trachtete eher darauf die Höhen hinanguflimmen und fich zuſammenzuziehen. Man hatte fo großes Zus
und es ließ fich vorausſehen , daß fie 1849 die Zahl von 36,000 Kiften erreichen würde. Durch dieſe ungeheure Zunahme des Dpiumerzeugnifles in Bengalen hoffte man die Fabrication des einheimiſchen Erzeug: nifies in ihrem Urſprung, wenn je die dinefilde Regierung, aufgeflar: ter über ihre Vortheile , die Mohncultur in den Provinzen Yün : nan und Fo:lien zu dulden geneigt wäre , zu erſtiden. Seit 1830 hat ſich die Ginfuhr des Opiums in China mehr als verdreifacht. Man (chapte 1847 'die Summen, welche von dem jährlichen Verfauf von 40,000 Kiften
trauen auf die Zufunft Hong fonge, daß die Concurrenz fich um dieſe felfigen Grundſtüde zu reißen begann, und ihren Preis ungeheuer fleis gerte. Am Eingang des Canals der Lemma's gelegen beherrſcht Song,
erhobenwurden, auf 120 Mill.Fr. Der Gewinn ber indiſớenComs enge fong zwiſchen die Mündung desSđu:fiangvollkommen. Die gefrümmte Meers der Inſel und deni Feſtland bietet den auf der Rhebe
pagnie allein erhob fich auf mehr als 50 Mill. Jede Kiſte enthält
hundert Kugeln Opium von der Größe eines Straußeneies. Die Hauger laſſen es fochen , um eo von allen Unreinigfeiten zu befreien,
liegenden Schiffen einen Ausgang gegen die offene See und zwei Gin fahrten in den Strom. Die Regierung der Königin fonnte feine beſſere
welche feinen Duft verderben tönnten und faſſen es im flüſſigen Zuſtande in einem Porcellannápfden auf. Unſer Ausflug nach Rum -ſing-mun hatte ung noch eine andere Ueberraſdung vorbehalten , auf die wir nicht zählten ; wir fanden Gelegen:
militariſche Stellung auserwählen ; audi fand man fich auf diefer Seite nicht getäuſcht; allein man hatte geglaubt , daß der Mittelpunkt der
.
Handelsgeſchäfte ebenfalls ſeine Stellung verändern , und der Einfluß engliſder Capitalien nothwendig ben Berkehr nad Song - fong ziehen
heit dag dinefiſche Landleben zu beobachten . Der Capitán Endicott
werde. Dieſer Hoffnung mußte man jedoch entſagen, da fein angeſehenerer
drang in uns nicht auf der Gipſy nad Macao zurückzufehren, und bot
Chineſe ſeine Familie , ſeine Waarenvorräthe und Fabricationen auf brittiſches Gebiet überſiedeln wollte, und ſo wurde nur die Hefe des cinefiſchen Böbels durch die Lodung völliger Freiheit verführt, während die Geſchäfte nach wie vor zu Canton abgemacht wurden . Dieſes Mißgeſchic war noch nicht die ichwerfte Prüfung für die
und Pferde an, um durch die Inſel Hiangsſdan n' ach der Halbinſel zu gelangen, von der wir desſelben Morgens abgefahren waren. Wir fonn: ten folch verlodendem Grbieten nicht widerſtehen. Vier Pferde wurden
in einer Schaluppe eingeſchifft; wir fliegen an der Deffüſle der Ban
.
ang Land und ſprengten nun im Galopp auf ein chineſiſches Dorf zu,
Anſiedlung. Die Stadt Victoria , an der nördlichen Küſte von Hong:
beffen Bewohner uns freundliche Gefichter zeigten. Die Inſel Hiangchan erinnert an die Gefilde der Provence , in den erſten Tagen des Frühlinge. Bäume zeigten fich nur in großen Zwiſchenräumen , aber
fong erbaut , iſt durch ihre Lage gegen die Seewinde gefchüßt ,I welche
flete dicht zuſammenftehend. Wir vertieften und mit Entzücken in ihr grünes Laubgewölbe, das durch die Maſſe kleiner Bache erfriſcht wurde, welche von allen Seiten den Reisfeldern zurieſelten. Wir famen burdh mehrere Dörfer , bevor wir Macao erreichten ; ein allgemeines Anſehen von Ordnung und Wohlſtand fündigte friedfertige Einwohner an, auch wurden wir feinedroege beläſtigt durch die
während des Südweſt: Muſſon die Atmoſphäre von Macao reinigt. Die ſchädlichen Dünfte, welche die Hiße des Sommers entwickelt, bleiben ſtehen unb verderben die Luft.
Sobald man anfing den Boden umzu :
graben, verbreiteten Nervenfieber Trauer in der Colonie ; die Sterblich : feit war entfeßlich und die Beſtürzung allgemein . Der Winter indeß richtete die Gemüther wieder auf. Man berbarg fich zwar nicht, das beni nadiften Muſſon wahrſcheinlich ein neuer Tribut werbe entrichtet wer: ben müſſen , hoffte aber burdy fluge Vorſichtsmaßregeln die Beftigkeit des Uebelo zu vermindern. Zu dieſem Zwed vereinigten die Regierung
zahlreichen Chineſen , denen wir auf unſerem Wege begegneten . Von Rum -ſingsmun nach Macao iſt faum eine Spur von Weg , den man
und die Einzelnen ihre Kräfte, ſchwimmende Rranfenhäuſer wurden auf
fich ſelber ſuchen muß . Enge Thaler zwiſchen hohe Berge geklemmt find nur durch Treppenpfade verbunden Unſere Pferde indeß , Kinder
der Rhede eingerichtet, die Gruben ausgefüllt und die Sümpfe trođen gelegt ; das Waſſer, in den Schluchten durch Damme eingeengt, fonnte
von New :South Waled , wußten dieſe Schwierigkeiten zu benieiſtern.
die niedere Stadt nicht mehr überſchwemmen , und floß zwiſchen zwei
.
Che eg Nacht wurde , ritten wir unter der Wölbung des chineſiſchen Thores ein und befanden und wieder auf portugieſiſchem Gebiete. Wir beeilten und nun nach Macao und Canton audy die Inſel Hong- fong zu beſuchen , welche der Vertrag von Nanfing den ungeheuren Befißungen Englande hinzugefügt hat. In den erſten Tagen des Februar legte die Bayonnaiſe die 37 Meilen zurück , welde die portugieſiſche Stadt von der engliſchen Niederlaſſung trennen , und warf die Anfer
Mauern in das Meer ab. Eine verdoppelte Thätigfeit that fich in dieſer Anſiedlung fund , die ſchon mit dem Siegel. Des Berderbend bes
zeichnet ſchien. Jeden Winter wurden auf ſolche Weiſe neue Verbeſſes rungen ins Werk gefeßt, und jeden Sonimer fand eine Abnahme der Sterblich feit ftatt. (Schluß folgt.)
mitten unter den zahlreichen Schiffen, welche auf der Rhede von Hong: kong lagen. Wenn man bedenft, was dieſe Inſel in dem Augenblicé war als die Engländer ihre Flagge dort aufpflanzten, und was ſie unter
ihren Händen geworden iſt, ſo verwundert man ſich nicht mehr über die Stellung, welche England in der Welt behauptet. Der Vertrag von Nanting hatte den Barbaren nur eine öde und unbewohnte Inſel, einen
unförmlichen Granitfelſen abgetreten. Dieſen, durch Hülfe des Pulvers Nämlich solche die auf der Durchfuhr liegen.
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Der Ausfall an Officieren in der angloindiſchen Armee. Wie groß dieſer Ausfall ift fann man auf nachſtehenden Angaben ſehen , welche die Indian News vom 17 Februar nach dent
Calcutta Morning Chronicle mittheilen.
Bloß von der Bengalarmee,
welche etwa 150 bis 180,000 Manu zählen mag , find dieß Jahr 157 Dfficiere dienſtunfähig geworden , 62 find geſtorben , 54 haben fich penfioniren laſſen , 13 find als Invaliden ausgetreten, 2 wurden caſfirt, 3 ſind zurüdgetreten und 2 wurden beſeitigt. Im Jahr 1850 (unter Napiers Oberbefehl) war die Zahl der caſfirten Dfficiere fünfmal größer. Verantwortlider Nedacteur Dr. Ed. Widenm ann.
Das Auslan d. E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 50. 27 Februar 1852.
Beitbetrachtungen.
allem ber König Telbſt, der beſſer als irgend jemand wußte, was
Wer unmittelbar nach dem 2 December noch zweifeln konnte, ob die damalige rettenbe That" zum Gegen ober Fluch werden würde , bem müſſen jeßt die Schuppen von den Augen gefallen ſeyn. Damals lag auf vielen die Angſt vor dem Jahr 1852, die Furcht vor einem ,Siege der Rothen", vor ben their höchſt uns klugen, theils ſträflichen Umtrieben der Flüchtlinge, die in Engs land und Frankreich einen Rückhalt für ihre Plane zu finden hofften , und die Freude, dieſer Beſorgniffe ledig zu ſeyn, machte
Europa , mas Frankreich und er ſelbſt von einem allgemeinen
blind gegen die Folgen eines Schrittes , deſſen tiefe Unſittlichkeit nur die Verwirrung der Rechtåbegriffe vermehren und den Glau. ben der Völfer an die Inhaber der Staat& gewalt noch ſtärker erſchüttern mußte. Auf der einen Seite , vom Deutſchen Stands punft aus betrachtet, braucht man über das Ereigniß fich nicht abſonderlich zu betrüben , denn Frankreich , unter allen Umſtänden
ein gefährlicher Feind Deutſchlande , wird durch das Zerwürfniß , in welches ſeine neue Regierung mit der ganzen politiſchen 3n telligenz des Landes gerathen iſt, zuverläſfig ſchwächer , und wenn
die faiſerlichen Reminifcenzen die Wahrſcheinlichkeit einer Bes drohung der Weſtgränze in eine nicht allzuferne Ausſicht ſtellen , ſo barf man ſich auf der andern Seite der Hoffnung hingeben ' daß eben dieſer Umſtand ein gemeinſames Handeln Deutſchlands zu fördern geeignet ſey.
Die Furcht vor dem Jahre 1852, vor einem Sieg der Rothen , vor ben Anſchlagen der Flüchtlinge, war, wenn auch nicht völlig eingebildet, doch bedeutend übertrieben , und die Furcht iſt immer ein ſchlechter Lehrmeiſter. Die Furcht vor den Rothen beginnt jekt der Furcht vor einem Kriege zu weichen , und wenn auch die bereits 36jährige Erhaltung des Weltfriedeng manchem dieſe Furcht noch ale dhimāriſch erſcheinen läßt, lo fann doch auch der Sorge
loſeſte nicht in Abrebe ſtellen , daß ſeit zwei Monaten die Friedens
Kriege zu erwarten hätten.
In ſehr kurzer Zeit legten ſich die
Kriegøbeſorgniſſe wieder , und jeßt ? – fann man dem Prinzen Ludwig Napoleon ſeiner politiſchen Stellung oder ſeinen Eigens .
ſchaften nach mit Ludwig Philipp vergleichen ? Gewiß nicht, und
wir erinnern uns nicht , daß ſeit 36 Jahren je eine ſo laſtende Schwüle auf bem politiſchen Horizont Europa's gelagert hätte, ale in dem gegenwärtigen Augenblid.
Die Verhältniſſe Frankreichs zu Belgien , zu der Schweiz I
und Piemont find äußerlich nicht geändert , aber von allen brei Orten her vernehmen wir bald leiſe , balb lautere Klagen über ein herriſches Auftreten der franzöſiſchen Geſchäft& träger.
Belgien hat ſogar einige Kriegsanſtalten gemacht, und ſeine Vers hältniſſe mit Holand, dem es noch, wie einſt nach dem Barrierens traftat, als Vormauer bient, enger geſchloſſen ; an die Schweiz find Forderungen hinſichtlich der Flüchtlinge geſchehen, deren Lon mehr noch als deren Inhalt Aufſehen und Beſorgüiſſe erregte. In Piemont iſt eine weſentliche Umgeſtaltung erfolgt : vorher ſah man Deſterreich als Den Feind an , von dem alles zu fürchten
ſey, jept hat die Stimmung ſichtlich umgeſchlagen , und die ver änderte Preßgeſepgebung iſt mit Hinblick auf Frankreich erfolgt, wie die Vereinigung der Linfen mit dem Miniſterium deutlich genug zeigt . Sit auch von allem dem biß zu einem wirklichen Kriege noch ein weiter Schritt, ſo äußern doch ſchon die Beſorg niſſe ihre gewöhnlichen Folgen für Handel und Verkehr , und
eine Einſchränkung desſelben iſt, namentlich in Frankreich ſelbſt, ſchon aus den Veröffentlichungen der Bank ohne Mühe heraus zuleſen . Daß England die Möglichkeit einer Friedensſtörung nicht leicht nimmt, brauchen wir faum mehr zu erwähnen. Der neueſte Rüdtritt des engliſchen Miniſterium und noch mehr bie Wahl del Gegenſtande , über den el fich dlagen ließ, und ben
zuverſicht bei jehr vielen, und zwar aue gar mancherlei Gründen, ſtarf erſchüttert worden iſt. Seit 36 Jahren hat keine Macht jemals eine ernftliche Störung des Weltfriebens beabſichtigt; ber einzige bedeutende äußere Krieg , der in dieſem langen Zeitraum vorfam, der ruſſtich -türkiſche, warb erſt dann unternommen , als
alles andere. So ſtehen jeßt die Sachen, ehe drei Monate nach dem Schlag vom 2 December verfloſſen ſind. Die angſtliche Spannung, welche fich funbgibt, iſt nicht zu
man ſich wohl verſichert hatte, daß er ſich nicht weiter über ſeine Gränzen verbreite. Die wiederbolten Kriegébrohungen wurden
verwundern , und wenn man einigen Nachrichten trauen darf, iſt der Urheber dieſer ängſtlichen Spannung gleichfalls in keinem
nur in der Hoffnung ausgeſtoßen , daß der entgegenſtehende Theil ein noch größerer Poltron ſey , b. 1. noch eifriger ſuchen werde,
neibensterthen Seelenzuſtand : er fühlt, daß er in Frankreich einen Schritt gethan bat, ber nicht mehr zurückgethan werden
ben Krieg zu vermeiden .
fann , daß er mit einem Wort den Rubicon überſchritten und die Brücke hinter fich abgebrochen hat. 3ft ſeit den legten Wochen
In feinem Lande Guropa'd, Franfreich
qudgenommen , wurde der Lauf ber diplomatiſchen Verhältniſſe dermaßen unterbrochen , daß ganz neue Menſchen and Ruber ges
kouamen wären ; ſelbſt nach dem Jahr 1830 befanden ſich unter den Leuten , die ane Ruder traten , verſuchte Staatemänner , vor
es zum Vorwand ſeines Rücktritts machte, ſprechen deutlicher als
irgend eine Erſcheinung in Frankreich zu Tage getreten , welche
auf eine Dauer des jepigen Standes der Dinge, auf eine Zus funft des bonapartiſchen Syſtems ſchließen ließe ? Sowerlich
198
wossa
wird jemand geneigt jehn , bieß zu behaupten, und die Wahrs ſcheinlichkeit, daß er bemnächſt jelbſt das Budget de 3ahre8
1852 Durch Decret in Wirkſamkeit regen werde, iſt ein deuts licher Beweis , daß er an feine ausgiebige Unterſtüßung des
soon
Der Maſchinen flüſtern dieſe Sendlinge
dem Landmann und
dem ſtädtiſchen Arbeiter ins Dhr. Die Corruption verſteigt ſich in die militäriſche Hierarchie und in die geſebgebenden Körper, und conſtitutionelle Monarchen , wie ichweizeriſche Republifaner,
legislativen Körpers glaubt, der am Schluſſe dieſes Monats ers
fühlen den Boden unter fich wanfen und die Luft mit Verrath
wählt werden ſoll. Die Preſſe iſt vernichtet, und damit den
geſchwängert. Die Geſandten Franfreiche häufen Forderung auf Forderung , Drohung auf Drohung : geſtern fant man die Flücht
Parteien ihr Mundſtück genommen ; weit entfernt aber, hierin
eine Unterſtügung zu finden, wird vielmehr eben dieſer Umſtand
linge gefährlich, fie wurden ing Innere ober nach England vers
ihm verberblich werden .
wieſen ; heute zeigt ſich die Preſſe unverſchämt, und alabalb wird ihre Freiheit verlegt ; morgen wirb man fich über die geſeks gebenden Körper beſchweren und ihr Mund wird mit Gewalt
Er fann den Parteien verbieten , redend
aufzutreten, ſich poſitiv thätig zu erweiſen, aber ihr negatives Verhalten fann er nicht bezwingen , und indem alle Parteien fich negativ rerhalten , wird die Leere um ihn immer größer, und er
immer mehr gezwungen , ſelbſthandelnd aufzutreten und alle Ges walt vollfommen in ſich zu concentriren , mit einem Wort, völlig Despot zu werden , wobei es ſich dann nur fragt, ob er dieſe Rolle burchzuſpielen fähig iſt. In den gleichen Fall, wie der Muti@mus der Preſſe, ſest ihn das Verhalten des legislativen Körper8 : e8 iſt unvermeidlich , daß einige Dppofitioneelemente in die Kammer fommen, und dieſen bleibt nichts übrig als feierlich
gefnebelt werden. Jebe Nachgiebigfeit nährt nur die Anmaßung der Tyrannei und ſchwächt den Widerſtand des Opfers. Der
Augenblick wird aber kommen , wo ſelbſt die Feigheit fich auf raffen , und die Verzweiflung einen Widerſtand verſuchen muß.
Vielleicht iſt e dann zu ſpät . Belgien iſt bereits wenig beſſer al& eine bonapartiſche Provinz , man läßt Leopold nur noch herrſchen , bie bie Demüthigung ſeiner ' Regierung, ber Abfall ſeiner Beamten, ber Erfaufung ſeiner Armee und das Mißvers
zu proteſtiren und zurückzutreten, denn einen Widerſpruch will ja der Gewalthaber nicht haben ; berhält ſich aber - mas faum anzunehmen , - ter ganze legielative Körper flumm , jo iſt die Verlegenheit größer wie vorher, denn eine ſolche Taubſłummen anſtait wird ihm auch nicht ein Tüteldhen der Verantwortlichkeit abnehmen . Es heißt bad wahre Weſen des Repräſentativiyſteme,
Nebrige thun .“
ſo wie ſeinen Werth, gänzlich verkennen , wenn man ihm
Ueber den Plan einer Eiſenbahn durch die ſavoniſchen
die
Deffentlichkeit und die Freiheit der Bewegung raubt. Das Weſen besſelben liegt darin, daß die öffentlichen Angelegenheiten eines Landes öffentlich beſprochen werden, ſo daß die Nation ſelbſt mos raliſch ihr Verdict audſprechen fann ; der Vortheil desſelben liegt barin, daß die Verantwortlich feit für alles was geſchieht, fich theilt, und die Nation je nach ihren An- und Einſichten der
Dppoſition oder der Regierung Recht gibt.
Rein Mißbrauch
kann die Weſen des Repräſentativſyſtems zerſtören, unb feine Kunſt die Vortheile deſelben edfamotiren , wenn man die Grunds
bedingungen desſelben , die Deffentlichkeit und die allgemeine Diecuſſion , nicht zulaſſen will . Wer fte aber nicht zulaſſen will , der muß auch den Muth haben , unumſdränft durch ſeine ſelbſt ers nannten Diener zu herrſchen ; der Schein bed Repräſentativſyſtems iſt eine Heuchelei, die nur Haß erweckt.
Es wäre nicht ſchwer, beſonders wenn man die engliſchen Blätter zu Hülfe nimmt, eine ganz andere, weit ſchärfere Schils derung der franzöſiſchen Zuſtände zu geben, ohne irgend von der Wahrheit abzuweichen. Für uns handelt eß fich aber nicht um Label oder Verbammung der einzelnen Regierung&maaßregeln, ſondern um die Stellung, in welche die Regierung baburch kommt, und um die allgemeinen Folgen, welche fich daraus für Europa ergeben . Belgien, die Schweiz und Piemont fühlen biefe Folgen bereite in allen ihren Verhältniſſen : man fügt fich den geſtellten
Forderungen, ſo weit ſie irgend erfülbar find, aber die Gränze, wo man denſelben Widerſtand leiſten muß, wenn man nicht alle
Selbſtachtung und Selbſtſtändigkeit aufgeben will, ſcheint beis nahe erreicht, wenn ſie in Belgien nicht bereits überſchritten ift. Wie das Urtheil in England lautet , mag man aus nachfolgender Stelle eines Briefe an die Times (21 Febr.) entnehmen , wo e8
gnügen
ſeiner Unterthanen dem Angreifer hinreichenb torges
arbeitet haben ; ein Decret und ein Commiſſär werden dann das ( Solub folgt.)
Alpen und den Mt. Cenis. ( Schlub .)
Der höchſte Punft des Tunneld wird, von den äußern Vers hältniſſen bebingt, auf der italieniſchen Seite bei Barboneche liegen . Von hier bis Modane fällt der Tunnel. Die ſteilſten
ſchiefen Ebenen in der Nähe desjelben würden 35 Millimeter auf einen Meter Fall haben. Die Neigung des Tunnels ſelbſt iſt 19.
Die Radien der Curven find (mit Ausnahme eines einzigen
zu 400 Meter) alle über 500 Meter. Die Länge ſämmtlicher Bahnſtreden , welche durch ftehende Maſchinen bedient werben müſſen , beträgt 40 kilometer ; fie zerfallen in acht ſchiefe Ebenen,
jebe zu 5 Kilometer. Es iſt dabei die ſchiefe Ebene der Galerie ſelbſt nicht mit inbegriffen ; ſollte ihre große Länge gegen sie Erwartung 18 unmöglich machen, eine ſtehende Maſchine anzuc
wenden, ſo erlaubt ihre Steigung noch immer ſchwere, zu dieſem Zmede conſtruirte Locomotive zu gebrauchen. Die möglichen Koſten dieſes Unternebmend wurden nach Berſuchen veranſchlagt, welche mit der erwähnten Maſchine bea
reits angeſtellt wurden. Ef ergaben fich nach reiflicher Berücks ftohtigung der etwaigen, noch unerwarteten Schwierigkeiten fole gende Zahlen :
Durchbohrung der Galerie von 2 Meter Höbe und 4 Meter Breite
4,500,000 Fr.
Die Erweiterung der Galerie Summa der Koſten für den ganzen Tunnel
9,272,000
mit zwei Schienenwegen Die Eiſenbahnſtrede von Suſa biß zum ſüb lichen Eingange und der andern vom Arr
13,772,000
thale bis zum nördlichen Eingange .
16,910,064
.
heißt : „ Bonapartiſche Emiſſäre ſchleichen ſich unter Bauern unb
Berechnet man ron Suſa bi& Modane die
Soldaten , und preiſen die Liebe Napoleons zu den Armen
Herſtellung der Schienen zu 88 Franfen 4,299,240 per Meter, jo macht dieß Die Koſten der ganzen Linie betragen demnach 34,981,304
an, den Ruhm und den Gewinn, den er für die Tapfern in Ausſicht ftellt.
Von allgemeinem Stimmrecht, son Abichaffung
der Detrois , von den Rechten der Arbeit und der Zerſtörung
oder in runder Summe
35,000,000
199 Die Preiſe iowohl für die Conſtruction ale für die Mates
rialien find nach den Angaben der Commiffion ſelbſt eber zu groß ale zu flein . Beſonders gilt dieſes von dem Preiſe des Holze8, weil man fürchtete, das legtere fönnte während der Ars beit ſelbſt an Preis zunehmen. Zur Beurtheilung der Schnelligfeit dienten die Verſuche in
Val d'Oc. Die geringſte Schnelligfeit, mit welcher die Meißel in die Felſen einbrangen , betrug einen Gentimeter in der Mix nute. Man könnte baher in einem Tage wenigſtens 72 Meter vorbringen, renn man auch annimmt, daß die Maſchine nur auf der halben Breite der Galerie arbeiten könne, indem gleichzeitig auf der andern Seite bie Bruchſtücke hinauêgeſchafft werden
Nachricht von Livingſton in Südafrika. Das Athenåum vom 21 Februar enthält aus dem South African Conimercial Advertifer Nachrichten von dem Ufer des Zvuga, bekannt lich des aus dem Ngami-Sve queſtromenden Fluffes, Madridten, bie leider nicht fehr flar und zuſammenhängend find. Indeß geht ſo viel daraus hervor , daß er und ør. Dowell , der befanntlich früher icon an der Entdedung tes Ngami:Sees Theil nahm , die Lage und den Lauf eines der größten bis ießt entdecten Ströme Inner : Afrifa's fennen gelernt haben. Sie gingen vom Zouga gegen Norden, wie weit, läßt ſich nach dem Briefe nicht angeben, jedenfalls aber einige hundert (engl.) Meilen weit, und famen an den Selchefe oder Barotſe: Fluß, 2
den ſie für den Hauptarm des Zambeſi halten.
Ør. Dowell fod erflärt
rechnungen ſelbſt nur auf 5 Meter im Tage angeſchlagen und
haben, er habe in Indien feinen Strom mit einer ſolchen Waſſermafle geſehen . Das Land umher ſey auf Hunderte von Meilen weit ein Sumpf, und der Strom ſoll ſeine Ufer in einer Breite von 15 Meilen
dabei zugleich den Aufenthalt in Rechnung zu ziehen, ber nöthig
überſchweinmen .
müßten . Man hat jedoch die Arbeit der Maſchine in den Bes iſt, um die abgeftumpften Meißel mit neuen zu vertauſchen. Bei einem täglichen Vordringen von 5 Metern , alſo 3650 im
Jahre, würde ungefähr 31/2 Jahr hinreichen , um den ganzen Berg zu durchbohren. Um jedoch unvorhergeſehenen Schwierige keiten Rechnung zu tragen, wurde die Zeit, die nöthig iſt, zu 5 Jahren angenommen .
Die europäiſche Viederlaſſung in China. Erinnerungen einer Station im indo - chineſiſchen Meere. 3.
6 v n g / a n gì (Schluß .)
Die Auêgabe für das Perſonal, für das gebrauchte Material und für die Reparaturen der Werkzeuge u . beläuft fich auf 712 Fr. im Tage. Ein Meter foſter Demnach 190 Fr.; berückſichtigt man aber noch verſchiedene andere Aufgaben, welche durch die Länge der Galerien nothwendig noch hinzufommen, ſo beläuft
fich die Audgabe für einen Meter auf 238 Fr., und die ganze Galerie würde demnach, wie oben erwähnt, 4/2 Million Franken foſten , wobei mit Recht eine bebeutende Reſerreſumme einges foloſſen iſt. Um den Preis zu beſtimmen , welchen die vollftändige Ere
weiterung der Galerie nöthig macht, wurde tas volumen der zu entfernenden Felſenmaſſe berechnet, und dabei der Rubifs
Zur Zeit als wir die Stadt Victoria beſuchten , bot ſie in ihrem
höher gelegenen Theile noch das wahrhafte Bild des Chaos dar. Allenthalben zeigten ſich tiefe Schlünde, neben den prächtigſten und zier: lichſten Gebäuden. Einige Straßen jedoch zeichneten ſich ſchon mitten in dieſen Steinhaufen und Abgründen aud ; die umiherliegenden Feldſtücke verwandelten fid in Granitpfeiler oder Quader unter dem unermüd
lidhen Meißel ber Chineſen. Hier breiteten ſich die geräumigen Säulene gånge einer Caſerne aus , dort erhoben ſich die feften Mauern eines
Bethauſes. Die Bewunderung, welche und das Schauſpiel ſulcher Thås tigkeit entloďte, vermodyte uns jedoch nicht, das Intereſſe zu vergeſſen , das ſich an die Löſung der ſchwierigen Frage knüpfte, aus der ein neuer Krieg zwiſchen England und China hervorgehen konnte. Die engliſchen Schiffe, die an den Küſten des himmliſchen Reiches zerſtreut waren,
fichſeit einem Monat zu Hong-feng zuſammen. Vier Dampfa veranſchlagt. Manhofft,bicjeGrweiterungin drängten meterzu20Fr. ſchiffe, zwei Fregatten, eine Corvette und drei Briggs fanden fich dort derſelben Zeit, wie die Galerie kleine
zu vollenden, indem man
jaft gleichzeitig an beiben Enden beginnt. Die Arbeiten ſollen vorläufig auf einer Seite begonnen werden, und zwar auf jener von Mobane. Die Vortheile, welche Sardinien aus einem ſolchen Unter
nehmen zu ziehen hofft, find vorzüglich folgende : eine mächtige Belebung der Induſtrie durch die directe und raſche Communis cation ſowohl zwiſchen den Provinzen al8 mit Franfreich und Genf, und ſehr weſentlich iſt es, daß dann Genua in Concur
renz mit Marſeille ſehr großen Abſaß zu hoffen hat . Auch wür den die Berohner der Alpen baburch Gelegen beit finden , eine
induſtrielle Thätigkeit zu entwickeln. In allen Alpenthälern iſt e8 leicht, eine große Waſſerfraft zu benußen, wenn man nur die Möglichkeit vor fich fteht, die gewonnenen Induſtrieproducte abs zuſeßen. Selbſt der Staat als ſolcher dürfte nach dem Urtheile der Commiſſion große und directe Vortheile davon erwarten . Die
unglüdlichen politiſchen Verhältniſſe in den legten Kriege jahren zringen zivar den Staat zu großer Defonomie in allen Zweigen der Verwaltung. Allein gerade bieſe fönnte durch die Herſtel. lung einer ſo weſentlichen , und das ganze Königreich umfaſſen . den Communicationeſtraße bedeutend erleichtert werden . Und überdieß glaubt Sardinien durch ein ſo großartiges und gemeins
nüßiges Unternehmen ſeinem Credit mehr zu nüßen als zu ſcha . den, um ſo mehr, da auch viele der Nadybarftaaten weſentliche
Vortheile Daraus ziehen werden .
vereinigt. Dieſe Streitfråfte, hinreichend um die Forts des Bogue zu nehmen und die Einfahrt des Schu :fiang zu blokiren, konnten, wenn
man einen ernſtlidhern Feldzug unternehmen wollte, des Beiftandes der Truppen, die man von Pulo:Pinang und Calcutta begehrt hatte, nicht ents behren . Die Beſaßung von Hong : forg beſtand nur aus 1200 Mann, und im Fall eines Kriegszug8 wäre es nicht vorſichtig geweſen, weniger al8 400 Soldaten zu Bewadung der Colonie zurüczulaffen. Sir 3chn Davies hatte daher einen ſehr gültigen Vorwand, um den Beginn der Feindſeligfeiten nicht gewaltſam hervorzurufen. Während dieſer unaués weichliden Verzögerung hatte er mit ruhigeren Blict bie ungeheure
Verantwortlichfeit bemeſſen , die er übernehmen wollte. Groß gezogen in den verſöhnlichen Lehren der oftindiſchen Compagnie, und vertraut mit dem Ariom , daß England mit dem himmliſchen Reich in Frieden leben müſſe, hatte der Botſchafter, indem er ſeinen Degen zog, feiness wego bie Scheibe weggeworfen, und fleto die geheime Hoffnung bewahrt, daß eine Uebereinfunft ſeinem Lande die Nothwendigfeit der Teichten
und blutigen Siege erſparen würde. Der Vicefönig ſeinerſeits zeigte fich bereit ſeine limfehr zu friedlichen Geſinnungen zu unterſtüßen. Seit der Hinrichtung der vier Verbrecher, die den Engländern als die Haupt: ſchuldigen dargegeben wurden , waren eilf andere Chineſen zu Huang ſchu :fi verhaftet worden . Dieſe neuen Angeklagten wurden von den Behörden als in verſchiedenem Grade mitſchuldig an dem Morde der Europäer ſtrafbar erfunden. Einer derſelben wurde enthauptet , ein anderer ftrangulirt. Ein lrtheil emiger oder zeitweiliger Verbannung
wurde über die Fieben andern verhängt. Ungeachtet der anſcheinenden Nachgiebigfeit bei dieſen Verurtheilungen hatten die Richter dennoch nicht aufgehört , die genaue Compenſation des vergoſſenen Bluted als
Grundlage ihre& Ausſpruche anzunehmen . Wenn daher die Todesſtrafe
200 nur zwei der Gefangenen traf, ſo fonnte für ſechs Engländer, die nada Sir John Davies Behauptung als Dpfer eines Hinterhalte, nadi der Ausſage der Behörden von Canton in einem Handgemenge gefallen waren, das Schwert des Gefeßes nur ſechs Verbrecher hinrichten. Rising bot den Engländern überdieß ein Interpfand an von noch größerer und wirkſamerer Sicherheit als die moraliſche Wirfung dieſer ſtrengen
Urtheildſprüche. Er ſchlug ihnen vor, beſtändig zwanzig Polizeiagenten zur Verfügung des brittiſchen Conſul8 zu Canton zu flellen , denen es übertragen wäre die Bewohner der Factoreien zu begleiten , ſobald ſie die Stadt verlaſſen wollten , um fidh im Freien zu ergehen oder am Flußufer zu landen. Allzu glüdlich eine Gelegenheit gefunden zu haben, um den gefährlichen Weg zu verlaſſen , den er ſo unbeſonnener Weiſe
betreten hatte , ließ Sir John fich dießmal nicht von dem Klaggeſchrei abſchreden, das ſeine Landsleute bei dem erſten Gerücht von Friedenos unterhandlungen erhoben . Er nahm die Vorſchläge des Vicefönigs an, nicht wie eine vollſtändige Genugthuung, ſondern wie die Baſis eines Waffen Rillftandes , welcher ihm Zeit geben ſollte auf Lord Palmerſton die Verantwortlich feit eines entſchiedenen Bruches übergehen zu laſſen.
Von dieſem Entſchluſſe benachrichtigt, wurden die engliſchen Kaufleute aufgefordert ihre Geſchäfte zu verfolgen und aufs neue die Factoreien
zu beſchäftigen. Gin Dampfboot, der Vulture, wurde augenblicklich nach
Soson
ohne daß die moraliſche Kraft aller fremden Regierungen dadurch er: ſchüttert wurde. Wollte Gott , daß Amaral bei der Beobachtung der Abnahme europäiſchen Ginflufſe8 mit weniger Rühnheit die Treuloſig: feit chineſiſcher Mandarinen herausgefordert und ſich von dieſem Augen:
blid an minder fed in ſeinem Handeln und umýchtiger in ſeis nen Verbeſſerungen gezeigt hätte ! Aber Furcht war dieſeni edeln Gemüthe unbekannt , und er fonnte dem Verhängniß ſeines Muthes nicht entgehen . Die Parteien traten im Schooße des himmliſchen Reiches fortan deutlicher hervor. Einerſeits hatte Ki-ing , in den Rath der Krone aufgenonimen , ſeinen Einfluß darin verſtärft, indem er fick Ri: ſchan zugeſellte, den er von Sutſchuen mitgebracht hatte . Andrer: .
ſeits erhielt der alte Lin , ftet8 hartnädig , in Yün:nan die veralteten
Vorurtheile der Chineſen aufrecht und predigte den Haß gegen die Barbaren. 6: ſamuelte die zerſtreuten Notizen in dem himmliſchen iche, und gab eine politiſche Geographie in neunzehn Bånden heraus.
Dieſes Werf war dem fatholiſchen Cultus nicht minder feindlich als England; aber man muß, ſagte der ſchlaue Mandarin, die Franzoſen ſchonen, um ſich, ihre Mitwirkung zu fichern und lernen : die Barbaren durch die Barbaren zu befánipfen. Als der alte Lin im Monat Februar 1848 dieſen Ausſprudy that , hatte er keine Ahnung von der großen 11eberraſchung , welche in demſelben Augenblick der ganzen Welt durch
Singapore abgeſchidt, um die Sendung der Truppen aus Indien zu verhindern . Aber ſchon am 20 Februar fam einer der Steamers der Compagnie, der Audland, nachy Hong:fong, der eine Abtheilung Geſchüß von Ceylon mitbrachte. Sir John wollte beweiſen , daß ſein zutrauen auf die abgeſchloſſene Vereinbarung nicht durch die bittern Klagen über ſein Verhalten hatte erſchüttert werden fönnen , und gab dem Audland Befehl das Geſchüß ohne Verzug nad Pulo : Binang zurückzubringen.
die Franzoſen bereitet wurde .
Nan a valon a'& Tod. Engliſche Blätter (f. Shipping Gazette 23 Februar) melden den Tod dieſer Frau, deren Name wohl manchem
unſerer Leſer entfallen ſeyn wird. Ihr Tod iſt indeß fein ganz unwich.
tiges Ereigniß, denn er fann und wird ſicherlich nicht ohne bedeu .
Es war dieß ſeine leßte amtliche Handlung, das Packetboot des Monats
tende Folgen für Madagascar
Februar fändigte ihm die nahe Anfunft feines Nachfolgers M. Bonham an , und im Monat März verließ er Hong : fong, um nach Europa
Nadama , welcher im 3. 1829 ſtarb , hatte die Hova's , dieſen im Innern Madagascaro wohnenden Malaienſtamm ,
zurüdzufehren .
in der ganzen Inſel gemacht, und alle Völfer der Küſtengegenden ſeiner
.
bleiben .
Ihr Gemahl, der König
zum herrſchenden
Herrſchaft unterworfen. Dieß erreichte er zum Theil mit europäiſcher A18 die chineſiſchen Mandarinen den Berollmächtigten ſeine Kriego:
Unterſtüßung und neben den Officieren , die feine Armee einigermaßen
gelüfte ſo plößlich aufgeben ſahen , erwieſen ſie ihm feineswegs die Ghre
disciplinirten, famen auch die Miſſionåre ins Land . Als Nadama ſarb, behauptete ſeine Wittwe die Herrſchaft und führte ſie den Berichten
dieſe Umwandlung ſeiner Mäßigung zuzuſchreiben. Sie fragten fich vielmehr, welche Rüdſichten den Arm Englands , der ſchon gegen das himmliſche Reich erhoben war, zurückzuhalten verwiocht hätten. Unſichere
Gerüchte benachrichtigten fie von der Spaltung zwiſchen den europäiſchen Großmachten über die ſpaniſche Heurathsfrage , von den Beſorgniſſen, welche Lord Wellington ausgeſprochen, von den Plänen , welche die miß: trauiſche Erfahrung des alten Herzog8 Franfreich beimaß , den Fort: ſchritten der Vereinigten Staaten in der neuen Welt und der Finanza friſe, welche in Judien ausgebrochen war. Sie hofften, daß die Zwiſte
nach als wahre Meſſalina, hielt die Herrſchaft des Hovaſtammes auf: recht, vernichtete aber das auffeimende Chriſtenthum , und die Geſdichte Madagascard in den leßten 20 Jahren bietet eine mit vielen Grauſam : feiten gepaarte Recrudescenz des Heidenthums. Damit nicht zufrieden führte fie audy das Syſtem der Ausſchließung der Fremden überhaupt, und ſelbſt des fremden Handele, mit Strenge durch ,. fonnte inteß doch
nicht verhindern , daß fich die Franzoſen auf Norfi-Bé, einer fleinen Inſel im Nordweſten, fefiſegten und von da aus Verbindungen mit den
im Weſten noch lange für China Sicherheit gewährleiſlen würden. 68
benachbarten Negerſtammen Madagascard unterhielten , wodurch eine
läßt ſich nicht daran zweifeln , daß von dieſer Zeit an der Hof zu Peling ben Gedanken faßte, allmählich dem europäiſchen Drucke zu ent: ſchlüpfen , und durch Liſt wieder zu erobern ,, was ihm durch Waffen :
ſtete Aufregung dieſer Stämme gegen die Hova - Herrſchaft und das Regiment der Königin Nanavalona erhalten wurde. Auch im Norden, wo arabiſche Abfömmlinge, die Antalotſchen, hauſen, ſcheinen die Guro påer, namentlich Engländer, nie ganz verdrängt worden zu ſeyn. Die Nachricht in der Shipp. Gaz. beſagt , daß fie nach einer Niederlage und der Vernichtung des ſchönſten Theile ihrer Armee geſtorben ( oder wahrſcheinlicher geſtürzt und ermordet worden) ſexs, denn der Zuſamñenhang ihres Todes mit der Niederlage iſt ſonſt nicht flar. Ihr Sohn foll dem Chriſtenthum geneigt ſeyn , aber ob er nicht audy in ihren Sturz ver:
gewalt entriſſen worden war.
Am 22 Februar , am ſelben Tage als
der Audland wieder den Weg nach Pulo: Pinang einſchlug, verließ Rising Canton um ſich nach Pefing zu begeben. Obgleich man ihn mit Aus: zeichnungen und Ehren überhäufte, wurde ſeine Abreiſe dennoch von dem Volfe in Canton als ein Sieg über die Intereſſen der Fremden an:
geſehen . Die Provinz Ruang - tong fann nur durch beſtändige Gon:
ceſſionen gegen die Vorurtheile des Volfes regiert werden . Es iſt deßa
widelt wird, iſt eine andere Frage, die namentlich dadurch eine Bedeu
halb wohl möglich , daß der Hof zu Pefing fich über die zunehmende
tung erhält , daß die Niederlage des Heeres einen Aufitand der unters
Unbeliebtheit des Vicefönigs beunruhigt hatte, und durch ſeine Abberu:
worſenen Völfer vorausſeßt , und da die Niederlage ſo bedeutend reyn foll, ſo wird vielleicht die Hova - Herrſchaft überhaupt vorerſt wieder gebrochen , und es tritt wieder der alte verworrene Zuſtand auf der Inſel ein , der fremde Internehmungen erleichtert, und den die Fran:
fung die Aufregung ſtillen wollte. Wir waren nach Macao zurückgefehrt, als Kaufleute aus Canton ung von Risings Abreiſe benachrichtigten. Der portugieſiſche Gouver: neur täuſchte ſich nicht über die Bedeutſamkeit dieſes Ereigniſſes, und fah ein , daß die Sache Englands in China die von ganz Europa ſey.
Jedes Verſehen dieſer Macht war eine Niederlage der europäiſchen In:
tereſſen, und der Zauber der engliſchen Siege fonnte ſich nicht idywachen, Berlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
zoſen von Norfi : Bé , ſo wie von Bourbon aus benüßen dürften , um ihren Einfluß abermalo in größerem Umfang geltend zu machen , und vielleicht mehr Punfte zu beſeßen, die ihnen im Fall eines Bruche mit England von großer Wichtigkeit wären. 1
Verantwortlicher Redacteur Dr. & 0 . Widen mann .
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 51.
28 Februar 1852.
Wanderungen im europäiſchen Often .
bei ſind die Serben nicht ſo blinde Anbeter der Franzoſen wie
( Von G. v. N .......) 4. Von Belgrad nach dem adriatiſchen Meere. Majeſtätiſch erhebt fich Belgrab über die ungeheure Ebene,
bie Molbo - Walachen, ſondern fie wiſſen deutſche Bildung zu idäßen , wenn ſie auch von ber deutſchen Politik eben feine bes ſondere Meinung haben . Die Dampfichifffahrt auf der Sabe iſt gut eingerichtet, und
in der fich die Save mit der Donau vereint ; von den Strands
wenn auch die Ufer nicht beſonders anmuthig ſind, ſo gewährt
batterien hinauf bis zum Polygon, in dem das unſcheinbare Haus / doch der Anblick der zunehmenden Cultur auf der ſerbiſchen Seite bes Paſcha nebſt einer neuen ſchönen Moſchee liegt, fehlt es nicht
an trefflich angelegten Befeſtigungswerken und Caſernen ; aber bis
auf die legtern iſt alles im höchſt verfallenen Zuſtande. Das türkiſche Militär, das ich hier fand, ſieht ärmlich aus und ents behrt bergeſtalt aller militäriſchen Haltung, daß man von der
und der gänzliche Mangel auf der bosniſchen Seite, viel Stoff zum Nachdenken . Die Serben haben nämlich nur freie Eigens thümer gekannt; in den fruchtbaren bosniſchen Gegenden dagegen gab es Gut&berren und interthanen ; bort nahinen die erſten den türkiſchen Glauben an, um ihre Unterthanen wirfjamer bedrücken zu
preußiſchen Schule wenig gewahr wird, obwohl ein preußiſcher
können ; in Serbien bagegen, wo keine Kaſte herrſchend war,
General-Stabkofficier, Baron Moltke, und andere in Konſtans
blieb das Volf dem alten Glauben treu, und ſie ſind noch jeßt An
tinopel, die Inſtructoren gemacht haben . In gutem Anbenken in Jungmann, der jeßige holſteiniſche Major, und vor allem 3ocha
hänger der urſprünglichen orientaliſchen Kirche. Die katholiſchen Croaten haben auch in den öſterreichiſchen Landen viel von der Sittenreinheit der ſogenannten Raßen vers
mus, der nicht als Baron , ſondern als leidenſchaftlicher Solbat
loren ; mit dieſen Schimpfnamen belegen nämlich die Katholifen
von unten auf es bis zum Paſcha gebracht hat. Die unterhalb der Feſtung belegene Lürfenſtadt gibt ein
hier die Altgläubigen. In dem Gränzbezirk des Banater und
ber türkiſchen Armee find auch die Artillerieofficiere, beſonders
vollſtändiges Bild der Verarmung und zeigt, wohin eine wane
Grabiecaner-Regiments iſt nämlich die Moralität der Frauene zimmer auf einer ſolchen Stufe, daß die Dfficiere dieſes Corps
bernde Raſte kommt, wenn ſie im Volf, unter dem ſie wohnt, feine Sympathien zu gewinnen verſteht. Die frühern Gutsherren, denen ganze Bezirke oder wenigſten Dörfer angewieſen waren, um dars aus alle erlaubten und unerlaubten Gefälle zu erheben, haben
fie in der Dhrenbeichte mit ein Paar Duzenb Vaterunſer Fich die vollfommene Freiheit in jedem Sinnengenuß verſchaffen kann, woju eß an Aufforderung nicht fehlt, da das weibliche Gefchlecht
durch die Emancipation der Serben alles verloren , leben jeßt
hier nicht nur ſehr ſchön, ſondern auch ſehr verführeriſch anges
in größter Armuth und ſelbft Beys friſten ihr Leben als Waſſerträger. Die unterhalb der Feſtung liegende Serbenſtadt Dages gen gibt ein Bild friſcher Nationalität. Hier gilt bloß die Aris ſtokratie De Geiſtes , darum daß rege Streben etwas zu lernen ; bie
zogen iſt. Der Anzug nämlich beſteht in einem langen weißen Hemde, dem eine Schärpe vorgebunden iſt ; die ſchönen Haars flechten ziert ein Schleier oder ein Paar Blumen . Es hat der Geiſtlichkeit nicht an Macht gefehlt, und das fatholiſche Dom. capitel in Agram iſt ſehr reidy, allein ihre Wirkung anf Mos ralität entſpricht dem Aufwand nicht. Die arme orientaliſche
Schulen werden von aufmerkſamen Schülern beſucht, und mehrere
wurden von ihren Eltern nach Deutſchland geſchickt. Es wurde mir der Gohn eines reichen Mannes gezeigt, der in Norb Deutſchland erzogen worden ; er hat am meiſten darüber geklagt, daß ſeine Mitſchüler - er war in einer ſehr vornehmen Penſione -Anſtalt, denn man läßt ſich die Erziehung etwas koſten ibn fortwäbs
dieß Land für ihr Paradies halten.
Bebes Mädchen weiß, daß
Geiſtlich feit in Slavonien iſt viel moraliider, man ſagt, weil die Geiſtlichen verheuratbet find.
In Siſſel iſt ein ſehr belebter mandeløverfehr, denn hier
laden die größern Donaus nnd Save-Schiffe um, um mit Flei.
rend auslachten, weil er mehr arbeitete, und ihm ſtet8 vorwars fen : Du haft mehr Ducaten wie wir Thaler, und du biſt ſo
neren Fahrzeugen die Rulpa aufwärts nach Karlſtadt und die
dumm unb arbeiteſt mehr als die Lebrer wollen , oder zu bewirEen termögen. Seine Antwort war dann gewöhnlich: Euch bere
denke ich es nicht, daß Ihr nichts lernen wolt, Ihr habt in eurem
die Giſenbahn nach dem Norben, und dort über Fiume das mittelländiſche Meer erreicht. In Agram iſt ſeit ein paar Jaha ren ein für die Geſellſchaft des Königreiche Croatien wichtiges
Vaterlande Leute genug bie etwas wiſſen . Bei uns iſt das eine
Muſeum entſtanden , deſſen Vorſteher, ber Major Sablyar, die Förs
Save aufwärts über Agram nach Laibach za geben ; hier wird
Seltenheit, wir wiſſen, daß wirnurtaburdhbei uns etwas geta eben berungquedesſelbenzurAufgabe ſeines LebensGegenſtände gemaõhthat. Orläßt Peſth bie dorthin gebrachten zurücholen,
ten , wir müſſen daber etwas lernen ; denn der Sohn des erſten Generals iſt nichts, als das was er aus ſich ſelbſt macht. Das
welche dorthin geſchidt werden mußten, als die Ungarn noch die
wood
Croaten als ein erobertes Volf behandelten.
Uebrigen
202
geben
die Croaten jeßt ebenfalls im Siegesrauſche ihrer geretteten Na-
weber znfällig noch gleichgültig, und die Motion de l'orb Naas über das allerdinge tatelnêwerthe Verhalten Lord Clarendono in
Sonſt fonnte man hier fein gebildeter Menich
Bezug auf den Herausgeber des New World ", gehört auch mit
ſeyn , ohne deutſch zu ſprechen , unb bie Mehrzahl der Agramer
zu den Ingrediengien der Komödie, denn eß ſollte damit die
ſpricht beſſer Deutſch, wie die Wiener, jeßt iſt man zur Slavos
Möglichkeit abgeſchnitten werden, bie Whigregierung durch ein
tionalität zu weit.
manie übergegangen .
Zum Glück iſt der Ban Jelacic fein vers | Hereinziehen des angeſehenen Lord Clarendons aufzufriſchen.
ſlavter Deutſcher, ſondern ein deutſchgebildeter Slave ; er wird natürlich das jegt erwachte Nationalgefühl leiten, ſo daß es nicht in Nationalha umſchlägt. Die kleine Feſtung Carlovig iſt eine reiche Handelsſtadt
gemorten, feit eine Geſellichaft vor 40 Jahren die Hauptſtraße von dort über den Karſt nach Fiume gebaut hat. Die hieſigen reichen Kaufleute gehören allen Nationalitäten an, ſprochen aber gewöhnlich beutſch, ſo wie in Fiume italieniſch ; hier flagt man darüber, daß, obwohl beinahe jeder Menſch italieniſch ſpricht, man jeßt croatiſch ſprechen und ſchreiben fou. Hier hört man ſelten nur einen Bauern aus der Nachbarſchaft croatiſch ſprechen ; jeßt
ſoll der gebildete Stäbter die Sprache des gemeinen Volfes chreiben ; das erſcheint ſehr hart. Man hört bittere Klagen Darüber. 3n Irieſt freut ſich nur der fremde Soémopolit über die Gremtion der Stadt von den andern öſterreichiſchen
Staaten ; der Bürger in Mehrzahl iſt damit unzufrieden, indem iegt eine oligarchiſche Verfaſſung entſtanden iſt, die man in ihren Folgen ſehr fürchtet.
Beitbetrachtungen. (Sdluß .)
Da
iſt eine ſtarfe Sprache, die zwar von einem Corres
ſpondenten der Limel, die es feit Monaten an einer in Bezug auf die innern Verhältniſſe Frankreich eben jo ſtarfen Sprache nicht fehlen ließen, nicht gerade verrundern fann , die aber bei einem die öffentliche Meinung ſo tactvod beobachtenden und viels fach leitenden Journal immerhin Aufmerkſamkeit verdient. Wir haben vor einiger Zeit die Ausdrüde Graf Derby's , Graf Grey'8, Lord Broughame und Lord John Ruffels über die Sprache der engliſchen Journale gegen Franfreich getabelt, fie werben
von dem eben genannten Correſpondenten der Limes noch viel härter mitgenommen, und geradezu als eine Englanbe unmür. bige Heuchelei bezeichnet. Dieß Urtheil wird man nicht zu hart
finden, wenn man ſieht, daß die Handlungen ten Worten fo wenig entſprechen : nicht nur fint die in jebr umfaſſendem Maaße
betriebenen Rüſtungen Englands eine conſtatirte Ibatſache, fons dern das Miniſterium läßt ſich auch eben über eine ſolche Rüs
ſtungemaafregel ſdlagen, weil ſie nicht ſtarf genug war. Das iſt das ſtärkſte Dementi, welches die Gerren im Parlament
ihren tabelnden Bemerkungen gegen die Preſſe geben fonnten. Solche Künſte find abgenüßt, ſie werden niemand täuſchen , ſo wenig al die ganze Komödie, die über Palmerſtone Fall und über den Rüdtritt del Miniſterium aufgeführt wurde. In ſolo chen Stücken ſind die Engländer durch lange Uebung Meiſter geworben, und ſpielen ihre Rollen mit einem Ernſte Durdy, der
die römiſchen Auguren zu Schanden macht. Es iſt völlig lächers lich anzunehmen, daß ein ſolches nur durch die verworrene Stels lung der Parteien am Ruder erhaltene Miniſterium , der Held von hundert Niederlagen“, wie man es ſeit dem vorigen Jahre ſpöttiſch nannte, in der That Darum gefallen ſey, weil es eine locale Miliz ftatt der gewöhnlichen , allgemein verwendbaren haben
Wäre der Fall del Miniſteriums durch die innern Verhältniſſe Englanbe herbeigeführt worden, ſo hätte man die Gapangelegen. heit ober eine Freihandel@frage, worüber die Abſtimmungen im vorigen und vorvorigen Jahre jo nahe an Niederlagen des Minis fterium ftreiften , abgewartet , aber die Freihandeléfrage fou jest nicht aldbalb auf& Lapet gebracht werben , bennt fie müßte die
nöthige Einigkeit im Parlament nothwendig ſtören , und eine una mittelbare Auflöſung des Parlamente herbeiführen, die jeßt nicht beabſichtigt ſcheint.
Noch im vorigen Jahre hätte die Ernennung eines Lorymis nifteriums einen Sturm in der Preſſe und in einem großen Theil des Landes aufgeregt, ießt nimmt man ſie hin als die natürlichſte Sache von der Welt . Warum nicht ? Vor einem Jahre wäre augens
blicklich nur bie aufregende Frage des Freihandele auf & Tapet gefommen , und die Wahlen wären unter dem Feldgeſchrei: „Freis handel" ober „ Schuß der Nationalinduſtrie" aufgenommen worden . Nichte von dem jeßt, dieſe Frage iſt jedenfald bie nach den Wah len vertagt, und deren Ausgang wird entſcheiden , was die Regie rung in dieſer Beziehung thun fann und thun wird. Gegents wärtig handelt es fich durchaus um die aufwärtigen Verhältniſſe ,
denn England, das im vorigen Jahre allenthalben aufregte und angrifféweiſe zu Werfe ging, iſt jeßt in die Defenſive geworfen. Die Lorieg waren den großen öſtlichen Continentalmächten ſtets lieber im Amte als die Whigs : e8 iſt dieß eine hiſtoriſche und feinese wegs unbedeutende Tradition.
Von 1792 bis 1815 waren mit
einer ſehr kurzen Unterbrechung die Tories im Amte, die Whige aus Dppoſition und durch Dppoſition neigten fich mehr zur Auljöhnung mit Frankreich, obgleich auch ſie im Amte an dem Sadhverhalt nicht ändern fonnten . Im Jahr 1830 traten die
Whige ing Amt, und zu gleicher Zeit gab ſich die Nothwendiga feit der weſtlichen Allianz fund, deren Hauptleiter Lord Palmers fton wurde, zuverläſſig mehr auf Nothwendigheit als aus Wahl. In 3. 1847 förberte England die parlamentariſche Oppoſition in Frankreich, um das Bündniß zwiſchen Rußland und Frankreich wo möglich zu brechen ; durch die Revolution des F. 1848 ward Das weſtliche Bündniß erneuert, oder Franfreich mindeſtens zu einer Neutralitat genöthigt. Der Umſchlag ber Dinge vom 2 Dec.
machte eine Fortjeßung des weſtlichen Bündniſſes unmöglich, unb nun fiel zuerſt Lorb Palmerſton, dann ihm nach das ganze Cabic net, welches dieſe Politif gut geheißen hatte.
Gibt man die Riche
tigkeit dieſer Argumentation zu, bann wird man auch ohne Mühe begreifen, warum Lorb Palmerſton dem Miniſterium Ruſſel ben Lobedftreich berſeßen mußte. Niemand fann vorausſagen , wie es in Frankreich gehen wird, die Meinung ſcheint fich aber enticies bener dahin zu neigen, daß Prinz Ludwig Bonaparte, unfähig
ben paffiven Widerſtand im eigenen Lande zu brechen , umrungen ron Schwierigkeiten aller Art und namentlich außer Stande, die 1 ford Clarendon hatte, wie viele engliſche Vicefönige Irlande vor ihm, einen gewiſſen Birch beſtoden, daß er in ſeinem Journal die Sache
der Regierung verfechte. Dazu hatte er demſelben aus Regierungemitteln
lage abſichtlich gewählt und unter den verſchiebenen Parteien
3700 Pf. St. gegeben ; diefer aber verlangte immer noch mehr Gelb, und fofam es endlich zum Proceß, worin die ganze Geſchichte aufgedect wurde. Cord Clarendou trat als Zeuge barin auf, und erfeßte die 3700
verabredet war. Auch daß Palmerſton den Streich führte, ift
eigenen Sad .
wollte ; eß iſt ganz klar, daß Zeit und Veranlaſſung der Nieders
Pf., die aus den Geldern der Regierung genommen waren , aus ſeinem 1
wowow
203
bei den untern Claſſen rege gemachten Erwartungen zu erfüllen, endlich den Krieg nach außen beginnen werde. Zurück fann er
nicht mehr, er muß vorwärte auf ſeiner Bahn , und der Krieg bietet ihm ein mögliche Auffunftmittel an ; nimmt derſelbe einen günſtigen Verlauf, ſo iſt er des Erfolges auch im Innern ziemlich ſicher, und der Verlauf des Kriege ſelbſt ſammelt eine Menge Menſchen und Intereſſen um ihn, die ſich ſonſt fern ges talten bätten . Es iſt einleuchtend, daß unter ſolchen Umſtänden alles auf
die perſönlichen Anſichten und Entſchlüſſe eines einzelnen Mens ichen ankommt, alle Berechnungen ſomit trügeriſch ſind: Der Krieg
fann beginnen , es iſt aber auch möglich, daß die Schwierigkeis ten im Innern Franfreiche dermaßen rrachſen , daß er ſich zum Midtritt genöthigt ſieht. In einem ſolchen Falle tritt die Mögs lichkeit und Wahrſcheinlichkeit eines Bündniſſes zwiſchen Franf. reich und England wieder auf, und dann iſt Lord Palmerſton , der Mann , unter deſſen Streiche Ruſſell fiel, wohl zur Uebernahme des Miniſteriums augerſehen. Palmerſtong Auftreten im Parlament, ſein Schweigen wie jein Heden, find ſomit jeße von
sooon
fluffee in Aegypten und der Möglichkeit dieſen Weg offen zu er halten, muß für England ein casus belli werben . Während man gegenwärtig die ganze Aufmerkſamkeit auf den Weſten, auf jeden , auch den fleinſten Schritt des Prinzen Ludwig Napo leon richtet, fann plößlich von Dften eine Nachricht fommen,
welche einen Bruch unvermeiblich und England zum angreifenden Sheil macht, während es ießt in Europa völlig auf der Defenfive ſteht. 31 Aegypten und in 3nbien, wo die Angelegenheiten an der Weftgränze eine ſehr unangenehme Wendung zu nehmen deinen und alle Stämme von Peſdhyawer bie über Schifarpur hinaus in
ungewöhnlider und gefährlicher Aufregung fint, liegen die drin.
gendſten Fragen für England, verlegenheitsroller als ſelbſt die belgiſche und piemonteftiche.
Hier find die Verhältniſſe flar :
England hat im Fall eines Bruch faſt nur mit ſeiner Flotte zu wirken ; in Indien und in Aegypten iſt dieß anders : da müſſen ungeheure Truppenmärſche und Druppenſendungen mit einem Aufwand von Geld und was oft noch mehr iſt, von Zeit gee macht werden, der, wie wir am Cap ſehen , feineswegs immer
fich lohnt. Es wäre durchaus nicht unmöglich, daß die feindſeligen
großer Bedeutung. So lange zu fürdyten iſt, daß Prinz Ludwig
Schritte Frankreichs gegen Belgien, Piemont und die Schweiz
Napoleon gegen Belgien und Piemont und damit gegen England auftritt, und noch mehr, wenn dieß wirklich geſchieht, wird lord
borerſt nur Maéke find, einleitende Schritte für ſpätere Evene
tualitäten , wenn England bereits anderswo beſchäftigt iſt. Daraus
Derby, ſoweit immer die auswärtigen Verhältniſſe einen entſchei. | ließe fich die friedliche Sprache des Moniteurs erflären, abgeſehen denden Einfluß außüben, am Ruder bleiben , und ford Palmers fton keine oder nur eine Scheinoppoſition machen. Sollten aber
die Aſpecten auf einen Umſchlag der Dinge in Frankreich deuten, ſo wird Lord Palmerſtons Dppoſition eine ernſthafte werden, denn ſein Eintritt ins Miniſterium wird dann nicht bloß mög lid, ſondern eine ſelbſt von Graf Derby am wenigſten beſtrittene Nothwendigkeit. Dieſe diplomatiſche Fidmühle erklärt fich hauptſächlich aus
von der Drohung, baß beim erſten Marſch franzöſiſcher Sruppen
gegen Belgien 10,000 Engländer Antwerpen bejeßen ſollen , ein Schritt, der einigen Angaben zufolge ſelbſt Rußlande Zuſtim mung babe, das dieie Gelegenheit ergriffen zu haben ſcheint,
ſeine ewigen Feinde, die Polen , aus dem belgiſchen Kriegebienft zu entfernen. Eine ſolche Zuſtimmung Rußlande würde indeß ſein ſpäteres Verfahren ſorrerlich mit Beſtimmtheit präjubiciren ,
dem Verhältniß Englanbe zu Deutſchland und der dauernb feinds
denn vorerſt hat Rußland, ſo gut wie England, mehrere höchſt ungewiſſe Eventualitäten in Ausſicht. Jegt noch wirb feine
ſeligen Stellung zu Rußland : ſobalb Franfreich Feindſelig gegen
Macht, Franfreich ſo wenig wie eine andere, fich den erſten
Belgien und Piemont auftritt, muß man die deutſchen Mächte idonen und zu gewinnen ſuchen, weil in ihnen allein ein Halt und Hülfe zu erwarten iſt; ſobald aber Frankreich Frieden hält,
Streichen Englands und ſeiner ungeiheilten Kraft ausſegen wollen , aber im Drient fönnten die Kämpfe unb Verlegenheiten Englanbe beginnen , und dann erſt zu weitern Reibungen in Europa führen. Wir deuten dieß nur an, denn das Feld der Möglichkeiten iſt groß, und ſo viel iſt gewiß, daß die Anzeichen des erſchütterten Friedenszuſtandes zu zahlreich und zu deutlich
jo wird man ſich beſſen bedienen, um feine Einigung in Deutſch ein Ziel, wobei Franfreich ebeu ſo land auffommen zu laſſen
ſehr wie England betheiligt ift. Kommt es zum Kriege, ſo ift
Franfreich iſt ein zu
ed um das ſogenannte europäiſche Gleichgewicht, um die jeßige
find, ale baß man fie überſchen fönnte.
Territorialeintheilung in Europa , zuverläffig geſchehen , und alle
bedeutended Land, als daß eine ſolche Veränderung, wie fie im December Daſelbſt vorgegangen, ohne nachhaltigen Einfluß auf Europa bleiben fönnte, und dieſe herrſchente Anſicht hat bie Unbeslaglichkeit der Stimmung geſteigert: Europa iſt ſehr frank, und die Symptome zeigen ſich bald im Innern , balb im Aeußern ,
jeit 36 Jahren auf die lange Bank geſchobenen und ungelößten Streitfragen in Europa brechen auf, wie ſchwärende Wunden , Was daraus hervorgeht, fann fein Menſch berechnen , daher die inſtinctartige Furcht vor einem allgemeinen Kriege : alle politis iden Verhältniſſe Europa's find plößlich in Frage geftellt.
Daraus erflärt ſich die Eingange erwähnte drüdende Stim. mung, die auf dem Horizont Europa's lagert. Wäre es in deb nur die Stellung des Prinzen Ludwig Napoleon, welche dieſe Stimmung verurſacht, ſo fönnte man die Sache für eine bors
übergehende anſehen, allein nicht nur fönnen von ſeiner Seite Schritte geſchehen , die, einmal gethan, nicht mehr zurückzunehmen
weil zwei Aufgaben zu löſen ſind, die ſich mannichfach durch freuzen.
Die Lesghier. Die Nouv. Ann. des Voyages (Januar) enthalten eine Abhands lung über das nördliche und ſüdliche Dagheftan nadi ruſſiſchen Quellen von Fürft Emanuel Galißin. Der Redacteur des genannten Journalb,
ſind und einen fortwirkenden Anſtoß geben, ſondern das Ereigo niß in Frankreich hat auch bereite in weitern Kreijen ſeine Wir.
ør. Vivien St. Martin , befannt durch ſeine Arbeiten über die fau: fafiſchen Völfer und deren Wanderungen, hat dazu einen Anhang über die Ledghier gemagt, den wir als einen ſehr werthvollen Beitrag zur
fung gethan : es hat auf die Stellung England& im Orient eins gerirft, unb bie neueſten Nachrichten aus Aegypten lauten der
Ethnographie hier etwag abgefürzt mittheilen.
Art, daß man glauben ſollte, bort ſtehe die Sache Englanto ichlecht , und die Eiſenbahnangelegenheit gerathe ine Stoden.
Herodot fennt ihn ídon 450 Jahre vor unſerer Zeitredjnung unter der georgiſchen Form Lighyes (eigentlid Lelhi) ; die Kriege von Pompejus
Der Name Legghi oder vielmehr Leffi iſt ſehr alt im Raufaſus,
Hier iſt aber die Stelle, wo England zunächſt verwundbar iſt,
in Albanien, 400 3. nach Herodot, bringen fie abermals zur Kenntniß
überwiegenden Ein.
bet Dccidents , dod ohne nähere Angaben in geographiſcher oder ethnos
Denn eine entſchiedene Gefährdung Teine
wo
204
graphinder Hinſicht, wenigſtens nad den wenigen Worten, die Strabo einem der Geſchichtſchreiber des römiſchen Heerführero entlehnt; Strabo fahreibt Legh , was die georgiſche Form noch deutlicher als Herodot wiedergibt, und die Wohnfiße die er ihnen anweist, neben den Ghelen, verſeßen ung ins nördliche Dagheftan, in das Thal des Roi:ſu, wo die fetghi noch ießt an die Galga : Ildhetſhenzen angränzen. In den alten Nationaldþronifen der Georgier ſind die Lelhi als urſprüngliche Bevöl. ferung des öflichen Raufaſuo genannt, und ſie gehören ihrem Urſprung nach den iraniſchen Völfern an. Gine alte Localüberlieferung läßt fie
mit den Ghelen auf Maſanderon kommen , und dieſe in orientaliſchen Sáriftſtellern des Mittelalterð aufbewahrte Ueberlieferung wird durch die Uebereinſtimmung mit den Nachrichten, welche die Römer im erſten Jahrhundert vor unſerer Zeitrechnung aus jenem Lande brachten , noch
nur allzu oft gerechtfertigte Furcht ein , und ſo ſind ſie für jeßt nur ſehr unvollſtändig gefannt ; in viele ihrer Thaler find nie Europäer eingedrungen, und namentlich hier hofft man noch Stämme zu finden , in denen die urſprüngliche Race fich mehr oder minder rein erhalten
hat. Weit mehr als Tſcherfefſen, Dſen und Tſchetſchenzen , waren die Legghier ſeit langen Jahrhunderten Miſchungen ausgeſeßt, unter denen fich der urſprüngliche Charakter der Nacen vermiſchte. lInſtreitig findet fich bei vielen von ihnen ebenſo viel finniſches, türkiſches , perſiſches, .
georgiſches, armeniſches oder arabiſches Blut, als rein ledghiſchet. Man ſchildert ſie daher in ſehr allgenieinen Ausdrüden als von hohem Wuchſe, kräftiger Geſtalt und wildem Ausdruck der Phyſiognomie. Roch, welcher
merkwürdiger. Jeßt noch ſind die Lef einer der wichtigſten eingebornen
ihren phyſiichen Eigenthümlichkeiten beſondere Aufmerkſamkeit ſchenkte, ſagt ſie ſeyen hinſichtlich der förperlichen Schönheit den Völfern des weſllichen Raufaſus nicht zu vergleichen , und bemerft gelegentlid, fie
Stämme in der Ilmgebung des Urmiahſeed , und alles deutet an, daß in einer mehr oder minder fernen Zeit, jedenfalls aber mehrere Jahr:
hätten dunkelbraune Haare und nicht ſehr ſtarken Bart , 1 während die alten Albanen uns als ein Volf mit blauen Augen und hellen Haaren
hunderte vor unſerer Zeitrechnung, die Ledghier ſüdlich von den Kurmüne dungen gegen die Südweſtece des faſpiſchen Meered wohnten ; ſobald ſie den Kur überſchritten hatten , ſeßten ſie auch ihren Zug länge dem faſpiſchen Meere fort , und verbreiteten fich im Dagheflan . Dad Wort „leza das fich noch in einem ihrer Dialefte unter der Bedeutung „ Mann “ findet, liefert die wahrſcheinlice Etymologie ihres Namens ; in andern Dialekten iſt das Wort in Legh und Lefh verändert , woraus wohl die georgiſche Form deoſelben entſtand ; die neuen Georgier , ſo wie die Armenier , fagen gewöhnlich Leffi. Der Name Hannoatſche , den die Tidherkeſfen den ledghiſchen Völfern gaben , erinnert auffallend an den
geſchildert werden . In ihren Sitten und Gewohnheiten unterſcheiben fich die Ledghier nicht weſentlich von den andern Bergvölfern des mittlern und weſtlichen Kaufaſus, nur find fie troßiger in ihrem Weſen und räuberiſcher; aber eines zeichnet ſie aus, daß ſie nämlich jedem um Sold dienen , der fie zahlen will : fie find die Schweizer des Kaufaſus. Ihre Waffen find
Namen Heniochen, den alte weſtliche Schriftſteller ſeit dem 6ten Jahrs hundert vor unſerer Zeitrechnung unter der Uferbevólferung des öſtlichen Hintergrundes des ſchwarzen Meeres aufführen , und dieſe Andeutung, nebſt vielen andern macht es wahrſcheinlich , daß in ſehr alter Zeit, vielleicht eben damals als die Lelhi Aderbeidſchans neue Wohnfiße nördlich vom Kur ſuchten , einige ihrer Stamme fich wefilich gegen das Gebiet des Phafis ausbreiteten, wo die Geſchichte fie ſpäter unter dem berühmten Namen der Laſen findet. Wie alle Bergvölfer , unb namentlich die faufafiſchen, theilen fich die Ledghier in eine Menge unabhängiger Stamme, und jeder Stamm .
zerfällt wieder in kleinere Gemeinden , ähnlich den Tleudi der Tſcher: feſſen und den Gau der Dſen und Tſchetſchenzen.
Die ledghiſchen ,
in ihren Thålern iſolirten Stämme haben feinen gemeinſamien Namen mehr für ihre Nation, und wenn ſie den Namen Leoghi oder Leghi fens nen, ro haben fie ihn von ihren weſlichen Nachbarn vernommen . Dieſe
3ſolirung der meiſten legghiſchen Stamme , und ihre zu verſchiedenen Zeiten vorgegangene Miſdung mit fremden , namentlich finniſchen 1 Stämmen im Norden erflaren es leicht, weßhalb ihre urſprüngliche
Gewehr, Säbel und Doldy , deren ſie fich mit vieler Geſchidlichfeit be: tienen . Sie tämpfen zu Fuß wie zu Pferd , während der Tſcherkeſſe
von ſeinem Roß unzertrennlich iſt. In ſeiner Veimath fennt der Leeghier ben Gehorſam nicht , im Felde aber befolgt er ſtreng alle Befehle des Beladi, oder Anführers, den die Truppe gewählt hat. So lange die Ver pflichtung dauert und der Sold regelmäßig gezahlt wird , bleibt der
Legghier unverbrüdlich treu, und die Sache, der er dient, fümmert ihn wenig. Dieſe Gewohnheit der Auswanderung iſt allgemein bei den Ledghiern, daher kommt es , daß eine große Zahl von ihnen außerhalb der Heimath ſtirbt. Durch ihre Räubereien fins die ledghier der Schreden ihrer Nach :
barr: geworden.
Georgien namentlich hatte von ihren Ginbrüchen viel
zu leiden, und erſt die Nuſſen haben, ſeit fie fich Meiſter der Provinzen
am Kur gemacht, denſelben ſo ziemlich ein Ziel gefeßt. Gewöhnliche gegen Ende Mai brachen die Ledghier aus ihren Bergen in die Ebene vor , hielten ſich auf den Höhen an den Flüſſen oder im Gebüſch vers ſteckt, und überfielen dann die Dörfer, um ſich des Vieh8 zu bemächtigen und Gefangene fortzuführen , durch deren loskauf fie gewannen. Das Leben eines Gefangenen hängt von dem illen deſſen ab , der ihn ge: fangen nahm , ſobald er aber die Schwelle eines Hauſes überſchritten , ſteht er unter einem gemeinſamen Gefeß.
Man kann ihn nicht mehr
Sprache in eine ſo große Menge Localdialekte zerfiel, von denen fich
verfaufen, noch außerhalb der Grängen des Kaufaſuo geben und ebenſo wenig ohne Entſcheidung der Gemeinde tödten. Der nicht losgekaufte
manche ſo ſehr unterſcheiden , daß fie als beſondere Sprachen betrachtet
Gefangene muß zehn Jahre im Hauſe ſeines Herrn dienen. Die Hauptbeſchäftigung der Ledghier in ihrer Heimath iſt die Hut
werden können. Schon Strabo záhlte deren 26 bei den Albanen, was unſere Legghier find , und die Schriftſteller des Oriente hatten dem
der Heerden , denn ihre falten Berge geſtatten wenig Aderbau ; nur in
öflichen Kaukaſus den Namen Dichebel alalſan , Berg der Sprachen,
den niedrigen Theilen des Landes beuten fremde Coloniſten mehr den
gegeben , weil man hier ihrer Angabe nach gegen 300 verſchiedene
Boden aus. Die Induſtrie der Frauen beſteht namentlich in der Berei: tung von Teppichen und eines diden Stoffe, in den die Männer fich
Spraden fanb.
Güldenſtadt hat zuerſt im Laufe ſeiner langen Wanderungen im
kleiden. Das Nationalcuftüm gleicht deni der Turfomanen ; überhaupt find
Rautaſus Wörterbücher der bedeutendſten leeghiſchen Dialette geſammelt,
die häuslichen Sitten dieſelben wie bei den andern Bergſtammen : audi
und dieſelben zu gruppiren geſucht. Or theilt fie in acht Gruppen, Klap:
Fte werden regiert durch ihre Aelteſten! (Kemſki) und ſie haben ihre
Verſammlnngen von Notabeln , wo bedeutendere Streitigkeiten ge: roth in vier, neuere ruflicheSarithellerin fieben, aberwahrſcheinlich be find wir mit den Gruppirungen noch feineswego am Ende. Die ledghier ſchlichtet, und allgemeine Intereſſen abgehandelt werden. Faſt alle find
find meiftens noch frei vom ruſſiſchen Joch , flößen den Fremden eine i Silaproth hat eine große Anzahl finniſger Worte geſammelt, die bei den Andi, Akurcha, Dido, Kalykumüfen und andern ledghiſchen Stämmen des obern Dagheftans gebräuchlich ſind. Einerſeits iſt es nicht unwahrſcheinlich , daß die Lesghier bei Ihrer Antunit in dieſer Gegend ſchon eine aus den altalichen oder urailſchen Ländern herabgeſtiegene Bevölkerung vorfanden, andererſelig weiß man, daß die Chaſaren , ein finniſches Bolt , Jahrhunderte lang den ganzen Norden des Kautaſus beherrſchten , und abgeſehen blevon konnten auch noch andere Völker desſelben Stammes hier Colonien zurücialien während der großen Bewegung der
ſunnitiſche Modlems. Der Neiſende Fortune, der bereits ein Wert „ drei Jahre
in den Nordprovinzen China'g" herausgab, will jeßt ſeine Erfahrungen über den Theebau in einem neuen Werke „ Gines Botanifer& Beſuch in
den Bohea- Bergen und Thee-Diſtricten China's unb Indieng“ zuſam: menſtellen . (Athen . 21 Februar . )
nomadiſchen Şorden in den erſten Jahrhunderten unſerer Zeitrechnung, namentlich die Awaren , deren Mame einem Stamme der nördlichen Ledghler geblieben ift.
1 Er rah übrigens nur Lesghier aus Georgien und der Provinz Kuba .
Verlag der 9. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widen mann. ( Beilagen : 'Intelligenzblatt Nr. 2 und Umſchlag zum Monat Februar. )
1
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. M " 52.
1 März 1852
Lord Palmerſton , England und der Continent. von
. l. Orafen ficquelmont,
Erſter Artikel.
dürften ; auf der andern Seite aber ſind die innern und äußern Verhältniſſe Deſterreichs ſo verwidelter und Gäflicher Art, daß man der Regierung faum berargen fann, daß fie nicht allen Meis nungen und Anſichten den Zügel ſchreßen läßt. Daher das ges
Es iſt eine in moraliider wie in politiſcher Beziehung Reis
miſchte Syſtem , das man ießt in der öſterreichiſchen Preſſe bes
nedwegs gleichgültige Erſcheinung, daß ſeit drei Jahren eine vers
merkt, daß man nämlich nicht, wie viele wünſchen, die Cenſur wieder einführt, ſondern den Redactionen Weiſungen über die Punkte ers
hältnißmäßig große Zahl Männer, die durch Geburt und geleis ftete Dienſte einen hohen Rang in Deſterreich einnehmen, die
Feber ergriffen haben, um ſich über dic äußern und innern Ver. hältniſſe Deſterreichs audzuſprechen. Wir halten die Erſcheinung
moraliſch , nicht bloß politiſch, für bedeutſam und zwar in retro .
theilt, welche ſie unberührt zu laſſen haben. Das Syſtem hat ſeine Nachtheile und Unbequemlichkeiten , man fann über das Maaß und die Mittel ſtreiten, aber, wie die Sachen ſtehen , das Gyftem faum vertrerfen. Schriften , wie die bed Orafen Ficquelmont, machen
ſpectiver, wie in proſpectiver þinſicht. Defterreich hatte ſich vor 1848 politiſch abgeſperrt, und politiſche Bildung war mit wenis gen Aufnahmen tað Eigenthum einer an Sahl beſchränften
bazwiſchen hinein Epoche, und ſollen augenſcheinlich ber öffentlic chen Meinung durch die Kraft und Stärke der Beweidführung eine
Claſſe. Die herrſchende Anſicht über das ſo wenig gefannte
feincêwegs, wie man nach dem Titel vermuthen ſollte, bloß die
Deſterreich war Geringichåßung, und das raiche Emporlobern der Revolution, bas ſchnelle Kinabrollen an den Ranb des Ab.
äußere Politik Dae Werf joute zwei Bände ftarf werben, aber die Greig
grunbes, in den der Staat unfehlbar ſtürzen zu müſſen ſdien,
niſſe haben den Verfaſſer, wie er in der Vorrebe der deutſchen Audgabe ſagt, überholt ; wäre das Ganze zumal erſchienen , ſo wäre der Sitel richtiger, ſo aber nehmen die ſpeciellen Verhälts
alles tas war eher geeignet bie herrſchende Anſicht zu unters
ftüşen, als fie umzuſtoßen. Erſt die Art, wie ſich Defterreich
gemiſſe Richtung aufbrücken , denn das vorliegende Buch behandelt
in furzer Zeit aus ſeinem tiefen Verfall aufraffte, madite die raſchen Urtheilsſprecher flußig, und wir glauben die zahlreichen ,
niſſe Defterreichs, die er als Grundlage vorangeſchidt, einen ſehr
von Perſonen aus der regierenden Claſſe Deſterreichs herrühren, den Schriften hauptſächlich dem mehr oder minder flar gedachten
gerechtfertigt. Das Werk erſchien franzöftich und deutſch zur gleid, und war auch von dem gewandten, des Franzöflichen voll
Wunſche zuidhreiben zu müſſen, der Welt zu zeigen , daß man in
fominen mächtigen Diplomaten wohl urſprünglich franzöfiſch vers
Deſterreich nicht ſo einfältig geweſen ſey als oberflächliche Bes urtheiler geglaubt. Außer dieſem moraliſchen Grunde mag wohl
welche Stellung England ſeit dem Frieden von 1815 in dem
auch der politiſche bie Schriftſteller geleitet haben , ihr eigene8
bieber ſo mannichfach im Dunkeln gelaſſenes Publicum über den Stand der Dinge aufzuklären , und dieſe Aufflärung nicht bloß einer jungen , vielfach befangenen Preſſe zu überlaſſen . Erwägt man das volle Maaß der Schwierigkeiten, von denen die öſterreichiſche Regierung auch jeßt noch umrungen iſt, ſo ers
flaunt man nicht über das Maaß der Schreibfreiheit, das man
der Preſſe entzogen, ſondern über das was man ihr noch gelaſ.
bedeutenden Theil ein, und hätten einen etwas veränderten Titel
faßt. Der Grundgebanfe desſelben iſt wahrſcheinlich ber, zu zeigen europäiſchen Syſtem eingenommen, wie dasſelbe, anfänglich mit den drei nordiſchen Mächten eng verbunden, ſich allmählich von
dieſen lodgemacht, bann ihnen feindlich entgegengetreten. Der Zeit. punkt, als dieß offen geſchah, al8 dieſe Feindſeligkeit ihren Höhepunkt erreicht hatte, war wohl auch der Zeitpunft der Ges
nefis bieſes Werfe&, und es iſt höchſt bezeichnenb für den raſchen Gang unſerer Zeit, daß dieß Buch, deſſen Niederſchreiben einem ſo erfahrenen und gewandten Mann wenig Zeit wegnehmen
ſen hat. Preßbeſchränkungen haben ihre widerwärtige Seite, fonnte, da das Material wohl ſehr vorbereitet in ſeinem Ropfe nicht bloß für den welchen fie treffen, ſondern auch für den der
lag, unvollendet erſcheinen mußte, um nicht ganz antiquirt her
fie ausübt, und wenn man ſich erinnert, bis zu welchem Grab
quêzukommen ; denn es iſt gar nicht unmöglich, daß das Syſtem ,
die Preſſe vor 1848 gefnebelt war, ſo iſt es feine übertriebene Behauptung, daß es den Höhergeſtellten nicht wenig Mühe foſten muß, ihre Untergebenen von einem Zurüdfallen in den alten
Englanbe, das fich in Lorb Palmerſton verkörperte, von Stund
Preßzwang abzuhalten . gar nicht.
Das mag, barod erſcheinen, iſt es aber
Den Miniſtern kann mit der Cenſur nicht gedient
feyn, denn ſie haben allzuviel alten Unrath quêzufegen, als daß ſie nicht eine geriffe Unterſtüßung der öffentlichen Meinung bes
an nicht bloß temporär, ſondern dauernd aufgegeben werden muß. D6 legtered wirflich der Fall iſt oder nicht, hängt von Ereigs niſſen ab, auf welche England wohl einigen Einfluß ausüben, die es aber nicht beherrſchen fann. Defterreich Stellung unter
dieſen Umſtänden iſt eine ganz eigenthümliche: wie es im Jahre 1808 , ale bie Berrſcher des Dftene und Weftene, Napoleon und
206
Alerander, in Erfurt zuſammentrafen , fich bei Seite hielt, ſo muß es auch jeßt eine beobachtende Stellung einnehmen, und nur ſeine innern Zuſtände zu verbeſſern ſuchen, um in dem ents ſcheidenden Augenblide mit der nöthigen Kraft auftreten zu können. Dieß Verhältniß macht des Verfaſſer Bemerkungen
Gooon
Mechanismus. Schon Maria Shereſia hatte bielen einfeitlichen Gebanfen erfaßt, Kaiſer Joſeph ihn ſogar zu raſch audzuführen
1
geſucht, aber die ſeit dem Jahre 1848 in Deſterreich vorges
.
fallenen Greigniſſe und die Geſtalt, welche die Revolution das
ſelbſt angenommen, haben ten Beweis geliefert, daß, wenn es
in hohem Grabe beachtends
auch dem Kaiſer Joſeph an Klugheit gefehlt haben mochte, bens
werth, denn Deſterreich iſt der Schlußſtein bes jebigen Baue8
noch die richtige Würdigung deſſen , was die Zukuuft des öſters
über die innern Zuſtände Deſterreich
Des europäiſchen Staatenſyſtems; ſeine Stellung iſt feine widfürs
reichiſchen Kaiſerſtaate erheidhte, ihm feinestrege entgangen war.
lid gewählte, ſondern eine durch die Lage der europäiſchen Bere hältniſſe gegebene, und dieſe durch den Zwang der äußern Ver. hältniffe gebotene Stellung wirft zurück auf die innern, ſomit
Die Ereigniſſe in Galizien (1846) und noch in weit höherem Grade die in Ungarn find die beredtefte Apologie ter politiſchen Anſichten Kaiſer Joſeph8." Wenn Or. 8. furz zuvor bemerkt, dies
Theil feines Lebens in diplomatiſchen Geſchäften zugebracht,
Revolution in Deſterreich ſey eine Revolution aus Schwäche gemelen , und bereits ſeit langem habe niemand ſich mit der oberſten Gemalt befaſſen wollen ", io ſagt er eigentlich nur, daß
mußte das Gewicht dieſer äußern Stellung Deſterreich
im volls
niemand den entſcheidenden Schritt hate thun trollen , die polis
ften Maaße fühlen, und die innern Verhältniffe denſelben um ſo
litiſche Verfaſſung der übrigen Kronländer, und namentlich die Des wichtigen Ungarns, in Einklang mit der Centraliſation der Verwaltung zu bringen. Solange der Kaiſer an der Spiße des deutſchen Reichs ftand, fonnte fich Ungarn mit ſeiner Nebenſtellung begnügen, ale aber aus dem deutſchen Kaiſer ein öſterreichiſcher Kaiſer wurde,
auch auf deren Beurtheilung. Ein Mann, wie Graf Ficquelmont, der beit bedeutendſten
mehr unterordnen , je größer und tiefer greifend die Veränderung
im ganzen europäiſchen Staatenſyſtem geweſen wäre, wenn eine weſentliche Umgeſtaltung Defterreich im Sinne einer ſtårfern Decentraliſirung erfolgt wäre. Man ermäge nur, daß Ungarn im 3. 1848, ſchon vor der verſuchten gänzlichen Lobreißung, einen
eigenen Finanzminifter und einen andern für die aubwärtigen Ane gelegenheiten erhielt ; befeſtigte fich ein ſolcher Zuſtand, ſo gab eß fein Defterreich mehr, und läßt man auch ganz aus der Acht, wie ſchwer und ſchmerzlich ſolche altgewohnte Verhältniſſe fich löſen , ſo bot bad Neue, ein faſt unabhängiges Italien und ein faſt unabhängigel Ungarn, ficherlich feine Ausſicht auf Dauer,
fing Ungarn an zu füllen, daß es allein faſt die Hälfte ber öfterreichiſchen Monarchie au &machte und nahe zu drei Siebens
theile der Bevölferung in ſich ſchloß . Mit der Niederlegung der Krone des deutſchen Reiche trat Deſterreich allerdinge in ein ans beres Verhältniß zu Ungarn, und dieß Verhältniß hätte geless lich feſtgeſtellt werden ſollen, aber die Kriegezuſtände bis zum 3.
ſondern nur auf weitere europäiche Serrüttungen. Darf man
1815 und die Abneigung gegen ſchwierige und nicht unabweislich
fich wundern , wenn die geſammte Claffe berer, welche bieher an
gebotene Aenderungen überhaupt ließen die Gaden verſchieben ,
Der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten Sheil genommen,
und inzwiſchen wuchſen die Schwierigkeiten durch den Aufidub um jo mehr, als die Oppoſition durch die Nichtberufung des Lands
nach Herſtellung des alten Zuſtandes ſtrebte und in demſelben
nur foldhe Veränderungen vorzunehmen bebacht war, welche
fich mit dem bisherigen Zuſtand Europa's vertrugen ? Es hieße bie ganze menſchliche Natur berkennen, wenn man hätte erwars ten wollen , daß die regierenden Claſſen eine andere Bahn eins ſchlügen, und dabei von den Neigungen und Intereſſen bed zahl reichſten , burch Intelligenz und Reichthum bedeutendſten Sheils
des Reiche unterſtüßt würden. Das ganze Beſtreben fonnte nur dahin gehen, die ehemalige lInterordnung der verſchiedenen Theile des Reiches wieder herzuſtellen , im Innern die dringendſten Ver.
beſſerungen vorzunehmen, und die Fehler, in welche man ges fallen war, und welche die Zerrüttung möglich gemacht hatten, für die Zukunft zu vermeiden. „ Nicht an Vorausſicht, aber an Entſchloſſenheit hatte es gefehlt“, wie Gr. F. im Eingang bes merft.
Er ſtellt es als ſeine Kufgabe hin, die Urſachen davon zu ermitteln und nach Kräften baran zu gehen, der Wiederkehr
des Uebels vorzubeugen " ; bazu ift es vor allem nöthig , daß .ſo. wohl die Regierungen als die Völfer zur Erfenntniß und zum Geſtändniß ihrer Fehler " fommen.“ Man wird nicht erwarten , Daß ein Mann von dem Geiſt und der hohen Stellung, wie Gr. Ficquelmont, die Schulb auf einzelne Perſonen werfen werbe ; Fehler ſind von Einzelnen zu allen Seiten begangen worten , ohne ſo ſchlimme Folgen nach fich zu ziehen, die Schuld mufte
tags erſtarkte, und nicht nur dieſe, ſondern auch die Nation inds geſammt auf ihrer Separatſtellung beharrte. Dieſe Separatſtels lung war aber ein linding geworden , denn Ungarn konnte nur mit oder gegen Deſterreich geben : wollte es mit Deſterreich ge ben, ſo mußten die finanziellen und militäriſchen Kräfte vereinigt rerben ; wollte e ſich gegen Deſterreich wenden, io war tie Monarchie zerriſſen, mag in jener Zeit noch niemand, und auch ſpäter nur ſehr wenige wollten. So ſtand Ungarn zu Deſtere reich immer in einem greitterverhältniß, in der Stellung eines gezwungenen Bundeégenoſſen, in deffen Maďt cß aber lag Mannt. jaft und Gelb nöthigenfalls zu verweigern.
So wie dieſe uns
natürliche Stellung im Jahr 1848 burd Errichtung eines eigenen ungariſchen Miniſteriums zu ſeinen Conſequenzen gebieh , ſo war auch der Krieg da.
Ungarn beklagte fich unaufhörlich, daß es
zu Zweden beiſteuern folle, zu denen eß nichts zu ſagen habe, und die Forberungen des Königs erſchicnen immer halb als Erpreſſuns gen. Deſterreich fonnte indeß dieſer Beiſteuern nicht entbehren, /
wenn es nicht von ſeiner Höhe als mächtiger Staat herunterſteigen wollte; nie aber fonnte Deſterreich hoffen durch die freie Zuſtime mung der Ungarn Beiſteuern zu den Laſten der Geſamintſtaats zu erhalten, die im Verhältniß zu den Leiſtungen der übrigen Lånder geweſen wären . Ungarn genoß ſomit die Vortheile, aber nicht die Laſten , einem großen Reich anzugehören, und man wird
im liegen, und Gr.Weife F. brüct bieß: ,,ba8 in ſehr allgemeiner, Aeußerungbes Gr. F. volkommen begreifen, wenn er ſagt: genügend bezeichnender Kaiſerthum doch Syftem alſo aue De. „bie Ungarn hat es niemals eingeſehen, was es durch die ſtille Feinds fterreich hatte den Charakter eines Föderativſtaats, die Zeit aber hatte zur Centraliſation der Verwaltung geführt." Der Vermale tung, die an und für fich bloß eine Form, ein Mittel iſt, fehlte
der einheitliche politiſche Gebanfe, und dadurch warb fte zum tobten
ſeligkeit ſeiner immerwährenben Dppofttion Deſterreich für Schaden zugefügt hat. Wenn Daher etwa flüchtige Beurtheiler dem Wiener Cabinette den Vorwurf machen, daß eß bei gerichs tigen Veranlaſſungen ſeiner politiſchen Haltung nicht jenen Nachs
woo
207
brud zu verleihen verſtanden , wie es der Würde eine großen Kaiſerſtaate8 zufomme, ſo laſſen. fte babei außer Acht, daß dieß Cabinet Ungarn bereits nicht mehr als ein Element ſeiner Kraft in ſeine Berechnungen einbeziehen durfte.“ Eine engere Vers bindung des Königreichs Ungarn mit dem Raiferſtaate war beßhalb „die wichtigſte, in der That unaufichiebbare Angelegenheit. Da niemand ſie auf eine fluge und gemäßigte Weiſe durchzufüha ren berſtanden , haben die blinden Leidenſchaften es übernommen ,
gooon
Gleichgewicht zreiiden den Lebenebedürfniſſen und den zu ihrer Befriedigung erforberlidhen Erwerbemitteln mar bahin. “ Wir führen biele Stelle an nicht als ein Bereieſtůd für den damalis
gen Zuſtand, ſondern um zu zeigen, wie wenig die Regierung
bag zu vollenden , was lebiglich ein Wert des Geiftes fåtte ſeyn
für die beſtehenden Mißverhältniſſe blind war ; aber ſollte fte felbſt bad Zeichen geben, die „ ſtarre Unbeweglichkeit des Bodens aufzuheben , den Landmann von der Herrſchaft des Abele zu bes freien, dadurch den Landbau zu heben und die ſtädtiſche Gewerbe ſamfeit zu fördern ? Man zögerte und zögerte, der Entſchluß
jollen .“ Der Aufſtand, der eine Folge dieſer Leidenſchaften war, wurde bewältigt, aber die Geſinnung, aus der er hervorgegangen, der ſeparatiſtiſche Geiſt der Bevölkerung, ſcheint auch bei denen , welche nichts weniger als eine Trennung von Deſterreich erſtreb-
war groß, bas Wagftud nicht gering ; barum wollte niemand fich mit der oberſten Gewalt befaffen ", unb währenb man noch zögerte, trat die Revolution ein. Wir haben nicht nöthig, hier näher außzuführen , weßhalb
ten, noch nicht erſtorben, und troß der Patente vom 31 Dec. yor. 3. bilbet Ungarn noch immer die große Schwierigkeit der
„bie Stabilität der Staatêgewalt geradezu in Unbeweglichkeit
öſterreichiſchen Regierung.
Hinſichtlich der ſcharfſinnigen Ent-
ridlung, wie dieſer Geiſt bed Separatißmug aus der Comitats. verfaſſung fich entwidelte, müſſen wir auf das Werf ſelbſt vers weijen, aber eben um dieſe Comitatsverfaſſung umzugeſtalten , ift
die Mitwirkung der Ungarn ſelbſt ſehr nothwendig, und dieſe wird bie jest noch verweigert. Gr. F. macht die Bedeutung der Maßs regeln, welche vor der Revolution ergriffen wurden, um auf dem
Wege der Adminiſtration die Kraft fich zu erwerben , welche die politiſche Zuſammenſeßung dem Staat nicht zu verleihen vermochte", in wenigen aber ſcharfen Zügen rolfommen flar, und weißt eben damit auf bie jeßigen Beſtrebungen ber Regierung hin. Am intereſſanteſten und lehrreichften ſind die Auseinanders jegungen über das Verhältniß, in welchem bao veraltete Syſtem des Grundbefiße8 in Ungarn, ſo wie in den meiſten andern Kronländern, zu den neuen Anforberungen der Induſtrie ftanben . Richte zeigt deutlicher, daß es der vormårzlichen Regierung Defterreichs nicht an inficht, wohl aber an Entſchloſſenheit
feblte, ale bie nachfolgende Stelle ter Schrift ( p. 45), wo es heißt : „gegenüber einer von Tag zu Tag zunehmenden Bewegung war der Boten ftarr, wie die Menſchen , welche ihn bebauen jollten. Ein Sheil des Landes macht Fortidritte, ein anderer
feine. Bei der gegenwärtigen Lage der modernen Staaten vers mag feine Regierung ohne ein bedeutendes Budget zu beſtehen , welches die Verwaltung allein aufzubringen vermag. Die Abmi. niftration , was ſo viel heißen will, als die Verwaltung der Intereſſen, bat tägliche Bedürfniſſe, welche nach dem Geſammtver1
fehr bed Aderbaues, des andels und der Inbuftrie wechſeln , ja ſelbſt nach den Sitten, welche bewirken , daß eine Geſellſchaft fich in ihren Gewohnheiten nicht minder als in ihrem Aufirande
übergegangen war“, es iſt in jeder Beziehung intereſſant, dieß in dem Buche ſelbſt nachzuleſen ; man wird daburch nicht nur manches aus der vormårzlichen Periode fich erklären , ſondern auch das Verfahren der jeßigen Regierung, man wirb erkennen was ſie gerhan hat, was ſie ferner noch thun muß, und warum fie unmöglich in den alten Zuſtand zurück kann, der für immer vorüber ift.
Man wird fich überzeugen, wie und warum jest
die Regierung vielfach bloß nach dem Princip des dispotismo illustrado verfahren muß, unb nebenbei auch, warum fte die
Preſſe ber nichtdeutſchen Kronländer ftrenger beauffichtigt, ale bie der deutſchen ; eine Dppoſition von Seite der leßtern iſt nur eine Unbequemlichkeit , von Seite der andern iſt fle eine Gefahr für das Princip des Staats.
Die Küften von China. (Nach Jurien de la Gravlère.)
Die Marianen und die Lu - fou Inſeln . I.
Wir verließen die Rhede von Macao am 3 Mai 1848. mit Proviant für ungefähr fieben Monate , und hatten ſchon vor Sonnenuntergang die Durchfahrt hinter uns, welche die Gruppe der.Diebsinſeln von der öflichen Küſte von Montanhoa ſcheidet. Der Südweft -Muſſon , welcher eingetreten war , bringt häufige Stürme und Wirbelwinde , welche die indiſchen und chineſiſchen Küſten verwüſten ; nun aber herrſchte völlige Windfille, die und mehrere Tage lang einige Stunden von dem Geftade feftbannte , bald folgten aber heftige Windfoße aus Dt : und Nordoſt, welche und veranlaßten , ſtatt bie Inſel Luçon auf der Norbſeite zu ums fegein , uns nach den Marianen zu wenden . Zwiſchen der Südlüfte von Luçon und den Inſeln Mindoro und Gamar zieht ſich eine Meerenge mit zahlreichen 3nfelden hin , welde
ins Leben gerufen hatte, nicht vereinzelt bereits jene volle Frei. heit ertheilten wollte, oder vielmehr nicht ertheilen konnte, ohne
der Strömung aus dem chineſiſchen und ſtillen Meere Durdlaß gewährt. Dieſe. Meerenge, welche von den erſten ſpaniſchen Seefahrern den Namen San Bernardino erhielt, wird gegenwärtig nur noch von den Fahrzeugen benüßt, welche ſich von Sydney nach Manilla begaben ; ehedem , bilbete fie aber die Straße der Gallionen , die den Bewohnern von Merico Seibenſtoffe aus China zuführten , und welche als Rüdfracht die uner :
welche ſie nicht zu gedeihen vermag , ſo ſah er fich gerungen ,
ſchöpflichen Erzeugniſſe der Goldgruben Neuſpaniens nach der Inſel
ihr einen Schuß zu gewähren, welcher bis zum Prohibitivſyſtem
Luçon brachten; burde den Weſtwind, begünſtigt, der bie zum Abend
Preiſe aller Lebensmittel waren durch indirecte
auhidt, fuhren wir am 13 Mai mit vollen Segeln in dieſe, in unſern Tagen faſt vergeſſene, Meerenge ein. Dbgleich und faum 30 Meilen von Manilla trennten , zeigte ſich an den Geftaden, an denen wir vors beifa wammen , dennoch nicht das Geringſte , was an die Nähe einer großen europäiſchen Anfiedlung erinnerte. Nur mit Mühe ließ fich mit dem Fernrohr da und dort eine Bambushütte von Gebüſch umgeben an dem Meeredufer entdrden . Kein menſchliches Weſen zeigte fidy, kein Fahrzeug diffte auf den vom Windhauch leicht gefrauſelten Canalen ; die nebligen Bergfuppen, deren Höhe unſere Blide mit Staunen maßen, waren mit dichtem Walte bedeđt, nur an dem Fuß derſelben zeigte ſich
mehr oder weniger einſchränft. Ein ſolcher Zuſtand der Dinge nimmt für Menſchen und für Sachen eine gleiche Freiheit der
Bewegung in Anſpruch . Da ter Staat der Induſtrie , welche er
ging. ' Die
Steuern, welche ron ten wichtigſten Verbrauchegegenſtänden im vorhinein erhoben wurden, in die Höhe getrieben worden. Die Künfte und Gewerbe hatten den Schuß ihrer alten Organiſation bereite eingebüßt, ohne noch die Vortheile zu genießen, welche der neuen Induſtrie eingeräumt waren.
die Verarmung te Fabrifftabte.
Die Folge baron war
Bürgerſtandel mit Außnahme jenes ber
Während die Manufacturinduſtrie allein auf dem
Wege Des Gebeibend war, fiechten alle Gewerbe dahin. Das
208
goon
da und dort lichteres Grún , das die rohen Pflanzungen der Gingebor: nen andeutete, und die Gegenwart der Menſchen auf der Südküſte der Durchfahrt verfündete. Dieſe Durchfahrt, die auf ihrer ganzen Länge
24 Stunden ſah man von den Bergedhöhen ſäumende Waſſerfälle zwi: ſchen dem Buſchwerk herabſtürzen , die alle Schluchten füllten und die Ebene mit ſolammigen Bächen durchzogen. Die Bucht war mit tobten
ziemlich breit iſt, zieht ſich jedoch auf drei Punften zuſammen , und
Fiſchen bededt, welche dieſe Sündfluth von ſüßem Waſſer in den Salz:
zwar zwiſchen dem nördlichen Theile von Mindoro und der grünen Inſel,
teichen der Rhede überfallen hatte. Die Wege waren bis auf den Grund
zwiſchen der Südſpiße von Luçon und der Inſel Capul, und den Inſel dhen San:Bernardino und der Küſte von Samar. In dieſen Engpäſſen iſt die Strömung ſehr gewaltig und die Durchfahrt der Korallenflippen wegen nicht ohne Gefahr. Sechs Tage brachten wir damit hin die Meerenge zu durchſchiffen,
ausgewaſchen, und drei feinerne Brüden, faum errichtete Meiſterbauten marianeſiſcher Architeftur, lagen am Geſtade in Trúmmern, und mußten
und erſt am 26 Junius nach vierzigtågigem Kampfe gegen Wind und
Cadera:Chica geanfert hatten , machten wir uns auf , dem Gouverneur der Marianen in der Hauptſtadt Agagna einen Beſuch abzuſtatten. Das Meer, welches zwiſchen den meiſten Inſeln des fillen Oceano nur unregelmäßiger Obbe und Fluth unterworfen iſt, hatte, als wir die Corvette verließen , fein höchfies Niveau erreicht, und dieſer Umſtand geſtattete uns mit Leichtigfeit über die erhöhten Banfe wegļugelangen, welche ſich von unſerem Anferplaß bis an das äußerſte Ende der Bay von Dpoa erſtreden. Während der Ueberfahrt auf einem Wallfiſchboote zeigte ſich und durch die blauen durchſichtigen Wogen hindurch ein ſelt:
.
Wellen , heftige Gewitter und Windfillen langten wir vor dem Hafen von San Luis d'Apra an.
Dieſer Hafen iſt durch eine lange Kette von Felſenriffen , welche von der Ziegeninſel auslaufen , gegen die Weſtwinde geſchüßt. Von dieſer Rhede, die einen hinlänglich ſichern Anferplaß darbietet, ſieht man gegen Diten die weite Bucht von Apra fich ausdehnen , die faſt gänzlich von
Korallenbänken eingenommen iſt. Wenn man bei ruhigem Wetter, bevor die Strahlen der Sonne ſenfrecht auf den Waſſerſpiegel der Bay fallen , in die Tiefe fchaut, fieht man deutlich ein Neß von blauen Streifen,
erſt durch Cocooſtamme, die quer über das Flußbett gelegt wurden, erſekt
werden, um die Verbindung zwiſchen den verſchiedenen lljerpunften wie: der herzuſtellen. Nachdem wir unſer Fahrzeug glüdlich im Grunde der
fames Schauſpiel. Bald boten die Korallenbánfe, über die wir hinglit:
dem Meeredgrunde aufgethürmt haben ; nach allen Seiten burdfreuzen,
ten , eine Fläche von weißem Sande dar, aus welchem zarten Gebilte wie blühende Heidefräuter emiporwudhren ; bald verdichteten fie ſich zu uns
dieſer Zidzac von engen Canålen führt zu mehreren Baffine, in welchen
förmlichen Maſſen und breiten Kronen , zwiſchen denen breitblättrige
die größten Schiffe eine Zuflucht finden fönnten. Das öflichte dieſer Beden, das unter dem Namen Cabera Chica befannt iſt, nimmt oftmals Walfiſchfahrer auf, welche, nachdem ſie an den Rüften Japans oder Kamtſchatfa'd die rieſigen Cetaceen deg ſtillen Meeres verfolgt haben, während der Monate Dctober und November zu Guam ein geſundes Klima , eine bequemie Rhede und friſche Lebensmittel für ihre Schiffs: mannſchaft aufſuchen.
Algen fraftig wurzelten. Nirgend zeigt ſich die unterſeeiſche Flora man : nichfaltiger und volna iger alo an den Küſten von Guam , und man vermag ohne die Bucht von Dpoa zu verlaſſen , die Reihenfolge von Verwandlungen zu beobachten, welche die unthätige Maſſe des vegetativen Stoffe bis zum organiſchen Leben durdmacht , von der ſlummernden
welche ſich mitten zwiſchen den Kalfmaſſen , welche die Zoophyten auf
Schon des andern Tages nach unſerer Anfunft waren auch wir darauf bedacht, hier in Sicherheit abzuwarten, was die neueſten politi: ſchen Ereigniſſe in unſerm Vaterlande bringen würden, um dann unſern Weg weiter fortzuſeßen. Als wir den Punkt erreicht hatten, wo die zu fchmale Durchfahrt und nicht mehr geſtattete die Segel zu benußen, nahmen wir unſere Zuflucht zu Beotshafen und Anfern, und glaubten ſchon das Ziel unſerer Anſtrengungen erreicht zu haben. Einige hundert Meter trennten und noch von der Einfahrt des leßtern Engpaſſes, den
zwei Bänke bezeichneten, als ein heftiger Windſtoß ung nöthigte mitten in Den Korallenbänken die Anfer fallen zu laſſen . Unſere Lage war
Griſtenz der Schwämme bis zu dem unabläſſigen Schaffen der Korallen und Madreporen , welche aus der Tiefe des Deeand großartigere und dauerndere Gebäude aufführen als die ägyptiſchen Pyramiden oder die Mauern von Theben.
Man muß während 53 Tagen das Meer durdfurcht und die Bein
langer Sturmnächte ertragen haben, um ſich dem Zauber einer ſolchen Fahrt auf leicht gefrauſelten Wellen vom günſtigen Windhauche getrie: ben, zwiſchen reich umgrúnten Ufern, hingeben zu können. Bald gelangs ten wir vor die Pfahlbauten , welche die Stadt Agagna mit ihren Palms dächern und Banibushütten tragen. Am Landungøplaße empfingen uns ſämmtliche Officiere, welche die Miliz der Inſel befehligen und führten ung nach dem beſcheidenen Palaſte,1 an deſſen Pforte der zeitweilige
geeignet die lebhafteſte Beſorgniß einzuflößen. Das drohende Ausſehen
Gouverneur der Marianen ,
des Himmels , das plößliche Sinfen des Barometers verfündeten einen Sturm . Während der Nacht brach dieſer log ; der Regen fiel in Stromen , und die Wuth des Orcang ſchien von Stunde zu Stunde zuzunehmen.
wählt zu dieſem Poften , der für einen jungen thätigen Officier ein wahres Gril wäre, irgend einen mittelloſen Veteranen. Auch ließe ſich für einen Mann, der über ſeine ehrgeizigen Träunie enttäuſcht worden, nicht leicht ein lieblicherer und ruhigerer Zufluchtsort finden. Es iſt befannt, daß der Archipel, von welchem Guam einen Theil ausmacht,
In der tiefen Dunkelheit, in der wir nicht gemahr werden fonnten ob
Don Joſe Calvo , uns erwartete.
Man
wir unſere Stellung noch einnahmen oder und den Riffen näherten, erwarteten wir mit ungeduld das Tageslicht, das die Megengüſſe, welche
durch Magellan entdeckt wurde. Miguel Legaſpi nahm 1565 im Namen
eher Wolfenbrüchen glichen , und bis 10 Uhr Morgeng anhielten , und
ſeines Königs Befiß von den Marianen , welche von den Jeſuiten zum
verſchleierten ; dann heute das Wetter fich auf, und wir vermochten die ganze Gefährlichfeit unſerer Lage zu bemeſſen. Danf dem feſten Grunde, waren die Anfer der Wuth der Windſtöße nicht einen Fingerbreit ges
wichen ; aber die fallende See entblößte die Felſenhäupter, welche fie am vorigen Tage bebedt hatte , und nach allen Seiten ftarrten drohende Klippen und Niffe aus den Wogen. Wir befanden uns wie in einem Teiche eingeſchloſſen, in welchem ung nur ſo viel Raum blieb, un das !
Katholiciómuð befehrt wurden und ſeit 150 Jahren die ſpaniſche Herr: ſchaft anerfennen. Ghedem von der Regierung von Merico abhängig, find fie feit der lodreißung der neuen Welt der Schapfammer von Manilla zugetheilt , der dieſes unnüße Anhängſel alljährlich, ungeachtet der äußerſten Reduction der Ausgaben, noch 60 bio 80,000 Fr. Koſten verurſacht. ( Fortſepung folgt.)
Fahrzeug um fich ſelber zu drehen. Die Wolfen, welche die Bergeo:
gipfel umzogen , begannen nun fich zu zerfireuen , und bald blies aus Weften eine regelmäßige fanfte Briſe.
Der Drcan vom 30 Junius hatte zwar feinen Schiffbrud verur:
facht, denn das einzige Fahrzeug, das ihm ausgeſeßt war , bie Danon: naiſe , hätte bei der Stärfe ihrer Anfertaue noch heftigern Stürmen troßen fönnen, dagegen hatte er auf der Inſel Guam furchtbare Ber:
heerungen angerichtet. Die Maio : und Bananenpflanzungen wurden theile vom Winde, theils duro Ueberſchwemmung verwüſtet. Noch nach Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Chondemir über die Geſchichte von Didhagatai und Iran soran a. Wir befißen über das erſte Reich, das die Mongolen unter Dishengiskan fifteten, ziemlich genaue und umſtändliche Angaben, ebenſo wie über Timur und ſein Reich, aber über die Zwiſchenperiode unter der Herrſchaft der Chanea von Ochagatai und Turfeſtan beſigen wir faſt nichte. Jeßt hat Hr. Defrémery angefangen das Bruchſtück
Chondemiro über dieſe Reiche im Journ . Asiat. ( Januar) mitzutheilen, und damit dieſe Lüde zu füllen . Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widen mann.
Das Ausla n d. E in Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 53.
2 März 1852.
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen.
ſchen der Kahlheit ber meiſt ſehr felfigen und in ſchroffen , füh.
( Ver Dr. Morij Willfomm .) Abtei Beruela und der Moncayo. 7. Die
nen Formen aufragenden Gebirge und dem üppigen Vegetationes
Unter den Gebirgen, welche das geräumige Flachland des Ebrobaſſins umſchließen, zeichnet ſich die anderthalb Lagreiſen reſtlich von Zaragoza auf den Gränzen von Aragonien, Navarra und Altcaſtilien gelegene Sierra de Moncayo durch Umfang und
Landſchaften des Golfs von Neapel oder der Vega von Granada
Höhe am meiſten aus. Dieſes Gebirge iſt zugleich außerordents lich berühmt, theils rregen ſeines Reichthums an vortrefflidem Waſſer und an heilſamen Kräutern , theils wegen eines wunders thätigen Madonnenbildes, welches dort gefunden worden ſeyn ſoll unb in einer am aragoneſiſchen Abhange erbauten Hermita aufbenahrt wird. Noch jest wadfahren alljährlich eine Menge von
ſchmuck der Thaler und Niederungen, gemildert durch den farbens reichen Duft det hellen Sonnenlichte8. Man nehme ben zauberhaften die Beleuchtung und laſſe ſie durch die nordiſche Sonne erbellen :
gewiß, ſie werden auch dann noch reizend ſeyn wegen der ſchönen Formen ihrer Gebirge und wegen der anmuthigen Gruppirung Der Vegetation, der Städte, Flecen unb Villen ; allein dieſelben Gebirge, welche jeßt in der wunderbaren unaufhörlich wechſelnden
Farbenpracht bes ſüblichen Sonnenlichte , die hier ein Thal in idhirarzvioletten Schatten vergräbt, dort eine nackte Feldſpiße in tas zartefte duftigſte Himmelblau taucht und purpurne Flammen mäntel um die Schultern ber höchſten Schneecoloſſe legt, einen
Gläubigen, beſonders aus Aragonien , nach jener Capelle, obgleich
der hervorſtechendſten Reize jener Landſchaften bilden ; dieſelben
bei weitem nicht mehr ſo viele, wie in früherer Zeit, mo oft
Gebirge würben bann falt,. finſter und unheimlich die burch die Vegetation und burch die Werke der Menſchen ſo prächtige Ges
Tauſende von Wallfahrern aus allen Landſchaften Spaniens dort zuſammengeſtrömt ſein ſollen . Da ich zwei Wochen in Saras goza verweilen mußte und deſſen Ilmgebungen im Sommer bem Botaniker ſo viel wie gar nichts darbieten, ſo verwendete ich fünf Tage auf einen Ausflug nach dieſem in jeder Hinſicht intereſſan. ten Gebirge.
gend beherrſchen ; der Contraſt, den ihre Sterilität mit der Ueps pigkeit der Thäler hervorbringt, würde dann viel zu greu ſeyn und daher das Auge nicht mehr erfreuen, ſondern es beleidigen. Der unbeſchreibliche Farbenduft ber füblichen Beleuchtung, ben
kein Pinſel in ſeiner ganzen Wahrheit wiederzugeben im Stande
Ich verließ Zaragoza am Mittag des 12 Julius in Beglein
iſt, verſöhnt das Auge ſelbſt mit den wüſteſten und unſchönſten
tung meines Baéfen, und brachte die Nacht in der kleinen , aber
Gegenben . 3ch habe mehr als eine Lanbidhaft in Spanien ger fehen, welche wegen der fürchterlichen Dürre des Bodens und des hieburch bebingten völligen Mangel an Cultur und überhaupt an vegetativer Scenerie die einförmigen Sandflächen der Mark
recht freundlicheu Stadt Alagon zu , welche 4 Leguag von Zaragoja entfernt zwiſchen dem Ebro und dem Kaiſercanal inmitten einer fruchtbaren, großentheils von Delbäumen bebedten Ebene liegt. Der Weg iſt bis dahin die eerſtraße nach Navarra und redt anmuthig, da die genannte Chauſſee, eine der ſchönſten Straßen Spaniens, fortwährend durch die grüne, vom Kaiſers canal bewäſſerte Ebene führt. Selbſt der Anblic ter nadten,
oder die braunen Moorbrüche der Lüneburger Heide an Dede und Traurigkeit noch weit übertreffen ; und dennoch , wie intereſſant, ja ſogar wie ſchön erſcheinen jene unwirtblichen Ginoben in tem
warmen vieltonigen Lichte der ſpaniſchen Sonne, ſey eß am Mor
zerriſſenen Thons und Mergelhügel, welche die Nähe der Steppe rerrathen, beleidigte bas Auge nicht, da dieſelben megen ber wars
gen, wo die Fernen helblau gefärbt und zart von Roſenroth ans gehaucht erſcheinen , Tey es am Mittag, wo ein blendendes Licht meer über das ganze Land audgegoſſen iſt und alle Gegenſtände
men , buftig violetten Beleuchtung , welche dem nadmittäglichen
contourirt und dennoch von weichem Duft umfloſſen hervortreten,
jenſeite del Ebro fich hinziehenden , von den Regenwaſſern bizarr
oder gar am Abend bei Sonnenuntergang, wenn tiefblaue Schats
Sonnenlidite im Süden Europa'& eigenthümlich iſt, gar nicht ſo ſteril, öde und traurig ausſahen , als ſie es in der That ſind. Ueberhaupt liegt ein Hauptreiz aller füblichen Landſchaften in der Beleuchtung. Viele der geprieſenften Landſchaften deß Güs
und hervorragenden Punkte von einer je nach ihrer Lage und
bens wurden , fönnte man ſie in das falte, bleiche Licht bes Norbens verſeßen, unendlid an ihrer Schönheit verlieren und viels
purpur nüancirten Lichtglorie umſtrahlt find. Dieſe farbenreiche Beleuchtung , welche am ſtarfften , am darafteriftiſchften in jener
leicht mancher, viel weniger beachteten Landſchaft des Norbeng weit nachſtehen. Denn was verleiht denn eigentlich den Lände
Hinſicht wegen des in ihrem Scooße fich ausbreitenben Bedeng mit
ichaften der Sübens einen ſo eigenthümlichen, den Bewohner be
dem Namen der mediterranen bezeichnet hat , beginnt auf der pyrenäiſchen Halbinſel in viel niedrigern Breiten, als im Gen
Norbene ſo mächtig ergreifenden Reiz ? Es iſt der Contraſt zwis
ten fich über die fahlen hellen Gefilde hinwälzen und alle Hügel Entfernung vom helften Roſenroth bis zum bunfelſten Violett Länderzone der alten Welt hervortritt, die man in geographiſcher
nosen
210
trum Guropa's. Denn während z. B. das jüdliche Tirol und die fübliche Schweiz fich bereits einer völlig italieniſchen Beleuchs tung erfreuen , laſſen die um volle drei Breitengrade ſüblicher ges legenen Gegenden des cantabriſchen Litorale ben Farbenduft der ſüblichen Sonne noch nicht auêgeprägt erkennen .
Zwar iſt die
gluth zerſprungenen Mergelboten des wellenförmig geſtalteten Terrain8.
Nachdem wir bei einer ſchlechten Venta, die am Rande
eines aus dem Kaiſercanal abgeleiteten Waſſergrabend neben einis gen Gemüſefelbern liegt, vorbeigefommen waren , wurde die Farbe be8 Boben8 allmählich Geller und endlich freibeweiß.
Die Dbers
Beleuchtung in den prachtvollen Gebirgslandſchaften der baéfiſden Provinzen eine andere, eine hellere und wärmere als in den
fteilen Abhängen ; Fraueneis und Knollen ſchneeweißen bichten
Landſchaften des ſüblichen Deutſchland und der nörblichen Schweiz, benen jene Gegenben hinſichtlich ihres Vegetationeidhmuces und
Gypſe zeigten fich in den horizontalen Bänken des grauweißen Shonmergeld eingebettet, und die Riſſe und Spalten bell Bobens
ihres ganzen landſchaftlichen Charafters ſo auffallend gleichen ;
erſchienen häufig mit einem weißen fryſtalliniich glänzenden Pula
dennoch aber iſt dieſelbe noch himmelweit verſchieben von tem
ver erfüllt, welches ſich bei genauerer Unterſuchung als ein Ges
Farbenreichthum , welcher im Ebrobaffin fich zu entrickeln bes ginnt und jenſeits des centralen Scheidegebirges mit jeder Meile, die man gen Süben reiet, immer wechſelvoller unb glühender hervortritt, bis endlich die Beleuchtung in den Mediterranpros vinzen, zumal in Andaluſien , jene unbeſchreibliche Pracht und Wärme erreicht, beren fich eben nur die füblichſten Gegenden der mediterranen Zone rühmen fönnen. Noch muß ich bemerfen, daß
mich verſchiebener Salze zu erfennen gab. Die Hiße erreichte bald einen furchtbaren Grab in dieſem nackten freiteweißen Hügels Tande, beſſen trifter Charafter noch durch den Nebelſchleier ber
die Farbenpracht ber füblichen Beleuchtung fich am reinſten und ſchönſten nur im Herbſt und Winter zeigt. Im Frühling iſt fie bei weitem nicht ſo au&geprägt, und im Sommer, wenigſtens
in Spanien, oft Wochen , ja Monate lang durch den fahlen, in Folge ber furchtbaren Sonnengluthfich erzeugenden Nebeldunft ber Calina ſo ſtark gebämpft, daß die Lanbichaften in ein monos tones, unheimliches Grau gehüllt erſcheinen .
30 traf in Alagon wider Erwarten eine recht gute, jogar eine Seltenheit in Aragonien - nur, wie reinliche Poſada faſt überal in dieſer Provinz, mürriſche, unfreundliche Leute. Da furz vor unſerer Anfunft eine Compagnie Soldaten einges rüdt war, welche bis nach Mitternacht die dienſtbaren Schönen
des Drts mit unmelodiſchem Geſange und ſchrillenbem Guitarrello ſpiel vor ben zahlreichen Weinkneipen unterhielten, auch mehrere Fuhrleute, die in den Poſaden feinen Raum gefunden hatten ,
fläche erhob ſich nun in Form niebiger, abgerundeter Hügel mit
Calina geſteigert wurde, welcher die Horizonte gegen Norden
und Often in eine ungewiſſe Dämmerung hüllte, ſo daß die Steppe gegen dieſe Himmelégegenben hin von endloſer Ausbehs nung zu ſeyn ſdien. Wie ein rieſiges Geſpenſt dämmerte ges rade vor und der hohe Wal des immer nåber rüdenben Mons
cano durch den Hißenebel, der ſeine Baſis gänzlich verſchleierte ; ſelbſt bad Himmelegerrölbe war von einem halbburchſichtigen grauen Dunft erfüllt, durch den das Licht der Sonne ſo ges Dämpft wurde, daß die Schatten aller Gegenſtände grau erſchies nen; eine lautloſe Stille ruhte über der tobten, unter der Souls nengluth idmachtenden Einöbe: & war eine intereſſante, aber unheimliche Landſchaft. Endlich gelangten wir an den Rand eine quo fieben fteilen Hügeln gebildeten und deßhalb die ſieben Köpfe las siete cabezas genannten Abfaßes bas Plateau,
und erblicten von hier aus zu unſern Füßen eine breite Nie derung, durd teren gelbgrün gefärbten , ſcheinbar mit hohem halbverwelftem Gradwuchs bedeckten Grund das Silberband eines
Baches in anmuthigen Krümmungen hinzog. Die durftigen Pferde wieherten vor Freude beim Anblick des Flaren Waſſers, allein die
armen Thiere hatten fich getäuſcht, denn das Waſſer war gejala ié | ܘzen. Die ganze Niederung beſtand aus idwarzem zähem, ſalzis
auf dem Plaße vor unſerm Gaſthofe bivouafirten , ſo fonnte ich
bie ganze Nacht wenig ichlafen. Dazu fam, daß ich wahrſchein . lich in Folge der Erhißung beim Botaniſiren in der Sonnens
gluth heftige, mit Fieber verbundene Anfälle von Kolif befam,
die mich bis zum Morgen peinigten.
Noch in vollem Fieber
gem Schlamm und das dieſelbe bedecende Grün rührte nicht von Wieſengräjern, ſondern von den ſteifen lederartigen dem Vieh idablichen Blättern cined in ten falzigen Niederungen Centrale und Südſpaniens in ungeheurer Menge geſellig wachſenden Steps pengrajes (tee Lygeum Spartum L.) her. Von neuem nahm
beſtieg ich mein Pferd, in der Hoffnung, daß mir durch die Berregung in freier Luft beſſer werben würde, mad aud mirflich der Fall war. Auch mochten die Eislimonaden, die ich der
und daß nackte Ohpågelände in ſeinen glühenden Schooß auf,
Landeefttte gemäß gegen dieſe durch die Hiße erzeugte Uebel genommen hatte, tas Shrige zur Beſeitigung debjelben beigetras gen haben .
doch erblidten wir in der Ferne einige von ſpärlidhem Bauns wuchs umringte Drtſchaften , unter denen ſich das Städtchen Ma gallon durch ſeine Lage auf einem iſolirten Mergelhügel auszeichs
Wir verließen in Alagon bie Heerſtraße von Navarra, da net. Nach fünfſtündiger Wanderung durch die unwirthliche Steppe erreichten wir endlich um 11 Uhr halbtobt vor Durſt und Ers
dieſelbe ben Ufern des Ebro folgend einen ſehr bedeutenden Um-
weg bie nach der Stabt Borja, die unſer nächſtes Ziel war,
macht, und ſchlugen einen Saumpfad ein , welcher in ziemlich geraber Richtung dahin führte. Nach einſtündiger Wanderung zwiſchen Drivenhainen und angebauten Acerfluren überſchritten
ſdöpfung die grünenben Ufer des Queda, eines flaren Gebirg&s waſſers, welches bei einem elenden ſchmußigen Dorfe vorbeis ftrömt und das einzige Trinkwaſſer iſt, das man zwiſchen der oben erwähnten Venta unb Borja , D. 1. innerhalb eine Raus
blidten, nirgende war ein grüner Halm zu ſehen ; nur halbver.
mes von drei deutſchen Meiler antrifft. Nach kurzer Haft ſeßten wir unſere Wanderung weiter fort und bald fliegen die hohen Zinnen des wohlerhaltenen mauriſchen Caſtelld von Borja über die fahlen , dao Thal de Huecha begränzenden Gypshügel empor, an beren Abhange unſer Weg hinlief . Eine Viertelſtunde ſpäter trafen wir in Borja ein, wo wir biß um 2 Uhr berweilten, um die Zeit der größten Hiße vorüberzulaſſen.
Dorrte ' Difteln , rertrodnete Gradbüſchel , niedrige aromatiſche Halbfträucher und graue Steppenfräuter bebetten dünn zerſtreut Den von Eiſenoryd rothbraun gefärbten und von der Sonnen,
Borja iſt eine kleine aber wohlhabende und ſehr lebhafte Stabt, deren krumme und enge Gaffen die Herfunft ihrer Grüns ber verrathen. Sie liegt am Abhange eines nadten fteilen Kalfe
mir den Kaiſercanal , und betraten nun jene& früher erwähnte
Steppengebiet, welches fich von Saragoza zwiſchen dem Kaiſer canal und den das Ebrobaſſin gegen Weſten begränzenden Ges birgen bis in die Gegend von Tudela þinzieht und zum Theil unter dem Namen der Ebene von Plaſencia bekannt iſt. Der
Anbau und die Bäume hören augenblidlich auf ; wohin wir
211 bügele, auf dem bae chon errähnte noch jeßt ale Feſtung dies
Die Küften von China.
nende Caftell thront und am Anfange einer äußerſt fruchtbaren
und ziemlich ſorgfältig angebauten von einem Walde von Del bäumen umringten Ebene, welche ſich zwiſchen dem Gypshügel lande der Steppe und der Sierra de Moncayo außbreitet und durch bao Waſſer des auf dem genannten Gebirge entſpringenden
Huecha befruchtet wird. Schattige, mit ſteinernen Ruhebänken geſchmücfte Ulmenalleen umgeben bie alterthümlich gebaute Stadt, beren Inneres mehrere ftolze Kirchen und Klöſter beherbergt, faft auf allen Seiten, und bieten herrliche Ausſichten über die große
tentheils mit Banf- und Gemüſefeldern bebedte und deßhalb 春
felbſt während der heißeſten Sommermonate mit dem ſaftigſten Grün prangende Niederung der Huerta und nach der Kette des
Moncayogebirge8 bar, welches fich hier in ſeiner ganzen Maje. ftat entfaltet und in einer Entfernung von bloß zwei leguas den weſtlichen Horizont weithin umwallt. Wie ganz verſchieden iſt Der Charafter dieſer ſchönen Gebirgdlandſchaft von dem der oben Gteppe, welche Borja von dem Shale bee Ebro icheibet, und
ſelbſt noch die linfe Einfaſſung des anmuthigen Huechathales bildet. Hier, wie an vielen andern Stellen Central- und Süt. ſpaniens, liegen die üppigſte Fruchtbarkeit und bie traurigſte Sterilität unmittelbar neben einander, und bringen einen Cons
traſt berbor, der an der Gränze beiber Landſtriche wegen ſeiner Grelheit von entſchieben unangenehmer Wirkung iſt, in der
Ferne bagegen durch den Duft der ſüblichen Beleuchtung, welche gerade an ſolchen nacten hellfarbigen Erbhügeln ihren ganzen
Farbenzauber in ungeahnter Pracht zu entwickeln pflegt, ſo ges milbert wird, daß er das Auge nicht nur nicht beleidigt, ſondern im Gegentheil die Reise der Landſchaft bedeutend erhöht. Noche viel ftärfern Contraſten der Art begegnet man in ten ſüblichen Landſchaften Spaniens. So iſt z. B. der größte Theil des
Die Marianen und die Buchu :- Inſeln . I.
( Fortſeßung .)
Ungefähr 400 lieues von den Philippinen gelegen , beſteht der Archipel der Marianen aus 17 Inſeln und Infelchen , und dehnt ſich vom 13 bis zum 20 Breitengrade aus. Dieſe Inſeln , wie ſie gegen Norden in einer Reihe baliegen , fann man für ebenſo viele natürliche
Stufen anſehen, auf denen die Völferwanderung aus Japan oder Nords afien bis zu den weſtlichen Gruppen Oceaniens niedergeſtiegen find. Wenn man die Anfiedlung auf ſolche Weiſe zugibt, läßt ſich auch ohue Mühe erklären, wie die Spanier bei ihrer Befißnahme der Marianen,
bei den Ginwohnern Sitten und Gebräuche, Ginrichtungen und eine Sprache vorfinden konnten , welche unbeſtreitbare Spuren aſiatiſchen Urſprunges an fidy trugen. Die Bevólferung des Archipels erreichte damals die Zahl von 73,000 Seelen. Während eines halben Jahrhun. berts fand aber eine ſolche Abnahme ſtatt, daß 23 Jahre ſpäter, nach
Unterwerfung der leßten Empörer, die fich auf die Inſel Aguigan flüchs teten , die Eingebornen faſt gänzlich verſchwunden waren. Die Inſel Guam , wo die Groberer die Trümmer deg von dem Krieg und dem
überniåßigen Genuß geiſtiger Getränfe ſo wie von der Auswanderung auf geriebenen Völfer fammelten , beſaß 1722 nur 2000 Einwohner. Die Mónde , welche den ſpaniſchen Soldaten auf die Marianen folgten, frengten ſich aufs äußerſte an, dem beſiegten Volfe die Laſt der Befeßung zu erleichtern, das ſie jedoch nicht vor der unheilbringenden Berührung mit europäiſcher Civiliſation erretten konnten. Erſt im Jahre 1786 nahm die Voltazahl wieder zu. Damals wurden mehrere Familien aus den
Philippinen auf den verwüſteten Boden übergeſiedelt, und 1818, ald Freycinet die Corvette Urania in den Hafen von Apra führte, enthielt der Archipel ſchon beinahe 3000 Anſiedler und 2000 Gingeborne. Dreißig
Jahre ſpäter , im Augenblice unſerer Anweſenheit, Hatten fich dieſe Zahlen beinahe verdoppelt. Auf Guam zählte man zu dieſer Zeit 7930 Einwohner , 382 auf der Inſel Rota , und 267 auf Saypan.
Königreich von Murcia nicht als ein Compler von fruchtbarer,
Der Nufſchwung, den vor 1668 die Bevölkerung der Marianen ge
Drangen und Südfrüchte aller Art in unglaublicher Menge pros Ducirenden Thälern und nackten öten Steppenplateaus oder fahlen unmirthlidhen Feldgebirgen .
nommen hatte, ſcheint anzubeuten, daß lange Friedensjahre der ſpanis rden Eroberung vorangegangen waren . Der Flächenraum aller dieſer
( Fortſeßung folgt.)
hätte ernähren können, wenn nicht verſtändiger Anbau und eine geord nete Regierung ſeine Ausbeutung beförbert gehabt hätten. Guam hat nur 76 Meiten im Umfang, Saypan 32, Rota 31 , Limian 27. Die
O be a h. Dieß iſt der Name, unter dem in den engliſch-weſtindiſchen Inſeln das alte afrifaniſche Zauberweſen fich noch fort erhält ; eine Frau
Buſhby hat im Col. Mag. (Februar) Nachricht davon gegeben, meint aber, dieſe Sitte ſey im Abnehmen, während andere Nachrichten gerade das Gegentheil befagen , und eine Abnahme des methodiſtiſchen Unter:
Inſeln war auzu gering , als daß der Boden ſo zahlreiche Einwohner
übrigen Inſeln welche im Norden dieſer erſten Gruppe eine ganz abs geſonderte Conföderation bildeten , boten ihren Bewohnern eine noch geringere Bodenfläche dår. Steil und bergig, haben die vier Inſeln der füblichen Gruppe feine Anhöhe, die mehr als 500 Meter mißt. Wähs
rend der Regenzeit werden ſie von unzähligen Bächen bewåffert, die fich leicht in Wildftröme verwandeln ; die übrige Zeit des Jahres herrſcht
ei völlige Dürre.Grübebenhaben ſie ofterſáüttert undfurchtbareStürme verwüſten alljährlich ihre Ifer. Auch hätten dieſe Inſeln den Ehrgeiz
richte und ein Zurüdfallen in die heidniſchen Gebräuche behaupten . Of gibt Obeah:Männer Obeah-Frauen, undſollzahlreiche Todesfällebeſchaffen ſchreibt man dem Obeah zu. undDer tödliche Zauber folgendermaßen reyn : man verſchafft fidz etwas von der Kleidung des Opfere , bindet darein veríd iedene Gegenſtande, f. B. einige Büſchel Negerhaare , etwas
verſengtes Roßhaar , einige halb verbrannte kumpen , zwei oder brei frumnie roftige Nägel , brei oder vier weiße Bohnen und ebenſo viel
Spaniens nie angeloďt , wenn ſie nicht auf dem Wege der Gallionen aus den Philippinen gelegen geweſen wären , die während mehr als einem Jahrhundert auf der Hin- oder Herfahrt von Acapulco an irgend einem Punfte dieſes Archipels Halt machten. Uebrigens trifft Spanien in der Verwaltung ſeiner Colonialbefißuns
Kaffeebohnen , welche beiden leßten Ingredienzen einen Leidenzug bez
die Mäßigung bis zur Gleichgültigkeit, und keinerlei Streben verrät
deuten ſollen. Dieß Zauberbündel wird an der Schwelle der Wohnung des Dpferð eingegraben , und ſobald dasſelbe darauf tritt , ift er ein
Todescandidat. Der Tod möchte indeß weniger eine Folge dieſer unfchul: digen Ingrediengen ſeyn , als die eines ſubtilen Pflanzengiftee, dat fie den Opfern beibringen. Daß fie mehrere ſolche Gifte zu bereiten verſtehen, und daß mandher Aufſeher einer Pflanzung, der einen Neger beleidigte , dadurch ſtarb , leidet feinen Zweifel; ebenſo follen mande Neger als Opfer fallen .
gen nicht der Vorwurf der Strenge. Beſonders auf den Marianen geht den Wunſch die Finanzen zu verbeſſern oder die Hülføquellen der Ans fiedlung einporzubringen. Freilich fann dieſe ſich von den Mutterlande für gånzlich vergeſſen halten , dafür iſt ihr Jody dad leichteſte, und die Chamorro- Indianer, wie ihre Groverer fie nannter, find feinerlei Abgaben
unterworfen . Sie entrichten dem Staatė nur 40 Arbeitstage beini Straßenbau und haben weiter feine Verbindlidfeit gegen die ſpanis ſche Krone.
Der Gouverneur 'übt unumſchránfte Gewalt aus und ift feiner Controle unterworfen . Demungeachtet ſpielen die Municipaleinrichtun i gen auf der Inſel Guam eine wichtige Rolle. Die Notabeln der Inſel
212 ſchlagen in einer Wahl mit zwei Abſtufungen dem Gouverneur die
ein , der ſich von den Palew:Inſeln bis nach Walan erſtredt. Mitten
Gobernadorcillos , Tenientes de Juſticia unt Alguazileg vor ; dieſe
unter demſelben erhob fich ehedem wie ein Korallenbecher die Inſel,
eingebornen Beamten erhalten zum Abzeichen ihrer Würde den Stod mit goldenem oder ſilbernem Knopf (el Baſton ), und den von den In: dianern verehrten Notang el Bejuco, der den Fasces der Lictoren gleich: kömmt. Durch Vermittlung dieſer Angeſtellten werden mit bemerfeno: werther Pünktlich feit die Polizeigeſeße und die verſchiedenen Befehle der höchſten Behörde ausgeführt. Neben dieſer Fichtbaren Regierung und ihrem einfachen Mechanie: mus beſteht eine geheime überwiegende Macht, der jeder Indianer von ſeiner Kindheit an freiwilligen Gehorſam gelobt hat. Die Barfüßer mönde , welche 1767 auf die Jeſuiten gefolgt ſind , haben nichts von
welche dieſe Auswanderer verlaſſen mußten , und von der ſie und mit Trauer erzählten ; „G8 entſtand ein Loch in unſerer Inſel, das Meer iſt
ner der Marianen haben dieſe Mitglieder der ſpaniſchen Geiſtlichkeit niemals aufgehört die Vertreter der Gottheit auf Erden , und die ein: zigen Beſchüßer zu ſeyn, welche ber Indianer gegen die Pladereien der weltlichen Obrigkeit anrufen fann. Nur durch den Zauber dieſer gehei: ligten Würde , und beſonders durch die Beziehungen wohlwollenden Subed laßt fich die unglaubliche Herrſchaft begreifen, welche noch heut: zutage die Pfarrer von Agagna und algat über das Volf audúben. Dieſe
beiten Geiſtlichen ſind die einzigen rüſigen Prieſter des Klerus der Marianen .
hereingebrochen , und wir mußten uns auf die Cocosbäume flidten .“ Der weſtliche Theil der Karolinen, der einzige, der mit den Marianen in Verfehr ſteht, und woher dieſe Armen gefommen waren , wird von
einem ſanften fried fertigen Völfchen bewohnt, daß den Gebrauch der Waffen nicht fennt, aber in der Schifffahrt ſehr erfahren iſt. Nahe gegen Oſten dagegen findet man wilde radſüchtige Stamme, welche von flüchtigen Sträflingen aus Sydney noch ruchloſer gemacht und von Wallfiſch: fahrern bewaffnet wurden, und die für die weſtlichen Karolinen noch furchts barer waren , wenn nicht die Paſiuterinde durch ihre Veſtándigfeit und Negelmäßigfeit jede dieſer Völferſchaften in ihrer 3nſel feſthielten . zwiſchen den Karolinen und Marianen erleichtern dieſe ſelben Winde
die Schifffahrt. 3n fünf oder ſechó Tagen legen gewöhnlich ihre Piro: guen die 100 Stunden zurück, welche die beiden Inſelgruppen ſcheiden. Defter gehen die leichten Fahrzeuge auch zu Grunde , oder werden bis an die Küſten von luçon , Samar oder Mindanao verſchlagen. Wenn man dieſe ſchönen Wilden in ihrer Nadtheit und Kühnheit mit der ſchwachlichen Bevölferung der Marianen vergleicht, wundert man
Dieſe beiden Geiſtlichen , welche wir bei dem Gouverneur, einem
ſich über die Verwüſtungen , welche die Berührung unſerer Civiliſation
der wohlwollendſten Menſchen , trafen , vertraten nebſt einem Lieutenant
bei dieſen primitiven Nacen ausübt. Die Eingebornen von Guam leben indeß unter einem der geſundeſten und begünſtigtſen Himmeldftriche .
Martinez und zwei engliſchen Seeleuten faſt allein die europäiſche Race auf den Marianen . Nach der Tafel , die einen großen Theil des Tages
ausfüllte, bot ſich uns Gelegenheit, Gingeborne von den Karolinen zu ſehen . A18 ihre heimathliche Inſel , welche ihre Väter ſeit Jahrhuna
derten bewohnten , plößlich durch den Einbruch der Fluthen unterging, hatten ſie ſich theilweiſe auf Baunie, andere in ihre Piroguen geflüchtet. Mehrere farben vor Hunger oder Kälte ; die lieberlebenden flüchteten in ihren ſchwachen Fahrzeugen als der Sturm fich gelegt hatte, nach Guam , und flehten das Mitleid des Gouverneurs an . Dieſer nahm ſie gütig auf und geſtattete ihnen ſich auf Saypan niederzulaſſen , wohin ihnen ein Lehrer zugeſchidt wurde, um ſie zur Taufe vorzubereiten. A18 fühne Schiffer dienten ſie fortan zu Verbindung der verſchiedenen Inſeln des Archipeld, und ihre geſchäftigen Piroguen waren ſtets bereit gemäſtete Ferfel aus Nota oder geförrtes Ochſenfleiſch aus Timian nad Guam zu fördern . Gin glüdlicher Zufall hatte denſelben Morgen zwei dieſer Fahrzeuge nach Agagna geführt. Don Joſe Calvo wollte und das Ver: gnügen gewähren , dieſe Kinder Dieaniens ſelber ſehen und über ihr Leben und Treiben ausfragen zu fönnen . Sie erſchienen auf ſeinen Befehl und zeigten ſich ſehr verſchieden von den (düchternen Bewohnern der Marianen, denen ein Anflug von Civiliſation alle Poeſie des Lebens der Wilden abgeſtreift hat. Dieſe Karoliner , fünf an der Zahl, vier Männer und ein Weib erſchienen und als wahre Wilde , deren fühne
Nadtheit unſere Blicke völlig gleichgültig aushielt. Die Männer trugen nur den unentbehrlichen Maro , und die Geſtalt des jungen Weibes
Die Hiße fleigt ſelbſt im höchſten Sommer ſelten iver 30 Centigrades,
und Froſt trifft niemals ein. Von miasmatiſchen Uebeln, die in allen Tropenländern ſo häufig find , verurſacht nur die Dyſenterie bidweilen Todesfälle, und meiſt nur unter Kindern. Die Hülføquellen der Bodene find unerſchöpflich, und Mais, Taro und ſüße Bataten wachſen in Fülle . Manioc, Nüſſe der Cycadpalme reifen gegen Ende des Mai. Der Cocod. baum trägt ſchon im fünften Jahre Früchte , mit denen Geflügel und Schweine gemåſtet werden , und deren Del die Lampe des Chamarro nährt und den ſchwarzen Haarwuchs der Indianerinnen mit Wohlgeruch tránft.
Der Einwohner von Guam , durch den milden Himmel von Arbeit frei, unbelaſtet durch eine freigebige Regierung, ſieht ſeine Tage in ſdláf: rigem Müßiggang hinfließen. Er iſt ein einfältiges beſdranfte Geſchöpf, ohne Leidenſdaften, glüdlich in ſeiner Art und, blind der Kirche ergeben, wendet er alle ſeine Habe an den Kauf von Meſſen. Die Sonne war ſchon untergegangen als wir den Gouverneur ver:
ließen. Indianer mit Fadeln geleiteten und bis zu unſerem Fahrzeuge, auf dem wir wohlbehalten zu der Corvette gelangten . Es war nicht das einzigemal, daß wir die Hauptſtadt der Maria: nen beſuchten.
Die Sanfreundſdhaft der Gouverneurs und del Padre
Vicentio rief und noch öfter dahin zurüd. Auch Padre Manoel lud ung nach ſeinem maleriſchen Dorfe ein , uni ung durch ein Feuerwerf zu blenden und und durch ſeine Indianermuſik zu entzücken. Auf Agat
und Agagna mußten fich übrigens unſere Spaziergänge beſchránfen. Dbgleich die Vegetation hier nicht die Weppigfeit entfaltet, wie in den
unigab eine gelbliche Schürze, die bis zu den Knieen reichte. Mit dem
Rücken gegen die Mauer gelehnt , unbeweglich und glänzend wie Erzs bilder, die faum aus der Form genommen , zeigen dieſe ſtämmigen Geſtal. ten lebende Karyatiden, an denen der ſchwachliche Gliederbau, wie wir ihn bei den Gingebornen von Timor und den Papuag auf Neu -Guinea gefunden hatten , nicht zu bemerfen war. Ihre pechſchwarzen Haare fielen in zwei Lodenbüſcheln auf ihre nadten Schultern herab oder um : gaben ihre Stirne ſtart wie der Dornbuſch das umhegte Feld. Ihre Hautfarbe nar röthlid braun ; ihre Züge , minder flach als die der
Wåldern der Malaienländer , ſo hatten wir doch nirgend rolch undurch:
bringliches Gewirre gefunden wie an den Geſtaden von Guam . Gin Strauch ber 1780 aus Manilla eingeführt wurde, der Lemoncito, eine Art von
Citronenbaum mit rothen Früchten , welcher durch die Vogel verbreitet wurde, hatte alle Lichtungen überwuchert und erfüllt die Räume zwiſchen den großen Bäumen mit ſeinen ſtachlichten Zweigen. Bei niedrigem
Meeresſtrand irrten wir auch unter den Riffen umher, um ein Boot mit Muſcheln oder Mollusfen zu füllen .
Malayen , und fühner als die der Chineſen , entbehrten weder der An muth node des Adels .
(Fortſeßung folgt.)
Die Ginwanderer von Saypan gehörten jener Gruppe der Karolinen an , welche ſchon lange vor der ſpaniſchen Eroberung der Weg nach Guam gefannt hatten, und deren rothe Piroguen noch alljährlich Ladun: gen von Muſcheln und Perlmutter nach Merijo und Agagna führen. Dieſe Inſelgruppe nimmt das weſtlidifte Ende des ungeheuren Archipelo
Die Gemäldeſammlung Soulte , welche befanntlich die auðgezeidnetſten Gemälde der ſpaniſchen Schule , namentlid viele Murillos enthält , die aus Palaſien , Kirden und Klöſtern zuſammens geholt wurden, ſoll einer Angabe in der Liter. Gaz, (21 Februar) zu: folge im Mai verſteigert werden .
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Ur. 54 . Das Interventionsprincip bei den Vordamerikanern. Die engliſchen Blätter, ' namentlich die Limed, haben ſchon ſeit einiger Zeit aufmerkſam gemacht, daß die Roſſuthmanie in
3 März 1852. unter dem Schube ihrer neutralen Flagge ben Handel mit um ſo größerem Vortheile zu treiben . Das liegt ten berechnenben Danfee8 näher a18 alle ſpißigen Interventions- ober Nichtinter ventionstheorien . Wenn man den Nordamerikanern, D. h. der Maſſe, eine
Amerika die Nordamerikaner mehr und mehr mit dem Gebanken vertraut mache, fich in die Angelegenheiten anderer europäiſcher / maaßloſe Eitelkeit und einen ungemeſſenen Stolz zuſchreibt, der Länder einzumijchen, und auch die Deutſchen Blätter enthalten fte auf die Europäer hoch herabſehen läßt, ſo hat man nicht ſons in dieſer Beziehung allmählich Artifel , in welchen nicht bloß dié ſämmtlichen Regierungen, ſondern auch die öffentliche Meis nung die Preſſe aufgefordert werden , ſich zu gemeins ſamer Abwehr ſolcher Grundſäße und ihrer Anwendung zu vers
derlich Unrecht , allein wenn man von ihrem völferrechtswidrigen
binten. Es ſteht Deutſchland, über daß die fremden Mächte ſeit
Verhalten im canadiſchen Aufſtande, von dem Dicbſtahl der Pro vinz Terað u. 1. w. ſpricht, ſo ſtellt man ſich auf einen Stands punft, den die Engländer ſeit mehr als zehn Jahren mit ſehr ſchlechtem Glüd eingenommen, und erwägt nicht, daß die Lehren,
ſo langen Jahren , namentlich aber ſeit dem berüchtigten Reichss deputationshauptſchluß, wo Rußland und Franfreich die Ane ordnung ſeiner innern Verhältniſſe übernahmen, rerzweifelt ſchlecht
welche man den Amerifanern jeßt jo bitter vorwirft, ihnen von den Europäern eingeimpft wurden . Wer hat die ſüdamerikanis idhen Colonien, als noch kein Gebanke an die Anerkennung ihrer
an, über Hochtönende Phraſen der Amerifaner, ben fatalen Thafs | Unabhängigkeit durch das Mutterland ſeyn konnte, aufe freiges {achen unſerer Geſchichte gegenüber, in einen tugendhaften Zorn zu gerathen . Sich vollende auf das Völkerrecht berufen, das man, mie in feiner Weiſe zu läugnen, während der Periode des heiligen Bundeß mannichfach ſo entſchieden verlegte, iſt eine baare Thorheit, mit der man ſich von Seite der Nordamerifaner nur ſehr ſcharſen Gegenbemerkungen audießt . Wir hätten in der That nicht erwartet, daß die oratoriſchen Grercitien Koſſuthe, deſſen Auftreten in England einen jo fläglichen Auêgang genommen , und der von ſeinen eigenen chemaligen Kollegen, Eſterhazy und Szemere , Teine geborgten Ehrenpelzeo auf eine ſo unceresi moniöſe Weiſe entfleidet wurde, einen ſolchen Nachklang in Eus ropa haben würden , Was Nordamerifa in einem halben Jahr-
hundert thun wird, wenn ſeine Bevölferung, nach der bisherigen Zunahme zu ſchließen, 100 Millionen betragen und es ſeinen Handel über alle Theile der Erde noch mehr als jeßt auégebehnt haben wird, bad wiſſen wir nicht, daß aber in der nächſten Zeit
von dort her für Europa nichts zu beſorgen, das glauben wir mit gutem Gewiſſen verſichern zu fönnen . Daß es vielleicht bei cinem Sturz der Türkei auch ſein Gewicht mit in die Waag.
ſchale legt, halten wir für feineêwegs unmöglich; abgeſehen hier ron aber wird es ſicherlich nicht den Donquirote machen , und die moncy making nation wird keinen Schritt thun, bei dem es nichts zu holen gibt. Das zarte Gleichniß, deſſen ſich die Ames rifaner während des leßten großen Continentalfriege hinſichtlich
Europa's bedienten, daß fie nämlich, wenn der eine die Kuh bei ben Hörnern , der andere am Soweife halte, ſolche melfen wollten,
bigſte unterſtüßt und daburch gegen alle die Grundfäße von Völs Ferrecht angeſtoßen, über deren angebliche Bedrohung man fich ießt ſo creifert ? Zwiſchen England unb Nordamerifa beftehen
oder beſtanden vielmehr Verhältniſſe, welche nicht nach dem ges
wöhnlichen völkerrechtlichen Maaßſtab gemeſſen werden durften : Amerifa hatte ſich – gelegentlich bemerft durch europäiſchen Vorſchub - ron ber engliſchen Herrſchaft frei gemacht, und als
eg im 3. 1812 zum Krieg zwiſchen beiden fam, wollten die Eng= länder Neuorleans beſegen , aus feinem andern Grund, alø um die ganze Entwicklung der Nordamerifaner im Miſiſippithal zu
hemment ; zugleich begann ein Angriff von Canada aus, und alle Indianerſtämme waren unter Englands Leitung zu einem Vers nichtungôkampf gegen die Amerifaner vereinigt. Solche freunds liche Plane vergißt ein Volf nicht; die Amerifaner haben auch dicje Plane vereitelt, und wenn ſie, um die Ellenbogen frei zu haben , und nicht mehr von der Seite angefallen zu ver den , ten Aufftand in Canada begünſtigten , ſo iſt bag in Anbes tracht beſſen , was die Engländer gegen ſie verübt hatten, und noch im Schilde führen, eine erläßliche Sünde, denn engliſche Blätter ſprachen ganz laut davon , daß ſie nur ihre weſtindiſchen Negerregimenter im Süden ans Land 31 ſegen brauchten, um
ben Aufſtand über alle Sllavenſtaaten zu verbreiten, b.h. ſämmts lidhe Plantagenbeſiger oder vielmehr die ganze weiße Bevölkerung ermorden zu laſſen. Hier find denn doch wohl einige Empfindlich feiten gerechtfertigt, und da in politiſchen Dingen der chriſtliche Grundſag, die linke Wange hinzureichen, wenn man cinen Streich
gilt noch auf den heutigen Jag ; man ſpeculirt auf einen großen
auf die rechte erhalten hat, noch feine allgemeine Anwendung
europäiſchen Krieg, um, wenn die Schiffe der meiſten feefahrenden Staaten wegen der Caper ſich nicht zu weit wagen dürfen,
gefunden, ſo braucht man an den Jägerlogen der Nordameris
faner keinen ſo großen Anſtoß zu nehmen.
Wa8 ten Diebſtahl
wood
214
son Jeras betrifft, ſo wollen wir ihn allerdings nicht loben, aber Doch dadurch erklären, daß England zuerſt beffen Unabhängigfeit anerkannte, und ſolches, wie Canada , zum Schmuggelderot für ſeine Waaren machen wollte, um die Wirkung des amerifaniiden Tarife zu vernichten und Nordamerifa' Finanzen zu ruiniren. Die Ungerechtigkeit gegen Merico war allerdings brutal, ſchlim . mer aber als die offene Beraubung war die Erflärung der nords amerikaniſchen Regierung, daß fie in Merico das Emporfommen
venetianiſche Gebiet zueignete. Sagen wir ed offen : bať euro
einer monardiſchen Herrſchaft, der einzigen , die möglicher Weiſe Merico retten fonnte, nicht bulben werde ; Gutierrez Eſtrada's
ſelbe eine Territorialeintheilung eingelegt hat, die im Großen nicht erſchüttert werden kann , ohne alles in Europa in Frage zu
Bemühungen an allen europäiſchen Hören , um ſie zu einer gemeins ſamen Maaßregel in dieſer Beziehung, der einzigen, welche die Monarchie im ſpaniſchen Amerika hätte retten können , zu berres gen, blieben ohne Erfolg, weil man ſchon damals mit der mächtigen Republik fich nicht überwerfen wollte, ebenſo wie man es im 3. 1793 vermieb, fich mit Rußland zu überrrerfen, daß die Einführung einer erblichen monarchiſchen Regierung in Polen hinberte, weil dieſe allein bem unglücklichen Lande eine nachhaltige Feſtigkeit hätte geben können . Engländer und Ruſſen haben fich alſo um die Wette bemüht, den Nordamerifanern Unterricht
ftellen .
Nordamerifaner viel zu ereifern brauchte. Die europäiſchen Mächte ſollen aus Amerifa verdrängt werden , das iſt der Wahls ſpruch der Amerifaner, und dieſer gilt hauptſächlich England, das aber, nachdem es 40 Jahre lang den Amerifanern alles Uebel anzuthun ſich bemüht hatte, und son ben ſchlauen 9an. fees mit fluger und allerdings häufig gewiſſenlojer Benügung
päijde Bölferrecht iſt das Recht des Starfern .
Wenn das Elaborat des Wiener Congreſſes jeßt noch ale Norm des Recht angeführt wird, wie man den weſtphäliichen Frieden bie gegen das Ende des rorigen Jahrhunderte anführte, ſo iſt das einerſeits nur alte Routine, tenn der Wiener Friede iſt in ſehr bedeutenden Punften allmählich mit alljeitiger Bus ſtimmung gebrochen worden ; anbrerſeite geſchieht e8, weil ders
So ruft jeber abrechſelnd die Verträge an , würde fie
aber jeden Augenblid brechen, wenn ihn nicht das Intereſſe der andern im Schadh hielte. Dieſer Stand der Dinge in Europa
iſt viel zu ernſt, als daß man ſich über eitle Prahlereien der
im internationalen Staaterecht zu ertheilen , und gelehrige Sdüs
aller Umſtände beſeitigt worden war, jeßt die Freundſchaft der
ler gefunden. Wir vermeiten weitere Beiſpiele zu citiren, und erwähnen nur noch , daß, als Deſterreich mit allen ſeinen Stad :
Amerifaner ſucht, für den Fall, daß es im Kampfe mit dem Con
ten in den deutſchen Bund treten wollte, was doch gewiß nur
Dhren, wie ſie auch für den Koſſuthíchwindel ziemlich bartherzig find, denn allen Nachrichten zufolge gehen die Koſſutheinzeichnun
eine Sache war, die Deſterreich und der Deutſche Bund unter fich abzumachen hatten , nicht nur England und Franfreid officiel, ſondern auch Rußland unter der Hand durch die Denfidrift
Tengoborski's proteſtirte. Die Nordamerifaner haben ſeit der Gründung ihres Freis ſtaat & ftete die Politif befolgt, eine beſtehende Regierung anzu .
tinent allein ſtehen Tollte.
Allein die Amerifaner haben taube
gen ſehr ſchlecht, und man will ſogar die verſuchte Aufgabe von
Koſſuthnoten gerichtlich verfolgen . Koſſuth hat ſich, zum großen Verbruß der andern Männer jeiner Partei, wie ein achter Marftſdreier benommen ; die Amerifaner ſchreien mit, aber zah
len werden ſie nicht, als hödſten einige Champagnerflaſchen.
erfennen , welchen Namen fie auch trage ; bie poſitive ober mins
deſtens ſchweigenbe Zuſtimmung eines Volfs gilt ihnen, und mit Recht, für eine feſtſtehende Shatſache, um welche fich fremde Nas
tionen nicht zu kümmern brauchen .
Die europäiſchen Regierung
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. 7. Die Abtei Beruela und der Moncayo. Fortſepung.)
gen haben, iroß ihres Widerſtrebens, nach und nach dieſen Grund ſaß gleichfalls in Prari befolgt ; längere Zeit wurden die füb. amerifaniſchen Republifen nicht anerfannt, ebenſo wenig die chriſtiniſche Regierung in Spanien , man hatte ron heridhiedenen Seiten nicht übel Luft, die Regierung Lubrig Philippe nicht ans
zuerfennen, eben ſo menig die Republik , aber die Nidytaners fennung der ſpaniſch -amerikaniſchen Republiken, wie der chrifti. niſchen Regierung hat bloß den Handele intereſſen derjenigen
Borja iſt fünf Stunden von Bera entfernt, einem nahe am Fuße des höchſten Theiles des Moncayogebirges gelegenen Fleden,
den wir zu unſerm Nachtquartier erforen hatten. Der Weg führte uns am Fuße der Erdhügel länge einer Acaquia hin, welde tamale faft die ganze Waſſermaſſe bed durch die Gige
ſehr zuſammengeſchrumpften Huecha aufnahm , und die einzelnen Belter der fruchtbaren Shalebene berråfferte.
Außer einem kleinen
geſchabet, beren Regierungen dieſe Nichytanerkennung aus Dorfe berührt der Pfad feinen einzigen bewohnten Ort. Nach Länder ſprachen . Die Nothwendigkeit führte zur Anerfennung Ludwig einigen Stunden gelangten wir an ten Audgangepunkt der Waſſerleitung. Die ſchönen, dunkelgrünen, von ſchattigen Nuß.
Philippe und ſelbſt der Republif. Die Convenienz entſchied endlich, und wenn Hr. Webſter es für Pflicht erklärt, den gegen bie bieherige Regierung emporten Theil eines Volfe anzuerkennen, ſobald derſelbe in Zahl oder Nationalität die Bedins gungen eines ſtaatlichen Lebens nachweiſe“, ſo herrſchte cben mies
Weinpflanzungen , die von hier an die ganze Shallohle und die
der die Convenienz vor ; wenn die Ver. Staaten eé ihrem Intereſſe
Sorten bed bunfelfarbigen , burdh bebeutenden Spirituêgehalt au & gezeichneten und deſhalb ſehr ſchweren und feurigen arago
gemäß finden, bieß obor fenes Land, tae fich von ſeiner Regies
rung lodmacht, auzuerfennen , ſo werden fie es thun ; iſt es aber ihrem Intereſſe nicht gemäß, ſo werten fie es laſſen . Wir föns nen nicht begreifen, warum man von den ſonoren Phraſen der Nordamerikaner ſo viel Wejens macht, da man in Europa ſelbſt piel ſchlimmere Beiſpiele erlebte. Belgien wurde von Franfreich und England anerfannt , lange ehe Holland auf beſjen Wieber-
eroberung verzichtete, ja beide Staaten nahmen feinen Anſtand die Wiedereroberung geradezu zu hintern . Frankreich und Eng. land ſchwiegen im 7. 1848, ale Karl Albert fich das lombardiſch-
bäumen umgebenen Hanffluren hörten nun auf, und es begannen benachbarten Hügel, im Gangen wohl mehr ale eine Duadrats meile Landesgänzlich bebeden. Es wachet hier eine der beſten
neftichen Rothweine.
Da ich in Bera , einem finſtern, ſlecht gebauten und ente ſeglich ſchmußigen Orte, welcher auf cinem fahlen Kalfhügel über dem linken Ufer des Hueda liegt, beifen Thal auch hier ſehr anmuthig iſt, fein Unterfommen finden fonnte, indem die einzige Pojada, die es daſelbſt gab, jammt ihren Bewohnern ron Schmuß ſtarrte , To ritt ich wieder fort, um in tem bloß eine Viertelſtunde entfernten Kloſter Beruela (Klein - Bera ), einer ebemale ſehr berühmten, ießt in den Händen eines Privatmanned befinds
wood
215
licher Abtei bes Orbend der Bernhardiner ein Nachtquartier zu ſuchen . Eine Ulmenallee führt von Bera idhnurgerabe nach dieſem Klofter, welches mit ſeinen weitläufigen Nebengebäuden und ſei.
ner feftungsartigen von drei 'Thürmen mit Azulejowſpißen über's ragten Ringmauer einer kleinen Statt gleicht und im Schooße
gosan
ſo machte mir der Pfarrer der Abtei , ber einzige, welcher von
ben Mönchen zurüd geblieben ift, aber jest ale Weltgeiftlicher fungirt, feine Aufwartung, wahrſcheinlich um zu erfahren , wer ich ſey und was ich wohl in Beruela wollte, und lodte burdy feine Geſchwätigkeit und ſeine lauten Aufrufe der Verwunde.
einer äußerſt fruchtbaren und ſorgfältig angebauten, von vielen
rung , die er über meine Inſtrumente und Sammlungen äußerte,
Ulmenalleen burdfreuzten Ebene etwa eine halbe Stunde in
halb auch bie übrigen Gaſte herbei,
geraber Richtung rom Fuße des Monca hogebirges entfernt höchft Die Adee von Bera mündet in einen
lungen arbeiten und mich botaniſchen und mineralogiſchen Unter ſuchungen überlaſſen zu können, wie ich beabſichtigt hatte, mußte
großen runden ron hohen alten Ulmen umgebenen und in ſeiner
ich nun Rede ſtehen, erzählen und erklären, zumal da fich unter
Mitte mit einem ſteinernen Kreuze von foloſſaler Größe geſchmüdis ten Plaß, von dem eine Menge Adeen nach drei Seiten hin ſtrah-
den Gäſten einige junge Damen befanden , welche die Neugierde ſehr zu plagen ſchien. Glüdlicherweiſe gehörten die Anweſenden ſämmtlich den höhern Ständen an , ſonſt würde mir dieſe zahl.
anmuthig gelegen iſt.
Anſtatt an meinen Samm
lenförmig auslaufen , die zu ben verſchiedenen Abtheilungen des umfangreichen , zu der Abtet gehörigen Territoriume führen.
reiche Geſellſchaft balb ſehr läftig geworden ſeyn .
Dieſem Plaße gegenüber erhebt fich ein bider mit einer hübſchen gothiſchen Steinſvige gezierter Thurm, unter dem ſich der Ein-
siene. Sie wurde gegen Ende des 11ten Jahrhunderts von dem
gang zu bem Kloſter, ein hohet gothiſches Thor von ſehr dos nen architeftoniſchen Verhältniſſen , befindet. 68 mar in dem wei.
Prinzen Don Pebro el Ataret, Urenkel des Rönige Ramiro I von Aragon, genannt el Criſtianiſimo, gegründet und führte deßs
ten beiderſeite von Wirthſchaftêgebäuden eingeſchloſſenen Hofe,
halb den Titel einer föniglichen Abtei (Real Ababia de San
deſſen Hintergrund die Kirche bilbet, fein Menſch zu ſehen .
Bernardo de Beruela). Die in Form eines Kreuzes aus Sands ſtein erbaute Kirche, welche den älteſten Theil des Kloſters bil.
Erft
nach längerem Rufen erſchien der Pförtner, welcher und die Pferde abnahm und eine Mago herbeirief, die er beauftragte, für mein Unterkommen zu ſorgen . Sie führte mic buret den weitläufigen Kloſtergarten zu einer gothiſchen Pforte, durch die taan in den Kreuzgang gelangt. Die Kloſtergebäude ſahen von außen ziemlich unſcheinbar aus. Um jo mehr war ich überraſcht,
Die Abtei Beruela gehört zu den älteſten Klöſtern Aragos
bet, beſteht aus drei geräumigen Schiffen , beren ſchlanke zier
liche Säulen und elegante Spigbogengewölbe das Gepräge des reinſten gothiſchen Styles tragen .
Ein halbkreisförmiger gothie
fcher Säulengang geht hinter dem Hochaltar weg, welcher auð verſchiedenen foftbaren Marmorarten conſtruirt und ebenfalls gos
ald ich den Kreuzgang betrat , tenn dieſer iſt eines der ſchönſten
thiſch iſt.
gothiſchen Bauwerke, die ich je geſehen habe. Zahlloſe ſchlanke
Die prächtig geſtabten Fenſter mögen in früherer Zeit mit Gladgemälden geſchmüdt geweſen ſeyn , worauf noch einige bunte in derſelben ſtedende Scherben hindeuten ; damals waren ſie mit ölgetränktem Papier verklebt ! Die Betſtühle der Mönche im Chor
Säulenbündel löjen ſich in hobe, fich freuzende und unter eine ander zierlich veräſtelnde Spißbögen auf und bilden eine große Menge yon prächtigen Hallen , die ſich zu langen Galerien an einanber reiben. Noch impoſanter iſt die Halle der Haupttreppe mit ihrem erhabenen, auf das prachtroufte al Fresco gemalten Kuppelgewölbe. Die flüchtig voraußeilende Dienerin geſtartete
mir nicht mich aufzuhalten, und geleitete mid die breiten Stufen der Doppelten ganz und gar auß weißem Marmor erbauten Treppe hinauf bis in einen weiten über dem Kreuzgange befindlichen mit
polirtem weißem unb ſchwarzem Marmor zierlich getäfelten Cors
find aus Eichenholz geſchnißt und zeichnen fich wie die ganze Kirche burch eble. Einfachheit aus. Inter den zahlreichen Grab. Denkmälern, welche bieſes Gottelhaus enthält, feffelten' namentlid)
zwei, die fich zu beiden Seiten des Hochaltars befinden, wegen der ſchönen Marmorſculpturen , mit tenen fie berziert finb, meine
Das eine birgt die Gebeine Des icon genannten Grünberé des Kloſtere, irelcher zugleich erſter
Aufmerfiamfeit in hohen Grade.
Abt von Beruela war und im Jahre 1140 hier beſtattet wurde :
ribor, wo mich der Wirthichaftsinſpector empfing und mir eine der ehemaligen Mönchézelen zu meiner Wohnung anmies. Beſſer als hier haben Mönche ſchwerlich oft gewohnt, Jebe Zelle beſleht nämlid and einem großen gewölbten Gemach , einem Vorzimmer,
cher der Inſchrift zufolge im Jahre 1260 während ſeiner foc
einem Alfoven und einer kleinen Küche. Eine hohe Flügelthür
zeit ſtarb. Außerdem ruhen in dieſer Kirche noch mehrere Für
mit Glasſcheiben führt auf eine offene oben überdeckte Gallerie, welche die herrlichſten Ausſichten, ſey et nach dem Gebirge, ſey
ften und Granben von Aragonien , ſowie die jämmtlichen Aebte von Beruela . Die Außenſeite der Kirche iſt mit Ausnahme des
bed andern umſchließt die Reſte des Infanten Don Alonſo , altes ſten Sohnes des friegeriſchen Könige Jacob I von Aragon, wela
es nach Bera zu, gerrährt. Der gegenwärtige Befißer der Abtei
Portale gar nicht verziert. Der Glockenthurm hat früher wahr
hat eine Anzahl Zellen augmalen und meubliren laſſen , um fie
ſcheinlich eine Durchbrochene gothiſche Pyramite beſeffen ; jeßt iſt
al8 Fremdenzimmer benußen zu fönnen . Eine ſolche wurde auch
die Spiße bloß mit Azulejos bedeckt.
mir als Quartier angewieſen, und ich muß geſtehen, daß ich in Spanien ſelten bequemer und angenehmer logirt habe, als wie in jener ehemaligen Mönchezelle.
(Schluß folgt.)
Die Küften von China.
Id war nicht der einzige Gaſt in der Abtei. Beruela wird nämlich wegen ſeiner angenehmen Lage, ſeines vortrefflichen Waſ
Die Marianen und die Lu Tſchu Jnfeln.
jers und ſeiner friſchen Bergluft von den bemittelten Einwohnern Zaragoza's nnd der benachbarten Städte während der heißeſten
Gegen Anfang Auguſt hatten wir allen Grund , und init den Vorbereitungen zur Abfahrt zu beſchäftigen. Seit einigen Tagen ers ftredte der Südweſt: Muflon ſeinen Ginfluß audy bis zur Inſel Quam.
Monate häufig als Sommeraufenthalt benußt. Er waren bereits mehrere Familien aus Zaragoza und Tarazona zugegen und noch mehr wurden erwartet. Da bas Kloſter einige fünfzig Zellen von der beſchriebenen Art enthalt, ſo kann es viele Familien faffen ,
ohne daß eine die andere incommodirt.
GB dauerte nicht lange,
II.
311 der Bay war indeß noch nichts davon zu verſpüren , und es
herrſchte eine gewitterhafte Stille, die nur manchmal duro einen heftigen Windſtoß oder durch wechſelnde flüchtige Briſen unterbrochen wurde ; aber gegen Abend hin ließ ein dichter Dunfiſáleier deutlich er:
216 fennen, daß der Hauch der Paſſatwinde, durch Gegenwind aufgehoben, den Meridian der Marianen nicht mehr überſchritt. Mit der Windfille
ſondere die großen ſvißen Hüte zu unterſcheiden waren , welche theils in der Luft zu ſchweben und theils im Waſſer zu ſchwimmen ſchienen ;
trat auch große Hiße ein ; im Schatten zeigte der The mometer 35 Cen: tigrade und in der Sonne 54º. Indeß hatten ſeit einigen Tagen die gewöhnlichen Dſtwinde wieder ihren Zug genommen , und fein Sturm war zu fürchten. Am 9 Aug. verließen wir, eine günſtige Briſe benißend, die Cadera : Chica, um auf der äußern Nhede abzuwarten , bis unſere
dieſes Schattenſpiel wurde durch die Duſchelſucher erzeugt, und benach : richtigte und von der Nähe der gefürchteten Feldſpiße , welche von
Rechnungen mit den Lieferanten der Corvette abgeſchloſſen waren. Die Nacht war fehr ſtürmiſch , und als wir bei Tagesanbruch unter Segel
gehen wollten, verhüllte dichter Nebel den Himmel ; heftige Windſtöße folgten fich ohne Aufhören und die See ging ro hohl, daß unſere Aud:
fahrt durch den ſüdlichen Canal nicht ohne Gefahr bewerkſtelligt werden fonnte.
Sobald wir die Spiße Drote umfahren hatten , flog unſer
Capitán Vaſil Hall Table:Hill benannt wurde.
Es war Abende drei Uhr , der Wind förderte und beſtändig , und wir hatten Hoffnung noch vor Sonnenuntergang die rhede von Nafa zu erreichen, ein tiefes und ſichereo Baſſin , zu welchem ein Kranz von Niffen, die an drei Orten durchbrochen find, gegen Norden , Süden und Weſten, Ginlaß gewährt. Schon zeigten ſich die beiden fladen Inſeln, welche man vorüberfahren muß , und die ſich quer über den Canal er: ſtreden , der zu dem Hafen von Insting führt, als unſere Segel von der Briſe verlaſſen, plößlich ſchlaff niederſaufen. Mehr von der Strömung als dem ſchwaden Windhauche vorwärts getrieben, verzichteten wir dars auf, an dem folgenden Tage dae Ginlaufen in den Hafen zu verſuchen ,
Fahrzeug raich dahin , und ließ die lange Kette von Riffen, das brül: lende Gefade , die tiefe geräumige Bay weit hinter ſich. Bald rahen wir die nifer von Guam im Nebel verſchwimmen, rährend des Baro:
und warfen vier oder fünf Meilen von der Rüfte die Anfer aus.
metero raſches Sinken und einen Sturm verfündete. Aber auf offener
war noch frühe genug, um einen Nachen ang Land zu reßen , der um
See hatten wir nichtë von ihm zu befürchten . Nach einer Nacht voll Windſtöße und Donnerſchläge erwachte die Natur wie erſchöpft; leicha ter Nebel umzog die Rämne der Mogen, und erſt nach einigen Tagen
fieben lihr Abends zurüdfehrte. 3n Augenblid als er in den Hafen
68
zu, welche wir beſuchen wollten , bevor wir uns nach Manilla begaben .
einlaufen wollte, hatte der denſelben befehligende Officier eine große Barfe begegnet, auf der ſich Pater Leturdu beim Anblic unſerer Flagge eingeſchifft hatte. Unſer Canot führte und dieſen jungen Miſſionár zu, der in tiefer Gemüthabewegung feine Landsleute begrüßte. Gin uns beſtimmtes Gerüđt hatte ihm durch die Didonfen aud Fo-fien Runde
Als der Gontre: Admiral Cecille im Julius 1846 dieſe Inſeln verlaſſen
von der Februar:Nevolution gebracht, und er hoffte deßhalb faum auf
hatten, waren zwei franzöſiſche Miſſionáre bie HH. Leturdu und Adnet, dort
die Anfunft eined franzöſiſchen Fahrzeugeo . Sein Gefährte Pater Adnet war einen Monat zuvor an einer Bruſtfrankheit erlegen. Seit Julius 1846 auf einer von dem Handelsverfehr des chineſiſchen
wurde die Luft wieder völlig heiter und das Wellengetümmel legte ſich. Gine lane Briſe aus Südoſt trieb und gemächlich den Lu: Tſchu: Inſeln
zurüdgeblieben, um dereinſt bei den Verhandlungen zwiſchen Franfreich und den beſcheidenen Königreiche Ufinia als Dolmetſcher zu dienen. Die Behörden von Sdui, ſehr beſorgt Mr. Forcade auf ſolche Weiſe ers feßt zu ſehen, hatten ihre Beſd werden bei dem Hofe von Pefing nieder: gelegt. Durch den Vicefönig Rising deßhalb angegangen , hatte der Admiral verſprechen, daß ein Fahrzeug der Diviſion Nafa berühren und die beiden Freniden , deren Gegenwart der Regierung von nifinia ſo
lebhafte Beſorgniſſe einflößte, nady Macao zurückführen ſollte. Der Untergang der „ Gloire" und „ Victorieuſe" hatte die Erfüllung dieſer Zuſage verzögert, die wir nun vollbringen ſollten . Am 25 Auguſt um 10 Uhr Morgend erblidten wir land. Die Küſte zeigte ſich in Geſtalt von zwei niedrigen Inſeln , von denen wir nur vier bis fünf Stunden entfernt zu ſeyn ſchienen. 68 war dieß eine Täuſchung der äußerſt burdſichtigen Atmoſphäre, denn die beiden Inſeln waren die länglichen
Hochflächen , welche die ſüdliche Spiße der großen ufinia überragen, von der wir mindeſtens noch 12 Stunden entfernt waren . Die Wind fille, welche eintrat , verhinderte und vor Sonnenuntergang das Land näher zu recognosciren ; während der Nadt trieb und die Strömung
weiter nordwärte und das erſte Frühlicht zeigte und deutlich die Umrifle
Meeree ganz abgeſchiedenen Inſel zurüdgelaſſen, die während dieſer zwei Jahren nicht einual von Wallfiſdfahrern beſucht wurde , hatten die beiden Miſſionáre geſehen , mit welcher Plengfilichfeit jeder ihrer Schritte
von der einheimiſchen Polizei bewacht wurde, wie ſich die Widerwärtig: feiten um ſie her mehrten, von denen ſie rie Anweſenheit des Admirals Cecille für einige Zeit befreit hatte.
Ein anderer Europäer, ein protes
flantiſcher Miſſionar, Dr. Bettelheim , theilte ihr Gril und erregte im
felben Maaße, wie die franzöſiſchen Prieſter, das Mißtrauen der Behörden !
von Ufinia. Der Doctor hatte ſich unſern Miſſionáren genähert, und die Gemeinſchaft tauſend fleiner Widerwärtigkeiten, der Schmerz ihr fronimed Streben durch die verdoppelten Anſtrengungen der Polizei vers eitelt zu ſehen , hatte die ſonſt unverſöhnlichen Verfünder des Evans
geliums vereinigt. Die beiden feindlichen Kirchen hatten dasſelbe In tereſſe, gewiſſe Privilegien , die auf undringen bed Admirale Cecille unſern Miſſionáren ertheilt wurden , von denen das vornehmſte war,
frei auf der Inſel umhergehen zu fönnen, aufrecht zu erhalten . Mehr ald ein böswilliger Verſuch hatte dieſes den landedgeſeßen ſo entgegens laufende Vorrecht bedroht ; der Premierminiſter von Shui , Stang: ting:
der Inſel, die wir Abende zuvor faum unterſcheiden fonnten. Der Wind wurde nun günſtiger und wir famen dem Lande immer näher. Rechts hin behnte die große Afinia eine lange nicht ſehr ſteite Hügel:
tſdu hatte ſich wiederholt an den Admiral gewendet, und das Dhr der
reihe hin. Ihre hoditen Gipfel , Lage zuvor durch die Luftſpiegelung
geſpart, um ſeine Barmherzigkeit anzuflehen. Dennoch hatte während
erhöht , ließen ſich faum mehr von ihren Umgebungen unterſcheiden .
18 Monate die europäiſche liga geſiegt; aber in dem Maaße, als ſich bei den Mandarinen das Andenken des Beſuches der franzöſichen Fahr:
Auf der andern Seite des Canals boten die maferrima eine Gruppe ſchwarzgrüner Injelchen mit ſcharfen ſteilen Abhängen dar. Der weſt lichen Küſte, auf der ſich die Stadt Nafa erhebt und der Fluß Nafa: tiang ausmündet, darf man ſich nur mit Vorſicht nähern .
Ein un .
geheures Plateau von Madreporen dehnt fich mehrere Meilen vom Ufer hin, und erhebt ſich ſo ſdroff vom Meeresgrunde, daß das Senfblei dem
Schiffer ohne Vortheil ift. llnzählige Fiſcher beſchäftigen fich , ſobald Gbbe eintritt, mit nadten Beinen dieſe weiten Korallengefilde adezubeuten , und Muſcheln in Fülle, mand mal auch Perlmuſcheln, zu ſammeln. Als die Bayonnaiſe von einer friſchen Briſe getrieben fich raſch der Küſte
näherte , erhob ſich die Südſpiße der großen ufinia ſchwarzlich und
Grcellenz mit ſeinen Vorſtellungen ermüdet, ja ſogar Thränen nicht
zeuge ſchwädyte, ſuchten ſie auch den abgetretenen Boden wieder zu gewin . nen . Währenddem calamitat betroffen. etwas der Medicin laſſen, ſtarb gegen
wurde das ufinianiſche Reich von einer Staats: Der König, lange franf, dem Dr. Bettelheim , der fundig war, vergeblich ſeine Dienſte hatte anbieten Ende des Jahres 1847, wodurch der Thron an ein
Rind fam . (Fortiebung folgt.)
Neu aufgefundene puniſche 11eberreſte. Zwei Deutſche haben in der Regentſchaft Tunie, nicht weit von Magarao, Nadhgrabuns gen angeſtellt, und eine große Zahl alter Oråber mit puniſten Ins
zerriſſen aus den Wellen ; aber da, wo die leßten Felſen in die Fluthen tauchten, erblidten wir die ſeltſanıfle Fata Morgana, die wir je geſehen ; über dem Waſſerſpiegel der mit dem Horizonte zuſammenfloß, zeigte ſich
Der engliſche Conſul faufte dieſe Alterthümer an , und ichidte ſie als:
ein Volfsgewinmel in unbeſtimmten dunfeln Geſtalten , an denen be:
bald nad London . ( Rev. de l'Orient. Februar .)
Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
ſchriften , zum Theil mit lateiniſder Ueberſeßung daneben , aufgefunden .
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widen man n .
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N
55.
4 März 1852 . Herrlich iſt die Fahrt zwiichen den ſtete medhjelnden Geftas ben der Inſeln, während das feſte Land Croatiens fich ſteil als weißes Felſengebirge erhebt. Dort und auf den Inſeln iſt wenig
Wanderungen im europäiſchen Often. ( Von O. 4. N .......) ő. Auf dem adriatiſchen Meere.
Vegetation, nur in den Thälern gewahrt man ſparſame. Feigen
Go wie in fiume piele darüber unzufrieben find, daß dieſe Stadt mit Groatien verbunden worder., ſo ſind es viele Trieſter, weil fie abgeſondert von den andern Ländern Des Raiſerſtaate
und Delbäume und Wein. So iſt auch die Umgegend von Zara, eine beinahe ganz regelmäßige Stabt, aber mit ſo ſchmalen
Die erſten ſeben es nicht gern , daß die Croaten
Straßen, daß ed in den meiſten unmöglich iſt zu fahren ; dabei iſt aber ein herrliche Straßenpflaſter , die Wirthshäuſer find
nunmehr berlangen , fie, die bisher ftete italieniſch geſchrieben
ſehr anſpruchloß, dazu unglaublich wohlfeil, 248 nicht ſelten
haben , ſollen jest auf einmal bie croatiiche Sprache ihrer
im umgefehrten Verhältniß fteht. Die Feftung iſt berrlich er balten, der frühere Militärbefehlshaber, General Welben, hat
geblieben ſink.
Sagelöhner idreiben, und die Irieftiner fürchten , daß die reis
chen Kaufleute, unter denen viele Fremde ſind, das Uebergewicht über die eingebornen Bürger von Irieſt gerinnen werden. Dens noch herrſcht in beiden Städten ber blühenbfte Wohlftanb.
Bes
ſonders wichtig iſt der Lloyd von Trieſt, der zu einer wahrhaft rroblthätigen Macht angewachſen iſt. Der Schöpfer diefer großen Anfalt, der Kaufmann Brud aus Weſtphalen, iſt jegt ( 1850) Handeléminiſter. Seine Lloyd -Dampfflotte iſt größer als die mancher Seemacht. Ein ſolcher Mann'iſt größer als mancher Graf von Dftphalen , Norbe oder Weſtphalen . Sehr angenehm war die Fahrt auf dem adriatiſchen Meer von Irieft länge der Küſte von 3ftrien, die fich anfange ſehr bergig auênimmt, aber balb herrliche Ebenen zeigt, die erſt in der Mitte dieſer Halbinſel fich zu fteilen Bergen erheben. Am
andern Morgen erwacht man in dein ſchönen Hafen der Inſel Lofin , in deſſen Hauptſtadt es unmöglich wäre, mit dem leichtes
ften Wagen zu fahren , denn größtentheils werden die Straßen burda Treppen gebildet.
Von hier fommt man zwiſchen den In
einen ſehr beſuchten Volfégarten angelegt und ſchattige Bäume gepflanzt, woran es ſonſt beinahe ganz fehlte, Daber waren die Straßen ſo enge, um bei der hieſigen unaufſtehlichen Hiße wenigſtenê hier Schatten zu finden.
Dieſer Tapfere hat Dale
matien ,bereits ſo gut beſchrieben , daß jedeß Wort mehr über. flüſſig wäre , nur darf erwähnt werden , daß dem , welcher aus
Croatien fommt, der Mangel an Reinlichkeit bei den Morlachen auffält und nur erſt der geſchmadvolle Anzug der Waladh innen mit dem ber. Morlachinnen gar feinen Vergleich aushält.
Zara befigt ein National Muſeuni, tas freilich noch im Ents ftehen iſt, und erſt bei der zu erwartenden neuen Organiſation del Schulweſene in dieſer Provinz etwas beffer wirb aufgeſtellt
werden können. Director desſelben iſt der Doctor Lanza, einer der erſten Gelehrten Dalmatiene; er iſt aus Spalato gebürtig, hat in Deutſchland flubirt, um bereits mehrere geachtete Werke her ausgegeben , arbeitet aber noch an mehreren andern ; beſonders
jeln , welche vor Dalmatien liegen , wo die alten Liburner den
vortheilhaft befannt iſt feine Beidhreibung des Flußgebiete ber Narenta, des größten Fluffee in Dalmatien, und die Stein
Swiffbau zur Zeit der Größe Rome zu folcher Vollfommenheit
ſchriften in der alten Stadt Salona .
brachten, daß man nach ihrem Muſter die Flotten erbaute. Ein ſebr genauer Kenner der alten Geſchichte und Geographie der hieſigen Gegend iſt in Irieft der gelehrte Dr. Kandler, und in Fiume der gelehrte Robler; beide ſchreiben italieniſch und gibt
Werk über den Palaſt Diocletians in ſeiner Vaterſtadt herauss
der erfte das herrliche wiſſenſchaftliche Journal, 3ftria, in Trieft beraud; ein Bereie, daß der Reichthum einer Handelaftabt dem Auffommen der Literatur nicht im Wege fteht. Eine von den kleinen Inſeln in dem Canal von Selve hat ein Ungar, Baron v. Hellenbach, gekauft, auf welcher er fich ein
Schloß hat bauen laſſen , und dasſelbe mit Kanonen wohl vers ſeben ließ, als die Venetianer Miene machten , fich mit der Flotte
,
,
des Könige von Sarbinien zu verbinden. Manche werden diejen neuen Robinſon noch als Künſtler fennen , da er vor einigen
Zahren mit einer Geſedidaft mufifaliſcher Virtuoſen in Europa rejete.
geben.
Gr wirb nächſtens ein
Dabei iſt er auch Naturforſcher und beſigt felbft ſehr
gute Sammlungen .
Er würde fich verdient machen , wenn er alle
in Zara befindlichen römiſchen Inſchriften abſchreiben und heraus geben wollte : er wäre der Mann dazu, denn hier iſt cin Muſeum , einem Doctor Pellegrini gehörig , welches viele Inſchriften enthält,
von denen man nicht weiß ob fte bekannt find. Auch von Zara aus bleibt die Fahrt anf dem Canal Pass mon eben ſo reizend, wie vorher, bis man am Ausfluſſe der Kerfa in den Hafen von Sebenito einläuft, wo ein zierlicher Dom aus dem 13ten Jahrhundert die Bewunderung jedes Architekten und Liebhaber8 anzieht. Nirgende ſieht man eine byzantiniſche
in
Kirche mit ſo burgängig fein außgearbeiten Verzierungen, dabei find die Bogen des Hauptſchiffe Spißbogen. Das Ganze iſt
218
Goron
Marmor, ſelbft bag runde Dady, ſo daß dae Innergewölbe ſelbſt
der Volfeiage nach in den Eingeweiten des Moncayo eriftiren ,
das Dach bildet.
auffinben ſollte. Die Sierra de Moncayo iſt das höchfte der Gebirge, welche fich auf dem ben Ebroebeneu zugefehrten Abhange Dee großen centralen Hochlandes der Halbinſel erheben. Ihre Höhe iſt noch
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. 7. Die Abtei Beruela und der Moncayo.
unbefannt ich ſelbſt habe ſie leider nicht meſſen fönnen , da mir
(Solub.)
mein Barometer in Hocharagonien burch ungeſchickte Hände zers
Den folgenden Morgen Sonntags verließ ich die Abtei wieder, nachdem ich der Frühmeſſe beigewohnt hatte, um den Moncayo zu beſteigen. Ein zireiſtündiger Ritt über felſige, mit aromatiſchem Labiatengeſträuch bebedre Kalkhöhen brachte uns
brochen rrorben war. Der Vegetation ihres Gipfelé nach zu urtheilen dürfte fie indeſſen wohl mehr als 5000 par. Fuß über
den Spiegel des Meeres aufragen . Der Moncayo bildet den
culminirenden Theil einer längern Gebirgefette, welche ſich in nach dem Fleden Pasmo, welcher zwar ſehr dürf aber ungemein nordſüblicher Richtung von Fitero in Navarra an bis nibe an maleriſch am fteilen Abhange eines nacten Feldhügels gelegen i das Thal des Rio Jalon, der die Mauern von Calatayud bez iſt, deſſen Scheitel die Ruinen einer großen Burg von bilder ſpült und durch die Ebene von Plajencia ſtrömt, auédehnt und Bauart frönen . Hier betritt man wieder das grüne Thal des ungefähr eine Länge von acht geographiſchen Meilen hat . Das Huedha, an dem der Pfab nach der Hermita des Moncayo em- Hodgebirge iſt eine ſchroffe, ungegliederte, bloß von ſeichten porführt.
Dicht amDer Fuße Gebirgeszugefehrte liegt nochAbhang ein Dorf, Gründen burdyfurchtenellenartige ſanft. Ebrobaſſin dem des des gewölbten Plateaur gebildeter Terraſſe, Kamm an deren ſeinenbreiter,aus gegen NND
Namena Alitan.
Moncayo ift biß zu der halben Höhe des Gebirges mit Laubwals Bis zu einer Höhe von ungefähr 2000 Fuß beſteht bieſelbe aus Eichen mit filzigen Blättern (Quercus Toza), weis ter hinauf aus unſerer gemeinen Rothbuche. Schon von fern grånzen fich dieſe beiden Waldzonen durch das verſchiedene Grün ihres Laubes ſcharf von einander ab. Die obere Hälfte des Gebirgee iſt völlig fahl, von wafferloſen Schluchten burdfurcht und
und SSW. ſchauenden Endpunkten zu zwei flachen pyramidalen Kuppen anſchwilt, von denen die nördliche die größte Höhe er reicht. Gerade über die Mitte des Kammes läuft die Gränze zwiſchen den beiden Landichaften Aragonien und Altcaſtilien. Der öſtliche oder aragoneſiſche Abhang iſt lang und ſteil, ver weſtliche oder caftilianiſche dagegen furz unb ſanft geneigt. Die
mit grauem Gerolle und Feldblöden überſchüttet.
Balb ober-
aus der Lage der das Gebirge zuſammenießenden Geſteingidhich
halb der Baumgränze liegt, hart am Fuß einer rieſigen ſenkrecht aufragenden Felêmaſſe von würfelartiger Geſtalt, auf deren höchs ftem Punkte fich ein eiſernes Kreuz erhebt, ein langeß ſchuppen-
ten ; ber im erſten Augenblick auffallende Umſtand dagegen , daß
bung ketect.
Verſchiebenheit des Neigungeminfeld beiber Abhänge erflärt ſich gerade ber ſanft geneigte Abhang am fürzeſten, der ſteile Dagegen am längſten iſt, hat ſeinen Grund in der bedeutenden Niveau verſchiedenheit der Ebenen del Obrobaſſino und Altcaftiliene.
ähnliche einſtódiges Gebäude. Es iſt der berühmte Wallfahrtes ort, bie Sermita de Nueſtra Señora del Moncayo. Da hier
Denn während dad Flachfland am öftlichen Fuße des Moncayo
fortmährend ein Pfarrer unb Sacriſtan nebſt dem erforderlichen Dienſtperſonale leben, auch nicht ſelten Kranfe und Reconvales. centen von den letzten hierher geſendet werden, um fich durch
eine abſolute Höhe von höchſtens 1000 Fuß beſigt, iſt das am entgegengeſeßten Fuße des Gebirged fich außbreitende Plateau von Soria mindeſtens 3000 Fuß über den Spiegel des Meeres
die Bergluft und bad herrliche Waſſer, welches nahe bei der Her.
erhaben.
mita in reichlicher Menge quillt, zu ſtärken , ſo pflegt legtere immer gut berproviantirt zu ſeyn. Von Wallfahrern wirb fte ießt nur im Auguft am Jahre&tage der Auffindung des wunders
dieſe bedeutende Niveauverſchiedenheit der beiden Flachländer in die Augen ſpringen , und in der That entging fie auch weder meinem Bedienten noch den Hirten, die ich auf dem Gebirge traf. Die Sierra de Moncayo beſteht, ſo weit ich fie fenne, aus einer feinförnigen , ziemlich undeutlich geſchichteten Grau
baren Mabonnenbildes, welches ſich auf dem Hochaltar der Fleis
nen, das Centrum des Gebäubeß einnehmenden ſehr geſchmadlos verzierten Kirche befindet, beſucht.
Dann aber reicht der Raum
der Hermita, obwohl dieſelbe eine ziemliche Anzahl von Gemäs chern und geräumige Stallungen enthält, nicht hin, um die Men. ſdhen und Laftthiere zu faſſen , weßhalb Zelte und Hütten in den Umgebungen der Hermita errichtet werden . Die Hermita del
Moncayo eignet fich wegen ihrer Lage am obern Abhange bet Hochgebirgs wie kein anderer Punkt zum Standquartier für einen
Jedem, der den Gipfel des Moncayo beſucht, muß
wade, weldie häufig iu Grauwaceníchiefer unb burch dieſen in Ibonidhiefer übergeht. Da die dichte Grauwace, welche die
Hauptmaſſe des Gebirge außmacht, eine hellgraue Farbe, wenige
ſtend an ibrer ber Atmoſphäre ausgeſegten Oberfläche, und eine unregelmäßig.polyedriſche Abſonderung beſikt, jo lehen die Folge und Geröllemaſſen von fern aus, al8 beſtänden ſie aus Granit, wofür aud; die ſanft contourirten Formen des Gebirges zu ſpres
Naturforicher, welcher den Moncayo unterſuchen will. Man logirt
chen ſcheinen .
baſelbſt ganz gut und verhältnismäßig billig. Auch hier wurde ich von der Neugierde ſehr incommodirt. Außer dem Pfarrer,
Die nach Norden und Süden gefehrten Verläns
einem höchft unriſſenden und ungebildeten Menſchen, waren nám.
gerungen des Gebirges ſollen aus Ralf und roihem Sandſtein , wahrſcheinlich der Devonijden Formation angehörig, zuſammens gelegt ſeyn und mehrere bauwürdige Erzgänge edler Metalle bes
lich noch mehrere Prieſter aus Larazona zugegen, welche, wie
berbergen. Diejelben find mehr gegliedert als das Hochgebirge
id aus ihren Geſprächen entnahm, gleich vielen andern Geiſtlichen Spanien in Bergwerksactien ſpeculirten. Da dieſelben bemerkten, daß ich mineralogiſche Werfzeuge bei mir führe und Beobadtungen mit dem Compaß machte, ſo mochten fie auf ben Gedanken fommen , ich ſey ein verfappter Bergingenieur ober
daß der Moncayo nicht nur die Waſſerſcheide zwiſchen den Geo bieten des Obro und Duero, unb folglich zwiichen dem mittel
Minenſpeculant.
Wenigſteno ließen fie mich keinen Augenblick
und haben ſcharfgezacte Contouren. Noch will ich erwähnen , ländiſchen und atlautiſchen Meer, ſondern 311gleich auch eine ents
ſchiedene Wetterſcheide bildet. Die im Obrobaſſin äußerſt gable
aus den Augen , wahrſcheinlich um gleich zugegen zu ſeyn, wenn
reichen Gewitter pflegen nämlich nur jelten oder faſt nie den Moncayo zu überſchreiten , wohl aber ſehr häufig daſelbſt ihren
ich etwa eine der fabelhaft reichen Golbs und Silberminen, die
Anfang zu nehmen. Legtere ſind wegen ihrer Furchtbarkeit, bes
219
a
ſonders wegen ihre& fie häufig begleitenden Hagelſchlag der
fich erſtređenden Plateaur und Ebenen allmählich mit dem Blau
Scređen der am Fuße des Moncayo gelegenen Drtſchaften
del Himmele .
Aragoniene.
Um 2 Uhr fam ich wieder in die Hermita zurüc, welche ich wenige Stunden ſpäter verließ. um mich wieberum nach ber
Ich beſtieg den höchſten Gipfel des Moncano am Vormittag del 15 Juliuß. Die Beſteigung iſt zwar mit feiner Gefahr bers bunben , aber höchſt ermüdend, da enorme Maſſen von loſem Gerölle und Blöcken, die faſt auf jedem Schritt unter den Füßen megrollen , den ichroffen aragoneftfchen Abhang faſt gänzlich bes GS befinden ſic hier mehrere fünftliche Nevera
Krappbau in Algier.
ober
Schneegruben , welche der Stabt Tarazona gehören. 68 find dieß tiefe, trichterförmige Baffine, welche man in das Gerölle gegraben und mit einer Mauer von Steinblöden umgeben hat. Dieſe Irichter werden in den Frühling&monaten, wo noch Schnee an den obern Abhängen in Menge vorhanden iſt, bie zum obern Rande der Mauer mit feſtgeſtampftem Schnee ausgefüllt, wors auf man deſſen Dberfläche mit Geſträuch und Steinen überbedt.
Unter dieſer Bedachung erhält fich der Schnee ten ganzen Sonis mer hindurch ohne zu ſchmelzen. Der nöthige Bebarf wird bei Nacht aus den Several geholt. Um 10 Uhr erreichten wir ben 8 war windige , fühles Wetter und die Atmoſphäre niøt frei von Wolfen. Mehrmals ftridhen dieſelben über das
Gebirg hinweg und hüüten und eine Zeitlang in ihren feuchten Nebel, doch waren die Luftſchichten klarer als in den vergangenen
Lagen, und deßhalb die Fernen deutlich zu erfennen . Die Auds ficht iſt ſehr umfaſſent, toch nichts weniger als ichön.
Abtei zu verfügen. Von dort reißte ich bie folgenden Zage über Borja und Plaſencia nach Zaragoza zurück.
Die den
Horizont begränzenden Gebirge find nämlich ſämmtlich zu entfernt, um einen maleriſchen Anblick zu gewähren , und die zu beis
Die Revue de l'Orient gibt ſeit einiger Zeit wiederholt Nadridten von den Fortſchritten des Ackerbaues in Algerien, namentlich im neueſten
Hefte vom Februar 8. 3. Hier fteht auch eine Sbilderung der Ver: ſuche mit Rrapp , zu welchem fich manche Gegend Algeriend beſonders zu eignen ſcheinen. Befanntlich hat der Krappbau das Glüd einer der füblichen landftriche Franfreide, der ſogenannten Comtat d'Avignon, ges macht, und der Wohlrand, den dieſer Anbau verbreitete, entſpringt nicht
nur aus dem vortheilhaften Verfauf des Krapp8 ſelbſt, ſondern auch aus dem höhern Werth, den die Art des Anbaues dem Boden verleiht. Der Krapp liebt den Kalfboden, der tief gelegen iſt, und von Sümpfen bedeđt war, die eine ftarfe Sunusſchichte zurückgelaſſen haben . Dieſer Boden muß im Sommer etwas feucht gehalten werden, darf aber nicht den Winter hindurch unter Waſſer ſtehen .
Die „Paludou von Avignon,
welche von der Sorgue ' bewäſſert werden , ſind dazu der beſte Boden ; fie enthalten 90 bis 93 Procent fohlenſauren Ralfe und viel Kumus. Achnliche Landſtriche gibts in Algerien ; während aber un Avignon der
Krapp drei Jahre im Boden bleibt, gelangt er, wie wiederholte Proben zeigen , in Algerien binnen 18 Monaten zur Reife, und während der proveriçaliſche Krapp nur 37 Procent Färberröthe gilt , liefert der von Algier 449/2. Man ſcheint darauf bedacht, dieſen Anbau zu erweitern.
den Seiten fich ausbreitenden Ebenen zu fahl, als daß fie dag Auge erfreuen könnten. Dieß gilt beſonder8 von den Ebenen
Die küften von China.
des Ebrobaſſine, welches man von hier auß beinahe in ſeiner
Die Marianen und die Lu - Tſchu : Jnſeln .
ganzen Auébehnung überſchaut. Die bebauten Strecen verbergen
II .
fich nämlich , da fle meiſt in den Flußthälern liegen, faſt gänz
( Fortſeßung .)
lich, ſo daß man nichts erblidt als die oben, nackten, unbes wohnten und unbebauten, oder höchſten8 init Getreidefeldern bes Dedtten Fluren der die Flußthäler und Niederungen ſcheidenden
Plateaur und Hügelgelände. Beſſer und heiterer iſt der Ans blick der Hochebene von Altcaftilien . So weit man dieſe vom Moncayo aus en detail überſchauen fann, iſt fte bebaut und
mit zahlreichen Ortſchaften beſtreut. Unter legtern zeichnet ſich die dicht am nörblichen Fuße des Hochgebirges und einer üppig grünen Huerta hervorſchimmernde Stadt Agneta beſonders aus, wegen ihrer maleriſchen Lage und der vielen Kirchen und Klös fter, die ihr Innerell ichmüden . Weſtwärte in größerer Ferne bliden tie Thürme der Stadt Soria, die auf den Ruinen ber alten hochberühmten Numantia erbaut iſt. Am freundlichſten nehmen ſich die unmittelbaren Umgebungen be8 Moncayo auf der aragoneſiſchen Seite auf. Gine ununterbrochene Reihe von
Es war dieß eine große Trauer für die Bewohner ber lu : Tſhus Inſeln. Von Schui bio Nafa ſdien man nur noch mit der Leis denfeier des verlebten Herrſcher beſchäftigt zu ſeyn. Am Tage des
Begräbniſſeg am 17 October wollte Dr. Bettelheim und unſere Miffo: nåre fich, wie gewöhnlich, nach der Statt Soui begeben ; allein als ſie an
den Fuß des Hügelo gelangten, auf welchen die Stadt erbaut if, fans den fie Leute niit Bambueſtoden , welche ihnen den Weg verſperrten , unb fie nöthigen wollten zurüdzugehen. Sie weigerten fich, man fließ fie zurüc, und alø fie fråftiger auftraten , wurden fie mißhandelt. Die Mandarinen , welche in einiger Entfernung das Ende eines Kampfes
abwarteten , bei dem fie ſich auszuſeßen fürchteten, liefen herbei. Sie ſahen unſere Miffionäre, wie ſie unter Bambusftreichen niederfielen und an den Haaren auf dem Boden geſchleppt wurden . Dieſe Strafe ſchien ihnen zu genügen , und fie thaten weitern Mishandlungen inhalt, ſchüßten Dr. Bettelheim , der verfolgt wurde , und baten die Männer, welche fie auf ſolche Weiſe hatten mißhandeln laſſen , demüthig um Bergebung .
Baumpflanzungen , Gemüſefeldern und Weingärten idlingt fich hier gleich einem breiten Teppich um den Fuß des Gebirges
herum unb beherbergt eine Menge Ortſchaften, welche dieſen grünen Fluren ein ungemein heiteres Ausſehen verleihen würden,
Für dieſe Glaubeneboten war es etwas Geringes dieſe Mißhands lungen zu vergeben und zu vergeffent ; allein in der Energie , welche die Behörden von ufinia bei dieſer Gelegenheit gezeigt hatten, lag ein ſo auffallendes Anzeichen von japaneſidem Einfluß , daß fie fich tief
fühlten. Sie zweifelten nicht mehr daran, daß der Abgeſandte besendesentwuthigt Fürften von Satſuma, der geheimnißvolle Proconſul, der, wie man
beſaßen fie nicht die in Aragonien und auch in Caftilien To be.
liebte erbfahle Farbe. Unter denſelben verdienen die Stadte Borja, Tarazona, Cadcante und Lubela genannt zu werden . Der Horizont wird in weiter Ferne gegen Dften und Norboſten durch
die Gebirge Hocharagoniens und durch die Kette der Pyrenäen, gegen Norben Durch die Gebirge yon Navarra und Vizcaya, und gegen Süden durch die Sierra de Guadarrama und die übrigen Olieber de
großen centralen Scheidegebirge8 begränzt.
fagte, zu Nafa refidirte, deſſen man immer nur mit Schreden gegen fie
erwähnt hatte, und den fie vergebeno zu erblicen ſuchten , verlangt hatte, daß man ihnen verbiete , der Leichenfeier anzuwohnen. Unſere Miffios näre , die nicht den geringſten Einfluß bei dem Volfe gewannen, das fio rcheu vor ihnen zurüdjog , mußten ſich am Ende eingeſtehen , daß ihr längerer Aufenthalt auf den lu - Tſdhu : Inſeln vergeblich wäre, und
Gegen
Weſten und Süben verſchwinden die hüglichen, in endloſe Ferne
waren nur darauf bedacht, nach China zurückzukehren, indem ſie vers geblich von Tag zu Tag eines Fahrzeugs warteten.
220
on
in ſeiner Kleidung, noch in ſeinem Ausſehen etwas Drientaliſches hatte ;
Seit 20 Monaten an einer Bruffrankheit leidend , ſtarb Pater Adnet am 1 Julius 1848 in ſeinem 35ſten Jahre. Sein Begleiter
er ſtellte ſich als Dr. Bettelheim vor , der fich durch den nationalen Ausdrud Vive la France ! der weder dem König noch der Republik galt , eine freundliche Aufnahme auf der Corvette bereiten wollte. Er
zählte nur 28 und fühlte ſich, nachdem in Anweſenheit der Mandarinen
von Schui und Nafa die Leiche des Pater Adnet der Erde anvertraut worden war , nur uni ſo verlaffener. Zwei Monate verflofſen ihm in: deffen noch in dem Bonzenfloſter , das man ihnen zur Wohnung ein:
braďte mit Pater Leturðu die Nacht an Bord zu. Lepterer folief wenig. Wir hatten ihm unſer Vorhaben mitgetheilt , idon den nádyftfolgenden
geräumt hatte, nachdem die buddhifiſchen Prieſter eo verlaſſen , bis ends
Tag nach Vanilla abzugehen , und es war ihm ganz wehmüthig , fo
lid die Bayonnaiſe auf der Nhede von Nafa ihre Anfer auswarf. Wir waren alle node gerührt und entruſtet über die Leiden und
plößlich dieſe Inſel verlaffen zu müſſen , nach der er zwei Jahre zuvor mit ſo 'warmen Goffnungen gefommen war. Um vier Uhr Mørgens
Mißhandlungen des armen Pater Leturdu, als ein Boot mit Mandarinen
wurden wir geweckt, und waren ans Land zu gehen bereit; aber da es Sonntag war , bat Pater Leturdu um Erlaubniß in Gegenwart der
länge des Bordes anlegte. Nachdem wir mit erſterem , der zu Ver: ſöhnung rieth , über unſer Verhalten übereingefommen waren , gaben wir Befehl, die Mandarinen in den Berathungsſaal einzuführen . Durch
Schiffemannſchaft Meſſe zu leſen. Die Matroſen verſanımelten ſich in der Batterie , und wir wohnten mit Nührung dem Gottesdienſte des
welcher den Gingang zu dem Gemache des Commandanten verdedte, neigten ſich mit der Stirne bis auf den Boden und warteten in furcht: ſamer Haltung , bis man ihnen Siße anwies. Sie waren durch den Stadtvorſteher von Nafa geſendet, von dem ſie einen auf rothes Papier
jungen bleiden Prieſters bei , deſſen Schattengeſtalt einen peinlichen Gegenſaß zu den rauhen körpergewaltigen Seeleuten bildete, für wel de ſein eifriges Gebet fich zumn Hinimel erhob. Sobald die Meſſe vorüber war, vertheilten fich die Officiere, welche der Dienſt nicht an Bord zurüchielt in drei Booten , und wir fuhren
einen Steuermann geleitet , hoben fie demüthig den Thürvorhang auf,
in dinefiſcher Sprache geſchriebenen Zettel mitbrachten , welcher die
nach den Dorfe Tumai.
Worte enthielt : „ der Vorſteher von Nafa dem Commandanten der fran: zöflichen Fregatte ſeinen Gruß ." 3n ihrer Gigenſchaft als Geſandte
zöſiſchen Miſſionáre. Unferne vom Landungøplaße führte und Pater Leturdu zu dem Grabe ſeines Mitprieſters, das in einem Wäldchen von
trugen die Mandarinen jenes Tages einen cylindriſchen Hut von gelber
Tannen und Lorbeeren verſtedt lag, und auf deffen Hügel mit Erlaub.
Seide, fünf bis ſechs Zoll hoch ohne Ränder. Ihre Haare waren auf
ſandalen bekleidet waren . Dieſe aus einer einfachen Sohle mit einem
niß der Ufinier ein Kreuz fich erhob. Neben dem apoftoliſchen Arbeiter liegt der Unterarzt der Corvette Victorieuſe begraben, der 1846 auf der Nhede von Nafa- liang farb. Mit großer Rührung ſchauten wir auf dieſe Grabſtätten , welche niemals weder Verwandte noch Freunde der beiden jungen Männer heimſuchen werden , deren Shidſal fie ro ferne von Franfreich dahinraffte. Dieſe beiden Tobtenhügel gleichen denen
Niemen beſtehend, der um die große Zehe geſchlungen wird , ließen ſie
der Eingebornen. Go find nicht, wie die chineſiſchen Gráber, hufeiſen :
dem Scheitel zuſammengebunden , wie die der chineſiſchen Frauen, und durch eine dice filberne Nadel aufgeſtedt. Gin langes Gewand aus Bananenfäden über der Bruſt gefreuzt , umhüllte ſie vom Kopf bis zu den Füßen , die mit ſchimmerndweißen Percalſtrümpfen und Rotang,
Hier, nicht weit von Nafa, wohnten die frans
förmige Aufwürfe mit Rafen bedect, ſondern gemauerte, långliche Bier :
dem Gebrauche gemäß vor der Thüre zurüd.
Dieſe Vertreter des ufinianiſchen Volfes nahnen uns zu defien
ede, etwas abſchüſſig, um den Ablauf des Waſſers zu erleichtern. Nach
Gunſten ein. Die Geſichter, welche wir vor uns hatten , waren weit offener und ehrlicher als die wir ſonſt an der chineſiſchen Küſte zu be: gegnen gewohnt waren. Augenſcheinlich gehörten ſie nicht der chineſis rohen Race an Ihre Farbe war dunfler, ihr Geſicht minder flach, die
dieſem traurigen Beſuche gingen wir in das Bonzenflofter, dag unſere Miffionäre beherbergt hatten. 68 beſtand aus einem einzigen Gebäude, das zwei Genischer und eine Küche enthielt, die auf& ceinlicy fte und
Badenknochen weniger vo:flehend, und vor allem fehlten ihnen die auf: gezogenen Augenlieder bei großen ſchwarzen hochliegenden Augen.
Wir brangen in Pater Leturdu ſich zur Abreiſe zu rüſlen , und wollten das Bonzenflofter nicht verlaſſen , bis er damit zu Ende war.
Als die Abgefandten fidy am Rand ihrer Stühle wie in Angit niedergelaſſen hatten , machten wir ſie mit unſeen Abſichten befannt. Den folgenden Tag wollten wir and Land fteigen und die Inſel beſuchen ,
Bewohner von Tumai fich länge des Weges aufgeſtellt und verfolgten
aber ohne daß irgend jemand ung folgen durfte. Zugleich winſchten
Neugierde. Unter Greifen , Kindern, Männern von jedem Alter, war
wir unſere erſchöpften Vorräthe aufzufriſchen , und einige lebendige Dchſen für die Schiffsmannſchaft und Gemüſe, Früchte und Geflügel für die Dificiere und die Kranfen zu verſchaffen. Die Unterwürfigfeit dieſer
terſchieben fich durch die filberne Haarnadel von den Leuten aus dem
zierlichſte eingerichtet waren.
Als wir uns gegen neun Uhr der Stadt Smui zuwandten , hatten die uns auf Matten gelagert , mit ihren großen Augen voll furchtſamer indeß feine einzige Frau zu ſehen Die Vornehmen ( samouraïs ) uns Volfe (hiacouchos ), welche nur eine fupferne trugen . Zudem wir am
armen ufinianer hätte den Ingrimm eines Tamerlan erweicht , wenn
man ſie ſah mit welcher Pengſtlichfeit fie unſere Forderungen berecha neten und ſie gegenſeitig ihrem Gedächtniſſe einprägten. Nur einen Augenblic ſchien der Widerſpruch ihre Lippen zu bewegen, als wir mit dem entſchloſſenften und unbarmherzigſlen Weſen erflärten , daß wir nicht das Geringſte aunehmen würden, ohne zu bezahlen , und daß es ſo geſchehen müffe , obgleich es der Sitte zuwiderlaufe. Endlid um unſern Mißwillen bis aufs außerfte zu treiben, ſaudten wir ſie zurüd 1
Meeredufer hingingen, dao von ſchönen Bäumen beſchattet war, gelang ten wir bald auf die Straße nach Schui, die einen großartigen Anblid darbietet.
An den Stellen , wo auf dieſem breiten Wege das Pflaſter
von großen vulcaniſchen Platten aufhört, iſt der Boden feſtgeſtampft und bildet mit ſeinen Steingeſchläge eine nicht minder feſte Bahn. In China, dem Lande der Fußſteige,' gibt eð nichts, was dieſer Römerſtraße
ähnlich wäre. Ihre Entſtehung ſoll aus der blühendſten Zeit der lu: Tídu : Inſeln herſtammen , und in der That erſcheint dieſe prachtige
ohne ihnen eine Taſſe Thee oder ein Gläschen franzöſiſchen Nafi an:
Straßenanlage beinahe als ein unnüßer Aufwand in einem Lande, wo
geboten zu haben. Gott weiß, wie ſchwer es uns wurde, und ſo hart: herzig zu zeigen, allein wir hatten triftige Beſchwerden gut zu machen
e8 feine andere Fuhrwerke gibt als Palanfine, die von Menſchen ge: Leider find die fteilen Hügelabhänge nicht umgangen , und es foftete uns große Anſtrengung in der brennenden Sommerhiße die Hauptſtadt zu erreichen. tragen werden .
und durften und nicht erweichen laſſen .
Raum hatten ſie unſer Fahrzeug verlaſſen , al& der Steuermann, der ſie eingeführt hatte, fich aufs neue in der Commandatur zeigte, und
( Fortreßung folgt.)
Die franzöſiſch weftindifden infern. Hier erhebt fide,
mit erſtaunten Geſicht meldete, daß abermals ein Boot an die Corvette gelangt rey , deſſen Mannſchaft mit erhobeneni Ruber ,,Vive la France
wie ſeit zehn Jahren in den engliſden, das Geſchrei um Ginwanderung,
rufe, weßhalb er nun anfrage 'was zu thun ſey. Auf den Beſcheid, ihnen zu ſagen, an Bord zu fonimen , trat einige Minuten ſpäter ein noch junger Mann herein , eine Müße auf dem Kopf, deren ungeheurer Schild
8. h. um Zufuhr friſcher Arbeiter, da die alten nicht mehr in gleicher Zahl und mit gleider Ausdauer arbeiten. Ein Schreiben in der
allen Sonnenſtrahlen der Tropen Troß bieten fonnte , der aber weder
eine Frage über Leben und Tod .
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
Revue de l'Orient. (Februar) jagt geradezu, dieß fen für dieſe Inſelit Verantwortlicher Rebacteur Dr. 68. W idenma .. n.
Das Auslan છેd . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 56 .
5 März 1852 .
mehrern Stellen ſeines Buch unverhohlen ſeine Beſorgniſſe für die Zukunft Europa'e zu erfennen , welche derartige Gricheinungen ihm einflößen, und dieſe Beſorgniſe find nicht8 weniger als ulls gegründet, wie die nächſten großen Erſchütterungen in Europa
Lord Palmerfton, England und der Continent. Bor 6.
. Orafen ficquelmont.
Zweiter Artikel.
Es iſt hier weber die Zeit noch der Drt in die Geichichte der öſterreichiſchen
Revolution periode einzugeben , und
wir
enthalten uns deßhalb dem Verfaſſer näber in die Einzelns Seiten zu folgen. Nur Einen Punft fönnen wir nicht aus der At laſſen , weil er für die Anſchauungemeije des Verfaſſer8 bes zeichnend ift : er hebt es heraus, daß von allen Inftitutionen der öfterreichiſchen Monarchie nur zwei fich durch Ausdauer und Lüchtigfeit bewährt hätten, die Armee und die Bureaukratie.
Wir ſind im Geringſten nicht gemeint, der einen oder der andern von dem Lobe, bas er ihnen ertheilt, etwas zu bemäfeln , machen aber darauf aufmerkjam , daß beide nur Werfzeuge, nicht ſelbſt. thätige Kräfte find, und daß ihre Thätigkeit durch ungünſtige Umſtände gelähmt werden kann, weßhalb der Staat auch noch anderer Grundlagen bedarf. In Ländern wie Frankreich , Eng land, Rußland verſchmilzt die nationale Idee mit der der Regies rung, in einem aus ſo vielen und verſchiebenartigen Völfern be. ftebenden Reiche fält die nationale Seite weg, und Armee wie Bureaukratie werden nur durch den Begriff der Herrſchaft zus 1
ſammengehalten .
Die Centralgemalt fann den Vertretern der
einzelnen Völfer fein beſchließendeß , nur ein berathendes Votum zugeſtehen , und die faiſerliche Regierung iſt mit ihrer neueſten Verorbnung , daß die Statthalter den Vorſig in den ſtändiſchen
Ausichüſſen führen ſollen, ganz conſequent. Hier kommt aber ein zweites Element ins Spiel, die Nationalität @ frage, deren Anregung der Verfaſſer wohl ſchwerlich mit Recht den Ungarn vorzugeweije iduld gibt, da ſte ganz allgemein ein Kind ber neuen Zeit iſt. Das vorige Jahrhundert, wo noch der Ständeunters ichieb, wenn auch innerlich geſchwächt, doch in ſeiner vollen Gültig .
keit aufrecht ſtand, war beſtrebt, eine gleichmäßige höhere euro . päiſche Geſellſchaft zu ſchaffen, die in ganz Europa gleichſam bie Blüthe der europäiſchen Giviliſation in fich fchließen ſollte.
Seits
dem aber durch die geſteigerte Entwicklung des ſtábtiſchen und induſtriellen Lebens das geſellſchaftliche Princip des Ständeunter ſchieds gebrochen wurde, ſeit vollende das politiſche Leben die mittlern und ſelbſt die untern Stände auf den Schauplaß führte, mußte bag nationale Element mehr hervortreten , ed hat bekannte lich in den Erſchütterungen der Jahre 1848 und 49 ſeine bebeus tende Rolle geſpielt, und die von Lord Palmerſton in England,
zeigen werden .
Doch mir wollen hier von unſerm ſpeciellen Thema nicht abweichen. Wenn die Frage Ungarn eine rein innere Frage iſt, in der fich die Schwierigkeiten der Nationalität nur als ein inneres Hinderniß zeigen, ſo iſt es anders mit Italien ; wird das Beamtenthum in Italien , ſo weit eg italieniſch iſt, nicht mehr Sympattien mit dem Volke, ſelbſt mit dem italieniſchen Volfe
in weiterem Umfang haben als mit der fremden Regierung ? wird baš nichtitalieniſche Beamtenthum nicht in 3talien ſtets fremb und unbeliebt bleiben ? Die Ereigniſſe haben hierüber ſehr laut geſprochen, und gezeigt daß Italien nicht bloß ein „ geographiſcher Begriff“ iſt. Ein fremdes Beamtenthum iſt immer, auch unter
ben günſtigſten Verhältniſſen, ein Mifftand, wenn aber in den benachbarten Staaten zahlreiche Gährung elemente fich finden , lo
entſpringt daraus eine poſitive Gefahr. Dieſe Gefahr iſt in Italien zwar nicht groß, ſo lange nicht fremde Mächte fich eine mijchen , aber dieſe fremden Mächte haben fich eingemiſcht, und die Gefahr ſteht in Ausſicht, daß fte fidh ferner noch , und zwar in directerer Weiſe, einmiſchen . Italien iſt der Punkt, durch den
Deſterreich vorzugsweiſe mit der weſtlichen Welt zuſammenhängt; wir begreifen recht wohl, warum der Verfaſſer ,bie Perfidie, mit welcher Piemont bei Aufſtand der lombarbiſch - venetianifchen Provinzen zu Hülfe fam“, mit Jndignation brandmarkt, aber die Gefahr war und iſt darum nicht minder vorhanden .
,Englanb“, ſagt der Verfaſſer, vermochte nur vermittelft 3talien auf Defterreich Einfluß zu üben ; eß fonnte bem gegens
wärtigen Charakter ſeiner Politik nicht zuſagen, fich dabei neu tral zu verhalten ; es wollte ichon längſt nicht mehr Defterreich Verbündeter Tegn, und trat Daher feindlich auf, feindlich, wie nur England e8 zu feyn verſteht, wenn es feindſelig ſeyn will,
ohne e8 zum Kriege fommen zu laffen ." Der Uebergang von den innern Verbältniſſen Deſterreich zu denen England iſt bies
mit gegeben, der Verfaſſer aber macht, weil Palmerſton die engliſche Verfaſſung ald die Panacee für alle Uebel ber Welt anpreißt, noch einen Umweg und fragt : , kann der Entwicklunge . gang der Dinge Europa an das Ziel führen , welches diejenigen erreichen wollen, denen die Leitung ſeiner Geſchide anvertraut ift ?" Daran hängt fich dann gleich auch die Frage an : ,fann die
wie von vielen andern in Franfreich gemachten Verſuche, die
parlamentariſche Repräſentativregierung fich halten ?" Der Ver
,, fibre populaire “ anzuſchlagen , find erſt ein Anfang zahlreicher und ichroffere künftigerr Erſcheinungen. Der Verfaſſer gibt an
Zeit umfaßt, ſeine Bemerkungen find nicht bloß geiſtreich, ſons
faſſer betritt hier einen Boben, der die ganze Frage der neuern
222
bern auch tief einſchneidenb, nur leider zu fragmentariſch, und die eigentliche Antwort, die er auf die Frage bat, läßt er eher vermuthen , als daß er fte audípräche. Wer will auch dieſe Frage geradezu beantworten ! Die Argumentation läßt fich etwa folgendermaaßen zuſammenfaſſen : die Freiheit des Mittelalters, wie fie ſich durch die Gliederung der Stände und die Selbſts ftånbigfeit berſelben ergab, iſt untergegangen , und die Staates gewalt hat alle Macht der ehemaligen Stände und Corporationen an fich geriſjen. So mußte aus dem Syftem ber allgemeinen Knechtung der Stände und Corporationen ein Syſtem allgemeis ner Freiheit hervorgehen . Daraus muß fich die repräſentative Monarchie oder Republik mit Nothwendigkeit entwideln, aber
ganz richtig gezeichnet wurde ; dieje materielle Seite aber iſt um jo wichtiger, weil fie fich der principiellen Entridlung der geis ftigen 3deen der allgemeinen , auf den Rechten des Menſchen rubenden Freiheit mannichfach entgegenſtellt, wie dieß der Vers faſſer im ſpätern Verlauf ganz genau aufeinanderſeßt. Es fragt fich nur, ob nicht die materielle unb bie geiſtige Entwicklung fich trop bed ſcheinbaren Gegenſagel gegenſeitig ergänzen. Wenn die Dee der auf den Menſchenrechten beruhenden Freiheit in ihrer unge .
während dieſe auf das Princip der Freiheit& rechte des Einzelnen
Die Welt wird zur aufgedehnten Manufactur, in welcher jedes
gebaut iſt, liegt in der Entwidlung der modernen Induſtrievers
Volt feinen Fähigfeiten nach verwendet iſt. Das Leben hat nur inſofern Werth, als es productiv iſt. Nur durch Arbeit erwirbt man Reichthum , was heutzutage ſo viel heißt áld Macht. ' Das Geſeß , welches den Verfehr regelt, iſt das oberſte Geſet gewor
hältniſſe eine Gewalt, welche hinriederum die individuelle Freis
heit vernichtet ober zum mindeſten weſentlich beſchränkt. Wohin werden wir auf dieſem Wege gelangen ?
Die flare Darſtellung des Untergange ber mittelalterlichen Freiheit iſt, namentlich au& der Feder eines ſo bedeutenden Manned, allzu intereſſant, al8 baß wir fie nicht hier mittheilen
ſollten . „Das Mittelalter“, ſagt er, „war politiſch viel ſelbftftän . biger als die Gegenwart. Dieſe Selbftftändigkeit beruhte auf der Zerſplitterung der Staaten, woburch die Entwidlung der Macht beeinträchtigt wurde.
Die Fortbauer der Staaten führte fle noths
wendig zur Centraliſation, welche fich ftete nur auf Koften der Selbftftändigkeit der Fractionen terwirklichen läßt , weil die
Staatsgewalt in dem Maaße wächøt, als die Freiheit der Fracs tionen abnimmt.
In einem
rationellen Gebrauche der Gewalt
liegt das Princip ber Vermehrung des Nationalreichthums ; denn Die Staategemalt, welche ich nur burch die Abſchwächung ber Fractionen verſtärken fonnte, beſigt alle Mittel, um die Kinders niſſe aus dem Wege zu räumen , welche Privatintereſſen dem alla gemeinen Intereſſe entgegenſtellen. In einer ſolchen Lage ift alles für den Despotismus vorbereitet .
Wir haben geſehen , wie
er fich feſtgelegt. Der Drang ber Umſtände beugte die ehedem jelbftſtändigen Gemüther : jebe Fraction , jede Claffe, jebe Indi.
hemmten Entwidlung nothwendig zur Anarchie fübrt, ſo find eß eben Die inateriellen Verhältniſſe, welche fie in die nöthigen Schranken
weiſen. Der Verfaſſer fühlt dieß ſelbſt, wenn er ſagt : „ Der Charakter unſerer Zeit tritt mit jedem Lage ſchärfer hervor.
den . Das rege Leben der Intereſſen , welchem man, ohne fich ſelbſt zum Glente ober mindeſtens zu ftenz zu verbammen , fich nicht entziehen Regierungsform , durch welche fle am Die Frage der Intereſſer iſt feine &wege
einer fümmerlichen Eris fann, erfordert alio jene meiſten begünſtigt wirb. ſo einfach als eine Prine
cipienfrage, fte wird durch ihr Gedeihen ſelbſt verridelt, welche ihre Berührungepunkte nothwendigerweiſe vermehrt.
Um zu gebeiben,
müſſen fie fich au&breiten ; fte brauchen alſo Bewegung und die
Bewegung braucht Freiheit. “ Dieſe Argumentation wird wohl fehwerlich Widerſpruch finden ; wenn aber der Verfaſſer bie Frage aufftellt : „Wird die Entwiclung der materiellen Intereſſen in jener Richtung vor fich geben , welche die ſociale Drganiſation von den neuen politiſchen Syſtemen empfangen hat ? Mit andern
Worten : werden die materiellen Intereſſen die Völfer zur Freis heit, die Staaten zur Republik führen ?" ſo iſt hier offenbar ein Sprung, der Verfaſſer bricht der repräſentativen Monarchie mit einemmal den Stab, und die Geſchichte Frankreiché, bie hier allein citirt wird, fann doch wohl que ſehr mannichfachen Grüne den nicht allein als Maaßſtab dienen.
vidualität trauerte um die verlornen Freiheiten ; dieſem Gefühle
Der Verfaſſer ſcheint aber hier mehr die Zukunft als die
Des Bebauernd mußte die Idee einer neuen Freiheit entfeimen .
Es war unmöglich alte Freiheitêrechte zurückzufordern : fie waren
Gegenwart im Auge zu haben, denn er geht ſogleich auf die Einwirkung über, welche die materiellen Intereſſen, „die zur
alle vernichtet worden, dem Princip ſowohl als der Form nach.
„ Hauptangelegenheit der Welt geworden find," auf den ſocialen
Daher waren es nunmehr philoſophiſche Theorien, in deren Nas men alle Gemüther die Idee einer neuen Freiheit einſogen. Die Scene erweiterte fich fotann. Es wäre unmöglich geweſen , im
Zuſtand haben werben ; „man muß vor allem unterſuchen , welche
Kräfte es ſind, die der modernen Geſellſchaft jene Impulſe der Bewegung verleihen , ' durch welche fie fich charakteriffrt." Hier
Namen beraubter Provinzen, geſprengter Vereine oder entwaff-
iſt es, wo wir mit dem Verfaſſer am wenigſten übereinſtimmen .
neter Corporationen, die zugleich mit ihrem frühern Ruhm und Reichthum auch den Zauber ihrer ehemaligen fraftvollen Stels lung eingebüßt hatten , den Kampf aufzunehmen gegen eine cons centrirte Gewalt, die alle ehedem zerſtreuten Kräfte in fich ver: einigte. Darum ftellte man der Gerralt des Fürſten, der ſelbſt nur ein Menſch war, wie alle andern , die Rechte des Menſchen gegenüber, und die Rechte der Menſchheit gegenüber den rom Gtaat ufurpirten Rechten ."
Gegen dieje Argumentation läßt ſich wohl nichts einrenten ,
1
1
Er fülirt es durch, wie die großen Handeløs und induſtriellen
Affociationen durch das Princip ter Autorität, dad ihnen innewoh nen muß, dem Princip ber perſönlichen Freiheit gerade entgegen
find; daß jeßt Maſchinen weit pünftlicher und prompter arbei . ten ale der Menſch, und daß die Intelligenz Sache des Me. talle jen, termaſchinenmäßige Dienft den Menſchen zufalle. “ Legtered möchten wir geradezu beſtreiten. Die ganze Richtung Del Maſchinenrejens geht vielmehr bahin , allenthalben den Menſchen
und wir vermiſſen tarin nur eine, nämlich die genauere Bezeich .
zu erlegen , wo nur mechaniſch gearbeitet wird, und ſeine Arbeit nur da zu benüßen, wo das menſchliche Auge, verbunden mit
nung der Kraft, weldze tie Fürſten in den Stand gelegt hatte,
fer menſchlichen Hand, unerläßlich find; es iſt alſo die maſchinens
die ehemaligen corporativen Rechte zu brechen. Es waren dieß
mäßige Arbeit, die dem Menſchen abgenommen, und die intelis
die jugendlichen Kräfte des neuern Handels und der beginnenden
Induſtrie, welche den Fürſten die Mittel an die Hand gaben, die
gente, die ihm reſervirt wird und reſervirt bleiben muß. Wir wollen den Streit über Fabrifinduſtrie und Gewerbeinduſtrie
vereinzelten Kräfte der Corporationen zu bewältigten . Es iſt dieß die materielle Seite der Frage, deren geiſtiger Verlauf oben
nicht wieder aufwärmen, wenn aber der Verfaſſer die Arbeit in den Fabrifen der der freien Handwerfer To chroff entgegenfeßt ,
1
nos
223
con
io fragen wir, ſind die freien Handwerfer untergegangen ? Nur
nalifirt; wer nicht ſein Gelbweſen ſo geregelt hat, daß er den
gewiſſe Theile des fanbwerf betriebe haben gelitten , die meiſten
Abfluß des baaren Gelbe8 verhindern fannt, ber begibt fich noths
beſtehen nod und werden fortbeſtehen , weil maſchinenmäßige Fas
wendig in die Abhängigkeit der Geldbeſiger, und dieß ſind haupte
brication ihrer Erzeugniſſe nicht möglich oder nicht vortheilhaft iſt. Nehmen wir andererſeite den rieſenhafteſten Betrieb Englands, die Baumwollenſpinnerei : England befißt etwa 17 Mill .
jächlich die Engländer. „Portugal, Spanien und in dieſem Augens blid auch Piemont haben in England Anleihen contrahirt, alle Staaten Südamerika's befinden fick ſeit langem in dieſem Falle.
Spindeln, die, ba auf das Tauſend Spindeln nur etwa fünf Ar. und Die Engländer haben überall ungeheure Capitalien in Handel Unternehmungen aller Art angelegt. Man vergleiche die
beiter fommen, 85,000 Menſchen direct beſchäftigen. Welche ges
ringe Zahl gegen die in ſo manchen antern minter bedeutenden
Arbeiten beſchäftigten ? Aber dieſe 85,000 Menſchen verdienen zuſammen jährlich etwa 20 Min. Gulben, und man erwäge, welche Maſſe von Menſchen indirect wieder davon lebt.
Allers
dinge mag die engliſche Ariftofratie mit Beſorgniß auf bieſe flottirenden Bevölkerungsmaſſen bliden, allein die Gefahr für England liegt weit weniger in ber jeßigen Größe ſeiner Induſtrie, ale barin , daß ſie bis zu einem großen Sheile ein fünftliches
Erzeugniß ſeiner hochgeſchraubten Acerbauverhältniffe ift, indem Der Anbau großer Güter eine Maſie Menſchen in die Städte
trieb, für die dann um jeden Preis Beſchäftigung geſchafft werden mußte. Wir ſehen in der Induſtrieentwidlung feine Gefahr weber für die Freiheit, noch für bie Regierungegewalt, wohl aber lies fert namentlich England ben Beweis, daß Völfer welche einmal die Bahn der Induſtrie und der großen Aſſociationen überhaupt
ftrenge Zurückhaltung, welche die engliſche Regierung an den Tag legt, für ihre eigene Rechnung zu dem Mittel einer Anleihe zu greifen, mit ter außerordentlichen Widfährigfeit, mit welcher die engliſchen Capitaliſten ihr Geld fremden Regierungen lieben, und ſich in Handels- und induſtrielle Unternehmungen einlaſſen , welche an einen fremblanbiſchen Boden gebunden find ; man bringe ferner in Anſchlag, wie ſehr die engliſche Regierung dieſe Bereitwilligkeit durch die Unterſtüßung aufmuntert, welche fte ihr angedeihen läßt, und man wird alabann begreifen, welchen Grad politiſcher Macht England in dieſer Ausbeutung der Welt durch engliſche Capitalien finden müſſe.“ Hier ftoßen wir auf die Stelle, welche ben Angelpunkt
der ganzen Schrift bildet . „ Ich will barthun, heißt e& p. 121 , 11
wie der bespotiſche Charakter, deſſen Unzertrennlichkeit vom Gelde ich nachgewieſen zu haben glaube, nothwendiger Weiſe auch auf
betreten haben, nicht mehr ohne Freiheit beſtehen fönnen , nås
eine Politik übergeben muß, welche die vereinzelten Kanbeldins
mentlich nicht ohne Preßfreiheit, tenn dieſe Aſſociationen erſdats jen gewaltige Intereſſen , wie Or. F. eß jehr klar hervorhebt, alle dieſe Intereſſen haben eine höchſt egoiſtiche, umfide greifenbe
eine Politif welche gemeint iſt, jeben engliſchen Kaufmann aller Drten als einen Repräſentanten ber handeltreibenden City zu
Tendenz, und damit ſie nicht über ihren Kreis und ihre Befugniß
hinaußgeben , damit fie nicht ſelbſt der Regierung, dieſer orbnenten Gewalt, gefährlich ererben , tazu bebarf es der ftete madhjamen ,
tereſſen zur vorzüglichſten Grundlage ihrer Thätigfeit nimmt,
unterſtüßen , und ihm dasſelbe Gewicht beizulegen, welches jebes Land barauf legen muß, daß die Rechte und Ehrenvorzüge ſeis 1168 biplomatiſchen Repräſentanten reſpectirt werden !" Der Ver
öffentlichen Stimme, welche Intereſſen gegen Intereſſen vertheis digt, und das Intereſſe der Regierung, deren ſchieberichterliche Gewalt für alle nöthig iſt, nicht minder, als das der Privat.
club 1850, wo er nicht nur ſeine Behauptungen über die Auss
intereſſen.
Welt von ſeiner Regierung zu gewärtigen habe, wiederholt, ſons
Stimmen wir in den Beſorgniſſen hinſichtlich der induſtriellen Entwidlung feineswege mit dem Verfaſſer überein , finden wir Darin durchaus teine nothwendige Gefährdung für die Monarchie,
bern auch bemerkt, es jey Pflicht der Regierung ben andern
faſſer citirt jobann Lorb Palmerſtone berühmte Rebe im Reform dehnung des Schußes, den ein Engländer in allen Theilen der
Nationen behülflich zu ſeyn, dem engliſchen Beiſpiel zu folgen unbfte
und müſſen wir ſeinen Schluß, daß dieſe Entwicklung, weil fie
in ihren Beſtrebungen aufzumuntern, um eine der engliſchen ähn liche Stellung zu erlangen." Dieſe Propaganda iſt eß, welche
Freiheit der Bewegung braucht, zum Republifaniemus führe, für einen zu ſtarfen Sprung erflären, ſo find wir vollfommen
Gr. F. bekämpft, und er hat es fich als ſeine Aufgabe ges jeßt, zu beweiſen tab Lorb Palmerſton ſein Ziel nicht erreichen
ſeiner Anſicht, wenn er von dem induſtriellen Weltfrieben, den
fönne, und daß ſeine ganze Anficht auf einem foloſſalen Irrthum
England predigt, wenig hält. Der Verfaſſer fommt von jener oben erwähnten fünſtlichen Steigerung der engliſchen Induſtrie auf den Sas , „Daß die engliſche Regierung auf dem Wege, den eine abſolute Nothwendig feit ihr vorzeichnet, fortidreiten mu ", daß ferner ſeine Führer feine Mittel beſiken , um die Geſchwindigfrit bes Ganges zu regeln, noch um den Staatsragen
in der einmal eingeſchlagenen Richtung zu erhalten, daß vielmehr ein unvorhergeſehener, aus der Ferne fommender Unfall ihn aus dieſem Geleiſe idleubern fann . " Wir werden ſpäter ſehen, zu welchen Folgerungen dieß führt ; hier machen wir nur darauf aufmerfjam , mie der Verfaſſer mit Recht bemerft, das andere Länder nicht dieſelben materiellen Mittel befißen mie England,
beruhe .
Die Berftörung von Lagos an der Weſtafrifaniſchen Küſte durch die Engländer hat anfange, ſelbſt in England , viel Aufſehen gemacht, und man wollte eine ſehr über: flüſſige Gewaltthat in dieſem Schritte ſehen. Indeß gibt jeßt ein Schreis ben Capitän Denmang (Shipp. Gaz. 24 Februar) einige Auffolüfle, die, wenn ſie auch noch nicht alles erflären, doch die Bedeutung des Schritte erfennen laſſen. Lagog liegt an der Mündung des Flufles Dgan , und weiter innen im Lande ift die Stadt Abbeofouta, wo ſich aus 130 ver :
ſchiedenen Städten und Dörfern 50,000 Neger zu gegenſeitigem Sduß
gegen Sflaverei und für geſeßlichen Handel geſammelt haben. Bor
ihnen die Mittel zur Macht bieten . Staaten, welche dieje Bahn betreten wollen, ſind genöthigt im Erebit die Kraft zu ſuchen , melche England ſeit langem befißt.“ Subem hat das Anleihen
30 Jahren war hier noch nicht eine Hütte. Viele Leute aus Sierra Leone haben eine gewiſſe Civiliſation mitgebracht, und der Einfluß der Miffiondgeſellſchaften wuch hier fortwährend. Daß die Sklavenſchiffe nad Lagog fommen fonnten, war ein Haupthinderniß für das Auffoms men von Aubeofouta. Der König von Dahomey, defien einziger Gebanke die Sllavenjagd iſt, hatte die leptere Stadt bereits angegriffen und war zurückgeldlagen worden, ein zweiter Angriff ſollte mit Hülfe von Lagos unternommen werden, deſſen Zerſtörung wahrſ einlich noch Abbeofouta
weſen der Staaten eine beträchtliche Menge Capitalien entnatio
gerettet hat .
um in der Production in gleicher Weiſe vorzuſchreiten, daß fie materiellen Intereſſen erſt dann mächtig ſind, wenn in Folge einer lange vorbereiteten Arbeit angebäufte reiche Capitalien
M
224
Die Küften von China. Die Marianen und die Lu - Iſchu : Jnſeln . II. ( Fortſeßung.)
Nur der Anblid der reizenden Landſchaft, ihrer ſanftgeſchwungenen
wir unter dieſen fühlen Laubbade hingingen , gelangten wir balb an die große Pagode ber Inſel, den Tempel, wo die Bonzen vor dem Altare
Schafas, des Buddha der Thibetaner, der Fo der Chineſen, die geweih ten Stäbchen verbrennen, die von Lhaſa oder Pefing gebracht werden.
Umriſſe, der wohlangebauten von Baumgruppen unterbrochen Gelände ,
Die lifinier zeigen für ihre Tempel ebenſo wenig Ghrerbietung
ließen und unſere Mühſal vergeſſen, indem wir uns ſtets aufs neue an
wie die Chineſen. In einem Bonzenklofter waren unſre Miſſionáre
der herrlichen Umgebung erfriſchten . Die Hügel find alle mit Tannen und Lärchen gefrönt; in den terraſſirten Thülern wird Reis und Taro
untergebracht worden ; in einem áhulidhen Gebäude wohnte Dr. Bettel: heim, und auch fremde Geſandte erhielten dort Wohnung. Wir durften
gebaut . Die höher gelegenen minder feuchten Felder tragen Zuderrohr und füße Bataten . Die große ufinia liegt zwiſchen dem 26ſten und
daher beim Beſuch dieſes Buddhatempels nicht befürchten ein religioſes Gefühl zu verwunden, das wir außerdem geachtet haben würden . Auch
27ſten nördlichen Breitengrade . Hier, wie zu Teneriffa, hat die Natur
die Bungen waren dem Beiſpiel der Ginwohner von Schui gefolgt, und
alle Erzeugniſſe der gemäßigten Himmeloftriche und der Tropenländer vereinigt . Die Cocospalme ausgenommen , die ſich nicht über den 20ſten Grad erftredt, finden ſich hier alle übrigen Palmenarten ; neben
den Bäumen , die nur in ewigem Sonnenſchein zu gedeihen vermogen , tadſen Nadelhölzer , welche den Fröſten des rauhen Norden Troß bieten . Endlich , nachdem wir den leßten Abhang erfliegen hatten , traten wir durch drei Siegesbogen in die Stadt ein, welche gegen Mitte des 15ten Jahrhunderts zu Ehren dreier Rönige errichtet worden waren , welche ehebem die Inſel beherrſchten , zur Zeit als die ufinianiſden Dichonfen beträchtlichen Handel mit China , Japan und der malayiſchen Halbinſel
betrieben . Alle öffentlichen Denfmåler zu Schui ftammen aus jener Zeit der feit und goliſchen In
Wohlfahrt her und verbanfen ihr dieſen Stempel von Feſlig: Großartigfeit , 'welcher gewöhnlich den Bauwerfen der mon : Völfer mangelt . der Stadt herrſchte eine völlige Ginſamfeit. Wir famen durch
breite gerade Straßen , die indeß nicht von jenen langen Bubenreihen sunb Krämerauslagen unter freiem Şimmel belebt wurden , welche die Gaſſen von Canton mit Geräuſch und Emfigkeit erfüllten . Sämmtliche Häuſer, meiſtens im Hintergrunde eines Hofe$ erbaut, waren durch eine Umfaſſung Sunfler Mauern dem Anblic verborgen. Alle Ginwohner
føienen die Stadt verlaſſen zu haben , bevor ſie der Fuß der Fremden
verunreinigte. Wenn wir bei der Wendung einer Straße irgend einem Mann qus dem Volfe begegneten , der mit ſeiner Feldflaſche von der Arbeit heimfehrte, lo ſaben wir ihn fich abwenden und entfliehen, wie vor einem reißenten Thiere . Wir hatten verlangt, nicht von der Polizei
begleitet zu werden, indem wir hofften, unſern Weg badurch freier und anjichender zu machen ; allein der für uns unſichtbare Bambusſtab der Diener der Gerechtigfeit ſchwebte darum nicht minder über den Schuls tern dieſer armen Leute, und erflärte deutlich dieſen plößlichen Abſcheu, Den unſer friedlicher Anblic durchaus nicht redtfertigen fonnte.
Nachdem wir einige Zeit in dieſen verødeten Stadttheilen umhers geirrt waren, reßten wir uns in den Schatten einer ungeheuren Banianens
feige an den Mauern des Palaſies , worin fich an dieſem unheilvollen
wir fanden ihr Kloſter völlig verlaſſen. Dhne irgend eine Störung fonnten wir die engen Zellen in ihrem Innern beſehen, das ſeltſam ge. idhnißte Sparrwerf der Pagode bewundern , und bis in das Heiligthum eindringen. Und dennoch als wir den Fuß auf die Stufen des Altares feßten und mit fühner Hand die Weihgefäße betaſteten, welche die Bon zen ſelber zum gemeinſten Gebrauche benúßen, war es ung als begin: gen wir eine Profanation. Die Pagode von Sdui wird von Bonzen bedient, welche das Oe: lübbe der Keuſdheit abgelegt haben, nur von Wurzeln leben, das Haupt
abſcheeren und deren Negel in mehr als einer Beziehung den flöſter : lichen Gemeinſchaften gleicht. Dieſe Mönche haben nicht den mindeſten politiſchen Einfluß. Ihre Unwiſſenheit, ihr ärmliches Neußere, ihr bettel: haftes Weſen , ſcheint ſie ſogar deøjenigen Anſeheng beraubt zu haben ,
das in jedem andern Lande das Volf denjenigen zufommen läßt, die ſich der zurückgezogenheit und dem Gebete weihen. Auch der buddhiſtiſche Gottesdienſt hat nichts Verlođendes für die Ufinier. Der einzige beliebte Cultus iſt der ihrer Ahnen. Jede Familie bewahrt ſorgfältig ein Tafel: chen auf , in welches die Nanien ihrer verſtorbenen Verwandten ein:
gegraben find. Gar oft werden dieſe hingeſchiedenen Seelen durch Weihen
und Opfer auf dieſe Erde zurüdbeſchworen ; ſie weilen alsdann auf dieſen Tafelchen, welche die Hand der Bonzen beſchrieben hat, und dieſe werden in weit größerer Verehrung gehalten als die Gößenbilder, welche ein abergläubiſcher Cultu8 um das große Bild des Buddha geſchaart hat. Die Religion ter Samouraï8 ( ber Ebeln ) iſt nicht dieſelbe wie die der Hiacouchoo (Leute aus dem Volfe) . Grfere geben fich Mühe die Frei :
geiſterei von Pefing nachzuahmen , und die Philoſophie des Confucius bient auf den lu- Iſqus, wie in China, zur Grundlage eines vagen Deismus 1, der den religiöſen Bedürfniſſen der höhern Claſſen genügt, ohne daß dieſe den äußerlichen Dienſt der unſterblichen Götter, Fotofe, veridmahen . Die Hiacoudos berehren zugleich die Fotofe und die Kamis. Leßtere Gottheiten nehmen indeß einen untergeordneten Rang ein , und find eher Halbgötter , Keilige , Dánionen . Die Kaiſer von Japan und die Könige von Lu:Tidu werden faſt alle zu Ramis. Das
Tage der junge bebende Monarch von Lu - Tíchu eingeſchloſſen hatte. Die
Volf betet nur mit Zittern zu ihnen, und opfert ihnen nur, um ihren
Refidenz, welche mehr als eine Dieile im Umfang hat, iſt eine wahre Citadelle, deren pelasgiſche Mauern, ohneMörtel aug ungeheuren Lava blöden ineinandergefügt , an die cyflopiſchen Bauwerke Griechenlande
Zorn abzuwenden. Die einzige Gunſt, welche es von dieſen böſen Máo: ten erbittet, beſteht darin, ihnen nach dem Tode feinen Schaden zuju : fügen. Man fann den llrſprung dieſes, für die ufinianiſchen Beherrſcher
erinnern. Von dewu Palaſte ſelber fonuten wir nur die Dächer erblicken .
wenig ehrenhaften Cultu8 leicht begreifert, wenn man die beſpotiſche
Das dumpfe Edweigen , welches die Stadt ſo trubſelig machte, herrſchte auch im Scoofe der föniglichen Behauſung, in deren Nähe nicht ein
Feudalherrſchaft fennen lernt, unter welcher dieſe armen Inſelbewohner feuffen , die feine einzige Handlung vornehmen fönnen , ohne von der Polizei geleitet zu werden. Dieſes myſteriöſe verborgene Auge, daß alle ihre Schritte bewacht, das ſie jeden Moment im Dunfel funfeln und erglänzen ſehen, erhält fie in beſländiger Angſt. Die Genufie des Wohl: ftandeo iind für ſie nicht vorhanden , der Boden gehört dem König, der ſeine Producte an die Vornehmen und Beamten vertheilt. Das eigent: liche Volt fann ſich nur ſelten den Reis verſchaffen, den es anbaut, das Fleiſch der Heerden , welche es weiden läßt. Dbgleich dieſe beiden Lebensmittel zu Schui oder Nafa nur 15 Sapecs (ungefähr 15 Gent.) das Pfund foften, ſo iſt das Volf dennoch durch ſeine Armuth genöthigt, beinahe das ganze Jahr von fäßen Bataten und Taro fich zu ernähren. &8 fennt ſeine Gebieter nur durch die Arbeiten , die ſie ihm auflegen und die Furcht, welche ſie ihm einflóßen .
Laut, night ein äußeres Zeichen das Daſeyn lebender Deſen verfündete. Nur von einer halben Stunde zur andern hoben unfichtbare Hände eine fleine weißliche Flamme in die Höhe , welche von einer Flaggenſtange herab den Bewohnern von Sdui das einförmige Vorſchreiten des Tages
verkündete. Die Zeit zwiſchen Aufgang und Niedergang der Sonne wird durch die Utinier in ſechs Theile geſchieden. Die Dauer dieſer langen Stunden wechſelt nach den Jahreszeiten. Dieſe Ungleichheit iſt indeß in der Nähe der Tropenländer minder fühlbar als unter höhern Breiten. Das Gehölz, an deſſen Rande wir gelagert waren, erftredte fich länge des Abhang eines Hügels, der von dem Rönigspalafte, wie von einer Afropolis , gefrönt ift. Der Wald mit ſeinen Schattengewölben war prachtvol ohne Geſtrüpp und Unterholz, geidaffen zum Nachdenfen und zur Orfrifdung. Indem Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
( Schluß folgt. )
Verantwortlicher Nedacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Austa n d. Ein Tagblatt für I
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Pr. 57..
6 März 1852.
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. (Von Dr. Moriz Wilfomm ,
er den Rio Alfambra aufgenommen hat, plößlich unter redtem Winfel gegen Süben um und durchbricht den ungeheuren Wall deb üblichen Plateau's und der nordvalencianiſchen Gebirge, um ſeine befruchtenden Gewäſſer ter Huerta von Valencia und dem
8. Teruel. - Das Thal von Segorbe. Das Plateau von Neucaſtilien , oder die fübliche Hälfte des
mittelländiſchen Meere zuzuführen . Da, wo der Iuria ſeinen
großen centralen Tafellandes der Halbinſel jente: von ſeinem
Lauf ſo plößlich ändert , liegt über ſeinem linfen Ufer auf einem ſteilen Mergelhügel bart am Fuße des Norbabhange des balens
öftlichen Ranbe unter dem 41 Breitengrabe, D. h. ba , mo e ben
cianiſchen Plateaumalles die uralte Stadt Leruel , der Hauptort
füblichſten Theil des Ebrobaffingbegränzt, zweiVorſprünge aus, ber füblichf in Provin z vonAragonien. Da dieUmgebun intereſſant genbies find und geognoſtiicher Hinficht äußerſt ſer Stadt ter
die fich beide ziemlich parallel gegen DND. queftreden und jebe für fich ein beſonderes Plateau mit unebener, doch nur an eins
die Stadt felbft theile ihrer Hiſtoriſchen Erinnerungen , theile
zelnen Stellen zu wirklichen Bergen fich erhebender Oberfläche darſtell
ihrer Bauwerke Halber des Beſuches werth iſt, ſo beſchloßids Aragon nach Valencia - den Molina
en . Der nördliche bieler beiden Vorſprünge oder Fort.
auf meiner Reiſe von
de
fäße, in welchem das centrale Tafelland ſeine größte Höhe, näm . Weg über Teruel zu nehmen und daſelbſt einige Tage zu vers lich bei dem Fleden Pogonbon, die enorme Erhebung ron 4209
weilen .
par. Fuß über dem Spiegel be8 mittelländiſchen Meeres erreicht, ſenkt fich raſch, wenige Meilen öftlich von dem eben genannten
wähnten Fleden Pozonbon, in deſſen Nähe der das Becken von
Am frühen Morgen bed 2 Auguſt verließ ich ben oben ers
Drt, in das Flachland Nieberaragoniens hinab ; ber füblidhe das gegen , welcher eine etwas geringere Höhe beſigt, erſtrect fich bis an den Obro , umgibt das Flachland Nieberaragoniens gegen
Hier bot ſich dem Auge ein überraſchender und eigenthümlicher
Süb und Süboſt in Geſtalt eines hohen Walles, und iſt auf
ruel, beſſen gegen 1400 par. Fuß tiefer als Pozondon gelegene
Teruel begränzenbe Abhang det centralen Tafellandes beginnt. Anblick bar. Vor uns eröffnete fich das weite Beden von Tee
ſeinem entgegengeſepten Abhange mit gewaltigen paralel ftreis Sohle wir jedoch nicht ſehen konnten, da die breiten,gegen ihre chenden, im allgemeinen von Weſt nach Dſt oder von Nordweſt Ränder hin zu Hügeln anſchwellenden Stufen des Abhangee, nach Südoft gerichteten Gebirgemauern beſeßt, welche das nörbe lide Drittheil der wilden , das Rönigreich von Valencia erfüllens den Gebirgêgruppe bilden, und in ihrem culminirenden Gipfel,
auf beſſen oberſtem Rande wir uns befanden , den Anblick bers
ſelben entzogen . Rechts war das Beden amphitheatraliſch von demſelben terraflirten Abhang umgeben, der hier mit wallartigen
Picder Peñagolosa,bis zueiner abſoluten şöhe berSerraniabe Cuenca, pem von fubner 7000 ,par. Fuß über den Gebirgszügen,benerhabendſten gekrönt erichien ; links bagegen Bliebern weit geöffnet in das Liefland bes beiben eben geſchilderten Fortſäßen de neucaftiliſchen Tafellan .
Ebrobaffin, aus dem in wenig Stunden Entfernung bas bereits
des befindet fich eine weite und tiefe bedenförmige Aushöhlung.erräbnte' iſolirte Gebirge, eine maleriích zerklüftete Feldmaſie, Gegen Norden, Weſten und Süben iſt dieſelbe von den treppen.
Duftig von der Morgenſonne beleuchtet, ſchroff emporſtieg . Uns
artig terraſſirten Abhängen des Tafellandes und ſeiner Vorſprünge
gerade gegenüber, jenſeite des breiten Bedens, begränzte die
faft boufommen geſchloſſen, gegen Diten dagegen nur theilweiſe durch einen furzen, felſigen Gebirgewall, welcher fich iſolirt aus
Aufſicht der hohe Wal des bereite geſchilderten ſüblichen Plas teauaſte , hinter dem die nörblidhften Ketten des valencianiſchen
bem Hügellande Sübaragoniens erhebt, und wenn ich nicht irre, Dieſes gewaltige
Gebirgslandes emportauchten. Da dieſe ganze Partie im Schat ten lag, ſo erſchienen die einzelnen Terraſſenabſäße als eben ſo
Beden wird durch die Flüſſe Alfambra und Turia ober Guadas laviar bewäſſert. Legterer entquidt der Muela de S. Juan bei
viele Gebirgsfetten , und deßhalb die hinter dem Plateau empor ragenden, durch ichroffe Formen auégezeichneten Berggipfel Va
Albarracin , einem der höchſten Berge der vielverzweigten Ger.
lencia's viel höher als fte in der Wirklichkeit find – ein Umſtand,
rania de Cuenca, welcher ungefähr an der Stelle gelegen iſt, wo die beiben beſchriebenen Verlängerungen des Plateau ron Neucaftilien beginnen. Der Iuria ftrömt bis zum Centrum des Bedens in faft meſtöftlicher Richtung. Anſtatt aber, wie es
welcher der ganzen Gebirgsmaſſe ein impoſanted Auêjeben verlieh .
den Namen Sierra de las Baylias führt.
naturgemäß ſcheint, ſeinen Lauf meiter in dieſer Richtung fortzuſeßen und fich mit dem Ebro zu vereinigen , biegt er, nachdem
Sowohl die Abhänge des Plateau von Pozondon al der zur Rechten gelegenen amphitheatraliſchen Terraſſe find yon tiefen Gründen durchfurcht, völlig unbewohnt und mit lichter Waldung bededt, die größtentheils aus dem Sadebaum (Juniperus Sabina L.) beſteht. 3ch habe hier Bäume biefer in Spanien unter dem Namen Gas
226
bina befannten Wachholberart mit Stämmen ron 4 bis 5 fub
zenter, ale ich gerade bei Sonnenuntergang antas Ufer des
Durchmeſſer geſehen . 3n Pogondon fennt man gar kein anderes Feuerungêmaterial, als Sabinaholz. Dasſelbe iſt roth, weich
Anſicht von Teruel von Norden her bei reitem nicht ſo ſchön.
und gibt wegen ſeines bebeutenden Harzgehalte eine ſtarke Hiße,
Alfambra gelangte.
In ten Morgens und Mittageſtunden iſt die
Teruel iſt in grauer Vorzeit jedenfalls eine viel bedeutentere An ihrer Stelle ſtand nämlich
verbrennt aber ſehr raſch. Auf dieſe Sabinagehölze folgen türre
Statt genrejen ale gegenwärtig.
nadte Mergelhügel, welche fich fübwart eine halbe Stunde weit
Dieſer große Fleden liegt an einem joges
ebedem Turbeto, die Hauptſtadt der Turtetani, eines Volfaſtams meg , welcher den Römern riel zu ſchaffen gemadit hat. 3reis
bie Celba erſtreden .
großen Duellbaffin voll des
mal wurde jene Stadt von den Römern erobert, das erſtemal
klarſten und herrlichſten Waſſers, aut tent der Rio de Celda terá vorſtrömt, welcher gen Norben fließend bald in ten Fluß Jiloca
im Jahre 214 for Chriſti Geburt während des zweiten puni idhen Krieges nach ter berühmten Schlacht bei Munda, welche
fällt, der die breite Fläche des zweiten Abſage des bem bros
Die Macht Carthago's in Spanien brach ; tad zireitemal im Jabre
nannten Nacimiento, d. h. einem
baiſin zugefehrten Abhanges des neucaflili den Plateau furcht und die fruchtbare, wegen ihrer reichen agronomiſchen Erzeugniſſe weit und breit berühmte Thalflädje oder Ribera von Daroca bewäſſert. Celda iſt ſchlecht gebaut und ſchmugig, beſißt aber eine herrliche durch die Waſſer des Nacimiento befruchtete Huerta , bie
fich namentlich durch ihren Reichthum an Nußbäumen auézeich-
195, wo die Turtetani einen.Die römiiche Herrſchaft in Spanien gefährtenten Aufſtand angezettelt hatteit .
Das erſtemal wurde
Turdeto von den Römern völlig zerſtört und ſeine Bürgerſchaft als Sflaten verfauft, zur Strafe bafür , daß fie annibal gegen
das unglückliche Sagunt herbeigerufen hatten , lieber bie ſpäteren Schidiale Turbero's iſt nichts bekannt. Jedenfalls ſind die Römer
Ortes Sieſta gehalten hatten , festen wir unſere Reife weiter
von der zweiten Interrrerfung an im ungeſtörten Befit jener Stadt geblieben bon welcher der Lurie ſeinen Namen erhalten
fort und gelangten in kurzem auf ein offene & welliges Terrain,
haben dürfte, ter Name Teruel ſelbſt ſogar vielleicht abzulei
bag fich fanft zu den Ufern des Turia hinabzieht und faſt ganze
ten iſt – bis ihr Reic in Trümmer ſtürzte, Au8 der Zeit der
El bauerte nicht lange, lo zeigre fich die lang hingeftredte Häuſermaſſe son Teruel an dem entgegengefegten Gehänge des weiten Thalbedens. Dieſe Stadt nimmt fich von fern ſehr ſchlecht aus regen ter grauen Farbe ihrer Gebäude' unb tes rölligen Mangels an Grün in ihren un . mittelbaren Umgebungen, beren Farbe mit dem Colorit der Häus ſer faſt ganz und gar übereinſtimmt. Anders geſtaltet ſich das
Romer icheinen feine Spuren mer forhanden zu leyn ; tagegel verrieth die rinflige Bauart ter jebigen Statt, tab audi ſe
net.
Nachdem wir in der großen aber unwohnlichen Poiaba des
lich mit Weizenfluren bebeckt iſt.
Bift ' von Teruel, renn man näher fomit, beſonders son den Mergelhügeln aus, welche bad rechte Ufer des Alfambra eins
faſſen. Hier bietet Teruel einen impoſanten Anblick bar .
Ma-
-
Jahrhunderte lang der Herrichajt des albmondes unterworfen Teruel beſigt gegenwärtig an 11,000 Einwohner, die Stadt iſt höchſt unregelmäßig und jehr bergig, ich wübte faum ein Pläß chen, weldes horizontal läge ; die meiſten Gaſſen finb icmal und idmusig, die Pläge flein und winklig, die Privathäuſer von
alterthümlicher, finſterer, unwohnlicher Bauart ; nur der Haupts oter Conftitutionerlaß und die auf teníelben einmündenden Haupts gaſſen haben freundliche, regelmäßig gebaute mit zirei bis trei
jeftätiſch thront bie alterthümliche Statt, überragt von 12 Thür-
Balconreihen geid nüfte Häuſer.
inen und mehreren ſtattlichen Gebäuten, unter denen ſich vorzügs
befindlichen
lid bag auf ſteifem Felésorſprunge erbaute Jeſuitencollegium turch ſeine Größe und durch ſeine einfach etle Architektur außzeidnet, auf einem felfigen gegen 200 Fuß hohen Mergelhügel jenjeits ber breiten im üppigſten Grün prangenten und mit zerſtreuten Bauernhaufern geſchmückten Thalebene, durch welche die flaren Gewäſſer bed Alfambra und Turia in vielfach gefrümmtem Laufe
Die , am Conftitution & plaße.
beiläufig bemerft liegt ferielbe 2858 par, Fuß über dem Spiegel des mittelländiſchen Meeres find auberbem mit Colonnaten ( ogenannten Lauben ) berſehen. Die Zahl der .
Kirchen 110 Klöſter beläuft ſich auf 16 ; unter benſelben find die bijqöfliche Kirche oder die Kathedrale , die Kirche San Pedro und tae Nonnenfloſter Santa Tereia beſonders hervorzuheben . Die zuerſt genannte Kirche iſt, wie faſt alle übrigen, gothiſch ,
dabinziehen. Dicht hinter der Stadt ſteigt eine in ſteile Kegel . jedoch nicht ſo groß wie in andern ſpaniſchen Städten desſelben maleriſch geſpaltene Mergelhügelfette in Form eines Circuß empor, welche den unterſten Abſaß der valentianiſchen Plateauter-
raſſe bilder, die den Horizont' gegen Süden begränzt . Die Anficht von Teruel würde nod maleriſcher und ſchöner ſeyn , wären ſowohl der Stadthügel als die Kegel bed denſelben gen Süten umringenden Circus mit Bäumen ober Geſträuch beiradijen ; dieß iſt aber nicht der Fall, im Gegentheil entbehren jene Hügel mit Au8nahme der öſtlich ron der Stadt ſich hinziehenden, welche
Ranges.
Der Eintrucf, ten tie etle Einfachheit der brei hoben
ron ſchlanfen Säulen getragenen Schiffe hervorbringt, wirb leis ber turdy tie geidmadloſe Verzierung ter zahlreiden Altäre und Capellen unangenehm geſtört.
Die Kirche San Pedro verdient .
in architettoniſcher Hinſicht gar feine Beachtung , wohl aber in
hiſtorijder ; ſie birgt nämlich die einbalſamirten Leidiname jeneš in ganz Spanien unter dem Namen der Liebenden ron Teruel .
jo herülmien unglüdlichen Liebebpaared des Mittelaltere, beren
rührende Geſchichte der befannte geiſtvolle Dichter und Literat, . Don Gugenio Haigembuſch, zu einem Trauerſpiel benutzt hat, rilität, die auch den Mergelhügeln, welche die Sollen der beiden 1 weldes zu den idönſten Erzeugniſſen der neueſten dramatichen Flufthäler einfaſſen , eigenthümlich iſt, contraſtirt ſeltſam mit der Literatur Spaniend gehört. Das St. Ibereſienfloſter joll sine mit Weinreben bepflanzt find und einen ſchlechten Rothwein pros
buciren, der Vegetation faſt vollfommen. Dieſe fürchterliche Ste-
üppigen Fruchtbarkeit der wohlberäſſerten und durcgängig befauten halebenen , die beſonders Hanf und Wallnüſſe in Menge erzeugen .
Der Contraſt iſt umi"jo ftärfer, als die Thalebenen
wegen der genannten Gewächſe ein prächtiges dunkles Grün 'befigen , während bie nackten Mergelhagel entreder freiberreiß oder
braunroth gefärbt fint, und würde einen unangenehmen Eindruck bervorbringen, mürbe terſelbe nicht turch bie farbige tuftige Des leuchtung beteutenb gemildert. Die lanbidaft mar um fo reis
ſchöne Kirdie beſigen und reich an Kunſtipägen ſeyn , ich habe jein Sineres nidyt gefelicií, ron außen intonirt c8 turch jeine Größe und ſteht in dieſer Hinſicht bloj temidon erwähnteil Jeſuitencollegium nad), welches gegenwärtig als Cajerne tient .
Mehrere Kirden und deßgleichen eine ' ter ſieben I bore zeichnen ſich durch die nierfir ürtige Bauart ihrer Thürme aue ;, dieſelben ,
find nämlich von unten bis oben yieredig, anſtatt finer Srige mit einer von hohen Mauerzinnen umringten Plateform berieben
wozó
Coca
227
und an ihrer Außenſeite über und über mit crhabenen Verzie: rungen von halb gothiſchem Halb mauriſchem Geſchmack betedt. Tad Sebenéierthefte von Teruel iſt aber ohne Zweifel ber uns ser dem Namen los Arcos ( bie Bogen ) befannte Aquätuct, ein fühnes Baumer ter Neuzeit, welches lebhaft an: bie ähnlichen Bauwerke der Römer erinnert.. Da nämlich der Hügel, auf dem Die Stadt liegt, des Duelmajero $ volfommen: entbehrt , ſo mußte
Der geſammte Waſſerbedarf aus den beiden Flüſſen geholt wers
Die Küften " von China.
6:31
Die Marianen und die Lu - Iſchu - Inſelt , a
II.
I!.
(Schluß.) :
1. : '
:: Wir verließen die Pagode durch eine weite Vorhalle , : weldje Hórr zwei ſdheuflichen ſteinernen Riefen mit wildem Blick und verzerrtem Munde ; wahren Höllenhunden mit inenſchlichem Antlig, gehütet wird.
ten , was , dasdieſelben über eine halbe Viertelſtunde entfernt
Wir fliegen die große Treppe hinab , 'welche gewöhnlich nur von dem
jinb, ebenſo beſdiwerlich ale foſtípielig war . Um dieſem großen
Gefolge des Königs betreten wird, und wendeten und dann links über
Nebelftande abzuhelfen ,wurde, wenn ich nicht irre im 17ten Jahren
den Marftplaß von Sæui. nach einem zauberiſch ſchönen See , deffen
huntert, eine nie verſiegente Quelle der valencianiſchen Berge
tiefes flares Waſſer die Mauern ' Deo Palaftes beſpült. " Da wir die Rhede von Nafa noch dieſen Abend verlaffen wollten, beſchleunigten wir
terraſſe herbeigeleitet und, um das Waſſer in die Stadt zu brine
>
unſere Scritte querfeldein zwiſøen Hibisfuß- und Bambushecken nach
gen , ter genannte an der öftlichen Ede der Stadt befindliche quätuct erbaut ; berſelbe führt über den tiefen Barranco, rel. cher den Stadtberg gegen Süten und Dſten umgibt, ihn von dem
dem Dorfe Tumai, Während wir in : der halbausgeräumten Belle dee: Pater Leturdu zu Tiſche faßen, und und von dem weiten Gange erhols ten , gelangte plößlich ein lautes Getöſe von Gongidligen an unſre
bereits erwähnten Circus von Mergelhügeln ſcheidet und die
Ohren. Wir hatten bei unſerer Rückkehr von Sæui einen fangen Zug
Thäler des Alfambra und Turia verbindet.
Die Arcos de Les
von Menſchen geſehen, bent zwei Bannerträger mit großen ſchwarz besº
ruel beſtehen aus zwei über einander gelegten Reihen von Runde
friebenen gelben Fahnen vorangingert, und hatten ihn für eine Leidens
bogen .
lieber die untere
feierlichfeit gehalten . Dieß war aber ein Irrthum geweſen , denn dieſe Menidenmenge, dieſe Banner, dieſe Gongo geleiteten den Stadtvorſteher
Vogenreihe führt ein ſchmaler bloß für Fußgänger beſtimmter
von Sdui, den:zweiten Würdenträger der Inſel, welcher fich nach Tumai :
Die unterſte Reihe zählt bloß zwei, die obere dagegent
rede Bogen, jämmtlich von foloffaler Größe.
Weg, weſhalb die Pfeifer der oberi Bogenreibe, melde ten " verfügte , ..um ung feine Ahtung zu bezeugen. Das zahlreiche Gefolge Waſſercanal trägt , turchbrochen ſind.
Die größte Höhe des
Aquátucte beträgt bei einer Breite der untern Bogenreihe von faum fünf Ellen gegen 150 Fuß. Der Baumeiſter dieſes großs artigen Werfel mar ein Franzoſe, Namens Pierre Vebel . (Forijepung folgt. )
ſubalterner Beamten hatte ſich in dem Garten aufgeſtellt, das vor dem Hauſe lag. In dieſem Garten erhob .fich auf einem Grdaufwurf eitt fleiner Kiosf, wo die durch unſere Miffionäre ausgetriebenen Bonzen eheten : ihre Fotofe anbeteten. Hier hatte der Squi-Kuan fich nieders gelaſſen , um ung zu erwarten, und wir verfügten uns alobald dahin .
Gr ichien ſehr bejahrt zu seyn ; fein langer weißer Bart, feine ſanften wohlwollenden Büge, fein ehrwürdiges Ausſehen waren hinreichend ges
* Der Buddhismus in China.
weſen, ung zu verſöhnen, wenn wir auch die drohenbilen .Nachegedanken gegen das Königreich Ufinia genährt hätten. Wir ſeßten und indes
Ja der Versammlung der Londoner aſiatiſchen Geſellſchaft wurde
mit allem Anſcein von Kälte ihm gegenüber und verharrten in tiefent
am 7. Februar eine Abhandlung des verſtorbenen Güßlaff über dieſen Gegenſtand vorgeleſen , aus der wir nachſtehendes entnehmen . : Die Gina
Soweigen . Weil er ung, die Ehre ,feines Beſuches zugebacit hatte, war 18 - an ihn , und den Grund desſelben mitzutheilen . Dieſes Beginnen ſoient aufs äußerjte den ufinianiſchen Bevollmächtigten zu verwirren, der
führung des Buddhismus in China fällt ins erſte 3ahrhundert det
Chriſtenthums , und die Zahl der Werfe in Pali-Sprache, die dahin:! wiederholt ſich nach den Mandarinen umwandte ,i welche fich hinter feia fauen, bildet eine ungeheure Maffe, vielleicht über 10,000. Die wenige ' nem Stuhle hielten , : und ſein unruhiger Blic fchien fie um Beiſtand ften find überſeßt, der größere Theil mit sineſijcher Sørift umgeſchries anzuflehen ; aber dieſe waren nicht minder verlegen, und ziſdelten ſich ben, was einen ſo unverſtändlichen Galimathias gibt, : daß Güşlaff ers.
in die Dhren . Endlich fauerte ſich einer der Beamten , der Sprecher
flárte, er habe nie einen Prieſter getroffen, der den Sinn habe verftehen
dieſer ſeltſamen Sippſchaft, neben Pater Leturdu nieder und murmelte mit leiſer Stimme cinige Worte , die und ſo übertragen wurden :
fónnen. Ginige Werfe in einer alten Schrift, in der ehemialo bas Pali
geſdorieben wurde, find noch vorhanden, aber ſehr ſelten. Die Bilder: | „ der Vorſteher von Soui grüßt Euậ ,“. Nach dieſem wohlgelungenen 1
verehrung iſt ſehr weit gediehen, und beſchränft ſide feineswege auf die
Eingang flärten ſich die Geſichter der Mandarinen auf, und ihr Schweis,
Darſtellungen Buddha's und ſeiner Sdüler , man findet aud Bilder, gen wurde dadurch gebrochen. Wir vernahmen nun , wie der Vorſtand cie auf Brama und Judra deuten , toch iſt dieſer Bilderdienſt haupta , von Sdui hoffe, daß uns auf unſerm Wege nichts Unangenehmes bes
jädlich Sade der Prieſter, und die Laien nahaien wenig.Antheil daran.
gėgitet Fey, daß die Winde und günſtig geweſen und unſere Geſundheit
Zu einzelnen Feſtzeiten werden Dpfer von Weihrauch, Blumen und
auf der weiten Fahrt nicht gelitten habe , und eine Menge ebenſo lies
Früchten , und ſelbſt pon Thieren dargebracht unter einem Lärm von , benswürdiger und anziehender Dinge. Die Zeit drängte, und, wir Trommeln und Gonge, ſonſ aber ſtehen die Tempel leer. Dieſelben : liegen meiſt in maleriſcher Lage, und ſind mit Sculpturen , Malereien :
beſchloſſen unſererſeits dieſen Umwegen zu entgehen und zur Sade zu gelangen . Wir ſpraden, weil man ung durch dieſen unzeitigen Beſuch und andern Zierrathen verziert , die Wohnungen der Prieſter in der dazu zwang , von der ſchlechten Behandlung , welche unſere Miſſionäre Nähe ſind årnilich und düſler , ſie ſind aber meijt auf Bettelreiſen abg , erduldet hatten, und madyten den Mandarinen Vorwürfe über die Ver: rreſend. Alles beruht auf freiwilligen Gaben , indeß haben einige der folgung, welche ſie ohne IIrfade gegen adtungswerthe friedlide Men größern Tempel.Land in Beſīß. Die Prieſter werden in ſehr frühem iden, die ihnen durch den Admiral enpfohlen worden, angezettelt hatten .
Alter in die Brüderſhaft aufgenommen, oft al8 Knaben gefauft; Mannes . Nach einer langen Pauſe und vielfältiger Berathung hielt endlich der flöjter ſind zahlreich, Frauenflöjler minder, aber beide fönnen das Kloſter
hintert. Die Briefiee nogen etwa 1 Procent der Vevolferung aus: maden , früher aber waren ſie oft ſo zahlreich, daß die weltliđe Macht,
ufinianifde Redner ſein Ohr an den Mund des Sdui : Ruan, und gab und folgende Antwort : das Geſchehene ſey nur ein Mißverſtändniß, ein unſeliges Mißverſtändniß, die That roher Menſchen , die zu niedrig ſeyen als daß man ſich mit ihrem Thun und ihrer Perſon beſchäftige. Der
um es nicht an Arbeitern für den Landbau fehlen zu laſſen , viele ihrer anſtalten aufhob.
König und der erſte Miniſler, der Suri-Kuan, ſeyen dadurch aufs tiefſte betrübt worden ;" aber fte hofften, daß das „ große Reich ihr Elend und
wister verlaſſen, und ein weltliches Leben führen, chne daß jemand ſie
die Dhnmacht des fleinen Königreiche erwägen möge, und Mitleid habe
mit den „ Aleinen- und fich herablaſſe zur Barniherzigkeit.“
228
wosos
Dieſe Entſchuldigungen konnten zur Noth als hinreidende Genug:
mannſchaft, von welcher die Woche nach unſerer Anfunft einige vierzig
thuung gelten , allein ſie geſtatteten uns nicht ung an die Tafel des
Mann ins Spital gebracht werden mußten , nicht günſtig. Wir befanden ung damals in der Zeit des Wedſeld des Muſſon ; heftige Regengüſe, donelle Aenderung der Temperatur verídlimmerten wahrſcheinlich noch den Einfluß des ſumpfigen Bodens, der die Bay uni :
Schui-Ruan zu leben und das Banfett anzunehmen , zu welchem er und
einlud , um das Vergangene zu vergeſſen und unſre Verſöhnung zu beſiegeln. Da uns nun weiter nichts mehr auf den lu - Tidu : Inſeln zurüdhielt , beeilten wir uns den trübſeligen Bliden des arnien Man : darinen zu entgehen , und begaben ung auf die Corvette. In weniger ald einer Viertelſtunde waren die Anfer gelichtet und die Segel aus: geſpannt, Zwei Kähne mit Rindvieh waren und gefolgt. Wir ſandten
gibt, und begünſtigte die Entwidlung dieſer miasmatiſden Krankheiten. Wir verließen deßhalb am 1 December 1848 ohne Bebauern dieſen Anferplaß , um uns nad Macao zu begeben . Mit dem Anfang des Jahres 1849 begannen wir eine nene Küflene
fie ſtoly zurüd und zwangen den Beamten, welcher dieſe Flottile bereh:
fahrt, indem wir den franzöſiſchen Bevollmädtigten zu Canton , M. Forth:
ligte, 27 ſpaniſche Piafter auf für die Lebenômittel, welche icon des Morgens an Bord geliefert worden waren , ungefähr der vierfache Werth beffen , was uns ver abfolgt worden war. Gine friſche Norboft+Briſe ſpannte unſere Ergel , und bald hatten wir die leßte Spiße der großen Ufinia hinter uns , die in Nebelduft verſchwamm . Nach den Berichten früherer Reiſenden , welche die Gaſt:
Rouen , nach den Häfen im Norden von China führen ſollten . Der Nordoſti:Muſſon herrſchte damals in ſeiner ganzen Stårfe. Vor dem Kriege
**
freundſchaft und das patriarchaliſde Leben ihrer Bewohner aufs höchſte rühmten , hätte und diefe Inſel wie ein lleberreft des goldenen Zeits
altero erſcheinen fónnen, der durch ein Wunder in unſerm eiſernen fich erhalten hatte.
Wenn nicht aufepfernde Männer gefommen wären,
dieſe Joyle näher aufzuflåren , wäre vielleicht niemals die nüchterné Wahrheit an die Stelle des Nomans getreten ; allein die fatholiſchen Miffionäre, deren Beobachtungen durch die Berichte des Dr. Bettelheim beftätigt wurden, haben und den grauſamen Drud geoffenbart, unter welchem , in dieſen Hirten - Inſeln das von den Großen unterjodhte Volt leidet, die ihrerſeits durch die Hand des japaniſden Proconſuls geleitet werden . Sie haben uns aud über die geheimen Beweggründe der Uns eigennüßigfeit aufgeklärt , worüber die Reiſenden mit Recht erſtaunten . Indem ſie die Bezahlung der Lebensmittel zurüdwieſen, womit fie fremde Fahrzeuge verſehen , gehorchten die Mandarinen "nur dem Gebote von Japan. Man handelte zu Nafa nade den Grundfäßen, welche zu Nans gaſali aufgeſtellt worden waren. Man war wohl geneigt, geſcheiterten oder beſchädigten Schiffen zu Hülfe zu fommen , und durch allen mög. lichen Beifand ihre Weiterfahrt zu beſchleunigen ; wies aber jegliche Bezahlung zurüd , um nicht auf dieſem Umwege dem äußern Handel eine Pforte zu öffnen ; beſonders fucht man den Verkehr mit Gurepa auszuweichen. Sobald man den Behörden von Søui von Verträgen oder Tauſch ſpricht, flehen ſie den Himmel an, dieſes Unheil von ihnen
abzuwenden, und ſchüßen ihre Armuth vor, ihre Abhängigfeit von Javan, ohne beſſen Zufuhren fie nicht eriſtiren fönnten , und das fich alsdann von ihnen abwenden würde .
Durch dieſe Interwürfigkeit , diefen dein von Arn:ſeligfeit glauben die Mandarinen fich gegen den erobernden Geift Guropa'd vertheidigen zu fónnen . Der furchtbaren Macht unſerer Kriegsſchiffe reßen ſie ein waffenloſes Volt entgegen, und brechen die Gewalt durch dieſe fo demů : thige Sowache , dieſe ro friedliche Politif.
Sdon nahten wir uns dem Canal der Baſchio : Inſeln , als eine Windſtille uns ungefähr 60 Meilen von lu : Tídu feſthielt. Den fols genden Tag wurde das Wetter ſtürmiſch und der Barometer fiel mert: lich. Wir änderten nun unſern Weg , anſtatt uns nade den Baſchis: Inſeln zu wenden, fleuerten wir auf die Meerenge von San-Bernardino zu . Dadurch entgingen wir dem Bereich des Sturmes der am 31 Auguſt und 1 September ſo große Verwüſtungen an der ſüdlichen Küſte von China anrichtete. Am 12 September endlich, naddem wir mehrere Tage in den Canålen der Meerenge umhergeirrt waren , fuhren wir mit vollen Segeln in die Bay von Manilla ein.
Gin ſpaniſches Dampfſchiff , daß von
Singapore fam , langte zu gleicher Zeit mit uns an. Or brachte dem General:Gouverneur der Philippinen die Depeſden, welche jeden Monat burde die indiſche Poſt von Madrid aus über London abgeldigt werden, und hatte auch für uns Inſtructionen des Marine:Miniſtero,. die und während drei Monaten an den Küſten dieſer Inſeln feſthielten. Dieſer verlängerte Aufenthalt in der Bay von Manilla war unſerer Schiffe: Verlag der 3. G. Gotta'iden Buchhandlung.
von 1840 hätte man ſich es nicht einfallen laſſen unter ähnlichen Um :
ſtänden nach Norden zu feuern , allein die unermütlichen Klippers hat: ten dieſe Fahrten gegen den Wind eröffnet und tie Bayonnaiſe wollte nicht hinter ihnen zurúdfiehen . Wir lavirten niehrere Tage am lante hin, wo die Winde minder heftig und das Meet liicht ſo unruhig war wie in dem Canale ; beſtändig von kleinen Flotten dinefiſcher Boote umgeben , fuhren wir in alle Buchten ein und erreichten ohne allzu viel Mühe die Breafer genannte Sriße. Nun vermochten wir den Canal von Formoſa zu durchſchneiden und an der Inſel Lambay zu landen, deren Gipfel fich von einer langen , noch höheren Bergfette abhob .
Niemals
hatten wir auf ſtillern Wogen geſchifft, niemals hatte ein blauerer Him: mel über uns geleuchtet. Jene geheimnißvolle Inſel, welche ſo wenige Seefahrer beſucht haben , die in ihrem Schooße neben unausgebeu: teten Schäßen wilde , ſelbſt den Chineſen noch unbefannte Einwohner birgt , Formoſa, dehnte fick ror uns aus und ſandte und fühle, lieb: liche Lüfte zu.
Wir nahten und inteß faum der ſüdlichen Spiße dieſer Injel, welde ficha wie eine Stranfe gegen den ſillen Ocean erhebt , als einige hef: tige Windſtöße und mahnten auf der Hut zu ſeyn gegen den Wolfen : ſchleier des Muſion , der gegen Often wie ein Leichentuch den Himmel verhüllte. Wir ſahen begierig nach den tiefen Schluchten , den fleilen
Abhängen, die noch ſelten eines Seefahrers Auge geſcheut, als der wadi habende Matroſe und die Klippe von Vele - Rete ſignalifirte, an der wir auf vier oder fünf Meilen vorüberſegelten. Um fieben Uhr Abend: hat: ten wir den Meridian des Cambrianfeljen paſiirt, und mußten nur noch
das rördliche Baſchisinſelden umfahren, um die ganze Nusdehnung des ſillen Meeres vor und haben . Mehrere Stunden mit einem ſo weren Sturme fämpfend , erlangten wir endlich Gewißheit, taß wir die offene See gewonnen hatten . Sobald man an den Baidis :Inſeln vorüber iſt,
gibt es bis zu der Mündung des Yang - tſes fiang feine Schwierig: feiten mehr .
Wir waren nur noch einige Meilen von tem Archipel von Tſdu ſan , als der Wind fich plößlich von Süd : nad Nordweſt umfeßte und unſerm Schiffe großen Schaden zufügte , auch hatte unſere Mannſchaft, die ſo lange an das Tropenflima gewohnt war , viel von der heftigen Kälte zu leiden , die das limídhlagen des Windes verurſachte. Endlich liefen wir in den Yang : tſe : fiang ein und anferten bei der Inſel Güßlaff. Windſtille, ſonnige Tage find während des Wintero an dent nördlichen Küften von China felten . Ralter , durchtringender Nebel umg.:6 uno balb, während wir dem ſúblichen Ufer beg Stromed folgten , und endlich rahen wir nach langer mühſeliger Fahrt die Maften der Shiffe über die Wieſen am Fluſie emporragen , welche an der Mündung des Wam-pu der Stadt Woſung gegenüber ver Anfer lagen . So hatten wir in weniger ale neun Monaten tie lepten Veſipun : gen des ſpaniſchen Indiens und die äußerſten Dependengen von China umfreuzt , und ſollten nun die Bayonnaiſe noch nach Schang :hai und wo möglich bis Ning-po führen, um aldbann nach Macao zurüdjukehren. 8
.
Muſeum driftlicher Alterthümer in Rom . Giner Mits theilung der Liter. Gaz , voni 28 Februar zufolge, foll der alte Plan eines Muſeums für driftliche Alterthümer endlich zur Ausführung fom :
men , namentlich auch in Folge der Forſchungen der Franzoſen Perret in den Ratafomben .
Verantwortlicher Medacteur Dr. Ed. Widen mann .
Das A usla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 8 März 1852.
Ur. 58. Die Volkslieder Altarmeniens . Das fortſchreitende Studium der orientalijden Sdriftſteller, verbunden mit europäiſcher Kritif, führt und auf immer intereſſans tere Einzelnheiten, und erweitert den Geſichtsfreis in Bezug auf die Zuſtände der ältern vorberaſiatiſchen Völfer. In dem ältes ften und bedeutendſten Geſchichtichreiber Armenienė, Moſes von
Chorene, der zwar ſchon in die chriſtliche Zeit fällt , aber haupt. fächlich auch die ältere ſagenhafte Geſchichte Armeniens behan delt, ſtößt man unter ſeinen Quellenangaben auf drei Worte, veb, srohtz und arasbjelik , welche den Erflärern viel Kopfs brechend gemacht haben. 311 neuerer Zeit hat ein Armenier, Namens Emin in Modfau, ſich beſonders mit dieſen alten Quellen beſchäftigt, und eine kleine Schrift in armeniſcher Sprache 1
darüber herauegegeben . Dieſe bearbeitete Hr. Dulaurier in Pariê, lieferte eine Kritif tee Schriftchene, unb fommt bar auf hinaus bie obigen Worte mit „ Geſchichte“, „ Liederſagen “, und legenben “ zu überſeßen.
Aus der Abhandlung des Hrn .
Emin geht hervor, baß in Altarmenien, namentlich in einem Diſtricte des Landed , Nameno Koghthen, dieſe Sagen und Lieber noch bis in die chriftliche Zeit geſungen und wohl auch ſonſt vorgetragen wurden, daß mehrere Könige Befehl gegeben hatten, dieſe Ueberlieferungen zu ſammeln, und daß es in Armenien , ſo gut wie in 2 fyrien und Perſten , Reicharchive gegeben zu
ſchreibere, Mar Ibn Katina, der im Auftrag Walarſchage eine Ges ſchichte Armeniens ſchrieb und zu dem Ende auch aus dem pers
fiichen Archive zur Zeit von Arſacee (Arſchaf) ichöpfte, leidet eß kaum einen Zweifel, daß nicht nur in den Tempeln und Palä ften hiſtoriſche Urkunden aufbewahrt , ſondern auch die Volfe
lieber geſammelt waren. Wae bieſen Liedern, von denen einige Bruchſtüce in Moſes von Chorene tertuell erhalten find, einen beſondern hiſtoriſchen
Werth verleiht, iſt der Umſtand, daß ſie manche Sagen andere, als Firduſt, behandeln , ſo beſonders die Geſchichte des Aftrages ( 4 &babaf, die große Schlange, ber Drache , Der Bobak Firbuſie), welchen Hruten (Feridun) in einer Höhle des Berg& Demawend ans
ſchmieber. Ebe dieß geſchieht, iſt ein Kampf zwiſchen Aſtyages und ſeinen Feinden geſchildert, der an den perſiſchen Nationalaufſtand 1
unter dem Schmied ? (kaweh ) gegen Zobaf erinnert.
Aus jener
Zeit ſtammt auch wohl die Verpflanzung einer Anzahl Meter auf die Dítſeite des Ararat, wo ihre Nachkommen ſich noch lange von ihren Nachbarn unterichieben . Sie erhielten ſich auch als
feindliches Geſdhlecht, und Arbavazt 11 (Artabazul), ein Mann von unbezähmbarer Wilbheit des Charafters und zügelloſem Ehrs geiz, ſoll dieſen wilden Charafter einem Zauber verbanfen, den die Frauen ber Abfömmlinge des Drachen (Aſtyages) gleich bei der Geburt auf ihn warfen . Die Volfaſage will ſogar, dieſe Frauen hätten das fönigliche Kind gleich nach der Geburt ge
ſagen vergleicht, ſtüßt fich Moſes von Chorene wirberbolt in ſeis
ftohlen und ihm einen Dew (böjen Geiſt) untergeſchoben . Dulaurier ſagt am Schluß: reß wäre merkwürdig zu wiſſen, bei welchen Gelegenheiten , bei welden religiöjen oder nationalen Feſten die Bevölferungen die alten Balladen jungen ; aber Moſes von Chorene ſo nie ſeine Nachfolger find hierüber ftumm . Die
men Forſchungen über auß die der älteſte ſeines ieVolfe und namentlich der Fürſten erſtenGeſchichte Herrſcherfamil , derNache
einzige Andeutung iſt, daß dieſe Dichtungen von den Abfönma
haben dheint.
Auf die genannten Dichtungen, die hauptſachlich bei feſts
lichen Gelegenheiten geſungen wurden, und die Hr. Dulaurier mit den ſpaniſchen Romancen , ſo wie mit den ferbiſchen Heltens
lingen Arams (Armeniens) bei feſtlichen Aufzügen geſungen und fommen Haife , welche vom 22ten bis zum 4ten Jahrhundert 5. Chr. regierten, und dann bis zur Herrſchaft von Artabazue
mit Tänzen begleitet wurden .
(Arbaraz) II, bem Sohn Artaiches II, im 3. 129-131 unſerer
Pampirn nennen .
Zeitrechnung. Dieſer leştere Zeitpunft iſt die Gränze, wo die
ſollte man auch ſchließen , daß dieſe Balladen im täglichen Leben der Armenier von Munde zu Munde gingen . Seit den Kriegen
Reihe hiſtoriſcher Lieber in dem Werfe ron Moſed endigt.
Unter
dieſen Liedern waren einige unter Wagarſchak, dem erſten der armeniſchen Arſaciben , um die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. , chon faſt verloſchen , andere aber waren zur Zeit, als Moſes von Ghorene blühte ( im fünften Jahrhundert) noch in voller Kraft. Am reichſten ſind ſie über die Zeit von 560 vor
bis 129 nach Chr.
Nach den Angaben eines fyriſchen Geſchichts
4 Jadeßauďiſt you in dem Artifel Dulauriers (Journal Januar) eine Sage Semiramis angeführt, ja ihr TorAſiatique, ſweint ein lieb: lingetheina ber armeniſden legende geweſen zu ſeya.
Die Geſänge wurden begleitet von
den Klängen eines Inſtruments , das die alten Schriftſteller Aus einigen Worten Mar 361 Katina's
Mithribats wurden die Armenier mehr mit dem Weſten befannt, die griechiſche Literatur brang ein, unb verdrängte zum Theil die armeniſchen Barden . Aber der Geſchmad an den alten nas tionalen Dichtungen verſchwand auch da nicht ganz, als Gregor
der Erleuchter die Nation zum Chriſtenthum befehrt hatte. Mos jes von Chorene ſagt, daß die Lieder ron Kongthen noch zu ſein 1 Seit jener Zeit war das ,,Schurzfill des Somiedo" (Kawiani Direfsch ) 096 Nationalbanner der Perſer.
230
Goon
ner Zeit beliebt gerejen jeyen , und er ſie noch habe fingen
lich große Maſſen foſſiler Knochen vorreltlider Quadrupeden gee
hören . Die Bewohner von Roghthen bewahrten namentlich dieſe Erinnerungen ihrer Väter, und bei ihnen blieb das Heidenthum
funden unter einem 50 bis 100 und mehr Fuß mächtigeur Schichtenſyſtem , welches den zahlreichen organiſchen Reſten zus
noch einige Zeit aufrecht, als 8 ſonſt aller Drten in Armenien
folge , die es umſchließt, eine Süßwaſſerablagerung aus der jünge
zuſammengebrochen war. Moſe8 erzählt von Meêrob , dem Erfinder der armeniſchen Schrift, der im 4ten Jahrhundert blühte, daß er längere Zeit im Diſtrict Roghthen gewohnt habe , daß babin die heidniſchen Secten fich geflüchtet, trährend der Regie-
rung Tiriçats ( Derhad) bis zur Zeit Mesrobs verborgen gehalten hätten, aber bei dem Sinten des Arjacidenreiche terrorgetreten
ften Epode der tertiären Periode iſt.
Ich verwendete einen
Nachmittag auf den Beſuch jener merkwürdigen Gegend. Cone cub liegt nordweſtlich von Deruel in einer gut bebauten Seiten ſchlucht dee Alfambrathaled im Schatten alter prächtiger Nuße bäume.
Ungefäbr eine Viertelſtunde von dem Orte entfernt,
gegen Norben zu, erſtreckt ſich eine fahle , aus breiten, abgerun ſeyen, worauf ſie dann vernichtet wurden . deten Kuppen gebildete Hügelfette einige Stunden weit in der Die Arbeit Gming ſcheint nicht ohne Folgen zu bleiben ; ! Richtung von NW. nach SO . Dieſe Hügelreihe enthält, wie bereits jollen mehrere gelehrte Armenier beſchäftigt ſeyn, die es ſcheint, ein ſtetig fortſeßenbe8 Knochenlager, denn an mehrern alten , zum Theil noch unter dem Volk in Armenien umlaufens den Lieder zu ſammeln ; eine dieſer Sammlungen roll bereits zum Drud fertig regn .
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. 8. Teruel.. - Das Thal von Segorbe. ( Fortſeßung .)
weit von einander entfernten Punkten del Concub zugefebrten
Abhange ſieht man dasſelbe zu Tage ausgeben. Die beſte Ges legenheit, dieſe Knochenablagerung, ſo wie überhaupt die gange
Zuſammenſepung jener Hügelreihe zu beobachten, bietet ein fleis nes, eine halbe Stunde nordnordöſtlich von Concud befindliches | Querthal bar, welches den ſchauerlichen Namen el Barranco de Calaveras, 0. h. Der Schädelgrund , führt. An den faſt ſenfa
Das Thal, über welches die Arcos geſchlagen ſind, iſt eine
rechten Wänden dieſes faum eine Viertelſtunde langen und etwa
ber maleriichſten Partien in den unmittelbaren Umgebungen von
bundert Schritte breiten Grunbes fann man deutlich drei über einander liegende Syſteme rollfommen horizontaler Schichten unter deiben . Die oberſte , nur noch ftellenmeie vorhandene,
Jeruel. Namentlich bietet ter ichon mehrfach erwähnte , tas Jhal gegen Süten einſchließente Circus, ben man am beſten ron der ſüdlichen Ede der an der Weſtſeite der Stadt hoch über dem Ufer des Turia gelegenen Alameda überdaut, einen höchſt inte refjanten Anblid bar, theile wegen der fühnen Formen ſeiner
Kegel , die ihre Entſtehung offenbar ber zerſtörenden Ginwirfung der atmoſphäriſchen Gemäſſer verbanfen, welche allmählich die tiefen Saluchten auärühlten , die jest bad weiche erbige Geſtein
Des ſchroffen Abhanges durcipalten und die einzelnen Kegel von einander ſcheiden , theils deßhalb , weil an jenen nadten Wänden
tie Schichtung und Zuſammenſepung ter ganzen , das Beden yon Teruel ausfüllenten Sedimentärformation, die der terriären Pes
meiſt in Form großer Blöde über den Kamm und die Abhänge zerſtreute Schicht beſteht aus gelblich weißem erbigem Kalfmergel, welcher eine große Menge von Süßwaſſerſchneden umſchließt, die biemreifen noch io friſch ausſehen, ale wären fie erſt vor furzem Daſelbſt abgelagert worden und zum größten Theil noch iegt lebenden Species angeboren . Unter dieſer Schicht liegt ein Syſtem von 1 bis 3 Fuß mächtigen, durch 2 bis 3 Zoll dicke
Lagen weißen erbigen Thonmergele geſchiedene Schichter: eines harten, compacten , rauchgrauen, von völlig verſteinerten Landa und Süßiraſjerichnecken wimmelnden Kalfee .
Hierauf folgt ein
riobe ongehört, jo außerordentlich icon bloggelegt iſt, wie man
Syſtem
eß nur ſelten bei von der Natur gemachten Profilen beobachtet.
Zoll und einem Fuß mechielt. Dieſelben beſtehen theils aus einem weichen ertigen , ſehr fandigen Mergel oder falfigem
Sene Sedimentārformation beſteht der Hauptſache nach aus abs wechſelnden Schichten von weißem erbigem Ralfmergel, rothem
faltigem ertigem Sandſtein , grünlichem jandigem Thon und grauem Geſchieteconglomerat mit ertigem falfigen eilen ichüſſigem Bindemittel.
Die Sdichten ſind youfommen horizontal
und dari begränzt, weshalb bie Wände jener Regel und Schluchten wie gebändert audjehen. Vom obern Rande tee Circus que bat
zabIreicher Schichten, deren Mächtigfeit zwiſchen drei
Sandſtein von ziegelrother Farbe, theils aus weißem erbigem Mergelthon , theils aus einem grünlichgrauen, ebenfalls erbigen Mergelſandſtein. Legterer beherbergt die foifilen Knochen , welche
ohne Ordnung unter und durch einander liegen.
meiſten
Die find zertrümmert und bilden mit den fie trennenden Geſteine
Nirgents gruppiren
fragmenten eine Art von loderer Breccie. Vouſtändige Gerippe, oder nur Gliedmaſſen oder Schädel, ſind meines Wiſſen noch
fich tie Häuſerreihen, Klöſter und Kirchen der alterthümlichen Siatt ſo ſchön wie Dort ; auch trägt das fühne Werf tes Aquä.
nicht aufgefunden trordent, rohl aber viele Zähne, die ihrer Größe und Form nach großen , fleiſchfreſſenden Thieren angehört
Ducis , furch beſſen weite Bogen man in das üppig grüne Tkal
zu haben icheinen. Die Knochen pflegen jehr weich zu jen und an der atmoſphäriſden Luft ſofort zu zerfallen, weßhalb es nur jelten gelingt, ein größeres und ganzes Stück von ihnen zu beo
man die maleriſchſte Anſicht ron Teruel.
de& Alfambra hinaueſchaut, nicht wenig dazu bei, den Reiz be8 Bilbe zu erhöhen . Schabe, daß die maleriid geformten Wan . bungen des Grundes ſo fürchterlich dürr ſind. Wären die Schluchten mit reichem Baumwuchs erfüllt, fo würte jene An-
fommen . Dieſes fnochenführende Syſtem ruht auf dicen Banfent bed ſchon erwähnten ziegelrothen Mergelſandſteine, welcher fidh
höften , welche cine Vorſtadt ron Teruel bilden, ſo wie die Gras
nach unten zu durch Aufnahme immer zahlreicherer Rouſteine von Duarz und Ralf allmählich in ein Geſchiebeconglomerat verwandelt, das auf Jurafalf zu liegen ſcheint. Es wäre intes refjant, burc Nachgrabungen an verſchiedenen Stellen jener Hügelfette die Erſtreckung und die Gränzen dieſer merfwürdigen
( Autreſdungepläge) deß zur Stadt gehörigen Aderlandes.
Klodienlagerung genau zu beſtimmen .
fidht von Teruel eine ber pittoresfeſten Städteanſidhten ſeyn , bie
68 in Europa gibt. Auf der ziemlich breiten Sotle des im Sommer völlig waſſerloſen Grundes und in ſeinen größern Seis tenſchluchten liegen eine große Anzahl ron Gäuſern und der
Noch intereſſanter alø der Barranco der Vorſtadt von Teruel find für den Naturforſcher die Umgebungen der zwei Stunden von der Stadt entfernten Dorfes Concub.
Es werden dort näms
Vielleicht finden fich auch
1 Demnach würde dieſe Schicht nicht mehr zu ten tertiären Ablages
ruugen , ſondern zu den ältern alluviones oder den poſtpliocenen Bildungen yelle zu rechnen feyn .
231
Dann bouftändigere Ueberrefte ber Thiere, welche da 8 Material dazu geliefert haben . Nach breitägigem Aufenthalt in Teruel ſegte ich am ſpäten Nachmittag des 5 Auguſt meine Reiſe weiter fort. Wir folgten der aragonefiſch -valencianiſchen Heerſtraße, welche über Teruel führt. Da dieſe Stabt gerade auf halbem Wege zwiſchen Zaras goza unb Valencia liegt, unb bloß eine Sagreiſe von der Gränze deß Rönigreiche von Valencia entfernt iſt, ſo pflegt die Mehr.
zahl der Fuhrleute und Arrierog, welche den Verkehr zwiſchen beiden Königreichen und namentlich zwiſchen deren Hauptſtädten beſorgen, in Teruel zu raften und dort die Güter zu verlaben, indem die valencianiſdheu Fuhrleute und Arrieros und eben ſo die aragonefiſchen bloß bis Teruel gehen und die Weiterbefördes
rung der Güter nach Zaragoza oder Valencia den von dorther Kommenden überlaſſen . Aus dieſem Grunde befinden fich in Teruel bie Fauptſpebitions- und Verladungegeſchäfte für die Route von Zaragoza nach Valencia, und iſt dieſe Stabt Daher ungemein lebhaft. Der Verfehr würde fich noch fteigern , befände
zen halber fein Auge zu ſchließen, und war daher froh ale der Tag graute und ich wieder aufbrechen fonnte. Nach lieberſteis gung der ziemlich fteilen , mit lichten Kiefergehölzen Sebecten
Bergfette fommt man auf ein weites, von vielen Thälern durchs furchtes uub von fahlen Höhenzügen gefröntes , baumarmes, wenig bebautes und ſpärlich berölferte Plateau, welches ringe
von höhern, theilweis bewaldeten Bergfetten umſchloſſen iſt und wohl mehr als 3500 par. Fuß über den Spiegel des Meeres erboben ſeyn mag .
Der erfte Ort , den die Straße berührt , iſt
der Flecen la Puebla, welcher nicht unmaleriſch an einem fteilen felfigen Abhange über der Schlucht eines kleinen Bachel liegt,
aber wie die meiſten aragoneſijden Ortichaften finſter und uns freundlich ausſieht. Bald darauf erhebt ſich das Plateau noch mehr, und man erblickt die blauen, zadigen Gebirgefetten von Norbvalencia, welche den Sübabhang deejelben frönen.
Unter
ben einzelnen culminirenden Berggipfeln, die hie unb da hinter und zwiſchen den Gebirgefetten am Horizont auftauchen , zeichnet fich beſondere ein im Dſten gelegener, burch ſeine Höhe und die
Allein bisher
Kühnheit ſeiner Form auß. Es iſt die Peñagoloſa, ein ſchroffer
war dieſelbe nur hie unb ba chauffert und größtentheils bloß ein ungepflaſterter, je nach dem Terrain bald ebener, balb ſehr unebener und äußerſt unregelmäßig laufender Fahrweg , welcher
ſpißer, gegen Süden faſt ſenkrecht abgeſchnittener Felſenfegel, der unerſteiglich zu ſeyn ſcheint, jedoch von der Nordſeite aus ohne Gefahr erſtiegen werden fann. Meine beſchränkte Zeit, und noch mchr der Zuſtand meiner Caſſe, erlaubten mir leider nicht,
fich die erwähnte Straße in beſſerem Zuſtande.
in den thonig-mergeligen Ebenen Nieberaragoniens in Regens zeiten häufig völlig intranfitabel murde. Dieſem Uebelftande dürfte inbeffen in furzem abgeholfen ſeyn , wenn nämlich bie
Kunftſtraße, welche zur Zeit meiner Anweſenheit in Teruel be. reits in Bau genommen worden war, vollendet ſeyn wird.
Schon
damals wurde an rielen Stellen , insbeſondere innerhalb des Königreiche von Balencia, fleißig an denſelben gearbeitet.
bieſem durch großen Reichthuman feltenen Pflanzen audgezeich
neten Bergrieſen einen Beſudy abzuſtatten . Während wir bei einer Venta unſere Pferde tränften, überholte uns ein armer Mann mit ſeiner Familie, den ich an ſeiner Tracht für einen Valencianer uub an dem Geräth, das er
Die Straße nach Balencia freuzt den oben geſchilderten Barranco der Vorſtadt, und winbet fidh ſodann ziriſchen den fteilen , Dürren Mergelhügeln zu dem erſten Abſage der valens
bei ſich führte, für einen Segador, Mäher, erkannte, und daraus ſchloß, daß er im Innern Spaniens in der Ernte gearbeitet haben möchte. Er hielt ebenfalls bei dem vor der Venta befint lichen Waſſertroge, um ſeinem halb verhungert ausſehenden Ejel,
cianiſchen Terraſſe empor , welche bereite höher liegt al die
welcher die ganze Habjelig feit der aus ſechs Köpfen beſtehen .
Sehr ſchön war von hier aus
Spißen der Thürme von Teruel.
Des Bedene von Leruel. 3m Vordergrunde die vielthürmige
den Familie trug , Waſſer zu geben, grüßte mich höflich, ſprach mich jedoch nicht um ein Almoſen an, wie ich erwartet hatte. Auch ſeine Frau , ein noch ſehr junges Weib, die einen Säugs
maleriſch gruppirte Stadt auf dem weißen , ſchroffen Mergelhügel,
ling auf dem Urme trug und vor Erſchöpfung faum mehr zu
Dahinter die dunfelgrünen, baumreichen Fluren des Alfambra. thale8, begränzt von dem hohen, terraſſirten , walbigen Wall Dee
gehen vermochte, bertelte nicht. Nur eine der Kinder, ein hübs
Plateau' von Pogondon ; rechte das maleriſche, von einzelnen iſolirten Felſenbergen überragte Hügelland des Ebrobaſſins , links der grüne von röthlich weißen Mergelhügeln eingeſchloſſene Strei jen des Turiathales , nnd darüber die hohen, blauen roſtg bes leuchteten Gebirgefetten von Albarracin ; dieſes alles bilbete zu: jammen eine überaus reizende landſchaft, die mir unvergeßlich
auf dem charffantigen Kalfgerölleber Straße blurig gelaufen hatte, und wahrſcheinlich den ganzen Morgen noch nicht ges noſſen haben mochte, näherte ſich mir ſchüchtern, um ein Stüde
in der duftigen Beleuchtung der Nachmittagsſonne der Anblick
bleiben wird.
Der erſte Abiaß der valencianiſchen Terraſſe iſt
ein mehrere Stunden breites Plateau ron wellenförmigeni Res lief, bas fortwährend ſanft anſteigend fich bie an den Fuß einer niedrigen Berg fette erſtreckt, welche den Rand des zweiten Ters raſſenabſaßes frönt. Hier und ta gewahrt man ein ron einigen
Bäumen und Getreidefeldern umringte Dorf; ter größere I heil jener weiten und mit fruchtbaren Becken begabten Hochebene iſt aber völlig unangebaut und baumlos. Es Dunfelte ſchon bedeus tent, al8 wir an den Fuß der erwähnten Bergfette gelangten , woſelbſt einige einſame Wirthehāujer, tie Ventas del Puerto, ftehen .
Da die nächſte Ortſchaft noch über zwei Meilen entfernt war, ſo mußte ich mich entſ( ließen , in einer dieſer ſchlechten und idymußigen Herbergen, wo an allem Mangel war, nur nicht an Ingeziefer, die Nacht zuzubringen . Ich vermochte ter Wan
ſches Mädchen von etwa fünf Jahren , das ſich die nagten Füße
chen Brob zu verlangen, da ich gerade beſchäftigt war, ein ſehr frugales Frühſtück einzunehmen .
Ich muß geſtchen, daß mir
bad Glend dieſer offenbar nicht vagabunbirenden Familie unenb lidh nahe ging. Ich ſchickte daher meinen Bedienten in das Haue, um ein paar Krüge Wein und einige Brode für die Halbver, idmachteten zu holen , und ließ mich mit dem Valencianer in ein Geſpräch ein . Gr erzählte mir nun , daß er in der Gegend von
Alicante zu Hauſe und im Junius nach Beendigung der Weizene ernte wegen Arbeiteloſigkeit mit ſeiner Familie nach Aragonien und ſpäter nach Molina und Neucaſtilien ausgewandert ley, um . dort in der Ernte zu arbeiten und dadurch ſeinen Kindern Brod zu erwerben . Jeßt wollte er wieder in ſeine Heimath zurücf febren , wo er bei der Weinleje Arbeit zu finden hoffen fönne. Dieſe Familie batte folglich zu Fuß in der heißeſten Jahreêzeit eis Reiſe von mehr als 50 Deutſchen Meilen gemacht, um Ars beit zu ſuden ! - ob es wohl einen einzigen unierer deutſchen -
Proletarier einfallen würde, ſich jo viel Mühe um Arbeit, um Broderwerb zu geben ? – und jener arme Mann iſt nicht der
BO
232
einzige Valencianer , ben ich fern von ſeiner Heimath als Felbs
lichen Gegenben be8 Rönigreich, wo wegen Mangel an Waſſer
arbeiter getroffen habe. Nein, in Aragonien und in Neucaſtilien bin ich oft Trupps von 20, 30 Valencianern begegnet, welche
große Streden an unb für fich fruchtbaren Landes nicht angebaut werben können, und der Grund und Boben mehr als in den
alle in der Ernte in jenen Ländern , mo eß an Arbeitern fehlt, beſchäftigt gereſen maren . Es ſchnitt mir durch8 Herz, als
jener arme Familienvater auf eine begeiſtert von mir hingewor. fene Bemerkung über die Schönheit und die brillante Cultur
ſeiner ſegnet Lande Recht.
Heimath mit trübem Blicke erwiderte : „Wohl iſt's ein ges Land, Caballero - um fo trauriger, in einem ſo ſchönen verhungern zu müſſen !" – und der arme Mann hatte Das Königreich Valencia fann troß ſeines herrlichen
klima's , ſeines vortrefflichen Anbaues und des unermüblichen Fleiße
ſeiner Bewohner , welche ſelbſt die
Bürrften Felſen ,
andern Provinzen Valencia's in den Händen des Adels iſt. Aus dieſen Gegenden wandern alle Sommer Hunderte von Familien
nach Centralípanien aus, um in der Ernte zu arbeiten . Dags felbe geſchieht in Galicien, wo hinſichtlich der Bevölferung und des Grundbeſibed ganz ähnliche Verhältniſſe ſtattfinden wie im Königreiche von Valencia.
Ich reiste jenen ganzen Tag mit dem treuherzigen Valens cianer zuſammen und bereue es nicht, da derſelbe mir manche intereſſante Mittheilung über die ſocialen Zuſtände ſeines Vater. landeß machte. Bevor ich aber unſere Reiſe weiter ſchildere, fann ich nicht umhin, einen Zug von Ehrlichkeit und Herzeng .
wenn ihnen nur Waſſer zu Gebot ſteht, der Cultur zugänglich zu machen wiſſen , Valencia fann troß alle dem nicht alle ſeine Bewohner ernähren , theile wegen der im Verhältniß zu dem
güte zu erzählen , den ich in jener Venta erlebte, und zu welchem
culturfäbigen I heile jener wilden Gebirgelandichaft viel zu gros Ben Berölferung, theils weil faft überall der Grund und Boden
Pendant finden dürfte. Ich hatte, wie bemerkt, einige Kannen Wein,
in den Händen weniger iſt, welche fern von ihrer Heimath in
Als ich die Wirthin nach der Rechnung fragte, nannte mir die
man in unſerm hochciviliſirten Vaterlande nicht ſo leicht ein einige Brote und andere Lebenémittel aus der Venta entnommen .
Madrid und in andern großen Städten in Ueppigfeit und im
ſelbe eine Summe, die obwohl höchſt unbedeutend, doch etwas
Ueberfluſie von den Schweiße ber Bauern leben , an die ſie ihren
böher war, als ich erwartet hatte, weil ich wußte, daß der Wein in
Grund und Boden zu hohen Preiſen verpachtet haben . Die Herzoge von Segorbe und Liria, die Marqueſen von Denia und
Südaragonien ſo viel wie gar nichts foſtete.
Lumbay, bie Grafen von Buñol, Chelva, Concentayna und ans dere Glieder des hohen valencianiſchen Abele gehören zu ben reichſten Granden Spanien8, bekümmern ſich aber wohl nur ſelten barum , ob ihre Bauern die Abgaben erſchwingen fönnen , bie fie ihnen auferlegt haben. Von leßtern bringen en biejenigen , welche ſo viel Mittel beſigen , um ſich ein Stück Land zu pachten , trog
der vielen, theils an die Grundherren, theils an die Communen , theile an den Staat zu zahlenden Steuern, die auf ihnen laſten,
bei fleißiger Bewirthſchaftung der Aeder wegen der außerordenta
3d muß , ehe ich
weiter fortfahre, bemerken , daß die gemeinen Leute in Aragonien ſehr häufig nicht nach den in Spanien allgemein gebräuchlichen
und geſeblich beſtimmten Münzſorten , ſondern nach alten aragos neſtidhen jeßt völlig imaginären rechnen . So rechnet man in den Pyrenäen nach Sueldos ( Soué, aber nidyt franzöſiſchen ), in gewiſſen Gegenden Niederaragoniene nadh Dineros u. 1. w. Jene Frau forberte alſo für die ganze Zeche 30 Guaternos ; idh,
in der Meinung , es ſeyen eben ſo viele Cuartos (= etwa acht Silbergroſchen) . händigte ihr dieſe Summe in Realen ein . Wie erſtaunt war ich aber, als mir die Frau ganz verblüfft ſagte, ich
lichen Grgiebigkeit des Bodene häufig zu Wohlftant, ja ſogar zu
habe ihr viel zu viel gegeben und mir mehr als die Hälfte mie
Reichthun , und daher kommt es , daß das Königreich von Vas lencia zu den blühendſten Landſchaften nicht nur Spaniens, nein,
der zurückerſtattete! Ueberraſcht von dieſer wirklich unbegreiflichen
man kann fed behaupten , Europa's überhaupt gehört . Allein
aufnöthigen , fie nahm aber das Gelb burchaud nicht an , ſondern
nicht alle find ſo begütert oder können ſich durch ihrer Hände Arbeit ſo viel erübrigen , um ſich einen Acer zu kaufen oder zu
gab ea , da ich die Wiebernahme entſchieden verweigerte, der Frau
pachten. Dieſe müſſen alſo dadurch , daß ſie bei den Bauern Fabriken gibt es in Valen . und Pächtern in Dienſt treten zu erwerben ſuchen . Da wenige Brod ihr cia bio jeßt nur
zumal , ale ich ſein Mädchen auf meinem Padpferde, das nicht ſchwer beladen war, bis zum nächſten Drte Plag nehmen ließ
aber Valencia ſehr ſtarf berölfert und im Verhältniß zu ſeiner Ginwohnerzahl ein viel zu kleiner Theil ſeiner Oberfläche der Cultur unterworfen iſt “, ſo liegt es auf der Hand, daß von denjenigen, welche weder eigenen Grundbeſig haben noch ſolchen zu pachten im Stande find, nicht alle, wenigſtens nidit fortwäh.
armen Mannes ging ſo weit , daß er mir gerührt die Hand füßte. Es iſt doch ein eigener Menſchenſchlag, dieſe ſpaniſchen Bauern !
rend bei der Feldarbeit beſchäftigt werden und ſich durch dieſelbe ihr Brod verdienen fönnen . Dieß gilt beſonders von den ſüd 1 Das Königreich Valencia befint ein Areal von 643 Quadratleguas ( eine Quadratlegua iſt ungefähr drei Viertheile einer geogr. Quadratıneile). Beinahe zwei Drittheile der Oberfläche beſtehen auf rauben, unwirthlichen, der Gultur völlig unzugänglichen Gebirgen
Die Seelenzahl betrug im
Jahre 1848 nahe an anderthalb Millionen. Folglich fommen auf eine Quadratlegua bebauten Landes durch dnittlich gegen 7000 Scelen . Daß
Ehrlichkeit wollte ich der Wirthin ben liebericuß ale Irinfgelb
des
armen Valencianers .
Dieſer war außer ſich vor Freude,
und ihr dort ein paar Hanfichuhe kaufte.
Die Dankbarkeit des
Wohl erniedrigen ſie ſich dazu, ihre Ehrfurcht und Dankbarkeit in der eben angebeuteten Weiſe zu bethätigen ; allein ſie wiſſen dieß mit einem ſo noblen Anſtande zu thun, taß fie ſich nicht zu ſchamen brauchen, vielleicht mit größerem Anſtande als der mächs
tige Grand und Großmürbenträger des Reiches der Königin die Hand füßt . Wie grell contraſtirt gegen dieſes nuble ſtolze Weſen des Spaniers die Hündiſche, vor dem höher Oeſtellten im Staube friechende Serrilität des Portugieſen ! (Fortießung folgt. )
Die Steuer auf Gifenbahnen in England betrug im vorigen Jahr 287,331 Pfd. 11 Sch. 3/4 d. , was einen Reinertrag der
das Königreich Valencia genug Lebenemittel für eine ſo zahlreiche Bes völferung liefern fann, ja daſ daſelbſt ein Ueberfluß von Leben &mitteln wie in wenigen andern Gegenten Europas vorhanden iſt, erklärt ſich nur aus der unglaublichen , durch den fleiß der Bauern hervorgebrachten Er: giebigfeit 10 Vodene. Denn der valencianiſde Bauer bält mindeſtens drei, häufig vier bis fünf Ernten während eines Jahres auf ein und dem:
ein Bruttoertrag von 7 Mill ., der ungefábr einem durchſchnittlichen
ſelben Adfer.
Reinertrag von 3 Procent gleichfominit.
Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
Giſenbahnen von 3/3 Mill. Pſt. St. nach Abzug aller Roſten voraus: reßt; ſchlägt man dieſe Koſten zu mindeſtens 34/; Mill. an, ſo ergibt ſich
Verantwortlicher Nedacteur Dr. Gd. Widen ma nn.
1
1
1
Das Auslan d. E in Tagblatt fur
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Ur. 59.
9 März 1852 . rung die alte Umfaſſungemauer bloß gelegt, wobei 88 Thürme und mehrere Baſtionen gefunden wurden . Vieher Hatte man
Wanderungen im europäiſchen Olen. ( Bon G. v. 9 .......) 6. ' Spalato .
Von Sebenico aus verläßt das Dampfſchiff bie legte Inſel, welche die Ausſicht nach dem weiten Meere verhindert, und man fieht die unendliche Ferne vor fich wo Ancona jenſeits auf hohen
Feljen thront. Hat man aber das Vorgebirge bella Planca , mro der weiße fahle Felsſtundenweit nicht die geringſte Pflanze
geglaubt, daß die Kriegégeſchichte die älteſten Baſtionen in Spanien aufzuweiſen habe ; Carrara bat bewieſen, daß fie hier idon vor dein 7ten Jahrhundert in Anwendung famen . Seine Topographie von Salona und der Bericht über die Au@ grabur gen ſeit 1846 iſt eben in Trieſt in italieniſcher Sprache erſchie
aufweiết, hinter fich, fo gelangt man wieder an den von mehres ren größern und kleinern Inſeln gebildeten Canal bis man den
nen , und zeugt von der Sorgfalt welche der Verfaſſer darauf vers rrendet hat. Das von ihm zum großen Theil auêgegrabene Thea ter iſt von der regelmäßigen Bauart nach dem Syſtem Vitrurs , bas Amphitheater iſt beinahe von der Größe des von Pola.
Hafen von Spalato erreicht und man im Angeſicht bes Palaſtes
Unſer braver Antiquar Carrara hat nicht nur bei dieſen Ausgra
Diocletians ausſteigt. Von dieſem ſtehen nämlich noch die Ringe | bungen den erſten Zwed im Auge gehabt, die Topographie dieſer wichtigen Stadt feſtzuſtellen, ſondern er hat auch alles dabei ge
mauern beinahe ganz mit drei Thürmen, die vierte Ecke iſt zerſtört. Aber das Erhaltene iſt nicht viel beſſer behandelt, die halbe
fundene Transportable ſorgfältig in ſeinem Muſeum aufgeſtellt
Stabt Spalato ift nämlich in das Innere del Palaſtee gebaut, ſo daß über tauſend Menſchen jest barin wohnen , die andern
und beſchrieben, ſo daß die Alterthumsfreunte ihm ftete tanfbar feyn werden ; denn wenn es auch nicht möglich iſt, mit dem bies
in der Neuſtadt, der größte Theil aber in Vorſtädten .
berigen geringen Aufrande nach Alterthümern im Innern der Stadt zu graben, ſo hat er toch die Straßen eröffnet auf denen
Von den Gräueln der Verwüſtung fann man ſich keinen Begriff machen ; nicht genug, daß man die Häuſer von dem alten Material gebaut hat, man hat theile an, theils zwiſchen , theile
man weiter fortfahren fann.
auf den alten Gemäuern gebaut, Fenſter und Thüren zerbrochen
die hieſigen wichtigen Alterthümer nicht vernachläſſigen, ſondern
nach Guttünken, und z. B. tas Haus, in welchem ich das ſæreibe, ſtieß an einen Bogen , der die alten Umfaſſungemauern und das
den Weg einſvlagen , den die Franzoſen in der kurzen Zeit ihres Beſiges von Dalmatien anfingen ; ſie wollten nämlich die Hafens
Innere des Palaftes verband ; gegenüber ſind ein paar byzantini.
ſeite des Diocletianiſchen Palaſtes in Spalato und das goltne
ſche Fenſterchen in einen der Hauptbogen gebaut, welcher den Glück, daß der Tempel Jupiters bald in eine Kirche verwandelt worden, dieß hat ihn vor der Zerſtörung, wenn auch nicht vor Verunſtaltung berahrt. Die Prieſter ſtets Prieſter, etwas licht{deu , hatten für Jupiter nur ein Fenſter, aber über der rieſigen
Thor von den unglüdlichen , darein gebauten kleinen Häuſern befreien und ſo dieß herrliche Bauwerf wenigſtens als großartige Ruine fichtbar machen . Dieß iſt auch die Meinung des vieſis gen in Rom erzogenen Architekten Anbridy, welcher damals bort die franzöſiſchen Arbeiter an der Aufbedung des Capitols am Forum Romanum zu ſeiner großen Belehrung anzuſehen Gelegen
Thüre berſeiben ganz angemeſſen im großen Halbkreije ; die hat
heit hatte. Der herrliche, noch ganz vollſtändig erhaltene, nun
dritten Stod bildet, während ein vierter darüber gebaut iſt.
Zum
man vermauert und dagegen ein ganz unpaſſendes vierediges an ter unpaſſendſten Stelle angebracht. Kurz an Stoff zum Aerger
fehlt es hier nicht . Um ſo erfreulider iſt hier einen Geiſtlid en zu finden, der ſeinem Stande Ehre macht .
Dieſer iſt der Abbate F. Carrara, ein Gelehrter, der nur für die Wiſſenſchaft lebt. Er iſt Director deb hieſigen ſtädtiſchen
Muſeums der Alterthümer, dem er mit wahrer Liebe vorſteht. Dabei leitet er die Ausgrabungen der Stadt Salona, der wichs tigſten und feſteſten Stadt des alten Dalmatiens, die vermittelft ihrer ungeheuren Befeſtigung lange den Avaren widerſtand, dann aber um ſo gründlicher verwüſtet wurde. Hier hat unſer Carrara
wirklich das Unglaubliche geleiſtet, in vier Jahren hat er mits telft einer Unterſtügung von 3000 Gulden von Seiten der Regies
Das jeßige Miniſterium des Fortſchritt: in Wien wird auch
durch die Geiſtlidfeit reſtaurirte Tempel iſt ron dem hieſigen Künſtler Johann Ciucich in 45maliger Verkleinerung in Papps arbeit mit allen Details der Farben lo trefflich dargeſtellt wors
Den , daß dieje Copie alle Aufmerfiamfeit verdient. Die Genauiga feit fann nicht weiter getrieben werden , und bei der Berühmi heit dieſes Tempels Dürfte dieſer mühſame Arbeiter, welcher fünf Jahre auf die Darſtellung desſelben nach den geringſten Ver
meſſungen gewandt hat, ſehr wohl thun, wenn er denſelben in großen Stätten zeigte ; jo mie in Rom das Modell der Peterd. firche ſo gern geſeben wird, weil man dabei Gelegenheit hat die Einzelnbeiten 110ch näher als in der Natur zu bejeben . Aber auch außer ben Alterthümern von Spalato und Sas
Irna iſt die Umgegend ihrer Naturſchonheiten wegen dem Reiſen
wocor
ten ſehr wohl werth . In zwei und ſchöner als der Königſtein wo man eine Rundſicht genießt, der Meerbuſen von Tran ringe
234
Stunden erreicht man die hohe gelegene Bergveſte Clifia , von wie ſelten. Zu den Füßen liegt mit hohen Felſen umſchloſſen ,
an deſſen Ende die Stadt Iran mit freundlichem Dome liegt. Gegenüber, jenſeite de Dome von Spalato, ſchließen der nach
dieſer Stadt genannte Golf die Inſeln Stulta und Brazja mit fühnen Gebirg8zaden , zwiſchen denen man tie Inſel Lefina emporragen fieht. Linfá ſteigen die Felſenwände als Maſſen empor ganz weiß, ohne alle Vegetation ; rückwärts winbet ſich im engen Felſenthale bie nach der Türkei führende Straße. Hieber ſollte
cooon
befruchtet, die Ventas de la Jaqueſa, eine Reihe ſchlechter Häus jer, bie legte aragoneſtiche Drtichaft. Eine Stunde weiter ſübs märte ſchimmern au& ber grauen, größtentheils mit den dichten
Polſtern des Piorno, eines niedrigen bornigen Hülſenftrauches (Erinacea pungens Boiss.) bedeckten Ebene die Häuſer von Barracas, des erſten valencianiſchen Fledene, der fich ſchon von fern durch die weiße Farbe ſeiner Gebäude als ſolchen zu erkens nen gibt . Ich übernachtete daſelbſt, froh, endlich die ſchmußigen
Pojadas Aragoniens im Rüden zu haben und in einem reinlis dhen valencianiſchen Wirthshauſe ausruhen zu fönnen . Der Cons traft zwiſchen den beiden an einander gränzenden Landichaften
der Landſchaftêmaler Wallfahrten unternehmen ; dieß herrliche
und ihren Bewohnern iſt wirklich auffallend und um ſo ſelte
Land iſt noch zu wenig bekannt.
hier ſeine Rechnung. Ein Franciếcanerfloſter an den Palubi von Salona mit ſeinem Guardian würde der Beſchreibung eines Vorid würdig ſeyn, und bei dem allerbeſchaulichſten Leben würde man auch die Feigen , Weintrauben und Waſſers melonen bee hieſigen Kloſtergarten nebſt dem Kloſtermein ſehr idmachaft finden .
jamer, al8 dort bloß eine Ebene die beiden Gränzortſchaften von einander icheibet. Denn während in la Jaqueja nod; bie Gaſle ſowohl als das Innere der Häuſer von Schmuß flebt, die Ges bäude noch die beliebte erdfahle Farbe und die unfreundliche Bauart der aragonefiſchen Dörfer haben, die Menſchen noch fine ſter und mürriſch breinſchauen, furz, alles noch ächt aragoneſiſch iſt, findet man in Barracas freundliche, weiß getünchte, mit Bals
Die Fahrt von Spalato zwiſchen den Inſeln Stulta und
cons gezierte Häuſer, ziemlich reinliche Gaffen , ſehr ſaubere Küc
Der Jäger beſonders findet
Brazza nach Lefina iſt eine der ſchönſten auf dem abriatiſchen Meere ; die Hauptſtadt Leſina, mit herrlichen Parfs umgeben , von Franzoſen, Spaniern und Venetianern erbaut, befißt ein Paar ichis ner Kirchen mit ſchönen Thürmen und guten Gemälden, von Titian jogar ; aber man eilt Liſſa rechts laſſend weiter zwiſchen
Lefina und Curzola, biß man in ten ſchmalen Canal gelangt, den die lange Halbinſel von Sabioncello bildet, wo man in One.
bizzo, einem reichen Schifferdorfe, in Curzola landet. Ich möchte Ihnen gern die auf renetianiſche Art zierlich gebauten Häuſer dieſer herrlich gelegenen Stabt beſchreiben , allein e8 zieht mich
chen mit blank geſcheuertem Geſchirr, und lebhafte heitere höfs liche Leute, einen Menſchenſchlag son ganz anderem Typus in
Tradht, Phyfiognomie und Charakter, mit einem Worte, iſt alles acht valencianiſch , verräth alles icon die Nähe bee mittellandie
idhen Meereß und ſeiner paradieſtichen Gefilde. Die im Winter wegen ihrer Schneeſtürme berüchtigte Hochs ebene ron Barracas beginnt bald hinter dieſem Drte ſanft gegen
die niedrigen Bergreifen anzuſteigen, welche ron Weſten und Often her fie gegen Süben zu halbfreisförmig umſchließen. Nach einer
ſlamiſchen und dennoch nicht fnechtiſchen Raguja, denn auch dort waren nie guté herrliche und bäuerliche Verhältniſſe, die Wurzel
fleinen Stunde gelangten wir um 8 Uhr Morgens auf die Höhe jeneg oben erwähnten Felſenfammel, zu dem das Plateau von Barracas an ſeiner ſüblichen Gränze anſchwilt. Dieſer völlig fable Kamm iſt mit großen Blöden eines rauchgrauen äußerſt
alles Uebele .
poröſen und cavernöfen Dolomite beſtreut, welcher an einzelnen
durch den Canal ron Meleba unwiderſtehlich nach dem alten
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen. 8. Teruel.
-
Das Thal von Segorbe. ( Fortſepung.)
Zu Mittage famen wir nach Sarrion, einem großen in einer
weiten doch nur wenig angebauten Ebene gelegenen Fleden , no wir der Hiße wegen ein paar Stunden rafteten ; bald hinter dem ſelben fängt ter Boben ſich noch mehr zu erheben an . Das Land ift ſtellenweiß von tiefen felfigen , toch meiſt waſherloſen Schluchs ten durchfurcht; dazwiſchen ziehen ſich fahle oder mit ſpärlichem Sabinageſträuch und einzelnen Kiefern beſtreute Hügelreiben und Feljenfämme bin, und hier und ta eröffnet ſich ein größeres tief in das Plateau einſchneibendee Thal . Einige Leguas gegen
Weſten liegt das nacte Felſengebirge ber Sierra de Jaralambre. Durch dieſes coupirte, doch fortrährend höher anſteigende Terrain gelangt man endlich auf die dritte und höchſte, wohl nabe an 4000 Fuß über das Meer erhabene Stufe der nordvalencianiſchen Terraſſe, nämlich auf die öde und falte Hochebene von Barracas, über welche die Gränze zwiſchen den Reichen Aragonien und Valencia hinläuft . An dem Anfange dieſer Ebene, die gegen Süben zu einem naden felfigen Hohenfamme anſchwilt und gegen Weſten und Often von niedrigen waltigen Bergzügen um-
Stellen auch in zadigen grote&f geformten Felſen zu Tage auss geht und dem Jurafalf, aus dem das Plateau von Barracas bes ſteht, aufgelagert zu jenn icheint. Hier wurde ich höchſt anges nehm burch eine der großartigſten und prächtigſten Anſichten übers raſcht, die mir auf meinen Reiſen vorgefommen ſind.
Wir ftans
den am Sübrande des nordvalencianiſchen Plateau oder jenes mächtigen Wales, in welchen fich Dad centrale Tafelland gegen den Ebro hin verlängert. Eine lange ſteile Legne, ein förmlicher Gebirgeabhang, ron tiefen Schluchten zerriffen und gänzlich aus rieſigen rildgerflüfteten ſcharfgezacten Dolomitmafien gebiltet, bor fich zunächſt unſern Bliden dar. Am Fuße diejes nackten rothbraun gefärbten, ein ſchauerlidhjes Bild der Verwüſtung dar bietenden Abhanges breitete ſich ein Hügliches mehrere Stunden
breite Plateau aus, das fich gegen Süden allmählich zum Rande einer tiefen , von Weſten herfommenden Thalidhlucht hinabſenft. Leştere nimmt balb eine jüdöſtliche Richtung an und gibt fich nun als ein weites und langes Thal zu erfennen , welches den Athang ber valencianiſchen Terraſſe in der angegebenen Direction tief burchivaltet . GB ift bag Ibal te Rio Palancia, das weiter
unten den Namen Val de Segorbe führt und zu ten prachtvolle ften, reichſten und bevölkertſten Thälern Valencia's gehört.
Das
gürtet iſt, liegen an der Brücke über den Millarel, ein ichönes
erwähnte Plateau iſt faſt gänzlich mit wohl gepflegten Weins Pflanzungen , zwiſchen deren golbigem Grün bad blendenb weiße Gemäuer einer Menge zerſtreuter Winzerhäuschen hervortauchte,
Gebirgemaſſer, welches die reizende wegen ihrer Fruchtbarfeit berühmte Ebene la Plana an der Küſte des nördlichen Valencia
bebedt unb contraſtirt daher höchſt anmuthig gegen die hohen ernſten majeſtätiſchen Gebirg@mauern, die ſich rechte und linf&
nos
daran erheben und das Thal des Palancia einfaſſen.
235
Gegen
Dften id ließt die hohe zadige Felákuppe tel Monte Pina, gegen Weften das wilde Berglabyrinth ter Peñaeêcavia , welches fich
zwijdben ben Quellen bed Palancia und dem Thale Des Turia erhebt, das reizende Gemälde. Gegen Südoſten endlich, zwiſchen den erhabenen, in den maleriſchſten Formen aufragenben Felds
gipfe In der beiden das Thal von Segorbe umgürtenden Gebirgs mauern begränzt in weiter Ferne den Horizont der Spiegel des mittelländiſchen Meered .
Nachdem ich eine Viertelſtunde lang in den Reizen dieſes herrlichen, damalê in der Duftigſten Morgenbeleuchtung ftrahlens
eines Dunfelfarbigen, von vielen Kaltſpathabern durchzogenen Rals fes oder Marmore, aus welchem bas reinbedeckte Plateau zum großen Sheil beſteht, zuſammengejekt iſt. Das Bindemittel ift
von falfiger Beſchaffenheit und ſehr fryſtalliniſch: furz, die ganze Breccie hat das Ausſehen eines Reibung @ conglomerate oder eines contuftven Frictionê geſteine, D. H. eines Geſteines , welches ſeine Entſtehung lediglich gemaltimen turd unterirdiſche Kräfte ters
rorgebrachten Bewegungen einzelner Stücke der ſtarren Erdfruſte und der baturch bewirften Zertrümmerung bereite vorhandener Geſteine und Ineinanderpreſſung der einzelnen Bruchſtücke und bee feineren Gefteindſchuttel berbanft. ( Fortſeßung folgt. )
den und von einem tiefblauen Himmel überwölbten Lanbidhafte
tilbe8 geſchwelgt hatte, ſtiegen wir raſch an der oben Feldlehne hinab, zwiſchen Beren abenteuerlich geformten Dolomitmaſſen die Straße ſich in weiten Bögen hindurchwindet . Das Geftein ift zwar ziemlich deutlich geſchichtet, die Schichten find aber überal To außerordentlich durch einander gewirrt, balb ſenfrecht aufges richtet, balo horizontal liegend, hier zerborſten, tort zuſammens gequetſcht und ineinander gefeilt, daß eß rein unmöglich wird die urſprüngliche Lage jener Schichten zu beſtimmen. Der ganze Ubhang mit ſeinen tiefen ſpaltenartigen Schluchten, ſeinen ſchrof fen Felejacken und ſeinen rieſigen Haufwerfen loſer über einans der gerbürmter Geſteinstrümmer fieht aus wie die zuſammenges ftürzten Maſſen eines durch eine Pulvermine zerſprengten Walles, und in der That , etwas ähnlichel, nur in viel größerem Maaß .
ſtabe, muß hier ſtattgefunden haben : bieß beweiſen die zertrüms merten und geborſtenen Geſteinsſchichten und die weit unb breit verſtreuten Dolomitblöcke; denn ſchon um Barracas und eben To am Rande des Palanciathales , D. h. in Entfernungen von einer bis zwei Stunden von dem Dolomitgebirge , trifft man ſolche Blöcke an und oft von enormer Größe ; wahrſcheinlich haben ges waltige mit rulcaniſchen Ausbrüchen in Verbindung ſtehende Grploſionen l'on heißen Dämpfen und Gaſen jene Zertrümmes
rung bewirft, nachdem ſie zuvor tag zu jener Zeit jedenfalle noch rom Meere bedeckte Geſtein, welches urſprünglich von der den
größten Theil des Plateauê von Barracad zuſammenſeßenden Felê art ſchwerlich veridieben geweſen ſeyn bürfte, durdo Jahrhunterte, vielleicht Jahrtauſende lang fortgeſepte Ginwirkung unter hohem hybroſtatiſchem Druck in Dolomit verwandelt þatten , denn jener Dolomit hat ganz und gar ben Charakter eines metamorphofirs ten Geſteing. Die Vermuthung, daß jene Dolomitmaſſe und die
fürchierliche Zerſtörung, die fie zur Schau trägt, eine Wirkung
Chronik der Reiſen. Reiſe nach den Goldgruben von upata in Venezuela . (Cumana , im Auguſt 1651. )
Gine Sage, welche in die früheſten Zeiten der Entdeckung Amerifa's zurüdreidt, erzählt, daß in dieſem Welttheile fich zwei große Goldlager finden ; ſie verſeßt das erſte nach Nordamerika, das zweite in die Equis norialgegenten. Die Entbedung dieſer beiden Gebiete war lange vor unſerer Zeit das Ziel mehrerer Unternehmungen.
Die betrådtlidifte
ging von der Inſel Cuba aus, landete zu San: Auguflin. durchzog von Diten nach Weſten die ungeheure Länderftrede, welche den atlantiſchen Dcean von dem Miffifippi trennt, repte über dieſen Strom bei der Eins
mündung des Redriver , und verfolgte dieſen Fluß aufwärts bis zum 330 nördlicher Breite in geringer Entfernung von Californien. Hier fehlten ihr weitere Nadweiſungen , oder ſie erhielt falſdie; fie fehrte an die Mündung des Retriver zurüd, wo ſie ihren Anführer verlor und
zerſprengt wurde. Alle Erpeditionen nach dieſer Seite hin hatten den: ſelben unglüdlichen Ausgang, und man rahloß daraue , daß die Uebere lieferung der drei Jahrhunderte eine Täuſdung geweſen ſey , und denis noch gab es ein Californien .
In den Plequinoctialregionen führte die
Sage während langer Zeit zu denſelben Enttäuſchungen ; man ſah von Maracaibo, Coro, von Bogota und Peru, aus Holland und England mehrere Grpeditionen audziehen, welche den goldenen Mann" 1 Dorado aufſuchten . Alle nahnien ihren Weg mitten durch wilde, oft feindliche Stănime in einer Richtung, weldze unfidere Angaben ihnen anwieſen . Sie drangen gegen Norden, Süden , Dilen oder Weſten vor , je nach ihrem Audgangdpunft, und alle liefen auf dem Gebiete zuſammen, das zwiſden teni 3 und gº nördlider Breite und dem 63 und 70° weſtlichen Längengrade des Meritiane von Paris gelegen iſt. So auf dieſen golds haltigen Boden gelangt, ohne ſeinen Reichthum zu ahnen, fehrten alle bieſe Sdaßgråber unverrichteter Dinge wieder auf demſelben Wege zurüd , indem ſie ſich durch falſche Angaben der Indianer , welche dieſe gefähr lichen Gäfte fürchteten , irre leiten ließen , und wurden faſt immer
vulcaniſcher Dämpfe und Gaſe ſehen , würde zur Gewißheit erho ben werden , beſtätigte ce fich, daß in der Nähe ehemale vulca. niiche Eruptionen flattgefunden haben , worauf ſowohl einzelne von Cavanilles in ſeinem claſſijden Werfe über das Königreich
durch Hunger, Mühſeligfeit, Krankheit und die Angriffe der Indianer
Valencia erwähnte Phänomene, als auch die unklaren Erzähluns
det Eldorado gehabt hat .
gen des Volfes hinzubeuten ſcheinen .
Mündung des Caroni, eines der Zuflüſſe bed Drinofo, aufgehalten hatte, fehrte er nach England jurúd , wo er wegen Hochverraths ſein Leben auf dem Blutgerüſte verlor, nachdem er zuvor vergeblich zu ſeiner Ret: tung der Königin Eliſabeth angeboten hatte, ihr ein Land zu offenbaren , tas reider an Goldgruben fey als irgend eines der übrigen bio ießt entdeckten. Man ſah dieſes Anerbieten für lügenhaft an ; die Gnade wurde ihm verweigert , und Raleigh nahm das Geheimniß ſeiner Ents dedung mit in das Grab. Seit jener Zeit wurde Eldorado für ein Fabelland gehalten , und ſelbſt Humbeldt theilte dieſe vorgefaßte Mei:
Es ſollen ſich nämlich in
dem Berglabyrinthe der Peña Escavia, an dem Urſprunge des Pins
lancia, große Maſſen eines verjchlachten hallglaſigen fryſtallinis ichen Geſteine8 von ſehr bunfler faſt dwarzer Farbe (bajaltiche Lava ?) im Grunde eines tiefen Barranco, fer mit einem trichter förmigen Circus ( einem Krater ?) enbet, befinden . Ich habe leis der auch dieſen Punkt wegen meiner beſchränkten Mittel, die mir
nicht erlaubten mich auf meiner Reiſe nach Valencia irgenbrie aufzuhalten und umwege zu machen , nicht beſuchen fönnen , und erzähle dieß nur, um die Foricher auf jene höchſt intereſſante Ges
gend aufnierkſam zu machen. Noch will ich erwähnen, daß fich am Fuße des Dolomitabhanges eine eigenthümliche Breccie fin . det, welche auß darffantigen Stücken beeſelben Tolomite und
aufgerieben .
Sir Walter Naleigh ſcheint der einzige dieſer abenteuernden Wan berer geweſen zu ſein , der eine genaue Kenntniß von den Goltlagern
nung.
Nachdem er fidh einige Monate an der
Gegenwärtig indeß iſt kein Zweifel nichr möglid , und Glboratu
beſteht in Wirflichfeit, ebenſo gewiß wie Californien ; ich fonnte mich ſelbſt davon überzeugen, und obgleich es mir nicht möglich war, meine Nachforſdungen bis nach dem Süden und Weſten von franzöſiſch Guyana quejudehnen, rrie meine Abſidyt war, ſo laßt mich doch die Beſchaffenheit
236 der Felſen und der Formation der Bergfette von Pacaraima glauben, Daß fich die Lager des Eldorado bis nach dem Süden und Südweſten dieſes Landes erſtreden . zu Ende des Jahres 1847 verbreitete ſich in der Republik Vene:
zuela das Gerücht, daß man das Eldorado in dem Gebiete von lipata in der Provinz des ſpaniſchen Guyana aufgefunden habe. Ein fran: zöſiſcher Arzt, welcher die Stadt Angoſtura bewohnt, Dr. Plajard, begab
fich an Ort und Sielle , und erfannte, daß die meiſten der Wildbäche und Fliiſſe dieſer Gegend Gold mit ſich führten. Der Bezirf hat nicht weniger als acht Quadratmeilen Ausdehnung. Gin Mann, der in den Goldgruben von Choco gearbeitet hatte, beſuchte die Gegend von lipata und wuſd in wenig Tagen den Betrag von 16,000 Fr. aus dem Fluß: bett des Yuruari; auch andere , die fich nach dieſem Punfte begaben, fanden mehr oder minder Gold. Sobald die Kunde von dieſen Reich: thümern ſich verbreitete, begannen die Einwohuer, die bis dahin gezögert
on
zige, das man in dieſen Einöden kennt, muß wie eine liebung und Schule für das einzig mögliche Gewerbe in einem Lande angeſehen werden, wo es nur länge der Morichals einigen Aderbau gibt. Der Hauptreich: thum der Grundbefißer, welche die wenigen Dörfer bewohnen, die auf Tagmarſche auseinander liegen , beſteht in den Rindviehheerden , die ſich
ſelber überlaſſen bleiben, und deßhalb faſt zum wilden Zuſtande zurück: gefehrt ſind . Sobald eine dieſer Heerden von weitem einen Reiter er: blidt, flieht ſie mit der Flüchtigkeit der Hirſde. Man muß daher ein ſehr guter Reiter ſeyn , um dieſe Thiere zuſammen zu treiben und file von Zeit 311 Zeit nach der Anſiedlung ihres Beſiber: zu führen . Die Stiergefechte haben daher den Zweck, die Gewandtheit und die Geſchick
lichkeit derjenigen anzuregen und zu ermuthigen, welchen die Dbhut der Heerben anvertraut iſt, und die alltäglich in den Fall fommen , fie anwenden zu müſſen.
hatten, fich in Bewegung zu ſeßen, und zu Ende Decembers 1850 fanden ſich 1200 Arbeiter an den Ufern des Yuruari, bei dem Indianerdorf
Das Stierrennen vor Aguaſai war ſehr ſchön ; der Bruder des Präſidenten der Republif, Oberſt Monegas, wie auch die reidſten Heer: denbeſiger aus der Umgegend, wohnten demſelben bei. Der Stier wird
Tupuque, vereinigt. In der Provinz Cumana wohnhaft, welche von Upata nur durch den Drinofoſtrom getrennt iſt, faßte ich den Entſchluß mit
Stärfe und bändigt ihn.
hier nicht getödtet, ſondern niedergeworfen, der Menſch zeigt ihm ſeine Aguaſai liegt am Rande einer Barranca oder
das Gebiet der Goldlager zu unterſuchen . Dr. B. , der den Landweg zu
fteilen Anhöhe. Von hier hatte ich eine Strede von 135 Kilom . zurück: zulegen , um nach Soledad zu gelangen ; unterwegs traf ich nur auf
mühſam fand, ſchiffte ſich mit ſeinen Arbeitern ein, um nach den Mün: dungen des Orinofo und von da nad Puerto de Tablas , einem Dorf
zwei einzeln ſtehende Wohnungen , die auf der Karte als Dörfer unter dem Namen Mercural und San:Pedro, oder Morichal: Largo, verzeichnet
einem meiner Freunde, Dr. Beauperthuis, der ebenfalls dort anſäſſig iſt, 1
im Ganton Ipata, zu gelangen, während ich den Weg zu Lande, ter
find; überdieß findet man noch einige Indianerhütten und Lagerſjätten
mir zugleich Gelegenheit zu einigen Beobachtungen verſchaffen polite, vorzog. Ich ſuchte unter den Straßenarbeitern die ſtärkſten und tüch:
der Peons , welche die Heerden beaufſichtigen. Die Felſenhöhe, auf welcher Aguaſai gelegen iſt, und die ich auf ſteilem Pfade niederſtieg,
tigſten aus , und ließ fie bei meiner Wohnung auf dem Plateau von
bezeichnet ein ehemaliges Strombett, das ſich ungefähr auf zwei Meilen
San-Auftin (Meſa Guardian de San-Auguſtin) fic verſammeln. Dieſes
und 500 Meter bis an den Tafelberg von Guanipa ausdehnt. Das
Plateau hat einen limfang von einer Quadratſlunde und liegt 1200
fleine Flußdyen Guanipa ungefähr 40 Meter breit , iſt alles was von
Meter über dem Meere ; e8 iſt von halbwilden Indianerſtammen ums
jenen Waſſermaſſen , die einſt dieſe weite Thalfläche ausfüllten , übrig geblieben iſt. Bei ſeiner geringen Tiefe , faum 60 Centimeter, fekten
geben und genießt in der heißen Zone eines Klima's, das dem Monat Mai in Paris ähnlich iſt ,. indem der Centigradthermometer fich fort: während zwiſchen 10 und 21 Grad bewegt. Am 22 December 1850 zog ich auf einem ſtarfen Maulthiere mit 20 wohl bewaffneten Arbei: tern aus , und hatte zugleich eine hinreichende Menge von Lafithieren , um unſere Lebensmittel, Verfzeuge und meine mathematiſchen Inſtru: mente zu tragen. Nachdem wir durch das hübſche Thal von Caripe
gefoninen und den Berg Cuchilla hinangefloninen waren , erreichten wir Guanaguana zu guter Zeit. Am Ende des zweiten Tages hatten wir die Gordilleren von Cunana hinter uns, und verfolgten unſern Weg ohne andere Beläſtigung als die der brennenden Sonnenhiße, welche uns umſomehr beſchwerte, als wir aus einer geniáßigten , ſogar etwas fühlen luft famen , denn 100 über Null iſt falt in einem Lande, wo in der Ebene beſtändig eine Hiße von 25 bis 35 Gentigrad herrſcht. Wir brachten die Nacht und den darauf folgenden Weihnachtetag in
wir mit Leichtig feit darüber und füllten unſere Schläuche, da wir nun lange kein Waſſer mehr finden ſollten . Ungefähr 500 Meter von dem
Fluſſe fand ich mich anı Fuße der.Anhöhe , die ehedem bas jenſeitige llfer dieſes ungeheuren Strombettes gebildet hatte. Ich verfolgte nun meinen Weg durch die Ebene, wo mein Maulthier fich im Sande muh : ſelig fortſchleppte , während die Sonne mit aller Kraft ihrer Strahlen auf mein Haupt brannte. Zuin Glüc trug ich einen doppelten .Smilf: hur und darunter noch ein Tud , das mir hinter dem Kopf und zu
beiden Seiten des Geficktes herabfiel; um die Sdultern hatte ich meine Vüchſe gehängt ; im Gürtel ſlack ein breites Waidmeſſer und darfe
Piſtolen . So beſchwerlich es auch war, alle dieſe Waffen mitzuführen, machte doch der Zuſtand des Landed, in dad ich mich wagte, dieſe Vor :
ſichtsmaßregeln vollfominien nothwendig. ( Fortſerung ſolgt. )
Caicara zu .
Mis rellen.
Am 26 December brach ich mit der erſten Dämmierung wieder auf, da wir in einiger Entfernung über den Fluß Guarapiche reßen mußten .
Groterende Anſicht über die Paläfte von Niniveh.
Vor Mittag hatten wir in den Sandebenen , auf denen nur einige vers
fümmerte Väume und weniges grauliches Oras, das von dem Vieh nicht gefreſſen wird , wachſen , viel zu leiden, bis wir nad Santa Barbara gelangten, welches Dorf auf einer ſteilen Anhöhe gelegen iſt.
Vorher
famen wir über einen fleinen Bach , an dem ich zum erſtenmal den Moriche zu Geſicht befam , eine Palmenart, die langs desſelbon häufig wachet ; dieſer prächtige Vaum in deſſen Schatten ſämmtliche Bewohner der Sandflächen von Venezuela eine Zuflucht ſucheni, erſeßt hier die afrifaniſchen Daſen, und birgt um die Mittagojeit Menſchen, Heerden, Schlangen und Naubthiere , die der Sonne entgehen wollen . 3 verließ Santa Barbara um zwei Uhr Morgens, um der Hiße zu entgehen und erreichte um zehn Aguaſai, das leßte Dorf, bevor man in die Obenen oder Wüſten gelangt, welche nach Soledad, einer fleinen Stadt am linken Ufer des Drinofo , Angoſtura gegenüber, führen . Ju
Nguaſai wurde ich 24 Stunden aufgehalten , um den Stiergefechten, die tas Neujahrefeſt veranlaßten, anzuwohnen. Dieſes Schauſpiel, das ein : Verlag der 3. G. Cotta'ideu Budhandlung.
In der Verſammlung der ſyreágyptiſchen Geſellſchaft wurde von Dr. Lee eine Mittheilung Grotefents über die Grbauer dieſer Paläſte vorgeleſen ; dieſelbe weicht von den bisherigen Anſichten inſofern bedeutend ab , als er dieſelben noch unter den Perſeru wohl erhalten annimmt. Tiglath Pileſar ſoll den nordweſllidhen Palaſt zu Nimrud, den von Khordabad ſoll Nabojalaſſar gebaut haben, der den erſtern ausgeplündert habe . Der ſüdöſtlide Palaſt zu Ninirud ſoll gleichfalls den Namen Nabopolaſſars, ſo wie den ſeines Enfeld und ſelbſt den des Perſerfónigo Cambyſes
tragen . Ein gleiches foll mit dem ſüdweſtlichen Palaſte der Fall fenn , ſo daß alſo die neuentdecten Denkmale von Niniveh aus der afīyriſden , babyloniſchen und verſijden Periode flammten . ( Liter. Gaz . 21 Febr. )
0010 aufder Queen Charlotte's Inſel bei Vancouver. Aus einem Schreiben von Puget's Jeland ( Shipp. Gaz. 3 März) erſieht man, daß auch dort Verſuche gemacht worden ſind, nach Gold zu graben .
Man glaubt alſo die ganze Weſtfüite Nordamerita's hinauf Gold zu finden .
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. W i den man n .
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. .
us N "
60. 10 März 1652.
Eine Beſteigung des Parnaſſes and ein Beſuch in Delphi. (A Trip to Greece from the Jonian Islands.
vitica und Calavia Caſtriatica umgibt . Dieſe Ebene muß eine Ausdehnung von 4 bis 5 (engl. ) Meilen baben. Die Dörfer waren jegt völlig unberrohnt, im Winter aber hauſen hier ,
United Serv. Mag.
Sebruar .)
Ich beſchloß ten Parnaß zu beſteigen , und dort die Sonne aufgehen zu ſehen ; ich erhob mich deßhalb mit meinem Führer um Mitternacht, und um halb cin Uhr, als der Mond aufging , ftanden die Maulthiere vor dem Wirthåhaug . Wir ritten einen
ſchmalen Pfad hinan, der rund um den Berg herum lief, und balb To fteil und ſo ſehr mit großen Steinen beſäet wurde, daß nur Maulthiere hier geben fonnten. Nachdem wir eine Stunde lang
aufgeſtiegen , fannen wir auf eine kleine Ebene, bie bald durch zogen war, und ung an den Fuß eines zweiten Berges brachte. Als auch dieſer erſtiegen war, folgte ein Dritter, deſſen Seiten unb Gipfel mit einem Föhrenwald bekleidet waren , der ſich von der Ebene Calyvias bis zum Gipfel eines der an den Parnaß ſtoßenden Berge ausdehnte. Nachdem wir dieſe Waldõde durchs
wie mein Führer mir ſagte, bie Leute aus Arachora. Das Land iſt ziemlich gut angebaut. Wir erſtiegen einen der Berge, die an den Parnaſſus ſtoßen, um die Höhle Sarunb Aulah zu beſuchen ; dieſe iſt ſehr ſchön und hat mächtige Stalaftiten , die
an der Seite und von der Dede herab in maſſiven Biegungen herunterfallen . Die Stalagmiten find bemerkendwertber ale idy je welche ſah : fte erhoben ſich wie coloſſale Pfeiler. Nachdem wir die Höhle beſichtigt, beſtiegen wir wieder unſere Maulthiere, und zogen über die Ebene, auf der wir einen großen See ſaben , in welchem eine Pferbeheerde ſtand. Solche trifft man zahlreich
im Lande, denn man braucht fte zum Kornauftreten, welche Art der Ausſcheidung des Korne von chenland und Albanien gewöhnlich Als wir nach Delphi famen, die Ueberreſte des alten Stabium
der Aehre noch in ganz Gries iſt. machte mich der Führer auf aufmerkſam , welche hart am
zogen hatten, erhob fich der Berg in majeſtätiſcher Nacktheit,
Eingang des Dorfes liegen ; man ſteht davon noch gerade genug
ohne eine Spur von Vegetation.
Der Abhang war außerordents
um Einfaſſung und Form zu unterſcheiden. Bon ba begaben
lich ſteil, aber nach einer halben Stunde tamen wir an Schnees ftriche, bie allmählich zahlreicher wurden, bie wir endlich einen Punkt erreichten, wo ſie den Berg faſt bedecten . Jegt ſtiegen
wir uns nach der caſtaliſchen Quelle. Hier ſtießen rrir, nachdem wir an der neuen Duelle vorüber waren , auf einen Platanens
wir von den Maulthieren und gingen zu Fuß durch den Schnee,
ein ſonderbarer Fall für einen , der im Monat Junius aus den Ebenen fommt .
Endlich gelangten wir auf die Ebene, die von
Pifa umgeben iſt, welche ten Gipfel des Berges bilden ; dieſe Ebene
baum, welchen Agamemnon gerflanzt haben ſoll. Nabe dabei iſt ein kleiner Bach, deſſen Waſſer aus drei Quellen fommt, die aus dem Feld hervorſpringen , und über welche, um fie teilig zu halten, eine kleine Capelle gebaut iſt. Der in einer Höhe
recht, um die Sonne aufgeben zu ſehen, und einen ſo prachte
von 100 Fuß ſenfrecht abgeſchnittene Berg bildet eine der Seis tenwände dieſer Capelle. Linge iſt eine ſehr große Spalte im Berge, aus der ein Bach hervorbringt, deſſen Waffer fich mit
vollen Lichtſtrom über einen ſo mächtigen Horizont habe ich nie
tem der caftaliſchen Quelle vereint .
foll ein Krater feyn .
3ch beſtieg ben höchſten Pik, gerade noch
geſehen. Negropont mit ſeiner Meerenge ſah aus wie eine kleine Inſel, und der Golf von Lepanto wie ein Teich , während der mächtige Peloponnes jenſeits desſelben wie eine landſchaft unter einer Camera obſcura dalag. Auf der andern Seite breitete ſich Dbergriechenland aus, wie eine Karte, und reiter bin fonnten wir den Diymp untericheiden . Die joniſchen Inſeln waren nur idwach zu erblicken .
Um fünf lihr rüſteten wir uns zum Hinabſteigen, und hier mußte ich wieder ben außerordentlichen Inſtinct der Maulthiere bewundern, nicht minder aber auch ihre Ausbauer, denn nach vollendeter Lagsarbeit ſchienen ſie in gleichem Zuſtand, wie beim Aufbruch, obwohl mir erſt um ein Uhr Nachmittag zurück . tamen .
Nachdem wir durch den Fichtenwald hindurch waren , kamen wir auf die große Ebene, welche die Dörfer Galavia, Ara Gons
Wir zogen eine Strece am Berge binab, und beſuchten ben alten Begräbnißplaß, wo wir brei ſchöne Sarfopbage ſaben,
einen von reinem weißem Marmor, an dem die Basreliefs auss nehmend ſchön und zierlid gearbeitet waren ; auch der Deckel war prächtig. Der Sarfophag iſt vor etwa 14 Jahren aus gegraben worden . Wäre er vollſtändig erhalten und beim Ausgraben war er es beinahe ſo würde er jedem gleichs foinmen , den man in Rom Tehen kann. Ein Theil der Mauern des Gymnaſium: ſteht noch aufrecht, und iſt in höchſt coloſo falem Maaßſtabe. In dem Kloſter der Panagia, das in der Mitte dieſes alten Gymnaftums erbaut iſt, find recha Marmors ſäulen, von denen zwei den Porticus ſtüßen. 3n dieſen find eine große Menge Namen eingeſchrieben , unter anderm auch der Byrong .
Die andern vier Säulen find im Innern der Capelle
und ſehr wolftánbig. Die Mauern, welche das Kloſter auf der
238
socou
Seite nach Delphi hinein ſchließen , ſind die Heberreſte des
ben.
Gymnaſtums. Wir gingen bis in die Mitte des kleinen Dorfs , welches jeßi Caſtri heißt, und ſaben hier die Mauern des Apollos tempels, eines Baues von ebenſo ſolider und coloſſaler Art, rrie die andern Ueberreſte . Eine Art Halle iſt in den Berg gegraben mit Nichen , wie für Gräber, und es ſollen fich auch ſolche hier finden . Eine andere größere Niche war ausgebauen , wie zum Sammelpunft einer großen Gejelichaft. Die Kirche des h. Elias ,
mit Feigenbäumen , theile mit Ulmen und Zirbelbäumen (Celtis australis L.) bepflanzt . Wo die beiden zulegt genannten Bäume
nabe bei der Stadt, hat zwei ſchöne, ganz erhaltene Marmor-
Die Ränder der Terraſſen find theils mit Maulbeer-, theile
Die Felder einfaljen , ta pflegen Weinſtöcke zuiden ſie gereßt zu
ſeyn , die nun ihre armsbichen Reben um die Stämme ſchlingen , an den Weſten bis zu den Wipfeln emporflettern und ſich in mas leriſchen Gewinden , die damals bereits mit ziemlich reifen Traus.
ben belaſtet waren , von Baum zu Baum ſchlingen , die reizends An mancheir Stellen , wo der Boden beni Getreibe- und Gartenbau nicht güns.
ften Lauben bildend, die man ſich benfen fann.
preiler, und nach der ungeheuren Größe der Grundſteine zu ichließen, muß hier irgend ein großer Tempel geſtanden haben.
ftig iſt, breiten ſich Olivenhaine que, die ſich ichon von fern
Die Stadt Delphi ſelbſt iſt aber jeßt ein elender Ort, nichts als
durch ihr mattes dunklee Colorit zu erkennen geben.
ein Haufen ärmlicher Häuechen .
chen iſt unbenußt, an jedem Grabenrande ſieht man noch ſpanis
Kein Fleds
idhen Pfeffer, Liebesäpfel, Kürbiſſe und andere einen fetten feuch
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen . 8. Teruel. – Das Thal von Segorbe. (Fortſeßung. )
ten Boben liebende Gewädje gepflanzt. Allenthalben ſtürzen zwis iden ten ron Epheu und andern Schlinggerrädhjen überſponnes nen Mauern der Terraſſen Waſſerleitungen und Bäche berab, Denn in den Umgebungen von Vivel, deren Boden gänzlich aus
Gine zweiſtündige Wanderung durdy bag anmuthige Weingelände brachte und an den Rand des Palanciathales. Hier beginnt eine jener paradieſiſchen Gegenden , die man in Europa
Kalftuff beſteht, gibt es mehr als 50 Quellen , von denen eine ſo großen Waſſerreichthum beſigt, daß ihr Abfluß eine ſehr kurze
wohl nur im Königreich von Valencia findet. Es iſt nämlich nicht die Natur, die jenem Thale, ſowie vielen andern Gegenden
ungeheuern, jenes Thal ſehr begünſtigenben Waſſerreichthume geht
Valencia's, einen ſo unbeſchreiblichen Reiz verliehen hat, ſondern Die brillante Cultur der Valencianer Man überichaut einen gros Ben Theil des weiten, zwiſchen 3000 bis 4000 Fuß hobe Felſen-
gebirge eingezwängten Thales von Segorbe.
Amphitheatraliſch
ziehen fich an dem Abhange, an deſſen Rande man ſteht, die meiſten Häuſerterraſſen des volfreichen Fledens Bivel hinab, der
Strede von der Duelle drei Mühlen treibt.
Aber trotz dieſes
bort geniß fein Tropfen unbenußt verloren . Wir raſteten in Vivel ein paar Stunden , um Mittag und
Sieſta zu halten, und jeten dann unſere Reiſe durch das reis . zenbe Ihal reiter fort . Der Anbau wird mit jedem Schritte ſchöner, die Vegetation füblicher. Balb unterhalb Vivels fangen die Gärten und Felder an länge der Straße von dem ftadhligen Strauchwerfe der indianiſchen Feige (Cactus Opuntia L.) und
mit bem wenig davon entfernten , im Grunde des Thales auf einem
den hohen Blattbuſdeln der Pita oder ſogenannten großen Aloe
Hügel gelegenen Städtchen Jerica zuſammenzuhängen ſcheint und
(Agave americana L. ) umhegt zu ſeyn. Legtere ſtand an vielen Stellen bereits in Blüthe ; ich freute mich unendlich , dieſes Ries
im Verein mit dieſem eine große maleriſch gruppirte, von mehs
reren geſchmacrollen Glockenthürmen und glänzenden Azulejobs | ſengewäché, beſſen blaugrüne Schwertblätter und blattloſe, zwei fuppeln überragte und rom üppigſten Baumwuchs umfränzte bis drei Klafter bobe, in gewaltige candelaberartige Sträuße Häuſermaſſe bildet. So weit das Auge reicht, bis an die ſchrofs großer gelber Blumen endigente Stängel cin ſo fremdartiges fen Geröllelehnen , welche am Fuße der den Kamm der Gebirge zuſammenſeßenden Feldfoloſie beginnen , find die Thalgehänge mit Weinreben bebedt . Unterhalb dieſer breiten hellgrünen Rebenzone, ungefähr in der Höhe von Vivel, fängt das beräſſerte Jers
und deßhalb doppelt reizenden Element in die Landſchaften Süde . europa’s bringen , wieder einmal in ſeiner ganzen natürlichen Heppigfeit und Pracht zu ſehen. Eine der ſchönſten Partien Des Val de Segorbe iſt Jerica . Diele kleine, aber uralte Stadta welche die Segobrica der römijden Hiſtorifer ſeyn jou, liegt ins
rain an , welches die unteren Abhänge und den Grund des Thales ausfleitet und den reizenbften Theil desſelben , die ſogenannte
mitten einer paradieſiſchen Fuerta am Nordabhange cinee fteilen
Buerta, bilbet. Alle Abhänge, gleichviel ob ihre Böſchung fteil
Ralfhügelê, deſſen Spiße die malerijden Ruinen einer großen
oder ſanft geneigt iſt, find nämlich bis an die Ufer des Palancia hinab terraſſirt unb mit Bäumen bepflanzt, unter deren Schat-
Burg aus der Zeit der arabiſchen Herrſchaft frönen . Die Ans ſicht des Stadichens iſt beſonders von Oſten her höchſt pittorebk.
ten die verſchiebenartigſten Getreides und Gemüſearten in reicher
Der fie tragende Hügel iſt nämlich an ſeiner Subjeite von faſt
Fülle wadſen. Große, bald turd das Geſtein geſprengte, balb auf Brücken über Schluchten hinweggeführte Canäle, bie ihr Waſſer theils aus dem Palancia theils aus den zahlreichen Quel.
ſenfrechten Felêvänden umgürtet und durch eine enge Schlucht ron einem höhern, dem rechten Ibalgehänge angehörenden Felda vorſprunge geſchieden , jo baß es ausſieht, ale jey er von legterem abgehauen worden . In der That dürfte jene Schlucht nicht urs ſprünglich vorhanden geweſen, ſondern erſt durch die Waſſer des Palancia , der noch gegenwärtig durch dieſelbe hindurchſtrömt, aubgehöhlt worden ſeyn. Daß an der Stelle, wo das jebige Jerica liegt , oder in deren Nähe, ſchon zur Zeit der Römer eine Drtichaft geſtanden hat, dieß beweiſen die vielen römiſchen In ichriften , die man in die Wände der Häuſer daſelbſt (auch icon in Vivel) eingemauert ſieht. Den Mauren wurde Jerica durch
len erhalten , welche im Gebiete von Vivel hervoriprubeln, leiten
hoch oben an den beiden Thalgehängen längs der untern Gränze Der Rebenzone meilenweit das befruchtenbe Element hin , weldhes durch zahlloſe funftvoll angelegte Gräben und Schleußens werke auf alle Felder der Terraſſen, deren Zahl ſich oft auf bundert beläuft, bertheilt wird.
Damals waren die Terraſſen faſt
überall mit Mais bepflanzt ( beiläufig bemerkt die zweite Haupts ernte in Valencia), der eben in voller Blüthe ſtand und wegen dce bellen friſchen Grüns feiner breiten glänzenden Blätter und Der wogenden rötlichgelben Riſpen ſeiner oft weit über manna.
den König Jacob I von Aragonien im Jahr 1235 entriſſen .
hohen Stauten der ganzen Lanbidhaft eine ſolche Farbenpradyt
Meine Zeit erlaubte es mir nicht, mich in Jerica aufzuhalten, ſonſt würde ich die Burg beſucht haben , die einen prachtrollen
rerlich, wie ich mich nicht erinnern fann jemals geſehen zu has
Ueberblick über das reizende Thal barbieten muß, welches allents
239 halben von einzelnen Häuſern und fleinen , freundlichen Drt ſchaften wimmelt . Balb unterhalb Jericas überſchreitet die Straße
Chronik der Reiſen , Meiſe nach den Goldgruben von Utpata in Venezuela.
den Palancia , deſſen Bett damals vollfommen trocken lag , da
ſchon oberhalb Vivele in die zahlreichen, fich ſein ganzes Waſſer Veräſſerungec anäle verlor, und ſteigt an aus ihm au&gehenden dem rechten Thalgehänge empor, wofte längere Zeit zwiſchen
Pflanzungen von Oliven und Johannisbrobbäumen hinläuft. Legtere werden von hier an ſehr häufig, und pflegen im mittlern und untern Theile des Lhales bie obern , ber Bewäſſerung nicht
zugänglichen Lehnen einzunehmen .
Auch Weinpflanzungen fteht
man noch häufig an den obern Gehängen und wohl auch im Grunte Del Ibales auf dürrem Kalfboben , doch find dieſelben bei weitem nicht mehr ſo häufig , wie oberhalb Bivele . Der
Weg iſt fortwährend ſehr angenehm. Zur Linfen breitet fidh die reizende Huerta gleich einem grünen Sammetteppich aus ; von Zeit zu Zeit eröffnen fich bald auf der einen , balb auf der ans dern Seite tiefe, wilde Schluchten , die, wenn ſie Waſſer beſigen , ebenfalls angebaut find, und prächtige Ausſichten auf das romans
tiſche, immer majeſtätiſcher fich emporthürmende Gebirge bei jeber Wendung des Shales fich barbieten .
Es war gegen 5 Uhr, ale wir bie Höhe eines fahlen, felſigen Kammes erreichten, welcher von dem rechten Thalgehänge weit gegen NO. vorſpringt uub das Thal gänzlich zu verſperren ſcheint. Hier wartete unſer abermals ein prachtvoller und höchſt überraſchender Anblick. Wir ſtanden über einem geräumigen, rings von hohen , maleriſchen Felſenbergen umſchloſſenen Bajfin , deſſen Grunb forrohl al feine hoch hinauf terraſſirten Abhänge
im üppigſten Grün prangten. Oberhalb der Terraſſe zogen noch breite Gürtel von Johannisbrobbäumen , Dliven- und Weinpflan. zungen bin. Eine Menge zerſtreuter Käujer und mehrere Dörs fer und Klöſter mit glänzend blauen Azulejosfuppen ruhten alb
verſledt unter den ſie umgebenden Bäumen wie ſchlummernde Nymphen im Soooße ticjes Parabieſel. In ſeiner Mitte aber
thronte auf einem ijolirten Kalfhügel der Hauptort beb Thales, Segorbe, zwiſchen zwei maleriſchen Caſtellen , die auf den beiden Gipfeln des Hügeld ſtehen , deſſen urſprünglich gewiß ſehr dürrent Abhänge der valencianiſche Fleiß ebenfalls in reizende Terraſſen umzuſchaffen gewußt hat.
Die Schönheit der herrlichen Lande
ſchaft wird noch erhöht durch den Contraſt, den dag lachende, von Fruchtbarfeit ftroßende Thalbaiſin , weiches gegen zwei Stun .
( Fortſesung .)
Auf dem Wege nady Caicara hatte man mich ſchon darauf aufs merkſam gemacht, daß in der Ginóde zwiſchen Aguaſai und Soledad eine Räuberbande fich aufhalte , welche den Reiſenden nach den Gold: gruben aufpaſſe, um ſie zu ermorden. Dasſelbe Gerücht war zu Aguaſai verbreitet ; während des Stiergefecht hatte ich mir ein verdächtig aus: ſehender Menſch genähert , um mich um Feuer für ſeine Cigarre zu bitten ; als ich ihm dieß gewährt hatte , danfte er mir und begann ein Geſpräch , indem er auf meine Reiſe zu reden fam und die Mäuber: bande , die fich in der Ebene umhertrieb; zugleich erbot er fidy, mir als Führer zu dienen und mir einen Weg zu weiſen, auf den wir den: ſelben ausweichen fönnten. Ich erwiederte ihn , daß, weit entfernt den
Räubern auszuweichen , meine Abſicht fen fie anzugreifen , und ihnen ihre gerechte Strafe angedeihen zu laſſen. Dieſe faltblütige Antwort ſchien den Frager etwas außer Faſſung zu bringen, der die Partei der Räuber ergriff, und meinte, ich dürfte ſie nicht hängen laſſen , ſondern
müßte ſie dem Richter überliefern. Ich ſchnitt das Geſpräch furz ab. indem ich hinzuſeßte, auch der Richter, wenn ich ihm in der Ebene bes gegnen würde , ſollte gehängt werden. Der Mann entfernte fid und ging in der Nähe des Hauſes umher, wo ineine Gefährten fich aufhiel: ten und fonnte ſich wohl überzeugen, daß wir gut bewaffnet und hand feſt waren. Während des Geſpräche hatte er mir geſagt, er gehe nach Maturin in entgegengeſeßter Richtung von unſerem Wege ; ich ver: muthete alobald eine Lüge und ſah in kurzem , daß ich mich nicht ge: täuſcht hatte. Bevor wir an das Flüßchen Guanipa gelangten, hatte ich in dem Sande friſche Spuren eines Füllen und zweier Pferde bemerft, und fragte einen Mann der nach Aguaſai zurückkehrte, woher er fomme; er antwortete mir , daß er vor Tag Aguaſai verlaſſen habe um die Stute ſeines Herrn zu ſuchen, die während der Nacht mit ihrem Füllen entlaufen rey , daß er ſie aber nicht habe erreichen können , indem ſie nach ihrem Weideplaße , der vier Stunden entfernt liege , zurüdfehrte. Ich machte ihn darauf aufmerfſam , daß noch eine Spur eines Dritten Pferdes zu ſehen ſeyy; er antwortete mir, daß er nicht wiſſe wer dieſe Nichtung verfolgt habe. Jenſeits der Guaripa fand ich eine Indianers hütte , und fragte ihre Bewohner , ob nicht ſehr frühe ani Tage ein Reiter, den ich ihnen in der Gite beſchrieb, vorüber gefeniment ſen. Der Indianer ſagte mir , daß in der That gegen drei Uhr Morgens ein
Reiter, der ihm unbefannt geweſen, und deſſen Ausſehen meiner Schils derung entſprad , angehalten habe, um ſeine Eigarre anzuzünden. Ich wußte nun genug , um auf meiner Hut und über die Gefahr eines Angriffs außer Sorge zu ſeyn .
tauſend Fuß hohe Pico de Gepaban, ein fühner Felefegel, an
Die Räuber ſchlagen ſich wenn ſie ein Gefecht beſtehen , ausweichen fönnen. Ueberdieß fie eher aufzuſuchen als ihnen
deſſen nackten, ron tiefen Soluchten zerriſſenen Abhängen die
Vorbereitungen waren getroffen , um die Laftthiere alsbald feſt zuſam :
ſübliche Abendbeleuchtung ihren ganzen wunderbaren Farbenzauber entwickelte, auf der rechten die theilweis tewaldeten RupGebirgemaſſe des Espadan ſcheidet das Thal von Segorbe ron
mengebunden aufzuſtellen und hinter dieſer Schußmauer , welche die Angreifer zu Pferde nicht durchbrechen fonnten , ſollten wir, neunzehn Mann, mit Doppelbůdyſen und Carabiner bewaffnet, lauter geübte Schüßen und Tigerjäger, auf die Reiter zielen, während auf den beiden Flanken zwei Manu mit Donnerbüdſen , jede mit fünfzehn Kugeln geladen, Feuer
dem Thale des Millares , die Sierra de la Cueva Santa bas
geben ſollten , um die Pferde unſerer Gegner niederzuwerfen .
gegen trennt es von den weiten , fruchtbaren, durch den Ivria bemäſſerten Gefilden del Campo de Liria, tad gegen Süben mit
Gbene geſtattete und weit in die Ferne zu ſehen , und ſo fonnten wir nicht unvermerkt überfallen werden ; zudem war ich ſlet8 auf meinem
der Ebene der Huerta de Valencia beridymilzt . Begleitet von Schaaren fröhlicher Arbeiter und Mäbchen , die heiter fingend ron ihren Aedern heimfehrten, gelangten wir nach halb 6 Uhr
Maulthier voraus und hielt ein ſcharfes Auge auf alles , was ſich um und zeigte. Wir ſeßten unſern Marſch bis fünf Uhr Abende fort. Dann lager: ten wir an einer Quelle wo es Futter für unſere Thiere gab , ſtellten Wachen aus und ſchliefen in unſere Pondhoo gehüllt. Die Nacht ging ganz ruhig vorüber ; um vier Uhr Morgens wurde aufgeladen und wir machten und auf den Weg. Bald famen wir an den Aritupana , der in einem ähnlichen Strombette fließt , wie die Guanipa. Seine Tiefe beträgt etwa 12 Centim. auf 35 Meter Breite. Eine Stunde davon
ben breit iſt, mit den ernften Gebirgsmaſſen bildet, die es ums gürten . G8 erheben ſich nämlich gerade hier die erhabenſten
Gipfel: auf der linken Seite, im Dſten, der gegen vierthalb-
pen der nicht viel niedrigern Sierra de la Cueva Santa . Die
nach Segorbe, sro ich nahe bei der Puerta de Aragon , einem von Epheu fuft gänzlich verbecten Ueberreft aus der Maurenzeit,
in einer guten und reinlichen Poſada bei äußerſt gefälligen und freundlichen Leuten meine Wohnung nahm. (chluß folgt.)
nicht zu ihrem bloßen Vergnügen , und ſo geſchieht es nur , weil ſie ihm nicht waren ſie jeßt von meinem Entſchluſſe auszuweiden benachrichtigt. Alle unſere .
Die
240 zogen wir durch einen fleinen ausgetrodneten See. Die lifer waren ganz feil und 15 bis 20 Meter hoch ; in der Mitte des Seebettes er: hoben ſich fleine Inſeln fenfrecht wie Thürme , welche bei 20 Meter Höhe, 20 bis 60 Meter im Durchſchnitt hatten, und aus einem áußerſt feſten Conglomerat beſtanden. Im drei 11hr Abende hielten wir am lifer des Chire, zündeten Feuer an und bereiteten unſer Mahl. Nach : dei unſere Hängematten an den Bäumen befeſtigt und die Wachen ausgeſtellt waren , ſchliefen wir ohne Sorgen wegen der Räuber bis vier Uhr Morgens . Ilm eilf lihr gelangten wir an den Tigerfluß, der dieſelben Erſcheinungen , wie die vorerwähnten Flüſſe, darbietet, und deſſen Strombett ebenſo breit iſt wie das von Aguaſai. Das Flüßchen hat nicht inehr als 20 Meter Vreite , aber es hat einen ftarfen Fall und
Mündung. Er iſt bis auf 100 Rilometer über Esmeralda ſchiffbar; unterhalb dieſes Ortes theilt er ſich in zwei ſchiffbare Aleſte, wovon der eine ſeinen Namen beibehalt , während der andere den des Caſiquiare annimmt und ſeine Waſſer dem Nio Negro , einen der großen Zuflüſſe
des Amazonenſiromes, vermiſcht. Ich hatte zu Puerto de Tablas um drei llhr Abende zu gleicher
Zeit mit einer engliſchen Geſellſchaft gelandet, welche von Trinidad fam ; den folgenden Morgen machten wir une frühzeitig auf den Weg nach lipata , dem Hauptorte des Gebietes gleichen Namene. Das erſte Dorf auf das wir fließen , war San Felir, trei Vegſtunden von Puerto de Tablas .
Ich befand mid nun in der Gegend, welche man ehetem und
noch gegenwärtig „ 8a8 Land der Miſſionen “ nennt. Die ſpaniſdc Regierung hatte den aragoneſiſchen Capuzinermönchen die Sorge über :
zwei Meter Tiefe ; wir ſchwammen hindurch und die Laſten wurden auf einem querübergelegten Baumſlamm hinübergebracht. Wir über:
tragen , die zahlreichen Judianer dieſes Bezirfed mit vollfommener Unab :
nachteten an dieſem Orte, in einem großen Gebäude, daß man zu einer
hängigfeit von der weltlichen Macht zu civilifiren . Nur die Hauptſtadt
Kirche beſtimmt hatte.
Upata machte eine Au8nahme. Mit Ausdauer, Schmeichelei, Geſchenfen und Strafen gelang es den Vätern die Indianer in 20 Dörfern zu ver einigen ; eines derſelben Quaſipati, auf das ich traf, war noch in voll: fomnienem Stande. Seine Ausdehnung, die Schönheit und Gleichheit der Häuſer, der weite Infang des Kloſtere, die mauriſche Bauart der Kirche überraſchten mich höchlich. Wie war es diejen Mönchen möglich
Um die Kirche ſollte ein Dorf entſtehen ; aber
es iſt wahrſcheinlich, daß dieß noch lange nicht geſchehen und die Kirche, aus Holz und Lehm erbaut , zerfallen wird , ehe man die erſte Meſle darin geleſen hat. Wenn der Spanier ein Dorf gründen will, beginnt er damit eine Kirche zu erbauen ; der Franzoſe baut Theater und Tanz. faal; der Nordanierifaner errichtet ein Gaſthaus oder eine Schenke, und die Erfahrung hat gezeigt , daß leßterer eg flüger angefangen als
einen ſolchen architektoniſchen Aufwand zu beſtreiten , wenn ſie nicýt
die beiden andern .
die Goldgruben des Eltorado gefannt hatten ? Vielleicht hatten ſie Hrn. V. Humboldt nur deßhalb durch ſo viele Fabeln getauſcht, und Fremde und Weltliche mit ſo eiferſüchtigem Mißtrauen von dem Lande der Miſſionen fern gehalten , um das Geheimniß ihrer Wunderlampe Deſto fiderer gegen unbefugte Neugier zu bewahren. Unglüdlicherweiſe hatte, als die Revolution ausbrady, in deren Folge
Von dieſem Punfte, Mercural genannt, hatten wir noch zwei Tag:
märſche, von zwei Uhr Morgens bis Abends um drei, um nach Soledad, an dem linfen Drinocu:llfer gegenüber von Angoſtura, zu gelangen .
Nur
von der Sonne und dem Sande belåſigt , fanden wir die Pfade nun weit gangbarer und hatten aud von den Näubern nichts mehr zu ges fährden. Bei meiner Anfunft zu Soledad brachte ich meine Leute unter,
die Capuzinermönche verjagt wurden, die Civiliſation noch nicht in den
und jepte auf einer Goelette , die zum öffentlichen Verfehr eingerichtet ift, nach Angoſtura über. Es war zum erſtenmal, daß ich den Drinoco
Herzen der Indianer tief genug Wurzeln geſchlagen , und faum waren dieſe Wilden von Geſtern von ihrer Aufſicht befreit , als ſie in ihre Walder zurüdfehrten, um ihr umherſchweifendes Leben fortzuſeßen. Sans Felir iſt ganz verlaſſen und zerſtört, und wenige Trümmer deuten noch die Stätte der Kirche und des Kloſters an , die von einer
und zwar nicht an der günſtigſten Stelle, da er hier zwiſchen ein ſchmales Granitbett gedrängt iſt , vor mir ſah .
Soledad iſt eine fleine Stadt , die nothwendig Angoſtura unter: geordnet bleiben muß, wo ſich alle Capitalien und der Handel des ganzen obern Theiled des Drinoco concentrirt finden. G8 nährt fich
fräftigen Vegetation überwuchert iſt, welche ihre Spur bald gänzlich .
verwiſcht haben wird. Von da bio upata dehnt fich ein Wald auo ;
nur von den Erzeugniſſen , die ihm aus den Provinzen Barcelona und
wir zogen über eine kleine Bergfette, wo abwechſelnd Granit- und Roll:
Cumana zu fließen , die beide gleich öde und verlaſſen ſind. Angoſtura, deñen Name der Congreß in Bolivar verwandelt hat, iſt eine Stadt von 0-8000 Einwohnern. Sie liegt am rechten Ufer des Drinoco am Abhang eines Granitberges ; ſeine Straßen ſind gerade, aber zu abſchüſſig als daß man ſich der Wagen bedienen fönnte. Die Stadt iſt reinlich und man fühlt den Einfluß der Handelshäuſer , die meiſtens Fremden an: gehören . Das Pflaſter iſt in gutem Zuſtande, und gleicht nicht wie in den übrigen Städten der Republik dem Bette eines Wildbacho mit ſeis nen Rollſleinen , wo man ſich mit den um herirrenden Schweinen um
peine von Quarz mit gelblicher Fårbung vorfommen. Ein fleiner Fluß, der bei upata entſpringt, nähert ſich dem Wege von Zeit zu Zeit.
den Durchgang ftreiten muß. Die Waarenlager find geräumig, wohl
Creolen beſteht. Der Durchgang der Goldwäſcher hatte dort einen bis
unterhalten und reichlich verſehen . Es gibt auch einen hübſchen Narft: plaß, einen angenehmen öffentlichen Spaziergang in der Stadt , nebſt einem ſchönen Quai von Badſteinen länge des Flufſed; dieſe Anlagen
dahin unbefannten Handelsverfehr erzeugt. Die Baupläße hatten ihren
verdanft man alle Hru. Dalla:Gofta, dem franzöſiſchen Viceconſul, deſſen Handelshaug für eines der angeſehenſten in der ganzen Republif gilt. Ich hatte eine Goelette gemiethet um den Drinoco bis Puerto de Tablas , das an der Mündung des Flufſeo Caroni ungefähr hundert Kilometer unter Angoſtura liegt , hinabzufahren . Ich erſparte auf
dieſe Weiſe meiner Begleitung vier Tagmårſde in dem Sande der Pro vinz Guiana und die lleberfahrt über den Caroni. Am zweiten Januar
Gegen zwei Uhr gelangten wir nach einem Meierhofe, Guacaima ges nannt, wo wir unter einem Schuppen ſchliefen. Den folgenden Tag, den 9 Januar 1851 , fanien wir nace ulpata. Während dieſes zweiten Marſchtages ſah ich länge bed Weges fteto dieſelbe Granit: und Quarz: bildung , nebſt einem eiſenhaltigen Conglomerat. Die Stadt befißt
2000 Ginwohner, ungefähr die ganze civilifirte Bevölferung des Bezirfs , die außerdem aus mehr oder minder wilden Indianern und einigen
Werth verdreifacht, auch die Haudmiethen waren in demſelben Maaße geſtiegen . Nach allen Seiten fan man hübſche Gebäude entſtehen.
Während der 24 Stunden, die ich dort einiger adminiſtrativen Formalis tåten wegen zubrachte, hörte ich nur von neuen Entdedungen und erhielt Anerbieten, und einige reiche Placeres zu zeigen. Es war leicht aus dieſen Uebertreibungen etwas Wahres herauszufinden, denn auf meinem ganzen
Wege von dem Orinoco an hatte ich mich überzeugt , daß in dieſer Gebirgøformation in allen Flußbetten mehr oder weniger Gold gefun: den werden müſſe. (Schruf folgt.)
waren wir angelangt, und am fünften ſchiffte ich mich mit meinen Leuten
auf dem gemietheten Fahrzeuge ein , das ung in 36 Stunden an Drt
Dao Münzcabinet von Don Jose Garcia de la Torre ,
und Stelle brachte, nachdem ich Zeit gehabt mir eine Vorftellung von
der Wichtigfeit des Drinoco zu machen. Dieſer Strom hat einen Lauf
ehemaligen Miniſtero Ferdinando VII, ſoll demnadiit in Madrid zum Verkauf fommen . Dasſelbe iſt ſehr reich, namentlich an celtiberiſchen .
von 400 Stunden, wendet ſich zuerſt von Diten nach Weſten, bis San:
galliſden , römiſchen , arabiſchen und mittelalterlichen Münzen.
Fernando de Atabapo, dann von Süden nach Norden, wo er mit den
Katalog nimmt 500 S. ein ; die celtiberiſchen und arabiſden Münzen
Olguar zuſammenſlößt und von da von Dften nach Weſten bis zu ſeiner
find um reichften vertreten. Revue archéol. Februar.)
Verlag der J. G. Cotta'ſdeu Buchhandlung.
Berantwortlicher Redacteur Dr. & b . Wibenma n n.
Der
-
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 61. 11 März 1852.
Wanderungen im europäiſchen Often.
ftande hatte, da der Vater in einem Gefecht mit den Montenegrinern ſich den Soldaten angeſchloſſen und ſo gut gefochten hatte, daß er die
( Von G. v. N ... ....... )
Tapferfeit &mebaille ſeit langer Zeit beſaß.
Dalmatien und Montenegro . Daß es auch ein Land unter einer deutſchen Regierung gibt, mo alle Welt bewaffnet iſt, wo dieß der Hauptſchmuck ber Måns
ner und die Blutrache noch gewöhnlich iſt, ſollte man ſchwer glauben, und dennoch iſt es in Dalmatien , beſondere aber in dem ſüdlichſten Theile bedjelben , im Kreiſe Cattaro, der Fall. Allers
bingo fam bieß den erſten hierher geſandten deutſchen Beamten Tehr auffallend vor, unb fie machten ſich eine Ehre daraus, dieſe Bewaffnung abzuſchaffen , was nicht ohne Blutvergießen und die größten Aufſtände hätte bewirft werden können . Der alte
Kaiſer Franz entſchied bieß mit ſeinem geſunden Menſchenverſtand dahin , daß er nicht Soldaten genug auftreiben fönne, um dann die bewaffneten benachbarten Lürfen von Ueberfällen ſeiner dor tigen unbewaffneten Unterthanen abhalten zu fönnen, man folle ihnen baber ihre Waffen belaſſen ; ſo iſt das Volf ftreitbar ges blieben , iſt ſehr tapfer und was man ſonſt ben alt ritterlichen
Der General bewog
ten Vater, da er in dem jungen Menſchen viel Anſtelligfeit fand, der auch, was hier ſelten iſt, leſen und ſchreiben konnte, bem felben monatlich 5 Gulden Zulage zu geben , beſorgte alles ders geſtalt, daß er als Gabett aufgenommen wurde, und, wenn er
nicht ſelbſt Schulb taran iſt, nothwendig Officier werden muß. Nicht in jeder Armee fann ein junger feuriger Menſch mit ſolcher Sicherheit, ohne Rückſicht auf Geburt und Glauben, darauf rechnen , Officier werden zu müſſen. Ob aus ihm ein Salonmann wird, iſt noch unentſchieden, daran fehlt es ohnehin nicht in den verſchiedenen Ständen, aber jedenfalls wird er ein braver Dfficier. Von Cattaro ging ich , einen andern ausgezeichneten Mann kennen zu lernen, einen Mann, der ſo hoch über ſeinem Volfe ſteht, daß er einzig genannt werden muß, nämlich den Metros
Geiſt zu nennen #flegt, bieß findet man noch jeßt bei den bocs
politen oder Vladika von Montenegro. Verdient ſchon der Canal, ober ter in mannichfachen Windungen fich hinziehende Meer.
Alle find Slaven, haben aber Achtung vor
buſen von Cattaro von jebem Freunde großartiger Natur beſucht
der höhern Bildung, daher fie durchaus feinen Nationalbaß gegen
zu werden , ſo iſt bieß noch mehr der Fall mit der Vergkette von Montenegro, auf welche man auf einer fünftlich von der öſterreichiſchen Regierung angelegten Straße bis beinahe zur
chefiſchen Bauern .
bie meiſt italieniſchen Stäbter und die Deutſchen Beamten haben . 3m vorigen Jahre waren fie durd hier ebenfalls nicht fehlende Wühler, beſonders in der Gegend zwiſchen Cattaro und Bubua teranlaßt worden, keine Steuern zu zahlen , und ein auf Grecus tion abgeſchidte8 Bataillon murde zum Weichen gebracht. Da
Hälfte des Berges gelangt. Von da geht es noch gegen ein Paar tauſend Fuß durch Felſenſpalten auf Montenegriner Felſentreppen empor. Wenn man von dort über die ſteilen ,
wurde der durch den Bau der Franzengveſte und ſonſt rühmlich
Cattaro umgebenden Feſengebirge wegſiebt, und mit einem Blick
bekannte General Mamula mit einer Diviſion ron 8000 Mann
dreimal das Meer wie Etagen aufgeſtapelt vor ſich ſieht, dann vergißt man Genua, Neapel und Palermo. Der Haleprechende Ritt wird Herrlich belohnt, und vergeblich würde jebe Mühe fehlt,
und einem Kriegedampfer hierher geſchidt, dem es gelungen iſt die boufommenfte Rube in dieſem an Albanien, Montenegro
und der Herzegowina gränzenden Kreis herzuſtellen . Dieſer vers
dieſen Anblick zu beſchreiben . Nicht minder ſchön iſt der Blid,
biente General, wie in der öſterreichiſchen Armee ſo häufig, ein
irenn man weiter in das Land hineinkommt, über den See von
Mann des Volkes, der ſeinen Rang nicht durch Geburt , ſons bern durch Verbienft errorben hat, iſt aber auch der Mann dazu.
Scutari, über das herrliche Thal am Einfluß der Moranza, die aud Montenegro fommt, und den großartigen Hintergrund, bent
Gr, geborner Croat , ſpricht die Sprache des Volfe und gehört,
die albaniſchen Gebirge bilden .
wie die Mehrzahl des Volfe, der orientaliſchen Kirche an .
Gr
Das beſte Wirthsbaue feit Monaten fand ich in der Refte
iſt der Vater der Bauern geworden , denn gegen Morgen , wenn die Adjutanten ihre Vorträge beendet, iſt er von einer Menge Bauern umlagert, die ihn in allen ihren Angelegenheiten um Hath fragen , und ihm dergeſtalt folgen, daß ſeit ſeiner Anweſen
benz des Vladifa, ihn ſelbſt aber gewandt in der franzöſiſchen
heit noch fein einziger Mord vorgefalen iſt - das hiefige Haupts
verbrechen . So gaftlid er in ſeinem Hauſe alle Fremden empfängt, ſo vertraulich unterhält er ſich auch mit dem Landmann .
In dieſen
Tagen ſtellte ein Bauer ſeinen Sohn vor, der Neigung zum Soldaten :
und italieniſchen Sprache, auch deutſch ſpricht er und ließt mehe
rere Zeitungen in dieſer und in der ſlamiſchen Sprache. Gr bat die Arten eines vornehmen Mannes, obwohl ſeine Kneſen oder
Fürſten , ſeine Woiwoben oder Herzoge faum über dem Bauer ſtehen , wenigſtens beren Frauen Getreide zur Mühle tragen, und jedem Bauer, bem fie begegnen die Hand füſſen , denn ſo ſteht hier das Weib unter dem Manne. Uebrigens find bie
212
fúrſtinnen und Herzogetöchter jämmtlich mit jelr zweifelhafter Reinlichkeit , obwohl ſehr bunt gefleider . Der Vladifa herrſcht
in Dufriges Violett getaucht erſchienen . Bift iſt beſonders das vielfach nuancirte Grün , was dem Auge ſo wohl thut. Hier
unumſchränft, nimmt aber Beſuche ſehr freundlich auf.
fröhliche, hellgrüne Mailfluren , umfränzt von tunfeln Brombeere beden oder von dem gelblichen phantaſtiichen Blattgeäft der Dpun . tia und den blauen Rieſenblättern der Pita, die hie und da
Streifzüge durch die Halbinſel der Pyrenäen.
ihre Blüthencantelaber , deren Blumenbuidel
in den rothen
8. Teruel . – Das Thal von Segorbe.
Strahlen der Abendſonne wie angezündete Rerzen leuchteten, hoch
(Schluß .)
über die Heden emporhob ; tort tag glänzenbe ſaftige Grün einer
Segorbe, cine Stadt von 6000 Einwohnern, die einem der erſten Granden Spaniens den Herzogstitel gibt, und Siß eines
Gruppe von Porbeer- und Feigenbäumen neben dem nettern und
Bijdofs, iſt ein freundlicher , netter Drt mit ziemlich breiten , nur jehr bergigen Gaſſen und ſtattlichen Häuſern , welche ſämmi
haine neben goldgrünen Rebengeländen, anderwärts ſchwarzgrüne Cypreſſen und dunkelbelaubte , von heitern Rebenguirlanden üppig
lich, wie überall in Valencia, weiß angeſtrichen und je nach der
umranfte Ulmen und Zirbelbäume; dieſe in Form unb Colorit
Zahl der Stockwerfe mit zwei bis drei Reihen ron Balcons ges idhmückt ſind. Die Stadt beſigt viele Kirchen , unter denen die
farbigen Lichtglorie der fütlichen Abendbeleuchtung verlichen der
biſchöfliche den Titel Kathedrale führt, fünf Klofter, welche jest als Schulen, Magazine und Caſernen dienen , und neun Thore. In der Kathedrale rollen gute Gemälde ber valencianiſchen Scule, darunter einige von Juance und Ribalta, vorhanden ſeyn ; da es bereits gegen Sonnenuntergang war, ale ich nach Segorbe fam, jo fonnte ich dieſe nidy in Augenſchein nehmen und mußte
lichtern Colorit der Maulbeerbäume; weiterhin büftere Dlivens
unendlich contraſtirenden Vegetationsgruppen, durchwebt von der Landſchaft einen Zauber, der ſich wohl empfinden , aber nimmer mehr beſchreiben läßt..
Auf einer Marmorbanf, am Rande des
ſteilen Abhanges zwiſchen duftendem Zitronengebüſch, ſigend und meine Lieben in der fernen Heimath an meine Seite wünſchenb,
verharrte im ſprachlos, verſunken in das Anſchauen der immer
zauberider fich geſtaltenden Lantichaft, bis der Mond lyinter
Unter den legtern nimmt die ſogenannte Glorieta den
demi dunfelvioletten Regel tes Piks von Gspaban emportauchte und ſein ſanftes ſilbernes Licht über das weite, üppige Thal ause
erſten Rang ein . Dieß iſt ein reizender Garten , welcher an der
906. Hatte dasſelbe noch kurz zuvor in ' dem glühenden Farben
Subreftſeite der Stadt auf einem fteilen Vorſprunge des Stadt. berges gelegen und mit einem eiſernen Gitterwerf umgeben iſt.
duft der untergehenden Sonne das Bild eines irbiſchen Para dieſes Dargeboten, ſo erſdien es nunmehr in der einfarbigen,
mich mit dem Beſuch der Gaſſen , Pläße und Promenaden be gnügen .
Inter den hoben ulmen , die den geräumigen Prag beſdatten ,
aber unendlich reichen Beleuchtung des ſüblichen Mondicheine
ziehen fidy breite, mit eleganten Ruhebänfen aus meißem Mars
wie eine Landſchaft aus der Feenwelt . Die Glorieta war leer geworden , nur einzelne Paare flüſterten noch auf den Marmore bänfen ; Guitarrenflänge tönten aus dem Thale herauf und ron
mor gezierte Sandwege zwiſchen von zierlichen Rohrgeflechten umbegten Bosquete bin, und mehrere Fontainen , deren ron
prächtigen Trauerweiben umfränzte Baſſins ebenfalls aus wei.
der Stadt herüber ; ſonſt war alles ſtill biß auf das Rauſchen
Bem Marmor verfertigt fint, idleudern mådytige Strahlen frys ſtallenen Waſſeré hod) in die luft empor und verbreiten forts irährend eine angenehme Friſche. Die Bosquete beſtanden zum
der Waſſerleitungen und das melodiſche Säuſeln der lauen bals ſamiſchen Luft zwiſchen den Blättern der Bäume ; e8 mar mir
Die Bosquete beſtanden zum um alê müßten aus alen Büjchen zarte Elfengeſtalten hervorrauchen. ſich zu phantaſtiſchen Reigen im Sđeine des Mondeo neben
Theil aus Gerächlen, die man bei uns nur in zwerghafter Ges ſtalt in Töpfen und Kübeln flebt. Klafterhohe Dleander- und Drangengebüſche mit Tauſenten ron roſenrothen und weißen Blus men überſäet, die einen faſt betäubenden Wohlgeruch verbreiteten ,
den plätſchernden Fontainen zu vereinen : Das Thal von Segorbe
im Mondichein iſt ein verförperter Sommernacht&traum !
erhoben fich neben Roſen und Myrthenſträuchern und neben üppigem mit brennenbrothen Blüthenbolden geſchmüdtem Strauchs
Meine Verhältniſſe geſtatteten mir leider nicht länger ale bis zum folgenden Morgen in Segorbe zu meilen. && wurde eben Wochenmarkt gebalten, als ich die Stadt verließ . Raum
werf capicher Pelargonien . Dazuiichen leuchteten die fußlangen , ichneeweißen Röhrenblumen ter Datura Arborea L. , tie hier als
von Arbeitern hindurchdrängen, die, im Begriff auf ihre Aecker
ichlanfe Bäumchen mit anderthalb Fuß langen Blättern auf.
hinauszugeben , um die Dictualienverkäufer geichaart ſtanden, um
der Caſſia Lomentoſa Blüthentrauben trat, und die goldgelben bisher erwähnten Gewächſe ragten die L., und hoch über alle
nügte, um fich von den reichen Productionen des Thales ren
pyramidalen aus grünlichreißen Lilienblumen zuſammengelegten Sträuße einiger Prachteremplare ron Yucca Glorioſa l. empor,
tie mit ihren zierlichen, aut ſchlanfen , inannehohen Stämmen ſtehenden Kronen ellenlanger Sqwertblätter mrie Fleine Palmen audjahen . Die Glorieta idheint ein ſehr beſuchter Ort zu ſeyn, wenigſtens rimmelten an jenem Abende ihre ichattigen Gänge von zahlreichen Spaziergängern , Damen und Herren. Sie vers dient es auch , denn abgeſehen von der ihr ſelbſt eigenen Anmutl
und Eleganz , bietet ſie eine überaus reizende Aufſicht nach der prächtigen reichbevölkerten Fuerta und den maleriſchen , dieſelbe begränzenden Gebirgen dar. Noch nie war mir die valenciani . iche Cultur jo reizenberichienen , wie hier. Ich 3d fonnte nich nicht jatt feben an dieſen wunderbaren Terraſſen , deren weiße Stüşmauern je nach ihrer Lage und Entfernung in der Beleuch . tung der untergehenden Sonne bald in zartes Roſenroth, balb
fonnte ich mich mit meinen Pferde zwiſchen den dichten Gruppen
fich ihr Frühſtück einzufaufen. Ein Blick auf dieſen Marft ge Segorbe zu überzeugen . Da lagen Melonen , Gurken , Kürbiſſe, Kalabaſſen, Waſſermelonen, Tomates, ſpaniſcher Pfeffer und grüne Gemüſe aller Art in ellenboben aufen auf Baſtmatten ausges idüttet; daneben ſtanten große aus Palmenblättern geflochtene Körbe voll Feigen, Zitronen, grünen Dliven und bereits volle
kommen reifen Weintrauben von grüner, blauer und rother Farbe ; an andern Stellen bemerkte ich rieſige Stöße ron Johannibrob, einer Frucht, die in Valencia allgemein als Futter für die Pferde und Maulthiere dient, von grünem Luzernerflee und andern Fut terkräutern fomie von friſch abgepflückten Maulbeerblättern , welche von ſolchen Leuten gefauft werden, die nicht ſelbſt Maulbeerbäume
beſigen und doch die ſehr einträgliche Zucht der Seidenraupe bes treiben wollen : furz, allenthalben zeigten ſich die reichen Segnun nungen einer ſorgſam betriebenen Agricultur. &ine hübiche Pros menade führt von der Puerta de Valencia bis zu einer Brücke,
FIL NA
nosos
243
welche über einen damals des Waſſers völlig beraubten Barranco
Dieſe Promenade ſcheint bei dem ichönen Ges ſchlecht als Morgenſpaziergang beliebt zu ſeyn, denn es begege neten uns viele Damen, die nach der Stadt zurückfehrten. Den flüchtigen Beobachtungen zufolge, die ich hier wie Abends zuvor
geſchlagen iſt.
yoon
jebenfalls beſſer geſehen hatte, ale tie Bewohner von Murviedro es herzuſtellen im Stande jeyn dürften, lo zog ich es vor, die legten Stunden del Tage auf den Trümmern bed römiiden
Theaters zuzubringen.. Es war mir eigen zu Muthe, wieder an einem Drte zit weilen, den ich jedy8 3ahre früher zum erſtenmal
in der Glorieta machen konnte, ſcheinen die Frauen von Segorbe
im Schmuce Dee Frühlinge geſehen hatte.
den vortheilhaften Ruf, den die Valencianerinnen in ganz Spa nien genießen , nicht Lügen zu ſtrafen . Nach leberſchreitung des ermätinten Barranco erhebt ſich die Straße raſch zwiſchen den Terraſſen des rechten Thalgehänges bis
ſo befannt vor, ale wäre id erſt geſtern bagereſen.
zu dem Gürtel der Dels und Johannisbrodbäume, innerhalb deſſen ſie mehrere Meilen weit hinläuft, reizende Ausſichten auf
68 fam
mir alles
Meine ganze
Vergangenheit zog vor meinen geiſtigen Augen vorüber mit allen ihren ſüßen und bittern Stunden . 3d fonnte mich nid , t eher von den alten ewig denkwürdigen Nömermauern trennen , bis die Sonne hinter den Bergen verſunken war. Den folgenden Mor
den weiten Thalgrund barbietend, beſſen üppige Fluren auger
gen verließ ich zeitig Murviebro und betrat wenige Stunden ſpä . ter nach einer mehr als vierjährigen Abweſenheit zum erſtens
einer Menge einzelner Häuſer mit vielen freundlichen Ortſchaften 1 und einigen impoſanten ron edel geformten Olofenthürmen und prächtigen Azulejos kuppeln überragten Klöſtern ununterbrochen
von Valencia .
geſchmückt ſind .
Die Vegetation wird mit jeder Stunde fütlider.
male wieber die parabieflichen Gefilte ber enig grünen Huerta
Ceramiſches Muſeum der Porcellanmanufactur in
Balb zeigt ſich das ſlachlige Geſtrüpp der Zwergpalme an den Abhängen der Hügel uud mannshohe Büſche von Piſtazie und Dleander garniren hie und da die Ufer des Palancia und ſeiner Zuflülje. Bei jengender Sonnengluth gelangten wir gegen Mittag nach dem großen Flecken Torres - Torres, der ſeinen Namen wahricheinlich von einer hochgethürmten Burg erhalten hat, nelche auf einem nadten , über ten Ort emporragenden Kalfs hügel liegt, und hielten und daſelbſt bis um 2 uhr auf. Gine gute Stunde unterhalb Torres. Torres, gleich hinter dem freunds
manufactur von Sevres den flugen Ginfall gehabt , eine Sammlung von Proben der Tópferfunſt aller Völfer anzulegen. Die HH. Broignart, Verwalter der Manufactur, und Niocreur, Conſervator der Sammlungen , haben fürzlich unter dem Namen „ Description du Musée ceramique de la Manufacture de porcelaine de Sevres,“ ein Werf in zwei
lidhen Fleden Benifagro de les Valls, weichen die dae Thal ein
Das Journal, dem wir dieſe Notiz entnehmien (Revue archéol. Febr.)
it ließenden Berge aus einander, und bald zeiger: fich in gerin. ger Entfernung rechte ter fellige Hügel, welcher die römiſchen Thürme Des Caſtelle von Murviedro ( Saguntum) trägt , linfo daran eine weite grüne von einigen ſtolzen Dattelpalmen übers
meldet auch, daß die Sammlung des Muſeums fertdauernd vermehrt wird , und fürzlich mehrere intereſſante Gegenſtände aus der Inſel Sacrificios (an der mericaniſchen Rute) erhalten habe, die namentlich
Sevres. Man hat in der durch den Staat ſo fräftig unterſtüßten Porcellana
Quartbånden herausgegeben , das in Bezug auf Geſdichte der Fabri:
cation von großem Intereſſe ſeyn ſoll, und hinſichtlich der Schönheit der Formen und der Verzierungen eine Menge Proben zuſammengeſtellt.
.
ragte Ebene, jenſeite welcher der azurblaue Spiegel des mittels
aus Werkzeugen beſtehen, ſo daß man daraus ſchließen muß, auf dieſer Inſel ren die Vanufactur im Großen getrieben worden. Das Muſeum
ländiſchen Meeres den Horizont begränzt. Mein Bedienter, der
aber erhält es allnählich einen hiſtoriſchen und geographiſchen .
hatte bio jeßt hauptſächlich nur einen tedniſchen Zweck, auf dieſe Weiſe
noch niemals in Sübípanien geweſen war, fragte mich beim Ana blick der Palmen verwundert, was das für ſeltſame Bäume wären . Schon ſeit dem Augenblick, wo rrir das Thal ron Se gorbe betreten hatten , war der ſonſt io redjelige Mann ſprachlos vor Erſtaunen , theils über die ganze ſübliche Scenerie, theile und vorzüglich über die brillante Cultur der Valencianer gevors den . Und allerdings, obwohl die Basfen ein ſehr fleißiges Völfs chen find und ihre Aeder gut beſtellert, ſo fönnen ſie ſich doch
mit den Valencianern nidht meſſen. Hinſichtlich des landſchafts lichen Charafters und der vegetativen Scenerie find die Heis
Chronik der Reiſen . Reiſe nach den Goldgruben von upata in Venezuela . ( Schluß.)
Zu Ipata erhielt ich Nachrichten von meinem Freunde Dr. Beau: perthuis , der ſeit acht Tagen nach Tupuquen abgegangen war , und
beeilte mich ihn dort zu treffen . Am 11ten machte ich mich auf den Weg über die Hochebene, auf welcher lipata liegt. Am Rande dieſes Plateau's, das ſich 400 Meter über das Meer erhebt, fam ich nach dem
mathen beider Volfeftämme ſo total berſdieben , daß ſie ſich gar
Dorfe Santa-Maria, von welchem nur noch zwei Häuſer ſtehen , allee
nicht mit einander vergleichen laſſen . Die reizenden Berg- und Hügellandſchaften der bastiſchen Provinzen mit ihren herrlichen Laubiräldern, ihren jaftigen Wieſen und ihrem Waſſerreichthum
übrige aber zerfallen und überwachſen iſt. Von hier aus, wo die Hocha
haben viel mehr Achnlichkeit mit unſerm beutichen Vaterlande
ale mit Valencia, deljen Bergformen , deſſen Beleuchtung und vor allem deſſen Vegetation bereits ganz entichieden jenen wenig mehr an Europa erinnernden Typus trägt , welcher den ſüblidiſten Gegenden der mediterranen Zone eigenthümlich iſt. Die frummen , engen und finſtern Gaſſen von Murviedro waren wie aufgeſtorben, da die ganze Bevölferung auf dem Con
ſtitutioneplaße verſammelt war, um ein Stiergefecht, weldies das ſelbſt zu Ehren ich weiß nicht welches Heiligen gegeben wurde, anzuſchauen. Da ich dieſes Schauipiel bereits mehrmals und 1 Dao Thal von Segorbe incluſise ſeiner Nebenthäler umſoließt im Gangen 43 Ortſmaſten, in denen zuſammen über 50,000 Meniden leben.
fläche plößlich fteil abfält, hat man eine prächtige Fernſicht über die 1
Gbene, die ſich nach Südoſt ausdehnt. Nach zweiſtündigem Marſche hielten wir an einem Orte, Tierra-Blanca genannt, wo wir unſer Nachts
lager aufſớlugen. Den folgenden Tag zogen wir bis in die Nacht hinein weiter, ohne auf einen Menſchen oder eine Wohnung ju ftoßen ,
und hielten an einem Teich, Santa Anna genannt , bei einem Şirten, der die Heerden in der Oberie überwacht. Ilm Mittag den folgenden Tages gelangten wir nach dem oben erwähnten Dorfe Guafipati , das einen Raum von zwei Heftaren umſ(ließt. Das Capuzinerfloſter und
die Kirche nahmen eine Seite des länglichen Viereď8 ein ; die drei übrigen ſind mit Häuſern befekt ; vier Straßen gehen von dem Plaße aus, die wohl gereiht und mehr als 400 Meter lang find ; jedes Haus beſteht aus vier Gemächern mit Galerien an beiden Langſeiten ; das dabei verwendete Bauholz iſt von beſonders trefflicher Beſchaffenheit. Alle Häuſer ſind von Badfteinen , und eg fehlen ihnen nur die Bewohner .
Bei meiner Anfunft fand ich nur einen Creolen , der ſich ſeit vierzehn
wo )
244
Tagen in cinem dieſer Gebäude aufhielt, und einen von der Regierung auſgeſtellten Aufſeher, der die Erhaltung des Dorfes überwacht. Durch Indianer läßt er die Straßen reinigen, und jeden Abend lautet ein alter Indianer eine Gloce um einige derſelben herbeizurufen , um im Dorfe zu ſchlafen ; nichfidem unterrichtet er eil! Duzend Kinder nothdürftig im Chrifienthum , welche die üb ige Zeit in den Wäldern umherlaufen. Nadh 22 Marſchtagen gelangten wir endlich nach Tupuquen , das ganz in derſelben Weiſe wie Gnaſipati erbaut iſt, aber eine größere Auedehnung hat. Das Kloſter iſt minder ſchön und die Kirche unvollendet. Das ganze Dorf war von Menſchen aller Nationen , Spaniern, Creolen, Gngländern, Franzoſen , Deutſchen , Italienern , Polen u. ſ. w. eingenommen . Jd fand bald den Dr. Beauperthuis, der ſich ungefähr zivei Meilen von dem Dorfe hatte einen Schuppen bauen laſſen, wo er mir und den Meinigen einen Aufenthalt anbot. Ich ließ meinen Leuten drei Naſitage, bevor ich ſelber mit dem Bau eines Schuppen: begann, !
on
Minute mehr aufrecht erhalten . G8 galt nun nicht langer mehr ju jaudern ; jeder Tag, den wir zu Tupuquen verweilten , machte unſere
Lage nur noch trauriger. Dr. Beauperthuis entſchloß fich mit mir das Land zu verlaſſen, und ſeine Leute zogen am 9 Februar ab .
Die Rran :
fen ließ ich auf die laftthiere unterbringen und das Gepäd blieb zurück. Nach vier ter peinlichſten Tagmārſdje fanien wir nach urata, während
mir die ganze Sorge für die Anordnung der Reiſe überlaſſen blieb. Drei meiner Leute, welche mich verlaſſen hatten, um allein weiter zu fommen , waren der Krankheit erlegen .
Zu lipata fand ich alle Hülf8 :
mittel, welche der Zuſtand meiner Truppe erforderte, und ſandte fie alé: danr: unter einem guten Anführer zu Lande weiter, indem ich zu Puerto de Tablað mich auf einer Goelette nach Cumana einſchiffte, wo ich in 13 Tagen anlangte. Es bleibt mir nun noch einiges über die Reſultate meiner müh : ſamen Reiſe nach dem alten Eldorado zu ſagen übrig. Ich verbreite
und benüßte dieſe, um die Dertlich feiten und vor allem die Arbeiten
mich nicht weiter über den Geſundheitszuſtand des Landes um die Gold:
der Goldwaſcher zu beobachten . Von allen Gegenden , die ich durchftreift hatte, ſien mir die von Tupuquen nach Beſchaffenheit ihres Geſteins die mindeſt reiche zu ſeyn ; indeß fam mir vor al8 werde die Arbeit dennoch hinlänglich belohnt; ein Waſcer fonnte in vier oder fünf Arbeitsſtunden 100 bis 500 Gold: förner im Betrag von 20 Fr. heraldwaſchen . Dieſes Geſchäft, das nicht mühſeliger iſt als jede andere Erdarbeit, ſchien mir reichlich belohnt in einem Lande, wo der Arbeiter für neun Stunden Tagwerf nicht mehr als 1 Fr. 50 Gent. erhält und für 1 Fr. fich leicht ernähren fann . Wenn man hinzufügt, daß das Ausſchlammen in großen Trögen oder hölzernen
gruben, da die Gpidemie, welche u118 zu Tupuquen ergriff, ſich zu gleider Zeit auch in Cayenne, das unter derſelben Breite liegt, zeigte , und an :
dern als flimatiſden lrſachen beigelegt werden muß. 3d beſchränke mich darauf über die Widtigfeit der Goldminen, und die beſten Mittel fie audzubeuten , näheres anzugeben. Wenn ich mich des Ausdrudes „ Minen “ bediene, ſo iſt es vielleicht ein ungeeigneter.
Ju dem ganzen
Beden des Yuruari, welches eine Fläche non mehr als 700 Quadrat: ſtunden darbietet , gibt es feine eigentlichen Goldminen ; allein man findet eine Thonſchichte, welche Gold enthält, das man durch Auswaſchen gewinnen muß. Dieſe Schichte iſt nicht dicker als 15 Centim . Man
Scheffeln ſtets nur mit einem Verluſte von zwei Drittheilen des Goldes
findet ſie in allen Neben : und Zufluſſen des Yuruari .
das in den lehm vorhanden iſt, geſchehen fann , ſo laßt ſich immer noch annehmen , daß auf dieſem Grunde große Reichthümer verborgen liegen . Ich wollte meine Leute nicht in dem Flußbette beſchäftigen , ſondern
aus den Dörfern um dieſen Fluß ſagen , je mehr man nach Süden
Die Judianer
fomme, defto häufiger werde d.8 Gold ; allein die Stimme jenſeits find unabhängig und es iſt gefährlich, ausgenommen in größerer Anzahl und
wählte ein Terrain , das allem Anſchein nach nie dazu gehört hatte.
wohlbewaffnet an dieſe in Ilfer hinzuziehen. Der berühmte See , deſſen
Die Erfahrung lehrt, daß Gold fich nur in grünlichen oder aſchfarbigem Thon vorfindet. Ju ließ daher bis auf dieſe Schichtung nachgraben, die ich in einer Tiefe von 75 Centimetres bis zu einem Metre vorfand. Zum Waſchen wendete ich dasſelbe Verfahren an wie die übrigen Arbeiter, und eine halbe Stunde, nachdem ich mit dem Graben begonnen , hatte ich auch in der grünen Thon Gold gefunden , während die Verſudje, welde ich mit dein gelben Thon , der über und unter dieſe Schichte
die alte Sage erwähnte, in deſſen Grunde ſo große Schäße liegen, iſt nichts anderes als das Gebiet zwiſchen dem Paragua und Yuruari ; während der Regenzeit, die in dieſer Gegend adyt Monate währt, bildet der ganze Landſtrich zwiſchen dieſen beiden Flüſſen nur einen weiten See, und wenn während adyt Monaten dieſe Fläche unter Waſſer ſteht, jo ſcheint ſie mir auch den Namen eines Sees zu verdienen. Wie könns ten úverdieß die Indianer wiſſen, daß 8 in der Mitte eines Sees Gold gebe, wenn er nicht von Zeit zu Zeit cu&trodnete, und wenn es nicht in lieberfluß vorhanden wäre, würden ſie ſich deſſen wohl als Rugeln für ihre Jagdflinten bedienen ? Selbſt die Indianer zu Tupuquen haben
liegt , anſtellte, alle fruchtlos blieben.
Nach 48ſtündiger anhaltender
Arbeit hatte ich erfannt , daß je aus 20 Pfo. Erbe anderthalb Gran Gold ausgeſdlanmt werden . Wenn ich berednete, was ich turch das mangelhafte Verfahren, die Unerfahrenheit meiner Arbeiter und einige lInterſchlagungen dabei einbüfte, ſo ſah ich bald ein , daß die beſte Weiſe
feinen rechten Begriff von dem Werthe dieſes Metalles, das ſie in fünfs
zigfachem Betrage für elendes Spielwerf hingeben. Indem ich die Punfte
goldhaltiges Erdreich auszuwaſchen mittelſ eines Göpelherdo und niit
übergehe, die ich nicht beſucht habe, wil ich mich nur auf das Baſiin
Cylindern zu bewerfftelligen revy, indem man das lehmige Waſſer über ein Paternoſterwerf mit Gimern die mit Quedfilber gefüllt find, ablaus
des Vuruari beſchränfen, von dem ich überzeugt bin, daß hier ebenſo viele Meichthümer vergraben liegen, wie in Californien. Nåhme man eine Auswanderung von Hunderttauſend europäiſchen Arbeitern an, wovon jeder täglich im Durchſchnitt 20 Fr. zu Tage förderte, ſo gäbe es einen
fen läßt, und das Auswaſdien in einem Cylinder mit Handhebe vollen .
det. Ich traf nun ſofort meine' Anſtalten und nahm mir vor tåglid 25 Rubif Meter Thonerde auszuwaſchen , was mir einen Ertrag von
Ertrag von 50 Mil. Fr. für den Monat. Aber mit geeigneter Einrich
Aber ich rechnete ohne auf die
tung der Wäſchereien durch Maſchinen fönnte die Summe der Arbeit
pidemie Rüdſicht zu nehmen , welche zu Tupuquen auszubrechen be gann , und an der ich am 3 Februar mit 17 meiner Leute erfranfte,
wie auch der Ertrag perdreifacht werden . Die Lage des Goldgebietes
ſo daß fich mein Schuppen bald in ein Hoſpital verwandelte.
nur theilweiſe eintritt und auch während der Regenzeit gearbeitet wer: den fann. Der Preis der Nahrung dürfte täglich 2 Fr. nicht überſteigen .
750 Fr. des Tages abwerfen ſollte .
Tupuquen hatte ſtets den Ruf eines ſehr geſunden Aufenthalts genoſſen. Dieſes Dorf liegt auf einer fleinen Anhöhe am Anfang einer ſchönen weiten Ebene , 500 Meter von dem Yuruari entfernt, deſſen
Lauf raſch iſt, und nicht im niindeſten Sümpfe abſeßt. Es überraſchte mich ſchon bei meiner Anfunft als ich hörte , daß eine große Anzahl
Arbeiter von heftigen Wedſelfiebern befallen worden ſereni . 3ch nahm
in llputa bietet den großen Vortheil dar , daß die lieberſchwemmung Die Nähe der an Heerden ſo reichen Provinzen Guyana, Barcelona und Cumana , der engliſchen und franzöſiſchen Antillen wird dem Arbeiter ſtets geſtatten ſich alle Lebensbedürfniſſe zu mäßigen Preiſen zu verſchaffen. Alph . Ride, franz. Ingenieur.
Neue antiquariſche Forro ungen in der Proving Conſtantine. Dar vor wenigen Tagen erſt und zugefommene Auguft
daher alle möglichen Vorſichtsmaßregeln, um meine Leute davon zu be: wahren und erreidte chne Zufall den 1 Februar, an deſſen Abend zwei derſelben ergriffen wurden . Am dritten lagen alle mit Ausnahme von
Nichtung nach Tuggurt hin vorfommenden lleberreſten der Nónierherr:
dreien , welche die übrigen pflegten, darnieter .
ſchaft ſpricht ; der Annahme, daß ſich die Römerherrſchaft nur auf das
Nach acht Tagen waren
fie in äußerſt geſchwädtem Zuſtande, und ich ſelber fonnte mich feine
Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
beft der Archives des Missions scient. et litt. enthält einen dritten
Bericht von Hrn . Renier, worin dieſer von weit in die Sahara in der litcral beſchränkt habe, zeigt ſich alſo mehr und mehr als falſch.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Dölker. Ur. 62.
12 März 1852.
Lord Palmerfton , England und der Continent. Von 5. f. Graieu ficquelmont . Dritter Artikel .
noch im Jahre 1842 ſein Zoll- und Handelsſyſtem auf den Ges banken bafirte, England unb feine Colonien als ein geſchloſſenes Handelsgebiet zu betrachten , und wenige Jahre nachher durch
feinen Freihandel die Culonien factiſch der Bevorzugung auf dem
Das Werk murbe geſchrieben vor den Pariſer Ereigniſſen des December, alſo noch mehr ror Lorb Palmerſtone Sturz. Ließ fide dieſer aud bis zu einem gewiſſen Grade vorausſehen ,
daß „etwas verrottet im Staate Dänemart“ ſeyn muß, wenn bei
ſo doch gewiß nicht, daß die engliſche Regierung in der Art eine
ſo hochgeſtellten, mit gründlicher Sachkenntniß ausgerüſteten Staats
Palinobie anſtimmen werde, wie bieß geſchehen iſt.
engliſchen Markt entkleidete, und deren commercielle linabhängig feit begründete , lo fann man fich des Gebanfend nicht enthalten,
Man ftelle
männern ein ſo idroffer Syſtemwechſel überhaupt nur ftattfinden
nur die deußerungen Lorb Palmerſtonß und Oraf Derby's nebens
fann , denn die Politik eine großen Staats darf ganz gewiß
einander . Der erſtere äußerte ſich in ſeiner bekannten Rede in
nid ) t ohne hinlänglichen Grund eine veränderte Richtung eins ſchlagen und von einem Allianzſyſem zu dem andern überſpringen,
bem Londoner Reformclub folgendermaaßen : „Wir find ſtolz auf unſere Wohlfahrt, auf unſer Glück und auf unſere eigene Freiheit, aber wir wünſchen nicht das Monopol dieſer Wohlthaten zu bes fiken . Wir benken im Gegentheil, daß es Pflicht der Regierung
jen, ſo viel es ung möglich iſt, den andern Nationen behülflich zu ſeyn, unſern Beiſpielen zu folgen, und fie in ihren Beſtres bungen aufzumuntern , um eine der unſrigen ähnliche Stellung
gleid; jenen alltäglichen Ueberläufern , welche aus bloßer Laune die Fahne wechſeln." Darum erweckt mit Recht die raſche Aenderung
in den gegen Außen affichirten Grundfäßen Verdacht; Palmerſton ift ohne Zweifel einer der fähigſten Köpfe Englande, wenn er aber bis zur Heraueforberung gewaltſam gegen fremde Mächte, nas
Dieſer unterblümte Profelytiemul, zu bem fidh
mentlich gegen Deſterreich, Rußland und Preußen auftrat, ſo dürfen wir doch gewiß annehmen , daß er nicht aus purer Laune
Lord Palmerſton und mit ihm das ganze Ruſſel'iche Cabinet bes kannte, ſchlägt nach den Decemberereigniſſen völlig um, und Lorb Derby erklärte in ſeiner Miniſterrede am 27 Februar: „Mylordá, ich glaube daß der Friebe am beſten dadurch erhalten wird, daß man gegen alle fremden Mädyte, ftark oder ſchwady, ein ruhiges,
nationen urgleich großartiger fint, a18 bie einer gewöhnlidhen Diplomatic ;" er hat alſo mit Zweck und Ueberlegung gehandelt, und ſeine Handlungsweiſe bis in die legten Tage ſeiner mini ſteriellen Laufbahn fortgeſept. Acht Wochen ſpäter tritt Lord
zu erlangen . "
gehandelt hat ? Graf 8. nennt ihn einen Mann , deſſen Combis
gemäßigtee, verſöhnliches Benehmen einhält, nicht bloß in Hands
Derby auf, und äußert ſo ziemlich das Gegentheil ; ift bieß ein
lungen ſondern auch in Worten und Ausbrücken , indem man mit ſtrenger Treue an dem Buchſtaben ber und durch Verträge aufe
natürlicher Umſchwung ? Muß man nidt aus folchem Verlauf den Schluß ziehen, daß bis zum Monat December D. h. bis zum
erlegten Verpflichtungen hält, und die itnabhängigkeit aller Nas
franzöſiſchen Staatsſtreich, Lorb Palmerſtons Mittel und Verfahren brauchbar und zweckmäßig waren , es jeßt aber nicht mehr ſind ? Dann aber fält der Tabel, welchen man dem in England ſo ſehr und mit Recht bewunderten Palmerſton zu Theil werben ließ, nicht
tionen , groß und klein , achtet, ſowie auch ihr Recht anerkennt, ihre innern Anliegenheiten nach eigenem Willen zu regeln. Mylorbe , ich glaube, die Conſtitution , unter der wir das Glück haben
zu leben , iſt ron allen denkbaren Conſtitutionen am meiſten geeignet, die größte Wohlfahrt der großen Mehrzahl zu ſichern , und id iråre erfreut, wenn unſer Beiſpiel ſich über andere Nationen und Länder verbreitete ; ich glaube aber, Mylorbe, baß mir als Nation fein Recht haben , beſondere Vorliebe für dieſe ober jene Regierungsformen zu begen , welche andere Länder anzunehmen
auf ſeine Perſon, Tondern auf die Lage Englande, welche ſein Vers fahren nothwendig oder nüßlich ericheinen ließ, und Lord Derby's gegentheilige Verſicherungen haben juſt ſo lange einen Werth, als die veränderten Umſtände es nöthig machen , Lord Palmer, ſtone Verfahren 311 desavouiren . Der Zweck der engliſchen
geneigt ſeyn mögen." Die Desavonirung der Politik des Whigs miniſteriums fönnte faum ftärfer ſenin , und wenn Graf F. e8
delsvortheile und Handelsherrſchaft zu verfolgen und zu befeſtis
Staatsmänner , wie ſie immer beißen mögen , iſt : Englando Hans
gen ; dieſer Zwed bleibt fich gleich, wenn auch die Mittel wechs
über fich nimmt, zu beweiſen , daß das Whigminiſterium fich in
ſeln . Daß der Wechſel der Mittel ſo ſchroff iſt, zcugt für einen
einem foloſſalen Irrthum befunden, fo macht ihm der Ausſpruch
gefährlichen Zuſtand der europäiſchen Verhältniſſe, indem jeden Augenblick Ereigniſſe eintreten fönnen, die eine gänzlich verſchies
deo Grafen Derby den Beweis nidit ihrer. Inbeß iſt es um ſo ſchroffe Uebergänge eine eigene Sade,
und wir haben ſie in England ſchon an einem und demielben Manne im Laufe meniger Sabre erlebt,
Wenn Sir R. Peel
dene Verfahrungsart von Seiten der einzelnen Mächte erfordern mödten .
Die Beſorgniß vor roldheu Kataſtrophen (rudtet aud Deuts
246
lich aus Gr. 8. Schrift hervor, und er „ denft mit idrer beun. ruhigtem Gemüthe an die Zukunft Europa'd. " Dazu hat er auch von ſeinem Standpunkt aus ſehr gute Gründe, und er ſtellt,
Charafter annehmen kann , mederhalten wollen , bis ihre Beo
nachdem er zahlreiche Beiſpiele angeführt, welche Grpanfivfräfte die Freiheit in ihrem Schooße mit ſich führt, den Grundlag auf (p. 138) „daß jebe politiſche Freiheit , welche verhindert iſt von der ihr innewohnenden Erpanfivfraft Gebrauch zu machen ,
Wege erreichen , und nur durch gemeinſame Kraft werben fie den
fich felbft sernichtet" ; nachdem er durch mehrere Beiſpiele gezeigt, wie England den Handel und die Fabrication der Welt an ſich zu reißen ſucht, macht er die Bemerkung, daß heutzutage alle Staaten durch Englands zu einem mächtigen politiſchen Syſtem erradhiene Thätigkeit zur Freiheit berufen werden , während alle Grpanſionswege für dieſe Freiheit mehr als je verſchloſſen ſind. Wenn England fortfahren wil, fich der Ent:vidlung der See. fräfte und des Seeverfehre von Europa zu widerießen , ſo muß €8, um ehrlich zu ſeyn, aufhören, Europa durch alle ihm zu Ges bot ſtehenden Mittel zur Annahme der freieften Regierung ans zueifern ; denn widrigenfalls befommt Europa , wie wir e8 leiber erlebt haben, bloß die Convulſionen der Freiheit ohne irgenb einen ihrer Vortheile. " Gr. 8. fommi allo hier auf ba @ jelbe Reſultat hinaus, daß wir früher icon auegeſprochen haben , daß
England, und in neuerer Zeit Lord Palmerſton vorzugsweiſe,
Inruhen auf dem Continent zu jäer ſuchen, um die induſtrielle und commercielle Entridlung begjelben zu Gunſten England zu hindern .
Wir ſind indeſſen troß des gleichen Reſultats mit der Bes weißführung und Beweigſtellung des Verfaſſers feineswegs eins verſtanden. Wenn der Verfaſſer ſagt, „ der Verfall, welcher Europa bebrohe, werde von der Emancipation der Colonien bas tiren“, und dieſen Saß mit dem Beiſpiel von Genua , Venedig und Hollanb unterſtüßt, welches lepiere durch den Verluſt ſeiner Colonien angenblicklich zu einer Provinz des Kaiſerreiche herabs geſunken ſey, und ſeine Freiheit erſt mit der Wiedergewinnung eines Sheils ſeiner Colonien zurüderhalten habe, ſo vergißt er, daß dieſe drei Staaten nicht nur ihre Befigungen, ſondern haupte ſächlich auch ihren Hantel dahin verloren haben, um deſſent
willen die Herrſchaft über die Colonien allein einen rahren Werth hatte. Gegenwärtig , und namentlich in Bezug auf Ame rifa, iſt aber die Sache ganz anders. Die Colonien fönnen ſich lodreißen, aber der Handel bleibt, ja, wie die Erfahrung der
leßten Jahrzehente zeigt, ſteigt ber Handel mit denſelben, nur ift er nicht mehr ein Monopol des Mutterlandes, ſondern ganz Europa nimmt daran Theil. Noch auf Jahrhunderte hinaus hat Amerifa durch den Anbau jeines Bodene Eroberungen zu machen ; dieſer Anbau wird das lobnendſte Geſchäft ſeyn , und die Indus
ſtrieerzeugniffe, namentlich die feineren, mirb Europa liefern .
England ſucht durch Lift und Gewalt an dieſer Verſorgung den Löwenantheil an ſich zu reißen, und dabei gehen andere Länder, namentlich Deutichland, wenn nicht leer aus, doch fommen fie mit einem ſehr ſparſamen Antheil weg. England ſucht die Erpanfivfraft der Continentalſtaaten ſo viel möglich zu hindern,
mübung um deutichen Hantel und Induſtrie Foden und Kraft
gewonnen haben. Dieß Ziel läßt fich nur auf gemeinſamem Bemühungen England widerſtehen. Ein Miniſterium Derby ift fein Grund in der Verfolgung der beutichen andele . unb Ins
duſtrieintereſſen inne zu halten : benn es fann niemand wiſſen, wann in England tie Verhältniſſe umſchlagen und Lorb Palmers ſton wieder ans Ruber bringen . Das Miniſterium Derby ift bloß ein Symptomber augenblidlichen Verlegenheit Englande,
Deſſen Beſtrebungen , den Continentalhandel und die Continentals induſtrie niederzuhalten, darum feinen Augenblic eingeſtellt wers ben . Der Freiheitêbrang auf dem Continent geht nicht, wie der Verfaſſer anzunehmen jđeint, ron England aus, ſondern liegt in dem sorgeidrittenen geſellſchaftlidhen Zuſtante bieſer Lanter,
er fann aber nur dadurch unidädlich gemacht werden, daß man jeiner Grpanfivfrait den nöthigen Raum zur Entridlung öffnet, und das iſt eben die Aufgabe, welche den Regierungen obliegt.
Graf 8. geht auf die diplomatiſche Seite der Frage ein , worin er aus langer Erfahrung wohl am flarften fieht. Wir fönnen nicht umhin ſeine Argumentation hier etwas aufführs licher Darzulegen. Wenn ein Engländer,“ ſagt er p. 169, „mit einer Miſſion betraut in einem fremden Lande ankommt, ſo iſt 18 ſein erſtes Geſchäft, ſich um die Stellung der Parteien zu ers funbigen . Er enticheidet ſich für diejenige, welche ten Intereſſen Englande am nächſten fteht. 3m Falle eine jolde Partei nicht
eriſtirte, würde er ſich beſtreben ſie zu bilten. Sobald aber eine folche criftirt, iſt ſeine Thätigfeit unaufhörlid, bahin gerichtet, fle
an das Ruder zu bringen .
Die Diplomatie ter conſtitutionellen
Länder bat baher die volle Istigfrit und dieſelbe Art der Efa. tigkeit, welche der Parteigeiſt erzeugt , unb bie rom Parteigeifte unzertrennliche Rührigfeit der Intrigue. Da der zweck bee pos litiſchen Lebens aber farin beſteht, ſich mit Intereſſen zu beſchäfs tigen, welche höher ſtehen als jrne der Parteien, ſo geſchieht el ,
daß man häufig die diplomatiſche Rivalität fich mehr mit einem Intereſſe al8 mit einem Princip beſchäftigen ſicht; tie Parteien werden dann zu blinden Werfzeugen in der Hand fremter Re. gierungen . So ſab man gleichzeitig tie engliſche Regierung in Portugal die fönigliche Partei unterſtüßen , während Franfreich daſelbſt den Liberalen ſeine Stüße bot, wogegen in Spanien Eſpartero, der Führer oder das Werfzeug ter čußerſten liberalen Partei, im Kampfe gegen die Königin Chriſtine, welche von Frankreich nach allen Kräften vertheibigt wurte, an England eine Stüße fand. Als die Hauptperſonen im ſpaniichen Drama wechſelten , ſtellte England fich directer und offener an die Spiße der Liberalen , 1 während Franfreich Narvaez unterſtüßte, beffen
Streben babin ging, die überſpannten Progreſſiſten im Raum zu halten und das fönigliche Anjehen zu fräftigen. Ganz diejelbe Bewandtniß hatte es in Griechenlant. Das Feuer, welches fich an einem ſo mächtigen conſtitutionellen Berte wie der engliſche
und namentlich in Deutichland funbgibt, geht hauptſächlich das
iſt, entzündete, hat nicht bloß officielle Organe zu Leitern ſeiner Thätigkeit ; jeber reijente Engländer iſt ein Apoſtel der Lehre ſeines Lantes. Jeder engliſche Publiciſt, jeter Redacteur eines engliſchen politiſchen Blatter iſt ein Mitarbeiter an dem Werfe
hin , ſeinen billigen Antheil an der induſtriellen und commer
Dee engliſchen Miniſteriume.
und eines der Mittel iſt, linruhe und Zwietracht auf dem Con tinent zu jäen. Der Freiheitétrang, ter fich auf dem Continent
Sie erhalten sämmtlich ihre Ins
ciellen Entwicklung Europa's zu gewinnen , und wenn dieß ges
dieht, wird der Freiheitsbrang ſeinen gefährlichen Charafter bers lieren .
Preußene unb Deſterreichie Streben, wie es fichießt
funbgibt, hat nur der einen rernünftigen Sinn, wenn man an nimmt, daß fie ten Freibrisétrang, injoreit er einen gefabrlichen
1 Eſpartero nigſtens nicht ſo England eben ſo den wollte, und
wurde nidt von der englijden Regierung unterftigt , we weit, um ſeinen Sturz ju verhindern, weil so eine voll gut, wie von Frankreich unabhängige Regierung grün . ſich der engliſchen Handeleberrſoait widerſepte . Darum
ließ man ihn fallen, unterſtüßte aber ſpåter tefto eifriger die Liberalen .
wocópio
2447
Escon
ſpirationen von den Handelsfürſten der City ; der Grund der 1 Die Indianer Auſtraliens. Frage iſt alsdann rein commercieller Natur. Es handelte ſich in ( Bon Dr. Gerſtäcfer .) Portugal um die Compagnie für die Ausfuhr der Weine von Den erſten Anblick nach find die Urbewohner Auſtralieno ficher Dporto, in Spanien um die Concurrenz in den Baumwollens dag vom Schöpfer am meiſten vernad läſſigte Volf, denn eine häßlichere, manufacturen , welche Mancheſter und Liverpool gegen Barcelona idwußigere Race läßt fich faum benfen. Ja ſelbſt bei näherer Befannt machen möchten ; in Sicilien um das Sdyrefelmonopol, in Gries
chenland um die allzu raſche Entwidlung der dortigen Handeld marine.
Die Conſtitutionen find bloße Arſenale, welche für das
beabfichtig te Gefecht die Waffen liefern ; der öffentliche Geiſt in England iſt für dieſe Art von Krieg längſt geſchult, und er führt ihn auch mit einem Einklang, welcher ſeinen Erfolg verbürgen muß. Die fremden Völfer find gar häufig nic ;te weiter als die Spielmarfen , mit welchen die engliſchen Miniſter ihr parlaments
tarijdc8 Spiel marfiren . Um aber dieß Spiel mit Vortheil ſpic.
ſchaft gewinnen ſie ſich ſicherlidh weber Liebe nod Achtung des Guro: påerg , dennoch ſieht man ein , daß man fich in manchen Stücken bei einer erſten Beurtheilung geirrt habe , und feiner, der länger mit dieſen Stáinmen verfehrte, wird ihnen z . B. raſche Auffaſſungsgabe und
eine ungemeine Fertigfeit in den einmal von ihnen erfaßten Beſdaf: tigungen abftreiten fönnen .
In früheren Beſchreibungen über dieſe Race las ich das als einen Vorwurf, daß fie fich feine ordentlichen Hütter: bauten , und nicht eins mal Bogen und Pfeile hätten - eine Waffe, die ſonſt der årmfie Stanım
Die
anderer Indianer nicht entbehrt , und tod ' liegt dafür in der Natur ihrer Verhältniſſe ſelber der Grund. Wohnungen brauchen fie, beo
conftitutionelle Propaganda hat zum Zweck, berlei Analogien bort
Klima's wegen , feine , denn ihr Nomadenleben treibt ſie von Drt zu
zu ſchaffen , wo fie noch nicht eriftiren . Niemand war in dieſem Spiel geſchidter al Porb Palmerſton ."
Ort ; gegen den Regen willen fie fich aber ſehr geſchickt durch aufgeſtellte Stúde Baumrinden zu ſdüßen, und gegen Kälte iſt ihre derbe Natur abgehärtet. Bogen und Pfeile haben ſie aber nicht, weil das Holz ihrer Wälder wahrſcheinlich nicht elaſtiſch genug 311 Bogen iſt, und fie audy mit Hülfe ihres Wurfſlocs die fleinen Speere ſo weit und ſicher wie einen Pfeil ſchleudern. Die Indianer ber Pampas haben auch feine
len zu können , bebürfen ſie ähnlicher Spieler im Ausland.
Wir rollen dieſe einſchneibenden Bemerkungen mit feiner Zeile verrråfjern, können und aber nicht enthalten eine Gegeils
frage zu ftellen.
Wenn man dieß Spiel ſo gründlich durchſchaut,
warum werden nicht die Mittel ergriffen , es zu vereitelii, indem man in einer Nationaltribune und in einer auf die großen In
Bogen und Pfeile, aber ihre Bolas find eine ebenſo gefährliche Waffe.
tereſſen der Nation fußenden Preſſe ein Gegengeridt erſchafft ? Der Nothichrei, den man gegen Palmerſtons allerdinge ſehr ges wiſſenloſe Treiben aufſtieß, zeigt deutlich genug, daß die Regier
und ihren langen Speer wiſſen ſie mit tödlicher Gewandtheit und Sicherheit zu führen . Die Race ſelbſt ſcheint eine Miſdjung der Neger und Südjies Inſulaner, wenn nidt Neger und Malanen, doch iſt ihr Charafter auch
rungen für fich allein demſelben nicht den gehörigen Widerſtand
nicht über den ganzen auſtraliſchen Continentverbreitet derfelbe , ſon
zu leiſten vermochten. Man rief die Nation gegen das politiſche
tern der Ausbrud ihrer Züge iſt theils verſchieden , theils ſogar ihré
Treiben brøjelben auf, warum ergriff man aber nicht die noths
Farbe , die hie und da ganz ſchwarz, bei anderen Stämmen aber faſt fupferbraan iſt. Ihr Haar iſt rabenſchwarz und theilo glatt , theils lodig, aber nie wollig, wie bei den Negern, und ſie reiben es ſich un geniein gern mit Fett ein. lleberhaupt ſpielt tas Fett bei ihnen eine ſehr große Rolle, und das Nierenfett iſt gerade die Trophäe, die ſie ihren
wendigen nationalen Maaßregelit gegen das commercielle Treiben Englanbe,
die Grundlage und Urſache des politiſchen war,
und deſſen Verderblichfeit Gr. F. mit ſo lebendigen Farben hildert ? Orai ficquelmont ſagt : ,, die auf die Spige getriebene conftitutionelle Propaganda ber Whigpartei compromittirt die
Griftenz ter Kleinſtaaten ohne Unterlaß, weil dieje zu ſchwach find, um die von einer ſoldken Regierungeform unzertrennlichen periodiſden Erſchütterungen zu ertragen ; dennoch möchte tie
Wbigpariei fie gerne um fich ichaaren, uni fie den Großſtaaten , deren Diacht file fürdytet und welche ſie zu ichwächen wünſcht, entgegenzuſtellen. Die Whige glauben diesen Zirect durch das Princip der Agitation zu erreichen , rrelches ſie ihnen einimpfen mödten, allein fie täuſchen fich ; bie Ugitation zerſtört die Rör per, welche zu ſchwach find ibr zu widerfiehen , und ſtärft Dafür diejenigen , welche fräftig genug find, um fie in fich aufzunehmen
überwundenen Feinden entreißen , und durch tao rie, wenn ſie ſid, damit
einreiben , die geraubte Stärfe des Beſiegten auf ſich überzutragen meis nen . Wie der nordamerifaniſche Wilde , der ſeinen zu Boden gewor: fenen Feind nur fcalpirt und oft nicht einmal tödtet , habe ich viele
Beiſpiele erzählen hören , wo Schwarze und auch hie und da Weiße, mit aufgeſchnittenem leib und des ſo werthvollen Fette8 beraubt noch eine ganze Strece gelaufen -- Sdwarze ſogar mandmal durch einen aber ſterben mußten ſie am Ende doch. Fluß geſchwcnimen find Jeßt , wo ich Auſtralien hinter mir habe , ichreibe ich auc mit
großer Gemütheruhe über dieſe , das wenigſte zu ſagen , unangenehme
und zu aſſimiliren." Wenn wir die Richtigkeit dieſer Argumen
Angewohnheit dieſer wilden Stamme; damals aber als ich den Murray hinunter durch ihre Mitte zog , war mir gar nicht ſo wohl zu Muthe, und ich weiß mich eines Morgend nod recht gut zu erinnern , daß ich mid ordertlich unterſuchte, ob ich mein Bißchen Fett noch richtig bei
tatien nicht im
mir hatte.
mindeſten in Zweifel ftellen , ſo fragen wir auf
der andern Seite, rarum man dieje Anſicht in Bezug auf Deutſchland, tem , ſowie ſeinen Nebenländern, fie toch hauptſächs lich gelten , nicht in praftiſche Ausführung brachte ? Die einzelnen fleinen Staaten mögen die Agitation nicht aushalten fönnen ,
Was das Ausſehen dieſer Stämme betrifft, ſo bin ich darin viel: leicht ein wenig rerwöhnt, und fan gerade aus den Südſee- Inſeln mit einein Vorurtbeil gegen dieſe ſchwarzen, ichmußigen Stämme an, ben: ned aber glaube ich faun , daß ihnen der großte Edmeidler fagen
tas Ganze fann fie ertragen, und dieſe fräftige Roſt wäre
fónnte, fie waren ſchon gewachſen , und wenn auch einige, beſonders an
allein im Stande, der nervöſen Aufregung, die ießt in einzelnen Theilen zudt, wie der nicht minder gefährlichen Abſpannung in
den Männern, einen ſwingeformten Oberförper, und einen , manchmal ſogar edel ausſehenden Kopf haben , ſo find Beine und Arme ineiſtens widerlich dünn und abgemagert, und die Frauen ebenfalls ſelten ſchon
anbern Theilen heilſam entgegenzuwirken .
Dad Buch tee Gr. 8 .
gewachſen. Man fann darüber auch ein ganz richtiges IIrtheil fällen, da fie
iſt ein Beweiß , daß man die Uebel an denen wir und dadurch ganz Europa leitet, erfennt und mit icarfeni Secirmeſfer flogzu .
feinen ihrer Reize verhehlen. Sonderbar iſt es, daß fich die Männer weit eher bewegen laſſen Kleider anzulegen als die Frauen ; die leßteren werfen
legen weiß ; nur zum einzigen aufreichenden Reitungemittel mill men nicht greifen, unb fiebt fich dadurch zu einem ziels und
gewöhnlich alles wieder ab, und ſelbſt in Adelaide, wo ſie gar nicht uns beileitet erſcheinen dürfen, tragen ſie eben nur ihren Opoſſumfellmantel
quê ſichteloſen Kampf gegen die Symptonie verurtheilt.
um id fer geſdlagell . Die Männer gewöhnen ſich leicht und gern an nofen und gemten, nur Stube mogen fie richt, und betrachten alles
( Schluß folgt.)
15:00
248
Goron
terartige mit gründlicher Verachtung. lInter den Tauſenden von Frauen,
und erhalten eine Dede und ein Kleid . Suppe mit friſchem Fleiſch und
die ich in den auſtraliſden Wältern geſehen habe, glaube ich nicht, daß
Erbſen iſt ihr Leibeſſen . Im Jahr 1840 zählten die Sowarzen ( Blade ) 271 Männer, 178 Frauen und 183 Kinder. Gin Geſeß wurde erlaſſen , welches den Weißen das abfeuern von
trei hübſche wiren, oder wenn , ſo hatten ſie ſich jedenfalls hinter einer
Sdumußfruſe ſorgfältig und mit Grfolg verſtedt gehalten. Die Sitten und Gebrauche dieſer Stämne übrigens genau fennen zu lernen , dazu gehört ein jahrelanger Aufenthalt und genauer Ver: fehr mit ihnen ; zu dein erſten hatte ich aber feine Zeit , 11110 311m
leßten , nieines Nierenfettes wegen, gerade feine beſondere Luſt.
Troßdem
jeg ich , wo mir das nur irgend möglich war , die genaueſten Erfun:
digungen über die Stamure ein , und erfuhr mand mal auch mehr wie
Schießgewehren, um Indianer zu erſchreden, verbietet, da fie, wenn ſie so oft feuern hören ohne baduro Staden zu leiden , die Furcht vor den Schießgewehren verlieren , und den einſam wohnenden Schäfern dann auch dieſer leßte Schuß genommen würde. Ein Judianer am Murray gibt ſeiner Frau einen wilden Hund
mir ſelber lieb war von ihren Sitten . Das Intereſanteſte aber dar:
zum Aufheben ; ein Weißer, Robert Gauger Gegr., Colonial Treaſurer,
über erhielt ich in Adelaide von den Protector der ſüdauſtraliſchen In:
läßt dieſen Hund aus irgend einer Urſache, erſchießen, Indianer fomnut zu Haus, findet den Hund todt, und rennt ſeiner Frau den Speer in
dianer, Hrn. Moorhaus, der mir ſein ſeit 1839 geführtes Journal zur Durdy ficht überließ , und mir erlaubte Notizen daraus zu nehmen . Seine Bemerfungen erfrecen ſich hauptſächlich auf die Adelaides Stämme und einige Theile vom Murray vom Boniſee niederwarto bis Murrunda , und da ich dieſe Theile ebenfalls ſelber bejucht hatte,
die Seite , daß die Frau farb .
1841. 2 Auguſt. Gin Viehzüchter am Fluß Lyth vermißt ein Kalb und geht , da er Verdacht auf in der Nähe campirende Indianer
hat, zu deren Lager mit noch zwei Begleitern ; dort angefommer, fleht
intereſſierte ed mich umſomehr; der Leſer findet vielleidt an einem fur:
er auf dem Feuer etwas braten , das er für ſein Ralb hält, und beſchul:
zen Ueberblid des Ganzen Gefallen , jetenfalls aber mandes Neue darin
digt den Indianer des Diebſtahls. Dieſer ſchlägt ihn mit ſeinem Sreer, und der Viehzudyter ſchießt ihr nieder. Det Erniordeten Tochter ſagte aus , das Gebratene ſey ein Känguruh geweſen ; der Viehzuchter hieß Noad. Scharmüßel am Nufus Creef zwiſchen 49 Europäern und
über dieſe wilden der Cultur ſo wenig zugänglichen Indianerſtamme. Ihre Sitten und Gebräude werde ich ſpäter zuſammenſtellen, und mich ießt erſt einnial vor allen Dingen an das Journal halten .
Die hauptſächlichſte Sowierigfeit ideint von Anfang an , bei der Civiliſation der Judianer, darin beſtanden zu haben, ſie zu vermögen ihre beweglichen Wohnungen aufzugeben , fic wirfliche Häuſer zu bauen und
ein Stid Feld zu beſtellen ; damit ware aber auch freilich alles über: wunden geweſen : benn wenn der Indianer erſt einmal ſein altes Leben
aufgegeben und ein neues begonnen hat , führt ihn ſchon hierin ein Schritt nach dem anderen immer weiter und weiter hinein . Dazu wollten ſich denn auch die Stánime, ſo riel Verſuche mit ihnen gemacht
wurden , unter feiner Bedingung verſtehen, und ſelbſt rährend fie Eſſen und Kleidung befamen, gingen ſie nur mit größtem Widerwillen, und ebenſo lange als ſie ſich nicht entziehen fonnten, an die Arbeit.
ilm Adelaide herum hielten ſich 1839 etwa 540 Eingeborne auf, die a118 fünf Stämmen beſtander:. Giner lebte auf Muliaffi , dem ſogenannten Millner Eſtate, und beſtand nur aus 20 Seelen .
Der zweite , der Wirra -Stanım , wohute an den Ilfern des ParaFluſies, nur 120 Seelen .
Der dritte, nördlich von Adelaide bis zum Berg Tenible, nur a118 80 Ceelen .
150 Indianern . Am 20 Februar befanden ſich auf einem Flächenraum von 2800
Quadratmeilen 350 Gingeborne, etwa 1 alſo in je 417, Quadratmeilen . Die Schwarzen ſind manchen Kranfheiten ausgeſeßt, wie beſonders
Entzündungen jeder Art und ihren Folgen , am häufigſten wird Hals und Lunge bei ihnen angegriffen , wahrſcheinlich eine Folge des ſteten Draußenliegend in Nåfie und Kälte. Die Nguya oder Blattern haben and ſchon unter ihren gewüthet , wie das Ausſehen vieler beweißt. 1843–1840 war die Zahl der in der Stadt wohnenden Blad: 159 1841 1842 1843
249 296
.
405.
Dieſe Zahl fireift etwa 100 Meilen nad Norden , 60 Meilen nach Süten und faſt 200 Meilen nad Dſiten , bis nahe zur Vereinigung des Rufus mit dem Murray. An Murray find die Männer und Frauen
an Zahl zienilich gleich.
Im Adelaide : Diſtrict ſind 150 Gingeborne,
70 Männer , 35 Frauen und 41 Kinder.
Murray Blacks in Adelaide
200. Von dieſen 85 Männer , 53 Frauen und 62 Kinder.
8 Juliu8 1843. Viele Zuſammenſtöße mit den Schwarzen , dieſe
Der vierte, Patpunga, au der ſüdlichen Küſte, rom Berg Tenible
plündern viele Hütten und binden die Güter , haben aber feinem ein
bis nad Rapid Vayy , nur 90 Seelen . Dieſe ſprechen alle faſt die nám : liche Sprade .
Leid zugefügt.
Der fünfte, Ramong, an den Ufern von Gncounter Bay. an den 230. Die Hälfte von dieſen oberen Theilen des Alerandrina :Sees
Zeit durch die Zauberer aufgefordert zu ihrem Stanım zurückzukehren,
fie ſagen die Krankheit wäre in mit veneriſden Krankheiten behaftet von der Küſte gelomnien -, Entzündungen , Rheumatiem u18 und Dyſpepſie fommen ebenfalls vor.
(Fortſeßung folgt.)
Die Mädchen, die von Enropäern erzogen find, werden in gewiſſer und mit dem Tode bedroht, wenn ſie dem Aufruf nicht Folge leiſten .
Thieriſches Leben in den aiftijden Gegenden. Aug. Petermann macht in der Verſammlung der geographiſchen Geſellſchaft zu London am 7 Februar einige Bemerfungen über das thieriſche
Die Zahl der Murray - Indianer vom Pominda bis zum Nordweſt: Bend , eine Gutfernung von etwa 120 Meilen , iſt ungefähr 300. : „ Es iſt lange Zeit 1840. Januar 25. Bob , der Gefangene iſt wieder ein vollfom : Leben in den arftijden Gegendeil und ſagte das 1 die gewöhnliche aber irrthümliche Anſicht geweſen , daß in : erhalb der miener Gingeborner geworden ; er iſ faul und ſehr unverſchämt Gefängniß deint eine ſolimnie Schule für ihn geweſen zu ſeyn. Er arktiſchen Gegenten, je mehr man ſich dem Pole nähert, daß animali: iche Leben mehr und mehr abnimmt. Dieſe Anfidt hatte wahrſcheinlich fann unter feiner Bedingung zum Arbeiten bewogen werden. der Beobachtung über die Vertheilung des Menſchengeidlechte ihren in 14 Februar. Mr. Honocs Shafer von den Gingebornen mit | Urſprung, denn die Zahl der Menſden , die jenſeits des Polarfreiſes Speeren getödtet . leben, iſt ausnehmend flein, und hört zwiſchen 75° und 770 N. B., ſo Gjne Frau, wegen Kindedmord, vor Geridt geſtellt, will auf feine viel wir wiſſen, ganz auf. Die Polargegenden geſtatten den Menſchen der an ſie gerichteten Fragen antworten . nur in ſehr präferer Weiſe ſein Leben zui friſten , aber mit den Polar: 25 Mai. Großes Feſt zu Ehren der Königin Victoria, 100 Müßen , thieren iſt dieß ganz anders : viele derſelben ſind der ungeheuren Kåtte 120 Hemden , · 100 Kleider vertheilt , nadher Granien der Kinder und und andern Eigenthümlichkeiten jener Länder gemäß eingerichtet, ſo daß fie in einem andern Klima gar nicht leben fónnten . Das thieriſche ſpäter Feſteſien , 283 Indianer gegenwärtig. Leben findet ſich alſo in den Polargegenden, wie in den tropiſchen , und Um die Kinder in der Schule zu halten, befommen ſie etwas Reis obwohl die Zahl der Arten bedeutend geringer iſt, ſo erfeßt auf der
und Zwiebad , und wenn ſie leſen und ordentlich ausſprechen fönnen , 1 andern Seite die ungeheure Maſſe der Individuen dieſen Mangel.. Berlag der 3. 6. Gotta'ſdeu Budhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attliden Lebens der Völker. N "
63 . 13 März 1652.
Fahrt auf dem ruhigen Canal, wie man das Innere dieſer Buchs
man bier an jeder Rüfte ſteht. Die legtere Stadt wird von fünf ſtarfen Forts überragt, die ſteilſten derſelben haben ſtatt der Paliiſaben Pflanzungen von Aloe. Unbeſchreiblich lielich iſt die Fabrt zwiſchen den ſtete wechſelnden Ufern der Inſeln Brazza und Stulta nach dem Hafen von Spalato, den die Bergveſte Cliffa überragt. Hat man fich in Spalato an dem Palaſt Dios cletian8 ſatt geſehen, ſo muß man nach Salona und am Meeress ufer über die Caſtelli, eine Reihe freundlicher Lanbhäuſer, nad
ten nennt, hatte in der Hiße ſeine großen Reize, wenn man in
Iran , ober nach dem Franci @canerklofter an den Sümpfen ron
der Nacht im Hinterboot faß und den feurigen Strom weit hin.
Salona. Der Guardian iſt mehr als Vorifo Lorenzo, und die
Wanderungen im europäiſchen Olen. ( Von G. v . N ........) 8. Von Sattaro nach Trieſt.
Die herrlichen Buchten von Cattaro verließ ich eben, als Die Witterung fich abkühlte , man baher hätte anfangen fönnen,
jene herrliche Gegend näher zu durchreiſen.
Doch auch die
ter fich Herzog . ben auch jeder Ruderſchlag vermehrte; denn je Weintrauben und Feigen des Kloſtergartens die beſten in Dal matien , und dieſe find ohnehin die beſten in Ouropa .
beißer, deſto mehr leuchtet der Phoephor be8 abriatiſchen Meeree. In Raguſa hatte ich eine der gewöhnlichen Erbbeben zu
Weiß erhebt fich die Bergfette des Moſſor über Spalato,
beſtehen, nachdem ich eine angenehme Fahrt mit einem ſehr ſchön
weiß bleibt ſie bis zum Vorgebirg della Planca , ro ſtunden:
angezogenen und ſelbſt ſchönen Türfen gemacht hatte, der mir
weit fein Grädchen fommt, nicht einmal lichen Nahrung findet,
im ſchönſten Stalieniſch einen Brief von einem Geiſtlichen brachte.
Großartig iſt die Einfahrt in den Hafen von Sebenico, der Ausfluß der Rerfa, die oberhalb des Sees von Scardona yöchſt
Endlich fand fich, daß dieſer liebenswürdige Dann ein Jeſuit aus Palermo war, ein Befannter meiner dortigen Freunde, der
ale Miffionär in der Herzegowina lebt. Ueber ſein Coſtüm er: hielt ich folgenden Aufſchluß. Wir find an Fein Orbenefleid gebunden, in England geben wir als Gentleman, in Amerifa wie es am beſten paßt, in Rom als er ſich dem Parſt vorſtellte, nahm er ſeinen Turban ab, Pius IX ſagte : behalten Sie auf, ich weiß, daß dieß im Orient Sitte iſt. Die Fahrt von Alts Raguſa zu Waſſer nach dem Hafen von Raguſa iſt eben ſo
ſchön als der Weg zu Lande. Der Hafen von Graroſa iſt ein engliſcher Garten , und dort erholt ſich Raguſa wieder von ſeinen frühern Verluſten . Dieſe Stadt iſt am meiſten ſlawiſch in Dalmatien , fürchtet aber nichts mehr als eine Verbindung mit den Croaten , die man für rob hält, rrogegen Raguſa wirklich ein
maleriſche Waſſerfälle macht; nicht in einer Maſſe, wie der Rhein bei Schaffhauſen, ſondern in hundert durch die veridie. tenſten Feljenformationen gebildeten einzelnen ſchäumenten Fälle. Das Waſſer der Serfa deponirt nämlid ; einen ſo ſtarken Kalf ſinter, daß e fortwährend neue Feljen erſchafft. Wohl dem ber bieß Waſſer nicht trinfen darf. Ueberhaupt iſt man mit tem Waſſertrinfen übel baran in Dalmatien ; die ſchönſten Waſſer
leitungen geben warmes Waſſer ; denn die ten ganzen Tag von der Sonne weißgebrannten Felſen fühlen auch in der Nacht nid ; t ab. Sebenico bat den herrlichen Dom , gegenüber ein idös nes Caſino mit freundlicher Loggia, aber viele Bettler magen
den Ort unangenehm, wogegen die beſondere Reinlichkeit der Frauenzimmer um ſo mehr auffält, da die Morlafen, die Lande
ſehr gebildeter Drt iſt, und die italieniſche unb Deutſche Bildung
bewohner Dalmatiens, eben nicht durch dieſe Tugend fich aus
bei weitem ber flamiſchen Nationalität vorzieht . In Cattaro iſt
zeichnen .
durchaus frine Equipage. Denn deren Gebrauch wäre unmöglid, wie in Montenegro ; in Raguſa iſt eine einzige Equipage, ein
und links die Doppelte Reihe von Inſeln im Auge, bis man in den
Von Sebenico behält man die ſteilen Berge im Innern , rechts
Fiafer, um nach dem Hafen von Gravoſa zu fahren. In Spar i idmalen Canal von Padmanu gelangt ; die lange Inſel dieſes lato endlich find Wagen möglich, aber wegen der Enge der Straßen in der Stadt nidyt brauchbar . In Baguia bat man
Namene gibt berrlichen Wein und Del, doch iſt viel nackter
daber Portedhaiſen, die man ſonſt nur in Dresden und Genua
Zara gebörig, bringt , obwohl ſie drei Stunden im Umfang hat, jährlich nur etwa 600 Gulden Ertrag. Hier fönnte man ſich für wenig Geld eine Fleine Robinſoninſel, oder ein mäßiges Fürs
zu ſcben pflegt. Herrlich iſt die Fahrt von Raguſa nach der Inſel Eurzola ,
der einzigen bewaldeten Inſel an der dalmatiſchen Küſte ; bier iſt bedeutender Schiffbau ; die Stadt befißt mitunter reich ver. zierte Häuſer, an den ſchönen Bau der venetianiſden Paläſte
erinnernd ; Das iſt derſelbe Fall mit der Stadt Lefina mit einer ſchönen Loggia. Merkmürdig find die jablreichen Feſtungen, die
Feljen, und die benadıbarte Injel Rabaz, dem Ritter Grfo in
ſtenthum faufen . Die genannte Inſel wird nur von einem Path ter des Ritter Erfo bewohnt.
Auf dem herrlichen Steinpflaſter iu Bara gibt es weber Staub noc Somus, die wenigſten Straßen fönnen mit Wagen befahren werden.. Aber die Wirthshäuſer in ganz Dalmatien
wood
250
find unglaublic ſchlecht, aber auch unglaublich wohlfeil ; wer ſvaren mil muß nach Dalmatien ziehen. Der gewöhnliche Preis cines Zimmer mit reinlichem Bett iſt 7 Sg. , Das Mittageſſen
mit dein herrlichſten Wein 10 bis 12 Sg. Kaum dürfte jemand
cosan
Deutichen Frage gar nicht, und bieg führt ihn eben auf eine Bahn, die kein Ziel hat. In Deutſchland . und Jtalien handelte c8 fich nicht um Freiheit, ſondern um die Vereinigung der bers ſchiedenen Glieber eines zuſammengehörigen Landed. Die Freis .
im Stande jern für ' Sg. Feigen, Weintrauben oder andere
heit ſollte nur das Mittel werden , um dieſen Zmed, der einen
Obſt aufzueſſen. Der Soldat trinkt für 1 sg . eine Flaſche jehr
ſebr conftitutiven Charakter in fich trägt, zu erreichen . Um bieß zu thun, mußte allerdinge manches Beſtehente beſeitigt und eine neue Drtung der Dinge eingeführt werden . Inſoweit nahin die Preſſe, gegen welche der Verfaſſer eine lange Abhandluug ſchreibt, einen zerſtörenden Charafter an ; er mag zum Theil Recht haben , wenn er ſagt, daß die Preffe nichts baue, allein abgeſehen
guten Weine .
Allein wie geſagt, die Wirthshäuſer find dhledyt,
Dae beſte iſt das Dampfichiff ſelbſt, und das Wirthehaue zu Gettinie in Montenegro .
Die gebildete Welt in Dalmatien iſt ſehr freundlich und zuvorkommend, aber nicht gerade ſehr geſellig ; bieß dagegen fint die verheuratheten öſterreichiſchen Officiere, ber Feldmarichal - Lieu : tenant Reiche in Zara und ſeine liebendwürdige Gemahlin ver. ſammeln die Geſellſchaft, und General Mamula in Cattaro iſt die wahre Vorſehung der Fremben, obwohl er nicht einmal vers
heurathet ift.
Ueberhaupt habe ich in dieſer Armee wahre Hul
manitāt gefunden , verbunden mit einer angenehmen Mannichfals tigfeit. Man findet ben biebern Krieger, ben Gelehrten , den Salonmann in derſelben Uniform , unter ſich im beſten Vernehmen und den Nichtjolbaten als Bürger ehrend, denn der Officier ſteht
daron , daß ſich gegen dieſen Sag manche Einwürfe erheben lies Ben, ſo iſt doch auch ficher, daß eben der Geiſt und die Tendenz Der Preſſe eine Warnung und ein Sporn hätten ſeyn ſollen, das zu thun , was allein einen Dauernben Zuſtand begründen fann. Beſteht dieier, jo wird ihn die Preife umſonſt zu erſchüttern ſuden : die Macht der materiellen Intereſſen , die das entſcheibende Wort führen, hält ihn dann aufrecht. So wie der Verfaffer haupte ſådhlich über die Preſſe klagt , fämpft er wieber nur gegen ein
Symptom, nicht gegen den Siß des Uebele, daß die Regierungen
hier nicht außer dem Volf. Er iſt der Monarchie wahrhaft treu
allein hohen fonnten , und, wie die Sachen ftehen , auch jeßt noch
ergeben, aber nicht reactionär, nicht eine eigene Raſte bilbend.
Der gemeine Dalmatiner iſt ein rechtlicher braver Mann,
allein heben fönnen . Der Verfaſſer wirft der Preſſe vor, daß fie fich außerhalb
auf dem der Drud ber renetianiſchen Ariftofratie chirer laſtete, und dann die Metternich'iche Pfaffenerziehung. Wenn hie und
des Principe der Geſammtverbindlichkeit geſtellt habe," 0. h. wenn wir den Verjaſſer recht rerſtehen , daß die Preſſe in einer Lage
Da ein Raub, ein Morb geſchieht, ſo geſchieht das nicht auf uns glauben, ſondern aus zu vielem Glauben , weil ſie wiſſen, daß
ſes), wo ſie den gewöhnlichen Gejegen nicht erreichbar werte. Das iſt biß zu einem gewiſſen Sinne ganz richtig, beweist aber nur, daß die Preſſe ein Geſammtgut der civilifirten, namentlich europäiſchen Menſchheit geworden iſt, was den Verfaſſer, der fich
Der Geiſtliche alles verzeiht, und daß, da er idreigt, weber in diejer noch in jener Welt das Böſe beſtraft wird. Die Regies rung Flärt jeßt das Volk auf ; ſonſt waren die Zeitungen vers
boten , jegt werden ſie in italieniſcher und ſlaviſcher Sprache auds getheilt . Hier ſieht man , daß man wahrhaft den Fortſchritt wil . Auf der Inſel Luſini warb nochmals angelegt, hier hat ein Arzt und ein Geiſtlicher ſeit 30 Jahren die Bewohner zur Sees fahrt crmuntert, das hat ſo gewirft, daß ießt die Stadt Lufin
Piccolo ein ſehr reider Ort geworben, daß hier viele neue Schiffe gebaut werden, und dieſe Inſel Tauſende von tüchtigen Seeleuten liefert .
Indem man von hier der Spiße von 3ftrien zuſteuert,
ſteht man im Hintergrund die Berge bei Fiume, unb bie ganze Oſtküſte von Jayrien taucht aus der Welle, biß man den Leuchts
mit Stolz ſeines Europäerthums rühmt, dagegen gar keine Neigung zum Rolmopolitismus hat, nicht eben verleßen ſollte. findet nicht in andern Verhältniſſen ba @ ſelbe ftatt ? Der Verfaſſer beflagt, das die internationalen Verhältniſſe jo tief eridüttert und das
alte öffentliche Recht ſo gänzlich über den Kaufen geworfen wors den, ohne daß ein neues Recht an ſeine Stelle getreten wäre. " Das iſt doch gewiß nicht die Folge der Preſſe, und der Verfaſſer ſtellt es auch gar nicht als ſolche hin, jondern er beklagt nur ben Fal des alten internationalen Staatsrechte, bae durch die Eins
mengung der modernen, namentlich auch der engliſchen Regierung8. formen in die gegenſeitigen Verhältniſſe der Völfer zerſtört worden
thurm von Promontore erreicht, und die herrlichen Hügel ron
jes.
3ſtrien überſieht, welche bei Pirano ſteiler werden, bis man in
ſogenanntes europäiſchen Staatdrecht nur ein Fauftrecht ſey, daß bloß veinige Reſte diplomatiſcher Formen übrig geblieben , ein
Das herrliche Trieſt einläuft. Hier kann man die ſegensreichen Folgen des Handeld gewahr werben, gute Buchhandlungen, Zeis tungen , herrliche Theater, gute Geſellſchaft, allgemeine Bildung, Achtung vor Kenntniſſen , die Architeften haben Arbeit, Ge.
ſchmack zeigt ſich überall ; die Künſte fangen auch ſchon an zu
gedeihen, e8 wird Mode ſchöne Gemälde zu haben.
Wahrlich
von Den Burgen iſt die Cultur nicht ausgegangen . Uebrigens iſt hier ein Mann , der ſeinem Vaterlande alle Ehre macht, unb für beſſen Befanntwerbung in der gelehrten Welt ſorgt, nämlich Der treffliche A. 4. Kandler, beffen Name der gelehrten Welt bes reits befannt iſt.
Lord Palmerſton, England nud der Continent. Dritter Artikel . (Schluß.)
Wir fonimen hiemit auf eine Seite des vorliegenden Werks die wir gerne umgehen möchten, wenn ſie umgangen werden fönnte. Der Verfaffer erzähnt in ſeinem mannichfachen und mit
reichen Betrachtungen durchzogenen Verfe Deutſchlanbe und der
Dieſes indirecte Zugeſtändniß, daß unſer gegenwärtige
bloßer Firniß, welcher die Unordnung in den Principien und in ben 3been übertüncht," ift ſehr charafteriſtiſch ; einige Völfer bez
nüßen die Macht, welche ihnen die Freiheit verliehen , um andere Völker direct oder indirect zu unterjochen, und man ruft dagegen nichts als den Schemen des alten internationalen Staatsrechts an ! Es wäre zweddienlicher, eine Macht der andern entgegens zujeßen, unb bie eigene Nation ſtart genug zu machen, um fich dadurch der verſtedien wie der offenen Angriffe zu erwehren. Der Verfaſſer ſelbſt zeigt, wie nadgiebig die Engländer gegen die Nordamerifaner geworben find ; man jeße ihnen und ihren Eins
miſchungen eben ſo ein ſtarke8, ſeiner Intereſſen fich bewußtes Volf entgegen, ſo wird dieß im Kampfe für ſeine Intereſſen bie mißvers ſtanbenen Worte von 11 Volf@ ſouveränetāt" und „ Geſellſchaft vers
trag," über teren Mißbrauch fich der Verfaſſer ſo beflagt, gemiß in den Gelehrtenwinkel dieben , wohin fie gehören .
Der Ders
faſſer geſtebi jelbſt, daß England durch die Verpflanzung des engliſchen Repräſentation&principe nach Franfreich ſeine eigenthümliche Macht
251
Com
eingebüßt habe. Wenn die „Ginrichtung einer zweiten politiſchen
Kraft der Kraft, die Intelligenz der Intelligen; gegenüber zu
Tribune" Englande moraliſche Macht ſo gefährdet hat, ſo wird die Einrichtung einer dritten in Deutſchland fte brechen, und das Gleichgewicht wieder herſtellen.
ſeßen ; die angſtliche Beaufſichtigung der Preſſe iſt aber das
Die Sache hat noch eine andere Seite, die mit des Vers jafjer8 Klage über die Art, wie die Preiſe in die Angelegens
heiten eingreife, zuſammenfalt. Frankreich und England“, ſagt er, gaben fich nach dem Kriege von Tag zu Sag mehr jener icheinbaren Sympathie und Anziehung hin, die ihnen einerlei
Richtung gibt, und die fie in Folge eine gleichen Antriebe nach einem und demſelben Ziel hinführt. Sie find zwar nidt in Geſchäftecompagnie getreten , haben aber mindeſtens ihr geiſtige8
Capital gemeinſchaftlich eingelegt, fie befennen fich dem Anidein nad zu einerlei Grundſägen , machen ſich dieſelben Marimen zur Richtſchnur, hegen gleiche Gedanken, ihre öffentlichen Debatten betreffen dieſelben Gegenſtände; dieſelben Zbeen burchzuden gleich . zeitig ihren Geiſt, und Inffen barin analoge Eindrüde zurück. Die engliſche Preſſe di&cutirt alle Angelegenheiten Franfreiche,
gleichwie bie franzöftiche Preiſe alle engliiden erörtert. pat man auch bebacht, wie ſehr ein ſolcher Zuſtand der Dinge jene
ſchlechteſte Mittel, denn man wird dann die Aeußerungen der Blätter über fremde Regierungen der Regierung des Landes, in dem ſie erſcheinen , zuſchreiben, um ſo mehr, ale der Verfaſſer ſelbſt (p. 260) anerkennt, daß die Gefährlichkeit der Preſſe bes deutend geſtiegen ſey, ſeitdem itch die Regierungen ſelbſt ihrer
ald politiſche Waffe bebienen.“ Sit dieß zu ändern ? wir ſagen Nein, und wenn man nothwendig mit Nein antworten muß, ſo bleibt nichts übrig als die Vorbebingung zu geben, nämlich die Freiheit, welche, wie der Verfaſſer aus einer Schrift Guizot8
anführt, nichts iſt, als bie , I heilnahme an der Staatsgewalt. “ Man kann ſich dem gewappneten und gerüſteten Feind nicht ohne Wehr unb Waffen entgegenftellen .
Wir geſtehen eß, wir haben die regte Hälfte des Werfe, wo fich der Verfaſſer auf allgemeine Erörterungen einlaßt, nicht ohne
ein tiefes Gefühl von Niedergeſchlagenheit geleſen, nicht als ob es hier an manchen intereſſanten Bemerkungen fehlte, ſondern weil durch die ganze Argumentation ein Zug, — wir möchten
Rechte und jene Selbftftändigfeit beeinträchtigt, auf welche die
faſt jagen von Verzweiflung an dem jeßigen Zuſtande Europa's und ſeiner Zukunft geht, und der Verfaſſer zuverläſſig feine vers
Nationen heutzutage ſo eiferſüchtig zu feyn behaupten ? Haben
einzelte Erſcheinung iſt. Er hat Geiſt und Tiefe genug, um die
die Staaten nicht auch ihren häuslichen Berb ? Olaubt man, daß
Schattenſeiten, die Mängel der neuern Zeit zu ſehen , er fann fich
weil die Angelegenheiten der Staaten von höherer Bedeutung ftnb, bie Ilebelftände veridwinden fönnen, ſie in dieſer Art der Unterſuchung eines europäiſchen Forum& preidzugeben ? Wird dieß Forum immer im Geiſt der Aufrichtigfeit, dee Wohlwollen und
ihre tief eingreifende Wirkung nicht läugnen , und doch iſt er durch mannichfache Erfahrungen getäuſcht nicht im Stande, die Keime der Zukunft in den jegigen Zuſtänden zu erkennen und mit gleich unparteiiſchem Blid zu würdigen. Mit ſolche :: Ges
Der Billigfeit ſprechen ? Und wirb nicht an die Stelle jenes alten, allerdings mehr gewaltſamen , aber jedenfalls eblern und er . habenern Krieg auf offener Wahlſtatt jener verbete Krieg der
wehr, und nicht mehr der rüftigen Ihat, welche die Zeit erfor.
finnungen ſteht man nur noch auf dem Standtpunft der Ab. Er erfennt bie mächtige Geſtaltung Englande, ſchreibt
bert.
Intelligenz treten mit au ſeiner Argliſt und Gleißnerei ? Wirb man denn nicht ſchon jept gewahr, daß dieſer neue Wettſtreit der Deffentlichkeit eine neue Art von Botmäßigkeit gegründet hat ?
aber die innere Entfaltung lebiglich ſeiner inſularen Lage zu , und
Iſt das nicht eine fortwährende Intervention, wenn man diejer Art
reich erfährt, erfüllt ihn mit Rummer. Wir begreifen dieſe Ans ſicht ſehr wohl, haben audy wiederholt aufgeſprochent, Daß aus dem
Tag für Tag die Angelegenheiten eines andern Staate unters ſucht und fich das Recht anmaßt, Lob ober Tabel zu ſpenden, wie es die eigenen perſönlichen Rücffichten eben mit ſich bringen ? Man lage uns boch, ift Spanien, ift Portugal ſeit dem Anbes ginn ihrer Revolution frei, umſtridt wie fie eß beibe find bon
den Einflüſterungen , Ratbichlagen und Drohungen, welche ihnen im Wege der Londoner und Pariſer Preffe täglich zukommen ?
die Gridhütterung , welche der alte Bau in der neuern Zeit, na
mentlich durch die - wohl überſchafte - Rückwirkung aus Franks gegenwärtigen Intereſſenkampf in England eine große Schmåles rung, wo nicht ein Fall des ariſtokratiichen Princips fich ents wideln fönne, aber nidzis berechtigt zu der Annahme, daß dieſer Rainpf ein blutiger ſeyn werde ; alles läßt hoffen , daß er auf dem Boten und innerhalb der Gränzen der Conſtitution werde eingeidloſſen bleiben . Das iſt die Kraft und der Segen der Freiheit, daß ſolche mächtige Aenderungeu ohne blutigen Kampf,
Hat man die politiſche Tragweite dieſer Preßfreiheit und dieſer Deffentlichfeit berechnet ?"
ohne Ueberſtürzung vor ſich geben .
Wir geſtehen, wir haben eine ſolche Auffaſſung der Sache nicht erwartet. Haben fich nicht die Parteien ſchon im Mittelalter mit Gdriften bekämpft ? 3ft nicht in der Reformationezeit ein
hin zu bemerken , daß der Verfaſſer den eigentlichen Mangel unſerer continentalen , namentlich deutigen Zuſtände flar erfennt, aber — fich nicht näher darauf einlaſſen will. Wenn er gegen
ſehr heftiger Preßfampf ſelbſt zwiſchen verſchiedenen Staaten vor fich gegangen ? Die Sache iſt alſo feine@wege neu , ſondern nur gegen früher bermannichfaltigt und erweitert, wie ſich alles in
neuerer Zeit vermannichfaltigt und erweitert hat. Die Grunde lage iſt breiter geworden, eine größere Anzahl Menſchen nimmt baran Theil, die Sache aber iſt dieſelbe, wie ſchon vor 300 Jah . ren .
Findet man auch alle Beforgniffe und Bedenklichkeiten,
Die bom Verfaſſer ausgeſprochen werden, gegründet , ſo fragen wir einfach: was gibt eg für ein Mittel dagegen ? Wir kennen feines als eine Unterbrüdung der Preſſe, felbft in England ; ob
-
den Schluß von der Anarchie aller ſocialen Kräfte im 3. 1848
bei gänzlichem Mangel eines hinlänglidh ſtarfen politiſchen Sys ſteme, um fte in Baum zu halten“ ſpricht, ſo ift ſehr erſichtlich , rrad unter dieſem „ hinlänglich ſtarfen politiſchen Syſtem “ zu ver ftehen ift. Die Anarchie der ſocialen Kräfte im Jahr 1848 mar
in Deutſchland nicht fehr groß, und die aberwilligen ökonomis ichen Syſteme in Franfreich haben in Deutſchland wenig Glück gemacht und wenig Boben gefunden, aber der Mangel eines „hinlänglid, ſtarken politiſchen Syſtems“, mit andern Worten,
die innere politiſche Zerriſſenheit Deut dland hat fich ſchmerz lich genug fühlbar gemacht.
fie möglich iſt, mag jeder fich ſelbſt ſagen.
Unſere oben aus..
geſprochene Anſicht, daß die Preſſe eine europäiſche Angelegens heit geworden ſey, findet fich aber Durch die Worte des Vers faffers ſelbſt beſtätigt. Es bleibt gar nichts mehr übrig als die
Man kann indeß nicht ume
Wenn der Verfaſſer mit einer Hins
weilung auf den Wiener Congreß endet, jo flingi bieß faſt wie cine Entichuldigung, aber die Weltgeſchichte läßt ſich mit noch ſo rotſgegründeten perſönlichen Entſchuldigungen nicht abſpeiſen .
nogo
252
Goson
Im Hoſpital waren 1847, 86 an Zahnſdymerzen leidend,
Die Indianer Auftraliens. (Fortſeßung.)
1848.
Man fann bei den Indianern die mit den Weißen in Berührung gefomn:en ſind, drei verſchiedene Stadien annehmen. Wenn fie dieſelben zuerſt ſehen, ſind ſie harmlos und den Weißen ſelten gefährlich -- hald aber weicht dieſes Vertrauen was gerade nicht beſonders zu Gunſten
41 an Hautausſchlag. Am 27 Januar wurde ein Europäer , Namens Thomas
Adams, durch den Deputy - Regiſtrator mit einem Mädchen der Schwar: zen , Namens Rudnarto, das zum Flinders Range Stamin gehört, ehelich verbunden .
Es iſt dieß der erſte Fall der Art.
Die Frau befam eine Section Reſerve- Land. (Zur Aufmunterung
der Weißen ſpricht, anderen Gefühlen : fie gehen nie ohne ihre Waffen , und find fortwährend auf ihrer Hut, fortwährend gerüſlet, erſt nach
für andere Heurathsluſtige .) Gin Mädchen, 18 Jahr alt, verließ die Schule, fie hatte 9 Jahr
lángerein Zuſamnienſern mit den Weißen legen ſie dann dieſe Scheu
unter den Europäern gelebt , 4 Jahre in der Schule, ein Jahr bei einem der Miſfionáre , zwei Jahre als Dienſtbote in der Stadt , und zwei Jahr in Gouvernementshaus ; ſie warf alles von ſich und lief fort, um wieder, wie vorher mit den ihrigen im Buſch zu leben . Mr. Yunghusland hatte cinen Chineſen als Schäfer angeſtellt, aber die Schwarzen brachten ihn im Februar um. 1849. Fünf Eingeborne wurden vergiftet gefunden, man hat deßo hals einen Schäfer im Port Lincoln - Diſtrict im Verdacht. Die Schwar: zen hatten mehrmals ſeine Hütte teſtohlen und Proviſionen darauf ge raubt, und man vermuthet, daß er einen Theil derſelben als ledſpeiſe hingelegt und vergiftet hat , In lepterer Zeit ſcheint übrigens der Schulbeſuch bedeutend zus genommen zu haben ; als ich die Schule ſah, waren wenigſtens zwiſchen dreißig und vierzig Kinder gegenwärtig, und die meiſten davon ſprachen ſchon ziemlich verſtändliches Engliſd . Sehr zu ſtatten fommt dem Lehs
wieder ab, und mit ihnen dann auch die Waffen .
an der Königin Geburtstag waren 450 gegenwärtig. 1844. Zahl der Indianer. Solche die in Retem Umgang mit d. Weifen leben , abgeſondert, oder ſelten mit Weißen .
Adelaide Diſtrict Encounter Bay Morunda Port Lincola
Hall River
300 230 300
100 200
60 30
340 40
920
680 = 1600 .
An der Königin Geburtstag waren gegenwärtig 1840, 283 Indianer, 1841 , 1842 , 1843,
374 400 450 Indianer, A
Komiſch flicht tagegen das Verzeichniß derer ab, welche die Schule
rer übrigens hierbei die Verſchiedenheit der Stämme, die ihre Kinder
beſuchten . Wie höchſt unregelmäßig haben ſich die Kinder und ſelten Erwachſene dazu bewegen laſſen , ſo wie aber ein Feſteſſen flattfindet, ſind ſie alle da, und nur die größte Entfernung oder vielleicht zu ſpäte Kenntniß des bedeutungsvollen Tages fann fie davon zurüchalten . In Effen und Trinfen find dieſe Schwarzen groß, und es iſt fabelhaft, was fie mandnal an Lebensmitteln in ſich hineinſchlagen fönnen . Die Nachricht von ſolchem Somaus muß ich aber beſonders 1845 weit verbreitet haben , denn an dieſem Tage waren in Adelaide 1041
hieherſchiden, und mit dieſen die Verſchiedenheit der indianiſchen Sprachen , die oft dicht aneinander gränzend, faum Aehnlichfeit miteinander haben .
Wollen die Kinder von zwei ſolchen Stämnien nun miteinander plau: dern , ſo verſtehen ſie ihre eigene Sprache nicht , und find gezwungen, .
das Engliſche zur Mittelſprache zu wählen. Durch das Gingehen in die Sprache dieſer Stånime hat man etwas von ihren Gebräuden erfahren , was früher nicht geglaubt, oder dede ſtarf beſtritten wurde
daß dieſe Stämme nämlich Territorialrechte
Eingeborne verſammelt ; 384 vom Adelaide-Stamm , 207 von Encounter Bay und 450 von Wellington , vom Alerandriner:See. Hundert Deden wurden an dieſem Tag an die Eltern vertheilt, die ihre Kinder zur Schule renden ; täglich beſuchen die Schule im Durch fanitt etwa 9 Knaben und 10 Mädchen , immer aber nur furze Zeit, währenddem andere bafür eintreten .
befißen. Familien hielten als Grund- und Grbeigenthum gewiſſe Striche Land, die von den Vätern auf die Söhne (wie auf die Töchter) mit ebenſo großer Regelmäßigfeit übergehen, als Gigenthum in Europa oder irgend einem anderen civilifirten Welttheil. Ja ſie gehen ſogar noch weiter dann und wann vertauſchen ſie ihr Land mit dem einer ans
Weiße haben am Murray mehrere Indianer erſchlagen , und die Körper wieder ausgegraben und verbrannt, den Mord geheim zu halten.
deren Familie, das ihnen vielleicht günſtiger liegt, oder durch Heurathen
Den 5 September 1845, ein ſchwarzer Knabe verhungert gefunden. Eigenthümlich iſt es bei den Gingebornen, daß fie in ihrem Natur: zuſtande nie etwas von ungefunten Zähnen wiſſen , bis fie fünf oder fechs Jahr miit den Weißen zuſammengelebt. Am 6 December 1845. Nancy, ein Mädchen im Government Houſe
ging mit ihrem Mann fert, und fonnte unter feiner Bewegung bewogen werden zurückzufommen . Der junge Mann wollte nicht einmal eine ihn angebotene Anſtellung in der berittenen Polizei annehmen. Die
in andere Familien wünſchenswerth erſcheint, wie z. B in dem Fall am
Ning John, der zu dem Diſtricte von Adelaide, Olinely Sturtriver, und Hurtlewale gehörte, es gegen Ngalinga und Maitpunga eintauſchte. Ein Umſtand mit dieſem Landbefiß iſt hiebei noch bemerkenswerth , einige haben große Streden Grundeigenthum, während andere gar feines ihr eigen nennen, fie ſchienen aber die Urſache dieſer ungleichen Vertheilung nicht zu fennen fie ſtammt aus zu alter Zeit her , und ihre münds lichen Ueberlieferungen wiſſen nichts davon. ( Fortſeßung folgt.)
Frau iſt 19 , der Vann 29 Jahr alt .
Als die draußen wohnenden Indianer erfuhren , der auf einer Reiſe begriffene Protector fánie auch ſie zu beſuchen und ihre Kinder zum Sdulbeſuch mitzunehmen, dafften ſie dieſe über den Fluß hinüber, und die wenigen, deren Eltern er bewogen hatte ſie ihm zu überlaſſen, und die er zu dieſem Zweď mitnahm , entwiſchten ihm wieder unterwegs.
1846. Am 30 März verſicherte der Protector, Kinder von Murray herunter zu holen , aber die Wilden verſtedten ſie im Sdilf. Nur zwei hefam er, die ihm fünf Meilen folgten , dann aber auch wieder in den Buld fludyteten .
Im Mai graffirte ter Keldhuſten unter den Kindern der Weißen, die der Schwarzen blieben aber vollfomnien frei davon , und fonnten aud nicht angeftedt werden .
Kinder geben , was fie an Kleidern oder Deden erhalten , augen : blidlich an ihre Eltern.
Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
Neuere franzöſiſde ueberreßungen aus dem Gngs liſchen. Der literariſche Berichterſtatter der Liter. Gaz. vom 6 März ſchreibt aus Paris, daß die Franzoſen, wie es ſcheint in einer Art von literariſ politiſcher Muthlofigfeit, fich auf Weberfeßungen engliſcher Werke zu werfen beginnen. Die Revue des deur Mondo (vom 1 März) habe bereits begonnen , und ihrem Beiſpiel würden allmählich andere Zeitſchriften folgen, umſomehr als die Nevue des deur Mondeo, befannt: lidh die erſte periodiſche Zeitſdrift in Paris , anfündigt , daß fie in
Zufunft es fich zur Regel inachen werde , die Aufmerkſamfeit der Leſer auf die rührenden Nomane der engliſchen Schule zu richten , und ſie entweder in voller Ausdehnung oder im Auszug in der franzöſiſchen Literatur zu naturaliſiren. Es ſcheint dieſe plößlich erwađende Ang= lonomie den Zwed zu haben, die freien politiſchen Anſichten unter der Form von Romanen in Franfreich einzuſchwärzen . Verantiportlicher Redacteur Dr. 68. Widen mann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 64 .
15 März 1932.
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner. ( Bon Karl Zill ) Einfluß der Eltern und Verwandten Mittel fich bezahlt zu auf das Betragen der Weiber,
9. Nepreſſalien .
.
machen . – Ein Familiengericht. – Tracht und Waffen
alle Vorfehrungen zu einer neuen Fludt , die diesmal definitiv
ſeyn ſollte, zu treffen . Eines Tages kam ihre jüngere Schireſter,' die mit ihren Eltern bei den Ouerbe8 robnte, auf Beſud nach dem Demos Safiaf, bielelte verweilte über eine Woche im Hauſe Bel Rai.
der Kabylen . - Unſauberes Négligé. - Spignamen . -Nachlaffigkeit der Kabylen im Sanbadiagebiet. - Der
ſeme, der fie mit der größten Zuvorfommenheit empfangen hatte,
Ghames und der Mula :Fraad. – Die Bohnenernte.
bem Gug -el- Hab zu reiten , wo er fte mit Nadhereien aller Art
Maaßregeln gegen den Biebſdaden im Getreide. - EL: Aſib . Die Getreideernte und der Rhamadan . Bei den Mißhandlungen, welche die Weiber von Seiten ihrer Männer zu erbulden haben, iſt es kein Wunder, wenn dieſelben
regalirte.
und jogar fo galant geweſen war mit ihr und ſeiner Frau nach
-
öfters davonlaufen , und ihre Eltern oder Verwandten zu beme. gen ſuchen ihre Scheidung zu bewirken. 3n der Sriba del Demb.
Safjaf gibt es keine drei Männer, die nicht von ihren erften Weibern geſchieden wären . Die Neſſä haben zwar oft eine etwas nad, brüdliche Züchtigung verdient , denn manche, die lo cben
draußen geſchädert und gelacht, und gelegentlich einen kleinen Riß in den hecontract gemacht hat, ſtellt fich bei ihrer Nachs bauſefunft tobtfrant, und thut als ob ihr jeten Augenblic die Seele audfahren wolle, um fich für einige Zeit der Arbeit zu
entziehen ; deßwegen ſind aber Grauſamkeiten , wie z. G. diejenige
Am Tage nach ihrer Rüdkehr von dem Markte rar
Bel- Raſiem nach ſeinem Aderbohnenfelb gegangen, bei ſeiner Rüts febr fand er das Neſt leer, und die kleine El-Hadichelå ſagte ihm , daß die Mutter mit ihrer Schweſter alle ihre Habſeligkeiten zus ſammengepackt, und dieſelben nach dem Hauſe Bu-Anegha’s ges tragen habe. Er begab fich eiligſt nach der Sriba, ro fo eben feine zärtliche Gattin mit ihrer Schweſter Bu -Anegha's Mauls thier beſtiegen hatte, unb in Bu -Rgbaba's Begleitung abzuzic hen im Begriff war. Der entrüſtete Bel- Raſſem ergriff ohne Umſtänd ſeine Hälfte bei einem Bein, und warf fie über 198
Maulthier berab, bieſe ſprang aber wie eine Rape wieder hins auf, fte ward zum zweiten Mal von ihrem Mann herabgeriſſen , und erhielt ießt von demſelben verſchiedene Püffe, wobei ſie wie Die ganze Sriba hatte fich verſammelt ,
eine Befeſlene drie.
eines Kabylen aus dem Dichemen - Dib, der ſeine Frau, auf den
um dem ergoßlichen Schauſpiel zuzuſehen , niemand ſprac weber
bloßen Verdacht einer Untreue, mit einer glühenden Pflugichar
dafür noch barriber, und Belakaffem ichidte fich an ſeine noch
brannte, nicht zu entſchuldigen. Von dieſem Davonlaufen , ale den einzigen Repreſſalien , welche bie Neſſä gegen ihre Tyrannen ausüben fönnen, machen manche junge Weiber, bie dadurch ihre Gatten wieder zu beſſern Gefinnungen zu bringen glauben, einen wahren Mißbrauch. Giner meiner nächſten Nachbarn , Bel: Raſ ſem Ben Amar, fonnte das Mufter eine guten Ehemannes ges nannt werden, und er behandelte ſeine Frau, ein junges, ver
immer widerſtrebende Gattin nach Hauſe zurückzuführen , als plön lic Bu -Anegba mie ein Tiger aus ſeinem Gurbie hertorſtürzte. „Wer wragt es meine Nichte anzutaften ?" rief er mit zornglütens
zogene Mutterfind , mit großer Güte und Nachficht; dafür wußte
ihm aber Madame Sora menig Danf, und lief bei ber geringſten, auch noch ſo glimpflichen Zurechtweiſung davon .
A18 aber die
Sache zu bunt wurde, ging dem guten Bel- Raſſem endlich die
tem Geficht aus . „Die Tochter meines Brudero ift feine Hündin , um fich ron bir tagtäglich miſhandeln zu laſſen , und ſie hat noch
Brod im Hauſe ihrer Eltern !' A18 der Raſende jab, daß Bels Raſſem dieſe Drohrrorte menig teachtete, ſondern vielmehr leine Frau mit fräftiger sand nach fich zu zieben fortfubr, zog er plößlich ein Piſtol hervor, daß er unter ſeinem Burnuß vertors gen gehalten hatte, und hielt es bem jungen Mann auf die Bruſt, mit der Drohung ibn niederzuſchießen , wenn er ſeine Nichte nicht
Geduld aus, und er nahm ſich vor ihr nicht mehr das geringſte
auf der Stelle loeließe.
zu überſehen. Es geſchah daber, daß fte jeßt dann und wann einige wohl verbiente Dhrfeigen erhielt, welche die beſte Wire
dazwiſchen , unb reteten Bel -Kafſem zu feine ungeberdige Gattin
Die umſtehenden Männer warfen fich
in Gottes Namen zichen zu laſſen, und froh zu ſeyn terſelben
auf dieſe Art 108zuwerden, er Tolle fich eher ſo bald ale möglich
fung hervorzubringen ſchienen , denn ſie war von bieſer Zeit an williger und ſorgſamer in ihren Geidsaften, und widerſprach nicht
Tcheiden laſſen, und ſich nach einer andern Frau umſehen, da ihm
ein einziges Mal mehr.
mit dieſer, welcher ihre Eltern in allem Recht geben , noch oft
Bel-Kaſſem wünſchte fich Glück über
dieſe erfreuliche Beſſerung ſeiner Frau, und behandelte dieſelbe
tabielbe Spiel bevorftünbe.
wieder mit der vorigen Freundlichkeit. Dieſe anſcheinende aendes rung ihres Betragene war aber nichte ale berechnete Verſtellung, um die Wachſamfeit ihres Mannes einzuſchläfern und ungeſtört
die beiden liebengwürdigen Shweſtern zogen triumphirend davon.
Dieſer ließ fich beſchwichtigen , und
3ch war anfange naiv genug zu glauben , daß Sora's Eltern, aug bloßer Afferliebe für ihre verzogene Tochter, dieſelbe zur
254 Flucht berrogen hätten. Dem war aber nicht ſo, denn die Kas bylen gehen in allen Dingen ihren eigenen Gang, und die wahren Bereggründe ihrer Handlungen ſind oft himmelweit entfernt von Denjenigen , die man "ermuthet hatte. Die Sache berhielt fich ganz einfac alio : Bel-Raſſem war ſeinem Schwiegervater noch zehn Tuero8 auf den Kaufpreis ſeiner Tochter ſchuldig.
Gooon
Die famibida , ein langes Hemd von Baumwollenzeug ,
mit kurzen weiten Aermeln , das bis über die Hälfte des Schien being herabreicht, und vermittelft der famila , eine ledernen Gürtelriemen , aufgeſchürzt werben fann.
Die Genduhra, cin Kleidungsſtück von der Form des vors
Statt
beſchriebenen Hemdeé, und das über dieſem legtern getragen
nun auf geratem, offenem Wege darauf zu bringen , daß ſein
wird; die gewöhnliche iſt von demſelben Stoff wie das Hemd,
Schwiegerſohn dieſe Schulb abtrage , zog ber liebreiche Vater bor,
von welchem ſie ſich nur durch einen vom Hals bis auf die Bruſt herabgebenden Längseinſchnitt und durch einen Saum von farbis gem Zeuge unterſcheidet; diejenige der Reichern iſt auß weißem ober buntgeſtreiftem Wollenzeug und der Saum ron rother Seide, iſt aber mehr bei den reichen Arabern als bei den Kabys
Unfrieden unter den jungen Leuten zu ſtiften, und ſeine Tochter zum Entlaufen zu vermögen , um dadurch den Mann derſelben
zu zwingen das Rückſtändige herbeizuſchaffen, möge er eß nun hernehmen wo er fönne, wenn er ſeine Frau wieder haben wolle. Der gute Bel-Raſſem liebte aber ſeine Frau wirklich, und er fonnte ſich nicht dazu entidhließen ſich derſelben auf dem Weg Rechtens zu entlebigen , wie man es ihm von allen Seiten ges rathen hatte, er verkaufte ein Pferd um cinen Spottpreis, befries digte ten Alten , und holte die Ausreißerin wieder nach Hauſe, wo ſie ſich von nun an ziemlich leiblich betrug, da die Urſache ter ihr früher eingelernten Rolle weggefallen war. Ein anderer Fall dieſer Urt trug fich im Duar -Sordun zu.
Ein junger Mann hatte ſeine Frau von ihrem Bruder zu filfila erſtanden. Der Kaufpreid war in zwei Jerminen zahlbar, von welchen der erſte entrichtet wurde, der zweite aber auf ſich wars ien ließ. An einem ſchönen Morgen fam der Herr Schwager,
unb führte ohne weiter ſeine Schweſter, ale Unterpfand für ſeine Forterung , nach Filfila zurüd. Dießmal rar eß mehr Eigens nuß als Liebe, die den Ehemann ſich um die erforderliche Summe
umthun ließ ; die Cholera hatte vor zwei Jahren ſeine ganze Fas milie hinweggerafft, er war ganz allein und fonnte baber ſeine Frau nicht wohl entbehren. Gr fonnte jepi bad Gelb, welches man ihm lange vergebens gefordert hatte, in furzer Zeit aufbrins gen, und fich ſo ricter in den Belis ſeines Weibel legen.
Auch meine Nachbarin Fatma, die Frau Abdallah -Ben -Ses ruálá's, legte verſchiedene Male an , ſich von ihrem Mann ſcheiden
zu laſſen. Sie wurde zwar ron demſelben nie mißhandelt, allein fie hatte faum ihre Blöße zu bedecken, und während dee ganzen abicheulichen Winters war ſie ohne Hemb, in ein dünne Stück Baumwollenzeug drapirt, tas ihr nur bis an dic Knie reichte, die Arme bis an die Schultern bloß ließ, und faum für die Kleis Tung eines Kindes hingereicht hätte. Wenn fie ſich deßhalb bei ilren Mann beflagte, lo antwortete ihr dieſer, daß wenn ſie das Gelt, das ſie für Neja (Schnupftabat) zum Kauen vergeudete,
für ten Unterhalt ihrer Kleidung anwenden wollte, ſie ſich eben ſo gut all andere Weiber fleiden könnte. Cinſt hatte er ihr alle ilire Gier, nebſt einem Hahn, verfauft ; dieß vrar denn der guten Farma Doch zu arg.
Sie nahm ihre beiden Mädchen bei der
Hand und begab ſich mit denjelben zu ihrem Bruder, der zwei Stunden von hier im Gebirg wohnte ; dieſer fam auf den Abend
mit ihr zurück, und es warb eine Art von Familiengericht, bes
len gebräuchlid . Die S deldia iſt eine rothe, gefilzte Müße, von der Form
der ſogenannten griechiſchen Müße, unter welcher zwei bis drei andere, von grobem weißem Filz zur Erhaltung der ſteifen, runs den Form derſelben getragen werben .
Der Haif beſteht in einem 10 bis 15 Glen langen und anderthalb Ellen breiten Stud bünnen Wollenzeuge , wovon die
feinern Sorten, ein florartiges, mit Streifen von weißer Seide burchzogenes Gewebe aus der feinſten weißen Wolle, ron dem Bled -el- Didherid, wo fle oerfertigt werden , den Namen Gl= Diceridi erhalten haben, und auf 80 bis 120 Franken das Stück zu ſtehen fommen . Dieſe leptern find ebenfalle bei den Kabylen eine große Seltenheit, und ſelbſt der gewöhnliche grobe, wollene Haif wirb heute meiſtentheils durch einen baumwollenen , von franzöſiſcher oder engliſcher Fabrif, ber nur 2 bis 3 fr. foftet, erießt. Dieſes Kleibungeftud betect die rothe Müße, geht loſe unter dem Kinn durch , bildet dann, unter einem Arm
durchgehend, einen zierlichen Faltenwurf um die Bruſt; ein ans derer ſolcher fällt über den Vorderleib bis zu den Füßen herab und wird beim Geben durch ein baumwollenes oder ſeidenes, an dem über die linke Schulter fallenden obern Ende befeſtigtes Schnupftuch emporgehalten. Der Kaif iſt der eleganteſte Theil der Kleidung der Araber und Rabylen , und iſt mirflich von einem maleriſchen Effect. Die Prima iſt ein wolener oder fameelhaarener Strang von brauner Farbe, ter als eine Art von Turban um den Kopf
geſchlungen wird, und dabei Den obern Theil des Gaif ftraff über die Schejchia ſpannt. Weißgraue, aus dem Bauchhaar des
Fernet (Canis megalotis) gefilzte Kopfbinden ſind ein großer Lurusartifel, und werden nnr von großen Häuptlingen im Tel und in der Sahara getragen. Die Kabylen befeſtigen ihren Haif über der Scheidhia meiſtens nur mit einer einfachen , ſelbſt
rerfertigten Schnur von Wolle oder Biegen haaren . Der Burnuß iſt ein großer, weiter, mit einer Gapuze verſchener Mantel, der fnapp an den Schultern anliegt und in ſchönen Falten bie auf die Fußknöchel herabfällt. Zu einem
ſtehend aus den Aelteſten der Sriba, verſammelt, welche nach An-
vollſtändigen Anzug gehören zwei Burnuſſe, wovon ein feinerer unter einem dichtern getragen wird. Die Kabylen ſind aber frob,
hörung der wechielſeitigen Beſchrerten des entzweiten Paarce,
wenn ſie einen Burnuß baben , und derjenige, der ſich zwei
entichied, daß Ben- Scruälä ſeine Frau mit den nothwendigen
berſelben erlauben fann, gilt für einen reichen Mann,
Kleitungeſtücken zu verſehen habe, widrigenfalls man die Sade ror ten Kadi bringen würde. Der Verurtheilte, der jeiner Frau zu ſehr bedurfte, fatte keine Luſt es ſo weit kommen zu laſſen ,
Die Sfatſchir ( Strümpſe) ſind eine Art Kamaiden von ichwarzer oder brauner Wolle, welche die Männer ſelbſt ſiricfen , wobei fie fich zweier Stäbchen alé Stricknadeln bedienen. Sie werden nur zur Winterêzeit getragen, bedecken bloß die Waben
zuigal ba er zu arm war fich eine andere zu verichaffen ; Fatma erhielt eine neue Melfa , und ſomit war der Streit beigelegt.
Die Tracht der Kabylen iſt wenig von derjenigen der Araç ber verſchieben. Die zum vollſtändigen Anzug eines Mannes gehörenden Kleitungeſtüce find folgende:
und werden hinten vermittelſt eines Neftels zuſammengeſchnürt. Die Sebabet (plur. von Sabat, Schub ) find ebenfalls ein Gegenſtand des lurus bei den Kabylen , da dieſelben jahrs aud jahrein barfuß gehen , und nur bei manchen Arbeiten, no
255
ihre Füße zu jebr nothleiten würden, eine Art ron Sandalen tragen , welche ſie ElsGa niennen .
Jeder verfertigt ſich dieſe
einfache Fußbekleidung jelbſt : zirei Stüde Rindeleber , woran
Rußland mehr Millionen als damals Tauſende, damals 6 Städte, ießt
700, „ das Rußland Nurifs und dag jeßige ruſfiſche Reich, weld unabs ſehbarer Abitand !"
noch tas Haar befindlich iſt, werben ſo zugeſchnitten , daß fie aufs
gebogen nur einen idmalen Rand um den Fuß bilden ; ſie wer
Die Indianer Auftraliens.
den in Waſſer eingeweicht, dann der Fuß jo darauf gejeßt, tag
( Fortſetung .)
die rauhe Seite audmärts fommt, und endlich der Rand aufs gebogen , wobei er mit einer ringdum durch denſelben gezogenen Schnur gezwungen wirbtie Form des Fuße8 anzunehmen .
Was die Nahrung dieſer Schwarzen anbetrifft, ſo find ſie dabei natür: lich einzig und allein auf die Jagd angewieſen ihre niedere Jagd
Dieſe Sandaren werden mit aus Gras oder Zwergpalmblättern geflochtenen Schnüren um das Bein befeſtigt und dauern zieme
bleibt aber nicht bei Haſe und Rebhuhn ober vielleicht Krammetsvögel Ptehen, wie bei uns in Deutſchland, ſondern geht auf Naupen, Larven Würmer, Käfer, Schlangen, Gidechſen, und Gott weiß was ſonſt alles herunter. Ich bin feſt überzeugt, fie eſſen was ihnen vorfommt - was es immer auch Tey -- die erwachſenen Männer wenigſtens ; für die Frauen und Minderjährigen beſtehen aber gewiſſe Gefeße, die ſtreng eins -
lich lange. Der Seruel , die reite mauriiche Pumphoſe, wird nur
ron reichen Arabern getragen und iſt den Rabylen unbefannt.
gehalten werden müſſen .
Dieſe legtern gehen immer unbeholt, wie die alten Bergidhotten,
So werden Kindern feine Vegetabilien gegeben, weil man glaubt, daß fie ihnen ſchädlich find. Solange noch an der Bruſt , darf der Säugling (der dieſen Ghrenpoſten übrigens zwei bis drei Jahre , und manchmal noch länger behauptet) die mangalya turlukka , eine Larve
und dieſe Sanóculottes find es, welche die rothen Hoſen der Franzoſen ihon mehr als einmal aufgeflopft haben ,
G8 iſt hier der Ort, von den verſchiebenen Waffen der Rabylen zu ſprechen, da dieſelben ſo zu ſagen einen integrirens Den Theil ihres Aufzugeb aufmachen . Ihre Lieblingeraffe ift Gl- Mofhala , bie Flinte mit langem Lauf ; fie iſt die einzige, wahre Geliebte des Mannes, von welchem fie regelmäßig jeten
aus dem Wattelbaum, efſen -- ſobald die Zähne herauskommen, werden ihm Leber und Muſcheln erlaubt, und wenn entwöhnt , alſo in einem Alter von zwei bis drei Jahren , Vegetabilien und Lunge und leber der Thiere.
.
Während der Schwangerſchaft dürfen die Frauen feine Emuo
Tog auf das ſorgfältigſte gepugt und eingeölt wird. Sie iſt jeine unzertrennliche Begleiterin im Krieg, auf der Jagd und auf
(auſtraliſche Kaſuar) oder Opoſſum & eſſen , ſonſt werden die Kinder franf. Am Murray dürfen ſie auch in dieſem Zuſtand feinerlei Art von Fiſch
tem Spaziergang, und er bertauit fie nur nothgebrungen gegen
ju fich nehmen.
den Pflug, bie Hade und die Art , welche hier den größten
Jungen Männern , wie jungen Mädchen iſt am Murray ebenfalls,
Theil des Jahres ziemlich Ruhe vor ihm haben. Die Balasta,
wie Kinder, in einem gewiſſen Alter, der Fiſch Relabfo unterſagt . wenn ſie idon Fleiſch eſſen , eine beſondere Art von Enten nicht an:
eine auf ſeiner linken Seite an einem ledernen Gürtel getragenen Taſche enthält ein Duzend Patronen von Rohr und eben ſo viele
rühren dürfen .
Kugeln : es iſt eine lederne Scheibe baran befeſtigt, worin ein
Wenn die Frauen einmal über das Alter des Kindergebårens hinaus find, dürfen ſie eſſen was fie wollen, ebenſo die Männer, wenn fie ihre
langce Meſſer ftedt; unten hängt ein fleines Horn, worin ich
lepten.Cerenionien , die fie zu Burfag oder vollen Männern machen, etiras mit Del getränkte Wolle, zum Einölen der Flinte, bez
findet. Zu gleicher Zeit bient dieſelbe zur Brieftaſche und zum Geldbeutel, und wird von ihnen beſtändig auf dem Leib getragen . Manche tragen in einen über die Schulter bis zur Baladfa terablaufenten Bandelier ein türfiichel, franzöfiiches ober eng. liſches Reiterpiſtol. Es iſt dieß eine rerrätheriſche Waffe, da ſie fich leicht unter dem Burnuß verbergen läßt, und iſt daher die
Lieblingéraffe ter Straßenräuber und Nachtdiebe. Das blanfe Gewehr der Rabylen iſt ron dem verſchiedenſten Urſprung, unb man ſieht bei ihnen Säbel, Vatagang nnd Dolche ron mannich
überſtanden haben. Bis dahin iſt ihnen aber ebenfalls manches ver: boten . So dürfen die unverheuratheten Männer z. B. nicht eſſen : Råne
guruhe , die aus dem Beutel der Mutter genonimnen find , die großen Eingeweide der Thiere, das rothe Känguruh oder in manchen Diſtricten nur nicht die Vorderblätter desſelben dao weibliche Känguruh all der verſchiedenen Arten und den wilden Hund. Wenn verheurathet, fönnen fie fich an den großen Gingeweiten ergößen und das Emu effen, und wenn erſt einmal Burfas, wie ſchon geſagt, alles verzehren ivas vorfommt.
faltigen Formen und Größen ; toch ſind dieie Waffen hier lange
Känguruhs und Gmus fangen ſie manchmal in Neßen ; dieſe Neße (die ſie übrigens, beiläufig geſagt, gerade fo ftriden wie die Europäer) werden auf den Wechſel geſtellt, und die Thiere, deren lager oder Aeßungs
nicht io gemein als die Feuergerehre.
Bloß die Berrobner der
plaß fie vorher ausgemittelt haben oder wiſſen , hineingetrieben. Wom :
großen Kabylia haben , irie idon gejagt, bei den Fliſſas rer fertigte lange Säbel, die ſie im Krieg über die linke Schulter
eine Art Dadio - erſticen fie in ihren Löchern. Die Zubereitung ihrer Speiſen iſt ebenfalls ſehr einfach ; fie dåm : pfen, nach Art der meiſten wilden Stämme, ihr Fleiſch und ihre Vege:
hängen. Ferríepung folgi .)
bats
tabilien , nur die Larven der Inſecten verzehren fie roh .
Berauſchende Getrånfe haben ſie nicht, und das einzige und fünit: lidhe pas ſie ſich machen, beſteht aus den Blüthen der Vanffia, die fie
Das tauſendjährige Jubiläum Rußlands. Man hat wie es ſcheint in Rußland die Abſicht, den tauſendjáh:
rigen Beſtand des Reiche zu feiern, denn das Journal des Miniſteriumo te & Innern enthält in ſeinem Januarheft einen Eingangeartifel, worin unter der Neberſdrift „ 852—1852 tauſendjáhriger Beſtand Nußland8"
auf die Geſchichte der Entſtehung des ruſſiſchen Staats verwieſen, und auf den ungeheuren Umſchwung ſeit jener Zeit aufmerkſam gemacht wird. Damals hätten die eſthniſchen und ſlawiſchen Stanıme zu Rurik und ſeinen Brüdern Geſandte übers Meer geſchicht mit der Bitte , daß fie fuminen , und über ſie herrſchen möchten , jeßt nach 1000 Jahren ſenen
die Blide von jenſeits des Meeres auf Rußland gerichtet, als auf den einzigen rettenden Damm für die Ordnung der Welt. Jeßt aber zähle
in Waſſer legen , damit dieſes den Honig herauszieht und auflöst dieſes Waſſer trinfen
e dann .
Ihre Wohnungen beſtehen theils aus Büſchen, theils aus Stücken Rinde die auſtraliſchen Bäume ſchälen fich nämlich großentheils ſehr gut - vorzüglid alle Gumarten die Ninde ftellen ſie in einen Halb: freis zuſammen , ſo daß fich oben die Spißen alle in einem $ unft bes gegnen, und ein einziger vorgeſtemmter Stod hält dann das ganze Zelt oder Dach. Didt davor machen ſie das Feuer, und natürlich wird die Rinde jo geſtellt , daß ſie den Inliegenden wie das Feuer gegen den Wind ſüßt. Dieſe Wohnungen fönnen und müſſen ſie leicht verändern , da ſie vollfommen auf die Nahrung angewieſen ſind, die ſie draußen finden, und wird es in irgend einer Gegend ſelteni , ſo ziehen ſie eben weiter. -
-
256
wo
Gooon
Speer beſteht aus zwei Theilen , iſt fünf bis ſeche Fuß lang und manchmal ebenfalls mit Olas bewehrt. Der obere Theil iſt aus dem
Der Larvenhafen iſt wiederum ein eigenes Inſtrument, und fie gebrauchen es um die Larven unter der Ninde der Gumbáumie vorzu ziehen ; der Hafen beſteht aus einem gewöhnlichen, dazu beſonders ge ſchnittenen Zweig, etwa einen Fuß lang. Die Larren oder Puppen die ſich in der Erde aufhalten , graben ſie mit dem Kurfo oder fleinen Spaten aus. Mit dieſem verſchaffen ſie ſich auch die Muſcheln an den
Theebaumholz oder ſonſt ſchweceni Material gemacht, zu dem anderen
Ufern der Seen oder Flüſſe.
wird Schilf oder die Stengel des ſchilfartigen Gandbaumes genommen, und beide werden mit Barz und Thierſehnen aneinander befeſtigt; die:
Die auſtraliſchen Indianer find aber feineswegs ſo ungeſellig, als man nach allen Beſchreibungen von ihnen glauben ſollte, ſo haben ſie
Waffen. Die Adelaide -Stámme haben einen Winda , das iſt ein ſehr großer Speer von acht bis zwölf Fuß Läuge mit glatter oder Feuer: ſtein :, Glað: oder eingeſchnittener Spiße ; dieſer Speer wird auf eine Ent: .
fernung von zehn oder zwölf Varde geworfen. Der fleine oder Reiya:
1
ſen Speer werfen ſie 60-80 Yarde .
Der Catta Wirra iſt ein zweiſchneidiges Hols, vier Fuß lang, rund und meißelartig zugeſpist, und wird gewöhnlich in Oefechten gebraucht, wenn fie handgemein werden. Die Wirra iſt zwei bis drei Fuß lang, an einein Ende mit einem Knopf oder Kolben verſehen, und zum Werfen und Tödten des Wildes gebraucht ; das Schild das ſie benußen, um ſich gegen die Waffen ihrer Feinde zu ſchüßen , iſt von Gumrinde gemacht, etwa zwei Fuß lang, breit in der Mitte und nach den anden ſpiß zu: laufend. In der Mitte find zwei Löcher, durch welche eine Schnur oder Sehne gezogen wird , und hieran hält es der Krieger. Feuerſteine benügen ſie entweder fu als Mefier, oder auch mit Harz
an einem Stiel befeſtigt (die Randappe) als Beil oder Meißel -- mando: mal nehmen ſie auch hiezu ſtatt des Feuerſteines Muſdeln. Die Murray -Stamme haben dieſe Kandappe nicht, wenigſtens habe ich ſie nie bei ihnen geſehen , überhaupt feine Angriffewaffe im Hand:
gemenge, ausgenommen die Wirra oder Reule. Dann aber ebenfalls den Schild, dort größtentheils aus Holz verfertigt, manchmal mit einem
hineingeſchnittenen Handgriff, da der Schild in der Mitte did, aber nur ebenſo breit iſt, die Hand zu deden und , etwa zwei Fuß lang , ſpiß ausläuft. .
Außer diefem haben die Stamme deß oberen Murray noch den ſchon früher erwähnte Bunuerang, ein gebogenes, etwa zwei Zoll breites und anderthalb Fuß langes, flaches, fichelartiges Stüd Holz, das ſie ſchleus dern und das, wenn es ſein Ziel verfehlt, in einem kurzen Bogen ſchwirs
rend wieder zu dem Werfenden zurüdfehrt. Ihre Nadeln fertigen fie aus den Knochen des Känguruhe oder Emus , und ſchleifen ſie auf einem Stein . Die Neße ftriden ſie aus den Sehnen verſchiedener Thiere oder aus Pflanzenfaſern, die ſie fauen und durch Neiben der Hand auf dem Schenfel zu Faden bilten . Ihre Felle, die ſie zu Kleidungsſtúden , 0. h. Deden verarbeiten wollen , werden auſgeſpannt und mit fleinen Pflöden befeſtigt, und mit Aſche und Staub umgerieben um das Fett zu entfernen, während man
die fleineren nur mit glatten Steinen reibt, um ſie weich und elaſtiſch zu machen . Das Kleidungsſtück, wenn beendet, iſt faſt vieredig, wird über die linfe Schulter geworfen und an der rechten befeſtigt, ſo daß es den rechten Arm frei und unbehindert láßt. Die Frauen ſchlagen es über den Nüden und die linfe Sdulter , und nehmen es unter den rechten Arm durch ; das Ganze wird dann durch eine Sonur, die über Dede
und Rüden geworfen wird, zuſammengehalten. Dadurch bleibt aber eine Art Taſche auf dem Rüden , und in dieſer tragen ſie ſtets die Kinder. Den Wadna oder Kletterſlod benußen fie um die Gumbäume zu
im Frühjahr und Sommer , und auch manchmal im Herbſt, mit ver: ſchiedenen Stämmen vollſtändige Zuſammenfünfte
ordentliche Raffee
viſiten, die ſie unter einander geben .
Dieſe Zuſammenfünfte ſind aber zweierlei Art .
entweder zu einem
freundlichen Feft oder zu Krieg .
Wenn zu dem erſten Zweck, ſo verſammeln ſich die verſdiedenen Gruppen doch in friegeriſcher Ausrüſtung – ihre Körper und Schilde find mit Kreide bemalt, und jeder erwadjene junge Mann trägt einen Speer. Sobald ſie ſich einander genährt haben , feßen fie fich auf die Orde nieder ; find welche dabei die ich einander nicht fernen , ſo werden
fie förmlich vorgeſtellt, wobei alte Leute ihren Stammbaum und die Lage ihres Landes den übrigen mittheilen. Abends werden förmliche
Tänze und Pantomimen abwechſelnd von jedem Stamm aufgeführt. Die Adelaide:Stämme haben den Ruri und Palti. Der Ruri wird nur von den Männern ausgeführt die Frauen und Kinder fißen dabei auf dem Boden in einem Halbfreig, und inmits
ten dieſes fauert ein Burfa oder alter Mann mit zwei Stöcken in ſeiner Hand , den Wirri und Ratta , ſchlägt mit dieſen den Tact und ſingt. Die jungen Männer ftampfen und tanzen dabei vor ihnen ; an ihre Kniee und Gürtel befeſtigte Straud buídel dienen dazu noch beſſer tert Tact zu halten, und ſie ſelber haben ſich mit Rafabufedern und Kreide:
malereien herausgeſdmüdt. Der Palti iſt viel geräuſchvoller als der Kuri ; die Frauen und Rinder figen dabei auf der Erde und ſchlagen mit ihren Händen zu: ſammengeballte Känguruh : oder Dpoflumfelle , bie einen hohlen laut
geben, indeß die Männer tangen, und ihre Wirris und Kattas zuſam: menſchlagen oder audy abwechſelnd mit den Frauen fingen. Wenn dieſe Stamme in feindlichen Abſichten zuſammenfommen, ſo haben ſie - gewiß etwas ſehr ritterliches zuerſt am Abend vorher einen Kuri oder Palti , und mit Tagesanbruch am nächſten Morgen beginnt dann der Kampf. Ihre Gefechte werden faltblütig und grau: ſam geführt und es ſcheint faſt al8 ob ſie ſich oft feineswege deßhalb ſchlagen, um geſchehenie Kränkungen zu rächen, ſondern nur die Tapferfeit und Behendigkeit ihrer jungen Leute zu erproben. Während den drei uder vier Stunden dauernden Gefedit wird faum ein Wort geſprochen, oder der geringſte Lärm gehört, außer dann und wann der ſchrille Ruf , wenn einer einem geworfenen Speer uur eben entgeht , und doch find mit den Frauen und Kindern oft Hunderte von Zuſchauern dabei. Freundliche Stämme haben ihre Lager ziemlich nahe bei einander, immer aber in etwas geſchieden und ſo geordnet, daß jeder das ſeinige
erſteigen , und dieß thun ſie auf folgende Art : zuerſt werfen fie alle
nach der Richtung zu aufſchlägt, wo ſich ſein Wohnfiß befindet. Meh:
Kleidungeſluđe von ſich und ſoßen dann mit dem Wadna ein Loch in
rere Familien liegen häufig in einer und derſelben Hütte , nichtebeſto: weniger hat aber dann jede ihr beſonderes Feuer. Die Stämnie des Murray nennen ihren Tanz Korroberi, und alle die ich dort geſehen , haben Aehnlichkeit mit dem Balti und Kuri.
1
die Ninde ;
dieß erſte machen ſie etwa zwei Fuß vom Boden und
feßen darin die kleinen Zehen des linfen Fußes. Mit dem linfen Arm unifaſſen ſie dabei den Stanım , während ſie mit der Nechten wieder ein andered Loch , und die Wadna ſolcher Art in den Stamm ſtoßen , daß fie fich daran hinaufziehen fönnen. In dieß zweite Loch fomat nun
(Fortſepung folgt.)
der Ballen des rechten großen Zehen, der Wadna wird wieder heraus:
Soldanella Alpina. In der Sißung der Londoner Linne'ſchen
gezogen zu einem dritten Loch für den zweiten Tritt des linfen kleinen
Geſellſchaft am 17 Februar las fr. 3. Woobe „ Bemerfungen aus einer botaniſchen Reiſe in Franfreich " vor. Bei dieſer Gelegenheit wurde bemerkt , daß Dr. Lortet in den Annalen der Agriculturgejellſchaft von Lyon die Thatſache mitgetheilt habe , daß wenn die Soldanella Alpina unter dem Sdnee blüht , eine vollſtändige Bohlung fic umherbildet. ( Liler. Gaz. 6 März.)
Zehen und ſo fort.
Inſectenlarven finden ſie durch den Rutua (Dung) , der auswärts in den Deffnungen liegt, aber ſelbft wenn ſie von der Wurzel inwendig heraufgefonimen ſind und fich feſtgebohrt haben, fönnen ſie es an dem frånflichen Ausſehen der Bäume erfennen .
Berlag der 3. G. Cotta'idhen Buchhandlung.
!
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann.
+
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 65 .. ሰ ur. 16 März 1852.
Der botaniſche Garten zu Kew.
geraden regelmäßig dünner werdenden Stamm und einer ſpiral.
förmig wie ein Narwalhorn gedrehten Rinde. Sein Nachbar ( Nach dem Quarterly Review. Dec. 1851. )
Der Anblic von Kew zeigt, welche Eroberungen wir forts dauernd durch die eifrige Jagd unſerer Employés in der ganzen Welt machen. In Georgs III Zeit war das alte Arboretum
iſt die achte blätterabwerfende Erpreſſe ( Taxodium distichum) aus Nordamerika, ein febr zierlicher, wie mit Federn geſchmückter
Baum .
Die find bloß die auffallendſten Zapfenträger in der
Nähe .
für genügend erachtet, alle die ſtärfern Bäume
Weiter hin läßt der Beſucher den Sonnentempel und eine
aufzunehmen , jeßt gelten 200 Acres nicht für zu viel. Unſer alter Pinnoc gibt, natürlich auf Linné fich ſtüßend, an , daß
Libanonceder rechte, das Palmenhaus iſt, gleich einer rieſenbaften Blaſe, aber nur in der Ferne ſichtbar, und zieht ihn fort , trok der Verſuchung, noch länger zu weilen . Balb nimmt ihn eine Allee
fünf Acres
man glaube, es möchten wohl über 20,000 Arten von Pflanzen ſenn, welche bad von den Naturforſchern ſogenannte Pflanzens reich außmachen , und man werbe über dieſe Zahl nicht ſehr ers
ftaunen, wenn man erwäge, daß die ganze Oberfläche der Erbe damit bedeckt ſen.“ Im J. 1851 enthielt das Privatherbarium del Director del Rew -Garten8 150,000 Arten, und dieſe Bahl,
ſo erſtaunlich ffe iſt, ſteht gewiß noch weit unter der, die man
noch entdecken und ſammeln wird. Hier iſt eine Encyklopädie, welche fich dem Auge in Geſtalt von Thatſachen ſtatt von ger dructen Worten Darſtellt. Wenn z. B. ein Fichten . Narr burch das ſchöne eiſerne Thor tritt, ſo wird er ſtatt in dem reizenden architektoniſchen Conſervatorium vormärts zu ſchreiten, gleich am
Eingang durch zwei große auſtraliſche Fichten (Moreton Bay Pine eber Araucaria Cunninghami ) an beiden Seiten des Hauptgangs aufgehalten werden . Sie ſind für ihn die Säulen
des Hercules, denn ſobald er fich linfo wendet, iſt er in dem mittelmeerijden Gebiet des alten Arboretum .
von Roſen auf, aber er kann auch in dieſem Blumenpfad nicht
bleiben, denn bereits erſcheint ein Baum, der wie aus den Deuts idhen Kohlenminen oder aus den Steinbrüchen von Craigleith genommen ſcheint, die Araucaria Imbricata, ber älteſte Baum bieſer Art in Europa, den Vancouver von ſeiner Keiſe um die Welt heimbrachte. Auf einem der oberſten Zweige erſcheint etwas wie ein Vogelneſt, es iſt aber ein Zapfen ; ſolche haben ſich ſeit mehreren Jahren entwickelt, doch umſonſt – Der Baum iſt ein eine ſames Weibchen, die Araucaria trauert um den fernen Ge mahl, und bezeigt die Aufrichtigkeit ihrer Trauer durch die Ers zeugung unvollſtändiger Nüſſe. Dieſe zweigehäuftgen Pflanzen
find für den gewöhnlichen Verſtand ein traurige Räthiel, aber der Fichtenenthuſiaſt findet, wenn er ins Muſeum tritt, im Con traſt mit der verkümmerten engliſchen Frucht heimiſche Proben aus den Gebirgen von Chili . Der Zapfen der Araucaria Jnis
Zu ſeiner Linken
bricata, der im Garten wuchs und nur unvollfommenen Samen
hat er eine forfiiche Fidte ( P. Laricio), die einigermaßen der
hat, iſt faſt rund und hat in der Mitte einen Umfang von 16 '/2
fchottiſchen Föhre gleicht, aber eine luftigere, ſchlankere Geſtalt Zoll, ein anderer aus Südamerika, von ähnlicher Geſtalt, mißt hat. Cephalonien befißt, rrie Rorftfa, ſeine eigene Fichte, die auch
20, ein dritter 241,2 Zoll; die Nüſſe ſind zwei Zoll lang, tid
ſeinen Namen trägt. Eine andere, noch nicht im Garten befindliche Art, Pinus Occidentalis, ſoll auf Cuba oder beſſer: Nachbarſchaft
und glatt, und da man weiß, daß ſie als Lederei gegeſſen wers
beſchränkt ſeyn. Die ädten Fichten haben eine andere Gränge ;
in die verbotene Frucht hineinzubeißen. In einer nahen Abtheis lung find Zapfen von ungeheurer Größe, 3. B. von P. Coulteri,
.
ſie ſind auf die nördliche Halfugel beſchränkt, obgleich Zapfentriger auch aus der füblichen fommen. Eine ſchöne Ruine einer Libanon-Geber zeigt den erſtern Fall; e& gibt jeßt in England, wobin fte zuerſt von Pocode gebracht wurden, mehr einzelne Väume dieſer Art, ale auf der ganzen Libanonfette. Nächſt der P. Laricio iſt die ftete ſtaubenartige P. Pumilio von Krain, und
ben , wie die Kerne ber Steinfichte in 3talien , fo hat man Luft
welche von der Spiße bis zur Baſis 10 “ mißt, ron P. Lambers tiana, welche 13"“ mißt ; die größten aber ſind die Zapfen von
Bidwide Araucaria, dem Bunyah-Bungah von der Moreton Bay
in Nordoſtauſtralien, ſo groß, wie ein Kindefopf und geformt
bie P. Pinafter, bie fich gar nicht heimlich zu fühlen ſcheint;
wie ein Fichtenapfel nur ohne die Krone. Die Nüſſe ſind größer als die der A. Žmbricata unb fomeden wie Kaſtanien . Die
ihr folgt eine ächte Staubenfichte (P. inops) aus Nordamerifa,
Eingebornen Auſtraliene randern zur geeigneten Zeit nach den
welche die Merkwürdigkeit einer Trauerföhre barbietet. Eine Deos Fichtenwäldern, nur um dieſe Nüſſe zu ſammeln. Leider ſcheint barafichte und eine andere Art (P. macrocarpa) aus Californien der Baum in Kem zu fränkeln . Gin prächtiger Gang öffnet fich jeßt, ben ber Rauchfang des auf beiben Seiten des Weged retteifern mit einander an SchönPalmenhauſes in Geſtalt eines italieniſchen Campanile ſchließt; aus Japan, Baum unbekannter ein rechts Unmittelbar iſt . heit Taxodium distichum, var. nutans genannt, mit einem ganz Derſelbe fteht 500 Fuß von dem Gebäude, zu welchem er gehört .
nosos
258
Der Rauch von den Defen wird durch Möbren nad dem Shurm
werden, da die Rabylinnen wie ihre Männer meiftentheile bar
geleitet, und da man nur Cokes brennt, ſo iſt wenig Rauch bes
Den man Kohlen in den Ofen hineins und Aſche u . ſ. r. herauss
fuß geben. Von den hier gebräuchlichen Schönheitmitteln habe ich in einem vorhergebenben Capitel geſprochen , weßhalb ich dieſelben hier übergehe.
ſchafft. Die Tunnel iſt etwa 8' hoch, ſo daß man bequem darin gehen kann, erleuchtet, und von oben durch Schachte ventilirt, deren
Weiber bietet einen maleriſchen Anblic dar ; man glaube aber
vergitterte Deffnungen zum Theil turch Blumenbeeten verborgen find. Natürlich wird zu dieſen unterirdiſchen Wundern das Pus blicum nicht ohne Unterſchied zugelaſſen. Zwölf mådhtige Dampf-
nicht, daß dieſe Tracht die gewöhnliche ſety, da man dieſelbe nur bei feſtlich en Anläſſen , und auc ba ſelten ganz volftandig zu jeben befommt. Der Rabyle trägt in ſeinem Alltage leben ge
feſſel erhißen das Waſſer und leiten es durch Röhren im Gebăube umher. Während der drei Jahre, daß ießt dieſe Einrichs tung im Gang iſt, hat man nie nötfig gehabt mehr als eilf zu
aus dem einfachen Grunde, weil er nicht mehr befibt; während
merklich. Unter Stauben verborgen, nicht weit von dem Fuße des I hurme iſt ein Kohlenhof, ſo wie der Eingang eined Sunnele, burch
heizen ; im Julius und Auguſt genügen vier Feuer. In Anſtalten , beren ganze Griſtenz von der Erhaltung eines beſtimmten Temperaturgrade abhängt, muß ftets eine Reſerve vorhanden ſeyn , ſonſt fönnte ein Froſt in Giner Nacht den ganzen unſchäß-
Die vollſtändige Kleidung ſowohl der Männer al& auch der
wöhnlich nur ein Hemb unb einen Burnuß Darüber, und dieß des Sommers geht er meiſtens gar nur im bloßen Hemd. Der Ropf iſt Gommer und Winter bebedt , weil es üblich iſt, das
Haar fall abzuraſiren , nur laſſen viele während der heißen Jahs relzeit die Prima weg. Die gewöhnliche Kleidung der Kabys meiften linnen beſteht
s bloß aus der Melja , ohne Hemd.
Wenn
baren Inhalt des Paintenhauſes zerſtören . ( Fortſeßung folgt.)
Beiträge zur Sittenkunde der Uordafrikaner. 9. Nepreffalien . - Einfluß der Eltern und Verwandten auf das Betragen der Weiber is. (Fortſepung.)
Die Kleibungeſtüde und Schmudjachen der Weiber find : Die Kamidida. Die Melfa , ein langeb Stüc Baumwollen, oder Wollene zeug, das auf eine gewiſſe Art angelegt, eine Art von auf einer Seite offenem Rod bildet, welcher die Arme bie an die Sdul. tern bloßläßt. Die Bieim find maſſive, filberne Schnallen , welche je
beiden obern Zipfel bel die Melfa tildenden Zeuges zu beiben Seiten der Bruſt feſthalten. Die şaſjäna iſt der rothjeidene Leibgúrtel, welcher die
Melfa über den Güften zuſammenhält.
man nun in Erwägung zieht, daß dieſe Leutchen nur dann and Waidhen benfen , wenn ihre Kleider ganz ſtarr von Sdmuß ſind, ſo iſt leicht zu begreifen, daß das urſprüngliche Weiß ihrer Tracht
nachdem e$ durch alle möglichen Farbentöne hindurch gegangen, fich endlich merklich dem Schwarzen nähern müſſe. Zudem ift eß gebräuchlich ein Kleidungsſtüd nur dann durch ein neues zu erjeßen, wenn es in Feben vom Leibe fält.
Daß dieſer Mangel
an Reinlichkeit unter einem ſo warmen Klima eine Menge Uns geziefer hervorbringen müſſe, bebarf feiner nähern Erläuterung, und ein Araber ober Kabyle ohne Kleiderthierchen wäre ein eben ſo großes Phänomen, als ein weißer Rabe ; auch wird es gar nicht für unſchidlich gehalten , ſich von den unruhigſten dieſer Gäſte in Gegenwart anderer, befände man fich auch in der bonorabelften Geſellidaft, zu befreien . Es iſt baber dem unter den Einheimiſchen rrohnenden Europäer unmöglich, ſich ganz vor dieſen unbequemen Paraſiten zu wahren , unb nur ein fleißiger Wechſel der Wäſche vermag dem Uebel einigermaßen zu ſteuern.
Der Haif iſt ein buntes Stüc Zeug, das entweder über Die Schultern geſchlagen oder wie eine ben ganzen Leib ums gebende Eqürze über der Melfa getragen wird.
Da bei den Kabylen wie bei den Arabern der Familiens ngme nur gebräuchlich iſt, um einen ganzen Stamm oder eine Fraction desſelben, wie z. B. die Weleb-Melt (die Kinder Melfe), die Weled-Brabam (die Kinder Brabams) u. ſ. w. zu bezeichnen ,
debba iſt ein Kopftuch , bad hinten bis zur Mitte
ſo wird ein Individuum nur mit ſeinem Namen, dem derjenige ſeine8 Vatere, vermittelft des Worte$ Ben , bei dem weiblichen
Die
Dee Rüdeng herabfält, und die an den Schlafen einen Bogen
bildenden dicken Haarzopfe freiläßt. Die D maghra , gewöhnlich von ſchwarzem Merino ober Seibe, iſt ein Tuch, das über die Schebba gebunden wirb, und auf dem Hinterhaupt eine den runden Haarzopf umfaſſende Haube bilbet .
Der Schennbir iſt ein buntjeidened, oft goldgerrirftes Tuch , bag über der Dmaghra al8 Stirnband getragen und mit
einer jeibenen Schnur, die Abrugha genannt, befeſtigt wird. Els Dahh ſind Armbänder von Silber, und El.M 8 beias
bergleichen ron Horn ; erſtere werden ſelten von den Kabylinnen getragen , während lepiere allgemein üblich ſind. GI - Ohras find ungeheure idwere filberne Dhrringe, von
Geſchlecht Bent (Sohn, Tochter) beigefügt wird, benannt, z. B. Amar.Ben-Seib, Sora.Bent- Abdalah; Dabei iſt zu bemerken ,
daß der väterliche Name fich nicht weiter ale auf ſeine Kinder vererbt. Bei den Kabplen aber herrſcht die ſonderbare Gewohne beit und dieß nur bei dem männlichen Geſchlecht - fich unter einanber ſelten mit ihrem wahren Namen zu benennen, ſondern
fidh mit auf gewiſſe Umſtände gegründeten Gipnamen zu belegen , bie ihnen zeitlebens bleiben. Den meiſten dieſer Spişnamen geht jonderbarerweiſe das Wort Bu (Vater) vor, obgleich die Ans wendung desſelben, wenigſtens nach dem Geift der europäiſchen
Sprachen , ſelten paßt. So heißt Bu-Rghaba, Vater des Wal dee, Bou.Schoof, Vater der Dornen, was dem Umftanb zuzu .
welchen in jedem Dhr drei big vier getragen werden, eine Ziers
ſchreiben iſt, daß der eine im Wald, der andere im Dorngeſträuchy
rath, woburch das Dhr nothwendigerweiſe verunſtaltet werden
eingefädelt find, beſtehendes Balaband,
geboren wurde, und daher die Benennung : Sohn des Walde , Sohn der Dornen, weit paſſender wäre. Natürlicher iſt die Bes nennung meines blonbbärtigen, blauäugigen Nachbars Ali-Bens Mefjaub, der hier allgemein Ali Lidrad ( Ali Das Blauauge) gee nannt wird. Allein nicht nur im vertrautern Zuſammenleben
GI . Schebrella ſind die Schube. Der Weiber, welche von denjelben äußerſt ſelten und nur an großen Feſttagen getragen
ſonen, die auf allgemeine Ehrfurcht und Hochachtung Anſpruch
muß .
El - Ghanaf iſt ein aus rohen Koradenſtüden , Glasperlen und kleinen Seemuſcheln, zwiſchen welchen oft Gerürznelfen mit
find bieſe Namen üblich, ffe werden auch höher geſtellten Pers
woods
259
son
So wurde das Baupt der Verſchwös | lichen Freuben zu ergeben. Es fehlt ihnen zwar nicht an gutem , rung im Dahra Bu-Maza (Vater der Ziege) genannt, wie auch Widen, eben ſo wie ihre Männer zu faulleuzen, allein die Furcht der heutige Aufwicgler im Dſchurbſchura Bu Bghalla (Vater der vor dem Stock des øerrn Gemahls ſtimulirt ihre Thätigkeit, nur Mauleſelin ) heißt, ohne daß dieſe Benennungen für reſpectwidig wenn ſie ins Holz geben, benußen fte die Gelegenheit , um ſo lange gehalten werben. als möglich auszubleiben , und ſich für den häuslichen Zwang reichs Wenn die hieſigen Rabylen, die einen weit fruchtbarern Bos lich zu entſchädigen . Die Knaben machen fich nůßlid, indem fle die Ziegen hüten, allein die jungen Mädchen werden meiſtens Den als ihre Stammverwandten in den rauhen Gebirg@gegenden von ihren Eltern verzogen, da dieſelben ihrer Meinung nach noch wollten, arbeiten zu ihrer Verfügung haben, nur einigermaßen machen können , zu feil.
ſo fönnten ſie ſich bei ihren geringen Bedürfniſſen leicht die unabs. lange genug arbeiten können, wenn fte einmal verheurathet find, hängigſte Grifteng berſchaffen .
Sie ziehen aber ror, faſt das
ganze Jahr auf der faulen Haut zu liegen ofer dem Vergnügen der Jagd nachzugehen. Statt bie Zeit nach den erſten Herbſt regen zur Ausjaat zu benußen, ziehen ſie dieſelbe vielmehr in die länge ; fie ftußen fich barauf, das man hier bie zum Frühs ling Weizen und Gerſte jäen könne, und eilen fich deßwegen nicht gewaltig . „ Meſſel Mefſel el hal ! " (es iſt noch Zeit !) jagen fle geröhnlich , obgleich ſie wohl wiſſen, daß man nvr bei einem zeitig beſtellten Asfer mit Sicherheit auf eine ergiebige Ernte zählen fönne, und das zu ſpät ausgejäete Getreide, wenn die Frühlingsregen ausbleiben, nur ſpärlich ausgibt. Dieſe Nach läifigkeit ließen ſie ſich auch während meines Aufenthalter im
und nur wenn dieſer Zeitpunkt heranrüdt, werden ſie von den Müttern in den häuslichen Arbeiten unterrichtet. Das erſte Streben des Kabylen geht darauf hinaus , fich
eine Frau zu verſchaffen , da aber für dieſe Acquifition eine ges wiffe Summe baaren Gelbed erforderlich iſt, ſo bleibt demjenis
gen , beffen Vater nicht bieſe Gorge für ihn übernimmt, oder der nicht durch Erbſchaft in den Stand gereßt wirb bieſe Untoften zu
beſtreiten , kein anderes Mittel übrig, alo einige Jahre für andere zu arbeiten, um auf dieſe Weiſe den Raufpreiß einer Frau zu erſchwingen. Die Inftitution des Ghamed (Meierd) fommt ihm
Daber nichte ale Unfraut, während ihre Nachbarn , die Sanbadjas Araber, die ſchönſte Ernte hatten. Nichtebeſtoweniger ließ ihnen die Regierung am Hodor ( Pachtzins) nach, obichon es die lies berlichen Tagediebe wenig rerbient hatten.
babei ſehr zu ſtatten , da die Gelegenheiten etwas im Laglohn zu verbienen jelten find. Er verbingt fich baber bei einem Mulas Fragd ( Herrn eine Zugochſenpaared ), der das Zugvieh, bas Acergeräth und das Saatforn liefert, wofür Der Ohamed alle Felbarbeiten – mit Ausnahme der Ernte, wobei ihm die Familie ſeines Herrn behülflich iſt – zu verrichten hat, und er erhält tafür den fünften Theil des Ertraged. Co wie ihm bei bem
Sie bewohnen das obere Sanhabjagebiet chon beinahe 20
Verkauf bes ihm zuſtändigen Sheiles Gelb eingeht, leiht er dags
Deud- Safjaf zu Schulden fommen , und ihre Felber brachten
-
-
Jahre,uub boco find die zwei, brei Feigengärten im Duar.Ser felbe in kleinen Summen anBekannte aus. Wenn er nicht dun faum zehn Jahre alt, während die bie ſandige Küfte ber fürchtete beſtohlen zu werden, wenn er es bei fich im þauſe bes wohnenden Guerbes die ſchönſten Obſtgärten haben.
Im Dichen nen- DiD und im DemboSafia eriftirt nicht ein Feigenbaum, und
ſo würde er ſchwerlich einen Heller davon ausleihen, denn hielte, wenn er ſo viel erübrigt zu haben glaubt, um ang Heurathen
1
wenn man die Berohner dieſer beiden Sribas darüber zur Rete ſtellt, ſo antir orten ſie nachläſſig: „Ma chi el blebentana !" (08 iſt nicht unſer Land !) Die Querbes berrohnen ilir eigen lant, während unſer Geländ den Sanhadja gehört. Sie rriſſen aber doch heute ſehr gut, daß dieß ein von den Sanhadja jo lange al8 möglich unterhaltener Irrthum mar, tab der Scheich der
leptern bloß als ihr Steuereinnehmer betrachtet werden fann , und daß ſie im ganzen Sabel, wo es ihnen beliebt, direct von der Regierung vacantes Land zum Anbau begehren können, da in diejer Gegend weder die Araber noch tie Kabylen Privats
eigenthum befißen , nnd vielmehr alles and Staatleigenthum ift. Wenn ffe ferner vorſchüßen , daß fie deswegen feine Gärten an. legen, weil ihnen das Land von der Regierung früher oder ſpår ser genommen werten fönne, jo kann man ihnen antworten , daß fie ebenfalls wohl wiſſen , daß ihnen die Regierung, im Fall fie über ein früher von ihnen angebaute Stüd Land zu Gunſten
eines Coloniſten verfügt, legterer gehalten iſt, ihnen eine "Ents chädigung für die von ihnen gemachten Verbeſſerungen und An. lagen auszuzahlen .
zu benfen, und ſeine Baarſchaft eintreiben will, ſo hat er damit geriß über ein halbes Jahr zu thun, da die Kabylen im allges meinen Äußerft idledte Zahler ſind. Best vergrößert der Ghas med ſeinen Gurbie oder baut ſich einen neuen, und holt fich eine Frau, heim. Sein Hausweſen nimmt nach und nach eine beſſere Geftalt an ; aus den Kälbern, die er fich früher nach und nad
angeſchafft hat, find ſchöne Kühe gerrorten , ſeine zwei Ziegen haben ſich zu einer kleinen Heerbe vermehrt, und nichts fehlt mehr ſeinem Glüce, ale ein paar gute Zugodſen . Er ſpart
noch einige Zeit fleißig, ißt Brod aud Moorhirſe, um ſeinen Weizen und ſeine Gerſte zur künftigen , eigenen Aufſaat aufzu bewahren , erreicht endlich tad legte Ziel ſeiner Wünſche, indem
er die längſterſehnten Zugochien zu achtzig bis hundert Franken das Stück erſteht, und wird nun ſelbſt Mula Fraab.
Ein Maul.
thier jeßt dem Ganzen die Krone auf, und er iſt ein geniachter Mann . Er hält ſich iegt ſelbſt einen Ghamed, und die Reihe iſt nun an ihm , auf die Frage was er ſchaffe ? mit einem vere gnüglichen : „ N'gaans !" zu antirorten .
Mit einem Wort : fic ziehen vor nur das
Mancher Gigner cines einzelnen Zugochjen, der nicht als
Unentbehrlichſte zu erichwingen , damit fte fich den größten Theil Dr8 Jahres einem dolce far niente ergeben fönnen . Fragt man einen ſich an der Morgenſonne wärmenden , oder im Schatten eincé Baumes der Küble genießenden Kabylen , was er ta mache, jo antwortet er phlegmatiſch : „Ngaat6 ", was ſo viel heißen mil ale : ,30 ruhe aud", oder vielmehr : , 3ch bin unbeſchäftigt.“
Ghames arbeiten will, rerbindet ſich mit einem andern, der ebene fals nur einen Zugochien beſigt. Die beiden Aſociés beſtellen Dann ihr Felb gemeinſchaftlid , und theilen itch in den Ertrag Degjelben ,
Wenn man nun dieje Faulenzer zwei Drittheile ihres Lebens in
Die Indianer Auftraliens.
völligem Müſſiggang zubringen fiebt, jo muß einem dieſes Wort bald zum Efel werden. Die Weiber machen hieron cine Augnahme , denn 8 bleibt ihnen wenig Zeit übrig, fich geſellſchafts
Die Regierung der Stämme liegt einzig und allein in den Hånten der Burfag oder alten Männer , jeder höhere Grad dro Alters verleiht
( Schluß folgt. )
( Fortlepung .)
260
Gooow
dabei mehr Renntniß und Macht, und jeder wird auch mit entſprechen :
was etwa im 14ten Jahr geſchieht, und die Gerenionien hiebei find
den Geremonien angetreten. Die jungen Leute werden bei einem erneus
folgender Art :
ten Alteregrad auch mit mehr und gewiffen Graden von Waffen be:
Wenn der Tag angebrochen if, an welchem dieſelbe vorgenommen
lehnt, jo daß nur die alien Leute alle die Inſtrumente des Kriege, der Jagd und der Zauberei oder Medicin tragen dürfen . Die Frauen und Kinder dürfen nicht all die heiligen oder geheilig:
werden ſoll, wurden die dazu beſtimmten Knaben plößlich von hinten
gefaßt , dann verbindet man ihnen die Augen , und ſchleppt ſie etwa
ten Inſtrumente ſehen, wie z. B. den Bergfryſtall, mit dem der Zauberer Regen und Blindheit hervorrufen, oder dat Waſſer faulen laſſen kann ebenſo wenig die Nadnomarng utta , ein kleines ovaleo Stud Hols, durd daß ein Loch gebohrt und eine Sonur gezogen iſt. Wenn dieſes
den fie faſſen wollen ; der ſucht zu entſpringen, reßt über die Jungen weg und verſucht alles mögliche ihnen zu entgehen – endlich wird er gefaßt,
eine halbe Meile fort. Drei von den Gingebornen fangen jeßt an zu hinfen und zu flöhnen, und frieden herum , bis ſie zu jemand fommen
raſd gedreht wird , macht es ein brunimendes Geräuſd , das man in der Entfernung einer halben Meile hören kann. Die jungen Männer und Frauen wiſſen was das Geräuſch bedeutet. Die Mädchen werden in ihrer frühſten Kindheit ſchon verlobt und ihrem Mann etwa mit dem 12 Jahr übergeben. Nahe Verwandte,
nicht weit von dem Knaben hingelegt, und mit Staub bebedt. Hat man fedis auf dieſe Art gefangen und behandelt , dann faſſen ſie die anderen und rütteln ſie, ziehen ſie an den Ohren und ſchreien hinein, und glauben nun, daß fie bezaubert werden. Die übrigen bilden hier: auf eine lange Meihe und führen , mit einem Führer an der Spiße, mehrere Evolutionen aus, ſepen ſich und ſchnellen wieder in die Höhe.
näher als Vettern und Baſen , dürfen ſich nicht miteinander verheurathen,
Zuleßt Roßt der Führer ſeinen Speer in die Erde, alle fallen ihn dann
und ſelbſt dieſen wird es nicht immer geſtattet; die älteſten Männer
an und werfen ſich auf einen Haufen. Nun aber erheben fick aud die
haben gewöhnlich die júngſten Frauen und befommen ſie, indem ſie ihre
Inſpirirten, werfen die Knaben auf dieſen lebendigen Altar und operiren
Töchter dagegen auswechſeln. Wenn eine Frau 35 oder 40 Jahr alt wird, verſtoßen fie dieſelbe , und geben ſie an einen 26-30jährigen Mann . Junge Männer unter 25 Jahren dürfen ſelten beurathen.
fie; das Ganze dauert fieben Stunden und die Knaben werden dann eine Strede, vielleicht vier Meilen weit, fortgeführt und dort ſtreng vor den Frauen verborgen gehalten, biß fie vollfommen geheilt ſind. Wähs rend der Feſtlich feit bleibt ſogar ein Mann im Lager, um die Frauen und Mädchen dort zuſammenzuhalten ; die Knaben empfangen zu gleider
.
.
Die Kinder bekommen ihren Namen in der Reihe wie ſie geboren werden als :
Das erſte Kutameru, wenn ein Knabe ; Kutanya, wenn ein Mädchen ,
Zeit eine Dede, Yutna , und der Kopf wird ihnen mit Fett und Farbe
das zweite Warritya .
eingerieben, ein Band darum gebunden und ein Buſchel Federn hinein: geſtedt. Bis zu ihrer gänzlichen Heilung dürfen die jungen Leute feine animaliſche Nahrung zu fich nehmen.
.
dann Rubuntya
01
Warriarto , Nubnarto .
Monartya
Munarto ,
Vilartya
Milarto ,
Marrutya
Marruarto , Wonguarto, Ngarlarto,
Wongutya Ngarlarta Pourna
Dieſe werden den Kindern bei der Geburt gegeben , bald nachher
aber wird nodi ein anderer Name hinzugefügt, und dieſer gerne irgend einem Gegenſtand aus der Natur, einer Pflanze oder einem Thier ent: uommen ; dieſen Namen behält das Kind bis es heranwachot, fich ver:
heurathet, und nach der Geburt des erſten Kindes . Der Vater nimmt dann den Namen ſeines Kindes und hångt das Wort Binna oder Tpinna
an, z. B. Nadli, der Name eines Kindes, Radli Tpinna der Vater, von Nadli. Die Mutter wird Madli Ngangfi genannt , von Nganfi eine Frau. Der Name von Vater und Mutter wird ſolcher Art bei der Geburt jedes Kindes verändert. Befommt aber ein Mann noch Kinder der ſchon graue Haare hat,
ſo fügt er flatt Tpinna den Ehrentitel Burfa hinzu, ale : Karfalla das Rind, Rarfalla Burla der (alte) Vater von Karfalla . Befommt er feine Kinder mehr, dann nimmt er einen permanenten Namen an und dieſen
zwar , nach Art unſerer Gdelleute, von dem Land das ſein eigen iſt, alo 3. B. Muliafi Burfa, der Gigenthümer von Muliafi . Vielweiberei iſt häufig ; die Frau wird als Gigenthum des Mannes angeſehen , und ein Mann fann fich, wenn er den verlangten Formen und Forderungen genügt, bis zu vier Frauen nehmen, derer er fich dann, wenn fie alt werden , wieder entäußert.
Zu ihren Heurathoceremonien gehören übrigens bei einigen Stama men höchſt wunderliche Gebrauche.
Altero: Ceremonien : die mannligen Kinder haben fünf verſchiedene Alteregrade durdyzumachen , das erſte iſt der des Kinded , von der Geburt bis zum zehnten Jahre. Aus dieſem treten ſie in das zweite oder Wilya Kundarti , indem fie mit Blut beftriden werden , das man vorher aus dem Arm eines erwachſenen Mannes gezogen . Jeßt dürfen fie einen Wirri, einen flei: nen , etwa zwei Fuß langen , glatten Stod tragen , Vögel damit zu werfen, ebenſo den fleinen hölzernen Spaten Rarfo, Würmer und Larven aus der Erde zu graben . Der britte Grad ift der der Beſchneidung, Verlag der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung
Der vierte Alteregrad wird mit dem 20ſten Jahre angetreten und heißt Wilyana, und ſeine Auszeichnung beſteht darin, daß dem jungen Mann Núden, Schultern , Bruſt und Arme tattowirt werden . Ngalta wird er dabei während der Dperation genannt, Fellam Bombatta, wenn die Wunden zu eitern anfangen , Tarfanje , wenn fie gerade geheilt find, Schangfawitja, wenn fich die Ginſchnitte anfangen zu heben, und Burtanna, wenn ſie ihren höchſten Punft , jeßt eine Zierde des vollen Mannes, erreicht haben. Jeder Stamm hat dabei einen Unterſchied in der Formation dieſes Tattowirens, mande machen Niſſe über die ganze Bruſt, manche Kreiſe, mandhe Halbfreiſe. So roh ihre ganze Lebeno: weiſe iſt, ſo roh iſt die Art ihres Tattowirens. Der fünfte Grad iſt Burfa ein grauhaariger Mann . So ein grauhaariger Mann , wenn fich die Edufte nur ein flein
wenig reinlicher halten wollten, fieht aber auch manchmal ſtattlich genug aut .
Bart und Haar laſſen ſie wild wachſen , und ſie haben meiſtens
döne, frauſe, volle Barte , die dem ſchwarzen Geſicht und den leben: digen Augen gar nicht übel ſtehen. Gin Paar ſolche alte Burſden habe id am Murray geſehen , die dabei über die ganzen Schultern ebenſo dicht wie im Geſicht behaart waren , und es ſah ordentlich aus alo ob fie ein graues Pelzweri, cine Art Kapuze , über Kopf und Schultern geworfen hätten. Aber dem Wucho all dieſer Stamme, bei Männern wie Frauen, ſchaden die Arme und Beine.
Die Männer beſonders mogen
manchmal einen noch ſo ſchönen Oberförper haben, die Beine find gewiß ſpindeldürr. Ja es fommt ſogar ſehr häufig vor, daß fie auch nicht das mindeſte Fleiſch haben , ſondern nur, wie bei einem Sfelett, der blanfe
Knochen und die dicht anſchließenden Sehnen von der ſchwarzen Haut überzogen find. Auch die Frauen haben ſehr häufig ſolcher Art faſt wie abgefterbene Arme und Beine. ( Fortſepung folgt.)
Panama : Canal.
Gine Giſenbahn über die Landenge vou
Panama iſ befanntlich im Gange und ſchon bedeutend vorgerudt. Die Unternehmung iſt eine nordamerifaniſde . Jeßt ſcheint doch ein Schiffs
Canal zu Stande foinmen zu ſollen , wenigſtens meldet die Shipping Gazelle vom 9 März, daß die Realiſirung dieſes Plane jeßt von einer mådhtigen Compagnie gefördert werde , die bereits einen , bedeutende mineraliſche Schäße enthaltenten Diſrict in der Republik Neugranada erworben habe."
Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Wibenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. r
n ". 66 . 17 März 1852.
unſere Attern rieſelte. Die convulfiviſchen Anſtrenguugen tauers ten 10 bis 15 Minuten , al8 fie plöglich aufhörten ; ber Ropf Faft iſt es allzu gewagt, nochmals von der Seeſchlange zu hob ſich nun etwas, fiel dann nieder, der Körper drehte ſich zum ſprechen, die ſo zu ſagen unbedingt als fabelhaft verdammt wird, jeßt | Theil um und lag nun ruhig rubig da. ba . Ich 30 ſchwenkte den Hut und ſoll aber eine Gee dlange wirklich erlegt ſehr, und ihre Uebers neun furchtbare Freudenrufe erſchollen aus unſern Rehlen . Unſere reſte fich an Bord des Waafiſchfängerø Monongahela von Nembets Beute trar todt . “ Bei der Entfernung rom Lande fonnte man nicht hoffen, ford befinden. Die Geſchichte der Grlegung ſtelt, aus der New York Tribüne entnommen, in der Shipping Gazette vom 10 das Thier ganz zu erhalten, und mußte darauf bedacht ſeyn , März mit der Unterzeichnung des Schiffführers Charles Seas Haut, Kopf und Knochen zu retten. Zuerſt wurde das Thier bury. Wir fönnen die lange Erzählung, wie die Schlange er. ſo gut es ging abgezeichnet, dann gemeſſen . Es war ein Männs legt wurde, nicht aufnehmen – fle nimmt über eine enggebrudte dhen : die Länge betrug 103' 7 " , der Umfang um den Naden 19' 1 " , um die Schultern 24' 9 " , um ben bidten Theil des ſondern führen nur bie Hauptſache an. Das Spalte ein 49 ' 4 " ; der Kopf war lang und flach mit vertieften Körper8 Gr., Schiff befand fich unter 3° 10' S. B. und 131° 50' W. L. von Streifen (ridges), bie Knochen des Unterkiefer8 find geſondert, alſo füböftlich von den Sandwichinſeln. Die Schlange wurde ents dedt von einem an Borb befindlichen Marqueſasindianer am 13 die Zunge endigt in Form einer Herzípiße. Der Schweif lief Januar b. 3. 218 man fich von der Wirklichkeit der Seeſchlange faſt zu einer Spiße aus, an deren Ende eine flache feſte Knorpel überzeugt hatte, befahl der Schiffsführer die Boote, wie bei der war. Die Farbe des Rüdeng war ſchwarz, ging an den Seiten Jagt auf einen Wauftſd , außzuſeßen, aber die Mannſchaft ſtockte in braun über, wurde dann gelb und am Bauch war auf zwei einen Augenblid. Aber er erinnerte fie daran, taß man fle Drittheilen der Länge ein ſchmaler weißer Streifen ; auch waren Daheim auðlachen würde, wenn fle bloß von einer geſehenen über dem Körper dunkle Flecken verbreitet. Das Thier hatte Seciqlange ſprechen wollten, und daß der Glaube an ihren zwei Spriglöcher, ſo daß es wie die Walfiche athmen muß ; Muth auf dem Spiele ftebe. Da erklärte ſich alles zum Kampf ferner vier Schwimmpfoten , die aber nur wie hartes loſe hängen des Fleiſch ausſaben . Bei Unterſuchung der Haut zeigte ſich, bereit. Ein Steuermann, James Whittemore aus Vermont, warf die erſte Harpune. Das Ungeheuer bog fick zurück, al8 daß der Körper, wie beim Wallfiſch, mit Ihran bebedt war,
Erlegung einer Seeſchlange.
Dad Del war flar wie Waſſer und
molle es die Wunde unterſuchen, und der fürchterliche Kopf er. regte einen ſolchen Schreden, daß brei von der Mannſchaft über Borb ſprangen ; nun warf der Schiffsführer Seabury ſelbſt die
jedoch nur vier zod bid.
Lanze, und traf das Untbier ins eine Auge. Die Bewegungen
alle ſehr ſcharf, von der Dide eines Daumens, und rüdmärt8
der Schlange ſcheinen das Waſſer dermaßen aufgeregt zu haben, 218 er wieder. ind Boot gebracht
gerichtet. Die Amerifaner ſind zwar wegen ihrer „ Puffe“ bekannt,
und zur Beſinnung gekommen war, ſab man die Schlange nicht
die vorliegende Beſchreibung iſt aber doch ſo überflüſſig genau, baß man nur ſchwer an abſichtliche Täuſchung denken kann .
daß Seabury über Bord fiel.
mehr, ſie floh, gleich einem Walfich,1 mit den Harpunen in die
brannte faſt ſo ſchnell als Terpentingeift. Die Knochen des Thiere fino alle erhalten .
In den Kiefern zráren 94 Zähne,
Tiefe ; vier Bootëlinien, im Ganzen 1000 Faben — 6000 Fuß -
lang , liefen ab.
Dieß geſchah um Mittag, und erſt 16
Sturden ſpäter, um 4 Uhr Morgens, fam die Solange mieter an die Dberfläche, augenſcheinlich ſterbent. Mehrere Harpunen wurden noch nach ihr geworfen . Die Schilderung dieſer Scene
Beiträge zur Sittenkunde der Wordafrikaner. 9. Meprefialien . - Ginfluß der Eltern und Verwandten auf das Betragen der Weiber ac.
ift folgende. Auf die wiederholten Lanzenſtide zog ſte fide in
(Schluß.)
die Höbe, wir ruberten weg, und ſaben nun ben furchtbaren
Die erſte Ernte bed Jahre ift biejenige der Aderbohnen, welche von der Zeit an, mo fich die erſten Sloten bilden , in
Lobeifampf des Ungeheuer8. Reiner der Mannſchaft, der dieſe redliche Scene ſah, wird fie je vergeſſen. Die Windungen des Körpers waren rad wie der Blip, unb ſaben aus wie das Umbreben von ungeheuren ſchwarzen Rädern. Sowanz und Ropf erſchienen manchmal über dem blutigen Smaum, und ein idredlicher Lon ließ fich hören, daß ein falter Schauer durch
Menge unreif, fomohl roh als auch im Waſſer abgefocht, gegeſo Zur Zeit wo die Bohnen noch zart find, nimmt jeber der braußen etwas zu thun hat, ſeinen Weg an dem Boh . nenfeld vorbei, wo er einige Stengel abreißt, um unterwegs etwas ſen werden .
zu kauen zu haben .
Bei herannahender Reife derſelben ſtellen
262
fich während des Tages große Flüge von Ringeltauben , und wäh renb der Nacht gefräßige Wilbidhweine ein, die balb reine Arbeit gemacht haben würden , wenn man ſich nicht eilte die Ernte ſo balb als möglich einzubringen . Dieſes Geſchäft liegt meiſt den Weibern ob, dieſe reißen die reifen Stengel aus und bringen ſie über Haufen, welche, ſo lange die Arbeit des Ausbreichens dauert, mit einem Popanz von Lumpen geſchinückt werden, um dadurch die täglichen und nächtlichen Verwüſter davon abzuhalten. Sos wie die erſten Stengel ſchwarz zu werden beginnen, macht der Obame , abwechielnd mit den erwachſenen Söhnen des Mula Fraab, jebe Nacht mit gelabener Flinte in ſeinem Bohnenfeld ; zu dieſer Zeit werden viele Wildſchweine getödtet, welche ten Huns
den und den Raubthieren zur Speiſe liegen bleiben, da der Ver fauf derielben in den Städten in dieſer Jahreêzeit unterſagt iſt.
Das Getreidefeld wird, wenn es in der Nähe der Sriba liegt , jowie die junge Saat zu feimen beginnt, mit einem leich . ten Zaun von Dornen eingebägt; dieſe Arbeit wird gemeinſchaft lich von allen Ghames der Sriba verrichtet, und geht ſehr ſchnell von ſtatten. Iroß dieſer Vorſicht&maaßregel wird dasſelbe oft ron dem in der Nähe meidenden Vieh verwüſtet, was man aber
nicht ſehr beachret, ſo lange das Getreide nicht in Aehren ges ichoſſen iſt. 3ſt aber einmal die Saat ſo weit gebiehen, ſo wers
den häufige Klagen vor die Dichemmah gebracht, welche den Schas Den abidhågt, und den Eigenthümer deß Viehed, das den Frebel verübt, zu einer Entſchädigung anhält. Wil fich dieſer dem Aus
Īpruch dieſer Schiedsrichter nicht unterwerfen, ſo wird die Sache vor den Kati gebracht, der dann in legter Inſtanz Recht ſpricht. Eines Abends vernahm ich ein großes Jammergeſchrei, tas fich mit lautem Ach unb Dh meinem Gurbie näherte, ſo daß ich glaubte, der Schreier müſſe wenigſtens Vater und Mutter vers loren haben . Es war ein armer Ghames, Taieb- Pen.Seghri,
dem die Kühe ſeines Nachbars cinen Gerſtenacer, ten er neben ter ſeinem Mula-Fraab ſchuldigen Arbeit auf eigene Rednung angejäet hatte, unb teiſen Ertrag bie Kaufjumme für ſeine fünia
Cocou
Hunde, das Brüllen der aufs ‘ und einziehenden Heerde, tas Medern der Ziegen , das Krähen der Hähne — furz alles was Dem Drt Leben verlieh, und der fleine Aaegeier ſpaziert jest
ohne Scheu zwiſchen den Gurbieé umher, um weggeworfene K110 dhen aufzuleſen. Zur Zeit der Gerſtenernte wird der Afib verlaſſen, und die Sriba, die am Morgen noch ſtumm und tobt war, findet ſich
am Mittag wie durch Zauberſchlag neu belebt . Schon am fol genden Tage ſteht man Jung und Alt in völliger Ernte begrife fen , und man ſollte glauben, wenn man die Männer mit ihren ledernen Schürzen und Wämſern gruppenweiſe in dem gelben Aehs renfeld erblidt, das arbeitſamſte Volf der Erbe vor fich zu haben. Von Anfang geht die Arbeit ziemlich raſch von ſtatten , und die Gerſte iſt balb über kleine Haufen gebracht, die nach und nach
an einen beſondern Drt bei der Sriba geſchafft werden , um ſie der Gefräßigfeit der rilben Schweine zu entzieten ; allein jest
beginnt die Weizenernte, die größtentheile in den Rhamaban (Faſtenmonat) fällt, unb mit ihr eine Zeit harter Prüfung für die Moslemin , die der Prophet jeßt für ihre Trägheit züchtigen zu wollen ſcheint. Der Rabyle ſteht jeßt den ganzen Tag im
glühenden Erntefeld, ohne ſeinen nagenben Hunger mit einem Biſſen Brobes ftillen und ſeine ledhjende Zunge mit einem Iropfen Waſſers erfriſchen zu fönnen ; der Sommertag Icheint ihm eine Erigkeit zu
ſeyn , denn es iſt lange rom Sobba ( Sonnenaufgang. Morgen gebet) bis zum Mogreb ( Sonnenuntergang, Abendgeber), nach weldjem eß ihm erſt erlaubt iſt, Speiſe und Tranf zu fich zu nehmen . Auch fönnen es manche nicht aushalten, und müſſen fich dazu verſtehen den Rhamadan zu brechen, wenn ſie nicht rer. idmachten wollen ; ſie thun dieß aber nur ſehr ungern , obgleich es in Tolchen Fällen erlaubt iſt, ba fie ſpäter nach dem Rhama.
dan tafür faſten müſſen, was man hier gelb (wiebercinbringen ) nennt. Endlich iſt die Getreideernte glüdlich vorüber, darauf folgt tas weniger mühſame Einbringen der Moorfirio ; die Olyames haben noch einige Zeit mit dem Audtreten des Getreis
rige Frau vollſtändig machen ſollte, fahl abgereibet hatten . Sein
des zu thun, worauf ſich wieder die ganze männliche Einwohner
lautee, unſinniges Heulen, womit er nach der Sriba rannte, mar
idaft einem abjoluten Müßiggange ergibt.
ihm baber einigermaßen zu verzeihen, umſo mehr da eß noch Den Vortheil latte die Mitglieder der Dichemmah , bie mie ich
an ein entſegliches Unglück geglaubt hatten, in größter Eile zu verſammeln . Der Herr der ſtrafbaren Kühe warb zu einem
Der botaniſche Garten zu Kew. ( Fortſet 9.)
Schadeneriaß von vier Saa Gerſte verurtheilt , und der Kläger ging getröſtet heim. Um dieſen Verrüftungen vorzubeugen, wandern die Kabylen
Inbet faben wir ten Rauchthurm bloß noch von Ferne geſehen , und find demſelben noch nicht ſonderlich nahe gefommen . Rechts ſind einige ſchöne große Zapfenträger in Kübeln , die man
mit Sad und Pack nach einem etwas entlegenen Ort im Walte
zum Genuß der Sommerluft berauêgeſtellt hat.
aus , wo ſie fic proviſoriſche Hütten erridten, welche fie bie zur
pfindlich ; bas iſt ſehr zu beklagen, denn das Dacrybium Cupreſ.
Es iſt dieß die einzige jährliche Drtover
finum iſt vielleicht der unverfennbarſte und untröſtlichſte Trauer
Erntezeit bewohnen .
Sie ſind ems
baum in der Welt, und beim Anblick der Norfolffichte iſt man ganz
änderung, relche die Kabylen unternehmen , ta fie ſonſt nicht, wie die Araber, friſchen Weibepläßen nachziehen , ſondern viele mehr ihr Vieh oft brei bie vier Stunden Wegs meit auf die Weite führen . Dicier Gebrauch, ſowie auch der einſtweilige Wohnplaß, wird &l- Afib genannt, und der Tag der Ueberſietes
Links iſt nun die große Drangerie, die jegt ihre Bewohner rers
Einige Tage zu.
ſtehend, gebildet aus Calceolarias, Hellcanariengelb, aus Pelar gonien, theils tlafroth, theile icharlach u. ſ. ir . Hier ſteht nun
lung von dem Scheich te Gebietes feſtgelegt.
vor begaben ſich alle Männer der Sriba nach dem Ajib, um das
benöthigte Holz zu fällen ; in Zeit von drei, vier Tagen iſt der neue Weiler mit ſeinen ſoliden Verhacen für das Wich, welche die gefährliche Nachbarſchaft der großen Raubthiere unentbehrlich macht, fir und fertig, und an den feſtgelegten Lage zieht alles was Leben und Obem bat, den grünen Waldhütten zu. Die vers laſſene Sriba bietet jeßt einen traurigen Anblic bar, man ver mißt den Geſang ober die Wehflagen der Neſſä, das Bellen ter
unmuthig, baß io viel Schönheit und weibliche Sdwäche vereint find. loren hat, ſie aber bald wieder erhalten wird, dann folgen links und rechts glänzende Teppiche, jedes nur aus Einer Farbe beo
das Palmenhaus, gewiß ter zierlichfte, wenn auch nicht der um> fangreidifte Glasbau in der Welt, mir laſſen (8 aber für den
Augenblick und wenden und vorerſt linfe, um das Victoria, und .
andere Häuſer zu ſehen. Dieſe ſind von ſehr verſchiedenem Inhalt. Schon die äußere Seite iſt geeignet, Pflanzen zu ſchüßen und zu tragen, die einem gewöhnlichen Garten Intereffe verleihen rrürlen . Hier wachſen
263
in cinem ſchmalen Beete vor dem Hauſe Nr. 13 die ichrrarze und die grüne Theeſtaube, von denen indeß die Chineſen nach Gefallen beide Theearten machen ; das Muſeum zeigt das ges pulrerie Berlinerblau , das die Blume verleiht, und andere bei
soon
nelfe gleicht, einem Freunde zu riechen ; er bietet einem andern ein zerquetſchtes Stück eines Citronengraſes, das den zarien Geruch einer breiblättrigen Verbene hat. Thee von dieſer dufti gen Sraude joll ein Lieblingsgetränk der guten Königin Charlotte
Der erſten Vertäldung im Drient angewandte Stoffe, noch ehe der Thee in Englanb felbft in allerhand ſeltſame Geſellſchaft
geweſen ſeyn , unb tae Gerücht ſagt, daß auch die regierende
fommt. In Nr. 16 iſt der Aſſam - Thee, vermittelft deſſen wir
pflanze, mit glänzenten grünen Blättern gleich denen des lors
dieß unterhaltende Verfahren ganz für und jelbſt zu behalten hoffen . Neben dem dwarzen und grünen Thee wachet der Cajanquathee, deſſen Blüthen benügt werden , um den beiden andern das Bouquet zu geben . Am Ende einer andern Hauſes wachat eine chineſiſche Baumpäonie. Ginige kleine Häuſer Find dem Publicum verſchloſſen , näms
beerbaums, aber in der Mitte hinab mit gelben Flecken bezeichnet, deren Umriſſe eine genaue Aehnlichfeit mit dem menſchlichen Ger
Königin ihn nicht verſchmähe.
Hier ficht man tie Carricatur
ficht, mehr oder minder carrifirt, zeigen . Eine kleine Pflanze
lich das Pflanzenhoſpital und das Fortpflanzungshaug, zur
im Topfe, Dorſtenia genannt, zeigt eine merkwürdige Befruchtung, Gin flaches Stück, wie von grünem Leder, rächét am Ende eines Blumenſtengel8, und iſt in der That ein offenes Gefäß für kleine, nur mit dem Vergrößerungeglas fichtbare Blumen ; es iſt eine
Zeit unſere Beſuches war der Director beſchäftigt, die aus dem von Dr. Hoofer aus Siffim geſchidten Rhobobenbronſamen ges
ſeltſame Zwiſchenform : rollt man tas Blatt auf mit den Blumen auswärts, ſo iſt es eine Brobfrudít, wenn mit den Blumen eins
wonnenen jungen Pflanzen aufzuziehen . In einem andern wurde
wärte, ſo iſt es eine Feige.
eine Doppelte Coconuß aus den Seychellen zur Reife gebracht. Das war allerdings ein Geheimniß ! So lange man glaubte, daß
Man könnte einen langer Tag das mit zubringeu, renn man nur dem, was fich in dieſem einzigen kleinen Gemächehaus findet, hinreichende Aufmerfſamfeit ſchenfen
doppelte Cocoe nüffe in unterſeeiſchen Palmenvälbern wachſen,
wollte .
zahlte man einen unmäßigen Preis bafür, jest baben die Zeiten ſtarf fich geändert und der Preis ift um 1000 Procent gefallen.
Gin nicht weit bacon entferntes mäßig großes Gemad muß man mit Muth, aber auch mit Chrfurcht betreten , denn hier ſchwimmt die Königin der Pflanzen, die Victoria .
In einem kleinen neuerbauten Gewächshaus, wo der Zutritt geöffnet iſt, ſteht man die ohne bemerkbare Urſache, wie aus eiges nem Antrieb, ſich bewegende Pflanze, Deamobium (ehemale Hebya forum) ghrane. Aber anderes erwartet noch den Beſucher in
in dieſem niedlichen Boudoir : ein langer Herr, dem ein ganzer Schweif von Zuhörern folgt, und jedes Wort von ſeinen Lippen auffångt, nimmt aus ſeiner Weftentaſche eine Scheere, ſchneitet
damit die Spige eines zierlichen Blatte8 an, deſſen Abtheilungen
aus einer Unmaffe kleiner Blättchen gemacht ſcheinen , und ſiehe Da ! jebes Blättchen faltet ſich wie bie Cheile eines Fächers an
Der Mittelribbe zuſammen , und der Stengel des Blattes ſelbſt hat ein Gelenke am Winkel (axilla), durch das co fich ſenkt und aufrecht fteht. Dieß iſt die Mimosa pudica, ſehr verſchieben von der Mimosa sensitiva, die man in dem großen Palmenhaus fieht. Obrohl beide Tehr merfwürbig und die eine hier im Glashaus jehr zierlich iſt, ſo gelten ſie in Brafilien und Weſtindien doch
als Unfraut, daß man audrotten muß. Ihre ſtachlichten Stämme verhindern das Wachathum jüßerer Kräuter, und bad Vieh mag jeine Naſen nicht gefißelt haben durch die Bewegungen lebendiger
Pflanzen, die fich frümmen , wenn man ſie zu freſſen anfängt.
drückend heiß, was man um ſo ſtärker fühlt, als das Dach nies drig iſt, aber die meiſten Pflanzen gedeihen beſſer, wenn ſie dem Olas nahe find.
Die Pflanze ſchläft im Winter, wenn man fie
nicht zum Wachen zwingt, das Zringen aber iſt eine haflide Aufgabe, denn man muß fich zugleich hüten die Pflanze zu fochen. Ein neues Aquarium zu Rew ſoll den Namen Victoria erhalten, aber ſelbſt in dem kleinern Teich iſt die Pflanze ein vegetabiliſches Wunder, das abwechſelnb eine Blüthe und ein . Blatt treibt, legteres nicht minder merkwürdig als das erſtere, da eß beim Vorbrechen ausſieht wie ein Igel, der auf dem Rüden dywimmt. Das Blatt erreicht ſeinen merkürbigen Rand, und vervollſtändigt aud; feine wabenartigen Luftcellen in der untern Fläche, wodurch ſeine Elaſticitat ſo gemehrt wird, DaB 18 eine Laſt von 80 Pfund tragen fann, worauegelegt, taß
fte gleid; vertheilt iſt. Eine andere ſchwimmende Pflanze fieht man in einer Ecke debjelben Teiche, die Pontederia crassipes, an der die Blattftengel zu Blajen anſchwellen . Am Fuße der Victoria ruht dic zierliche Nymphaea pygmaea, eine zwerghafte Waſſerlilie mit fleinen weißen Blüthen, und auf einer Seite
Nun mird ein kleines Glockenglas aufgehoben, und die Scheere
bietet das Nelumbium speciosum , welches das Bouquet für die
berührt ein paar ſchuppige mit grünen ſteifen Haaren bedeckte
Damen , deren Mumien im Muſeum fich finden , lieferte, noch left ſeine Blüthen , wenn auch von blaſſerer Färbung.
Blätter, die fich ſchließen.
Es iſt dieß die amerikaniſche Fliegens
falle (Dionaea muscipula) , welche am Ende ihrer Blätter eine
( Fortſepung folgt.)
rrahrhafte lebendige Falle hat. Hören mir die Erklärung des langen Herrn : ſobald ein Inſect (ober überhaupt ein frember
Die Indianer Auftraliens.
Körper) die Haare der Fläche berührt, io id ließen fich die beiden Lappen jeſt, und drüden den unglüdlichen Eindringling zu Tode. Sobald das Inſect ſich zu wehren aufhört und ſtirbt, öffnet ſich
die Falle und iſt bereit, tad Werf der Zerſtörung mieter aufs zunehmen ; eg iſt indeß fein Grund zur Annahme vorhanden , daß Die totren Inſecten in irgend einer Weiſe die Pflanze nähren." Wag fann alſo der Zirect dieſer Einrichtung ſeyn , wenn nicht um der Ueberfille des Inſectenlebens Ginhalt zu thun ? Rieſens
(Fortſepung .)
Eigenthümlicherweiſe haben dieſe Stamme, ſo viel bis ießt wenig itens noch befannt geworden, ſämmtlich feine Religion, nicht die gering ften religiöſen Ceremonien, und glauben auch an fein höheres , wenig fieng an fein gutes, ídyaffendes und erhaltendes Weſen. Woher die Welt und alles was ſie umgibt, entſtanden ſey, ſcheint ſie wenig zu fümmern .. Ginige Weſen haben ſid ſelber und dann andere geſchaffen – ſo wirdo wohl gefoin men ſeyn. Aber ſie fürchten dagegen böſe Weſen, die ſchåda
bafte Pflanzen beſtanden in den präadamitiſchen Zeiten ; nie ? wenn ee damalß eine Fliegenfalle gat, groß genug einen Men. idhen zu fangen ? linſer Führer zerdrückt ein immergrünes Blatt,
lichen Einfluß auf ſie ausüben können, und haben Zauberer ſich gegen
und gibt den Wohlgerud, ter augenſcheinlich bem der Gewürz
Periode miilien ſie von dem Fleiſch junger Kinder, zi1 einer anderen von
dieſelben zu düßen.
Dieſe Zauberer haben ſich übrigens, ehe ſie wirklich magiſchen Gin : fluß auðůben fónnen , vielen Ceremonien zu unterziehen . Zu einer
264
no
dem alter Männer effen , es ſeint aber , daß fie nur ein einzige & mal gezwungen ſind, von jeder Art zu foſten , das genügt dann für zeitlebens. Nachdem ſie das alles durchgemacht haben , beſigen fie hodiſt ause gebreitete Kenntniſſe als da ſind : Krankheiten heilen, Regen und Hagel machen, Flüſſe bezaubern und fich ſelbſt in andere Geſtalten verwandeln . Sie glauben an eine Seele oder Geiſt, der getrennt von dem Körper eriſtirt ( itpe tukutya) , nach dem Tod geht der Geiſt gen Weſten, zu einem tiefen Abgrund, wo die Seelen aller Menſchen zuſammenfommen . Wenn alle todt find , fehren dieſe Seelen wieder nach ihrem früheren Aufenthaltsort zurüd , gehen zu den Gräbern ihrer verlaſſenen Körper und fragen : „ Sind dieß die Rörper die früher einmal bewohnt waren ? " Dann antworten die Körper : „Wir ſind nicht todt , wir leben noch ."
Die Seelen und Körper werben aber nicht wieder vereinigt , ſondern die erfteren leben während des Tage in den Bäumen und fommen nur Nachts auf den Boden herab, wo ſie Raupen, Gidechſen , Fröſche und Kanguruhratten berzehren . Begetabilien eſſen fie nidt , fterben auch nie wieder , und bleiben fiets von der Größe eines Knaben von etwa acht Jahren.
Dieſer Glaube rechtfertigt auch die Sceu dieſer Stånıme Nacht: ihr Lager zu verlaſſen , fie bleiben ruhig bei ihrem Feuer liegen und unterhalten dieß fortwährend in Gluth und Flammen, um böſe Geiſte wiffen zu laſſen , daß fie auf ihrer but find. Am Murray nennen ſie den Teufel Toh
sooon
Manchmal laſſen ſie auch zur Ader um Kopfichmerzen oder im ganzen Körper laftenden Drud abzuleiten , und zwar ganz auf dieſelbe Art am Arm, wie die Europäer. Der Ginſchnitt wird mit einem Stüd Bergfryſtal gemacht, dem man noch außerdem übernatürliche Kräfte anrechnet. Verfrüppelung des Körperd ſchreiben ſie dem Ginfluſſe der oder auch der Mutter, die während ihrer Schwangerſchaft Sterne zu vielleicht verbotene Speiſen gegeſſen hat. Junge Mädchen glauben, daß ſie ſwanger werden , wenn ſie die ihrem Lebensalter unterſagten Fleiſch . oder Pflanzenſpeiſen eſien. Die Zauberer thun auch manchmal als ob ſie dem Kranfen Knochen aus dem Munde náhmen, welche die Krankheit enthalten ſollen ; oft iſt aber auch die Urſache derſelben , die ſie auf ſolche Art entfernen , voll: fommen unſichtbar und wird dann verbrannt. Wenn einer von ihrem Stamm ſtirbt, ſo wird der Körper nach
einigen Tagen auf die Bahre, das Wirfatti, gelegt ; dieſes Wirfatti iſt rund und ſtrahlenförmig, und wird von fünf oder feche Männern über die Stelle getragen , wo der Verſtorbene gelebt hat. IInter der Zeit geht einer unter den Körper , angeblich in Geſpräch mit dem Todten, und fragte ihn „wer hat did umgebracht ? fennſt du ihn ?" Sobald der Körper ſagt, „ niemand ," hört dieſe Art von Verhör
auf , ſobald aber irgend jemand angegeben wird , geht der Zug fort, Geiſt – , der Todte und man
)dazuangeregt, fich herumbewegt. Der angegebene Mörderfann ebenſo auố , äußer Tot aud gegenwärtig ſeyn, und iſt das der Fall, ſo wird es ſo veranſtaltet,
fdmeidhelhaft, den Weißen (Meru iſt ein ſchwarzer Mann), und lutfo bedeutet fowohl Schatten als Seele. Ginzelne Stamme dort ſcheinen aber das ilmgehen ber Seelen Nachts und den Teufel nicht ſo beſonders zu fürchten, wenigſtens nicht in mondhellen Nächten. Mehrmals erinnere ich mich, daß fie bei Monds
ſchein auf den Anſtand auf Wombats – eine kleine Art Dache — gegan: gen find, und nur zu gut weiß ich, wie ſie mir ein paarmal Nađite in das Lager gekommen. Weiter oben und dann beſonders nach Sydney zu, rühren fie fich Nachts unter feiner Bedingung aus ihren Hütten. Am Murray haben die Bani: Schwarzen beſonders den Ruf bei den übrigen Stämmen, daß ſie, burds Auss und Einſcharren gewiſſer Straucher
daß einer der Zweige ihn berührt ; dann entſteht entweder augenblidlich ein Kampf , oder doch wenigſtens in ein oder zwei Tagen . Hernada wird der Körper von der Bahre genommen und in eine Grube von vier bio ſechs Fuß Tiefe gelegt.
Bio vier Jahr alte Kinder werden erſt mehrere Monate nach ihrem Tode begraben ; ſie werden nun ſorgfältig eingepact , und den Tag über von der Mutter auf dem Rüden herumgetragen , die ſie dann in der Nacht als Ropffiflen gebraucht. Erſt wenn ſie gang trocken und mumien, artig geworden ſind , werden ſie begraben oder in einen Bauin gelegt. Sie begraben die Todten mit dem Kopf nach Weſten , zwei Ver: wandte ſpringen dann oben darauf, fallen fich, wie in einem Parornds
und Gråſer, das Wetter maden fönnen. Aberglauben oder Glauben wer vermag über den rechten Unter:
mus von Trauer, in den Haaren , und reißen und balgen ſich hin und her.
ſchied der beiden Wörter zu urtheilen
Gråbern , und wehflagen und zerſchueiben fich die Lenden und Bruſt
haben ſie mancherlei. Das Puingurru iſt ein heiliger Knochen, ben fie manchmal zum Aderlaſſen gebrauchen eine Art Reliquie ; legen fie dieſen Knochen in das Feuer und brennen ihn zu Ajde , ſo ſoll er tödlichen Ginfluß auf die Feinde ausüben . Wenn zwei Stämme miteinander auf feindlichem Fuße ſtehen und einer davon wird franf, ſo glaubt man allgemein, daß ein Zauberer des Gegenflammes die Schuld trägt , iſt aber gar bag Puingurru verbrannt, dann bleibt keine Rettung möglich. Sie glauben ferner an eine Art von lingeheuer, Kuinyo, von menſch:
lichem aber rieſigem Ausſehen ; dieß übernatürliche Weſen ſoll tie Macht haben durch die Luft zu fliegen oder über die Erde zu gehen – von einer Seite zur anderen. Dieß Ungeheuer fürchten ſie beſonders Nachts, wo ed hereinſchleicht und aufpaßt, ob hie und da ein Feuer erliſcht; haupt:
fächlich zum Schuß gegen dasſelbe unterhalten ſie dieſe, ſo viel ſie fón : nen, in lodernder Flamme.
Die Heilung der verſchiedenen Krankheiten liegt einzig und allein dem Zauberer ob . Innere Schmerzen, welcher Art fie auch immer reyn mögen , werden überhaupt dem Einfluß irgend einer Zauberei oder Baitya zugeſchrieben. Ein Zauberer fann dieſelben alſo auch nur wie: der heben , und dieſer heilt das Gebrechen, indem er ſeinen Mund an eine Art - lebendiger Schröpffopf - 098 die leidende Stelle legt und bie Blut oder die Paitya ausſaugt. Nadher werden Gumblätter 1
-
ſehr reichhaltig an einem ſtarf riechenden mediciniſchen Del , deſſen Name mir aber jeßt entfallen iſt, find, auf den Fled gelegt , und die Heilung iſt geſchehen oder ſoll wenigſtens geſchehen ſeyn. Für opf : oder Bauchſchmerzen haben ſie ein anderes Mittel, fie drüden und fneten den franken Theil, bis der Leidende Linderung ſpürt, ober es wenigſtens erklärt, um den Quetſchungen zu entgehen . Verlag der 3. G. Gotta ' den Budhandlung.
Noch viele Monate nach der Beerdigung figen die Frauen an den mit Feuerſteinen .
Todtgeborne oder ſehr fleine Kinder werden meiſtens verbrannt ; einige Stämme graben aber auch ihre anderen Todten nach einer gewiſſen Zeit wieder aus , und verbrennen die Gebeine . Ja an manchen Orten trođnen fie, als Zeiden ſehr großer Actung, die Leichen fogar und feßen fie auf Baunie .
Ihre Zeichen der Trauer find außerdem noch verſchieden ; die Mån: ner ſchneiden fidh Haar und Bart , und die Frauen das Haar ab. An manchen Drten legen fie fich auch heiße Aſdhe auf den Kopf, daß fie das Haar bis auf die Wurzeln abſengen. Am Rufus , und überhaupt an jenem Theil des Murray , oberhalb und unterhalb des Rufus, machen fich die Frauen von weißem Thon und dazwiſchen gefneteten Gras eine Art Muße, 11/ 2-- 2 Zoll did, tie fie fich, wenn die Maſſe noch weich iſt, aufſeßen , und auf dem Ropf troden werden laſſen. Weiß ift überhaupt ihre Trauerfarbe , und auch die Männer beſprenfeln und be: malen fich, zum Zeichen der Trauer, mit weißem Thon. Dieſe Müßen oder Scalpdedel, wie man ſie beſſer nennen könnte, werden dann , wenn
fie die Frauen wieder abnehmen , auf das Grab des Betrauerten gelegt, und dieſes mit Sträuchern, wie mit einer Hütte überbaut, und es iſt ein
Beweis der Achtung gegen den Verſtorbenen , daß jeder der vorbeigeht einen fleinen Strauch oder Zweig auf die Hütte wirft, die zuleßt das turdy ein dichtes Schatten- und Schubdach bildet . ( Fortſetung folgt .)
Die Biganie in England ſcheint eine ſehr erläßliche Sünde. Kürzlich wurde ein Mann, welcher derfelben ſchuldig befunden wurde, zu vier Tagen Gefängniß verurtheilt, wahrſcheinlich weil ſeine erfie Frau, die mit einem andern Mann lebt , nicht ſelbſt geflagt hatte . (Shipp. Gaz. 13 März.) Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d . Widen ma n n .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 我 67. Nr.
18 März 1852.
Beiträge zur Sittenkunde der Wordafrikaner. 10. Hut der Rinder : und Ziegenheerden . - Folgen einer Bremſenmuſik. – Bienenzucht und Bienenjagd. Aecker- und Hausgeräth. - Ceremoniell bei den Mahl: -
zeiten. Die Rinderbeerde wird hier wie überall wechſel@weiſe von
anfangs unruhig wurden , dann mit aufgerichtetem Schwanz wie tol davon liefen , und ſo die ganze Heerbe in einer allgemeinen baftigen Flucht nach ber Sriba nach ſich zogen .
Keine Gegend in der ganzen Provinz Conftantine iſt der Bienenzucht günſtiger als das obere Sanbadjagebiet ; die zur
für fle wenig angenehmen Geſchäft entziehen, wenn er es nicht
Anfertigung der Bienenſtöde erforberliche Korfrinde iſt hier ges mein, es gibt das ganze Jahr hindurchblüthentragende Kräuter und Sträucher, und die Temperatur finkt nie bis zum Gefriers
durch einen andern an ſeiner Stelle verrichten laſſen kann. Der
punkt berab. Man ſieht daher in jeder Sriba einige Bienens
Mula-Fraab fann fich durch ſeinen Ghames erießen laſſen , wenn dieſer nicht ſelbft Vieh beſigt, und daher für ſeine Perſon dieſer Laſt enthoben ift, und er macht ihm dafür irgend eine kleine Vergünſtigung. Das Hüten der Ziegen liegt den Knaben ob und ift Privatſache jedes Eigenthümer8. Diejenigen welche feine Knaben haben, ſuchen irgend ein armed Waiſenfind zu ich zu
ſtöde, doch iſt dieſer einträglide 3rreig ber landwirthſchaftlichen Betriebſamkeit bei den Kabylen bei weitem nicht ſo allgemein verbreitet, als er es bei ſo günſtigen Verhältniſſen feyn fönnte. Der Marabut Ben- Merab im Didennen - Dib iſt der einzige Kabyle meiner Bekanntſchaft, ber bie Bienenzucht nach einem
den Viehbeſigern der Sriba gehütet, unb feiner fann fich dieſem
nehmen, damit es ihre Ziegen heerbe hüte ; dieſe Unglüdlichen
größern Maaßſtab treibt ; es befißt derſelbe über hundert Bienen ftode, die ihm jährlich eine ziemlich runde Summe eintragen,
erhalten bafür magere Roft und unzureichende Kleidung, und
und jeder Familienvater fönnte ed eben ſo gut haben, da bei der
find beſonders im Winter zu bebauern, da ſie bei der ſchlimm- | mehr als einfachen Einrichtung und bei der Anweſenheit zahl.
ften Witterung den ganzen Tag im Freien zubringen müſſen.
reicher wilder Bienenſchwärme im Walde die Anlage eines Bies
Zu dieſen Genüſſen erwartet fie oft noch bei ihrer Rücfehr von
nenſtandes nur wenig Mühe und nicht die geringſte Auflage erfordert. Da aber zur Zeit des Schwärmens einige mit der
der Weide eine tüchtige Sracht Schläge, wenn ihnen, was nicht ſelten geſchieht, ein Schafal eine Ziege erwürgt. Die Erwachfenen find in dieſer Sinficht viel beſſer baran, da die Reihe bloß alle 12 bis 14 Tage an fie fommt, und fie nicht für ein von einem Lömen oder Panther niebergeriſſenes Stüd Vieh berante wortlich find, während das Güten der Ziegen das tägliche Ges ſchäft der armen Kleinen iſt, die man oft bei dem Verluſt einer Ziege aus Furcht vor der bevorſtehenden Strafe im Walbe Halbe Lage lang bitterlich weinen hört.
Bequemlidhfeiteliebe der Rabplen unverträglide Aufſicht nöthig iſt, ſo verzichten fie lieber auf dieſen gewiß nicht zu verachtenten Zuwach zu ihren Einfünften, und tröften fich damit, daß, im Fal eß ihnen nach Honig gelüfte, e8 ja wilde Bienen genug im Walbe gebe.
Die Einrichtung eines Bienenſtandes iſt hier einfacher, als ich ſte irgendwo zu ſehen Gelegenheit hatte. An einer jungen Korfeiche, die etwa einen bis anderthalb Fuß im Durchmeſſer
Es war mir nichts widerlicheres, als wenn ich auf der Jago
hat, wird die Rinde an zwei verſchiedenen, ungefähr jeche Fuß
einem ſolchen Dchſenhirten begegnete, welcher, da er ſelbſt an der töblichften Langeweile litt, fich berechtigt glaubte, ſeinerſeits andere zu langweilen. 30h wollte oft auß der faut fahren, wenn ich von einem ſolchen Ueberläftigen , der mir ſeine Heerde
von einander entfernten Orten ringe um den Stamm mit dem Beil eingekerbt ; ein von einem dieſer Ringe zum andern einges
auf allen meinen Iritten und Schritten nachtrieb, mit den eins . fältigſten Fragen gequält wurbe : „Du jagſt ? Muſtapha!" – ,3a." t du etwas Haſ „ Þaft Du etwas angetroffen ?" „Nein. “ 1
geſchoffen ?" – „Nein . “" - Haft bu gefehlt ?" und was dergleis chen Simplicitäten mehr find. Mein Thomas, ber ſelbſt auß dem Unangenehmſten Stoff für ſeine gute Laune zu ziehen wußte, unternahm ed einigemal und dieſer Zubringlichen auf eine eigene
Weiſe zu entlebigen.
Er entfernte fich nämlich wie zufädig auf
hauener Längsſpalt erlaubt das Abtrennen des Korfcylinderd, der
fich vermöge ſeiner Elaſticitat von ſelbſt wieder ſchließt. Der Spalt wird vermittelft einiger Heftel von zähen Ruthen zuſams men gehalter, die beiden offenen Enden des Cylinders mit Letten vermauert , und ſomit iſt der Bienenſtod fertig . Beim Einfaſſen eines Schwarmed wird das eine Ende geöffnet und ſobann wies ber mit Letten geſchloſſen , worauf man das Flugloch mit einem Meſjer ausſchneidet. Dieſe Bienenftöde werben, mit unterge
legten Steinen, neben einander magrecht auf die Erde gelegt, und niemand benft hier daran, fte wenigſten
durch ein einfaches
eine gewiſſe Diſtanz von dem Şirten, ſo daß dieſer ihn nicht
Stroh, ober Schilfbach gegen die lang anhaltenden Winterregen
hören konnte, ahmte dann das Summen einer großen Walbbremſe täuſchend nach, worauf die ihm zunächft weibenden Rühe
zu ſchüßen. Nichtsbeſtoweniger gedeihen die Bienen vortrefflich in dieſen Behältern, aus welchen ich reiche Vorräthe von Wacho
woo
266
coon
und Honig ziehen jah. Da die Kabylen feines der bei uns
haupten , daß es hier niďt ein Individuum gibt, welches die res
üblichen Mittel, wie z. B. durch ein lärmendes Geräuſch oder
nigen , zu ſeinen funſtlojen Fabricaten erforderlichen Werfzeuge
durch Beſprengen mit einem fünftlichen Regen bie au @ gezogenen
volftändig bejäße ; inbeffen hat der Eine irgend eine alte Feile, der Andere eine Zange, wieder ein Anderer einen Hammer und bgl. , die fie fich , je nach dem Bedürfniß der Augenblicfee, unter einander leiben , und ſomit iſt jedem geholfen . Alle dieſe Werf. zeuge wären im civiliſirten Europa nur noch gut unter das alte
Schwärme zum ſchnellen Niederlaſſen zu bewegen in Anwendung
bringen, ſo entfernen ſich dieſe oft auf bedeutende Stređen , und es geht mancher verloren .
Aus dieſem Umſtand läßt es e ſich ftoh
leicht erklären, warum man ſo oft in den entlegenſten Theilen Des Walbes wilde Bienenſchwärme in alten Rorfeichen antrifft. Die von den Kabylen gehaltenen Bienen müſſen jehr zahm ſeyn , da man bei dem Auffaſſen eines Schwarmes oder bei der Honigernte nicht die geringſten Verwahrungemittel gegen den Stich derſelben anwendet, und es iſt oft lächerlich anzuhören , welche guten Worte der mit dieſer Arbeit beichäftigte Kabyle an dieie
reizbaren Thierchen verſchwendet. Ich glaubte einſt, mein Nach . bar, Bel-Raſſem , jen plöblich verrüft geworden, als ich ihn auf einmal ſtehen bleiben jah, uub allerhand mir unbegreifliches Zeug bor fich hinmurmeln hörte, wie z. B. web ruhig, ſeb ruhig ! ich thue euch nichts, ihr werdet mir auch nicht thun ! Da hinaus, ba hinaus, meine Lieben ! Hier iſt nichte, braußen
iſt Gonig, braußen iſt Honig u. 1. w." Erſt nachdem die ge. fährlichen Freunde, die fich unter den Haif ihres Herrn vers flogen, den Weg ins Freie gefunden hatten, vernahm ich zu mei. ner Beruhigung, daß fie es geweſen waren, die dieſen geteims nißvollen Monolog veranlaßt hatten.
Die Wildbienenjagd iſt ebenfalls ſehr einfach: Der Jäger durdiſtreift den Walb oft halbe Tage lang, wobei er von Zeit zu Zeit anhält, um bem Summen der Bienen zu lauſchen, bis ihn ſein Dhr nach irgend einer Colonie derſelben hinleitet. Er
haut fobann einige Späne aus dem Bad Neft enthaltenden Baum , um denſelben daburch al8 ſein Eigenthum zu bezeichnen . Da aber, wie das Sprüchwort ſagt, der Wolf auch gezeichnete Schafe frißt, fo thut ber finder nicht übel daran , von Zeit zu Zeit, beſonders Morgens und Abenbe, nach ſeinem Neſt zu ſehen , weil ihm jonft leicht irgend ein gefälliger Nachbar bie Mühe tee Ausnehmend erſparen fönnte. Dergleichen Eingriffe in ein auf ein
altes Herfommen begründete & Recht haben
dion oft, und
beſondere in frühern Zeiten , Anlaß zu böjen Händeln gegeben, und oft floß Da Blut, mo mur Honig fließen ſollte. ſammeln teß wilden Honige , welches dann ſtatt hat, wenn die Bienen ihre Vorrathefaminern gefüllt haben, zieht jedeemal ten Tob deß den Schwarm beherbergenden Baumes nach fich, denn dieſer wird ichonungdlog gefällt, um auf bieſe Weiſe bad Neft
bequemer aushauen zu fönnen. Ich traf auf meinen Wandes rungen hundert und aber hundert ſolcher Bäume an, die unbes nußt am Boden vermoberten, und der Schaden, der durch dieſen Mißbrauch den ſchönen Waltungen bed Staatel bis zur Zeit, wo eine vollfommene Beauffichtigung und Verwaltung derſelben möglich wird, noch zugefügt werden fann , iſt nicht zu berechnen. Das Afers und Hausgeräth der Rabylen iſt, wie es bei
einem ſolchen Volf zu erwarten ſteht, von der größten Einfachs heit, und entſpricht nothdürftig den geringen Bedürfniſſen derſel ben ; die Anfertigung des erſtern liegt den Männern , diejenige des legtern den Weibern ob. Der Pflug iſt von ſo einfacher
Bauart, daß ein am Morgen noch im Walbe grünenber Baum auf den Abend ſchon in dieſes unentbehrlichſte aller Aderwerk zeuge verwandelt ift; bas bloß aus der Pflugſchar beſtehende
Cijen geworfen zu werden , hier aber werten fie ſorgfältig aufs berrahrt, bie fte durchaus den Dienſt verſagen, die meiſten der
jelben ſtammen von, an der Küſte geſtrandeten Wrads her. So war die einzige, im Demd- Sajjaf eriſtirende Säge eine chirur giſche, die ſich eines hohen Alters rütmen fonnte , da der Vater
ihres bermaligen Eigenthümers dieſelbe vor beinahe 50 Jahren von den Küſtenbewohnern bei Didiſchelli erſtanden hatte, ſo daß
die Anwendung dieſes Neſtor & aller Sägen gewiß eine harte es duldprobe genannt werden kann. Außer dem Pflug wendet man noch die Hade an , der Spaten aber iſt eine Seltenheit, und meiſt europäiſchen Urſprunge &. Zum Fällen und Bearbeiten des Hol. zed betienen ſich die Rabylen einer kleinen , zweiſchneitigen Art, und zum Ausrotten des Geſträuchen einer Art ron plumper Hippe.
Ihre Sichel iſt anders geformt als die deutſche, fie bildet einen ſtumpfen Winkel von ungefähr hundert fünf Graten und iſt mit einer gezähnelten Sneite verſehen . Wenn ich ſagte, daß alles Afergeräth von den Männern verfertigt würde, ſo iſt dieß nur von den funftfleißigen Kabylen der unabhängigen Stämme zu verſtehen , denn meine lieben Nachbarn haben dicie Arbeit ſchon längſt verlernt, und finden & weit bequemer die lepigenannten Werkzeuge von den ambulanten fabyliſchen Krämern auf den Märften zu faufen, die dafür Getreide, Häute, Wolle u . 1. w.
an Zahlungsſtatt annehmen . Bloß der Pflug, das Joch und die zum Auſpannen erforderlichen Stricke find ihr Werf, zu dem übris
gen Adergeräth haben ſie bloß das Verdienſt die Stiele verfere Die Kunſt hölzerne Platten und Sd;üſſeln zu rerfertigen, iſt ebenfalls bei der jeßigen Generation faſt ganz vers loren gegangen, und nur hier und da beſchäftigen ſich nocy alte Kabylen mit dieſer Induſtrie, deren Producte ſie auf den
tigt zu haben .
Märften feil bieten .
Doch geruben meine vielgerühmten Nadi
barn noch ihre hölzenen Löffel mit eigener Hand zu verfertigen ;
auch flicht jeder Hau@ vater während des Sommers eine neue Schlafmatte aux Zwergpalmblättern , die bie zu derſelben (& poche
des fünftigen Jahres ausreichen muß . (Schluß ſolgt. )
Der botaniſche Garten zu Kew. ( Fortſetung.)
Doch wir gehen an dem ſchönen ſymmetriſchen See vers
über, betreten das Parterre mit bunten Blumen , erſteigen die Stufen die auf die Terraſſe führen, und befinden und nun in dem
Palmenhaus, wo wir uns einen Begriff machen fönnen von einem tropiſcin Wald. Ein Tiger fönnte hervorbrechen zwijchen dieſen Farren, eine Boa den Stamm einer Cocoépalme hinanflettern, und Colibris durch die Blätter dieſer Bananen ichießen . Bebe
Pflanze hat ihre eigene intereſſante Geſchichte, wir fönnen aber nur auf einige der merkwürdigſten einen Blick werfen . Die ſchlanfe Staube mit ſcharlachrothen , herbſtroſenartigen Blüthen iſt der Hibiſcus, - rosa sinensis, ihre Blüthen werden in China gebraucht, um die Schuhe damit zu ſchwarzen. Eine an einem jolden Orte, wie das Palmenbaue, unſcheinbare Pflanze, aber
Giſenwerk Dedjelben wird ebenfalls an Drt und Stelle geſchmies det, wozu irgend ein großer Stein zum Amboß dient, und der oft nur in einem Eremplar in der Sriba vorhandene Hammer
von bedeutender botaniſcher Wichtigkeit als ein außerordentliches
von deſſen Befißer geborgt wird. Man fann mit Sicherheit bes
Beiſpiel vegetabiliſcher Mißgeſtalt, iſt die Xylophylla falcata ,
267
D. h. tas fichelförmige Holzblatt aus dem Bahamas. Cie hat grünc, flache, blätterartige Zweige, die noch mehr täuſchen , als die ber neuholländiſchen Acazie, ta fie horizontal in der gewöhn-
Giedfanne ein quid pro quo enthielt, iſt es nicht ſonderlich zu tabeln. Eine andere faum minder gefährliche Art Jatropha fam
lichen Stellung der Blätter und nicht vertikal in dem Stamme eingeſeßt find. Die Blüthen und die ſpärlichen ächten Platter
Wir müſſen nun die Wendeltreppe hinaufſteigen, und um die Gallerie herumgehen, um auf die üppigen Baumfarren hinabs
erſcheinen in den Sågezähnen als ächtes Blatt, in dem metamorphofirten Zweige aber muß man ffe als Blattrinfel (axilla )
zuſchauen , um den reizenden Einbrud der ſymmetriſchen Blumene
betrachten. Eine Pflanze von einiger Berühmtheit iſt das Cibos tium Baromeß oder ſcythiſche Lamm, dad vegetabiliſche Lamm der Latarei, das , nach den alten Schriftſtellern , alle Grad in
ſeinem Bereich wegfrißt, unb ta es ſelbſt im Boden feſtgewurzelt iſt, endlich Hungere ſtirbt. Der Beweis hiefür liegt darin, daß jo viele Neugierige dieſe Pflanze in ihre Naturaliencabinette aufnahmen.
Inſere Pflanze erklärt indeß das Geheimniß : der
wollige Wurzelftod ift von bebeutendem Umfang, und mächst in merkrürdige Verbrehungen und Knoten aus ; vier kurze Laubs ſtengel, die man an der getrodneten Pflanze ließ, um darauf zu fteben, wenn ſie abwärts gefehrt waren, vollendeten die Achnlich feit mit einem vegetabiliſchen Lamm.. Hier machſen indeß auch Dinge, die eben ſo nüglich als ſeltſam find, z. B. der Chocoladenußs baum, Theobroma Cacao, Nahrung für die Götter." Dieſer
ſpäter nach Kew , berſchwand aber auch wieder.
beete zu bewundern, und die Ausficht zu genießen auf die jun gen Deobarag an der prächtigen Pagode, der eg nur an Drachene und Gloden an den Eden der übereinander liegenden Dächer fehlt, um ein vollſtändiges Facſimile der Pagode von Nanking zu ſeyn : man bemerkt die Blüthen der Ariſtolochia gigas, welche helms artig geſtaltet und ſo groß ſind, daß in Sübamerika nach Hums
boldte Angabe die Kinder ſie als Hüte tragen. Che wir das Palmere haus verlaſſen , was wir nur mit Widerſtreben thun, machen wir noch auf das zarte Grün aufmerkſam , das man dem Glas auf Anrathen ørn. R. Hunte gegeben hat, um die adzumächtige Wirkung der Sonnenſtrahlen zu mäßigen, ein Zwed, bem der Verſuch wolftändig entſprach.
Die ſeegrüne Färbung iſt an
meiſten außerhalb gegen Sonnenuntergang bemerklich, oder ime
Winter, wenn die Sonne niedrig fteht. Den legten Blick wers fen wir hier noch auf einen Gegenſtand, der zuverläſſig in der
treibt Blumen aus dem biften Theil des holzigen Stammes,
Naturgeſchichte einzig daſteht, Hrn. Smiths eigene Pflanze,
dieſen folgen Nüſſe in derſelben Stellung ſtatt auf den großen Zweigen . Hier iſt auch der Mangobaum , Mangifera indica,
beſchrieben hat. Ihre Natur iſt in dem Namen Caelebogyne
mit ſeiner Frucht, die am Ende eine langen Stengele herunters
ein ungeſchictes aus Latein und Griechiſch gemiſchtes Wort
die
er in
den
linnéiſchen Verhandlungen im Jahre 1839
ale Hr. ilicifolia, bas yolunderblättrige Jungfernweiben , aufgetrüdt. hängt; gibt beren , ſchlechte nichthaben beffer einen find, Ges Werg es und Terpenthin aber dieArten, guten die Arten Smith erzählt ung : „Kurz nach ihrer Ankunft erzeugte die ichmad , den man Jahre lang nicht vergißt. Jebe Frucht iſt hier durch einen kleinen Nerjack gefichert, um Unfälle zu verhindern, Gericht für eine Königin zu dienen. als ein leceres ſpäter angenehmen und Von Früchten und wohlthätigen Kräutern wens den wir und jeßt zu den bölartigen Pflanzen, zu den Giften . Das Caladium seguinum , oder Taubrobr, läßt man beſſer uns
gebiſſen oder es beißt wieder, tenn es beraubt Lippen und Zunge hier find hier aller Gewalt zum Sprechen . Beiſpiele dieſer Giftigkeit find
Pflanze wirkliche Blüthen, aber obwohl ich ſie von Jahr zu Jahr ſorgfältig beobachtete, konnte ich toch nie etwas wie männliche
Blüthen oder Blüthenſtaub tragende Organe entdecen ; ich hätte fie natürlich als zweihäufige übergangen und die drei angefom menen Individnen als weiblich behandelt, wäre meine Aufmerfs ſamfeit nicht beſonders dadurch anf fie gelenft worden, daß jede Frucht und vollſtändige Samen bervorbrachie, aus denen ich junge Pflanzen zog. zog. Dieß geſchah nicht blog in Cinem Jahr, ſondern Pflanzen
sorgekommen, die Gärtner find aber jeßt auf ihrer Hut, ba file
in mehrern Jahren nach einander.
wohl wiffen , wo ſolche ſchlimme Kräfte ſchlafend liegen, und Fremde haben keine zweifelhaften Erperimente zu machen. Der
ftande, namentlich dle Abweſenheit von männlichen Blüthen der Pflanze ſelbſt oder verwandter Pflanzen , ſo wie den Umſtand ,
Erwägt man die obigen Ums
Gärtner eines unſerer Freunde ſtellt eine ſtechende Pflanze, tie
Daß die Narbe (stigma) ſo lange unverändert blieb, und nicht
Loasa urens, mit ihren zierlichen gelben Blüthen und gefährlichen Blättern an einen auffallenden Plaß ſeines Gewächshaus jes, um naſerreiſe Kinder und Damen durch die Blaſen auf den Händen zu belehren , daß eß ficherer iſt zu ſehen , als anzurühren. Deffentliche unb Privatanſtalten find aber verſchies dene Dinge, und nachſtehende Beiſpiel wirb zeigen weld ,e Vor-
die Symptome zeigte, die man an ter Narbe nach der Einwirs
ficht in einem botaniſchen Nationalgarten anzuwenden iſt.
Das wahre Wunder iſt. daß es in Auſtralien , aber nicht in Europa , Pflanzen dieſer Art gibt, welche nicht unbedeutende männliche Blüthen tragen, und daß in ker nichts fich findet , was eine unächte Vermählung mit den eingeführten Indivibuer .
1
Die
töbtlichfte Pflanze, die Rew je beſaß, bie Jatropha urens, iſt nicht mehr zu ſeben : man hat fte entweder getödtet, wie einen tollen Hund, oder in Einjamfeit abfterben laffen , wie einen Auffäßigen Ihr Befiş foſtete den jebigen Curator, ørn. Smith, faſt tas Leben . Vor 25 Jahren langte er über die Jatropha hinüber, unb eine der ſchönen glänzenden Stacheln berührte ſein Handgelenf : die erſte Empfintung war eine Erſtarrung und ein Anſchwellen der Lippen , tas Gift wirfte auf das Herz, die Circulation wurde
kung des Blüthenſtaubes gerröhnlich fteht, ſo kann ich zu feinen antern Schluß fommen , aló daß er zur Vervollſtändigung der Samen nid)t weſentlid, ift ; iſt aber eine äußere Einwirfung. nothwendig, und findet ſie auf die Narbe ſtatt, ſo kann ich nicht ſagen , was dieſe Einwirkung iſt, und wie ſie ſich thatig zeigt.“
vermitteln könnte. Es ſcheint ein wirklicher Fall von Jungferns geturt . (forijepung folgt.)
Die Indianer Auftraliens.
gebemmt, und Hr. Smith fiel bewußtloß nieder. Der Arzt rarb
( Fortſeßung .)
ichnell gerufen und wandte entreter ein ſehr richtiges Mittel an, oder die eingedrungene Gifttofte war nicht ſtark genug. Spås ter aber ſtellte man die Pflanze in eine Ede, und er fam ihr
auf Armed länge nicht nabe ; er begoß die Pflanze mit einer Gieße
Die Urſachen all der tauſend und tauſend Käinpfe und Streitig : feiten , die beſonders am Murray und Murrumbidgee unter den Schwars zen vorfommen, iſt der wahnſinnige Aberglauben oder vielinehr Unglaus ben eines natürlichen Todec . Jeder Sterbefal muß nicht allein die
fanne, die eine unmäßig lange Röhre hatte. Menn vielleicht die
Nrade in der heimlichen Zauberei eines Feindes haben , ſondern aud
268 wieder durch Feindes Blut geſühnt werden. Um den Torten Fiben und wehflagen , heulen und ſchreien tie Weiber , und treiben die Männer zuleßt ſo weit, daß fie in reiner Verzweiflung aufſpringen, ihre Waffen ergreifen und hinausrennen Blut um Blut zu vergießen. Mano armer unſduldiger Teufel, der ihnen dann gerade von irgend einem andern Stamin in den Weg lief, oder die Nacht nicht gut Wache hielt, iſt als ein ſolches Sühnopfer erſchlagen und ſein Nierenfett zu den feindlichen oder vielleicht nicht einmal feindlichen , ſondern nur Nadbarfeuern ge
erlegt dann eines dieſer Thiere, focht oder bratet e8, und bietet es freund lich feinem Dpfer ani , vorher aber hat er ein Stüď von den Knochen für ſich zurüdbehalten ; dieß hebt er ſorgfältig auf und befeſtigt es mit
dem Harz bes Grasbaumes an einem Stück ſcharf zugeſpißten Ran: guruhinochens , etwa drei Zoll lang. Das iſt dann das Ngadungage cder
Ngadunge, was er nun bloß neben das Feuer zu fleđen braucht, um
ſchleppt worden . Am Lafe Victoria und Lafe Boni, unter den Nufus -Stämmen,
Rranfheit und Tod ſeines Dpfers herbeizuführen .“ G8 liegt etwas entreßlich boshafte und heimtüdiſches in dieſen Gebrauchen , und ich glaube aud wahrlich , daß nur der auftraliſde Wilde ſold feiger Bodheit fähig rey. 3ft es nicht ein ſcauderhaftes Bild ſich zu denfen, wie der ſchwarze Schuft erſt unter einem freund: lidhen Aeußeren dem auderſehenen Opfer Speiſe bietet, von der er ſchon im voraus den Todesfeim wie er meint für denſelben bei fidh trägt, und wenn der Verdachtloſe davon gegeſſen , reßt er fich in ſtiller Nacht vor ſein Feuer und weidet ſich daran mit dem fengenden Knochen Saft und Lebenefraft aus dem Körper det anderen herauszubrennen . Es liegt etwas teufliſches in dieſer durchdachten faltblütigen Grauſam: feit. Wenn jemand überzeugt iſt, daß der Tod irgend eines Freundes oder Verwandten von Bezauberung herrührt und Verdacht auf jemand hat , ſo ſucht er fich ebenfalls ein ſolches Ngadunga zu verſchaffen und ſtößt dieſes in den Schenfel der Leithe. G8 roll dieß ebenſo den lang: ſamen ſchleichenden Tod des Feindes herbeiführen. .
ſcheint dieſe unſelige Sitte nicht in ſolcher Kraft zu ſeyn, oder es wird ihr wenigſtens durch einen anderen Gebrauch viel von ihrem feinds lichen Charafter genonimen. Bei Leichenfeiern finden nämlich Tänze oder eine Art von Kampf: ſpielen ſtatt, in denen Blut, wenn auch nur aus einer leichten Wunde, fließen muß, und das ſcheint die Manen des Todten auf vernünftigere Weiſe zu verſöhnen . Gine andere Idee von einem Zuſtand nach dem Tode herrſcht eben :
falls noch bei ihnen , die aber wahrſcheinlich erſt nach ihrer Befannt: ſchaft mit den Weißen entſtanden iſt , wenn wir es nicht als eine Art Offenbarung annehmen wollen daß die Seelen der Schwarzen nám: lidh nach ihrem Tode in den Körper von weißen Männern, die ſie jedens fallo für ihnen doch überlegenere Wiren halten , übergehen , und daß 1
Sollte jemand ſterben ohne daß ſeine Verwandte herausbefomnien fónnen , wer die IIrſache ſeines Todes geweſen iſt, ſo ſchreiben ſie den:
deßhalb alle weißen Männer auch früher einmal Schwarze geweſen ſind. Ueber die Sitten und Gebrauche der Eingebornen von Encounter: Bay und des Port Lincoln haben zwei Miſſionáre , beide Deutſche, ein paar kleine Broſchüren in Adelaide herausgegeben. Allerdings weichen dieſe von den Adelaides und Murrayftammen etwas ab, allein doch nicht ſo ſehr, um dem Leſer noch mehr von dem Leben und Treiben dieſer wilden Stämme vorzuführen , es möchte ihn ermüden. Nur was auf
ihren Glauben und ihre Sagen und Legenden Bezug hat, will ich, da es jedenfalls von Intereſſe feyn muß, den Ideen : und Phantaſiegang ſolch wunderlichen Volfeo zu zeigen , mittheilen. 1
ſelben einer gewiſſen Art von Zauberei zu , die ſie Melapar nennen ; dieſen Namen geben ſie auch den Adelaide und mehr nördlichen Stani : men, und glauben daß fich dieſelben in Vögel, Bäume u. ſ. w . verwan : deln fönnen. Jung und Alt fürchten dieſe Melapar, und verlaſſen deß :
halb ihre Hütten nicht gern nach Sonnenuntergang. Kinder werden , wenn ſie ſterben , in zienilich der Art behandelt, wie ich es von den Adelaide:Schwarzen beſchrieben habe , mit älteren Perſonen haben ſie aber eine eigenthümliche Weiſe. So wie dieſe fters ben, werden ihnen die Kniee bis an das Kinn hinaufgezogen, was audi
bei einigen der nördlichen Stämme geſchieht, und die Hände zwiſchen
Ueber die Encounter:Bay:Indianer ſagt ør. Paſtor Meier : Nur wenig Krankheiten gibt es, die ſie als die Folgen natürlicher
die Schenfel zuſammengedrüdt. Die Leiche wird dann zwiſchen zwei entzündete Feuer hineingefeßt, ſo daß fie die Biße dieſer beiden und
Urſachen betrachten ; faft ſtets halten ſie für den Grund derſelben irgend eine Bezauberung die durch zwei Inſtrumente ausgeübt reyn fann : die
die der Sonne erhålt. Nach einigen Tagen lodert ſich die Haut und
wird abgezogen , und eine ſolche Leiche heißt dann Grinfari. Dieſe
Plangge oder Mofari . Die Plangge iſt ein zwei Fuß langer Stock mit einem diden Wur: zelfnopf an dem einen Ende ; fie glauben daß eine Perſon, deren Bruſt leiſe mit dieſem Plangge berührt wird, frank werden und ſterben muß, oder geſchieht das nicht, ſo wird die nächſte Wunde, die er erhält, rey
Gewohnheit mag auch erflären, weßhalb der Name Grinfari ebenfalls
bo
den Europäern gegeben iſt, indem ihre Hautfarbe einige Aehnlichkeit Schmeicheln thun die Schwars mit der alſo gelbundener Körper hat .
zen den Weißen mit ihren Benennungen wahrlich nicht
die einen
vergleichen ſie mit Teufeln , die anderen mit Geſchundenen. Hiernach werden alle Deffnungen des Körpers zugenäht, und das Ganze überreiben ſie mit Fett und rother Grde ; der aber , der dieſe Näharbeit verrichtet, hat wohl darauf zu ſehen, daß ſein Náhzeug auch vollfommen gut in Stand if , denn er feßt ſich dabei manchmal einer keineswege geringen Gefahr aus. Sollte der Faden nämlich reißen, ſo vermuthet man , daß der Todte das gemacht habe, um zu erfennen zu geben, dieſe Perſon fen die, die ihn bezaubert habe. Ebenſo würde ihn das all den Schuldigen verrathen , wenn ſeine Nadel nicht ganz ſcharf wäre, und beim Einflechen das Fleiſch wie es geſchieht, wenn man einen ſtumpfen Gegenſtand Sawiderpreßt – eindrüdte .
ſie noch ſo leicht, tödtlich. Dieſe Bezauberung geſchieht gewöhnlich Plets Nachts, wenn der Gefährbete ſchläft; lagern deßhalb Stämme dicht neben einander , ſo hält ſteto ciner aus dem Stamme Wacht, folche Bejaus
berungen zu verhindern. Hat ein Mann einen Feind den er zu bezau: bern wünſcht, und fann er fich Nachto an ihn heranſchleichen ohne entdeckt zu werden, ſo glaubt er, daß er ihn in tieferen Schlaf verſen fen fann , wenn er die Hand vor ſeinem Geficht leiſe bewegt ; ſein Gedanke iſt dabei als ob er einen Büſchel Emufedern in der Hand hielte, die vorher in die Feuchtigfeit eines verwesten Körpero getaucht wurden. Auch die Nádfliegenden Glafert er auf dieſe Art feſt ein, und berührt dann die Bruſt ſeines Dyfers mit dem Plangge. Der Mofari iſt ein ſchwarzer Stein , etwa wie eine Art geformt und zwiſchen zwei Hölzer gebunden , die ihin als Stiel dienen ; die
(Schluß folgt.)
Der Vorrath von ba a rem Gold in der engliſchen
ſcharfe Seite des Steines wird gebraucht Männer, die fumpfe Frauen zu bezaubern – fonſt benußt man es aber gerade wie den Plangge. Dao Ngadunge iſt ein anderes Inſtrument, Krankheit und Tod zu
verurſachen. Feinde bewachen einander und ſuchen eifrig nach Pläßen, wo der Gegner Enten, Papagaien, Kafatus oder eine Art Fiſd. Ponde
genannt u. ſ. w., gegeſſen hat. Vergaß er dabei ſorgfältig al die Knochen die er zurüdließ , zu verbrennen , fo hebt fie fein feind ſorgfältig auf. Hat er aber die nöthige Vorſicht gebraucht, und findet dieſer feine Spur von Ueberbleibſeln miehr, dann muß er ſelber für Material ſorgen. Er Verlag der J. G. Cotta'ſdheu Budhandlung.
Goson
Bank iſt jeßt auf die ungeheure Summe von 19,410,070 Pfd. geſtiegen, wovon das Silber vielleicht faum 100,000 Bfd. beträgt. Die Zahl der nicht ausgegebenen, alſo tobt baliegenden Noten beträgt 12,659.825 ; es fehlen alſo nur noch etwas über 1,300,000 Pfb ., fo liegt das ganze aus 14 Min. beſtehende eigene Capital der Bank todt ba. Troß dieſes Steigend der Goldmaſſe iſt die Maſſe der verwendeten Noten, 20,237,320 Pfb ., nicht größer als ſonſt, ſo daß die Maſſe todten Capitalo fich fort: dauernd anhäuft.
Verantwortlicher Redacteur Dr.
D. Widen man n.
1
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und : Attlichen Lebens der Völker. Nr. 68 .
19 März 1832.
Die Seeräuberei in der Nähe von Borneo. Unſere Leſer werden ſich erinnern, daß der Radſchah Sir 3. Brooke , der ſich auf allerlei nicht gerade mit der größten Ehrenhaftigkeit verträgliche Weiſe in den Befiß eines Landſtriche an der Küſte von Borneo gelegt hat, von der engliſchen Regierung, bloß um ihn indirect mit Geld zu unterſtügen , zum Gouverneur ron Labuan ernannt wurde . In der engliſchen Journaliſtik erhob fich viel Streit über ihn, mehrere ſprachen das Verdammungsurtheil
über ihn und ſein gewaltſames Verfahren gegen die verſchiebenen del Seeraubs mehr oder minder ſchuldigen Völfer aus, und gins gen dabei ſo weit, zu behaupten es gebe in der dortigen Gegend gar keine Seeräuber. Die Friebendgeſellſchaft in England hat fich bekanntlich mit dieſer Behauptung lächerlich gemacht, und in einer ihrer Verſaminlungen von Seite eines berben Seemanné offes
Leben nüglich find, kurz jolche vegetabiliſche Stoffe, wie ſie die lebenden Pflanzen nicht zeigen können. Große Monopolien in
gewiſſen Materialien und Arzneiſtoffen wurden lange aufrecht er. halten , indem man die Pflanzen , aus denen ſie genommen wurs den, verheimlichte ; es iſt für die öffentliche Wohlfahrt wünſcheng werth, daß folche ſelbſtſüchtige Myftificationen bereitelt rrerben . Hier im Muſeum finden wir das Probúct bezeichnet mit Bezug auf die lebenden Pflanzen , welche ſie liefert, z . B. Burgunder
Pech von der Abies excelsa ; amerifaniſcher Serpentin ron der Pinus palustris ; Gutta Perchia in allen ſeinen Stadien von dem
dickflüſſigen Saft bis zu den zur Verzierung dienenden Argüſſen (Isonandra Gutta) ; Kautſchuf, wie es vom Baum fließl, big zum Buffer- Ring auf den Eiſenbabnen , bem Irinfbecher und der S
Flaſche (Ficus elastica ), Kuchen von Ahornzucer, die wie idledate
nen und gegründeten Widerſpruch erfahren. Nichts beſtoweniger
braune Seife ausleben (Acer saccharinum ), Runkelrübenzucker vom reinſten Weiß in Hüten , von franzöſlicher Fabrication und
Dauerte das Geſchrei fort, bis neulich ein Hr. Burns, auf beſſen
ber gewöhnliche Zucer in Franfreid, von der Beta vulgaris ;
Zeugniß fich die Friebensenthuſiaſten, die „ Humanitariane“ , haupts
Gummigutt, von dem eß verſchiedene Arten gibt, während das
ſächlich berufen haben, felbft von den Seeräubern angegriffen und ges tödtet wurde. Das United Service Magazine vom März enthält nun
Hebradendron pictorum das beſte iſt; davon beſigt der Garten
eine genaue Erzählung dieſe Vorfads, und macht ſich über die Friedenê narren nicht wenig luſtig. Was uns aber hier intereſs
beſſen Früchte, die bei und reifen , wenn man fte punftirt, den
nur Eine Art lebendig, nåmiich Xanthochymus pictorius,
firt, iſt der Umſtand, daß der Artifel ganz deutlich auf neue
Saft geben der zu einer Art von Gummigutt zerrinnt, welches die ſtårffte draſtiſche Medicin iſt, und die glänzendſte und beſte
Unternehmungen der Engländer in jenem Gebiet, und namentlich im Sulu-Archipel, wo fürzlich die Spanier ihre Rechte gegen
rocarpa ) aus Neugrenada iſt vollkommen dargeſtellt. Hier iſt
gelbe Farbe gibt. Die Elfenbeinnußpalme (Phytelephas mac
den Sultan von Sulu geltend machten , hinweist, und geradezu ſagt, die engliſche Regierung habe Sir J. Brooke bisher nicht genügend unterſtüßt. Man darf alſo neuen Schritten der enge
To nennen kann, die Blüthenſcheiben, die Blumen , die Geſammta
liſden Regierung in jenen Seeſtrichen entgegenſehen, und es iſt faum zu bezweifeln , daß fie fich bei dieſer Gelegenheit um die
ſem vegetabiliſchen Elfenbein gefertigte Gegenſtände. Geltſame Verwendungearten von Pflanzen zeigen ſich hier
Rechte der Spanier und Niederländer gleich wenig fümmern .
jebenr, ber fich in dieſe Myſterien ein weiben laſſen will .
ber Stamm der Pflanze, ein Theil des Holzes, wenn man es frucht, einem Negerfopf ähnlich die Nüſſe und manche aus dies
Der
Kanonenkugelbaum ( Couroupita Guianensis) erzeugt ſeltſam
Der botaniſche Garten zu Kew . ( Fortſepung .)
ausſehende Kugeln , liefert aber doch den Südamerifanern feine Munition ; die Kugeln erplodiren nicht, ſondern dienen bloß als
Wir wenden uns jeßt zu dem Muſeum , das erſt drei Jahre
Kalebaſſen zu häuslichen Gebrauch. Die Frucht ſoll, wenn friſch, weinig und angenehm ſeyn, wenn ſie aber zu faulen
alt, aber bereits ein eben ſo po intereſſanter al8 lehrreicher Zweig
beginnt, einen unerträglichen Geſtankverbreiten . Aber der Hants
der Anſtalt ift. Die beiden Flügel des Gebäuded find zur Aufnahme der fich anſammelnden Schäße beſtimmt, und des Direcs tors Allerheiligſtes mird bald fich öffnen, um Gegenſtände der
Schramm. Der Flaſchenfürbiß iſt wohl befannt, und die Epic
öffentlichen Aufmerkſamkeit und dee Studiumo würbig aufzunehmen . Die Beſtimmung dieſer Zimmer iſt, alle Arten von Früchten und Samen, Gummi, Farzarten und Färbeſtoffe, Holzburdha ſonitte und alle merkwürdigen vegetabiliſchen Producte aufzus
nehmen , die in den Gewerben, in der Medicin und im häuslichen
zmeblenfürbiß dient wirklich als Pflaſter auf Kugeln, ſo wie als Dermit der Andromachia igniaria (Quito) dient befanntlich als Zunder. Minder befannt aber iſt der Caripe oder Topferbaum aus Para : die Rinde wird verbrannt und zerrieben, und die Alche mit Thon gemiſcht, um Gefäße daraus zu machen ; dieſe fönnen dadurdy das Feuer ertragen ohne zu brechen , und in den ungebeuren Aluvialebenen des Amazonenſtrome iſt dieß ohne
no
270
Gooon
Zweifel ein werthrolled Erſaßmittel. In einer einzigen Abtheis
die Kifichen mit Flache und ſeinen Producten beſonders intereſs
lung einer Rifte ſieht man Blätter, Holz, Rinde, Aſche und
ſant find für Damen, bie, gelegentlich bemerkt, nicht wenig erſtaus
irbene Gefäße, ſämmtlich Erzeugniſſe dieſes Töpferbaume. Dann haben wir eine fleine Sammlung von Milchpflanzen, eine Flaſche Milch vom Kubbaum (Galactodendron utile) und einen Theil ſeines Stammes , Blätter von der Masseranduba, oder dem Milchbaum von Para, einen kleinen Laib von Milch in geſtock tem Zuſtande und einen Theil des Stammes mit der ausſchwißen den Milch; Schia -Butter vom Niger aus den Kernen der Baſſia
nen werden über den farbigen Sammt, den man aus derſelben Faſer gerinnt . ( Schluß folgt.)
Beiträge zur Sittenkunde der Mordafrikaner. 10. Hut der Rinder : und Ziegenheerden. - Folgen einer Bremſenmufit. - Bienenzucht und Bienenjagd ze. u -
Parfii mit den Kernen ſelbſt und den Blättern des Baums. Die Blüthenicheibe, welche die Blüthen der Marimiliana Regia dedt , wird alé Kanoe gebraucht; die Eingebornen rudern ſich in
einer jolchen über den Fluß, und werfen ſie weg, ſobald ſie idabhaft wird. Eine ſolche Blüthenſcheibe in der Galerie mißt 7' 6 " in der Länge und 19" in der Breite. Als ein Pendant zu ben Milchpflanzen führen wir die lichtgebenden Pflanzen an, vorerſt Lichtdochte aus China, welche aus dem Marfe einer Pflanze gemacht fint, des Juncus effusus ; jobann Samen der Croton sebifera ober chineſiſchen Talgpflanze nebſt daraus fabris
cirten Lichtern ; Lichter aus den Früchten einer Eiche aus Neugranata, aus der Myrica segregata, que tem Wache der Myrica parvifolia und M. macrocarpa . Pflanzenfreſſende Thiere find wohl befannt, und man findet fle ganz ber natürlichen Ordnung der Dinge gemäß, hier hören wir aber, daß eß auch fleiſchfreſſende Pflanzen gibt.
Auf dem
(Schluß.)
Die Errichtung der Gurbie& ober Wohnhütten iſt wie bes fannt, Sache der Männer, allein die innere und äußere Bekleic
dung der Wände mit Lehm, ſowie auch die Berrichtung des in neren Raumes zu den verſchiebenen häuslichen Zwecken bleibt ten Weibern überlaſſen . Dieſe ſchleppen Lehm und Waſſer ter
bei und bereiten mit Beimengung von klein getretenem Stroh eine Art von Mörtel, der mit den Händen aufgetragen und ge
glättet wird, die innere Bekleidung der Wände wird von deniels ben oft ſo zierlich und ſorgfältig auêgearbeitet, als ob es irgend ein Maurer von Profeſſion gethan hätte.
Die Kabäuſch oder
Fruchtbehälter find aus demſelben Material und nehmen ſich nicht übel aus, manche derſelben nähern ſich ſogar ber Form antifer Vaſen und machen dem Geſchmad der weiblichen Architeften Ebre. Manche die weniger auf Bequemlichkeit und Zierlichfeit ihrer
Tijde ſtand ein Olaffäfichen mit dem vollſtändigen Inſect und der
Wohnungen halten , begnügen ſich damit die Wände von innen
Larve des Dämmerungsvogels, Hepiolus virescens, auf den der
Raupeníchwamm Sphaeria Robertsii, Bago macht. Die Raupenform des Schmetterlingevogel& gräbt ſich in die Erbe, um hier ſeiner Umgeſtaltung entgegen zu gehen ; während er hier ſchlafend liegt, ſenft der Scwamm eine Wurzel in ſeinen Naden, nährt fich von dem thieriſchen Stoff, und ohne die Geſtalt des Thiers zu zer
und außen mit einem Gemiſch vou Erde und Kuhfoth zu beurer fen , was eben nicht ſehr niedlich ausſieht. Immer aber wird an einem Ende des Gurbie ein Raum für das Pferd, bas Maula thier, die Zugodhlen und die jungen Kälber zurechtgemacht, das übrige Vich muß ſich bequemen , wie abideulich auch die Wittes rung ſeyn möge, im Freien zu übernachten .
ſtören , verwandelt er es in eine Mumie. Ein ähnlicher Larvens mord geht in Vandiemensland vor ſich durch einen andern Pilz
nen Solaudie zur Aufbewahrung des Waſſere, der ſüßen und
Sphaeria gunnii ; ähnliches geſchieht in China durch die Sphae-
lauern Milch und der geſalzenen Butter ; dieſe Schläuche erſepen
ria Sinensis, während die S. entomorhiza basſelbe ſogar bei uns verſucht, 31 Weftinbien bat man lebende Weipen gefangen,
hier auch die Truhen unb Schränfe zur Aufbewahrung der Kleis bungsſtüde und Kleinobien. Die innere Rinde ber Korfeiche
denen ein Bilz aus dem Körper wuche. Einiges licht fällt auch auf gewiſſe kleine Quafjalbereien.
bient ihnen hierzu ale Gerbeſtoff, und die jo gegerbten Schläuche ſowie auch die Arbeitsſchürzen und Wämjer der Männer laffen nichts zu wünſchen übrig. Die Weiber find ebenfalls ſehr geſchickt in Verfertigung
Wenn Perſonen, die an ichwerem Stuhlgang leiben, den Rath erhalten, daß fie durch eine einfache Mehidiät erleichtert werden würden, jo zeigen fte eine verachtungsvolle Stepfie, ráth man
Eine andere Arbeit der Weiber iſt die Bereitung der leder:
verfauft zum dreifachen Werth, bis Dr. Pereira die Sache ers flärte. Dieß führte zu einem andern Namen und nun verkaufte man Revalenta arabica, deren Samen in Aegypten und Arabien
irdener Gefäße die fte aus freier Şand bereiten, und nach volls fommener Auftrodnung in einem zu dieſem Zwed gegrabenen Loche roth brennen; von Olaſur fann hier natürlich keine Sprache ſeyn, ſie iſt auch bei den Kabylen ganz überflüſſig, .ba baš Fett und der Schmuß balb alle Poren des irdenen Geſchirres ver ſtopfen und dasſelbe allen Flüſſigkeiten undurchdringlich machen . Zur Erbauung meiner liebenswürbigen Leſerinnen leße ich die Nomenclatur ſämmtlicher Küchengeräthe der fabyliſchen Hausfrau hierher, um denſelben zu zeigen, daß dieſer Artifel complicirter iſt alê man es ſich bei einer ſo einfachen und frugalen Lebenes
ftarf im Gebrauch ſeyn ſollten .
weiſe benfen follte.
ihnen aber, irgend etwas, das einen ſonoren lateiniſchen Namen führt, zu frühſtüden, ſo fönnen fie der Anpreiſung nicht wider. ſtehen.
Es gibt eine Pflanze Ervum Lens genannt, zu beutic :
Die Linſe, deren Mehl zuerſt in Verbindung mit Mélasse de la Cochinchine , ober gewöhnlichem Syrup, unter dem Namen Ervalenta zum Gebraud empfohlen wurde.
&& wurbe ftarf
Auch das wurde durch denſelben
Pharmaceuten erklärt, und jeßt wird es einfach unter dem Nas men Linſenmehl ftarf verfauft .
Dasjelbe Brett zeigt Bouteillen
mit verſchiedenartigen Linjen, ſo wie von Revalenta Arabica, Ervalenta, Linſenmehl u . i. w. , Dad legtere zur Vergleichung neben den gefauiten Padeten . Die Riften , welche Proben von Holz enthalten , das durch
Injecten oder in Folge unzeitigen Beſchneidens beſchädigt wurde, muß man jeben , um die Wichtigfeit davon zu ſchäßen, während
& I Ubahra finb Töpfe von verſchiedenen Formen und Größen, die dazu bienen, verſchiedene Flüſſigkeiten, z. B. mit Waſſer verbünute Buttermilch zum täglichen Gebrauch. Del, auss gelaſſene Butter, ſowie auch die Reſte der Mahlzeiten u . 1. m. aufzubewahren .
Els baleia iſt der große Lopf, in welchem das Waſſer fitebet, über beſſen Dampf der Rudfuſu gefocht wird, bei vorfom menbem Fall wird das Fleiſch in demſelben Topf gar gekocht,
noson
mad ben Ruskuſu ,
271
durch den von der Fleiſchbrühe audgebenden
Dampf nur um ſo wohlſchmeckenber macht. & I -Cå 8 - 6 à 8 iſt ein Gefäß mit durchlöchertem Boden, welches auf die Ghaleia geſeßt wirb und den zu kochenden Rues fuſu enthält. Der Zwiſchenraum zwiſchen beiden Gefäßen wird genau mit Lehm oder Teig verfittet, um dadurch den aufſteigen . den Dampf zu zwingen, durch die Löcher Des Cäs-Cäs und den darin befindlichen Ruefuſu zu gehen .
Soome
denen ſie durchgeht; fie laden fie jeßt ein bei ihnen zu bleiben , was ſie aber nur auf furze Zeit gewähren fann , da fie ſich wieder für ihren nächfien Tagedmarſch rüſten muß. Für irgend eine gewährte Gunſt ers
hielt ſie ein rothes Känguruhfell, und deßhalb erſcheint fie Morgens in einem rothen Kleid. Der Mond iſt ebenfalls ein Frauenzimmer, aber ſie hält ſich lange bei den Männern auf und wird
nicht wie Diana
magerer und magerer, bis fie zuleßt einem Sfelett gleicht. In dieſem Zuſtand läßt fie Nurrunduri dann forttreiben ; fie flieht und verbirgt
ſich auf einige Zeit , indeffen aber iſt ſie emſig beſchäftigt, Wurzeln zu ſuchen , die ſo nahrhaft fiud , daß fie fich bald darauf wieder ſehen .
GI.ajjah iſt eine große, hölzerne Platte, auf welcher Die Körner Deo Kuéfuſu aus einer Miſchung von Grüße und Mehl unter öfterem Befeuchten unit Waſſer mit der Hand gerollt
laſſen fann , und nun zuſehende fetter und fetter wird. Die Sterne waren früher Menſchen und verlaſſen nur Abende ihre
Hütten, um ilch mit denſelben Saden zu beſchäftigen, die ſie hier auf
werden .
EI.Mezredb iſt eine hölzerne Platte mit ſtielförmigem
Grben getrieben haben. Einige find bedeutend unter ihnen, wie Pun:
Fuß, wie bei einem Kelchglas, worin Der Kuskuſu aufgetragen
gegane, Waijungagari und ihr Ningarope ; der erſte iſt in natürlicher Weiſe geboren, die anderen entſtanden auf folgende etwas eigenthümliche
wird .
61 - Oab båhh iſt eine hölzerne Schüſſel, worin bei ben Mahlzeiten die Buttermilch zum Trinken herumgereicht wird.
Eine große, maſſive, irdene Platte, deren Name mir aus gefallen iſt, bient zum Baden des Kedra obter ungeſäuerten Brobfuden .
El - Mogrofi, die hölzernen Löffel, machen den Schluß dieſe Rüchen- und Tafelgeräthee , welches troß ſeiner Mannich 2
faltigkeit eine europäiſche Köchin , die auf einmal auf den Ges
brauch bedjelben beſchränft würde, ziemlich in Verlegenheit brin. gen Dürfte .
Art : Ningarope, die fich eines natürlichen Bedürfniſſes wegen zurüd: gezogen hatte , fand ſolchen Gefallen an den außerordentlich rothen Ercrementen, daß ſie dieſelben zu der Form eines Menſchen bilbete und dieſe gefißelt, zeigte Leben und lachte. Er war auf dieſe Weiſe ſo: gleich ein Rainjari ſeiner Farbe nadh geworden, und ſeine Mutter nahm ihn mit in den Buſch und blieb bei ihm. Pungagane, ſein Bruder, hatte zwei Frauen und roohnte dicht an der See. Ginſt, als er lange Zeit vom Hauſe fortgeblieben war, vers
ließen ſeire beiden Weiber die Hütte , und fanden Wajungagari. Ale fie ſich ihn näherten , ſchlief er , und die beiden Frauen gingen zur Hütte zurück und ahmten den Ruf eines Gmus nach. Das wedte ihn,
Außer derNationalſpeiſe der Nordafrifaner, tem Rusfuju,
er griff ſeinen Epeer auf und ſprang in die Höhe das Gmu zu erlegen,
werden bei feftlichen Gelegenheiten noch mancherlei Leckereien
als er aber nach der Hütte fam, umarmten ihn die beiden Frauen und baten ihn als ihr Gatte bei ihnen zu bleiben . Þangagane': Mutter aber,
aufgetragen, deren Bafie aber immer Mehl und wieder Mehl
hierüber aufs äußerſte entrüſtet, erzählt ihm das Geſchehene. Pangagane
iſt, und die nur durch ihre Form und verſchiedene Zuthaten variiren. Die Männer ſpeiſen immer zuerſt, und erſt wenn dieſe
eilte wuthend nach der Hütte ſeines Brubers, fand aber hier niemanden, da alles ausgegangen war, Lebensmittel zu holen, und legte, ärgerlich
geſättigt find, fommt die Reihe an die Weiber. Bei Vorneh
darüber, Feuer auf die Hütte, indem er dabei ſagte „ Rundajan “, was
mern wird der Hausherr mit ſeinen Gäſten zuerſt bedient, und ſo wie eine Schüſſel abgetragen wird, wird dieſelbe ſucceſſive den übrigen Hausgenoſſen je nach ihrer Stellung im Haus
ſo viel heißen ſollte als : bleib, aber breon noch nicht gleich. Waijun gagari fam Abends mit ſeinen beiden Frauen zu Hauſe , und als ſie
weſen verabreicht; die Nerja, die mit der Rüche beſchäftigt find,
darauf auf ihre Deden nieder. In Schred und Furoht aufwachend, warfen ſie ihre Deden von fidh und flüchteten nach der See. Hier erſt, außer Gefahr, überlegte Waijungagari, wie er dem Zorn ſeines Bruders entgehen fönne. Er nahm alſo einen Speer und warf ihn an den Him: mel hinauf ; tiefer ſtieß oben an, fiel aber wieder zurück. Dann nahm er einen mit Widerhafen verſehenen Speer , warf ihn mit aller Kraft aufwärte , und dieſer blieb oben fleden . Hieran fletterte er in die
wiffen icon ihren Antheil gelegentlich vorauêzunehmen . Auß dem Grunde, daß alle Hauégenoſſen aus derſelben Schüſſel ges ſpeiet werden , iſt es ſehr unichidlid, daß der Gaſt eine allzu große Breſche in das vorgeſepte Gericht mache; er nimmt von jebem cinige Löffel, oder in Ermangelung ſolcher, einige Bände
ſich ſchlafen gelegt hatten, fing das Feuer an zu brennen und fiel gleich
voll, und gibt dann die Schüſſel weiter. Das Gaddahh mit ver. dünnter Buttermilch macht fleißig die Runde, und es gehört zur Höflichkeit, daß alle Jijchgenoſſen demjenigen , der ſo eben gee trunfen, ein „ Sagha !" (zur Gejundheit !) zurufen, worauf dieſer mit einem „Salmet !" (ich danfe !) antwortet. Nach beendigter
Höhe, und die beiden Frauen folgten ihm. Pungagane aber, der ſeinen Bruder mit den beiden Frauen im Himmel fah , flieg mit ſeiner Mutter augenblidlich nach und ſeit der Zeit find ſie miteinander
Mahlzeit beginnen die Gäſte, einer nach dem andern , aufe ges müthlichſte zu rülpſen , wad hier für ſehr anftändig gehalten
fluß an dem Ponde- Fiſch und Ränguruh zu, der ihnen zu Theil wurde. Der erſtere fing einen Ponde , riß ihn in fleine Stüde und warf ihn wieder in die See , und aus den fleinſten Theilen entſtanden wieder Pondes. Der zweite machte es ebenſo mit den Känguruh. Von den Sternen haben ſie außerdem noch manche Sagen und
wird, und auf jeden dieſer Magenjcufzer läßt der Derote Moélem ein erbaulichel: mel hamb-lillah!" (Gott ſey gelobt !) ternehmen .
oben geblieben.
Pungagane und Waijungari ſchreiben die Indianer auch den Uebers
Jeft wirb Waſſer zum Waidhen der Hände berumgereidt, die
Grzählungen. Die Mildſtraße, ſagen fie, iſt eine Reihe von Gütten
dann jeder nach Belieben an jeinem Burnuß, ſeiner Gendurah oder ſeinem Semb abtrocnet, worauf alles in einer rohltätigen Sieſta der Verbauung pflegt.
unter denen ſie Mſgenhaufen und aufſteigenden Rauch deutlich unter:
Die Indianer Auftralieus. (Schluß .)
ſcheiden wollen .
Es ſcheint nicht, daß ſie irgend eine Sage über den Urſprung der Welt haben , wie das faſt bei allen Nationen der Fall iſt; von den Thieren glauben fie übrigend , daß fie faſt jämmtlich früher Männer
geweſen ſind, die irgend eine bedeutende Handlung gethan und fich daun in eines derſelben oder auch in irgend einen Stein verirandelt haben.
Ihre Mythologie und ihre Traditionen bieten manches Intereſſante.
Solder Art zeigen die Kaminjerer an ihrer Küſte mehrere große Steine
Die Sonne halten ſie für eine Frau, die, wenn ſie untergeht, die Wohnplåße der Todten paſpirt. Wenn ſie ſich nähert , verſammeln fich die Männer bei den Todten und theilen fich in zwei Maflen, zwiſden
oder Felſen, deren Name und Geſchlecht fie beſtimmen. Ein Fele, fagen fie, iſt ein alter Mann , Nameno linie , auf den Frauen und Kinder nicht treten dürfen ; alte Leute nehmen ſich das übrigens heraut , aus
nos
272
alter Befanntſchaft. Sie wollen an denı Stein ſeinen Kopf, ſeine Füße, ſo wie Hände ſeine Hütte und Feuer erfennen. Die Gelegenheit bei der er fich verwandelte, war alſo : ein Freund von ihm , Palpangye, beſuchte ihn und brachte ihm Tinwarrar, einen Flußfiſch, mit. Dieſer ſchmeďte Lime ausgezeichnet, und er bedauerte ſelber keinen Fluß in der Nähe ju haben. Da ging Palpangye , den dieß wahrſcheinlich rührte , in den Buſø , holte fich einen großen Baum , fließ dieſen an verſchiedenen Stellen in den Boden und bildete damit die jeßigen Inman: und Hind: marſhfluſſe oder Bäche. Lime gab ihm als Zeichen der Dankbarkeit Kanniaris, fleine Seefiſche, und verwandelte ſich aug lauter Vergnügen in den großen Felsbludt, in deſſen Nåte es von der Zeit an immer Schaaren dieſer Fiſche gegeben hat. Palpangye wurde ein Vogel und hält fich häufig bei dieſen Flüſſen auf.
Der ſteile Hügel und die großen Teiche bei Mortabarringar find
coor
Fleiſch zu verzehren, wornach fie augenbliclidh ganz deutlich zu reben an fingen . Die anderen mehr öflichen Stämnie famnen ſpäter und fonnten
nur noch das Innere, wie lunge, Leber u . ſ. w . befomnien, und ſpraden
etwas verídieden von denen. Die nördlichen Stánime famen guleßt und mußten fich mit den Gingeweiten und lieberbleibſeln begnügen , weßhalb ſie eine noch viel verſchiedenere Sprache von der der Raniin : jerner befamen .
Alles dieſes geſchah vor Nurunduri's Zeit, mit deſſen Scheiben von der Erde ihnen auch die Macht genommen wurde fich zu verwandeln,
und Flüſſe, Hagel u . ſ. w . zu machen . Da mit Nurunduri eine ganz neue Epodie beginnt, will ich hier noch, ſo viel fich nåmlid davon gut wiedergeben läßt , anführen.
Gr war ein großer rieſiger Mann , lebte im Often und hatte zwei Frauen und mehrere Kinder. Ginmal liefen ihm ſeine beiden Frauen
durch die Tänze ihrer Vorväter an ten Stellen hervorgerufen. Noch jeßt iſt es gebräuchlid , daß ſich zwei : bis dreihundert Eingeborne dort zu ihren Tänzen verſammeln , um die alten Feſtlichfeiten darzuſtellen
davon und er verfolgte ſie. Wohin er fam , entſeşten ſich die Stämme, denn ſie waren Zwerge gegen ihn . In ſeiner Verfolgung fam er nad
wie ihre Våter fie hier, an dem nämlichen Orte, gehalten haben . Der Tanz damals wurde aber, wie ſie ſagen, am Tage gehalten , denn fie
erhielt den Namen Rainjenuald. Mergerlich, ſeine Frauen nicht zu
hatten keine Feuer, und da die Sonne ſehr heiß bien, lief der Schweiß
blidlich fliegen hier zwei fleine felſige Injeln empor, die noch jept Wit
in ſolchen Maſſen an ihnen herunter, daß er dieſe Teidye bildete, wäh. rend das Stampfen ihrer Sohlen die Inregelmäßigkeit des Bodens
verſchiedenen Nichtungen auswerfend, erſchuf er noch mehrere Inſeln und
verurſachte.
Feldvorſprünge, bis er ſeine beiden Frauen zu Taggong fand. Nachdem
dem jeßigen Freemang Krob, wo er fich furze Zeit aufhielt, der Plaß finden , warf er zwei fleine Neße, Witti genannt, in die See, augen tungenggel heißen .
Durch Stampfen mit den Füßen und Speere nad
Bei dieſeni Tanz ſandten ſie zwei Boten , Ruratje und Kamnari,
er fie tüchtig geprügelt , machten ſie es doch möglich ihn noch einmal
gen Oſten zu Kondole, um ihn zum Feſte einzuladen, denn ſie wußten, daß er Feuer hatte. Kondole, ein gewaltiger, großer Mann, fam , ver:
zu entwiſchen , und müde einer ſolchen zweiten Verfolgung, befahl er dem
barg rein Feuer aber, wegen deſſen allein er doch eingeladen war.
Die
Männer wurden böſe darüber, und beſchloſſen das Feuer mit Gewalt zu
nehmen , feiner wagte es aber, fich ihm zu nähern. Gndlich entſchloß ſich einer von ihnen, Nilballe, ihn mit einem Speer zu verwunden und ihm dann das Feuer abzunehmen. Er warf den Speer und verwun: dete ihn im Naden ; dieß verurſachte groß Gelächter und Geſchrei, und faſt alle wurden in verſchiedene Thiere verwandelt. Rondole lief in die See und wurde in einen Wallfiſch umgeſchaffen , und blies nadher noch immer das Waſſer zu der Wunde heraus, die er in den Naden befomnien hatte. Ruratje und Ranmari wurden kleine Fiſche. Kanmari hatte, als er verwandelt wurde , ein gutes Känguruhfell um , und Kuratje nur eine Matte von Seetang ; das foll aud dann die Urſache ſeyn, daß kan mari viel Fett unter der Haut hat, Kuratje aber troden und mager iſt.
See audzutreten und ſie zu ertranfen ; die beiden Frauen wurden in Felſen verwandelt und find in Gbbezeit noch iu mer zu ſehen. Mißmuthig und unglücklich zog er ſich mit ſeinen Söhnen nach den: Weſten zurüd, wo er noch im nier als ein ſehr alter, alter Mann lebt.
Als er fortging, fdlief eines ſeiner Kinder und wurde zurückgelaſſen . Ale Nurunduri am Ort ſeiner Beſtimmung anfani, vermißte er ee, und eine Schnur am Ende ſeiner Maralangt feſtnehmend , warf er dieſes
nach der Nichtung zurück, wo er ſeinen Sohn vermuthete; dieſer ergriff
Andere wurden Opoſſums und liefen die Bäume hinauf ; die jungen
auch den Maranlangf und half fich daran zu ſeinem Vater hinüber. Dieſe Sonur ift nod immer der Führer, turch welchen die Todten ihren Weg zu Nurunduri finden . Wenn ein Mann ſtirbt, ſo wirft ihm Nurundurid Sohn , der ſelber damit hinübergebracht wurde , die Schnur zu, der Todte hält ſich daran feſt und wird ebenfalls hingeleitet. Wenn er ſich nähert, ſo fühlt Nurunduri an demi Zittern der Schnur, daß jemand daran iſt, und fragt ſeinen Sohr, wer da fommt. 3ft 18
Leute, die Federbüſchel trugen, verwandelten ſich in Kafadus ; Rilballe
ein Manni, ſo ruft der Sohn alle andern Männer zuſammen, die durch
aber nahm das Feuer Kondole's und fledte es in den Grasbaum, worin
großes und lautes Geſchrei den halb Bewußtloſen wieder zu ſich bringen . So wie er wieder zu fich fommt, nähert er ſich unmuthig und ſchweigend Nurunduri, der ihm ſeinen fünftigen Wohnplaß anweiet. Gehört er zu Encounter - Bay oder einem der Goalwa - Stämme, fo darf er in Nurunduri's Hütte wohnen ; iſt er aber von einem anderen Staum , ſo wird ihm ſein Plaß etwas weiter ab angewieſen . Che er ſich zu dieſem Plaß verfügt , beobachtet Nurunduri genau reine Augen. Wenn ihm
es noch immer liegt und durch Reiben heraus zu kriegen iſt. Sie erzählen noch eine Menge Geſchichten , wie die See, die Hiße u. ſ. w. entſtanden iſt, es mag aber hier genügen den lirſprung des Negens und der Sprachen anzugeben. Nahe am Groliva lebte ein alter Mann , Nameno Kortuwa mit ſeinen beiden Freunden Munkari und Waingilbe ; die leßten beiden waren viel jünger als Rortuwa und gingen fiſchen, und als ſie Kuratje und Kanmari fingen , legten ſie die ſchlechteren Kuratje für Kortuwa zurück und behielten die anderen für ſich ſelber. Der alte Manr , der dieß bemerkte, begann ein Lied worauf Negen anfing zu fallen. Ror tuwa ging dann in ſeine Hütte und verſchloß fie mit Büſchen , und
Munkari und Waingilbe mußten zur Strafe draußen bleiben und naß werden ; die drei wurden in Vögel verwandelt , und ſobald Kortuwa ſich hören läßt , ſo iſt es ein Zeichen , daß Regen folgt . Die Sprachen entſtanden von einem zánfiſden alten Weib. Vor langen Zeiten lebte gen Often eine alte Frau, Namens Wurruri, und
die Thränen nur aus einem Auge laufen , ſo iſt es ein Zeichen, daß er
auch nur eine Frau zurüdgelaſſen ; wenn von beiden, daß er zwei hatte. Wenn ſie aus einem Auge zu fließen aufhören , während ſie noch aus dem anderen rinnen, hat er drei zurüdgelaſſen, und ebenſo viel befonimt er von Nurunduri wieder.
Alte Leute werden außerdem in ſeiner Geſell:
ſchaft jung und Kranfe geſund.
.
ging gewöhnlich mit einem großen Stoc, um die Feuer umherzuſtreuen, wenn die anderen ſchliefen . Wurruri ſtarb endlich. Die Stämme, un: gemein froh darüber , ſandten Boten nadi allen Richtungen aus , die gute Runde zu verbreiten. Männer, Frauen und Kinder eilten herbei, und zwar nicht um zu wehflagen , ſondern zu jubiliren . Die Ramin:
jerner waren die erſten , die über die Leiche herfielen und anfingen das Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Anwendung der Gleitricitát auf die Ihren in Eng land. Auf dem Obſervatorium zu Greenwid iſt eine Kugel, welche mit dem erſten Schlage der Mittageſtunde herabfällt. Darnach richteten die Schiffer in der Themſe ihre Chronometer. Gine folde Kugel roll
jeßt auch auf den Telegraphen :Amt zu Charing- Groß aufgeſtellt werden, und da dieß mit Greenwich in elektrotelegrarhiſcher Verbindung Reht, zugleich mit der Kugel in Greenwich fallen . Von dieſem Telegraphen-Amt geht nun die Verbindung durchs ganze Land ; die Eiſenbahnverwaltungen wollen fidy alle der gleichen Zeit unterwerfen . (Athen . 13 März.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d . Widen man n .
Das Ausland . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 69.
20 März 1852
Auffäße Hrn . Vivien de St. Martins über den Raufaſud und die
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum. ,Gthnologie iſt die wiſſenſchaftliche Runde von den berichie. denen Gliederungen der Menſchheit auf Erben" ; lo definirt Prof.
Heffter in einem Gymnafialprogramm ( Brandenburg bei Wieſife) dieſen Zweig dee menſchliden Wiſſend, der trop allem Ginzelnen, was dafür geſchehen, immer noch nach einer wiſſenſchaftlichen Geſtaltung ringt, weil die Summe von Kenntniſſen , welche bazu erfordert werden , zu groß und mannichfach iſt, 18 daß fie ein einzelner umfaſſen fönnte. Erſt wenn die Hülfemiſſenſchaften , Erdbeſchreibung, Geſchichte, Phyſiologie und Philologie in ums faſſenberer Weiſe durchgearbeitet ind als dieß jeßt noch der
Fall iſt, werden wir eine andere, minder als bisher auf vorges faßte Anfichten geſtüßte Darſtellung gewinnen . Bis dahin iſt es aber noch ſehr weit, und man muß ſich beſchränken Mates
rialien zu dem großen Werfe zuſammenzutragen, oder man muß,
in demſelben ſo wie nördlich und füblich wohnenden Völker.
Die
erſte Abtheilung derſelben, über die Urbevölkerungen des Kau : faſue", iſt auch ſchon als beſondere Schrift erſchienen , und wenn wir gleich manche dieſer Ausführungen für gewagt, ja einiges
für entſchieben falſch halten, ſo iſt doch darin ein ſehr fleißiges Studium nicht zu verkennen . Da die Arbeit in gar manche gegenwärtig im Gange befindliche Studien über aftatiſche und europäiſche Völferfunde hinübergreift , ba man barin manche
Reſultate bisheriger Forſchungen und zugleich die Grundlage fünftiger ähnlicher Arbeiten findet, da ferner das Ziel derſelben allmählich flarer und beſtimmter terrortritt ;' to halten wir es nicht für unpaſſen und überflüſſig, in möglichſter Kürze
auf die Reſultate einzugehen, ſo weit folche die Kritik augs halten ; man wird dann, wenn dieſe von vielem theils unnügen, theile läſtigem Beiwerf entfleidet ſind, die Völferzüge und die Grundlagen der alten europäiſchen Gthnographie im Großen fich
wie Heffter in dem oben beſchriebenen Programm gethan , eine überſichtliche Darſtellung der eigentlich zu löſenden Aufgabe geben . Die Ethnologie iſt gleich der Geologie eine neue Wiſſenſchaft, und man barf fich glüdlich idāßen, wenn fie es im Laufe eines
bares Chaos barbietet. Man wird daraus erkennen , daß, abges ſehen von den Finnen, Basten und Magyaren, die ganze euros
halben Jahrhunderts ſo weit bringt wie dieſe. Man war bei der Geologie anfange auch ſchnell mit Syſtemen bei der Hand,
päiſche Bevölkerung zu dem ariſchen Stamm gehört, daß die Einwanderurg von den älteſten Zeiten her auf drei Wegen ers
fie find aber alle durch den Fortidritt der Grfenntniß im Werth
folgte : über Kleinaften , über den Kaufaſub und um die Nords
geſunfen. Zum Glück gibt es eine Wiſſenſchaft, welche der Ethnologie dieſelben Dienſte leiſten wird und leiſten muß, wie die vergleichende Botanit und Zoologie der Geologie geleiſtet haben ; dieß iſt die vergleichende Philologie, ohne welche die alte
Völfergeſchichte zur Fabel und die Racenfunde zum Irrlicht wird.
füſte de faſpiſchen Meereð berum, und daß die Alten mit den zahlloſen Völfernamen, von denen wir die wenigſten mehr zu deuten wiſſen, uns nicht minder irreführen als mit ihren vagen allgemeinen Bezeichnungen von Slythen und Kelten , die alle Aus genblicke wie Fata Morgana berſchwinden , ebenſo wie man in
Es iſt ganz unbeſtreitbar, daß die Ethnologie ihre neueſten Fort
der altern Geſchichte Griechenlands und 3taliens unaufhörlich von
entfalten ſehen, wäbrend dieſelbe jeßt noch ein faft unentwirrs
ichritte hauptſächlich ber vergleichenden Philologie verbankt. Aber Pelasgern reden hört, welche doch, nachdem beide länder mehr in dieſer ſchwierigen Wiſſenſchaft ſind viele berufen , doch wenige aus der Dunkelheit heraustreten, unb man die einzelnen Völker find außerwählt, und die Zahl der Grotefend, Burnouf, Wilſon , Laſſen u. i. w. ift faum größer als die der Cuvier, Ehrenberg
unterſcheiben lernt, nirgen de niebr fich finden.
Wir wiſſen die
Bedeutung dieſer Namen , welche ſo ziemlich unſerm eben ſo vagen
und Owen. Der Ethnographmuß, was ſolche Männer betrifft. Worte „ Indianer“ gleichen, nicht mehr, und ek verlohnt kaum der Mühe eine Wilbegänſejago darnach anzuſtellen, obgleich wir auf des Meiſter8 Worte ſchwören, und die Reſultate ihrer Fors idungen fich aneignen, er kann ſie nicht ſelbſt anſtellen .
ſelbſt vielleicht une veranlaßt finden werden, den Namen „ Pelade
3n neuerer Zeit baben fich namentlich die orientaliſchen
ger" zur Bezeichnung einer befondern Wölfergruppe zu gebrau .
Stubien außerordentlich entwickelt, man hat allmählich die alten
chen , aber bloß darum, weil wir keinen andern Namen paſſend
Schriftſteller Griechenland und Rome mit denen del Driente, die freilich aus der vormotammebaniſchen Zeit in febr trümmer .
1 Wir möchten dieſen in neuerer Zeit geläufiger gewordenen Ausdrud ſtatt des bisher üblichen „indogermaniſchen“, der einebtheile nicht ganz richtig iſt, andererſeits den Deutſchen als Hochmuth ausgelegt wird , anwenden . Gegen den Ausdrud ,,indofeltiſch,“ welchen Vivien de St. Martiu einführen will, müſ: ſen wir indeß entſchieden proteſtiren . Das Wort iſt gauz falſo , wenn man
haftem Zuſtande und zugefommen find, verbinden gelernt, und
daraus haben ' fich manche unerwartete, freilich auch nicht immer völlig erweibliche Shatraden ergeben . Wir machen hier auf eine Reihe von Arbeiten aufmerkſam, bie fich ſeit fechs Jahren
es gleichbedeutend mit indogäliſch gebrauchen wollte; wird es aber in einem viel weitern Sinn genommen, dann fann es nur den fatalen Mißbraud, den man immer noch mit dem Worte „keltiſch" treibt, ins Unabſehbare.
in einem franzöftichen Journal fortſpinnen , nämlich eine Anzahl
berlängern .
274 finden, und keinelwege, al8 ob der Name im Alterthum ta & jelbe bezeichnet habe. 1. Die Urbevölkerungen in und um den Kaukaſus.
Wenn es feinem Zweifel unterliegt, daß wir die Wiege der nordafrifaniſchen
und der europäiſchen Bevölferung in Afien
ſuchen müſſen , ſo erhebt fich die erſte Frage : wer waren die älteſten füblichen Anwohner des Kaufaſue ?
Nehmen wir die
ſelbſt zu den Griechen gedrungene Sage von Japhet und ſeinen
Söhnen als den Ausdrud der Anſichten jener Zeit, wo der Tert der Bücher Mofte niebergeſchrieben wurde, ſo iſt e & gemiß, daß Die Semiten , welche dieſe Anſicht ausſprachen , mit Japhet und jeinen Söhnen bie Bewohner del Norbene bezeichnen wollten , wie dieß auch noch ganz beſtimmt in ſpäterer Zeit von Ezechiel geſchieht. Es iſt höchſt merfnürbig , baß mir von den lieben Söhnen Japhete, welche die Geneſis (X. 2) aufführt, noch vier
Daß uraliidhe Horben in ſebr alter Zeit hier eingedrungen . “
Dieß
cheint indeß an der allgemeinen Anſicht nicht zu ändern , daß auf ter ganzen Auebehnung des faufaſiichen Plateau'é, zwiſchen den meſopotamiſchen Ebenen , der Kette des Kaufaſus, dem ichwar zen unb fajpiſchen Meer, eine homogene japhetiſche Bevölferung
Die Gränzen der georgiſchen Sprache und ihrer Dialekte gegen die armeniſchen bin , ſowie die Gränzen fich niebergelaſſen habe. “
der leßtern gegen die in Atropatene ( Aberteididhan ) geſprochene mediſde Sprache haben fich trop aller eingebrungenen fremden
Stämme ſeit Jahrtauſenden nicht weſentlich verändert. Ueber ein oſtaſiatiices Element im Kaufaſus und ſeinen Nebenländern läßt ſich wohl nur ſo viel ſagen, daß nördliche Nomatenſtämme in alter, eben ſowohl wie Hunnen und Mongolen in ſpäterer Zeit ,
durch den Kaufaſus gebrochen ſeyn können , und namentlich führt ja auch Herodot ein Beiſpiel im flebenten Jahrhundert vor Chriſto an , daß die Scythen eingebrochen und 28 Jahre Afien beberricht
ohne alle Mühe und fafi unzweifelhaft zu deuten wiſſen , nämlich Gomer (Kimmerier), Madai ( Meder), Javan (Ionier, Griechen )
hätten . Solche einzelne Ereigniſſe fönnen aber gegen den allges meinen iraniſchen Völferzug von Often und Süben her gegen
und Meſchef (die ſpätern Moſchi der Griechen ), die Georgier " ;
und über den Kaufaſus nichts bereiſen .
ob unter den Söhnen Gomers achfena; die Armenier bezeichnet, wollen wir weber bejahen noch verneinen , doch ſtimmt der Name in ſeinen Wurzeln mit Aldef, bem alten Königenamen der
Dieſe Züge beſtanden nicht in einem allmählichen Vorrüden, ſondern gingen wie natürlich ſtoßweiſe vor ſich, oft wurden Stämme aus dem tiefern Süben gegen Norden gebrängt, zwiſchen
Parther und Armenier ? 10 febr zuſammen , daß wir mindeſtens
die ältern wenn auch verwandten, doch fremden Anfiebler hinein . Dieß ſcheint namentlich mit den Dien (georg . Dijeten ) oder Ajen ter Fall geweſen zu ſeyn , welche dieſen Namen noch jeßt führen, im höchſten Gebirg wohnen , aber in früherer Zeit eine
übar die Verwandtſchaft des Volkes nicht im Zweifel ſeyn fönnen. Alle die genannten Namen teuten auf ariſche Völfer. Fügen wir noch hinzu, daß Vivien de St. Martin, nachdem er die alten
Sagen der Georgier und Armenier aufgeführt, zu den Säßen hinausfommt, bab ade Bevölkerungen des Kaufaſus nördlich vom
Arared zwiſchen dem idwarzen und faſpiſchen Meere urſprüng.
größere Ausdehnung gehabt zu haben ſcheinen. Sie ſelbſt nennen ſich zron (f. t. a. Zran ), und ihre von Sjögren genau unterſuchte
jämmtlider ſüblicher Anwohner des Raufaſus rrenig gegründeter
Sprache zeigt, daß ſie von Grunb aud iraniſch iſt. Wann dieſe Iran oder Alen einbrangen , wiſſen wir nicht, die geographiſchen Kenntniſſe Homers waren zu idwad um fie aufzuführen , und fie werden in griechichen Schriftſtellern erſt im 6ten Jahrhuns Bert genannt, unb ind Kubanthal berjeßt. Ptolemaeu & fübrt auch zwiſchen Kuban unb Don eine Anzahl Stabte auf, welche
Zweifel obwalten, wenn gleich noch einige Punfte dunfel und unentſchieden bleiben mögen .
mit dem Namen ,219" beginnen, und wahricheinlich biefem, erſt durch die ſpätern Ereigniſſe ins Gebirg zurüdgetriebenen Volfe
lich nur Verzweigungen der georgiſchen Race, daß aber Arme. nier und Georgier nur getrennte Theile derſelben Race fint, welche ber ariſchen Familie angehörten," ſo fann , da dieſe beiden
Gaße auf philologiſchen Studien beruben, über die Abſtammung
In neuerer Zeit, und ſchon ſeit mehr ale tauſend Jahren, find die Sprachen im Raukaſus in eine Unzahl Dialekte zerſpal ten , und einige dieſer Dialekte find ſo mit finniſchen oder tatas riſchen Elementen gemiſcht, daß man, namentlich wenn bloß Vo
zuzuſchreiben find. Db die Zychen (Adighe, Tſcherfeifen ) zum georgiſchen Stamm gehören, wiſſen wir noch nicht mit Gewißheit, zum iranijden, aber gehören ſie jedenfade, Wir fönnen hier die Angaben
cabularien und nicht die Grammatik zu Rathe gezogen wird, nicht
Strabo's, wenn fie auch nur ſeine Anſicht enthalten, nicht übers
weiß welchem Stamm man bieſe ober jene Sprache zuſchreiben ſoll. Dieß geht ſo weit, daß Vivien de St. Martin in einer Stelle die Anſicht aufſtellt, ob nicht die Leighier, welche bei den
geben , da ſie ein ftarfes Licht auf die dortigen Verhältniſſe und Völkernamen werfen. Nach Strabo wohnte um den ganzen nords öſtlichen Theil des ſchwarzen Meeres ein Volf der Maétet, das
Georgiern früher Lekhi und ſpäter Leffi heißen, 33 und eines
bekanntlich ſchon Kerobot aufführt, und von dem der Name des
Stamme mit den weiter weſtlich wohnenden Laſen zu feyn deis
Palus Mäotie geblieben iſt; zu dieſen Maetes rethnet er eine
nen, etwa bei ihrer Einwanderung don eine uraliſche Bevöl.
Menge Stämme, unter denen fich auch die 39chen (Abighe), die
ferung vorgefunden aben .
In dasſelbe babielbe Gebiet gehört die von den
Dhidiafer (Ababjechen ?), bie Seniochen (Hannoatiche) faſt mit
Philologen gemachte Bemerkung, daß die Volkeſprachen , ſelbſt des weſtlichen Kaufaſue, zahlreiche Spuren finniſcher Infiltrationen zeigen, woraus man mit aller Wahrſcheinlichfeit ſchließen kann,
Ebenen als in den Bergen die Sarmaten , bie hauptſächlich nach
1 Nach Mtſfethoe, der die alte Hauptſtadt Miffheta gegründet, beren
Sicherheit erkennen laſſen . Andrerſeits nennt er ſowohl in den bem þanbelfort Dioecurias herabfamen, und über deren iraniſche Verwandtſchaft kein Zweifel obwalten fann . Sie ſollen in nicht zu beſtimmender Zeit aus dem Süben eingewandert ſeyn, die Männer eines fremden Stammes ermordet, die ſehr friegeriſchen Weiber aber zu fich genommen haben ; man bezeichnet ſie ſehr
Nuinen noch vorhanden find. 2 Uud durdy Kleinaſien dringt dieſer Name in der Form Aſcanius , wir finden ihn durdy Homer bei Phrygiern und .Trojanern. 5 Man leitet wohl nicht ohne Grund ihren Namen von dem Worte „ les' das in andern Di ften „ lekt " lautei, ab ; dieß Wort bedeutet
fte ſowohl in den Ebenen, wie in den Bergen in zahlreichen
Meard, und es iſt nicht ohne Intereſſe, daß bei den nordweftlichen Slawen
fleinen Stammen , die fich auf Sunberte belaufen haben ſollen .
das Wort „,leche ſowohl im Sinne von Mann im Gegenſat gegen die frau , als im Sinne von freier, wehrhafter Datin “ im Gegenſat gegen den Knecht vorkommt,
beſtimmtale mediſcher Abkunft, und namentlich Strabo findet
Es muß auffallen , daß fie gerade an benjelben Stellen auftreten, wo frühere griechiſche Schriftſteller die After oder Afianen bin .
wood
275
verſeßen . Sollte der Name Jaffamaten oder Baramaten , der gleichfalls wiederholt auftritt, eine Art Bereinigungepunft für After (Djen) und Sarmaten ſeyn ? Die Endung „ mata “ ift
ziemlich häufig, und wir wiſſen fle nicht inehr zu deuten, falle nicht die Annahme Herobots , daß fie Meder bezeichnen, den Namen erflärt.
wurde ; die Buche aue Feuerland, forrohl die , welche die Blätter
abwirft, al8 welche immer grün bleibt ; der Schnürrindenbaum von Jamaica, ba8 Jute Indiene, das ſogenannte chineftiche Grae, welches das beſte Material für Calicog liefert, und neuerbingo
in brittiſchen Befigungen angebaut wird ; das afrifaniſche Teafs
man fich nicht mehr zurecht finden, und es iſt nur ſo viel dars
holz , lange im Schiffbau berühmt, aber der Wiſſenſchaft noch immer unbekannt; das beſte Kautſchuk (Siphonia elastica), die
que zu entnehmen , daß dieſe Völfer inégeſammt einen gemeins
doppelte Rokosnuß (Lodoicea Sechellarnm), die ſeltenfte aller
ſamen Urſprung jüdlich vom Kaufaſud hatten . In dieſer Ben ziehung ift namentlich eine Stelle Strabo's über die berer inte tereſſant, wo er jagt: „ Diejenigen Sberer, welche in der Ebene
ſehr aufbauernb zeigt und der ſchönſte Zapfenträger iſt; bie
In dem Wirrmarr der berichiedenen Benennungen fann
wohnen und Acerbau treiben, lieben den Frieben , und beobachten die Gebräuche der Armenier oder der Meber ; die welche in den Bergen wohnen, und dieß ſind die zahlreichſten , find aus Neis gung Krieger, unb leben wie die Scythen und Sarmaten , deren Nachbarn uub Verwandte fie find. Da anbrerſeits die Verwandte
ſchaft der Tron oder Dſen mit den Sarmaten von Tanais gleich falle eine hiſtoriſche Ihatſache iſt, ſo iſt der Schluß daraue une ihrer zu machen und, lo zu ſagen, unvermeidlich. Wir haben alio auf dem Norb und Sübabhang bes Raus
faſud im Alterthum aus verſchiedenen Seiten ziemlich zuſammen. ftimmende Angaben , daß alle Bewohner eine Familienähnlichkeit
haben, trenn fie auch zu ſebr verſchiedenen Stämmen gehörten, Intereſſant iſt in dieſer Beziehung, daß die Nachrichten der Alten was die von mehrern Völfern , ſo z. B. von den Aghowang
Palmen ; die Huonfichte aus Vanbiemeneland , welche fich als Cinchona - Rinde aus Südamerika, eine fehr feſte Palme aus China u. 1. w. Die Victoria Regia iſt vielleicht eine der merf. würdigſten Pflanzen , die je in Europa gezogen wurden, und die Zahl der neuen und außerordentlich ſchönen Rhododendrons ,
welche Dr. Hoofer aus Indien ſchickte, hat das Erſtaunen enge liſcher und frember Botanifer erweckt. Im Dſtende des Himalaya, in einer Höhe von 6000 bis 18000ʻ, hat dieſer Reiſende nicht wenis
ger als 37 meiſt ganz neue Arten entdeckt, von denen bereits 22 in den Gärten von Kew gezogen werden. Sicherlich gibt es feinen ans geſehenen Gärtner im Königreich, der nicht aus den Reichthümern von Rew Gewinn gezogen hat, und geneigt iſt, und Gegenges ſchenfe zu machen. In ſolchen Händen ſind die Pflanzen Hans
belägegenſtände geworden, haben fich vervielfältigt und mit einer
und von den Lighres ( leeghiern ), mit Beſtimmtheit angeben, daß
erſtaunlichen Geſchwindigkeit verbreitet. Nicht lange nach der Einführung der ſchönen Clarkia pulchella aus Nordweſtamerifa fand ein Naturforſcher fie innerhalb der Fenſter von Zimmern zu Hammerfeſt in 73° N. B. Die Samen waren aus England
fie helles Haar und Hautfarbe gehabt hätten , während ſeitbem
nach Deutſchland, Dänemark, Schweden und Norwegen gegangen .
viele dieſer Stämme in der Mehrzahl ſchwarzes oder Dunkelbrau.
Die Blume zierte
armeniſche Schreibart für die Albanen , Gebirgsberobner , iſt -
nel Haar unb bunflere gautfarbe erhalten haben, ein fichere8
Zeichen fräterer Michungen.
die Wohnung ſo erzählt der Reiſende unſres Gaſtwirths, und ich bemerkte dieſe zarte, eigenthümlich geſtaltete Blume an manchen , ſehr geringen Häuschen in der Nähe des Norocaps ." Sir William Hoofer – dieß bieb ift iſt bekanntlich der Director des
Der botaniſche Garten zu Kew. (Solub .)
Die materielle Bebeutung, welche Kew ießt erreicht hat, mus ohne Widerſpruch zugeftanden werden, ſobald man den
leßten Bericht des Directors durchließt. Das Document iſt ſo
reich, daß man Mühe hat es abzukürzen, doch wollen wir die Hauptpunkte audbeben : „Der Garten , ſagt er, ift namentlich bazu
beftimmt, neue, jeltene und nüßliche Pflanzen einzuführen , und
file in unſerm eigenen und in fremden Ländern zu verbreiten . Vielleicht iſt die Einführung neuer, ſeltener, namentlich aber nüßlicher Pflanzen nie in ſolchem Umfang betrieben worden als
in den legten zehn Jahren, und der königliche Garten von Kew hat dazu nicht wenig beigetragen, theile durch Sammler, die von ihm ausgeſendet wurden, theile und noch mehr durch die auß. gedehnte Correſpondenz, welche der Director mit einfidhtevolen Perſonen in allen Theilen der Welt unterhielt , wozu die Hülfe
des Staate und der Einzelnen , namentlich ber Compagnien nicht wenig beitrug durch unentgelbliche Beförderung der Sammlungen von und nach dem Drient, von und nach dem Weſten. Es wäre
unmöglich hier auch nur den zehnten Theil der ſeltenen nüblichen oder zur Zierbe dienenden Pflanzen aufzuführen, welche dieſe Gärten eingeführt und vertheilt haben, doch mögen einige ers wähnt werben : 10 bal Juſſaf.Gras aus den Falklanb8-3nſeln ,
dad fich bereite für das weftliche England, Schottland unb 3rland, namentlich aber für die Drfneye nnd febriben und ähnliche Klimate als ſehr wichtig erwieſen hat ; das Para- Gras, tas jeßt nach mehrern tropiſchen und ſubtropiſchen Colonien geſendet
Garteno - gibt auch Einzelnheiten über den Umfang deſſen , wat geleiſtet wurde. „ Unſere Gartenbücher zeigen, daß wir vom Januar 1847 bie December 1850 hauptſächlich nach brittijden -
Beſißungen lebende Pflanzen in verglasten Kiſten verſendet haben : nach der Aécenſion . 3uſel 330 Pflanzen (meiſt Bäume und Staus
den , die darauf berechnet ſind, die Seewinde und die heftigſten Stürme zu ertragen, und der Erfolg war über alle Erwartung, indem fie Schuß und Schirm gewährten, mro fonſt feiner zu fills den war) , nach Bombay 160, nach Borneo 16, nach Calcutta
211, nach dem Cap der guten Hoffnung 60, nach dem grünen Vorgebirge 20, nach Ceylon 136, nach Ronſtantinopel 90, nach Demerara 57, nach den Falflanbeinſeln 118, nach Florenz 28, nach Grey Town (San Juan de Nicaragua) 30, nach Hong Kong 108, nach Jamaica 124, nach Lima 33, nach Mauritius
36, nach Port Natal 29, nach Neuſeeland 57, nach Para 33, nach Port Philipp 33 , nach St. Domingo 34, nach Sierra Leone 71 , nach Sydney 392, nach Sübauſtralien 76, nach Irinidad 215, nad Nordweſtafrifa 65, nach Weftauſtralien 46, nad Van. diemeneland 60, nach Balparaiſo 39, zuſammen 2722, in 64 verglagten Kiften, abgeſehen von 4 Riften mit Para-Gra& . Von allen ben obenerwähnten Colonien und Ländern ſind ſehr reiche Gegenſendungen entweder an den Garten oder an dao Muſeum oder an beide erfolgt."
Die Wirkſamkeit Rews in Bezug auf den Auốtauſch tropic icher Pflanzen iſt nicht minder bedeutend, obwohl man in Enge lanb ſelbſt wenig davon bemerft; daß aber auf dieſem Wege noch
viel Gutes zu ſtiften iſt, fann man aus dem Umſtand abnehs
276
noso
men, Daß bis zum 3. 1784 Der Mangobaum nicht in Jamaica eingeführt war, und die damalige Einführung mehr ein Zufall als Abſicht war. Die Fruct Frucht mirb wird jept jegt in großem Umfang und in mehr als 40 Varietäten gezogen . limb felbft nachbem lo
für einen großen Gewinn , wenn ſie zwei Jahre hier zubringen
manche Ginfuhr bereits ſtattgefunden hat, iſt ein auf balbem
können , um hier ihre Erziehung zu vollenden, wo ſie in neuerer
Wege liegendes Centralhaus für tropiſche Pflanzen noch immer nöthig. Die Ingwer- Pflanze von Jamaica, urſprünglich aus dem Drient ſtammend, iſt den andern ſo überlegen , daß die Anbauer im Drient jeßt ihre Felder mit den verbeſſerten Abfömmlingen ihres eigenen Bodens wieder bepflanzen wollen . Der Werth von botaniſchen Gärten in den Colonien wird dadurch augenſcheinlich,
Zeit auch mit einer kleinen Bibliothek unb Leſezimmer verſorgt wurden . Die welche am fleißigſten ſich fortbilden, erhalten ein beijeres Zeugniß . Die Zahl der Bitten um Zulaſſung frember Gärtner iſt to groß, namentlich auf Empfehlungen ihrer fürſten ,
aber Rew bleibt tad Hauptquartier .
Dr, Lindley hat die Aufs
merkſamkeit auf dieſen wichtigen Punkt gelenkt, indem er ſagt :
Zum Schluſſe heben wir noch eine Stelle aus dem Bericht
aus, welche zeigt, welchen Nußen die ganze civiliſirte Welt aus einer ſolchen Anſtalt mie Rew ziehen kann . „ Gärtner halten e8
Daß wir nicht genug freie Stellen für ſie haben . Auch Anfra gen um gute Gärtner ſind häufig, und die Regierungegarten auf Ceylon , Trinidad, Jamaica, tem Cap, zu Otafament, zu Hobart Town und andern Drien wurden durch uns verſehen .“
,,es gibt viele Gärten in den brittiſchen Colonien, wie zu Gals
cutta, Bombay, Sabaranpore, zu Sydney und Trinidad, die viele Tauſende des Jahres foſten . 3tr Nußen iſt vermindert durch einen Mangel an Syſtem , es beſteht feine Einheit des Zwed8 unter denſelben , 1o werden ihre Kräfte vergeubet, fie leiſten eins ander wenig Hülfe, und nüßen , wie zu fürchten iſt, ſelbſt den
Engliſcher und ameritaniſher S diffbau.
In dem
engliſchen f. Inſtitut las Hr. Scott Rufel am 6 Februar eine Abhand lung vor über Wellenlinien -Schine und Yachten “. Vielleicht erinnern
fte bem Handel wichtige Dienſte leiſten, und weſentlich zur Wohls fahrt der Colonien beitragen. Gin botaniſcher Nationalgarten wäre das Centrum , um welches ſich alle die kleinen Anſtalten
ſich unſere Leſer aus frühern Jahrgangen , daß Hr. Scott Ruſſel über dieß Themia ſchon längere Zeit Mittheilungen in der Naturforſder: verſammlung machte, und namentlich den Saß aufzuſtellen ſuchte, daß die Schiffe der Form der Wellenlinie gemäß gebaut werden müßten . Seine dießmalige Vorleſung hatte nicht nur die Abſicht, dieſe Vorſchläge wieder in Erinnerung zu bringen , ſodann namentlich die Englan :
reiben würden ; fie ſollten alle unter der Leitung des Directors
der zu ermahnen , in den Verbeſſerungen des Schiffbaues nicht nachzu
dieje a Gartens ſtehen, mit ihm unddurch ihnunter einanihreder im Verfehr ſtehen , über ihr Verfahren ſtändig berichte Bes
laſſen , ſondern vorzuſchreiten , da die
Ländern , in denen ſte ſich finden, nur wenig, und doch könnten
n, dürfniſſe bezeichnen, Lieferungen empfangen, und das Mutterland in allem, was in dem Pflanzenreich näglich iſt, unterſtüßen
Arzneifunde, Handel, Acerbau und viele werthvolle Zweige der
Manufactur würden aus der Einführung eines ſolchen Syſtems bedeutende Vortheile zieben . "
die Amerifaner wirflich den Engländern im Schiffbau überlegen ? und 2) müſſen wir, um ihnen wieder nachzufommen, zu bloßen Nachahmern werden , oder ſtehen wir auf unabhängigem Voden ſo daß wir mit Zuverſicht eine eigene neue Vahn der Verbeſſerung im Schiffsbau bes treten können ? „Ich bin ,“ fuhr er fort, „ feiner von denen, welche ihre
Dhren dem Lobe unſerer jungen und unternehmenden Brüder jenſeits
Unter dem jeßigen Director wurben in den vier Jahren 1 ) an botaniſche Gärten auf dem Continent .
Thatſache, daß fie 21 , 22, ja 23 Meilen in der Stunde, nicht Ginmal, ſondern oft mit ihren Flußdampfbooten zurücgelegt haben. Wir fón:
1,132 lebende Pflanzen .
2) an botaniſche Gärten in England
1,155
3) an Privatgärten und Runſte gärtner 4) von Samen , die im Garten ge
17,616
•
des Wafier & verſchließen , oder ihre raſchen Fortíðritte mit Giferſucht
betrachten. Ich glaube vollſtändig an die Berichte von ihren raſchen Fortſchritten in der Flußdampfidhifffahrt. 30 bin überzeugt , et ift
1847 bis 1850 abgeſendet
nen dagegen in unſerem Lande nichts ähnliches bieten . Der zweite Punft, in welchem ſie uns geſchlagen haben, iſt der Bau der ſchönen Padets ſchiffe, welche vor der Aera der Seedampfſchiffe die Perſonenbeförderung fwiſden Amerika und Liverpool betrieben haben. Dieß waren die ſchönſten Schiffe in der Welt, und hauptſächlich Eigenthum der Amerifaner und von ihnen geführt. Der dritte Punft, hinſichtlich deſſen wir mit den
fammelt wurden, ſind verfen . det worden
trefterung abgewonnenhätten. Ge felt zwei Fragen auf:„1)find
4,818 Pacete.
Die Zahl der Pacete , die empfangen wurden , iſt faum anzus geben , von Dr. Hoofer allein famen namentlich aus dem Himas laya unb bem nordöſtlichen Bengalen in den lebten zwei Jahren 1522 Padete an.
Ein Theil des Gartens, etwa 200 Acres , die aus Wald und Wieſen beſtonden , und bis vor furzem im Beſig des Könige
von Hannover als 3agbgrund waren , wurde theils zur Zierbe, theils in ſyſtematiſcher Weiſe mit einer großen Mannigfaltigkeit ſolcher Väume bepflanzt, welche die offene Luft ertragen, Schon in ber kurzen Zeit von zwei 3ahren iſt vielleicht die vollſtän .
bigſte Sammlung, die je in einem einzelnen Arboretum mar, -zus ſammengebracht worden . Der vollſtändigſte in London 1842 bers au @ gefommene Katalog ſolcher Bäume und Stauben, welche bei uns die freie Luft ertragen, zählt 2170 Arten und 1072 Varies täten auf. Das Arboretum von Kew enthält jeßt 2325 Arten und 1156 Varietäten . Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Budhandlung.
Amerifanern in Concurrenz getreten find, iſt die Seedampfſchifffahrt. Sie begannen vor drei Jahren, waren weit hinter uns, und jeßt ſtehen fie uns beinahe gleich. Ihre transatlantiſchen Dampfpadetboote fom:
men den unſrigen an Große, Kraft und Sonelligkeit gleich, nur in der Regelmäßigfeit ſtehen ſie uns noch etwas nach. Wenn fie fortfahren, ihre Schiffe ebenſo raſch zu verbeſſern wie bisher , fo werden fie uns
bald überholt haben . Nun komme ich zu demjenigen Handel, der lange Zeit faſt ausſchließlich unſer Gigenthum war , zum chineſiſchen . Die Klipper, welche fürzlich nach England famen, haben alles in Grſtaunen gereßt, und unſere beſten Rheder zittern für ihr Gewerbe und ihren Ruf... Schließlich iſt es wahr , daß die Amerifaner eine Yacht nach England geſchickt haben , die ihres Gleichen hier nicht fand . Das iſt unſere jeßige Lage in Bezug auf Schiffe, Yachten und Dampfſchifffahrt, eine Lage , welche den Amerifanern zur hohen Ghre gereicht, und unſere ernſteſte Betrachtung verdient. Jy dlage vor , die phyſiſchen
Iloſachen des Erfolges der Amerifaner in der Schifffahrt zu unterſuchen, erlaube mir aber vor allem eine moraliſche herauszuheben , die nám:
lich , daß John Bull ein Vorurtheil gegen Neuerungen hat , Bruder Jonathan aber ein ebenſo farfes für Neuerungen ." (Athen. 13 März.) Verantwortlicher Hebacteur Dr. D. Widen mann.
1
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 0ከ " 70.. 22 März 1852.
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner. (Bon Karl Zill ) 11 .
Die Hunde der Kabylen . - Vorfichtsmaßregeln
gegen dieſelben . – Die Tageszeiten und die Gebeteftun: den .
Volt8feſte.
Jeder Gurbie der Kabylen wird von vier bis acht rauhs
haarigen Kunden bewacht, die meiſt bon weißer ober röthlicher Farbe find. Es ift faum möglich , bei dieſen biſſigen , ſtupiben Thieren eine Spur des Naturelle des Hundee, das ihm den Ghrentitel eine Freundes des Menſchen erworben, beraudzus
finden. Die Haltung derſelben iſt diejenige dee Wolfe, und
guted Wort, dagegen erhalten ſie von allen Seiten Schläge To viel fie tragen können , und ihre ganze Erziehung beſchränkt fich Daher auf das Beiſpiel der übrigen Hundefamilie, deren Lugen. ben fie fich balb aneignen . Die von Europäern erzogenen Kaby Tenhunde beweiſen , was man aus denſelben bei einer rationellen Erziehungårreiſe machen könne, und Seid, ein junger Mann aus der Sriba, den ich ſpäter als Jäger anſtellte, hatte beren zirei, die einzig für die Wildſchweins und Pantherjagd waren . Au8 allem
dieſem fann man abnehmen, daß ein Frember
hier nicht geradezu in eine Sriba, ja nicht einmal ein Einwohner derſelben in ſeines Nachbars Haus geben fönnte, ohne gehörige Vorfichtēmaaßregeln zu nehmen . Der fremde hält bei ſeiner
Safale, oft auch mit demjenigen ber Hyäne, worauf mande
Anfunft auf einem freien Plag vor der Sriba an , um einen Vefannten herauszurufen ; ein Nachbar ruft dem andern von feia
Beobachter die Vermuthung einer zufälligen Vermiſchung dieſer Localrace mit dem einen oder dem andern dieſer Raubthiere
ner Thürſchwelle auß zu , damit der Angerufene den Eingang des Fremden in die Sriba oder den Eintritt des Nachbars in
ihr Kopf hat unverkennbare Aehnlichfeit mit demjenigen te
gründen wollen. Die einzige Eigenſchaft, die fte ben Einheimis fchen empfiehlt, iſt ein wilder, bögartiger Inſtinct, der weder
Schmeicheleien noch Drohungen nachgibt, und fie daher zu treff-
ſeinen Gurbie gegen die von allen Seiten herbeiſtürzenden Hunde ſüße. Dieſer Ruf, wie z. B. 3a Abbalah, ha ! 3a Amar, ha ! “ wirb aieb genannt, und wird ebenfalls angewandt, um
lichen Wächtern geeignet macht. Sie kennen kaum ihren Herrn,
einen fich weit von ter Sriba Befindenben, dem man etwas mits
und fallen eben ſo gut Nachbarn mie Fremde an, weßwegen
zutheilen hat, anzurufen . Wenn ein Mann in dem Gurbie eines
niemand von einem Gurbie zum andern geben kann, ohne mit einem tüchtigen Prügel bewaffnet zu ſeyn .. Die Hauftrer und Bettler haben ein beſonderes Talent, mit rüdmärts gehaltenem Stock, mit welchem ſie langſame Seitenbewegungen machen , und an den fich oft drei bis sier Hunde anbeißen, unverlezt durch eine Sriba zu ziehen. Sieht fich einer unverſebens von den
andern zu thun hat, ſo iſt es ebenfalls Regel anzurufen , da es unerlaubt iſt, in Abweſenheit der Männer in die Wohnnng eins un zutreten . Eine Frau, die bei einer andern etwag zu borgen oder zurückzugeben hat, ruft dieſelbe heraus, und beide gehen fich bie Hälfte des Weges entgegen . Dieſe Gewohnheit iſt ſo eingewur.
Hunden überfallen, ſo fauert er fich ſchnell nieber, in welchem
Fall ich dieſelben gewöhnlich begnügen ihn am Burnuß zu zerren .
zelt, das am Anfang meine Aufenthalteß im Demb.Gafiaf meine Nachbarn, wenn ſie etwas bei mir zu borgen ober mich fonft um einen Dienſt anzuſprechen hatten , mir jebeemal zumutbeten,
Dieſe ungeſtümen Thiere ftud io erpicht auf das Angreifen,
ihnen das Verlangte die Hälfte des Weges entgegenzutragen,
daß die zulegt Angekommenen die Vorbern manchmal mit einer unbeſchreiblichen, eiferſüchtigen Wuth nieberreißen , ein Umſtand, der oft dem Angefallenen Zeit läßt, fich ihren Biſſen durch eine
obgleich fie nicht von meinen Hunden zu befürchten hatten, und ich hatte nicht wenig Mühe, ihnen dieſe Prätention abzugewöhnen. Den bei Nacht Ankommenden iſt beſonders zu rathen, ſchon in
ſchleunige Flucht zu entziehen . Bei dieſem rohen Ungeſtüm ift
ber Ferne demjenigen, bei bem er einzufehren geſonnen iſt, zuzu rufen, weil er ſonſt außer den Hunden noch zu befürchten hat,
e8 zu verwundern, daß dieſe Hunde im allgemeinen ziemlich feig find, da ſte ſelten jemand, der ihnen muthig Stand hält, zu beißen wagen.
Man glaube aber nicht, daß fie von Natur
unempfänglich für jebe Dreſſur ſehen ; es gibt deren hin und wieder, die volfommen auf die Jago der wilden Schweine und der Raubthiere breffitt ſind, und man etfieht daraus, daß der Orund der geringen Entwicklung ihrer Facultäten in ihrer mehr als vernachläffigten Erziehung zu ſuchen iſt. Hat eine Hündin Junge geworfen , ſo wird den Kindern ſtreng verboten mit denſelben zu ſpielen , weil ihre liebenswürdigen an. lagen Dadurch verborben werden fönnten ; niemand gibt ihnen ein
mit einer Kugel begrüßt zu werben.
Die Lage&zeiten werden, bei Abweſenheit irgend einen an. bern Zeitmeſſer8, burde den Stand der Sonne, nach welchem die
verſchiedenen Gebetsſtunden geregelt werden, beſtimmt; der Kreis. lauf derſelben hat daher nur fünf Abtheilungen, die den Namen dieſer Gebetezeiten annehmen . Dieſelben find Els Sobba , daß
Morgengebet, beim Aufgang der Sonne, wobei zwei Gebete ge. ſprochen werben ; ED s Dor, vier Gebete, gleich nach der Mits tageſtunde; El - Afför, vier Gebete, gegen 3 Uhr Nachmittags; El - Mogreb, brei Gebete, bei Sonnenuntergang ; Els Aifcha,
278
bas Mitternacht& gebet, das nur von wenigen frommen Aiceten verrichtet wird. Die Zwiſchenzeiten werden durch die verſchies denen, täglichen Verrichtungen in der Griba bezeichnet, wie z. E. das Melfen der Ziegen gegen 10 Uhr Morgens, das Waſſers
holen gegen Abend, eine Stunde vor Sonnenuntergang. Man fann daher hier nicht ſagen : wir fehren um 10 Uhr, ſondern
zur Melfzeit, vor dem El-Dor, aus dem Felb zurüc ; nicht: ich gehe um 3 uhr, ſondern am Afför, auf die Jagb u. 1. f. Von dem Gebrauch der Uhr haben nur diejenigen, welche zuweilen in der Stadt zu thun haben, einen oberflächlichen Begriff. Die Rabplen haben, außer den religiöſen Feſttagen der Mos hammebaner, von welchen fie nur die größten im eigentlichen
er ein armer Mann und die Kuh von beſonderer Güte ift. Nun wird das Thier von der Dichemmah abgeſchäßt, die erforderliche Summe von den Einwohnern ber Griba zuſammengelegt, unb dem Eigenthümer desſelben eingehändigt. Dieſe Verhandlung geht aber nicht ohne langwierige Debatten und lautes Geſchrei ab, und dauert oft mehrere Stunden. Manchmal fommt auch die Frau Deo Reclamanten, die ihre Ruh wieder haben will, ichimpft
und läftert die Didhemmah unb ergibt fich ben lächerlichſten Ercens tricitaten, bis fte enblich ihr Mann durch einen Machtſpruch aus dem Kreis der Männer hinausweißt. 3ft einmal dieſe ſchwierige Sache abgethan, fo machen fich die Selbinnen des Lages über ihr Dpfer her, fte befeftigen bag
Sinn des Wortes feiern, noch verſchiedene Bolfsfefte, unter wel.
Thier bei den Hörnern an einen Pfahl, ziehen ihm alle vier
chen bie Cirbà bas bornehmſte iſt. Dieſes Feft hat ungefähr bies jelbe Bebeutung wie bei uns die Kirmed, und jebe Abtheilung eines Stammes, ſowohl bei den Kabylen ale auch bei den Aras bern, hat das ſeinige. Zu dieſer Wirba labet feber ſeine Freunde
füße mit Striden zuſammen und werfen es ſo zur Erde, wors auf ein Mann mit einem ſcharfen Meffer herbeifommt, um ihm
und Bekannten aus den andern Fractionen ſeines Stammes ein. Es werden dabei ſplendide Feſtmahle und geräuſchvolle Fantaſias gehalten ; auf einer Seite ſchießen die Männer nach der Scheibe, auf der andern ſpielen unb fingen bie Weiber, ganz wie bei den Hochzeitegelagen. Dieſe Kirme iſt gerade wie bei unſern Dorf bewohnern lange das Geſpräch der Jungen und Alten, bis ends lidh der erſehnte Tag berannabt, am Vorabend deſſen fich alles nach der feftgebenden Sriba in Bewegung Teßt. Das eigentümlichfte aller feſte iſt aber hier wie in den Ståbten, ba8 Regenfeſt, daß im Frühling burch eine langanhals
tende Irodenbeit beranlaßt wird, und zum Zmed hat, burd allge meine Betübungen und verſchiedene Ceremonien und Gebräuche ben Himmel zu bewegen, den ſo nothwendigen Hegen zu ſpens den . Inbeß find dieſe Gebräude, je nach der Localität, verſchies den ; zu. Conftantine ift bas unfreiwillige Flußbat ber verrüdten und der Dermiſche, 1 bei den Kabylen die von den Weibern der
Griba veranftaltete Rubyeke ber auffallenbfte derſelben.
Mit
dieſer Rubhebe hat es folgende Bemandinis: An einem zu dieſer Grpebition feſtgelegten Morgen ziehen alle Weiber derSriba, mit mächtigen Knitteln bemaffnet, lärmend und ſchreiend nach dem Weibeplat des benachbarten Weilerd, um
bort unter der Beerbe ihrer Nachbarn bie fettefte Rub, mem fle auch gehören möge, zu rauben, damit dieſelbe bem jūrnenben Himmel zur Sühne oder vielmehr den Ledermäulern ihrer Sriba gur Speiſe geſchlachtet werbe. Der damalige Hüter der Seerbe Darf fich an dieſem durch ein uraltel Herkommen geheiligten Emans cipationstage der Weiber einer ſolchen zu allen Erceſſen bereiten Banbe nicht thatlich widerſeßen , wenn er nicht von derſelben tudha tig durchgeblaut werden wil ; Das einzige wað er thun fann iſt, durch Steinwürfe und lautes Geſchrei die Heerde ro möglich in Die Flucht zu treiben , und die jubelnden Amazonen am Einfangen der audgewählten Rub zu verhindern, oder ihnen doch dafjelbe zu erſchweren. Die Neſſä aber wiſſen, troß. Dieſer Manöver des
die Kehle abzuſchneiden, dann wird es unverzüglich abgebalgt,
in Stücke zerhauen, und das Fleijd in größere oder kleinere Pors tionen, je nach dem Beitrag eines jeben, auf ein Lager von grü
nen Zweigen gelegt; Die Bertheilung dieſer Portionen bat auf folgende Weiſe ſtatt: jeber der auf eine ſolche Anſpruch zu mas dhen hat, verfertigt fid; eine Puppe aus dem erſten beſten Mas terial, wie es fich eben vorfindet, alle bieſe Puppen werden von einem Mitglied der Dichemmah in ſeinen Burnuß geſammelt,
unb bann, eine nach der andern , lo mie fie ihm gerade unter die Hand fallen, auf die verſchiebenen Kaufen gelegt, worauf jeder ſeinen , durch ſeine Puppe bezeichneten Antheil nach Hauſe trägt. Auf dieſe Weiſe wirb zuerſt zu der Verloſung der größern und bann der Fleinern geſchritten, und dieſe Operation geht nicht ohne ichallendes Gelächter und berbe Wißworte, die nicht bað minbeſte mit der frommen Bitte um Regen gemein haben, ab. Indeſſen iſt an dieſem luftigen Tag, es mag nun regnen oder nicht, jeber mann föniglich vergnügt, und auf den Abend fann man in jedem
Gurbie paudbacige Kinder an ungeheuern Stücken Fleiſd fauen ſeben . Die Neſſä machen fich bie legten Stunden ihrer zu Ende gehenden Herrſchaft reichlich zu Nuße, uub erſt ſpät nach Mitter
nacht verſtummen nach und nach ihre ſchrillenben Jubeltöne. Die Kabylen wie die Uraber find überhaupt große Freunde von Feſtlichfeiten , unb fie find im Stande, irgend einem Ders
zu Gefallen 20 Stunden Weges zu machen. Warum jodten ihnen ſolche Gelegenheiten, welche der Roketterie der Weiber und ben liebebienereien der Männer einen ſo weiten Spielraum bars
bieten , nicht erwünſcht ſeyn ? Die Rabichit fhall wetteifern in ihren Bemühuugen in den Augen der Schönen zu glänzen, unb begehen babei oft die gefährlichften Shorheiten ; zu leßtern zähle
ich vor allen den Gebrauch, der Auserwählten ſeine
Berzen
durch zu ihren Füßen abgefeuerte Flintens oder Piſtolenidüſe zu huldigen, und der Grab dieſer Şuldigung wird nach der Grploſion der Feuermaffe abgemeſſen . Die Gemebre werden bas
Ģirten , fich ihrer Beute zu bemächtigen , worauf fie biefelbe mit
bei manchmal bie an die Mündung geladen, und es iſt zu rere wundern, daß daburch nicht mehr Unglüc entſteht. Es wird jedoch hie unb da einer oder der andere bas Opfer ſeiner Uns
einem Kranz von Myrthengweigen idmüden , und fie dann unter
flugheit, was aber ben übrigen feineswege zur Warnung bient.
lautem Zubelgeldrei im Iriumph nach der Sriba führen.
Bei Bel - Raſſem - Ben -Amare Sochzeit zerjyrang ein jolches úber
3eßt iſt aber die Sache noch nicht abgethan, benn gewöhne
ladenes Piftol in der Band jeines Freundes Ali- Bel -Hauſin, und
lich erſcheint bald ber Eigenthümer der geraubten Rub vor der Didemmab ber Sriba, um mancherlei Gründe für die Wieder erſtattung ſeine Eigenthume bei derſelben geltend zu machen,
zerſchmetterte ihm dieſelbe auf das entſeßlichfte. Dieſeð traurige Ereigniß machte aber wenig Eindruck auf die Hochzeit gåſte,
welches leptere nur in dem Fall zurückgegeben werden fann, wenn · Ausland, Jahrgang 1848, Nr. 222.
benn während der unglüdliche Ali ein Maulthier beſtieg, um fich zu Bona jeine zerfeßte Hand, abnehmen zu laſſen , Bauerte die
Fantafia von allen Seiten ununterbrochen fort. Doch ſen es zur Ghre Bele Kaffeme geſagt, daß diejer den armen, elternloſen
279 Jüngling nach ſeiner Geneſung in ſein Haus aufnahm , und ihn von der Zeit an wie ſeinen eigenen Bruber hielt. Es iſt auch üblich , ben von den Raibe unb Scheiche gege. benen Feften beizurohnen, wozu es feiner Einladung bebarf, ba der Gebrauch erheiicht, daß jeder ſowohl der eingeladenen als
Den nder und Perſer dieſen Völfern am Drud gaben, welche Einfälle in Indien und Perften machten und zur Zeit der Blüthe
ber uneingeladenen Gäfte bem Feſtgeber ein ſeinen Vermögends umftanben angemeſſenes Geſchenk mache, unb ſo groß iſt die Liebe für dergleichen Feſtlichkeiten , daß der Kabyle ober Araber, ter fich auf einer Reiſe die ganze Zeit über von Waſſermelonen nährt , um fein Oelb audzugeben, hier gern feinen legten Duero zum Opfer bringt.
mählich in den von Sarmaten und Germanen überging", beweißt
Ethnographiſche Streifzüge ins Mterthum .
durchaus nichts beweist, indem das Wort befanntlich "frembe" überhaupt bezeichnet. Die Vermuthung, daß das Wort Slythen
des perfiſchen Reiches im Seergefolge des Darius unb Xerres auftreten , bezeichnet zuverläſſig robere ariſche Stämme. Die Aeußerung bon Plinius, daß „ Der Name Gfythen als mindeſtens fo viel, Baß Plinius ber Anſicht war, dieſe Wölfer
jeten allmählich weiter weftlich gerüdt, und ihre eigentlichen Namen regen bann aus dem unbeſtimmten Namen der Sfythen
hervorgetreten.
Ob der Name Gfythen von „ Tidud" abzuleiten
Teyy, mit welchem Wort die Ruſſen finniſche Dörfer bezeidineten, wollen wir unentſchieben laſſen, ba es für die obige Streitfrage
2. Kimmerier, Skythet, earmaten . Dieſe brei Völfernamen haben den Hiftorifern wie den Geos
aus Tſchub entſtanden ſey, ift ſo gut und beſſer ale manche ans
graphen viel Kopfbrechenb gemacht. Daß die Kimmerier einft in
die Griechen damals idon ſo vielfach mit flaviſchen Bölfern
der Rubanfteppe gewohnt, und von dort aus wiederholt nad
in Berührung kamen, daß fie den Namen von ihnen entlehnen konnten, denn ob ſlaviſche Völfer ſo weit hin im Often bis zum
Aften und nach Weſten gedrungen ſind, daß fie von den Sfythen verjagt wurden , und aus der Geldichte verſchwinden -benn alle Verſuche fie an Kimbern und Kymren anzufnüpfen, find aus Mangel an den leitenden Fåben tergebend -, tas die Gfya then in Afien eingebrungen und lange an der Nordfüſte tes
Bere Erklärungen, nur müßte borerſt nachgewieſen feyn, ob
Tanaid rohnten, iſt ſehr ungewiß. Was die Frage ſeit alter Zeit verwirrt hat, und noch vers
wirrt, liegt in dem Fehler, daß man zu ſchroff unter den Börs fern zu deiben ſuot.
elleicht find ſchon die Rimmerier , 4 faft
idwarzen Meered geherrſcht haben, daß die Sarmaten längere
ganz gewiß bie Sfythen- oder Safen , um den perfiſchen Auebrud
Zeit am Raufaſue, am Sangie geſeſſen und ſpäter von Tacitus,
zu gebraudjen
Plinius unb Ptolemäus an der Weichſel genannt werden, das find Ehatſachen , die man nicht läugnen faun , wenn man nicht alle hiſtoriſchen Seugnifſe serwerfen wil. Woher die Rimmerier
fremben und einheimiſchen Stammen geweſen . Wenn und Heros bot erzählt, daß die Gfythen nach Aften eingebrungen, und nach
gekommen , und welchen Stammes fie waren, wiſſen wir nicht,
denn ihre Geſchichte geht ind grauefte Alterthum zurüd ; daß fie
ariiden Stammes geipeiet , laßt fich vielleicht aue ten mit ihnen verbündeten Bilfern der Irerer u. 1. w.
ſchließen ;" Daß fie
am Ende des achten ober Anfang deb ffebenten Jahrhunderte durch die Sththen berjagt wurden, iſt eine durch unveriperſtiche Zeugniſſe, namentlich dem Herodote, entſchiedene Thatſache. Wer waren dieſe Sfythen ? Darüber iſt ſchon eber eine Meinung ges ſtattet. Kerobot berichtet und ganz beſtimmt, daß ſie durch die Mañageten, beren Siße im Drudlande feinem Zweifel unters
nur ein erobernber Stamm unter den beſtegten
bent te 28 Jahre in Medien und bent umliegenden Ländern ges herrſcht und endlich vertrieben worden waren , ihre Weiber mit
Knechten verheurathet gefunden hatten, to iſt gang tlar, baß die Mehrzahl der Kriegerſtammeo audzog und als fle nicht wieder famen , Die Fraïeu auß den unterworfenen Völfern fich Männer nah. meni . Nur bas Verhältniß minber zahlreicher, aber fräftigerer, herrſchenber Stämme ? erflärt bie Wandelbarkeit in den hiſtoris iden Aufzeichnungen : balb finden wir Aſen ( Dffeten , fron) bis zum Lanais, balb Gfythen in der ganzen Ausbehnung biefel banbes, unb zu anderer Zeit erftreden fich die Sarmaten oder Sauromaten bis über den anaia hinaus. Daß die fremben fiftoris
Gdaffarif wil fie durchaus für Mons
fer und Geographen unrerivorfene und herrſchende Stämme nicht
goleni erklären , dagegen aber ſprechen zwei Umſtånte ſehr bei
gehörig ſeibert, ift fehr begreiftich , und wenn nicht zu bézweie
ftimmt ; für erfte laſſen fich ſo ziemlich alle une noch erhaltenen
fern , daß ſoon in feht after Seit finniſche Völfer länge der Wolga in die faſpiſchen Ebenen herunterkamen , ſo iſt auch zu bermus
liegen , vertrieben wurden.
ffothidhen Worre aus temt ariichen Gpradiftamm erflaren , unb zireiten nennt gerate Hippokrated, den Schaffarit citirt, die Slythen ein grothes" Volf, trährend Herodot ein fenachbarted, bie Argippaer , lo ſchildert, daß die Annahme einer finnijden ober mongoliſchen Abfunft wahridheinlicher iſt; nur Tcheidet er
bicje durchaus von den Sfythen, indem er ſagt, daß fie zmar fythiſche Kleidung trugen, aber eine eigene Sprache rebeten.
then, baß die fremden Herren allmählich mehr oder minder die Sitten berſelben annahmen.
Auch iſt zu bemerfen , daß feine
nordeuropäiſche Sprache den Formenreichthum ber griechiſchen und ſelbſt nicht ber lateiniſchen Sprache hat.
Der Völferzug,
welcher aus Perſien und Medien direct durch Kleinaften nach
Vivien de St. Martin ſagt deshalb auch ganz richtig : die Bes idreibung des Vaterø der Arzneikunde gibt und allerdinge den
Europa tam, fich über Griechenland und Italien und allen Ume ftänden nach über Thracien unb bie Donaugegenden ausbreitete, jd wahrſcheinlich ſelbft 'in alter Zeit die Karpathen und das
Pegriff eines finniiden Volles , was auch in Uebereinſtimmung mit zahlreichen hiſtoriſchen und philologiſchen Andeutungen iſt, welche die Anweienheit finniſet Volfer, wahrſcheinlich in febr alter Zeit, am Norbabhang bed Raufaſud terveiſen . Man darf
Sprachformen viel directer an bao Altperftiche und Sandfrit ans Fnüpfen , wie das Artſlaviſche, Deutſche und Litthauiſde. Alle Völfer, welche über den Kaufaſuß und um die Norbieite des
fübliche Deutſchland inne hatte, Biefer Völferzug laßt fich in den
aber daraus nicht ſchließen , daß die Slythen im allgemeinen zur finniſchen Race geboren , denn es iſt leicht durch eine Menge
unwiderleglicher Zeugniſſe zu beweiſen, daß die reinen urſprüngs lichen Slythen nichts anderes raren , all die blonben Wölfer
* Die Abſcheidung jwijden ben Auführern uud dem Volfe, als die Slythen einbrangen und es ficou uit die Frage handelte, ob man fic wie: derfeben oder fliehou follt, dheint Barauf zu deutet. 2 Cine Stelle in Berodot ( IV . 20 ) , ſpricht dieß Verhaltuig Teht
aut, wenn er ſagt: „ jenſeits der Gerrog iſt das ſogenannte iduigs vom medogetiſchen Stamm, deſſen áltefter befannter Siß die deutlich ttche Sforblen, wo die vornehmften und meiſten Sfythen wohnen, wilde
Ebenen dee Jarartes und Drug waren.“
Der Name Safen,
die andern Slythen als ihre Knechte anſehen .
noore
280
faſpiſchen Meereb zogen, trafen mit frembartigen Völfern zuſam men, und der Formenreichthum ichliff fich ab, während die Stammworte fich noch allenthalben deutlich zurückführen laſſen.
Am wichtigſten zur Aufhellung der ſo dunkeln Geſchichte der erſten Jahrhunderte nach Chr. find bie Sarmaten , hinſichtlich beren wir auf die im Ganzen wohl vollkommen richtige Schilder
rung Schaffariks uns beziehen. Es geht daraus hervor, daß fie feit dem erſten 3ahrhundert vor Chr. nordweſtwärt8 zogen und bis zur Weichſel gelangten ; fte ſcheinen in dem Lande zwijden der Weichſel und Düna geraume Zeit über die ſlawiſchen Stämme geherrſcht zu haben, famen in vielfachen friegeriſchen Verkehr mit den Römern, und ihre Geſchichte dient wohl als Vorſpiel
für den Zug der Gothen nach dem dwarzen Meer, denn wenn wir den Angaben von Ptolemäus (Bisa. y. Kec . a.) auch nur in ben allgemeinſten Zügen trauen bürfen , ſowohnten auf dem
weiten Striche zwiſchen dem finniſchen Meerbuſen und der Dite küfte des ſchwarzen Meere ſarmatiſche, ilawiſche und deutſche Stämme ſehr bunt burcheinander, und es iſt erklärlich, wie die Sarmaten von den gothiſchen Eroberungen fortgeriſſen wurden, und dann bis auf einige ſchwache Stämme aus der Geſchichte verſchwin
den . Sie bilden das deutlichſte, in den alten Geſchichtſchreibern uns noch erhaltene Verbindungeglied der Völferzüge vom in. diſchen und folchiſchen Kaukaſus nach dem Fernſten Nordweſten .
Darum müſſen wir gelegentlich auf fie zurücfommen .
Die ſüdauftraliſchen Stämme nm Port Lincoln. (von Dr. Gerſtäder.)
Wir geben hier die Berichte über die Lincoln - Stämme und ihre Sitten nach 6. W. Schürmann , ebenfalls einen früheren Miſfionår. Die 3deen der Eingebornen in Betracht übernatürlicher Dinge und Ginflüſſe ſind eigenthümlich und intereſſant. Sie haben ein fo flares Bewußtſeyn von der Immaterialität und Unſterblichkeit der Seele, als man von ihnen nur erwarten fann. Um die erſtere zu verſinnlichen, beſchreiben fie diefelbe alt ungemein flein, ſo flein, daß fie durch irgend eine Feldſpalte ſchlüpfen fönnte, und wenn ein Mann ſtirbt, geht ſeine Seele nadh einer Inſel, wo ſie in einem ſo rein geiſtigen Zuſtand lebt, daß fie feine Nahrung braucht und zu fich nimmt.
Auf ihrem Gang nach der neuen Wohnung begleitet die Seele eine Art Nothidhnabel, ein Vogel der ſich an den Rüften aufhalt und bei Nacht einen ſchrillen Schrei ausſtößt. Auch dieſe Stämme haben, wahrſcheins lich ſeit ihrer Befanntſchaft mit den Weißen, die neue Idee angenoms men, daß die Seelen ſchwarzer Menſgen nach dem Tod eine weiße Hülle annehmen. Das glauben fie aber feſt, und alle Weiße find ihrer Mei: nung nad nur die ießigen Schalen früherer Schwarzen. Sie gehen darin fo weit, daß fie fogar einzelne Weiße wieder zu erfennen meinen
goson
böſer Stämme, beſonders der Rufatas ſeyn, welche dieſe benußen ihre böøwilligen Abfichten auszuführen .
Gine andere Art fabelhafter Weſen ſind die Purfabidnis, deren Zahl unbegränzt deint , fie werden für rieſengroße Schwarze gehalten, die,
nur mit einer Reule bewaffnet, umherſchleichen und auf Mord und Blutvergießen ausgehen . Sie ſind aber nicht ſo gefährlich wie der Marralne, da man ihnen nur mit Kühnheit entgegen zu gehen braucht und fie oft úberwinden fann. Sehr häufig mögen fie übrigene foon verfohlte Baumſtämme und dergleichen für Purfabidnie gehalten haben, und es iſt auch ſchon vorgefommen , daß fie fremde Indianer, die ſie für ſolche feindlich umherſchleichende Weſen hielten , umgebracht haben. Die ſchlimmſte Art ihres Aberglaubeno iſt die, auch bei den anderen Stämmen heimiſche, daß eine Perſon den Tod der anderen durch ver: ſchiedene Zaubermittel bewirfen fann ; die daraus entſtehenden Feind:
ſeligkeiten und die folgende Rache lichten mehr Unheil an als irgend ein anderer Aberglauben. Außerdem ſchreiben ſie noch anderen Stammen übernatürliche Kräfte zu ; ſo ſollen die Rufatas im Nordweſten die Macht beſīßen gewaltige Negen wie außergewöhnliche Hiße und Dürre hervors zurufen, ebenſo auch im Stande ſeyn andere Stämme gleich im Ganzen zu vertilgen. Iim dywere Regen anzuwenden gebrauchen ſie manchmal lange, dem Anſchein nach ertemporirte Verſe, deren erſte Worte fie rarch und fingend vorſtoßen, und die mit dem Aerger und Zorn ausdrüden : den Su beginnen.
Dieſe Eingebornen haben außerdem eine große Anzahl fabelhafter Traditionen von ihren Vorvátern ererbt, und alle gleid phantafiereide und wunderbar genug ausgeſchmückt.
Pulyallana war z. B. vor langen Jahren ein großer und gewals tiger Mann , der den ſüdlichen und weſtlichen Theilen dieſes Diſtricts manden Namen gegeben, die fie nod bis auf den heutigen Tag behielten. Nichtsdefloweniger hatte er das Unglüd feine zwei Frauen zu verlieren, d. h. fie liefen von ihm fort; er holte fie aber, nach langem Suden, endlich ein , tödtete file , und verwandelte ſie in Steine, er ſelbſt aber
wurde unweit Puyundu ( der Name der Gingebornen für Cape Sir 3ſaat) in den Himmel gehoben, wo er manchmal von toller Wuth gefaßt wird Donner und Blik – macht. und einen wahren Seitenſpectafel Die große rothe Art Känguruh wird nicht zu Port Lincoln , doch häufig im Norden gefunden. Ginnial muß fich aber auch ein einzelnes Gremplar nach dem Süden verirrt haben ; Kupirri war deffen Name, und es foll ſo entfeßlich groß und ſtarf geweſen ſeyn , daß ed alle die
verzehrte , die es anzugreifen wagten. Schon ſein bloßer Anblid jagte ten Eingebornen jener Zeit folche Angſt ein, daß fie alle Geifteegegenwart verloren , und mit dem Speer auch gewöhnlich die Midla , das Wurfs holz , fortſbleuderten , wodurch der Wurf natürlich nicht tödlich werden fonnte. Endlich fanden fich aber zwei berühmte Jáger, Pila und Indya, die nahe bei Port Lincoln auf feine Fährte famien und es am Berg
Nilarro , etwa 30 Meilen, von dem Plaß , einholten. Glüdlicherweiſe
glaube
ſchlief es auch gerade und fie griffen es ungeſäumt an , ehe fie eß aber volftandig tödten fonnten, wurden ihre Speere ftumpf, worüber fie fich
nicht, daß fie früher die Idee einer Wiedervergeltung in ſpäterem Leben
wahrſcheinlich ſehr ärgerten, denn fie fingen unter einander an zu zan:
gehabt haben, es ſcheint nur, daß fie glauben, das Schicfal eines Mens
fen und verwundeten fich mit ihren Ruinpfen Speeren , ja Indya gab Pilla fogar einen fdweren Edlag über die Naſe mit ſeiner Midla. Endlich vereinigten ſie ſich wieder und tódteten das Rupirri ; alo Fte es aber öffneten, fanden fie zu ihrem größten Erſtaunen die tobten Körper der früher von dieſem Ungeheuer gefreſſenen Canieraden. - Da fte beide übrigens ebenſo gute Aerzte ald Jäger waren , riefen fie die früher Gefreſſenen bald wieder ins Leben, rieben fich dann fämmtlich mit dem
und ihnen die Namen der „früheren Schwarzen “ geben.
3
den auf dieſer Erde hange von ſeinen guten oder böſen Handlungen ab. Die vorragendfte ihrer Sagen iſt die Griſtenz eines Ungeheuers, Namens Marralye , das als ein Mann beſchrieben wird , welcher im Stande iſt, Geſtalt und Gigenſchaften eines Vogels anzunehmen. Am meiſten wird er bei Nacht gefürchtet, wo man glaubt, daß er fich auf feine lafenden Dpfer ſtürzt, und ſie entweder tödtet, indem er ihnen
Das Herz ausfreſſe, oder ihnen einen anderen fürchterlichen Schaden zu:
Fett bes erlegten Känguruh
fügt. Er hütet ſich aber wohl irgend eine Spur zu hinterlaſſen , und die Unglüdlichen, die von ihm augerſehen wurden , fühlen es nur an den Folgen . Der Tod der Kinder oder die Blindheit einzelner wird ihm, wenn man feine andere Urſache weiß, ebenfallo zugeſchrieben . Dieſer Marralye hat aber , wohl zu bemerfen , feine individuelle
lieben Ihrigen zurüd. Die beiden Helden wurden ſpäter in zwei, bis dahin noch nicht geſchaffene Thiere verwandelt : das Dpoſium und die wilde Raße, und behielten als ſolche nicht allein ihre Namen, ſondern
und permanente Eriſtenz, ſondern ſoll ner die Maofe oder Verkleidung
ein und fehrten alle miteinander zu den
auch die Narben der Wunden die fie einander ſelber gegeben ; der eine den Hieb über die Naſe – das Dpoſium hat einen weißen Streif auf die Male deg der Naſe und der andere die weißen Fleden -
ſtumpfen Speers. (ochlub folgt.)
Berlag der J. G. Eotta'ſ en Buchhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. WiDenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 71.
23 März 1852 . ten Begriff von den Soldaten des Sultans : fte waren flein , ihre
Reiſen in der europäiſchen Türkei. (Aus Ebm. Spencers : Travels in the European Turkey.) Serbien . 1. Belgrad .
-
Beſuch beim Paída.
Eine ſchmächtige Barfe, bemannt mit vier fräftigen Arnauten, lag in dem Fleinen Hafen von Semlin , um uns über die
ſchwarzgelben Züge ſehr wenig anziehen
und ihre Aufrüſtung
idmußig und nachläffig.
Sobald wir in die Stadt Herein waren, faben wir uns nach einem Han um, und nahmen den erſten , den wir trafen ; er wurde von einem ehrlichen Zingaren, Namens Conftantina, gehal ten. Unſer Handichi (Wirth) war das erſte menſchliche Weſen in
Serbien , das einen Antheil an unſern Angelegenheiten zeigte,
breite und reißende Donau zu führen. Belgrab mit ſeinen Kups unſere Mantelſäcke auf ſeine breiten braunen Schultern nahm, peln und Minarete lag ung gegenüber ; der ſchmelzenbe Schnee
und uns eine faft ſenkrechte, leiterartige Treppe hinauf in ein
auf den Bergen und der feit Wodhen herabſtrömende Regen hatten
geräumiges Zimmer führte, deſſen Ameublement aus einer ſechs
die Donau und die Sabe weit über ihre gewöhnliche Höhe ans
Zou hohen hölzernen Banf, die im ganzen Zimmer herumlief,
geſchwellt, unb fte bildeten jest eine ungeheure, mit kleinen In
einer geflochtenen Strohmatte mit einem Strobpolfter al8 Riffen ,
ſeln befåete Waſſerfläche, zwiſchen denen unſere rudernden Ars
einem meſfingnen Beden und einem ditto Krug von alterthüms
nauten nur mit Mühe fich einen fichern Weg bahnten . Als wir endlich das ufer erreichten, machten die unſichere Landung in
licher Form beftand.
bem ſchlüpfrigen Schlamm und dad verfallene Ausſehen der Feftung feinen ſehr günſtigen Eindruck auf den Reiſenden ; die
bloß eine kleine Erfriſchung, klatſchten , wie andere Gäſte im Han,
Sürfen beſſern ſelten irgend etwas aus, und die Gerben freuen fid , daß die Vefte ihrer erblichen Unterbrüder ſo in Trümmer
fällt. In einer Beziehung bat Belgrad Sitten und Gebräude bed civiliffrten continentalen Europa angenommen, nämlich im Paß. meſen , und zwar mußten wir nicht weniger als drei Prüfungen beſtehen , beim öſterreichiſchen Conſul, bei dem ſerbiſchen Polizeibeamten, und dritten bei dem türkiſchen , bei denen allen die
Da wir zu Semlin zu Mittag geſpeiết hatten, wünſchten wir in die Hände und riefen nach dem Handſchi. Es erſchien alsbalb ein junger Menſch von ſo clafflichen Körperhältniſſen und Ges
fichtezügen , daß er für das Driginal einer der ſchönen Statuen römiſcher Helben , wie man fle in 3talien fteht, hätte gelten föns
nen. 418 wir nach ſeinem Namen und ſeiner Herfunft fragten , erwiderte er mit einem gewiſſen Stolz, er ſey ein Rumani aus
Der Republik Zagori im Pindus und Heiße Liuli. Dieſe Zinzas ren, wie ſte von den Jürfen und Slawen genannt werden, findet
Börſe der Reiſenden mehr oder minder in Anſpruch genommen
man allenthalben in dieſen Provinzen als Hirten, Handſchis und
murde .
jebhafte oder wandernde Krämer.
Wir mußten von der Save auß auf einer ehemaligen Stein .
treppe, die burd Prinz Eugene wohl gerichtete Kanonen übel mitgenommen und ſeitdem nicht auegebeſſert worden war, binans
Wir konnten sermittelft des Lateiniſchen etwas mit Liuli ſprechen, und dieſer Umſtand lodte
mehrere zinzariſche Krämer herbei, denn das Nationalgefühl iſt unter dieſer Race römiſcher Abfömmlinge au&nehmenb lebendig ;
ſteigen nach der Stadt ; nur hie und da zeigte noch ein Stein,
mehrere der Angekommenen boten ung Quartier in ihrem eiges
daß ehemals hier eine Treppe geweſen, meiſt aber hatte Erbe beren Stelle eingenommen , dieſe hatte der Regen ſchlüpfrig ges macht, und verſchiedene unfreiwillige Kinabfahrten entlockten und herzliche Flüche über den orientaliſchen Geſchmack für zerſtörte
nen Haus, als wären wir Leute ihres Stammes.
Treppen. Unſere Gefährten aber, vierfüßige ſowohl ale zweifüßige, hatten, wahrſcheinlich in Folge langer Uebung, eine äußerſt lobeng.
im Vergleich zu den Häuchen in den Straßen Alt-Belgrabe mie ein Berg unter Maulwurfshügeln ausſah . Nicht minder erſtauns ten wir über die in breiten goldenen Lettern über dem Haupts eingang prangenbe Anfündigung in deutſcher und flamiſcher Sprache, daß hier ein Raffeehaus, ein Reſtaurant und ein Bils lardzimmer ſey. Liuli, unſer Cicerone, ſagte, das Gebäude ento
werthe Sicherheit im Auftreten , wenn ſie mit ihren Schaffells ſchläuchen von Waſſer aus der Save bad Ufer hinanſtiegen , wir
aber erlagen faſt unter dem Gewicht unſerer wohlgefüllten Man. telſåde, die feiner der heroiſchen Demofraten bed modernen Gers biens ſelbſt für Geld einem faulen Franken abnehmen wollte, und höchft ermattet erreichten wir das Thor der Stadt, Tebr dazu geſtimmt, die Sachen nicht eben in ihrem günſtigften Licht zu ſehen : die machehaltenden Saftifi8 3. B. gaben und einen ſchlechs
Wir machten eine Wanderung durch die Straßen, und der erfte Gegenſtand, der unſere Aufmerkſamkeit auf ſich zog, war ein ſchöneß , majeftatiſches Gebäude, brei Stocmerke hoch, daß
halte auch ein Theater uub einen Gaſthof, und da wir die breis farbige Fahne am anbern Enbe flattern fahen , ſo wußten wir,
baß der franzöſiſche Conſul hier ſeine Wohnung aufgeſchlagen. Die Erbauung des Gebäudes iſt ein Beweis, daß die Sitten und
282 Gewohnheiten der Weſtens allmählich bei den Gerben Boden
gewinnen , und e8 ſprach ſehr zu Gunſten des Fürften Alerander
und bes Bidigfeitegefühle im Volfe, daß das Gebäude das Pris vateigenthum bed Fürſten Michael war, und dieſer noch die Res venuen daraus bezog, ſo ſehr er fich auch durch ſeine Regierung verhaßt gemacht hatte.. — Dad am meiſten in die Augen fallende -
gooo
daß wir uns faſt aus einem nördlichen Klima in die Propen verlegt hätten glauben fónnen. Die Natur ſchien mit einemmal zu erwachen ; die zahlreichen Inſecten, die noch ben Lag zuvor ftumm und bewegungelog bagelegen waren, flogen jeßt mit luftis
gem Summen von Staube zu Staube, die Fruchtbäume hatten fich zur vollen Blüthe geöffnet, und die Bewohner Belgrabe
öffentliche Gebäude iſt die von Miloſch errichtete neue orientaliſche
ſchienen plößlich erweđt durch ihr herrliches Klima , denn wir
Kirche, die dem Geſchmad des Fürſten und des Baumeiſters Ehre
vernahmen die Klänge einer ſchönen Mufifbande, und aus der
macht. Dieß Lob erſtredt fich indeß nicht auf die Gemälde, welche abſcheuliche Proben bell Nationalgeſchmade find. Der
Gegenſtand derſelben iſt natürlich religiöſer Art, und ftellt die Dreieinigkeit und mehrere Heilige des griechiſchen Kalender! dar ; obwohl ich dieſe Perſonen in fatholiſchen Ländern oft höchſt
ſeltſam , jogar, wie in Ungarn , mit Huſarenjađen und Schnurrs bärten geziert gefunden hatte, lo maren doch blaue Hoſen und Guwaron -Stiefeln ficherlich eine neue Iracht für die Evange. liſten . In der Mitte ſieht man das griechiſche Kreuz mit einer Krone urib bem Halbmond Darüber, lepterer wahricheinlich auf
Befehl bes Sultand, um die Serben an ihren jährlichen Tribut zu mahnen .
Das Innere enthält ähnliche Zeichnungen in gleich
bizarrem Coſtüm , aber, nach den Geboten der orientaliſchen Kirche, nicht die mindeſten Spuren von Sculptur.
Wir gingen durch die Vorſtadt und betraten nun Neus Belgrab , deſſen Bauart einen Fichtlichen Fortſchritt der neuen Gerben gegen die Säuschen ihrer Vorfahren barbot. Aud ſcheinen ſie die Nähe ihrer ehemaligen Tyrannen, der Démanli, nicht zu lieben, denn während in der Altſtadt alles den Stempel der Vernachläiſigung und des Verfalls bot, nahm die neue Stadt raid einen europäiſchen Charafter an. Ein ſchöner, für Wagen brauchbarer Weg führt nach dem Wohnft des Fürſten , einer nieblichen Vila, bie aber in ihrem beſcheidenen Leußern ftarf
abſticht von dem glänzenden Palaſte in Athen ; beibe Länder find ziemlich gleich an Einwohnerzahl: und beide durch die lange Dauer De Unabhängigkeitefriegs erſchöpft. Fürſt Alerander judet fich wenigſtens nicht, wie ſeine Vorgänger, Miloíd unb Michael, auf Roſten ſeines Landes zu bereidhern. Nachdem wir die beſcheidene Reſidenz des eben abvreſenden Fürſten in Augenſchein genommen, ichlenderten wir auf den Höhen umher , die eine ſchöne Ausſicht über Belgrab und das benachbarte Land gewähren . Bei diejem Gange ſtießen wir auf die Ruinen einer türfiſchen Moichee, die mit ihrer einſt prachts
yolen Kuppel und der luftigen Zierlichkeit der ſchlanken Minas rete , bad ießt gebrochen war und in Irümmer fiel, ein nicht
unpaſſenbed Bilb des ehemaligen Glanzes bed ottomaniſchen Reis thes bot, Das Innere, obwohl von Sanonenkugeln zerſchmettert, enthält noch einige abgeriſſene Verſe aus dem Koran, und bot mit den Lüden in ſeinen Mauern und dem aufgeriſſenen Pflaſter sin trauriged Andenfen De Kampfe& zwiſchen dem Kreuz unb Halbnront, der über 30 Jahre gedauert batte. Wie furchtbar die Ausſichten ! Eine andvoll Schweinehirten und Baibufen
gegen ein Reich ! Um den Kampf Griechenlands gegen die Lürfei mogte eine Glorie clafficher Erinnerungen , die für erſtered die Sympathie der ganzen Chriſtenheit ermedte, dieſe armen Serben
aber, gleichfalls Chriſten und der großen Welt unbekannt, fochten und bluteten ohne Hülfe, und trieben Durch ihre eigene Lapfer feit die Unterbrüder hinaus, die ſo lange alles was bem Mens iden iheuer ift, ſeinen Glauben und jeine, Nationalität, in den
Staub getreten hatten . Der Tag war außerorbentlid warm für den Monat April,
und ſo plößlid war der Wechſel vom Winter zum Sommer,
Maſſe buntgekleideten Volfe, Da8 in allen Richtungen daher zog, chloſſen wir, fie wollten ben jahreltag irgend eine großen Siegs über die Türfen feiern . Dem war aber nicht ſo : Liuli erflärte une, 18 würden bloß bie öffentlichen Gärten geöffnet, und wenn wir ſie beſuchen wollten , ſo hätten wir Gelegens
heit, die ganze ſchöne Welt von Belgrad zu ſehen. Das Coſtüm Der Verſammlung war in der That blendend : golbene Mügen, rothe Mügen, und mit Golb ober Silber geſtickten Jaden aller Farben ſtellten unſere beſcheidene fränfiſche Kleidung völlig in
!
Schatten. Der rothe Gürtel der Männer, in welchem reich be ſepte Piſtolen ftafen, Trophäen ihrer Kriege mit den Lürfen , ſowie die zahlreichen ſerbiſchen Dfficiere in voller Uniform gaben der buntgekleideten Menge ein etwas friegeriſches Ausſehen . Der Kopfpuß der Damen erſchien und beſonders húbid : er beſtand aus einem Scharlachfeß vom feinſten Gewebe, und oben auf dem. ſelben befand ſich mit einem koſtbaren -Steine feſtgehalten eine goldene oder filberne Quafte; war die Duaſte von Silber, ſo war der untere Rand des Feß mit einer etwa zollbreiten Goldborte,
wenn von Gold, mit einer Silberborte eingefaßt. Diejer Schar, lachieß mit ſeiner Duaſte iſt augenſcheinlich ein Lieblingsſchmud der ſchönen Damen Serbiens und gibt ihren Zügen viel Augs
druď und Lebendigkeit.
Unter der Müße iſt das Haar zierlich
geflochten, und wenn die Dame verheuratbet iſt, mit einem Band Durchzogen . Die untern Claſſen, welche den foftbaren Feß und die Trobbel nicht kaufen fönnen, zieren ihr Haar mit Ducaten unb einigeu un bebeuteuben Schmud ; die reidhern Damen tragen Halbletten aus Ducaten unb andern Goldmünzen, wobei das
1 .
1
Mittelſtüd jo groß wie ein ſpaniſcher Ibaler iſt, die andern aber
allmählich kleiner werden bis zur Größe eines Silberpfenninge. Ihre Kleidung ift meiſt nach europäiſchem Schnitt, darüber tra. gen ſie eine Art Quſarenjade mit meiten , loſen Aermeln , reido geftict und mit Golb oder Silber verbrämt. Der Stoff mancher Klei ber, der Reichthum und die Farbe der Seidenzeuge übertrafen manchmal alle mad wir je in Frankreich und England geſehen hatten, ein Beweiß, daß die türkiſchen Seitenmanufacturen zu
Bruſſa von ihrer Altgerühmten Vortrefflichkeit noch nicht einge. büßt haben. Die Kleidung der Männer ivar ſo funt, als die der Weiber ; die ſerbiſchen Dfficiere ahmten die ruſſiſchen im Schnitt ihrer Uniform , in der Form der Müßen , furz in allen Ausrüs ftungégegenſtänden nach. Einige geſepte, faufmanngartig augs ſebenbe Bürger trugen den langen mit Pelz beſepteu unb bers brämten ſerbiſden Roc, bie Mehrzahl der Luftwandelnben aber Das Nationalcoſtüm , reich mit Gold und Silber beſeßte Jaden , dazu famen eben jo beſeßte Schalwars (Hoſen), der rothe Feb. und eine ſeidene mit Piſtolen au @ gerüſtete Schärpe. Damals war in Belgrab der Müßenfrieg, mit andern Wor. ten der ruffiſche Panſlaviếmus, auf ſeiner Höhe, indem dieß Klei . Dungsſtüd die Partei anbeutete, zu der der Träger gehörte, zur rufftichen oder zur ſerbiſchen. Nach der Geſellſchaft zu ſchließen, in ber augenicheinlich bie Parteien ihre Stärfe erprobten, war die Nationalpartei zehnfach überwiegend troß der Anweſenheit Des rufftiden Conſule, der mie ein fleiner Gouverán, begleitet .
1
nostri
283
von ſeinem Gefolge rufftider Müßen, von einem Drte zum an dern ging .
Wir hatten auf unſerm Spaziergang die Bekanntſchaft eines jungen türfiſchen Officiers gemacht, der fich längere Zeit ſeiner militäriſchen Studien halber in Paris aufgehalten hatte. Gr
faltes, ftolze8 Benehmen mit der einfältigen Etikette entſchuldigte, die einen Gläubigen , namentlich einen Würbenträger des Reiche, nöthigt, dieſe Haltung im Verkehr mit Franken anzunehmen. Seiner Gefädigfeit Danfte ich auch noch ein Empfehlungeſchreiben , das mir Zugang zu allen Paſchas und höhern Beamten auf
verſprach und zum Paſcha zu bringen, und führte und am nächs
meinen vielen Wanderungen in der europäiſchen Türkei verſchaffte,
ſten Tage zu Huſein Bey, dem Paſcha von Belgrab, in welchem ich einen alten Reiſegefährten erfannte ; ich war im Begriff, in herzlicher Weiſe die alte Bekanntſchaft zu erneuern , aber ber
und dieß Empfehlungsſchreiben nebſt einem faiſerlichen Firman
falte, zurüdweiſende Blic, ben ein Drientale ſo gut anzunehmen weiß, war in der Ibat verſteinernb. Vergebend ließ ich einige Winfe fallen über den verſtorbenen Sultan Mahmub und meine frühern Reiſen in der Sürfei; er behielt unverrüdbar den gleich
falten Ausbruck, als hätten wir uns nie früher geſehen. Nach dem wir Raffee getrunken und den Tjhibut geraucht, ſtanden wir auf, um Abichied zu nehmen, und dieß gab zu einer höchſt fomiſchen, für türkiſche Sitten charafteriſtiſchen Scene Verans laſſung. S. Hobeit ber Paſcha, augenſcheinlich von unſerm beabs fichtigten Beſuch in Renntniß geſeßt, hatte die Würdenträger ſeiner Kirche, ſo wie die vornehmſten Civil- und Militärbeamten eingeladen, und dieſe ſaßen jeßt mit allem türkiſchen Gruft ſchweis gend auf dem erhöhten Diwan umher, und rauchten ihre Hochs verzierten Tſdibufe, deren Köpfe nach allen Richtungen auf dem Teppid lagen , mas es für einen ungeübten Fremben ſehr fchmie. rig machte, feinen Weg turda tae Simmer zu finden, ohne darauf zu treten.
30 , ale ein alter Reijender, hatte idon bei frühern
Gelegenheiten Borſicht gelernt, unb fam glücklich durch , aber mein Freund, ein junger Franzoſe, der in der orientaliſchen Ges
ſeşte mich von Anfang an in den Stand, meine Abſichten in
einer Weiſe zu erreichen, wie ich es mit allen Laliomanen des Gelbes und des hohen Ranged außgerüſtet nicht hätte 'erreichen fönnen .
Es gibt in Serbien zweierlei Reiſearten , mit der reitenden Poſt und mit dem Kiraibichi; bie erfte geht ſchneller, da ich aber das Land ſehen und anhalten wollte wo es mir geftel, ſo
wählte ich das leßtere, was noch den Vortheil hatte, einen des
Landes vollkommen kundigen Mann bei mir zu haben. Zu dies fem Gnbzwed ſchlug man mir einen ſerbiſchen Kiraibidi, Nas
mene Georgy ( Tſchorbichi) vor, ber mehrere Pferde hatte, und alle Sheile der europäiſchen Türfei mit Waaren zu burchwan . bern gewohnt war. Wir famen leicht mit einander überein, ba er eg wahrſcheinlich vortheilhafter fand, Reifenbe als Baarene
ballen auf ſeine Pferde zu laden ; wir verpflichteten und, täglich
20 türkiſche Piafter für das Pferd einſchließlich aller Aufgaben zu bezahlen.
Die Vertheilung der Bevölkerung von Paraguay.
jellſchaft zum erſtenmal debutirte, war etmral allzu eifrig die
In dem Bulletin de la Soc. de geogr. (December) fteht ein Auszug aus dem Reiſewerf des Grafen von Caftelnau, das nod immer auf fich warten läßt. Dieſer Auszug betrifft den Berſuch des Grafen,
franzöfiſche Höflichkeit zu zeigen, verbeugte fich gegen den Paida und feinen Dienern mit großer Zierlich feit, trat dabei einen
von Matto Groſſo aus in Baraguay einzubringen, was ihm aber unter ziemlich nichtsſagenden Vorwänden abgeſchlagen wurde. Das Mißtrauen
Scritt zurüd , und — fnack, ein Pfeifcnfopf war entzwei getres ten . Mit einem unterbrüdten Sacré ! über ſeine Ungeſchidlichkeit
gegen Braſilien und gegen Buenos Ayret ift immer noch herrſchend, und bewirft dieſe übertriebene Vorſicht. Die Nachrichten des Grafen über Baraguay enthalten im Ganzen durchaus nidots Neues , doch iſt eine
wandte er ſich um und rief : „ oh, mein Herr, ich bitte tauſends mal um Verzeihung, " aber ach ! abermals ging es — fnac , unb als er mit noch größerer Eilfertigkeit ſich umdrehte um ſeine Ente chuldigung zu wieberbolen , fiel nochmals ein Pfeifenfopf zum
Dpfer. Pergerlich und verwirrt über alle Maaßen verlor er volle ende feine ruhige Haltung, machte, um alle Folgen unbekümmert, einen eiligen Müdzug unb zertrat auf feinem Wege nach der Thüre einen Kopf um den andern. So ſehr meine Ladluft gereizt war durch den unglüdlichen Verſuch meines Freundes ten ernſthaften Moslems einen Begriff
yon Pariſer Artigkeit beizubringen, ſo war toch daß unbändige Gelächter der ſonſt ſo ernſthaften Démanlis bad beluftigendfte an der ganzen Scene : Geſichter, deren falte Feierlichkeit gar nicht aufthauen zu fönnen dien , brachen in ein convulfiviſdes Lachen
auf. Der türkiſche Ernſt ſchien mit den Pfeifenfópfen ganz vers nichtet, und während der Mullah ſich die Seiten hielt, ber Paidha aber Thränen lachte, wurden auch die wohldreſfirten , ftatuenartigen Diener am andern Ende des Saals von der Lachluſt angeftect,
Bemerfung intereſſant, die , wenn fie richtig ift, auf die Politik .
Francia's und ſeiner Nachfolger ein ſonderbare licht wirft. Er ſagt:
„ die Bewohner von Paraguay , etwa 800,000 an der Zahl , find nad der Hacen abgetheilt, fo daß fie fich nicht mit einander vermiſchen fönnen . Die Quarani: Indier find in den Dörfern , wo fic Mate und Baumwolle bauen , die Schwarzen und Mulatten bewohnen allein die Stadt Levego oder San Salvador, Afſuncion , die Hauptftabt, iſt von den Weißen bewohnt und zählt 10,000 Seelen .“
Die füdanfraliſahen Stämme am Port Lincoln . (Schluß.)
Zwiſchen Coffins und Sleaford- Bay iſt eine Reihe naďter, weißer Sandhügel; dieſe Maffen von Triebfand find wahrſcheinlid burd weft: liche Stürme aufgehäuft, die auch noch ießt dann und wann ihre Geſtalt
und ihren Umfang verändern, der Tradition der Indianer nach wurden fie aber von zweien ihrer Vorvåter, Marnipi und Tatta, aufgeworfen. Ein großes Feuer, dat von der See herüber fam, breitete ſich weit an
ber Geefüfte aus, und fchien die ganze Rüfte mit Flammen überziehen
unb ftimmten in den luftigen Chor ſo laut ein, ale ihre Berren .
zu wollen . Die beiden vorerwähnten Männer nahmen fich aber des
Che mir noch den äußern of bell Palafteß erreicht hatten, fam und ein gewiffer MehemedEffendi in Begleitung eines türkiſchen Dfficiers nade mit einer Einladung vom Paída zum Abendeſſen in ſeinen Privatzimmern. G& ift kaum nöthig zu bemerfen , daß er , der an europäiſche Geſellſchaft gewöhnt war und Franfreich ſo
Landes an, und da fie fein anderes Mittel wußten das Feuer zu löſchen,
wie England beſucht hatte, und mit aller Artigkeit eines Mannes
und Vangfunu , zwei junge Leute , die fich zum Souß in den fel eines Baumes flüchteten. Welu fletterte hinter ihnen her, fie zu tödten,
von Welt empfing, mir mit der Herzlichfeit eine alten Freundes die Band jQüttelte, und ſein im öffentlichen Diman beobachtete
begruben fie r8.mit Sand. Berührut als ein wilber Krieger und gefährlicher Liebhaber ift
Welu ; der, durch den Stamm der Nauo8.in ſeinen Liebſchaften gehin : dert, beſchloß den ganzen Stamm audzurotten. 6o gelang ihm auch
alle Männer mit ſeinen Speer zu töbten , ausgenommen Raratantra
fie aber waren idlau genug den Nf abzubreden ben er gefaßt hatte,
284 To_daß er fopfüber zu Boden ſtürzte, wo ihn ein zahmer Fund faßte
Streiche hageldicht nieder, und Blut floß ſchon aus mehreren Stellen, bio
und würgte. Er iſt ſeit der Zeit ein Bogel geworden , der jeßt ſeinen Namen trägt ; die beiden jungen Leute die ihm entgingen , wurden in zwei verſchiedene Falfenarten verwandelt. Go gibt dort eine kleine Art Eidedesſe, von der das Männchen Ibirri
ihm die Alten ſelber geboten einzuhalten .
und das Weibchen Wafa genannt wird, und welche die Geſchlechter der Menſchen geſchieden haben ſoll. Dieß ſcheint den Indianern aber fein Gefallen geweſen zu ſeyn, oder es iſt noch etwas anderes dabei ; beide Geſchlechter der Gingebornen haben wenigſtens einen grimmigen Şaß
gegen die entgegenſeßten Geſchlechter dieſer fleinen Thiere , ſo daß die Männer Rets die Weibchen der Gidechſen, die Weiber aber die Männchen derſelben tödten , wo ſie dieſelben nur finden fönnen. 1
Aus all dieſen Traditionen geht übrigens hervor, daß dieſe Stamme,
Das Mädchen wurde jeßt aus dem Lager getrieben und Rangan blieb allein in ſeiner Hütte zurüd. Sein Stamm hielt an dem Abend einen Corrobern, aber er nahm feinen Theil daran, und als die jungen Leute am nächſten Tag auf die Emujagd au8zogen , lag er an ſeinem
Feuer und ſchüttelte mit dem Kopf, als ſie ihn aufforderten ihnen zu folgen. Drei Tage blieb er jo liegen, und hatte weiter feine Lebensmittel ald die , die ihm ſein Bruder brachte. Am dritten Tag ging er Mor: gens in die Wallenhügel, wo er das Thal des Murray oder Runnefe, wie ihn die Eingebornen nennen , überſchauen fonnte , und in weiter
Ferne den Strom hinauf ſah er zwei fleine Rauchſäulen emporſteigen die Rauchſäulen waren für ihn run drei lange Tage unterhalten worden. Rangan warf ſein Dpoſſumfell über die Sdulter, nahm den Speer
wenn auch ſchon an eine zukünftige Griftenz, doch an feine Belohnung oder Beſtrafung für gutes oder ſchlechtes Leben glauben. Hier auf Erben vermuthen fie allerdinge , daß ihnen die Strafe auf dem Fuß folgen fann, ſterben ſie aber, dann wird nicht gefragt wie ſie ſich hier betragen haben, ſondern ſie bekommen wieder ihre gehörige Anzahl von
jedem Schritt beſiegelte er ſein Schidfal unvermeidbarer
Frauen und fangen das alte Leben, nur an einem andern Drt, wieder an .
fand er aber ſein braunes Mädchen ; tie Wunden waren noch nicht
Aus allem geht aber auch ihr heimtüdiſcher boshafter Charakter hervor · Mord und Verrath find wenigſtens der Inhalt all dieſer Sagen,
geheilt, die ſein Wirri ihr geſchlagen, und doch hatte fie drei Tage und brei Nächte an dem einſamen Feuer feiner geharrt. Als Fie feinen Schritt hörte, eilte fie ihm entgegen und legte ihren Kopf an ſeine Bruft. Dem Leſer mag die Sache, nach all dem früher Gehörten, vielleicht
und fie folgen wohl auch getreulich ihren Vorbildern. Schon die Art wie fie ihre Ghen foließen, läßt ein wirkliches Familienverhältniß faſt Liebe iſt ein Wort das fie gar gar nicht unter ihnen auffommen
nicht zu fennen ſcheinen , wenn ſie auch Anhänglichkeit unter einander haben ; das Mädchen wird nicht gefragt ob es den Alten liebt , dem man es ſchon vor zwölf Jahren zur Frau beſtimmt hat , der Mann wird nicht gefragt ob er die Alte mag, die ihm einer der Durkas, nach: dem er vielleicht 20 Jahr in glüdlicher Ghe mit ihr gelebt , abtritt. Das Geſeß ſpricht durch den Mund der alten Leute, und die jungen .
müſſen gehorchen .
Nur ein einziges Beiſpiel von wirklicher Liebe zwiſchen zwei jun. gen Leuten fam mir auf meiner ganzen Landreiſe zu Ohren, und das idien etwas außerordentliches , und brachte auch die Schwarzen in ziemliche Aufregung, da es gegen zwei ihrer Gefeße auf einmal verſtieß. Gin junger Mann vom Stamm der Bameres am Boni-See hatte fico in ein Mädchen der Nengnutfos, D. h . der „ oberen Stämme“ verliebt,
in die Hand und wanderte in gerader Nichtung dem Raude zu. Mit der Zoo
drohte ihm nicht mehr bloß, er war ihm gewiß, ſo wie die alten Männer ſeines Stammes zum drittenmal Gericht über ihn hielten .
An den Feuern
ein wenig zu romantiſch vorkommen , und doch iſt ſie wahr. Die beis den jungen Leute verließen auch ihre Stämme, und man hat nie wie der gehört , wohin fie fich gewandt haben. Miscellen. Apparat zum Zeitigen der Fiſche ier. Gin Hr. Cofta hat der franzöſiſchen Akademie ( 1. Monit. vom 14 März Suppl.) einen ſehr einfachen Apparat vorgelegt, vermittelft beffen man Fiſcheier in beliebig großer Menge zur Reife bringen kann , und zwar unter Verhältniſſen, die den Drten , wo die Weibchen ſelbſt gewöhnlich die Gier hinlegen, an Vorzüglichkeit nichts nachgeben. Dieſer Apparat beſteht in einer Anzahl kleiner paralleler Canale, die man in Abſaßen neben einem höhern Canal anlegt, der fie ſpeiót. Auf den Boden jeder dieſer kleinen Canale legt man eine dide Schichte Ries, und läßt nun Waſſer von dem höher
gelegenen Canal hineinlaufen . Dasſelbe fließt nach dem entgegengeſeß:
und da ſie ſeine Gefühle theilte, ſo holte er ſie heimlich einmal Nachts
ten Ende , wo es ſich durch einen an jeder Seite der Wandung anges
ab, und nahm fie mit auf ſein Jagdgebiet, den Fluß hinab ; bieß fam
brachten Einſa nitt in
aber bald ſeinem Stamm zu Dhren, und er wurde einfach bedeutet, das
Canale ergießt. Eine ähnliche Anordnung bringt alle Canåle unter einander in Berbintung, ſo daß das Waſſer von einem Fall zum andern
Mädchen des feindlichen Stammes augenblidlich wieder zurückzuſchicken . Den Befehlen der Burfas durfte er nicht entgegenhandeln, und er that was ihm auferlegt worden . Lange fonnte er aber die Trennung von
die beiden unmittelbar darunter befindlichen
in allen Abtheilungen herumläuft , die es in ebenſo viele kleine Både verwandelt. Wenn der Apparat in Thätigfeit iſt, legt man die Gier auf den Ries , und es iſt nicht ſchwer fie je nach dem Alter und der .
dem, jeßt noch lieber gewonnenen Weſen nicht aushalten, und 14 Tage ſpäter holte er ſie ſich zum zweitenmal. Jeßt aber wurde die Sache ernſthaft; die Alten hielten eine große Berathung , überlegten ſich die Sache gründlich und famen guleßt überein, daß ein ſolches Beiſpiel von Ungehorſam unter feiner Bedingung geftat:
die nicht dider als drei Centimetred fenn darf, Darüber hinlaufen läßt, genügt um die Bildung des ſogenannten Byflug zu hindern , der ihnen ſo häufig verderblich iſt. Auch iſt es leicht, allen Modificationen, welche
tet werden fönnte, daß man den jungen Mann aber auch noch dießmal
die Gier durchmachen , Schritt für Schritt zu folgen , ohne von Plage
von Strafe frei laſſen wollte, wenn er die Befehle reiner Aelteren aus:
zu gehen . . Unter dieſen fünflichen Verhältniſſen entwideln fich die Gier, und gehen ſo ficher und ro duell auf , als da wo die Weibchen ſie niederlegen. Hier find fie gegen den Temperaturwechſel und gegen alle die Zufälle geſchüßt, welche das Augfriechen verzögern , oder die Gier ſonſt gefährden fönnen.
führte ; auf dem nächſten gleichen Bergehen aber ftand der Tob. Die beiden Verbrecher wurden jeßt hervorgerufen und ihnen der Beſchluß der Burfag mitgetheilt, der junge Mann aber, dem man zuerſt das Ungeheure reines Vergehens mit grellen Farben vorhielt, und ihn auf
den nächſten Grad ſeiner Strafe aufmerkſam machte, aufgeforbert, das fremde Diabchen zu ſchlagen , bis fie blute, und wieder zurück zu den ihrigen zu ſagen ! Das war ein harter Spruch, und Rangan, wie der junge Burſche ſeiner Schnelligkeit wegen nadi dem Emu genannt war, jah reine Mat: tiatfo traurig an ; dieſe aber wußte , daß er dem Befehl Folge feiften mußte, zog ihr Opoſſumfell fefter um fich her, und fiel vor ihm nieder. Da nahm er feinen Wirri und fing an auf das arme, feine Klage auss ſtoßende Weib lugzuſchlagen ; auf Kopf und Schultern fielen ſeine Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Art zu trennen. Die fortlaufende Strömung, welche eine Waſſerſchichte,
Nunfelrúben in Irland. Nach dem Morning Chronicle ( 10 März) gibt dieſe Fabrication in Irland bie ſchönſten Hoffnungen ; die Compagnie , roelche fich zu London gebildet hat , um dieſe Unter: nehmung zu begünftigen, hat ihre Bauten zu Mount Mellin in der Graf: ſchaft der Königin vollendet, und iſt bereits mit der Zudergewinnung beſchäftigt. Die irländiſche Zuđerrübe roll einen bedeutend größern Zudergehalt haben , als die auf dem Continent gewonnenen. Man hofft in nicht ferner Zeit den Bedarf Irlande (50,000 Tonnen) burdi !
die Nunfelrübe zu deden .
Verantwortlicher Redacteur Dr. GD. Widenmann.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiftigen und Attlichen Lebens der Völker . M " 72. 24 März 1852. Durch welche Umſtände die Alanen aus ihrer älteſten Heis
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum . 3.
Die Alanen .
Vivien de St. Martin widmet dieſem Volf ( i. Nour. Ann .
des Voyages. Aug. Sept. 1848 ) einen langen Artikel, worin er nachzuweiſen ſucht, daß dieſe Alanen, welche im vierten und fünften Jahrhundert eine ſo wichtige Rolle in der europäiſchen
Geſchichte ſpielen , urſprünglich aus demſelben Lande famen wie einft bie blonben Gfythen (Safen ), nämlich aus dem Lanbe zwis
fchen Drug und Zarartet. Daß fie zu den blonden Dörfern gebören , beſtreitet niemand, denn'Ammian . Marcell. ſagt gang beſtimmt: fte find faſt alle ſchön und von hohem Wuche, haben
gelbe Bagre und einen mehr ſtolzen ald , wilden Blid." ' Ueber ihre Herkunft ift einiger Streit. Neumann verwechſelt fle mit
den Albanen, und Schaffarit zählt ſie zu den Sarmaten. 1' Beibed . ſcheint falſch. Ritter, auf deſſen Bereisführung fild Vivien be St. Martin hauptſächlich füßt, ſagt über fte nach chinefiſchen Duellen (Bb. VII. p. 625 ) : „bie anthai oder Alan (Alanna), welche die wetlichfte Gruppe der blauäugigen blonden Völfer dieſe8 indogermaniſchen Schlage& bilben 2, führen wir hier nur vorläufig mit auf, da ſte ſeit dem J. 120 wor Chr. G. von ben Chinelen im Nordweſten von Gogbiana in ihren Sißen bis zu den Sumpfgegenben des Norbaral und faſpiſchen Meeres, alſo bis gegen die Wolgaländer hin, genannt werden." Ramen die Alanen, wie alles zu beweiſen ſcheint, aus dem Lande jens ſeite des Araljeed, ſo fonnten fte weber mit den Albanen im
öftlichen Kaufaſue, noch mit den zuverläſſig über den Kaufaſus nach Europa gezogenen Sarmaten Gined Stammed ſeyn. Wir wollen dieſen Streit nicht weiter unterſuchen , und bemerken bloß
daß wir durchaus feinen Grund haben von Ritters Anſicht abs zuweichen. Warum Zeuß in ſeinem Buche , die Deutſchen und ihre Nachbarſtämme" bie öftlichen Alanen burchaus von denen am Raufaſud jaheiden will, fönnen wir nicht recht abſehen, wenige ftens ſcheint und fein genügender Grund dazu vorhanden. Nicht Ein Schriftſteller führt vor Chr. den Namen Alanen im Raus faſus auf, und ihre balb eintretenden Züge nach Aften, zu denen fte von den Römern aufgefordert wurden, deutet eben auf ein neu angekommenes mächtiges Volf, 1 Gdaffarit begeht ſchon darum einen Fehler, weil er auf das Zeuge niß des ſpätern Plan Carpin die Alaacn und Afen oder Offen zuſammen: ftellt. Plan Carpia im 12ten Jahrhundert mochte die Alaner und Drea die im Rautaſus nahe , bei einander wohnen, zuſammenwerfen, aber die Oflen nanuten fide fron, nicht die Alanen, deren viel ſpäteres Auftreten fqum zu bezweifeln iſt.
2 Neumana zählt auch die Uſun ber Chineſen zu den finniſden Stăm. men, wat er mit Ritter ausmachen mag.
math gegen Weſten gebrängt wurden, können wir nicht wiſſen. Sie erſchienen ſchon im erſten Jahrhundert n. Chr. in den Steppen weſtlich von der Wolga : Strabo unb Pomp. Mela tennen (40 u, 45 n. Chr.) wenigſtens bie Rborolanen " ; Dionyſius Perieg, deſſen geographiſches Gebicht man in die legten Zagre Auguſte
perſeßt, fennt bereits die Alanen ſelbſt; der jüdiſche Geſchichts ſchreiber Joſephus (um 80 n . Chr.) erzählt, daß fie von Unter händlern Libero angereizt im 3. 35 n . Chr. einen Einfal nach Aften gegen die Parther gemacht hätten, ebenſo wie ehemals die Grothen in Armenien und Medien einbrangen . Einen zweiten Ginfall ber Alanen in Ajien erwähnt Joſephus im 3. 72, unb
ſagt dabei auebrüdlich , fle bewohnten die Ufer dee Janaiß und der Maioris ; Plinius fennt ſie an derſelben Stelle. Ga icheint inbeß, und Schaffarit hebt bieß namentlich hervor, daß fie ihre
Krieg@züge mehr gegen Norbweſten richteten, und eine Anzahl Völfer , wie Agathyrſen, Bubinen, Neurer, beren Nationalität wir borerft bahin geſtellt ſeyn laſſen wollen, untermarfen ; der Grund dieſer
Richtung ihrer Kriegëzüge mag barin gelegen ſeyn, daß das pon. tiſche Reich damals noch in Kraft beſtand, und von den Römern
nach Möglichkeit unterſtüßt wurde.
Unterliegt es alſo nach dem
Dbigen wenig Zweifel, baß bie Alanen von den Steppen des Drus unb Sararted herüber nach der Wolga famen und ſchon
im erſten Jahrhundert unſerer Zeitrechnung weſtlich von der Wolga erſcheinen , ſo gewinnt ihre ſpätere Geſchichte und ihre endliche Verſchmelzung mit den Gothen in hiftoriſcher und ethnographis icher Beziehung eine um ſo größere Bebeutung, als dieſe Ver. ſchmelzung den Beweis zu liefern ſcheint, daß dieſe aftatiſchen Stämme ben bereits in Deutſchland figenben auch ſprachlich noch
gar nicht ſo ferne ftanden , als man vielleicht glauben möchte . Dieß iſt um ſo merkwürdiger , als die Verbindung der alaniſchen
Stämme mit den oſtdeutſchen eine ſehr enge geworden iſt, wah rend dieß mit den Sarmaten keineswegs der Fall war ; die Sare maten ſcheinen demnach den Gothen und Alanen viel ferner ges ftanden zu haben .
Da& Vorbringen der Alanen iſt ſehr langſam gegangen , und icheint nicht ein plößlicher Stoß wie der, welcher die Rimmerier vernichtete, geweſen zu ſeyn . Langſam wichen die Sarmaten vor ihnen, und wir finden fte im Norben ber Karpathen im erſten Jahrhundert
io feft, daß das ganze Land von den römiſchen und griechiſchen Geographen barnach benannt wurde. Sie ſcheinen indeß nur als herrſchendes ober, wenn man wil, unter den benachbarten (dra 1 Daß dieſe mit den eigentlichen Alauen ſehr eng zuſammenbingen , ift unjweifelhaft, wie aber die Borſylbe ,,Rbor“ zu deuten fry, wifion wir uidt
rozbe 296
wod
Gooon
chern Stämmen lagerndes Volf aufgetreten zu ſeyn. 1 Ihre Herrſchaft wird aber mehr und mehr beſchränkt durch die von Südoſten herziehenden alaniſchen Stämme, und wenn wir das bunte Völkergemiſch betrachten , das Ptolemius von dem öſtlichen
(Aus Ebm. Spencers : Travels in the European Turkey .)
Sheile Deutſchland bis tief hinein nach Rußland und hinab zum
2. Reiſe nady Aleriniß.
ſchwarzen Meer aufführt, ſo fönnen wir faum daraus einen andern Schluß ziehen, als daß frühzeitige Verbindungen zwiſchen Alanen und gothiſchen Völfern gegen die Sarmaten ſtattfanden ,
Bei Tagesanbruch wurden wir durch einen lauten Ruf in ſerbiſcher Sprache: Faibe ! Faite ! Goſpodin ! aufgewecft. Wir ſtiegen in den Kofraum hinab, unb fanden unſere Pferde geſat telt und beladen mit allem, was man auf einer Reiſe in der
und daß die römiſche Politik hauptſächlich darin beſtand, dieſe Völfer gegen einander zu reizen. Die deutſchen Völfer ideinen ſehr fyftematiſch ſchon im erſten Jahrhundert vor, und noch mehr
Beiſen in der enropäiſchen Türkei. Serbien.
europäiſchen Türkei braucht. Unſer Riraibichi erſchien endlich aber in einem ſo abgeriffenen und damierigen Anzug, daß wir
in den erſten Jahrhunderten nach Chr. gegen Südoſten vorges
ihn anfange gar nicht erkannten ; als er unſer Erftaunen jab,
Ein Beiſpiel davon liefern die Baſtarnen ,
bemerkte er : „Ah ! meine Herren, lumpen erzeugen in der Türkei
urſprünglich gerriß fein Deutſches Volf, aber Deutſche müſſen fich dort in großer Anzahl aufgehalten und die Meiſter geſpielt ha.
ganz gut in Belgrab, wollte ich aber damit unter den hochmů .
brungen zu ſeyn.
ben, denn fie haben Kriegdart und Gprache der Deutſchen , und doch traut fich eigentlich feiner der bedeutenden Schriftſteller fle wirklich Deutſche zu nennen. Bei den Deutſchen, die feit 3ahrs hunderten feſt ſaßen, war ein ſolches Vorbringen möglich, bei den
feine Habſucht. Meine bunt gefticte Jade und rothe şoſen gehen thigen Albaneſen Booniens und Albaniend herumziehen, ſo würde ich halb todtgeſchlagen, oder wenigſtens jeder Stüd meiner Kleis bung von ihren Dolchen zerſchnitten, benn erinnern Sie fich,
Georgy iſt zwar ein freier Mann in Serbien, jenſeits der Gränze
erft neu eingewanderten Sarmaten , die noch dazu febr nomadiich lebten, nicht, und eben ſo wenig bei den Alanen. Im Verlauf
zen Arnauten, bie rothen Hoſen und den Gürtel voll Piftolen tras
der Zeit mußten alſo bie deutſchen Völfer gegen Dſten hin das Uebergericht erhalten, und der Bund mit der Alanen machte dal
teten Rayah erſcheinen !"
raiche und entſchiedene Vorbringen nach dem ſchwarzen Meere möglich. Die Sarmaten zwiiden Alanen und Deutſchen in die Enge gepreßt, gingen theils allmählich zu Grunbe im Kampf mit den benachbarten Völfern und mit den Römern , theils blieb ein Reſt im Lande, ſowohl in lingarn åld in Poblachien unter dem
Namen 3a3ygen 5 oder Jazriezen, die erſt ſpät unterjocht und allmählich vollends auêgerottet wurden ; dieß iſt wenigſtens die
aber iſt er ein Rayah. Hier können wir das Koſtüm ber ftola gen, dort aber muß ich in der Demüthigen Kleidung des berada Nidhte beachtenêwerthed ſtieß un8 während der erſten Lage reife von Belgrad nad Niſia auf.
So lange wir die Donau im
Geſicht behielten , war das Land ganz erträglich angebaut, und bot allenthalben viele döne Ausfidh tent , ale wir aber die Dürren
Höhen bed Wolobar hinanftiegen, waren wir nicht nur einem ichneidenben falten Wind, ſondern auch einem Durchbringenden
Regen aufgeſeßt, eine traurige lage für Reiſende, die eben den
Annahme Schaffarife, bie baburc an Wahrſcheinlichkeit gewinnt,
Lurus bell Weſtend hinter fich gelaſſen haben. Das Nachtlager
daß dieje Jazwiezen eine von Litthauen und Slawen verſchiedene Von den Alanen fonnten bei ihrer nahen Verwanttſchaft und
im Dorfe Colar, wo wir einen Trupp Reiſente in einem Zims mer um ein Feuer gereiht fanden , tal einen unerträglichen Rauch verbreitete, war nicht geeignet, uns zu erfriſchen, und
Verbindung mit den Gothen keine beſondern Spuren im mittlern Europa zurüdbleiben : dieweſtlichen Stämme derſelben gingen in den
nicht ſonderlich guten Mutha ritten wir am Morgen weiter. Je mehr wir ins Innere famen, deſto wilder und öber
Gothen auf, die öftlichen wurden theils durch den Hunneneinbrud ,
wurbe bag Land, das Auge fiel auf ungeheure Gichenwälber , zwiſchen denen hie und da einige Fleden gelichtet und der Bos den erſt in neuerer Zeit angebaut war ; die Eichenftümpfe jahen
Sprache rebeten .
der den gangen Dften uingeſtaltete, vernichtet, theile in bad Gebirge
des Raufaſue geſprengt, wo fie lange Zeit noch ein ziemlich
nächtiges Volt blieben, endlich aber ſehr zuſammengeſchmolzen find ; doch hat fich der Name noc jeßt erhalten .
Jedenfalls find
fie, aller Wahrſcheinlichkeit nach der lebte Stamm der blonden Völfer Afiens, der nach Europa vorbrang , ehe bie mongoliſchen Hunnen und ſpäter bie Mongolen ſelbſt in die Lüde zwiſchen der alten Heimath der blonden Völfer und deren weſtliche Abs fömmlinge einbrangen .
node 5 Fuß hoch aus dem Boden Feraud. Ein nachläffiger Feldbau und Unterlaſſung alles beffen, was zur Bequemlichkeit des civilifirten Lebens beitragen kann, iſt immer noch der unters
ſcheidende Zug im Charafter der ſerbiſchen Bauern. Die kleinen , wenig zahlreichen Dörfer beſtanden auß bloßen Kütten, mogu Pfähle in den Boben geſtoßen , mit Flechtwerf rerbunden , und
bieß mit Lehm innen und außen beworfen war ; das Dach , welches den Regen abhalten ſollte , beſtand aus Binſen , mit dem nie
· Dieß Verhältniß ift im Alterthum ohne Bergleich viel hånfiger als Man vergleide nur die Stelle in Tacitus
fehlenden Loch, das als Kamin dient. An dieſen Dörfern waren
Germ. ( c. 43) wo er ſagt: „Gotinos Gallica, Osos Pannonica lingua
ungeheure Scuppen für die Unterbringung der Heerden im Winter angebaut, und das Ganze mit einer ftarfen Palliſabe ume
man gewöhnlich annimmt.
coarguit non esse Germanos, et quod tributa.patiuntur. Par tim iribulorum Sarmatae, partim Quadi ut alienigenis imponunt.“ Hier fößt alſo ſarmatiſche und deutſche Herrſchaft zuſammen. Weiter öft: ho werden die Sarmaten mit den Deutſder nidt getheilt haben. 2 Tacitus ſagt ausdrüdlich (c. 46) : „ sermone, cultu , sede ac domi ciliis ut Germani agunt, “ währead Liv. XL. 57. file für Stammverwandte der gegen Delphi gejogenea Galater erklärt.
3 Wenu wir über dieſen Namen eine Vermuthung ausſprechen dürfen, ſo ift folgende. Es finden fido eine Menge zuſammengefepter Bölfers namen , Yo Jaramaten, Earmaten, Thyffageter, Sargeteu 1. l. w.; die
ichloffen ald S uß gegen den ſchleichenden Wolf und andere Raubthiere. An einigen Stellen , z. B. an den Abhängen der Berge, fand ich die Wohnungen bloß in den Boden hinein augs gehöblt, und die Dede mit Pfählen geſtüßt. So primitiv aber auch dieſe Wohnungen ſeyn mochten , ſah ich doch häufig den Herren derſelben herausſchreiten, erhobenen Haupte, in glänzena dem Anzug und bis an die Zähne bewaffnet, wie ein Feubala
Vermuthung iſt wohl faum zu gewagt, daß die Jagogen que Jaſſen oder Aren ( Offen) und Bocher beſtanden , daß fie zu den Sarmaten gebdrtea,
herr des Mittelalter8, während die Baba mit Golbzierrathen
leidet wohl feinen Zweifel.
und Münzen reich genug behangen war, um ihrer Tochter eine ſchöne Ausſteuer zu geben . Der Serbe iſt aus Grundſaß und
287 Neigung ein Kriegồmann, und jeßt, wo er frei ift, ſchmückt er fich gern mit all dem friegeriſchen Schmuck der ſtolzen Arnauten, der ihn ſo lang unter die Füße trat. Fragt man ihn, warum
geſtattet ? Hier find zwei au @gezeichnete fränkiſche Reiſende , die aus dem fernen Weſten fommen , uns zu beſuchen , und nach
er fich nicht, da er doch die Mittel dazu habe, eine bequemere Wohnung baue, ſo antwortet er, Der Krieg zwiſchen den Türfen und ſeinem Stamin habe erſt begonnen , und werde nicht enten,
Haſſan - Palanfa ein To gewöhnliches Nahrungemittel, wie ein
bis ſeine Brüber in Bodnien, der Herzegowina und Obermöſien gleichfade frei ſeben ; bis dahin wäre e8 die größte Shorheit ſein Gelb auf einen ſo leicht zerſtörbaren Gegenſtand zu verwenden . A18 wir uns Haffan - Paſcha - Palanfa näherten, wurden die
einer langen und ermübenben Lagreiſe fich in der ganzen Stabt Kuhn, nicht verſchaffen können ! Schämt Guc, Serben , ihr habt,
burch Fanatiếmus verblendet, die Gelege der Gaſtfreundſchaft verlegt, und dieſe Fremden zu einer Gewaltthat gezwungen, was dem Namen der Serben feine Ehre macht !" Dann verlangte er
Das Gelbftüd , was wir der Frau hingeworfen hatten , unb ale es mit Widerſtreben zum Vorſchein fam, erklärte unſer Ariftis
Wälder parfartiger, und die Eichen majeſtätiſcher, als wir fte
bee, bad iet zehnfach der Werth bee Hahne, worauf er der
bisher in Serbien geſehen hatten. Das Land bietet dem Ackers bau unermeßliche Vortheile bar, bie ießt ſieht man aber nichts als Heerden von halbwilben Ziegen und Schweinen , geführt von
Frau den Abſchåßung preis und und den Reſt des Geldes eine
faum minder wilden Hirten.
händigte, den wir jedoch als eine Entſchädigung dafür, daß wir die Ruhe des Kühnerhof geſtört, wieder der Frau einhändigten .
Haſſan - Paſcha -Palanfa führt den
Die Anfunft von Fremben , die fich auf eine ſolche Weiſe
Namen einer Stadt, hat aber nur 4—500 Einwohner, iſt indeß bereits bemerklich gemacht hatten , zog eine Menge Beſuche boch ber Sig eines Stariina (Aelteften , Richter ) und eines Ca. nach dem Han, und wir wurden mit Fragen über unſere vers pitan ber Nahia ( Bezirke ) und ſcheint nach der Zahl der Waarens läben, der Waffenſchmiede, Schneider und Sandalenmacher, Kaffee-
häuſer und Conditoreien zu ſchließen, in ihrem Zuſtande günſtig fortzuſchreiten . Wir hatten und unglüdlicher Weiſe während eines ber uns
endlichen Fefte der orientaliſchen Kirche auf den Weg gemacht, und da der Vorrath von Lebensmitteln, mit dem wir uns zu Belgrab borſahen , bald zu Ende ging, ſo fonnten wir uns nichts verſchaffen ald abgeftandene Fiſche aus der Donau und Morama,
ein ſchlechtes Eſſen für hungrige Reiſende.
ſchiedenen Länder nicht wenig geplagt. Der Capitän, Neſtor Amramonowitid , war ein prächtiger Burſche, ein boufommener Rieſe und ſah ſehr gut aus. Der Richter, Milanorinowitſch, und ein junger Mann, ſein Secretär, waren wohl unterrichtete Leute, fte hatten Wien und München geſehen und ſprachen fließenb Deutſch. von ihnen erhielt ich manche werthvolle Nachricht über ben politiſchen Zuſtand des Landes und deſſen fünftige Auss
fichten , ſo wie eine Menge Anefboten über die Männer, welche ſich im Unabhängigkeitefriege ausgezeichnet hatten. ( Fortſeßung folgt.)
Vergebens jdidten
wir Georgy nach Geflügel oder auch nur Eiern aus, 18. half nichts, die fanatiſchen Bewohner wollten uns die von ihrer Kirche berbotenen Lebensmitteln weder verkaufen , noch fodhen . Ents ſchloſſen und ein ſolideres Mahl zu verſchaffen , als die aus Fiſch, Knoblauch unb Bohnen beſtehende Suppe, die ber anbidhi uns
vorſeßte, brachen wir zu einer Fouragirung & erpedition außerhalb der Stadt auf. Balb erblidten wir einen Flug Hühner, aber bie gute Hausfrau wollte und ihre fadelnde Heerde um feinen
Bar Geſchichte des Tabakrauchens im Orient. Man wird im Orient ſelten einen Mann oder ein Weib finden, die nidit Tabaf rauchen . So wie man in ein Haus tritt, iſt das Darbie:
ten eines Rauchwerkzeuge etwas ebenſo natürlicheo, wie man zum Nies derſißen gebeten wird. Bei den Perſern hat fich der Lurus in dieſer Beziehung höher geſteigert als in irgend einem andern Theile Afteno; beſonders gilt dieß von der Waſſerpfeife, für die Schiraz den beſten Tabaf hervorbringt. Man hört in den Deffang ( Raufladen ) oft eine Gerdichte erzählen , welche hier an ihrer Stelle ſeyn dürfte.
Wirſuchtendie Hühner zu fangen, undfic is
Preis überlaſſen . tann , wenn auch noch ſo theuer , zu bezahlen, umſonſt, fle maren
Entſchloſſen , mich
3n den guten alten Tagen als die Zeit nod jung war, und jeder
nicht um einen Braten bringen zu laſſen, zog ich endlich ein
ſo viel hatte alt er wünſchte, lebte zu Meffa ein junger Mann, welcher ſo gut und tugendhaft war, wie junge Männer damals zu ſeyn pflegten und wie ſie es jeßt ſeyn ſollten. Er hatte viele Schåße, allein feinen ſchlug er höher an , feinen hütete er ſorgſamer und zärtlicher als ein dones, tugendhaftes Weib. Ach, ſie wurde franf und ſtarb. Vergebens
jo raſd, das wir uns vergebens bemühten.
Piftol, unb ein Hahn fiel zu taeinen Füßen nieber.
Ich warf
dem erſtaunten und entſeßten Gigenthümer einen Thaler hin, und hoffte im Frieden nach unſerm þan zu kommen. Gitle Jäus ſchung! Die Aufregung, die nun folgte, hätte nicht ärger jeyn föns nen , wenn die Arnauten Haſſan- Paſcha - Palanfa erſtürmt hätten,
denn wir wurden nach unſerin Han verfolgt von einer ſchreienben , zornigen Maſſe Männer, Weiber und Rinber, welche aus ihrem
umfangreichen und nicht ſehr zarten Wortvorrath alle möglichen Schimpfwörter auf unſere Häupter herabregnen ließen ; in Ginem
bot er die ganze Kraft ſeiner Seele auf, um dieſem Schlage nicht zu unterliegen. Er ſuchte ſich auf Reiſen zu zerfireuen , er nahm die vier ſchönſten Jungfrauen von Meffa zu Gemahlinnen, wie der Prophet es ihm erlaubte ; nichts aber fonnte ihm den Verluſt der foſtbaren Perle aus dem Sinne bringen , und der Rummer zehrte fichtbar an dem Marfe ſeines Lebeng. In dieſer Noth beſchloß er einen frommen Mann zu
Athem wurden wir Hunde und Reßer ! lateiniſche Bunde ! uns
beſuchen, deſſen Weisheit er oft hatte rühmen hören . Er wohnte tief
gläubige Fleiſcheffende Franfen ! genannt, und alle verlangten lärs mend Gerechtigkeit gegen die Schuldigen.
in der Wüſte, in einer einſanien Felſencelle ; der junge Mann ſuchte ihn auf und der fronime Einſiedler empfing ihn , wie ein Bater den
empfängt, auf den er ficl ift. &rbat ihn, ſein Herz vorihm ZumGlück erſøienen mitten in dem Aufruhr ber Capitän zuSohn erſchließen, und als er die Leidensgeſchichte vernommen hatte, ſagte
und der Richter mit mehrern Civilbeamten in der Stadt. Sos bald irgend etwas Stille hergeſtellt war , erzählte ich die Sache Der vollen Länge nach der Richter horchte aufmerkſam , behan. Delte die Sache augenſcheinlich mit großer Wichtigkeit, und ents ichieb endlich ſehr zu unſerer Freude, ganz zu unſern Gunften . ,Sind eß nicht Franken ?" ſagte er, „und iſt eß nicht eine offen .
er : „ ein Sohn, geh an deines Weibeo Grab ; du wirſt dort ein Kraut finden ; pflüde es ; ftede eg in ein Rohr und ziehe , nachdem du 18 angezündet , den Nauch ein ; dieß wird bein Weib, dein Vater, deine Mutter , dein Bruder , vor allem aber ein fluger Rathgeber ſeyn ; 18 wird deine Seele Weisheit lehren und deinen Geiſt erheitern.“ Dhne dieſe Sage würde et febr lower fenn anzugeben , wie das
bare Verlegung des Gaftrechts, Fremden ſolche Nahrungemittel | Labatrauchen im Drient aufgefommen fen ; man kann kaum annehmen, zu verweigern, die ihre Kirche, eine nachſichtige Mutter, ihnen
daß eo aus Amerifa hieher verpflanzt worden. Aleman zu Dioſul
word
288
Nachforſchungen darüber anſtellte, faub man eine alte arabiſche Hand: ſohrift, welche ein Engländer abſchreiben ließ und deren vier erſte Capitel folgende Ueberſchriften haben. 1 ) lieber die verſchiedenen Anſichten für
und gegen den Genuß des Tabaks. 2) Wann dieſe Pflanze zuerſt ge: braucht worden, wie dieß geſchah, und wie die Werfzeuge benannt wor: den, mit denen man den Naudh cinſog .
3) lieber den Rauch und deſſen
gute und ſchlimme Gigenſchaften. 4 ) Ueber die Gründe derer , welche den Genuß des Tabafraudens verbieten.
hielt er dieß für den leidteften Weg, ſeinem Volfe zu den Freudeu des Paradieſes des Propheten zu verhelfen ; nachy andern wollte er den Feuerebrünften ſteuern, welche damals faft jeden Tag in Ronſtantinopel wütheten. Amurath ließ jeden, den ſeine Garder beim Nauden ertapp . ten, mit dem Rohr durch die Naſe und den Tabafebeutel um den Hals hången. Man erzählt , er ſey einſt verfleidet an Bord eines Caife in Bosporus gefommen ; ein Saphi , welcher fich in dein Boote befand, ſuchte ich ein ſtilles Pláßchen unter dem Bug auf und begann zu
Der Verfaſſer ſagt in dem Capitel über den Urſprung des Tabaf:
rauden ; der Sultan geſellte fich zu ihnı und zündete gleichfalle ſeine
raudene, Nimrod habe geraucht ; die Anſprüche des guten Sir Walter
Pfeife an . Alsbald erhob fich der Saphi , gab ihm einen Schlag auf den Nüden und ſagte : „Rennſt du nicht des Sultang Befehl?" Amurath verſeßte: „der Befehl gilt dir wie mir. “ „ Nein ," rief der
Raleigh verſchwinden in nichts vor denen der berühmten Jägere. In dem brittiſchen Muſeum zu London befindet fich ein zu Moſul gefun: dener aſſyriſcher Cylinder , auf weldsen ein König dargeſtellt iſt, der aus einem runden Gefäßchen, in welchem ein Rohr angebracht iſt, den Rauch einſaugt. Man fann faum annehmen , daß in der vergleiche: weiſen kurzen Zeit, ſeit Amerifa entdedt worden, dieſe Sitte den Weg
bis an das entlegenfte Ende von Afien ſollte gefunden haben , da der Birmane ſeine Cigarre raucht,' wie wir, und der Wilbe von Ceylon ſeine Hand cls Tabaksbehälter braucht und aus derſelben den Tabafe:
qualm einzieht. In China raucht man allgemein Tabaf, und niemand erinnert ſich dort des Urſprunge dieſer Sitte. In den Gräbern, welche die Gngländer während ihres leßten Ginfallo dort öffnen ließen , fand fic Pets eine Pfeife, welche neben den Todten gelegt worden, damit er eine Art Erquidung fände, wenn er aus ſeiner „ traumloſen Ruhe“ er: wachte. In Peru fand man nicht der Art in den Gråbern, ein Beweis,
daß die Amerifaner den Tabaf nicht für ein Bedürfniß hielten ; man legte dem Todten Brod und Waſſer und die Verfzeuge ſeines Berufes an die Seite .
„ Der Genuß der Raffees und des Tabafg “ ſagt ein Engländer, der lange im Morgenland lebte, „iſt jeßt allgemein im Orient geduldet, wenn nicht erlaubt, obgleich ein Theil der „Gläubigen“ nod Anfant nimmt Tabaf zu rauchen , nicht nur weil er betäubt wie der Wein, ſondern aus und man Achtung vor einem angeblichen Ausſpruche des Propheten dürfte ihn in der That für einen Propheten halten, wenn es ſich bewährte, daß die Worte von ihm herrühren – welche ſo lauten : „Es wird einft
Saphi. „ ich fåmpfe für ihn. ich würde für ihu Peroen ; er fann mids mit ſeinem Gefeße nicht gemeint haben ; dir aber rathe id , ſeinem Worte zu gehorchen .“ Einige Tage ſpåter ließ der Sultan den Saphi vor fich rufen und gab fich zu erfennent; der Mann fiel ihm zu Füßen und bat um Gnade. Der Sultan verzieh ihm ; er erhielt eine eintrag: liche Stelle, welche ihn aber an die entferntefte Grange des Reichs verſeßte. Der Tabat , welchen man zu Ronſtantinopel raudt , kommt von Samſun und den umliegenden Gegenden ; er iſt farf , das Blatt von hellgelber Farbe und in der Sonne gedörrt ; der beſte Tabat , welchen man in Aegypten findet, fommt von Latafia und dem Gebirgsdiſtrict uniher. Die feinſlen Blätter, die man im Morgenlande raudt, werden
ohne Zweifel in Perfien , beſonders in der Provinz Ebiraz , gezogen, während die geringern Sorten faſt in allen Theilen afiend gepflangt werden. Wenn die Blätter gedörrt find , werden ſie zuſammengerollt und an einem trodnen Drte aufbewahrt ; will man ſie brauchen , ſo wird die Nolle mit der Hand in fleine Theile gebrochen , der nöthige
Vorrath in einen lappen gethan , Waſſer darüber gegoſſen und auo gewunden ; dieß wird gewöhnlich dreimal wiederholt und der Tabat bann an der Luft getrodnet. G. bedarf faum der Bemerkung, daß man jeßt in den größern Städten des Drients auf eine mehr oder weniger funftgemäße Weiſe den Tabaf zu bereiten gelernt hat , wie man audy dem Anbau der Tabafopflanze, in Aegypten z. B., eine größere Sorg: falt zu widmen anfängt .
Menſchen geben, welche den Namen Moslem tragen, ohne deſſen werth
Man nennt in Aften die Pfeife unter mehr als hunbertundfünfzig
zu ſeyn , und ſie werden ein gewiſſes Kraut, Tabaf genannt, rauchen.“ Die Drientalen find jetody dem Kaffee und Tabat in ſo hohem Grade zugethan, daß ſprudwortlich eine Scale Staffee und eine Pfeife Tabaf
Namen ; in Vorberafien iſt „ Tídibuf“ die gewöhnlichſte Bezeichnung.
allein ein Feſt abgeben, und die Perſer pflegen zu ſagen : „ Kaffee ohne Tabaf rey Fleiſch ohne Salz.“ Dieſe Behauptungen find nicht ganz flichhaltig ; denn Mohammed würde gewiß auch der Kaffees, welcher, wie man weiß, don im neunten Jahrhundert getrunken warb, erwähnt haben, da dieſer wenigſtens ebenſo aufregend iſt wie der Tabaf ; auch gedenft er des Bhang , des Opiums nicht, deſſen Genuß damals ohne Zweifel don befannt war ; er verbietet nur in allgemeinen alles Berauſchende und da läßt ſich vieles aufzählen, ehe der Tabaf an die Reihe fommt. Endlich muß einer Sage gedacht werden , welche die „Gläubigen" fich erzählen und die dem Propheten unmittelbar tas
Daſeyn der Tabafopflanze zuſchreibt. Der Prophet, heißt es, fam im Winter durch die Wüſte, fand eine halb erfrorne Viper am Boden und nahm ſie mitleidsvol in ſeinen Aermel, wo die Wärme reines heiligen
zu dem Rohre werden verſdiedene Holzarten verwendet ; zu Ronflans tinopel iſt das Kirſcholz am beliebteſten und die Sorgfalt, mit welcher die jungen Stammchen gezogen werden , iſt bewundernewürdig. Dic
ſchönflen und längſlen , folglich auch die theuerſten Röhren find jedoch zuſammengeſeßt; dieß geſchieht aber ſo funſtreid , daß man die Fugen erſt entdedt, wenn ſie eine Zeitlang gebraucht worden find ; aud Noſens holz iſt ſehr beliebt.
Häufig find die Röhren mit Seide und Stidereien
geſchmüct. Man hat Mundſpißen jeder Art ; die von Bernſtein find am geſchäfteſten ; nicht ſelten fieht man fie mit Diamanten verziert. Röpfe werden in allen Städten des Drients fabricirt ; die beſten tom: men von Konſtantinopel; Form und Verzierung wechſelt nach dem
Geſchmade der verſchiedenen Völferſchaften.
Gine Pfeife richtig zu
flopfen, wird im Drient als eine Kunft betrachtet ; in großen Häuſern iſt ein Diener eigene tazu beſtellt, und wenn ſich eine größere Geſells idhaft einfindet, iſt ſein Dienſt in der That kein leichter. Auch für das Reinigen der Pfeifen hat man eigene Bedienſtete, obgleich die Drien: talen in dieſer Hinſicht nicht ſehr bedenklich find.
is in des Propheten Handgelent ; er ſchleuderte es von fich, ohne es zu 1
zertreten oder ſeinem Gefolge zu erlauben , tie Viper zu vernichten, legte ſeine Lippen an die Wunde, ſaugte das Gift aus und ſpie es auf die Erde. Aus dieſen Tropfen entſprang dao wunderbare Kraut, wel: dhes die Bitterfeit des Schlangenzahne hat, deſſen Herbe aber durch den duftreichen Speichel des Propheten gemildert ward. Mohammed IV , Sohn des Sultano Ibrahim , verbot 1655 zu
Ronfantinopel das Tabafrauchen und zwar bei Strafe der Enthauptung. Man iſt im Zweifel, was ihn zu einem fo Arengen Verbote veranlaßt hat, denn die Sultane jener Zeit hielten es nicht für nöthig, der Welt zu ſagen warum ihnen dieß oder jenes zu thun beliebte ; nach einigen
Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Nadgelaſſene Shriften des Dichter & Moore . Gr hat
drei handſhriftliche Bande hinterlaſſen , ein mit großer Regelmäßigkeit gehaltenes Journal, das man als ſeine Autobiographie betrachten kann. Moore hat ſtets dieß Manuſcript zur Herausgabe beſtimmt, und es roll auch alebald zum Druđe hergerichtet werden , vermuthlich mit noch einigen andern rein Leben betreffenden Documenten . Thomas Moore war geboren den 28 Mai 1779 , und farb' den 25 Februar 1852 ,
wurde alſo nicht völlig 73 Jahre alt. (Liter. Gaz. 13 März.) Verantwortlicher Redacteur Dr, Ed. Wibenmann.
er
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. nr. 73.
25 März 1852 .
Die Fortſchritte des Islam im Weften Afrika's. Das Bulletin de la Soc. de Geogr. vom Dec. v. 3. ents
Menſchen fich bildeten . Als nach langen Jahren die Marabuts an Sahl überwogen, ſuchten fte auch durch die Gewalt zu herr. îchen, entweder durch fich felbft oder mit Hülfe anderer.
Ich 1
hält einen Briefaudzug von ørn .Bertrand Bocandé, franzöſiſchem
glaube, dieß iſt die Geſchichte des Fortichritte des Jalam in
Reſidenten zu Carabanne (am Cazamance) rom 2 Febr. v. I.,
einem großen Theile des innern Afrifa.
in welchem es beißt : „ Ich füge meinem Briefe ein Document bei, das die gegenwärtige Geſchichte dejenigen Theile Afrifa's betrifft, den ich berrobne, nämlich die Fortſchritte des 3elam gegen den Weſten
Gang zu beobachten . Die Futa-Djalo find ſeit langer Zeit ganz mohammebaniſch; jeßt herrſchen die Mobammebaner auch am Cazamance.
Hier iſt es leicht ſeinen
Sie haben ihre Dörfer befeſtigt und die Befeftis
gungen der Sonniquès zerſtört. Am Ufer des San Domingo,
, Afrika's. Obenam Gazamance hatte ſich ſeit 1840 ein Relic wobl bes RioGeba ,, fia:d die Mohammebaner in großer Angabl,ob noch von den Sonniquès abhängig ; alle mit den Mandins
gionsfrieg entſponnen , beſſen Haupıbeförderer die Futa-Dialog
oder Futa-Fulahe waren . Von ben mohammedaniſchen Mandins 908, die man auch Marabuts oder Mauren nennt, berufen, haben fie die heidniſchen Mandingos oder Sonniquès . - wie man alle diejenigen nennt, die gegobrene Getränke trinken – unterjocht. Sie beabſichtigten ihre Eroberungen audzubehnen , und den übris gen Theil del Continents bis ans Meer, das dann die Gränze Des Reiche der Futa-Dialo geweſen wäre, zu erobern. Sie ichid . ten bereito Tributforderungen an verſchietene europäiſche Comptoire zu Oeba, zu Farim unb Sebhiou. Laufenb abgeſchmacte Gerüchte über ihre Anzahl und ihre Tapferkeit gingen ihnen bors aud ; alles wich vor ihrem Anfall . A18 der erſte Schred vor-
über war, verſuchten die Sonniques Widerſtand; etwa 50 Mann
in eineni kleinen Dorfe von Bagnouns, zu Jaroumé, im Lande Songrogou, hielten ihren Marſch auf,' al8 fie einen Durchgang
bie zum Gambia ſuchten ; auch ſcheiterten fte zu zwei verſchiebes nen Malen in deur Sonnique. Manbingo-Dorf Canjenou zwiſchen
dem Cazamance und dem Rio Grande San Doningo. Die Fulahs hirten, welche auch Conniques find, und fich den Mandingo angeſchloſſen hatten , brachten ihnen wiederholt Verluſte bei , Iroß aller Drohungen und neuen Plane hatten die Bemühungen ber
Futa Djalog nur im Gebiet des Cazamance Erfolg.
Hier blieb
Das ganze Mandingoland , mit Ausnahme einiger Dörfer , in beren Nähe unſer Fort Sedhiou liegt, in ihrer Gewalt . Vor der Ankunft der Futa Djalos war fein mohammebani.
ſches Dorf befeſtigt oder verpaliſatirt; die Sonniques galten als Gigenthümer des Boden und befeſtigten ihre Dörfer. Die Sonniques-Bewohner eines und desſelben Gebiet# haben gewöhns
lich nur einen oder zwei Familiennamen, die allen gemeinſchaft. lich find ; in ben Marabutdörfern hat jeder ſeinen beſondern
Familiennamen, ſo daß augenſcheinlich das Land der Sonniques
nur evn einer Anzahl unter Einem Haupt ſtehender Familien bese
908 in Berührung kommenben Völker nehmen allmählich die Gebräuche und Sprache dieſer Testern an, und vermiſchen fich
endlich ganz mit ihnen. So wachat dieſe Nation unmerklich auf Koſten der Flups, der Bagnound, der Biafaben und Balanten,
rrelde heibniſche Manbingo8 werden. Die Mandingo Marabuts werden allenthalben zu herrſchen ſuchen , wo fie fich ftark genug fühlen, und die Zahl der legtern wächst burdh den Zugang dere jenigen unter den Heiben, welche weniger als ihre Landsleute an der Heimath hängen, und durch den Gewinn gelodt, in ähnlicher Art wie bie Marabut & reiſen , um Grigrie zu verkaufen , indem
fte angeben, daß fie ſchreiben könnten. Einige, die minder an den Gebrand gegobrener Getränfe gewöhnt ſind, erklären fich auch für Marabuts . „Es iſt zu bemerken, daß minder der Profelyti &mus als die Habſucht den 38lam vorbereitet. Die Futa - Fulah8 wurden an.
gelodt burch die Hoffnung auf Plünderung; ba fie Denen, von welchen ſie gerufen wurden, zur Laſt fielen, drohten fle fich gegen
ſie zu wenden und fich für die Sonniques zu erklären. Wenn der 3elam die Gößenbienerel beftegt hat, ſo geſchah e8 weniger durch Gewalt, als weil er von einer vorgeſchrittenen Civiliſation begleitet war. Die handeltreibenden Marabuts, rüden vor zu
heidniſchen Völfern ; fte halten allenthalben an , wo fie Vortheil finden, andere folgen ihnen, und bald bilden ſie kleine Dörfer. Einige haben ſich bereits am Ufer des Songrogu im Lande Fogni niedergelaſſen ; fte haben ein Dorf Namens Delacunda, ſo bei den Balanten am San Domingo, unb an andern Drten. | Admählich wächst ihre Anzahl ; ihre Gebräuche und ihre Sprache
werden von denen angenommen, bei denen fte wohnen, und viel. leicht werden mit der Zeit alle die Völkerſchaften, welche an den Rüften wohnen, durch den allerbing8 langſamen, aber fichern Fortſchritt der Civiliſation, die aus dem Innern Afrika'& fommt, verſchwinden, wenn nicht unſere Miſſionäre an der Weſtküſte Afrika's,
wohnt iſt, während die mohammebaniſchen Dörfer 'fidh nach und nach durch einzeln angekommene, Durch den Reiz bes Handels oder
welche den Völfern dieſes Landes mit dem chriftlichen Glauben auch
die Hoffnung Grigrie (Amulette) zu verkaufen, herbeigezogene
das Licht der Civiliſation bringen, den Islam ind Innere des cons
290 tinente zurücftreiben. Wenn ihre Miſfion zu Dahar, in der Nähe
nach Serbien, deffen Intriguen zu Gunſten ber Pforte bie na
von Gorée bei den mohommebaniſchen Zoloffe, wenig Fortſchritte türlicheBejorgniß derSerben inden Schlaf lullten,undſie zu dem gemacht hat, ſo hatte fte zu Joal und an andern Drten bei den Heiben beſſern Erfolg. Sie haben eine Capelle, wo die Lieber der Kirche in Serere Sprache, die mit römiſcher Schrift geſchries
Glauben bewog, wenn ſie die feſten Pläße durch türkiſche Gars niſonen beſeßen ließen , ſo wäre ihre Unabhängigkeit gegen einen einfachen jährlichen Tribut an die Pforte geſichert. Czerny Georg,
ben wird, geſungen werden .
welcher damals allmächtig war, berwarf den Vorſchlag mit Bers
,,Einige haben geglaubt, bie heidniſchen Stämme jepen durch
achtung ; er hatte bilher die Mobleme in jebem Gefecht, ſelbſt
die erobernden Mohammebaner aus dem Innern zurückgetrieben worden ; dieß iſt aber faum richtig . Eine eigenthümliche That-
ohne die Hülfe von Artillerie, geſchlagen, jeßt aber war er mit
ſache iſt, daß die Rüftenvölfer fich nur von Reis nähren, die des Innern nur Firſe (holcus sorghum) bauen ; früher ſcheinen die
Küſtenſtämme hauptſächlich von Muſcheln gelebt zu haben .“
150 Kanonen viel beſſer im Stande einen Angriff zurückzuwei ſen . Er hatte ein Heer von erprobten Patrioten, alle feſten Pläße des Landes waren in ſeiner Gewalt, zudem war er höchſt popus lär, und genoß die abergläubi dhe Verehrung, welche den Erfolg
fichert, denn man hielt ihn für unüberwindlich, für ein Werke zeug des Himmels, um die wahre Kirche aus der Macht der Uns
Heiſen in der europäiſchen Türkei.
gläubigen zu befreien . Die Bevölkerung Serbiens war damals Doppelt ſo ſtart wie gewöhnlich , da die Serben aus Ungarn und
er bien . 2. Neiſe nach Alerini ß.
der Militärgränze bahin auswanderten und zahlreiche Deſerteure
aus dieſen Ländern ſein Heer verſtärften . In dem fritiſchen Aus
( Fortſeßung .)
Unſer Tête- à-Tête enbigte mit einer bringenden Einladung
von dem Capitan Neftor Awromonowitid , unſere Wohnung in jeinem Konat aufzuſchlagen. Unſer gaſtfreier Wirth, der in intellectueller Cultur hundert Jahre vor der fanatiſchen Unwiſſens
heit ſeines Volls voraus war, lieferte uns ein prächtiges Abends effen , wobei unſer erlegter Hahn eine beſondere Figur machte
genblid, als die räuberiſchen Horben mohammedaniſcher Arnaus ten unb Boenter, unterſtüßt ron cinem regelmäßigen Heer von 30,000 Mann, im Begriff ſtanden die Gränze zu überſchreiten ,
proteſtirte ber ruſſiſche Agent im Namen des Saars gegen die Rüftuns gen Czerny George. Vergebend ſtellte der Helt dem Senat und bem rujftigen Abgefandten vor, daß er des Erfolge ficher, und
es ein Verbrechen jen, ein Heer bon fanatiſchen Soldaten allerlei wißige Bemerkungen hervorrief. Auch der Starſhina daß und und Räubern militäriſchen Befiß vom Lande nehmen zu laſſen . fam fo wie alle angeſehenen Bewohner del Drie ; wir blieben bis ipät Aben 18 beiſammen und beſprachen die Politik der großen
Es half nichte : ter Senat, ber den Verficherungen des Abgefanda
Mächte des Weſtens, namentlich aber Rußlants ſo wie die Stela
ten unbedingt vertraute, und auf die Freundſchaft und Unter.
lung der Sürfei mit ihren Millionen driftlicher Rabaho .
war höchſt amüſant, die Eigenliebe dieſer ftolzen Serben zu
ftüßung des größten Monarchen in der Welt alle Hoffnung Teşte, erließ an die verſchiebenen şoſpobare ben Befehl, ihre Anhänger
beobachten, und die Wichtigfeit, die fie ihrem fleinen Staat ron
zu entlaſſen .
einer Milion Einwohner beilegten ; oft wurde ich auf die Ges fchichte Serbiene unter ihren großen Zaar Duſdan berwieſen, zu einer Zeit als der Schrab ( Deſterreicher) und der Ruß noch Barbaren waren . , Serbien war damals ", rief der gigantiſche Capitän aus, eines der größten Reiche in der Welt, und ſein
Czerny Georg und einige ſeiner getreuen Anhänger, obwohl vom Senat geachtet, und von Neboba mit dem Vorrüden einer ruſſiſchen Armee zur Interſtüßung der türfijchen Sache bedroht ,
Es
Beherrſcher führte bent Sitel Imperator Raeciae, Bulgaria , Boo-
nia atque Albania.". Auch ihr beſonderes gbiom del Slamiſchen war der Gegenſtand großen Nationalftolzee, indem es das ebelfte, reichſte und umfaſſendſte von allen ſey. Da ich meine erſte Kenntniß ded Slamiſchen in Rußland gewonnen hatte, was mein Accent ben Zuhörern ichnell terrietb, fo jagte man mir balb, da Rus ſey ein Baftarb ber eblen ſerbiſchen Sprache und das
hielten fich immer noch, aber Unentſchloſſenheit und die Beſorgniß vor den Folgen eines Bruche mit dem mächtigen Zaar drangen zum erſteumal in die Reihe des Heers, und wie in ſolchen Fäle len immer – die Furchtſamen und die Vorſichtigen verließen all mählich die Fahne des Befreierë, bis er endlich ſo geſchwächt war, daß er keine Schlacht mehr wagen fonnte. Auf allen Punts ten geſchlagen uub von der Rache der Senate und des allmäch . tigen ruſſiſchen Abgeſandten verfolgt, ſuchte er Sicherheit in der Flucht unb trat nach Deſterreich über. Nun begann eine Reihe -
Bolf, mit ihnen verglichen, nicht beſſer als eine Baftartrace von
der ſchauberhafteſten und empörendften Grauſamkeiten.
Ruffen und Tatarent.
errättliche Rache der fanariſchen Soldaten des Halbmonde wurs ben auf die unglücklichen Einwohner lofgelaſſen , ganze Städte und Dörfer niedergebrannt und das unglüdliche Bolt mitleide loß geſchlachtet. Kinber wurden zum Spott in fochendem Waſſer getauft, und die raffinirteſten Grauſamkeiten begangen, die nur die Einbildungekraft einee Nero erſinnen fann. Leider waren dieſe Abſcheulich feiten nur eine Wiedervergeltung ähnlicher Bars bareien, welche die Serben wäbrend des furchtbaren Auſſtande im J. 1804 begangen, wo alle. Domanlis im Fürſtenthum nieders gemacht oder mit Gewalt getauft wurden . Die räuberiſchen Spa. his famen wieder in den Befiß ihrer Leben, und jeßt, mit der
.
Im Geſpräche vernahm ich fabelhafte Bes
richte ron ' ber Sapferkeit des Gelben Ezerny Georg , und wie hoch dieſer Häuptling ' im Andenken des Volfe lebt, erfennt man Baraud, daß fein Bild faſt jedes Haus und jeden fan im Lande ichmüct, während faum eine Sylbe zu Gunſten von Mi. loich laut irurde.
Auch bernahm ich intereſſante Einzelnheiten über den tras giiden Tod des unglüdlichen Ozerny Georgh, ber zwiſchen Aza . nia und Semenbria von den Agenten Miloſche ermordet wurde,
Während Napoleons Angriff auf Rußlaub ſuchte leßtere Macht, bol Beſorgniß über die ihr drohende Gefahr die Pforte, welche Damale in Verbindung mit Frankreich war, für fich zu gewin. 110n . Zu dieſem Ende ſuchte fie dem Aufftanb in Serbien ein
Ente zu machen, Daturch die Hülf &mittel der Türkei zu vermeh : ten , und fie durch Dankbarkeit an ihr Intereſſe zu feſſeln. Deß.
halb ſchiste fie einen ſchlauen Unterhändler, Namene Neboba,
Die uns
geſeßlichen Gewalt audgerüſtet, fannte ihre Tyrannei feine Grán. zen. Die unglücklichen Rayah : wurden mit der Peitſche zur Ur beit getrieben, und Hunderte von Freiheitskämpfern ohne Gnabe gepfählt. Ein Mann von höherem Rang in Belgrab verfidyerte mich, daß er einmal nicht weniger als 300 ſerbiſche Anführer
291
soon
auf dem Aimeiban zu Belgrab zu gleicher Zeit am Pfahl ge.
fich Männer, Weiber und Kinder um unſern Riraibichi, um dieſe
ſeben habe .
Jagdbeute zu bewundern. Bären find nicht Tehr zahlreich in dieſem Theil Serbiene, und unſer gutes Glüd, fo wie unſer Jagtgeſchic medte manche Bemerkungen und ſelbſt Neid, ba bad
Ade von dem ruſſiſchen Abgeordneten gemachten Verſpres chungen waren durch die Shat widerlegt; er modyte auf die Menich. lichkeit des osmaniſchen Heerführers Churidhib Paída, auf die Zuſagen der Pforte gebaut, oder auch ſeine Aufträge überſchrit. ten haben, rey dem, wie ihm wolle, der ganze Haß dieſes Einfalls und ſeiner traurigen Folgen fiel auf die ruſſiſche Regierung und
Fleiſch dieſes Thieres hier alb lederei gilt. einige Schnitten davon ſehr ichmachaft.
Wir fanden auch
Georgh zog ſeinen Profit
von dem Bären : er erhielt von dem Capitän des Diſtricte 20 Piafter, die Belohnung, welche die Regierung für die Erlegung
ihren Agenten, der fich inegeheim aus einem Lande wegſtahl, wo jein Name ftete mit der unglüdlichſten Epoche verbunden bleiben wird. zu ſpät ſaben die Serben ihren Irrthum ein , und obwohl ſeitdem 38 3ahre verfloſſen find, lebt die Erinnes
eines folden Ihiere8 zahlt, für das Fell bekam er 30, und der Bandithi zahlte ihm gleichfalls einige für die vier Viertheile,
rung dieſe unglüdlichen Ereigniſſes noch ießt im Gebächtniß de8 Bolte. Dieſe intereſſanten Einzelnheiten wurden ung von dem Starſhina erzählt und zwar mit der ruhigen, andbruđavollen Bes
erhalten rod.
rebſamiteit, welche die Serben auêzeichnet ; alle törten ihm mit tiefer Aufmerkjam feit zu, und die Aeußerungen der Entrüſtung, welche die Erzählung hervorrief, waren ein weiterer Beweis, daß Rußland das Vertrauen des ſerbiſchen Volf& verloren habe. Ungern trennten wir uns von dem freundlichen Wirth und den Annehmlichkeiten, die uns ſein Ronaf bot, um am frühen Morgen wieder aufzubrechen., Eine Stunde vor Haſjan - Paſchas Palanka ritten wir einen ſteilen Berg hinan, und das Land wurde allmählich wilber als ich es je vorher geſehen, die Wälder bichter. Eine Stille und Ginjamfeit lag auf der Landſchaft, welche die Ein bilbungefraft anregte, bas leichteſte Geräuſch), Das Getraps pel unſerer Pferde wiederholte in mannichfachein Echo, und wir ſchienen alle menſchlichen Spuren hinter und gelaſſen zu haben, hie unb da aber zogen ungeheure Sdweinebeerden über unſern Prab, gehütet von milben, friegeriſch aufſehenden Gefialten in Mänteln von Schaffell, die bis auf die Füße hinabgingen, uns
geheuren turbanartigen Müßen von demſelben Material, einen Streifen rothes Tuch um die Lenden , in welchem ein paar Pi-
ftolen und ein Handidhar fladen , während die lange arnautiſche mit Gold oder Silber eingelegte Flinte, vielleicht die Trophäe eineð mörberiſchen Kampfe&, über die Schulter geſchlungen war.
Dieſe friegeriſchen Schweinhirten find häufig Glieter irgend eines patriarchaliſchen Stammee, bem die ungeheuren Geerben und das
Land, bas fie durchziehen , gemeinſam gehören. Sie find eine done Race, träftig, freitſcultrig und ſtarf gebaut ; wir fanden
die er ſalzen und in der Sonne trodnen wollte, in welchem Zu ſtande das Bärenfleiſch ſeine nährenden Eigenſchaften Jahre lang Jagobin , das 7 bis 800 Häuſer zählt, iſt die größte Stadt, die wir nach Belgrab getroffen, aber mit Ausnahme von etwa ein Duzend zweiftödigen Häuſern war der Reſt nur eine Wies derholung von Haſſan - Paſcha Palanfa . Es war Sonntag, und
wir hatten Gelegenheit, die Bevölkerung in ihrem Feiertagsans zug zu ſehen. Die wohlhabende Glaffe von Frauen trug fidh ziemlich wie die in Belgrab, aber der Kopfpuf der Bäuerinnen , die zahlreich herein famen, war einzig . Dben auf dem Kopf war eine Zierrath, die ſo ziemlich einem Horn glich, Daran war ein etwa 2 Fuß lange breites ſeidenes Band von glänzenber Farbe befeſtigt, das den Rüden hinunter hing ; andere hatten eine Art mit Febern beſepten Halbmonde angenommen .
3d verließ Jagobin ziemlid verſtimmt, und die Neuhei: ber Scene, bas wilde maleriſche Land mit ſeinen ewig wechſeln ben Ausſichten und ſeinen intereſſanten Einwohnern erſeßten mir den Verluſt meines , aufgerecten Reiſegefährten nicht, der aus Erſchöpfung unfähig war die Reiſe fortzuſeßen ; ich war aljo jest mit Georgy allein unb füglte mich gleidjam hinausgeworfen in ein unbefannte Larid ohne einen Freund, mit dem ich meine Gebanfen auftauſchen fonnte., Die friſche, belebenbe Bergluft und etras Philoſophie werjöhnten nich endlich mit meiner lage, unb id beſchloß ſo viel möglich meine Unterhaltung aus den wedielnben Naturſcenen zu ſchöpfen. Von Jagodin ber ritten wir auf einem zientlich gut angeregten Wege fort, der allgemeine Anblick des Landes blieb bergig 'urib mit aufgedehnten Waltern bebedt. Soweineheerben mechielten 'sie und damit
fie ftets bereit ihren Rafi , ben fie in einer Flaidhe am Gürtel
Coaf , Ziegens und Rinbetheerben ab, und tazwilden hinein jab man einige Spuren von Anbau . “ Der Hunger, welder
trugen, und den Inhalt ihres wohlgefüllten Sacs vol Lebene. mitteln mit und zu theilen . Steto baten fie uns, eben ſo wie
Wolfthat, denn er ſteigerte den Preis des Korné ſo, daß weit
in den andern fürfiſchen Provinzen, um etwas engliſche Pulver
mehr Lanb angebaut wurde .
einige Jahre zuvor Weſteuropa heimgeſucht hatte, wurde hier zur
ale Zündfraut, ein Bereis, Daß man deſſen Vorzüglichkeit ſelbſt
A18 mir den Berg Javor hinanſtiegen , erhielten wir eine
in dieſen fernen Provinzen fannte. Eine kleine Gabe wurde ftete mit Dank angenommen . fie unb ta begegnete und ein Kuche, ein Wolf oder ein
prächtige Anſicht über die bosniſchen Gebirge, den hohen 3a8fe
Bår ; leptere find grau und nicht groß ; der Luche und die milte
noch mit Schnee bedeckt, und als der Wind aus dieſer Richtung
Kaße find zahlreicher, und in einigen Diſtricten die Bajen in der
berbließ, war der Wechſel der Temperatar iehr raid und nichte meniger als angenehm . Imunjere Unannehmlichkeiten zu ers
Nabe der Dörfer jo häufig mie Kaninchen. Das edlere Wild iſt nicht ſehr zahlreich, doch ſaben wir Siriche und Rebe. Adler, Geier und abidhte jaben wir oft, und der Drtolan ichien ſo
vab, die Stara Planina in der Nähe von Niija und das prächs tige Defilé des Stalatich . Die bodyſten Gipfel dieſer Bergé maten
höhen, ftrömte ein gußartiger Regen herab, ras Reijende in
nöthig hatten, und ale wir über den Berg lepar zogen , fam
dieſen Provinzen ſehr fürchten, nicht bloß wegen der perſönlichen Unbequemlichfeit, ſondern auch weil der Regen den nicht mit Steinen beſchütteten Lebmboben der Straße auf einige Lage gänzlich unbrauchbar macht. Bei dem herabgießenden Stromregen waren mör froh, unter
und ein Bar in den Schuß, den wir mit mehrern Kugeln nies
einer Zigeunercolonie Schuß' ſuchen zu 'fönnen . Ich hielt ichon
zahlreid , wie Berchen in einem Stoppelfeld in Øngland. Ento ishlofjen unſer Abendeſſen nicht wieder auf dem Hühnerhof einer
fanatiſchen Baba zu ſuchen , ſchollen wir ſo viel Wild, als wir Derftredten. Wir ſchenften denſelben Georgh, der fich vieljad Dafür
die Wohnungen ber Serben für primitiv genug, aber die archi:
bebanfte. Als wir die Straße pon Jagobin, betraten , brängten
tektoniſchen Anſtrenguugen dieſer Wanderrace fanden nicht über
292
5303
dem Dee Bibert .
Männer und Weiber waren beinahe , die Kilis
der ganz nadt, mit ſehr ſchwarzlicher Gefichtfarbe, weißen Säb. nen, glänzenden ſchwarzen Augen , und einer Menge verworrenen rabenſchwarzen Haare ; der Audbrud ihres Gefichte war eigens thümlich wild und abſtoßend. Sie waren alle mit Schmiede
arbeit oder mit der Verfertigung von hölzernen Schalen und Löffeln beſchäftigt, und ſchienen vergleicheweiſe gut daran zu ſeyn , denn ſie hatten eine Menge Schafe und Ziegen , und bes iaßen auch einige Pferde, die ſie verfaufen wollten .
Während
des Sommers ſchiden fte Abtheilungen ihrer Leute aus, um Gold in den Bergflüſſen Bodniene, Dbermöfiens und des Balfang zu ſuchen . Ich war erſtaunt über die große Menge , die ſie ger
ſammelt hatten , und die der Häuptling an mich zu verkaufen ſuchte , linſere Zigeunerfreunde drangen ſehr gaſtfrei in uns, die Nacht über bei ihnen zu bleiben , und feßten uns Rafi und in Aſche gebadene Kuchen vor ; auch wieſen fie, um ihre Auf. forderung noch dringender zu machen , auf die Fleiſtöpfe hin,
die über dem Feuer brodelten.
Dieß war aber für eiren from
men Chriſten, wie Georgy , ein Abſcheu und er verfluchte fie ale Heiben .
30 jelbft hatte, fo locfend aud der aus den Fleiſtöpfen
aufſteigende Duft war, feine Luſt, mein Nachtquartier bei dieſem
Volfe zu nehmen , das bie Tugenb der Gaſtfreundſchaft unglüd. licherweiſe nicht mit der der Reinlichkeit würzt , und trotz des ſtrömenden Regens brachen wir abermals auf, um einen in ges ringer Entfernung liegenden Han zu erreichen , der den ominöſen Namen Haidut Ideeme Han (ber Han der Räuberquelle ) führt . ( Sclub folgt.)
Ein Tag in der Wäfte . ( Uus „ Khartoum and the blue and white Niles.“ )
Dan war mit dem Aufladen des Gepådes beinahe fertig als unſer Factotum , Mohammed , den Kopf durch die Zeltthüre ſtedte und uns zum Aufſtehen mahnte ; einige Minuten ſpäter brachte er die ſehr fleine Quantität Waſſer, welche zum Waſchen und zur Bereitung unſre$ Früh:
Müds erübrigt werden fonnte. Die Toilette wird beſchleunigt und wir begeben und an die hintere Thüre unſres Zeltes, um nachzuſehen , wie es mit unſern „ Wüfte: Noſſen “ fünde. Jeßt ſtellt ſich die übrige Reiſes geſellſchaft ein und wir ſeßen uns zum Frühſtüde nieder. Bis wir mit unſerm Mahle fertig find, fangen die andern Zelte an zu verſchwinden und man trifft Anſtalt, auch das unſrige folgen zu laſſen ; wir helfen nun den Damen in den Sattel, erforſchen ſorgſam den Zuſtand unſrer Pipolen und brechen auf. Werfen wir noch einen Blid auf unſre Lagerſåtte : der Boden iſt mit unſerm Gepåd bedeckt; das Feuer , an welchem man unſre Gier: kuchen bereitete, fladert noch ſchwach auf und einige Beduinen verlaſſen ihre Arbeit, um ihre Hände an den verglimmenden Kohlen zu wärmen. Die Kamele werden vorgeführt; wie jeden Morgen laſſen die bereits beladenen und die , welchen man die Laften auflegt , ein jammervolled 2
Aedhjen und Stöhnen hören. Der Himmel beginnt fich allmählich röther und róther zu fårben, und die Sonne tritt endlich an den fernen Höhen enipor. Es iſt halb fecho. Gine, föſtliche Kühle , weht und entgegen ;
die Temperatur fonnte nicht angenehmer , wohlthuender feyn . Anjer Dolmetſcher, welcher bisher zurüdgeblieben war , um ſeine legten Befehle zu geben , galoppirt nun luftig heran und ſtellt fic uns in ſeiner ge wöhnlichen heitern Laune vor, denn er gehört zu den glüdlichen Sterb: lichen , welchen alles in dieſer Welt roſenfarben erſcheint. Unſer Scheichy
Soon
reiten unter der ſengenden Sonne entlang ; ein tüchtiger Turban bebeat
meinen Kopf und die Damen ſchußen fich unter weiß überzogenen Regen: ſchirmen gegen die glühenden Pfeile tes unerbittlichen Phöbus. "
Endlich fommt die Mittageſlunde heran und der Dragoman reitet mit einigen Dienern voran , um den Imbiß zu bereiten . Irgend ein Palmbaum wird zu dieſem Ende aufgeſucht, dag fleine Zelt für uns aufgeſchlagen , und nach wenigen Minuten haben wir auf Matraßen und Paddeden Plaß genommen, während die Kamele, ihrer Laſt baar, an den dürren Gräfern rupfen, Daireh tiſcht feine Rebhühner, ſeinen Zwie: bad und alle Arten guter Dinge auf, die töfliche limonade und das vortreffliche Ale nicht zu vergeſſen, Labungen, deren Werth man nur in
der Wüſte und an einem ſonnenheißen Tage recht eigentlich dagen lernt. Nach dem Imbiß erhielten wir zahlreichen Beſuch, wie gewöhns lide, wenn wir in der Nähe des Stroms oder eines Beduir:en -Lagers in der Wüſte waren . Es waren nubiſde Kinder, welche von ihren ſchüch : ternen Müttern begleitet wurden und ſich uns in der ganzen Schönheit der Jugend und der Grazie der Natur darſtellten ; dieſe kleinen Geſchöpfe pflegten ohne alle Beſorgniß oder Scheu heran ju fommen und mit uns zu ſpielen , obgleich fie nie vorher Menſchen in europäiſcher Tracht geſehen hatten ; auch zeigten ſie eine ebenſo große Vorliebe für Cairo : Zwiebac und weißen Zuder , wie die beit erzogenen Kinder an der Themſe fie zu bethätigen pflegen . lim zwei Ihr zieht die Karawane vor unſerm Zelte vorüber. Abbas, der Dolmetſcher , hoch auf feiner bunten Wollendede Fibend und ſeine !
Pfeife ſchmauchend, erfundigt ſich nad unſern Wünſchen in Betreff des nächſten Haltet. Sobald wir uns darüber verſtändigt haben, ſehen wir ben Zug in die Luftſpiegelung treten und es kommt une, aus der Ferne, vor, alo, bewegte er ſich auf einer Waſſerfläche entlang, was den Arabern vielleicht Veranlaſſung gab , dieſe Erſcheinung „ Wafier der Wufle" zu nennen . Einige unſrer Beduinen ſchliefen auf den leichter beladenen Kamelen, andere johlten und ſchrieen aus Leibeofräften, um den Schritt der höcft gleichnüthigen Thiere zu beſchleunigen. Zuleßt ſehen wir nur noch einige ſchwarze Punkte und der ganze Zug verſchwindet am fernen Horizonte .
Nach vier Uhr brechen auch wir wieder auf. Zwiſchen drei und
vier Uhr iſt die Hiße ' ſtårfer" al8 zu irgend einer andern Stunde des Tag8 , und wenn auch nach vier Uhr die Luft fich ein wenig abfühlt, hat die Sonne doch noch Kraft genug , um den Reiſenden fühlen zu laſſen , daß er fich gegen ihre Strahlen ſchüßen muß. Wir freuen uno baher nicht wenig, wenn wir gegen fleben Uhr unſre Zelte in der Nähe des Strom aufgeſchlagen fehen , und eine reizende Ausſicht auf blaue
Felfen und üppigeo Grao ung entgegen laďt. Dieß trifft ſich aber nicht jeden Tag fo; zuweilen iſt unſer Lagerplaß eine öde Sandſtrede, blauer Himmel und graue Wüſte alles, was wir ſehen, oder unter einem nads ten Fele , welchen die Sonne heiß geglüht zu haben ſcheint; wo wir
aber auch ſeyn mögen, da iſt unſre Heimath und fein Ingemach bringt und um unſre gute Laune. Die Beduinen ſchlendern müßig umher
oder haben ſich da' und dort gelagert und rauden behaglich ihre Pfeife. 11nſte Dienerſchaft bereitet das Abendmahl das ewige gedámpfte Fleiſch und die ftete wiederfehrende soupe á la Julienne. Der Appetit würzt jedoch das ſchlechteſte Gericht, und daher wurden gedämpftes Fleiſch und soupe á la Julienne ſelten verſchmåht. Die Wahrheit zu ſagen
-
an den meiſten Abenden pflegte die Ermüdung von der Tages:
reiſe, die Neuheit der Scenerie und die Grregung , in welcher wir in Folge der ſtets drohenden Gefahr eines Angriffs lebten, unſer anſpruch
reitet voraus , während das fleine Zelt der Dienerſchaft ſich an ſeiner
lofes Mahl der Art zu würzen , daß ed ung genußreicher erſdien als dieß wahrſcheinlich der Fall geweſen wäre, wenn wir an der befi befesten Tafel zu' Paris oder London Plaß genommen hätten ." Nach dem Eſſen beſchäftigten wir uns mit unſern Tagebüchern,
rechten und linken Seite tactmåßig hin und her fchwingt; der Zug iſt nun geordnet und bewegt ſich regelrecht weiter. Nach wenigen Stunden iſt unſre Shakſpeare-lectüre zu Ende , die Unterhaltung flodt und wir
trodneten Blumen, ftopften Vögel aus, laſen oder plauberten, bis die Schlafftunde fam . Und dann erfreuten wir uns auf unſern harten Matraßen eines Schlafes , wie er ung weber früher noch fpåter er : quidt hat.
Berlag der 3. G. Gotta'iden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wideri'm a n n .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ur. 74
26 März 1852 .
Beitbetrachtungen. Alle& erſchöpft ſich : noch vor kurzem waren engliſche und zum Theil auch deutſche Zeitungen voll von zornigen Erpecto-
gen..
Graf Derby hat in ſeiner merkwürdigen Rebe am 15. D. M.
klar und deutlich geſagt, et handle fichießt für England nicht um die vergleichweiſe unbedeutende Frage eines Kornzode," ſons bern um ben ganzen Beſtand Altenglanbe . Ein Blick auf die
rationen gegen den Prinzen Ludwig Napoleon Bonaparte, leßt | Stellung wird dieß klar machen , und die unbeneidenswerthe Rolle, hat der Sturm nachgelaſſen, und man muß ſich wohl oder übel
welche gegenwärtig Lorb 3. Ruffed ſpielt, den auffallend ſtrengen
entſchließen, ſeine Regierung ald eine ernſthafte Sache zu bez trachten , die nicht auf den erſten Anlauf wieder über den Haufen fällt. Beber Moment längerer Dauer fichert ſeine Stellung in ſo weit, als die Gewöhnung an ſeine Herrſchaft fld, befeſtigt. Hat
Tadel rechtfertigen, den Graf Derby außſprach. Die Aufhebung ber Korngeſepe wurde dem widerſtrebenden Oberhauſe und dem faum minder widerſtrebenden Unterhauſe durch die drohende Hal- , tung der Antiforngeſegliga, welche ſich auf die Arbeitermaſſen
fich aber die eigentliche Anſicht von der Beſchaffenheit ſeiner Herr-
ſtüßte, abgedrungen. Daß im 3. 1846 neu eingetretene Unterhaus
idhaft und von ihren möglichen oder wahrſcheinlichen Folgen geåns
wurde im Siegeðrauſo gewählt und war dem freien Kornbandel
dert ? Nicht im mindeſten. Die Beſorgniſſe in Bezug auf Bel-
verpflichtet, aber die ſchlimmen Folgen blieben nicht aus, allmäh.
gien und die Schweiz find vorläufig beſeitigt, obwohl Belgien
lich wuchs die Zahl der Gegner wieder, und bei einer abermali
und, wie es ſcheint, auch die Sdweiz, fich nicht unvorbereitet überraſchen laſſen wollen , und der Präſident die Ueberraſchungen mehr als dem übrigen Europa genehm iſt, zu lieben ſcheint; England ſelbft hat in ſeinen geräuſglos betriebenen Rüſtungen nicht nach
gen neuen Wahl war faft mit Sicherheit eine protectioniſtiſche
gelaſſen , und wiederholte Aeußerungen bes jepigen Premierminis
ſchaften einen Theil ihres bisher beſeſſenen Uebergewicht8 ent
Mehrheit zu erwarten .
Darum brangen die Freihändler fo in
Lord John Ruſſell, ein verändertes Wahlgeſeß vorzuſchlagen, welches durch eine neue Eintheilung der Wahlbezirke den Grafs
ſterd zeigen, daß namentlich bie Sorge für die Vertheidigung des reißen ſollte. Dieß war in der That das einzige geſeßliche Mite Landed ed iſt, die ihn veranlaßt, die unvermeidliche Parlamentos | tel, um die Wahl einer fünftigen protectioniſtiſchen Mehrheit zu auflöſung hinaudzuidieben. Inzwiſchen werden in Paris ziris, verhindern. Ruſſell zögerte und zögerte, und als er endlich in dies ichen dem Prinzen und dem engliſchen Botſchafter Höflichkeiten fem Jahr eine Reformbid vorlegen mußte, war ſie ſo blaß, daß aufgetauſcht, über deren Werth beide Theile wohl ſelbſt am bes fie zwar fünftigen Veränderungen den Weg öffnete, für den Aus ftin zu urtheilen wiſſen ; das Drgan des engliſchen Miniſteriums genblid aber die Sache ließ, wie ſie war. Wie fonnte nun Lord befleißigt ſich gleichfalle, die Friedensliebe bes Präſidenten ins John Ruſſell, ber die Sache bed Freihandels burch ſeine Schmache Licht zu legen, und die heftige Sprache der andern engliſchen verrathen hatte, ſelbſt wieder an die Spiße der Dppoſition tres Journale zu tabeln . Wir leben hierin nicht den Wunſch der ten, und fich als fünftigen Miniftercandidaten aufſtellen ! Wie Welt Sand in die Augen zu ftreuen, ſondern das ebrenwerthe fonnte er erklären : eine nächſte Adminiſtration werbe keine Beſtreben den Frieben aufrecht zu erhalten, da England Durch Whigadminiftration ſeyn , ſondern auf einer viel breitern Bafte einen Krieg nichts gewinnen , ſondern nur verlieren kann, zum ſtehen ?" Hat er dieſe Nothwendigkeit erſt ſeit den wenigen Tagen mindeſten , wenn auch ſonſt gar nichts andere, würde es eine nach ſeinem Auftritt aus dem Miniſterium erfannt, dann muß Unterbrechung ſeiner Handeld- und Fabrikthätigkeit erfahren , und
man die Schwäche ſeines Kopfes beflagen, und hat er fie vorber erfannt, dann iſt die Schwäche ſeines Charakteré offenkundig. Lorb
eß iſt ein Irrthum zu glauben, England würde auch diesmal, wie im vorigen Krieg, nur wieder die ganze Handelss und fabriks thätigkeit des Continents an fich reißen. Das jeßige Miniſterium
John Ruſſell wird ſchwerlich mehr die Zügel einer Regierung:
handelt alſo mit ſeinen vorſichtigen Rüſtungen und ſeiner unzwei-
neuerlichen oppofitionellen Auftreten im Parlament mehrere Whig.
felhafteu Friebenbliebe ſehr im Intereſſe ſeines landet. Sehen wir, wie wir früher ſchon gethan, den Eintritt des
mitglieder das Unterhaus verließen, ſondern daß auch Sir 3. Graham, wohl der bedeutendſte unter den Staatemännern, die
Miniſteriums Derby als eine Folge des franzöſiſchen Staateſtreiche
fich unbedingt zur Freihandeldpartei bekennen, in der befannten
an, melder e8 England nöthig machte, Verbindungen auf dem Cons tinent zu ſuchen , die Palmerſton und ſelbſt Lorb John Ruſſell
Verſammlung im Hauſe Lord John Ruffed & fich nicht einfant. Nicht minder charakteriftiſch von dem Parteiftandpunkt aus
nicht mehr wohl anknüpſen konnten . To iſt es in Bezug auf Enge
iſt aber, daß Gr. Cobden und ſeine Freunde bei jener Verſamm
land, wie in Bezug auf die allgemeinen Intereſſen Europa's von beſonderem Zatereſſe den Stand der Dinge in England zu berfol-
lung anweſend waren. Hr. Cobben hatte die Drohung ausgeſtoßen , menn Graf Derby auf ſeinen protectioniftiſchen Anſichten beharre,
ergreifen, und es iſt charakteriſtiſch, daß nicht nur bei ſeinen
nosac
294
ſo möge er zuſehen, wie es ſeinem Stand, d. 5. dem Adel, ers gehe. Wenn ør. Cobben hier nicht eine ganz eitle Drohung audgeſtoßen , warum erſchien er in dem Hauſe Lorb John Ruſſelle,
des Sprößlings des Hauſes Bedforb, das mit an der Spige des
aus, um zu zeigen daß das Miniſterium der Evidenz der neuern Zuſtände nicht unzugänglich ſey; fte macht auf der andern Seite barauf aufmerkſam , daß eine Wiederfehr bee Miniſteriums Ruſſell
ein Unding reh, und läßt dann den Leſer, ſelbſt den, der fidh dagegen in ſeinen Neigungen ſperrt, den Shluß ziehen, daß im Augenblid fein andered Miniſterium möglich ſey, ale das Lorb
engliſches Abele teht ? Er muß bie Kraft, ſeine Drohung wahr zu machen , nidt befigen , ſonſt würde er nicht den Bund mit Lorb John Ruſſell ſuchen , der zum höchſten Abel bell landet gehört, und die Sache, welche fr. Cobben verficht, durch ſeine Schwäche verrathen hat. Dieſe Aufeinanderſeßungen haben ein ſehr perſönliches Ausſehen, zeigen aber beſſer als eine abſtracte
Minifteriums, ein Drången, das fich ſo nuglog wiederholt, daß der Einbrud im Publifum nicht günſtig für die Dppoſition ſeyn
Darſtellung bie Lage der Sachen.
fann .
Graf Derby erklärt ganz ents
Derby's . Dabei hilft bas bie ind Unanſtåndige gebende Drängen der Dppofitionum Aufidhluß über die fünftige Politif Dee
ſchieden , daß er ,,bem fortbauernd anwachſenden Strom des des
Das Miniſterium zieht auß diejem Fehler ber Dppoſition
mokratiſchen Einfluſſes, der die Gewalt nominel in die Hände
einen gewiſſen Nußen, der indeß das Nachtheilige ſeiner Stele lung nicht aufwiegt: es iſt in entſchiebener Minoritat, alſo ber
der Maſjen , thatſächlich in die der Demagogen legen würde, einen Damm entgegen jegen werbe,“ Lord John Ruſſell aber ichwört
Dppofttion und ihren gelegentlichen Tracaſſerien anheimgegeben .
ſeine bisherige Schwäche ab, und verſpricht, wenn er wieder ing Minifterium fomme, dieſem bemokratiſchen Einfluß weit die Store
Geſdhäfte abzumachen , und dann das Parlament aufzulöſen.
Es iſt ſomit nicht möglich etwas anderd als die dringendſten
zu öffnen . Der Vortheil für Lord John Ruſſell unb ber Nada
Dieß iſt umſo nachtheiliger für denöffentlichenDienft, als eine
theil für Graf Derby liegt offenbar darin, daß die Frage über
gute Anzahl Maaßregeln drängen , und die Unthätigfeit des Mini
einen Kornzod zum Partei Schiboleth geworden iſt, e8 möchte
aber feineswege außer den Gränzen ber Möglichfeit ſeyn, daß Graf Derby trop bes Geſchreie ſeiner Partei einen Kornzol vorerſt
fteriums Ruffed im vorigen Jahr ben legislativen Geſchäften ſchon damals großen Abbruch gethan hat, und ſomit zwei Jahre für die Legislatur faſt ganz verloren zu gehen drohen . Diejer Zuſtand der
fahren läßt, unb er gibt in ſeiner Rebe zu verſtehen , daß viele
Dinge wirb allmählich ſehr nachtheilig für England, Graf Derby
Leute von
ift ſeines Charafters wegen hoch geachtet, man ſdhcut fich ihn zu perſönlich – jedoch nicht ſeiner ,
und
ihn
Partei
ſchaarenwerden , fobald die Frage eines Korngote beſeitigt ift, verlegen,maniſtgeneigt ihm verjóntie deſſen Wieberauflegung, wie die Times vom 19ten 0. geradezu Partei - manche nachzuſehen, aber das Vertrauen in den Bes
induſtriellen Bezirken trieb wohl þrn . Cobben zu ſeinem heftigen
ſtand ſeiner Regierung iſt nicht vorhanden . Wenn Graf Derby ſagt, nach dem Rüdtritt des Miniſteriumø Ruſſell ſeh niemand da geweſen, der das Miniſterium hätte übernehmen können, jo ift bas bis zu einem gewiſſen Orabe wahr, nur darf er fich kein Verbienft Daraus machen, der Nothnagel zu ſeyn , wie es forb John Ruſſell eingeſtandenermaaßen jahrelang war. Die öffentliche
ſagt, einen Aufftand herbeiführen fönnte. Es iſt die Furcht vor
jolden Ereigniſſen, mehr als bie Ueberzeugung von der Billige keit oder Unbilligkeit der Maaßregel, welche biele abhält, für einen Kornzoll zu ſtimmen . Dieſer Stand der öffentlichen Meinung in den Städten und Auftreten, denn er mußte zeigen, daß er noch der Alte feny, der
Meinung hat fich von der frübern Sitte der Adeleminifterien
das wohlfeile Brob der Arbeiter vertheidige, aber er machte die Erfahrung, daß der Freihandel nicht mehr in den Flitterwochen iſt, daß manche ſchwere Folgen ftch gezeigt haben, die man freis händleriſcherſeite nicht erwartet hatte, furz daß die Freihandlers
gänzlich zurückgezogen : man erträgt einen Derby, man hat einen Ruſſell ertragen, man würde Lord Clarendon ertragen , korb Palmerſton hätte ſogar um ſeiner Energie willen auf viel Beis ftand zu rechnen, aber man fößt fich daran, daß mit dieſen
partei ihre Reihen feft ſchließen müſſe, wenn ſie als ſolche bes ſtehen wolle. Dieß hatte die Vereinigung im Hauſe Lorb John
Männern, deren perſönliche Bedeutung man achtet, ein Schwarm von Namen hereinfommt, die zu ihren Aemtern feine conftige
Ruſſel8 zur Folge, der ſelbſt aus Conſequenzmacherei in dieſen
Berechtigung beibringt, als daß fie geſellſchaftlich und politiſch mit
Ton einſtimmen mußte, wenn er nicht ganz aus dem politiſchen
ben Führern verbunden ſind. Der Family Compact" den man den
Leben ſcheiden wollte, mozu er nach jeinem neueſten Auftreten noch feine Luft zu haben ſcheint, obgleich ſein fünftiget politiſches
Whigs vorwarf, gilt auch, wenn gleich in minder ausſchließlicher
Leben wahrſcheinlich weniger Regierungeſorgen , aber faſt faum mehr Roſen bieten möchte. 418 Partei betrachtet bad fieht man ſehr deutlich find die Freihändler ſchwach, in den Bedürfniffen , in der Stellung und den Neigungen der Nation find fie ſtarf. Wenn man die Artikel der Times aufmerkſam liest, ſo erkennt man ganz Deutlich, daß fie dem Toryminifterium Sieg und Erfolg wünſcht und weijlagt - vorauégeießt, daß ed den Kornzol fallen läßt ; denn dem Amerikaniêmuß, wie er in den
Strebungen Cobbens liegt, und wie ihn Graf Derby in ſeiner Rebe gezeichnet hat, find die einflußreichſten Claffen durchaus abhold, und dieſe Abneigung ſpricht ſich auch in den Timed aud ;
fie iſt aber auch der Wiederherſtellung des Kornzous abholb, weil dieſe ben ruhigen Stand und die ruhige Entwidlung der Dinge zu ftoren drobt. Sie faßt deßhalb auch die Erklärung Lorb . Derbye, daß er die Schifffahrtegeſeße feineswego wieder herzu . ſtellen gebenke, da fte, „einmal aufgegeben, nicht wieder herzu. ftellen ſeyen ", mit einer gewiffen Begierde auf, und hebt es hers
Weiſe von den Soried, und manche erklären geradezu beide für ab. genügt. Jedenfalle iſt die alte Parteiſtellung von Whigs und Tories gänzlich weſenlos und unbrauchbar geworben , wie eine alte Maſchine,
wo Schrauben und Räder nicht mehr recht angreifen wollen . Die Trennung zwiſchen Whige und Torie8 hat ihren Sinn völlig verloren, und wenn erft die Kornfrage erledigt iſt, ſo muß ftohy auch eine ganz neue Parteiſtellung bilden . Es wird eine große
conſervative Claſſe geben , welche durch ihre Zahl und geſellſchafts liche Stellung ein Uebergericht behauptet, aber der Abel als jola cher wird ſeine Bedeutung verloren haben ; das Unterhaus, in welchem dieſe conſervative Glaſſe die Mehrzahl bilden wird, muß bad Oberhaus als eine Superfötation erſcheinen laſſen , wie e8 denn auch in ſeinem Anſehen überhaupt ſeit der Reformbil ftark geſunken ift.
Man wirb Männer, wie den alten Grafen Grey
(den Vater des legten Colonialminiſters) unb jeßt den Grafen Derby), welche es deutlich ausſprechen , daß fie mit ihrem Stande "
ſtehen und fallen wollen, achten, aber die Zeit ihrer großen Wirks ſamkeit, ihres Einfluffed auf die öffentliche Meinung des Landes,
worm,
295
ift vorbei. Dieſe Umwandlung geht gegenwärtig in England vor filc , und Graf Derby's Minifterium ift es, an welchem daß ex. perimentum crucis hauptſächlich vorgenommen werden wirb.
Am folgenben Morgen brach ein glänzender Tag an, der
uns die geſtrigen Mühſeligkeiten bald vergeſſen ließ, obwohl die Wege burdh die Darüber hinftürzenben Wildbadhe nahezu ungang Doch erreichten wir endlich eine mit den prächtige ften Bäumen bebedte Hochebene, wo fich uns eine höchſt belebte
Graf Derby iſt zwiſchen den Anſprüchen ſeiner Partei , die er ſelbſt erregt und genährt hat, und den Anforberungen ber
bar waren.
neugeſchaffenen Zuſtände Englande in einem unauflöblichen Wi.
Scene darbot, nämlich das Lager einer Karawane ron 40 bis
derſpruch , der ihn durch den Mund aller der jest bereinigten Dppoſitionen zur Auflöſung bell Parlamente brängt. Augen
50 Riraibichis , aus dem Innern Macedoniens, Theſſaliens und
ſcheinlich hätte er gerne dieſe Seifion des Parlamente hingehen laffen, ohne eß aufzulöſen , und die Auflöſung erft im Spätjahr vorgenommen, aber er ſcheint ſeinen neueſten Aeußerungen nach bereits die Unmöglichkeit erkannt zu haben, und die Auflöſung iſt wohl nur ſo lange noch verſchoben , bis die nöthigen Gelder verwilligt, find. Das Drängen der ehemaligen Miniſter hat etwas
Wege nach Belgrab, fonnten aber wegen der Beſchaffenheit der
wegen einer ſchönen aus dem Felſen ipringenden Quelle, die ein
Albaniene ; fie waren mit den Producten ihres Landes auf dem Wege nicht weiter. Die Spuren zahlreicher alter Feuer bewieſen , daß der Blag ein Lieblingshalt der Kiraibichis war, namentlich frommer Moslemt in einen Brunnen hatte umwandeln laſſen. Georgy madite, wie ſeine Nachbarn , gleichfalls Feuer, an dem
durchaus unſchöne , faſt möchte man ſagen gehälftges, unb Graf
wir unſern Kaffee fochten , unſere Kuchen bufen und unſer
Derby hat ſogar nicht Unrecht, wenn er es factios nennt, denn
Wildpret brieten . Die Eichen hier waren prächtig, viele hatten
factios iſt es, einer Regierung Verlegenheiten zu bereiten, ohne ſte ſelbſt heben zu fönnen, und Lord John Ruffell, der ſich im vorigen Jahre ben Beinamen des „Helden von hunbert Nieders lagen “, erwarb, kann billigerweiſe dem Grafen Derby feinen Vors wurf barqus machen, daß er die dringenden Geſchäfte ſelbſt mit
mehrere Yards im Umfang, unb ba bie Hirten, wenn ſie über den Berg wandern , häufig Schuß gegen den Sturm nöthig haben, ſo hatten fie einige der größten Bäume mit Feuer auss
gehöhlt und fie io in Zufluchtshäuſer umgewandelt, Ein wolfenloſer Himmel und ein fräftiger friſcher Wind
drängen und geben der Dppoſition Recht, denn das Miniſterium
folgten endlich dem Sturm, und die ganze Karawane war bald in Bewegung, um bie Anſtalten zum Aufbruch zu machen. Das
fann feine irgend ftrittige Frage vor das Parlament bringen ,
erfte war ein ganz eigenthümlicher Schrei, den alle Kiraidſchis
ohne gewärtigen zu müffen damit durchzufallen.
ber Rarawane ausſtiegen, und der in wenigen Minuten den ges wünſchten Erfolg hatte, alle Pferde, die im Waldc jelbft ihr Futter geſucht hatten , zu verſammeln ; jeded fam auf ſeinen Herrn zu , der einen fleinen Sad mit Korn in der Hand hatte,
Minorität im Parlament abmachen wil.
Aber die Umſtände
Somit fann
man bie bemnächſtige Auflöſung des Parlameute, vielleicht noch vor Oftern, erwarten . ( Fortſeßung folgt . )
unb ſobald es zu freſſen anfing , wurden ihm die Padjättel übere
Heiſen in der europäiſchen Türkei. Serbie it.
2. Reiſe nadaterinis . (Salus.)
Nun begann der ermüdendfte und unangenehmſte Theil unſerer Reiſe. Der Weg, der längs einem ſteilen Abhang hina
jührte, beſtand aus einem ſchweren Lehm, der durch den Regen in einen völligen Schlamm verwandelt war, durch den unſere ermūbeten Pferbe mühſelig ſtampften, und um unſere Noth zu erhöhen, überfiel in die Nacht, ebe wir den halben Weg zurüds
geworfen . Schnell war alles feftgemacht, bie Cavalcade in Ben wegung, und man ließ bie nodh rauchenbeu Feuer für ſpätere >
Reifende liegen .
In einem Lande, wo Futter auf dem Felbe
umſonſt zu haben iſt, und man Folz bloß zu ſchlagen braucht, iſt es felten , daß ein eingeborner Reiſender, und noch ſeltener,
daß ein Kiraidſchi bei ſchönem Wetter den Schuß eines Hans ſucht. Alle haben Lebenômittel und Rochapparat bei fich, unb . Nachis ſchlafen fle, umgeben con ihrem Gepäc, mit einem loderne den Feuer in der Mitte unb in ihre Rabanißa8 gebült, in der freien Luft troß Wind, Regen und Sturm . Im Winter hört 1
natürlich alled Reiſen auf in einem Lande ohne Wege, wo der
gelegt hatten , ſo daß wir unſern nicht bloß ichlechten, ſondern gefährlichen Weg bei ftrömendem Regen in völliger Dunkelheit fortſeßen mußten. Plößlich verlor das Pferd des armen Georgy
Schnee oſt mehrere Ellen tief. liegt, und zahlreiche Wölfe herum ſtreichen, die nicht nur die Sửafhürden , welche nicht durch Pallia ſaben geſchüßt find, ſondern manchmal auc Reiſende anfallen .
jeinen Salt, rutſchte zuerſt, ichlug bann völlig über, unb ftürzte jeinen erſchreckten Reiter mit einem Krach in ein verworrenes
In dem Maaße, als ich mich Obermöften und der türkiſchen Gränze näherte, bemerfte ich eine entſchiedene Beſſerung in der Art das Land zu bauen, jo wie in den Wegen, denn hie unb da war eine Schichte Kies auðgebreitet, wahrſcheinlich um den Domantis die Anſicht beizubringen, daß die emancipirten Serben rieſenhafte Fortichritte in der Civiliſation gemacht hätten . Aber
Dornengebüſch, aus dem er nicht ohne manche Kraßer und Contufionen, nebſt zahlloſen Riſjen in ſeiner Kleidung, berauefam . Raum war er wieder auf den Füßen , jo paſjirte mir ein Gleis
dhel, doch fam ich, glücklicher ale Georgy, mit einem Fall in den Roth davon .
Um ähnlichen Unfällen , die minder gut abs
11
eben jo batten fie bie Abſicht
die Wege,
gerabe wie fonft
laufen mochten , vorzubeugen , beſchloſſen wir zu Fuße zu gehen,
alles übrige, andere zu machen , als im weſtlichen Europa. So
und wateten nun knietief mit unſern Pferden am Zügel durch den Solamm , bis auf die Saut durchnat, müte und hungrig, jo daß wir endlich den Han mit einer Freude begrüßten, wie
hatten fie große plumpe Shore mit noch plumpern Berichließune unſere Geduld auf sine ftarfe Probe gelegt wurde.
ein Seefahrer nach ſtürmiſcher Fahrt den Hafen . Leider war der Han voll von Reiſenderi , doch war man artig und freundlich
Alerinig, wo wir jept anfamen, die Gränzſtadt von Bode nien , Bulgarien und Obermöften , liegt angenehm an der Morawa.
gen errichtet, die uns ſo häufig zum Abfteigen nöthigten , daß 3
+
genug und Play zu machen , und der geſchäftige Handichi jepte
Eine Reihe wellenförmiger Bügel erhob fid hier idroff und vera
und eine rauchende Schüſſel vor, beſtehend aus zerdrückten Zwies
ichmolz allmählich mit dem ungeheuren 3askeras und der Stara
beln, Bafermehl und rotbem Pfeffer, ſein nie fehlendes Mittel
Planina Obermöftene, ale hätte die Natur jelbft fte zur Gränze bee Fürſtenthums beſtimmt. Der Contraſt zoriichen dieier Stadt
gegen die ſchlimmen Folgen gänzlicher Durchnäſſung.
296 und benen, durch die wir im Innern gefommen waren, ift höchſt auffallenb. Wir fanden die Hand angefüllt mit Rirai.
ídließt, iſt hier verſammelt. lind welche Pferde fieht man hier ? Der Anblid dieſer herrlichen Araber lohnt allein einen Ausflug nach Ditin : dien. Die reiden eingebornen andeldherren , Hinbud und Mohamme: baner, vorzugeweiſe aber die Perſer, reiten elegante Thiere, welche fie gewöhnlich über Bombay aus Masfat oder Centralarabien beziehen. Die junge Engländerin lehnt ſich mit indiſcher Behaglich feit auf die Sammtfiſſen ihres modiſchen Wageng zurück und hört mit wirflicher, cber , wie es zuweilen der Fall zu ſeyn pflegt, angenommener Gleich : gültigkeit dem nichtigen Geplauder irgend einer netten Cavallerie:Officiers zu , der ſelten an dein Schlage eines ſolchen Wageng fehlt. Sieh , dort fommen zwei zierliche Wagen von Garten Nead her: auf ; in dem einen fißen zwei ſdöne aber tunfel gefárbte junge Frauen, in dem andern eine erſt fürzlich aus England angefommene Mutter mit
dichis und Handelsreiſenden aus dem Innern der Türkei, und die Laben zeigten eine beſſere Audwahl von Waaren.
Wenn nicht
ungünſtige Umſtände die Einigkeit ſtören , die gegenwärtig zwis ichen Serbien und der Pforte beſteht, ſo wirb Aleriniß eine der bedeutendſten Städte im Fürſtenthum werden ; eine directe Ver. bindung öffnet fich hier nach Konſtantinopel über Sophia, ſowie nach Macedonien , Albanien unb bem adriatiſchen Meer, inden
man dem Lauf der Morawa durch die Bergbiſtricte von Ober Der Boden iſt fruchtbar, tas Klima geſund, und
möften folgt.
das umliegende land äußerſt romantiſch und maleriſch. Die ſchönen Flächen an den Ufern der Morawa bieten dem Akers
ihrem Töchterchen ; dieſe iſt noch einfach aber elegant gefleidet ; die acht
bauer ein prächtiges Felb, und nach der Ueppigfeit der Reben
antifen Formen ſind feuſch verhüllt; die ganze Haltung iſt beſcheiden, wahrhaft weiblich; jene, zwei Anglo : Indierinnen , erſcheinen in bunter, ziemlich üppiger Tracht, und find mit Goldſchmud überladen ; ihr Be: nehmen iſt frei und ungezwungen , und fie bliden ſtolz auf die neu angefommene Vrittin nieder, denn Rang, Würden und geiſtige Vorzüge ſind , im Vergleich mit Neichthum , hier ohne alle Bedeutung. Es iſt
zu ſchließen , die man an den Abhängen der Berge gebaut hat,
könnte es ein höchſt fruchtbares Weinland werden. Die Stadt enthält jeßt etwa 400 Häuſer, eine Kirche und einige öffentliche Gebäude, bie neulich errichtet wurben und ſelbft Anſpruch auf
architeftoniiche Schönheit machen . Kaffeehäuſer und Hand find gleichfalls beſſer, als man fie ſonſt in dieſen Provinzen findet, und ich bemerfte manche Anzeichen von Annäherung an euros
auffallend , wie raſch Klima, Ilmgebung und Gewohnheit die Sitten in
dieſem Lande ändern : die Engländerin, die einige Jahre hier zugebracht, ſcheint ein ganz anderes Weſen zu ſeyn und man dyes, was die engliſche Sitte unbedingt verdammt, wird im Oſten nicht nur geduldet, ſondern durch die Mode zum Bedürfniß. Viele Damen aus dem Weſtlande wiſſen die Mundſpiße und das Rohr des „Houfah" ſchlau unter dem faltenreichen Shwal zu verbergen , und rauden mit dem Ernſt und dem
päiſche Sitten .
Ein Tag zu Calcutta. ( Aus dem „ Liverpool Mercury."
Nov. 1851. )
Wer gern , wie man zu ſagen pflegt, in den Tag hinein ſchläft, darf nicht nach Calcutta fommen ; hier ſteht alle Welt in der Morgen : frühe, viele vor fünf Uhr auf, und das Getümmel in den Häuſern , das Getöſe auf den Straßen bringt den ſchläfrigſten Dandy um feine ge:
Gifer eines deutſden Studenten. Man fann dieß ſelbſt in Calcutta zuweilen ſehen ; in den nördlichen Provinzen iſt es eine ganz gewöhn lidhe Brideinung.
Mit dem Einbruche der Dämmerung geſtaltet fich die Scene, wena möglich, noch heiterer und glänzender als in den Abendſtunden , denn alle Häuſer ſind dann prachtvoll erleuchtet und aus den Fenſtern fromt
wohnte Morgenruhe. Wenn die Kanone von den Wällen des Forts
William den Tagesanbruch verfündigt, werden die Pferde geſattelt und die Wagen beſpannt, und die Eſplanade oder der ſogenannte Strand
die Fülle tes Lichten, ſo daß man wie im vollſten Tagesglanze durch die Straßen wandert ; auch flammen nicht ſelten Pecyfrånze vor den
wimmelt von Menſchen , welche ſich der friſchen Morgenfühle erfreuen . Manche alte „Qui Hies,“ wie man die zu nennen pflegt, welche ſchon lange in dem Lande heimiſch find , ziehen in ihren Palanfing aus ;
Häuſern der reichen Handelsherren, und die Saiſi (Bediente) begleiten mit brennenden Fadeln ihre Herrſchaft zur Abendgeſellſchaft. Inbeffen
andere, vorzüglich ältere Officiere, machen einen Spaziergang zu Fuß und rauchen ihre Tſchirute, lange, ride Cigarren mit Rúnimelférnern zwiſchen den Blättern ; andere endlich gehen im Auftrage der Damen in den Bazar , denn es iſt hier nicht Sitte, daß die vornehme weibliche Welt fich dort ſehen läßt. Dad nadie Tagesgeſcáft ift ein zeitlicher Frühftüd , welches mit ein pifantes Gewürz aus Pflanzenblättern dein nie fehlenden Curry und Reio ídließt. Glegante Wagen rollen jeßt in die Stadt ; die Handelsfürſten, wie man ſie, wenigſtens ehedem, init vollem Recht nannte, die Richter, die Civil- und Militár: Bedienfteten u. f w. eilen ihren
Arbeits- und Dienſtlocalen zu. Gegen eilf Uhr niachen und empfangen die Damen Beſuche, und um halb zwei wird durch das Gong die das Zeichen gegeben, daß das Tiffin, eine Reto nahr: Handtrommel hafte Mahlzeit, welche bei manchen die Stelle des Imbiſies, bei andern die des Mittageſſens vertritt, bereit fen. Starfes, brauſendes Bier fehlt bei dieſer Gelegenheit ſelten, und nicht nur das männliche, ſondern auch dag weibliche Geſchlecht iſt dem Genuſſe desſelben vielleicht in zu hohem Grade ergeben. Wenn dieſes uniwechſelnde Tagesgeſchäft beſeitigt iſt, ſolågt für jeden, der nicht in eineni öffentlichen Amte fleht, welches ihm die Ruhe unterſagt, die Stunde der Sieſta ; die ganze Dienerſchaft, bio zum Ausläufer herab, folgt dieſem Beiſpiele ; das Shweigen des Grabeo herrſcht in dem Hauſe. Zwiſchen vier und fünf Uhr erſcheinen die Wagen, die Reitpferde u. ſ. w. wieder an den Thoren , und alles eilt hinaus auf den „ Strand, “ und oft ſieht man bis zum „ Garden Ready " hinab das bunte Gewimmel der vornehmen Welt. Alles wat die
„ Königin des Diten " an Schönheit, Elegang und Reichthum in Fich Verlag der 3. O. Cotta'fden Buchhandlung .
leeren ſich die Spaziergänge und Straßen im Vergleich mit den großen Städten der Weſtlålider ziemlich früh , was vorzüglich den Mosquitos zuzuſchreiben iſt, deren Gier nad Menſchenblut ficha nuit den vorrüden: den Nachtſtunden ſteigert.
Plane der Stadt Paris. Gin Caritån Petit hat eine Samm lung von Planen und Zeichnungen von Paris gemacht, die nicht weniz ger als 18 große Foliobånde umfaßt. Die Sammlung zerfällt in zwei
Theile, einen hiſtoriſchen und einen deſcriptiven. Die erſten Bande des erfen Theilo find in chronologiſcher Ordnung und enthalten theils voll: ſtåndige, theils einzelne Streden umfaſſende Plane der Stadt von der
römiſchen Zeit bis auf unſere Tage. Der zweite Theil, der reichſte und intereſſanteſte, umfaßt alle Denfmale der Hauptſiadt, und zerfällt in
Sectionen , ſo daß immer ein Band einem der gegenwärtigen Arron: diſſements entſpricht. Im erſten Abſchnitt ſieht man zuerſt das Lutetia Julians, dann Paris eingeſchloſſen von einer hölzernen Mauer, hierauf die Stadt des heiligen Ludwig , umgeben von diden , hohen Mauern,
dann endlich die fich bis zu den Octroibarrieren erſtređende Stadt, und wie fie fich ausdehnt bis zu den neuerrichteten Feftunge werfen . Die zahlreichen Denkmale, die nur noch in der Geſchichte leben , find in dem
Werfe Capitán Petite aufbewahrt ; hier iſt das alte louvre, der Tour
de Neble, weiterhin die Kirchen , die Krantenhäuſer, Spitáler, Capellen , und die jeßt zerſtörten großen Hotele. Mit einer ſolchen Sammlung
fónnen die Annaliſten von Pario jeßt die Monumentalgeſchichte dieſer Stadt mit größerer Genauigfeit ſchreiben als ihre Vorgänger. (Revue
1
archéol. März. )
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gb. Wibenmanu .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N": 75.
27 März 1852.
Vorrücken der Kuſſen in Centralafteu.
äußern ablenfen, über die man völlig einig zu ſeyn icheint, wie benn z. B. die Errichtung einer Marinereſerve in Bauſch und
In dem neueſten Hefte der Revue bell Drient (März 1851 )
Bogen, ohne auch nur den Namen derſelben zu nennen , turchs
findet fich von einem Hrn . 6. de Taveau ein Artifel über eine
ging, und die Bewilligung der Lantmacht ebenfalls nicht den ges ringſten Anſtoß fanb. Eine Milizbil , welche es auch Tey, wird
neue Erpedition der Ruſſen nach Centralaſien ober, wie er fich auébrüdt, nach dem Araljee, welches legtere jedenfalls nur ein unbedeutender Theil des Zwecke dieſer Grpebition reyn fann.
Der Verfaſſer erwähnt deg Zuges der Ruſſen im Winter 1839 auf 40 unter Peromßfi gegen Chiwa, ſcheint aber von der Gr. pedition im J. 1850, deren mit im vorigen Jahre (Nr. 49 f.) gebacht haben, feine Kenntniß gehabt zu haben. Von der legtern
ſchreibt fich her, daß bereits eine große Anzahl Segelfahrzeuge auf dem Aralſee fich findet; neu iſt aber, daß die ruſſiſche Res.
gierung brei Dampfboote in Schweden zur Beſchiffung des Aral
ſee'd beſtellt hat. Dieſe hinzubringen mag ein Theil des Zwecke der bevorſtehenden Erpebition ſeyn, von welcher Taveau berichs tet. Hinſichtlich derſelben beißt es : „bie Sruppen werben von Drens burg auß nach dem Fort Aral, an der Nordoſtípige des Aralſeed
und dann nach der Mündung des Sir Derja ( Jarartel ) marſchieren. Dann werben ſte an dieſem Strom hinauf gegen Taſchfend und Kofand ziehen. Von ta werden ſie nach dem Sir Amu fich wenden , um
fich nach Chiwa und Buchara zu begeben. - Es iſt leicht einzuſehen, wie vortheilhaft der Erfolg eine ſolchen Zugg für Rußland fenn wird, und daß die engliſche Regierung fich lebhaft mit dieſem Stand der Dinge beſchäftigt." Hr. Taseau ſagt nicht, woher er ſeine Nachricht genommen, indeß ftimmt dieſelbe mit dem Zug im J. 1850 ſo ſehr zuſammen, und erſcheint ſo ſehr als eine Vervolftändigung bebfelben , daß die Nachricht wohl faum er funden iſt. Beftätigt fie fich, ſo fann man die Feſtießung der Raffen länge dem Dru @ lauf, und nicht mehr bloß am fararted , für geſichert halten , und die Plane ber Engländer zur Aufregung ber Nomadenftämme gegen Rußland möchten alê geſcheitert ans jufeben ſeyn .
gleichfalls feinen Anſtand finden, und wenn in der Sißung am 15 März Lorb Derby den Aufbruck brauchte: mich forbere, baß ich bei der Drganiſirung unſerer Vertheidigung für den Sal eines
fremden Angriffs nicht behindert werde, " ſo wird dieſe Forderung Die Kriegørüftungen geben unter au dem, vielleicht nicht ganz unabfidhtlichen, Lärm uber ins nere Angelegenheiten in aller Stille ihren Gang fort, und Enga land hält ſich für die fommenden Ereigniſſe gefaßt. Daß unter dieſen Umſtänden ſelbſt die Zeitungen die äußern Verhältniſſe ſo gut wie gar nicht berühren, iſt ein Zeichen des richtigen politiſchen
im wouſten Maaße erfüllt werden.
Tacte der engliſchen Journale, welche in dieſer, wie in ſo man
cer anderer Beziehung, ihrer Regierung in die Hände arbeiten, ſo ſehr fie auch über die innern Angelegenheiten geſpalten feyn mögen . Die Streitigkeiten über leßtere find indeß inſofern matt, al8 fie auch durchaus nicht neued enthalten, und man ich nur
über die parlamentariſchen Schachzüge zanft . Wie in England, ſo iſt auch in Frankreich, ſcheinbar wenig., ſtens, die äußere Politif völlig in den Hintergrund getreten, und der Prinz Präſident tritt nun hier mit ſeinem „ Syſtem “ auf, denn daß er ein ſolches hat, leidet feinen Zweifel, und auch der Charafter Desſelben enthüllt fich mehr und mehr : man wil die untern Claſſen durch allerlei Erleidsterungen , wenn auch auf Koſten der mittlern, welche zugleich die Träger des Conftitutios nalismus find, gewinnen, zugleich in allen Zweigen ter Ne, gierung die Bügel feſt in der Fanb halten, und die Abhängige
keit aller Civil. und Militärbedienfteten von der Regierung vers mehren. Da man der Armee vorerſt ſicher iſt, da zwiſchen der Mittelclaffe und den untern Ständen, ſowohl den ſtädtiſchen
Arbeitern als auch dem Landvolf, hier nicht bloß eine Kluft, ſons
Beitbetrachtungen.
bern eine völlige Abneigung beſteht, ſo iſt bieß auch bis jest
( Fortſepung .)
der innern Verhältniſſe nicht halten ; vielleicht ſoll auch der arge
gelungen, und es fragt fich nur, wie weit die neue Syſtem eines „ dispotismo ilustrado“ gelingen fann. Der Freiheit& geift der Mittelclaſſen iſt nicht ftark genug gegen die mit dem Milis tär verbundene Regierungegewalt, für feine Dynaſtie beſteht eine hinreichend ftarfe Vorliebe, Napoleons Name übt immer noch
Lärm über die innern Zuſtände die Aufmerkſamkeit von den
einen Zauber aus, ſomit ſind die Elemente einer Herrſchaft allers
1 ør. Tabean ift augenſ cinlich nicht fart in der Geographie, fonft
dinge, nachdem der Staatsſtreich einmal gelungen und die Res gierung fic feſtgelegt hat, vorhanden, und eß fragt ſich nur,
Dieſe innern Streitigkeiten bilden eine ganz ſeltſame Epiſode in den allgemeinen Zufländen : bie Partei, welche um der aus wärtigen Verhältniſſe widen and Ruber trat, kann ich wegen
konnte er den obigen Sag, den wir dem Sinn , jedoch nicht dem Wortlaut nach überſeßt haben, nicht alfo geben : elle remontera ensuite le Syr Amou , pour se rendra à Khiva situé sur ce fleuve, et à Bokhara..
wie lange fle gegen die miderſtrebenden Elemente fich behaupten werden . Daß keine der alten Parteien, Legitimiſten, Drleani
.
298
soron
ften und Republikaner, ben Bonapartiomuß für fich allein ſtürzen , ichon beabſichtigten , wenn auch durchaus in Abrede geſtellten kann, das möchte faum zu bezweifeln ſeyn, e8 fragt ſich aber Rentenconverfton berſöhnt werden ſollten . Zudem mußte eing nur, ob nicht die materiellen Gründe der Unzufriedenheit den bem andern helfen ; denn ſo lange die Rente auf 90 bis 92 Gegnern des Bonapartiếmus nach und nach ſo viel Kräfte zus
führen, daß derſelbe früh oder ſpät daran erliegt. Der Proceß icheint fürs erſte kein ſehr acuter zu ſeyn , wenn wir gleich dem Bonapartiếmus weder die Dauer der Juliusmonarchie nodi die der Reſtauration verſprechen möchten .
Bei dem Zwang,
unter dem die Journale längere Zeit durch die Cenjur, unb feßt durch das Damoflesíchwert, das über ihren Häuptern ſchiebt, gebalten werben , läßt ſich über die Wandlungen der öffentlichen
Meinung wenig ſagen, und nur ſo viel iſt gewiß, daß die Miß ſtimmung unter den gebildeten Claſſen ſehr allgemein ift. Den Franzoſen bad dreiben zu verbieten iſt ein gewagter Schritt,
ſtand, ließ ich nicht erwarten , daß man die Eiſenbahnactien würde an den Markt bringen fönnen . Die Wichtigkeit dieſer Bemerkung wird fich zeigen , wenn wir an das Decret über die Rentenumwandlung fommen . Das zweite financielle Decret war das über die Errichtung von Creditcaſſen für den Landmann .
Dieſer zahlt gegenwärtig
burchidhnittlich 8 Procent für das Gelb dag er entlehnt, eine Einrichtung alſo, ähnlich ber in Preußen, Bayern und in Würs temberg, welche bem Landmanne Gelb zu 5 Procent ſchafft, und
das fechste und flebente Procent , was er zahlt, ale Capitaltils
und die Polizeihäſderei, welche ſelbſt Privatgeſpräche belauert,
gung betrachtet, jo baß der Schuldner im Laufe einer gewiſſen Anzahl 3ahre nach und nach fich frei macht, ſollte, meint man,
gießt Gift ftatt Del in die Wunden .
nicht nur allgemein nüglich und wohlthätig, ſondern auch wille
Doch gilt bieß vorerſt
mehr für einzelne große Städte, als für das geſammte Land, und
kommen ſeyn.
Es inöchte ſeltſam erſcheinen , daß die Times (vom
der Widerwillen iſt vorerſt nicht gefährlich. Dieß dürfte er erft | 4 März) den Plan durchaus als verderblich anſteht, und ents werden, wenn die Regierung die materiellen Intereſſen auf eine fühlbare Weiſe antaſtet, und wir haben es deßhalb hier zunächſt mit den die materiellen Intereſſen betreffenden Maaßregeln der Regierung zu thun. Dabei haben wir vorerſt die Bemerkung zu machen , daß dieſelbe mit einer bis ins Verlegende gebenden Heimlichkeit verfährt, und dem Publicum nicht weniger als ans
genehme Ueberraſchungen bietet. So wurde die beabſichtigte Rentenconberfton bis in die legten Lage durchaus in Abrebe get ftellt, und als noch die Cenſur waltete und Foulb Finanzminiſter
weber ein gänzliches Fehlſchlagen oder höchft nachtheilige Folgen für den Crebit des Landes voraus fteht. Die wohlthätigen Fols gen eine ſolchen Creditſyſtems in mehreren Iheilen Deutſchlands und bie Maaßregel der engliſchen Regierung ſelbſt, den Grunds befißern nicht unbedeutende Summen vorzuftreden , ebenſo wie Prinz Ludwig Napoleon es zu thun verſpricht, ſcheinen gegen die
Argumentation der Times zu ſprechen , die indeß unter den bes
nicht zum Vortheil der Regierung aus , und ihre Mitglieder
ſondern Verhältniſſen Frankreiche dwerlich ſehr unrichtig iſt. In Frankreich herrſcht unter dem Landvolf, troß der Zertheilung der Güter, und vielleicht eben darum, eine unmäßige Vorneigung rund und Boden anzufaufen, ſo daß fie ſelbſt ießt oft zu acht Procent Gelb entleihen, um Land zu kaufen, das ihnen nicht über 3 bis 4 Procent trägt. Wird der Zing herabgefeßt, fo
und vertrauten Anhänger wurden gemeiner Vorſenſpeculationen ,
thut man dieſer Vorneigung noch Vorſdub, und macht das Uebel
war, burfte das Wort „ Converſion " nicht genannt werden , ſo
wie man auch alle Bemerkungen über die Urſachen des Steigens und Fallens der Rente verbot.
Die Commentarien darüber fielen
die fie mit Sicherheit auf ihr Vorhermiſſen grünben fonnten, beſchuldigt, ja der vortheilhafte Verkauf einer bedeutenden Rens tenmaſſe.Durch ein Mitglied der Familie Bonaparte, unmittelbar ehe das limwandlungebecret im Moniteur erſchien, dürfte zu einem ſcandalöſen Proceß führen. Wo das Publicum die Staats.
gemalt zum Mittel ber Privathabſucht werden fieht, iſt ſein Urs theil in der Regel zum voraus ein verdammendes . Gleich die erſte große Finanzmaaßregel trägt einen Charafs
ter, den man aus den nachfolgenden Einzelnheiten zur Genüge abnehmen mag ; die Bahn von Pari8 nach Lyon , welche con zu einem bedeutenden Theil durch die Regierung gebaut iſt, wurde einer Geſellſchaft von franzöfiichen , engliſchen und frem .
ärger. Daß man in Franfreich für Hypothekenſchulden (mit Gins ſchluß der Unfuften ) 8 Procent zahlen muß, kommt hauptſächlich daber, weil der Code civil, um den Lanbbefiß zu befeſtigen , die Entäußerung wegen Schulden ſehr erſchwert, und zweitens Daher, daß man tas finftrömen des Capital8 nach Parie leit mehr als 25 Jahren, namentlich unter Vidèle, fünftlich geſteis gert hat.
Der Zwed war damals, die Staatérenten in die Höhe
zu treiben, und Anlehen zu beſſern Bedingungen möglich zu mas chen . Die Nothwendigkeit, dem Landmann Geld zu vortheilhaſten Bedingungen zu verſchaffen , wurde ſchon lange gefühlt, unb feit
einer Reihe von Jahren iſt man mit einer Reviſion der Hypothes kengeſeße beſchäftigt. Die Regierung legte unter dem 21 Aug. 1850
den Bankierhäuſern ohne Concurrenz, wie man ſie dodh zu gleis
Gelegentwürfe über legtere jowohl, alé über die Lande&creditane
cher Zeit hinſichtlich der Bahn von Lyon nach Avignon eintreten ließ, zugeſprochen. Die Bahn von Paris nach Chalong hatte
ftalten (credit foncier) vor, worüber Chegaray in ber Sißung
den Staat 223 Millionen gefoſtet, und trug im vorigen Jahr bereits 16 Mil. brutto ein , obwohl die Strede von Dijon nach Chalons erſt im Junius eröffnet wurde. Man fann annehmen ,
daß fie im laufenden Jahre mindeſtens 20 Mill. brutto oder 10 Min. netto eintragen wird, und dafür zahlt die Geſellſchaft an den Staat im Laufe von vier Jahren 114 Mil . Sie ſtellte dafür der Regierung Wechſel aus, welche bei der Bank nego . ciirt wurden, wodurch die Regierung, natürlich nadı Abzug der
Zinſen, alabald in den Befiß dieſer 114 Mill. fam . Man muß jagen , daß dieß ein ſehr theures Anlehen iſt, und der Verdacht
rom 29 April v. 3. einen 14 Folioſeiten langen Bericht abftate tete, auf welchen wir diejenigen, welche ſich näher barum fümmern, verweiſen müſſen . Viele mochten, namentlich wegen der ſchwans
fenden politiſchen Verhältniſſe, die Zeit zur Ausführung noch nicht gefommen glauben , unb lo geſchah vorerſt nichts . Was man dem neuen Decret hauptſächlich vorwirft, iſt die
(aus den Gütern der Orleans vorläufig zu entnehmenbe) Unters ftügung ſolcher Leihbanfen durch den Staat, unb bie Aufgabe ron Pfanbbriefen bis zu 100 Franfen herab . Dieſe niedrigen
wurde auch laut , daß damit nicht nur einzelne Vertraute belohnt, ſondern die großen Banfiere für das finauftreiben der fünfo
Pfandbriefe, welche nicht gleich Capitalien, ſondern faſt mie Papiergeld umlaufen müßten, wären allen Schwankungen unges mein ausgereßt, unb würden als verzindliches Papiergeld mit den Banknoten concurriren ; wenn vollends der Staat einſchreitet, um
procentigen Rente über Pari entſchädigt und mit der damals
einen Theil der Pfanbbriefe an fich zu nehmen, ſo werden die
1
wood
299
Goran
Gejellichaften zu einer gefährlichen Ausdehnung des Credit & ge-
Neuhollands mit denen der malayiſchen Halbinſel, und bildet für den
fitachelt, und der Staat, D. h . die Steuerzahlenben , muß die Folgen tragen . Das iſt der Haupteinrurf, bei dem der alte Spruch : si duo faciunt idem, non est idem, ſehr zu beherzis gen iſt. Un8 will indeß nebenbei noch bebünfen, es ſey entwes
auſtraliſchen Drean eine ähnliche Schranke , wie diejenige , welche die
der dem Präſidenten mit ſeinem Decret nicht ſonderlich ernſt, oder ſeine financiellen Rathgeber laſſen ihn damit anlaufen. Wenn ſich ein Grundcreditiyſtem in Franfreich bildet, das in ſo geſicherter Weiſe dem Capitaliſten fünf Procent abrirft, ſo iſt ganz flar, daß ſich ein mächtiger Umíchwung in den Geldver.
hältniſſen Franfreiche bilden und die Capitalmaſſen ſtatt nach Paris und in die Fonde, in die Provinzen ſtrömen würben .
Das
iſt wohl der Sinn, wenn dic Times jagt : „Die mindeſt ungün. ftige Meinung, die wir von tem Plan Gegen fönnen , ift tie, daß er ganz fehlſchlagen und nie die Unterſtüşung ber
Capitaliſten Frankreichs erlangen wird.“ Die Anſicht iſt deßhalb wohl nicht zu geiragt, daß der Plan vom Präſidenten wohl gut gemeint iſt, aber die Schwierigfeiten nicht ermogen wurden .
Tauſend und aber tauſend gelbreiche Leute in der
Proving gerrinnen jeßt bei tem wucheriiden Syſtem de Gelb auéleibend an Bauern, fie alſo werten ſich der Veririrflichung del Plane aus allen Kräften widerlegen , und ſie ſind doch hauptſächlich fie Leute, die ihn ausjühren fönnten und ſollten . Prafriſcher gehandelt wäre eg geweſen , die Beitreibung der Schul-
den durch Vereinfachung des Verfahrens bei den Hypothefen . ämtern zu erleichtern was auch von den bewährteſten Juriſten bereits in Vorſchlag gebracht war und dann abzuwarten , welche Erleichterung im Zinſe dieß herbeiführe.
Dieſe langiame aber
ſidhere Procedur war nicht nach dem Geſchmack des Präſidenten, der die Frucht der Popularitat raſch pflüden muß, wenn ſie ſeis nen Planen förderlich jebu ſou. (Fortſepung folgt. )
Die Molukken unter der holländiſchen Herrſchaft. (Nach Jurien de la Gravière.)
Erinnernngen aus dem indo : chineſiſchen Meere. Die Gorvette Bayonnaiſe ausgezeichnet burd tüchtige und leichte
Conſtruction , war faum ſechs Monate in Dienſt, als ihr der Auftrag wurde , das Perſonal des neuen franzöſiſchen Geſandſchaftspoſten nach Canton zu bringen. Der Marineminiſter hatte ihre Abfahrt in der Hoffnung beſchleunigt, daß ſie noch vor dem Ende der günftigen Jahres: zeit in das chineſiſche Meer gelangen fónnte ; durdi verſchiedene Auftråge verſpätet, welche fie nöthigten Liſſabon und Braſilien zu berühren,
erreichte ſie aber das Cap der guten Hoffnung erſt zu Ende Auguſte, und konnte eg vor dem 8. September nicht wieder verlaſſen. Ilm die Fahrt gegen den Wind zu gewinnen , da es die Zeit der ſüdweſtlichen Muſſons war, wählten wir die indirecte Straße, welche gewöhnlich die
Kriegeſchiffe einſdlagen. Ein weiter Ilmweg ſollte und den fortgeſepten Kampf mit Wind und Wogen erſparen , dem ſich nur die Klippers jener fühnen Somuggler , welche aus Bengalen Dpium in die chineſiſchen
Meere einſchwarzen , auszuſeßen wagen. Um China zu erreichen, mußten
Fluthen des fillen Meeres bricht. Timor, Java und Sumatra find die Hauptbeftandtheile dieſer Gruppe, welche mit großer Verzweigung gegen Norden die allgemeine Umfafſung des indo : chineſiſchen Meeres bildet. Um fich nach Macao zu begeben, mußte daher die Bayonnaiſe, vom Cap der guten Hoffnung ausgehend, ſich zuerſt nach der Inſel Timor wenden, in das ftille Meer einlaufen , indem ſie nördlich oder ſüdlich Gilolo
paffirte, dann mit Hülfe der ſehr veränderlichen Winde unter dem Aequator gegen Oſten vorwärts ſegeln , um endlich aufs neue die großen Wellenbrecher bei den Baſis 3nſeln zum zweitenmal zu durchſchneiden . Bis dahin durch die Weſtwinde fräftig getrieben , hatten wir am
19 Detober die Höhe von Neuholland paſſirt, und am 25ſten die Meers enge erreicht, welche Timor von den Ombay : Juſeln ſcheidet. Auf die heftigen Winde im auſtraliſchen Meere folgte jeßt das unregelmäßige Wehen eines noch unſichern Muſſon, und wir famen nur langſam weiter auf einem faſt unbeweglichen Meere, deſſen Azurblau der Lufthaud faum berührte. Die große Inſel Timor dehnte fich zur Rechten in ihrer ganzen friedlichen Pracht mit ihren dunkelbewachſenen Abhängen aus ; linfo ragten die vulcaniſchen Gipfel von Flores , Lomblen , Panthar und Ombay mit ihren Lavafegeln über das dünne Gewölf empor , das um die Bergſchluchten und Kraterſäume hing. Gin Tag hätte zu dieſer Durchfahrt genügt ; aber die Gegenſtrömungen verhinderten unſer Wei terlommen. Jede Stunde Windflille warf und drei Meilen zurüd. Vergeblich ſehnten wir und nach einem lufthauch, der oft am Horizonte
aufzuleben ſchien , aber erloſch, bevor er bis zu uns gelangen fonnte. Bioweiten in den glühenden Nächten voll Salaflcfigfeit und Aufregung blåhten ſich unſere Segel unerwartet ; luſtig pláticherte der Schaum unter dem Riel, und in langen phosphorescirenden Streifen ſprangen die Wellen hin, aber plößlich wurde alles wieder fill; die ſchweren Segel fielen ſchlaff zuſamuen , und wenn es Tag wurde , trafen unſre erften Blide auf die ſchwarzlichen Berggipfel , welche immer und immer ihre rieſenhaften Ilmriſſe an dem ewigflaren Blau des Himmels abhoben. Endlich am 1 November warfen wir , entmuthigt über dieſen vergebs
lidhen Kampf, an der Küſte von Timor, bei der portugieſiſchen Nieders laſſung Batu:Gede , die Anfer aus.
Dieſe Anſiedlung iſt ein lieberreft des großen Reichs , das Albus querque und Juan de Caſtro jenſeits der Meere gegründet haben. In geringer Entfernung von dem Geftade , beffen unmerfliche Ginbiegung zwiſchen zwei niedrigen bewaldeten Punkten eine Bucht von geringer Liefe bildet, idüßt eine umfaffungemauer von loſe auf einander gefüg: ten Korallentrúmurern das Blátterbach der Wohnung des Gouverneurs.
Zwei gegoſſene Ranonen, die ſchon bei den Belagerungen von Diu und Drmuz Dienſte geleiſtet haben mögen , find gegen das Meer gerichtet. Dieſe ehrwürdigen Reliquien theilen mit einigen Stußbüchſen, die einem Halbbuzend eingeborner Soldaten anvertraut ſind, die Ehre, die Flagge der Dona Maria und die ſtolzen Wappen Emmanuels vor engliſchen oder amerifaniſchen Walfiſchfängern in Actung zu erhalten. Gegen das
Ende des 17ten Jahrhunderts war Portugal gezwungen ſeine reichſten Groberungen an die Hollander abzutreten. Es blieben ihm in dem indo-chineſiſchen Meere nur die Zuſel Solor und der öfliche Theil von Timor. Auf leßterer Inſel hatten fich die einflußreichſten Häuptlinge von 1630 an zum fatholiſchen Glauben befehrt, und dieſes fittliche Band hat hingereicht, ungeachtet der wiederholten Beſtrebungen Hollande den
wir nach dem fillen Meere ſteuern .
größern Theil der Bevölferung unter portugiefiſcher Herrſchaft zu erhalten.
Es iſt befannt, daß diefe ungeheure Waſſerfläche die fiets vom Winde gegen Weſten gepeitſcht wird , bevor ſie die Küften von Aften berührt, durch eine Inſelfette unterbrochen wird, zwiſchen der nur ſchmale Durch-
Die niederländiſde Flagge weht auf dem Fort von Lupang ; die portugie
fahrten liegen, gleichſam eine Barre, die ſeit den früheſten Weltaltern den Anſtlag ihrer mächtigen Wogen zu brechen beſtimmt ſcheint. Von den Ufern Neuhollande bis zu der Inſel Fornioſa findet man in Nordweſt
Neu-Guinea, die Inſeln Gilolo und Morty, die Tulurgruppe, die fteilen Küften von Mindanao, Samar, luçon, und zuleßt die Kette der Bas buyanes und Baſdi8: Inſeln fich erheben. Ein unverfennbarer Audläufer dieſes weiten Inſelſyfteme verbindet von Diten nad Weſten die Rüften
fiſche iſt noch auf den Mauern von Dilly und Batu-Gede aufgepflanzt. Dbgleid man die Bevólferung von Timor nahezu auf 500,000 Ser: len anſchlägt, nimoit dieſe Inſel dennoch nur eine unbedeutende Stelle in dem Handelsverkehr des indiſchen Archipeld ein . Die chineſiſchen Anſiedler an der Küſte verſenden nach Java oder Singapore den Tri: pang, der vou Fiſchern aus Celebes geſammelt wird, ſo wie Wachs und Sandelholz , das die Waldbewohner aus dem Innern liefern. Hier
eifert nicht, wie auf Java, der thätige Orwer68fleiß der Europäer die Arbeit der Gingebornen an , und ſo beſchränft fide der Sandel einer
ws
300
Inſel von der Ausdehnung Sardinien oder Sicilieng auf die Ausfuhr
gegenſeitig zu ſchaden als einmüthig die Gingriffe europäiſcher Mächte
dieſer unbedeutenden Grzeugniffe. In dieſem glühenden Boden entwidelt dié tropiſche Begetation unabläffig ihre unerſchöpfliche Bradt. Hier fieht man weder bas herbſtliche fahle Gras, noch das zarte Grün (proſs ſender Bäunie im Frühling ; alleg feimt und grünt beſtandig fort, und
zurüdjuſloßen . Bald zeigten ſich dieſe Raufleute mit bedeutenden Streit :
wo die Hand des Menſchen dieſe üppige Triebfraft nicht lenft und zügelt, entſteht bald ein undurchdringliches Didicht. Das Ufer iſt mit Mangle-
der nußten darauf verzichten, ihnen ein durd zahlreiche Siege befeſtigtes
fraften in den Meeren des indiſchen Ardipels. Den Vortheil, den fie aus ihren Handelsunternehmungen zogen , verwandten ſie darauf, Ge . ſchwader auszurüſten . Die Portugieſen, Sranier, ja ſelbſt die Englan:
bäumen bedeckt, durch deren Gewirr man ſich vergeblich einen Weg zu bahnen verſuchen würde. Die Berge find mit hundertjährigen Nieſen gefrónt, deren Laubbach nicht einen Sonnenſtrahl durchläßt. Zwiſchen
den alten Stämmen, die mit Orchideen überwudert find, ſprießen neue Schößlinge auf , um die Fich lianen und Convolveln von Krone zu Krone ſchlingen. Ein Waldbrand muß dieſes Pflanzenlabyrinth zerſtören,
Uebergewicht ſtreitig zu machen. Damals war e& , daß die Hollander den Sultanen der Moluffen die harte Bedingung auferlegten , fortan nur mit ihnen Handel zu treiben und die Gewürzbäume auf andern Inſeln als Banda und Ain boina zerſtören zu laſien . Die Herrſchaft der Compagnie wurde mährend mehr als einem Jahrhundert faum durch
einige theilweiſe Aufitände erſchüttert, und als nach dem Frieden von 1815 Holland wieder in Beſß der im Kriege verlornen Sulonien trat,
fand es lenfſamie Fürſten und gleichgültige Volfer , die geneigt waren
ehe der Bambus mit ſeinen federartigen Blättern, der Ricinus mit den ftachlichten Samenhülſen oder der Hibiscus mit ſeinem þurpurfarbenen Blüthenſõhmud mit fcüßender Hade das Stüdchen Boden umziehen farin , das zum Anbau beſtimmt iſt, der Piſang mit ſeinen breiten Blätternt die Hütte des Indiers beſchatten, und neben der Arecapalme mit dem fchlanfen unbeugſamen Stamme, der Melonenbaum , die Cocod: palme ihren grünen Wipfel und ihre reichen Früchte im lauen Winde wiegen fann.
tiefen Fahrwaſſer würde der Anfer Den Boden nidt erreichen ; deßhalb
Zu Batu: Gede haben die Einwohner nur einen ſchmalen Streifen
legt man an den Ufervorſprüngen , wo der Grund höher iſt, an. Der
längd' des Ufers hin , der nnmittelbar an den Urwald ſtößt, urbar
beſte Anferplaß liegt an der ſüdlichen Küſte und wird von dem Fort Victoria beherrſcht, das die Portugieſen in den erſten Jahren des 16ten Jahrhunderts erbaut hatten, und welches die Hollander 1605 eroberten.
gemacht. Die Paradiesfeige , der Brodbaum mit ſeinen fingerartigen Blättern, die Caſita mit ihren roſenfarbenen Trauben und den unförms lidhen Schoten faſſen hier deni Saunt des Waldes ein, und miſchen ihre
mannichfaltige Färbung, ihre feltfam gezacten Blätter mit den dunkeln eintönigen Mafien der Fåderpalmen oder der Encaebäume. Die Rafadus mit gelbem Sdorfe bevólfern das Laubbad der Tamarinden ; Tauben flattern um die wilden Muscatbáume , farminroth und Azurblau gefies
derte lorie wiegen ſich auf den langen Blattfielen der Palmen , während um das Interholz Schwärme yon Bienenſaugern und Baumlaufern
(souimangas) gleich belebten Edelſteinen ſchwirren , und ihre gefrúmm : ten Schnabel in die tiefen Blüthenfronen tauchen , um Inſecten oder Honig herauszuholen.
Ginige Tage, die wir damit hingebracht hatten die Umgebungen von Batu :Gede zu durdſtreifen , waren bald vorübergegangen , und als Der Anblic des Himmels und günſtigere Soifffahrt verhieß , fåümten
wir nicht, die Segel aufzuſpannen und ins Meer zu Roßen. Am 3 Novem: ber durchführen wir, von einem heftigen Gewitter begünſtigt, mitten in der Nacht die Meerenge von Ombay und wandten und nach der Nhede von Amboina, einem beinahe unaudweichlichen Stapelplaß auf einer
das alte Jod wieder aufzunehmen .
Die Inſel Amboina beſteht aus zwei bergigen Halbinſeln , Hitu
und Lentimor, welche ſich gegen einander einbiegen und an ihrer öſtlichen Spiße durch eine ſandige Erbenge vereinigen , die nur 700 Meter breit
ift. Zwiſchen dieſen Baſaltmauern, die eine Erdumwälzung umgeſtürzt, dehnt ſich die roeite Bay von Amboina aut . In der Mitte des allzu:
Unter den Mauern dieſes Forts ging die Bayonnaiſe vier Tage, nachdem ſie die Bay von Batu:Gede verlaſſen hatte , vor anfer. Die Holländer reßten ehedein große Widtigfeit darein , die Freina den von ihren Golonien , beſondere von den Hafen ter moluffiſden
Inſeln fernzuhalten ; allein ſeit 50 Jahren, da die indiſde Compganie der Staatsregierung gewiden iſt, hat auch Amboina aufgehört der Garten der Heſperiden zu ſeyn. Die Anfunft eines Kriegeſchiffes iſt nicht mehr ein Gegenſtand des Schredens, ſondern eine lebhaft ergrif: fene Gelegenheit , die edle und anmuthige Gaſtfreundſchaft der nieder ländiſchen Colonien in ihrem ganzen Olanze zu entfalten , und auch mir wurde ein Empfang zu Theil, wie ihn nur Landsleute, night Fremde, anſprechen können. Die Bevölferung von Amboina iſt nicht beträchtlich. G8 jählt in
beiden Halbinſeln faum 30,000 Einwohner, teren die Stadt allein 8000 enthält. Dieje Stadt, aus drei verſchiedenen Quartieren beſtehend, iſt gegen die Seeleite gänzlich von den Ringnauern des Forte gebedt. Um hinein zu gelangen , muß man durch die Feflung paffiren , welche für
Reife nada China bei Gegenwind. Amboina iſt der Hauptort der hols
fich allein eine Stadt bildet ; dieſer gegenüber dehnt fich das europäiſche
ländiſchen Befigungen in den Moluffen. Dieſer Theil des niederläns
Quartier mit ſeinen weißen Häuſern und ihren fühlen Vorhöfen aus ; linfo ſtehen unter ſchattigen Bäunien an den Ufern eines Bached, der
diſden Indieng umfaßt weite Gebiete, welche niemals angebaut worden find , und nur wenige Inſeln von geringem Umfang, welche aber feit langem angepflanzt worden. Die Inſel Amboina iſt beſonders dem Bau der Gewürznelfe günſtig, während die Banda : Inſeln ausſchließend mit
Muscatbáumen bepflanzt find. Ternate und Tidor, wo die beiden ein: gebornen Fürften refidiren , deren Macht die Moluffenbevólferung node agerfennt , find eher politiſche Mittelpunkte als Pflanzungen . Cerain, Buru, Batſdian, Myſole, Waigiu, Salavatty, ſüdlich vom Aequator gelegen, bieten auf einer Ausdehnung von 61,000 Quadrat:Kilometern,
To groß als zehn franzöſiſde Departemente , nur unbebauten Boden und faſt undurchdringlide Walder dar. Man weiß durch welche Wunder der Beharrlichkeit eg den Handels: Teuten der vereinigten Provinzen gegen die Mitte des 17ten Jahrhun: derts gelang . dieſes foloſſale Reich zu gründen , das beſtimmt fcheint, bereinſt mit dem engliſchen Indien zu wetteifern, und wovon die Doluffen nur ein unwidtiger Beſtandtheil find. Anfänglich durch die eingebees nen Behertſder und Häuptlinge gebrandſdaßt, durch die Winfelzüge der Portugieſen beeinträchtigt, angegriffen, hingewürgt turch treuloſe Bölfer, gelang es ihnen am Ende , fidh mit Geſchic in die Streitigkeiten der malayiſchen Fürſten einzumiſchen , denen es näher am Herzen lag fick
Verlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
ing Meer fließt, dicht gedrängt, die Bambushütten ber Malayen ; redits
liegt das Quartier oder Campong, das die Chineſen bewohnen. Seit mehr alø zwei Jahrhunderten zu Amboina eingebürgert , wo ihr erfins derijder Gewerbefleiß, ihr thátiges Weſen , ihre beſondere Geſchidlichfeit im Kleinhandel file für die europäiſce Goloniſation zu foſtbaren Zwi: Ichenhändlern machen, ſind dieſe Chineſen, von malayiſden Müttern abs
ftammend, dennoch nicht im Geringſten von den Unterthanen des himm: liſchen Reiches verſchieden. Der mongoliſche Typug hat fich bei ihnen durch die unauoweichliche Vermiſdung mit einem andern Volfeftamm nicht verwiſcht. Das chineſiſche Blut erhalt fich bei allen Berbindungen mit Fremden ziemlich rein, und dieſes Volf bewahrt auch in der Auf wanderung ſeine Gefichtebiltung, ſeine Kleidung , ſeine Sitten und Gebräuche für alle Zeiten. ( Fortſeßung folgt .)
It auffahrteifdhiffe in Schweden. Nach den officiellen Berichten belief fich die Kauffahrteiflotte am Ende des Jahres 1852 auf 2744 große Schiffe mit 112,983 Laſten (ungefähr 380,000 Tonnen ) ;
dieß war gegen das vorhergehende Jahr eine Bermehrung von 120
Echiffen mit 73,552 Laſt.' (Monit. Universel. 7 Mårz.) Berantwortlicher Redacteur Dr. 6 d . Widen mann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 76.
29 März 1832 .
Timboktu. (Nach Prar. Revue del Drient. Därz.)
Timboktu iſt ber Algier zunächſt gelegene Punkt des Sudans, und derjenige, welcher durch ſeine Lage am Niger bem französ
fiſchen Handel am meiſten Vortheil bringen kann ; dahin werben in einer nicht allzu fernen Zukunft bie Erzeugniſſe der französ
Niger zogen. Mulei 38mail und alle Kaufleute eine Reiche, die fich in Simboftu mieterließen, ſammelten große Reichthümer;
die von bieſein Fürſten bewohnte Casbah war mit Schäßen an gefüllt, die Münzen, die er aus dem ron Timboftu bezogenen Golde ſchlagen ließ, waren auf dem afrifaniſchen Continent am weiteſten verbreitet ; fte hatten Curs in den Barbareåkenſtaaten und im Suban .
fiſchen Inbuftrie gehen.
Die arabiſche Bevölferung, welche Timboftu
Simboftu liegt 8 kilometres (etwas
über eine deutſche Meile) nördlich vom Niger, unb der Hafen an dieſem Strom beißt Kabra. Nach Caidié, der die Stadt im J.
1828 beſuchte, hat ſie 10 bis 12000 Einwohner und etwa ſechs
dadurch erhielt, und welche fich mit der ſchwarzen Race ver miſchte, erwarb durch ihre Reichthümer und das Uebergewicht,
das die Macht gibt, einen großen Einfluß im Lande. Bis zum I. 1795, wo Mulei Mohammed, den man den Vater ſeiner
Kilometres im Umfang ; fie hat keine Einſchließung &mauern und man fann allenthalben hineingehen. Die aus Luftziegeln gebaut.
Unterthanen nannte, ftarb, entwidelte fich der Handel mit Sims
ten Häuſer find einſtödig und um eine ober zwei innere Höfe gebaut. Man zählt acht Moſcheen, von denen die drei bedeutends
38mails der der Stadt auferlegte Tribut nicht immer regelmäßig
ften Minarete bon pyramidaler Form haben . Die Bewohner find zwar ſchwarz, haben aber Ablernaſen, dünne Lippen und einen
beſtieg, nahm der Handel Maroffo' mit Limboftu ab, weil die
Bevölferung beſchäftigt beſchäftigt fanften verſtändigen Blid. Die Die ganze ganze Bevölkerung fich mit dem Handel, und man fteht zu Limboktu Araber aus den Daſen von Abrar, Safilelt, Luat nnd Ohabanied ; fie halten fich meiſt einige Jahre hier auf, bewohnen die ſchönſten Häuſer und bereichern fich ihnell.
A18 Leo Africanus in früher Jugend am Anfang des 16ten Jahrhunderte Simboftu beſuchte, waren die Wohnungen noch
mit Stroh gedeckt und aus Kleibermehl gebaut ; darum waren die Feuersbrünſte häufig, und bei ſeiner zweiten Reiſe ſah er die ganze Stadt in weniger als fünf Minuten in Flammen . 3m Jahr 1670 zog ich ein marokfaniſcher Prinz, Namens Ali, der nach dem
Thron ſtrebte, aber von ſeinem Gegner geſchlagen
wurde, mit den Seinigen nach Limboftu zurück, gewann die Gunſt des Sultang dadurch, daß er ihm zwei weiße Sklavinnen anbot, fanimelte fobann einige Tauſend Neger um fich, und zog
boftu ausnehmend, obwohl ſeit dem Ende der Regierung Mulei bezahlt wurde.
A18 im Jahre 1795 Mulei Soliman den Thron
ſer Fürft glaubte, um fich zu bereichern,brauche er nur den Karamanen von Simboftu unmäßige Steuern aufzulegen. Nicht beſtoweniger hat der Handel noch jeßt eine gewiſſe Bedeutung . A18 Caidié am 20 April 1828 zu Timboftu anfam , ſah er zwei
Tage ſpäter eine Karawane nach Tafilelt abziehen, und am 4 April brach er ſelbſt mit einer Karamane von 600 Ramelen eben dahin auf.
Beitbetrachtungen. ( FortſeBung .)
Hierin liegt der Hauptfehler det vorgeſchlagenen Syſtems : man will heute fäen und morgen ernten. In Deutſchland, Bels gien u. f. w. beſtehen jegt etwa vierzig ſolcher Anleihegeſells fchaften ; ihr Geſammtcapital mag fich aber nicht über 150 Mill . baler oder 600 Min. Fr. belaufen . Dieß iſt nach der mäßig
nach den Gränzen von Maroffo, um daß Land gegen ſeinen ften Berechnung der Hypothekarſchulden in Frankreich ein Zehntel Nebenbuhler aufzuwiegeln. Dieſer war inzwiſchen geſtorben, ſein deſſen, was hier auf dem Boden an Schulden laſtet, und dahin iſt es Nachfolger, Mulei 38mail, nahm Ali und ſeine Iruppen in
Sold- und gewann dadurch eine mächtige Partei zu Limboktu.
erſt nach mehr als 50jährigem Beſtand mancher dieſer Inſtitutionen gebiehen. Solde aber wie durch Zauberſchlag aus dem Boden
Einige Zeit nachher ließ er eine aus Negern und Arabern beo
ftampfen, iſt ein Unding, und wenn man es thun will, ſpielt man
ſtehende Armee gegen dieſe Stabt marſchiren , und dieſe bemách .
ein gewagtes Spiel, um ſo mehr ale ber franzöſiſche Bauer, in
tigte fich derſelben im Namen des Sultane von Marokfo. Bis
scoredhafter Erinnerung an Aſſignaten und Territorialmandaten,
zum Sobe Mulei 3@maile, welcher im 3. 1727 ſtattfand, hatte
eine inſtinctartige Abneigung gegen papierne Wertyzeichen hat,
Timboftu eine maroffaniſche Garniſon und zahlte einen Tribut.
Während dieſer gangen mehr als ein halbes Jahrhundert bauerns
und gerne theſaurifirt, was erft in neuerer Zeit, burdh die Ums wandlung der Gparcaffenſcheine, die man nicht einlöſen fonnte,
den Regierung war der Handel zwiſchen Maroffo und Simboftu fehr bebeutend, denn man zählte nicht weniger als 16 bis 20,000 Kameele, welche jährlich mit Waaren von Maroffo nach dem
in Renten, einigermaßen gemindert wurde, jedoch mehr nur in der Umgebung einiger großen Städte. Nimmt man biezu die Abneigung der franzöſiſchen Capitaliſten gegen ſolche genoſſens
302 dhaftliche Gelbunternehmungen und das Widerſtrcben derjenigen , welche bid her hauptſächlich auf dem Lande die Darleihen machten,
ſo iſt die Behauptung wohl begründet, daß dal Decret ſo ziemlich ein tobter Buchſtabe bleiben werde. 1 Anders möchte es mit den weitern financiellen Maaßregeln der Regierung ſeyn, vorerſt mit der Zinsberabſegung der Bank
und verſchiedenen Aenderungen in beren Statuten, z. B. dad Dar leihen auf Eiſenbahn -Actien und die Erweiterung der Darleihen auf Staatérenten zum Belauf von 100 Mill ., während die Bank früher nur bis 20 Millionen geben fonnte, und durchſchnittlich nicht über 10 15 Min. gegen Unterpfand ron Staatsrenten ausſtehen hatte. Die Afficht welche die Regierung bei dieſen Veränderungen hegt, iſt ganz deutlich : fie hat eine Menge Giſens bahnen verwilligt, um das Volf zu beſchäftigen , und will dieſen Unternehmungen die bereiten Mittel ichaffen durch mógł Depos nirung von Eiſenbahnactien und Renten bei der Bant, ſomie burd
geringern Zindfuß. Eine andere Frage iſt, wie ſich die Bauf zu dieſen Aenderungen bewegen laſſen fonnte, ffe, die ſonſt an ihren alten bewährten Statuten jo feſt hing ; die Limes wirft wohl einen ungegründeten Label auf den Grafen b'Argout, wenn ſie ſeine Nach giebigkeit bei dieſen Aenderungen perſönlichen Beweggründen zuſchreibt, denn ſo lange Gründe fich finden , die aus der Lage der Sache ſich ergeben, brauchen wir keine perſönlichen Berega
gründe hervorzuſuchen. Die Bank hatte wohl mit den zahlreichen Verwilligungen von Eiſenbahnen nichts zu thun, denn dieſe Verwilligungen erklären ſich zu jehr aus dem Beſtreben der Regies rung eine erhöhte Geſchäftsthätig feit hervorzurufen ; nachdem aber die Verwilligungen geſchehen ſind, und die Unternehmungen bes ginnen ſollen, bleibt nichts übrig als fie zu unterſtüßen, wenn man nicht fich der Gefahr einer Geldfriſe ausſeßen will. Vers läbi ſich der franzöſiſche Gelbmarft zu ſehr auf die englijden
Geldzuflüſſe, ſo wird er von ihnen abhängig, und es ſteht jeden Augenblick in der Geralt der engliichen Capitaliſten, die fich bei den Eiſenbahnen ſo zahlreich betheiligt haben, eine Kriſe auf
bem franzöſiſchen Markt hervorzurufen. 3ft eine ſolche ſchon im Anzug, dann fommt die Ausbülfe der franzöſiſchen Bank zu ſpát, und fann nur ihr gleichfalls gefährlich werden, ohne die Kriſe abzurrenten . Fließen die engliſchen Gelber reichlich, ſo wird man die Bank wenig in Anſpruch nehmen , fangen ſie an zu verſiegen, io fann man ſich ſogleich an die Bank wenden, und Eiſenbahn actien wie Renten verpfänden. Da fie etwa 600 Mill. Fr. baar Gelb hat und nur ungefähr 520 mil . Noten, lo fann fie ed
jeßt nocht wagen , indeß iſt ſo viel ficher, daß die Bank fid der Gefahr audíeßt, eine bedeutende Maſſe ihrer Fonds in Pa pieren anzulegen , die unveräußerlich find, wenn fle nicht im Augenblic ber Kriſe bieſe ſelbſt noch durch den Verkauf von Renten und Eiſenbahnactien vermehren wil. Man muß alſo ſagen, die Bank iſt in dieſen Verwilligungen , die fte der Regies rung gemacht hat, und worin fe bon ihren frühern Statuten ab.
wich, nicht mehr ganz frei, ſondern in den Strudel der Maaße regeln, welche von der Regierung unternommen worden, hineins gezogen .
Noch viel mehr iſt dieß aber der Fall mit der Rentenum. wanblung, bie möglicherweiſe eine ſchwere Kriſe, und nicht bloß eine financielle, hervorrufen fann, denn wenn die Rentenumwand. lung mißlingt, ſo möchte es mit al ben Eiſenbahnunternehmuns gen mißlich ſtehen, weil dann jedermann ſein Geld lieber in den
seson
Staatepapieren ſtehen hat , wo er fünf , und vielleicht mehr Procent bezieht, als daß er e8 in ungeriſſe Cijenbabnunternehmungen fteckt, die jedenfalls in ten erſten Jahren nicht beſondere rens tiren fönnen ; zudem iſt dann auch die Berabießung dee Zing fußeß der Bank nicht haltbar, weil ſie um Geld zu 3 Procent beſtürmt werden wird , da man dafür auf die leichteſte Weiſe 5 Procent an der Börſe haben fann . Die fünfprocentigen Renten
betragen 187 Min . oder ein Capital von 3740 Mil . Fr. , die Hülfsmittel der Regierung zur Rückzahlung belaufen fidh ihrer eigenen Angabe nach auf etwa 300 Mill. oder noch nicht den
zwölften Theil. Indem ſie noch kurz vor dem Decret die Abſicht einer Umwandlung in einem „ Communiqué“ durch den Conſtitu tionnel in Abrebe geſtellt hat, und das Decret dennoch erfolgte, jo mar
e8 augenicheinlich bie Abſicht der Regierung, die Rentenbeſißer zu überrumpeln und ſie durch die Unmöglid)feit, idnell ſolde Summen gut unterzubringen, zu nöthigen , fich den Abzug von zehn Pros cent von ihrem Einkommen gefallen zu laſſen. Was für einen Eindruď das Decret in Paris machen mußte 1, mag man daraus abnehmen, baß von den 18 Mill ., welche man durch dieſen finans
ciellen Staateſtreich zu erſparen hoffte, neun Millionen auf Paris fallen , ſechs auf die Departemente und drei auf das Audland , darunter eine Million auf die Schweiz allein . Nach dieſen Zah. len bätte Paris allein 1800 Mill. Rentencapital, die Departe ments 900, das Ausland 600, und die Schweiz allein 200 . Wenn man erwägt, welche Unzahl fleiner Rentiers in Paris leben ?, die ſämmtlich ein Zehntheil ihreß Ginfommens verlieren ſollen,
1o läßt fich der Schreden benfen, und die Hegierung hat auch bieſem Rechnung getragen , indem ſie verordnete, daß die Fleinen Rentenbeſiger bis zu 600 Fr. Rente oder 12,000 Fr. Capital fich in die Altersrentegeſellichaft einſchreiben laſſen fönnten. Das kann aber nur in ſehr geringem Umfang helfen , die Mente fiel ſomit albbald auf und zum Theil ſelbſt unter Pari, wo dann die Regierung mit großer Anſtrengung Auſfáufe machen ließ, um
die Rente über Pari zu erhalten ; denn gelingt dieß nicht, ſo fommen die Anmeldungen um Rüdzablung in ſolcher Maſſe, daß die Regierung nicht mehr zahlen fann , und, da ſie Interims. cheine auſtellen muß, welche 5 Procent tragen biê die Rüd, zahlung erfolgt, jedenfalls ſehr wenig gewinnt. Käme die Regierung damit weg, ſo fönnte ſie ſich glücklich ſchäßen, allein Das Mißlingen der Maaßregel muß eine finan cielle Kriſe nach fich ziehen . Es iſt ſehr zu vermuthen , daß die Regierung vielleicht ſchon vor dem Staatóſtreich durch Vers mittlung Foulds mit einer Anzahl der größten einbeimiſchen und fremden Bankhäuſer in Verbindung war, daß dieſe Häuſer, um der drohenden Kriſe des Jahres 1852 vorzubeugen, den Staató: ſtreich in ſo weit unterſtüßten, daß ſie das Steigen der Rente nadi demſelben begünſtigten, in der Hoffnung, daß die auf die lange Aufregung folgende Ruhe dem Handel, der Induſtrie und ben Eiſenbahnen einen Aufidhwung geben würden, der alle bars auf verwendeten Koſten und Mühen reichlich erießen fönnte.
Die
4 In einem Schreiben aus Paris in einem belgiſchen Blatte ( Journ. du Com. d'Anvers ) heißt es : „ Vom Keller bis zum Dadftübchen beſchäftigt
fich alleo mit dieſer Angelegenheit. So lange et fide nur um die Preſſe, die Tribune, die Republit, das Kaiſerreich, die Senatoren, die Dictatur oder das parlamentariſche Regime, um den Staatsſtreid und ſeine Folgen
bandelte , blieb der Pariſer gleidhgültig ; von dem Augenblid an, wo die Politit an den Beutel greift, tritt die Unruhe an die Stelle der Gleid gültigkeit “
Nach angeftellter Beregnung beträgt die Duroſonittsfumme, welde 1 3ndes ſoll doch im Seinedepartement cine Geſellſchaft mit einem Capital von 25 Mill.fr. zuſammengetreten regn, meiſt reiche Grundbefiber, und Ør. Wolowili, der den Vorſchlag früher foon gemat hat, ift beigetreten.
die Befißer fünſprocentiger Renten jährlich beziehen nicht mehr als 250 Jr., 'man fann daraus erſehen , wie ungehcuer fie fich unter den verſchiedens ften Olafſen vertheilt hat.
words
303
Betheiligung einer ſo großen Anzahl europäiſcher Gandelshäuſer an der Eiſenbahnunternehmung von Pariß nach Lyon, die wahrs haft fcandlös günftigen Bedingungen , welche dieſer Geſellſchaft 311 Theil 'wurden, rechtfertigen ſo ziemlich die Vermuthung, daß
alle die aufeinander folgenden Maaßregeln auf einem zum vore que entworfenen und angenommenen Plan beruhten. Alle Welt - wenigſten die nicht eingeweihte fand das Steigen der franzöſiſchen Rente im December vorigen Jahrs unbegreiflich,
soon
Die feftfeßung der Engländer an der weftafrikani ſchen Küſte. Die Revue de l'Orient (März 1852) enthalt hierüber folgendes : man braucht nur einen Blid auf die Karte zu werfen, um zu ſehen ,
wie England fich die Mündungen der großen Ströme der Küſte von Guinea geſichert hat, des Camiroans, Callibery, Bonny und Niger.
Alle die ergriffenen financiellen Maaßregeln, deren Einwirkung
Dhne Geräuſch und mittelft Bertragen mit den eingebornen Säuptlins gen iſt ég zu einem Reſultat gelangt, das für die Zukunft unſerer Befißungen in dieſen Gegenden drohend ift. Man fann nicht zu ſehr bieß unaufhörliche und allgemeine Umſichgreifen einer Macht überwachen , welche für die Intereſſent aller civiliſitten Nationen feindlich iſt. Was an meiften auffallen mus . Find die Verträge , wodurch die engliſchen
auf die Bank von Frankreich unvermeiblich war, und dieſe mit
Agenten den Negerhäuptlingen alle ihre Rechte um einen Spottpreis
in den Strudel verwickelte, iſt auf das Gelingen der Rentenums
abfaufen .“ In dieſen Vertragen, wovon einige Artifel mitgetheilt ſind, bedingt fich nicht nur England die möglichſte Handelsfreiheit aus, ſon : dern auch daß der König ohne Einwilligung Englande feinen Krieg unternehmen darf, daß derſelbe allen Anweiſungen der engliſchen Agen ten folge, und mit feiner andern Macht der Welt ohne Einwilligung
und faum war der Zwed erreicht und die Rente hatte das Pari
überſchritten , ſo trat bie Regierung mit dem Eiſenbahnunter nehmen vor, das die Förderer ihres Plans entſchädigen ſollte.
wandlung gebaut. Sinft die Rente dauernd unter Pari, ſo find alle die großen Unternehmungen gelähmt und die Regierung in großer financieller Berlegenheit, die politiſche ganz abgerechnet. Darum ſolgt man der Entridlung des Rentenumwandlungs projecte mit ſolcher Spannung. Die wichtigſten und größten Geldmächte Europa's find dabei betheiligt, und werden es eher
Onglande Unterhandlungen eingehen dürfe. Rury, England fidert fidy
mehr und mehr die volle Herrſchaft und damit den ausſchließlichen handel dieſer Rüſtengegenden .
begünſtigen als hindern , außer in dem Fall, daß die Sache ents dieben fchief ablaufen ſollte. Dal Journal tes Debate glaubt, daß die Erlaubniß der
Regierung fich bei den Alterêrenten caffen einzuſchreiben in einem ſolchen Umfang würde benügt werden, daß von den errarteten 18 Will. Gerrinn wieder 6 Mill. verloren gehen ; dies würde eine
Einzeichnung von 1200 Mill. Capital in dieſe Rentenanſtalten
Die Molukken unter der holländiſchen Herrſchaft. Erinnerungen aus dem indo : chinefiſchen Meere. ( Fortſepung .)
Die Chineſen auf Amboina bezahlen einen Piaſter Ropfgeld und fteheit in unmittelbarer Beziehung zu den Beaniten Polizei führt, istderdieColonie. eines Capitâne Chineſen Ginem nicht der den Titel
,
Porauaſeßen, was nicht wohl glaublich iſt ; indeß hat die Regierung des Campong übertragen und er empfängt von den Civilbehörden sfich noch auf eine andere Weiſe aus der Schlinge gezogen : wer die Befehle, welche er durch ſeine Landsleute ausführen laſſen ſoll. die Rückzahlung verlangt, befontmt von dem Finanzminiſterium Dao dhineſiſche Quartier bietet einen ſeltſamen Anblic dar , wenn des einen Rentenſein, worin ſein Befig verzeichnet iſt und mit fünf Abends bunte Papierlaternen ſeine mit dem Meer gleichlaufenden Straßen Procent bie zur Rückzahlung terzinet mirt. Dieſe Interimos beleuộten . Jedes Haus ſcheint den neugierigen Bliden der Vorüber: icheine fint ,negociabel“ erklärt, und damit die Maaßregel mehr gehenden offen zu ftehen ; aber ein Wandſchirm mitten in dem Durch : als halb zurüdgenommen , denn wenn der Renteninhaber nur ſich gang ſchüßt, ohne den Luftzug zu heminen ,' die Geheimniſſe des häuss
anzumelden braucht, um ſeine fünf Procent biß zur Umiwandlung lichen Lebens. Hinter dieſem Schieme fteht-das Bild des dicleibigen , fortzubeziehen, und die Urkunde dieſes Befigen wie ſonſt ſeinen
rothbadigen Hausgößen, vor dem fiets-Räucherwerf brennt, und der den
Rentenſchein verkaufen kann, ſo ſteht er ganz in derſelben Lage Chinefen an ſein fernes Vaterland erinnert. Andre atare, ben Vorfahren wie vorher, und fann die vielleicht erſt in Jahren erfolgende Müdzahlung ruhig abwarten. Die Folgen dieſel Schritte der
geweiht, empfangen täglich ihre Dpfer au Thee und getrodneten Früchten. Die Hühtigfeit bet dinefiſchen Race hebt die apathilde Weidlich Feit der übrigen Bewohner der heißen Zone noch mehr hervor. Die Gin:
Regierung müſſen ſich in nicht ſehr ferner Zeit, wahridheinlich gebornen vox Amboina find alle träge und der Arbeit feind. Wenn fie idon nach Ablauf des 20tägigen Termine zeigen, denn eð fann nicht fehlen, daß die Interimsſcheine neben den gewöhnlichen
Renten auf den Markt fommen, und als fünfprocentig nothrens Dig höher ftehen müſſen als die gewöbnlichen (ron nun an) fünfts halbprocentigen Renten .
Ueber den Grad des Gelingens der
ganzen Maaßregel läßt ſich nicht wohl früber entſcheiben , und inzwiſchen hat die Regierung dem Anbrang zum Rentenverfauf vorgebeugt. Im Ganzen genommen hängt die Entſcheibung von Den auswärtigen Beſigern ab, die zuſammen eine Capitalſumme
einen Ruchen aus dem Marf der Sagopalnue unter der Ardhye geröſtet, und aus einem Bambusrohr den Saft des Sagower, einer andern Palme,
geſchlürft haben, ſo befümmern fie fich weiter nichts um die Reichthümer dieſer Welt, und fennén feinen andern Genuß als die Nuhe. Tagelang fauert der Malane auf der Schwelle ſeiner jütte oder liegt im Schat:
ten der Piſangbäume ſeines Garteng. Nur manchmal ſchüttelt er dieſen Halbſchlummer ab und wirft in dem foldyreichen Meere die Angel aus,
oder vollbringt, went 'er 'Mohánmebaner iſt, ſeine Waſwungen in dem ſchattigen Baffin von Batu -Mare. ' Sobald diefes Volt nicht nicht frem :
dem Drud gehorden müßte , fobald die Dörfer, die gegenwärtig unter
von 600 Mill. Fr. in franzöſiſchen Fünfprocentigen liegen haben ; eingebornen Häuptlingen Rehen , welche die Abgaben -einſammeln und werden dieſe in der Mehrzahl zurücverlangt, ſo fann die fran . den Feldbau überwachen , es in ihrer Macht hatten , die Gewürznelfen: zöſiſche Regierung nicht weiter zahlen ; haben ſie aber hinreichen. pflanzungen -fich ſelber zu überlaffen , ſo würde Amboina in furzer Zeit des Vertrauen auf die Dauer der franzöſiichen Zuſtände, ober
feine Bergabhänge von der unbändigen Vegetation der Tropen über :
wiffen fie ſonſt nicht, was fie im Augenblid mit dem Gelb anfangen jollen, ſo werden fte ihre fünfprocentigen in fünfthalbprocentige
mudert fehen ." In einem'n lande, wo jeder Stamm der Sagopalme
Nahrung für einen Menſchen auf ein halbes Jahr enthält, ' fann nur
umwandeln laſſen , und die Rentenumwandlung gelingt, wenigſtens
zwang die Trägheit überwinden, welde das Klima erzeugt, und die
zum Schein ,'tenn die erwartete Erſparung von 18 Mil. an den
wunderſame Fruchtbarfeit des Bodens nufbar niachen. Wenn die Hols länder bei Ausbeutung des indiſden Archipele Reſultate erzielt haben,
Aufgaben bürfte auf ein ſehr kleines Maag id rebuciren. (Fortſeßung folgt.)
welche ſeit langem den NeiðiEnglande und die Bewunderung von ganz Europa erregen , wenn fie den Boden fruchtbar gemacht, ohne die Völfer zu empören, fo lag ed allein in ihrem falten methodiſchen Weſen, das
304 fie geeignet machte, dieſen idláfrigen gleichgültigen Naturen eine mäßige, aber nicht zu umgehende Aufgabe für jeden Tag zujumefien . Nachdem wir die Stadt beſehen hatten, durchſtreiften wir die Ilfer der Bay. Grurpen von Cocos : und Sagopalmen drängen fich bis an das Geſtade herab, und in ſeiner ganzen Pracht iſt hier der Baum mit :
fleifdigen Blättern (Barringtonia speciosa) zu ſdauen, deſſen zerſtoßene Früchte die Fiſche betäuben , und aus deſſen großen Blüthenfeldhen die Staubfäden wie Purpurneße niederhängen. Alle dieſe Bäume ſcheinen dem Meere zu entiteigen , von dem fie nur ein maler weißer Sands ſtreifen trennt. Hinter ihren grünen Mafien fieht man in ſeltenen Zwi: fchenräumen die Hütten der Malayen oder die maleriſchen Landhäuſer der Bewohner von Amboina . Dieſe Villen an dem nördlichen Ufer er: baut, um die Friſde der Seewinde einzuathmen , find ganz von Holz wie Bauernhäuſer erbaut , nur haben ſie ſtatt der Strohdächer eine Vedeckung von Palmblättern , die auf Sparren von Bambus liegen .
Als die Ufer uns nichts neues mehr boten, dachten wir daran, die Berge zu beſteigen. An dem zu unſerm Ausfluge beſtimmten Tage ver: ſammelten wir uns alle Morgend ſechs Uhr bei dem Nefidenten von Amboina. Vierzig Tragſefiel warteten unſrer, welche jeder auf acht bis
gehn Sţultern ruhen ; Pierde in Galopp gehen nicht raſcher als dieſes Menſchengeſpann , das gleichſam durch die Berge fliegt, bald aufwirte, bald abwärts über Felſen und Bache, und an Abgründen hin. An der Spige des Zuges trug ein Chef der Polizei der Eingebornen das hollän: diſche Banner. Ihm zur Seite begleitete der Tam - Tam und der Gong einen iniproviſirten Geſang unſer8 Standartenträgers , den die ganze
Smaar im Chore wiederholte , der Malaye fang: die Fremden ſeven willfommen ! Wir haben viele dieſer bleichen Geſichter geſehen . Die
con
Siegeszeichen, idarúdte die Stirne des Anführers dieſes wilden Kriegés tanzee, in welchem fich die Tänzer mit ſeltſamer Gewandtheit ſuchten und
auswichen. Man ſah die Kriſe blinfen, und die Schilder in Tacte zu: ſammenſchlagen wie bei den barbariſden Kämpfen , die noch jeßt in den Gebirgen von Geram und Vuru ſtattfinden, allein die friedlichen Bewoh: ner von Amboina ſchwingen ſeit langem den Aris nicht niehr , außer bei dieſen Spielen .
A18 der Tam Tam verſlummite und die feudenden
Tänzer fich entfernt hatten , konnten wir beobachten, mit welcher Sorg: falt die Hollander fich bemühen, dieſe Völfer, deren Sàidſal ihnen an: vertraut iſt, zu zähmen und zu unterrichten . Etwa 20 Kinder waren in einer Schulſtube vereinigt, in die wir geführt wurden. Wir bewunder: ten die Meinheit der Buchſtaben, welche dieſe braunen Schüler nachbilden ; wir hörten fie in malayiſcher Sprache einige Bibelverſe fingen, und be: griffen ohne Mühe den naiven Stolz, der auf dem Geſichte ihres Lehrers zu liegen idien, eines ſchwarzbraunen Mulatten, der an dieſem Ehren : tage das ſchwarze Familienfleid , das von allen amboineſiſchen Chriſten ſo werth gehalten wird , hervorgezogen hatte. Die Einrichtung dieſer Schulen iſt nicht neu ; die indiſde Goma
pagnie gründete dieſelbe ſchon gegen das Ende des 18ten Jahrhunderts, in der Abſicht dadurch die Lehren des Calvinismus auf der Inſel zu verbreiten. Durch javaneſiſche Handelsleute und die Groberer aus Ternate waren die Bewohner von Amboina zum Mohammedanismus Befehrt wor:
den ; portugieſiſche Prieſter ihrerſeits hatten ihnen die Kenntniß des Gvan geliumo beigebrađt. Die Hollander fanden daher auf dieſer Inſel Moham: medaner und Chriften vor ; dieſe leßtern, die in ihren Privilegien beſtätigt
und von den Muſelmännern durch ihre Kleidung ausgezeichnet waren ,
in mehrern Fällen über Baſaltfelſen ſtürzen. Um 10 Uhr waren wir ſchon wieder an Bord der Corvette , noch ganz geblendet und betäubt von dem Geſehenen . Abende vier Uhr niachten wir uns wieder auf den Weg nach einem der Dörfer im Innern, wo unſer Beſuch erwartet war ; diesmal war der Pfad für unſere malaviſchen Träger minder rauh, aber die Hiße deſto größer, die ihre braunen Schultern, auf welche die Sonnenſtrahlen fielen , in Schweiß badete. Bald waren wir auf einen der Hügel gelangt, deren abgerundete Ruppen ſich eine über der andern erhoben und die Halbinſel Leytimor bilden. Von dieſem Standpunft
argwöhnten nicht, daß fie mit den religiöſen Uebungen ihrer neuen Herren ihren alten Glauben abſchworen . Der Calvinismud bereicherte ſich durch dieſe leichten Befehrungen, und die holländiſche Herrſchaft fand fich auf Amboina auf einer Unterlage gegründet, die ihr allenthalben ſonſt fehlen mußte . Auch hat fich dieſe Colonie zu allen Zeiten ſehr anhänglich an das Mutterland gezeigt, und liefert noch heutzutage der indiſchen Armee ihre beſten Soldaten . Mit ſeiner gewohnten Umficht vertraut Holland indeß den Eingebornen von Amboina feineswegs die Bertheidigung ihrer eigenen Küſten , und zieht es vor auf dieſe Inſel javaneſiſche Berapung zu legen, während der zweifelhaften Treue Java's oder dem unruhigen Geiſt auf Celebes die Ergebenheit der Bataillone aus den Moluffen entgegengereßt wird. Die Dörfer auf Amboina mit ihren niedrigen Bambus : und lehmi: hütten find alle mit ungeheuren Gehegen, die zum Bau der Gewürznelfe beſtimmt find, umgeben. Die jährliche Ausfuhr dieſer foftbaren Knoſpe beträgt 150,000 Kilogr., im Werthe zwiſchen 6—700,000 Fr. Die hol: ländiſche Regierung hat den Preis feſtgeſtellt, wonach ihr die Gewürz nelfen abgeliefert werden müſſen ; fie bemächtigt fide aber nicht der ganzen Ernte. Wenn ihre Magazine gehörig verfehen find , geſtattet fie den Gingebornen an holländiſche oder malayiſche Kaufleute, die allein zum Handel mit den Doluffen zugelaſſen ſind , die Gewürze zu verfaufen , deren Auslieferung fic nidt verlangt hat , und begnügt fich damit von
ſah man , jenſeits der Garten von Batu : Gede und der regelmäßigen
dieſen Verfáufern eine Abgabe von 6 oder 12 Procent zu erheben.
Straßen der Stadt, den ungeheuren Canal wo die Bayonnaiſe, von einem Sdwarm von Biroguen umringt , einem geſcheiterten Meerungethüme glich. Durch den Häuptling des Dorfes der Drang-Kaya herbeigerufen, drängten fich die Malayen in dem Hofraum , der auf einer Seite von dem Wohnhauſe, auf der andern von den Schuppen umſchloffen war, in
Die Bewohner von Amboina fennen feinen andern Erwerbezweig ald den Anbau und die Zubereitung der Oewürznelfe , und leben und ſterben mitten unter Wohlgerüchen. Die Sagopalmé erreßt ihnen den Reis von Java und den Manioc aus Braſilien. Wir fahen einen dieſer
denen die Gewürznelfen und Muscatnúſſe getrodnet werden. Für die
Stoff gefüllt iſt, der mit einem kleinen Bambuslöffel ausgeſchöpft, in eineu Sad der aus Cocosfaſern gewebt iſt , gefüllt wird ; dieſer Sack wird alsdann in fließendem Waſſer geſchlammt, um die Holztheile von dem Pflanzenmehl zu ſondern ; auf dieſe Weiſe werden in weniger als einer Stunde nahezu 4 Gentner Mehl gewonnen.
Portugieſen waren die erſten , aber ſie ſind vertrieben worden von den Holländern. Auch die Engländer haben fich gezeigt an den Gefladen von Amboina. Die Franzoſen haben wir niemals als Gebieter erfannt. Die beſten Herren aber ſind die Hollander, unſere guten Väter , die Hollander ! Bale ! Bale ! Yan ! Bale ! Bale ! Batutan !" Wir waren auf dieſe Weiſe durch das chineſiſche Quartier, über den Bach, der Batu:
Gede trennt, durch die fühle liebliche Reſidenz des Gouverneurs gekom: men ; jeßt rdlangelte fid unſer ungeheurer Zug,an den Bergwanden hin.
In weniger als einer Stunde hatten wir das Ziel unſeres Ausfluged erreicht, und drangen bei Fackelſchein in die Tiefe einer auégedehnten vulcaniſchen Höhle , an deren Wånden fich Ralffinter angefeßt hatte.
Nicht weit von dieſer Felſengrotte ſaben wir den Bach von Batu:Gede
Bewohner der Tropenländer iſt jeder Tag ein Fefitag , der fte von der Arbeit abruft. Cine ausgewählte Schaar war bei dieſer Gelegenheit in das Kriegsgewand der Ceramieſen gekleidet worden. Sie hatten das Haupt mit einem bemalten hölzernen Helm bebedt, dem ein Barabices
-vogel als Zier diente. Den linken Arm durch die Riemen eines Smildes geftedt, den flainmenden Kris in der Rechten, begannen dieſe Krieger
Bäume fällen und ſeinen diden Stanım öffnen , der mit einem faſerigen 1
( Fortſeßung folgt.)
sdem den blutigen Raubzugen der Harfuren vorangingen . Eine portugieflfde
Der bekannte Aegyptologe Drovetti , unter dem Raifer: reid franzöſiſcher Conſul in Aegypten , ftarb am 9 Mårz in Turin, 77 Jahr alt ; feine werthvollen ägyptiſden Sammlungen finden fich im f. Muſeum zu Turin , deſſen Conſervator er lange Jahre war. " ( Liter.
Pidfelhaube, ein ſeit mehr als zwei Jahrhunderten ſorgfältig aufbelpartes
Gaz. 20 Márz. )
beim Lone einer ſeltſamen Mufif eines jener Edeingefechte, welche ebe:
.
Berlag der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. & 5. Wibenman 17.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 77.
30 März 1852.
den Schreden des Königs ſab, legte er ihm ein Decret vor, das
Dſchung Bahadur. Das United Service Journal vom März D. 3. bringt unter dem Titel „ber Löwe von 1850" den nepaleſtſchen Miniſter, ber in dem genannten Jahre fich in England befand, nochmale aufe
ihn felbſt zum erſten Miniſter und Oberbefehlehaber del Beeres ernannte, und das der König haſtig unterzeichnete. , DieſerStaatsſtreich, ber ben übrigen Theil bee Hofe in Be .
Tapet und theilt zur Charafteriftrung dieſes außerordentlichen
fürzung verſeşte, ficherte dem neuen Miniſter eine ruhige Griſtenz
Mannes eine Reihe Anekdoten mit, welche noch nicht veröffents
und den Befiß ſeines Amte ; aber endlich begannen die Anfänger des vormaligen Miniſters und Dſchung Bahadurs eigene Anhäns ger zu murren , denn die erſtern ſchöpften Muth aus der Unzus
licht worden ſeyn ſollen.
Wir heben deßhalb einige Bruchſtücke
aus, um ſo eber, meil fie auf das Land und die Sitten des Lans be8 zeigen, aus bem er hervorging.
„ Didung Bahadur iſt einer der merkwürdigſten Männer
friedenheit der lebtern, welche nicht das volle Maß von Beloh. nung ernteten , das ſie erwartet hatten. Dieß machie dem Mini
unſerer Zeit. Sein Sprung in den Sattel ale Oberbefehléhaber und Premierminiſter von Nepal ging zwar nicht ohne Blutvergießen vor fich, zeugt aber für ſeinen fecken, entſchloſſenen Geift.
fter das Leben verbrießlich und er ſuchte nach irgend einem guten
Er hatte fich in der nepalefiſchen Armee zu einer hinreichend aus
Sein gewaltſamer Tod ward beſchloſſen und dem Henfer bereits Befehl gegeben . - Ein Sklavenmädchen , bas einſt die Liebe des kühnen Sohnes der Berge genoſſen, vernahm den Plan, ihre alte
beſuchen, und er ergriff den Gebanken mit Begierde. Der König nahm ihn mit Vergnügen an, denn die Anweſenheit eines Minis ſtere, der fich auf dieſe Weiſe in ſeinen Dienſt gedrängt, war ihm nichts weniger als angenehm . ,, Die Vorbereitungen Dichung Bahadurs zu ſeinem Empfang am engliſchen Hofe waren charafteriſtiſch für ſeinen guten Ges
Zuneigung erwachte, fte eilte zu ihm, theilte ihm alles mit was
ſchmack und ſeinen originellen Geiſt.
fie wußte, und bat ihn auf ſeiner gut zu ſeyn. Dichung Bar ihr Schweigen und beſchied ſogleich ſeine Brüder – eben die zu fich ; dieſen Leute, die ihn nach England begleiteten enthüllte er, wa8 rorging, verſicherte fich ihrer Zuſtimmung und
Reichthümer tem reichſten aller Potentaten zu bringen ? 68 iſt beſſer ihr etwas zu Füßen zu legen, was ſich nicht mit Geld bezahlen läßt. “ Er berief die vornehmſten Häuptlinge des Ge birg8 zuſammen, benachrichtigte ſie von ſeiner beachſichtigten Ab : reiſe und verlangte von jedem eine der wertbgeachtetſten Krieg8-
ihreg Entſchluſſes in ſeiner Vertheidigung zu fallen , und befahl
waffen ſeiner Familie, die ſie als Erbe von ihren berühmteſten
gezeichneten Stellung emporgeſchwungen , um ein Gegenſtand der Beſorgniß für den ſchwachen , berrätheriſchen Hof zu werden.
hodur ließ fie die Wahrheit ihrer Ausſage beſchwöreu, gebot
Vorwand, um das Reich auf eine Zeitlang zu verlaſſen. Man ſchlug ihm vor England in der Eigenſchaft eines Botſchafters zu
„Was nüßt es“, ſagte er,
ihnen dann ihre Gewehre zu laben, ihre Gabel umzugürten und
unb tapferſten Ahnherren überfommen hatten.
ihnen nach dem Balaſte zu folgen. Sie gehorchten, und in
gen wurde Folge geleiſtet, und bieß waren die Geſchenke, welche ſein Beglaubigungeidhreiben begleiteten . Die Einfachheit und Eigenthümlichkeit der Geſchenfe gab ihnen einen ſeltenen Werth ." Didung Bhhadur zeigte fld in allen männlichen Uebungen außerordentlich gewandt : auf einem Fechtboben in England that
wenigen Monaten waren fte auf dem Weg nach der föniglichen Wohnung. Der König war im Darbar ( Rath ), und der Premiers
minifter, der Anſtifter tes Anſchlage gegen Dſchung Bababur, faß ihm zur Rechten. A18 Didung Bahadur und ſeine Brüm der vor der Palafttreppe anlangten, wurden fie von der Schild . wache angerufen, aber ein Sieb, und der Kopf der Schildwache
rollte auf dem Boden ; höher oben auf der Treppe wurden fie
abermalb angerufen , und der zweite theilte das Schidjal des erſten . Der erbitterte Jüngling trat in den Audienziaal, ſchritt auf die Stufen bed Shrones zu , zeigte den þinrichtungsbefehl vor, den er fich verſchafft hatte, und fragte den Miniſter, ob
Seinem Verlans
er e8 einigen der beſten Fechter zuvor, unb in Frankreich , wo er
auf einem Spaziergang in eine Schießſtätte gerieth. forderte er jeden heraus, es ihm gleichzuthun. Die Ausforderung warb ans genommen, die Franzoſen fanden aber bald, daß er ihnen übers legen ren. 4 Diefe Darſtellung mag ſo weit gang richtig ſeyn, aber Didung Bahadur batte wohl auch, wie wir an einem andera Drte auseinander
dieß nicht ſeine Handſchrift und des Könige Iluterzeichnung ſey ? Obe eine Antwort erfolgen fonnte, ſchlug Didung Bahadur ſein Gewehr auf den Miniſter an, und ſchoß ihn nieder , faßte dann
gerept, und wie es ſelbſt in engliſchen Zeitſdriften angedeutet wurde, nitt bloß perſönlide, ſondern auch politifoe Oründe, ſelbſt nach England zu geben . Die Verhåltuiffe in Aſien, wo ein Bruc zwiſdon England, China
die Leiche und warf fie aus dem Fenſter. Gin arger Tumult erbob fich. Wa8 ?" rief Didung Bababur que, rift es der
und Nußland faum mehr fehr fera reyn fann, und wobel Nepal fart in die Riemme fommen muß, modte es ihm wünidenswerth erſcheinen laſſen , ſelbſt vorläufige Ridſprache zu nehmen .
Mühe werth ſo viel Lärm um eine Leiche zu machen ?"
218 er
woso
306
Beitbetrachtungen .
rungen gegen die Bourgeoiſie fich hinreißen ließen ; der Grund
( Fortſepung .)
hievon möchte wohl faum ein anderer ſeyn als der, daß man Carnote auffallenden Sieg ale eine Demonſtration gegen die Rentenumwandlung betrachtet. Dieſe muß man, wie die Sachen jeßt ſtehen, vermuthlich
Wir enthalten und aller weitern Bemerkungen über die financiellen Plane der Regierung und deren Verabredung mit
den europäiſchen Geldmächten.
Das Intereſſe, das beide Theile
an dem Gelingen haben, iſt ſo mächtig , daß ſelbſt die aufges
ald das Wahrzeichen betrachten , ob die jeßige Regierung fich be
ſtachelten Beſorgniſſe der kleineren Rentenbeſißer ſchwerlich etwas dagegen ausrichten . Eine offene Niederlage der Regierung iſt faum wahrſcheinlich , aber auch das vollſtändige Gelingen iſt mehr a18 zweifelhaft, und vielleicht haben bloß bie Maaßregeln der Regierung hinſichtlich der Alter & penfionêcaſſen und der Interime ſcheine dieſe offene Nieberlage verhindert ober wenigſtens ver.
hauptet oder nicht; über das Gelingen oder Mißlingen wird erſt der nächſte Monat entſcheiden. Inzwiſchen darf man nicht vers
ſchleiert; bie Folge dürfte ein ſehr ſchwankender Zuſtand der
geſſen , daß der Präfident fich ſehr viele neue Feinde zu ſeinen
alten gemacht, und daß er mit Schritten umgeht, die von dem Standpunft ſeine
eigenen Intereſſe
au
ſehr gefährlich find.
Die Verordnung über den Unterricht hat niemand befriedigt: fie ſeßt einige hundert Menſchen ab, von denen viele nicht wiſſen , wovon fie leben ſollen , und eine noch größere Anzahl anderer,
franzöſiſchen Geldverhältniſſe und ihres Ausbrucks, der Börſe, ſeyn . An ein balbiges Gelingen der Landelcreditcaſſen und an eine Betheiligung der größern Capitaliſten Frankreich an dens ſelben iſt unter dieſen Umſtänden faum zu benken . Die Popus larität, die daraus hervorgehen ſollte, wirb alio vorerſt ausbleis
Univerſitátorathes abhing, macht fie von der Wilfür der Rea gierung abhängig ; da der neue Unterrichtårath gleichfalls nur von der Regierung ernannt und abberufbar iſt, ſo hat der Präs
deren Stellung bis jeßt von der collegialiichen Berathung des
ben, und die ſchwachen Verſuche, die den Arbeitern verhaften
fident auch die fatholiſche Partei, welche nach einer unabhängigen
Detroie zu milbern , werden in feiner Weiſe befriedigen . Es iſt ganz überflüſſig, das Ungenügende derſelben aufzuzählen , und eben
Stellung ihres Unterrichteweſene ſtrebt, feinedwege befriedigt. Die Maaßnahmen zur Penſionirung alter Beamten im Richters
ſo überflüſſig, zu bemerken , daß fich dieſe Claſſen nidt mit dem
ſtande wirfen gegen den Prinzen Prafidenten ſelbſt, denn durch das Austreten der ältern Richter kommen immer mehr die aus
guten Willen abſpeiſen laſſen .
Die Erhöhung der Weinſteuer
um die Hälfte beim Detailverfauf wird viel mehr Unzufriedene maden, als die Herabfeßung der Steuer beim Verfauf im Gros
Ben, eineltheils weil nur eine geringe Minberzahl 25 Litres auf cinmal faufen kann, anderntheils , weil für die Arbeiterclaſſen der Beſuch des Wirthehauſed faft die einzige Unterhaltung und Ers holung ift. Wir müſſen demnach dieſe Erſtlingeverſuche, burch Steuerverminderung die untern Claſſen für fid und ſein Regies rungepftem zu gewinnen , als weſentlich mißglüdt anſehen. Auf das Gefolgte Regierungoioftem wollen wir eben ſo wenig
der Reſtauration @ periode und aus der Zeit der Juliu monarchie in die höchſten Stellen, und da man dieß möglichſt vermeiden will, ſo hat man ſchon mehrern derſelben nnr die Wahl zwiſchen Verbannung und Einreichung ihres Abſchieds gelaſſen. Noch bäfs
licher iſt es, was man über das Officierdcorpå erzählt. Dasſelbe Epurationsſyſtem , daß man gegen die Civilbeamten anwendet, joll auch gegen die orleaniſtiſch geſinnten Dificiere angewendet wer . den : wer 40 Dienſtjahre zählt, was bei der Doppelten Rechnung jedes Feldzugejahre bei Männern in noch ſehr fräftigem Alter
näber eingehen, ba e8 zu klar vor aller Augen liegt : ber Preß.
der Fall ſeyn fann , ſoll in Diſponibilität geſtellt werden fönnen .
zwang, die Polizeihäſcherei, die gewaltſame Ausweiſung angeſebe.
Dieß träfe alleiit in der Parijer Garniſon etwa 750 höhere Dffie ciere, und in der ganzen Armee über 3000. Der Kriegéminiſter
ner Männer, die noch fortbauert, und die Art, wie die Wahlen
beherrſcht wurden , 1i find in friſchem Angebenken ; an ſolchen Din gen ſtirbt aber eine Regierung nicht, die ſich auf die bewaffnete
Macht ftüßt und ſtüßen kann. Daß indeß die Stimmung auch unter den Maſſen , namentlich zu Paris, fich zu Ungunſten der Regies rung geändert hat, zeigt der Umſtand , daß am 20 Dec. von
392,000 Wählern 296,000 ftimmten , am 29 Febr. nur 213,000 ;
D'Arnaud jou fich dieſer Maaßnahme ernſtlicy wiberjeßt haben , und daher die Mißftimmung zwiſchen ihm und dem Präfibenten ſtammen. Bei der Hartnäcigfeit, mit welcher der Prinz auf
ſeinen Planen beharrt – eine Hartnädigkeit, welche fich hinſicht lich des Decrets über die Güter der Drleans beſonders auffallend gezeigt bat - iſt indeß nicht mit Sicherheit anzugeben, ob er
am 20 Dec. gab es 196,000 bejahende Stimmen , am 29 Febr.
nicht früh oder ſpät ſeinen Plan toch wieder aufnimmt, und die
nur 132,000 Stimmen für die Regierung & candidaten , und zwar troß aller Anſtrengungen der Regierung, welche den Dppofitione. candidaten alle nur erdentlichen Schwierigkeiten in den Weg legte. Uebrigend betrachtete man die Art der Wahl und die Stellung der Repräſentanten als eine wahre Verhöhnung des parlamens tariſchen Syſtems, und der Prinz Präſident felbſt beſtätigte dieſe
Laufbahn zablreicher Officiere bricht. Unter ſolchen Umſtänden , wo es fich um den Beſtand oder Fall der Regierung handelt , wird jeber Schritt derſelben weniger
in Bezug auf die Landeëverhältniſſe ale in Bezug auf die Stel lung der Regierung betrachtet, die ernſthafteſten Fragen über Landcredit und Vertheilung der Gemeindegüter, womit der Präſi .
Anſicht durch zahlreiche Decrete, namentlich auch durch die Ver.
dent fich gleichfalle beſchäftigt baben ſoll , ebenſo wie 'bie mit jon bers
fügung über das Bubget , das jedermann , wenn auch nur der Form nach , als vor den legislativen Körper gehörig betrachten mußte ; die Blätter der Regierung hatten daher ſehr Unrecht, wie ſie es gethan, über die Herrſchende Gleichgültigkeit bei den Wahlen ſich zu beklagen . Sonderbar nimmt es fich beſonders aus, daß die Regierungsjournale über die Nachwahl Carnots, der mit 3000 Stim men Mehrheit gegen die Regierung & candidaten gewählt wurde, ſich faſt enimuthigt zeigten, und zu heftigen ſelbſt brohenden Acußes
barem Ernſt betriebenen Uniformfragen , womit ſich der Präſident
1 Inden ſollen doch 80 bis 100 Opponenten in die Rammer fommen , abgeſeben von Caraignac und Carnot, die jedenfalls den Eid verweigern.
mindeftend ebenſo viel, ale burch alles andere geſchadet hat, indem
er fich der Lächerlichkeit auêſepte. Die öffentliche Stimmung des Landes zu ſchildern, möchte bei dem herrſchenben Prebzwange ohne . bin eine ſchlimme Sache ſeyn , aber andere Umſtände eridweren es noch: mas am 20 Dec. wirfte , wirft noc nady,' denn nie mand fann fagen , mal nach Ludwig Napoleon fommen joul. Er hat in den vier Monaten ſeines autofratiſchen Regiment8
unzweifelhaft an Gredit berloren und Feinde fich gemacht , wo vorher Gleichgültigfeit, wo nicht Zuneigung herrſchte, aber die Frage bleibt immer noch : mae nachber ? Legitimiſten und Orlea
307
niften find immer noch uneind, wenn auch die Fuſion, wie Sal. van by in einem ſehr verzwidten Zeitung &artikel zu verſtehen gab, gelungen ſeyn ſollte, denn die Parteien ſelbft widerſtreben einan. ber, und werden den Führern nicht folgen . Für Heinrich V wird fich feine Armee erheben , höchſtens ein Häuflein , und für die
orleaniſchen Prinzen wäre nur Ausſicht, wenn Heinrich V nicht wäre, D. h. wenn fich Legitimiſten und Drleaniften aufrichtig vereinigten, was nicht der Fall iſt; ſomit bleibt nach Napoleon immer noch nichts als die Republif übrig , welche nur ſchlechtes Vertrauen erweit. Die Stimmung in Frankreich , namentlich in Paris, mag alſo nicht die angenehmſte ſeyn , man wendet ſich von der Gegenwart mit Mißtrauen und Haß ab, und der Zu
funft mit feinerlei Vertrauen zu , denn nur wenige werden die unerſchütterliche Zuverſicht des neueſten Mazziniſchen Manifeſtes theilen . Man brudt auch dieß ganz kalıblütig auf dem Con tinent ab , was tie ſicherſte Widerlegung iſt, denn fein Menſch mit fünf geſunden Sinnen glaubt, daß es einen Einbrud machen werbe. Wer dieſe Zuverſicht Mazzini's nicht theilt, hült fich in
Joomu
jeine Popularität ganz einfüßen will.
Vor der Decemberkata.
ſtrophe fiel die Verantwortlichkeit für die Nichterreichung dieſer Wünſche auf die Nationalverſammlung, jeßt ganz conſequent auf ibn felbft. Hiezu fommt noch, daß ſeine perſönlichen Plane fein Ger heimniß ſind, und wenig Sympathie finden ; das Kaiſerthum hat
eine hödſt beſchränfte Anzahl von Anhängern, denn Legitimis ften, Orleaniften und die republifaniiden Volf&maſſen find gleichs mäßig dagegen, und für die auswärtigen Verhältniſſe iſt der Schritt, bem man fich langſam nähert, und der endlich nach allem wað vor. aus gegangen , wird gethan werden müſſen , nur eine Schwierigs feit weiter. Hätte er es dahin gebracht, noch im December zum Kaijer proclamirt zu werden , ſo hätte es eher gelingen mögen , jeßt fieht man nur ſein Streben und bemerft, daß er fich noch durch allerlei Kinderniffe gehemmt fühlt. Das mirft in der
öffentlichen Meinung nidt minder gegen ihn, als ſeine halben ſocialiſtiſchen Verſuche. ( Schluß folgt .)
Schweigen und wartet der Zufunft, die ſchwerlich Roſen bringt. Es iſt der Regierung des Präſidenten höchſt nachtheilig , und
auf die öffentliche Meinung in Frankreid von idhlimmer Einwirs kung, daß er mit nur allzubefannten Vorneigungen und Anfidh ten die Regierung antrat, und jeßt im Beſige der vollen Gewalt
dieſe Anſichten auêzuführen gewiſſermaßen genöthigt iſt.
Die
Times bezeichnet al8 ,,bie Grundlage der Regierung Ludwig Napoleons eine ſeltſamen Verbindung willkürlicher Gewalt mit ertremen bemokratiſchen Intereſſen ." @rhat oft genug wäh
rend ſeiner conſtitutionellen Präſidentſchaft zu verſtehen gegeben, daß er Wünſche und Plane genug zum Wohle der untern Claſſen habe, daß er aber durch die Nationalverſammlung an deren Aug. führung gehindert werde. Seit dem December ſtört ihn die National. verſammlung nicht mehr, und er ſoll alſo nun ſeine Wünſche und
Die Molukken unter der holländiſchen Herrſchaft. Erinnernngen aus dem indo - chineſiſchen Meere. ( Fortſeßung .)
Wir hatten nun unſere Vorråthe an Waſſer und Lebensmitteln er: neut, und mußten und eilen, von dieſen reizenden Ufern zu entfliehen , bevor fie verpeſtet wurden. Zur Zeit als Batavia noch für das Grab der Europäer galt, bot Amboina den Beamten der Compagnie eine bes zaubernde Freiflåtte und Geneſung für die Leidenden dar. Raſch auf einander folgende Erdbeben, welche den Boden dieſer Inſel aufwühlten, haben verderbliche Miasmen entbunden, die während Jahrhunderten in
ſeinem Schooße gåhrten. Alljährlic brechen vom December an böes artige Fieber aus und dauern fort bis zum Auguſt. Vielleicht wenn das Feuer in den Eingeweiben dieſes vulcaniſchen Archipelo dereinſt er: liſcht, wird Amboina wieder was es früher geweſen , und wie es wahs
Plane in Ausführung bringen . Jeßt ſtößt er aber, ſtatt an den legalen Widerſpruch der Nationalverſammlung, an die Schries
rend unſeres furzen Aufenthalts auch und erſchien : das Paradies von niederländiſc Indien .
rigkeiten an , welche ihm der factiſche Beſtand der Dinge entgee
Am 15 November, bevor die Sonne unter dem Horizont verſchwun :
genſeßt. Seine Plane weckten gegründetes Mißtrauen in den mittlern und höhern Claſſen und allzu weit gehende Hoffnun
den war, hatte die Bayonnaiſe die leßte Spiße der Bay von Amboina
gen in den untern . Der kleinſte Schritt, ben er auf der Bahn ſeiner ſocialiſtiſchen Verbeſſerungen vorwärts thut, trägt ihm von Seiten der Mittelclaſſen ten Haß der vollen Ausführung ſeiner wirklichen ober vermeintlichen Plane ein , während die untern Claſſen Durch die homöopathiſchen Doſen , die er zu geben vers mag, fich in ihren Erwartungen bitter getäuſcht finden. Dieß erzeugt fortwährend eine unruhige Stimmung, da die Beſorgniſſe auf der einen Seite geſteigert, die Erwartungen anf der andern fint. Franfreich, mit der Stellung die es in Seite nicht geſtillt ſind Europa einnimmt und behaupten will, muß ein bedeutendes Heer und eine bedeutende flotte unterhalten.
Dieſe jeit Jahrhunderten
beſtehende Stellung hat ein brütended Auflagenſyſtem und Schule den herbeigeführt ; 1 legtere müſſen bezahlt, die Armee und Flotte unterhalten werden . Die fortdauernden Anforderungen an den Schaß machen financielle Grperimente ſehr gewagt, und die Wünſche und Erwartungen der untern Glaſſen, die mit Verſpredungen getödert wurden , leiben feinen Aufichub, wenn der Präſident nicht 1 Und nicht nur dieß, ſondern auch die Conſcription, die in Frant: reich durchaus nicht beliebt ift.
Man (dreibt dem Präfidenten Plane
zu fie abzuſchaffen , ſo lange aber der Sold der Soldaten ſo gering iſt im Vergleid mit dem Taglohn, wird man nie die nöthige Zahl Truppen auf dem Wege der freiwilligen Werbung erlangen. Der Plan der Aufhebung der Conſcription ftößt alſo bei einer politiſch-militärischen Stellung, wie die Franfreiche, auf eine Unmöglichkeit. .
unſegelt. Man hatte und vorausgeſagt , daß , ſo lange der Nordweſts Muflon in dem javaniſchen Meere nicht eingetreten ſex , wir harts nådiger Windfille in den Moluffen ausgeſeßt bleiben würden . Der erſte Tag nach unſrer Abfahrt war auch in der That ein verlorner. Am darauf folgenden trieb ung ein friſcher Südwind in einigen Stunden durch den Canal, welcher Buru von Manipa trennt. Wir fahen ſchon die Xullainſeln, als der Wind plößlich nachließ ; aber noch gewitterte es um die Berggipfel von Ceram , und wir hofften, daß der Wind ſich wieder erhebe, als die aufgeballten Wolfen fich verzogen und der Himmel fich in feiner verzweifelten Klarheit zeigte. Während zwölf Tagen irrten wir zwiſchen den Xullas und Dbygruppen umher, ſtets von den Strömungen: zurüdgetrieben, deren Wirbel die Meerenge mit langen Schaumfireifen furchten. Rein Segel zeigte fich in unſrer Nähe, und auf dem ſchweig ſainen öden Meere ſah man nur losgeriſſene Agavenbüſchel oder einige Baumſtämme, welche dag plößliche Anſchwellen der Flüſſe, die ſich in den Golf von Gorontalo ergießen, fortgeſchwemunt hatte. Am 1 December
gelang es uns endlich aus dieſen abſcheulichen Gewäſſern auszulaufen ; aber Windſtille und Strömungen verfolgten und aud über die Meerenge von Oby hinaus. Entſchloffen auf , Ternate den völligen Gintritt des Muffon abzuwarten , fonnten wir erſt an 6 December auf die Höhe dieſer
Infl gelangen, und hatten in 21 Tagen nur 90 Stunden zurückgelegt. Die vulcaniſche Inſelgruppe zwiſchen Calabrien und Sicilien gibt ein Bild von denı Archipel, den ein ausgedehnter Ausbruch unter dem Aequator , einige Meilen von der weſtlichen Küſte von Gilolo, empor:
getrieben hat. Die gigantiſchen Kegel von Ternate und Tidor erheben ſich einander gegenüber, gefrönt mit Kratern wie die Inſel Stromboli.
wooor
308
Gine ſchmale Durchfahrt trennt dieſe beiden lavaberge , deren Scheitel
Bevor wir in die Empfangsſále des Reſidenten eintraten, ließ fich
fic 1400 Meter über der Meeresfläche in den Wolfen verliert. Wir fuhren ohne Zögern in dieſe Meerenge ein und zählten darauf, daß der Nordoſtwind und in weniger al8 einer Stunde hindurchtreiben werde ; allein ſo wie wir von dem Land geſchüßt waren , hörte der Wind als: bald auf ; die uns anfänglich günſtige Strömung wechſelte, und wir fanien ungeadytet aller Anſtrengungen rudwarte. Währendden wir ſo der Ungunſt der Wogen überlaſſen waren , lödte ſich eine Pirogue von vom Ufer von Titor, und nahte ſich unſerer Corvette. Zehn Malayen, nadt bis auf den Gürtel , mit dem ſpißen Hut der Chineſen befleidet, führten die Nuberſtange mit Kraft und ließen das ſchlanfe Fahrzeug, über welches ein leichtes Zelt geſpannt war, unter ihren ſehnigen Armen über die Wellen hüpfen. Wenn ein Windhauch die Vorhänge lüftete, welche von dem Zeltdache herabhingen , zeigten fich zwei weiße Frauen: gewänder zwiſchen den gedrängten Reihen der Nuderer ; zwei bleiche
ſchon errathen, daß ein hoher Gaſt dort erwartet wurde. Auf dem Wege, der aus dem europäiſchen Quartier , durch den chineſiſchen Campong und die Sütten der Malayen nach dem Palaſte tes Sultans führt, bil:
deten umgebogene Bambusſlengel einen langen Begengang; Harzfadeln flammten nach allen Seiten und erleuchteten die Dunkelheit mit ihrem dywanfenden bläulichten Lichte. Das Haus , welded ter Reſident be: wohnt, beſteht aus einem Erdgeſchoß, vor dem ſich eine Säulenhalle hin: zieht ; dieſe erglänzte von der Flamme der Wadolidter, die in Glass fugeln brannten . Ilm acht Uhr wurde getrommelt, Paufen und Clari: netten ertönten. Mit ſeiner Leibwache voraus , welde noch die volle Rüſtung der Krieger von Celebes , den eiſernen Helm und den damat: cirten Harniſd trägt, nahte der Sultan in einem offenen Wagen . Zwei lange Reihen treuer Unterthanen zogen im Gilichritt den erhabenen Ver: treter des malayiſchen Volfes. Giner unter den Frauen des Sultang
anmuthige Geſichter neigten ſich gegen und und zogen ſich alsbald wieder
wird von der holländiſchen Regierung geſtattet mit ihrem Gatten die
zurüc. Dieſe liebliche Erſcheinung ließ uns nicht lange in Ungewiß-
Chrenbezeugungen der höchſten Ranges zu theilen , und dieſe ſaß neben
heit ; ganz nahe an die Corvette herangefommen , hielten die Malayen
ihnı. Dem königlichen Paare folgten in einem zweiten Wagen die Prin. geſlinnen Töchter. Sobald die Trommel erſchell, trat der Reſident über die Schwelle der Vorhalle und empfing den Sultan mit offenen Armen . Würde der Reſident im geringſten von dem vorgeſchriebenen Programme
durch raſches Heben ihrer Ruderſtangen die Pirogue an, und der reiche Guropäer der mit Tochter und Nichte ſich darauf befand, bot und ſeine Dienſte an.
A18 alter Seemann überließ er und einen ſeiner Ruderer,
dem er den Befehl gab, uns in die Durchfahrt zu geleiten, bis er ſelber, nachdem er ſeine Familie and Land gebracht, während der Nacht unſre
dieſer Etiquette abweichen , ſo gälte dieß in den Augen des Sultang
Corvette flatt des lootſen nach dem Anferplaß führen könne .
Ein ſolcher
Krone durch denjenigen , den er ehrerbietig ſeinen altern Bruder“ nennt.
Beginn ließ ung ahnen, welche Aufnahme wir zu Ternate finden würden. Es war uns ſehr wünſchenowerth , daß wir dieſen Haltplaß am 6 Deceniber erreichten . Wir wußten, daß alljährlich um dieſe Zeit das
Ernſt und feierlich, wie es ſeine Aufgabe erforderte, führte der Reſident
Geburtsfeſt des Königs den Sultan von Ternate und die Abgeſandten
alter Arbeit mit Betelblättern , Kalf und Arecanuſſen , die man nach dem Gebrauche den eingebornen Fürften bei ſolchen Gelegenheiten tar: bietet. Der Sultan hatte die Wahl, dieſe Gabe anzunehmen, nicht aber ben Becher mit Waſſer zurüdzuweiſen , den der Refitent ihm vorſeßen ließ. Gr tauchte die Lippen darein und behielt das Waſſer einige Zeit im Munde, bevor er eg in ein ſilberned Gefäß ſpudte, das einer ſeiner Diener ihm vorhielt. In den barbariſchen Zeiten als dieſes Ceremoniel
für eine Verlegung ſeiner Privilegien , ein Attentat gegen die Rechte ſeiner
nun den Sultan an einen Tiſd, der im Hintergrunde des Sales ſtand. Auf dieſem Tiſche befand ſich eine filberne Schüſſel von wundervoller
des Sultang von Tidor , die an dieſem feierlichen Tage ihre ewigen .
Streitigfeiten ruhen laſſen müſſen, in ten Hauſe des Reſidenten zuſams menführe. Die Form, unter welcher die holländiſche Macht über die drei Hauptgruppen regiert , erinnert abermals an die verſchiedenartige Ent: wiđlung der Eroberung und die Einführung des Handeld monopold der Compagnie. Zu Amboina, wo ſich hauptſächlich der Bau der Gewürznelfe concentrirt, find es nur die Diſtrictshäuptlinge, welche zwiſchen den
niederländiſchen Beamten und den Gingebornen als Vermittler auftreten. Auf den Banda- Inſeln , die den Pflanzungen des Muscatbaumo gewibmet und von dem Krieg entvölfert find, iſt die Ausbeutung des Bodens Ben Sträflingen übertragen, die aus Java hieher gebracht werden. Die Verwaltung iſt gänzlich in den Händen europäiſcher Beamten. 3n Ter :
nate, Batídian, Tidor, wo es hinreichte, die Erzeugung der Gewürze
eingeführt wurde, hatten Gift und Dolch mehr denn einmal malayiſde Fürſten von ihren Feinden befreit ; man hatte daher ſeinem Gaſtfreunde ein unbegränztes Zutrauen bewieſen, wenn man aus ſeiner Hand einen Trunk annahm, den allzu oft der Verrath bereitet hatte. Der Sultan von Ternate war 65 Jahre alt. Unter einem Neß von
Runzeln zeigte ſein Geſicht, zwar minder braun als es gewöhnlich die Malayen ſind, die platten Geſichtezüge dieſes Stammes, die flache Naſe,
zu unterſagen , hatte ich die Compagnie damit begnügt, einen großen Theil des Bodeno fich zujueignen, um ihre Comptoire und Forte darauf zu errichten ; das Neberwachungeſyſtem erfeßt noch gegenwärtig auf dieſen
die vorſtehenden Badenfnochen, die dicen mit Vetel gerötheten Lippen ; Der wohlwollenbe Blid des Auges allein verlieh dieſem wenig reizenden
drei Inſeln das einer unmittelbaren Regierung. Dieſe Einrichtung ge-
Federn und Edelſteinen überladen, umgab ſein fönigliches Haupt, das
fattet Holland ſeinen Einfluß über ungeheure Länderſtreden auszubreis ten, ohne ſeine Staatseinnahmen mit láftigen Befaßungen zu beſchweren . Die Sultane von Ternate, Tidor, Batſdian bewerben ſich um ſein Wohlwollen , und beugen ſich vor ſeinen Erlaſſen. Unter den zahlreichen Nachfommen dieſer drei Sultane ber Moluffen bezeichnet eine geheiminißvolle Schrift, die dem Reſidenten von Ternate anvertraut iſt, denjenigen , welcher dereinſt das väterliche Orbe antreten
unter ſo viel Pracht zu erliegen dien . Gin Hoffleid von grünem Samat,
foll. Der legitimen Herr derfamilie gehört die Krone, der holländiſden
Regierung aber die Macht, den Prinzen auszuwählen, der fie tragen ſoll. Weit entfernt die Bedeutung der eingebornen Regierungen zu ſchwachen,
Ganzen etwas angenehmes. Gin Turban von rieſigem Umfang, mit aus dem ſich eine Fluth von Spißen ergoß , belaſtete ſeine vom Alter gefrümmten Schultern mit einer Maſſe von verblichenen Sti&ereien ; ſeidene Strümpfe und weiße Caſimirbeinfleider ſchlotterten um ſeine hagern Beine, die den gabligen Stengeln des Pandanus glichen ; die Sultanin fand ihrem Gatten auf dem Lebenspfade ziemlich nahe. Ihr
hartes vertrodneted Geficht hob die Gutmäthigfeit in den Zügen des alten Herrſchers noch mehr hervor. Die jungen Prinzeſſinnen , welche die geſeßmäßige Gattin des Sultang umgaben, erſchienen, wie ſie, in ein : fachen weißen enganliegenden Muſſelinkleidern, die für das Auge einer
hat ſie auf allen Punften ihreo großen Reiche die einzige fittliche Macht,
Mutter etwas mehr Fülle wünſchen ließen. Der leichte Stoff zeichnete in
welche ſie vorfand , geachtet und befeftigt. Die holländiſchen Beamten
dem hell erleuchteten Saale Umriſſe, die nur an die beſcheidene Beleuchtung
beſigen eine froſtige Würde , welche ihnen geſtattet der Gitelfeit der
des Dalem (Harem) gewohnt waren. Einigen dieſer jungen Mädchen fehlte eß weder an Anmuth noch an Schönheit. Die Blåfie ihrer
1
eingebornen Fürften zu ſchmeicheln , ohne daß fie ſelber dem hohen Range etwas vergeben, den ihnen ihre ausgedehnte Vollmacht anweist.
Beſonders bei öffentlicher Feierlichkeit laſſen fie es fich angelegen repa, dieſe abgefeßten Herrſcher etwas gelten zu laſſen. Das Feft, zu welchem wir eingeladen waren , führte den Reſidenten und den Sultan von Ternate zuſammen .
Berlag der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
braunlichen Geſichtsfarbe ſtand gut zu dem icmachtenden Blid ihrer großen finnigen Augen , deren düſtere unbewegliche Klarheit durch feinen Lichtſtrahl belebt wurde. (Schluf folgt .)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen ma n n .
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N "
78.
31 März 1652.
fund gibt.
Beitbetrachtungen. (Schluß .)
Einen ähnlichen Charakter, wie der Gang im Innern , tras gen auch die äußern Verhältniſſe : wie man im Innern mit
großen faiſerlichen Anſprüchen aufgetreten war, vor benen ſchließ Jidh fich alles beugen , und denen man fich nach kurzem Wider ſtreben fügen werde, fo traten auch die Anſprüche nach Außen auf, wenn gleich die Kriegebrohungen vorerſt feinewege ernſts Yich gemeint ſeyn mochten.
Darum muß der Bundesrath,, nach dem Ausbrud
der Patrie, „von den Demofraten beherrſcht“ reyn. Man ſcheint
Aber die Faijerlichen Anſprüche find
faft zu boffen , er werbe nicht gegen alle Forberungen Frankreiche die möglichſte Nachgiebigfeit zeigen, und ein Krieg wäre doch noch möglich, ja man gebt ſo weit, eine Art von Dperations plan zu geben , „bie franzöflichen Truppen würden den Schweizern nicht in ihre Berge und Gletſcher folgen “, das Berner Dberland
rey zu Cavalleriemanövern nicht geeignet, aber das Volf fönne durch die Befeßung von Lauſanne, Solothurn und Genf, ſo wie
der ganzen Waadt, wo man „Contributionen erheben könnte zur
ein Anachronismus nach Außen wie nach Innen, und der Ton
Entſchädigung der Rlöfter von Solothurn und Freiburg für die
ſtimmte fich zeitig herab, wenn gleich der Zwed zuverläſſig ders
Spoliationen, von denen fie bedroht find, genugſam geſtraft wers den ." Der Einbrud, den dieß Gerede in der Schweiz macht,
ſelbe geblieben iſt. Man ſcheint beſtrebt durch allerlei Anfordes rungen den König von Belgien zu einer Rolle berabzubrücken , die oon der eines ehemaligen Rheinbundefürften nicht ſonderlich benommen, und wo eine abweiſende Antwort unerläßlich war,
und zwar unter allen die ihr Vaterland wahrhaft lieben , läßt fich denken , und die Abneigung, wie die Vorſicht gegen alle Schritte der franzöſichen Politik, iſt im Wachſen . Nicht minder ſchlechten Erfolg hat vorerſt die leştere auch
dieſe, wie in der Angelegenheit des Bulletin Français geſchehen , durch die Gerichte geben laſſen ; wo aber diplomatiſche Vors ftellungen nicht mehr ausreichen , ſcheint die franzöftide Regies rung bie Abſicht zu haben, die Handelsverhältniſſe als Zwangs.
Belgien verfahren wollte, iſt bekannt, und eben ſo bab Pies mont ſo wenig wie Belgien fich zum Werkzeug machen laſſen wollte, wenn es gleich in viel fatalerer Weiſe als dieſes zwiſchen
mittel anzuwenben . Mit Einem Wort, der Son iſt geändert, die Sache iſt dieſelbe geblieben.
Thür unb Angel ftedt, da Belgien im Norben und Diten bes freundete Mächte, Piemont einen principiellen Gegner bat, troß
Dieß zeigt fich noch beutlicher in der heit : ald die franzöſiſche Regierung ſah, den man in der bekannt gewordenen Note nac anſchlug, nicht zum Zwed führe, als
aller Handeldverträge. Seßt ſoll die franzöſiſche Politif auf die
abriche; Belgien hat fich, zum mindeſten geſagt, ſehr vorſichtig
Schweizer Angelegen daß der ſchroffe Son, Des Geſandten Saliga die Schweizer Regies
rung vorſichtig alle Veranlaſſung zu ungeeigneten Forderungen beſeitigte, da ließ man den Streit fich beilegen, ber in der Shat
feinen Zwed mehr hatte. Aber ein Theil der Pariſer Preſſe, namentlich der ultrafatholiiche, geſtand offen , daß die „ Flücht. ling@frage“ nur der Vorwand, und der eigentliche Zweck, den fie zu erreichen gehofft hatten , der Sturz der liberalen Partei in der Soweiz, die Wiederherſtellung des Statu quo vor 1847 und eine Entſchädigung für die Verlufte, welche die fatholiſche Partei erlitten hatte, geweſen jeu. Die katholiſden Blätter waren das bei nur conſequent in ihren Anſichten und Wünſchen , aber die rein bonapartiſtiſche Preſie ftimmte au8 politiſchen Gründen in
dieſen Lon ein, ben auch ſchon die Juliusmonarchie angeſtimmt hatte.
Wie man auch immer über die innern Streitigkeiten der
in 3talien : Daß fie gegen Piemont in derſelben Weiſe wie gegen
Begründung eines franzöſiſch - italieniſchen Zollbundes gerichtet ſeyn , wie von ſehr verſchiedenen Seiten her gemeldet wird. Dieſe Bemühungen fönnen vorerſt von durchaus feinem Grfolg ſeyn, da die Stellung Deſterreichs in Obers und Mittelitalien zu ſtark iſt, und die Regierungen wiſſen , weſſen fte fich von
Defterreich, nicht aber, weſſen fie fich von Frankreich zu ver. ſehen haben . Piemont wird ſuchen, ſeine Handelsverhältniſſe mit Frankreich auf möglichſt günſtigen Fuß zu ſeßen, aber fich zu einer Solliga mit Franfreich zu verſtehen , wird ed weber ſeinem Intereſſe, noch ſeiner politiſchen Stellung gemäß finden. Um dieſe Sachlage zu ändern, bedürfte e8 eines Kriege, der mehr al die italieniſchen Verhältniſſe in Frage ſtellen würde,
und rrobei Frankreich vor allem ſeine Stellung zwiſchen England und Rußland zu beachten hat. Dieſer Teştere Streit wird immer noch unter der Form der
Schweiz benfen und welcher Partet man angehören mag, ſo iſt doch ſo viel ſehr deutlich, daß der Hauptgrund, meßhalb man in
Tanſimatfrage in Argypten fortgeführt und die Anfragen im eng liſchen Parlament, ſo wie zuſammentreffende Nachrichten aus dem Orient laffen faſt vermuthen, daß derſelbe einer Entſcheibung
Franfreich To viel über die Greigniſſe der Jahre 1647 unb 1848
näher rüde .
aufgebracht ift, in der größern Selbſtändigkeit liegt, welche die Schweizer Bundeßregierurg feit der veränderten Bunbelverfaſſung
Englande Verbältniſſe zu dieſer Frage find höchſt verwickelt, und dieß erklärt die oft vernommene Nachricht, daß Stratford Canning in Konſtantinopel und der engliſche Conſul
woos
210
Murray in Aegypten nicht nach einem übereinſtimmenden Plane
handelten.
Der Widerſpruch lößt fidh leicht. Aegypten iſt für
England ein wichtiger, ja unentbehrlicher Poften, aber ein gutes Vernehmen mit der Pforte iſt es nicht minder. England will einen fügiamen Paſcha in Aegypten , und wenn die Pforte auf Abbas
Paſcha's Abießung beſteht und es auf einen Krieg ankommen laſſen
Cason
Tagen tritt ber neu ernannte Großweſir Reuf Paſcha abermals Teinen Plaß an ihn ab. Man hat behauptet, er habe ſelbſt ſeine Entlaſſung betrieben, da er nicht bloß zu den Verhandlungen Der Namen leihen, und nicht ſelbſt die Verantwortlichkeit für die Die innern Zerwürfniſſe eine Staate, der nicht mehr durch eigene Kraft beſteht, treten
Handlungen anderer tragen wollte.
will, ſo hat England vielleicht ein Intereſſe, bie Grnennung eines
immer deutlicher hervor, und man hat deßhalb – mit wie viel
andern Paſcha aus der Familie Mebemed Ali's zu unterſtügen, da ihm an der Perſon Abbas Paſcha's natürlicher Weiſe nichts liegen fann . Murray's Verficherungen gelten alſo weniger der Perſon bed Paſcha, als der Sache, nämlich einen fügſamen Paicha in Aegypten zu haben. Rann eine Ausjöhnung zwiſchen Abbas Paſcha und dem Diman bewirkt werden, ſo geſchieht es gewiß, iſt aber dieß nicht der Fall, ſo unterſtüßt vielleicht England jelbſt Saib Paſcha, um mit der Pforte in gutem Vernehmen zu bleix
Recht oder Unrecht, wollen wir hier unentſchieden laſſen - bes hauptet , daß in der Sürfei jeben Augenblid entſcheidende Greiga
niſſe eintreten können . Vorerſt möchten wir es bezweifeln , da die wirklich türkiſchen Streitfragen feinefrege ſo unverſöhnlicher und ſo fräftiger Natur find, um England und Rußland zu ges
waltſamen Handlungen fortzureißen. Die Agonie der armen Pforte ift freilich damit um nichts gemindert. Wir find, was den Ton Der Mächte unter einander anbes
ben, und ſeine Stellung in Aegypten nicht zu verlieren . Es iſt von berichiedenen Seiten hehauptet worden , die Pforte erſtrebe die Abfeßung Abbas Paſcha's ſelbft auf die Gefahr eines Krie. ges hin, allein zu einem Krieg gehört Gelb, und die financiellen
trifft, in ein etwas beunruhigende Stadium getreten . Wie der Prinz Präſident ben engliſchen Botſchafter in Paris mit Artigo feiten überſchüttet, die von einem Theil der engliſchen Preſſe
Verlegenheiten der Pforte find bekannt. In dieſer Beziehung iſt
haben auch manche engliſche Journale einen Lon ungewölnlicher
es nicht unwichtig, daß der Conſtitutionnel vom 10. B. einen Brief
Mäßigung und Friebenbliebe angeſchlagen, und einige, die in den legten Jahren von Haß und Herausforderung gegen Rußland überſtrömten , bringen jegt Schilderungen, die wenigſtens der Per
aus Konſtantinopel vom 25 Febr. bringt, ber unter andern Ver-
hältniſſen zuverläffig im Journal des Debate erſchienen wäre,
jeßt aber dem befreundeten Conſtitutionnel mitgetheilt wird. In dieſem Schreiben fommt die Stelle vor : Man überzeugt fich allmählich, daß die von Nafie Baicha zur Herſtellung der Finans
zen ergriffenen Maaßregeln unzureichend find, und nur unter allen Claſſen der Bevölkerung Unzufriedenheit erzeugen . Die Frage eines Anlebeng iſt abermals auf dem Lapet, und dießmal hofft man das . Widerſtreben des Sultang zu überwinden . Man ſpricht von einem Anleben von 300 Millionen Franken, das in England gemacht werden ſoll, und wofür die Einfünfte der Inſel Candia verpfändet würden .“ Dieſe franzöſiſche, fichtlich halbs officielle Correſpondenz ſpricht alſo die Anficht que, daß England
fich vorläufig der Inſel Candia, be8 Schlüſſelé ter Dithälfte 068 Mittelmeere, 'verfichern werde. Zudem ſprechen neuere Nachrichs ten aus dem Drient über. Paris ron dem Feſten Entſchluſſe des Sultand, Abbas Paicha burdh Said Paſcha zu erſeßen. Dem.
böcft unverblümt alb ſehr unaufrichtig bezeichnet werden, jo
ſon bed Raiſer ſchmeicheln. Wir nennen dieß ein beunruhigen. Des Stadium, weil die Urſachen des Zerwürfniſſe8 nicht geſchwun. den, vielmehr nur noch ſtärker an den Tag getreten ſind, und weil man durch ſolche Journals und Höflichfeitdtattif nur noch den Gegner täuſchen will, an deſſen feindſeligen Abſichten man nicht
mehr zweifelt und zu deſſen entſcheidenter Befämpfung man ents ſchloſſen iſt, ſobald er auch nur Einen feindlichen Schritt ihut.
Frankreich iſt ſeit dem Schlag vom 2 December etwas, aber nur wenig, aus ſeiner beobachtenden Stellung, die es bis dahin einges halten hatte, berauegetreten , und hat beinahe die Stellung Lube wig Philippe im 3. 1847 eingenommen. Wir ſagen beinahe, weil Gin Umftanb geänbert iſt. Wenn damals ein ſcheinbar jehr freundliches Verhältniß und gutes Einvernehmen mit Defterreich in Bezug auf Italien beſtand, ſo iſt dieſe Maste denn mehr war es auch damals nicht kaum mehr möglich, und die Ver -
nach müßte England fich jeßt für oder gegen Abbas Paſcha ents
ſuche die Masfe durch angebliche Einheit in Plan und Wort
cheiden , und Anderſon Antrag auf Mittheilung der Diplomatis ichen Correſpondenz über die ägyptiſche Angelegenheit iſt ſomit jehr ungeitig. Für den Augenblic find die Ausſichten wohl noch zu Gunſten Abbas Paſca'e, da auch Deſterreich , über das Bes nehmen der Pforte in der Roſſuthſache erbittert, denſelben zu unterſtüßen geneigt ſcheint. Reif ſcheint jedenfalls die Sache noch nicht zu ſeyn, ta die Zuſtände in der europäiſd en Türfei das Mißtrauen der Pforte gegen Rußland ſteigern müſſen . Die Einferferung der vornehmen chriſtlichen Bognier und die Entwaffnung des chriftlichen Land-
gegen die Schweiz aufrecht zu erhalten , find ſchnell babin ges dwunden.
Zudem iſt auch das Verhältniß Frankreich zu Bels
gien , das im 3. 1847 höchſt freundlich war, jeßt weſentlich geäns dert, wa8 auf die Stellung der rüdwártéliegenden Mächte einwirft, und ihr iſteinen veränderten Charafter aufbrückt. Wieunddie Sadjen Deſterreich Preußen England, zwiſchen ein Bündniß ſtehen, durch alle Umſtände geboten, obwohl an der Wirklichkeit desiela
ben noch manches fehlen mag . So viel ſcheint indeß jedenfalls ſicher, daß, ſo lange ein Tol
des Bündniß unſicher iſt und auf dwanfer, von perſönlichen die europäiſchen
volfe zeugen dafür, daß die Pforte : ernſthafte Beſorgniſſe hins
Entſcheibungen abhängiger Grundlage ruht ,
fichtlich der ſlawiſchen Hetairie hegt, Beſorgniſſe, welche durch
Verhältniſſe fich in einer Sadgaſſe, oder wie die Engländer
Die triumphirenb auégeſprochenen Hoffnungen der Slarren bie-
ſagen, in a fix befinden, und weder vorwärts noch rückwärts gehen fönnen. Dabei iſt offenbar England ber gewinnente Theil, Da es ſeine Kräfte ſpart nnd nöthigenfalls über rieſenhafte Gelda
Teite unb jenſeite der Sare geſteigert werden .
Daß ein beftiger
Streit der fremden Mächte zugleich den Diwan bewegt, zeigt fic aus den raidhen Miniſterwechſeln ..! Reichid Paicha tritt ab, behält aber ſichtlich das Vertrauen des Sultans und nach renigen · Nidt minder begeichnend iſt eß, daß in furzem der ruifide, frans zöſiſde und engliſche Geſandte ihre Poſten verlaſſen werden ; Fle ſcheinen vorerſt fåmantlid auf dieſem intriguenovllen Schauplas abgenügt und inebr oder minder durch frühere Zuſagen und Aeußerungen compromittirt.
mittel gebietet ; die Continentalftaaten , in ihrem Verhältniß gegens
ſeitiger argwöhniſcher Beobachtung, haben dieſen Vortheil nicht, und ſelbſt Franfreich fann durch ſeine gegenwärtigen financiellen Manöver, burd; die man ben Credit wie ein Regiment Sole baten commandiren will, in ſchlimme Zerrüttung gerathen ; Enge land hat wenigſtene die Mittel in der Hand, in dieſe Zers
211
tüttung zu ftürzen. Gegenwärtig werden von der franzöftfchen Regierung rieſenhafte Kräfte aufgeboten, um die Renrenumwanda lung durchzuſeßen , und eine Geſelichaft, wahrſcheinlich die früher ichon erwähnte der großen Banfiere, ſoll ihr zu dem Ente hun. bert Millionen angeboten haben . Aber dieſe reichen nur unter gewöhnlichen Verhältniſſen aus , nicht aber unter Umſtänden , wo fd, nach einigen Börſen- und Gur & bewegungen zu idhließen , eine ſehr mächtige Contremine gegen das Gelingen der Rentenum.
in der Reihe beginnt die engliſche Quadrille, in der fich die enge Sana der Malayinnen mit den ſeidenen Gewändern europäiſcher Frauen ver: miſcht. Von allen Punkten der Juſel herbeigeftrömt, drången fich die Matayen vor dem Hauſe des Nefidenten , um die leichtfüßigkeit ihres
Gebieters zu bewundern und mit findiſcher Freube feine Sprünge anzus ſchauen ! Baid indeß folgte diefem feltfamen Schauſpiel ein glänzendes Souper, das zu 200 Gebeđen unter einem ungeheuren Schuppen, der von Lidhtern und Blumen ftrahlte, bereit ftand. Gegen Ende der Mahl zeit brachte der Sultan die Geſundheit bed General : Gouverneurs von
tranblung gebildet hat. Vor Mitte Mate, wo der Termin für Die Erklärungen der fremden Rentenbefiger abläuft, läßt fich
Java que , worauf einer der Prinzen mit der der Gouverneurd der Moluffen antwortete . Nachdem der Refident im Namen ſeines Souveräng
über den Ausgang des gewagten Unternehmens noch nichts mit Sicherheit angeben, doch wirb e an bebeutſamen Symptomen im Laufe dieſer Zwiſchenzeit nicht fehlen. Vielleicht wird man auch, um das Unternehmen zu begünftigen und das Vertrauen
den Sultanen von Sidor und Ternate gebenft hatte, erinnerte er in
auf die Erhaltung des Friebene zu erhöhen, im nächſten, bem
legielativen Körper vorzulegenden Budget eine bedeutende Armees verminderung in Vorſchlag bringen, aber ſolche Rüufte halten
nicht mehr lange vor, fie ſind zu abgenüßt, und man weiß zu gut , taß die beſtehenden Cadres mit einem Feberzug wieder bis zum Kriegsfuße gefüllt ſeøn fönnen . Wir leben in einer der Perioden ron - Winkels und Schachzügen , nur init dem UnterToieb gegen früher, daß nicht leicht einer mehr den andern hins tergeht.
Die Producte von Ceylon. Gin Hr. Capper , der bei der Induſtrieausſtellung Commiffár für
Ceylon geweſen war, laß am 6 März in der aſiatiſchen Geſellſchaft eine
furze Notiz über die vegetabiliſchen Producte Ceylons vor. GB iſt auf fallend, daß in der langen Zeit, während welcher die Europäer, zuerſt
Portugieſen, dann Holländer, dann Gngländer, Herren von Ceylon waren, nur Gine Nußpflanze eingeführt wurde, nämlich Zuder , und dieſe hat nicht angeſchlagen , der Boden ſcheint niớt fruchtbar genug zu ſeyn. Zimmt , derangebautwurde, einft der Stapelartifel war, gewinnloſen aber erſt durch die Hollander funftgeredt ift zu einer
Speculationherabs
einer langen Rebe an alle Anſprüde dieſer hohen Alliirten auf das Wohls wollen Holland . Endlich gegen zwei uhr fehrte ber alte Herrſcher, von der Gultanin und den Prinzeſſinnen gefolgt, wieder nach ſeinem Dalem zurüd , und das Feft war zu Ende . Bevor er fich zurūdzog, hatte der Sultan gegen den Nefidenten den
Wunſch ausgeſprochen und in ſeinem Palafte zu empfangen , und zwei Tage nach dem Geburt8fefte des Könige der Niederlande öffneten ſich und die Pforten des Dalem . Die halb ruropäiſche, halb wilde Civiliſation der
Moluffen bot uns hier ein anziehendes Studium. In dem äußern pofe fanden wir die eingeborne Miliz und die Ehrenwache, auf europäiſchen Soldaten beſtehend, unter den Waffen ; leßtere iſt durch die holländiſche Regierung bei dem Sultan angefelt, um diefen königlichen Gefangenen beſtändig zu umgeben unb jeben feiner Schritte zu überwachen . Die Bauart Bed Dalem hat etwas Großartiges, was ihn von dem ſchlichten Hauſe des Reſidenten ſehr unterſcheidet. Unten an der Doppelten Freis treppe mit zahlreichenStufen aus Lava erwartete und der alte Sultan. Von dieſer Treppe aus gelangten wir unter bent wilden Geſchmetter einer
Militärmufit in die Vorhalle und in einen ſehr großen Saal, an deſſen fahlen Wänden Sißbänkchen ftanden . Die Fürften des indiſchen Archipels Fennen feine angenehmere Zerftreuung für ihre Gäfte als die eines Sdau : ſpiele , defien fie felber niemals múde werben . Stundenlang laſſen fic fidy jente fymboliſche Sänge mit ernſten Pantomimen, aufführen, burd Welche die frauen ihres Daleme, indem ſie ihre langfamen, abgemeſſenen
Schritte mit einem näſelnden eintönigen Gefang begleiten,Reiche die fabelhafe Stirn
ten Kriegøthaten ihrer Vorfahren darzufiellen "verſuchen geſunfen. Kaffee wuchs wild im Innern, aber die Portugieſen fümmers ten ſich nicht darum, und ſelbſt unter den Hollandern war er als beſons
Bänder, Gürtel von maffivem Gold mit koſtbaren Steinen bereßt, zeugen oftmals von dem Neichthum der Gebieter dieſer Bajaderen Der Sultan
derer Zweig des Anbaues und des Handels nicht bekannt. Die Engläns der famen erſt im 3. 1815 in den Beriß des Innern der Inſel, wo bie
von Ternate, beffen ficherfiles Einfominen in dem Jahegehalt von 76,000fr. befteht, welchen ihm die holländiſche Regierung bezahlt, fonnte die wohls
Kaffeebiſtricte lagen, die Gingebornen widerfeßten ſich anfange bem funft Ernte von jährlichewerden die Inſel liefertbfaſern) gemäßen Tabat, nebi300,000 Cocosnüffe undeine Goir (jeßtCocoonu Centnern.Anbau,
" indefi bald 12 Tängerinnen in langen ſchleppenden Gerändern und mit
Arefanúfen und Arrat in bedeutender Maſſe nach Indien ausgeführt,
Cardamomen, Gben: und Sapanholz, fo wie einige olige Gfſenzen gehen nad Eurofa . Verſuche niit ameritaniſcher Baumwolle wurden gemacht, und lieferten einige hübſche Producte , der Anbau hat aber wieder auf: gehört, entweder , weil er zu fortſpielig war, oder weil er den Boden zu ſehr erſdorfte.
befannte Pracht der Herrſøer auf Java nicht nachahmen. Wir ſahen einem ſeltſamen Robfideiud erfdeinen. Eine bumpftönenbe Trommel, ein gellenber Dubelfart begleiteten die Schritte und Verfdlingungen bieſer geheimnisvollen Brieflerinnen , welche eine magnetiſche einſgláfernbe Wirfung auf uns ausübten ; wir athmeten erft wieder freier, als dieſe duftere Erſcheinung lautlos aus dem Saale verídwand, und die Thüren hinter dieſen Schattengeſtalten zufielen.
Den Trauertönen der Tänzerinnen folgte plößlio die muntere friſche
Die Molukken unter der holländiſchen Herrſchaft.
Weiſe eines liedes , das ohne Zweifel an den Ufern des Guadalquivir ein tauſendfältiges Echo gefunden haben würde.
Erinnerungen aus dem indo - chineſiſchen Meere.
zwanzig Knaben von 8-10 Jahren ſtürmten in den Saal. Mit hölzernen Schwertern bewaffnet, dwarze Filzhüte auf dem Kopf, von
(Schluß .)
Nachdenti'er fio einige Minuten unſerer Plummen Betrachtung übérs laſſen hatte, zog Fid der Suttan in ein anderes Gemach jurúd, erfchien aber bald wieder. Er trug nun'einen minber ſchweren'Rupfimuď und
ftatt der Schnallenjauhe Filzpantoffeln . Die Etiquette erfordert, daß der Reſident den Ball mit der Sultanin eröffnet, und der malayiſche Souverän reinetſeite Feine braune Hand dem ſeidenen Handſchuh einer
europäiſchen Dame reicht. Die jungen Prinzen von Ternate in hollán : diſcher Officiereuniform , ben Kupf uit Turbang von verſdiedener Farbe bededt, die Prinzen von Tider, ebenfalls in Unifurm , und dem jie aües zeichnenden Towarzen Turbàn , die Officiere der Garniſon in Parade ſtellten ſich nach dem Sultan und Nefidenten in der Reihe in der Vor:
halle auf, die Damen 'ihren Tängern gegenüber . Der Sultan als erſter
deren Krämre die feidenartigen Schweife von Parabiedpögeln berabhingen , trugen dieſe hübſchen Negerjungen die alte ſpaniſche Tradit. Gin fräftiger Jüngling führte die behende Schaar, die den Schwerttanz begann, wel: cher durch ſpaniſche Seefahrer den Weg nad den Moluffen gefunden hat. Das Klappern der Schwerter , das Anſchlagen der nagten Sohlen der Tänzer auf dem Fußboden belebte die vaſchen Wendungen ; man ſah die
Gruppert' mit merkwürdiger Gewandtheit fide bilden und entwirren . Der Thee, der herunrgegeben wurde , unterbrach dieſes ſeltſame Schauſpiel, das und für den lethargiſden Anblid entſchädigte, der die erften Abendftunden audgefüllt hatte ; allein diefes unerwartete Vergnügen entſprach der Hoffnung nicht vollkommen , die uns zu dem Sultan von Ternate geführt hatte. Soou einmal hatten wir bei einem andern Feſte
312
noso0
die åußern Umriffe diefer Monarchie geſehen , welche regelmäßig und
wäre hinlänglich geweſen biedmale Sdurante zu burdgraben , welche
gefügig fich wie in dem engen Naume einer Reitſchule bewegt.
den See von dem Meere trennt ; aber die Gingebornen , welche zu dieſer Arbeit verwendet wurden, verweigerten fie fortzuſeßen ; unter den Haden, die fie in den Boden ſchlugen , hatten ſie geglaubt Blut aufſprißen zu ſehen . Es gibt vielleicht fein Fledden Erde unter dem Himmel, welches in ſo beſchránftem Raume ſo viele wundervolle Landſchaftsbilder, ſo große
Dieß-
mal war es und erwünſt geweſen in der Nähe das Leben in dem Dalen zu beobachten, zu erfahren, welche Zerſtreuungen oder Arbeiten
die Muße dieſer jungen Prinzen , die des Krieges entwöhnt ſind , auf: füllen , oder dieſer jungen Mädchen, welche aus dem Geräuſch eine8 Balles
natürliche Neichthümer vereinigt, wie Ternate. Indeß feit der Abſchaf:
in die Stille eines Kloſters zurüdfehren . Wir erfuhren indeß von den holländiſchen Officieren , welche ein langer Aufenthalt in Indien mit den Sitten ter Gingebornen vertraut gemacht hat, daß die ftrengſte Zucht in
fung des Sklavenhandeld und der ftufenweiſen Emancipation darf man die
demi Dalem herrſcht, und die Prinzeſſinnen, ohne daß fie gezwungen ſind, fich wie die Frauen in der Türfei das Geficht zu verſchleiern, nichtsdeſto:
Fruchtbarfeit des Bodeng beurtheilen ; fie haben hinfort nur inſoweit Werth als die Arbeit der Gingebornen der europäiſchen Induſtrie die
weniger bem unerbittlichen Zwang der Lehre Mohammeds unterworfen
unentbehrliche Hülfeleiſtet. Auf der Inſel Java vermag Holland
bleiben . Durch die yollfommenſte Abgeſchloffenheit geſchüßt, wird ihre
67 Einwohner auf dem Quadrat-kilometer zu Feldarbeiten zu vrewenden. Auch iſt dieſe Inſel der beſtandige Gegenſtand ſeiner Sorgfalt , der
Widtigfelt aſiatiſcher Befißungen nicht mehr nad der Auebehnung und
Reuſdheit auch noch von den mohammedaniſdhen Unterthanen ihrer Väter, deren Fanatimug den geringſten Angriff auf die Ghre ihres Fürſten blutig beftrafen würde , bewacht. Als die Erfriſdungen herumgereicht waren, verließen wir den Sul: tan, um ihn nicht wieder zu ſehen. Wir dachten nun daran ſeine Inſel zu durchftreifen , die eine Bevölferung von 7000 Seelen hat, und von geringem Umfange iſt. Die ſanften Abhänge des Vulcano umziehen den
Edhlußſtein ſeines Colonialgebäudes geworden. Die Moluffen find weit
entfernt dieſelben günſtigen Verhältniſſe zwiſchen Boden und Bevólferung darzubieten. Dieſe weiten fånderftreden enthalten faum feche Einwoh: ner auf den Quadrat :Kilometer. Bei einer ſo dünngefåten Bevölferung fönnen natürlich auch feine großen Internehmungen begonnen werden. Die Inſeln Amboina und Banda , dieſe beiden Mittelpunfte der
Gipfel mit ſeinem doppelten Krater, der feil gegen den Himmel ftaret, mit einem Gürtel von Waldoner: und angebauten Feldern. Gegen Nordoſt
Production der Moluffen, nehmen in niederländiſch Indien ſeitdem der Anbau der Gewürznelfe und des Muscatbaums in Cayenne und Bour:
iſt der Berg gang von Pflanzenwoude entblößt ; lange idwarze Streifen
bon eingeführt wurde, nur noch eine untergeordnete Stelle ein . Beim Anblid dieſer verödeten Rheden , denen das Comptoir von
bezeichnen noch den lauf , welchen 1838 die glühende Lava genommen hat. Auf der entgegengeſeßten Seite der Inſel, Tidor gegenüber, ziehen fic Baumreihen hin, welche den europäiſchen Stabttheil einfaſſen. Wenn man dieſen Schattengången gegen Norben folgt, durchſchneidet man den Marktplaß , wo allabendlich bei Facelſdein die malayiſden Kramer: buben neben Reis mit ſpaniſdem Pfeffer, der in breite Bananenblätter
Singapore durch den Edmuggel der Proas von Celebes den Handel uit Ceram und Neu-Guinea entzogen hat, haben die Parteigänger des Freihandeld der holländiſchen Regierung den Rath gegeben, die Hafen der Muluffen den Flaggen fremder Mächte zu eröffnen. Was würde fie
aber dabei gewinnen ? Cher wuß fie fich es angelegen ſeyn laſſen , durch
gewidelt iſt, die verſchiedenen Erzeugniffe dieſer fruchtbaren 3nſel feil:
thätige Sorgfalt das Wohlfeyn ihrer zahlreichen Unterthanen zu fichern, und durch fluge Maaßregeln ihre fittliche Macht zu befeſtigen . Die
bieten. An dieſem Marfte dehnt fich die Doppelreihe von Rramladen
des chinefiſchen Campong aus, wo mit Einbruch der Nacht die ungeheuren
Bewohner dieſer Juſeln , wie die von Bengalen, tragen ohne Murren
Papierlaternen glänzend leuchten . Weiterhin liegt das Fort Oranien mit ſeinen weiten rechtwinklichten Willen parallel mit dem Meere, das
das fremde 3od. Die europäiſche Herrſchaft, welche in jenen fernen
die Magazine und Wohnungen ber Befaßung enthält. Jenſeite des Forte
Gegenden die leßten Spuren nationaler Unabhängigfeit verwiſcht hat, hat auch die Völfer des indiſchen Archipele von anard ilden uneinig
erftreckt ſich die malayiſche Stadt , von dem Dalem des Sultano über:
feiten errettet. Die Holländer haben im indiſchen Archipel bie Gigen :
ragt und bezeichnet burde dag vierftodige Dad ihrer Moidee. Die
thumsverhältniffe ſo erhalten , wie ſie fie eingerichtet fanden. Als Erbe der muſelmanniſchen Souveräne iſt ihre Regierung alleiniger
ladjenden Garten dieſes (dläfrigen Stadttheils find mit Bambusjäunen abgeſchloffen. Ein langer Gandweg idlángelt fich zwiſchen dieſen Pflan: zungen hin, und über die Blüthenheden verbreiten die dichten Kronen der Manguftanbäume und Pompelmuſen ihren duftigen Schatten. 3ft man über das malayiſche Quartier an dem Meerbuſen hinausgelangt, To findet man fich bald in dem hohen Graſe der Dichungala, wo der malayiſche Hirſch in zahlreichen Nudeln umherſtreift. Wendet man fich dagegen von dein europäiſchen Quartiere gegen
Süden, fo findet man abermals Schattengånge von noch reicherem Pflan : zenſdymude eingefaßt, die zu den fühlen Landhäuſern führen, welche fich
Grundbeſiker. Zufrieden, dieſe weiten Länder vor der Hungersnoth zu ſchüßen, welche ſo oft das engliſche Indien verwüſtet hat , fieht ſie die ungeheuren Vortheile , welche ſie von der Arbeit von 16 mil. Unter: thanen bezieht , ale rechtmäßig an , indem ſie ihnen einen Wohlſtand fichert, der weit über dem fleht, deſſen dieſe Völker unter ihren alten Oebietern genoſſen haben .
Nicht in den Moluffen, ſondern auf Java muß man das Cultur: ſyſtem der niederländiſchen Colonien fludiren ; dort allein , geblendet von
die reichen Einwohner von Ternate am Meer angelegt haben. Verlaßt
den großartigen Reſultaten, bei welchen der Gewerbsfleiß der Europäer und die Arbeit der Eingebornen zuſammengewirft haben, fühlt man fich
man das fefte Land , ſo kann man in leichter Pirogue in weniger als
geneigt, den fruchtbringenden Zwang gut zu heißen, der folde Wunder
einer Stunde ben Canal von Tidor hinabſchwimmen , und fünf Meilen von der Stadt an dem Ufer von Ternate anlegen . Hier flettert man
hervorgebracht hat .
auf einer Bambusleiter dad fteile Geſtade hinan, und findet vor fich ein
niederlandiſche Herrſchaft auf Celebes und Java fennen zu lernen ; muß
zauberiſches Bild ausgebreitet. Eine Waſſerfläche, welche niemals der Hauch des Windes fråuſelt , liegt zu unſern Füßen : es iſt der fteile Rand eines erloſdenen Kraters , der mit ſeiner grünen Böſchung dieſen unbeweglichen See einfaßt. Dieſes tiefe Beden, welches von dem Canale von Tidor durd einen Lavabamm abgetrennt wird, die hohen Bäume , die fich über die dunkeln Wafier beugen, das Schweigen , das um dieſen
ten aber bald ben gaftlichen Hafen der Moluffen lebewohl ſagen , wo
.
geheimnißvollen Avernus im Schooße des Berges ſchwebt, der enge begränzte Geſichtsfreis, die ſchwere luft, die man an dieſer Stelle ein-
Während unfrer langen Fahrt fanden wir auch Gelegenheit die
wir ſo freundliche Aufnahme gefunden hatten. Während wir auf leichten Poneys von Macaſſar oder der Sandelholz- Inſel, oder unter dem Bam:
busdach eines malayiſchen Roro- Roro (Boot) fißend, bie bezaubernden Punkte von Ternate beſuchten , begannen gelbliche Blige ben Himmel zu durchſchlängeln und verfünpeten und den Gintritt des Duffon. Der erſte Windftoß von den Berggipfeln von Gilolo her fand und bereit unter
Segel zu gehen . Am 12 December verließen wir die Rhede, im Augen:
athmet, alles vereinigt fich, um die Einbildungsfraft zu verwirren und blid als dieFeuerſdeibe der Sonne fich in den blauen Rand der Meeres geſpenſtige Erſcheinungen aus der Tiefe heraufzurufen. Man ſagt, daß die Portugieſen, als fie die Inſel beſeften, einen Hafen an dieſer Stelle anlegen wollten , wo die Natur nur einen Abgrund geſchaffen hat ; 18 Verlag der 3. O. Cotta'ſden Buchhandlung.
-
tauchte. Die Zeit der Windfille war vorüber , und drei Tage nach unſerer Abfahrt hatten wir die Inſeln Gilolo und Morty umfegelt, und die Corvette wiegte ſich auf den Wogen des fillen Meeres.
Verantwortlicher Redacteur. Dr. Gd. Widen nian n .
( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 3 und Umſchlag zum Monat März . )
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 79. 1 April 1852 .
Das Leben des Tao -kwang,
einer Stelle ſelbſt, Tao.fwang habe ſeine ruhige Thronbeſteigung vielleicht bem Schreden bertankt, ben Ria.fing Syſtem unter
verſtorbenen Raiſers von China, ron Karl Güßlaff.
Gin trockene Buch in einer holperigen, unbehülflichen Uebers legung zu leſen iſt in der That eine harte Aufgabe, wenn es auch nur 102 Seiten find, wie in derjenigen Ueberſegung, welche im . Verlag ber Dylidhen Buchhandlung erſchien . Wer je in ſeis nem Leben Auezüge aus alten chinefiſchen Geſchichtebüchern ges lefen hat, wird fich erinnern, daß man in der Regel von Zeit
und Ort deſſen was geſchieht, gar keine Kenntniß hat, und das Geleſene gleichſam nur das moraliſche Bewei@ ſtück irgend eines aufgeſtellten Sages ift. So ein Buch – und faſt iſt die dürre Aufzählung Güşlaffe bahin zu rechnen – ift abſtracter, als eine Weltgeſchichte nach Hegelſchen Grundfäßen . Und doch handelt es fich nicht um eine Geſchichte aus längſt vergeſſener Zeit, ſon. bern um die neueſte Geſchichte China's ſeit den legten fünfzig
Jahren.
Wir haben allen Reſpect vor dem moraliſchen und
religiöſen Charakter Güzlaffe, können auch wohl über einzelne
åt chineſiſche Wunderlichkeiten hinüberſehen , aber zum Geſchicht ſchreiber war er nicht geboren . Nicht&deftoweniger enthält das Buch
den Großen verbreitete .
Tao- frang war allerding& ein Mann ganz andern Schlage : troden , methodiſch , ohne geiſtigen Aufſchwung, aber wohlwollend , rechtlich und um ſeines Volfes Wohl und Webe bemüht, ſo weit
er es verſtand, und ſo weit nicht ſein Geiz hinderlich war, ter bie in grafie Habſucht außartete, und dem Güßlaff namentlich
Das Verderbniß der Beſtechung zuſchreibt, das in den legten Jahren und aud jest noch an dem Mark des Reiche gehrt. 66 nimmt jedoch in günſtiger Weiſe für ihn ein, daß er bie ziems lich müſte Wirtbidhaft ſeine Vorgängers nur allmählich aus .
fegte, und wenn es fich wirklich ſo verhält, daß die auß der neueſten Geſchichte bekannten Männer , Elipu, Reping u. ſ. w. ſeine Jugendfreunde waren , ſo gereicht ihm bieß gewiß zur Ehre, denn bieſe Männer haben den Europäern in dem ſpätern Verkehr viel fach zu imponiren gewußt, obwohl fte fich denſelben in gewiß nicht angenehmen Verhältniſſen gegenüber befanden . Güßlaff gibt eine ziemlich lange Aufzählung der au@ gezeichneten Perſonen an Lao -fmange sofe, und ſchildert ihre Eigenſchaften, allein der occidentaliſche Leſer zieht aus dieſen faum bem Dbre und ſelbft
manche höchft interefjante Mittheilungen , und das Bild, bad er von
oft dieſer nicht bekannten Namen feinen Gewinn, man hätte
der Regierung Riakinge , del Gohned bed berühmten Kien-lung ents wirft, iſt ſehr charakteriſtiſch , wenn wir es gleich für nicht ganz und die Zerrüttung und die äußern und innern Gefahren des
eher eine allgemeine Schilderung des Hof& und der Herrſchafte . verhältniſſe erwarten ſollen, namentlich derer zu den nur halb gehorchenden Völfern, die in der Geſchichte China'& eine ſo wich . tige Rolle ſpielen . Güßlaff icheint dieß Bedürfniß felbt gefühlt
Meiche in den legten Regierungejahren Kien- lungo dilbert , und
zu haben, und gibt bei Gelegenheit des Aufftande in Ditturfes
ſodann Kia-fing als einen elenben Wüfiling und Tyrannen dar ſtellt, der aber, abgeſehen von der abgenöthigten Nachficht gegen
magere Schilderung bieſer Verhältnifie feit den Zeiten Kien-lunge
richtig halten müſſen , denn es klingt ſeltſam , wenn der Verfaſſer
die Seeräuber, bag Staateidhiff, bas burch Rien-lunge legte
Regierungsjahre ſehr led geworden , ohne beſondern Schaden Durch die Klippen zu fteuern wußte.
Ria-ting mag ein Wüfts
ftan (im 3. 1825-1826) eine freilich nur allzu furze und in der Mitte des borigen 3arhunderte . Vorwürfe gegen Riens lung, daß er einen unnüşen Krieg gegen die Dilóth oder Gleuten geführt, werden dabei nicht geſpart; eß iſt indeß aug anbern
ling und Tyrann geweſen ſeyn, ſcheint aber doch, wie mancher orientaliſche Deſpot, Eigenſchaften beſeffen zu haben, die ſchließe lidh dem Staat eine gewiſſe Nube und Ordnung ficherten . Viel.
Quellen, namentlich aus Pater Gaubild Mittheilungen und anderen
Werken der zu jener Zeit noch am Hofe mächtigen Jeſuiten bekannt, Daß Kien-lung lange und ſehr ernſthafte Berathungen pflog, ob man Es hans
leicht findet fich die Erklärung davon in bom mal Güßlaff im
jenen weit ausſehenden Krieg beginnen rolle ober nicht.
Eingang über die Stellung eines chineſiſchen Kaiſer8 bemerkt: ,, er dem niemand befeblen fann, muß ſelbſt ein Sklave der Ger
delte fich dabei um die alte Frage, die fich durch die ganze Ges ſchichte China's ſeit den alteften Seiten hindurchzieht, nämlich um
bräuche ſegn ; er ber während ſeine ganzen Leben8 Gelengeber iſt, muß den fleinlichſten Forberungen der Etiquette nachkommen .
die Stellung zu ben Nomabenvölfern von der großen Mauer bis zum Belurtagh. Wieberholt war China auf das Reid innerhalb der
Unzählige Feierlichkeiten machen den Kaiſer von China zu einem
Mauer beſchränkt, und zu andern Seiten reichte eß bis zum Belur-tagh : et ift hier faum ein Mittelzuſtand Denfbar : ſtehen
Automaten .“
Dazu hatte fich wohl der finnliche, quoichweifenbe
Ria -fing nicht machen laffen , und dadurch den saß der chinefiſch orthoboren Hiſtoriographen auf fich geladen ; zudem traf ſeine Lyrannei hauptſächlich die Bornehmen , unb Güşlaff geſteht an
die nomabiſchen Bölfer nicht unter dineficher Dberbobeit, ſo
merben fte oſtwärte bis zur chinefiſchen Mauer ihre Züge aus. behnen, und wenn auch hier die dineftiden Beftßungen , was bei
314
dem unfriegeriſchen Sinn der eigentlichen Chineſen faum zu ers warten, hinreichen ſollte, To find die zahlreichen chineſiſchen Auss wanderer und Städteberrohner jenſeite der Mauer verloren . Zus
dem beruht die militäriſche Kraft des Reiche in den Manbichus und Mongolen ; find die weſtlichen nomadiichen Völfer frei und unabhängig, ſo find dieſe, nämlich Mongolen und Mandſchu, den
con
Einfluß auf Dftturfeftan gelaſſen werden mußte ; ein ofttürfiſche mohammebaniſches Reich ſtand in naher Audicht, und der Handel wie die Herrſchaft der Chineſen in dieſen centralaftatis iden Gebieten war dann bernidatet.
3eßt rüdt Rußland auf dies
jer Straße heran. Der Aufſtand in Turfeftan war nur der Anfang einer
Angriffen derſelben auøgeſeßt, und ichließlich fann die chineſiſche
Reihe innerer Unruhen, die in Verbindung mit dem ſpätern
Macht kaum ben Einfluß entbehren, den der Dalai Lama auf alle dieſe bem lamaiemus anhängenden Völfer auchübt ; aber Sibet iſt
Krieg gegen England bad Reich in eine ſehr idylimme Lage vers ſepten, und vielleicht deſſen Auflöſung allmählich herbeiführen.
unſicher, ſobald die weſtwärts und nordwärts wohnenden Vol. fer nicht gehorchen. Go gefahrvoll alſo auch zu den Zeiten Riens
Ginzelne Aufſtände haben in China zu allen Seiten ftattgefun
lungs ein Heereëzug gegen die Dilöth ſeyn mochte, ſo handelte eß fich doch um bie fünftige Sicherheit des chineſiſchen Reiche,
und der Beweis dafür mag barin liegen, daß ſelbſt noch im 3. 1825, all der Aufftand unter den Bewohnern Ditturfeſtand auss
brady, die Chineſen argwöhnten, dieſe leyen nur vorgeſchoben, die eigentliche Gefahr brobe von ben Diloth, D. h. den Völfern nörblich vom Shian - idhan . Gußlaff iſt nicht ſparſam mit ſeinem Label
gegen Sao -fwang wegen der Art, wie der Aufſtand in Dftturfefian unterdrückt wurde, und die Mittel raren auch ſehr vers werflich, nämlich Anzettelung von Verrath unter den Gegnern und falte Grauſamkeit, nachdem fle getrennt und endlich übers wältigt worden waren ; aber China ift idon zu ſchwach, um jene
Bölfer anders aló burch das divide et impera zu beherrſchen. Güzlaff bemerft über den Aufgang dieſe8 Kampfes : gang
Surfeftan wurde beinahe in eine Wüſte verwandelt, und das Elend herrſchte überal.
China hatte, ohne Vortheil zu haben,
viele Millionen Unzen Silber verloren, und der Einzige, welcher
bei der Sache gewann, war der verrätheriſche Rabicha (?) von Kofand ; nachdem er Freund und Feind geplündert hatte, fam er mit den Mandichu überein, daß fie ihm eine runde Summe bezahlen ſollten , daß er der Schieberichter bei allen Streitigkeiten unter den uebefen ſeyn, die Religionsſtreitigfeiten in ſeine Hand nehmen und eine gewiſſe Summe von ten Karawanen auf ihrem Wege erheben ſolle." Seßen wir noch hinzu, daß die Verwandten Dichehangiro ' zum Sheil zu ben Kirgijen floben , und von dies ſen nicht au&geliefert wurden, ſo haben wir ein ungefähree Bild
ben, und zwar unter eigenthümlichen Gricheinungen. Daß die Miaotie, die Gebirgeberrohner zwiſchen Fonan , Kwang.fte und
Krrang -tong, in Folge von Bedrückungen oder aus Raubluſt auf. ftanden, und daß fie gleichfalls mehr mit Gelb ale mit Waffen gewalt zur Ruhe gebracht wurden, iſt ein gewöhnliches Ereig. niß, ſchlimmer aber find bie geheimen Verbindungen im eigente lichen China ; Ria-fing z. B. hatte von der Secte der Waſſers lilie", Pi-lien-fiao, viel zu leiden gehabt ; ſeit langer Zeit haben fidh ftet8 åbnliche gebildet, mie Güßlaff jagt, ſeit einer Reihe von Jahrhunderten , waren aber häufig nur auf Raub gerichtet.
Soldie geheime Verbindungen ideinen tief in
den
Gbarafter der Chineſen eingebrungen, denn man findet ſie beo fanntlich auch unter den Chineſen außerhalb China, zum Theil in ſehr gefährlicher Weiſe, ſo daß Engländer und Hollander ſchon Maaßregeln dagegen ergreifen mußten . Selten haben ſie einen beſtimmten politiſchen Zwed, und el iſt höchſt wahrideine lich dieſen Verbindungen zu viel Ehre angethan , wenn man ſie als geheime Verbindungen zum Sturze der Manbidubynaſtie betrachtet; aber gern nehmen fie politiſche Beweggründe ale Vor
wand an, und da in China die Anſicht herrſcht, wenn öffent. liches Unglück eintritt, ſo ſen der Himmele; olin daran idulb, ſo gewinnen ſolche Ereigniſſe oft eine politiſche Bedeutung, die ihnen
gar nicht zufommt.
Tao- fwang batte nach der Unterdrüfung
des Aufſtandes in Turkeſtan die ceremonielle Reiſe zu den Gräbern Dies jeiner Ahnen nach Muften in der Mandicurei angetreten. Σics
der Verhältniſie : wäre Dichchangir nicht beſtegt worden , ſo war
war ein Zeiden , daß er, von beſondern Unfällen frei, der Erlyos lung genießen dürfe. Bald nad ſeiner Rüdfehr aber erfolgte ein Erdbeben in Honan, und der Vang -tje-tiang durchbrach ſeine
ganz Dftturfeſtan biß zum Popſee verloren, und die cineſide
Ufer.
Herrſchaft in Sibet faum zu halten. Die nörblichen , mehr zum Mongolenſtamm gehörigen Völfer im Gebiet der ebemaligen
ein, wenn aber Güşlaff glaubt, es ſey dieß geſchehen , um
Diloth wären zuverläſſig mit abgefallen, und dann ftand alles Land bis zu den eigentlichen Mongolen hin und ſüblich bis Sifan ben Angriffen offen : ter Einfluß über den Dalai Lama, ben China, wie wir aus den Schilderungen bucê wiſſen , mit ſo viel Schlau .
er wohl Tao.kwang ein allzu zartfühlendes Herz zu ; die Haupt
heit hütet 2, war verloren, und ein drohender Kampf mit ſämmte
Der Kaiſer idloß fich auf die erſte Nachricht brei Lage
ſeinem ungezügelten Sdymerz freien Lauf zu laſſen ,“ jo ſchreibt urſache war wohl politiidie Bejorgniß, wie ſich auch aus dem Umſtand ergibt, daß er bei dem darauf folgenden Ueberſchwem
mungeunglüdt troß ſeines argen Geizes ſehr große Summen auf
lidhen dieſem Einfluß gehorchenben Wanderſtammen ſtand vor
wandte, um die Noth zu erleichtern . Raum war der erneuerte Aufſtand der Surfftamme, ſo wie der der Miaotle unterbrüdt,
Der Thüre. Dieſe Vertáltniffe, die ſich nicht mit idonen Sens tenzen und chriftlicher Moral abmachen laſſen , erklären ten tortis
lick in Sestſchuen, wo ein Prieſter der Tab - ſecte die Rebellen
gen Verlauf, rrobei noch auf den Umſtand aufmerkſam zu ma-
ſo brachen Auiflände in den nördlichen Provinzen aus, naments
den, das Didehangir bie Pub-lustih Mohammetaner , wie Guß laff jagt, b. 1. wahridheinlich die Afghanen , wie einſt unter
anführte, und auch die Dienstih-huei, ober Dreieinigkeitegeſellſchaft, welche ſich das Anſehen gibt, gegen die Manbichubynaſtie aufzu. treten, magte ſich wieder berror. Güßlaff, der überhaupt Tao-fwang
Achmed Schab vor hundert Jahren geſchah, zum Beiſtand aufe gefordert hatte, und dem Herrider von Roland der religioſe
1 Der Raiſer ergriff, um den Verkehr mit dem weſtliden Turfeſtan ja hemmen , und dieſe gefährlichen Verbindungen abzubrechen, ein ſehr uns
geeignetes Mittel, uåmlich die Beforånfung des Handels , die indeß ſchon ! So und nicht „ Tehangir" ift der Name des Anführer der aufge: flaudeuen Turfftämme, welcher von ſeinen durch die Chineſen erfauften Gegnern unter den Turfe, den Karatat (Schwarzmüßen, im Gegenſat gegen die aftaf, Weißmüßen, welche ihm anbingen ), den erſtern aues geliefert, und in Beling martervoll hingerichtet wurde.
2 S. Ausland 1850. Nr. 156 ff. über die franzöſiſchen Miſſionen in Tibet.
geraume Zeit als Syftem beſtanden hatte, und durch die Erpreſſungen der cinefilden Zollbeamten noch folimmer geworden war. Die Unruhen hörten deßhalb auch nicht auf, und Tao- fwang ließ nicht nur bald nad
Beendigung des Kriege 20 Anführer der udbcfen, die ihm im Kampfe behülflich geweſen waren , binrichten , ſondern im 9 1830 brad aud ein Heuer Aufſtand aus, der indeß bald und zwar hauptſächlid surd Beſtechung der Anführer beigelegt wurde.
315
nozomi
ſehr geneigt iſt, da fich derſelbe trop aller vorgefallenen Chris ftenverfolgungen im Ganzen den Chriften geneigt gezeigt haben ſod , führt den Umftanb an, das Bolt habe geglaubt, unter
:
Gooo
kennen , und peinigten den armen Lord Napier, der ihnen in teis ner Weiſe gewachſen war, auf& entießlichfte, aber die Folgen fielen
Tao-frango Regierung ſer fein Jahr ohne ein Volf& unglüd ober
auf China und namentlich auf den Kaiſer zurüd. Dieſer war flug genug einzuſehen – und die Paffirung der Forts im Tigers
ſonſt ein nachtheiliges Ereigniß vergangen. " Güßlaff hält die
fluß hatte ihm bazu ben Bemeie geliefert – daß die cinefiſchen
für unwahr, aber die allgemeine Meinung fonnte 'eben ſo ſchlimm , wie die Wahrheit wirken, und zeigt ein ſehr weit verbreitetes
Kriegsmittel durchaus nicht im Stande ſehen, den Barbaren Widers
Unbehagen , tad jeben Augenblid gefährlid werben konnte. Wo
geweſen zu ſeyn. Vergebens verfuhr er gegen die Befehlshaber der Land- und Seemacht mit Strenge, ef half alles nichts, und der Kaiſer fühlte fich gebemüthigt und geſchlagen , lange ehe es
mie in China dao Regierungsſyſtem ein organiftrtes Raubſyſtem geworden, noch ärger al& in der Türkei, · da find ſolche geheime
Verbindungen eine Art Nothwehr, eine gegenſeitige Aſſecuranz gegen die Macht der privilegirten Räuber, und wenn die Regies rungogewalt erſchlafft, wenn einzelne Aufftande Flegreich werden, wenn mancherlei Unglück die Anficht nährt, Der Himmelsſohn fey von dem Himmel verlaſſen , kann die Sache ſchnell drohend werben. Der gegenwärtige Aufftanb in Rwangtung hat zuverläffig nicht mehr und nicht weniger Bedeutung , als im J. 1831 und 1832 die Aufſtände im Norben, ob aber ſolche Aufſtände von größerer Bes
deutung für das Reich werden ſollen, hängt von außeren, mit den Aufſtanden ſelbſt in feiner Verbindung ſtehenden Verhältniſſen ab. Tao -kwang war, wie Güßlaff ſelbft ſagt, „zum Raiſer nicht geboren," und vielleicht gibt ed überhaupt wenig Menſchen, die
ein ſo ungefüge& Reich gut zuſammenzuhalten vermöchten ; er ließ alſo die Sache den gewöhnlichen Gang gehen und that, was
Seine Bemühungen fich beim Volfe beliebt zu machen, zeigten fidh namentlich im Umkreiſe der Hauptſtabt, iro er in dem ſtrengen Winter von 1832 ungeheure Summen aufs wanbte, um die Armen zu ernähren, und die Vornehmen , welche dazu mit Gelbſummen beiſteuerten , freigebig mit Pfauenfedern und ſonſtigen Würden bedachte. Ein Cenſor tabelte ichon damals dieß Verfahren ernſtlich, indem er vorausſagte, fünftig werbe er eben fonnte.
Gelb und nicht verbienft ben Rang beſtimmen . Jad-forang, der dieſen Tabel verſchludt hatte, fab fich bald zu Audfunftèmitteln
gezwungen, welche dieſe Vorherſagung bewahrheiteten. Wenige Jahre ſpäter wurden Aemter und Einkommen an den Meiſtbie. tenden berfauft , und dadurch bie Grundlage der Regierung ſelbſt
unterwühlt.“ Die Sache mag zwar im einzelnen ſchon vorher bes ftanben haben, jeßt gewann fie aber ein ganz anderes Ausſehen, denn der Verlauf der Aemter wurbe notoriſch zur Silgung des Deficits unternoinmen ,
Seit dem 3. 1825 , wo der Krieg gegen
die Rebellen in Dftturfeftan begann, ſcheint man fich nie aus
dem Deficit herausgearbeitet zu haben, und im 7. 1830 allein betrug dasſelbe 30 Mill. Tael8 (über 60 Mid . Thaler), und alich ſpäter erreichten die Einkünfte niemals, ſelbſt im Frieden nicht die Höhe der Audgaben. Unzählige Plane zur Hebung der Einkünfte wurden entworfen , aber alles umſonſt, und der vor
Güßlaff erwähnte Aemterverkauf half nur auf kurze Zeit. Der freſſende Krebs lag in der Verwaltung, wo eß ron Unterſchleifen wimmelte, aber hier durchzugreifen , bazu fühlte fich Tao -fwang zu ichwach, und vergebene „bejammerte er die entarteten Zeiten. " Zu dieſen Uebelftänden fam noch der Streit mit England im 3. 1834. Dag Monopol der oftindiſchen Compagnie, welche bila
Band zu leiſten. Von da an ſcheint Tao - fwange Leben verbittert
zum Kriege fam . Die fraffe unriſenheit der Ghineſen in auerärtigen Dingen
wurde fichtlich von den höchſten Beamten und den Kaiſer ges theilt.
Die Chineſen ſtellten fich , al8 läge ihnen am Handel
nichtë (p. 47), während es doch nur allzu offenfundig war, daß
die Zolleinkünfte zu Canton, wohin ein eigener, vom Vicefonig unabhängiger Oberzodbeamter von Peking geſchict wurde, für die Finanzen des Reich eine höchſt unentbehrliche Beifteuer waren ; man glaubte durch die hochmüthige Miene und ein ftudirt vornehmer zurüdweiſenbell Verhalten die Barbaren in Schreden feßen zu fönnen , und der Kaiſer war mehr als je für mögs lichſte Ausſchließung der Fremben. Es iſt die alte Geſchichte vom Strauße, der den Ropf in die Ede ftedt, die Sache iſt aber um ſo auffallenber, als Lao-fwang die Schwäche der Chinejen gegenüber den Barbaren gar wohl erfannte. Güßlaff berichtet, daß er bei der Nachricht der Paſſirung der Forts im Sigerfluß an den Vicefönig geſdrieben habe : yes ideint daß alle die Forte vers geblich errichtet worden find ; fte fönnen nicht zwei Barbarens
ſchiffe zurücichlagen ! Es iſt lächerlich , verabſcheuungêwerth ! Wenn die Krieg & anſtalten auf einen Zuſtand wie dieſer zurüd gebracht find, braucht man fich da wohl zu wundern , daß die Barbaren von außerhalb fie für nichts achten !“ Bei dieſer flaren
Erfenntniß des Standes der Sachen müſſen die fünfzehn lepten Jahre tee Kaijere in der That nicht wenig verbittert geweſen jebn ; er fämpfte gegen ein Verhältniſ an, gegen das er fein Mittel wußte, und hoffte immer noch mit den alten Künſten einer trugvollen Diplomatie audzureichen. Und aleg dieß mitten unter dem Jammer einer wachſenden Finanznoth und einer ftetë
zunehmenden Beſorgniß vor den geheimen Geſellſchaften, die wie die Pilze emporſchoſſen zur Zeit des öffentlichen Unveile. Tao fiang war in der Shat nicht auf Roſen gebettet ; er batte Ver. ſtand genug die Lage der Dinge zu erfennen , bieß zeigen die
einzelnen Mittheilungen Güßlaffs deutlich, aber zu einem durch greifenden Umgeſtaltung der Verhältniſſe war er zu ſchwach ; wohl möglich, daß fein Menſch dazu ſtarf genug geweſen wäre ! ( Schlug folgt.)
Der Bazar zu Stambul. ( Aus Bartlell's : footsteps of our Lord and bis Apostles. )
„ Gs iſt nicht ganz geheuer drüben ,“ ſagte uns ein Freund zu Pera
brief derſelben im J. 1833 abgelaufen, von nun an mußte Enge
und zählte eine Menge ſeiner fonftantinopolitaniſchen Befannten auf, welche die Beft weggerafft hatte. Die Gefahr verlor aber ihren Stadel um ſo fiderer , je näher wir ſie in das Geſicht faßten. Die ftrengen
land in ſeinem eigenen Namen, und nicht mehr unter dem einer
Vorfidhtemaßregeln famen und bald ſehr langweilig vor ; überdieß hat: ten die Tage Flügel und wir waren noch ganz fremd in Stambul. Wir
her ben Handel mit China aulgebeutet hatte, war mit dem Freis
Handeldcompagnie auftreten ; Lord Napier rarb hingeſchidt und von den chineſiſchen Behörden zu Tode diplomatiſirt. Die Chis nelen wollten burchaus in ihm feine diplomatiſche Perſon aner 1 S. die Verwaltung in China. Ausland 1851 , Nr. 228 ff.
!
bejdlofſen daher eines donen Morgens , bie Bay zu burdſchneiden , welche Europa von Afien ſcheidet. Die Sonne überglanzte ſo ſchön die fich fräuſelnden Wellen , die von Fahrzeugen aller Art belebt waren ; die Mordeen und Minarette hoben fiche ro ſcharf an dem dunfelblauen Himmel ab ; die tauſend Gegenſtande, welche den Zauber dieſer unsere
316 gleichlichen Scene ausnaden , traten und in ſo günſtigem lichte ent:
Goson
der mit dem Halbmond geſchmúdte Sdild , der Saladin pielleicht ges
ſchüßt hat ; das Pangerhemd und das gewichtige Schwert des chriſtlichen
gegen und der ſorgleſen Menſchen, welche der Brüde zueilten, zeigte fich und eine ſolche Menge, daß wir fait geneigt waren, die Berichte von der im Dunfeln wandelnden Peft,“ welder ſo viele Tauſende als Opfer gefallen waren und die noch in ben entferntern Theilen der Stadt
Rittero ; der leichte Speer, der vielleicht an den Ilfern der Donau in die Reihen der Feinde geſchleudert worden, und die Waffen, welche einft die furchtbaren Janitidaren geſchwungen haben . Hier find reich mit Silber verzierte Piſtolen in practvollen Holftern ; bort lange mit Per
wüthen ſollte, für eitle Fabeln zu halten. Allmählich hob ſich unſre Zuverlicht, unſer Muth ; wir brauchten unſre Stöde faum noch, um uns
len eingelegte, mit Arabesten geſchmüdte Flinten, welde eher gearbeitet
möglichſt zu iſoliren ; wir famen bald mit dem bald mit jenem in
zu ſeyn ſcheinen , um in einer Waffenſammlung zu glanzen als einen Feind zu foreden. Neben dieſen Waffen, welche einer ältern Zeit an:
Berührung, und da das Gig einmal gebrochen trar, fürzten wir uns plößlich in das Gedränge der bunten Bevólferung. Der Strom nahm und mit ſich und führte und durch eine Reihe enger Gaflen, wo wir bald eine Moſchee, bald einen ſchönen Brunnen
bewunderten ; endlich erreichten wir den Bazar. Er iſt, wie der von Damascus , der Sammelplaß der ganzen Bevölferung , der Siß des Handels , die Niederlage des Reichthums, der Mittelpunkt fliegender .
Gerüchte und der Sammelplaß geheinier Intriguen und Verídwörungen . Um fich eine Vorſtellung von ſeinem Ausſehen zu machen , denke man
fich einen ganzen Stadttheil von einer Mauer umſchloſſen und jo zu fagen von Ginem Dache überſpannt; ein labyrinth von ſchmalen Gän: gen , welche von offnen Vuden gebildet werden und wohin nur durch
gewiffe Deffnungen in den gewölbten Dächern hinunter ein Strahl der Sonne zu dringen vermag. Wagen finden hier feinen Raum ; nur durch die größern Durchgänge ſieht man dann und wann ein belabenes Pferd oder Ramel ziehen ; alle übrigen Theile find nur für Fußgänger,
gehören , erblidt man auch folde , die von neuern Meiſtern herrühren und zu Jagd und Arieg geeigneter find. Geſtidte Scarpen und Gürtel, Leopardenfelle, Sättel , und eine Menge andrer Gegenſtände hängen bunt burdeinander von den Wänden oder liegen in maleriſcher Unord : nung auf den Bånfen umhe Halbverſtedt unter oder hinter dieſen Waarenhaufen fieht man die
ernſten , beturbanten Verfäufer ; die Pfeife in der Hand fißen fie in träumeriſcher Trägheit zuſammengefauert da und erheben ſich nur, wenn ein europäiſcher Reiſender mit ſeinem verſchmißten Dolmetſcher naht ; ſogleich wenden fich ihm alle Augen in unverhohlener Freude zu und man bietet alles auf, ihn zu feſſeln und von dem willfommnen Beſuche den möglichſten Nußen zu ziehen. Der alte Kleider.Bazar mit ſeinen verſchabten Raftang , Wámſern
und ſehr geräumigen Beinfleidern , “ auf welche ſido vielleidt noch vor
die fich hier ſchaarenweiſe drängen und ein unaufhörliches Gemurmel
wenigen Tagen ein Dpfer der Peft etwas zu gut that, hatte ein düſtered , äußerſt bedenfliches Ausſehen und fößte und in Betreff des möglichen
unterhalten , zugänglich. Nach allem was man von der Abgeſchloſſen :
Ausgange unfree ſorgloſen Beſuches einige Unbehaglidfeit ein .
heit der Morgenländerinnen erzählt , flaunt man über die Menge von
war jedoch zu ſpåt ; wir hatten unſre Schultern bereits mit denen der
Frauen, welche fich hier einfinden. In ihre weißen Yafmal (Schleier) eingehüllt und von einem leichten loſen Gewand un :ſchloſſen, ſchlappen
fie eher als fie gehen in ihren großen gelblebernen Stiefeln entlang, und indem fie euch mit ihren ſchwarzen , funfelnden Augen anſehen, brängen fie fich, einem Diener oder einer ſchwarzen Sflavin folgend, ſtets weiter, und man hört ſie in den Gängen, welche für ihre Bedürfs niſſe und launen eigend beftimmt find, überlaut ſchnattern und feilſchen . Denn dort enthalten die Shawl : und Sti&erei : Bazars ihren wunders vollen Glanz , und laden der Konflantinopolitanerin ebenſo lođend in die Augen, wie ſie manden Ehemann mit Schauder und Schreden er:
füllen ; in dein Souhe Bazar ſieht man ganze Haufen von hoớrothen
Go
halben Bevölferung Konſtantinopels in Brührung gebracht; niemand hätte ahnen können , daß die Peft in der neueſten Zeit hier ſo große Verheerungen angerichtet habe, wenn er die in den Bazaren fich drán:
gende Menſchenmafie fab ; man fonnte die leßtere mit Konſtantinopel ſelbſt vergleichen, welche als das Herz des finfenden Türfenreiche, Pets friſches Lebensblut erhält , während die Bevólferung in den Provinzen reißend abnimmt. So zeigt der Bazar, während die entlegenern Theile dieſer großen Stadt allmählich durch Beſt und Feuerbrünfte fich lichten, während weite Mäume innerhalb der Mauern ein dorſartiges Ausſehen
annehmen, nicht die geringſte Verminderung ſeines gewöhnlichen Gedran:
Schuhen , gelben Stiefeln und ſchön geſtidten Pantoffeln jeder Farbe,
get von geſchäftigen Räufern , Verfäufern und müßigen Neugierigen. Wir erreichten unſre Wohnung zu Pera , ohne daß , wie es fich
von Tud und von Sammt, bald wie mit Gold bedeckt, bald mit den
bald auswird , die vielfachen Berührungen eine Anſteckung zur Folge
reichften Farben geſchmackvoll ausgenäht ; in den Zuderbåder :Bazaro duften dag fóftliche Kaimas und tauſend Arten von Süßigkeiten und Ledereien , welche in fabelhafter Menge in die Häuſer der Reichen
gehabt hätten , mußten ung aber dem Willen unſrer nervenſchwachen Wirthin fügen, und ung in doppeltem Maaße der hergebrachten Näuches
abgefeßt werden.
anftedend ſeyn oder nicht
Dieß find wohl die beſuchteſten und darum anziehendſten Bazare ; der Juwelen : Bazar entbehrt gänzlich des verlodenden Aeußern , das mandhe Buden in den Londoner und Pariſer Bazaren barbieten ; hier verbirgt man die Schaße ſorgſam und führt den Käufer in ein abgeſon : dertes Gemad, um ihn nach ſeinem Geſchmade wählen zu laſſen ; dieſer
Geißel , welcher die Bewohner faſt ebenſo regelmäßig wie dem Wedſel der Jahreszeiten entgegen ſehen, fich in der Reſidenz des Sultans nicht wieder gezeigt hat , ſeitdem eine regelrechte Quarantáne beſteht.
,
rung unterwerfen. Die Peft verſchwand allmählich und , mag fie nun ſo viel iſt gewiß , daß dieſe furchtbare
Gang ſoll unermeßlide Meichthümer enthalten. Der Bud : und Papiers
Sonderbares Phänomen in Finnland. Die Nordiſche
Bazar iſt, wie man fich denken fann , einer der wenigſt anziehenden.
Biene ( 11 März) meldet aus Finnland , daß die Bewohner von Ulea borg in der Nacht des 9/21 Februar durch eine parte Röthe, welche die ganze Stadt einhüllte, aufgeſchredt wurden, da aber der Himmel voll:
Die verlodenden Tabat : und Gewürz : Bajare find ganz in Duft und Wohlgeruch gehüllt, und man verlaßt halb betäubt dieſe üppige Sphäre. Der Ilcharſchi oder Waffen : Bazar übertrifft jedoch alle andern an males riſdem effect. Es iſt ein dwerfälliges, dufteres Gebäude, in welchem ein Rembrandt mit Entzüden verweilen würde ; fchwere, des Nachte forgfam geſchloffene Chüren laſſen während der Tageshelle gerade fo viel
Nordlicht, obwohl qoldes unter dieſer Breite fleto Fehr hell ift. In der Anſicht, es rey ein Brand ausgebrochen, lief alles auf die Straße. Das Feuer zeigte fich immer in einiger Entfernung, und dien nicht, wie
Licht zu, um die Gewölbe und Säulen , und die endloſe Menge Beſucher, welche ſich durch dieſe Räume drängen, überſehen zu können . Man fieht hier alle Arten Waffen, viele von ſo hohem Alter und von ſo phan:
am Himmel gerade über der Stadt zu dweben . Der Schein dauerte von halb vier bis fünf Uhr Morgeng , um welche Zeit er allmählich
A
taftiſchen Formen , daß man in die Jahrhunderte der Romantif , der fabelhaften Selben , in die Zeiten der Kreuzzüge und in die glorreichen *Tage der Domanen verſeßt zu ſeyn glaubt, wo ihre vorrüdenden Beere den Weften mit Streden erfüllten . Hier iſt der frumme Säbel und
Berlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
fommen wolfenlos war, ſo vermuthete aud in dieſer Helle nieniand ein
die Morgenrothe, fich aus dem Horizont zu erheben , ſondern gleichſam ſowidher wurde. Un fünf Uhr aber flammte es noch einmal auf einige Minuten mit erneuerter Kraft auf. Die Verminderung des Lichteo
trat Anfangs von Secunde zu Secunde ein , dann aber traten Pauſen von vielen Minuten ein.
Verantwortlicher Nebacteur Dr. Ed. W idenmann .
Das A usla n d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
2 April 1852.
Dr. 80. Das Leben des Tao-kwang ,
Ronda la Vieja. (Nad Madame Brudmann . Revue de l'Orient.
März. )
verſtorbenen Kaiſers von China,
Dieſe Stadt, welche drei Leguas von Ronda liegt, hieß bei den Römern Anicippo, nach andern Alcinopa. Man muß, um
ron Karl Güßlaff. (Schluß.)
von Ronda dahin zu kommen, einen traurigen , faſt unbewohnten
Die wichtigſte Periode der Regierung Tao-trange bleibt
Landftrich durchwandern. Dieſe Stadt ſoll von ben Phöniciern ohne allen Widerſpruchder Krieg mit England; ſchon ein ſolches gebaut, von den Carthagern erweitert worden ſeyn und unter den Römern eine ziemliche Wichtigkeit erlangt haben, von den Vandalen aber zerſtört worden ſeyn. Nach den Trümmern, welche
Verhältniß zu den Barbaren iſt an und für fich ſelbſt eine
auf weiter Strece umher liegen, und nach den Mauern zu ſchließen ,
niſſe, die wir aus den Berichten der Engländer weit beſſer als aus Güßlaffe Schriften kennen, brauchen wir nicht einzugeben,
von benen noch Refte übrig find, muß fie allerbinge bedeutend gewe.
ſen ſeyn. Sie liegt auf einem der höchſten Plateaur Spaniens
mitten in den Sierras de Ronda. Der einzige Reft, der von Ani cippo übrig, iſt ein Amphitheater, das in der Mitte der Ruinen
liegt. Die Form iſt halbrund, alle Stufen find noch erhalten, wie zur Zeit ſeines Glanzed, und faſt die ganze hohe Mauer, die ben Halbfrei chloß. fteht noch aufrecht. Sie iſt ſehr hoch, und man kann nicht umhin, die Schönheit des Baueß zu bewun. bern ; die Zeit hat den Kalt und das Cement zerſtört, welche die
Neuerung, um wie viel mehr, wenn dadurch ein ganzes Reich
wie China aus den Angeln gerückt wird.
Auf die Kriegêereig
wohl aber auf den Wechſel der öffentlichen Meinung in China und auf die moraliſchen Folgen einer ſolchen Berührung mit
Fremden. Seit Lord Napiers Verjagung war man in China wieder in den alten Trott zurüdgeſunfen , und die gewöhnlichen Intriguen einer aſiatiſchen beſpotiſchen Regierung gingen, wie Güßlaff (i. p. 54) Proben liefert, ihren Gang ", bis die Dpium ſtreitigkeiten eine ſonderbare Diverſion machten . Der Abfluß des Silbers machte zuerſt auf die Sache aufmerkſam , und nun bes
ungeheuren Steinblöde verbanben , neben denen unſere Bauſteine
gann vor allem der Krieg gegen die Opiumraucher. Es hat
fich wie Kieſel augnehmen, und welche von unten nach oben
nicht an vernünftigen Männern gefehlt, welche den Rath ertheilt hatten , bad Rauchen zu erlauben , die Einfuhr von Dpium unter
bir ganze Mauer bilden, aber die 2000 Jahre des Befante mi haben fie nicht zerſtören fönnen . Auch die Steine, welche die beſtimmten Abgaben Stufen bilden, faſt ſämmtlich Marmor, zeichnen fich durch ihre
zu geſtatten , und ſo dem Streit ein Ende
Größe aus, namentlich die der erſten Reihe ; ich habe welche ges
zu machen . Eine doctrinäre , hißige Partei behielt das Ueber . gewicht, und die andern fielen, wie dieß gewöhnlich geht, in
ſehen , die nicht weniger als 12-15 ' Länge und 6 Breite hatten . Wir durchftreiften dieſe Ruinen in allen Richtungen, und ſuchten
Ungnade, wurden berbannt, degradirt u. ſ. w.
namentlich Bruchſtüde von Grabfteinen auf, deren Inſchriften
Das Uebel des
Dpiumraudene wurde eine Geißel des Landes, denn el trat nun ein Denunciation ſyſtem ein, daß Tauſende von Perſonen in die
leicht zu leſen waren, da fte fich außerordentlich gut erhalten erklärt wurden; ber ganze Handel gerieth in Stilſtand, hatten. Nach allem zuikſchließen,mußdiebeſteBeitAnicippo's echt weil Sdurfen, welche vorgeblich nach Dpium ſuchten, bie Rauf noch unter der Republ geweſen ſeyn. $ier, wie in Italica, leute beraubten und ſehr großeGewaltthätigkeiten begingen .“ Lin
würde man wahrſcheinlich burch gut geleitete Nachgrabungen
tfietſen , den man in Europa bloß unter dem Namen Lin fennt,
manches werthvolle Stüd des Alterthum8 entdecken .
augenſcheinlich ein fanatiſcher Menſch, führte zu Canton ben Krieg gegen Dpiumraucher und Opiumhändler. Man muß bies ſen Mann, der nachher wegen der Folgen in Ungnade fiel aber balb wieber emportam, im Auge behalten, denn es iſt nicht ohne
Dhne fons
berliche Mühe , wenn man nur den Boden etwas aufgråbt , findet man Kupfermünzen , und der Bauer ber und führte, ſagte mir, daß er jededmal, wenn er dieſen ehemals mit Paläften
bebecten Boden mit dem Pfluge Durchfurche, Kupfers und manch . mal auch Silbermünzen finde ; er gab mir eine Handvoll, die er am Morgen aufgeſammelt hatte, und die aus den Zeiten der Republik batirten . Wenn man den höchften Punkt dieſes jeßt ſo ſchweigſamen Drts erſteigt, hat man eine weite Ausficht nach Norden bis zur Sierra Morena, die etwa 38 Leguas entfernt iſt; gegen Süden erblickt man den hohen Berg Chriftobal, ber
ſeinerſeits alle andern überragt .
Bedeutung, daß er der Abgott bel Volfe, namentlich in Canton
wurde, als der einzige, der ben Barbaren Widerſtand leiſtete. In der öffentlichen Meinung zeigte fich eine gränzenloſe Erbitterung gegen die Engländer, und nur die Unmöglichkeit, ihnen ferner Widerſtand zu bieten , führte den Friedensſchluß herbei ; die ! In jener Zeit ſoll eine zum Rang etner Kaiſerin erhobene lieb : ling @frau ſo ziemlid den Scepter geführt haben .
318
Krieg@ partei war ſelbſt in den ſchlimmſten Zeiten noch ſehr mächs tig, ja als der Kaiſer ſchon Friedendunterhandlungen eingeleitet
ſpätere Bemerkung (p. 69) : „bie Nachricht vom Abſchluß des
hatte, wagte fie fich noch, gefügt auf die öffentliche Meinung, in
ein ungeheures Aufſehen : bas chineſiſche Volf gewahrte mit Er ftaunen , daß ſein großer Kaiſer, wie jeder andere, ein gewöhn licher Sterblicher ſey, keineswegs über andere Fürften der Erbe erhaben daftehe, ſondern nur ſeines Gleichen ſey. Man fann
bem Rathe des Raiſers hervor, und Kiſchen und Kissing wur.
den für wenig beſſer als Verråther angeſehen . Lao.frang, durch die Darſtellungen ſeiner unmiſſenden und fanatiſchen Diener in der Ueberzeugung ſeiner Obergewalt vers ſtärft, hatte lange nichts von einer gütlichen Uebereinkunft hören wollen , und Güßlaff ſagt (p. 61) : „ alle Hoffnungen die Sachen auf frieblichem Wege abzumachen , wurden hochmüthig verworfen, benn das himmliſche Reich wünſchte ſehnlichſt, die ftolzen Bars baren zu zermalmen. Lao - fwang fümmerte fich um die Warnungen ſeiner Flugen Gemahlin , welche um dieſe Zeit aus blos
Bem Grame ſtarb, nicht mehr..... 68 mürbe lächerlich ers
Friedens machte ſowohl in ganz Europa als auch durch China
fich keine angemeſſene gbee machen, wie groß das Entſeßen der
Chineſen war, als ſie gewahr wurden, daß der Sohn des Him. mel nicht unüberwinblich ſey, unb baß er ſogar getauſcht wers den fönne; ein Rückgang der Gefühle, wie er früher niemals
ſtattgefunden, trat ein, und die politiſche Dberherrſchaft, welche China fich ſo ſtolz angemaßt hatte, war auf immer in den Staub getreten." Die unſinnigſten Beſchlüſſe wurden von ter Mehrzahl Der Großen gefaßt, Kishing und Glipuh ſollten als Verräther er.
ſchienen ſenn , wenn das himmlijde Reich fich ſo weit herabe Flärt, und der Krieg, zur Rettung der Ehre des Reiche, bis zur gelaſſen hatte, einen Miniſter abzuſenden, um mit den brittiſchen Repräſentanten zu unterhandeln. “ Dieſer Uebermuth fanf balb ; icon im erſten Feldzug, als ein Theil der engliſchen Flotte vor der Mündung des Pei-ho erſchien, icheint die volle Erfenntniß
gänzlichen Vernichtung der Barbaren fortgeführt werden. Jade fwang, dem die völlige Hülfloſigkeit des Reichs ießt fein Ges heimniß mehr war, fonnte dieſen Sturm der Entrüftung unter ſeinen Großen nur baburch beſchwören, daß er ihnen auftrug,
des Abgrunds, an dem das dhineſtidhe Reich ſtand, fich den wir
die Mittel zurFortführung des Kriegs herbeizuſchaffen, die Armee
derſtrebenden aufgedrungen zu haben. „Die über die ganze Hauptſtabt verbreitete Angſt war groß, Lao-fwang ſah alle die Gefahren eines Bruchs mit England in ihrem wahren lichte, und daß, wenn der Kampf in der Nähe von Befing geführt würbe, er mit ſeiner gänzlichen Nieberlage enben müßte. 68 gibt einen ungeheuer zahlreichen chineſiſchen Pöbel, der bereit iſt, jebe Gelegenheit zu ergreifen, Raub an den gewerbfleißigen Bürgern zu begehen, und die Vorråthe der Regierung zu plündern, wenn je die Aufmerkſamkeit der Mandarinen auf die Bertheidigung des Landes gerichtet iſt, und ihre Streitkräfte geichlagen werden ; wenn tie
und die Flotte in einen achtunggebietenden Stand zu feßen , unb
Englanber eine Stabt nahmen, war dieß jebeemal ber Fall, der Pöbel plünderté alle Häuſer vollſtändig, unb nahm ſogar Thüren und Fenfterrahmen mit. Katte fich bieß in großartigem
Maaßſtabe in der Hauptſtadt ereignet, ſo rürde die Verwüſtung ungeheuer, und der Schaden nie wieder zu erſegen geweſen ſeyn . Wären die Pratorianerboden nur einmal geſchlagen worden, was ohne Zweifel der Fall gewe'en ſeyn würde, ſo wäre die ganze Maſchine der Regierung umgeſtürzt worden, und die unglückſeligften folgen würden daraus entſtanden ſeyn."
Hier bedt Güßlaff
die ſchwärende Wunde auf, an der das Reich litt, und man fann nicht ohne mitleidiges Achſelzucen und ohne die Erinnerung an die ſpätern Seiten Rom8 die Bemerkung leſen , daß, ſowie die Flotte in Folge ſchlauer Unterhandlungen und Verſprechungen fio vom Peicho entfernt hatte, gleich die ganze unmächtige Wuth über die Barbaren wieder laut wurde, und die Kaiſerin Wittwe
zu einem ſolchen Grabe von Erbitterung gebracht wurde, daß fie ihrem Sohne erklärte, wenn er nicht Krieg führe, bis die gotts
loſe Barbarenbrut vernichtet ſey, würden ſeine Ahnen ihn in der Geifterwelt niemale anerkennen . 68 chien als ob alle chinefiſchen Würbenträger bie Sinne verloren hätten ; fie idrieen nach Blut, Ausrottung, Vernichtung." (p. 63.)
So unſinnig dieß auch erſcheinen muß, ſo hatten die Leute inggeſammt von ihrern Standpunft aus nicht Unrecht. Der Kaiſer von China, der Sohn dee Himmele, der nach uralten chineftidhen Staatégrundſäßen alle Fürſten der Erde als ſeine
ſelbſt den Krieg zu führen. Da ſank den Schwägern das Herz, der Friede warb unterzeichnet und pünktlich gehalten. Die Folgen im Innern zeigten ſich bald : das Volf hatte den Reſpect vor den Mandarinen verloren, und fing bie freilich durch die Habſucht der Mandarinen ine linerträgliche geſteigerten Steuern zu vermeigern an ; die glüdlichen Erfolge del Widers ftande in der einen Provinz erweckten den in der andern, unb bie Finanzneth ftieg nun ing Unglaubliche.
Sest dritt der Rais
ſer zu dem ziemlich verzweifelten Mittel, die Höbern Claſſen , die fich bereichert hatten auszupreſſen, und warf zugleich auch polis tiſdh die Schuld auf die Mandarinen , um dem Volk zu ſchmeis deln. Güßlaff erzählt, namentlich p. 71 F. , ganz unglaubliche Dinge, wie weit dieß ging, und nun trat ein gefährlicheres
Gymptom ein, als alle frühern : , Seit vielen Jahren ,“ ſagt Güße laff ( p. 78), der dieſen innern Zuſammenhang faum aufzufaſſen ſcheint, und die Ereigniſſe ganz ordnungslos aneinander reiht, vſeit vielen Jahren hatte der patriotiſche Geiſt der Chineſen die Idee genährt, eine Verbindung zur Wiederherſtellung der chineſiſchen Herrſcherfamilie der Ming zu bilden ; dieß war ein ſehr gefähr. lidher Plan, und da die Mitglieder der Geſellſchaft ießt mächtig waren und Reichthümer beſaßen , ſo war fein Verfahren gegen fie eingeleitet worden, weil man et nicht für rathſam gehalten hatte, die Sachen auf& Aeußerfte zu treiben." Güßlaff führt eine Anzahl Daten auf, welche dieſen Berlauf der Dinge beweis ſen : der Herrſcher fing, durch den Wiberſtand des Volfe erſchrect,
an , mit dieſem gegen die Großen gemeinſame Sache zu machen, „ Demokratiſche Verſammlungen, in welchen die Rechte des Viene
ſchen erklärt wurden, entſtanden in allen Theilen des Landes, die Aelterleute und der vornehme Stand , machten die Führer,"
felbft viele Beamte ſtellten ſich an die Spiße der Volfemaſſen , und die Verwirrung ſtieg allenthalben. Die Regierung fab fich in Folge derſelben außer Stand ihre Beamten zu bezahlen, und bieſe entſchädigten fich nun vollende, wo fie es immer ohne Ges fahr fonnten
denn an vielen Drien wurden die Beamten ges
Das fonnte nicht ohne tiefen und dauernden Einbrud auf das Volf und die Zukunft des chineſiſchen Reiche ſein, daher die
radezu ermordet – burch Erpreſſungen. Die Ablaufung von Rebellen wurde jeßt völlig zum Syftem , weil die Kraft, fte niederzuſchlagen , erſchlafft war. im
1 Gben die, welche vier Jahre lang völlig das Scepter geführt.
9. 1847 brad wieder ein Aufftanb in DAtturfeftan aus, Raſcha gar unb Varkenb fielen in die Gewalt der Empörer, und das
Vajallen betrachtete, von einer Banbrou fremder Barbaren beftegt !
319
wo
goon
chineſtiche.Heer warb in die Flucht geſchlagen . Güßlaff läßt fich
Aus dem Matroſenleben.
darüber (p. 85) alſo vernehmen : vin frühern Zeiten würde dieß den Hof ron Peking veranlaßt haben, ſofort ein ſehr ſtarfes
(Bon Dr. Gerſtäder.)
Heer abzuſenden und mehrere Millionen für einen Feldzug audzugeben ; jeßt waren die Mittel den Feind treiben ganz andere. Ein ausgezeichneter Mann rom tiſchen Corps begab fich nach dem Kriegeſchauplaß und
1. An Bord.
nußloſen zurückzus diplomas fing Un .
Captán on Board ? frug am Morgen des 2 Auguſt ein fonngebräun: ter, breitſchultriger — Herr, muß ich ſagen, denn er ftad wenigſtens in feinen Tudykleidern mit einem hohen ſchwarzen Seidenhut auf und fei:
terhandlungen an ; dieſe wurden ſehr in die Länge gezogen, und der Feinb, welcher auß einer Anzahl ſehr bigotter Bokharen
Glacéhandſchuhen ingrinimig Troß boten und ihrem Eigenthümer in jeder anderen Kleidung gewiß Ehre gemacht hatten , weit ficherer auf einen Arbeitsmann als auf ein Mitglied der „höhern Claſſen “, zu denen zu gehören er jedenfalls beanſpruchte, ſchließen ließen. Der Fremde ſtand in einem der gewöhnlichen Bayboote von Sydney , und hatte die Fall: reeps der herunterhängenden Schiffsleiter gefaßt , während er zu bem oben über Bord ſehenden Steuermann des „ Pelican “, der ſchon draußen in der Bay von Sydney lag und am nächſten Morgen unter Segel gehen wollte, hinaufrief. „Ay, ay, Sir“, lautete die ſeemänniſche Antwort ; der Fremde ſprang an Bord und befand fich, nach einem paar mit den Bootsleuten gewecha ſelten Worten , die ihr fleines Fahrzeug gleich darauf feſtmachten und ſeine Rüdfehr zu erwarten ſchienen , an Bord. Das Ded des „ Pelican “ bot nichts außergewöhnliches bar, die Leute waren theils beſchäftigt von dem am anderen Bord liegenden „ Waters tant“ Waſſer einzunehmen , theils hie und da Kleinigkeiten an Taus werk audzubeſſern , und ausgebeſſertes zu theeren. Der Zimmermann falfaterte das Dec, und die monotonen Schläge ſeines hölzeruen Hammero
beſtand, madte immer größere Einfälle in bad chineſiſche Gebiet. Dieſer Zuſtand der Dinge batte eine Zeitlang gebauert, da fam
eine große Summe Gelded an, und augenblidlich wurde ein Waffenflidſtanb angeboten. Die Anführer der Mohammebaner beriethen unter einander, ob es mehr zu ihrem Vortheil ſeyn würde, mit den Plünderungen fortzufahren, oder das faiſerliche Geſchenk anzunehmen , und nach reiflicher Ueberlegung neigten fle fich zu dem legtern .“ Man hatte fle alſo abgefauft, und ſo
daß ficherſte Mittel audgefunden, die Unruhen und Angriffe zu vererigen . ?2
Der Haß gegen die Engländer wuche fortrährend, und man ſuchte alet hervor, wað irgend, wenn nicht im Augenblid, boch in Zukunft ihnen Schaden bringen könnte. Die Geſandten von Cochinchina, Birma, Nepal, die ſonſt ſehr hochmüthig behandelt
worben waren, wurden jeßt ſehr ſchmeichelhaft aufgenommen und reich beſchenkt. 3 Man erkennt daraus die Tendenz der chineft. iden Regierung, die auch unter dem neuen augenſcheinlich idma.
dhen Kaiſer fich nicht änderte und einen allgemeinen Krieg in Afien nebſt gänzlicher Zerrüttung tes chinefiichen Reich
zur
Folge haben kann . Viele Mandarinen , „erflärte Freunde der Audlånber ", D. h. folche, die bad Nußloſe eine Wiberſtandes gegen England und die gefährlichen Folgen eines Kriege ers fannten, fielen in den leßten Jahren Sao - frange nach und nach
in Ungnade, und unter dem jungen Kaiſer wurde auch vollende Ki.hing entlaſſen .
Güßlaff& Buch bietet viel Intereſſantes iſt aber ſehr ſchlecht abgefaßt ; mit den großen Hülfemitteln, die ihm zu Gebot ftans den, hätte er ganz anderes leiſten fönnen, aber er war, wie bes merft, zum Geſchichtſchreiber ſo wenig geboren, als ſein Belb
ner Wäſche an , wenn auch ſeine breiten braunen Fäufte , die allen
1
waren faſt das einzige Geräuſch an Bord, ſo ſtill und ruhig ging alles zu.
Su beſchäftigt übrigens die ganze Mannſchaft auch mit dieſer oder jener Sache ſchien, denn ſelbſt der Mate oder Steuermann war bei dem
Ausmefien und Neu -Merfen , der loglinie , ſo müßig fahen fich zwei junge Leute die Sade an , die ruhig am Ded aufs und abſchlenderten, und nur dann und wann bei einer oder der andern Gruppe ftehen blies ben, einmal nach dem Boot hinunter ſahen , und ihre Wanderung lang
ſam wieder fortſeßten. Sie trugen leichte Sommerhoſen , furze, dünne Jaden und einen breiträndrigen Strohhut von ſogenanntem cabbage leaf (der Rohlpalme), um den ein breites, ſdwarzes Band befeſtigt war, mit den gelb darauf gemalten Worten : „ water- police“ , Waſſerpolizei. Der Fremde ging nach einem flüchtigen über Ded geworfenen Blid , der zum größten Theil dem Tafelwerf galt , nach hinten und ſtieg die Cajūtøtreppe hinunter.
„ Rannteſt du den ?“ frug einer der Polizeileute den anderen .
ter altern und neuern hiſtoriſchen Verhältniſſe im Innern Aftens,
„ Nein “, ſagte der Gefragte, weißt du wie er heißt ? „ Wirft idon noch ſeine Befanntſchaft machen “, lachte der erſte me8 iſt Capitán Dilytt vom Boreas, und will nach Calcutta — bao Shiff
wenn man Güçlaffe Buch aufmerkſam durchließt, des Gebanfen8
ir auf Dienſtag angezeigt."
Lapsfwang zum Raiſer. Man fann ſich bei einiger Renntniß
„Noch niemand fortgelaufen von den Leuten ? " „Noch nicht, aber wie ich geſtern gehört habe , wollen fie morgen
nicht erwehren, daß große Veränderungen in Aften bevorſtehen , in welche England ſehr ſtarf hineingeriſſen werden wird. Die
Vorſicht und Nachgiebigfeit, die es in China und in allen den Staaten, die damit zuſammenhängen , zeigt, und welche von den unwiſſenden Chineſen , Birmanen . u. 1. m. ale Sdmache außgelegt wird, find ſehr erflärlich, ſobald man ſich eine deutliche Vor. ftellung macht von dem, mae in Aſien durch einen Krieg China's mit England fommen fann, und faſt fommen muß.
1
fort
idh fönnte leicht hintertreiben, damit iſt und aber nicht gedient -
es find Ausländer, der größte Theil wenigſtens von ihnen, und wenn erſt einmal eine tüchtige Belohnung auf ſie geſeßt iſt, wollen wir fie ſchon wieder friegen ." „Wo gehen ſie denn gewöhnliche Abento hin“, frug der zweite „ haſt du fie ſchon in Auge gehabt ?"
„ D , idon ſeit acht Tagen — fie ſind bis jeßt meiſtens im Elephant und Caſtle in Pittfireet, und ein paarmal aud in einer von den Kneis
in der Dudarei herrſchen ; die friedliden, Handel treibenden Bucharen ſelbſt waren 08 gewiß nicht.
pen in Rentftreet geweſen, es ſcheint aber, daß fie fica jeßt hinauf nach Pittſtreet gezogen haben. Es find theile Franzoſen, theils Deutſche und nur vier Engländer an Bord , und dort oben herum wohnen einzelne
2 Güßlaff führt auch noch einen andern Aufſtand an an den weft: liden Grängen ''; die Bewohner würdeu Mohammedaner genannt, man
von ihren Landsleuten . “
1 D. h. Peute aus der Bucarei, in Wirflidleit Turfomanen, welche
.
wifle aber nicht mit welchem Recht. fin marſcirte gegen fie, foſt unmenſch .
„ Die werden ſie dann aber auch nicht verrathen wollen “, meinte der
liche Grauſamkeit geübt, am Ende aber doch auch nur mit Hülfe von
zweite , der noch nicht lange in ſeinen ießigen Poften eingetreten war.
Beftechung gefiegt haben (f. p. 88.). Das emporte Volf iſt, at chines
„ Nidt verrathen ? " lachte ber erſte, „laß nur erſt einen tüchtigen Preis darauf ſtehen , dann iſt mir vor dem andern auch nicht bange ; derart Leute wollen Geld verdienen, und die Art wie das geſchieht, iſt ihnen gewöhnlich verbammt gleichgültig, fo ihnen nur die Polizei nidto
firdo, gar nicht näher befridonei.
3 Der Gedaufe iſt faum zu gewagt, daß der neuefte Arieg Birma't gegen die Engländer durch die Intriguen der Chineſen angezettelt wurde.
dabei anhaben fann .“
320 von ſelbſt, daß die ausgeſepte Belohnung für das Einfangen die ein: gefangenen Schufte auch ſelbſt bezahlen müſſen, und dafür hab' ich ſchon
Capitán Dilytt war inbeffen , während dieß für ihn ſo wichtige Geſpräch ani Ded verhandelt wurde, in die Cajute des Pelican getreten und hatte mit dem am Tiſd fißenden Capitán die erſten Begrüßungen gewedſelt.
geſorgt , daß fie dazu noch alle genug ju gut haben . “
„ Und Ihre Zeit ? das andere iſt das wenigſte, rechnen Sie aber
„ Alſo morgen wollen Sie fort ?" ſagte er, „wie ich ſehe haben Sie
einmal was Sie allein an Futter und Waſſer für Ihre Thiere, die Sie
Polizei am Ded ? fürďten Sie, daß Ihnen noch einige von Ihren Leuten weglaufen ſollten ? " „Ja und nein ", antwortete Capitan Howell vom Pelican, der Henfer traue den Souften – ſie werden auf meinem Schiff ſo gut behandelt,
an Bord haben , mehr brauchen und nachher müſſen Sie dann ſogar noch Leute für 6 Schilling den Tag miethen, die Ihnen nur die nöthig
ften Arbeiten beſorgen. Ich will nichts davon ſagen , daß man feine Polizei an Bord nehmen kann, wenn man node acht oder vierzehn Tage im Hafen zu liegen glaubt , wer aber einmal ſchon den größten Theil
wie faum auf einem anderen, fein harted Wort wird zu ihnen geſprochen , feine unnöthige Arbeit wird von ihnen verlangt, mein Mate iſt ein ſehr ruhiger ordentlicher Mann , und das Eſſen iſt ebenfalls gut und nahrhaft; in der Hinſicht fönnen ſie ſich alſo über nichts beflagen, das verwünſte Gold fedt ihnen aber darum nicht minder im Kopf - der
ſeiner lebendigen Fraďt eingenommen hat, und in ein oder zwei Tagen
große Klumpen hat ja ganz Sydney verrüdt gemacht, warum nicht auch
wir wollten ja über unſere Paſſage ſprechen – Sie gedenfen durch Torresſtrait zu gehen.“ „ 3 weiß noch nicht“, ſagte Dilytt, mindem er ſein Glas austrant
zum Abſegeln gefommen iſt ohne Lente zu verlieren , der ſollte auch die paar Pro. St. nicht ſoeuen. Die Verführung iſt jeßt zu groß ; man fann auf die beſten Leute nicht mehr mit Beſtimmtheit rechnen .
die Leute, und mit allen möglichen Schwindeleien wird ihnen der Kopf
überdieß noch gefüllt, ſobald ſie nur einmal den Fuß an Land Teßen. An die ſogenannten „ Solafbaaſen “ gehen ja darauf aus ſie von den Schiffen abzuloden. Hat ſo ein Kerl ſie dann in den Klauen , dann zieht er fie aus bis auf den leßten Feßen Kleidungeftuđe oder auf den leßten Penny an Gelb,! und verfauft fie dann wieder an ihr altes Schiff oder an irgend ein anderes -- ihm gleid , wenn er nur ſeinen Verdienſt daraus zieh ' . Das wollen aber die Leute nicht einſehen, und wenn ſie auch tauſend folcher Beiſpiele hören, ſo halten fie fich ſelber doch immer für flüger , und denfen, ſie werden es ſchon beſſer machen . Um mida deßhalb vorzuſehen, und nicht im leßten Augenblic etwa 'noch fißen zu bleiben , hab' ich lieber das Geld angewandt mir die Polizei aufs
Aber
und wieder füllte, ich mag mich nicht gerne in die verdammten Klippen am liebſten ging ich um den Süden , wenn man jeßt hineinwagen nur trauen dürfte wie's mit dem Wind fleht, und man nachher nicht
die ganze Reiſe gegen den Monſun anzupeitſchen hat ; find Sie ſchon einmal durch die Torrebſtrait gegangen ? " „ Nein “, ſagte Capitán Howell ; aber die jeßt darüber ausgefertig ten Karten ſollen ausgezeichnet ſeyn, und ich werde jedenfalls die Par ſage von Rained Giland verſuchen .“
Die beiden Capitáne unterhielten fich jeßt noch eine Zeitlang über
die Torresſtraße und einige Geſchäftoſachen, und Capitán Dilytt nahm
Schiff zu nehmen, bis ich abſegle , und ich glaube das Geld iſt nicht
endlich Abſchied und ſtieg wieder in ſein Boot hinunter , das ihn raſch
gerade unnuß auegegeben. Wie viel zahlen Sie für die Polzeiaufſicht täglich“, frug Dilytt. „ Für jeden Mann eine Quince", erwiederte der Capitán des Pelican, wes iſ theuer, läßt fich aber doch nun einmal nicht ändern .“ „Gine Guinee ?" rief Dilytt erſtaunt „na , da bant ich für, dafür kann ich meine Leute ſelber bewachen.“ Weberdieß halt ich gar nicht ſo viel von dem , was fie auf See „gute Behandlung" nennen. Die Leute müſſen natürlich ihr ordentliches Ofſen und Trinfen , ihren Brandy oder Num haben , nachher aber auch wiſſen , wen fie vor fick rehen , und ich , für meinen Theil , habe wenigſtens ſtets mit Strenge mehr ausgerichtet als mit Güte und Zureden. Sie wollen wahrhaftig
nach dem Circular Werft hinüberruderte.
0
1
gar nicht gut behandelt ſeyn und lachen einen nur hinter dem Rücken aug , wenn man es einmal verſucht.
Wenn ich nur mit den Augen
bliße, dann wiffen fie ſchon was die Olode gedlagen hat , und Onade Gott bem dann, der da noch mufst fie muffen aber auch nicht. Der Steward , der Wein und Gläſer auf den Tiſch gereßt hatte,
ſah den Sprecher mit einem halb verächtlichen, halb höhniſden lächeln von der Seite an, war aber gleich wieder ganz ernſthaft, als dieſer zu:
fällig zu ihm auffhaute. „ Und wann gedenken Sie zu regeln ? u frug Capitán Howel den anderen , „ Sie liegen am Slip ? I
Ja , am Patent Slip, Montag Morgen will ich die noch übrigen
Pferde einnehmen, und Dienflag Morgen leg' ich in die Bay hinaus
-
iſt der Wind gut, fo geh ich noch Dienſtag Abend, oder ſpäteſtens Mitts
„ Da fährt auch Giner “, ſagte ein Matroſe oben in dem Marowane ten, wo ſie die Pardunen theerten, zu ſeinem Cameraden, der mit dem
Fetttopf zwiſchen den Zähnen eben von oben niederglitt und dicht neben ihm Poſto faßte „ da fährt auch Giner , wo ich ebenſo gern in der Hölle wäre, als daß ich ſein Biøcuit faute . „ Das iſt der Capitän vom Boreag“, ſagte der andere, nicht wahr ? der Kerl fieht auch gleich ſo aus , als ob er einen Monat in heißem
Pfeffer gelegen und nachher mit Oifig abgerieben wäre. Es iſt zum Tod zu verwundern, daß ihm noch keiner von den Leuten weggelaufen iſt. „Lauf du jeßt einmal weg , wenn du Luft haft“, lachte der erſte, „ fie werden wohl nicht fönnen .“
„ Nikt fönnen ? dicht am Land liegt das Schiff, und feine Seele von Polizeidiener an Bord, da wollte ich einmal den Steuermann oder Booto: mann, oder ſelbſt Polizeidiener ſehen , der mich hindern ſollte nicht allein mich ſelbſt, ſondern auch meinen Kleiderſac fortzuſchaffen. Ne , die Burſchen müſſen etwas anderes auf der Wigge haben , oder ſie waren nicht ſo lange geblieben. Vielleicht warten ſie auch nur bis zum leßten Augenblic
die Gerdichte iſt aber faul , wenn ſie fich da nicht vor:
ſehen, faung ihnen am Ende gerade ſo gehen wie ung. Hätt' ich mich damals nicht von dir abreden laſſen , ſo ſaß ich jeßt vielleicht ganz be: quem oben in den Minen, und fande Stücke Gold wie mein Ropf groß. Das Matroſenleben ſoll doch der Teufel holen, ſobald er nur im min: deſten Luſt dazu ſpürt. „Ja und das Minenleben ſoll noch viel ärger reyn“, meinte der
woch Morgen in See .
„ Weggelaufen iſt Ihnen noch feiner von Ihren Leuten ? " „Nicht ein einziger“, lachte Dilytt, ja ſie haben zu viel Neſpect, denn ſie wiſſen recht gut, wieder frieg' ich ſie doch, und nachher ging's ihnen erbärmlich." „Mit dem Wiederfriegen iſt es aber doch eine mißliche Sache“, ſagte Howell fopfſchüttelnd, „und ich würde mich an ihrer Stelle darauf nicht zu ficher verlaſſen. Aber wenn audi , ich reße den Fall Sie bekommen
d.h. man iſt freilich ſein eigener Herr dort, das iſt richtig – mit dem Verdienſt iſt's aber auch dafür deſto unſicherer, denn an die
fte, mit hoch darauf geſtellten Belohnungen wirklich roieder, foftet Sie das weniger als die paar Pfund Sterling , die ſie jeßt an die Polizei
von Rawlinſon an die Londoner aſiatiſche Geſellſchaft beſtimmt derſelbe jeßt das Alter dieſes Obelisfen zuverſichtlich auf 860 v. Chr., und ſagt,
audgeben ?
daß eine Abbildung den Tribut Jehus an Aſſyrien bezeichne. (Athen.
„ Dao foſtet mich gar nicht8“, lachte Dilytt, „ das verſieht ſich doch Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
andere -
großen Klumpen glaub ich nun einmal nicht." Der eine glitt mit ſeinem Fetttopf weiter nach unten , und das Geſpräch war abgebrochen . (Fortſeßung folgt.)
Der Niniveh - Obeliof. Nach einer neuerlichen Mittheilung 3
27 Marz.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Knnde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 81 . ከ
3 April 1852.
große Seltenheit, und ſelbſt bei aus Europa hier eingewanderten Lungenkranken verhärten die Tuberfeln meiftend ſchnell, wag den
Beiträge zur Sittenkunde der Mordafrikaner. 12.
(Bon Karl Bill ) Krankheiten der Kabylen und Araber . - @orgs
loftgkeit der Mütter . - Einheimiſche Arzneimittel. -
Fortſchritten der Eiterung ein Ziel ſegt, und wobei der Patient, wo nicht radical geneſen, doch noch lange Zeit in einem ſehr leidlichen Zuſtanb leben fann, wie dieß zahlreiche Autopften in
Muſtapha als Zahnarzt. – Das Kind im Ei. - Geſuch um ein Mittel gegen allzu große Fruchtbarkeit. Ed iſt ein Vorurtheil zu glauben, daß die Völker, welche auf einer niedrigen Culturſtufe ſtehen , wenig oder gar feinen
oft befallen werden , iſt eine Art Scorbut, wobei fich die Munde höhle entzündet, das Zahnfleiſch ſchmidt und eitert, und die
Krankheiten unterworfen ſeyen, denn die Erfahrung hat gelehrt,
Bahnwurzeln fich entblößen. Dieſes Uebel wird hier allgemein
daß der Menſch überall Menſch, und nur zu geneigt iſt ſeiner Conftitution mehr zuzumutben als dieſelbe ertragen fann, mas natürlicherweije mehr oder weniger bedeutende Störungen im
Gegend, im Gegenſaß mit den Arabern im Tell und in der
Drgani&mu8 zur Folge haben muß, der epidemiſchen Krankheiten
und ſo mancher örtlichen Krankheit & urſachen nicht zu gebenken . Nun iſt es zwar ausgemacht, daß die Veranlaſſungen zu ſolchen Störungen je nach der Individualität und der phyfichen Gr. ziehung eines jeden ſehr verſchieden ſind, und daß ein Rabole mehr ertragen fann als ein europäiſcher Stadtbewohner ; indeſſen iſt ein Bruffieber immer ein Bruftfieber, mag es nun der vers
den Militärhoſpitälern Algerienß zur Genüge targethan haben . Eine Krankheit, wovon die hieſigen Rabylen und Araber
bem ſchlechten Trinkwaſſer zugeſchrieben, und man ſieht in dieſer Gabara, die bis ins hohe Alter die ſchönſten Zähne bebalten, ſchon Leute von mittlerem Alter nach und nach die Sahne ver lieren.
waſſer der Krag erholt haben ; das Reſultat iſt für beide dag,
Daß die Poden von Zeit zu Zeit große Verwüſtungen hier anrichten müſſen , berreist die große Anzahl Blatternarbiger , die man in allen Sribad antrifft, und man hat mich berfichert, daß dieſe Krankheit ſchon mehr al8 einmal den fünften Theil der Bevölkerung hinweggerafft hat. In Der Sahara iſt das Eins impfen der Schußpoden ſchon ſeit langer Zeit im Gebrauch, allein bier kennt man dieſes Vorbeugungômittel nur aus den officiellen Einladungen , ſich in den Städten impfen zu laſſen ,
ſelbe, und nur der Grab der das Uebel herbeiführenden Unvor-
welche die franzöftiche Behörde in neuerer Zeit durch daß Organ
zärtelte Europäer durch einen bloßen ſchnellen Temperaturwechſel,
oder der Kabyle bei einer Wildſchweinbeße im falten Winters fichtigkeit iſt verſchieben.
der Raide und Scheich
an die Araber und Kabylen ergehen
Die gewöhnlichen Winterkrankheiten im Sanhadia-Gebiet
ließ, hütet fich aber wohl von derſelben Gebrauch zu machen.
find Heiſerfeit, Bronchiens und Lungenentzündungen , und übers haupt Bruftleiden in ihren verſchiedenen Geſtaltungen , welche
tion in Folge verſchiedener Ueberrebunges und zwangemittel
Bloß in den mauriſchen Ståbten hat dieſe wohlthätige Opera.
dem ſchnellen Temperaturwechſel und dem Mangel an den ges
nach und nach Eingang gefunden , ſo daß heute mehr als zwei
hörigen Verwahrungemitteln dagegen zuzuſchreiben find. Die
Drittel ber mohammebaniſchen Bevölferung das gegen dieſelbe
erfte in den Monat November fallende Winterregenperiode iſt
beſtehende Vorurtheil bei Seite geſegt haben .
der Geſundheit wenig nachtheilig, da die Temperatur dabei nicht
Die endemiſchen Fieber find in dem ganzen den Philippesille und Bona, beſonders aber in reichen Sümpfen durchzogenen Sanhabia- Gebiet, Gommerd und Herbſtes eine wahre Landplage. Dem Kabylen iſt / dieſelben unter den verſchiedenſten Formen, von
plöglich, ſondern nur allmählich finft. 3m Monat December tritt gewöhnlich noch einmal bad ſchönſte Herbftrretter ein , wors auf unmittelbar lange anhaltendes , ununterbrochenes, von falten
Sturmwinden begleitetel Regenwetter folgt.
Landſtrich zwis dem von zahl. während des 68 außern fich welchen die ges
ales dieſes ſehr wohl bekannt, allein er denkt deßwegen nicht
wöhnlichſten von den Kabylen mit den Namen El-Berb, El
eher daran , die während des Sommers an ſeinem Gurbie zum Durchgang der Luft angebrachten Deffnungen zu verſtopfen , als
Sghana, El-Thleta unb El-Bu- Segh-Segh (bes falten, bißigen, breitägigen und des gefährlichen Fieberg) bezeichnet werden . Die Sribas liegen gewöhnlich am Haupt der Kraß, wo fich meiſtens
bie Groß und Klein auf bad erbärmlichſte feucht unb huftet.
Dazu iſt die Kleidung der Mehrzahl der Kabylen nicht hinreis
verſumpfte Duellen befinden, deren Waſſer nicht viel beſſer als
dent, fte gehörig gegen Näſſe und Kälte zu ſchüßen, wie gelind der Winter in den Rüftenſtrichen Norbafrifa '& auch ſein möge.
badjenige der Sümpfe ſelbſt iſt; die Bewohner einzelner, hie und da am Rand der Kras zerſtreuten Gurbied graben ſich gar nur
Ungeachtet dieſer Uebelſtände und der gänzlichen Bernachläffigung aller hygieniſchen Regeln iſt hier die Lungenfdwindſucht eine
Gumpf, und dieſe mit zerlegten Pflanzenſtoffen geſchwängerte
ein Loch in einer Entfernung von drei bis vier Schritten som
322
Waffer kann unmöglich der Geſundheit zuträglich ſeyn, obichon eg die Kabylen immer nur mit Buttermilch verſekt trinfen . Im Winter trinkt man tas in den Bergſchluchten herabrinnente Regenwaſſer, das ſehr klar und von gutem Geſchmack iſt; dieſe Bergwaſſer verſiegen aber ſchon mit Beginn des Frühlinge , denn
man iſt von dieſer Zeit an , bis zu Winter& anfang, auf das Waſſer der ſpärlichen Sumpfquellen , die während des Sommers nur in einem dünnen Faden rinnen und Tümpel von verdächs tigem Ausſehen bilden , beſchränft. Dieſer Uebelſtand wäre
allein ſchon mehr als hinreichend auch die robuſtefte Geſundheit zu gefährden ; nun fommt aber die Zeit, wo fich dae ftebenbe Gewäſſer der Sümpfe unter dem . Einfluß der Frühlingelonne von Lag zu Tag vermindert und einen großen Theil del iclans migen Bodené bloßlegt ; ein unangenehmer Pflanzenmodergeruch, ben ſelbſt die während des Sommers regelmäßig wehenden Sees minte nicht bermindern fönnen, verpeſtet die Luft, und jeßt geht nun bas bleiche Fieber von Gurbie zu Gurbie, ron Zelt zu Zelt, um ſeinen jährlichen Tribut einzufordern. Die davon
mit dieſem llebel, bas jedoch hier weniger ſchnelle Fortidritte ale
in Europa macht, herum. Bis jeßt haben die Kabylen nur in ſehr ſeltenen Fällen um den Beiſtand franzöſicher Aerzte nachs
geſucht, obgleich jeder einheimiſche Kranke, der ſein Begehren bei dem arabiſchen Bureau macht, in das Militärhoſpital des Bezir
fes, zu dem es gehört , aufgenommen werden fann, doch fonnte ich den Neffen einer ſchon ziemlich bejahrten Frau , die ſchon bei zehn Jahre mit einem venerijden Audidlag behaftet war, bazu
vermögen dieſelbe in dat Hoſpital von Philippeville zu bringen . Der Prädeſtinationeglaube ſpielt übrigens bei dieſer Krankheit wie bei jeder andern ſeine Rolle, nnd der liebe Gott iſt an allem
ſchult, auch wäre cê vergebliche Mühe dem liederlichen Volf be
weiſen zu wollen, daß wer fern vom Waſſer bleibt, nicht darin erſäuft.
Von ſogenannten Kinderfrankheiten weiß man hier nichtë, in der Regel geſegnen ſchwädliche Kinder aud Mangel an gehöriger Pflege bald das Beitliche, während die ftarfern wie Rohr auf
wachſen : bie Sorgloſigkeit der Mütter jeßt indeß dieſe leßtern
Befallenen behalten el que Mangel ar ärztlicher Hülfe, bis es fie von ſelbſt verläßt ; auch ergibt man rich, als in eine unvers
noch mancherlei Gefahren aus, worunter diejenige, durch das Feuer beſchadigt zu werden , die gewöhnlichſte ift; babei herricht der
meibliche Sache, mit eremplariſcher Geduld darein , ſo daß e8
Aberglaube, daß wenn ſich in einer Familie das erſte Kind vera brannt bat, alle nachfolgenden das gleiche Schidial haben müſſen .
faſt den Anſchein hat als mache man ſich nicht beſonders viel daraus . Ein anderes iſt es aber, wenn ſich der gefürchtete Bus Segh -Segh, das böëartige, hißige Fieber, das von den Fran,
Da die Feuerſtelle befanntermaßen in einem großen, in die Erde
zoſen la fièvre pernicieuse foudroyante genannt wird, eins
glühender Koblen iſt, und die Kinder oft ganz allein zu Hauſe
ſtellt; jedermann weiß, daß ein ſolcher Anfad oft ſchon in einer
bleiben, ſo iſt das häufige Vorfommen dieſer Unglüdefälle leicht zu begreifen. Gin trauriger Vorfall dieſer Art, der ſich während
Stunde tödten fann, und ſein Erſcheinen verbreitet daher auge
meine Beſtürzung, doch find zum Glück dieſe Fäde yerhältniß. mäßig ſelten. Sonderbar iſt es, daß auch in den Sümpfen jagende Hunde von dieſem Bu.Segh. Segh befallen werden und meiſtens ſchnell babinſterben .
Dieſe Fieber laſſen gewöhnlich
eingegrabenen Topf beſteht, der faſt den ganzen Tag über voll
meines Aufenthaltes im Demo -Saffaf bei meinem Nachbar Alis Lidrab ereignete, fann ein Beiſpiel von dieſer ſtrafbaren Sorge loſigkeit der Mütter geben . Schon Meſſaub, der jedejährige Knabe desſelben , hatte ſich früber den ganzen Leib auf die idreds
lichſte Art verbrannt, war aber wunderbarer Weiſe baron genes
langwierige Leber- und Milzcongeftionen, oft auch die Waſſer ſucht zurüd, was manche Aerzte in Algerien dem übermäßigen Gebrauch dee Chinine zuſchreiben wollen ,; da man aber weit
ſen ; dieſes Unglück madite aber die Mutter nicht vorſichtiger, ba ſie den allgemeiren Wabu der Weiber theilte, trok aller möge
mehr Araber unb Rabylen, die doch kein Chinin einnehmen, als Europäer, mit dieſen Infirmitäten behaftet findet, ſo dürften dies
lichen Vorſicht nicht verhindern zu können , was geſchrieben ſtand. Eines Abends befand ſich Ali-Liørad bei mir in meinem Gurbie,
ſelben doch wohl nur als eine Folge des Fiebers anzuſehen ſeyn . Auch die Ruhr graſſirt hier im Spätſommer und Herbſt,
während ſeine Frau mit dem Melfen der Rübe beſchäftigt war,
und wird von den Einheimiſchen dem häufigen Genuß unreifer Früchte zugeſchrieben ; bei den Europäern rührt aber dieſe Kranfs heit von einer Erkältung des Unterleibes her, und die Regierung hat daher beim Militär den Gebrauch der flanellenen Leibbinden al& Vorbeugungemittel dagegen eingeführt. Eine unter den Kabylen ſehr verbreitete Krankheit iſt die Luftſeuche, welche hier El- Froos oder El- Merab- Duni (die Kranf
heit der Ausſdweifungen ) genannt wird, und wovon fein Alter verſchont bleibt. Bei einem ſo wollüſtigen Volt fann es in der That nicht anders ſeyn : die Erwachſenen tragen dieſe Krankheit oft Jahrelang mit fich herum, und die Kinder erhalten dieſelbe ſchon im Mutterleib eingeimpft oder ſaugen ſie mit der Mutter milch ein, auch wird fie feinesweges für etwas Schändliches ge.
plößlich vernahmen wir ein entſegliches Geſchrei, und erblidten, ald wir hinausſahen, Frau Aidha an der Erde liegen und ich unter verzweifeltem Jammergeſchrei das Geſicht mit den Nägeln
zerfleiſchen. „Der kleine Ali iſt ins Feuer gefallen !" riefen ung die Kinder der Nachbarn entgegen , das arine Kind hatte ich die ganze linke Seite des Ropret auf das erbärmlidſte verbrannt,
ich wußte in der Eile nicht andere zu thun, ale ihm Aufidhläge von geſchabten roben Kartoffeln zu machen, was ihm augenblic liche Linderung ſeiner Schmerzen verſchaffte, nicht& beſtoweniger ſchwebte ſein Leben während einiger Tage in großer Gefahr, unb ſeine Geneſung zog ſich ſehr in die Länge. Die Sache war ſo
zugegangen : während die Mutter die Kühe molf, waren die Zies gert herbeigefommen , und fie rief dem Fleinen Meſſaub, der im Gurbie ſein Brüderchen hütete, zu, dieſelben zu melfen ; dieſer
halten, und Alt und Jung ſpricht davon ohne Scheu, wie man etwa von dem Fieber oder von den Poden ſpricht. Wenn ich die fleine Sora fragte, warum dieſe oder jene Frau das Geficht oder
ſeßte das Kind zur Erde und that was ihm befohlen war, das
die Arme mit Geſchwüren bebedt habe, ſo antwortete fie mir ganz
an täglich, daß ihr Gott feine Kinder mehr geben möge, ba fie
unbefangen, daß dieſelbe den Frood habe, und einft brachte fte
doch zum voraus zu demſelben Unglüc verdammt wären .
mir ſogar ein neunjähriges Mädchen aus der Griba herbei, das mit ich demſelben ein Mittel gegen den Froos gebe In gewöhn . lichen Fällen geneſen die damit Behafteten meiſt ohne Anwene
dung irgend einer Arzenei, andere aber ſchleppen fich zeitlebens
arme Würmchen war indeß zum Feuer gefroden und fopfüber in den glühenden Topf geſtürzt. Frau Aiſcha betete von nun
Ungeachtet ihres feſten Glaubens, daß Allah jedem Menſchen
ſchon bei ſeiner Geburt ſein fünftiges Schidjal auf die Stirn geſchrieben habe, verſchmähen es die Kabylen doch nicht, in Kranks heitsfällen zu berſchiedenen für wirkſam geltenden Mitteln ihre
noor
323
Zuflucht zu nehmen. Die Ninde del Granatbaumes unb man cher Eichenarten , die Meerzwiebel, die zu Pulver geriebenen Bläts
ter einer gewiſſen Ferula, Bu -Nefa genannt, ein zu Alche ges brannter Schlangenfopf unb bgl. find eben ſo viel Univerſalmits tel, die für jedes mögliche Nebel gut find. Schlagen dieſe Mittel nicht gleich an, ſo läßt man ſich ron einem Marabut Amulette
ſchreiben , oder nimmt ein Stück von der Fußſohlenbaut desſels ben ein, immer aber wird zuerſt zu Aber gelaſſen, wobei man durch ein gelindes Schnellen mit dem Finger auf ein aufgeſeptes Raſiermeſſer die Stirnaber öffnet.
Aus dem Matroſenleben. 2.
Der Markt
in
Sydney .
Gin Sonnabend Abend in Sydney if das lebendigfte, was die ſonſt gewiß nicht tobte Stadt nur irgend aufzuweiſen hat. Aded ſcheint auf den Beinen zu ſeyn , und wen nicht beſondere Geſchäfte hinaustreiben, den läßt die Neugierde ſchon nicht zu Hauſe , und er muß wenigſtens einmal „ durch den Marft ſchlendern.“
Der engliſche Sonntag trägt hieran größtentheile die Schuld. Da er ſehr fireng gehalten wird , fann man auch gar nichts zu faufen bez fommen ; in vielen ſehr orthodoren Haushaltungen wird ſogar alles für
Ich ward oft, nicht nur von den Einwobnern der Sriba ,
den Sonntag auch am Sonnabend gefocht und gebraten, daß man am
ſondern von den Kabylen und Arabern der ganzen Gegend um
Sabbath eben weiter gar nichts zu thun hat aló zu fauen und zu beten, und natürlich muß dazu auch alles am Sonnabend Abend herbeis geſchafft werden. An dieſem Abend bringen denn auch Fleiſcher, Gärtner
Dua (Arznei) angegangen, im Anfang gab ich einern oder dem andern eine Dofte Cyinin , mußte aber dieſen Handel balb auf geben, da mich dieſes Medicament ſehr theuer zu ſtehen fam, und meine Patienten mich jedeemal nur mit einem „Sfatter Cheie ref“ ( ich danke) bezahlten. Einen beſondern Nuf erwarb ich mir ald Zahnarzt oder vielmehr als Zahnausreißer, und obſchon ich meine glänzenden Operationen nur vermittelft einer alten, roſtic
alles heran, was er nur hereintragen oder fahren kann. Die Fleiſcher ſchmüden ihre Låden ganz beſondere mit fetten Hammeln und feiſten Dohſen große Brode von Talg bilden die Säulen , und hie und da bringt ein ausgeſchlachtetes und bei ſeinen langen Hinterläufen auf gehangenes Ranguruh oder Balloby abwechſelung in die ſonſt etwas
gen, nichts weniger als Zutrauen einflößenden Präparirzange
monotonen Fleiſchſpeiſen .
verrichtete, ſo hatte ich doch den ſtärfſten Zulauf. Dabei hatte ich meine eigene Art zu operiren : der Patient mußte fich auf
Der Marft von Sydney beſteht aus vier langen , hohen , luftigen und höchſt praktiſch eingerichteten Gebäuden, die übrigens noch auf eine bedeutende Vergrößerung der Stadt berechnet find, denn ſie werden jeßt nur zur Hälfte benußt. Cinco fleht wenigſtens ganz leer und ein zwei: teo hat einen ſehr geringen Theil ſeiner Stände erſt in Gebraud ; das ſchadet aber nichts : benn Sydney wachat auch wirflich ſehr ſchnell, und in fünf Jahren vielleicht ſchon werden die vier Marktgebäude an einem
I
den Rüden legen, mein Famulus hielt den Kopf desſelben in
ſeinem Schooß, und die elegante Zange hatte bald dem franfen Zahn fein Recht angethan, was nicht immer ohne Beſchädigung des Zahnfleiſches abging.. Endeffen ließ ich jebed mal den Mund mit einem halben Glas Giftg, dem man große Heilkräfte zuſchrieb, ausſpülen, und mein Client ritt befriedigt nach Hauſe. Auch die Weiber hatten ein großes Zutrauen in meine ärzt liche Wiſſenſchaft, fie glaubten ich könne fie, je nach Erforderniß Der Umſtände, fruchtbar oder unfruchtbar machen , und es trar 1
lächerlich anzuhören , welche übernatürliche Dinge ſie mir in dies
jer Hinficht zuſchrieben.
Einft fam dieſelbe junge Frau, deren
Klaggeſang ich im fünften Capitel gegenwärtiger Beiträge anges führt, in Begleitung der Marabuta Miriam zu mir, und redete mich Wort für Wort folgendermaßen an : „Höre Muſtapha! thue mir den Gefallen und mache mir ein Kind in einem Ei ! (sawili el uled fil adam !) und ich werde dich dafür belohnen fo viel in meinen Kräften ſteht." Ich lachte von Herzen über dieſe naive
und jeder der ſonſt etwas zu häuslichem Gebrauch zu verfaufen hat,
.
Sonnabend Abend wohl jämuntlich ſo gefüllt und erleuchtet ſtehen , wie jeßt die zwei , die alles in fich vereinigen , was in Neuſüd-Wales nur an Lebensmitteln aufzutreiben iſt.
Das eine vou diefen iſt ausſchließlich für rein animaliſche Erzeug niſſe beſtimmt, und hier fallen neben den Schlächtern am meiſten die reinlichen Butter : und Käſeftande ins Auge , mit ihren aufgehäuften Maſſen von Hühnern und Enteneiern, mit ihren Schmalz- und Butter: fufen, und den gelb glänzenden , hell burdgeſchnittenen Käſen , die den Vorübergehenden mit ihren tauſend Argusaugen verlangend nachſchauen. Neben dieſem befinden ſich ebenfalls die Stände mit Geflügel, mit
dieſem aber gehts den Bewohnern von Sydney wie mit dem Fleiſch,
fie haben feine Abwedſelung darin, weil ihnen das wilde Geflügel fehlt, und immer und ewig find Hühner, Tauben oder Truthühner das
einzige was ihrem Gaumen geboten wird . In fand drin gibt es allers
Zumuthung und erfuhr jeßt, daß der große Lügner Ali.Ben
dinge hie und da viel fleine Rebhühner, wer die ſchießt, ißt fie aber
Meſſaub den guten, leichtgläubigen Neſſä dieſen Bären angebuns
auch gewöhnlich ſelber auf, und fle fommen nicht auf den Markt.
den habe.
Aus dieſen Tauſenden, der menſchlichen Gier gemordeten Leben, tritt man aber in ein viel freundlideres Vild ein, ſobald man den ſchmalen
Gine andere Frau au& Gl- Ain.Neidhma, die idon
vierzehn Kinder geboren und wahrſcheinlich bieſes Gegend genug hatte, war gekommen um mich zu erſuchen ſie unfruchtbar zu machen , und hatte fich zu dieſem Zweck der Fürſprache meiner
Nachbarin Qiſqa verſichert.
Noch ehe aber die beiden Weiber
mir ihr Anliegen vorbringen fonnten , fam die kleine Here Sora
heimlicherweiſe und ganz außer Athem herbeigerannt, um mich davon zu benachrichtigen . Ich hoffe du wirſt dieſer ſchlechten „ Frau zu Liebe feine ſolche Sünde (haram ) begeben wollen ," ſagte
ſie mit einem altflugen Geſichtchen, das ihr allerliebſt ſtand.
„Gott würde dich gewiß dafür firafen !! Thue mir den Gefallen
Gang überſchreitet und in das andere, rein vegetabiliſchen Erzeugniſſen beſtimmte Gebäude fommt. Die vorragendſte Stellung nehmen hier uns ſtreitig die in wahren Ininafſen aufgeſtapelten und aufgeſchütteten Dran gen oder Apfeliinen ein. Die auſtraliſde Drange iſt dabei vorzüglich und im Verhältniß auch billig genug, und wird viel conſumirt. Ueber dieſen hängen Ananas von Martou -Bay, und aufgeſchichtete Wände von Blumenfohl und anderen Gemüſen bilden den Hintergrund. 68 war jeßt gerade nicht die eigentliche Fruchtzeit, ſonſt hätten auch noch Pfirſiche und Feigen einen nicht unbedeutenden Plaß hier angefüllt. die Englander Am ſwadhften war der Blumenmarft vertreten auf dem ganzen Marft wäre fein
und ſage nein !" Ich verſprach es dem kleinen Naſerreis, und ale
haben feinen Sinn für Blumen
die beiden Bittſtellerinnen famen, fertigte ich dieſelben zu ihrem großen Leidweſen und zu nicht geringer Satisfaction meiner juns gen Freundin mit einer derben Strajpredigt ab. Eben ſo wurde ich manchmal um Amulette angeſprochen, von welchen die einen die Gunft der Frauen erwerben , die andern die Ratten vertreiben ſollten , entidulbigte mich aber jededmal mit meiner Unwiffenheit in den occulten Wiſſenſchaften.
ſchöner geldmadvoller Strauß aufzufinden geweſen. Blumen war aber auch das wenigſte wonadh die Menſchen verlang ten etwas compactes wollen fie haben , Roaſtbeef und Blumenfohl oder Weißfraut -- Hammelofeulen und Zwiebeln was helfen Einem bie Blumen, die find ja doch nur zum Anſehen. Duro das „ Vegetabiliſce Marktgebäude “, wenn ich es ſo nennen darf , ſchlenderten auch langſam und mit der Miene von Leuten die
nicht auf der Gotteswelt, am meiſten aber Zeit zu verlieren haben,
324 vier Matroſen
denn der erſte Blid auf ihre weit zurüdgereßten Güte und blauen Jaden ließ fie als ſolche erfennen – und ſahen ſich ziemlich gleidgültig die rechts und linfo aufgeſtapelten Fruchtmaſſen , und zu ihrer Soande muß ich's gefehen , ebenſo gleichgültig auch die manchmal wirklich lieben und freundlichen Geſichtden an , die geſchäftig zwiſchen den einzelnen Ständen hin- und herglitten, und ihre Ginkäufe für den
morgenden Tag beſorgten. Sie waren eben hiehergefonimen , weil fie
„ Wahrſcheinlich auf das fleine Fahrzeug ca vor ihm, mit dem
ſhwarzſeidenen Jádoen, ob er ung wohl geſehen hat, er gudte aber gar nicht her." „ D Gott bewahre“ , lachte ein anderer, der nahm eben ganz genaue
Peilung voraus und ſcheert fidy auch überhaupt den Teufel um ung. Sobald wir nur immer zur rechten Zeit an Bord fommen und fein Geld von ihm wollen , find wir ihm gut genug - in allem anderen
können wir zum Teufel gehen . Aber fommt, wir halten hier gerade durch Georgeſtreet burch und die fleine Straße hinunter ; an der nächſten
alle anderen Menſchen hatten hierher gehen ſehen, und ihr Spaziergang chien eher den Grund zu haben , ihre Beine wieder einmal „ gegen Straßenpflaſter zu reiben" als irgend etwas anderes. „ Du Jan “, ſagte da endlich der eine von ihnen zu dem vorangehen ben , braß einmal hier einen Augenbli& bad und leg ein halb Duzend von den Apfelfinen ein .
Ede geben wir über Stag und dann haben wir reines Fahrwafier, bis
wir das goldene Kreuz über der Thüre ſehen . Die vier Matroſen verließen das Marftgebäude und gingen Matfts ftreet hinunter nach Pittftreet zu , der ſie aufwärto folgten. Am Court: haus flanden zwei Männer in dunklen lleberroden und Müßen. Sie ſahen den Matroſen nach, und der eine von ihnen ſagte leiſe. „ Weißt du von welchem Sdiff die find ? im Marfthaus machte mir
„ Haſt du Geld ?" wandte fich der alſс Angeſprochene langſam nach ihm um
Goson
„ mir hat der Alte heute Abend feinen Gent geben wollen
er ſagte er hätte es heute ganz vergeſſen Geld mitzubringen, wir ſollten aber morgen früh jeder ein Pfund haben, und dann möchten wir noch
der eine ein paar ſehr verdächtige Bemerfungen, ich möchte wohl wiſſen
einen Sonntag Abend, wenn wir wollten , an Land gehen den Dien : flag Morgen legte er in die Bay hinaus. Er war verdammt geſprächig.“ ,, Ja, und dann traue ich ihm gerade am allerwenigſten “, meinte der andere, wer hat übrigens hölliſche Angſt, daß wir ihm ausfneifen und verdient hätt' ers zehnmal wenn man nur wegfommen fönnte. Die
wo ſie hingehen
wenn ich nicht irre, ſo nannte der eine den Namen
Boread — find ſie von dem Schiff ſo können wir nur immer die Augen offen haben . "
„ Weit gehen werden ſie nicht“, ſagte der zweite, „ und da fönnen wir ja nur immer einmal folgen .“
Straße in die Minen ſoll ganz beſeßt mit Polizeidienern ſeyn, und hier verſteden thut Ginen auch niemand die Strafe iſt zu groß, wenn fte erwiſcht werden." „ Du, ſprich nicht ſo laut“, ſagte der dritte „ich habe da hinten eben unſeren Steward geſehen , der Grünes einfaufte ivenn ter ein Wort aufſchnappen fann, bringt er's dem Alten brühheiß wieder — dag war ſo Waſſer auf ſeine Mühle er traut uns überhaupt nicht." „ Hat auch alle Urſache dazu “, brummte der erſte, und zog ſich die Hoſen etwas höher über die Hüften — „wie ich wenigſtens jeßt ge: flimmt bin trau' ich mir ſelber nicht, und ſollte mich gar nicht wun.
Die beiden Männer folgten langſam den vier Matroſen, bis dieſe dann blieben fie auf in der Thür deo goldenen Kreuzes verſwanden der anderen Seite der Straße ſtehen .
„Wollen wir einmal hinein ?“ ſagte der eine. „ Ja, aber jeßt noch nicht“, entgegnete ihm ber andere – ed ift noch zu früh, wir müſſen ihnen ein Weilchen Zeit laſſen, bis fie erſt ein halb Duzend Gläſer im Kopf haben. Und mit dieſen Worten gingen fie langſam die Straße wieder hinunter nach dem Theater zu , wo um dieſe Zeit das regſte Leben war. Laß fie gehen, lieber Leſer ed find zwei verfleidete Polizeidiener,
dern , wenn ich mich morgen oder übermorgen früh einmal irgend in
und die melden ich immer ſchon von ſelber wieder .
einen dunflen aber ſicheren Winfel weggeftaut fände, und dort frumm liege , bis der Boreaß beim Boreas wäre – oder ſonſt wo , wohin er
Ten einmal in das goldene Kreuz treten und zu ſehen, ob ſie da drinnen guten Portwein haben.
auch immer Luſt hat. Es iſt ſchon ſchliinm genug bei bem alten Scuft
( Fortſetung folgt.)
1
.
Matroſe zu feyn , wie viel weniger dann Pferdejunge." Der eine von ihnen, der etwas Geld bei fich hatte , war bei dem nädaften Doftftand flehen geblieben und hatte ſeinen Aut voll Apfels
Wir wollen indeſ:
Miscellen.
finen gefauft .
Gine mer fwürdige altitalieniſche Statue. Unter den
„Wo find denn die übrigen ?" frug er ſeinen Cameraden , als er fie wieder eingeholt, ich dachte es hätte und heute Abend irgend jentand irgendwo ſprechen wollen ? „ Die fißen im goldenen Kreuz in Pittſtreet", lautete die Antwort, „ ein Irländer hat dort eine Schenfe, und da wollten wir heute Abend zuſammenfommen ." „ Aber wag machen die Deutſchen und Franzoſen bei dem Irlán:
beachtenswertheſten Gegenſtanden , die man in der Galerie der Alter: thümer im brittiſden Muſeum fieht, iſt eine fleine etwa 2' hohe Statue, welche in einer Grotte , in der Polledrara ju Vulci gefunden worden .
.
reyn ſoll. Sie iſt von Marmor und in archäologiſder Beziehung von höchſtem Intereſſe . ziemlich Pleif an den deuten auf eine ſehr reyn, daß fie einer
der " , frug Giner.
wedt , daß es in der That eine Copie einer noch früheren Darſtellung einer archaiſchen Gottheit iſt, die wahrſcheinlich lange , ehe man etwas
„ D , er hat eine Frau, von Rhein glaub' ich, die deutſch und frans förtroh ſpricht - und dann iſt noch ein wunderhübſches Mädchen im Hauſe Rean hat fich dhon flerblich in die verliebt." Das paffirt Rean ſehr oft“, ſagte der Engländer trocken das fönnte er billiger haben - aber fommt, es wird Zeit es muß icon
!
von dem römiſchen Namen wußte, in dem Diſtrict, wo ſie entdedt wor:
den, verehrt wurde. Wer die Bilder der claffiſchen Mythologie zu ſei:
-
acht ihr ſeyn . ,,Zum Donnerwetter da iſt der Alte rief plößlich der eine von ihnen , und als ſie ſich umſahen , war ihr würdiger Capitän auch foon dicht hinter ihnen. Er fah fie aber nicht – die breiten Soultern ſuchten ſich herüber und hinüber arbeitend Bahn durch das Gedränge zu brechen , und jedenfalls hatte er irgend ein Ziel dem er nadftrebte, denn er ſchaute weder rechts nodi linte , und das Gebäude entlang fonnten ſie der langen rieſigen Gefalt mit dem diden rothen Geſicht
nem Studium gemacht hat, wird ſich zu dieſer Anſicht hinneigen , wenn er fich erinnert, daß die Statue der Diana zu Epheſus gleichfalls aus Holz war, obgleich Plinius ſagt, daß die Leute damals ſchon nicht einer:
lei Anfight waren über die Gattung von Holz, aus dem ſie beftand. (Liter. Gaz. 27 Marz.) Die befannte Reiſende , Madame Pfeiffer , ift auf Borneo angefommen, hielt fich furz zu Sarawat auf, beſuchte ein Dorf der Bergdajafe, und brada fodann nach dem Safarran auf, den fie, ſo weit er ſchiffbar iſt, hinauffahren wollte , um von da nach dem Ober:
mit den Augen folgen .
„ Da ſchwimmt er hin “, ſagte der erſte ladend – mit einer fliegens
den Fahrt vor dem Wind, miódyte nur wiffen auf was er Jagd machte. Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Der ſtrenge Styl, die Anordnung der Draperie , die Seiten vorſtehenden Arme, ſo wie die ganze Stellung frühe Periode. Sie ſcheint gemalt oder ſo entfärbt zu hölzernen Statue gleicht, was die Vermuthung er :
lauf des Pontianaf hinüberzugehen. Von da aus wollte fie die hollán : diſchen Niederlaſſungen beſuchen, und dann nach Celebes gehen. (ibid.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenma n n.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Dr. 82.
5 April 1852.
mal einen Rüdlauf nimmt, ber ohne ben Ginbruch ber bunnen
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum. Die ſlawiſden Börter in Rußland und Polen .
Bei der Behandlung der ältern Ethnographie wirft man nur allzu oft bie Zeugniſſe verſchiebener Jahrhunderte und läns
in Europa ficherlich von bleibenden folgen begleitet gewefen wäre, bad ift eben ein Ereigniß, teffen nähere Unterſuchung von
ſehr bedeutendem hiſtoriſchen Intereſſe , und beffen Grflärung aus den allgemeinen Verhältniffen der Deutſchen Völfer zum
der zuſammen, und breitet fich, dem Stern oder dem Irrlicht
Römerreich vielleicht nicht außerhalb der Gränzen der Möglidí,
eine Namens folgend, über einen allzu großen Länderbezirk aud ; man ſpürt der Aehnlichkeit von Namen nach, die ießt in aften ,
feit liegt. Aber welche Stämme bewohnten den Landftrich, den ble
im weſtlichen Europa auftreten, und hält die Verbindnng Karpathen und die Dnieſtrmündung im Süden , der wenediſche dann beider nur allzu leicht für hergeſtellt, ohne die Schwierigkeiten , Meerbuſen im Norben, und eine vom Auefluß der Düna nady bem welche Zeit und Raum einer ſolchen Verbindung entgegenftellen, hinreichend in Rechnung zu bringen . Wir wiſſen , daß Griechen . land ſchon in 12ten bis 13ten Jahrhundert vor unſerer Seit
Don gezogene Linie im Norboften begränzen ? Dad ptolemäiſche
Sarmatien nimmt den größten Theil dieſes Raumg ein ," wenn aber bie Sarmaten hier wirklich als Tebhafte8, acerbauenbes
rechnung von dem Stamm bewohnt war, der nadiher in der Volf gelebt hätten, fo fonnten fle nicht ſo wie es geſchehen , aus Welte und Menſchengeſchichte ſo berühmt wurbe ; wir fennen die Verwanbeſchaft der meiſten, wenn auch ſchwerlich aller italieni:
Der Geſchichte verſchwinden . Wir finden , fo wie die Geſchichte
fchen Stämme mit den griechiſhen, und die hohe Cultur, welche
vielleicht ein Meft von Sarmaten wie die ſpäter ſogenannten Zaj
Roms erreicht hatte, läßt ſchon zur Zeit der Gründung Etrurienmindeſtens eben ſo hohed Alter als die griechiſche ſchließen . auf ein
wie Ptolemäue fie angibt : ber Jyras ( Dnieftr ) (dheibet die Dater
Im heutigen Franfreich wohnten ſchon in den älteſten Zeiten Jberer und Gelten , ja man verſeßt den berühmten Zug der Gelten zur Ers
von den Sarmaten, worunter Ptolemäus fichtlich nicht bloß dieſe ſelbſt, ſondern die ihnen theils unterworfenen , theild räubertſch
wieder klarer wird, nur Slawen, Litthauer und Eſthen, find dieſe
meiezen ? Im Süden am Thrað find die Spraďgränzen noch ganz
oberung eines Theils der iberiſchen Halbinſel ing 16te Jahrhuncumberſtreifenden anderen Völfer verſteht; Tacitus ſchließt im Kaum jünger, wo nidst eben ſo alt muß die Diten die Gränzen Deutſchland & fichtlich in dem Striche ab, wo Einwanderung des zweiten Zweigs des celtiſchen Stammes, ber jeßt wieder die Gränze von Polen und Schleſien iſt. Ueber der Belgen, im nörblichen Franfreich und einem Theil ber heutigen Norboſtgränge ift man am unficherſten , weil man nicht genau an Niederlande ſeyn, wohin fie, durch Häufige Rriege im Norboften geben kann, wie weit die finniſche Bevölferung ginig, und im gedrängt, allmählich gelangt ſind. Alle dieſe Daten reichen weit Südoſten zogen die durch die mongoliſche und finniſche Einwan. über den Zug der Safen oder Slythen vom Drusland nach dem derung ing. Gebiet des Don gedrängten Völker umher . Das dert vor Ohr.
Lanais hinauf, alſo noch weit mehr über den Zug der mit den Slythen ſprachverwandten Alanen, und die Wanderung der Gat. maten vom Tanajs nach der Weichſel, die im Laufe der leßren Jahrhunderte vor Chr. allmählich vorging, iſt eine vergleichs
übrige land. muß in ſeinem größern Umfang den Slawen ge. bört haben.
Rorolanen, Alanen wieder aus der Geſchichte verſchwinden , To zeigt ſich darin der Charafter wandernder Kriegerſtamme, die
Schaffarit führt den fichern Beweiß, daß unter den Wenes den norbwärts von den Karpathen die Slawen zu verſtehen Feyen und eben ſo , daß fie urſprünglich nicht Slawen, fondern Wenes ben geheißen . Die Völferwirrung , welche Jahrhunderte lang in bem Lanbftrich zwiſchen Ditſee und fchwarzem Meer herrſchte,
nach erlittenen Unfäden unter dem vielleicht vorher beherrſchten
erklärt vollkommen den Namen „Slamen“ im Gegenſan gegen
und unterdrückten Volfe untergingen. Welche Verhältniſſe die
„Niemzi," die Rebenben im Gegenſaß gegen die Stummen , d. h.
oftdeutſchen Völfer feit dem dritten Jahrhundert zum Zug gegen Güdoſten nach dem ſchwarzen Meere hin berogen, darüber find
gegen diejenigen beren Sprache man nicht verſteht, denn der Name Glaren iſt auch nach Schaffarit nicht der alte Name.
weiſe ſehr neue Begebenheit. Wenn die Sarmaten, Jaffamaten,
ung bis jegt faum mehr als Vermuthungen geſtattet; daß der Wenn Tacitus (be Germ . c. 46) ſagt, daß fie die bergigen und Strom, welcher ſeit dem 7ten Jahrhundert v. Chr. im Norben bed walbreichen Striche zwiſchen Peukinen ( Dafen) und Finnen
idwarzen Meeres gegen Nordweſten fich gewendet, jept auf éin.
räuberiſch durchziehen, ſo iſt das Verhältniß ziemlich deutlich an.
1. Siebe Amédée Thierry: Mémoire sur la population primitive
gegeben : die Sarmaten auf der einen, die Deutſchen auf der ans bern Seite, waren die ſtårfern Völkern , legten dem einen Ifeil ber
des Gaules. Moniteur 31 Oct. nad 16. Nov. 1844.
Weneben Sribut auf, und wer fich dieſem "nicht unterwerfen
326 wollte, jog in die Wälder und Berge.
Unter dieſen Rämpfen
erftarfte das Volf, balb zogen einzelne Schaaren mit Gothen oder Sarmaten auf Beute in die römiſchen Provinzen, und als der þunnen furchtbarer Stoß das Gothenreich im Dſten zers trümmert, und die öftlichen Theile Deutſchlanbe von einem großen Sheil ber friegeriſchen Mannſchaft entblößt hatte, begann die Zeit ihrer Eroberungezüge gegen Weſten und Süben.
Nicht ohne Grund führen Schaffarit und andere die icon von Serobot erwähnte Sage, daß fich bie Neuren während einer
gewiſſen Zett des Jahres in Wölfe verwandelten, an ; wie weit bie Deutung reicht, daß fie wegen ihred räuberiſchen Lebend ſo genannt worden ſehen, wollen wir dabin geſtellt ſenn laſſen , denn bieſe Deutung iſt eine viel zu allgemeine, die Sage' vom Währ. wolf aber, welche dieſe ſlawiſchen Völfer ſpäter im ſecheten und
unter dem Namen „Brufolafas“ bie nado Jahrhundert flebentennland dieſer Verlauf der Dinge im Adgemeinen nicht wohl Grieche verpflanzten, iſt um ſo bedeutenber, und wenn hinzu
Wenn einem Zweifel unterliegen fann, und auch der ſonderbare Name Anten, welche mehr öftlich zwiſchen Dniefir und Dniepr gehaust
fommt , daß der Name der Neuren ſich noch jeßt in Fluß und
haben ſollen , ich vielleicht als eine bloß veränderte Form des Namens Weneben erklärte, ſo iſt es um ſo idrerer, dieſe Wes
daß wir, wie auf der nördlichen Ebene länge der Weichiel bie
neben und Anten an die frühern Nachrichten anzuknüpfen. Hes robot iſt darüber von einer verzweiflungsvollen Kürze : „über dem Emporium der Boryſtheniten (alſo am untern Dniepr), jagt er,
( IV . 17 ) wohnen bie Rallipiben , ein Miſchgeſchlecht von Griechen und GFythen ; über dieſen ein anderes Volf, bie Alagonen, die aud, den Boden bauen zu ihrer eigenen Nahrung ; bann fommen die aderbauenden Slythen - welche Schaffarit für ein ſlawiſches , den Gfythen unterworfenes Volk hält - dieſe bauen Weizen, nicht zur Nahrung ſondern zum Verkauf; über dieſen wohnen bie Neuren , und dann folgt, ſo viel wir wiſſen, ein mens ichenleered land . " Das iſt ſo ziemlich alles, was er über das
land zwiſchen Dniepr und Bog (Hypanie) weiß. Dieſe Nach richten reichen wahrſcheinlich bis nach Poleſien , dieſem im Früh. jahr weithin überſchwemmten Waldland, das noch jest dwady bevölkert, in jener ältern Zeit von den wenig ſebhaften Stämmen ſo wie noch mehr von den eigentlid Aderbautreibenden gemieben werben mochte. Indeß icheint Herodot doch von dem Hanbeldzuge, der aus dem Bernſteinlande wahridheinlich bie Düna herauf und Den Dniepr hinabging , auf welcher Straße ſpäter auch die ſkandinas viſchen Waräger zogen, Kenntniß gehabt zu haben . Auffallend ift,
Stadt, Nurez unb Nur, erhalten hat, ſo iſt wohl fein Zweifel , Weneben, ſo in der öftlichen die Neuren als ein uraltes ſlawis
iches Volk vor uns haben. Ob dasſelbe von den Bubinen gilt, möchte kaum zu beweiſen ſeyn , ſo viele Mühe rich auch Schaffas rif gibt ; wenn aber legterer Mannerte Anſcht, daß dieſe Bubinen die Vorfahren der Deutſchen, und daß älteſte deutſche Volf ges weſen, beſtreitet, fo mag er in ſeinem Recht ſeyn, denn die Zeit, in welcher die Bubinen von Herobot zum Theil jenſeite des Lanais, zum Theil vielleicht an den Dniepr verſekt werden, iſt eine ſo ſpåte, daß das eigentliche Deutſchland längſt von Deutſchen bevölkert geweſen ſeyn muß. Kerobot rechnet ſie bekanntlich zu den Sfys then, läßt fte ſkythiſch ſprechen 1, und bemerft auch noch , daß ſte Nomaden geweſen ſehen ; die Stadt Gelonog iſt alſo wohl
faum von ihnen erbaut, ſondern von den zu ihnen eingeman berten Griechen .
Schaffarit gibt fich viele und zum Theil gewiß nicht erfolge loſe Mühe, die zahlreichen von Ptolemäus im Gebiete Sarmas
tiene aufgefübrten Völfernamen zu ſcheiben und ſie den vericies benen Hauptſtammen, ben Weneben, Peufinern und Baſtaruen , Sarmaten unb Alanen zuzuweiſen. Wir fönnen ihm hier in dieſe
Einzelnheiten nicht folgen, auch beſtätigen fte nur den allgemeinen
daß Gerobot (IV. 100 ) som 3fter angefangen , eine andere Aufzäh-
Saß, daß ſeit dem ſiebenten oder achten Jahrhundert ror Chr.
lung der Völfer gegen Norben hat , zuerſt Agathyrien, dann
bis zum zweiten und dritten Jahrhundert nach Chr. eine gewala tige Strömung aus Aften , theils nördlich um das faſpiſche Meer herum , wie Sfythen und Alanen, theils über den Kaufaſue, wie die Sarmaten , gefommen, und daß Theile dieſer Völfer, oft ſonderbar gemiſcht, fich über dieß ganze, von Ptolemãus mit dem Namen Sarmatien bezeichnete Gebiet ergoſſen haben. Die Gfy then , die nach Plinius allmählich ale ſarmatiide und germani ſche Völfer hervortreten, die aus gleichem Stammlande gekoms
Neuren, dann Androphagen , und endlich Wieland ;länen ; von Bubinen, aber, wie Schaffarit meint, weiß er auch hier nichte.
Die
Agathyrſen wollen wir als nicht hieher gehörig übergeben , die Neuren treffen mit denjenigen, die vom Dniepr her aufgezählt
werden, ganz gut zuſammen ; die beiden legten Worte find augen. ſcheinlich kein Volfenamen , da ſe „ Menſchenfreſſer “ und , Schwarzröde" bedeuten ; ob wir in den legtern, wie vermuthet urbe, efthniſche Völfer zu ſuchen haben, die noch jeßt meiſt idywarze Röde tragen, müſſen wir bahingeſtellt leyn laffen . Im ſo beach .
menen und gleiche Sprache rebenden ( . Luc. Lop . 51) Alanen
bilden al® Nomaben den eigentlich friegeriſchen Theil dieſer
tenererther iſt der Name der Neuren, der in dem Fluß Nurew und in der nach Sdaffarit nodh heutzutage Nurefa genannten Landſchaft erhalten iſt. So viel iſt gewiß, der Name Sarmaten
wirren Wölfermaſie, in der fich höchſt wahrſcheinlich auch früh . zeitig finniſche, ſpäter gewiß türfiſch -mongoliſche Völfer finden ;
in dieſen Gegenben iſt von Herodot nicht gekannt, wohl aber der Name Neuren, Wir legen nicht unbedeutendee Gewicht auf dieſen Punft, da es meiſt verlorene Mühe ift, bie Unzahl von Volfenamen , welche Ptolemaud in dem von ihm Sarmatien
möchten wir geradezu beſtreiten, denn von den mit ihnen Eine
genannten Lande aufzählt, zu entwirren, und fich von den wenigs ften eine Spur erhalten bat .
1 Bon den Budinern, welche Scaffarit als ein entſchieden ſlawiſdes Voll in Anſpruch nimmt, ſagt Herodot in dieſer Gegend nidhte, vielmehr perfegt er fie nodo gau; pofitiv offwärto vom Tanaio (IV . 21 ). Ptole: mõus allerdingø fennt fie ungefähr im heiligen Podolien, und eine dwache Spur, der Name einer der Drieprídnellen , ift nog erhalten ; fie find, aber Richtlid mit den Sarmaten nordweſtwärts gejogen . Die Ableitung von Budy, hölzerne Såuſer, ift wohl kaum haltbar, und eben ſo wenig möda ten die zahlreichen Drtonamen, die mit ,, Budo beginnen , beweiſen , da fie find auch in anderu Ländern finden, wo gewiß keine Budinen waren.
aber die Anficht Scaffarife, daß die Sfythen Mongolen geweſen , Sprache redenben Alanen hat es noch niemand behauptet. .Von Sfythen in der Nähe Deutſchlande hören wir nicht, und der Zug der Sarnaten fand an der Weidhjel ein Ende. Von dieſem
mit dem Einbruch der Sfythen beginnenten Völkerzug einen Rüdichluß auf die reſtlichen Völfer uropa's zu machen, iſt barum entſchieden falid . Dieſe Züge hatten einen Einfluß auf die Donauländer, da zuverläſſts, wie auch ſpäter nach dem Zunnen . einbruch geidhjeben , mannichfache Stämme fübwärte über die Donau geworfen wurden, aber ſelbſt auf Pannonien ſcheint dieſe Gin. wanderung vor Ch. 6. unb in den erſten Jahrhunderten nachher
1 Dieß muß man aus der Stelle (IV. 108) foließen, wo er ſagt : „ die auf den Handelspl&ßen " audgewanderten Grieden wohnten bei den Budineu, und redeten ſowohl die fiythifce alo grirdiſche Sprache.
327
Gomu
lich abgeſehen vom Mongolenfturm , der das von den Normannen in Kiew gegründete Reich niebermarf - und die Geſchichte
nur unbedeutenb gewirkt zu haben. Das Dreiec , welches zwiſchen den weftlichen Karpathen, bem öflichen Theile der Ditjee und dem
-
caſpiſchen Meer liegt, iſt der große Tummelplaß, der den Weſten Ditbeutſchlands kennen, die bid ' jeßt, mit Ausnahme des Werfes , theild vom Raufaſus, theils vom von Zeuß, in dem Zeitraum vor der Gotheneroberung ſehr wenig nicht mehr berührt. 1 Db die, Druß aufgegangene Bewegung fid nicht auch in den ſkanbing. sijden Norden erſtredt, und das Eintreffen ber Ajen nicht in die
beachtet wurde. Faft wird nur ein ſlawiſcher Gelehrter im Stande
Zeit zwiſchen 500 bor und 200 nach Ch. fält -- e8 ift bekannte
Mitbülfe nicht wohl lösbar. Manches iſt bereito bafür geſchehen , und Schaffarife Werf iſt ein ſehr nüßlicher, aber feineswege er. ſchöpfender Beitrag ; zudem ift er zu ſtark von ſlawiſcher Vors
lich von ichwediſchen Forſchern auch ſchon ſpäter angelegt worden - iſt eine andere Frage , die wir nicht unterſuchen wollen , weil
fte über den Zwed hinauðgeht, den wir uns hier vorgeſeßt hatten , jene große Bewegung auf den oben bezeichneten Raum zu beidrånfen , und nur eine mäßige Einwirkung auf die Donaulän-
der anzunehmen. Durch eine ſolche Begränzung gewinnt ficherlich bie hiftoris
jenn die Aufgabe zu löſen , wenigſteng ift fte ohne ſlawiſche
liebe befangen, und wir wünſchten gange Bruchſtüđe ſeines Werks, namentlich was er über die Verwandtſchaft der Beneter : am abriatiſchen Meer und der Weneber jenſeite der Karpathen ſagt,
geradezu auêgeftriden 1, ba alles was Slawiſches am adriatiſchen Meer und an der Donau fich findet, höchftend aus dem fünften
iche Forſóung an Beſtimmtheit,denn wenn auch die Nachrichten uw und rechten Jahrhundert batirt.
Dennoch fint feine umfaffenben
der römiſchen und griechiſchen Schriftſteller über dieſen Landſtrich | Sprachkenniniſſe ein faſt unentbehrlicher Beiſtanb. Er iſt eine noch ſo verworren und unbeſtimmt ſind, jo zeigen ſte ſich doch wahrhafte hiſtoriſche Sünde, daß wir den Deutſchen Oſten ſo zahlreich genug, um, wenr man den obigen Verlauf im ganzen feſthält, die Züge der aftowichen Stämme zu beſtimmen, und die
Das
lange vernachläſfigt haben, und zwar eine Sünde, die ſich zum Theil ſelbft politiſch rächt, denn wie ſehr hat ſich unter den Slawen die Anſicht ausgebreitet, die Deutſchen ſepen nur Ein.
Heranbrängen dieſer Wanberftamme erflärt auch bad Vorbrängen
bringlinge in dem Lande jenſeite der Elbe, in Böhmen , in Preus
der Deutſchen gegen Often , namentlich zu den Baftarnen ; dieſe
Ben' u. 1. w., während gerade die Slawen die Eindringlinge find , und mit der Rüdſtrömung wieder verbrängt wurden. Aber die Verbindung bed deutſchen Reiche mit dem römiſchen Kaiſerthum hat phofiſch und geiftig weit tiefer gegriffen, ale wir ef ung ſelbſt einbilden, wir haben alle Aufmerkſamkeit auf den Süben und Weſten , und nur eine ſehr geringe auf den Often gewentet. Die Folgen ſind nicht ausgeblieben, wir haben aber hier weber
ungefähren Wohnfige dor: ålteren Völfer zu bezeichnen.
hatten der Hülfe ber fräftigern deutſchen Stamme nöthig , und ſo
finden wir in bén Rämpfen der Baftarnen gegen und für die Macebonier unt Römer wahrſcheinlich bereits Deutide, während dieſe ſonſt nach Tacituß nicht ſüdlich über die Donau und nicht oftwarte übe: die Weichſel reichten .
Wie durch den Zug ber
Hunnen urb die Herrſchaft Attila's, der die öftlichen Deutſchen Völfer in ſein þeergefolge zog, Der Weſten Deutſchlands ziemlich
un
Seit noch Luft fte zu erörtern.
berobete, -1o Daß die Slawen nad Böhmen und bie über die Elbe drangen , ſo ſcheint aud der ſlawiſche Diten durch die Züge
gegen Weften verödet und finniſche Bevölkerungen nachgebruns gen zu ſeyn, zum mindeſten iſt die Bewegung der ruiſtichen Sla. wen, ſchon vor Annahme bel Chriſtenthums, eine entſchieben coloniſtrende und erobernde gegen Dften und Norden , wie bei den Deutſchen nach Karl dem Großen gegen die Slawenſtämme; der Stoß geht augenſcheinlich wieder rüdwärte. Auch die Kriegs und Handeldzüge der Normannen nach Cholmogor ? und Permien, ſowie die Düna hinauf und den Dniepr hinab, find ebenfalls wieder
---
ein Zeichen der rücgängigen Bewegung gegen Often . Aus dies en Zügen der Normannen , bie lange vor Rurif icon begonnen zu haben ſcheinen , 3 entſprang dann die Feſtiepung der Normans nen in Novgorod, wie in Kiew, wo fie zu Slawen wurden, wie die Normannen in Frankreich zu Franzoſen und auf den gäliſchen Ufern Norbſchottlanbe zu Galen.
Aus dem Matroſenleben. 3. Die Matroſenkneipe. Dao goldene Kreuz zeichnete fich vielleicht in nichts, als eben ſeinem
frommen Aushängſchild vor den übrigen tauſend Schenken Sydney'd aus, wo der Wirth über der Thür die vom Staat erhaltene Erlaubniß mit den ftereotypen Worten anzeigt: „ Licensed to sell spirituous and
fermented liquors, “ was er fich felber überfekt bu darfft jeden Schund verkaufen den man nur in eine Flaſche gießen und aus einem Glas trinken fann. Im Inneren rah
aber reinlich und ſelbſt behaglich genug aus,
denn es iſt faum ſo ſehr des Wirthe Vortheil ſeine Gäfte hereinzulođen, als ſie nachher darin zu halten. Das große mittlere Fenfter , das die halbe Wand einnahm, war inwendig mit weißer Farbe leicht überſtrichen und nur auf den Scheiben prangten oben die Worte Wine Vaults, und rechts und links London Porter und Baß's Ale, zierlich mit Wein und
Es wäre ein dantengwerthes, für die Geichichte des ſpätern i Hopfenreben umranft. Im Inneren aber ftanden oben auf den blant Römerreicht noch überbieß faft unentbehrliche Unternehmen, die Geſchichte des „ ſlawiſchen Dreiec8 ", wie wir den oben bem zeichneten Raum nennen möchten , zu ſchreiben. Muß natürlich auch manches lüdenhaft bleiben , ſo lernen wir doch daraus die Geſchichte der leßten großen Wanderungen aus Aften – natür
lacirten Gefachen meffingbeſchlagene fleine Füßchen , mit ihrem Inhalt in fauberen goldenen Buchſtaben darauf verzeichnet, und reinliche ge fchliffene Caraffen mit neuſilbernen gravirten Schilden, nur rechte und links aber war das id were Geſdük, eine dunkle Batterienmaffe von Ale: und Porterfladen mit ihren bleiernen Dedſeln aufmarſdirt, und unten
lagen fleine rundbauchige weiße Glasflaſchen, feſt zugebunden , mit Soba:
! Es ift faum begreiflid , wie man noch in ueurſter Zeit, z. B. Dr.
waſſer und mouſfirender Limonade, wie denn auch an der Wand eine Hand mit einer daringehaltenen Sobaflaſche die werthe. Adreſſe des
Bird in einer ethnographiſchen Vorleſung am 20 März in der aſiatiſchen
Fabrifanten jedem verfündigte, der ſich nur die Mühe geben wollte fic
Gefellſdaft ju fondon, die Kymren und Kimmerier ohne weiteres als Ein
zu leſen. Es las fie aber niemand.
Volt betrachten und ſie geradezu von dem dwarfen Meer und dem Maios lis fluge nach England verlegen fann .
3 Die fahrten Brolfe der Fußgängere, der einmal auch den Don hin:
auf nad Biarmien (Perm) ging, flad fidelid älter ,
No
..
2 Der Name Gholmogor iſt im Ruffifden, wo er Bügelberg“ bedeu: ten würde, ein Unfinu, im Altnordiſden aber hat der Name „Bolms garda ( Infelfefte) einen ſehr guten Sinn
-
Auf dem Ladentiſch waren die nach unten niedergehenden Pumpen mit elfenbeinernen Knöpfen angebracht, draught Ale and Porter gleich friſd herauſzuziehen und ringe im Zimmer aufgeftellite Liſde und Stühle 1 And gegen ſeine Arbeiten über die „ keltiſchen “ und „ thratiſden " Böller möchten wir manghe Zweifel erheben.
mosos
328
mit Fleinen, Heimliden , ndjernen Berfdlagen, in die nur bodoflens immer pier Menſchen hineinpaßten ; dieſe hatten att der Thüren Garbinen .
Hinter dem Goenktijd ftand auf ber einen Seite der Wirth , eine vierſdrötige podennarbige Geftalt mit rothen Haaren und fleinen aber verſduißten Augen, und einem beſonderen humorifirden Zug um den
Soon
ihnen , ſprach aber noch fein Wort. &r idien etwa auf dem Bergen „ Wer ift denn das , der uns heute hier ſprechen wollte“ , ſagte
ju haben .
mådden, Polly, an den Ort ihrer Beſtimmung trug, und dabei nada
Jean endlid, fid zu ihm werbend , „ raus mit ihm und mit dem was er zu ſagen hat , ich fann heute Abend nicht lange hier bleiben , und wir find jeßt ſo ziemlich alle zuſammen ." ,, m ", fagte Mac Carther, und warf einen anfdheinend gleidgúls tigen Blid über das Zimmer , der übrigens feinen der fonfigen Gäfte, ſo ffüdtig er auch über ihnen hinftreifen mochte, unbeobadtet ließ. Gleida darauf als ob ihm biefe Rundſchau befriedigt hätte , bog er fidh über
Mund. 66 war der Jrlander Mac Carther und der Eigenthüner des goldenen und eines anderen Kreuzes , der mit weißer Scarpe und flei: ner blumenbefeßter Müße an der anderen Seite hinter dem Schenktiſch
Hand, und die beftellten Gläſer füllte , während fte das flinke Soent: beften Kräften mit den Gäften cofettirte. Mac Carther zog die Propfen
den Tiſo etwas vor und ſagte mit teiſer Stimme, die Umfißenden dabei
aus den Fladen und fpülte die Gläſer aus.
alle mit den Augen muſternd.
Mes Mac Carther fann ich mit wenigen Worten ſchildern fie war eine Olſäſſerin mit ſchwarzen Daaren und ſchwarzen Augen, etwa
der Stadt eine Beſchäftigung haben ?
,, Seyd 3hr geſongen an Bord zu bleiben , oder wollt Ihr bier in Das heißt – verſteht mida
30 Jahr alt, kas man ihr aber faum anfah, und von reſolutem feftem Charakter, wie denn auch Mac Carther, der ſonſt gewiß nicht zu den
wohl – ich weiß nicht was Ihr für einen Contract an Borb habt, geht
Schwachlingen gehörte , nidt umhin fonnte zu bezeugen . Daran war
hier eine Stelle, wo 3hr mit Bequemlichfeit Eure ſector bio act
fein Zweifel, fie regierte das Kreuz, und da fich dasſelbe unter den jars
Schilling den Tag verdienen könnt und dafür müßt Ihr eine ganze Woche an Bord wie die Pferde arbeiten. Sind welche von Euch
ten Händen ungemein wohl befand , und an Oaften und Ginnahmen
mich auch gar nichts an
hålt Euch aber nichts bort, ſo weiß id Eudy
faft wöchentlich wuchs, fügte fich aud Mac Carther fehr gern dieſer Autorität und begnügte fich daneben nur nod allerlei kleine Beigeſchäfte
Segelmacher ?"
auf ſeine eigene Hand zu -treiben. Doch davon weiter. Polly war das Mufier eines Sydney Sdhenfmåbchens , drall und Tohlant gewachſen , und mit ein paar Augen die denen ihrer Serrin an Schwarze und Feuer wahrlich nicht nachſtanden , die fie ſelber aber an jugendlicher Friſche weit übertraf. Mrs. Mac Carther war aber deßs
und die anderen verſtehen meiſt alle genu, davon , die laufenden Arbei:
.
halb nicht im mindeſten eiferſüchtig - gerade dieſe jugendliche Friſche" zog ihr allabendlich ſo und ſo viel mehr Gäſte in das Haus, und deßs
halb hatte ſie Polly ,eben zum Schenkmådden angenonimen. 68 war noch nicht ſpät am Abend , darum hatten fich auch noch nicht fo viel Gafie eingefunden, nur an zweien der Tifche ſaßen die Leute vom Boreas, fünf Deutſche und brei Franzoſen, und tranfen, die erſteren
Ale, die anderen Claret ; Polly brachte den leßteren eben eine friſche Flaſche auf den Tijd , und Jean hatte die Hand gefaßt, die ſie nach der
geleerten ausgeftredt. Sie ſah ihn lächelnd an und verſuďte ſich leiſe lodzumachen .
„ Bolly“, ſagte der junge hübſche Matroſe, und legte ihr die linke band auf die Sdulter du biſt auch heute Abend wieder einmal recht haflid 1, unb wilft mich gar nicht anſehen hab ich dir irgend etwas 1 zu leib gethan? Er ſprach das Engliſche etwas gebrochen , es klang aber doch gut und das Mädchen ſchüttelte lachend den Kopf. -
„Vier von uns find gelernte Segelmi ber
ſagte der eine Deutſche,
ten thun zu können .“
,,Das wäre dann noc, beſſer , die verdienen jeßt noch mehr mit
Zeltmachen“, ſagte der Wirth Rinnend. „ Habt Ihr noch Geld zu gut, oder find welche unter Guds, die vielleicht ſelber etwas anfangen fönnen ?" „ 3 habe 600 Franfen “, ſagte Jean rad und Luft genug hier für immer an Land zu bleiben , wenn nur“ er hielt inne und fah forſchenb nad Polly hinüber , dieſe aber warf ihm einen freundliden
Blic zu und Jean ſchien dadurch plöblich zu einem Entſchluß gefom: was fönnt Ihr ? — heraus men Was wollt Ihr mit ung thun ? mit der Sprache und haltet nicht ſo lange hinter dem Berge." „ Ich ?" ſagte der Wirth erſtaunt — ,,gab ihm aber doa , dabei ein -
Zeichen nicht ſo laut zu ſprechen – ich ? was ich mit Euch will ? gar nichts
wag fann ich mit Euch wollen . 3d frage Gud nur Guretwegen, und habe auch ſchon geſagt, ich weiß gar nicht, und fann nicht wiſſen , wie Ihr mit dem Schiff ſteht. So viel aber ift gewiß jeßt iſt die Zeit hier in Sydney, für einen jungen Mann ſein Glüd zu machen, und wer das mit Füßen von ſich floßt, der hat es nachher ſelber zu verantworten .“
„ Ja, aber wie fönnen wir von Schiff losfonimen ?“ ſagte der eine
„ Nichts zu leid, gethan, Mr. Žean, aber loß laflen müßt ihr mich,
Engländer – und wenn wir log find, denn das wäre noch dad wenigfte,
denn Miſfio fieht ſchon ſcharf nach mir herüber und ich habe viel zu thun ..-- da fommen noch andere Gäſte."
wo fönnen wir bleiben ? Wir müſſen erſt einen Zufluchtsort hier am
Poly, id habe bir etwas zu fagen“, flüferte ihr Jean jeßt leiſe
nachher verdammt Offig. Vom Schiff hat jeder von uns allerdinge noch
* und raſch ins Ohr - wilt du mir nachher nur auf wenige Secunden
zu gut, das, wißt Ihr aber ſelber wohl, fönnen wir nicht befommen, und das einzige was wir im Stante find mitzunehmen , find vielleicht
hinausfolgen ? "
;, 30 weiß noch nicht“, ſagte das Mädchen Halblaut und machte .
fich von ihm los, die Augen wußten er,aber und ſagten ja, und Sean leerte ſein Glas' auf einen Zug.
Ufer haben , und einen ficheren Zufluchtdort, denn ſonſt iſt die Sache
unſere Kleider. Wer ſoll und nachher aufnehmen und wer wird uns ſo lange Credit geben .
D ſo viel find unſere Kleider icon werth, ſagte ein anderer
· wo
ballo, fchon wieder ſogefähäftig, lachte Bill, der erft eintretende die ſo langeinVerfas bleiben, fönnen wir audeinpaar Tage efſen von den engliſchen Matroſen, da ift, ja die ganze Beſcheerung bei einan: der, und Jean hat alle Hände voll zu thun, wie ich ſehe. Guten Abent Mac Carther, guten Abend Miffis jung und ſchön wie eine Roſe aber nicht wie die leßte .-- hah Miffis — was trintf du Jad, und bu -
Bob
wie ? Zims Geſchmad fenne ich ſchon , der hålts wie ich mit
und trinfen, bis das Schiff fort iſt, und mit dem hohen lohn hier find wir dann leicht im Stande unſere Schulden wieder abzutragen . ,,3d will Gud was ſagen “, meinte der Mac Carther und bog Ficha wenn Ihr meinem Nathe folgen zu ihnen über den Tiſch hinüber wollt, ſo ( Fortſebung folgt. )
* Brandy und Waſſer !"
Die viere traten zum Schenktiſch und tranfen, und legten fich dann an den, an der hinteren Wand quer vorftehenden langen Dildo, wohin ihnen die anderen bald darauf mit ihren Flaſchen und. Glaſerin folgten, 1 und ein kifes Geſpräch mit einanders begannen. Außer den Leuten vom Dorcas, iwaren nur noch wenige andere Gäfte im Zimmer , und der 1
Birth , der eben erft noch zwei Borterflaſchen für die Beptgefømmenen geöffnet hatte, růdte fid nad einer kleinen Weile einen Stuhl mit zu
Verlag der 3.
. Gotta'ſchen Buchhandlung.
Tropiſde Fieber und Typh u 8.
Gin Arzt in Liverpool,
Namens Dundag , der 18 Jahre dem brittiſchen Spital zu Bahia vor:
geſtanden hatte, gab kürzlich eine Schrift heraus unter dem Titel : Sketches of Brazil; including New Views of tropical and euro puan Fevers. Er ſuchte darin zu beweiſen , daß die intermittirenden und remittirenden Fieber der Tropen eines ſeyen mit dem europäiſden
Typhus, und daß er dasſelbe Mittel, Chinin , gegen beiden mit Erfolg angewendet habe. (Liter. Gaz. 27 Mårz.) Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widerman n.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
u " 83.
6 April 1652.
einem Gjaur nicht ertheilt wird , und verbot durchaus ſeinen
Reiſen in der europäiſchen Türkei.
Leuten eine Belohnung für die ihnen gemachte. Mühe anzus
(Aus Edm. Spencere : Travels in the European Turkey .)
nehmen . Beim Herauereiten aus einer Schlucht holten wir eine ftarfe Abtheilung Infanterie ein, etwa 500 Mann, die eine eben ſo
ber mö fien. 2. Reiſe von Aleriniß über Nifra nad Orkup. ſdritten wir einen kleinen Fluß unb betraten damit die türkiſche
große Anzahl von Bauern geleiteten. Sie hatten unter den un glüdlichen moslemitiſchen Bewohnern Bosniens einen Streifzug
Gränze. Das erſte, was uns aufſtieß, war eine der ſeltſamen Gebäude, Raraul (Wachthaus) genannt, das von Ravaſſen , einer Art Gendarmen , beſeßt war. Dieſe Karauls wurden erſt in den
audzuheben ; zwiſchen Rang und Alter ſchien fein Unterſchieb ge macht worden zu ſeyn, denn junge Burſche von kaum 15 mars
In geringer Entfernung von Aleriniß, bei Drugevag, übers
legten Jahren in der Nähe der gefährlichſten Päſſe zum Schuße der Reiſenden und Waaren errichtet. Es find entweder einfach in den Boden geſtoßene Pfähle und mit zweigen und Laub bes
bedt , oder feſte einſtöckige Gebäude auß Holz mit einer Galerie , die als Wachtthurm bient ; gewöhnlich ſtehen ſie auf einer Höhe, die dag umliegende Land überſchaut. In Albanien , Vosnien und Obermacedonien, wo das Volf ſo häufig in offenen Aufſtand ausbricht, find fie aus Stein aufgeführt, ſehr feſt, unb fönnen
einen langen Angriff auehalten. Der untere Stock dieſer Karaule iſt ein Gefängniß; man ſteigt in dieſe Gebäude auf einer Leiter hinein, die im Fall eines Angriffe heraufgezogen wird ; ba die Karauls mit Lebenfmitteln wohl verſehen ſind, ſo entſprechen fte
ihrem Zwed vollfommen . In dieſen wilten Gegenden , wo eß oft viele Meilen weit weder Stadt noch Dorf gibt, ſind dieje Karaule ein vortrefflicher Raſtplaß für Reiſende, und man kann hier immer für einige Paras eine gute Taſſe Kaffee und einen Sidibuf haben .
Mein Riraidichi war , jeit er die türkiſche Gränze übers ſchritten , ein ganz anderer Mann, von dem fecen , prahlenden Weſen war nichts mehr an ihm , und mit maaßloſem Erſtaunen unb Aerger ſaber mich , einen Chriſten aus Frangiſtan , vom
Pferde ſpringen und einen übſchen, alten Arnauten , der auf einer Matte der Thür gegenüber in vollfommenſter Ruhe ſeinen Jichibut rauchte, grüßen und denſelben um eine Taſſe Kaffee und das Vergnügen bitten , mit ihm eine Pfeife zu rauchen . Mein Wunſch wurde mit. Der bereitwiligen Gaſtfreundſchaft, welche die Volf quêzeichnet , gewährt, denn den Modlems jeder Claſſe iſt ſtets die Geſellſchaft eines Franfen willkonimen , der ſeinen Rüdhalt ablegt und ihnen das Neueſte aus der großen Weltron Frangiſtan erzählen will. Ich brachte eine halbe Stunde mit dem alten Krieger zu, ter in ſeinen jüngern Tagen zu dem Janitſcharencorpg gehört hatte, und einer der wenigen war, welche dem Gemeßel entfamen. Beim Abſchied grüßte er mich ſehr freundlich mit einem Selam aleikum , dal gewöhnlich
gemacht, um mit Gewalt Refruten für den Nizami Dichebib
ſchirten neben Leuten von 40 bis 50 Jahren ; einige trugen bie
groben Wolkleider und Sandalen der Bauern, andere die ges ſtidte Scharladhjade und die bunten Schalmars der vermöglichern Claſſen . Die Widerſpenſtigen waren mit Stricken aneinander gebunden wie wilde Thiere, und die welche in Folge empfanges
ner Wunden oder großer Erſchöpfung reiten durften, waren an die Pferde feſt gebunden, um die Flucht zu hindern. Die armen Rajabe folgten in dweigenbem Gerol ihren Pferden , bie man
ohne weitere zum Dienſt del Sultanê weggenommen hatte, und Das Ganze bot ein trübſeliges Bild der tyranniſchen Art, wie Das Rekrutirungeſyſtem in der Lürkei betrieben wird. Georgy warf einen haſtigen Blick auf ſeine wohlgenährten
Pferde, und da er wahrſcheinlich aus bitterer Erfahrung wußte, rras ihm bevorſtehe, faßte er raſch den Zügel eines Pferbel, und
machte einen Verſuch wieder in die Schlucht zurückzukommen ; aber ein Auge, raſder ale bad ſeinige, fab die Bewegung und
ahnte bie Urſache, plößlich trat ein Mulaſin ( Fahnenträger) mit einem halben Duzend räuberiſch ausſehender Burſche aus den Reis hen Heraus, und brachte mit lautem Gebrülle und angeſchlage nen Gewehren den ſtämmigen Serben und ſeinen Herrn zum Steben. Eine peremptoriſche, im Namen des Sultans geſtellte
Forderung des Officiers hinſichtlich der Pferde führte einen hef= tigen Streit mit Georgy herbei, deſſen erbitterte Erflärung, daß er ein freier Serbe und fein Unterthan der Pforte ſey, die Sache
nur ſchlimmer machte ; man nannte ihn einen ſchweinefreſſenden bilderanbetenben Gjaur, einen und der Hunde, einen ſerbiſchen Peſevenf. Vergeben ſprach Georgy bon dem hoben Mang ſeines
fränkiſchen Herrn, den er einen „Ingleski Knee" nannte ; es half nicht, und wenn er ber Pabiſchah von ganz Frangiſtan wäre,
jo iſt er nichts als Staub ber Erde, wenn der Padiſchah aller Padiſchahe befiehlı!
Während dieſes Stroms von Schimpfreden ſaß ich in mei nem Sattel, mit einer Art boshafter Freude über die vor mir geſpielte Scene, namentlich wenn ich den Ausbrud von Furcht und Zammer in dem rotben Geficht meine armen Kiraibidi ſah,
330
gosan
ald er langſam und widerſtrebenb 'vom Pferde ftieg , um ſeinen Kopf vor dem Erſchießen zu retten . Jeßt war die Reihe an mir bem Befehl deb hisigen Jürfen zu folgen ; ba ich mir aber bewußt
ter Ferne Niffa mit ſeinen goldenen Kuppeln, wie eine Feens ftabt in der Wildniß, und darüber erhob fich die hohe Balfan
war, in meiner Taſche etwas zu haben, das jedem Moblem un
ferte, beren höchſte Gipfel, die Stara Planina und der Jaskovaß,
bebingten Gehorſam auferlegt, nämlich einen faiſerlichen Firman, fo berlangte ich in befehlenbem Lone zu bem commanbirenben
noch mit Schnee bebedt waren.
Streden angebauten Landes beſtand. Endlich erblidten wir in
Gerade war eß noch, ale wir
in Niffa anlangten, hell genug, um unſern Weg durch die vers
Dfficier geführt zu werben. Die Menge wich , und ich ſah mich einem Glanfen hübſchen , militäriſch aueſebenben Mann von mitte
orbentlichen Han, ben einer von Georgy'd Lanbeleuten aus Belo
öbeten Straßen zu finden , und wir gelangten bald zu einem Ein Glüc war es, daß ich bei dem türkiſchen Offi.
lerem Alter gegenüber, der mir nach ſeiner breiten Stirne, feie
grab hielt.
nen glänzenden blauen Augen , hellen Gefichtfarbe und einem
cier ein tüchtige8 Mahl eingenommen , denn auch hier waren
eigenthümlichen Stempel von Verſtand in ſeinen Zügen ron nors
bei ber ftrengen Faſtenzeit nicht al gefochte Bohnen, rothe Rüben u. dgl. zu bekommen . Mein Abendeſſen beſtand beßhalb bloß aus Brod unb Kaffee.
diſcher Abkunft zu ſeyn ſchien. Er trug bie Reiſekleidung eines türkiſchen Officier8 und auf der Bruſt das Zeichen als Dimbaſchi, mit aller Feierlichfett eined hochgeſtellten Demanli empfangen ,
Niffa, bad Naiſſus der Alten , ſoll eine ter älteften Städte in der europäiſden Türkei ſeyn ; Philipp von Macebonien habe
und bemerkt daß ich ein Franke ſey, retete er mich ganz höflich
nach Vertreibung der Ureinwohner eine Colonie ſeine8 Volfe
franzöftich an. Der Deutſche war an der Ausſprache unverfenn .
hieher geſandt, und dieſe die Stadt mit Thürmen , Palaften und
bar, und ich ſprach deßhalb ſogleich deutſch, was ihn ſo aus der
andern öffentlichen Gebäuben geſchmüdt. Nach den Römern aber ſoll Naiſſus dieſe prachtvolle Aulichmüdung dem Kaiſer Conſtantin verbanfen, ber hier geboren ſeyn ſoll . 3nbeß iſt von
einen
albmond und Stern in Brillianten .
Nachdem er mich
Faffung brachte, daß ihm Thränen in die Augen traten und er einige Augenblide ſprachlos blieb und heftig meine Hand faßte. Nur mit gewaltſamer Anſtrengung gewann er ſeine Ruhe wies der, befahl ſeinen Truppen zu bivouafiren, unb lub mich zugleich dringend ein, in ſeinem Zelte zu ſpeiſen . Er war fürzlid; aus
Syrien zurückgekehrt, und gab mir manche intereſſante Nachrich . ten über ſein früheres Leben und die Umſtände, die ihn zum Ein tritt in die türkiſche Armee berrogen hatten. A18 ganz junger Menſch hatte er fich bei einer politiſchen Bewegung im 3. 1830 im nörblichen Deutſchland compromittirt, und war genöthigt wors den in den ſlawiſchen Provinzen Ungarns an der untern Donau eine Zuflucht zu ſuchen. Hier litt er Mangel an allem , und Durch die Polizei von einem Ort zum andern geheßt faßte er endlich den verzweifelten Entſchluß nach der Türkei zu gehen, Moslem zu werden und in baš türkiſche Heer zu treten . Er
hatte allen Umſtänden nach ſich fehr tapfer gezeigt und militäriſches Talent entwidelt, denn er war zum Rang eines Bimbaſchi auf geſtiegen. Rückkehr war unmöglich , aber er bereute bitter den gethanen Schritt, der ſein Daſeyn zur Debe gemacht hatte ; er unterhielt feinen Verfehr mit ſeiner Familie, die nie wiffen ſollte,
daß fie einen Renegaten zum Verwandten habe, blieb unverbeu . rathet, da er keinen Erben ſeines Namens hinterlaſſen wollte, der ihm immer wie die Lobtenglode feine Olücke in die Ohren
allen den alten Herrlichkeiten , mit Auênahme der Veſte, gar
nichte übrig ; Dagegen haben die Mobleme nicht weniger als eilf Moſcheen , obwohl von 10 bis 12,000 Einwohner faum ein Fünftel Mohammebaner find. Selbſt dieſe Zahl muß im Bers gleid mit andern Orten für bedeutend gelten, und erklärt fich
nur darauf, daß hier ein Paſcha mit einer zahlreichen türkiſchen Beamtenſchaft ſeinen Siß hat. In mancher andern Stabt find faum ſo viel Hunderte von Moslems als hier Tauſende, unb dennoch fieht man allenthalben Moſcheen, denn iſt eine ſolche einmal mit liegenden Gründen au &geſtattet, ſo bleibt fie, wie gering auch bie Anzahl der Verehrer ſenn mag . Gin Reiſenber aus Weft europa, ber bie zabíreichen , wohl unterhaltenen Tempel del 38lam
fieht, wird natürlich den Schluß machen, die Kinder des Halbs monbe mußten hier ſehr zahlreich und fromm ſeyn. In dieſer irrigen Anſicht wird er beſtätigt, wenn er fich nach den Kirchen der Rajahs umfieht, denn folder find z. B. in Niſſa nur zwei, obwohl die driftliche Bevölferung nahe an 10,000 beträgt, und in manchen Städten müſſen fie für ihren Gotte &dienſt irgenb ein Zimmer in einem Privathaus miethen.
Niffa ift das Facſimile faſt jeder andern Stadt in der europäiſchen Sürfei, und die Familienähnlichkeit iſt in der That
erzeigte er jede Artigfeit die ich nur irgend erwarten fonnte, und ungern ſchieb ich von einem Mann, der an Geiſt und Ges fühl ein beſſeres Sdhidſal verdiente. Georgy'8 Erſtaunen über Das Lalent ſeines Herren , Streitigkeiten , wenn fie am brobends ſten ſchienen, beizulegen , mar nicht geringer, als ſeine unbegränzte Freude, wie rir im Galopp ung von dem Halbmond und den
1o groß, daß Eine Beichreibung faft für alle hinreichen fann . Beinahe jede Stadt, die der Siß eines Paſcha ift, finden wir in brei Abtbeilungen getheilt, in Kala (Solo ), Soehir (Stadt), und Palanfin ( Vorſtadt); die beiden erſtern Theile bezeid nen die Slawen mit „ Grad “ und „ Varoſch .“ Das Schloß, iſolirt und befeſtigt, liegt faſt unwandelbar auf dem Gipfel eines Felſen ober einer Anhöhe, enthält die Wohnungen des Paſcha’: und der andern firchlichen, bürgerlichen und militäriſchen Bebörben , jo wie die Caſernen ; auch findet fich hier häufig eine glänzende Moſchee. Die Varoſch oder untere Stadt, iſt von Raufleuten oder Handwerkern bewohnt, von einem tiefen Graben, von Palio ſaben und Thoren umgeben , welche Nachte geſchloſſen werden ; längs der Mitte der Straße läuft eine tiefe, nicht ſonderlich reinlidze Goſſe, und die Häuſer auf beiden Seiten denn io
Sternen entfernten .
wollen wir ſie auf Höflichkeit nennen
tonte, unb berſuchte auch keinen Reichthum aufzuhaufen , ſondern
verwendete ſein reichliches Einkommen auf milde Gaben , und unterſtüßte jeben ſeiner armen Lanbeleute, die der Zufall in ſeis
nen Weg führte, denn ſein Herz war durchaus Deutſch geblieben . Lief bebauerte ich das Schid ſal bes edelherzigen Deutſchen, den weber Rang, noch reichthum , noch Machtbeit mit ſeiner Stellung berföhnen fonnte, und der auf nicht rechnete, ale auf einen ehrenrollen Tod und ein Grab in fremdem Land. Mir
Wir ritten jeßt über eine hohe, weit hin fich erſtrecente ſteppenartige Ebene ; ftatt der prächtigen Wälber Serbieno ſaben
wir nur verkrüpelted Unterholz, und nur hie und da zeigte fich ein bulgaride Dorf. Das aus einigen Bütten mit kleinen
ſehen aus wie die
Hütten einer Nomadencolonie, ſo wenig Kunft unb feftig feit iſt in ihrer Bauart. An der Außenſeite jedes Hauſes hängt an ftarfen Angelhafen ein breites hölzerned Gitter, dad Nachts herabgelaſſen wird, und gegen die Diebe fichert, bei Tag aber
391
goson
mit langen Stangen gefrüßt. alø Verandah dient. Der gebedte | liegt in dem roeiten Raum , auf dem er gebaut iſt, in dem freien Bajar ift ftete in der Varoſch. Das Palankin oder die Vor: Durchftreichen der Luft, wozu noch tömmt, daß die Majahe- feine ftabt ift gleichfalls von Paliffaben eingeſchloffen; und hier iſt die Heimath der ärmern Rajahe. Ein weiter Raum umgibt ges wöhnlich die Städte, der ausſchließlich dem Begräbniß der Lobten
gewidmet iſt, und von dieſem poetiſchen Volfe die S:abt der Ahnherren genannt wird.
Außerdem bient aber auch dieſe Strede
Landes, zum Lagerplaß nomadiſcher Stämme, meiſtens Zigeuner,
anderen Mittel haben , fich und ihre Familien zu erhalten, albi irgend eine Anſtrengung forbernde Beſchäftigung zu treiben, was wiederum bazu beiträgt, den Körper zu ſtärken und zu fräftigen . Wir mögen bie primitiven Sitten des Volfs, ſeine patriars, chaliſchen Gewohnheiten, ſeine einfachen Tugenden , ſeine Gaſtfrei.
heit bewundern, fönnen aber unſere Augen der Thatſache nicht
ferner flebt man hier die Leichen tobter Thiere, die den Geyern
berſchließen, daß es beiben Theilen, dem ftolzen Moblem , wie bem
zum fraß gelaſſen werden, und die Heerden halbwilder Hunde;
gebrüdten Rajah an den Elementen eines großen Bolfe, Energie
welche allenthalben in dieſen Provinzen, ohne Heimath und ohne
und Unternehmungsgeift, fehle, die zu einer baldigen Wieber.
Eigenthümer, herumſtreifen ; endlich wird auch der Plag zur Hinrichtung von Verbrechern benüßt.
geburt fo unerläßlich find.
Soldher Art erbaute Städte fönnen natürlich nicht geſund
reyn ; von Mauern umſchloffen und von Wallen eingezwängt, drängt ſich alles auf den möglichſt kleinen Raum zuſammen , daher die ſchmalen, ſchlecht ventilirten Gaſſen , in denen fich bei dem gånzlichen Mangel an Abzugegräben der Schmuß anhäuft, um ſo mehr, ale jeber widerliche Abfall hineingeworfen wird,
und Hunde nebſt den Gefern die einzigen Reinlichkeitebeamten find. Die ratürliche Folge iſt eine große Sterblichkeit. Dieſe Ståbte find nie frei von Fieber, und wenn eine Epidemie in einem dieſer Miftbeeten von Krankheit ausbricht, ſo iſt die
Sterblichkeit entfeßlich, namentlich bei einem oft durch finnliche
Ausſchweifungen geſchwächten Voffe. Die Brunnen , die häufig von frommen Mobleme zur Vermehrung der Bequemlichkeit und
Dem Wefteuropäer fällt in allem ,
ſelbft in der Berwaltung der öffentlichen Geſchäfte, eine Inbolenz
unb Unfähigfeit auf, die ein abgelebtes Volk anzeigen. Jahrs hunderte von Mißregierung haben das Volf verdorben und ſeine Kraft gebrochen, gibt man aber auch dieß alles zu, ſo kommt man doch zu dem Soluß, daß fie nicht bloß beſſerer Geſeke ber dürfen , ſondern auch etwas von dem Unternehmungegeift Del
Weften . Ein völliger Mangel an Verbeſſerung und Fortſchritt gibt fich in allen ihren Gebäuben , öffentlichen und Privatgebäus ben fund, unb brüdt man darüber einem Slawen oder Griechen , mag er noch ſo reich und verſtändig ſeyn, ſein Erſtaunen aus, ſo ſagt er, ein ſchönes Haus und ein foſtbares Reußere wecke die Habſucht ber gierigen Tyrannen, der Türfen , und fragt man einen Démanli, ſo erhält man nach vielen „Maſchallahs ," die Ants wort : warum unſer Geld auégeben in Verbeſſerungen und öf
Geſundheit ihrer Mitmenſchen errichtet wurden, werden unglücks
fentlichen Gebäuden, um den ungläubigen Gjaur zu bereichern ?"
licherweiſe eine weitere Veranlaſſung zu Krankheiten und Sterbs lidhfeit, ba bas Waffer burch die ſchlecht gepflaſterten, mit Löchern
Beide, Moblem und Chriſt, find abergläubiſch und fataliſtiſch, beibe glauben feſt, bab ber, Tag nicht ferne ift, wo der eine unter
angefüllten Straßen läuft, ſtehen bleibt, unb im Sommer mer
phitiſche Dünfte ausbaucht.
Das arme. einfältige Bolt wird
ſchwach und frank, ohne an : die Urſache zu denken, und wenn man auf dieſe und das Gegenmittel hinweißt, ſo wird man vers
ein chriftliches Regiment kommt und der andere nach Afien zus rückebrt. ( Fortiebung folgt.)
duzt angeftarrt; antworten fte ja, ſo erklären fte, es ſen nicht Dr. Bae's Bag nach Victoria- Land . ihter Amts Abzug&gräben zu machen. Die Sache bleibt alſo, Es iſt dieß befanntlich eine der Fahrten, welche man zur Auffin: wie ffe war. Der gebedte Bazar, obgleich zum Waarenverkauf | dung Frankline unternommen hat. Er ging vom Kupferminen - Fluß ſehr geeignet, wirb Doch durch Mangel an Ventilirung und die aus , und gelangte bis 70 ° 30' N. B. und 101 ° W. L. v. G. , etwa Nadiafitgfeit des Bolte gleichfalls ein Krankheiteneſt.
Vergeber:
nehmen der reiche Moslem, der vermögliche Jube und der Rajabs faufmann ihre Suflucht zu Babern und Abwaidungen , bergeben
umgeben fte fich mit allem lurus des Lebens, dem weichen reis chen Teppich, den Sammetvorhängen , dem weichen Pfühl, der
80 Meilen von dem magnetiſden Pol. Hier hielt ihn das Eis auf, und nachdeni er 14 Tage gewartet hatte , wußte er endlich am 19 Auguſt umfehren . Auf ſeiner Müdfehr fand er zwei Stüde Golz, eines Gidhens, das andere Fichtenholz. Das erſtere ſchien ein Stüßbalfe , in deffen oberem Onde ein Loch geweſen war , durch welches augenſcheinlich eine Rette gezogen worden. Das Stud Fichtenholz ſah aus , wie das dide
Vernichtungsengel iſt an der Thüre und findet Einlaß, die Züge Ende einer kleinen Flaggenſtange , und hatte nach Dr. Rae's Anſicht werben blaß, und bald folgt Appetitloſigkeit.
Entgehen ffe ber
zuverläſſig einem föniglichen Smiff angehört , da ein Stüd Tau und
Sommerhiße, ſo erfriſcht ffe wieder die falte Winterluft und left fte in den Stand einen zweiten Feldzug gegen den heimtüdiſchen Feind außzuhalten. Eine ftarfe Natur wendet für eine Zeitlang
zwei Kupfernagel daran waren, die alle das Regierungezeichen trugen. Dr. Rae iſt jeßt auf dem Wege nach England , und will dieſe Refte mitbringen , um ſie von der Admiralität unterſuchen zu laſſen. Wenn es fich herausſtellen ſollte, daß dieſe Ueberreſte von einem der Schiffe Franklino herrühren , ſo wäre an den Schidfal desſelben fein Zweifel mehr , aber ſie würden auch beweiſen , daß Franklin eine Durchfahrt
ben colag ab, endlich aber erliegt der Körper lange vor der
gewöhnlichen , der ſchwachen Sterblidhfeit zugemeſſenen Seit. In einem an Gefahren ſo reichen, ſo oft ben Einbrüchen
räuberiſcher Haidufen und Arnauten aufgeſepten Lande ſucht der vermögliche Dømanli natürlich eine befeſtigte Stabt zum Wohnfis, jo ungünftig fie aud) ter Geſundheit ſeyn mag ; daß das Klima
nicht ungeſund iſt, fann man aus dem Umſtand ſchließen , daß Der Otajah, der auf dem Dorfe wohnt und fich mit der geſunden Arbeit des Landbauer beſchäftigt, ein hohes Alter erreicht ; ſelbſt der von dieſer Klaſſe ber ohute Palantin, deſſen Befeſtigung man nicht für nöthig findet, ift trop jeiner ſchlechten , feinebwege für die Geſundheit berechneten Bauart, doch großentheile frei von ben Krankheiten , die dem Moslem jo verberblich find. Der Grund
gefunden hat ; die Stuđe müßten denn von einem Boote herrühren, das man auf dem Gif über einen Tragplats fortgezogen hatte. Der Umſtand , daß die engliſche Admiralitat hieher ſchon Schiffe nach der Behringoftraße ausgeſendet hat, und jeßt wieder ausſendet, ſpricht dafür, daß ſte glaubt, Franklin ſey durch eine nordweſliche Durchfahrt gedrungen.
Aus dem Matroſenleben. 3. Die w atrojenineipe. ( Fortiebung .)
In dieſem Augenblic fiel hinter dem Schenftiſd ein Glas herunter und zerbrach flirrend am Boden , Mro Mac Carther hatte er fallen
woso
332
laſſen, Viac Carther fuhr aber, ohne jich dadurdy irre machen zu laflen ruhig und langſam fort – wo malt Ihr Euer Schiff mit einer hellen Farbe und nicht mit Schwarz in den heißen Klima wahin 3hr geht -
zieht Schwarz die Sonne viel zu ſehr an , während eine hellere Farbe das Holz ungemein conſervirt.“ „ Aber was zum Donnerwetter geht und dann in dieſem Augenblid die Farbe an , wo wir _ "
oooo
Vorfichtezeichen mit dem flirrenden Glas, waren, als fte rahen , daß file weiter nichts beſonderes hören und erfahren könnten , weiter gegangen. Dafür aber war ein neuer Beſuch gefommen , und zwar der Steward vom Pelican , der früher mit einem der Engländer auf ein und dema ſelben Schiff gefahren , und heute Abend noch einmal in die Stadt
gemußt hatte , mehreres Vergeſſene an Gemüſen und Früchten für das
Blid zuwarf - „ das weiß ich wohl, ich ſage nur ich thäte das wenn ich
morgen früh in See gehende Schiff einzufaufen. Er wußte wo die Leute vom Boreas gewöhnlich zuſammenfanzen und ſchien fie dort aufgeſucht zu haben. Als Jean hereinkam, waren fie im eifrigſten Geſpräch. ,,llnd ich ſage Euch, behauptete der Stewarb auf eine der Gegens
Capitán von einem Schiff wäre, und in ein heißes Klima hinaufginge."
einwürfe Bille , daß ich heute morgen mit meinen eigenen Dhren und
Während er noch ſprach , waren unſere beiden Befannten vom Markt:
haus in das Zimmer, und gerade ald das Glas zerbrady, dicht hinter
aus dem eigenen Munde Gures Capitáns gehört habe , wie er morgen früh um recho Uhr mit dem kleinen Dampfſchiff The Brothers in die
den Wirth getreten, und ließen ſich jeßt an demſelben Tiſch nieder, wo fie eine Flaſche Porter verlangten. Der Wirth ging hin dieſe zu öffnen , und das Geſpräch war für
Bay hinauslegen wil — dasſelbe Boot ſoll ihm auch tann am Montag Morgen die noch fehlenden Pferde binauebringen und dann geht er auch
„Nichts mit dem Bezahlen des Schiffer8 zu thun haben " , unterbrach
den Englander Mac Carther , indem er ihm zugleich einen warnenden .
den Augenblid abgebrochen, denn die Matroſen merften bald genug, daß Mac Carther ſeine wohlbegründete Urſadie haben mußte, in Gegenwart der beiden Fremden weiter nicht über die bewußte Sache zu reden. Jean
ftand auf, blinzte Polly mit den Augen zu und ging hinaus in die Hofs wenige Minuten ſpäter fand das wunderhüſche Mädchen an ſeiner Seite und legte ihre Hand in die ihr dargebotene Rechte des
thür -
wahrſcheinlich noch den Montag Mittag in See. Euer Capitán heut zweimal bei uns an Bord das erſtemal that er furchtbar das zweitemai ſchien er fich aber doch beſſer befunnen zu haben wil Gud, vor allen Dingen, in Sicherheit bringen. Ihr ſeht alſo, 3hr feine Zeit mehr zu verlieren habt. “
„Seeſchlangen und Schildkröten !" brummte der eine Engländer das wäre ein verdammter Streich ; deßhalb wollte uns alſo der alte
jungen Mannes. „ Polly “, ſagte Jean , und zog die nur leiſe Widerſtrebende feſter
Tolaue Fuch
an fida „ich habe feine Zeit zu großen Umſchweifen , ich will dich auch gar nicht mit langen Rebensarten plagen , hör mir nur wenige
Polizeifnechten oben drauf."
Secunden zu und ſage dann ja oder nein .
„ Aber ich weiß ja nicht.“ ,,Du follft es gleich erfahren“, unterbrach fie der junge Franzoſe –
ich bin des Seefahrens, ja überhaupt des Herumſchweifeng ſatt, fünf: zehn Jahre lang habe ich mich nun in der Welt und in allen Welt:
war bid , und daß
morgen erſt das Geld geben , nachher hatte er ung alle
ficher an Bord , und reßte und am Ende gar noch ein paar von ben „ Und Ihr wißt und einen Plaß, Mac Carther, ſagte der eine von ben Franzoſen, wo Ihr uns ficher unterbringen könnt — wahrhaftig ich -
fonime heute Abend mit Sad und Pad an Land . “
Mac Carther ging fort als ob er die Frage nicht gehört hätte,
feine Frau aber , die indeſſen zum Tijd getreten war , ſagte mit halb unterdrüdter Stimme auf franzöſiſch :
theilen unibergetrieben , und bin nicht im Stande geweſen etwas für ein reifere8 Alter zu thun – 18 liegt auch das eigentlich nicht im Blut meiner landsleute. Hier aber, glaub' ich, iſt der Zeitpunkt gefummen wo ich etwas Beſſeres ergreifen fann , doch allein will ich das nicht thun — willſt du mir helfen , Polly ? willſt du - mein Wrib werden ?" flüſterte er leiſe fich zu ihr niederbeugend und ihr einen heißen Ruß
„,laßt ihn gehen - er darf ſich mit den Geſchichten nicht befaſſen, denn kommt ſo etwas vor Gericht, ſo muß er am Ende ſchwören, und wenn er nichts davon weiß , fann er das auď mit gutem Gewiſſen. Ich werde dafür aber ſchon ſorgen, bringt nur heute Abend ſpät Gure Klets derſlüde her die Hinterthüre fennt Ihr ja , wenn vorn zu iſt, unb
auf die Stirn brüdend .
von meinem Schwager über der Bay drüben, gerade hier, und mit dem fönnt Ihr Holz ſchlagen oder Segel machen , zu was Ihr Luft habt, bis das Schiff fort iſt.“ „ Was zum Teufel iſt das für ein Gewälſd , brummte Bill rebet engliſd, daß ein anderer auch ein Wort davon verſtehen fann ." ,,Seyd ruhig , Jean wird es Euch überſeßen “, flüſterte Mrs Mac Carther , et find hier noch andere Dhren , die gerade nicht zu wiſſen brauchen, über was wir geſprochen haben . Damit wandte fie ſich vom Tiſch ab, und trat hinter ihren Scenfſtand zurück, die Leute vom Boreas
.
.
„ Do’nt-do'nt,“ bat das Mädchen flüſternd, und ſuchte ſich von ihm lodzumachen, es war ihr aber nicht recht Ernſt daunit, denn Jean fonnte fie leicht zurückhalten, dodh dringender bat er jeßt. ,,Antworte mir, Polly — von dir hängt es ab, ob ich in Sydney) – in Auſtralien bleiben ſoll oder nicht — fagſt du ja, dann ſollſt du ein: mal ſehen wie tüchtig ich arbeiten fann, und haben wir uns etwas ver: -
dient , dann fehren wir nach meinem ſchönen Frankreich zurück - es foll dir ſchon gefallen in der Provence aber du ſagſt ja fein Wort,
und ich weiß doch, daß du dich in den Verhältniſſen hier nicht glüdlich fühlſt, nicht glüdlich fühlen fannſt.“ „Glüdlich ? " ſagte das Mädchen leiſe und ſchüttelte wehmüthig mit dem Kopf .,es iſt ein ſredliches Leben fortwährend dem wüſten Trin: ken und Treiben zuzuſehen - aber was roll ein armed Mädchen anderes thun
und es iſt doch immer ein ehrlicher linterhalt.“
„ Ind ſagſt du ja , Polly ?“ bat der junge Mann dringender, und füßte die jeßt nicht mehr widerſtrebenden roſigen Lippen „ ſagſt du ja ?" ,,Komm nur erſt an Land “ , flüſterte Polly , und ehe er es fich ver:
fah, war ſie ihm unter den Händen fort und ins Haus geſchlüpft. Mit leuchtenden Augen folgte ihr aber Jean und war auch gar nicht böſe darüber, daß fie reinen ſuchenden Blid im Anfang vermied und ſich mit ihrer Arbeit eifrig beſchäftigte, während fie Mro Mac Carther audídalt, was fie draußen herumzuſtreifen habe , während in der Stube derweil alles drunter und drüber ging. Wie indeſſen Jean draußen zu einem Entſchluß gekommen war, ſo hatte ficha aud in der Stube ſelber manches geändert . Die beiden Poli: zeidiener, welche Mro Mac Carther ebenſo gut fannte als ihr Mann das
Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
.
mit Tagesanbruch ſchaff ich Eudy aus der Stadt.
Es iſt ein Arbeiter
.
flüſterten aber noch eine Weile miteinander , und verließen dann die
Schenfe. Jean ſelbſt hatte mit Polly feine weitere Abrede nehmen fónnen. ( Fortſepung folgt.)
Mi s cellen . Die amerifaniſche Grpedition gegen Japan iſt jeßt eine ausgeniachte Sache. Nach amerifaniſchen Journalen (f. Journ. du Comm . d'Anvers. 1 April ) fol fie einen Verfehr mit Japan wenig:
ſtens inſoweit erzwingen , daß Schiffe, die aus Noth in einen dortigen Hafen einlaufen wollen , nicht mehr mit Kanonenſchüſſen zurüdgewieſen
werden, ſondern die nöthige Hülfe erhalten , wie man ſie in den Hafen civiliſinter Völfer anſprechen fann. Die Zahlder amerifaniſchen Schiffe, die in den dortigen Meeren auf den Walfiſchfang gehen , iſt ſehr be: trächtlich.
Die neue Kunſt a usftellung in Paris erzeugt dort, wegen der großen Strenge, mit der nian in der Auswahl der Kunſtwerfe ver: fährt , großes Aufſehen . Man berechnet, daß von 3500 eingeſchidten Gemälden faum tauſend werden angenommen werden . Kürzlich wurden
an Ginem Tage von 400 unterſuchten Gemälden nur 37 für juláſig erflärt. ( Liler. Gaz. 27 Mårz.) Verantwortlicher Redacteur Dr. & . Wibenmann .
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
nr. 84.
ng April 1852 .
fichtlich ſpäter in der Bedeutung Dſtvölfer aufgefaßt, und der
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum 3. Die lettiſchen Völker. Was wir früher über die ſlawiſchen Völfer im Norden der Karpathen, ſowohl gegen den weneblichen Buſen als gegen den Dniepr hin geſagt haben , bebarf noch einiger Nebenbemerkungen
über die Völker im Norden und im benachbarten Süden . Hier beſchränken wir uns auf den Norden , und müſſen damit bes ginnen, bab, ſo klar die Sache ſcheint, fie doch nicht wenig wers worren iſt, vielleicht aber auch verwirrt wurde, und daß jedens
fals einzelne Irrthümer neuerer Forſcher zur Sprache kommen. Wir haben hinſichtlich der Slawen uicht ohne Grund uns auf Weneben und Neuren vorerſt beſchränkt. Die Ausdehnung der Weneben von den Quellen der Weichſel bis in eine nicht zu beſtimmenbe Orange gegen Norden , bezeichnet zuverläſfig alt. ſlawiſche Siße, und die Erhaltung de neuriſchen Namene ſpricht für fich felbft. Wir haben alſo hier ben flamiſchen Stamm in ſeiner alten Heimath , und fümmern uns vorerſt um ſeine eingerilt. Wer givetgungen nicht.
Im Morgen unb Norboft Deafolhen
kennen wir jeßt nur Litthauer in Preußen und Weißrußland
nach Norboften hinauf, biß fie an die eigentlichen Finnen ans ſtoßen. Ein Hauptzeugniß iſt das des Tacitus, das mit andern jedoch faſt geradezu in Widerſpruch ſteht. Tacitus nennt die
Aeſtyer, die gewöhnlich als die Vorältern der Litthauer betrachtet werden, zwar ale ein von den Deutſchen verſchiedenes, eine andere angeblich der brittiſchen ähnliche Sprache redendes Volf, aber innerhalb der Gränzen Germaniene, und ſagt, nachdem er ſie beſprochen : Hier iſt Suewiens Gränze." Dann nennt er Peufiner, jedenfalls ein in den Karpathen wohnenbes Volf, hierauf
Name wird zum Irrlicht, denn er weicht, je weiter die Deutſchen im Mittelalter wieder oftwärts vorbringen, immer mehr zurüd , bib er zulegt an einem Volf, ben jelligen Eſthen , haften bleibt ,
bem er urſprünglich gewiß nicht zufam, da die jeßigen Erben finniſchen Stammel find. Seuß iſt dagegen wohl faum berechtigt, den Namen „Aiſten“ als den Stammnamen aller litthauijohen Völker anzunehmen . Da bei ihnen das Bernſteiniammeln ſehr gewöhnlich war , und fte jenſeite der Weidiel ſaßen , wo wir ſpäter littbauiſch ,
oder eine dem litthauijchen ſehr verwandte Sprache, redende Völfer finden, ſo iſt an ihrem Stamm nicht wohl zu zweifeln ,
aber verworrener fieht es im Diten aus. Scharfarik macht die Jazmiezen, wie mir früher (Nr. 72) geſehen , zu Nachfomunen ber Jazygen, eines jarmatiſchen Stammel, der nach und nach ron ben
umwohnenden Völkern, von Ruſſen und Polen, vernichtet worden Zeuß und Schaffarif widerſprechen fich in ihren Forſchuns gen hier geradezu : Zeuß ſucht den Beweis zu führen , und zwar mit fehr triftigen Gründen , daß die Zazwiezen, oder Satwieſen ,
ſey.
cin Stamm der Aiſten , d. h. Letten, geweſen. Iſt dieß richtig, dann iſt jedenfale Scaffarife ganze Beweisführung, daß fie von bem ſarmatiſchen Stamm der Jazogen ſtammen, falſch , ober er
muß die lettiſchen Völfer ſämmtlich zu Sarmaten erklären, was er nicht thut und auch nicht thun fann, denn er ſagt, das Alter
Weneden, und endlid, Finnen , führt alſo dieſe drei der Reihe
des litthauiſchen Stammes in dieſen Gegenden reiche ſehr hoch vor Chr. Geb. hinauf. Die Verwandtichaft der ſlawiſchen und litthauiſchen Sprache iſt gewiß, und Schaffarif ſagt darüber : „wir halten die litihauiſchen und ſlawiſchen Völfer für Abtheis lungen eines in vorhiſtoriſcher Zeit einigen Stammes, der in hiſtoriſcher Zeit in Folge innerer Umſtände bereits dermaaßen
nach von Süden nach Norben auf, ohne der zwiſchen Finnen
zerfallen iſt, daß man ihn in zwei verſchiedene, wiewohl immer
und weneden beſtehenden Verbreitung der Lettenrölfer im min .
noch unter den indoeuropäiſchen Völfern am nächſten verwandte
deſten zu gedenken . Sind ſie erſt mit dem Vorrüden der deutiden Bölfer nach Südoſten mit fortgeſtoßen worden ? Plinius
Stämme ſcheiden muß. “ Sonderbar jedoch iſt, was Schaffarif gleich Daneben (p. 448) + ſagt: „Die Trennung des litthauiſchen vom ſlani
und Ptolemäus nennen die Aeſther nicht, leşterer aber führt
ichen Stamm ereignete ſich ohne Zweifel bald nach der Anfunft beis
Stämme auf, Galinder und Subenen, deren Namen im Mittelalter
der Stämme in Europa, wie es ſcheint darum, weil die Litthauer
wieder auftreten und die fich als litthauiſche augweiſen ; Doch laſſen fich dieſe Stämme nicht weiter öſtlich als etwa an den Narew vers ſeßen. Sind die Aeſtyer des Tacitus litthuiſchen Stammes ? Es iſt wahrſcheinlich, aber der Namen wird zum Irrlicht. Zeuß
die alten Tſchuden nicht völlig aus ihren Sigen vertrieben, ſich
ſagt, an eine Ableitung des Namens aus dem deutſchen Worte
vielmehr mit ihnen vermiſcht hatten, und weil fie ſchon früh unter die Herrſchaft der fremden Gothen und anderer Germanen famen ,
Die Vermiſchung einer Sprache mit einer andern hält, wie viele Beiſpiele erhärten, ftete den freien Fluß derſelben auf, die For.
Dit" ſer nicht zu benfen . Schaffarif niunt biele Ableitung 1 Wir citiren immer nach der deutſchen Ausgabe von Wutife, da das
ohne weiteres an, beide aber haben , wie es icheint, Recht und Unrecht; ftammt auch der Name urſprünglich nicht von Dſten,
böhmiſche Original in Deutſchland wohl in toenigen Händen iſt;. der oben augeführte Salle iſt aber ſo ſeltſam , daſs wir das Orginal (I. 362) ju
ale Bezeichnung der öſtlich wohnenden Völfer, ſo wurde er doch
Hülfe nahmen, ob er auch recht überſeßt fey.
hoomi
334
sooon
Dieß der Grund weßhalb die litthauiſche Sprache
in den alten Schriftſtellen ſo wenige litthauiſche Gtämme auf
hinſichtlich der Fornien viel urſprünglicher, älter, der aftatiſchen
geführt findet, während die entfernter gelegenen finniſchen Stämme
men erſtarren.
näher als die ſlawiſcheerſcheint.“. Dieß widerſprichtgerade zu nichtnur mit ihrem Geſammtnamen, ſondern auch in ihren ein zelnen Abtheilungen, der Meren, Wee, Morbwa u. 1. m. deutlid
der Erfahrung : wenn Völfer verſchiebener Sprachen ſich vereinigen ,
ſo erſtarren die Formen nicht, fie ftoßen fich ab ; ſämmtliche romas niſche Sprachen ſind ohne allen Vergleich viel formenārmer ald Das alte Römiſche, und der ſarbiniſche Dialeft, der am wenigſten durch die Berührung mit fremben Völfern zu leiden hatte, ift am formenreichſten geblieben. Wenn die litthauiſche Sprache
was wir nicht zu beurtheilen vermögen, „viel urſprünglichere,
hervortreten.
Der Zug der Deutſchen gegen Südoſten riß die kräf
tigere Mannſchaft der 3azogen fort, und die andern gingen um jo leichter in dem eingebornen Volf unter, das ſelbſt durch den Haß, den feine Bebrüder auf fich geladen , nach kurzem Aufflams
men im 13ten und 14ten Jahrhundert unter ſeinen Nachbarn, Ruſs jen und Polen, ſowie unter den deutſchen Schwertrittern, erlag.
ältere, ben aſiatiſchen nähere" Formen bebalten hat, ſo ſollte
man einen ganz andern Schluß daraus ziehen als Schaffarif
Reiſen in der europäiſchen Türkei.
gethan hat.
Eine Unterſuchung der noch vorhandenen Ueberreſte jämmte licher litthauiſchen Sprachen müßte herausſtellen, welcher Unter. ſchieb zwiſchen den öftlichen und weſtlichen Dialeften obwala
ber mö fie tt .
2. Reiſe von Alerin iß über Nifra nad Drtup. ( Fortſebung.)
Doch wir kehren nach Niſſa zurüd. Der Fluß Niſchawa,
tet, und ob zu vermuthen iſt, daß ſpätere mit dem Zuge der Slythen und Sarmaten in Verbindung ſtehende Elemente fich in ten öftlichen Dialekten finden . Die Seugniffe, welche Zeuß (bie Deutſchen und ihre Nachbarſtämme p. 667 ff.) zuſammens ftellt, machen ef höchſt wahrſcheinlich, daß die litthauiſche Sprache
einer von den zahlreichen Zufluffen ber majeſtätiſchen Morama, trennt die Stadt von der Feftung. Man überſchreitet ihn auf einer alten, gebedten Holzbrüde, die ſo beſchädigt iſt, daß der Reifenbe befürchtet, ein unfreiwilliges Bad nehmen zu müſſen.
in vier Hauptbialekte, preußiſch, litthauiſch, furiſch - lettiſch unb
Iſt man über die Brüde hinüber, To befindet man ſich in einem
jazwieziſch zerfiel. Seuß umſchreibt die Gränzen bee Bolfe in nachſtehender Weiſe: „Von den Ufern der Düna bis an die
Chaos von Ruinen, gebrochenen Mauern, zerſchellten Thürmen und hie und da einigen Haufen hölzerner Säuschen , die einige Straßen bilden. Darüber erhebt fich der hübſche hölzerne Riosf bce Paſcha mit ben anftoßenden Flügeln , die ſeinen Saudbeams
Gümpfe be8 Prypiec, und von der Weichſelmündungen bis zur
Drewenz, zum Narew und zum Bug, von der Küſte bis zu den Slawen in Poloze und den Dragowiten an der Bereſina zeigt die Geſchichte, ſeit file wieder Licht wirft in dieſe durch viele Fahrs
Glacie, das aber hie und da mit Bruchftüden von Mauern und
hunderte verbeckten Länder, die Aiften (Litthauer) in vielen Abs
Thürmen beſeft ift, die zuſammengeſchoffen wurden , und die man
theilungeu auégebreitet.“ Wenn aber dieß, wie faum zu bezwei.
als Anbenken an die leßte Belagerung ſtehen ließ. So zerfallen aber auch Niffa auefieht, ſo iſt e8 doch hinreichend ftarf, um ben Marjd eines nicht mit Artillerie verſehenen Feindee zu
feln, der Fall iſt, dann in uß es höchſt ſeltſam erſcheinen, daß
Tacitus zwiſchen Weneben und Finnen feinen andern Stamm fennt, daß Ptolemaus zwar einzelne ſpäter fich ale litthauiſch audweiſende Stämme, aber fein größerel, maſſenhafteres Dolf
aufweiết.
Wenn von den Aeftyern in der Nähe der Weichſel
geſagt wird, fie leyen ein ſehr friedlicher Volf geweſen, To fann
ten und den Officieren zur Wohnung dienen. Davor liegt ein
temmen und rine Bituyerung von smpörten Bauern audzus balien .
Wir haben bereits bemerkt, bab Niffa auf einer Ebene liegt, die von der reißenden Niſcharra beraffert wird, unb daß e& von
man bieß wenigſtens ſpäter von den 3azwiezen und den übrigen
einem Erbmall mit Palifaben , Shoren , hie und da auch mit
litthauiſchen Stämmen gewiß nicht ſagen. Die 3azmiezer rollen ,, Sarmaten gleich, lange noch auf Wagen gelebt haben, und übers
Bruftwehren aus Faſchinenwerk zur Aufnahme von Ranonen
haupt führt Schaffarit viele Gründe an, die fie als Sarmaten
bezeichnen ſollen.
Wahrſcheinlich iſt die Gleichbedeutung der
Namen Jazygen und Jazwiezer oder Fatwieſen, aber gewiß iſt er nicht; der Sprachunterſchied zwiſchen ihnen und den andern litthauiſchen Stämmen ſcheint nicht unbedeutend geweſen zu ſeyn. Iſt an den Vermuthungen und Beweisführungen Schaffarifs etwas wahred, ſo würden wir in den Jazwiezen ein Volf vor uns haben, deſſen Herren die alten jarmatiſchen Jazygen geweſen, die alls mählich mit dem dienenben litthauiiden Volt fich vermiſcht, bis das alte Stammelement das Uebergewicht wieder errang, jedoch
nicht ohne bedeutende Úmgeſtaltung der Sprache. Aehnliche Vers hältniſſe finden fich mehrere, und das der Bulgaren , deren herr. idhender Stamm gewiß nicht ſlamiſch geweſen, iſt eines der Deuts lichſten ; das herrſchende Hunnenvolk riß, wie Theophanes genau berichtet, ſlawiſche Stamme, die ſogenannten fieben Geſchlechter, mit fich fort. Aehnlich fann das Verhältniß der Jazygen zum litthauiſden Stamm geweſen ſeyn. So fönnten fick die widerftreitenden Angaben und Anſichten verſöhnen . Jazugen blieben allerbings in Pollachien figen , während andere nach Pannonien auémanberten ; fie müſſen fich alſo mit den einheimiſchen Völfern berſamolzen haben. Anders läßt es fich faum erflären, wie man
umgeben iſt; aber das Rale oder Schloß befteht aus viel feſtes ren Material, und fönnte mit wenigen Ausbeſſerungen furchtbar gemacht werden. Ein Wal von ftarfem Mauerwerf mit hohen
8. und Gedigen Baftionen umgibt bad Ganze , unb bad Mauers werk iſt noch ziemlich gut erhalten. Dbirohl aber bie Citadelle nach dem neuen Befeſtigungefyftem mangelhaft ift, ſo hat fie doch nur errad zu fürchten, 'wenn der Feind einige unbedeuten!e Anhöhen gegen Südoften beſeßt, wogegen man fich durch Era höhung dee von ihm bedrohten Theile der Wälle ſchüßen und den Feind aus ſeiner Stellung vertreiben fönnte. GS iſt indes nicht fomohl die Beſte, welche Nifia für den Reijenden intereſſant macht, als die militäriſche Lage, welche für bie Pforte von größter Wichtigkeit iſt, ba fte die einzigen Paffe
beherrſcht, welche nach Boenien , Bulgarien , Obermöften und Serbien führen. In legterer Beziehung hat dieß Fürſtenthum eine ſehr unglüdliche Gränze, da ' fie den Angriffen Der Lürfen , die von hier aus ſo oft Lob und Verheerung ins Land brachten , offen fteht. Die Pforte foute ſollte fich aber erinnern ,, daß Serbien iegt unabhängig iſt, baß 8 eine zum Transport von Kanonen brauchbare Straße von der Donau bie in Herz deb tandee gibt, und daß Serben, wenn auch günſtig für die Pforte geſtimmt, nicht die Madi hat, ben Marid einer bedeutenden Armee aufs
335 zuhalten . Unter den mannichfaltigen Unfällen , welche der Fall von Nifia über die Pforte bringen würde, hatte die militariſche
Belegung von Obermöften, unzweifelhaft die ſtärkfte Stellung in der europäiſchen Türfei, die verberblichften Folgen ; hier iſt die Heimath ber trobigen Haibuken, hier wohnen chriftliche Stämme die nicht minber friegeriſch find, als die Serben, und welche jeben Angreifer, der ihnen eine baldige Befreiung vom Türfenjodhe zus ficherte , mit Enttuſiasmu8 empfangen würden .
Daburch würde
Die Rette, welche die freien Gerben mit ihren freien Brübern in
Montenegro verbände, geſchloſſen . Um dieß zu erreichen , wurde Niffa wiederholt geſtürmt, zu dieſen Enbe that Czerny Georg Wunder der Tapferfeit; ald er Niſja nicht bezwingen konnte,
erftieg er die Höhen von Obermöffen, rief die Rajahe zu den Waffen, belagerte die Hauptſtadt des Bezirke Novibazar, und
hätte es ihm nicht an Artillerie gefehlt, hätten nicht Arnauten und Boenier tapfer fich gewehrt, und wäre nicht der Paſcha yon Niffa zu rechter Zeit in Serbien eingefallen , was ben Helden
zur Umkehr nöthigte, um ſein eigenes Land zu vertheibigen, jo wäre es ihm auch gelungen .
Eine Verbindung Serbiens mit
Montenegro durch Obermöſten hätte Boenien und die Herzegos wina von einer Verbindung mit der übrigen Türkei abgeſperrt,
gom
Beſuch zu wiederholen . Bei ſeiner Rüdfehr gab der Paidha, wie ich ſpäter erfuhr, nachdem er den Brief geleſen , Befehl, mich ſogleich vorzulaſen, er wolle ben Engländer ſehen. Dieſer war aber nicht zu finden, denn ich hatte meine Adreſſe nicht zurücgelaffen . Es iſt nicht leicht, von ber eigenfinnigen Heftiga feit eines türkiſchen Paſcha, wenn ihm etwa8 quer geht, einen
richtigen Begriff zu geben ; ein verzogene Kind, das feinen Widerſpruch fennt, und um ſeine Puppe ftampft und ſchreit, hat einige Aehnlichkeit mit unſerm wüthenden Paſcha, al8 weber Secretär, noch Diener, noch Panduren Den Engländer aufzus finden wußten . Eine Abtheilung Panduren nach der andern warb auégeſchickt, aber vergeblich. Die Wuth bed Paſcha ftieg jest wirklich ins Gefährliche. Man ſoll ihn finden ", rief er
aué, und wenn jedes Haus in Niffa burchſucht werden ſollte; er iſt fein Nemſchi ( Deſterreicher), noch ein Ruß, ſondern ein Ingleski und der Freund meines Freunbed Selim ! Bei meinem Bart ! ich will ihn Feben, tobt oder lebendig !"
Der oberſte Aga mit dem Rabi und mehrern Beamten ber Hofhaltung des Paſcha brachen nun auf , und unter Trommel.
ichlag wurde in allen Theilen der Stadı verkündet, daß ein enge
und die Pforte der Dienſte einiger inrer 'tapferften Paſchas und
liſcher Reiſender vermißt werbe. Endlich ſchlug ein ſpaniſcher Pube, mit dem ich einen Augenblick geſprochen , vor, den Palan
Spahis beraubt, die, ganz iſolirt, fich unabhängig erklären oder
fin , tas Rajabquartier, zu burdſuchen , da er mich durch die
Anderers
Thore der Varoſch habe paſſiren ſehen . Die armen Leute dieſes Stadtteile, welche ſelten einen Demanli ſehen, außer wenn ein
mit dem Angreifer gemeinſame Sache machen mußten .
ſeits bietet Dhermöſien, das man als eine ungeheure Gitabelle
anſehen kann , alle Gelegenheit tar, nach Macedonien hinabzuſteis
Verbrecher zur Beftrafung aufgeſucht wird, geriethen in Beſtür
gen, und fich mit den Griechen hier und in Theſſalien zu vers binden, wodurch die Moblems in Albanien von jeder Verbindung mit der Regierung des Sultand, außer übere Merr, abgeſchloſſen
zung, al8 ſte bie gefürchteten Beamten Se. Hoheit be8 Pada
Man erfieht hieraus , wie unerläßlich es für die tür-
Tufers bernahmen, welcher fragte, ob ein engliſcher Reiſenber unter ihnen geſehen worben ſem. Niemand fonnte es ſagen , bis
würden .
fiſche Regierung iſt, Niſſa, ben Schlüſſel zu dieſen Probinzen ,
mit ihren Panburen durch die rubigen Straßen ziehen ſahen, und den lauten Trommelidlag, ſo wie die Stimme des Auês
in einen wirkſamen Bertheidigungezuſtand zu legen . Selbft ble
man endlich ausmittelte, daß ein Franke im Han del Serben
Behauptung der ſtarfen Vefte von Schumla iſt für die Herrſchaft
Demetrius angehalten habe , und babin jog nun die ganze
des Sultans in dieſen Provinzen nicht wichtiger, als der milia Cavalcade.
täriſche Befiß von Niſſa. Während meines Aufenthalte in Niſja machte ich einen Auss flug nach Latar, einem Dorf in der Nähe, wo ich mit Abſcheu
(Schluß folgt.)
Aus dem Matroſenleben.
bas berühmte türkiſche Schloß jab, das aus in Mörtel geſchla .
4. Die Flucht von Bord.
genen Menſchenſchädeln befteht, welche den Gerben gehörten, die im Kampf für ihre Unabhängigkeit fielen. Dieſer ſcheußliche Bau wurbe errichtet zur Warnung für die Rajah8 ton Bulgarien,
eine Art Dod , wo hinauf Der Boreas lag dicht am Patent Slip die Schiffe durd Mardinerie gezogen werden, bis ſie vollfommen trođen zu liegen fominen , und bis zum Kiel hinunter nachgeſehen und aus:
Bosnien und Obermöften, um ihnen das Schidjal ju zeigen, bas ihrer warte, wenn ſie bem Beiſpiel ihrer Brüber in Serbien fols
dict daneben angeholt , feine Tafelage nad geſehen , Ballaft, Wafſer,
-
gebeffert werden fönnen. Nach dem Herunterlaſſen hatte der Boreas
gen wollten. So ſchauerlich einem Reiſenden aus dem Weſten
Mais, Heu und Pferde eingenommen , und lag nun dort bicht an dem
ein ſolches Schloß aud Menſchen dabeln erſcheinen mag, rodeint Dadſelbe toch den mißvergnügten Kajahs nicht den gehörigen Schreden vor ihren Démanliherrſchern eingefloft zu haben, wie Der bekannte Aufſtand der Bulgaren im 3. 1841 beweier, der die Pforte in die größte Noth gebracht hat, und fie nöthigte, die Vermittlung des griechiſchen Patriarchen und deß ruffiſchen Kofes anzurufen .
ausgebauten Werft, vor einem Anfer, der nach der Bay zu ausgeworfen war und an zwei farten Tauen , die die Brigg am Lande befeſtigt
hielten, denn es fann manchmal da gar tüchtig wehen. Man pieg an der Fallreepetreppe gleich vom Borb auf das Werft hinunter. Die Mannſchaft des Boreas fam in einzelnen Gruppen, zu zweien und dreien , an Bord zurück. Der Zimmeraiann, ein Engländer, hatte bie Wacht als ſie famen , und die Leute gingen raſo in..das Borcaftle
Ankunft in Niſſa ſprach ich im Hauſe Dee Paſcha por, um ihm Das Schreiben zu überreichen , unb ba ich ihn nicht traf, ließ ich
hinunter , dieſe Zeit zu benußen und ihre Sachen zuſammenzupaden : den Zimmermann und Mate durften ſie nichts merfen laſſen ; der Mate ſchlief aber gewöhnlich um dieſe Zeit ſchon . Giner von ihnen blieb bei dem Zimmermann an Ded , üm, wenn irgend einer der Dfficiere. Miene machen ſollte hinunter zu lihnen zu Pteigen , daß verabredete Zeichen zu geben , d. h. irgend etwas Schweres auf Ded fallen zu laffen. Et fonnte das ohne Aufſehen geſchehen . Jean war an Deď und ſchlenderte mit dem Biamermann langſam den Gangweg auf und nieder er erzählte ihm Geſchichten aus der Provence, um ihn beſchäftigt zu halten, und e8 gelang ihm auch ſo weit,
Dasſelbe bei ſeinem Secretăr zurück, und nahm mir vor meinen
daß er feinen Cameraden vollfándig Zeit verſchaffte fich zu rüſten. Die
be id meine Reiſe in diejen Provinzen segonnen, hatten
mir meine Freunde in Konſtantinopel einen fajerlichen verſchafft, der dem Reiſenden viel mehr Vorrehte ale wöhnlider Tesfere gewährt. Außerdem hatte Selim, ron Belgrab, mir ein Empfehlungeichreiben an ſeinen
Firman ein ges Paida Freund,
Wajfif Mehemed Ben, Paſcha von Niſſa, mitgegebei. Bei meiner
336
einzige Sowierigfeit war ießt ihre Sachen an Ded zu bringen und von da damit an Land zu fommen, ohne daß Lärm geſchlagen wurde, denn in dem Fall befanden ſie fich in einer höchſt fatalen Lage , da nur ein ganz ſchmaler langer Weg von dem Werft an dem fie lagen nach
coon
der Cove, in die ſie ſich alle, als ſie das Zeichen hörten, hineingeflüchtet hatten . Jeßt ſind wir geleimt.“ „Doch noch nicht, meinte Jean, der vorher noch einen vorſichtigen Blid nach oben geworfen ; erſt wollen wir einmal abwarten wer die
Sufſerftreet hinaufführte, und eine Maſſe von Conſtablern in der Gegend
nådſte Wade hat, und dann ſehen was ſich thun läßt — wenn ich nur
fortwährend auf und abgingen ; der geringfte lärm fonnte einen davon an den Gingang der Straße führen und dann hatte er, wenn er wollte, zwanzig mit Blißesſchnelle zu ſeiner Hülfe herbeigezogen . Am beſten wäre es gegangen , wenn ſie eines der an den Pfählen befeſtigten Boote geborgt hätten und damit an das andere lifer der Bay
erſt meine Siebenſaden in Ordnung hätte, und ein Licht darf ich mir nicht einmal anſteden , ſonſt haben wir den Satan gleich wieder auf dem
Hals.
,, Hier, nimm die fleine Laterne“ , ſagte Bill und reichte fie ihm aus der Cove die fannſt du in deine Kiſte ſeßen , da fällt fein Strahl
gefahren waren - jedenfalls fonnten ſie damit ihre Sachen wenigſtens
nach oben. „ Jean fühlte ſich zu ihm hin , ging in die vorderfte Ede
von Bord ſchaffen, denn dort drüben ſtanden audy noch feine, oder nur wenige Häuſer; feinenfalls waren Polizeidiener ba drüben, und ſie ſelber
die Rerze tarinnen anzuzünden und brachte danu den vollfomnien ge: ſchüßten Strahl ficher in ſeine Kifte, die glüdlicherweiſe an einer Wand ſtand und von oben aus nicht leicht geſehen werden fonnte. Er brauchte auch nicht lange mit ſeinen Sachen in Ordnung zu kommen ; um halb ein Uhr war alles gerüſtet, das licht wieder ausgelöſcht und Bob wurde
brauchten dann nur Georgeſtreet hinaufzugehen , bis ſie die dort ein: laufende Bay umgangen hatten , und funnten dann ihr ganzes Gepäck leicht und ohne Verdacht zu erregen quer über Georgeſtreet in das Wirthehaus zum goldenen Freuz rdhaffen. Gs war noch nicht zwölf als der Mate plößlich auf Ded fam und nad vorne ging ; Jean ſtand mit dem Zimmermann gerade am Pump:
ießt zum Recognosciren an Deck geſchickt. Er fam nach zehn Minuten
ftod, und als er sie tunfle Geſtalt auf dem Quarterded ſah , die raſch
audzog und zu Coye ging.“ Es war ießt weiter gar nichts zu thun, und Jean faßte idon den Entſchluß bis Tagesanbrud noch zu erwarten, dann aber, wenn fich bis dahin fein anderer Audweg zur Fluật zeigen ſollte, ſeine Sachen im Stich zu laſſen und mit ſeinen Gelde nur and Land zu gehen , oder
die kleine Quarterdedøtreppe herunterfam , ſtieß er mit dem Fuß an eine dort zufällig liegende Handſpafe, nahm ſie auf und warf fie pluchend von fich, daß fie mit lautein Oepolter auf Ded niederſchlug. „Gott verdamme dag verwünſchte Holz, fluchte er dabei, und hielt fic den Fuß ſtößt man fich auf dem ſafermentſden Dec auch noch
etwa wieder herunter. Der Steward war auf Wache, und faum hatte
er dieſen Bericht abgeſtattet, als der Zimmermann ing logio fam, fich
wenn auch das nicht gehen ſollte, über die Bay and andere Ilfer zu
die Gliedmaßen zu Schanden." Was für ein Heidenlärm iſt denn das da drüben ?" rief der Mate
ſchwimmen.
ärgerlich und fan herüber nach Badbord Ihr eben erſt von Land ?"
feiner fólief , feiner wagte aber auch nur ein Wort zu ſpreden, denn der Zimmermann ſchnardyte nicht und verrieth auch ſonſt burd nichts, daß er ſelber eingeſchlafen ſey. Was da thun ? Ihrer Rechnung nach mußte es bald Tag werden, als der Steward
wer iſt da ? „ Jean ? fomnit
„Nein, ich bin ſchon faſt eine Stunde mit dem Zimniermann hier auf : und abgegangen . "
„ Chipo, ſagte der Mate , und zog den Zimmermann etwas bei halt Gure Augen offen im Vorcaſtle war eben , als ich auf Ded fam , noch Licht – ießt iſt'o aber aus. Sind die Leute ſchon lange an Bord ? ich denke fie „Die leßten famen vor etwa einer halben Stunde Seite
find jeßt wohl zu Coye gegangen , ſagte der Zimmermann . Wie viel eš muß bald Mitternacht ſeyn ." Uhr ifto „In fünf Minuten etwa iſi's zwölf“, ſagte der Mate „ich habe den Steward ſchon gewedt, um zwei Ihr lögt Ihr ihn wieder ab .
Beim
geringſten Verdächtigen was Ihr ſeht , ' ruft Ihr mich. Ihr fönnt zu Bett gehen ,. Jean ; wandte er ſich dann lauter an den indeſſen weiter nach vorne gegangenen Matroſen es wird gleich 12 Uhr ſeyn." idh glaube „ Soll ich Bill rufen ? frug Jean der ſtehen blieb
Bill hat die nächſte Wacht.“ „Nein, iſt nicht nöthig, lautete die Antwort 3hr fönnt alle zu Coye gehen .“ Das iſt eine ſchöne Geſchichte, dachte Jean, als er in das Logis hinabſtieg, die übrigen mit dem neuen Befehl befannt zu machen ; vor: her lauſchte er aber noch eine Weile unter der Logidcap , zu ſehen ob ihm auch niemand folge. Als er alles ficher wußte, ſagte er leiſe : „Hallo da idlaft Ihr ?“ es war ſtocfinſter und inan fonnte .
Vis zwei Uhr lagen die Matroſen alle in veinlichfter Erwartung;
in das Logis herunterfam ; er blieb erſt ein paar Minuten ſtehen und hordte aus allen Coyen tönte das tiefe regelmäßige Athmen feſt
Schlafender. Selbſtzufrieden und fiillvergnügt nidte er mit den Kopf, fühlte ſich dann leiſe, ja feinen der Leute gu flören , nach des Zimmer : manno Cove hin und weare olejen.
„ Wer iſt da ?, rief der Zimmermann aus tiefen Schlafe aufjah: halt fie da laufen fie." „ Halt doch das Maul", flüſterte der Steward und ſchüttelte ihn aus Leibesfräften, „ du machſt ja die ganze Mannſchaft munter es iſt zwei tent
Uhr, fleh auf ich bin müde wie ein Hund ." „ Ny, ay “, ſagte der Zimmerman, noch immer halb im Solaf id ich fomme gleich wo find dann o ja A iſt alles redot
weiß ſchon -- alles in Ordnung ? " „Alles, fteh nur auf und ſalaf nicht wieder ein anwortete ihm der Steward und wandte fich nach der Treppe zurüd, ſtieß ſich oben mit Gott verdamme dem Schienbeine an eine dort vorgeſchebene Kiſte den Plunder ! rief er leiſe mit verbiſſenem Schmerz da muß ein ganzer Feßen Haut herunter ſeyn – ich wollte daß die Kerle da Er brummite die andere , als er auf der endlich erreichten Treppe langſam an Ded' kletterte, leiſe vor ſich hin und verſchwand gleich darauf oben . Der Zimmermann lag noch etwa zehn Minuten fill, wälzte ficy
feine Sand vor Augen ſehen . „Iſt das Jean ? " frug rorſichtig eine einzelne Stimme. „ Ja, lautete die ebenſo leiſe Stimme habt Ihr alles in Ordnung ?" Alles in Ordnung“, erwiederte Bill iſt die Luft rein ? meine Madat muß gleich angehen ." „ Gebt Gudy Feine Müh“, ſagte Jean , die Schufte müſſen funte
darin fröhnend aus ſeiner Coye , tappte nach ſeiner diden wollenen Jade,
gerochen haben, wir brauchen die Nacht nicht zu wachen. „ Wahrſchein : lid will der Mate mit dem Zimmermann , und vielleicht auch Steward,
Šta t'ue ' fir Coop er. Kürzlich fand, wie die Neurorfer Jour: nale melden (f. Athen . 27 Marz), eine Verſammlung in Neuyorf ſtatt, uin eine Subſcuption für ein Cooper - Denkmal in Gang zu bringen . Webpter führte den Vorrig, leute wie Jrving, Bancroft u. ſ. w . führ: ten das Wort, und es wurde beſchloſſen auf einein der öffentlichen Pläße
-
ſelber Wache gehen. Der (Sapitán iſt auch ſchon an Bord , wie mir !
der Zimmermann geſagt hat.“ „Das iſt eine ſchöne Geſchichte“, rief der Roch , der es in dieſem Fall ganz mit den Matroſen hielt , und ſprang mit einem Saß aus Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung .
die er endlich fand und anzog, nahn die Müße von dem Nagel, an dem
fie inwendig in ſeiner Schlafſtelle ihren Plaß hatte , und folgte dem Steward an Dec. ( Fortſeßung folgt.)
eine Statue u errichten. Verantwortlide Redacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 85 . 8 April 1852 ,
Die Anſairier und die Engländer. In dem Januarheft des United Service Magazine finden wir einen Artifel über die Militärfräfte der Anſairier “, aus dem
wir eine Stelle ausheben, woraus man erſehen fann, mit wels chen Anfichten und Planen man fich in England beſchäftigt, und welche Abſichten man Rußland zuſchreibt.
beſchleunigt, wenn der Unternehmungsgeift zu Erfolgen geführt hat, wenn der Sieg den Muth ſchwelt, dann lernt man große Plane aus günſtigerem Gefichtepunft beurtheilen. Was wir felbft jeßt für praktiſch und ausführbar halten, wird dann vielleicht der ganzen Nation in demſelben Licht erſcheinen . Die natürlichſte
Politik weißt uns an, ſo raſch wie möglich die Zſolirung Indiens
,68 ließe fich ſehr wohl rechtfertigen, wenn Großbritannien Agenten in dieſe Gebirge ichidte, feine weg um das Volt gegen
zu beſeitigen, was nur geſchehen fann durch die Eroberung ber Zwiſchenländer, Syrien , Perften und Afghaniſtan , und zwei
die ottomaniſche Pforte aufzureizen, ſondern um es zu organis
Armeen, von denen eine vom Mittelmeer auß oftmärts, die zweite
firen , zu bewaffnen und zu diſcipliniren , damit es, wenn die
von den Ufern des Inbuß weſtwärts ginge, würden dieſe nur
Zeit fommt, in der gemeinſchaftlichen Sache gute Dienſte leiften
ſcheinbar ſchwierige Aufgabe in vergleicheweiſe furzer Zeit erfüllen,
Vernachläffigen wir bieß, io wirb e8 wahrſcheinlich Ruß-
und zwar mit weit weniger Koſten als wenn wir in einem
könne.
land unternehmen. Es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß die Anſaia
europäiſchen Krieg die Türkei gegen Rußland unterſtüßen."
rier, die jeßt in den Bergen um Latafia her fich finden , ur
ſprünglich aus Perften famen, und vermuthlich jegt noch mit dem Volf De Mutterlandet eine Verbindung unterhalten . Nun wiſſen wir, baß in ganz Perften Emiſſäre zerſtreut find, bie der
Landesſprache vollkommen mächtig und mit allen Vorurtheilen der Eingebornen wohl bekannt ſind. Durch dieſe Leute wird
Reiſen in der europäiſchen Türkei. Oberm ö ſie n. 2. Reiſe von Aleriniß über Niffa nach Orfup. ( Schluß.)
Gelb unter den Stadts und Dorfhäuptlingen , unter den Scheithe
Ich durchlag inzwiſchen ganz ruhig meine Reiſebemerkungen,
der Wanderſtämme , und ſelbſt unter den Miniſtern des Schah
ale Georgy plößlich mit ſchreckenbleichem Geficht hereintrat, und
au&getheilt, ſo daß man ſagen kann, ein rufftſcher Sauerteig
mir den Beſuch der Dfficiere del Paſcha anfündigte ; wa8
durchbringe die ganze Maſſe der Geſellſchaft.
fonnten fie wollen ? Unter den Anfommenden befand fich ein
„Au8 Perften würde es leicht ſeyn, Agenten nach Syrien
Gignor di Roberto, ein italieniſcher Doctor, der al8 Regimento
zu fchiden, welche durch Gleichheit ber Religionsanfichten und Gebräuche einen großen Einfluß auf Anſairier, 38maeliten und
arzt angeſtellt war, einige Worte, die ich mit dieſem weds
Daß Rußland bereits auf einen ſols
3d fant viel Vergnügen an der Unterrebung mit dieſem neuen Befannten , bei dem ich manche angenehme Stunden während
Druſen ausüben könnten .
chen Plan eingegangen iſt, hat man gute Gründe zu vermuthen, obwohl Großbritannien , durch manche Umſtände begünſtigt, deſſen
Einfluß vernichten und ſeinen eigenen auf deſſen Ruinen erbauen könnte. Welche Garantie haben wir auf die Fortbauer des Fries dens ? lInzähliche Combinationen find möglich, die uns in Krieg mit dem Sultan verwickeln fönnen : er hat bereits bei mehrern
jelte, klärten die Sache auf und ſie machte uns herzlich lachen .
meine Aufenthalte zu Niffa zubrachte, und viel intereſſante Einzelnheiten über dieſe Provinzen erfuhr. Signor di Roberto, aus Capua gebürtig, iſt fein Renegat, denn ein Arzt braucht ſeinen Glauben, wenn er in die türkiſche Armee tritt, nicht zu ändern.
Er iſt vollkommen mit ſeinem Gehalt zufrieben , ber
Gelegenheiten eine Neigung gezeigt, fidh wie der Vogel in der Fabel durch die Schlange, die ſich nähert, um ihn zu verſchlins
viel bedeutender iſt als der eines Arztes in der neapolitaniſchen
gen,, bezaubern zu laſſen. Eine der unzähligen Launen , deren
die reichen Domanlie immer ſehr freigebig .
man bei Barbaren gewärtig ſein muß, fann und plößlich in Feindſeligkeiten mit dem Sultan verwickeln , und dann iſt Syrien wie Aegypten gegen und geſchloſſen. In einem ſolchen Falle
Dienſt in der türkiſchen Armee ſuchen, iſt dieß anders, da der Koran fte, wenn ſie nicht Moslem werden, von Befehlshabere :
rräre die Freundſchaft eines mächtigen Stammeß, wie die Anjais
toren geſtattet.
rier, von unſchapbarem Wer:h, da wir dadurch den Schlüſſel des ganzen Landes in den Händen hätten. Alle Groberunge . plane ſcheinen abgeſchmadt, wenn man fte aus der Ferne und mit faltem Blute betrachtet, aber unter der Aufregung welters ſchütternder Greigniſſe, wenn der Krieg den Pul8 der Nationen
Der Paſcha empfing mich äußerſt gaſtfrei, und beſtand dara auf, daß ich meine Wohnung in ſeinem Ronat nehmen ſolle, und ich war ſehr froh bie magere Soft der ichismatiſchen Slamen
Armee, und in ſeiner Privatprarið fand er, wie er mir ſagte, Mit Dfficieren , die
ſtellen ausſchließt, und ihnen feinen lang, als den oon Inſtrucs
gegen ichmadhafte Pilaus und föftliches Confect zu bertauſchen.
Auch bergaß der gute Paſcha nicht, daß ein engliſcher Unglaus
woso
338
biger eine Flaidhe guten Weined genießen fönne, ohne ſein
lichen Feb. Die lange, über die Schulter geſchlungene Arnautfa (Flinte), ein Paar Piſtolen in den Sattelholftern, unb ein zwei te& Paar nebſt einem Hanbichar im Shawlgürtel bildeten ſeine Bewaffnung, und ſein furchtbare Audjehen war ſehr geeignet, einen Haidufen oder Udfofen , der und den Weg zu fperren gee
Fle
Seelenheil zu gefährden, und zudem war Waffif Paſcha, ein geborner Georgier, ſelbſt ein Bonvivant , wie ſein offene Geficht,
ſeine röthliche Farbe und ſeine Corpulenz deutlich zeigten. Unben ift ſein hohes Amt bei jo unruhigen Nachbarn, wie die Bosnier,
die Kaibufen des Balfan und die Arnauten Dbermöftend, eben feine Sinecure ; zudem bedarf es feines ganzen Anſehen und ſeiner
neigt leon mochte, zu idreden .
Wadhamfeit, um die Gpahie abzuhalten, daß fie nicht ihrer erbs
den Gelüſten der türflichen Padas hatte ſpreden hören , auf
lichen Neigung, die armen Rajahs ſeine & Paſcalifs zu plündern, nachgeben. Unſer friegeriſcher Paſcha, der fich auf ſeine Geſchid . lichkeit als vollendeter Taftifo nicht wenig zu gute that, ließ ſeine
deren Befehl oft der blißende Säbel den Kopf eines unglüdlichen Rajah abgeſchlagen wurde, weil Se. Hoheit glaubten , die Augen dels
Georgy), der häufig ſeinen Vater von den fopfabichlagen
ſelben übten einen böſen Einfluß auf ihn aus, war augenſcheinlich
Iruppen au @marſchiren und die Revue paffiren ; groß war ſeine Freude, als er von einem Franfen ein Lob über ihre vortreffliche
nicht ſehr guten Muths . Allerdings ſind jene Tage ießt glüd
Ginübung hörte ; wenn wir die Sawierigkeit erwägen, die wil.
fonnte ſeine Beſorgniſſe nicht beſchwichtigen . Stand er nicht auf verbotenem Boden unter der Verandah tes Kiosf eines
den Albaneſen und Bosnier, aus denen ſeine Refruten gezogen
lich vorüber, aber ſeine erſten Eindrücke waren geblieben , und er
waren, zu zähmen, ſo kann man wohl ſagen, daß fie fich unter den Waffen gut ausnahmen, und nach der weiten Bruſt und ben breiten Schultern der Leute zu ſchließen möchten fie in einem Angriff ſehr furchtbar feyn .
Paida! und wie er nach dem Nebel deutete, der um die Gipfel des Balkan hing, flüſterte er : mach Golpodin ! Dort iſt die Hei
Ich blieb zwei Tage zu Niſſa und rüſtete mich dann meinen
Von Rajah8 und Demanlie gleichmäßig gebedt unb bee ſchüßt verließen wir Niſſa , der Pandur ließ ſein Pferd vor uns courbettiren , idwang ſeinen Säbel und rief : „Allah it
Weg weiter fortzuſepen . Mein gaſtfreier Wirth wollte nichts Davon hören, aß ich ohne eine Wache von Panduren über den Balfan reiſen wollte. Vergebens proteſtirte id gegen eine ſolche Ehre, aber er erklärte, ich jen ſein Gaft und er für meine Sis cherheit mit ſeinem Kopfe verantwortlich : ich mußte mich fügen . In ber Shat habe ich nicht nur hier, ſondern auf allen meinen
Wanderungen in dieſen Provinzen die gleiche Gaſtfreundichaft und dieſelbe Aufmerkjamkeit von jedem Beamten, ſowohl im
Civils als im Militärbienft gefunden, was freilich nicht mir perfönlidh galt, ſondern der hoben Achtung, in welcher England ſteht. Die Zeit zu meiner Abreiſe war nun gefommen, und bei
math der freien Haibufen ! Dort iſt die Begleitung des armen Rajah Kiraidſchi eine Armee odmaniſcher Kawaſſe werth !" 3
Alab !" So begannen mir ben rieſenhaften Balkan binanzuſteigen , ſchlugen aber nicht den gewöhnlichen Weg ein, der burch Bule
garien nach Sofia und Konſtantinopel führt, ſondern den durch Obermöſien , das Land der Rasci, ſchen Reijenben wird. durchzogen wird. Reiſenden burdsogen ichen Balfan auf zwei anbern Straßen
das ſelten von einem fränfio . 30 hatte früher icon den Ich überſchritten , kann aber ver
fichern , daß jener maleriider und intereſanter al8 bieje iſt, und daß der Reiſende hier vielleicht dieſelben Sitten findet, wie in ben Tagen des macedoniſchen Eroberere . Es iſt auch die nächſte
LageBanbrud erwachte ich aus meinen Träumen burde den Ruf
Straße nad Albanien, Macedonien und Griechenland.
einer heiſern Stimme : haité, baité, Effendi !" und eine barte fnochige Hand preßte mein Gelenf, was in dieſem Lande eine
gannen unſere mübjelige Wanderung durch eine Felſenſpalte, auf einem nur zwei Fuß breiten, gepflaſterten Weg, der faum ein
2018
Packpferb durdließ ; die Pflaſterſteine waren von ungebeurer
Wir be
ſehr gewöhnliche Art iſt, den Schlummer zu verſcheuchen. 418 ich von der Tichardah, einer Galerie, wo ich es vorzog die Nacht in freier Luft zuzubringen , herunterſtieg, ſtieß ich auf einen der
Größe, Löcher darin audgetreten, und durch langen Gebrauch äußerſt glatt. An den Felienwänden waren tiefe, durch das Ges
autofficiere del Paída, ber mich in den Raphana oder Saal führte, wo ein Frühſtück, beſtehend auß Raffee unb Confect, für mid bereit ſtand. Hier war auch ein Empfehlungeſchreiben meis ne borſorglichen Wirth an Guſſein , ben Paſcha bon Vrania , wo ich einige Tage zu bleiben gebachte. Iroß der ſehr frühen Stunde, die für meine Abreiſe an-
Zeichen ſehr hohen Altere , ſo daß der Ingenieur, der den Weg anlegte, ben alten Patriarchen angehört haben muß, und nur ben einen Zweck hatte, ſeinen Weg ohne Rückſicht auf finders niſſe in gerader Richtung anzulegen, wie der Vogel fliegt. Nach einem Ueberblic des Landes , das wir durchzogen, und aus īpäs
gereßt war, traf ich meinen Kiraibichi mit ſeinen bereits geſattelten Pferten , und alle meine Effecten zu einer Bergfahrt ficher und bequem aufgepackt. Der Pandur oder türkiſche Kar was, ber jeßt unſere Geſellſchaft vermehrte, ein idlanfer, grimmig ausſehenber Arnaut mit einem ungebeuren Schnurrbart, das ſchöne 3beal eine Krieger aus dieſem friegeriſchen Volf, ſaß aufrecht und bewegungelo8, wie eine Statue auf ſeinem Pferde,
einem ſchönen Thier von der alten Race macedoniſcher Schlachta pferde, wie man pie ießt ſo ſelten in der Türfei findet. Er trug Die gewöhnliche Kleidung eines Ramaß, wie fie dieſem Zweige der türkiſchen Militärpolizei, welche als Courier dient, und die Karawanen und Reiſenden gegen die Angriffe der Räuber zu
ſchüßen hat, eigenthümlich iſt. Sie beſtand aus einer blaßgelben Huſarenjace, die über die Schulter geworfen wird, und mit vers
ichiebenen Sternen unb Halbmonden ausgenåbtit, den weiten Schale ward, eigenthümlichen, langen , weiten Tudoſtiefeln , von derſelben Farbe wie die Jade und eben jo ausgenäht, endlich dem gewöhn. ,
pad von Pferden allmählich eingeriffene Furchen und andere
tern Beobachtungen auf einer Wanderung durch Obermöfen und
Macedonien bin ich überzeugt, daß eine prächtige Wagenftraße aus dem Thale von Niſſa länge der Morawa nach Priſlina, von da längs dem Vardar Durch Macedonien nach Salonichi angelegt
werden fönnte, ja die Schwierigfeiten find ſo gering, taß man von der Morawa , bie in die urtere Donau münbet, leicht eine
Eiſenbahn über die Berge anlegen , und ſo bie Donau mit den
griechiſchen Meeren würde verbinden ; wenn wir die Frudzbarkeit dieſer Provinzen und ihre Hülf & quellen erwägen, die Maſſe von Baumwolle und Labaf, die ſelbft jept icon in den jütlichen
Diſtricten gewonnen wird, die Wolle, Seide, Häute, Flache, fanf, Del, Honig u. i. w., die zu einem faſt nominellen Preis verfauft werden fönnen, jo märe ein ſolches Unternehmen a18 Speculation gewinnreich , beſondere da die erſte Anlage in einem Lande gering wäre, wro Land und Holz faft für nichts zu haben find, und welches alenthalben Anzeichen von Rohlen, Gijen und anderen Mineralien aufweist.
주
339
soon
Doch ich fehre zu meinem patriarchaliſchen Weg zurüd. Beber Sdritt torrarte vermehrte die Gefahr, da der außerors bentlich fteile Weg an einem Feljenabhang hinführte, in deffen Liefe die Tchäumende Morama toete. Gin falicher Schritt und
ithin der Rajahs ober der Kiaja ber Moslems dieſe erzwungene
Mann und Roß mar verloren.
Türkei mag eß nöthig fenn, leider aber gibt es, namentlich von
Ich konnte mich einer unheim-
Gaftfreundſchaft auf Koſten der Gemeinde.
In einem Lanbe, wo
es den Hans an aller Bequemlichkeit fehlt, kann man das Gas
balit kaum entbehren, und für die vornehmen Reiſenden in der
lichen Stimmung nicht erwehren , da aber mein Pandur und Ki.
Seite roher Lürfen, Anlaß zu Gewaltthaten, beſonders auch gegen
raibichi ganz ſorglos, eine monotone Nationalmelodie ſingend, ibren Weg fortgingen, ſo zwang ich mich keine Furcht zu zeigen,
Frauen.
wo ein arnautiſcher Pandur und ein flamiſcher Führer auch feine
zeigten. Nachdem wir unſern Bergpfad mehrere Meilen weit fortgelebt hatten, famen wir auf die Höhe eines weiten ſmaragd, grünen Plateau's, wo wir zuerſt wieder auf Menſchen ſtießen , nämlich auf Schafs und Ziegenhirten . Sie ichienen Georgy's gute Freunde , begrüßten ihn lebhaft, halfen und Som Pferde, machten ein Feuer, fochten unſer Mittagemahl, nach deſſen Abs
fertigung wir eß und bei Kaffee, Rafi und dem Jichibul ſehr wohl ſeyn ließen. Dabei genoſſen wir eine prächtige Ausſicht auf den Selfowag in Serbien, auf die arnautiſche Hochebene, und die
ungeheure Kette von Bolnien und Montenegro, beren Schnees gipfel in der Mittageſonne erglänzten, während unter und die Morama, ſo weit das Auge reichte, wie ein glänzendes Silberband ihren Weg durch ein furchtbares Defilé ſuchte.
Die Franfen aber ſind ſtets wilfommen , ba fte faſt
ohne Ausnahme allen Anſtand beobachten und ihre Wirthe ents ſchädigen , ſo daß die türkiſchen Behörden einen Franken nur bei Rajahs einquartieren , denen fie wohl wollen . Mein guter Zinzar, Chriſto Manſchet, empfing mich mit größer Höflichkeit, und führte mich nach kurzem Geſpräch burde den innern Gofraum , der mit Waarenballen angehauft war, in ein elegantes Zimmer, wo ich zu meinem Erſtaunen eine Vio. line und eine Guitarre auf dem Tiſch liegen fand, und von der Frau meines Wirth , einer wahren Dame , in italieniſcher Sprache berrilfommt wurde ; drei hübiche Rinber ſpielten um die
Mutter. 30 war nicht wenig überraſcht, und begann ein Oes ſpräch mit Madame, der erſten gebildeten, einer Unterhaltung fähigen Frau, die ich ſeit Belgrad getroffen. Sie war auß Gas lonici, und ihr Mann, der die großen Meſſen in Deutſchland beſuchte und große Handeldgeſchäfte machte, ſprach Deutſch und
Wir hatten jeßt ein langwieriges und mühſeliges Hinabſteio
italieniſch ausgezeichnet gut. Ich brauche faum zu erwähnen,
gen durch das Bett eine halbaufgetrockneten Wildbachce nach Corvingrab, wo wir ein Karaul mit einer türkiſchen Wache zum
Daß ich den Abend ungemein angenehm zubrachte, und in der
Schuß dieſes mächtigen Paſſes fanden .
in dem wilden Dbermöſten !
Ein ſchloßartiges, jeft
Nacht den Lurus eines europäiſchen Bette8 genoß — zu Drkup
verfallenes Fort zeigt die Wichtigkeit, die man einem Punkt bei legte, welcher den Eingang in ein Defilé beherrſcht, das mitten durch Obermóften hindurch nach Macedonien und dem griechiſchen Meere führt . Nach den Ueberlieferungen des Landes haben die Ungarn, während fie in Bosnien Herr waren, ihre Eroberungen bis zu dieſem Defilé ausgedehnt, dieſes Fort, das noch den Na-
Gr hatte faum den leßten Fuß von der Leiter genommen, als Jean
men von Matthias Corvin trägt, in Befig genommen , und nach
ebenfalls aus der Coye ſprang, ihm leiſe nadrohlich und an Ded horchte,
einem blutigen Kampf mit den Türfen wieder verloren . Die ein
eigenthümlich gebauten ſehr kleinen Boot, und wenige Meilen
wo er blieb. Er war zurüd nach dem Quarterbeck gegangen. „ Was jeßt thun ?" ſagte er leiſe, als er wieder herunterſtieg — ,, in ein paar Stunden iſt es Tageslicht, und das größte Olúd, daß wir den Burſden wenigſtens aus dem Logid haben. Das hätt' ich aber wiffen rollen , daß er ſo feſt wie ein Bår ſblief – wir fónnten jeßt alle in Sicherheit ſeyn. Wer gibt nun den beſten Rath ? „ Db eo der beſte iſt, weiß ich nicht“, ſagte der eine Deutſche, „ aber
weiter bie Topliza, beren felfigen glatten Ufern wir folgten bis Drfup, dem Ab Herculem der Alten . Hier fanden wir eine hölzerne Brüde in ſehr verfallenem Zuſtande, die Stadt ſelbſt
vorne herunter laſſen und eine von den fleinern Booten didt unter die Klüfen holen dann müßt Ihr ſehen wie Ihr die Såde , ohne daß
zigen, noch übrigen Reſte find ein Sheil des Walles und des Shors mit einem berſtümmelten Bafrelief und einer unleſerlich geworbenen Inſchrift. Zu Corvin-Grab überſchritten wir die Morama in einem
hat nichts empfehlenswerthes, bie Straßen find eng und nur theilweiſe gepflaſtert.
Der Marft iſt aber mit allen Nothwens
bigfeiten des Lebens reichlich verſehen , an Raffeehäuſern und Res ftaurants fehlt es nicht, und das Volf ſcheint wohlhabend und fich nicht abgehen zu laſſen . Die Mehrzahl der Einwohner find Arnauten, bie ſich von den Rajahs leidyt burch ein entſchiebene , furchtloſes Weſen unterſcheiden . Das umliegende Land iſt ſehr
ſchön, und augenſcheinlich gut angebaut, die Bergabhänge mit
Aus dem Matroſenleben. 4. Die Flucht von Bord. ( Fortfeßung.)
.
etwas fann ich Euch vorſchlagen : ich will mich, wenn die Luft flar iſt, der Zimmermann etwas merft, einen nach dem anderen hinunterbringt, und ich ſchaffe ſie dann and andere Ilfer hinüber , wo ich auf Eudo warte, bis 3hr mich abholt.“
„ Aber ſollen wir es denn doch nicht lieber erſt einmal verſuchen die Sachen an Land zu ſchaffen ?" frug Bob, der eine Engländer. „Das
waren doch verdammt weniger Umſtände als mit dem Waſſer, und nachs her das Herumlaufen um die Bay
.
e8 wird ja heller lichter Lag, ehe
wir nur hinüber fommen .“
„ Wir dürfen es nicht wagen unſere Sachen hier an Land zu brin
Reben bebedt, und die Ufer der Topliza mit Kornfeldern und
gen “ , ſagte der Deutſde raſch
Wieſen .
treffen wie mit der Wache, ſo roerben fie auch nicht verſäumt haben
Mein Pandur führte mich nach dem Kiosk Veli Bege, bed
Gouverneurs, der mich freundlich aufnahm, und mir ein Quars tierbillet bei einem reichen Zinzarenkaufmann gab. Das Gadbalik oder Quartiergeben an Reiſende, die mit einem kaiſerlichen Fire man verſehen oder im Dienſte des Sultans find, iſt eine Laſt,
die ſchwer auf den Rajab fält, da er Wohnung und Unterhalt, und nöthigenfalls ſelbſt Pferde, unentgeldlich bis an die nächſte
Station liefern muß. An manchen Orten übernimmt der Stars
,,wenn die ſolche Vorſichtomaßregeln
den Conftables in Sufſerftreet aufzutragen , alle, die hier heraus etwa mit Bündeln fommen ſollten, einfach zu arretiren das iſt wenigſtens das Wahrſcheinlichfte, und dem wollen wir uns doch nicht ausſeßen. Uebrigens muß der Zimmermann auch jeden fehen der hier über den langen, ſchmalen, und an allen Seiten offenen Plaß nach den Häuſern zu geht, und würde augenblidlich farm ſchlagen ?" „Wie kommen wir ſelber dann aber nachher fort ? " frug Jean wieder. „D nur erſt einmal die Sachen in Sicherheit, das andere findet fide dann von ſelber“, ſagte der Deutſche - „ alles flar an Deck, Jean ?"
woooo
340 Tuo wie einen Knebel in den Mund fließ. Jim ließ, bei dieſer zauber:
„Ja , jeßt noch, der Zimmermann fommt aber gerade wieder die .
Duarterbedstreppe herunter
ſchnellen Veränderung der Seene den Strahl der noch imquer hochgehal
es iſt die höchfte Zeit. “
tenen Laterne links und rechts fallen , und fah Bil und Jean mit ihrem im nächſten Moment blies er aber das Licht aus, Opfer beſchäftigt und alles war wieder in tieffte Dunfelheit gehüllt. Draußen ertönte zum drittenmal, und ießt laut und ungeduldig dag Zeichen . „Der wird den Steven noch einſchlagen“, lachte Jim - doch immer nodi halblaut vor fich hin — wollen wir ihm den Zimmermann hinun:
Dhne weiter ein Wort zu erwiedern glitt der Deutſche wie eine Solange die Treppe hinauf, um die Logi@fappe herum und in die Gal: lione hinaus, dort an der Anferfette hinunter und ins Waſſer hinein . Jean horchte aufmerffam , fonnte aber fein Plåtidern hören, ſo vorſichts hatte fick jenter hineingelafien .
Der Ziminermann ging ein paarmal an Ded auf und ab, und die Leute ſaßen indefien des Zeichens harrend , daß das Boot am Steven liege, mit flopfendem Herzen im „ logis." Sie hatten al ihr Zeug an,
-
tergeben , daß er fid beruhigt."
was fie nur auf den Leib friegen fonnten , und das übrige in die ges
„ Jeßt raſch und feine Zeit mehr verloren“ – rief aber Jean dem
wöhnlichen Leinwandfåde die den Reiſeſad eines Seemanno bilden, „eins geftaut.“ Bil nahm ſeinen Sad zuerſt heraus und ſchaffte ihn, als der
anderen zu – „ Bil, ſchafft die Sachen hinauf und dann fort ins Boot ."
Wächter gerade nach vorne ging , auf die Gallione. Jean wollte aber feinen weiter hinauslaſſen, bis das Boot darunter liege - fiel et dem Zimmermann einmal ein nur ein paar Schritt weiter nach vorn zu gehen wie gewöhnlich, ſo waren fie zu ſehr der Gefahr ausgereßt, ent
Der Zimmermann fträubte fich aus Leibeskräften frei zu fommen oder wenigſtens den Knebel aus den Mund zu friegen, daß er den Alarm geben fonnte ; Jean lag aber mit Rieſenfraft auf ihm und jeder derar tige Verſuch war uniſonft.
leiſe wurde von außen vorn an ale fie es eigentlich hoffen fonnten das Schiff geflopft, und Jean hordhte hinaus ob er etwas vom Wachter
flöhnte dieſer endlich, „ Neidh' Giner von Gud mir ein Ende" hier Bob — bind ald der Zimnierniann einen Augenblic ruhig lag das iſt gut — haſt du ſie feſt ? ihm einmal die Hände zuſammen -- To „ Die friegt er nicht wieder log“, lachte Bob zwiſchen den Zähnen
hören fonnte.
durch
dedt zu werden. Endlich fam das erwartete Zeichen – ſchneller faſt
Wo iſt der Zimmermann jeßt ? " Frug Bil von unten herauf fannſt du ihn ſehen , Jean ?" „ Nein “, flüſterte dieſer zurück, weiß der Teufel wo er ſtedt ich --
will lieber einmal über Deck gehen .“
„Gott bewahre“, rief Bill — „ da machit du ihn nur aufmerkſam er wird wahrſcheinlich hinten an dem Quarterded reyn, bei den Waſſere fomm raſch und hol deine Sachen.“ fåfjern „Wir wollen und das anders einrichten “, erwiederte ihm Jean laß Ginen hinaus in die Gallione ſteigen, der fann , was ihm gegeben
wird, hinunterreichen, Bob mag fich hier hinter die Logiøfappe drüden, und ich fann dann von hier aus ihm alles zugeben und zugleich das Höll Dec überſehen aber dann auch fein Wort mehr geſprochen und Teufel wer hat denn da anten licht angeftedt ?"
„ die Füße auch ? " - ro, nun ſchlag das hier um den Pfoſten ſo noch feſter das wird's thun , und nun noch den Knebel und dainit nahm er rein eigenes Halstuch vom Naden und band es dem alſo unbeweglich an den Pfoſten , der mitten in dem „logig" fland, Geſchloſſenen , feſt um den Mund, ſo daß er nur die Naſe zum Athmen ,, Ja, es iſt beſſer
frei behalten fonnte. „ Nun rad fort", rief er, als er endlich auf die .
Füße ſprang find die Sachen alle oben ?“ ,, Dieß iſt das leßte" , rief Bob, als er zwei Säde nach der Treppe nun , ade Boreas, und bleibt hübſch geſund, Fob und hinauflangte ,,wenn nur der Steward die Zeit nicht verſclaft.“ Zimmermann
Und daniit ſprang er die Treppe hinauf und von den übrigen gefolgt
über die Gallion hinunter ins Boot. Jean war der leßte, der das Schiff es regte fich aber nichts darauf ; oben in Sufferſtreet hörte verließ es war gerade drei Uhr. er wie die Conſtabler ihre Stunde abriefen -
Er ſprang raſch hinunter einer Unvorſichtigfeit zu begegnen die ro leicht zu ihrer Entdeckung führen konnte, denn ſobald der Wachthabende Licht im Vorcaſtle rah , mußte er ja gleich wiſſen , daß etwas Außers gewöhnliches vorgefallen war.
„löſcht das Licht aus“, rief er mit árgerlicher, aber vorſichtig ges Ihr wollt wohl die ganze Geſchichte verderben ! wer hat die Laterne angeſteckt ? "
dämpfter Stimme
„30h" — brummte Zim daju
-
- ein Irlander, und verdammt gute Urſache
ich habe eine halbe Krone hier unter die Kiſte rollen laſſen ,
und ich glaube jeder fledte ſich ein Licht an, wenn er damit fein ganzes verlorenes Vermögen auf einen Strich wieder friegen fann halben Krone hab' ich nur noch drei Schilling Smulden .“
außer der
Hinter Jean ſtieg in dieſem Augenblid jemand die Treppe herun
der Deutſche vor dem Steven gab zu gleicher Zeit noch einmal, und jeßt etwas lauter, das verabredete Zeichen . Jim hatte ſeine halbe Krone gefunden , ſtedte fie in die Taſche und öffnete die Laterne dieſe
ter
auszublaſen. Hallo "
-
An der Bay herum fingen hie und da idon die Hähne zu frühen an, und von den Schmelzöfen glühten noch immer die rothen Flammen aus den Schornſteinen heraus – ſie hatten die ganze Nacht gebrannt. Sonſt
ſchlief ganz Sydney noch und die Bay lag ſo ruhig , daß die auf ſie niederfunfelnden Sterne ihr licht ſo rein und ruhig wieder erhalten als fie es gegeben . Kein Lufthauch bewegte das Waſſer, und man fonnte deutlich den regelmäßigen Sbritt der Wache auf einer nicht weit davon vor Anfer liegenden engliſchen Barfe hören . Jean glitt , als er fich überzeugt hatte , taß niemand auf ihrem Sdiff auch nur das mindeſte von dem Vorgefallenen ahne , wie reine Cameraden vor ihm , an der Anferfette in dat davon befeſtigte Boot hinunter , und im nächſten Augenblic ſchoſſen ſie von zwei furzen Brete tern die als Nuder gebraucht wurden, vorwärts getrieben , über die Ban foråg hinüber and andere lifer ; dort banden fie das Boot feſt, das fich der Eigenthümer , wenn er es haben wollte, am nächſten Morgen ſelber holen fonnte , nahmen ihre Såde auf die Sdultern , und waren im
ſagte in dieſein Augenblid eine Stimme mitten zwiſchen ihnen, und zwar ſo laut , daß alle wie von einem eleftriſchen Solag zuſammenzucten „ Was iſt das ? " Jim ließ unwillkürlich das volle, durch fein Horn mehr gedámpfte
zwiſchen denen ſie fich nach verſchiedenen Richtungen hin zerſtreuten
Licht der Laterne auf das Geſicht des Sprechers fallen – es war der Zimmermann , der ſich erſtaunt in der reiſefertigen Gruppe umſah .
- an Bord des Boreas jurūdgeblieben – er hielt fich, ohne daß ihn
nächſten Augenblick in dem Schatten der dicht beigelegenen Häuſer,
-
verſchwunden .
Von der ganzen Mannſchaft war nur ein einziger
ein Deutſcher
1
-
die anderen vermißten
und als ſie ihn vermißten , war es zu ſpät
„Das iſt mir ja eine ſchöne Geſchichte “, rief er verwundert aus „ da ſoll ja gleich nur zwei Worte hatten die an der Treppe Er ſagte nichts weiter
ruhig in ſeiner Goyes Gr hatte zwei Reiſen auf dem Schiff zu gut,
ftehenden Bil und Jean miteinander gewechſelt, und in derſelben Secunde faft fühlte er ſich von zwei rieſenfarfen Armen dermaßen umfaßt, daß
los, legte fich, als ſeine Cameraden das Schiff verlaſſen , auf die andere Seite, und war bald wieder wirklich reft eingeſchlafen.
ſeine Hände wie von einer eiſernen Krempe gehalten wurden, während
ihm zu gleicher Zeit irgend ein anderer guter Freund ein feſtgedrüdtes
und Frau und Kind zu Haus -
er wollte feinem ungewiſſen Schidſal
in Auſtralien entgegengehen . Er band aber auch den Zimmermann nicht ( Fortſeßung folgt.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n .
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
1
Das a Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
11" 86.
9 April 1852.
(Bon Karl zil )
Victualien beſtehende Honorar beigebracht, und in jeder Sriba befinden ſich einige politiſche Kannengießer , die ihre Anſichten
18. Politiſche Anſichten der Rabylett. Der Sultan, Oberlehnsherr der Franzoſen . - Sultan Bonaparte. Der Mula -Saa. - Lebendige Zeitungen . - Nachrichten
þaupten . Dieſe Derwiſche vertreten mit den Gäwuáris (Haus firern ), von welchen ich ſpäter ſprechen werde, bei den Kabylen
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner.
von dem Krieg im Sahel. Von den verſchiedenen Staaten Europa's und der politiſchen
und commerciellen Wichtigkeit derſelben haben die Kabylen und Araber des Sanhatjagebieten die allerconfuſeften Begriffe.
Nach
ibnen find Frankreich und Eigland zwei mächtige Reiche, die bem Sultan von Stambul als bem größten Potentaten der Welt einen Tribut bezahlen. Die Molfra (Ruſſen ) balten ſie für eine Macht
britten Ranges, da dieſelben weniger als die vorgenannten Nas
mit derſelben Hartnädigfeit wie unſere Bierkneipen politiker bes
tie Stelle ber Zeitungen, und es iſt faft unbegreiflich mit wel. cher Schnelligkeit bie Sage neuigkeiten durch dieſelben verbreitet werden . Hier zwei bieſer mündlichen Berichte, wovon der erſte durch einen Derwiſch, der zweite durch einen Gáwuámi nach der Griba gebracht wurde, zur Probe :
„Das Pulver hat zu Collo geſprochen (el Barrot it fellem ) und der Krieg iſt unvermeidlich . Die Stämme des Gebirges hatten bisher geglaubt, daß die Franzoſen , ſeitdem fie die Stadt
tionen mit den nordafrikaniſchen Staaten in Hanbeleverkehr
geräumt, fich aller Anſprüche auf ihr Gebiet begeben hätten ; auch
ſtehen . Wenn man ſie nun fragt wie es foinme, daß die Frans zoſen bei ihrer Abhängigkeit von dem Sultan ein von Moslemin
hatten fle nichts barwiber, daß die Habri zu Collo, im Intereſſe
bewohntes Land erobern und bis jeßt behaupten konnten, ſo ants
ihres Handels, ben Numis gute Miene machten, und ſogar einen Merfanti aus Sgigeta, ber Dlivenöl einzukaufen gekommen war,
worten fie, daß dieß nur mit Bewilligung des Sultand geſchehen
in der Stadt bulbeten .
ſeh, da die frühern Statthalter desſelben in Algerien zu Vers
ein franzöftſches Schiff in der Rhede geanfert, und war mehrere Tage beſchäftigt geweſen an verſchiebenen Drten die Tiefe der
Täthern an ihm geworden ſeben , und er deßhalb ihre Büch . tigung und Erniedrigung durch die Franzoſen erlaubt habe, weil er es damals wegen des zwiſchen den Türfen und mehreren chrift
Bai zu ſondiren .
Vor ungefähr einem Monat hatte aber
Die Kabylen murrten darüber und äußerten
lidhen Nationen außgebrochenen Krieges nicht ſelbft thun fonnte.
öffentlich in der Stadt, daß es an der Zeit rey den Franzoſen zu zeigen, daß fie hier nichts zu ſchaffen hätten. Der Raid von
Die Franzoſen hätten aber das von ihnen eroberte land nur zu
Collo war in einer mißlidhen Lage : e8 war im Interefie der
Lehen und müßten dem Sultan al& ihrem Oberlehnsherren einen
Stadtbewohner, mit den Franzoſen in gutem Vernehmen zu ſtehen,
ſtarfen Tribut dafür entrichten ; auch hätte ihnen dieſer zur aus.
und öftere Beſuche bcs Raib zu Sgigeba, wo er bem Capitän
brüdlichen Bedingung gemacht, nicht nur allein der mohamme
des arabiſchen Bureau'8 ſeine Aufwartung machte, ließen legtere glauben, daß die Stämme bed ganzen Gebiete8 frieblich gefinnt ſeyen, und daß e8 bloß der Einſeßung eines arabiſchen Bureau's zu Collo bebürfe, um gemächlich den Hodor und den Agur bei
daniſchen Religion, fein Hinderniß in den Weg zu legen, ſondern auch noch ſogar in allen von ihnen angelegten Städten Mos ſcheen für die Moblemin zu errichten. Dieſe Diſpofitionen beträ fen aber nur die arabiſchen Gebiete, da die Kabylen von jeher
denſelben zu erheben. Vor fünf Tagen kamen ganz unvermuthet
unabhängig von fremder Herrſchaft geblieben wären, und der
der Obercommandant von Sgigeba, ber Capitán be8 arabiſchen
Sultan nicht über ein Land, das ihm nie gehört, verfügen fonnte.
Bureau's unb ber Kaib Saudi, bloß von einigen Reitern des
Franfreich ſey zwar einmal durch das ausgezeichnete Kriegéglück
Qumë begleitet, nad Collo, unb ftiegen in der Wohnung des
des Sultans Bonaparte zu gleichem Nang mit der hohen Pforte erhoben worden, fen aber ſeit der Gefangennehmung desſelben wieder zu ſeiner vorigen ſecunbären Stellung herabgeſunken. Adab hätte fich der Ungläubigen zur Erreichung höherer Zwecke bebient ; dieſe würden aber nicht immer Herren des Landes blei ben , denn es würde eine Zeit fommen, wo der Mula Gaa (ber Herr der Stunde, der Meffias der Araber) erſcheinen , und alles wag fich nicht zu Mohammeds Religion befennen wollte, mit Feuer und Schwert vertilgen würbe.
Kaib der Stadt ab.
Al' dieſer politiſche Galimathias wird den Eingebornen von den herumziehenden Derwiſchen gegen ein erfreuliche8, in allerlei
Kaum hatten dieß die Kabylen der Nachs
barſchaft bernommen , alß eine ſtarke Bande derſelben fich nach
der Stadt begab, wo ſte im Augenblick, wo die ungebetenen Diaf mit dem Raib bie Gaſſen der Stabt burdwandelten , von einer
Anhöhe herab Feuer auf dieſelben gaben, ohne daß jedoch Zemand Dabei verwundet wurde. Dhne die Dazwiſchenfunft bed Reie -el
Haufin, 1 ber fid gerade zu Collo befand, wären die Franzoſen verloren geweſen , denn viele Kabylen brangen jeßt unter lautem Geſchrei in bie Stadt Herein, während andere ben mit ſeinen ! Siehe über denſelben das Ausland, Jahrgang 1850 Nr. 169.
342 Reitern vor dem Thor gelagerten Kaib Sauti angriffen und in Die Flucht ſchlugen .
Eben als tas Bedrängniß der von ihrem Gefolg abgeſchnittenen Rumis am größten war, erſchien der alte Reis : „ „ ge chwind, geſchwind nach dem Meer ! " rief er aus und riß die Franzoſen nach der Rhebe mit fick fort, wo erfte das
Boot eines ſeiner Freunde beſteigen ließ, und ſie nach einem außer Schußweite vor Anfer liegenden Fahrzeug in Sicherheit brachte. Es war hohe Zeit geweſen , denn fie hatten faum abs geſtoßen , als die Kabylen von allen Seiten herbeieilten und ihnen
einen Hagel von Kugeln, von welchen mehrere in das Boot eins ſchlugen, nachſanbten .
Die Angreifer waren wüthend über den
Reiß el-Haufin, und riefen demſelben die gräßlichſten Verwüns ichungen unb Drohungen nachy, auch wird ſich dieſer nicht ſo balb zu Collo wieder blicken laſſen . Fünf Pferde, den franzöſiſchen Dfficieren und ihrem Gefolg gehörend, wurden die Beute der
„ Ich hatte ſchon bei drei Wochen die Märkte bei den ferds
ichiwah und den Uleb- Sidi -Naſſer beſucht, fonnte aber die ganze Zeit über nicht für einen Tſmen weder verkaufen noch einfaufen , denn die Kabylen im Sabel rüſteten ſich zu dem bevorſtehenden
Kampfe, und die Araber der Ebenen blieben , aus Furcht ſich zu compromittiren , ebenfalls aud. Ich beſchloß daher dem Kriege. zuge zu folgen, um gelegentlich bei den Kabylen von den Frans gojen erbeutete Waffen und Kleidungeſtücke einzuhandeln, denn ich war, von der Zuverſicht der Berg bewohner bethört, einfältig
genug zu glauben, daß dieſmal die Franzoſen gewiß den Kürzern ziehen würden . 31 den erſten Tagen bed Monate Mai begab ich mid, nad Milah, wo ein großer Zuſammenfluß von Kriegs volt ſtatt hatte ; man chapte tasſelbe, die Gums der Scheicho Bu Affae.Ben.Aidhur, Bu -Ohrenan und Mohammed Ben Azzedbin
Ich
mit inbegriffen , auf 9000 Mann . 68 war ein ſchöner Anblic , ale bae Heer den Weg nach dem Gebirg ein dlug ; das Haupt
befand mich gerade in der Kaffeebude des Lürfen Ali, und habe den ganzen Vorgang mit eigenen Augen angeſehen.".
des Zuges hatte icon über den Web- Rummel geleßt , während das Ende desſelben noch in der Nähe der Stadt war. Das
Dieſer Vorfall warb in dem Journal von Philippeville und im Moniteur Algerien faum mit einigen Worten berührt, und
Fußsolf beftand aus mehrern Abtheilungen der Asfare, welche die Nummern 9 und 20 auf Knöpfen tragen, aus den Baranis ( Fremdenlegion ), ben grauen Gorior ( Chaffeure de Vincennes ),
Kabylen , und von denſelben nach den Bergen fortgeführt.
des guten Reis el- ħaufin, dem die franzöſiſchen Officiere doch ihre Rettung verbanften mit feiner Sylbe dabei gedacht; und doch iſt dieß nicht der erſte Dienſt, den dieſer Mann den Frans
zoſen geleiſtet. Zur Zeit als der General Randon Oberbefehlas haber von Bona war, bewirfte der Reis bei den Kabylen der
Seba- Ruß die Freiheit der von denſelben gefangen gehaltenen Mannſchaft eines dort geſtrandeten Schiffes, ſo mancher andern Aufträge, beren er ſich immer mit pünktlicher Treue entlebigt,
nicht zu gebenken.
Die franzöfiſche Oberbehörde hat aber nur
Zuphirs (Zephiro, leichten afrikaniſchen Infanterie), den Zuaven und den Turfos von Conſtantine, die Reiterei aus den Sorjor zu Pferd ( Chaſſeurs d'Afrique) und den Gumo aus dem Ferbs
ichiwal und dem 3gbuara ; dazu kamen die Kanoniere, welche ihre auf Maulthiere geladenen Metjas ( Kanonen ) begleiteten, und ein langer Zug von mit Kriegebedarf und Lebensmitteln belas benen Laſtthieren machte den Schluß.
„Das Heer lagerte den Tag nach ſeinem Abzug von Milab am Web- @ ubica, und erreichte am folgenden Morgen früh ohne
Belohnungen für einheimiſche Häuptlinge, die ihr geſtern noch feindlich gegenüberſtanden, heute aber ihr gute Miene machen ,
Schwertſtreich den Fetich - Beinen. Auf der einen Seite der Schlucht,
um fie morgen wieder zu verrathen, und vergißt eines, ſowohl
worin der Web-Eubidha fließt, hatten die Kabylen, bei 5000 Mann
bei den Europäern als bei den Eingebornen allgemein geachteten
Manned, deſſen Popularität ihr ſchon oft nügliche Dienſte geleis ftet und noch ferner zu leiſten im Stande ift. Dieſe Hintan-
an der Zahl, ftarfe Verſchanzungen aus übereinander gelegten Steinen errichtet, von wo aus fte einige Zeit ein mörderiiches Feuer auf die Franzoſen unterhielten ; fie mußten aber bald dem
jeßung eines Mannes auß der Volfeclaſſe, wenn man ſeiner Dienſte nicht mehr bedarf, iſt zwar in der Regel, aber nichts beſtowenis
unaufhaltſam vorrückenben Fußvolt weichen, und zogen fidh nach bem in das Dorf Raſen führenden Engpaß zurüc. Aber auch
ger ſehr ungeſchidt, ba eine öffentliche, officielle Anerkennung derſelben bei ſeinen Stammverwandten ron der beſten Wirkung
hier unterlagen fie, trog ihres verzweifelten Widerſtandee, der
ſeyn würde.
Der Hauſirer Achmed- Bou - Dichrab aus dem Ferdichirah, welcher am 26 Mai nach dem Demb-Saffaf fani, brachte uns über die Operationen der von dem General von St. Arnaud
befehligten Colonne, welche am 9 Mai von Milah abgezogen war, folgende Nachrichten :
„Die Franzoſen machen im Sahel ron Dichiſchelli, ungeach. tet des hartnäckigen Wiberſtandes bon Seiten der Rabylen, bedeutende Fortſchritte. Sie haben aber biêber viel Leute verloren, weit mehr als die Rumis in der Stadt geſtehen wollen . Die Kabylen wehren fich zwar wie verzweifelt, fönnen aber dem franzöftſchen General nicht widerſtehen , und werden von den
5
Ueberlegenheit des franzöftſchen Geſchüßet, und ließen eine Menge Tobter auf dem Rampfplag zurück. Gegen den Aſſör brachten die Kabylen ihre Verwundeten nach dem im Bergwalb liegenden Afib bes Dorfe&, wohin ich mich während des Gefechtes zurüd. gezogen hatte, und ich vernahm von denſelben , daß die Franzoſen bei dreißig Tobte und über hundert Verwundete zählten ; bie Leute des Gebirged hatten ungleich mehr Kämpfer verloren, da ihnen bae Feuer ber Ranonen hart zugereßt hatte, und die Reis
terei, welche die Hochebene geronnen hatte, ſehr viele der Flüdis tigen einbolte und niederſäbelte.
„Jegt war der Weg frei, und der Maulthierzug der Frans
zoſen fonnte langſam dem Hauptcorpå des Heeres folgen, welches gegen Abend fein Lager aufſchlug, und von welchem am folgens
Asfare (Soldaten) auß den beſten, bio jeßt für uneinnehmbar
den Lage einige Abtheilungen auøgeſandt wurden, um die Dör
gehaltenen Stellungen vertrieben. Wie fanne auch anders
fer Der Beni-Mimun und der Ulrd-Aøfar in Brand zu ſtedeli, wobei es von beiden Seiten wieder viele Lobte und Verwundete
ſeyn ? Wenn zehn Franzoſen fallen , ſo bringt ein Sgaff-el-Nar
gab. Tags darauf durchzogen die Franzoſen den unzugänglich. belia (Bergbewohner) vergebens auf den Beiſtand des Scherifften Theil des Gebirged, wobei ſte viele Leute verloren , da die
( Dampfidiff) hundert andere dafür, während die armen Diches
Bu.Bgalla hoffen. Die Unabhängigkeit der Rabylen im Sabel geht zu Ende, und fie werden bald alle um den Aman bitten müſſen, wie es die flügern Leute aus dem Bghuara ſchon längſt gethan .
Kabylen von allen Flanken auf ffe feuerten . Eine Abtheilung Der Sehner 1 hatte auf der linken Seite deo mühſam fich fort. 1 Dro gebnten Linienregimentet.
nosod
343
bewegenben Maulthierzugee , auf einer ſteilen Felſenfuppe, Pofto
gefaßt, um die von dem Feinb hart bedrängte Nachbut zu er. Dieſe Leute mußten den Gebirgsfrieg wenig fennen, denn nachdem ffe ihre Stellung eingenommen hatten und von
warten .
goon
faction nur der Umſtand übrig , daß ich der General v. St. Ars naud doch nicht in das Gebirgemaffty der Seba-Ruß gewagt habe, ſondern wohlweielich direct nach Collo gezogen fet.
dieſer Seite alle rubig blieb, ſo ſtellten fie ihre Genebre zus ſammen und Teßten ſich nieber um au &juruhen . Es ſcheint, daß das am Ende des Zuges ftatthabente Gefecht ihre ganze Aufe merkjam feit auf fich gezogen habe, denn bei 300 Rabylen, die fid in der Nähe verborgen gehalten hatten , fonnten, auf allen Vieren durch das Gebüſch friechend, bis auf einige Schritte auf
Aus dem Matroſenleben . 3. Die Entdeckung. Der Capitän vom Boreas lag in ſeiner Coye er hatte den vorigen Abend bös geſchwärmt, und der Ropf glühte ihm noch von all
den „ Brandys hot“ und „ Brandng cold “, die er in ſich hineingegoſſen . Er tråumte
fie beranfommen , unb fie im Augenblid wo fie es am wenigs ften erwarteten , mit lautem Geſchrei überfallen und über die
Feljen hinabſtürzen . Man ſagt, daß von dieſen unvorſichtigen A @ fars nur trenige mit dem Leben tarongefommen ſeyen .
, 3ch begann nach und nach einzuſehen , daß ich nicht ſehr flug gehandelt hatte, denn meine Lage warb von Tag zu Lag bedenklicher . Schon bei Kaſen hatten mir die Kabylen unter andern Anzüglich feiten geſagt, id ſey fein Mann aus dem Babur,
ſonſt würde ich nicht, wie ein Uleb - Seift, im Lande beruma ziehen, zu einer Zeit wo fich jeder wacere Moblem nur mit dem Mothala in der Hand und dem Fliſja auf der Schulter zeigen ſollte ; am Abend beeſelben Tage nal: mir eine Bande der Beni-Minun mein Maulthier ab und frohte mich zu er
dießen , wenn ich mich nicht auf der Stelle aus dem Staub machen würde. Ich beſchloß teßhalb die erſte Gelegenheit zu benügen , um mich dem franzöflichen Kriegezug anzuſchließen.
aber was fümmern uns feine Träume, wir fönnen ihn
doch nicht länger ſchlafen laſſen . - der Tag brade eben im Diten an, ja der hellere Schein drängte ſich ſchon durch das Cappfenſter, das ſo genannte Stylight, in die Kajüte. Der Capitän murmelte etwas von er tranf gern Þorter und Ale zuſammen , und „ half and half er ftöhnte noch ein paarmal, und mochte wahrſcheinlich Durft haben warf ſich dann auf die andere Seite. Der Steward war indeſſen ebenfalls munier geworden - night baß ihn jemand geweckt hätte , ſondern mehr von einem halb unbewußten Gefühl aufgetrieben , das ung mandmal, ohne die geringſte äußere Ein wirfung, aus deni tiefſten Schlafe aufrüttelt, wenn wir uns nur Abends vorher feſt vorgenommen haben zu einer gewiſſen Stunde aufzuwachen . 68 iſt das ein Gefühl, das mit unſerem Gewiſſen genau verwandt ſeyn muß, denn es verrichtet, wenn auch nur im Kleinen, denſelben Dienſt; ja vielleicht wird es von der haushalteriſchen Natur ſelber dazu ver: wandt, wer fann es wiſſen, denn wer von uns iſt in die geheimen Gånge und Falten ſeines engeren Geiftes ſchon je ſo weit eingedrungen , um nur mit Beflimutheit vorausſagen zu fönnen, was er in der nächſten -
Gegen Mitternacht brach ich auf und war ſo glüdlich, mit dem erften Grauen tes Morgens unaufgehalten den Gum von Ferde
Minute ſelber denfen , ſelber empfinden wil ? Gr fann es nicht - laß?
idhiwab zu erreichen , wo man mich feſtnahm , und im Augenblid ,
zu concentriren
er ſeinen Geiſt alle Kraft anwenden ſich nur auf einen einzigen Punft es iſt umſunft, irgend eine ihm unbewußte, aber in
Drei Lage barauf lagerte
ihm beſtehende Kraft lenft deu Strahl ſeiner Gedanken , ganz von ihm ſelber unabhängig, wohin fie eben Luſt hat, und ſchüttelt ihm gerade dann gewöhnlich, wenn er etwas beſtimmtes fefhalten will, den ganzen bunten Bilderfram ſeines Gehirns – dieſe tollſte Rumpelfammer alter Geſchich um und um , daß es ihm ſchwarz und blau vor ten und Träume den Augen wird , und er dieſe endlich in Verzweiflung ſchließen muß, um all dem frauſen Zeug zu entgehen. Aber felbft bas hilft ihm nichts, gerade durch die feft auf die Augen gepreßten Finger fieht man das
das Heer in der Nähe von Dichiſchelli, nachdem 68 zuror die
tolfte Zeug, und muß zuleßt ruhig ſeine Zeit abwarten , bis das alles
an beiden Seiten des Fluſſes liegenden Dörfer in Branb gee
wieder aus eigenem freien Antriebe in ſeine alten Behälter und Gefade zurückgekehrt und verſchwunden iſt. Dod , wo bin ich denn ſelber hier , von eben dem wunderliden Geiſt genect, hingerathen, halt, ich ſprach von dem Stewarb, der er: war er aber noch im halben Schlaf, ſdrect von ſeinem Lager auffuhr ſo brachte ihn der Stoß . mit dem er ſeine eigene Stirn beim in die Höh fahren gegen den quer durch ſeine Goye laufenden „ Beam “ fließ, augenblidlich zur Beſinnung , und er ſprang ießt erſchroden aus der Coye, denn zu ihm herein trang das Tageslicht, und um vier Uhr hatte er ja ſoon wieder auf Deck ſeyn ſollen . Warum mochte ihn denn der Zimmermann nicht gewedt haben ? Er lief, ohne fich erſt weder die Jade anzuzichen , noch nach der neben ihm liegenden Müße zu greifen ,
ro das Heer aufbrad , um in das Ihal des Web- el-Kebir hinab
zuziehen , vor unfern Scheich Bu -Affas - Ben.Aidhur führte. 3d erzählte dieſem aufrichtig , auf welche Weiſe ich hieher gefommen ; er hörte mich gnädig an, ließ mir dann zehn Stodprügel geben, und dicte mich nach dem Troß zurück, wo man eß inir zwar on nichts mangeln ließ, ich aber die ganze Zeit über von den Iroßſolbaten viel zu erbulben hatte.
ftedt hatte. Der Scheich gab mir fünf Dueros, ließ mich auf dem Sgaff-el-Nar nach Sgigeba einſchiffen , und ich trage nun, wie früher, meine Waare auf dem Rüden , bis ich wieder ſo
viel erworben haben werbe, mir ein anderes Maulthier anzus ſchaffen ." Alle dieſe Nachrichten , die nach und nach ron dem Kriege
ichauplaß einliefen , gaben meinen Nachbarn viel zu ſchaffen. zu Anfang dieſes Feldzuges war es augenſcheinlich , daß ihre innigen Wünſche und ihre geheimen Hoffnungen nicht zu Gun ften der franzoſen waren, denn ſie ſprachen oft von der Unmög-
-
-
lichfeit, in dieſe ron der Natur befeſtigten Gebirgagegenden mit
an Ded. Alles war hier ſtumm und ſtill — dem Steward flopfte das
bewaffneter Macht vorzubringen , und wie thöricht die franzöſi-
Herz wie ein Schmiedehammer , denn er dachte an das was ihm , im Fall wirflich etwas paſſirt ſey , ſelber bevorſtand. 3m ,,Logis “ fand er
haber bandelt n einer n Vers aber nur zu balb feinen følimmſten Argwohn beſtätigt, und den armen ſchen Befehle ihreUeberze Truppe ugung nzuführen . en ,Ihre ng entgege dieſer Hinſicht in gewiffe nichtu
war jo feſt, daß fie beſtimmt glaubten , als man am Abend tes dritten und am Morgen des vierten Mai die das Conſtitutiongs feft verfündigenten Kanonenſalven vernahm , taß die Kabylen Philippeville eingeldloffen bielten, und manche erlaubten fich fo.
gar, mir allerlei ſpißige Bemerfungen über die gerübuite Uns überwindlichkeit der Franzoſen zu machen . Sie wurden aber bei jeder neuen Kunte von dem glücklichen Erfolg der franzöftichen Iruppen immer fleinlauter, und es blieb ihnen ale leßte Satie ,
Teufel von Zimmermann in der'wirklich traurigſten Lage von der Welt. Als er ihm aber das Tuch vom Geſicht band und den Knebel aus dem Mund zog , mar es gerade als ob er den Stöpſel aus einer Flaſche Weißbier gezogen habe : denn wie aus dieſer der Schaum, ſo ſprudelten aus dem endlich befreiten Munde des Gebundenen jeßt eine wahre Un: die alle hier ſo lange feft zahl von Flüchen und Verwünſchungen in ſolcher Schnelle und Kraft heraus , daß geſtopft geſeſſen hatten der Stewarb im erſten Moment wirklich vergaß ſeine Hände zu löſen, und nur ganz erſtaunt und verbußt neben ihm fland und ihn anſah. -
344
nos
Kleider hinein und dann an land , die Anzeige bei der Wafierpolizei von den Entflohenen zu machen und eine Belohnung auf ihren Fang
Durch den Lärm munter gemacht, wachte aud der Deutſche auf, und ſah aus ſeiner Cuye. Ueber dieſen fielen fie nun Beide her und wollten von ihm erfahren , was aus den anderen geworden, und wo fie
legen.
"Lattekeinen Menſchen zu laum war er aber fort, und ebe fich der Steward noch ven dem
fich aufhielten. Er wußte von gar nichts weggehen hören ober irgend etwas mitgetheilt befommen, was die Abſicht der Entlaufenen betreffen fonnte. Er war ſpát an Bord gefommen,
erſten Erſtaunen über die entſepliche Drohung erholen fonnte, lo fam der erſte Nate ſchon auf ihn zu, faßte ihn am Kragen und überſchwemmte Gr war der einzige ihn mit einer wahren Fluth von Schimpfreden. warum er der die ganze Geſchichte zu verantworten hätte , ſagte er
ſehr müde geweſen , gleich eingeſchlafen und in dieſem Augenblid durch dad gottesläſterliche Fluchen des Zimmermanns zum erſten :
nidt aufgepaßt zu thun hätte ?
mal aufgewacht.
Aus ihm war auch nicht das mindeſte herauszubekommen, und dem Steward lag ießt die höchſt unangenehme Pflicht ob ben Capitan von dem Borgefallenen in Renntniß zu reßen , damit dieſer augenblidlich ſeine Maaßregeln darnach nehmen fönnte. Er ging in die Cajüte hinuns ter, jog ſeine Jade an , ftrid fich die Haare aus dem Geſicht und trat
Nach dieſem Ausbrud innerer Gefühle flieg er an Deck und lief eine an die Tiſche unten abzuwiſchen. Er hatte aber noch nicht einen fertig, als der zweite Mate ebenfalls den Kopf hereinſtedte. ,,Du biit doch das nidhtenußigſte mijerabelfte Stud Tafelwerf ani ganjen Bord “ , ſagte er , und ſah den Steward an alo ob er ihn mit Haut und Haaren, und obne Pfeffer und Salz verſchlingen wolle - danit
,,Gapitán Lilytt“, ſagte er , als er ihn am Arm faßte und leiſe
ihlug er die Thür wieder zu und ging ebenfalls an Dec. Er war die ganze Nacht an Land geweſen, und eben erſt, als der Capitán mit den
der Teufel roll das Alc
holen , das brennt wie Feuer. „Capitán Dilytt“, wiederholte der Steward
wär' er ein Zau:
Steward vorne am Borcaſtle ſtanden, an Bord gefommen.
berer geweſen , er hátte den Capitán einmal vor allen Dingen einige
Der Steward aber jepte fich mit dem Abwiſchtuch in der Hand am Tiſche nieder, ſchüttelte in einem fort mit dem Kopf und murmelte
tauſend Jahre ſo fortſchlafen , und nachher in einer fühlen Grotte mit
einer wunderſchönen verwunſchenen Prinzeſſin wieder aufwachen laſſen, ſo aber fonnte er das nicht, und ſchüttelte ihn noch einmal etwað fårfer
leiſe vor fich hin .
„ Na, nun wird's Tag – ich habe die Sđuld - ich bin die allei: nige Urſache , daß die anderen fortgelaufen ſind — natürlich wenn
als das erftemal.
ich nicht meine zwei Stunden geſchlafen hatte, wo die anderen auf Wacht waren, hätte das alles night geſchehen fönnen. Na, dag wird eine idone Reiſe werden – ich glaube wahrhaftig, 18 wäre das Beſte ich liefe audi fort nachher war ich denn doch neugierig wer die Schuld denn davon hat – auch ich natürlich. Iind wieder friegen ? wenn fie die wieder friegen freß' ich fie - alle zuſammen.“ und mit dieſem fanni baliſden Entſchluß ftand er auf und begann ſeine Arbeit aufs neue.
„ Sieben Schilling Sirpence“, lautete dießmal die hartnådige Ant: wort, die fich wahrſcheinlich auf irgend eine geſtern bezahlte Seche bezog „ lieber Gott !“ – und ein tiefer Seufzer folgte.
-
„ Ja jeßt ruft er den lieben Herrgott an, wenn er nicht weiß was brummte der Steward leiſe vor fich hin, „ und wenn er er ſpricht nachher aufwacht und zur Beſinnung fommt, flucht er wie ein Heide
-
-
und wenn er nur bloß noch fluchte - ich muß ihn aber wahrhaftig wecken .“ Dieſmal wich der tiefe Schlaf dem ſtárferen und entſchloſſenen Schütteln des Alten, und der Capitán fuhr, die Augen weit aufgeriffen , in ſeinem Bett in die Höhe. „ Was zum Donnerwetter gibts nun ?"
(Fortiebung folgt.)
Der ſüdafrifaniſde Reiſende Gaſſiot , gelegentlich be merft ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn , iſt über Port Natal in Südafrifa eingedrungen , ging nach Pieter:Marißburg, der befannten Niederlaſſung der Boers , die fich aber ſämmtlich niehr weſtlich und
rief er árgerlich aus
„ kann man denn in des drei Teufeld Namen nicht einmal ruhig ſchlafen bio es Tag iſt, daß du einen mitten in der Nacht herausrütteln mußt ?
nördlich gezogen zu haben ſcheinen, überſchritt dann den Dradenberg
heh ? - wird's bald ?
was iſt los ?
oder die Quathlanıba:Rette, worauf er am Vaalfluß, 140 engl. Meilen
Der Steward, der bis tahin gar nicht hatte zu Wort fommen fön:
von den Bergen , die erſte Niederlaſſung der Boeren traf. Nach weitern drei Tagereiſen traf er abermals ein großes Lager , ſonſt aber ſcheinen
nen, ſagte jeßt ſchnel :
„ Capitán Dilytt, die ganze Mannſchaft ift fortgelaufen – der Koch
fie ziemlich zerfireut zu wohnen . Er wollte von hier aus gegen Norden umwenden , um durd das Maſonſai : Land nach der Delagoa:Bay zu gelangen , wurde aber von den Boeren an mehrern Stellen , wo er 88 verſuchte, nicht durdygelaſſen. Er überſchritt mehrmals den Glephan :
nur der Zimmermann und Hand und der ganze andere Schwarm der eine Deutſche find noch an Bord. Der Capitán war mit einem Saß aus ſeinem Bett und mit einem
zweiten in ſeinen Hoſen, während er eine wahre Sündfluth von Flüchen
tenfluß, und bald darauf den Limpopo.
ausſtrömte; damit wurde die Sache aber um fein Haarbreit geändert. Natürlich hatten der Zimmermann und der Steward jeßt die alleinige Schuld, und der zurückgebliebene Deutſche rollte nun gezwungen werden -
von gar nichte, hatte die ganze Nacht, wenigſtens von
ſollen ; alle verſicherten ihm , der limpopo und Glephantenfluß vereinig: ten fich und mündeten bei 3mbahna ( Inhanıbene ? ) in den Drean aus . Bei der Vereinigung rey der Fluß über eine ( engl . ) Veile breit . Der
der Zeit an wo er an Bord gekommen, bis zu der wo der Steward den Zimmermann losband, geſchlafen , und von den Entlaufenen ihm fein Menſch ein Wort vertraut, wohin er ginge oder daß er überhaupt fort: laufen wolle .
Der Capitán fáumte vor Wuth - „ dad fommt davon, rief er, daß
ich mich mit dem verdammten fremden Beſindel eingelaſſen habe aber id lauter Engländer gehabt, wäre das nicht geſchehen
hätte wartet ,
wartet Canaillen, Cu wil ich ein Gericht einbroden, auf das Ihr nicht gerechnet haben ſollt, und hab ich Euch erſt wieder, dann Gnade Guda Gott, dann geb' ich Euch mein Wort drauf, Ihr ſollt Guch lieber in und du Steward , vor die Hölle als bei mir an Bord wünſchen allen andern .“
Und damit fooß er wie ein Pfeil in ſeine Cajüte hinunter, in ſeine Berlag der 3. O. Cotta'ſchen Budhandlung .
Or wußte von Hrn . Arroſniith ,
daß es von großer geographiſcher Wichtigfeit ſey den Lauf 088 lim : popo zu verfolgen , und bedauert aus eigener Anſchauung feine Nad: richt darüber geben zu fönnen . Indeß befragte er mehrere Beeren , die angeblich weit ins Innere , einer bis Sofala , vorgedrungen reyn
zu beidhten. Er wußte aber, dabei blieb er troß allen Drohungen und Verſprechungen
wag zum Donnerwetter er denn ſonſt auf der Welt
gute Stunde das Quarterbed auf und ab. Der Steward fing indeſſen
zu des Capitáns Coye. ſchüttelte. „, Brandy hot", antwortete der Capitán
-
Glephantenfluß iſt an mehrern Stellen ſehr reißend und voll Fälle und Sonellen. Auf die Boeren iſt Hr. Gaſſiot nicht gut zu ſpreden ; fie ſollen in ihren Vorurtheilen äußerſt heftig ſeyn , jeden Fremden mit Argwohn beobachten, mit ihrer unbeſdrånften Freiheit zufrieden ſeyn , und ſonſt nach weiter nichto ſtreben . Herr und Diener ſcheinen auf gutem Fuß mit einander zu leben und Gaſſiot bemerkt , der einzige Unterſchied beſteht darin , daß der eine weiß , der andere dwarz rey ; ten Haß gegen die Engländer ſchildert er als viel fårfer, wie er zuvor geglaubt hatte. ( Nach einer Mittheilung in der Londoner geographis fden Geſellſchaft vom 22 Marz .)
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Wiben ma nn.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 10 April 1852.
nr. 87. Die Mennoniten -Colonien im Goup. Cherſon . (Nordiſche Biene. Nr. 51 f .)
auch den beſten Schuß gegen die andauernden Steppenwinde, von denen der Dſtwind im Sommer namentlich für die geſegnete Kornkammer Kleinrupland, furchtbar iſt.
In Rußland befinden fich gegenwärtig etwa 300,000 Colos niften verſchiebenen Stamme und berſchiebener Religion . Die erſten Coloniſten wurden um 1763 nach einer Verordnung der Raiſerin Katharina II angeftebelt, und ihnen für jede Familie 25 bis 30 Deſfjätinen landed angewieſen . Alle Coloniſten ftans den unter ber Aufficht der Dbervormundſchaftsbehörbe für Frembe, und beſondere Vorrechte entwickelten raſch ihren Wohl. ftanb. Von jener Zeit an wuchs ihre Volfezahl fortwährend :
Selbſt bas Gras um
die Gärten und lebendigen Hecken her wirb ftärker und gibt ein rortreffliches Futter.
Manchmal erſcheinen an Drten, bie lange
Zeit fahl und ausgebrannt waren, plönlich wieder die faftigſten und ſeltenften Gräſer. Im vorigen für die ſüdliche Landwirth. ſchaft ſo unglücklichen Jahr, wo in der Krim und in den Step
pen der Ukraine das Seu außerordentlich theuer wurde, mar es
bei den Mennoniten in hinlänglicher Menge vorhanden, daß fie ihre Nachbarn bis auf einen weiten Umfreie damit verſorgen
in der Colonie Sarepta verdoppelte fich dieſelbe alle 22 oder 25
fonnten .
Jahre. Hier wollen wir einen Blick auf den Zuſtand der Deuts ſchen , namentlich der Mennonitencolonien in den cherſonichen der ökonomiſchen Statiſtik Rußlands" auf etwa 10,000 Seelen 1 gerechnet werden. Ich hatte im vorigen Sommer Gelegenheit,
Die Colonien beſtehen aus einer Hauptſtraße und zwei oder brei Nebengaſſen . Alle Säufer ſind von Holz auf ſteinernem Fundament, zwei unb oft brei Storfwerfe hoch. Die Dader find ſpiß, hoch und mit ſchwarzer oder rother Farbe angeſtrichen. Die Treppe jebe Hauſe geht auf die Straße, was dem Reiſen
alle Mennoniten - Colonien zu ſehen , welche auf dem Wege von
den ber an bie Häuſer der Krim gewohnt iſt, welche nach der
Rertſch über Melitopol und Driedhoff nach Befaterinoſlaw liegen.
Straße zu nicht einmal Fenſter haben und wie feſtgeſchloſſene
Dieſe Colonien, etwa 20 Nummern, wie man in Rußland ſagt,
trübſelige Befeſtigungen ausſehen, ungemein auffällt. Vor den
iragen theils Deutiche, theils tatariſche, theile ruſſiſche Namen, liegen in geringer Entfernung von einander, und bieten den Ans blid kleiner deutſcher Kanbeløftabte bar. Die Chauſſee führt burd ihre Hauptſtraßen .
Häuſern der wohlhabenden Mennoniten ſteht man Brunnen mit einem Rad und einem reinlichen blauen Schöpfeimer, und
Jeder Hauseigenthümer hat die Verpflichtung einen kleinen
zu geht, wie in Moskau in ber Gartenſtraße, fieht man zuweilen
Hausgarten anzulegen, von dem ein Theil mit Fruchts, ein ans berer mit wilden Bäumen , und ein dritter mit Maulbeerbäumen
auch noch einen hübſchen Pavillon , mo bie Frauen und Tochter der Mennoniten im Sommer in reinlichen Wannen baden. In
angepflanzt iſt. Außer dieſem Garten ſind die Hauseigenthümer
Einer Reihe mit dem Hauſe find die Schuppen gebaut, von denen ein Theil zu irgend einem Fabrifs ober Handwerkebetrieb, der andere zur Unterbringung der Adergeräthſchaften und Wagen
Steppen werfen , welche legtere nach Gorloffe Schrift: „ Ueberſicht
verpflichtet, mit gemeinſamen Mitteln einen großen öffentlichen Garten für die ganze Colonie anzubauen, und auch dieſer Garten muß mit Fruchts, wilden und Maulbeerbäumen anbebaut regn. Eine ſolche Einrichtung hatte den wohlthätigſten Ginfluß auf die
öden Steppen des Süben . Die Straße, auf der man hier gro. Bentheile nicht einmal Werſtpfähle trifft, die durch kleine Erb aufwürfe erlegt ſind, führt an vielen Stellen durch die üppige
Adee der Mennonitenpflanzungen, und ſo haben fich die Steppen auf dieſer Strede wahrhaft in Gärten umgewandelt .
Außer dieſer erſten Verpflichtung waren die Mennoniten Coloniſten auch gehalten, ihre Getreidefelder mit lebendigen Hecken
daneben iſt ein langer Irog angebracht, in den das Waſſer für das Vieh läuft.
Außer bem Sauegärtchen, das nach der Straße
beſtimmt iſt. Hinter dem Vorrathébaud find die Stade für Pferbe, Schafe und das Rinbbieh , die Vorrathe- unb Eidfeller. Bei jedem Dorfe iſt eine Säule mit einer Inſchrift auf einer Metall platte, in der der Name der Colonie, ſowie die Zahl der Eins wohner und Häuſer angegeben iſt. Das Gemeinseleben der Mennoniten iſt ziemlich originell
eingerichtet ; fie laſſen nnter fich keinen Lurus, keine Eleganz zu. Theure Stoffe, mobiſche Kleider für Männer und Weiber, bunte Farben , alles das iſt verboten .
Für die Frauen beſteht hier ber
zu umziehen, die hier in au @ gezeichneter Weiſe gelungen find. Außer dem Schatten, wodurch fie die Feuchtigfeit der Atmoſphäre
felbe, ſeit vielen Jahren feſtgefeßte, unveränderliche Anzug, wie
und des Steppenbobend vermehren, bilden dieſe lebendigen Hecen ob bloß männliche Seelen, wie man ir Rußland gewöhnlich rech.
Vortheil. Wie in Petersburg, London und Wien bie Dand98 z. B. feinenfalls in gegenwärtiger Zeit in gelben reibenen Fråden oder Blonbengilets auszugehen magen würden, ſo wagt auch die
net, oder ob die Geſammtbevölferung darunter verſtanden iſt, wiſſen wir
mennonitide Modewelt feine Friſur à la Titus oder feibene
nicht genau, wahrſcheinlich iſt erſteres der Fall.
A. 0. u .
für die Männer.
Darin finden die Gheberren ihren bedeutenden
346 Kleider mit Volang zu tragen .
Die Mennoniten haben kein
Csoon
irgend etwas zu beftgen , unb die jest ungeheuer reich find.
Die
Wort, feinen Begriff von Mobe, bei ihnen ſteht die Kleidung
Familie Kornie , deren Güter Toſchiſchenaf und Juichanly wun
Seit vier Jahrzehnten tragen die Männer grüne Luchröcke,
derbar gut eingerichtet find, und die F. Pfeil genießen allgemeine Achtung. Kornis war vor ſeiner Ankunft in Rußland bis auf
feft.
enge ſchwarze Hoſen , was ihre mißgeſtalteten langen Beine noch mehr entſtelt, mit Nägeln beſchlagene Schuhe und Müßen mit foloſſalen Schirmen , an deren Stelle im Sommer Strobhüte treten . Die Frauen geben in blauen Strümpfen , was für fie vortrefflich paßt, da fie nicht nur entleglich verſtändig und früh reif
die ießige Zeit bac Haupt der Mennoniten - Colonie. Reblichkeit, geſunder Verſtand und eine au gezeichnete Befähigung für die Wiſſenſchaft des Acerbaue8 wie für das praftiſche Leben finden
Alle Mennonitenfrauen tragen furze wollene Röde,
ſich bei dieſem Vorſtand der Mennoniten vereint . Hr. Kornis bat, abgeſehen von den Arbeiten für ſeine Lanbeleute, auch für die andern Stämme deg füblichen Rußlande viel gethan ; baupis fächlich daburd), daß er die Plane der Regierung unterſtüßte,
ſchwarze Schürzen , blaue Zißleibchen und etliche Schnüre um den Hais . Die Haare ſchlagen fie in einen großen Knopf 3116 ſammen , und an den Sdíläfen flechten ſte kleine Zöpfe, und
befreundete fich zuerſt mit ihnen , nahm dann diejenigen Nogaier, welche am meiſten Hoffnung erweckten, zu fich in Dienſt, unter ,
find, ſondern außer den Haushaltungeredynungen auc ihre Tage bücher ſchreiben , und an den Zeitungen , deren es zwei gibt, An theil nehmen .
find die Nogaier ießt ein anfälfiges Volf geworden .
Kornis
legen ſie in Form blonder Klappen neben den Augenbrauen herunter .
richtete ſie im Anbau Deß Bodens, in der Ausjaat des Getreia
Männer und Weiber ſind entießlich phlegmatiſch, aber reinlich, überlegt, arbeitjam , und öfonomiſch. Wie die Mennoniten mit dem Lurus verfahren ſind, ſo verfahren ſie auch mit den ſchönen
möglich reich , er flärte fte auf, mit einem Wort , er madite ſie
Künſten . Die Muſik iſt bei ihnen mit Dſtrasiemus belegt und
unter den ſtrengſten Strafen verboten , das Tanzen gilt für eine Todſünde. Junge Männer werden von weiblicher Geſellichaft völlig aufgeſchloſſen. Die Mennoniten ſagen , daß die Annaberung junger Leute beiderlei Geſchlechte nur gemeine Bublidhaft, Sitten loſigkeit und Leichtfertigkeit erzeuge. Man kann ſie nicht über zeugen , daß die Fernhaltung der Männer von der Frauengeſells ſchaft noch ſchlimmere Folgen nach ſich ziehe, Charakterrobheit bei den erſtern, und eine lächerliche Sentimentalität bei ben lepo tern ; die jungen Männer erſäufen , während ihrer freien Zeit,
die Langeweile mit Trinken, mit Tabafrauchen und dem Leſen abgeſchmacter Rittergeſchichten , und endlich fallen die Heuratben bei den Mennoniten ſelten glüdlich aus, weil Bräutigam und Braut einander vor dem Hodizeitetage ſelten auch nur dem Na men nach fennen ,
Die Vorſteher der Mennoniten halten es für ihre Pflicht,
des, in der Anpflanzung der Bäume; er manyte fie ſo viel mic zu Europäern und entließ ſie dann wieder in ihre heimiſchen Lager. Was dicle gelernt hatten , verbreitete ſich bald unter den wilben Nogaiern ; fie gaben ihre Ribitfen auf, fiedelten fich in den Steppen an Flüſſen und Seen an , errichteten anfangs eine Art tatariider Aule, bauten Erdhütten , dann Häuschen aus Lehm
und Stroh , wie in Kleinrußland, und jeßt trifft man ganze no
gaiſche Dörfer, die man nicht von deutſchen Colonien unterſcheis den fanii . Auf Anordnung der Behörden wendet man große Aufmerfiamfeit auf den Wohlftanb der nogaiſchen Anſiedlungen .
Schlechte Wirthe werden wegen Unordnung und lInreinlichkeit in ihren Häuſern nach dem hinterſten Theil der Dörfer verwieſen ,
und der Wunſ , in der Hauptſtraße, an der großen Chauſſee, zu wohnert, treibt die Nogaier an , die angeborne Faulheit und Wiltheit abzulegen .
Von den Mennoniten hat troß ihres jeßigen Wohlſtandes auch nicht Einer jeine Gewohnheiten und ſeine Lebenērreiſe geälle dert. Bri einem der reichſten Mennoniten -Magnaten brachte id ; einen ganzen Tag z11 , und beobachiete allerlei Seltjameš in dem
dem Privatleben eines jeden der Coloniſten nadýzuforſchen. Wenn
wunderlichen Leben ſeiner Familie. Der alte Hausherr hat jegt
irgend ein Mitglied der Mennonitengeſellidaft durch ſein Beneb.
ein Vermögen von mehrern Millionen . Im Geipräch verweist er manchmal auf einige Ibeile einer Landbeisungen : „Bier habe ich einen Fled guten Ackerboden , dort ein Stücoen Steppe . " Dieier Fleck und dieß Stückchen aber beſtehen aus einigen tauſend Deſfiätinen land. Dbrohl mein Mennonitenfreund ſein Ein kommen nach Zehntauſenten von Rubeln zählt, io lebt er toch ſehr einfad ; ſeine Töchter machen ibm die Kleider ſelbſt, bec dienen beim Lijd , waidyen ſeine baumrollenen Nachtmüßen , und machen den Gäſten das reinliche, icht deutſche Vett zurecht.
men, durch ein ausſchweifendes Leben oder durch Unfolgiamfeit gegen die Gemeinde fich den öffentlichen unwillen zuzieht, ſo entbietet man ihn nach dem Gebethaus . Der Präſident des
Natha liegt ihm ſein Vergehen vor, tabelt ihn 'wegen ſeines elr. loſen Lebens, und ídließt ihn im Namen der Gemeinde aus der
Zahl der Mitglieder der Colonie aus , d. h. der Schuldige wird jeiner Ehre, ſeines Vermögens, jeiner Frau und Kinder ver luftig erflärt. Niemand wagt es ihm die Hand zu reichen ! Dem Ausgeſchloſſenen bleibt nur Gins übrig, nämlich bei einem der
Mitglieder der Colonie Taglöhner zu werden . Beifert er fidy, ſo ruft ihn nach fünf Jahren die Verwaltung der Colonie neuer
Ein anderer Mennonit hat ein noch bedeutenderes Vermögen ald der erſtere, und trogbem bereist der ehrliche Coloniſt auf
einem einfachen Bauernwagen jedes Jahr ſeine Ländereien, w
dinge ins Gebethaus , und erflärt, daß die Gemeinde, obwohl fie ihn auß ihrem Verband aué geſchloſſen, e8 Doch für ihre Pflicht gehalten habe, ihm nachzuforidhen , und daß er durch ſein
einzige Tochter an ſeinen Tſchabaf oder Hirten gegeben , und bes
rechtliches Leben in legter Zeit ſeine Vergangenheit gebüßt habe, daß die Geineinde ihn wieder in ihrer Mitte aufnehme, und ihm ſein Recht, ſein Vermögen und jeine Familie, die auch ohne
denn derſelbe lebt jeßt noch den ganzen Sommer in der Sieppe bei ſeinen Schafen , uub nur im Winter genießt er das Glück des heimiſchen Herdes.
ſeine zabiloſen Schaf- und Pferbeheerden weiben ; er hat ſeine
dauert gar nicht ihn zum Sdwiegerſohn genommen zu fabel ,
ihn unter der Vormundichaft der Gemeinde geſtanden habe, zurückgebe. Die wohlthätigen Maaßregeln der Regierung haben dieie
wunderliche Gde Rußlande jehr wohlhabend gemacht.
Unter
Die freien Indianer in Yucatan. Es iſt befanntlich eine alte Sage, daß im Innern von Yu
Den Mennoniten find Familien, die nach Rußland famen , ohne
catan , in den Gebirgen gegen Guatimala hin , noch freie India
außer ihrer Arbeiteluſt und ihren landwirthichaftlichen Kenntniſſen
ner wohnen , ja das Gerücht will von einer alten noch durch feis
1
347 nen Europäer berührten Stabt miffen .
Die Sage fängt an fich
ca
ten , noch ſo romantiſch, ale manche andere ſte fich auchmücten .
zuſchrecken. So viel man weiß, leben ffe in kleinen Dörfern zerſtreut, bauen Yams, Bananen, Korn, Baumwolle, Tabal, und ſollen aus einem Holz, vielleicht einem wilden Zuckerrohr,
Die engliſche Regierung hat in Folge der langen Kriege zwiſchen
einen Saft auspreſſen.
den ſpaniſchen Yucatefen und den 3nbiern, die fich von ihrer Oberherrſchaft frei machen wollen , ſeit einiger Zeit an dem Rio
gebaut ſeyn , und wie die Papagayen ichmaßen.
aufzuflären : fie iſt weber ſo unrichtig, wie die Zweifler behaups
Honbo einen Poften aufgeſtellt mit einer halb diplomatiſchen halb bürgerlichen Autorität, um eine theild vermittelnb zwiſchen den Wilden einzuſchreiten , andererſeite Angriffe auf die Mabagonya
Die Weiber ſollen lebhaft, hübſch, gut Sie ſcheinen
mit ihren Eheherren ziemlich auf einem Fuß der Gleichheit zu ſtehen, die verſchiebenen Frauen Eines Mannes ſollen ſehr gut mit einander auskommen und dabei „ fruchtbar ſeyn wie Kanin chen .“ Dieſe Schilderung iſt einigen Familien entnommen, die
holzfäller zu verhindern . Gin Major D'Connor vom erſien weſt- ! fich in der Nähe der Weißen niedergelaſſen hatten, da aber balb indiſchen Regiment benüßte dieſe Gelegenheit, um einen Ausflug
nach dem Verkehr mit den „ Chriſten “ (Weißen) ſecházehn Männer,
nach dem Rio Hondo zu machen , und theilt in dem Uniteb Ser-
Weiber und Kinder ſtarben , ſo betrachteten fte dieß als eine
vice Magazine (Januar 1852) einige Nachrichten über ſeine Reiſe mit, die, mit Ausnahme deſſen , was er über die Indios Bravos oder Judios del Monte ſagt, ſehr unbedeutend ſind, und die wir
Strafe ihrer Götter, und zogen fich wieder ins Innere zurück. Indeß iſt im allgemeinen ein freundlicheres Verhältniß mit ihnen hergeſtellt und Auejicht vorhanden, näher mit dieſem Volfe ber fannt zu werden , das jedenfalls noch eine gute Anzahl Reſte des
beßhalb völlig übergeben .
Ein Hr. Travie, der Major D'Cons
nor begleitete, hatte bei ſeinem frühern Aufenthalt durch ſein
Alterthums bewahrt zu haben ſcheint.
beſonnenes, freundliches Benehmen eß dahin gebracht, daß einige
dieſer Indier bis nach Balize famen , ſie waren aber nicht zu balten ; ſein Mittelemann war ein indianiſcher Jäger, Joſe Maria Chicariqua, geweſen, der fich zu ben bisher von den Holzhauern ängſtlich gemiedenen Indiern wagte ; er ſtellte ſich als ſey er vers irrt, und ſo nahmen ſie ihn freundlich auf, wurden allmählich vertrauter, nahmen Geſchenke an , und wurden endlich vermocht ihn nach Balize zu begleiten .
Chicariqua hielt ſich dann ſpäter
einen ganzen Monat lang unter ihnen auf, fie idyeinen aber ſeis nen Einfluß, ober die Möglichkeit, daß Weiße zu ihnen fommen könnten, gefürchtet zu haben, kurz fie beſchloſſen , daß er nicht
Aus dem Matroſenleben . 6. Sydney im Dunkeln . Eine ganze Woche war verfloſſen, und noch immer lag der Boreas an ſeinem alten Plaße an Werft, ohne, troß der darauf geſeßten Beloh.
nung , einen einzigen von ſeinen Leuten wieder bekommen zu haben. Natürlich konnte er mit einem Mann an Bord auch nicht in See gehen, und andere Matroſen waren ebenfalls nicht zu bekommen. Er hatte ſchon , ſeiner Behandlung der Leute wegen , einen ſolchen Namen in
Sydney befommen, daß niemand mit ihm ſegeln wollte, und der Gold fdwindel mochte überdieß die Leute die ertravaganteſten Preiſe fordern . Natürlich mußte er unter der Zeit Arbeiter annehmen, die an Bord
mehr von ihnen erzählen ſolle, und gaben ihm Gift. 66 deint - denn der Sert ſagt es nicht daß er ror ſeinem Tode noch zurüdfebrte und erft in Balize ftarb. Die Indios Bravog follen über Mittelgroße, zum Theil
Lohn bezahlen ; das ging aber freilich alles aus der Taſche der wegs
nothwendigen Geſchäfte zu verrichten, und an dieſe ebenfallo ſehr theuren gelaufenen Leute und zwar vor dem ihnen gut ſtehenden Geld was fie
ſeche Fuß und darüber ſeyn, eine ſehr mufculöſe Bruſt und
an Bord zurüdgelaſſen, und würden Fie wieder eingefangen, ſo war das
Arme, fleine Sante und Füße, bofe offene Stirne, kleine volle
Geld ohnedem verfallen , und ſie hatten die Arbeiterkoſten für frembe
milte Augen, kleinen Mund, perlengleiche Zähne, fließenbee Haar
Reiſe
und ziemlich ſtarken Backens, Schnurrs und Rinnbart haben ; ihr
bezahlen .
Hülfe, wie ſelbſt den auf iht Giufangen geſeßten Preið von ihrer nächſten und wenn die nicht zulangte , von der nächfolgenden
- zu
freies, unabhängiges Weſen ſteche ſehr von dem ſklaviſchen , zahmen Benehmen der unterjochten Indier von Yucatan , Hons duras und andern Centralſtaaten (b. h. wohl die Staaten Centroamerika'd) ab ; ihre Kleitung jen grober, ſelbſt geſponnener unb felbft gerobener Baumwollenzeug, ihre Waffen Bogen und Pfeile, ihre Sprache die Mayaſprache, aber nicht, wie ſie in Chichanhą und Yucatan geſprochen werde, ſondern mehr dem Maya ähnlich, wie man es in den alten Archiven von Siſſal, Merida 26.
und , wenn ſie erſt einmal ins Trinfen fummen , nicht mehr die ſonſt
finde. Ihre Religion icy heidniſch, und ſie hätten Gottheiten faſt
faunı vergeſſene Vorſiớt gebrauchen, die Straße oder alle öffentlichen Häuſer zu vermeiden. Von vielen anderen Schiffen war ebenfalls die
Die Waſſerpolizei war indeſſen , wie ſie ſagte, ſehr thätig geweſen die Leute wieder einzufangen , oder wenigſtens auf ihre Spur zu fom :
men, doch ohne Erfolg. Es war erſt ein Pfund Sterling auf den Kopf gereßt, und man fonnte nicht gut erwarten , daß fie fich den Preis muth: willig verderben ſollte, da er mit der Zeit von ſelber ſteigen mußte. Der Capitán hoffte indeſſen das meiſte von dem Sonnabend Abend, wo ſich die Matroſen in Sydney gewöhnlich am freiſten gehen laſſen
für jede Beſchäftigung. Major D'Connor erhielt eine Schale
Manuſdaft fortgelaufen , und die ganze Waſſerpolizei ſollte an dieſem
von dunkelrother Erbe mit einem weiblichen Geſicht auf der einen
Abend auf den Beinen ſeyn ; die beiden Steuerleute des Boreas hatten fich ebenfalle erboten mit den Steuerleuten noch zweier anderen Schiffe
Seite, das ſtatt der Dhren die gedrehten Hörner eines Widberg hatte ; e8 fou die Göttin des Honigs Barſtellen , der Tie, ehe ſie auf die Bienenjagd geben , eine Art Weihrauch opfern . Sie verbrennen ihre Tobten und leben in Polygamie; der Cacique fou ſechs Frauen haben, ein auffallenter Umſtand deshalb, weil
fie nicht, wie die Caraiben , die Weiber alle ſchwere Arbeit vers richten laſſen , ſondern ſie ſelbſt thun , ſo daß die Frauen nur
die Hauégeſchäfte beſorgen, ſpinnen und weben . Dae oben angeführte Beiſpiel dee Jäger & Chicarigua zeigt, Daß die Sage, nach welcher die Indianer feinen Fremben bei fich zulaſſen , nicht ungegründet iſt, und auch das Gerücht von einer nach einer Angabe großen Stadt erflärt ſich, indem ſie D'Connor Damit zu prablen deinen , um Fremde zurücs
je zwei mit einem Polizeidiener zu gehen, um, falls ſie einen der ihrigen treffen ſollten, ihn gleich zu fennen und feſthalten zu können. Um ſieben Uhr feßte fich der ganze Zug in Bewegung , zerſtreute fich aber bald nach verſdiedenen Richtungen hin, um mehrere Stadttheile auf einmal durch itreifen zu fönnen , und man beſtimmte nun einen Plat am entfernteften Ende der Stadt , wo man fich uni 12 Uhr Nachto
treffen urid die gemachten Beobachtungen mittheilen wollte. Bis ein Ilhr Morgens iſt es auf den Straßen ſtets lebendig .
Der erſte Mate vom Boreas , der zweite von einer anderen enga liſchen Barfe und ein Polizeidiener nahinen den oberen Theil der Stadt
Georgeſtreet, Pittſtreet und was dort in der Nähe lag , obgleich in Georgeſtreet, als der Hauptſtraße der Stadt, wohl faum einer der Weg gelaufenen anzutreffen ſeyn modte; fie wagten ſich ſchon nicht in
348
wo
dieſen Stadttheil, wo cine ſo zahlreiche Menſdenmenge fortwährend hin: und wiederſtrömte , und zwiſchen dieſen leicht jemand ſeyn fonnte der fie fannte und den Händen der überall poftirten Conſtabler übergab. Nichtsdeſtoweniger gingen die drei Männer Georgeſtreet hinauf und bogen dann oben linfo ab, gingen durch Liverpoolſtreet und in Pittſtreet war , revidiren wollten .
Es war noch zu früh am Abend um ſchon viel Gáſte in den Wirthos
ftens Matroſen, an den verſchiedenen Tiſchen , und in einem der kleinen Verſchläge, wo zwei Seeleute ihre beiden Mädchen mit hineingenommen hatten und ihnen dort zutranfen, ging es beſonders luſtig und auch laut zu .
Der Mate vom Boreas warf einen ſchnellen aber forſchenden Blic
über fånımtliche Gäſte hinüber , und trat auch in das Fleine „ Privats zimmer“, in das er indiscret genug und, von einem „ what do you
want “ der darin Sißenden angeſchnauzt, hineinſchaute, fonnte aber fein befannfes Geſicht entdeden . Mrs und Mr. Mac Carther warfen fich übrigens einen Blick zu, den ſie beide zu verſtehen dienen, und die „ Dame“ wandte fich dann mit der größten Freundlichfeit an die Neu: gefommenen , und frug was ſie zu trinfen wünſchten. Sie ließen fich eine Flaſche Porter und drei Gläſer geben, und ſeßten fich an einen der Tiſdhe. Polly ging ab und zu ; fie fchien beſonders mit dem Polizeis diener, einem jungen, hübſchen und ſchlanken Mann, gut befannt, und als Mr. Mac Carther die zweite Flaſche auf den Tiſch reßte, fand der wenige junge Mann von der Waſſerpolizei auf und ging hinaus Minuten darauf folgte ihm Polly fie ſtanden beide in der offenen Hausthur. „ Bolly “, ſagte der Polizeidiener , und hob ihr mit dem rechten Zeigefinger das Kinn empor ,, Wo find die Leute vom Boreas , die Ihr verſteckt habt.“
,,Die Ihr verſteďt habt !" ſagte das Mädchen ſchnippiſch und ſchnell, und ſchlug den Finger mit der verkehrten Sand weg - die Ihr verſtedt habt ? „ Was gehen mich die Leute vom Boreas oder irgend einem anderen ,,a8" an, und was hätt' ich davon Matroſen zu verſtecken - wenn 3hr mir weiter nichts zu fagen habt, Mr. Nareweis, dann reyd ſo gut -
und laßt mich ein andermal zufrieden. " Und damit wollte fie fich von ihm loømachen und wieder ing Schenfzimmer gehen ; Charles, wie der junge Mann hieß, faßte aber ihre Hand und ſagte ſchmeichelnd Sey nicht mürriſch, Polly du verſtehſt doch wie ich meine, und daß ich
dann leiſe
„ Wie hoch wird die Belohnung etwa reyn ?“ !!
als der frühere Hauptaufenthaltsort der Leute des Boreas beſdyrieben
hauſes und durch den Marft auf und ab, und erfreuten fich des ſchönen mondhellen Abends, dennoch ſaßen etwa zehn oder zwölf Männer, mei:
o damm it, bu biſt ja flug genug , und dir haben doch manches brauch id doch weiter feine Erklärung zu geben .“ Das Diadchen ſah einen Augeublic vor fid nieder und ſagte
„ Wie hoch ? nun urter vier Pfd . St. per Mann auf feinen Fall,
hinein , wo fie vor allen Dingen einmal das „ goldene Kreuz“, mag ihnen
häuſern anzutreffen, die meiſten wanderten noch in der Nähe des Markte
Goon
vier, fieben wahrideinlich aber reche, und wie viel find es gleich neun , nicht wahr ?" Das Mädchen fab zu ihm auf und ſchüttelte verſchmißt mit dem Kopf - die Falle war ein flein wenig zu plump geweſen , Charles
mochte das auch wohl fühlen, denn er wurde bis über die Dhren roth,
fagte aber gleich darauf lachend „ bitt' um Entſchuldigung , ich hatte ganz vergeſſen , daß du gar nichts davon weißt. Doch genug für jeßt, mir liegt ſelber nichts daran, daß wir ſie heut Abend erwiſchen ſollten,
und find fie in der Nähe , ſo thäten ſie ſehr wohl fich ein wenig von den Straßen oder aus den öffentlichen Trinfhäuſern zu halten, fie fónn: ten fich ſonſt leicht morgen an einem Drte finden, auf den Fie Heute
ſchwerlich gerechnet haben. Alſo good bye, Polly, rey ein gut Måd: chen und halte die Augen offen“, und damit trat er mit ihr in den dunflen Gang zurüd, zog ſie etwas näher an ſich und
dodh es war
zu dunfel etwas weiter zu erkennen , als aber gleich darauf die Thür aufging, ſtand Charles vorn im Haus, und Polly fam, allem Anſchein nach eben vom Hof und trat in die Schenfftube. Als Charles wieder in die
Stube fam ,
hatten die beiden Steuer:
leute ſchon die Zeche bezahlt und ſich zum Fortgehen gerüſtet - fie gingen nun erſt einmal vor allen Dingen nach der Rowſon oder Roſenſtraße
hinüber, wo ein freier eingefangener Plaß die eine Reihe Straßen be: grånzt und die Matroſen in der Nähe zahlreicher verrufener Häuſer gern umherſchlendern. Obgleich ſie aber manchen von dieſen begegneten, und alle ſcharf ins Auge faßten, war doch keiner der rechten barunter. Ginmal freilich glitt eine dunfle Geſtalt rad und flüchtig vor ihnen
hin, verſchwand aber auch gleich darauf durch die dort hohe Palliſadens fenz, in eine fleine Thür, die fich hinter ihm ſchloß. Es war dieß fein öffentliches oder Koſthaus, und der Polizeimann hätte erſt einen „ war rant“ ausnehmen müſſen , ehe er ein Privathaus unterſuchen durfte.
Oft blieb Charles aber eine kurze Strecke zurüc, und flüſterte mit einer im Schatten irgend eines niedern Hauſe8 , neben einem erleuchteten Fenſter ſtehenden weiblichen Geſtalt er ſchien mit allen Winfeln und Höhlen der ganzen Stadt bekannt zu ſeyn . Es war etwa neun llhr ale fie nach Pittſtreet zurüdfamen ; hier
hatte fich indeſſen manches verändert, und die im Anfang ncd ziemlich öde Straße wimmelte jeßt , beſonders in der Nähe des Theaters , von
obgleich mir
Menſchen . Dem Theater gerade gegenüber ſind eine Anzahl fleiner
Gerüchte zu Dhren gefommen find von einem jungen Franzoſen der „ Charleg“, ſagte das Mädchen, und ſchien ernftlich böſe zu werden, „ du haſt es heut Abend ordentlich darauf angelegt mich zu ärgern, und ich antworte dir keine Sylbe weiter . “ „ Was das betrifft, mein Schata, lachte der andere, während er
Spelunken oder Trint : und Tanzhauſer nur von liederlichen Dirnen
recht gut we
wie du ſelber nichts damit zu thun haft
jedoch die Hand des Mädchen noch immer feſt dabei hielt
„ ſo haft
du mir auch noch gar keine Sylbe geantwortet – ich weiß aber, daß du ein vernünftiges Mädchen biſt du haft mir davon ſchon zu viele Proben gegeben , ſo laß uns denn auch ohne weitere Umſchweife ein vernünftiges Wort miteinander reden. Auf das Ginfangen der Leute vom Boreas wird in der nächſten Woche, wenn der Capitán erſt eins
mal weg muß , ein ſehr bedeutender Preis gefeßt werden
wenn du
.
beſucht, in denen ſich die Menſchen förmlich drängten. Unſere drei Wanderer traten ebenfalls ein, und zwar zuerſt in das bedeutendſte, das ſogenannte Shafeſpeare's Haus. ( Fortſeßung folgt.)
Neue Beijmethode. In London wurden nach dem Athenäum
vom 3 April am polytechniſchen Inſtitute einige merkwürdige Proben gemacht, um die Ergebniſſe einer neuen Erfindung von Dr. Buch : offner , der mit einem Hrn. Defries ein Patent darauf genommen
hat , zu prüfen. Die Erfindung beſteht darin , daß man im Ramin flatt der Rohlen dünne Metallfüde anwendet , die , wenn man einen
die Hälfte davon verdienen fannſt, willſt du dann vielleicht ſehen , ob du
kleinen Strom von Gas darauf wirfen läßt, augenblidlich glühendroth werden und eine außerordentliche Hiße verbreiten. Die Flamme, welche
mir ein oder das andere von Mr. und Mrs Mac Carther heraus be:
duro eine geeignete , aber ſehr einfache Einrichtung des Gaſes erzeugt
kommen fannſt ?“
wird , das mit den Metallplatten vereint wirft , hat das Aueſehen
,,Du glaubſt doch nicht etwa “ , fiel ihm das Mädchen raſo in die Rebe , daß Mr. und Mrs Mac Carther weggelaufenen Matroſen in
eines hellen , freundlichen Kohlenfeuer8 und iſt faum davon zu unter : ſcheiden. Die Hiße fann regulirt werden , indem man den Hahn der Gasröhre dreht. Es bleibt fein Nuß, fein Rauch, noch ſonſt eine Uns
ihrem
eigenen Hauſe ..." „ Gott bewahre“, unterbrach fie
arles lachend, „ da find fie beide viel zu vernünftig dazu, als daß fie fich einer ſolchen Gefahr ausleben follten es fehen 50 Pft. St. Strafe darauf nein , aber fie Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
-
annehmlichkeit ter Kohlenfeuer , und das Gas faun , wie man ſagt,
augenblidlich ausgelöſcht oder das Feuer To ichmadiy alo man will, gehalten werden.
Verantwortlicher Nedacteur Dr. & d. Widenmann.
1
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 88 .
12 April 1852
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum.
zeichnen können, wenn nicht jenes doppelte Vorbringen ftattgefun . ben hätte. Das Andringen der Sarmaten, das ſich in einer völligen
6. Die Völker ſüdlich von den Slawen. Wir betreten hier ſehr beſtrittenen Grund, und müſſen das her mit beſonderer Vorficht auftreten, denn hier iſt alles anders
Herrſchaft über Weneben und Litthauer geltend machte, fonnte nicht ohne Einfluß auf die oftdeutſchen Bölfer bleiben, und wir
Zweifel unterliegen, wenn das Vorhandenſeyn deg litthauiſchen Volfe8, ba Ptolemäuß und andere einzelne Stämme derſelben
finden deßhalb, daß dieſe ſchon eine etwas ftrengere Herrſchaft paulo jam adductius, wie fich Lacitus ausbrüdt - erfahren , ale die weſtdeutſchen Völfer. Und body mochte zu Lacitu8 Zeit die Gefahr vor einem farmatiſchen Einbruch ſchon ſehr bermin. Dert ſeyn. Stellen wir die Nachrichten über die Sueben zur fammen - namentlich was Caſar von ihnen ſagt, daß fie jähr
aufführen, die im Mittelalter fich wieder finden , nicht in Abrebe
lich 100,000 Mann aufſtellen , ſo wie Strabo's Angabe, baß fie
geſtellt werden fann, wenn der Umſtand , daß Lacitu nnb Pto. lemäus die Deutſchen unb Sarmaten an einander grången läßt, durchaus nicht als ein Grunb anzuführen iſt, daß Weneben oder
auf Wagen leben, während der Anbau des Bodens bei den verſchiedenen zu den Sueven gehörigen Völfern doch nicht zu be. zweifeln iſt -- To fann man fich der Vermuthung nicht erwehren, Daß die Guewen einen großen Kriegebunb gegen die von Dften
geworben, als eß im Alterthum war. Wenn die Siße der ſlas wiſchen Weneben auf der Weichſelebene, der Neuren mehr auf dem Dflabhang am Bug und gegen den Dniepr hin faum einem
Pitthauer nicht vorhanden geweſen, ſondern nur, daß fte theils
unter deutſcher, theils unter farmatiſcher Herrſchaft geſtanden, kurz wenn wir auf der Norbſeite der Karpathen vergleichéweiſe mit Sicherheit auftreten fönnen , fo verſchwindet dieſe Sicherheit völlig, wenn wir bie angränzenden fübweſtlichen , füblichen und fübftöflichen Völfer ins Auge faſſen. Durchließt man die reiche
Herrſchaft und Bündniſſe zu Abwehr und zum Angriff ſchnell wechſeln . Die Markomannen , die Duaben, die nachher ſo völlig aus der Geſchichte verſchwinden , find vermuthlich nichts als foldhe
Sammlung von Duellencitaten , wie fte Zeuß und Schaffarit
Kriegsbünde." Fügen wir hinzu, daß Schaffarit auf die An
liefern, blidt man oollends auf den alten Streit zurück, ob Geten und Gothen einerlei Volk geweſen , ſo wird man weit eher vers
ficht hinaus fommt, bie Lygier, Da8 öftlichſte Deutſche Volk in Gdleften , fenen mehr nur bie Lehendherrn eine unterworfenen
wirrt als aufgeklärt. Wir wollen verſuchen, mit Külfe einiger nicht wohl beſtreitbaren oder wirklich unbeſtrittenen Säße eine
an bie Donau, welche nach Lacitus beſtimmter Angabe die Süb.
wahridheinliche Anſicht aufzuſtellen , da man in bieſer Beziehung ichwerlich mehr zu einer hiſtoriſchen Gewißheit gelangt, anbrers
deſſen Entſtehung fich faum anber8, ale durch ſehr ernfte, ton
feite aber doch eine ſolche, mit ben verſchiebenartigen Angaben nicht
Often brobenbe Gefahren erflären läßt.
einbrecenben Völker bilbeten. Dieß wird um fo wahrſcheinlicher, wenn wir erwägen , daß hier an der Dftgränze Deutſchlands
Slamenſtamme geweſen, ſo haben wir hier, von der Ditſee bis gränze der deutſchen Völfer bilbet, ein oſtdeutiches Kriegeſy tem,
in Widerſpruch ſtehende unb ten ganzen Strich umfaſſende An.
Lag die große Gefahr für die Deutſchen im Dften und ents
ficht zur Aufhellung der Geſchichte vom zweiten Jahrhundert vor
widelte fich in dieſen Rämpfen ihre Kriegemacht, ſo ift erkläre
bis zum dritten 3ahrhundert nady Chrifti Geburt einige
lich, wie fte unter dem Namen Kimbern und Teutonen plößlich mit ſo überwältigender Macht auftreten und eben ſo ſchnell wies der verſchwinden konnten ; ihre Richtung blieb vorerſt hauptſäche lich eine öſtliche, und ihre Thätigkeit fanb dort reichliche Nahrung. Man kann es faſt als gewiß annehmen, daß fie bei den an der Südweſts und Nordoftſeite der Karpathen bis gegen die untere Donau hin wohnenden Baftarnen in großer Anzahl als Krieger fich aufhielten . Vergleicht man die Nachrichten der Alten über
beis
tragen mag .
Das Herandrången der Skythen vom måotiſchen See gegen Weſten iſt eine unbeſtrittene Thatſache, eben ſo, daß der Slythen . name nach Herobot mehr und mehr als Bezeichnung beſtimmter Völker berſchwindet , und der Name der Sarmaten an deren
Stelle tritt. Schwerlich möchte auch zu läugnen fenn, daß dieſe Völferſchaften bei ihrem Vorbringen gegen Weſten fich balb fcheiden mußten, um die Sümpfe von Pindt zu vermeiben : ein Sheil zog direct weftlich am Ufer des ſchwarzeu Meered fort und ftieß auf die Geten und die verwandten Völfer an der untern
Donau, ein anderer den Dniepr hinauf und norboftwarte . Dvib lernt in Lomi getiſch und jarmatiſch ſprechen, unb Ptolemäu8 wie Lacitus hätten ihr Sarmatien nicht ſo beftinimt, felbft mit
halber Beſeitigung der wenediſchen und litthauiſchen Völfer, bes
die Baftarner, ſo muß man fich mit Schaffarif zu der Anſicht hinneigen , daß fie urſprünglich kein Deutſches Volk waren, daß
aber bie Noth fte zwang Deutſche als Külføvölfer bei fich aufs zunehmen. Ihre Ariegsart, die fte im Kampf mit den Römern 1 lektere vielleicht mit der Bedeutung der „ Biſen“, „ furchtbarer “, von Kwaad, niederdeutſch ,, 608 ; " åbulich wie ſpäter die Franfea, wabra fdpeinlich von „Wrang“, die Solimmen.
350
cocon
zeigten, wo Reiter mit Fußvolt gemiſcht fämpften, gerade wie
und das Erzgebirge hin bis zum Main und Rhein zuſchreiben .
Caſar es ſpäter im Rheine fand, weißt zu ſehr auf enge deutſche
Die Züge der Gallier, die gewiß nicht von dem heutigen Frants
Verbindungen , aber die beftimmten Angaben einer Verwandtſchaft reich außgingen, ſondern von dem ſüblichen und weſtlichen Deutſche der Baftarnen mit den ſüblich wohnenden Völfern bis zum Hämus laſſen die Annahme, daß fie wirklich Deutſche geweſen, nicht zu, wohl aber, baß fich Deutſche in großer Anzahl bei ihnen nieders gelaſſen. Daher mag Denn wohl der viel ſpätere Ausſpruch des Lacitus kommen , daß fie auch in der Sprache (sermone) mit den Deutſchen übereinſtimmen. Merkwürdig iſt ihre politiſche Stellung : man findet ihre Herrſchaft bis zum Dnieſtr, noch weis ter bis zum Bug, ja vielleicht bis zum Dniepr auégedehnt ; fie bilden ein wichtiges Glied in der Kette der Völfer, welche Mithridat von Norden gegen Rom führen wollte, fie treten andererſeits idon in den Kriegen ber Römer gegen die Macebonier auf ; debs halb ift ſehr begreiflid , baß Dio Caffiu fie Thrafer, und Upplan Geten nennt.
Ihr Verhältniß zu den leßtern iſt beſons
land, erklären fich dann viel natürlicher, und es wäre gar nicht unmöglich, daß der Anbrang der Slythen und Sarmaten den
indirecten Anſtoß dazu gegeben hätte.
Der Auêzug der Bojer
aus Böhmen fällt in eine ſehr frühe Zeit, und ihr Zug nach Italien ale , bojiiche Galier" fann wohl in Folge des Anbrange
Der deutſchen Völfer, von denen man freilich zur Zeit wo die Qadier in 3talien einbrangen , nicht wußte, veranlaßt worden ſeyn.
Scaffarit ſtreitet hart für die Behauptung , daß die Slawen in uralter Zeit bie Karpathen inne gehabt hätten. Bir möchten dieß ſehr ſtark bezweifeln , einmal, weil Strabo ganz poſitiv bie
Angränzung getiſcher unb Deutſcher Völfer behauptet, und zweis tens weil mehr als ein polniſcher Alterthumsforſcher die Behaup tung aufgeſtellt hat, in den Karpathen habe einſt ein anderes
bers auffallend: obgleich zuverläſftg mit ihnen ftammverwandt, ftehen fte doch häufig in feindſeligen Beziehungen zu ihnen, und ale ihr König Boirebiftas nach einer furchtbaren durch die Bas ftarnen erlittenen Nieberlage durch fluge Einrichtungen ihre
Urſprunge. Zudem ſpricht, wie wir oben geſehen , Schaffarit
Kriegemacht wieder hob, führte er dieſe nicht gegen die Baftar.
ſelbft von einer Reihe „ keltiſcher “ Völfer, die von den Baſtarnen
nen, an denen er doch die Niederlage zu rächen gehabt hätte,
zu den Bojern reichten. Wenn dieſe Reihe in hiſtoriſcher Zeit
Volf als in der Ebene gelebt. Die Namen der Orte und Flüſſe
in ben Karpathen find beinahe alle ſlawiſch, aber auch nur beis nahe, denn ein Name mie Giemand ift ficherlich nicht lawijden
ſondern fübwärts gegen Ihrafer und Uyrier, wodurch er aber
nicht mehr ſo vollſtändig geweſen , 1 ſo ließe fich dieß wohl aus
nur die Römer mehr und mehr in dieſe Gegenden hereinführte, welche dann auch den Geten furchtbare Verlufte bereiteten, ſo daß
dem Andringen der Sarmaten erklären , welche die Weneben ſchon zum Sheil in die Gebirge gebrängt und den Zuſammenhang une terbrochen haben mochten . Wir müſſen entweder mit Zeuß tros Des zweifelhaften Audbrud 8 bon Tacitus und Strabo ? die Bas ftarnen für Deutſche erklären , oder annehmen daß die Deutſchen in einem fortlaufenden Verfehr mit ihnen ftanden , und daß ihre bewaffnete Madyt hauptſächlich durch Deutſche gebildet wurde.
ihre Macht auf 20,000 Mann herabſanf; dennoch ergaben ſie ſich nicht, denn fle hofften auf Hülfe von den Deutſchen .
So melbet
wenigfteng Strabo, und liefert damit den Beweis, daß deutſche Krieger vielfach in jene Gegenben hina5zogen. Vergleicht' man Strabo's Angaben über die Geten und Daker und deren Verwandtſchaft mit den Thrafern, ſo wie deſſen zuvers }. fichtliche Behauptung, daß das Land der Geten fich hinauf bis zu den Suewen, 6. h. zu bem oftdeutſchen Kriegsbund, erſtrede,
Zeuß nennt ſie die Vorläufer der Gothen und hat in gewiſſem
Sinne nicht Unrecht; nur iſt zu vermuthen , wenn der ganze
jer durch die Deutſchen aus Böhmen : verbrängt worden find ;
Stamm Deutiche geweſen wären , ſo hätten fie fich fpäter wohl faum zu Hunderttauſend nach Ihracien verſeßen laſſen , was erſt bann geſchehen , nachdem die Jazygen 3 die Karpathen durchbrochen
fügt man hinzu, daß die von Tacitus hinter den Quaben aufs
hatten und ſich im obern Theißlande niederließen, wodurch die
geführten Gotini beſtimmt als Galater ober Relten bezeidnet wers
Baftarnen ton dem Zuzuge der beutiden Völfer mehr und mehr abgeſperrt wurden. Dieſer neue Anlauf der Sarmaten ſcheint
mit der kaum angeftrittenen Nachricht des Tacitus, baß die Vos
den, ſo wird man es ganz begreiflich und wahricheinlich finden ,
wenn Schaffarié (I. p. 295 ) ſagt: „von ihnen (ben Baftarnen) eine Folge des Alaneneinbruchs in Europa geweſen zu ſeyn , aus läßt fich mit Sicherheit bis zu den Bojern in Böhmen eine Reihe feltiſcher Bölfer, ale Ombronen, Gothiner, Siboner, Anars tophraften, Atmonen u. f. w. verfolgen, von denen Strabo die
Giboner 1 ' unb Atmonen quebrüdlich Zweige der Baftarnen mennt. “ Dieſe gehörten alſo, ſo viel läßt fich faſt mit Zuverläſfigkeit angeben, zu demſelben Stamm, der vom Marmora- Meer
der die Völker wieder weiter gegen Weſten ſchob und fie mehr bem guten Raub verſprechenden Römerreich näher trieb. In dieſem Einbruch der Jazygen über die Karpathen - nicht bie Donau herauf, wie Schaffarit meint , ideint ein großer
Wendepunft in der Geſchichte zu liegen, denn der Einbruch war feine weg 8 eine zufällige, ſondern eine lange vorbereitete Sache;
"Herauf biß in den Karpathen und jenſeits der Donau wohnten, | Pliniuß wenigſtens (4. 12.) bemerkt ausdrücklich, daß die Dafer und mit den „Kelten" im füblichen Deutſchland, mit den Helves tiern unb Bojern einerlei Abkunft war, in ſo mannidhfache
von den allmählich beranrüdenden Jazygen in die Gebirge ges brängt worden ſeyen , und es erflärt ſich nun auch, warum die
Zweige er fich auch ſpalten mochte. Halten wir an bem Grunde
Weneben ſo ſehr verſchwanden ; fte waren vollkommen von den
fas feſt, daß man auf weiten zuſammenhängenben Räumen, ohne
ſarmatiſchen 3azygen unterjocht und in ein Knechtoverhältniß
ganz beſtimmte gegentheilige Angaben nicht ganz verſchiebenar-
gebracht, wie wir aus den ſpätern Kämpfen der „freien" unb bies nenben" Sarmaten erleben. Ptolemaus hat alſo nicht Inrecht,
tige Völker burcheinander miſchen darf, ſo iſt es nicht zu viel bes
hauptet, wenn wir dieſen „ keltiſchen Stämmen , die wir lieber zur beſſern Unterſcheidung von den gäliſchen und zur Bezeichnung der Verwandtſchaft die peladgiſchen nennen möchten , das Land von
der Mündung der Donau oder des Dnieſters über die Karpathen 1 Şü Standinavien ift dieſer Name eine Bezeichnung von Nichtger: ein fremdes Bolt bezeichneten und der Name auf dieſe Weiſe zu den'Ró:
manen (ſ. Zeuß p. 123), e8 ift alſo wohl möglid daß die Deutſden vamit mern und Griegen gelangte.
ſein Sarmatien unmittelbar an die deutſchen Völfer gränzen zu laſſen : die unbeſchränke Herrſchaft der Sarmaten im Weneberlande 1 Strabo ſelbſt ſagt ſchon , das Gebiet der Geten in der Nähe der Suewen ſexy anfang 8 ,,fdmal" geweſen. 2 Dieſer nennt die Baſtarner ein ,, beira he“ germaniſches Volf.
3 D. h. die ausgewanderten (uttavuotai). 4 Sonſt hätten ſie nicht einen Flawiſchen Stamm als Knechte mit ſich führen tönnen ; fie mußten folchen nehmen, wo et war, nämlich im Nors den der Karpathen.
worse
351
ideint fich aber im Anfang der chriftlichen Zeitrechnung am Feſteſten geſtellt zu haben . Die Römer mit ihrem durchgebildeten militäriſch politiſchen Geiſt erfannten die Bedeutung der Ver.
uns alſo, ba bie Alten auf Sprachvergleichung ſehr ſelten achtes ten, auf einzelne oft faft unwillkürliche Angaben ſtüßen. (Sdluß folgt. )
hältniſſe im deutſchen Often , und jahen, daß die Einrichtungen desſelben die Vertheidigung gegen ben ſarmatiſchen Often zum
Die europäiſche Anſiedlung in Indien .
Zwed hatten. Daher ihre Verbindungen mit Marbob und Vans nius, deſſen Reich fie ſelbſt in Pannonien bis zum Cujus (viels leicht die Eifel) ausdehnen halfen , um eine Schußmauer gegen die vorbringenden Sarmaten zu haben. Schaffarit feßt den Eins bruch der Jazygen ins Jahr 50, und einige Jahrzehnte darauf ſtehen Marfomannen unb Duaben im Bund mit den 3azogen gegen die Römer, die durch dieſen unter bem Nameri del mars fomanniſchen Kriego To'rohl bekannten Kampf in große Noth Famen . Dieſer Krieg iſt um ſo inerkwürdiger, ' als er durch die Angriffe der Römer auf Dacien veranlaßt rurbe. Dort auf dem ſchmalen Raum zwiſchen Gebirg und Meer ſollte die Reiche
Wir finden in dem Indian News vom 3 Februar eine Abhand lung hierüber , aus der wir einige Punfte autheben : „ In der Nähe von Dacca und von da biß an die Oranje von Aflam ſind viele Eng
gränze geſchirmt werden , längs der Karpathen hoffte man durch
lichen aus China fommenden Thee ſehr überlegen iſt , und auch am Marft einen beſſern Preis erhält. Ein noch beſſerer Strich für den Theebau iſt Kumaon , zwiſchen 290 und 300 N. B. nordweſtlich von Nepal. Von da läuft, ein ganz ähnlicher Bergdiſtrict mit einem vor trefflichen , für europäiſche Gonftitutionen tauglichen Klima bio nach dem
Unterſtüßung der dortigen oftdeutſchen Völfer, der alten Glieber
del Suevenbundes, den Sturm abzuhalten. In dieſe Berechnung machte der Einbruch der Jazogen einen Riß, deſſen Gefährlichkeit der Marfomannenkrieg aufbedte, und nun wandte fich Irajan mit aller Kraft ſeines Reichs gegen Dacien, und die unerhörten Ano ftrengungen, die er dafelbſt machte, die Errichtung der trajanis ſchen Mauer und die Einführung zahlreicher römiſcher Coloniften, der Vorväter der heutigen Moldowlachen , beweiſen , welchen großen Werth er darauf legte, die Lücke zu ſtopfen. Aber es half nichts mehr, die Jahrhunderte lang andauernden Züge der deutſchen Kämpfer zu den Geten und Baſtarnen, um dieſen Hülfe zu leiſten gegen die Angriffe von Norden her waren durch den Einbruch der Jazygen unterbrochen , und nun mußte ſich die ges fammte Kraft der deutſchen Völfer im Südoſten, wenn ſie nicht uns thätig bleiben wollte, gegen das römiſche Gebiet wenden.
lånder bereits alo Indigopflanzer angeſiedelt und alle rühnen die Geſunds heit des Landes. Die fünftigen Theediſtricte im Himalaya bieten, wenn europäiſcher Unternehmungogeift bahin ſeine Otidtung nehmen ſollte, einen noch günſtigern Boden für engliſche Conftitutionen . Bio jeßt war
es die Politik der Compagnie , die Anſiedlung von Europäern zu hins dern, fünftig wird dieß,wohl anders werden und es iſt Ausſicht vorhan den, daß mit der Aenderung des Freibriefe vorgeſorgt werden ſoll. Die Theecompagnie von Afam ift befannt ; troß anfänglicher großer Schwies
rigfeiten liefert fie jeßt einen Thee erſter Qualität , der dem gewöhns
Pendſchab bin , und dieſer fönnte alle Bevölferung, die wir entbehren fónnen, ſehr leicht aufnehmen ." Man ſcheint eine Auswanderung nach Indien in großem Maaßſtab zu beabſichtigen.
Aus dem Matroſenleben. 6. Sydney im Dunkeln. ( Fortſepung .)
Unten war die ſogenannte Barein Schenftiſd mit den dazu
gehörigen Vorråthen Don Flaſchen und Gläfern ; dahinter ein kleines +
Zimmer für ſolche die ruhig ihr Glas Bier trinken wollten ; beide locale waren aber faſt total leer von Gäften , und doch ſollte dieß Saus
Der weitere Hiſtoriſche Verlauf fümmert uns hier nur in . ungemein großen Abſaß haben. Außer; diefen beiden Zimmern hatte aber auch noch andere Räume. Oleich neben der Bar , von dieſer ſo weit, als die unterworfener: Weneben allmählich gegen die (8 oben durch eine Mauer getrennt, und mit einem aparten Eingang von durch Kriegézüge geſdırachten Sarmaten fich emporten, baburch wahrſcheinlich den Zug der Gothen veranlaßten – denn es zeia gen fich mehrere Spuren, daß die Sarmaten Hülfe gegen die
aufgeſtandenen Weneben begehrten – und als ale bad bag Gothenreich durch die Hunnen gebrochen, und dieſe ſelbſt dann durch die oftdeutſchen Völfer auf den Ebenen Ungarns beſiegt worden, fofort ihre Züge gegen Weſten und Süden begannen , unter der die alte Berölferung dieſer Länder, namentlich aber in dem ily. rijden Dreiec, ſo gut wie auegemorbet turbe. Hier bleiben und
der Straße ging eine ſchmale Treppe in die erſte Gtage hinauf, wo der
ganze Raum in zwei große Locale getheilt war. Das eine war ein großer Saal, deſſen äußerſtes Ende ein in Bebendgröße gemaltes , eine
Statue imitiren rollendes Bild Shafeſpeare's zierte. Der große Dichs ter fand aufrecht da und überſchaute mit einem merkwürdigen Zug von unendlicher Gleichgültigkeit das ganze wilte Treiben um ihn her. Der Maler hatte in dieſem Bild ficher eine id were Aufgabe gelöst , und Shafeſpeare wenigſtens an Geſtalt, Kleidung und Geſichtszügen fennbar,
zugleich aber auch mit einem ſo nichtsſagenden Geſicht hingeſtellt, daß
noch zwei andere Fragen zu erörtern, von denen freilich die eine in der andern auſgeht. Wir haben oben die Anſicht ausgeſpro chen , daß die alten Völfer, welche das ſogenannte idyriſche Dreieck
man dem Bild, da der Maler gerade nicht bei der Hand war, die erſte beſte: Flaſche hätte an den Kopf werfen mögen. Ring& an den übrigen Wänden waren Scenen aus Shakeſpeare's Werfen, colorirt, dargeſtellt,
bewohnten bis über die Karpathen und Böhmen hin durch das
würde -
mit gerade folchen Geſichtern ale fie der Shakeſpeare geſchaffen haben
geſpaltenen Stamm , angehört hätten , der, - von Deutſchen und Weneden geſchieden , den italiſchen und norbgriechiſchen Stämmen
der Sturm und Romeo und Julie, König Lear und Falſtaff hatten beſonders dazu herhalten müſſen , und auf einem Bild ſtand eine lange ſchwarze Figur mit einem Barrett auf dem Kopf und einer Regelfugel in der Hand, und ſah ums Leben aus, als ob er eben im
näher ſtand und nicht zu den Gälen gebörte. Iſt dieß richtig,
Begriff wäre, alle neun zu ſchieben - das ſollte Hamlet ſeyn.
heutige Franfen nach dem Rhein Einem, wenn auch mannichfach
.
ſo fällt die von Schaffarif ſo eifrig verfochtene Anſicht von einem
: G8 war noch ziemlich leer im Saal; in der äußerſten linken Ede
Urſlawenthum am adriatiſchen Meere und an der untern Donau
fand ein altes, abgepauftes, hohes Clavier, wie ein &uftſpringer auf
von ſelbſt. Die linterſuchung hierüber iſt durch alles, wað man über
einem Dorfe, der ſich auf die Hände ftedt und mit den Füßen an der Wand hinaufreicht vor dieſem faß ein junger Mann, der Horn an ben Fingern haben mußte, denn er ſchlug unabläſſig eine alte Polfa von vorn bis hinten durch, und fing, wenn er hinten fertig war, vorn wie:
das Irrlicht der Namen Kelten und Galaten geſchrieben, feines wegs ſonderlich aufgeklärt und vielmehr nur noch ärger verwirrt
1
worden, was gar nicht nöthig war, da die alten Schriftſteller ſelbft fich hinfichtlich des Namens geradezu widerſprechen. .1 Wir müſſen 1 Diodorus Sic. 3. B. ,1 Cäfare und Auguſte Zeitgenoſſe, ſagt, daß Kelten eigentlich die Bilfer gewiſsen Rheir und Pyrenäen feyen, jenſeite
aber die Galaten wohaten. Dio Caffiug, dem die notitia imperii und andere Quellen zu Gebot ſtanden. Tebte die Kelten in Dentroland, die Qallier ang linfe Rheiunfer. Die Alten haben fichtlich mit dieſem Namen geſpielt, wie wir mit dem Wort ,, Indianer."
352
der an. Neben ihm ftand ein fleiner Junge mit einer Violine, der ihn zu begleiten ſuchte, aber nicht mit fommen fonnte ; allerdings hielt er ziemlich Tact mit ihm , aber er fonnte ihn nur nicht einholen der Schweiß ftand ihm auf der Stirn, die Augen traten ihn aus dem Kopf, die Finger gingen wie Lammerſchwänzchen auf den gequälten Saiten .
auf und nieder, aber vergebens — zwei Noten war er regelmäßig hins ter ihm . Såtte der Clavierſchläger nur eine Secunde gewartet den Gedanken einer Secunde
aber nein
vorwärts ging es, wie die wilde Jagd
nur
vorwarte , unaufhaltſam fein Ruđblid, außer für die,
denen das Geſicht auf den Naden gedreht war und der Violinſpieler gab die Verfolgung endlich in Verzweiflung auf. -
Rings an den Wänden hin ftanden Bänke und Sophas ; unter der
des Boreas nicht alle an einem Ort aufhielten , beſonders da fie von verſchiedenen Nationen waren, und leicht möglich wäre es geweſen einen oder den anderen hier aufzutreiben. Der Barkeeper wußte aber von
nichte, er ſchüttelte wenigſtens höchſt entſchieden mit dem Kopf , und machte dabei fortwährend eine Bewegung mit ſeinem Körper , al8 06 ihn hinten jemand am Hoſenfreuz gefaßt habe, denn eine Jade trug er nicht, und aus Leibesfråften daran zöge. Nur der Reſpect vor dem .
Polizeidiener, den er, wenn auch in Civil, doch jedenfallo fannte, hielt ihn noch zurüd. „ Verdammt will ich renn , wenn hier nicht Giner oder ein paar
von den Burſốen geweſen find“, ſagte Charles, als er zu den Steuer:
Hüten und Schleiern und großen Shawls , andere wieder mit ſchlicht zurüdgefánimten Saaren und kattunenen Kleidern. Ebenſo großer Unter:
leuten zurüdfam - ,,der Schuft erſdrad, als ich es ihm auf den Kopf zuſagte, und war gar ſo ängſtlich bemüht, wieder von mir abzufommen wir wollen fortgehen und nachher noch einmal einſprechen, dann aber gleich hinten in die kleine Kammer gehen, ehe ſie und vermuthen können . “ dort ſtanden Zwei Häuſer weiter war eine andere ſolche Kneipe einige zehn oder zwölf Mädchen vor der Thür , und zanften fich und ſchimpften einander. Von der anderen Seite der Straße famen mehrere Conſtabler herüber, und die Dirnen, die nicht arretirt ſeyn wollten , traten raſch ins Saus, fepten aber hier den Streit in einer der Nebenſtuben unerbittlich fort. Es waren meiſt noch junge Dinger von rechezehn bis achtzehn Jahren, mehrere aber ſchon dabei mit blaugeſchlagenen Augen – die Folgen eines früheren Gefechte , vielleicht vom leßten Sonnabend
ſchieb war bei dem männlichen Geſchlecht, von dem feingefleideten Stußer,
Abend
bie, in einzelnen Fällen, zum einfachſten Matroſen herunter, ſo ftanden, ſaßen und lehnten fie in den bunteften und verſchiedenartigſten Gruppen umber nur der eine Unterſchied war doch wohl , daß die Mädchen
fich aber auch alles um file her, um den faſt ſtets in Thatlidfeiten aus:
Shakeſpeareßatue der beſte , und auf dieſem lag lang ausgeſtreďt ein junges wunderhübſches Mädchen in einem ſeidenen, oben hochanſchließen : den Kleid, unter dem die kleinen zierlichen Füße nur eben und gar vers
führeriſch hervorſdauten . Ihre Beſchäftigung war , wie fich das unter einer Shakeſpeareſtatue auch gar nicht anders benfen läßt, eine geiſtige fie ſchlürfte ein Olas Brandy und Waſſer, und ſtellte das Glas als fie es ausgetrunken, der Bequemlichfeit wegen vor ſich auf die Erde nieder. Auf den anderen Sophao und Bánfen faßen viele andere Mädchen und junge Leute
von den erſteren einige ſehr elegant gefleidet , mit
alle einem beſtimmten jugendlichen Alter angehörten, während ſich unter
viele mit brennenden Cigarren im Mund.
Natürlich drängte
artenden Scandal zu Ende zu ſehen , und was nur von Matroſen in der
ganzen Straße war, ſchien hier ſich auf einmal concentrirt zu haben. „ Jeßt iſt unſere Zeit“, flüſterte Charles den beiden Steuerleuten „ nehmen Sie beide nun verſchiedene Seiten der Stube und bes zu trachten fie fich die Geſichter der Hereinfommenden vor allen Dingen
den Männern auch ſogar einige „ heitere Greiſe " auszeichneten, die mit noch recht jugendlichem Anſtand ſcheinbar theilnahmlos hin- und herwan: derten, oder an einem der Tiſche ihren „Portwein St. Grig" ſippten . Der Tanz hatte aber noch nicht begonnen der verzweifelte Wetts
die wieder heraus wollen, müſſen nachher immer bei mir vorbeidefiliren. Sehen Sie einen der Burſchen, dann geben Sie mir nur ein Zeichen,
lauf der beiden Mufici ſchien nur erſt eine Vorübung geweſen zu feyn.
und für das andere werde ich ſorgen .“ Er flug dabei bedeutungsvoll
Unſere drei Freunde fanden hier übrigens nicht, was ſie ſuchten, und Charles meinte, fie wollten lieber nadsher hier noch einmal herauf:
auf ſeine Taſche, in der er ein paar , von der Regierung bezeichneter
ſehen und jeßt erſt nebenan in die anderen Locale hineingucken , wo es wahrſcheinlicher wäre , daß fich einzelne der Leute , wenn ſie ſich übers
Function waren .
-
-
Handſchellen trug, die auch zugleich für ihn ein eiſerner Ausweis ſeiner
Der Streit im Inneren nahm indefien einen immer bedenflicheren
Haupt in ein öffentliches Localgetraut, aufhaltenwürden. Che fie Charakter an. übrigens die Treppe wieder hinuntergingen, traten ſie noch einen Augen: blid in das nach vorne hinausſehende Zimmer. Drei junge Mädchen
Die beiden Feindinnen hatten die Arme in die Seite geſtemmt, und bliefen den Rauch ihrer Manillas in diden Wolfen von fiche es war das ein Zeichen ſehr heftiger Gemüthoftiminung.
faßen hier an dem mittleren Fenſter und ſchauten nach dem gegenüber: liegenden Theater hinüber , ein paar andere lehnten in verſchiedenen Sophaeđen und ſchienen zu ſchlafen , und an dem Tiſch fand eine ſechote im eifrigen aber leiſe geführten Geſpräch mit einem jungen
tung wie es ſchien auf ein anderes Feld überführend was thuſt Du hier als dich unniß machen und Scandal anfangen Du Preis:
Mann, der ſehr elegant gekleidet war, und augenſcheinlich den höheren
verderber Du
Stånden angehörte.
Was ich hier thue ?" ſchrie die andere aber, und idleuderte mit einem entfeßlichen Fluche ihre brennende Cigarre zur Erde nieber, wah: tend fie fich zu gleicher Zeit die Permel in die Höhe ſtreifte und fidh zum nicht mehr zu vermeidenden Rampfe vorbereitete ; fie hatte die Geduld
Hier war weiter nichts für fie zu thun fie fliegen die Treppe hinunter, bogen rechts ab, und traten in das erſte local hinein, das fie drei oder vier Thüren weiter hin fanden . Wilder Lärm tónte ihnen
ſchon bei ihrem Gintritt entgegen, aus dem Saal hinter der Bar freiſchten die ſchrillen Tóne einer Violine hervor, und kaum hatten ſie dieſen Blaß betreten, als ſie auch in eine wahre Wolfe von Tabafequalm und Branbygeruch eingehügt waren. Alle drei hatten aber ſchon in ihrem
Leben weit ſchlimmere Dinge gerochen , und bewegten fich in dieſem Chaos wie in ihrem Glement. In der That gingen aber auch all dieſe äußeren Eindrüde (purlog an ihnen vorüber, denn die männlichen Gäſte beftanden faſt einzig und allein aus Matroſen von all den verſchiedenen
„ Und was thuſt Du überhaupt hier , Du gottesläſterliches Ding
Du mit deinen großen Gloßaugen ? " rief die eine jeßt, die Unterhals
verloren – ich gehe meinem Broderwerb nach ſo gut wie Du und wenn dir das nicht genügende Ausfunft iſt , ſo will ich dir meine andere mit rother Dinte in die Fraße zeichnen . fünf Go it Nelly Hurrah für Sally go it ye cripples .
-
Schilling auf Nelly — ſchrieen mit einem wilden Gejaudije die umſtehen: den Matroſen , die einen feſten Kreis um die beiden gebildet hatten, dagtiden . ( Fortſepung folgt.)
Schiffen in der Bay , und die Dirnen , die fich zwiſchen ihnen herum 1
auch lag der Plaß weiter
Ortrag ber unterfecilden Telegraphen Won Dover
zurüd und mehr getrennt von der Hauptſtraße, und mehrere der Leute
nad Calais. Dieſer Telegraph wurde am 13 November 1851 eröff
vom Boreas ſollten in dieſer Woche , und ſeit fie das Schiff verlaſſen, hier geſehen worden ſeyn.
2850.
trieben, gehörten der verworfenflen Claſſe an
Charko . rief den Barkeeper bei Seite und ſprach eine kurze Zeit lang heimlich mit ihm
es war ſehr wahrſcheinlią , daß fich die Leute
Berlag ber J. O. Gotta'idhen Buchhandlung.
net , und brachte in der erſten Woche 1195 Fr. ein , in der ſiebenten Nach Monaten berechnet, brachte er im erſten Monat 9050, iar
zweiten 12,600 , im dritten 13,241 fr. ein .
(Journal du Comm.
d'Anvers. 6 April.)
Berantwortlicher Rebacteur Dr. Eb. Widen ma n n .
Das Auslan . d. Ein Tagblatt får
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. U " 89. 13 April 1852.
Der freibrief der oftindiſchen Compagnie. Einleitung. Graf Derby hat am 2 April im Oberhauſe eine Rebe ges halten, die man ſo ziemlich als die Tobtenglode der oſtindiſchen
Compagnie anſehen kann ; das Weſen derſelben ale einer Handels. geſellſchaft iſt ohnehin ſeit zwanzig Jahren völlig erloſchen , und die Wichtigkeit ihrer politiſchen Bedeutung ſeit 70 Jahren forts
wurde nun ber Nation geöffuet; daß ber Freibrief vom Jahre 1833 der Compagnie den Monopolhandel gänzlich entzog, hatte das Aufhören aller ihrer Hanbelsetabliſſemente zur natürlichen Folge. Damit war überhaupt ihrer Eriſtenz der Boden entzogen , Denn baß die Inhaber der Actien ber oſtindiſchen Compagnie, die nun nur noch einen beſtimmten Ertrag von 630,000 Pf. abmars
dert führen mußte, die europäiſchen Verwidlungen , namentlich mit Frankreich, welche Daraus hervorgingen, ließen eß, abgeſehen von den financiellen Verlegenheiten, in welche ſich dadurch die Compagnie ſtürzte, ſehr ungeeignet erſcheinen einer ſolchen Coms pagnie die Leitung der politiſchen Geſchäfte allein zu überlaſſen . Daher die Bil von For , und als dieſe , anderer Urſachen wegen,
fen, immer noch den Rath der Directoren wählten, war in der That ein Hors d'oeuvre, bas fich nur dadurch rechtfertigte, daß dieſer Rath ein Collegium , in welchem die Traditionen der verwickelten angloindiſchen Regierungsverhältniſſe fich forterbten , gebildet und dadurch verhindert hat, daß die Belegung der Beamtenſtellen in Indien , wobei die Localerfahrung ein ſo unerläßliches Erforderniß iſt, nicht gleichfalls in den Strubel der innern Parteien Englands hineingezogen wurde, ein Vortheil, ben auch Graf Derby ohne
uicht durchging, die von Pitt im 3. 1783, welche ben ſogenanns
Umſchweif in ſeiner Rebe anerkannt hat.
ten Board of Controul cinſekte eine ganz unerläßliche Maaßs regel, wenn nicht England durch das Verfahren einer Handelés compagnie, faſt wider Wiſſen und Willen , in Kriege verwidelt
Inzwiſchen ſind im Verlauf ber legten 20 Jahre in ben angloindiſchen Verhältniſſen Ereigniſſe von unabſehbarer Iraga weite vorangegangen, unter denen wir nur zwei als die wichtig : ften und entſcheidendſten hervorheben, die Eröffnung des Uebers landwege nach Indien, und das Vorrüden der Rufſen in Centrals aften. Wir können Bonaparte's Zug nad Aegypten als ben Schluß der ehemaligen Plane Frankreiche auf Ditindien , und zugleid als den Anfang der neuen Verhältniſſe bezeichnen . Der
bauernd geſunken.
Die Kriege, welche fte im vorigen Jahrhuns
werden ſollte. Daneben lief bas Begehren ber übrigen Hanbeles leute Englands her, an dem Handel nad Indien gleichfalls Sheil
zu nehmen, und ſo kam es, daß im Jahre 1813 bei der Erneues rung des Freibriefe der Bank ihr Handelémonopol gebrochen , und der Handel nach Indien, mit gewiſſen Beſchränkungen , über die man Mac Culloch nachleſen mag , der Nation geöffnet wurde.
Nur der Handel mit den oftwärts von Indien gelegenen Ländern , namentlich mit China, wurde damals noch der Compagnie vors behalten .
Da aber im Verlauf der 20 Jahre von 1813 bis
1833 der Handel der Compagnie nach Indien fortbauernd abs,
der ber Privaten aber fortdauernd zunahm , ſo ſah man mit Bes gierbe dem Ablauf dieſes Termine entgegen , um auch den Handel
mit den öſtlicher gelegenen Ländern, namentlich den Theehandel mit China, der freien Concurrenz zu öffnen. Vergeblich ſträubte fich die Compagnie, vergeblich machte ſie die eigenthümlichen Vers hältniſſe zu China geltend, die bei freier Concurrenz unfehlbar zu Verwidlungen führen müßten ; ſie hatte von ihrem Standpunkt und zwar nicht bloß vou commerciellen aus Recht, wie das unglückliche Auftreten Lord Napiers alábalb und der Auss
bruch des Dpiumfriege wenige Jahre nachher zeigten, aber der Drang nach Theilnahme am Handel mit dem fernen Oſten war zu ſtarf, und auch der chineſiſche şandel , der bisher den oſtins diſchen Handel der Compagnie allein noch aufrecht gehalten hatte , 1 1 Daß in Oſtindien unter dem Regierung8monopol der Compagnie erzeugte Opiuin , dag in China faſt zum fünffachen Preis der Erzeugung abgefeßt wurde, dedte einen großen Theil der Verwaltungskoſten Judiens, wenn gleich die Compagnie dieſen Handel officiell nicht ſelbfi betrieb.
Hauptzweck derſelben war , die engliſche Herrſchaft in Dſtinbien ,
die damals noch große und mächtige, durch Franzoſen unterſtügte Feinde hatte , zu erſchüttern ; es iſt ſehr darafteriſtiſch und nas mentlich für die Zukunft bezeichnend, daß nicht nur engliſche Trupper: an der Nordküſte Aegypten8 landeten , ſondern auch angloindiſche im rothen Meer. Seit jener Zeit trat Aegypten ale Etappe auf der Straße nach Indien über dreißig Jahre lang wieder in den Hintergrund , und der Verkehr Englande mit Pers
fien im Anfang dieſe8 Jahrhunderte hatte hauptſächlich den Zweck, burch perfide Vermittlung den Einfällen ber Afghanen in 31
bien ein Ende zu machen.
Als dieſe Gefahr durch die Revolus
tion in Afghaniſtan (im Jahr 1807 ), welche den Duranie den
Thron foſtete, beſeitigt war, ſuchte zuerſt wieber Napoleon Per ften gegen die Herrſchaft der Engländer in Indien zu benüßen , woraus die ziemlich erfolgloſe Botichaft des Generale Gardanne entſprang, und erſt 20 Jahre ſpäter, nach dem Frieben von Turks mantichai, traten die Ruſſen in dieſelben Fußſtapfen , woraus bann die Gedichte von Berat und der Zug der Engländer gegen
Afghaniſtan entſprang. Vom Anfang des Jahrhunderts bis zum Ende dieſer Periode, d. h. biß zum afghaniſchen Krieg , war die
diplomatiſche Vertretung Englands in Perſien, ſowohl in Bezug auf die Koſten ale bie Inſtructionen, zwiſchen der engliſchen und
354
angloindiſchen Regierung getheilt, und mandie Sowächen und Widerſprüche in den Verhandlungen mit Perften laſſen fich faum anderd als Daraus erflären , daß dieſe Inſtructionen nicht immer ganz dieſelben waren, ein ſehr begreiflicher Umſtand, wenn man
erwägt, daß damals der Verkehr mit Indien nodi faſt allein ume Cap der guten Hoffnung herum betrieben wurde, ſomit ein Paar Monate länger brauchte, als der directe Verkehr mit Pero
ften. Der Einfluß Rußland8 auf leßteres war durch den Frieden von Turfmantidai (22 Febr. 1828) fehr geſtiegen , und war auch bis zur Belagerung von Herat ( 1838) fortwährend im Steigen .
In ſpäterer Zeit hielt ihm der engliſche wieder mehr bie Wage, unb Rußland erfannte, daß es fich mit fremden Kräften und
unter perftſcher Firma nicht allein vorwärts wagen dürfe, ba ein Unfall der Perſerober eine Sinnebänderung des Schahe,
durch Drohungen oder Beſtechungen der Engländer veranlaßt,
tou
Shrafer hauptſächlich, jedoch feinedwegs audichließlich von den Lande am Marmora.Meer aufwär:8, der ber Geten nach und über bie Donau und das Rarpathenland , der der Illyrier mehr im
Weſten , der der Kelten oder Galater mehr im Norden. Leşteres
namentlich iſt vielleicht eine alte literariſche Tradition , die fich bon Gphoros herſchreibt, welder bie unbefannten Völfer in ein Syftem bradte und die nörblichen Sfythen, die weſtlichen Kelten narnte.
Nach Strabo wohnten Ibrafer — Denn mit dieſen müſſen
wir wegen der Völferſtrömung von Aften nach Europa herüber beginnen 1 – rom Helleſpont unb Strymon biß zum Hämus, und weſtwärts erfüllten ſie Macedonien und einen Theil Theſſas liene, und verwandte thrafiſche Völfer wohnten an der Norde
weſtgränze Kleinafiens, ia er führt ihre Verwandtidhaft bis zu ben Phrygiern und Armeniern fort, ein Beweie, daß ihm ein Zuſammenhang dieſer Völfer aus Aſien herüber vorſdwebt.
alles wieder ändern fonnte. Daher ſeit der Belagerung von Berat bad fortbauernde Vorrüden ter Ruſſen in Centralaften
Von den Ihrafern ſind die Geten und Daker auégegangen , und
nach dem Druß hin , an welchem fie jeßt mit Heere@madt anges
Shrafern. Dieſe Geten behnt er aus durch die Karpathen , bid fie an die Suewen anſtoßen , durch beren Einbringen in Böhmen der nörde
langt zu feyn ſcheinen.
er nennt Geten und Daten wiederholt „ gleichſprachig “ mit den
Unter dieſen Verhältniſſen wird eine getheilte Leitung der liche Zuſammenhang der „ keltiſchen “ Völfer unterbrochen worden zu aftatiſchen Angelegenheiten zum Unding ; bie angloindiſche Regies | Teyn ſcheint. Zeuß hält, und gewiß nicht mit Unrecht, die Wlas rung muß ganz . und in allen Einzelnheiten nach der Richtung chen am Pindus für einen Reſt romianifirter Shrafer. Wir handeln , welche die engliſche Regierung vorſchreibt, und dieß ift haben alio im Alterthum von dem Helleſpont an längs dem Ufer jeßt aud möglich, da man über Aegypten in gleicher, ja noch beß ſchwarzen Meered hinauf über die Karpathen, und gegen kürzerer Zeit nach Indien, wie über Konſtantinopel oder Beirut Weſten über Macedonien und Theſſalien nach den albaniſchen nach Perften gelangt. Die Compagnies Herrſchaft hat, ſo weit es Gebirgen hin thrafiſche Völfer ; ſelbſt die tribadiſche Ebene, bad die auswärtigen Angelegenheiten betrifft, allen Sinn und alle Morawathal, iſt thrafiiches Land. Zeuß nimmt eine Grundverſchiebenbeit der 30yrier und Bedeutung verloren, ja die Regierung kann ich nicht einmal Miniſters der was ſondern begnügen, Ibrafen an, gemiß iſt aber, daß mehrere Völfer, jo B. die Más mehr mit dem Controlamte
rath beſchloſſen , muß ohne lange Berathung mit dem Rath der Directoren in Ausführung kommen . Lorb Ellenborough, der die
der unb Iriballer, balb 3ayrier, balb Thrafer genannt werden ;. auch hatten 30yrier unb Thrater die Sitte des Tattowirend gee
durch den Anftand gebotenen Rüdfichten gegen legtern aus den
mein ; zubem gab es ein Volf, bad beſondere (proprie) 3ayrier
hieß, und der Name wurde nur zufällig auf alle die Völfer von Augen geſeßt zu haben (đeint, wollte dieſen Stand der Dinge Epiruß aufwärts bis zu den Henetern , die gleichfalls noch dazu.
anticipiren, und wurde dafür rom Rath der Directoren zurüdgerufen - bie legte große Anſtrengung einer machtlod geworbenen Körperſchaft, die nur widerſtrebend fich dazu entſchloß, aber die Maaßregel doch durchſeßen mußte, wenn ſie nicht allen Anſpruch auf Selbſtachtung aufgeben wollte. Lorb Ellenborough, der eins
gerechnet werden, ausgebent. 3ft die Aehnlichfeit bei Ihrafern unb 3ayriern fein ftrenger Bereit Verwandtcaft, ſo iſt auch auf der andern Seite die griechiſchen und römiſchen Schriftſtellern angegebene
der Sitten ihrer naben von einigen Verſchiedene
zige, der am 2 April noch lord Derby ſprach, ſcheint auch dieſe heit der Sprache fein ſtrenger Beweiß für einen gänzlich ver Maaßregel nicht vergeſſen zu haben, und von Herzen einzuſtimmen in die Plane der Regierung , welde ſeinen ehemaligen uns freunblichen Mentoren vollends auch der Form nach die Gewalt aus den Händen nehmen will.
Ein ſolches Ergebniß war übris
gens ſchon ſeit langer Zeit, ſeit der Ertheilung bed legten Freis briefe vorauegeſehen, denn bieſer beſtimmt, daß die Einfünfte der Compagnie von der Regierung zu 630,000 Pf. garantirt und ſpäter in Staatspapiere umgewandelt oder das Capital zurüd
,
gezahlt werden ſollte. Seit geraumer Zeit haben fich Stimmen für und wider die
Compagnie erhoben , und wir wollen nur die einzelnen Fragen,
die dabei in Anregung kommen, nach einander prüfen.
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum. 6. Die Völker ſüdlich von den Slawen. ( Schluß.)
Unter den zahlloſen Namen, welche auf dem ron und bes zeichneten Raum auftreten , zeichnen fich vorzüglich vier durch eine gewiſſe Allgemeinheit aus, nämlich Thrafer, Geten, 3dyrier, Kelten : bieſe Namen fommen feinem beſondern Stamme zu, ſons
bern einem Compler von Stämmen , und zwar haftet ber Name
ichiebenen Stamm. Die Ibrafer, welche von ter jeßt noch ſo genannten thraciſchen Ebene auß norbwärts nach der Donau und weſtwärte nach Macedonien unb Sheijalien vorbrangen , mußteu wohl die altern hier wohnenden Stämme theild verbringen, theil8. in fich aufnehmen ; durch die Völferverſchiebungen fonnten Stämme, die ſehr abweichende Dialekte rebeten, einander nahe
efommen ;
namentlich mochten die in den Ebenen und die in ben Gebirgen balb fortgewanderten und bald ſeßhaft gewordenen fich mannichfach in der Sprache geſdieben haben. Komiſch iſt e8, neben dem Eifer, ben 3euß entfaltet, den JÄyriern, deren Reſte er in den Albaneſen , gerriß nicht mit Unrecht, ſieht, eine von den Thrafern grundverſchiedene Abſtame mung zu vindiciren , Schaffarif & furze Bemerkung, welcher die piroten furztreg al8 Shrafer betrachtet.
Wenn wir auch auf
Sfymnos Zeugniß, daß die Iſtrier Thrafer geweſen , eben fein beſonderes Gewicht legen wollen , ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß der Stamm, welcher von dem abriatiſchen Meerbuſen abrärts bis nach Epirus jnß, und deſſen Verwandtſdaft mit dem Gries · Zeuß macht gerade ben umgekehrten Weg vom norbalpiniſchen Lande berab nach Ihrafien, wao maude unbequemlichkeiten, vielleicht auch Irr thümet zur Folge hat.
355
gosan
diſchen feinem Zweifel unterliegt, feine von dem Thrakiſchen
Die Wahrſcheinlichkeit ſpricht ſchon beßhalb dagegen, weil die
grundverſchiebene Sprache gerebet haben kann , fonft wäre es nicht möglich geweſen illyriſche und thrakiſche Bölfer ſo oft, wie e8 geichehen , gerabezu zu verwechſeln. Betrachten wir aber die Ausbehnung und Verwandtſchaft der Thrafer bis hinauf in die Rarpathen und auf der andern Seite die Ausbehnung, die man ben 3dyriern gibt, nämlich minbeftens bis an die Donau durch die Pannonier , deren Verwandtſchaft mit ben 3Uyriern Zeuß mit allem Aufwand von Scharffinn unb Citaten nur wahre Icheinlich machen kann , ſo können wir höchftens daraus den Schluß
eigentlichen Galen burch ben Norben gezogen und von ba nad
ziehen, daß alle dieſe Völfer eine mehr oder minder große Vers wandtſchaft mit einander gehabt, und die Verwechslung deßhalb erleichtert wurde.
Seuß hätte mit eben ſo viel Recht, als er
die gayrier ftreng von den Thrafern fcheibet, bie Pannonier von beiben ſcheiden fönnen ; gleich waren die Dialekte der Pannonier gewiß weber mit dem thrafiſchen , noch mit ben illyriſchen, nahe verwandt aber gerriß mit beiben. Wenn wir aber mit Strabo
die Thrafer und die von ihnen ausgegangenen Geten von der thraciſchen Ebene bis zu den Karpathen und über dieſe hins weg gegen Weſten ausbehnen müſſen , wenn wir mit Beuß die 3dprier als einen bis an die Donau fich erſtredenben , jeßt noch in den Albaneſen erhaltenen Stamm erkennen müſſen, wenn wir
von leßterem uns nur ſo weit trennen, daß wir zwiſchen 3Cyriern und Thrafern feine Grunbverſchiebenheit der Sprache und des Stamme8 anzuerfennen vermogen, dann bleibt jedenfalle für die
Urſlawen am adriatiſchen Meer und der untern Donau fein Raum, und bie Gründe, welche Schaffarif anführt, ſo wie die Vermuthungen über ihre Verbrängung und Rütfehr ins hinter-
farpathiſche Land halten ſchwerlich die Kritik aus. Es iſt ein ungünſtiger Umſtand, daß wir über das Land zwiſchen der Ubria und dem ſchwarzen Dieere vor dem Einbruch der Kelten “ fehr wenig Nachrichten haben . In den Alpen und ihrem Norbabhang wohnten Helvetier, Bojer, Norifer von ents
Nordfrankreich und England gekommen find; die Zahl der gälis Ichen Ueberrefte, namentlich in der fimbriſchen Halbinſel, wo das
Landvolk längere Zeit gäliſch geweſen zu ſeyn ſcheint, iſt groß. Zudem nehmen die eigentlichen Kelten oder Gälen in Gallien
einen zu geringen Raum ein, als baß wir eine ſolche Auswanderung, wie die ber , Relten ," nach Italien und Griechenland bei ihnen vermu then könnten . Sind die wenigen Namen, die ſich in dem Südſtriche Deutſchlands erhalten haben, entſchieden gäliſch ? Wir zweifeln. Dagegen läßt die Kenntniß des griechiſchen Alphabeto bei den Völkern bee Gebirge eine lange Befanntſchaft mit den öftlichen Völkern voraubfeßen , und manche Umſtände, wie das Vorkommen der Hodder in Norditalien , in den trainiſchen Alpen und auf der
bojiſchen Ebene deuten auf eine Verwandtſchaft dieſer Stämme. Wir wollen dieſe Streitfrage nicht löſen, denn fte würbe, wenn wir es auch im Stande wären, zu weit führen ; zu dem haben fich andere Kräfte baran gemacht. Hier war es uns
hauptſädlich darum zu thun, den wahrſcheinlichen Zuſammenhang Der , feltiſchen “ Wanderungen mit dem von den Sfythen und
Sarmaten ausgegangenen Stoße barzuthun, zu zeigen, daß die gros Ben unmittelbar im Dſten der Weichſel vorgegangenen Bewegungen Den Weſten Europa'8 und ſeine Bevölkerung unberührt gelaſſen
und nur mittelbar auf den Süden eingewirft hätten. Der Einte brud der Gallier in Italien hai wahrſcheinlich den Römerkriegen die weſentlich nördliche Richtung gegeben, unb fie endlich bis an den Rhein und die Donau einerſeits, unb bis zum ſchwarzen Meer andererſeits geführt, um bem Andrang ber einbrechenden Völfer zu begegnen. Wenn die Deutſchen als Citabern uub Teutonen wie ein Meteor in der Geſchichte auftraten , ſo liegt der Grund faſt mit Gewißheit in der Kriegebereitſchaft, die fle gegen
den Dſten beobachten mußten , denn hier an der Ditjeite, gegenNoris cum hin, traten fie zuerſt auf, um nach der Niederlage faſt ſpure 108 wieder zu verſchwinden . Der Stoß burch Slythen und Sars
ichieben nichtbeutſchem Stamm bis zum Main, und ſelbſt eine Gtrede hinab am Rhein ſollen fte fid außgebehnt haben . '1 Ver . gleicht man die Angaben der Alten über die Angriffe Der Gals
maten hat nach Jahrhunderte langen Kämpfen zum Zug der
lier auf Italien, ſo unterliegt es faum einem Zweifel, daß die
der Hunnen durch Zertrümmerung des raſch entſtandenen Gothens
Angriffe von Sübbeutſchland audgingen , von den Kelten ," welche im Norden der Alpen wohnten. ? Wir haben oben ſchon darauf hingedeutet, dnb bas Vorbringen von Skythen und Sar-
reiche die gänzliche Umgeſtaltung des öftlichen Europa veranlaßt. Es iſt deßhalb intereſſant, ben Forſchungen nachzugehen, welche über dieſe aſiatiſchen Züge angeſtellt worden find, und wir wens den uns darum jest wieder zurück in die Gegenden des Kaus
maten gegen Oſten eine Bewegung unter den deutſchen Völkern zuwege gebracht, und daß dieſer Berregung es vermuthlid war,
Gothen nach dem fchwarzen Meere geführt, und der Einbruch
kaſus.
welche die Bojer aus Böhmen verbrängte, und die Reihe der „fels
tiſchen “ Völfer norbweftwärts unterbrach. Inbeß ſcheint die Noth
Aus dem Matroſenleben.
der Deutſchen, hinſichtlich der Vertheidigung ihrer Ditgränze, ein gutes Vernehmen mit den Kelten " hergeſtellt zu haben, denn
6. Sydney im Dunkeln. ( Fortſebung .)
wir finden nicht nur, daß die nach 3talien zum Rampf mit den
Römern ziehenden Völker mehrmals germaniſche Hülfetruppen mit fich führten, ſondern ſelbſt bei dem Zuge der Cimbern und Deus ionen ftellt fich, nach einer kurzen Aufwallung, ſchnell ein Bünde niß her, unb fie ziehen gemeinſam gegen die Römer. An der Verwandtſchaft zwiſchen Helvetiern, Bojern und Norifern iſt nicht zu zweifeln , aber dieſe einmal in Bewegung gefommenen Kels ten“ ziehen nicht bloß nach 3talien, ſondern auch gegen Griechen . land und ſelbſt bis nach Afien hinein. Sind dieſe Relten „Gälen ?"
· Es iſt ein auffallenber Umſtand, daß die Benennung eines Obers Feldherrn bei den Belgen „ Wergobret," fich wenigſtens in ſeinem zweiten Theil ,,bret,“ aus dem Albaneſiſchen erklären läßt, wo 48 „ König “ be: deutet.
2 Bergleide Barth : Deutfdlands Urgeſchichte S. 124 ff.
„ Bier Brandy hot", ſchrie der rothhaarige Kellner, und verſuchte mit einem Präſentirteller und vier halb gefüllten Gläſern in das Zims
mer zu bringen ; es wäre für ihn aber viel vortheilhafter geweſen, hätte er fatt dem beſtellten heißen Brandy, falten gebracht, denn irgend einer von den fünfzig Elbogen die ihm in ſeiner nådiften Nähe entgegens farrten , fuhr ihni ob abſichtlich oder unabſichtlidy, wer kann das unter den Teller und fandte dem armen Teufel die ganze ſagen
Befdeerung im wahren Sinne des Wort „ über den Hals" und in .
das Borhemdden .
Sally war übrigens zu viel „ game“ , auf folije Ausforderung auch nur noch weiter ein anderes Wort , als höchſtens einen Flud zu er:
wiedern - in demſelben Moment fleuderte fie ebenfalls ihre bigarre mitten zwiſchen die fie umbrăngenbe Gdaar, die ladjend das Feuer von fidh abſchlug, und fiel in richtiger Borerſtellung auf ihre Gegnerin
aus. Das Streien und Hurrahen hatte in dieſem Augenblid ſeinen
woso
356
son
höchften Grab erreicht, und die Stube brángte ſo voll von Menſden
geſuchten Leute hier in der Mitte des Zimmers remy, und ihm ſogleich
wie fie nur Kopf an Kopf neben einander ſtehen fonnten. Alles was in der Nachbarſchaft geweſen war , preßte herzu. Der Mate vom Boreas, der indie im Anfang ziemlich nahe der Thür puſtirt hatte, um im Fall der Noih gleich bei der Hand zu ſeyn, war durch das Zuftrömen immer neu Hinzufonimender viel weiter zurüd : geſchoben worden als ihnu ſelber lieb ſeyn mochte, heraus fonnte er aber nicht wieder , bis ſich wenigſtens ein Theil der Menge verlaufen hatte, und er that nur jeßt ſein möglichſtes einen Plaß auf dem Fenſterbrett zu behaupten, nicht um dem Rampfe zuzuſehen , denn der intereffirte ihn ſehr wenig, fondern die ftete wedſelnben Geſichter zu beobachten , die fich theils immer noch in tas Zimmer drängten, theils die Thüre in einen bicht geſchloſſenen Ring von Köpfen umftanden . An der Thür hatte Charles noch immer, troß jedem Andrang von außen, ſeinen Poſten behauptet, nur war er ein flein wenig nach innen
dabei zu verſtehen gab, daß er einen großen Bart habe. Bil ſah das
geſchoben worden, und blidte abwechſelnd nach den beiden Mateo hinüber, ob nicht Giner von ihnen ſeine Thätigkeit für irgend ein noch näher zu bezeichnendes Individuum in Anſpruch nehmen wollte. Da ſah er, wie fich plößlich der Steuermann vom Boreas ſo hoch aufrichtete, wie er fich nur immer auf ſeine Zehen heben fonnte und , ein Bild der ges ſpannteſten Aufmerfſamfeit, in die Diafie von Menſchen ſtarrte. Oin Geficht war vor ihm aufgetaucht, daß er nur noch nicht recht, wegen
alles ſelbſt mit an , ſo gern er aber auch ſeinen Feind mit eigenen Mugen fennen gelernt hatte , wagte er bod nicht beu Blid dorthin zu wenden, und wäre am liebſten in dem Meer von Köpfen das ihn um: gab , untergetaucht, wenn er ſich auch um einen Zoll håtte bewegen fönnen. Aber feſt eingefeilt ſtand er da, und der Mate warf dem Poli .
zeidiener einen triumphirenden Blic zu. Bil war ihm ſicher. Gerade in dieſem Augenblick machte Nelly noch einen Ausfall auf die ſchon gefällte Feindin, das war aber 311 unritterlich, als daß eß die
Umſtehenden hätten zugeben ſollen , und ſie warfen fich zwiſchen fie. Dadurch befam Bil wenigſtens ſo viel Luft die Hände aus den Taſchen zu friegen und fich ſelber niederzududen. Zu gleicher Zeit nahm er
einen verzweifelten Anlauf gegen die Beine der ihn Umbrängenden es blieb ihm fein anderer Ausweg mehr als mit Gewalt durchzufoms men , und er wußte recht gut, daß jeder verſäumte Augenblic ſeine Gefahr nur immer noch vergrößeru mußte. Wie ein unter Waſſer Fortſchwim
niender hielt er dabei geraden Cours auf die Thür zu, obgleich er das Schlimmſte von den draußen flationirten Conſtablern fürchtete, er fonnte aber nicht anders, und vertraute jeßt nur ſeinem guten Glück. So wie
aber der Mate dieſe Bewegung des Flüchtlinge bemerkte , von der er
erfennen fonnte .
augenblidlich den richtigen Grund errieth, ſcrie er diefes dem Polizeis diener zu , und da er wohl merkte , daß der in dem Heidenlärm fein Wort verſtehen konnte , ſuchte er ihm die Abſicht ihres Opfers pan
Dieß Geſicht gehörte aber niemandem anderes ale unſeren alten Befannteu Bill , der, die Hände in den Taſchen und eine Cigarre im
feiten, denn init einer Hand mußte er ſich au Fenſter feſthalten, und
ber gerade darüber hängenden Lampe, die ihren Schatten hinunter warf,
Munde, eben am Gaus vorbeigeſchlendert war, als der Lärm innen fich erhob, und nun bloß einmal ſehen wollte was hier vorging. Faſt ohne daß er eß merfte, war er aber weiter und weiter in das Zimmer hinein: geſchoben, und der Kampf ſelber hatte im erſten Augenblid ſeine Neu:
tomimiſch begreiflich zu machen. Aber auch dieß hatte ſeine Schwierig tief bücken durfte er ſich audy nicht, ſonſt fonnte ihn Charice nicht ſehen . Durch dieſe gezwungene Stellung wurde er verurſacht die wunderlichſten
und entſeßlichſten Bewegungen zu machen , daß Charled ganz erſtaunt zu ihm hinüberſah, und gar nicht begreifen fonnte, was das alles eigent:
gierde ſo erregt, daß er wirklich an gar keine weitere Gefahr für ſeine
lich zu bedeuten habe.
eigene Perſon dachte. . Endlich , aber nur zufällig und nicht etwa aus
Das rettete Bill gerade in dieſem Augenblid glitt er wie eine Schlange, obgleich unbewußt, an den Beinen ſeines gefährlichſten Gega ners vorbei, der ſchon die Bandſchellen für ihn gefaßt hielt, und war im nächſten Moment auf der Straße - in Kingftreet, Ringſtreet hinauf in alle kleinen Quergaflen die er auftreiben fonnte , und ſpornſtreichs nad ſeinem Verſied zurüd, das er feſt entſchloſſen war, von jeßt an mit feinem Sdiritt wieder zu verlaſſen . Der Steuermann vom Boread wollte erſt gar nicht glauben , daß ihnen der Matroſe entgangen ſeyn konnte ; es war aber doch ro, und er tröſtete ſich zulegt damit, er habe ſich am Ende doch getäuſcht, und Bill rey das gar nicht geweſen. Es war auch gar nicht wahrſcheinlich, daß fich dieſer ſo öffentlich und allein herauswagen ſollte und doch hatte er ihm erſtaunlid ähnlid gefehen.
irgend einer Ahnung ihm drohenden Unheils, warf er den Blid einmal höher, fenfte ihn aber nicht wieder, denn er begegnete gerade in dieſem
Momente dem ſeines eigenen Steuermanns , der ihn ießt ſeinerſeits, ſobald er nur einmal das Auge ſehen konnte , ebenfalls erkannte und
einen Schrei ausſtieß, der halb in Ueberraſchung, halb in Freude ſeinen Urſprung hatte.
Den Schrei würde nun freilich der an der Thür poſtirte Charles nit gehört haben , aber die damit begleitete Bewegung entging ihm
nicht , und faſt unwillfürlich griff er ſchon in die Taſche, die eiſernen ,,darbys" heraudzuholen.
>
Bill war übrigens viel zu flug, nicht mit einem einzigen Blid ſeine
ganze Gefahr zu überſehen, denn er wußte recht gut, daß der Steuers mann hier in dieß Local nicht allein hereinkommen würde, ohne jeden: falls noch Hülfe, am Ende gar Polizei, bei ſich zu haben. Dabei hatte das Zimmer nur eine Thür, urid war die
.
( Fortſeßung folgt.)
und wie fonnte es anders
Miscellen.
ſeyn ? beſeßt, fo befand er ſich hier allerdings in einer Falle die ihn umſomehr ärgerte , ta ihn ſeine eigene fabelhafte Leichtſinnigkeit
Auſtraliides Volb. Die neueſten Nachrichten ( i. Shipping
hineingeführt.
Gaz. 6 April) melden aus Sydney vom 18 December : „ Gold fommt
Für den Augenblid ließ ſich noch baju gar nichts thun, ſeine Lage auch nur im Geringften zu verbeſſern er fonnte ſeine Hände nicht
in täglich wachſender Menge herein, und man berechnet jeßt die Jahres: einfuhr auf 8 Mill. Pid. Si. Soviel ich aus perſönlichem Verkehr mit Goldgräbern verſchiedener Art erfahren konnte , iſt die Arbeit fei: neswego ro entfeßlich wie man ſie dargeſtellt hat. 30 Melbourne Morning Beralt heißt e8 : Briefe langten geſtern von dem Polizeis Magiſtrat von Gippo-Land an, welche beſagen , daß die ganze Bergfette zwiſchen Sydney und Victoria, bekannt unter dem Namen der Schnees berge, auf einer Strede von mehr als 200 Meilen Gin Goldfeld feyes
einnial aus der Taſche friegen, ſo drängte das Volk um ihn her, denn
der Kampf nabte fich ſeinem Ende : Nelly hatte ſchon ein, Sally zwei blaue Augen , und die leßtere empfing gerade unter dem beifaligen Hurrahidret der Maſſe einen leßten entſcheidenden Edlag , der fie wie todt zu Boden warf. Nelly war ein fehr nervöſes Mädchen , d. h. fie hatte ausgezeichnete Nerven und Musfeln. Bill intereffirte fich aber nicht im mindeſten miehr für den Kampf, ſeine eigene Lage nahm ſeine Aufmerfſanfeit viel zu ſehr in Anſpruch, und raſch warf er den Blic umher, jede nur irgend günſige Gelegen: heit zu ſeinem Vortheil zu benußen.
Der Mate hatte indeffen mit Charles eine Art telegraphiſcher Depeſche unterhalten, worin er ihm bemerkbar machte, daß Einer der
31 der Die Chineſen über gerd wanité Menden. In Sißung der franzöſiſchen geographiſchen Geſellidhaft legte Ritter Paraven Abzeichnungen aus einer dinefidhen und japanefiſchen Encyklopädie vor, welche geſchwänzte Menſchen darſtellen . ( Bull, de la soc. de geogr . Januar. )
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Budhandlung. - Verantwortlicher Rebacteur Dr. Ed. Widenmann .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Ur. 90.
14 April 1852.
fteht darin einen Brunnen und ein Baffin auß weißem Marmor ; auch bie Mauern find mit Marmor und Malereien verziert, die
Etwas über Damascus. (Bulletin de la Soc, de Geogr. Jan.) Damadcu8 enthält etwa 180,000, nach andern ſogar 200,000
Waaren im Magazine ſind im Erbgeſchoß untergebracht, während
Einwohner, worunter 15,000 Katholiken, 5000 Schismatifer und 2000 Zuden. Die Straßen ſind im Allgemeinen eng, dimubig, frumm , ſchlecht oder gar nicht gepflaſtert, wie in der ganzen Türkei. Wenn es geregnet hat, find fte ſo fothig, daß man im
Die große Moſchee, ein prächtiges Gebäube, das ehemale eine Kirche zu St. Johannes bem Läufer geweſen ſeyn ſoll, iſt von Bazaren umgeben , nach denen zu die Thore fich öffnen, ſo
Gomus faft verſinkt, und die Einwohner bedienen fich auch in
ſolchen Fällen einer Art Stelzen, die aus einer hölzernen Sohle beſteht, die auf zwei über 6 3ou hohen Brettchen liegt.
Dieſe
Fußbekleibung dient auch im Innern bed fauſed ben Frauen, die ihre zarten Pantoffeln nicht auf die Erbe oder den falten Mars
mor ſeßen wollen . Es gibt indeß einige ſchöne Straßen, namentlich in dem türkiſchen Quartier, wofte breit gepflaſtert und
ziemlich reinlich ſind. Einige die mit Bäumen bepflanzt und mit Boutiken beſeßt find, mabnen an die Pariſer Boulevarbe. Im fränkiſchen Quartier iſt eine ſchöne, gleich unſern Trottoire mit Platten belegte Straße, eine Verſchönerung, welche die Francis kaner vor ihrem Kloſter anbrachten . Der Gouverneur erfannte zwar an, dieß fen ein ſehr ſchönes Beiſpiel für die Stadt, ftrafte aber die Patres um eine ſtarke Summe, da ſte ſich ein Recht angemaßt hätten, tad ihnen nicht zufomme . Eine Straße, die gerade Straße" genannt, durd;zieht die Stadt vom Oſtthore an von einem Ende zum andern ; die Häuſer find aus Badſteinen
bie Kaufleute ihre Zimmer in einer, im erſten Stod rund herums laufenden Galerie haben.
Daß man ſte von ferne ſehen kann, denn hineinzugeben iſt den Gjaurß durchaus unterſagt. Die Thore dieſer Moſchee, die in
einem von einem korinthiſchen Portico umgebenen Hofe liegt, find aus Bronze unb mit Bildern in Relief geſchmüdt. - Der untere Theil der Stadtmauern iſt alt und aus ungeheuren Stei. nen aufgeführt, der übrige Theil iſt neu und, wie die meiſten Häuſer, aus Lehm, der mit Stroh unb Steinen gemiſcht iſt, auf geführt. Dieſe Mauern fallen , wie alles andere in der Nähe des Dſtthoree, in Ruinen.
Der freibrief der oftindiſchen Compagnie. Der Board of Control und das Directorium. Gin Board of Control, d. h. eine Auffichtbehörbe, iſt an und für fich eine Einrichtung bed Mißtrauen . Dieſe Einrichs tung war allerbinge unerläßlich, ba bas Verfahren ber oſtinbis
ſchen Compagnie allzu tief in die politiſchen Verhältniſſe des
oder aus Holz mit Lehm beworfen , und hier und da mit Kalk
Landes eingreifen fonnte, ſobald aber die Aufſichtebehörde etwas
angeſtrichen ; ffe haben ein elended Anſehen, im Innern aber
anders beabſichtigte, als eine allgemeine Verſtändigung über den
herrſcht ein lurus, über den man erſtaunt; nur im türkiſchen
einzuhaltenden Gang der Regierung konnten die Zerwürfniſſe un
Quartier finden fich Häuſer aue Stein mit rothen und weißen
möglich auébleiben .
Streifen gemalt . Dic Bazars von Damascus ſind ſehr ſchön, obgleich file meiner Anficht nach denen von Konſtantinopel nachſtehen ; e8
Das Controlbureau famen, oft genug „im Reim zerbrückt wurs
find lange überwölbte Straßen zwiſchen zwei Reihen von Boutiken. Alles was darin ſchön zu nennen, wird aus Europa bezogen : die ſchönen mit Golb brochirten Seibenzeuge kommen aus Lyon,
die Mouſſeline, Perfale , Tücher u. dgl. aus der Schweiz, Franfs reich, England 2c. Auch bringen die Karawanen aus Baſſora und Bagbab noch Waaren herbei, für welche Damaecuß aber nur noch als Entrepot bient ; die Induſtrie in der Stadt iſt faſt nud : man fabricirt viele Seidenzeuge , fte find aber roh gear. beitet ; von ben Damascenerklingen iſt ſeit langer Zeit keine Prebe mehr.
Im Bazar findet ſich einer der ſchönſten Hane im ganzen Drient ; es iſt dieß ein ungeheures rundes Gebäude, beſſen Ges wölbe aus mehrern von Säulen geſtüßten Kuppeln beſteht. Man
Der Vorwurf iſt nicht au&geblieben, daß Die von dem Directorium berathenen Maaßregeln, ſobalb fte an
ben, meiſt aus feinem andern Denkbaren Gründe, als weil fle nicht auf dem Controlbureau ſelbſt entſtanden, wo doch keine mit den Localverhältniſſen Indiens praktiſch befannten Männer find, welche ſolche Maaßregeln vor dlagen und ausführen könnten, während die freinliche Eiferſucht, von der die Bureaukratie Engs lanbe angeſteckt iſt, ein unüberſteigliches Hinderniß gegen alle praftiſden ober nüßlidhen Maaßregeln bilbet. "
Go lautet der
Tabel gegen das Controlbureau, den wir nur anführen, um zu zeigen, daß die heftigſten Ausfälle gegen einander nicht fehlten, wenn fte auch nur ſelten in den Journalen vortreten, da ber officielle Anſtand dieſe Brößen zudedte, und man die ſchwarze Wäſche en famille waſchen wollte. Der legte öffentliche Auss bruch des zwiſchen Controlbureau und Directorium gåhrenden Mißs
vergnügens war die von uns idon erwähnte Zurüdberufung des
358
oooon
Lorb Edenborough, bie andern Mifverftändniſſe wurden im Stiden abgemacht. Unvermeidlich war aber, daß durch das Hin- und
mit Engländern eine Menge junger Hindus zum Chriſtenthum übertreten werden, wenn die Furcht vor der Enterbung ſte nicht
Herparlamentiren über wichtige Maaßregeln in die ganze Ver.
mehr abhält.
waltung etwas ſchleppendes fam, und daß immer ein Theil die Verantwortlichkeit auf den andern warf. Gin ſolcher Zuſtand
rung auf dieſem Beſchluß berharrt, die Braminen durch ganz
der Dinge muß aufhören , barüber iſt faſt jedermann einig, was aber an deſſen Stelle treten ſoll, das iſt eine ganz andere Frage.
Interdict auêſprechen , und die Steuerzahlung verbieten, eine Dro. hung, die den gewaltigen Aurengfib von mehreren Maaßregeln
Die engliſchen Blätter, mit Aufnahme der ſpeciell den indiſchen
zurückgehalten haben ſoll, und an einzelnen Orten auch in neuerer
Verhältniſſen gewidmeten, ſprechen fich über dieſe legteren auffallend ſelten aus, und ſelbſt den geſchniegelten Artikeln der
Seit mit Olüd in Anwendung gebracht wurde. In einem ſolchen Falle wäre, wie dieß ſchon mehrmals vorgefommen , ein Bund,
Es ſoll fich darum handeln , daß, wenn die Regie
Indien, ſo weit irgend ihre Macht und Einfluß reid en, eine Art
Limes, benen man Sachkenntniß in feiner Weiſe abſprechen
Der Braminen mit den Moblems eine höchſt wahrſcheinliche Sache,
fann, ſteht man an, daß fte zwar einzelne hervortretende Miß-
und Englanbe Herrſchaft in Inbien hienge an einem Haar.
ftande, wie neuerlich den Fall von Verkauf officieller Papiere zum Nachtheil von ftreitenden Parteien, ſcharf hervorheben , aber
man auch hievon halten mag, ſo viel iſt deutlich, daß es ſich bier
auf das Ganze fich nicht einlaſſen wollen . Der Grund hieron ift leicht einzuſehen : es kommen zu wichtige, in den Beftand der engliſchen Herrſchaft eingreifende Fras gen zur Sprache, als daß man fle, was man ſagt, an die große
Regierung gegen die religiöſen Meinungen ihrer indiſchen Unters thanen handelt. Die alten Inbier" find in dieſem Punfte bis
Glode hängen möchte. Selbſt die fich ausſchließlich mit den in. diſchen Verhältniſſen beſchäftigenden Zeitſchriften , z. B. die Indian
Newe, halten fich bei ſolchen Fragen oft in allgemeinen Sägen, die von den Unterrichteten wohl verſtanden , von der Mehrzahl der Leſer aber nicht in ihrem ganzen Umfang begriffen werden . Go ſagt unter anberm die genannte Zeitſchrift (vom 5 October 1850) : ,die oſtindiſche Compagnie hat von einer genauen Unterſuchung der indiſchen Angelegenheiten nichts zu fürchten , denn - file iſt nicht verantwortlich. Das Verdienſt und der Tabel aler in neuerer Zeit in Bezug auf Indien ergriffenen Maaß.
um ten ſehr zarten Punft über das Verhalten der angloindiſchen zur Aengſtlichkeit vorſichtig, die neue Generation und namentlich die ohne die nöthige Vorkenntniß nady Indien kommenden Genes ralgouverneure find nur zu ſehr geneigt, die Sache etwas auf die leichte Achſel zu nehmen.
Db nicht die einen zu ängſtlid), die
andern zu leichtſinnig find , fann freilich der ferner ſtehende nicht entſcheiden, da ja die Engländer ſelbſt über dieſen Punft burda aus von einander abweichen. Indeß laſſen einige Leußerungen
Künſten' bee. Friedeng fortſchreiten zu laſſen , haben fte unnöthige Kriege hervorgerufen , mit denen Indien nicht zu thun hatte ; fie
Lord Glenboroughe , dem man eine ziemlich genaue Kenntniß der indiſchen Verhältniſſe zuſchreiben fann, vermuthen , daß auch er nicht ganz ohne Beſorgniſſe ift. Wir haben alſo ſchon zwei Punkte, die auswärtige Politik und die Behandlung der indiſchen Religionsverhältniſſe, norin fich ein entſchiedener Zwieſpalt zeigt, und mit legterem hängt ein Dritter zuſammen, die Anſiedlung der Europäer, welche die Com pagnie grundſäßlich anfangs hinderte, dann wenigſtens erſchwerte,
haben verſchroenteriich die Hülfemittel del Landes aulgegeben, und
in der richtigen Erfenntniß , daß mit einer zahlreichen europäis
die Verbeſſerungen vernachläſſigt, bie man zu erwarten berechtigt
fchen Einwohnerſchaft eine Umwandlung der Regierungererhälts niſſe und ein von der Regierung unabhängiger europäiſcher Eins fluß auf die Gingebornen unvermeiblich icy. Zu allen Schwierig
-
regeln fällt den Miniſtern der Krone zu. Statt das Land in den
war, und deren Beförderung unſere Pflicht wie unſer Intereſſe
geweſen wäre." . Das heißt aus der Allgemeinheit ins Specielle überſegt: die Compagnie hat den afghaniſchen Krieg und ſeine Folgen, die Kriege gegen Sind, Gwalior und das Pendichab nicht berſduibet, unb bie Ausgaben derſelben haben die Finanzen
feiten, welche die Regierung eines in Sitten, Sprache und Lebenen anſichten gänzlich verſchiedenen Volfes ſchon an und für fich ſelbſt bietet, fäme dadurch nur noch eine Schwierigkeit weiter, und zwar
der Compagnie ſo herunter gebracht, daß die nöthige Anlegung
feine geringe. Wie aber die öffentliche Meinung in England
von Kanälen und Straßen nicht durchgeführt werden konnte.
der Gompagnie das Monopol des Şandeld und dann den ganzen Handel allmählich entriß, ſo find auch ſchon die erſten Soranfen einer europäiſchen Anfieblung längſt niedergebrochen , und mit
Ferner : ,,und dieſe ſowohl poſitiven als negativen Nachtheile gehen nicht unbeachtet vorüber .
Faſt jeder biplomatiſche Beamte, ber
au& Indien zurüdfeyrt, erklärt ſeine Ueberzeugung, daß jeßt mehr Unzufriedenheit und Mißvergnügen durch ganz Indien gegen
dem Aufhören der politiſchen Gewalt der Compagnie müſſen
unſere Regierung vorherride, ale je vorher, und brückt ſeine Anſicht aus , daß es, wenn die neulich ergriffene Politif verfolgt und die beſchloſſenen Maaßregeln, welche gegen das Recht De Volf 8 verſtoßen , durchgeführt werden, mehr als wahrſcheinlich iſt, daß
auch die legten fallen . Ob aber die Compagnie nicht mit Aufe führung dieſer Schranken, von ihrem Geſichtêpunft aus, eben ſo Necht hatte, wie in Bezug auf die Eröffnung des chineſiſchen Handels, die auch in wenig Jahren einen Krieg herbeiführte, das muß die Zeit lehren . Die Reibungen auch über dieſen Punft
eine allgemeine und umfaſſende Revolution auébricht, der die
zwiſchen Directorium und Controlbureau ſollen nicht gering ges
eingeborne Armee eher fich anſchließt, ale widerſeßt." Wir haben
weſen ſeyn .
die Worte „Rechte des Volfg“ beſonders herausgehoben, weil ſie auf einen ganz ſeltſamen Umſtanb hindeuten . Die Regierungen
ſelte berechtigt ſeyn, alle Briefe bon und nach Indien , mit Aus
Nach der Acte, die das Controlbureau gründete, ſollte das.
nicht mehr Enterbung und ähnliche Strafen nach ſich ziehen
nahme der rein faufmänniſchen, einzuſehen, die Depeſchen nad Indien , wie es ſoldes geeignet finden werde, zu ändern und zu
dürfe, hat die ganze Braminenwelt in Aufregung gebracht, da ſie wohl wiſſen, daß in den größern Städten unter der Berührung
fte der Einſicht der Directoren vorzulegen, nach Indien zu ſenden .“
verordnung, daß der Uebertritt junger Hindus zum Chriſtenthum
verbeſſern, und ſelbſt in dringenden Fällen Directe Befehle, ohne Die Stellung, die man dadurch den Directoren bereitete, mar
1 Das iſt eine notoriſche Sache: Sir John G. Hobhouſe, jept ford Broughton, Präfident des Board of Control, ſtellte den Befehl zum Bes
ginn des Kriege aus, trop des Widerſpruchs fåmmilidher Directoren, mit Ausnahme von zweien .
bemüthigend; io abgeidhmadt auch die Wahl derſelben burde die
Befißer der oſtindiſchen Stods iſt, und ſo mandje ſich darunter finden, welche ihre Stellung nur dazu benußen, das ihnen zur
nosos
ftehenbe Ornennungerecht zu öffentlichen Aemtern
359
zu ihrem
Anbau anhalten , aber fich ihre Steuern in einem beliebigen
und ihrer Familie Vortheil zu verwenden, ſo läßt fich doch auch auf der andern Seite nicht läugnen, daß eine gewiſſe Anzahl
Product zahlen Taffen , bad ſte vortheilhaft zu verkaufen hoffte ; fie fonnte ihre Diener nach Maaßgabe ihrer wirklichen oder vere
der Directoren aud Männern beſteht, melche einen großen Sheil ihres Lebens in Indien zugebracht haben, und durch ihre Erfah. rungen befähigt find, ein Urtheil über inbiſche Verhältniſſe aba zu geben, was bei dem Präfibenten del Controlbureau's idon
meintlichen Dienſtleiſtungen belohnen , in derſelben Art, wie bieß ein große8 Hanbeldhaus thut, aber von dem Augenblick an, wo der Handel aufhörte, war dieß Verhältniß von Grund auß umé geändert, und die Grundſäße eines Regierungeſyſtems mußten
wegen des häufigen Wechſels, bem ba8 Amt ausgelegt iſt, und noch weniger bei ſeinen Unterbeamten der Fall ift. Streit ift alſo unvermeidlich, und wäre es nur immer der Präſident des Controlbureau'ß, ſo möchte die Sache angehen, aber bei der häufis gen Unerfahrenheit desſelben fällt die Entſcheidung factiſch ſeinen Secretären zu , die das Gewicht ibres Einfluſſes die Directoren fühlen laſſen. Manche von dieſen, rrelche ihre Ernennung bloß ihren Verbindungen und dem Umſtand verbanfen , daß fie 2000 Pfb. oftinbiſcher Stods befißen , find allerdinge nie in Indien geweſen , und beſtehen aus Banfiere, alten Schiff@capitänen und
Atvocaten , denen ihre Stellung bloß eine Geſchäftſache ift ; hier iſt die entſcheidende Stimme der Regierung unerläßlich, aber dieſe entſcheidende Stimme macht fich dann auch gegen diejenigen
Directoren geltend, welche etwas mehr von der Sache verſtehen. Die Verwaltung Inbiens, ſo weit fte in England betrieben
wird, iſt ſo ſchreibſelig geworden, daß fie feine unſerer Continens talverwaltungen zu beneiden braucht. Die Correſpondenz iſt uner. meßlich ; ſelbſt unbedeutende Sachen, wie die Bitte eine euros päiſchen Beamten um Urlaub auf einen Monat, muß in dem
indiſchen Rath, der in Indien ſelbſt ſeinen Sig hat, entſchieben werden , und von allen dieſen Berathungen aus allen drei Präfte
dentſchaften gehen die Berichte an den Rath der Directoren und an das Controlbureau. Sämmtlichen Verwaltungezweigen in Indien entſprechen abnliche in dieſen beiden Collegien, ſo daß man ftatt Giner Regierung eigentlich trei hat. Der Rath der Directoren felbft zerfält in drei Hauptcommittees : erſten8 in das
an die Stelle der Handeldgeſchäfte treten.
Allerdings gibt es
auch hier noch Veranlaſſung, von dem Syſtem ber regelmäßigen
Beſoldung abzuweichen, und billigerweiſe ſollte man annehmen, baß die Directoren die Dienſte ihrer Diener am beſten zu beure theilen wüßten und in beſondern Fällen beſondere Belohnungen
austheilen würden ; das geſchah auch, es find aber Fälle vor. gefommen, wo die Directoren fich dann mit dem Controlbureau nicht einigen fonnten und der Streit Jahrelang zum großen Nachtheil der Betheiligten dauerte. Ginen faſt brolligen Beweis ber commerciellen Entſtehungs art ber angloindiſchen Regierung iſt der Umſtand, daß die Vers
waltung des indiſchen Militärweſens in England in einem Secre. tär und einem halben Duzend Schreiber beſteht, von denen feis ner je gebient bat, und die zuſammen höchſtens eine Super reviſton der Ausgaben einer Armee audüben fönnen , die aus 46
Reiterregimentern, 27 Bataillonen und Brigaden fußgehender und reitender Artillerie und 188 Infanterieregimentern befteht,
zuſammen im Frieden über 250,000 Mann mit 10,000 europäis ſchen Golbaten und 6600 Dfficieren . Die natürliche Folge iſt, daß man im Rathe der Directoren von der mächtigen angloin.
diſchen Armee, die perſönlichen Erfabrungen einzelner Mitglie der abgerechnet, nichts weiß, und daß alles bieß in Indien ſelbſt entidieben wird . Das mag nicht übel ſeyn, nur ſieht man dann
aber nicht ab, weßhalb die Civilangelegenheiten ſo bis ins Klein liche nach England berichtet werden. (Schluß folgt.)
für militäriſche und politiſche Angelegenheiten, zweitens in das
Mariette's Entdeckungen in Aegypten.
für Finanzen und Verwaltung und dritten in das für Gerichte. weſen und Geſeßgebung. Erwägt man , daß nur die Minderzahl der Directoren – Lord Ellenborough ſagt geradezu , nur vier genaue Kenntniß der indiſchen Verhältniſſe hat, und daß der Vorſtand des Directoriums, der die eigentliche Laft der Geſchäfte, beſonders
(Aus einem Schreiben von Jomard am 4 Januar 1852. Bull. de la Société, de geogr. Januar.)
Grft vor einigen Tagen konnte ich einen Ausflug nach Abufir machen, um Hrn. Mariette aufzuſuchen ; er hat ſich ganz in der Wüſte angeftebelt, und hier ein Häuschen aus rohen Bacfteinen aufgeführt, um
zu tragen hat, alle Jahre wechſelt, ſo iſt gar nicht anders möge lich, als daß er fich um Rath an die im Amte bleibenden Secres
bola
ten zu überwachen , die im Augenblic auf Befehl des Vicefönigs ſuſpens dirt find , und deren Ergebniſſe, ohne eine folche Aufmerkſainfeit von
täre wendet, gerade wie der Präfident des Board of Control
ſeiner Seite , durch die Araber geſtohlen werden würden. Ein großer
an die reinigen, und daß im weſentlidhen dieſe, bie gar feiner
fe'e Prophezeihung im 3ahre 1783, baß bieſe Einrichtung nur
Theil der wichtigſten Denkmale iſt noch mit Sand bebedt , fo fann fie wenigſtens niemand fortnehmen , und es iſt zu hoffen , daß die Unters handlungen mit dem Vicefönig dahin führen werden , daß er mit dem Fund den Franzoſen ein Geſchenk macht. Sie haben vermuthlid bie
Verſchleppung der Geſchäfte, Sögerungen aller Art und endlich
Entbeđung der pharaoniſchen Souterrains erfahren , wo 28 ungeheure
Verwirrung zur Folge haben werde, hat fich vollkommen be ftätigt.
wie man ſagt meiſtens von Hieroglyphen entblößte Sarkophage, die Grabftätten verſchiedener heiliger Ddfen, fich fanden . Dieſe prachtigen Souterrains ſollen von Cambyſes beſchädigt, feitdem aber von niemand
Dieſe ganze Maſchinerie, welche allenfalls einen Sinn hatte, To lange die Compagnie noch Handel trieb, warb, ſobald die Acte
beſucht worden ſeyn. Mariette fennt aud noch andere , wahrſcheinlich ptolomaiſche, und erwartet nur die Erlaubniß des Vicefónigo, um ſeine
vom 3. 1833 den andel der Compagnie verbot, nicht nur völlig
Arbeiten wieder zu beginnen .
Verantwortlichkeit außgeſegt find, und meiſt nur eine Schreibs ſtubenlaufbahn durchgemadhit haben, die Regierung führen. Burs
nußloe, ſondern poſitiv hädlich.
Früher ſtand der Handel mit
Den Finanzen der Compagnie in der engſten Verbindung: fte
Aus dem Matroſenleben .
fonnte als Regierung ihre Unterthanen zu dieſem ober jenem
6. Sydney im Dunkeln.
1 Man Tchlägt ben jährlichen Werth eines ſolchen Ernennungsrechts auf 10 bis 15,000 pf. an ; 18 wird meiſt ju Gunſten von Verwandten und Freunden ausgeübt. Der Präſident des Controlbureau's hat eine doppelte Portion „ Patronage“, wie man ſich ausdrüdt, und gebrancht dieß Recht zum eigenen, wie zum Vortheil der Regierungspartei , der er angehört .
( Fortſeßung .)
Von hier aus gingen ſie noch einmal in das, Shafeſpeare Saus
zurüd. Hier ſchien indeſſen alles in vollem Gang ; das Theater war gerade aus , und zu den jeßt vereinigten Tönen des Claviers und der
360
Soon
die wunderbarerweiſe zuſammenſtimmten , drehten fich die flüchtigen und mitunter auch ſehr graciöſen Paare in Duadrillen und
Flaſche böß zugeſprochen zu haben ſchien , denn er fonnte die fleinen didgeſchwollenen Augen nicht mehr wffen halten, und ídlief im Stehen.
Contratánzen. Alle Sophas waren befeßt, alle Stühle und Tiſche ſaßen vol Menſchen beiderlei Geſchlechte, und eine ungeheure Quantität von
Frauen und Mädchen , zwei nod jung , dem Anſchein nach wenigſtens
Brandy und Portwein wurde verzehrt. Shafeſpeare ſah dabei noch mit demſelben nichtsſagenden Geſicht auf die bunten Gruppen nieder und
denn das wüſte Leben altert vor der Zeit , die anderen aber ſchon über
Violine
Hamlet war noch immer am Sdub. Für ihren Zwed fanden ſie aber nichto weber hier noch nebenan, und verließen bald darauf Pittſtreet, um zuerſt einmal ein Stück in Georgeſtreet hinaufzugehen, wo ſie ein beſon, dered Haus an der Gde von George- und Kingftreet im Auge hatten . 68 war dieß ebenfalls ein Schenthaus, aber zugleid mit einer Art
Abendunterhaltung; durch die Schenkſtube gingen fie durch und ein paar
Die ſcheußlichfte aber auch intereſſantefte Gruppe beſtand aus fünf nicht mehr als zwanzig bis einundzwanzig Jahr, und vielleicht nod jünger, die dreißig hinaus, mit widerlidhen, id mußigen, geld wollenen Gefichte: zügen, und alle betrunfen. Den ungemiſchten Brandy goſſen ſie in die
ausgebrannten Rohlen, und lachten und ſchrieen ſich die rohften, wüfteſten Sachen zu . Es hörte aber ſchon feine niehr was die andere ſprac. Abgeſundert von allen übrigen fand ein einzelnes Mädchen , viels leicht achtzehn Jahre alt – das Haar hing ihr wild um die Sohláfe,
Stufen hinauf in ein anderes , faalartiges Zimmer , ſehr einfach mit hölzernen Bánfen und Tiſden meublirt, und im Hintergrund mit einer Art ſchmaler Bühne, in deſſen einer Ede ein Clavier traurig auf drei
die Schminfe war ihr zum Theil von den Wangen gelaufen und die an Stirn und Schlafen bleiche ſchmußige Haut ſah darunter vor
Beinen ſtand und von einem jungen Virtuoſen in einem abgetragenen blauen Frad „beſchlagen“ wurde. Dieſe muſifaliſche Abendunterhaltung
nene Blut flebte dort noch an mehrern Stellen ; das Zeug hing ihr
war aber nicht zum Tanz eingerichtet, ſondern hatte einen höheren, geiſtigen Zwed , der fich ihnen bald offenbaren ſollte. Auf die Bühne
trat eine Geftalt in einem Charakteranzug , für die Perſon aber jeden: falle höchſt paſſend gewählt. Sie war in einen zerriſſenen frad , an dem bedenklichften Theil ſtark beſchädigte Beinkleider und einen eins gedructen Hut nebſt ſchiefgetretenen Schuhen gefleidet , und ſang ein
fomiſdhet, ſehr langes und ſehr unanſtändiges Lied, das bei dem Publi cum den unbegränzteſten Beifall fand. Dieſes beſtand zur einen Hälfte
the liederliden Dirnen, die wie in all den anderen derartigen Häuſern hier:
herfanien , ihre Cigarre zu rauchen, ihren Brandy zu trinfen und Befantn ſchaften anzufnüpfen. Es waren widerlidhe, freche, efelerregende Geſchöpfe.
Auch hier fanden ſie feinen ihrer Leute, gerade aber als ſie wieder
trug fie dabei Zeichen eines fürzlich beſtandenen Kampfe8 , dag geroni ' unordentlich und zerriſſen am Körper, an der linken Seite war es ihr vollfommen aufgeſchlißt und eine volle weiße Bruſt quoll hindurch. Mit der linfen Hand hielt ſie aber ein halb mit Brandy gefülltes Glas – Fie hatte idon einen Theil deoſelben getrunken und ſang ießt mit leiſer wunderbar melodiſcher Stimme eines jener ſo zum Herzen ſprechenden iriſden Volfólieder
-
„ oh no , we never mention ber.“
Reiner
hörte aber auf fie, der Wirth [clief, die anderen Weiber hatten zu viel mit fich ſelber zu thun , und die Singende ſchien ihrer auch wenig zu
achten. In wilder heftiger Tonart hatte ſie das Lied begonnen , wie fie ihre Stimme wurde weicher und weider, und vor ihr auſzutauchen bei den leßten Worten „ if he has loved , as I have loved , he never
can forget“ – ließ fie auf einmal das Glas fallen , warf fich auf die ihr nächſte Bank nieder , barg das Geſicht in den Händen und
aus der Thür auf die Straße traten , rannte in ziemlicher Eile ein
ſchluchzte laut.
junger Burſch gegen den Mate des „ Phönir“ an und wollte eben mit
„ Nine pence für das Olas, sixpence für den Brandy", ſagte der Wirth noch halb im Schlaf macht ein Schilling drei Pence wer war das ?" fuhr er dann aber plaßlich in die Höh und blinzte unter den kurzen borſtigen Augenliedern ſchläfrig vor. Die beiden Männer ſchlugen im Ofel die Thür hinter fich zu, und erreichten bald tarauf den beſtimmten Verſammlungeort , wo ſie bie übrigen ſchon ihrer harrend fanden . Vom Boreas war ein Franzoſe unten am Waſſer eingefangen, von dem Phönir noch ein anderer , und drei Matroſen von einem ſchon länger eingelaufenen Walfiſdfånger. Man hatte aber ſonſt nußlos all die Plage durch flobert , wo den Polizeileuten , wie fie ſagten , gewiſſe Kunde zugegangen war, daß fie heimlich verſteckte Matroſen finden ſollten. Wie fie meinten, war aber der auf ihren Fang gereßte Preis noch nicht hoch genug , denn fie fönnten nicht anderð hinter ihre Schlupfwinkel kommen , als wenn fie die Leute, die ſie verſtedt hielten , beftaden, ihnen felbſt ihren Zufluchtsort anzuzeigen. Doch foſtete das auch wieder viel Geld, und wollten die Capitáne nicht mehr anwenden, ſo ſollten ſie nur noch rein bißchen Geduld “ haben , mit der Zeit hofften fie ſchon alle
einer Entſchuldigung auéweichen, als dieſer ſein Geſicht zu ſehen befam und raſch zugriff
„Hallo Smith“, rief er dabei aus , „ich bin 'verdainmt froh dich hier ſo zufällig zu finden ; habe ſchon einen langen Spaziergang dir zu
lieb gemacht. Hr. Charles, ich möchte Sie einmal um ihre Handſchellen bemühen . Charles wat raſch damit bei der Hand , der arme Teufel von Matroſe aber, der hier ſo plößlich dem Feind gerade in den Raden gerennt war , wollte wenigſtens noch einen leßten Verſuch machen zu entwiſchen , und fich auf ſeine ſchnellen Beine verlaſſend , riß er ſich rard von dem Mate, der daran gar nicht mehr dachte, los, und ſprang Kingftreet hinauf. Die Straße war aber hier hell erleuchtet und an den Oden von King- und Rentftreet ftand ein wahres Neft von Cons ftablern. Der Alarmſchrei wurde gegeben, die Straße war augenblidlich
beſeßt, und fünf Minuten ſpäter befand ſich Smith in den Händen und Handſchellen der Polizeidieners Charles von der Sydney Waſſerpolizei. Gs war indeſſen idon ziemlich ſpät geworden und Charles ging mit ſeinem Gefangenen zu ſeiner Station hinunter, die beiden Steuers leute wollten aber erſt noch einmal zu dem beſprochenen Sammelplaß hinauf, wo ſie weiteres von den übrigen Dienern der Gerechtigkeit und ihren eigenen Cameraben über den Verlauf und das „Glüd“ des Abends M
hören ſollten .
Dicht vorher, ehe fie das in Pittſtreet ihnen bezeichnete Haus er: reichten , und oben zwiſden Druitt und Bathurſtſtreet, famen die Beiden an einem fleinen niedern Schenthaus, vorbei , wo ſie ebenfallo Lárm hörten . Die Thür ſtand offen und ſte traten ein . Gs war eines der gewöhnlichen Branntweinhauſer geringerer Glafie, und es ſchien an dieſem Abend ſchon wild hier hergegangen zu ſeyn .
Gine Marie Gläſer fanden ungeſpült mit Löffeln und Zuderſaß auf dem Schenktiſ andere lagen zerbrochen auf der Erde, unter einem der Tiſche lag ein trunkenes menſchliches Weſen, daß weibliche Kleidung trug , auf dem anderen Tiſch lehnte mit dem Kopf ein Mann und Idhnarchte ſchwer. Hinter der Bar ſtand der Wirth , der auch der
Verlag der 3. G. Gotta'ſden Budhandlung.
!
wieder zu bekommen.
Mit der Zeit — dad fonnte aber noch vier bis ſechs Wochen dauern, -
und ſie wußten recht gut , daß die Schiffe dann das zehnfache an uns foften haben würden , fie bezwedten aber auch damit was ſie wollten. Die Capitáne waren gezwungen höhere Belohnungen auf den Ginfang der weggelaufenen Leute zu reßen.
A18 fie auf ihre Schiffe zurüdfehrten , mochte es idon ein Uhr Morgens ſeyn , und die Straßen waren fil und ode. Ginzelne Cons ftabler gingen langſam auf und ab, und ihre Schritte hallten von den 1
hohen Gebäuden wieder, und nur unten nach dem Waſſer zu zeigte fiche noch der helle Schimmer weiblicher Kleidungsſtücke. Es waren zwei Frauen , die betrunken auf einem Haufen dort gebrochener Steine lagen
und ihren Nauſch ausſchliefen . Da fie feinen Lärmen mehr machten, ließen ſie die Conſtabler ruhig liegen. ( Fortſeßung folgt.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen ma n n.
Das Auslan d. 1: 1
.
1
::
i ...
.
Ein Tagblatt für .
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Pölker. 1 .
nr. 91
15 April 1852
Die Fortſchritte Kiews. 1 Die Kaiſerin Katharina II beſtätigte während ihres Aufents halie in Kiew , im Jahr 1787 einen neuen Bauplan für dieſe Stabt. Seit dieſer Zeit bat Kiew nach all den Verbeerungen,
Geſchmad und Kunſt... Stolz und prächtig fließt der Dniepr vor, bei und erhöht noch bao Sauberiſche bed Anblice. Mit Einem Wort:, alles hat ſich verwandelt, und Rier iſt eine ganz neue Stadt, in der nur noch die Denkmäler und Ueberlieferungen des Alterthum & erhalten find .
die es von den Sataren und litthauiſchen Fürſten erlitten, ſein
ganzes Ausjeben verändert. Seit eß im 3. 1797 zur Gouvernes
Die Contracte haben ihre Namen , von den zahlreich auf dens
Jahr, und zugleich fing auch die Stadt an ſich mit neuen Häu .
felben abgeſchloſſenen Verträgen. Zur Zeit der Contracte fom . men nach Kiew die Gutsbeftger aus den Gouverrements Riew,
fern zu ſchmüden , namentlich auf der leeren Strede von Petichers
Pobolien , Wolhynten, Sichernigow und Boltama zuſammen ; mer
menteftabt gemacht wurde, ftieg die Einwohnerzahl von Jahr zu
(bem Höhlenfloſter) nach Dein Plaße von Krejchtigatif zu. Die im Jahr 1797 aus der Stadt Dubno nach Kiew verlegte Cons
ein Gut verkaufen oder ein Dorf pachten will, der kann .Den Handel hier abidhließen.
Die große Anzahl Gutebefißer, die bier
ſo nennt man bekanntlich dieſe mit Märften verbuns denen Zuſammenfünfte ber Lanbbeſiger in allen Theilen del alten , Polens - trugen mit dazu bei, den innern Ausbau der
zuſammenſtrömt, macht, daß auch eine mächtige Zahl von Rauf.
Stabt zu fördern . Nach dem furchtbaren Branbe von 1811, welcher faſt alle alten Häuſer und Kirchen zerſtörte, wurde für
alles mögliche neue ſehen .
tracte
Kiewo- Pobol ein neuer Plan entworfen, und im Jahr 1832 war Podol bereits der beſte Theil der Stadt ;; in keinem Theile der felben blühten Gewerbe und Handel ſo ichnell auf, wie im Pobol. .. Die Zeit der Contracte war ftets die beſte für die Gewerbs thätigfeit und den Wandeléverfehr . Gegenwärtig iſt Gewerb8 . thätigkeit und : Hanbel aus Kiemo Pobol hauptſächlich nach dem
Kreichtſchatif genannten Theile der Stabt übergegangen , und Leştere iſt jest ber dönfte Bezirf geworben. Riew im allgemeinen bat fidh feit Dem 3. 1834 nad der
..
erften Durchreiſe des Raijere, der ſeinen mächtigen Blick auf dieſe Stabt als das Heiligthum Rußlande und deſſen alte Haupts flabt warf, merklich gehoben. Wichtige Inſtitute folgten einander raſch : im 3. 1838 wurde die Univerſität eröffnet, im 3. 1839 eins zweites Gouvernements -Gymnaſium , im J, 1642 ein adeliches Fräuleininftitut, im 3. 1851 ein Sabettencorpo ; zugleich wird 1
die prächtige Hängebrücke über den Dniepr gebaut, und die foloſ. fale Vefte fchmüdt fich mit ſchönen Gebäuden . Im Rreldtſchatit
bat: man angefangen prächtige Häuſer aufzuführen , im Frühjahr
leuten, Kandwerkern, Künſtlern , Romöbianten und Taſchenſpielern zuſammenkommt. : Zur Zeit , der Contracte fann mán.in : Riem Da der Haupttummelplaß der Contractzeit im Pobol iſt, ſo will ich einiges über die Lage dieſes Stadttheils mittheilen.
Podol hat ſeinen Namen erhalten ! von ſeiner Lage im untern Theil der Stadt, am Fuße der Berge nach dem Dniepr bin. Nähert man ſich Kiew von der linken ( ruſſiſchen) Seite des Dniepro, ſo ſieht man ſchon aus einer Entfernung von 20 Wers ſten den hohen Glodenthurm des Laurafloſters . Nach Maaßgabe a18 man ſich nähert, zeigen fich dann bie feftung gebäube unb die Kirchen in der um bas ohlenflofter fich ſchließenben . Citas delle. Eine halbe Werft vom Dnieprufer unten erblidt man rechte bas Panorama ' von Pobol mit ſeinen ſchönen Gebäuden
und ſeiner Menge von Kirchen , die wie im Dniepr verſunken
ſcheinen . Die Landzugänge zum Pobol, beren fieben find, laſſen manches zu wünſchen übrig , da felbft die welche für die beſten
gelten, vom Höhlenflofter und von Alt - Riem Herab, unbequem und fteil find, trop dem , daß man von Seite der Regierung einigemal Maaßregeln zur Verbeſſerung ergriffen hat; der von Alt-Kiem herab gilt für den älteſten , aber er iſt geradezu ges fährlich. Um Abhang nach dem Pobol herunter: erhebt fich lins fer Hand ein Berg, der im Alterthum Usbychalniza bieß, und .
iſt der Bau eines Iheaters im Plane, , furg Riew muß bei der
*
fortbauernben Aufmerkſamkeit und Vorſorge der Regierung balb in einer Reihe mit den dönſten Städten Rußlande ſtehen. In allem erfennt man die Beränderung. Statt der hölzernen
Häuschen fteben ießt fteinerne brei- bis vierſtodige Gebäude ba ; ftatt der frummen , engen, dumpfen Gäßchen führen breite Stras
Ben mit Trottoirs binburd , ftatt der mit Steppenfräutern und Neffeln bewachſenen Berge fteht man die ſchon mit Rajen.be legten und mit Pappeln bepflanzten 1 Walle.3n allem zeigt fich
an deſſen Fuße biß zu den Seiten des Betman Chmielnizfi Das Jeſuitengebäube fich befand. Der alte Neftor berichtet, daß der Sheil von Riewo- Pobol, der hart am Ufer des Dniepr lag, im Alterthum einer der volfreichften Stadttheile war. i 9!
dol heißt die Niederung, das Thal. 2 Dieſer war einer der erſten und bedeuteudften, welcher den Auf: Aland der Roſalen gegen die polniſchen Herrn (pani) und gegen die katho lifoe Geiſtlichkeit leiteten . A. d. R.
r
Aus der Nordirden Biene vom 21.Märg.
wi
D
.
woor
362
Der freibrief der oftindiſchen Compagnie.
gebornen an der Regierungegewalt gerråhren ſoll.
Zudem tritt
dabei noch eine bis left wenig , vielleicht zu wenig beachtete Claffe Der Board of Control und das Directorium.
auf, die Euraſier, D. h. bie bon engliſchen Vätern und indiſchen (Schluß.)
Müttern 'abſtammende Claſſe , die natürlich mit dem ſtärfern
Eine ber ſchlimmſten Seiten des Compagnieregiments ift
bie „Patronage“, d. h. das Recht der Directoren, die untern Civil- und Militäranftellungen (writer- and cadetships) zu vers
geben. Wir haben oben ſchon angegeben, daß man den Werth eine ſolchen einfachen Rechte -- denn der Vorſiger des Direcs toriums ſo wie der Präfident des Controlbureau's haben ein Dope pelted - auf 10 bi$ 15,000 Pfb. St. anſchlägt. Nun darf man freilich nicht annehmen, daß bieſe Stellen geradezu bers kauft werden, obgleich es auch vorkommt, jo gut wie die Ver. käufe der Officiersſtellen in der Armee, aber die Directoren geben die Stellen an ihre Verwandten und Freunde, und werden -
durch dieſe hinwiederum in ihren Stellen erbalten , ſo daß die Stelle eines Directors gewöhnlich lebenslänglich iſt, was gegen die
urſprüngliche Einrichtung geradezu verſtößt. Indien iſt dadurch in den Händen einer Corporation, ober ſo zu ſagen einer viels köpfigen Dynaſtie ; unter Militär- und Civilbeamten treten immer dieſelben Namen auf, e8 bildet fich ein auffallender, traditioneller Geiſt, Der fich gegen jebe Veränderung ſperrt. Auch der neuefte Schriftſteller -über dieſen Gegenſtand, G. Campbell 1, zeigt die
Hereinftrömen von Europäern um ſo mehr zunehmen muß, al8 die Mehrzahl der von europäiſchen Müttern geborenen Kinder gewöhnlich zwiſchen dem zweiten und Fiebenten Jahre ſtirbt. Dieſe Euraſier, meiſtens bermögliche und mit aller engliſchen Bildung ausgerüftete Leute, dabei noch den Eingebornen durch
die Sprache verwandt , werden wie die Creolen im ſpaniſchen Amerika möglichſt von den Regierungsſtellen entfernt gehalten , und bilden darum ein Clement de Mifvergnügene . Man wird dieſen Guraſiern, deren Vermehrung durch Zus nahme der engliſchen Bevölkerung unvermeidlich iſt, früher oder
ſpäter eine nidt unbedeutende Stellung einräumen müſſen . Dem widerſtrebt aber die Patronage der Directoren, welche ihre Vers wandten und Freunde vor allen placiren wollen , durchaud.
Der
Board of Control war allerbinge dazu eben ſo wenig geneigt, da aber auch er der Vermehrung der engliſchen Bewohner und Der freiern Stellung berſelben in Indien feine weſentlichen Hinderniſſe
mehr entgegenießen fann, ſo wird ſich die Nothwendigheit, bitte Fichtlich der Militär- und Civilſtellen fünftig ein andere Syſtem
gerade die inbiſche Schule burdgemacht haben, als Quadjalber
anzunehmen, der fünftigen Regierung von ſelbſt aufbringen. Für jest ideint jedoch für die Eurafter noch nicht viel Aug. Ficht, wie man aus den Vorſchlagen Lorb Ellenboroughs über die
und Pinſel zu betrachten , und zeigt fich ſehr unzufrieden mit dein
fünftige Belegung der Beamtenſtellen in Indien erſteht.
Zugeſtändniß einer freien Preſſe in Indien, ſo wie mit der Zu laſſung von Europäern als Grundbefigern und anſäſſigen Handelés leuten im Innern. Die Befreiung der Preſſe von der Genſur im
land. Porb Elenborough fann gewiſſenhafter Weiſe bic. Anftels lung von Civil- und Militärbeamten in Indien nicht der Krone,
in einer auffallenden Weiſe ; er hat große Puft, alle, welche nicht
Dieſe find außerft tarafteriſtiſch für das Verfahren in Enge
3. 1835 burch Lorb Metcalfe hat übrigens nicht blog bei dem
D. 1. bem jerreiligen Miniſterium , zuweiſen, und muß, wenn auch
Rath der Directoren, ſondern auch bei dem Controlbureau gro Ben Anſtoß gefunden , und fie haben beide alles, was in ihren
widerſtrebend (reluctantly) zugeftehen , daß die doppelte Regies
Kräften ftand, gethan , um dieſen Schritt, mro nicht Tüdgängig,
ben der Nepotiemut ber Directoren , iſt aber ben noch abgeneigt,
doch erfolglos zu machen .
rung eine Art Nothwendig feit ſety.
denſelben geradezu abzuſchaffen.
Er ſchilbert mit ftarfen Fare
Seiner Anſicht nach ſoll der
Wir wollen hierüber fein auzu ftrenge Urtheil fällen , denn
Rath der Directoren fünftig tatt aus 24 aug 12 Perſonen bes
es iſt jedenfalls eine ziemlich gewagte Sache, einem von Frems
ſtehen , und dieſe zwar gewählt werden, aber in einer andern
ben beherrſchten und die fremde Herrſchaft nur widermidig tras
Weiſe wie bisher. Die 1800 Stimmen, welche die Befißer von je 1000 Bf. indiſcher Stode haben, und die fich zum Theil in den Händen von Wittwen , alten Jungfern, Yuben u. f. w. befinden,
genden Lande die Preßfreiheit zu geben ; man muß in deb bie
Prefie in Indien nicht aus einem europäiſchen Gefichtepunft auffaſen. Die engliſche Preſſe Dasſelbſt hat ganz Das gleiche Intereſſe mit der Regierung , nämlich die engliſche Herridaft aufrecht zu erhalten, und wenn über einzelne Maaßregeln Uns
ſchrumpfen eigentlich auf 300 wirklich ſtimmgebende Perſonen herunter ; er will nun den „jepigen" Stodbefißern bad Wahlrecht nicht nehmen, ſcheint aber das Recht durch Abſterben nach und
gleichheit der Anſichten obwaltet, fo geht dieß in feinem Falle
nach erlöſchen laſſen zu wollen ; dagegen will er das Wahlrecht
ſo weit, die Volf@ leidenſchaften gegen die Regierung anzuftacheln, ſchon aus dem einfachen Grunde, weil das Volk die Zeitungen nicht liebt und nicht lefen fann . Die Aufregung der Volf@lei.
audbehnen, und allen denjenigen geben, welche 10 Jahre in Ins dien , ſey es im Civil oder Militär, gedient haben . Durch dieſe
denſchaften durch Braminen und Moslems geht auf ganz andern Wegen , durch geichriebene und allenthalben verbreitete Blätter, durch Fafire, Bänkelſänger u. dgl., und gegen dieſe hat die eng liſche Regierung faum ein Mittel, im Gegentheil, die anglos inbiſche Preffe : felbft mit ihrer Localfenntniß arbeitet hierin der Regierung in die Hände. Aber die reichern Olaffen Indiens, 2
unter dener biele engliſch verſtehen , werden daburdy in den ganzen Mechanismus der Regierung gewalt eingeweiht, fie lernen die ftarfen und die ſchwadyen Seiten Englanbe kennen , und die
Fernhaltung von allen einträglichen Regierungeftellen wird ihnen
dadurch um ſo läftiger und verbrießlicher. Daher der enige, nie endende Streit über das Maaß von Antheil, den man den Eins 1 Modern India. A sketch of the System of Civil Governs ment of India.
Aubbehnung hofft er das Stimmenwerben der Directoren, reſpective Erfaufen gegen Verſprechen von Stellenertheilung in Inbien , ſo ziemlich abzuſchaffen , und indem er das Patronat an 12 ftatt an 24 Perſonen verleiht, hofft er eß minder ercluſiv zu machen, während bei bem jeßigent Syftem „ bie Verwandten von 24 Directoren über ganz Indien in allen Stellen zerſtreut ſeben ." " Indeß will er doch die Patronage" der Directoren inſoweit beſchränken , daß min Deftene ein Viertheil der Cabetſhips und Writerſhipe zu einem
beftimmten Preie verkauft werben fou, wie die Officierſtellen . im engliſchen Heer.
So ſeltſam bieſe Vorſchläge unſern continentalen Anfidhten : 4 Es ift hier indeß zu bemerken , daß dieſe Anſtellungen fich nur auf den erſten Grad beziehen ; denn ſobald ein junger Mann, jep ef al & anges
hender Civilbeamter (writer) oder als angehender Officier (cadet), nach Indien gekommen iſt, hört der direte Einfluß der Directoren auf.
363
erſcheinen mögen, lo conſequent engliſch in der ganzen Auffaſſung fte find, ſo zeigt fich doch im Ganzen ein ſehr durchbachte Ghs ftem , dem man die Anerfennung nicht verſagen kann. Inbem er
soon
Uebergänge und hat Recht: die durch die Zeit vorgeſchriebenen Veränderungen geben toch vor fich, und mau nimmt minder Anſtoß daran .
den „jebigen" Befißern bao Stimmrecht nicht nehmen will, und
zugleich auf die Glafſen hindeutet, welde hauptſächlich das Wahl recht üben ſollen , gibt er zu verſtehen , daß das ganze alte Ges rümpel von „ Eigenthümern“ ber oſtinbiſchen Compagnie nach und nach ausgefegt werden ſoll, da es gar keinen Sinn mehr hat. Zugleich führt er eine neue, ziemlich unabhängige Wählerclaſſe ein in benen, welche mindeſtens zehn Jahre in Indien gebient
haben. Von dieſer, natürlich mit der Zeit fich mehrenden Claſſe hofft er die Wahl von Directoren , die große Erfahrung in ins diſchen Angelegenheiten beſigen und ſelbſt in Indien eine mora. Indem er ferner den vierten Theil ſpäter wohl noch mehr ron allen Writer- und Caberſhip8 bem liſche Bedeutung haben .
Aus dem Matroſenleben . 7.
Was das Geld vermag.
Noch volle zehn Tage nach dieſem Abend hatte der Boreas ießt
draußen in der Bay gelegen , auf das Ginfangen ſeiner Leute gewartet, ohne auch das mindeſte Reſultat weiter erzielt zu haben. Neue fonnte er ebenfald nicht bekommen , ſeine frühere Mannſchaft hatte ſeinen Ruf durch die ganze Stadt verbreitet , und ein Proceß, den er gleich beim Einlaufen mit dem Koch und einem der franzöſiſchen Matroſen gehabt, und der gegen ihn entſchieden und in den Blättern beſprochen war, diente auch nur noch dazu Matroſen , die ja ſchiffen wollten, und dazu hundert andere Gelegenheiten finden fonnten, vor ſeinem Schiff zu warnen. 1 Er mußte aber zulegt fort - ſchon hatte er fich wieder genöthigt -
Verkaufe frei gibt, wil er die Ariſtokratie Englande, worunter et quadrücklich nicht bloß den hohen Abel, ſondern alle durch Rang
gefehen friſches Waſſer und ſogar noch mehr Futter für die Pferde, die ,er an Bord hatte, einzunehmen, die Preiſe der Leute fliegen dabei von
und Vermögen aufgezeichneten Perſonen begreift, in großem Um fange an den Stellen in Indien Iheil nehmen laſſen . Eine erſte Civilſtelle wirb jeßt zu 3000 Pf., eine Gabettenſtelle zu 1000 Pi. angeſchlagen . Viele vermögliche Familien werden geneigt ſeyn , ihren Kindern , namentlich den nachgebornen , ſolche Stellen zu
kaufen , und ihnen dadurch für ihre Zukunft ein Auskommen und eine angeſehene Stellung zu fichern . Man wird es möglich
zu machen ſuchen, nach zehn bis 15jährigem Dienft, denen die nicht in höhere Chargen übergehen, eine anſtändige Penſion zu
Tag zu Tag , und es geſchah endlich was die Diener der Wafſerpolizei ſchon lange vorhergeſehen hatten er mußte ſechs Pfund Sterling auf jeden eingefangenen Matroſen ſtellen , und brachte dadurch die ganze
Polizei in Bewegung. Hier war etwas zu verdienen , und Charles wenigſtens wußte, an wen er fich zu wenden hätte, G8 wird übrigens Zeit , daß ich den Leſer auch wieder zu den Hauptperſonen dieſer fleinen Skizze zurücführe.
Die Mannſchaft des Boreas hatte ſich an dem Morgen, wo fie ihre Flucht ſo glüdlich von Bord bewerkſtelligte, nach Verabredung in das
fichern, von der ſte in England leben fönnen, und alle dieſe Leute
goldene Kreuz begeben, wo der Wirth ſchon ihrer harrte, ihre Sachen
werden dann die Wählerſchaft in England beſigen.
Fügt man
in Empfang nahm , die er ſorgfältig in ein beſonderes fleines Zims
noch die Bemerkung lord Ellenboroughs hinzu, daß die Generals gouverneure das Recht haben ſollen , Officieren der indiſchen Armee Civilanſtellungen zu geben, und daß die europäiſche Armee in Indien bedeutend vermehrt, die einheimiſchen Truppen bedeutend vermins
ben er zu dieſem Zweck die Nacht bei fich behalten hatte, über die Bay ſchaffen ließ. Or betößigte fie dort, und war durd ihre Kleider für die Audlagen der wenigen Lebensmittel, durch ihre Entfernung aber auch dafür geſichert, daß das Gefeß ihm, wenn ſie wirflich ausgeſpürt wurden, nicht zu Leibe fonnte. Ging nun alleg gut , d. h. fegelte das Schiff ohne ſeine Matroſen wieder befommen zu haben, fo befümmerte fich die
bert werden ſollen , ſo kann man fich ein Bild bed ganzen Regierungs-
ſyſteme, ſowohl deſſen in England als wie eß in Indien geführt werden ſoll, machen.. Die ganze Regierung&gemalt wird in die Hände der bermöglichen Olafſen Englanbe gelegt, beren Söhne
die Jahre der Kraft in Indien zubringen, und nachher durch das Wahlrecht an der Regierung des Landes Theil nehmen ſollen ; bie Compagnieherrſchaft verſchwindet im Laufe einiger Jahre völlig, und nur die Form bleibt zurück, nämlich der Rath der Directoren, der aber durch die Art ſeiner Entſtehung von der Regierung und den ſchwankenben Parteiverhältniſſen durchaus unabhängig wird. Das faufmänniſche Element, erliſcht ganz und nur das Megies Tungselement tritt noch vor.
Ueber das Beamtenperſonal des
,
de
,
Polizei entweder gar nicht mehr um ſie, oder war beſondere Ordre zu dieſem Zweď vom Capitän hinterlaſſen worden , fo wurden ffe im ſchlimmſten Fall auf kurze Zeit hingefeßt und fahen fich dann wieder frei, Arbeit anzunehmen, wo ſie es für gut hielten. Die beſorgte ihnen dann aber ihr ſogenannter „Schlafbaag", und ſah fich wohl vor , daß er vor allen Dingen ſeine Roſt und ſein Logis bezahlt befam, indem er den erſten oder die beiden erſten Monate Löhnung, die beſonders Schiffe in folchem Falle Pets vorauszahlen müſſen, in Empfang nahm . Bekam
er dag, ſo konnten die Leute ihre Sachen wieder bekommen, geſchah das nicht, ſo waren ſie ihm verfallen und er hatte dann doch wenigſtens feine Roften gedeđt. 31 den meiſten Fällen verdienen dieſe Schlaf
bisherigen Directoriums und des Board of Control bat Lord
baaſen, die in ſolcher Weiſe gewiſſermaßen "eine Art Seelenhandel treiben,
Ellenborough fich weiter nicht au @ gelaſſen , als daß dieſe Verwalo tung Tehr theuer fey, wahrſcheinlich wollte er dieſe ganze zatls reiché, beſonders im India -Houſe unmäßig hoch bezahlte Claſſe
ſchönes Geld , und hundertmal ift es ſchon da geweſen , daß fie zuerſt die Matroſen ſelbſt überreden ihr Schiff zu verlafſen, und ſie kann , ſo
wie nur ein richtiger Preis auf ihren Fang gefeßt wird, dem Capitan des Schiffes oder am häufigſten ben Polizeidienern felber anzeigen, mit
nicht zu ſehr erſchreden ; edicheint indeß aus einzelnen Anbeutungen hervorzugeben, daß wenigſtens.Eine Beamtenjerie, die des Board
denen fie dann zwar den Naub theilen müſſen , aber auch gegen bie
of Controul oder die des 3nbia-Houſe , in die Brüde fallen ſoll. Die eine iſt jedenfalls eineSuperfötation , und jobalbfie beſeitigt
Man ſagte , daß der Wirth zum goldenen Kreuzë auf folche Art und Weiſe ebenfalls fein ganzes Vermögen zufammengeſchlagen habe,
iſt, werden nicht mehr zwei feindliche Gewalten einander gegen .
und den arnien Matroſen ein wirkliches Kreuz geweſen fey. Er hatte
Folgen vollftandig gededt find.
überſtehen , ſondern der. Nath der Directoren iſt dann nur noch
auch fete eine ganze Zahl ſolcher Leute , die bei ihm in Roſt gingen,
Der Rath des Präſidenten des Board of Control, deſſen Name wohl möglich iſt, um die Fiction des alten Regimente nicht
und in ſeinem eigenen Haufe wohnten ; dorthin famen fie aber erſt, wenn er von dem Gefeß nichts mehr zu fürchten brauchte - bis dahin wußte er beſſere und ficherere Pläße für fie. " An einen folchen Ort
ſchroffer zu unterbrechen. Man liebt in England ſolche allmählidze
waren die Leute vom Boreas aber auch ießt 'verbannt, und durften fich
jeinen Siyn verliert, wenn er auch beibehalten werden ſollte, was
unter feiner Bedingung in der Stadt fehen laffen..? 1 Man berechnet die jährlich zu vertheilenden Writerſhipß auf 28, die der Cadettenſtellen auf 250 bis , 300 .
:
موتور
war am 22 Auguft, ziemlich ſpät am Abend , und ſchon ſeit drei Tagen hatte. Das Gerücht in der Stadt Umlauf gefunden, der Boreas.
364 · coon
habe Mannſchaft und wolle in See gehen, nichtsbeſtoweniger durfte nod | Gehe aber jeßt in die Stube, Polly, ich will noch etmas warten, damit feiner der Leute aus ſeinem Verfted , und Polly hatte es beſonders Jean ,
der fich bis dahin an rolde Verordnungen wenig gefehrt , ſehr ſtreng anbefohlen , fich unter feiner Bedingung in der Nähe des goldenen Kreuzes ſehen zu laſſen. Dieſem Verbot gehorchte Jean auch auf das pünktlichfite, feine Seele wurde ihn in der Nähe des Plages , der für ihn die größte Anziehungefraft hatte, geipahr, aber im goldenen Kreuz ſelber ftellte er fidh am Freitag Abend pünktlich ein , gab Polly das verabredete Zeichen und ſchlüpfte dann zwei Treppen hinauf in das kleine Hinterſtübchen , wo er doch wenigſtend manchmal, wenn ſie unten für furze Zeit abfommen fonnte , ein paar Worte mit ihr plaudern mochte. Jean hatte Poly, der Sicherheit wegen, fein ganzes Geld zum Aufheben gegeben , und fie dabei verſprochen , ſobald der Boreas erſt einmal fort fers, ihm ihre Hand zu geben . Jean wollte mit einem Landómann, den er in Sydney getroffen , ein fleine Geſchäft anfangen und die Ausſichten, waren dazu gerade in dieſer Zeit , vortrefflic . Er wie feine Cameraden wohnten indeſſen gerat über der Bay brüben, am ſogenannten North Shore in einem fleinen abgelegenen Häuschen, an einer Stelle in dem dichten Buſch, die ſelten jemand betrat, und wo gewiß niemand entflohene Matroſen vermuthet hätte. Denſelben Abend um acht uhr fand Polly mit unſerem alten Befannten Charles von der Waſſerpolizei im Hausflur - im Schenf: zimmer war es faſt ganz leer beut Abend Mr. Mac Carther lehnte .
fein Verdacht auf dich fällt, „Aber Charles „ Aber Polly und nicht etwa ein Zeichen gegeben – ich gehe 11
nicht fort , ich bleibe hier unten an der Treppe ftehen – goodbye , Polly - heut Abend werden wir weiter nicht zuſammen ſprechen fönnen ,
morgen Mittag aber fomm ich her und ſage dir Antwort, und,— laß der Alten nichts merfen . Damit nahm er die ſich nur ſchwach Strau: bente ohne weitere Ilmſtånde beim Kopf , füßte ſie herzhaft ab und öffnete dann ſelber , ihr jede weitere Einrede abzuſchneiten , die Thür, hinter der er ſich aber wohlweislich verborgen hielt . Es blieb Polly
aud gar fein anderer Ausweg als einzutreten, und um ihre Bewegung
zu verbergen , machte ſie ſich ſo viel fie fonnte, im Zimmer Beſchaf: tigung, wiſchte die Tiſche ab, trodnete die Gläſer aus u. ſ. w. Noch war ſie mit dieſer leßten Arbeit beſchäftigt, als dicht vor dem
Fenſter, draußen auf der Straße , dreimal mit einem ſchweren Stod aufgeſtoßen wurde
ſie erſchrad ſo heftig durüber, daß ſie das Glas ,
welches Fie gerade in Händen hielt , fallen ließ , daß es in Scherben brad . Während Mrs. Mac Carther noch darüber zanfte, fanden die Beiden Männer , die am Tiſch geſeſſen hatten , auf , tranfen das leßte aus war ſie noch im Olad hatten, und verließen langſam das Zimmer. Das diente aber auch nicht dazu Madame in beſere Laune zu bringen.
„ Da geht das kumpengefindel , das in zwei Stunden für einen
tete nur dann und wann mit ziemlich verdrießlichen Blicken zwei Kun
Sirpence verzehrt hat - und dafür muß man licht verbrennen und Gläſer zerbrechen laſſen. Wenn ich meinen Willen hätte , . fo würden
den, die ſchon ſeit einer halben Stunde hinter dem Tiſde faßen und an
die Tiſche und Banfe hier eher zu Feuerholz verbrannt, als daß fie dazu
einem „ nobbler brandy“ zogen. Polly wurde nicht vermißt. Alſo es bleibt bei unſerer Verabredung“, ſagte Charles gerade in dieſem Augenblid und reichte Polly die Hand zum Einſchlagen, die er nachher feſt in der ſeinen behielt med bleibt dabei und feine Ausnahaie." weiß nicht“, ſagte Polly piquirt, „was du immer mit der Auss
dienten das faule, povere Geſindel auch noch hier in ſeinem Müßiggang zu beſtärfen , und Ginem zu Schimpf und Aerger da fißen zu bleiben .“ Mac Carther , der durch das Zerbrechen des Glaſed erwacht und aufgefahren war, warf einen vorſichtigen Blic im Zimmer umher, da er aber niemanden bemerfte, wollte er fich eben wieder auf ſeinen alten Siß niederlaſſen , als er ſowere Sdritte auf der Hauefur hörte . Gr war noch nicht ganz hinter dem Schenftiſch vor, als die Thür aufging,
hinter der Bar und ſchlief, und M
a me faß und ftridtte, und betrachs
-
.
nahme meinſt, daß du die mit einem ſo bedeutenden Ton erwähnft wenn ich einmal etwas rage, ſo fannſt du dich darauf verlaſſen .“ „ Bolly “, meinte Charles lächelnd, vid habe dir ſchon einmal geſagt, daß mir von zwei Perſonen als ganz gewiß mitgetheilt iſt , bu habeſt
dich mit dem einen Franzoſen verſprochen .“ Polly jog ihre Hand raſch aus der ſeinen und rief árgerlich „Mit einem Franzoſen, ich dachte doch du fennteſt mich beſſer, als baß ich mich an einen der Parlewuß hången ſollte. . Daß er mir den Hof , gemacht hat, weißt du, und in Ghren kann, man auch ein Geſchenk annehmen , damit iſt die Sache aber auch fertig , und wenn du nun noch einmal."
Gin farfer , vom Hof gellender Pfiff unterbrach hier ihre Rede, und das Mädchen fdrad ſo auffallend zuſammen, daß es Charles ſelbſt
Charles den Kopf hereinſtedte und ſagt: „ Mr. Mac Carther, auf ein Wort. "
Polly hordhte mit der geſpannteſten Aufmerfjamfeit und das Herz ſchlug ihr faſt hörbar in der Bruſt, aber ſie fonnte nidt8 verſtehen die Männer gingen zuſammen die Treppe hinauf - fie fonnte es ends
lich nicht langer aushalten, ging an die Thür und öffnete dieſe – oben entſtand Geräuſch - ein Schlüſſel wurde im Schloß umgedreht und dann angeklopft
alles ruhig
im nadien Augenblice id alte ein
Lärm herunter, als ob eine Thür aufgebrochen würde.
rief Mrs. Mac Carthers Stimme Polly drehte fich um und ein ganzer Schwarm Matroſen fam in dieſem Augenblick „ Polly
in dem Düſter, das in der Flur herrſchte, auffallen mußte. Ballo !“ ſagte er leiſe und horchte Polly wollte nach dem Hof
durch die Mittelthür ins Zimmer - Brandy, Ale , Porter, Portwein , alle nur möglichen Getränfe wurden verlangt , und Polly hätte gerade in dieſem Moment Gott weiß was dafür gegeben, nur wenigfiend eine
zu gehen , er faßte fie aber am Arm und flüſterte : „ bleib nur einen Augen:
ungeſtörte Viertelſtunde zu haben.
blid hier,, Polly – wir gehen gleich zuſammen.“ raíd die Treppe hinaufgingen — fie verriethen, daß der, welcher dieſen Weg
wieder die Treppe hinunter, Stimmen wurden auf der Hausflur gehört und das Geräuſd verlor fich auf der Straße. Faft in demſelben Augens blic fam Mr. Mac Carther heran, warf die Thür hinter ſich zu, daß
nahm , ihn ſchon mehr als einmal gegangen ſeyn mußte. Charles mochte daß auch wohl fühlen , denn als die Tritte mehr nach oben verhalten
die Fenſter flirrten, griff ſeinen Hut auf und ſtürmite wieder hinaus . Oleid darauf war alles ruhig und Polly ſagte leiſe vor fich hin –
und die Stufen jeßt faum hörbar iin zweiten Stod fnarrten, ſagte er
,, Gott ſey Danf daß es vorbei iſt.“
Vorſichtige Shritte , wurden jeßt gehört, die faſt geräuſchlos aber
leiſe vor fid hinladend :
„ Der fennt jede Stufe im ganzen Haus, darauf wollt ich ſchwören alſo das find die erſten ſeche Pfund, Polly, wie ? _ " Das Mädchen fland einen Augenblic wie unſchlüſſig ba fie er:
wiederte tein Wort, endlich als oben eine Thüre leiſe aufging und wieder geſchloſſen wurde, ſagte fie, mehr faft zu ſich ſelber als zu dem jungen
Manne ſprechend, und wie nur mit ihren eigenen Gedanken beſchäftigt: & r hat mir Geld zum Aufheben gegeben .“ mfür ſo dumm hätt' ich ihn nicht gehalten“, meinte Charles trođen,
„ Body Matroſen wiflen überhaupt nicht, mit Geld umzugehen.
Bald darauf famen die Schritte
(Schluß folgt.) 1
1
Die Driginal:Acten des Procesſes gegen Ggmont und Graf Hoorn , welche jeßt einer feltſamen Verordnung des bie herigen Befißero zufolge verbrannt werden ſollen, waren bereits ſeit län: gerer Zeit ein Gegenſtand der Wünſche der belgiſchen Regierung, und fie bot dafür einen bedeutenden Preis, aber der Beſißer, der noch dazu nicht im rechtlichen Befiß geweſen ſeyn foll; verlangte als Gegenleiſtung einen Adelstitel , der dem des Helden von Gravelingen gleidfomme.
Dieß Begehren hatte die belgiſche Regierung natürlich abgewieſen. (Journ. du Comm. d'Anvers. 6 April.)
Verlag der 3. 6. Cotta'ſden Buchhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.
Das Ausland . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 92 .
16 April 1652.
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner. (Bon Karl zill ) 14. Die kleine Kabylia. Der Sahel pou Collo.
Die Eingebornen bieſer Gegenb, welche durch oft unübers ſchreitbare Berge, Flüffe, Schluchten und Wälder von einander -
Der Sahel von Dichiſchelli. Da bie Kabylen ſowohl des Ganhadjagebietes als auch der
angränzenben Gebiete aus dem ſogenannten unabhängigen Sahel herſtammen, ſo dürfte eine gebrängte Beſchreibung delfelben hier nicht am unrechten Drte ftehen.
Dieſer Gegend, welche von den Eingebornen unter den viels fachen Namen : Web - eD - Zur, Web-el-Kebir, Dichebel-Benis
Khettab, Didhebel-Babur, Sahel Dſchiſchelli u . f. w. bezeich net wird, hat man neuerdings in der franzöſiſchen Nationalverſammlung einen neuen Namen, denjenigen der kleinen Kabylia, beigelegt, um dieſelbe von der Kabylia des Dſchurbidhura, welche allgemein unter bein Namen der großen Kabylia befannt iſt, zu unterſcheiden. Welche Region iſt es nun, auf die dieſe neue Benennung anwendbar iſt ? Bevor ich dieſe Frage beantworten kann, muß ich meinem Peſer bemerken, daß dieſer Lanbftrich bie, nicht nur allein ben
Franzoſen, ſondern ſelbſt den Einheimiſchen am wenigſten befannte Gegend Algeriene ift.
Man weiß aus den Arbeiten der HH.
getrennt ſind, kennen ſich kaum ſelbſt untereinander. In befon : bere Gruppen zerſtüdt: Gruppe bee Babur, Gruppe bee Dichebels Beni Rhettab, Gruppe der Rüfte, Gruppe del Web-el-Rebir, Gruppe des Web- ez-Zur, vereint fie nirgenb8 ein gemeinſchaft
liches, induſtrielles, commercielles oder politiſches Centrum. Da fie mit den Arabern des Ted in wenig regelmäßigem Verkehr ftchen , ſo wiſſen Teştere wenig über fte, und noch weniger über baß von ihnen bewohnte Land zu ſagen , und können daher nur
dürftige und unbeſtimmte Auskunft darüber geben. Die Erpeditioncolonne des Generals v. St. Arnaud iſt die
erſte, welche dieſe Gegenden ſah, doch dürften die Aufſchlüſſe, welche die franzöſiſchen Stabsofficiere über die wahren topogras phiſchen Verhältniſſe derſelben zu geben berufen find, noch ges
raume Zeit auf ſich warten laſſen , und ich will baber verſuchen, wad id hierüber Beſtimmteß auß dem bis jett befannten flatis ftiſchen und topographiſchen Chao8 herauefichten konnte, bem Leſer jo flar ale möglich vor Augen zu legen.
In geographiſcher Beziehung gehört die kleine Kabylia ber
Carette und Daumas, aus den Archiven der arabiſchen und topos graphiſchen Bureaur und aus den perſönlichen Berichten einer großen Anzahl von Forſchern , ſo genau als möglich, was die Kabylia del Dichurbidura oder die große Kabylia iſt, über die Fleine
Küſtenzone ber Provinz Conſtantine an, ſie iſt auf die nördliche Abbachung der Gebirge bes Sahele beſchränkt, und auf dieſer Abbachung wirb fie im Weſten durch den vom Kandiru herabs Fließenden Wed - Manſuria und im Oſten ron der Durch die Kämme be8 Dichebel Burkaich und des Didebel Seba Ruß beſtimmten
Kabylia aber wußte man bie jest wenig oder vielmehr ſo viel
Waſſerſcheide des Web-el-Guebli und des Wed- ez-Zur begränzt.
als nichts . Man belißt feine annähernd richtige Karte ticier Gegenb, biejenige des Kriegebepote gibt auf Gerathewohl Namen
Sie hat von Weſten nach Often eine Länge von ungefähr 100 Kilometer, und an ihrem öſtlichen Ende eine Breite von 20, am weſtlichen aber von 35 Kilometer. In ihrem Ganzen wird die Fleine Kabylia burd den Webrel-Kebir in zwei weſentlich unter
1
von Flüſſen, Bergen und Stämmen ; diejenige welche vor einigen
Jahren der Capitän v . Valdan, tamaliger Chef des topographic ſchen Dienſtes, entworfen, ſcheint vollſtändiger zu ſeyn, läßt aber noch viel zu wünſchen übrig. Wahrſcheinlich hat in lepter Zeit
das topographiſche Bureau der Provinz Conſtantine eine neue Karte zum Gebrauch des von dem General 5. St. Arnaub bes
fich verſchiedene Theile getrennt: der auf dem rechten Ufer dieſes Fluſſes gelegene Theil bildet den Sabel von Collo, der links beg ſelben liegende den Sabel von Dichidſchelli. Der erſte war wirf lich früher theilweiſe den Lürfen unterworfen , der zweite war es
fehligten Erpeditionecorps entirorfen , dieſelbe iſt aber bis heute
bloß dem Namen nach.
noch nicht bekannt.
1843 unter dem Befehl des Generals Baraguay.D'Hidier8, 1847
Die ſtatiſtiſchen Nachweiſungen welche man über dieſen Ges genſtand ſowohl zu Setif al8 zu Milah, zu Dichiſchelli und zu Conſtantine geſammelt, widerſprechen fich vielfach, obne fich im geringſten zu ergänzen. Der Stamm wird darin oft mit einer Fraction desſelben oder mit dem vornehmſten Dorf, beffen Namen er trägt, verwedſelt. Die Ziffern der Bevölferung und der wafs
fentragenden Männer werden darin meiſtens übertrieben oder kom. men in doppelter Anwendung unter verſchiedenen Namen ror. Dieß iſt leicht zu begreifen :
Der erſte wurde ſchon zweimal im Jahre
unter demjenigen bed Generale Bebeau, von den franzöſiſchen
Truppen heimgeſucht, der zweite warb vor dem legten Feldzug noch von feinem der franzöftichen Erpebitionezüge berührt.
Dieſe beiden Abtheilungen theilen ſide ſelbſt wieder in ver ſchiedene Gegenden . So unterſcheidet man im Gabel von Collo das Becken des Web-ez -Zur von demjenigen des Web-el-Kebir, und im Sahel von Dſchibſchelli das eigentliche Gebirg ( Dichebel) von der Küſte (Sahel), im Ochirg ſelbſt bilden der Beni-Khets tab und der Babur eigene Gruppen . Die Specialcharaktere dies
366
ſer veridiebenen Gegenden und ihrer Berölferungegruppen find
aus der Abtheilung Philippeville, der mit ſeinen Reitern in dem
bei dem bilherigen Zuſtand unſerer Kenntniſſe darüber ziemlich
Thal bed Web Guebli über die Einführung und Handhabung. der neuen Ordnung wachen ſollte, ron einem der neuerdinge unterworfenen Stämme angegriffen worden jey und mehrere Leute dabei verloren habe, und dieß iſt mir ein neuer Beweis, daß die definitive Unterwerfung der Fleinen Kabylia noch bei weitem nicht mit dem legten Kriegøzug abgethan ſey. Der Sahel von Dididicelli. Der Sahel ron Dichitichelli bietet an der Rüfte eine flache,
ſchwer zu beſtimmen , e8 beſtehen aber dieſelben in der That in
dieſem , burch Localverhältniſſe und Stamnverwandtſchaft bebing ten , getrennten Zuſtand, und man erſteht daraus, daß die fran .
zöſiſchen Truppen im fepten Feldzug e8 nicht mit einem homo. genen und compacten Ganzen zu thun hatten .
Um gegenwärtige Beſchreibung nicht mit unnöthigen Eingeln heiten zu überladen, ſo beſchränke ich mich darauf die Charaktere ber beiden Hauptregionen, dee Sahele von Collo und bed Sahele von Dichibichelli, fowohl in Bezug auf das Land, ale auch auf
die Einwohner, in gedrängter Kürze hervorzuheben . Der Sahel von Collo.
Dieſe Gegend bietet ein ſehr bewegtes, abrechſelndes und
ichwer zugängliches Terrain bar, da die durch tiefe Schluchten zerriſſenen Berge åußerſt ſteil, und was noch mehr iſt, mit aus gebehutem Hochwalb und dichtem Gebüſch bebedt find, und ſo den franzöſiſchen Iruppen große Hinderniſſe und Schwierigkeiten entgegenſeßen, während ſte bem Feind zahlreiche Hinterhalte und fichere Verſtecke Darbieten.
oder doch wenig gerellte Zone bar, hinter welcher das Land
allmählich ftufenweiſe anſteigt, um fich in einer Entfernung von 10 bis 15 franzöſiſchen Meilen lanteinwärts zu Höhen von 1300
bis 1700 Meter zu erheben . Solche Höhen in einer ſo geringen Entfernung von der Küſte laſſen feinen Zweifel über die Steils heit der Abhänge derſelben übrig ; die dieſelben frönenden Wals dungen ſind weniger did;t als diejenigen des Gebietes der Benis Tufut, und ſepen daher einem Invaſionécorps weniger große Hinderniſſe entgegen , beſondere wenn ſolches von der minder ſteilen Südſeite einbringt.
Die dieſes Gebirgåmaſſiv bewohnenden Stämme zerfallen in
Die Kabylen bieſer Gegend find unternehmenb, fühn und
ſehr viele Fractionen, und fönnen aus dieſem Grunde, jeder für
frieggewohnt. Im Jahre 1804, unter der Regierung Osmans Bey'e, wurden fie ron dem Scherif Bu.Daili zur Empörung bes wogen , brangen bis unter die Mauern von Conſtantine vor, und waren ſogar nahe daran in die Stadt einzubringen . Einige
fid genommen, nicht beſonders ſtarf ſeun ; zuſammengenommen bieten fie eine ziemlich ſtarfe Berölferungezahlbar, die man große Irrthümer zu verfallen. Die ftatiftiſchen Nachweiſungen
Monate darauf, als der Det Deman mit einem zahlreichen
wechſeln hinſichtlich der raffentragenden Männer von 8 bis auf
Kriegeheer nach ihren Bergen gezogen war, um ſie zu züchtigen und zum Gehorſam zurückzuführen, fand er baſelbſt den Lob. Von allen Iruppen, welche bem Bey in dieſer Erpebition gefolgt waren, fonnten nur vier Mann den allgemeinen Blutbad ents gehen, unter dieſen vier Mann befand fich der berüchtigte Rabyle
20,000 Mann ; ich für meinen Sheil halte aber jelbſt die Ziffer von 8000 Bewaffneten für übertrieben , ohne jeboch die Griſtenz
Ben - Aiffa , Damals gemeiner Solbat des Mathgen , der ſeitdem Chalifa des Bey Adymed warb, und in dieſer Eigenſchaft Gons
ſtantine gegen die Franzoſen vortheidigte. Dieſer Sieg gab den Kabylen ein großes Vertrauen auf ihre Stärfe. In den beiden , 1843 und 1847 gegen ſie geführ ten Grpeditionen ward ea, ungeachtet der unbeſtreitbaren Geſchic lichkeit und Erfahrung der beiden dieſelben leitenden Generale, für der Klugbeit angemeſſen erachtet nicht weiter vorzubringen. Die vornehmſten Stämme bieſes Theile der fleinen Kaby
jedoch unmöglich auch nur annähernd beſtimmen fann, ohne in
von 20,000 maffenfähigen Männern beſtreiten zu wollen. Man ſagt die Kabylen ſeyen tapfer : dicß iſt unbeſtreitbar ; man ſagt ſie jeyen fampfgerrohnt: dieß gebe ich ebenjals zu ; Allein es iſt darum noch nicht geſagt, daß fie befiregen mit Vor
theil gegen diſciplinirte Truppen Krieg führen fönnen , denn hierzu erfordert eß mehr als hohen Muth und falte Tobeéverachs tung. Auch haben ſie bei den Arabern mehr den Ruf eines
wilden, als eines friegeriſchen Volfes, und man hält hier allges mein – ich weiß nicht ob mit Recht oder Unrecht - bie Zwawas -
im Didurbidura für ihnen in allen Stüden weit überlegen . Man befit feine ſehr genaue Aufzählung der Stämme
dieſer Gegend.
Unter den rornehmſten derſelben nennt man die
10,000 Bewaffnete angeſchlagen , eine Ziffer, welche augenſchein
Uled - Ali, die Beni. Aidha, die Jahilmamet, die Uleb - Awat, die Sderfa, die Babibi , die Beni.Salah, die Beni -Mimum, tie Uleb=U&far, bie Beni-Ftaly, die Beni-3ber, die Uleb - Giar, die Mammer , bie Beni Arjes, bie Beni Afer, die Didemla, bie Beni- Amer, die Beni- Rhettab, die Maalef, die Saarſa, bie Ulebo
lich übertrieben iſt ; allein wie dem nun auch ſeyn möge, ſo ift
bel. Afu , die Beni Amran , die Beni-Raib, bie Deni-Mohammed,
lia, welche ihre Unabhängigkeit zu erhalten gewußt hatten, find die Beni.Tufut, die Beni-Ferguen, die Uled- Aria, die Uled- Azal, Die Glat, die Michat, die Benie Meruan , die Beni . Medlem unb tie uleds Aidun . Ihre collectiven Streitfräfte werden auf 6 bis
dieſelbe hinreichend, um eine Grpedition in dieſer Gegend in
die Beni- Ahmed , die Beni - Urzebbin , tie Uleb-Taig, die Zuins
Betracht der Schwierigkeit der Drte ſehr mörberiſch zu machen . Die meiſten dieſer Stämme haben verrichenen Sommer dem General v. St. Arnaub ihre Unterwerfung gemacht, was
bai, bie Beni.Fughal, die Arba, bie uled-Aich, die Rhardheba , die Beni.Marmi, die Beni-Mlul, die Maara, fie Uleb-Jabia,
Abgaben bei denſelben einzutreiben. Einer derſelben, derjenige
die Alem, die Beni.Maab, die Dichermuna und die Beni-38mael. Die Vielfältigfeit dieſer Namen bereißt, wie ſehr die Stämme zerſtücft find. Das einzige Band, welche ſie vereinigt, iſt die Zawia ron Mul-Scheffa, über deren Entſtehung die Sage Fols
der Beni- Jufut, hat fich ichon mehreremal den Franzoſen unter.
gendes berichtet:
worfen und eben jo oft wieder mit ihnen gebrochen, und dieſe aden Stammen dieſer Gegend eigene Wanfelmüthigfeit und Treus loſigkeit wird wohl noch lange der Einführung einer regelmäßi .
Vor langen, langen Jahren fam ein Mann , mit Namen Embaref, man weiß nicht woher, auf einer Matte an die Küſte
gen Werwaltung im Wege ftehen.
ſchirrte Mauleſelin, beſtieg dieielbe uub ljeß ſich von ihr auf Gerathwohl forttragen . Bald fam die Mauleſelin an einen Ort, Sheffa genannt, fniete tort nieter und ließ ihren Reiter abs
ſie jedoch nicht hindern wird, ihre Unabhängigkeit von neuem behaupten zu wollen , ſobald e$ fich darum handeln wird, die
Im Augenblick, wo id dieſes nieberſchreibe (28 Dec. 1851), erfahre ich von dem Scheich der Garrafas, Daß der Kaib Saudi,
bei Didididelli geſchwommen ; er fant tafelbſt eine reich aufges
wosos
367
coan
ſteigen. Embaref verſtanb, taß dieß der ihm von der Vorſehung angerrieſene Drt fe !), wo er fich nieberlaffen ſollte; er erbaute
Sarria von Schefja bemächtigen und eine Stadt Daſelbft erbauen
Daſelbſt ein Haus, eine Moidee und eine Zaria, und ſeit dieſer
Ein hartnädiger, verzweifelter Widerſtand hat aber gezeigt, daß die Kabylen , troß dieſer Prophezeihung, die Franzoſen nicht
Zeit regieren , allgemein verehrt, ſeine Nachkommen von Vater zu Sobn, gewiſſermaßen als hödiſte Schieberichter im Sabel yon Dichibichelli. Nun regierte, im Jahr des Heil& 1843, der General Bas
ragua h-d'Hilliers zul Conſtantine, und zu Scheffa thronte der Sidsel Afhebar- Ben -Schebif ala Herr und Meiſter der Sawia.
Da lekterer mit der franzöſiſchen Oberbehörde in ſehr zweideus tigem Veruchmen ftand, ſo forderte der General Varaguays d'Hilliers den Raib ron Milah auf , den heiligen Mann unter
irgend einem Vorwand nach der Stadt zu locken
ein
mürden .
jo leichten Kaufes babon fommen laſſen wollten ; ihr Land iſt
zwar heute vielfältig gebrandſchaft, allein die Erfahrung wird lehren, daß e8 beforegen nrch nicht unterworfen iſt.
Inbeffen Indeſſen
habe ich die Ueberzeugung, daß fie, nachdem ſie noch einigemal zur Ehrenrettung ihres Namens das Pulver ſprechen laſſen, mit Lalla Habichira einſehen werden, 68 bliebe ihnen nach dem Willen Gottes feine andere Wahl übrig , ale bemüthige Unterthanen der ihnen ſo verhaften Chriſten zu werden .
eben
nicht jebyr loyaler Auftrag , welchem jedoch das einheimiſche Obers
Opiumeſſen eines Sikh - fakirs.
haupt der Stabt pünftlich nachfam . Zu Milah angefommen, wo
3n Bara Mulla beſuchte ich einen Sifh-Fafir, auf den man mich
er nur einen Freund zu finden dachte, fand Mul-Scheffa ein Peloton Ghaſſeure, welchee ihn gefangen nach Conftantine führte, von wo man ihn bald nach dem Depot der arabiſchen Gefangenen auf der Inſel St. Margaretha abgehen ließ. An Borb eines
aufmerkſam machte, da er in einem gewiſſen Anfehen fand. Ich fand ihn in einem ſehr unanſehnlichen Naume, der halb dem Berge abgewon: nen und halb unter Dach gebracht war. Der Mann erſchien in ſeinem Aeußern etwas außergewöhnlich, mit langem Haar und Bart, wag alle Fatiro als ein höchſt einfaches Mittel finden , um die Aufaverkſamfeit anderer auf fich zu ziehen, die erſte Grundlage ihres Erwerbzweiges und ihrer ganzen Carriere. Demungeachtet war mir dieſer Fafir feine unans genehaie Erſcheinung, und wir wurden bald ſo weit bekannt , um uns
Correſpondenz. Dampfbootes gebracht, wurde der ſchon bejahrte Mul- Scheffa franf. Man ſchifft ihn zu Algier aus und bringt ihn in das Militärhoſpital. Dort vertauſdit dieſer Mann ſeinen Namen gegen eine Bettnummer, und ſtirbt bald darauf. Au8
gegenſeitig mit freundlichen Augen zu betrachten. Der Mann zeigte
ſeinem Bett gelangt er in den Berglieterung & aal, um von dort, mit io manchen andern Unbefannten , in das gemeinſchaftliche Grab genorfen zu werden. Nach Verlauf von ſechs Monaten verlangt SiteAhmed.Bens
Scherif, Sit- el-Afhebare Vruber und deſſen Nachfolger als Ober. haupt der Samia von Scheffa, zu wiſſen was aus ſeinem Bru.
der geworben ſey. Man ſchreibt nach der Inſel St. Margas retha : hierorts unbekannt; nach dem Fort lamalgue: dieſelbe Antwort. Während dieſer Zeit unterhandelt der Obercommandant von Dichibſchelli mit Sid-Ahmed unter vortheilhaften Bedingungen
über die Freilaſſung Sidsel- Afhebars.
Man ftellt von neuem
Nachforſchungen über den unentbedbaren Marabut an ; endlich, nach achtzehnmonatlichem Sudhen , gelangt man zur Ueberzeugung,
daß er im Hoſpital bes Dey geſtorben iſt. Man jeßt ſeine Familie von dieſer traurigen Nachricht in Renntniß ; dieſe verlangt ſeine fterbliche Hülle, um derſelben die Ehre des Begräbniſſee in dem Orab ſeiner Väter zu erreiſen. Fluch und Verbammniſ ! Von dem berehrten Siduel. Afhebars Ben -Scherif-Mul-Scheffa bleibt nur noch ein werftümmelter Name auf dem Sterberegiſter del Hoſpitals übrig !
Aus allem dieſem läßt fich abnehmen, daß die franzöftiche Oberbehörbe, die von jeher zu Scheffa in ſehr geringem A11 ſeben ftand , heute in einem nicht allzu großen Geruch der Heilig feit ſtehen müſſe. Und doch will man jeßt behaupten, daß Sids Ahmed der Befignahme ſeines Landes turch die Franzoſen nicht ſehr entgegen ſeyn werde. Da 8, nach Tartuffe, Vergleichs. mittel mit bem Himinel gibt, ſo erwartet man vermuthlich, daß
ſich die Marabut8 nicht weniger verträglich zeigen werben. Gine Prophezeihung fann übrigen8 alles in Ordnung bringen . Im Jahr 1845, zur Zeit, wo Sib-Ahmed, über die Ents weitung der irdiſchen Ueberreſte ſeines Bruters entrüſtet, den Krieg zu predigen im Begriff war, verfündigte die Marabuta Lalla Hadſchira, die hochbetagte, blinde Schweſter Sib- Ahmed und Gib -el- Afhebars, die bei ihrem Volfe ein Gegenſtand hoher Verehrung war, daß ihr Gott ſeinen Willen offenbart habe, und
daß nach ſeinen unbegreiflichen Rathſchlüſſen die Chriſten fich der
einen ſehr geſunden Verſtand und ſcharfe Auffaſſung, er war mit einem Worte ein afiatiſcher Weiſer , verdiente wenigſtens dieſen Namen mit ebenſo vielem Rechte als mancher Europäer den eines Gelehrten. Einer ſeiner Gebräuche, der mir als unangenehnie Schwäche, ihm ale ein Theil ſeiner Pflicht erſchien , war fein ftetes Hanf- oder Bangh rauchen ; dabei hatte er es im Opiumefſen ſo weit gebracht, daß er ein Stück Opium von der Größe einer halben Dattel ohne weiteres verzehrte und verſicherte, er fónne ohne allen Schaden das Doppelte zu fich nehmen, wenn ich mich entſchließen wolle es ihm zu geben, was er mit Danf annehmen würde. Unſere Unterhaltung fand in ſeinem nüchternen Zu: Pande ftatt ; eine halbe Stunde ſpåter dürfte er einen weniger günſtigen Gindruck auf mich gemacht haben . Ich verhehlte ihm dieß nicht, er verſicherte aber, dieſe Dinge gehörten zu ſeinen Obliegenheiten , denen er fich nicht entziehen könne ; überdieß fey er ro daran gewöhnt, daß er fich unwohl fühle ohne jene Genüſſe.
Aus dem Matroſenleben. 7. Was das Geld vermag. (Schluß.)
A18 Charles Mr. Mac Carther zu fich auf die Flur gerufen hatte, ſagte er zu dieſem freundlid :
„Mr. Mac Carther , wollten Sie wohl die Gute haben mir das fleine Hinterzimmer im zweiten Stod noch eininal aufzuſoließen , ich und meine beiden Freunde hier die zwei Männer, die zum Aerger ſeiner Frau ſo lange an dem Nobbler getrunken hatten - wünſchen fich die Gelegenheit zu beſehen. . Mit dem größten Bergnügen", ſagte Mr. Mac Carther, bei dem ſolche Hausſuchungen feineswege eine Seltenheit waren, und ging ruhig die Treppe vorne hinauf er hatte feine Idee von dem Schred der ihm bevorſtand.
Charles wußte nur zu genau den Drt wo er zu ſuchen hatte ; ald fie die Thür von innen verſchloſſen fanden wurde ſie einfach aufgebrochen, und Jean ſah ſich im nächſten Augenblid in Handeiſen und den Händen eines der Gerichtediener, der den weiter feinen Widerſtand Leiftenden, nach fdhon früher erhaltenem Befehl, direct nach der Waſſerpolizei hinunter:
führte. Der Wirth war über dieſe Entdeđung, die ihn in die größte Uns annehmlichkeit bringen fonnte, außer fich, und ſuchte ſich nur vor allen Dingen bei Charles, dem er die heiligſten Verſicherungen ſeiner Unjhuld und gångliden linwiffenheit von dem Vorgefallenen gab, zu vertheitigen.
368 In deſſen eigenem Intereſſe lag es aber ihn zu beruhigen , und er ver: fiderte Mr. Mac Carther daher , daß er recht gut wiſſe der Gefangene habe nicht bei ihn gewohnt, ja er ſey ihm ſogar die ganze Straße herauf bis ins Haus und an die Thür gefolgt, und er glaube der Frans zoſe habe fich hier nur herein geflüchtet, weil er jemanden hinter ſich benerft habe der ihm nachliche, und dadurch vielleicht gehofft, ſeine etwaigen Verfolger von der richtigen Spur abzubringen er fonnte ja nicht wiſſen, daß dieſer gerade so genau in dem goldenen Kreuz befannt fey. Mr. Mac Carther drůdte ihm die Hand, faßte ihn dann unter den
Ärm und führte ihn, während der eine der Leute mit dem Gefangenen abging , etwas bei Seite. „ Mr. Charlesa, flüſterte er hier leiſe und vertraulich - nicht wahr, to find auf das Einbringen der Matroſen vom Boreas ſechs Pfd. St. per Mann geſett - wie ? ich habe es heute Abend erſt gehört und wolte Sie morgen früh ſelber aufſuchen .“ „Allerdings ", erwiederte ihm Charles lichelnd „ haben Sie eine Spur ? " „ Cine Spur ? " ſagte Mac Carther triumphirend , „ und fniff den
Polizeidiener vertraulich in den Arm geld verdienen , Freundchen ? "
- wollt Ihr ein hübſches Trint:
Der junge Mann von der Waſſerpolizei bog fich zu ihm hinüber, hielt ſeinen Mund dicht an das Ohr des Wirthes und ſagte leiſe ,, Nicht wahr, wenn ich hinüber an das North Shore in Rennedy's alte Hütte ginge ?" Mac Carther machte ſich raſch von ihm los, und ſah ihn erſchredt an, Charles lachte - ja, ja, mein alter Fuchs“, fuhr er dann lauter fort , „manche Naſen ſind ſchärfer als man es ihnen zutraut - meine reicht bis zum North Shore hinüber -
und noch mehr“ , fuhr er wieder
mit unterdrüdter Stimme fort – „ unten am Werft liegt ſchon ein Boot mit zwölf Mann, die nur auf mich warten , in einer halben Stunde find wir an Drt und Stelle, und übermorgen früh ſegelt der Boreas Der Wind iſt günſtig und ich habe mein Wort darauf gegeben. Guten Abend, Mac Carther — " und damit ſchnellte er, von ſeinem Begleiter
gefolgt, zur Thür hinaus auf die Straße , Mac Carther aber ſtürzte, wie ſchon erwähnt, in die Schenfftube, griff ſeinen Hut auf und eilte, ſo
raſch er fonnte, nach einer anderen Richtung hin zum Waſſer hinunter. Charles hatte ſeine Maaßregeln aber viel zu gut und ſicher getrof: fen ; außerdem fannte er den Plaß ſelber ſchon genau , und zwei ſeiner Leute mußten den ganzen Nachmittag dort in der Nähe verſtedt liegen und auf die geringſten Bewegungen der Entflohenen achten. Die armen Teufel von Matroſen waren , als ſie ſich gerade am ficherſten fühlten,
nalflagge für die Waſſerpolizei
wehte ftarf von Weſten und die Briſe fonnte zum in See gehen nicht günſtiger ſenn .
Gine Viertelſtunde ſpåter ſcheiſen um das Caſtell zwei ſchmale lange es war die Waſſerpolizei mit den Gefangenen die fie au Bord brachte , und der Voreas hatte indeſſen , um die nothwendigſten Arbei: Boute
ten zu verrichten , andere Arbeiter an Vord gehalten . Die Gefangenen trugen ſämnitlid Handſdellen ; da 8 zu viele waren und die Polizei vielleicht einen leßten Fluchtverſuch fürchten niochte, ließ ſie den Einzelneli, wenn ſie die Fallreepsleiter hinauſileigen
follten, auch die Giſen nicht abnehmen, ſondern eo wurde eine Leine herun : tergelaſſen, dieſe um das Giſen geſchlagen, und zwei und givei mußten fie dann immer zuſammen nach oben ſteigen . An Bord nahm man ihnen
die Schellen ab , die Boote ließen ſich aber an langer Leine bis hinter das Ded treiben .
Die im goldenen Kreuz verſeßten Kleider der Entflohenen waren auch ſchon wieder an Bord, der Capitán hatte ſie bei Mr. Mac Carther einlöſen laſſen , denn er fonnte die Leute natürlich nicht ohne Kleider mit in See nehmen . Es war das ſeinerſeits übrigens nicht etwa aus Menſchlichyfeit geſchehen ; er wußte recht gut, aus weſſen Taſſe das Geld bezahlt werden mußte. Die Matroſen ſchienen jedoch bis zu dieſem Mugenblic 110ch immer nicht redyt geglaubt zu haben , daß es wirklich ſchon ſobald in See gehen ſollte, wahrſcheinlich hatten ſie 110ch immer auf Nettung gehofft ; und jept erſt, da ſie die Segel geliøt und den Lootſen an Bord falen , mochte ihnen die Gewißheit ihres Sdidſalt zuerſt in ihrer vollen Wirklichfeit vor Augen treten. Am meiſten freute ſich aber der Zimmermann über das Ginfangen derer , die ihn am
Morgen ihrer Flucht in einem ſo ſchniáhlichen Zuſtand zurüdgelaſſen , und er konnte nicht umhin Bill ſowohl als Jean ganz beſonders uiu
ihr Befinden zu fragen . Bill antwortete ihm mit einem fernigen Flud, gean lachte ihm aber gerade ins Geſicht, denn er mußte troß ſeiner jeßt feineswegs angenehmen lage doch unwillfürlich an die troſloſe Geſtalt des Zimmermann: denfen, als ſie ihn vor 14 Tagen, mit dem Knebel im Munde, in dem Logis vorn liegen hatten. Andere Sachen nehmen aber ſeine Aufmerkſamfeit gleich darauf mehr in Anſpruch.
Die Polizei war fertig an Bord und machte ſich eben bereit wieder in ihre Boote zurüdzuführen am Arm
ihmi
ſchon verrathen und verfauft.
Das Boot landete, zwei Mann wurden ſchwer bewaffnet als Wache
alles andere war zur Abfahrt fertig,
der Lootſe an Bord , vom Aufer ſchon alles linnöthige an Rette ein : geholt und die Segel hingen gelöst von den Raaen nieder. Der Wind
als Jean auf Charles zutrat und ihn
faßte .
„ Ah, Jean ? " ſagte der Polizeidiener und wandte fid freundlich zu „noch etwas zu beſtellen am Ufer ? - ich werde es mit dem
größten Vergnügen zur Beforgung übernehmen. “
Mannſchaft des Boreas , mit Ausnahme eines Deutſchen und eines
„ Weiter nichts als dieſen Brief“ reine Freundlich feit weiter zu erwiedern
Franzoſen, die gerade in der Stadt waren Proviſionen zu holen, gefan
ſobald in See gingen
gen genommen und in Eiſen gelegt. Die beiden famen gerade zurüd als die Polizei in das Haus drang und flüchteten in den Buſch , סטן ſie ſich mit den Proviſionen verſteckt hielten , bis der Boreas , ben
ſeßte er mit etwas bitterem Ausbrud hinzu
fie von ihrem Verſted aus fonnten in der Bay liegen ſehen , wirklich
„ſoll richtig beſorgt werden und zwar noch vor Tiſch." -- golden cross ſonſt noch ſagte er dann und legte den Brief in ſeinen Strohhut
daſelbſt zurückgelaſſen , die fleine Hütte dann umzingelt und die ganze
abgeſegelt war. Gerade als das Polizeiboot mit ſeinen Gefangenen vom Lande abfließ, ſchoß ein anderes kleines ſcharfgebautes Boot , mit zwei Mäns nern darin, in eine fleine durch einen Felfenvorſprung gebildete Bucht.
1
ſagte der junge Mann, ohne
„ich glaubte nicht daß wir
ich weiß Sie find dort im Haus befannt, " „ wollten Sie vielleicht
beſorgen ? " ſo gut ſein und ihn an ſeine Abreiſe - aber heute noch Miss Polly Whitby Charles lag ſtatt aller Antwort die Adreſle
etwag , Jean ? "
„Ich danfe, weiter nicht8", erwiederte der Matroſe, und ging langs
man fonnte die Geſtalt in der Dunfelheit nicht mehr genau erkennen, Charles hatte aber allen Grund auf den richtigen Mann zu rathen, und rief deßhalb auf gut Glüd nach dem Lande zurüd. „ Guten Abend , Mr. Mac Carther.“ Die Geſtalt verſd wand in demſelben Moment wieder in die Böſchung und das kleine Boot ruderte, eine halbe Stunde ſpåter, mit denſelben beiden Männern nach der Stadt zurück.
ſam nach dem Vorcaſtle , wo indefiſen die Miethleute des Boreas den Anfer herauf befommen hatten . Die Marsregelraaen fliegen in die Höhe, das große und Vorſegel fiel herunter, und die Halſen wurden feſtgemacht die Clären und leichteren Segel folgten , und vor dem Wind ſchoß die flüchtige Brigg den Heads zu, zwiſchen denen hindurch ſie ſchon die uffene See erfennen konnten. Eine halbe Stunde ſpäter befanden fie ſich zwiſchen den Heads den beiden ſchroffen Felébánfen, die den Gin: gang des ſoinen Sydney Hafeng bilten , und auf deſſen ſüdlichem Kamni der hohe treffliche Leuchtthurm fteht.
Am Montag Morgen wehte vom großen Maft des Boreas die Sig:
Segel wurden etwas angepreßt, und mit einer herrlichen Briſe hielt der Boreas aiit Nordoſt Couro in die offene See hinaus.
Giner von dieſen ſprang augenblidlich an Land und ſah dem Boot nach,
4
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Hier ging der Lootſe mit den gemietheten Leuten von Bord , die
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.
17 April 1852.
Ur. 93. Der freibrief der oftindiſchen Compagnie. Die Ausdehnung des angloindiſchen Reichs. Zahlreich find bie Uebel, welche bag doppelte Regiment über
ſeit dem Jahre 1000 unſerer Zeitrechnung einbrechenden Mohams mebaner durch eine Art fataliſtiſchen Zugel immer weiter getries ben wurden und allmählich ganz Indien zu erobern ſuchten, wors an feiner im Anfang dachte und denfen fonnte.
Je weiter fie
Indien gebracht hat, und wir haben, wenn Lorb Ellenboroughs Rede al8 ungefährer Fingerzeig fünftiger Einrichtungen zu bes
fich verbreiteten , deſto mehr mußten ſie die im Innern ſchlums mernden Elemente einer nationalen Reaction erwecken .
Die
trachten iſt, geſehen , daß alles darauf berechnet iſt, die Einbeit
janefritrebenden Bölfer deinen noch im Anfang der chriſts
im Oberbefehl berzuſtellen ; namentlich ſoll aud der Unterſchied zwiſchen Compagnies und Krontruppen, ber bisher zu manchen Ungelegenheiten führte , aufhören, und die Krone volle Gewalt über die Truppeneinrichtungen erhalten . Auffallend muß es Tcheinen, daß Lorb Ellenborough ſo entſchieben darauf bringt,
lichen Zeit wenig in die fübliche Halbinſel eingebrungen ges
die Zahl der europäiſchen Truppen zu vermehren und die der
Gegenben wie die ſanefritrebenden Völfer – und das Hauptrole
einheimiſchen zu vermindern ; bidher hatte die Krone nur bag
der erſtern, die Afghanen , ſpricht ja bekanntlich ſelbſt einen vers wandten Dialeft – nach Indien rüdten, haben ſich gleichfalls
Recht, 20,000 Mann europäiſcher Iruppen in Indien zu erhalten, und wenn fie mehr hinſchidte, ſo mußte fie bazu bie
Ginwilligung der Compagnie haben. Der Grund war ein finans
weſen zu ſeyn, und breiteten ſich zum Theil erſt nach der mo hammebaniden Eroberung im Güben que, ja ihr Eindringen ins nordöſtliche Gebirg fällt zuverläffig erſt in eine ziemlich fpäte Zeit.
Die mohammebaniſchen Völfer, die aus denſelben
nur ſehr allmählich im Laufe mehrerer Jahrhunderte nach Often
cieller, weil die europäiſchen Truppen weit mehr foſten ; wenn jest ihre Anzahl vermehrt werden fod, ſo hat man das Recht
und Süden ausgedehnt . Die Engländer , die von der See her famen , und namentlich von der öftlichen Geite her, trafen auf die mohammebaniſchen Reiche, die bereits durch eine Hindureacs
von zweien eins anzunehmen , entweder traut man den einheimis
tion , hauptſächlich bie Mahratten , geſchwächt waren , und nach dem
fchen Truppen nicht recht, oder man wil Dinge unternehmen ,
zu deren Ausführung fie nicht taugen. Vielleicht iſt auch beides
alten Spruch : duobus litigantibus tertius gaudet, wurden fie durch den Streit dieſer beiden Elemente von einem Sieg zum
der Fal, und man will eine in Kriegstüchtigkeit und Treue zile
andern geführt.
verläſſige Mannſchaft um fich haben . A18 es fich um ten Bes giun beg afghaniſchen Kriegs handelte , und der Präſident des Board of Control, Gir 3. C. Hobhouſe , darauf beſtand, remonts
ffrirte einer der Directoren , ein ehemaliger Geſandter in Perſien, idriſtlich, und ſtellte die unvermeidlichen Folgen vor, wenn man
Keine der Eroberungen, weter die altinbiſche, noch die mos Þammebaniſche, war volftändig geweſen , daher die ſeltſamſten Gricheinungen von Verbindung alten Götterglaubend mit der Hindulehre , von der Herrſchaft braminiſcher Kaſten mit den Reſten der alten Landesherren , namentlich im Deffan, b. h. in der füb.
die indiſpen , an ein lo faltes Klima nicht gewöhnten Iruppen
lichen Halbinſel, denn im Norden behauptete fich die mohammes
einem Winteraufenthalt oder am Ende gar einem Winterfeldzug
daniſche Herrſchaft durch die ſteten Zuzüge aus Afghaniſtan
in Afghaniſtan audieße; mehr als die Hälfte des Unglüc8 in Aighaniſtan iſt auch ficherlich der gänzlichen Unbrauchbarkeit der
mit entidiebener Gewalt über die Hindus.
indiſchen Truppen in einem afghaniſchen Winter zuzuſchreiben .
faß, machten ſich die Provinzialgouverneure von demſelben uns
Die Einwendungen gegen den afghaniſchen Feldzug waren alſo
abhängig , und dieſe mußten, um ihre eigenen Intereſſes willen , gegen die immer noch die Mehrzahl bildenden Hindus nachſichtiger
feineswegs bloß politiſcher, fondern auch militäriſcher Art .
Wenn aber nicht
ein Mann von beſondern Eigenſchaften auf dem Tyron zu Delhi
Es findet fich in der Mede Lord Edenboroughe ein palpabler
feyn. Im Süden hatten fie fich weit weniger gegen die nod in ihrer
auf der einen Seite erklärt er die Gränzen bed
Nähe beſtehenden Hinturabichas, ale gegen die Habſucht und die
Widerſpruch
eigentlichen Indien für ſo gut wie unüberſchreitbar, tabelt ſelbſt
Uebergriffe der benachbarten mohammedaniſchen Berrſcher vorzu .
die Bereßung Peſchawers im Weſten, wie die der Birma ents
ſeben.
riſſenen Befißungen, Arracan und Tenaſſerim , im Oſten ; auf
mohammedaniſchen und Hindufürſten , manche Hindufürſtin wurde
der andern Seite aber ift er der Anſicht, das Stilleftehen einer
die Mutter mohammedaniſcher Könige, und mancher Hindufürft nahm , um beſto ficherer Landſtriche, die von Mohammebanern bewohnt waren, zu beherrſchen , den 3elam an ; der Religionês
folden rein militäriſchen Macht ſey das Gefährlichſte, weil dann
die innern widerſtrebenden Elemente fich erſt in ihrer ganzen So viel iſt gewiß, daß alle Eroberer die ſandfritredenden Norbftämme, mie bie ſpäter, erſt
entfalten würden .
Kraft Indien ,
Daraus entſprangen die zahlreichen Verbindungen von
eifer wich allenthalben vor dem Intereſſe, Hindus wurden nicht
nur in den Civildienſt mohammedanijder Staaten aufgenommen,
wodpi
370
ſondern Hinbuß unter eigenen Fürften fochten mit und unter mos hammebaniſchen Fürften gegen andere Mohammebaner und gegen Hinbus . So verſchmolzen die beiden Racen, unb begannen,
hielten fich vorzugsweiſe an die mohammebaniſchen Fürften des Deffan, diſciplinirten ihre Iruppen, und führten fle gegen Mah. ratten und gegen Engländer, wogegen die leßtern ohne Unter.
wenn auch in der Religion verſchieben , fich ale Rinder Eined lan-
ichieb balb mit dieſem balb mit jenem Theile ein Bündniß
deß zu fühlen. Daraus entſprang die unendliche Mannichfaltigkeit von Staaten und Einrichtungen in Sübinbien, eine Mans nichfaltigkeit, welche noch ießt eine der größten Schwierigkeiten der Beherrſchung und Verwaltung Südindien8 bildet. In dein flachen Norbinbien fonnten fich unabhängige Finduftaaten wenis ger erhalten , und meift beſtanden dieſe Staaten mehr nur aus
halb unabhängig geworbenen mohammedaniſchen Gouverneuren, die bei einem neuen Zuzug aus Afghaniſtan wieder in das alte Unterthänigkeitėverhältniß gebracht wurden . Dieß geſchah zum leptenmal im 3. 1526 burch Baber, der das Reich des großen Mogule gründete.
Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis
ſchloſſen . Die Verwirrung ließ fein Syſtem zu, doch machte fich Der Umftanb bemerklich, daß die Engländer von Anfang her eher
die Hindus begünſtigten , und erſt im Fortgang ihrer Eroberun. gen mehr gegen die Mahratten auftreten mußten.
Die entloſen Verwidlungen, welche durch die berichiebenen Bündniſſe der Franzoſen und Engländer mit den einzelnen ein. gebornen Fürften , mit Kintus, wie mit Mohammebanern , je nachdem zufällige, oft ſehr perſönliche Umftande es erforderten, hervorgerufen wurden , erflaren bie Abneigung der Compagnie, in ihre innern Angelegenheiten einen Blid werfen zu laſſen , und
die Nußloſigkeit von Unterſuchungen, wie fte z. B. gegen Warren Haſtinge, den längere Zeit als einen großen Staateverbrecher
Baber Nachkommen ihre Herrſchaft feft in Norbhinboſtan, von den Solimanbergen und dem Inbus bis zu den Mündungen des Gangeb, gegründet hatten . Der hervortretenbfte und wichtigſte Charakterzug, namentlich in Albars des Großen Regierung, war die Duldung aller religiöſen Secten, die zahlreiche Verwendung
ſehr deutlich, warum in der faſt erblichen Corporation indiſcher Beamten eine inſtinctive Abneigung gegen unberufenen Einſprud . auffam , eine Abneigung, die erſt dann ihren mahren Boden vers
von Sinbuß im Civils und Militärbienft, und die nicht minder
lor, al8 durch die Fortſchritte ber Englanber gegen die Franzoſen
zahlreichen ehelichen Verbindungen zwiſchen beiden Religionêpar.
allmählich zuerſt die mohammebaniſchen Meiche und dann auch bie Mahrattenſtaaten in mehr oder minder directe Abhängigkeit von erſteren gerietben . Andere haben ſich die Sachen ſeit dem
Go erfolgte im nördlichen Indien durch die Politik der Fürften, was in Gübinbien durch die Noth unb ber Drang ber teien .
angeſehenen Mann, geführt wurden ; man macht es fich aber auch
Verhältniſſe eingetreten war, eine ziemlich allgemeine Verſchmels
Jahre 1806 geſtellt, wo die Herrſchaft der Engländer auêge
zung und gegenſeitige Duldung troß alles Religionsunterſchiebe,
Dehnt wurde bis zum Setlebſch unb bis zur oftwärts vom Inbus gelegersen Wüſte. Ale Kriege, die von 1806 bis 1838 in Indien: geführt wurden, waren mit Auênahme der Epiſode des birmanis idhen und nepaleftichen Kriege, innere Augelegenheiten , nochmalige Aufflammen alter Feindſeligkeiten , zufällige Aufſtände, wenn auch . manchmal, wie bei Bhurtpur, ſehr ernfter Urt. Immerhin aber waren ſie nur als innere Angelegenheiten zu beurtheilen, und die äußere Politif ſchlief ganz, ba England feine Luſt hatte in die Gebirge gegen Diten, wo arme Bölferſchaften wohnten, eine zubringen , und die Feindſchaft der Afghanen und Sifhe die
der natürlich nicht verwiſcht wurde und auch nicht zu vermi. idhen war.
Von dem weiſen Verfahren Afbare wid Aurengfib mehr und mehr ab, ließ einem intoleranten Geiſte freien Lauf, und gab dadurch ber in der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderte entftehenden Mahrattenmacht ihre große Bedeutung. 1 Elphin . ftone ſagt: „bie Hindus wurden von den Aemtern auégeſchloſſen, durch eine beſondere Steuer getemüthigt, ihre großen Märkte und Feſtlichkeiten verboten, ihre Tempel zuweilen verlegt ober zerſtört u . 5. T." Ging nun dieſe Verfolgung gleich nicht fo weit, bab man die Sinbus ihres Vermögens beraubte, oder gar einferferte und hinrichtete, ſo ſollten ſie doch zu einer untergeordneten Glaſie herabgebrüdt werden, und bieß erzeugte eine ſolche Erbitterung, Dab Aurengfib noch bei Lebzeiten die ſchlimmen Folgen fühlte,
die ſich jedoch erſt nach ſeinem Tote in ihrem ganzen Umfang
entwickelten. Es läßtfichhiftoriſdnachweiſen,daß der Haß der Hinbus gegen die Unbulbſamkeit, welche mit Aurengfibe Herrs ſchaft begonnen hatte, die Mahrattenmacht hob, und ſie endlich zum Siege führte, wozu freilich die Uneinigkeit in der mohams medaniſchen Herrſcherfamilie und ſpäter Nadir -Schahe Zug nach
Weftgränze bedte. 3n jene Zeit fällt der Zuſtand, ben Lorb Ellenborough in ſeiner Rebe ale ten gefährlichen bezeichnet, der Zuſtand bet Gtilftehend. Zwar ſanf während dieſer Zeit bie furz zuvor noch
bedeutende Macht einzelner Binnenſtaatmı immer mehr, und die cons
ſequent geführte Herrſchaft der Gugländer verſtärfte fich, aber es bildete bil ſich auch der Haß gegen die Fremdlinge aus. So lange dieſe in mancherlei Bündniſſen bald dieſer, balb jener einheimis
ichen Macht gegenüber, bald mit dieſer, balb jener verbunden waren, erſchienen fte, namentlich wegen ihrer geringen Anzahl,
nur ald ein Anfängſel der einheimiſchen Mächte. Dieſe Stellung
Delhi nicht wenig beitrug. In der Mitte des vorigen Jahrhunberts waren die Mahratten auf dem Punkte Meiſter von beinahe
auftraten, und die legten Zudungen der Mahratten nur in eiges
ganz Indien zu werben, al8 noch einmal die Macht des 38lam
nem Namen befämpften. Da fühlte man in Indien erft allges
aufflammte unb Ahmed Schah, der Afghanenfürſt, der einſt Nadir- Schah auf ſeinem Zuge begleitet hatte, in Indien zur Unters ftüßung der Mohammebaner einbrach, und den Mahratten die furchtbare Niederlage bei Panniput im Januar 1761 beibrachte.
mein, daß die Fremdlinge Herr gerorben ſeyen, unb je ſchwerer
Unter dieſen Umftanben traten die Streitigfeiten zwiſchen
Franzoſen und Engländern dazwiſchen , welche beibe allem aufboten, um einander aus Inbier zu verjager. Die Franzoſen
änderte ſich aber, ſo wie fie durchaus in ihrem eigenen Namen
er iſt eine geiſtige Ueberlegenheit anzuerkennen, deſto eher bra. chen wieder einzelne Bewegungen aus, die eben dadurch , daß fie gegen den icheel angeſehenen , wo nicht gehaßten frembling geo ridhtet waren, ein nationales Anſehen erhielten . So wenige Jahre nach dem lepten Mahrattenaufſtanb die Bewegungen des fleinen Radidha von Bhurtpur, deſſen Veſte, die als unbezwinga lich galt, und von der die Engländer in einem frühern Kriege
1 Selbft unter Sewadſchi's Regierung ſcheint Uurengſib die Mahratten
noc wenig geachtet zu haben, denn ſein ganzes Beffreben im Deffan ging mehr dahin die dortigen , aus der frühern Zeit übrig gebliebenen mohammes daniſden Fürſtenthümer zu nuterwerfen, als die Mahrattenmadt zu brechen.
ſchon einmal hatten abziehen müſſen , belagert werben mußte ; e8 iſt eine notoriſche Sache, daß wenn die Engländer damals wie berum von jener Veſte hätten abziehen müſſen, ein allgemeiner
w
371
Die Engländer haben gegen dieſen Geift , den alten
Anführer fich ihon lange als bie Nebenbuhler Der Engländer in Der Herrſchaft über Indien betrachtet hatten. 416 Gralior und
Militärgeift des friegeriſchen Theild des Volfe, gar fein Mittel,
Sinb barnieber lagen, fam tie Reihe an die Sifh8 ; auch fie
Aufftand von Mohammebanern und Hindus gegen fie erfolgt märe.
ale denſelben erſchlaffen zu laſſen und inzwiſchen ein ftrenges
erlagen, und da ſich bei der lebten Empörung die Afghanen,
politiſches Polizeiſyſtem zu üben , daß jeder Verſchwörung vor
mahridheinlich gegen das Verſprechen der Heraudgabe Peichawere, mit den Gifh8 berbündet hatten, 10 nahmen die Engländer, im
einen möglichen Auchbruch auf den Grunb fommt. Daher ihre durch das ganze Lanb zerftreuten und reichlich bezahlten Agenten, die indeß, wie ſpätere Erfahrungen , namentlich im Jahre 1839
Verfolgen der lebten Sithtruppen, ſo wie der Afghanen, die Provinz Peſchamer in Befir .
zeigten, doch im Süden zu Heiderabad und zu Rarnaul nicht
Wir haben an dieſe ältern Vorfälle erinnert, weil fie jept
alles entdeden konnten . Eine raſche Entridlung des innern Hans dels und der Induſtrie als Erjaß für die verlorne Unabhängigkeit war eine&theild bei bem Sandeleſoftem ber Engländer, bas bie ein. heimiiche Induſtrie vernichtete, nicht möglich, anberntheils fonnte dieſe Entſchädigung, wenn ſie auch geleiftet worden wäre , die alten
wieder zur Sprache kommen müſſen. Lorb Edenborough8 Bes
Kriegerfaften nicht berühren, die auf einmal zur Unthätigkeit und großen Theils zur Armuth verbammt waren. Durd den
dauern, daß die Provinz Peidhawer in Befis genommen worden Tey, führt auf die Vermuthung, daß fie vielleicht das Pfand
eines engen Bündniſſes zwiſchen Doft Mohammed und den Engs ländern werbe. Das Sifhreich beſteht nicht mehr, und die Rüds fichten , die man im 3. 1838 gegen dasſelbe zu nehmen hatte,
Kriegebienft unter den Engländern ſelbſt war für fie feine Ente
fallen alſo jeßt meg. Kommt ein Bündniß mit Doft Mohammed zu Stande, wag durch eine Aufopferung Peſchawerð und ein Zurücks
ſchädigung denkbar, weil es der Eingeborne nicht höher als zum
ziehen der Engländer über den Indu8 leicht zu erwirken ſeyn möchte,
Subahbar ( Hauptmann ) bringen fonnte, und der alte Krieges häuptling fich um dieſer ärmlichen Stellung willen nicht in die europäiſche Di@ciplin fügen wollte . Dieſe böjen Säfte mußten
Dann bilbet Afghaniſtan die Vormauer Indiens gegen Weſten , unb
bewacht und unterbrüdt, fie fonnten nicht aus dem politiſchen
Körper außgeſchieden werden. Für beide Theile, für Hindus und Mohammebaner, gab eß noch eine Macht, welche ihnen als Fort unb Retter erſchien , für die Mohammebaner bie Afghanenmacht, für die Hindus die der Sifhe . Solange dieſe aufrecht ftanden ,
erloſchen auch die Foffnungen auf eine Befreiung vom Soch ber
man wird zahlreiche engliſche oder angloindiſche Officiere, nas mentlich Mohammebaner, nach Afghaniſtan wandern ſehen, welche die Truppen bes Doſt, oder ſeiner Nachfolger, möglichſt diſciplis niren, und welche man durch das Verſprechen von Belohnungen nad ihrer Rüdfehr im engliſchen Intereſſe hält. Afghaniſtan
fann, wenn man ihm mäßige Geloſummen liefert, eine Menge Goltaten ftellen , und daburch für die Engländer eine ftarfe Vors mauer bilden . Möglicherweiſe haben die Engländer auch die
Dieſe aber fonnten vorerſt nicht angegriffen
Abſicht, die Afghanen die Arbeit im Norden nach dem Druß
werden , weil ſie einander zum Vortheil der Engländer gegenſei-
hin ttun zu laſſen und ſelbſt im Süden gegen Herat vorzu.
Fremdlinge nicht.
tig im Schach hielten.
Es gab aljo in jener Zeit eigentlich nur
rüden . (Schluß folgt. )
innere Zuſtände Indien8, feine äußere Politik. Erft das befürchtete Vorrüden ter Ruſſen in Afien wedte
wieder eine ſolche, und es erhob fich nun die Frage, ob man dem Anbringen der Ruſſen entgegengehen oder es in Indien ab. warten ſollte. Die Lage mar deßhalb höchft idrierig, weil zwis idhen Perſien, bad in ruſſtider Aufforderung handelte, und dem engliſchen Inbien bie Länder ter Sifhe und Afghanen mitten inne lagen. Daher der Kampf zwiſchen dem ruſfiſchen , durch ten befannten Capitán Bidovitich geförberten Einfluß und dem engliſchen . Der Stein bed Anſtoßed unb bad Hinderniß eine frenns ſchaftlichen Abfommene mit ten Afghanen mar bie Provinz Pecha . wer, hinſichtlich deren Lorb Ellenborough darafteriſtijd genug ed in einer Rede am 2 April bebauert, daß es bem brittiſchen Reiche einverleibt worben ſey. Peſcharer iſt eine Afghaniſche Provinz, liegt aber vor dem Eingang in die Rheiberpåſſe. Ranbidhit
Singh hatte fich derſelben bemächtigt, und bedrohte von hier aus die afghaniſchen Berge, in die er fich jedoch nicht hineinwagte, oder, wenn eß theilweiſe geſchah , zurüdgeworfen wurde. Der alte Doft Mohammed, für ben bie Erhaltung oder Wiedereroberung der Provinz eine Ehrenjache war, forderte von den Engländern, ald Preie ſeiner Einſtimmung in ihre Plane, die Provinz Peſcha . wer ; dieſe fonnten aber die Engländer ihm nicht rrrſprechen, menn fte ell nicht über fich nahmen, rorber noch die Herrſchaft Nandichit Singh8 zu vernichten . So zerſchlugen fich die Unters handlungen, unb der Kriegezug gegen Afghaniſtan wurde unters
Die kaiſerliche Bibliothek und der katalog der orien taliſchen Handſchriften in St. Petersburg. Vor furzem fand in St. Petersburg die Gröffnung der faiſerlichen Bibliothek fatt. Das ruſſiſche Blatt „die Nordiſde Biene“ bringt in ihrer Nr. vom 23 Februar 0. 3. einige Notizen , die wir aus einigen . uns vorliegenden Quellen ergänzen. Was bereits der „ Rruſenfternſde Abriß des Syſtems des öffentlichen Unterrichte in Rußland", deutſd von v. Grofe bei Kern in Breolau 1841 , von dem Urſprung der kaiſerlichen Bibliothel , Seite 123 ſagt : daß ihr Rern die aus Warſchau wegs:
gebradte Zalusfiſche Bücherſammlung war , beftátigt die Nordiſde Biene, indem ſie berichtet: „Nach der Einnahme Warſchau's durch Suwaroſt
wurde die Zaluofiſche Bibliothek eilig in Riflen gepadt und nach Peteros burg geſchafft.“ Von den Riften gingen viele verloren. Aus jener Zeit ( 1795) wo der Grund zu der faiſerlichen Bibliothek gelegt wurde,
ſdreibt fich die Bildung und Vermehrung ihres Beſtandes her , der .
namentlich durch die ſpäter erfolgte Hinzufügung der ſeltenen Büchers und þantídriftenſammlung eines Beamten des auswärtigen Amtes, des. Collegienrathes Dubrowoli, welcher während ſeines 23jährigen Aufent haltes im Auslande, überall Seltenheiten in dieſem Fadze ſammelte und
ſich beſondere die Verſchleuderung der foſtbaren Bibliothek in Frankreich zur Zeit der erſten Revolution von 1789—1793 zu Nuße machte, ver: mehrt wurde. In dem oben angezogenen fruſenſternſchen Werfe heißt
18 : „das Dubrowefiſche Muſeum war eines der reichften, dao je ein
machen , von der aus fie gegen Norden und gegen Weſten agia
Privatmann geſchaffen hat. Kaiſer Alerander ließ (8 1805 anfaufen. Auf ſeinen Reiſen in Italien, Spanien, Franfreich, England und Deutſchs land hatte Dubrowofi eine foftbare Bibliothek geſammelt, die er in
rer und die Volfer burch Hantel, die Häuptlinge durch Geld in
Frankreichdieſes nach Eglofjes der Stürmung der Baſtille mit Sandidriften einer Menge ,in und den Ardiven aufbewahrt geweſenen
nommen
in der
Abſicht, bieß lanb gleichſam zur Burg zu
ihren Kreis ziehen fönnten .
Der Audgang te
afghaniſchen
Kriego ift bekannt, eben ſo das Aufflammen der Sithe, beren
außerdem noch mit dem Ueberreſte der während der Revolution verſeis gerten berühmten Biblicthel der St. GermainesAbtei bereicherte. Der
wo
372
son
Idiomen bewanderten Mann ausfindig zu machen . Dieß gelang dem Hrn. Soſſowitſch vollfommen, indem er den ausgezeichneten Orientaliſten
größte Theil der Handſchriften, welche 15 Jahrhunderte umfaſſen, bezieht fich auf die Geſchichte von Franfreich und ſeiner Fürſten, deren Privat:
Dr. Reinhold Roſt ermittelte, welcher ſich dieſer Arbeit denn auch gerne
und officielle Correſpondenzen ſie enthalten. Fr. v. Adelung hat davon einen ausführlichen Katalog verfaßt." Gleich wie die Warſchauer Bibe liothek durdi Suwaroff, ſo mußte auch die von Afhaltziſh durch den Feldmarſchall Paefiewitíd zur Vermehrung der faiſerlichen Bücherſamm : lung beiſteuern. 300 Bände wurden auf Befehl des damaligen Grafen v. Eriwan nach Petersburg geſchafft. Im 3. 1830 fügte der Fürſt von Warſchau Pastewitích :Griwandfi noch 50 Manuſcripte hinzu, die er ſich in Grſerum und Bajazet verſchafft hatte. In ihrem Berichte über den Katalog der orientaliſchen Handſchrif:
unterzog. So entſland ein Katalog, deſſen Erſcheinen ohne Zweifel ein Fortſchritt für die gelehrte Welt genannt werden fann, und durch wel. dhen ihr ein neues Gebiet
orgenländiſcher Wiſſenſdaften erſchloſſen
worden iſt. Die Ausgabe dieſes wichtigen, ſo eben erſchienenen Gla:
borats iſt prachtvoll und mit Sõriſtabzugen der meiſten Sprachen bio auf die indiſden , japaniſden und chineſiſchen ausgeſtattet.
é.
Miscellen .
tenſammlung fährt die „Nordiſche Biene“ weiter fort wie folgt. „ Seit
Vlüthen unter dem Schnee. Gin Hr. White lag in der Londoner linnéidhen Geſellidaft vom 6 april einen Aufſat „über den
Begründung der faiſerlichen Bibliothek bis auf den heutigen Tag find
die Beamten derſelben mit Anfertigung von Katalogen beſchäftigt geweſen
Einfluß der Kälte auf das Blühen der Pflanzen . “
deren leßter nunmehr unter dem Titel : „ Catalogue des manuscrits
Journal gibt es in den arktiſchen Gegenden eine reiche Vegetation unter dem Schnee; er erwähnte namentlich einer Pflanze, Saxifraga nivalis, welche nach Linné's Angaben in den Regionen des ewigen Shnees blüht. Dr. Hoofer gab an , daß er am Feuerland eine Pernettya mucronala in voller Blüthe an einer Stelle geſehen habe , wo der
et xylografes orientaux de la Bibliothèque Impériale de St. Pe tersbourg“ (Katalog morgenländiſcher Handſchriften und Holzbrudweife ; die griechiſche Xylographie war ein Druck mit in Bretter geſchnittener Schriſt) erſchienen iſt. Die faiſerliche Bibliothef zeidinet ſich beſonders
Nad Cap . Beechend
Schnee zufälligerweiſe weggeſd afft worden war.
durch einen großen Reichthum an orientaliſchen Handſchriften und Xylographien aus , welcher durch Schenfungen von Privaten bedeutend
Dagegen bemerkte
Hr. Pratt, daß er im Chamouny: Thal vergebene nad Pflanzen geſucht habe, die unter dem Schnee blühen. Go fragt ſich nur, ob nicht das Jahredflima einen bedeutenden lInterſchied zwiſchen der Pflanzenwelt arftiſcher Gegenden und eines Drts wie tag Chamouny: Thal begründet. (Athen . 10 April .)
vermehrt wurde. Unter dieſen verdienen genannt zu werden : die des Grafen llwaroff der HH. Chitrofl. Froloff. Etter, Bogdano-Arartofi, Buldafoff, Dlenin, Lastin, Sofoloff, des Armenier : Khodjend, Karloff,
Mirza - Dchafar: Toptſchibaſcheff. Lazarefi, Hohaneſian, Nafailoff, Kamenoli ; des engliſden Turiſten Porter ; der HH. Jermoloft, Araftſchejeli, Hya: finth , des franzöſiſden Conſuls in Aegypten Drovetti. alle dieſe Stenfungen wurden der kaiſerlichen Bibliothef bis 1823 einverleibt.
Va u niwolleninduſtrie in England . In der Verſanım lung der Geſellſdaft der Kunſt und Gewerbe zu london am 3 April
1828 fam hiezu die berühmte Sammlung von Ardebil, 17 mit außer:
gab ein Hr. Vajley eine hiſtoriſche lieberſicht der Baumwolleninduſtrie
ordentlicher Pracht ausgeſtattete Manuſcripte, die der Stadt von Perſien
in England, und merfte dabei an, daß im vorigen Jahr in England 760 Mill. Pſt. Baumwolle verarbeitet worden ſenen durch 1,250,000
zum
Graf
**Arbeiter, die mit ihren Familien 34, Mill. Meniden ausmadzen , oder
die
oben berei !8 erwähnte nebſt denen von Dagiſtal und den Sr. Majeſtát dem Kaiſer von Nußland von dem Sohne des perfidhen Schacho Choſrew Mirza geſchenften . Zur ſelben Zeit wurden mit dieſer Sammlung auch die von den ruſiichen Siegern in Adrianopel erbeuteten Handſchriften vereinigt ; dann die vom Archimandriten Kamenéfi in China acquirir: ten Handſchriften ; die aus den conſecirten Gütern des Grafen Venzeslav Nzewusfi herkommenden ; die von Leontjeff geſchenften Manuſcripte; die aus Perfieu vori Grafen Simonitich nach Petersburg geſchafften Hands ſchriften ; die aus der Bibliothek des Fürſten Golizyn in die faiſerliche übergegangenen Manuſcripte, und endlich die von dem H. Hyren, Beam .
den achten Theil der geſammten engliſchen Bevolferung. Die Ausfuhr hatte einen Werth von 30 Mill. Þjd. St. Von den Steuern tes
Landes werden 12 Mill. Píd ., oder faſt der vierte Theil von denjenigen bezahlt , welche mit der Baumwolleninduſtrie beſchäftigt ſind. Unter
andern Mittheilungen, in welche ſich Hr. Bazley einließ, findet fich bei Nufzählung der Länder, welche die Baumwolle liefern, auch die, daß ein Stud Land , nicht größer als die Grafſchaft Yorkſhire, hinreiche, um eine Maſſe Baumwolle zu erzeugen, faſt doppelt ſo groß, als der jähr: liche Verbrauch von England. ( ibid.) .
ten der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Konſtantinopel, gefauften Handſchrif: ten des Mullah Abdalla und Kemal Eddin.“
S dwedeno Bevölferung. Die ſogenannte Tabellcommiſſion
Uebrigens beſchränft fich der Reichthum an morgenländiſchen hand:
in Schweden hat fürzlich Mittheilungen über Geburten und Sterbfälle im 3. 1849 bruden laſſen , aus denen wir (nach dem Aftonblad vom 28 Februar) nachſtehendes ausheben : „ Man berechnet nach dieſen
ſchriftlichen Werfen nicht bloß auf die, welche Rußland und namentlich Petersburg in der kaiſerlichen Bibliothek zählt ; denn reichhaltige und koſtbare Sammlungen davon befinden ſich im aſiatiſchen Departement
Sterblichfeito : und Geburtstabellen tie Bevölferung im 3. 1845 auf 3,316,535 Ginwohner, im J. 1819 auf 3,443,803 , ſie iſt alſo in vier Jahren um 127,267 Perſonen geſtiegen , wovon mehr als ein Drittheil auf das I. 1849 fällt. Der Zuwachs der Bevölferung , welcher in deni
des auswärtigen Amtes, in der faiſerlichen Afadenie der Wiſſenſchaften und an der Univerſität Kaſan. Sie ſind in folgenden Sprachen : der hebraiſchen ,. daldaiſden , arabiſchen , perfidyen , turfilden , grufiiden,
3. 1846—1848 nur 0,83 Procent jährlich auémachte, ſtieg im 3. 1849 auf 1,30 Þrocent , die höchſte jährliche Vermehrung , die in Schweden
armeniſchen, dhineſiſchen, cochinchineſiſchen, japaniſchen, mantíduſchen, tibetaniſchen, mongoliſchen, foromandelſchen, fambodidaniſden, malabaris fchen, ágyptiſchen, foptiſchen, áthiopiſchen und in verſchiedenen indiſden
feit dem 3. 1825 vurfam .
In den drei Jahren , welche 1849 voran:
Zdiomen geſchrieben. Man hatte in der Bibliothek einige beſondere
gingen , war troß der fårferen Volfsmenge die Zahl der Geburten
Kataloge dieſer Sammlungen , die Früchte mühſamer Arbeiten der HH .Frähn, Charmoi, Mirza Didafar:Toptídibaſdeff, Broſſet, Leontjeff Gotwald und Berefin aufbewahrt ; allein zur Abfaſſung eines ſyſtema:
nicht bloß relativ , ſondern auch mit Ausnchme von 1848 abſolut geringer als in den nächſt vorangegangenen fünf Jahren. Gines der
tiſchen und rationellen Kataloges der ſowohl erläuterten, wie der noch nicht erläuterten Handſchriften wurde von der gegenwärtigen Verwal: tung der Bibliothek der Afademifer Dorn gewählt, und zur Anfertigung von ähnlichen Commentaren von den in indiſchen Sprachen geſchriebenen
Anzahl von Chebindniſſen , denn man gåhlt nicht weniger als 26,891 gegen 24,129 im 3. 1848 , 25,338 in der fünfjährigen Periode von
erfreulichſten Zeichen des Jahres 1849 war die bedeutend geſtiegene 1840-1845 , und nur 20,955 in der Periode von 1835–40 .
Die
Manuſcripten hat ſie mit allerhöchſter Bewilligung den Beamten der .
höchſte Zahl Chebindniſſe, die je früher ſtattfand, war im J. 1810, nämlich 25,780 , die Zahl des Jahrs 1849 iſt alſo die abſolut höchfte,
Bibliothef, Hrn. Roſſowitſc , beauftragt in London einen , in dieſen
die je vorlam .
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchandlung .
.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 94.
19 April 1852.
nifs , wie man ſie hier nennt, von purpurrother Farbe bedeckt;
Schilderung der transbaikaliſchen Provinz. ( Nuff. Journal de Miniſteriums des Innern.
Jan.)
Durch eine Verordnung vom 11 Jul, v . I. wurde von dem
Gouv. 3rfutet der jüdliche Strich , der zwiſchen dem Baifal unb
ber chineſiſchen Gränze liegt, abgeſchieden und die tranebaikaliſche Provinz genannt. Bis jeßt noch find ihre Gränzen und ihre Unterabtheilungen nicht befannt, und man fann deßhalb ihre Ausdehnung nicht nach Länge und Breite beſtimmen , aber die Teştere mag wohl 400, die erſtere 10,000 Werſt betragen. Das Apfels oder Gtanowoi-Gebirg, dae von SW nach ND läuft, theilt die Provinz in zwei Hälften, eine öſtliche oder Daurien,
dieſer natürliche Blumengarten macht einen ſolchen Eindruck auf das Geſicht, daß wenn man die Augen ſchließt, man doch immer noch nichis al8 Blumen ror fich ſieht. Schade Daß dieß Bild nur drei Wochen lang dauert ; in der übrigen Zeit fieht der
Wanderer nur ſteinige Berge, die inteß maleriſch auf beiten Ufern umher zerſtreut find. Es gibt auch Waſſerfalle, doch feine bedeutende, außer rielleicht in den nur von Buräten und Tun. guſen betretenen Orten , und dieſe find nicht die Leute, die Naturs
ſchönheiten hervorzuheben. Die Flüſſe der trandbaifaliſchen Provinz theilen fich in zwei Syſteme, in folche die in den Baifal, und in die, welche nach
den ehemaligen Kreis von Nertſchinef und eine weſtliche ober die
dem öſtlichen Dcean fließen. Unter den erſtern nimmt die Ses
Mongolei, ben ehemaligen Kreis von Werchne-Udinek. Das Land iſt allgemein bergig und hoch, nahe an der dhineſiſchen Gränze find Berge, bie mit ewigem Schnee bedeckt find, z. B. der Iſchos fondo. Das Apfelgebirge iſt der höchſte Strich im fande, da von ihm aus Flüſſe nach allen Seiten laufen ; ſeine Breite bes
lenga den erſten Rang ein, über ihren Urſprung aber weiß man
trägt 100 Werft.
Man fann ſagen, daß die ganze Auebehnung
bis jegt noch nichts gewiſſed; die einen glauben er bilde fich aus der Verbindung mehrerer Flüſſe, andere vermuthen, er komme aus dem See Roſſogol. Auf ruſſtichem Gebiet fließt er ſchon Er iſt reich an Inſeln , aber ohne Schnellen , vold von Stören und im Auguft von Salmen, allenta
als bedeutender Strom .
dect, doch ſind auch einige völlig ſteinig, und nur an einzelnen
halben reißend und auf feinem ganzen Laufe ichiffbar. llebrigens verſendet nur Rjachta ſeine Theefahrzeuge auf demſelben , und zwar bloß im Sommer, außerdem wird er nur von Kähnen an
Orbanidhwemmungen mit Gebüſch bewachſen .
Die häler länge
Den Ueberfahrteſtellen und von Blicherbarfen befahren . An der
der Flüſſe und Flüßchen nennt man hier im ruſſtich -fibiriſchen Dialekt Steppen, obwohl ihre Breite ſo gering iſt, daß man die begleitenden Berge nie aus dem Geſicht verliert. Von der Stadt
Dörfer liegen nur auf der Strecke zwiſchen erſterer Stadt und
der Provinz von hohen Retten burchzogen iſt, die nach verſchiebes nen Richtungen auslaufeii. Die Berge find meiſt mit Wald bes
Werchneubinst gegen Süden, faſt bis Kjachta, läuft an der
Gelenga hinauf ein breites Shal, in welchem Buräten wohnen ,
gegen Oſten am ub hinauf liegt die doriniſche von Puräten be wohnte Steppe, die gegen das Apfelgebirge allmählig anſteigt, weiter hin breiten ſich die Steppen an den Flächen Dnon , Atid, Argun u.i.w. mit der Abdachung gegen den öftlichen Dcean aus. Man fann nicht leicht ein maleriſchere8 Land jehen, ale die
tranebaifaliſche Proving, namentlich jenſeite des Apfelgebirged . Berge, Thäler und Flüſſe bieten eine ſtaunenswerthe Mannich faltigkeit, die durch die wunderbare Vegetation noch erhöht wird, Heerden von Pferden und Jurten find in anſprechender Unorb.
Selenga ftehen zwei Städte , Selenginst und Werchneubindf; dem Baifal.
Außer der Selenga find von den in den Baifal fallenden Flüſſen bedeutenb der varguſin und bie bbere Angara . Erſterer kommt aus dem Apfelgebirge, und an ſeinem Ufer ſteht eine gleichnamige Stadt , während auf den Ebenen Buräten wandernd umherziehen .
Die obere Angara fommt aus demſelben Gebirge,
und fällt in den nördlichen Winkel del Baifal ; tieß Flußgebiet ift völlig öte, und nur im Auguſt ſammeln fidh tort Fiſcher. geſellidhaften. In der Weſthälfte der Provinz jenſeits des Apfelgebirges gehören alle Flüſſe bem Syſtem des Amur zu, der in den öſts lichen Ocean ausmündet . Zu den bedeutendern in denſelben eins
nung über die Flächen hin verbreitet, und da und dort ſieht
mündenden Flüſſen gehören der Argun, der die Gränze zwiſchen
man eine Cavalcade Buräten in ſeidenen Gewändern langiam
Rußland und China macht, anfange durch Steppengegenden , dann durch wilde, maldige Berge fließt, und endlich mit der Schilfa vereinigt den Amurſtrom bildet. Hier ſtehen nur Ros jafenwachtpoſten (Karaule). Die Schilfa, ein reißender, breiter, waſſerreider Fluß, entſteht durch die Verbindung dee Dnon und
zu irgend einem Feſte ziehen. Am Fluß Dnon , nahe an der Veſte Aficha, ſtößt der Reiſende im Junius auf ein großartiges
Schauſpiel. Der Fluß
ſtrömt zwiſchen unbedeutend hohen,
waldloſen Bergen ; der Sübabhang derſelben iſt von oben bis unten mit blühenden wilden Pfirſichen von weißer und roſens rother Farbe, und der nördliche mit Rhododendrons, oder Baguls
ber Ingoba, von denen der erſtere in der chinefichen Mongolei,
die leßtere innerhalb der rufflichen Gränze entſpringt; in die
nous
374
soon
Shilfa mündet von der linken oder ruſſtiden Seite her' die Nerticha, an welcher die Stadt Mertſchinst ſteht. Im Lande jenſeite des Baifal entſpringt der Witim , der zum Theil aus dem Baunts, zum Theil aus dem Iranoffichen See fommt, unb auf der rechten Seite in die Lena fält. Gegens wärtig iſt ſein Gebiet vollkommen öde, an ſeinen Ufern liegt nicht ein einziges Dorf, nur im Herbſt finden fich in den dichten anſtoßenden Wäldern die Zobele und Eichhörnchenfänger ein. Er läuft zwiſchen Bergen, hat viele Schnellen , und iſt faum um den Aronſee zur Anſiedlung geeignet, in hundert Jahren
der Eroberung Indiene fann nichte in Aften unſerer Waffen inacht widerſtehen ; die ganze Schwierigfeit beſteht darin auf die Ueberzeugung der Regierung einzuwirfen, was in Zeiten allges meinen Friedens niemand mit Erfolg zu thun hoffen fann . Aber in der jebigen Lage Europa's laſſen ung manche Symptome err warten, daß wir ziemlich die ganze Friebendzeit zurüdgelegt haben
aber fann er ein wichtiger Strom jehn, denn durch ihn ſteht die
lich halten und nach der Eroberung jedes lantes fireben , tas
transbaikaliſche Provinz mit der jafutiſchen in Verbindung, ohne Daß man den Baifal berühren muß. Alle die aufgezählten Flüſſe ſind ſchiffbar und fiſchreich, es
nicht durch eine mächtige einheimiſche Armee und eine erleuchtete Regierung geſchüßt ift. Afghaniſtan haben wir theile aus uns miffenheit, theile aus falicher Sparſamfeit aufgegeben. Um eg
und auf dem Punfte fteben , in eine ganz andere Aera einzu.
treten. In dieſem Falle werden die kriegeriſchen Nationen, bes freit von allen ten eiteln Ueberlieferungen und abgenüßten Grund jäßen der Vergangenheit, ziemlich alle Combinationen für mögs
finden. fich darin ſelbft Krebſe,was im übrigen Sibirien, im öft- wieder zu gewinnen, brauchen wir nur nach Cantabar und Berat lichen und weſtlichen, nicht der Fall iſt. Ihre Ufer find außer. ordentlich maleriſch ; wer auf denſelben geſchifft iſt, wird bad
zu marſchiren, und wenn wir dieſe Punkte erreicht haben, dann
rebenbegränzte und mit Burgruinen geſchmücte Rheinthal gleich.
liegt Perſien zu unſern Füßen. Viele glauben, ell ley das Ges ichid Rußlands ganz Aften nördlid rom Raufaſub zu gewinnen .
gültig betrachten.
es iſt aber nöthig, tafür zu ſorgen , daß es nicht dauernd Fuß
Der Baifalſee macht die Gränze zwiſchen dem Gouvernement
im Süden dieſer Gränzicheide farſe. Südlich vom Kaufaſud und
Außerdem find im
Himalaja iſt fein Land, das ſeine Unabhängigfeit bewahren fönnte , ſondern e8 muß durdy irgend eine civilifirte Macht von Weſten
3rfutef und ber trane baifaliſchen Provinz.
weſtlichen Theile der leßtern noch folgende Seen bemerfenômerih. Der Gänſejee, nicht weit von der Stadt Selengindf, mitten unter den Weibeplaßen ber Buráten unb nabe an dem Haupttempel, wo die höchfte geiſtliche Perſon , der hamba - Lama, mohnt. Dies
her geſchüßt werden . Franfreich hat alle Anſprüche in Afien aufgegeben, und es gibt kein anderes land in der Chri tenheit, deſſen Anſprüche einen Augenblic gegen die England8 auftreten Und muß deßhalb Vorberaften unvermeidlich zufallen ,
ſer See bildete ſich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts , in
fönnten .
Dem Das Flüßchen Lemnif, das früher in die Gelenga fiel, durch
wenn wir nicht ſelbſt verſäumen , den Theil der Welt, den die Vorſebung deutlich in unſern Bereich gelegt hat, an und zu
lang andauerte Regen angeſchwellt fich zur Seite warf, und die Senkung zwiſchen zwei Höhen ausfüllte; aus dem ſolchergeſtalt gebildeten See floß nun ein Ablauf nach der Selenga, und ehe
nehmen . "
zehn Jahre vergingen, erſchienen Fiſche im See ; gegenwärtig
beit fervor, und erklären oder zeigen, wað bið jept von den ins
Die engliſchen Tendenzen treten hier in ihrer ganzen Schroff
nimmt aber derſelbe jetes Jahr an Waſſermaſſe und an Fiſch .
biſchen Verhältniſſen Dunfel geblieben ; England wird fidh inners
Die jerawiniſchen Seen liegen am Ende der Charac zahl ab. Sterpe nahe am Apfelgebirge; drei Scen, die durch Flußläufe
| halb Indien8' halten, wenn es nicht durch ein Vorrüden Ruß
verbunten find, nehmen eine Länge von 30 Werſt ein ; man bes merft aber auch hier eine forbauernbe Abnahme des Waſſer unb der Fiſche. Der See Baunt, der in einem öben, walbigen Strich liegt, hat nur fünf Werfte im Durchmeſſer, iſt aber ſehr tief, und wahrſcheinlich ein eiloichener Krater. (Fortſeßung folgt.)
lands zum Angriff getrieben wird, dann aber wird es die hier rerzeichneten Plane auðzuführen ſuchen. Das Vorrürfen der Ruſſen in Centralaften gegen den Drus hin iſt eine notorijde
Ihatſache, ron den Engländern ſeit einer Reihe ron Jahren mit Giferſucht betrachtet und verfolgt. Steht es einmal am Drus ſo feſt, wie am Arares, dann liegt Perſien zu ſeinen Füßen, die Gränzen, die man ihm gegen Süden ſeßen mil, find überſchritten ,
der Hantel Englands nach Weſtperſien, wie den Inbu8 hinauf
Der freibrief der oftindiſchen Compagnie .
nach Oftperften , gefährdet, und ein gefährlicher Hebel, der des moblemitiſchen Fanatikmus, ben ed in Perſien bereits ſo gut zu
Die Ausdehnung des angloindiſchen Reichs.
bandhaben wußte, in ſeiner Hand. Waß ſeit dem Jahre 1825 in Indien an moblemitiſchen Aufregungen zu Tage fam, ift zuver. läſſig größtentheile, wenn nichtganz, von Rußland ausgegangen, und
(Schluß.)
Damit man nicht glaube, wir laſſen und hier von unſerer Einbildungsfraft fortreißen , wollen wir eine engliſche Quelle (United Service Mag . Jan. 1852 p. 11 ) citiren, wo es heißt : „ Unſere geidhidteſten Staatemänner wiſſen , und würden, wenn man fie drängte, offen geſtehen, daß Perften durch das Schickſal beſtimmt iſt, die Beute Englande oder Rußland zu rerben : e8 iſt durchaus unfäbig ſeine eigene Unabhängigfeit zu erhalten, und man fann ſagen , daß ſein Hof viele Jahre lang nach den Befehlen ton St. Peterburg gehandelt hat. In die Ginzelni.
niemand weiß beſſer all die Engländer, daß die mohammedanis ichen Bewegungen ſelbſt in Südindien , am Hofe bell Nizam von Heiderabad, mit den Aufreizungen im Norden zuſammens hingen . Der durch Aurengſbe intolerantes Syſtem herrorgerufene Haß zwiſchen Mobleme und Hindus iſt längſt tein allgemeinen Gefühl der Abneigung gegen fremde Herrſchaft gewichen , ſebr entzündbare Elemente ſind durch Indien verbreitet, wie die Enga
länder ſelbſt ohne Umſdreife zugeſtehen. Eine bloß Defenſive Stellung, wo man nur immer die Streide abrehrt, wirb am Ende unhaltbar, namentlich bei aftatiſchen Völfern , auf welde
heiten dieſer Thatſache werden wir bei einer andern Gelegenheit eingeben ; hier behaupten wir nur, daß trop der Größe bed Plang einer roligen Eroberung Perftens von Afghaniſtan aus fein bedeu. tended Hinterniß im Wege fteht, und wenn man zu gleicher Zeit Syrien und das Paſchalik Bagbab angreift, ſo würde balb tas
gegen Perſien, cine Belegung Berate werben mehr thun, die Auf regung zu beidhidhtigen und niederzuhalten , ale ale noch ſo
Mittelmeer die Ufer unſeres affatiſchen Reiche beſpülen. Seit
flug geleiteten polizeilichen und diplomatiſchen Maaßregeln. So
ber äußere Pomp ſo viel Einbruct macht.
Ein glüdlicher Zug
375 wie dieſe Ueberzeugung fide ben Engländern aufbrängt, dann
ſeltſamen Fefte nehmen drei volle Monate in Anſpruch. Zwanzig Lamas
iancu zum Briegentſchloffen fern undihnmit -- Buddha:Prieher" werden aus den berühmteſten Künſtlern des Prie: fle audh ſchnell werben allem Nachbrud führen, um ſo mehr als ihnen die ewigen Planfe. fterfißes gewählt ; file find tåglid mit dieſen Butter:Arbeiten berdaftigt leien mit den afghaniſchen Bergftämmen långå dem Weftufer del Intus ohnehin höchſt läftig gerrorben find , und ſie denſelben Durch Beießung von Didellalahab ſo ziemlich ein Enbe machen fönnen . Doch iſt dieß nur ein Acceſſorium , eine Plage, feine Verlegenheit, und bringendere Gründe müſſen vorhanden ſeyn , ehe ſie ſich zum Zug nach Perſien entſchließen . Eine Feſtießung der Ruſſen in Buchara und Chiva fönnte dieſe Veranlaſſung liefern, und dann der Welt das Schauſpiel eines großen euros päiſch.aſiatiſchen Kriegs zeigen . Solche Plane laffen aber weder in ber almählichen diplomatiſchen und militariſchen Vorbereis tung, noch in der Aueführung im minteſten eine getheilte Ges
ralt zu, und deßhalb ſehen wir die engliſche Regierung mit raſchen Schritten vorſchreiten, um der Directorenherrſchaft ein Ende zu machen, die Compagnies und föniglichen Truppen in
und müſſen ihre Hände ftets im Waſſer haben , damit die Wärme der Finger ihre Arbeiten nicht beeinträchtige; da dieſe Arbeiten größtens theils in die Mitte des Winters fallen , haben fie viel von der Kålte
zu leiden. Das erſte Geſchäft beſteht darin , daß die Butter tüchtig gefnetet wird , damit ſie Feſtigkeit erlangt. Wenn das Material auf
dieſe Weiſe gehörig bereitet iſt, werden die verſchiedenen Theile tes Butterwerfe einer Anzahl Künftler übergeben, welche jedoch alle unter der Leitung eines Obern arbeiten, der den Plan der ganzen Darſtellung entworfen hat und dem die Oberaufficht über die Ausführung anvertraut ift. Wenn die Figuren u. ſ. w. fertig und zuſammengeſeßt find, were den fie einer andern Claſſe von Künſtlern übergeben , welche fie unter
der Aufſidet desſelben Obern in Farben fleiden . Gin Muſeum von Butterarbeiten ſchien und ein ſo merfwürdiger Ginfall, daß wir dent
Einheit der Regierung herzuſtellen. Und um dieß mit defto
Fünfzehnten des Monats nicht ohne Ungeduld erwarteten . Am Vorabend des Feſtes wurde der Anbrang der Fremden wahrs haft überraſchend. Runbum war nicht mehr der fille, ruhige Prieſterfik, wo alles von dem tiefen Ernſt und der Abgeſchloſſenheit eines rein geis fligen Lebens zeugte, ſondern eine ganz weltliche Start, voller Lärm und
größeret Sicherheit und mit dem ganzen Nachbrud der Nation
Aufregung. Ueberall hörte man das Schreien von Ramelen und das
jelbſt zu thun , wird das Feld der Wahl für den neuen Rath
Brüllen langhaariger Dchſen, aufwelchen die Pilger anbergezogen waren ; an den Abhängen des Berger , der den Prieſterfiß überſchaut, erhoben ſich zahlreiche Zelte, unter welcher die Beſucher, die in den Wohnungen der kamag feine Unterkunft gefunden hatten , fich's bequem machten .
Eine Hanb zu legen, und im Innern wie im Neußern bie
Der Directoren erweitert , und die ganze beſigende Claffe zur Mit
regierung herbeigezogen, während man der Jugend ein Feld der Thätigkeit eröffnet, das ſeinesgleichen in der Welt nicht hat. Die Frage iſt nur, ob Indien und England die Koſten eines ſolchen Unternehmend, wie die Eroberung ganz Südaſiene, auf die Dauer ertragen fönnen , denn nicht bloß gegen Weſten hin wers
.
Die Zahl der Perſonen , welche am Vierzehnten die Wallfahrt um den
Prieſterfiß machten, war unglaublich ; für uns war es ein ebenſo felts fames als peinliches Gdauſpiel, dieſe große Maffe menſlider Wefen
fich faſt bei jedem Soritte in den Staub werfen zu ſehen, und in halb:
Den fich die Groberungen ausbehnen, auch gegen Dften werben fie fommen, und der Krieg mit Birma wird faum andere als mit Abtres
leifen Tönen ihre Gebetformeln herfagen zu hören . Unter dieſen zelos tiſchen Buddhiften war eine große Anzahl tatariſcher Mongolen, welche tung bed untern Stromgebiets bee Irawabby endigen, wodurch das aus großer Entfernung hieher gepilgert waren. Sie machten fich ebenſo obere Stromgebiet von ſelbſt in Abhängigfeit der Engländer fällt. ſehr durd ihren idywerfälligen , lintiſchen Gang, wie durch ihre Frómns Die Hülf&quellen Intiene fönnen vielleicht dazu hinreichen , aber migfeit und durch den gewiſſenhaften Cifer, mit welchem ſie den Rituals | Vorſchriften Genüge thaten , fenntlich. Auch die Hung:Mao:Oel oder fie müſſen anders als bisher entridelt werben. Langhaare waren hier , und da ihr Gehaben in dem Prieſterfiße nicht i beffer war als zu Tang : Reon : Del , bot die ftolze Ungeſchlachtheit der Formen , in welche ſie ihre Frömmigfeit fleideten , einen auffallenden Das Blumenfeft zu Kunbum. Contraſt mit der Demuth und Inbrunft der Mongolen dar. Sie gingen (Aus Huc's Travels in Tarlary, Thibet and China.) Der Prieſterfit Runbum fteht in ſo hohem Rufe, daß die Anhänger ſtolz, den Kopf aufgenorfen , die Rechte auf den Griff ihres Sábele teo Buddha aus allen Gegenden der Tatarei und Tibet'o dahin wall: legend und das Gewehr auf dem Rüđen daher. Die Si-Fan aus dem " fahrten, und daß fein Tag vergeht, an welchem nicht eine größere An- Amdo:lande bildeten die Mehrzahl der Pilger. In ihren Gefichtszügen zahl frommer Pilger anfommt oder abgeht. Während der großen Fefle, ſpiegelte ſich weder die rohe Nachläſſigkeit der Langhaare, noch die Guts deren vier in jedem Jahre find , iſt der Zufluß der Menſdenmaſſen in müthigkeit und die aufrichtige Gläubigkeit der Tataren. Sie verrichs ber That unberedenbar. Am berühmteſten iſt das Blumenfeft, welches teten ihre Wallfahrt mit einer heitern, ſorgloſen Miene, welde zu ſagen am fünfzehnten Tag des erſten Monate gefeiert wird. Nirgende begeht ſchien : „ Wir find hier zu Haus und brauchen niemanden aus dem man dieſes Feft mit ſo viel Pomp und Feierlichkeit wie zu Runbum ; Wege zu gehen.“ Wir waren ſehr erſtaunt, in der Menge eine Ans die in der Tatarei, in Tibet, ja ſelbſt zu tha: Saa fiehen ihm in jeder zahl Chineſen zu fehen , welche mit den Roſenfranz in der Hand allen Andachtsübungen wie die andern oblagen. Unſer bårtiger Sandara Hinſicht weit nado. Wir waren am fechoten des erſten Monate in dieſem Brieflerfiße ſagte, eo fenen handelsl ute aus Khata, welche, obgleich fie durchaus angekommen, und bereits ſahen wir auf allen Wegen, welche nach Kun: nicht an Buddha glaubten , die tieffte Verehrung vor ihm bethätigten, bum führen, zahlreiche Karawanen von Pilgern heranziehen ; man ſprach um bei ſeinen Anhängern ihre Kundſchaft nicht zu verlieren. Vielleicht von nichts als von dem Fefte. Man erzählte uns , die Blumen reyen war dieß eine Verleumdung von Sandara'o Seite ; ſeine Ausſage paßte dieſes Jahr von unvergleichlider Edönheit ; der „Rath der ſchönen jedoch vollfommen zu allem , was wir von dem chinefirohen Charakter Rünfte ", welder beauftragt war, fie zu unterſuchen, hatte erflårt, fie fennen zu lernen Gelegenheit hatten. Am Fünfzehnten hielten die Pilger abermalo einen Ilmzug un den ſeyen weit vorzüglicher als in den frühern Jahren. Sobald wir von dieſen wundervollen Blumen hörten, waren wir, wie man wohl denken Prieſterfiß. feinedregg aber in ſo großer Anzahl wie am vergangenen fann, beeilt, Nadridhten über ein feſt einzuziehen das uns bisher gang Tage. Die Neugierde jog vielmehr ießt die Mehrzahl bereits dahin, unbefannt geblieben war. Id theile hier die Ginzelnheiten mit, welche wo die Vorbereitungen zu den Blumenfefte getroffen wurden. Als der inan ung hinterbrachte und denen wir mit nicht geringer Neugierde Abend einbradi, ftellte fich unſer Sandara dar und lud und ein , die lauſdten die Blumen des fünfzehnten Tages des erſten Monato find wunderbaren Butter:Arbeiten , von welchen wir ſo viel gehört hatten,
Darfclungen profaner und religiöſer Art , in welchen alle afiatiſden Nationen nach ihren verſchiedenen Gigenthümlichfeiten und in ihrem niannidfaltigen Charafter auftreten. Perſonen , Dute, Kleidung, Aude ích můdung – alles iſ ron friſder Butter ; die Vorbereitungen zu dieſem
in Mugenſchein zu nehmen. Von ihm und einigen hieſigen Freunden, unter welchen ſich ein Ritat Lama befand , begleitet , maďten wir uns raſch auf den Weg ; die Blumen waren unter freiem Himmel, vor den verſchiedenen Buddhiſten - Tempeln deo Prieſterfißes ausgeftellt und von
376 ber glänzendflen Beleuchtung umſtrahlt. Auf leichten Holzgerüſten, welche
bald erſcheinen. Er war von den erſten Würdetrågern des Prieſterfiges
nad zierlichen Zeichnungen gefertigt waren, ftanden zahlloſe Vaſen von Grz und Kupfer , welche mit Butter gefüllt und mit einem tüchtigen Docht verſehen waren. Die Beleuchtung war allerſeits mit einem Geſchmad angeordnet, der einem Pariſer Decorateur Ghre gemacht hatte. Der Anblic der Blumen ſelbſt reßte ung in das größte Erſtaunen . Wir waren nie auf den Gedanken gefommen, daß ich in dieſen Ginöden, unter einem halb wilden Volfe Künſtler von fo hervorragendem Ver: dienft finden fönnten. Die Malereien und Sculpturen , welche wir in mehrfachen Prieſterſißen geſehen hatten, ließen und nicht im entfernteſten
umgeben , denen eine Schaar von Unter:Lamas mit großen ſchwarzen Peitſchen in der Hand voranſchritt und die Menge zur Seite trieb ; dieſer lebende Buddha idien und niot mehr als vierzig Jahre zu zählen. Gr war von gewöhnlicher Größe , ſein Geſicht platt und nichtsſagend,
ahnen , welche vollendeten Kunſtwerfe uns hier entgegentreten würden. Die Blumen waren Basreliefs von foloſſalen Verhältniſſen, und ſtellen
habe. Wenn uns jedoch die Perſon des Groß: Lamas nicht in hohem
mannichfache Gegenſtände aus der Geſchichte des Buddhismus dar ; die Röpfe waren ganz Leben und Ausdruck , die Gruppirungen und Stellungen natürlich , und die Befleidung leicht und anmuthig. Man fah auf den erſten Blid , aus welchem Stoffe dieſe Gewänder, dieſe Draperien beſtanden ; die Pelze beſonders waren meiſterhaft nachgeahnt; das Schafsfell, die Haut des Tigers, des Löwen u. f. w. waren bewun:
war genau das unſrer Biſchöfe. Auf dem Haupte trug er eine gelbe. Bildhofemüße; ein langer Stab mit einem Kreuze oben war in ſeiner Nechten und ſeine Scultern dedte ein Mantel von purpurrother Seide, welder auf der Bruſt durch eine Agraffe zuſammengehalten wurde.
dernswürdig wiedergegeben , und man fühlte ſich verſucht fie mit der Sand anzufühlen, um fich zu vergewiſſern, ob man wirklich eine Nach: bildung vor fich habe. Auf jedem Badrelief war Buddha ſogleich zu erfeunen ; ſeine Geſichtsbildung, ganz Würde und Majeſtát, gehörte dem
die Geſichtsfarbe ſehr dunfel. Er warf im Vorübergehen einen ziemlich gedanfenloſen Blic auf die Badreliefd. Dhne Zweifel niußte er fich, während er auf die fo oft vorfommende Darſtellung der ſchönen Geſichtes züge Buddha's blidte, mit leidweſen ſagen, daß er bei den wiederholten
Wanderungen ſeines unferblichen Theile nichts weniger als gewonnen Grade auffallen konnte , ſo hatte ſein Coſtüm dieſe Wirkung , denn es
Die Zuſdauer ſchienen im allgemeinen ihrem lebenden Budtha feine ſehr große Aufmerkſamfeit zu idenfen ; ſie waren bei weiten eif: riger in der Beſchauung der Buddhas von Vutter , welche auch in der That des Anſchaueng viel würdiger waren. Nur die Tataren legten
Zeichen ihrer frommen Geſinnung an den Tag ; fie falteten ihre Hände, beugten ihre Häupter und ſchienen zu bedauern, daß das große Gedränge
Faufafiſchen Typus an, indem die Künſtler in diefer Beziehung an den
ihnen nicht erlaubte, fich der Länge nach vor dem lebenden Buddha in
buddhiſtiſchen Ueberlieferungen feſthielten , nach welchen Buddha , ein Sohn des weſtlichen Himmels , von weißer , leicht in Roth getaudter Geſichtsfarbe war , große, volle Augen und langes, weiches, gelodtes Haar hatte. Alle übrigen Perſonen hatten den mongoliſchen Typus mit leichten Uebergången in den von Tibet, China, Si-Fan und der Tatarei ;
den Staub zu werfen .
auch waren dieſe liebergånge ſo geſchickt angedeutet, daß man gar nicht
einander nach allen Richtungen, und johlten und brüûten ſo laut, taß die Wüſte barob in Sdređen gerathen ſeyn muß ; furz, 18 war ale ſey
auf die Tracht zu bliden brauchte, um ſogleich zu wiſſen, welchem beſons
dern Stamme jede einzelne Perſon angehörte. Einige Hindu : und Negerköpfe waren vortrefflich nachgebildet ; die leßtern nahmen vorzuger weiſe die Aufmerkſamfeit der Beſchauer in Anſprud . Dieſe großen Basreliefd waren von Rahmen umgeben, welche, gleichfalls von Butter, Thiere und Blumen darſtellten , und ebenſo funftreich gebildet und aus: gemalt waren , wie die Arbeiten welche fie umſchloſſen. Auf dem Wege, welcher von einem Tempel zu dem andern führte,
waren in Zwiſchenrånmen fleine Badreliefe aufgeſtellt, auf welchen Schlachten und Kämpfe , Jagd:Scenen , Epiſoden aus den Nomaden: leben und Anfichten der berühmteſten Prieſterfiße in Tibet und der Latarei abgebildet waren. Vor dem Haupttempel endlich ſaben wir ein
Als der Groß:Lama ſeinen Umzug beendigt hatte, fehrte er in ſein Heiligthum zurüd, was alle Anweſenden als einen Wint betrachteten, fich nun ohne Rüdhalt der ausgelaſſenſten Freude hinzugeben . Sie ſangen fich athemlos, fie tanzten fich athenilos, fie fließen und doben
die Menge plößlich von einem Wahnſinn erfaßt worden . Da dieſes Durdh einander , dieſer wilde Strom fürchten ließ. die 30lumination und die Butterwerfe möchten in Gefahr fommen, wurden in fleinen Entfernun: gen Lamas uit brennenden Fadeln aufgeſtellt, welche die Wellen der
unüberſehbaren Menſchennenge , die wie eine vom Sturm gepeitſchte See hin : in dieſem ſah , daß Heimfehr die Nacht
und herrollte, abwehren ſollten . Es war und nicht möglich Gedränge lange auszuhalten, und unſer Vitat-lama, welcher wir faum noch Athen zu dópfen vermochten , lud ung zur ein . Wir fügten und dieſem Vorſchlage um ſo lieber , als bereits weit vorgerudt war, und wir fühlten , daß wir der
Ruhe bedurften.
Theater, deſſen Perſonen und Decorationen ganz aus Butter beſtanden.
Am nächſten Morgen war, als die Sonne aufging, feine Spur mehr
Die Perſonen des Drama's waren einen Fuß hoch und fielten Lanas vor, welche auf den Wege zu ihrem Gebete waren. Anfangs war die
von dem Blumenfeſte zu ſehen. Alleo war verſchwunden ; die Batrelief& waren vernichtet und die große Menge Butter in eine Schlucht gewore fen worden , wo die Kräben ſich gútlich daran thaten. Dieſe ſchönen Arbeiten, welchen ſo viel Zeit, ſo viel Mühe und ich darf wohl ſagen, ſo viel wirfliches Runfllertalent gewidmet worden, hatten nur für einen Abend als Unterhaltung und Schauſpiel gedient . Jedes Jahr werden neue Blunien und jedes Jahr nach einem neuen Plane gefertigt. Mit den Blumen verſchwanden auch die Pilger . Bereits mit dem erſten Strahl der Sonne ſah ich fie langſam den fich windenden Berg: pfad emporfteigen und in die Wüſte, wo ihre Heimath war, zurüdfehren. Natürlicher Durchbruch der Anden im ſüdliden
Bühne leer ; dann ließ ſich der Ton des Muſchelhorns hören und aus zwei Thüren traten zwei Züge von Unter:Lamas, welchen ihre Dbern in feſtlichen Gewändern folgten ; der Zug blieb einen Augenblid unbewegs lich auf der Bühne, dann bewegte er fich feierlich weiter , verſchwand, und das Schauſpiel war zu Ende. Die Menge war von dieſer Aufs führung ganz hingeriſſen ; wir dagegen waren nicht ſehr geſpannt, einer
zweiten Darflellung beizuwohnen, denn wir hatten ſchon beſſere Puppen geſehen, und dieſes Fortſdieben einer großen Anzahl von Figuren, deren feine ein Glied bewegte , erſchien und faſt albern ; wir fehrten daher lieber zu den Basreliefe zurüc.
Chili .
Während wir eine Gruppe Teufel, welche wenigſtens ebenſo grotest waren wie die von Callot, in das Auge faßten, hörten wir hinter uns einen wahren Sturm von Trompetenſtößen und Murdelhorn-Tönen ; als
wir uns nach der Urſache dieſes mufifaliſchen Donnerwetters erfundig: ten, erfuhren wir, der Groß-lama von Kunbum verlaſſe eben ſein Heilig thum , um die Blumen zu ſehen. Wir freuten und dieſer Nachricht, denn wir wünſchten natürlich ſehr , den Groß : Lama von Angeſicht zu Angeficht zu ſehen. Das Gedränge war jedoch ſo groß , daß wir uns nicht von der Stelle rühren fonnten. Wir blieben daher ruhig auf unſerm jiemlid günftigen Standpunkte und ſahen den Orſehnten auch
Verlag der 3. G. Cotta'ſoen Buchhandlung.
-
Am Fuße des Vulcano Antuco , am Rande eines wahrſchein :
lich in einem ehemaligen Krater gebildeten Seeb, läuft ein Weg hin , der eine Verbindung zwiſchen beiden Abhängen der Anden geſtattet. Vor etwa 40 Jahren entdedte ihn General Cruz bei einer Grpedition gegen Buenos Ayres. Vorher hatten ihn nur die Pehuentſchen benußt,
um ihre Naubzüge gegen die benachbarten Dörfer auszuführen . Die Hufe ihrer Pferde haben ftarfe Eindrüde auf den Lavafläden zurüd:
gelaſſen , die, obwohl noch nicht erfaltet und feſt, dod ihre Züge nicht aufhielten. Jeßt ziehen die Chilenen aufdieſem Wege, um Steinſalz au8 dem Ditabhang der Anden zu holen. (Bulletin de la Soc. de geogr. Januar . )
Berantwortlicher Redacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. U " 95.
20 April 1652 .
Beiträge zur Sittenkunde der Vordafrikaner. (Bon Karl Zill )
13. Polizei und Gerechtigkeitspflege. Seid und ſein Gläubiger. – Procefſucht der Araber. - Auferſtehung eines Ermordeten zu rechter Zeit. Lift und Rache. Bei der geringen Autorität, welche die Häupter der Stämme
und ihrer Fractionen bei den unabhängigen Kabylen befißen, kann von keiner ordentlichen Polizei und Gerechtigkeit & pflege die Sprache jeyn ; die Marabuts , Vorſteher der Zawias, leiten zwar in Folge ihres religiöſen Charakters und des damit vers bundenen Anfehens, die allgemeine Politik der Stämme, fönnen aber in Privatſachen nur ichieberichterlich entſcheiden , wenn ſie von den fireitenden Parteien darum angeſprochen werden, und die Vorſteher der Unterabtheilungen ſind zwar Anführer in Kriegszeiten, gelten aber in Friedenézeiten nicht mehr als jebes andere Mitglied der Didhemmah, zu welcher von rechtswegen alle
Familienhäupter einer Drtſchaft gehören. Ein uraltes , von Ges neration zu Generation fortgeerbted lyndigejek , in Gemäßheit deſſen fich jeder ſelbſt Recht ſpricht und Recht verſchafft, bietet nur ſehr unzulängliche Wahrſchaft für die öffentliche Ordnung,
Sabel von Gollo und dem angränzenben franzöſiden Gebiet ein beſtändiger Auftauſch von der Blutrache berfallenen Kabylen ftatt; die Mörder aus den Gebieten der Sanhadia, ber Guerbes und des Web - Didendel finden bei ihren Stammverwandten in ben Seba- Ruß eine fichere Zuflucht, und die einheimiſchen Haups
ter des franzöſiſchen Gebietes ießen der Einwanderung derjenigen aus dem unabhängigen Sahel kein Hinderniß entgegen , da jeder
Steuerpflichtige dem Kaid einen Duero, dem Scheich aber einen halben Duero einträgt. Ich fonnte in meiner Nachbarſchaft mehs rere dieſer Ehrenmänner zählen, anderen Schädel Gall und Spurzheim gewiß den Budel des Lobtidlage gefunden haben würden, ich fürchtete dieſelben aber nicht im geringſten, da der Morb eines Europäers hier größere Unannehmlichkeiten nac; fich
zieht, ale der Mord eine Einheimiſchen, und ſie aus Mangel an einem anderweitigen Aſyl ihrer Morbluſt, trog ihrer fatalen Säbelbildung, Baum und Zügel anlegen mußten. In Den Arabergebieten ift ber Raid mit der Handhabung ber Polizei beauftragt, und die Scheiche haben denſelben bon
jedem auf ihren reſpectiven Gebieten verübten Frevel in Kenntniß zu leben , die Deira oder Reiter des Gums verſehen dabei den
Dienſt der Polizeiagenten, und haben das Recht jeden irgend
und viele Vergehen bleiben ungerügt, wenn der Schuldige der Stärfere iſt, während andere über Gebühr geahndet werden .
eines Vergehen Bezichtigten oder ihnen rerbäutig Scheinenben feſtzunehmen und vor den Kaib zu führen. Dieſer verhört die
Das Unweſen ber Blutradhe erreicht hier den Gipfelpunft, und dieſe wird oft nach Verlauf mehrerer Jahre Sache eine ganzen
Angeklagten und berurtheilte ſie in gewöhnlichen Fällen, wenn tas Vergeben erwieſen iſt, je nach dem Grad debjelben, entweder zu einer gewiſſen Anzahl von Stođprügeln ( El - Aſſa ), ober zu einer mehr oder minder ſtarken Geldbuße (El- Aghteia ) ; in fil len ernſthafterer Natur aber überliefert er dieſelben dem arabis
Stammel, nachdem ſie anfangs nur Sade eines Individuuing geweſen. Die unverſöhnliche Feindſchaft, die manche Stämme gegen einander hegen, und die zu ſo manchen blutigen Kämpfen Anlaß gegeben , hat meiſtens feine andere erfte Urſache, als eine Blutrache, an welcher nach und nach der ganze Stamm theil. genommen . Wohl hat die Inſtitution der Dia oder des Bluts
ſchen Bureau ſeines Kreiſeß, welches fie entweder vor den Richters ftuhl des Radi oder vor ein Kriegegericht ftellt, welches leptere allein in Capitalverbrechen Recht zu ſprechen befugt iſt. Beber
gelbek zum Zwed,dieſen Unweſeneinigermaßen zu ſteuern! 68 tendſte, Eingebornehat zudem das RechtieineKlage, ſelbſt die unbedeus vor das arabiſche Bureau zu bringen, und die zunächſt
fann aber einerſeits nicht jeder die, nach Maßgabe der perſönlichen Wichtigfeit des Erſchlagenen feſtgeießte Summe aufbrins geu, andererſeits verweigert die Familie dieſes legteren, beren Eins
willigung bierzu unerläßlich iſt, oft hartnädig jeten Vergleich, und in dieſen beiden Fällen bleibt dem Mörder nur die Wahl
zmiſchen einem Leben voller Unruhe und Gefahr, und einer ſchleus nigen Flucht.
Iſt ſeine Familie ſtark und mächtig genug , um
ihm ihren Schuß angeteiben zu laſſen, ſo bleibt er gewöhnlich
der Stadt wohnenden Kabylen unb Araber machen einen wahren Mißbrauch aus dieſer Befugniß, da ſie den Chef des Bureau's
oft mit den geringfügigften und lächerlichſten Dingen beheligen , Sie müſſen übrigens bei der Vergleichung der einheimiſchen Ges rechtigkeit @pflege mit der franzöſiſchen legterer den Vorzug zu : geſteben , und es rrürben baber wenig Rechtshandel vor das Forum Des Raid gebracht werden, wenn ſie denſelben nicht durch Ueber
und troßt allen offenbaren und heimlichen Racheverſuchen ſeiner
gehung ſeiner Autorität zu beleidigen und fich ſeiner Mache aus .
Gegner, die er mit bemraffneter Hand zurückzuweijen im Stande iſt; iſt er aber arm und freundlos, lo wandert er mit ſeinen Angehörigen nach einem Drte aus, wo ihn bie Rache ſeiner Feinde nicht erreichen fann. Auf dieſe Weiſe hat zwiſchen dem
zuſeßen fürchteten. Daß die Raids, ſelbſt bei den geringſten Bers gehen, Anlaß zur Auferlegung einer Geldbuße nehmen, iſt eine allgemein bekannte Ihatſache; dieſe Geldbußen ſollen zwar in den Schaß der Regierung fließen , allein der einheimiſche Häuptling
378
weiß es ſo einzurichten, daß er wenigſtens zwei Drittel derſelben für fich behält ; fann ein armer Mann die ihm auferlegte Aghteia nicht bezahlen , ſo ichidt der Raib zwei Deira nach ſeiner Sriba ober nach ſeinem Duar, und läßt ihm eine Ruh oder einen Dohſen
gooo
meinem Jäger Seid, der ihm einen Duero idhuldig war, auf öffentlichem Marft eine bemſelben von mir geliebene Flinte ab, and als er dicſelbe Durch die zufällige Dazwiſchenfunft meines Thomas wieder herausgeben mußte, ſo riß er ihm den Burnuß
wegführen . Bei ſo bewandten Umſtänden läßt es ſich leicht bes greifen, daß die Habſucht des Gewalthabers denſelben oft zum Inſtrument einer Privatrache werden läßt, da ihm jede Gelegens heit zur Auferlegung einer Geldbuße erwünſcht ſeyn muß. Dieſer Zuſtand der Dinge läßt, wie leicht zu erſehen, noch unendlich viel zu wünſchen übrig ; die franzöſiſche Regierung mußte aber wohl, bei der Unzulänglichkeit der Mittel, die ihr bisher zu Gebote ftanben , das arabiſche Element, wie es fich eben sorge. funden, mit wenigen Abänderungen, einſtweilen zu benußen ſuchen, und fie ift froh, troß der vielfältigen Mängel bieſes Syſtems, nur erſt ſo weit gefommen zu ſeyn. Ihr Streben geht darauf
vom Leib, mit dem Bedeuten, daß er ſelben wieder haben ſolle, ſobald er ihm ſeinen Duero bringen würde. Gegen Abend aber, als der Marft fich zu verlaufen begann, paßten Seit, deſſen Bruber Ahmeb und einer ſeiner Vettern dem allein nach Pauſe reitenden Gläubiger auf, überrumpelten denſelben und nahmen ihm den Burnuß wieder ab ; doch fand Seid für gur, ihm am folgenden Morgen den jduldigen Duero Durch einen ſeiner Ver: wandten einhändigen zu laſſen, und die Sache hatte weiter feine
hinaus die Einheimiſchen nur allmählich an eine andere Drbnung zu gewöhnen, fte läßt daher in den einheimiſchen Angelegenhei-
arabiſchen Bureau zu thun. Wenn die Entſcheidung des Raid nicht nach dem Wunſche des Klägers ausgefallen iſt, ſo wendet
ten, aber auch nur in dieſen allein , die Anwendung bré mohame
er fich an das arabiſche Bureau , und obgleich dieſes gerröhnlich das Urtheil des Raid beſtätigt, io hält fie bieſer Umſtand doch
medaniſchen Geſeßes fortbeſtehen, und nur wenn franzöftiche In tereſſen dabei betheiligt find, hat ein franzöſiſcher Gerichtshof darüber zu entſcheiben. Auf dieſe Weiſc fann, wie früher, der von einem Eingebornen an einem Eingebornen begangene Morb burch Entrichtung der Dia ober des Blutgelbed geſühnt werden , während der burch einen Araber oder einen Stabylen an einem Europäer verübte Morb nach den franzöſiſchen Gefeßen mit dem Tode beſtraft wird. Db die franzöſiſche Regierung in Beibehal-
tung dieſes Gebrauches Recht oder Unrecht gehabt habe, ſteht mir nicht an zu entſcheiden , da mir die Beweggründe, die in dieſer Delicaten Frage überwiegend waren, unbekannt ſind. Bei alle bem fann man, burch bloße Vergleichung des Ges bietet der unabhängigen Kabylen mit demjenigen der Araber,
Folgen. Die Araber ſind dagegen äußerſt proceßlüchtig und große Angeber, und haben jeden Augenblick bei den Kaib oder dem
nicht ab, von dieſem Urtheil zu appelliren.
Der Verurtheilte
ſudyt nun, um ſich zu rächen, ſeinerieitet ſeinem Gegner einen Proceß anzubängen ; er läßt es an geheimen und offenen Denunc ciationen nicht fehlen, und nimmt nöthigenfalls zu Lügen ſeine Zuflucht. Wenn er zvrei Zeugen , die ſein Vorgeben atteſtiren rollen , aufbringen fann , ſo hat er gewonnenes Spiel.
GB rar
früher nicht ſchwer, für die mäßige Summe von zwei Dueros zuei liederliche Schelme zu finden, denen ein falſcher Eib mehr oder weniger nicht ſchwer auf dem Gewiffen laftete; ſeitdem aber
bie Franzoſen die eine falſchen Zeugniſſes Ueberwieſenen nach Toulon auf die Galeeren ichiden , hat dieſer Unfug etras abge. nommen .
leicht einſehen, meldem von beiden in Hinſicht auf öffentliche
Bei den Ganhatja-Arabern fteht die Fraction der Ulede
Drdnung und Sicherheit der Vorzug gebühre. Nur meine Kabylen im Sanhadjagebiet, die hier nothgedrungenerweiſe ihre angeſtammten Raubthierneigungen bämpfen und ihren Charafter bedeurend modificiren mußten, wollen nicht zugeben, daß es lo beſſer ſey, und ſprechen immer mit einer Art von Entzüden von
Melf in offenbarer Feintichaft mit berjenigen , zu welcher der ierige Scheich Ottmen.Ben -Schua gehört ; tieje nimmt Partei für den ihr verwandten Ben- Soua , jene für den ihr angehören.
den ehemaligen Scheich El- Haffi, und beide ſuchen fich zu idas den ro fie nur immer fönnen . Da der Raib von Zeit zu Zeit
der liebenswürdigen Freiheit in ihremMutterland,wo manſein bie itm bezeichnetenFrerler feines Raibatsin Mafie aufgreifen nen Nachbar wegen eines wilden Dlivenbaum ohne Umſtände und in Unterſuchung ftellen läßt, ſo benußte ter Scheich Ben nieberſchicßt, um ſich von deſſen Angehörigen wieder erſchießen zu laſſen . „Warum ſend ihr nidit bort geblieben, ihr Eſel !"
Sdua tie Gelegenheit, um Amar, den Sohn ſeines Lobfeinbes, unter der Anſchuldigung eines Diebftahre mit aufgreifen zu laſſen ;
ſagte ich ihnen oft auf gut fabyliſch, „um eurer ſchönen Freiheit
dieſer rrard aber nach zehntägiger Haft zum großen Aerger ſeis
in vollem Maße zu genießen und von derſelben belohnt zu wers den, wie ihr es verdient ?" Sie antworteten mir immer fleinlaut, Daß dieſes Freiheiteparabied zu arm ſet, um alle ſeine Kinder
nel Anklägere freigeſprochen .
zu ernähren, daß aber nur die äußerſte Noth einen Kabylen zur
Ben.Schua chwur, daß das crfte
befte Mitglied der großen Familie ber Üleb.Melf dafür büßen müſſe. Bald bot fich ihm eine neue Gelegenheit zur Verfolgung ſeiner Radeplane bar. Ein junger, ſehr anſtändiger Mann au& que ben Ulet- Melf, Namene El-Afhebar, war ſeit einiger Zeit im
Aueranderung vermögen fönnte. Die Kabylen , welche die Araber nicht riel beſſer al8 die Franzoſen leiben mögen , laſſen es bei ihren Streitigkeiten nur
einem reiſenden Europäer, der bei ihm übernachtet, abgekauft
hodiſt ſelten auf die Entſcheibung dee arabiichen Dberhaupte
hatte. Et währte nicht lange, ſo waren die verſchiedenſten Ges
ankommen , und machen dieſelben viel lieber unter fich, en famille, aug. Wir haben weiter oben geiehen , daß ſie ſich bei
rüchte hierüber in Umlauf: die Gunde hätten in der Nähe son
Viehichaben oder bei ehelichen Zwiftigkeiten dem ſchieberichter. lidhen Spruch der Dichemmah oder eines eigens dazu beruf nen Familienrathed unterwerfen ; in andern Fällen gilt ce Auge um Auge, Zahn um zahn , und eine tüchtige Prügelei ſtellt bad vorige freundichaftliche Vernehmen wieder her. Der Gläubi. ger pfändet ſeinen Schuldner, den er lange vergebens gemahnt, bei der erſten beſten Gelegenheit mit eigener Hand aus, und bea Barf Dazu feine8 Gerichtsbienert. So nahm cinſt ein Kabyle
Befit einer franzöflichen Doppelflinte, die er feiner Ausſage nad
El-Afhebars Zelt eine Matraße und zwei Bettbeden aus dein Sande gegraben ; der junge Amar.Bel. Hafft habe einen Obers
rod, ber wahridheinlich dem Eigenthümer der Flinte angehört habe u. dgl. Ginel Laged verhaftete der Scheich die beiden Männer und überantrortete fie dem Kaib, der ſie in das Statis
gefängniß zu Bona bringen ließ.
Ihr Proceß ward yor dem
Kriegdgericht anhängig gemacht, und trohte eine ilimme Wen . Dung für fie zu nehmen , da fie reber ten Namen noch ten Aufenthalt bed Oaftet angeben konnten , und mehrere Zeugen
nosos
379
audjagten , bag ber Rumi bei Gl-Afhebar übernachtet habe, daß er aber berichrunden ſey, ohne daß jemand ſeine Abreije wahr. genommen habe. In der dritten Sißung des Kriegeratheb, ale
eben der Präſident die Angeklagten zum Geſtändniß ihrer rer. meintlichen Prepelthat zu bewegen ſuchte, bat eine Stimme aus
dem Publicum um die Erlaubniß, das Gericht in dieſer Sache aufflären zu dürfen. Ein junger Mann, ſeines Handwerfe ein Maurer, trat vor die Schraufen und ſagte ans, daß er eß ley, der bei El-Afhebar übernachtet, und daß er ihm ſeine alte Flinte für drei Dueros verfauft habe. Die beiden Araber wurden na: türlich freigeſprochen, unb fle zogen mit ihrem Befreier in das
nafte Kaffeehaue , wo ſie von einem zahlreichen , lange ſich erneuernden Publicum auf das theilnehmenbfte beglüdrünſcht rrurden .
Einige Zeit nach tiefer Geſchichte erſuchte mich Amar-Bela
Kafft mit ihm nach ſeinem Obſtgarten zu gehen und ihm den Schaben , den eine Viehheerbe daſelbſt angerichtet, ſchriftlich zu bezeugen. Dbicon ich mir vorgenommen hatte, inic in feine ihrer Angelegenheiten zu mijden , ſo glaubte ich doch hier ſeinem
Anſuchen widfahren zu fönnen, da ich bie verlangte Schrift nur in Form einer von ihm einzureichenden Klage aufießen Toate. Eima acht Jage darauf verfündigte mir der Schlaue frohlodenb, daß der Scheid Ben. Sdua für die Verwüftung, welche die Ochſen Dedjelben in ſeinem Garten angerichtet, zu einem Schadeneria
soson
e8 nur Gin Gijenwerf, Silber namentlich in den Bergen um Nertichindf, und Golb allenthalben in leichten Andeutungen, mehe
rere Schürfe wurden neuerlich im Stromgebiet der Schilfa ents deckt und hier im zweiten Sommer bereit& 75 Pub Golb auf gewaſchen ; Kupfer findet fich an vielen Stellen, Blei in größerer Menge nur an Einem Drte, Duedfilber und ichwarze Kreibe in
den Bergmrerfen um Mertidinsf. Von farbigen Steinen gibt es Amethyſte, Granaten, Carneole, bläuliche Chalcedon8 und Jaſpis; an dem Berge Atdhansichalo genann man grünliche und oranges
farbige Aquamarine, aber die Fundgruben find längſt erſchöpft. Unter andern Erzeugniſſen des Mineralreiche findet fich auch Aebeft, Steinfohlen, Grbpech und Schwefel. Salz gewinnt man aus zwei Seen, bei Selenging wird auch Salzioole, bie aber nicht ſehr reich iſt, ausgefocht. Mineraliſches Laugenſalz tritt an tielen Stellen von ſelbſt aus dem Boden hervor. An Minerale quellen iſt dieſe Provinz ſo reich , daß ganz Europa zuſammen.
genommen fich nicht damit meſſen kann. Hier finden fich heiße Duellen , jaure, ſchwefelige, eijens und ſalpeterhaltige ; heiße Duellen fennt man bis jeßt ſeche, zwei in der Nähe des Baikal und vier an der chineſiſchen Gránze, jaure Duelen ſechzehn. Sie werden zufällig von Bauern ober Gingebornen entbedt, und aus falichen Befürchtungen oft lange geheim gehalten. Die Berölferung der Provinz fann man jeßt auf 300,000 Geelen anſchlagen . Hier gibt eê nur zwei Stände : Beanite
und Steuerzahlente : zu den erſtern gehören bie Beamten des Civildienfted, ſo wie des Bergweſens und der Truppen, zu den
von fünf Ducrot berurtheilt morben fen.
andern Kaufleute, Hanbrerfer, Bauern und Eingeborite. Die
Schilderung der transbaikaliſchen Provinz. ( Fortſepung.)
Dad Klima ber Provinz iſt rauh, aber conftant.
Eine Kälte
von 30 im Winter iſt feine Seltenheit ; fte beginnt mit dem 1/13 Dctober und nimmt almáblich zu, ſo daß 150 Kälte icon für ſehr mäßig gilt. Das Frühjahr beginnt im März und dann zeigt fich eine Begetation auf den Salzftrichen, aber eine ftárfere Hiße fängt erſt in den legten Tagen Aprile ( Anfangs Mai) an und dauert bis in die Mitte Juni.
Bauern zerfallen in Kronbauern und ſolche, die den Bergwerfen zugerriejen find; Leibeigene Bauern auf Privatgütern gibt es hier nicht. Die Roſafen dienen ein Jahr lang, und die beiden
nächſten beſchäftigen ſie ſich mit dem Landbau. Den Aderbau treiben ſowohl Städter als Landberrohner; bei den Eingebornen iſt er noch in der Kindheit, nur die Buräten an der Selenga und dem Barguſin fönnen auf ihre Aderfelder hinweiſen. Blús hend iſt der Ackerbau in der weſtlichen Hälfte, namentlich bei
Von der Mitte (Ende) Aus
den großruifiiden Anſiedlern , welche Katharina II aus tem ehes
gufto an fallen Morgend Reife und zerſtören allmählich alle Grün. Je ſtärker die Kälte wird, teſto ftiller wird die Luft, barum iſt hier eine Kälte von 300 erträglicher als eine von 20 ° in Petersburg. Im Allgemeinen bringt der Winter wenig Schnee und die Sormer find trocken . Jenſeite des Apfelgebirge, in Daurien, verläuft manchmal der ganze Winter ſchneelos, und nur
maligen polniſchen Gränzland bieber verleßen ließ. Unter ihnen
aber gar nicht gebüngt wird, und deßhalb nad zehnjähriger
ber bei feuchterer Luft in ftarferem Maaße gefallene Meif wirt
Dreifelderwirthidhaft wieder aufgegeben werden muß, 798 ter
durch die Schlittenfufen niedergebrüdt unb bietet einen Winter weg. Das Frühjahr iſt gewöhnlich troden und erſt im Juniu: beginnen lange Regen ; baher ſind Mißernten häufig und Viehfall ift im Frühjahr eine gewöhnliche Sache. Die Luft iſt wegen der boben Verge faſt immer troden und tünn ; heftige Winbe herr iden im Frühjahr und Herbft. Seiten verläuft ein Jahr ohne Grberſchütterungen , doch find ſie nicht heftig , und zerſtörenb, aus Den Ueberlieferungen weiß man jedoch , daß fie früher häufiger und ſtärfer waren.
Epidemiſche Krankheiten gibt es feine, ſelbſt die Cholera berührte Ditfibirien nicht. Im Frühjahr berrichen falte, im Wins
ter hißige Fieber, doch ohne große Sterblichkeit. In den Dörfern an den Niederungen der Gelenga wüthet Der Scorbut ſehr feitig in Verbindung mit der Luftfeuche, von der ſich die Eingebornen Durd Zinnoberbåmpje heilen.
Die Provinz iſt reich an Metallen und farbigen Steinen. Von Metalen findet fidh Eijen allenthalten , aber bie jest gibt
gibt ef Bauern, die bundert Deltjátinen Aderfelb haben. Dieſe
Leute wohnen meiſt in vier Diſtricten des Kreijed von Werdha
neubingt, wo der Boden von einer etwas mit Sand gemiſchten Humudichichte bebeft ift, die burchidinittlich das 12te Rorn gibt, Ueberfluß an Land zu thun geſtattet.
Im Diſtrict bon Sarbaga.
tai rådget das beſte Korn, das Roggenmehl nähert fich an Weiße bent Weizenmehl, und das Weizenmehl, einfach geſchroten , fomut dem beſten in Europa gleich. Das Land jenjeit8 deg Apfelgebirge ober Daurien hat viel weniger Landbau wegen der häufigen Mißernten .
Der allgemeine Zug dee fibirijden Charafters iſt Faulheit und Sorgloſgfeit. Der Sibirier geht ohne bejonbered Drängen und ſelbſt mit Bergnügen auf die Jagd, durch die er ſeine Bes Dürfniſſe beirietigen fann, und treibt auch die Viehzuch, eine leichte, gewinnbringente Beichaftigung, aber im Schweiße jeines Angeſichts ten Boben zu bauen, das gefällt ihm nicht. Darum wird nur die zur Ernährung der Familie unerläßliche Menge Getreide gebaut, und bei der geringſten Mißernte zeigt fich Huns
gerenoth, weſhalb die Einwohner zu Samen von Gänſefuß und zu wilben Wurzeln ihre Zuflucht nehmen. Die Mißernten ent. ſpringen vorzugemeije que der Irodenbeit im Frühjahr, denn
380
200
manchmal fält bis zur Mitte Junius fein Regen , und obrobl
der Boden durch den Thau teneßt wird, lo fann er doch den Pflangen nicht hinreichende Nahrung liefern.
Stüd Rindvieb und erra eine halbe Million Schafe. Die Vors theile aus der Viehzucht find indeß unbedeutend.
In dieſer Zeit ere
( Schluß folgt.)
ſcheint dann häufig, die Heuſchredengride, welche das ganze Feld bebedt und in furzer Zeit alle Pflanzen rein aufzehrt. Zudem erzeugt die bergige Lage eine ſtarke Ingleichbeit in der Tempes ratur zwiſchen Tag und Nacht ; die in den tiefen engen Schluchs ten bei Tage nicht durch die Sonnenſtrahlen erwärmte Luft vers
breitet. fich bei Nacht über die Ebenen, erfältet die Atmoſphäre und erzeugt Reife im Anfang Auguſte . Das noch nicht hart gewordene Korn erfriert, und die Bewohner bleiben ohne Brob ;
Die Krieger von Odeipur. Die eingebornen Sipahis von Dicþeipur und Dreipur ſind ſo origi: nelle Erſcheinungen, daß man ſie eher für alles andere als für Krieger anſehen möchte, wenn nicht ihre ungeheure Lanze unwiderleglich bewieje, daß fie zu den Söhnen des Kriegsgottes gehören. Ein kleines Pferd.
beffer mit dem indiſden Benennung Tatu bezeichnet , denn unter der
ein Glück noch, daß dieſe Reife nicht allenthalben ftattfinden . Im Herbſt ſchadet ein anderer Umſtand tem Getreide : der Schnee fädt ſpåt, im December oder Januar, die Aeder mit der Winter. ſaat bleiben unbedeckt und find dem Verderben ausgeſeßt . Der Bauptanbau in Daurien beſteht in Buchreizen , welcher hobe Strice
Benennung „Pferd", Ghora , möchte man faum dieſe Thiere erfeunen , die man für 105, ja 2 Nupien fauft, groß genug eben, um die Größe jedes noch ſo großen Hundes zu überſchreiten , hinlänglich mager, um
und einen mit Sand gemiſchten Humus liebt. Der Abſag des
Hüften bis zu den Schultern bebedt. Sit der Sattel auch an und für ficha idon hoch über dem Pferde , ſo ſind doch noch alle Bedürfniſſe des Suward auf den Sattel jepadt , ta er ſeinen ganzen Hausrath arit fich zu führen für nöthig findet. Eine große dictwattirte Dede, die tem Reiter als Bett dient ; die verſchiedenen Dinge , die er für das Pferd ſelbſt bedarf, die Stride, Bflod, der Freßſac, find hinten an dem Sattel
Getreibee, ſo weit es nicht im Lande ſelbſt verzehrt wird, geht nach der Mongolei und nimmt mit jedem Jahre zu.
Bein Acerbau iſt eine fünftliche Bewäſſerung der Felder üblich, moju die Menge ron Bergſtrömen ſehr viel beitragt : man dämmt gewöhnlich den Fluß, und das Waſſer ergießt fich lobann nach allen Seiten . Dieſe Beräſſerung findet ſtatt vor der Auês faat und wiederum wenn das Getreibe ins Strob ichießt. Mancha maltāmmt man einen Gebirgebach im Anfang tes Winterê, tas
Waſſer ergießt fich über die Felder und gefriert in dicken Gie. ſchichten , die beim Aufthauen dann den Boden beräſſern . Das
ſeinen Knochenbau ſchon bei ſeinem Leben an ihm vollfomnien fludiren
zu fönnen , dieut dieſen Kriegern als Roſinante. Auf dieſem Tatu
befindet ſich ein unförmlicher, hoher Sattel, der das Pferd faſt von den
angehängt; ein metallenes Gefäß , die Loda, und andere dem Weiter
nothwendige Dinge hängen vorn an dem Sattel. Hoch oben fißt der Rrieger ſelbſt , der nun in der Höhe von wenigſtens einem Fuße über dem Rücken ſeines Pferdes, fich erhaben über das Getümmel da unten dünfend , mit ſtiller Befriedigung auf ſein Kampfroß blidt. Nicht
weniger als ſein Pferd iſt er ſelbſt bepadt. In der fältern Jahreszeit umhüllt ihn eine dide, ivattirte, baumwollene Anferta, die, oben eng,
iſt hier zu Lande feine neue Einrichtung, ſonderr. man bemerkt
bis eine Spanne oberhalb der Knöchel hinabreicht, mit buntem Baum :
auf den Steppen an verſchiedenen Orten Spuren von Waſſers
wollengeuge überzogen iſt und meiſt Spuren einer langen Gebrauchzeit
leitungen ; ſelbſt auf der Barguſinſteppe, die ron aller Verbins dung mit der Mongolei weit entfernt iſt, fieht man alte Canäle. Die Buräten ſagen, dieſe Canäle ſeyen von dem eimt hier rroh
an fich trägt. Ein großes Stirnband, gewöhnlich nicht viel reinlicher als der ganze Anzug, ziert das Haupt des Kriegero ; ein Schwert oder wohl
nenden Volfe Bargu angelegt trorben ; ſie ſehen die Ueberreſte, terſtehen auch deren Verwendung, find aber zu faul ſie nachzus ahmen.
auf dem Rüden und eine lange, oft 20 Fuß lange Bambusſtange, Lange genannt, dient ihm wohl mehr als Balancierſtange, wie als Waffe. Die Regimenter welche unter engliſchen Officieren ftehen , das ſogenannte
Die Viehzucht ſagt ihnen mehr zu, und das Land fteht in dieſer Beziehung vielleicht nur Neurußland nach . Die Mongo. len, die urſprünglichen Bewohner deß füblichen Theile von Ofte fibirien , waren und ſind vorzugdweiſe Hirten. Die ruſfiſden
und wir haben in denſelbeu nur ein Bild vor ung, wie der eingeborne
auch zwei Schwerter find an dem Leibgurte befeſtigt; ein Schild hängt
reguláre Militár, iſt allerdings weſentlich vou dieſen Rittern verſchieden Krieger , in ſeinem eigenen Geſchmade und nach eigener Anfickt ſich vortheilhaft ausrüftet gut genug , um ſo auf ſeinem Rollein der Sdreden aller ruhigen Bürger zu feyn !
Eroberer, die fich auf den bezwungenen Landftridhen niederließen,
find unvermerkt ſelbſt zum Hirtenleben übergegangen , um ſo mehr, da es ihnen bei der Sorgloſigkeit und Einfalt der Gin
Chineſiſche Pflanzen in Franfreid und algiet. Der
franzöſiſche Kunſul zu Stanghai und Ningpo hat eine Anzahl Samen
Sie famen bald in ben
aus China nach Franfreich geſdidt. Schon früher wurden Verſuche
Befiß zahlloſer Heerden, dieß Capital bringt ihnen aber feinen Vortbeil als ihren eigenen Unterhalt. Der öſtliche Theil der
gemacht mit dem fo : ma ( Cannabis gigantea , Mieſenhanf), dem
gebornen leicht war, Vieh zu erwerben .
Provinz iſt reicher an Vieh, unb hier finb alle Bewohner , Neamte,
Geiſtliche, Kaufleute , Kleinbürger, Bauern, Koſafen und Buräten Viehbefißer ; die Koſafen haben am meiſten, denn unter ihnen gilt ber, welcher nur 500 Stüde befißt, für einen armen Teufel ; nach ihnen fommer die Buräten , dann die andern Ruſſen.
Das
gewöhnliche Vieh find Pferde, Rindvieb , Schafe und Ziegen ; Namele findet man nicht viele, und ſie werden gerröhnlich ron Den Buráten an der Gränze gehalten. Das Schaf ift bag núßs lichfte Thier und wird deßhalb in großer Menge gehalten , doch nicht wegen der Wolle, zu deren Verarbeitung es hier feine Fabrifen gibt ; mancher Buráte bat gegen 7000 Stüd. In der
ganzen Provinz rechnet man gegen 300,000 Pferde, eben ſo viel
Berlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Iringsma (Corchorus textilis), dein Scho: :ma (siero der Japaner, urtica nivea, die ſchneeweiße Neſſel) und endlich den dyineſiſchen Fladie. Nlle dieſe Pflanzen haben angeſlagen , und ſelbſt ziemlich bedeutende Grnten geliefert , ſo daß man ſie als naturaliſirt anſehen fann ; fie haben geblüht und vollkommen reife Samen getragen. Der Tfing ma .
verſpricht den außerordentlid zarten Faden zu liefern , aus dem det Battiſt von Canton gefertigt wird, und der allen in Europa angebauten Faſerſtoff an Feinheit übertrifft. Dieſe Proben wurden im 3. 1849 und 1850 gemaợt und werden fortgeſept; der fo:ma hat zu Marſeille und Perpignan eine Höhe von 542 Metres erhalten mit einem Umfang von 4 bis 6 Centimetred. Außer dieſen hat Hr. Montigny Hanf aus Liao-tong und Soan-tong , Baumwolle aus Riang-nan , ferner brei
Arten Indigo, zwei Arten Neis u. f. w., endlid auch eine ſchöne Art Bapfenträger ( cryptomeria japonica) eingeſendet. (Bull. de la soc. 1
de geogr . Zanuar.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann .
Das Ausla n d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 96 .
21 April 1852.
Eigenthümlichkeiten des Klimas am Südufer des
Sonne denſelben und läßt den Pflanzen Zeit, allmählich aufzu
Erieſees.
thauen . Von dieſer Regel gibt es nur ſeltene Außnahmen ; das Jahr 1834 war die legte. Im Herbſt gibt die große Waſſers
(American Journal of Sciences. March .)
maſſe ihre Wärme allmählich ab an die fältere darüber liegende
Die Localität, wo die betreffenden Beobachtungen gemacht wurden, liegt fünf (engl.) Meilen weſtlich von Cleveland, eine halbe Meile von dem See, 150' über ſeiner Oberfläche und ſeinem
Atmoſphäre, und dieſer Proceß Dauert den Winter bindurch fort.
Einfluß vollfommen auøgeſegt.
Während zehn Jahren iſt die
Jemperatur nie unter Null (Fahrenheit, alſo — 162,9 R.) ges fallen, während zu Columbus, Marietta und Cincinnati, welche 120 bis 150 M. weiter ſüdlich liegen, der Thermometer häufig
Der See iſt alſo das Mittel, um die Kälte länger in den Früh ling hinein fortzuſeßen und die Hiße länger im Herbſt zu ers halten, furz ein conſtanteres Klima zu begründen .
Schilderung der transbaikaliſchen Provinz.
auf 50, manchmal auf 100 (→ 164/ " und — 1823° R.) ſank. Die
(Schluß .)
zartere Vegetation wird im ganzen nördlichen Dhio, mit ſehr
Mit der Jagd wilber Thiere beſchäftigt fich das ganze Land, aber dieß Gewerbe iſt nicht allenthalben gleicher Art. In den
wenigen Außnahmen, innerhalb fünf Tagen nach dem 25 Sept. getödtet.
Das Seeufer bilbet eine Ausnahme.
Dahlias , Maie
und ſüße Bataten gehen hier und zu Cincinnati nie vor dem 25 Oct. zu Grunde, manchmal erft ſpät im November ; in Einem Falle minbeftens behaupteten fie fich zwei Wochen länger alø zu
Cincinnati. Gegenwärtig (25 Det.) iſt die Vegetation ſo grün,
Walbern jagt man Zobel, Füchſe, Eichhörnchen, Hermeline, 31. tiffe, Feuermarber, geſtreifte Eichhörnchen, Glennthiere, Renne thiere, Biber, Rehe, Biſamthiere, Luchſe, Vielfraße ; auf den Steppen Turbatſchane ober Murmelthiere, wilde Kaßen, Díes renen und zu Zeiten Dichigiteis ober wilde Pferbe. Hier und
wie zu jeder andern Zeit im Herbſt, obwohl fte im Weſten all
da fommt auch aus China der aftatiſche Tiger oder Babr, wie
gemein feit mehreren Wochen zu Grunde gegangen. Das Blätterwerk der Fruchte und Waldbäume fält ohne
man ihn hier nennt, herüber, fällt aber gewöhnlich bald unter der Kugelber Buräten. Die beſten Zobel und Eichhörnchen
Dazwiſchenfunft bed Froſted, und das Holz ber zartern Baume, wie Bfirftiche und Rirſchen , hat eine Reife erreicht, daß es hins
gewinnt man an den Bächen und Flüſſen, die aus dem Apfels gebirge herunter fommen. Die Zobel von Nertidinde und Bar guftngf gelten für außgezeichnet ſchön . Die Bewohner des Kreiſes
reichend hart geworden, um dem Einfluß der Kälte im Winter zu widerſtehen. Da die jährlich geſchieht, ſo haben die Bäume
von Nertſchinef ziehen auf den Eichhörnchenfang ſehr weit am
einen Orad von Lebenskraft, Geſundheit und Fruchtbarkeit, wie
Amur (alſo auf chineſiſchem Gebiet ) binab, denn die ſchwade
man ihn an Orten nicht trifft, wo ihr Wachsthum zu einer Zeit, wo ſie noch unreif find, plößlich durch Froſt aufgehalten
wird.
In den mittlern und ſüblichen Theilen Dhio's tritt der
Frühling im März, manchmal noch früher ein.
Die warmen
Winde, die das Miffiſippic und Dhiothal herauffommen , weden in Verbindung mit andern Urſachen die Vegetation früher, aber kaltes Wetter und verberbliche Fröſte fommen nur allzu oft hinten drein . Während dieſe Veränderungen im füblichen Theile bee Staats vorgeben , bleibt um dieſe Zeit der Winter hier um
Cleveland nod feft; der Frühling macht, ſelbft bis Buffalo binab, ſchwache Fortſchritte, ſo lange bedeutende Ei&maſſen auf dem Gee fchwimmen .
Raum find bieſe berichrunben , io tritt der Früh.
ling mit Nachhaltigfeit ein , und die Vegetation beginnt mit fubarftiſder Raichheit. Der See ſaugt um dieſe Jahre@zeit Warme ein, unt wirb eine Sdupmehr gegen ſpätere Frühlingga fröfte. Wenn auch Kälte einzutreten ſcheint, ſo erhebt fich
Bevölkerung macht eß den Jägern möglich frei in den Wäldern Dauriens zu ſtreifen . * Die Jagd dauert vom 1 Oct. bis 15 Nov., wo tiefer Schnee zu fallen beginnt . Der Ertrag der Jagd iſt je nach Umſtänden ſehr berſchieden ; durchſchnittlich rechnet man 2500 Zobel, 3100 Füchſe, 900,000 Eichhörnchen, 350 Bären , 2000
Wölfe, 30,000 Feuermarder, 25,000 Bifamthiere, 1000 Biber, 10,000 Rebe u . ſ. w.
Ruſſen , Buräten und Tunguſen nehmen
an der Jago Theil ; die ſchlechtern Sorten gehen nach Kjachta , bie beſſern nach Rußland auf die Jahrmärkte ; den ganzen Gewinn ſchlägt man jährlich auf eine halbe Million Rubel an . Auch ber Fiſchfang iſt ſehr bedeutend, und allein an Galmen fängt man jährlich im Baifalſee und in den darin mündenben Flüſſen nicht weniger ale 13 Min . Stüde.
Die ruftiche Bevölkerung der Provinz befteht aus den alten Einwohnern, bie hieher zogen zu der Zeit, wo Sibirien für einen
über dem See eine ſchwere Dunftmolfe, und verbreitet fich bald
goldenen Boden angeſehen wurde, ale noch , wie das dortige Sprüchwort ſagt, „bie alten Weiber die Zobel mit dem Wages
über den ganzen Korizont. Erſt gegen Mittag durchbringt die
balfen tobt ſchlugen ," zweitene aus den Angeftebelten , welche aus
no con
382
anbern Gouvernemente dahin geſchickt wurden, und fich theile in
beſondern Anftedlungen, theils unter den alten Einwanderern
Der Ruſſen in Nertichinef gegründet wurde, fam qu& ber Mant ſchurei Fürſt Gantimur mit fünfhundert ſeiner Untergebenen
niederließen. Dieſe legtern bekennen fich alle zur rufftſch - gries chiſchen Kirche, unter den Anfteblern aber finb Leute aller Glaus
herüber, und begehrte in den Unterthanenverband aufgenommen zu werden ; man wies ihm Ländereien an und Gantimurd Gen
bensbekenniniſſe, doch in geringer Anzahl.
folge wurbe zu Buräten. Die Fürften haben ihre Würde noch jeft ; einer ſteht an der Spiße des Volked , und die übrigen die
Die zweite Abtheilung der Bevölferung bilden die Eingebors nen, die urſprünglichen Bewohner des Landes.
Vor der Ankunft
der Ruſſen gehörte die ganze Strecke vom Baifalſee bis zur jepis gen chineſiſchen Gränze zur Mongolei, und ſtand unter den Chas nen der Ralchal-Mongolen, beren Herrſchaft hier aber, wie es ſcheint, nur eine Schußherrſchaft war. Die jeßt hier wohnenden Buräten nannten fich niemals Mongolen, auch nicht Kalchas,
nen im Militär- und Civildienſt. Die Zahl der wandernden Tunguſen, die hauptſächlich in den Bergen an der obern Angara und am Witim hauſen, mag etwa 5500 betragen , von denen 500 ald Koſafen gerechnet werden . Die Hauptverwaltung der neuerrichteten Provinz iſt in Sidita eingerichtet, einer an der Ingoba gleich jenſeite des
ſondern ſtets mit ihrem jeßigen Namen . Ihre Herrſcher führten
Apfelgebirges liegenden Slobode. Die Umgebungen dieſer neuen
den Titel Taiſchei und die Herrſchaft vererbte ſich von dem Vater auf den älteſten Sohn mit Audidluß der Weiber. 218 die Ruſs ſen die Buräten unterwarfen , blieben die Saiſchei Regenten wie zuvor, und unterwarfen fich nur dem Jaſſaf. Außerdem müſſen bie Buräten die Landbienſte leiſten, z. B. die Wege ausbeſſern , die Pferde zur Fortſchaffung von Erpeditionen oder zum Transport von ſchwerem , der Regierung gehörigem Gepäck liefern, Res fruten aber ftellen fte nicht, dagegen unterhalten ſie an der
Provincialhauptſtadt find außerordentlich maleriſch : die Ingoba
Gränze vier Reiterregimenter.
Die Buräten zerfallen in zwei
Hauptſtämme, die an der Selenga und die Chorinen ; die erſtern nomabiſiren an der Selenga und ihren Nebenflüſſen , die andern auf der chineſiſchen Steppe am Fluſſe ub, an der Atſd u . 1. w. Der Unterſchied zwiſchen ihnen liegt theils in der Sprache, theile in der Kleidung.
Die Sprache der Buräten an der Selenga
fteht ihrem Stamme, der mongoliſchen Sprache, näher, als die Sprache der Chorinen, toch fönnen fte fich ohne die geringſte Mühe verſtehen. Auch am Rubarin unb Barguſin wobuen Bus täten, die vom anbern Ufer des Baikal herübergeftebelt find, jedoch in geringer Zahl.
Ade Buräten führen ein nomadiſches Leben ,
und verlegen ihre Filzjurten je nach den Jahreszeiten von einem
Drte zum andern ; nach der legten Zählung mag ihre Zahl etwa 80,000 betragen . Sie bekennen ſich ſämmtlich zum Lamaismus, doch hat fich bei den Chorinen auch das Schamanenthum erhal. ten , ein Ueberreft des urſprünglichen einheimiſchen Gottelbienſted. Sie lieben Viehzucht und Jagd, der Aberbau hat nur eben erſt
begonnen ; es find friebliche, unterwürfige, bedachtſame Leute. Die Lunguſen gehören zu den Wanderſtämmen , da ihr Jägerleben feinen langen Aufenthalt an Einem Drte geſtattet.
Der Menſch iſt zur Geſelligkeit geſchaffen, und auch der Tunguſe
erſcheint balb, balb verſteckt fie fich zwiſchen Schlehenftrauchen ,
und die Stadt liegt an tem hohen Ufer, wie in einem von einem funftreichen Gärtner angelegten Garten. Wichtig iſt es, daß hier Das Depot der Waaren iſt, die nach Nertidinef und zurüd geben.
Die Ingoba wird hier ſchiffbar, und eröffnet eine breite Waſſer ftraße bis zum öftlichen Dcean . Früher erhob fich in geringer Entfernung von der Stadt aus dem Waſſer ein mächtiger Feld an einer reißenben, für die Schiffer gefährlichen Stelle; das Berg amt daffte denſelben auf die einfachſte unb minbeſt fortſpielige
Weiſe weg : im Winter als der Fluß mit Gis bededt war, ſchleppte man einen mächtigen Holzſtoß hin und zündete ihn an ; der Feld wurbe glühend, worauf man ihn mit faltem Waſſer begoß , ſo daß er fich zerflüftete, und nun mit leichter Mühe ſtüdweiſe fortgeſchafft wurde. Es iſt nicht zu bezweifeln, daß Sidita eine wichtige Stabt werden wird, wenn einmal der Handel nach der Manbidurei und dem öſtlichen Dcean fich ausbreitet. Die natürliche Abtheilung der Provinz in eine öſtliche oder
weſtliche Hälfte und die Ausfüllung des Zwiſchenraums burch die Nomadenlager der Buräten begründete auch einen Fichtlichen Unterſchied unter den Ruſſen. Der Bauer in der öſtlichen Hälfte wohnt an der großen Straße nach Kijachta, fieht neue Menſchen, geht ſelbſt nach Riachta und nach 3rfutet; er iſt daher aufges medt, überlegt und wohlhabend .
Der Bewohner Daurien
ober
del Landed jenſeite des Apfelgebirg& ift tråg . ftumpf, faul und unwiſſenb; er bat idon mehr vom Buråten als vom Ruſſen ; übrigens iſt er ehrlich, gutmüthig und namentlich gaſtfrei, jo daß er bem Fremden bag leßte Stüc Brod gibt ; wollte man ihm bafür Geld bieten, ſo würde er dieß für eine tödliche Beo
ftreift nicht allein herum, ſondern ftete einige Familien mit einans der. Seit undentlichen Seiten hat der Tunguſe das Rennthier an fich gewöhnt, und es zu ſeinem Hausthier gemacht; die alten chineftichen Geſchichtſchreiber ſprechen von gewiſſen Völfern, die einſt im jeßigen Sibirien wohnten und ſich der Rennthiere ftatt
leidigung halten.
der Pferde bedienten. Der Tunguſe braucht keinen frudytbaren Boben, keine Wieſen und Steppen , er lebt im finftern Walde
ftück und Deſſert. Dyne Ziegelthee iſt dem Bewohner Dauriens das Leben zur Laft. Unter den Frauen, wenn ſie fich auf der Straße treffen, hört man oft nach der Frage : ,,wie geht ?" bie Antwort : „ ſchlecht, Liebe, ſchlecht, geſtern habe ich meinen legten Ibee gefocht, heute habe ich feinen mehr ! " 3m Dfen fteht forte
Der Gebrauch des Ziegelthees iſt allgemein in der trands baifaliſchen Provinz , aber in Daurien iſt er zur Leibenichaft gee worden , man trinkt ihn fünfmal des Tages mit Brod und Semmeln ; ſo vertritt er das Mittag- und Abendeſſen, das Früh.
und in den Bergen. Der Tunguſe ift ſorglos, weil ſeine Beo bürfniſſe fich auf die tägliche Nahrung und Kleidung beſchränfen . Dhne Murren erträgt er den Hunger, und nur in der äußerſten Noth entſchließt er fich ein Baugrennthier zu ſchlachten , aber auch in ſolchem Falle beobachtet er feine Sorge für die Zukunft, denn die Nachbarn kommen herbei und das Rennthier wird in Cinem
der Empfang für falt oder grob.
Lage verzehrt. Das Vaterland der Tunguſen iſt die Mandídu.
ſondere zubereitet : man fiedet zuerſt im Keſſel das Waſſer, tann
rei ; von da auß haben fie fich im öſtlichen Sibirien bis zum
füttet man zerſtampften Ziegelthee hinein , uub läßt eß wieder
Jeniſei verbreitet, weiter nach Weſten aber wohnen Völfer finnis ichen Stammes. Die tunguftice ober Mandſchuſprache iſt eine
auffochen, zieht ihn dann vom Feuer zurüd, läßt ihn ſtehen, gießt
ſelbftſtändige, fte ift arm aber wohlflingenb.
U18 die Herrſchaft
während ein Krug mit ſtedendem Waſſer, und wenn ein Frems Der fommt, bietet man ihm ſogleich Thee an ; ohne dieſen gilt
Der Ziegelthee wird hier bes
den Thee dann in ein anderes Gefäß, und ſtellt ihn nochmals ang Feuer ; endlich ſeßt man Milch, Salz und etwas in Fett
383 geröſtetes Mehl hinzu , unb trinkt ihn ohne Zuder.
In neuerer
tet geweſen, aber von der Zeit, vielleicht auch von den Menſchen
Zeit haben die Chemifer im Thee eine nährende Subſtanz ges
zerſtört worden zu feyn ; die Fließe fiel zu Boben, unb zerbrach
funden ; bieß beſtätigen augenſcheinlich die Mongolen, welche fich
in zwei Stüde, doch ſo glücklich, baß die Inſchrift nicht verbor Der Stein wurde in die Eiſengießerei von Ner tſchinsk geſchickt und blieb dort lange unerklärt liegen, bis ſpäter fich einige Gelehrte darüber machten ; ihre Erflärungen weichen
recht eigentlich vom Ziegelthee nähren , ſelbſt wenn feine Milch beigelegt iſt; nur manchmal ſtärken fte ihre Kräfte durch eine Schale gefochten Hirſe, von Fleiſch iſt aber gar nicht die Rebe,
ben wurde.
denn das iſt eine ſeltene Lederei.
Darum beneiben fie unſere
zwar von einander ab, doch ſtimmen ſie darin überein, daß er
Buräten und lieben die Chineſen nicht. An der Gränze geht der Ziegelthee aus Mangel an Metallmünze als Geld um ; man zerſchlägt einen Ziegel in kleine Stüde, und jedes Stück ents
aus den Zeiten Dichingischans herrühre. — Am Flüßchen Piſemta, 210 Werfte von Nertſchinsk, iſt ein Feldabhang mit einer von
ſpricht einer gewiſſen Menge Gelb. Uebrigens find von dem übermäßigen Gebrauch dee Theel die Bewohner Dauriene bager,
bleid und ſchwach , nur die Gränzfoſafen zeichnen fich durch fräftige Geiundheit aus, bei ihnen iſt aber der Thee nicht mehr als eine Leckerei . Die Ruſjen fanden bei der Groberung hier die Buräten,
gegen Often am Amurſtrom manbiduriſche Stämme, die theile den Boden bauten , theils herumzogen. Lange hielt man die Buräten für die Ureinwohner des tranebaifaliichen Landed ; på. ter aber erſah man aus den chinefiſchen Chronifen, daß ſübwärts vom Baikal und weiter hinein in die Mongolei einſt türfiſche Stämme wohnten , und daß die Mongolen bier Ginwanderer
find, wahrſcheinlich aus den Zeiten Didyingi chang. Die türfi ichen Stämme hatten die Gewohnheit, Kurgane über den Gräs bern der Todten aufzurichten, die Mongolen begraben ihre Tobten ohne alle beſonderen Rennzeichen. Jeßt noch flebt man auf den Steppen des Dnon, Der Schilfa und des Argun allenthalben
-
Drachen umgebenen Inſchrift; vor gelehrte Augen iſt fie noch
nicht gefommen, und die Eingebornen , bie mit der mongoliſchen Sprache befannt find, fonnten fie nicht leſen . In der Nähe Del Fluffes Argun iſt ein großer, langer Wal, der ſich über die Gränze hinüberzieht, niemand weiß aber, wo er anfängt und wo er endet . In der weſtlichen Hälfte der Provinz fennt man bis jegt nur zwei Denkmale des Alterthums ; neben der Salzfiederei von Selengingf eine roh aus dem Granit gehauene Statue, und auf der Straße von Werchneubinst nach Nertſchinsk auf einem Felſen eine Inſchrift, die jedoch ſo verwittert iſt, daß man fie faum bemerkt.
Aus Californien. San Francisco, 2 Januar 1852.
Wir verließen New : Drleans im März 1850 auf dem allerliebſt
ausſehenden Schiffe Florida , das für wenigſtens fünf Monate mein
alte Gråber , die mit Steinfließen umſtellt find. Die jebigen
Gefängniß ſeyn ſollte. Das Paſſagegeld bis Californien betrug 250 Dol: lare , wofür die beſte Behandlung und reichlider Proviant verſprochen war. Kaum aber waren wir ſechs Tage in See , ſo befam das Schiff
Bewohner nennen fie Kirgiſy-Gyr, D. h. Wohnungen der Kir.
einen Lect; die Anſtrengungen der Matroſen waren erfolglog , ſo daß
giſen, was zu dem Schluſſe führt, daß die Kirgiſen , ein ehe.
wir 24 Pafſagiere an den Pumpen mithelfen mußten. Mit genauer Noth erreichten wir nach drei Tagen die kleine Inſel Rey -Weft im Golf von Merico ; die Ausbeſſerung des Schiffes dauerte feche Tage. 68 wurde von den afſecuradeuren für feetüchtig erflårt , und ſo blieb uns denn nichts anderes übrig als mit dieſem ſchwachen Fahrzeuge die lange und gefährliche Reiſe umg Cap Horn fortzufeßen. Wir hatten ſehr viel Ungemach zu ertragen ; der Capitán war ein Trunfenbold ; Lebensmits tel und Waſſer waren nicht hinreidend, ſo daß wir ſchon nach 14 Tagen vor dem Einlaufen in Valparaiſo auf Nation gefeßt wurden. Diel litten
male zahlreiches und ben chineffichen Geſchichtſchreibern unter dem Namen Ril - ziv -ſu befannte Wolf, einft im trandbaikaliſchen
Lande wohnte. Jegt haben fich in der Mongolei die türkiſchen Stämme nur noch unter dem Namen der Uränchen erhalten, die
um den See Ruß-ful (gem. Koflogol) nomatiſch herumziehen ; fte ſind zu Raub und Unruben geneigt, und reden einen bers Dorbenen türkiſchen Dialeft. Außer den Kurganen und Gräbern finden fich hier auch noch andere ſehr alte Ueberrefte der hier einſt wohnenden Völfer.
.
wir aud von der Kålte am Cap, um ſo empfindlicher, alø wir furje
Am Flüßchen Konbui, neben dem Argun, fieht man die Uebers
Zeit vorher der brennendften Sonnenhiße des Aequatord ausgereßt geweſen. Am 15 Junius famen wir in Valparaiſo an, wo wir beim Conſul
refte eines zerfallenen Gebäudes bon chineſtidher Architektur.
der Vereinigten Staaten auf Abfeßung des Capitång drangen , da dieſer
Noch niemand hat fich mit dieſen Trümmern aufmerkſam bes ſchäftigt, da man zu glauben ſchien, ein halb zerfallener oder nicht
gånglich unfähig war , ein Schiff zu führen. Der Conſul glaubte fich
auðgebauter Tempel verdiene feine Beachtung ; al& man aber mit Den chineſiſchen Geſchichtichreibern näher befannt wurde , To be
gann man zu vermuthen, dieſer Palaft oder Tempel möchte von einem vor Chr. Geb. hier lebenden Volfe, Taba, herrühren, das einſt ſeine Sige verließ, gegen Süden 30g und das nördliche China eroberte. Am Fluſſe Dnon, 15 Werſte von dem Wachtpoften Mans
gut, iſt eine in den Feljenabhang außgehauene Höhle. Sum Eingang in dieſelbe ſind in den Feleabhang Stufen eingehauen,
und unterhalb der Höhle fieht man Schriftzüge in ſchwarzer und rother Farbe, augenſcheinlich in mongoliſcher, tibetaniſcher und chinefiicher Sprache.
jedoch zu folchem Schritte nicht berechtigt, und ſo entſchloſen wir uns, auf einem andern Schiffe Pafſage zu nehmen und ſpäter in San- Frans cioco auf Schadenerfaß anzutragen, der ung benn auch wirklich hier zu Theil geworben. Welch angenehmern Eindruck machte es auf uns, ald wir endlich nach einer ſtürmiſchen Fahrt wieder Land fahen ; die Küſte von Chili gewährt einen wahrhaft prachtigen Anblid. Der von den Gipfeln ber rieſigen Anbedgebirge gebildete Hintergrund der Landſchaft ift
über alle Beſchreibung ſchön und erhaben. Die Stadt Valparaiſo liegt am Abhange eines Berges, ſo daß es aus der Ferne den Auſdein hat, ale liege ein Haus auf dem andern ; ich erfuhr hier zu meinem Schređen , daß Bauholz , worin ich faſt all' mein Geld angelegt hatte , in Sans Francisco ſehr bedeutend im Preiſe heruntergegangen wäre ; die enormen
Preiſe, wie ſie nach den Vereinigten Staaten hin berichtet worden , waren ſchon ſeit langer Zeit von Speculanten auf dem alten Standpunkte fünfte
Hier hat ſich wahrſcheinlich irgend ein
lich erhalten worden. In der That wurde aber von dieſem Artikel
lamaitiſcher Einflebler in Selbſtbetrachtung vertieft. - Auf dem
weder gekauft noch verfauft, da die Nachfrage ichwächer wurde und die
Wege nach dem Bergwerfe Klitſchkin findet fich eine Abſenkung, wo auf einer runden granitnen Unterlage eine Fließe mit einer mongoliſchen Inſchrift ftand. Nad den umberliegenden Siegel.
Inhaber feft bei ihren Preiſen blieben, bis endlich die Geldnoth zu groß
ſcherben zu ichließen , ſcheint ein Dad auf Säulen barüber errichs
wurde und à tout prix verkauft werden mußte. Große Banferotte waren die Folge davon ; ich ſelbſt war jedoch nicht ganz gebrochen ; ide verfaufte meine Fleine Ladung in Valparaiſo mit Verluſt, und faufte
384 dafür Gier und Zwiebeln , für die ich in Californien einen guten Preis machen fonnte, ſo daß mit dem Gewinn auf dieſe Artifel mein früherer Verluſt gebedt wurde. Nach einem Aufenthalte von acht Tagen ſegelte ich von Valparaiſo in einem ſchnellen Schooner nach Californien , wo id am 3 Auguſt antam . Jeßt , wo San Francisco viele (dóne inafſive Häuſer , drei
Theater und höchſt elegante Hotels beſißt, habe ich beinahe den Gindrud
coon
Geſellſchaft eines Deutſchen aus ulm und eines Amerifanero Sans
Francisco, um in die nördlichen Minen zu gehen. Wir arbeiteten zuerſt am Yubafluſſe , etwa 80 Meilen oberhalb Sacramento linfo liegend , und machten etwa ſechs Wochen lang 6-8 Dollars den Tag per Mann , dann aber ging unſer Plaß aus , d. h. wir wuſchen zwar noch etwas Gold aus, aber nicht genug, um für die Arbeit zu bezahlen . Wir vers ſuchten an anderen Stellen , fonnten aber feine ergiebige finden ; auf
ſchon vergeſſen , den die damals nur aus Bretterhäuſern und Zelten beſtehende Hauptſtadt des Goldlandes auf mich nachte. Die charaf: teriſtiſche Merfwürdigkeit, die mir damals am meiſen auffiel und auch
einer nahmen mir jedoch in einem Tage über 100 Dollars ein ; der
wohl jeßt noch jedemn Neuanfoni menden auffallen muß, find die Spiel:
Weiſe; 18 gibt dry diggings und wet diggings. In den erſteren gräbt man ſo tief , bis man auf blaue oder gelbe Thonerde fommt.
häuſer. Freilich iſt auch hier zwiſchen früher und jeßt der weſentliche Unterſchied, daß dieſe Häuſer nicht mehr der einzige Drt ſind, wo man mit andern, ſelbſt in Oeſchäftsangelegenheiten, öffentlich verfehrt. Sie waren die Börſe von San Francisco und es fiel niemand ein, ſich vor
dem Beſudye derſelben zu hüten. Jeßt geht man nur des Spieles megen oder aus Langerweile dorthin ; auch werden dieſe Etabliſſements immer pomphafter eingerichtet, um ſo recht zum Beſuche zu verloden. Gigent: lich iſt in Californien alles Spiel ; in den Minen fommt es nur auf
Glüd an und im Handel ebenſo. Seit ich hier bin, ift San-Francidco wieder viermal durch Feuer ftark beſchädigt worden ; Erdbeben wurden zweimal geſpürt; ein Berg iſt eingeſtürzt und mit ihm einige 20 Häuſer,
nächſte Gimer Erde aber hatte merkwürdig genug nicht ein Körnlein Gold mehr in Fich. Dao Graben nach Gold geſchieht auf zweierlei
Findet man ſolche überhaupt, ro iſt dieſe weit ergiebiger als die in den wet diggings , d. 1. am Ufer der Flüſſe. Mar hat dabei jedoch eine zu ungewiſie Chance; ich habe Löcher geſehen, die 78 ' tief waren und in denen man noch feine goldtragende Erde entdeckt hatte. In den wet diggings dagegen findet ſich dieſe Erde 2–3“ unter der Oberfläche und iſt der Ertrag 3--15 Cents pro Pfanne ; bei 5 Cents pro Pfanne macht man etwa 4-5 Dollaro den Tag. Jo habe in beiden diggings gearbeitet , in den dry jedoch ganz ohne Erfolg. Im Mai hatten wir das Leben in den Minen ſatt und fehrten
nadh San - Franciaco zurüd. Hier fand ich eo beinahe in demſelben als Schutthaufen .
Die
von denen mehrere mit großen Waarenvorråthen angefüllt waren . Hat
Zuſtande wieder als ich es verlaſſen hatte
alſo da derjenige Unrecht, der ſein Geld auf eine Karte reßt ? Das Riſico iſt nicht größer als wenn er ein Geſchäft anfängt. Nachdem ich meine Zwiebeln und Eier ſehr vortheilhaft verfauft hatte, fing ich ein Cigarrengeſchäft an, da dieſes im Detailgeſchäft einen großen Profit abwirft, die ſchlechteſte Cigarre foſtete 1 Real (5/2 Sgr. preuß.), während der En-gros-Preis nur 50–80 Dollars pro 1000 Stück war , ſo daß man alſo etwa 300 Procent verdiente , und wenn das Geſchäft nur einigermaßen ging, fonnte man in einem Jahre ein Vers mögen erwerben , troß der bedeutenden Unfoſten, die ſonſt mit ſolchem Geſchäfte hier verbunden find ; ich zahlte für den Laden 350 Dollars
Feuersbrunſt vom 3 Mai hatte die Stadt , die vollſtändig wieder aufs
Monatsmiethe unb 25 Dollars die Woche für Eſſen . Am 15 Auguſt fing ich mein Geſchäft an und am 15 September hatte ich 1100 Dollars reinen Ueberſchuß. Tags darauf faufte ich vortheilhaft für 975 Dollars
gebaut worden war , von neuem in Afdhe gelegt . Ich entſchloß mich nun für einige Monate eine Stelle anzunehmen , um mir zu dem , wat
ich beſaß, ſo viel zu erſparen, daß ich Commiſſionsgeſchäfte und gelegent:
lich Fleine Speculationen machen fonnte , bei denen ich eben nicht viel risfirte. Eine ſolche Stelle fand ich als Steward auf einem der Dampfs
boote , die zwiſchen hier und Panama gehen , wo ich 75 Dollare pro Monat bekam , die ich beinahe ganz zurüdlegen konnte. Auf dieſem Schiffe blieb ich bis Ende September. Inzwiſchen war das faufmåns niſche Geſchäft in San Francisco möglichſt lebhaft geworden, und ſo fing ich an in Commiſſion zu verfaufen, wobei ich ganz hübſch verdiene. So eben erfahre ich , daß man in den Minen neue Entdeđungen gemacht hat, beſonders in den Quarzlagern ; allein im Grasvalley find .
Cigarren und ſah mich ſchon auf dem Wege zu einem bedeutenden Ver:
16 Dampfſtampfmaſchinen im Gange , und überall im Gebirge hört
mögen , als bald darauf eine einzige Nacht all' meinen Träumen von Glück ein Ende machte , ich meine die Nacht des Septemberfeuerg. Ihr dort fönnt' euch keinen Begriff von einem Feuer in San Francisco machen . Die Häuſer waren damals noch alle von Holz ; jede Nacht weht hier ein flurmähnlicher Wind, regelmäßig alle Tage. Sobald daher
man das Brauſen und Ziſchen der Dampfes , und das Knallen des Pulver8 beim Sprengen der goldführenden Geſteine . Die enormen
Operationen der Goldgräber , die Tunneld und Waſſerleitungen , oft 100ʻ hoch , und Canale von fünf deutſchen Meilen , um Waſſer zum
Auswaſden des Goldes hinzuleiten, reßen ſelbſt engliſche Ingenieure in Wird doch alles dieß von Leuten zu Stande ge
nur ein Hans brennt, iſt es um ganze Straßen geſchehen, und ſo ſchnell iſt die Wuth des Elemente , daß an Rettung gar nicht zu denfen iſt.
wahres Grſtaunen .
Und wohin ſoll man ſein Şab' und Gut rennen , da ſelbſt die Straßen, die nicht gepflaſtert, ſondern gedielt fint, brennen. Vier ſolcher Feuerds brünſte hab' ich hier erlebt. Gs gibt viele in San-francisco, die drei bis viermal abgebrannt ſind; dagegen ſind die Mittel fich hier empor:
mußten. Aus Eiſenbahnen findet man hie und da in den Minen, und dazwiſden elegante Hotels, ſogar Theater. Die Einwanderung nimmt zu. In zwei Monaten find 17 Dampfſchiffe mit weit über 6000 Paſſagieren angefommen , ſogar aus China. Im Lauf des vorigen Jahres find 26,000 Paſſagiere eingelaufen , und aus Merico und Nord , Almerifa mögen überdieß noch 10,000 Perſonen über Land eingewandert reyn .
zuarbeiten, größer als an irgend einem andern Drte der Welt. Selten verzweifelt jemand ; ich habe Leute geſehen, die am Tage vor der Feuerds brunft bis 20,000 Dollaro „ werth " waren , und nachdem ihr Berit in Flammen aufgegangen, alt Taglöhner für 10 Dollars per Tag arbeiteten. Mir blieben nach dem unglüdlichen Septemberfeuer 400 Dollars übrig, die ich bei einem Banfier deponirt hatte. In der Hoffnung, das Verlorne wieder zu gewinnen, fing id an zu ſpielen , allein ohne gün: ftigen Erfolg . Nachdem ich 250 Dollars verloren hatte, alles was ich je im Spiele verloren habe und je zu verlieren gedenke , entſchloß ich mich, mein Glüd in den Goldminen zu verſuchen , was ich bis dahin nicht hatte thun wollen , weil ich fürchtete, daß ich bei meinem ſchwach: lichen Körperbau die Strapazen und die harte Arbeit nicht würde auss halten fönnen ; ich mußte aber dieſen verzweifelten Entſchluß faſſen, da
bracht, die ſich die Mittel zu dieſen großartigen Werfen ſelbſt verdienen
3
Handelsverkehr mit Bolivia. Der Fall von Rofas wird, ſo hofft man in England , der Beginn einer neuen Aera werden durch die Eröffnung des Parana , Pilcomano und Uruguay. General Santa Cruz hatte als Þráficent von Bolivia eine Prämie von 20,000 Dollars ausgeſeßt für das erſte Dampfboot, das die boliviſchen Strónie befahren
würde, aber Roſas hielt den Parana geſchloſſen . Jeßt hat Santa Cruz, ale bevollmächtigter Miniſter Bolivia's in England , eine engliſde Compagnie ermächtigt den urſprünglichen Plan auszuführen.
Dieſe
die Geſchäfte gånzlich darniederlagen. Mit einem rothwollenen Şemde
will nicht nur die 20,000 Dollard gewinnen, ſondern ſoll auch das Nedit erhalten, auf einem ausgedehnten Strics alle Minen zu bearbeiten, und das Land 15 Jahre lang abgabenfrei anzubauen ; auch ſollen für jeden
auf dem Leibe, ein zweites in der Taſche, einem Paar wollenen Deden, Schaufel, Art und Pfaune auf dem Rüden tragend, verließ id in
Einwanderer, den die Compagnie nad Bolivia bringt, 80 Dollars be zahlt werden. (Shipp. Gaz. 16 April .)
Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 97.
22 April 1852 .
Die amerikaniſche Originalliteratur. 1. Der amerikaniſche Philoſoph Theodor Parker. If an offence come out of the Truth , better is it that the offence come, than the Truth be concealed.
the Truth be concealed" (wenn Aergernig auß der Wahrheit entſpringt, ſo iſt bieß beſſer als daß die Wahrheit verſchwiegen werde) fteht nicht umſonſt auf dem Titel dieſes Budeß, das in
Deutſchland befannt zu werden verdient. Viel wichtiger aber für
leſer des Auslandes find die eben erſchienenen „ Speeches, Auf einem Congreß zu Waſhington ſpielte man die efle die addresses and occasional sermons dieſe auégezeichneten
politiſche Comöbie des Abflimmens barüber : welche Sprache zur Geſchäftſprache in den Vereinigten Staaten erhoben werden ſolle.
Angloamerifanerd.
Es war ein Spiel der Kaße mit der Maus ; der Yankee in der
find bereits auf Verlangen einzeln gebrudt erſchienen, und haben in dieſer Form ſchon zwei bis drei ftarfe Auflagen erlebt. Hier liegt eine Fundgrube ber tiefſten Erfenntniß del Zuſtande& Deo
Majorität berhöhnte den in der Minderheit befindlichen Deutiden ,
welcher von der Yankeemaſſe Dutchman berächtlich genannt wirb. Das Engliſche befam natürlich die Mehrheit der Stimmen, wie benn gar oft bei Richtercollegien eine bornirte Dienge den Sieg
Davonträgt. Anſtatt eine reichere Sprache an die Spiße zu ftels len, damit die Bevölkerung fich daran empor heben könne, griff man zur ärmern und zog damit platt nach unten. Materie oben, Geift unten ! Das iſt thatſächlich Wahlſpruch in Amerika . Fünf Millionen Deutſche müſſen Schulen mitbezahlen helfen , in denen beſten Fale bag Deutſche nur ale Vehifel zum Engliſchlernen gebraucht wird, und wollen fie ihre Kinder deutſch unterrichten
laſſen , ſo fönnen fte das auf eigene Roften thun ; ber Danfee zahlt feinen Beller Dazu und lacht ben bummen Dutchman oben. brein aus ! Nur wenige Angloamerifaner lernen ſo viel vom Deutſchen , um zu erkennen, daß die engliſche Sprache eine Betts lerin im geflidten Kleite gegen die deutſche Nebenbuhlerin, eine
Herrin im Prachtgewanbe, iſt; daß das Engliſche nur durch ans geftrengtes Nachſtreben annäherung&weiſe auf eine gleiche Stufe geiſtiger Mächtigkeit gebracht werden könne. Noch weniger Enge liſdrebenbe aber ichwingen fich zu ſo vorurtheilefreier Höhe ems por, um die Ideen der großen deutſchen Denfer auffaſſen und endlich berarbeitet wieder geben zu fönnen . Es iſt nur ein ganz kleiner Kreis Engliſchrebender, von dem die philoſophiſche Forts und Ausbildung der engliſchen Sprache ernſtlich betrieben wird und werden kann ; denn nur ſehr wenige vermochten in den ties fen Schacht bes deutſchen Wiſſen und der Erfenntniß einzubrins Unter dieſe kleine Schaar von Außerwählten gehörte I beos gen .
Alle dieſe Reden, Adreſſen uub Predigten
amerifaniſchen Geſellſchaftølebens, denn der Verfaſſer gehört nicht
zu jenen Fucheſchwänzern der Menſchheit, die gewöhnlich nur in die Nähe der Fürſten gelegt werden, welche aber namentlich noch
weit häufiger den Wölfern durch arge Schmeicheleien blauen Dunft Nachdem mir das hieftge Leben und die Kriecherei der Preſſe vor dem Volke bekannt geworden war, nachdem ich die Neigung zum Deſpotismus in hieſiger Demokratie, oder eigentlich in hieſigen Demokraten fennen gelernt, fonnte mich eine Sprache, wie fie der çöle Parfer gegen die Amerifaner führt, nur
vormachen.
mit der höchſten Achtung erfüllen. Es war gewiß feine Kleinig. feit, ſich 1848 am 25 Juniud , mitten im Volf& taumel über die
Erfolge des Kriege gegen Merifo, öffentlich hinzuſtellen und einen To fräfrigen Proteſt auêzuſprechen gegen dieſen ganzen Krieg, wie dieß im „ Sermon of the Mexican War“ geſchah, der im erſten Theile des leßt angeführten Werkes abgedrudt ſteht. Bei dieſer Gelegenheit darf ich mir nicht erlauben Durch ſpes ciellere Belege auf den bedeutenden Standpunkt hinzureiſen, wels 9
dhen Iheodor Parfer einnimmt, wie aus ſeinen Schriften auf
jeder Seite fichtbar wird ; tieß liefe zu ſehr gegen die Tendeng dieſe8 Blattes, allein was der ausgezeichnete Mann in Bezug auf bie öffentlichen Blätter Boſton8 ſagt, in einem „ Sermon of the
moral condition of Boston ,“ charafteriſtrt die öffentlichen Blät ter der Vereinigten Staaten im Allgemeinen ſo trefflich, daß dieſe Stelle mitgetheilt zu werden verdient ; ſie lautet : Nehme man die gejammte Zeitſdriften Literatur von Boſton,
bor Parker, Prediger der 28ſten Congregationefirde in Boſton, wohlfeil und koſtīpielig, gut und ichlecht, ſtubiere man fie ale von dem geſagt werden fann wie von Schleiermader : er ſey, obs gleich Prieſter -- bennoch Philoſoph ! Was wir que der feber Dieſe Mannes beſigen , ſteht hoch über dem materialiſtiſchen Ni-
veau der jungen angloamerikaniſchen Literatur.
Von ſeinem
trefflichen Buche a discourse of matters pertaining to reli-
gion “ (Abhandlung über religiöſe Gegenſtände) iſt bereito eine dritte Auflage nöthig geworden, und daß wil unter hieſigen Verhältniſſen ſehr viel ſagen ; denn das Motto : „ Ifan offence come out of the Truth, better is it that the offence come, than
Ganzes, und ſtelle auf dem Wege der Erfahrungewiſſenſchaft das Sittenverhältniß der Preſſe zuſammen , ſo finden fich hier im alla
gemeinen feine Zeichen einer höhern Moralität ale im Handel vorbanden iſt.
Es iſt derſelbe Mittelpunft, um ten fich hier
wie dort alle Dinge drehen . Aber in den Zeitſchriften erſcheint der Mangel großer Grundſäße einleuchtender, und wird härter gefühlt als im Handel der Mangel an Gerechtigteit, an Wahrs heit, an Humanität, an Sympathie mit den Menſchen. 3m
Handel begegner man Zeichen großer Macht, die Hauptſtraße des
386
nos
Handeld zeigt Spuren rieftger Füße. Unſere Zeitſchriften erſcheis
Leute find, welche gleich dieſem Ungeheuer fich am menſchlichen
nen hauptſächlich in den Händen kleiner Menſchen, deren verſchlas
Elend beluſtigen fönnen ; aber für einen Cent fann man bes ftätigt finden , daß dieſe Race noch nicht vertilgt iſt. Wenn ein
gene Geſchidlichkeit in einem großen Mißverhältniß zu ihrer Weiss heit und Gerechtigkeit ſteht. Man findet hier wenig Fähigkeit,
wenig geſundes Wiſſen, wenig reife politiſche Dekonomie, von höherer politiſcher Sittlichkeit faſt gar nichts. Auch hier iſt der Dollar ſowohl Papſt als König ; Recht und Wahrheit find Vas ſallen , nicht ſehr geachtet, noch beſonders oft herbeigerufen , um
Zeitungsberichterſtatter in ein Militärhoſpital geben würde, um fich luftig über das zu machen was er fieht, über die Seufzer, Dort hört, und vom ſcharfen Schmerz, wovon er Augens welche
zeuge, und ſeine teufliſche Freude veröffentlichen fönnte über dies
Berichterſtattung der europäiſchen Neuigkeiten zuerſt den Stand
ſed Schauſpiel man rürde ſagen , daß er fein Menich Ten. Wenn aber jemand über die Verbrechen der Menſchen ſpottet, oder gar über ihre Sünden, über die ehrloſen Strafen , welche fte erleiben, was läßt ſich von dem ſagen ? „Die politiſchen Zeitſchriften find ein trauriger Beweis der niedrigen Sittlichkeit dieſer Stadt. Man weiß, was ſie von
der aufwärtigen Märkte anführen, den Preil der Baumwolle, Der Staatepapiere und der Getreibed, dann folgt der Geſund-
jeder Bewegung jagen werden , daß Maaßregeln und Menſchen lediglich vom Parteiſtandpunkte beurtheilt werden . Das Land
heitėzuſtand der Königin von England und die Berregungen der
wird gewöhnlich den Menſchen vorangeſtellt und die Partei bem Land. Welche von ihnen verfolgen in politiſchen Angelegenheiten einen ehrlichen und gerecten Weg ? wie viele von ihnen haben jemals eine große 3bee befördert oder find beharrlid; einem gro.
ihren Herrn Dienfte zu leiften , welcher andere Soldaten mit geſchmeibigen Naden und Knieen befißt. GB iſt eine bezeichs
nende Thatſache, daß die commerciellen Zeitſchriften , welche in einer ſolchen Stadt natürlicher Weiſe die tonangebenden find, bei
Völfer. Dieß iſt loyal und feftftehend; in Nom pflegt ein Jours nal zuerſt einige Nachrichten vom Pabſt zu bringen , dann von
den niedrigern Würdenträgern der Kirche, dann von den Ente Dedungen neuer Alterthümer und andern Gegenſtänden von gros die Journale zuerſt vom Raiſer, in Boſton ift eo legitimirt, daß
Ben Grundſaße des Naturrechtë treu geblieben ? wie viele widers feßen fich entichloffen einem großen Unrecht, wie vielen fann zur getraut werden , daß fie die offenfundigſten Fehler ihrer Partei
Die Geſundheit des Dollars vor allem andern beſprochen wird .
bloßftellen ? Wie viele von ihnen ſtreben die höhern Intereſſen
Ber Wichtigkeit und Werthſchägung ; in St. Peterdburg ſprechen „Die Zeitſchrift iſt ein Werfzeug von größter Wichtigfeit, alle
Der Menſchheit zu befördern ? Mit welcher Freude hebt eine jede
Welt liegt dieſelbe, viele leſen ſonſt nichts; einige bedienen fich
die Fehler und Thorheiten der feindlichen Partei heraus, ober
derſelben als Vernunft und ſogar ale Gewiſſen - bei Ermans
lauert auf deren Fall ! Welche Servilität zeigt fich in einigen von dieſen Journalen, welche Rriechen vor der öffentlichen Mei. nung in der Partei ; welch ein Verlangen nach „Anerkennung
gelung eines beſſern, warum nicht ? Sie ſpricht jeden Tag zu Tauſenben über Gegenſtände ron höchſter Wichtigkeit, über Ges genftände der Sittlichkeit, der Politik und der Finanzen. Sie erzählt täglich die Begebenheiten unſeres Landes und die der gans zen Welt. Alle Leute werden durch dieſelbe berührt, hindernd oder
fördernb. Bei zu vielen Menſchen befißt die Morgenzeitung mehr Wirkliches als das Morgengebet. Nun gibt e& in einer ſolchen
unſerer Bemühungen . " In unſerer Politif wird nach jedem Dinge ſorgſam geſchaut, das fich auf Gelb bezieht, obſchon man nicht immer gut darauf Acht gibt ; allein wag den fittlichen Theil der Politif anbetrifft, darüber wird gewöhnlich mit weit
geringerer Sorgfalt hinweggegangen . Man würbe einen Senator
Gemeinde viele, die nicht wiffen was fie über einen Gegenſtand | preiſen , der die Finanzen in allen ihren Myſterien verſteht, und ſagen ſollen , bis jemand fle unterrichtet und doch müſſen fe über einen andern ſpotten , welcher mit derſelben Sorgfalt die etwas ſagen , denn der Mund läuft über. “ Vom Denfen wil Myfterien des Kriege oder der Sflaverei ftudirt hätte. Der ich ſchweigen . Denfende Männer wiſſen was fte zu fagen haben. mericaniſche Rrieg ſtellte die Moralitat am beſten auf die Probe, Für erſtere iſt eine Zeitſchrift unſchäßbar, ſo wie der Gößendies wie fie ſowohl in den Zeitungen als auch im Handel heraustrat, er in der Zeitſchrift eine Vernunft und ein Gewiſſen und kann bis an das Ende des Tage8 ſchwagen . Ein tüchtiged und hu.
und zeigte ihren wahren Werth. Es gibt einige wenige Auss nahmen von dieſem Zuſtande; hie unb ba ftellt ein Journal die großen Steen der Zeit heraud und iſt vom Geifte der Humanis
mane8 Blatt würde dieſe Claſſe von Menſchen zu guter Sprech.
tät beſeelt. Aber dergleidyen Auðnahmen erinnern nur an die
weiſe bringen und ihnen einen Dienft erweiſen, inſofern gute Sprechweiſe beſſer iſt als ſchlechte. „ Ein Theil dieſer Literatur ift erniedrigend ; es ſcheint als fey derſelbe von böſen Menſchen für böſe Leſer geſchrieben , um
allgemeine Regel. „In den Organen der Secten erſcheint dieſelbe allgemeine lichen Drudſachen politiſcher Haß geweſen ſeyn würde, das wird
böſen Sweden zu dienen .
3ch weiß nicht was dabei verborbener
zur theologiſchen Gehäſſigkeit in den Sectenblättern , nicht ein
iſt, der Geichmad oder das Bewußtſeyn. Es finden fich unzüch .
bloßer Haß im Namen der Partei, ſondern Haß im Namen
ner im Buche der Richter „einen Leviten als Prieſter“ hat, befißt
tige Anzeigen, berechnet auf das zügelloſe Auge ; ba fin
efel.
hafte Einzelnheiten des Lafters, des Verbrechend, der Unfittlich
lichkeit berichtet mit der Abſicht anzuziehen, jedoch ſo widrig, daß mit Ausnahme eines verdorbenen Mannes jeder dadurch emport werden muß ; da finden fich Nachrichten über das Gr. ſcheinen von Verbrechern vor den niedern Gerichtehöfen , über deren Verbrechen und Beſtrafung ; dieſe find berichtet mit ſchamloſer Geichmäßigkeit und mit dem Verlangen : Scherz mit menſch lichem Elend und vielleicht mit Verborbenheit zu treiben, welche
einen Mann von nur mittelmäßiger Humanitåt erſchreden . Wir leien von Richter Jeffreys und den blutigen Affiſen in England vor 160 Jahren, benfen aber nicht daran, daß in unſrer Mitte
Moralitat, nur in einer ſchlimmern Form. Was in den welt
Gottes und Chriſti. Hier iſt weniger Ehrlichkeit, weniger Dffen . heit und weniger Fähigkeit als dort, Dagegen mehr Bodheit ; die Form iſt auch weniger männlich. Was dort ein Brüſten ober
eine Aufſchneiderei iſt, das wird hier nur zur Heulerei.
Den
Geiſt der wahren Sittlichkeit wird man in dieſen Blättern zu
allerlegt ſuchen müſſen. Weldes von den Sectenblättern Boſtons vertritt eine von den großen Reformen des Tages ; ja welches iſt nicht ein Kinderniß auf dem Brabe jeder männliden Reform ? Aber laßt uns nicht hierbei verweilen , ſondern nur darauf hins ſeben und vorübergeben. „ Ich gehe nicht darauf aus, die Leiter dieſer commerciellen ,
politiſchen und theologiſchen Journale zu verurtheilen . 30 bin
387
fein Richter über das Gewiſſen dee Menſchen. Dhne Zweifel | miſſer innerer Zuſammenhang eines Theild der löſchmannſchaften fchreiben fle lorrie ffe fönnen oder múffen .
Dieſe Literatur ift
To ehrenhaft und ſo fähig a18 e8 bie Umftande geftatten. Ich blide auf dieſelbe, als auf einen Anzeiger unſereg fittlichen 31. ftandee, denn eine Zeitung literatur repræfentirt immer die als
gemeine Sittlichkeit ihrer Leſer.
mit dieſen Feuer &brünften außer allen Zweifel geſtellt erſcheint; Dafür laffen fiđ unwiderlegbare Shatſachen anführen , wie z. B.
Daß man Perſonen , die unter dem Vorgeben Gelber zur Erhale tung der Feuergeräthichaften zu ſammeln , herumgehen, Geldbet
Gewürzfrämer und Fleiſcher
tråge wiederholt gibt und fte ale indirecte Affecuranzgelber be.
ſchaffen immer nur ſolche Artifel an, die ihre Kunden kaufen mögen ; die Herauêgeber der Seitſchriften beuten ben fittlichen Charakter ihrer Subſcribenten ſowohl als ihrer Correſpondenten an . Die Flugſchriften - Literatur jedes Zeitalter: ift ftete ein guter Anzeiger des fittlichen Geſchmacke der Zeitgenoſſen ."
trachtet. Bei erwähntem Feuer auf Fultonſtreet wurde die gegen. über der Brandſtelle gelegene Office des Home. Journals ohne alle Noth unb Veranlaſſung erbrochen , um eine Zerſtörung an vorhandenen Papieren u. ſ. w. vorzunehmen. Alle Welt bes hauptet , dieß leptere jep angelegter Racheplan, und wie weit
Mit der legtern Anficht Th. Parfer8 bin ich ſchon barum
berſelbe mit dem Brande ſelbſt in Verbindung ftehe, laffe fide
nicht einverſtanden , weil ſein eigenes Beiſpiel gegen die Herauss geber und für die Bildungefähig feit des Publicum ipricht.
nicht ermeſſen. Sicher iſt, daß Mr. Forreſt einen großen Ein . fluß auf eine unter den Namen Loafers und Rombies (Herum. treiber und Handelmacher ) befannte, entfittlichte Claffe der Eins
Gäbe es in den Vereinigten Staaten nicht ſo viel elende Specu.
lanten auf die Schwäche der Geſellſchaft in gerinnſüchtigen Şeraudgebern und feilen Scribenten , ſo würde die Hebung der Menſchen raſcher und beffer erfolgen. Der Grund zur Grídeis nung einer ſo jämmerlichen Zeitſchriftenliteratur bei volfter Prebfreiheit liegt aber zum Theil wenigſtens in einer Schattenſeite der politiſchen Inſtitutionen , welche zur beſſern Handhabung einer fittlich und geiftig gebildeten Bevölkerung beo dürfen. Unerzogen, ungebildet und baber oft ungezogen , wie bad amerikaniſche Publicum im Allgemeinen erſcheint, find ſchlechte Zeitſchriften ganz natürlich. Oleid Bebienten, die den Unarten der Kinder ihrer Herrſchaften Vorſchub leiften , find auch die ers bärmlichſten Blätter der Vereinigten Staaten am beliebteſten. Dermalen wirb e beſſern Beftrebungen unendlich ſchwer auffus
fommen. Dafür gibt das von Ih. Parfer tedigirte, überaus treffliche ,Maſſachuſette Duarterly River“ einen Beweid ; ed ift wegen Mangel an hintänglicher Theilnahme eingegangen . Das viele Unfraut erftict ben Weizen .
In welch beklagensmerther Abhängigfeit von dem findiſchen Weſen Dell Publicum
ſelbſt die beſten hieſigen Blätter fich bes
finden, dafür liefert die New- Yorf Tribune das ſchlagendfte Beis ſpiel. Es ſtehen als Leiter an der Spiße dieſes großen Blattes Die gebildetſten Männer, denen ein Unfinn , wie ſolcher in den ſos genannten Mappinge ( Geifterklopfern ) herauftritt , mindeſtens lächerlich erſcheint. Dennoch öffnet dieſel weitverbreitete Drgan ſeine Spalten den gläubigften Berichten über diefen ichåndlichen
Betrug, über dieſe Verhöhnung des geſunden Menſchenverſtandes! Die findiſchen Leſer rerlangen Den Unfinn , und man füttert fle gegen beſſeres Wiſſen damit, weil — man ſo viel als möglich Gelb machen will ! Monney mafing heißt der furchtbare Krebdichas den , an welchem die Bevölferung der Vereinigten Freiſtaaten Amerika'e leidet, und endlich zu Grunde gehen muß, vielleicht langſam, vielleicht galoppirend !
mohner audübt. Mit welchen Augen ſelbſt Leute vom Fach die literariſche Kritif betrachten , geht recht ſchlagend aus folgendem Vorfalle hervor. Ein amerikaniſcher Buchhandler ſandte vor einiger Zeit
ein von ihm verlegte Werf „zur Beſprechung" an den Profeſſor Agaſſiz in Cambridge bei Boſton . Dieſer fritiftrte das Buch, und wies Deſſen Nichtigkeit nach . Darauf klagte der Buchhändler auf, ich glaube 20,000 Dollard, Schadenerſaß, indem er borgab, das Werf werbe nun feinen Abſaß mehr finden , und Agafftz
habe dieß herbeigeführt. Kommt die Sache vor Geſchworene, die bad Herfommen zur Grundlage ihres Verdicteß machen , ſo muß Agaſſiz für ſchuldig erklärt werden, denn es iſt herkömm. lich, daß man unter der Aufforderung zur Beſprechung einer Sache die Belobung derſelben verſteht. Dergleichen Beſprechuns
gen läßt man fich je nach Umſtänden hoch oder niedrig bezahlen, und daraus fließt ein Sheil des Herau @ geber.
infommen
der Verleger und
Das Schlimmſte bei der Sache ift, daß alle Welt nichts andere und beffere erwartet, daß Schriftfteller und Verleget
eben als gemiethete Stiefelpußer und noch darunter geachtet werden .
Den Impule zu dieſer betrübenben Erſcheinung gibt
die Herrſchaft der Maſſe, mit welcher die Herrſchaft des Dollars im genaueſten Zuſammenhange ſteht. Ein hier erſcheinendes
deutſches Blatt gab auf ſeinem Titel die ſchlagendfte Kritik der hiefigen Preßzuſtände; ex hieß nämlich : berauðgegeben von einer Aſſociation von Schriftjeßern und Schriftſtellern. Blei oben, Geift unten ; Materiali @mus herrſchend, Spiritualidmu8 dienen ale Knecht!
Alerandria (Uud „Notes of an American Traveller.“
Wir liefen geſtern bald nad Sonnenuntergang zwiſchen der Inſel
3n dieſen Tagen wurde hier in New- Dorf ein Beweiê ger
Bharoš und dem feften Lande, die durch eine Art Landjunge, auf wele
liefert, daß ed höchſt gefährlich werden kann , wenn ein Zeitunge.
her das frånfiſche Stadtviertel gebaut iſt, miteinander verbunden find, in den alten Hafen von Alerandria ein. Unſere Anfer waren nod nicht
ichreiber fich gegen das rohe Publicum auflehnt. Das von einem der befannteſten Journaliſten , Willis , rebigirte Home Journal", batte lebhafte Dppofition gegen ten berühmteften amerifaniſchen
Schauſpieler, forreft, gemacht; 68 war eine Dppoſition im Sinne Der Sittlichkeit und Bildung, vielleidt nicht ohne einige Parteis juthat. Nun brach eines Abends Feuer aus auf Fultonftreet in
einer Druderei , welche gerade gegenüber der Erpebition ober
Office Des Home. Journals fich befand. Ueber die faſt mehrfach täglich und nächtlich hier ſtattfindenden Feueröbrünſte liegt ein düſterer Schleier verbreitet, hinter den nur Eingerreihte und Bea theiligte zu bliden vermögen. So viel iſt befannt, daß ein gee
im Waffer, als wir uns von Booten umſchwärmt ſahen und ſobald der ågyptiſche Sanitätsbeamte und verlaſſen hatte , fam eine Maffe von
Dolmetſchern , Gaſthaus: Abgeſandten und Bootsleuten an unſer Borb. Gin anftändig ausſehender Araber in weißem Dbergetvand und rothem Tut: ban redete mich italieniſch an, und erbut fic , mid in den „ orientaliſchen Gaſthof" zu führen. Zwei andere Reiſende, welchen dasſelbe Sotel empfohlen worden war, ídloffen fich mir an, und wir ließen und ohne Aufenthalt an das Land rudern. In der Nähe eines ſchlecht ausſehene
den Gebäudes, welches man mir als das Zollhaug bezeichnete, wurde angelegt. Hier harrte ein Schwarm von Freunden, um uns zu bewill:
fommnen, und id werbe des forglichen Eifers nie vergeſſen mit welchem
388
Soon
fie unſer Boot auf das Trođene zogen und fich dann in dem edeln Wett: freit, unſrer Effecten habhaft zu werden, gegenſeitig mit Rippenſtößen und Fußtritten bebienten . Wir hatten allerdinge gewünſt, ihre Gefich:
feuchte “ Hibe , wenn ich mich ſo ausdrüden darf, war faſt erſlidend ; soDie heißes Waſſer floß über den Steinboden, und die ſteinerne Bant, auf
ter waren ſauberer gewaſchen, ihre fadartigen Beinfleider weniger zer: feßt, ihre rothen Turbane weniger fettig und ſchmußig geweſen, und es
welche ich mich ſeßen mußte, war ein wenig fühler als ein gut geheigs ter Stubenofen ; die Bronze-Statue ließ mich mit Ibrahim allein . Bald
war vielleicht undankbar von unſrer Seite, daß wir unſern Araber ge: währen ließen, als er die dienſteifrigſten tüchtig ausſchalt und ihre Dhren bearbeitete , ehe er unſre Roffer und Reiſefáde unter ihnen vertheilte . In dem Zollhauſe wurden wir zwei ſchwarzen Herren in Turbanen und idwarzen fliegenden Gewändern zugeführt , welche es vorzogen , unſer Gepád ununterſucht zu laſſen , um des herkömmlichen Trinfgeldo nebſt einer fleinen Zugabe deſto gewiſſer zu reyn. Jeßt reßte fich der Zug
öffneten ſich alle Poren und ich erhielt eine lebhafte Vorſtellung von dem Zuſtande der drei Hebraer, welche Nebucadnezar in den glühenden Dfen hatte werfen laſſen . Meine Behaglichfeit wurde durch das Rab,
durch einige ſchmale Deffnungen in der Deđe ſchwach beleuchtet wurde.
das ich fortwährend adjen hörte , nichts weniger als erhöht ; ſelbſt Ibrahim ſchien in dieſer Höllenatmoſphäre feine gewöhnliche Munterfeit verloren zu haben . Endlich fam unſer Bronzeniai n wieder ; ſeine Hände ftedten in einem paar groben hårenen Handſchuhen , die er gegen einan: der rieb , als wollte er ihnen eleftriſche Funfen entloden. Dhne viel
unſrer Träger in Bewegung ; wir famen durch mehrere Straßen , die
Umſtände riß er mir das Tuch von dem Kopfe , faßte mich an der Schulter als wollte er mich aus dem Schlafe rütteln , und begann mir
von zweiflödigen , weißgetündeten Häuſern bereßt waren und erreichten endlich den großen freien Plaß deo frånfiſchen Stadttheils, welcher ſide warm und glanzvol in dem Morgen -Sonnenſchein vor uns ausdehnte.
mit ſeinen Haarraſpeln den Rüden zu reiben , während er mich zwei oder dreimal mit brühheißem Wafier übergoß und mich dann aud:
Die erſten Gaſthöfe und Conſulate zieren dieſen Plaß ; der Bauſtyl iſt italieniſch, mit einem gelegentlichen farajeniſchen Beigeſd mad an den Fenſtern und Thorwegen, beſondere bei den neuern Bauten. Ein fleiner
ruhen ließ.
Als die Reihe an den Ueberguß mit Seifenwaſſer fam , war die Wirkung fanfter und wohlthuender, obgleich auch dieſe Operation ihre
Obelist von Alabaſter, ein Geſchenf von Mehemed Ali, erhebt fich in der Mitte des Plaßeß auf einem Piedeſtal, welches zu einem Brunnen beſtimmt iſt, der aber fein Waſſer hat. Außer dieſem ſah ich auch eine Schaar Gſel und Gſelbuben und einen Zug beladener Kamele auf unſerm
rauhe Seite hat ; denn der bronzene Burſche ließ es fich mehrereinale einfallen, mich an den Haaren zu faſſen, den Kopf rudwarto zu biegen und mir über das Geſicht zu regen, als wären gewiſſe Sinneowerfzeuge, wie Augen , Naſe und Dhren, gar nicht für ihn vorhanden . Mittlers weile war die Temperatur ſo ſüdafrifaniſch geworden , daß etwa ein
Wege in den orientaliſchen Gaſthof; dieſes iſt ein langes und nicht ſehr zierlich ausſehendes Gebäude auf der nördlichen Seite des Plaßet. Die engliſchen und franzöſiſchen Dampfſchiffe waren eben angefommen, und co waren keine Zimmer zu haben, bevor das Nachmittag-Boot nach Cairo abgegangen . Unſer Dragoman, welcher fich 3brahim nannte, dlug ung ein Bad als das beſte Mittel vor, die Zwiſchenſtunden hinzubringen, und da wir nicht Luft hatten , in der Stadt umher zu wandern , willigten
Duzend Gimer warmen Waſſers, die mir über den Kopf gegoſſen wurs den , ein wahrhaft entzüdendes Gefühl hervorbrachten. 3d gab mich jeßt der frohen Hoffnung hin, alles ſer abgethan ; allein ich irrte mids. Ich wurde noch in ein Behälter mit fiedendheißem Waſſer getaucht und die Haarraſpel fam noch einmal zum Vorſchein. Nun führte mich
Ibrahim in das erſte Gemach zurück und hüllte mich in weite Muſſelin
wir in ſeinen Vorſchlag. Der tiefblaue, wolfenloſe Himmel, die wohlthuende Wärme, welche
fleider, band mir einen Turban um den Ropf Feſt, und hieß mich auf
der eines Juliuo: Nachmittags zu New-Yorf gleicfommen mochte, und
den Diwan niederliegen , um mich von dem angreifenden Babe nebſt deſſen verſchiedenen Zugaben zu erholen. Der Gindrud , welchen die
die Neuheit alles beſſen was mich umgab, ließen und des Fleinen Uns
gemache, einige Stunden obdachlos un herzuirren , faum noch gedenfen ; als wir aber den offnen Plaß vor der franzöſiſchen Kirche erreichten
fühlere Temperatur und die friſden Hüllen hervorbrachte, war außers
und einen Garten anſichtig wurden , in welchem ſtattliche Palmbäume ihre glänzenden Blátterfronen im lauen Windhauche bewegten , war
ebenſo zu Muth , denn Ibrahim hatte keinerlei Einwendung dagegen
ordentlich; ich fühlte mich wie neugeboren und meinen Begleitern war laut werden laſſen , daß wir unſre Sieſta in einem gemeinſamen Zim mer hielten . Wir muſterten unſer neues Coſtüm ; der Deutſche fah einem türkiſchen Mollah auf ein Haar ähnlich , der junge Chiote glich einem perfiſchen Elegant, und ich fah, wie man mir ſagte, eher wie ein
alles vergeſſen . Giner meiner Begleiter, ein Deutſcher, welcher nie eine andere Palme geſehen hatte, als die verfümmerten Bäume bei Sorrento und Smyrna, flatſchte vor Entzüden in ſeine Hände und ich ſelbſt, der Tauſende und Tauſende in dem heißen Winde der Tropenländer hatte
Moslem denn wie ein Franfe aus . Gin Knabe trat ein und reichte jedem von uns ſchweigend ein Glas Sorbet dar ; drei Taſſen des fóſts lichen Raffees folgten und dann fanien brei „ Tſchibufs “, duftend von Eine halbe Stunde erfreuten wir uns des dem Tabaf von Latafie .
rauſchen hören , fühlte mein Herz ſtårler flopfen , als hätte ihre Schön :
heit für mein Ange gleichfalls den Meiz der Neuheit. Das Badhaus, in welches Ibrahim und führte, war ein einflödiges Gebäude von ſehr anſpruchsloſem Aeußern. Ale wir durch den langen, gewölbten Gingang
herrlichen Aroma's und erfuhren , was der Türke „Kieff" nennt – ein
Gefühl ſeliger Gleichgültigfeit gegen alles was in der Welt vorgeht ;
ſchritten, ſchlugen flágliche, ádhjende Töne an mein Ohr und ich glaubte anfange, fie rührten von denen her, welche ſich dem ſogenannten Sam :
ein Zuſtand, für welchen wir drei in unſern wedſelſeitigen Sprachen
unterwerfen ;
vergeblich einen entſprechenden Ausdruck verſuchten. A18 wir das Haus
ich erfuhr jedoch bald , daß ich das Knarren eines Nades, welches ein
verließen , ſahen wir , daß wir drei volle Stunden in ſeinen Räumen hingebracht hatten .
puiren oder Maſſiren
dem Kneten und Hautreiben
Stier drehte und mit dem das Waſſer aud dem Brunnen gepumpt wurde,
( odluf folgt . )
gehört hatte. Der Badewarter empfing ung in einem großen, ftarf nach Seifenwaſſer riechenden Locale , in deſſen Mitte ein ziemlich umfang:
Beförderung der engliſden Dampfidifffahrt auf
reiches Waſſerbeđen war ; er öffnete uns ein Gemach ', in welchem fich
dem rothen Meer und dem insiſden Duean. Sin Corre:
drei niedrige Diwand befanden . Der Wärter fchien erſtaunt als wir
ſpondent der Shipp . Gaz. vom 16 April bemeift , daß jährlich etwa 10,000 engliſche Unterthanen das rothe Meer hinauf- und hinabpaſſiren,
drei abgeſonderte Badegemacher verlangten , entſprach aber mit acht morgenländiſchem Oleichmuth unſerm Wunſche. Gine Folge dieſer Abſon : derung war, daß wir nicht ſo raſch bedient wurden als er ſonſt geſchehen wäre. Zbrahim übernahm die Sorge für mich ; er brachte eine Anzahl warmer Tücher heran , deren eines er mir turbanartig um den Kopf
und der Verluft eines einzigen Dampfſchiffes, das oft bis 180 Baſſas giere führt , würde, abgeſehen von dem Verluſt der Schiffes , große Noth erzeugen und auch die monatliche Correſpondenz ſehr unterbrechen. Das rothe Meer, die Untiefen (great Basses ) bei Ceylon und mehrere
wand, während ich mich, ſo gut ich konnte, in die andern hüllte. Nach
Punfte in der Straße von Malacca, nüſſen mit Leuchtthürmen verſehen
einer fleinen Weile fam eine lebende Bronze : Statue in das Gemach
und führte ung durch dunfle Gange, die bald heiß und dampfgeſchwän:
werden . So wird England immer mehr zur Befignahme der Länder am rothen Meer fortgezogen, denn ohne eine ſolche wird die Erhaltung
gert , bald eisfalt waren , in ein fleines gewölbtes Zimmer , das nur
der Leuchtthürme faum ? u hoffen ſenn .
Berlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
Verantwortlicher Nedactear Dr. 68. Widenm ann.
Das Ausland.
.
:: 1
Ein Tagblatt
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
23 April 1852.
N"
98 . Sou Indien wieber emporfommen , ſo muß jeßt Gelb aus England bahin ſtromen , um Bewäſſerung & canäle und Straßen
thum .
Der freibrief der oftindiſchen Compagnie. Die financiellen Hülfømittel. Wir haben früher geſehen , daß man eine Ausbreitung des inbiſchen Reiche wiberrieth, einestheile weil bie Hinduſoldaten ein Klima wie das afghaniſche nicht ertragen fönnten , andern
wieder zu eröffnen ; ſelbſt einzelne Olſenbahnen können hier nicht helfen, ſo wichtig fte in ihrem nächften Umkreis werden mögen. Indien ' theilt ſeinen Verfal mit ſämmtlichen metaſtatiichen Reichen , mit Perfien und der Lürfei ; die Grünbe find allente theile weil bie Ginkünfte ein ſolches Eroberungefyftem nicht ges halben ziemlich dieſelben : außere Kriege und innere Unruhen ftatteten . Dem erſten Mißftand läßt fich abhelfen mittelft Erſeßung einerſeits und der Druct ber burd Maſchinen geſteigerten Oles der Sipahis burch europäiſche Iruppen, der andere iſt ſchwieris werbäthätigkeit Europa'd. Gegen dieſe fonnte die alte Gewerb8 gerer Natur, und es iſt kein Zweifel, daß der afghaniſche Krieg thätigkeit des Drients ſo wenig fich behaupten, als die Hands mit ſeinen Folgen den indiſchen Finanzen einen Stoß verſekt hat, ſpinnerei und Weberei in Europa gegen die Macht der Mas von dem fte fich bis jeßt noch nicht erholt haben. Man hat im fchinen fich gehalten hat, wenn auch einzelne fpecielle Gewerbe Allgemeinen, früher wenigſtens, angenommen , daß nur die Pro. und Kunſtfertigkeiten feinerrege erloſchen find. Dieſe lander vingen Bengalen und Behar, bie man in Indien mit dem faft find verarmt, und fönnen nur durch eine europäiſche directe ober gebräuchlich gewordenen Namen Dichennet et Belad, das Paradies indirecte Herrſchaft wieder gehoben werden . Die Staaten find der Länder, belegte, einen Ueberſchuß abwarfen , bie anbern bas machiloß geworben unb fönnen bem Ånbrang europäiſcher Herre gegen faum, und nicht immer, ihre Koſten deckten. Denkt man ichaft nicht widerſtehen ; wenn ffe bis jest fich gehalten haben, zurück an die Seiten der Großmoguls, die aus einem minder fo lag befanntlich die Urſache nicht in der noch erhaltenen Kraft auêgedehnten Reiche - denn ihre ſehr beſtrittene Herrſchaft in dieſer Staaten , ſondern in der Eiferſucht der europäiſchen Mächte. ein Einkoms Rommt dieſe zu einem Audbrud, fo find alle vorberaftatiſchen Sübinbien reichte nicht ſo weit als die engliſche men von 32. Mid . Pf. St. erhoben, während die englijde Bert Staaten , Perften und die Türfei, eine Beute de Siegere. Enga ſchaft mit Mühe jept 20 bia 21 Miu. heraufpreßt, io muß dieſe lanb hat darin einen großen Vorſprung , baß ed Indien feit faſt Erſcheinung in mancher Beziehung auffallen ; indeß erklärt fte einem Jahrhundert beberricht, daß nicht nur ein großer Theil ftch natürlich durch zweierlei Umſtände, erfteng durch die langen Teines Reichthums aus Indien ſtrömte , ſondern auch daß es durch und verbeerenden Kriege, die das Sinken der Mogulherrſchaft, ſeine Ibātigfeit Indien zum Theil bereits wieder gehoben hat, Dad Emporkommen und den Fall de Mahrattenreiche bezeichs benn ' es möchte wohl faum einem Zweifel unterliegen, daß wenn neten , und zweiten aus dem Handelsſyſtem der Englander, welche Indien nur, wie Perften , dem engliſchen Einfluß und Handel geöffnet worben wäre, ohne zugleich die belebende Herrſchaft der durch hohe Zölle die indiſchen Waaren, fo weit fie Gewerbe ſe erzeugniſſe waren , ja ſelbſt zum Theil die Bobenerzeugniſ 1 von Engländer zu genießen , ſein Zuſtand burch die fortbauernde Zers dem engliſchen Markt ausídloſſen , während man die engliſchen Gemer bøerzeugnifie lange Zeit frei einführte, und erſt in neuer Beit allmählich , um die Lücken der Einfünfte zu ſtopfen , mit einem geringen, merkwürdiger Weiſe aber ſeit mehreren Jahren ſteigenden Zou belegte. Viele Sheile Indiend hatten in der Zeit
rüttung immer troftloſer geworden wäre, fo troftlos ale jeßt der von Perften iſt. Man verfennt dieſe Saclage in England nicht ,
der Mogulfaiſer einer langen Ruhe genoſſen, und die alte rein auf Handarbeit gegründete Gewerbethätigfeit einen mächtigen Aufs ſchwung durch die Pracht bed Mogulhofe und der übrigen unters geordneten Fürſten gewonnen ; das Geld, wenn auch vielfach ers preßt, blieb im Lande, während eß ſeit hundert Jahren in ftar . ken Maſſen nach England geht. So ſank der indiſche Reichthum berab, Canäle, Straßen, Teiche zu der bei mit einem heißen Klima To nöthigen Bewäſſerung verfielen , und der Anbau des Landes ſanf mit dem Durch die ftodenbe Gewerbethätigkeit finfenden Reich
Armuth des Landes ihr größted Hinderniß, und die Nothwendiga feit , zugleich die für die Unterhaltung des inbiſchen Heered und der Verwaltung nöthigen Summen aus dem Lande herauszus preffen , vermehrt die Schwierigkeiten . Seit dem afghaniſchen Kriege iſt der angloindiſche Schaß mehr oder minder im Deficit,
4 Dies geſchah namentlid in Betreff des Buders, durd deffen höhere Beſteuerung, die weftindiſchen Inſeln aufrecht erhalten werden ſollten.
Laufe zweier Jahre, 1843 und 1844, faft verbreifachte.
und daher die vielfachen , wenn auch jeßt nur noch mit mäßigen Erfolgen gekrönten Bemühungen, den "Hanbel und den Bodenbau Indiend wieder zu heben . Dieſe Bemühungen haben aber in der
und die angſtliche Bemühung , dieß Deficit zu beden , ohne den
Landmann noch ſtärfer ' zu belaſten, zeigt fich namentlich in der Beſteuerung des Opiumbaue8 und den auf engliſche Waaren gee legten Böden, die in teßter Zeit aUmählich auf acht Procent ges ftiegen find, während man die Dpiuntausfuhr aus Malma im
wa
390
Bei bem Zerfallen ber inbiichen Gewerbe und der verhältnis mäßigen Unbebeutenbheit bed fanbele iſt die Grundſteuer bei weitem die wichtigfte, und ein zweite nicht unbedeutended 3tem iſt das
Einkommen von Dpium , das fich auf 3 Mil. Pfb. St. beläuft, aber wegen der Zufälligkeiten , denen eß unterworfen iſt, eben jo unfider, als die Grundſteuer ficher iſt. Nachſtehended mag etwa die beſte Ueberſicht der Finanzen geben . Bengalen und die norbs
Corona
nennen ,
So wie dieſer Punft erreicht ift, die Au&gaben ber
Regierung ſo beſchränkt, und die Rente des Landes durch die Vermehrung der Bevölferung ſo erhöht iſt, daß das Einfommen aus der Landrente allen Anforderungen der Regierung entſpricht, ſo fann man alle andern Steuern abſchaffen , und Indien wird
Dann ein ganz unbeſteuertes Land ſeyn . “ Man iſt bei ſolchen Außerungen eine Directorê ber oſtin
diſchen Compagnie, alſo eines der Regenten eine Reihe von
weſtlichen Provinzen ertragen ungefähr 12 Mia. Pf . St., aber die Roften der Verwaltung betragen etra 11 , ſo daß der Ueberſchuß
mehr als 100 Millionen Menſchen verſucht, fich ein wenig ben
fich nur auf eine Million beläuft.
Kopf zu halten, ob einem nicht ſchwinble.
Madras trägt nicht ganz 4
Die Aeußerung er
Grundſteuer allein 342 Mil. aue ; die andere halbe Million mag
ideint auf den erſten Anblic al rein wiberfinnig , unterſucht man ſie aber genauer, ſo kommt man ihr etwas näher auf den
bas Tabaks und Salzmonopol ertragen. Mehrere Fürften , wie
Grund, und fann fie erflären, aber auch ihre Irrthümer auf
die von Meiſur, Travancore und Rotſchin zahlen Tribut, aber an
deden . Der Grund der obigen Anſicht liegt in den mohammes Daniſchen Rechtebegriffen vom Staat ; nach dieſen iſt der Staat,
Mid. nach Abzug der Erhebungsfoſten ein, und davon macht die
andere, wie an den Nabob von Carnatif, an den Radichah von
Tanbidur u. ſ. m. müſſen bebeutende Summen vertragêmäßig
D. h. die Gemeinſchaft der Mobleme , der eigentliche Grundeigene
gezahlt werden, Gummen , welche die Tribute überſteigen .
thümer, an den der Gläubige ale Steuer gerniſſermaßen den Pacht, lety ed in Dienſtleiſtungen, rehy ed in Gelb, zahlt. Dieſe Auffaſſung ift tief in die indiſchen Verhältniſſe eingedrungen , und baber rührt die Anficht des Herrn Mangles, die auch ſchon früher burd, den Geſchichtſchreiber Inbiene, Frn . Jamed Mil, aude geiprochen wurde ein Staat, in welchem die ganze Rente (0.6 . der Pachtichilling ) an den Staat bezahlt werde, ſey in der glücks
Auf
fallend iſt, und die Erklärung wird fich weiter unten finden , daß die Steuererhebung in Mabras bedeutend weniger foftet als in Bengalen, indem in Mabras ungefähr fünf Millionen mit einem
Aufwand von 650,000 Pf. , in Bengalen 10 Mill. mit einem Aufrand von 2 Millionen erhoben werden . Bombay liefert 3,8 Mill., wovon die Grundſteuer 2,25 Mill, beträgt. Das Dpium , bað al8 Monopol in Bengalen 2 bis 2/2 Mil. einträgt, liefert hier in Form von Durchgangszöden für das Opium bon Malma etwa eine halbe Million . Während Bengalen ungefähr eine Million, Mabras 300,000 Pfb. Ueberſchuß liefert, gibt Bombay, beffen
Erhebung & foften die geringſten ſind und nur 10 Proc. betragen, ein Deficit von etwa 700,000 Pfb., ſo daß der Geſammtüberiduß noch 600,000 betragen mag, da aber die in England zu zahlenden Ausgaben mehr alß 3 Min. betragen, ſo beſteht ein Deficit von 2 bis 2/2 Milianen. Die Armee in Indien foftet etrag über neun Millionen, nämlich 5 in Bengalen, 2 %, in Mabras unb 1,600,000 in Bengalen.
Die Geſammtau @ gaben in Indien bes
laufen fich auf etwas über 17 Millionen. Von den Ausgaben in in England find die Zinſen der oftindiſchen Stode mit 630,000
Bib. und die Audgaben für das Indiahouſe und den Board of
lichſten Lage, da eine ſolche Rente für alle Bedürfniſſe der Men gierung genüge, und das Volt dann unbeſteuert ſey ." Eine ſo wiberſinnige 3bee fonnte nur in dem Ropfe eines Anglånberg entſtehen, wo noc jest faſt ales Grundeigenthum in den Harta ben von König, Geiftlichkeit unb Abel iſt, und die welde bad
Land bebauen , an dieſe ben Pacht zahlen.
Müßte freilich in
England ber Pacht aller Güter an den Staat alb Dbereigenthü .
mer bezahlt werden, ſo könnte das Land unbeſteuert bleiben . In der Theorie iſt der Saß ganz richtig, in der Prarie aber war
es natürlich ganz anders, denn in der Wahrheit preßten die ein. heimiſchen Regierungen Inbiens ben Landbauern alles au8, wat ihnen audzupreffen war, und lieben ihnen meiſt faum genug , um zu leben . Die Steuer denn dazu wird die Abgabe, ftatt daß eß nach der theoretiſchen Anficht ein Pachtſdiding ſeyn ſollte
Control bie bedeutenbften, das andere geht in Penſionen auf. Schließlich fügen wir noch an, daß die Schulben , das Capital
mag unter der englichen Regierung nominell viel geringer resin ,
der oftindiſchen Stode ungerechnet, beinahe fünfzig Millionen
noch zu groß Aus dem falſchen , bem mohammebaniſchen Staatsrecht ente
Pfund betragen . Man wird den Charafter bed indiſchen Finanzibfteme am beſten begreifen , wenn wir bemerken , daß von den 25 bis 26 Millionen Bruttoeinfommen die Grundſteuer allein über 15 Mil. ausmacht, das Dpiummonopol nebſt den Dpiumzöllen 41/2, wad fich nach
ift aber bei dem geſchwundenen Wohlſtand des Pande & immer
liehenen Safe, daß die zu bezahlende Steuer eigentlich ein Pacht ichilling levy, entſprangen eine Menge Uebel, namentlich burch den
Verſuch ein ſogenannte Reiotwar -Syſtem zu begründen. Unter dem Namen Reiot (Rajah, Unterthanen ) verfteht man befannt:
Abzug der für ein ſolches auf den Landbau fich erftredenbed Monopol
lich Den Bebauer des Bodens, und das Beſtreben der Engländer
bebeutenden Unfoften auf brei rebuciren mag, das Salzmonopol 2,67 Min ., die Zölle nur 1,33 - nicht ein zwanzigſtel bed Ganzen, währenb fte in England zwei Fünftheile des Staat&einfommend
ging vielfach dahin, ten Pachtſchilling bei jedem einzelnen Meiot zu ermitteln und feſtzulegen. Dieß hätte eine unmäßige Beam.
außmachen ; da bie Salzſteuer hauptſächlich auf die untern,
wejen zerflört, denn nach dieſer alten indiſchen Anficht iſt nicht
Den Ader bauenben Olafſen fält, unb bad Dpiummonopol ebens
fallø von dem Land erhoben wird, ſo kann man ohue alle Uebers
Der Einzelne, ſondern die Gemeinde Eigenthümer eine gewiffen Landftriche, 1 die Gemeinde hat alſo die Steuer von dem jeweis
treibung ſagen , daß nahezu neun Zehntheile des geſammten Staatdeinkommens direct vom Boden erhoben werden. Faſt ſpaßs
zu erheben .
tenzahl erfordert, und noch dazu das ganze alte inbiſche Gemeindes
ligen Bebauer ter berichiedenen Sheile ihres Geſammteigenthume Fällt der Preis der Landesproducte, wie dieß in
haft flingt es daneben , wenn noch im J. 1848 cin Director der
oftinbiſchen Compagnie, fr. Mangles, fich vor einer Committee alio außerte : „wenn das Landeinfommen (Grundſteuer) bloß auf
Die Rente (D. h. den Padtſchilling) beſchränkt würde, und ich ſebe nicht ein, weßhalb dieß nicht der Fal ſeyn ſollte, dann könnte man Dad inbiſche Einkommenſyſtem allerdings als bas beſte in der Welt
1 Daraus erflärt fic aud die früher von uns erwähnte Widtigkeit
der Frage, ob eini zum Chriſtenthum übergetretener Hindu ' erbjābig ift oder nicht. In Städten, bei beweglichem Vermögen, hat die Sade wenig auf fich und iſt allenfalls nur des Beiſpiele wegen für die Braminenherrs fdhaft gefährlicy ; auf dem Lande aber fragt fich, ob der Chriſt gewordene Hindu fernerhin Mitglied der Gemeinde bleiben, ob er einen Antheil an dem der Gemeinde gehörigen lande haben kann .
wosod
391
soon
lo fann die ganze Gemeinde ihre Stimme erheben , die nicht leicht ungehört bleibt, während die Stimme Des Einzelnen , der über
Teştere einen entſchloffenen Widerſtand. Ganze Gdaaren vers ließen ihre Felder und floben, febrten bei Nacht zurüd, und ftecten die Kornſpeicher und ſelbſt die Dörfer der neuen Eigens
Steuerbruct Flagt, nicht beachtet wird.
thümer in Brand.
Enbien durch die ſteigende Berarmung feit Jahren ber Fall war,
Wer die Felber ber alten Gigenthümer zu
Der der Gemeinde ſind Eigenthümer des Bodens nicht nur, ſona Dern fe haben auch allein Stimmrecht in der Gemeinde, das die Hinterfaſſen derſelben, welche land unter verſchiedenen Rechtëtitein bebauen, nicht befigen, da eg fann ſogar fommen , daß ein Mits glied dieſer freien Gemeinde fein Land rerfauft aber ſein Stimm
bauen wagte, war ſeines Leben nicht ficher, und die Grbitterung ſtieg jo weit, daß die aus dem Beſts geworfenen Eigenthümer wie wilde Thiere gejagt und, wenn man fie fing, ins Gefäng niß geworfen wurden. In einem einzigen Diftrict Tollen nicht weniger als 1700 ſolcher alten Eigenthümer eingeferfert worden und im Gefängniß geſtorben fenu, da man fte nicht vor Gericht ftellen fonnte, weil niemand geneigt und fed genug war, gegen
recht behält, denn er fann ohne Zuſtimmung der andern freien
fie zu zeugen . Unter ſolchen Umſtänden mußte in dieſen Provins
Mitglieder der Gemeinde fein neues Olieb einführen . Dieſe feſtgeſchloſſene Gemeinde verwaltet und regiert fich ſelbft ohne
zen bad alte Gemeindeleben faft untergehen, und die oben er
Dad Gemeindeweien iſt höchſt merkwürbig, und zeigt daß
es einem freien Volfe entſprungen iſt. Die urſprünglichen Grün
Buthun der Regierung ; in Bengalen, Bebar und Driffa, wo
die Regierung ihre eigene Polizei einführen wollte, fonnte fie wohl die einheimiſche zerſtören aber nichts beſſere neues ſchaffen , und die Verworfenheit und Sohlechtigkeit der Polizei in dieſen
Provinzen iſt ſprüchwörtlich geworben. Unter den einheimiſchen Regierungen iſt jede Gemeinde für die auf ihrem Gebiet began. genen Verbrechen verantwortlich ; die Entbedung der Verbrecher iſt deßhalb meiſt ſehr raſch, während in den genannten Provins
zen die größten Gewaltthaten ſehr häufig ungeſtraft verübt wers ben . Dennoch iſt es dem europäiſchen bureaukratiſchen Syſtem
nicht gelnngen fich allenthalben einzumiſchen ; ein Theil der alten Gemeindeinrichtungen iſt allenthalben geblieben, und eine Art föderativer Verwaltung ganzer Diſtricte. iſt gleichfalls unter den einheimiſchen Regierungen geblieben. Dieſe Selbſtverwaltung gilt in Indien als die Schußwehr gegen auzu große Bebrüdung. Die urſprüngliche Art der Steuer ideint in 3nbien ein Gechetel Der Ernte in Natura gerefen zu ſeyn, in Krieg& zeiten ein Bier theil. Später a18 fremde Groberer einbrangen und die Forbes
wähnte Verwirrung einreißen. Bier ftoßen wir zugleich auf einen andern bisher nicht genug erklärten Punft, nämlich die Abneis gung der Compagnie, Europäer im Lande anftebeln zu laſſen. Dieſe Auftedlung ging nur in Bengalen und Behar vor fich , wo der Gemeindeverband und bie alten Einrichtungen mehr oder
minder aufgelößt rraren, nicht in Mabrad und Bombay, wo der Gemeindeverband großentheils erhalten worden wat , benn inner . halb der indiſchen Gemeinden war für europäiſche Ariftebler Fein Raum ; fe fonnten ſich nur auf Koſten des indiſchen Gemeindes verbands feſtießen . Bengalen hat eben dieſe Möglichkeit der europäiſchen Anftebľung theuer bezahlt. (Solul folgt.)
Die Sauna der Wealder - formation. In einer Verſammlung des föniglichen Inftituts zu London am
5 März hielt Dr. Mantell einen Vortrag „über den Bau deo Iguas nodon und die Fauna und flora ber Wealden : Formation."
Wir
heben aus derſelben nag ſtehended Summarium aus : „ die eben erwähns ten Thatſachen beweiſen , daß während des Niederſchlags der Wealdens,
rungen oft übermäßig wurden, wurde das Land unbebaut ge
politiſden und Kreideſdichten eine ausgedehnte Juſel oder Continent
laſſen , und die Regierung verlor die Steuer. Dieß geichah unter der mohammebaniſchen Regierung und ſelbſt wiederholt unter
mit Hügeln, Thålern und Flüſſen beſtand, reich an Fijden, Cruſtaceen und Mollusten , welche mit den jeßigen Süßwaſſerbewohnern der ges
Der engliſchen, und ſo oft eg geſchah, mußten gütliche Mittel an
mäßigten Gegenden nahe verwandt find, und daß dieſe mit Flußſbild:
gewendet werden, um die Landbauer zurückzubringen. Seitdem man die Dauernde Feftfeßung der Abgabe ganzer Diſtricte (permanent settlement) angenommen hat, muß ber eine für den andern
fröten und frofodilartigen Reptilien vergeſellſchaftet waren, deren Analoga jeßt auf tropiſde Klimate beſdrånft ſind. Koloſſale grass und fleiſch
zahlen, wie dieß unter Mehemed Ali in Aegypten geſchah. Die Folge iſt dieſelbe: furchtbare Armuth, abject poverty, wie fich
die Engländer ſelbſt ausbrüden. Ebenſo erging es ſchon ſeit den leßten Zeiten der Mogulkaiſer, wo ganze Diſtricte an Pächter überlaſſen wurden.
Die Folgen dieſe Syſteme fteht man noch
jest in Aubh, no gar häufig dieſe Pächter bald mit ihren Dis ſtricten , balb mit ihrer Regierung im offenen Stampf liegen . 68 ging indeß zum Theil in den engliſchen Beftgungen jelbſt nicht beſſer. Die Seminbard, auch Talufbare genannt ,
urſprünglich Steuererbeber, dann Steuerpächter, wurden von Lorb Cornwallis im 3. 1793 qu8 Vorliebe für engliſche Einrichtun.
gen zu Obereigenthümern des Landes gemacht ; dieß iſt das permanent settlement“, das nur in Bengalen , Behar und Driffa , nicht in Matrag und Bombay eingeführt wurde. Man bat jept eingeſehen , daß dieſe Einrichtung ein muthwilliger Gin
freſſende Saurier, die in ihrem Bau von allen bekannten Formen weſents lich abwiden, waren die hauptſächlichen Bewohner des trođenen Landes, und bildeten , nebſt fliegenden Gidejen und vielleicht einigen Bögeln und ſehr fleinen Säugethieren, die Fauna der Wirbelthiere des Landet
oder der länder, welche die Materialien der Wealdenſditen und der Süß- und Salzwafferniederidläge bilden , die in die rein oceanijden Lager des Dolits und der Kreide hineingeſchoben find. So ideint nad 1
dem jebigen Stand unſerer Kenntniß, daß die Säugethiere und Vögel, welche die Zoologie der meiſten jebigen Länder größtentheils ausmachen,
während einer Periode von unberechenbarer Dauer nur durch zwei Gattungen ſehr fleiner Säugethiere und ſehr wenige Vögel repräſentirt waren, während Luft, Land und Waſſer von eigenthümlichen Reptiliens formen ſchwärmten . Nimmt man aud die Urſachen, welche eine Abweſens heit von Säugethieren in den ſecundáren Niederſchlagen veranlaßt haben mögen , in ihrem vollften Umfang an , ſo bleibt doch noch immer ein ungeheures Ueberwiegen der Reptilien aunzweifelhaft. Mange haben hme åren .
verſucht dieſe Anomalie durorer
Ann
zu erfl
, daß vor der
nicht gebuldig . Wo die
coceniden Periobe unſer Planet nicht für die Griftenz von Säugethieren geeignet war, indem die Atmoſphäre zu unrein geweſen ſen, um höhere Typen thieriſcher Organiſation als die faltblütigen Wirbelthiere zu er:
alten Zeminbart, ſet et wegen Steuerrücftånden oder megen
zeugen. Aber die Gewißheit , daß einige Formen von Beutelthieren. die Länder des Megaloſaurus und Pterodactylus bewohnten, daß Vogel
anderer Urſachen, entfernt wurden , und neue oft' dem Diftrict ganz fremde Leute eintraten, welche die alten Eigenthümer in
Inſecten und Mollusfen , Bäume und Pflanzen, welche jeßt Gegenden
den Dörfern unterdrüdten oder aus dem Beft warfen , erhoben
bewohnen , die reich an Säugethieren und Vögeln find, während des
griff in das alte Herkommen und die Inſtitutionen des Voltes Dad Volf untermarf fich in die
aller Wahrſdeinlichkeit nach mit dem Iguanodon eriflirten , und daß
no
392
Zeitaltero der Reptilien blühten, beweist zur Genüge, daß die phyfirden Verhältniſīe der Erde und die Conſtitution der Atmoſpháre und deb Waſſers nicht weſentlich von den jeßigen abwichen, und daß die Geſebe, welche die organiſchen und anorganiſchen Naturreiche leiteten, feine Aene berung erfahren haben. Daß die Claſſe der Reptilien während der bezeichneten Periode weit mehr entwickelt war, als dieß ſeitdem der Fall geweſen, ſcheint unbeſtreitbar, aber aus den bisher befannten Thatſachen läßt fich eine Erftarung dieſer Erſcheinung nicht geben.“
gosan
Abyſſinierinnen , faſt alle acht: bis zwölfjährige Mädchen . Sie umring. ten und ſogleich und riefen : „ Backshish, 0 Howadschi!" wobei ſie ihre ſchmußigen Hände nach und ausfiredten. Die Abyſſinierinnen waren ídlant und ſchon gebaut, und jede trug eine Goldmünze auſ der Mitte der Stirne ; die Nubierinnen waren flein und hatten dice lippen ; ihr wolliges in viele fleine Flechten gewundenes Haar war mit Hammelfett
reichlich getrånft. Ihre Geſichter zeugten von großer Stumpfheit, hatten aber etwas zu gutmüthiges , um abftoßend zu ſeyn.
Wir vertheilten
eine Handvoll Kupfermünzen unter fie und ſchieden ganz befriedigt durch
das, was wir von orientaliſden Silavenmårften geſehen hatten.
21erandria .
Am Abend befliegen wir unſere Gſel wieder , um ein Kaffeehaus ( Schluß .)
an den Ufern deo Canald , außerhalb der Stadt , ju beſuden .
Nach einem acht engliſchen Frühſtücke machten wir uns auf , um Alerandria in das Auge zu fallen ; das Thor des Gaſthofes war von Greln und ihren Treibern umlagert , welche und in allen möglichen Sprachen anriefen : „ Vedez, Monsieur ! Une fameuse monture !“ hieß es hier ; dort rief einer : „ Take a ride, Sir – a good donkey „ Gin ſchöner Gſel, mein Herr !" ſchallte es aus dem here, Sir !“ Renaul, und „Prendete il nico burrico!“ gellte eine friſde Knaben: flimme in dem Haufen . Mir war als fiteáte ich inmitten eines Wirbels windet. Die Eſelbuben raufen fid , die Gſel blárren und ſchlagen aus, -
tie obligaten Zuſchauer rathen, empfehlen, mahnen ab, 3brahim ſchilt ; man findet nicht eher Ruhe als big man eines der fleinen Thiere be: fliegen hat ; ießt gibt ihm der Treiber einen Hieb auf den Schweif und wir werden im Triumph von dannen geführt. Das Thier iſt ſo flein, daß man in den erſten Augenbliden nicht weiß, ob man ſich oder den Eſel bemitleiden ſoll ; wenn es uns aber eine Stunde in reißen: dem Galopp dahin getragen hat, lernen wir es adten und fühlen und
behaglich auf dem bequemen Sattel. Das fleđenloſe Blau des Him: melo, und die heitere Durd richtigkeit und Spannfraft der Luft erfüllten ung mit wahrem Entzüden , als wir die Gärten entlang , in welchen Dattelbäume ihre Aefte wiegten, dem Stadtthore zuritten und dann in eine breite mit Acajien befeßte Straße einbogen, welche zu dem Mah. mudiehcanal führt. Zur Rechten, auf einer fahlen, ſandigen Höhe ſahen nicht des Pompejus, deſſen Namen fie wir die Säule Diocletiano frågt. Es iſt eine einfache, 98 Fuß hohe Säule ; aber der Schaft iſt
aus einem einzigen rothen Granitbloc gehauen , und hebt fich ſtolz an
Die
Sonne ſenfte ſich hinter der Säule des Pouipejus in brennendem Pur:
pur und flüſſigem Gold über der Wüſte, und ein duftreicher Windhaud wehte von der See herüber und bewegte die Kronen der Palmbäume in den umliegenden Garten . Herr v. Gonzenbach, ein Schweizer, deſſen Gefälligfeit mir pets in dankbarer Erinnerung bleiben wird, hatte uns
begleitet und belebte die hiſtoriích merkwürdigen Umgebungen durch ſeine lehrreichen Mittheilungen. Während wir unter den Acazien ſaßen
und an dem ſchwarzen türkiſchen Kaffee nippten, lief ein öſterreichiſcher Dampfer vorüber ; ſein Rauchqualm füllte den früher ſo reinen Luft: raum und ſein Klappern flang ſo widrig in die Nube der Landſchaft, daß wir uns gelobten , und allen Dampf fern zu halten ſo lange wir auf dem Nil reisten. Unſre Gſeletreiber hielten geduldig die Zügel
ihrer langohrigen Thiere , bis wir uns zur Nudfehr anſchickten. 68 war dunfel, und ta ich meinen fleinen einäugigen Treiber nicht ſogleich
rah, rief ich auf Gradewohl „X60allah ! " Zufällig war dieß ſein Name, und er eilte erſtaunt heran , um mir den Steigbügel zu halten. Die
Raſdheit, mit welcher dieſe jungen Araber fich fremde Sprachen aneig nen, iſt auffallend. „ Come vi chiamate ? “ fragte ich Abdallah auf dem Heimwege. Dieſe Worte waren ihm neu ; ich machte ihm aber endlich ihren Sinn deutlich, worauf er mich alsbald fragte : „ Come vi chiamate ?"
„ Abbas Paſcha“, erwiederte ich. „ Nuu “, rief er ſo -
gleich, wenn Sie Abbas Paída find, dann bin ich Said Paſcha .“ Gin Grtrageſchenf von fünf Paras – ein halbes Ceat etwa - machte den armen Knaben ganz glüdlich , und er trabte jubelnd mit ſeinen Eſel über den hell erleuchteten Plaß dahin .
dem Hintergrunde eines ſolchen Himmels und eines ſolden Meered ab .
Dieſe Sáule iſt das einzige lieberbleibſel von dem alten Alerandria,
Miscellen .
welcher des Ruhmes dieſer Stadt würdig iſt; man fónnte jedoch auch
fein edlered und ſprechendered wünſchen. Das flechende Weiß der Häuſer Alerandria's, die Minarette, die Palmbäume und die Acazien füllen die Landſchaft aus ; fié aber ſteht von all dem abgeſondert auf dem Sand, und blidt allein auf die See und in die Wüſte. Wir drei zufällig zuſammengewürfelten Reiſegenoſſen wußten und ſo gut ineinander zu fügen , daß wir beſchloſſen , ein eigenes Boot bis
Cairo zu miethen, flatt auf den Abgang des nächſten Dampfichiffes zu warten, das erſt in drei oder vier Tagen den Hafen verläßt. Wir rit ten daher , ſtets von unſerm treuen Jbrahim begleitet , an den Mah.
mudichcanal hinüber , um die verſchiedenen Fahrzeuge zu befehen. 3brahim hatte , wie alle ſolche Leute in dem Orient , ſeine eigene Be
Gin Pradht ſtuď der franzöſiſchen Preiſe iſt fürzlich
ausgeführt worden . Es iſt dieß eine in Folio gedrudte Sammlung, welche die Conſtitution vom Januar 1852 , die Proclamationen und Decrete vom 2 December ; dao Decret über die Aenderung des Wahl.
rechts im Plebiſcit, den Auszug aus den Protocollen der Berathungen der Conſulta, den allgemeinen Cenſus der beim Plebiſcit abgegebenen
Stimmen und das Veröffentlichungedecret über das Ergebniß der Stims men enthält. Alle dieſe verſchiedenen Documente find auf Pergament mit außerordentlicher Sorgfalt und Vollendung ; nur eine geringe An: zahl abdrüde wurden gemacht und unter die Beamten und Würdenträger des Staats vertheilt. (Indép. Belge. 13 April.) *
kanntſchaften und führte und an Bord eines Schiffdoene, welches einem ſeiner Freunde , einem mürriſo ausſehenden Rais oder Schiffopatron
gehörte . Das Fahrzeug war ein fleines „ Dahabieh", mit einem måd : tigen lateiniſchen Segel vorn und einem Fleinern áin Spiegel. 68 wat nicht ſehr neu , ſah aber reinlich aus ; der Raid forderte 300 Piaſter für die Reiſe , etwa 15 Dollars in amerifaniſchem Gelde. .
Der alte berúh mte Noman (Romaunt) Percefor eft in der Bibliothef Ludwig Philippe wurde von dem Herzog von Aumale
u
11,100 Fr. erfauft, und nur ein einziger Engländer , ein beauf:
tragter des engliſchen Muſeums, 'hatte bis auf 10,000 Fr. geſteigert.
Franzöſiſche Bibliophilen legen auf dieß ſonderbare alte Manuſcript
Die Bajars von Alerandria múſien 'dem der Smyrna geſehen
einen ſo großen Werth, daß man von einem derſelben erzählt, er habe
hat , unbedeutend erſcheinen. Man findet darin weder dag liebliche Rauſherren . Wir nahmen den Inhalt niehrerer Läden in Augenſchein,
im Februar 1848 fich durch die bewaffneten blutdūrſligen Schaaren, dic in die Tuilerien eingedrungen, ſich einen Weg gebahnt, und die erſchreds ten Beamten nicht nach dem König oder ber föniglichen Familie, fon
fanden aber nicht , das ung hätte reizen fónnen, einen Handel abzu: foließen und endigten die Umſdau mit einem Beſuche" des Sflaven: marftes. Wir' fanden in dem Hofe ein Duzend Nubierinnen und
dern nach dem Manuſcript bed Perceforeſt ausgefragt , und ſem vor Freude , alb man ihm ſagte, daß e glüdlich an einen fichern Ort ge bracht rey. faft ohnmächtig geworden. (Liter. Gaz, 17 April. )
Nadmittage: Dämmerlicht, noch die würzigen Düfte, noch die maleriſchen
Verlag der I. O. Gotta'lden Budgandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widenmann.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Ur. 99.
24 April 1852.
Etienne Geoffroy St. Hilairie. ( Nad Flourens Mittheilungen in der Afademie der Wiſſenſchaften.
Profeſſoren mehr als verbreifacht wurde, Geoffroy , obgleich erſt 21 Jahre alt, einen Lehrſtuhl der Zoologie erhielt .
Im Jahr 1792 war G. St. Hilaire ein junger Mann von
3m Jahr 1794 eröffnete er ſeinen Curſuß von Vorleſungen über Zoologie, den erſten , der bis jegt in Franfreid ſtattgefuns
20 Jahren ; er war zu Paris im Collegium des Cardinals Les
ben hatte, und ſeinen Bemühungen iſt namentlich die Errichtung
moine erzogen worden, welches damals unter ſeinen Profeſſoren
der Menagerie zuzuſchreiben , welche Bernardin de St. Pierre
den lateiniſchen Grammatifer Thomond und den Mineralogen Haun zählte, welchen man den Gründer der damals neuen Wiſſenſchaft der Kryſtallographie nennen fann, Thomond liebte die Botanik eben ſo ſehr als das Latein, und Hauy liebte Thomond nicht weniger als ſeine Mineralogie ; beide machten oft zuſam-
ſo lange umíonſt betrieben hatte. Um dieſe Zeit wurde Geofs froh zuerſt mit Cuvier befannt ; ein ør. Leffter, ein audgezeichs
Athen . 17 April . )
neter Agriculturift und Mitglied der Afademie der Wiſſenſchaften , hatte deſſen Fähigkeiten erkannt, unb ihm gerathen nach Parie zu geben. Jeffter führte ihn bei ſeinen Freunden ein al die beſte
men lange Spaziergänge, unb ba ihnen die jugendlide Bewun.
Entdedung , die er je gemacht habe.“ Einige Auffäße Cuviers
derung Geoffroy's gefiel, ſo nahmen fte ihn häufig auf denſelben mit. In ihrer Geſellſchaft fog er den Geſchmad an den Naturs
hatten Geoffroy To entzüdt, daß er ihm bringend ſchrieb: „foms men Sie, und übernehmen ſie die Stelle eines neuen Linné, eines abermaligen Geſepgebers der Naturgeſchichte.“ Man konnte
wiſſenſchaften ein, und unter Hauy's Leitung machte er bedeutende Fortidhritte in der Mineralogie. Daubenton war damale Pro.
feffor der Mineralogie am Collège de France, und al8 er eines Laged Geoffroh über Kryftade befragte, wurde er von deſſen
Antworten ſo betroffen , daß er auðrief : „junger Mann, Sie wiſſen mehr ald ich !" - , 30h bin nur das Echo þaup'& ! " ents gegnete der Zögling beſcheiden , und dieſer Dankbaren Anerfennung
feines Lehrere war wohl der Antheil zuzuſchreiben, den Dauben. ton an der ſpätern Laufbahn Geoffroy's nahm. Ein anderer Umſtand trug noch biezu bei. Der politiſche Sturm, der in Frankreich wüthete, fiel wer auf die Profeſſoren des Colles giums von Cardinal Lemoine, die ſämmtlich Geiſtliche waren. Die frühern Lehrer Geoffroy's wurden zerſtreut, mehrere, darunter Faus, ins Gefängniß geworfen. Geoffroy eilte zu Daubenton und allen andern Mitgliebern der Akademie der Wiſſenſchaften ,
und bat fte um ihre Vorſprache. Dieſe erwirkte auch einen Bes fehl zur Freilaſſung Hauye, mit welchem Geoffroy ins Gefängs niß eilte. Hier fand er Kauh mit ſeinen Mineralien beſchäftigt, die er fich hatte ins Gefängniß bringen laſlen . In der Un. ordnung der Hausſuchung waren dieſe hart mitgenommen worden,
und der gute Abbé ſuchte nun bie Drdnung, zu der er allein den Schlüſſel hatte, wieder herzuſtellen. Er wollte von einem Abgailg aus dem Gefängniß vor dem andern Morgen nicht8 hören, Da er ſeine Mineralien nicht bei Nacht trane portiren laſſen wollte,
und, „judem,“ ſagte er, muß ich morgen früh, ehe ich fortgebe,
die Meſſe hören.“ Nicht leicht kann eine Anekdote die alles an. dere verſchlingende Liebe zur Wiſſenſchaft beffer zeigen. Indeß
in der That nicht glüdlicher von Cuvier prophezeihen. Cuvier fam , und alsbald wurde zwiſchen ihm und Geoffroß alles ge meinſam. Geoffroy'e Zimmer und Sammlungen wurden ihm geöffnet, unb feine Furcht vor Nebenbuhlerſchaft ſcheint ihren Verfehr getrübt zu haben . Viele Jahre ſpäter, als die Verſchies denheit ihrer Anſichten die frühern Mitarbeiter in Gegner um. gewandelt hatte, erinnerten fich beibe noch mit Vergnügen jener
frühern Tage, wo wſte nie frühſtüdten , ohne irgend eine Ents deckung gemacht zu haben.“ Im Jahre 1798 verließ Geoffroy Franfreich mit der Flotte, welche Bonaparte nad Aegypten führte; er mußte faum, wohin er gebe, und ihm war genug, daß Bonaparte ſein General, Ber . tholette und Monge feine Begleiter waren. Daß er die mannidis fachen Gelegenheiten zu Beobachtungen , welche der Feldzug ihm bot, benüßte, zeigen die zurückgebrachten Sammlungen, denn er fam zurück beladen mit Mumien , Gfeletten von biſſen, Krofos
dilen und Ichneumons, 3000 Jahre alt. So alt fte aber auch Tehn mochten , alle zeigten dieſelben Kennzeichen, welche jeßt dieſe Arten auezeichnen , und es iſt merkwürdig genug, baß er ſelbſt zuerſt die Thatſache der Unwandelbarkeit jeder Species aufſtellte, die er ſpäter in Zweifel zu ziehen beſtimmt war. Ein Vorfall
zeigte die Wichtigkeit, die er ſelbſt dieſen Forſchungen beilegte. Einer der Artifel der Capitulation von Alerandrien ftipulirte, daß alle wiſſenſchaftlichen Sammlungen der Franzoſen einem eng Tiſden Agenten vor ihrer Abreiſe zugeſtellt werden ſollten .
Ers
vergaß Hauy die Bemübungen ſeines Befreiers nie, und empfahl ihn Daubenton To bringend, daß im Jahr 1793, ale burd ein Decret des Convento die Studien im Jardin Des Plantes auf
bittert über den Gedanken, daß die Frucht ihrer Arbeiten für ihr Vaterland verloren ſeyn ſollte, ſchlug Geoffroy ſeinen Collegen vor, lieber alles zu vernichten , alo den Engländern auốzuliefern. Dieß ſollte eben geſchehen , ale bie Engländer den Artikel aufs
alle zweige der Naturwiſſenſchaften erweitert und die Zahl der
gaben .
wordt
394
Noch einmal trat Geoffroy St. Hilaire in öffentlicher Stela lung auf, nämlich im J. 1810, wo er von dem Kaijer nach Por
ſchule in England, um den Baumwollenbau in Indien mehr zu förs
tugal geſchidt wurde , um die wiſſenſchaftlichen Schäße Frants
eine Commiſſion ernannt wiſſen wollte, die Stimmen der Angloin . dier und überhaupt derer, die mit den indiſchen Verhältniſſen befannt waren, nicht zu Gunſten einer ſolchen Commiſfion laus teten . Gine ſolche Commiſſion hätte fich in das ganze verwor. rene Syſtem der Grundſteuer mit ſeinen zahlreichen Mobificationen
reiche zu vermehren . Er erfüllte dieſen Auftrag mit einer Nach
ficht und Ehrlichkeit, die ſelten gegen ein unter militäriſcher Bes jeßung ftehended Land beobachtet wurden ; mit einein Wort, er
brachte Auétauſche oder Kiufe zu Stand, wo die meiſten ſeiner Zeitgenoſſen nur Beſchlagnahmen vorgenommen hätten. Bei der Reſtauration der Bourbonen trat er ganz vom öffentlichen Leben zurüd, ſein Muſeum und ſeine Bücher wurden nun ſeine einzige Beſchäftigung, und biß zu ſeinem Todestag im 3. 1844 widmete er fich ſeinen Lieblingøftudien , ganz verſchieden hierin von Cuvier, der unter jebem der folgenden Regierung& iuſteme eine politiſche Rolle ſpielte.
Geoffroy St. Hilaire verfiel in ſeinen Studien auf eine
Lieblingdibee, die „ Einheit der Schöpfung in den Thieren,“ die h
er ſchon im J. 1807 ausſprach. Während andere die Verſchies denheiten aufſuchten und claſſificirten, ſudyte er das allgemeine im ganzen Thierreich herrſchende Geſeß nachzuweiſen .
3m Jahre
1818 trat er mit ſeinen „ Théories des analogies“ oder „ Phi losophie anatomique" auf.
Damals hatte er bloß die Wirbela
dern und die Urſachen des bisherigen Mißlingen
zu unterſuchen ,
mit den blutſaugenden Dorfbanfiere, mit der Polizei u. 1. w. eins laſſen müſſen , furz es wäre eine Commiffion zur Unterſuchung, nicht der Möglichkeit und Ausführbarkeit eine größern Baums mollenbaued, ſondern der geſammten indiſchen Verwaltung ge
worben ; ſie hätte jahrelang in Indien figen fönnen, ohne irgend einen erkledlichen Dienſt zu leiſten. Daraus erfart ſich auch die Abneigung der indiſchen Beamten gegen Einmiſchung anderer, die nicht die gleiche Schule des indiſchen Dienſtes durchgemacht haben ; fie haben zu dieſer Abneigung eine moraliſche Berechtis gung, benn ihr Dienft iſt eine reine Erfahrungewiſſenſchaft, die nur an Drt und Stelle erlernt, und die man deßhalb auch in England meiſt ſehr unvollkommen oder gar nicht fennt. Die Klagen über die Unwiſſenheit des engliſchen Publicums hins fichtlich der indiſchen Angelegenheiten find deßhalb ſehr erklärlich,
man
Die Dypofition, an deren Spiße Cuvier
aber auch ſehr überflüſſig. Gin Schreiben in den Indian News vom 2 Nov. 1850 ere
ftand, zeigte icon Symptome der Ungedulb, ale aber im 3. 1830 Geoffroh ſein Syſtem auch auf die Modulfen ausdehnte, brach los Cuvier'd Leben war der Olajfification bed Thiers der Sturm 108.
greift die Gelegenheit, um die Schwierigkeiten der Frage über die Landtare einigermaßen auseinander zu ſeßen, wir wollen
thiere im Auge, im 3. 1820 Dehnte er ſeine Anſicht auch auf die Glieberthiere auch.
reiche gerribmet geweſen, und die von ihm aufgeſtellte Drbnung ichien mit gänzlichem Sturz bedroht durch dieß Syſtem: Eines
aber nicht weiter auf einen Punft eingehen, der in England ſelbſt ſo wenig gefannt iſt, und nur das Reſultat berühren , das
heftig, denn bei beiben war die Ueberzeugung das Reſultat eines
der Verfaſſer, ein Angloindier, eben mit Bezugnahme auf die erwähnte Parlamentsfißung allo zuſammenfaßt : ,,ber ganze 310 halt der Reben der Regierungêmitglieder geht dahin, ben niedrie
ganzen arbeitvollen Lebene, und keiner ließ fich von dem andern
gen Anſaß der Steuern, das Glüd und die Wohlfahrt der aders
Plane und eine einzigen Sypus.
Der Streit war lang und
bekehren . Der Streit, welcher anfänglich auf das vergleichéweiſe
bauenden Claſſe und die große Sicherheit von Eigenthum und
fleine Selb der Zoologie beſchränkt chien, gewann einen viel meis iern Umfang ; es iſt ber nie endende Streit zwiſchen Idealiamus
Leben unter brittiſcher Herrſchaft zu beweiſen, ſo wie baß nicht8
und Realiemue, ter feit den Tagen von Arifloteles die denfende
feble als Capital und europäiſches Geſchid und Unternehmunge geiſt, um den Baumwollenbau in Indien zu verbeſſern und aus
Welt getheilt hat, und darum nahnı man auch aufwärts einen
zubehnen. Das iſt ein zu hochgefärbtes Bild, unb findet wohl
jelir lebendigen Antheil baran.
ſchwerlich Olauben bei denen, welche eine perſönliche Erfahrung von den Einzelnheiten der Localangelegenheiten haben . Die, melche von der Milde der beſtehenden Grundſteuer reden, muß man fragen, warum, wenn dieß der Fall iſt, die Bebauer des Bodene fortdauernd ärmer werden ? Es wird von den beſten Freunden der Regierung zugegeben , daß die hohen und mittlern Claſſen unzweifelhaft verarmt find, aber man behauptet, daß die Maſſe der Bauerſchaft in Folge der leichten Steuern glüdlicher
Der freibrief der oftindiſchen Compagnie. Die financiellen Hülfsmittel. (Schluß.)
Man wird aus dem Dbigen wohl die Anſicht gewonnen has ben, daß die Erhebung der Hauptſteuer, der Landtare, am ſicher
ften , wohlfeilſten und mit dem mindeſten Beſchwer für die Lands bevölkerung ſelbft bewerkſtelligt würde, wenn man auf das alte Gemeindeweſen der Hinduổ zurückginge. Im Deffan war dieß mehr ter Fal, al in dem durch die Herrſchaft der Mohammedaner ichon mehr zerrütteten Nordinbien, daher hier die höhern Vers waltungskoſten und die ſchlechtere Polizei . Indeß iſt man auch in Deffan feincêwege nach beſtimmten gleichartigen Grundſägen verfahren, die Engländer lernten jelbſt das alte Gemeindeneſen erſt in neuerer Zeit kennen , und da mohammebaniſche, Hindu und gemischte Bevölkerungen durcheinander wohnen, auch die Bes
dingungen des Landbefized durch die mannichfaltigen Herrſchers wechſel höchſt verworren und ungleichartig geworden waren, ſo herrſcht auch hier ſehr verſchiedene Praris, obgleich im Augemeis
daran fer .
Leider iſt dieß aber, abgeieben von den zahlreichen
Nadhtheilen , die aus dem Mangel reicher Conſumenten für die Producenten entſpringen müſſen , in der That nicht der Fall. Die prachtigen Höfe, die große Armee, ein bedeutenber bürger lidher Beamtenſtand und eine reiche Berölferung, die einen unabs läſſigen Begehr nach Erzeugniſſen des Bodens und der Manuface
turen erzeugte, beſtehen nicht mehr. In der Zeit der Moguls regierung belief fich das Heer auf 4 Millionen Fußſoldaten unb
400,000 Reiter ?, die meiſt aus Landeseingebornen beſtanden . Daß durch die Griſtenz ſolcher Claſſen ein großer Vortheil den Acerbauern zufließen mußte, läßt ſich nicht läugnen . Die Preiſe aller Nothwendigkeiten des Lebens waren zu gleicher Zeit auss
nen die „ Madrasſchule“ dem Syſtem des Marquis ron Corns
wallis, der aus den Zemindars große Landbeſiger machen wollte, nicht günſtig war.
Unter dieſen Umſtänden erklärt el fich , wie in
neuerer Zeit mehrmals, namentlich als im 3. 1850 die Mancheſters
1 Dieß iſt natürlid eine approrimative Rechnung, die indeß, wenn man die zahlreichen Truppen der einzelnen Fürſten neben der großen Armee der Mogulfaiſer rechnet, faum ſehr übertrieben ſeyn mag , da die Zahl der Feudalhäuptlinge legion war .
395
nehmend niedrig, während die ber Lurudartikel viel höher waren, was den Armen zu ftatten fam und die Gewerbe unterſtüßte. Wer die Geſchichte Afbar8 (Ajin Akbari) ſtudirt, kann ich davon überzeugen. 3eßt iſt der Bauer ganz folgerichtig zugleich mit den höhern Glaſſen ber Indier in denfelben Geldverlegenbeiten . Die welche dieſe dürre Wahrheit läugnen, müffen den Fall umfebren und fich fragen , was der Zuſtand der Aderbauer und Manufacturi. ſten Englanbe wäre, wenn die Ariftofratie und die Mittelclaſſen rerſchränden ? Adeo . würde zu demſelben Niveau der Armuth
berabfinfen , wie dieß gegenwärtig dad Schidial Indiend iſt.“ Dieſe Schilderung, die wir nicht weiter fortſeßen wollen , iſt nicht zu beſtreiten, aber wie ift eine Aenderung herbeizuführen ? Das fieht bio jeßt niemand ab, denn ſo lange bie angloindiſche Regierung im Deficit iſt, kann fte nicht leicht große Summen auf Straßen , Canäle und andere Einrichtungen zur Belebung des Verkehrs verwenden. Der blühende Zuſtand unter den Mos gultaiſern iſt eine Sache bie fich nicht mehr läugnen läßt, alſo ſchließt man, „wenn der Reichthum ba war, mußte er erzeugt werden, und es fehlt durchaus nicht an Beweiſen daß er erzeugt wurde, nicht durd, den Druck des Volfe, ſondern durch eine aufs geklärte Politik, unter der das Volf, troß des Deſpotiếmus, bes triebjam und glüdlich war. Es find ungeheure Reichthümer aus Indien nach England geſtrömt, und wie groß muß die Produc
ren, in der Art, daß fie mit der Vertheilung der einzelnen Steuern innerhalb der Gemeinden nichts zu thun haben. Die Engländer fönnen der Seminbaré ichwerlich ganz entbehren,
weil ſie ſonſt einen allzu großen europäiſchen Beamtenſtand unterhalten müßten , aber fte fönnen das Verfahren berſelben
in Bezug auf die Reiot8 einer ſtrengen Regel unterwerfen . ' Dazu iſt man bie jest noch immer nicht gefommen, weber in Bengalen , wo man den Zeminbare die außſchweifenbften Rechte gegeben hat, noch in Madrag und Bombay, wo man dieſen Fehler zu vermeiden ſuchte. Das Wucherſyſtem der Dorfbanfiere, wovon wir in einzelnen von Zuben au & geſaugten Dörfern ſchwache Proben haben, iſt eine natürliche Folge der Verarmung des Lanbrolfs und wird durch feine Gefeße ausgerottet werden , ſons dern nur dadurch , daß man den Wohlſtand der Landbauern wies der zu heben bemüht ift.
An dieſer Frage iſt bis jeßt das Directorium erlahmt, wenn man gleich nidt verkennen darf, daß für Straßen und Canäle
ſeit den lepten 20 Jahren einiges geſchehen ift. at man ein. mal die jegige Doppelregierung, welche fich als ein ſo großer Hemmidhuh gegen Veränderungen bewieſen hat, hinweggeräumt,
ſo muß an die ichwierige Aufgabe Hand angelegt werden. Die ungeftumme Preſſerin , die Noth, wird dazu brängen.
tionéfraft eines Landes ſeyn, das einen ſolchen Abzug ein Jahr.
Die Burlaken an der Wolga .
hundert lang ertragen konnte ohne ganz zu Grunde zu geben .“ Was bis jeßt durch die Engländer in Indien an Straßen und
(Nach Nebolſin : Ruſſ. Journal des Miniſteriums des Innern. Februar. ? )
Canälen gebaut worden iſt, läßt fich entfernt nicht mit dem meſ. ſen , was die mohammebaniſchen Fürften thaten. Unterrichtete
figen Fahrten auf den dortigen ſchiffbaren Flüſſen ſchämte ich mich
Perſonen nehmen feinen Anftand, aus dem wenigen was bereits von den Engländern geleiftet worden iſt, den Schluß zu ziehen, wenn das Syſtem ausgebehnt mürbe, um möglichſt allen Iheilen
des Landes die Vortheile der Bewäſſerung und eines wohlfeilen Verfehre zu verſchaffen, Indien England an Reichthum und Wohls ftand nicht nachſtehen würde. Von dieſer Frage, ob man in dem eingeſchlagenen Wege troß aller financiellen Hinderniſſe fortfah . ren wird, hängt das Schickſal Indiens und zunächſt der englis ichen Herrſchaft ab ; wir ſagen nicht ohne Bedacht, der engliſchen
Während meines Aufenthalte in den Wolgahäfen und meiner häus nicht, felbft die „lámfa" anzulegen, den Gurt zum Ziehen der Schiffe,
um zu erproben was dieß für eine Arbeit ſey . Anderswo bin ich, um den Sinn der für die Heerden befißer und Fuhrleute bei den Nomaden : võlfern und den anſäſſigen Steppenbewohnern ſo wichtigen Phraſe, die
„Sūlåden zu ſuchen “, fennen zu lernen, felbft auf die Steppen hinauss gezogen , und habe mit bloßen Händen den Schnee aufgegraben , um die durch den Schneeſturm verwehten Spuren , der Hufe einer zerſprengs
ten Pferdeheerbe zu entdecken . Während meines.Aufenthalts in Sibirien habe ich ſelbſt faſt alle ſchweren Arbeiten getrieben, in den uraliſchen Gouvernements war ich mehr als einmal Mitarbeiter an den Hütten
geſchäften, und in Ajirachan habe ich mich mit den Arbeiten der Fiſcher
Herrſchaft, denn wenn das bisherige Syſtem des Gehenlaſſens
befannt gemacht. Mit Ginem Wort, zu verſchiedenen Zeiten und unter
fortbauert, ſo muß die Einnahme eher finfen als zunehmen, und dann wird Indien eine Laft, und zwar eine größere als Frland. Wie in Irland die Pächterfrage, ſo iſt in Indien die Grunds
verſchiedenen Umſtänden war ich bemüht , mich dem gemeinen Volf zu
fteuerfrage Das Schiboleth geworben , an dem fich das ganze Syſtem meffen läßt. Der Pächter zahlte in Irland eine mit dem Ertrag nicht im Verhältniß ftebende Rente, und mußte entweber
gewiſſes Recht erworben , über die verhältnismäßige Anſtrengung der einen oder der andern Beſchäftigungsart ein Urtheil zu fällen . Ich fand , daß das Geſchäft eines Burlafen allerdings ſehr ſchwer iſt, daß es aber doch noch viele andere Arbeiten gibt. die weit läftiger find als das Schiffziehen der Burlafen. Es gibt Arbeiten in den Hütten werfen , bei denen man nur über die rieſenhafte Rörperconftitution
hungern oder konnte den Bachiherrn nicht zahlen. Die Folgen ſehen wir : nachdem der Hunger Hunderttauſende hingemåht, ziehen Mils lionen übers Meer. Die Klagen in Indien faßt man unter vier Hauptpunkten zuſammen : 1 ) Druck der Steuern . 2) Mangel an Straßen , Flußcorrectionen und Canälen.
3) Das Syſtem der
nähern , und mit mehr oder minderem Erfolg mit ſeinen wechſelnden Arbeiten mich befannt , zu machen ; vielleicht habe ich dadurch ein
derer, die ſie vollbringen, ſtaunen fann. Der Burlafe iſt an ſeine „lámfa" ſo gewohnt, daß das Ziehen der Schiffe und die unaufhörliche Bewegung von einem Ort zum andern ihm zur andern Natur geworden iſt. Gr
Mittelsleute, welche den Reiot aufs äußerſte ausſaugen. 4) Die Erpreſſungen der Dorfwucherer, an die der Bauer fich wenden
Unterhalt ſeiner Familie , und zahlt ſeine Steuern ; ſo geht es Jahr,
muß, um nur den Boden bauen zu können . Nr. 1 und 3 find völlig dieſelben Klagen wie in Irland. Was hier der Grund
fich auf ihren Zügen erworben haben. Vergleichsweiſe geſprochen haben
nährt ſich bei ſeinem Gewerbe, ſammelt einige Ropefen, ſorgt für den für Jahr. Es gibt ſogar Builafen mit ziemlichem Vermögen , das fie. .
fie weit mehr Ausſichten für eine ſorgenfreie Zukunft, als andere Arbei:
herr iſt, iſt dort die Regierung, zu welcher der Reiot angeblich in einem Pachtverhältniß ſteht. Die Mitteléleute in Irland ſind die Pächter im Großen , welche das Land wieder an kleine Pächter vertheis len. In Indien find dieß die Zemindare oder Talufbare. Ga bleibt für die angloindiſche Regierung nicht übrig, ale die Refte des
Mohammed Ali hat die ganz ähnlich geſtellten Multezime geradezu entfeßt und finanziell entſchädigt; ſeine dann ins Einzelne gehende Steuer
alten Gemeindeſyſtems wieder aufzurichten, die Macht der Zemin
erhebung wurde aber ſpäter nidt minder, ja noch mehr drüdeud . ? Das hier Mitgetheilte iſt ein Auszug aus einem Werke Nebollins über ſeine
Dars zu beſchränken, und eine ſtrenge Aufſicht über ſte zu füh.
Reiſen im Drenburger Lande und um Aſtrachan .
ter, die mit ihnen in Giner Kategorie ſtehen . Abgeſehen von einer für
eine gewiſſe Zeit durch ſeine Arbeit ſorgenfreien lage fann es der Burlate
396 bei gehörigem Eifer bald zum „ Waſſerſchöpfer “ (wodoliw) , d . h. zu einem wirthſchaftlichen Amt auf einem Schiffe bringen , womit ein größeres Ginfommen und vergleichsweiſe weniger Arbeit verbunden iſt. Dann fängt er an von der Würde eines Lootſen zu träumen , die für
ihu gleichmäßig erreichbar iſt, wenn er irgend ſeine Kenntniß und Fähigkeit in der Leitung eines Schiffes zeigt ; dadurdy erwirbt er auch das Recht, daß er neben der eigentlichen Ladung des Schiffes auch einige
soon
iene unterwürfige Phyſiognomie , die dem Geliyle des friedlichen land: manned auſgeprägt iſt. Das luftige Durchwandern großer Städte, die Gewandtheit und Flintheit , die er fich auf dem Schiff bei Gefahren durch Sturm und Auffißen auf Untiefen erworben hat, der Verfehr mit Leuten , die an allerlei Vorfommniſſe des Lebend gewöhnt ſind , alles tad ftreift dem ungeledten Bauern tas frühere gedrüdte, unmittheil : ſame Weſen ab , und macht ihn zu einem gewandten , freilich auch mand
eigene Waaren mit ſich führen fann ; er treibt einen fleinen Handel,
mal zu einem liederlichen Burſchen. „ Wir haben und eingew olgt"
und wenn er nach einem kürzern oder långerr. Zeitverlauf etwas Ver:
(nawolshalisj ) , ſagt der Burlafe großſprecheriſch, und gibt damit zu
mögen erworben hat, láßt er ſich in eine Gilde einſchreiben cder pachtet
verſtehen ,
ein Stück unangebautes Feld, und bebaut es mit gemietheten Arbeitern Die Zahl der Burlafen länge der Wolga von Aſtradan bis Nm. binaf mag gegen 100,000 betragen . Allerdings ſdmålert die auf der Wolga zunehmende Dampfſchifffahrt, namentlich die Bugfirſdiffe, von Jahr zu Jahr mehr das Geſcäft der Burlafen, aber noch immer fann man mit Zuverläſſigkeit annehmen , daß es deren in Aſtrachan 10,000,
halten dürfe .
daß man ihn jeßt nicht mehr für einen Einfallepinſel
Die Burlafen ziehen am Schiff vermittelft des Gurte, der an das Ende der Leine befeſtigt iſt. Bei kleinern Schiffen hat man nur Eine
Linie Burlafen, bei größeren Schiffen theilt ſich die Leine in zwei Enden,
in Samara etwa 15,000 , in Kaſan 20,000 und in den andern Hafen
die von zwei Reihen Gurtmánner gezogen werden . Der Burlafe, wel: cher an der Spiße geht und Schiſchfa ( Tannzapfen ) oder auch Djádra (Großvaterdhen ) genannt wird , muß ſo an ſeine Arbeit gewohnt ſeyn,
der Wolga und Kamagebiets über 30,000 gibt. Dieſe Zahlen können
daß er , ohne rücwärts zu ſehen , fühlt und weiß wer an dem Zuge
einen Begriff geben von der Ausdehnung des Handeld und der Schiff fahrt und den darin verwendeten Capitalien. Wenn ein Schiff den Fluß hinabgeht , ſo find natürlicherweiſe wenige Burlafen darauf , auf der größten Barfe - oder Nasſchiwa, wie man ſie auf der Wolga nennt etwa 15 Mann ; wenn es aber ftromaufwärts geht , ſo ſteigt die Zahl auf 100. Man fann in allgemeinen rechnen , daß auf je 1000 Pud
nicht recht anzieht. Der zuleßt in der Reihe gehende Vurlafe heißt der „ langſamie“ und hat die Obliegenheit die Leine loojumadhen , wenn fic
Ladung, die aufwärts geht, 34/2 Burlaten kommen. Unſere „ Nährmutter “ die Wolga iſt reid an Rariden , 8. h. am Ufer loggeriſſenen und auf dem Grund der Fluſſed faulenden Baum: ftammen , 1 an Untiefen , weit heraufreichenden Felſen (karawai) und andern Hinderniſſen einer bequemern Fahrt. Nichtsdeſtoweniger fährt man hier ſeit unbenfliger Zeit auf gut Glüd, und der günſtige Verlauf hängt vielleicht nur in wenig Fällen von der Renntniß der Lootſen ab,
beren Unwiſſenheit allzu ſchroff bei jedem Schritt hervortritt. Wenn das Schiff nicht mit Hülfe des Ziehens ſtromaufwärts fährt, ſondern mit dem Anfertau, 6 h. wenn die Burlako auf dem Verdeď marſciren, ſo ziehen ſie an dem niedergelaſſenen Anfer , und ſchieben dadurch das Schiff von einem Anfer zum andern vorwärts ; es iſt ein ſehr intereſ ſantes Schauſpiel, eine Miſchung von Lächerlichfeit und Verlegenheit, wenn das Schiff auf einer Untiefe feſt fißt, und die Burlafen fich an: Atrengen , die große Barke an einem ausgeworfenen Anfer über die ſeichte Stelle wegzuziehen . Der Lootſe, gewöhnlich in rotheni Hemid und ſonſt bunt herausſtaffirt, feuert den Gifer der Burlafen zu ver: größerter Anſtrengung an , und dieſe fingen dabei im Chor fede Burlafenlieder ; ohne von ſeinem Stuhl aufzuſtehen und das Ruder aus den Händen zu laſſen, ſtampft ber Lootſe den Taft, und ſtimmt in den Gefany, während er dazwiſchen hinein laut commandirt und die erſchöpf: ten Arbeiter durch den unerwarteten Ausruf, daß das Schiff fich bewege , zu neuen Anſtrengungen aufmuntert. Mehrmals habe ich geſehen, daß die Burlafen am Ufer bei ſchlech tem Wetter dermaßen von Kräften famen , daß fie feinen Schritt mehr vorwärto thun fonnten, das Schiff dwanfte durch den ſchweren aus meh. rern Bäumen beſtehenden Maft und trieb abwärte , die Leine zog die
Burlafen nach fich, dennoch wichen ſie nicht. Sie nahmen ihre Gurten von der Bruſt auf den Rüden , wendeten ſich gegen das von der Strömung des Waſſerø fortgezogene Schiff. und feßten ſich in langer Reihe auf dag ſandige Ufer nieder . Hier drüdten ſie mit der ganzen Gewalt ihres Rörpers auf den Gurt , faßten zugleich feft die Leine und ſtimmten einen trúbſeligen Gefang an , der fich, ſo wie es wieder vorwärts ging, in eine fröhliche Melodie umgeſtaltet. Der Burlake, der fic in Rasbalui : Gorod ro nennen fie unter geweſen und Niſhnei Nowgorod beſucht hat, verliert fich Aftradan 1 Die .,Snags" des Miſſiſippi. Die Namen der verſchiedenen Schifffahrts. hinderniſie können wir, weil ſie nicht bloß überlebbar ſind, nicht anführen ; es iſt indeß bemerkenswerth , daß ein guter Theil der eigenthümlichen von dem Burlakon gebrauchten Wörter kaum ſlawiſch iſt. 4. d. U.
Verlag der 3. O. Gotta'ſden Buchhandlung.
fich in einem Baum oder Buſch verhängt. Die Burlafen gehen Schritt vor Schritt, und die Spannung des Gurte geht über die Bruſt. Um ſich aufzumuntern, um nicht bei dem langſamen Gange halb einzuſchlafen , und in der Sdläfrigfeit zu ſtols pern, ermuntern ſie einander gegenſeitig auf mancherlei Weije, naments lidh zerſtreuen fie fich durch Geſänge. Sie ſeßen imnier nur den rechten
Fuß vor, da die Schwere der Arbeit nicht geſtattet den linfen Fuß weit vorzuſeßen. Haben ſie den linfen Fuß an den rechten herangezogen, ſo wachen ſie abermals einen kleinen Schritt mit dem rechten Fuß, indem fie fich mit der Ferſe feſt anſtimmen. Durch dieß gleichmäßige Fort
ſchreiten fommt auch ein gemeinſames Schwanken in die ganze Reihe der Burlafen, bald rechts bald linte, das für jeden fühlbar iſt. Kummt es aber vor, daß einer aus Vergeßlich feit, oder weil er im Gehen eins geſdhlummert, den Fuß verwechſelt, ſo wird dieß für alle bemerklich. Um nun den Träumenden wieder zurecht zu bringen, und zugleich feine Zeit mit Anhalten , Umwenden und Aufſuchen des Schuldigen zu ver:
lieren, hört die ganze Schaar mit dem begonnenen Geſang auf , und fångt im Chor an : „Heu ! Strob ! Heu ! Stroh !, u . r. w . , bis der ganze Oang wieder in Drdnung iſt. Die im Oberlande wohnenden Burlafen ſammeln fich in Genoſſen: ſchaften von 25 Mann, faufen auf gemeinſame Roſten eine Barfe, und tafeln fie auf , wie ed eben geht ; oft nehmen fie flatt des Leinwand:
regeld ein , goldeneg “ oder „,fupferne8“, d . h. ganz einfach eine Matte, und wenn das Geld auch dazu nicht reicht, ſo ſtellen fie bloß eine Bi : fe
mit dichten Zweigen auf , damit der Wind mit ſtarferer Gewalt fic faſſen fönne. Dann beten ſie zu ihrein heiligen Nifol , fahren bis Samara oder Aſtrachan hinab, und ſuchen dort Arbeit bei den Schifferu . (Schluß folgt. )
Miscellen. Der Reiſende Dolman , der ſeine Richtung uach dem großen See in Südafrika genommen hatte , wurde auf der Rüdreiſe von dens
ſelben durch die Gingebornen oder einem ſeiner ſchwarzen Diener ermor: det. Seine Ueberrefie fand man nach mehrtägigen Suchen nebſt denen ſeineg engliſchen Dieneró , und begrub ſie zu Kolobeng . der Miſions: ftation des durch ſeine Auffindung des Ngami : Sees wohlbefannten Dr. livingfton.
( Athen , 17 April . )
Nachrichten über meſopotamilde Altert húmer. In
einer Mittheilung des ørn. Vaur in der engliſchen Literaturgeſellſchaft vum 14 April findet fich die Nachricht, daß Oberſt Rawlinſon die Aus : grabungen zu Rojundſchit und Nimrud im Monat März perſönlich fort: ſeßen wollte, und daß Kr. Loftus ſeine Ausgrabungen an dem großen Qügel zu Guſa begonnen hatte .
( ibid.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Gb. Widen ma nn.
Das Ausland . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 100.
26 April 1852 .
Weiſen in der enropäiſchen Türkei. (Nu8 Ebm. Spencere : Travels in the European Turkey.) be r m ö ſi e n. 3. Neiſe von Drfup nad Vrania .
Auf meiner Reiſe nach Vrania über Drkup beabfichtigte ich Dad berühmte Schlachtfeld bon Roſiowo zu beſuchen, was zwar einen Umweg auðmachte, jedoch höchft intereſſant ift burch die
Namen gab es feine ; wir zogen weiter hinauf am Fluß, fanden aber nirgend einen Uebergang, big cnblich mein Pandur und
Kiraibichi beſchloffen , die Pferde hinüberſchwimmen zu laſſen. Unſere Vorbereitungen hiezu erforberten einige Zeit, da wir das Unterſinfen unſeres Gepäde verhindern mußter, aber Georgh, der ein fleines Beil im Gürtel führte, wurbe bald mit einem fleinen Floß fertig, auf den wir unſer Reiſegepäc lubent; bann wurden die Pferbe burdh ftarfe Stride an einanber feſtgemacht,
und Georgh ſchwamm voran. Es war in der That bei der reis
hiftoriſchen Erinnerungen , indem dieſer Landfirich ſtets der Schaus
Benden Strömung ein gefährlichen Unternehmen, aber der erfahs
plag ber großen und entſcheidenden Schlachten war. Die Straße
rene Kiraibichi lenfte die Sache fo gut, daß wir doch genau an
war indeß etwas gefährlich geworben wegen der Aufregung ber Arnauten im Bergbiſtrict, den ich paffiren mußte ; fie hatten gegen die Aushebung von Iruppen die Waffen ergriffen. Weli Bey
ber zum Lanben auderleſenen Stelle anlangten.
Georgy ſprang,
erflärte er fönne nicht für meine Sicherheit ftehen, und wenn ich nicht beſtoweniger der Gefahr hätte troßen wollen , die für einen
nachdem er den Strick fich um den Leib feſtgemacht, aus dett Sattel auf einen ſtarken Baumzweig, und von da ane ufer, wors auf er unſere erſchöpften Pferde in ruhiges Waſſer geleitete, wo fte wieber feften Fuß faffen fonnten . Während des Ueber.
frieblichen Franken vielleicht nicht eriftirte, ſo hätte weber Pandur
reßend hatte man weber Peitſche noch Sporn gebraucht, und nur
noch Führer mich begleitet. 3d mußte alſo abftehen , die Ufer stod der Topliza verlaſſen , und meinen Weg nach der Morama, der Heimath der friedlichen Rajahe, einſchlagen. Wir zogen eine Zeitlang bad ſchöne und fruchtbare Thalber Lopliza hinauf ; reiche Maid. und Tabafafelder begegneten allenthalben dem Blic,
bie ermunternbe Stimme des Kiraibidi, der alle Schreichels worte verſchwenbete, hatte die Thiere angetrieben . Der Tag neigte ſich jeßt zum Ende, die Wolfen gingen nies ber, der Wind heulte durch die Felſenſpalten, und warnte uns bei Seiten bag Dbbach eine Hand zu ſuchen, aber wir hatten ,
neben üppigen Gärten von Fruchtbäumen. Die gütige Natur hat
ebe mir dahin gelangen fonnten, noch einen hal& brechenden Ritt
Rieſenhaftes Unfraut
von einigen Stunden länge den fteilen Seiten eine mehrere Tauſend Fuß hohen Berges. Wir hatten unſern Weg faum
alles, der Menſch nur ſehr wenig gethan.
warf ſeinen nachtheiligen Schatten über das junggrünende Ges treibe, und die Bäume ſdienen bas Gärtnerineſſer nie gefoftet zu haben, eben ſo wenig waren die angebauten Felder durch Hecken
gegen das Vieh geſchüßt. Die Dörfer waren zahlreich, und ſchauTen allenthalben hervor , nicht wie die ber Rajahe in einem ents legenen Winkel faft dem Auge verborgen ; man ſah daß fie der
privilegirten, der herrſchenden Claſſe angehörten. Auch das fede, friegeriſche Weſen ber Arnauten zeigte dien. Denn Arnauten haben fidh nach Zerſtörung deß ſerbiſchen Reichs hier niedergelaffen, und die Rabci Serben in die Gebirge ober ganz aus demLande getrieben. Die ießigen Bewohner find eine prächtige Race mit allen Rennzeichen ihrer Brüder iin eigentlichen Albanien ; der albanefiſche Phiſtan oder Rilt wirb allerdinge wenig getragen . Seßt wo mein Pandur in ſein nem Heimathlande war, ichien er alle Welt zu kennen , brüftete
fich nicht wenig, daß er einen vornehmen Ingleski begleite, unb überall wurde ich ſehr freundlich aufgenommen . Es iſt ein gut.
herziges, gaſtfreies Volf, nur aus Fanatismus ein arger Feinb der armen Rajahe an den Ufern der Morawa jenſeits der Berge. In Folge der Schneeſchmelze in den höhern Theilen von
halb zurückgelegt, ale bas Unretter loebrach, eines der furchts baren, ben Bergländern eigenen Gewitter, und zwar ſo plößlid unb beftig, daß ſelbſt meine erfahrenen Begleiter überraſcht wur.
ben ; die ganze Atmoſphäre murbe Dunfel, der Wind, der anfange durch den Wald über uns heulte, wurbe zum Drkan, ber uns zu vernichten brohte. Wir zogen weiter unter großer Schwierig . feit und nicht geringer Gefahr, denn jeder Windſtoß drohte uns in den Abgrunb binabzureißen, bis wir endlich zu unſerm großen
Irofte unter einem vorſpringenden Feljen Sug fanden gegen die Wuth Der Elemente. Dhne dieſe temporäre Zuflucht wären wir verloren geweſen , was Reiſenden in dieſer Gegend nicht ſelten paffirt. Wir blieben hier eine Stunbe, und glüdlicherweiſe war der Uebergang zu einer ſchönen Nacht noch ploßlicher als der Aus.
bruch des Sturms ; Der Mond ftieg hodh am Himmel empor, und warf ein ſo belet lidt, daß wir unfern Weg in voliger Gicherheit fortfeßen fonnten .
Mit nicht geringem Vergnügen
erreichten wir endlich die Höhe einer Gebirg &ebene, und hörten
Dbermöften und sichernagora ſuchten wir vergebeng nach einer
Da8 laute Bellen ber Sunde, ein Zeichen , daß der fan in der
Furth über die Topliza, bie jest wie ein Strom dabin ſchoß,
Nähe war, - ein Glüd , denn unſere Pferbe waren gånzlich ers
398 ſchopft und wir ſelbft vollkommen durchnäßt und von Kälte erftarrt.
Der Han , an dem wir anlangten , war fürzlich erſt auf Bes fehl ber türkiſchen Regierung errichtet worden, um für die Sichers heit ber Reiſenden zu ſorgen ; er war in zwei Sheile ge heilt, von denen einer von einem Türfen zur Aufnahme der Moélems, der andere von einem Rajah für die Chriſten gehalten wurde. Ein Streit erhob fich nun zwiſchen meinem Panduren und meis nem Kiraibidhi, wo ich bie Nacht zubringen ſollte, beide erklärten fich bafür verantwortlich, wenn mir ein Unfall zuſtieße. Ich mußte nun die Entſcheidung geben, und da ich aus Erfahrung wußte, daß bei dem Rajah nichts zu befommen ſen als gefochte Bohnen, .
die Ausſicht auf einen ſchmachaften Pilau aber zur Stilung meines Wolf& hungers mich lodte, ſo wählte ich — der Himmel ver. gebe mir die Sünde ! - bie Wohnung bei den Ungläubigen, unb mein
ovo
theilen. " Das Geſpräch ging eine Zeitlang nicht, aber der blinkende Becher, der von einem zum andern ging, war ein mächtiger Adiirter. Erft legten fie die Hand auf die Bruſt, dann folgte ein : vos sluga ! (Euer Diener) hierauf ein : Nadbravi (wohl befomme !) und endlich umarmte fich die ganze Geſelichaft mit einem lauten „ Pobratim " (Brüder) als wären fle alte Freunde. Die ſlawiſchen wie die albaniſchen Mobleme find in der
Ihat nur halb zum Jølam bekehrt; mein Pandur, ein Einges borner aus Drfup, heißt Dichoto (Johann ), ber moslemitiſche Hanſchi Stevo (Stephan) und dagegen ber Rajah - Hanſchi Meta
(Mohammed). Mein Pandur bergaß, obwohl er der Flaſche etwas viel zugeſprochen , ſeine Pflichten als Solbat nicht ; ehe er fich nach ſeinem harten Lager auf dem Diman begab, reinigte unb lub er unſere Waffen für den möglichen Fall einer Gefahr, da er mich wiederholt erinnerte, daß wir unter Baibufen jegen ;
Pandur führte mich, als er meine Entſcheibung bernahm, mit laus
unſere Kleider wurden ebenfalls getrocnet und zierlich zuſammen .
tem Triumphgeſchrei bavon. Der mohammebaniſche Hanidhi, au. genſcheinlich vergnügt über den ſeinem Han gegebenen Vorzug bemühte fich eifrigft, mich gut aufzunehmen . Der gute Mann, Schlächter, Koc und Bader zu gleicher Zeit, entwickelte ſchnell
gepact, ſo daß wir am andern Morgen nicht zu thun hatten, ale unſere Schlafteppiche und Mäntel zuſammenzurollen und in ben Sattel zu ſpringeil . 3ch hatte indeß die Rednung zu bee
alle ſeine Fähigkeiten .
Gin Lamm wurde geſchlachtet, die zar-
teſten Stücke herausgeſchnitten , an den Spieß geſtedt und vor das Feuer geſtellt, wobei der Pandur ben Bratenwender machte.
Ferner warb ein gut mit rothem Pfeffer und Knoblauch gewürzter Pilau ans Feuer geſtellt, und gab einen ganz vortrefflichen Geruch von fich. Dann warb eine Portion Weizenmehl in einen dünnen Kuchen gefnetet, in eine irdene Schüſſel mit einem Dedel
gethan, und dann gebacken, indem man das Ganze mit glühender Ache und Kohlen bedeckte ; um mein Bett bequem zu machen, warb eine große Maſſe ſchönen friſchen Strohs in eine warne Ede in der Nähe der Feuers gebracht. Bei ſolchen Voranſtalten brauche ich nicht zu ſagen , daß ich vortrefflich aß, wenn auch der Pilau für den Geſchmack eines Weſteuropäero etwas zu ftark gewürzt war. Inbeß der Menſch iſt nie ganz zufrieben, und ſo
gedachte ich auch, daß in dem an ded Rajah irgend ein paſſab . ler Wein für wenige Paras zu haben ſeyn möchte. Mein Pans bur ichien meine Wünſche zu errathen und boi mir an, 'welchen von dem Gjaur zu holen ; nach wenigen Minuten hatte ich eine Flaſche des rothen Naſſes vor mir, das ſowohl hinſichtlich ſeiner Starfe als jeines Geſchmacks gar nicht zu berachten war,
Id
ſab, daß mein Pandur mehr als einmal verlangende Blide nach dem verbotenen Saft richtete, was ich ſo auslegte, daß er gern ein wenig überredet ſeyn möchte, mir die Flaſde leeren zu hel. jen . Ich ſprach alſo mit aller meiner Beredſamfeit von dem geringen Grab bed Bergehens, worauf ſeine muſelmaniſche Lus
zahlen, — 20 Piafter, nicht ganz fünf Schilling, für ein prach tiges Abendeſſen , für ein Meer von Wein, Rafi und Kaffee, einſchließlich des Futter für unſere Pferde. Nachdem wir den Han verlaſſen, zogen wir über eine weite Hochebene, die hie und da von tiefen Schluchten und Trälern
burchſchnitten war, in denen zahlreiche Bächlein floſſen , die durch das Gewitter des vorigen Abends in wilde Ströme verwandelt waren. Die Bäume, meift Eichen, waren knorrig, ſchlecht ges wachſen, zum Theil faul, aber, wie von einem Geiſt der line
ſterblichkeit durchweht, waren rieſenhafte, bereits burd bad Alter ehrwürdige Zweige aus dem Mutterſtamm emporgeſchoſſen. Une termiſcht mit dieſen waren Dorngebüſche aller Art, die eine un . durchbringliche Schranke bilbeten, wenn wir verſuchten , von dem alten, wohlbetretenen Karamanenpfad abzulenken ; ſelbſt dieſer war burch langen Nichtgebrauch an mehrern Stellen in Folge der üppigen Vegetation faſt ungangbar geworden . Auch bee merfte ich geſchrärzte und verbrannte Baumſtämme, ale wäre
der Walb vor nicht ſehr langer Zeit in Brand geſtedt worden, und als ich meinen Gefährten dieſe Bemerkung machte, ſagten fte mir , dieſe Berghöhen zwiſchen der Zopliza unb Morawa leven lange Zeit der Aufenthalt der Haitufen und der Schau . plaß vieler blutigen Kämpfe zwiſchen ihnen und ihren Nachbarn , den Arnauten-Spahie, geweſen ; noch im F. 1841, als die Rajahs dieſer Diftricte im Aufſtand waren , hätten dieſe unburchdrings lichen Wildniſſe als Sammelpläße gedient, und um dieß zu hine bern , habe mån die Walber in Brand geſtedt. Der Anblick des
gend wegſchmolz wie Schnee vor der Sommerſonne; müde und | Landes war jegt einſam und öte, denn ſeit wir die Nähe unſers durſtig wie er rar, warf er einen idlauen Blick auf den
Hanſchi hinüber und hörte nicht eher auf, als bis er den Boden geſehen hatte. Es brauchte nicht viel Bitten, jo berrog ich den Hanidhi ſelbſt, und bei einer zweiten Flaſche zu helfen , und in
Han8 verlaſſen hatten, ſaben mir weder einen Menichen, uod eine Wohnung, noch ein Hausthier. Selbſt der föniglidie Adler und der unglüdweifſagente Geier, die über und in den Lüften
ſchwebten, ichienen über unſern Anblick zu ſtaunen , und wenn wir einem der wilden Bewohner des Waldes begegneten, ſo ſtand ſo war er den Libationen des roſigen Gottes eben nicht fremb. er und ſtarrte uns an , als ſeyen wir Weſen, die er nie zuvor Inzwiſchen vergaß ich meinen armen Georgy nidt, der, trie geſehen. Indeß war dieſe veröbete Gegend augenicheinlich frucht id roll mußte, bei dem magern Mahl, das ihm ſeine Kirche ges bar und gut bewäſſert, und das Klima geſund . währte, hungerte, und beſchloß ihn zu uns zu rufen. Dieß war Wir waren nun fünf bis ſeche Stunden im Sattel geweſen, indeß ziemlich ſchwierig, denn die Scheidungslinie zwiſchen den unſere Pferde waren ganz ermattet, und da eg ungewiß rar, beiden Religionen iſt ſehr breit, , und nicht ohne vieles Zureben , ob mir einen bequemen Rubeort: finden würden, sehe wir ein bewog ich ihn und den Rajah Hanidhi zu ung herüber zu fom. Rajahdorf an der Morawa erreichten , jo beſchloſſen wir irgend Aud lub ich zwei rieſenhafte Hirten, vielleicht Gaibufen , die einen geſchüßten Winfel aufzuſuchen und hier für die Nacht zu gekommen waren , die Fremden zu ſehen, ein, unſer gute& Mahl zu bivouafiren . Dieß erforderte einige Umficht, nicht ſowohl wegen der That, wenn ich nach ſeinem jovialen Geficht ſchließen durfte,
399 der Bequemlichkeit der Reiſender , ale wegen der Nothwendigkeit
Wolfen Hervortritt, ſo pledt der von dem Schiffoherrn erfaufte Sdents
Ueberzeugt, daß
meiſter in der Nacht eine Stednadel in die Rerze , die acht Stunden
wir zu einem foloen Bivouat kommen müßten, hatten wir uns don lange um eine Zugabe zu den hartgebadenen Eiern unſere moblemitiſchen Hanichi umgeſehen, und einen fetten Boc ges
brennen ſoll, damit ſie früher ausbrenne ; durch das ſpåte Aufgehen dro Abendſterno geht nun die Arbeit ſpåt zu Ende, und durch das genannte Manöver tritt die Zeit zu früh ein, wo der Burlafe den ſüßen Schlums mer abſbütteln und die Tagedarbeit wieder beginnen muß. Doch ein guter Schlud und ein tüchtiges Mahl vermiſden dyned dieſe kleinen Unannehmlich feiten. Nicht allenthalben fahren übrigens die Vurlafen auf eigene Fauſt den Strom hinab , und ſuchen fich Arbeit. Im Gouvernement Drena
einen guten Weibegrund für die Pferbe zu finden.
idhoffen , den Georg , um die Speiſe für ihn ſelbſt wie für den
Moblem genießbar zu machen , das Meſſer in den Sale ſtieß, um ihn verbluten zu laſſen . Nachdem wir in einer ſchönen Oras. ebene unter einem borſpringenden Feld einen paſſenden Plaß
gefunden , machten wir unſere Vorbereitungen zum Mahl, und
burg 3. B. führen ſie die ſchweren Waaren aus den Küttenwerken den
da es Feſttag war, ſo geſtattete unſerm armen halbverhungerten Shiêmatifer ſeine Kirche einmal die Polluto (gefochte Bohnen) auszulegen , und ein tüchtiges Mahl einzunehmen . Wir hatten
Ai, Sim und Jurejan hinab, und vermiethen fich frühzeitig nade einer ſchon von Alters her eingeführten Drdnung. Zu Burlafen werden hier namentlich die Bauern aus Wjátfa , beſonders aus dem Kreiſe Nolin. Wenu fie im Laufe des Sommers eine ſolche Reiſe gemacht haben, ruhen ſie im Winter aus und ſuchen neue Kräfte zu ſammeln , im Frühjahr aber begeben fie fich nach dem Stan oder Sammelplaß , ter
auch einen guten Vorrath von unſere Sanichi tübichen Weizens fudhen , und da wir mit Kaffee, Wein, Rafi und Tabal wohl verſehen waren, fepten wir uns um das fladernde Feuer, an dem man einen Dchſen hätte braten können.
Feit alter Zeit das Dorf Ludánoje iſt. Sieher fommt auch ein Wirths
( Fortſeßung folgt .)
ſchafter der Hüttenwerfe, gewöhnlich dieſelbe Perſon , weldhe das Jahr
Die Stadt Afterabad.
Bauern von ſeiner Anfunft, und bezeichnet ihnen den Tag , wo fie in „ die Reihe“ treten ſollen . Die Burlafen verlangen je nao Umſtänden ,
zuvor die Rarawanen als Aufſeher begleitet hat. Er benachrichtigt die
( Niach Bode ; Nouv . Ann. des Voyages . Fevr. Mars.)
Aperabad iſt der einzige Ort in der ganzen Provinz dieſes Namene,
welcher den Namen Stadt führt. 3hr Anblid von außen her, naments lich von der Höhe herab, iſt ſehr maleriſch. Die weißen von Baſtionen flanfirten Mauern und die ſpißigen Ziegeldächer heben fich freundlich von
do B. wegen Mißernte, wegen großen Bedarfs an Arbeitern, einen höhern Lohn ; der Wirthſchafter hat aber den Auftrag, feinenfalls einen höhern alo das Jahr zuvor zu bewilligen, und um dieß durchzuſeßen , forſot er nach frühern nicht eingehaltenen Terminen, und macht alte Sculds forderungen geltend. Das Uebergewicht des Miether& bleibt dadurch uns
dem grünen Hintergrund ab. Afterabad liegt am Fuße des Norbabhango
geſdmålert und er erwartet mit Ruhe das Erſcheinen der Arbeiter
des Albrus , teffen ſecundáre Kette von SW nad ND läuft. Dieſe Berge find vom Gipfel bis zum Fuße mit hohen Bäumen bedeckt, die aber in der Obene allmählich in Buſchwert übergehen , das bis an die Ufer des Kara:Su reicht. Hier beginnt die ungeheure Ebene der Turs komanen. Das Innere der Stadt macht einen nicht minder günſtigen
am Stan . “
Gindrud. Die Häuſer find einigermaßen in europäiſchen Geſchmad in zwei Stoďwerfen gebaut. Hier finden fich nicht die flachen Terraſſen, wie im mittlern Perfien , ſondern diefe rothe Ziegelbacher. Große Fenſter, oder vielmehr ebenſo viele lets offene, einerſeits nach der
Straße, andererſeits nach dem innern Hof gehende Thüren unterhalten eine Friſche in den Zimmern und eine ungezwungenheit des Verfehre, den man in den perfiſchen Städten auf der andern Seite des Gebirges
nicht fennt, denn hier verſtedt fich alles, wie in einer belagerten Stadt,
hinter einer unburddringlichen Mauer. Was den Reiz des Anblido erhöht , iſt das finnreiche Mittel , deſſen fich die Ginwohner bedienen, um die Erdmauern ihrer Gärten und Höfe gegen den Negen zu ſchüßen ,
der fie bald zerſtört haben würde. Sie bebeden die Höhe dieſer Mauern mit quer gelegten Binſen , und pflanzen in dieſe hinein Narciſſen und Hyacinthen. Dieſe ſchmalen, gleich den Garten der Semiramis in der Luft hängenden Pfade erſcheinen wie ſtero grüne Bänder , und im An fang des Frühjahrs bedecer fie fich mit gelben und weißen Blumen, deren Duft die ganze Stadt erfüllt.
Selbſt ein Theil der äußern
Stadtmauern trägt dieſe artige Verzierung.
Faſt in jedem Hofe find
Granaten :, Feigens , Citronen - und Drangenbäume. Aber in dieſer Welt iſt nirgendo alles roſenfarbig , und auch Aflerabad entgeht niďt dem allgemeinen Looſe. Die Stadt hat viele Ruinen und ſtimmt in
„ Stan “ im engern Sinne heißt in dem Dorfe Ludinoje das Häudden, dag der Miether bewohnt und woran ein großer Hof fößt , der gegen anberthalb tauſend Menſchen faffen fann. Diefer of fült fich an dem beſtimmten Tage vom Morgen an mit dichten Schaaren von Burlafen, und ihre Bewirthung mit Branntwein liegt in der unwandelbaren Pflicht der Miethere , der zu dieſem Endzweck eine beſondere Sunme emfangen hat, welche in der Folge den Burlafen abgezogen wird. Das im Hofe verſammelte Volt iſt in lebhaftem Geſpräch unter einander und rechnet. Endlid fommen die Meltern und Angeſehenern herein, Leute , die fich ein gewiſſes Gewicht unter den Burlafen zu verſchaffen gewußt haben , und allmählich die Chrenſtellen von Lootſen erhielten ; dieſe wählen ihre Gefährten aus, gehen mit ihnen ins Haus zum Vers miether, und erflären daß „die Burſche fich berathen und beſchloſſen haben, um ſo und ſo viel mitzugehen .“ Der Miether , der recht wohl weiß, daß die Burlafen die Schiffe arbeit nicht geradezu abweiſen können, weist den von dieſen Auserwählten verlangten Preis furz ab , und Rößt ſie zur Thüre hinaus . Im Hufe geht dann ein abermaliger lebe hafter Streit an, und nach zwei oder drei Geſandtſchaften an den Mies ther geht die Sache endlich darauf hinaus, daß „ alles wie vor Altergu
ſeyn ſoll und nicht ſchlimmer. Die Ceremonie der Reihenauswahl wird unter einer leßten Branntweinvertheilung abgemacht; die Burlafen, in Reihen aufgeſtellt, gehen auf einen Kübel mit Branntwein zu, empfans
gen aus den Händen des Ausſchenfero ein Glas, trinfen es aus, und werden dann aus dein „ Stan ":Hofe fortgeführt. Sie machen fich ſogleich auf den Weg nach den Hüttenwerfen, der
ſpottiſche ruſſiſde Bauer, der das grave Goſtüm der Burlaten und ihre
diefer Beziehung mit dem übrigen Perfien zuſammen. Die Häufer fallen ein , aus Mangel an Bewohnern oder aus Mangel an Mitteln
ftrichweiſe geſchehende Auswanderung im Frühjahr mit befannten Zug:
ffe wieder herzuſtellen .
vögeln vergleiớt , beehrt die armen Burſche mit dem Namen „Sonces
Die Burlaken an der Wolga . (Schluß .) be
Auf dem Wege haben ſie außer der Mühſeligkeit des Ziehens an Leine noch einige andere Fleine Widerwärtigkeiten zu befahren .
3. B. wenn die „ Sarnißa", 1 d. h. der Abendſtern, ſpåt hinter den
gånſe“, den die Burlafen für eine große Beleidigung halten. Die bes fondern Eigenthümlichfeiten des Coſtume einer Schneegand beftehen in einer Zade, die aus Sparſamfeit auf dem Müden mit Leinwand befekt iſt,
einer warmen niedrigen Müße mit Ohrläppchen, ſtarfen Handſchuhen und einem Lindenſtab, an deſſen unterm Theile der Baft in Spirallinie ab:
gezogen iſt; auf dem Rüden hat er einen Querſad mit etwas Weiß: zeug und mit Zwiebad, und endlich ein paar Baftſchuhe zum Abwechs ſeln, die an einem Bindfaden unter dem Querſad hängen. Der Sam :
1 Pon Sara , die Morgen
und Abendrothe.
inelplas it das Dorf Kirtidany , wo fie mit einander die Reiſemefie
400
Soon
hören, dann noch einmal in die Scenfe gehen, und endlid, nachdem fie
tung , brechen Planten und Balfen loé , und verlaſien das rettungolog
von ihren Verwandten Abſchied genommen, fich auf den Weg machen .
Ainkente Saif .
Die Fahrzeuge , auf denen die Grzeugniſſe der Hüttenwerfe des otenburgiſden Gouvernemente verſendet werden, find Barfen mit einem Bretterdach; beim Hinabfahren halten die Burlafen ſich auf dieſem Bretter:
dadi auf, wenn aber die Tagedarbeit vorüber iſt, und das Smiff anhält, wendet fich der Lootſe zu den Burlafen, erklärt ihnen in einem herkömm : lichen Vers, daß die Arbeit zu Ende iſt, zieht dann die Müße, macht
nach allen vier Seiten Verbeugungen und comunandirt dann : „ Vom Ded hinab ! Burſche, feßt Euch ! betet zu Gott ! " Alle feßen fich an
den Seiten nieder, ſprechen ihr Gebet, befreujen ſich dreimal, feßen fich dann zum Abendeſſen nieder , und bie zum nåchſten Morgen erſcheint feiner unehr auf dem Verbed.
.
Der Fluß Mi iſt bei der Frühjahréanſhwellung außerordentlich
30 fuht
aufder Wolgakleinein einemmådhtigen von 460 Pferdefraft , daß zwei ſpißige FahrzeugeDampfboot (barsch) und
reißend, im Sommer aber ſo flein, daß unmöglich Barfen darauf fahren fönnen . In der Mitte Julius, als id in Slatouft war, glich der Ai
außerden noch 4 Nasſchiwen nade fich ſdhleppte. Unſre Karawane gog
mehr einem elenden Bache als einem ſchiffbaren Fluß. Im Frühjahr beeilen ſich deßhalb die Burlafen ſehr das Laden zu vollenden, denn in einer einzigen Woche fann die Schifffahrt abgeſchnitten ſeyn. Der Fall des Ai auf einer Strede von 250 Werft, die von den Schiffen in 15 Stunden zurüdgelegt werden , iſt 71 Klafter. Bei Slatouft wird das Waſſer durch ein Wehr zuſammengehalten ; die Ueberſchwemmung bildet bei einer Tiefe von 8 Arſchinen einen breiten Sie von 328 Deb: jätinen, welcher bis an den Fuß der das Aithal einſchließenden Berge reicht. Zur Zeit der Ueberſchwemmung fönnen auf dem Ai Barfen mit einer Ladung von 10,000 Puð fahren, aber der reißende Lauf und die außer:
ordentlichen Krümmungen und Ziczacs erlauben nicht mehr als 4500 Pud zu laden. Dieſe Barfen haben gewöhnlich 17 Klaſter Länge und 11 Arrdinen Breite ; die Höhe der Barfe ift 2/2 Arſchinen ; der Tief:
gang iſt nur eine halbe Arſchine; dode bei der weitern Fahrt und ſtarfer eingenommener Ladung 14 , Arſchinen . Die Mannſaft der Barfe bes ſteht aus 48 Burlafen, einem Lootſen, Schiffe jungen und Schenfwirth. Die kleinern Fahrzeuge, die auf dem Sim fahren, werden bei der Ginmündung in den Ai ausgeladen in größere Barfen ; die fleinern gehen dann wieder in die Hüttenwerfe zurüd. Auf der Ufa geht die Schifffahrt faſt immer ſehr günſtig, aber die Fahrt auf der Biela iſt wegen der großen Rarſchen und Untiefen
mit bedeutenden Schwierigfeiten und Gefahren verknüpft. Der Fluß Bjela iſt ſo gekrümmt , daß man von Einem Punfte aus mehrere Abtheilungen ſehen fann, die beſondere Flüſſe oder wenigſtens beſondere
Arme Gines Flufſes ſcheinen . Der unerfahrne Schiffer, wenn er links von ſich ein ſpäter abgefahrnes , redte ein früher abgefahrnes Schiff bemerkt, fann in den 3rrthum verfallen , daß fie nad entgegengefesten Nichtungen fahren. Dieſe optiſche Täuſchung fommt auch auf der Wolga vor , doch nicht an vielen Stellen. Die Ufer der Bjela find öde, die Dörfer felten , und es fommt oft vor, daß die Burlafen fich feine Lebensmittel verſchaffen fönnen , wenn ihr Vorrath von Zwiebad und Brod erſchöpft ift. Unter dieſen Umſtänden fommt ihnen manchmal ein wohlthätiger Zufall zu Hülfe: dat Frühlingswaſſer, das alle Niederuns gen bedeckt, treibt nach den höhern Punften am Ufer zahlloſe baſens heerden ; die Burlaken laden eine Ranone und ſchießen auf die furdits ſame Heerde , ohne im mindeften das Pulver zu ſparen ; dieß liefert ihnen wieder auf einige Tage Nahrung. Wenn Unwetter fich erhebt, wenn der „ Stridh “ fommt und die Wels len hode gehen , ſo verlaffen die Burlafen ihre Arbeit nicht, ſondern beobachten ben Contract , den viele von ihnen gar nicht geleſen haben, ftrenge. Schwanft das Schiff hin und her , ſo wird die ganze Labung in die Mitte gebracht; das Schiff ichzt und fracht, Rißt hie und da auf , das Waſſer dringt in die Spalten , die Burlaten eilen zu den Pumpen , und arbeiten 24 Stunden ohne zu eſſen , zu trinfen und zu
ſdhlafen , um das Waſſer auszuſchöpfen . Sind aber alle Anftrengungen vergebens, und geht die Barfe unter einem Todebídweigen der Arbeiter auf den Grund , bann erft ergreifen fie Maaßregeln zur eigenen Rets
Berlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Die Burlafen gelten in der allgemeinen Meinung für entſchiedene Taugenichtſe und Trunkenbolde ; das Wort Burlaf ſelbſt iſt ein Sdimpſ. wort. Es iſt nicht zu läugnen , daß bei einem ſo herumwanbernoen Leben, wie es die Burlafen führen, manches in ihre Sitten eindringt, dag ihnen nicht zum Lob gereicht; betrachtet man aber die Rehrſeite der Medaille, ſo bemerft man audi beſſere Züge , eine unbedingte Voll: ziehung der von ihnen übernommenen Verbindlid feiten . muſterhafte Ghrlich feit und Gewiſſenhaftigkeit gegen ihren Arbeitsherrn, ihre linter: würfigfeit und ihr Vertrauen zu den Aelteſten ; ihnen fällt nicht ein , daß der höher geftellte fie drüden will, und wenn es geſdiebt, ſuden fie fich die Strenge durch den Nußen , den ſie ſchafft, zu erflaren.
ſtromaufwärte und fam mit Mühe vorwärte, ſo ftark war et belaſtet. Wie viel es in der That trug, wußte niemand. Gine unſerer Radidi wen führte den Papieren nach 18,000 Pud getrockneten Sandart, und nadher fand ſich , daß die Laſt 25,000 Pub war. Unſer Dampſboct felbft hatte nach den Facturen 130,000 Pub geladen, und zudem waren 400 Pafiagiere darauf , zur Hälfte Vurlafen , die in Aſtrachan feine Arbeit gefunden hattert. Gott weiß. wie fie die 12 N. S. aufgebracht hatten , die ſie für die Unterkunft von je vier Mann in einer fleinen dumpfen Cajüte bezahlen mußten, deren von Platteiſen gemachte Wande vom Morgen bis zum Abend von einer glühenden Sonne ethißt wurden. Sie aßen wenig Brod, das war ihnen zu theuer ; ſelten nur erlaubten
fie ſich die lederei eineð geſalzenen Stórs ; ihren Hunger und Durft pidten Das ſchlechte und ſchlammige, mit einer vligen grünen Flechte bededte Wolgawaſſer war der Geſunds
fie meiſt mit vertrodneten Melonen .
heit nachtheilig, und wahrſcheinlich hatte das robe Störfleiſd in Ver: bindung mit dieſem Waſſer noch mehrere Krankheiten unter unſern Pallas gieren entwidelt, wenn fic und nicht verlaſſen hatten, da ſie in Samara
und Simbirst für den ganzen Sommer Arbeit fanden. Die Arbeit unſres Dampfidiffecapitáns beſtand bloß in der Aufſicht über die Maſchiniften . Unter den auf dem Schiff befindlichen Steuer: leuten war nur Giner, ein Hollander, neu aufgenommen, und ein Mann von ſeltener Thätigfeit , Gewandtheit und Vorficht, von dem andern ,
einem Ruſſen, ſoweige ich lieber ganz. kootfen waren zwei auf dem Schiff, aber ihre Kenntniſſe beſchränften fich bloß auf allgemeine Bemets kungen , daß das Fahrwaſſer des Flufſeo bei flachen Ufern in der Mitte ſexy u. f. w. Bei ſolchen Führern war 16, obwohl die Reiſe zu einer
Zeit geſchah, wo das Hochwaſſer noch nicht abgelaufen war , nicht zu wundern, daß wir mehrmals auf Untiefen aufftießen, obwohl das Dampf: boot nur fünf, die Rabidhiwen 74 tief im Waſſer gingen , und große Anfirengungen waren jedesmal erforderlich, um aufs neue in „leben: diges und friſches “ Waffer zu fommen . Alle Augenblide ſhidten die Lootſen einen „ Namietſchif", D. h. einen Matroſen, der die Tiefe mefſen (odte, voraus , und wenn wir auf einer Sandbank angefahren waren, dauerte es in der Megel zwei bis drei Stunden , bis man wieder die Fahrt fortſeßen fonnte. Die Fahrt fonnte alſo nicht anders als höchſt langweilig ausfallen .
Telegraphenlinie quer durdi a me rifa. Ginftweilen bis die Giſenbahn vom Miffifippi quer durd Nordamerika nach San: Francidco geht , foll wenigſtens ein Telegraph errichtet werden . 3m
nordamerifaniſchen Senat fam am 6 April eine Petition von einem Ørn. Senry Dreilly vor , der eine Verbindungslinie durch Boft und Telegraphen vom Miffifipppi nade dem fillen Drean einrichten will .
Er verlangt weder Geld nodi land, ſondern nur daß ſeine Telegraphen linic burd die Militarpoſten der Regierung geldußt werbe, zu meldem Ende fie im Poften zu 20 Mann alle 20 Meilen aufgeſtellt werden rollen. ( Shipp. Gaz. 20 April. ) Verantwortlicher Nedacteur Dr. D. Kidenmann .
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ሰM "
101.
27 April 1652
Etwas über Bergamo. ( von G. v . N. ) Bergamo, 31 Mars .
Die Umgegend der Stadt Bergamo fann mit Recht als ber
Hauptſis tee Seitenbaued in der Lombarbei angeſehen werden, barum haben auch unſere Gutsbeſiger durch das Vertrauen , wels des die franzöſiſchen Fabrifanten zu dem Staatsſtreiche Lubrig Napoleone harten , ungeheure Gummen gewonnen ; ba nach dem
die Berrohner auch in Pairicier, Großbürger, Raufleute und ſonſt getrennt ſeyn , in Italien fam fein Caftenweſen auf, das Gemeinderreſen erzeugte eine Humanitāt, die wir in Deutſchland nicht fennen . Hier wurden die Reichften und Bornehmſten ſtets bon ihren Mitbürgern an die Spiße der Verwaltung berufen, auch ließen es fich dieſe oft große Summen foſten , um ihrer Vaterſtadt nüßliche Anſtalten zu hinterlaſſen ; von Beſoldung war nicht die Rebe. In Italien find deßhalb die reichen Stände geliebt und geachtet. Doch ift über dem materiellen Wohl bad Geiſtige nicht vergeſſen worden .
2Decemberv 9. bieSeite auf einmal Die öffentliche Stadtbibliothetzähltüber 100,000Bande,h, ateinen langer Zeit .nicht der Fall geweſen war.ſofties, Nachdemwiederesfeit erſte Fonde von mehreren tauſend Gulben, und — wað das wichtigſte ift -
Gifer fich abgefühlt hat, find ießt endlich die Preiſe wieber nor,
malmäßiger geworden. Uebrigend ſieht man der Stadt Bergamo ſeinen alt begründeten und noch fortwährenden Wohlftand an, und kann ich nicht wundern , wenn die Lombarten ſagen , daß
Fie allein durch ihre Abgaben in baarem Gelde die öſterreichiſche Armee und die ungeheuren Feſtungsbauten, welche in aller Stille in allen Provinzen des Reiche auêgeführt werden, unterhalten.
Leute bie fich dafür interefftren. Gin hiefiger Graf hat es fich feit Jahren zu ſeiner Lebensaufgabe gemacht, ben Katalog dieſer Bis bliothek anzufertigen, balb iſt er vollendet, unb bie ſeltenen Mas nuſcripte werden dann zugänglich feyn. Er fißt den ganzen Tag auf der Bibliothek, wie der Markgraf Durazzo in Genua im Spital. Rann Deutſchland viele Toldie Bürgertugenden auf weiſen ?
Bergamo, eine Stadt von einigen 30,000 Einwohnern , bietet
merfrürbigen Stoff zur Vergleichung mit deutſchen Städten der felben Größe dar. Hier befinden fich die herrlichſten Trottoira ſeit langer Zeit, die man erſt vor ein paar Jahren in Berlin
Reiſen in der europäiſchen Türkei. bermofient .
angefangen hat. Hier befindet fich ein Theater, größer alo bie Theater in Wien, Berlin unb Dresden, ungeachtet der dortigen
3. Reiſe von Drfup nad Brania .
Höfe; alle Logen find Privateigenthum ; das Eintrittegelb iſt uns glaublich måßig , und dennoch iſt die Dper recht brav, bas Ballet ziemlich und das Drama zeugt von ſeltener Bühnenges
Um die Zeit hinzubringen, durchblätterte ich meine Reiſe ſkizzen, nein Pandur und mein Kiraidſchi aber ſangen ihre Nas
wandtheit. Herrliche Kirchen aus der alten Zeit wetteifern mit neuen Paläften der hieſigen reichen Einwohner, die ſelten Häuſer
dur, obgleich Mohammebaner, ließ reine nationale Vorliebe ſo weit das Uebergewicht über ſeine , Religiondanſichten gewinnen, daß er das Lob Scanderbege und anderer chriftlichen Belden
unter 4 bis 5 Stocwerke haben . Die Stadt hat eben ben Bau
( Fortſepung .)
tionatlieder, daß Wälder und Felſen wiederhalten. Der Pan.
eined Gymnaſiums beendet, bem Dad Univerſität& gebäude in Halle
jener Zeit ſang, und ſchloß ſeinen Geſang mit einem Lied auf
nachftent, deſſen Treppe aber zweđmäßiger angelegt und ges Tohmadvoller außgeführt ift. An öffentlichen Anſtalten fehlt es
Den Heldenruhm des neuen albaniſchen Häuptling8, Ali Parcha
hier nicht, und - obwohl in Italien ſieht man hier feinen Bettler. Dreift kann man bebaupten, daß in Deutſchland fich
eine dreifache Portion von Wilbpret geſtärft war, a18 file für einen gewöhnlichen Wefteuropäer hingereicht hätte, wollte nicht
von 3anina.
Georgh. bei dem
jest ber innere Menſch burd
feine Stadt von gleicher Einwohnerzahl mit dem kaum gefanns
zulaſſen, daß der Pandur alle Ehre und allen Ruhm nur ſeiner
ten Bergamo meſſen fann . Man frägt nach der leitenden Hand folch erfreulicher Erſcheinungen , und muß gefteben, daß dieß mehr der paſſiven als activen Regierungsweisheit der Spanier,
Nationalität zuſchreibe, und ſang die großen Thaten des Serben fönigs, Stephan Duſchan, welcher Pabiſchah und Herr über Gries chen , Bulgaren und Albanier war. Der Geſang und die Recitative
Franzoſen und öſterreichiſchen Regierung beigumeſſen ift. Die
fanden eine Anregung in gelegentlichen Libationen aus den lebernen
italieniſchen Ståbte hatten nämlich ſteté ihr Gemeindeweſen leben. dig erhalten ; was in Deutſchland erft in unſern Lagen durch die Städteordnungen verſucht worden , hatte ſich in Italien durch
Flaſchen , deren ſie ſich frei bedienen durften ; der legte Ausſprud aber, daß Stephan Duichan auch über Albanien geherrſcht, machte den Pandur augenſcheinlich unwillig, denn er zog und zog an
Tradition fortwährend erhalten. Bei allen wechſelnden Regie .
ſeinem Schnurrbart, bis ſein Auge Feuer fing. Inbeß ging noch
rungen verwalteten die Städte ihr Gemeindeweſen ſelbſt, mochten
alles in guter Eintracht ab, bis Georgy, durch und durch ein
-600
402
csson
Serbe, tapfer wie ein Löwe, wenn er nicht gerade im Neße eines
das mit Kornfeldern, Weins und Düftgärten prangte.
gefürchteten Paſcha war, und ohne Furcht vor irgend einem ein.
lagen hie unb ba, halb verftedt am Fuße eine hohen Berged , und beſchattet von dem bichten Blätterwerf der Fruchtbäume, unter denen Kaftaniens und Nußbäume am meiſten fich bemerfs
zelnen Demanli ober Arnauten, die Thaten ſeines Belben Sicher. nn Georg zu befingen anfing. Da war zu viel für den ſchlum impfe mernden Zorn bed hißigen Arnauten, ein Strom von Schimpfe
Dörfer
lich machten . So primitiv auch der Bau dieſer Dörfer war,
wörtern brach aus über Serbien und alle Serben, das Land der
cheinen fie toch ber Wohnfte des Friebend und des Glüde , und
Schweine und der ſchweineeſſenben Gjaure. Zum Glück ſchritt ich augenblicklich als Vermittler ein, ſonſt hätte dieſe übelberufene
der ganze Diftrict bot ein Bild ländlicher Schönheit, wie ich mich faum erinnere, es irgendwo in der europäiſchen Sürfei geſehen zu haben. Der Anblid ber gut gebauten, ſorgſam von Unfraur
Hochfläche abermals der Schauplaß eine
blutigen fanatiſchen
Kampfes werden können . 30 tabelte ben unpaſſenden Enthufiass mus meines Kiraibichi, unb muß es meinem Parduren zum Ruhm nachſagen, daß ein Wort ſeine Wuth zum Schweigen
gereinigten Felber mit den üppigſten Ernten lieferte reichlichen
Minarets ſchwach am Gorizont fich abhoben. Von hier aus lahen
Beweis für den unermüblichen Fleiß des Volfe. Die Dörfer waren verlaſſen , denn Weiber und Kinder jah man allenthalben mit Arbeiten außer dem Hauſe beſchäftigt. Unter dieſen war Die unermüdliche Baba bie hervorſtedenbfte Figur in ber lande ſchaft; hier war fte mit ihrem ewigen Spinnroden , der gelegent. lich gedreht wurde , um ihre Arbeit nicht unterbrechen zu lafſen , hing ihr Kind in einer Art Hamaf, und an einem lan gen Stüd wiegte fie ba@ſelbe ein, wenn ed unruhig wurde. Doch wird nicht allein geſponnen , ſondern auch gewoben und geiduneis
wir die bogenförmige Kette des bulgariſchen Balfan mit ſeinen
bert, denn die groben Wollenfleider, bie ihr Mann, fte ſelbſt
nadten Felſenjacken , die Stara Planina, ben Snegpol ( Schnees
und ihre Kinder tragen , find ganz von ihr ſelbſt gefertigt.
brachte.
Die Hochebene, auf der wir die Nacht zubrachten , führte den Namen Arnautefa Planina, unb von ihrer Höhe herab geo noffen wir eine prächtige Ausficht.
Die Morawa wand fich durd
eine Anzahl tiefer Soluchten , und breitete fich dann wieder in einem weiten Thal aud, bad bio Ledfovaz reichte, beſſen hobe
feld) und die Saura Planina, die eine fortlaufende Linie bis
Die Wieſen ber ichönen Thaler zeigten einen faſt norbijchen Ans
zum Jaffevag, dem Retagn und dem hohen Kapaonitberg an der Gränze Serbiens bilbeten . Auf der andern Seite in der Richa tung von Novibazar, Priftina unb Vrania lag ein Chaos von Bergen, über denen in weiter Ferne die Schneegipfel von Obers
blid, während in den Frucht- unb Weingarten und in den Rorne
albanien und Montenegro fich erhoben.
Erfriſcht durch eine gute Nachtruhe begannen wir unſern Hinabritt durch eine Bergſpalte im Bette eines Wildbachi, beſſen runde Steine ed unſern Pferden ſehr ſchwer madten, feften Fuß zu faſſen . Endlich gelangten wir an die Morawa, wo wir einen
felbern der Süden prangte ; es war in der That ein vollſtändis ge8 Arfabien , unb bot bei dem Mangel an Feubalichlöſſern ober ſonftigen Wohnungen reicher Leute ein wahre Bilb einer patriars
daliſden Gemeinde. Auch bemerfte ich mit Vergnügen, wie jeber Tropfen Waſſer aus den Bächen in Leiden geſammelt wurde, um 8 zur Bewäſſerung in der Sommerbürre zu beo nügen, und ſo roh fie angelegt waren, ſo entſprachen fie boch ihrem Zwed.
Han und eine hohe hölzerne Brücke fanden , die aber, wie um
Aus Localſagen und andern Umſtänden läßt fic ídließen ,
einen Feind aufzuhalten , in der Mitte abgebrochen war ; der Zwi.
bag fie feit unbenflichen Zeiten die ihnen von ihren Vatern ver
idenraum war nur durch Balfen und barauf gelegte Reijermellen
erbten Ländereien bauten, und obwohl ſte Jahrhunderte lang
aufgefüllt. Solche Brüden, deren wir auf dem Wege nach
durch die Erpreſſungen räuberiſcher Paidas und Spabi litten,
Leafovaß unb Vrania mehrere fanden , find au&nehmenb gefährs lich, unb namentlich eine, die aus einem einzigen Bogen von
To oft auch ihre Dörfer niedergebrannt, ihre Familien fortge trieben wurden, balb durch die räuberiſchen Einfälle ihrer Nach
außerordentlicher Höhe beſtand, war augenſcheinlich von hohem Alter. Inzwiſchen war bad Klettern über zerbrochene Brüden minder gefährlich als das Schwimmen über Flüſſe, die zu Wildftrömen angeſchwollen waren. Wir folgten indeß nicht den Ufern der Morawa; fondern zogen über Schlucht und Thal unb Berg gerade aus, mußten auch mehrmals, wo weder Brüde noch Boot zu finden war, unſere Pferde hinüberſchwimmen laſſen. War auch Dieſe Reiſeari ermüdenb, ſo brachte fte und doch raſch vorwärte,
barn, Der Spabis yon Bobnien und Albanien, bald durch die Truppen des Sultans, wenn fie fich ſeiner Regierung widers ſepten , ſo heilte doch der Friede bald wieder die durch den
und verſchaffte und den Anblid mancher prächtigen Ausſicht,
namentlich auf das reiche, herrliche Morawathal. Am Eingang von mehr als Ginem Defilé bemerkte id die Ruinen von Gebäuden , wahricheinlich befeſtigten Thürmen , und
nicht ſelten dieſelbe Art von gepflaſtertem Pferberreg, wie wir ihn bei Niſſa getroffen. Alles dieß wedt die Vermuthung , daß
Rampf geſchlagenen Wunden . Dazu halfen die Behörden immer jelbft wieber , denn der Staat braucht Steuern , Paidhad und Spahie wollen leben, und die Arbeit der geduldigen, ausbauerns
den Rajabe mußte die Mittel hiezu liefern .
Dabei hatten die
Rajahe einen höchft wirkſamen Verbündeten in den Baibufen der Berge, die ftet8 ihren nothleibenden Brüdern in den Niebes rungen ein Aſyl boten , bis ſie im Stande varen , mit ihren
Berrichern Friebe zu machen und ficher zu ihren ländlichen Are beiten zurückzukehren. Die Unficherheit des Beſtges und die Schwäche der Regierung find ſo groß, daß man fich über die leichte Bauart der Dörfer nicht verwundern darf, ſo wenig alb
dieſer Bergbiſtrict bon Obermöften einft ftark bewohnt und in den Händen eines Volfe war, bad ibn al militariſche Poſition
über den Mangel aller äußern Zeichen von Reichthum . Der einzige Beweis, daß ein Mann ſein Ausfommen beſikt, find zahl
zu ſchäßen wußte. In welcher Zeit mag dieß geweſen ſeyn ! Mieſenhafte Bäume, auf denen der Reif des Alters lag , waren
reiche Seerden und blühende Kornfelber.
unter den Ruinen hervorgewachſen , und zeigten Daß die Ver-
Bergen in der Nähe der Morawa umber gewandert, batten aber
heerung vor vielen Jahrhunderten geſchehen ſeyn mußte, unb nicht8 war hergeſtellt worden. A18 wir uns Ledfovaß näherten ,
weber Moſchee nod Kirde, weber Capelle noch Kreuz gejeben ,
wurbe bad Morawathal breiter, döner unb fruchtbarer.
Beber
der fleinen Zuflüſſe der Morama hatte ſein eigenes Thälchen,
Wir waren nun ſeit mehrern Tagen in dieſen Thälern und
das uns berfündet hätte, wir ſeyen nicht in einem heitnijden
Lande ; nur eine einzige Rajabkirche in der Nähe von Lebfobag machte eine Auênahme.
Dieſe Thatrade bebarf feinel Commens
403
tart. Wie widfürlich und lang anbauernb müſſen die linbulbjami: feit und Verfolgung der türkiſchen Herren geweſen ſeyn, daß dieſe armen Rajahe, mehrere Tauſend an der Zahl, nicht einmal den
geringften Schuppen für ihre Gottesverehrung zu errichten wag. ten, und wie ſehr müſſen wir die unwanbelbare Treue bewuns dern, mit der ffe an dem Glauben ihrer Våter hingen ! Sämmte liche Bewohner bieſes Bergbiftricte, mit Audnahme ber Arnauten zu Drfup und an den Ufern der Zopliza , unb einigen Tauſend
Eib ber Treue abgenommen, ſo wie ein feierliches Berſprechen , einander in Freud und Leib zu unterſtügen. Die Behauptung Des Amts hängt indeß von der Geſchicklichkeit dieſes Vorſtandes und von ſeiner Lauglichkeit in Behandlung der Geſchäfte ab, da er jeben Augenblick zu Gunſten eine andern, ber der öffentlichen Achtung mehr genießt, abgelegt werden fann.
Die Hütte ober
oft die Anzahl von Hütten, worin der Robichi-Baidi wohnt, ift häufig das Eigenthum der Gemeinde ; das Ganze iſt von einer
Lürfen in den feſten Städten Leskovaß unb Brania , Flub Sla.
ftarfen Paliſſadenreihe eingeſchloſſen, und enthält die Privatwobs
men von griechiſchem Ritud, Bulgaren und Serben, welche leßtere man hier allgemein unter bew . Namen Malcier fennt. Obwohl in dem Gharafter der beiden Stämme eine geriffe Merſchiedene heit zu bemerfen iſt, ſo haben fie doch viele Züge gemeinſam ,
nung des Häuptlinge und die Gerichtdhöfe, den Konat für die
Sitten und Gewohnheiten find ſehr ähnlich, die Sprache fafi dieſelbe, fo daß fte, beſondere ba fte Giner Kirche angehören, al8 Ein Volf betrachten werden fönnen.
Der Qulgare, ter hier etwas ron ter feurigen Natur der
Rabcier eingelogen hat, iſt beßhalb ein ganz anderes Weſen al8 Tein ſchüchterner Bruber im eigentlichen Bulgarien ; indeß bleibt
Aufnahme von auðgezeichneten Gäſten nebſt den Magazinen zur Aufbewahrung des Ueberſchuſſes der Erzeugniſſe, io wie bed Gels Des des ganzen Diſtricts. Früher geſtattete die türkiſche Regier rung dem Robichi.Baſchi eine bewaffnete Wache von einigen Momfie ober Panduren zu halten, um die Widerſpänſtigen nöthi. genfade zu zwingen , aber ſeit der Promulgation des Battiſcherif ift bieß Recht in Rajahs und türfiſchen Dörfern abgeſchafft, Doch wird es hier und in einigen andern, den räuberiſchen Beſuchen ber Arnauten ausgelegten Diſtricten von der Regierung unter
er ber ſeine Nation audzeichnenden Vorliebe für den Aderbau getreu , und ftete findet man ihn in irgend einer heimlichen Ede, welche Waſſer und Sonne, die zum Erfolg feiner ländlichen Arbeiten to nothwendig find, in Fülle bietet . Der Radcier ift befanntlich
der Band geſtattet.
von einem ftolzern Geficht&audbrud , ſeine şaltung iſt krieges
Gegenſtandes ,, der die Wohlfahrt der ganzen Gemeinde betrifft,
riſcher, er baut auch weniger Den Boben als der Bulgare, ſondern
eine Gfuptidina berufen werden , wo die Dorfvorſtände fich bei dem
Während des Kriego oder ſonſt in bringenden Fällen, wenn der Dichaal (bie Kriegeſteuer) erforderlich iſt, muß wegen Auf legung beſonderer Steuern oder irgend eines beſonderð wichtigen
beſchäftigt fich lieber mit Schafs und Hindviehzucht, tarum liebt
Kobidhi- Baſchi einfinden ; der Gegenſtand wird regelmäßig Debats
er die Hochfläche, wo er auch gegen die Raubzüge der Mode
tirt, unb ber Entſcheibung der Verſammlung unweigerlich von
Der Radcier nennt fich ein Olieb der großen jerbiſchen Familie, aber ſeine Aehnlichkeit in Körpergeſtalt und Ges fichtëzügen mit dem Albaneſen deutet darauf hin, daß er ein Mite telglied zwiſchen den alten JÜyriern und den ſpäter eingebruns genen ſlawiſchen Stämmen ift. Das erfennt man auch an den
Der ganzen Bevölkerung Folge geleiftet. Die patriarchaliſche Form der Regierung und der Föderalid mus der Dörfer paßt für einen gewiſſen 3nftand der Geſellſchaft unb namentlich für Bergbewohner außerordentlich; zugleich nährt lepterer einen republikaniſchen Geiſt, und wenn die Volkszahl
lems ficherer ift.
Piedmas (Liedern) ſeines Stammes, in denen die Şelbenthaten
irgend ftark genug iſt und die Berge hinreichenden Sđuß gee
der Väter bis in die Zeiten Philipp8 unb Aleranders hinauf
währen, ſo iſt ihr erſtes, ein Dberhaupt zu wählen und eine
gefeiert werden .
Stepublif zu gründen , obgleich fie dem allgemeinen Geſeß fich fügen und dem Sultan, al & dem Oberhaupt des Reiche, die
Die patriarchaliſche Form von Selbftregierung, welche den ſlawiſchen Stammen dieſer Provinzen ſo eigenthümlich iſt, bies
tet großes Intereſſe als ein Ueberreft des älteſten Regierungbe fyftems, das in einer Gemeinde, wo alle nur Ein Gewerbe treis
Steuern zahlen müffen. Wir haben ein auffallendes Beiſpiel hievon an Zagori in den Bergveften des Pindus, wo wir mitten in einem deſpotiſchen Reich eine Miniaturrrepublik finden.
Die
Auch bürfen wir nicht
Bewohner, eine gemiſchte Claſſe von Glawen, Griechen und Rus
vergeſſen, daß hier die Söhne fich ſelten von den Eltern trennen,
munen , zahlen die faiſerliche Steuer an den Sultan , und behaupe ten ſich im unbeſtritenen Befiß ihrer Bergheimath, fein feindlicher Domanli wagt es fie zu betreten , denn dort iſt feber Mann Sol. bat, und ſelbft die Frauen tragen ſtets Piftolen und Dolch im Gürtel. Ein ähnlicher Fall iſt es mit dem kleinen Staat von
ben, den Aderbau, gar nicht übel paßt.
wir finden hier Familien, ſo zahlreich, daß fie allein ein Rolo
( Dort) von 30 bis 40 Hütten bilden , von denen jebe den Taufnamen ihres Eigenthümers trägt. Wenn eine Familie zahlreich
genug iſt, um ein Dorf für fich zu bilden, ſo wird einer der Uelteften zum Vorſtand der Gemeinde gewählt ; ſein Geſchäft ift
Montenegro, deſſen Bevölkerung, obwohl kaum 100,000 Seelen
ed, nicht nur die täglichen Arbeiten, namentlich auf den Feldern,
ſtarf, ftet8 ihre Regierung, Gefeße und Gitten der ganzen Macht
ſondern auch bie häuslichen Beichäftigungen der Frauen auszutheilen.
Der Ottomaniſchen Pforte zum Iroß unberlegt bewahrt hat.
Er ſorgt für den Unterhalt der Armen und Kranfen , wird der Schlichter aller Streitigkeiten, und iſt zugleich der Patriarch ſeis
Gewiß hat dieß Syſtem von Selbſtregierung und die Vers einigung von Stämmen und Dörfern zu einem Bund weſentlich
Rajah in nes Stammes, der Banfier" und der Arzt, und in der Abweſen . dazu beigetragen, die Nationalität und Religion dereinzige Geſek einem Lande zu erhalten , wo Gewalt ſo lange bas
beit De8 Papa ließt er ſelbſt die Gebete der Kirche, zündet den Weihrauch an und ſpricht den Segen aus. Wenn mehrere Dörfer, um ihres gegenſeitigen Schußes willen , in einen Bund treten , ſo
Ihre eigenen geſellſchaftlichen Tugenden, die bei ihrem Verfehr unter einander genügend hervortreten , hatten dieſelbe
var.
wählen fte ein Oberhaupt, den Robichi-Baichi, deſſen Amt manchmal
Tendenz : fte find freigebig unter einander, gaſtfrei gegen Frembe,
vom Staate anerkannt iſt, und der dann das officielle Organ zwiſchen
mitleidig gegen Unglüdliche, und ſorgen ſowohl für
dem Paſcha unb bem Diftrict wird. An ſeinem kleinen sofe werden alle Angelegenheiten der Genoſſenſchaft, bürgerliche Gtreitig feiten, wie Griminalfälle, entſcheiben ; bie Vorſtande Der Dörfer werben jeine Stellvertreter, und den Mitgliedern jebes Stammet wird ein
Kindheit als für das geſchwächte Alter. Auch ift Müßiggang und Ausſchweifung, die in civilifirten Staaten ſo häufig zum Verbrechen führen , ausbrüdlich verboten ;
hülfloſe
wer in dieſer ober
einer andern Beziehung bie patriarchaliſchen Gefeße der Genoffen
404 ichaft verlegt, wirb audgeſtoßen , unb jelbft ber Baitul in den Gebirgen hält keine Genoſſenſchaft mit dem, welchen ſein Stamm
alé Cain gebrandmarkt hat.
Aber vielleicht der ſchönſte Zug im Charakter dieſes primis tiven Volfe iſt die ungeheuchelte Achtung für das hohe Alter. Wer die Laſt ron 60 Sommern getragen , iſt von jeder Steuer frei, und wenn er will, fann er den Reft ſeiner Tage in 11n. thätigkeit zubringen, da der Herb eines jeden Stammeegenoſſen für ihn eine Heimath iſt, man bittet ihr um ſeinen Segen, Alt und Jung betrachtet ihn mit Ehrfurcht, al8 einen Mann, ber dem Ende feiner irbiſchen Pilgerſchaft nahe ift.
ben lo
hatte ich mehrfache Gelegenheit Zeuge zu ſeyn von der Höflich .
fie gerade auß der Münze . Der Turban Der Baba felbſt und Das Haar der jungen Mädchen war verſchwenderiſch mit åbns lichen ſchönen Münzen berziert, unter denen ich venetianiſche Zecs chinen bemerfte. Wenn man bedenft, wie oft die Dörfer dieſer armen Leute geplündert und verbrannt, die Einwohner nieders gemacht oder in Sflaverei geführt wurden, ſo muß man ftaunen
über die Geſchidlichkeit, mit der ſie ihren Reichthum retreten . Dieſe Haudgötter werden wie Amulette verehrt, welche fie in der Stunde der Gefahr gegen Unglück ſchüßen ſollen, und darum ftete an einen ſo fichern Ort gebracht, daß bie jeßt alle Bes mühungen ihrer räuberiſchen Feinde, der Lürfen, nicht im Stande waren, den Verſtedt zu entdeden.
feit dieſes Volfe gegen Frembe. Aechte Gaſtfreundſchaft iſt ihm
Wenn der Fremde kommt, ſo erſcheint die Baba mit einer
ein Vergnügen und eine Pflicht, und ich fann nicht danfbar
Silberplatte, auf welcher ein Glas Waſſer und in einer Scale etwas Zuckerwerf ich befindet. Dieſe bietet fte dem Gaſt an
genug von der Freundlichkeit reben , die ich auf meiner Reiſe in den Thälern wie auf den Berghöhen erfuhr, nicht aus Rúds ficht auf meinen Firman , noch weniger in der Hoffnung auf die
Entſchädigung, die ich ihnen für die gehabte Mühe zufommen Georgh brauchte nur in einem Dorfe die Ankunft des Ingleffi.Reiſenden zu verfünden , und ich war ficher eine Einladung zu erhalten. In jebem Dorfe, rey es ein türkiſches oter ſlawiſches, findet ſich ein Han zur Aufnahme von Reiſen . Taſſen mochte.
den, wo man faſt gewiß Brob, Wein und Rafi , ſo wie eine
Bank zur Ruhe erhält ; dafür muß man zablen , aber immer nur ganz unbedeutend ; wird aber der Reiſende in das Haus des Robichi- Baichi eingeladen, unb ed iſt nicht gerade Fafttag , ſo wird ein fettes Ralb ober Lamm geſchlachtet, und alles geſchieht, um fich gegen den fremben achtungevol zu erweiſen.
3d will nur eine von bieſen Feſtlichfeiten bei einer wohl
habenden Familie zu Romorava, wo wir die Nacht vor unſerer Ankunft zu Vrania zubrachten , beſchreiben , ba fie durchaus nicht von dem abweicht, was man ſonſt dem Fremben anbietet, außer daß dieß ein großer Galatag war. Zuerſt fommt der Robichis Baſchi und ſeine Stellvertreter, bie Kelteſten der Dörfer -- nach dem ſie eine ausgeſuchte Toilette gemacht, ihre reichgeſtidten Hemden, Jaden und Schalmare, ſo wie Sandalen mit rothen -
Bandern angezogen und Müßen auß Lammfellen aufgeſeßt — nach dem Han , des Reijenben , und laben ihn ein ſeine Wohnung im Konat der Gemeinde zu nehmen , während die hübſche Baba zu
zum Zeichen des Willkomm8, und wenn dieſer im Hauſe ſeines Gaſtwirths gegeſſen und getrunken hat , iſt er gleichſam ein Olieb der Familie, deſſen Perſon und Eigentbum auf jede Gefahr bin
gcichüßt werden muß.
Iſt dieſe Ceremonie rorüber, ſo wird
Kaffee in goldenen oberfilbernen Schalen mit Filigran- Unters
taſſen nebſt dem Tichibuk gereicht, den der Reiſende in Geſellſchaft
des Gaſtwirths und ſeiner Freunde nimmt. Ebe das Mahl aufs getragen wird, treten die Baba und ihre Mädchen ins Empfangs zimmer, und bringen Waſſer und Handtücher, damit die Be. ſuchenden die Hände waſchen . Die Herrin des Hauſes leiſtet aus Höflichkeit dieſen Dienſt dem Fremden.
Dann folgt das Mahl,
das oft io vortrefflich bereitet iſt, daß es auch ten Weſteuropäer zuſagt : es beſteht gewöhnlich lau , in Weinblättern gefochtem und gebratenem das aus den Erzeugniſſen der Milchfammer und
einem verwöbn aus einem Pils Fleiſch, Confect , des Bienenbau
jeb gefertigt iſt, aus friſchen, eingemachten oder getrockneten Früch ten, und unwandelbar aus Dliven . Jede Schüſſel wird beſonders aufgetragen, ſo daß das Mahl eine bedeutende Zeit hinweg nimmt. Kleine Tijdhe und niedrige Stühle zeigen die Annabe rung an europäiſche Gebrauche, und find eine große Erholung gegen den Gebrauch mit gefreuzten Beinen bei einem der un endlichen Mahle eines Démanli zu figen . Während des Mahlo wird der Wein in einem filbernen Becher credenzt, der oft ſchon gefaßt iſt, und unter einem allgemeinen „ Nastravi“ von einem zum
Hauſe eine große Arbeit auf dem Salſe hat : fie muß nicht nur
andern um den Tiſch herumgeht. Am Schluſſe des Feſtes ichies
das Feſt zurichten , ſondern auch ſelbt mit ihren Mäbchen in
Ben die Gäſte zu Ehren des Kodídhi- Baſchi und ſeines Mahl8 ihre Gewehre ab, der einzige Danf, den er für ſo viele Gaſts
großer Gala erſcheinen. Die Schafbeerbe, die Milchkammer und Der Bienenſtoc müſſen herhalten, um ein Mahl zu liefern , wie
freundſchaft und Mübe erwartet . ( Schluß folgt.)
ed des Gaſtel eines ganzen Stammes würbig iſt. Die groben wollenen Kleiber der Werftags werden bei Seite gelegt , und
Miscellen.
durch andere foſtbare, die fie von ihren Voreltern geerbt haben,
Coccus Fabá. In der Londoner entomologiſchen Geſellſchaft
erſeßt. Sie erſcheint in einer blau und rothſeidenen , mit Pelz belegten uud mit Golb geſtickten Jade, deren weite Aermel ihren wohlgeformten Arm en :hüllen ; das Leibchen , die Schalwars und die Tunica ſind alle mit Gold geſtidt, und der Gürtel hat ſehr große Schnallen , oft vom feinſten Gold, reich gefaßt und von
legte der Präſident, ør. Weſtwood, Proben eines neuen Godhenille: Inſects vor, das eine ſehr glänzende Farbe liefern ſoll .
Es führt den Namen
Coccus Fabå , weil es fich von der gewöhnlichen Bohne náhrt. Sein Anbau im ſüdlichen Franfreid hat bereito in großem Umfang begonnen, und ſcheint eine reiche Quelle des Erwerbs werden zu wollen . (Athen.
der ausgeſuchteſten Arbeit. Die Braceletten, welche unſere ſchöne Baba bei dieſer Gelegenheit rrug, waren von ſo reinem Metall
17 April.)
und ſo zart gearbeitet, daß die vornehmſte Dame in Europa ihren
fåftothätigkeit in England die Auswanderung erzeugt, kann man aus einem neuliden für das Unterhaus gedructen Bericht erſehen, dem zus folge in den leßten fünf Jahren 7129 Schiffe mit 1,494,044 Audwan :
Arm damit hätte ichmüden können. Das Haláband war, wenigs
ſtene in den Augen eine Alterthumbforſcherë, unſchäßbar, denn es beſtan ) aus Goldmünzen verſchiedener Zeiten , hauptſächlich von
Philipp und Alerander von Macedonien, und ſo friſch als kämen Verlag ber 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
.
A udwandererſdiffe in England. Welche ungeheure Ge :
derer abſegelten. Davon ſcheiterten 44 Sdiffe, wodurch 1043 Meniden
das Leben verloren . (Shipp. Gaz. 21 April.) Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d . Widenmann .
Das Ausla A n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ur. 102.
26 April 1852.
Beitbetrachtungen
deutſchen und ungariſchen Angelegenheiten mannichfach unbequem , doch ließ man fte im Ganzen unangetaſtet, und erſt Prinz lubs
Gine intereſſante und höchſt darafteriſtiſche, wenn auch an
wig Napoleon tritt entſchieden , ſelbft mit Härte, gegen fte auf.
fich nicht eben bedeutende Erſcheinung iſt die Petition einer Ana
Wenn Belgien auf rufftiches Begehren die in ſeinem Dienſte
zahl Polen an den ruſſtſchen Kaiſer um Wiederaufnahme in das
aufgenommenen Polen entläßt, jo fann man dieß aus der zwis
Reich. 68 bildet die kleine Ereigniß gleichſam ben Abſchluß einer ſeit ſechzig Jahren, bald ſpufhaft, balb greifbar, bald
ſchen den Großmachten eingezwangten Lage erflären, von Seite des Präſidenten der franzöſiſchen Republik ift es eine ſelbftftans
thätig, bald leibend auftretenden europäiſchen Revolutionspartei,
bige Handlung, herrorgegangen entweder auß berechneter Deferenz
die ideinbar Gin Ziel, die Zerſtörung der jepigen Regierungen Europa's, in Wahrheit aber möglichſt geſpaltene Intereſſen ver-
gegen Rußland oder aus allgemeinem Mißtrauen gegen ihre Tens benzen. Kurz, für die politiſche Thätigkeit, für die Plane und Hoffnungen der Polen iſt ihrer eigenen Ueberzeugung nach vors erft jebe Ausſicht abgeichnitten , und man fann es nur ald folge
folgte, eine Partei, die oft das Werkzeug politiſcher Intriguen, noch öfter der Sündenbod geweſen. In dieſer Partei haben ſeit zwanzig Jahren die nach der Revolution des Jahres 1831 aug.
richtig anſehen , wenn fle fich endlich an da$ ftammverwandte
gewanderten Polen eine Hauptrolle geſpielt, und nur am Schluſſe
Rußland wenden .
bem raſch aufgeſtiegenen Meteor Koſſuths den erſten Nang
die aus einer vielhundertjährigen Geſchichte und gänzlich verſchies
abgetreten. Mazzini hat mit ſeiner ausſchließlichen Richtung auf
denem Bildungogang entſproſſene und tiefgewurzelte Abneigung audgeglichen ift, mag eine ganz andere Frage feyn. Hier fteht nur der Saf feſt, daß der unruhige Theil der Emigration, der
3talien ſtets nur die zweite Rolle geſpielt, Lebru Rollin bloß ſeinen Namen hergegeben, die Deutſchen , namentlich in den legten
Jahren, ftet8 nur als Schildfnappen und verlorene Poften gebient. Eine wirklich politiſche Rolle haben bloß die Polen geſpielt, nicht in Frankreich und Belgien ſelbſt, wo die nationale Politik zu
feſtgeſchloſſener Art iſt, um einzelnen fremden, wie auch immer begabten Leuten eine leitende Gewalt zu überlaſſen , wohl aber in Italien, in Ungarn und in der Lürfei. Welche Rolle die Polen in Deutſchland und Ungarn geſpielt, iſt in deutlicher Erinnes rung : eß galt für fie den Sturz der preußiſchen und öſterreichis
Db die Polen al8 Nation eben ſo benfen , ob
ſich ſeit 20 Jahren bemüht hat, durch Krieg oder Revolution
eine Verwirrung berbeizuführen, bei der ihre Nation gelegentlich wie ein Phönir aus der Aſche hervorgeben könnte, endlich mit aler Gewalt zur Nüchternhett und dadurch zum Aufgeben ihres bisherigen Treibens gezwungen worden iſt. Wir erachten eß ale feine der unbebeutenbften Folgen des in Paris gefallenen Staateftreiche, daß er bem Gdredbild einer europäiſchen Revolutionspartei ein Enbe gemacht, und daß auch
iden Regiernng, die, Grben des alten Raube von Polen, durch die Verhältniſſe genöthigt waren, an der Niederhaltung der Pos len fort und fort mitzuarbeiten . Eingreifender, wenn gleich min. Der klar iſt ihre Shätigkeit in der Lürfei und ſelbſt in Griechens
England zu gleicher Zeit die officielle Benüßung dieſe8 Schred . geſpenſte beſeitigt hat. Die einzelnen Länder haben es alſo nur
lanb geweſen ; fte arbeiteten dort, wie es ſcheint, theil& in eng
ſcher oder verblendeter Menſchen , die, weil nicht alles nach ihrem Kopfe ging, gern das Unterfte zu oberft gefehrt hätten . Db aber baburch, daß dieſe luftigen Anſchläge und Hoffnungen , die
noch mit fich felbft zu thun, und die allgemeine Politik iſt wies
der Sache der Regierungen, nicht mehr die einer Schaar fanati
liſchem , theile in franzöftſchem Intereſſe an der Erwedung eines ſlawiſchen , Rußland abgeneigten Geiftes, und einer derſelben hatte ſich durch ſeine Verbindungen unter den ſlawiſchen Stämmen ein ſolches Anſehen zu Konftantinopel erworben, daß vor zwei Jah ren ber rufftiche Geſandte die fategoriſche Forderung ſeiner Aus weiſung geftellt haben ſoll. Da er ſich weder auf franzöflichen, noch auf engliſchen Schuß berufen fonnte, ſo hatte er, um der Audweiſung zu entgehen, nur Ein Mittel, nämlich Moblem zu werben, wodurch er freilich auch 048 Sutrauen der chriftlichen Rajahs größtentheils verſcherzte und für die Ruſſen unſchädlich wurde. In Frankreich hatte man fte unter Ludwig Philipp ehren balber ziemlich freundlich gehalten, auch wohl ihre Dienſte in
rrir ſehr bezweifeln.
der Jürfei benübt, während der Republik traten fie in ben gin
berdhäftigt, über die Lage der, andern gibt der Ejal som 10 April eine traurige Sdilderung in einem Brief aus Paris,
tergrund, wurden auch durch ihre Theilnahme an den italieniſchen ,
oft auf eine ſehr tabelnemerthe Weiſe felbft von Regierungen ges nährt wurden , vernichtet wurden und in Vergeſſenheit, ja in Ver achtung verfallen , die Sachen in Europa viel beſſer fleben , möchten
Wenn Hr. Leon Vidal (im Bulletin de
Paris) fich vernehmen läßt, daß die Mächte Europa's ein volles Intereſſe an einer ftarfen , militariſchen , und ſomit monardiſchen Regierung in Frankreich hätten, und die Lection, welche ihnen
Das Jahr 1848 gegeben , nicht vergeſſen würden“, ſo gebt er · Aber feineswego alle, nicht einmal die Mehrzahl, waten in diejer Art
worden ,
406
eben , wie die revolutionären Parteien vor ihm , von dem Ges Danfen aue, daß Franfreid der Mittelpunft von Europa ieb , und ſeine Bewegungen die des übrigen Europa beſtimmten , ein ftarfer Irrthum, denn wenn auch im 3. 1848 Franfreich zu den großen Bewegungen den zufälligen Anſtoß gab, ſo griffen toch bieſe Bewegungen in Gphären über, die mit Franfreich nicht das
entferntefte zu thun hatten , und welche die Aufmerkſamkeit der Mächte in reit höberem Grade in Anſpruch nahmen , als der Verlauf der franzöſiſchen Republik, ben, mit wenigen vereinzelten Auenahmen , ſelbſt die Bevölferungen in Deutſchland mit merfs würdiger Gleichgültigkeit verfolgten. Die Mächte ſind im 3. 1830,
ald die alten Bourbonen verjagt wurden, im 3. 1848, als die Republik ausgerufen wurde , nicht eingeſchritten , und werden
Soon
eine ſolche Religion in blühendem Zuſtande beſtehen zn laffen. Der Rajab hat deßhalb jeit unbenflicher Zeit alle Demütbigungen und Beleidigungen erfahren, die mohammebanijder Fanati@mus nur immer zufügen fann .
Und dieß find nicht bloß hiſtoriſche
Grinnerungen, ſondern ich habe auf meinem Weg durch mehrere Städte, wie Ledfovaß , Vrania u. 1. w. die Kirchen der Rajahe theild halb zerſtört, theile niedergebrannt gefunden . Troß der Reformen des Sultans iſt immer noch nur allzu vielen Klagen hinſichtlich der Religion nicht abgeholfen. Der Rajab fann ohne einen beſondern Firman ded Diwrang Kirchen und Klöſter rreber errichten , noch herſtellen, und wenn nach mehrjährigem Bitten endlich die Erlaubniß erfolgt, ſo wird eine unmäßige Summe Dafür begehrt. Auch legt die Regierung ben Rajabe im Namen
auch , wenn das Raiſerthum , deſſen legitimität zu beweiſen man
des Patriarchen von Konſtantinopel eine idwere Steuer von
fich jeßt ſo viele Mühe gibt, audgerufen wird, nicht einſchreiten , feine wege al8 ob fie dieſe Veränderungen gern geſehen hätten oder ſehen würden, ſondern weil der allgemeine Zuſtand Europa'8
jebem Herde auf, zur Unterhaltung der höhern Geiſtlichkeit der
en laogriechiſchen Kirche,
den Ausbruch eine Kriegs zum getragteſten Würfelſpiel macht. Ganz günftig ftehen auswärte die Aſpecten für das erblide
Kaiſerthum nicht; indeß ſcheint der Präfident ſelbſt nicht mehr ganz frei, ob er es dahin kommen laſſen rid oder nicht. Das Kaiſerthum , mag eß nun am 10 Mai ober am Napoleondtag, den 15 Auguſt, kommen , wird an der Lage Europa's nicht das mindeſte åndern , und Beſorgniß erregt es nur in ſo weit, als die damit verbundenen Gelüfte den mühſam erhaltenen Status quo bedroben .
und behält fich dad Recht vor, die Biſchöfe
für gewiſſe Diſtricte zu ernennen ; was die Sache noch ſchlimmer macht, iſt der Umſtand, daß dieſe geiſtlichen Würden von den D manli an den Meiſtbietenden verkauft werden. Man nimmt an, daß die politiſchen Anſichten dieſer geiftlichen Würbenträger
r hefuftete
der Regierung günſtig find, und da fie unwanbelbar zu den
Fanarioten gehören, welche Sprache. Sitten und Gewohnheiten der ſlawiſchen Unterthanen des Sultang nicht fennen , ſo find
dieſe Ernennungen ſtets den Wünſchen des Volfe entgegen, deſſen Geiftlichfeit fie zu leiten berufen find.
Ich habe mehr als einen
radicalen Serben erflaren hören, fle leyen wenig beſſer als Spione ( Fortſepung folgt.)
der Regierung. Indeß üben fle eine große Gewalt über die
Heiſen in der europäiſchen Türkei.
untere Geiſtlichkeit aué, die, meiſt ſehr unvollfommen gebildet und mit der Welt unbefannt, leicht dem Gebot ihrer Obern fida fügt. Außer der obigen Steuer trägt der Rajah auch noch den
bet mö fien. Unterhalt der niedern Geiſtlichkeit, und fteuert zu dem der Klo
3. Neiſe von Drtup nad Brania.
fter bei. Ades dieß thun file willig, denn fie find ein religioſed Volf, und niemand, wie arm er auch jet, wird ſein Scherflein Mit Auồnahme ſolcher Gelegenheiten oder zu Ehren eines zum Unterhalt der Kirche verweigern. Heiligen ober an einem Kirchenfeſt ift die Nahrung dieſes Volfe Wenn man Leafovaß verläßt, jo fieht man Obermöften in außerordentlich einfach , unb. fte vergeſſen nie vor dem Eſſen und all ſeiner Großartigfeit ; ungeheure Berge, hier bio zum Gipfel Irinfen das Zeichen des Kreuzeß zu machen. Dieß thun fie ſo. mit Waldbäumen bededt, bort fahl und zerriffen, erheben ihre ſchnell und auf eine von den Gebräuchen ber lateiniſchen Kirche Gipfel, die, als wir durchzogen, von dem Morgen nebel noch ver ſo abweichende Art, daß ich endlich von meinen ungeſchichten Bes ſchleiert waren . Unſer Weg führte durch das liebliche Morawa. mühungen fie nachzuahmen , in Verzweiflung abſtehen mußte, thal, das ung nach Vrania brachte , dem Siß eine& Paidha. und mich darauf beſchränkte, um Segen für die Nahrung zu Vrania, dal am Fuße einer dönen , mit Weingarten , Tabats, (Schluß.)
beten , was ſtet8 zu allerhand fragen über die Aechtheit meines
Chriſtenglaubens und die religiöſen Meinungen der Engländer Veranlaſſung gab. Alle meine Erfahrungen unter dieien Mits gliedern der griechiſchen Kirche, von welchem Stamm und welcher Nationalität fie auch ſeyn mochten , überzeugten mich von dem tiefen ab, den ſelbſt diese einfachen Bergbewohner gegen die lateiniſche Kirche begen, und dieſen bab hegen auch die Lateiner
Maids und Kornfeldern bebedien Hügelfette liegt, fab mit ſeinem zierlichen Rioef bed Paida, deflen große Verantah roh und weiß bemalt war, ſeinen zahlreichen Moſcheen mit ihren ſchlanfen
Minarets äußerſt maleriſch und anziehend auð ; auch hat es den
Vortheil von der Morawa beſpült zu ſeyn , die auch hier eine
Wir können über den Baß der Mohammebaner gegen alle
bedeutende Curve bildet und ein auøgedehnte8 Thal befruchtet. Die Stadt, das Tranupara der Alten, hat 6 bis 7000 Einwohner. Die Reſte einer chriftlichen Kirche ftoßen an deo Biſchofs Wohs nung, beide aber find faſt in Ruinen, da fie während des leßten Aufftandes der moblemitiſchen Rebellen von Booniern und Albas
Andereglăubige nicht erſtaunt ſenn, da die Feindebliebe nicht in
niern geplündert und verbrannt wurden . Der von den Arnauten
ihrem Moralcoder fteht als eine Pflicht, die allen andern vor. geht, und dieſer fanatiſche Berfolgungseifer bildet die große Schwierigkeit in der Verwaltung dieſer Provinzen, die wo mög. lich überwunden werden muß, denn fte untergråbt langſam aber
bewobnte Theil der Stadt hat fünf ſchöne Brunnen, und icheint
Unglüdlicherweiſe iſt der
Gpahio nebſt ihren Glane, bie fich eben rüſteten um ind Feld
D &manli in ſeinen religiöſen Gefinnungen , in ſeiner Verachtung
zu ziehen, da der Paſcha Nachricht aus Boonien und Albanien
eines Glaubens, den er als gößenbieneriſch betrachtet, wenig ver .
erhalten hatte, daß die Moslems berſdiebener Diſtricte abermale
ändert , und hält es für eine Sünde gegen Gott und Menſchen .
in Waffen ſeyen, um ihr Glüd in einem zweiten Feldzug gegen
gegen die griechiſche in nicht geringerem Grabe, wag man dem
Einfluß, der beiderſeitigen Religionslehrer zuſchreiben muß.
ficher die Herrſchaft des Sultang.
überhaupt in blühenderem Zuſtand als das Hajahquartier, daß noch bie Spuren des verbeerenden Beſuche der Räuber zeigt.
Die Stadt war gerade angefüllt mit Bewaffneten, Beys unb
nossa
407
die Regierung zu verſuchen . Mit einiger Mühe bahnten wir und einen Weg durch das Gebränge,der wilben Krieger nach deb Paſcha'd Riosf, und da natürlich die Erſcheinung eines Franken
coon
nicht wenig Aufmerkſamfeit erregte, ſo wurde mein Panbur
liſchen Vaſallen an, ber ſehr geneigt iſt, gegen Englands Macht zu rebelliren . Die Nemfohi ( Defterreicher ) bezeichnen fte als eine ſchweineefſende, bierverſchlingenbe Nation, welche ihre Schlachten und Schiffe durch andere chlagen und bemannen läßt, nämlid
auf allen Seiten nach der Heimath der Meiſenden ausgefragt.
Durch Slawen und Magharen , welche leßtere namentlich fle ale
Dichoco, ter Pandur, bei dem ich ſehr zu Gnaden gekommen
ein tapferes Volf ſehr achten.
war, ſäumte nicht ſeinen Effendi in glänzenden Farben zu malen,
Holland und andere Länder Italiene betrifft, ſo iſt ihre geogra.
und balb wußte man unter den entfernteſten Gruppen , daß ein Ingleski unter ihnen ſeh ; als wir nun am Kiosk ankamen , war der geräumige vor demſelben liegende Armeiban mit einer neu .
meinen Freunden die ungeheuren Beftßungen Englanbe in Indien,
Det
gierigen Menge angefüllt. Der Lärmen und das Gebränge zogen die Aufmerkſamkeit des Paſcha'ß auf fich, und ein großer Kreis von Bens, Spahis, bürgerlichen und militariſchen Beamten ſammelte fich auf der weiten Fläche unter der Verandah ; der Paida ichidte eine Pane
Was Preußen , Spanien , Italien,
phiſche Renntniß allerdings ausnehmenb beſchränkt.
Wenn idi
die Colonien in allen Welttheilen , die Hunderte von Millionen Menſchen , die Englands Herrſchaft anerkennen , ſchilderte, dann
ſprachen fte mit großer Gelbftgefälligfeit von dem ungeheuren Gebiet des Pabiſchah aller Padiſchahe, des Sultans, der als ober .
burenwache ab, um den Weg frei zu machen und ich wurde eine
fter Herr in Aften , Afrifa und Europa anerkannt ſeg, deſſen Millionen ton Unterthanen nur durch die Englanbe übertroffen würben , und ſchloffen bamit, daß es nur drei große Reiche in
Treppe hinaufgeführt vor die türkiſchen Würbeträger. Wenn es
der Welt gebe, die Türkei, England und Rußland.
noch eines Beweiſed bedürfte, wie hoch dieſe, ſo wie das Volf, ſelbſt in dieſer entlegenen von allem Verkehr mit der großen Welt abgeſchiedenen Stadt, England achten , ſo würde der freundliche Gme pfang, der mir vom Paſcha und ſeinen Beamten zu Theil wurde, und die herzlichen Begrüßungen des Volfe den Beweis liefern . Huſſein , Paída von Vrania, lub mich zu einem reichlichen Mahl ein, wo ich ſeinen Bruder Weli Bey fand, der ein wenig idlechteo 3talieniſch ſprach. Beide ſchrieben in mein Saidhenbuch einige Sentenzen al& Compliment für mich und als Ausbruct ihrer
hohen Achtung für mein Geburteland ; bagegen ſchrieb ich in ihre Albums einige Zeilen voll guter Wünſche für den Sultan unb bie Wohlfahrt del Reichs , forrie einen Au&brud ber Grfennt. lichkeit für die freundliche Aufnahme.
Kuffein Paſcha hatte beſchloſſen, daß ſein Bruber Weli Bey
mit mehreren anbern vornehmen Bens aus ſeinem Paſchalik ins . Innere von Bodnion vorrüden , und hier von den Behörden fichere
Nachricht über die Plane und Bewegungen der Rebellen einzies ben ſolle. Der Baſda erlaubte mir fte zu begleiten. Der Sag nach meiner Ankunft zu Vrania war zur Abreiſe ſchon beſtimmt geweſen , und ich verlor deßhalb keine Zeit mir ein Pferd zu faux fen , denn da dieſe türfiſchen Dfficiere vortrefflich beritten waren ,
jo hätten Georgh'8 Bferbe pidy neben den Sdlachtroffen meiner Gefährten ſchlecht ausgenommen ; mein neuerkauftes Pferd aber, das ich von einem ſpaniſchen Juben um etwa 6 Pfb. St. eins handelte, mogu noch ein türkiſcher Sattel und Baum mitgegeben murben, fonnte fich don neben ber caracolirenden Geſellſchaft
Da der Riool del Paſcha boll war, wurde ich bei dem gries ! zeigen. Meinen Kiraibichi Georgy, der feine Luft hatte, ſeine fäm . chiſchen Bidof einquartiert, ber mich, obgleich einen aufgenöthigten Gaft, doch mit Freundlichkeit empfing. Leider war die Kirche mige Perſon den ungläubigen Gurgelſchneidern Bosnien8 auga. völlig zerſtört und von de8 Bildhofs Wohnung nur zwei ober zufeßen, ſchickte ich nach Priøren, daß er dort meiner Anfunft drei Zimmer der Verherrung entgangen. Dieſe ward verübt Durch die fanatiſchen Anhänger eine tollen Derwiſchet, der fich
Padiſdah . von Rumelien nannte, vom ganzen Lande bis auf wenige Tagreifen von Konftantinopel Contributtonen erhob, bir
Dmer Paſcha ſein Heer zerſtreute und ihn gefangen nahm. So
barre ; mit rrahrem Bebauern aber trennte ich mich von meinem
treuen Pandur Dichoco, der vom Paída von Niſſa nur Befehl hatte mich nach Vrania zu begleiten ; der arme Burſche verließ
mich nur mit großem Widerſtreben , und bot mir an, zu beſers tiren, und mich nach England zu begleiten , wenn ich es geftatte.
brachte meine Zeit in der zerftorten Wohnung. Deo Biſchofe weit
angenehmer, als in dem hübſchen Kiosk des Paſcha zu, denn ich traf hier einen Italiener, Signor Dimitrh, der die Stelle eines
Arzte in einem der türkiſchen Regimenter zu Vrania einnahm . Die Geſellſchaft biejed Manne& war mir äußerſt angenehm, denn
Der Wanderer, der in dieſen Provinzen herumzieht, ſchäßt den
Centralaften
und die Dauptbergketten im chineſiſchen Gebiet. (Aus dem ruffiſchen Journal des Miniſt. der Volkbauftlärung. Februar 1962 ) Befannt find die unterſdeibenden Eigenthümlichkeiten der wellichen und öftlichen Hälfte der alten Welt. Während im Weften die Bildung von den Ufern des Nil nada dem blühenden Griechenland, von daripada
Werth eine8 civilifirten Europäert, mit dem er ſeine Ideen augs
Rom und endlid ins úbrige Europa vordrang. blieb ſie im Drient
tauſchen kann, um ſo höher, je ſeltener ihm bieß Vergnügen zu Sheil wird. Die Mohammebaner dieſer Provinzen, meiſt ſlawis ſcher oder albanefiider Abfunft, find ein warmherziges Volf, von dem man , renn fle die Pflichten der Gaſtfreundſchaft erfüls len, mit Köflichkeiten überhäuft wird, aber fte wiffen von der großen Welt durchaus nichte . Kaum findet fich einer, ſelbſt uns ter den unterrichteten Clafſen , wie Mullahs und Radid, welcher nicht die , ausſchweifendſten Begriffe von England8. Macht und
Jahrtauſende lang ein Erbtheil China's ; während dort die ewige Gähs rung der Zbeen herrſchte , wedſeln hier die einmal gefaßten Anfchten nicht ſo leidt. Ebenſo finden wir dieſen unterſcheidenden Gharafterzug felbft in der Oberflade der beiden Hälften des Feſtlande8, gleidh als hätte die Natur hier für die Menſchen ein verídiedenes Leben vorbereitet. Während im Weften Berge und Flüſſe oft auf unbedeutenden Streden alle möglichen Richtungen annehmen , können wir nicht umhin'im
nichts gegen das, w98 England Durch ſeine Maſchinerie bewirfen kann, den Iransport ganzer Armeen und das Abtragen von Bergen
Süden. Während der Weften , mit Ausnahme die Auftlarung noch nicht eingedrungen , ganz von Meeren und Meers
halten ſie für Geſchäfte jedes Tages, furz wir brauchen ihrer Anficht nach nur einen hinreichend ftarfen Hebel um die ganze Welt au8 ben Angeln zu heben. Dad arme Frankreich ſehen fte als einen enge
des feften Landes über die belebende Kraft des Waſſero vor, und wie als Pendant , jngleid aber aud zu einem entgegengeſeßten Zwed, treffen
Drient die Giaförmigfest zu bemerkens in Sibirien laufen alle Flüfte 19
Often, in Indien nach Reichthum hegt. Die Wunder ber arabiſchen Feenmährchen ſind nachNorden, in ben dinefaf enBefigungen nachCentralafrifa's, wohin .
buſen burdfyn itten:ift, lágtrim Die die zuſammenhangende Maffe wir flatt eines Mittelmeers hier die großen Sandfteppen Centralaftens.
408
sosovo
Unſere Geographen verſtehen gewöhnlich unter dem Namen Mittel:
ſchreiben , vielleicht auch ward der urſprüngliche Boden der Mongolei
afien alle die Lånder , welche jept unter chineſiſcher Herrſchaft ftehen,
durch den Sturz von Bergen einige Fuß tief mit Geröll überſchüttet.
D. h. die ehemalige Djungarei mit dem öflichen oder dinefiſchen Tur: feftan, die Mongolei und Mandſchurei. In dieſem Fall muß man die Benennung Mittelafien von der Benennung Centralaſien unterſcheiden ; wird aber erſtere nur in ethnographiſcher Beziehung genommen , ſo hält es auch hier eine ſtrenge Kritif nicht aus, weil außerhalb dieſer Gráns
Da Auge des Reiſenden bewerkt nicht ohne Erſtaunen , daß die Bergs
zen in Sibirien und ſelbſt in Rußland mandſchuriſche und mongoliſche
fie ſcheint nur zur Zerſtörung hinzufreben. In alten di ineſiſchen Geſchich.
Stämme auf einem weiten Raum zerſtreut ſind , der türfiſde Stamm aber fich weit nach Weſten verbreitet hat. Wenn man vollende die
ten wird erwähnt, daß im ſüdlichen Theile Turfeſtane, öſtlich von Chotan, Städte waren und verſchiedene Stämme lebten , alles dag ift ießt ver : ſchwunden und unter dem Sande begraben ; viele Flüſſe und Seen,
Nehnlichkeit ihres geographiſchen Baues übertragen will, ſo hat dieß gar feinen Sinn mehr, denn die Mongolei hat nicht die mindeſte Aehnlich.
welche die frühern ruſſiſchen Miſſionen auf ihrem Wege trafen , befiehen
feit mit den Gobiſteppen, die im Süden daran liegen, und die Obers filade von Turfeſtan hat nichts gemein mit der Mandídurei. Van muß
beginnt im Nordoſten am See Kulun und erſtredt fich im Südweſten
alſo die Benennung Centralaſien als beſondere charafteriſtiſch nur in gewiſſen Gränzen annehmen . Wenn wir von der Hauptfette des Altai, die ſich vom Zaiſan : Nor nach SD erſtredt, oſtwärts uns wenden jen: ſeits der Berge Tannu: ola, und an der Haupthöhe des Changai bei den
höhen nicht ſelten wie mit der Waſſerwage abgeſchnitten erſcheinen.
Dieß muß man wohl dem Winde zuſdreiben ; das erhaltene Geröll vers fårft den Sand, wenn man nicht gar annehmen will, daß er daraus entſtanden iſt.
Hier erneuert die Natur nicht, ſie verſchönert fich nidt,
in neueſter Zeit nicht mehr. Der ungeheure Stridy der Sandfeppen zum Zun-lin und den ſüdlichen Bergen in Turfeſtan ; er überſbreitet die Gränzen von Tibet bis zu den Seen Tengri und Namur , ſo wie ein anderer Arm in ter Dſungarei bie zu den Seen Übſa und Pefearal ſich erſtredt. In ihm verſchwinden die Bache, welche an den Rändern
entſpringen und ins Innere des Landes laufen ; der Sand verſchüttet
Quellen der Selenga angelangt und ſüdlich wenden gegen das Quell:
fie entweder ganz oder läßt ihnen Raum zu größern oder fleinern Seen.
land des Tamir , von da öſtlich und nordöſtlich zu den Quellen des Drchon unt Tola bis zu dem nicht weit von leßterein hervorfommenden Kerulen , ſodann dem Laufe dieſes Flufies folgend weiter gegen Often gehen bis zu ſeiner Ginmündung in den Kulun -See, von da länge den
Es iſt zu bemerfen , daß in der Weſthälfte Gentralaſiend bedeutendere
in ihren Quellen fich nahe liegenden, aber nach entgegengeſeßten Rich: tungen abfließenden Chalda und Tor :uſu gegen den Nonni-Jſan und weiter an demſelben nach der Stadt Bedune gehen , indem wir dem Laufe des Sangari und des von S her in ihn einmündenden Jtun fole
Seen und Flüſſe fich finden als in der Dſthálfte. In der leßtern iſt der bedeutendfie See der Iniſchen - Tſdagan in den Grängen von Chorts (din ; er wird gebildet durch das Flüßchen Ohe oder Chor , welches 300 Werſt weit läuft. Sodann folgt in den Ländern der Aru - Chortſdin
der See Dabuſutu ( ein Salzfee ), der durch die Flüſſe Chogoſutei und Ortu : Dídhinong entſteht; die Flüſſe Urchu und Chulugur verídwinden im Sande, ohne aud nur Seen zu bilden ; ebenſo die Flüſſe Zſilin, Schiras
gen, banu beſchreiben wir die Gränzen von Centralaſien gegen Norden
Muren ( 150 Werft Länge ), Aibiche und andere . In den Sunit-ländern
und Dien. Wenden wir uns nun in derſelben Weiſe von dem dem
hat der bedeutendſte See Kurtſchagan nicht mehr als 10 Werft in der Länge und Breite. Gine Menge anderer Flüßchen und Seen in der öſtlichen Gobi - Mongolei iſt noch unbedeutender . Dagegen gehören in Turfeſtan alle Flüſſe zu Ginem Syſtem, dem des Raſchgar.darja (Kaſdgars fluß ) oder Tarym , der im 3ſunlin aus einem Bergſee Karakül ent: ſpringt und mitten in den fandigen Steppen in den mächtigen See Lop :nor (im Alterthum unter dem Namen Pu - tſdan befannt) endet.
3tunfluß fich nähernden Quellbezirk des Cherſu (der in den ljao fåât), nach Weften zu dem Hochland der Flüſſe ljao oder Shira - Muren und :
S angud:ola ; nehoren wir von da unſern Weg lángo der großen Mauer und dem Hoang-ho zu den Quellen dieſes Flufjed, umgeben wir den Rufe- nor an den Höhen deo entlegenen Britiu und des 3fin - ſdhen :
aftan weiter zu dem Fuße des Gandes , von dem wir norbwärts auf Peigen langs der Berge zu dem Altai , ſo haben wir die Süd- und Weftgränzen des ungeheuren Landſtriche, den wir ſchildern wollen, be: zeichnet. 1 Außerhalb dieſer Gränzen ſchen wir auf allen Seiten viele
Die Richtung des Hauptſtroms iſt von Weiten nach Often und icheis
Lånder von Strömen bewäſſert, die, am Nande Centralaſiens beginnend
det Turfeftan in einen nördlichen und füblichen Theil , welch leßs terer faſt ganz im Sand begraben liegt. Seine Hauptzuflúfie find 1 ) der Jarfenddarja , der ſüdöſtlich am Karafül beginnt und mit dem
oder deſſen Gränze bildend, fich in ferne Meere ergießen. So entſprins gen im nördlichen Altai ber Jrtyſch und Db, aus den Tannu:Gebirgen der Jeniſei, der Bogen den wir von den Höhen des Changai bis zu den Quellen des Tola bezeichnet, umfaßt das ſehr verzweigte Syſtem der
Hauptſtrom faft parallel läuft; 2) der Chotan-darja , der, aus ben ſüd liden Gebirgen fommend , faſt renfrecht von Süden nach Norden läuft, und 3) der Affu , welcher von Norden nach Süden fließt. Alle dieſe drei Flüſſe fallen faſt an derſelben Stelle ein , und Bilden eine mert:
Selenga ; weiterhin von dem Quellland deo Rerulen bis zum Cherſu
würdige Kreuzung , weßhalb auch der Strom Tarym heißt. Weiter gegen Dften fommt der bedeutende Fluß Juldus im Norden aus dem Berge Bogdo , und fällt in den Sue Doftan , aus dem er unter dem Namen Raidu : gol wieder hervorfommt und ſich mit dem Tarym ders einigt , nicht weit von denen Einmündung in den lop-nor.
gehört alles , 'wag außerhalb der von uns gezogenen Linie liegt, zum
Syſtem des Amur; die Flüſſe Ljao und Schantug find gleichſam die Thore der ungeheuren chineſiſchen Ströme, Hoang ho und Zfian, welche zugleich mit ihnen die Südgränze Centralafieno bio zum fernen Weſten bilden .
Endlich am Fuße des Gandes entſpringen der Jarubſangbo
oder Brahmaputra, weiterhin der Ganges und Indus; jenſeite der Weſt: gränze entſpringen der Amur und Syrdarja. Innerhalb Centralafieno ftellt fich alles anders dar ; hier treffen wir auf fein bedeutende Waſſerſyſtem , das Feſtland ſcheint mehr und mehr das Uebergewicht über das Waſſer zu gewinnen. Dieß muß man zum Theil dem Mangel an Wäldern und der Verwitterung der Gebirge zu: 1 Der Berfaſſer Profeſlor Waſilieff ſchöpfte wohl aus allerhand geſammelten Angaben. Selnen Grängbejeichnungen , wie ſie hier oben gegeben ſind, läßt ſich auf den gewöhnlichen ſtarten , auch auf der von Ritter und D'Etel , nicht folgeu , wenigſtens nicht im Südoſten ; der Norden und Süden laſſen ſich allenfalls vers folgen. Noch muß hier bemerkt werden, daß der gewöhnliche, namenilich bei den Eng ibliche Sprachgebrauch unter dem Namen Centralaſien das Gebiet des Drug und Farartes verſteht. Hr. Waſilieff verſteht darunter denjenigen Ibelt Afieno, deſlen Gewäſter ſich ins Jnnere und nach seinem Meere bin ergießen. A. d . u.
Verlag der 3. O. Cotta'ſ en Buchhandlung.
( Fortſepung folgt.)
Der diffbau in geldloffenen Abteilungen . Der Untergang der Dampf- Fregatte Birkenhead hat wieder zu einem Streit geführt , ob der Bau der untern Theile des Schiffe in geſchloſſenen Abtheilungen vortheilhaft rey oder nicht. Der Untertheil des Birfenhead
war in 12 waſſerdichten Abtheilungen gebaut, und der Liverpool Albion ( ſ. Shipp . Gaz, vom 23 April) bemerft, die beiden erſten Stöße, welche bei einer Schnelligfeit bao Shiff durch das Aufrennen auf den Felſen
von 84, Knoten in der Stunde — erhalten, hätten die zwei größten Abthei lungen binnen fünf Minuten mit Waſſer gefüllt; wäre der Wirfenhead ein hölzernes Fahrzeug und nicht in Abtheilungen gebaut geweſen , fo håtte ed augenblidlich finfen müſſen ; ſo aber hielten die hinteren, nicht eingeſchlagenen Theile das Schiff wenigſtens noch ſo lange aufrecht, daß man die Boote ins Waſſer reßen und wenigſtens einen Theil der Sdiffbrüchigen retten fonnte. Verantwortlider Redacteur Dr. 68. Widenmann.
Das A usl a n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attligen Lebens der Völker .
29 April 1652.
" n . 103. benachbarten kleinen Mächte hat , wenigſtens ſo weit die Sachen
Die politiſche Probeftadt in Amerika .
öffentlich bekannt geworben , völlig aufgehört, wenn auch die ge .
en
Frants
en ganz dieſelben geblieb fenn mögen. ſter fremd heimeniſt, Afficht r beg (April); reich n Numme Reviewgeblieben findenInwirdereineneueſte Angabe , die uns bis Weſtmin jeßt völlig wie die Times fich in einem Schreiben aus Paris aud es handelt fic um nichts geringeres als um eine eigene Stadt
in der man die politiſchen Erperimente erproben will, wie ſie an den Menſchen anſchlagen . So wird ganz ernſthaft erzählt: ,von allen Ländern iſt Amerika in ben günftigften Umſtänden , um ſociale Probleme theoretiſch und praktiſch zu löſen. Eine neue Partei hat fich erhoben , welche ein neues Lidht auf dieſen Punft
geworfen zu haben behauptet . Im fernen Weften hat man ſeit den legten zwanzig Jahren ſociale Erperimente in einem neuen Utopia , Erialville (bie Probeftadt) genannt, unter der Oberaufficht
brücft, durch die Haltung der andern Mächte, ,in bie Gtellung von Unthätigkeit unb 3folirung , welche die Intereſſen Europa's
fordern, zurückgedrängt“ oder, wenn man will, wieder in die beobs achtende Stellung zurückgetreten , die es vor dem 2 Dec. einges
nommen , und damit find auch die Krieg & fanfaren in den Zei. tungen verſtummt.
Damit iſt freilich nicht geſagt, daß et fich der Thätigkeit nach außen entſchlagen habe, im Gegentheil bernimmt man von
Grundſaße , und ein gewiſſer Stephan Pearl Andrews ift ſein Apoſtel unb Dolmetſcher. Bis jept find und von einer beabſichtigten
einem ſehr bedeutſamen Symptom : Frankreich fou in Aegypten die Sache Said Paſcha's gegen Abbas Paſcha ergriffen haben, und würde fich Dadurch in eine ziemlich feindliche Stellung gegen England verſeßen , das eine ſolche Veränderung ſo lange wie
Reihe von Schriften über die Wiſſenſchaft der Geſellſchaft " zwei
möglich zu hindern ſuchen wird, denn ſeine Verbindung mit
Nummern zugekommen . Die erſte enthält eine Vorleſung von frn. Andrews über die wahre Conftitution der Regierung in der
Abbas Paſcha fichert ihm bie factiſche Oberherrſchaft in Aegype
Jofiah Warrens gemacht. Dieſer Mann iſt der Prophet des neuen
Herrſchaft des Indivibuume, als die endliche Entwicklung des Proteftanti &mus, der Demokratie und des Socialiemu8. Die
zweite iſt ein Pamphlet über „die Erzeugungskoſten als Gränze deß Preiſeb, ein wiſſenſchaftlicher Maaßftab der Ehrlichkeit im
ten, und der Bau der Eiſenbahn ſchreitet trop aller Gegenmachis nationen ziemlich rüftig fort. Der Generalconſul Murray iſt abs
gerufen , und durch den Oberft Roſe erſeßt worden - eine Vers änderung , die für den Stand der Dinge ſehr bebeutſam iſt, bes
ſonders wenn die Nachricht fich beſtätigt, daß Sir Stratford Can ning bem Vicefönig bad ftrittige jus gladii noch auf drei Jahre Handel." Wenn fich die Weisheit der Schule auf dieſe beiden Abs auðgewirkt habe. Dieß wäre ein Manöver, wodurch Zeit gewonnen Handlungen beſchränkt, ſo wird fte die Menſchheit eben nicht vor . und der Sultan , der ſchon zu weit vorwärts gegangen, um gang wärts bringen. Der Erzeugungspreis , bemerkt das Weftminfter von ſeinen Forderungen abzuweichen, nicht compromittirt würde. Review , ergibt fich aus dem, was der Menſch von ſeiner Arbeit Der Generalconſul Murray ſcheint den Vicefönig zum Aushar zu dem Preis bel Robftoff& hinzuthut, aber wer beſtimmt den ren felbft bis zum bewaffneten Widerſtand aufgemuntert zu haben , Breis dieſer Arbeit ? Nach der Lehre von der Souverainitat del und verfiel, wie es icheint, in denſelben Fehler wie vor 15 Jahs Individuums nicht die Regierung , ſondern das Individuum , unb ren Lt. Waghorn , der im 9. 1837 eine Broſchüre ſchrieb, worin bieß Individuum muß fehen ob ein anderes Individuum ihm er bie engliſche Regierung aufforderte, bie undankbare Mühe, das den Preis, den er ſeßen wil, zahlt. Das iſt wieder der Cons moriche Türfenreich zu halten, aufzugeben und dafür fich mit tract, wie er e$ geweſen ift, feit die Welt fteht. Amerika ift Mehemed Ali zu verbinden , furz fich auf der Herrſchaft über das Land der unbeſchränkteſten Entfaltung der Kräfte ; die Narts Aegypten zu beſchränken . Dabei ift nur die wichtigkeit Konſtans beit, ſo weit fle andern nicht ſchadet, Tcheint aber auch dazu zu tinopele nicht ermogen, deſſen Fall die alobalbige Eroberung Klein aften und der europäiſchen Türkei von ſelbft nach fich zöge, mos gehören . durch England von dem Handel mit der Türkei und Nordperften ausgeſchloſſen und die Macht Rußlanbe außerordentlich geſteigert Beitbetrachtungen . würde .
Man fann alio die moriche Sürkei nicht aufgeben , unb
( Fortſeßung .)
geſtellt, Abrebe nt ſehr Gelüftevonin der alle ſolcheClauſel hat vielbeutige Präſide boch Der nie ohne eine Ehre Frank. reiche anzuhängen , indeß mag er ſeit ſeiner Selbſtherrlichkeit eine genauere Einſicht erhalten haben, an welchen ſchweren Gerichten der Friede Europa's hängt, denn der Herriſche Ton gegen die
Murray iſt in ſeinem Eifer für Aegypten wohl zu weit gegangen und dadurch unbequem, vielleicht diplomatiſch unmöglich gewors ben. Oberft Noſe, der ihn erſeßt, war lange Generalconſul in Syrien, namentlich unmittalbar nach der Verjagung Ibrahimo,
und kennt die dortigen Verhältniſſe nicht nur, ſondern auch die
410
Anber nordarabiſchen Stamme, welche man gegenwärtig, wie siele zeichen berreiſen, ſehr im Auge hat, aufs genaueſte. So weit man nach dem äußern Anſchein urtheilen fann,
ftehen die Ausfichten der Engländer im Orient ſo gut wie je,
gooo
und es iſt vorerſt nicht wahrſcheinlich, daß die franzöfliche Regierung
einen offenen , der engliſchen Regierung mißliebigen Schritt thue. Ein alsbaldiges „Panic “ und eine Art financieller Revolution fönnte jonſt die Folge ſeyn.
Die Pforte ftărft fich durch die Unterbrüdung
Die franzöftiche Regierung hat fich durch ihre Rentenum.
der panſlaviſtiſchen " Umtriebe in Bosnien und der Herzegowina, wo man die Chriften entwaffnet hat, und eine ungeheure Menge Gewehre, die wohl nicht zufällig dahin kamen, gefunden haben rol ; Perften bagegen zeigt, wenn man aus dem Abzug der perftichen Truppen von Herat einen Schluß ziehen darf, eine Deferenz gegen England, wie man fie ſeit langer Zeit nicht ges ſehen hat. Beides läßt fich leicht erklären : die Plane des nors diſden Nachbars treten immer unverhüllter hervor, und ſo ſehr auch die Umtriebe der neuen ſlawiſchen Betairie der Schleier des Geheimniſfed bedt, ſo wenig wir von den Rüftungen der Ruſſen
wandlung in eine ſehr fatale Lage gebracht. && ift jeßt fein Zweifel mehr, daß die Umwandlung, ſo weit fie biß jeßt voll zogen, D. h. in Bezug auf die franzöſlichen Rentenbefißer, der
ja noch beffer.
Regierung gegen 300 Mill. Fr. gefoftet hat. Dieſe Renten. maſle laſtet auf der Bant und den mit der Regierung verbuns denen Banfiers . Wenn auch vorerſt durch das Flüffigwerden zahlreicher Capitalien die Eiſenbahnactien, die man in einem Bes trag von 500 Millionen ſo ziemlich ſchon an die Börſe gebracht hat, mit der Ausſicht dieſe Maſſe noch um weitere 300 Millionen
zu vermehren, wenn dieſe Actien , ſagen wir, einen Aufidhwung
am Arareß wiffen, ſo lautlos das Vorrüden derſelben nach dem Drug
nehmen, ſo muß eben dadurch die Laft der Renten in der Bank
geſchieht, ſo kann es doch nicht fehlen, daß die Pforte und Perften das
und bei den Banfierð um ſo läſtiger werden , denn es müſſen die
Berannahen klar genug erfennen, und fich der einzigen Macht in
Mittel fehlen ſie zu halten. Daber die ſtets wieder auftauchen .
die Arme werfen , welche fie ſchüßen kann . So lange dieß Vers hältniß befteht, wirb und muß England den Territorialbeſtand
wird.
Perftens und der Türkei achten, und nur die Diplomatie hat es mit den Regierungen zu thun ; ſollte aber der von engliſchen
folgendermaßen rernehmen : ,,es ift ichon lange augenſcheinlich, daß die franzöſiſche Regierung nicht länger die Wabricheinlichkeit
Nichtdiplomaten in Anregung gebrachte Fall eintreten , wo die Regierungen der genannten Länder „verzaubert mie der Vogel
von der jeßigen unmäßigen Laft der unfundirten Schuld zu bes
vor der Klapperſchlange" fich ſelbſt in den offenen Rachen ſtür. zen, dann muß England plößlich gegen fte auftreten, und der Krieg beginnt. Mit den Regierungen der Türkei und Perften verbunden befindet es fich im Vertheidigungszuſtand ; ſollten aber
in Folge der „aden Barbaren anhängenden Launenhaftigfeit“ die Regierungen auf Rußland Seite treten, dann iſt die Lage völlig verändert. Man fann fich alſo wohl denken, welcher geheime intriguenvolle Kampf um dieſe Regierungen jeft vorgeht, und weldjes Air von Unabhängigfeit fte fichießt geben . Reichib
Paſcha bat bekanntlich bei ſeiner Wiederernennung zum Großs
den Gerüchte eines Anlebent, wodurch bereits die Rente gebrüdt Die Times ließ fich vor wenigen Tagen über dieſen Punkt
eines neuen Anlebens abwehren kann, und daß, um dag Land /
freien, ein ſolches Anleben von bedeutender Größe ſeyn muß.
Man glaubt, daß mit einem Capitaliſten Unterhandlungen über ein ſolches Anlehen zu 3 Procent im Betrag von nicht weniger als 200, andere ſagen ſogar von 300 Millionen eröffnet worden finb.
Laßt fich der jeßige Preil der franzöſiſchen Renten ben
haupten, ſo kann ein ſolche Anlehen allerdings unter vortheilhaftern Bedingungen abgeſchloſſen werden, al8 man ſeit 1848 erhielt ; um aber dieſen Zwed zu erreichen, iſt es durchaus nothwendig, daß nichts vorfomme was die freundlichen Verbältniſſe des Präs fibenten mit dem übrigen Europa ftöre, ober das Vertrauen ere
wefir eine Art Programm vorgelegt, worin audgeſprochen iſt,
idüttere, was die reichen Claſſen noch jeßt in ſeine Gewalt zu
daß er , feft entſchloſſen ſeh, die Einwirkung, rrelche die Repräs jentanten einiger großen Mächte auf die Berathungen des Diwand audzuüben fich berechtigt glauben , zu befämpfen , und ſo ſehr er auch ihre Bemerkungen, inſoweit fte gegründet repen , annehmen
ſeßen geneigt ſind.
Aus dieſen Gründen wären wir nicht ere
ftaunt die Proclamation Deo Kaiſerreich verſchoben zu ſehen, bis dieſe financielle Dperation vollendet iſt, ef müßten denn
überwiegende politiſche Gründe dazwiſchentreten ; wir haben Urſache
wollen, doch keineEinmiſchung in bie innern Angelegenheiten des ginn zu glauben, bageinederartige dem.Bea von Stipulationgleich bei Anleben
Meichs zu geſtatten ." In ter reiche finden fido, bezüglich der Einfluſſe
der Barbaren , allzu
iclagenbe Aehnlichkeiten , als daß man den wahren Werth fol.
gemacht worden iſt.“
Nach dieſer Auffaſſung hinge die Aufrufung deß Kaiſers thums zum Theil von der Anſicht ab, bie Rothſchild .– denn
cher Verficherungen nicht nach Gebühr ſollte ichäßen fönnen ; aber die augenblidliche Sachlage gibt allerbingo den Höfen von Kons ftantinnpel und Teheran eine Wichtigfeit und eine Bedeutung ,
niemand andere fann unter dem oben bezeichneten Capitaliſten gemeint von der Sache hegt, und daraus erflärt ſich die Bedeus jeyn
melche mit den Kräften terſelben in feinem Verhältniß fteht. In dieſem Streit figuriren im rrefentlichen nur England und Rußland, während Frankreich aus ſeiner Mittelftellung den Vors
tung, welche man ſeit einiger Zeit dem Auebrud „ lebendlänge liches “ Kaiſerthum gibt, da Rußland unb Preußen fich beſtimmt dahin ausgeſprochen haben ſollen , daß fte wohl einen durch ein
theil zu ziehen ſucht, wenigſtens ſeinen religiöſen Einfluß im Drient nicht untergehen zu laſſen . Was ſeine Einmiſchung in Die ägyptiſchen Angelegenheit betrifft, ſo möchte dieſelbe, obgleich in ber leßten Zeit ein Beamter des außrärtigen Minifteriums mit beſondern Aufträgen nach Aegypten abgegangen ſeyn ſoll,
neues Plebiſcit geſchaffenen Wahlkaiſer auf Lebendzeit, aber nicht
eine neue faiſerliche Dynaſtie anerkennen würden . Wenn Deftere reich eher für dieſe leptere fich geneigt zeigte, jo mag einerſeite bie
von feinem ſonderlichen Belang ſeyn. Aufmerkſamer find die Engländer auf den weſtlichen Theil des Mittelmeerd, und die engliſche Flotte freuzt vor Mahon, als befürchte fte einen Hands
Erinnerung an die alte Verwanduidaft und die Beſorgniffe wegen 3talien, andererſeits die Ueberzeugung mitgewirkt haben, daß die Mächte Europa't oft ſchon Umwälzungen in Franfreich geſchehen laſſen mußten , und der norbamerikaniſche Grundſaß, daß jedes Volt felbft über die Art ſeiner Verfaſſung zu entſcheiben habe,
ftreich auf dieſen für die Behauptung der Seeherrſchaft im Mittele meer ſo außerordentlich wichtigen Plag. Zugleich läßt die eng liiche Börſe ihr Damoflebidwert über der franzöſiden ichweben ,
auswärtige Mächte aber nur die factiſche Regierung angehe, beis nahe zur Regel geworden jey. Wie bie Sadyen in Guropa ftes ben, wird die Aufrufung ſelbſt bel erblichen Kaiſerthume troß
411
der ſchon oft genug verlegten Berträge von 1814 und 1815 feis nen Krieg entzünden, er müßte denn aue antern Gründen icon vorher beſchloſſen geweſen ſeyn.
Prinz Lubrig Napoleons Bus
funft hängt von Frankreich und ſchwerlich son ben quêwärtigen Mächten ab . Darum leibet die ganze von den Times (21 April) erzählte Geſchichte von den Bemühungen des öfterreichiſchen Ca. binet8 zu Gunſten del Prinzen Ludwig Napoleon und von den Antworten , die Preußen und Rußland darauf gegeben, an einer innern Unwahrſcheinlichfeit, und ſcheint erfunden oder colorirt,
soon
ftrömen der Capitalien in die Eiſenbahnen felbft begünſtigt, ſcheint fich die Anficht feſtzuſeßen , daß man ſein Gelb ebenſo . wohl in Induſtrieactien , ale in Staatérenten anlegen fönne, welche legtere früher den unbedingteſten Vorzug genoſſen . Zus gleich hat die Regierung jelbft ben Capitalien noch einen andern Abzug geöffnet durch die Landedcreditanſtalten . Wir haben im vorigen Monat bie Errichtung einer ſolchen Anſtalt erwähnt,
jeßt ſpricht man ſchon von mehr alô einem halben Duzenb, und namentlich im Süden ſollen fle fid raſch vermehren . Greifen
um Deſterreich Schuld geben zu können, daß es fich Frankreich
dieſe Anſtalten um ftch, und werden ſie einigermaßen gut ges
gegen Preußen habe bebienen wollen. In Frankreich ſelbft ift die Empfindlichkeit gegen äußere Eins
reitet - e8 ſollen beſonders die Mitglieder der großen Agriculture
flüſſe ſo groß, daß der gegründete Verdacht, frembe Mächte wollten fica bem erblichen Raiſerthum wiberfeßen , gerade basſelbe hers
bau zu fördern ſuchten , babei thätig reynt - bann fönnen fle für den Aderbau eine Quelle großen Segeng werben, indem die
Ein viel unmittelbareret Intereſſe ale dieſe
Capitalien demſelben in reicherem Maaße zufließen ; aber das bis herige finanzielle Syſtem , bas ſeit Villele vorherrſchte nnd dar, auf abzwedte die Capitalien in Paris, unb namentlich an der Börſe, zu concentriren, erhält einen Stoß, und es erfolgt eine decen. traliſirende Richtung von ganz anderem Gepräge und Gehalt, ale die adminiſtrative durch Erweiterung der Präfectengewalt. 3e
beiführen fönnte.
Außern ſehr problematiſchen Unterhandlungen gewähren die innern financiellen Verhältniffe : benn bei der Stellung, die Prinz Ludwig Napoleon einnimmt, wäre ein financielles Fiasco faſt Der fichere Vorbote ſeines Falle . Die Regierung hat jedenfalls ein gewagtes Spiel geſpielt.
Es iſt, wie wir früher auseinans
detſegten, durch den Zuſammenhang der Umſtände ſehr wahrs. ſcheinlich, das Prinz Eudwig Napoleon, ichon ehe er ſeinen Streich am 2 Dec. ausführte, mit den wichtigſten der großen Banfiets häuſer in Verbindung ftant , durch fie bie Rente in die Höhe .
treiben und die Umwandlung möglich machen ließ, und daß endlich Die Zuweiſung der Lyoner Bahn unter außerorbentlich günſtigen
Bedingungen die Entſchädigung für dieſen Dienft war. Die Vers bindung der Banfierð mit der Regierung tritt inbeß erft dann offen hervor, ale bad drohende Mißlingen der Rentenumwandlung
geſellſchaften, die ſo lange icon burch Rath und That den Ader .
größer der Unmuth über die Wedſel und die Widfür der Gen
tralgewalt wird, deſto mehr wird dieſe finanzielle Decentraliſation fortſchreiten , man wirb fein Gelb in der Nähe auf die Hypothek von Grund
und Boden
auðleifen, ohne deßhalb mit Pros
ceſſen fich plagen zu müſſen, und die Rente wird in größerem Maaße als bisher verlaſſen werden . Dazu hat die Regierung jelbft den Anſtoß gegeben, und die Folgen bürften für ffe unter ben gegenwärtigen Verhältniffen nicht ſehr erfreulich jepn . ( Schluß folgt.)
raſche und durchgreifende Hülfe von Seiten der Banfiers und der Banf nöthig machte.
Man hat fich in manchen Blättern gefliſſents
lid Mübe gegeben , die Anficht zu verbreiten , daß die Verbindung der Banfiere mit der Regierung wirklich nicht weiter zurücbatire, ſondern auß dem natürlichen Wunſche enſprungen ſey, einer bro : benden Kataftrophe, die alle empfindlich treffen mußte, vorzubeus gen .
Mag bem feyn wie ihm molle, es ånbert dieß an dem Saße
nicht, daß nur ein mächtiger Beiſtand von Seite der Banfiero und der Bank die Regierung vor einem Fiasco in der Rentenume
wandlung bewahrt hat. Die bepfaufigen Beſorgniffe find noch nicht ganz vorüber, eine&theile, weil bie fremben Rentier8 noch bis zum 14 Mai eine Maſſe 5procentiger Renten verkaufen oder beren Rüdzahlung verlangen fönnen, anderntheile, weil die Banfierð und die Bank mit Papieren überladen ſind, deren fle fich nur im Laufe einiger Jahre oder durch ein Anleben entlebigen fönnen . Erſteres heißt fich der Verfügung über Hunderte von
Millionen auf eine geraume Zeit begeben , das andere iſt mitten
Centralaften und die Hauptbergketten im chinefiſchen Gebiet. ( Fortſepung .)
Das Syſtem bedeutender Seen iſt in noch größerem Maaßſtabe
gegen Norben und Süben von Turfeſtan entwidelt, als in denjenigen Gränzen welche wir für Centralafien angegeben haben, nur mit dem Unters Ichieb, daß die Urſachen ihrer Bildung weniger im Sande geſucht werden müſſen, als in den Bergfetten, welche die freie Bewegung der Gewäſſer hemmen. Auf dieſer Seite der Himmelsgebirge in 7ihrer Vertiefung . liegt ſchweigend der See Temurtu -nor (auch 3fſefil oder Schechai, der warme , oder Tußfül, der geſalzene See genannt); in ihn fålt eine Menge unbedeutender Quellen , namentlich von der Südſeite. Um dritts halb Grade nördlicher findet fich der noch größere Baldhaſdi. Sce , in
welchen Flüſſe von ziemlich bedeutendem Laufe fich einmünden . Darunter entſpringt der 3li, der größte, aus denfelben Gebirgen, aus welchen der oben erwähnte Julbus hervorkommt, welcher in den Boſtan Nor fällt. Er ſchlängelt fich auf einer Strede von 7 Gr. Länge von Diten nach
in einer ſchon beſtehenden financiellen Kriſe ein gerragter Schritt,
Weſten , aber an der Mündung vereinigen fich mit ihm Waſſerläuft ,
den man noch überbieß in Anwefenheit del legislativen Körpers
welde in entgegengeſeßter Richtung von Weſten her fließen. Deflid vom Balchaſchi liegt der See Alaftu -gül, in welchen von Often her der Fluß mir fällt. Dieſe drei Seen verſeßt man irrthümlich in die
nicht ohne beſſen Zuſtimmung thun fann , wenn man demſelben nicht auch noch ben legten Reſt von Credit rauben will. Zudem hat die Regierung eine Folge der Rentenumwands lung dwerlich bebadt. Die Erfahrung har bewieſen , daß bei
jolden politiſchen Beregungen , wie fie das Jahr 1848 berbei. geführt, die Welt noch nicht einfällt; daß der Staat und die Geſellſchaft fortleben müſſen , und daß Eiſenbahn- und Induſtries actien auch in ſolchen bewegten Seiten Zinſen abwerfen , wenn auch nicht gerade ſo ganz ficher, wie die Staat@ papiere. Dieſe Lehre iſt nicht zu Boben gefallen , und ſeit die Regierung auf
eigentlichen Gränzen China's, während doch die beiden lettern idon auf den ruſſiſchen Karten verzeichnet find. Gegen Norden vom Quellland Dee gli und gegen Südoften von dem See Alaftu : gül liegt der See Charatala -ezifge, in welchen von Daten her der Kurdara -uſu ( an wels chem die Stadt Kürdara, din . Zinn -ſui-trohen , ein wichtiger Verbins dungopunft im weflichen Lande, liegt) und von Weften her der Fluß Borotala einwündet, welcher ſeinen Namen aus dem Thale ſelbſt geges : ben hat , das in den Zeiten der Djungarenherrſchaft als das reichfile galt. Jeßt wohnt hier ein Theil der Kalmüfen oder Torgouten , welche im vorigen 3ahrhundert aus Rußland entflohen find. 1 Gegen Daten
eine ſo unerwartete Weiſe ben Rentenbeſtpern ben zehnten Theil
ibre8 Ginfommend entzogen hat, und noch überbieß das Eins
" Im Anfang der noger Jahre aus den Wolgaländern. 4. d. u .
412 von dieſem See , in demſelben Thale , liegt der gleichgroße See Ajar,
fich birgt und im Alterthum noch unbefannt war, ' eine Verbindung
in welchem von Often her der toglon niit ſeinen Zufluffen fällt; aber viele von dieſen, welche weſtlicher ( folglich innerhalb des Syſtems des loglon) entſpringen , und ſichtlich dieſen Strom zu erreichen ſuchen, vertrocnen ehe fie an ihn gelangen , ſo der Tuluf, Chazyk, Chorgo8 u. a. Dasſelbe bemerft man bei einer Menge Flüſſe im Diten des loglon. Alle dieſe
mit dem Taryn hatte. Wie wir aber ſpåter ſehen werden , find die
fommen aus dem Himmeldgebirge, und verlieren ſich nach einem fürzern
Quellen des Hoang ho vom lop:nor durch eine weite Entfernung und Bergfetten getrennt. Betrachten wir aber die Karte Centralafiend aufs merfſamer , ſo erſcheint die Annahme nicht ſeltſam , do der Tarym
einen weitern lauf haben fonnte, aber nicht nad SD zu den Quellen deo Hoang- ho , ſondern weiter nach Diten an die Gränzen des jeßigen .
oder långern, unter einander faſt parallelen Lauf gegen Norden in der Gobi. Dieß reßt fich fort bis zum Barfül, und dasſelbe bemerft man auch auf der entgegengejeften Seite des Himmelegebirged von Turfan bis Şami und weiter ; nur fließen hier die Flüfle gegen Süden.
Drdos , wo er fich wirklich mit dieſem Strom verbinden fonnte. So ſehen wir auch den Zaidam , der aus dem Lande des Rufener fommt und nach ſeiner Verbindung mit dem Ulan -uſu im Sande verſchwindet.
In den Gränzen von Robdo wiederholt fich das Seenſyſtem auf dies
und ſich mit dem Tarym verband. Auf dieſem muthmaßlichen Wege
ſelbe Weiſe. Im Norden des Ajar liegt der Ryſylbardhi, in welchem
ſehen wir eine Reihe Wüſtenbache, die furz nach ihrem Erſcheinen wieder im Sande verſchwinden ; genau auf dieſelbe Weiſe läuft weiter im Diten der Fluß Balangir fichtlich dem Tarym entgegen , und zwiſchen den
der, wie andere, von Dften fommende Ullun:bu fällt; an ihm wohnen gleid falle die aus Nußland geflüchteten Chordho - uten und Torgouten. Gin Zufluß desſelben von Norden her, der ſogenannte Tſhingio, ents ſpringt nicht weit von den Quellen des obern Irtyſd , der in den Zaiſan Nor fällt, folglich zum Nordweſtrand Centralaſiend gehört. Die Stadt Kobbo felbft , der Hauptort dieſes Kreiſes , liegt auf der Weſtſeite des
Seed Jjefe-aral, mit welchem durch Waſſerläufe oder Bache eine Menge anderer Seen verbunden wird, ſo der Turgen, Chara, Kirgis, Ailafo, Gendeftu, Daiſdur:churga u. a. Das Syſtem dieſes Seed ift umfang:
Man fann annehmen, daß er einſt einen weitern Lauf gegen NW hatte ,
Seen Chara und Lop- nor, ſeben wir zwei andere (Serten ), die gleidhjami den mit Sand überſchütteten Weg dieſes Fluſſed bezeichnen . In ſolchem Falle fonnte der Tarym , verſtärft durch die Gewäſſer des Zaitam und Balangir, gegen Dſten jenſeits des lop :See vordringen , und er wurde dann auf ſeinem Weg durch die unbedeutenden , aber zahlreichen Waſſerläufe verſtárft, die, wie oben bemerft, am Südfuße des Himmels:
gebirges von Chara (chara oftwärts bis úber Hami hinaus entſpringen, und in der Steppe verſchwinden. Auf einem ſolchen weitern laufe
reicher als das aller andern , nämlich 13 Orade . Wie im NW die Quellen der nadi SD fenden Robdo fich denen der nach N laufen den Katunja nähern, aus welcher der Ob im ruſſiſchen Gebiet fick bildet,
die von Norden fommenden Varbalif, Lui, Tatidu und Dngini treffen ,
und die Quellen bes mit dem Robdo fich vereinigenden Bujantu im W nahe am obern 3rtyſch liegen, ſo fommt der von S her einfallende
welche gegen den Drdos hin liegen. Wir werden nachher ſehen , daß hier die von dem Altai auslaufenden Bergzüge enden , fie ſomit die
Fluß Iger aus denſelben Bergen mit dem Loglon, und von D her mün: det in dieſen See der bedeutendſte aller Flüſſe in der weſlichen Mon golei, der Tigabekan. Seine Quellen fommen aus den Bergen Iſuns bulan-cara-agura, aus denen auf der entgegengeſekten Seite der Tamir entſpringt, welcher zum Syſtem der Selenga gehört. Der Tſchabefan fließt durch die beiden weſtlichen Aimaks der Ralchas -Mongol, den Sains nojan und Tichajaftu -chan. An den Gränzen dieſer beiden Aimafe ver: einigt fich mit ihm der Fluß uljafutai, an welchem die Stadt gleichen Nainen8 fteht. Im Nordoſten von dem See 3jefe : Aral , jenſeits der
üßte der Tarym den von Süden fommenden Kundulen u. ſ. w., und
Verbindung der nördlichen Flüſſe mit dem Ordos nicht hindern fonnten. Soldhergeſtalt fonnte alſo nur eine derartige Trennung des Tarym vom
Bulangir oder Zuidam eine große Umwälzung in Centralaſien veran: laſſen, und wir haben ſchon erwähnt, daß die Ländereien im Dilen von
Chotan im Alterthum viel bewohnter waren . Außer den oben von ung angedeuteten phyfiſchen Urſachen der Zerfförung dürfen wir auch den
wie wir ſchon oben bemerkt haben, im Norden das Syſtem des Jeniſei,
Ginfluß des Aderbaued nicht aus den Augen verlieren, den wir in Turs feftan idon von den erſten Zeiten an, wo dieß Land auf den hiftoriſchen Schauplaß tritt, finden ; ſelbſt das Waſſer des Tarym fonnte ichwacher werden durch die faſt allenthalben in Aften gebräuchlichen Abzuge: graben zur Bewäſſerung der Felder ; außerdem iſt es befannt, daß Fluß múndungen leicht mit Rohr verwadſen. Als augenfälliges Beiſpiel zur Beſtätigung dieſer Anſicht fann die Kirgiſenſteppe dienen, wo die Flüſe , einer nach dem andern, rahe hervortreten, um das Syſtem des Syrdarja
im Diten das der Selenga. Aber im Südoſten des Tſchabefan reßt
zu verſlärfen , und ſich doch nicht darin ergießen. Der Fluß Talas
fich dasſelbe Syſtem der Seen abermals fort, und nähert ſich in ſeiner Gigenthümlidyfeit der Dithalfte der Gobi - Mongolei ; hier fließen der
Prebt ſichtlich ſich mit dem Tſchui zu vereinigen , erreicht ihn aber um mehrere Duzend Werfte nicht, ſondern verliert fich in Sümpfe oder wenn man will, kleinere Seen ; der Tſchui ſeinerſeite, auf der rechten Seite der 31: flufſeo der Gewäſſer von Bafbulan beraubt, gelangt nicht zum Saras, welcher ſeinerſeits im Telef-fúl faft am 11fer des Syrdarja
Gobi : Berge , liegt ein anderer großer See libſa , in welchen gleichs falls von Dften her der ziemlich bedeutende Fluß Teß läuft. Die Tannu : Berge , welche dieſen See und den Lauf des Teß im Norden 3
umgeben , ſchließen das Syſtem der Seen ; jenſeits derſelben beginnt,
Raidarit, Tui und Tatſdu, die eine füdweſtliche Richtung nehmen ; der
Ongini entſpringt in dem Quellenbezirk des Tatſchu , läuft gegen Diten, endigt aber auch, wie die drei leßtern Flüſſe, in einem See gegen Süden. Auf der dieſen Flüffen entgegengeſeßten Seite der Gobi rehen wir die Wiederholung, nur im umgekehrten Laufe, indem die Flüſſe von Süden nach Norden gehen. So entſpringt der Rundulen (der aus zwei Flüſſen Taolai und Goſchine beſteht) in China ſelbſt, an den Orånzen
fich verliert. Südlich von Turfeſtan , oder jenſeite der ſüdlichen Berge , die es
der Provinz San-ſu , läuft nad Norden und endigt in zwei Seen,
von Tibet trennen , wie es durch das Himmelsgebirge von der Dſun garei geſchieden wird , treffen wir dieſelbe charafteriſche Seenreihe, die wir in der Djungarei, Robbo u. ſ. w. geſehen, auch in Tibet, an
Sogol und Sobo oder Guan. Im Diten find zwei andere für die
gefangen von den wefilichen Seen Baga und Jjefe:namur (tibet : mjo-los
Gobi bedeutende Flüſſe: z. B. der Bulangar, der an der weſtlichen Gränze
ting) bis zum Rufenor; im Dſten ſehen wir eine Reihe anderer Seen
des eigentlichen China bei dem berühaiten Paſſe 3fia - jui - guan ent: ſpringt, und oftwarts nach dem See Chara läuft.
dabruſu u. f. w. Unter dem Namen Centralafien verſtehen wir alſo das
1
Wenden wir uns jeßt für einige Zeit nach dem Tarym. Bei den Chineſen beſteht eine alte Ueberlieferung, daß dieſer Strom nichts ans deres iſt als der Oberlauf der Hoang-ho. Dieſe Anſicht muß man
Darog, Tengri-nor oder Namjo -njugno, Pjiwſag, 3ſawia oder Tſchagan : Land der eingeſchloſſenen Waſſer. (Schluf folgt.)
freilich dem Ginfluß der buddhiſtiſchen Mythologie zuſchreiben , welche
1 Die erſte gründliche Nachricht theilt Li-juan-din mit , der von dem Hofe der
auf den Grund alter beſchránfter geographiſcher Renntniſſe nur vier Hauptflüſſe annahm, die nach den vier Weltgegenden laufen ; von dieſen ſoll der Sita nad Diten fließen. Dieß hat zu dem Soluß geführt, daß die Quelle des Hoang.ho , die innerhalb der chineſiſchen Gränzen
Thang nach Tibet geſchickt wurde; nach ihm erhielt man genauere Nachrichten durch die Dynaſtie Juan , endlich wurde unter der iepigen Dynafie im vorigen Jahrhundert eine beſondere Erpedition zur genauen topographlichen Beſchreibung des Duelllandes des Hoang = ho vor ſeinem Eintritt in die Grängen China's auss gerüſtet. Die Regierung hat dieſe Beſchreibung herausgegeben .
Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Od. Widenmann.
Das Ausla n d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 104.
30 April 1852.
Eidechſen in Jamaica.
nur 2" lange, mit dem Gedo verwandte, aber nicht ſehr zierliche
( A Naturalists Sojourn in Jamaica . By Ph . H. Cosse.) Ein acht tropiſcher Zug in dem Bild bieſes Landed , ber bem Fremden gleich beim Eintritt auffallen muß, iſt die Menge von
Eidechſen (Sphæriodactylus argus) bervor. In den Wäldern trifft man mieber andere Arten . Auf den Baumſtämmen fiebt man häufig die ſogenannte Venus, eine ben Haußeibechien abn liche Art von herrlicher, gradgrüner Farbe mit orangefarbener
Eidechſen.
Kaum hat er den Fuß ans Land geſeßt, ro bemerft
Scheibe am Halie, aber viel größer und wilder. In den öfts er bad Raideln in den dürren Blättern und das Hin- und Her- lidhen Theilen der Inſel findet man den großen Iguana (Cyclura
ſchießen in den Dornenbüſchen am Ufer.
Namentlich iſt es die ſchön
gezeichnete Erdeidechſe (Ameiva dorsalis), die wie ein Vogel im Sand charrt, und über den Raſen hin mehr fliegt als läuft.
Längs der Straßen und Pfade zwiſchen den Feldern bemerkt man jeden Augenblick den ſogenannten Holzſflaven (Mabouya agilis) fich ſonnen, wobei die glänzenden fiſchartigen Schuppen mit me taliſchem Glanze ſchimmern ; beim geringſten Anſchein von Gefahr verſchwindet er zwiſchen Steinſpalten .
3ft man in der Nähe von
Wirthſchaftêgebäuben , ſo hört man oft über fich einen ſeltſamen
Lophoma) mit ſeinem ſägeartigen Kamm den Rüden hinab. In den Sümpfen und Moräften findet man ben ohne Urſache verabſcheuten und gefürchteten gelben Galiwasp (Celestus occi
duus), der müßig am Ausgang ſeiner Grube fißt, oder fich von wilden Früchten und Sumpfpflanzen nährt.
Beitbetrachtungen. (Schluß .)
quadenden Ton, und fieht man aufwärts, To erblidt man drei
3n dieſen Verhältniffen liegt für die gegenwärtige Regie:
oder vier Eidechſen ganz anderer Geſtalt, Farbe und Bewegung an den Balfen hängen oder träge, mit dem Rücken abwärte, daran hinfriechen. Es iſt dieß das Gedo ( Thecadactylus laevis), ein
rung Frankreich eine nähere Gefahr, als in der Unterdrückung aller politiſchen Freiheit und als in der Reducirung des Unters
Thier, das beſonders bei Nacht lebendig, aber an ſolchen Drs fen oder in Hohlen Bäumen auch bei Tag zu ſehen iſt; das Thier
bietet einen widerlichen Anblick, iſt aber nicht giftig, wie man behauptet hat.
Der Fremde tritt in ein Wohnhaus : allenthalben flebt er
ridhte auf einen Dürren Schemati&mut. Wer ſeine Herrſchaft nur auf materielle Mittel gründet, geht, wenn er bieſe nicht auf. recht und in blühender Kraft erhalten kann, nothwendig unter.
Die Verlegenheiten, in die fich die Regierung durch ihre unflus gen Finanzoperationen geſtürzt hat, treten von Tag zu Tag fårs fer hervor, uud in demſelben Maaße werden auch die Verhält
Die kleinen Anoles (A. iadu-
niffe zu den aufwärtigen Mächten ſchwieriger werben, mögen
rus, opalinus) u. f. w. jagen einander Durch die Jalouften , halten jeßt an, um am Halſe eine breite Scheibe von glänzendem Roth
dieſe Verlegenheiten nun zu einem Marasmus oder zu einer gallos
Gibedſen und wieber Gibedien .
oder Drange zu zeigen, dann es wieder einzuziehen, und gleich . ſam damit zu coquettiren. Eines ſpringt eine Ede und darüber weit, fällt auf den Rücken eines Spielcameraden nieder, und
beide winden und ſchlingen fich in den unbegreiflichften Verdrehungen .
Ein anderes läuft an der mit Ohp8 beworfenen
pirenden Sdwindſucht führen.
Die nothwendigen Folgen der
innern Schwäche werben fich äußerlich fundgeben, falls nicht die franzöfiſche Regierung - eine Beforgniß , die idon oft bon
ben verſchiedenſten Seiten, auch ganz offen in Girarding Preſſe ausgeſprochen worden den verworrenen Zuſtand Europa's benüßt, in der Hoffnung im Irüben flichen zu fönnen. Ohne
Wand auf und nieder, fängt die Ameiſen weg, bie in ſchwarzen Linien über die weiße Oberfläche zieben, ſpringt dann vielleicht von einem Kaften auf die Rüdlehne einet Stuhle, und flettert
ung auf dieſe Grentualität weiter einzulaſſen, erinnern wir nur an eine bezeichnende Stelle im Weſtminſter Review (April 1852) in einem Auffaße über „Europa's gegenwärtige Lage und Auss
einem Beſuchenden auf den Rodfragen hinauf. Plößlich ſpringt es
fichten “, wo es heißt : ſeit 1815 gibt ſich ein großer Mangel in
auf den Tiſch, fann es das nämliche reyn ? Einen Augenblic zuvor war es noch vom ſchönſten Goldgrün, außer am untern Theile des Schwanges, wo es eine weiche, lichte Purpurfarbe hat ;
fund - die Initiative iſt verſchwunden ; fte gehört Europa funb
legt iſt es wie durch Zauber idmußig, rußbraun, wird dunkler und dunkler mit blaffen Fleden von höchſt unangenehmem Auss ſehen . Auf einmal aber ift Furcht oder Zorn hinweg, und
ched Bolt fie ergreifen wird. Wir müſſen allo - und dieß ift Dad praktiſche Ergebniß, daß wir zu erreichen wünſchen – die Unrube, die Gtrebungen, die Richtungen Europa's nicht nach Frankreich berutheilen ; Frankreich führt nicht den Steigen, es ift nur ein Glieb der europäiſcer: Prepustif, nur ein Ring in der
bas liebliche Grün erglänzt nuu im Sonnenlicht wie zuvor. Man
hebt den Vorhang auf, und eß rennen zwei oder brei ganz kleine,
gegenwärtig feinem Lande an, Frankreich noch weniger als irgend einem andern ; Europa ſucht fte, niemand aber weiß noch, wels
woo
414
Frankreich noch ſehr verbreitet ; weil Frankreich unter Ludrig XIV,
als baß man nicht jeßt Doppelt vorſichtig ſeyn ſollte ; dennoch ift der Contraſt zu groß und auffallend, als baß man nicht verſucht
unter der Republik und Napoleon den Reigen führte, ſo meinen
ſeyn möchte, Plan und Abficht darin zu ſuchen.
gar viele, eß müſſe abermals ſo ſeyn ; die legten 30 Jahre haben
Ludwig Napoleon von fich geſtoßen , und indem er eingeſtandeners
Bis jeßt läßt fich bloß ſagen, daß die Art des Verfahrens und Auftretens eine gänzlich verſchiebene geworden ; man hüllt ſich in ein diplomatiſches Schweigen , man knüpft fich, wie die Franzoſen jagen, zu bis an den Hals, denn man hat die Nach
maßen nur auf die Armee und das Landvolk fich ſtüßen will,
theile der Spectafelmacherei und die für keinen Theil erfreulichen
hebt er gerade diejenigen Elemente hervor, in denen die alten
Erörterungen im Parlament und in der Preſſe erfahren . Les terer Punkt iſt von einer überwiegenden Bedeutung geworden . In den legten Dreißig Jahren vor 1848 hat es ſich oft um wichs tige diplomatiſche Fragen gehandelt, meiſt aber waren dieſe ents
Rette.
Der Irrthum, ben hier der Verfaffer rügt , iſt aber in
zwar eine Anzahl Staatômänner hervorgebracht, die dieſen Irr. thum wohl erkannten, aber alle dieſe Staatemänner hat Prinz
Eroberungsideen noch am heftigſten gähren. Hier liegt die Gefahr und die Rechtfertigung der Beſorgniß, mit der man den Verlauf der Dinge in Frankreich verfolgt. && iſt dieß um jo natürlicher, ale man nur einigermaßen
legener Art, regten minder die Leidenſchaften und Befürchtuns
die engliſchen Monates und Vierteljahreichrifteu, die gewöhnlid
gen auf, als jeßt, beſonders wenn wir die obenerwähnte, in den
mehr von der Leber weg reben, als die Tageezeitungen, zu leſen braucht, um über den Ton zu erſtaunen , in welchem ein allgemeiner Krieg als in naher Zukunft unvermeidlich betrachtet wird. Je ſchroffer aber die in den Journalen hervortritt, je mehr man verſucht wird, die Times zu beſchuldigen , daß fie in continentale Berwürfniſſe Gift zu träufeln bemüht ſeyy, deſto ſtiller, unidein .
Monats- und Vierteljahreſchriften der Englanber ſo vielfach auss
barer macht fich das Miniſterium , und ſelbſt die anfangs ſo
geſprochene Meinung berüdfichtigen , daß Europa am Vorabend eines neuen allgemeinen Kriegs ſtehe. Das Gebiet der Preſſe hat ſich gegen die Seiten des Kriegs von 1792 bis 1815 unendo
lich ausgebreitet ; es gibt eine europäiſche Meinung, die, wenn auch mannichfach nach Intereſſen geſpalten , doch in manchen Hauptpunkten übereinſtimmt. Befanntlich iſt die Preſſe vielfady benügt worden um die öffentliche Meinung durch Mittheilung von Actenſtüden oder durch berechnet abgefaßte Artikel zu beſtime
7܀
grollenbe Dppoſition läßt fich allmählich gefallen, daß das ihr wiberwärtige Miniſterium ganz gelaſſen die Geſchäfte fortführt , ohne im mindeſten Lärm zu machen. Einem Mangel an Shatigfeit von Seite des Miniſteriums Derby iſt dieß gewiß nicht zuzuſchreiben, und wenn dieſe Thätigkeit an den europäiſchen Höfen aus ſehr augenfälligen Gründen minder auffällig iſt, ſo läßt fte ſich an den orientaliſchen ſo wenig berkennen, daß man verſucht wirb zu glauben, Lorb Palmerſton, dem von verſchies denen Seiten als dem zukünftigen Premier der Hof gemacht noch immer, wenn auch der veränderten Verhälte
wird, führe
nifle wegen nicht unter eigenem Namen, das Ruber der wärtigen Angelegenheiten .
men ; balb hat bieſer, balb hat jener ber ſtreitenben heile einen
Dortheil dabei, irgend ein Actenſtück vor die Deffentlichkeit zu bringen , kurz man treibt viel Politit durch die Journale ; das iſt nicht mehr zu ändern, wenn man nicht das Unmögliche verſuchen
unb bie ganze Preſſe vernichten wil. Jedenfall & aber legt dieſer Zuſtand der Dinge ben Diplomaten die höchſte Vorſicht auf, und es wirb gewaltig unflug, eine Straßenpolitik, wie Lorb Palmer fton , zu treiben . Man kann über die Zwecke und Mittel der Palmerſton'ſchen Politik ſehr getheilter Anſicht, außerordentliche
Bewegung auf der Oberfläche fich zeigt, weifſagt nichts Gutes . Noch iſt kein halb Jahr verfloſſen , ſeit Koſſuth dort im Zenith ſeiner fictiven Macht und Herrlichfeit ftand, und jeßt - vergräbt bergräbt
Fähigkeiten und umfaſſenden Blick fann ihm aber niemand abs ſprechen, bagegen iſt ihm eine gewiſſe Nonchalance, die ihm ſehr gut ftehen mag, aber manche Verlegenheiten bereitet, von jeber nicht abzuſprechen geweſen , ja er ſoll, in den Zerwürfniſſen der dreißiger Jahre, bem Repräſentanten einer rivalen Macht gegens
er ſeinen Unmuth , ſeine Täuſchungen in den weſtlichen Staaten
über oft mit Mühe durch ſeine Collegen von Ausbrüchen ber
Welche Hoffnungen und Befürchtungen hatte er nicht erregt, weldie Ausbrüche der Enthufia &muß und des Zorng haben wir geſehen ! Das alles iſt vorüber gegangen wie eine Theaterdecoration , und wenn auch ſein ganzes Auftreten, ſeit er die Türkei verließ, faum etwas mehr als ein Theatercoup war, in welchem er eine eingelernte Rolle vortrefflich Durchſpielte, fo iſt die Aufregung, die er im feindlichen und freundlichen Lager
Heftigkeit zurückgehalten worden ſeyn.
Die ſtarre Unbeweglichkeit, die in England nach ſo hefriger
Amerika's .
erzeugte, eine befto reellere Sache und ein unheimliches Zeichen
Der Reizbarkeit unſerer Zeit und des Unglaubend an die Stabis
lität unſerer jeßigen Zuſtande. Gine Bedeutung hatte Koſſuth nur als Drathpuppe Lorb Palmerſtone, man vergleiche aber die damalige Vorliebe engliſcher Staatemänner für ſolche Spectakels ftude mit der gegenwärtigen eiftgen Ruhe ! Allerdings ſind durch
alles das, was Palmerfione Sturz im December voranging und
folgte, zu viele und zu hohe Perſonen compromittirt worden ,
Das iſt acht engliſch,
zeugt von perſönlicher Sheilnahme am Gegenſtand der Verhandlune gen, und mag ſeine Popularität großentheile erklären ; ſeine großen
Eigenſchaften machen ihn beſonders geeignet die oberſte Leitung der Angelegenheiten zu übernehmen, wenn der Krieg kommt, aber gereicht haben, ihn gegen eine Vermuthung , er habe ihn gebilligt, zu ſchůs Ben, während im Augenblid eine würdige Zurüdhaltung und Schweigen ihm wohl angeſtanden hätte. Lord Palmerſton mußte wiſſen , oder håtte wiſſen ſollen, daß ſeiue aude noch ſo leicht hingeworfenen, noch ſo ſehr auf einzelne Theile des Staatsſtreiche beſchränkten Worte die Wirkung haben mußten, Ludwig Bonaparte in ſeinen freiheitemörderiſchen Handlungen zu ermuntern . Alles Waſſer, daß an Weſtminſter vorüberfließt, wafat ihn von dieſen unflugen Ausdrüden nicht rein . Eben ſo wenig iſt der Premier zu entfuldigen , daß er vor den Augen der franzöſiſchen Regenten die Meinungsverſchiedenheit im engliſchen Cabinet offen darlegte, und ſo die Entlaſſung lord Palmerſtong als Strafe für ſeine Billigung dieſes Regen ten erſcheinen ließ. Und die Unvorſichtigkeit war noch größer, daß man in der darauf folgenden Erklärung deutlich auf der Hof und die Königin
hinwies, als hätten fie fich perſönlich in den Streit gemiſcht, und ſich der 1 Gin Artifel in demſelben ſchon oben ron uns citirten Heft der Weſtmiaſter Review über „ lord Palmerſton und ſeine Politit" ſtellt dieſe 15ompromittirungen in folgender ziemlich berber Weiſe zuſammen : „man snat er über die Entlaſſung des legtern fo weit fie aus den Pars fann," lamentodebåtte bommorging, „ daß Benehmen feines der betreffenden Theile
in dieſem unverſtändigen Streit billigen . Der brittiſche Botſchafter in Patie hatte nidtin den Salono herumzulaufen, und von ſeiner Mißbilli: gung tee Staateſtreiche zu flüftern ; loving früheres Benehmen ſollte hin:
in Frankreich herrſchenden Gewalt abgeneigt gezeigt. Die Enthülnngen in dieſer Debatie compromittirten die Rönigin auch mit andern Mächten. Lord Palmerſtone Depeſchen nach Wien hatten großen Anſtoß gegeben ; hier wurde eingeſtanden , daß Ihre Majeſtät die Depeiden eingeſehen und gebilligt, ſomit an der Verantwortlichkeit für dieſelben Theil genommen
habe. Der bittere Ton, in welchem Fürſt Schwarzenberg auf Lord Orans ville's Note über die Flüchtlinge antwortete, ſoll durch dieſe unerwartete Entdcdung veranlaßt worden ſeyn .“
415
gooo
in dem ichwierigen Zeitpunkt, der ihm vorangeht, wo es gilt mit
tion, deren Vollendung noch auf ernfte Schwierigkeiten ftoft,
der höchſten Vorſicht aufzutreten , um ihn möglicher Weiſe zu
nicht ſtärfer, ſondern ſchwächer geworden ; die Gegenſäge im Innern find ſchroffer und unverſöhnlicher, und der von dem Prinzen Ludwig Bonaparte eingeſchlagene Weg gewiß nicht zur
bermeiben, da ifi Lorb Palmerfton , troß ſeiner großen Eigenſchaf ten, weit minder am Plaße .
Palmerſton felbft ſcheint den bals
digen Aufbruch des Kriege für unvermeidlich zu halten, wie ſein Auftreten in der Milizbill, unmittelbar nachdem er aus dem Mi niſterium getreten , deutlich zeigt ; er will die Möglichkeit ſchaffen , die ganze Linienarmee aus dem Lande zu ſchicken und den Dienſt im Innern nur mit Miliz zu verſehen, die er deßhalb der Linie
zen Ludwig Napoleon zu Danfen ſey ."
in Disciplin und Ausrüſtung möglichſt gleichgeſtellt wiſſen will.
Verſuche gemacht werden, die Generale, namentlich Changarnier
In England zeigt fich eine große Abneigung dagegen, denn der Engländer hat nicht nur einen natürlichen Widerwillen gegen Soldatenſpiel, ſondern auch eine ing Bornirte gehende Ueberzelle gung, daß man ihn nicht anzugreifen wagt. Die Anſichten ein.
und Lamoricière, zur Unterwerfung unter die Herrſchaft des
zelner Staatemänner wiegen aber hier ungleich ichwerer a18 eine ichlecht begründete Volfêmeinung.
Go höflich und ſelbſt zuvorkommend bad engliſche Miniſtes rium gegen den Prinzen Lubrig Napoleon fich bezeigt, ſo ift Doch dieſe Milizbil der eigentliche Barometer für den Stand der
Verſöhnung geeignet, obgleich man fich jeßt rühmt, daß eine Ausgleichung mit den Verbannten, namentlich mit den Gene. ralen , in naher Ausſicht ftehe, eine Ausjöhnung, die „ Staunen
erregen werde, und nur der ebelmüthigen Initiative des Prins Nous verrons. Daß
Prinzen zu bewegen, iſt mehr als bloß wahrſcheinlich, und Leon Vidale Sendung hatte wohl keinen andern Zwed. Dieſer aber dürfte nur unter Einer Vorausſegung erreicht werden, unter ber eines Kriege, wo fie bann , ohne fich und ihren Grundfäßen zu bergeben, zurücfehren könnten, um zur Vertheidigung ihres Landes beizutragen . Einen ſolchen Schritt würde das Urtheil der Welt billigen und Frankreich mit Freude vernehmen . Dieſer Zeitpunkt iſt aber jebenfalls noch nicht da.
Dinge in England und für die Anſichten , welche man dort von der jeßigen Weltlage hat.
Sie iſt eine Kriege-, mindeſtens eine
Vorſicht8maaßregel von unzweifelhafter Bedeutung. Mit Aug. nahme der Friedenépartei“, ſagt ein engliſches Blatt vom 24 April unmittelbar nach der Vertagung der Diecuſſion auf den
26ften - „welche die franzöſiſchen Diftciere für zu wohlgezogen
Poſtertrag der bedeutendſten Städte in England. Das Athenäum vom 24 April bringt eine Liſte von 13 Städten in England, Schottland und Irland, deren Poſtertrågniſſe die Summe von 10,000 Pid. überſchreiten. Von dieſen Städten gehören zehn England, zwei Schottland und eine Irland an .
Die ſechs erſten Städte find
und höflich hält , als daß ſie den Befehlen des franzöſtichen London mit
Dictator8 folgen ſollten, wenn er eine Invaſion Englands unters nehmen will, hegt, wie wir glauben, das Volt im allgemeinen die Anſicht, daß die Regierung bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge auf dem Continent die Vertheidigungsmittel der Nation wohl beachten Tolle, und betrachtet die Organiſation einer Miliz als das bereiteſte, conftitutionellfte und mindeſt foſtſpielige Mittel, um jeder fommenden Gefahr zu begegnen. So dachte Lord John
Ruſſell und ſeine Partei, als ſie im Amte waren ; jeßt aber, außer dem Amte, haben ſie fich geſtern Nacht ganz anders aus. geſprochen . Lorb Palmerſton , der die zweite Leſurg unterſtüßte, bezeichnete die Oppoſition bagegen alß aus Parteigeſinnung ber vorgegangen, und wir ſind ſehr geneigt, die Anficht Sr. Herrs lichkeit zu theilen.“ Lord John Ruſſell gebrauchte am Ende ſeiner
.
Liverpool mit Mancheſter mit Dublin mit Glasgow mit
Edinburgh mit
935,663 Þfd. 17 Sch. 10 d. 75,926 60,070
n
47,466 .
43,414 42,623
!!
6 13
4 9
18 5 2
4 n 2 II 7 d.
Dann nimmt die Zahl raſch ab ; die folgenden Städte find Birmings ham, Briſtol, Leedo, Hul, Newcaſtle, Bath, Sheffield. Auffallen muß vor allem die faſt unbegreifliche Ueberlegenheit Londong über Liverpool und Manchefter. Troß ſeines ungeheuren Handels liefert liverpool nur den 12ten Theil des Poftertrags von London, und Mancheſter, der mächtige Siß der großen Induſtrie, nur den 16ten. Auffallend iſt, Bath, eine Stadt , wohin häufig alte Damen und penfionirte Officiere fich
zurüđziehen, in der Liſte zu finden . Man ſchreibt den hohen Poftertrag ihrer fleißigen Correſpondenz zu, was nicht ohne Spott bemerkt wird.
Rebe den Ausdrud : yes iſt die Pflicht der Miniſter, entweder
eine Maßregel vorzulegen, die fte für die Vertheidigung des Lan.
Centralaften
Des zureichend halten, oder zu thun was ich gethan, nämlich abzu.
treten ." Das Unterhaus nahm dieſen Wink mit einem ziemlich
und die Hauptbergketten im chineſiſchen Gebiet. (Schluß .)
unhöflichen Gelächter auf, das alle fünftigen Hoffnungen Lorb John Ruſſells abzuſchneiben ſcheint, und hinſichtlich der Entſcheis dung über die Milizbil wenig Zweifel übrig ließ. Der jeßige und der muthmaßliche fünftige Premier, Lord Derby und Lord Palmerſton, find alſo über die Hauptſache, über den Gang der augmārtigen Verhältniſſe einig, nur muß je nachs
Als die Bergfetten, welche durch ſámmtliche chineſiſche Befißungen laufen, 8. h. durch Tibet, das eigentliche China, das weſtliche Land, die
Mongolei und Mandſchurei, nehmen die Chineſen zwei an, im ſüdweſt liqen Theile Tibeto den Gandes, im Nordoſten, in der Dſungarei, den Altai. Dieſe zwei ſtehen unter einander in Verbindung durch eine Bergs
dem die Politik Frankreichs fich wendet, Graf Derby oder Lord
fette, die von Süden nach Norden läuft, und die Weſtgrånze des chine fiſchen Gebiets bildet. Vom Gandes nach NW läuft ein Gebirgefamm,
Palmerſton an der Spiße ſtehen.
äußern Verhältniſſe werden dieſe Entſcheidung herbeiführen, und
befannt unter dem tibetiſchen Namen Senge-kabab ; er ideidet Ladan von Kaſchmir , und weiterhin unter dem Namen Zun-lin oder Dartam
darum fteht jeßt England, wie vor dem December Frankreich, auf der Warte der Beobachtung. Doch bezieht fich für England dieſe
von hier aus wendet er ſich um den Temurtu : Nor unter dem Namen
Nicht die innern, ſondern die
beobachtende Stellung natürlich nur auf die europäiſchen, nicht auf die orientaliſchen Verhältniſſe, in denen man, wie wir Gin
gangs erwähnten, vorerſt Zeit zu gewinnen ſucht. England kann im Gefühl ſeiner Kraft der Abipinnnng der Verhältniſſe von Franke reich ruhig zuſehen, denn Frankreich iſt, erſt durch die Revolu tion des Jahres 1848, dann durch die napoleoniſche Rehabilitas
(Knoblauchberge) Badafſchan und Kofand von Jarfend und Raſdgar; :
Alasdag und ſchließt fich an den Altai an.
Von dieſer Duerlinie laufen vier Hauptfetten aus : der Altai, dat Himmelsgebirge, die füblidhen Berge und der Himalaya. Das Syftem des Altai umfaßt alle Länder im N von China und Turkeſtan. Wåh
rend die nordöſtliche Rette der altaiſchen Berge die Gränze zwiſchen Nußland und China bildet , geht ein anderer nordwefilicher Ausläufer
nach Tarbagatai ; im D erſtredt fich ein Ramm, der unter dem Namen
416
ing Innere der Mandidurei ein , und bildet unter dem allgemeinen Namen der langen weißen Berge (Golmin-fdan-jan-alin auf mandidus riſd, oder Tichan -bo-ſchan auf chineſiidi) die Waſſerſcheide zwiſchen dem Syſtem des Amur von dem des Jalu-zſian und anderer Flüſſe, die in
Tannu- Ola befannt iſt, ſpäter aber die Benennung Changai annimmt,
die zum Syſtem der Selenga gehörenden Gewäſſer durdſchneidet und unter dem Namen Chingan das Syſtem des Amurs begleitet ; der an
dere ſüdöfliche Zweig des Altai läuft unter dem Namen Tafir, Chongor:
das Bo- dhai oder gelbe Meer fallen , und von den in den öſtliden
adſchirga u. ſ. w. in die Gobi hinein und endet nicht weit vom Drdos ; durch ſeinen Bajan-agula genannten Ausläufer ſtößt er an den Changai, deſſen füdlider Zweig , der Schweif des Changai genannt , im S bao Syftem der Selenga umfaßt, und unter dem Namen Bajan - 3ſirufen und Gentei gegen ND zu den Quellen des Keru-be und Tola fich wendet. Der ſüdliche Aufläufer des Altai , unter dem Namen Abofſari und Dajan, fößt an den Schweif des Altai, der mit dem ſüdöſtlichen Auss läufer fich verbindet und im Süden durch die Gobi nach dem Hinimelt=
Ocean fallenden Tjumen = zſian (der mit dem Jalu : zfian zugleich die :
Gränze zwiſchen der Mandſaurei und Rorea bildet). Dieſe Berge be: gleiten auch unter dem Namen Sichete dag rechte Ufer des Uſuri länge dem öſtlichen Ocean bis zur Mündung des Amur. Gin anderer nicht minder wichtiger Zweig der ſüblichen oder Schnee:
berge, der fich gegen SD abſcheidet, geht unter dem tibetiſchen Namen Bajadunram nach dem Oberlauf des 3fin ſcha - zſian oder Britſu ; mit ihm vereinigt fich hier der nordöſtliche Ausläufer des Sandes, welcher unter verſchiedenen Namen ( Tíchable, Lun: dfchar, Lun: Mar, Lang: bo, Dargo u. f. w ) die Nordgränze der Zuflüſſe des Jarudſangbo be (dreibt, und unter dem Namen Hunfabashamy am Oberlauf des Nag: trou oder Chara uſu erſcheint, von wo er zu dem Baſadunram ( mongol . Nomochan : ubaſhi) hinübergeht. Solchergeſtalt iſt dieſer Punft eine Vereinigung zweier Retten , und die Chineſen betrachten ihn ale ſehr wichtig. Von den Oberlauf des Sfin: ſcha-zfian , unter dem allgemeinen
gebirge hin fich erftredt.
Am Duellland des Sir Darja geht vom 3ſunlin gegen Deine Kette aus , die bei den Chineſen unter dem allgemeinen Namen des
Himmelsgebirges befannt iſt ( Thian -ſchan oder Tengri und Bogdo-agula bei den Mongolen , Muſurdaba bei den Türfen). Anfänglich dient er als Gränze zwiſchen dem chineſiſch - türkiſchen Gebiet (von Raſchgar bis zum Akſu ) und den Ländern der Buruten und Kirgiſen (die bei den Chinefen Chaſaten heißen). Weiter gegen D vom Temurtu - nor wird Turfeftan durch dieſe Berge von der Dlungarei im Norden geſchieden .
Namen Bajan.chara , aber mit zahlreichen beſondern Namen für jede
Höhe, erftredt fich dieſe Kette nach Oſten bis zur Provinz Sn = tichu , an (Setſchuen ), und ſcheidet die Gewäſſer, welche in den Britſchu fallen, von
Am öflichften Ende dieſer Länder und Berge ſehen wir auf der einen
Seite die Hami, auf der andern den Barfül, mit denen zwei Rreiſe des Weſtlandes beginnen, die von den Chineſen mit Recht Straßen genannt werden, weil fie, auf beiden Seiten des Himmelsgebirges gelegen, einen langen aber ſchmalen bewohnten Strich bilden. Dieſe Kreiſe find 1 ) Thian -fan -bei: lu , die Straße nördlich vom Himmelegebirge, die ehemalige Dſungarei und Larbagatai, 2) Thian -fan -nan :lu ,
denen , welche in den Hoang ho fließen ; fie läuft auf dem rechten Ufer dieſes Stromo bis zu ſeiner Wendung gegen ND in ber Provinz Han ſu .
Beim Gintritt in die Provinz Sy : tſchu - an dient die Hauptfortſeßung
dieſes Gebirge wieder als Waferſcheide zwiſchen den Zuflüſſen des Hoang :ho und denen des Zſian ( Iang -tſe) im Süden. Hier heißt die
Kette zuerſt Min -jdan, dann Fin -ſchui:lin (Hohenzug der Waſſerſcheide ),
die Straße füdlich von dem Himmelsgebirge, das chinefiſche Turfeſtan .
weiterhin Tſchun -nan-ſchan (Ende der Südberge), Zin-lin und Syn-erje:
Das Himmelsgebirge erftredt fich im Diten nicht weit über die Kami hinaus, aber im Süden desſelben gegen die Quellen des Kundulen ſehen wir eine Bergfette, Nojan -cara-ſú genannt, welche fich an die Gebirge anſchließt, die China im Norden umgeben. Südlid von Jarfend, am Súbende des
Goon
rohan , an den Gränzen der Provinzen Soen:fi und Hu : bei (Hu : pe) . Von dein Oberlauf des Huai an wendet fie fich gegen Südoſt, erfüllt mit ihren Ausläufern ben weſtlichen Theil der Provinz Hornan , und
un-lin beginnt eine andere
bringt in der Provinz An - choi , wo ſie das linfe Ufer des 3ftan um: ſchließt, und nicht weit von dem Kaiſercanal endet. In den Provinzent Systſchu-an, Han :ſu , Şu:pe und Schan - fi gehen von dieſem Hauptgebirge .
Bergfette , die ſich quer nach Often bis zum Ocean erſtredt. Bei den Chineſen führt ſie den unbeſtimmten Namen Südberge, weil fte damit von Turfeſtan aus befannt wurden , welches durch dieſelben im Süden
nad allen Richtungen hinter den Nebenflüfen des Hoang-ho und Zfian
umgeben und von Tibet abgeſchieden wird. Die Europäer haben irr: thümlich auf dieſelbe den Namen Kun-lun (der chineſiſche Olymp) aues gedehnt, welcher nur dem Ausläufer an dem Quelland des Boang ho angehört. Die Tibeter und Türken des Wefteng nennen dieſe Kette die
beſondere Audläufer aus, welche dieſe Provinzen durciziehen , ſo daß die Chineſen mit Recht ſagen : wo Flüſſe find , find auch Berge. Der vierte ſüdliche Theil der tibetaniſch : chineſiſchen Berge beginnt direct oſtwärts vom Gandes und dient anfangs als Gränze Tibets gegen .
Schneeberge, 0. h. Gans-ri oder Muſtag ; deßhalb finden wir auf den chinefilden Karten manchmal auch den richtigern Namen Sjue:ſchan oder
Nimangi-ilin (die chineſiſche und mandſchuriſche Ueberſeßung des Wortes Schneeberge). Weiter nach Diten ſcheiden fie den Rufenor von dem Kreis An fi-fu, der außerhalb 3ja-jui.guan, jenſeits der großen Mauer, liegt, und führen den Namen Zilán- ſchan, ein alter Name, der nach der Verdolmetſchung gleichfalls Himmelsgebirge bedeuten roll ; ſie dienen als
Waſſerſcheide der Zuflüſſe des Acang : ho von denen der Bulangir und Kundulen ; weiter nach Often bilden ſie die Nordgränzen China's unter $
dem Namen Alaſdan oder Alaf-fdan im Weſten des Drdod, und unter dem Namen des In:ſthan: Gebirgs ſowohl gegen Norden als weiter gegen Diten bis zur Vefte Schan -dai-guan. Die Ausläufer dieſes Gebirge: zuges verbreiten fich in der Provinz Scan-fi, und derjenige welcher
Indien . Dieß iſt der Himalaya, der bei den Tibetanern den allgemieis
nen Namen der , neun ſchwarzen Berge“ führt. Dieſe laufen längs dem rechten Ufer des Jarudſangbo , überſchreiten dieſen Fluß, den Ditſchu (3rawaddy ), Nu-zfian und Lan -zan -zſian und treten durch die Provir.; Yünnan ins Innere von China, wo fie ihre Ausläufer länge dem rech
ten Ufer des Brian und bis zum Meere an den Gränzen China's gegen Birma, Siam und Cochinchina ausſenden . Sie umfaſſen alſo auf dieſe
Weiſe alle chinefiſchen Provinzen jenſeits des Sfian. Es iſt uns unmöglich hier auch nur die bedeutendſten Ausläufer , welche fich durch das chinefiſche Gebiet erftreden , aufzuzählen , viel weniger die beſondern Höhen, wovon die geographiſchen Werte der Chi neſen lange liften mittheilen. Wir bemerken bloß , daß dieſe Werle
viel reicher an Einzelnheiten , ald an allgemeinen Schilderungen der
leßtere von der Provinz Tídi- li trennt , führt den Namen Tai - han.
Richtung der Hauptfetten find, deßhalb haben wir hier alt Grundlage
Nordöſtlich vom Inſdan erfiredt fich ein zweiter Hauptausläufer , der
das Syſtem der Waſſerſcheiden vermittelft der Bergfetten genomuren .
am Quellland des Schandug-ola den Namen Chingan annimmt, unter Ausgrabungen in Aegypte n .
Abbas Paída fou unter
verſchiedenen Namen der einzelnen Theile die öfliche Mongolei durchs ſchneidet, und die Zuflufle des Argun von denen des Nonni - Zſian in
Aufſicht eines Franzoſen , Namens Mounier, an verſchiedenen Orten
Daurien ſcheidet. Der ſchmale Streifen Liao-Duna, welcher von Schan : chai-guan länge dem Meere nach der Mand durei läuft, wird im Weſten durch die Berge 3 :u -lju, einer Fortreßung des Inſhan , von den mons goliſchen Landfitrichen getrennt. Weiter gegen NO vereinigen fich dieſe Berge aud mit der Rette des Chingan. Der eine öftliche Ausläufer tritt
Gaz. 24 April. )
5
Berlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Aegyptens Nachgrabungen nach Alterthümern vornehmen laffen. (Liter. ! Daraus ſollte man ſchließen , daß der Ditichu (Frawaddn) ein anderer Flus pft als der Farudſangbo , weiter oben aber (9. Nr. 102) hat er den Jarudſangbo (oder wie er ſchreibt Jairuſanbo) als gleichbedeutend mit dem Irawaddy genom men . 4 , d. U.
Verantwortlicher Redacteur Dr. 60. Widen mann.
( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 4 und Umſchlag zum Monat April. )
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Ur. ur 105.
1 Mai 1852.
Ein Beſuch bei den Shakern.
myfteriöſen Shakerftabt aufbrach .
Gin heiterer tiefblauer Sims
Unzweifelhaft die hübſchefte Stadt zwiſchen den beiden Mias
mel breitete fich über den endloſen Laubwalb, welcher die ganze Gegend mit Ausnahme der Blößen, wo Driſchaften und Aders güter ſtehen, beſchattet, und deſſen Eichen-, Ahorns, Walnuß
mis, ja die hübſchefte vielleicht zwiſchen dem Dhio und den nord
und Hickorygruppen in ben bunteſten Herbſttinten prangten.
lichen Seen, ift bag ichmuce Dayton mit ſeinen ſchnurgeraben , acht Wagenſpuren breiten Straßen , ſeinen eleganten, meiſt in
Wohlhäbige Farmen, das geſchmadvolle, weißgetünchte, mit grüs
grünen Baumgärten gelegenen Häuſern und ſeinem großartig
Maisfelder und gutgehaltene Obſtgårten ringdum, beſäumten zu
ſchönen maſſiven Courthauſe, neben dem fich bad dem Porfopolis Cincinnati wie ein Ziegenftal neben einem griechiſchen Lempel aufnimmt, und an dem fich das Auge bes Fremden, das hier
beiden Seiten den Weg , welcher , von der Haßlichen virginiſchen Wurmfence eingefaßt, fich über den Bergrücken hinwand. Heere den ſmeerbauchigen Rüſſelviehe grunzten im Fette ihrer Nuß maft den Vorüberſchreitenden an ; Trupp8 von Truthühnern tripe pelten, Körner aufpicend, um die roh aufgeſchichteten Blodicheu . nen, auß deren Rißen und Spalten der Segen der vorjährigen
(Bon Dr. Buſch .)
im Weſten bon ſo vielem architektoniſchen Gräuel verleßt wird, einmal wieder erholen kann. Aber der „ Stern deß Weſtene ," wie ber rebeprunkſüchtige Budey den Hauptort von Montgomery
nen Jalouſien geſchmücte Wohnhaus in der Mitte, reichtragende
County zu taufen beliebt hat, iſt nicht nur ein ſehr freundlicher
Mai@ernte quellen wollte ; blaue unb rothe Vögel, unfern Laus
und nebenbei fehr gewerbthätiger Plag, fondern er fteht auch im
ben an Größe gleich, ließen auf den Ranken .Der rieſigen Walbe
Rufe einer ungemein frommen Stabt, und wenn man nach der Zahl der Kirchen auf die Menge der Gottſeligen ſchließen darf,
rebe ihr eintöniges Gezwitſcher bernehmen und huſdhten , wenn
ſo beweiſen 22 Gotteshäuſer auf etwa 13,000 Einwohner, daß
hier an dem Gerüchte allerdings etwas Wahres iſt. Dieſe Fröm migkeit iſt indeß ſehr buutſchediger Natur. Dayton repräſentirt
ein ſo ziemlich volftändiges Moſaikbild deß geſammten amerikas niſchen Sectenweſend, und wer das Leben innerhalb dieſe8 Con feffionenwirrwarre kennen lernen will, braucht fich faum weiter zu bemühen . Er trifft hier weiße und ſchwarze Methobiften , Albrechteleute, Ratholiken, Lutheraner, Reformirte von deutſcher
und engliſcher Zunge an ; er fann Gemeinden ber Episcopalkirche, der Baptiften , ber Predbyterianer, der Unitarier, der Univer . faliſten , der Congregationaliſten beſuchen ; er findet endlich ein Meetinghaus der Lunker und fogar ein halb Duzenb Mormonen
hier ; ja an Markttagen wird er ſelbſt einigen Oliebern der felts famen und von manchen Reiſenden noch feltſamer dargeſtellten Shaferfecte begegnen, welche feche engliſche Meilen von hier eine ihrer Niederlaſſungen hat.
Auf dieſe lepteren war ich ſchon auf dem Wege von Colum bus ganz beſonders aufmerkſam gemacht worden, und ſo beſchloß ich vor allem zuerſt hier einen Beſuch abzuſtatten , wozu ber 3 October außerſehen wurde. Die Colonie, welche ben Namen Watervliet führt, vom Volfe jedoch ſchlechthin Shafertorn ge nannt wird, liegt ſüdöſtlich von Dayton an einer Straße, die fich am Rande des Hügelfeſſels, deſſen Boden bie ebenerwähnte Stadt zum Theil bebedt, von der Chauſſee nach Cincinnati abzweigt. Gie iſt ein Filial der älteſten und größten weſtlichen Niederlaſ
ſung zu Union Village, und wurde im Jahre 1812 gegründet. 68 war ein ſchöner, klarer Nachmittag, ale ich nach der
Tritte fich nahten, mit ſchnellem Fittich in die dunklen Tiefen des Forſtes zurück. Zwiſchen dieſen Bildern behaglichſter Lånds lichkeit und friedlichſten Gebeiben8 — Bilbern, denen man nur etwas mehr Stimme hätte wünſchen mögen – wanderte ich ruſtig weiter, bis endlich eine alte Dame, die mir aus einem Seitenwege entgegenſchritt, mir mit der Gpife ihre8 Sabafepfeif
chens, aus beffen Robrſtengel fle flottweg Wölfchen duftenden Cavendiſhie unter ihrem Gute hervorquellen ließ, das Ziel meis nes Ausflug& in einer Gruppe von Häuſern am Fuße der bewals deten Höhen zur Rechien wieg. Ein paar hunbert Gdritte noch, und ich flanb auf dem Bo.
den ber Niederlaſſung, zu deren Gebäuden von der ihr Gebiet burchidhneidenden Hauptſtraße ab ein breiter Fahrweg hinaufführt. In dem rechten Winkel, den der leftere mit der erſteren bildet, befindet fich der kleine Gottebader der Gemeinſchaft, ein einfacher,
verwilderter Gra @plag ohne Hügel, ohne Kreuze, ohne Blumen, überhaupt durch nichts als Begräbnißort auêgezeichnet, als durch einige platte Steine, die weder Meißel noch Griffel verrathen, ſondern das Ausſehen haben, alb habe man fte ſchlecht und recht, wie fte ein Stück davon auf dem Felde lagen, aufgeſucht und
hierhergeftedt. Der Stätte der Todten gegenüber ſteht ein zweis ſtödiges framehaus, mit einem auffallenden Dottergelt angeſtria dhen , einft, wie ich ſpäter erfuhr, die Berberge einer Familie, dermalen aber , wo die Zahl der hier befindlichen Shafer
bedeutend , abgenommen hatte, völlig unbewohnt. Weiter ges hend gelangte ich zu den übrigen Gebäuden der Niederlaſſung, deren etwa ein Duzend ſeyn mögen, und welche mit Ausnahme Det großen Wohnhauſe der Gemeinde ſämmtlich von Holz er.
node
418
baut find. Von hier nach Dſten zurüdblidenb überſchaut bao Auge eine bedeutende Fläche urbaren Landet, welches fich nach
dieſer Himmelegegenb allmählich abftuft unb burdh feine vortreff liche Beftellung und weite Ausbehnung anzeigt, taß die Shafer
nicht bloß fleißige Beter, ſondern auch tüchtige Landwirthe find. Nach Weſten zu aber drängt fich der Wald in die Colonie herab, Deren Gränzen hier in einigen kleinen Häuſern und einem weit
läufigen Garten mit Aepfel- und Pfirſichbäumen beſtehen . Bisher war innerhalb der Umzäumung außer einer Heerde wohlgenährter Rinder fein lebendiges Weſen zu ſehen , und außer dem Murmeln tes Beaver Creef, der hier zwiſchen Buſchwerk fich durchſchlängelt, kein Laut zr hören geweſen. Es war eine peinliche Stille, die ein Geheimniß in ſich zu bergen ſchien , und dem an fich eben nicht unheimlichen großen Ziegelhauſe in der Mitte des Ganzen jenen büſtern Charakter verlieh, der fich für den Proteſtanten mit Klöſtern verbindet. Unſdlüfftg, ob ich ein treten und wie ich mich einführen ſollte, ging ich hin und her. Da bemerfte ich plößlich einige Schritte von mir einen Menſchen , der mit geſenktem Kopfe, die Hände auf dem Rücken , auf mich
unter dem Rragen fittelartig in Falten gereihten Rod, eine gleich farbige Weſte und weite, faffeebraune Beinfleider, alles von dem grobwollenen Stoffe gemacht, der hier den Namen Home-Spun führt und von den Farmern im Weſten faſt ausſchließlich ges tragen wird. Die Haare waren ihm über der Stirn in Form eines
Halbmonde furz berſchnitten, währenb fte im Naden lang terabs hingen. Eine große filberne Brille wollte zu dieſem Anzug, wie ihn das Landvolk des Dftens vor etwa 50 Jahren in Amerika
getragen haben mag, nicht recht paſſen. Auf meine Begrüßung erhob er fich, ſchüttelte mir mit dem lanbe& üblichen : how do you do die Hand, langte mir von den an der Wand herum an Pflöden hängenden Schaufelſtühlen einen herunter und erſuchte mid Plaß zu nehmen.
Die erſten Worte del nun fich ente
ſpinnenden Geſprächs überzeugten uns, daß wir beiderſeitig einen Landemann vor uns hatten , und al8 mein Führer fich nach kur. zem Aufenthalte entfernt hatte, war fein Hinderniß mehr, die
Unterhaltung in der bequemern Sprache unſerer Mütter fortzus feßen. Der Shafer, in deffen Zimmer ich mich befand, war in der That ein Deutſcher. Er ſchien ſeinem Dialeft nach aus der
zufam. Er trug einen Strohhut mit ungewöhnlich breitem Rande und einen graublauen ſeltſam zugeſchnittenen Rodt ; fein faltiges
den Verhältniſſen und Perſönlichkeiten unſrer Univerſitäten vere
Geficht war tobtenblaß, und als er, fich mir nähernd, bie Augen
rieth, ftudirt zu haben. Die geſchickte Art endlich , in der er mir
erhob, glaubte ich darin dem Blide des Wahnſinns zu begegnen .
in wenigen Zügen einen Abriß des Glaubens und Lebens ſeiner Secte gab, ließ einen Theologen vermuthen . Ueber fich ſelbft drückte er ſich vorläufig ſehr vorſichtig aus, doch ließen Blid und Ton, mit denen er ſeine Andeutungen begleitete, ben Eins bruck zurück, daß ihm ein Etwas auf dem Herzen liege, daß er mit Mühe von der Zunge zurüchielt. Mit beſonderem Eifer hob er in ſeiner Darſtellung die am wenigſten auffälligen Behren
;
Doch ich konnte mich täuſchen, die Unheimlichkeit der Situation
fonnte mich verführt haben, und ſo wagte ich es troß meiner ungünſtigen Meinung von dem Seelenzuſtande des Fremden, in
bem ich einen Shafer erkennen mußte, ihn anzureben. Ich hatte mich aber nicht getäuſcht. Auf meine Frage, ob ich hier Zutritt erlangen und die innere Einrichtnng der Niederlaffung ſehen könne, erhielt ich ein unarticulirtes Lallen und Snurren zur Antwort, welches zwar nicht bößartig flang, aber doch auch nichte Menſch liches an fich hatte. In dieſer Verlegenheit mußte ich die Ers
Gegend von Hamburg zu ſeyn, und wie ſeine Befanntſchaft mit
Dell Shaferthums hervor, bei jedem Saße fragend : 3ft bao Unfinn ?" und mochte es fich im übrigen verhalten wie es wollte,
aus der Thür des erwähnten Hauptgebäudes trat und mich nach Wunich und Begehr fragte, faft als Rettung in der Noth bes
fein Glaube an Anna Lee, den weiblichen Mefftas ber Secte, war auf keinen Fall ein über allen Zweifel erhabener. Gine kurze Charakteriſtik des Shaferbefenntniffe $ auf ſpäter verſchiebend, theile ich hier von unſerer Unterhaltung nur das
Ich wiederholte ihm Veranlaſſung und Zweck meiner
mit, wag fich auf die geſelſdaftliche Verfaſſung ihrer hieftgen
ſcheinung eine freundlichen alten Mannes in Shakertracht, der
trachten.
Hierberfunft und bekam einen günſtigen Beſcheid. Wer mit dem aufrichtigen Streben, ihre Lehre und Gottesverehrung kennen zu lernen, um Einlaß in ihre Häuſer bitte, rey ihnen allezeit will fommen. Inbeß verlange e8 bie Regel, daß er mich , ebe er mir
eine beftimmte Zuſage mache, erſt dem Aelteften melde. Ich ſagte ihm nun, wer und woher ich ſey, und wie ich aus meinem Vas
terlande, fünftauſend Meilen von hier, vor einigen Monaten abe gereidt ſeg, um Amerika und vorzugsweiſe beſſen religiöſe Zu ftände kennen zu lernen . Das ſchien ſein zutrauen zu erhöben, er ſann einen Augenblick nach unb bat mich dann, ihm ins Haus
Colonie bezog.
Dieſelbe war dermalen nur von einer Familie
bewohnt, während die benachbarte Niederlaſſung zu Union Village beren brei zählte.
Die Familie in Watervliet war 54 Seelen
ſtarf, worunter die größere Hälfte Frauen. Ade zuſammen hatten ein saus inne, worin die Geſchlechter in der Weiſe vere
iheilt waren, daß das weibliche die linke, daß männliche bie rechte Seite der Zimmer in beiden Stocwerfen einnahm. Hier wohnen fte in geräumigen, lichten , weiß angeſtrichenen und gleich dem Gange braun getäfelten Stuben , die mit großen Betten, alts
modiſchen Schubladen und ſelbſtgefertigten , aus Span geflochtenen
Die Thür führte zunächfit auf einen etwa 30 Schritt langen
Seſſeln und Schaufelftühlen au & geſtattet find. Die oberfte Leis tung in geiſtlichen wie in weltlichen Angelegenheiten iſt in den
zu folgen.
und ziemlich breiten Gang, deſſen gelbladirte Flur in der Mitte
Händen von vier Aelteſten , von jedem Geſchlechte zwei, unter
mit ſchmalen Matten belegt war, und aus beſſen weißen, von
denen ein Deacon den Verkehr mit der Außenwelt, ben Abſchluß
unten herauf bis auf Mannshöhe braungetäfelten Wänden zu beiben Seiten mehrere Thüren fich öffneten . Alles trug bad
von Lieferungen, die Einnahme und Audgabe von Geldern, bic
Gepräge außerordentlicher Sauberkeit und minutiöſer Drdnunges liebe, und auch hier unterbrad nicht der leiſefte Laut die Grabes 4
ſtille des Drtes .
Mein Führer klopfte an die erſte Thür zur Rechten. „Come in !" rief eine tiefe Babftimme, und wir traten ein. An einem
dem Eingange gegenüber befindlichen Fenſter ſaß mit dem Fleche ten eine8.Strohhuted beſchäftigt ein Mann von etwa 40 Jahren, Er trug wie der Wahnſinnige draußen einen graublauen, hinten
Unterbringung einſprechender Fremden u. i. f. beſorgt. Jenen Helteſten ſteht die Vertheilung der vorkommenden Arbeiten unter die Mitglieder der Familie zu, und zwar wird dabei nach Maß. gabe der Kräfte und Talente verfahren , andrerſeits aber aud; ere wartet, daß jeben Einzelnen ſein Gewiſſen treibe ſeine Pflicht nach dieſem Maaße zu erfüllen. Zwang findet dabei nicht ftatt, wie denn überhaupt Zorn und Bank, Wiberieplichkeit und übler Wide Gäfte flub, welche die Ruhe und den Frieden dieſer ftilen Menſchen ſelten flören. Die Beſchäftigungen der hieftgen Colo
20
419
nie beſtehen in der Verfertigung grober Wollenzeuge, in Wagnerarbeiten und im Flechten von Strohwaaren, beſonderd aber in der Beſtellung der 600 Acred Land, welche der Gemeinſchaft ges hören. Dieſer Lanbbefis ift nach Lage und Boden bortrefflich , unb was man darauf an Frucht und Vieh gewinnt, wird von feinem Farmer in weitem Umkreiſe überboten . Die Shafers Sarſaparilla iſt ein überall berühmter Handel@artikel, ihre Rins
der find die fetteſten im ganzen Lande, ihr Korn wird meiſt über dem Marktpreiſe bezahlt, ihr Duftgarten hatte, während dieſes Jahr (1851 ) die Aepfel aller Drten in Dhio mißrathen waren, ſo reichlich wie immer getragen, und allein an Erdbeeren hatten ſie rergangenen Sommer für 250 Dollars verkauft. Alles Dieſel, das bewegliche wie das unbemegliche Out, der Grunds beſtß wie der Ertrag, ift nach dem leitenden Gibanfen „ one body and one bread “ Eigenthum der Geſammtheit als jolcher,
berbarren , und auf dieſe Weiſe wenigſtens einem nugloſen und in halbthieriſcher Rohheit verlaufenden Leben entſagen, hinreis chende Entſchädigung für den Verluſt de & Reftes zu finden . Dieſe und ähnliche Mittheilungen, welche durch öftere Bet
ſuche neugieriger Brüder, die den weither gekommenen Fremden ſehen wollten, unterbrochen wurden , hatten mich bis in den īpåten Nachmittag aufgehalten , unb da ein Verſprechen mich hinderte, den adſeitig geäußerten bringenden Einladungen zum
Dableiben nachzugeben, ſo mußte endlich, wenn mich nicht die Nacht auf dem Wege überraſchen ſollte, Anſtalt zur Heimfehr gemacht werben .
Bruber Harmon (der ins Engliſche überſepte
beitsunfähig feit verringernben, noch durch Fleiß oder Geſchic ers
Hermann) begleitete mich und zeigte mir die verſchiedenen Wirth. chaftågebäude, das Arbeitshaus der Schweſtern , die ſaftgrün angeſtrichene Dffice des Deacons, welche zugleich als Herberge für beſuchenbe Brüder bient, bae weiße Güttchen , worin profane Frembe untergebracht werden , die Sdule, wo der freundliche Alte, ber mich eingeführt, vier Knaben unterrichtete, die Wagen. fabrit und das Meetinghaus der Colonie, ein einfaches Bretters gebäube ohne allen Schmuck und Zierrath, ja ſelbſt ohne irgend
höhenden Antheil. Niemand fann auf Trennung ſeine Theile, um eß nach eigenem Gutbünfen zu verwenden und zu genießen,
verriethe. Ein Steg über den Beaver Creef führte uns ſobann
oder mit andern Worten, die Ghafer find, was ihre geſellſchafte
liche Verfaſſung anbelangt, Communiſten. Alle haben an der Maſſe Dee Befined gleichen, fich meber durch Trägheit oder Ar.
Anſpruch machen,
ein Symbol, welches feine Beſtimmung zur Gotte@verehrung
Jeder neue Bruber und ebenſo jebe neue
nach der Färberei und der Fabrif, wo fie ihre Kleiderſtoffe ver.
Sohrefter erwirbt durch den Act ſeines oder ihres Hinzutritts zur Gemeinde der „ tauſenbjährigen Kirche" -- ein Act, der von der Ablieferung ihres bisherigen Eigenthums an die Familie,
fertigen , und wo ich beim einen Vorſteher der Niederlaſſung,
deren Glied file werden , begleitet ſein muß - alle Hechte der ältern und verbleibt im Genuffe derſelben, ſo lange er ober fte überhaupt innerhalb der Kirche verbleibt.
Rein Auftretender
endlich fann bie Au&antwortung des von ihm bei der Aufnahme
Zugebrachten oder während feines Aufenthalte in der Golonie Verdienten verlangen ; doch iſt es Gebrauch, daß bei derartigen feltenen Fällen dem Abtrünnigen ein Theil bed in Rebe ftebene .
den Geldeß oder Gutes „ as an object of charity“, alſo nur ale Almojen , auf den Weg gegeben rird.
Wie alle Nieders.
laſſungen der Shafer, hat auch Wateryliet fich auß äußerſter
Dürftigkeit zu hohem Wohlſtande emporgearbeitet, und jeder Rechnungsabſchluß wies beträchtliche Ueberſchüſle nach, welche man zur Verbeſſerung und Verſchönerung der Colonie, auf den Drud ihrer meiſt ſehr elegant au&geftatteten Religiondbücher, vor allem aber auf wohlthätige Zwede verwendet. Gegen Eins bruch des Winter8 nămlich erſcheinen vor den Pforten der hieſi. gen Niederlaſſung, wo eine ſogenannte Gathering Drber iſt, welche die für das Shaferthum gewonnenen Proſelyten , nach
Elber Richard Pelham, welcher gerade am Webſtuhle arbeitete, vorgeſtellt wurde. Hier ſagte ich meinen neuen Befannten lebes
wohl, doch nicht ohne mein ſchon gegebenes Verſprechen , den folgenden Tag wiederzukommen und dann länger zu bleiben, feierlichſt wiederholen zu müſſen. Nicht ſo ſehr durch das Geheimniß, das Bruber Harmon mir bei Erfüllung dieſer Zuſage mittheilen wollte, als durch meinen Wunſch, die Shafer ihren berühmten Derwiſchtanz auf führen zu ſehen , angezogen, wanderte ich den nächſten Tag wie. ber nach Watervliet binaus . Ein gefälliger Amerikaner, der mich auf der Höhe einbolte, bot mir unaufgeforbert einen Sit in ſeinem Buggy an, unb ba fich zwiſchen dieſem und einem nachfolgenden Specimen dieſer nieblichen Wagengattung ſehr balb eines jener Wettrennen entſpann, wo es ſcheint, al8 wollte der
Hanfee mit Gefahr ſeiner Oliebmaßen der Zeit den Rang ab. laufen, ſo ſtand ich eine Stunde eher als ich erwartet, vor der Thür meines Freundes. ( Fortfeßung folgt .)
Eine Wilfahrt
dem fte hier ihre Vorbereitungezeit und Prüfungsperiode beftans
von Atfeh biß zur zweiten Katarakte und zurück nad
den haben, nach Union Village abzugeben hat, zahlreiche Schans ren obdachloſer Bettler und Vagabunden , die ſich bloß, weil fle fein Brob und fein Bett haben, zur Aufnahme in die Kirche, oder um ihre Abſicht deutlicher auszuſprechen, zur Antheilnahme an den Mahlzeiten und warmen Stuben der Brüder und Schwes
Bulat , in den Monaten December 1849 , Januar und Februar 1850 . & rfter Abid nitt . Reife von Alerandrien nach Waby Halfa vor der
ftern melden . Die Ghafer wiſſen nun recht wohl, daß derartige weltliche Bedürfniſſe und nicht die Sehnſudyt nach dem Kreuze" und „ber Braut Chrifti " dieſe Leute zu ihnen führen ; deſſen uns geachtet aber wird feiner, der da anklopft , zurüdgewieſen , und wenn „Bruber Harmon“, mein Berichterſtatter, fich auch beklagte,
Am Morgen des 27 November 1849 verließen wir auf dem Lloyd, Dampfer „ Schild" bald nach acht Uhr den Hafen von Trieſt und gingen
3weiten Katarafte.
nach einer ſechstägigen, äußerſt ſtürmiſchen lieberfahrt am Morgen des . 3 December auf der Rhede von Alerandrien vor Anfer. Wir waren
ſhon während der Nacht vor dem Hafen eingetroffen, da es aber wegen
daß die bei weitem überwiegende Mehrzahl bieſer zugeflogenen Vögel, nachdem fte den Winter über gefleidet und gefüttert wors den, beim Grünwerben der Bäume im nächſten Frühjahr ohne Dank und Abſchied wieder in die alte Welt und Weltlichkeit hinaushuichten , ſo ideinen die Vorſteher doch im Gewinne der
der Klippen und Untiefen gefahrvoll iſt, im Dunkel der Nacht in dens ſelben einzulaufen , ſo hatte unſer Schiff bis zum Anbruch des Tages vor dem Gingange gefreuzt Als wir unter der Leitung ägyptiſcher Piloten in den Hafen eins fuhren , hingen unſere Blide an den ſchlanken , fühn über die Bäuſers
wenigen Seelen , die von der Fluth der Zugeſtrömten bei ihnen
zum Theil noch mit Früchten behangenen Palmen und an der im Hin.
mafien fich erhebenden Minarete , an den hie und da hervorragenden,
420 tergrunde einſam fich erhebenden Bompejus Saule; balb wurden ſie aber
davon abgezogen und auf das rege Leben gelenft , welches im Şafen herrſchte und fich beſonders um unſer Schiff zu entfalten begann, ſobald dasſelbe vor Anfer gegangen war. Denn eine Maſſe fleiner Boote, mit arabiſchen Lohn nern an Bord, umſchwärmte dasſelbe, deren Nuberer
unter betäubendem Geldrei und Lárm fich gegenſeitig von dem Schiffe wegzuſtoßen , und fich felbft ſo nahe als möglich an dasſelbe heranzubrán: gen bemüht waren , während die Lohndiener faſt immer verunglüdende
Verſuche machten, in den ſdhwanfenden Fahrzeugen fich zu erheben, und mit emporgehaltenen Certificaten den Angekommenen in einem bunten Gemiſch verſchiedener Sprachen ſich als ſehr gute Führer und vortreff:
osovo
Dr. B. und dem Attaché Hrn. Dr. Reiß (ießt öſterreichiſcher Conſul in Cartuni , am Zuſammenfluß der beiden Nilarme) ſehr freundlich und zuvorfommend empfangen wurden. Beide Herren gaben und ſofort für
unſere beabſichtigte Reiſe ſehr beachtungswerthe Winfe, und erboten fich ſchließlid , und zur Weiterreiſe nach Cairo , auf den in den nächſten Tagen dahin abgehenden Dampfbooten der Tranſitverwaltung der Baſda
Pláße zu verſchaffen, da mit denſelben in der Regel nur Paſſagiere der Peninſular : and Driental Company befördert zu werden pflegen . Vom Conſulate fehrten wir nach dem Hotel zurüd, um ein wich .
tiges Geſchäft, das Gngagement eines Dragomans, zur Erledigung zu uringen . In Hamburg war meinem Freunde ein Grieche, François
liche Diener anzuempfehlen. Bald erſchien der Sanitätsbeamte , und
Vitalið aus Athen , als beſonders braudbar und zuverläſſig empfohlen
nachdem er mit ſeinem Boot'mühſam bis an die herabgelaſſene Treppe vorgedrungen war , die ihm hinabgereichten Papiere geprüft und in
worden. Dieſer war in Folge erhaltener Veranlaſſung zu gleicher Zeit mit ung auf dem von Athen fommenden Dampfer in Alerandrien ein: getroffen, und hatte fich uns, als wir beim Frühſtück faßen, bereits vor: geftellt; da er und gefiel, ſo nahmen wir ihn, ohne langes Bedenfen, in unſeren Dienſt, und wir haben unſeren Entſdluß nicht zu bereuen gehabt, da er fich als ein in jeder Beziehung, beſonders aud ſprachliche bewanderter Courier erwies, der und auf unſerer fiebenmonatlichen Reiſe im Drient weſentliche Dienſte geleiſtet hat. Der warme Sonnenſchein und die herrliche Frühlingsluft riefen und , ſobald dieſes Geſchäft abgethan war , hinaus ind Freie. Wir beſtiegen Oſel und entſchloſſen ung, zunächſt die heutigen Ueberreſte des alten Alerandrien zu beſuchen . Ein ſchneller Nitt an freundlichen Villen und herrlidjen Gärten vorüber, brachte und bald an die Pompejus: oder,
Drdnung gefunden hatte , fam er mit einigen Poſtbeamten an Bord,
ertheilte die Erlaubniß, ſofort zu landen und entfernte ſich dann eiligſt wieder, um den, troß der mit freigebigkeit ausgetheilten Stodhiebe faum
zurüdzuhaltenden Atabern Plaß zu machen. Kaum war er wieder in ſein Boot gelangt, ſo fiürzte die nun nicht mehr zu bezähmende Smaar an Bord, und jeßt galt es, bei ſeinem Gepäck zu ſtehen und deſſen ein: zelne Stüde zuſammenzuhalten, ta fich deoſelben drei , vier auf einmal bemächtigen wollten . Da wir in Alerandrien einen uns gut empfohlenen Dragoman aus Athen anzutreffen hofften, ſo engagirten wir ohne lange Wahl einen, der leidlich engliſch ſprach, ſchafften mit ſeinem Beiſtante unſere effecten in ein Boot und ruderten dem Landungoplaße in der Nähe des Zollhauſes zu .
wie fie ießt wohl richtiger genannt wird , Diocletiangſäule ; fie fteht
So wie man unſerer vom Ufer aus anſichtig wurde , eilten nach dem Plaße , wo wir ausſteigen mußten , eine Anzahl @feltreiber mit ihren Gſeln und mehrere Weiber mit hohen Körben , um ung und
ungefähr 1800 Schritte von dem Südthore der jebigen Stadt entfernt,
unſer Gepäc in Empfang zu nehmen. Da alle von dieſem Wunſche
aus vier Stúden, Piedeſtal, Bafis, Schaft und Capital, und ihre totale
beſeelt waren , ſo wurden wir durch das dadurch entſtehende Gebränge am Audfleigen verhindert; da dieß aber dem Bootführer zu lange dauern
Höhe beträgt 78, ihr Umfreis 29 Fuß ; Capital und Piedeſtal find von geringerer Arbeit, dagegen entzüdt der 75 Fuß hohe Schaft, ein kolor: ſaler Monolith aus ſyenitiſchem Granit (granitto rosso) , durch die Eleganz des Styles. Leider iſt dieſes herrliche Denkmal verſchwundener
mochte, ſo ergriff er ohne Umſtände eine Reiſetaſche und warf fie unter das Gewühl am Ufer , wodurch wir eiligſt nachzuſpringen veranlaßt wurden. Nachdem die leichteren Stúde unſeres Gepades auf gleiche Weiſe, wie die Taſche, an das Ufer befördert worden waren, und wir fie denen , welche dieſelben aufgefangen , wieder abgenommen und den
auf einer måßigen Anhöhe, ringe von wüſtem Lande umgeben, auf dem Fellahe ihre årinlichen Hütten errichtet haben. Bekanntlich beſteht fte
Zeiten durdy moderne Barbarei auf abſcheuliche Weiſe dadurch veruns ſtaltet worden , daß viele Reiſende ihre Namien oft in enormen Lettern
mit Schwarze auf den Schaft der Säule geſdrieben haben.
von ung gewählten Trägerinnen zugetheilt hatten , ritten wir auf den
Bei Betrachtung der Säule fiel mir die eigenthümliche Hypotheſe
uns octroyirten Gſeln dem nahegelegenen Zouhauſe zu , wo wir , nach Verabreichung eines ganz ungenirt geforderten Badſdiſcs, mit großer Zuvorkommenheit behandelt und ſchnell abgefertigt wurden. Wir nahmen nun unſern Weg nach dem Hotel de l'Orient, am Franfenplaße gelegen, den wir durch einen Knäuel ſchmußiger, enger Straßen , in denen ung
ein, die von einem früheren Reiſenden 2 über die „ Maſſe “ auß welcher der Schaft beſteht, aufgeſtellt worden iſt; derſelbe iſt nämlich bei Bes ſchauung der Diocletianoſäule auf die Idee geführt worden, ob es nicht möglich ſeyn ſolle, daß ihr Schaft aus einer fünftlichen, ſpäter verloren gegangenen Mafle rey), welche um einen eingerammten Blod gebildet
lange Züge beladener Ramele begegneten, nach einem Ritt von 20 bis 25 Minuten erreichten und der ung durch ſeine Größe, ſo wie die ihn
wurde und fich alsdann durch die Länge der Zeit und die brennende Sonne verſteinert habe ? "
umgränzenden ftattlichen Häuſer , zum großen Theile Wohnungen der hier refidirenden Generalconſuln , wohlthuend überraſchte.
( Fortſeßung folgt.)
2
Sobald wir im Hotel Untertommen gefunden hatten , eilten wir
nach einem ágyptiſchen Babe ( hammam ). Sehr erfriſcht gingen mir nach dem Hotel zurüd, nahmen daſelbſt ein , in Folge der ſechøtägigen Seereiſe und der wenigſtens für mich damit verfnüpft gewefenen unannehmlichkeiten, fehr umfangreiches Frühs ftud ein und ſchidien und dann an, dem f. f. öſterreichiſden General: conſulat unſern Beſuch abzuſtatten, da wir mit einem Empfehlungebrief
Nicola u Gogol , ein bekannter ruſiſher Schriftſteller, der namentlich in ſeinen „ toðten Seelen “ (mertwya duschy) die innern ſocialen Zuſtande Rußlande geißelte ,
.
ſtarb vor wenigen Wochen zu
Moskau in großer Armuth. Er war ſehr fromm geworden, hatte ſeine früheren Werfe als Werfe des Teufels erflärt ,
und deßhalb alle Ans
erbietungen von Buchhandlern, ſeine geſammelten Werfe heraudjugeben , zurückgewieſen ; auch ſoll er, wie die Liter. Gaz, vom 24 April berichtet, alle ſeine Manuſcripte verbrannt haben .
an ſämmtliche f. f. öſterreichiſche Conſulate der Levante verſehen waren. Als wir auf dem Wege dahin von dem Frankenplaße in die Straße einbogen , in welcher fich das öſterreichiſche Conſulatgebäude befindet, fielen meine Blide zufällig auf einen an der Straßenede ſtehenden Herrn, .
welcher in einen Brief vertieft war, und in dem id , zu meinem nicht 1
geringen Erſtaunen einen lieben Freund erkannte , den ich im fernen Norden glaubte und jeßt ganz unerwartet in Aegypten wieder fand. Nach kurzer Unterredung verſprach er , mich den Abend im Hotel aufs zuſuchen , und wir ſepten daun unſern Weg nach dem Conſulate fort, 1
wo wir in Abweſenheit des Generalconſule von dem Rangler , Herrn Verlag der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung.
! Die Beförderung durch Aegypten geſchieht durch die Tranſitadminiftration in folgender Weiſe. Von Alerandrien bis Atfen auf dem Mahmudieb - Canal in großen Barken , welche durch Pferde oder ein kleines Dampfboot gezogen werden y
von Urfeh (an der Vereinigung des Sanard und des Nils) bis Bulat , dem Hafen von Cairo, auf dem Nil in Dampfbooten, und von Sairo bis Sues durch die Wüſte in Wagen. Der ganze Weg von Ulerandrien nach Suez wird in 60 Stunden zurüctgelegt, einſchlieſslich des Aufenthaltes einer Nacht in Cairo und von mehreren Stunden an der Hauptſtation (Nr. 4) in der Wüſte. Bergl. Ausland, Jahrg. 1851. Nr. 70. S. 279 und 280 .
? Reiſe nach Aegypten, Jeruſalem und Stonſtantinopel in den 5. 1621-27 pon U. M. Jahn. i Heft , S. 130 f.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das
A usla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 106.
3 Mai 1852.
Heiße Quellen in Californien. (Revue britannique.
März .)
Californien iſt außer burdh das Golb auch noch burch einige andere Naturerſcheinungen merkwürdig . Man hat auf verſchies
benen Punkten der Rüfte intereſſante Berſteinerungen gefunden ,
Die mineraliſchen und erbigen Stoffe haben an mehreren dieſer Mündungen Kegel gebildet, deren Innered bas Bild eines unge heuren kochenden Kefſels bietet, und wenn man fich nähert, ver
nimmt man das Rauſchen des Waſſere unter dem zitternden Boden. Es iſt indeß nicht ratham , allzu nahe zu gehen, denn leicht bricht die dünne Kruſte unter den Füßen ein. “
und in der Bai von San Francisco felbft find verſteinerte Bäume, an benen man zuweilen bei niedrigem Waſſerſtand die Schiffe
befeſtigt. Alles bieß deutet anf einen vulkaniſchen Urſprung, und bieſelbe Urſache iſt bei den heißen Quellen Des Pluton-Thals
Ein Beſuch bei den Shakern. ( Fortſeßung.)
thätig. Dieſe Duellen wurden kürzlich von Prof. Shevperd bes
Ich traf ihn allein auf ſeinem Zimmer, in Dunlawy:
ſucht, der das Napa-Ihal auf eine Strede yon 30 Meilen ers forſchte und auf eine Gruppe von 20 Quellen ſtieß, deren Waſſer,
obgleich fie auf einem Raum von einer halben (engl.) Quadrats meile beiſammen waren, von 930 auf 1690 F. (27° unb 61° R.)
„ Manifefto“ leſend. Freubig erhob er fich, und faum hatte er die Thür geſchloſſen und fich überzeugt, daß unter dem Fenſter kein gefährlicher Horcher verſtedt ſeg, jo floß ihm ſein Geheims niß von den Lippen, welches in nichts mehr noch weniger als
wechſelte. Noch merkwürdiger iſt aber, daß die Temperatur einis
in der Bitte beſtand, ihm zur Wegkunft aus der Colonie, in
ger dieſer Quellen im Laufe weniger Wochen fich verändert, und von großer Kälte auf außerordentliche Hiße übergeht. Prof. Shepe
Sierra Nevaba, während im Norden faſt unmittelbar zu unſern
der ihm das Leben zur Laft geworben, behülflich zu ſeyn. Das war unerwartet, wenn auch nicht gerade unbegreiflich. Er hatte in Kiel Theologie ſtudirt, war im Auguſt 1849 nach Amerifa gekommen, durch unglüdſelige Verhältniſſe, die er nichr näher bezeichnete, vermocht worden, im Dctober 1850 hier im Schooße der tauſenbjährigen Kirche, ganz gleich den geſtern von ihm ges tabelten Bettlervögeln, Zuflucht vor dem Zahne des Hungers und der Winterfälte zu ſuchen, und wollte nun die Gelegenheit benußen, dem ihm zur Marter gewordenen heiligen Käfige zu entfliehen . Man hatte ihn mit Milde und Liebe behandelt, ihm
Füßen eine ungeheure Brelche ſich öffnete, die augenſcheinlich
zuerſt nur leichte Handarbeit zugewieſen, ihm dann die Erziehung
Durch ein gewaltſames Zerreißen der Berge in der Richtung von Weft nach Oft fich gebildet hatte. Die Sonnenſtrahlen waren bereits in das enge Thal gebrungen, und beleuchteten dieſe tiefen Schluchten io ſebr, daß man in der Entfernung von 4 bie 5 Meilen deutlich bide Dunftſäulen aufſteigen ſab, ähnlich benen, wie man ſie aus den Schloten einer Manufacturſtabt aufſteigen
einiger Kinder anvertraut, und ihn zuleßt mit Beaufſichtigung
perb wollte die Stelle ſuchen , wo dieſe Thermalwirkung am
ftärkſten iſt, unb regte ſeine Forſchung fort. „Wir wandten uns, ſagte er, nach dem obern Theil des Napathals gegen Nordweſt, und nadídem wir einige Nächte im Regen campirt, und faſt uns durchdringliche Wälder durchzogen hatten, erreichten wir am Mors gen des vierten Tages den Gipfel eines hohen Pife. Im Weſten erblickte man das ſtille Meer, im Dſten die hohen Gipfel des
fieht. Es war ber 8 Februar : die Gipfel der Berge am Horis zont waren mit einem Schneemantel bedeckt, während das Thal zu unſern Füßen bereits in grünem Schmuck prangte. Wir ers
reichten endlich am Rande des Felſen hinabſteigend die Stelle, wo die Gebeimniſſe der innern Welt ſich plößlich vor uns ents falteten. Im Raume von einer halben Quadratmeile ſaben wir 100 bis 200 Deffnungen , aus denen mit Gewalt Dampf hervors bradh, der fid in dichten Säulen von 200' Höbe erhob. Das Ziiden
der Dampridhlünde ließ fich auf eine Entfernung von mehr ale einer Meile hören. Einige dieſer Deffnungen functioniren „ ſpasmodiſch" und im Augenblick wo man es am wenigſten erwartet, übers gießen ſie den unvorſichtigen Reiſenden mit Flebendem Waſſer.
Der Novizen beauftragt. Dabei war er ſo reichlich wie nie mit allem , was zu des Leibe Nahrung und Nothburft gehört, bers ſorgt geweſen , kurz, er fonnte fich im Grunde über nichts bes flagen, al8 wozu er fich felbft berurtheilt hatte, über den Vers luſt feiner Freiheit und den Zwang, tagtäglich einen Olauben heucheln zu müſſen ben er nicht beſaß. Anbrerſeite aber wußte
er den grauenvollen Zuſtand, in dem er zerlumpt unb halbvers hungert hier an die Pforte gepocht, die geiſtigen Leiben , die ſein Innered ſeit ſeinem Hierſeyn zerwühlt und ihn dem 3rrfinn nahe gebracht, und die Unmöglichfeit, in Shafertracht, die er dann noch außerdem hätte als Dieb mitnehmen müſſen , in die Welt hinauszuflüchten, ſo rührend darzuſtellen, daß jebes Herz hätte Mitleid fühlen müſſen, und wäre es mit einer Hornbaut ums
geben geweſen, wie unſer hörnener Siegfrieb. Der Eintritt eine8 Brudere, welcher und bat das Zimmer zu verlaſſen, da die Schweſtern ſogleich fommen würden, um
die Wäſchvorräthe durchzuſeben , überhob mich vorläufig ber trop
422
der unzweifelhaften Nothwendigkeit, auf dieſe jeltſame Beichte mit einer möglichſt rückſichtsvollen Umſchreibung des bekannten tu l'as voulu, George Dandin zu antworten und einer damit verbundenen Bitte eine entſchiedene Weigerung entgegenzuſeßen. Wir begaben uns nach der Office, wo Deacon David, ein grämlicher Rieſe mit himmeldjüchtigen großen blauen Augen fich in einem Schaufelftuhle am Dfen wärmte, obwohl es draußen
mindeſtens 15 Grad Wärme war. Das öfters flockende Geſpräch drehte ſich um gleichgültige Dinge, die Diele, wie alle übrigen ,
weiß getüncht und an den Wänden mit zwei braunen Simſen , an denen Spanſtühle und Strohhüte hingen, verſehen, bor auch
nichte Bemerken@werthes. Bruder Harmon gab fich trübſeligen
om
auf Anna Lee, bie Tochter eines Schmieb
zu Mancheſter in
England, herab, um ſein Heiligthum zu reinigen und ſein tauſends jähriges Reich zu begründen. Dieſe Paruſte war alſo nicht die Erſcheinung desſelben perſönlichen Weiend , ſondern die Manifes ſtation desſelben Geiftes, und ſie mußte durch das Medium eines
Weiber geichehen , weil bad Menſchengeichlecht zu voller Erlöſung yon den Folgen des Falles nicht bloß eine zweiten Abams, jon dern auch einer zweiten Eva bedurfte, und weil die Wiederges burt zum Leben in der geiſtigen Welt für den einzelnen , gang wie die Erzeugung zu irbiſchem Daleyn, nicht bloß einen Mann, ſondern Eltern vorausſeßt. Jene Wiedergeburt oder geiſtige Zeu gung durch Chriſtus und „ Mutter Anna “ iſt die einzige, welche
Gedanfen hin , und der einſylbige David ſchloß endlich gar die
fortan ſtattfinden jol ; die leibliche (alſo nicht der Apfelbiß der
Augenlieber zu ambroſtichem Schlafe. Die Situation war zu
Geneſis) war die erſte Sünde. Wer daber zu den Heiligen des tauſendjährigen Reiches tritt, hat aller und jeder geſchlechtlichen Vermiſchung für immer zu entſagen, und das Gebot abſoluter
verzweifelter Langweiligkeit gebiehen , als Gider Pelham , ein kleiner magerer Mann von etwa 50 Jahren, mit dunklen Haaren und feurigen ſchwarzen Augen , eintrat. Mit ihm fam Leben in die Geſellſchaft, und bald entſpann ſich eine flotte Unterhaltung, die und in wenigen Minuten in das Heilige und Allerheiligſte
des Shaferthum8 führte. Er begann zunächſt damit, daß er mich bat, ihn nicht mit Sie anzureden und ſeinem Namen fein Miſter vorzuſeßen, wofür er auch mich nur Friend Maurice nennen wolle. Derartiger Titelprunt feh für die Nachfolger Chriſti eitler Flittertand, und werde deßhalb von ihnen vermies den. An dieſen Gebrauch anfämpfend, erflärte er dann die Ges bote und den Glauben ſeiner Secte in ausführlicher Weiſe; bald fragend und antwortenb, bald mehr in den Lon und Fluß einer Predigt übergehend, gab er einen recht überſichtlichen und anſchaulichen Abriß des geiſtigen Befiges der tauſendjährigen Kirche, wobei es, wenn nicht auf meine Befehrung, doch auf meine
Onthaltſamkeit nach dieſer Seite hin iſt folglich das erſte und
wichtigſte für den Bewohner einer Shafercolonie. Eine zweite Pflicht iſt ferner Trennung von der Welt und Verzidytleiſtung
auf die Ehren und Aemter derſelben, welche mit Ehriſti Reiche nichts zu ſchaffen haben. Ein anderweite Gebot iſt friebfertige, barmloſe Geſinnung gegen jedermann , denn der Herr iſt ein Friedensfürſt, und Waffen zu tragen gegen ſeinen Nächſten heißt gegen Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit fündigen . Außerdem ſoll der Shafer fich des Schwörene (den Eid vor Gericht eiro geſchloſſen ) enthalten , und ſich überhaupt einer einfachen und alles unnüße Beiwerf vermeidenden Sprache befleißigen , weßhalb
er auch weder einen Titel tragen noch jemand einen ſolchen ere theilen darf. Nichts Gigeneß zu haben, iſt dann eine weitere Pflicht, und nächſt der abſoluten Keuſchheit vielleicht die am ſchrerſten fallende. Die Shafer haben, wie oben weiter auss
Ueberzeugung abgeſehen war. Er ſprach ſehr fließend, widerlegte geſchickt, brauchte fühne und originelle Bilder, kurz, eg hörte fich
geführt wurde, all ihr Beſikthum gemeinichaftlich gleich wie
ihm ungemein gut zu, und ſelbft der an Fanati@mug grängende Eifer, mit dem er rebete, war nicht ohne eine gewifie wohls
Chriftus und die Urfirche zu der Apo telzeit, und da fie ihrer jungfräulichen Lebensweiſe zufolge feine Erben haben, lo findet
thuenbe Weibe.
bie Civilgeleßgebung feine Urſache gegen Fie einzuſchreiten. Das
In meiner Darſtellung durch Rüdfichten auf den nicht
legte Gebot endlich iſt Gehorſam, zunächſt gegen Gotr, ſobann
theologiſchen Leſer beſchränft, vermag ich hier nur einen ſummariſchen Ueberblick des Glaubens, den Elder Pelham bekannte, zu geben. Seine Secte iſt eine Schattirung der in Amerifa ganz
aber auch gegen die Oberen . Die Kirche iſt eine geiſtige Familie, eine Familie aber muß ein ſichtbares Oberhaupt haben, um in Drdnung und Eintradt zu leben, und dieſe Oberhaupt ift für
beſonders ftark und mannichfach vertretenen Millenarier, ja man
Das geſammte Shaferthum das ſogenannte Miniſterium in der
hat fte im Grunde als den Urſtod aller ähnlichen Erſcheinungen
Muttercolonie zu New.Lebanon bei Albany im Staate News
Während aber alle
York, während die einzelnen Zweige der Kirche !, wie oben er
dieſe andern auf die baldige Wiederkunft Chrifti nur hoffen , und daß damit beginnende tauſendjährige Friedensreich in eine mehr oder minder ferne Zukunft verlegen, hat nach dem Ratechi@mus der Shafer bie Baruſie bereits ftattgefunden, und ſte meinen demnach ſchon im Millennium zu leben. Im Jahr 457, ſagen fie,
wähnt, unter der Leitung von Aelteſten ſtehen . Der Gottels dienft in der Shafergemeinde iſt ein eben ſo einfacher, ale ſelts ſamer. Sie fennen feine Sacramente mehr, ſie haben weder Altar noch Kanzel , und in der ganzen Niederlaſſung ſah ich nirgende eine Bibel. Statt aller dieſer Dinge verebren fie Gott
hob mit der Feſtſtellung der päpſtlichen Macht, welche Staat und Kirche vereinigte , bas Reich des Antichrifts an, welches nad ber bibliſchen Weifiagung dem zweiten kommen Chrifti vorauss gehen ſoll. Es wuch unb breitete fich zur Herrſchaft über die Welt aus, und nahm dann ſeit der Reformation, die ihnen jedoch nur als ein Riß in die Einheit und Gewalt des „großen Dras den" gilt, allmählich ab, bie bie prophezeiten 1290ger Jahre der Verwüftung " abgelaufen waren . Während dieſer Periode
durch Tänze, welche balbald Wanderung nach dem Himmel,
auf dem weftlichen Continente zu betrachten.
balb ale bloße Leußerung der Freude über die Liebe und Herrs lichkeit des Schöpfer aufgefaßt und von frommen, oft improvie firten Geſängen begleitet werden.
„ Gott hat nichil umſonſt geſchaffen “, meinte Elder Pelham , in ſeiner Vertheidigung dieſes wunderlichen Gebrauche . „Er 1 Die Shafer haben gegenwärtig brei Niederlaſſungen (New:Lebanon, Groveland und Watervliet ) im Staate New- Yorf, vier (Hancod, Iyring
fehrte Der göttliche Geift Chrifti, ded Sohnes ber ewigen Muts t “ Weg auf Erden aus der ter unft in„ inden heilis mit derzurüd, undHimmel ſeine Wiederk für Kirche dort den um Weishei
huin , şarword und Shirley) in Mafſachuſetts, eine ( zu Enfield) in Con necticut, zwei ( Canterbury und Enfield ) in New Hampſhire, gwei ( Alfred und NewsGlouceſter) in Maine, vier (Union Village, Whitewater, North
Uniou und Watervliet) in Ohio , und zwei ( Pleaſant Hill und South
gen Braut, welche die Tochter der ewigen Weidheit iſt“, borzus bereiten , und als die Zeit erfület war, im 3. 1747, ließ er fich
Union ) in Kentudy . Die Geſammtzahl der in dieſen Colonien Wohnen : den wird auf 4100 Seelen angegeben .
wo
423
hat uns die Zunge gegeben und ihr die Fähigkeit zum Sprechen , zum Ausdrude unſerer Wünſche und Empfindungen verliehen . Er hat in gleicher Weiſe und Hände und Füße gemacht und fie befähigt, ihre Functionen im Dienſte des Leibes zu verrichten. Solen nun dieſe wichtigen Fähigkeiten bloß im Dienſte des Fleiſches oder gar der Sünde und nicht auch zur Ehre Gottes gebraucht werden ? Oder ſollte die Zunge allein das Vorrecht haben Gott zu preiſen, und nicht vielmehr der ganze Körper mit Haupt und Oliebern , mit Händen und Füßen ?"
Unter dieſen und ähnlichen Geſprächen war es Abend ges worden . Die Glocke zum Effen läutete, die Shafer mit Aug. nahme Davids entfernten ſich, und bald nadher wurde ich vom Deacon in bas Hauptgebäude nach einem Zimmer neben der Küche geführt, wo ein Abendmahl aufgetragen war, bei welchem die Somato8 nicht fehlten , und deſſen Fruchtgelée Dad Beſte war, das ich in Amerika gefoftet habe. Unangenehm war Dabei, daß
ich allein eſſen mußte, denn die Shafer laſſen , lo gaſtfrei fie
ſind, niemand an ihrem Tiſche ſpeiſen , der nicht zur Secte ſelbſt gehört, wovon die Urjache wohl nicht ſo ſehr darin , daß fie fich
für zu heilig und rein halten, um mit dem Weltling aus einer Schüſſel zu eſfen, als vielmehr darin zu ſuchen iſt, daß fie bie Wirkung fremder Blide und Mienen auf die Shafer generis feminini für nicht beſonders eriprießlich erachten . In die Office zurüdgefehrt, las ich ein Weilchen in dem
beibe auf, die bereito eingetroffenen Shafer zur Rechten zogen die Röcke aus, und 'herein wandelten ſchweigend die übrigen, linfo die Frauen, rechts die Männer. Nachdem die regteren ihre Röde ebenfalls abgelegt, ſtellten fich alle, jedes Geſchlecht auf ſeiner Seite, Drei Reihen tief im Often und Weſten von dem
kleinen Teppich auf, und zwar ſo, daß beide Geſchlechter einans der die Geſichter zukehrten . Hierauf verbeugten fich beide Colons nen , wobei fte auf eigenthümliche Weiſe die Hände ſchwenkten , und dann erhob eine ſonore Männerſtimme bas im Folgenden
in ber lieberſegung mitgetheilte Lieb, in welches nach der erften Seile bie geſammte Gemeinde einfiel. Es ward in raſchem Sempo nach einer recht gut klingenden Weiſe geſungen und lautete, wie id ſpäter von Bruder Harmon erfuhr: Meine Heimath iſt dort An der Liebenden Drt, Wo der Gute in Ewigkeit thront. Und wie ſehnt ſido mein Sinn In die Herrlichkeit hin, Wo nicht Siedthum , nicht Sorge mehr wohnt !
Hier im himmliſchen Land Im ſchneeweißen Gewand Sehidh leuchtend der Angel Beer ftehn.
Und zur Stätte der Ruh', Ihren Wohnungen ju, Will id gehn, will ich gehn, will id gen !
geſchriebenen Geſangbuche Davids , welches mehrere ſehr gute Lieder neben vielen unerquidlichen Grguſſen frånfeinber Anbacht und frommer Monbucht enthielt. Da läutete die Glode wieder, und diesmal zum Gottesdienſte. In Begleitung des Deacons begab ich mich durch die Hin terthür ins Hauptgebäube, bie mit Teppichen belegte Treppe hins auf und durch eine zur Rechten befindliche breite Glasthüre in
Nicht wein ' ich mehr da,
Denn mein Heiland iſt nah, Der den Wolf von den Lämmern abwehrt, And die Trübral, die jeßt Mir die Wange beneßt, 3n Wonnen des Himmels verfehrt. Wo der Seraph, geldmūdt Mit Goldwingen, berzügt
einen geräumigen Saal, welcher in die Uniform des Hauſes, Weiß und Dunkelbraun , gekleidet, mit acht Fenſtern, vier nach Dften und vier nach Weſten, verſehen , und außer durch den ge.
In den holden Geſang
nannten Eingang im Süden noch durch eine kleine Thür im
Dann mit lieblichem Klang
Norben zugänglich war. An Geräth enthielt der Raum nichts al8 zwei idmale Bänke, welche zu beiden Seiten des Haupteins
gange an der Wand hinliefen, eine Metall lampe, die von der Dede herabhing, und einen kleinen, etwa 4 Fuß langen und 2 Fuß breiten blauen Teppich, welcher einige Schritte vor der Glass
thür auf die Diele gebreitet war. Mir ſtellte David einen Stuhl in bie nordöſtliche Ede des Saaled, in welchem fich bis jest außer ihm und mir nur einige junge Mäbchen von 15 bis 18 Sahren (worunter mehrere recht blühente Geſichter und ein Paar
unvergleichliche Madonnenaugen ) befanden . Sie ficherten ziemlidi unheilig und warfen verwunderte Blicke auf den fremden Mann. Eine Art weißer hinten gereihter Holländerhauben , blaue ober graue Röde mit furzer Laille, Darüber ſteifgeftärfte, vorn freuz
weiß übereinander geſteckte, den Hals bis unters Kinn einhüllende weiße Bruſttücher, die über die Hälfte des Rückens breieckig her. abhingen , endlich grobe Strümpfe und plumpe Schuhe bildeten ihre Tracht, bie nicht weniger al8 fleibjam war, fontern ſelbſt der jugendlichſten Geſtalt ein großmütterliches, ſteifel, ich möchte agen bretternes Ausſehen gab . Dieſe Mädchen befanden fich linfe von der sauptthüre, auf der durch das ganze Haus feit gehaltenen Frauenjeite, während fich auf der rechten Abtheilung
des Saales zu Deacon Davib ber freundliche Alte mit ſeinen vier
Halleluja jaudist, werde ich ſeyn.
Stimm' ich ein, ſtimm ' ich ein, ſtimm ' ich ein ! D wie wär' mir's da leid Um die Freuben der Zeit,
Die eitlen, ich mifſe Re gern ! Nichts bietet die Ord' Ung des Lebens noch werth,
Drum laßt gehn mich, laßt gehn mio zum Herrn ! Und da nichts auf der Welt Mehr der Seele gefällt Und ich Troſt hier nicht finde nodh Ruh, Will ich eilen hinfort An der Liebenden Ort,
Der Heimath, der ewigen, zu ! (Soluß folgt.)
Eine Milfahrt von Atfeh bis zur zweiten Katarakte und zurück nadh Bulat , in den Monaten December 1849 , Januar und Februar 1850. Erfter Abſchnitt. Reiſe von Alerandrien na dy W ady salfa vor der iweiten Ratarakte. ( Fortrebung .)
Zöglingen, worunter ein kleiner wolföpfiger Mulatte, gefunden hatte.
Die Gloce chlug jeßt acht, die Flügel der Olaethür gingen
Von der ſonad verfteinerten Säule begaben wir uns nach den etwa 600 Schritt davon entfernten , ſogenannten Nadeln der Cleopatra , jenen
wohlbefannten zwei Dbeltofen aus ſyenitiſchem Granit, die urſprünglich
424 zu Beliopolis ftanden und erſt unter den Cäſarn nad Alerandrien gebracht worden ſind. Nur einer fleht noch aufrecht, der andere liegt
und zu wohlfeileren Preiſe als in Cairo waden fann. Die Läden und Werfſtätten frånfiſcher Kaufleute und Handwerfer befinden ſich theils am
ungefähr 50 Schritt vom erſteren umgeflürzt, nahe bei ſeinem Piedes
Frankenplaße , theils in den angrånzenden Straßen und ſie ſind mit
ftale, welches auf zwei breiten Stufen von weißem Kalfftein ftand. Mohammed Ali hatte ihn den Engländern geldenft und ſich ſogar er: boten, ihn auf ſeine Roften an Bord eines ihrer Schiffe transportiren zu laſſen, doch haben ſie von dieſem Anerbieten keinen Gebrauch gemacht, da fie wegen des verſtümmelten Zuſtandes des Obeliofee und in der Befürchtung, daß die Seeluft die größere Anzahl der Hieroglyphen vers tilgen würde, die Transportfoften nach England nicht aufwenben wollten.
Die Höhe des ſtehenden Dbeliefs beträgt gegen 70', die Länge des um geſtürzten ungefähr 66'. Von hier verfügten wir uns nach den 24/ engl. Meilen weſtlich von der Stadt am Ufer gelegenen Katakomben , welche insbeſondere
Waaren aller Art ziemlich reich ausgeſtattet; dagegen iſt der ägyptiſche Bazar ziemlich unbedeutend , und wir begaben uns nur in ſeine enge
Straße, um die für eine Neiſe im Drient unentbehrlichen Tſdibufo zu
faufen. Die ägyptiſchen Häuſer der Stadt gewähren einen armſeligen Anbliď, und nur wenige find mit den geſchnißten Holzjierrathen geſchmúdt, die den cairiniſchen Häuſern einen ſo eigenthümlichen Anſtrich verleihen.
Nachmittago begaben wir uns auf die Canzlei des öfterr. Conſulats. Die Ausfertigung des Vertrages nahm längere Zeit in Anſpruch als wir geglaubt hatten, da Hadſdi Ibrahim, ſo hieß der Rais, noda un:
erwartete Anforderungen, namentlich für den Fall fielte, daß wir die
wegen einer Kammer ſehenswerth find, die , im griechiſchen Style
erſte Ratarafte mit ſeinem Fahrzeug paſſtren würden ; durch die freund liche Vermittlung des Hrn. Dr. Neiß wurde jedoch auch dieſer Anſtoß
gehalten , ſich durch die Eleganz und Symmetrie ihrer Architectur aus: zeichnet. Die Zahl der Katakomben iſt ſehr bedeutend und faſt in allen,
zurüd mit 18 öſterr. Thalern oder 360 Piaſtern zufrieden erflårte. in :
die wir beſuchten , fanden wir Knochen und Ueberreſte menſchlicher Gebeine. Auf dem Wege nach den Ratafomben paffirt man mehrere, zum Theil unter der Meeresfladze gelegene Gråber, die man für Bäder
beſeitigt , indem fica Ibrahim für die Paſſage der Katarafte hin und fichtlich der Bezahlung wurde feſtgeſeßt, daß wir bei Vollziehung des Vertrags einen Monat vorausbezahlen, in den nächſten Monaten aber, ſo lange wir die Barfe benußen würden , nur Abſchlagezahlungen von
gehalten hat und jeßt gewöhnlich als Båder der Cleopatra bezeichnet. So ſchnell als die durch ihre Treiber (Sais) fortwährend angetries benen Ofel laufen konnten , fehrten wir nun nach der Stadt in das Hotel zurück, wo wir an der Wirthstafel unſere geſammte Reiſegeſell: ſchaft von Trieſt aus (lauter Engländer und Engländerinnen) verſam :
Sprache niedergeſchriebene Vertrag wurde einem Dragoman del Gon: ſulats zur rofortigen lieberſeßung in das Arabiſche übergeben, und am
melt fanden.
Vormittag des nächfi folgenden Tages (am 19 Moharrem 1263) vor
je 1000 Piaſtern, den Neſt erſt nach Beendigung der Reiſe leiſten rollten .
Außerdem mußten wir dem Raio noch redio Ruhetage, je zwei in Cairo,
Siut und Esneh, gur Brodbereitung zugeſtehen ; der in italieniſcher
Spåter ſuchte mich mein Freund D. auf. Nachdem wir mehrere
Sr. Grcellenz Sderim Bey vollzogen. Bei dieſem Acte der freiwilligen
Stunden bei einigen Flaſchen trefflichen Rheinweins verplaudert hatten,
Gerichtsbarkeit ging es äußerſt gemüthlich zu ; der Bey ließ ung und dem als Zeugen mit erſchienenen Dr. Reiß Kaffee und Pfeifen präſentiren und, nachdem wir die Tafſen geleert hatten, lag ein Schreiber den auf
verließen wir noch zu ſpäter Stunde das ſtill gewordene Haus und wanderten mit einer vom Thorhüter des fotele (Bowab) und auf gedrungenen Laterne ? nadi der Meeresfüfte, wo wir zuvorderſt die
flörende feuchte dem Spiel der Wellen überließen, und dann lange Zeit am Strande auf- und abwandelten, erquidt von der friſchen Seeluft und verloren in den Anblic des flernenreichen Himmels, an dem Myriaden
Sterne in wunderbar hellem Glanze ſchimmerten , die aber alle der Kanopus, den ich heut zum erſtenmale erblidte, durch ſeinen blendenden
Stempelpapier geſchriebenen Contract vor, worauf er von uns und dem Dr. Reiß unterſchrieben , von dem Bey und dem Mais aber nur mit
Abbrüden ihrer Petſchafte verſehen wurde. Anſtatt der nicht beanſpruch: ten Recognitionsgebühren verehrten wir bem Bey eine Reitpeitide . In der Zwiſchenzeit war François mit den Vorbereitungen zur Reiſe und der Einrichtung der Barfe ſo weit vorgerudt, daß wir die Abreiſe
Sdein überſtrahlte. Grft gegen Morgen trennten wir uns , um ung nach Monaten, ebenſo zufällig als in Alerandrien , unter den Ruinen
auf den Nachmittag hatten feſtſeßen fönnen .
von Dendera wieder zu finden .
und erſte Lieutenant des „ Schild “, ſo wie unſere Reiſegeſellſchaft von Trieft aus unſerer warteten , uni ung nach gemeinſchaftlich eingenoms menen Frühſtüc nad der Barfe zu geleiten. Gegen 1 Uhr feßte fica
Am Morgen des 4 December waren wir ſchon zu früher Zeit, wegen der im Laufe des Tages zu erwartenden Abreiſe, mit dem Paden unſerer Koſter beſchäftigt, als unſer François in arabiſdem Coſtum eintrat und ung mittheilte, daß im Mahmudieh-Canal eine Barfe zur Abreiſe
bereit liege , die mit allen möglichen Bequemlichkeiten verſehen eine treffliche Acquiſition für die Nilreiſe ſeyn würde. Angelodt durch die beredte Schilderung ritten wir ſofort nach dem Ort wo die Barfe lag, und fanden dieſelbe unſeren Wünſchen und Anforderungen in jeder
Wir begaben und deßhalb
von der Geſchäfteſtube des Ben ſofort nach dem Hotel, wo der Capitán
die ganze Geſellſchaft in ſehr heiterer Stimmung zu Gſel , und nach raſchem Nitt, wobei Damen und Herren gegenſeitig wetteiferten, erreichs ten wir bald die Dahabia, auf welcher Françoio in der Gile die nöthis gen Anſtalten zum feſtlichen Empfange unſerer Gäſte getroffen hatte. Kaum waren wir an Bord, ſo hißte François unter allgemeinem Jubel
eine von ihm ſelbſt gefertigte ſchwarz-roth-goldene Flagge auf, die, wie
Beziehung ſo ſehr entſprechend, daß wir ſofort den Plan, auf den Booten
wir ſpäter oft zu erfahren Gelegenheit hatten , auf dem Nil nicht zu
der Tranſitverwaltung nadi Cairo zu gehen , aufgaben und die Barfe
den gefannteſten gehört. Nach einer Stunde fehrten unſere freundlichen Begleiter nach der Stadt zurüd, und wir fließen gegen 4 Uhr bei ſehr
zu miethen beſchloſſen . Dem Raio (Führer der Barfe), eine acht orien:
taliſde, impoſante Erſcheinung, welcher unter dem Zelte auf dem Vor: deď in würdevoller Ruhe ſeinen Tſchibuf rauchte, mochte unſer Wohls gefallen an ſeinem Fahrzeug nicht entgangen ſeyn, urd er ſtellte in deſſen Folge einen ziemlich hohen Preis. Nach langen, burdh François geführ: ten Unterhandlungen famen wir endlich auf 3500 Piaſter Cour. für
den Monat oder 110-3 P. für den Tag mit ihm überein , und beſtell ten ihn im Laufe des Tages auf die Canzlei deo f. F. öſterr. General: conſulate , um die näheren Punfte feſtzuſeßen und einen ſchriftlichen Contract entwerfen zu laſſen .
Nach der Stadt zurüdgefehrt, beſorgten wir beſondere Einfäufe, die man, namentlich in Lebensmitteln und Wein, hier in größerer Auswahl 1 In den größern Städten des Orients darf man eine Stunde nach Sonnens untergang nicht ohne Laterne auègehen ; wer dem zuwider handelt, reßt ſich der Arrerirung aus.
Verlag der 9. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
ſo wachem Winde vom Ufer ab . ( Fortſepung folgt .)
Engliſde Kirchenreform .
Am 30 vor. M. und in den
folgenden Tagen follte eine Privatverſammlung von vielen Männern , die eine hohe und einflußreiche Stellung in der engliſchen Kirde einnehmen,
zu Torquay ſtattfinden, um gewiſſe in der engliſchen Kirche vorgeſchla Go find ftarfe Gründe zu der gene Reformen in Erwägung zu ziehen .. Es Anſicht vorhanden, daß die Bewegung, die hier zu beginnen ſcheint, von ſehr wirfſamer Art ſeyn wird. So meldet der Advertiſer . Die Ver. ſammlung ſcheir:t ohne viel Aufhebens zu machen, zuſammengetreten zu reyn, und fich nicht óurch vorausgehende Anfündigungen befannt gemacht zu haben . Der durch den Kampf gegen den Katholicismus gegebene Anſtoß ſcheint fortwirfen zu wollen . Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed . Widen ma n n.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attliden Lebens der Völker.
4 Mai 1652.
ሰN " 107.
breiten Lebergürtel feſtgehalten wird, an den Füßen tragen ſie
Der Wald von Bialowies. 1 Wenn man in der Nähe des Stäbtohend Grany ben Bug überſchritten hat, wandert man den ganzen Tag durch üppige, forgfältig angebaute Fluren, zuweilen auch durch Wäldchen und
Sandalen oder Baftidube. 1' Das hier wohnende Volf fann dag
ſtrengſte Klima ertragen, und bleibt lieber im Wald, wo el Honig, viele Arten wilder Früchte, Schwämme und Weide für
hübſch gebaute Dörfer ; bann erblickt man von weitem einen gros
Vieh hat, als daß es auf dem Felbe arbeitete, wie ſeine Nacha barn. Dieſe Lebensweiſe macht ſie fähig alle Beldwerben der
Ben Wald, der zum erſtenmal von den in der Umgegend der Stadt
Jagd zu ertragen, und deßhalb wählt man auß ihnen die Jäger
Drla anſteigenden Höhen deutlicher ins Auge faut.
und Waltwächter.
Das iſt
der Walb von Bialowies : im Often erſcheint er alß eine unges
Dieſer Wald bietet eine Vegetation und in einem Zuſtande bar,
heure mit Wald bewachſene Fläche, im Norden und Süden ſchließt
auf den die Cultur Europa's und noch mehr eine Theorie der
Wohin aud der Blic fällt, allenthalben
Waldwirthichaft niemals einen Einfluß gehabt haben. Hier fielt man viele Arten von Bäumen, die auf dem ihnen eigenthümlid zuſagenbeu Boden wild aufwachſen , alt werden, und wenn ſie
er den Geſichtskreis.
fteht er nichts als Himmel und Wälder, beren büſtereß, ſchwarz. liches Bild neben den ſchönen fruchtbaren Umgebungen durch den
Gegenſaß zweier ſo widerſprechenden Anfichten nicht unangenehm
ihr Lebensziel erreicht, ſo zu ſagen einem neuen Geſchlecht Raum
In der Waldrüſte iſt der Boden ſchwarz, fett, ftets feucht, und wenn man ihn in der Hand zerreibt, gibt er einen angenehmen Geruch von fich. Die Fruchtbarkeit einzel-
geben.
fich Darſtellt.
ner Striche ähnlicht der einzelner Inſeln im weiten Meere oder
der von Hügeln inmitten von Sandwüſten. Auf beiden lifern Der Narewka zieht ſich das Dorf Biolowieß hin, das eine Rirde, 56 Bauernhäuschen und eine Schenke hat. So war eß wenigs ftens im J. 1826. Ein Theil der beſſern Häuſer am Fuße eines Hügels bildet eine ordentliche Straße, die übrigen da und Dort okne Drdnung zerſtreuten Häuschen machen den geringern Theil des Dorfes aus . Bialowieß gegenüber, ſchon innerhalb des Waldes,
Vergebens würde man hier mit der Art angehauene
Bäume, dichte Baumſchulen und geordnete Pflanzungen ſuchen , womit anderemo bie Warbwirthe fich brüſten ; vergebens bietet hier die ftaunenswerthe Menge von Bäumen, Kräutern und Pflana zen der Technik und der Landwirthſchaft nügliche Materialien oder Heilmittel für die Arzneikunde. Was bas Wild betrifft, ſo be hauptet man, daß es auf der Welt feinen Wald gebe, der jo viele verſchiedene Arten enthalte, wie die Waldwüſte von Bias lowie8. Während das ſübliche und weſtliche Europa faſt ganz des Wildes beraubt iſt, weiden hier zahlreiche Heerden wilder
liegen zwei neue Anſiedelungen oder Dörfer, Jeremisfa und Pos
Ddien, Dag ſtarfe Elennthier durchwandert die ftilen Fichtens wälder und mit Straucwerk überwachſenen Sümpfe, der grim.
gorzelce, in geringer Entfernung von einander, und ein Drittes,
mige Eber burchwühlt ben feuchten Boden , das idheue Reh eilt
Um den faiſerlichen Wald her
durch die fruchtbaren Waldwieſen , und der emſige Biber baut
(der Seite entgegen , wo er an Privatgüter anſtößt) liegen 24 Dörfchen zerſtreut an der waldbebedten Fläche. Hier wohnt ein Volf, ſo arm , wie ſeine Häuschen, einfach und raub wie die
fich an den Ufern der Flüſſe an ; der Bär, der Luchs, Der Wolf bahnen ſich ihren Weg durch den wilden Forſt, durch das uns durchdringliche Gewirr der umgeſtürzten Bäume, und der ſchlaue
Maſewa, am Rande des Waldes .
hier wachſenden Wälder. Uebrigens haben Sitten und Gewohn. | Fuchs baut ſich ſeine frummen Schlupfwinkel. Hier hat der heiten der Bewohner der Waldwüſte von Bialowied ſo viel Na. Zoolog und der Weidmann noch ein reiches Felb vor fich : Der tionalität oder, wenn man wil eigenthümlidzen Stempel, daß
man an ihnen die Merkmale des alten wilden Volkes zu erfennen glaubt , tag einſt dieſe Länder bewohnte, eben ſo wie die noch vorhandenen Wälder ein Bild des alten Sarmatiens bieten . A18 Leute von fräftiger Natur tragen fte das ganze Jahr hindurch einen kurzen Rock aus grobem, braunem Tuch, der durch einen
Wald von Bialowies hat noch das Ausſehen von Urwäldern, ſein Umfang und bas rings umher þerrſchende tiefe Schweigen machen ihn zum Aufenthalteort ander&mo verſchwundener Thiere, und die Jago hat hier ihre urſprüngliche Einfachheit erhalten. Ghe wir von dem Querochſen reben und von der Jäger. ſprache, die im farmatiſchen Dſten ſo bedeutſam iſt, mögen nach
ſtehende Worte ale gelegentliche Anbeutung dienen. Wer gab 1 Bialowieza pudzeja, eigentlich die Ginode von Bialowied. Das
ato
Vruchſtüd iſt vom Gjas ( 24 und 22 April) aus einer Fürzlich in Wats dau erſdienenen Schrift: „ meine Jugendjahre auf der Wanderung “ mits
den Flußbetten, dem Narem,, Dniepr, Dnieſtr,, 3ſter ihre ſo jo bes zeichnenden Namen ! Wer die alten Benennungen, bie man ebes
getheilt ; der Verfaſſer, welcher mit den Anfangebuchſtaben B. K. P. be:
zeichnet iſt. hatte die Türfei, Aegypten, Perſien und Indien durdwandert, und ſeine Briefe ſind aus den bedeutendſten Städten dieſer Länder datirt, das Heimweb ſchlägt aber, wie der Ojas bemerft, immer durd.
1 Chodaki, Kurpie, Poſtoly, kapcie, lauter Worte, die Mrongovius mit „Bafſdube“ erflärt. Der Unterſchied kann alſo nur in den Bäumer liegen, aus denen der Baſt genommen iſt.
word
426
mals den Völfern in dieſen Gegenden den Aiften (Bozianen, Preußen), ben 3obriezen, Utringern (Poblafier ), den Lenfað oder Lenkai (Polen) gab, fennt, der wird fich nicht wundern , daß dieſer Landſtrich zwiſchen Oder und Dniepr ein niedrige8, oft ſtarf übers ſchwemmte8 Wieſenland war, das nicht leicht die Benüßung von Wagen zulieb, vor allem aber Kände und unermübliche Arbeiteluſt
Goson
matichelte, idon ohne dieſe Umgebung ein volled Anrecht auf die Lachmuskeln des an ſolche Erſcheinungen noch nicht Gewöhnten hatte, machte dennoch der ſeltſame Reigen und mehr noch der freinbartige Jubelgejang weit eher einen feierlichen, als einen komiſchen Eindrud, und wo Carricaturen , wie die erwähnten, wegfallen, kann man in der That ſich dabei an die Vorbilder der
Und doch fand man bei Eröffnung der Kanäle von
Shafer, Mirjam, die Prophetin , und König David, der vor der
Auguſtowo und Bydgoſc tief vergrabene Steinpflaſter, Urnen
Bundeålade tanzte, erinnert ſehen. Nachdem Geſang unb Marich etwa fünf Minuten gebauert hatten, machte man Halt, um mit gefalteten Händen ftill zu beten,
forberte.
und nügliche Werfzeuge, durch Ueberſchwemmung vernichtete Wäls der, einſt angebaute Felder, die in Sümpfe umgewandelt waren, Beweije eines andern Zuſtandet der Dinge nnd der Thätigfeit eines andern Volfe. Von den erſten Zeiten des Chriſtenthums
bie der Chor aufs neue in eine rauichenbe Symne auébrach. D lodre, lodre, du heilige Kraft,
an magten ſich hieher weder Gothen noch Normannen .
Die in jeglicher Stunde mich reiner ſchafft! An der brünftigen Gluth,
(Schluß folgt.)
Dem lebendigen Gut, An dem läuternden Feuer,
Ein Beſuch bei den Shakern. ( Schluß .)
Nad Beendigung des Liebes verbeugten fie fich wieder und dhrenften die Hände mit der Sebărbe der Ergebung, die bei ben Schweſtern , welche jebe ein vieredig znſammengelegtes Schnupfs
tuch über den rechten Unterarm hängen hatten, ziemlich komiſch
Dem himmliſchen Seil, Bon Engeln geladen, will id haben mein Theil. Die Colonnen bewegten fich dabei zuerſt in gleicher Weiſe,
wie während des vorigen Liebes im Kreiſe. Bald aber verwans belte fich der einfache Geſchwindſchritt in ein Süpfen im Dactys
ausjah. Dann lösten die Colonnen fich auf, und zwei Männer
ludtact, der von einigen älteren Schweſtern, die zu įdwach waren ,
mit ſechs Frauen gingen in die Mitte des Saales , um ſich dort
um ſich lange im Steigen halten zu fönnen , wenigſtens mit ten Süßen geflappert wurde, während fie auf der an den Fenſtern Als die Tänzer auf dieſe Art ihre hinlaufenben Banf laßen .
in zwei Reihen einander zugefehrt aufzuſtellen, während die übris gen des männlichen Theilb der Gemeinde paarweiſe geordnet,
die Geſichternach Norden gewendet zum Tanze oder vielmehr zum Marſche antraten, und die nicht zu dem Sängerchore im Centrum gehörigen Shaferinnen ein gleiches thaten. Plößlich
fingenden Brüder und Schweſtern mehrmals umfreigt hatten, traten fie ſich in der anfänglichen Drbnung zu beiden Seiten te
blauen Teppich gegenüber, beteten noch einmal und gingen dann
begann eine der Sängerinnen mit wohltönenber Sopranſtimme
durch die Gladthüre ab und in ihre Stuben.
die folgende Strophe zu fingen :
Solche mimiſche Tänze werben hier mit Ausnahme des Freis tage , wo die Gemeinde auf dem Gange vor den Thüren ihrer Gemächer eine Art frommer Unterhaltungeftunden hält, täglich aufgeführt, und ſo fand ich Gelegenheit, am folgenden Morgen
Fort, himmelwärts wandre, fiegfreudige Schaar ! La la la ! La la la !
Laß ein Loblied, laß ein Danflied, voll, fröhlich und flar Aus den Herzen aufſteigen
einem ähnlichen Schauſpiele beizuwohnen , wo man indeß nicht
Gott, unſerem Sdipfer,
im Kreiſe hüpfte, ſondern in zwei große Duarrés (bie Edwes
Der fiets ung ein Freund ja und Vater auch war !
ſtern auf der linken, die Brüter auf der rechten Seite des Saas
La la la ! La la la !
Und nun jeten fich alle, die Colonne der Brüber voraus, in Bewegung und marichirten nach dem Lacte de liedes, in
les ) getheilt, von Süden nach Norden den Raum Durchſchritt, Dann Kehrt machte und den turdhmeſſenen Weg in derſelben Weiſe nochmals zurüdlegte . Elder Pelham hielt dabei während einer Pauſe eine Rebe, morin er bie Welt, welche ben Tanz der Shas
welches die übrigen fleben Sänger nach den erſten Worten eins ſtimmten, in der Drbnung, wie ſte fich geſtellt, die Elbogen an den Hüften , den Unterarm horizontal aufgeſtrect, mit den Hän
fer mit ungünſtigen Bliden anjähe, mit dem Bruder des vers lornen Sohned verglich, der auch mit Mißgunſt und Verbroſſens
Den wedelnd im Geſchwindſchritt um die Sänger im Kreiſe hers
heit Zeuge geweſen ſey von der Freude und Feſtlichkeit, mit wels
um .
Die Melodie der Strophe, welche mehrmals wiederholt wurde, trug den Charakter triumphirenden Sowelgens und hatte
cher die Wiederkehr des Langvermißten gefeiert worden .
mit ihrem La la la, bem fich bald ein Ha la li und andere in das Bereich des ſogenannten „ Nedens in Zungen “ fallende Laute
Theils von Davids Liederbuche zu , um 11 Uhr wurde ich zum Mittagseſſen geführt, und zwei Stunden ſpäter ging ich mit dem
beigeſellten , weit mehr mit dem Zwitſchern eines Vogels, als mit unſern Chorälen gemein. Bei jeder Wiederholung ſchien die
Deacon zum brittenmale, um die Brüder tanzen zu ſehen.
Den Reft bee Vormittags brachte ich mit Abſchreiben eines
Diese
Begeiſterung der Singenden zu ichwellen , die Luft der himmel.
mal hielt, nachdem das Eingangslieb von allen geſungen worden, der andere Aelteſte eine Ermahnungsrede , deren Schluß den vor
wärts Wandernden im Anſchauen des ihrem Seelenauge von
hin erwähnten Falſtaff, ber wahrſcheinlich ein unlängſt aufgenom
jerne zuſtrahlenden neuen Jeruſalem zu wachſen , und obwohl der baumlange Deacon neben einem kleinen fropfhalſigen Bruber,
mener Novize war, veranlaßte, ſeine Freude über ſeine Zulaſſung zur Gemeinde der Heiligen auszuſprechen . Der Inhalt der dars auf folgenden Entgegnung von Seiten Pelhame wiederhallte balb nachher, in eine zierliche Strophe zujammengefaßt, aus der Nach tigallenfehle einer der Chorſängerinnen , und hurtig fepten die
dem die Schöße einer foloſſalen blauen Weſte faum
die Hälfte
ſeines Fauftafſbauched bedeckten, ſich ſpaßbaft genug aufnahm , und eine alte Negerin, die mit ihren wulſtigen Lippen und ihrem dunkelbraunen ſchweißglänzenden Geſichte in der weißen Saube und dem gleichfarbigen Vortuche wie ein in Papier geſchlagener Schinken zwiſchen den großmütterlich gepupten jungen Mädchen
Füße der Colonnen ſich in tactmäßige Bewegung.
Anfangs ein
ſanfteß, ichmelzendee Gleiten, dann ein wildes Wirbeln, ertönte Das Lied :
427 Dhimmliſche Liebe fluthet, föftliche Liebe fließet! Halleluja ! La la la ! Auf ! Laßt und beugen und und neigen Verflechten zum Steigen, La la la ! la la la !
Und trinken wir fröhlich zur Stell' Bon der Liebe, die mild
Von droben her quillt, Aus der Mutter unendlichem Quell.
Lauter und ſchriller zwiticherten die Sängerinnen, und dynel. ler und ſchneller freiste der Reigen an meinem Stuhle vorüber, und verklarter wurden die Geſtchter der Tänzer. Ein elektriſche Gtmas fchien in der Luft fich zu entwickeln , ein frommer Rauſch, eine anbächtige Trunkenheit hatte fich der Gemeinde bemächtigt. Eine untilgbare Brunſt brannte in ihren Augen, ein unlöſchbarer
Durft nach der Liebe der Mutter, deren Strömen ihr Tanz dars ſtellte, zehrte an ihrem bleichen Antlige. „ And drink a little more
-
and drink a little more“ jubelte, die Blide gen
Himmel gerichtet, der Chor, daß es gelte und ichmetterte - und plößlich begann eine der Schweſtern , die Arme ichlaff am Körs per herabhängen laſſend, ſich einige Scritte weit freiſelförmig zu drehen.
Eine zweite folgte, eine dritte.
Gin Bruber that
Deßgleichen , ein anderer ahmte ihm nach , uub balb bewegte fich der größere Theil der Tänzer um ſeine eigene Achie. Laumeind idritten fie nach einigen Umbrehungen , von dem Liebe und ſeis
nem la la la fortgeriſſen , weiter, um fich in furzem abermale zu drehen, und nicht eher hörte dieſer ans Unheimliche ftreifende Reigen auf, als bis mehrere Frauen erſchöpft uab lautfeuchend auf die Bant geſunken waren. Die Acteſten, ber Deacon , Mas tronen mit grauen Haaren und junge Mädchen , die der Schule noch nicht entirachſen waren , alle beinahe hatten an dem Planes tenſpiele Theil genommen, und ſelbft Bruder Harmon, der ehes malige rationaliftiſche Geiſtliche, machte einige ſchüchterne Vers ſude, ſeinen Glauben durch einen ſchwungvollen Wirbel au den Tag zu legen. Nur der Wahnſinnige ließ es beim bloßen Schnells ſchritte berrenben .
Eine Stunde ſpäter nabm ich Abſchied von meinen gafts
freundlichen Wirthen, begleitet von Pelhams Segen, in dem er mir baldigen Durchbruch zur Erfenntniß deſſen wünſchte, was zu meinem wahren Frieden diente.
Harmon bar ſich die Erlaubniß
aus, mir eine Strece Weges das Geleit zu geben . Gine lange peinliche Biertelſtunde ichritten wir ichweigiam neben einander hin. Endlich wiederholte er ſeine Bitte, und jert half fein Deus ex machina que ter Verlegenheit. Ich mußte ihm antworten, und konnte meine Antrort etwas anderes
als eine Weigerung ieyn ? Er ſchien bas vorauêgeſehen zu haben, und erſuchte mich bephalb bloß, ihm ein freundliches Anbenfen zu bewahren und ſeinen Namen , den er mir inzwiſchen vertraut
hatte, zu verſchweigen. Gern ſagte ich ihm das zu, und vers ſprach überbieß, wenn mir eine Löſung der Vermidlung, in die ihn das Schidial verſtrict, beifallen ſollte, an ihn zu ſchreiben. Möglich, daß ſich in Cincinnati etwas für ihn thun ließe, ohne ihn zu compromittiren .
Du trennten wir uns. Lange noch jah ich gerührt auf der Hõbe im Abendrothe ſeine hohe Geſtalt ragen und mir mit ſeis nem breitrandigen weißen Filzhute Lebewohl zuminfen, und ſo oft ich in den nächften Tagen an das ſtille Watervliet zurüd dachte , rat mir das ſchwermüthige Bild des unſeligen Mannes vor die Augen, der, noch im rüftigſten Manne@alter ftehend, zu bloßem Vegetiren in einem Boden verurtheilt war, auf dem ſein
geiſtiges Weſen verfrüppeln , fein Lebenemarf allmählich vertrod . nen muste.
Aber alle 3Auſionen haben ein Ende, und grell wie am Schluſſe eines Heineſchen Gedichtes riß der poetiſche Schleier, der über der Urſache lag, die Harmon unter die Dermiſche Ames
rifa's getrieben, entzwei, als Paſtor *** in Cincinnati, wie ich ihm brei Wochen ſpäter mein Abenteuer in der Shaferſtadt ers zählte, plößlich in die Hohe fuhr und die Hände zuſammenſdlas gend ausrief : „Was um Chriſti willen ! Das iſt ja der leibs haftige **, ben fie aus drei Gemeinden fortgejagt haben, weil er ſich alle Monate ein paarmal in der Whiskeyflaſche das Deli rium tremens holte !"
Preisaufgaben über handelspolitiſche Fragen des äußerften Often. Ein befanntes Handelshaus in London, Hammond und Comp., hat zwei Preiſe je von 50 Pfd. St. ausgeſeßt für die beſte „Abhands lung über China “, und für die über den Archipel. In der erſten das A und das D brittiſcher Beſtrebungen ſollen die Fähigfeit dieſes Reiches die Manufacte Großbritanniend zu conſumiren , dargeſtellt, und die Binderniſſe nachgewieſen werden ; ferner ſoll die Abhandlung beſprechen die jeßigen Theezölle und ihre Einwirkung auf die Con : ſumtion, ſo wie auf den Chinahanbel überhaupt , und den wahrſcheins liden Ginfluß einer Berminderung berſelben auf dieſen Sandel. Außers dem ſoll der Opiumhandel und ſeine Folgen für den Verkehr und die Sittlichkeit China's und Indiens abgehandelt werden. Hierauf kommen allgemeine Bemerkungen über Japan und die Ausſichten des dortigen Handels , endlich Vorſchläge über die wirkſamſte Art das Chriſtenthum in China auszubreiten . Die zweite Abhandlung über den öflichen Archipel, mit Einſchluß der Philippinen und des Golfo von Siam, foll nachftehende Punfte umfaſſen : die Ausdehnung und Wirfung des Seeraubs auf den Preis der Erzeugniſſe der dortigen Länder und die Conſumtion brittiſcher Manufacte , die beſten Mittel zur Verhinderung oder IInter: drůdung desſelben , bie Handelshulfequellen der erwähnten Länder und die beſtehenden Hinderniſſe ihrer Entwidlung , endlich die beſten Mittel zur Ausdehnung des Chriftenthume.
Hr. Sammond verſpricht die auss
geſeßten Belohnungen nach der Wahl der glüdlichen Concurrenten in Geld oder in geldenen Medaillen von gleichem Werth vertheilen zu laſſen. Richter ſollen über die verſchiedenen Arbeiten entſcheiden , und endlich eine Auswahl der Manuſcripte mit Veröffentlichung der Namen und zum Vortheile der Søriftſteller herausgegeben werden . Bei der genauen Befanntſchaft, die man in den leßten Jahren mit den meiſten dieſer Fragen, namentlich mit den Handelsfragen gemacht hat, fönnen die Arbeiten allerdings viel Intereſſantes enthalten .
Eine Uilfahrt von Atfen bis zur zweiten Katarakte und zurück nach Bulak, in den Monaten December 1849 , Januar und Februar 1850. Erſter Abſchnitt. Neiſe von Alerandrien nach Wady Halfa vor der fweiten Katarafte . ( Fortſeßung .)
Wir nahmen unſeren Plaß auf dem Dache der Barfe, von wo wir die ziemlid eintönigen Ilfer des Canales, 1 an welchem mehrere Villen gelegen find , weit überbliden fonnten. · Der Mahmudieh - Canal wurde unter Mohammed Ali im Jahre 1819 begons nen und bereits am 24 Januar 1820 dem Verkehr geöffnet. Er jou 7,500,000 Frs. gekoſtet haben , und es ſind beim Graben desſelben angeblich 280,000 Mann über ein Jahr lang beſchäftigt geweſen , von denen jedoch nidit weniger als 20,000 durch Unglücbfälle, Hunger und Seuchen hinweggerafft worden ſeyn ſollen . Sine Folge der zu übereilten Arbeit war , daß ſchon wenige Jahre nach der Pollendung des
428
Gegen fecho ihr ging die Sonne unter, ein erhabenes Naturſpiel,
erhob fich einer aus ihrer Mitte , einen Solotang aufzuführen, wobei er fich in ſehr poſfierlichen , wenn auch nicht inimer decenten Stellungen und Bewegungen erging , und ein Kleidungeftud nach dem andern bis
defien Anblick und machtig ergriff. Langſam neigte fich der feurige Bull,
burch ſeine legten Strahlen die ganze Umgegend mit einem roſigen Schimmer überziehend, und als er endlich im fernen Weſten hinabgeſun : fen war, da breitete ſich über die ganze Natur hinimliſche Nuhe aus ; der Winb war erſtorben , fein Wanderer ließ fich mehr bliden, und ſelbſt die Vögel hatten ihr Neft geſucht. Wir fliegen von unſerer Warte herab und begannen nach dem
auf die kurzen inautſprechlichen abwarf. Er ſchien einen leidenſchaft lichen Tänzer darzuſtellen, welchem es an Geld mangelt, und der, um
ſeine Tangluft zu befriedigen , den Mufifern alé Lohn feine allerdings nicht ſehr werthvollen Kleidungeflüde zuwarf. Man hatte und in Alerandrien allgemein verſichert, daß wir ſelbſt im ungünſtigſten Falle Bulat in 4–5 Tagen erreichen würden . Allein dieſe Zuficherung ſollte ich als falſch erweiſen, indem wir vom 7–12 Decem: ber nur ſehr ſelten günſtigen Wind , meiſtens Windſtille hatten , ja einigemal turch conträren Wind gänzlich aufgehalten wurden . Wehte einmal wenige Stunden günſtiger Wind ober glitten wir , wenn die Barfe gezogen wurde, zu nahe am Ilfer hin, ſo fuhren wir håung feſt und
Abendeſſen, welches von François mit Hülfe eines in Alerandrien enga. girten Roches ſehr ſchmachaft zubereitet worden war, und in der Daha: bia bequemr einzurichten ; dieſelbe gehörte dem Yarafar Bey in Vulak, - einem franzöſiſden Nenegaten , von welchem fie erſt vor kurzem ganz nach frånfiſdem Geſchmad gebaut und audmöblirt , und an uns zum erſtenmale vermiethet worden war. Von dem mindeſtens 20 Ellen lan: gen Verded, an deſſen Ende, unmittelbar unter dem Hauptmaſte, der verbeđte Herb angebracht war, führte eine Stufe in einen kleinen Vor: raum, aus dem nian in eine mit 10 Fenſtern und Jalouſien verſehene
ed foſtete oft große Anſtrengungen von Seiten der Bootsleute, das Fahrs jeug wieder flott zu machen. Bei ſolchen Vorkommniſſen mußte gewohns lich der größere Theil der Mannſchaft in den Fluß ſpringen , um mit dem Nüden die Barfe unter großem Geſchrei wieder logzuheben. Greiga nete fich ein ſolcher Unfall in den erſten Morgenſtunden , ſo entſchloſſen
Cajüte gelangte, in der zu jeder Seite ein langer Diwan angebracht war. An dieſes Gemach, welches zum Wohn : und Speiſezimmer beſtimmt wurde, reihte ſich ein fleines mit Spiegeln, einem Waſchtiſch und Schrant verſehenes Toilettencabinet, hinter welchem ein gleichfalls mit Diwang
fie fich regelmäßig erſt nach langem Zaubern in die falten Fluthen zu tauchen , und oft erſt, wenn der Rais nach ſeinem gewaltigen Stođe griff; troßdem waren ſie beſtändig frohen Muthee, und e& verging faſt
möblirter Salon lag , der des Abends zum Schlafzimmer umgeſtaltet
wurde. Die Bemannung der Barfe beſtand aus dem Rais , einem
fein Abend , wo ſie nicht , bevor fie fich auf das Verbed zum Schlafe
Steuermann und 12 Matroſen .
ftredten , zu ihrer Erholung eine Fantaſia (Gerang mit Tanz) auf:
Da der Wind mit Sonnenuntergang aufgehört hatte, ſo wurde die Varfe von den Matroſen gezogen , welche dieſe anſtrengende Arbeit die ganze Nacht hindurch fortſeßten , ſo daß wir bereits gegen 12 lhr des folgenden Tages vor den Schleußen des Canales bei Atfen anlangten.
geführt hätten .
Den langſamen Fortgang unſerer Reiſe benußten wir un tagtag lid an das Land und auf die Jagd zu gehen. Wir verließen gewöhnlich
bald nach Sonnenaufgang die Barfe, durchſtreiften die grúnenden Fluren,
Atfen iſt ein ſchmußiges Dorf, welches froß des lebhaften Verfehre,
die Palmenhaine und die in der Nähe der Ufer gelegenen Dörfer, und fehrten erſt gegen 11 Uhr , wo die Sonne heftig zu brennen begann (oft waren um dieſe Zeit 28–300 N.) , mit Beute beladen , nach der
der fortwährend daſelbſt herrſcht, fich aus ſeiner Armſeligkeit nicht empor: gehoben hat. Wir beſuchten den kleinen Bazar , machten einige Gin: fäufe und erlangten durch reichlichen Balſchid , daß und die Thore des
Barfe jurüc.
Canales unverweilt geöffnet wurden , und ſo fuhren wir nach furzem Aufenthalte in den majeſtátiſchen Strom ein, deſſen erſter Anblid äußerſt
Ginen troftloſen Gindrud machten und auf dieſen Wanderungen die ágyptiſchen Dörfer , welche einen ſprechenden Beweis von der Armuth
überraſchend iſt. Atfeh ziemlich gegenüber , an der Stelle des alten Metelio , liegt Fuah, weldes mit ſeinen ſchlanken Minarets vom Strome aus einen maleriſchen Anblic gewährt. Jeßt befindet ſich daſelbſt eine dem Paſcha
und dem Glend der Fellahe liefern . Die Hütten ſind durởgangig von
gehörige Tarbuſch:Manufactur. Gine leichte Briſe führte ung an Fuah
denen zahlreiche Hunde ihr Lager aufgeſchlagen haben. Dit find auch Hütten auf dieſen Hügeln errichtet, um dieſelben bei dem Austritt det Nils vor der Vernid)tung zu bewahren . Jeder Reiſende iſt zu warneri, ' auf ſeinen Ausflügen die Dörfer zu umgehen , damit er nicht mit den Hunden in Berührnng fomnit, audy die nadten , oder wenigſtens nur mit elenden Lumpen bekleideten Kinder der Fellaho vermeitet, die, ſobald
Straßenfoth gebaut und dienen Weſen von menſdlichen Formen, Kühen, Gſeln und Hühnern zum gemeinſchaftlichen Aufenthalte . Mitten zwiſchen
dieſen Hütten erheben fich ganze Berge von Schmuß und Unrath , auf
vorüber, doch erſtarb fie bald, ſo daß die Barfe gezogen werden mußte und wir nur langſam vorwärto famen . Bei Sonnenuntergang legten wir am linken Ufer des Nils an .
Um unſere Mannſchaft für die Anſtrengungen der vergangenen Nacht zu belohnen, hatten wir ihnen in Atfeh ein Lamm gefauft, welches fie zur Abendmahlzeit zugerichtet hatten und mit großem Genufie verzehr:
fie eines Fremden anfictig werden , denſelben in Sdaaren mit ihrem
ten ; der dampfende Refſel wurde auf das Verded geſtellt, und die Mann ſchaft lagerte ſich im Kreiſe um denſelben, die einzelnen Stúde mit den Hånden herauelangend. Nur der Rais bediente ſich dabei eines Löf: fels, den er von Zeit zu Zeit dein zweiten Rais oder Steuermann abtrat.
Nach beendigtem Mahle befanden fie fich in ſehr luſtiger Stimmung und ſangen mehrere Lieder nach eigenen Melodien , die zwei mit der Darabuffah ?1 und Summarah 22 die übrigen mit Händeflatſchen beglei
judringlichen „ Bafſchiſd ya Hawadſde“ verfolgen . Ich war eines Tages ganz nahe an ein Dorf herangefummen, entbedte zwiſchen den Zweigen einer Palme, die hoch über die Hütten des Dorfes emporragte , einen Falfen und ſchoß ihn herab ; faum fnallte aber das Gewehr , ſo ent: ſtand eine abſcheuliche Verwirrung. Unzählige Tauben flogen von den
Hütten empor, Hunde famen bellend und heulend auf mich losgeſtürzt,
teten. Wir ſeßten und in ihre Nähe und ſtimmten in das Händeflatſchen ein, wodurch ihre Fröhlichkeit merflich geſteigert wurde. Zum Schluß
und aus den anſcheinend leeren Hütten famen Frauen mit ihren ſchmußigen Sprößlingen hervor , die mit dein üblichen Geſchrei nach Bafſchiſch mich umringten, und in Gemeinſchaft mit den Hunden mich über das Dorf hinaus verfolgten ; ich vermied ſeitdem wohlweislid in
Sanales ſich eine ſo große Maſſe von Schlamm in ſeinem Bett angebäuft hatte,
unmittelbarer Nähe eines Dorfes einen Schuß zu thun. Wie armiſelig
daß während der größeren Beit des Jahres Barten von einiger Größe ihn nicht paſſiren konnten . Uis wir den Canal hinauſfuhren, waren zur Reinigung desſelben
aber immer dieſe Dörfer ſind, ſo erhebt fich doch aus jedem ein ſchlan : fee, von Palmien umgebenes Minaret, welches durch ſeine zierliche Bau: art das Auge feſſelt und von dem Anblid der traurigen Hütten abzieht .
zwei Dampfmaſchinen an verſchiedenen Stellen poſtirt.
1 Die Darabuffah iſt eine Art Trommel ; das Beſtelle iſt aus Holz oder aus Thon in runder Form und geht nach oben in die Breite, während das unterende fohmal zuläuft. Ueber die breite Deffnung iſt eine Blaſe geſpannt; das Inſtrument wird unter den linten Arm genommen und mit beiden Händen geſchlagen , jedoch ruht das Gelent der linken Hand feſt auf der Kante des übergezogenen Endes. 2 Die Summarab iſt eine Flöte aus zwei neben einander befeſtigten Ruhr füđen , deren Mundſtüd beweglich iſt.
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Budhandlung.
-
(Fortſegung folgt. )
Negelmáßige Poſten über die Panama: Lanbenge find angelegt , und mit der bereits bio Buena Viſta fertigen Eiſenbahn in Verbindung gebracht. Am 18 April rollte fie bis Freola eröffnet wers den , ſo daß dann nur 12 Meilen Flußſchifffahrt übrig bleiben . ( Shipp. Gaz. 28 April . )
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d . Widenmann.
Das Auslan d. 1
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Ur. 108.
5 Mai 1852.
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum. 7. Uebergang nach Aften .
Bliden wir zurück auf den von uns zurückgelegten Weg, ſo bietet fich ein Bild der Völferwanderungen in Aften und Europa vom 7ten Jahrhundert vor bis zum dritten Jahrhundert nach Chr. dar, das, wir wollen keineswegs fagen , Gewißheit, doch manche Wahrſcheinlichkeit für fich hat.
Sehen wir von den finniſchen
Stämmen im Norden , wie von den bagfiſchen im Weflen ab,
Ujun (1. Ritter VII. 613 ff.), ſo bleibt , wenn man auch in den Einzelnheiten mit den Anſichten Ritter nicht übereinſtimmt, über den Charakter der Begebengeiten in den legten anderthalb Jahrhunderten vor Chr. fein Zweifel : das ftet8 mit den wan bernden Girtenſtämmen im Rampfe liegen de Culturvolf der Chi.
neſen unterhält Verbindungen mit den weſtlich von dieſen Turks ſtāmmen wohnenden Wölfern, um fte zum Kampfe gegen dieſe aufzureizen , aber dieß Spiel endigt damit, daß die Turfftämme dieſe Völfer immer weiter gegen Süden und Weften verbrängen ;
To haben wir vier große Völfermaſſen , gäliſche, germaniſche,
daß bie Fiong-nu Türken geweſen, geht, wenn nicht ſchon ber
ſlawiſche Bölfer, welche allen Umſtänden nach in viel älterer
allgemeine Zug der Völfer es wahrſcheinlich machen würbe, baraus hervor, daß alle ung von Geſchichtſchreibern aufbewahrten
Zeit nördlich um das faſpiſche und ſchwarze Meer herum nad
der Nordhälfte Europa's zogen, und die pela @giſchen Stamme, welche über den Helleſpont gingen , und fich in der Sübhälfte
Wörter aus ihrer Sprache türkiſch find.
Wir laſſen Hiebei zwei Fragen unberührt ,
Wie weit die Safen urſprünglich gegen Norben und Diten geleſen , das zu ermitteln, wollen wir hier nicht unterſuchen, ſo
erftene bie bon Thierry aufgeworfene oder vielmehr behauptete
viel iſt gewiß, daß fie ziemlich weit von den Parapamiſaben gegen
Verwandtſchaft der Ligurer mit den Basfen – eine Vermuthung,
Norben und Often wohnten, und daß in den Gebirgen ber Dru&quellen noch jest Trümmer ihrer Nachkommen ſigen, die durch die Turks ſtämme verdrängt theils mit den Afghanen (Paftyeß und Sog doi Herobots) verſchmolzen , theils in ſpäterer Zeit vor dem
Europa's audbreiteten .
bie darauf hinweiſen könnte, daß die noch unerklärten etruriſchen Inſchriften fich aus dem Baofiſchen erklären ließen – und zweis tens die von Zeuß aufgeſtellte Behauptung, daß die Kelten im ſüblichen Dentſchland und die über die Alpen und nach Griechen . land gezogenen Gallier und Galater Gålen geweſen, eine Anſicht,
Jelam in die Berge flüchteten.
In der Zeit vor Herobot muß
das Land am Drug und Jararted biß über die Wolga zum Tanais
die wir nicht theilen, vielmehr dieſe Kelten zu den pelaegiichen
und weiter gegen Weſten von verwandten Stämmen erfüūt géo
Stämmen rechnen , wie wir früher angegeben .
weſen ſeyn, unter welde fich dann die entferntern Verwandten , die mediſchen Sarmaten, und wahricheinlich auch ſchon einzelne von
Wir haben es
Tonad nur mit vier großen Gruppen zu thun , deren Einwandes rung in Europa jebenfalls weit über die Zeit der Nieberlage der Kimmerier durch die Sfythen ober Safen im ftebenten Jahrhuns bert hinaufreicht.
Norben gekommene finniſche Stämme miſchten . Sämmtliche Raukaſubftämme gehörten aber zu jener Zeit gewiß zum ariſchen Stamm, wenn auch in den mannichfachſten Schattirungen.
Man
Erwägen wir den beſtimmten Audſpruch Herobote, daß bei
fann aus dem Abſcheu, den der Anblick der Hunnen erregte,
ben Perſern die Sfythen Safen hießen , erinnern wir uns, daß die Namen , welche bei ihnen vorkommen, eine außerordentliche
den fichern Sahluß ziehen, daß die andern Völfer, mit denen
Aehnlichkeit mit den altperſiſchen verrathen, und bedenken wir, daß die wiederholten Angaben Herobots (VII. 9. 64.) fie in das Drusland verſeken , ſo fann weder über ihre Wohnſige, noch über ihre Gtammverwandtſchaft mehr ein billiger Zweifel ob.
walten . Fügen wir hinzu, daß Lucian beſtimmt die Alanen gleichſprachig mit den Glythen nennt, daß fie im lepten Jahr. hunbert vor und in den erſten nach Chriſto aUmählich aus den: ſelben Gegenden Aftens
nach Europa berüberzogen , daß bie in
Aften zurücgebliebenen Safen oder Slythen geraume Zeit vor Chr. Geb. Das griechiſch -baftriſche Reich ſtürzten , dann fann man nicht umhin, dieſe fübliche und weſtliche Auswanderung dem allmäha
Oriechen und Römer vorher in Berührung famen, heißenfte nun Sarmaten, Slythen, Alanen oder wie ſonſt immer, einer ganz andern, ſchönern Race angehörten , zur faufaftiden , um dieſen alten Audbrud zu gebrauchen, während die Hunnen, zur gelben oder mongoliſchen Race gehörend, einen Abſcheu erregten , .
von dem man ſich kaum eine Vorſtellung macht, wenn man nicht
ſchon maſſenhaft verſammelten Menſchen von gänzlich verſchies bener Race gegenüber ftand. Sarmaten, Alanen und Sfythen waren nicht minder nomadiſch geweſen ale bie Hunnen, ja bie Sarmaten hatten geradezu hauptſächlich auf Wagen gelebt, bens noch iſt der Einbrud , ben fie auf Griechen und Römer machten ,
ftet8 ein ganz anderer geweſen als ber, ben bie Hunnen hervor.
lichen , Jahrhunderte langen Anbringen der norböftlichen Völfer gegen
brachten.
Weſten zuzuſchreiben . Durchliegt man die von Schott nach Pater
Wir 'kennen ſehr wohl die Einwürfe, die man gegen die Sbentität der Hiongonu und der Hunnen erhoben hat, glauben
Hyacinth Bitſchurin mitgetheilte Schilderung der Geſchichte der
wogen
430
auch daß beide Namen burchaus nicht dadielbe find unb bebeu
ten ?, aber dieſe Namendverwechslung ändert an der Sache ſelbft nidhte. Die enge Verwandtſchaft der türkiſchen und finniſchen Sprache iſt durch Kellgren , Schott und Röhrig außer Zweifel
worfenen Stämme mit dem herrſchenben ftatt. Was die chineft. ſchen Chroniſten von der Verſchmelzung eines bebeutenden Theile der nördlichen Hiong-nu mit den Sian-pi bon mongoliſchem Stamme berichten, iſt beſondere der Beachtung werth ; vielleicht
geſtellt, unb mochte in jener frühen Zeit noch viel enger ſeyn,
muß man barin die Erklärung ' ber mongoliſchen Körperbildung
Die Shatſache bleibt,
ber þunnen ſuchen , die ſpäter im Weſten der Wolga erſchienen . Diejenigen Hiong-nu, welche lieber ihr Heimathland verließen, alé fich dem 3och ber Giang-pi unterwarfen, grünbeten, wie es ſcheint, bald eine neue Herrſchaft am Fuße des Ural . Ihre Zahl wuchs in den neuern Wohnfißen, und bald drangen fte über den Jarartes und in die Thäler von Kaſdgar und überzogen die meiten Ebenen im Norden de8 Drus, die ſeit uralter Zeit der Siß der Alanen und anderer blonden Völker geweſen. Un. zweifelhaft muß man dieſer neuen Entwidlung der bunniſchen Herrſchaft in den Gegenben des Jarartes bie alaniſchen Wandes
ale fich aus den jeßigen Dialekten ergibt.
wenn man auch über die Einzelnheiten noch ſo ſehr ſtreiten mag, unbezweifelt ſtehen , daß die Rämpfe in Centralaften zwiſchen Chi. neſen und Nomadenſtämmen dieſe leßtern, namentlich unter der Dynaſtie San (von 202 vor bis 220 nach Chr.) gegen Weſten drängten, wo fte in dem Lante weſtlich von dem Baltaſch - Gee und Siſeful in den Niederungen des Zararte einerſeite im Güben auf
die Safen , andrerſeits im Norden auf die verwandten finniſchen Völker ftoßen mußten . Wer wird bei den abgeriſſenen , unvolls ſtändigen Berichten , die wir über die Sunnen und ihre frühern Wanderungen befißen , unterſcheiden, welche von den augenſcheinlich mannichfach unter fich geſpaltenen, ja oft fich befehbenden Stämmen urſprünglich aus dem weiter gegen Diten gelegenen Aſien, aus den ſpätern Sißen der Dſungaren , gekommen , und welche früher ſchon am Dſtabhang des Ural gegen den Jarartes und an der Wolga nomadiſch umhergezogen find ? Die Hauptſache bleibt immer ſtehen : e8 bringt der finniſch -uraliſche Stamm – wir wiſſen
feinen paſſendern Geſammtnamen - gegen Südweſten herab über -
Den 3ararte
und nach dem Drue, unterbricht die alte Verbins
dung der blonden Völfer, bic ſonſt von hier auß gegen Nords weſten vorbrangen, brängt theile bie blonden Völfer gegen Süs ben, theil unterwirft er fich bieſelben (bie Daben, die Voråltern
der Tabſchif) und trifft burch irgend eine neue, uns nicht genau befannte Veranlaſſung gebrängt, allmählich an der Wolga und
/
rungen gegen Weſten hauptſächlich zuſchreiben. Am Sübabhang des Ural fanden die Hiong.nu zahlreiche finniſche, in Stamm und Sprache mit ihnen verwandte Stämme, und wurden viele leicht hier der Kern eines neuen Bundes.“ Nach Ruyabroed zogen die Hunnen aus dem Lande Pascatir, was man mit den
von den Arabern Baſchkurt genannten jeßigen Baſchkiren ' in Verbindung bringt. Dieſe Angaben vervollſtändigen ſich durch das, was wir über die ſogenannten weißen Hunnen oder Ephthaliten im Druß. lande wiſſen. Vivien de St. Martins Abhandlung hierüber iſt ſehr lehrreich. 2 68 geht daraus hervor, daß in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Chr. ein tibetaniſches Volf,
Welchen einzelnen Stämmen dieſe for.
die Sue- tichi ober De- tha, gebrängt durch die Rämpfe der Chi. neſen mit den nördlichen Nomaben, berabrücte ins Drulland, und hier ein neues Reich gründete, mit welchem die Chinejen
den angehörten, wiſſen wir freilich nicht mehr, daß fie aber zur
längere Zeit Verbindungen unterhielten, um fte gegen die Kionge
uralidh.finniſchen Familie gebörten, das geht aus Sprache und
nu zu benüßen. Dieſe Verbindungen bauerten fort bis in den
Dann am Lanais ein.
Körperbildung unbezweifelt herror.
Vivien St. Martin ichilbert den theile hiſtoriſch geriſſen, theile wahrſcheinlichen Verlauf in folgender Weiſe : „Um die Mitte des zweiten Jahrhundert vor Chr. Dehnte bad Oberhaupt Der Hiong.nu ſeine Herrſchaft über das innere Aften von Korea bio zu dem Iifer des faſpiſchen Meeres aus, ſo daß auch Völfer ber blonden Race zu ſeinen Unterthanen gehören mußten . Sein Hauptfiß war im Norden der Gobi, nicht fern von den Ufern Der Selenga . Dritthalb Jahrhunderte ſpäter, um das Jahr 90 vor Chr., fand eine große Revolution im Innern Aftens flatt, und in Folge derſelben eine ftarfe Drt&veränderung der Völfer.
Ein bebeutenber Theil der Hiong nu, die ſogenannten nördlichen , wurde von den Chineſen, mehrern unterworfenen Stämmen und den ſüblichen Hiong- nu zugleich angefallen, befiegt und halb
ausgerottet. Von denen, die dem Verberben entronnen , ver ichmolzen viele mit dem mongoliſchen Volt der Sian-pi, der Reft wanderte gegen Weſten aus und ließ fich in den waldreichen
Anfang des dritten Jahrhunderte, wo die Dynaſtie Han augs ftarb, China in Bürgerfriege berwidelt wurde, und nun die
nörblichen Nomadenrölfer ein völligeß Uebergewicht errangen . In Folge deſſen ſcheint auch das Reich der De- tha in Abhängige keit von den Hunnen gekommen zu ſeyn, und die Bewohner ders ſelben, ber Mehrzahl nach Abfömmlinge blonder Völfer, wurden bie weißen Gunnen genannt.
„Man darf“, ſagt Vivien de St.
Martin , „ nicht aus den Augen verlieren, daß die verſchiedenen fremden Horden , welche ſeit dem zweiten Jahrhundert vor unſerer Zeitrechnung in das Land zwiſchen Sarartes unb Drue,
und
noch füblicher in das Land zwiſchen Dru8 und Hindufuích eine brangen, Tibetaner, Hunnen, Türken, Mongolen, niemals mehr ald eine torübergehende, über das eingeborne Volf hingelagerte Bevölferung bildeten.
Dieſe fremden Angreifer famen alle aux
Den ungeheuren Steppen Hochaſtene, gaben ihr Nomadenleben niemals ganz auf, während die eingeborne, der indogermaniſchen Familie angehörige Race, bie feit den alten Zeiten des iraniſchen
Ebenen zwiſchen Jrıyjch und Aral nieder. Solche plößliche Res volutionen, die einer ungeheuern Herrſchaft ein Ende machen , und manchmal ſelbſt den Namen eines lange Zeit herrſchenden Volfes hinwegwiſchen , um ein anderes, bisher faum gefanntes an ſeine Stelle zu ſeßen, find in der Geſchichte der nomadiſchen Forben ſehr gewöbulich. Es findet, wie im vorliegenden Falle, theilweiſe eine Einverleibung oder ſelbſt Verſchmelzung der unters
Reichs eine ziemlich hohe Culturſtufe erlangt hatte, fich auf dem
1 Der Name „ Huna“ findet fido befanntlich ſchon in der iraniſden Völfertafel aus der Adámenidenzeit, und deutet auf finnifde Völfer im
in Indien mit dem in Transorana eingedrungenen tibetanijden Boll der Mue:tſchi oder Hestha Gines Stammed jer, halten wir für vollfommen ver :
Norden der Safen, bei welchen, der finnen nämlich, das Wort einen Menſden, oder vielmehr „ Volf" bedeuten fol .
gegen ihn zeugen .
1 Vivien de St. Martin fagt über dieſe : „ Sie, wie ſo viele andere Stämme Weſtfibiriens, zeigen deutliche Spuren einer alten Mifdung meh : rerer Racen, Viele von ihnen, wie von ihren Nachbarn, deu Kirgiſen
und Wogulen, haben einen mongoliſchen Gefichtsſchnitt, während fie der Sprache nach zu den Turfvölfern gehören und der Name Iſtali, den fie
bei den Kirgiſen führen, ſie mit den rein finniſchen Oſtiaten zu verwedſeln fðeint. 2 D. h . die erſte Hälfte in Nouv . Ann . des Voy. Juill. Aug. 1849.
Die zweite Hälfte im Septemberbeft, wo er beweiſen will, das die Didato fehlt, und glauben fogar zu bemerken, daß ſeine angeführten Beweiſe gerade
431 Jeßt angebauten Boden als jebhafte Bevölferung behauptet. 3egt noch iſt im Innern der hohen Thäler des ehemaligen Lochariſtan die Maſſe der Bevölferung Tabſchif, d. h. perfiich ."
Die chineftichen Verhältniſſe, der enige Kampf ber Noma
oon
auf ihn und dann iſt er furchtbar und gefährlich. Im Winter läßt er auf 20 Schritte fich nahe kommen, dann aber muß der vorübergehende Wanderer warten, bie die Auerodien vom Wege weichen, fall & fte auf demſelben eine Stelle fich zur Ruhe auss
den mit dem Culturvolt hat alſo in Weſtaften die erfolgreiche
erſehen haben.
Wirkung gehabt, den Verband der ariſchen Völfer Aftens mit
Im Sommer iſt er furchtſamer, denn er findet
Den Sturm ber þunnen und der Mongolen webrten die deutſchen
ziemlich allenthalben ſeine Nahrung. Die Waldbewohner weiſen auf vier Pflanzen, die der Auerodio lieben fou, und von denen man glaubt, daß fte anderswo fich nicht finden. Eine dieſer Pflanzen heißt Paczydlo (die gefrümmte ?) ; es iſt dieß die Wieſen königin ( Hahnenfuß ?), die allenthalben fich findet und dem Vieh mehr ſchädlich alé nüßlich ift; die zweite iſt die Sommerwurz,
Völfer ab, und jest geht, vorerſt durch Nuffen und Engländer,
welche bad Vieh beſonders vermeibet ; die britte iſt der Wieſens
der ehemalige Strom aus Aften nach Europa zurück gegen feine
fohl des Zauberer8," eine Giftpflanze, die in ſumpfigen Wieſen
Heimath .
und am Ranbe von Gräben wächet ; die vierte endlich heißt
denen Europa'd im Norden des Kaukaſus zu trennen , und die Verbindung auf den ſchmalen Raum zwiſchen den furbiſchen Bergen und dem Raufaſus zu beſchränfen. Von jener Zeit an lag ber Weg nach Europa ben Nomadenvölfern Afiend offen ;
Dombrowka (Mariengras, holcus odoratus), eine in Litthauen und Polen ganz allgemeine Grabart. Ein Naturforſcher, der an
Der Wald von Bialowies. ( Schluß.)
einem ziemlid, gezähmten Auerochs drei Jahre lang Beobachtungen
Wer hat das Lechitenland mindeſtens bis zum I. 1800 vers nachläſſigt ? Der Fluß Narew z. B. blieb nicht nur bis ins 3. 1799 im wilbeſten Naturzuſtand, wo Bäume und Steine vom Ufer herab in ſein Bett rollten , ſondern durch das Auftreten des Waſſers war der ganze Umfreis des Bobrſumpfer völlig unbefannt, und fteute auf 10 Quadratmeilen den Anblick einer Wüſte bar, wo
anſtellte, iſt der Anſicht, das Thier habe aus dem Heu größtentheils
Pflanzen aus der Familie der Dolden und Sumpfpflanzen ausges ſucht; indeß fraß er auch den Hafer, den man ihm reichte, und doch ſah man nie, daß er im wilden Zuſtande auf die mit Getreide bewachſenen Felder ging. Nur im Zuſtande der Schwäche fann
nur wilde Thiere hausten . Bei der Regulirung des Betted dieſes
ift, bleibt er Sieger, und man hat Beiſpiele, daß er von dem Bären gereizt ihn umſtürzte und überwältigte. Die angeborne
Fluſſes fahen que ben Sümpfen bedeutende, mit Eichen und ans dern Bäumen bewachſene Inſeln herror, dann folgen große mit
Waſſerweiten bemachſene Flächen und unabſehbare Didichte von
Der Aueroche eine Beute wilber Thiere werden ; wenn er geſund
Wildheit des Auerochſen läßt feine Hoffnung ihn zu zähmen, und ihn zu zwingen dem Menſchen bei der Arbeit beizuſtehen ; alle
Auf einigen Werbern
oft angeſtellten Verſuche haben fich ſtets erfolglos bewieſen. Er
und Anhöhen wachſen pechliefernde Bäume, anderswo beſteht
will einmal nicht zu unſerer Civiliſation gehören, barum geht er
Binſenrohr und andern Waſſerpflanzen.
der Grund aus Torf, der übrigene größtentheile ſehr fruchtbar Die Geſchichte dieſer Wildniß am Narew gehört zur Ges ift.
ichichte der Auerochjen . In einer Ecke des alten Litthauend hat die Zeit einen Stier
im Zuſtande der Wildheit erhalten, der noch immer durch ſeinen Bucfel, ſein Wollhaar, durch ſeinen Biſamgerudy, burch zwei weis tere Rippen, und durch ſeine unüberwindliche Abneigung gegen Das Hausvieh in Erſtaunen ſeßt; er frißt auch Kräuter, von denen das Hausvieh fich abwendet, er knurrt wie ein Eber, und die Jäger vergleichen ſeine Stimme der des verſcheuchten Hafelhuhns. Seine Zuflucht wurde vielleicht nur da von dem Zahn der Zeit
angetaſtet, wo er keinen io bebeutenden Schuß fanb. Der Natur forſcher Plinius ſchreibt: , Scythien erzeugt Biſons mit Mähnen und Auerochen von außerorbentlicher Kraft und Schnelligkeit.“ Ariftoteles, gleichfalls ein Naturforſcher, ſpridt von ähnlichen wilden Stieren in Päonien , einer Provinz Maceboniend. 3eßt noch herricht in Polen die Sage, daß der Jur, ein außerordents
lich großer und ſchwarzer Stier, zugleich mit dem Auerochien (Zubr)
unter, wie die wilden Stämme, bie nicht in den Kreis der europäiſchamerikaniſchen Bevölferung treten wollen. Er mag ber Zeit angehören , wo die Rennthiere der Lappen noch Heerdens weiſe auf dieſer Seite del baltiſchen Meeres ftreiften , und dieſe
Waſſer noch keinen Namen hatten.
Eine Wilfahrt von Atfeh bis zur zweiten Katarakte und zurück nadh Bulak , in den Monaten December 1849 , Januar und Februar 1850 .
Erſter Abid nitt. Reiſe von Aler andrien nach Wady Halfa vor der
3weiten Katarakte. (Fortſeßung .)
Die Jagd iſt in Aegypten vollftandig freigegeben , wenigftens fann
der Franke ungehindert jagen, wann und wo er will; Geier, Falken, wilde Gánſe nnd Enten, Rebhühner, Ribiße, Sonepfen, Lerden u . f. I. findet man in großer Anzahl ,
die weiten flaviſchen Wälder bewohne.
ungerechnet die Mafie buntgefieberter
3m 16ten Jahrhundert
Vögel, deren Namen mir zum großen Theil unbefannt ſind. Wer aus:
hatte Polen noch auốnehmend große Thiergärten, und man ſagte ſprüchwörtlich von einem polniſchen Magnaten, daß er majeſtätiſch einherichreite, wie ein Iur. Geaner erwähnt der polniſchen Pane Boner unó Szusliga Rolicz, welche ihm Mittheilungen über dieſe Thiere machten, unb el verlohnt fich wohl der Mühe, und mit dieſem hiſtoriſchen , von der Erbe veríd , windenben Thiere etwas zu beſchäftigen. Der alte Auerochs flieht nicht vor dem Menſchen , ſondern
juſtopfen verſteht, fann von den Ufern des Nils eine intereſſante Vögel: ſammlung heimbringen. Nicht weit von dem Dorfe Tſdhirah am rechten Ufer fließen wir
auch eines Abends auf drei wilde Schweine, welche wir mit unſeren Bootsleuten vergeblich verfolgten. Am Morgen des 11 December famen wir an dem am linken Ufer
gelegenen Dorfe Teraneh vorüber , deſſen Vordergrund eine freundliche Villa mit großem Garten bildet , und deſſen Häuſer einen recht gefäls
ſtellt fich ihm entgegen, wenn er auf ihn loskommt, und weicht
ligen Anblid gewähren.
nicht von der Stelle; doch nur wenn er gereizt wird, ſtürzt er ſich
dem Signor Gibarra , welcher die ungefähr 12 Stunden von Teraneh in der Wüſte gelegenen Natron-Seen von dem Paída gepachtet hat, und die Einwohner mit dem Ginſammeln und Transport des Natron berdaf tigt , was denſelben einen lohnenden Verdienft abwirft.
1 D. h. die ein geborne nomadiſche Bevölferung wido, der bereits zum Aderbau übergegangene Theit blieb fißen und ward unterjocht. !
Das Dorf verbanft ſeinen blühenden Zuſtand
432 Aud ain 13 December mußte die Barfe anfänglich noch wegen
ſeiner Wohnung zu gelangen, mußten wir bald von der belebten Haupt: ftraße in öde , faum vier Fuß breite Gäßchen einlenfen. Der Conſul empfing und ſehr freundlich und beſtimmte und , um nichts von der
andauernder Windſtille gezogen werden. Wir machten deßhalb unſere
gewöhnliche Ercurfion an das Land und erblicten hinter dem Dorfe Werdan zum erſtenmale die Spißen zweier Pyramiden. Gegen Mittag kehrten wir nach der Barfe zurüd , und faum waren wir wieder an Bord, ſo ſprang eine friſche Briſe auf, welche die Dahabia pfeilſchnell auf den aufgeregten Fluthen dahingleiten ließ. Gegen vier Uhr erreichs ten wir Dorf Wah el Narrieh, wo fich der Nil in den Roſetta : und Damietta -Arm theilt, und in deſſen Nähe die Arbeiten zu ber beabſich:
günſtigen Jahreszeit zu verlieren , unſere Reiſe nach Oberägypten un: geſäumt fortzuſeßen , und die Sehenswürdigkeiten Cairo's und ſeiner Umgebung erſt nach unſerer Müdfunft in Augenſchein zu nehmen . Wir
beſchloſſen deßhalb, ießt nur die zwei Tage, welche wir dem Naio zur Zubereitung des Brodes zugeſtanden hatten , in Cairo zu verweilen, Sonntag die Reiſe den Nil hinauf anzutreten und bei günſtigem Winte
ohne Aufenthalt bis zur zweiten Katarafte, dem Ziel der Nilreiſe, vors
tigten Waſſerdämmung (barrage) begonnen find.
wärts zu gehen .
Der Zwed dieſes großartigen Baued iſt, das Waſſer des Nils
Vom Conſulate begaben wir ung nach dem Bazar Khan Khalil, wo Tuche, Kleidungsſtüde, Schårpen, feidene Waaren, geflidte Stoffe,
zurüđzuhalten , damit es , wenn die Weberſchwemmung aufgehört hat, zur Bewäſſerung des Landes verwendet werden fann , wodurch die ſo fortſpieligen Waſſerråder (Safien) erſeßt werden ſollen . Zu dem Behufe
Pantoffeln , auch Sábel und Bernſteinſpißen zu haben find. In den
wird ein Damm quer über den Roſetta-, ein anderer über den Damietta
engen , faum fünf Fuß breiten Gaſſen dieſes Marktes reiht ſich laden
Arm errichtet, während mitten durch das Delta ein breiter Canal gezogen
an Laden , die jedoch hinſichtlich der Ginrichtung und Ausſchniúdung hinter europäiſcher Vorſtellung zurüdbleiben. Es find zwei Fuß hoch , von dem Fußboden angerechnet, in die Häuſer eingebrachte Vertiefungen, welche die Form eines Quadrated haben. Im Hintergrunde und zu beiden Seiten liegen die Waaren auſgehäuft, während im Vordergrunde
1
werden ſoll, in welchen ebenſo, wie in die beiden Nilarme, die nach den
Bedürfniſſen erforderliche Waſſermafie durch Hülfe von Schleußen ab: gelaſſen werden wird. Beide Damme werden maſſiv aus Badfleinen aufgeführt; der Roſetładamm wird aus 24 Bögen, ein jeder von 30 Fuß
Breite und aus einem großen 92 Fuß breiten Mittelbogen beſtehen, der
auf einem Teppich, weldier einen Fuß nach der Erde heraushängt, der
Damiettadamm nur aug 16 Bögen, gleichfalls von 30 Fuß Breite und einem großen Mittelbogen. Die beiden Mittelbögen rollen , um die Hauptwaſſermafle durchzulaſſen , ſtets geöffnet bleiben, dagegen werden die Seitenbögen bei niedrigem Stande des Nils durch Schleußen ges ſchloſſen werden . Am Noſettadamm waren bereits ſeche Bögen und eilf Pfeiler fertig ; auch find , um zu verhindern , daß die aufgehaltenen Waſſeruiaffen nicht das lifer wegreißen, großartige Uferbauten ausgeführt
Verkäufer mit untergeſdlagenen Beinen fißt, gemädlich ſeinen Tſchibuk raucht, und ſich dieſen Genuß von Zeit zu Zeit durch eine Taſſe Kaffee erhöht , die er trorfenweis und mit Bedacht hinabídlürft. Tritt man an einen Laden heran und wählt ein Stüc Waare aus, ſo wird man
worden.
deſſen an den verſchiedenen Gruppen, an den benachbarten Läden, ſo wie
.
.
gewöhnlich eingeladen, ſich auf den Teppich niederzulaſſen und eine Pfeife zu nehmen , damit man fich in Ruhe über den Preis einigen fann . an dem bunten Gewühle auf der Straße. Während die Käufer mit den
haben bisher die Vollendung des Werfe & ſehr verzögert , und es ſteht
Verfäufern um den Preis der Waare feilíden, zieht Reiter auf Reiter,
überhaupt in Frage , ob dasſelbe fertig werden wird.
Bei der Barrage war die Strömung ſo heftig , daß wir troß des
meiſt zu Efel, felten auf hohem Noß vorüber, deren Treiber die Fuß
ſtarfen Winded mehrere Arbeiter engagiren mußten, um die Barfe unter ögen hinwegzuziehen. Nach dem Abendeſſen , welches wir heute wegen des raſchen Vorwärtsgehend unſerer Dahabia in ſehr fröh licher Stimmung verzehrten , - feßten wir uns zu dem Rais auf das Dach , um in ſeiner Geſellſchaft einige Pfeifen zu rauchen. Als wir einige Zeit dieſe Unterhaltung gepflogen hatten, deutete er plößlich auf ein in der Ferne auftauchendes Licht und ſprach: Bulaf ! Wir hielten eß nicht für glaublich, dem erſehnten Drt ſo nahe zu ſeyn und riefen eilig unſern François herbei , welcher und indeß verſicherte, daß wir, fallo der Wind anhalte , , nad zwei Stunden in Bulat ſeyn würden ; der Wind wehte fort, und nad 8 Uhr langten wir vor Bulaf an .
gånger mit lauter Stimme mahnen , ihr Geficht, ihren Rüden , die
einem der
.
Freitag den 14 December verließen wir zeitig die Barfe , uni auf
den von der nächſten Straßenede Bulaf& herbeigeholten Eſeln nach Cairo zu eilen. · Aus den engen ſæiußigen Straßen der belebten Hafenſtadt famen wir bald auf die breite , von großen Acazienbäuinen beſchattete Allee, die nach der Hauptſtadt führt. Zu ihren Seiten grünten die Saaten, aus denen ſich die Lerche fingend in die Lüfte ſchwang, und von moeitem erhoben fich aus der dunklen Häuſermaſſe die ſchlanfen Minarete und die Kuppeln der Moſcheen. Auf der Straße herrſchte bereits reges Leben, Ramelzüge, beladene Eſel, Neiter auf Maulthieren und muthigen Noſſen , hier und da auch einzelne Fußgänger famen und in buntem
Hüften , die Füße u . ſ. w. vor den ſchnell daher eilenden Thieren in
Sicherheit zu bringen ; dem Vornehmen macht der voraudeilende Neger: (flave Plaß, und der ihm folgende trägt den ſorgſam umhüllten Tſchibut nach. Mit dem Geſdrei der Gſeltreiber vermiſcht ſich das der Trödler
(Dellalo) , die Waaren zur Verſteigerung durch den Marft tragen und den dafür gebotenen Preis ausrufen, das der Waſſerträger (Saffa), der wandernden Limonadeverfäufer und die bittende Stimme blinder Bett:
ler, welche an der Hand eines Knaben, oft auch einſam , nur mit Hülfe
eines Stabes durch die Straßen irren . Mitunter tauchen auch reitende Frauengeſtalten auf, die in ihren ungraciöfen Verhüllungen den Fleder: mäuſen gleichen.
Kaftan und Schärpe waren gefauft, und aus den ſchattigen Straßen des Khan Kalil bogen wir in die ſonnigen des túrfiſchen Bazars ein, wo die Hallen der Pfeifenhändler fich befinden. Im Bazar Misfi fauf: ten wir Lebenomittel und Tabat ein ; ſeine breite Straße iſt vor den
Strahlen der Sonne durch Matten geſchüßt und für Wagen zugänglich, denen ſowohl hier als in Alerandria Läufer vorauseilen, um ihre Nähe
entlang ; derſelbe mißt 450,000 Quadratfuß und es find auf ihm an
durch Peitſchenfnal zu verfünden. Auch in dieſem Bazar herrſchte reges Leben , wie denn überhaupt die ganze Bevölferung Cairo's in den Bazars ammenfließt, theils um Geſchäfte zu beſorgen, theils fide die Zeit zu vertreiben und im Schatten behaglich den Tſchibuf zu rauchen . Die übrigen Straßen Cairo's, welche mit den Bazard nicht in directer Verbindung ſtehen , erſcheinen öde und leer.
verſchiedenen Orten Kaffeeboutiquen angelegt, die beſtandig von Franfen
( Fortſeßung folgt. )
1
Gemiſch entgegen. Wir ritten in Cairo’g Mauern durch das Thor am Esbefiehplaße ein, und dann den geſchmackvollen Anlagen dieſes Plaßeo beſucht find. Mitten über den Plaß führt ein breiter Weg , an jedem
Angebliche franzöſiſche Unternehmung nach S o:
Onde mit einer Brüde. Wir fliegen in dem an der nördlichen Seite
nura . Einer Nachricht im Journ . du Comm . d'Anvers . vom 2 Mai
deo Gobefiehplaßes gelegenen Britiſh Hotel ab , bertauſchten es jedoch ſchon nach dem Frühftūc mit dem einige Häuſer davon gelegenen, beſs
zufolge ſoll von San Francisco unter dem Vorwand des Goldſucheng eine Anzahl franzöfiíder Abenteurer ausgezogen fenn , um Sonora ju
ſeren Hotel d'Orient , wo auch die mehrere Tage vor uns in Cairo
Regierung daſelbſt zu gründen. Die (amerifaniſchen Bewohner San:
angefømmenen Engländer und Engländerinnen abgeſtiegen waren. Wir ſuchten zuvorderſt den öſterr. Conſul, Arn Ch. auf. Um nach Verlag ber 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
revolutioniren , und eine auch von den Vereinigten Staaten unabhängige Francisco's rollen darüber ſehr ungehalten und eine Grpedition von 1000
Mann aufgebrochen ſeyn , um es zu hindern .
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widen mann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 109. Ein Meeting der Tunkerbruderſchaft.
6 Mai 1852 .
zerſtreuter, von einander unabhängiger Gemeinden und Sprengel beſtehen , iſt es zuzuſchreiben , daß ihre Geſchichte ſich ſo ſchwer
Dem Reiſenden , welcher von Maryland durch Virginien
verfolgen läßt, und erſt im lektvergangenen Jahre iſt aus der
nach Dhio und Indiana binaufwandert, wird es dann und wann
Jeder eines ihrer Biſchöfe ein Buch erſchienen , welches einiger
begegnen, daß er auf der Straße nach ſeinem Ziele vor einem Gehöfte, bas ihn trog ſeines im allgemeinen amerikaniſchen Chas rafters durch mancherlei Züge und Eigenthümlichkeiten an Deutſch
maßen das Anſehen eines Syſtems ihres Bekenntniſſe hat . Indeß laffen fich dennoch einige Daten conſtatiren , und dieſe ſind im Folgenden enthalten . Durch Speners Schriften ange
land erinnert, auf Menſchen trifft, die aus einer andern Zeit Gin ſchwarzer Filzhut mit auf
regt, fanden ſich um das Jahr 1708 zu Schwarzenau in Deutſch land allwöchentlich mehrmals acht Perſonen zuſammen , um forg
hieher verſegt zu ſeyn ſcheinen.
fallend breitem, völlig flachem Rande, und ein ſeltſam geſchnittes
fältig und ohne Vorurtheil das Neue Teſtament zu prüfen und
ner gewöhnlich graublauer oder dunkelblauer Frack mit Steh . fragen und nur einer Knopfreihe, dem Kleide ähnlich, in wels
chem der Großvater die Großmutter nahm, wollen nicht mohl zuſammenſtimmen ; aber wie erſt paßte bazu und zu der Erſchei nung des Nachbars angloamerifaniſchen Stamme dag lang
fich zu vergewiſſern, wae für Pflichten es dem Befenner del Chriſtenthums auferlege. Das Ergebniß ihrer Forſchungen war endlich, daß fie fich von der proteſtantiſchen Kirche trennten und eine Gemeinde für fich gründeten. Das erſte, was ihnen noth that, war, mit der Taufe der Gläubigen getauft zu werden, und
berabwallende Haupthaat und der fußlange, von Kinn unb Wan
ſo wurde Alerander Mac, der Leiter der ſieben anbern Separa
gen nieberfließende Patriarchenbart ? Tritt jener Reiſende aber in die einfachen , obwohl ſaubern und behaglichen Wohnungen
tiften , von ihnen erſucht, dieſelbe an ihnen zu vollziehen . Da er ſich indeß für ungetauft hielt, unb deßhalb für unberechtigt zum Laufen, ſo weigerte er ſich, und man ſah ich, um zum Zwede zu gelangen, genöthigt, durch das 10o8 einen Täufer zu
der wunderlich gekleideten Männer, fo findet er in ihnen ein
bieberes, ichlichtes, gaſtfreies Geſchlecht, das in beſcheidenem Wohlſtande ein harmloſes Leben lebt ; der Hausvater wird ihn, ſobald das Geſpräch auf Religion fommt, zu überzeugen ſuchen , daß nur die Taufe Erwachſener der Schrift gemäß iſt, und der amerifaniſche Freund, dem er ſein Zuſammentreffen mit dieſen Leuten erzählt, wird ihm ſagen, daß man fte Tunker nennt, und daß ſie eine Bruderſchaft bilben , welche einen großen Theil der deutſchen Farmer von den Wäldern Pennſylvaniens bie in die Prairien ron Jlinois zu Mitgließern zählt. Es iſt mancherlei von den Tunfern gefabelt worden. Der eine hat ſie den Mennoniten zugerechnet, der andere fie mit den Siebentagern verwechſelt, unb felbſt amerikaniſche Schriftſteller
beſtimmen , worauf alle im Fluſſe Eber bei Schwarzenau die ge wünſchte Weihe erhielten. Sie wuchſen nun ſchnell an Zahl
und ſtifteten bald Zweiggemeinden in Marienborn und Epſtein , wurden jedoch auch eben ſo balb ein Gegenſtand der Verfolgung
und wanderten deßhalb zunädiſt nach dem Crefeldſchen und nady Holland, in den Jahren 1719 und 1720 aber ſchließlich nach Amerika aus . Der erſte Zug beſtand aus ungefähr zwanzig Familien , welche fich nach ihrer Ankunft in Philadelphia zer
ſtreuten, und indem einige ſich zu Germantown, andere zu Dley, noch andere zu Coneſtoga nieberließen, durch die Entfernung von einanter verhindert wurden , ſich zu gemeinſchaftlichem Gottes
haben faliche Nachrichten über ſie drucken laſſen. So kannes Dienſte zuſammenzufinden. Die Folge davon war eineallmählice Erfaltung ihree Gifere, der jedoch im Jahre 1722 burch vier
von Intereſſe feyn, das Dunkel welches über ihrer Geſchichte
und ihrem Glauben ruht, ſo weit thunlich, aufzuhellen. Ihr
ihrer Prediger, welche zu Pferde das Land durchzogen, in erfolg
Name hängt mit dem Worte „tunfen“, b. h. eintauchen , zuſams
reichſter Weiſe wieder angefacht wurde, ſo daß auch viele Fremde
men, und die Pennſylvanier gaben ihnen denſelben als Spißo namen, weil fie die Taufe durch Untertauchen und nicht durch Beſprengen vollziehen. Ihre Zahl in den Vereinigten Staaten mag eher über als unter 60,000 Seelen betragen , obwohl fich ,
fich zu ihnen ſchlugen und Gemeinden entſtanden, wo es irgend möglich war. Das dauerte einige Jahre, würde die Geſellſchaft
da fie entweder aus Demuth oder aus Furcht, Gott durch einen Cenſus zu beleidigen, nie eine Zählung angeſtellt haben, in dies ſer Beziehung nichts mit Beſtimmtheit bebaupten läßt. Iheils
ihrer Indifferenz in Betreff ſolcher Dinge, theils aber auchdem Ilmſtande, daß fie feine eigentliche organiſirie Kirche mit einem Centralpunfte auémachen, ſondern nur aus einer Menge weit
aber doch nicht vor endlichem Erlöſchen und Aufgeben in andern
Kirchen bewahrt haben, wenn nicht im Herbſt 1729 jener zweite Zug, aus etwa 30 Familien beſtehend, eingetroffen wäre, welche nicht bloß einen Zuwachs an Zahl, ſondern auch neues Leben in die Reihen der Anhänger Made brachten. Die ſtärffte Ges
meinde war um dieſe Zeit die amMühlbach in Lancaſter G
intyy,
und hier bereitete ſich allgemach eine Spaltung unter den Mits gliedern. Ein gewiſſer Conrad Beiſfel, welcher der Grundregel
no
434
der Secte, nur die Bibel anzuerkennen und deren Gebote bucha
Diaconen , denen Diaconiſſen zur Seite ſtehen , haben die Pflicht,
ftäblich zu nehmen , folgend, die Entdeckung gemacht, daß nicht
für die Armen und Kranken in der Gemeinde zu ſorgen, Streis tigkeiten in derſelben zu ſchlichten, die einzelnen Familien in ihren Wohnungen zu beſuchen und zur Gottesfurcht zu ermahnen . Alle dieſe Geiſtlichen ſind ſchlichte, unſtubirte Leute, die ſelten andere Gelehrſamkeit als eine tüchtige Bibelfenntniß beſigen , und von
der erfte, ſondern der leßte Wochentag heilig zu halten ſey, vere öffentlichte 1724 eine Abhandlung, in welcher er dieſe Anſicht bertheidigte, und welche unter der Brüberſchaft große Aufregung hervorrief. Gezwungen , ſich aus der Niederlaſſung am Mühl. bache zu entfernen , begab er fich heimlich in eine Klauſe in der Wildniß am Cocalico, welche früher ein Eremit, Namens Glimes lech , inne gehabt hatte . A18 ſein Zufluchtsort unter den Leuten am Mühlbache bekannt wurde, folgten ihm diejenigen, welche er überzeugt hatte, und ließen fich um ihn in einzelnen Hütten nie. der. Aus dieſem Dorfe von Einſiedlerflauſen entſtand im Jahre 1732 bar berühmte Täuferklofter von Ephrata, wo Veiſſels An.
hänger und Schüler den Namen Siebentåger erhielten , wäb rend die der Neuerung Ferngebliebenen fortan Tunfer genannt murben.
Während nun die erſtern, deren myſtiſche Doctrinen in mans
den Gemeinden aus denjenigen Oliedern gewählt werden , welche
ſich bei ihren Verſammlungen durch Berebſamkeit und Frömmig .
keit auszeichnen. Sie werden nicht beſoldet, ſondern erhalten nur die Reiſefoften vergütet, die indeß auch bloß von denen angenom
tic
men werden , welche zu arm ſind, um fie ſelbſt beſtreiten zu fönc nen . Sie beſigen gemeiniglich Acergüter und führen, wenn ihre Amtêgeſchäfte fie nicht in Anſpruch nehmen, Pflug und Senſe, wie alle übrigen Brüder. Viele von ihnen entwickeln einen gros
Ben Eifer in der Sache ihred Meiſters, und obwohl manche in ärmlichen Verhältniſſen find, verlaſſen fie boch oft wochenlang
Farm und Familie, um andern das Evangelium zu prebigen.
chen Punkten ben Lehren des Shaferthums ähneln , ſich auf Penn
Um das Pfingſtfeſt halten ſie eine große Jahre&verſammlung,
ſylvanien beſchränkten und dort im Laufe der Jahre auf einige wenige zuſammenſchmolzen, breiteten die Lunfer, deren nüchters nes Bekenntniß zu dem poeſieloſen Charafter deo beutſchameris faniſchen Bauers beſſer flimmte, fich über den ganzen Weſten Dieffeite tee Miſfifippi unb im legten Jahrzehnt ſelbſt nach Wies confin und Jowa aus, ja einzelne zur Bruderſchaft gehörige fa. milien ſollen fich bereits in den rieſigen Fichtenwäldern Oregons
welche von den Biſchöfen und Predigern ſowie andern alé Ver treter von Gemeinden geſendeten Kirchengliedern beſucht wird, und wo unter dem Vorlige ber fünf älteſten Bildöfe allgemein gültige Beſchlüſſe gefaßt und etwa auſgetauchte Fragen in Olaus benojachen entſchieden werden , die man ſodann, in deutſcher und engliſcher Sprache gebrudt, den Lehrern der einzelnen Gemeinden zuidhidt, welche ſie ihrerſeits den übrigen bei geeigneter Gelegen
angeftebelt haben .
beit vorlejen.
von ihrem Glauben läßt fich im Grunde wenig ſagen. Er unterſcheidet fich nur in Aeußerlichfeiten , auf die fte jedoch ein großes Gewicht legen, vom orthodoren Lutherthume, deſſen fors meller Grundſaß , daß die Bibel alleinige Richtſchnur ſey, von ihnen auf die Spiße getrieben und mit bäuriſcher Derbheit und
3m Allgemeinen ſind die Lunfer al8 fleißige, nüchterne, milde Menſchen , welche tadellos die Wege des Herrn wandeln, Gutes thun , ſo viel an ihnen iſt, und ihre Kinder in der Furcht
Gottes erziehen , überal geliebt und geachtet. Ihre Dogmatif aber iſt, wie das nicht andere zu erwarten , grob zugehauen , un
Plumpbeit dahin erweitert worden iſt, daß alle Worte und Ans
beholfen und bäuriich , wie ihre pennſylvaniſche Deutiche Sprache,
ordnungen Chriſti und der Apoſtel buchſtäblich zu nehmen und
auch hat der lebendige Glaube und die feurige Inbrunſt, bie fich noch innerhalb dieſes Jahrhunderte in einem mächtigen Revival unter ihnen außerte , ihrem eigenen Geſtändniſſe nac, in vielen Gemüthern der Lauheit und Gleichgültigkeit Plaß gemacht, was
zu befolgen ſehen . Sie taufen nur Zurechnungsfähige, und volle ziehen dieſe Ceremonie in der Weiſe, daß der Täufer mit dem Täufling in einen Fluß oder Teich geht und ihn dort im Namen des Vaters, Sohnes und Geiſtes breimal nach vorn (nicht wie bei den Baptiſten rüdwärts) untertaucht. Sie feiern das Abends mahl bei Nacht und als ein wirkliches Eſſen , worauf indeß noch bie Communion in der Weiſe der lutheriſchen Kirche gehalten
wird. Sie betrachten endlich die Fußwaſchung als eine von Chris ſtus eingeſepte heilige Handlung, welche in Verbindung mit dem Sacramente des Altars zu begehen ſey. Der Kuß der Liebe, auch der heilige Ruß“ genannt, von dem bei Paulus gelegentlich die Rede iſt, gilt ihnen ebenfalls als unumgängliches Gebot . Ihre Lobtfranfen werden mit gereihtem Dele geſalbt. Waffen
von ihnen dem Umſtande zugeſchrieben wirb, daß die große Hälfte der Brüder reich geworden iſt, und daß ein Theil derſelben fich mit Anbereglaubigen verbeurathet hat. Soviel über den Gharafter dieſer Deutſchen Läuferbruber . ſchaft in den Hinterwälbern Nordamerika'd. Die nun folgende Skizze iſt ein Bild aus ihrem firchlichen Leben , welches der Vers faſſer ziemlich aus dem Grunde fennen zu lernen Gelegenheit batte .
zu tragen, Proceſſe zu führen und zu ſchwören find unerlaubte
Ungefähr ſechs engliſche Meilen von der Stadt Dayton ſteht ein paar hundert Schritt ſeitwärts der Straße nach Salem auf einer Bröße in dem unabſehbaren Walte ein langee , niebriges,
Dinge unter ihnen, ja bis vor einigen Jahren war eß Togar vers boten, für Darlehen Zinſen zu nehmen, und noch jept verlangen die Frömmeren keinerlei Intereſſen von bedürftigen Kirchenglies
mit Schindeln gedectes Ziegelbaus, welches im Umkreiſe von einem amerikaniſchen Acre mit der lande&üblichen Wurmfence umzäunt iſt, und ror dem ſich unter einigen Bäumen eine Quelle
dern . Ihre Geiftlich feit beſteht aus Prebigern , welche bald ,Teas der" balb ,Miniſter “ genannt werden, und aus Helfern (Deacone) .
befindet, neben der man eine rohe Bank errichtet hat . Es iſt ein Meetinghaus der Tunfer, welche in dieſer Gegend wie auf
Aus den Erſteren wählen ſie die fähigſten zu Biſchöfen , welche durch Handauflegung geweiht werden, und deren Amt ihnen die Pflicht auferlegt die einzelnen Gemeinden zu bereiſen, bei ihren
der ganzen Straße, die der Mad River und die beiden Miamis durchftrömen, ſich ſehr zablreich angeftebelt haben .
den Vorft zu führen und die Angelegenheiten der einzelnen Sprengel zu leiten und zu beaufſichtigen. In Diſtricten , wo fein
Es war am 9 October 1851 , wo ich hier einer jener Vers jammlungen ber Bruberidhaft beiwohnte, zu denen ſie oft viele Meilen weit zuſammen fommen , um das Evangelium prebigen zu hören und das Abendmahl nebſt Fußmaſchung zu halten . Der
Biſchof iſt, verfteht der del benachbarten Sprengels die Geſchäfte oder der älteſte Prebiger beſorgt das Nöthige. Die Helfer ober
treten, und bald war ich an den rieſenhaften Sycomoren , welche
Liebe& feften, bei Predigerwahlen, bei Ordinationen von Biſchöfen
ichöne Morgen beſtimmte mich, die Wanderung zu Fuße angit .
wo
435
von der Coringtonbrüde bag ufer bed Miami beſchatten , rorüber
um eine weißgedeckte Tafel, die aud zwei Holzböden und darüber
und den Berg hinauf nach dem Bretterhüttchen gelangt, welches den vornehmen Namen Montgomery Starch Manufactory an der Stirn trägt, und von wo ein ſchnurgeraber Fahrweg vollende aus
gelegten Brettern beſtand, etwa zwanzig meiſt alte Männer in der Tracht der Secte und mit langen Noahbarten geſchmückt. Es waren die Prediger ber Biſchöfe. Um fte, zu beiden Seiten
dem Ibalfejjel auf die waldige Höhe führt.
Gewaltige rothans
des Ganges, der den Raum der Länge nach in zwei gleiche Hälf
geſtrichene Scheunen hinter eleganten Wohnungen erzählen hier von dem Wohlſtande derer, die einſt ihr guter Stern leitete, fich
war, die Schweſtern in ihren weißen Bauben und Bruſttüchern,
ten theilte, reihten ſich dichtgebrängt zur Rechten, wo die Küche
in dieſem Striche anzubauen . Reitende Hirten in lichiblauen Tüffelröcken und braunen Buenaviſtas Hüten, der Zunft des „ götts lichen Cumãos" angehörig, unförmliche Karren, von zwei oder
zur Linfen , ihre Hüte auf den Knieen , bie hauptumlodten bär. tigen Brüber. Mein gutes Glück hatte mir einen Plaß gerabe
drei paar Ochien gezogen , und niebliche Buggh -Wägelchen, aus denen der unerläßliche grüne Schleier ber hieſigen Kleinſtädtes rinnen und Farmerstöchter wehte, Bluebirds, Sometterlinge und
von der ganzen eigenthämlichen Feier.
bem Prebigertiſche gegenüber verſchafft, und ſo entging mir nichts ( Fortſepung folgt.)
Feere von Heupferben belebten die Straße, auf der, ale id mid
Einige Proben von der Kraft des Waſſers.
dem Ziele näherte, auch einzelne Tunfer in weißen Mänteln, auf idmucen Rößlein, Weib und Kinder im Wagen neben fich, fichts
Unſere Leſer werden ſich aus den Zeitungen der ſogenannten Holm
firth Flood in England erinnern , wo im Februar ber Daum , durch
bar wurden . Es mochte neun Uhr ſeyn, als ich vor dem Mees
welchen die Holme und Digley zurücgeſtaut wurden, burdhriß, und große
tinghauſe anlangte.
Verwüſtungen anrichtete. Hr. Preſtwich machte in der Londoner geolos giſchen Geſellſchaft am 7 April die Wirfungen dieſer Fluth zum Gegens ſtand einiger Bemerkungen , um zu zeigen welche Maſſen durch eine
Im Walbe vor der Umzäunung hatte ein
Marfetender ſeine Bar aufgeſchlagen, und in ſeiner Nähe befans den ſich unter den Bäumen eine Menge Kutſchen und Gäule, ten Leuten gehörig , welche gleich mir, ohne zur Bruberſchaft zu
zählen, herau @ gefommen waren , und worunter bas Genus Loafer (hier wie allerwärts in Uncle Sams Landen mindeſtens ein Viertel der männlichen Jugend au& machenb) zahlreich vertreten war.
Innerhalb des Riegelzaunes aber wimmelte es von den
ſolche plößliche Fluth fortgeſchafft werden fönnen. Das Material , das aus der Lüde im Damm fortgeſchwemmt wurde , fonnte nicht unter 40 bis 50,000 T. ſeyn, und dieſes wurde in allmählich abnehmender Menge auf einer Strede von einer halben Meile zerſtreut. Nahe an der Gins
mündung iſt das Thal ſehr ſchmal, und das Waſſer riß an den Seiten
Brethren, deren Zahl fich von Minute zu Minute vermehrte. Hand in Hand wandelten ſie auf dem Raſen hin und her, und
abhängen den Boden 10 bis 20 Fuß tief auf. Die Größe der über das Thal hin verbreiteten Steine beträgt zwar nicht mehr als 1-2 Fuß im Durchmeſſer, doch famen auch einige große Blöđe vor. Drei ſolche, die fünf bis acht Tonnen wogen, wurden eine halbe Meile weit
alle Neuangekommenen gaben und empfingen ,bie brüderliche
fortgeriſſen ; ein anderer 22' lang , 6 ' breit und 34%, did , der nicht
langbärtigen Geſtalten und biberſchwanzartig gebauten Frađ8 der
Rechte" unb den heiligen Kuß ;" Doch muß bemerkt werden, daß
minder als 20 Tonnen (400 Gentner) wog , wurde von ſeinem vormas
leßtere Ceremonie nur von Bruder an Bruber und Schweſter
ligen Lagerplaße eine Drittelmeile (etwa 2500 Fuß) weit fortgeriſſen . (Athen . 24 April . )
an Schweſter geübt wird. Hinter dem Hauſe, bie Fence entlang, hatte fich eine Wagenburg von Buggies, Marktkarren und Reita pferden gebildet, welche die Gläubigen beiberlei Geſchlechte hers geführt hatten . Aus ber einen Thür tes Meetinghauſes, welche
Eine Milfahrt von Atfeh bis zur zweiten katarakte und zurück nach Bulak , in den Monaten December 1849 , Januar und
fich in eine kleine Verandah öffnete, loberte, von Frauen in weis Ben Hauben und Bruſttüchern unterhalten , ein luſtiges Küchens feuer um gewaltige Töpfe und Reſſel, und aus dem Rauchfange wirbelte eine blaue Wolfenſäule empor.
Auf einen Stein neben
Februar 1850.
Erſter Abſchnitt. Reiſe von Alerandrien nad Wady @alfa vor der zweiten Katarafte.
der Quelle hatte man einen Blechbecher geſtellt, mit dem die, welche eß verſchmähten , ſich an dem der Whiffeytonne des Mars fetender
entfließenden Neftar zu laben, ihren Durſt löſchten.
Plößlich wandten ſich alle den Eingängen zu, und in kurzem war das Innere des Hauſes mit Tunfern und Zuſchauern beiderlei
Geſchlechts ſo gefüllt, daß mehrere ſpätere Ankömmlinge vor der Thüre ſtehen bleiben mußten , die von einem koloſſalen Deacon mit einem langen braunen Barte, der größten und ſchönſten Ges ſtalt, die ich in Amerika getroffen, faſt ganz allein eingenommen wurde . Der Saal war ein längliches Viereck mit neun Fenſtern und drei Thüren .
Seine niedrige Bretterdecke wurde von vier
grobzugebauenen Balken als Säulen getragen , und er mochte in dieſem Augenblice zwiſchen brei- und vierhundert Perſonen faſſen . Weber Chor noch Ranzel, weder Drgel noch Altar noch brens nende Kerzen waren darin zu ſehen , und glich der Raum , in den das Rüchenfeuer hereinflacerte und fnifterte , deßhalb mehr einer großen Bauernſtube , als einer deutſchen Kirdhe, jo fonnte
man beim Anblice ter Verſammlung an eir
Gemeinde der Hel
den des ſchwäbiſchen Bundſchuhs benfen , obwohl ich nur wenige finſtere Geſichter, dagegen viele bemerfte, die den Stempel ent ſchiedener Gutmüthigfeit trugen . In der Mitte des Saalee jaßen
( Fortſepung.)
Nachmittago gegen vier Uhr ging François mit den gemachten Gin fäufen nach der Barfe ab. (8 blieben und noch zwei Stunden bis zum Diner, und wir beſchloſſen ſie zu einem Ritt durch und noch unbekannte Stadttheile zu verwenden. Unſer Gjeltreiber , welcher ein komiſches Gemiſch aus Engliſh, Franzöſiſch und Italieniſch ſprach, ſollte uns als
Führer dienen. Als wir ihm unſere Abſicht verdeutlicht hatten , fragte er uns : Master will go to Bazar di Negri ? und wir bejahten. Nach 20 Minuten hielten wir vor den Thore eine großen Gebäudes, außers halb der Stadt gelegen , in welches wir nach dargereichtem Bafſchiſch Eins laß erhielten. Unter Vortritt eines Sllavenhändlers fliegen wir eine ſtei. nerne Treppe hinauf, welche nach einer offenen Galerie führte, zu deren
beiden Seiten, dem Parterre entſprechend, ebenfalls Rammern angebracht wareli .
Wir folgten unſerem Führer nach der rechten Seite. Er öffnete
eine Thüre und führte eine Negerin heraus, die er uns mit den Worten c'est une madame ! vorſtellte. Sie war ungefähr 15 Jahr alt und
von zarten Formen. Um den Hals trug fie mehrere Schnüre, Glas perlen, das Haar war geſcheitelt und in Lödchen gedreht ; ich warf einen
Blic in ihre Behauſung , in welcher nichts als dumpfes Stroh lag. Wir waren im Begriff die Treppe wieder hinabzuſteigen, als zwei ans .
dere unterdeſſen hinzugefommene Sllavenhändler und veranlaßten, ihnen
nach der linfen Seite der Galerie zu folgen. Sie öffneten hier die
مہ
436
Thüre eines Behältniſſes, welche anfänglich von innen zugehalten wurde. Bei unſerem Gintritt erblickten wir eine ſehr bunt gefleidete Negerin
von ungefähr 16 Jahren, welche ſich in eine Ede hinter der Thüre ver borgen hatte und ihr Geſicht mit beiden Händen bebedt hielt , welche
der eine unſerer Begleiter vergeblich zu entfernen ſuchte. Wir reichten ihr einige Piaſter und eilten, von innerem Schauer getrieben, die Treppe wieder hinab. Auf dem Hofe umringten uns die dort verſammelten Sllaven unter großem Geldrei einen Bafſchild verlangend. Wir nahs
men mehrere Piaſler aus der Taſde, und warfen einige davon unter fie.
ein nahe gelegenes Kaffeehaus ein. Das Innere desſelben war flein, niedrig und ichmußig ; dem Eingang gegenüber ſtand der Herd mit dem årmlichen Apparat zuin Raffeefochen, und an den Wänden waren nie: brige Siße aus Straßenfoth aufgeworfen, welche mit Matten aus Pal: menbaſt bedeckt waren . Wir ließen und in der Nähe zweier Männer, die im Hintergrunde bei einem Muſdelſpiele ſaßen, nieder, und als nude François , der Matroſe , der Händler mit ſeinem Truthahn und eine alte Bettlerin eingetreten waren , hatte das Gemad für weitere Gäſte
feinen Naum . Während der Zubereitung des Kaffees wurde François
Während nun die einen ſich bemühten das ausgeworfene Geld aufzu:
mit dem Fellah handelseinig, ſo daß wir den ungemüthlichen Aufenthalt
ſuchen , ſtürzten die übrigen mit großem Geſchrei auf ung los , faßten unſere Hände und ſuchten fich der noch darin befindlichen Geldſtüde zu
bald wieder verlaſſen fonnten.
.
bemachtigen ; da die dabeiſtehenden Sflavenhandler dieſem Infug nicht ſteuerten , ſo gelang es uns nur mit großer Mühe , die zudringliche Geſellſchaft abzuwehren und aus dem Hofe zu entfommen .
Der 15 December verging unter Beſorgung verſchiedener Geſchäfte. Au folgenden Tage ritten wir zeitig nach Vulat, mietheten noch ein fleines Nuderboot , welches an die Dahabia angehangen wurde und gingen gegen 10 Uhr unter Segel. Wir fuhren zwiſchen Alt- Cairo und der Inſel Nyoda vorüber , und erblidten , nachdem wir legtere paſſirt hatten, das am weſtlichen Ufer gelegene Gizeh, hinter dem fich in einer
Ontfernung von mehreren Stunden die nach dieſem Ort benannten majeſtätiſchen Pyramiden erhoben . Im Laufe des Nachmittago befamen
wir nach einander auch die kleineren Pyramiden von Abuſir , Saffara und Daſchur zu Geſicht, die, zum Theil durch Palmen verdedt , vom Strome aus einen maleriſchen Anblid gewährten. Der Wind blieb auch am 17 December günſtig, und wir famen raſch vorwärts. Nachmittags erblicten wir eine am linfen Ufer WSW von Nigga gelegene Pyramide, welche die Araber Herein el Redab „ die falſche Pyramide" nennen , weil ſie irriger Weiſe glauben, daß die Baſis derſelben natürlicher Felſen , nicht Mauerwerf rey. 18 December. Beim Erwachen glaubte ich ein Geräuſch zu ver: nehmen, als wenn heftiger Regen auf das Dach der Barke niederſchlüge ; da ich mich zu täuſchen meinte, fo eilte ich, um Gewißheit zu erhalten,
ſchnell nach dem erſten Zimmer, wo ich zu meiner nicht geringen Ver: wunderung François beſdhäftigt fand , das von den Verbed in die in: neren Räume dringende Waſſer auszuſchöpfen. Der Himmel war ganz umzogen, und ſandte ſo gewaltige Regenmaſſen herab, daß das Verded faſt eine Hand hoch unter Waſſer ſtand, obgleich unſere vor Kälte zit: ternde Mannſchaft, deren Kleidung auf derartiges Wetter durchaus nicht eingerichtet war , fich nach Kräften bemühte, dasſelbe auszuſchöpfen . Zum Glück ließ der Regen bald nach , und eine aufſpringende Briſe führte und noch vor Mittag an das Geftate von Veniſuef, der Hauptſtadt
der Provinz (Beylit) gleichen Namens, und Siß des Gouverneurs (Mamur oder Mudir), deſſen Palaſt fid nördlich von der Stadt befindet. Wir legten an, um Proviant einzunehmen . Da in unſerem deut: ſdhen Neiſehandbuche bemerkt war, taß Beniſuef ſich durch einen großen, mit allen Arten von Raufmannsgütern reich ausgeſtatteten Bazar aus: zeichne, fo entſchloſſen wir uns troß des abſcheulichen Wetters, unſeren Dragoman in die Stadt zu begleiten . Mein Freund ging mit ihm
voraus, während ich ſpäter folgte. Mit Mühe erfletterte ich das hohe, turch den Regen aufgeweichte ulfer , doch war dieſer Aufſtieg nur eine
Nachdem die nothwendigſten Ginfáufe gemacht waren, fehrten wir unter heftigem Regen nach der Dahabia zurüct, an deren Bord wir
die unangenehme Entdeckung machten, daß der Wind in der Zwiſchen : zeit umgeſprungen war. Der Nais machte zwar den Verſuch die Barfe ziehen zu laſſen, allein wir bezahlten denſelben mit Verluſt des Hinter:
maltes und eines Fenſterladeng, indem das Fahrzeug durch die Gewalt des Windes und Stromeo gegen die am Ufer liegenden Boote angetrie: ben wurde. Wir legten deßhalb dicht hinter Beniſuef wieder an , und mußten daſelbſt wegen des anhaltend contráren Windes bis zum Mor: gen des 20 December verweilen .
20 December. Dem Südwinde, der oft zum heftigen Sturme wuchs und die Barfe ſo unangenehm bewegte, daß mir der Aufenthalt darauf zeitweilig verleidet wurde, war Windſtille gefolgt, die Barfe mußte ges
zogen werden und wir bewegten uns nur langſam vorwärts . Mit Sonnenuntergang erreichten wir das vier Stunden von Beniſuef am öſtlichen Ufer gelegene Dorf Berangeh oder Brangeh, wo mehrere Hügel, der Meinung Pocode'8 zufolge , die Lage des einſtigen Cynopolis be: zeichen follen .
Am 21 Deceinber famen wir im Laufe der Vormittago an der zwei Stunden von Berangeh entfernten Inſel Vibbeh vorüber. Wir
beſuchten dieſelbe und ſchoſſen in dem am ſüdlichen Theile der Inſel befindliden Palmenhaine einige Turteltauben. Auf der Rüdfehr nad dem fleinen Boote, weldhed unſerer wartete, um und nach dem linfen
Ufer überzuſeßen , ſchoß ich einen auf einer nicht weit von der Inſel aufgetauchten Sandbank fißenden Vogel , und bedauerte ſon ihn den Aasgeiern als Beute überlaſſen zli nūjien, als der ung folgende Boots: mann unaufgefordert ſeine Blouſe abwarf, in den Nil ſprang, nach der Sandbant ſdhwamm , und mir den Vogel, welchen er beim Zurüdſdwinis
men im Munde trug, überbrachte ; ich war über dieſe Probe ágyptiſcher Dienſtfertigfeit nicht wenig erſtaunt , und belohnte den Burſchen mit einigen Piaſtern , in deſſen Folge er fich ſpäter regelmäßig meldete, um uns auf unſeren Jagdpartien zu begleiten. Gegen Mittag des 22 December machte fich ein leichter Wind auf,
der ung ein hübſches Stück vorwärts brachte , allein , wie gewöhnlid , ichwand er mit der untergehenden Sonne, und wir mußten in der Nähe von Meghagha am öſtlichen Ufer anlegen. Gin weuig oberhalb dieſes Dorfes, gleichfalls am rechten Ufer, ragt ein Felſen aus dem Strome
empor, von den Vootoleuten „Hadſdar es Salam “ (Stein der Wohlfahrt ) genannt, weil ſie glauben, daß eine Fahrt nilabwärts nicht eher glück : lich genannt werden kann, als biß man dieſen Stein paſſirt hat. Um den mondhellen Abend zu genießen, fliegen wir an dad Land und ergin:
Vorbereitung für die Gaſſen, welche wir vaſſiter, in denen der Schmut bodenlos war, da fich an vielen Stellen förmliche Lachen gebildet hatten. Indeß wurde ſofort , wenigſtens mittelbar, etwas für Beſſerung des Weges gethan , indem zahlreiche Frauen beſchäftigt waren , den Straßen:
gen und einige Zeit unter den hohen Balmen.
foth in Gefäßen zu ſammeln , um ihn als beliebtes Baumaterial zu
10 aud go herab .
verwenden oder als ſolches zu verwerthen. Im Bazar , deſſen Läden theilweiſe geſchloſſen waren , während die offenen auf feine allzugroße Auswahl von Gütern aller Art ſchließen ließen , traf ich mit meinem Freund und dem Dragoman zuſammen, welcher leştere mit einem Fellah um einen Truthahn handelte.
Um dieſes Geſchäft, welches wegen der
übertriebenen Anforderungen ſeitens des Beſiger des Thieres längere Unterhandlungen erforderte, im Trodenen abzuſchließen, traten wir in
Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
Auf dem Verdeď der
Barfe hält man es gewöhnlich des Abende wegen der Kühle und des Thaues nicht lange aus. Die Veränderung der Temperatur iſt ſehr auf: fallend : während der Thermometer gegen Mittag durchſchnittlid 30 bis 350 R. in der Sonne zeigt , fällt er bis gegen 9 lihr Abends auf 14 , (Fortſetung folgt.)
Bud håndlerpreis für Miltons verlorneo Paradies . Man hat fürzlich den Originalvertrag Miltong mit dem Vud håndler Samuel Symons vom 27 April 1667 aufgefunten . Nach demſelben follte Milton fünf Pfo . St. gleich, fünf Pin. nach Verfauf der erſten Auflage von 1300 (Gremplaren , und nach dem Verfauf einer zweiten
und dritten gleich farfen Auflage wieder je fünf Pfo., im Ganzen alſu 20 Pfd . erhalten .
( Athen. 24 April )
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
7 Mai 1852.
ከM " 110. weſen wäre.
Hrn. Disraeli's finanzrede.
Disraeli weist darauf hin, wie manche Unterhaus .
Seit Pitt unb Peel hat das Unterhaus Englands wohl keine
mitglieder in den vorigen Jahren über ſeinen unglüdlichen Vor gänger, Sir Ch. Wood, herfielen wie eine Meute hungriger
To klare und überfichtliche Darſtellung des financiellen Haushalts
Wölfe, um ihm die Feßen ſeines jedesmaligen lieberſchuſſes zu
vernommen, als von Hrn. Disraeli am 30 April 0. 7., und gewiß hat er ſeiner Partei oder, wenn man wil, der Regierung
entreißen. Eine Acciſeabgabe, ein Zolleinkommen nach dem an. dern wurde aufgegeben, dann wurde er dahin gebracht, ſelbſt die
einen außerordentlichen Dienſt geleiſtet: er hat eine Ueberlegens heit in der Behandlung der ſchwierigſten Fragen gezeigt, die ihre
Fenſterſteuer zu opfern, wofür er mit Mühe die Häuferſteuer herausſchlug; mit nicht minderer Heftigkeit fiel man dann über
Stellung und ihr Anſehen im Lande nicht wenig erhöhen muß.
die Einkommenſteuer her, und jepte ihm peremptoriſch einen Ter. min feft, innerhalb deſſen fie abgeſchafft oder weſentlich verän. dert werden müſſe. Daher bie unwillige und faſt dictatoriiche, aber ſehr richtig applicirte Heußerung : „J. M. Miniſter werden nicht zurüdjdhreden vor einer Reviſion uuſeres ganzen Finanz
Was noch bedeutender iſt, ſind die leiſen Andeutungen für die Bufunft bei aller ſtrengen Berücfichtigung der Bedürfniſſe bed Augenblid8, D. h. der Feſtſtellung cined bloß proviſoriſchen Bubs
get8. Wenn die Limes behaupten, er habe alle protectioniſtiſchen Irrthümer abgeſchworen, ſo iſt dieß faum richtig : er hat nichts der Art geſagt, nicht in dieſer Hinſicht verſprochen , und das talte Lob, das ihm von dem Morning Chronicle geſpendet wird,
zeigt deutlich, was es von ihm erwartet. Die Times hat augenſcheinlich ben Auftrag übernommen, dieſem bei ſeinem Auftreten
höchſt unpopulären Miniſterum bie Wege zu bahnen, ohne den lang ausgeſprochenen Freihandelégrundſägen ungetreu zu werden. Daher die vielen Lobreden auf dasſelbe, immer mit Ausnahme dieſes Einen wunden Flede . "
Aber es greift nach jeder Geles
ſyſteme, um zu verſuchen das Unterbaus momöglich zu einer klaren entſchiedenen Meinung über die Grundſäße, nach benen das Staateeinfommen aufgebracht werben ſoll, zu bewegen. Sie ſeben mit großer Beſorgniß auf die in dieſem Hauſe herrſchen . den Anſichten, welches allen großen Duelen bed Staatseinfoms
mens abgeneigt zu ſeyn ſcheint.
Sie halten die bis zur Uns
beſonnenheit raidhe Verminderung der indirecten Steuern, wäh
rent man zu feiner allgemeinen Entſcheidung über die Grunds jäße der directen Beſteuerung gefommen iſt, für höchſt nach
genheit um zu zeigen, daß die Mitglieder des jeßigen Miniſter
theilig, und glauben, daß, wenn man in dieſer Weiſe fortfahre,
riums feine unverbeſſerlichen Sünder gegen den Freihandel fepen, vergißt jedoch abfichtlich, daß Disraeli in ſeinen frübern Reden auf den þuſtings unb in Meetings die Wiedereinführung des alten Rornzou & bereits aufgegeben , dagegen eine Erleichterung der beſondern auf dem Acerbau liegenden Laſten in Anſpruch genom-
es trop bee Reichthume des Landes, trop ſeiner bewunderns
men hatte.
Dad Minifterium Derby war bei dem Zuſammens
brecen Der Whigregierung das einzig mögliche in Bezug auf die
werthen Inbuſtrie und der Stärfe ſeiner politiſchen Inſtitutionen unmöglich ſeyn werbe, die Einfünfte des Landes in einer Höhe
zu behaupten, wie ſie der öffentliche Eredit und die Staatsan . ftalten erfordern." Dibraeli ftellt fich hier auf einen Standpunft, mo man ihm feine Popularitätojucht vorwerfen fann.
Indem
er eine zukünftige Reviſion des ganzen Steuerſyſtems in Ausficht
aufwärtigen Verhältniſſe, und im Innern nicht gerade unmöglich.
ſtellt, weist er auf die Schwierigkeiten hin, die ſich von allen
Die Times hat die Aufgabe übernommen und Durdygeführt, Dag Miniſterium im Innern möglicher zu machen, die Haltung des Miniſteriums ſelbſt mußte dann das Weitere thun; eg ift hierin durch das unbegreiflich unkluge Benehmen Lorb John Ruffell
Seiten Darbieten, er verbehlt es nicht, daß die Scheb. D der Ein.
mächtig unterſtügt worden, und Hrn. Diøraeli's Rede gibt ihm vollenbe einen Halt in der öffentlichen Meinung , beffen es vorher entbehrte . Trop bed maſſenhaften trodenen Details zieht ſich ein humo.
riſtiſcher Zug durch die ganze Rebe, und indem er ſchildert, wie man ſeit zehn Jahren fortwährend Acciſeabgaben unb Zölle abgeſchafft, und jegt ſich gegen die directen Steuern empört, rers
gleicht er, ſo zu ſagen, daß Unterhaus mit dem italieniſchen Gulenſpiegel, der fich gerne hätte wollen hängen laſſen , wenn er nur einen Baum bätte finden können, der ihm zum Hängen recht ges
fommenøfteuer, D. h. die vom eigentlichen Erwerb, in der leßten
Zeit abgenommen habe, daß ,,es Claffen im Lande gebe, bie fio in Noth befinden , und daß die Noth derſelben auf die Einfome
mengs und Eigenthumsſteuer zu wirken anfange. “ Er hatte faum nöthig darauf hinzuweiſen , daß die verminderten Pachtzinſe eine Verminderung der Einfommenſteuer wahrſcheinlich machten , und er berechnete die Verminderung der Steuer aus dem ver. minberten Erwerb der handeltreibenden und Pächterclaffen auf nicht weniger als 150,000 Pfb., wað ein vermindertes Private
einfommen von 5 Mia. Þfb. vorausſeßt. Man nahm dieſe Bes merkung, deren Richtigfeit nicht abzuläugnen war, ohne Murren auf, und ør. Diøraeli hat fich augenſcheinlich dadurch den Weg gebahnt , im fünftigen Budget dieſe Olaſſen beſonders zu berück .
438 flichtigen . Au& allem , wat er ſagt, läßt fich inden für die Zus
kunft nur zweierlei entnehmen ; die Einkommenſteuer wird bleiben, aber ber Erwerb rrirb ſchwächer beſteuert werden als bad Capis
gosan
Sprache über denſelben Gegenſtand hielt, und welche eigentlich nichts andere ale eine ſchlechte Ueberſegung der erſtern war. Ginen ſehr andern Eindruc machte die nun folgende Anſprache
tal, und die Umlage wird fich auch auf einen Theil derjenigen
eine8 Predigere, der aus dem ſüdöſtlichen Dhio zum Feſte ge.
erftreden, welche unter 150 Pfb. Einkommen haben.
Es war eine lange, hagere Geſtalt mit eblen prophetenhaften Zügen . Sein blaſies Geficht war von ſchwarzen
Vorerft
fommen war.
jür dieß Jahr blieb freilich nichts übrig, al die Einfommen. fteuer mit allen ihren Inconſequenzen und Ungerechtigkeiten auf ein Jahr zu verlängern, und überhaupt das ganze Budget bom vorigen Jahr fortzuſeßen, bie Limes bemerft indeß richtig, daß
Haaren umfränzt, aus ſeinen Augen leuchtete jenes eigenthüm. liche Feuer, unb in ſeiner übrigen& ftarfen Stimme lag jener hohle Ion, wobei mir an Schwindſucht denken. Die geidhidten
man niemals mit beſſerem Anſtande „ Nichte " gethan habe.
Wendungen der Predigt aber, die er in gutem Engliſch bortrug ,
hätten fich auch vor einer Gemeinde von Gebildeten mit Erfolg hören laſſen fönnen. Nachdem er geſchloſſen, wurde wieder ges betet, wobei die ganze Verſammlung auf die Knie fiel, der vor . betende Geiſtliche aber, den Kopf auf den rechten Arm geftemmt
Ein Meeting der Tunkerbruderſchaft. ( Fortſeßung .)
Der Gottesdienſt begann mit einem engliſchen Liebe aus dem zweiten Theile bel Harfenſpiele der Kinder Biond," und dem
nicht weniger als mohlflingende Geſange folgte, von einem der Geiſtlichen in weinerlicher Stimme geſprochen, ein Gebet in deuts
Augen geſchloſſen , am Siſche figen blieb. 68 ſprachen nun noch mehrere Prediger mit mehr oder weniger Talent, die meiften engliſch, einige deutſch, faſt alle aber von dem Gefreiſch del ungebarbigen Tunferſprößlinge und dem Feuer geſtört, daß
ſcher Sprache, in welches das profane Feuer durch die offenges
ihr Mittagseſſen fochte und dafür berechrigt idien, ein Wort
laffene Küchenthür luftig hineinpraſſelte, und welches - eine in
mitzureben.
amerikaniſchen Kirchen überhaupt nicht ſeltene Erſcheinung
wenn ſie nichts zu Nuß und Frommen der Bruderſchaft ang
.
Alle enbigten ihre Bemerkungen mit dem Saße,
von einem mitgebrachten Säuglinge ungenirt mit entfeßlichem
Licht gebracht, hofften fie doch wenigſtens nichts Schädlichee ge.
Geſchrei begleitet wurde. Hierauf wurde von einem der Biſchöfe
ſagt zu haben.
ein Capitel aud Jeremias vorgeleſen, und zwar aus der englis
So war es drei Uhr geworben, und es mochten neun bis zehn Redner aufgetreten ſeyn , als der vorſißende Biſchof den weiteren Ergüſſen ein Ziel ſepte, indem er die Anweſenden auf. forderte, das Haus ießt zu verlaſſen, da es Zeit zum Mittags
ſchen Bibel, worauf man einige deutſche Verſe ſang, die von einem Prediger Zeilenweiſe der Gemeinde vorgeſagt wurden - ein
Umſtand, der vermuthlich darin begründet war, daß nur wenige der Brüber noch ein Geſangbuch in ihrer Mutterſprache beſaßen.
mahle ſey und der Raum Dazu bergerichtet werden müſſe. Da
Es fiel auf, daß an dem engliſchen Liebe mehr Stimmen theils genommen hatten, und man wirb keinen Fehlſchluß thun, menn
nicht Plaß genug vorhanden wäre, daß alle auf einmal ſpeiſen könnten, ſo ſollten , ſobald angerichtet ſey, zuerſt die alten Leute
man darauß ableitet, daß der Verwandlungsproceß, dem hier alle
und die Frauen eſſen , die übrigen, worunter er auch die nicht
deutſchen Anfiebler unterliegen, die fich von Pennſylvanien ente fernen, viiter den Tunkern des Weftens bereits zu mehr als drei Viertheilen vollendet iſt. Nach dem Geſange erhob fich ein alter deutſcher Prebiger, um fich über das von einem andern nach Luthers
zur Brüberſchaft Gehörigen verſtanden wiſſen wollte, würden beim
Ueberießung verleſene britte Capitel ber Apoftelgeſchichte in eng. Geine Anwendung deß Tertel beſtand in einer nicht üblen Vergleichung des Lahmen vor der Tems
liſcher Sprache zu verbreiten .
pelpforte mit dem Sünder, der auch nicht in das Reich Gottes eingehen könne, wenn ihm nicht im Namen Yeſu geboten würde zu wandeln ; aber leider wurde das gute Bild in unaufhörlichen Wiederholungen zu einem langweiligen Breie breitgetreten, der nur einem an folche Bauernkoſt Gewöhnten munben konnte. Das
bei zog der Rebner, als ihm warm wurbe, ohne darin etwas Unſchidliches zu finden, den Rock vom Leibe und hing ihn an Die über ſeinem Kopfe von Säule zu Säule befeſtigte Leifte, an
welcher bereits etliche andere Körperhüllen ſchwebten. Etwa eine halbe Stunde mochte er in dieſer Weiſe geſprochen haben, als
zweiten Gange ihr Theil finden . Schließlich ſer auch für die Thiere geſorgt, und könne fich ein jeder bei den Deacond das Nöthige holen . Dieß geſchah, und balb jahman Brüber unb
Fremde mit Taſchentüchern vou Hafer in den anden und Maids folben unter den Armen aus der Küche nach ihren Pferden gehen.
Ich hatte inzwiſchen Bekanntſchaft mit einem Tunfer gemacht, der beim Gottesdienſte mein Nachbar geweſen , und dieſer wies
mich mit meinen Fragen an einen der Biſchöfe, eine ehrwürdige Figur in einem faffeebraunen Kleide vom feinſten Tuche, über welche ein wohlgepflegter Bart, ſo meiß wie gebleichter Flache, bis auf die Herzgrube herabhing. Auf meine Frage nach ihren Religionsbüchern entgegnete er, ihr einziges Buch ſey da8 Neue Leftament, unb als ich nach der Geſchichte der Secte mich ers
fundigte, wobei ich ihm übrigens den Begriff Geſchichte erſt das durch verſtändlichen mußte, daß ich ihn durch „ Riſe and Progreß" überſeßte, meinte er, die finge mit den Apoſteln an und ſen die Ein anderer, der ſich
ſein Sermon eine charakteriſtiſche Wendung nahm , indem er
Hiſtorie der unſichtbaren Kirche Gotted.
plößlich den Lahmen im Sempel zu Jeruſalem ftehen ließ, ſein Engliſch bergaß und im reinſten Pennſylvaniſch über Schmerzen in der Lunge klagte. Mer fönnt noch viel ſchwäße über dieſen
in dag Geſpräch miſchte, wollte indeß wiſſen , daß ihr Bund von
Tert, aber meine Lunge wolle'd nit ftände. Uch meine Lunge ! But however"
-
und nun floß der Rebeſtrom ohne Punkt
noch Pauſe und mit ſeinem Steigen und Fallen dem Lone ähnelnd, in dem bei uns die Collecte geſungen wird, noch eine reiche
Den Waldenſern ftammte, und durch weitere Drängen fam auch Alerander Mads Name und die Colonie am Mid Creet zum Vorſchein. Der alte Biſchof, in befſen Bliden ich, vielleicht mit Unredyt, etwas von der Phariſäergenügſamkeit zu ſpüren glaubte, welche vermeintliche electi dem reprobatus gegenüber
zu Seiten nicht ganz verhehlen können, entfernte fich endlich zum
liche Viertelſtunde. War dieſe Probe tunferiſcher Gloquenz, mie
Ellen , und ich unterhielt mich jeßt mit jungern Leuten.
zu erwarten, eben keine Mufterpredigt, ſo ſchien fie doch der
ſchien , als ob dieſe in dem wunderlichen Wahne ſtünden , ich len
Gemeinde zu gefallen, und auf alle Fälle war ſie beſſer und ges
zu einer Diſputation ober gar zu ihrer Befehrung gefommen ,
haltvoller, al8 die, welche der Nachbar am Tiſche in deutſcher
oder vielmehr, wie einer nidit undeutlich merfen ließ, von irgends
&B
439
0200
wem in Deutſchland geſendet worden, und ſo war ich denn nach wenigen Worten in eine ziemlich hißige, obwohl in freundſchafts lichem Lone gefübrte Debatte vermidelt, zu ber fich auch mehrere
ſelbſt, obwohl ein Fremder, wanderte mehrere Wochen lang 2 bio 3000 (engl. ) Meilen Weged ohne irgend eine Beläſtigung ober unwürdige
Amerifaner brängten, die unaufgefordert meine Partie ergriffen
Behandlung zu erfahren . Allerdinge hatte er ganz einheimiſche Sitten und Kleidung angenommen, ſo daß die Gingebornen ihn wohl für einen
und meine Reden und Gegenreben mit eben ſo unichidlichen als
der ihrigen halten fonnten."
verbitternden Aufrufungen, wie „Nov for it, young man !
-
Just give it him ! - By Jove, he'll beat them fellows
Eine Wilfahrt
anyhowl“ zu begleiten beliebten . Die Laufe der Erwachſenen,
von Atfeh bis zur zweiten Katarakte und zurück nach
die bei Nacht zu haltende Feier des Abendmahle, die Verſchie.
Bulat, in den Monaten December 1849 , Januar und Februar 1850. Erfter Abſchnitt. Reiſe von Alerandrien nad Wady Balfa vor der
-
Denheit desſelben von der Communion, die Nothwendigfeit der
Fußmaſchung, die Ungehörigkeit, den Prediger für ſeine Leiſtun gen zu bezahlen u. dgl. mehr famen zu Sprache, und ich erfuhr jeßt auch, daß dieſe Lehren denn doch nicht bloß in der Bibel
zweiten Katarafte.
I
( Fortſepung .)
enthalten ſemen, ſondern daß es auch ein Buch von Mac, wel. chet ein in der Näbe Wohnender mir zur Durchficht zu leihen verſprach, ein zweites von Wincheſter und ein dritte8 von Biſchof Neab über dieſelben gäbe. Der Lektgenannte trat in dieſem Augenblicke mit dem blaſſen, dunkelhaarigen Prediger in unſere
tag fuhren wir an der landeinwärts eine Stunde vom Nil , inmitten
Gruppe, und ba ich ihnen zugeftand, der heilige Ruß" ſey in
einer reichen Obene gelegenen Stadt Abu - Girgeh vorüber, und erblid :
der Bibel erwähnt, io war man ſogleich mit der Frage bei der Þand, ob ich ihn denn da nicht der Gemeinde empfehlen wollte, worauf fich nun freilich nur mit Achſelzuden antworten ließ. War bieß untröſtlich und das ſchallende Gelächter der Ameris faner, welches meine Gebärde rechtfertigte, noch untröſtlicher, ſo ichien bagegen die Bemerkung, daß bei uns Kaiſer und Könige, ja ſelbſt der Papſt die Fußwaſchung vollzogen, den guten Seelen eine freudige Ueberraſchung zu bereiten. Die Debatte, wobei
23 December. Eine don vor Sonnenaufgang aufgeſprungene Briſe führte und ſchnell ben Nil hinauf, deffen rechtes Ufer von der Inſel Bibben, durch die nahe baran fich hinziehenden Felſenfetten , ſo wie die zahlreichen Palmenhaine einen maleriſchen Anblid bietet. Gegen Mit: ten bald darauf einen am rechten Ufer einzeln ftehenden Felſen , deſſen
zadige Spißen fich aus dem von der Wüſte zu ihm gewehten Sande erhoben und uns von weitem wie Ruinen erſchienen . Als wir in die Nähe der Steinmaſſe gekommen waren , erzählte einer der Matroſen unſerem François , daß früher an dieſer Stätte ein Dorf geftanden,
welches Allah ia Zorn über die von den Ginwohnern begangenen Süns den in Stein verwandelt habe ; diefes zu Stein gewordene Dorf liegt beiläufig eine Stunde hinter Abu : Girgeh , drag über dem Dorfe Shnasli, am weſtlichen Ufer.
meine Gegner fortwährend die Finger in ihren Laſchenbibeln
Je mehr die Sonne fich neigte, deſto ſchwacher wurde der Wind, bis
hatten und jeder Zeit mit einem Spruche der Einrede einen Damm entgegenzubauen bereit waren, wurde beiläufig meiſt enge
er endlich eine furze Strede vor dem Dorfe Gonzahla beim Untergange der Sonne gånzlich aufhörte. Da die Barfe bis dahin gezogen werden ſollte , ſo fliegen wir an das Land und eilten dem nur langſam vors rüdenden Fahrzeuge voraus. Die Hütten des Dorfes lagen zwar unter
liſch geführt, da die Mehrzahl der Betheiligten „nur deutſch ", D. h . pennſylvaniſch, nicht aber ,wie die Deutſchlander zu ſchmäße" verſtanden. Im Laufe desſelben verwandelte fich, mie an den
Palmen und Acazienbäumen ganz verborgen, doch vernahmen wir balb
wohlwollenben Mienen zu leſen war, die anfänglich gewiß vors
Zeichen ſeiner Nähe , da Geſang und der Klang der Darabuffah ung
handene Abneigung gegen den Deutſchlander" in Vertraulichkeit und Zuneigung gegen den Zuhörer, der fie endlich gewähren ließ, und die Folge war, daß ich von allen Seiten Einladungen erhielt ; ja ein rothes, breites, freundliches Geficht hatte es das
idon von weitem entgegentónten ; das erſte Haus , auf welches wir fließen , war eine Mahara , eine Herberge für Reiſende. Das Innere
mit ſo gar dringend, daß eß mich ſchon dieſe Nacht in ſeinem Buggy nach ſeiner zehn Meilen entfernten Farm entführen wollte,
wo ich Mac, Wincheſter und Nead finden, und ſo lange bleiben
könne, als es mir gefiele, eine Aufforderung , die leider abgelehnt werden mußte, da die reformirte Gemeinde in Dayton zwei Tage ſpäter eine Predigt von mir hören wollte. (Schluß folgt.)
Robert Fortune über China.
derſelben war geräumiger als das anderer Hütten, ſonſt aber mit nichts verſehen, was bem ermüdeten Reiſenden irgend eine Bequemlichkeit hätte 1
darbieten fönnen. Indeß wird dieß von dem Araber weder erwartet,
noch beanſpruct. Gin jeder führt ſeinen Teppich oder die aus Palmen: baft geflochtene Matte mit fich, um fie des Abends auf den Boden, der ald Schlafflåtte dient , auszubreiten ; außerdem ift er gewöhnlich noch mit einem Rochgeſchirr, einer Taffe und Vorrath an Kaffee verſehen ,
welche Gegenſtände, nebſt Pfeife und Tabat , das alleinige Reiſegepäc bilden ; Ställe für die Thiere der Reiſenden gibt es nicht, dieſe campiren im Freien. In unmittelbarer Nähe der Mahara ftanden langs dem Ufer mehrere Kaffeeboutiquen , welche von den Leuten der am Ufer liegenden Rähne beſeßt waren, die nach des Tages überſtandenen Mühen fröhlich fangen und den Arafi fich wader munden ließen. Die Ankunft unſerer
Barfe ſeşte unſeren Wanderungen ein Ziel. Nach dem Abendeſſen luden
Fortune hat ießt ſeine zweite Reiſe nach China herausgegeben. Das Athenåuni, an daß er eine Anzahl (im Auslande größtentheilo mits getheilter) Briefe gerichtet hatte , ſagt darüber im allgemeinen : „ der
und unſere Matroſen zu einer muſikaliſchen Waſſerfahrt ein. Wir fonnten,
Ginbrud, den Fortune's Schilderungen hervorbringen, iſt für die Chis neſen als Volk günftig, und bringt dem Leſer einen hohen Begriff von
unter dem Klange nicht ſehr harmoniſder Töne an den vor dem Ufer
ihrer Induſtrie, der Ordnung und Blüthe ihrer volfreichen Städte, wenigſtens derer, die Hr. Fortune beſuchte, bei. Dieß iſt natürlich nur vergleichsweiſe zu verſtehen, denn einen Vergleich mit den Ländern Weft europa's möchten fie doch nicht aushalten. In China finden fich die großen Lafter, welche faſt alle Völker Afiens erniedrigen, dennoch aber ſcheint der Zuſtand der Dinge nicht ſo ſchled
als man in neuerer Zeit
den Verſicherungen François zufolge, die an uns ergangene Einladung nicht abſchlagen, und mußten uns auf dem fleinen Boote ein Stündchen liegenden zum Theil ſehr belebten Rähnen und Barfen vorüber, froms auf : ſtromabwärtó führen laſſen . In der Zwiſchenzeit hatten wir uns ſeren Françoio ausgeſchidt, um für die morgen bevorſtehende Feier des
Weihnachtsfeftes, als ſchwachen Erſaß für die heimathliche Tanne, einen Acazienbaum zu faufen. Er hatte jedoch keinen feil gefunden, da nad der Angabe der Einwohner alle im Dorfe ftehenden Bäume Gigenthum
glauben machen wollte. Der Bericht, den Fortune von ten zahlreichen großen Städten gibt, die er beſucht, iſt durchaug günſtig ; fie ſcheinen
des Bicefönige find.
fide durd Induſtrie und Ordnungegeiſt auszuzeichnen . Ør. Fortune
bat Fernglas das hohe Minaret der landeinwärts am weftlichen ufer
Am Morgen des 24 December ſahen wir im Vorüberſegeln durde
woo
440
gelegenen Stadt Samalud, welches von den Fellahe als ein Meiſterwert betrachtet wird. Bei ſchwachem Winde nur langſam vorwärts gehend,
nåherten wir uns gegen Mittag dem auf dem Gipfel des Didhebel et Tair (Berg der Vögel) gelegenen Kloſter der Jungfrau Maria (Sitteh Mariam el Adra) welches von Kopten bewohnt wird, deren einige, als ſie unſere Barfe herauffommen ſahen , von der Höhe des Berged herab in die
fluthen des Nils eilten , unter dem Geſchrei „ ana Christian ya !
Hawadsche" an unſere Barte heranſchwammen , fich an dieſelbe feftflam
merten und um almoſen baten. Ueberraſcht durch die Grſcheinung dieſer fchwimmenden Bettler, reichten wir ihnen einige Piafter, die fie mit dem Munde auffingen , ohne daburch unſere Abſicht, fie von der Barfe zu entfernen , erfüllt zu ſehen. Endlich warf François einige leere , aber
Baufunſt vor. Im Innern derſelben ſtehen einige Granit- und Mars morſäulen mit corinthiſden Capitalern , und man erzählte und , daß einem Schafte jeden Freitag Waſſer entquelle , welchem der Gläubige heilende Kraft zuſchreibt. In einiger Entfernung von der Moſchee er: hebt fich eine im frånkiſchen Style aufgeführte Fabrit (Werfcheh), in welcher die Zeuge zur Befleidung der Armee gefertigt werden. Minich gegenüber liegt das Dorf Suadih , mit einer von Mohammed Ali an:
gelegten Numdeftillation, die unter der Verwaltung eines Gingebornen fteht. Nicht weit hinter Suadih fam ein Boot auf uns zu, aus welchem zwei Männer in frånfiſcher Tracht und anriefen. Es waren Deutſche, in der Fabrik zu Minich beſchäftigt. Von Minieh aus ziehen fich dicht am Iifer Zuderrohrplantagen des Paſcha hin, von denen das Rohr durd
mit einem Pfropfen verſehene Flaſchen in den Fluß , denen ſie in dem
Kamele an das Ufer und von da auf Råhnen nach den Fabriken
Wahne, daß fie mit Arafi gefüllt waren, eilig nachſchwammen. An den Dithebel et Tair fnüpft ſich eine fomiſche Fabel. Alle Vögel des Landes ſollen fich einmal des Jahres auf ihm verſammeln, um einen
gebracht wurde .
aus ihrer Mitte als Wächter des Berges auf Jahresfrift zu wählen.
führte. Am 28 December wurde die Barke anfänglich gezogen , doch
Sit die Wahl getroffen, ſo zerftreuen fie fich wieder über das Land und fommen erſt bei Ablauf des Jahres wieder zuſammen , um ihren Bruder abzulöſen und durch einen andern zu erſeßen. Der Abend nahte. Zu ſeiner Feier bereiteten wir eine Bowle,
Inſel, unweit des / Stunde vom öflichen Ufer landeinwärts gelegenen Dorfes Berthy, liegen bleiben. Wir vertrieben und die Zeit mit Jagen,
deren Inhalt wir unter traulichem Geplauder leerten. Bei einbrechens der Nacht erſtarb der Wind ; wir legten etwa eine deutſche Meile vor Minieh am weſtlichen Ufer an und begannen die Vorbereitungen zu der unſeren Leuten zugedachten Beſcheerung. Die 24 Fenſter der Barfe wurden durch Wachokerzen erleuchtet, das Verbeck, über welches das Zelt aufgeſpannt wurde, ſo wie die Spißen der Segelflangen mit buns ten Papierlaternen behangen , und am Stranbe zwei Meldalo 1 auf gepflanzt , deren auflodernde flammen das Ufer weithin erleuchteten ;
dann wurden hinter einem von der Mitte des Zeltes herabgelaſſenen Vorhange, welcher ſo das Berded in zwei Abtheilungen theilte, auf zwei freuzweis zuſammengefügten Stöden die für die Mannſchaft beſtimms ten Gaben aufgehangen, wobei wir ſehr mit ihrer Ungedulb zu fämpfen hatten, die fie fortwährend antrieb, aus ihrem Berfted hervorzubreden.
Endlich fiel der Vorhang unb ſofort fürzte fich die geſammte Manns ſchaft, der Rais an der Spiße, auf die Weihnachtegaben und holte dies ſelben herab, in der Meinung, daß alles dem beſtimmt ſey, welcher fich defien zuerſt bemachtige.
Wir wehrten ihrem Ungeſtüni, nahmen ihnen die Gegenſtände wie der ab und begannen dann die Vertheilung, bei der wir die unangenehme Grfahrung machen mußten, daß zwei Tabatsbeutel zurüdbehalten worden waren. François begann ſofort danach zu inquiriren, und wir erlangs ten einen Beutel wieder, während der andere von dem Diebe nicht her: ausgegeben wurde. Jedenfalls war der Nais, ein frommer Mann wels der des Tages fünfmal betete, der Dieb, denn als wir dem leer auds
gegangenen Matroſen zur Entſchädigung den doppelten Werth des Beutels ( 10 Piaſter) gegeben hatten, wurde ihm vom Hais für dieſe 10 Piaſter ein neuer Beutel angeboten , welcher dem abhanden gefommenen volls ftandig glidh ; der Matroſe bezeigte jedoch keine Luft auf den angebote: nen Tauſch einzugehen . Der wieder aufſpringende Wind löſchte die Lidhter der Laternen aus und führte und noch bis zu einem eine Stunde .
vor Minieh gelegenen Dorfe. 25 December. Beim Erwachen fanden wir uns vor Minieh (einer
Marft-Stadt, Bender), am weſtlichen Ufer gelegen, Siß eines Kaſdef oder Nazir , welcher unter dem Gouverneur von Beniſuef ſteht. Wir beſuchten den im Ausbau begriffenen Palaſt, ſo wie die ziemlich vollen : dete Zuderfabrik des Abbas Paſca. Leßtere iſt ein großes Etabliſſes ment und fteht unter der Leitung franzöſiſcher Werfführer. Bei den
Bauten verrichteten Fellahe und deren Kinder Frohndienfte, und es war traurig anzuſehen , wie ſie durch Stoc : und Peitſchenhiebe zur Thätigkeit angetrieben wurden. Oberhalb der Zuđerfabrif, unmittelbar am Fluſſe, finden fich über der Thüre einer Moſchee einige Ueberreſte römiſch -griechiſcher
Den 26 und 27 December hatten wir günſtigen Wind, welder uns ſchnell an den Grotten von Beni Haſſan und Schech Abady vorüber mußten wir bald wegen der Heftigkeit des contráren Winded an einer
wobei wir auf einen großen Zug Pelifans fließen, die fich bei unſerem Annähern rauſchend in die Lüfte erhoben .
Am 29 December erhob fich vor Sonnenaufgang ein fråftiger Wind, welcher und ſchon am folgenden Tage gegen Mittag vor Dfiut, die Hauptſtadt Dberägyptene, brachte, in welchem Range fie Girgeh gefolgt ift; fie liegt eine halbe Stunde vom wefllichen Ufer entfernt und das am Strome gelegene kleine Dorf El Hamra bildet ihren Hafen. Wir
hätten hier zwei Tage verweilen ſollen , welche fich der Maio zur Zu: bereitung des Brodeß ausbedungen hatte ; allein , um den günſtigen Wind zu benußen, beſtimmten wir ihn durch flingende Münze Brod zu kaufen und dann weiter zu regeln. Wir begaben und deßhalb ſogleich
nach unſerer Anfunft mit ihm und einigen Bootsleuten in die Stadt, nach welcher von dem Hafen aus eine von Acajien beſchattete Allee führte. Dfiut (die alte Byfopolis) iſt unſtreitig die größte und beſt:
gebaute Stadt im ganzen Saib, und ihre Lage ' mit mehreren großen Garten in der nächſten Umgebung, iſt auf ihren Wohlſtand von großem
Einfluß. Die Zahl ihrer Einwohner ſoll ſich auf 20,000 Seelen bes laufen und ſie enthalt verſchiedene Bazars, Bäder und mehrere Vordeen, yon denen beſondere eine durch ihr fühne8 Minaret unſere Aufmerkſamfeit auf fich zog. Nördlich von der Stadt, an einem Canale, liegt der mit einem Wall umgebene Palaft des Gouverneure , welcher von 3brahim Paſcha, als er Gouverneur von Oberägypten war , erbaut worden iſt.
Go follen .Dazu die Ueberrefte eines alten Tenpelo Gowel Kebir verwens bet worden ſeyn. Beim Eintritt in die Stadt überraſchte und das linker
Hand unmittelbar am Thore gelegene Gerichtshaus durch ſein gefälliges Aeußere ; indeß fauden wir auch in der Stadt noch mehrere gute, aus Stein aufgeführte Gebäude, die wohlhabenden Einwohnern (Ebni-Beled)
gehören. Die Straßen find enge und , wie die übrigen Städte Aegyps tene, ungepflaſtert; die Stadt iſt in Diſtricte abgetheilt , deren jeder von dem anteren durch ein Thor abgeſchloſſen iſt. Die Bazars waren
reich ausgeſtattet und einige davon ftanden denen von Cairo in feiner Weiſe nach. Wir fauften Sorot , welches wir ſehr theuer bezahlen mußten , und mehrere Pfeifenfópfe, welche in Dfiut in großer Anzahl gefertigt werden ; fie find in Aegypten als die beſten geſchäßt und wer: den in großen Quantitäten nach Cairo verſendet. ( Fortſeßung folgt.)
Gråber aſſyriſcher Könige. Das Athenäum vom 1 Mai ineldet ohne weitere Quellenangabe, Ob . Hawlinſon habe einen Bes
gräbnißplaß von Rönigen und Königinnen Afſyriens gefunden ; File rollen in mächtigen Steinſárgen mit ſchweren Dedeln und mit den königlichen Gewändern geziert daliegen. I Diut iſt der Marktplaß für die Karawanen aus Darſur, welche durch die
IS. Ausland, Jabrg. 1551. Nr. 70. S. 279.
Berlag der 3. G. Gotta'den Buchhandlung.
große Dare kommen .
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widen mann.
Das
A usla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 111 .
8 Mai 1852.
Ein Sonntag am Loch - komond in den ſchottiſchen Hochlanden. 1
hinab in den See ; neben dieſem klimmt ein Fußpfad empor, der zu verſchiebenen Punkten führt, von denen man die einzelnen Waſſerfalle beſſer überſchauen kann . Auf mancher Stelle iſt es
Der Sonntag am 14 September des Ausſtellungejahres 1851 wird in meinem Lebensfalender ein roth angeſtrichener Tag bleiben, und mir auf meinem Leben @pfabe noch weithin nach
möglich, wenn gleich nicht ganz gefahrlos, über den Bach zu ges
leuchten , um ſo heller, je Dunkler dieſer vielleicht wird ! Gegen dieſem Tag unfreiwilliger Quarantaine ! 2
ein einzelner, überaus maleriſcher Punkt bar, wenn man das
langen, indem man von einem Feldblock zum andern ſchreitet, ober nach Umſtänden ſpringt. So ftellt fich Inver&naib-Inn als
-
Es war heller Morgen als wir erwachten , der ģimmel leuchs tete ſo flar ald am Abend zuvor, die Morgenröthe vergoldete
Gebäube, an Feld- und Waldwand gelehnt, von der Seejeite bes trachtet, wo der ſchäumende Waſſerfall bicht daneben hernieders braust. Dody noch viel reizender iſt der Blid, wenn wir uns
die Bergſpigen eben ſo reich und hell wie geſtern bie Abendrothe. Wie Burpurfadeln glühten die ſteilen Feldhäupter in das durch
umwenden , denn dabei überſchauen wir einen großen Sheil des
fichtige Blau hinauf. Ich verwunderte mich über die Klarheit der Luft, ſelbſt auf dem Gee mar nicht bie leiſefte Spur von Nebeln zu erbliden. Das jenſeitige Ufer lag in der vollkommen.
geſtuften Farben, vom Dunkelſten Grün bis zu dem nebligen
ften Deutlichkeit der Umriffe und Farben vor uns.
Go verſprach
Sees gegenüber zur Rechten und zur Linfen, linfo erweitert er
fich ; die Berge treten zurück, zeigen fich durch die Ferne in abs Blau ; rechte bleiben fte und ſo nahe, daß fte ihre volle grüne
denn nicht bloß der Kalender einen Feſttag, ſondern die Natur
Friiche behalten, und die ſchroffen Bildungen der Felſen und Abhänge hervortreten laſſen. Gegenüber erblicken wir im Mor
wollte den Sonntag ebenfale ale ein heiliges Feft begeben, und
genlicht einige helle Gebäube, die uns vom grünen Ufer entges
ihn mit allen Reizen iſyrer Schönheit ſchmüden. Verabredetermaßen gab ſich die Firma R, R, r, zu früheſter Stunde duro Klopfen an die reſpectiven Thüren ihrer reſpectiven Comptoirs bas Signal zu einem Morgenſpaziergang. Das ganze Haus lag noch in tiefem Schlummer, als wir ihon die Hausthür ſelbſt von innen öffneten, und auf den Vorplaş tra ten . Ich zeichne dem Leſer jeßt ein genaueres Bildchen von dem Ort wo wir uns befinden ; es iſt eine kleine Landbucht, wenn
genglänzen, und etwas weiter zur Linken einen ähnlichen Stas
ich es ſo nennen darf, das heißt die Berge und Felſen , die
fich rings an den Ufern des Sees ſtatt unmittelbar in die Wellen zu ſenken , hier ein wenig zurüd treten, laſſen einen , kaum fünf zig Fuß über dem Waſſerīpiegel erhöhten, ziemlich ebenen Raum,
tionee und Lanbung @punkt wie ben unſrigen, Farbet, wo ein
noch behaglicheres Unterfommen zu finden ſeyn ſoll, und wohin ſich auch noch geſtern Abend ein Theil der Reiſenden, da Invers
naib- Jun ganz gefüllt wurde, mittelft Ruber-Rähnen überſepen Ueber die jenſeitigen , gerade vor uns liegenden Ufer ers hoben fich die fablen Feldhäupter der Hochalpen , ganz in åbne lichem Verhältniß wie fie bei den Schweizer-Seen auch hinter den nächſten grünen Uferhöhen aufſteigen. So gewährt der Loche Lomond ganz das Bild eines Schweizerſees, wenn auch ſeine Ufer nicht mit einer ſolchen Fülle von einzelnen Schönheiten aufges ſtattet ſind, als die meiſten Seen der Schweiz. Er gleicht ben
ließ.
dicht von hohen Bergwänden eingeſchloſſen, auf dem das Wirthéa abgelegeneren, einfacheren; allein eben dieſe Einfachheit verleiht haus Inverenaib-Inn, erbaut iſt. Nur ein ganz kleined Gärtchen , mit beſchnittenen Heden, ſehr regelmäßig angepflanzt, mit einer Laube und einigen ſteinernen Figuren geziert, ſchließt fich, der
wilden Natur ein durchaus fremder Beſtandtheil, an das Ge bäude. Gleich dahinter ſteigt der Berg, waldbebuſcht, fteil ems por, hier zieht fich Der Weg hinan , durch den wir geſtern an
ihm einen Charakter de ruhig Erhabenen, des tief Ginſamen, der mir in Landſchaften im Durchſchnittlieber iſt, ſtärfer auf mich wirkt als die üppige Fülle. Ich darf behaupten, daß die Firma R, R, r mit gleich
gelangt ſind ; auf der andern Seite des Hauſes idhäumt in an
ſtarfen und reinen Empfindungen für dieſe Eindrüde der Natur auðgerüſtet war, wenn gleich jeder einzelne anders auffaßte. R war entſchieden Maler, Landſchafter, obgleich er nicht ſelbſt zeich
ſehnlicher Waſſerfülle ein Bach von der ſteilſten Gebirgshöhe
nete. Schon in Stirling hatte ich beim Abendſpaziergang tiefer
1 Ein Bruchſtück aus dem 2. Bande von L. Relftabe „ Sommer:
márchen “ (Reiſe durch England und Schottland), deren erſter Band bereits (bei G. lange) in Darmſtadt erſchienen iſt. Der zweite und dritte erſcheis
eingehende Kunſtgeſpräche mit ihm gehabt. Hier war er el, der und jeden Augenblic auf den glüdlichen Gegenſtand eines Gee målbes aufmerkſam machte, der fich aus der Geſammtheit der
nen im Laufe der nächſten Monate. 2 Wir mußten nämlich, was in früheren Capiteln der Sommermår:
Naturſchönheiten einzeln hervorhob. Sehr richtig, oft mit ſehr
den erzählt wird, einen Tag am loch :Lomond liegen bleiben, weil Sonn:
feinem Gefühl, bezeichnete er dabei wað der Maler hervorheben ,
tags in Schottland fein Dampfidiff arbeitet.
was er weglaſſen müſſe , was nicht in fünftleriſcher Harmonie
442
unb Auêgleichung in tem Stoff jer , den die Natur tarbot. Mir war dieſe Art der Landſchaft & betrachtung wenn nicht neu,
geheiligte Minute nicht ſo im tiefften Innern empfunden, wenn nicht Rund r fte eben ſo ſtumm getheilt hätten.
doch weniger gewohnt ; fte wedte mir aber ein lebhafted Intereſſe. Denn R, mehr Kritiker als Selbſtmaler , wußte ſich und und ſchärfere Rechenſchaft über das Wie und Warum zu geben ;
( Fortſeßung folgt. )
Ein Meeting der Tunkerbruderſchaft.
Künſiler, die mit dem Bleiſtift bilde ftehen , folgen vielleicht noch leriſchen Gingebung , aber ſelten tiſche Rechenſchaft abzulegen ald
in der Hand vor dem Natur reiner und richtiger ihrer fünft wiſſen fte fich ſo flare theores R, ber, ohne eben zu dociren ,
uns doch ſehr anziehend belehrte.
Sein Landsmann S. Lapayon
Ungezogenheit jeßt, wo drinnen die Tiſche für die zweite Abtheis
ſah die Gegend zugleich mit dem Sinn del Naturhiſtorifers an, ohne den Schönheitsſinn in fich abgeſtumpft zu haben. Er gab und ſeine Anſichten über die Eigenthümlichkeit der Felébildungen , er ſchlug mit ſeinem Hammer (ben er ſammt Coinpaß, Lupe ut. beizufteden nicht vergeſſen hatte) merkwürdige Stücke von der
lung bereit waren, durch einen Sturm auf das Haus die Krone
( Schluß .)
Katten die als Zuſchauer anweſenden Amerifaner dhon wäh rend des Geſpräche Ungebühr genug geübt, ſo fo feßten fie ihrer
Wie hungertolle Wölfe auf den Fraß, ſtürzten fte auf die cumauf. Eingänge zu , hoben und ſchoben einander Durch die Fenſter, drängten und ſtießen fich im Saale nach den Schüſſeln durch , ſchrieen , ale bie aufgetragenen Speiſen im Nu verſchwunden wa.
Felowand herunter, pflücte hie unb da auch eine Blume, ein
ren, nach mehr, kurz, ſpielten die ungebärdigen Rangen ſo nas
Blatt, und that ſomit eine feine, wiſſenſchaftliche Würze an den Naturgenuß. R, oder ich , als britter Compagnon deß Reiſes handelshauſes, reflectirte die großen Bilder der Natur in einem dichteriſchen Spiegel . Luft, Licht, Morgen , Stille, Liſpeln der Gebüſche, Rauſchen des Seed, Brauſen des Waſſerfalles, les danken an die Heimath, Bilder der ſchottiſchen Vorzeit, Dichtung,
türlich, daß blog ber Squlmeiſter mit der Ruthe hinter ihnen fehlte, um dieſe Rolle bollfommen zu machen .
Sage - alles miſchte fich in mir ineinander , und wurde mir
zu einer wahren Sonntago -Morgen -Anbacht! Wir ftiegen den fteilen Fußpfad zum Waſſerfalle hinauf. Balblag Das Haus zu unſern Füßen ; der Spiegel del Seed
Als dieſer Triumph der Unverſchämtheit vorüber, der Magen ber Bho - oie gefüllt und der Gräuel der Verwüſtung, die überall auf der Diele verſtreuten Knochen, Fleiſchfeßen und Brobrinden, aus dem Gottee hauſe gefegt war, was von den an ſolche und ichlimmere Scenen gewöhnten Tunfern mit Gleichmuth beſorgt wurde, begann das Beten, Singen und Prebigen von neuem unb dauerte fort, bis die einbredende Dunkelheit an die Ceremonien , bie man vorhatte, mahnte. 8 wurden nun in blechernen Leuche
ſtredte fich tiefer in ſeinem grünen Rahmen hinunter ; die
tern Inſeltlichter auf die Siche geſtellt, und nachdem man einige
Alpenhöhen jenſeits hoben fich freier, höher in bad lichte Blau. Jeft ftanben wir auf einer Fel@platte, wo der Waſſerfall über
auf das folgenbe bezügliche Lieber geſungen und das Leiben Chriſti
nach dem Marcusevangelium verleſen , trugen zwei Brüder, welche
donnernden Fall, gewährte uns einen freieren Blick über die
bie Bembärmel aufgeſtreift und die Handtücher um den Leib ge wunden hatten, ein Faß herein , über welchem fte den übrigen die Füße wuidhen . Dasſelbe geſchah auf der Seite der Schwe ſtern von weiblichen Mitgliedern der Secte, und während der heiligen Handlung ſprach einer der Biſchöfe über die Bedeutung Derſelben , indem er barin nicht bloß eine durch das Niederbeugen
nächſte Lanbidhaft und den Cee.
de& Waſchenben auégedrüdte Verpflichtung zur Demuth, ſondern
und unter uns und zu beiden Seiten ſchäumte. Wir verfolgten ben Sturz des Bachel bis zu ſeiner Mündung in die See ; über und ichien er unmittelbar aus der Umarmung des grünen Wals
Des hervorzuſtürzen , funkelnd und filberbligend im Morgenſonnen. ftrahl. Wir flimmten höher . Eine Felſenkuppe feitwärte vom Der Waflerfall beridrand
/
weißen , rauſchenden Flügel ſchimmerten ununterbro. eben ſo ſebr auch einedurch die Darreidung der Füße des zu halb:ſeine chen zwiſchen dem Eichen- und Buchengebüſch hindurch , daß ihn Waſchenben und den Act des Reinigens verſinnbildete Berechtia umgab. Noch höher ! Der Pfab marb unwegſamer; wir mußten die Zweige der Bäume für jeden Schritt, den wir vorwärts
wollten, auseinanderbiegen .
gung der Brüber dargeſtellt ſab, einander Durch Ermahnung und Vergebung von llebertretungen geiſtig zur Begehung des Abends
Im hohen Graſe verſchwand oft
mahles, das von dein Redner al& Symbol des Mahles der Gläu.
die Spur bell betretenen Weges , dann trat fie an einzeluen
bigen bei der Wiederkunft Chrifti am Abende der Welt aufges
Stellen wieder herror, doch immer dwächer, unerkennbarer.
faßt wurde, zu reinigen.
Nach wenigen Minuten war ſie ganz verloren, eben ſo auf einis gen Seitenpfaben, die wir einzuſchlagen verſuchten ; wir waren
Auf die Fußrraſchung folgte nun das Abendmahl in Geſtalt eines gewöhnlichen Eſſens, wo die Gemeinde, wie zu Mittag geo
eben in der vollkommenften Wirbniß.
Bie zu dieſen Höhen hins
ſchehen , nach einem Tiſchgebete aus Blechnäpfen mit blechernen
auf verlor oder verirrte fich allenfalls der Fuß des Touriften , oder des Einwohnere , der Holz raffen , Heidelbeeren ſuchen mochte ,
Löffeln Suppe, und dann Fleiſch, Brob und Butter ſpeißte.
weiter hinauf war feine Spur mehr zu entdeđen , daß Menſchen dieſe Gegend betraten . Mit wechſelnden Schauern berührte und alle die vollkommene Einſamkeit und erhabene Stille der Natur . Fernab nur braußte bumpf der Waſſerfall , ſonſt ließ fich kein Laut bernehmen ! Gelbft bad Laub liſpelte nicht, denn der Mor-
geldwäßige Feuer und den lungenkräftigen Säugling, leider aber durch weit ſchlimmere Gäſte geſtört und gehöhnt worden. Zum
gen war ſo ſtil , daß nicht ein Blättchen zitterte ! Es war der zweite Theil der Morgenanbacht, die mein Herz hier abhielt. Seltſames Ding Du, menſchliche Seele, menſchliche
Alle dieſe Ceremonien waren zwar nicht mehr burdh bag
Danke nämlich für die ihnen geſpendete Mittagemahlzeit, ließ ftch ' , ale tie Nacht anbrach, bie Rotte der Loafer braußen ans
gelegen fehn , das Liebefeſt der harmloſen Tunfer auf die raf
finirteſte Weiſe zu ſtören .
Einige jobiten und frächsten in die
Ihüren herein , andere fangen den Gaſſenhauer : „ I come from Salem City With my washbowl on my knee,“
Bruſt ! Die Einſamkeit ift dir ſo ſüß, ſo heilig, ſo erhebend, ſo beglüdenb – und doch erradht dir gerade hier die Sehnſucht nach verwandten Seelen und Herzen mit ſo unbezwinglicher
noch andere ſchoſſen init Piſtolen an den Fenſtern, wo die Frauen
Macht. Hätte ich doch , ich weiß & gewiß, auch dieſe einſame,
bem fte das Geſchrei von Gänſen nachahmten, kurz es gab einen
faßen, und wieder andere umfreisten truppweiſe das Haus, in
443
Soon
Ciliciſche Alterthümer.
Scantal, als ob das wilde Heer oder ein zum Blorberg fahren ber Herendor fich draußen auf dem Raſen niedergelaſſen hätte. Das war mehr al8 Bubentollheit, das war Niederträchtigfeit, bei der die Lammbgebulb das Beißen hätte lernen können. Dene
3n der Verſammlung der ethnologiſchen Geſellſchaft zu London am 17 Mårz wurde eine Mittheilung von einem Hrn. Burdhardt
noch aber flang der Lon , in welchem ber vorfißende Biſchof ihnen endlich dieſes Loben verwies, kaum nach Entrüſtung und im
Tarſus in Cilicien . Hr. Barfer entbedte während ſeines Aufenthalts baſelbſt eine große Menge Terra Cottabilder, von denen viele die Laren und Penaten der alten Cilicier waren ; fie find fämmtlich verſtümmelt,
entfernteften nicht wie Zorn, und wer dieſe Milde der Geſinnung nicht achten fann, wird ihr wenigftens ſeine Bewunderung zollen
indeß erkennt man doch noch , daß mehrere derſelben außerordentlich
müſſen . Shrer Buchftäblichkeitetheorie nach fönnte man zu der Er. martung berechtigt zu ſeyn meinen , daß die Tunter die auf ihr
Abendmahl folgende Communion als Genuß des wirklichen Leibes und Blute
Chrifti auffaßten, und ſomit der Lehre von der
Irandubſtantiation huldigten. Dem iſt in deß nicht ſo, wie Peter Neabe Rede zur Einleituug in dieſe Feier bewies , worin er dies jelbe als eine Gelegenheit zu innerlichem Empfinden der Gemein
ſchaft aller Brüder in Glauben und Liebe beutete.
Auf dieſe
Barfer vorgeleſen über die Entdedung einer Anzahl Terra : Cottas zu
ſchon modellirt waren, und Kopf, Glieder und Rörper zeigten eine uns gemeine Vollendung ; einige Röpfe zeichnen fich durch Haßlichkeit aus: Die ganze Höhe der figuren, wenn man ſie reſtaurirte, würde 8" bis 18 " 3. betragen. Auch fanden fich 2—3000 Lampen , darunter einige
hundert noch ganz erhalten ; fie haben die Größe der alten römiſchen Handlampen . Ør. Barfer glaubt, die Figuren ſeyen von den Ciliciern bei ihrer Befehrung zum Chriſtenthum zerſchlagen und vergraben wors ben. Ør . Birch bemerfte , daß mehrere der Röpfe eine auffallende
Aehnlidkeit mit denen hätten, die in Noſellini's großen Wert über die Alterthümer Aegyptens abgebildet fepen . Man fieht einer umfaſſenden Mittheilung Arn. Barfers entgegen. (Liter. Gaz. 1 Mai .)
Anſprache, in welcher alle Gemeindeglieder , die noch Grod gegen einen Bruder ober eine Schweſter hegten, zum Fernbleiben von
Eine Vilfahrt
Dem Tiſche des Herrn oder augenblicklicher Verſöhnung ermahnt
von Atfen bis zur zweiten Katarakte und zurück uadh
wurden , ging ron Mund zu Mund ber heilige Ruß, und dann
Bulak , in den Monaten December 1849 , Januar und Februar 1850 .
erhob ſich ein Bildhof und ſprach ein Gebet über das inzwiſchen Hereingebrachte Brob, welches in dünnen, ungeſäuerten Suchen
Erfter Abonitt.
beſtand, die ſo gebaden waren, baß fie fich leicht und in gleiche
Reiſe von Alerandrien na dy Waby Balfa vor der
Theile zerbrechen ließen.
jweiten Ratarafte .
Das Gebet ishloß mit einem laut von
der ganzen Verſammlung geſagten Amen , und nun brach der
( Fortreßung.)
Adminiſtrator del Sacramente von dem Kuchen einen langen
Nach zwei Uhr trafen wir wieder im Hafen ein und gingen ſofort unter Segel. Wir hatten unſer Abfommen mit dem Rais nicht zu bereuen, denn der Wind war ſeitdem beſtandig günftig, ſo daß wir bereits am Morgen des 3 Januar 1850 vor Kineh eintrafen . Am Nachmittag des 31 December befanden wir uns zwiſchen Tachta und Achmin, als wir eine, den Nit herabfommende Barfe mit deutſcher Flagge erblidten . Sobald dieſelbe mit der unſrigen in gleicher Linie war, gaben wir eine Salve, welche indeß unerwiedert blieb, da,
Streifen ab, wenbete fich dem ihm rechts zunächſt Sißenden zu und ſagte zu ihm : „Lieber Bruder, bag Brob, das wir brechen , iſt die Gemeinſchaft des Leibe8 Jeſu Chrifti", worauf er ein
Stück ron dem Streifen abbrach und dem Nachbar reichte, der es vor fich binlegte, hiernach aber auch den Streifen empfing,
mit dem er, ſeinem Nachbar rechte zugefehrt, in gleicher Weiſe berfuhr wie ber Adminiſtrator.
A18 auf dieſe Art bad Brob an
bald herausſtellte, François unſere Flagge aufzuhiffen vergeſſen n fich Wir iwiehatte. e r zogen ſie eilig auf, und ſobald die inzwiſchen ziemlich weit e V ſen nun gebrochen , und wenn ſie es jeßt åßen, ſo ſollten fie von und entfernten Tricolore erfannt hatten, fie bre Züber unb feuerten einigeStufeab,diedasEho ber benam. ernflichthe anbruised die Bedeutung der Geremoniebeufen and mangled Redeemer. “ them body of our dear „shadowing forth barten Berge hundertfältig wiedergab . alle bertheilt war, erflärte der adminiftrirende Biſchof, Das Brod
Nach der Ausſpendung des Brobe8 betete der Vorfigenbe über den Wein, der in zwei grünen Bodsbeutelflaſchen hereingebracht und aus zinnernen Bechern getrunken wurde, die man in gleis cher Art wie das Brob an der Tafel herumgehen ließ, wäbrend
man fich dabei deutſch oder engliſch zurief : „lieber Bruder, der Wein, den wir trinfen, iſt die Gemeinſchaft des Blutes,Jeſus Chrifti !" und die Gemeinde ein auf die Feier bezügliches lieb fang.
Die ganze Feſtlichkeit dloß mit einem Gebete, worauf Neab die fernbergefommenen Brüber auf den nächſten Morgen zu einem Frühſtüde im Meetinghauſe einlud. Dann zerſtreute man fich , und ich machte mich auf den Heimweg, den die Sterne auf die
erwünſchtefte Weiſe beleuchteten.
Einige Wochen ſpäter aber
folgte ich der beim Abſchiebe wiederholten Aufforderung Neab8, ihn auf ſeiner Farm zu beſuchen , wo ich in ihm, der früher Das Gerberhandwerk betrieben hatte und erſt ſeit einigen Jahren von Virginien hieher ausgewandert war, nicht nur ein findlich lie. benswürdiges Gemüth, ſondern auch einen in theologiſchen Din. gen, mehr als ich erwartet, unterrichteten Mann fennen lernte.
Am 2 Januar erblidten wir auf einer Sandbank das erſte Kroko:
dil ; wir ſegelten jedoch in zu großer Entfernung vorüber, um dasſelbe mit einigen Kugeln begrüßen zu fönnen. In Rineh verweilten wir nur kurze Zeit. Es liegt 1/2 Stunde vom öflichen 11fer, den Ruinen von Denderah gegenüber, an der Stelle von Canopolis, hat jedoch feine Ueberreſte des Alterthums aufzuweiſen . Kineh iſt dull Gmporium für den Handel mit der arabiſchen Rüfte, welde es mit Korn verſorgt , das von hier aus auf der Straße von
Roſſanr nach Yambo und Dichidda geführt wird. Es iſt befannt durd die Manufactur poröſer Waſſerfűbel (Zihr) und Flaſchen ( Rulleh und Doraf) , welche durch ganz Aegypten ſehr geſucht ſind und namentlich
in großer Anzahl auf Flößen nach Cairo geſchafft werden. Der Thon, welchen man in Verbindung mit gefiebter Ajdhe von Halfeh Grao bazu verwendet , wird in einem nördlich von der Stadt gelegenen Thale gegra: ben , wo fich ein reiches Lager davon vorfindet. Am 4 Januar erreichten wir Abends gegen 10 Uhr Luror , am 19 Tage nach unſerer Abreiſe von Cairo . Seit dem 29 December waren wir faft ohne Unterbrechung geſegelt, und hatten doch nicht einen Augen: blid Langeweile gefühlt. Das Grün der an den Ufern fich hinziehenden Saaten, die Palmen, welche in Oberägypten ſchöner als in Unterägyps ten gedeihen, die fühnen Felſen , von denen der Schau der Schufles wie Donner wiederhalt , der jeden Abend ein neues Schauſpiel gewährende
B
Untergang der Sonne und Aufgang des Mondes, alle dieſe Herrlichfeis ten der Natur feffeln das Auge und beſchäftigen den Geiſt.
ws
444
Da der Wind im Laufe des Nachmittag in der Nähe des am
linten Ufer gelegenen Dorfes Herment (dem alten Hermonthis) aufhörte, To fliegen wir an das Land , um die daſelbſt befindlichen Ruinen zu beſuchen . Zu Hermonthis ſtanden einſt zwei von der Cleopatra •erbaute Tempel, auf deren Trümmern fick jept arabiſche Bauerhütten erheben ;
nur adht in zwei Reihen vertheilte Säulen aus Sandſtein, mit Hiero: glyphen und verſchiedenen Capitalern geid müdt, find von der Zerſtörung verſdont geblieben .
Am Morgen des 6 Januar langten wir zeitig vor Goneh. der alten Latopolis, an, mit der Ausſicht zwei Tage an ſeinem Geflade zu vers weilen , da die Mannſdhaft ſich hier Brod bereiten wollte. Bald nach unſerer Anfunft beſuchten wir die mitten in der Stadt gelegene Tenipel: vorhalle, die im Jahre 1842 auf Befehl Mohammed Ali's ausgegraben worden iſt. Von dem Hofe eines am Marfte gelegenen Hauſed führt eine Treppe in den Porticus hinab ., und wie wenig er von oben zu verſprechen ſcheint, umſomehr überraſcht, wenn man hinabgeſtiegen iſt,
die Erhabenheit ſeines Styles. 24 foloſſale Säulen , in vier Reihen vertheilt und eine jede mit Hieroglyphen und verſchiedenem Capital geziert, tragen den Plafond, in welchen links vom Eingange ein Zodiacus
eingegraben iſt. Dede und Wände fint gleich den Säulen mit Hieros glyphen angefüllt, von welden leßteren beſonders einige Zeilen auf den Pilaſtern zu jeder Seite der erſten Säulenreihe intereſſant find, welche die Namen der ägyptiſchen Monate enthalten. Nach Sir Gardner Wil: finſon fol dieſer Porticus aus der Römerzeit ſtammen , indem in der über dem Eingang befindlichen Dedication nur ſpåterer Caſaren, 3. G. deo Tiberius, Claudius, Germanicus und des Veſpaſianus Grwähnung gethan iſt. Seit drei Monaten war auf Befehl Abbas Paſcha's die Aus: grabung wieder im Gange, in der Hoffnung die Ueberreſte des Tempels ſelbſt zu Tage zu fördern. Die Gingånge zu zwei Gemächern hinter der wefilichen Wand der Halle waren bereits vom Staube frei gemacht.
aufhielt, in fie verliebt und große Summen mit ihr verſchwendet hatte.
Geneh wurde ihr von der cairiniſchen Polizei als Aufenthaltsort an. gewieſen , und ſie erhålt aus Staatsmitteln freie Wohnung und eine monatliche Unterſtüßung von 20 Piaftern ; davon würde fie allerdings faum leben können, doch iſt zu bedenken, daß ſo leicht feine Varfe mit Reiſenden an Geneh vorüberfährt, die ihr nicht einen reichlichen Zuſdub zu ihrer monatlichen Rente bråchte. Ihr Haug, an dem ſüdlichen Ende der Stadt gelegen , war flein , aber nett eingerichtet. Gine ſchmale
Treppe führte nach dem freundlichen, durch vier Lampen hell erleuchteten Zimmer , in welchem fich zwei Diwang an den Wänden hinzogen und defien Fußboden mit Teppichen ausgelegt war. Kaum hatten wir uns
niedergelaſſen , ſo trat die Almeh ein ; man hatte und ihre Schönheit nicht übertrieben geſchildert – es war eine Frau von wahrhaft junonis ſcher Geſtalt. Dao dunfle Haupthaar wallte in zierlichen Flechten über die Schultern herab , ihre ſchwarzen Augen ſtrahlten in orientaliſcher Gluth, und die purpurnen Lippen des fleinen Mundes verbargen nur halb die glänzenden Zähne . Ihre Kleidung beſtand aus einer Jade (saltah) von ſchwarzem Tüll , langen weiten Hoſen (Schintiyan ) aug buntſeideneun Stoff, und als Kopfſchmud diente ihr ein fleiner , reid
verzierter Tarbuſch. Zum Willfomm überreichte fie einem jeden von ung mit bezauberndem Lacheln einen finnig gewundenen Strauß , und ließ fich darin in einer Ede des Diwang nieder. Nachdem noch zwei Tänzerinnen, die freilich in der Nähe der Rutſchu Kanem gånzlich vers
ſchwanden, ein Mann mit einer Art Violine ( Remengeh) und eine alte widerliche Frau mit einem Tamburin (Tar) verſehen, eingetreten waren, ließ ich Kutſchu Ranem die Darabufah reichen , und ſtimmte ein Lied: den an, welches die Gigenſchaften eines fern weilenden Liebhaber8 pries. Sie ſchlug bie Darabufah mit ihren fleinen Händen mit unbeſchreib
lidher Grazie , und entfaltete bei dem Vortrag bed lieber eine liebens würdige Coquetterie ; als fle geendet , that fie einige Züge aus einer
ten und der Nazir von Esneh (Stellvertreter des Gouverneurs) und ein
leerte ein ziemlich inhaltsvolles Glas Arafi , was Nargileh , und allerdings unſern Enthuſiasmus etwas abfühlte. Auf den Geſang folgte
Officier durch ihren Beſuch. Wir unterhielten und mit ihnen noths
Tanz , wozu das Drcheſter in unharmoniſchen Weiſen aufſpielte und
Nachdem wir wieder auf die Barfe zurüdgefehrt waren, überraſch: dürftig durch den Dragoman und boten ihnen endlich ein Glas Wein an ; ſie ſträubten fid zwar anfange dagegen , indem ſie ung durch Gebården zu verſtehen gaben , daß ihnen der Genuß des Weines durch ihre Religion verboten rey, leerten aber dann zwei Flaſchen Champagner mit ſolcher Behendigfeit, daß wir ein jeder faum ein Glas davon erhal: ten konnten . Mein Freund äußerte hierauf, daß er ſehr gern eine Sfijze von der Nuine entworfen hätte , jedoch durch den in Folge der Aus: grabung aufgeregten Staub daran verhindert ren. Sogleich erhob ſich der Nazir, um die Arbeit einſtellen und Waſſer ſprengen zu laſſen , und ſchidte nach Verlauf einer Viertelſtunde einen Boten mit der willfomnienen .
Nachricht, daß mein Freund ungeſtört arbeiten fönne . Während dieſer in der Tiefe der Tempelhalle, in welcher, trobem daß reichlich geſprengt
worden war, noch dichte Staubwolfen hingen, mit dem Pinſel beſdaf tigt war , ging ich allein auf dem Gemüſemarft und in dem fleinen
Bazar herum , fortwährend von Jung und Alt mit dem läſtigen Geſchrei: Bak. ichiſch ya Hawadſcheh ! verfolgt; Hawadſcheh bedeutet Raufaiann, Krämer, und die Araber beehren jeden Franfen mit dieſem Titel, da ſie dieſelben für ein Volf von Krämern halten . Nad Sonnenuntergang begaben wir uns in das Haus einer Almen ; die Almehe ( eigentlich gelehrte Frauen) find Eangerinnen und Tänzerinnen zugleich, die ſich in früheren
Zeiten wegen ihrer Kunſt großen Anſehen8 in Cairo erfreuten , und bei feiner feſtlichen Gelegenheit fehlen durften . Auf Anlaß der Ulemas (Gelehrte des 3elam), die an ihrem Treiben Aergerniß nahmen, wurden fie jedoch aus der Hauptſtadt entfernt und in mehrere Städte Oberägyp: tens, vorzüglich nad Goneh, verbannt. Jeßt iſt ihre Kunſt tief geſun fen und ſie fehen mit den Gauazie, gewöhnlichen Tänzerinnen, faſt auf derſelben Stufe. Die Almet, welche wir beſuchten , hieß Kutídu Ranem , wegen ihrer Schönheit nodi jept zu Cairo in gutem Andenfen , obgleich fie bereits
vor ſechs Jahren von dort verwieſen worden iſt, weil fich der Sohn des Ben von Tunie , der fide zu jener Zeit in der ägyptiſden Hauptftadt
Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
wobei fie in einigen Touren von den beiden übrigen Tänzerinnen unter:
ſtúßt wurde. Die Bewegungen bei dieſem Tanz find nicht zu ſchildern ; fie würden die Beſchreibungen, die uns die alten vom Motus Jonicus geben, faſt übertreffen, und es iſt allerdings den ulemas faum zu ver: argen, wenn ſie das Tanzen der Almehe anſtößig fanden .
Nachdem und die Almeh einige Stunden abwechſelnd turd Geſang und Tanz unterhalten hatte, nahmen wir Abſchied von ihr und famen auf unſerem Heinwege in der Anſicht überein , daß die Almehe jeden: falls zu den Sehenswürdigfeiten Aegypten& zu zählen reyen. (Fortſeßung folgt.)
H å u ſerbau in London. Wenn man die machtige Zahl Háujer ſieht, die auf allen Seiten in London gebaut werden, ſo fragt man fich oft, wo rollen die Bewohner dazu herfommen ? In Wirklichfeit hält aber die Anzahl Häuſer faum Schritt mit dem Steigen der Bevölferung, und in fünfzig Jahren muß ſich die Zahl der im Jahr 1851 vorhan : denen Häuſer (307,722) verdoppeln , um mit dem geometriſchen Fort: ſchritt der Lebenden Schritt zu halten. Verhältnißmäßg ſchienen einige Häuſer unbewohnt , und der Cenſus gibt nur fünf Procent an. Die Zahl der Häuſer, die man im J. 1852 bauen muß, beträgt 6151 , im
nädöſten Jahr 6268 u. ſ. f. Denn obwohl die Einwohnerzahl ſeit zehn Jahren um 21 Proc. geſtiegen iſt , ſtiegen die bewohnten Häuſer doch nur um 17 Proc , ein Beweis , daß die Maſien entweder dichter aufs
einander gepadt find als vor 10 Jahren, oder daß die neu erbauten Häuſer bequemer und größer find. In den áltern Diſtricten Londong ſieht man ießt viele unbewohnte Häuſer, wo man noch vor wenigen Jahren faſt
um feinen Preis eine Wohnung miethen fonnte , und man muß alſo .
baraus ſchließen , daß die Ginwohner ſchlechter logirt und die Häuſer ſtarfer angepfropft find, als ehemale . Die Angaben über die vorhan dene Häuſerzahl ſowohl, als die über die fünftig zu bauenden Hauſer find aus den Berichten des Generalregiſtrators gezogen. (Athen. 1 Mai .) Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur 112. Nr.
10 Mai 1852.
Fraſers Magazine vom September 5. 3. enthielt einen ums
keit“ der Hornſchlangen geſprochen, weil ich ſehr häufig in der That bemerkte, daß das Thier, ſo lebendig es auch noch
ſtändlichen Artifel über dieſen vielbeſprochenen Gegenſtand, in
einen Augenblick zuvor ſeyn mochte, plößlich wie von einem Un
Schlangenzauber.
welchem namentlich der Piylen in Aegypten , der Marmariben im übrigen Afrika und der Marſen in Italien gebacht war. Die
Seugniſſe der Alten über bie Kunſt Schlangen zu zähmen und unſchädlich zu machen, ſelbft ohne ihnen bie Giftzähne auszubre den, find ſehr zahlreich. Plinius behauptet, ,,bie Schlangenzaus berer idwißten durch alle Poren einen Schweiß aus, der für die Schlangen ein wahres Gift ſey ober vielmehr eine betäubende
Kraft habe, ja er ſagt, dieſe foſtbare Gabe biene ihnen als Probe, um fich der Treue ihrer Frauen zu verſichern. Sobald bei ihnen ein Kind auf die Welt koume, ließen ſie es durch eine
giftige Schlange beißen, ficher daß dem kleinen Geichöpfe kein Uebel widerfahre, wenn die Mutter dem Ehebett treu geblieben rey . "
Es iſt alſo hier eine erbliche phyſiſche Eigenthümlichkeit
gemeint ; wie es ſich damit verhalte, müſſen wir freilich dahin
wohlleyn ergriffen ſchien, wenn einer dieſer Barbaren es in die Hand nahm ; ed ſchloß öfters die Augen und drehte ſeinen ſchrecks lichen Rachen nie gegen den Arm ber es hielt. Ich fragte Rittu, wie dieſe Leute eß machten , um fich gegen dag töbtliche Gift der Sælange zu ſchüßen . – „ Sie find ſo geboren",“ antwortete er mir, und dasſelbe antworteten auch die ernſthafteſten und achtunge: 11
wertheſten Leute des Landed.
Dat Volt glaubt an den magis
ſchen Zauber gemiſfer Worte ober Schriften , aber die Mehrzahl kennt das Geheimniß dieſer Unverleßlichkeit, und dieß beſteht aus der Anwendung beſtimmter Decocte von Kräutern und Wurzeln ." Bruce glaubte augenſcheinlich, daß e8 vermittelft einer bee
ſondern Vorbereitung jedermann möglich Ten, dasſelbe Spiel mit ben Schlangen zu treiben, doch hat er nie den Muth gehabt, felbft den Verſuch zu machen . Faßt man zuſammen, was oben
geſtellt ſeyn laſſen, jebenfalls aber gibt eß noch jeßt in Aegypten
über die erbliche Eigenſchaft der Pſyuen geſagt murbe, ſo wie
Leute genug, bie ſolche Schlangen zu zähmen wiſſen und bei denen fich , wenn nicht die phyftiche Unverleßlichkeit, doch die Runft ohne Schaben mit Schlangen umzugehen, vererbt. Bruce, der bekannte Reiſende, bemerkt, daß jämmtliche Schwarze von Sen naar gegen Skorpionenſtiche und Schlangenbiſſe vollkommen ficher ſeyen. Sie nehmen Hornſchlangen in die Hände, ſteden fie in ihren Buſen , werfen ſie fich an die Köpfe, wie Knaben mit Aepfeln und Federbåden thun, ohne daß dieſe, augenſcheinlich für die Thiere nicht ſehr angenehme Beluſtigung ihre Wuth ſo reizt,
Den Glauben in Sennaar ſelbft, daß das Volf ſo geboren ſey, und ſtellt dieß neben die Nachricht, daß der Araber burd das
daß fte zu beißen verſuchen . Dieſe Gicherheit ſcheint fein Geſchenk der Geburt bei den Arabern des Landes zu ſeyn , aber ſte erwers
zauber augenſcheinlich eine Ueberlieferung. Ein junger, fünf zehnjähriger Araber, der kürzlich in England war, und hier in Verbindung mit einem ältern Manne ſeine Künſte zeigte, wurbe gefragt, wie er ſeine Kunſt gelernt habe ; er antwortete , ſein
ben ſolche, indem ſie von Jugend auf eine gewiſſe Wurzel fauen, und fich mit einem Aufguß von nur ihnen bekannten Pflanzen waſchen.
Bruce erzählt : „ eines Tags als ich bei dem Bruder
Scheich Adelahé, des erſten Miniſters, war, brachte einer der Skla ven eine Horníqlange herein, die er in einem Loch gefangen hatte.
Da er dieſelbe mit der größten Unbefangenheit in den
Händen herumdrehte, verbarg ich ihm die Vermuthung nicht, daß er bem Thier die Giftzähne ausgebrochen habe ; er behaup tete aber das Gegentheil, und berief fich auf das Zeugniß Kittu's, ſeines Feren, der gleichfalle die Schlange nalm, fie fich um den Arm winden, und auf mein Verlangen fte mir durch den Skla ven ins þaus bringen ließ. Hier angelangt nahm ich alsbald ein Huhn und hielt es der Hornſdlange vor. Die ſcheinbare
Gleichgültigkeit dieſer legtern verſchwand ſogleich, fie warf ſich auf das Huhn und biß eß mit Wuth ; daß arme Dpfer ſtarb faſt augenblidlich. 34 habe von der ſcheinbaren Gleichgültig
Kauen von Wurzeln und das Waſchen mit einem Abſud beſone Derer Kräuter dieſe Eigenſchaft erwerbe, ſo wird man berſucht anzunehmen, daß im Gennaar, wo es ſo viele giftige Schlangen gibt und unter einigen Stämmen Aegypteng der Genuß gewiſſer
Kräuter und Wurzeln in die gewöhnliche Nahrung übergegangen Tey, ſo daß die Mehrzahl nicht mehr weiß warum fie unvers wundbar iſt. Bei den Arabern Aegypteng iſt dieſer Schlangens
Vater ſey ein heiliger Mann, und habe feine Furcht vor Schlans gen, er ſelbſt eben ſo wenig, und ſo könnten ihm die Schlangen fein Leib zufügen. Der ältere Araber behauptete, er gehöre zu einem Stamme, Namens Rufaiah, deſſen Mitglieder von Vater auf den Sohn, ſeit mehrern Generationen, das " Geheimniß die
Schlangen zu verzaubern geerbt hätten. Dieſer Stamm fou fich von einem gewiſſen Rufai berleiten, einem heiligen Moblem , deſſen Grab noch zu Badrah zu ſehen ſeh, und wohin die Rus faiaho wallfahrten.
Dieſer Drt", ſagen fte, iſt von Schlangen
bevölfert, aber der Heilige hält ihre giftigen Rachen geſchloſſen, ſo daß die Pilger ohne Gefahr mitten unter fte treten . “
woodpi
446
Ein Sonntag am Loch - Lomond in den ſchottiſchen Hochlanden. ( Fortſepung.)
Der Landſchafter und Naturforſcher wollten aber mehr ron Der lanbidhaft und Natur haben, ale der Poet, der ſich mit dem was er hatte, vollkommen begnügte, ja im Ueberfluß ichwelgte.
Inzwiſchen die Firma beſchloß nun eine Entdeckungsreiſe in die terra incognita. Ich läugne eß nicht, eb erfüllte uns mit einiger Wichtigkeit, daß wir uns vorſtellen konnten , wir befän.
den uns hier in einem ſchottiſchen Urwalde, und hätten die gün. ftigſte Gelegenheit zu Forſchungen in den ungefannteſten Theilen der Erbe.
Zwar fonnte ich mir leicht vorſtellen , daß ein ſchottic
ſcher Hochländer, der etwa vom Heidelberger Soloß in die wilde Waltung des Odenwalbed, abſeits von Fußpfaden emporkletterte, fich in einem eben ſo unentbedten Amerika glauben möchte ; ich
wette ſogar, wenn ich einen Caledonier in die Jungfernhaide bei Berlin verſeße, und ihn zwiſchen dem Kieferngeſträuch und Hims beer- und Brombeergeſtrüpp ſeinen Weg , hundert Schritt abſeite von der großen ſandigen Heerſtraße nach Spaubau oder Char lottenburg laufen laſſe, daß er fich eben ſo wie ein Bewohner der nordiſchen Urwälter erſcheinen wird ; allein das alles thut
nichte. Wir waren einmal in der ſchottiſchen Wildniß ohne Weg und Steg, und ſo nabe Nachbarſchaft fie mit der Gultur der Dampfidhiffe und ben ſaftigen Beeffteafe und fetten Hammeld.
keulen von Inverenaib - Inn hält, fie bleibt und blieb vou Ginöde und Ginjamkeit.
Eine Viertelſtunde kämpften wir uns durch den Wald, zivis iden hohen Farrenfräutern, über Feløblöcke, Daß bidhte Gezweig der Zwergeichen durchbrechend, bergauf und bergab vorwärts. Wir ſuchen den Waſjerfall, ober vielmehr ſeine höhere Forts ſegung wieder zu erreichen , und wollten dann den Verſuch mas den, dieſen Rubifon zu überſchreiten , um die fteileren Höhen
| geiſt vorgedrungen ſey , gelten.
Denn ziemlich verfault waren
bie Balfen und Bretter, und mit grünem Mood bewachſen , oder jener ſchlüpfrigen Nobilis Aerugo bebedt, die dae hehre Renne zeichen hohen Alterthume in der Nähe verwitternber Hölzer zu
jeyn pflegt. R erkannte ſofort das ächt Maleriſche dieſes Stands punkte8, und ichwur, jede berfaulte Planfe ſey einen vermitterten Marmor Lorſo werth für den Pinſel! – r concebirte ; er faßte aber zugleich die naturhiſtoriſche Wichtigkeit der Entbedung
icharf ins Auge, und ſtellte Prüfungen über den Grab der Vere ſteinerung, den dieſe Urculturhölzer erreicht haben fonnten, an. Ich freute mich der belehrenden Reſultate, die ich durch beibe empfing, und hielt es für Pflicht, als Compagnon der Firma auch meinen Antheil und Ginſchuß in den gemeinſamen Bildungs. fond zu zahlen durch mehrere dichteriſche Bemerkungen , Aufe faſſungen und Gleichniſſe. Zum Unglüd für den Leſer habe ich fte vergeſſen , und weiß nur ſo viel davon , daß er um viel fommt ! Einigen Erſat fann e8 ihm aber geben, daß ein romantiſches Ereigniß unſern Zuſtänden einen erhöhten Reiz gab. Denn er glitt bei der Unterſuchung eines Schalbrettes mit der lupe, um über die Rryptogamen, die ich auf dem Holz gebildet hatten ,
Conjecturen zu machen, dergeſtalt mit dem linfen Bein auß, daß das rechte dieſem folgen mußte, und die Kuppel, welche zu tra gen die Pflicht beiber iſt, gleichfalls ſtarf fiel, ſo tief die Sowere fraft e& forderte, 0. h. bis der Boden unüberwindlichen Widere ſtand leiſtete. Ein ſchöner, glänzend grüner Nobilis Aerugos Fleck auf der Reveréſeite ſeiner Beinfleider war der nicht verache
tendwerthe Ertrag dieſes romantiſchen Falleg ' - Caſus oder lapſu8, wie der Leſer will - denn es ließen fich an den Pflane zen und Mineralatomen , die den Färbeſtoff auf dem Drillich grunde der Hoſen auftrugen, ſpäterhin höchſt intereſſante mifro [ fopiſche Beobachtungen anſtellen . Bei alle dem, ich verſichere e Guch, Leſer, war der Morgen
Gerißte Hände, zerriſſenc Röde, abgeſtreifte Müßen oder
ſpaziergang wundervoll, und gerade die Uebergangsſtelle an dem halb eingeflürzten Wehr läßt eine romantiſche Erinnerung in mir zurück, die der Reiſe ins Hodland werth ift. – Von jept an hatten wir einen unfehlbaren Wegweiſer an dem Waſſerfall,
Hüte find bei ſolchen Unternehmungsreiſen unſchäßbare Erhöhun.
Nur ſprang er mir zuweilen etwas zu hoch abwärts, unb meis
gen der romantiſchen Zuſtände! Wäre einem von und der Stiefel
nen Compagnons auch. Wir ſchlugen und daber wieder in den Walb, und kletterten, ſo gut es die nicht vorhandenen Fußpfabe und die allerdings auch hier in der freien Debe geltenden Geſepe
jenſeits ſeine tief eingeldynittenen Shales zu erſteigen, die uns eine viel fernere, weitere Ausſicht über den ganzen Lomondſee verſprachen.
im Sumpf ſteden geblieben, der abenteuerliche Reiz würde fich unſtreitig auf einen noch viel höhern Grad geſteigert haben . Ins zwiſchen famen wir ohne eclatantes Urwalbgabenteuer wirklich bis an den immer in brauſenden Cascaben durch den Wald bres chenden Bach. Allein wie hinüber ? Wir eilten auf und ab ! Endlich entbedten wir, da wir uns menſchlichen Wahrungen und Zuſtänden wieder näherten eine Brücke ? Nein ; das würde
tobende Gewalt de Bergmaſſer& völlig abgeſchnitten geweſen wären von dem Frühſtück. Denn daß wir den ganzen zweiſtündigen
ung zu ſehr aus unſern romantiſchen Wildnißphantaſien ber.
Spaziergang eigentlich nur unternommen , um unſern Appetit zu
îcheucht haben ; aber ein halb eingeſtürztes Wehr. Zwar leider auch eine Spur ton menſchlicher Berrobnung dieſer ſonſt noch
dieſem nach Maßgabe der Höhe, die wir erflimmten, zu erhöhen, fteht jeder vernünftige leſer ſogleich ein. -- Wir fanden jeßt das
von feinem Sterblichen betretenen Walbeinſamfeit , aber doch eine, von der wir annehmen fonnten, daß fie nur den Rüdzug der
Lea-Room ſchon völlig belebt . Blonbchen 1 jah aus,, mit ihren yout Salaf und der Wärme des Bettes gerötheten Wangen, wie
Cultur aus dieſer unwirthbaren Debe bezeichnete, eine ſeit Jabr. zehnten aufgegebene Stätte. Ungefähr wie jeßt, wenn wir in
ein Röschen vom Shau erfriſcht, vom Sonnenſtrahl geöffnet. Auch Lady Album ich fordere den heraus, der da meint, daß eine Zweiundbreißigerin nicht immer noch ſehr einladend auss
Indien wandern , die Irümmer der zwölf Altäre Alerandere , die er ſeiner Umfehr als Deufmal jepte, und erſt recht als ein
Zeugniß des Untergange aller Herrlichkeit gelten würden , jo nahmen wir das Wehr als ein ſolches, als eine Spur uralter,
wo möglich vorweltlicher Cultur dieſer jeßt dem Urzuſtande zurück. gegebenen Länder. Das Datum des Antidilurianiểmus fonnte aber alles Ernſtes wohl nur zehn bis zwanzig Jahre vor unſerm Auf. finden dieſes Denfmals, wie weit menſchlicher Unternehmunges
Der Sdywere zuliefen, wieder bis zum Wirthehauſe hinab.
Doch ,
wohl gemerkt, nachdem wir den Rückübergang an der nämlichen
Stelle deg zertrümmerten Wehre gemacht, da wir ſonſt durch die
ſehen kann, ſelbſt neben einem ſo gracioſen jungen Achtzehnender alé Blondchen - ſelbſt Lady Album ſab vergnügt, jonntäglich, ordentlich appetitlich aus .
Wir wurden freundlichſt eins
geladen Play zu nehmen , und folgten der Einladung vergnüg 1 Blondden, lady Album , Rat u. ſ. w. Find früher bereits charat teriſirte Reiſegefährten in die Hochlande, die ſich im Verfolg noch ſelbſt weiter caratteriſiren.
447 lidt. Ueberhaupt darf ich ſagen , daß der fleine Kreie , der fich noch durch ein halb Duzend Mitentdecter des Hochlanbed ver ftärkte, ohne beſondere fchriftliche Stipulation , ſondern jeber für fidh that ſein Gelübbe im Stillen, das Pactum ab, den Sonntag
Beſchwerde führte, vollkommen recht, unb beftätigte ihn in ſeinem
Aber alles will ſeine Drbnung haben , jeder Staat muß vers waltet werden ; man braucht Miniſter, Beamte, genug Geſchäfte
Vorſa, fichießt an Ben Sheetopf zu jepen , und dabei Dame mit ſeinen Gefährten zu ſpielen , ohne wieder einen Gritt vors Haus zu thun , bie bas Dampfichiff Morgen früh ihn fortſchaffe aus dem verfluchten Nebellod Loch Lomond ! - inzwiſchen legte ich mit Raß Beſchlag auf den Nachen , der und Halbzwölf bequem faßte, und vertraute der Rede des Wirths, welcher uns ſagte: die beginnende Wärme der Sonnenſtrahlen erzeuge allemal Nebel bei helftem Wetter um dieſe Jahreszeit auf dem See, allein bie
führer. Ich erſtattete zuvörderſt Bericht über unſere Entdeckun .
ſteigende ſchlage ihn nieder.
gen, fte erregten ben größten Antheil und fanden die berbiente
und ſo geſchah eß, und die Erpedition fonnte beginnen .
am Lomond auf das vollfommenfte zu heiligen, D. h . auf das freubigfte zu genießen, und hauptſächlich durch eine wahrhaft driftliche Geſinnung der Eintracht.
In einer Stunde iſt alles vorbei,
( Fortſetung folgt.)
Anerfennung. El baute fich darauf der ſehr vernünftige Besi ſchluß, daß, da zu Lande alles geſchehen ſet, was die Ehre der forſchenden Reiſegeſellſchaft, was die Rechte der Wiſſenſchaft und
Eine Wilfahrt
Runft forberten, ſo müffe eine zweite Entdeckungs- Grpebition zur See auêgerüſtet werden, durch eine Seefahrt. Ein allgemeines
von Atfen bis zur zweiten Katarakte und zurück nach Bulak , in den Monaten December 1849 , Januar und
Hear ! Sear ! nahm den Antrag, der rauſchendſte parlamentariſche Beifall den Beſchluß auf. Raß wurde ſofort zum Admiral ber Flotte ernannt ; R und r leiſteten einen Eib als freiwillige Rus derer ; ich ſchwur der luſtigſte und loderſte Paſſagier zu werden. Ein junges Ehepaar, das, lo ſchien es mir, die Flitterwochen oder den ponigmond, wie der Franzoſe ſagt, in den Hochlanden genießen wollte, verſprach ber Erpedition den ergiebigften Ertrag an froher Stimmung. Blonbchen lächelte nur, und damit war
Araber mit einem geſattelten Pferde auf mich zu fam , und mich einlub, es zu befteigen ; ich dlug die Einladung nicht aus, id wang mich auf
alles geſagt und gegeben, und ihre Duegna verpflichtete ſich ſogar
ſein Rößlein, trabte einigemale zur großen Freude der fich verſammelns
ihr Album - mit einzuſchiffen.
den Menge auf und ab , ließ dann einen unſerer Sättel auflegen und ritt mehrere Stunden in den Umgebungen Esneho umher. Ich war
Nun hatten wir, was wir irgend
wünſchen fonnten , audgenommen Thee ! Allein die Damen halfen dem Mangel ſo rahleunig als freundlich ab, unb ba es der Erpes bition auch an Mundoorrath ( Toaſts fann ich in einem ſchönen Doppelſinn bazu rechnen ) nicht fehlte, ſo hinderte nichts -- fie noch aufzuſchieben, und auf das behaglichſte zu frühſtüden .
Februar 1830 .
Erfter Abidhnitt. Reiſe von Alerandrien nach Wady Halfa vor der
3weiten Katarafte. ( Fortſeßung.)
Am 7 Januar ging ich gegen Mittag am 11fer auf und ab, als ein
ungefähr eine Meile durch grünende Saaten getrabt, als der Weg dicht hinter einem Dorfe ſich plößlid verlief. Während ich ſpåhte, wohin ich mein Thier lenken ſollte, war ein greiſer Araber zu mir herangetreten, welcher ſeinen Shawl auf die Erde ausbreitete, mich einluð, abzuſteigen, und einen Tidibuk mit ihm zu rauchen ; da ich indeß fißen blieb , ſo
Allein, wie es den allzu eifrigen Beichlüſſen und Unterneh.
reichte er mir die Pfeife auf das Pferd , und war ſehr erfreut als ich
mungen zu gehen pflegt, wir hatten in zwiefacher Weiſe die Reche
ſeinen Tabaf vortrefflich fand ; id machte mich ſchon auf den unvermeid: lidher. Bafidiſch gefaßt, fand aber, daß ich dem guten Manne Unrecht gethan, denn wir ſchieben , ohne daß jenes Wort ſeine Lippen verließ.
nung ohne ben Wirth gemacht! Das Wetter war herrlich, die Sonne ftand am ſchönſten blauen Himmel, aber ... Der See batte ſeine Launen , daß Ihal hatte ſie, denn fie Hüllten fich in dichte
leber Gräben und durch Verhaue war ich bald wieder auf einen Weg
Nebel ! Nur zwanzig, breißig Fuß hody denn über uno ſaben wir immer die lichte Sonne, ſogar das Blau Durch die feinges
gelangt , welcher von der grünen flur nad der fandigen Wüfte führte. Welcher Abftand, wenn man von den Sandhügeln herab auf der einen
fräuſelten Wölfchen ſchimmern.
Seite die üppigſte Vegetation , auf der anderen nicht als Sand und Steine erblidt ! Gegen 4 Nachmittago kehrte ich nach Geneh zurück und ſtattete in Begleitung des Dragoman dem Nazir in ſeiner Amtos wohnung einen Gegenbeſuch ab , bei welcher Gelegenheit er mir mits
Allein bidt am Ufer, auf der
Waſſerfläche ſelbſt, war es volfommen Nebelnacht! So hatte man denn die Nebel des Hochlanb8 !
-
„ Und der Wirth, was ſagte
Er ?" - Er ſagte uns, daß feine Nachen zur Waſſerfahrt ba ſeyen ! - , Verwünſcht !" Ja, das war auch ungefähr unſer Wort,
.
.
theilte , daß von allen Feldfrüchten, welde die Fellahø anbauen , dem
-
in brei Sprachen ſogar, beutic , franzöflich und engliſch. Allein die Dreifache Malediction half uns nicht , ſte ichaffte weber den
Nebel fort, noch die Nachen herbei. Gine früher auf Entdeckun gen reiſende Geſelidhaft hatte einen der leßteren entführt, ein anderer war zum Fiſchfang benußt worden, ein britter nach Tarbet
hinüber geſchickt — genug es war feiner da ! Aber der Nebel war da, und blieb ba ! Er aber half uns
zum Nachen ; denn
die Entdeckungefahrer die vor uns audgefahren waren, entdeckten nichte ; fie fehrten nach einer halben Stunde zurüd, und bes
theuerten , Schottland ſey ein abſcheuliches Land ; es liege Tag aus Tag ein, Jahr aus Jahr ein , in Nebeln ſo dicht wie eichene
Schiff& bohlen – und die Reiſebeſchreiber unb Poeten, die Gott weiß was von den Schönheiten des Hochlandes und deß Loch
Lomond fabelten , ſeyen alleſammt verdammte Lügner und Flun Ich gab dem alten Londoner Brauer, der dieſe beredte
ferer !
1 Sie führte ein in früheren Capiteln der Sommermährden geſchils dertes rieſenhaftes Zeichenalbum mit.
Pardha der dritte Theil abgeliefert werden muß. Sein Amt iſt , die Naturallieferungen in Empfang zu nehmen und ſie nach Cairo zu ſenden. Nachdem wir uns vor die Thüre ſeines Hauſes gefeßt hatten und behag lich die nimmer fehlende Pfeife ſchmauchten , fam mein Freund aus dem Tempel hinzu und zeigte dem Nazir die nod naſſe Stijze. Kaum war fie jedoch vor ihm ausgebreitet , ſo griff er mit ſämmtlichen Fingern darauf und machte ein ganz erſtaunted Geficht, als er deren Spißen durch die Delfarben beſudelt fah . Auch mein Freund ſanitt ein ver: driebliches Geſicht, und verbarg die zum Glüd nicht ſehr beſchädigte Sfijze ſchnell wieder in ſeinen Kaſten . Wir nahmen bald darauf Abſchied und verſprachen ſeiner Einladung, ihn auf der Rüdreiſe wieder zu bes ſuchen , entſprechen zu wollen . Am Morgen des 9 Januar ſtießen wir von Esneh ab und erreich: ten erſt am Morgen bes 12ten Afſuan , die leßte Stadt Dberägyptens. In drei Tagen hatten wir ſomit nur etwa 20 deutſche Meilen zurüd : gelegt. Bald hinter Esneh wird der Nil ſchmäler, die zu beiden Seiten des Flufſeß fid hinziehenden Bergfetten nähern fich dem Ufer iminer mehr, bis fie endlich bei Sagar Silfilie, wo fich die großen Sandſtein: brüche befinden, aus denen die Steine zum Baue der Tempel gebrochen wurden , ganz in denſelben hinabſteigen und ſein Bett zuſammenbrängen , .
I
mosos 448
goon
blic herabrollen zu reben erwartete , größere und kleinere Felſenberge,
Die Enge des Flufies an dieſer Stelle, ſo mie ein von den Felſen hode emporragender Stein mag zu der Sage Veranlaſſung gegeben haben,
zwiſchen denen hin burde fich der Strom dåumend und toſend ſeinen
daß hier in alten Zeiten ein König den Fluß durch eine große Rette
Weg ſucht.
geſperrt hielt, um die Schifffahrt zu verhindern. Leßtere muß zu jener
Wir beſtiegen eine nubiſche Barfe, fuhren von einem ſtarfen Winde getrieben zwiſchen den Engpåfſen bahin und erblidten alsbald die Inſel
Zeit bedeutender als jeßt geweſen ſeyn, ſonſt würde fich jener König der Fabel die Koſten der Kette wohl erſpart haben ; denn jeßt fieht man mit Ausnahme einiger elenden Fiſcherbarfen nur die aus Schilf ober
Phila (Anas el Wogus), die mit ihrer maleriſchen Ruine unb inmitten großartiger Felſenpartien unftreitig ben ſchönſten Punft im ganzen
Rohr in Geſtalt eines ſpißen Dreieds zuſammengefügten Flöße der Ein:
Nilthale bildet .
gebornen, mit denen fie geſchickt von einem Uifer zum andern überſeßen.
Die Inſel iſt flein, und die Ruinen erſtrecken fich über ihren ganzen Flächenraum . Das Hauptgebäude bildet der Tempel der Ifis, von Ptolemåus Philadelphus und Arfinoe begonnen , und unter ſpäteren Regenten vollendet. Von dem ſüdlichen Theile der Inſel aus laufen zwei Säulengånge , von denen der weſtliche noch 29 , der öfliche noch 16 theilweis wohlerhaltene Säulen zählt, bis zu dem großen Thore, zu deſſen Seiten fic pyramioenartige Thürme erheben, deren äußere Wände mit den foloſſalen Figuren verſchiedener Könige und Königinnen geziert
Wiederholt habe ich geſehen , wie ein Eingeborner mit ſeinem Fahrzeuge auf der Schulter das Ufer hinabſtieg , eg in den Fluß warf und mit
Hülfe eines aus einem Palmenzweige gefertigten Ruders leicht das andere ufer erreichte. Von weitem gewährt es den Anblid als würde er, auf den Wellen fißend , über den Fluß getragen ; dieſe fleinen Fähren,
Namuo genannt , find auch ſymboliſches Zeichen der Beſigergreifung ; denn wenn beim Zurüdgehen des Nils eine beſtellbare Inſel fichtbar wird, ſo erlangt berjenige das Recht fie zu bebauen, welcher zuerſt auf berfelben fein Ramus aufpflanzt.
Nad unſerer Anfunft vor Afluan 11 begaben wir uns fofort in die
find. In dieſen Thürmen führen Treppen, von denen nur die im weſts
lichen Thurme noch gangbar iſt, nach mehreren mit Luden verſehenen Oemächern und nach den platten Dächern , von denen man die Fälle
Wohnung des Nazir, um einen Empfehlungsbrief von Yarafar:Bey an
weit überſieht. Durch das Thor, unter welchem fich eine von der fran :
ihn abzugeben und ihn perſönlich zu erſuchen , die zum Uebergang der
zöſiſchen Armee zurücgelaſſene Inſdrift ? befindet , tritt man in den
Katarafte erforderlichen Piloten und Mannſchaften und ſobald als mög: lich herbeizuſchaffen ; der Nazir, ein Türfe von Geburt, empfing ung in einem kleinen Zimmer, deſſen Fenſteröffnungen verhangen waren, wies ung neben ſich auf dem Diwan Plaß an und ſandte , nachdem er den Brief geleſen und unſer Geſuch vernommen hatte, alsbald einen Boten nach dem oberhalb der Nilfälle gelegenen Dorfe Schillal ab , um von da einige Kataraktenraiſe mit ihren Leuten herbeiholen zu laſſen. Hier: auf wurden Pfeifen und Kaffee gebracht, und unſer Wirth fragte im Laufe ber burd Vermittlung unſeres Dragomans gepflogenen Interhaltung, ob wir Engländer oder Franzoſen wären. Wir verneinten und erklärten Deutſche aus Sachſen zu ſeyn ; aber dieſe Nation war dem guten Domanli gänzlich unbekannt , er wußte weder von Sachſen noda von Deutſchland etwas, verſicherte dagegen, als unſer Dragoman in ſeinem Beſtreben, ihn über unſer Vaterland aufzuflaren, endlich unſere Geburtos
Tempelvorhof, deſſen öfliche Colonnade Fieben, die weſtliche neun Säulen
ftadt Leipzig nannte, daß ihm dieſe leßtere wohlbefannt ſex und er ſcon oft von ihr gehört habe. Sobald die Pfeifen zu Ende waren ,
verab:
ſchiedeten wir uns, und da und verſichert wurde, daß die Anfunft ber Piloten wegen der Entfernung des Dorfes ( Schillal liegt ungefähr fünf engl. Meilen von Aſſuan ) erſt im Laufe des Nachmittags zu erwarten ſtehe, ſo beſchloſſen wir in der Zwiſchenzeit einen Ausflug nach dem Dorfe Schillal zu machen und von da die Inſel Philå zu beſuchen. Der Weg dahin führt über eine weite , mit Sand gefüllte Ebene,
1
gåhlt ; daran ſchließt ſich ein zweites Thor mit kleineren Thürmen als die des erſten. Es bildet den Gingang zu dem eigentlichen Tempel, der aus einer großen Halle, deren Dede von zehn foloſſalen Säulen getragen
wird, und drei dunflen Gemächern mit mehreren Nebenzimmern beſteht. Nach der Plattform des Tempels führt von der Halle auf eine Trepper auf welcher man zunächſt in drei dunfle Räume gelangt, die zur Bewah: rung der heiligen Schäße oder auch als Gefängnifie benußt worden reyn mögen . Die Säulen und Wände des ganzen Gebäudes find mit Hieroglyphen und verſchiedenen Sculpturen bedect , welche ftellenweis,
ſelbſt bis auf die Farben vortrefflich erhalten find. Beſonders zeichnen fich zwei Werfe aus, wovon das eine, in einem Zimmer des Tempels,
den Tod und die Auferſtehung des Diris, das andere, in dem Tempels vorhofe , die Geburt des Horus darſtellt. 3m Often der Inſel erheben fich die 14 Säulen eines vieredigen offenen Gebäudet , welches bei der Annäherung an den Fällen dem Blide gånzlido entzogen iſt, während es, wenn man ſtromabwärts fommt, den Geſammteffect nicht unweſentlich erhöht. Unter dieſem Gebäude, welches aus der Zeit der Ptolomäer ſtammen mag, beginnt ein Duai,
der ſich beinah um die ganze Inſel herum erſtreckt. Nachdem wir auf dem Dache des erſten Tempelthores gefrühſtüct hatten , fehrten wir nad Aſſuan zurüd.
die ſich wohl über eine Stunde lang zwiſchen hohen Felſen dahinzieht. Auf dieſem Felde , ießt die Wohnſtätte ungewöhnlich großer Naben, befinden fich viele Grabmaler ägyptiſcher Schecho und Heiligen. Go find
Die Oråber der jüdiſchen Könige aus dem Stamm
meiſteno Renotaphen, und auf den Leichenfteinen erblickt man fufiſche
David. Hr. Naoul Rochette hat in der Revue archéologique April
Inſchriften , die mit den Worten : Im Namen Gottes, des Gutigen und Albarmherzigen beginnen , und dann Namen und Verwandtſchaft des Verſtorbenen benennen ; dieſer Gottebader iſt ſüdöſtlich von einem jenter berühmten Granitſteinbrüche begränzt, welche die Werffüde zu den foloſ: ſalen Bauten der Pharaonen geliefert haben. In den ſelben erfennt man
d. 3. die Frage über die Localität dieſer Gråber einer neuen Unters noch nicht das , wogegen unberüh das daß ferner und rt findhin; audgehauen Gråberdaſelbſt in demverborg BergeenSion Südende
noch deutlich die Spuren der Meißel , Bohrer , ſo wie der mächtigen
Gråber der - Könige führt , aller Wahrſcheinlichkeit nach das Denkmal
Reile , womit man die Blöde loegeſprengt hat ; auch liegt dort ein
Helenens, der König von Adiabene, ihrer beiden Söhne und der Fürſten
unvollendeter Obelisk von 80' Länge und 12 Breite.
ihrer Familie fey.
Die Ebene zieht ſich allmählich zuſammen , und über den Rüden einer Felſenfette führt ein ſchmaler Weg nach den unter Palmen vers
(Schluß folgt. )
ſuchung unterworfen und kommt auf das Reſultat hinaus , daß dieſe Mauſoleum , das jeßt in der moslemitiſchen Tradition den Namen I
i Sie lautet : L'an 6 de la république, le 13 messidor une armée française , commandée par Bonaparte, est descendue d'Alexandrie , l'armée ayant mis
Desaix comman
borgenen Hütten des Dorfes Schillal. Ueberraſchend iſt das großartige
20 jours après les Mammeloucks en fuite aux Pyramides.
Bild, welches fich hier den Bliden des Wanderers aufthut. Und gegen: über lag die Inſel Biggeh mit ihren hohen, majeftatiſden Granit: und Porphyrmaſſen, und nördlich von ihr erhoben ſich überall aus dem Fluffe, ein Blod fühn über den andern gelagert, ſo daß man ſie jeden Augens
dant la première division, les a poursuivi au-delà des cataractes, où il est arrivé le 13. ventose de l'an 7. Les généraux de Brigade Davoust , Friant et Belliard . Danzelot chef de l'état major. La Tournerie commandant l'artillerie . Eppier, chef de la 21e legère. Le 13 venlose an 7 de la république. 3 Mars an de J. C. 1799. Die Worte une armée française und par Bonaparte find aus der Inſchrift vertilgt, jedoch mit Schwarze wieder daneben geſchrieben worden und zwar mit der Bemerkung : une page d'histoire ne s'efface pas !
1 Bei den Alten Syene , Verbannung dort Juvenals.
Berlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Verantwortlicher Nedacteur Dr. 68. Widenmann.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attliden Lebens der Völker.
ከ
118
11 Mai 1852.
Die Chineſen in Californien. ( Revue britannique. Mårs. )
Eine der außerordentlichften Folgen der Entdeckung des
fte fidh bieſe Mühe nicht, und ihre Schilbe mehren fich fichtlich in den Straßen von San Franci&co. Cine ihrer Hauptnieberlaſſungen iſt am Ende von Clauftreet, wo fte ein ſehr fchönes Magazin erbaut haben. Shr Schild hat eine dinefiche 31ſdrift, aber die Charaktere find horizontal, nicht vertical geſtellt. Der Ort iſt, wie alle ihre Wohnungen , mit Koffern, Badeten und waaren aller Art angefüllt. Sie
Goldreichthume von Californien iſt die Miſchung der Racen, die von allen Seiten nach dieſem lande ſtrömen . Nach den neues ften Nachrichten aus San Franci&co ſcheinen die Chineſen bea ftimmt, einen großen Einfluß hier auszuüben ; ſeit feche Monaten
wiffen ſo gut, wie die Amerikaner , einen vortheilhaften Rauf
haben fie mehr Einwanderer geliefert als alle andern Nationen, ſelbſt die Nordamerikaner nicht ausgenommen. ' && vergeht feine Woche, ohne daß man 150 bi$ 200 Bewohner des himmliſchen
abzuſchließen, und find überbieß höchft ſparſam . A18 Beweis ihrer Induſtrie zeigt man Theeblätter, die aus faulem Holze ges fertigt find ; auds follen fte in ihren Waſch- und Bügelanſtalten
Reichs in Californien ankommen ſieht; wenige verlaſſen wiederum
leinene Hemden in baumwollene umjuwandeln verſtehen. Erſcheint ein Kunde in ihrem Laden, ſo zeigen fie einen merkwürdigen Scharfs
das Land, es deint vielmehr, daß ffe fidh dauernb hier nieber-
laſſen wollen . Die meiſten gehen nach den Minen, viele aber
finn im Errathen beſſen was er bedarf, und wie man am beſten
fangen irgend einen Bandel oder ein Gewerbe in San Franci co
Geſchäfte mit ihm abſchließen fann ; aber der Steuereinnehmer
an . Faſt alle Claſſen find in dieſer Einwanderung repräſentirt, doch bilden Handwerker und Bauern die Mehrzahl. Unter · 15
lich machen könne. Sie ſind ausnehmend mäßig, und ſelten ſieht
bid 20,000 Chineſen finden fich jedoch nur zwei ober brei Frauen . Man kann den Fuß nicht vor die Thüre regen, ohne Schaaren von Chineſen zu begegnen, welche balb unregelmäßig hintereinan-
erklärt, daß er unmöglich ihnen den Zweck feines Beſuches begreifs man einen betrunkenen oder lärmmadenden Chineſen auf der
Straße . Sie bleiben daheim, unterhalten fich mit Muſik und Tanz, rauchen gern bigarren, und find in der amerifaniſchen
ber marſciren , indem fie auf Beobachtung auegeben und alle
Civiliſation hinreichend fortgeſchritten, um auch auf der Straße
mit großer Neugier betrachten , bald Pfannen , Stiefel und ane
zu rauchen .
deres für die Minen nöthige Geräthe herumtragen.
Noch zahl.
G8 wäre zu wünſchen , daß fich die Chineſen ihre Frauen
reichere Schaaren ſieht man, welche Säde mit Zuder und Reis nach ihren Magazinen tragen , entweder auf dem Rüden, ober
kommen ließen, leider aber verbietet dieß das chineſiſche Geſeß,
wenn die Laſt zu ſchwer iſt, an einem Stabe zu zwei.
man die verſchiedenen Elemente beobachtet, aus denen die Bes
Die Chineſen nehmen n' ur langſam bas amerikaniſche Co. ftüm an ; zuerſt legen fte ihre groben Schuhe ab, und erleben
über deſſen Beobachtung die Behörden ftrenge wachen. Wenn völkerung dieſes Golblandes beſteht, ſo fann man fich des Oes banfens nicht erwehren, daß aus dieſer raſchen Coloniſation der IIfer des fillen Oceans, aut dieſer Gröffnung neuer Abſaforte
fte durch Stiefel, die aber meiſt zu weit find, aber fte lieben weite Stiefel, und ziehen fte feft anliegenden vor, wenn flé folche zu demſelben Preis erhalten fönnen. Sie haben im allgemeinen kleine Füße ; ein Kaufmann, der eine ganze Sendung enger
und neuer geſellſchaftlicher Verbältniſſe wichtige Ereigniſſe in der Weligeſchichte hervorgehen werden. Die erſte Kälfte des 19ten Jahrhunderts war angefüllt mit den Wundern der Wiſſenſchaften
Stiefel erhalten hatte, wußte nicht wie er fie los werden ſollte ; ein Chineſe, durch die Woblfeilheit verführt, faufte ein Paar,
wird auch ihre Wunder haben. Wer fann ſagen , wie es im
und Rünſte, die zweite Hälfte, in die wir ießt eingetreten find,
und fehrte bald mit ſeinen Lanbeleuten zurüc , diebalMagazin Jahr ber Gnabe 1901 ausſehen wird ? China, Japan, Indien, noch vor der Nacht leerten. Nach der Metamorphoſe der Fuß. fleibung kommt die des Kopfpußee. Die ſchwarze Wollmüge
die Inſeln des ſtillen Dcean8 werden nicht mehr in ihrem jepis gen Zuſtande ſeyn . Große Revolutionen bereiten fich vor, und
oder der große Tonnenſchirmartige Rohrhut machen dem califor-
die chineſiſche Einwanderung in Californien iſt nur ein Ring in
niſchen Hut mit heruntergeſchlagenen Krämpen Plak .
dieſer Rette.
Weiter
aber geht der Chineſe ſelten, faum einer unter 50 nimmt das
ganze ' amerifaniſche Coſtüm an, die Mehrzahl zeigt fortwährend
Ein Sonntag am Loch Lomond in den ſchottiſchen
ihre magern, in Flanell oder Nanting ftedende Beine, über die
Hochlanden.
ein Rod gerade big ang Knie herabfält.
Wenn die Chineſen
( Fortſepung .)
ald Rödhe ober Bediente angenommen werden, finden fie eo be-
Der Nachen faßte uns, bequem will ich gerade nicht ſagen ,
quem einen amerikaniſchen Namen anzunehmen ; ſonſt aber geben
aber angenehm , weil er eben nicht ſo ganz bequem war ; denn
450
e8 mangelte an Brettern zum Sißen, und ſo famen wir in die allervertraulichfte, engſte Gemeinſchaft daburch. Da ich mit Blonde chen idhon einmal vor Stirling einen ſo angenehmen Anfnüs pfungs- oder Anlehnungdpunkt gehabt, ſo vertraute fle fich mir in dieſer Hinficht am leichteſten an unter den vorhandenen Mads
coon
folglich thäten wir beſſer, den zu Waſſer einzuſchlagen. Gegen bieſen Grund war nichts einzuwenden, und um ſo weniger als bie Entfernung nur eine Stunde betrag.
Ra betheuerte das
überauß ichwierig auszuſpürende Felſenneſt (benn deßhalb hatte
culinie. Zwei derſelben waren indeſſen nicht anſäſſig zu machen,
e8 Rob Roy eben zu ſeiner Burg Malepartus gemacht) ficher auffinden zu fönnen, er ſaß am Steuer, und wir waren voller
ſondern mußten ſtehend die Schönheiten einer Seefahrt auf dem
Hoffnung und Erwartung.
Loch Lomond genießen. Raß war am Steuerruder, und wie faſt alle Engländer, ein geſchickter Schiffer ; vier waren zu Ruberern ges preßt, darunter Rt und r, .doch konnten immer nur je zwei activ
bie Arme friſch , und reden die Beine anſehnlich ! Ein angeneh.
ſeyn , alſo bildete die eine Rotte die Ablöſungêmannſchaft.
Ich
bekenne, daß ich mich au fang zum dolce far niente unfähig erflärt hatte, al8 Galeerenſflave zu agiren. && webte bie ſchönſte, milbefte Sonntagstille über See und Landſchaft - ihren ungeftörten Genuß wollte ich mir nicht verfümmern laſſen , und
hatte es nicht nöthig, da jenen eine Luft war (mir zu Zeiten auch ), was mir bießmal eben unbehaglich geweſen wäre. G8 traf fich, daß beibe Nationen ihr Seefahrertalent wetteifernb geltenb
Wir fahren zu. – Die beiden engliſchen Ruderer regen mer Wind fommt uns zu Hülfe, obwohl wir feine Segel aufs zupflanzen haben . Das Boot ſchwebt gleichmäßig über die wun. dervolle, ſmaragdgrüne Fluth dabin, die fich nur aus der Ferne durch die Folie des Şimmele , die fich abgeſpiegelt darunter legt, in eine ſaphirblaue verwandelt. Die Ufer des Jenſeits treten uns nåber, erfreuen und mit ihren Ginzelnheiten ; bie des Dieſe ſeite fliegen allmählich vor und auf und ſtellten fich als der jens ſeitigen ganz ebenbürtig bar durch hell bemaldete Abhänge, ſchön geſchwungene Linien und pittoreske Fel@zinnen .
Jarbet mit ſeis
machen konnten , denn die erſte Nummer an den Rudern hatten
nen weißen Häuſern, ſeinem ſtattlichen Hotel ſpiegelt fich flar
zwei Engländer, die franzöſiſche Abtheilung R und r war zur
ab in der Fluth.
Erſapmannſchaft beſtimmt.
net uns ſeine Wohns, Stall- und Wirthſchaftsbauten deutlich ab. Die Sonne wärmt mit goldenen Strahlen, der Himmel lächelt, ein blauer Sonntags . und Friedensdom ! Kaß heftet ſeine ſcharfen muntern Augen auf das Ziel, und ſteuert wie ein zweiter Coof nach dem unbefannten Ontbedunge .
Unter Scherz und lachen hatten wir unſere Pläße einges
nommen, nicht ohne manchen hellen, lieblichen Erſchredungdruf der Frauen bei dem von Raß entſchieden aus Muthwillen veranlaßten heftigen Schwanken des Nachens während des Einſteigend und Gepeng. - 3eßt aber flog er leicht über die lichte Fluth dahin, der wir noch weit vom Ufer bis auf den Grund ſchauen , und die Kieſel in der klaren Tiefe zählen konnten. Während wir ein Stüc gerade in den See hineinfuhren , um ſeiner beiden Ufer anſichtig zu werben, ſchneibe ich dem Leſer die Silhouetten aller Mitfahrenden aus ſoweit: er ſie noch nicht fennt .
ſtrande.
Das Einzelgehöft uns gerade gegenüber zeichs
Dort iſt die Höhle“, ruft er, und zeigt mit dem Fin.
ger gerade vorwärte. „„Sehen Sie den ſchroffen Felſen, der ſich unmittelbar in den See ſenkt, mit den wilden davor liegenden Klippen ?" So fragte er, und alles ſagte ja ; ich auch , mit solls
kommenem Recht. Denn ſo lang die waldige Gebirgswand fich vor uns ausdehnte, ſaben wir überall ſchroffe Felſen, die ſich
und erzähle ihm dieß unb jenes abſolut Nöthige. Das Sechseck,
gerade in den See ſenften, und davor liegende Klippen, die ans
Kag , R, R,1 r , Blondchen unb Album-laby , fennt er, das zweite Sechseck benn wir waren gerade ein Duzend, und brauchten
Dem Waſſer emporragten. 3ch war wenigſten8 girangigfach glüd.
alſo keinen Dreizehnten als verrätheriſchen Judas in den See zu ſtürzen – beſtand aus : den beiden engliſchen Ruderern, prächtige Kerle, mit ſtarken Armen , ſonſt nichts, aus dem Ehepaar in den Flitterwochen , zwei geſunde Naturen, die ohne Zweifel mit voller Luft genoſſen, was ihnen dieſe glücklichen Tage boten ; und zwei
lich, da ich mindeſtens zwanzig Punfte ſah, die „Rob Roys Cave" ankündigen fonnten . ,Stop !" rief Raß. Die Ruberer zogen die hölzernen Floßfedern ein , und unſer
Nachen lief genau zwiſchen die Klippen hinein. Wie eine Rape war Rag jeßt auf den Beinen, lief am Bord hin, ſprang ang
ganz artige Schottinnen, die ſich von Stirling aus zu uns geſellt,
Ufer und zog den Nachen vollente hinauf.
und die, fo ſchien es uns, nicht ganz zufällig mit Kaß und den beiben Ruberern in der Hochlanbe.Ginſamkeit zuſammen trafen. Denn ohne gerade zu einander zu gehören, wurden ihre Diepoſitionen toch ſtets ſo getroffen , daß fie einen kleinen Staat im Staat bildeten bei unſerer Reiſe-Golonie, jo auch jeßt bei der
um, beſchaute die Felſen, als ſteige ein fleines Zweifelgewölf
See- Entdeckungöreiſe; dieß die Silhouetten ; nun das nöthige. Es beſteht in der Anzeige, daß wir eine ſchauerlid romantiſche Entdeckungsfahrt nach Rob Roys Höhle machen. Auf der Sper cialfarte Des Loch Lomond findet ihr nämlich die Bezeichnung:
Er ſah ſich prüfenb
am Horizont ſeiner Drisfenntniß auf, doch er beſeitigte es ſchnell mit den Worten : Bere is the cave“, und machte ſich daran ſeine Labung außzuichiffen. Es war aber ſchwerer als 68 idien, denn das Boot batte nicht ſo weit auf die Klippen gezogen wer den fönnen , um geringeren Springtalenten als Kaß einen fichern Anlandepunft zu bieten ; außerdem faßten die wenigen Klipp ſteine, die aus dem See hervorragten, augenſcheinlich ein Duzend Hochlandéranderer nicht mit ſonderlichſter Bequemlichfeit. 3ne
„Rob Nons Cave" an einem der fteilſten Feld- und Bergabhänge,
zwiſchen , Kaß marf ein Ruder als Rialtobrücke zwiſchen Boots
die fich in den See ſenken . Und da alles was fich auf Rob Roy bezieht, was an ihn erinnert, hier ein Heiligthum, eine hiſtoriſche
rand und Feldrand aus ; er bot ſeinen ausgeſtreckten Arın als Anferſeil oder Enterhafen dar, uud rief und zu : „Come out ! " 3ch ſaß ihm zunächſt; raich ſchlug ich im Grift die Annalen meis ner jugendlichen Turnberühmtheit auf, empfahl meine Seele nie wanden, aber meinen Körper dem glüdlichen Zufall, und brachte mich durch einen gelungenen Bogenſchuß auf die Klippe. Der Nachen wurde dadurch um ſo viel leichter, daß er einige Zoll
Reliquie bilbet , ſo hätten wir uns, die Firma R, R, r, lieber
den Hall abgeſchnitten, als dieſe Höhle nicht aufgeſucht, wir
brachen ihn ohnehin beinahe dab - Doch davon ſpäter. -- Raß, ein ercentriſcher Bodyland& touriſt, ſchilderte bie Höhle mit brens nenden Farben Das heißt mit ganz lichtloſen, nämlich düſtern. Aber er überzeugte uns, daß fie die merfwürdigſte Merfrürbig-
keit des Merkwürdigen in Schottland ſey ; der Weg zu Lande dahin ſen nicht nur drei Stunten weit, ſondern auch unmöglich,
uſerwärts vorgelootſet werden fonnte.
Die Firma r ſprang nach ;
der hiſtoriſchen Treue balber ſowohl als zur Beruhigung des Leſer darf ich verſichern, daß der Fond der Culottes, wenn auch
wood
451
angegriffen , toch nicht lect war ; überbieß batten beide tapfern Ruberer fich wieder en habit habillé gejeßt, unb wäre irgend eine bebenfliche Haverei vorhanden geweſen , fo hätten fie fich (wie Coof in der Südſee) burch bao übergeſpannte Segeltuch ifrer Rodichoße glüdlich modificirt, bie eine andere ficherere Art del Ralfaterne möglich wurde. Jeft ftand die Lour unſered Contretanzes an den Damen. Ich muß eß R und r nachrühmen , daß fte als galante Fran. zoſen - mithin ihren Lanbeleuten der heutigen Zeit ſehr unahn-
lica - ihre Rolle al8 Matroſen tapfer fortfeßen , und ohne Um
lächelnd gingen die angenehmen Ballen wieber durch unſere
Hände, und lachend ſprang Raß zulegt binter uns alle brein ing Boot. Ein Fußfton Deb fräftigen Rag ſchleuderte und ſo gut wie ber eine Wilhelm Tell bei der Ledeplatte ron unſerer Robs
R098-Platte wieder in den Solund des Waſſers zurück. Doch ber Lomond ftürmte nicht ſo tüdiſch wie der Vierwaldſtätterſee, und Kaß nahm (r bot ihm ſeinen Compaß dazu an) einen neuen
Courg, um jego die ächte Landungsflippe unfehlbar zu treffen . Doch taß ich furz mache. Wenn ich ſagte, wir gingen noch fiebenmal in See, und icoffen wie Abler auf die Landungs.
ftande, worauf fogar der Marinecommandeur und dienſtfertige
klippen zu , ſo würde ich lügen, denn wir thaten's mindeſten8
Maitre de Plaiſir Ras nicht gefommen war, biß an die Knöchel
noch zehnmal, aber es gelang doch zuleßt.
>
( Fortſeßung folgt.)
in das flare Waſſer des Loch Lomonde traten, um ſchickliche Brüdenpfeiler ober Brüdengeländer für die Ladied 8zu bilden.
So
hoben fie nacheinander aus dem ichmanfenben Boot auf& Felſengeſtabe
Eine Wilfahrt
bie Flitterwöchnerin , die beiden muntern Schottinnen – Sterne
von Atfen bis zur zweiten Katarakte und zurück nach Bulak, in den Monaten December 1849 , Januar und
von Stirling fönnte ich ſie ja fünftig der Kürze halber nennen Labo Album (bao Albüm felbft blieb im Schiff, da Rob Roy8
Februar 1830. Erſter Abſchnitt.
Höhle zu finſter ſeyn ſollte, um Anſichten des Innern aufzus nehmen) und (nun begann mein und Kaßen8 Neib) – Blondchen!
War es Zufall oder hatten eg die gewandten galanten Gallier
Neiſe von Alerandrien nach Waby zweiten Katarafte.
geſchidt fo berechnet, genug : al8 Blondchen ihren Armen ans vertraut war, hatte unſere Klippe nicht das kleinſte Plaschen
mehr für ihren nieblichen Fuß.
Wir ſtanden in der freien Nas
tur bidht neben einander gebrängt, nur beſorgt, daß einer den anbern nicht ins Waſſer bränge. Die liebliche leidyte Bürbe
blieb baber in den Armen der Schelme, die ſich für ihre Hands arbeit beim Rudern und ihr faltes Fußbab. im Loch Lomond gut
alfa vor der
(Schluß.)
Die Häuſer der Stadt, theilweiß aus Stein erbaut, hatten einen redt freundlichen Anblic, auch waren die Straßen breiter und reinlicher gehalten als die anderer ågyptiſcher Städte , die wir bio jeßt berührt hatten. Auf dem kleinen Bazar herrſchte wenig Leben, doch lodte unſer Erſcheinen eine Anzahl Männer , Frauen und Kinder dahin , die uns
einen Siß geflochten, unb Blonbchen mußte, und that es unbes
verſchiedene Sachen zum Kaufe anboten. Die Männer brachten nubis ſche Schilder, Keulen, Spieße und Meffer, die Frauen zierlich geflochs tene Körbchen und Schalen aus Palmenbaft, und die Rinder Lebenos
fangen, aus ihren rreißen und weißbekleideten Armen eine Lehne
mittel und zum großen Theil werthloſe Münzen. Wir machten einige
zu entſchädigen gewußt hatten .
Sie hatten aus ihren Händen
flechten , indem ffe fie um Schultern und Naden der Matroſens Volontair& legte. Indeß alle hat ſeine Zeit und Gränze. Die Atlaſſe und Athleten im Waſſer fonnten nicht für ewig wie vers ſteinerte Berfuleejäulen darin ſtehen bleiben ; die brei Masculina
die ſich noch im Kahn befanden , der Flittergatte und die beiden engliſchen Ruberer, wollten auch Land oder Feld unter den Füßen haben, und wir hatten nur gerade ſo viel darunter, als unſere
Sohlen an Plaß gebrauchten. Meuterei war nahe ! Kaß wurde beſtürmt wie Rolumbus von ſeiner Schiffémannſchaft! Er ſollte weiter ſchreiten in der Entdeckung @ campagne ! Vorwärte , erſchalte der muthige oder vielmehr unmuthige Ruf ! Allein wir waren an die felêmand geflebt, und fein Pfad führte hinauf, und die Spalten, in welchen einer hindurch führen konnte, waren viel zu
Einfäufe und fehrten gegen vier Uhr auf die Barfe zurück, vor welcher bald nach und die Piloten mit ihrem Gefolge erſchienen, um unſer, ſo wie das inzwiſchen angefommene Boot eines Engländers noch vor Sonnene untergang über das erſte Thor der Katarafte zu bringen. Gegen 20 Perſonen famen mit ſtarfen Tauen verſehen an Bord, und wir gin : gen alobald , von einem ſtarfen Nordwind begünſtigt, unter Segel. Schnell glitten wir an der Inſel Elephantine und an den Felſenmaſſen, die zu beiden Seiten aus dem Strome emporragten, vorüber, und er reichten nach einer halben Stunde das ſogenannte erſte Thor ( fitromaufs warto paffirt man die Fälle öſtlich, ſtromabwärts weſtlich von der Inſel
Biggeh). Sobald die ftarfe Strömung die Barfe zurückzutreiben bes gann , ſprangen zwei Nubier in die ſchäumenden Wogen und ſchwam men, die Dauenden im Munde, nach den benad barten Klippen, wo fie
eng. GB fing eben an eine Ahnung in mir aufzudämmern , daß
die Taue oberhalb der Stromſchnelle um emporragende Felſenblöde Tohlangen . Als dieß geſchehen , wurde die Barfe vom Ded aus unter furchtbarem Geſchrei der Bootsleute glüdlich über die Strömung gezogen ,
wir Irrfahrer ſeyn fönnten, al® Kas mit der belbenmüthigen
-und wir gingen unmittelbar hinter derfelsen in einer kleinen Bucht
Führern eigenen trocenen furzen Entidoſjengeit erklärte : „Wir müſſen ben Rückzug antreten ! Wir find an falicher Stelle ge. landet ! " Nach der auf& höchfte geſteigerten Erwartung und ge-
reizten Stimmung , bie durch unſere verteufelte Pofition auf Feldblöden und im Waſſer eine Verſchärfung erreicht hatte , von
vor Anker .
Alo fich am andern Morgen gegen 9 Uhr der Nordwind aufmachte, fließen wir ab. Wir hatten nur die Piloten an Borb , während die zum Ziehen erforderlichen Leute am zweiten Thore aufgeſtellt waren , um die Barfen vom Lande aus über die Strömungen hinwegzuziehen ; die fleis nere Barfe des Anglanders ging voraus, und fie war bereits die Hälfte
der fich alles fürchten ließ, mußte jeßo ber offene Aufruhr gegen unſern Führer ausbrechen in einer Grplofion - Ded Gelächters
natürlich ! Denn die Fahrt und die Fahrten (nach Studentens geltung des Worte) in ben ſchauerlich romantiſchen Hochlanden waren die fröhlichſten. Ungern ſepten R und r ihre holderröthende Nymphe als Najade wieder in den Nachen ; gerne murben fie bie
Speditionefirma bei andern weiblichen Waaren ; berechtigt und begierig reclamirte ich meinen Antheil am Compagniegeſchaft, und bilbete bas Felg. oder Landcomptoir für ihre Waſſerfactorei ;
der Strömung hinauf , alb plößlich das Seil riß. Während hierburde unter den Ziehenden, 50-60 an der Zahl , eine große Niederlage an gerichtet wurde, wurde die Barke von dem Strome zurücgeführt und flog, mit beiden Segeln gegen den Wind, pfeilſchnell an uns vorüber. Bei dem betäubenden Geſchrei, welches von allen Seiten erhoben wurbe, und
bei den verzweiflungsvollen Gebärden der Piloten, die ihre Turbang und Kaftans zu Boden warfen , fich das Haar rauften und die Finger biſ ſen, mußte man glauben, daß die Barfe dem gewiſſen Untergange ges weiht fen ; allein dem grauen Nubier, der rubig am Steuer faß, gelang
452
gooo
€6, fie aus dem Strome zu wenden , ſo daß fie nur mit dem Vorbers theile auf ein Felſenriff aufídlug, ohne erhebliden daben zu nehmen. Durch dieſes Ereigniß, welches allerding& leicht mit der Vernichtung des
vermittelft deren das Waſſer aus dem Nil in Oråben und Furden über die Saaten geleitet wird.
Bootes hätte enden fönnen, wuchs die Vorſicht unſerer Leute. Es wur: ben doppelte Seile angelegt und wir famen über die drei Strömungen,
Je unentbehrlicher dieſe Räder für Nubien find, deſto ſchwerer fühlen die Bewohner die darauf gelegte, nicht unbedeutende Abgabe, die,
Ton der durch Doſen in Bewegung geſeßten Safien ( Waſſerrader),
Troß
wie man und wiederholt verſicherte, jährlid 300 Piaſter betragen ſoll .
dem , daß der Fall des Wafere nicht ſehr bedeutend iſt
er beträgt
Auch die Palmen find beſteuert, ein jeder fruchtbringende Baum zahlt
im Ganzen von Afluan bio nad Noſetta ungefähr 300'
und ein
3—4 Piafter jährlich. Dieſe übertriebenen Steuern ſdređen natürlich von der Beftellung des an ſich fargen Bodeng ab , und es verlaſſen deßhalb alljährlich auch viele Nubier Das Land , und begeben fich nach
welche im Ganzen noch zu paſfiren waren, ohne Unfall hinweg.
ftarfer Wind die Segel ſchwellte, ſo waren doch mindeſtens 80 Perſonen erforderlios, um unſere Barfe , die allerdings zu den größeren gehörte,
Cairo, wo fie als Diener lohnende Beſchäftigung finden , da ſie wegen ihred chrlichen und offenen Charaktere geſuchter als die ägyptiſden
über die lebte Stromſonelle zu ziehen. Nachdem die Barfe einigermaßen wieder in Drdnung gebracht wor: den war, fuhren wir an Biggeh und Sdillal vorüber, und legten gegen 1 Uhr an der Inſel Phila an. Im Laufe des Nachmittago ſeßte ich nach der Inſel Biggeh über. Auf den ſpårlichen Ueberreſten eines fleinen Tempeld haben ſich einige nubiſche Familien angeſiedelt, die den idmalen Streif urbaren Landes bebauen , der ſich an der öflichen Küſte der Inſel hinzieht. Ich durch.
Fellaho ſind.
Die Dörfer Nubiens beſtehen aus wenigen, inmitten des bebauten Landes zerſtreut liegenden Hütten, welche theilweis aus Stein, oft aber nur aus Stroh, Schilf und Binſen zuſammengefügt find. Häufig trifft
man auch auf ganz vereinzelte Niederlaſſungen, wo nur ſo viel beſtell barer Boden vorhanden iſt, daß von deſſen Ertrag eben eine Familie
jog die Inſel in verſdiedenen Richtungen, und beſtieg endlich einen am
leben fann .
öftlichen Ufer fich aufthürmenden Berg , von deſſen höchſtem Blode ich eine weite Ausſicht auf die maleriſche Umgegend genoß. Erſt als die Sonne fich zu neigen begann , frieg ich von meiner Warte herab und fehrte nach der Barte zurüd. Am Morgen des 14 Januar traten wir unſere Reiſe durch Nubien nach der zweiten Katarafte an. Wir tamen an dieſem Tage bis nach Merida, bereits jenſeits des Wendekreiſes ,1 ben 15ten bis nach Sebua, den 16ten nach Rorogfo , den 17ten bis hinter Derr, den 18ten bis vor Grmann, den 19ten 142 deutſche Meile bis vor Abuſimbel, den 20ften
Auch an Vieh hat das Land Mangel, Ochſen, Kühe, Gſel, Schafe und Ziegen finden ſich in nur geringer Bahl , ſelten dagegen Ramele, und gar feine Pferde.
bie an die Inſel Alfareſch , und erreichten endlich den 21ften Nachmit: tags gegen 2 1hr Wady @alfa.
Auf unſeren Streifereien am Ufer hin, trafen wir häufig mit Gin: gebornen zuſammen , die ſich ſehr freundlich gegen und bezeigten , und
das lebhafteſte Verlangen , ſich mit uns zu unterhalten , an den Tag legten. Leider fonnte dieß nur durch Zeichen geſchehen, da ſelbſt unſer Dragoman der nubiſchen Sprache nicht ſehr mächtig war, weßhalb wir
auch von Affuan einen des Arabiſchen fundigen Nubier mitgenomaren hatten, welder und gleichzeitig als Pilot und Dolmetſcher biente. Wah: rend den Fellaho der Stempel der Knechtſchaft tief auf die Stirn ge:
!! Nubien , das Land der Barabras , exftredt fich von Phila biß zur zweiten Katarakte in einer Ausdehnung von ungefähr 45 deutſchen Meilen. B& b zerfällt bekanntlich in zwei Diſtricte, in den nördlichen bis oberhalb
Derr, bewohnt von den Renus oder Kenſi und in den ſüdlichen, welchen die Nuba inne haben. Beide Stamme haben ihre eigene Sprache, und es iſt eine eigenthümliche Erſcheinung, daß man den Dialeft der Renus, welder oberhalb Derr's gänzlich aufhört und durch das ganze Land bis zur zweiten Ratarafte nicht weiter geſprochen wird, hinter leßterer wie:
drückt iſt, find die Nubier braven und unabhängigen Sinned , welchen die ägyptiſche Regierung bis jeßt nicht zu beugen vermocht hat. Rurz vor unſerer Anweſenheit in Nubien war das ganze land wieder ents waffnet worden, und nur wenige Männer trugen noch am linfen Arme ein mit einem Riemen befeſtigtes kurzes Meffer von roher Arbeit. Viele von den Männern tragen langes Haar und bedienen ſich tros
der außerordentlichen Hiße feiner Ropfbededung; ihre Kleidung iſt eins
face; fie beſteht aus furgen Hoſen und weitem Mantel aus weißem
der trifft. Der Charafter des Landes oberhalb Philá unterſcheidet fich
baumwollenen Stoffe. Die Frauen , welche fich durch ſchöne ichwarze
ſehr von dem Wegypteng , namentlich von dem Theile unterhalb Gøne.
Augen und melodiſchen Klang der Stimmie audzeichnen, ſind mit einem langen grauem Gewande befleidet, deſſen reiche Falten alle Formen des
Die Sandſteine : und Oranitmafien treten ſtellenweis ganz nahe an das Ufer heran, und laſſen nur die hohen Uferabhänge und ſchmale, lång8
demi " ufer fich hinziehende Streden zur Bebauung frei. Aber oft wird auch dieſes wenige Land von den Felſen und dem Sande der Cultur ftreitig gemacht, und man fährt meilenweit , ohne an den öden Ufern
etwas anderes als Binſen , höchſtens einen vereinzelt ftehenden Brodbaum (Duhm) zu erbliden . Um fo wohlthuender iſt es dann , wenn das Auge wieder auf einer Stelle,ruht, wo die farren Felſen fich vom Ufer entfernen , und unter prächtigen Palmengruppen blühende Saaten fich
Körpers verhült.
Sofort nach unſerer Anfunft vor Waby Halfa, vor deſſen Geſtade noch die Barfe eines Engländers lag , Teßten wir in einem nubiſden Fahrzeuge nach dem weſtlichen Ufer über , wo wir mit hinübergenoms
mene Gſel beſtiegen und nach dem vier engliſche Meilen oberhalb Wady Halfa gelegenen Felſen Abuſir ritten. Der Weg dahin führt durch tiefen Sand, an dem Grabe (Wely) des Schech Abdel Kader vorüber. Von dem Plateau des Abuſir , in welchen die Namen vieler Neiſender ein gegraben find, hat man eine weite Ausſicht über die Fälle, welche die
ausbreiten .
Der Nubier iſt arm, doch, an ein färgliches Leben gewohnt, empfin : det er die Beſchwerden ber Armuth nur wenig . Das Haupterzeugniß des Landes find Datteln , welche durch Größe und feineren Geſchmad die ägyptiſchen übertreffen . Sie gedeihen in reicher Anzahl, und obſchon
der Bedarf unter den Nubiern bedeutend iſt, ſo werden dod alljährlich große Quantitäten davon nach Aegypten ausgeführt, wo ſie ſehr geſucht find und in hohem Preiſe fichen. Die nubiſche Palme zeichnet fich übers dieß auch durch die Beſchaffenheit ihrer Blätter aus , welche von zar:
zweite Ratarafte (Batn el Hagar) bilten . In einer Ausdehnung von mehreren Meilen erheben fich aus dem Strome einzelne Felſenmaſſen , an Farbe und Olanz den Steinfohlen ähnlich, die den lauf des Waffers aufhalten und ſo eine Reihe von Stromſchnellen bilden , denen der Name von Fällen mit Unrecht beigelegt wird. Sie gewähren einen
eigenthümlichen Anblid , find aber bei weitem nicht ſo großartig und maleriſch als die Fälle bei Afuan.
terem und weiderem - Gewebe als die anderen Palmen, find. Getreide,
301åndiſche Weltfarten. In der Jahresfißung der f. Geſells
Raftor, Lupia, Bohnen, Baumwolle und Tabat wird zwar erbaut, aber
ſchaft der nordiſchen Alterthumsforſcher legte Rafn unter anderem vier Planiſphären und Weltfarten, die in Joland im 12ten und 13ten Jahr:
in geringer, für den eigenen Bedarf nicht zureidender Menge. Die Beftellung des Landed ift mit großer Anſtrengung verbunden, indem bei niedrigem Stande des Nils der trodene Boben fortwährend bewaflert werden muß. Tag und Nacht vernimmt man beßhalb den ſchreienden
hundert gefertigt wurden , vor ; fie werfen ein intereſſanted licht auf die damaligen geographiſchen Kenntniſſe der Sfandinaven . (Revue archéol. April . )
*}
Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Berantwortlider Redacteur. Dr. Ed. Widen mann .
1
1
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 114 .
12 Mai 1852.
Die Ruinen von Diana Veteranorum. Abermale tritt eine alte Römerſtabt in Afrifa aus dem Dunfel hervor ; fr. L. Renier, der ſeit einigen Jahren von bem
franzöſiſchen Miniſterium mit der Unterſuchung der Alterthümer der Provinz Conſtantine beauftragt iſt, hat eine Mittheilung über dieſe Stadt, deren Trümmer jegt bei den Eingebornen den Namen Kjar-Zana oder Zaina führen, in die Revue Archéol. (April) einrücken laſſen.
Der Name Kjar, der einen befeſtigten
Drt bedeutet, ſchreibt fich wohl von einer „byzantiniſchen Veſte" her, Deren Mauern, die aus den ungeheuren, meiſt aus dem Abbruch der Gebäude der alten Stadt entnommenen Materialien aufgeführt ſind, noch jeßt 5 bis 6 Metref Höhe haben. Sie bildet ein Viereck von 70 Metre8 auf jeder Seite, an jeder Ede iſt ein viereckiger Thurm, der als Baſtion bient, und in der Mitte der nach der Stadt geridyteten Seite ein fünfter, der als
gemiß, bab bag Denfmal oder wenigftens die Inſchrift ben Raiſer
Opellius Severus Macrinus und ſeinem Sohn Opellius Antoninus Diadumenianus gewidmet war.
Die mit ftehender Schrift ge.
brudten Namen waren mit dem Meißel herausgehauen, worüber Renier nachſtehende Erflärung gibt. „ Wahrſcheinlich war in der
ganzen römiſchen Welt der Triumphbogen zu Diana Das einzige noch ſtehende Denkmal, bas bieſen beiden Fürften geweiht wurde, ja vielleicht iſt ihnen niemals ein andered von gleicher Wichtige
feit geweiht worden. Macrinus hatte den Artheil, den er an der Ermorbung Caracala's hatte, forgfältig verborgen , und als er in Folge dieſes geſchidten Benehmend von den ſyriſchen Legios
nen proclamirt worden war, beeilte er ſich, ſelbſt den Namen Severuß anzunehmen, und ſeinem Sohne den Namen des Für. ften zu geben, bem er folgte. Die Bewohner ber afrikaniſchen Provinzen, welche ber Familie Des Seperus ſo ergeben waren, ließen fich , wie die Soldaten des Heered im Drient, burch bieſen
Eingang biente. Ein Kilometre öftlich ron dieſer Veſte erhebt
trügeriſchen Anſchein täuſchen.
fich noch ein monumentales Thor ; nach den Grundmauern, die
ihrem Lande
baran ftoßen, zu ſchließen, mußte der Bau bebeutend ſeyn, und
fie fonnten hoffen, daß er eine neue Dynaſtie afrikaniſcher Raiſer gründen werde. Man darf alſo nicht erſtaunt ſeyn, daß die
eine ziemlich verſtümmelte Inſchrift Deutet auf einen Dianens tempel, alſo auf den der Schußgöttin der Stadt .
Mehr in der Mitte der Trümmer der Stadt liegen die Ruis ner: einer chriſtlichen Bafilica, wo Renier einige Nachgrabungen
machen ließ, um den Plan beſſer zu erkennen . Sie war von Norben nach Süben orientirt, durch zwei Reihen von Säulen oder Pfeilern, von denen nur bie Piedeſtale noch ſtehen , in drei
Uebrigens war Macrinus in
zu Caſarea in Mauritanien
geboren, und
Stabt Diana ihm ein Denkmal widmete, das vielleicht zu einem andern Zweck errichtet war. Aber die Wahrheit machte ftohy
bald Bahn, der Fall von Macrinu8 rrar fo raſch als ſeine Ers hebung geweſen war, und dann wurden ſein Name und der
ſeines Sohnes auf den öffentlichen Denkmalen ausgelöſcht. Dieſe Thatſache, welche ſchon durch zwei von Muratori berau @ gegebene
Schiffe getheilt. Der Altar, der am Südende des großen Schiffes | Inſchriften erwieſen iſt, fand wahrſcheinlich durch ein Decret des noch an ſeinem Plaße fteht, iſt an ſeiner Vorberſeite mit einem
neuen Raiſer oder des Staate ſtatt, wurde aber nicht allgemein
und eine großen KreuzinRelief geziert, inbeſſen Mitte das Monogramm auøgeführt, denn ein Meilenſtein im Muſeumzu Wien trägt noch den
Dieſe Kirche ſtand wahr. | Inſchrift zu Chaves (Aqua Flavia) in Portugal ſcheinlich an der Stelle des alten Stabihauſeß und war aus den Namen Macrinus .“ des Namens Jeſu eingegraben iſt.
Trümmern bedielsen aufgeführt, denn alle Inſchriften , bie Renier Daſelbft copirte, hatten einen rein municipalen Charakter. 3m Weſten trennte ein Plak, deſſen Pflaſter aus großen, ſchönen Platten noch vortrefflich erhalten iſt, die Kirche von einem ans
Diana Veteranorum ift zweimal im 3tinerarium Antonino aufgeführt, ſo wie auch in der theodoflichen Tafel. 3m 3. 411 hatte fie einen Biſchof, der fich in demſelben Jahre auf dem
Concil zu Carthago einfand.
Die Inſchriften , welche Renier
dern Bau, in welchem ein noch ziemlich erhaltener Iriumphbogen
ſammelte, 51 an der Zahl, umfaſſen die Periode im vorlegten
zum Theil eingefügt war, und neben dieſem Triumphbogen, in einer Entfernung von etwa 40 Metres, führte die Straße von Thamngad nach Lamasba vorüber. Auf der weſtlichen Façade dieſe Iriumphbogen8 fteht eine verſtümmelte Inſchrift, die man aber vermittelft Aufleſen der berabgefallenen Steine ziemlich vervollſtändigt hat, mit Auênahme einiger Worte, die mit dem Meißel herausgehauen find. 8 zeigt
regierungejahr Antoning bed Frommen ( 160 n. Chr.) big zu Diocletian unb Marimin Hercules im 3. 287.
fich hier wieder eine Folge ber ſtrittigen Kaiſerwahlen im ſpätern
Dhne weitere Schilderung der Förmlichkeiten, mit denen wir
römiſchen Reiche. Renier macht es ſehr wahrſcheinlich, ſo zu ſagen
vom Lande Defte nahmen, und die, um eß aufrichtig zu geſtehen ,
Ein Sonntag am Loch-komond in den ſchottiſchen Hochlanden . (Schluß.)
454 auch nur darin beſtanden, daß wir einfach ausftiegen, ſpinne ich jego den hiſtoriſchen Faben weiter, verwebe ihn aber mit, wie ich hoffe, feinften Betrachtungen. Es kam mir erſt jeßt der Oes danke, der verſchlagene und muthwilige Kaß habe die erſte falſche Landung mit voller Abſicht aufgeführt, und die andern, um und länger auf dem See zu ſchaukeln , nicht minder, denn in Wahrheit, die Feldklippe ſchien ſehr leicht zu finden. Doch an.
ſo heiter iſt, wie Rob Roye Söhle, To halte ich ein Weilchen
Ich muß nun doch, nachdem ich den Zug im Gros Ben nach ſeiner Bedeutung charakteriftrt habe, etliches Specials Geſchichtliche davon mittheilen. Die Colonne zerriß fich auf dem Felepfabe, den wir al gute Bergziegen und Gemſen - Körner erfletterten. trug und bekam aber niemand baſelbſt, denke ich Darin aus .
-
Kap war hoch oben, die Honigmonbågattin ihm die nächfte, ihr
ber8 war es mit der verrufenen Böhle! Man fann denken , daß
Gatte mit einer leiſen Schattirung des Othello in ber gerümpf
wenn fich Rob Roy verſteden wollte, er ſeinen Eingang mohl zu Deden verftanben haben wirb. Einige Schritte Fußpfab minden fich zwiſchen den Feldklippen empor, dann galt ed Elettern, und zwar ſo, daß beide Sande Dazu eben ſo nöthig waren, ald beide
ten Naſe , dicht hinter ihr, dann folgte Laby Album, bann ich . Laby Album war, ich muß ihr ihr hiftoriſches Recht laſſen ,
Füße. Stöde und Regenſchirme, gute Külf& truppen auf gewöhn .
ung baturo Muth machten, daß wir die Gefahren verſpotteten. Raß war ber Sieher der jungen Gattin, ihr Gatte ihr Hebel
lidhen Wanberpfaben , wurden daher zum hinbernden Gepäd, und
mußten, wie auch Armeen in die Lage fommen, ihre Artillerie zurückzulaſſen, weggeworfen werden. An den erſten Feleftüden arbeiteten wir uns tapfer empor, eine Hand half der andern. Die Amazonen unſeres Heerzuges reichten und hauptſächlich dars um, wie miro ſchien, ſo freundlich hülfreiche Hände, damit file
allerliebft auf dem Ertrazuge. Sie dachte nicht an ihr Album, und lachte ſo fröhlich mit als die andern Şelbinnen, wenn wir
oder Heber und zugleich der Zieher Lady So geſchahe, daß, Desdemona auf die Feldplatte gehoben, Zuggeſchäft bei Lady Album verwaltete , ich wiederum war.
Albums, beren Heber nachdem Othello ſeine zu Rap-Jago, er ſein und dem Geſpond den
Rüden fehren mußte, und als er ſich umwandte
war fte ſammt
fich daß moraliſche Recht erwirkten, die unſern wieder anzunehs | Raß verſchwunden . Ich ſchwang mich eben mit Laby Album auf men, und die Dringlichkeit und Gefahren der Situation alb fefte Schildhalter gegen alle Verſtöße wider die Strenge des Salon - Cober die Anficht theilt geltend gemacht werden könnten . Denn
die Klippe, und ſah ſein ſtaunendes Antliß, das meinige ſtaunte aber auch. What die Erbe fte eingeſchluckt ?" Die Feldmauer ftcht fteil vor mir - fein weitered Portfommen möglich ! Da ertönt
mander mit mir - ein Etikettenbruch ift doch noch nicht ſo
aus dem Bauch der Erde eine hohle Stimme : „Hier ! Hier !"
ſchlimm alb ein Beinbruch.
Nun erſt gewahre ich einen Feldſpalt, von Gebüſch überwuchert,
-
So nahm denn die ganze weibliche
Hälfte des Enibedungdheereb, burch einen ftummen , aber einftims
ber fich aber zu einer ſo engen Deffnung zuſammenzieht, daß ich
migen Beſchluß, von der männlichen Hälfte alle Hülfe an, und
mit meiner Peripherie nicht burch die bes idwarzen Solunbe8 zu bringen hoffen darf. Doch ift bieß der einzige Weg, und ba
gab, wie geſagt, bie ihrige bafür, um eine Berechtigung auf den Gegenbienft zu haben, ber als bloßes Geſchenk nicht hätte acceptirt werben fönnen. Der Leſer wird die Weisheit ber Vorſehung gereiß
in der Miſchung @zahl der Geſchlechter erkennen , die in unſerer Erpedition obwaltete. Wir waren fieben Männer, fünf Damen, Dadurch konnte die bunte Reihe, nämlich der Marſd in Reihen formirt, eine männliche Avants unb Arrièregarbe haben, und ſomit jegliche weibliche Gemſe beim Felsflettern einen männlichen Beiſtand und Curator ſchon droben auf dem Felbſtüc, wohin fte wollte, vorfinden, und unten eines zweiten Rechtsanwalte gewiß ſeyn.
Wir waren mit unſerm Columbiſchen Entdeđungsgeiſt bis in Theile des Hochlandeß vorgedrungen , wohin nicht einmal die engliſchen Golbaten im Anfang des 18ten Jahrhunderte zu bringen vers
mochten, denn ſonſt hätte der fühne Parteigänger auf den fte Jagd machten , nicht hier ſeinen fichern Verftect gefunden ! Abgrünbe,
Raß ihn ſchon (er iſt zwar ſo ſchmalleibig wie ein Wieſel, und hat feine 3bee von wahren Schönheitslinien an ſeinem Leibe) mit meiner jungen Flitterwochnerin gewandelt , d. h. gefrochen
iſt, ſo bleibt mir nichts übrig , als die Ehre der Erpedition zu retten, und mehr als den fond de mes culottes zu wagen, um in Rob Roye verteufelten Schlupfwinkel einzubringen . Lady Album iſt lachend bereit das Wageftüd mit zu befteben. 30
gebe voran, denn dieſe Wahrheit iſt unumſtößlich, fomme ich durch , ſo bleibt feiner fteden , in der engen Feldgurgel. – 30 Ich büđe mich, ich ſenke mich auf& Anic, ich laſſe mich endlich zur Bewegung & theorie der Erbgewürme herab, wie bie Schlange im -
Paradieſe! Und was hab ich erreicht ? Ein feuchtes Loch, wo nicht Sonne noch Mond icheint, und immer unſichtbar, tief unter
uns, im Bauch des Felſens, die Stimme Kapene, der vorwärts
ſchroffe finftere Feldſpalten, glatteidglatte Klippenrücken , einzige bauchburchtriechbare Höhlenwindungen , einzighinabrutſchbare ſchiefe
ruft. Laby Album ſchlüpft mir nach, ſo leicht wie ein glattes Eidechschen , ich reiche ihr die Band, und wir find jeßt wirds
Ebenen – ber Bauch iſt unanwendbar in dieſem Abjectivum ,
wieder recht romantiid – ganz allein im ſchwarzen Feldloch ! Galt es zuvor zu friechen , ſo kam es jeßt darauf an bergmanns
ſein Erſaßmann aber auch , wenn gleid aus verſchiedenem Grunde geſchundene Shienbeine, gerißte Hände - zerriſſene zerriffene Schleie r, Schleier, hony verlorene Hüte und Müßen, fichtbare Strumpfbänder soit qui mal y pense - unfichtbare Lebendrettungen und Danfergüſſe Dafür im Höhlenbunfel – hörbarer Siegedjubel genug eine Kette von Schwierigkeiten, Kinderniſſen, Gefahren, Siegen und Triumphen machten unſern Zug zu einem, von dem ich beſcheiben hoffen darf, daß er in der Weltgeſchichte ſeine Stelle finden werde. Mit einer Geltung, denke ich , die es bewirfen wird, daß man von Hannibals Alpenſpaziergang, von den nach Hauſe gelaufenen zehntauſend Marobeurd bed Xenophon, von Cortet mericaniſcher Spielparthie, und Napoleons Retirade zu ebener Erbe von Mostau nach Paris, nicht mehr ſo viel Ges (drei machen wird gegen unſere Felbabgrund föhlen- Böllenfahrt! Höllenfahrt ! Nun, tem en wie ihm ſep ! Wenn die Hölle .
.
-
mäßig einzufahren, einen bemoosten Feleſchacht hinunter, auf Dem Rüden ! - 3d thate, aber ich brüdte bie Augen zu ( beis
läufig ganz unnüß, weil es doch pedifinfter war) denn ich wußte nicht, wo meine Füße Grund finden würden ! Doch fie fanden ihn, und gleich darauf auch meine Hände mein Händchen , das weiße, allerliebte Der jungen Honigmonbegattin ! Wir waren in Rob Roye Cave angelangt ! Gott ſey Danf ! Aber es lohnte vers dammt wenig der Mühe ! Sacht racht - c6 lohnte ſebr der Mühe, denn jeßt ftand die Reihe an mir, lady Album in dieſe Liefe beförbern zu helfen. && war Daß angenehmfte Geſchäft ! 30 fing in meiner rechten and ihren feinen Fuß auf - alde Ich
dann ... allein weßhalb ſoll ich dem Bejer die genaueſten Abe bildungen mit meiner Feber Daguerrotypiren, von dem was ich
felbft nicht geſehen , da eß in Rob Rond Höhle ſo finſter war,
noso
455
wie im Tartarus ? Er mag fich ſelbſt ausmalen, wie man in fol. dhen Lebenslagen handelt, und ſeinem Nebenmenſchen Hülfe leiftet. Den Schluß- Accord des kleinen Duintetto was wir in der Höhle
Coson
Bergen faum ein Fuch oder Hamſter Davon Befte genommen haben würde.
Das Gute aber hatte die Fadelbeleuchtung , daß
aufführten , machte der Flittergatte mit einem „Gobbam" im tiefs
wir den Eingang zur Küche Rob Roye, welche zweite Potenz der Merkwürdigfeit wir noch zu erſchwingen hatten , entbeden
flen Baß, bað er bei ſeiner Bergmanndfahrt in den Höhlenſchlund
fonnten .
ausſtieß. 3ch weiß nicht, ob über die Gefahr oder Unbehagliche
eden uns feindſelig anfaſſende Felépforte nun auch hinduro , und nahmen unſern Ausgang durch die Küche, denn Durch fle gelangs ten wir wieder ind Freie auf eine andere Felſenplatte, die zu
feit dieſes Schlittenfahrens au naturel, oder weil es ihm die
Glückſeligkeit der Gonigwochen nicht eben zu erhöhen ſchien, daß er ſeine Theilnehmerin derſelben hier in einer ſo völligen Camera
Obscura mit Raß fanb ! Ueberhaupt, dieſer Kap ! Wer iſt er eigentlich, was will er, mit wem hält er ef ? Er iſt ein vers
Wir quälten und burd die enge, mit ſcharfen Felf .
Lage lag. Sollte die Haupthöhle Nob Roge der Keller Derſels ben geweſen, und der Ausbrud Cave alſo in dieſem Sinne zu nehmen ſeyn , ſo bekenne ich, daß ich zwiſchen Rüche und Keller
wünſchter Intriguant und Maſchinift nach meiner Meinung ! Hin.
des berühmten Häuptlings keinen erheblichen Unterſchied machen
ter Blondchen ift er her, wir haben es idon am Loch Katrie
würbe.
gejeben , wie ein Kater – dieſer Ras – hinter einem Ranariens bogel ! Mit den Schottinnen hat er offenbar einen großen Reiſes Roman angelegt nach einem tief combinirten Plan , unb hier in
Laßt eß aber gut ſeyn ! Wenn ich gleich die Höhlenmerkwürs bigkeit ben Nachreiſern nicht als eine empfehlen wil, bie fte une erläßlicherweiſe aufſuchen müßten , ſo war der Beſuch doch mit
Rob Rope Sohle hält er Conferenzen . Der Ruf : „Wo feyb Shr ?" unterbrach meine Betrachtungen .
ſo viel Specialerheiterungen verknüpft, daß er die Unbequemlich feiten unb fomijden Gefahren , ſo lange fie nicht ernftliche wur.
Es waren unſere Freunde von außen, die nun auch auf die Felds klippe gelangt waren , unb Den Eingang der Höhle ſo wenig fans
ben, völlig lohnte. Denn, es iſt etwas ganz Eigenthümliches, daß die fomiſche Gefahr die ganz bichte Nachbarin ber ernftlichen
den als wir ; wir gaben unſere unterirdiſchen Gignale, und die
ift, und ein läbirter Fond de Culotte, nicht über zwei oder brei Spannen von einem Arms oder Beinbruch entfernt iſt. Zum
Einfahrt begann.
Wir hätten den Nachkömmlingen abgerathen,
allein wir wollten , es ſeh ehrlich geftanben, nicht bie einzigen ſeyn , die fich ſelbſt auslachten über alle die Mühſeligkeiten mit
denen die Höhlenburg Rob Rond erobert wurde, ohne, eben ſo
Glüc fam von leßterem nichte vor, als die lebhafte Vorſtellung ber Möglichkeit desſelben , und dieſe war gerade das Mittel das gegen, weil man überaus vorſichtig dadurch wurde. Wir find inzwiſchen erſt auf der Felsplatte und noch lange
ehrlich geftanden, ſonderlich eroberung &würdig zu ſeyn. Es war nunmehr aber ganz luftig bie fleben, die noch vor Theben oder
nicht wieder im Nachen. Bekanntlich aber kann jeder Gemejäger
vor der Höhle ftanden, auch einpaſſiren zu laſſen . Jeder der fünf
viel leichter zu irgend einem ſchwierigen Punft hinanflettern , als
Männer ſchoß mit einem andern Fluch hinunter in Das Keller-
abwärts. Ilnd das zeigte fich jeft ! Die Stöde und Regenſchirme, die wir ale Ballaft hatten wegwerfen müſſen, weil wir beide
loc , und die beiden bergnügten Schottinnen veranſtalteten auch eine jegliche ihre beſondere Ausgabe von ſchottiſchen Interjectios nen von Schred , Freude und verſchämter Roketterie. Nun waren wir alle beiſammen im Tartarus ober vielmehr nicht, Denn Rat , bieſer pfiffige Intriguant war ſchon wieder veridhwun . ben und nicht allein ! Ich glaube der Schelm hatte es
Arme frei haben mußten zum Klettern, wären uns jeßt als Son. ben der Liefe und vorausgeſandte Stüßpunfte mehr als will. kommen geweſen. Wir waren fämmtlich am Felsabhang anges flebt, und wußten nicht wie den Fuß vorwärte und abwärts bringen, denn rad hinaufgeflettert worden war, mußte hinabs
wahrhaftig und ernftlich auf einen Uct aus Othello abgeſehen,
geſprungen werden, und jeder Sprung war ein Lottoſpiel mit
To jagte er den Eheftümper oder Cheanfänger in den Eiferſucht8 . harniſd ! - Wo ift meine Frau ?" rief dieſer beſtürzt, da fie
Beinbrucheinſaß ! Ras hatte, außer der Eiferſucht Dthello's, der die erſten grollenden, dunkel murmelnben Donner mit heimlichen
abermals verſchwunden war, und man nicht entdeckte, wie fie aus
Scheltworten in die Maitage ſeiner Ehe janbte, noch andere Ans fechtungen und harte Anlaſſungen zu ertragen. „Ihr habt uns
-
dem Höhlengefängniß entſprungen ſeyn konnten.
Gin flehen be
Stimmchen , das etwas Aehnlichkeit mit dem einer hülferufenben
Berline hatte, erklang aus einem Geitengewölbe, mit den Wor. ten : ,,Here ! In the Kitchen ! Come, see the Kitchen ! Es wird aber einen lebhafteren Eindruck machen , glaube ich, wenn ich die Fortſepung be$ Dialogd nicht mehr wörtlich, ſon . Dern in der Ueberſepung gebe. Der Teufel hole bie Küche !"
hergeführt, führt uns jeft auch wieder fort !" verlangte unter andern die Firma R, M , t , und der Chorus intonirte in der nämlichen Jonart.
„ Nicht leichter unb lieber ale bad“, erwieberte Raß, und den daß er ein halber Gemsbod war, wiſſen wir ſprang 6 Fuß hohen Fel@abſaß leichtfüßig hinunter, ohne zu wanfen auf -
antwortete der Ehebramarbas (früh krümmt fich, was ein Häfchen dem von der vollkommenen Ebene ſehr abweichenten Terrain werben wil !) „ Ich habe genug an der verfluchten Höhle ! Komm beraus !" „ Wir müſſen auf der andern Seite burch " antwortete kat aus ſeinem unfichtbaren Standpunkte. ,, 30 mag nicht weiter klettern in den Sunbelöchern " zürnte
der Gatte, und begleitete ſeine Phraſe mit einem träftigen Fußftampfer auf den Steinboden, in dieſem Augenblic fladerte eine belle Flamme auf. Einer der Engländer, der denn doch die Höhle
Rob Rong wirklich ſehen wollte, hatte ein Streichhölzchen genoms men, und zündete einen Bogen Papier als Fadel an ! Wir fonnten nun genau ſehen , daß nichts zu ſehen war, ſondern die Höhle ein zufälliges auf hohl übereinander gelagers ten Feløftüden gebildetes Loch, ſo vulgärer Art, daß in deutſchen
brunten .
„Folgen Sie mir nur, hier ift Der Weg“, rief er hinauf. So berhöhnte er une nocy .
Die Gattin aus dem Maiftadium der Ehe mußte wohl bes ſonderes Vertrauen zu ſeiner Führung auf den Dunkeln Wegen, die fie mit ihm gewandelt war, befommen haben, denn - ich glaube eß ging ein Augenmint voran - fte trat dicht an den Rand des Blode, repte fich graciös nieber, wie eine junge Lore. -
let , glitt ein wenig vorwärts, faßte mit ihren beiden weißen
Hånden Raß dargereichte beide rauhe, lepte leicht ben linken Fuß auf ſeine rechte Schulter, unb hüpfte vermittelft dieſer Mittels ftation leicht wie ein Reh hinunter. Kaum hatten die übrigeu Damen dieſe geſchidte Deſcente in den Feftungsgraben geſehen ,
456
oson
alb fte fte ſofort nachahmten . Kay nahm unſer ganzes weib liches Armeecorps auf dieſe Art in Empfang. Blonbchen war die leßte, und gewiſſermaßen gefangen, da er fle ganz von dem männlichen Soutien getrennt hatte. Wollten wir ihn nicht als einen fünffachen Theſeus oder Bacchus mit unſern Ariadnen im Nachen flüchten ſehen, als einen wahrhaften hodländiſchen Caper- und Seeräuber, ſo blieb und alſo nichts übrig als ihnen zu folgen und ihn feſtzuhalten. Der Verräther ſprang wahrhaftig ſchon auf das Boot zu und wäre im Stande geweſen, ohne uns vom Lande zu ftoßen. Ich drückte daher
woran alle Gäfte des Hauſed gemeinſchaftlich Theil nahmen . Ich
Denn mein Blondchen wollte ich um feinen Preis in der Gewalt
wünſchen und bereiten fann, als wenn er auch eines Sonntag wider Willen am ſchönſten See des ſchönen Schottlands feſtges halten wird. Er reße fich alſo noch auf 5 Minuten mit mir auf
bes Entführer: laſſen - beibe Augen , zu, das will ſagen, ich -
machte fte ſo ſcharf auf als möglich, um bei dein dreiften Sprung wenigſtens ben ficherften Ankergrund für meine Füße zu er,
mitteln. Er gelang , weil ich eine mäßige Verſtauchung des Knies nicht rechne. Ale treuer Handelécompagnon reichte ich Darauf R die Hand und Schulter zum Kinabflettern, bieſer ges währte fle r und ſo weiter. So agirten wir als eine wahre Kette von Feuereimern , die aus Hand in Hand gleiten, bis wir alle im Boot waren, um nöthigenfalls ben Brand zu löſchen, ben Raß offenbar in die Herzen der Damen zu werfen beaba fichtigte.
Er lachte aus vollem Halſe über uns , offenbar nur um ſeinen Ingrimm zu verbergen. Indeß wir ſaßen alle wieder im Boot und fonnten ſtolz ſagen : „ Wir haben Rob Rohe Höhle
darf verſichern, daß, ale wir in unſern Comitien darüber abe ftimmten , ob wir ingeſammt mitſpeiſen mollten , die Oppoſition nicht in impoſanter Majorität war, die Zahl ihrer Stimmen
betrug O gegen 12, welche für die Mahlzeit votirten. Ich könnte nun dem Leſer mein ſchottiſche Hochland @ biner
mit aller Ausführlichkeit beſchreiben, allein ich behalte lieber unſern Herbſtſonntag, von dem wir zulegt die bunteſten und muthwilligften Sommernacht& träume in Scene festen , für mid, und ſage dem Leſer nur, daß er fich ſchwerlich einen ſchönern
den Feldblod hart am Ufer, und betrachte das hinter den Alpen
verglimmende Abendroth und den gegenüber aufdämmernden Silberſchimmer Deo Mondeo ; er ſchaue zu wie die Felſenhäupter
fich in den blauen Schleier des Abendbuftes hüllen , und im erne ften Schweigen herabſchauen auf den entichlummernden See, er
beobachte mit mir, wie die Mondlichtfunfen aus ſeinen Wellen auftauchen und einen tauſendfachen Sternenhimmel über dem Spiegel ausſchütten , wie dae Mattfilber Luna's allmählich in die Purpurfalten des Abendmantels dringt, mit denen ſich das Ges birg verſchleiert, er ſchaue das alles, und es wird fill in ihm werden , wie es in mir rarb ! Die muntern Farben aller der
Freudenblüthen bes Sage werden ſich abtampfen , die offenen Kelche fich mild unb mübe ſchließen, und eine heilige Stille, wie
entdeckt."
fle über den Fluren webt, wirb in ſeine Seele bringen . Und ſo Unſere Republik war nun wieder beiſammen , und ihr Präs fident, ber Steuermann Raß, vollſtändig von uns amneſtirt für alle die Gefahren , in die er und aus Muthwillen geführt hatte.
Denn jego wagen wir nur den Ruhm unſerer Nordpol-Erpedi tion, und die gefragten Hände, geſchundenen Schienbeine, chiffo nirten Hüte, decouvrirten Strumpfbänder, conſumirten Fonds de Culottes, genug unſer ganzer Verluſt, Verwundeters und Kranken Etat war vergeſſen und vergeben . Rüftige Ruberkräfte waren auch wieder bereit, und ich bot ſogar die meinigen an , welches für ein merkwürdiges Symptom des völlig vernichteten Phlegma's in unſerer Nachen -Retorte gelten konnte.
Und als vollends auch die beiden muntern Schottinnen
fich als Ladies vom See mit dem Ruber in der Hand probu. cirten, da erhob fich die Luft auf die fröhlichſte Spige ! Wir legten an jebe Ruber zwei männliche Arme und zwei weiße weibliche ßände, und organiſirten die Ablöſungen. 3ch ließ mich vergnüglich mit Lady Album an das Ruber ſchmieden , und R
zog das Glüdloos, Blondchen zur Arbeitógenoſſin zu empjangen. Wir hielten alle den ſchönſten Tact und blieben in der wohls thuendften Harmoniel Der Nachen flog leicht über die Wellen .
Raß birigirte ihn nach der äußerſten Nordípiße des Seed, auf
Arbleeſch zu, wo das Dampfboot ſeine Sonntag & andacht hielt, Denn dieſen Theil, ben rauheften, felſenumſchloſſenſten, hätten wir morgen mit dem Dampfſchiff nicht geſehen. So gleiteten wir Denn über die Spiegelbilder der hohen, zadigen Felſen unb grüns nen Waldberge bahin, nnd luft und Freude umíchwebten den Nachen . Da wir das zweiſpißig auslaufende Ende des Sees in Sicht hatten , wanbte Capitán Kap Dag Steuer, und wir fehrten beim gen 3nberenaib ! Gine halbe Stunde darauf landeten wir bei 3nverēnaib-3nn,
wird er, wie er fich des Sonntags erfreute, ihn wahrhaft heilis gen durch die ernfte Abenbreier, die er ftill für ſich begeht. L. Reliftab.
Mi s cellen .
Der Nizam ſtaat in Indien iſt, wie die Engländer ſagen, in articulo mortis , denn die alte Regierung&maſchine iſt in vollfoms menen Stilſtand gerathen. Man hat die Steuern an die Talufbars verpachtet, und dieſe Pachtungen immer höher getrieben ; natürlich wolls ten auch noch die Talufbaro fich für ihre Mühe des Steuereinſammelns
bezahlt machen , und ſo wurden die armen Reioto auf eine Art aus: gepreßt , daß endlich die Quellen verſiegten. Das Uebel wurde ſo ſchreiend, daß man von allen Seiten in die Engländer drang, fie ſollten die Adminiſtration ſelbſt übernehmen. Das fonnten ſie nicht , ohne beſtehende Verträge zu brechen, und um eo thun zu können, mußten fie
die Sache noch ſchlimmer machen als ſie war ; dieß geſchah, indem die
Regierung der Compagnie die rúdftändigen Smulden an den Nizams ſtaat geltend machten ; dieſer bezahlt einen Theil, um ſo ſchlechter ging es dann aber mit den Zahlungen andererſeits, namentlich ſind jeßt die Miethetruppen , Araber aus Hadramaut und Rohillas,
um fieben
Monate Gold im Rüdftande, und begehen alle möglichen Ercefíe , ſo daß die reichen Einwohner der Stadt fich zu dem engliſchen Hefidenten
flüdten . Der Miniſter des Nizam hat dem engliſchen Refidenten ge: fchrieben, er habe bisher von den Sahutaró (Banfiere) Geldvorſdůfie erhalten, und ſie mit Anweiſungen auf die Talufdars bezahlt, da aber
die Talukdard nicht mehr die Anweiſungen honoriren wollten, ſo zahlen auch folgerichtig die Sahufars nicht mehr. Die Rohillas haben alle
Straßen befeßt, und machen fich, da fie von der Regierung nicht bezahlt werden, burd, Raub an Reiſenden und Reiots bezahlt. ( Engl. 31. )
Die Ueberladung über Aegypten iſt abermals abgekürzt worden.
Abbas Paída hat es übernommen, Neiſende und Pachete von
Suez nad Alerandria in 70 , von Apolia nade Suez in 75 Stunden zu befördern, was eine Zeiterſparniß von 10 bis 12 Stunden iſt
wo und feine Nachricht angenehmer berühren konnte, ale bie, Daß das Mittagemahl bereit fen, das ſogenannte „ Drbinarb ", Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Abbas
Paída der fich hiebei als guter Poſtmeiſter der engliſchen Regierung bewährt, ſoll hiefür 6000 Pro. jährlich erhalten . Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 D. Widenm a n n .
Das Ausland . Ein Dagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ur. 115.
13 Mai 1852 .
Die Mormonen in Deſeret.
Fte bie Entwidlung einer Gemeinſchaft von Menſchen, welche, obwohl bebauerlid abergläubiſch, in hohem Grabe fanatiſch und
(Von Dr. Buſch .)
in einzelnen ihrer Mitglieder erwieſenermaaßen unfittlich , dennoch
Vor einigen Monaten ſchrieben die deutſchen Zeitungen benen
von Amerika eine Mittheilung von einem Bolfe nady, welches fich die Heiligen vom jüngſten Sage nennt und in den Felſens gebirgen ein Weſen treiben ſollte, unerhört in den Annalen der zwei Welttheile, in denen bas Chriſtenthum herrſcht.
Dieſer
burch andere Eigenſchaften unſere Bewunderung erregen und felbſt bei genauer Nachfrage behalten muß. Die Mormonen find
inmitten der grauſamſten und hartnäckigſten aller Verfolgungen , welche unſer Jahrhundert in religiöſen Dingen zuließ, gediehen. Sie haben mit einem Muthe unb einer Auébauer, die der beften
mindeſtens Verblenteten herrühre und ſomit aus unlauterer Quelle
Sache würbig waren, ſtaunen @merthe Beſchwerden ertragen und unüberwindlich ſcheinende Hinderniſſe überwältigt. Sie haben, im Beſtegtwerden flegend, den mächtigſten Feinden Troß geboten und dreimal über die rüdficht&loſeſte unbarmherzigkeit triumphirt . Das vergoffene Blut ihrer Märtyrer" hat nur dazu gebient, ben Glaubenseifer unb þelbenſinn, mit denen die Ueberlebenden fich um die Fahne bes Propheten daarten , zu läutern und die Ers folge der Kirche " zu mehren. Sie können fich bed Befiße einer an Volfоmmenheit gränzenden Drganiſation rühmen, welche die entſchiedene Genialität ihres Urhebers beweißt, und vermöge deren fte das ihnen in Flinois geraubte Eigenthum , daß auf zwanzig Millionen Dollars veranſchlagt wurde, in weniger als einem hals
ſtamme, oder daß der Gegenſtand wirklich keine lichte und lobes
ben Jahrzehnbe bem Erdboden doppelt wieber abgewonnen haben.
ſame Seite habe. Daß nun eine ſolche eriftirt, muß, ſollte man meinen, ſchon berjenige vorausſeßen, welcher erfährt, daß jenes ſchwer 'verflagte Volt der Latterbay.Sainte, oder wie fle gewöhns
Die Fortſchritte, die fte in jeder Beziehung gemacht haben, laſſen fich au Schnelligkeit mit nichts in der Chronit irgend einer ans dern Secte die amerikaniſchen inbegriffen vergleichen.
licher genannt werden, der Mormonen, innerhalb zwanzig Jahren
Kurz, mögen bie Wunder, welche ihre Propheten und Apoſtel Der Mormonismus wirken, ſeyn , wel Schlages fle wollen
Bericht, auf die Erzählung geflüchteter Unionsbeamten baſtrt, ſprach von Polygamie und allerhand anderer IInfitte als etwas
dort Alltäglichem und geſeßlich Erlaubtem, und da er fich das Anſehen gab, ale beruhe er auf unzweifelhafter Augenzeugen: idaft, ſo konnte man ihn, obſchon er unglaublich genug klang, für wahr halten, zumal da jene myſteriöſen Seiligen ſchon einige Jahre zuvor åbnlicher Dinge angeklagt waren. Auffällig war an ber Sache in beffen immerhin, daß nur die Schattenſeite ges zeigt, der Lichtfeite aber feine Erwähnung gethan wurbe . Man mußte beßhalb auf den Schluß kommen , daß entweder die Mits
theilung in den amerikanifchen Blättern von Böswilligen oder
aus einer Gemeinde von fünf Perſonen zu einer Kirche von mehr
als hunderttauſend Befennern angewachſen iſt.
Daß ffe aber
wirklich vorhanden iſt, dieſe lichte Seite, und zwar in größerem Maaße vorhanden iſt, als man vielleicht geneigt iſt, von vorns
herein zuzugeben, dieß zu zeigen und den Schatten auf ſein wah. res Maaß zurücfzuführen, iſt ron ber folgenden Darſtellung der eine Zwed, mit dem wir dann den zweiten verbinden, auf die Bebeutung, welche die Theofratie in Deſeret in ihrer Stellung zu den Vereinigten Staaten hat, und auf die Einwirkung hinzu. weiſen, welche fte auf die Geſchide der Union ausüben wird,
wofern ihrem Erſtarken und Emporblühen nicht durch ihre Feinde oder burd ; ihre Führer ſelbſt die Art an die Wurzel gelegt wird .
ſelbft ift bas größte Wunder des neunzehnten Jahrhunderte. ;) Dieß ausführlich nachzuweiſen und mit Actenſtücken zu bes legen, iſt von dem Verfaſſer an einem andern Orte verſucht wors den, wo fich auch Gelegenheit fand, dem Stifter der Secte Gerechtigkeit widerfahren zu laſſen , der in der That ein merks
würdiger, ſchier unbegreiflicher Charakter und, wenn überhaupt ein Betrüger, auf keinen Fall der gemeine und ungeſchlachte Schurfe war, für den ihn ein Theil der amerikaniſchen Preſſe auf bloßes Hörenſagen hin ausgeſchrieen hat. Es fragt fich aber noch gar ſehr, ob wir das Recht haben, ihn einen Charlatan zu ſchelten , der eigenſüchtiger Zwede halber den Betrug mit dem
Die Geſchichte der Mormonen ift, glauben wir, im Adger
Buche Mormon ſpielte, oder ob er nicht vielmehr ein Sohwärmer
meinen von ihrer Quelle auf dem Berge Cumorah bis zu ihrem Ausfluſſe in bas Oragmeer des fernen Weften bekannt, obſchon wir fürchten, daß der Gefichtspunkt, von dem fle ſeither betrach tet wurde, nicht weit von dem liegt, ber nur die Untugend, die
war, der eine urſprünglich von einem andern gewebte Lüge glaubte und verbreitete. Unſere Forſchungen führten und zu ber leptes
Unſchönheit und Unerfreulichkeit der Erſcheinung erbliden läßt. von einem beſſern oder vielmehr dem beften Standpunkte aus,
dem nämlich der Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, geſehen, ift
ren Annahme.
Es kann uns dabei nicht in den Sinn kommen
zu läugnen , daß mancherlei Ereigniſſe in Joſeph Smiths Leben die Vermuthung begünſtigen , er habe mit den Dffenbarungen , '? In einer demnädoft zum Druđe fertig werdenden Monographie unter dem Titel : die Heiligen der legten Lage." 9
nosotros
458
bie er vorgeblich empfing, eine langeinſtubirte Rolle geſpielt ; ebenſo wahr aber iſt, daß dieſes vielberegte Leben gleich zahlreiche Beweiſe dafür enthält, daß er wirklich und wahrhaftig zu ſeyn meinte, wofür er fich erflärte, das Werfzeug Gottes zur
Vermittelung eines neuen Evangeliume, der Seher himmliſcher Gefichte, der Offenbarer ſegensvoller Geheimniſſe, der Freund und Vertraute von Engeln und Erzengeln. Möge man fich aber auch ber entgegengeſeßten Auffaſſung zuneigen, ſo wird man nichts
beſtoweniger zuzugeben haben, daß er ungemeinen Muth und Eifer entwidelte, daß er mit außerordentlichem Tacte und tiefer
Mi : Ginem Worte, lo fern wir davon find, bem Stifter Der Mormonen eine beſondere Heiligfeit beizumeſſen, meinen wir
und doch berechtigt, zu ſagen, er ſey nicht bloß ein Talent, fone dern auch ein Charakter geweſen . Man hat ihn den amerifanie ſchen Mohammed genannt, und man fönnte in andern ſeiner Züge wohl auch Aehnlichkeit mit Cromwel finden. Wenn ſolche Vergleiche in allgemeinen unftatthaft find, ſo paſſen fte gleich wohl hier wenigſtens ſo weit, daß die, welche ben Propheten des Jelam und den Helden und Heiligen Der Independenten mit dem Litel von Heuchlern abthun zu dürfen glauben , dieſe8 ihr Ges
Menſchenkenntniß ſeine Mittel wählte, daß ſein Talent zur Regies
richt in noch ſtrengerer Weiſe über Joſeph Smith ergehen laſſen
rung von Geiftern , die im Genuſſe des unbeſchränkteſten Selfgovernment aufgewachſen waren, das gewöhnliche Maß bei weitem überſtieg, und daß er, wie auffallend ſein Mangel an Bildung zu Anfang auch geweſen ſeyn mag, in der ſpätern Zeit eine Fäs higkeit als Redner und Schriftſteller bekundete, welche zeigte, daß die Natur ihn mit trefflichen Gaben bedacht hatte. Wäre und
fönnen, obwohl ſie bei allen breien, von der Wirkung anf die Urſache zu ſchließen , werden zugeben müſſen , Daß fie, der eine mehr, der andere minder, geniale Geiſter waren . Dieß zur Verſtändigung über das Folgende.
bliebe er endlich bei allebem ein Betrüger, der überlegſam und
Der Leitung Brigham Younge, ihres Joſuah, unter unſäglichen Gntbehrungen und Gefahren über die Prairien des Miſſouri und
falt aus den Ingredienzien ber lüge und Täuſchung eine Art neuer Religion zuſammenbraute, ſo ift niemand, der ähnliches unternahm, grauſamer dafür geſtraft worden. So tolerant die
Von Nauvoo mit einer Grauſamfeit vertrieben , die wie
Naboths Blut gen Himmel ſchreit, zogen die Mormonen unter
Platte und durch die große amerifaniſche Wüfte den Rody
Mountains zu, und hier, im Beden des Salzſeeb, legte ihr
Geſeße der Vereinigten Staaten auch find, im Volfe hat dieſe
Vortrab am 24 Junius 1847 ben Grundſtein ihres neuen Zion,
Lugend, wie bie ſchmähliche Behandlung der Quafer in Neuengland, die Verfolgung der harmloſen Shaker in Dhio und das Gefläff gegen Underøgläubige, das von den Kanzeln aller Secten
wohin ihre Religion alle Gläubigen ruft, und wo aus der Dürren Wildniß in weniger als fünf Jahren das ſchöne Gartenland
herniederfährt, zur Genüge beweiſen , niemals viel Boden gehabt,
Honigbiene, genannt hat. Seit dieſer Zeit iſt die Geſchichte des Volfe! Joſeph Smiths eine beinahe ununterbrochene Kette glüdlicher Ereigniſſe geweſen , und es find eigentlich nur zwei Begebenheiten zu erwähnen, welche
und ſo lebte Joſeph Smith von der Stunde an, wo er als Pro-
phet auftrat, bis zu ſeiner ſchändlichen Ermordung durch den Pöbel von 3dinois ein Beben voll Hubeln, Pladerei, Schmach
und Mißhandlung. Gr buldete Entbehrungen , Beſchimpfungen und handgreifliche Beleidigungen aller Art.
Man höhnte und
lachte über ſeine Predigt, ohne ihm dadurch Gdyweigen gebieten zu können ; man ſchlug, man theerte nnd feberte ihn , man
ſchleppte ihn von Kerfer zu Rerfer, man drohte ihm mit dem
emporgrünte, welches die Mormonengeographie Deſeret, D. h.
die Niederlaſſung gefährdeten. Die erſte drobte ihre Ernte zu zerſtören, die zweite hätte beinahe die gänzliche Zerſtreuung der Colonie zur Folge gehabt. Wie die Mormonen ihren Horeb, ihren Audzug aus Aegypten, ihre Wüſtenwanderung mit unterſchiedlichen Wundern, ihr Zion,
Sobe, unb doch regte er ſein Wert fort. Vierzigmal der ichandbarften Dinge angeklagt und freigeſprochen, wurde er von ſeinen Feinden zum einundvierzigften Male vor Gericht geladen und hier,
See Tiberias haben , ſo iſt ihre neue Heimath, damit die Alehne lichkeit mit dem Volfe der Alten Teſtaments voll werde, auch
ta man eine abermalige Freiſprechung nicht hören wollte, nieders
von Heuſchreden beimgeſuct worden, und zwar von einer Art,
geſchoſſen, ohne daß man durch dieſe Gewaltthat ſeinen Geift
grauenvoller und verberblicher als das lomenzabnige Geſchlecht“, welches zu Joels Zeiten die Rebſtöcke und Feigenbäume Iſrael8
von dem Mormonenthum gebannt hätte, wie eine Lawine rach-
ihr gelobtes Land, ihren Jordan, ihr todtes Meer und ihren
ſend, die tauſend Meilen vom Subquehanna bis an den Miſfifippi | fraß. Flügellos, plumpleibig, ſchwarzfarbig, mit dicen Köpfen gerollt war, und nun andere tauſend Meilen weiter nad; Sons
nenuntergang fido wälzte, um am großen Salzſee zu einem Pries ſterftaate zu werden, der in der Geſchichte des veftlichen Contis nento noch eine große Rolle ſpielen wird.
Was überdem die
und ungebeuren Augen ſteigt alljährlich auf drathartigen Beinen ein Scheujal, ba8 aus einer Vermiſchung des Büffeld mit der
Grdſpinne erzeugt zu ſeyn ſcheint“, bie Wüſtenheuſchrede von den Bergen bernieber, um in gefräßigen Myriaben alled Grün zu
vielfach gegen den Propheten laut gewordenen Anklagen auf
vertilgen . Es war gerabe um die Periode, wo dieſes ſchredliche
fleiſchliche Sünden anbelangt, ſo haben dieſelben in ſeiner Lehre
Inſect zu fommen pflegt, daß die erſten Saaten der neuen An.
keinerlei Begründung, und ebenſo wenig hat man ihm als Pris vatperſon idhmußige Dinge dieſer Art nachgewieſen. Wohl aber trifft dieſer Vorwurf, welcher fich hauptſächlich gegen die ſoge. nannte „ ſpirituelle Ehe" richtet, einen Theil der unter ihm agi-
Fiedler in voller Blütbe ftanden . Der Grimm des hölliſchen Ges thier 8 war unwiderſtehlich. Die Heiligen thaten , was fie im
renden Prieſter, die jedoch, wie dieß an vielen Beiſpielen gezeigt werden könnte, ſobald ihr Treiben befannt wurde, von ihm nicht bloß geradelt, ſondern ohne Rücficht auf die Dienfte, die fte ber Sade geleiftet, que der Gemeinde geftoßen wurden. Dieß ges
wimmeinde Fluth des ſchwarzen Gog unb Magog, „rein ab, rein
ſchah noch nach Smiths Tode dem alten Sibney Migdon, der
Den Saatmörtern lag braun unb grau und troftlos bie urſprünge liche Wüfte. Da kam den verzweifelnden Mormonen unerwartet
nad allen Quellen nicht bloß der eigentliche Erfinder deß Cpis
ritual Wife Syſtem ," ſondern auch der Lügengeiſt war, in deſſen religiöſer Falſchmüngerwerfftabt das Buch Mormon aus einen Romane in eine heilige Urfunde umgeprägt wurde.
Unglüd ſtets zu thun gewohnt waren, fie beteten und fämpften, und kämpften und beteten, aber vergeblich ! Vorwärts preßte die
ab, rein ab, bie auf den Boden “, dien ihr Wahlipruch zu ſeyn , Stridh auf Strich de jugendlichen Korné veridwand, bis auf den legten Gtumpf abgeſchroten , und hinter den gierig würgen
ein Bundeegenofje gegen dieſe Brut, vor deren Zahn fie ohne
andere Waffen al8 ihre eigenen hätten fungere ſterben müſſen . Vorher nie in dieſem Thale geſehen (wie einer ter zwölf Apoſtel
wood
459
der Kirche vor kurzem , dieſer Plage gebenkend, behauptete) flogen
mächtige Schaaren weißer Vögel aud unbekannter Gegend über den Salzſee herüber, und ſtürzten fich auf den trohlgemäfteten Feind. Sie waren ſchneeweiß, hatten fleine Köpfe mit flaren, Dunfeln Augen, niedliche Füßichen und lange Schmingen, die ich im Fluge wie Engel& fittiche beugten." Zuerſt meinten die Mor. monen, fie reben eine neue Art von Quälgeiftern , das Volt Gotiel zu plagen geſendet; ale fte aber entbedten, daß fte's nur
auf bad Seuſchredengezücht abgeſehen hatten, nahmen fte fich in Acht, fie in ihren Freundſchaftsdienſten zu ſtören , unb ein Geleg bebrohte mit ſchwerer Strafe jeben, der einen der Selfer in der Noth töbte oder auch nur berſcheuche.
Auf dieſe Weiſe geſchüßt,
wurden die wunderbaren Vögel in furzem ſo zahm wie dag Hühnervieh, und die Rinber lernten balb mit ihnen mie mit Spielgenoſſen umgehen. Sie verſchwanden jeden Abend, indem fie über den See zurücfehrten, famen aber mit jedem Sonnen . aufgange wieder unb ſepten ihre willkommenen Beſuche fort, bis die leßten Beuſchreden vertilgt waren . Dieſes ſeltſame Schau ſpiel hat fich ſeitdem jebe8 Jahr wiederholt mit dem einzigen Unterſchieb, daß die Möwen fich zeitiger einftellten, und auf dieſe
Art die Ernte vor jedem Schaben bewahrten. Fortſeßung folgt. )
Ein zehntägiger Aufenthalt in Konſtantinopel. ( Aus den Reiſebemerkungen Dr. Grumms im J. 1650 .
Nord. Biene. Nr. 68 ff.
b. d. J.)
Am 14 Mai fam ich auf dem Dampfboot aus Smyrna in konftantinopel an, nahm meine Wohnung in Pera im Hotel de l'Europe,
und ftellte mich bald darauf dem ruſſiſchen Geſandten vor. S. Grc. Wlad. P. Titow that alles, was unentbehrlich war, um meinen Aufenthalt in Ronſtantinopel nüßlidy, geachtet und angenehm zu machen . Mit einem türkiſchen Oberften , der für den Feldzug in Rurdiftan eine gole
dene Denkmünze an einem rothen Bande trug, beſichtigte ich nachfols gende Anſtalten . 1 ) Die Artileriecaſerne : dieß iſt ein großes , zwei: Pódiges Gebäude in Form eine8 Vierede, mit allem Zubehör gut gebaut. Die obern und untern Zimarer find durch eine in der Mitte angebrachte große vieredige Deffnung verbunden, ſo daß die Luft in dem obern und .
untern Stocwerk die gleiche ift. Hier ſah ich auch die Munition der Truppen, welche ber europäiſchen faſt in allem ähnlich iſt. Die Officiere find höflich und zuvorfommend ; fie wohnen in den Caſernen. 2) Die höhere militariſche (polytechniſche) Unterrichtsanſtalt, welche die Beftima
mung hat, hundert Officiere zu allen Zweigen des Kriegsdienſte, namentlich im Generalftab, vorzubereiten ; fie hat ihren Siß in einem großen , einftödigen , feinernen, mit allen Grforderniſſen verſehenen vier:
edigen Gebäude. Ade Hülfemittel zum Unterricht finden rich in der Anfalt felbft. In dem phyfifaliſchen Cabinet ſieht man zwei anatos miſche, aut Bappe gearbeitete Pferde zum Auseinanderlegen. nuo das
ausgerüſtet. Die Kranfengimmer find oben in Giner Meihe, und haben
nur Ginen Ausgang auf die Galerie, welche im Innern um das ganze Gebäude herumläuft. Das Hoſpital iſt ganz nach europäiſchem Mufter angelegt ; alle Aerzte find Türfen, ſprechen aber franzöſiſch und find gut unterrichtet. Wir wurden von dem Vorſtand der Anſtalt äußerft höf:
lich aufgenommen . Das Gebäude der mediciniſch- chirurgiſchen Unters richtsanſtalt iſt nach dem Brande , der eg zerſtörte , noch nicht wieder -
hergeftellt worden , ſo daß ich nicht alle medicinifden Unterrichtsanſtalten in Augenſchein nehmen konnte.
Am 21 Mai fuhr ich mit dem Gefolge des Geſandten um 10 Uhr Morgens auf dem Kriegédampfboot Oroonoi aus dem goldenen Horn hinaus, und raſo ging es auf den Gewäſſern des Bosporus nad Bujuts dere. Beibe Ufer der Meerbuſens enthüllten fich und auf einige Werfte weit in allen ihren maleriſchen Krümmungen. Auf dieſer ganzen Stređe find die Ufer befået mit prachtigen Baláſten des Sultans , mit ſchönent Kiosfe der Großen und mannichfachen andern Gebäuden, deren Façaden fich wie aus dem Wafler erheben ; ftellenweiſe in größerer Entfernung, an den Abhängen grüner Hügel , in Thälern und Schluchten , fahen
Begräbnißplaße, Gärten , Wäldchen , Blumenteppice , Pavillons, alte Ruinen, ſo wie Städtchen und Dörfer hervor. Bei jeder Wendung des Schiffe entfalteten fich neue prachtige Bilder und entzückende Ausſichten. In dem auf dem europäiſchen Ufer liegenden Städtchen Bujufbere, das einen guten Hafen hat , und durch ſeine Menge von Roſen und Nachs tigallen, ſeine geſunde Luft und Waſſer berühmt iſt, befindet ſich der prachtige Palaft der f. ruſſiſchen Geſandtſchaft. Hier hörten wir die Mefie von dem Ardimandriten der Geſandtſchaft , durchwanderten den wundervollen Garten, ein wahres Stüd irdiſchen Paradiefes, und genoſſen von da aus der entzüdenden Ausſicht auf den Bosporus, bað aftatiſche Ufer und den Eingang ins ídwarze Meer. Auf dem Rüdwege zeigte man mir die Berge auf dem afiatiſchen Ufer, wo im J. 1833 die ruffts ſchen Truppen lagerten, und jeßt Pavillons und ein Denkmal errichs tet find. Von dieſen Hügeln aus hat man eine weite, ſehr mannichfals tige Ausſicht auf Ronftantinopel, den Bosporus und das Marmorameer. Am Freitag um 11 Uhr Morgens verfündigten Schülle vom Bode porus her ben Zug des Sultang nach der Mordee ; rajd fuhr ich in einem Raif über den Hafen , und aus Furcht mich zu verſpäten , eilte ich zu Pferde mit dem Dragoman durch die frummen Gaſſen nach der Moſchee Addedt. Die Truppen ftanden bereits länge der Moſdhee inners halb einer weiten Einfriedung und auf dem Plaße des Sippodrome in linie aufgeſtellt. Noch war es früh, aber das Volf drångte fich bereits. 3m Schatten der Platanen ftanden gruppenweiſe die Túrfinnen , in Schleier gehüllt, ſo daß man nur die Augert und die nächſten Theile
der Geficht ſehen fonnte. Man darf fich ihnen nicht nähern und die Polizei weist die neugierigen fremden alsbald von ihnen zurüd. Balb vernahm man Mufit und Ranonenſdüfſe ; die Truppen präſentirten auf Gommando das Gewehr, und erhoben zugleich die rechte Hand von der Bruft nach der Stirne. Der Sultan , welcher unbeweglich zu Pferde
Taß, ritt langſamen Schritte dahin ; hinter ihm führte man zwei Pferde, deren Schabrafen , ſo wie Sattel und Zeug mit Brillanten bereßt waren .
Weiter hinten ritt ein zahlreiches Gefolge von Beamten und Officieren,
demiſde laboratorium iſt ſehr gut. 3) Die niedere militäriſche Unter: namientlid vom Generalſtab. Die leptern trugen blaue Röde- mit rothem richtsanftalt für 300 Knaben von 10 bis 10 Jahren, welche nach Vollen :
ſtehendem goldgeftictem Kragen und Säbel. An der (inten Capelle
tung ihres Curſes in die höhere tinterrichtsanſtalt treten. Alle haben
der Moſchee flieg der Sultan vom Pferde und mit ihm das ganze Gefolg.
die Köpfe gefdoren, tragen blaue bis ang Knie gehende Röđe mit rothen
Kaum war er in die Thüre getreten , fo riefen einige, im Kreife ftehende
ftehenden Kragen , unb blaue Pantalons mit rothen Baffepoils. Sier
ſah ich auch eine Ausſtellung von Zeichnungen der Schüler in Tuſch und
Officiere etwas, worauf man in der Moſchee einen lauten Gefang Sets nahm . Die Truppen entfeenten fich balb, aber die Volfsbaufen gingen
Aquarell, ſo wie Skizzen und Plane. Das Gebäude iſt gleich falle groß, zweiflödig und bildet ein geſchloffenes Viered mit einem Garten, Baffin
nicht auseinander. Der Sultan blieb etwa eine halbe Stunde in der Moſchee, trat dann durch denſelben Gingang wieder heraus, beſtieg 'ein
und fleinen Brunnen. Dieſe drei Anſtalten liegen jenſeits der Vorſtadt
andere& Pferd und entfernte fich. Wie es hieß, durchritt er dann einige Straßen unter den fichweigenden Volfohaufen ."
Pera auf dem freien Feld nach dem Bosporus hin, wo aud die andern
theils vollendeten, theils erſt begonnenen feinernen Caſernen fich befins Die großen Caſernen für die Infanterie in Scutari beſtanden
den .
foon früher und ſind nur umgewandelt worden.
Am folgenden Tage, einem Sonnabend, erhielt ich von der Geſandts fchaft einen Ferman, der mir, ſo wie nod andern Reiſenden, freien Eins tritt in die Paläſte des Sultans und in die Moſcheen ' eröffnete. 66
ufer des Marmorameers erbaut. Auch dieß zweiftödige Gebäude ift
verfammelten fich aus verſchiedenen Gafthöfen 22 Betſonen , und bald erſchien auch ein türfiſcher Beamter , der den Auftrag hatte , und auf
ſehr groß, vieredig, mit allen Bedürfnifſen , mit Garten und Brunnen
dieſem Beſude zu begleiten . Wir hoffen 800 Piafter für die Ausgaben
Das große Militarſpital iſt jenſeite Scutari auf dem Felde ani
.
460
coon
zuſammen, verſaben uns mit ledernen Pantoffeln, und gingen dann nach dem Hafen, wohin mid mein Dolmetſcher, ein junger Engländer, führte. Als wir nach dem Ufer hinabgingen hörten wir eine furchtbare Kanos nade ; Schuß auf Schuß ertönte von Tophana, von den aſiatiſchen Häfen, und von allen großen Schiffen im Bosporus und im Hafen. Dieſe Kanonade verkündigte den Auszug des Sultans auf die Reiſe, die nad Smyrna und dem Archipel auf einem Dampfboot unternahm.
ſymmetriſch geordnet. Dben über dem ehemaligen Altar zeigte man und die Waffen einiger Sultane und andere bemerkenswerthe Gegenftånde, im Porticus aber gegen Weſten vor der Façade einen prächtigen Por: phyrſarfophag der Kaiſerin Arkadia. Weiterhin in der Galerie findet
Einige Kaifs brachten und mitten unter Dampf und Salven raſch durch
traten wir durch das faiſerliche Thor hinaus auf den freien Plaß.
den Hafen , der ein wunderbares Schauſpiel bot.
Hier erhebt fich die berühmte Aja Sophia, in welche wir von dem Plaße her durch eine Seitenthür eintraten. Staunend überblidten wir
Endlich erreichten
wir das weſtliche Thor des Serails. Nachdem wir in einem Kaffeehaus eine Erfriſchung eingenommen, betraten wir den ſonſt verbotenen Ums fang des Palaftes. Im Innern find Cypreſſenwäldchen , hie und da
fich ein fleines Muſeum von Alterthümern , darunter eine Olode aus
den Zeiten der Kreuzfahrer , Janitſcharenfefſel und Trommeln. Nach: dem wir an einem andern Porphyrſarfophag im Hofe vorübergekommen,
den weiten , ſchön erhellten Raum. Mitten im Tempel , gerade unter der Ruppel ſtehend, erblidte ich die ganze Größe und Pracht, die Kunft
rieſenhafte Platanen und Pappelalleen, und mitten unter den Bäumen
und die Ginfachheit des Bauet. Die wunderbare, meiſterhafte, balb ſphäri.
Gebåude und Pavillons. Allenthalben find Waden aufgeſtellt. Nach :
idhe Ruppel , die fich 23 Klafter über den Boden erhebt , wird durd neun mächtige Porphyrſäulen, und durch 92 andere an den Seiten aus Jaſpis, Serpentin und Marnior geſtüßt. Dieſe Säulen zuſammen geben
dem wir die Leberpantoffeln angezogen , traten wir in den hölzernen Sommerpalaſt ( Sarai burnu ), der zwei Stocwerfe hat und von Mah: mub II aufgebaut wurde. Viele der von uns beſichtigten Zimmer zeigten einemannichfaltige Miſchung von europäiſchem und aſiatiſchem Geſchmad ;
die Ausſchmúdung der Zimmer iſt prachtig : allenthalben fieht man Malereien und Vergoldung. Die Böden ſind mit feinen Matten belegt, die Säle von oben erleuchtet. In den öden Zimmern des Harems find die Fenſter gegen das Meer gerichtet und mit Jalouſien verſehen. In den Cabinetten fieht man Schränfe mit türfiſchen und franzöſiſchen Büchern.
In einer langen Galerie find an den Wänden große Kupferſtiche auf: gehängt mit Darftellungen der berühmteſten Schlachten , namentlich der napoleoniſchen ; in einer andern Reihenfolge hången Bilder von Kriegofchiffen . Von hier traten wir in einen weiten , vieredigen Blumen: garten, der mit mannigfaltigen Blumen, mit limonen- und Apfelſinen : bäumen angefüllt war ; hier verſa hen wir uns alle mit Blumen. Von
dieſem Garten führte man ung in einen reizenden großen , einſtódigen Kiost , wo man uns die Uniform und die Waffen des verſtorbenen
dem Raum unter der Kuppel eine unvergleichlide ovale Form , und ſcheiden ihn unten von den Galerien und oben von den Galerien und
Chören , die an den Wänden des ganzen Tempeld errichtet ſind. Von den 92 Säulen finden fich zwei Reihen in der Galerie und fiúßen die
Chöre , zwei andere Reihen an den Chören und füßen die halbſphäri: ſchen Kuppeln , die im Kreiſe um die Hauptfuppel geſtellt find. Das
Ganze der Kirche bildet ein regelmäßiges Quadrat, von dem jede Seite 33 Klafter Långe hat. Die Einrichtung des Tempels iſt der Art, daß dieſe Quadratform für den Beſchauer, der in der Mitte fteht, nicht bemerflich iſt, und er fich in Form eines in Länge und Breite gleichen
Kreuzeo darſtellt. Auf der Weſtſeite des Tempeld find neun prächtige Thüren, und auf der Ofſeite die erhobene Stelle, wo der Biſchof wah: rend einer gewiſſen Zeit des Gottesdienſtes fißt. Der Boden im Tempel ift Moſait und war für uns mit Matten bebedt. Das Licht dringt durch 80 Fenſter, die hauptſächlich in der großen Ruppel angebracht
Sultan Mahmud zeigte, ſo wie ſeine franzöſiſche Bibliothet. Die Aus:
find. Die Wände find geweißt, und nur an den Säulen ſieht man gola
ficht aus den Fenftern auf das Meer iſt reizend , aber noch ſchöner an der Terraſſe, von wo aud man ten Bafen , das Meer und ſeine Um: gebungen überſteht. Nachdem wir auf der Terraſſe den Blumengarten umgangen, traten wir in einen großen Bef, gingen an der weißen , von
dene Inſchriften, welche den Naniendzug des jebigen Sultang darſtellen . Bekanntlich ließ er vor einiger Zeit den Tempel durch den Architekten ber ruffiſchen Geſandtſchaft Foſſati herſtellen .
Cypreſſen beſchatteten Säule Theodoſius des Großen vorüber, und gelangten
Miscellen . Dampfmarine von Franfreid und England. Gr. An
.
durch ein Thor in die alten Paläſte der Cäſaren und Sultane , die in
vieredigen Gebäuden um nicht fehr große Höfe her angelegt find. Die innern Höfe find von Galerien mit verſchiedenartigen Marmorſäulen um : geben . Alles dieß fonnten wir freilich nur wie im Fluge fehen. Am Thore des Heilo (bab el sediet) traten wir in den dunfeln Riobt, wo die frühern Sultane die Geſandten und ihre Baſalen empfingen . Hier im Salbbunfel unter einem mit Türkiſen und Korallen überſåeten Bronzebaldachin mit vier Säulen, auf einem reichen Diwan fißend, blieb
der Sultan während der Audienz. Wände und Deden waren mit Mar: mor und ziemlich fünflicher Sonißarbeit verziert. Durch ein Fenſter mit farbigen Gläſern dringt hier nur ein ſchwaches Licht ein. Mitten im Saale war früher eine kleine Fontane.
Heraustretend aus dem Thore des Heils ſaben wir einen weiten
inneren , von verſchiedenen Gebäuden umgebenen und von Cyprefſenalleen beſchatteten Kof. Durch das mittlere Thor (Orta : Rapu, einf Bab-ed ſelam , Thor des Friedens) famen wir in den erſten und größten Hof deo Seraile ( furchtbar durch die hier vollzogenen Hinrichtungen ) , und ruhten aus in einem Porticus, deſſen Wände mit Fresfen und Kriego
(Fortſeßung folgt.)
derſon gab in den Verhandlungen des Interhauſeo vom 3 Mai folgende Mittheilungen über die Dampfmarine beiber Länder. Im 3. 1849 hatte England 174 fönigliche Dampfſchiffe mit 44,480 Þferbefraft. Zieht man Padetſchiffe, Tenders u. ſ. w. ab , ſo bleiben 103 Kriego: dampffahrzeuge, nämlich 4 Linienſchiffe, 23 Fregatten, 48 Sloops und 28 Kanonenboote mit einer Geſammtzahl von 32,327 Pferdefraft. Nach dem Etat général de la Marine beſtand die franzöfiſche Kriegødampf marine im 3. 1849 nur aus 58 Schiffen , nåmlich 17 Fregatten, 15 Corvetten oder Sloops und 26 Aviſos erſter Claſſe, welche den eng liſchen Ranonenbooten entſprechen , in allem 15,740 Pferdefraft. Die brittiſche Kriegsdampfmarine war alſo reicher als doppelt ſo ſtarf, wie die franzöſiſche. Noch weit größer iſt der Unterſchied in der Handels: dampfmarine ; die franzöſiſche beſtand im 3. 1849 nur aus etwa
3
trophäen geſchmüct waren. Von oben beſchattete und ein langer Vors hang, der in orientaliſchem Geſchmad mit Arabeofen verziert war. Als wir durch den Hof gingen , blieben wir bei zwei ungeheuren Platanen fehen , von denen eine fieben Klafter im Umfang und eine Höhlung in Form eines Zimmers hatte. Nachdem wir vor dem Münzhof und andern Gebäuden vorübergekommen , betraten wir das Palaft Arſenal,
10,000 Tonnen mit 3000 Pferdefraft. England hatte etwa 1300 Dampf ſchiffe von 300,000 Tonnen und 100,000 Pferdefraft. Nach einem dem
Parlament vorgelegten Bericht belief fich die Zahl der regiſtrirten Dampfſchiffe des Vereinigten Königreich am 1 Januar d. 3. auf 1218 Schiffe, und nach ſehr genauen Nachrichten find ſeitdem etwa 100 Dampfs
schiffe voller:det oder mindeſtens ſehr weit gefördert worden, Die Silberminen in Merico follen gegenwärtig (r Times vom 4 Mai) wieder in flårferen Betrieb fommen , da die vermehrte
Zufuhr das zum Amalgamiren unentbehrlichen Quedfilberg den Preis desſelben drückt und die Bearbeitung mancher faſt verlaſſenen Minen
das in der ehemaligen Kirche der hl. Zrene eingerichtet ift. In dieſem dönen alten Gebäube, das in vierediger Form in byzantiniſdem Styl
möglich macht. Spanien erhob durd ſein früher beſtandenes Monopol der Quedfilbergewinnungeine Art Tribut von Merico, der jeßt durch
aufgeführt iſt, find unten und in den Chören alte und neue Waffen
die neue Bufuhr aus Californien ſtark zuſammenſchwinden wird.
1
Berlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung, - Verantwortlicher Nebacteur Dr. Gd. Wibenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attliden Lebens der Völker. 14 Mar 1652 .
n ፡" 116.
Yung benachrichtigt, daß in dem fürzlich von der Regierung abs
die praktiſche Schwierigkeit, die nun mit der Anwendung der Schraube mit einemmal gehoben iſt. Lt. M'Leob ſchlug vor den Fluß zur Fluthzeit hinaufzufahren, um ben zur Zeit der Ebbe entſtehenden Miasmen auszuweichen . Conſul Banfroft hat bes reite die Stadt Zever, 600 Meilen flußaufwärte, erreicht. Die Geſellſchaft hat neulich die Handelskammer von Mancheſter auf die Möglichkeit aufmerkſam gemacht, durch den Zambezi einen Handeléverfehr mit Centralafrifa zu eröffnen, und die Zeit iſt
geſchloſſenen Vertrag über Beförderung der Poſtpakete zwiſchen
ba, nicht allein den Niger, ſondern alle chiffbaren Ströme von
England und ber afrikaniſchen Küſte fich ein Paragraph befindet,
Dſts wie von Weſtafrifa hinaufzufahren .
Plan einer neuen Uigererpedition. In der Sigung der Londoner geographiſchen Geſellſchaft vom 26 April las Lieutenant M'Leob ſeinen Vorſchlag einer Grpedition vor, die den Niger aufwärte und, wenn möglich, den
Gambia abrärts gehen ſoll . Gine von dem Präſidenten ernannte Committee hat nach genauer Prüfung der Sache die Verſamm
welcher die Unternehmer dieſer Route berpflichtet, im Intereſſe des Handel und weiterer Ontdeckungen ein kleines Sdraubens Dampfboot an die afrikaniſchen Flüfe zu ſenden, deſſen Fahrpreis nur vier Schilling die Meile betragen darf. Lieutenant M'Leob
hat ſchon ſechs Jahre an der weſtafrikaniſchen Küſte gedient ; er hat den erwähnten Plan ftets im Auge behalten , und derſelbe
wurde von den höhern Behörden günſtig aufgenommen.
Hr $r.
M'Gregor Laird, der befanntlich die erſte große Nigererpedition leitete , beſtätigte , Daß gegen den Plan , bie phyfiiche Auf führbarfeit betreffend, nicht einzuwenden ſey. Er war durch ſeinen Vertrag mit der Admiralität gebunden, ein paſſendes, hins reichend audgerüſtete8 Dampffahrzeug ausfindig zu machen, und dasſelbe an irgend einen ichiffbaren Fluß der weſtafrikaniſchen Küſte zu ſenden . Dieß Fahrzeug follte auf ſeinem Verded das
kleine, von Lt. M'leob vorgeſchlagene eiſerne Dampfboot mit fich führen. Die Einführung des Gebrauchs der China und anderer Arzneimittel bei der Behandlung der afrikaniſchen Fieber hat die Tödlichfeit derſelben ſehr gemindert, ſo daß an den Flüſſen, wo der Palmölhandel getrieben wird und wo buchſtäblich ganze Schiffemannſchaften vom Fieber hingerafft worden waren, die Sterblichkeit jeßt nicht mehr größer iſt al8 in Dſtinbien. Der gegenwärtige Zeitpunkt wäre für den Plan, in Afrifa auf dem
Die Mormonen in Deſeret. ( Fortſeßung .)
Eine ichwerere Prüfung, als bie Heimſuchung durch die Heuſchrecke ber Timpanagoberge, bebrohte bad junge Deferet in der Entdeckung des Goldeß in Californien. Man weiß, wie die
Nachricht hievon ganz Amerika mit einem bißigen Fieber ane ftecte, bas nur durch den augenblicklichen Aufbruch nach dem Dorado am ſtillen Meer geheilt werden konnte. Nun waren mehrere hundert Mormonen, von der Regierung bazu aufgefore
bert, während des Krieges mit Merico unter General Rearney bei der Groberung Californiens thatig geweſen, hatten dann, da jene Entbedung gerade in die Zeit ihrer Entlaſſung aus dem Dienſte fiel, Gelegenheit gehabt, fleißig Gold zu ſammeln, und ale fie nun , beladen mit dein koſtbaren gelben Staube, zu ihren
armgebliebenen Brüdern in den Bergen famen und ihnen die Schäße zeigten , die faum 500 Meilen von da mii bloßen Hän. den aufzuleſen waren, wäre es zu verwundern geweſen, wenn nicht das Geſchrei fich erhoben hätte : Auf nach Californien !
Fort nach dem Golde Ophire, bas unſere Brüder entdeckt haben ! 1 Fort alles, was gehen kann, nach dem Lande des Reichthums!
Die lepten
Aber die Führer des Volkes waren zu weiſe, um dieſem plõks
Nachrichten ſtimmen alle barin überein, daß der Gllavenhandel
an den Bayen von Benin und Biafra ganz aufgehört habe. Die Auswanderung großer Maſſen befreiter Neger, die Engliſch ſpres chen , aus Sierra Leone in ihre Heimath nach Drten, die an den Ufern des Nigers, oder, wie Abbeofuta, nicht weit davon liegen, iſt eine ftarke Aufforderung dieje wichtige Straße weiter zu verfolgen. Die Eingebornen ſollen den Werth des Handels . verkehrs mit England fennen lernen, und die Anwendung der
lichen Entſchluſſe Folge zu geben und die Begier zur That reifen zu laſſen. „Der rechte Gebrauch des Goldes“, ſagt die Procla. mation, die ſie gegen das überhandnehmende Fieber erließen , „ ift ber, daß man Straßen damit pflaſtert, Hauſer damit bedacht und Rüchengeſchirr daraus macht, und wenn die Heiligen dag Evangelium genugiam gepredigt, Korn zur Genüge erbaut und eine hinreichende Anzahl von Städten gegründet haben , wird ihnen der Herr den Weg zu einer Füle Goldeß öffnen , die ſein
Schraube ſoll es den Dampfichiffen möglich machen mit ihren
Volk vollkommen zufrieden ſtellen wirb. Bis babin aber mögen
Weg des Nigers einzubringen , beſonders günſtig.
Ladungen und mit friſcher vom Klima nicht angegriffener Mannſchaft
an die Mündung des Fluſſes zu fommen . Alle Schifffahrer, die fich der flachgebauten Flußbampfboote bedienen mußten, fennen
1 Die Mormonen behaupten, daß die Arbeiter, welche bei Sutters
Mühlc die erſten Spuren des Goldes fanden, abgebanfte Soldaten del Mormou -Bataillon geweſen regen .
462
gosan
fie fich nicht übereilen, denn die Schäße ber Erbe find in Gottes
nicht zu wünſchen übrig ; ebenſowenig aber verfehlt er die Bes
Rammer, und er wird die Thüren aufthun , wann und wo e8
wunderung der Damen auf fich ſcher Tracht an der Spiße der Pferbezeug in der Sonne funfelt hinweggaloppirt. Bei all ſeiner
ihm gefällt.“ Das wirkte. Nur wenige gingen , und dieſen gab man ben freundſchaftlichen Rath, Abſchied auf Nimmermieter.
zu ziehen, wenn er in indianis Seinen , deren reichverbrämtes unb blißt, zu einem Krieg&zuge Wildheit ift Walfer der gut
febren zu nehmen . Später aber gebot der Mormonengott durch den Mund ſeines Propheten, Young des Heiligen, von Zeit zu Zeit Truppe nach den Minen zu ſchicken , von wo fte mit reichs
herzigſte Menſch von der Welt, wenn er mit den Mormonen zu
lider Beute beimfamen.
wie er durch einen Traum ihnen günſtig geſtimmt worben ſey, und e& ift Shatſache, daß er von dem erſten Augenblide an ben
Wie die Bewohner Deſerets in allen Dingen Geſchid und darum Glück hatten, ſo auch in ihren Beziehungen zu ihren rothhäutigen Nachbarn, den Ulahe. Klug, wie fte find, haben fte das Vorurtheil, die Indianer wüßten ein höfliches Benehmen nicht zu ſchäßen , nicht adoptirt, ſondern , ſchon durch ihre Relis gion darauf hingewieſen , die Lamaniten, wie fie bie Aborigines nennen, als ein zwar gefallenes und entartetes, der Barmherzigfeit des Himmels aber noch nicht entrücktes Geſchlecht zu betrachten, haben fte ihnen allezeit mit Nachficht und Freundliche feit begegnet. So ftehen fie denn in ihrem gelobten Lande mit allen den Aminonitern, Jebufitern , Pherefftern, Hevitern und Moabitern, bie darinnen wohnen , im beſten Einvernehmen , und würden dieſelben im Falle eines Krieges ohne Zweifel zu Buns desgenoſſen haben . Ein beſonders günſtiger Umſtand iſt dabei , baß alle die verſchiebenen Stämme, die hier hauſen, dem großen
thun hat. Man erzählte uns in St. Louis eine Wunbergeſchichte, berbannten Heiligen mit unerwarteter Großmuth entgegenfam , daß er ihnen jede wünſchenswerthe Belehrung hinſichtlich des Gharafter der Landes mit Freuben ertheilte, daß er fie unaufs
gefordert mit den Vortheilen einzelner Dertlichkeiten bekannt machte und ihnen Sicherheit ihrer Colonien garantirte, wo fie
dergleichen nur anzulegen belieben würden . So hatten die Mormonen zuerſt nichts zu thun, als ihre Felder einzurichten, ihres Vieh zu warten und fich Wohnhäuſer zu bauen . Sie gründeten mehrere Niederlaſſungen , die ſehr gut gebiehen find, und von denen die nördlichſte, Brown@ville ges nannt, vierzig, die ſüdlichſte, im Sanpeechthale gelegen , zweis hundert Meilen von der Metrorole entfernt iſt.
Für die leştere
Häuptling ber Utah unterthan fira, in deſſen Gebiete die Nies derlaſſungen ber Mormonen liegen . Dieſe Utahs find wadere
fonnte feine günſtigere Lage gewählt werden . Ein Duplicat des Sees Liberias (von profanen Geographen der Utah- See genannt) ergießt ſeine Waſſer in das todte Meer Deſerets, den großen Salzſee, durch einen ſchönen Flaren Fluß, ben das bibelfeſte Vole
Burſche und wie ihre Vettern, die Siour und die Comanchen , bewahren fte noch mehr als den bloßen Schatten jener Ritter.
auch anders ? — den weſtlichen Zorban getauft hat.
lichkeit, welche nach den Erzählungen alter Hinterwäldler die Stammgenoſſen Tecumſehe und Logans zierte , die aber unter
am rechten Ufer dieſes Stromes , auf einem reichen Tafellanbe ,
ben Djibwähe, den Parnis und andern Horben vom Hunger und Branntwein biß auf den legten Reft weggefreffen worden
ift. Hier dagegen trifft man noch Geſtalten und Charaktere , an
der Heiligen - wie fonnte es bei ſo auffallender Aehnlichfeit && war
Durchſchnitten von einer Menge unverftegbarer Bache, die den benachbarten Bergen entquellen , wo die Vorhut der Mormonen ihr erſtes Lager in dem Thale aufídlug und den Boden weihte. Und ſeltſam genug , gerade dieſer Fleck Landes bewies fich , nacho
benen fich Cooper unb Sealefield hätten begeiftern können .
dem man den größten Theil des Beckeng unterſucht hatte , al8
reiten ſtarfe , wohlgebaute ſpaniſche Roſſe , nicht ſchwächlide
der geeignetſte zur Gründung ihres Neuen Jeruſaleme.
Ponie&, fie führen gut gearbeitete Büchſen , nicht gebrechliche
Nachdem man aber für die erſten Bebürfniſſe geſorgt , in
Sdrorflinten , ja fie haben ſogar eine Art militäriſcher Diſciplin unter fich eingeführt . Sie behnen ihre Raubzüge bis weit ing Innere der Provinzen Merico's aus , um den Einwohnern Tribut abzufordern und angeſehene Leute als Gefangene wegzuſchleppen ,
Zeit von zwölf Monaten einen Strich faſt ſo groß wie der Die ftrict Columbia urbar gemacht, und wat hier die Hauptſache iſt, Durd ſyſtematiſche Berieſelung bem Boden ſeine Fruchtbar feit geſichert hatte , war die nächſte Sorge der Einwanderer, fich nicht
deren Verwandte dann ein idwere & Löſegelb zahlen müſſen .
bloß zu einer religiöſen Gemeinſchaft, ſondern zu ſtaatlicher Gels
Sie find bis jeßt dem verberblichen Branntweingenuffe nicht er . geben, und manche von ihnen zeigen luft zur Erwerbung nüß richer Renntniſſe. Außerdem hängen fie ſehr an ihrer Religion,
tung gegenüber der Regierung in Waſhington zu organiſiren .
einer Art Sonnencultu8, und machen weite Reiſen nach den alten
Trümmerſtädten am Colorado, um dort unter den Tempelruinen anzubeten. Ihr großer Kriegshäuptling , deſſen Namen die Mors monen mit Walfer überſeßt haben, genießt ein unbeſchränftes Anſehen, und er iſt in der hat ein wahre Muſterbilb indiani.
ſcher Trefflichkeit. Gr iſt eine ſchöne männliche Geſtalt, ein vollendeter Reiter, ein außgezeichneter Schüße und ein ungemein guter Renner von Pferdefleiſch. Außerdem iſt er nicht ohne
geiſtige Gaben ; ein Meiſter in der Pantomimenſprache, mit der fich die verſchiedenen Horden der Rothhäute unter einander verſtändigen, ſpricht er nebenbei geläufig ſpaniſch und ganz erträge lich engliſch. Er ſpielt übrigens die Rolle eines feinen Herren mit vielem Glüde. Wenn er ſeinen Freunden in der Salzſees
Stabt oder ſeinen mericaniſchen Favoritinnen unten im Süden
Zu dieſem Zwede murbe eine Conftitution entworfen und im
Druce verbreitet, deren Eingang wir, da er die geographiſche Lage und die Gränzen des beabſichtigten Staates der Heiligen vom jüngſten Tage enthält, hier mittheilen : Sintemal eine große Anzahl Bürger Der Vereinigten Stage
ten vor und ſeit dem Friedensſchluſſe mit der Republik Merico in jenem Theile des Gebiets der Vereinigten Staaten, das weſt lich von den Felſengebirgen und in dem großen Beden Obers californiens liegt, eingewandert und anſäſſig geworben find, und
Sintemal fraft beſagten Friedensſchluſſes alle bürgerlichen Einrichtungen, hervorgegangen aus der Republik Merico, aufs gehoben wurden , und
Gintemal der Congreß der Vereinigten Staaten nicht ber liebt hat, eine Regierungsform für das auf dieſe Weiſe ges wonnene Gebiet oder irgend einen Theil desſelben zu ſchaffen, und
Beſuche abftattet, erſcheint er in europäiſchem Coſtüm , und ſein
Sintemal Regierung und Gefeße für die Sicherheit, den
ſchneeweißes Semd, ſein glänzender Biberhut und der braune Tuchrod nebſt ditto Beinkleidern laſſen bei ſolchen Gelegenheiten
Frieben und das Glück der Geſellſchaft nothwendig find, und Gintemal ed ein Grunbprincip aller republifaniſchen Regies
wood
463
Goon
rungen iſt, daß alle politiſche Gewalı im Volfe beruht, und
ſchen Union fteht, Aufnahme in dieſelbe ale Staat verlangen
Regierungen für den Schuß, die Sicherheit und das Wohl desa
kann, ſobald es 60,000 Bewohner zählt ; ihre Zahl bis auf dies
ſelben eingerichtet, von demſelben auch auegeben : Erlauben fich die hiermit Beauftragten , Ihnen die Ans
ſen Punkt zu bringen , warb darum von 1848 an das Beſtreben der Häupter, unb fie haben es mit unermüdlicher Ausbauer und
nahme der folgenden Verfaſſung zu empfehlen , bie der Congreß
durch fluge Maaßregeln bereits faſt zur Hälfte erreict. ( Fortſegung folgt.)
der Vereinigten Staaten andermeitig für die Regierung dee nach .
flehend benannten und beſchriebenen Gebiete8 geſorgt haben wird. Wir, das Volf, bankbar bem höchſten Weſen für die Sege
Nachricht von einer weftlichen Ausmündung des
nungen , deren wir uns bisher erſreuten, und uns in unſerer
Ugami- Sees.
Abhängigkeit von Ihm hinſichtlich des Fortgenuſſed dieſer Sega
In der Verſammlung der Londoner geographiſchen Geſellſchaft vom
nungen bewußt, ordnen und errichten eine freie und unabhängige Regierung unter dem Namen des Staates Deſeret, einſchließend das geſammte Gebiet der V. St. innerhalb der folgenden Gränz marfe, nämlich : Sie beginnt auf dem 33ften Grade nördlicher Breite, mo er den 108ten Längengrad reftlich von Greenwich
26 April las Hr. Fr. Galton eine Ueberſicht ſeiner Reiſen in Süds
burdichneidet, läuft ron dort ſübreftlich ber Nordgränze Merico's
Genauigfeit von dem Hydrographiſchen Amt der Admiralitat näher unters ſucht wurde. Er war von dem Schweden Andersſon begleitet wors
zu , von da weſtlich nad und entlang tem Hauptcanale des Gilas fluſſes auf der nördlichen Gränze Merico's und der nördlichen
Scheibelinie Niedercalifornien8 bis an dad ſtille Meer, von
afrifa. Er war oftwärts bis 21 ° D. L. v. Gr. vorgedrungen , ſomit bis auf eine furze Entfernung vom Weſtufer des Ngami:Sees, bad man bio jeßt noch gar nicht fennt , denn Livingſton und Dowell fahen nur
das Drufer. Galton nahm viele aſtronomiſche Beobachtungen auf, deren den , der in Afrika blieb , und noch weiter nördlich und öſtlich vorzus dringen ſuchte. Dieſer glaubt , daß aus der Weftſeite des Ngami zwei I
Dort läng8 der Rüfte nordweſtlich bis zum hundert a chtzehnten Grabe dreißig Minuten weſtlicher Länge,
Flüfe hervorfommen , einer von vergleicheweiſe geringer Größe , der andere aber, und zwar der nördlichere, vom erſten Mang ; wahrſcheinlich
und von da nördlich bis dahin, wo die vorher ſchon erwähnte
tugiefiſchen Niederlaffung von Benguela bildet und den Cuanene aufs
Linie den Rüden des Sierra Nevada-Gebirge durchſchneidet,
nimmt. ( Daraus wurde fidy erflären, weßhalb der aus der Drtſeite des Sees hervorgehende Zouga fich fobuild im Sande verliert , wie die Bes richte der Gingebornen ſagen ; die Abdachung des Landes wäre nach In engliſchen Berichten iſt Galton und Andersſon gegen Weſten .) bio jeßt über dieſe Reiſe nichto nähere: erſchienen, wir finden jedoch in
von dort nördlich länge des Gipfeld des Sierra Nevada- Gebirgs bis an die Gränzſcheibe der Berge, welche die Gewäſſer, die in ben Columbiafluß ftrömen , von den Gewäſſern trennt, welche in
das große Becken fließen , ron dort öſtlich länge der Gränzſcheide des Gebirge, welches beſagte Gemäffer, die in den Columbias fluß ftrömen , im Norden von den Gewäſſern trennt, die im Süben in das große Beden fließen , bis zum Gipfel der Berga fette am Windfiufie, von dort ſüdöſtlich und ſüblich an der
Gränzicheibe bed Gebirge, welches die in den Golf von Merico fließenden Gewäſſer von denen trennt, die in den californiſchen Golf ſtrönen bis an den Ort des Anfangs, wie dieß auf einer von Charles Breuß gezeichneten und vom Senate der Ver. St. 1848 veröffentlichten Karte dargeſtellt ift u. 1. w. " Die Centralregierung hat ſich indeß nicht gemüßigt geſehen, den Mormonen die Gränzen zuzuſprechen , welche fte in obigem Documente wünſchen ; fie ignorirt den Namen Deſeret, indem ſie ben von Utah torzieht, unb beraubt die Antragſteller det bon ihnen verlangten Küſtenfiriched, bemüht, wie et ſcheint, tas unliebſame Volt in ſeine Berge einzuſperren. In Folge beſſen heißt es in der Bil, welche auf die Eingabe der Mormonen 1851 im Congreſie durchging, daß das neue Territorium „weſts lich vom Staate Californien , im Norben vom Oregongebiete und im Diten und Süden von der Waſſerſcheide begränzt iſt, welche die Flüſſe, die in das große Beden ftrömen , von denen trennt,
die in den Colorado und den Golf von Merico fließen .“ Durch dieſelbe Bid wurde eine Territorialregierung für Utah eingeſeßt, und im October 1850 ernannte der Präſident Fillmore Brigham zum Gouverneur, und gab ihm jede andere ale untergeordnete Beamte bei. Von dieſen Sieben find außer Young noch drei Mitglieder der Church of Patterbay Sainte .
Nachdem fte eine Verfaſſung entworfen , in welcher Deſeret 418 freier und nicht als Gflavenſtaat figurirt, überließen es die Führer der Secte dem Wechſel der Politik und der politiſchen Parteien, ihnen zu ber beanſpruchten Gränze zu verhelfen, und
richteten ihr Hauptaugenmerk auf die idyleunige Sammlung aller Gläubigen nach dem Gentralpunfte der Kirche. Es iſt befannt, daß ein Territorium , das unter dem Schube ter nordamerikani.
iſt er ein Zufluß des großen Stroms , welcher die Südgrånze der pors
den ſchwediſchen Zeitſchriften (Aftonbladet vom 15 Januar und 11 Mai) Auszüge aus Andersſons Briefen, die wir demnächſt mittheilen werden.
Tin zehntägiger Aufenthalt in Konftantinopel. ( Fortſepung .)
Hierauf beſuchten wir die Moſcheen vou Sultan Achmed, die Turbe
Mohammedo II, die Domanieh, die Solimanieh, und die Moſchee Mohama mede des Groberers. Alle dieſe ſind groß und gleichen in architeftoni:
icher Beziehung mehr oder minder der Aia Sophia. Einige derſelben , namentlich die Moſcheen Achmeds und Demang, find im Innern hell; andere z. B. die Moſcheen Solimang und Mohammedo find dunkel, feine derſelben hat im Innern Verzierungen oder Sißplaße, barum ift nur ihre Bauart bemerfenswerth ; der Boden iſt mit Matten belegt, auf denen die Türfen niederknieen. So viel ich rah, find in den Moſcheen feine Bücher , und nur in der Turbe zeigte man mir einen in Gold
brocat eingewidelten Koran ; in einigen Moſcheen find Weberrefte des Alterthums bemerkenswerth : ſo befindet fich z. B. in der Domanieh ein Marmorſarfophag von ungewöhnlicher Größe, welchen einige für das Grab Conſtantino des Großen halten.
In die Moſdheen kann man nur mit einem Ferman und in Begleis
tung eines Beamten kommen . Für jeden Gintritt zahlen die Reiſenden beſonders und nur in Pera beſuchten wir die Moſdee der Derwiſche unentgeldlich. Dieſe legtere iſt ein runder Saal, der von einer kleinen
Galerie eingefaßt iſt, auf welcher die Zuſchauer in Pantoffeln ſtehen . Während meiner Anweſenheit ging der Gottesdienſt vor fico : rund um die Moſdhee auf Stufen ſaßen die Derwiſche mit gefalteten Händen und
unterſchlagenen Armen ; es waren ihrer 18. Sie trugen lange Tuch : mäntel ohne Aermel, und hatten Müßen von Tuch. Der Imam im
Turban ſaß allein auf der der Thüre gegenüberliegenden Seite. Auf einem erhöhten Naume ſpielte die Muſif , die aus einem Dudelſad , einem Saiteninſtrument und einer Trommel beſtand: ſeltſame wilde
Klänge ohne Rhythmus. Nach einiger Zeit ftanden die Derwiſche auf, legten die Mäntel und Pantoffeln ab, und fanden nun da in fowarzen Spencern mit Aermeln und weißen Interröden mit zahlreichen nach der
Långe laufenden Falten. Alle Derwiſche ſtellten ſich in drei Rreiſe auf und drehten fich mit ausgeſtredten Händen nach einer Seite hin im
464 Sie brehten fich ſo , daß die Hände des einen die des
mit Platanen bewachſen. An einigen Moſcheen hat man von der Mauer
andern nicht berührten ; bei dieſer Bewegung breitete fich der Unterrod
aus weite Ausfichten, namentlich auf den Hafen ; der merfwürdigſte und
eines jeden aus , und bildete einen großen Kreis. Der Imam ging
volfreichſte Theil der Stadt dehnt fich längs dem Meerbuſen aus , an den Abhängen der fiebenhügeligen Höhe. In der Nähe der Moſcheen trifft man hiſtoriſche Puufte , alte Denkmäler uud Ruinen von bedeu:
Kreiſe herum .
mit gefalteten Händen umher, die Mufit ſpielte raſcher und raſcher, und
dem Tempo entſprechend drehten ſich die Derwiſche ſchneller, aber gleich: mäßig und harmoniſch. Das Kreiſen dauerte eine Viertelſlunde, bei den einen wurde das Geficht völlig bleich bei den andern roth und mit Schweiß bededt. Die Fußwanderungen in Stambul, dem alten Byzanz, dem ſpäteren Neurom oder Konſtantinopel find merfwürdig , aber nicht angenehm ,
tendem Intereſſe.
Gin Spaziergang durch die Bazare und die Straßen , in denen der
.
beſonders bei ſchwülen oder naſſen Wetter. Da ich faſt alle europäiſchen Hauptflådte beſucht habe, ſo fann ich wohl ſagen , daß in Stambul nodi alles originell und darum intereſſant iſt. In 16 Quartieren bil: den die Straßen ein Neß, ein wahres Labyrinth ; fie find größtentheile unregelmäßig, frumm , winden fich ſchlangenartig durdy Thåler und Vers tiefungen, und find manchmal ſo eng, daß drei Mann nicht neben einan: der gehen fönnen. Wo roll aber auch eine Regelmäßigfeit in den Oe:
bäuden herfommen auf einem felſigen Boden in einer über dritthalb tauſend Jahre alten Stadt , welche 29mal allen Schreden einer Bela: gerung ausgeregt war , 9mal mit Sturm genommen und wiederholt durch Erberſchütterungen, Drfane und Brände verheert wurde ; in einer
Stadt wo heute die Peſt wüthete, ja längere Zeit theils endemiſch, theils
ſporadiſch fich fort und fort behauptete ? Wie viel find nodi jeßt öde Pläße ! Die beſten und ſtellenweiſe geraden Straßen neben dem Serail, den Bazaren und den Hauptmoſcheen find burdy Volt belebt ; alle andern ſind ode . Weiber und Kinder find faſt immer zu Hauſe, die Männer in den Kaffeehäuſern, in den Dpiumſdenfen, wo ſie ihren Vers ſtand verlieren, im Hafen und in den Bazaren , wo auch ihre Låben und Arbeiter find. Equipagen fieht man keine; nur in den Vorſtädten und an den ſüßen Gewäſſern fahren reiche Türfinnen in ihren Arabags, vergoldeten und bemalten Wagen mit Ginem Pferde, ſpazieren . In Stambul wie in Venedig herrſcht allenthalben Stille, namentlich bei Nadt, nur in beſtimmten Stunden hört man den langgebehnten mono:
Kleinhandel getrieben wird, war für mich núßlich und intereſſant. Quo Neugierde und um Einkäufe zu machen , war ich öftere in dem großen
Bazar Befeſtan , der aus einigen Paſſagen von verſchiedener lange und Richtung beſteht. Hier ſind zwei hohe, dide, ſteinerne Wände mit mauretaniſchen Pfeilern, welche parallel in einiger Entfernung von einans der hinlaufen , und oben durch runde Gewölbe verbunden ſind, an denen kleine Glasfuppeln fich finden. Durch dieſe fällt ſo viel Licht als unum: gånglich nöthig iſt, um die Waaren zu beſichtigen. Rechte und linfo an der ganzen Länge der Mauern ſind hölzerne Buden mit Ladentiſchen angebracht, und dieſe leßtern geben ihnen in der Perſpective das Augs ſehen von Galerien. Jede Bude hat 6—7 Fuß in der Tiefe und ebenſo viel in der Breite. Sie gleichen großen Schránfen, und werden in der Nacht durch zwei fleine Thüren verſchloſſen , von denen die eine obere heruntergelaſſen, die andere von unten aufgehoben wird . Iſt die Bube eröffnet, ſo hält fich die obere Thär horizontal und die untere dient dem Verfäufer als Siß, auf dem er auch den Kunden die Waaren vors zeigt. Bemerfenswerthfind hier die unabſehbaren Reihen von Duden mit gleichartigen größtentheils hieſigen oder aſiatiſden Waaren. So gibt es ganze Reihen von Buden mit Geſchirren , mit Pfeifenfópfen,
Bernſteinſpißen, mit Feßen, mit Shawls, Goldbrocaten, mit fupfernen Gerathen u. ſ. w. Hier trifft nian auch Dolmetſcher, welche franzöfiſch und ruſſiſch ſprechen und für eine Kleinigkeit bereit ſind, mit den Rei: ſenden einige Stunden lang auf den Marft zu gehen und als Vermitt:
ler zwiſchen ihm und den Raufleuten zu dienen . Man fann ganz nach Gefallen die Waaren berichtigen und nach ihrem Preis fragen, ohne zu faufen . Die Raufleute ereifern fich nicht darüber. An Kleidung und
Die Häuſer, 88,000 an der Zahl, worin über 500,000 Menſchen
Aeußerem erfennt man Türfen, Griechen , Armenier und Araber leidt. Uebrigens verſchwinden die Nationaltrachten bei den reidheren Moslem
wohnen, find faſt alle einförmig von Holz und zweiflödig, die Dächer find flach mit Terraſſen und ſpringen auf der Frontſeite nach der Straße vor. Auch das obere Stocwerf ſpringt gegen die Straße vor und zwar in einem großen nach allen Seiten geſchloſſenen Balcon , der an der
ten halb europäiſchen Tracht; die Turbane, die weiten Hoſen und die
tonen Nuf von den Minarets.
ganzen Façade des Hauſes hinläuft.
An manchen Orten ſtoßen dieſe
Balcone von den gegenüberſtehenden Häuſern faſt zuſammen, ſo daß die Straßen an vielen Stellen dunkel find , dafür iſt aber auch Hiße und Unwetter für die Vorübergehenden nicht ſo fühlbar. An dieſen Balconen find viele kleine Fenſter nach der Straße hin , die aber mit beſondern Jalouften geſchloſſen find. Alles dieß iſt ohne Zweifel der häuslichen Lebensweiſe der Moslems angemeſſen. Bei manchen Häuſern gibt es auch Fleine Begräbnißpläße, die wahrſcheinlich nur der Familie angehören ; die Lebensweiſe der Türfen in dieſen Häuſern fann man nur aus Büchern fennen . I ſelbſt beſchreibe nur, was ich ſah, und weiß, daß das Leben eines wohlhabenden Türken monoton , harmlos , aber ihm angemeſſen , das des armen wie überall voll Arbeit und Mühſal iſt. Ilebrigens rollen auch hier europäiſche Sitten eindringen, wozu man die Vorbilder aus Pera nimmt. Die Häuſer find faſt ſämmtlich bemalt, und, was zu bemerfen, man fann aus der Farbe erſehen, welchem Volfe
fie angehören : die Häuſer der Juden ſind ſchwarz, die der Armenier .
und Rajahe, und ihre Kleidung nähert ſich der in der Türlei eingeführ: Shawlgürtel fangen an außer Gebrauch zu fommen . Mir ſcheint aber, daß die neueingeführte Kleidung der Geſundheit nicht ganz zuträglich iſt. Auf den Bazaren herrſcht, ſo viel ich bemerfte, allenthalben Drbs nung und eine Bevorzugung der Moslems vor den Andereglaubigen findet nicht ſtatt; Nechtsverfahren und Beſtrafung für Vergehen find , ſo
viel mir bekannt, gegenwärtig für alle gleich. Auf Straßen und in den Bazaren iſt es ziemlich reinlich, vielleicht auch darum, weil ſie großen: theils abſchüſſig ſind und einen ſteinigen Grund haben, das Regenwaſſer folglich leicht alle Unreinigfeiten mit fich fortnimmt. Ini Beſeſtan finden fich, ſo viel ich mich erinnere, militariſche Poſten ebenſo wie in Pera. Auf den Straßen , die nach dem großen Bazar hinführen , fieht man Kaffeeſchenfen , Reihen von kleinen Buden , namentlich mit Efwaaren und Confituren , ſo wie fleine Handwerferhäuschen ; daher bieten ſolche 1
Straßen eine große Mannichfaltigfeit und ſind ſehr volfreich , aber es find ihrer nicht viele . In dieſen Häuschen treibt das arbeitende Volf
ſein Geſchäft, als wäre es zu Hauſe, leicht gekleidet und halb nadt. Hier fann man ſich nach Belieben fatt effen und naſchen für geringen Preis ; namentlich behagte mir dar türkiſche Confect, das an dem Vers
purpurfarb oder violett , die der Griechen dunfelroth , die der Türfen, gelb, weiß, grún, blau, roſenroth, und bei den Armen grau. Augen:
faufdort ſelbſt bereitet wird. Betrachtet man die induſtrielle Regſamfeit
ſcheinlich ward dieſe Sitte eingeführt, um einen möglichſt ſcharfen Unters
Renntniſſen und ihrer Arbeitsliebe einen günſtigen Begriff zu faſſen.
in
,
, .
Ichied zwiſchen Modleme und Andersgläubigen zu machen. Die beſten Häuſer finden fich am Serail und länge dem Hafen, ſo wie in Galata und zum Theil in Topdane. Die Spaziergänge um die Moſcheen ſind intereſſant. Viele derſelben haben ſchöne Porticos mit Colonnaden, Turbes ( Grabcapellen ), Gart:
Wolleinfuhr aus Algier in Frankreich. Im vorigen Jahre wurden 1,615,100 Ril. eingeführt; doppelt ſo viel, wie im J. 1850.
chen , Blunienbeete, Brunnen, Neſte von Alterthümern, und alle ſind
Die Production ſcheint fortwährend im Strigen begriffen.
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
(Schluf folgt.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 d. Widenmann.
d. Das Auslan . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 117 .
15 Mai 1852 .
bof, von folchen Inſecten ſchwärmten , ſo verichwanben fie body
Ein chineſiſches Mittel gegen Muskitos.
ſchnell, ſo wie man ihren „ Tabaf“ anzündete.
Alle, welche viel, namentlich in füblichen Ländern, gereiet
Wer dieſen Poſt
baren Tabat erfand, war ein Wohlthäter ſeine Landes und
find, haben ſich über die Muokitos ale cine faſt unerträgliche
hätte wenigſtens die Pfauenfeber verbient. 30 glaube aber, daß
Plage beklagt. R. Fortune in ſeinem neulich erſchienenen Werfe „ Journey to the tea countries of China,“ gibt ein bei den Chineſen wahrſcheinlich ſeit Jahrhunderten übliches und böchſt
dieſe, wie andere Entdeckungen der Chineſen , ſo alt iſt, daß nies mand mehr den Namen des Entbeder8 fennt.“
wohlfeiles Mittel an, das fte „Muskito-Tabak" nennen , wahr icheinlich weil es in der Form dem Rollens ober Stangentabat gleicht. Er fuhr einſt in einem Boote und erwartete ſchon wies der eine ſchlafloſe Nacht, wie die vorhergehende, zuzubringen, weß halb er fich über die Fliegen beklagte. Da macht der Schiffer 01 einem feiner Leute einen Vorwurf, daß er feinen „Musfitotabat
Die Mormonen in Deſeret. ( Fortſepung.)
Mehrere Sendboten ber Secte wurden nach Europa geſchidt, um den bortigen Mormonen bie Pflicht ans Herz zu legen , fich ,
fobald ihre Verhältniſſe eß geſtatteten , zu ihren Brüdern in Ames rifa zu begeben . Dieſe Pflicht der „Gathering" iſt nicht bloß ein äußerliches Gebot, ſondern, wie die Verpflichtung des Mohams
gekauft habe, den man doch in dem nahen Dorfe haben könne. Fortune ſendet ſeinen Diener augenblicklich fort, und dieſer brachte nach einigen Minuten vier lange Stäbe, nicht unähnlich denen , die man im Tempel zum Wohlgeruche verbrennt, aber etwas länger und gröber ; das Stück foftete nur 2 Raſch (etwa 4 ), fr. )
mebaner zur Reiſe nach Meffa, integrirender Beſtandtheil ihrer
„Zwei von dieſen Stöcken , erzählt Fortune, murden nun anges
halb dieſes Jahrhunderte) die Menſchheit heimſuchen wird, bers ſchont bleiben werben . Nicht die am wenigſten merkwürdige Er
zündet und an der Decke des Boote aufgehängt; fte hatten noch nicht 5 Minuten gebrannt, als idon alle Musfito fich flüchte . ten . Wir waren ſehr erfreut, und genoſſen eines geſunden und erfriſchenden Schlafe.
Die Ghineſen wandten mehrere Subſtanzen
zur Vertreibung der Muskitos an . Die, welche wir gefauft hats ten, waren aus den Sägſpänen harziger Hölzer verfertigt ; ich
glaube von Wadholderbäumen (juniperus) und mit einem brenn baren Stoff gemiſcht. Ein Stück geſpaltener Bambue, 3-4 Fuß lang , wird dann ganz mit dieſem Stoff bebedt und hat, wenn es fertig iſt, die Dide von einem kleinen Stod. Das obere Ende des Bambus þat einen Spalt, um eß an einem Nagel in der
Mauer oder an dem Dach eines Boots anzuhacken . Iſt es einmal angezündet, ſo brennt es fort, biß auf etwa 6 Zoll von dem Hafen, wo es dann erliſcht, weil hier fein Brennſtoff mehr aufgetra gen iſt.
Während des Brennens gibt es einen ziemlich ſtarfen
Geruch von fich, der aber in der Entfernung nicht unanges
Religion, indem nur die, welche ſich in Zion verſammeln, vor dem allgemeinen Strafgerichte, das (wahrſcheinlich noch inners ſcheinung in der Geſchichte der Heiligen iſt der Gifer, mit dem dieſe Apoſtel zu Werfe gingen. Sie ſind nach Italien, nach Frankreich , nach Norwegen , ja ſelbſt nach Rußland gewandert, bas neue Evangelium zu prebigen, und zwar wie man uns ſagte,
in völliger Unfenntniß der betreffenden Spradzen, fich einzig und allein auf die Möglichkeit verlaſſend, auf dem Wege ſich ſo viel als ſie zu ihrem Zwecke brauchten, aneignen zu fönnen . Das
Land der Pyramiden wie die heilige Stadt Jeruſalem , Calcutta wie Sidney, ja felbft die Sandwichinſeln haben der ernften Mahs nung der Jünger des Propbeten von Palmyra gelauſcht, und überall fanden ſie wenigſtens etliche Seelen, die fich von ihnen bewegen ließen , dem drohenden Verderben zu entfliehen .“ D6 es ruſſiſche Mormonen gibt, haben wir nicht in Erfahrung brins gen können . In Deutſchland find die Apoſtel erft zu Ende voris gen Jahrs erſchienen , und eine Ueberſeßung des Buche Mormon
Mandmal fledt man Sägeſpäne in fleine Düten und
iſt von ihnen in Angriff genommen ; auch gaben fie in Hamburg
verbrennt ſie dann auf dem Boden der Häuſer. Verſchiedene Arten
unter dem Titel „Zions Panier“ eine Monatsſchrift heraus, die jedoch einftweilen fiſtirt worden iſt. Für Italien dürfte wenig zu hoffen ſeyn . In Frankreich find Gemeinden zu Havre und Paris geſtiftet worden, deren Drgan der Etoile du Deſeret iſt, und für welche Taylor , der unermüdlichſte ihrer Gmiſjäre, der auch bei uns den Grund zu weiterer Thätigkeit legte, die neue Bibel ind franzöftiche übertragen hat. 3n Dänemark und dem ſprachverwandten Norwegen macht der Mormonismus , der fort
nehm iſt.
yon Wurmholz werben zu demſelben Zwede berwendet.
Die
Stengel und Blätter dieſer Pflanze werden gebreht unb getrod net und wahrſcheinlich in irgend eine Flüſſigkeit getaucht, um
fte brennbar zu machen.
Die Muslitos haben einen töblichen
Abſcheu gegen alle dieſe Subſtanzen, und wo fte brennen, bleia ben die kleinen Plagegeiſter fern. Ich verſchaffte mir ſolche Stöde und brannte ſie von nun an täglich. Wenn auch oft die Drte, wo ich mich befand, in einem Boot oder in einem Gafts
mündlich und durch eine Zeitung, „Der ſcandinaviſche Stern“ ges
noso
466
nannt, empfohlen wird, reißende Fortſchritte unter dem Lande volfe , und auch hier erhalten die Gläubigen das Buch, das „Brus
der Joſeph" mit Hülfe der Urim und Thummim von den im Berge Cumorah gefundenen Golbplatten überſeşte, in ihrer Heis miſchen Zunge. Der Hauptſtüßpunft der Secte in Europa jedoch ift Großbritannien, wo die Apoſtel einen faſt beiſpielloſen Grs folg gehabt haben . Im J. 1837, zwölf Monate, ehe die Heilis gen Nauvoo erreichten , lanbeten die Aelteſten , R. C. Rinball und D. Hybe mit einigen andern zu Liverpool, freundlos und ohne Mittel. Sie trennten fich und zogen durch das Land, predigend und taufend in allen Städten am Wege.
Preſton hörte das
neue Evangelium zuerſt, und ehe ein Jahr verfloſſen war, zählte babjelbe bort flebenhundert Befenner. In furzer Zeit hatten die meiften Grafſchaften Englande, darunter vorzüglich Yorkſhire, Lancaſhire, Glouceſter, Stafforb und Hereford die Anſprache
und ſechs Comitémitglieber wählt.
Der erſtere übt die Aufſicht
über alle8 was fich auf die Paſſagiere bezieht, aus. Er berlooốt die Kojen, ſchlichtet Streitigkeiten, hört alle Klagen, Fragen und Wünſche an, ertheilt jebem die nöthigen Rathſchläge, wie er am
ſparſamſten zum Zwecke gelangt, und da er in fteter Verbindung mit den Dhern ſteht, ſo find die ſeiner Dbhut Anverwandten geſichert vor den Man -catchers und anderem Seelenverkäu fer gefindel, welche die Hafenſtädte mit ſeiner Gegenwart beſubelt. Die Pflicht bel Comité ift, bei der Herbeiſchaffung des Gepade
behülflich zu ſeyn , die nöthigen Einrichtungen an Borb zu treffen und abwechſelnd Wache zu ſtehen, damit unberufene Fremde wäh. rend der Periode, wo das Schiff in ten Dode liegt, ftch nicht
zubrängen. Diejenigen, welche den leiblichen und geiſtigen Schmuß Der Auswanderer- Zwiſchenbecke mit eignen Augen beobachtet haben, und wiffen baß viele berſelben mit Fug idhwimmenden Borbellen
der Apoſtel vernommen, und die Kirche hatte fich von Woche zu verglichen werden können, würden fick über die Anſtalten, die in Woche erneuert, ſo daß die Knechte Gottes" nach noch nicht
dreijähriger Arbeit nach Amerika berichten konnten, daß fie inner, halb dieſer Zeit über 4000 „Heiden“ befchit unb 382 Gläubige zu Prieſtern geweiht hätten. Dieſe Triumphe beſchränkten fich aber nicht auf England. Auch Schottland warb des Heils theilhaftig, Jrland hörte gleichfalls die Verkündigung des „ neueſten
Bundes“, und Wales bezeugte durch ſeine Lauſende, welche Forts ſchritte die Kirche hier gemacht hatte. Die Gemeinde in Ebins burgh zählte, trobem das Hunderte meggezogen und andere Hunderte nadi Deſeret ausgewandert waren, 1851 nodi 1500
Mitglieder. 3n Ola@gow waren bis dahin ebenfalls mehrere Tauſende der Lehre Joſeph Smiths beigetreten. 3rland vernahm die frohe Botſchaft erft 1850 , und ſo befteht bort in Dublin bis
ießt bloß ein fleiner Zweig der Kirche. In Wales aber befan . den fich zu Anfang vorigen Jahre nicht weniger als 4848 Mors monen . In allen drei Königreichen zuſammen aber wied der Cenſus von 1851 , wie ihn das Präſidium mittheilte, 42 Cons ferenzen, 602 Zweiggemeinden, 22 Siebzigercollegien, 12 Dber: prieſter, 1761 Aeltefte, 1590 Prieſter, 1226 Lehrer, 652 Dia. conen und 25,454 bloße Kirchenglieder nach, was eine Geſammt . ſumme von 30,747 Latterbaysaints ergibt. Innerhalb vierzehn Jahren waren mehr als 50,000 in England getauft worben, ron benen beinahe 17,000 nad zion ausgewandert waren.
Dieſe Emigration iſt nun ipftematiſch geordnet und zwar ſo umfichtig, daß man fich bei uns ein Beiſpiel davon nehmen
Mormonenſchiffen getroffen find, um die Schamhaftigkeit und die guten Sitten vor Berlegung zu ſchüßen, nur freuen fönnen. Sebe Coje hat ihren kleinen Vorhang, unb mro bieß nicht thun
lich war, ſcheidet eine große Garbine einen Theil deß Raumes zu einer Art Ankleidezimmer ab. Die Familien haben ihre Cojen bei einander, und fade die Paſſagiere von verſchiebenem Gtamme
find, z. B. Schotten und Engländer, ſo nehmen die einen die rechte, die andern die linfe Seite des Schiffe ein .
Die Pfliche
ten des Präfidenten und des Comité Dauern während der gans zen Reiſe fort, unb das leßtere verſteht auf derſelben Polizei dienſte, indem eß unterſucht, ob alle zu rechter Zeit in und aus ben Betten finb, und darüber wacht, daß jeden Morgen vor fieben Uhr das ganze zwiſchenbedt gekehrt und der Unrath über Bord geworfen ift. Es ift wunderbar, wie die Leute ben von ihnen
gewählten Aufſehern gehorchen und das leiſefte Wort von ihnen wie ein Gejes befolgt wird .
Nicht zu berwundern aber iſt es
daß, während faft fein engliſches Emigrantenſchiff in Amerika anlangt , ohne einige hundert Pfund des Menſchenfleiſches , mit dem es befrachtet iſt, durchs Schiffe fieber verloren zu haben, die Mormonen noch nie einen auf dieſe Weije Geſtorbenen dem Meere zu übergeben hatten .
Gobald die Auswanderer in Neworleans eingetroffen find , fahren fie in Geſellſchaften , die oft mehrere hunbert Röpfe ſtark find, den Miffifippi hinauf nach St. Louis und von dort nach
fönnte . Die meiſten der Abgebenden gehören dem Bauern- und Handwerferſtande an, doch fteht man auch Aerzte und Kaufleute
Kanesville, einer Mormonenftabt im Weſten Jowa's unbetra 600 Meilen von St. Louis gelegen. Hier verweilen ſie, um ents weder ihr junges Vieh auf den reichen Prairien fett werden zu
Sie ſind im allgemeinen verſtändige und wohlges
Taſſen , oder machen ein Stüc des fruchtbaren Bodens urbar, bis
fittete Leute, viele ſogar höchſt achtbare Naturen. Die Lebenss mittel für die Seereiſe werden ihnen von Beauftragten, die der Kirche angehören , geliefert; fie find von der beſten Art, unb und man rechnet auf den Kopf ſtet8 zwanzig Pfund mehr, ale
fte bereit find, nach der Stadt am Salzſee weiter zu wandern . Die Entfernung von Kanesville nach dem Ziele ihrer Beſtime
unter ihnen.
Das Geſeß boridhreibt.
Was taron beim Eintreffen im trangs
atlantiſchen Hafen übrig iſt, wirb ben Paſſagieren für die Weiters reiſe übergeben und zwar jeder Familie im Verhältniffe ihrer Glieberzahl. Die Mormonen hegen den größten Widerwillen gegen eine Fahrt, wo fie die Räume des Schiffs mit andern, die nicht zur Secie zählen, theilen müſſen, und wo dieß ſich nicht umgehen läßt, maden fte ftete mit den Befrachtern aus, daß fie ihre Pläße, burch eine Scheiberrand getrennt, für fich haben. Die Maaßregeln, die fte für die Erhaltung der Drdnung und Reinlichkeit an Borb treffen , find bewundernemůrbig. Bei ihrem Eintreffen in Liverpool haben fte nichts eiligeres zu thun, ale eine allgemeine Verſammlung zu halten, welche einen Präftbenten
mung beträgt etwas über tauſend engliſche Meilen . Ihre Raras
wanen bieten ein eigenthümliches Schauſpiel. Sie beſtehen nicht ſelten aud fünf- bis ſechehundert Wagen, jeber von drei bie bier paar Dchien gezogen und von bewaffneten Reitern auf Pferben
ober Maulthieren begleitet. Jeder Wagen iſt in ein Solaf- und ein Wohnzimmer getheilt. Sie treiben nebenher einen vortheilhaften Tauſdhandel mit den Indianern, und ihre Büdiſe verſchafft ihnen zuweilen, wo das Salzfleiſch nicht mehr munden will, ein gutes Stüd Wildpret.
So gelangten ſeit 1848 Tauſende nach dem
neuen Jeruſalem , und andere Lauſende werben ihnen auf der jekt vorgezogenen Route über die Landenge von Panama babin folgen.
Brigham Doung ſagt zwar in der oben im Auszuge mits getheilten Proclamation, daß Golb nur zum Pflaſtern der Stras
noso
467
Ben und Decken der Häuſer tauge, indeſſen ſcheint es doch, daß
einer ſechswöchentlichen Wanderung durch baumloſe Prairien und
bie Secte in ben Digginge Californien und in den noch gewinns
über fahle Gebirge allerdings das beſte Recht zu dem Wunſche
reicheren Diggings, auß denen ſie baheim goldenen Weizen und
hatten, unſere Augen einmal mit etwas Baumſchlag erquicen zu dürfen . Wie wurde ich demnach enttäuſcht, ale fid , nachdem wir
filberwerthes Korn ernteten, ſo viel Erfolg gehabt hat, daß man auch an eine andere Benußung bes edlen Metalls denken fonnte. Es verſteht ſich, daß es auch arme Mormonen gibt, und auch dieſen die Reiſe nach dem gelobten Lande zu ermöglichen, hat man aus einem Theile jene8 Erwerbe einen Fond gegründet, der, wie man ung (wohl übertreibend) erzählte, bereits auf 90,000
gue
Unzen , à 16 Dollaro, angemadſen iſt, und mit Hülfe deſſen zus nächſt die mittelloſen Arbeiter unter den Handwerfern , deren man in der Niederlaſſung am Salzſee vorzüglich bedarf, dann aber nach und nach alle übrigen ber Colonie zugeführt werden ſollen, um,
ſobald fie dieß im Stande find, die für ihre Beförderung gemachs sen Auslagen in die Caſſe zurückzuzahlen. Daß die Vormonen aber nicht bloß auf Gewinnung tüchtiger Arbeitskräfte und auf Förderung der Induſtrie bedacht find, ſondern bereits von Anfang an auf Maßregeln geſonnen haben, den Grund zu höherer Bildung zu legen , beweist die Adreſſe, welche ihre Dbern ſchon 1848 an die Heiligen in aller Welt“
hinſichtlich des nun einzuſchlagenden Verfahrens erließen .
GB
heißt barin unter anderm :
„ Es ift höchft wünſchenswerth, daß die Brüder jebe Gelegenheit benußen, wenigſtens ein Gremplar von jeder werthvollen Abs handlung über Erziehung und jede Buch, welches nügliche oder anziehende Gegenſtände enthält, mitzubringen, um den Kindern Liebe zum Lernen einzuflößen . Wir haben eine Druderpreſſe, und alle, die guted Drucs ober Schreibpapier nach dem Thale mitnehmen wollen , merten fich und der Kirche einen Dienſt leis
ften . Ebenſo wünſchen mir allerhand mathematiſche Inſtrumente unb Deßgleichen, mas von Naturſeltenheiten und Kunſtrerfen ges ſammelt und hierher geidafft werden fann, und wenn die Heis
ung den legten ſteilen Abhang hinunter und durch den legten Canon ' hindurch gearbeitet hatten, ſtatt einer prächtigen ſaftgrü . nen Parklandſchaft ein endloſer fahler Keſſelboden vor uns auß breitete, auf dem fich faum ein Strauch erhob, der Schuß vor ber ſengenden Sonne verheißen hätte.. Tropbem war eð ein Anblick, der großartig genug wirkte. Denn vor und lag, in einer Entfernung von ungefähr fünfzehn Meilen, die fryſtalhelle Spies gelfläche des Todten Meeres Amerika's, eingefaßt von einem Rahmen ſchneeweißen Salzes, geſchmüdt mit niedlichen Inſelchen und im Weſten beſchattet von den rauh zerklüfteten , finſterbli
denden Felégruppen des Utahgebirged . Wir hatten jedoch die leßren acht Tage des Großartigen zur Genüge geſchaut und ſehn ten uns nach behaglicheren , wenn auch proſaiſcheren Genüſſen. Auch dieſe wurden uns, obſchon vorläufig bloß durch die Augen, ald wir über das Tafelland, welches ſich zwiſchen dem Bergrande und dem Grunde des Thales hinzieht unb Wieſen ſo reich und ſchön wie die lombardiſchen enthält, hinabſtiegen und gewaltigen Heerden begegneten , die une ambrofiſche Beefſteafe und Mutton. chops ahnen ließen . Ueber dieſen Vordergrund, deſſen Verheis Bungen meine Begleiter zu den gewagteſten Fieubenſprüngen vers
anlaßten und auch mir den Mund wäſſern machten, ſchweifte das Auge über golbene Aehrenfelder und Aeder mit Maie, dem Irofte ſumpfmühlenden Borſtenviehe, bie ed endlich, wie ein Sometters ling auf der langgeſuchten Blume, auf der Stadt unſrer Sehns
ſucht haften blieb, die ſich in einer Entfernung von etwa drei engliſchen Meilen vor uns ausbreitete. Ihr Plan war von der Kobe ganz deutlich zu erfennen, unb fie machte mit ihrer Regels mäßigkeit und ihren fleinen, weißen Häuſern ben Eindruck, all
Tigen in dieſer Angelegenheit Eifer zeigen , werden wir bald das
ob fie zuerſt ein lager geweſen wäre. Denfe man fich ein Schacha
beſte, nüßlichſte und anziehendſte Muſeum auf Erden haben. Wie in den Dingen, weláe zum Reſſort der Miniſterien des Auêwärtigen, des Cultus und öffentlichen Unterrichts und des
brett, eine Stunde Weges lang und ebenſo breit, in der Mitte
Innern gehören, haben die Leiter der Mormonen auch in benen,
und zur Linken einzelne Wohnungen, Dahinter eingezäunte Felder und Gemüſegärten, hie und da ein größeres Gebäude, ringdum Aeder und Wieſen und ſchließlich im þintergrunde drei fteile, graue Felöhörner, und man hat das Bild des Neuen Jeruſalems
Die bei uns Sache des Kriege miniſteriums find, fich wohl rors geſehen und nach dem Vorbilbe der ehemaligen Nauvoo - Legion
eine Kriegerichaar organiſirt, die ſo ſtark wie das Beer iſt, mit bem Taylor bei Buenavifta die Merifaner ſchlug, und die bei der
einen freien Plak, von dieſem auslaufend und fich in rechten
Winkeln kreuzend, geräumige, ſchnurgerade Straßen, zur Rechten
im Weſten .
Natur des Landes Deſeret, welches nur burch wenige und zudem
,,Gin Hirtenjunge, mit dem id, erfreut, wieder einmal ein
höchft ſchwierige Felſenpäfſe zu erreichen und außerdem burdy
paar civilifirte Budſtinhoſen zu treffen, ein Weilchen converfirte,
Wüſten vor dem Angriffe mit einer zahlreichen Ärmee geſchüßt
ſprach das reinſte Cockney Engliſch, das im Bereiche ber Glocken
ift, vollfommen genügen würde, das neue Jeruſalem vor einem
von Bowchurch geredet werden kann, und als wir entlich in die breite Fencenftraße hineinritten, welche hier beginnt, um mehrere
Schickſale, wie es Nauvoo traf, zu bertheidigen, nicht zu geben .
fen der Unterthanen Walfers, die zu dieſer ganz reſpectabeln Infanterie ein durchaus nicht zu verachtenbe8 Contingent von Reitern ſtellen würden.
Meilen in weſtlicher Richtung fortzulaufen, grüßten wir verſchies bene Feldarbeiter, die ihrem Dialekte nach ihre Heimath auf ders ſelben Inſel gehabt haben mußten, wo die Wiege jenes mormos
Wir laſſen nun einen Auộzug auf einem während bed legteniſchen Amyntas geſtanden hatte. Ueberhaupt befindet fich meis vergangenen Sommers und Herbſtes geführten Reiſetagebuche ner Erfahrung nach unter den hiefigen Coloniſten eine verhälts folgen, um dem Leſer eine Vorſtellung zu geben, wie es im Hauptquartier der Jünger Joſeph Smiths im Juli 1851 ausſah : „Da mir die Niederlaſſung der Heiligen von dem Mormos
nißmäßig große Anzahl von Beuten, die ehemals Unterthanen Shrer britiſchen Majeftät waren . Sie vertragen fich, obgleich ziemlich viel hißiged Waliſerblut unter ihnen iſt, ganz wohl,
nenprediger in Fort Bridger al & Parabies bezeichnet worben war, hatte ich die Bedeutung dieſes Wortel im Sinne der Perſer ges
und wenn id fragte, ob fie fich nicht manchmal nach dem Comfort
nommen und mir unter dem Thale des Salzſees eine Art Mugs kau mit allerhand ſchönen Bäumen, Büſchen und Laubvariatio. nen vorgeſtellt. 3ch war auf bieſe Meinung gerathen , weil wir Sterblichen öfter hoffen , was wir wünſchen , und weil wir nach
wort : „Nein, Sir, nicht um Alles in der Welt !"
Altengland zurüdſehnten, erhielt ich ohne Auậnahme zur Ants 1 Gewöhnlid „Renyon" geſchrieben, dat ſpaniſde „ Cañon," alo Bes zeichnung der tief eingeſchnittenen Flußbetten. ( Fortſeßung folgt. )
wo
468
sono
iſt eine ſchöne Kirche, und in der Nähe eine mit Marmor audgelegte Höhle mit einer maleriſchen Quelle in einem vieredigen Baffin. Hier
Ein zehntägiger Aufenthalt in konftantiuopel. (Schluß.)
findet ſich auch eine Capelle und innerhalb einer Mauer die marmornen
Die Waſſerfahrten ſind ſehr angenehm . Auf dem Bosporus fahren hinüber und herüber türkiſche und engliſche Dampfboote, leßtere nehmen Paſſagiere von verſchiedenen Orten auf beiden Ufern des Booporus auf, und die Preiſe ſind meiſt mäßig. Die Raifs oder fleinen langen Naden mit Ginem Ruderer find bequem und raſch , auch fieht man ſie allent: halben auf dem Waſſer. In Conſtantinopel iſt es in Wahrheit ein
Grabmåler der hier beerdigten griechiſchen Patriarchen . Länge dem Wege find große Gärten und allenthalben eine üppige Vegetation . Hier iſt auch ein griechiſches Spital . In das Schloß der fleben Thürme,
dag die Form einer Citadelle hat , wird man nicht ohne Ferman eingelaſſen .
Ein Spaziergang in Pera ift nur in einer Straße angenehm ; fie erſtrect ſich auf einem bedeutenden Raum , iſt eben und mit Häuſern
Bergnügen , ruhig auf dem Waſſer hinzufahren und die ſchönen Augs fidten zu genießen ; denn der ganze Meerbuſen mit 28 Häfen in einem
von mehreren Stocwerfen, mit zahlreichen Läden und Magazinen wie in andern europäiſchen Hauptſtädten beſeßt. Seit dem Brande geſtaltet fich Pera um und wird bald vollſtändig einer chriſtlichen Stadt gleiden. Hier zählt man etwa 20,000 Häuſer , und die Zahl der Einwohner, namentlich der Europäer, wadyet mit jedem Tag ; die Häuſer der Ges
Umfreis von fünf Meilen, iſt mit den mannigfaltigſten Gebäuden und Hügeln umſäumt. In den Häfen des Meerbuſens fönnen bequem 1200 Schiffe liegen und es iſt ihrer auch immer eine große Anzahl da . Der Meerbuſen iſt durch zwei hölzerne Brüden in drei Theile geſchieden ; vom Bosporus bis zur erſten Brüde es das goldene Horn , der Hafen am Eingang in den Meerbuſen iſt der größte und bequemſte, und es liegen hier die Dampfboote und Kauffahrteiſchiffe. Zu allen Zeiten ,
ſandten und Conſuln ſind die ſchönſten, und namentlich zeichnet ſich der Palaſt des ruſſiſchen Geſandten an der Hauptſtraße aus. Von ſeinem Balcon und ſeinen Gärten hat mian eine entzüdende Aueficht übers
namentlich am Abend bei ſchönem Wetter iſt es etwad Unvergleichliches,
Meer. In Galata , gleichfalls einer großen Vorſtadt, find die Spazier:
fich hier im Rail zu ſchaufeln , denn man überſieht von hier aus mit Einem Blid den Bodporus, Scutari, die Prinzen -Inſeln, das Marmora: meer , Fundukly, Topchane, Pera, den vordern Theil Konſtantinopele, das Serail und auf dem Meer ſelbſt, Sfutari gerade gegenüber , den
gånge unmöglich ; fie iſt an Reilen Abhängen gebaut, die Straßen darin find eng und frumm, die Häuſer theile europäiſch, theild aſiatiſd und alles iſt voll von Kramern und Handwerfern, dann Armeniern und Griechen, vorzüglich auch Italienern, Franzoſen und Deutſchen. Galata iſt die gewerb: liche Stadt, wie Pera die ariſtofratiſche, und ſie nimmt die Mitte zwi: ſchen europäiſchen und aſiatiſchen Städten ein ; eine ſteinerne Mauer mit 12 Thoren umgibt ſie. 3n Topdane find die Spaziergange ans
1
Leander : oder Mädchenthurm mit ſeiner Leuchte auf einem fleinen ein:
ſamen Felſen . Zwiſchen der erſten und zweiten Brüde gegen Weſten iſt ein großer Naum , hier ſtehen die Kriegsfahrzeuge , ſelbſt Linienſchiffe
von 100 Kanonen ; von hier ſieht man die ganze Façade Ronſtans tinopeld im weiteſten Panorama , und Galata mit den Admiralitate:
gebäuden. Der dritte Theil des Meerbuſend gegen Nordweſten zwiſchen
genehmu, weil dieſe aſiatiſch:europäiſde Vorſtadt auf dem flachen Ufer des Bosporus und des Meerbuſene angelegt iſt. Hier findet ſich das Arſenal
verſicherte, im Allgemeinen das goldene Horn . Auf einem Theil des
der Flotte, die Gießereien, die Artilleriecaſernen, einige Moſcheen u. ſ. w. Fundufly) , bie Fortſeßung von Topchane, iſt am 11fer des Bosporus angelegt, und hier finden fich zwei ſchöne Paläſte, wo der jeßt regies rende Sultan gewöhnlich fich aufhalt.
Meerbuſend fuhr ich einigemal mit wahrem Vergnügen, namentlich wenn es mir gelang in eines der Flüßchen einzulaufen , welche das reizende
Miscelle n.
der zweiten Brüde und dem Ende des Meerbuſens liegt an den ſüßen
Waffern, und man nennt auch ihn , wie mich mein Dolmetſcher ſchon
.
Thal der ſüßen Waſſer bewäſſern . Von hier erblict ma die Vorſtadt Gjub, verſchiedene Höhen, die bald mit Gebäuden , bald mit Wäldchen geziert ſind , aber wie ſehr fönnte eine aufgeflärte Hand dieſe Natur: dönheiten noch erhöhen ! Viel fehlt noch, obgleich Klima und Lage der
lich faſt der einzige natürliche Reichthum dieſer bio jeßt nodi lo fawad
Kunſt ungemein zu Hülfe fommen . Die Bezahlung für ein Kaif iſt
die ergiebigſte Retour für die eingeführten europäiſchen Waaren. Nach
äußerſt mäßig ; für 4 bis 5 Stunden zahlt nian 5 bis 6 Piaſter (24 bis 30 fr. 6.M.) Nicht minder intereſſant find Spazierritte über die Vorſtädte hinaus. Die Felder ſind zwar unbelebt aber maleriſch; von ihnen aus kommt man leicht in die Thåler , die nach dem Bosporus hinausführen , und die fich durch eine üppige Vegetation auszeichnen , ſo wie in das rei: zende Thal der ſüßen Waſſer. Reicher als andere, namentlich in Bezug auf die hiſtoriſchen Grinnerungen , war für mich ein Nitt lángo der alten Mauern Konſtantinopels, die fich von der wlacherniſchen Vorſtadt, das heißt vom Meerbuſen an , acht Werfte weit bis zum Schluß der ſieben Thürme vom Marmorameer erſtreden. Reitet man auf der Straße linfo vom Meerbuſen , ſo fieht man länge der Windungen der Hügel größtentheils eine dreifache Pleinerne Mauer mit Sdießldarten, mit 59 Thürmen und tiefen Gräben, rechts unabſehbare Gypreſſenwaldchen über moslemitiſchen Gräbern und grünen Fluren mit fleinen Båthen. Beim Beſichtigen der Mauern und Thore hielt ich an der Stelle zwiſchen
einem Schreiben aus Montevideo in der Shipp. Gaz. vom 4 Mai rechnet man , daß gegenwärtig in der Vanda Oriental nur noch etwa
dem Kanonenthor (Thor des hl. Roman) und dem von Adrianopel an, wo noch jeßt der denfwürdige Durchbruch iſt, durch den die Kreuzfahrer
Vieh ſtand in der Banda Driental .
Rindvieh iſt bekannt:
angebauten Länder und die Ausfuhr von Käuten , Fleiſch und Fett
anderthalb Millionen Stud Rindvieh fich finden , während man vor dem Kriege den Beſtand auf acht Millionen ſchäßte. Es wird jedenfalls mehrere Jahre dauern, ehe wieder das Land zu dem vorigen Wohlſtand - fich hebt. Neue Methode der Goldgewinnung aus Mineralien. Bisher war die gewöhnliche Methode , wie man das Gold aus dem
Geftein gewann, daß man leßteres zerſtampfte, ſodann die erbigen Theile audwuſch. Waren Arſenit und andere Mineralien darin, ſo mußte man zu dem noch foftſpieligern Proceß der Amalgamirung ſchreiten . Jeßt hat ein Hr. Longmaid in London Proben gemacht das Geftein zu ſchmel: zen , wodurch das Gold , bas fich zu Boden reßt, viel vollſtändiger und
mit geringerer Mühe und Koſten gewonnen wird. Hr. Longmaid hat von England und den Vereinigten Staaten ein Patent genommen, und die Methode roll jeßt in Californien •eingeführt werden. ( Times. 8 Mai.)
im Anfang des 13ten Jahrhunderte und die Türfen in der Mitte des
Die Nachrichten aus Port Natal lauten ſehr erfreulich.
15ten in Konſtantinopel eindrangen. Und dieſe alten Mauern , dieſe Zeugen vergangener Zeiten , neigen fich jeßt zum Verfall. Die alten Mauern Konſtantinopels nehmen im Ganzen etwa 6 Meilen im Umfreis
Der Anbau des Zuckerrohre iſt gelungen, und der gewonnene Zuder iſt
.
ein, und man brauchte einen ganzen Tag, um ſie zu umgehen. Zwei.
mal ritt ich hier in das griechiſche Klofter Balufly , das mitten unter Cypreſſenwäldchen und moblemitiſchen Gräbern fteht. In dieſem Kloſter 1
Verlag der 3. O. Cotta'ſden Vudhandlung.
vortrefflich ausgefallen . Auch mit Kaffee ſcheinen gelungene Verſudje gemacht worden zu ſeyn , wenigſtens verſichern die neueſten Nadyrichten
(1. Shipp. Gaz . 8 Mai), daß man bald Kaffee unter die Ausfuhrartifel zählen werde. Dagegen iſt auffallenderweiſe von der Vaumwollencul tur nicht die Rede . Verantwortlider Nebacteur Dr. D. Widen mann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 17 Mai 1852.
ur. 118. Entdeckung der Aquae Apollinares in der Nähe des See's von Bracciano. Die Revue Archéologique entnimmt der Civiltà Cattolica vom 28 Februar einen Artikel über die obenſtehenden Bäder,
deſſen weſentlichen Inhalt wir im folgenden wiedergeben.
Wolltegehenman Zeit man, AuguftenachvonderRom nachgewöhnlichen Cofa und Etrurien , ſozurmußte damals Reiſeroute, nach Ueberſchreitung der Milviſchen Brücke fine von der flaminiſchen Straße zwölf Meilen weit dem Lauf der Caffia
werk bebedt. Der junge Mann, welcher die Arbeiten leitete, ein ganz verläſſiger und pflichreifriger Deutſcher, ließ einen Winzers forb herheibringen, und ging mit den Arbeitern, auf deren 3u verlaffigfeit er zählen fonnte, an die Herausſchaffung des Metalle. Die Sache war wegen der Hiße des Waſſerd, das faſt 40° R. hat, nicht leidt. Der erſte Arbeiter, welcher in die Quelle trat, fonnte nur der das wenige Metall von dem Vorſprung einer
for Ziegelwand
biegen . In einer Entfernung von 5 Meilen, von Rom auß ges rechnet 15 Meilen, kam man an die erſte Station Careia (das
wegnehmen, die dag Beden in eine obere und eine untere Abtheilung ichieb, und fam mit Brandblaſen an den Füßen und geſchundenen Fußſohlen heraus. Man legte jetoch unter fortwährenden Verbrennungen die Arbeiten mehrere Stuns den lang fort, und gewann zwei Körbe bou Metall. Dasſelbe beſtand aus Erzſtúden , die meiſt mit Zinn legirt waren, und
heutige Oſteria Nuova di Santa Maria di Galeria). Ungefähr
zwar aud Münzen , die mit dem Hammer geſchlagen waren , und
19 Meilen weiter von dieſem Punft fam man an die zweite
kleinen Gefäßen. Gemünztes Silber war feines dabei, nur einige
Station, welche Aqua Apollinares hieß. Bie zum Anfang dieſes Jahre wußte man nicht, welche Quellen mit dieſen Namen bes
fleine filberne Gefäße je von ein paar Unzen Gewicht fanden
aufwärt8 folgen und von ba links auf die Glaubiſche Straße ein-
zeichnet wären . Man wollte dieſelben bald in den Bäbern von Saſto, balb in denen von Stigliano, andere auch in den Quellen
Delle Adumiere mieber finden. Ein glüdlicher Zufall tat barauf geführt, daß die Baber von Vicarello die alten Aquả Apollinares find. Die Route, welche die Alten von der Claudiſchen Straße
auß an die fraglidhen Quellen machten , war fürzer als die jeßige, Die 6 Meilen beträgt ; fte ging wahrſcheinlich länge eines idymas
len mit großen Baſaltblöden gepflaſterten Wege, von dem ießt
si
fich. Von ganz fand, hatte man tetem Erz mehr mehrere hundert,
rohem Grz, das in ganz kleinen Stüden fich gegen tauſend Pfund gewonnen, von verarbeie al8 200 Pfund ; auch bie Münzen betrugen und dieſelben reichen rüdwärts bis zu den erſten
Urſprüngen der Münzkunſt und vorwärts bis zum Ende der heibniſchen Zeit. Da republikaniſche und faiſerliche Rom ift am ſtarfſten dabei bertreten, doch fehlen auch nidt Münzen von andern Städten und Völkern .
Das heiße Waſſer und die Rohlen .
noch in den die Bäder umgebenben Olivenwäldern deutliche Spus
ſäure haben die Münzen wie die Gefäße von Erz ſehr zerfreſſen und entſtellt; auf den Filbernen Stüden aber hat fid; in Folge
ren zu finden ſind, und der erſt einige Meilen oberhalb Bracciano von
bed idwachen Schwefelgehalte
der Claudiſchen Straße abgeht. Die Bäder von Vicarello befinden ſich
Schwefelfilber gebildet, welche die Stüde vor weiterer Verändes rung geſchüßt hat. Zwei eberne, eben ſo zmei filberne Gefäße fündigen fich durch ihre Aufſchriften als Weihegeſchenke an Apollo Sylvanuß und die Nymphen an. Aehnliche Aufſchriften hat man auf kleinen Säulen in dem Mauerwerf gefunden , als man dass
in dem ſeevärts gelegenen Theil von Etrurien, der den Einbrüchen der
Saracenen mehr ausgelegt war als das übrige Land, und blieben Jahrhunderte hindurch verlaſſen und vergeſſen . Unter der Regierung Papſt Clemens XII wurde über den Quellen und um fie her ein ſehr unbequemer Bau aufgeführt, wo aufgegebene Kranfe
verſchiedener Art einige mühſelige Curtage zubrachten, um Hei-
ſelbe abbrach.
der Quelle eine dünne Lage
Dieſe gleichmäßige Wieberfehr des Namens Apollo
und die Aufzeichnung der Entfernung von 19 Meilen bon as
lung für ihre leiden zn finden. In neuerer Zeit wuchs der Ruf
reia bis an die Aquae Apollinares ſcheint die Eingangs bes
dieſer Heilquellen bedeutend, aber nur wenige fonnten ein orbents liches Unterkommen Daſelbft finden . Dieß beſtimmte die Vor-
hauptete Identität derſelben mit den Badern von Vicarello außer Zweifel zu legen .
Alände des deutſchsungariſchen Collegiums, denen der Bezirk und die Duellen bon Vicarello gehören, das alte Gebäu, bad mehr eine Sütte war, wegreifen und ein bequemes Wohnhaus bauen
Die Mormonen in Deſeret. ( FortſeBung.)
zu laſſen. Bei den Aenderungen , die man vornahm , mußte man Das urſprüngliche und einzige Baffin tegichaffen, um das Waſſer in die neu eingerichteten Baffine leiten zu fönnen . Raum hatte die Pumpe einige Minuten lang Waffer aus der Quelle ges fchafft, ſo ſah man den Grund des Bedeng mit altem Metalls
„Meine Begleiter ſuchten nun ihre Bekannten und Ange hörigen auf, was ihnen leicht wurde, ba fie ihnen auf die Nachs richt, daß fremde Brüber eingetroffen leben , größtentheile ents
gegen kamen . Ich 30 fragte mid zu Elber ***, an den ich einen
1
noodles
470
Empfehlungsbrief hatte, und von dem ich mit vieler Freundliche keit aufgenommen wurde. Es verſtand fich, meinte er, von ſelbft,, daß ich bei ihm wohnen bliebe, und da eß bis jeßt in Zion keine Gaſthöfe gibt, mußte ich wohl von ſeiner Güte Gebrauch machen . Er hatte fich recht nett und behaglich eingerichtet, und ſelbſt die Kunft hatte ſchon ihren Einzug in ſeine Gemächer gehalten. An
einem halben Menſchenfreſſer machen möchten , hätten lachen hören,
der Wand des einen Zimmer8 hingen eine Zeichnung des felt-
würben fie ihre abgeſchmadten Fabeln ſchnell vergeſſen haben.
erinnere, vor ſeinem Eintritte in die Kirche, auf die er jeßt einen faft unbeſchränften Ginfluß übt, ein Zimmermann. Seine Züge verratben viel Verſtand und ungewöhnliche Energie, bie fich auch
in feinen Predigten ausſpricht. Im Privatleben iſt er geſprächig und wißig, und wenn ihn die Herren in New York, die ihn zu
famen Lempels, den die Mormonen einſt in Nauvoo erbaut, ein
„Die Stadt iſt vielleicht die größte Merkwürdigfeit auf dieſer
Porträt ihres Propheten, wie er in modiſchem Balanzuge den in indianiſchem Lättowirungdpuße und Federſchmude im Halbfreije vor ihm fißenben „lamanitega ſein Evangelium predigt, und ein
Seite des Miffifippi, hat aber faum eine Merkwürdigkeit für den,
großes Rupfer, welches nach einem Gemälde, das 1848 in New-
Vorf auðgeſtellt geweſen , die Ermordung Joſeph Smitha vor dem Gefängniſſe in Karthago barſtellte. Auf dem Kaminſimſe ftan . ben die Büften Joſephs und ſeines Brubers Hyrum, bee anbern Märtyrers, und am Fenſter befand fich ein Nähtiſchchen , wel. ches, mie Elber *** mit gerechtem Stolze auf die Fortſchritte der Secte bemerkte, in einer hieſigen Tiſchlerwerfftatt gearbeitet war und ſich recht gut auf einer der Induſtrieausſtellungen des Ditens hätte zeigen fönnen. Viele andere freilich verrieth, daß
der unter dieſem Ausdrucke die Dinge verſteht und ſucht, welche in unſern Reiſebandbüchern darunter begriffen ſind. Sie iſt in zwanzig Wards eingetheilt und bedeckt einen Raum von drei Quadratmeilen . Ihre Straßen , durch welche ein ſchöner flarer Gebirgábach in verſchiedenen Gräben ſich ergießt, mögen gegen.
wärtig ungefähr 1500 Häuſer zählen, von denen die meiſten von Ziegeln, die man an der Sonne trodnet und Abobe nennt, erbaut find unb ein recht gefälliged Anſehen haben.
Der Boden, wor.
auf fie aufgelegt iſt, bildet einen fanften Abhang, wað ben Fall des Waſſers beförbert, ſo daß der Bach, der fle Durchftrömt, wie mir ein Mann , der mit der Reinigung eines der Gräben beſchafa
man erſt vor vier Jahren den Anfang gemacht hatte, die Wüſte | tigt war, ſagte, gegen vier Knoten in der Stunde läuft und auf in eine Stätte der Cultur zu verwandeln. Das Eſſen , nach meis nes gefälligen Wirths lächelnd geäußerter Meinung für mich zunächſt die Hauptſache, ließ davon nichte merken. In der Ihat, daß mit lobenøwerther culinariſcher Erfahrenheit zubereitete Roaſt-
Dieſe Weiſe einen unabläffigen Zufluß friſchen Trinkwaſſer lies fert. Nirgende erblidte ich einen der buntgeſtreiften Pfähle, die in amerikaniſchen Städten in die Barbierſtuben winken, nirgende
beef übertraf meine burch den Schenfelmuch der Heerben braußen
heimlichen Phyſiognomien der Loafers und Rowdies, denen man
hochgeſpannten Erwartungen, der Turken
in New- Yorf und ſelbſt noch in St. LouismitausihrendemFäuſten Wege zuzu geben hat, wenn man nicht Bekanntſchaft
warGingemachte an Bartheitwaren ein Mufter ſeine Geſchlechte, der Kuchen und das ebenfalls zu preiſen, und ſelbſt ein an Delmonicos Gaumen. triumphe gewöhnter Gourmand würde den verſchiebenen grünen Gemüſen ſeine Zufriedenheit bezeugt haben .
aber auch das ominoſe Wort Barroom, und nirgende die uns
machen geſonnen iſt. Dagegen ſah ich durch die offenſtehenden Hausthüren allerwärts gejchäftige Handwerker, Sattler, Schuſter,
Dazu kam, daß
Schneider, und, damit auch baé ſchöne Geſchlecht ſein Lbeil bes
Elber * * * ein trefflicher Geſellſchafter iſt, mit dem man de
forflme, Wäſcherinnen und Pußmacherinnen, beſorgt, wie mich
multis rebus et quibusdam aliis reden fann, und der bei aller
bünfte, mit ſchnellen Stichen der Mobe nachzueilen, welche zwei. tauſend Meilen von ihnen ihr Weſen trieb. Auf dem freien Plage im Centrum des Ganzen wird einft ein Lempel fteben , ſchöner und größer als der in Nauvoo. Sett haben fie bort nur ein einfache 8, aber geräumiges ziegelſteinernes Haus, in welchem
Olaubenefeſtigkeit recht feine weltmänniſche Sitte in ſeiner Ges walt hat, To baß mir dabei unwillkürlich der Jeſuitenpater eins fiel, mit dem ich das Vergnügen hatte, auf der Fahrt von Gins cinnati nach St. Louis befannt zu werden . Ueberhaupt muß man fich die Mormonen nicht als jauertöpfiſche Fromme, ſondern
fte ihre gotteddienſtlichen Verſammlungen halten, während welt
vielmehr al eine ganz neue Sorte Heiliger benfen , die fich ebenſo gut auf das ora et labora als auf das miscere cum utili
liche Geſchäfte in dem Staatshauſe beſorgt werben. Die Aeder und Gärten verſprachen eine reiche Ernte. Das Land iſt, auf
dulce berfteben – eine Bemerkung, mit der ich feinen üblen
die Art, wie es hier geſchieht, behandelt, D. h. ípftematiſch beo wäſſert, außerordentlich ergiebig, Rornwürmer und Getreibebrand find unbekannte Dinge, und es mag feine Uebertreibung ſeyn , wenn man mir erzählte, man habe das lepte Jahr durchſchnitts
Nebenbegriff und noch weniger einen Tabel verbinden möchte !
„ Von verzeihlicher Neugier getrieben, fanden fidy im Laufe de& zweiten Tage verſchiedene Beſucher ein ; man erfundigte fich angelegentlich nach den Verhältniſſen Deutſchlande, wohin bald einige Apoſtel abgehen ſollten, von deſſen Zuſtanden die meiſten aber ziemlich fomiſche Vorſtellungen hegten ; man erzählte mir
die in Miſſouri unb 3linois an ihnen verübten Schändlichkeiten in den mannichfaltigſten Variationen ; man nedte einen kleinen 3
ältlichen curioſen Geſellen mit der Art, wie er in Independence getheert und gefedert worden, und ſchließlich wurbe ich von einem der Anweſenden auf heute Abend zu einer beegeſellichaft eingelaben. Den Nachmittag bejah ich mir die Stadt, auch hatte
ich während desſelben die Ehre, Sr. Ercelenz, bem Gouverneur Voung, oder um ihm ſeinen vollen Titel als Dberhaupt der Mors monen zu geben , dem „ Präſidenten Propheten, Seber und Dffen . barer der Kirche Jeſu Chrifti der Heiligen der legten Tage," vorgeſtellt zu werden. &r iſt ein Mann von etwa 50 Jahren, blond, von gewöhnlicher Größe und ziemlich wohlbeleibt. Auf den Bergen Vermonte geboren , war er, wenn ich mich recht IT
lich febenzig Buſhel Weizen auf den Acre geerntet. Außerdem baut man Rartoffeln , Maie, Hafer, Flach8, und unter den vers ſchiedenen Gartengewächien vorzüglich ſchöne Melonen. Ein Stabte loob, das anderthalb Acre beträgt und für einen Dollar fünfzig Gent zu faufen iſt, würde bei ſolcher Fruchtbarkeit faſt allein aues reichen , um den Bedarf an vegetabiliſchen Lebensmitteln für einen Mann mit Weib und Kind zu erzielen. Fleiſch iſt ungemein billig, denn das beſte foſtet nicht mehr als einen Cent das Pfund.
Kurz, alle Bedürfniſſe find für wenig Geld zu haben, und nur Lurusgegenſtände find theuer, ja einige, z. B. Kaffee, Wein, Thee und Tabat, find, wie fich aus den Verhältniſſen leicht erklärt, zu Zeiten nicht für Unzen Goldes zu befommen. Die Iheegeſelichaft, der ich bieſen Abend beiwohnte, war eine ſehr heitere, und es fehlte ihr zwar alle die ſteife Unnatürs
lichkeit und langweilige Ueberfeinbeit derartiger Verſammlungen im Dſten , aber nichts von dem guten Tone und dem Anſtande,
471
son
die unter Leuten von Erziehung herrſchen . Man ſang, man muftcirte, man arrangirte ein Tänzchen , welches einer der Elber8 mit einer der vielen hübſchen Mormoninnen, die fich eingeſtellt
Vorfißende eine Fünfercollegium & für möchentliche Inſpection der Colonie ſeinen Bericht ab. Er gab zunächft eine Ueberſicht
batten, eröffnete, und wozu bie frau vom Hauſe auf einem ganz
Namen derer ror, welche fich durch beſondern Fleiß in Beſtellung ihrer Lecter außzeichneten, und ſchloß mit einer Aufzählung der. jenigen, welde wegen Trägheit Label verbienten, unb benen , wofern fie fich nicht befferten , Wegnahme ihrer Lote und Aus. ftoßung aus der Gemeinde gedroht wurde. Dann erfolgten ber. ſchiedene Bekanntmachungen, 3. B. die Aufforderung zu einem Meeting der zehnten Warb in Communalangelegenheiten und bie
leiblichen Flügel aufſpielte, man fand eß aber nicht für nöthig,
mit Whift oder L'Hombre bie Zeit zu töbten. Unvergeblich wird mir das Lied bleiben, welches eine achtzehnjährige „Kitty," eine wahrhaft ſeraphiſche Schönheit mit blonben Haaren und braunen Augen ,
vor dem Aufbruche der Geſellſchaft mit lieblichfter
Stimme ſang, daß dem alten Manne, der neben ihr ſtand und vielleicht ihr Vater, wahrſcheinlicher aber ihr Gemahl war, vor
des Zuſtandes und der Fortſchritte von Deſeret, lad dann die
Anzeige einer auf den nächften Tag feſtgelegten Beſprechung der Mührung die Thränen über die Wangen liefen . Noch heute halt | Officiere von der zweiten Cohorte der Deſeret-legion , und hier. e8 in meiner Erinnerung nach : Home ! thy joys are passing lovely, Joys no stranger heart can tell. Happy home ! 'tis sure, I love thee, Can I, can I say : Farewell ?
auf erhob ſich Präſident Young auf der Stanzel der Prieſter der Drbnung Melchiſedef, um der Verſammlung eine Predigt vorzu tragen , in welcher er viel von der Wahrheit und den Segnungen bed Mormoni@mus gegenüber der Verfehrtheit der Heiben (gen tiles, worunter, der Samen Abrahame abgerechnet, alle Völfer, auch die chriftlichen , begriffen werben), eben ſo viel ober noch
Can I leave thee, Far in distant lands to dwell ?
mehr von den Verfolgungen , welche die Kirche Gottes erlitten habe, auf die aber zu rechter Zeit bie Rache folgen werbe, ferner einige über die vom „großen Jehovah" audfließende Gewalt ber
Yes, I hasten from you gladly, From the scenes I love so well ;
Prieſterſchaft, einiges über die Gewißheit, daß die Frommen und Gerechten im Jenſeite nicht bloß ſelig, ſondern Götter werden , endlich ein langeb und ein Breite über den zu entrichtenden Sehnten fagte, ben niemand verſäumen folle. Dieſer Zehnte wird von allem Eigenthum erhoben und dient zur Beſtreitung von Ausgaben für Kirchengwecke, beſonders aber zum Unterhalt der Prieſter. Arme haben ihn durch den zehnten Theil ihrer Arbeitåtage abzutragen , und eine ſo ſchrere Steuer er auch ift, hörte ich toch nirgends darüber Flagen.
Far away , ye billows, bear me ! Lovely native land, farewell ! Pleased I leave thee, Far in distant lands to dwell. In the deserts let me labour, On the mountains let me tell, How he died the blessed Saviour,
To redeem a world from hell ! Let me hasten , Far in distant lands to dwell.
Die Angelegenheiten von Kirche und Staat find hier, wie
Bear me on, thou restless ocean ! Let the winds my canvass swell ! Heaves my heart with warm emotion, While I go, 'far hence to dwell ! Glad I bid thee, Native land, farewell, farewell!“ Aehnlichen Abendgeſellſchaften wohnte der Berfaner ver .
Tchiedenemale bei, und bei allen ſpielte die Mufte und die Runft Serpftchorend die Hauptrolle. Adermärts herrſchten Anſtand unb Gittſamkeit, und von der Vielweiberei, welche die Herren Brochus
und Damp mit ſo ſchwarzen Farben ſchilderten, hat er feine Spur bemerkt, wenn gleich er nicht in Abrede ſtellen will, daß fich auch hier wie in Nauvoo Böcke unter die Lämmer gemiſcht haben mögen ."
Heute" - heißt es an einer andern Stelle bell Lagebuches
„ beſuchte ich mit meinem neuen Freunde, der zu den 24 Bi. ſchöfen gehört, den Gottesdienſt in der Bowery, zu bem fich außer der Stadtberrohner auch viele andere Gläubige, die der Mehrzahl auf ben umliegenden Farmen leben, eingefunden hatten . Die meiſten matent gut, viele fogar modiſch gefleidet ; die Damen, unter denen ich eine Menge ſchöner Gefichter bemerfte, trugen
faſt alle But und Schleier, und feine war ohne den hier aller dings beinahe unentbehrlichen Sonnenſchirm .
Auch hier außerte
johon die Stellung Doung anbeutet, der mit Seber Rimbau und W. Richarbe die Regentſchaft des Ganzen ausübt, kaum von einander getrennt. Die Briefter haben es nicht bloß mit geiſtlichen Dingen zu thun , ſondern fie find auch die Richter bei
Civil. und Criminalproceſſen , die Gefeße werben ron ihnen ents morfen , und der Schaß wirb von ihnen verwaltet, inbem febed
Olied der Gemeinde die Gelder, die es nicht unmittelbar bebarf, niederzulegen hat, wofür Empfangsſcheine ertheilt werden. Die Strafen derer, die ich liebertretungen der Geſeße zu Schulben
fommen laffen , find gewöhnlich pecuniärer Natur, doch find auch förperliche Züchtigungen im Gebrauch. Unter ihren öffentlichen Anſtalten haben fte ferner ein Magazin, ,the Lorbe Storehouſe " genannt, in beffen Räumen man zuweilen Bälle und Concerte
gibt, eine Poſt, ein Rathhaus, eine Münze, worin fie ganze, halbe und Vierteleagles prägen, die auf der einen Seite zwei verſchlungene Hände und die Werthangabe, auf der andern eine
Figur, wie ein elm , und darunter ein Auge mit der Umſchrift „ Holiness to the Lord “ zeigen, endlich eine Univerſität, die zwar erſt vor kurzem gegründet iſt, und deßhalb noch nicht viel ſagen will, aber doch von einem weiſen Streben der Regentichaft und von dem guten Willen des Volkes . höhere Intereſſen zu berücfichtigen , Zeugniß gibt.
Der Augapfel der Colonie iſt ihre Muffbande, welche dieſer
Das
Liebe und Ehre in der That werth, und deren Geſchichte eines
Chor, qu8 jungen Mädchen und einer entſprechenden Anzahl von Männern beſtehend, ſang mehrere Lieder ganz vortrefflich, und
ber intereſſanteſten Capitel in der Chronik der Secte ift. In England von einem berebten Apoſtel zum Glauben der Geiligen
ein Orcheſter von etwa 20 Mann begleitete 'den Geſang mit
vom leßten Sage befehrt, ſchifften fie fich Mann für Mann mit
rühmen werther Virtuofitat. 418 die Inſtrumente ( chwiegen, ſprach einer der zwölf. Apoſtel ein Gebet, und dann ftattete der
ihren Poſaunen , Hörnern , Clarinetten und Fotoen nach Nauvoo ein, um dort den Lempel einweißen zu helfen und dann mit
fich die große Vorliebe der Mormonen für die Muſif.
472
Goson
den Brüdern in die Wüſte zu zieten . Auf der Wanderung durch
Amerika'd und die Deriſe: „ E pluribus unum .
die Wildniſſe des Indianerlandes leiteten fte mit ihren 3nftru menten die rieſigen Chöre der Tabernakellager, und ſo beſchwerdes
linken Fittig des Vogeld befand fich das Wappen der Mormonen. theofratie, der Bienenftod mit dem aufgebenbeu Sterne darüber, während unter dem rechten Flügel eine Kanone Feuer und Kugeln ſpie. Die Pferde wurden nun auêgeſchirrt und den bes
voll auch der Marſch über Steppe und Gebirg , Durch Klüfte und Flüſſe war, gelangte dag Drcheſter, der Troſt des ganzen Heeres, doch, ohne eine einzige ſeiner wohlgeübten Stimmen durch den Job verloren zu haben, in das Thal der Verbeißung, um fortan nur Danfhymnen und Lobgeſänge mit ſeinen Tönen zu begleiten . „Die Beamten der Vereinigten Staaten, welche nicht Mors monen find, ſpielen hier eine ziemlicy Flägliche Rolle, und man läßt es ihnen merfen , daß fie überflüſſig ſind. Beſonders unbes liebt ift Richter Brochuê von Alabama, der ſich ſchwer täuſchte, wenn er fich Hoffnung machte, zum Delegaten nach Waſhington gewählt zu werden, und überhaupt ſich verrechnete, wenn er reich liche Sporteln einzunehmen meinte. Young verfehlt feine Gelegens heit die Brüber zu ermahnen, daß ſie ſich bei etwa vorfallenden
Unter dem
ſtellten Wächtern überliefert, worauf die Geſelichaft fich zu einem
großartigen Picnic niederließ, bei welchem Schnee, von den Bergen gegolt, die Stelle des Eijeg zur Kühlung der Getränke vertreten mußte. Um 3 Uhr ſammelte man ſich um den Drt, wo die Muſtfer Plaß genommen hatten, um die Beſtreben zu hören, mußten es aber biß auf ſpäter veridhieben, da der Wind zu
heftig war, um auch nur einen Theil des Geſprochenen verneh. men zu laſſen. Charley und ich machten und dieſe Pauſe zu nuße, um den Felſen zu erflettern , von wo man eine prachtvolle Ausſicht auf den See hat . Dann badeten wir in der flaren Fluth drunten, was ſehr erquidend, aber zugleich Urſache war, daß wir die Rede Deo Gouverneurs verſäumten , ein Umſtand, Den ich um ſo mehr beklage, als es heißt, daß Uncle Sams
Streitigkeiten auf dem Privatwege auégleichen, und ſo ſind Pros ceſſe eine Seltenheit.
24 Julius . Nachdem ich geſtern Nachmittag wieder in der Schwefelquelle gebabet, wurde ich heute, Freitag, von Ranonens
Beamte ein großmächtiges Haar in den Aufbrüden Youngs ges
donner zur lang erwarteten Feier, dem Jubelfeſte der Freiheit
einlub, inteffen zeitig genug, um wenigſtens die Anſprachen von
Nordamerifa's, gemedt. Zum Centrum derſelben war der Blad Rod, ein Felſenhügel am Ufer des großen Salzſees, 20 Meilen
Spencer, Snow , Ferguſon und andern hervorragenten Perſön.
von der Stadt, erſehen worden .
funden haben .
Wir folgten dem Trompetenſignale, dag dazu
lichkeiten zu hören. Unter den Toaſten, welche ausgebracht wur.
Eine Artillerieſalve von dort
Antwortete, daß man bereit zum Empfange des Feſtzuges len,
den, gefiel mir beſonders der von General Wells, der auch von aden mit dem meiſten Beijau belohnt wurde. Gr lautete
und gegen 7 Uhr begann die Stabe von Bürgern und Auswärs
ungefähr :
tigen, welche leßtere auf allen Niederlaſſungen und Anſiedlungen des Thales in Maſſen berzugeftrömt waren , zu ſchwärmen. Maſſelnde Rutſchen , rumpelude Wagen, ſtampfende Gaule, ge
roDer große Salzſee ! wie er bisher nichts von dem Geburto tage der Freiheit und Unabhängigkeit gewußt hat, möge er am heutigen Tage zum Gefühle ſeiner Pflicht erwachen und durch
pugte Damen, Marſchålle mit Ehrenſtab und Bandelier, Muft
ſeine flare Sympathie den Staatenbund zu erhalten (preserve
fanten und bewaffnete Reiter eilten am Hauſe vorüber, um fich
mit dem Nebenſinne des Einſaljeno) ſuchen, ſelbſt wenn er ihn zu dieſem Zwede einzupödeln hätte (even if she has to pickle it) ! " " „Um 10 Uhr Donnerte Das Zeichen zum Abendgebete, und dann wurde getangt bis in die ſpäte Nacht. Am Morgen
zur Proceſſion zu ordnen, die von der Bowery au@ gchen ſollte.
Hier war ein luſtiges Gewimmel, in das man fich ohne Bedens fen ntiſchen fonnte , da hier keine Veranlaſſung iſt, das im Dſten an jedem Bahnhofe zu lejende „ beware of pick pockets an die Wände zu ſchreiben. Um 9 Uhr gab ein Kanonenſchuß das Signal zum Aufbruch des Zuged , der leicht aus 3000 Tbeil nehmern beſtehen fonnte. Er wurde von einer militäriſchen Escorte von 50 bis 60 Reitern, befetligt von General Wede, eröffnet. Dann folgte, gezogen von 16 Maulthieren und begleitet von Berittenen , die foloſſale „Mammouth Carriage", auf welcher die Muſikbande Capitan Pitte bei feierlichen Aufzügen zu fahren pflegt, und von welcher ein gewaltiges Banner webte, wie denn an Fabnen, Flaggen und Standarten aller Art fein Mangel
Des nächſten Tages gab es nach dem Frühſtück ein Vocals und
Inſtrumentalconcert, bei dem fich die Sänger Ray und Hutchin ſon febr audzeichneten und die Dhren der anweſenden Schotten
durch Sadpfeifentöne erquidt wurden . In der dritten Stunde des Nachmittags waren wir wieder in der Stadt, die inzwiſchen von 50 bewaffneten Reitern und einer entſprechenden Anzahl von
Wächtern zu Fuß vor Friedensſtörungen bewahrt worden war. So endete der vierte Julius 1851 in Deſeret, mit deſſen Feier
die Mormonen ihre Achtung vor dem Patrioti@ mus der Vater von 1776 an den Tag legten, wenn ſie auch die Entartung der
war. Hierauf famen Brigham Younge Wagen , Heber Rimbaus, Teines Mitpräſidenten, Caroſſe, beide mit vielen Damen, welche die Kinder nicht vergeſſen hatten ; ferner die Rutſchen derjenigen
Söhne dieſer Väter mit Verachtung von fich ftießen ." ( Schluß folgt.)
von den zwölf Apoſteln, welche nicht auf Miifiondreiſen begriffen waren, fremde Gäfte, Vorfigende der Oberprieſter und Giebziger,
Goldnad richten aus Auſtralien . Die Nachrichten aus
und zum Schluſſe die Biſchöfe (die unter den Mormonen mehr
den Victoria Goldminen gehen bis zum 27 Januar. Die Aufregung iſt immer noch im Steigen ; bereits haben ſich aus den umliegenden
weltliche Beamte ſint ) mit den ihrer Dbhut anvertrauten Abs theilungen der Gläubigen gewöhnlichen Schlaged, im Ganzen etwa 130 Wagen .
Es mochte um 1 Uhr reyn, als wir die
rieſenhafte Flagge auf dem Freiheitabaume, welcher die Stätte
des Feſtes bezeiciete, zu Geſicht befamen, und von den achtzehn
Colonien gegen 20,000 Menſchen geſammelt. Die allgemeine Ausbeute ſeit dem Beginn der Ausgrabungen wurde auf 1 Mil. geſdäßt. Nady dem Gintritt der Winterregen hofft man die außerordentlidſten Ergeb: nifle. Inzwiſchen flieg der Arbeitspreis , Schnitter' wurden bis zu 28 Sc . ( 16 fl. 48 fr. ) des Tages bezahlt, und der Liedlohu für Dienſts
Artilleriſten, die neben dem Maſte poſtirt waren, mit einer Salve
boten ftieg von 30 bis 35 Pfd. auf 60 Pfd. d. 3. Die Times vom
begrüßt wurden . Die Flagge war über 40 Fuß lang und zeigte
2 Mai enthält einen wahren Nothídrei über die Zukunft der Schaf heerden in Auſtralien.
außer den Sternen und Streifen der Union auch den Adler Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. & D. Widenmann.
1
1
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N"
119.
18 Mai 1852.
erſtrebt.
Die Goldfrage in England,
So lange aber der Streit fich in dieſen mehr theoretis
ichen Gränzen hielt, war an feinen Sieg zu denken, da die im
welche auf eine ſo ſeltſame Weiſe fich durch alle ökonomiſch . politichen Fragen hindurchzieht, hat ſeit mehr ale dreißig Jahren eine Bedeutung gewonnen, welche man nicht zu hoch anſchlagen
Parlament übermächtige Lanbariftofratie alle Forderungen ents
berſpruch mit der rieſenhaften Nationalidhulb und den hohen
ichieben abſchlug. Sollte ein Erfolg errungen werden, ſo mußte der „Drud von außen “ wirken, mit andern Worten, man mußte die Maſſen in Bewegung legen ; dad that bie Liga, unb fie hat auch den Sieg der berrſchenden Lanbariſtofratie und dem rriders ſtrebenter Sir R. Peel abgetroßt ; dieſer Sieg war eine Folge der Furcht, nicht der Ueberzeugung, und dieſe Stimmung herrſcht noch iegt vor. Unter allen fälter beobachtenden Lories, den Grafen Derby ſelbſt wohl nicht auðgenommen, ſcheint die Ans
Steuern ; Daher bad unſägliche Drängen nach Steuererleichterung,
ficht vorzuberrſchen, taß der Stand der öffentlichen Meinung,
ein Drängen, dem man in den lezten Jahren nur in Folge der ungewöhnlichen Entfaltung der Manufactur- und Handeldthätig. keit nachgeben konnte . Iſt dieſe Entfaltung, wie die Freihändler
fann.
Die Annahme der Goldwährung im Jahre 1816 unb bie
Rüdfehr zu den Baarzahlungen im 3. 1819 haben den dreißigjährigen Kampf gegen die Korngeſeße herbeigeführt, und Engs
land, das bieher theuerfte Land der Welt, gezwungen , ſo weit möglich Dad wohlfeilfte zu werden.
Das ſteht in directem Wis
frage, die fich gleichfald nur durch die Darſtellung des Verhälts
namentlich unter den nichts oder ſchwach repräſentirten Claſſen eine Wiederauflegung des Kornzolles nicht zulaſſe. Daber die Erflärung Graf Derby's, die man ihm ſo ſehr verübelte, er werde fich hierin nach der Entſcheidung des Volkes in England richten. Man ſpottete, e8 ſen dieß das erſtemal, daß der Staatemann fich die Anfichten vom Volk geben laſſe, allein wenn Graf Derby
niffes des Goldes beantworten läßt. Oberſt Thompſon hat den
der Ueberzeugung iſt, daß dem Ackerbau ein gewiſſer Sauß aus
Streit in ſeiner ſchäriften form auf& Tapet gebracht, indem er
nationalófonomiſchen Gründen zukomme, die öffentliche Meinung fich aber ſo ſehr dagegen ftemmt, daß es unmöglich iſt, eine
ſagen , bloß eine Folge des Freihandeld, oder haben andere Um.
ſtände mitgewirkt, fie möglich zu machen ? Das iſt eine Streits
verlangte, daß bei dem vorausſichtlichen Sinfen des Goldwerth die Pflicht der Regierung rey, die Inhaber der Nationalſchuld-
ſolche Maaßregel durdyzujeßen, ſo muß er ſie unterlaſſen. Abs
ſcheine gegen Verluſte zu fichern, D. h. fte nicht mehr mit den
treten muß er nur dann, wenn er bei ſeinein Wiedereintritt ing
jebigen, der Entwerthung auégeſeßten Goldmünzen zu bezahlen. Andere dagegen erklären, durch die Einführung der Goldwährung
Miniſterium die Herſtellung eines Rornzolls zum þauptzred gemacht hat. Hat er noch andere Fauptzwede zu verfolgen, für
im 3. 1816 und der Baarzahlungen im 3. 1819 ſegen ſämmtliche
welche er die Majorität erlangt, dann kann ihn nichts zum Rüd
Schuldner benachtheiligt worden, und wenn jeßt durch das Zus Atrömen des Goldes den Schuldnern die Zahlung erleichtert werde, ro rey es nicht mehr als billig, daß jeßt ein ſolcher Vortheil an dieſe fomme.
tritt zwingen, und die Frage über einen Rorngod bleibt vorerſt offen. Darin haben es Ruſſell, Cobben und tutti quanti ver jehen, indem ſie mit oder gegen ihre Ueberzeugung die Wieber herſtellung deß Rornzolls als den einzigen und Haupizweck eines Toryminiſteriums hinſtellten. So viel über den politiſchen Sachs
Ehe wir an bieſen Streit fommen, müſſen wir die unmittels baren Folgen der Rüdkehr zu den Baarzablungen erwähnen, näm. fich , bas Andringen nach dem freien Kornhandel. Schon im 3. 1819 erklärte Attwood und andere Staatsökonomen , daß eine
verbalt. Mit dem öfonomiſchen ſteht es anders aus ; wenn die durch
einen langen Kampf erzeugte Leidenſdhaftlichkeit feine Gründe mehr
Vertbeuerung des Gelbes burch Rüdfehr zu den Baarzahlungen
hörte, und mit nichts als der gånzlichen Abſchaffung der Korns
Man
gefeße zufrieben war, ſo ſpricht die falte Ueberlegung ein anderes
und ein hober Kornpreis ein innerer Widerſpruch Teben.
wollte nicht hören, denn das Intereſſe machte taub und blind dazu ; der Rampf begann und endete damit, daß Peel ſelbſt den Kornzoll aufheben mußte. Wir müſſen vor allem , um den Grund zur eigentlichen Behandlung der Frage zu legen, die Aufhebung tes Kornzolo und die Frage des Freihandele in ihren unmittel.
Urtheil.
Mac Culloch, eine Autorität, die ſelbſt bon ben Freis
nicht ſowohl alb eine Erleichterung für die Volfemaſſen, ſondern
händlern geachtet wird, ſagte über die Maaßregel des Jahre8 1846 noch vor kurzem : „den Aderbau der unbeſchränkten Concurren; der ganzen Welt preiêgeben, hieß blindlinge von einem Ertrem fich ine andere ftürzen, und eine Veränderung plößlich bewirken , welche langſam und allmählich hätte vorgenommen werden ſollen .“ Nichts beſtoweniger räth Mac Culloch von einer Wiedereinfühs rung des Korngold ab, augenſcheinlich aus politiſchen , nicht aus
als eine nothwendige Conſequenz der Geldverhältniſſe deß Landes
national- ökonomiſchen Gründen. Die Freihändler find ſehr bereit
barften Folgen erwähnen.
Die Aufhebung der Korngeſepe wurde ſeit dem Jahre 1819
wosos
474
die idhlimme Lage der Aderbauer zu läugnen, und wo ſte nicht in Abrebe zu ftellen iſt, der Trägheit, dem Sdílendrian, den einjährigen Pachten u . ſ. w. zuzuſchreiben. Das iſt ein weiter Sad, in den ſich viel hineinſchieben läßt, aber wenige Zahlen werden zeigen , welcher Unterſchied zwiſchen früher unb feßt bes fteht.
Nach einem Durchſchnitt der Jahre 1820 bis 40 war der
Mittelpreis des Weizeno 57, der Gerſte 324/2 des Hafers 23 ; im vorigen und dieſem Jahr waren die Preiſe im Durchſchnitt 40, 30 und 20. Der Weizen hat alſo um 30, die Gerfte um
das große Beden mit ungefähr 300,000 an. etwa 270 breit und Meeresfläche gelegen.
ſeinen Seitenthälern ernähren kann, auf Dieſes Beden if gegen 500 Meilen lang, nicht weniger a18 5000 Fuß über der Felſige Gebirgszüge, deren Gipfel ewiger
Schnee bedeckt, ichließen es von allen vier Seiten gleich gewaltis gen Mauern ein, ſo daß fein einziger ſeiner Bäche und Ströme
die See erreicht. Der Boden dieſed Keſſeld hat vorwiegend ben
it Charakter einer Wüfte, läßt fich aber auf dem amfuiße der Berge fich hinziehenden
10, der Hafer um 13 Proc. abgenommen.
Man bemerke wohl
dieſen Unterſchieb, denn er iſt ſehr weſentlich : den Weizen zu 100 angenommen ſtellt fich das Verhältniß der Preiſe
Durchidhnitt der Jahre 1820—40 Durdſchnitt von 1851/52
Weizen Gerſte 100 ; 57 100 : 75
Safellande und in den Ihälern auf die oben bemerkte Weiſe ſehr fruchtbar machen . Wälder finden fich im ganzen Gebiete nicht, und nur am Rande der Flüſſe ſo wie
Hafer
in den Schluchten des Gebirge& ftößt man auf Baumgruppen von einiger Ausdehnung . Von Gewäſſern find außer den beis
:
40,35
den Seen im Dſten , von denen der Utah 40, Der Salzſee aber
:
49 .
70 Meilen lang ift,
Man erſteht aus dieſen Zahlenreihen, wie weſentlich fich die Preiſe der Kornarten in ihrem Verhältniß zu einander geändert
haben. Im Weizen fann England die Concurrenz nicht aushals ten , auf den Weizenbau aber waren nicht bloß die Pachtſchillinge ſondern die landwirthſchaft im Großen überhaupt gebaut. Saat dieſer Zweig des Einkommens, ſo muß ein ganz andere& Wirths ſchaftøverhältniß eingeführt werden , welches ? bad muß erſt bie Seit lehren . Der freie Kornhandel iſt jeßt drei Jahre alt, denn er datirt erſt vom 1 Februar 1849, da die von Sir R. Peel
der Rio Colorado , Der Uintah und der
Greenriver, alle drei zwar innerhalb des Lerritoriume, aber außerhalb des großen Bedens fließend, endlich ein nach Hum boldt genannter Fluß zu erwähnen , der ſich an einem Saint Marys Sink geheißenen Drte in die Erde verliert. Der Utahs Gee ift füb, obwohl fidh auf ſeinem Grunde im Süden Lager von Steinſalz vorfinden. Gr nimmt verſchiedene bedeutende Bergſtröme auf, liegt 4300 Fuß über dem Meeresſpiegel, und liefert den Umwohnern vortreffliche Fiſche in Menge, während
der hundert Fuß tiefer gelegene Salzfee, der von dem Nachbar
eingeführte Uebergangøperiode an der Hauptſache, den Weizen über
durch den Utahfluß ober 3orban einen Sheil ſeiner Waſſer em
50 Sch. zu halten , nichts anberte.
Drei Jahre ſind aber noch
pfängt, ſo ſtark mit einer Auflöſung von Rüchenſalz geldmans
feine Zeit, um im Aderbau große Aenderungen zu entwickeln ; England hat oft drei ſchlechte Ernten gehabt und ertragen , warum nicht auch einmal brei ſchlechte Ernten durch eine vers fehlte Gefeßgebung. Eines iſt unlaugbar : über die Auebehnung Der fremden Zufuhr hat fich alle Welt getäuſcht, Protectioniſten unb Freihåndler, namentlich ließ fich niemand einfallen, daß
gert iſt, daß in feinen Fluthen fein animaliſches Leben fich zu erhalten bermag . Das Thal, welches nach dieſen See genannt worden iſt,
Frankreich, das bisher nur als ein einführendes Land galt, burch die veränderte Geſeggebung Englanbe ein ausführended werden
bat eine Länge von 120 engliſchen Meilen, während es an der rreiteſten Stelle ziemlich 40 Meilen breit iſt. .
Die Felegipfel,
welche es einſchließen, erheben ſich zu einer Höhe von mehr ald 9000 Fuß. Sein geologiſcher Charafter iſt, ſo weit er die Ine
tereffen des Aderbaued angeht, folgender : ein Theil des Bobene
Wenn Spanien vollende ſeine Communicationsmittel
iſt ein mit Pflanzenſtoffen gemiſchter Lehm, ein anderer reiner
verbeſſert, und ſpaniſcher Weizen, unveriheuert durch einen über.
Lehm und ein dritter beſteht aus einer Rietſchicht. Das Klima
mäßigen Transport, auf den engliſchen Markt fommt, dann iſt der Weizenbau Englands, der allerdings übertrieben worden war, zur Hälfte vernichtet. Welche öfonomiſche Folgen dieß nach fich ziehen muß, läßt fich noch mit keiner Art von Sicherheit vorauss Teßen, immerhin aber werden ſie bedeutend ſeyn, und ein Fallen
ift im Sommer heißer und trodener, im Winter milder, als
würde.
be8 Güterwerth8 iſt unvermeiblid - wenn nicht die Maſſe des del
zuftrömenden Gold& die Preiſe dennoch in der Höhe hält, wo nicht gar noch ſteigert. ( Fortſeßung folgt.)
Die Alormonen in Deſeret. (Schluß .)
Wir theilen nun zur Verſtändigung über das Land der Heiligen vom leßten Tage, das mit der Seltſamkeit ſeiner Natur Der Seltſamfeit des Glaubene feiner Bewohner entſpricht, nach
andern Duellen noch folgende Notizen mit : Deſeret ober Utab Dehnt fich von Diten nach Weſten 780,
von Süden nach Norden etwa 350 engliſche Meilen aus, und ſein Flächeninhalt wird auf 240 Quadratmeilen angegeben. Bewohner hatte das Territorium legte8 3ahr mit Au@nahme der Indianer zwiſchen 20 und 22,000, doch werden dieſen Frühling und Sommer mindeſtens 10,000 neue Unfiebler von den Ges meinden in Jowa, Miſſouri, England und Dänemark Dort ein.
treffen , und im allgemeinen ſchlägt man die Bewohnerzahl, welche
man es auf gleichen Breitegraden an der Küfte bet atlantiſchen Dceans antrifft.
Das Thermometer finkt ſelten bis auf Null,
Schnee fädt nur im Gebirge, und auch Regen iſt ſelten . Die barauß hervorgehende Dürre des Bodeng muß durch Bewäſſe rung & anſtalten überwunden werden, wenn die Grgiebigkeit beds
felben geweckt werden ſoll, wozu die zahlreichen Büche unb Flüſſe des Lante8 Gelegenheit geben. Das neue Zion iſt von New York 2100, von St. Louis 1200, von San Francisko 550 engl. Meilen entfernt, und fünf
Monate des Jahres durch die Schneemaſſen, welche das Gebirge ungangbar machten, für alle welche ſich ihm von Dften , Weſten und Norden nähern , verſchloſſen, ſo daß ein Winterfeldzug gegen Deſeret, werde er unternommen, von wem er wolle, in das Reich Der Unmöglichkeiten gehört. Die Stadt hat gegenwärtig gegen 10,000 Einwohner. An der Univerfitat, von der im vorigen die Rebe war, werden außer der engliſchen auch die lateiniſche,
die griechiſche, bie franzöftiche, bie deutſche und die Sprache der Geſellſchafteinſeln (wo die Mormonen viele Projelyten machten ) gelehrt, und e8 werden zum Unterhalte der Anſtalt jährlich 5000 Dollar8 aus dem öffentlichen Schaße gezahlt. 3m lepten Som mier waren in der Stadt eine Druderei, aus welcher die Deſeret
Nemg hervorgeht, eine Mabl., vier Sägemühlen und berſchies bene Eiſenhämmer in Ihätigfeit,
475 Werben nun die Nachtheile, welche im Gefolge einer Prieſter berrſchaft find, burch die Vortheile, die eine ſolche wie jebe Ding auf der Welt hat, für jeßt überwogen , und muß die Niederlaffung
am Salzſee bei der ungemeinen Klugheit ihrer Oberen, bie ftete nach den geeigneten Mitteln greifen, und bei der Rührigkeit der Untergebenen, die wahrlich den Bienenftod in ihren Wappen vers bienen, an fichichon bie Weifſagung ihres Propheten wahrs
machen und „blühen wie eine Roſe in der Wildniß," ſo find ihrem Gedeihen auch außer ihr liegenbe Verhältniſſe günſtig. Nicht fern von ihrem Thale muß die ungeheure Eiſenbahn vors beiführen, welche dereinſt das atlantiſche mit dem ſtillen Meere verbinden wird, und ziehen fte ſchon jeßt Vortheile von den Ra.
Ströme der Welt übertrifft. Engliſche Kriegsſchiffe fonnten ihn bis über
Nan:ling hinauf befahren , und 24 Stunden günſtigen Windes hätten hingereicht, auch unſere Curvette unter die Mauern jener alten Stadt zu verſeßen, welche im Jahre 1842 die Milde der Sieger verſchont hat. Unglüdlicherweiſe waren wir nicht zu ſolcher Reiſe ermächtigt, und unſere Befehle reichten nicht über Schang: hai hinaus. Am 22 Januar mit Anbruch des Tages ſhidten wir uns an, die ſteigende Fluth zu benußen , um in die Mündung des Wampu einzu: laufen, eine tiefen reißenden Fluſſes , der unfern des Dorfes Woſſung fich in den Yang-tſe fiang wirft. Eine hohe Bagge, welche am Rande
des Geftades zwiſchen zwei rothen Maſten angebracht iſt, zeigt die Richa
dem Fuße folgt, werden fie dergleichen haben, ehe ein Jahr vers
tung der Einfahrt in den Wampu an , dem und die Fluth in mådhs tigem Zuge zuführte , und wo wir bald mitten unter engliſchen und amerifaniſchen Receiving Ships und Clippers die Anfer auswarfen. Hier mußten wir einen ganzen Tag verweilen, da wir Gegenwind hatten und die Obbe eintrat. Kalter Regen mit Schloſſen vermiſcht fiel ſeit unſerer Anfunft im Vang-tſe -fiang unablåffig. Gin Trauers ſchleier ſchien die Gegend um den Fluß einzuhüllen , und niemals hatten wir eine düſterere Landſchaft geſehen. Die Capitáne der Receiving Ships , zwiſchen welden die Bayonnaiſe geantert hatte, troßten Wind und Regen,
ramanen, die burch ihr Gebiet nach den Goldwäſchereien Califor
niend wandern, ſo werden fte bie Erzeugniſſe ihre Fleißes Dann zu dreifachen Preiſen abießen fönnen . Gdon benfenfte auf Anlegung von Zuder- und Baumwollenplantagen im Süden des
Territoriums, und wie bei ihnen die That dem Gedanken auf
An Mineralien ſcheint aud fein Mangel bei ihnen zu
und famen und ihre Dienſte anzubieten, indem ihr Geſpräch und die langer
feyn , und ſchon haben ſie Bergwerfe eröffnet, auß benen fie bie
dúſtern Stunden verfürzte. Dieſe Officiere haben Koffer voll Silber:
Roble, den ſchwarzen Diamanten,“ zu Jage fördern. Mit Ginem
barren und Schifføräume mit Opiumfiften in ihrem Gewahtſam , die fie gegen die Angriffe der eingebornen Seeräuber vertheidigen müſſen. Die Opiumftation von Woſſung iſt nach der von Cum -fing:mun, welche die Provinz Canton verfieht, die bedeutendfte, und liefert wie dieſe all monatlich nahezu an 2000 Kiſten Opium, die auf 7 Mill. Fr. geſchäft
fließt.
Worte, bao theofratiſche Deſeret fteht an Lebensfähigkeit und Triebs
fraft feiner von ſeinen bemofratiſchen Schweſtern im Dſten nach, und es iſt leicht möglich , daß ihm etras ähnliched wie die Rolle
der Aſchenbröbel beſchieben iſt. Die Anklage auf Polygamie aller . bingo würde, wenn wahr, bieſel Lob und dieſe Erwartungen trüben. Dieſe Verleumdung aber, die man in St. Louiß und gegenüber das mit zu unterſtüßen meinte, daß man die Hühnerehe von den Häup tern der Secte der idnellen Vermehrung wegen eingeſeßt ſeyn ließ, entfräftet fich ſchon dadurch, daß die Statiſtik nadyweigt, mie in Colonien die Menge der Männer fid zur Zahl der Frauen
gewöhnlich wie drei zu eine, ja oft noch weit ungünſtiger für beurathsluftige Junggeſellen ftelt, Vielweiberei aber nur bei einem umgefehrten Verhältniſſe denkbar iſt. Glauben wir darum
getroſt, daß die Geſchichte ron Youngs Harem eine Fabel degs ſelben Solages und Gepräged iſt, wie das Gerede von dem unter den Mormonen eingeführten Communismu8, der bei lichte betrachtet nicht nur feine der Cabetichen oder Weitlingichen Abgeſchmadtheiten , ſondern überhaupt nichts anderes als eine den Umſtänden angepaßte vortreffliche und darum nachahmense werthe Drganiſation ift.
Der Hafen von Schang - Hai und die Chineſen im O
werden fönnen.
Schon war unſere Anfunft zu Scang-hai befannt geworden, und noch desſelben Abento fam ber franzöſiſche Conſul von dort, ungeachtet der Klagen ſeiner Sänftenträger und des Regene, der ihm ins Geſicht
peitſchte, nach dem Dorfe Woflung, und war hoch erfreut, fich unter ſeinen Landsleuten zu finden . Wir wollten gegen ſolche Zuvorkommen heit nicht zurüdbleiben, und benüßten den folgenden Tag, obgleich der Wind noch immer und entgegen war, die ſteigende Fluth, um den Fluß hinauf zu gelangen. Man fann fich nichts einförmigeres denken als dieſe ungeheuren Alluvionen, zwiſchen denen bad Fahrwaſſer fich hinwindet.
Schon war die Sonne niedergegangen, als wir endlich am Quai von Schang hai anferten ; långå dieſes hohen Dammweges gruppirten fich die vornehmſten Gebäude der europäiſchen Stadt , die brittiſche Ranglei, das Conſulat der Vereinigten Staaten, die prächtigen Wohnun gen engliſcher und amerikaniſcher Kaufleute. Hinter und zeigten fida
bie niedrigen Dächer der Borſtadt der Eingebornen, von der Flagge bet franzoftſden Conſulato überragt, und theilweiſe verftet durch die hohen Schiffemande der Fahrzeuge von Sydney , New : Vorkoder liverpool. Weiterhin nahmen die Dichonfen aus Folien und Schans tong das
linfe Flußufer ein ; ihre Maften hoben fich an dem dunfeln Blau deo
Morden.
Kimmelo ab , und der Wind ſpielte in ihren tauſend Fähnchen . Bald
(Mad Jurien de la Gravière.)
indeß erbleichten die leßten Abendſhimmer und alle Gegenſtande ver: ſchwammen in der Dunkelheit , aus der nur die Maſſe der Diconten
Die Bayonnaiſe hatte bei der Mündung des Wanipu in den Yang tje- Riang die Anfer audgeworfen . Dieſer Strom der in den Gebirgen der tibetaniſchen Tartarei entſpringt, trägt in ſeinem ungeheuren Laufe
ſchwarz hervortrat.
Nad 24 Stunden , welche den fubtilen Forderungen dinefider Etikette geopfert wurden, indem wir den Beſuch des oberſten Mandarinen
nicht immer denſelben Namen. So lange er durch die engen Thals fbluten Tibeto fich windet, iſt er der Goldſandfluß, Kin :ſcha-fiang; alo der große Strom , Ta-liang, durchfluthet er majeftatiſch trei chineſiſche
jeder von uns frei den Weg verfolgen . wo ſeine Laune ihn hintrieb ;
Provinzen , und als Sohn des Dceane , „ Dang:tſe-fiang“, erreicht er
Schritten . Zu Scang-hai ſpricht und handelt der Europäer als Gebieter.
endlid das Meer. Die Inſel Tſungsming , in deren Höhe die Cor: vette angehalten hatte , theilt die weite Flußmündung in zwei Arme.
Dieſe Inſel, die ſchlammigen Ufer, an denen wir hingeſoifft, die Sands bånte, an denen mir beinahe geſcheitert waren, alle dieſe Ablagerungen, welche alljährlich anwachſen, beſtehen aus den neueſten Anſchwemmungen deo Yang : tſe - fiang und waren für ſeine lehmigten Waſſer nur das Wert cintger Jahrhunderte. Der Amazonenſtrom und der Miffifippi haben einen nodig ausgedehntern Lauf als der chineſiſche Strom , der dagegen durch ſein tiefes Flußbett und ſeine Waſſermaſſe vielleicht alle o
empfingen und erwiederten, und die Conſuln begrüßten, durfte endlich dießmal lag nun China offen vor ung da, und niemand wehrte unſern
Demüthiger als die Juden im Drient fieht man die Chineſen hier nie: malo fich gegen üble Behandlung auflehnen ; fie fliehen wie ein Nudel Damhirſche vor dem geringſten Ruli , der die Livreé einer Conſulo
trågt. Nur gegen die Anſiedler aus Fofien, welche man weit eher an ihrem ſtolzeren Ausſehen , ale an dem Zopfe und der Schårpe erkennt, welche fie wie einen Turban um den Kopf wideln, werden einige Müd:
fichten beobagtet. Die Fotineſen, meiſt Bootsleute, weit entfernt wie die audgearteten Chineſen zu Edang-hai die Hand zu füllen, welche fico gegen Rie erhebt , würden fedlich die Solåge erwiedern.
476 Sdang-hai, welches mehr als 300,000 Ginwohner umſchließt, iſt
Goson
dámoniſchen Einflüſſen zuſchreiben . Sie haben fünf unſaubere Geiſter
indeß nur ein fien , eine Unterpráfectur. China zählt 1279 dieſer
die laom-zen
Städte dritten Ranged , 237 Hauptorte der Präfecturen oder Iſdeus,
alters zeigen ; dieſe Dämonen verfolgen ganz beſondere Neuverheurathete
unb 198 Fu$ noch wichtigere Hauptrådte, in denen oftmals, wie zu
und qualen treue Ehemanner ohne Grbarmen . Andere untergeordnete
Canton oder Su-tfcheu, die Centralverwaltung der Provinz fich befindet.
Geiſter verurſachen Lähmungen des Körpers und machen die Zunge
Ade dieſe verſchiedenen Stádte find mit Befeſtigungen umgeben. Der Umfang von Sdang-hai, die weiten Vorſtåbte nicht mitbegriffen, welche fida långs der Fluſſes hinziehen, beträgt 5-6 Meilen. Die Befeſtigunge: mauern, beren Höhe 8-9 Meter nicht überfeigt, find mit Zinnen und Baftionen verſehen , und werden gegen außen nur durch einen Graben
fumm, zerbrechen das Rochgeſchirr oder ſchlagen bei Nacht Fenſter und Thüren auf und zu ; dieſe Robolde find aber zum Glüd äußerſt feigs herzig. Sie werden von dem Knallen des Pulvero erſdredt , und der friegeriſche Ton des Gong jagt fie in alle Welt. Sobald daher am
geſchüßt. Sie waren niemals dazu beſtimmt , Bejdüß aufzunehmen, denn an mehreren Punkten floßen die Häuſer ganz nahe daran. Nach der Ausſage unſerer Mifflonåre find fid, die chineſiſchen Städte allent: halben ganz ähnlich. Auch hier fanden wir , wie zu Canton , weder große Pläße und anſehnliche Gebäude , noch ſchön gereihte Straßeni. Sobald man den Boden der engliſchen Gemeinde überſchritten hat, fteht .
man am Flußufer nur eine lehmige Böſchung mit entſeßlichen Baraden , welche das Waſſer unterhöhlt und die Beit verwittert hat. Im Innern
der Stadt freuzen ſich ſchmale winfliďte Gaſſen und laufen ſo ineinan: der , daß es lange Zeit braucht, bis man ſich in dieſen Irrgången
die einige Verwandtſdaft mit den Druben des Mittels
Neujahrstage der dinefiſche Kaufmann ſeine Wohnung gereinigt und geſchmúdt hat, ſobald der Altar ſeiner Hauogötter niit Porzellan geziert iſt, in welden auf feuchten Kieſeln die Narziſſe blüht, läßt er et fich
angelegen ſeyn , durch den Klang des Gong und der Cymbeln die Dámonen zu verſcheuchen , welche ſeive Behauſung umſchwärmen. Die Fremden, welche fich zu dieſer Zeit in die winflichten Straßen wagen, fónnen ſich in einenı weiten Irrenhauſe wähnen . Aus dem Hintergrunde jeder der wohlverſchloſſenen Buten bringt das furchtbarſte Getöſe , wie von Verdammten oder Wahnſinnigen, die an ihren Ketten rütteln . Auf einem Boden, wo und allig neu war, genügte es auf gut Glück umherzuirren, um eine reiche Ernte belehrender Einzelnheiten und ſelt:
zurechtfindet.
ſamer Reiſeeindrüde zu ſammeln ; was uns aber am meiſten auffiel,
Die Wichtigfeit von Schang-hai hängt beſonders von ſeiner Laye ab. So nahe an der Mündung des Yang-tſe-fiang, nicht weit von dem Eins
nach dem Bilde das wir ung von China, das uns ald ein ſo gånglica verſchiedenes Land erſchienen war, gemacht hatten , war daß wir ſo viele
fluſſe des Bei- ho und Hoang-ho, ſteht dieſe Stadt durch den Fluß, der fie durchſchneidet, mit Eu : tideu fu in Verbindung, von dem ſie nur
Gebräuche und Ginrichtungen fanden , die uns an Europa erinnerten . A18 nian uns den Mechanismus der chineſiſchen Banfen erflärte und
150 Meilen entfernt ift. Nach lekterer Stadt begeben ſich alle jungen
der Wechſel erwähnte, welche von einem Ende des Neiches zum andern im Umlauf fint, als man und von dem Papiergelde ſprach. womit der
Leute, welche eine Erbſchaft gemacht oder fich ſchnell im Handel berei
dert haben ; die geſchidteſten Garföche, die prächtigſten Blumenbeete,
Gründer der Mongolendynaſtie, Kubilai Khan, ehedem reine Heere befols
die eleganteſten und hübſcheften Frauen loden die chineſiſchen Epifuråer dorthin. Dieſe reiche Hauptſtadt, die beſt eingerichtete und verführeriſchſte deo fernften Daten , das Corinth des himmliſchen Meiches, iſt zugleich auch ein bedeutender Handeløplaß , indem ſie großentheils die fremde
dete , als man und endlich durch die langen Galerien der Leihhäuſer führte , wo der Wucher alles bis auf die elendeſten lumpen ausbeutet, bis zu der löchrigen Jade des Armen, konnten wir nicht genug faunen über dieſe Verwandtſchaft zweier Civiliſationen , die ſich ſo abgeſondert entwidelt haben, in gånglicher Entfremdung, und die dennoch zu dena ſelben Erfindungen gelangt ſind , um dieſelben Bedürfniſſen zu befries digen. Die Chineſen find das am wenigſten geiſtige Volf der Grbe. Sie haben faum eine Ahnung von einem fünftigen Leben , und faſſen dennoch mit ſeltſamem Gleichmuth den Gedanfen an den Tod auf. „Geboren werden und flerben “, ſagen ſie, find in allen Naturgeſeßen gleich. Es iſt der Tag , dem die Nacht folgt , wie der Winter dem Herbſte. " In Guropa entfernen wir ſorgfältig aus unſern Augen allet, wað uns an dieſes grauſame looo erinnert . Die Chineſen bewahren manchmal Jahre lang , beim Eingang ihres Hauſes , den Sarg eines Vaters auf, ohne daß irgend jemand fich über dad Vorhandenſeyn eines ro traurigen Gegenſtandes entſeßte oder ſeiner Inhaltes gedachte. Die
Ginfuhr an fick gebracht hat und durch zahlreiche Canále mit 10 Pros vingen in Verbindung ſteht. Alljährlich fommen nach Schang-hai, tas eigentlich nur der Bafen von Sustſcheu :fu ift, nahezu an 1800 Dichons fen , die mindeſtens 300,000 Tonnen faſſen. Auf dieſem Stapelplaße der Producte des Südeno uno Nordend werden die Bauhölzer, die Podel:
waaren, die Branntweine, das Getreide, die Gemüſe und Früchte, aus Pe- dhe-li , von Schan : tong und leo-tang gegen den Zuder , Indigo, dwarzen Thee, und die Salzfiſche aus Fofien, den Zimmet, die Kry ftalle und Parfümerien , aus Kwang - tong ausgetauſcht. Die reichen Provinzen von Riang-nan und Sche- fiang nehmen, wie man ſich denken kann, großen Antheil an dieſem Handelsverkehr. Mehr als 5000 Barfen verſchiedener Größe führen auf dem Vangitſe : fiang und ſeinen Zuflüſſen Seide und Baumwolle, Töpfer- und Porzellanwaaren herbei, welche die Dichonfen , die zur Seefahrt beſtimmt find, in dem günſtigen Muſſon auf der ganzen Küſte des Kaiſerreichen vertheilen. Die gewerbliche Thätigkeit zu Scang hai entſpricht übrigens dieſem Waſſerverfehr. Man ficht ſelten ein þaus , das nicht eine Bude oder
!
,
Gefeße haben freilich dieſen gefahrbringenden Gebrauch vervónt ; allein in einer ſo bevólferten Provinz, wie Riang -nan, beſtreiten die Lebenden den Todten zu hartnådig jedes fled chen Grde, als daß einem jeden ein Grab zu Theil werden könnte. Die Rinder, welche vor einem beſtimms
ten Alter flerben, werden in Brunnen aufgeſchichtet, entfeßliche Beins
Werfiätte enthält, in welcher der Thon und das Banibufrohr in die
häuſer, die oft bis an den Rand gefüllt find, und an denen wir nicht
zierlichten Formen gebracht, bemalt und geprediſelt werden. Die Hand werfer leben aufs ſparſamſte und arbeiten mindeſtens tåglid 14 Stunden. Alle Rauf& gegenſtände find hier wohlfeiler als zu Canton, wo die euro påiſche Einfalt weit mehr ausgebeutet wird. Wir hätten wahrſcheinlich
ohne Schauber vorübergehen fonnten. Für Grwachſene find recte Scuh Boden erforderlich, welche der Spaten verſchont, und auf denen der Pflug niemals Furden zieht. Die findliche Liebe , welche die nöthige Suume zu Anfauf eines ſolchen Gruntſūdes nicht erſchwingen fann, muß fich berdheiden den Gefeßen zu troßen , die gegen ſolche Vergehen ftete duldſam find. Der väterliche Sarg wird zu einem Fanuiliengeráth, wenn er nicht nach dem weiten Leichenfelde gebracht werden kann , das zwiſchen dem franzöſiſchen Conſulate und der äußern Umfaſſungomauer liegt , um allnachtlich mit der Erde bededt zu werden , die man von benachbarten Gräbern entwendet.
unſere Freiheit zunächſt dazu benüßt, mit unſern Piaſtern von Karl IV in der Hand, dieſen Verſuchungen nachzugehen , wenn nicht die Fefte, welche dar dinefiſche Neujahr veranlaßte , einige Tage die Buben verſchloſſen und allen Handeløverfehr unterbrochen hätten. Sobald die Sonne den 15° des Waſſermanns erreicht und der Neumond den Beginn des 29ften
Jahres der Regierung Tao-fwango bezeichnet hatte, dachten die Kaufleute von Sdhang -hai, in die geheimſten Gemächer der Häuslichfeit verborgen , nur noch daran, ſich in Geſellſchaft ihrer Freunde zu erheitern, und die böſen Geiſter von ihrem Herde zu verſcheuchen . Es iſt bekannt , daß die Chineſen die meiſten Krankheiten , von denen ſie befallen werden, Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
( Fortreßung folgt.)
Drud fehler.
In Nr. 114. p. 456. Zeile 6 v. u. fteht „Ueberlabung“ fiatt Ueberlandwego .
Verantwortlicher Nedacteur Dr. 6 d . Widenma n n.
Das Ausla n d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 120.
19 Mai 1852.
Das fand Araucanien.
namentlid bie Drimis chilensis burch ihre horizontalen ſymmes
Dal Land Araucanien , das ſo wenig bebaut und nur ſelten auf
triſch geſtellten Aeſte und den ſchlanken hohen Wuche bemerken8.
den Karten mit Namen aufgeführt wird, iſt hinſichtlich der Bodens bildung Chili ganz ähnlich: e8 bildet nämlich eine ſehr umfangreiche
werth iſt. Aller Orten ſchlingt fich an dieſen Gewächſen eine ſchöne Schlingpflanze mit Glödchen von dem feinſten Hochroſens
nur ſehr allmählich abſteigende Einſenkung, die zwiſchen zwei
rotli hinauf, während am Fuß derſelben eine Maſſe von blaſſen
Gebirgezügen, den großen Anben auf der öftlichen , ben Corbil. leren der Küſte auf der weſtlichen Seite ſich von Norden nad
Süden zieht und nach Süden zu ziemlich weit bis in das Meer fortſegt. Von Chacabuco an werden die Cordilleren der Küſte, die großen Anden und die Grundfläche der Senfung im mer niebriger, behalten jedoch alle drei ihre Richtung von Nord nach Süb, und die Ghiloe - Inſeln, die Archipele der honde
u . 1. w. find aller Wahrſcheinlichkeit nach nichts anderes als die Spißen der von Chacabuco an beginnenden, bis in das Meer hins einlaufenden Rüftenbergkette, ſomie die vorerwähnte Thalſenfung im Meer fich im Golf von Reloncavi, im Canal von Ancub, in den Meerengen von Corcovabo, von los Chonog u. 1. w. fortſeßt. Araucanieng Ebenen find von einer ziemlichen Sahl hübſcher Bache durchfurcht, beren Namen zum Theil unbekannt ſind und die fich faſt alle in drei ſchiffbare Flüſſe, ben Biobio, ben Caus ten und den Solten vereinigen . Die Nieberungen des Landes, von Tehr feindſeligen Wilben bewohnt, find auênehmend reich aufgeſtattet, bie Vegetation iſt ausgezeichnet ſchön , fräftig und
mannichfaltig ; die Baumart, welche beinahe alle andern verdrängt, iſt eine coloſſale Buche, die Fagus Dombey nach Mirbel, Fagus Auſtralis nach Pöppig . Dieſer Baum wird in den Anden über 80 Fuß hoch, ſein fnorriger Stamm iſt auffallend gerade und erft in der Mitte feiner Höhe beginnen die Zweige ; Pöppig zu
Farrenfräutern und eine Menge anderer Pflanzen, auf einem Boben ohne giftige Reptilien und Inſecten, fich Luft und Licht ftreitig machen. Wo man auch in dieſe Waltungen eindringen
mag, findet man dieſe überwuchernde Vegetation als ein unents wirrbares Chaos. Während alles zarte und Schwache auf dem Boben hinfriecht, zwiſchen den mächtigen Wurzeln erftigt, die
großen Stämme umfaßt und an der ſchwächſten Stüße fich ans rankt, erheben ſich die mächtigen Lianen ſtolz bis zum Gipfel der Bäume und ſenken fich von den höchſten Spigen wieder zur Da ſieht man die weichen Boques, die man aus Erde nieber. der Ferne für Schiff&taue halten könnte ; dort fieht man in Uns
zahl bie Colliguen , die den Wäldern das Auêſehen geben wie von Haar, bas der Wind verwirrt hat,
Oberhalb dieſer IIrwälder , auf der Höhe der Küſtenberge und in dem obern Theil der Vorberge der Anden ſteht man
gleichſam als legtes Zeichen der verſchwenderiſchen Natur breite Säume von rieſigen Tannen , die unter dem Namen Araucaria berühmt ſind. Dieſer ben Indianern ſo wichtige Baum hat einen
ſtarken Stamm von 100 Fuß Höbe, ſo gerade und glatt wie ber große Maft eines Schiffe.. Sein Gipfel hat Halbfugelform , wird ftet8 vom Winde geſchaufelt, und läßt faſt immer ein unheim .
liches Rauſchen vernehmen .
Wollte man das als die Stimme
von Geiftern nehmen, ſo müßte man fte jebenfalls für wohls
folge kommt er ben ſchönſten Waldbäumen Nordamerika'& gleich . Gleich nach ihm kommt die Fagus Procera (Pöppig), welche
thätige Weſen halten, denn die langen gabelförmigen Aeſte dies
bie Indianer Rauli nennen, und nächſt ihr kommt ein Lorbeer-
den, tragen zwiſchen ihren äußerſten Zweigen eine eßbare Frucht,
baum mit Dunkelgrünen Zweigen , von ſehr elegantem Schnitt, die Laurelia armatica (Jul.), Laurelia dentata (Bert.) . Die
die den Araucanern als Prod dient.
ſer Tannen , welche ungeheuren Armen mit einer offenen Hand gleis
Indianer ziehen aus dieſem Baum ein Harz, das noch einen feis
Dieſer prächtige grüne Mantel iſt über die Berge Gerges breitet, die Araucanien vom Biobio bie Valdivia umgeben. Das
nern Geruch verbreitet als der Weihrauch .
Ferner find aufzus
alles iſt aber nicht bloß ein ſchöner Anblick für das Auge, die
führen der maleriſch ſchöne Lingue (laurus lingue nach Hoof) mit ſeinen elaſtiſchen Zweigen ; ber zierliche Peumo, ben rothe
Vorſehung dheint die Afficht gehabt zu haben, bieſen Landſtrich burch ſeine Natur bor jeder Groberung zu ſchüfen . Von der Meerſeite her bilden zwei ununterbrochene Walbgürtel unangreif bare Wälle; im Norden und Süden iſt das Thalbecken durch
Beeren idhmücken , dann eine große Menge von Myrthenarten , die in Form, Größe, Stellung der Blätter und Blumen auênebs mend mannichfaltig find; namentlich die Luma, bie Escallonin Thirsoidea, beren weiße Blume und roſenrothe Rinde mit dem reinen Gründer Blätter einen ſchönen Contraſt bilbet, und Die Ufer der meiſten bortigen Flüſſe ziert. Am Fuß dieſer mächtigen Bäume wächst eine Unzahl von Geſträuchen und vers
gänglicher Pflanzen, ajelfträuche, Zimmetbäume, unter denen
,
.
Flüſſe geſchüßt, im Weſten hindern die Anden den Zutritt ; der Reiſende jedoch kann, wenn auch nicht mit Bequemlichkeit, doch mit Sicherheit ſeinen Weg durch die verſchiedenen Lande&theile
machen. Die zwei Hauptſtraßen, ſchmale, Durch Pferdetritte bes zeichnete Pfade, begränzen auf beiden Seiten das Gebiet ; der eine heißt der Küſtenweg, der andere ber Pampaweg.
478
Der intereſſantefte dieſer wilden Wege führt auf Arauco zu, ein Name, an den fich ein bedeutender geographiſcher Jrrthum knüpft.
Balbi nämlich behauptet, daß von allen Städten, welche
die Spanier in Araucanien gegründet haben, Arauco allein im Befiß der Indianer geblieben ſey. Die Sache verhält fich jedoch gerade umgekehrt. Die fleben Städte, welche die Spanier in dieſen Landſtrichen gründeten , find beinahe unmittelbar nach ihrer
Gründung wieder zerſtört worden , und die Gegenden wo fle ftanben , fann man den Eingebornen ſchwerlich mehr ftreitig machen . Von allen dieſen einſt ſüblich vom Biobio geſtifteten Centralpunften ift Arauco allein nod im Beſit der dileniſcher:
Regierung . Dieſe alte Veſte, abwechſelungeweiſe balb von den Spaniern, balb von den Araucanern genommen, ſchirmt eine Stabt, welche Gebeihen verſpricht ; bieſelbe liegt an der Rüdſeite einer anmuthigen Bucht. In einer bunfeln Ede ber Citadelle zeigt man einen großen, aus einem Steinblod gehauenen caftilis ſchen Löwen. Vor britthalb Jahrhunderten hatten ihn die Spas nier auf das große Eingangsthor geſtellt, und der Anblick flößte ben Araucanern Schređen und Achtung ein. Wenn man von
Arauco weiter abwärts geht, findet man die Gegend reich beſeßt mit hohen , grünen Hügeln, lachenden Thälern, friſchen und flac ren Flüſſen, was fich alles am Fuß der Küſten -Rorbilleren in ſchöner Harmonie gruppirt findet.
fie aber in Southampton, Greenod, Dublin und Belfaſt pofitiv
abnahm, während die fremde in Southampton, Glasgow und Belfaſt fidh mehr als verdoppelte, in Dublin berfünf. und in Greenod verftebenfachte. Während alſo die Zunahme der frems den Schifffahrt in den großen Haupthäfen die der brittiſchen nur mäßig überſtieg, iſt die Concurrenz in den fleinen Häfen für die leptere entſchieden drückend geworden. Es regnet bemnad Petis tionen, namentlich an das Handeldamt, auß den Häfen , aber nicht bloß von den kleinen , ſondern ſelbſt von den größten, ja
von London , wo die allgemeine Rhebergeſellſchaft fich beklagt, daß es unbillig ſety die brittiſche Schifffahrt der vollen Concurrenz der ganzen Welt preiszugeben, und ihr dabei Laſten aufzulegen , welche die fremden Schiffe zum Theil nicht zu tragen hätten ; fie erinnert daran, daß es „Der Zweck der Legislatur Englands ſeyn follte, eine große Hanbelêmarine zu erſchaffen und zu erhalten,
und jede andere Nation zu hindern, einen zu großen Antheil der
Schifffahrt der übrigen Welt an ſich zu reißen .“ Näher ind Detail geht die Rhebergeſellſchaft von Glasgow ; dieſe ſeßt auðeinander, baß die Beſchränkung der engliſden Rheber auf drei Viertheile engliſcher Matroſen und die iepigen Gefeße über das Meſſen der Schiffe ben Fremden einen unbilligen Vortheil geben ; fte berlangt, daß der Handel mit den engliſchen Colonien, ebenſo mie der Handel Nordamerika'd nach Californien , als Küftenhandel erflärt werbe, damit der wachſenden Verwendung fremder Schiffe,
Die Goldfrage in England. ( Fortſeßung.)
welche die brittiſche Schifffahrt berbrängen und ruiniren, Einhalt gethan werde." Ein zweites Memorial der Oladgower Rheder
Eine andere Seite des engliſchen Freihandels iſt die Aufs hebung der Schifffahrtdacte, mit alleiniger Ausnahme der Küſten
ſchaft beklagi fich über die Art, wie die Angaben über ein- und
fahrt. Es iſt dieß derjenige Punft, der nach Lord Derby's eiges ner Erklärung, einmal aufgegeben , nicht wieder eingeführt wer. den kann . Iſt ſchon eine Wiedereinführung eines Kornzolls bei der
fahrt wirb nämlich die volle Lonnenzahl gerechnet, unb folcher Dampfichifffahrten werden bei der ungeheuer zunehmenden Ver wendung des Dampfes ſehr viele gemacht. Dieſe Angaben
gegenwärtig herrſdenben Meinung im Lande faſt eine Unmöglichkeit, felbſt wenn das nächſte Parlament eine protectioniſtiſche Mehrheit liefern ſollte, ſo iſt es eine Wiederbegünſtigung der nationalen Schifffahrt noch mehr, weil man Repreſſalien und zwar gerade von der empfindlichften Seite gegen fich berausfordern würde. Nehmen wir alſo dieß als eine audgemachte Sache an, ſo haben bie nachfolgenden Ergebniſſe nur einen ſtatiſtiſchen Werth, aber Dieſer iſt nicht unbedeutend.
Daß die Frachten durch die Cous
currenz finken mußten, war einleuchtend, und wenn man ſich auch barüber beflagte, ſo burfte man fich doch nicht darüber wundern. Die Freihändler weiſen darauf hin, daß die Einflarirungen in
engliſchen Häfen unter brittiſcher Flagge im 3. 1848 4,565,533 Sonnen , im 3. 1851 4,938,386 Sonnen, die Ausflarirungen im 3. 1848 4,724,027 3. im 3. 1851 4,882,490 Lonnen betragen,
ſomit zugenommen hätten, und wenn die Protectioniften fich bars über beklagen, daß die fremde Tonnenzahl noch weit mehr zuges fie ſtieg in den genannten Jahren in den Ein nommen habe auf 2,923,708 I., in den Ausflae von 1,960,412 klarirungen 1o läßt fich das rirungen ron 2,056,654 auf 3,225,614 I. - ſo gegen erwibern, daß die früher faſt audgeſchloſſene fremde Schiff -
fahrt nothwendig ſtarfer habe fteigen müſſen , und daß England Hanbel baburchfich nur gehoben habe. Wir wollen legtere Reſultat nicht in Abrebe ſtellen , was aber die engliſche Schiff
fahrt betrifft, ſo ift berſelben das Ergebniß der Concurrenz nicht ganz günſtig. Au8 neuen , auf Hrn. Cartwells, des Repräſens
tanten von Liverpool, Antrag gebructen Actenſtüden geht hers
vor, daß die brittiſche Schifffahrt in London, Liverpool, Briſtol, Hul, Glasgow vom 3. 1845 bis 1850 allerdings, wiewohl nicht in gleichem Vertältniß, wie die frembe, zugenommen hat, daß
aubgelaufene Schiffe aufgenommen würden ; bei jeder Dampfichiffe
ichwellen bie engliſche Lonnenzahl, und die Geſammtíumme ber
fremden und einheimiſchen Schifffahrt würde ein ganz anderes
Verhältniß darbieten, würde vielleicht zeigen daß die Frachte ſchifffahrt in den großen, wie in den fleinen Häfen abgenommen hat, wenn Dampfidhifffahrt und Segelichifffahrt beſonders auf
geführt würden.
Legtere aber iſt es, die den großen Waarens
transport repräſentirt.
Deßhalb bringen die Glasgower Rhea
der darauf, daß dieſe Unterſcheidung gemacht werde. Kurz, ro hoffnungslos die Ausſichten find, daß auch nur ein Diffe rentialzoll wieder aufgelegt werbe, ſo wollen die Rheber- und man wird bei der nächſten Wahlbewegung ein wahres Sturm . laufen bemerfen - ihre Sache fo flar herausſtellen , daß die
Benachtheiligung, die ihnen widerfahren iſt, gar nicht mehr geläugnet werden kann .
Was aber in allen Den Eingaben an
die Hanbeløfammer vorkommt, das iſt die Bitte, daß die Regies
rung „bie in die neueſte Navigationsacte aufgenommenen Reci. procitáteclauſeln zur Auführung bringen rolle." Das heißt mit andern Worten, man ſoul Frankreich, Spanien u. ſ. w . bie
Alternative ſtellen , entweder in ihren Häfen den engliſchen Schiffen die gleichen Rechte, welche die franzöfiſchen und ſpaniſchen in engliichen Häfen und namentlich in denen der Colonien genie Ben, einzuräumen, oder auf die Rechte, welche die neueſte Schiff fahrtéacte den fremden Schiffen in den engliſchen Häfen verleiht, zu verzichten. Allein ſolche fategoriſche Forberungen ſpielen zu ſehr ind politiſche Gebiet hinüber, als daß man fte immer ftellen fönnte, und bis jeßt hat das Parlament, ſo oft einzelne Mite
glieder ähnliche Forderungen in Betreff der Reciprocitát vore brachten, auf Andringen des Miniſtero die Sache der Regierung überlaſſen . Die fremde Schifffahrt hat in England ſeit dem 3.
479 1850 um mindeſtens 50 Procent zugenommen, und die Wahrs deinlichkeit iſt dafür, daß fie noch ferner ſteigt. Welcher Ans ficht man nun auch über den abſtracten Grundſaß von Freihan. Del und Protection feyn mag , jebenfalls iſt man hinſichtlich der Schifffahrt wie hinfichtlich des Rornhandeld von einem Grtrem ing andere gerathen und hat Sprünge gemacht, die nie taugen und fich zu rächen anfangen.
Noch fann niemand ſagen , wie
andern nicht in gleichem Verhältniß durch fallende Preiſe in an
bern Gegenftänden entſchädigt wurde, ift übel daran und beflagt fich. Die ſchlimmen Folgen del Freihandeld find unläugbar davon wird man fich in der nächſten Parlament@ jeffion überzeus
für Landbauer und Rheber eingetreten, aber die alges meine Proſperität des Landed hat ihre Klagen übertaubt, warum ? dag werden wir ſogleich ſehen .
gen
fich die Verhältniffe geſtalten werden , denn nichts iſt aus ſo
( Fortſeßung folgt.)
mannichfachen Elementen zuſammengeſeßt, als der Handel eines Landel. Die Freihändler berufen fich triumphirend darauf, daß die Ausſuhr Englande vom 9. 1848 bis zum J. 1850 von 52 auf 71 Millionen geſtiegen ſeh, und ermangeln nicht, das Vers dienſt hieron dem Freihandel allein zuzuſchreiben . Dhne bie Wirkung des leßtern zu läugnen, wollen wir nur darauf aufs merkſam machen , daß ichon in den Jahren 1845, 46 und 47 die Ausfuhr 60, 57,7 und 58,8 Mill. betragen hatte, daß die Ausfuhr des Jahres 1848 augnahmsweiſe ſehr tief ſtand, und
die Bewegungen auf dem Continent in den folgenden Jahren England ſehr zu ſtatten famen . Wäre der Continent ruhiger, Das Reſultat der Concurrenz möchte vielleicht anders au & gefallen Tenn. Man muß fich hüten mit Zahlen zu ſpielen und das post boc ergo propter hoc in zu weitem Umfang anzuwenden, denn wenn wir ſeit zwei, drei Jahren aus Norbamerifa gleichfalls nur von einer maaßlog fortſchreitenden Proſperitat hören , ſo muß doch dort der Grund ein ganz anderer als der Freihandel ſeyn , denn Amerika huldigt immer noch , zum großen Berbruß der Frei . håndler, einem ausgeſprochenen Schubiyſtem . Entweder iſt leßteres alſo fein ſolcher Hemmſchuh ber Proſperität, wie wir es täglich
in deutſchen und engliſchen Schriften audgemalt finden , ober die Proſperität Englande hat noch andere Urſachen , als den allein ſeligmachenden Freihandel , den man al8 Fahne eines neuen Kreuzzuge gegen die ungläubigen Protectioniſten aufftellen will.
Die innern Bewegungen Englanbe, die weit verbreitete Unzufries Denheit der Agriculturiften und Rheber gegenüber der geſchloffenen
Phalanr der Induſtriellen und der großen Maſſe des Volkes laſſen noch manchen heftigen Kampf erwarten, es iſt aber von Intereffe, die Gründe desſelben genauer zu entwideln.
Landbauer und Rheder ſehen allmählich ein, daß die Wies derkehr der alten Syſtems ein Unding iſt, und fle erklären, wenn auch widerſtrebend, fid ins Unvermeibliche zu fügen, aber unter der Bedingung, daß man ihnen die beſondern Laſten, die auf ihnen liegen abnehme. Wie die induſtriellen Claſſen ſeit zehn
Jahren einen Zoll und eine Acciſe nach der andern, die haupte ſächlich auf fte drüdten, von ihrem Halſe gewälzt haben, ſo woller es auch jeßt Landbauer unb rheber thun . Warum iſt die Unters baltung der Straßen und der Armen faſt nur eine Laft des
Realeigenthums ? warum legt man den Rhebern die Verpflich .
Der Hafen von Schang - Hai und die Chineſen im Norden . ( Fortſeßung .)
Der Materialismus der Buddhaprieſter ſcheint dem der Laien gleiche jufommen, welche ihre Tempel beſuchen . „Ich laſſe nur vier Wahrheis
ten gelten , ſagt ein Bonze zu einem unſerer Miſſionáre; den Hunger und den Schmerz, das Bedürfniß der Kleidung und die Nothwendigkeit
des Oflens.“ Dað fleinſte Geldftud hat einen unbeſieglichen Reiz für dieſe Clenden . Welchen günſtigen Einfluß auch der Buddhiomus auf die Tataren horden ausüben mochte, ſo iſt doch gewiß, daß in dem Zus ſtand von Entwürdigung , in den ſeine Prieſter verfallen find , dieſer abergläubiſche Cultus für China fortan nur verderblich werden fann. Co wäre hondertmal beſſer für das himmliſche Reich, zu der Philoſophie
deo Confucius zurüdjukehren , als bei dieſen Religiondgebräuden zu verharren , deren Vorzüge ein zweifelhafter Glaube an die Stelle von Tugend und Barmherzigkeit ſeßen möchte. Jeder Schritt in Schang-hai
fößt Mitleiben mit dieſem großen Neiche ein , das durch eine doppelte Gefahr bedroht wird in dem Verfall ſeiner Sitten und der ungeheuren
Zunahme ſeiner Bevölferung. In dieſer Stadt , der Niederlage eines ungeheuren Handelsverfehrs , findet man halbnadte Bettler an den Wege liegen, Kranke, welche die ſcheußlichſten Geſchwüre dem Auge der Vors
übergehenden zeigen, Sterbende, die iin Schmuße umfommen, weiber, deren aufgedunſenes bleiches Geſicht fich an der Thüre dunkler, feuchter
Häuſer zur Sdau ſtellt, in denen ſie aufgeſchichtet leben. Mitten unter dieſem herabgeſunfenen und ſtrophulöſen Volfe, das gånglich der grafſeften Sinnlichkeit hingegeben iſt, fühlt man die menſchliche Würde ſo ſehr erniedrigt, daß man ſich oft eines trübſeligen Lebensúberdruſſes nicht zu erwehren vermag. Dann iſt es Zeit für einige Tage aus dem Weich: bild der Stadt zu entfliehen , dieſen Kloaf voll unreinigfeit zu verlaſſen, um auf dem Lande die Wohlthat reinerer Luft und den Anblid minder verworfener Weſen aufzuſuchen . .
Gine reiche Pagode, mit allen Halbgöttern des chineſiſchen Olymp8 bevölfert, erhebt fich auf dem rechten Ufer des Wampu fünf oder recho Meilen von Scang-hai. Als wir die leßte der bebedten Galerien er: reicht hatten, die wie Stoďwerfe ſich eine über der andern erheben und den achtedigen Thurin bilden , deſſen Tauſende von Glödchen in das
Bambusgeflüfter des Stromeð tónten, umfaßten unſre Blide eine unends lide Obene, die nach allen Richtungen von Canålen und Bächen durch: ſchnitten war , auf denen unzählige Fahrzeuge ſchwammen . Ginige Häuſergruppen ausgenommen zeigten fich die meiſten Wohnſtätten ver:
einzelt mitten in den durch zwiſchendåmme getrennten Feldern. Raum über den Boden hervorragend , um beſſer der Wuth der Typhons zu
tung auf, drei Viertheile der Bemannung ihrer Schiffe aus enge liſchen Matroſen zu nehmen, die mindeſtens fünfzig Procent mehr foften als fremde ? Die engliſchen Matroſen find noch nicht auf
lichen Hütten oft durch einige Bäume, Pfirfidha, Maulbeerbäume oder Weis
die geringe Roft und Bezahlung der Matroſen del Continents rebucirt, ſomit haben die Erheber noch höhere Roften als auf
das ſich vor unſern Augen entfaltete, einen bradliegenden Fled Boden
dem Continent, unb fte haben bieber ihre geſegliche Bevorzugung
geſucht. Die Felder, welche alljährlich in Monat Julius überſchwemmt werden , find mit Reis angebaut. Auf den höher gelegenen trođenern
auf dieſe höhern Koſten geſtüßt; fte werden alſo, da man ihnen
.
widerſtehen , unſcheinbar wie das Neft einer Graomüde, waren dieſe lands
den geſchmüdt. Vergeblich hätte man in dieſem ungeheuren Panorama,
die Bevorzugung genommen hat, bahin ſtreben mit gleichen Koſten
Grundſtüden wächst die frautartige Baumwolle, welche im erſten Früh
zu fahren , wie die Schiffe del Continente.
jahr angefået, im Frühherbfte geerntet wird. Alles ringo um ung her jeugte von der einſichtigen Thätigfeit der Bevölferung und der Fruchts barkeit dieſes unerſchöpflichen Bodens von Riang-nan , der auf einer
Mit Einem Worte, die
alten hohen Preiſe Englande find in Bezug auf Leben8mittel und
viele andere Waaren geſunfen, wie der Freihandel es mit fich brachte, aber nicht alles iſt in gleichem Maaße gefallen, und wer auf der einen Seite durch die fallenden Preiſe gelitten hat, und auf der
faum halb ſo ausgedehnten Oberfläche wie die Frankreich, gegenwärtig 72 Millionen Ginwohner ernährt.
Wir hatten ſchon ſo viele Buddhaten:pel beſucht, daß wir es vers
480 ichmåhten in dieſer Pagode die Jungfrau Kuanzyn, den Gott Fo, oder die achtzehn lohang zu ſehen . Gin anderer Tempel zog ung mehr an,
gosan
ben in der Nähe des Dorfes Su-fa:we die Vater der Geſellſchaft Jeſu
Fragen Reigt alſo in China in das höchſte Alterthum hinauf, und alles läßt vermuthen, daß dieſes unernießliche Reich vor dem Gindringen ins diſchen Aberglaubend beſſere Zeiten, ja man möchte ſagen, einen weiter
den Gotte der Chriſten erbaut hatten . Dieſe Erben einer erhabenen
vorgeſchrittenen Orad von Civiliſation gefannt hat.
Miſſion wollten an demſelben Drte, wo der Pater Ricci in den erſten
Als wir an Bord der Corvette zurüdfamen, fanden wir ein Gina ladungsſchreiben von dem þaupt einer angeſehenen Familie, die feit 200 Jahren fich zur dhriflichen Religion befannte. Dieſer Brief , der an den Commandanten gerichtet war, enthielt unter dem rothen Couvert zehn Blätter, auf deren erſtem ein einziger Buchſtabe ſtand , den einer
Jahren des XVIIten Jahrhunderts den berühinten Paul Su, einen der trelieften Miniſter der leßten chineſiſchen Dynaſtie, für das Evangelium gewonnen hatte , fich anſiedeln. Bei unſerer Anfunft an dem neuen Klofter, einem einfachen netten Gebäude , lodten wir einen ganzen Schwarm rieſenhafter Chineſen herbei, deren friegeriſches Ausſehen und
lange Schnurrbårte ſämmtliche Milijen von Sdhang - hai in die Flucht
Der Miſſionáre durch die vier Worte „mit einem redlichen Berzen“ úber: ſeßte. Das zweite Blatt wurde von der eigentlichen Ginladung ausgefüllt:
gejagt haben würden. Es waren dieß die neuen Kloſterbewohner und Väter der Miſſion, welche die Bayonnaiſe aus Fraufreich nach Macao gebracht hatte, und die uns hier aufs herzlichſte begrüßten. Als wir das Kloſter
Neumondes, mit dem zehnten Glodenſchlage ... Ihr werdet durch
3
nach allen ſeinen Theilen beſchaut hatten , zeigte und einer der Vater das Grab des berühmten Neorhyten , den Pater Nicci befehrt hatte. Dieſes Grabmal erhebt fich ungefähr 12 Fuß über den Boden , und iſt von zwei in Stein gehauenen dinefiſchen löwen, die feinen andern glei:
chen, zwei Pferden und zwei Schafen, umgeben. Die Löwen bedeuten die Macht, die Pferde die Hoheit des Mandarinen , und die beiden Schafe ftellen das Volf dar. Chriſten , die mit dieſem hohen Würden:
träger verwandt waren, wurden und vorgeſellt. Man wollte uns auch
in die Hütte führen , wo dieſe herabgefommene Familie noch die Bilder des Paul Su und ſeiner Verwandten aufbewahrt, aber die Nacht fam herbei, und die ſchon eingetretene Ebbe mahnte ung an die Rüdfahrt. In der reich angebauten Provinz Kiang:nan haben die Miſſionäre
feine Verfolgung zu befürchten, fie beflagen fich nur über das unbefüm merte und leichtſinnige Weſen derer , die ſie befehren wollen . Dieſe friedlichen Aderleute beſißen gewöhnlich das Feld nicht, das ſie bebauen, ſondern haben c8 von dem Befißer in Pacht. In den früheſten Zeiten, deren Andenken die chineſiſchen Chronifen aufbewahrt haben , war der Grundbeſiß ausſchließlich in den Händen einiger bevorzugten fürſtlichen
Familien ; das Volt lebte in einem Zuſtande, der an Leibeigenſchaft gränzte ; allein feit 2000 Jahren haben die Beherrſcher des himniliſchen Reiches , ohne die wahren Anſprüche ihres Scapes aufzuopfern , in
ihren Staaten dein Grundbeſig eine Bafie gegeben, die nur wenig von der abweicht, welche in Europa durch die Fortſdritte der Civiliſation
geheiligt wurde. Es iſt wahrſcheinlich, daß die erſten Beſigurfunden in dieſem Theile des äußerſten Dſten die Freigebigkeit des Herrſcher oder die Urbarmadung eines iden Feldes zum Hirſprung hatten. Noch gegens wärtig reicht es hin, ein Stud Boden urbar zu machen, oder dem Boden des Meeres eine neue Anſchwemmung abzugewinnen, um in den vollen und unbeſchränkten Beſiß des Feldes zu gelangen. Der Beamte des Diſtricts, deſſen Zuſtimmung man einholen muß, bevor man ſich in ſolche Unterneh:
men einläßt, fertigt dem Acerbauer nach vorhergegangenem Augenſchein und einer Friſt von fünf Monaten wegen etwaiger Einſprüche eine von dem Interintendanten der Provinz geſtempelte Abtretungsacte aus. Dieſe iſt eine Befißurfunde, welche bei fünftigen Vertragen als Nicht ſchnur dienen fann , und die Rechte des erſten Befißers auf den neuen überträgt. Indeß, wenn der Urſprung des Befißes rich in die Nacht der
Zeiten verliert , reichen frühere Rauføverträge, welche mit dem Siegel der Mandarinen verſehen ſind, hin, einen neuen Kauf geltend zu machen . Es iſt beſonders in den ſüdlichen Provinzen Gebrauch, daß der Grunds befißer fich aller ſeiner Rechte zu Gunſten des Pächters begebe, mittelſt der Bezahlung einer Gebühr und der Abgabe eines jährlichen Pachtzinſeg.
Auf dieſe Weiſe wird die Bodenjerſtüdlung in China aufe áußerſte ge
„ Man erwartet Euch zu einem beſcheidenen Mahle am zwölften Tage des Gure Gegenwart Lo:tſuen erleuchten, der Euch unterthänigſt einladet.“ Niemand wird an der Bereitwillig feit zweifela, womit alle Officiere
der Bayonnaiſe fich verpflichtet glaubten , dieſer dringenden Ginladung entſprechen zu müſſen. Es hatte zehn geſchlagen als wir bei dem ehrs würdigen lo eintraten, einem ſiebenzigjährigen Greiſe, der in zwei Söhnen und einer Menge Enkel wieder auflebte. Lo hatte ung nicht zu viel geſagt, denn unſere Anweſenheit hatte in der That die Wirfung ſein hagered Antliß und ſeine erloſchenen Augen zu erleuchten und zu beleben. Gr ſtrahlte von Vergnügen und zeigte bei unſerm Empfange alle Leb: haftigkeit eines jungen Menſchen. Der chineſiſche Plutus, vor dem die Heiden ſo vieles Silberpapier verbrennen und eine Unzahl von Stäbchen anzünden , hätte fich gegen Lo-tſuen nicht freigebiger zeigen fónnen als der Gott der Chriſten , in deſſen Namen man von dem alten Handelo: mann nur ein ehrliches Gemüth und einen aufrichtigen Glauben bes gehrte. Die Geſchäfte des ehrſamen lo waren fiets gedeihlich gemeſen,
feit der Vertrag von Wampoa den Verfolgungen gegen die Chriſten im himmliſchen Reiche ein Ziel gefeßt hatte.
Seine Dichonken waren nicht
in die Hände der Seeräuber gefallen , ſeine Seidenwaaren hatten guten Abſaß zu Tien : tfin gefunden , ſeine Schuldner hatten ihn regelmäßig bezahlt , ſeine Söhne wanderten nicht in die Theegärten oder nach den Blumenbooten , um Würfel zu ſpielen und Opium zu rauchen ; Webers fluß und Frieden herrſchten in ſeinem Hauſe. Dieſes ruhige Olid war geeignet der Sache der Evangeliums zahlreiche Profelyten zuzuführen, denn die Chineſen haben feinen Begriff von einem Gott, der ſeine Gläu: bigen prüft, und fühlen feine Neigung in fich für die Strafen der ewigen Barmherzigfeit , welche ihre Ginficht überſteigt.
In der Wohnung des Lo-tſuen war das ſchönſte Gemadh zur Capelle eingerichtet worden ; der Pater Maiſtre von den fremden Miſſionen las
dort die Meffe, wobei der älteſte Sohn des Hauſes als Altardiener ihm beiſtand , während wir alle bem Gottesdienſte anwohnten . Hier ſahen
wir auch die Sowiegertochter des Alten in ihre ſchönſten Pelze gehüllt und mit Blumen geldmudt; dieſe zuſammengebrüdten gleichgültigen Gefichter entſprachen nicht im mindeſten unſern Begriffen von Schönheit, und der wahre Neiz dieſer beiden jungen Frauen beſtand allein in ihrer beſcheidenen Haltung und dem ſanften Ausdrud ihres Blides. ( Fortſeßung folgt.)
Bifenbahnen in Portugal. Endlich erwacht auch dieß Land für die Nuthwendigkeit der Giſenbahnen. Die Times vom 14 Mai gibt einen Auszug aus dem Bericht, den ein von der Regierung nieder:
gereßtes Comité darüber abgefaßt hat. Zwei Bahnen find in Vorſchlag: eine, die nördliche, welche von Liſſabon aus über Santarem nach Oporto
laufen, und bei Valladolid Spanien berühren ſoll, um hier mit der Bahn von Madrid nach Irun zuſammenzutreffen ; die andere, die öflidze, würde
trieben . Zum Glüd hat das fräftige Einſchreiten der Regierung den Uebelfländen vorgeſehen , welche aus einem ſolchen Zuſtand der Dinge
an dem Tajoufer aufwärts gehen , den Tajo zwiſchen Santarem und
hervorgehen könnten. Dieſelben Gefeße, welche in dem dinefiſchen Reiche
Abrantes überſchreiten , und dann bis in die Nähe von Badajoz gehen,
ſeit 20 Jahrhunderten den Grundbefiß fefiftellten , haben auch eine all: gemeine Bewäſſerung eingeführt. Das Sicheurli ( Berwaltungegeſes) be: fimmte ſchon 600 Jahre vor Chriſtus den Lauf, die Breite und Tiefe Der fünftlichen Bewäſſerungscanåle , welche die Provinzen des Nordeno nad allen Richtungen durfreuzen. Die Löſung der wichtigſten focialen Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
wo ſie mit der von Madrid zuſammentráje; dieſe wäre nur 264 Kilos meter lang , und ihre Roften würden auf 13 bis 1,500,000 Pfd . St.
angeſchlagen , während die andere, 564 Kilometer lang , 4 Mil . Pfb. koſten würde. Erſtereift umſomehr vorzuziehen , ale fie Madrid und Liſſabon in directe Verbindung brachte. Dporto fönnte ſpäter durch eine
Zweigbahn von Santarem aus erreicht werden. Verantwortlicher Nedacteur Dr. & 0. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 121 20 Mai 1852.
Bilder aus den finniſchen Schären. ( Vaterländiſobe Memoiren. Januar. )
Die Veſte Sveaborg. Der Hafen von Sveaborg, der in allgemeinen Verband mit der aus ſechs befeſtigten Inſeln beſtehenden Seeveſte dieſes Nas mend ſteht, wird hauptſächlich von zweien dieſer Inſeln einges
ſchloſſen, von Stora und Lilla Deſterfart, welche unter 60° g. N. B. unb 24° 55° D. L. bon U. zwei Werfte von Helſingfors
entfernt liegen.
Die Gründe, welche die ſchwediſche Regierung
folcher Fahrzeuge und dabei einen fichern Hafen für fte zu haben ; barum wurden auf Wargen und den andern Inſeln noch weitere Befeſtigungen mit den für eine Ruberflottille nöthigen Arſes nalen , Magazinen , Werkſtätten , Dode und Hafen erbaut. zwiſchen Wargen und Stora Defterdfart wurde ein Hafen ans gelegt, der von Dften , Norben und Weſten durch Lila-Defterefart und Wefterøfart geſchüßt iſt, und Longern bedt die ſchmale aber chiffbare Einfahrt. Stora Deftersfart wurde, ba es durch ſeine Befeſtigungen bie innere Rhebe ſchüßt, ganz von der Flottille
eingenommen.
Zwiſchen dem Hafen von Wargen wurde ein
veranlaßten, auf dieſen bisher öben Inſeln am Nordufer des
Dod angelegt zur Ausbeſſerung der Kriegsſchiffe; der Eingang
finniſchen Meerbuſene, die früher Wargſchären hießen und in Folge der Gründung der Veſte unb bel Hafen8 bie Namen Gu. ftavefart , Wargen , Weſterøfart, Stora und Lida Defterfart uns Longern erhielten, find folgende. A18 im 3. 1743 Schwes ben im Frieben den öftlichen Theil Finnlanbe bis zum Fluffe
in dasſelbe iſt von Weſter &fart- Sund her, und das Waſſer wird vermittelft einer Windmühle hinaudgeſchafft. Hinter dem Schiffe bod wurde im Innern der Inſel ein Galeerenbod für Kanonier
(chaluppen erbaut, das durch ein Bogengewölbe von dem Schiffes Dod abgeſchieben war, und aus dem das Waſſer durch ein Göpel. werk hinausgeſchafft wurde. Şinter dem Galeerenbock wurde noch
Rjumen mit den Städten Frederifeham und Wilmanſtrand , ſo wie auch den noch übrigen Theil Karelien mit der Feftung
ein kleinere& zur Auébeſſerung von Galeeren erbaut; diefes war burch
Nyſlot an Rußland abtreten mußte, hatte es damit alle bedeu
eine Mauer mit Thoren von dem erſteren getrennt, und am Eingang
tenden Seefeftungen verloren, und mußte, um den noch übrigen Sheil Finnlande zu beden, einen neuen Vertheidigungspunft aus.
eine Fallſchleuße errichtet. Dieſer gegenüber war dae Magazin für die Tafelage und die Artilleriebedürfniffe, ſo daß ein Schiff in der Entfernung einer Rabellänge mit allen Vorräthen verſehen ,
wählen, von wo aus eß im Nothfall einen Angriff abwehren fonnte. Die Stadt Loviſa wurde nach dem Verluft ber feſten
und ſo wie es aus dem Dod herausfam, in furzer Zeit ſegela
Gtabt Frederik & ham der Vorpoſten, und Helſingford, wo die
fertig gemacht werden fonnte.
Natur jelbſt einen vortrefflichen Hafen und Rhede geſchaffen hat, Um dieſen ſo wichtigen
Anlegung des Dodo, weil man nicht nur die Felſenwände ans
das Kriegédepot und der Sammelplaß. Punft vom Meere aus zu ſchüßen , ſo Flotte, namentlich eine Ruberflotte, in welche bamale mit den Linienſchiffen
Die ſchwerſte Arbeit bei der Erbauung Sveaborge war die
wie auch um ftet8 eine Bereitſchaft zu haben, ihren Hafen und ibre
bohren und ausſprengen , ſondern auch länge der ganzen Nord
Admiralität in Karlefrona hatte, hielt Schweben beſagte 3nſeln
aufgeführt wurde, die als Brandmauer zwiſchen Doc und Hafen
ſeite auf einem ſchlammigen , auß dem Meere emporgehobenen Boben einen Rai anlegen mußte, auf dem die Feftung & mauer
für tauglich, und gab dem General, ſpäter Feldmarſchall und
biente. Am nordweſtlichen Ende der Rais wurde, um die Schiffe
Grafen Aug. Ehrenſvärb, den Auftrag, fie in einen befeſtigten Hafen umzuwandeln. Im J. 1746 ſchritt man zum Aushauen Der Wälder auf dieſen Inſeln und zu andern vorbereitenden Ars beiten. Im Jahre 1748 wurde der Grund zu dem ſogenannten
zu frengen, eine Kielenbank angelegt, die jeßt in völlig zerſtörtem
Wargſchärencaſted gelegt, das ſpäter Guſtavſvärb genannt und
Zuſtande iſt. Zur Ausführung dieſer Arbeiten wurde dem Gras
fen Ehrenſvärb der damals burch ſeine Steinſprengungen und andere bebeutenbe Arbeiten berühmte Architekt Shunberg beis
im 3. 1758 beendigt wurde. Dieſe Befeſtigung, die eine eigene
gegeben, deſſen Verbienfte eben ſo wie die Ehrenſvärde durch ein Denkmal, eine in den Granit ausgegrabene Inſchrift, beremigt
Citadelle bildet, bertheidigt den äußern Hafen unb den Haupts eingang in den innern. Während deß Kriege in Preußen erkannte Graf Ehrenſvärd,
zu welchem im Jahre 1777 Guſtav III ſelbſt den Grund legte.
find ; nach Ehrenſvärd & Namen iſt auch das Aronenwerk genannt, Ehrenſvärd wurde auf dem innern Plaße von Wargen ehrenvou
der die Truppen in Pommern commandirte und die Erfahrung ' machte, daß für eine am Ufer ſtehende Armee, ſowohl zur Deckung
begraben, und ihm einige Jahre ſpäter (1788) ein Ehrendents
ihrer Flanken als auch zur Verſorgung mit Kriegsbedürfniſſen, Ruderfahrzeuge mit ſchweren Geſchüßen neben der Segelflotte
(Im J. 1808 brach der Krieg zwiſchen Rußland und Schwes den aus, und alle Feftungen Finnlanbe, auch Sveaborg, fielen
unerläßlich ſepen , den Vortheil, bei Sveaborg eine große Anzahl
in die Hände der Ruſſen. Cronſtedt, der Befehlshaber det lettern,
mal aus Granit errichtet.
wosolina
482 Dabei mußten natürlich die Waarenbefißer in England
wurde ald Verräther begradirt, und man behauptet, er ſey mit
zurüd.
2 Min . R. Banfnoten von den Rufſen beſtochen worden. Die Reue nagte an ſeinem Herzen, und nach ſeinem Tode ſoll man
verlieren , und je mehr der Freihandel die Einfuhr fremder Bags ren begünſtigte, befto beftiger mußten die Gelbfriſen und die Verlufte werden. So gerietben Freihandel und Manfeinrichtung
bie 2 Millionen noch unangetaftet in ſeinem Nachlaß gefunden
in einen gefährlichen Widerſpruch. Eine Aenderung der Banks einrichtungen war aber mit faum geringern Schwierigkeiten vers
haben.)
Die Goldfrage in England. (Fortſeßung .)
Wir haben im Dbigen eigentlich nur einige theoretiſche und hiftoriſche Säße aufgeſtellt, ießt fommen wir an die reſultate
fnüpft, a18 ein Abgeben von dem damals noch in den Honig. monden befindlichen Freihandel. Man zögerte um ſo mehr einen Entſchluß zu faſſen , als das Jahr 1848 zu gewagten Aenberuns gen nicht einlud, und dasſelbe für England baturch eine unges
und ihre praftiſchen Folgen, und man wird dann auch verſtehen,
meine Erleichterung bot, alt ungeheure Summen – man berech
weßhalb wir den Artifel, die Goldfrage in England“ überſchrieben
nete fie auf 22 Mill. Pf. St.
vom Continent nach England
Das Einftrömen von Golb in England hat das ganze
geflüchtet wurden, und dort eine unerwartete Geldfüle erzeugten .
Verhältniß ſeines Geldweſens berändert, und weſentlich dazu beis
getragen, die ſchlimmen Folgen des Freihandels zu mildern, mine
Che noch dieſer Zuſtand der Dinge fich änderte, trafen ſchon die Nachrichten aus Californien ein , und damit waren für den Aus
befteng aus der acuten Krankheit eine chroniſche zu machen. Im 3. 1847, zur Zeit der großen Gelbfriſe, welche die öffentliche Aufmerkſamfeit abermals auf die Gelbe und Banfverhältniſſe in
genblick die Schwierigkeiten gehoben, denn das gewonnene Gold mußte nach dem Lande ſtrömen , das den meiſten Handel hatte, und wo das Gold am höchſten im Werth ſtand. Der ſeit dieſer
verſtärktem Grab hinlenfte, wurde es immer flarer, daß die bes
Seit immer wachſende Zufluß von Golb hat es bie jest möglich
haben..
flebende Einrichtung der Banf den Freihandel oder der Freihans bel die Banfeinrictung vernichten müſſe, indem beide nicht neben einander beſtehen könnten . Vor dem Jahre 1844 war die Bank in Veraudgabung der Noten durch fein Geſeß, ſondern nur durch die Klugheit gebunden : wenn durch eine ungewöhnliche Korn. einfuhr das Golb aus dem Lande ging, half fich die Bank da. durch, daß fie einige Millionen mehr Papier auêgab - mas fic
bekanntlich im 3. 1839 in große Verlegenheit bracte – und Die Landbanken thaten ein Gleides
Um den mögliden dlims
men Folgen dieſes Zuſtandes der Dinge borzubeugen, trat Sir
R. Peel mit ſeiner Bankbil vom 7. 1844 auf. Nach derſelben ſollten nur 14 Mil. Pf. an Noten auf den Credit Des Staats ausgegeben werden, was weiter auégegeben wurde, ſollte bloß gegen Einlegung von Gold oder Silber (lepteres höchſtens zu einem Fünftel des Goldbetrags) verabfolgt werden. Damala
gemacht, die alte Banfeinrichtung zu behaupten, und wenn man erwägt, daß ſeit jener Zeit , mäßig gerechnet, 40 Mill. Gold Durch die Hände der Banf allein gingen in den legten drei Jahs ren über 24 Mil .
nach England ſtrömten, und daß doch bis
jeßt noch feine bedeutende Veränderung des Golbwerth eingetres treten iſt, ſo fann man fich ungefähr einen Begriff machen , was geſchehen ſeyn würde, wenn dieſer unerwartete und außer aller
Berechnung liegende Zufluß nicht gekommen wäre. Dieſer Zufluß von Golb, welches - furze Perioben ber Angſt auf dem Continent abgerechnet -- in England ſtets höher im Werthe ſtand als auf dem Continent, woraus ſich das forte bauernde Gerüberſtrömen von Gilber erklärt, brachte den engli
ſchen Handel auf einmal in eine ganz veränderte Stellung gegen früher : ein Mangel an Gold war nicht mehr zu fürchten , weil
bao Gold zu einem ungeheuren Belauf gewonnen, und, da es
remonſtrirten die bedeutendſten Banfierhäuſer London gegen dieſe Beſchränfung, indem fle erklärten , die Bank fönne dadurch ſo in Noth kommen , daß fie ihre Zahlungen einſtellen müſſe.
in England in hoberem Werth ſtand, natürlich auch in Maſſe nach England geſchidt wurde; die Fremden hatten , da der Freis handel die Lebensmittel und dadurch auch andere Waaren niedrig
Die Richtig feit dieſes Einwurfe bewährte ſich im 3. 1847,
hielt, mehr Vortheil dabei, waaren in England zu kaufen , als Golb mit fortzunehmen , weil das Golb auf dem Continente nie. driger ſtand. :1 In dieſem Verhältniß liegt ein Hauptgrund der ſteigenden Ausfuhr England8 : eß herrſchte nicht, wie auf dem
wo die Regierung nur die Wahl hatte, das Geſek vom J. 1844 zu brechen, oder die Zahlungen der Banf ganz einſtellen zu laſſen . Man wählte erſtered, und rief unmittelbar darauf das Parlament zuſammen, um fich eine Indemnitätabil audfertigen zu laſſen , die das Parlament auch bereitwillig zugeſtand. In beiden Haus ſern aber wurden nun Committee's niedergeſept, um die Verhält. niſſe ber Currency näher zu unterſuchen.
Man båtte glauben
follen , nach einem ſolden Vorfall, wie der halbe Banferott des Jahre 1847, müßten burdgreifende Veränderungen erfolgen ; das geſchah aber nicht : die beiden Committee's ftatteten zwar ihre
Berichte ab, von denen der des Unterhauſes der Bank günſtiger mar, ber des Oberhauſed auf weitere Unterſuchung und eventuell auf Aenderungen antrug ; damit blieb jedoch die Sache liegen . Die Gründe laſſen fich wohl in folgendem zuſammenfaſſen. Wenn
in England große Geſchäftsthätigfeit herrſchte, wenn das Geld wohlfeil vrar, und die Waarenpreiſe ſtiegen, ſo fanden die Fremben eß vortheilhafter, für ihre eingeführten Waaren Gold zu nehmen . Ging bieß ſo weit, daß dadurch ein Mangel an Umlauf@mitteln
Continent , ein Mißtrauen in den politiſchen Beſtand der Dinge,
alſo fonnte man die günſtige Lage in vollem Umfang benüßen. Man darf ſich alſo über die Proſperität Englande in den legten Jahren nicht wundern , und würde ſehr linrecht thun, wie die
von den Freihandlern gewöhnlich geſchieht, fie dem Freihandel allein zuzuſchreiben ; ſie hat ihren Hauptgrund in dem ungebeu. ren Zuſtrömen des Golbes, was die Wiederkehr der früher faſt periodiſch eintretenden , dem Handel und den Gewerben ſo vers berblichen Krijen verhindert, indem die Banf bei dem Zuftrömen deß
Goldeß nicht mehr nöthig hat, ihren Credit, wie früher, einzu. ſdyränfen. ? England þat nicht nur gegenwärtig 6 - 7 Min . Gold in Barren mehr als ſonſt in den beſten Jahren in der Bank liegen, ſondern auch die Landbanfen haben um etwa 14/2 Mia .
Papier weniger ausgegeben, ale wozu fie berechtigt ſind, ein Selbft jeßt noc um " / bis 75 Proc., trot det geſtiegencu Wechſels
entſtand, ſo ſeßte bie Bant die Schraube" an, d. 1. fte jepte Den Di& conto hinauf, das Gelb wurde theurer, die Waarenpreiſe
curſeb.
ſanfen, die Fremben fanden e& nun vortheilhafter, Waaren zu kaufen, und das Gold ftröinte nad England und in die Bank
ſo ſehr ungünſtige Jahr zuverläſſig von einer Kriſe, kaum minder ftarf,
2 Dhue dieſen Zufluß von Gold wäre das vorige für die Importeure als die des Jahres 1847, begleitet geweſen .
483
Beweis, daß baares Gold in viel ftärkerem Maaße vorhanden und in Umlauf gekommen als früher. Inſoweit hat das Zuftrös men von Gold aus Californien und deßt auch aus Auſtralien England vortreffliche Früchte getragen , und den unvermeiblich
soon
ciellen Depenbenzen , fich verbreiten kann, ift ein ftarfe8 Sinfen Des Golbwerthes vorerſt faum zu erwarten . Dauert jedoch das Ein ftrömen von Golb aus Califoruien und Auſtralien auch nur in dem bisherigen Verhältniß fort, wonach man ſchon im Laufe
nachtheiligen Folgen ſeine Freihandels vorerſt in großem Maaße [ dieſes Jahres eine weitere Verinehrung um 28 bis 30 Mid. Pf. vorgebeugt ; indeß dauert das Einſtrömen ron Gold fort, ja es ſcheint immer ftärfer zu werden ; daraus bürften fich für England ſehr bedeutende Verlegenheiten ergeben , und die von Thompſon aufgeworfene Frage erſt praktiſch werben. So lange durch die Maſſe des zuftrömenden Golbe8 nur
die Menge ber metalliſchen Umlauf&mittel bermehrt und der Credit erleichtert wird, zieht England mit Teinem ungeheuren fandel und ſeinen geſicherten politiſchen Verhältniſſen den größten Vortheil.
Die wahre Verlegenheit fommt erſt, wenn die Mafie
deß zuftrömenden Goldes ſo groß wird, daß das Werthverhälte niß der edlen Metale fich ändert. Seßen wir den unwahrſcheins lichen , doch bei der ungeheuren Ausbeute Californiens und Aus
ftraliens nicht ganz undenkbaren Fall, daß das Gold um ein Viertheil ſeines jepiger. Werthes im Vergleich zum Silber fiele, ſo wären ein engliſches Pfund im Wechſelverkehr ftatt jest 12 A.
oder 65/6 Thlr. nur noch 9 fl. oder 4 '/6 Thlr. werth, weil es in Gold ausgezahlt würde. England würbe alſo an ſeinen 80 bie 100 Mia. Metallgelb mit Einemmal 25 Proc. verlieren , abs
St. erwarten kann, dann iſt ein Sinken des Goldwerthes uns vermeiblich. Frankreich , das ſeine Gilberwährung nicht aufgeben kann, muß dann das Golb zur Handelewaare erflären, wie Holo land und Belgien bereits gethan haben , und Amerika fommt in eine Klemme, aus der es ſich gleichfalls nur durch eine auss ſchließliche Silberwährung retten fann. Sobald dieſer Fall eins tritt, ftrömt das Golb borzugsweiſe unb faft ausſchließlich nach England, der vom Db, Thompſon vorgeſchlagene Fal tritt ein, daß alle Gläubiger, alle welche eine fire Rente beziehen , in einem gegen früher mehr oder minder entwertheten Metal bezahlt wer ben, daß die Preiſe der Waaren, inſofern deren Zahlung in Gold geſchieht, ſteigen, daß die Abgaben um ſo viel als bas Gold im Preiſe fällt, ermäßigt werden, kurz, daß gerade das
Gegentheil beſſen eintritt, was Peels Bid hervorrief.
Wir
fönnen den Streit, ber fich darüber bereit & erhoben hat, nicht beſſer ſchildern, ale mit den Worten eines Hrn . Gobbard, der einem Journal folgende ſchreibt: „Sir R. Peel befinirte die
för
Bebeutung des Wortes , Pfund" bahin, daß es ſo und ſo viele Dieſe Erfla . Vergebens ſtellten die Birminghamer Staateöfonomen vor, daß Gold immer ſeltener und ſomit theurer werbe ; daß es eine grauſame Unges
Gran Gold Tegen, nicht mehr und nicht weniger.
geſehen davon, daß ſeine Silbermünze unbalıbar würde. Das engliſche Silbergeld iſt um etwa 6 Procent ſchlechter als unſer Deutſches Silbergelt, da es aber gegen Golb einen firen Preis hat, und ſeit 1816 im Verhältniß von 1 : 14,28 ausgemünzt wird, alſo ein Pfund Sterling in Silber jeßt 10 fl. 54 fr. oder 6') Shir. werth ift, ſo würde es, wenn das jebige Verhältniß
rung fand großen Beifall und warb angenommen.
rechtigfeit gegen die probucirenden Olafſen und die Schulbner ſeny, Gold zum einzigen geſeglichen Zahlungemittel und Werthmeſſer zu machen.
zwiſchen Gold- und Gilbermünze aufrecht erhalten werden wollte, in England nur noch 9 fl. werth ſeyn , folglich alebalb in Maffe ausgeführt werden . Was an einem allerdings übertriebenen Beiſpiel von England als fünftig möglich gezeigt wurde, iſt für Nordamerika bereits eingetreten. Dort wird für die Silbermünze ein Aufgelb bezahlt und dieſelbe in großer Menge aulgeführt, jo daß bereits ber Secretår des Schages, ør. Corvin, eine Ver. ſchlechterung der Silbermünze um etwa 5 Proc., um die Ausfuhr derſelben zu verhindern, beantragt und vorgeſchlagen bat, bat Golb zum eigentlichen Zahlung&mittel zu erheben , und Silber nur ale
Man verſpottete alle dieſe Gründe und hielt ihnen
nichts als Peele Erklärung entgegen, daß ein Pfund ſo und ſo viel Gold bedeute, nicht mehr und nicht minder.
Seßt aber, wo
Golb, ftatt ſeltener zu werden, immer reichlicher wird, wo hies durch die Arbeit einen reichlichern Lobn empfängt, Steuern und firirte Berbindlichfeiten leichter werben , jest zeigt fich unter den frühern ſtandhafteſten Anhängern Sir R. Peeld eine ftarfe Neis
gung die gefepgebende Macht zum Einſchreiten in Bezug auf die Goldmünzen und zur Berminderung der geſeglidhen Werthe ders ſelben zu bewegen. Gold war das Ibol des Geſeßes von 1819
kleines Wedsjelgeld zu benügen. Die beßhalb niedergeſepte Com- und ift bag zbol des Volk& geworden, man hat fich daran , wie
mittee hat ſogar eine Verſchlechterung der Silbermünzen um mehr
als 6 Procent vorgeſchlagen, um dem engliſchen Syftem noch näher zu fommen. Was der Au@gang dieſes Streite feyn wird, das muß man abwarten, indeß iſt ſo viel zum voraus zu bes merken, daß das plumpe Auskunft&mittel einer Münzverſchlechtes rung nur eine temporäre Hülfe ſeyn kann, denn wenn das Gold auch nur um 8 bis 10 Proc. im Werthe fällt, ſo ſtellt ſich der
alte Stand der Dinge ein, daß das Silber im Verhältniß zum
an einen Rettungganfer, gehalten. Der Begehr nach Gold, der faſt unerträglich geworden war, wirb jeßt auf eine faſt wunder
bare Weiſe befriedigt, und ſollen wir jeßt die Vortheile von uns ftoßen ? Soll eine faliche Gelegebung die Geſellſchaft in Unruhe bringen und die Arbeiter in den Staub niedertreten ?" Man ſieht, irelche tief greifende Fragen hier ins Spiel fommen, und welche
Leidenſchaften hier angeregt werden , ſo wenig die Leidenſchaft. lichkeit zur Entſcheidung ſolcher Fragen taugen mag. Hier tritt Die durchgreifenbe Streitfrage unſerer Seit über Capital und
Golbe zu nieder gewerthet iſt, worauf benn bie Gilbermünze
abermais au@geführt wird. Amerifa ftehtalſo bereits auf dem Arbeit in einer neuen Geſtalt auf, und dießmalhat die legtere
Punfte, baß es ſein Münzſyſtem nicht mehr halten fann ; Frants reich , beffen Münzſyftem auf einem Verhältniß del Silber zum
die Chancen für fich, weil fie das Wort der Geſelles und eine
theuer bezahlte Erfahrung für ſich hat. (Schluß folgt.)
Gold wie 1 : 15,499 beruht, muß, wenn das feßige Zuftrömen von Gold fortdauert, gleichfalls ſein Münzſyſtem ändern, und die Goldwährung ganz aufgeben. Englands Beſtreben iſt nun das hin gerichtet, einen Webergang Franfreich8 zur alleinigen Silber . währnng ſo lange wie möglich aufzuhalten, und denſelben Schritt in Amerika womöglich ganz zu hindern, denn ſo lange bie Goldmaſſe, ſo weit fie als Münze umläuft, über drei Länder, wie England, Franfreich und Nordamerika, nebit ihren commer.
Krieg zwiſchen Verlegern und Duchdruckern in England. Das neueſte Weſtminſter Review widmet dieſem Gegenftand einen
eigenen ziemlich langen Artikel , der viele Ginficht in den engliſden Buchhandel gewährt. Derleger in England geben den Detailliften ges wöhnlid 25 Procent Rabatt, verlangen aber, daß fie davon den Räufern
484
soon
nichts zukommen laſſen, ſondern demſelben gegenüber einen Firen Preis
Regierung des Rang:hi wurde der Mundſchu-Stamm ganz erdrüdt durch
fefti halten. Das Beſtreben iſt ſehr natürlich , da viele Verleger ſelbſt Sortimentshåndler find, und ſomit fich den Markt nicht durch die andern
die Fluth der Auewanderer, welche troß der Erlaſſe des Herrſchere nicht
Die Verleger haben augenſcheinlich deutſche
fiſche Wucher hat die Mandídurei von den Groberern der himmliſchen Reichs an fich geriſſen. Durch die weibiſche Civiliſation der Beſiegten
verberben laſſen wollen .
Buď håndlerverhältniſſe im Auge , wo , ſeltene Ausnahmen abgerechnet,
aufgehört hat, fid jenſeits der großen Mauer fortzuwälzen. Der dine:
kein Menſch um ein Buch handelt , und jeder ſeinen feſten Preis hat. Dieß iſt aber in England nicht, wenigſtens nur ſehr theilweiſe der Fal. Hier werden ſehr viele Bücher von dem Verleger, wenn er ſie in der erſten „Seaſon“ nicht verfauft hat , in Bauſch und Bogen an Detaillifen,
gefnechtet, des heimathlichen Bodeng durch die Sdlauheit eines habjúco:
ſogenannte Antiquare weggegeben , die fie dann ſo gut wie möglich an
an dem Hofe von Befing , int heutzutage nur noch eine todte , vor wenigen Auserwählten gepflegte, welche wie eine leßte Grinnerung an
Mann bringen. Manches Buch, das anfange nicht ging, gewinnt ſpäter wieder Nachfrage und ſein Preis fleigt wieder, es iſt aber nicht mehr in den Händen des erſten Verlegerd. Dieſer vieljährige Gebrauch macht es
faſt unmöglich, die deutſchen Buchhandlerverhältniſſe nach England über. zutragen. Das Inſtitut der Krebſe" 3. B. beſteht in England, ſo viel wir wiſſen , gar nicht. Hiezu kommt noch, daß in England außerordent: lich viele Schriften, in Proſa und in Verſen , auf Roften der Verfaſſer erſcheinen, die den Buchhändler bezahlen, ftatt daß der Buchhändler fie
bezahlt. Der Abſaß ſolcher Schriften iſt natürlich gering, und fie werden an die Antiquare verſchleudert. Es wird ſchwer halten , in England,
wo das Geſchäft der Sortimentshändler aus dem der Antiquar hervor: ging , und man um Bücher feilſcht, den deutſchen Buchhändlerverkehr einzuführen .
Der Hafen von Schang - Hai und die Chineſen im Porden . ( Fortſeßung.)
Im Erdgeſchoß fanden wir das beſcheidene Mahl, welches und die Demuth des lo-tſuen angefündigt hatte , und das ſelbſt ein Mandarin erſter Claſſe, ein Tſong- tu, nicht hätte übertreffen fönnen. Beim Anblid
dieſer mit ſeltſamen Gerichten belaſteten und von unbefannten Gerüchen duftenden Tafel, fürchteten wir auch unter dieſem befreundeten Dache wie: der die Verråthereien zu finden , welchen wir in Canton zum Opfer
geworben waren, und troß allem Mißvergnügen unſero trefflichen Gaſt: freundes, troß der dringenden Zuſpruche enthielten fich die Klügſten unter
tigen und treuloſen Volfes verluſtig, haben die Mandſchuren in weniger als zwei Jahrhunderten alles eingebüßt, ihre Sitten und Gebrauche, ihr Vaterland, ja ſogar ihre Sprache. Die Mandſchuſprache, chedem geehrt
das Heimathland von den Unterthanen des Tao : fwang oder V.lding aufbewahrt wird, welche unter dinefiſcher Tracht noch ein wahres Tataren: herz tragen. Gin Europäer , der ihn in dieſer geheiligten Mundart anredete, deren Laute er Jahre lang nicht vernommen hatte, mußte dem Mantarinen wie ein Wunder erſcheinen. Der Pater Huc hatte lange
an den Gränzer: der Mongolei und China's gelebt, und die Hochebenen Afiens durchwandert. Er hatte bei den mongoliſchen famaprieſtern die leßten Umgeſtaltungen der buddhiſiſchen Lehren fennen gelernt , und ſprach mit derſelben Leichtig feit das Chineſiſche, dao Mongoliſche, die Sprache der Mandidhu und Thibetaner. lin :fwai hing an den lippen des gelehrten Lama aus dem weſtlichen Himmel“ als dieſer ihn fragte :
„Welches find die drei foſtbarſten Kleinode der Mandídurei ? “ Der Gins ſeng, die Zobelbålge und das Bulafraut, erwiederte der Tau.tai ; der Ginſeng (die Wurzel der Aſſa Fötida ) iſt längſt in Europa durd ihre heilſamen Gigenſchaften befannt, wird mit Gold aufgewogen, und fann deßhalb nur dem Reichen dienen ; aber das Hula : Grad iſt der Scha der Armen und hält als Ginlage in den Holzs oder Lederīduhen den Fuß warmer als das dichteſte Belzwerf. Lin: fwai , der Mandarine, unſer „ unwürdigſter jüngſter Bruder “
benachrichtigte und alsbald nach dieſem Mittagemahle , daß am 16ten Tage des Neumondet , 8 Februar um drei Uhr Nachmittage, ein Feft Det lichtes unſerer Gegenwart harre. " In einem , allen Winden offe: nen Saale, wo die Glüdlichſten jene waren, die fide in die Nähe bas Braſero drången fonnten, in welchem aufgeſchichtete Steinfohlen lang.
ram verglühten, fand ſich ein prächtiged chineſiſches Banfett bereitet, das
ung aller Speiſe. Es bedurfte eine ſehr feſten Entſchluſſes , um dem guten Greiſe nicht nachzugeben , der ſo ſtolz war auf ſeine hohen Gäfte, ſo glüdlich an dieſem feflichen Tage ; aber Sam-ſou, halb ausgebrütete Gier und Ricinusöl ! war es da möglid Rüdficht zu nehmen ! Unſern Freundidaftoverſicherungen gelang (8 endlich den Alten zu beidwichtigen,
dramatiſche Darſtellung, und dennoch iſt das Gewerbe des Romödianten
defien Gedächtniß wohl gleich dem unſern von dem 4 Februar 1849 nur ein angenehanes Andenfen bewahrte.
Schauſpieler treiben ſich in den Provinzen um , beſteigen die Bretter
Indeß war der Oberintendant der Provinz, ber Lau: tai , den wir fchon bei unſerer Anfunft begrüßt, von Su-tideu :fu zurüdgekehrt, und
auf öffentlichen Pläßen oder gehen von Haus zu þaus die Muße der Neidhen zu erheitern, welche fie rufen laſſen . Die Weiberrollen werden
.
der apoſtoliſche Präfect von Kiang:nan Mgr. Maresca wollte den Mann zur Tafel laden , vor dem er einige Monate vor dem Vertrage von Wam: poa nur auf ſeinen Knicen und mit Ketten beladen hätte erſcheis
nen fönnen . Dieſer nahm die Einladung des Biſchofe an , und das zahlreiche Gefolge des Tau-tai zog mit dieſem in den Hof der biſdóf. lichen Reſidenz ein. Voran gingen die Gerichtsdiener und Schergen, mit dem fugelförmigen Hute und einer grauen Feder darauf, mit Peit: Ichen bewaffnet und mit Retten raſſelnd ; Herolde , welche die Menge durch ihr wildes Geſchrei zurüddrängten ; Lictoren, den Bambus auf der Schulter um die Säumigen anzutreiben ; Trabanten zu jeder Seite der Sånfte Sr. Grcellenz, Diener, die einen mit (Ehrenſonnenſchirmen, andre
mit rothen Täfelchen, auf welche in goldenen Buchſtaben alle Titel des Mandarinen zu leſen waren . Als der Taustai die Officiere der Bayon:
naiſe in dem Saale des Biſchofe begrüßt hatte , war er erſtaunt ein unbefanntes Geſicht unter ſeinen alten Freunden zu finden. The Lin: twai, ein Mandidu von Geburt, nach den Titeln dieſer neuen Grſdeis nung fragen fonnte , hatte der Unbekannte, Pater Huc, fiche ihm dhon genähert und ihn in der Mandſauſprache angeredet.
Das Staunen des Mandarinen war gránzenlog ; denn ſeit der
Berlag der 3. 8. Gotta'ſchen Buchhandlung.
unſer Commandant mit zwei ungeheuren europäiſchen Paſteten zu bereis chern den glüdlichen Einfall hatte ; der Tafel gegenüber war eine im provifirte Schaubühne aufgeſtellt. Man fennt die Leidenſchaft der This
neſen für das Schauſpiel, auch gibt e8 ſelten eine Feſtlichkeit ohne im himmliſchen Reiche aufs tieffte verachtet. Truppen umherziehender
gewöhnlich von jungen Leuten geſpielt, und da die Chineſen erſt lange nach ihrer erſten Jugend ihr Kinn durch einen ſpärliden Bart verun: jiert ſehen , ſo iſt die Täuſdung faſt vollfommen. Uebrigend fehlt es
raſt ganz an Decorationen, und die Bühne zeigt fich in ihrer primitiv: Pen Ginfachheit. (Schluß folgt.)
Gine Girenbahn brůđe über den Genefree bei Portas
geville roll 230' Höhe und 500 ' Spannenweite erhalten.
Steinpfeiler
werden, wenige Nuthen über den Fällen, auf dem Felſen 30' Fuß hoch über den Fluß aufgeführt. Von der Höhe dieſer Pfeiler ſteigt das Solzwerf noch 200' hech an, und das Modell der Brüde, das man am Boben betrachten kann, iſt ſo vollfommen, daß ſelbſt unter dem ichwerften Zug nicht die kleinfte Grſchütterung befürchtet wird. Ueber 30 Tonnen Giſen ſollen nur an Bolzen bei dieſem „Mammuthfud“ von Mechaniss mug verwendet werden. Man hat zum Baue dieſer rieſenhaften Brüde
das Holz von 160 Acres Waldboden angefauft, indeß fod ſelbſt dieß nicht reichen, doch glaubt man , daß 210 Acred genugſam Holz liefern wers den, um die Brüde zu vollenden . (Shipp . Gaz. 14 Mai. ) Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed . Widen ma n n .
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
N *" 122.
21 Mai 1852.
Etwas über die Indianer Nordamerika's.
Leben¬hburft, die andere Hälfte zog fte aus einem roben,
Das Intereſſe an dieſem Thema iſt immer noch nicht er. íchöpft, wenn fich gleich, bis man gründlichere Studien über die
ausſchließlich den Weibern übertragenen Felbbau . Sechetaufenb auf dem reichen Boden Florida's wohnende Indier waren gegen
Sprachen ſämmtlicher Indianerſtämme, ſowie über die Alterthü-
periodiſden Mangel nicht geidüßt.
mer der Culturvölfer, angeſtellt hat, wenig neues wirb ſagen
einige bald darauf folgende Feindſeligkeiten konnten den größten
Die Nouv. Ann . des Voyages (Februar - März 1852)
Theil eines Volfes dem Hungertod überliefern. „Die Völker, welche eine Sage von ihren alten Wanderun
laſſen .
enthalten Außzüge und Bemerkungen aus einem ſchon vor mehreren Jahren unter dem Titel „ Archäologia Americana“ erſchienenen Werke A. Gallating, der nicht nur ſehr mannichfache Kenntniſſe
Ein ftrenger Winter und
gen bewahrt hatten , erklärten insgeſammt, fie ſehen aus dem Norben oder Nordweſten gefommen. Seit dem Anfang des 16ten
und einen tüchtigen Fleiß, ſondern auch einen ſehr klaren Kopf
Jahrhunderte ſcheint öſtlich vom Miffifippi keine große Wantes
an die Arbeit mitbrachte ; wenn er unter anderem die Bemerkung macht, daß die Sprache des Algonquing in Nordamerika eine auffallende Aehnlichkeit mit der der Araucaner in Südamerika zeige, ſo ftoßen wir hier auf die große, noch immer unerklärte Ver-
rung der Völker vorgegangen zu ſeyn, aber in ben Gegenden der
Felſengebirge, der Seen Winnipeg unb Athabasca Haben fich ganze Völfer heftig gebrängt und im Laufe des legten Jahrhuns dertø ihre Stellung verändert. Merkwürdig iſt, daß ibnen von den
wandtſchaft aller ober wenigſtens faſt aller amerifaniſchen Völker.
ffandinaviſchen Niederlaſſungen, die feit dem 3. 1003 bauernb
Es geht aber auch auß den geſammelten Angaben Gallating hers vor, daß man ſeiner Einbildung & fraft bedeutende Zügel anlegen muß, um fd von der Größe und Anzahl der amerifaniſchen Stämme nicht zu übertriebene Vorſtellungen zu machen : er ſchlägt nach den ficherſten Angaben die Zahl der Stämme im weſtlichen Amerika jenſeits der Felſengebirge auf 60,000 Köpfe im Anfang dieſes Jahrhunderte an, die der Gefimo auf höchſtens 40.000, unb meint, daß fich dieſe Zahl feit jener Zeit faum gemindert habe. Die andern indiſchen Stämme auf dem brittiſchen und amerifanis ſchen Gebiet haben allerdings bedeutend abgenommen, und mögen im 3. 1830 faum 230,000 Köpfe betragen haben, ſelbſt wenn man bie Comantſchen und Apatſchen von Teras auf 15,000 ans dlage. Gallatin meint, zur Zeit, wo die Europäer fich in Viro ginien, Canada und Neuengland nieberließen , möchte die Zahl Der Indianer etwa Doppelt ſo ſtark geweſen feyn, fo daß um das Jahr 1630 Das Land norbwarte von den jeßigen Gränzen der mericaniſchen Republif 620 bis 630,000 Eingeborne gehabt haben möge. „Eine ſolche Bevölferung über einen ſo weiten Raum
begründet wurden, und die man bis zum J. 1380 von Norwegen
verbreitet, fonnte dem Lande das Ausſehen von Debe nicht nehs
men, ſelbſt wenn man die Striche darunter begreift, welche eine verhältnißmäßig bichte Bevölkerung hatten, wie Maſſachuſetts, Connecticut, das Land der Jrofeſen im Süden del Dntariofeed,
aus beſucht zu haben ſcheint, feine Erinnerung geblieben iſt, ob . wohl die Mandang und bie Algonquind, welche die Seeftriche vom Saguenay bis zum Cap Hatteras inne hatten, deutliche Spur
ren einer Miſchung dee ſkandinaviſchen und mongoliſchen oder bielmehr malayiſchen Sypus an fich tragen . Sie halten ſich für Autochthonen , erinnern fich aber ſehr deutlich der Zeit, wo ihre
erblichen Feinbe, bie Weianbote, vom Weſten her über einen gros Ben Fluß, wahrſcheinlich den Mifftftppi, famen . Die Erbwälle, die man mitten in den Prairien trifft, namentlich im Baffin
des Dhio und bis zum Weſtabhang der Aleghannieß , reichen, nach den darauf wachſenden Bäumen zu ſchließen , mindeſtene in8 13te Jahrhundert hinauf. Einige dieſer Vertheidigungs werfe haben bie 100 Schuh Köhe, und umfaſſen vier bis fünf Sie find möglicherweiſe durch Stämme ero
Hundert Acres.
richtet, die in der Civiliſation nicht weiter fortgeſchritten waren, als die, deren Bild und Champlain, Soto und andere Entdecker Amerika'8 geliefert haben, aber ihr Bau ſest mindeſtens eine temporäre Concentration mehrerer Völfer in Einem Diſtrict vors aus. Man ift bebhalb zu der Annahme berechtigt, daß die Vors åltern der indiſchen Stämme geraume Zeit im untern Thale des
Miſſouri und im jebigen Staat Jllinois verweilt hätten, daß
am Mobile, wo man befeſtigte Dörfer und mit einer Art regels
aber das Bedürfnig, ihren lebendunterhalt zu fichern, fte balb nach der Hubſonebay, nach dem atlantiſdyen Meer und dem Golf
mäßiger Induſtrie bebaute Felder ſehen konnte. Die Eriftenja
bon Merico zerſtreut habe.“
der Weiandote im Norden des Huronſee8, und der Dichaftams
mittel der Indianer waren, ehe ihnen die Europäer Pferde und den Pflug brachten, fte Cerealien und den Gebrauch der Milch kennen lehrten, ſehr beſchränft. Sie hatten kein Kaugthier als den Hund, und der Mais war faſt ihr einziger Anbau. Fiſchfang,
Nicht bloß ſolche Privatanſichten , wie die Srn . Gobbarbe,
Büffel. und Hirſchjagt lieferten der Hälfte der Bevölkerung die
nicht bloß die augenblickliche gefeßliche Beftimmung der Münz
Die Goldfrage in England. (Schľub .)
wood
486
ou
währung ſprechen für die Beibehaltung des Goldfußed, ſondern | Vorſchlag Corwing zufolge den Dolar, D. h. den in ganz Ames ganz beſtimmte, eben mit Bezugnahme auf ſolche mögliche Wedſel
rifa gültigen Piaſter, nicht erreichen ſoll, wobei man nur nicht
geſchehene Ausſprüche der Regierung. Im I. 1822 machte ør. Huefiſſon bei Gelegenheit eines die Ausführung der Peeld-Bia betreffenden Antrags das Amendement: „Daß das Unterhaus die Währung von Gold oder Silber, in Feinheit, Gewicht oder Bes
einfieht, wie fich eine doppelte Silberwährung behaupten fönnte. Wie aber auch die Entſcheidung ausfalle, auf bedeutende Sdwan.
nennung nicht ändern werde“, und dieß Amendement mard mit einer übermächtigen Majorität angenommen . Br . Quefiſſon hatte fich in ſeiner, wie man bei einer ſo widtigen Veranlaſſung
ſo wird die Silberausbeute des übrigen Amerifa's immer wenia
fich leicht benfen fann, mohl bemeſſenen Rede alio geäußert: , 8 gehört zu den höchſten und erſten Pflichten des Staats in Bezug
fungen im Golds und Waarenverkehr muß man fich gefaßt
halten.
Wendet fich Nordamerika zur alleinigen Goldwährung ,
ger den Weg nach den Vereinigten Staaten, und immer mehr, wenn auch mit dem Umweg über England, nach dem europäis ſchen Continent nehmen . In den legten drei Jahren hat die
engliſche Bank für 18,439,030 Pfb. St. Silber empfangen und
auf bad Eigenthum, die Währung unverlegt und unverändert zu
für 16,819,023, alſo um beinahe 400,000 Pfd. St. mehr wie :
behaupten, ſo daß eine Verminderung in dem Werth der edlen Metalle, ſen es durch natürliche Urſachen , z. B. einen vermehrten
der ausgegeben . Das iſt großentheils nach dem Continent gee gangen , und zu einem nicht unbedeutenden Theil Amerika ente
Zufluß aus den Minen , fey eß durch geſegmåßige Mittel, wie die Creirung von Creditpapieren, die auf Verlangen zahlsar find, keinen Bruch eines Geldvertrags involvirt, ſo nachtheilig fie auch dem Gläubiger ſeyn mag ; eben ſo aber liefert auch ein erhöhter Begehr nach edlen Metallen oder ein verminderter Zufluß aus den Minen keinen Grund zum Einſchreiten des Staats in die Bes dingungen des Contracts, wodurd, derſelbe zu Gunſten des Schuldners gebrochen würde." Hier iſt alſo der Fall von Ueber. fluß, wie von Mangel an edlen Metallen ganz flar in Vorauss berechnung gezogen ; die Schritte geſchahen in den Jahren 1819 unb 1822 mit folcher Sachfenntniß, die Uebereinſtimmung im
zogen worden .
Der europäiſche Continent kann von der Silbers
währung nicht abgeben, und in Amerifa fteht jeßt die Frage zur Entſcheidung. Fält dieſe für alleinige Silberwährung aus, ſo muß Frankreich folgen, und England ſteht dann mit ſeiner Goldwährung allein.
Wir haben dieſe legtern Schlußfolgerungen ohne audy nur einen Seitenblick auf die Lage und Verhältniſſe des jeßigen Mini fteriums burchgeführt, uut finden und auch ießt zum Schluß bloß
beranlaßt, auf den Zuſammenhang, in welchen die Goldfrage mit ten politiſchen Verhältniſſen ſteht, hinzubeuten. Dab Lorb
Lande iſt ſo groß, daß, ſo bedeutend die Gdwierigkeiten durch
Derby und ør. Difraeli ihre Anſichten hinſichtlich ter gebrüdten
die Unhaltbarkeit der Silbermünze werden mögen, dennoch die
Lage des Aderbaues nichts geändert haben, braucht feines Beweis
Goldwährung in England aufrecht erhalten bleiben wird.
ſed ; wenn aber das Zuftrömen des Goldes die induſtrielle und
Welche Folgen dieſe Lage der Dinge für den äußern şans del unb Verkehr Englanbø haben werde, das läßt fich wohl mit feiner Art von Sicherheit vorausſagen. Der Continent muß, das ift fein Zweifel, dem Beiſpiel Hollande folgen und wird ſeine Rechnungen in Silber führen, während England zur Golds
materielle Thätigkeit des Volfe ungemein geſteigert hat, wenn
währung faſt verurtheilt iſt, mit der nachtheiligen Zugabe, ſeine
Fich ſogar in Folge desſelben die Preiſe etwas heben, ſo wird
auch der Druck der auf der acerbauenden Claſſe laſtet, dadurch geminbert, und die Nothwendigkeit einer ſehr unpopulären Maaß. regel, der Wiedereinführung eines Rornzone, hinauðgeſchoben , wenn auch nicht aufgehoben . Es iſt in der Shat unbegreiflich , und
jepige Silbermünze nicht halten zu können. Dieſe Verlegenheit . läßt ſich nur aus einer factioſen Oppoſition erklären, daß man wird die Regierung, wie die großen Capitaliſten, deren Vers
die behutſame Haltung des Miniſteriums in Bezug auf die fiß
mögen mit dem Sinfen des Goldwerthes abnimmt, veranlaſſen , allem aufzubieten , um ben böſen Augenblic hinauszuſchieben . Die Bank ſucht deßhalb in England wie im Ausland, den Golde
liche Kornfrage ſo ſchonung &lo8 ale ein Schwanken bezeichnet, durch das man fich zwiſchen zwei Parteien mitten inne behaupe ten möchte. Wenn es einer Partei nicht erlaubt iſt, dieſen Vors
münzen eine größere Verbreitung zu geben, um die Entwerthung
wurf irgend jemand zu machen , ſo iſt es gewiß die der Whigs.
zuundhindern, fie erweitert ihren Gredit, ſeßt ihren Zindfuß herab Ueberdieß hat das anerkannte Organ ber Lorne oder wenn man ſucht die fremden Börſen , ſo namentlich gegenwärtig die lieber wil der conſervativen Partei, das Quarterly Review franzöftiche , von fich abhängig zu machen , um die Annahme eines alleinigen Silberfußes und die Erklärung der Goldmünzen zur þanbelewaare zu hindern. Manche Uinftande deuten darauf
(März 1852), in einem Aufſaß, der den ſehr bezeichnenden Titel : California versus Free trade führt, ſich ſehr deutlich und unums
hin, daß legtereg von der franzöſiſchen Regierung in neuerer
zwei Monate ſpäter, nicht mehr ſo verwundert anſtellen ſollte. Die Stelle heißt : „ Umſtände fönnen eintreten -- wir ſagen dieß
Zeit als feindſelige Maaßregel gegen England beabſichtigt war, daß es aber wegen der alebaldigen Repreſſalien , welche die enga liſden Capitaliſten gegen die Pariſer Börſe üben fonnten , unters laffen wurde. Aehnliche Bemühungen, wenn gleich in ganz an. derer Weiſe, ſcheinen auch von Seite des engliſchen Geldmarkte in Nordamerika ftattzufinden , und ein Vorſchreiten im Sinne des
Corwinſchen Vorſchlags wäre ein Sieg der engliſchen Intereſſen . Ob man gerade in Nordamerika, wo ſeit geraumer Zeit die
Herrſchaft der engliſchen Geldariſtofratie ſo ſchwer gefühlt wird, darauf eingeht, muß vorerſt noch bezweifelt werden, um ſo mehr als im ganzen übrigen Amerika factiſch nur eine Silberwährung gilt, und die Nordamerikaner fidh im Verkehr mit dem übrigen Amerika großen Unbequemlichkeiten auslegen würden. Ein Bes weiß hiefür liegt ſchon darin, daß die Münzverſchlechterung dem
wunden über dieſen Punkt au &geſprochen , ſo daß man fich jeßt, mit großem Bedacht - baß es ber Klugheit gemäß iſt, der Wieber
auflegung der Schußzölle fich zu enthalten , wenn auch das nächſte Parlament ihnen günſtig ſeyn ſollte; eben ſo fönnen Umſtände die
Nothwendigkeit ergeben, in irgend einer Form die Ackerbauer zu ers leichtern, wenn auch die Wahlen ihren Intereſſen ungünſtig ausfallen. Beflimmte Erklärungen in Bezug auf rein politiſche Maaßregeln find vielleicht zuläſſig, wenn aber die Sicherheit und Wohlfahrt großer Claſſen des Volfs in Frage ſteht, wenn möglicher Weiſe niemand ſagen fann, welche Umſtände die Geſeggebung in dies ſem Punft influenciren mögen, dann neigen wir uns zu Der Anſicht, daß abſolute Entſchlüſſe über das was geſchehen ſoll
ober nicht, Entſchlüſſe die auf rein abſtracte Gründe gebaut, und in tiefer Unwiſſenheit über das, was die Zukunft bringen fann,
487
coan
gefaßt ſeyn können, nicht nur unpolitiſch , ſondern verbrecheriſch find, und wahrſcheinlich feine andere Folge haben werden, ale
gieinlich vollfåndiges Bild von dem dinefiſchen Theater zu machen .
neue Glaſfenfriegeftatt der alten Parteifriege zu entzünden ."
wir es erwartet hatten . Laßt und vielmehr ſehen : Wer iſt wohl jener
Der Titel und die ganze Tendenz des Artifele laſſen feinen Zwei fel übrig, was unter den unbefannten Umſtänden , die möglicher
Weiſe in der Zukunft eintreten , gemeint iſt. Es iſt die Golds frage, die jeden Augenblick fich gegen England entſcheiden kann, ſobald Franfreich und Nordamerika , burch zur alleinigen Silberwährung übergeben , fann der Werth des Golded in wenigen Procent finfen, und in gleichem Maaße
die Umſtände gebrängt , wie Holland. Dann Jahren um 10 bis 15 werden alle Schuldner
und Steuerzahler Englands, die aderbauenben Claſſen voran, er
leichtert ; alle Erzeuger , ſoweit ſie ihre Conſumenten in England finden , genießen dann einen factiſchen Schußzou , der ſo groß iſt, als der Fall bed Golbwerths beträgt . Hat alio bie jest ans Ruber gefommene Partei nicht ein Recht zu ſagen, daß Fälle eintreten fönnten, wo man unter feiner Bedingung zum Schuß
ſyſtem zurüdkehren fann ? Vermag bie engliſche Regierung ben Umfang der Golbau &beute und die Einwirkung derſelben auf die
verſchiedenen Länder jeßt ſchon zu berechnen ? Die Capitaliſten , daß money interest, wird allem aufbieten , um eß nicht zur Ents werthung del Golbe8 kommen zu laſſen ; die Induſtriellen , die für den Weltmarft arbeiten, gleichfalle , weil fie nach dem Golds
preid in England zahlen müſſen , und in andern Ländern nach dem im Verhältniß zu dem geſunkenen Golbwerth nothwendig und unvers
meiblich geſunfenen Curs bezahlt werden ; aber die Agerbauer find unbedingt für die Erhaltung der Goldwährung und würden einem Fallen der Goldpreiſe mit Vergnügen entgegenſehen , denn für ſie könnte nur Vortheil daraus hervorgehen . Sie und die arbeiten. den Claſſen mit ihnen werden jeber Veränderung der Goldwähs
rung fich widerſeßen , und vereint mit den Maſſen auch zuverläſſig Sieger im Rampf bleiben . Dieſe Conſequenzen beuten auf die mannichfachen Folgen hin , welche die Vermehrung des Golded nachziehen fann, und zeigen, wie ſehr fte in die politiſchen
Fragen, wenigſtens Englande , hineingreift.
Der Hafen von Schang - Hai und die Chineſen im
Auch hier erſchien unſern Begriffen China weit weniger fremdartig als lumpigte Burſche der aus der Coulifle tritt ? Iſt es nicht eine dem Publicum auf den Boulevarde wohlbefannte Geſtalt, etwas verwandt mit Robert Macaire , dem Böſewicht, der und ſo unbefangen erzählt, wie er einen Menſchen umgebracht hat ? Ilnd bei der Erinnerung an dieſe ſcheufliche That reibt der Gräßliche fich die Hände, lacht aus vollem Kalſe, und flößt ein Jubelgeſchrei aue. Nun fömmt einer gegangen, der ihn anſpridit, ihm Thee und Samſdu anbietet, feine Gitelfeit ans regt und endlich ihm ſein Geheimniß entlodt. Al& der Mörder ſeine Unthat eingeſtanden hat , vermuthet er ſogleich , daß er einen Richter vor fich hat. Nun verſucht er ſeine Gefändniſſe zurüđzunehmen , macht plößlich ein unſchuldiges Geſicht, bemüht fich die Leichtgläubigfeit zu verſpotten , mit der feine unwahrſcheinliche Erzählung aufgenommen worden, und legt ſo viele Feinheit in ſein Spiel, vervielfältigt ſo natürs lich den Austrud ſeines Geſichtes, den Ton ſeiner Stimme, daß, ohne ein Wort von der chineſiſchen Sprache zu verſtehen, es unmöglich war, nicht zu errathen , was zwiſchen ihm und dem Mandarinen vorgehe. Die Klugheit und Geſchidlichkeit des Richtero fiegen am Ende über die Schlauheit des Verbrechere , und er wird den Trabanten übergeben, .
welche ihn fortſd leppen . Nun folgt ein anderes Stüd , ein anderer
Mandarine ! Dieſer hat eine noch weit ſchwierigere Sache aufzufláren, feinere Fäden zu entwirren. Gine junge Frau hat ihren Geliebten unter dem ehelichen Dache aufgenommen . Vor einem mit tauſend Lederbiffen be:
ladenen Tiſche fißend, ſcheinen die beiden Schuldigen ſo gemütheruhig wie Adam und Eva in den Schatten des irdiſchen Paradieſes. Sie haben gånzlich vergeſſen, daß es einen Gatten auf der Welt gibt ; dieſer Uebers låſtige tritt plößlich auf. Der Don Juan hat nur Zeit fich unter dem Bette , einem geräumigen Bette von Ning.po zu verbergen, das durch ein vierediges Zeltbach bedeckt iſt , und eher einem kleinen Zimmerohen gleicht. Nach einigen Augenbliden legt fidh der Ehemann nieder und ſchläft ein ; die junge Frau fißt am andern Ende des Gemaches und ſcheint in tiefes Nachſinnen verſunfen, aber plößlich zeigt ſich ein Dieb an dem Fenſter , das halb offen fieht. Mit einem Blid hat er alles überſdaut; die Frau hat ihn nicht erblidt, und wird bald fich nieders legen oder hinausgehen. Es genügt daher fich irgendwo während einiger Minuten zu verſtecken ; der Dieb ſteigt auf das Bett und fauert fich zwiſchen die Bretter. Der Gatte ſcheint indeß im Schlafe des Gerechten zu ruhen ; ſeine Frau nähert ſich ihm, unterſucht ſeine Augenlieder, ſeine Athemzüge : er ſæläft. Nun ruft ſie ihren Geliebten herbei, der ver: drießlich genug der Freiſtåtte entſchlüpft, wo er ſich verborgen hatte. .
Worden . (Schluß .)
Oegen Ende der Mahlzeit gab Lin s kwai das Zeichen , nicht, ben Vorhang aufzuziehen, ſondern zum Erſcheinen der Schauſpieler und dem Beginnen deſſen , was die Cantonneſen in ihrem engliſch - chinefiſchen Kauderwelích Sing-ſong benannt haben. In einer weiten Vorhalle fißend, hatten wir hinter und eine wunderlich auogeſchnittene Wand, welche mit durchfichtigem Papier überflebt war ; Laternen, dahinten aufs gehängt , beleuchteten alle Zeichnungen dieſes Wandſchirms mit phans $
taftiſdem Lichte. Lin-fwai hatte ein fleines Tiſchchen mit Malergeråthe
und einigen Blättern Papier vor fich hinſegen laſſen, und zeichnete ohne Vorbild bald eine Ente, die im Schlamme plátſchert, bald einen Rrebe oder eine Blume .
Währenddem erfreuten wir uns an den Düften der
Manillacigarren und ſahen die wandernde Truppe allen Reichthum ihres Repertorium8 vor und entfalten ; hiftoriſches Trauerſpiel, Drama, Oper, Liederſpiel, Pantomimen und Ballet, Feenzauber, Kraftſtüđe, Gauflers ſprünge, alles ging an einem einzigen Tage vor unſern Augen vorüber, und Danf unſeren gefälligen Dolmetſchern , vermochten wir uns ein 1 Wir habeu oben Beiſpieleweiſe angenommen, daß das Gold um 25 Wenn in einem folden Falle Korn in England eingeführt würde, und daſelbſt der Weizen 50 Sq. ftände, fo würde er mit Gold ju dieſem Preiſe bezahlt, dieß Gold würde aber in ländern mit einer Silber: Procent fiele
währung nur 37,5 Sch. werth reyn ; um dieſe 25 Proc. wäre der engliſche Aderbauer, deſſen Verbindlicfeiten mit dem geſunfenen Goldwerthe niật geſtiegen wäreu , geſchüßt.
Bei dieſer unerwarteten Erſcheinung gibt der Dieb von ſeinem Betts himmel herab ſein Erſtaunen zu erkennen. Wer hatte das gedacht ? ſcheint er zu ſagen . Wie groß iſt ſein Ontfeßen als er die Frau ein darfgeſchliffened Beil her beiholen fieht, dat fie ihrem Geliebten hinreicht, und ihn durch Reden und Gebärben auffordert ſie von ihrem Gatten
zu befreien ! Der Geliebte weigert fich, láßt die mörderiſche Waffe fallen und will entfliehen. Seine Mitſchuldige hält ihn zurück. Er ſoll ihn auf der Stelle tödten oder ſie wedt ihren Gatten und überliefert den Verführer, deſſen Liebe vor dem Verbrechen zurüdbebt, ſeiner Rache. muß geſchehen. So flerbe er dann ! Der Geliebte führt den tödlichen Streich, der Gatte ſtirbt, und die beiden Schuldigen entfernen fich nad tauſend Liebloſungen Arm in Arm . Der erſchrodene Dieb iſt allein zurüdgeblieben ; er ſteigt von ſeinem Verſted herab. Wenn man bes denft, wie friedfertig die chineſiſchen Diebe geſinnt find, wie unerbittlich die Richter gegen die Mörder verfahren , wird man begreifen , welche Gile dieſer in ſeiner verdächtigen lage hatte , dieſes hölliſche Haus zu verlaſſen . Zum linglud für den Dieb haben die Mörder die Thüre !
verſchloſſen; es bleibt ihm noch das Fenſter übrig. Soon betritt ſein Fuß das Gefimſe und er will auf die Straße ſpringen, al& plößlich der Nichter von Tao -fwang vorüberfömmt.
Was ſoll das heißen, ein Mann
der aus dem Fenſter ſpringt ? Werden auf ſolche Weiſe die Gereße beobachtet ? Man bringt ein ; man ergreift den Schelm . Jm Bett ein Grmordeter ! Dein Proceß wird nicht lange dauern, gib dich zufrieden. Aber ich bin unſchuldig , dieſer Mann wurde auf das Anftiften ſeiner
488
soon
Frau ermordet. Die ſchöne Erfindung! Und wie wahrſcheinlich ! Wie ? dieſes junge Weib, dad fein Geſicht zerfraßt, und fich ganz von Sinnen über die Leiche ihres Gatten hinwirft, welches ſterben will, da auch er aufgehört zu leben , dieſe junge Frau hätte den Arm eines Mörders
halt zu Schang:hai war zu kurz geweſen , als daß er auf den Gefunds
bewaffnet! Zurüd du Lügner ! bereite dich, die Strafe deines Verbrediens
vorzuziehen wäre. Fiſche, Wild, Schlachtvieh find in lieberfluß vorhan:
zu empfangen. Die Trabanten und die niedern Mandarinen haben nicht
den und äußerſt wohlfeil. Die Kälte , weldhe zu Schanghai herrſcht, und die ſcharfe Luft , welche man von November bis zum Mai dort einathmet, erſeßen bald die durch das Tropenflima geſchwächten Kräfte. Alles ſcheint daher den europäiſchen Bandel nach dieſem Hafen zu ziehen,
die Dbliegenheit in dem Herzen der Frauen leſen zu können . Man
muß mindeſtens ein Mitglied des Collegiums der Han-lin ſeyn , um das zu vermögen Der arme Dieb würde alſo das Opfer eines traurigen Mißverſtändniſſes werden , wenn nicht ein Mandarin höhern Nanged dazwiſchen fáme, die wahren Schuldigen endlich entdecte, deren Urtheil nach langen Debatten von dem Richter ausgeſprochen wird. Die Gerechtigkeit hat ihren Lauf, und darum laßt die Todten ruhen. Os ift nun fein Verbrecherpaar mehr , ſondern eine reizende Gruppe, welche die Bühne einnimunt. In Gegenwart eines Oreiſes in weitem .
braunem Gewande mit einem Strohhut , der einem Großpapa oder
einem Eremiten gleicht, überlaſſen fich ein Jüngling und ein Mädchen den heiterſten Spielen , und entwideln alle Anmuth ihres Jugendalters. Der Greig lächelt zu dieſem Beginnen, und während die fröhlichen Rin: der ihm alle ihre Freuden vorzählen , folgt er mit nachſichtigem Auge ihren anmuthigen Gebärden .
Der Entwurf dieſes Balleto iſt das ein:
fachfte, was man fich denfen fann , aber die Bewegungen der Tänzer fann. find ſo harmoniſch, ſo weich, daß man fich nicht ſatt daran ſehen
Al dieß iſt ru ſüß und friſch wie eine 3oylle.
Zwei Gefühle ſtreiten fich in dem Herzen des Chineſen ; die Liebe zu dem Geburtelande und die Liebe für ſeine Angehörigen . Nach dieſen unſduldigen Freuden eines Großvaters ſehen wir den Schmerz eines Gelehrten in gelber Jade, der das himmliſche Reich verlaſſen hat, um
die Natur in der Mandſchurei zu fludiren ; e$ thut ihm nun leið um das ſchöne China, das er ſo leichtſinnig verlaſſen hat ; er fingt ſeinen Kummer auf eine flagende Weiſe , indem ſein Gefang von der Sad: pfeife begleitet wird. Laß deinen Thránen freien Lauf , unglüdlicher Chineſe , aber entfage der Hoffnung dein Vaterland wieder zu ſehen. Wie ſollte der Mandſchu -Rönig einen Mann ziehen laſſen, aus dem er ſeinen erften Miniſter machen wil ? Er ſendet dem berühmten Fremden zwei Mandarinen zu, welche verſuchen, ihn durch die reichſten Geſchenke zu verloden. Der Gelehrte wendet lachte den Kopf ab . Schmeicheleien find fruchtlos; vielleicht wird die Furcht ihn befiegen . Zwei wilde Thiere fommen brüllend auf die Bühne ; rothe Beinfleider zeigen ſich unter dem Felle das ſie bedeckt.
Wie es nun auch mit dieſen Beſtien
beſchaffen ſeyn mag, ſeyen es verfleidete Höflinge oder wahrhafte Viers füßer, der Gelehrte zieht, nachdem er im erſten Schreck einige Thränen vergoſſen, ſeinen Säbel heraus, ſürzt ſich auf die lingethüme und dieſe werben zu ſeinen unterthänigen Dienern. Die Erfolgloſigkeit dieſer
leßtern Prüfung entmuthigt ſeine Widerſacher, und dem chineſiſchen .
Drpheus wird die Gnade zu Theil , abermals die große Mauer übers ſchreiten zu dürfen , während er die Tiger der Mandidurei an der Leine führt.
Seit 250 Jahren fißen die Tataren auf dem Throne , welchen die Dynaſtie deo Ming glorreich eingenommen hatte ; ihr Wille wird in dem ganzen Reiche geachtet, aber auf den Brettern müſſen fie ſtets unter: liegen. Ein Ballet am Shluß zeigte und noch Chineſen und Tataren im Handgemenge. Leßtere waren durch große ſchwarze Teufel dargeſtellt, denen ein Chineſe, nado Anreden ſo lange wie die Hectors oder Diomede, niemals verfehlte einige tüchtige Säbelhiebe oder Lanzenſtöße zu verſeßen.
Das Ganze endigte damit, daß der Gieger auf den Schultern der Krieger unter Triumphgeſchrei umhergetragen wurde. Bei dem Anblic ſo verſchiedenartiger Darſtellungen war es ſpäte Naot geworden, ehe wir und der Gaſtfreundſchaft der Mandarinen ent: reißen fonnten , von dem wir zwei Tage ſpäter für Abſchied nahmen. Gin günftiger Wind förderte unſere Abfahrt , immer und ſchon am
heitszuſtand unſerer Mannſchaft hätte günſtig einwirfen können . Indeß fonnten wir dennoch bemeſſen ,I um wie vieles dieſer Anferplaß den Rheden von Macao und Canton während der größten Theils dee Jahres !
zum Nachtheil deſſen von Canton. Dieſe beiden Márfte haben bis jeßt jeder ſeine beſondere Wichtigfeit; 260 Meilen von einander entfernt theilen ſie ſich in die Erzeugniſſe des chineſiſchen Kaiſerreiches. Thee und beſonders ſchwarzer Thee aus Fofien fährt fort nach Canton ge bracht zu werden, während der Seidehandel fich zu Schang:hai concen trirt. Im Jahre 1849 ſandte dieſer leßtere Hafen ſechemal weniger Thee und zweimal mehr Seide nach den Vereinigten Staaten als der ſüdliche Marft. Wollte man indeß nur den Vorrang brittiſcher Manu:
facturen und europäiſcher Producte in Betracht ziehen , ſo würde jest idon Sdang:hai den erſten Rang unter den Hafen des himmliſchen Reichs einnehmen ; allein Canton iſt der Marft für Indien. Nach dieſem leßtern Hafen ſendet die Präſidentſchaft Bombay alljährlich rohe Baumwolle im Werthe von 25 Mill. Fr. , während die nördliden Pros vinzen, welche Baumwolle wohlfeil und in Menge anbauen , feiner Gin : fuhr bedürfen . Die Rüdſidhten , welche das Aderbau : Intereſſe des engliſchen Indien erfordert, werden wahrſcheinlich hinreichen , um die Regierung von Groß
britannien zu verhindern, hauptſächlich den Norben von China ing Auge zu faſſen . Die Amerifaner werden nicht durch ſolche Bedenfen abgehal: ten , und ihr Handel dehnt ſich zu Sang hai weit mehr aus als zu Canton . Die Groberung von Californien iſt in mehr als einer Hinſicht
von ungeheurer Wichtigkeit. Der Beriß dieſes neuen Staates hat nicht allein die amerifaniſche Union mit metalliſchen Schäßen ausgeſtattet, welche unerſchöpflich cheinen ; er hat ihn auch den Weg nach dem himm: liſchen Reiche geöffnet , und den Horizont dieſer mächtigen Demofratie
beträchtlich vergrößert. Es iſt auch nicht zu bezweifeln , daß in Kürze die amerifaniſche Union mit England fich in die Kundſdaft des chines fiſchen Reiches theilen wird. Neben dieſen großen rivaliſirenden In: tereſſen verſchwinden die geringeren. Rußland tauſcht zu Kiachta ſein Pelzwerf gegen chineſiſchen Thee aus ; die ſpaniſchen Inſeln ſchiden in Hungerjahren einige Schiffsladungen Reis nach Canton oder Schang:hai. Holland führt die Erzeugniſſe ſeiner Colonien ein. Andere Flaggen zeigen ſich nur zufällig an den Küſten des himmliſchen Reidyes , wie die preußiſche, portugieſiſche, die däniſche und die der Hanſefladte. Was Frankreich betrifft, deſſen Handel einen ſo bedeutenden Plat in dem Weltverkehr einnimmt, ſo ſteht es auf feiner höhern Stufe als
der geringſte dieſer Staaten in dem europäiſchen Handel mit China . Deßhalb bleibt ihm im Norden von China wie in den ſüdlichen Pro: vinzen nur die Aufgabe der Beobachtung, bis vielleicht die politiſchen Verhältniſſe fich ändern und es ſeinen moraliſchen Ginfluß geltend machen fann, wo es bis jeßt darauf verzichten mußte, ſeine Politif auf dem Boden materieller Intereſſen zu befeſtigen .
Mi scelle n. Runfelrúbenzuderfabrif in Deſeret.
Die Mormonen
ſcheinen fich von außerer Zufuhr , die allerdings für ſie ſehr fortſpielig
iſt, möglichſt frei machen zu wollen ; fürzlich find von Ranesville 50 Wagen nach dem Salzſee abgegangen , welche die Maſchinerie zu einer Nunfelrúbenzuderfabrik fortſchaffen , die jährlich mindeſtens 260 Donnen Zucker liefern kann. (Shipp. Gaz. 13 Mai.)
.
Zahl der S d enfen im Departement du Nord . Das.
11 Februar anferten wir vor dem Dorfe Bolſlung, wo wir günſtige felbe roll nahe an 1800 Søenken zählen ,ſo daß auf 64 Ginwohner eine Schenfe kommt. (Journ, du Comm. d'Anvers. 18 .
Fluth Howarteten , um in den Yang- tſe -fiang einzulaufen. Unſer Aufents Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Mai.)
Verantwortlicher Redacteur Dr.
D. Widenm a n n.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Ur. 123.
22 Mai 1852.
Beiträge zur Sittenkunde der Wordafrikaner.
der Bruber mißtraut dem Bruber, der Nachbar bem Nachbarn, und in dem größten Duar der Araber, wie in der armſeligſten
(Bon Karl zil )
16. Der Terrorismus unter dem General Negrier. Abnahme des Straßenraubes. - Diebſtähle . - Mittel den Dieb zur Rückgabe des Geſtohlenen zu bewegen. -
Abdallah’8 weiſer Nath.
Sriba ber Kabylen , entfernen fich Vater und Mutter feine zehn
Schritte von dem Zeli oder dem Gurbie, ohne den zurüdbleiben . den Kindern die größte Wachſamkeit und Aufſicht anzuempfeh
ban und die Barneta. – Die geſtohlene Kugelform.
len. Viehbiebſtähle fommen noch ſehr oft vor, und eiſerne Fuß feſſeln für ſeine Thiere ſind für den Reiſenden oder den 3äger
In der Provinz Conſtantine haben die Meuchels und Raub. morbe feit der Begründung der franzöſiſchen Herrichaft baſelbſt
ber im Freien zu übernachten genöthigt iſt, und der nicht Gefahr laufen will ſeinen Weg zu Fuß fortſegen zu müſſen , eine unents
Mein Bankier.
Der Zur:
bedeutend abgenommen, und ihre Zahl verringert ſich von Jahr
behrliche Sade. Hausbiebſtähle find an der Lagedordnung, und
zu Jahr . Der Terrorismus unter dem General Negrier, dem bermaligen Dberbefehléhaber der Provinz, war unſtreitig eine nothwendige und nüßliche Demonſtration, um den wilden unbän-
mitten in der Sriba fommt balb dieſe8 balb jeneß abhanden ,
digen Sinn der Eingebornen zu brechen, und die böſen Neiguns
zigen zu trauen rey, und daß es demjenigen, der fich noch keine
gen und Gewohnheiten derſelben im Zaum zu halten . Jedem eines Mordes oder eine Diebſtahls überwieſenen Araber oder
Entwendung zu ſchulden fommen laſſen , bloß an einer günſtigen
Kabylen warb, ohne weitern Proceß, ber Kopf abgeſchlagen , unb
oder dem Raib ob, in folchen Fällen amtliche Unterſuchungen und
die zahlreichen Hinrichtungen , deren oft fünfzehn bis zwanzig an einem Sage ſtatthatten , erfüllten die Gemüther mit Schreden. Die Einheimiſchen, welche bis dahin fein anderes Recht, als
þauðviſtten anzuſtellen, und der Dieb fommt im Entdeckungefalle nicht gut dabei weg ; gewöhnlich aber bleiben alle Bemühungen
Das Recht des Stärfern gekannt hatten, hielten jeßt die Auês übung desſelben von Seiten der Eroberer für einen verdams mung&würdigen Mißbrauch , und wünſchten fich Glück als bas
ſchwiegene Erbe, in welcher er das Entwendete begräbt, bis die
militäriſche Schredendſyſtem einer regelmäßigen Gerechtigkeites
oberhauptes in Anſpruch, und ſchlägt ſeinen eigenen Weg ein,
pflege Play machte, um ſo mehr, da man durch Beibehaltung
um wieder zu ſeinem Eigenthum zu gelangen.
Deo mohammebaniſchen Coder, in Sachen der Mohammebaner,
bei der Dichemmah, von welcher vielleicht gar ſein Dieb ein Mit
nicht zu ſehr gegen ihre Gewohnheiten anſtieß. Die Verfügung, vermöge welcher feber Stamm für ein, auf ſeinem Territorium
glieb ift ; er flucht, ſchimpft und droht auf das ungebärbigſte, ſeine Mitbürger hören ihn gleidhmüthig an und fordern ihn dann
begangeneß Verbrechen, deſſen Urheber nicht zu entdecken iſt, vers antwortlich gemacht wurde, ließ fte nach und nach auf ihre gewohnten Mäubereien mit bewaffneter Hand berzichten, und wenn
auf zu erklären, auf wen er Verdacht habe, was er ſich wohl zu thun hütet, ba ihm der Beſchuldigte, wenn er denſelben nicht mit
hier und da noch ein Straßenraub oder Meuchelmord verübt
wird, ſo iſt derſelbe meiſten8, wenigſtens was die Provinz Conftantine betrifft, Wegelagerern aus den bie jeßt unabhängig gebliebenen Gebieten zuzuſchreiben .
ohne daß man auf irgend jemand einen beſondern Verdacht haben könnte, ba e allgemein angenommen iſt, daß keinem eins
Gelegenheit Dazu gefehlt habe.
Nun liegt es wohl dem Scheich
in dieſer Hinſicht ohne Erfolg, da der Schulbige nur die ber Sache in Vergeſſenheit gekommen iſt, zur Gehlerin hat.
Der
Beftohlene nimmt daher ſelten bie Dazwiſchenkunft des Stamm Er ſchlägt Lärm
Zeugen überweiſen fann, frech ins Angeſicht läugnet und ihm dylimme Hanbel ſucht. Er läßt fich daher abweiſen , denn er hat
ſeinen Zweck erreicht: der begangene Diebſtahl iſt das Geſpräch
oder vor den Galeeren zu Toulon den Angriffen und Räube-
der ganzen Griba, und einer der Gegenſtand des Argwohng und Der Aufſicht det anbern geworden. Nach Berlauf einiger Zeit, nachdem jedermann bie Sache abgethan und vergeſſen glaubte, verſammelt der Kläger von neuem die Dichemmah, und erklärt
reien auf den, von den Europäern bereiðten Straßen ein Ziel
jest beſtimmt, daß er ſeinen Dieb fenne und die nöthigen Beweiſe
feßte, ſo iſt dagegen der Diebſtahl, ber im Finſtern ſchleicht und
liefern fönne, daß er aber den Thäter nicht ins Verderben brin. gen wolle, wenn er ihm das Entwendete auf irgend eine Art heimlicher Weiſe zurüderſtatten wolle, er gebe ihm acht Lage Zeit, nach welcher Friſt er die Sache vor dem Kaid anhängig
Wenn aber die Furcht vor dem Yatagan des Scharfrichtere,
fich mit allem begnügt, was nicht nagelfeſt iſt, ſowohl in den Militärs als auch in Den Civilterritorien noch eine ſehr gewöhns
liche Landplage. Die Eingebornen haben den Hang zum Stehlen mit auf die Welt gebracht, und das Beiſpiel des Vaters und der Mutter entwickelt und vervollkommnet die guten Anlagen der G8 mißt immer einer den andern nach rich felbft ab : Kinder .
machen würde. Dieſe Lift bringt ſehr oft die gewünſchte Wir. fung hervor, und der Beſtohlene findet ſein Gut auf ſeinem Neber
(Strobmeiler) oder an fonft einem andern Drt, den er oft zu
wo
490
beſuchen im Fall iſt, niebergelegt. Auf dieſe Weiſe wurde einem, in einem einſam gelegenen Gurbie wohnenden Rabylen meiner
mal gemahnt zu werden, dieſer Summen auf bloße Vorweiſung
Nachbarſchaft zwei große Töpfe mit geſalzener Butter, und einer
ein Rumi einen Eingebornen , der nur über die Gränze zu gehen brauche, um fich jeder Verfolgung zu entziehen, mit dem Trang. port derſelben beauftragen könne. Abdallah, der übrigens dieſes Zutrauen zu jeder Zeit und in allen Stücken rechtfertigte, war nicht wenig ſtolz darauf mein intimer Geſchäftåmann zu ſeyn '; er ſuchte den Kabylen auf ſeine Art den Mechanismus des Banks weſens auseinanderzuſeßen , wobei er eß hinſichtlich meiner Vers bindung mit Hrn . Laffaigne an verſchiebenen Uebertreibungen und Zufägen ſeiner Erfindung nicht fehlen ließ, ſo daß legterer
Frau ihre filbernen Dhrengehänge wieder nächtlicher Weile zus rüdgebracht. Ich war ſchon längſt mit mir darüber einig, was von den ebeln Eigenſchaften der Gingebornen zu halten ſey, und wenn ich fte je hätte vergeſſen können, ſo waren bie gleid) bei meiner Ans
kunft in der Sriba ſo zu ſagen unter meinen Augen zu meinem Nachtheil verübten fleinen Diebftähle mehr als hinreichend, mir dieſelben wieder ins Gedächtniß zu rufen. Dazu warnte mich
immer einer vor dem andern, was mich zu der natürlichen Fol gerung führen mußte, daß feiner einen Schuß Pulver werth ſey.
Feber ließ es fich angelegen regn mir alle möglichen Verhaltung8 regeln anzugeben, wie ich mein Eigenthum wahren fönne, um mir baburch einen vortheilhaften Begriff von ſeiner perſönliden Reblichkeit und ſeiner beſondern Freundſchaft für mich zu geben : ich ſolle z. B. nie ausgehen , ohne jemand zur Bewachung meis
eines Papiers ſo leicht wieder entäußern, unb bann brittene, wie
bald allgemein für einen großen Banfier galt . Wenn nun je einer oder der andere mit Abbalah nach der Stadt reiste, und dann den berübmten Bankier mit eigener Hand an einer bledyer nen Kaffeefanne arbeiten ſab, ſo fonnte er wieder nicht begreifen wie ein ſo reicher Mann ſo gar feine Fantaſia madhe und ſelbſt mit ſeinen Arbeitern Hand anlege ; es ward aber dann meinem
Geſchäfteträger leicht dem Erſtaunten zu beweiſen, daß gerade
net Gurbie zurücfzulaſſen, nach Sonnenuntergang nie jemand, die Käufer,beren Chef ſelbft mitarbeite und wenigAufwand der nicht zuvor angerufen und fich erkennen laffen , in die Nähe madhe, die
ſolideſten ſeyen , und Hr. Laſſaigne fland nach wie vor
meiner Wohnung fommen laſſen , ſondern vielmehr auf jeden, der
,
nicht gleich auf den Ruf : „ asch kun !" (Wer ba !) antworten
bei ihnen im Ruf eines großen Capitaliſten . Bei den fern von den Städten lebenben Kabylen geht alles, was nicht auf ihre
bei
würde, unverzüglich Feuer geben ; beſonders folle ich mir vor den
eigene Lebenéweiſe Bezug hat, weit über ihren Horizont, und
nächtlich ſtreifenden Harami's ( Sündern, Spigbuben) in Acht nehmen, und bei jedem anhaltenden Bellen meiner Hunde nie ermangeln ſogleich aufzuſtehen und vorfichtig nachzuſehen u . dgl. Dieſe Vorſicht&maaßregeln waren mir aber durch eine lange Ge. wohnheit längſt zur andern Natur geworden, und der bienſtwillige
ihre gänzliche Unwiſſenhiit hinſichtlich der geſellſchaftlichen Vere
Rath meiner guten Nachbarn war daher ganz überflüffig. Abballah, der Luniſer, der mir von Zeit zu Zeit meine Aufträge in der fernen Stabt beſorgte, gab tair in dieſer Hinſicht den beſten Rath : nach ihm wäre die Gewißheit in meinem Gurbie eine
namhafte Summe Geldes zu finden , das einzige was Nachtdiebe
hältniſſe der Europäer fann daher nimand auffallen .
Das franzöſiſche Sprüchwort ſagt wohl : „ L'habit ne fait pas le moine" , indeſſen wird doch nur derjenige, der eine Rutte trägt, von der Menge für einen Mönch gehalten. Im civilifirten Europa verſchafft ein eleganter Anzug bem Fremden eine Aufa nahme, wie ſie ihm nie unter einem groben Kittel zu Theil gee worben wäre ; eben ſo meffen bie Gingebornen Nordafrifa's die ſociale Stellung eines Unbefannten nad ſeiner Kleidung ab, ohne daß derſelbe, bei einem vortheilhaften Leußern, auf einen
zu einem Einbruchsverſuch bewegen könnte, ich ſolle daher nie
höhern Grab ihrer Achtung oder ihres zutrauen
mehr Gelb vorräthig haben als erforderlich ſeh, von einer ſeiner Reiſen nach der Stadt zur andern meinen Bedürfniſſen zu ents ſprechen, und im Fall ich zu irgend einem Anfauf einer ftarkeren Summe betürfte, dieſelbe birect aus der Stadt fommen laſſen . Dieſe meine Verfahrungeweiſe warb durch ſeine Vermittelung in der ganzen Gegend bekannt, und ich galt balb für einen grunde reichen Mann, der nur ein Papier nach der Stadt zu ſchiden brauche, um fich auf der Stelle jede beliebige Summe zu verſchaffen , aber auch zugleich für einen verſchmigten Patron, der ſeine Duero's wohl zu bewahren wiſſe. Zu Philippeville hatte ich früher die Bekanntſchaft deß Hrn. Laſſaigne, eines Verwandten des verſtorbenen Mechanikus Laſſaigne,
machen fann. Nur derjenige, der fich ihnen in Tracht unb Sitten zu nähern ſucht, fann fich einigermaßen ihre Freundſchaft erwerben, inſofern nämlich dieſes Gefühl mit ihrem idhmußigen Egoiếmus verträglich iſt. Ein einfached Iuch in Form eines Turbans um den Kopf geſchlungen, gilt bei ihnen für ein Zeis chen der ſtillſchweigenden Anerfennung der Vorzüge des 3elamies mus, oder doch für eine liebenewürdige, ihnen bewieſene Auf merkſamkeit, die ftets dankbar anerkannt wird, während eine Müße oder Kappe, die fte El-Barneta nennen, als die gewöhne liche Kopfbedeckung der Rumis, ein Gegenſtand ihrer Berachtung und ihres Spotted iſt. Die ärmern Kabylen faufen wohl hin und wieder einen alten franzöſiſchen Rod, um denſelben während
aus dem naturhiſtoriſchen Muſeum zu Paris, und des Chemiker8 Laſſaigne, aus der Veterinärſchule zu Alfort, gemacht. Dieſer
der rauben Jahreszeit unter dem Burnuß zu tragen, allein feiner würde fich , ſes eß auch nur zum Scherz, die ſo berabſcheute
junge Mann war zwar weder Künſtler noch Profeſſor, wie vor
Barneta auflegen laſſen . 30h hatte nach dem Abzug meines
Anſprudy
genannte Mitglieder ſeiner Familie, ſondern nur ein beſcheibener
Gascogners eine Miligenkappe desſelben gefunden, und fie einem
Blechſchmieb, der fich durch ſeinen Fleiß und ſeine Rechtlichkeit eine unabhängige Stellung zu erwerben gewußt hatte. Bei ihm hatte ich meine Baarſchaft niebergelegt, er beſorgte mir während meine ganzen Aufenthalteß unter den Kabylen meine Geſchäfte
Fleinen Knaben aus der Sriba gegeben ; dieſer ſegte fie auf und lief triumphirend damit nach Hauſe, um ſie ſeinen Eltern zu
mit der größten Zuvorkommenheit, und bei ihm holte Abs
den Einfal, ben verrönten Kopfpuß auf den Dürren Gipfel einer
dalah die verſchiedenen kleinen Summen , deren ich für meine halbmonatlichen Auêgaben benöthigt war. Meine Kabylen woll.
Giche zu ſeben , und die jungen Männer der Sriba, die ohnehin den frühern Träger desſelben nicht zum beſten leiden modten,
ten lange nicht begreifen, erſtens, daß ein geſcheidter Mann irgend
beluftigten ſich ſpäter ein Scheibenſchießen darnach anzuſtellen.
einem Individuum ſo große Summen, wie fle folche vorausſeßten,
zeigen, wurde aber von ſeinem Vater derb abgeprügelt und mußte die arme Barneta wegwerfen. Ein luftiger Dräri (Junge) hatte
Der Jurban, zu beffen Gunſten ich mir dieſe fleine Ab
anvertrauen, zweitens, wie ſich dieſes Individuum, ohne zwanzig- lichweifung erlaubt habe, ſollte mich, nach der Verſicherung meis
491
ner guten Freunde und Nachbarn, gegen jeden unrechtmäßigen Gingriff in mein Gigenthum ficher ftellen : „Du bift ſo gut al8 einer der Unſrigen", ſagten fie, ,,bu meißt mehr bon ter reinen mohammebaniſchen Glaubendlehre, a18 ein ModlemsHanefi ', und
jeber würde es für eine Sünde halten, dir jegt, wo man dich
genauer fennt , auch nur eine Nadel zu entwenden ."
Id
jah
aber bald ein , daß ich mich ungeadytet dieſer Proteſtationen weit mehr vor der Schnellfingerigfeit meiner alles betaftenden Nach barn, als vor den nächtlichen Angriffen der Haramis in Acht zu
nehmen habe. G8 waren mir ſchon verſchiedene Kleinigkeiten abhanden gefommen , ohne daß ich e für nüßlich erachtete davon zu ſprechen ; bald aber verſchwand eine Kugelform , die mir
unentbehrlich war, und ich fal taß eg an der Zeit ſey auf Mittel zu finnen , um dieſem immer zunehmenden Unweſen ein Ende zu machen . Nach reiflicher Ueberlegung hielt ich es für das Zwecke mäßigſte, das Verfahren der Kabylen mit einigen meiner Doppels
ten Gigenſchaft ale Mitbewohner ber Sriba unb ale franzöſiſcher Unterthan angemeſſenen Modificationen nachzualmen . 3ch begab mich daher nach der Sriba , wo ich bie Didhemmah verſammelte, und derſelben mit acht fabyliſchen , beftigen Geſticulationen, Vera
wünſchungen und Drohungen meine Klage vorbrachte. Dieſe meine Ungebärdigfeit war keineswegs bloß eine unnöthige Somos die ; ich bezweckte Badurch einen allgemeinen Zuſammenlauf der ſämmtlichen Einwohnerſchaft, um der Sache die größtmögliche
Deffentlichkeit zu geben. Die Mitglieder der Dichemmah forber. ten mich auf, wie es in dergleichen Fällen gewöhnlich iſt, zu erflären , auf wen ich Verdacht habe, worauf ich dreiſt antwortete, Daß ich meinen Dieb ſehr wohl fenne, denſelben aber, da er einer meiner Mitbewohner der Sriba ſey, nidit ing Unglüd bringen wolle, wie er es verdient habe, wenn er ſich dazu verſtehen wolle, mir das Geſtohlene binnen acht Tagen auf irgend eine Weiſe
zurüdzuerſtatten, daß ich aber nach Verlauf dieſer Friſt mich bei der franzöſiſchen Behörde zu Bona beflagen würde, welche nach den franzöſiſchen Gefeßen die ganze Sriba für den Diebſtahl
son
Auf dieſelbe Weiſe famen noch berſchiedene andere , id mies fle
aber alle ingeſammt mit der Antwort ab, daß ich hier keinen Schritt mehr in dieſer Angelegenheit thun würbe, und den dem
Dieb geſtellten Termin ruhig abwarten wollte. Es waren fieben Tage vergangen . Ich hatte mich jeden Morgen vergeblich nach meiner Kugelform umgeſehen , und beo ichloß deßhalb eine legte Demonſtration zu machen . Am Abend Des flebenten Laged ließ ich verlauten, daß ich am folgenden Morgen den Kaid beſuchen würde, um durch ſeine Vermittlung meine Klage vor das arabiſche Bureau zu bringen . Noch ſpät in der Nacht famen die drei älteſten Männer aus der Griba,
um mich zu bewegen , den Termin noch um acht Tage zu ver längern ; ich zeigte mich aber unerbittlich, und fie verließen midh äußerſt ungehalten über meine Hartnäckigkeit. Am andern More gen früh wedte mich das Bellen meiner Hunde ; da aber ſchon der Tag zu grauen begann, ſo gab ich nicht weiter Acht darauf. Erſt beim Frühſtück fiel e& meinem Thomas ein, daß vielleicht mein Dieb das Geftohlene zurüdgebracht und das anhaltende Bellen unſerer Hunte veranlaßt habe. Ich 3d begab mich ſogleich hinaus um nachzuſehen , und fiehe da, über der Thür lag eine
große Schildfrötenſchale auf dem Schilfbach, und in derſelben meine Kugelform ! Noc an demſelben Morgen empfing ich die Olüdrüniche der ſämmtlichen Einwohner der Sriba ; alle vers malebeiten den Dieb und erſchöpften fich in Vermathungen , wer e8 Doch geweſen ſeyn fönnte; unter ihnen befand fich höchſt
wahrſcheinlich mein ehrlicher Finder und Zurüderſtatter, und fragte, wie die übrigen mit ſcheinheiliger Miene, wie einſt Judas beim Abendmahl : „Herr ! bin ich es ?" Von dieſer Zeit an wurde mir nie mehr das Geringſte ents wendet, und ich warb zuleßt ſo ficher, daß ich mich oft mit Thomas halbe Tage lang von meinem Gurbie entfernte, nachs dem ich bloß eine einfache Schnur, wie einen Neſtel, im Zidjad
ron einem Proften der von außen unverſchließbaren Thür zum andern geſpannt hatte.
verantwortlich machen und ſie zu einer beträchtlichen Arghteia verurtheilen würde. Nach dieſer beſtimmten Erflärung zog ich
Ein Bug mit der Häringsflotte.
mich in meinen Gurbie zurück, und überließ es meinen lieben Im Junius 1848 als der Rampf um politiſche Rechte in vielen
Freunden ihre Gloffen darüber zu machen . Die Didhemmah blieb noch über eine Stunde verſammelt, was mir die Ueberzeugung
gab, daß fie dieſen figlichen Fall, welcher der ſämmtlichen Gin. wohnerſchaft niadhibeilig werden konnte, in reifliche Erwägung
Ländern Europa't noch mit Wort und Waffe geführt wurde, ſaß ich in dem quo Mahagoniholz gezimmerten Longroom 1 bed Kriegebampfers „ Gerberug" im Hafen von Vliſſingen, und ſchöpfte aus deni „Algemeen Handelsblad" neugierig die Berichte über die Vorfälle in den aufgereg: n
zogen .
ten Ländern und beſonders meinem Vaterlande. Da das Schiff für den
Das Mittel begann zu wirken. Meine Rabhlen , die gar feine Luſt hatten in einer allgemeinen Arghteia begriffen zu were
Marineofficier Haus, Umgebung und dad ganze Dienſtesverhältniß als ein Mifrofo&mus in ſich ſchließt, fo denkt er auch nicht daran bei An funft im heimathliden Hafen ſein Fahrzeug zu verlaſſen , in welchem jede Bequemlichkeiten findet, er - freilich nur in nothdürftiger Art welde den Lantbewohnern das auf feftem Grund und Boden flebende Haus bietet. So kommt es denn oft wunderlich vor, daß man zur Zeit unſred Winters in demſelben Zimmer einen Ofen feßen muß, wo nocy vor wenigen Wochen die renfrechte Tropenſonne hineinſchien und man alle Fenſterden öffnete, um nur einige Kühlung durch den Luftſtrom zu
den , befragten jeßt ihre Erinnerungen , und ichon am andern Morgen fam Brahim Bu - Gerä , um mich zu benachrichten, daß
mein nädyſter Nachbar, Ali - Lifrab, ſich bei einem Mann der Guerbes gerühmt, Pulver und Blei in Menge zu beſigen, und demſelben eine Kugelform zu leihen verſprodhen habe. Raum hatte mich dieſer verlaſſen , als Ali.Lisrad ſeinerſeits mich zu benachrichtigen famn , daß Brahim Bu.Gera vor einigen Tagen
Kugeln gegoſſen, und als der junge Bu - Rghaba Darüber bei ihm eingetreten , ionell ein Ludh auf die Kugelform geworfen habe. Ich hielt aber nicht für nöthig , auf dieſe Mittheilungen bin Nachforidungen anzuſtellen , da mir beide audbrüdlich bemerkt
hatten, daß fie nicht ale Angeber figuriren wollten , und mir im Fall ich fie verrietbe , ale8 in
Angeſicht abläugnen würden.
bewirfen . Dieſes unſláten Aufenthalteo negen müſſen beſtandig , mag
auch fußtiefer Schnee unſre nördlichen Geſtabe bedecen , die leichten , luftigen Kleider in der heißen Zone, die weißen Beinfleider, Weſten und Jädden in Bereitſchaft gehalten werden, damit bei dem oft unerwartet fommenden Befehl zur Abreiſe nach Dit : oder Weſtintien jeder für dieſen Fall vorbereitet iſt. Auch wir erhielten am 2 Junius ein Schreiben vom Marinemini:
flerium mit dem Auftrage, und ſofort auf die Reiſe zu begeben ; dieß: · Die zwei Hauptſecten der Mohammedaner in Algerien ſind die Malefi und die Hanefi; zu der erſten bekennen ſich die Araber und Kabylen, zu der zweiten die Türfen und ihre Abfömmlinge.
! So wird auf einem Kriegsſchiffe der gemeinſchaftliche Salon der Officiere genannt .
492
goon
dheibe ideint fid in maßigen Schwingungen zu bewegen , und der ein:
mal aber ſollte unſer Zug nicht nach dem warmen Süden, ſondern nord: wärts nach den Shetlande : Inſeln , und zwar nach der Nhede von Letwid,
ſame Dampfer mitten in dieſer unvergleichlidhen Ginöde geht, die Wellen mit dem fråftigen Rade zerſchlagend, unverdroſſen nach der beſtimmten
der Hauptſtadt dieſer Inſeln, gehen . Der Zwed der Reiſe war « einbar fein ſehr großartiger. Gå handelte fich, ſo ſchnell als möglich die erſten Håringe , welche die in jenen Gewäſſern verſammelte Flotte gefangen und gepódelt haben würde, nad Vlardingen in Nordholland, dem Hauptfit
Himmelsregion. Hie und da ſchlägt eine Welle gewaltig ang Schiffs : boot, es dringt ein Theil auf& Verdeck und beſpült dasſelbe, ſo daß die falzige Fluth in didem Strahle durch die angebrachten Deffnungen wie:
der Unternehmer der Kåringsfiſcherei, zu bringen. Os galt aber zugleich
der abfließt. Der bald eintretende Regen jagte alle Schauluſtigen vom
den alten und in neuerer Zeit bedrohten Nuhm der Hollander unter
Verded hinab in die Cajüten , nur der wachthabende Dificier in den Regenmantel gehüllt, blieb fammt der zur Wache gehörigen Mannſchaft auf ſeinem Poften.
allen Nationen die erften und beſten Håringe nach allen Ländern Guro : pa's zu verſenden, wieder zu erringen . Bis dahin war es nämlich als Gefeß bei der Håringøflotte, welche eine vom Staate begünſtigte Coms pagnie bildet und unter einem Anführer ſteht, angenommen , daß der 24 Junius jedesmal der Tag ſeyn ſollte, an welchem die erſten Neße unter dem 60 Grade nördlider Breite in der Nähe der Shetlando- Inſeln
Der Pilote, deſſen Function , nachdem er ung ins tiefe Fahrwaſſer
1
gebracht, beendet war , verließ ung um 7 lihr , indem er mit ſeinem
Gehülſen in das einmaſtige Schiffchen flieg, welches bio jeßt mit dem Schlepptau an unſre Dampffregatte befeſtigt war.
ausgeworfen würden. Dieſe ſeit Jahrhunderten feſtgeſepte und beobach:
Da ein friſcher Wind aus Südweſt wehte , ſo wurden die Segel
tete Zeit des erſten Nepauswurfs ſchien mit der regelmäßigen Wan:
ausgeſpannt, und der ſonſt nicht ſehr eilfertige Cerberus lief durch die Gewalt zweier Elemente vorwärts geſchoben, 71/2 Meilen in der Wache. 1 Mit dem Eintritte der Nacht zogen die meiſten Officiere aus dem Longroom in ihre Cajüten, da ſie während eines Theileg der Nacht die Wache traf. Nur ber zahlmeiſter und der junge Paſſagier , ein Neffe des Commandanten, leiſleten mir Geſellſchaft.
derung des Håringe von Norden nach Süden übereinzuſtimmen, indem er ungefähr um die genannte Zeit auf der Höhe des 60 Grades gefun: den wurde. Aber fer es , daß man ſchon von jeher den Kåring auch vor dem von den alten Schiffern fortgeſeßten Zeitpunft in jenen Gewaſ: ſern gefunden hat, oder daß dieſer Waſſerbewohner in neuerer Zeit reine Reiſe nach den ſúblichen Zonen beſchleunigt, und Menſchen nachahmend, die wir ja aud gegenwärtig viel ſchneller reiſen als ehedem, genug e8 ift Thatſache, daß ausländiſche Häringsfiſcher, beſonders Hamburger, ſchon um Mitte Junius in der nördlichen Zone angelangt, ihre Neße auds
Den 6 Junius wedte mich idon früh der Lärm des von der Wadhe
fomnienden Officiers. Wenn dieſe Lebendigfeit auch nicht zu den Zart: heiten gerechnet werden fann, ſo hatte ſie doch die gute Folge, daß ich mich aus dem Lager erhob und auf dem Verdede des ſchönen Morgens mich erfreute , der nach den nächtlichen Regen auftagte. Dowohl ich don ſehr oft einen heitern Morgen in verſchiedenen Zonen zur See beobachtete, ſo erfüllt es mich doch jedeomal wieder mit Entzüden , wenn am Rande der großen nebelbededten Seefläche aus goldenen Wolfen das liebe Tagesgeſtirn fich erhebt, das dem Seemann beſonders als ficherer Führer durch die große Waſſerwüſte, wo feine Straße dem Reiſenden
warfen, feinen unbedeutenden Fang machten und reich beladen mit dem
Seeproducte in die Heimath zurüdfehrten, wo ſie den neuen Håring ver: kauften , als noch der Vlardinger-Schiffer ruhig ſein lange8 Thonpfeif: den im Zimmer rauchte und höchftens Anſtalten für die bevorſtehende Reiſe traf. Solches Zuvorkommen fremder Håringsfiſcher fonnte weter die holländiſche Nuhu, nodh die viel größere Gewinnſucht dulden . Es
1
die zu nehmende Richtung angibt und fein Marfftein ung ſagt , wie
wurde Daher in einer Verſammlung von Kaufleuten und greiſen Fiſchern , die wohl ſchon 50-60 Sommer hindurch vom Knabenalter an in den Gewäſſern der Nordſee ihrem Lebensberufe, dem Håringøfang, obgelegen hatten, beſchloſſen, daß fünftighin am 11 Junius die erſten Neße zum Håringefang ausgeworfen werden ſollten . Die Regierung ſanctionirte
weit wir vom geliebten heimathlichen Boden entfernt find, toppelt theuer feyn muß.
Es war ein Sonntag , der Dienſt bei der holländiſchen Marine ſchreibt vor , daß an dieſem Tage wo möglich Kirche gehalten werden ſollte, was denn auch um 9 Uhr geſchah. Gin Theil der Segel wurde hinweggenommen , um die Sawanfungen des Schiffes möglichſt zu ver: ringern ; dreinial lautete die Schiffoglode in eigenthümlichem Tacte, es erſchien die Schiffsmannſchaft in reinlich fefilichem Gewande, und man lag eine Predigt aus Van der Paleng Andachtsübungen für Seeleute“
durdy ihre Zuſtimmung dieſen Beſchluß , und verſprach jährlich ein
Kriegédampfſchiff mit der Flotte auszuſchiden , um ſo ſchnell als mögs lich den erſten ausgeſuchteften Fang ing Heimathland zu bringen. Dieſe Miſſion nun wurde und aufgetragen. Am 3 Junius des
Morgens lag der „ Cerberus“ bereits auf der Rhede , bereit die Reiſe anzutreten ; diejenigen Officiere und Mannſchaften , welche am Lande noch Geſchäfte zu beſorgen oder Beſuche zu machen hatten, wurden mit
die manches Erhebende enthielt, indem ſie ſich meiſtens über allgemeine Moral verbreitete , ohne viel in confeffionelle Specialitäten einzugehen. Mit geſpannter Andacht hörte die Mannſchaft zu, nur der wachthabende Officier ſammt den beim Steuerruder Beſchäftigten durften die ihrem
einer Schaluppe ang land gereßt um zur beſtimmten Stunde wieder am
Gafenfopf zu erſcheinen, wo die Sdaluppe ſchon wieder wartete. Auch der Pilote war bereits an Bord, um ung länge den ihm wohlbefannten Krümmungen der Sandbanke zu führen, die fich zahlreich und den Schiffen
Gefahr drohend an den Scheldemündungen ausbreiten.
Dienſte gewidmete Aufmerkſamkeit nicht theilen. Gin Gottesdienſt mit: ten in See entfernt, von allen lebenden Weſen, in einer ſchauerlichen Stille, die bloß durch das Geräuſch der aufſprißenden Wellen, und das Gefrade der Raaen und Maſten unterbrochen wird, hat etwas Erhabenes und den Glauben an eine Gottheit Kräftigendes an fich , wenn man
Nachmittag
4 Uhr verließen wir die Rhede, und fuhren den Feſtungswerfen des alten
Vliſſingen und den Sanddünen, von welchen fich einige bis zu 120 Fuß erheben, vorbei, bis zum berühmten weſtfapelſden Deich, der
eine
bebenft, daß ſelbſt im unwirthlichen Ocean vernünftige Geſchöpfe ihren
die Inſel Waldhern
Aufenthalt finden , und ihre Anerkennung demjenigen bezeugen, „ber das
vor dem Gindringen der an dieſer Ede beſonders zur Zeit der Spring fluth gewaltig anſtrömenden Wogen der Nordſee ſhirmt ; dieſer Curs war NNW, und die Küſte verſchwand immer mehr hinter ung. Gegen Südoſt war noch der Badeort Domburg fichtbar, wo jährlich eine ziems lidhje Anzahl Curgåſte die Seebåder gebrauchen, ſo wie der ſchöne ſchlanfe Thurm des Nathhauſes zu Middelburg fich noch deutlich zeigte ; all mählich aber hüllten fich auch dieſe Gegenſtände in den Nebel des Şori
Meer und das Trodne geſchaffen “, und überall ſeine Creaturen beſchüßt.
künſtliche Fortſeßung der hier endigenden Dünen
zonte, den endlich nur die weißen Schaumſtreifen der Wellen bezeichneten. Da war ich nun wieder , wie ſchon in ſo manchen langen beſchwerde: vollen Reifen, in den Anblid von Himmel und Meer verſunfen , und meinen Gedanken über Vergangenheit und Zufunft überlaſſen . wölbten fich die grauen Haufenwolfen über uns, die grünliche Meeres:
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
( Fortſepung folgt.)
Vertrag Rothſchild & mit der englischen Münze. Gin Beweis, welden Zufluß von Gold man in England erwartet. Fann der genannte Vertrag geben , nach welchem Rothſchild fich für zehn Jahre verpflichtet, alle Gold- und Silberbarren , welche ihm der Gouverneur der Münze zuſchicft, zu raffiniren, vorausgeſeßt. daß fich die Maſſe des zugeſchidten Metalls nicht auf mehr als 400 Münzpfund und nicht auf weniger als 100 Münzpfund täglich belaufe. (Journ. du Comm. d'Anvers. 18 Mai .) ! Zeitraum von 4 Stunden, während welcher zur See die Officiere und Manns ſchaften die Wache verrichten müſſen .
Der Lag wird demnach in ſechs Waden
abgetheilt , teren jede einen eigenen Namen har.
Verantwortlicher Nedacteur Dr. & d. Widenmann.
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 24 Mai 1852.
ur. 124. Ethnographiſche Streifzüge ins Altertham 8. Die Finnen.
den nennt, wenn wir auch in dem neueſten Werke Fr. Kleed 1
bie in den nordiſchen Sagen aufgeführten Schwarzalfen mit den Lappen identificirt finden, ſo müſſen wir die Webauptung Kello
Es hat lange Zeit bie Anſicht geherrſcht, und Schlöjer hat
grens ( in dem Jahresbericht der deutſchen morgenländiſchen Ges
fte geradezu ausgeſprochen , daß die Finnen niemals eine Rolle in der Weltgeſchichte geſpielt hätten . War Der Saß auch zu
Tellichaft 1846), daß die große Wanderung der Finnen in ihre
ſchränkten Renntniß des Alterthume und den faum begonnenen
feßige Heimath erſt im fünften oder fechaten Jahrhundert unſrer Zeitrechnung vorgegangen ſey, nur mit großer Beſchränkung aufnehmen , ſelbſt tann wenn er Finnen und Lappen eniſchieden
philologiſchen Forſchungen eine Entſchuldigung für fich ; denn
trennt, wao troß der Sprachverſchiebenheit in allgemeinem Sinne
damals verſtand man unter dem finniſchen Volf nur die idimas den Stämme im Süben del baltiſchen Meeres, und die zwar
Doch mohl faum thunlich ift.
fener Zeit, wie jeßt, falſch, ſo hatte er doch damals bei der beo
zahlreichen, aber durch eine ſehr geringe Anzahl von Schweden beherrſchten Stämme im Norden bedſelben ; von den uraliſchen
Stämmen hatte man noch eine ſehr beſchränkte Kenntniß, wenn Schlöjer gleich die große Raumausdehnung des finniſchen Stams mes nach dem Ural hin wohl erfannte. Jegt hat ſich der Blid weiter auðgedehnt, aber auch in der Ibat ſo weit, daß wir bes reits durch den großen Umfang kaum minder in Verlegenheit ges
rathen, al& früher durch die allzu große Beſchränkung. Röhrig hat durch ſeine Forſchungen in philoſophiſcher und vergleichen . der Philologie, hauptſächlich in Bezug auf die Sprachen Centrale afieng“ und vollends die Einſicht in einen Sprachſtamm eröffnet,
deflen Berrſchaft von dem Ditmeer zwiſchen Aften und Amerifa bie weit hinein nach Europa reicht, ſomit ein größered, zu ſammenhängenderes Gebiet als der ariſche Stamm umfaßt, denn tunguftſch, mongoliſch, finniſch und türkiſch mit ihren zahlreichen Unterabtheilungen erſcheinen hier als eine faſt untrennbare Fa: milie, eine Verwandtſchaft, die uns um ſo mehr in Verlegens
Ohne einige Vorbemerkungen können wir nicht einmal die Finnen von den übrigen uralo-altaiſden Völfern ſcheiden, mit denen fie in alter Zeit in einem viel engern Zuſammenhang ge ftanden baben müſſen . Bekannt find bie fogenannten Didubens ſchürfe und Didubengräber, die Grabfelder einer untergegangenen Nation, wie man fich etwa zu poetiich ausgebrüdt hat. Sit bie Nation, ber jene Oråber unt die alten zahlreichen Spuren
von Bergbau angehörten, wirklich untergegangen , oder ift fie nur Jerſprengt, herabgefommen , durch den Einfluß frember Völfer mobificirt ? Die Tſchudengräber 2 ziehen ſich vom öftlichen Altai bie in europäiſche Rußland herein, haben troß mannichfacher Abweichungen , die fich jedoch meiſt burde den Unterſchied von Arm und Reidh erklären laſſen 3, eine große Familienähnlichkeit, erftreden fich nicht über 58° N. B. hinauß unb mindeſtens 45°
gegen Süben - die Gübgränzen derſelben ſind nicht beſtimmt C
umfaſſen alſo das Gebiet des Altai und den Thian. dan in der Breite unb gehen vom Quellgebiet der Selenga, ja bom mittlern Amurftrom weit ins europäiſche Rußlanb bers
befannt
heit feßt, ale fich darunter Stämme von phoftich ſehr berſdies dener Art finden , und die Verſchiebungen und Verpflanzungen der Völfer Veränderungen bewirft haben, beren Faben wir um
ein. Solche Erbaufwürfe, theils als Gräber, theils al8 lande marken, als Spähorte, zu errichten, iſt zwar eine ſehr weit ver
ſo weniger genau verfolgen, bis ießt wenigſtens trop aller Ar. beiten von Rellgren und Caftren nachweiſen können , als gar häufig bie Mittelglieder au @gefallen find. Wenn es z. B. feinem Zweifel unterliegt, daß die Baichfiren urſprünglich zum finniſchen Stamm gehörten, obgleich fie jeßt eine Turtiprache reben, wenn
bie Erdhügel im heutigen europäiſchen Rußland den finniichs
der finniſche Stamin der Syrjänen durch eine ſtarke Beimiſchung
von Mongolen weſentlich modificirt wurde , ſo feßt dieß Ver änderungen voraus, die mir nur wahrſcheinlich machen , nicht nadomeiſen fönnen . Wenn man vergleicheweiſe mit Sicherheit einige Nachrichten der Alten über die in Norboften bed mäotiſchen Sees wohnenden Völker auf finniſche Stämme deuten fönnen, wenn Tacitus ausdrüdlich bie Finnen im Nordoſten der Wenes
1 S. Ritſoin in einer neuerlichen Mittheilung über uffyjolet in der Nord. Biene Nr. 83 f. 6. d . J.
breitete Sitte, und man würbe wohl ſehr Unrecht haben, alle
uraliſchen Völfern zuzuſchreiben, aber der Zuſammenhang vom tiefen Aften bis nach Europa herein iſt zu auffallend , als daß · Om Nordens ældste Beboere og deres efterladte Minder. Kopenhagen 1852. Wir fennen das Wert bis jeßt bloß aus überfidts lichen Mittheilungen im Aftoublad Ne. 77. 82 u. 92 v. d. 3. 2 Wir “ brauchen hier wohl faum zu bemerfen, daß die Ruſſen fremde Völfer, und zwar namentlich bie ihnen im Nordoſten wohnenden finniſden mit dem Namen Iroud belegten ; fie trajen dieſe Droud, wohin fie nörds
lich und nordöſtlich vordrangen, und da die Gräber Erdbügel
im allgemeinen
deau bekanntlich enthalten viele derſelben keine Begräbniſ :
ſtätten abgeſehen von denen im weſtlichen und füdlichen Rußland bis über die Wolga herüber reichen, ſo iſt es ganz natürlich, daß die Ruſſen bei weiterem Vordringen gegen Diten die aufgefundenen Øräber immer wieder mit demſelben Namen benannt haben. 3 S. die Abhandlung C. Ritters. Aſien Bd. II. 325 ff. .
moservis
494
goon
wir fle nicht Einem , menn auch mannichfad) getheilten Volfe zus
ichreibt, ſo iſt nur zu bemerken, daß dieſe Schürfe und Gråber
ſchreiben ſollten . Lange Jahrhunderte muß dieß Volt theils nomadiſo, theils aderbauend in dieſem Gebiet@umfang gelebt,
noch weiter oftvärte biß zum Mittellauf des Amur reichen , daß wir ziemlich unzweifelhaft wiſſen, die Umgegend des Baifal fey einſt von türkiſchen Stämmen bewohnt geweſen , während jeßt der
und fich in ſehr umfaſſendem Maaße mit dem Bergbau, naments lich mit dem auf Kupfer und Gold beſchäftigt haben , denn in
Hauptiis des türkiſchen Stammes im Süden des Thianidan iſt, und im Nordoſten der Gobi nur noch ſehr ſchwade Reſte tür
ſehr vielen Sichubengräbern hat man Gold in bedeutender Menge gefunden, und Geräthe von Rupfer find eine ganz gewöhnliche Erſcheinung. Nimmt man hiezu die von den Alten uns aufs
fiſcher Stämme hauſen. Die Finnen waren es alſo nicht allein,
bewahrten Nachrichten, daß die Maſſageten, b. h. die ariſchen Völfer im Gebiet des Druß und Jarartes, von den nördlich wohnenden Völkern viel Gold , Kupfergeräthe und eherne
hatten, von der ſich noch viele Reſte in den Ijdubengräbern erhal. ten haben, ſondern wir müſſen die ihnen ſtamme und culture
Waffen bezogen haben ſollen , daß die fabelhaften Arima @pen das Gold aus dem innern nordöſtlichen Afien holten 1, ſo haben wir Anknüpfungepunfte jener mittem Bergbau beſchäftigten Völfer nach Süben und Südweſten hin. Kaum minder deutlich
iſt aber die Anfnüpfung mit dem Norden Europa's. Die älteſten germaniſchen Sagen im Norden ſprechen von den Schwarzalfen ald von Zwergen, bie mit der Gewinnung und Bearbeitung der Metalle mohl befannt find ; und in fo feindſeligem Verhältniß
auch die germaniſchen Einwanderer im Norden mit dieſen ältern Bewohnern ſtehen , ſo ſehr das ftolze hodgewachiene Geſchlecht ber ariſchen Eindringlinge die ichwächere fleinere finnenrace
welche den Bergbau trieben und eine eigenthümliche alte Schrift
verwandten Völfer fortführen bis zum Apfelgebirge und zum Amurſtrom . Was hat dieſe Cultur vernichtet ? Kaum läßt fich
eine andere Antwort darauf geben, als — die Kriege mit China . Durchliegt man die ältere Geſchichte dieſes Reiche, das nach
ben älteſten Berichten von vier Meeren umgeben mar – einen Ausbruck, deſſen Bedeutung wir ſogleich erläutern rollen ſo fann man ſich der Anſicht nicht erwehren, daß die früheſten Kämpfe dieſes Reiche in den erſten anderthalb Jahrtauſenden ſeines theils fabelhaften theils hiſtoriſchen Beſtandes gegen Süden -
ober vielmehr gegen Südweſten, gegen die jept noch wohl befanns
haßte und verfolgte, fo fonnte fie folche doch eben wegen ihrer
ten Miaotie, gerichtet waren, die freilich damals noch ein größeres Gebiet eingenmmen haben mögen, und daß die Kämpfe gegen Norben erſt ſpäter an die Heibe fommen, ja erſt ums J. 1000
Kenntniß in Gewinnung und Bereitung der Metalle nicht ents
vor unſerer Zeitrechnung bedeutender werden, dann unmittelbar
behren .
Steht die unläugbare, durch die noch vorhandenen Uebers
reſte alter Werfzeuge außer allen Zweifel geſtellte Kupferge. winnung der uralo -altaiſchen Völfer nicht mit dem ſogenannten Bronzezeitalter“ im Norben in Zuſammenhang ? Damit haben wir über Herkunft und Verwandtſchaft des
Volfe, deſſen Ueberreſte wir in den Tichubengräbern und Sichu denſchürfen finden noch nichts geſagt, doch geht unmittelbar der Zuſammenhang desſelben mit den ſpätern uraliſch-altaiſchen Völ
im Norden ſcheidet die Gobi oder Schamo das Culturreich von China hat im Dften und Süden dag Weltmeer, das dritte Meer iſt der Kufu.nor, von den Chineſen in alter Zeit das Weſtmeer genannt. Iſt nicht vielleicht die
den nördlichen Völfern .
bohe Gobi , welche erwieſener Maaßen ſeit dem leßten Jahrhuns
dert dürrer und waſſerärmer geworden, vor 3 bis 4000 Jahren
Bu der Zeit, mo Herodot ( 1. l.
viel wafferreicher, wenigſtens zur Zeit der Schneeſchmelze und Regen weithin überſchwemmt geweſen ? So gut ber Rufu- nor das Weſtmeer hieß, ſo gut fonnte die Schamo bas Nordmeer ſeyn ,
215) von dem häufigen Gebrauch des Goldes und Grzce bei den
und längere Zeit die Berührungen zwiſchen China und den nörds
Maſſageten berichtet, muß aljo jener norbiſche Bergbau noch mehr oder minder in Flor geweſen ſeyn . Später noch wiſſen wir durch
lichen Völfern ſehr erſchweren. Unbeläftigt von einem ſolchen Nachbar, wie China, konnten die Nationen des Altai fich auf den
tie nordiſche Sage von der Metallbearbeitung der Biarmier (Pers mier) . Zwiſchen beiben Berichten liegen 1000 bis 1200 Zabre. Was iſt in jenem Zeitraum vorgegangen, das dem Bergbau in Afien ein Ende machte, und die Bevölferung jenes Landes von
weiten Räumen friedlich entwideln, wenigſtens der in den Gebir
fern von ſelbſt daraus hervor.
450 bis 580 N. B. furchtbar decimirte ? Das wiſſen wir nicht, doch find uns einige Vermuthungen geſtattet. Wir wiſſen von Caftren, bem eifrigſten und gelehrteſten Forſcher des finniſchen
Alterthums, daß bei einer ſorgfältigen Verfolgung der finniſchen Wanderungen die leßten Spuren fich in den ſajandfiſchen und , 22 erzählen hier altaiſchen Bergen verlieren. „ Rody jeßt, ſagt er, die Tataren von dem hedlaugigen Stamm der Affaraf, welche ehemals in dieſen Ländern lebte, und wahrſcheinlich bie Grab hügel aufwarf, die man allenthalben in den hieſigen Steppen
gen lebhafte Theil, während der im Süden auf den ebenen Fläs dhen nomabiffrende Theil burch Raubluft gelodt mit den Chineſen handgemein wurde. Von Mu-Tang ( 1000 3. b. Chr. ) berichtet
die Geſchichte zuerſt mit Beſtimmtheit, daß er ernftliche Kriege mit den Völfern de Norben8, den Kuang - ſchung oder Barbarens
hunden , geführt habe, und dieß iſt um ſo wahrſcheinlicher, ale die Geſchichte auch von ihm berichtet, daß er ein leidenſchaftlicher
Freund von Pferden geweſen ſey, die damals noch in China ſels ten geweſen ; hätte China ſchon einen ſo flarken Verkehr, wie ſpäter, mit den nördlichen Völfern unterhalten , ſo hätte bieß nicht wohl der Fall ſeyn können. Die chineftiche Geſchichte fest
Uebereinſtimmend mit dieſen Ueberlieferungen berichtet
die Erbauung oder wenigſtens die Vollendung der großen Mauer etwa um8 7. 200 v. Chr. In dieſen Zeitraum von 600 Jahren
auch die chineſiſche Beſchichte, daß ein hellhaariges Bolf einft
müſſen alſo die wichtigſten Kriege mit den Völfern ded Nordens
findet.
norbwarte an dem Berge Langnu Dla wohnte, während üblich davon die Sürfen heimiſch ſeyn mochten . Unter dem helharigen
Volf muß man wahrſcheinlich die Finnen verſtehen .“ Wenn hier Caſtren die Tſchudenſchürfe im mittlern Altai ben finner -zus
fallen. Die unmittelbar darauf folgende Periode der Kan führte die Chineſen befanntlid bis in das Gebiet des Druð und Zarar te8 und wir haben zahlreiche Beweiſe der idlauen Politif, welche
die Häuptlinge der weſtaſiatiſchen Stämme gegen einander beste ; was wir aus dem füblichen Sheile durch hiſtoriſche Zeugniſſe
1 Was die Sage von den Greifen betrifft, die es bewahren ſollten, ſo iſt es merkwürdig, daß der Greif ein bet jeuen nordöſtlichen Völfern perehrtes Symbol geweſen ſeyn muß, denn man fand in den Tlouden : gräbern Abbildungen von Greifen . 2 S. Ausland vom vor. 3. Nr. 166.
wiſſen , das iſt zuverläſſig auch in den nördlichen Gegenben vor fich gegangen, und in den zwölf Jahrhunderten von Mu-wang 1 S. Ritters Erdkunde von Afien Bd. II. p. 158 ff.
495
Soon
( 1000 3. v. Chr.) biß zum Untergang der Han - Dynaſtie (223
und dasſelbe, und wenn e8 richtig iſt, daß die bergbauenben
nach Chr . ) müſſen die innern und äußern Kämpfe fallen , welche
tunguftſchen Dauren fich erſt vor den anbringenden Ruſſen zurüd. gezogen, ſo hatten wir eine Fortſegung des Bergbaued von den älte ften Seiten an bis in die neuern herein ; aber das Volf, das die Schürfen im füblichen liral grub , ftand gewiß bem in der Nähe
die Culturanfänge im Altai und Thiansichan vernichteten , bem
Aferbau und dem ein anfäffiges Leben vorausſeßenben Bergbau ein Onte machten.
Die aus der ſpätern Geſchide Dichingi& chang
und Timurs belannten Auðmorbungen ganzer Stämme können
tee Paifaljeee icon in uralter Zeit ſehr ferne.
einen Begriff geben, was hier in frühern Zeiten vorgegangen jeyn mag . Vergleiden wir die Nachrichten Herobote von der
daß in den goldreichen Gegenben von Bogoſlow& fi Samob an der obern Sojima (61° N. Br.), ia faum an der Tſchuſſomaja und
noch andauernden Gewinnung des Goldes im Altai und im Nors den mit den Angaben der chineſiſchen Geſchichte, ſo iſt es wahr. ſcheinlich , daß fich der Untergang jener berg- und acerbauenden
fle im Süden ſo reichlich find. Auch die alten Bergbauer hielten
Bevölkerung noch beſtimmter auf die Regierungszeit der Han feſtſeßen läßt. In dieſe Zeit fallen auch die großen Völferbewegungen im Drus- und Fararted- Gebiet, namentlich die Beres gungen der Alanen .
Genauered hierüber läßt fich erſt von Caſtren erwarten, der
&& ift auffallent,
am 3iſet ( 570—58 N. Br.) fich Tſchudenſchürfe finden , während fich alſo an das wärmere Land, und mieden bag fältere, wurden
aber durch die ſpätern Krieges und Raubzüge der Nomadenvólfer weiter nach Weſten und Norden gebrängt, und dadurch gerade ging auch ihr Bergbau unter, der in dem fältern Klima und bei der mühſeligen Gerrinnung des Lebensunterhalte ihnen zu läſtig war.
gegenwärtig im Auftrag und mit Unterſtüßung der ruſſiſchen Afademie ſeine umfangreichen ſprachlichen und alterthümlichen Sammlungen verarbeitet, bis ießt aber über die hiſtoriſchen Res
Der Punkt, über den wir ießt gar feine Auskunft mehr geben fönnen , bleibt immer der, wann und welche Völfer, ges drängt durch ihre nomadiſchen Brüder oder durch die Chineſen
fultate unſer: Wiſſens nichts veröffentlicht hat.
Er hat die Spus
am Eingang Guropa's, an dem von Ritter und H. Müller bem
ren der Samojeben verfolgt bis in die Steppen der Selenga,
zeichnend ſogenannten Völferthore, anlangten. Dieſer Punft hat
und ſeine Forſchungen über die Sprachen der Samojeben und
für uns ein beſonderes Intereſſe, nicht bloß, weil man wünſcht
Dftiafen führten ihn bis aufe Gebiet der türkiſchen unb mongos liſchen ; er hat gefunden , das nörblich vom Altai, wie innerhalb Deeſelben die „ Tatariftrung" und „Mongoliſirung“ der Dftiafenund Samojedenſtämme noch fortdauert, was ein ſtarkes Licht wirft
die mer frürdige Gridheinung der Hunnen zu erklären , ſondern auch weil ſich faum anders annehmen läßt, als daß die Ankunft dies
auf die Umwandlung der eigentlich finniſchen Stämme, z . B. ber Baidhfiren , in türkiſchredente. Caftren bat auf jeiner achtjährigen
Reiſe namentlich auch jeine Aufmerkſamkeit auf die ſogenannten
ſeg inneraſiatiſchen Volfe die in merkwürdigerweiſe auf einander folgenten finniſchen Völferzüge veranlaßte, welche von der Hunnens zeit an bis zur Ankunft der eigentlichen Turfvölfer und ſelbſt
noch über dieſe hinauß in dem Lande zwiſchen Ural und Raufa. ſus eine ſo hervorragende Rolle gejpielt haben.
Iſchubengräber und die darin zum Theil ſehr zablreichen Inſchrif. ten gerichtet, und wenn es ihm gelingen ſollte ſie zu entziffern,
(Schluß folgt.)
ſo möchte es an mannichfachen Aufflärungen nicht fehlen, wenn
Politiſche Geftaltung Araucaniens.
auch die hiſtoriſche Auebeute bei unſerer ſonſtigen Unbekanntſchaft
(Bulletin de la Soc. de géogr. Februar.)
mit der Geſchichte dieſer Völfer ſehr mager ausfallen dürfte. Eine Hauptſchwierigfeit in der Beurtheilung biejer uraliſch .
Themals wie jeßt war Araucanien in eine große Anzahl Stämme getheilt, deren jeder unter einem Cazifen fteht, deſſen Obergewalt erblich
altaiſchen Stämme iſt die troß ihrer unläugbaren ſprachlichen Verwandtſchaft große phyſiſche Verſchiedenheit, allein bieß Räthſel
ift.
löst fich vielleicht.
Nomadenvölfer in weiten, ziemlich gleich
gearteten Steppen fönnen zu einer erſtaunlichen Aehnlichkeit in der Körperbildung gelangen, und ihre Lebensweiſe theils zu Pferde, theild in rauchigen Jurten konnte zu einer Verunſtaltung nicht wenig beitragen, während ein fepbafted Volt in einem bers gigen Lande eine ganz andere körperliche Beſchaffenheit gewinnt. Welcher Unterſchieb herrſcht nicht z. B. in Kurdiſtan und in Belubidhiſtan zwiſchen der Bauern- und Kriegerfaſte , obgleich beide neben einander wohnen. Der lebhafte Bewohner der altais ichen Berggegenben mochte ein ganz anderes phyitiches Aeußere zei. gen als der wandernde Lürfe, Ralmüfe oder Mongole, und der Finne im ſüblichen Ural mit ſeinem ehemale rothen þaar und
ſeiner hellen Geſichtsfarbe mochte dem Europåer als ein ganz anderer Menſch erſcheinen , wie der nomadiſche, inneraſiatiſche Stamm, deſſen Haßlichkeit die Bewohner des Weſtend entſegte. Wie dem nun jeyn mag, die Sprachforſchung Röhrige bies ,
tet ein entſcheidendes Moment dar, indem er geradezu den Sap aufſtellt, daß die Völfer von dem Ditmeer von der Mündung Ded Amur an bis herein nach Europa, daß Tunguſen, Mongolen, Sürfen , Finnen ,. Samojeden und Lappen Giner Sprachfamilie
angehören.
Bölfer aus dieſer Familie müſſen die Didubens
ſchürfe gegraben haben und in den Tichudengräbern beerdigt ſeyn. Dieß Volf war aber auf dem weiten Raume gewiß nicht eine8
Ueber den Cazifen aber fanden die Toquis und Ulmene , eine Art
politiſcher und religiöſer Herrſcher, die durch die Berſammlungen der Vornehmern gewählt waren. Sie wachten über die allgemeinen Ans gelegenheiten und befehligten die Truppen. So hatte die Nation nur
Ginen Willen . Wenn Krieg drohte, benachrichtigten Läufer die einzels nen Cazifen , und Feuer auf den Berghöhen zeigten den Ort an , wo man fich verſammeln mußte. Jeßt beſtehen die Stellen der Toquid und
Ulmens nicht meht , nur die gewöhnlichen Cazifen haben fich erhalten, und dieſer Zufland der Dinge iſt die erſte Urſache der Schwäche der Nation. Jeder Cazife iſt unumſchränkter Herr in ſeinem Diftrict, und feiner hängt vom andern ab . Das Land iſt deßhalb in eine Menge
Fleiner Fürſtenthümer zertheilt, und in Folge der herrſchenden Giferſucht hängt das Schidfal des Volfe von der Laune der Ereigniffe ab.
Ein Bug mit der Häringsflotte. ( Fortſeßung .)
Mehrere Schiffe mit holländiſcher Flagge zeigten fich im Umfreiſe
des Horizonts. Go waren þåringsfiſcher, die denſelben Curs wie wir hielten ; die meiſten der Håringoſchiffe muchten wohl ſchon vor und nach den Norden geſegelt ſeyn. Da der Wind günſtig war , ſo wurde das den Dampf unterhaltende Feuer gelöſcht, und wir wurden bloß durdy die Kraft des Windes vorwärts getrieben. Die Wellen wurden etwas höber, ſo daß die Mittagtafel eine Perſon weniger hatte , nåmlich den Paſſagier, der an Seefrankheit litt.
Am Morgen des 5 Junius war das ganze Meer wie im Nebet gehúllt, eine Erſcheinung der man um ro öfter begegnet, je mehr man fich dem Norden nähert und die im Winter noch viel auffallender fick
496 zeigt. Sie hat ihren Grund in der höhern Temperatur der See in Vergleich mit der Luft, ſo daß die aufſteigenden Dünfte ſich als Nebels
bläschen condenſiren ; durch die Wärme der Sonnenſtrahlen aber lösten fich die Nebel wieder, und der heitere Himmel verließ und während des Tages nicht. Siebzehn Schiffe gåhlte ich im Umfreiſe um ung in ver: ſhiedener Ferne, wovon die meiſten unſern Curd hielten. Bei der Mits tageobſervation mit dem Sectanten ergab ſich, daß wir uns auf 550 10 nördlider Breite befanden . Gine auffallende Veränderung im Meer: waſſer fonnte man ſchon ſeit 11 Uhr bemerfen ; ſeine Farbe war nám : lich himmelblau, zugleich etwas milchartig getrübt, und man fonnte am
Horizont faum den linterſchied zwiſchen Luft und Waſſer wahrnehmen,
goon
Wir benúßten den folgenden Tag nach unſrer Anfunft zu einer
Grcurfion nach der Stadt und der Umgegend von Berwid ; der günſlige Anblid, den Lerwid bei der Anſicht von der Bay aus macht, verſchwindet, wie bei ſo manchem daß man in der Nähe betrachtet, großentheild, wenn man durch die Straßen geht. Bei einem Theile der Häuſer ſchien man ſeit einem halben Jahrhundert das Nepariren vergeſſen zu haben ; andre zwar nicht baufällig, trugen ſehr die Spuren innerer Unreinlichfeit, es müßte denn reyn , daß die Beſißer durch einen großen Gegenſaß von innen und außen den Eintretenden überraſchen wollten . Auch fehlt es dem Fremden vor ſeinen. Ausſteizen aus der Schaluppe bio ano Onde der Stadt nicht an Begleitung ; denn das junge Vettelvolt, welches an
ſo daß man wie in einen magiſchen Himmel fich verſeßt glaubte. Wir befanden und nämlich über der „ Doggersbank“, ein im Meere fich er. hebendes, doch nirgende die Oberfläche erreichendes Plateau, auf welcheo man in einer Tiefe von 80-200 Fuß ſtößt. In dieſer Nähe lieferten
die Anfunft von Holländern ſchon gewöhnt , ſeinen Spruch in dieſer
fich die engliſche und holländiſdhe Flotte im Jahre 1781 ein blutiges Sees treffen , wo zum leßtenmale die holländiſche Marine mit der engliſchen
Es befindet ſich auch ein holländiſder Conſul zu Lerwid, der und gleich bei unſrer Anfunft in der Bay beſuchte ; gutmüthig und arm wie er war , ſchien er vollfommen die dortige Population zu repräſentiren.
fich meſſen fonnte und Lorbeeren errang . Gegen fünf lihr verlor fich die eigenthümliche Färbung des Meereo, wir hatten wieder tiefer Waſſer unter ung. Bis halb zehn dauerte die Dämmerung, und müßig betrach: tete ich die phantaſtiſchen Wolfengeſtalten am weſtlichen Himmel , bio tiefes Dunfel das Meer einhüllte und die zahlloſen Welten des Sternens heeres fichtbar wurden. Auch im Meere wurde ein den Himmelsförpern
Sprache gelernt hat, damit nicht etwa vom Fremdling Unfenntniß der Engliſchen fimulirt werden fann , verläßt und nicht, ſondern es löst einer den andern getreulich ab .
Von ihm erfuhr ich manches über die Beſchaffenheit des Landes, ſo wie die Sitten und Lebenoweiſe ſeiner Bewohner. Neun Monate des Jahres hindurch bedürfen die Zimmer einer
bie
Wellen erzeugt, es war die bekannte und noch nicht hinreichend erflärte Phosphorescenz des Meerwaſſero.
fünftlichen Heizung, nämlich vom September bis Anfango Junius. Das Brennmaterial beſteht bei dem gånglichen Mangel an Wäldern aus Torf, wovon eine ungeheure Quantität aus den weitverbreiteten Moorgründen der Shetland8:Inſeln gewonnen wird. Forſcht man nach der Urſache des gånglichen Mangels an Laub- und Nadelbäumen , ſo findet man , daß
Am 6 Junius um 12 lihr hatten wir 59° 20 ' nördliche Breite ;
dieſe feineswegs in der niedrigen Temperatur dieſer Inſeln gelegen iſt,
ähnlicher, lebhafter Silberglanz von den vom Schiffe durchſchnittenen
.
die Temperatur in meiner Cajute war Mittago 12 uhr 8 /2° R., was etwa der Wärme deg füdlichen Deutſchlands im Munat April gleich: fommt. Nadmittags 3 Uhr bekamen wir die langgeftredten Felſen det
Shetlando - Inſeln zu Geſichte , und bald darauf fonnte man mehrere
da im Gegentheile die Kälte nie ſo erceffio wird wie Continente. Man verſicherte mic, daß troß der furzen die Sonne ſchon um 3 Uhr unter den Horizont finft , gebe wo der Schnee faum zwei Tage liegen bleibe, und
im Innern der Wintertage wo es doch Winter ſehr falte Tage
Spißen derſelben deutlicher unterſcheiden. Der Himmel flärte fich auf,
überhaupt zu den Seltenheiten gehörten. Aus den Beobachtungen 4· geht
wir hatten guten Wind und die Maſchine wirfte mit voller Kraft , ſo daß wir ſchon um 5 Uhr dem Lande ſehr nahe waren. Mäßig hohe,
hervor, daß die jährliche mittlere Temperatur zu Lerwid + 6° R. , die Wintertemperatur + 30 2, und die des Sommer8 + 9° 5 R. beträgt. Es iſt demnach der Winter dort weit milder als in vielen, ſelbſt 10 bis 15 Grad füdlicher gelegenen Ländern , aber die heftigen nördlichen und weſtlichen Winde , welche den größten Theil des Jahres hindurch dort wehen , ſcheinen die Zierbe der Pflanzenwelt, den Baum , in den
mit einem blaffen Grün überzogene, doch nirgente bewaldete Hügel er: hoben fich aus der dunklen beſchatteten Meeresflache, und an vielen
Stellen begränzen droffe dunkelgraue Felſen die See, deren ſchäumende Brandung beſtändig an fie anſchlágt, ſo daß bereits mehrere Aushöh: .
Lootſen auf , der auch bald erſchien und uns in die lieblich gelegene, von drei Seiten durch Anhöhen geſchüßte Bay von Lerwid brachte. Zum erſtenmale befand ich mich an einem Orte des hohen Nordens, während das Ziel meiner frühern Reiſen ſtets ein Tropenland war.
Statt det mannichfaltigen Gemiſches von Palmen und leicht beweglichen Bambus, ſo wie der mit Schlingpflanzen umwundenen Laubbäume, die dicht den Strand der Tropenländer begränzen, find hier die Hügel nur ſpårlich mit einer Moon : und Gradbeđe überzogen, während häufig das nadte Geftein zu Tage fömmut. Ueber jirangig mit der hollandiſden Flagge gezierte ztveimaftige
Håringeſchiffe mit breitem Riel und eigenthümlicher altholländiſcher Gone ſtruction lagen in der Bay zu Anfer, während noch 90 andere Schiffe
ähnlicher Art in andern Häfen der Shetlande- Inſeln fich Sefanden ; denn die Zahl der in jenem Jahr zur þåringefiſcherei verſammelten Schiffe betrug 113. Auch ein holländiſcher Kriegodpooner, die Amboina , lag hier zu Anfer. Seine Beſtimmung iſt während der ganzen Zeit des Håringøfanges, die bis zum October dauert, und wobei die Flotte dem Zuge des Wanderfiſches folgend, inimer ſüdlicher bis zu den holländiſchen Rüften herabrüdt, bei den Schiffen zu bleiben, die polizeiliche Aufſicht
zu führen , etwaige Conflicte der Capitáne mit der Mannſchaft oder Streitigfeiten der leßtern unter einander zu ſchließen, dem Schmuggels
handel, deur die Schiffer durchaus nicht abgeneigt ſind, zu begegnen, ſo wie endlich Neibungen mit Schiffen anderer Nationen , die etwa ihre Neße hier auswerfen, zu verhüten. Man glaubt beim Anblid der vielen roth:blau-weißen Flagen in einer holländiſden Bay fich zu befinden . Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
habendern Einwohnern gehörige, mit Mauern umgebene Gärten, in wele den Tannen., Birfen: und Eſchenbäumchen gepflanzt find, und die merf würdigerweiſe die Höhe der fie umgebenden und ſchüßenden Mauer nicht überſchreiten. Die Befißer verſicherten mich, daß öftere Bewohner von nahe gelegenen 3nſeln hieher fommen , um bieſe großen Pflanzen " zu ſehen , da ſie noch nie einen Baum zu Geſichte befamen. Meines Erachtens aber wäre es ſo ſchwer nicht Pflanzungen von Nabel : ober Laubwåldern auf den Shetland8-Inſeln anzulegen , wenn man nur dem Beiſpiele dieſer Gartenbeſiper folgent, die jungen Bäume beſonders gegen die Nordſeite mit einer Mauer beſchüßte. Würden eins mal einige Reihen farfer Bäume gediehen ſeyn, ſo könnten unter dem Schuße der alten Stämme andere Pflanzungen ſtatt haben. Dhne Zweifel würde dann ein ſolcher gegen die Nordwinde ſchüßender Wald das Klima der Shetlande: Inſeln Tehr verbeſſern, und es nicht nur dem von Stod: holm oder dem nördlichen Dänemark gleich Pellen, ſondern es würde ficha alo 3nſularflima der warmen Winter wegen als noch viel günſtiger und milder herausſtellen . ( Fortſeßung folgt.)
Die Sulupiraten. Die Befürchtungen, daß die Unterdrudung des Seeraube im indiſchen Archipel eine ſchwerere Arbeit werden würde als man erwartet, beſtätigen fich. Die Shipp. and Merc. Gaz. vom 19ten berichtet , daß drei engliſche Dampfboote von einem Kriegozug nach der Drtüfte Borneo's unverrichteter Dinge zurückgefehrt ſind. ! Sr. Dr. Pan Kampen , früher Urzt zu Lerwid, hatte die Süte mir ſeine meteorologiſchen Journale zur Einſicht zu geben. .
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Scbens der Völker. 0我 " 125 .
25 Mai 1852
gehörig in einander greifen, ſonſt bauert der Krieg wieder wie
Der birmaniſche Krieg
das erſtemal zwei Jahre.
ſcheint ben Engländern feine ſehr angenehme Aubficht zu eröffnen ,
bebeuten
Die Koſten werden ohnehin nicht uns
reyn .
nicht als ob ihnen bis jest irgend ein Unfall zugeſtoßen wäre,
fontern weil es allen Anſchein hat, daß fich der Krieg in die Länge zieht. Dhne daß man gerade irgend jemand einen bes
Ethnographiſche Streifzüge ins Alterthum.
ftimmten Vorwurf machen fönnte , bat fich die Ankunft der eng.
8. Die Finnen.
liſchen Iruppen und Schiffe ſehr verzögert, wenn auch nur um 14 Tage oder drei Wochen , allein ſo viel Zeit iſt gegenwärtig fehr foftſpielig ; denn während der heißen und regneriſchen Jahs
3n ben Völternamen liegt oft eine faſt unverwüſtliche Dauer, und wenn wir uns nur hüten, denſelben da, wo nomabiſche Vers
re & zeit iſt e8 unmöglich
hältniſſe angedeutet ſind, eine zu beſtimmte Localität anzuweiſen, und einzelnen Schaaren , die gerade durch eine Raub- und Kriege.
( Fortſeßung .)
etwa8 Bebeutendes gegen Birma zu
unternehmen, wenn man nicht muthwilig das Leben von Tauſen
lärm gemacht haben, zu große Bedeutung beizulegen, den auf& Spiel feßen und die ganze Erpedition dadurch gefährs zugperiode ſo werden wir ſo
benwid. écon hat die kurzeBerzögerung den uebermuth der wohl jobarebeneabieBlüchtigteit mander Erſcheinungenebenjo. wie die längere Dauer
Aufforderungen an Birmanen geſteigert, und die engliſden Commanbanten geſchidt. Solche Prahlereien wet. ben zwar balb verſtummen , wenn einmal Rangun ernſtlich be . ſchoffen wird, aber es fol viel beſſer befeſtigt ſeyn ale im 3.
1824, und jedenfallø iſt damit der Feldzug nicht zu Ende. Man erwartet, daß die Engländer mit ihrer Dampfflotte – im 3. 1824 hatten fie einen einzigen kleinen Dampfer bei fich – den Strom hinauffahren werden bie Prome, ftark brei Grate nördlich von Rangun , und daß man dort ein Lager beziehen wird, um den Spätherbſt, D. h. ben November abzuwarten, und dann auf Ava vorzurüden. Indijche Blätter bemerfen, die Engländer hätten im 3. 1825 einen Fehler gemacht, baß fie nicht bis zur Haupt ftabt vorgerückt, ſondern vier Marſche tavon ftehen geblieben Tegen ; die Bemerkung mag mit Rüdlichtnahme auf den Charafter dieſer Völfer gar nicht unrichtig ſeyn, denn das Grſcheinen eine fremben Heered in der Hauptſtadt hätte einen ganz andern Ginbrudt gemacht, namentlich auf die Maſſe be8 Volfe ; jest
glaubt dieß wieder ber engliſchen Macht ſpotten zu können, und es follen nicht weniger alé 100,000 Mann - wahrſcheinlich eine ftarfe Uebertreibung - zuſammengebracht ſeyn , um die verſdies
Den finniſchen Namen , der deutſchen Urſprunge ſcheint, finden wir nur im Norben, aber die verwandten Völfer im ſüblichen
.
Ural treten und viel früher entgegen ; Dazu gehören die Agathyr ſen, die Gerobot einmal in der Nähe der Donau aufführt, die
aber ſonſt von allen Schriftftellern in den fernen Nordoſten ver ießt werden. Man bat ben Namen vielfach zu deuten geſucht, und er würde mit ſo manchen andern einzelnen Stammnamen
wieder verſchwunden ſeyn, wenn nicht Jornandes ihn wieder unter der Form der Acatziren wieder auf die Bühne brachte. Der Stamm in der Nähe der Karpathen mag ein durch Raub reich
und der Heimath fremb gewordener geweſen ſein , denn fie vers ſchwinden hier wieder, aber ſie haben ein ſeltſames Antenfen ihrer
Verwandtichaft zurüdgelaſſen , indem verſchiedene ältere Schrifts ſteller berichten , daß ſte ihre Körper und ihre Haare blau bemalt hätten , eine Sitte, bie fich noch feßt bei einigen finniſchen Stam
bä
men, z. B. bei den Ditjafen findet. Ptolemäue, der fie ziemlich weit gegen Norden verſeßt, nennt neben ihnen die Aorſen, in denen man vielleicht die Urſa oder Erſab, einen der drei großen Zweige des finniſchen Stammer der Morbwa zu erfennen hat.
bieß verſpricht,
Solinus ießt die Agathurſen im dritten Jahrhundert auch an die
wenn auch feinen großen Widerſtand, doch einen ziemlich lang wierigen Feldzug, und man darf vor dem nächſten Frühjahr in feinem Fall einen Frieden erwarten, ſelbſt im günſtigſten Falle,
Wolga, Ammianus Marcelinu8 wiederholt beſſen Angabe vor Onbe des vierten und im fünften Jahrhundert führt Priøcus, der Ges
benn einige Monate werden die Truppen immerhin ton Prome
aufwärte nach der Hauptſtadt brauchen, ſelbſt ohne daß fich ihnen ein Feind entgegenſtellt. Zahlreiche Zögerungen in der Zufuhr
ziren - Jornanded ſchreibt Agazziri als ein von Attila beſiegtet funnenvolk auf. Sind nun die Hunnen Finnen, wie man in neueſter Zeit
von Proviant und andern Vorräthen dürfen bei dieſer Berechs
wiederholt behaupten wil ? Auf dieſe Frage kann man mit Ja
nung auch nicht eintreten .
Monate Zeit zum Feldzug vor ſich, vom November bis Ende
und Nein antworten. Der Name Huns fommt, wie wir früher ſchon erwähnt, in der iraniſchen Völfertafel vor, und ſcheint dort
März ; in dieſer Seit muß er vollendet werden, alles muß alſo
Völfer norbrärte der Safen oder Maſſageten zu bezeichnen, auch
denen angreifbaren Punfte zu beden.
Alle
Die Engländer haben höchſtens fünf
idhichtſchreiber der griechiſchen Geſandtſchaft an Attila, bie Alcats
woso
498
die armeniſchen Schriftſteller führen ben Namen mindeſtens ſchon im zweiten 3ahrhundert nach Chriftus auf, Ptolemäus führt fie
daß einige Byzantiner, š. B. Conſtantin Porph . von einem ſchwar. zen (uavon) Bulgarien reben , gerade wie ſpäter die arabiſchen
gleichfalls wiewohl in einer ziemlich verworrenen Stelle an, und
Geographen von weißen und ſchwarzen Chaſaren reben. 68 iſt alſo hier augenſcheinlich eine Vermengung der hellern finniſchen
Dionyſius Periegeteg berregt fte in den Norden des faſpis
fchen Meeres. Ganz unbefannt war alſo der Name in Europa
Race mit der Dunflern ächt türfiſchen im Zuge, und daß lepterer Beiſag gewiß nicht fehlte, zeigen die Titel, wie Chafan, Beg u ., die ächt türfiich ſind. Die Verwechelung und Verwirrung war alio nicht ſchwer und ſehr verzeihlico, um ſo mehr als ſpäter
ſchon vor ihrem großen Einbrud nicht; aber eben dieſer Eins bruch muß durch andere Vorgänge in Aften , Vorgänge, die uns unbekannt ſind, veranlaßt worben ſeyn, und unter den Hunnen
befanden fich Stämmeaus dem tiefern Aſien,deren frembartiges, Die Turtiprachen indieſem Gebiet terriegend wurden. Die Ans gaben , welche Frähn auß den arabiſden Schriftſtellern über die
häßliche Audjehen eben den ſtarfen Eindrud auf die europäis fchen Völfer machte, ben der eigentlichen Aunnen frühere Züge nach Aften burch den Paß von Derbend, ſowie die der Agathyr. ſen oder Acataziren in Europa nicht gemacht hatten. Der þunnenname ift zum 3rrlicht geworden, wie der Sfps
Chafaren geſammelt, ftehen unerſchüttert da : baß die Chaſaren eine von der türlichen verichiedene und mit der ber Bulgaren
gleiche Sprache gerebet bätten . Fügt man nun biezu , daß die ruſſiſchen Chroniften die Bulgaren al8 „ Ichub" bezeichnen , jo fan über ihre finniſche, von der türfiſchen verſchiedenen Abfunft fann wohl fein Zweifel ſeyn, wenn auch ichon zu den Zeiten der Hunnen und in den nächſten Jahrhunderten Jürfen in dieſe
thenname, denn man hat geraume Zeit alle die von Nordoſten
kommenden barbariſchen Völker darunter verſtanden ; daß er vor dem großen Einbruch ſchon dageweſen, daß er im Diten und Weften des Aril vorgefommen, Deutet ficher auf ein Stammland im jüdlichen Ural ; was den momentan fo furchtbaren Gins
Länder ſich eingebrängt haben ſollten.
Im ſechåten Jahrhundert treten die Awaren auf den Schau
bruch verurſachte, das werden wir wohl nicht mehr ergründen,
plas, verbringen zuerſt die Sabiren, überwältigen die Bulgaren und kommen herab an das Ufer des ſchwarzen Meeres, wo fie
um ſo weniger, als wir von der Ausbreitung und den Bewegun. gen der Völfer am jūböftlichen Ural ſo wenig oder vielmehr
fortziehen , bis ihnen an der untern Donau im ſüdlichen Ungarn feſtere Sige bleiben ; doch nicht alle find fortgezogen, wahrſcheinlich waren Meſte zurückgeblieben in der Nähe des Kaufaſus, und wurden von nachrüfenben fremden Shaaren ins Gebirge ge
gar nichts wiſſen . Dhne Attila ' hätten ſie wohl nie den groBen Ruf erhalten, und wären ein höchſt vorübergebenbe8 Meteor geweſen. Attila's Geiſtigab ihm einige Dauer, und ſeine Herrs
drängt, wo fich ihr Name noch findet.
ſchaft hat nicht nur die Völfer an den Karpathen und tiefer in Deutſchland in Bewegung gebracht, ſondern auch im Ural ſelbft: denn menn vorher nur einzelne Schwärme, die wir bem füblichen
Was
man
von
der
Sprache der leßtern fennt, ſpricht deutlich für finniſche Vers wandtſchaft, und wir müſſen beßhalb auch dieſen Stamm der
Finnenſtamm zuſchreiben müſſen , in folcher Bewegung waren , ſo kamen ſpäter Bulgaren, Sabiren, Awaren und Chaſaren, denen
großen Familie zuſchreiben, welche in dem weiten Umfang des
man allen mit großer Wahrſcheinlichkeit die finniſche Nationalis
ſüblichen Ural ſaß, und ſeit den erſten Jahrhunderten der chrift lichen Zeitrechnung in ſo ungewöhnliche Bewegung gerieth. Schon
tåt vindiciren fann, wie ſehr es auch von den meiſten dieſer Völker beſtritten worden iſt.
in der Mitte des fünften Jahrhunderts hatte man den Namen Awaren gehört, dann war er wieder verſchrounden ; erſt nad; der
Bulgaren find, wie Zeuß bemerft, bie nach Orten zurüds
Mitte be8 ſechsten Jahrhunderte ( 3. 558) tritt er wieder auf,
gedrängten Hunnen, und er führt Beweiſe genug an , daß man oft den einen für den andern Namen regt ; indeß muß doch der
und auffallenb genug mit ihr auch der türkiſche Herrſchertitel
Name ſchon früher befannt geweſen ſein, denn die armeniſchen Geſchichtſchreiber führen wiederholt Bulgaren auf, die über den Raufaſus drangen und denen man endlich dort land anxies .
gebraucht.
Chafan , den die Hunnen, ſo viel man immer weiß, noch nicht Zu den Seiten der Kunnen war alſo das Herandräns
gen der Türken, wenn überhaupt vorhanden, eine neue Thatſache, vielleicht der Anſtoß der finniſchen Bewegung ; zu den Seiten der Awaren, nid )t volle 200 Jahre ſpäter, ift eß eine feſtſtehende Shat ſache, die bereits ihren Einfluß auf bie Gitten und den Sprach gebrauch der Völfer geäußert hat . Die Awaren ſollen einer von
3hr Anführer babe Wund geheißen , und dieß Wort erinnert felbft wieder an die Hunnen . Die byzantiniſchen Chroniſten be.
haupten faſt ohne Ausnahme, dan Bulgaren und Hunnen einerlei Volt reben ; man feßt ihre Heimath an die Wolga, bahin wo
die Rama ſich in dieſelbe ergießt, und es iſt nicht unirahrſcheinlich ,
Zeuß citirien Stelle gemäß vor den Türfen geflohen ſeyn . Schaf Farif nimmt feinen Anſtand, Hunnen, Amaren , Jugren, Bulga.
daß die Slawen den Atil, D. h. Die Wolga , den Fluß der Bulo
ren , Chafaren , Bolowzer, Kumanen u. 1. m. Baſtardvölfer zu
garen nannten , und der Name Wolga fich von ihnen Herſchreibt 2,
nennen , die aus der Vermengung finniſcher und türfiſcher Stämme
aber nicht umgefehrt.
Die Bulgaren treten a18 gebieten des Volf | hervorgegangen, augenſcheinlich aber ſegt er dieſe Vermengung,
an der Donau auf, machen mit den ihnen unterworfenen
die unzweifelhaft vor fich gegangen, etwas zu früh an, denn
ſla
wiſchen Völfern Einfälle in8 griechiſche Gebiet, und nur alls i märe ſie ſchon in jener Zeit vom 3ten bis 6ten und 7ten Jahr mählich gewinnt dort die ſlawiſche Nationalität wieder das Uebers gewicht. Im Heimathlande an der Wolga oder dem Atil blieb
hundert erfolgt, jo hätten die arabiſchen Reiſenben im 10ten Jahrs
hundert nicht mehr den beſtimmten Unterichied zwiſchen Chalaren
die Hauptmacht figen, und dort finden wir ſie durd die Araber im zehnten Jahrhundert erwähnt, gerade unter demſelben Namen , wie früher im Abendlande; auch ſind befanntlich die Ruinen der Stadt Bulgar wieter aufgefunden worden.
Bemerkenswerıh iſt,
Dieſer Name foirmt noch jeßt bei den Awaren des Kaufaſub vor,
ſo wie Elaf, Balamir, Džingitzich und andere hunniſche Namen. 2 Es iſt dieß feinewegs gewiß, denn es fommt auch der Name Bu: laren und Bileren vor, von denen ſich dann fein Name wie Wolga ab: leiten ließe . Die Araber ſchreiben indeß ganz entſchieden Vulgar, und müſſen den Namen im fande ſelbſt gehört haben.
und Bulgaren einerſeits und den türkiſchen Stämmen auf der andern 1
ſowohl in Sprache als in phyſiicher Beſchaffenheit machen können . Die allerdings begonnene Verſchmelzung ging wohl hauptſächlich erſt im 13ten Jahrhundert nach dem Mongolenſturm vor ſich, der erſt die türkiſchen Völker in größerer Maſſe an die weſtlichſten Gränzen Aftens und bis nach Europa hereintrieb . Der Beweis hieron liegt in dem langen Beſtand des Reiche der hajaren , die im 7ten Jahrbuntert raid fich empordans
i gen , und Jahrhunderte lang vom Manytſch bis zur Wolga und
.
nosos
darüber hinaus herrſchten .
499
Db man die Agathörſen Herodots
mit den Acatziren von Zornanbe8 und andern Schriftſtellern aus derſelben Zeit identificiren darf, mag bahin geſtellt bleiben, oba wohl mehrere Gründe, namentlich die Angaben der georgiſchen Chro. nif aus der Mitte des 5ten Jahrhunderte, welche die Chaſaren
da erwähnen, wo byzantiniſche Schriftſteller bie A catziren auffüh . ren, dafür ſprechen ; 1 die orientaliſchen Søriftſteller, wie Ar. menier und Georgier, waren beffer in der Lage bie wahren Namen
fennen zu lernen, und ſprechen im 5ten und 6ten Jahrhundert wiederholt von Khagire, die aus dem Norden bereinbrachen und
Armenien bedrohten. Die Ghaſaren hatten alſo ſchon vor der Gründung ihres Reiche in der zweiten Hälfte des 7ten Jahrhuns berts eine Rolle geſpielt, und rückten allmählich vor, in dem Maaße
al8 Bulgaren und Awaren nach Weſten zogen ; die zurückgeblies benen Refte derſelben wurden zerſprengt, unterworfen , oder nach dem
Kaukaſus getrieben, der alten Zuflucht beſiegter Völker in jenen Gegenben. In der zweiten Hälfte des sten Jahrhunderts hatte ihre raich angewachſene Herrſchaft die größte Ausdehnung erreicht, und erſtrecte fich von den Ausläufern der Karpathen und dem
soon
Nationalität der Chaſaren , mit denen die Bulgaren Eine Sprache rebeten .
Wir haben alſo hier eine Kette von Völfern, von den Agathorſen Herobots an bis herab zu Magharen und Chararen, für deren finniſche Nationalität eine Menge Umſtände und Zeug niſſe ſprechen. Was die große Bewegung in den fübfinniſchen Stamm gebracht hat, wiſſen wir nicht mehr, daß die Gründe
Desſelben im Innern Aften zu ſuchen ſind, iſt jedoch außer Zweifel. Was auch an den obigen Angaben über den wahrſcheinlichen Zus ſammenhang der Begebenheiten und der Völfer unter einanber zweifelhaft ſeyn mag, die Richtigkeit der allgemeinen Anficht iſt
wohl faum abzuläugnen . Was die Meinung betrifft, daß Chaſaren, Awaren, Bulgaren Jürfen geweſen , ſo ſpricht nicht nur die Sprache der Magharen Dagegen, beren nähere Verwandtſchaft mit dem Finniſchen unzweifelhaft ift , ſondern die Nähe der Wohnfte
aller dieſer Völfer, die von den Schriftſtellern des Drients und Dccidente in das Land nördlich vom Lanaid, an die Wolga, kurz in die Verzweigungen des ſüblichen Ural verlegt werden .
In jo
früher Zeit iſt feine eigentlich türkiſche Herrſchaft, gegründet auf
Volfézahl anzunehmen ,,wenngleichder Unfos zu obernDnieprlaufbis zur unternWolgaundvonder Dea bie benüberwiegende Wanderungen der finniſden Völfer vorzugsweiſe von den tür
zum Kaukaſus hin . Die Slawen am Dniepr hatten fich unters worfen und Tribut gezahlt, ohne vorangegangenen Rampf, wie Schaffarif glaubt, und wahrſcheinlich ſchon gebrochen durch die
fiſchen auchgegangen ſeyn muß, und fie im Laufe der Jahrhuns derte in allen Dieſen Ländern mehr und mehr herrſchend werden.
Der erſte bedeus
Die Finnen waren und ſind noch der weſtlichſte Zweig der Völ.
tende Feind erſtand ihnen in den ſkandinaviſchen Warägern, die fid in Riew nieberließen , und bald Kriegs- und Raubzüge an den Kuban und ſelbſt in die von den Arabern beherrſchten Länder
Eer, die vom Ditmeere burch Centralaften herein bis nach Europa
frühern Heerzüge Der Bulgaren und Awaren .
ſüblich vom Kaufaſus machten, weßhalb fich auch Spuren vor finden , Daß die Chaſaren mit den Arabern Verträge geſchloſſen hatten, ben Warägern, ben Roß, ben Durchzug durch ihr Land zu wehren . 3010ten 3ahrhundert ſind die Chaſaren ber wilde
eine verwandte Kette bilden ; ihre Spuren führen bis tief in den Altai zurück, wo fie ießt entſchieden berichrunden ſind. Caſtrens Forſchungen werden vieles einzelne aufhellen, den allges meinen Verlauf aber ſchwerlich ander8 zeichnen , al8 e8 ſeine bie. her befannt gewordenen Arbeiten, ſo wie die von Kellgren, Röhs rig und andern Sprachforidher bereite gethan haben .
Stamm nicht mehr , wie früher, fie baben Städte, treiben Hans bel, bauen den Boben , an der Wolga iſt ihre Hauptſtadt Stil,
nach dem Strom ſo genannt, am Don haben ſie eine Veſte, Sarfel, weißel Haue, genannt, 2? fremde Raufleute rrerben freunds lich aufgennommen und der Lurus hat ſich in ſtarkem Maaße eingeſtellt. Eben damit beginnt aber auch der Verfall. Daß ein großer Theil der Chaſaren ſich zum Jutenthum befehrt hatte, iſt befannt, aber auch der 38lam war eingebrungen und viele waren burch griechiſche Miffionäre zum Chriſtenthum befehrt ;
die Maſſe des Volfs mochte aber immer noch am alten Heiden Im 11ten Jahrhundert erliſcht das Reich der Ghajaren in Folge der Schläge, die ihnen die Waräger beigebracht
Ein Bug mit der Häringsflotte. ( Fortreßung .)
Selten begegnet man auf den Straßen Lerwide einer Frau , die nicht mit Striden eines wollenen Strumpfes beſchäftigt iſt. Es werden deren als Manufacturerzeugniſſe der Shetland8 :Inſeln eine große Menge
nad England und Schottland geführt. Aber aud ſchöne wollene Shawls, Handſduhe und viele andere wollene Kleibungeſtüde verfertigen die fleißigen Frauen zu ſehr mäßigen Preiſen , und fte finden in dieſen Arbeiten ihren vorzüglichſten Erwerboyweig. In den weiten Thålern
thum fefthalten.
und den oft üppigen Grasfluren dieſer Inſeln finden die Schafheerden
und des fortbauernden Anbringens der türkiſchen Völfer, die uns
hinlängliches Futter, und da der Boden fich weniger zum Nderbau eig net, ſo hat ſich der dortige Landmann vorzüglich auf die Gultur dieſer
ter dem Namen Petſcheneger und liſen über die Wolga und den Tanais bringen . 3n die Zeit der Herrſchaft der Chaſaren fällt auch ber Zug
der Magharen nach Weſten am Ende des Sten Jahrhunderte ; fte kamen nach Rubruquis aus dem Lande Basfatir,
das
man , wie früher ſchon erwähnt, mit dem Namen der Baſchkiren (Waſchfurt bei den Arabern ) identificirt. Sie ſcheinen ziemlich den weſtlichſten Stamm der Chaſaren gebildet und längere Zeit am untern Dniepr geſeſſen zu haben. Die Sprache der Magyaren, welde von den Byzantinern, ebenſo wie die Chaſaren , Türfen genannt werden, iſt einer der ſtärkſten Beweiſe für die finniſche 1 Der Anonymu8 von Navenna ſagt geradezu, die Chojaren ſeven die: ſelben , welche Jornandes Acatziren nenne.
baudthiere verlegt. Am 9 Junius machte ich eine botaniſche Grcurfion nach dem füds
lichen Theil der Inſel . So arm auch die Flora der Shetland8 : 3nſeln ſeyn may , ſo wäre es doch der Mühe lohnend, wenigſtens einige Monate
hindurch dieſelben nach verſchiedenen Nichtungen zu durchfreuzen, obwohl die Flora ſchon von einigen engliſchen Botanifern trefflich unterſucht iſt. Außer Scabioſa, Bellis, Leontodon, Ajuga, der auch hier fich zeigenden Wieſenflora, fand ich einige Cladonia:Arten und einige Pilze. Indem ich bei dieſer Ercurſion die einſamen Landwege verließ. ſcritt ich über fanft wellenförmig gebogene Bergrúden, wo jedoch nirgende das Geftein zu Tage fam ; die meiſten dieſer Hügel ſind mit Torfgrund überzogen . Mandye Thåler , beſonders die gegen Norden geſchüßten , bieten einen wohlthuenden Anblic , inden: fie hohen Gradwuche , Weizenfelder und Gemüſegärten enthalten , zwiſchen welchen die kleinen Wohnungen der 3nſelbewohner zerfreut find.
2 So erflären den Namen die Nuſſen, und die finniſche Sprache un:
Giner der zadigen aus ſchwarzem , grobſchieferigem Thonſchiefer ber
terſtügt dieſe Erklärung ; im Dialeft der Wogulen bedeutet Sar, weiß,
ftehenden Felſen, der ſich eine Strede weit in die Bay, in welcher unſer
und Kel oder Kil die Wohnung.
Schiff lag, erſtredt, liegt dicht hinter der Stadt . Auf ziemlich bewach
500
on
ſenem Orunde führt der Weg bis an den Rand des Felfeng, von wels
wid in der Srrache der Håringe fiſcher Leverwyf, Cap filfill nennen ſie
dem aus man in furchtbarer Tiefe das Meer erblidt. Man fann auf
de groene hoek elc. Auch ſcheinen dieſe Leute von den Fortſchritten der nautiſchen Wiſſenſchaften in unſerm Jahrhundert wenig Notiz genoms men zu haben, da ihnen der Sertant und Dctant zur Beſtimmung der sche von Himmelsförpern noch ziemlich unbefannt iſt, und ſie ſich noch immer der alten Gradbogens bedienen , womit ſie übrigens bei ihren Fiſcherfahrten ſehr gut ausreichen . Ein engliſches Dampfſchiff von Grins burg und Aberdeen fommend hat in der Bay Anter geworfen . Es iſt
einem Pfade und mittelit der in den Felſen eingehauenen Vertiefungen hinab an den Strand fominen ; ich nahm einige lebendige Muſcheln und ein paar Stücke Baſalt, das einzige was ich an dieſem ſchaurigen,
vom beſtändigen Getöſe der Brandung wiederhallenden Orte fand. es war 104, lihr Abends und noch heller 3d fehrte hierauf Tag mit der am Hafenfopfe wartenden Schaluppe an Bord deo Gerberus zurüd, mit der ſchon oft gemachten Erfahrung , daß eg wohl feinen Theil der Grde gibt, wo man nicht die Größe und Majeſlåt der Schöpfung zu bewundern Gelegenheit findet. G6 war für die folgende Nacht vom ( 10 auf den 11 Junius) feft:
das Padets und Paſſagierboot, welches alle Sonntage hier anfommt; id wurde an Bord desſelben gerufen , da ein Paſſagier ärztliche Hülfe
verlangte. Die Cajüten ſind ſehr elegant für Paſſagiere eingerichtet. Der Capitán , ein freundlicher, wohlbeleibter Englander, bei welchem ich zum Thee geladen wurde , ſprach viel und , wie zu erwarten iſt, nur Rühmliches von der engliſchen Marine. Ilm 11 Uhr Abende ſchloß ich die Lädchen meiner Cajüte, um eine fünfliche Nacht an der Stelle der noch immer nicht eintretenden natürlichen hervorzubringen. Am folgenden Tage ( den 12 Juniue) wurde ich bei meinem Gríbeis nen auf dem Verdeđe freudig überraſcht, als ich den Kamin für unſre
gelegt, daß die erſten Håringe fiſcher ihre erſten Neße auswerfen ſollten. Da aber am 11 Junius Pfingſtſonntag war, fo weigerten anfangs viele
Fiſcher dieſen Feiertag durch Arbeit zu entweihen. Nachdem jedoch ein Theil derſelben Vorbereitungen zum Nepauswurf traf, wollten auch die
übrigen zu ihrem Nachtheile nicht zurüdbleiben , und ſo gingen fie denn alle aus, ohne ſich um den Feiertag weiter zu fümmern . Am folgenden Morgen hörten wir, daß der Fang während der ver: gangenen Nacht ſo unbedeutend war , daß es der Mühe lange nicht lohnte ein Fahrzeug damit nach Soland abgehen zu laſſen . Da wir demnach noch einen Tag verweilen mußten , ſo machte ich Morgens
Abreiſe rauchen rah. Die mährend der Nacht gefangenen Fiſche fonnten wegen der eingetretenen Windflille von den außerhalb der Bay befinds lichen Schiffen nicht zu und geführt werden , weßhalb wir mit dem
Dampfſchiffe hinausfuhren , um in See die Ladung einzunehmen und
8 11hr einen Ritt nach Salloway und den Ruinen des Palaftet von
ſogleich die Rüdreiſe nach Holland anzutreten . Gegen 10 Uhr verließen wir die Bar, den Kriegeſchooner Amboina, welcher ebenfalls in der Nähe der Håringeidhiffe feyn mußte, am Schlepptau ziehend . Langfam zogen fich die Felſenreihen, von denen manche mir durch Spaziergänge befannt geworden waren, zurúd, bis wir die leßte hervorragende Spiße hinter und hatten, und der freie weite Ocean wieder vor und auegebreitet war. Bald tauchten aus dem Horizonte von verſdiedenen Seiten die blendend
Patrik Stuart ; die hier zum Reiten verwendeten wild lebenden , faum .
3-4 Fuß hohen Pferdchen find den Shetland8 : und Hebriden - Inſeln
eigenthümlicy, und es werden eine Menge derſelben nach Schottland und England ausgeführt, wo ſie zum Antrieb der Maſdinen verwendet wer: den. Während dieſes Ausfluges aber veränderte fich der bisher flare Himmel , ein falter Nordoft ftrich über die Hügel , und ich fam vom
Regen durđónåßt um 1 lihr zu Lerwid an , wo der Thermometer auf
weißen Segel der Håringoſchiffe auf, und in furzer Zeit waren wir von
56° F. ( 10 /2° N.) ftand.
ihnen umringt. Wir hielten fill, um den ung zueilenden Schaluppen Gelegenheit zu geben , ihre Fracht zu ung zu bringen. Eine Menge Fäſſer von verſdiedener Große jedeo mit einer Adreſſe nad Vlardingen oder Maasſluis verſehen, wurden an Bord gebracht, ſo daß wir etwa 100 Tonnen Håringe alo ladung erhielten ; dieſe erſte und auf eigens thümliche Weiſe eingepódelte Sendung iſt von beſonderm Werthe, und wird mit Recht als eine Delicateſſe geſchäßt. Man verfauſt in Holland ſelbſt die Tonne dieſer erſten Sendung für 8-900, und jeden einzelnen Håring für 1 /2—2 Gulden . Selten gelangen jedoch Håringe dieſer erſten Sendung ins Ausland , da ſie ſich bei dieſer Art der Ginpódelung höchftens 10–12 Tage friſch erhalten. Oben gefangen und wie gewöhns
Nod fah ich an jenem Tage bad fogenannte hoſpitalſchiff (zieken
schip) der Gåringe flotte , ein wenigſtens 100 Jahre alte & penfionirtes Kåringeſchiff, in welches die während des Sommerø erfranften Manns idhaften der Håringeflotte gebracht werden. Als ich mittelſt einer engen, beinahe ſenfrecht flehenden Stiege in den untern Naum des Schiffes fam und mich vergebens nach Bettſtellen für Kranfe umſah, offnete mir der
Schiffsarzt , ein in der Middelburger Smule nach einem halbjährigen
Studium zum Arzt qualificirter Selehrter, mehrere Schieber, innerhalb welchen ein etwa anderthalb Fuß breiter und zwei Fuß hoher Raum
von der ungefähren Långe eines erwachſenen Menſchen mit einer Matraße, fleinen Kiſſen und einer wollenen Dede verſehen waren . Sulcher Behält:
lich in Butter gebaden, gibt der Håring ebenfalls ein ſehr wohlſchmedens
niſſe waren in dem Schiffsraume, an deſſen Dede ein etwas langer Mann
des Gericht ab , und mancher Ocurmand würde ſeine Reiſe nach dem Norden ſchon durch dieſen natürlich nirgende anderemo zu erhaltenden
mit dem Ropfe anſtieß, vier übereinander angebracht. Ge iſt wohl all: gemein befannt, wie die Håringe eingepadt werden ; daß aber bei der
Lederbiſſen belohnt ſehen . G8 muß überdieß zum Ruhme der holläns
diſchen Häringe fiſcher, denen die Erfindung des Ginpödeln: wie befannt jufommt , noch bemerft werden , daß nicht umſonſt ihre Håringe den Vorzug vor denen anderer Nationen allenthalben genießen. Ich hatte Gelegenheit auch ſchottiſche Häringe , die dode in denſelben Gewäſſern gefangen waren, zu foſten, aber ſie verhielten ſich zu den holländiſden
Håringe flotte auch die armen Rianfen wie die fleinen Waſſerbewohner behandelt werden, das ſah ich damals zum erſten male. Gin hübſch gebautes Schiffchen näherte ſich um 6 lihr Abende der
Bay. Bald entdedte man , daß es ein engliſcher Kriegefutter war, der auch bald dicht am Lande zu Anfer ging. So wie ich einige Stunden ſpåter von dem Commandanten des Fahrzeuges , einem alten Marine: lieutenant , der nach vielen Reiſen und Dienſten in den überſeeiſhen Befißungen Dit : und Weftindiend für den binnenländiſchen Dienſt vers
wie ein ſaures Roggenbrod zum Nürnberger Lebfuchen . (Schluß folgt. )
Merfwürdige Naturerſcheinung in Aegypten.
wendet wird, erfuhr, iſt das ſchnellſegelnde Fahrzeug beſtimmt länge den Rüften zu freugen und dem Schmuggelhandel zu wehren. Da die hollän: diſden Fiſcher aber, wie erwähnt, dieſem leßteren nicht ſehr abhold find,
ſo wird der Mutter wahrſcheinlid längere Zeit ſich hier aufhalten und jede Soaluppe unterſuchen , welche von den Håringsſdiffen ang land geht. Go war mir neu , von den Führern der Håringoidiffe die hollán: difirten Namen mehrerer Pläße, Felſen und Gilande der engliſchen und ſchottiſchen Küſte zu hören. Da nämlich die Håringe flotte ſeit Jahr: hunderten in dieſen Gewäſſern regelt, ſo haben die Schiffer den fic in
tereffirenden Localitäten eigene aus ihrer Sprache genommene Namen gegeben, welche oft ganz von den engliſchen abweichen . So heißt Ler: Verlag der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung.
Am
1 Mai zeigte fich in Cairo der Chamfin oder Wüſtewind in heftigem Rampfe mit dem Nordwind. Leßterer überwog endlich für den Augen: blid in Folge eines heftigen Drcand : Bäume wurden entwurzelt, der prachtige Garten von Sdubra und die andern Gärten der Umgegend
wurden verwüſtet. Seit Menſchengedenfen hatte man in dieſer Jahreszeit weder den Donner rollen hören, noch den Hagel fallen rehen. Er fiel in bedeutender Menge und in außerordentlicher Größe. Endlich folgte ein heftiger Regen dem Drcan , und dauerte faſt die ganze Nacht vom 1 auf den 2 Mat, worauf der Chamfin wieder, etflidender alo jemale, das Uebergewicht gewann. (Journ. des Debels. 18 Mai .)
Verantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widenmann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. ሰ Nr. 126.
26 Mai 1852.
Die Theaterverhältniſſe Uew-Yorks. Nidt der Mime allein zeigt und das Leben der Menſchen ; Auch die Bühne für ſich, redet ihr Wort mit darein.
Schon die gänzliche Abweſenheit eines, der Bevölferunge zahl von New York angemeſſen erſcheinenden Theaterlocale muß Dem Beſucher von ziemlich allgemein 750,000 Menſchen niedergelaſſen, und
Amerifa’s Metropolis, der Empire City wie geſagt rrird, auffallen . Nicht weniger als haben rich auf und um Manabatan Jeland fein hieſiges Theater faßt mehr als höchſtens
3000 Perſonen, die Mehrzahl aber nur etwa 8 bis 1200. Caftle Garden, eine runde Steinbatterie, zur Vertheidigung der Eins fahrt in den Hudſon an der Sübſpiße, nahe bei der ſogenannten
dominirt bad Militäriſche, die Kraft oder Gewalt; in New York
herrſchen Working unb Buſineß, die zwei , kräftigen " Partners mit ziemlich intenfiver Gewalt . Dort trie hier ſpielen Künſte und Wiſſenſchaften - Bedientenrollen ; hier möchte ich faſt von Mägbes und Knechtdienſt ſprechen .
Wir wollen ein wenig genauer unterſuchen was hier die herrſchenden Majoritäten in Bezug auf das Theaterweſen thun , indem das Verfahren der in St. Petersburg herrſchenden Min . derheit nach gleicher Richtung hin im Auge behalten wird. Währenb in St. Petersburg eine beſondere Theaterſchule beſteht, worin Perſonen , die man für geeignet erachtet, unter Leis tung mehr oder minder Befähigter zum Theaterfach ausdrücklich
Bafery errichtet, wird nun zwar aus Nothbehelf im Sommer zu
herangebildet werben, hat Amerika's Hauptſtadt durchaus nicht
theatraliſchen Vorſtellungen benußt und faßt bann zwiſchen 6 und
derartiges aufzuweiſen.
7,000 Perſonen, allein die eigentlichen Theaterlocale, zuſammen. genommen etwa zehn an der Zahl, haben nur etwa Raum für 14,000 Zuſchauer. Auf Fragen nach den Urſachen einer ſo auf fallenden Erſcheinung gaben Bewanderte gewöhnlich zur Antwort:
das gute Theater als Bildungs- und Vergnügungsanſtalt in News
Der Amerikaner hatte ſeither noch zu viel mit dem Nüßs
lichen zu thun und eine ſpeciellere Pflege des Angenehmen und Sdönen fann fich erſt ſpäter entwideln ."
Wer inbeſſen die Menſchen ein wenig näher kennt, wie ſie nun einmal faſt überal ſind, der beruhigt fich nicht bei dieſer Phraſe, die mich lebhaft an – Rußlands Hauptſtabt, an St. Petersburg erinnerte. Dort an der Newa gab es über daſige
68 frägt fich nun demnächſt: erſcheint
Dorf minder wünſchenémerth ale in St. Peter & burg ? Oder : bedarf man am erſtern Drte feiner Vorbereitungeinſtitute, wie ſie am legteren für erforderlich erachtet werden ? In St. Peterburg wirb offen zugeſtanden , daß die Bolfe. maffen ungebildet ſeyen, allein man ſagt mit gleicher Dffenheit: nur eine gewiſſe Claſſe ober Anzahl ſoll eine gewiſſe Bildung empfangen , und das Theater wird wenigſtens theilweis als zur Beförderung von Bildung hinleitend anerkannt. Eben ſo beſtimmt hält man bort dafür, daß Sänger, Schauſpieler, Tänzer, Muſiker u. ſ. w . nicht von ſelbſt heranwachſen, ſondern herangebildet wers Die blofie Praris wirb bazu nicht als ausreichend
Zuſtände auch die glatteſten Rebensarten, welche Beſchönigungen
den müſſen .
überaus ähnelten und deren Weihrauchgeruch nur Leuten entgehen fonnte, die ſtarken Schnupfen batten. Dort wie hier ſcheut man
erachtet.
fid , reine Wahrheit ohne Verhüllung und beſchönigende Umge.
aus.
hung zu geben.
der Runftſeite hin, roh und ungebildet erſcheine, der muß ſehr beliebt ſeyn, wenn es ihm nicht äußerſt übel genommen werden fold , und er muß die ſanfteſten Ausbrücke bafür wählen. Ein ſonſtiger Liebling des amerikaniſchen Publicumo, Fennimore Code per, verlor ſogar alle Gunſt, nachdem er den Amerikanern in ſeiner Eva Effigham einige ungeſchminfte Wahrheiten geſagt
Dort iſt es ber Sar unb eine der äußern Form
nach herrſchende Minderheit, die zu ten Wahrheitspräparaturen führen , hier ruft eine der Form nach herrſchende Mehrheit åbn. liche Erſcheinungen hervor. Die ſchmeichelnde Heuchelei erſcheint Dort wie hier leider im Gefolge der Herrſchenden . Die Minori. tätenherrſchaft ichidt Wahrheitsjager ind Irrenhaus, die Majori täten laſſen ſolche Unbequeme einfach verhungern ! In St. Petersburg wie in New-York iſt ungefähr nur für zwei Procent der Bevölferung hinſichtlich der Theaterlocalitäten
geſorgt und zwar auf zerſplitternde Art.
Von einem Vergleiche mit den Seiten der alten Römer, die z. B. in Nismes ein Ibeas
Ganz andere ftellen fich die Verhältniffe in New York here Wer hier ſagen wil , baß die Volkemenge , auch nur nad
hatte.
Die herrſchenbe Minderheit in Rußland fönnte fich nicht
empfindlicher zeigen .
Im fernern Verlaufe bieſer Betrachtung
wird es fich zeigen, wie viel bie Menge in Amerika's Hauptſtadt vor fener in St. Petersburg in Bezug auf Kunſtbildung und
Dahin Einſchlagendes etwa im voraus haben dürfte.
ter herſtellten , das 25,000 Zuſchauer faßte, kann demnach an
Die Theaterpraris könnte allerdings, was Aufführungen von
beiden Orten nicht geſprochen werden. Dafür hat St. Petersburg
Stüden in engliſcher Sprache anbetrifft, das Talent zur Ents widelung bringen, denn es ſind ungefähr fleben Theater dazu
ſein ungeheures Grercierhaus, und New - York Vorf – ja was denn gleich nun feine großen Working Shop ( Werkſtätten ) und
vorhanden .
ſonſtige Buſtneß -Buildings (Geſchäftsgebäude).
ben. Allein es hängt ſich gleich einem Bleigewicht der Umſtand
-
In Petersburg
Schon die Concurrenz fönnte da ſehr förberlich wers
502
o
an bie Fittiche eines jeben Aufſchwunge , daß durchweg der
Maſſengeſchmad maaßgebend wird. Sämmtliche Theater find Pris vatunternehmung und als ſolche nur auf Geldgewinn zugeſpißt. Volle Häuſer um jeden Preis, ift ba burchweg die Loſung, unb
ſomit hangt der Mime nur vom Beifall, von der Neigung einer Menge ab, die unwiderlegbar, gelin beſt geſagt, feine Kunſtvorbil. dung hat und haben kann, deren Geſchmack alſo erſt durch den Mimen gebildet werden ſollte. Wenn aber z. B. der Schauſpieler einer Hauptſtadt Deutſchlands durch den Geſchmad der Bewohner eines Diſtrictes von Hinterpommern geſchult werden ſollte, wo fich im glücklichſten Falle etliche Perſonen befinden, die einmal bie Theater Berline flüchtig beſuchten , ſo würde vermuttlich ein eben ſo curioſes Spiel zur Schau treten, als dieß eben in News Vorf der Fall iſt. Ilm nicht bei bloßen Behauptungen ftehen zu bleiben, möge
goan
liche Art beſtmöglichſt zu lärmen, gleichſam um dem Acteur ober der Actrice zu zeigen , daß man ſeine Rolle in gleidem Grabe idön lebhaft zu ſpielen wiſſe. Sogar Perſonen weiblichen Ger ſchlechte ſuchen das ihrige redlich zum allgemeinen Tumulte bei. zutragen . Einmal ich ſchlage dabei an meine Bruſt - babe auch ich mitgelärmt im Bowery . Theater ; man gab das unſterbe
liche, Shafipeares foſtbarſtes Stüd Romeo and Julie. Eg foſtete mich fortwährend unſägliche Mühe, eine Ladluft zu befämpfen , die zu unangenehmen Verührungen mit dem Publicum führen
fonnte, nach meiner Meinung. A18 aber Rom.eo, angeihan mit einem Schleppſåbel, am Grabe ſeiner Julie flirrend zu wüthen und Publicus dito zu toben begann , da ließ auch ich meiner Naturfreien Lauf , die fich durch ein convulfiviichel Lachen Luft ſchaffen mußte , um mich nicht erſtiden zu laſſen . „Bes fömmſt du Schläge, ſo befommſt Du fie !" war mein Gebanfe,
in Bezug auf die Stufe der Runftbildung und des Kunſtgeſchma.
und ich geſtehe nun gern ein , dem guten Volf bittered Un.
del ber New Yorker demnächſt auf den allgemeinen Sprach gebrauch hingewieſen werden. Frägt man nach einem Schau .
recht gethan zu haben ; el reſpectirte mein Lachen vollſtändig ,
ſpieler, Sänger, Mufifer, Tänger u. 1. w., ſo erfolgt ficher in 99 von 100 Fällen durchweg die Antwort : „I saw him ; he is
very nice indeed ! Is he not?“ wenn nämlich kein „ No Sir ! " fich hören läßt. Dabei hat eg es benn meift ſein Bewenden, bis
auf den „ Dress “ (Anzug), der einer ſorgſamen Auseinander Tepung, beſondere bei und von Damen, unterworfen wird.
Auch
die Beſprechungen fünftleriſcher Leiſtungen in den öffentlichen Blättern überſchreiten eigentlich nie den engen Kreis dieſer eben
und ich wurde eben nur ein wenig von der Seite angeſehen . Lachend bin ich hier ſeither mit dem durchaus nicht bögartigen Volte noch ftete gut au &gefommen, das durch ſeine Arbeit die Gobfiib , D. h . Stodfiich . Ariftofratie eben auch nur babin bringt ,
weder für eigene höhere Geiſlesbildung noch für die bed Volfes etwas Reditel zu thun, ſondern fich naſenrüinpfend abzuſchließen . Die erwähnte Art der Beifall & bezeugungen geht mie ein rother Faden durch alle Theater, zieht ſich alſo durch alle Schata tirungen oder Claſſen der hieſigen Geſellſchaft. Allerdings Flatſcht
angedeuteten Art und Weiſe der Auffaſſung und Beurtheilung.
im Bowery Theater das Zuſchauerpublicum mit nackten Händen,
Pian haſcht auch da nur nach deußerlichkeiten, und wo etwa
unter Nüſſefnaden, Aepfeleſſen und dergleichen Nebenvergnügen ; der allgemeine Lärmen hat beſondere Intenſivität, während die
eine abreichende Phraſe eingeflochten wird, geſchieht es nicht ſel ten ſo, daß darin ein Armuthêzeugniß für die Beurtheilung fähigkeit ausgedrückt iſt Eines der angeſehenften unter den New- Yorfer Blättern beſprach z. B. eine Aufführung von Mos zart8 Don Juan unb tabelte das ganz brave Drcheſter furz abs ſpredend, belegte aber das Urtheil mit – der Piccicato- Beglei
Cod fiſh.Ladies ror einer nadten Hand beinahe Dhnmachten bes
fommen , und alſo ter Beifaldlärmen im Aftorplag-Theater jebenfalls mit dem Sorbino aufgeführt wird. 3m Bowery Theater pfeift man Beifal in Chören, während in der italieniſchen Oper nur gelegentliche Solopfiffe zu tören ſind. Da vie dort, ſo wie
tung des befannten Ständchens durch ein paar Violinen !
auch in allen andern Theatern , wo das Publicum gemiſchter ift,
Kurz die ganze Theaterbeſprechung in allen Blättern breht fich
begegnet man jedoch einer Huldigung der Wilden und Unfünfte leriſchen, welche unverkennbare Familienähnlichkeit zeigt. Ich
uin eine gerriffe Reihe meiſt lobender Phraſen , wobei der Dreß " ftet mit in Ermahnung fömmt .
Beſäße das Publicum nur
etwas Kunſtverſtändniß, ſo wären dergleichen Erſcheinungen auf dem Gebiete der Lage & preſſe linmöglichkeiten, denn e8 fteht die
Tagebliteratur in gleichem Abhängigkeitøverhältniß zum Publicum wie die Ibeater. Der Geſchmad der Leſer iſt ſo maaßgebend wie der Geſchmad der Zuſchauer. Die Stellung der Schauſpieler zum Publicum im allges meinen läßt fich in jedem Theater – gleichviel melchen Rangel genau fennen lernen. Beſucht man eine Vorſtellung im Bowerh- Theater, das hier als Typus eines Volkstheaters gilt,
ſo zeigt fich genau dieſelbe Erſcheinung, wie im Sammelplage der hieſigen Geſellſchaft8-Glite, im italieniſchen Dpernhaug am Aftorplaß, nur deutlicher audgeprägt und einſtimmiger, meil der Amerikanismuß daſelbſt unvermiſchter auftritt . Je furchtbarer
habe, um zur Verſtändigung in Beiſpielen zu ſprechen, den bras ven Sänger Salvi und andere Künſtler oder Künſtlerinnen Muftfftüde mit höchſter fünftleriſcher Vollendung vortragen und ausführen hören, ſo daß anweſende Perſonen, die ihre Runft. ftudien in Europa gemacht, im höchſten Orade entzüdt daron waren. Die Zartheit und Innigkeit des Vortrags einiger Säße degunſterblichen Meiſter8 Mozart, und des Schwanes von Pes faro, Roſſini, riſſen dieſe Mufiffenner hin bis zum Vergeſſen
ihrer ſelbſt. Ihr Applaus blieb aber iſolirt ; die gute Codfiſh . ariſtokratie hatte offenbar den beſten Willen, aber fte verſtand Den Beifall nicht, das Trommelfel wurde ihr nicht hinlänglich berührt. Erſt wenn etwa der Baritoniſt Beneventano mit gräß lidhem Mißbrauch ſeiner ſchönen Stimme wie ein Stier brülte,
oder eine Sängerin ein muſikaliſches Seiltänzerftüdchen vole
Schauſpieler unb Schauſpielerinnen auf dieſem Bomery Theater
brachte, glaubte man Entzüden empfinden und ausdrüden zu
ſchreien , ober eigentlicher geſagt, bei allen Gelegenheiten wie
müſſen. Bei neuen Dpern, an die man noch nicht gewöhnt iſt,
Tolhäudler brüllen und fich unſinnig , unnatürlich, couliſſen .
und bie noch nicht, zum Theil wenigſtene, auf Clavieren einges trommelt find, fühlt dieſes Publicum fidh erfichtlich verlegen ; e8
reißeriſch im höchſten Grade gebahren, um ſo lebhafter und in gleichem Verhältnis tobend wird der Beifall . Das geſamaite Zuſchauerpublicum im Parquet, im Dreß Circle ſo wie auf den übrigen Galerien ſchreit aus vollem Halſe, trommelt mit den
find eingetrommelte Opern , wie z. B. Lucia di Lammermoor, trot der ewigen Wiederholung einer muftfaliſchen Nichtigfelt,
Füßen, flatſcht in die Hände, pfeift, pocht mit Stöden u. Dgl., trommelt an Lehnen und Wänden, furz ſucht auf alle erbenfe
bernoch ftete beſucht; claffiſche Sachen fönnen faum ein paar mal durchgebracht werden.
weiß nicht recht, wo applaudirt werden fol u. 1. w.
Darum
503 A18 tab Schlimmſte bei der Sache erachte ich den tiefften Grund, die unterſte, erſte Urſache dieſer eigentlichen Empfindunge.
loſigkeit, und man darf ſagen lernſchwierigkeit. Es ſind nur die Folgen einer mißverſtandenen, übel benußten politiſchen Freis heit ; es ſind Zeichen der Maſſenherrſchaft, welche fich bei dieſen und andern Gelgegenheiten funbgeben .
Mir fiel babei
das
,,Incidit in Scyllam qui vult vitare Charybdin “ ein und Martin Luthere berber Ausſpruch : die Men cheit gleicht einem betrunkenen Bauer, der immer wieder auf der andern Seite
vom Pferde falle, wenn man ihm auf der einen hinauf geholfen ! Bu den angeführten Erſcheinungen tragen aber noch dieſe und andere Urſachen bei . Man fand und findet es noch immer bequem , die Jugend ungezügelt und ungeleitet aufmachſen zu
laffen . Dae junge Völfchen fann hier rein burchſchnittlich ma chen mag es wil, Dabei mußte und muß Erziehung in Schule unb Saud natüriich in den Sintergrund fommen .
Die Menichen
erhalten dadurch hauptſächlich ſtarken Eigenwillen, der unterſtüßt von einem gewiſſen , aller Menſchennatur eigenthümlichen Träg beitstrieb in geiſtiger Hinſicht zur Verfolgung materieller Intee reſjen hinleitet.
Der Geiſt bleibt unabgeſchliffen , uncultivirt,
wenn gleich der Verſtand durch Geſchäftsbetrieb einſeitig ſehr geübt wird.
ältere Kunſtentiidlung der Menſchheit ſchließt. Gine in Rußs land herrſchende Minderheit ichidt gewiſſermaaßen die Kunſt
bildung Rußlands nach Deutſchland, Italien, Franfreich ? . zur Schule ; e8 werden dabei feine Umftande gemacht, man frågt dabei die Ruſſen in der Mehrheit nicht; eß iſt von einer ruſſia idhen Runftentwidlung einzeln wohl die Rebe, um das Nationals gefühl zu fißeln, allein das iſt nur die Zuderbüte, womit Rin. der in eine Schule gelodt werben.
Ganz anders tritt bas Verhältniß hier in Amerita heraus. Hier herrſcht und regiert zwar thatſächlich auch nur eine Mine derheit ; allein bieſe wirb doch ziemlich direct vom Wahrheite
willen getragen. Ein Gouvernement fönnte hier ſomit nur etwa Gelder für das Theaterweſen verwenden, wenn dieſe Idee volf&s Thümlich wäre, und dann würde es ficher wie mit dem Schuls meſen gehen, wobei die plumpe Majorität dein herrſchaft der engliſchen Sprachen zur Bedingung macht. Die in Bezug auf
Kunſtgeſchmad rohe Mehrheit würde ihren Ungeſchmack zum Grunde gelegt wiſſen wollen, und daraud dürfte höchftene eine
Mißgeburt, wie das Die Kunft hat Vereinigten Staaten der Mehrheit, denn
Chineſenthum , hervorgehen fönnen ! inbeſſen, vor der Hand wenigftend, in den noch gar keine eigentlichen Sympathien bei dieſe verlangt eben nur Vergnügungen , ſo
Da8 politiſche Leben erzeugt ein gemiffes Nationalgefühl,
wie fich ſelbſt überlaſſene Kinder in einer Schule nicht lernen,
tae fich ziemlid grobförnig in einer Art Amerifanerthum funde gibt, und wodurch die Kunftbildung, der Kunſtgeſchmad in lacher. liche Schiefſtellungen geräth. Dafür einen ſpeciellen Beleg aus
ſondern nur ſpielen wollen . Mit Vergnügungen hat aber ein Gouvernement hier nichts zu ſchaffen , ſo wie Rom auch erft eigentlich unter den Imperatoren ordentlich für die Kircenſes des Wolfe zu ſorgen begann. Man überlagt die Departement reins
dem Leben gegriffen. Ein hieftger Manager, oder Theaterurtere nehmer, veranſtaltete ein großes Concert, worin die berühmte Sängerin , Parodi, nuftrat, und eine ſchöne Arie meiſterhaft vors trug, d. 6. ohne Uebertreibungen. Der Beifall von 4 bią 5000 Subörern war nach bieſigen Begriffen „not excited", nicht übertrieben . Gleich hinter der Parodie wagte man €8, eine junge Anfängerin auftreten zu laſſen , die eine Ariette mit von Der Angſt zugeſchnürter Reble höchſt ftümperhaft ſang. G8 ers
folgte donnernder Beifall, denn
die Sängerin war eine Ames
rifanerin !
Der Amerikaner iſt im Punkte eine engherzigen Americ
fanerthume ſo findiſch, mie der Ruffe in Bezug auf ſein Ruſſens thum, der Schweizer auf ſein Schweizerthum u . ſ. m. Neben bem ſtümperhaften Amerikaner fann der talentvolfte ſogenannte Ausländer auftreten , und man wird von Seite der Angebeuteten dem Stümper ganz ficher lebhafteres Lob ertheilen, als es ohne ſolchen talentvollen Gegenſaß der Fall ſeyn würde. Daß nur Engliſchrebende ale Amerikaner betrachtet werden, iſt noch nebens bei zu bemerken. Der Ruſſe documentirt ſeine muſikaliſche Unnatur und Roh
heit in Bezug auf Runft recht deutlich im Vorfeliete, in der
Volfemelodie, welche fich in grellen Sprüngen aus Dur in Mol, vom Pianiffimo zum Fortiſſimo, in Sägen aus der Region des
tiefſten Baſſes in die des höchſten Sopran gefällt. Das Grelle
meg der Privatſpeculation ! Unter ſolchen Umſtänden fann die
Mehrheit beſten Faus durch Schaden Flüger werden ! (Schluß folyt.)
Der Charakter der Deduinen. (Uus „ Badger's Nestorians and their rituals. )
Indem ich mich über den Charafter der Beduinen -Araber zu äußern anſchide, werde ich vor allem bemüht ſeyn , ihnen und der Wahrheit zumal gerecht zu werden, d. h. ihre Tugenden und ihre Lafter getreu zu ſchildern. 30 machte ihre Befanntſchaft zuerſt in dem Jahre 1835, als ich durch Syrien und Paläſtina an die Ufer des Euphrats reiste, und während meine zweimaligen Aufenthalts zu Moſul hatte ich häufig
Gelegenheit, mit ihnen zu verkehren und mich mit den Häuptlingen zu unterhalten . Der romantiſche Olang, weldien die morgenländiſden Grs jåhlungen und ſo manche blumenreiche Berichte neuerer Reiſenden um dieſe anziehende Völferſchaft verbreitet haben, ſo wie meine langgehegte
Vorliebe für fie, an welcher die Phantaſie auch nicht geringen Antheil hatte, ſchwanden allmählich, wie ich mit ihrem häuslichen und geſelligen Leben befannter wurde und zu bemerfen anfing, daß die heitern Farben, in welchen ſie und vorgeführt wurden, weit eher Schildereien einer lebhaft erregten Einbildungefraft, al8 nüchterne Gemälde der Wirflich feit waren. Es wird nicht in Abrece geſtellt, daß die Araber manche gute, treffs liche Gigenſchaften haben, welche den Bewohnern der Städte und Dörfer abgehen. Sie zeichnen ſich durch Mäßigfeit im Efſen und Trinken aus ;
herrſcht durchweg, wie bei allen andern Lebensverhältniſſen und
ihre Kraft, ihre Ausdauer, ihr Unabhängigkeitsgefühl werden mit Recht
Dingen. Aehnliches läßt ſich in Bezug auf das amerifaniſche Bolfe lieb ſagen, an deſſen Spiße der Yankee Doodle ſteht. Mehr fins diſch al8 findlich zu nennende Einfachheit. Einfalt oder Monos tonie, die fich auf einer Oberfläche und Außenſeite des Gefühl8 bewegt, tritt hier unverfennbar zu Tage.
geprieſen ; ſie ſind von dem anmaßenden Hochmuth der Türfen ebenſo weit entfernt wie von der friechenden Unterwürfigkeit der lange gefnech.
Dieſel in der Sitte oder Unfiite, im Herfommen begrün.
bete Berhältniß geht in Rußland nicht auf das Theater über, weil Dagjelbe eigentlich nur für die vom Volfe Grimirten da iſt,
und weil alles Runfilbeſtreben Demgemäß fic ungenirter an die
teten Rajas. Dieſe Gigenthümlichkeiten gehen aber faſt nothwendig aus ihrer Lebenoweiſe hervor , und die Wüfte, welche file bewohnen , die Regierungsform , welche unter ihnen beſteht, find dabei in Anſchlag zu bringen ; ich fann ſie nicht für muthig im Kampfe halten, fie müßten denn eine günſtige Stellung inne haben und dem Feinde an Zahl betracts
lich überlegen ſeyn , oder die Verzweiflung müßte wirfen. Ihr Muth iſt in der That faſt mit der Feigheit verſchmolzen, denn fie greifen eine Karawane , welche nur von Treibern oder von wenigen unerfahrnen
504 Wächtern begleitet iſt, furchtlog an, ſelten aber werden fie fich einem Geleite von regelmäßigen Truppen nåhern , ſo flein deren Zahl audi ſeyn mag. In dieſer Hinficht fann man ſie nur als gewöhnliche Räuber betrachten, welche die beſtehlen und plündern, von denen ſie wenig oder
goon
fich einer ruhigen Lebensweiſe und núblichen Beſchäftigungen zu wit men , flatt unaufhörlich von Ort zu Ort zu ſtreifen, und nichts zu thun ald ihrer Heerden zu warten und Pferdezut zu treiben , um nicht von
ihren freibeuteriſden Gewohnheiten und Neigungen zu ſprechen , welche
feinen Widerſtand zu erwarten haben.
ihnen ohne Zweifel nicht wenig Gewinn bringen ? Sie hätten bei einem rolden Wechſel alles zu verlieren ohne etwag zu gewinnen , und daraus
Ihre Gaſtfreundſchaft, welche in ſo hohem Grade geprieſen worden,
et ſind lågtfich , bis
verdient in feiner Beziehung höher angeſchlagen zu werden als die der meiften Orientalen, und ich zweifle ſehr ob die Beduinen irgend etwas
wie
Arabern der Wüſte gefunden haben ; ſie ſagen und aber nicht, was fie für dieſe Artigfeiten bezahlt haben . Sie find gegen ihre Wirthe freis
in allen türfiſchen Provinzen ein beſſeres Regierungsſyſtem eingeführt wird. Sollte dieß je der Fall ſeyn, ſo bin ich meines Theile überzeugt, daß die Beduinen ihrem landſireideriſchen Leben entſagen würden, ſofern man die geeigneten Maaßregeln tráfe, um ſie zu „ jåhmen .“ Man mußte die Wüſte entlang eine Reihe von Forte errichten und allen
gebig , weil fie froh find, fich inmitten einer Schaar von Freibeutern
denen Schuß anbieten , welche ſich um dieſelben anſiedeln wollten ; dieß
ficher zu wiſſen, oder weil ſie dieſe für fich gewinnen wollen, oder weil
würde gewiß ſofort viele veranlaſſen , ihr Nomadenleben aufzugeben , und das Beiſpiel würde raſch wirfen. Eine Anzahl Dörfer würde inmitten der Wildniß entſtehen, der Handel würde erblühen, die jeßt dem Hans deldmann und Reiſenden geſchloſſenen Straßen würden ſich öffnen ; der Weg zu weitern Verbeſſerungen wäre auf dieſe Weiſe gebahnt, und man
.
geben , ohne eine vierfache Vergeltung zu erwarten. Die Meiſenden berichten gewöhnlich in glänzender Weiſe, welche Aufnahme fie bei den
die Neuheit ſie fortreißt , und die Araber behandeln ſie, wie fich dieß !
denken láßt, mit Achtung und Auszeichnung. Da ſie jedoch in gewohn: lichen Dörfern und Stätten ſich in einer weniger aufregenden Lage befinden, fühlen fie fich auch nicht ſo freigebig und herablaſſend geſtimmit,
könnte hoffen , daß die Lehren des Evangeliums unter den wilden Ab : fómalingen 3 maels Wurzel faften .
und find erſtaunt daß die Gingebornen bei: weitem unzufriedener er: fcheinen als die Araber. Auch behandeln die Europäer die Araber ges wöhnlich als ihre gleichen , oder geben fich doch den Schein als beſtünde fein Unterſdied zwiſchen ihnen und dieſen filolzen Söhnen Iſmaelo ; auch die Dolmetſcher und Diener werden angehalten , ſich ihrer ſprüch: wortlich gewordenen Unverſchämtheit zu entſchlagen. Wie benehmien fich dieſe Reiſende aber gewöhnlich in den türfiſchen Städten und Dörfern ? Nur zu oft nehmen ſie das hochfahrende, wegwerfende Weſen der Türfen an und bliden auf die Gingebornen als Sllaven , worin fie von ihrer
Ein Bug mit der Häringsflotte. (Schluß.)
Um 2 uhr Nachmittago traten wir mit einem Weſtnordweſtwinde
und unter dem Hurrah-Ruſe, welcher aus den uns umgebenden Schiffen erſcholl, die Zurüdreiſe nach Niederland an. Mit voller Kraft wirfte die
Maſchine und der Wind that ebenfalls das Seinige zur Beſchleunigung
Dienerſchaft noch übertroffen werden, die, der Strafloſigkeit gewiß, fich
der Zurüdreiſe. Wir liefen 10 Meilen in der Wache. Am 14 Junius in der Breite von 54° 30' ſahen wir einen ungeheuren Nordcaper (Del phinus phoca), wovon ein Theil des Körpers aus dein Waſſer hervor:
auf das herzloſeſte gegen ihre Mitmenſchen beträgt. Ich ſpreche aus
Erfahrung ; Falle der erwähnten Art haben fich vor meinen Augen begeben, und meine Befanntſchaft mit den Sitten und dem Charakter der Drientalen erlaubt mir zuverſichtlich zu behaupten, daß die Reiſen:
ragte. Auch einige engliſche Staffartheiſdiffe, die nach der Ditſee ſegelten , famen und zu Geſicht. Am 15ten gegen Mittag veränderte ſich die Farbe des Waſſere. Es war dieß ein Zeichen, daß wir und der holländiſchen Küſte näherten, aber noch waren die flachen Küſten unſichtbar. Gegen
den in den Dörfern und Städten nicht über den Mangel an Gaſtfreiheit und Aufmerfſamfeit zu flagen hätten , wenn ſie die Inſaſſen ebenfu behandelten wie ſie die Beduinen zu behandeln für zwedmäßig oder
zwei Uhr ſah man mit dem Perſpective einige Thürme. Wir zogen eine Flagge für einen Piloten auf, die bald von einem vor Brielle freuzena
unerläßlich finden .
Die Habſucht iſt gleichfalls ein hervorſtehender Zug in tem Charaf: ter der Araber, fie find felten mit der Belohnung zufrieden, welche man ihnen für geleiſtete Dienſte bietet , und werden mit der größten Unver:
den Boote bemerft wurde. Nun fuhren wir weſ ſüdweſtlich zwiſchen Nordholland und der Inſel Voorne länge den grünen fruchtbaren Ufern
der Rhein- und Maadmündung, überall von der Bevölkerung, die unſer Schiff und den Zwed unſrer Reiſe fannte , mit Jubel begrüßt. Weldi ein Unterſchied zwiſchen den Schiefer- und Baſaltfelſen der Shetlandés Inſeln und dieſem flachen, mit üppiger Vegetation bebedten lođern Diluvialgrunde ! Wie glücklich wäre Holland, hätte es ftatt der lodern nur einen zweifelhaften Schuß gegen die einbrechende Fluth gewähren
chamtheit und Zubringlichfeit um des Reiſenden Stiefel , Haletud, Flinte und was ihnen ſonſt anſteht, bitten . Ihre Unreinlichkeit in Klei: dung und Küche iſt ſprüchwörtlich ; ro pflegt das Hemd, welches file an : ziehen, weder gewechſelt noch gewaſchen zu werden ; fie tragen es gewöhn: lich bis es ihnen in Feßen von dem Leibe fällt. Von Erziehung und Unterricht iſt bei ihnen feine Rede ; jeder Stamnı hat einen oder zwei Mollahs bei fich, welche für den Scheich ſchreiben und Stellen aus dem Koran vorleſen müflen ; dieſes Amt ſteht jedoch nicht in hoher Achtung, denn die Araber find ein irreligioſes Volf, obgleich fie in mancher Hin:
den Dünen ſeiner Rüften, ſo wie der fie vertretenden fortſpieligen Deiche
einen Gürtel gleich den Felſen der ſhetlandiſchen Inſeln ! Um 6 Uhr Abends waren wir im Hafen des feftlich geſchmücten
Vlardingen , deſſen Bewohner unſre Ankunft mit Jubel vernahmen. Es
ficht eine blinde Anhänglichfeit an Mohammed bethätigen. Sie beobach
iſt nicht zu verwundern, daß die beiden Städte Vlardingen und Maats
ten ſelten die zum Gebote angereßten Stunden ; gewöhnlich beten zwei oder drei abwechſelnd für das ganze Lager, und fie find ber Anſicht, dieß ſey ſo gut als wenn jeder einzelne ſeine Andacht verrichte. Ich habe öfter mit den Beduinen über den Zuſtand nach dem Tobe geſprochen , und war nicht wenig überraſcht zu hören, daß ihre Vorſtellung von dem fünftigen Leben mit der der amerifaniſchen Indianer große Aehnlichkeit
ſluie ein ſo großes Intereſſe an der Håringefiſcherei nehmen , da bei weitem der größte Theil ihrer Ginwohner von ſeinem Ertrage direct oder indirect ihren Erwerb finoet. Die reichern Bewohner find entweder Befißer oder Mitbefißer der Schiffe, während die weniger Bemittelten als Schiffer , Steuerleute oder Matroſen auf denſelben dienen , ober als Schiffebaumeiſter, Zimmerleute, Schmiede, Segelmacher u. ſ. w., beim Schiffsbaue beſchäftigt ſind. 68 fam eine Ginladung von Seite mehrerer Kaufleute an den Commandanten und die Dfficiere zu einem Abendeſſen für den folgenden
hatte ; der Wüſten :Araber ſcheint zu glauben , ſein Lieblingepferd werde jenſeits ſein treuer Gefährte ſeyn, und das Paradies des Propheten er:
ſchlöſſe ihm eine nie endende Fülle ſinnlicher Genüſſe. Man fann nicht genug bedauern, daß die Türfen, ſtatt die fittlichen
Tag. Dieſes in jedem Jahre auf gleiche Weiſe bei der Anfunft der
und geſelligen Zuſtände dieſes Volfes auf jede Weiſe zu heben , das Obergewalt gleicht, verhaßt zu machen, ſo daß ſchon der Name Osmanli
erſten Häringe gehaltene Fefteſſen war von eigenthümlicher Art. Häringe, Wein , Brod und Früchte waren die einzigen Gerichte. Aber Fröhlich: feit und ein ungetrübter biederer Bürgerfinn herrſcht in den Kreiſen der
von den Beduinen verwünſcht wird .
faſt nur dem Häringsfang fich widmenden Ginwohner von Vlardingen.
möglichſte gethan haben , um ihnen alles, was der Anerfennung einer Was böten auch die Zuſlände der
übrigen Unterthanen der hohen Pforte dar, um die Araber zu verleiten,
Verlag der 9. O. Cotta'ſchen Buchhandlung .
Friedmann. Verantwortlider Redacteur Dr. GD. Widenm ann .
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr . 127.
27 Mai 1852.
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner. ( Bon Karl zill )
Bewohner ber zerſtreut liegenden Gurbied von Minute zu Minute vermehrte, der Sache ein impoſantes Anſehen , und als der Zug
fchereien . Bu Nebuds neues Abenteuer. Der Markt und der unſichtbare Pulverhändler. - Wandernde Muſi :
bei meinem Gurbie angelangt war, fand ſich die ſämmtliche Bes völkerung der Sriba ein, um Zeuge der Entridlung dieſes Drama's zu ſeyn.
tanten und Tänzer . Bei der gånzlichen Abgeſchiedenheit der Kabylen von der bewegten Welt iſt e nicht zu vermunbern, daß fie gierig nach
Der Scheich gebot dem lärmenden Haufen Stile, und der Vlinde flagte iegt den Vorgeführten der Verlegung dee Haugs rechtes und eines Nothzuchtsverſuches auf die Frau ſeines Brus
allem hajden, was einige Abwehølung in ihre einförmige Lebengs
dere an. Es hatte damit folgende Bewandtniß : Bu - Nebud hatte die Abweſenheit des Hauseigenthümer8 benußt, um fich bei ihm
17. Verſchiedene Mittel gegen die Langeweile. - Klats:
weiſe bringen fann. Die verſchiedenen Religions- und Volfgs feſte, die Hodszeitegelage und die Begräbnißichmäuſe ſtehen in dieſer Hinſicht bei ihnen oben an ; da aber nicht jeder Tag ein
einzuſchleichen und hinter den Kebäuich zu verſteden ; er erwar. tete hier die Ankunft einer der drei Weiber des Hauſes, welcher
Vergnügungen beſcheitenerer Art . Von Zeit zu Zeit gibt ein gutes Scandal erwünſchten Anlaß zu geiſtreichen Läſterreten und
er unverſehens eine famelhagrene Prima um den Hale mari, und ſie in den Durch die Fruchtbehälter von dem Reſt des Gurbie abgeſchiedenen Raum zu ziehen ſuchte. Obgleich die Frau zu
pifanten Wigeleien, welche lange eine Duelle des Derbſten Frobe
idreien unvermögend war, ſo leiſtete fie doch einen verzweifelten
Feſttag ſeyn fann, ſo behelfen fie ſich in der Zwiſchenzeit mit
finnes find, da die Elaſticität des Stoffes mannichfaltige Variana | Widerſtand, und bad badurch veranlaßte Geräuſch wedte den ten zuläßt. So war die regelwidrige Nieberkunft Fatoma's lange bas Lieblingsthema der Unterhaltung, bis dasſelbe durch das nicht minder anziehende Durchbrennen von Bel- Raſſems Frau verbrängt wurde.
Hierauf folgte die luftige Geſchichte einer Frau , welcher
ein Nachtſchmetterling an der Seite ihree ſchlafenden Gemahle ihre filbernen Ohras mit einer Zange von den Dhren gezmidt
blinden Bruder des Hausherrn, der mit den zwei Negern unter einem an den Gurbie gelehnten Ziegenſchuppen geſchlafen hatte. Mit Hülfe ſeiner beiden ſchwarzen Geſellen bemächtigte fich der Blinde deo Frevler8, um denſelben dem Scheich, den man in meiner Wohnung wußte, zu überantworten. Die Neger und der Ohames des Blinden beſtätigten dieſe Ausſagen. Der Bes
hatte. Dann fam ein neued Abenteuer des ſchon früher gedachten
ſchuldigte läugnete nicht, drohte aber die Neger an den erſten
Bu.Nebud an die Reihe ; ich leße dasſelbe hieher alß einen neuen
beſten Baum zu hängen, ſobald er wieder frei ſeyn würde ; der Scheich, über dieſe Frechheit entrüſtet, ließ ihm bie Hände auf den Rüden binden, und beorderte zwei ſeiner Begleiter, ihn uns verzüglich nach dem Borbich bee Raid abzuführen. Die Um
Beweis, wie wenig die Kabylen Der goldenen Regel : „Was bu
nicht midſt Daß man dir thu', das füg auch keinem andern zu ! " eingebenf find.
Eines Tages beſuchte mich der Scheich der Sanhadicha, und wir ſolürften eben behaglich den Kaffee, als uns ein gros Ber Jumult von ichimpfenben unb fluchenden Männerſtimmen
vor die Thür meiner Hütte rief. Ein junger, blinder Mann zog beſagten Bu.Nebud, den er am Kragen gefaßt hatte, nach meis nem Gurbie zu, während zwei ftämmige Neger ben von Zeit zu Seit Wiberſtrebenden mit fräftiger Hand vorwärts ſchoben. 30 gehe mit dir wohin du wilft“, ſagte Bu-Nebub zu dem Blinden, vallein von den Uefan (plur. von El-ufif, ber Neger) fou mich feiner anrühren ! “ Die Neger nahmen aber von dieſer beſtimmten Willendäußerung wenig Notiz, denn dieſe Parias der moham. mebaniſchen Geſellſchaft, die durch das Vorurtheil der Farbe zu
einem leidenden Verhalten verdammt find, waren zu froh einmal eine thätige Rolle ſpielen zu fönnen , als daß fie auf das Vers gnügen, das ihnen ihre Sheilnahme an der Verbaftung des
ſtehenden riefen ihm, mit Anſpielung auf ſein früher mit dem Derwijd gehabtes Abenteuer, ſpottend nach : 3ch bin ein er. frorener Mann, bebede mich u. ſ. w. “ Das Pojfterlichſte bei dieſer Geſchichte war, daß er, der fich damals gerühmt hatte, dem Dermiſch drei Irachten Prügel gegeben zu haben, teßt von
dem Kaid zu einer vierfachen Aſia, jebe zu zehn Stođprügel, welche zu empfangen er alle acht Lage fich nach dem Borbidh begeben mußte , verurtheilt warb.
Ein andere Zerſtreuungemittel iſt für die Männer, und nicht ſelten auch für die Weiber, der wöchentliche Marft, welchen fle, ohne ein bedeutended Hinderniß, nie zu beſuchen unterlaſſen , ſelbſt wenn ſie nichts dort zu thun haben. Von dem pittoreöfen Anblid , den ein ſolcher Markt gewährt, ſo wie auch von den mannichfaltigen Genüſſen, die dort des Beſuchers warten, habe ich im zehnten Abſchnitt meiner Skizzen - eine ausführliche Bes 1
Delinquenten gewährte, verzichtet hätten. Balb gab ein zahl. reiches Geleit von Neugierigen, daß fich durch die herbeietlenden
i Siehe das Ausland, Jahrgang 1850, Nr. 176.
nogim
506
ſchreibung geliefert, und ich will hier bloß noch eines Mannes gebenfen , ber unlängſt noch die Hauptperſon des Markte8 und
:)
der Liebling der Araber und Kabylen war. Dieſer heute ſo ſchmerzlich vermißte Ehrenmann iſt niemand anders al8 der Ghießpulverhandler, aus dem Gebiet der Uleb.Mnia, ber bisher
die jagtluftige Bevölferung bed Sahele mit dem ſo geſchaften Schießpulver verſehen hatte. Noch vor wenigen Jahren fonnte er ungehindert ſeine entzündbare Waare zu Tunis holen , um fte eben ſo ungehindert auf den Märften des Sabele in betrachts lidhen Quantitäten feil zu bieten ; ſpäter, alb die franzöſiſche Regierung die einheimiſchen Oberhaupter beauftragte, ein wach . famed Auge auf den auf der tuniſer Gränze beſtehenden Schleich handel zu haben, war zwar das Einſchmuggeln ſchwieriger, mas ihn aber nicht abhielt, nach wie vor die Eingebornen mit dem
soon
ber und Kabolen berwünichen den guten Raib und ſeinen unzeitis
gen Dienſteifer , leben jedoch der froben Hoffnung, den unent behrlichen Contrebandier bald durch einen andern erſeßt zu ſehen.
Der Frühling iſt die Zeit , wo wandernde Muſtfanten und Tänzer das Land durchziehen, und ihre Erſcheinung iſt beſonder8 für die Weiber und Kinder ein großes Gaudium. Die erſte dieſer Banden , die unſere Sriba mit ihrem Beſuch erfreuete, beſtand aus vier Negern, wovon der erſte eine große Trommel ſchlug, Der zweite auf einer, aus einer Schildkrötenſchale verfertigten
Geige fraßte, nnd der dritte mit einer Art von eiſernen Caftage netten dazu flapperte, ber vierte der mit Blechſtüden, Schellen , Glasperlen , Muſcheln und einer über ſeinen Rücken herabfallenden Jagdpantherhaut (Felis jubata ), die auf dem Kopfe eine hohe
Handwurſtmüße bildete, auf eine groteske Weiſe aufgepußt war,
benöthigten Schießbedarf zu verſorgen, da die Raide und Scheiche
führte einen, wahrſcheinlich aus dem Suban ſtammenden Nation
der Gegend gegen eine kleine Abgabe in Natura ihm gern durch die Finger ſaben . Seit dem Ausbruch des Krieges im Sahel aber warb es den Kaide auf das dringendſte anbefohlen, ihre
naltanz auf , beffen Figuren und Stellungen eben nicht zu den anſtändigſten und züchtigſten gehörten, fich aber nichts beſtowenis ger des größten Applaus zu erfreuen hatten . Das männliche Publicum idhlug behaglich den Tact zu dieſen coreographiſchen Erolutionen , während fich die Neſſä vor lachen ausſchütten wolle ten . Nach beendigter Vorſtellung ging einer der Muſifanten von Gurbie zu Gurbie, wo ihm die dankbaren Weiber reiche Gaben an Butter, Giern, Gerſte u . f. w. ſpendeten , und der mit ftro. Benden Såden und Schläuchen beladene Eſel der Künftler zeugte hinreichend von der crfreulichen Anerfennung ihrer Talente, die
Märfte ftreng zu überwachen und jeden Pulververkäufer, den fle entbeden rürden, gefangen nach dem Hauptort ihres Kreiſes zu
führen .
Ungeachtet dieſer geſchärften Maaßregel fonnte man
noch immer Pulver auf dem Marft faufen ; nur der Raufmann
blieb unſichtbar und ließ ſeine Waare durch Vertraute, die zuvor ausforſchen mußten, inwiefern dieſem oder jenem zu trauen ſey, abſeßen. 30h war ſelbſt einmal im Fall, mich an dieſen Soleid . håndler zu wenden, da mein Vorrath alle war und niemand des ſchlechten Wetter halber nach der Stadt geben wollte. Lange waren alle meine Erfundigungen nach demſelben vergebene, nies mand mollte das Geringſte von ihm weber geſehen noch gehört
haben, und ich mußte nicht, ob ich mehr die Verſchlagenheit Händler8 und ſeiner Afolythen, oder die Verſchwiegenheit Marftpublicum bewundern ſollte. Ich ſchicte mich eben unverrichteter Sachen meinen Rüdweg anzutreten, als mir
des bed an auf
einmal jemand ins Ohr flüſterte : „ Willſt du Pulver kaufen ?" –
Gi freilich ", erwiederte ich dem mich Anredenden, einem jungen Menſchen von 16 bie 17 Jabren, wichon den ganzen Morgen frage ich darnach, und niemand wil mir Ausfunft darüber geben ." - Der Junge legte den Finger auf den Mund und
winfte mir mit den Augen ihm zu folgen. Er führte mich einige Schritte ſeitwärts, und ſagte mir dann, nachdem er fich zuvor nach allen Seiten vorfichtig umgeſehen , daß ich Pulver haben
ihnen in jeder Griba zu Theil warb. Ginige Wochen ſpäter kamen drei Araber, welche ebenfalls
großen Beifall einernteten. Ein bildſchöner Jüngling tanzte beim Schau der mauriſchen Hoboe und der Tamburius, und die Blide
ber jungen und alten Rabylinnen folgten wohlgefädig den anmus thigen Schwenkungen des Tänzere, der ſein buntſeibenes Tuch bald dem einen, balb dem andern ihrer Männer auf die Schulter fallen ließ – eine Aufmerkſamfeit, die zum Zweck hatte, außer dem gewöhnlichen Honorar noch ein kleines Nebengeſchenk zu bewirken. Der ältere der drei Araber, ein ernſthafter Mann mit ſchwa . zem , leicht ergrauendem Barte, war früher Schalmeiblåſer in dem
Heer Abd-el- Kadero geweſen ; nachdem das Ariegevolf deg beſtege ten Emirë fich nach allen Seiten hin zerſtreut hatte, kehrte er nach Glemſen, ſeiner Heimath zurüc, wo er die Franzoſen im Befiß ſeines våterliches Erbes fand, und eê blieb ihm mit ſeinen
zwei Brüdern nichts anderd übrig als den Wanberftab zu ergreie fen, und mit ſeiner Schalmei, ſeiner Zuflucht, von Stamm zu
fönne ſo viel id wolle ; zu gleicher Seit zeigte er mir ein Mus
Stamm zu ziehen, wo die vereinten Talente ber brei Geſchwiſter
fter desſelben vor, das er aus einem Pulverinaaß von Schilfrohr in ſeine hohle Hand ſchüttete. · Nachdem ich mich mit ihm über die gewünſchte Quantität und über den Preis verſtändigt hatte,
überall mit dem beſten Erfolg gefront wurden . Nachdem die Tänze des rothrangigen Jünglinge beendigt
bedeutete er mir, daß ich ihm das Geld dafür einhändigen und
feltfame Weiſen , welchen das Gebärbenſpiel, womit er fle begleia tete, balb einen milden , balb einen ernſten, balb einen frieges
ihn hinter der Raftushede des nahen Gartens erwarten ſollte,
waren , ſpielte der ernſthafte Minſtrel auf ſeiner Soalmei allerlei
wohin er mir nach Verlauf von wenigen Minuten mein Pulver
riſchen Charakter verlieh .
bringen wolle. Als ich ihn mein Befremden über ſeinen Prå
würde eine ſolche Mimit für lächerliche Grimafle gelten, bei der
numeration @vorſchlag auebrüdte, antwortete er mir, taß dieß der
Gintönigkeit der arabiſchen Mufif aber iſt die mimiſche Begleis tung unerläßlich. Die verſchiebenen Liebese und Kriegelieber, die er hierauf zum Beſten gab, entzüdten den Kreie der um
von ſeinem Herrn nun einmal eingeſchlagene Gang fets, und daß e mir freiſtehe eß zu thun oder zu laſſen. 3ch beſchloß daber
meine zwei Frankenſtüde daran zu wagen ; der Junge fte & te fte
Bei einem europäiſchen Tonfünfter
in ſeinen Mund unb berſchwand in einem Drivenmäldchen , auß
ihn her verſammelten Männer eben ſo ſehr, als der anmuthige Tanz feine jungen Brudere die Weiber entzüdt hatte, und ale
welchem er bald wieder hervorfam , um mir pünktlich das Ver langte an den beſtimmten Ort zu bringen. Troß aller lift und Vorſicht aber fiel mein Pulvermann
er mit dem bekannten Lobgeſang Abd-el-Rabera, einem beliebten, hyperbelreichen Gedicht, das im J. 1639 die arabiſche Marſeillaiſe genannt werden konnte, endigte, sebeđie ein wildes Beifalgeſchrei
einige Monate ſpäter in die Hände des Kaib der Radſdeta, Alis
der Zuſdauer die Stimme Des Sånger8.
el-Khal, der ihn gebunden nach Philippeville lieferte. Die Aras
.
507
Die Theaterverhältniſſe Uew-Yorks. (Schluß .)
Zur Noth wird hier das Erforderniß von Gulen einges
leben, in denen Dinge gelehrt werden, welche ſo direct- alé mög-
goson
Mre. Forreſt gewann in erſler Inſtanz und trat dann ſogleich zum erſtenmale ale Schauſpielerin auf. Das Theater — Brouge bame lyceum - bei bem fie fich engagirte, wurde aus Fürſorge bei der erſten Vorſtellung mit Bewaffneten umſtellt. Man fürch . -
lich in ſogenannte praftiſche Leben, in ten materiellen Eriperb eingreifen, und alle Runft fteht dieſem mit ihrem Einfluß nicht fichtbar, fühlbar und greifbar nahe genug, um von einer Mehrs
unb balb eine Runftreiſe burd ganz Amerifa antreten will . Man
heit als Nothwendig feit begriffen werden zu fönnen . Gine Min. Derheit fteht auch hier mohl weiter, allein fie erſcheint um ſo
nahm im Publicum für unb miber die Geichiebene Partei , ohne daß von beiderſeitigen Kunſtleiſtungen eigentlich die Rede war,
macht. und einflußlojer, je mehr fie eben von der Maffen beſchränkte heit fich entfernt in ihrer Geſinnung und Erfenntuin. Die Maſſe hångt ich als Bleigewicht an jeden Aufidwung!
Weiber, ober Labie
Reichum an Gelb und Befis , der fich allerdinge hier mebr
und raſcher als anderswo entridelt, führt nun zwar auch bio-
tete einen „Riot “ (Auflauf) der Anhänger bed Mr. Forreſt, der ſeinerſeits einen Rollen - Cyclus im Broadway -Theater übernahm
Ueber Mre. Forreſt ſchreige ich, denn fle ift ja ein Weib und eigentlich, haben hier bad Privilegium zu
thun wad fie wollen und wie ſie es wollen , ohne daß dagegen ein Mann tabelnd auftreten darf, der nicht an den Kopf gewors fen haben wil : „ You are no Gentleman “ Dagegen bindet
weilen zu einer Kunſttheilnahme hin ; allein dieß geſchieht jeden. fade nur unter ſehr beſchränkten und beſchränkenden Verhälts niſſen, die überbem ficher nur auênahmereiſe ſtattfinden. Der hiefige Reichthum ermächt nur immer noch aus dem „ Bufine ",
midi in Bezug auf Mr. Forreſt feine ſolche Rücficht, unb ich
aut dem Geſchäft, und erhalt fich durch badſelbe. Cine ſolche
in St. Peter & burg geſehen , haben dem Leben ſeine feinſten Schat
darf geſtehen , daß der ärgſte Couliſſenreißer Deutſchlands, den ich jemals geſehen, mir als Muſter von Mäßigung und Natur
Dagegen erſcheint. Die beſſern ruſſiſchen Schauſpieler, welche ich
Geſchäftewelt wird aber beſten Fallo bie Runft nur aud Buſineß
tirungen abgelauſt, ſo weit fie dasſelbe zu erfaſſen vermochten .
auffaſjen, ſo wie etwa der Fleiſcher beim Einfauf tee ichönſten
Mr. Forreſt fennt das Leben, man fteht dieß öfter hindurchſchim mern, aber er zieht ben Applaus einer Einbiſchen Menge, die ben
Rinded nur im Auge haben wird, was er beim Ausſchlachten an demſelben verbienen fann. Unſere hiefigen Theater find daher nur
Knecht Ruprecht verlangt, einem Kunſtſtreben vor.
A18 Rolla
Geſchäfteanſtalten, Speculationen auf die Vergnügungos
in dem Drama „Pizarro" glaubte ich in den Effectſcenen einen
oder Genußſucht einer nach der Runftſeite hin ziemlich roben
mühenden Rettenbund toben zu ſehen brüllen zu hören. Am Coluſſe bee Stüde8 bringt er ſeiner Schweſter Cora ihr aus ben Händen ber Spanier gerettetc& Kind und finft bann in Folge der empfangenen Wunden endlich tobt hin . Geficht und Hale be8 Mr. Forreſt glichen täuſchend einem angeſchnittenen, fetten , rohen Schinfen ; bie eine Hälfte war weiß, die andere blutroth geidminft. Das Publicum war außer fich vor Vergnügen, aber alle Welt fah bloß, und ich habe im ganzen , fehr gefüllten Hauſe
Menge, bie nach einer neulichen Bered nung täglich zehn Procent
an den Abenden durchſchnittlich den Vergnügung@orten zuſendet. Wenn davon höchſtens zwei Procent auf die Theater zu redenen find, ſo liefert dieß allein ſchon ben ficherſten Bereis für die Richtung der Menge. Weit mehr noch tritt der vorhandene Mangel an Runftfinn hervor, ſobald in Betrachtung gezogen wird, wodurch ſeither ber Theaterbeſuch berrirft wurde. Lola
Montez unb Jenny lind fülten unſere Theater und Concertjåle
während des Stückes wohl einige Spannung auf den Gang bebe
nur, weil Speculanten auf dieſe Perſonen e8 verſtanden , die
ſelben , feinefrege aber inneret Grgriffen ſeyn bemerkt. Man fah eben, damit iſt alles geſagt! Nur zwei Damen im Dreß Cercle,
Neugierde des Publicum : in Bezug auf dieſelben rege zu machen. Vor einigen Jahren wurde hier eine Art Maſſacre vor dem
ben Phyſiognomien nach Mutter und Tochter, mit dem Gepräge
Aftorplaß.Theater geliefert, in welchem Damale ber engliſde Schauſpieler Macreabh eben auftrát; Dabei brehte & fich aber
Der ſpaniſchen Abfunft in den Geſichtêzügen, weinten öfter helle
feine@meg8 um Kunſttheilnahme, ſondern um brutale Dppofition gegen ein wirkliche Künſtlertalent zu Gunſten eine amerifanis iden Couliſſenreißer auf der einen Seite und eben ſo großer Polizeibrutalität auf der andern. Man ſagt hier nämlich von
Lächerliden der Darſtellung. Wie oft ich auch die hieſigen Theater beſuchte, ftete ſah ich nur Carricaturen. Chafſpeare's herrliche Dichtungen wurden zu Farcen gemacht; eine Umarbeitung von Goldſmiths Meiſterwerk ,,the vicar of Wakefield" entbehrte aller feinern Nüancirung,
mohlunterrichteter Seite, daß der hieſige amerikaniſche Haupts
chauſpieler Forreſt ten Lumult direct ober indirect au8 Neid gegen den engliſchen Collegen angezettelt habe, indem er das Amerifanerthum aufſtachelte. Gleich dem in dad Ruſſenthum verrannten Stocrufſen , glaubt auch der Stock - Amerikaner die ganze übrige Welt außerhalb der Vereinigten Staaten entbehren zu können , indem er alles mindeſtens gleich gut, wo nicht beſſer haben oder ſelbſt machen könne. Aufgeblaſen von den Schmeicheleien ber um die Volfégunſt Buhlenden glaubt der Stod
Ihránen, trot des Uebertriebenen, Unnatürlichen , Verfehlten und
Deßgleichen gab man auf dem beſten hieſigen Theater, in Broug. hams Lyceum, Sheridans school for scandal mit ſo viel unpaſs
ſender Uebertreibung, daß meinem Gefühl nach nur von einer ganz verfehlten Auffaſſung und Darſtellung die Rede ſeyn fonnte.
Alle hieſigen Schauſpieler und Schauſpielerinnen leiden offens bar an einer großen Einförmigkeit, man ſteht immer und immer Mr und Mrs ſo und ſo, nur ander8 angepußt. Von einem Auf faſſen und Wiebergeben berichicdener Charaktere und Individuas
amerikaner eine Art auserwähltes Volf Gottes zu bilden, und
litäten iſt im eigentlichen Spiele feine Rede.
felbft
Autor: müſſen da allein alles thun . An Darſtellungen wie wir Deutice fie bei Schröder, ffland, Devrient, Eflair, Seibel. mann, Anſchüß u . f. w. fennen gelernt haben , iſt hier nicht zu denken . Man gaufelt die Rollen eben nur ſo hin „ to make
in den Blättern der Godfiſhariſtokratie ſpuft dieſer bors
nirte Gedanke. Nicht aber hinbert ben Fortſchritt mehr al8 Gingebildetheit ! In dieſen Tagen füllte erwähnter Forreſt die Theater, morin er und ſeine geſchiedene Frau auftraten, durch folgendes neue
Zugmittel : eg wurde ein Höchft fcandalojer Scheibung&proceß angezettelt, deſſen überaus anſtößige Einzelnheiten die Spalten des bieftgen angloamerifaniſchen Hauptblattes Herald " fälten.
Die Worte des
his life, or : to make money“. 1 Das tiefere Kunſtſtudium ſcheint dem Amerikaner im allgemeinen feßt noch ganz fern zu liegen. So wie die Menge gegenwärtig erſcheint, würde aber
auch ein wahrer Künſtler, der die Natur ron ihren ideellen Seis
.
508 ten aufzufaffen müßte, feinen Anklang finden , denn dieſe Menge will fich nicht gezeichnet ſeben, wie fie ift, ſo wenig als das andere Mächtige und Madhthaber gern ſehen, oder auch dulden. Die Menge gleicht einem eitlen , aber mit Unſchönheiten behaftes
ten Weibe, daß nur gern geſchminft und ſo gepußt in den Spiegel ſehen mag , daß dieſe Unſchönheiten verſteckt erſcheinen. Was dieſer Menge gefällt, find Carricaturen oder Lächerlichmachungen anderer, bei benen fich Hochmüthig ſagen läßt : wohl mir, daß ich nicht bin wie dieſe !
Darum findet man fort und fort die Säle ticht gefüllt, wotin fogenannte Minſtrele und Serenabord ihre Vorſtellungen geben . Urſprünglich verfteht man darunter Neger, bie zur Guis tarre Geſänge boriragen unb anderé läppiſche Späße treiben , wobei namentlich die Negermanieren lächerlich erſcheinen . Da nun aber wie es ſcheint - wirfliche Neger die Lächerlich
machung ihrer Race entweber nicht derb genug auftragen , oder fich deſſen ſchämen , oder aus einem andern Grunde, ſo ſchmins fen ſich Weiße ale Neger und führen die unſáglich abgeſchmads ten Abenbunterhaltungen auf, welche bem hieſigen Publicum vor allem zuſagen. Die vernachläſſigte Erziehung fönnte fich nicht deutlicher audſprechen , ale in dieſen Erſcheinungen ! Wie nahe
Schnüre von großen Diamanter. Smaragden und Perlen, während die Arme von den Handgelenk an bis über die Ellenbogen von zahlloſen Spangen und Kettchen , auf welchen die reichfien Gbelſteine funfelten ,
faſt ganz bededt waren. Faſſung und Anordnung dieſer Rofibarfeiten war jedoch nichts weniger als geſchmadvoll zu nennen . Gine der Frauen fragte midy, ob die Engländerinnen alle „ gleich mir “ ihr Geſicht wentftellten“, indem ſie 18 von dem Haar umwallen
ließen und ob wir feinen „Naſen:Schmud“ trügen ? „ Ohne den leßtern “, reßte ſie hinzu, „fónne ein weibliches Geſicht faum austrudsvoll ſeyn .“ Ich fragte fie dagegen, was die Parſi: Frauen mit ihren Haaren anfingen ? 1
Zene brach in ein heiteres Gelächter aus, warf ihr „ Sari“ zurüd, nahm die entſtellende Binde, welche die Stirne und den Scheitel bebedt, ab, und eine Fülle des ſchönſten, ſchwarzen, ſeidenen Haared floß über ihre
Schultern nieder, und ihre ſchönen Augen funfelten dabei vor Orregung wie Sterne. Sie ſah in der That ſo ſchön aus , daß ich nicht umhin konnte , laut gegen eine barbariſche Sitte zu eifern, welche auf dieſe Weiſe eine vollfommene Huri in eine eingewidelte ägyptiſche Mumie verwandelte .
Gegen eine andere förperliche Entſtellung niußte ich gleichfalls eifern ; meine neue Freundin hatte nämlich ihre fleinen , ſehr zierlich geformten Ohren ringdum im wörtlichen Sinne durchbohrt und mit ſo ſchweren Kleinodien behängt, daß die Form der Dhro mit den vorrüden,
Europa fieht das hieſige Theaterpublicum eben ſo gern , als die elenden Minſtrel-Wiße. Deides ſchmeichelt dem Dummſtolzen ! Es gibt ſich ein ſchülerhaftes Auflehnen gegen europäiſche Bil
den Jahren ganz verzerrt und verzogen wurde, wag dem Geſicht ein ro widerwärtiges Ausſehen gab, daß ich froh war, als fie das „ Sari “ wies bet darüber zog. Alle dieſe Frauen waren von fleinem Wuore , ihre Geſtalt leicht und anmuthig, die Geſichtezüge regelmäßig, die Haut blaß olivenfarbig , wag nach ihrer Anficht das vorzüglichſte Charafterzeidien der Schönheit iſt. Meine Freundin ftellte mir ein fleines Mädchen, dag acht bis neun Jahr alt reyn mochte, vor, und welches, wie ſie ſagte, ſo ausnehmend ſchön war, daß ſchon vor ſeinem vierten Jahre mehrere Parſen fich um ſeine Hand beworben hatten. Das Kind war jeßt ſchon ſeit einiger Zeit mit einem reichen Parſen verlobt und ſollte, wenn ſie
bung des Geiftes fund, allein Beſſeres ale jenſeit des Oceans
das erforderliche Alter erreicht, von ihrer Mutter getrennt und in der
geleiſtet wurde, wird hier burchaus im Kunſtfache nicht darges boten. Die Zukunft läßt fich aus der Gegenwart leicht herauss
Familie ihres fünftigen Gatten aufgenommen werden. Go war ein lieb: liches, holdes fleines Geſchöpf, in deſſen ſanften gazellenartigen Augen der Ausdrud der Schwermuth nicht zu verkennen war , und nach den öftern Liebloſungen und beſorgten Bliden der Mutter zu urtheilen, mußte der Gedanke an die bevorſtehende Trennung ſchwer auf beiden
liegt der Gebanfe an das Entwürdigende einer ſolchen Nachah mung von Entwürdigungen , die nur aus der Sllaverei entſprin gen, welche von Weißen ausgeht ; dennoch denkt fein Menſch hieran, ſondern wiehert den gemeinſten Späßen Beifall ohne Ende zu .
leſen .
Lächerlichmachungen der gebildeten Geſellſchaft in
Empor geht es doch, wenn auch ſehr langſam . .
Beſuch einer Engländerin bei Parft - frauen. (Uud „Liſe in Bombay and the neighbouring Out-Slations. London 1832.)
Mein Wunſo , eine der reichen Parfi- Familien, welche in größerer Anzahl zu Boinbay leben, innerhalb ihrer vier Wände zu ſehen , fand die zuvorfonimendſte Aufnahme. Sobald ich meinen Namen melden ließ, wurde ich in ein langes Gemade geführt, in welchem fich faſt feine andern Geräthíchaften als die in dem Drient hertömmlichen ſogenannten „ Auftritte" , Diwang, Nuhebette, oder wie man fle nennen wil, vors fanden. Auf dieſen hatten fünf bis ſechs Frauen , von ihren Kindern und Dienerinnen umgeben , Plaß genommen ; die ganze Geſellſchaft, ſelbſt ein fleines Weſen , welches noch auf dem Arm getragen werden
mußte, war mit einer Menge Kleinodien bebedt. Die älteſte Frau nahm den mittlern Diwan ein und übernahm anfangs die Rolle der Sprecher rin für ihre Freundinnen ; als ſie hörten , daß ich das Hinduſtaniſche ziemlich geläufig ſprad , miſchten fie fich bald in die lInterhaltung, und ich verfehrte mit allen in der leichten forgloſen Weiſe, welche das Leben hier überhaupt darafterifirt. 3ch ließ mir die verwandtſchaftlichen Verhältniſſe der anweſenden
Frauen unter fich auseinanderſeßen und betrachtete mit ebenſo viel Neus gierde als Intereſſe die foftbaren Steine , mit welchen fie geſchmüdt
waren . Von dem Hals bis zu dem Gürtel herab hingen prachtvolle 1 Man ragt I make my life, wörtlich : ich mache mein Leben, wenn eben ſo viel Geld als zum Lebensunterhalt nothwendig iſt, bei einem
Buſineß erworben wird ; dagegen wird Geld gemacht (making money ) wenn man beim Vuſineß mehr als dieſes erwirbt uud jurüd legen fann.
Herzen laften .
Mit großer Freude gewahrte ich auf den Dimand ſchöne weibliche Arbeiten - Stickereien aller Art - auf meine Frage, wer fie in dieſer Kunſt unterrichtet hatte, erfuhr ich, daß die Gattin eineë engliſchen Miſſio náró fie vor einiger Zeit mit dem Gebrauch der Nadel befannt gemacht habe ; der Vater rey über ihre Fortſdritte ro erſtaunt und entzüdt ge: weſen , daß er davon geſprochen habe , er wolle fie das Piano ſpielen lehren ; auch habe er ſchon im voraus ein foſtbares Inſtrument angeſchafft. 35 bat fie, mich dieſes Inſtrument reben zu laſſen und werde nie ihre Seligfeit vergeſſen, als ich meinen Finger über die Taften gleiten ließ ; der ganze weibliche Haushalt , die Dienerinnen nicht ausgeſchloſſen, fammelte fich um mich und alle flatſchten in die Hände, als ich einige lebhafte Weiſen ſpielte. 3h wurde mit Bitten beſtürmt, weiter zu ſpielen und als ich endlich auffland, wurde ich von allen auf das drins gendfte gebeten, bald wieder zu fommen und dann den ganzen Tag bei ihnen hinzubringen . -
Die ganze Erholung dieſer Frauen ſchien darin zu beftehen, daß fie mit ihren Freundinnen und Befanntinnen dann und wann zuſammen :
famen , und ihre ſeidenen „Sarig" und ihre foftbaren Kleinodien zur Schau ftellten. Ich ließ mir zu meiner großen Freude erzählen , e8 reno jeßt für eine Parfi:Frau von Mode und Welt unerläßlich , daß fie in engliſchen ſeidenen Strümpfen unter ihren geſtidten Pantoffeln in Geſells ſchaft erſcheine, während ſonſt der Fuß bis zu den Knöcheln gewöhnlich nadt iſt, wenn man die ſchönen mit Juwelen befeßten Spangen ause nimmt, welche unmittelbar unter dem Knöchel um den Fuß laufen.
D. V.
Berlag der 3. 6. Gotta'iden Buchhandlung. - Verantwortlicher Redacteur Dr. Od. Widen mann.
.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Febens der Völker. ·
128.
28 Mai 1852.
Beitbetrachtungen . E8 iſt merkwürdig, wie man fich im Kreiſe herumbreht : vor vier Jahren um dieſe Zeit wüthete der Kampf in Schledwig,
Handel der beiden Herzogthümer in ſeine Hände und von fam. burg abzulenken ſucht, ein Beſtreben , daß eine einflußreiche Partei
in Kopenhagen dadurch zu fördern ſucht, daß fie gegen den
und man that von Seite beg übrigen Europa indirect allee mög :
Wunſch und das Intereſſe der Herzogthümer eine Eiſenbahn
liche, um ihn nicht zu einer damals eben nicht ſonderlich ſchweren Entidheidung fommen zu laſſen ; die diplomatiſchen Einſchreituns gen waren von Rußland und England, vielleicht auch , wenn dem Frankreich an Preußen gerichtet und man ſtrengte fich nicht
quer von Dſten nach Weſten flatt von Norden nach Süden hers beizuführen bemüht iſt. Es braucht nur noch ein Vorrüden der Zodlinie von der Eiber nach der Elbe, dann iſt auch das Bun desland Holſtein ſo ziemlich in den Händen Englande, der natürliche Verkehr, der von Holſtein und Schleswig bisher ſúds
wenig an , dem Krieg ein Onbe zu machen und feine Enticheis
wärts berab nadı Hamburg ging, läuft dann in den holſteinis
hochfliegenden Lamartine nicht ſolche Dinge zu ferne lagen, von
dung eintreten zu laſſen. Jeßt ſtrengt man fich von Seite Preu: Ben8 an, damit feinerlei Entſcheidung zu Stande fomme, die ſeiner Niederlage vollende das Siegel aufbrüden würde.
Engs
ichen Häfen aus, und geht zum Schaden Hamburgs und Deutſch . lands in engliſche Hände über. Hat Frankreich von Dänemarf, das im Jahre 1815 eine
land , Rußland und Frankreich findaber wiederum, wie uns das edelmüthige und in ſeinem eigenen Intereſſe nur allzu hart Journal des Debats ganz überflüſſiger Weiſe verſichert, im ſchöns nädige Anhänglichkeit an Frankreich bewahrte", nur ein alge ften Einflang , 0. h . über dieſe Angelegenheit. Wir wüßten keine ſchärfere Verurtheilung dee von Deutſcher Seite in der fchleswigichen Angelegenheit eingehaltenen Verfahrene : von Seite der fremden Mächte, D. h. von England, Rußland und Franks reich , wird ſtets baß allgemeine europäiſche Intereſse hervorgehoben ;
meines politiſches Intereſſe an der Erhaltung der däniſchen Moe narchie, fo hat England, wie wir oben geſehen , noch ein ganz ſpecielle Hanbele intereſſe, und die Zärtlichkeit, die man für Dänemark zeigt, läßt fich erklären, ob man gleich in Deuticha land und in den Herzogthümern es etwas ſtart finden wird,
von der Rechtsfrage iſt nicht die Rede, ſondern nur von der
wenn ball Morning Chronicle ſagt : „wir ſuchen vergebene in
Convenienz, wie denn dad Morning Chronicle ganz aufrichtig ſagt, die Entſcheidung über die Ihronfolge ſey der däniſchen Legislatur aus der Hand genommen und durch fremde Mächte beſtimmt worden, hauptſächlich aus Erwägungen europäiſcher Politit. Mit der Rechtefrage in der Hand hätte man deutſcher.
alter und neuer Zeit nach einem Beiſpiel folcher Nachficht, wie
die fiegende Partei in Dänemark gezeigt hat. Die Inſurgenten rraren Fremde in Stamm und Sprache, und hatten bis ang Ende Beiſtand von Fremden erhalten ; in keinem Falle aber
ſeits den Streit löſen können . Jeßt muß fich Preußen von dem Journal des Debats die Worte hinwerfen laſſen : „die Hins
ſcheint der gewonnene Sieg von der däniſchen Krone durch milis täriſche Gewaltthat oder rachſüchtige Verfolgung beſchmußt wors den zu ſeyn.“ Allerdings hat man nicht, wie auf den joniſchen
derniſſe und Schwierigkeiten find von Seite Preußens gekommen, Das in ſeinen Träumen von Einheit des deutſchen Heereß und
Ländern gibt es eine Art von Verfolgung, die noch tiefer eins
der deutſchen Flotte die Zerſtückelung der däniſchen Monarchie
und ihre Theilung unter Fürſten , die ausſchließlich von dem deutſchen Bund abhängen mürden , wünſchte. Aber in dieſer An.
Inſelni, henken und zu Tode peitſchen laſſen, aber in civilifirten ( ohneidet, und mehr Waß ermedt als Hängen und Köpfen. 3ft aber der Streit wirklich geſchlichtet ? Man hat die Erhaltung der
Däniſchen Monarchie bloß für wünſchengwerth " erklärt, die Unge
gelegenheit, wie in allen denen die ſeine ſchwanke, rüdhaltige
wißheit beſteht alſo fort, wahrſcheinlich bis zu der Zeit moes
Politik ſeit einigen Jahren verfolgte, iſt es definitiv geſcheitert.“ Das iſt freilich ein Ereigniß, das in Frankreich meine lebhafte Befriedigung erregen wird ", denn für Frankreich iſt es allerdings ein Gegenſtand großer Befriedigung, wenn der deutſche Bund
irgend einem einfalt, ein „ remaniement de la carte de l'Eu rope“ zu berlangen, wie die franzöſiche Phraſe lautet. Man fann den Herzog von Auguſtenburg zwingen, eine ärmliche Ents
nicht erſtarkt. Von den Rechten Schleswig - Holſteins iſt dabei nicht die Rebe, aber merkwürdigerweiſe fann ſelbſt eine andere Macht , welche fich um die Erhaltung der däniſchen Monarchie ſehr thätig
aber man fann, ohne dem deutſchen Erbfolgerecht einen gefähr.
ſchädigung für ſeine in Schleswig liegenden Güter anzunehmen , lichen Stoß beizubringen, dem Herzog und dem Lande das von dem Grbrecht in Dänemark verſchiedene Erbfolgerecht nicht nchs
erwieſen , Rußland, fich feines vollſtändigen Erfolge rühmen,
men. Die Frage der Herzogthümer gehört eben auch zu jenen
denn für Rußland iſt die Behauptung der Däniſchen Conftitution ,
vielen Fragen, die man ſeit mehr als dreißig Jahren auf die
deren Verfechter fidh natürlich an England flammern, ein nicht unbedeutender Nachtheil, während leßtereß mehr und mehr den
lange Band geſchoben hat, und die ſeiner Zeit in ihrer ganzen Stärfe und Bedeutung wieder auftreten werden.
nosos
510
Es gilt gegenwärtig für ſehr unpaſſend, um nicht mehr zu ſagen, wenn jemand von drohenden Rriegen Tebet, und das feine Journal des Debats predigt auch in der That, unter allerlei ſpißigen Worten, den ewigen Frieden in Europa. Es iſt ganz wahr, wenn es fich über die Lage Europa's dahin vernehmen läßt, daß über allen beſondern Intereſſen und individuellen Leis denſchaften eine Nothwendig feit maltet, die fie alle beberricht und im Saume hält." Graf Derby hat eben ſo richtig bemerkt,
Daß fich alles gegen einen neuen Störefrieb wenden würde. Wen meint aber Graf Derby unter dem Storefried, und auf wen deutet das Wort, individuelle Leidenſchaften " ? Offenbar auf nies
mand anders als auf den jebigen Regenten Franfreiche. Was iſt die Folge unb, gerade berauegeſagt, auch die Abſicht der
Gooon
Krieg& reinigen. Solche Anfichten find möglich, ſelbſt wahrſchein . lich, aber daß man in den höhern Regionen der Regierungen Darum bao Wagſtüc eine europäiſchen Kriege auf die leichte Achſel nehmen ſollte, iſt nicht anzunehmen . Der Bund der ſos
genannten ,,drei norbiſchen Mächte" ift in neueſter Zeit feſter ge. idloffen worden , fidhtlich mit Hinblick auf Frankreich und die
Möglichfeit einer gewaltſamen Lörung der dortigen Zerwürfniſſe. Mehr als eine Erwägung mochten dazu führen ; find auch Eng. land und Rußland diejenigen Mächte, die im entichiedenſten An tagoniêmus mit einander ftehen , fönnen wir die geheime Be. fämpfung derſelben in der Türfei und im übrigen Aſien deuts lich, wenn auch nicht in allen ihren Phaſen verfolgen , ſo ift doch für feine von beiden Mächten, auch für England nicht, eine
pomphaften Demonſtration von 10 Mai? Den militārijden Ehre Veranlaſſung vorhanden, den geheimen Antagonismuß zumoffee geiz zu ſtacheln , und auf fünftige Ereigniſſe hinzubeuten , in denen nen Bruch zu treiben , und wir baben ſchon im vorigen Monat derſelbe eine neue Bahn finden würde.
Was bedeuten die Fries
auf die Bemühungen aufmerkſam gemacht, die augenblidlichen
dengverſicherungen eines Mannes, der im eigenen Lande die längſt
Streitanlaſſe, z. B. ben in Aegypten , zu vertagen.
beabfichtigten Maaßregeln wenige Tage vor ihrer Ausführung
ſtehen fich mit ſo gewaltigen und doch ſo verſchiedenartigen Mite teln gegenüber, daß feine, und am wenigſten Dag handelethätige England geneigt iſt den Streit zu überſtürzen. Noch im voris
officiell in Abrebe ſtellen lief ? Vergleichen wir ſein Verhalten im Innern franfreiche mit dem nach außen, fo finden wir eine
Beide Mächte
ftarfe pſychologiſche Aehnlichkeit. Wie er gleich nad ſeiner Wahl
gen Jahre war dieß anders, und England ſchien den Krieg her.
zum Präſidenten mit ſeinen Herrſcheranſprüchen hervortrat, und
auszufordern , aber es ſchien auds nur, und mandjes war wohl
an ſeinen Miniſter des Innern Forderungen ſtellte, welche dieſer den Gelegen gemäß nicht erfüllen fonnte und ihm ſein Miniſter. portefeuille in ziemlich herber Weiſe zurüdgab ; ſo hat der Prinz Ludwig Napoleon auch gleich bei ſeinem Auftreten nach dem 2 December den Verſud gemacht, ob fich nicht Belgien , die Soweiz und Piemont durch herriſches Auftreten beugen ließen. 68 gelang nicht, und Prinz Ludwig Napoleon wurde diplomatiſch fein, in der Sache aber ziemlich berb zurüdgewieſen. Db er darum die faiſerlichen Anſprüche aufgegeben, mag fich jeder ſelbſt ſagen,
mehr darauf berechnet, die Gegner zu unvorſichtigen Schritten zu Go lange franfa
reizen , al8 ſelbſt den Streit zu beginnen .
reich fich neutral berhielt , war für den Weltfrieten noch wenig zu beſorgen , jest iſt eß eine auêgemadhite Sade, daß Franfs reich beim erſten Kanonenſchuß ale mithandelnde Macht auftreten
wird, ja vielleicht den Anfang macht, und damit iſt das Gleich .
gewicht gebrochen. Zubem würde Frankreiche Parteinahme ſehr ſchnell einen europäiſchen Landfrieg nöthig machen , während Gng. lande und Rußlands Kämpfe geraume Zeit unter fremder Firma
Der die Namen der napoleoniſchen Siege auf den Fahnen ges leſen und die Verſicherung Perfigny's gehört hat, daß die frana zöſiſchen Heere die Reime der Giviliſation in alle Länder Europa's getragen hätten. Wer wird durch ſolche Aeußerungen nicht an
lungen wieder gewechſelt.
das Verfahren de
Ludwig Napoleon raid) den Sturz Palmerſtone und in Folge
Prinzen Lubrig Napoleon mit dem allges
zur See und in Aſien fidh fortſpinnen fönnten , ohne einen alla gemeinen Krieg hervorzurufen. Stil und geräuſchlos, aber unverfennbar, haben die Stela A18 Der Staateſtreich des Prinzen
meinen Stimmrecht erinnert ? Gr ſelbſt hatte eg beſchränft, und
deſſen den des Whigminiſteriums nach ſich 30g, und Graf Gran .
das von der Nationalverſammlung nicht ohne großen Kampf darüber erlaſſene Geſeg promulgirt ; ſpäter aber, als es ihm dienen fonnte, um den monarchiſchen Parteien gegenüber Popularität zu erlangen, wurde das allgemeine Stimmrecht práconifirt, und end.
ville, wie Lord Malmesbury, die alten Verbindungen mit Defters reich anzuknüpfen ſuchte, gab fich das Streben fund, wie ehemale,
lich dazu benüßt, um vermittelft der Maſſe des unwiſſenden , burch
Wien und Peterburg hervorging, gewiß iſt aber, baß ſeit kurzer
ben Namen Napoleon geblendeten und durch die Sänfereien der
Zeit die Bande wieder viel inniger gezogen wurden als vorher.
Nationalverſammlung erbitterten Maſſen ſeine Feinde aus dem
Sollte dieß auf eine Annäherung zwiſchen England und Franf. reich deuten ? Wir wiſſen es nicht, aber einige verdächtige Ums
Felbe zu ſchlagen. Mit Ginem Worte, jedes Mittel war ihm recht,
einen Haltpunft auf dem Continent in Deſterreich zu erwerben ;
wir wiſſen nicht ob hieraus eine eigentliche Erkältung zwiſchen
das zum Ziel führte. Wenn der Krieg ſeinen Intereſſen wirklich oder icheinbar zuſagt, ſo wird er zum Krieg greifen trop der officiellen Verſicherung, daß die Abler feine Drohung gegen die
ftande fallen auf. England ſoll zwar mit Belgien ein entſchiebes nes Bündniß zum Schuße des leßtern geſchloſſen haben, ein
fremben Mächte ſeyn ſollen .
gehen nach dem Rhein nicht mit gleichgültigen Augen betrachten
Man hat von Seite dieſer fremden Mächte die Verſicherung für das genommen was fie ift, für eitlen Dunft: denn ſelbſt wenn Prinz Ludwig Napoleon ſo friebfertig ſeyn wollte, als er fich den Anſchein gibt, ſo würde doch die durch ſeinen Namen und ſeine Bevorzugung der Armee gereizte Kriegeluſt es ihm nicht lange geſtatten. Allerdings behauptet man - und auch
werbe, aber in Italien geräth Piemont in immer unhaltbarere Zuſtände hinein, und die geſtatteten Werbungen auf franzöſiſchem
Bündniß, das vorausſegen würde, daß England auch ein Vors
Gebiet für die päpſtliche Regierung laſſen die Abficht durchbliden , ein angeblich päpſtliches, in Wahrheit aber franzöſiſche Corps in ben Kirchenſtaat zu bringen unb, unter dem Vorwand daß der
aufgenommen – daß man unter den drei „ nordiſchen Mächten "
Papſt nun für ſich ſelbſt ſtark genug ſety, die Räumung von Seite der Deſterreicher zu verlangen, und die der Franzoſen aue Rom im Fall bed Abzug der Deſterreicher zuzuſagen.
Staatemänner und ſelbſt Fürften fände, die den Sab aufſtellten , man müſſe die europäiſche Atmoſphäre von den im langen Fries
Dadurch wäre der Papſt und ganz Mittelitalien unter dem faft au & ſchließlichen Einfluß Frankreiche geſtellt, unb Piemonte
ben aufgeſtiegenen revolutionären Miaểmen durch das Feuer des
Zuſtände böten jeden Augenblid Gelegenheit, mit dieſem anzubins
das ſonſt ſo vorſichtige Journal del Debatø hat dieſe Behauptung
wood
511
ben. Seit einiger Zeit mehren fich nämlich die italieniſchen und franzöfiſchen Flüchtlinge zuſchende in Piemont, ihre Kühnheit fteigt, und der öſterreichiſche, wie der franzöſiiche Geſandte ſollen darüber nicht einmal mehr Vorſtellungen machen. Die Stimmung der Piemonteſen faſt aller Claſſen gegen die Flüchtlinge, beren noch immer über 30,000 find, ungerechnet Frauen und Kinder, und die man zum Theil mit dem Namen der „ italianissimi“
bezeichnet, ſoll ſich immer ungünftiger geſtalten, die franzö
fiſchen Flüchtlinge, welche alebald, die piemonteſiiche Preßfreiheit benügend, franzöſiſche Zeitungen errichreten, erweden jeßt der
Regierung nicht minder Verlegenheiten in Bezug auf Frankreich , als vorber die italieniſchen Flüchtlinge in Bezug auf Deſterreich. Ginc unumſchränkte Regierung wäre das einfachſte Auffunft &mits tel aus dieſem Wirrſal, aber das einfachſte Mittel iſt nicht immer das leichteſte, und ſelbſt die entſchiedenſten Anhänger des alten Syſtems ſollen von einer gewaltſamen Abſchaffung der Conſtis tution abrathen , obwohl dieſe gegenwärtig an Frankreich nicht den mindeſten Rückhalt hat. Die neueſte Minifterfriſe iſt hauptſächs lich eine Folge des Einfluſſee, den die Italianiffimi noch immer üben, denn Cavour ſcheint, um fich zu halten , mit dem linken Centrum der Rammern gemeinſame Sache gemacht, und baburch
mit oder wider Willen die Wahl Ratazzi'8 zum Präſidenten der Kammer herbeigeführt zu haben ; augenſcheinlich hat er fich zu tief eingelaſſen und mag bereitwillig die Gelegenheit ergreifen, um aus einer Stellung loszufommen die mit jedem Lage uns haltbarer wird.
Die Beherrſchung des größten Theile der Preſſe
durch Frembe, die feindſelige Stellung in welche Piemont baburch ſeit Jahren mit Deſterreid gerieth, die nicht minder großen Vers
Gosau
Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner. ( Bon Karl zill.)
18. Einheimiſche Poeſie. Lob Abd - el-Kaders . Der Nefſä :Gefang beim Mahlen. – Satyriſches Gedicht.. Nachſtehendes iſt die wörtliche Ueberlegung des im vorigen -
-
Capitel angeführten Geſanges, der neben ſeiner Localfarbe und ſeinen poetiſchen Schönheiten noch eine hiſtoriſche Wichtigkeit hat,
da er und einen vollfommenen Begriff von dem Geiſt und der Stimmung dee arabiſchen Volfes in jener Zeit zu geben vermag. D mächtiger Gott, der Du uns höreſt, Du, der Einige, der Grhabene,
Hilf dem Frommen, vergib dem Neuigen Wie groß iſt das Glück desjenigen, den Du liebeſt, Wie glüdlich iſt der Mann, der ſeine Religion kennt,
Möchte ich doch ſein Nachbar ſeyn am Tage des Gerichteg ! Zum Triumph der Religion des Propheten. Der glorreichiſte unter allen iſt unſer Herr Abd-el-Kader. Iſt er nid)t das Schreden aller Ungerechten ?
Er iſt Sultan, er iſt Scherif. Sein Vater iſt ein Sprößling aus Hafſens Stamm. Ihr werdet ihn finden am Tag des Kampfes, Jedes Hinderniß vor fich niederwerfend. Die Böſen fürchten ihn, er verdient unſer Lob ; Er fam zu uns mit geregeltem Kriegsvolf, Begleitet, gefolgt von allen Stämmen. Sein Fuß betrat die alten Länder,
Das alterthümliche Tlemſen und Mascara ſahen ihn. Befraget die zerklüfteten Berge des Wanſerie,
legenheiten, bie fichießt auch nach der franzöfiſchen Seite hin
Sein Banner wehete oben auf dem Felegrat.
ergeben , machen ein bollſtändiges Anlehnen an England zur Noths
Befraget tie Gebirge des Gharb. Das Land der Könige, Frankreich ſelbſt, erkannte ihn an ; Die Tells, die Saharas und die zahlreichen Araber,
wendigkeit, und die neueſten Parlamente verhandlungen zeigen,
daß man die Hand Piemonte eifrigft ergreifen wird. Mit Wiberwillen hat England ſeit Jahren die Bemühuns
gen Deſterreichs verfolgt, Ober- und Mittelitalien in ſeinen Handeléfreis einzuſchließen , es wird jebe Gelegenheit ergreifen, um dieſe Stellung Defterreiche zu untergraben, und Franfreich
kann ihm hiebei als willkommenes Werkzeug dienen . Die neus begründete Gewalt des Prinzen Ludwig Napoleon muß fich, um europäiſches Anſehen zu erlangen, a18 eine Macht zeigen, mit ber Europa zu rechnen hat, und wenn ſie einſehen muß, daß ein Kampf gegen das continentale Europa und England ein Unding iſt, eine Aufgabe an welcher der große Dheim unter viel gün. ftigern Umſtänden erlegen, ſo iſt e& feinewege undenkbar, daß
die Regierung des Prinzen Ludwig Napoleon nur allzu geneigt
iſt, den politiſchen Ritterſchlag in Italien zu erwerben und der franzöſiſchen Eitelfeit durch ein formelles Auftreten gegen Defters reich in Italien zu ſchmeicheln .
Das kann bis zu einem bedeus
tenden Grabe unter Zulaſſung unb felbft mit Zuſtimmung Enge lanbe geichehen , deſſen Minifter offen im Parlament aufgeſagt, daß fte Frankreich lieber in Rom reben , al8 Deſterreich. Auf
Italien aber werden die Blide Frankreich
früher gerichtet ſeyn,
ale auf Deutſchland, weil e8 dort in dem Nationalgeiſte einen Verbündeten zu finden hofft. Dort iſt auch die Achillesperſe Deſterreich und de8 jeßigen europäiſchen Staatenverbande , wels chen aufrecht zu erhalten die nordiſchen Mächte ihr Bündniß feſter ſchließen , während von Seite Englanbe eine Art Connivenz
gegen Frankreich eintreten kann , und vielleicht nicht mindere Fols gen hat, als einſt Lorb Minto’8 berüchtigte Reiſe . ( Fortſeßung folgt.)
Alle Kabylen unterwarfen ſich ihm .
Sein Ruhm und ſeine Gnade gingen vor ihm her, vor ihm dem Sultan ,
Und alle die ihn ſahen mußten ihn lieben . Er iſt ſchon von Antliß, gebildet, ein trefflicher Reiter ; Er iſt ſdılant und fißt feſt im Sattel, dem Feind gegenüber. Der Feind, der ihn erblickt, fällt zertreten wie ein faules Rohr, Und ſelbſt die ihn nicht ſahen, zollen ihm Chrfurcht.
Sein Pferd mit ſeinen Zöpfen voller Kleinodien, Mit ſeinem golsüberzogenen Brudyſtüd iſt fredlich anzuſchauen. Seiner Reiter Reſſe ſind ſchnell, wie die fliehende Gazelle. Seine regelmäßigen Streiter ſind gleich einer gut gereiheten Hügelfette .
Schleudern ſie ihre Blige, en niederfahrender Donner, So iſt es wie das Wogengebraus des unermeßliches Meeres. Sie fahren auf den Feind wie ein reißender Strom ; Wer vermöchte deu Bergſtrom zu hemmen ? Jedermann will unſerm Herrn dienen, Naſſer-ed- din, welcher den Namen ſeines Vaters trägt. Kabylen uud Diduads haben ſich ihm unterworfen, Und alle Araber beugen ſich vor ſeinem Willen ; Er iſt das Licht, das unter den Knechten Gottes glänzt. Ihm ſer alle Ghre, ihm alles lo Mit ſeinem Heer eroberte er die Länder in ſchnellem Lauf. Gr ift gnädig ! Er hat Trommelſchläger, Banner, Kanonen. Er ſandte ſeine Briefe an alle Uthang, Und der ganze Dſten beeilte fich ihm zu gehorchen. Stämme, Dörfer, Völker der Städte, Alle insgeſammt zogen ihm entgegen, Stiegen ab von ihren Roſſen, umgaben ihn ; Alle hatten ſchöne Pferde und reiche Waffen.
512 Sie boten ihm dar ihre Gadas und ſprachen : Stüße aller Stūßen, Unſere Länder, unſere Waffen, unſere Güter ſind dein.
Deine Befehle, wir folgen ihnen, Deine Wünſche ſind die unſrigen, Denn wir find Dir ergeben .
Er antwortete ihnen : Höret ihr Dſchuads, Und ihr, Araber und Kabylen , verſtehet meine Rede. Ich bin es, El-Hadſch'-Abd-el-Kader,
Sohn Mahhidding; es iſt wichtig, daß ihr meinen Namen wiſſet. Id trachte nicht nach Größe, nach dem Thron, Ich ſtrebe nicht nach all dem täuſchenden Glanz, wie ihr wähnet. Mein Wunſch iſt, daß ihr fened unter meinem Befehl wie Brüder, Daß ihr entſaget dem Geiſt der Ununterwürfigkeit, der Zwietracht. Sehet unſer Land unter dem Jody des Gottloſen ; Der Gottloſe hat es betreten und wohnt im Lande des Didhehad. Welche Schande für uns! Und alle Völker und alle Krieger haben es geſehen ! Laßt uns unter einander helfen und Gott wird uns Sieg verleihen ;
Der heilige Krieg wird uns rächen ; Wir werden einziehen durch die Thore Algiers, wir werden den Unglaubigen vertreiben ;
Wir werden die Religion des Propheten wiederherſtellen , aufs neue erheben .
Der Ewige hat uns den Triumph verheißen, Ung Arabern, die wir find die Kinder des Pulvers.
soron
Bleib' draußen , es ſtäubt in dem Gurbie, Bald komme ich hinaus, mit dir zu ſprechen . Mein lieber Mann Ali, geh' hinaus ins Feld, Es freſſen die Kühe die Bohnen ab, Das wilde Schwein zertritt die Gerſte,
Des Nachbars Maulthier wirft den Dornzaun um. Ich mahle, ich mahle, ed ſummt die Grreigha .
Ich finge und plaudere mit meiner Nachbarin. Bleib' draußen, es ſtäubt in dem Gurbie,
Bald fomme ich hinaus mit dir zu ſprechen. Bel-Raſſem , mein Saghbi, geh hinaus in den Wald Und haue mir dürre Sträucher ab, Hinaus in den Wald, du weißt wohl wo ;
Deine Freundin weiß dich wohl zu finden. Daß die Kabylen auch ihre ſatyriiche Ader haben, und ges legentlich felbſt ihre weltlichen und geiſtlichen Reípectsperſonen
zum Gegenſtand ihrer wipigen Ausfälle machen , beweiet folgens Des Lieb, das oft im vertrauten Kreiſe von der luſtigen Perſon der Geſellſchaft geſungen wird. Der Herr Kaid iſt ein ſtattlicher Mann, Trägt einen goldgeſtickten Kaftan,
Die Leute, welche Gott fennen, freuen ſich deffen am erſten.
Darüber zwei Burnuſſe aus dem Dídherid; Er hat eine Scheſchia aus Tunis Und einen Turban aus Stambul. Sein Schaus trägt einen großen Stod.
Wer meinen Befehlen nicht folgt, erhält das Grab zur Wohnung.
Der Herr Raid nimmt die Dueros des Beilif,
Unſere Namen ſollen Ruhm erwerben.
Die Chriſten ſind bei uns : wer kann bei einem Feind leben ?
Treibt unſere Ochſen weg, ißt unſer Korn,
Sie antworteten ihm : Unſer Augapfel, Herr der Herren,
Und ſchläft bei unſern Neſſa.
Deine Gedanken ſind unſere Gedanken,
Ich möchte wohl ein Kaid ſeyn ! Der Herr Scheich iſt ein großer Mann,
Du biſt vom Stamm der Scherfa, du zerſtreueſt das Böſe. Wir wollen ſtreiten für den Propheten,
Durch uns wird die Religion triumphiren. Du ſiehſt es ſelbſt, man gehorcht dir, iman kommt deinen Befeh len zuvor ,
Sein Vater war ein armer Ghames, Gr ſelbſt hütete das Vieh Um vier Dueros das ganze Jahr ;
Du, der Unſrigen Giner, biſt unſer Herr.
Hatte ein halbes Hemd und einen ganzen Schuh
Du wirſt den Gottloſen für uns zur Rechenſchaft ziehen ;
Und einen vielgeflicten Burnuß. Heut baut er zwanzig Schebda Landes Mit unſern Ochſen , mit unſerm Pflug, Und mit der Saatfrucht, vom Hodor geſtohlen. Ich möchte wohl ein Scheich reyn ! Die Derwiſche und Marabutin Sind gar zu fromme Leute, Um den Hals einen großen Hoſenkranz,
Mit deiner Hülfe werden wir ihn erniedrigen und ſelbſt ſein Land bewohnen.
Denn in unſerm land haben die Gottloſen ihr Kreuz aufgepflanzt. Du biſt unſer Sultan, führe uns an,
Und die Schrift Gottes wird in Erfüllung gehen. Gr las ihnen die Fatah,
Und empfahl ihnen zu thun nach dem Guten. Die Rabylinnen malen nie mehr Getreibe auf einmal, als
Auf dem Rüden einen großen Sac.
fte zur Morgen- und Abendmahlzeit nöthig haben, und das Dres hen der Handmühle iſt, daher ihr tägliches Geſchäft, das regel mäßig und unveränderlich mit einem luftigen Geſang begleitet wird, ſo daß eber der Geſang die obligate Begleitung der Mühl. ſteinmuſif, als dieſe die Begleitung des Geſanges genannt wer
Sie beten viel und eſſen noch mehr,
den fann .
Und nehmen lieber Weizen als Gerſte.
Warum iſt ſo wenig Frucht im Kebäuſch ? Warum ſo wenig Butter im Schlauch ? Dem heiligen Mann iſt alles genehm . 3d möchte wohl ein Derwiſch fern !
Die verſchiedenen Strophen desſelben wechſeln in18
Unendliche, und ich beſchränfe mich hier nur die originelſten das von heraudzubeben. Ich mahle, id mahle, 68 ſummt die Erreigha.
Ich finge und plaudere mit meiner Schweſter. Bleib' draußen, es ſtäubt in dem Gurbie, Bald fomme ich hinaus mit dir zu ſprechen . Abdallah, mein Vater, du ziehſt auf den Markt: Gi nimm doch meinen Mann mit dir ; Gr iſt ſchon lange nicht dort geweſen, Braucht nicht alles zu ſehen und zu hören. 30 mahle, ich mahle, es ſummt die Erreigha. Ich finge und plaudere mit meiner Mutter,
Verlag der 3. O. Cotta'idhen Buchhandlung.
30h babe bei den Kabylen de Sanbabichagebiet8 wohl ſo manche Geſänge, ſowohl erotiſchen ale auch ſatyriſchen Inhalte vorgefunden, die mich von meiner frühern irrigen Meinung, daß Die Poefte ber Rabblen überhaupt ſehr arm fey, nothwendiger.
weiſe abbringen , und ſchon die wenigen hier angeführten Proben Derſelben find hinreichend das Gegentheil zu beweiſen .
Gelofendungen iriſcher und engliſcher A u 8 wanderer an ihre Ver ma note.
In den Jahren 1848 bis 1851 haben dieſe,
nur ſo weit es officiell befannt geworden, 2,948,697 Pf. zurüdgeſchidt, alſo jährlich im Durchidnitt über 700,000 Pf. Da indeß rehr vieles nicht befannt worden, ſo iſt die Summe vielleicht nahezu doppelt ſo groß. (Shipp. Gaz . 22 Mai . )
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann .
Das Ausla n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. Nr. 129.
29 Mai 1852.
Die Zahl der Reiſenben beträgt gegenwärtig 1 ) von Panama
Die Reiſe über den Iſthmus von Panama.
nach Ghagre 9,626, 2) von Chagres nach Panama 13,656, zus
(Nac Emile Chevalier. Journ . dee Debats 23 Mal. )
fammen 23,282, eine officielle 3abl, denn die Regierung von
Die Reife geſchieht in folgender Weiſe: man fährt den Fluß von Chagres in leichten Barfen je nach der Jahre@ zeit bie Gors
Neugranada erhebt 2 P. von jedem Reiſenden , und bezog 1850 eine Einnahme von 46,564 P. Indeß iſt es doch hödsſt wahrs ſcheinlich , daß manche Reiſenbe nicht angegeben werden, und ſchlägt
gona oder Cruces hinauf. Von dieſen beiden Dörfern geben zwei Wege oder vielmehr zwei Pfabe nach Panama . Der erſte, der von Gorgona, wird in der trodenen Jahreszeit vom December bis Mai vorgezogen , weii man dadurch das Hinauffahren von
man dieſe Zahl nur auf 25 Procent an, ſo erhält man nahezu 30,000 Reiſende. Ueber die Waarenmaſſe laſſen fich feine ges
Gorgona nach Cruces vermeidet, das oft wegen der reißenden
Dollars Transport zahlt, ſo fann die Maſſe Waaren nicht ſehr
Strömung ſehr lang bauert, obgleich die Strede nur 6 engl. Meilen beträgt. Die Strecke von Chagreß nach Gorgona wurde
groß reyn . Sie beſtehen hauptſächlich in Stoffen , fertigen Kleibern , fleinen Möbeln, Bijouteriewaaren 10. , die nach Gali.
nie genau gemeſſen , man lägt ſie auf etwa 45 Meilen an . Während der Regenzeit wird der Weg von Gorgona nach Panama, der über einen thonigen Boden führt, unbrauchbar, und man muß den Fluß bis Cruces hinauffahren . Der Weg von Cruces an iſt zwar abſdheulich, wird aber doch vorgezogen , weil er über trodenern Boben führt, und man hie und da Spuren von Pflaſtes rung findet. Beide Wege vereinigen fich acht Kilometres (etwas über eine deutſche Meile) ron Panama. Von Gorgona nach Panama iſt es 20, von Cruces 18 (engl.) Meilen. Man braucht mindeſtene zwei Tage, um den Chagres bie Gorgona hinaufzus fahren, nach Cruces ſelten weniger als drei Tage. Von Vors gona oder Cruces nach Panama dauert die Reiſe im glüdlichſten Falle 6 – 7 Stunden, und oft 12 ; die Reiſe von Chagreg bis Panama erfordert alſo 3 — 4 Tage, von Panama nach Chagres 2/2 , weil man dann den Chagreb . Fluß hinabfährt. Ehe die Amerikaner ins Land kamen, fuhr man in auéges höhlten Baumſtämmen um 5 - 6 Piafter den Chagre8 hinauf, und bezahlte von Gorgona oder Cruces an für ein Maulthier zwei oder drei Piafter. Seit fich die Bewegung der Reiſenden ſo ſtaunen@werth vermehrt hat, iſt eine Barfe nach Gorgona ober Cruces auf 50 Piafter geſtiegen, und ein Fahrzeug, dag 4 bis 5 Perſonen faßt, foſtet 150 Piaſter; auf den Kopf fommen alſo 30 Piaſter, und nur wenn die Reiſenden in geringer Anzahl da find, fommt man mit 15 Piaſter burch. Die Transportmittel find ſomit um nichts beſſer als früher, und fie ſind nur ums Fünffache im Preiſe geſtiegen. Eben bieß gilt von dem Landweg
fornien oder nach Lima und Valparaiſo geben. Dieſe Waarens
nauen Angaben mittheilen , da man indeß für 100 Pfund 20
bewegung geht alſo ton Chagreß nach Panama .
Woblunters
richtete Leute behaupten, es ſehen nicht über 150 Tonnen im Monat, was alſo auf das Jahr 1800 Tonnen machen würde.
So gering dieſe Maſſe ift, ſo foſtet der Transport doch zwiſchen 7 und 800,000 Dollars.
Ginen wichtigen Zweig bes Trandporte machen die foſtbaren Metalle aus, 0q Golb aus Californien und das Silber aus den Minen von Peru unb Chili. Der Transport geſchieht durch
Maulthierfarawanen von Panama nad Cruces oder Gorgona, Dann mir
die Waare auf Schiffe gelaben , die ſtromabwarte
nach Cruces geben . Für den Landireg wählt man die Straße nach Cruces, weil fie etwas ebener iſt als die nach Gorgona, und weil Raubanfälle weniger zu fürchten find ; die Züge find
allerdings ſtets von einer mehr oder minder bedeutenden Anzahl bewaffneter Leute begleitet, je nachdem man mehr oder minder einen Angriff auf dem Wege befürchtet.
Im verfloſſenen Januar
wurde ein ſolcher Zug mit 2 Mill . Dollar8 auf dem Wege zwie ſchen Panama und Cruces angehalten , mehrere mit Gold belas dene Maulthiere fortgetrieben und einige Leute der Pedeckung getödret ; die verlorenen Summen wurden indeß doch alábald
erſieht man, daß dieſe Reiſe im beſten Falle nicht unter 55-60
wieder gevonnen , und einige der Banditen verhaftet. Jedes Maulthier trägt ein Gericht an Gold, das 30,000 Dollars werth iſt. Das Metall, in Münze, Staub oder Barren, iſt gewöhnlich in fleinen verſiegelten Blechfiften eingeſchloſſen, die wiederum in Holzfiften fteden. Die Frachtfoften find ziemlich niedrig und betragen nur 1/4 bis 1/2 Proc.; Der Tran@port iſt gewöhnlid) aſſes curirt und die Verficherung beträgt 1/2 Procent. Der Iranga port deß aus Californien geſchickten Goldes wirb faſt ganz von einem Hauſe übernommen , das ſeinen Hauptfig in Panama hat, das aber auch Comptoirs zu Neuyorf und in andern Staaten der Union beſigt. Die von dieſem Haus während des Jahres
Dolare zu machen iſt.
1850 tran @ portirten Werthe beliefen fich auf beinahe 49 Dia.
zwiſchen Gorgona oder Crucell und Panama.
Der Preis eines
Maulthiers iſt 16 Dollars, unb ba ber Reiſende mindeſtens ihrer zwei braucht, eins für ſein Gepäck und eine für fich ſelbſt, ſo beträgt die Audgabe 32 ; rechnet man hiezu bie Zehrung und die Koften des Wege von Chagres nach Gorgona oder Cruced, ſo
woro
514
Eine der Dampfichifffahrt & compagnien von Neufort hat gleichfalls für 1/2 Mia. Gold transportirt , ſo daß über 50 Millionen herausfommen . Das iſt aber bei weitem nicht die
namentlich des Prinzen Ludwig Napoleon in einem ganz andern
ganze Goldmaſſe, die aus Californien über den 3fthmus ging ;
1848 recht gründlich fennen gelernt, und legten auf die Berichte von ihren Umtrieben in den Provinzen menig, wohl zu wenig Werth . Die Socialiſten hatten ihr Thätigkeit8feld von der Hauptſtadt nach den Provinzen verlegt, weil fie in der erſtern materiell und geiſtig geſchlagen waren, und niemand fie mehr fürchtete, während in den Prorinzen theilweiſe große Beſorgniſſe
Dodare.
viele Reiſende nehmen ihr Gold ſelbſt mit fich , und ein ſehr competenter Mann glaubt , daß man das auf dieſe Weiſe herüber gefommene Gold auf nicht weniger als 37,7 Mil. anſchlagen könne, ſo daß eine Summe von 88 Millionen für das Jahr 1850 herausfommt .
Der Poſtdienft über Panama hat gleichfalls ſeine große Bedeutung , da die ganze Correſpondenz zwiſchen den Vereinigten Staaten und England einer, und der ganzen Rüfte des fillen Meeres vom Dregon bis an das Südende von Chili hinab auf
dieſem Wege befördert wird. Die größte Maſſe der Briefe fommt von dem Verfehr zwiſchen den Vereinigten Staaten und Califor. Für den Transport dieſer Briefe hat die amerifaniſche Regierung einen Vertrag mit der von Neugranada geſchloſſen ,
Stadium ale tie Provinz. Die Pariſer haben die materielle und geiſtige Schräche der Socialiſten ſeit der Juniudichlacht
herrſchten . Dagegen fonnte die politiſche Schwenkung des Prins zen, daß er fich für den Gößen der Socialiſten , das allgemeine
Stimmrecht, erflärte, und dann in den Provinzen ſie als Schreds bild benügte, nur ihre Verachtung erregen , denn die ungehemmte Preſſe der lebten vier Jahre hatte die Verhältniſſe io durduges bildet und flar gemacht, daß alle dieſe Manöver ſelbſt den
nien .
Maſſen in Paris nicht verborgen blieben, wenn dieſe gleich durch
fraft beffen der Transport über den 3ſthmus durch die Poſtvers waltung des legtern Landed beſorgt wird.
ihren ziemlich fanatiſchen Haß gegen die höhern Claſſen fich täuſchen ließen . Dieſe höhern und mittlern Claſſen, welche unter der Regierung Lubrig Philipps , wie unter der Republif, nach
(Schluß fotzt.)
Beitbetrachtungen. ( Fortſeßung.)
Unter dieſen Verhältniſſen iſt die Errichtung des Erbfaiſers thume in Frankreich eine Frage von untergeordneter Bedeutung
der kurzen Periode der proviſoriſchen Regierung fich ale herr. ſchenbe, den Gang der Regierung beſtimmende Macht fühlten, fonnten fid durch die Manöver
der bonapartiſtichen Partei
nicht tauiden laſſen , und ihr Miftrauen mußte in Abneigung,
wie die Täuſchung der untern Claſſen in Haß übergeben . Der Prinz ſoll auch dieſe Stimmung der Pariſer ſehr wohl fennen , und entſchloiſen fenn , fie bei einem allenfallſigen Aufſtand uner .
geworben ; man wird darüber ficherlich, wenn ſonſt feine Gründe vorliegen, den Krieg nicht beginnen, da die ganze Regierung des
bittlich zu behandeln .
Prinzen Ludwig Napoleon ald eine temporäre Erſcheinung bes
Gin folcher Aufſtand iſt inteß nicht wahrſcheinlich, weil der Pring die Stimmung eine großen Sheile des Landbolfe und
trachtet wird ; wenn man ſeiner Zeit den großen Napoleon als einen „ torrent qu'il faut laisser passer“ betrachtete, ſo ift dieß jeßt noch weit mehr der Fall , und die eigentliche Frage liegt darin, ob bem Raiſerthum eine für die audmärtigen Vers bältniſſe praktiſche Bedeutung zu geben verſucht wirb ; abgeſehen hieron ſieht man der Entwidlung der jeßigen Regierungégemalt mit einer geriſſen Gleichgültigfeit zu, und die Nachricht, daß die neueſten Noten Deſterreich
und Rußlande del rbfaiſers
des Heered für ſich hat, die Frage iſt nur, ob man mit dieſen Maljen bei dem ſichtlichen Widerſtreben der höhern Glaſſen , das fich jeßt durch zahlreiche und, wie man behauptet, in den Süds
prorinzen maſſenhafte Eidegverweigerungen funtgibt, auf die Länge regieren fann .
Das Amufiren des Volfe und der Armee
Durd fefte hat ſeine Gränzen , und die nüchterne Stimmung, gar oft der Kapenjammer, tritt ein , wo bann nur das materiellſte
thums gar feiner Erwähnung gethan, iſt, wenn auch nicht vers bürgt , coch den Umſtänden völlig angemeſſen . Man wird fich in die innern Verhältniſſe Frankreicho entfernt nicht miſchen, aber dieſe innern Verhältniſſe fönnen ſich auf eine Art geſtalten , daß die
Intereſſe gilt.
Rückwirkung auf die äußeren nicht ausbleibt. Darum verfolgt
gen , was ihm ficherlich nicht gewährt werden wirb.
die politiſche Welt den Gang der erſtern mit jolcher geſpannten
rung hat officiell 75 Millionen Capital für zurücverlangte Rente
Aufmerkſamfeit. Bei der Unterdrückung der Preſſe in Franf
bezahlt, hundert weitere Millionen bat fie durch die eigenmächtige, für die Unternehmer ſcandalos vortheilhafte Umwandlung der
reich iſt man freilich genöthigt, nach einzelnen Symptomen ober nach fremden Berichten ſein Urtheil zu bilden, und beide laſſen natürlich mancherlei Audlegungen zu. So viel ſcheint richtig, daß der Enthufta &mus in Paris bei
dem Feſte vom 10 Mai feineswegs ein überſchränglicher ge wejen . Die Times (21 Mai) ſagt ausbrüdlich : „ felbft unter bem Glanz und der Aufreguug der militariſchen Feſte mar politiſche Gefühl der Volfenaſſe falt, das der obern und mitt
Die bieherige Wirthichaft mit den Finanzen hat
bei den Einſichterollern don ftarfe Beforgniſſe erregt , und ſelbſt der legillative Rörper jou die Velleität verrathen haben, Aufflä. rung über die Vorgänge bei der Rentenumwandlung zu verlane Die Regies
4/2 Millionen ehemaliger fünfprocente in Dreiprocente indirect ſelbſt zugeſtanden, und mit wie viel Renten die Bank von Frank. reich und die mit der Regierung verbündeten Banfiere außerdem noch belaſtet find, läßt ſich nicht wohl ermeſſen, um ſo weniger, als die Regierung noch bis zur Stunde fichtliche Anſtrengungen macht, die 41/2 Procent auf und wo möglich über Pari zu ers
auch das Urtheil eines Blattes, das die Verhältniſſe Frankreich :
balten , eine Danaidenarbeit, da die reichlich auegegebenen Doli gationen ber Eiſenbahnen geſicherte fünf Procent abwerfen. Wir haben ſchon früher geſagt, daß man die Maſſe der auf den
feit dem 2. Dec. r. I. ſtets ſehr ſchonungslog beſprochen hat,
Marft gebrachen Eiſenbahnobligationen und Actien auf 500
lern Claſſen feindlich, das der Armee unentſchieden .“ Muß man
mit Behutſamkeit aufnehmen, ſo erhält es doch eine Beſtätigung
Millionen andlagen fann ; nadh ſpätern Berechnungen ſind e8
durch eine Correſpondenz de Economiſt, in der 68 beißt, daß
560 bis 570 Mill , und die Regierung hat ſich auf bringende Vor
die Provincialen, welche nach Parie gekommen, laut ihr Gr
ſtellungen veranlaßt geſehen, die Eiſenbahnunternehmungen von
ftaunen über den dort herridenden Dppoſitionégeift auégeiprochen hätten . Das iſt ſehr bezeichnend : die Pariſer ftehen hinſichtlich ihrer Beurtheilung der öffentlichen Verhältniſſe Frankreiche und
Paris nach Cherbourg und von Bordeaur über Toulouſe nach Cette, ein Betrag von mehr als 300 Mill . , rorerſt nicht auf
ten Markt zu bringen. Fügt man hinzu, daß das Deficit, den
wosos
515
Berechnungen des Ausſchuſſe8 des legielativen Körper8 zufolge, i bie Eibebauflage ſchwer betauert, denn fie hat die Dppofition, nicht 40, ſondern über 100 Mill . betragen rol, ſo wird man die allerdings fonft auch beſtand, aber fid) aue Furcht und Klug fich über die ſtets wieder auftauchenden Gerüchte von Anlehen heit ſtill verhielt, ang Tageslicht hervorgezogen, das dem Pringen nicht wundern . Die Regierung ſtellt dieſe Nothwendig feit zwar nichts weniger ale günſtig ift. Die ehemalige Regierungépartei, ſo weit fie auß unabhängigen Männern beſteht, Drleaniften , Les in Abrede und wird auch das Anleben möglichſt hinaufſchieben , gitimiſten und Republikaner, ſtchen ihm feindlich gegenüber, er von Marft der weil als Grunde, andern feinem aber wohl aus Parie bereite mit Papieren überlaben , und die Unterbringung eine Anlehend von 2 bis 300 Mia . zu einer ſehr ſchwierigen Sache
muß mit neuen Menſchen eine reue Regierung begründen, eine Polizeiherrſchaft im vodſten Umfange des Worte, ohne Gemeindes
geworben , die den Credit der neuen Regierung auf eine gefährs
unabhängigkeit und ohne Widerſpruch einer Repräſentation, die, ftet8 noch in den alten Gewohnheiten des Parlamentariểmus bes fangen, über ihre bei tem jebigen Zuſtande der Dinge unvermeida lidhe Nichtigfeit erbittert iſt; furz Prinz Ludwig Napoleon muß
lidhe Probe ſtellen dürfte .
Dieſer Stand der Dinge fann nicht verfehlen, unter der vermöglichern Claſſe Unruhe zu verbreiten, die immer mehr fteia gen muß je weniger eine offene Beſprechung der politiſchen Zu.
einer mindeſtens intenſiv ſehr ſtarfen Dppoſition gegenüber, die
ftande geſtattet iſt. Das Journal de Debate, bad offen erklärt hatte, daß es die legteren fo wenig rie möglich beſprechen werbe,
er ohne die gröbfte Widfür gegen Perſonen und Eigentbum nicht
da eine freie Beurtheilung unterſagt ſeg, hatte fich mit einer zwar
War des Dheims Scepter von Eiſen , ſo iſt der feinige von Blei ;
mild gehaltenen , aber doch manchmal ziemlich einſchneidenben Dppoſition in ſeinem Börſenartifel begnügt ; aber auch dieſer ſcheint dem Auge der algewaltigen Polizei nicht entgangen zu ſeyn, denn ſeit einiger Zeit iſt derſelbe ungewöhnlich mager und farblos. Unter dieſen Umſtänden erſcheint es geradezu als ein
er hat jeßt noch die Maſſe für ſich, er kann durch ſie die gebils deten Claſſen beherrſchen , deren Feigheit und Aemterſucht ihm
brechen kann , ein vollfommenes autofratiſches Syſtem begründen.
die nöthigen Werfzeuge liefert, die ihm aber bei drohender
ſind, faſt ohne Ausnahme ſchwören würden, auch wenn fte den
Gefahr eben ſo gewiß entgehen werden, ale fie andern Regies rungen entgangen ſind. Das Syſtem iſt für eine Zeit, aber nicht für die Dauer haltbar, darum wird auch Prinz Ludwig Napoleon audwärt& fein Vertrauen erweden , man wird mit ihin von Stunde zu Stunde, von einem Tage auf den andern unterhans Deln, aber in feine weiter aufſehenden Plane mit ihm eins
Gid mißbiligen, war vorauß zu ſehen, weun es gleich an ehrenhafs
laſſen Taſſen..
ten Außnahmen durchaus nicht fehlen ſoll ; unter den nicht befole
berläffigen Zuſtand zu thun ſeyn, England in ſeiner fichern Iſos
politiſcher Fehler, daß man von allen öffentlichen Beamten einen
Eid für die Perſon des Präſidenten verlangte. Daß alle diejenis gen, welche für ihren Lebensunterhalt auf ihren Gehalt angewieſen
Den öftlichen Mächten muß 8 um eine Dauer, einen
deten Beamten der Departements und der Gemeinden war aber die
lirung, und für plößliche Fälle ziemlich gerüſtet, kann die Zu.
Bahl der Gibedweigerer nicht gering , und das Manifeſt des Gras
fälligfeiten, die ſich ihm bieten, benüßen, und Franfreich wirb Dadurch zum Werkzeug in ter Hand einer moraliſch und finans cied ftarfern Macht, die ihr Uebergericht geltend zu machen weiß.
fen von Chamborb, daß die Legitimiſten dem Prinzen, ber fich
zum erblichen Raiſer aufwerfen wolle, nicht ſdwören ſollten, blieb nicht ohne Wirkung. Dabieſe Aufforderung geradezu auf dem alten Legitimitāt&princip, im Gegenſaß gegen das neue, von den Napo . leoniben in Anſpruch genommene auftrat, ſo durfte es in den Blättern der Regierung nicht veröffentlicht werden , und die legitimiftiſchen Journale, bie ed dennoch thaten, erhielten polizeiliche Verwar. nungen To ftrenger Art, baß gar manchen bald das Lebenelicht aufgeblaſen ſeyn wird. Der geforderte Eib iſt auch darum ein
Mißgriff, weil er mit Einemmale and Licht bringen mußte, daß noch
(Schluß folgt.)
Bilder aus den finniſchen Schären. Das Leben in Helfingfors. - Die hydrographiſchen Arbeis ten in den Schären .
-
Organiſation der Lootfen .
( Vaterländiſche Memoiren . Februar.)
„Heute iſt Ball in Helſingfors, “ ſagte mir mein Cicerone ; „ gehen
fen, ſie haben ſich nicht willig gezeigt, und jeßt, wo man ihnen den
Sie hin. “ Für 15 Ropefen führte mich ein Fiafer auf einer ſchönen Chauſſee außerhalb der Stadt nach dem Vade Urlifaborg. An dem Anhaltsorte ſtanden einige finnländiſche Cabriolet : Warriolen und zwei oder drei petersburgiſche Equipagen. Einige Damen lenften ſelbſt die Pferde, denn hierin ſo wie in der Führung der Finfa 8 (Sdaluppen)
Eib abgeforbert, weigern fie fich in ſo entſchiedener unb lo ſchroffer
find fie im allgenieinen ſehr gewandt. Wir zahlten für das Gintritte:
Weiſe, daß man wohl ſteht, von einer allmählichen Beilegung des Streito ſey feine Rede. Die Antworten Changarnier8, Lamos ricière's liefen in Paris in ſo zahlreichen Abſchriften umher, daß
Chore ſpielte die Dufif der erſten finniſchen Schiffsequipage. Die Damien
viele Menſchen ba find, welche ſich dem Gewalthaber nicht beugen.
Man hat, wie wir früher bemerkt, allem aufgeboten , um die verbannten Generale zu bewegen, ſich dem Prinzen zu unterwers
billet 20 Kopefen, und begaben uns nach dem großen Saale. Auf dem in Hüten, die Herren in Ueberroden tanzen und plaudern , mit einem
Journalen zu geſtatten , um ſich nicht dem Vorwurf audzuſeßen , ald fürchte ſie ſich vor den verbannten Generalen . Die Unge. ſchidlichkeit gießt vollende Del ine Feuer : ein literariſder Abens
Wort, fie amúſiren fich. Der größte Theil der Danien aus der Haupts ſtadt tanzt nicht, ſondern beobachtet nur die Provinzialinnen , die fich dem Vergnügen des Tanged mit allem möglichen Gifer hingeben . Bis um 11 Uhr Abends dauert die Beluſtigung, für die ſpätere Zeit iſt den Rranfen das Tanzen verboten und alle gehen deßhalb bald auseinander.
teurer , Hr. Granier, übernimmt es , die Generale als unbebeu .
Am andern Morgen um 9 lihr fommt man wieder dahin .
die Regierung es endlich vorzog, bie Veröffentlichung in den
tende Menſchen , als Glückspilze, erſcheinen zu laſſen , und ſchlägt
Abende beim Ball hatten wir die Ginrichtung der Anſtalt nicht in
damit der Armee, als deren bedeutendſte Führer ſie gelten, ing | Augenſchein nehnen fónnen , und thun 18 deßhalb jeßt. Mitten in
Geſicht; andererſeits wirft er dem General Changarnier por, daß
einem noch jungen Parf erhebt fich das ſteinerne zweiſtódige Gebäude
er einſt mit den Häuptern ter Majorität fich verſchworen habe,
des Salong . In einem großen Saale länge der Mauer, der Auffahrt
gegenüber, find Fahnen angebracht, über deren jedem eine Inſchrift das den Prinzen nach Vincennes zu ſchicen - eine Behauptung, deren Richtigfeit Graf Molé bezeugen fönne; dieſer aber gibt eine Ge. generklärung ab mit einer Indignation , die auf den Prinzen
Waſſer anzeigt, das den verſchiedenen Kranfen von dem Arzt verordnet ift. Dieſe fommen Morgeng, trinfen ein oder zwei Glag von dem ihnen beſtinimten Waſſer, und tanzen dann oder ſchaufeln ſich auf zwei Brettern.
ſelbſt zurüffält. Es iſt faum ein Zweifel, daß man im Elyſee
Andere gehen weiter in der breiten Allee am Meeredufer in ein großes
516
no
oson
zweiflödiges hölzernes Gebäude, wo die Seebåder eingerichtet find ; dieſe
Depot8“ aufgenommen.
fann man in verſchiedener Temperatur von 00 bis 40° R. nehmen, und
Ergebniſſe werden jährlich publicirt.
zahlt dafür 40 Rop . Wer an Rheumatismen leidet , nimmt falte Duſchs
den Ufer deg finniſchen Meerbuſeng von Generalmajor Reineđe und
båder oder gewöhnliche Seebåder, wofür 8 Rop . bezahlt werden. Iſt das Trinfen und Baden zu Ende , ſo bleiben viele im Parf, um Billard zu ſpielen, Raffee zu trinfen, im Schatten junger Birfen zu arbeiten u. f. w.
am ſüdlichen von Generalmajor Baranoff geleitet. Gegenwärtig muß das Ufer aufs genaueſte und zuverläſſigſte aufgenommen, die Tiefe ges
Um zwei Uhr iſt Table d'hote , wofür man 40 Rop . zahlt (am Sonntag
und hiſtoriſche Nachrichten über die Städte und Dörfer am Ufer geſams melt, Sitten, Beſchäftigungen, Gewohnheiten des Volfes u . ſ. iv. ge fchildert werden . Zu dem Ende hat jede Meßpartie , deren in der nördlichen Grpedition drei ſind, zu ihrer beſondern Verfügung 10 bis
50, weil fich dabei Muſif einfindet); bafür hat man vier gute Schüſſeln
und Kaffee. Auch die Weine find billig, wie überhaupt hier alles wohlfeil iſt; dennod fommt es vor, daß am Ende der Badeſaiſon die Oqui : pagen von zwei oder drei Waſſertrinfern verſteigert, und ihnen feine Påffe verabfolgt werden. Die Wohlfeilheit mit ihrer verlodenden Kraft verleitet manchen zu beſondern Ausgaben , die nicht in ſeinem Budget ftehen. Zudem fommen Beiträge zu Bidnide, Feuerwerfen , Dorfballen , Parade- Bällen, lauter Dinge , denen man fich unmöglich entziehen fann. Die Epidemie des Lurus breitet ſich ärger ang als die Cholera . Von den Peteroburger Kranten hat ſich dieſe Epidemie auch den ehrſamen Bewohnern von Helfingfors eingeimpft, und - etwas unerhörtes ! ſchon viele Finnen haben ihr Vermögen verſchwendet. Die Alten zuden bei einem Blid auf das junge Geſchlecht die Achſeln. Bei allen Lebensannehnilichkeiten in Finnland fühlen doch viele Nufſen hier eine gewiſſe Beengung . Die nationale Entfremdung iſt noch
nicht ausgeglichen , und vielen Nufſen gefällt das ungenirte Weſen des fins
Jeßt geht die zweite Arbeit vor fich, und die Die Arbeiten werden am nördlis
mefien, die Stärfe und Richtung der Strömungen beſtimmt, ſtatiſtiſche
12 große Boote, und außer dem befinden ſich bei der Grpedition ein Dampfſchiff, ein oder zwei Briggs und ein Transportſchiff. Gine ſolche
Meßpartie reßt ſich gewöhnlich im Centrum der ihr angewieſenen Raume am lifer oder auf einer Inſel feſt, nicht ſelten auf einem oden,
wald- und waſſerloſen Felſen . Um fünf Uhr Morgens benachrichtigt die Schildwachie den Hydrographen, welcher die Wade hat, vom Zuſtand des Wetters und der Richtung des Windes.
3ft das Wetter hell und
der Wind ruhig, ro fahren gegen 6 Ilhr ſchon etwa ein Duzend Sdas ſuppen hinaus, um ihre Arbeiten zu beginnen, und nun wird unter den Strahlen10einer ſonne fortgeſe Meeres der Tiefe die Meſſung brochen Wetter 12 Stunden bis Sommer ßt. Bleibt das der fo feh:s fia,ununter ren fte erſt um 6 lihr Abende und noch ſpäter von der Arbeit heim, erhebt ſich aber ein Wind, der die Fortſeßung des Meſſeng nicht ge:
niſchen gemeinen Volfes nicht. Wie artig iſt es eine hübſche Frau zu ſehen , die fed fich den
Rüdfehr allerdin nie doch fehren ſtatt,Barfen findet heim, die Wind ftattet, gs der treibtfrüher troß aller oft die denn alle auf roeinmal
Launen des Meeres überläßt . Nur in England fann man ſeemänniſche
Anſtrengungen der Ruderer nach irgend einer andern Inſel.
Frauen ſehen , die das Seehandwerk ex professo gelernt haben . Aber aud in Finnland fährt eine Finfa hinaus mit einer Blumenguirlande am Bord . D. h. mit einem Duzend junger Mädchen , die gewandt die leichten Ruder führen . In der Nähe des Steuero fißen die Damen und eine derſelben lenft es. Beim Erſcheinen eines ſolchen lebendigen
ereignet ſich auch und zwar nicht ſelten, daß das Unwetter ganze Wochen
Blumengartens auf der Rhede ſpielt auf den Kriegéidiffen die Muſif, alles geräth in Bewegung , die Soaluppen , die fdon aufs Schiff gezogen find, werden abermals ins Waſſer gelaſſen , und mit Nuderern in rothen Bemben , mit Muſik und Officieren angefüllt , fahren fie den Schönen 1
68
lang die Arbeit verhindert, und dann tritt die langweile an die Stelle ermüdender Arbeit. In dieſer Zeit der Unthätigfeit hört man mit Vers
gnügen den Erzählungen der Hydrographen über ihre Erlebniſſe zu. Welche unterhaltende und nianchmal tragiſde Greigniſſe! Dag ode land, das Inſellabyrinth mit ſeinen unbefannten Untiefen und Felſen bei jedem Schritt, die unbefannte Sprache und die Sitten der finſtern Ginwoh ner, die mit Mißtrauen auf die Fremdlinge dauen, deſſen hübſche Fins fas, das Scheitern der Schiffe u. ſ. w. !
entgegen .
In hydrographiſcher Beziehung theilen ſich alle Schåren Neufinn .
Doch wir wenden ung jeßt zu den Scharen ſelbſt und ihrer hydro : graphiſchen Aufnahme. Betrachtet man eine Seelarte , ſo findet man fie mit einer dichten Zahlenreihe beſeft , wodurch die Tiefe des Waſſers bezeichnet wird. Jahrhunderte lang wurde die Arbeit von Kunderten gelehrter Forſcher darauf verwendet , weil man faſt jeden Fuß Raum , jeden Stein ausmeſſen mußte . Die ruſſiſche Flotte bediente fich in den erſten Jahren ihres Beſtandes bloß der ſchwediſchen Karten , bis im 3. 1752 der erſte ruſſiſche Seeatlas des baltiſchen Meered von Nagaieff
von Loviſa bis Wyborg, umfaſſen den fünften Kreis. Sämmtliche Kreiſe Helſingf ors hat, Finnlande, dereinem ſeinen Siß inieutenan Lootſen-Inſpector find demrdnet Lootſenl Gas untergeo t oder . Jeder Kreis ſteht unter
erſchien und im J. 1789 ſeine Lootfia oder Beſchreibung des baltiſchen
pitán, zu welchen Stellen Dificiere aus dem finniſchen Seegeſchwader
Meeres
lands in vier Lootſenfreiſe. Von Diten angefangen geht der erſte von
Loviſa von Kreis; ron Aborfor der Gfnás ; derAbozweite ors und heißt o bioorsHelſingf bis Helſingf der tritte der von bio Hango-udd, von zum Leuchtthurm 11t : 0 auf Aland der aboiſde, und der vierte der den
Alandarchipel umfaßt, der alandiſche. Die Scharen von Alt- Finnland,
Später gab der General - Hydrograph Sarytſcheff neue und
genauere Karten heraus, deren man ſich zum Theil noch jeßt bedient . Im J. 1829 machte Saryticheff den Vorſchlag, da ſeit der Entwerfung ſeines Atlaſſes des baltiſchen Meeres bereits 20 Jahre verfloſſen ſeyen , während welcher manche Aenderungen in der Nähe, namentlich an den Mündungen der Newa und an der Spiße des finniſchen Meerbuſeng bis Kronſtadt vorgegangen ſeyen, eine neue Vermeſſung dieſes Raumes anzuordnen . Die Regierung ging darauf ein, aber manche Umſtände verzögerten die Vollendung dieſer Arbeiten . In den 3. 1829 bis 1832 ents
Station ernanntdiewerden. enthält Jeder Kreio einigeverpflich und Lootſen die Kriege auslauf ſchiffe, in die Schåren en, find aus teten,einen der nächſten Station zu wählen , der dann das Schiff bis zur folgenden nimmt,eines ſo Lootſen eines Schiffes der Capitän geleitet. Scheiterne gar des oder feinen der Beſchädigung geſchieht esWenn im Fall Schiffe auf ſeine Verantwortung ; jedenfalls muß er dem Loviſen auf
ſein Verlangen eine Quittung ausſtellen, daß derſelbe das Shiff ges führt habe, und dann iſt bemerft, wie viel Fuß das Schiff im Waſſer geht, weil der Lootſe von jedem Fuß eine beſtimmte Bezahlung erhält. Von
warf der Director des hydrographiſchen Depote den Plan einer allgemeinen Aufnahme des finniſchen Meerbuſens und des baltiſchen Meeres , und nun wurden die Meſſungen der Newa aufgenommen , im Winter auf dem Giſe, und im Sommer bis Kronſtadt in Schaluppen . Auf dieſe Arbeit gründete G.L. Schubert ſeine neuere Karte der Newamündungen und der Spiße des finniſchen Meerbuſens , die im 3. 1834 erſchien . Den Schären : Atlas des lootſenfapitáng von Defin fand Soubert nicht genau und umſtändlich genug , und ſchlug deßhalb vor alle Inſeln durch ein trigonometriſdes Nes zu verbinden . Dieſe Triangulation iſt bereits vollendet, und zum Theil ſchon in den „ Memoiren des hydrographiſchen
einem Kauffahrteiſchiff wird das Doppelte bezahlt. Die Länge der Sta. tionen hängt von der Lage der Scharen und der Fahrwaſſer ab, beträgt aber nie über 50 Werft. Die polizeiliche Aufſicht über die Lootſen einer Lootſenchnet StationVetrage alderma führt neinausgezei gutes hat.nn, der ſich durch Geſchäftsfenntniß und ( Soluß folgt. )
Getreide: Ausfuhr aus Algier
Visher war es für die
Franzoſen eine der wichtigiten Fragen, ob Algier im Fall einer Vlofade fich ſelbſt wenigſtens für eine geraume Zeit genügen fónne; früher war Ausfuhr jeßt Getreide daß die jeßt entſchieden meldetanbaue. Fall, nicht derfür dieß man die Revue del ' Drient ( May )
Berlag der 3. G. Gotta'ſden Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. 68. Widen ma n n .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. nr. 130.
31 Mai 1852.
Vulkaniſcher Ausbruch auf den Sandwich - Inſeln.
behaupten will, denn in Spanien gibt fich mehr und mehr eine
Mehrere engliſche Blätter (auch das Athen. vom 22 Mai)
ziemlich gereizte Stimmung gegen dieſe Frau fund, der man
erwähnen nach dem Polyneſian eines neuen Ausbruchs des durch
Gulb gibt, auf Koſten der Nation ungebeure Reichthümer zu.
die Schilderung von Wilfes ſo genau befannten Vulfano Mauna
ſammengeſcharrt zu haben und noch immer zuſammenzuſcharren. Seit fte mit Narvaez fich überwarf, hat ſie in der öffentlichen
Loa, Eine ungeheure Garbe glühender Lava von , mäßig gerech net, 100 Fuß Dide wurde in eine Höhe von mindeſtens 500
Meinung viel verloren, nicht als ob dieſe ſonderlich enthuſiaſtiſch
Fernglas biele Garbe ganz Deutlich aufſteigen ſehen, und ein
für den Herzog von Valencia Partei nähme, ſondern rreil man anerkennt, daß die Feſtigkeit desſelben hauptſächlich die Wieders febr weiterer Unruhen verhinderte. Narvaez hat zudem eine Ans
Eine Säule glühen.
zabl perſönlicher Anhänger in den Cortes, und iſt, wenn er
der Lava zu ſolcher Höhe emporgeſchleudert, erwedte ſelbſt in ſolcher Entfernung Gefühle des Sauert und Schredent. Der
nicht durch den þaß der Königin Chriſtine ſeinen ganzen Ein. fluß verlieren wil, genöthigt am conftitutionellen Syftem zu halten. Warum ſollte dieß aber nicht in Spanien geſtürzt wers
Fuß emporgeſchleubert. Von den Küſtenpläßen que, in einer Entfernung von 40 bis 50 (engl.) Meilen , konnte man mit einem
erhabenerer Anblid läßt fich faum denfen.
Lavaftrom , ber fich von dem Berge herab ergießt, iſt eine Meile breit ; an manchen Stellen hat er Sdluchten von 100, 200 und
ben ber
können , da es in Frankreich , mro es doch biel tiefere Wur .
300 Fuß Tiefe ausgefüllt, und floß dennoch immer fort. Er betrat einen dichten Walb, und die Jahrhunderte alten Bäume
zeln geſchlagen hatte, anſcheinend ſo leicht geſtürzt werden konnte ?
wurden niedergemåht wie Gras unter der Senſe des Schnitters.
men, die für Königin Chriſtine nichts weniger als angenehm
Rein Hinderniß fann den Strom in ſeinem Laufe nach der See aufhalten. Zwei Fahrzeuge waren von dem Hafenort Hilo abgeſegelt, beibe angefüllt mit Menſchen , welche dieſen gros Ben Audbruch zu ſehen wünſchten. Er ſcheint aus einer alten Spalte, etwa ein Drittel abwärts an der Seite, und nicht aus dem alten Krater auf dem Gipfel loggebrochen zu ſeyn, in einer
ausfallen dürften .
Höhe von 10,000ʻ über dem Meere.
Wenn er an dem rers
mutheten Punkt das Meer erreicht, nachdem er alle Schluchten und Unebenheiten eines ſehr gebrochenen Bodens auðgefült, ſo wird dieß ohne Zweifel einer der größten bulfaniſchen Audfrüche
Bleibt e8 beſtehen , fo fann e8 zu öffentlichen Erörterungen fom. Darum ſchreibt man ihr den Plan zu , es
aufzuheben , und den Bund mit Frankreich noch enger zu knüpfen durch eine abermalige ſpaniſche Heurath, indem nämlich Prinz Ludwig Bonaparte eine ſpaniſche Infantin, nicht mehr, wie ehe. male, nur eine Tochter Deß Herzoge von Rianzared, heurathent
roll. Durch dieſe Verfettung von Umſtänden gibt es jeßt in Spanien eine franzöftſche Partei, welche die Conftitution ſtürzen wil, und die welche daß conftitutionelle Regiment erhalten wollen , find darum genöthigt fich auf England zu ſtüßen. So iſt, ſom bald die Königin Chriſtine den legten Schritt gegen die Cons
ftitution wagt, der Knoten geſchürzt.
neuerer Zeiten ſeyn .
Man wird hieraus die Bedeutung der palmerſtonſchen Rebe
Beitbetrachtungen. Unter den Folgen be® Staatsſtreiche vom 2 December tritt langſam , mohl zu langſam und darum zu ſpät, in Spanien dat
am 21 Mai begreifen. Es iſt fein Zweifel, daß er dabei in Uebereinſtimmung mit dem Minifterium handelte, und nur dem Miniſter eine Gelegenheit gab, die Drohung hinzuwerfen , daß wenn man mit dem Umfturze der Conſtitution in Spanien ums
Beſtreben auf, der Conftitution fich zu entlebigen.
Eines der
gehe, fein Grund vorhanden ſey, warum die Spanier nicht zu
erften Symptome war die Entlaſſung des Minifter $ ber Marine,
der geſtürzten Dynaſtie, D. h. zu dem Sobne von Don Carlos, bem Grafen von Montemolin, zurüdlebren ſollten . Man fann
(Schluß .)
Armero, von dem man behauptet hat, daß er ben Planen der
Regierung fich nicht will fährig gezeigt habe ; das zweite iſt ein Decret über die Prefie, die der Mehrzahl der Journale ein Ende gemacht hat. Wie in Frankreich bringt man jeßt, um das ber politiſchen Bänkereien müde Volk zu beſchäftigen, eine Menge Eiſenbahnplane aufs Lapet, und ſucht die Corteß auf mannid fache Weiſe berabzuſeßen. Die immer noch alles leitende Mutter der Königin Iſabelle, die Herzogin von Rianzares, ift ſeiner
Seit durch die Unterſtüßung Frankreich wieder ane Ruder ges kommen, und auf Franfreich muß fte fich füßen, wenn fle fich
nicht umbin dieſe Drohung ziemlich macchiavelliftiſch zu finden , aber wie muß es in einem Lande ausſehen , deſſen Herrſcher man ohne weitered die Drohung hinwerfen kann, ſeinen Nebenbuhler zu begünſtigen und womöglich auf den Thron zu bringen, wenn er von einer gewiſſen politiſchen Linie abweiche. Dieſe Drohung wird in Spanien wohl faum ihre Wirkung verfehlen , falls nicht die Regierung ſchon zu weit gegangen iſt, um noch umzukehren. Dem mag indeß ſeyn wie ihm wolle, . der frans jöfiſche und engliſche Einfluß deinen in Spanien zu einer Rriſe
nosi
518
gefommen zu jepn , die ſich bald, aber nicht nothwendig gewalts jam, entſcheiden muß ; benn wenn die Conſtitution erhalten bleibt, werden mohl die Veränderungen ſehr allmählich vor fich gehen, die Königin Chriſtine türfte aber dann wohl den Aufenthalt in Spanien balb nicht mehr ſehr zuträglich finden . Palmerſtone Rebe und Dieraeli's Antwort find in mehr
ald Giner Beziehung von Wichtigkeit. Palmerſton beginnt mit einer Lobrebe auf die conſtitutionelle Monarchie, ſpricht fich ſehr ſtarf gegen den herrſchenden Geiſt der Reaction auf dem Contie nent aus, und ſtellt wie ehemals England als den großen Schüßer und Hort conftitutioneller Freiheit dar. Dieſe Stellung, welche er England zuweiết, wird rorerſt an den zwei Ländern Sardinien
Man hat dort im Laufe des Kriege von diplomatiſcher Seite
der Giderbänenpartei zu ſehr bedurft, um ſie nicht groß zu häte icheln, und ſie verſchmilzt jeßt mehr und mehr mit der Gejammts
ftaatépartei, wenigſtens in ihren äußern Beſtrebungen, wenn auch nicht in den Grundſägen. Deutliche Symptome weiſen darauf hin, daß ſelbſt die gemäßigte Partei fich mehr und mehr vom Strome fortreißen läßt, und daß man ſehr geneigt iſt, die Here zogthümer als unterworfenes Land zu behandeln , obgleich Dänes marf den Sieg nicht erfochten hat . Dazu machen ſich die Nach wehen des Kriegs geltend, und die Herzogthümer ſollen nun die Roſten zahlen . Geht man auf die erſten Anfänge des Streite zurüd, ſo waren dieſe financieller Art, indem die Herzogthümer,
und Spanien eremplificirt. „ Ich verlange nicht, ſagte er, daß die
die ichon einmal fich von einem däniſchen Banferoit loêgefauft
Regierung Ihrer Majeſtät aus ihrer Bahn trete, um einen uns gebührlichen Einfluß auf die Angelegenheiten fremder Staaten zu üben, das aber erlaube ich mir zu bemerfen, daß ich bei dem großen politiſchen und commerciellen Intereſſe, welches dieß Land
hatten, ſich nicht in einen zweiten hineinführen laſſen wollten. Um bielem Uebel vorzubeugen, das die Gutê befißer beiber Länder am ſchwerſten treffen mußie, ſtüßte man fich auf die alten Gerechts ſame, und ſuchte das Finanzweſen der Herzogthümer von dem
an der Unabhängigkeit der jardiniſchen Monarchie und ihrerWohle
däniſchen zu trennen, da ja doch in natürlichen und rechtlichen
fahrt hat, die Hoffnung hege, die ſarbiniſche Regierung werde
Der Schaffammer ergeht ſich in ſeiner Antwort in Verſicherungen, Daß er in dieſer Beziehung mit dem eblen Land übereinſtimme,
Lauf der Dinge eine Scheidung beiber Theile durch das Aug. ſterben des däniſchen Manneiſtammed erfolgen mußte. Jeßt find die Herzogthümer beſtegt, und nun rol Vorſorge getroffen wers ten , daß ſie nicht wieder in ähnliche Strebungen zurüdfallen . Zu dem Ende ſollen fie däniſch verwaltet, und die Deutiden,
und ſchließt mit der Drohung, wenn es noch einmal zu einem
namentlich aber die mit dem alten Abel des Landes verbündeten
revolutionären Uudbruch in Europa fomme , ſo ien feine Ausſicht vorhanden , daß der Geiſt der Unordnung fich ſo ſchnell wieder lege.
ihren unauableiblichen Folgen , denen das ganze Land ſich in
fich niemals vergebend in Augenbliden der Gefahr und Verlegens heit an die Regierung Großbrittanniens wenden. "
Der Rangler
Perſonen beſeitigt werden .
Dieſe Däniſchen Beſtrebungen mit
Man fann nach dieſen Aeußerungen faum des Gebanfend fich erweh.
viel wie möglich entgegenſtemmen wird, werben , turch den Wis ren, baß England, deſſen äußere Politik, nach Lord Palmerſtzie ong llderſtand gereizt, ſich immer berber geſtalten , wovon die bäniſche und eine eigenem Ausſpruc , nicht mit den Miniſtern wechſelt, ſich ſo immer gegeben e Audgl dadurch Proben unmögliche eichu Preſſe Berwahr neueſten Zeit bereits genugſame hat, ng wird r. lich auf denſelben Standpunkt ſtellt, wie im vorigen Jahre, in milbern Formen, mit weniger Straßendemonftrationen, aber mit Sind aber die Verhältniſſe eines Landes in der Art vergiftet, denſelben Zweden . Die Rebe Lord Palmerſtone, ideinbar nur dann wirb feine Diplomatie auf die Dauer ausreichen, und wer gegen den Prinzen fubmig Bonaparte gerichtet, gewinnt baburch bem Gang der Dinge in dieſer unglüdlichen Angelegenheit geo ein ganz anderes Anſehen, und die Zuſtimmung, welche der Kanze folgt iſt, wirb fid erinnern, mit welchen Schwierigkeiten in ler der Schapfammer in ſeiner Antwort ihm ertheilte, zeigt, daß Dänemarf tie Diplomatie ſelbſt zu einer Zeit zu fämpfen hatte, dieſe Converſation " eine beabſichtigte Demonftration mar. Im a18 noch deutſche Truppen in den Herzogthümern ftanten. Die Augenblid wo bie öftliche Allianz fich enger ſchließt, folgen die europäiſche Diplomatie, die aus Haß gegen eine engere Verbins Erflärungen bagegen, und die Folgen, auch auf financiellem Ges
dung Deutſchlands die Eiberbänenpartei groß zog , hat hier Wind
biete, bürften nicht ausbleiben, wie ſie im 3. 1847 nicht auéges blieben find. Man fann nicht anders ſagen, als daß England nicht minder als Rußland große diplomatiſche Erfolge errungen
gejäet und wird Sturm ernten. Iſt idon die innere Gährung in Dänemark für Europa eine
hat, und dieſe Erfolge danft es ſeiner geſicherten Stellung im Innern, ſeiner inſulariſchen Lage, ſeinem Handel, jeinem Reichs thum, beffen Qülf&quellen noch vorhalten werden, wenn die anderer Staaten längſt erſchöpft find. Geſtüßt auf ſeinen Handel und
ſeinen Reichthum fann es verhältnißmäßig ruhig tem Gange der Ereigniſſe zuſehen, die fich troß aller Friebensverficherungen verwideln ; denn wenn man auch noch nirgends eigentlich von Trup.
höchſt läſtige, unter Umſtänden ſelbſt gefährliche Sache, ſo nimmt
die Zerriſſenheit in Franfreich auf eine drohendere Weiſe zu. Wir ſprechen hier nicht von der augenblicklichen Stellung der Regierung, beren wir oben icon gedacht haben, ſondern von dem allgemeinen innern Zerwürfniß, wovon bie napoleoniſche Streite frage nur einen fleinen heil quemadht, und welche burd die
Spaltung unter den Legitimiſten ſelbſt und turch die jeßt immer wahrſcheinlichere Fuſion der beiden Bourbonenlinien noch geſteia
penzuſammenziehungen hört, ſo zeigt doch, da man Schiffe nicht
gert wird.
ſo idnell herſtelt mie Sruppen, bie Thätigkeit auf den Werften im öftlichen wie im weſtlichen Europa, daß man fich auf fommende Ereigniſſe gefaßt halten will.
halten all man wil, der Ausſpruch von Thiers : c'est la forme du gouvernement, qui nous divise le moins, iſt doch noch wahr. Wir halten die Fufion geradezu für ein Unglüc, für Franfreich ſelbſt und in der Rüdwirtung auch für Europa. Changarnier, der ſtolze, heftige Militärbefehléhaber, in welchem
Unter dieien Umſtänden iſt es eine ſehr fatale Gricheinung, daß in verſchiebenen Ländern die Gemüther fich erhigen und die öffentliche Meinung auf Bahnen geråth, die geeignet find, nur die Verwirrung zu fteigern. Wir wollen hier von Spanien, mo fica die alten Streitfragen mit neuer Energie aufdrängen, und von 3talien mit ſeinen zerfahrenen Strebungen, die bode am Ende eine einzige Entſtehungêquelle haben , gar nicht reben, aber Dänes marf und Franfreich geben zu mannidfachen Beſorgniſſen Anlaß.
Man mag die Republif für ein ſo großes Uebel
der Stoff zu einem Connetable ftedt, ſoll ſich in legter Zeit ſehr für die Fuſion intereffirt haben , aber die Verbannung iſt eine ſchlechte Situation zur falten Beurtheilung der Verhälıniſſe. Thiers ſcheint den Verhandlungen durch ſeine Reiſe ausgewichen zu ſeyn .
Wenn im Süden und Weſten die alten Vourbonen noch
treue und zahlreiche Anhänger haben, ſo ſtehen ihre Ausfichten
519 im Norben unb Often , und mahrſcheinlich auch in Paris, ziems lich unter Nul, und man darf nicht vergeſſen, daß der Norden und Often in Verbindung mit Paris ſeit langer Zeit, auch ſchon
vor der Revolution, Franfreich beherrſcht haben ; wenn die Dr. Icane, rrelche ihre Hauptanhänger eben da haben, wo die alten Bourbonen ihrer am wenigſten zählen, fich mit den alten Bours
bonen verbinden, ſo wird fich nicht die beiderſeitige Macht ver . einigen, ſondern die Drleans werden nur den Mißcredit der alten Fourbonen zu theilen haben , und gegen die alte legitimität wird ſich vielleicht die neue der Napoleoniden , die fich auf die
Nationalſouverainetåt ftüßt, beba upten, weil es gar nicht uns möglich iſt, daß ein großer Sheil der Alts und Neurepublikaner aus angeerbtem Haß gegen die alten Bourbonen ich um die neue Legitimität ſchaarı; ſo ſchroff und unbillig die Herrſchaft des Prinzen Lubrig Napoleon jeßt auch iſt, ſo darf man boch nicht vergeſſen , daß dieſe Schroffheit auf zwei Augen ſteht, mäh. rend die alte Legitimität ein zähes und langes Leben haben fann.
Die Verbindung des Liberaliâmus mit dem Hauſe Drleans war eine Verſtandesheurath, die fich eben ſo gut lojen läßt, und man hat bei vielen Anläſſen geſehen, daß die Anhänger der Drleans nur dann zahlreich waren, wenn es Parteis und Claffen - Intereffen galt, aber auf ein klägliches Häuflein zuſammenſchrumpfte, wenn die Intereſſen des Hauſes Orleans zur Sprache famen . Das weiſſagt nichts gutes für die Folgen der Fuſion , fann vielmehr
nur den Gegnern eine furchtbare Waffe in die Hand geben, beide Linien mit dem Softem Der Nationalſouveränität zu befämpfen . Ergreift man dann die Gelegenheit zum Kriege, wird derſelbe, was bei den zerrütteten Verhältniſſen Europa's nicht unmöglich ift, nur mit einigem Glück geführt, ſo wirb Prinz Lubmig Nas poleon fich halten , im unglüdlichen Falle aber nicht den berbün. deten Linien des Bauſes Bourbon , ſondern der Republik zum Dpfer fallen , der man fich als der Negation aller poſitiven Bes
ftrebungen am leichteſten anſchließen wird.
Die Reiſe über deu Ifthmus von Panama. (Schluß.)
Die vorſtehenden Einzelnheiten über den Kanbel quer turch den Iſthmuß fönnen einen Begriff von dem Ertrag der Eiſenbahn geben, die man gegenwärtig baut. Allerdings muß man zugeben , daß die rivalen Verkehrswege, die man auf andern Punkten aus. zuführen beabfichtigt, ſpäter dem Wege von Panama eine furchta
bare, vielleicht eine zerſtörende Concurrenz machen werden ; da aber dieſer Weg den Vortheil hat, der Circulation mehrere Jahre vor den andern geöffnet zu werden, ſo iſt anzunehmen , daß er
während dieſer Zeit bis zu einem gewiſſen Grab das Monopol der Trangporte befißen wirb. Unter dieſer Vorausſeßung fann man die Einfünfte der Eiſenbahn einigermaßen berechnen. Man
für den Transport der Reiſenden und der Waaren wird natürlich ziemlich hoch ſeyn, unb man hat in dieſer Beziehung auch der Compagnie, welche die Eiſenbahn baut, alle Freiheit gelaſſen ; fie wird fich jedoch ſelbſt in ihrem eigenen Intereſſe in gewiſſen Gränzen halten müſſen. Nach dem obigen foſtet gegenwärtig eine Reiſe über den 3fthmus mindeftens 55 Dollars, und ſelbſt für die, welche von Cruces oder Gorgona ,zu Fuße nach Panama gehen, mindeſtens 25 bis 30 Dollars. Wenn man auch für das Gepäck der Reiſenden nod; einen Preis von 4 D. für 100 Pfb.
anſegt, lo fann man für die eigentlichen Waaren, die mit geo ringerer Geſchwindigkeit gefördert werden, noch einen Preis von 1 D. für 100.Pfo. ſeßen , was immer noch bloß der fünfte Sheil der jebigen Transportfoften ift. Viele dieſer Waaren, die nach der Sübſee und nach Californien beſtimmt find, und welche jest ums Cap Horn herum geſchidt werben, fönnen die Koſten der Doppelten Umladung ertragen, woburch fich der Transport über
den Iſthmus in ftarfem Verhältniß vermehren würde. Nimmt man aber auch bloß an , daß die jeßige Zahl fich verdoppelt, ſo
hat man eine Waarenmaſſe von 3600 T., die zu 20 D. bie Tonne 72,000 D. abwirft. Auch iſt es wahrſcheinlich, daß viele Erzeugniſſe der Vereinigten Staaten und der Antillen zur Vers ſorgung von Panama und der Dampfſchiffe werben verſendet wer ben , und ichlägt man den Transport dieſer Waaren, etwa 1000 Tonnen , nur auf 10 D. die Tonne an, ſo fommen weitere 10,000 D. für Waaren heraus.
Nimmt man den Transport von Gold
und Silber nur zu 14 Procent, und die Maſſe des Goldes zu 100.Mil. an, ſo ergibt bieß eine Viertelmillion. Nach allen dieſen Voraué ſeßungen, und den Transport einer Perſon zu 15
D. gerechnet, würde ſich ein Ertrag der Eiſenbahn zwiſchen 8 und 900,000 D. herausftellen, und zieht man hievon auch 40 Proc. für die laufenden Auégaben ab, ſo bleiben immer noch mehr als eine halbe Million Reinertrag, oder 10 Procent von dem für die Eiſenbahn aufgerrenbeten Capital. Die Compagnie hat ihre Arbeiten To nachdrücklich fortgeſeßt, als el die ſchlechte Jahreszeit erlaubte. Gegenwärtig find etwa 13 (engl.) Meilen von der Bai von Limon an fertig, und in der Mitte März hoffte man bis nach Bojeo Soldado, D. h. 18 Meilen weit zu gelangen, worauf der Weg zur Benüßung eröffnet wer den ſoll.
Die Zahl der Arbeiter an der Linie betrug im F. 1851
über 1200 ; mit dieſer Mannſchaft hoffte man bis zum Ende
ber trodenen Jahreêzeit, die geröhnlich bis in die Mitte Junius bauert, nach Gorgona zu gelangen . Dann wird man ben Weg bahin höchſtens in 2 Stunden zurüdlegen, und wenn Der Weg
von Gorgona nach Panama in nicht gar zu ſchlimmem Zuſtande iſt, wird man denſelben im Laufe des übrigen Tages zurücklegen können .
Da aber der Weg von Gorgona nach Panama den größe
ten Theil der ſchlimmen Jahreszeit hindurch unbrauchbar iſt, ſo
hat geſehen, daß die Zahl der Reiſenden im 3. 1850 29–30,000 wird man während dieſer Zeit bis nach Cruces hinauffahren betrug, mit Einſchluß deter, bie nach oder von den Sübhäfen müſſen , was 5 bie 6 Stunden in Anſpruch nimmt, ſo daß man kamen und gingen, dieſe mögen jedoch im Ganzen nicht über erft am folgenden Tage den Weg von Cruces nach Panama ans tauſend betragen. Man kann alio ſagen, daß die Bewegung treten fann. Man gewinnt alſo ichon durch die Eröffnung bieſer der Reiſenden hauptſächlich in den Auswanderungen nach Califor Eiſenbahnſtrede minbeſteus zwei bis drei Tage. nien oder in der Rückehr von da ihren Grund hat. Nun war Die zweite Abtheilung des Weges von Gorgona nach Panama aber das Jahr 1850 im Grunbe ein Jahr der Entmuthigung in iſt noch nicht begonnen, und wird wahricheinlich auch nicht bes Bezug auf Californien, und wahrſcheinlich wird in kurzer Zeit gonnen werden, ebe bie Linie bis Gorgona vollendet iſt. Wahrs die Auswanderung dahin einen neuen Charakter annehmen , und ſcheinlich kann ſie kaum in fürzerer Zeit, als zwei Jahre gebaut man wirb dort große Aderbau - Niederlaſſungen gründen, welche werden, man gebenft aber ſie in einzelnen Tbeilen zu vollenden , dieſe bisher vernachläſftgten Hülføquellen ausbeuten werden. Dann um die Dauer der Reiſe zwiſchen beiden Dceanen mehr und wird die Außwanderung einen neuen Aufſchwung nehmen , zu gleis mehr abzukürzen. Wenn die ganze linie der Circulation über cher Zeit aber auch die Retouren minder zahlreich werden. Der Larif geben ſeyn wird, d. h. Ende 1854, wird man die Reiſe leicht
520
gosan
in zwei bis drei Stunden machen , ftatt baß man jeßt, je nach der Jahreszeit drei bis vier Lage braucht. Dieß iſt ein uns
auf der man Fiſche nach Glhland oder Holz nach Helſingfors, Wyborg
chågbarer Vortheil, wenn man die Mühſeligkeiten und Gefah. ren jeber Art bebenft, welche gegenwärtig die Reiſe durch den Sithmus darbietet.
dem ftädtiſden Bürgernieifter unterworfen. Der Kreie- oder Stadtarzt muß jedes Jahr einigemal råmatliche Scharen des Kreiſes beſuchen ; gewöhnlich in der Beruf des Arzter mit dem der Paflors verbunden,
In die Familie eines Finnen nicht auf dem Fiſchfang, ſo beſchäfs tigen ſich die Männer mit dem Schiffbau oder einer andern Holzarbeit, oder aud mit dem Aderbau, die Weiber aber, wenn fie nicht auf dem Feld oder beim Fiſchfang find, Miden die Neße, farbåtſchen oder ſpin : nen Wolle, ober weben einen breiten feſten Zeug, halb aus Wolle, halb aus Flache, den fie zur täglichen Kleidung benüßen oder in Helſingfors und andern Stätten verkaufen . Iſt die Familie zahlreich, ſo wird ge: wöhnlich der eine Sohn Lootſe, der andere fauft ober baut eine Yacht, macht fich zum Capitán, führt im Sommer auf ſeinem Schiffe frem des oder eigenes Holz, im Herbſt Fiſche, und gewinnt ſo ein fleines Capital . Faſt alle Schårenbewohner beſchäftigen fich mit dem Aderbau ; da aber nur wenig brauchbarer Boden da iſt, ſo gewinnen fie Korn nicht in hinreichender Menge für den eigenen Gebraucy, ſondern faufen es gegen Fiſche bei den Orthen ein. Höchft bemerfenswerth iſt die viel: ſeitige Thätigkeit der Finnen : fie fennen faſt alle Gewerbe, bauen Häu, ſer und Schiffe, reßen Defen, nåhen Kleider, maden Stiefel, und die
und auf jeder Station muß der Lootſenalderman eine Apothefe mit den
Seemannofunft verſtehen fie aus dem Grunde.
nothwendigſten Medicamenten unterhalten, worauf genau gehalten wird.
beſteht im Sommer aus Fiſden , Kartoffeln und ſaurer Mila, im Wins ter faſt nur aus Fiſden . Ihr Brod wird ſehr rauer und hart gebaden, und vor dem Gebrauche getrodnet. Sie bedienen fich feiner ruffiſden , ſondern nur ethniſcher Butter, die ſie ſehr ſtarf ſalzen, damit ſie nicht
und Petersburg führt.
Bilder aus den finniſchen Schären. Das Leben in Helſingfors. – Die hydrographiſchen Arbeis -
ten in den Schären . - Organiſation der Lootſen . (Schluß.)
In bürgerlicher Beziehung find die Bewohner der Scharen wie die des feften landed dem Kronfogo ober lánsman Deð Kreiſes, zu
dem fie gehören, und wenn ſie zu einer Stadt gerechnet werden, auch
Zweimal im Jahr muß jeder Paftor ( Probſt oder Caplan) die Inſeln ſeines Kirchſpiel8 bereiſen und erhalt von jeder Familie etwas Gelb, Fleiſch und Fiſde. Zur Bildung von footſen ift die Ginrichtung getroffen, daß Filders
verderbe .
3hre Sauptnahrung
Branntwein iſt ſehr wohlfeil und meiſt aus Kartoffeln berei.
föhne ald Lehrlinge bei einem ålteren Lootſen eintreten, und dafür von dem finnländiſchen Senat jährlich 15 S. N. erhalten ; ſobald ſie alle
tet ; das Salz beziehen ſie aus Spanien.
Fahrwaſſer ihrer Station kennen, und die Leitung der Schiffe erlernt haben, muß der Lehrling ein Gramen beſtehen und wird dann Lootſe, wofür er 20 S. N. jährlich erhält. Die Lootſengelder für die Führung der Kriegsſchiffe und Rauffahrer fommen in die allgemeine Cafie der Station und werden am Ende des Jahres unter den Lootſen gleichmäßig
Finnen eine Nothwendigfeit. Ein anderes noch unentbehrlicheres Ge: tranf iſt der Schwadrif; dieß iſt der ruſſiſche Quaß aus Gerfte mit einer Auffochung von Wacholderbeeren ; dieß Getränt iſt anfangs unan: genehm, man gewöhnt ſich aber daran, namentlich wenn man weiß wie ſehr er gegen den ſchädlichen Einfluß der feuchten Kälte und gegen den Scorbutſchüßt. Der Schwadrif wird von allen Seeleuten bei der Beſchiffung der nörd: lichen Meere gebraucht; die Engländer nennen ihn Sproßenbier, die Franzoſen Sapinette ; leßtere nehmen ftatt des Wacholders eine Auf: fodung von Tannenzapfen mit Syrup, was eine gleide Wirfung hat,
vertheilt. Das ganze Ginkommen eines Lootſen fann man auf 60
Kaffee iſt ſelbſt unter den
Aermften in ſtarkem Gebrauch , ſo daß man ſagen kann, er ſey dem
-
90 S. N. anſlagen, ungerechnet ihren Gewinn durch Fiſdfang, Schiffs: bau und ähnliche Deſcaftigungen . Auf jeder Station befinden fich 6 - 7 Looren, je nach der Zahl der Fahrwaſſer. Ein wohlhabender Lootſe oder gewöhnlicher Schiffer wohnt in einem þauſe, das burde große Gausfluren in zwei Theile abgetheilt iſt ; der
wie der Sdwabrik.
lidh aber ſtehen fie leer, um irgend einen geehrten Gaft aufzunehmen
Nur die Schårenbewohner von Altfinnland, zwiſchen Wyborg und Loviſa ſprechen finniſch ; von Loviſa gegen Weſten auf dem ganzen Ufer und auf den Inſeln ſprechen die Einwohner ſchwediſch und fennen die finniſche Sprache faſt gar nicht. Alle Frauen fönnen wenigſtens leſen und die Männer leſen und ſchreiben . 3m allgemeinen iſt der Finne ernſt, gutmüthig, religiös und voll Nationalftolg. Bebe Familie hält ſtreng an den Landesfitten und den firchlichen Verordnungen. An Feiers
oder an Fefitagen Fremde zu empfangen. Die zweite Hälfte beſteht
tagen geht niemand an die Arbeit, am Sonntag Morgens, wenn man
aus einer großen Stube mit einem mådhtigen Ofen, teſſen größter Theil von einem Feuerherd eingenommen iſt; der Dfen ſelbſt wird ſelten ge: heigt, aber auf dem Feuerherb brennt das Feuer faſt unaufhörlidh. Weber dem Serb hängt ein Reffel, in welchem man Salamat focht, d. h. Roggenmehl, fiſche, Kartoffeln u. f.to. Unter der Dede findet man unabänderlich einige Stangen, die mit trodenen Broden (Rnådebro) ver: ziert find, das die Form von Pfannkuchen mit einem Loch in der Mitte
nicht in die Kirche gehen kann, ſammelt fich die ganze Familie um den Tiſch und fingt Pſalmen , nach dem Mittageſſen treten Ruhe und fille Vergnügungen ein.
eine, der Paradetheil, beſteht aus einem oder zwei hübſch hergerichteten Zimmern niit den unentbehrlichften Möbeln, einem Spiegel, einem bewegli: chen Bett, das am Tage als Divan dient, einigen Stühlen und etlichen Rupfer:
flichen und ſonſtigen Bildern meiſt geiſtlichen Inhalte. Dieſe Zimmer dies nen zum Tagesaufenthalt für die Töchter, wenn welche da find, gewöhn
Die meiſten Inſeln gehören den Fiſchern und Lootſen , welche darum
hat ; eine Wanduhr , ein Tiſch, einige geifliche Bücher auf einem Brett und ein großer Sørant zum Geſchirr und den Schalen,
manchmal aus ſchönem engliſdem Porcellan , vollenden die Ausſtattung des Zimmers ; ftatt der Stühle laufen wandmal Bänke an der Mauer herum, wie in den ruſſiidhen Stuben. Die Fenſter find vieredig mit kleinen Scheiben, der Fußboden ausnehmend weiß, mit Tannenreifig oder Feldblumen beſtreut. Solche Häuſer bilden in jedem Dorfe (Wu)
mehr als die Hälfte. Dieſe Dörfer liegen meiſt in einer fleinen gegen Winde geſchüßten und mit Vegetation geſchmüdten Bucht. Gin fleines Stū& Land, auf den man Grad måht und Rorn baut, wird tüchtig ge: düngt und bearbeitet ; aber die meiſten 3nſeln haben gar feinen zum
Aderbau tauglichen Boden, dann baut man etwas Kartoffeln an.
Am
Safen liegen einige große und fleineFinfas, manchmal auch eine Nacht,
Berlag der F. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
auch das Recht haben , auf dem anſtoßenden Meere Fiſche zu fangen ; häufig aber wird der Boden und der Fiſchfang verpachtet. Rühe und Schafe werden viel, Soweine und Pferde ſehr wenig, Hühner faſt gar nicht gehalten . Hunde dienen zum 3agen auf Seehunde, näher bei Helſingfors und weiter gegen Weſten finden fich faſt gar feine. Die Hunde find von einer beſondern, wolfgartigen Glaſſe. Wölfe fommen im Winter auf dem Gig nach den Inſeln, und gehen im Frühjahr auch wieder auf dem Giſe fort. In den Felſenſpalten zeigen fich mandmal Schlangen , jedoch ſehr ſelten . Beim Borgebirge Sango: udd, das am Eingange in den finniſden Meerbuſen liegt, theilen fich die Scharen in zwei Theile; der erſte beſteht aus der alandiſchen und aboiſchen Gruppe im baltiſchen Meere und im bottniſchen Meerbuſen , der andere aus den Inſeln des finniſchen Meerbuſeng . Die leßtern brei:
ten fich über dasganze Südufer Finnlands aus, die Reihe wird aber gegen Often um Wyborg immer ſchmåler. Bis Loviſa führen die In : ſeln vorzugsweiſe ſchwediſche Namen, und erſt von da an bis Wyborg finniſche.
Verantwortlider Nedacteur Dr. 6 d . Widenmann.
( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 5 und Umídlag zum Monat Mai. )
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 其M "
131.
1 Junius 1852 .
Die Deutſchen in Nordamerika,
Ausſtellungen fich faſt nur auf nothwendig erſcheinende Motis virungen bezogen. Sie bürfen nicht außer Adpt laſſen, daß Sie
( Federzeichnung von E. Silas.) Ideo peccamus, quoniam de partibus vitae deliberamus omnes , de toto vero deliberat nemo.
Seneca.
Nur wenn man eine Erſcheinung im Ganzen und Augemeinen richtig auffaßt, werden Iirtheile über Einzelnheiten in ein richtiges Licht treten. Dieſen Satz finden wir hier in Amerifa in Bezug auf das deutſche Bevölkerungselement vollfommen be-
fitätigt, und eben weil es leichter iſt, einzelnes ganz gut anzus Idhauen , auch wohl wiederzugeben , als das große Ganze zu überbliden, fehlt eß nicht an Berichten individueller Erfahrungen und Betrachtungen, denen ein gewiſſer Werth faum abzuſprechen iſt, während ſie in Bezug der Schlüſſe aufs Allgemeine als vollfommen irrig erſcheinen ; dagegen wird von allen Beſſerunterrichteten der Mangel einer wohlbegründeten Lotalbeſchauung zugeſtanden . Es würde allzu anmaßend ſeyn, wollte ich unterlaſſen dem Verſuch einer Geſammtüberficht der Verhältniffe des deutſchen Elemente in den Vereinigten Staaten bie Beweggründe vorans zuſchicken , welche mich zu dieſem Wagniß veranlaßten ; barum
ſen bemerkt, daß ganz eigenthümliche Bufälle mich hier raſch zur Befanntſchaft einer Anzahl der intelligenteſten Perſonen in allen
Theilen der Union hinleiteten. Angloamerikaner, die lebhafte Intereſſe an den Deutſchen nehmen und aufs intimſte mit den amerikaniſchen Zuſtänden vertraut ' find, ſo wie auch Deutſche, die durch längern Aufenthalt im Lande deſſen Verhältniſſe beſonder genau kennen lernten, haben nicht berſchmäht, mir ihre Anfichten und Erfahrungen mündlich und ſchriftlich mitzutheilen. Das durch bin ich in den Stand geſegt worden, die fich überall wie.
berholenden Erſcheinungen kennen zu lernen, fte mit eigenen Grs fahrungen und Beobachtungen zu vergleichen, um endlich durch fritiſche Prüfung zu einem, hoffentlich nicht ganz unſtichhaltigen Urtheile über das Ganze zu gelangen. Dieſe Aufgabe wurde
von mir darum als eine beſonders ſchwierige erkannt, weil jeder Deutſche dabei Gefühlsregungen ſehr häufig zu bekämpfen und
ald Deutſcher über Deutſche für Deutſche ſchreiben, und es muß alſo durchaus auf die Natur del Entſtehen der Erſcheinungen
Rückficht genommen werden. “
So ſagte mir ein vielerfahrener
Freund, welcher zugeftand, daß ich durchaus richtig geſehen , von
dem jedoch behauptet wurde, daß ſogar der gute Erfolg mit einer
Berücffichtigung der Urſachen zuſammenhangen , oder gar von ber felben bebingt ſeyn werbe. A18 eine beſondere Erſcheinung, die ich auch anderwärts
fund gibt, wo Deutſche in der Minderheit unter andern Natio nalitäten auftraten , fömmt in Amerita das freiwillige Unterorbs
nen, der angloamerikaniſchen Mehrheit gegenüber, deutlich hervor. Während z. B. Franzoſen in Amerika, felbſt wenn fle - etwa als Geſchäftemänner - in engern Verkehr mit den Angloames rikanern treten, ſtets bei ihrer Sprache feſthalten ; in ihren Fas milien nur Franzöfiſch ſprechen und ihre Kinder aufs beſtimme
teſte bazu anhalten, ſelbft bei Miſchehen , auch mit Franzoſen überall gern zuſammentreten , während ſie weit davon entfernt find ihre Sitten und Gewohnheiten ſchnell fahren zu laſſen , um dagegen die ber Angloamerikaner anzunehmen, während der Frans 208 nicht daran denkt fich überall unterzuordnen , tritt in einer
beklagengwerthen Anzahl von Fällen bei den Deutſchen ganz das entgegengeſepte herauß. Und nicht die Ungebildeten trifft dieſer Vorwurf zumeiſt, ſondern gerade ſolche Leute, die vermöge der Bildungsſtufe, welche fte einnehmen, begreifen müßten , welches große Bildungscapital nur in der deutſchen Sprache liegt, die ihren Kindern fremb bleibt . Der Farmer in Pennſylvanien bringt immer noch feinen Nachkommen mindeſtens im Hauſe den deuts
ſchen Dialekt bei, welchen er mit in die neue Heimath gebracht, wenn von ihm auch ſonſt die Schule und das höhere Wiſſen als „ unpraktiſch " von der Hand gewieſen wird. Dagegen gibt es in Philadelphia und an anbern Orten Pennſylvaniens, in dem Staate
wo das deutſche Element beſonders ſtark vertreten iſt, gebildete Männer in Menge, die aus ihren Häuſern faſt geftiffentlich alles
Deutſche entfernt halten, nur um nicht mit der Mehrzahl von
im Zaum zu halten hat. Man fömmt fich bei einem ſolchen Vornehmen vielfach wie ein Anatom vor, der fich ſelbſt ſeciren
den Deutſchen bermengt zu werden.
ſou. Das Herz zuckt ſchmerzhaft unter den Schnitten bes Secirmeſſers, welches der falte Verſtand handhabt und heftige Blu-
möglich mit der ungebildeten Menge zu verbinden, um dieſelbe für deutſche Bildung empfänglich zu machen, dreht man derſelben
tungen in Gefühldergüſſen trüben gar leicht den forſchenden Blic.
berächtlich den Rücken, um fich den Angloamerikanern anzuſchlies Ben, die fich durch ſolches Anſchmiegen wohl geſchmeichelt fühlen,
Darum wurde von mir das nach vielfacher Selbſtprüfung Niedergeſchriebene vor der Abſendung zum Druce mehreren Perſonen
zur kritiſchen Durchſicht' übergeben, welche hierzu ganz beſonders
Anſtatt fich ſo innig als
den Anſớmiegenden aber innerlich doch mit Recht keineswege hochachten.
geeignet erſchienen, und es iſt namentlich auf deren Bemerkun-
In dieſer betrübenden Erſcheinung tritt einestheils jene Nas
gen burdweg um ſo lieber Rücficht genommen worden, als die
tionalträgheit heraus, von der ſchon die alten bataviſchen Urkun.
isod
522
son
ben ſprechen , anberntheile aber macht fich die Bedientennatur
Bloße äußere Manieren , ja nicht ſelten reine Unarten, mer
bemerkbar, welche der geniale Börne vergeben ſo ſcharf geißelte.
den ta für das Weſen genommen , ohne daß man eigene Unarten
Ohne Zweifel nehmen die Nachfommen der Deutſchen auf dieſe
fahren läßt, und ſo gibt es denn fürwahr nichts Beflagene
Weiſe manches Gute an , bao ben Angloamerikanern eigen iſt,
wertheres, ale ſo viele Gremplare deutſcher Yanfeeaffen , an denen
indeſſen geht die Fügſamkeit jedenfalls inſofern zu weit, als das durch eine gewiſſe Schiefſtellung entſpringt. Nur einzelne, geia
jeber Verſtändige faum mehr zu achten findet, ale eben ihre
ftig ftrebſamere Indivitualitäten unter den Angloamerifanern,
Durchführung des Demofratiſchen Staatégrundlage der Gleiche heit und Gleichberechtigung aller ernſtlich gedacht werden ? Vor allem iſt es ein leichtfertiges Aufgeben der deutſchen Sprache, ein Mangel an Energie zur Geltendmachung und Gele
welche durch das Stubium der deutſchen Sprache und Literatur, ſo wie durch Umgang mit gebildeten Deutſchen zur beſſern Einficht
gelangt find, werden vor den nachtheiligen Folgen des erwähnten Anſchmiegens bewahrt, worin allgemein wohlbewußte Selbſtunter, ordnung gefunden wird. Die Menge aber legt überall gewiſſers maßen nur den politiſchen Maßſtab an und ſchäßt alles an denen
gering, die ihr eigenes Weſen, ihre Sisten u . ſ. w. augenfällig ſo leicht fahren laſſen , um nur baldmöglichſt nicht mehr als Deutichamerifanerober Deutſche angeſehen zu werben. Allers dinge hängen auch viele Deutſche in Amerika wieder mit unges mein viel Faleſtarrigkeit an ihrem mitgebrachten Weſen, das leider in nur zu vielen Stüden Unweſen zu nennen iſt, indem Damit burchaus fein Fortſchritt in der Bildung verbunden er-
Brauchbarfeit zu Arbeit& maidinen .
Wie kann da an conſequente
tenderhaltung derſelben, welcher alé Hauptzeichen des Aufgebens der deutſchen Eigenthümlichkeit beraustritt, und worin hauptſäche lich Trägheit und Beſchränftheit erkennbar wird. Zwiſchen Dag ſchwerer zu bewältigende Deutſch und bad leichtere, aber ärmere Engliſch geſtellt. greift die Trägheit nach leßterem, mit der Ents iduldigung ober Bemäntelung: e$ müſſe eben jeder Staat&vers band eine berrichende Sprache haben, und die engliiche berige große Vorzüge vor der deutſchen .
Nicht wenige Deutide Raufs
leute Amerifa's correſpondiren ſelbft nach Deutſchland in enge liſcher Sprache, wobei ich den tringenden Verdacht bege, daß
ſcheint und dieſe Erſcheinung bringt eine ähnliche nachtheilige
kaufmänniſche Nachahmer des Anglicismus obendrein dazu Vere
Wirkung hervor.
anlaſſung geben . Faſt alle deutſchen Geſchäfteleute führen ihre
Sollte das deutſche Element in Amerika ſeine vom Geſchic
Bücher in engliſcher Sprache, und geben als Grund dafür an ,
empfangene Aufgabe recht erfüllen , ſo dürfte dasſelbe die ibm innewohnenben guten Eigenſchaften nicht nur nicht fahren laſſen ,
e8 geſchehe wegen etwaiger Vorlage bei Bericht, ohne zu beo
ſondern et müßten dieſelben gerade mit beſonderer Aufmerkjams feit gebegt und gepflegt werden, anſtatt Daß man fich hauptſäch .
denfen, daß eg Sache der Richter iſt, den Gegenſtand fennen zu
lich durch Nachäfferei von Deußerlichkeiten der Angloamerifaner,
lernen , über den fie urtheilen wollen oder Tollen. Man huldigt aber aus Bequemlichfeit dem Angloamerifanerthum , namentlich weil man ſich auch ſelbſt, wo es nur irgend geht, vom Ges
oder durch Annahme ſchlimmer Seiten derſelben vollenbe um
ichwornenpoſten zurüdzieht, und dieſe Daher faſt ausſchließlich in
allen Crebit bringt. Indem der Angloamerifaner die Achtung
die Hände der Angloamerifaner fommen läßt, woraus denn freis lich ein Dominiren derſelben aller Drten entſpringt und ents ſpringen muß. Anſtatt energiich auf Gleichberechtigung zu bes ſtehen und dieſelbe durch gemeinjamel Zuſammenwirfen zu ers ſtreben , läßt die deutſche Trägheit ſich überall das Heft aus den
eben vers vor den Deutſchen im allgemeinen verliert, nimmt möge der deutſchen Anſchmiegung die Selbſtüberſchäßung und der Dunkel noch mehr überhand unter dem angloamerikaniſchen Bevölferungselement, als dieß ohnehin bei natürlicher Anlage Dazu und vermöge der politiſchen Staateeinrichtungen der Fall -
ift.
Die Menge betrachtet ganz gute beutiche Gitten al8 , butch "
mit Geringidäßung, und zieht leider nur zu oft die „ Smartnes", ja jogar den „Humbug" bor. ' Beide Bruberſtamme nehmen alſo von einander nicht das Gute, ſondern zumeiſt nur das Fehlerhafte an. Dennoch hat in jüngſter Zeit an verſchiedenen Drten ein zmedmäßigeres Auftreten der Deutichen gezeigt, daß noch nicht alles verloren iſt, und es eben nur hauptſächlich an Den Deutſchen ſelbſt liegt, wenn ihre geſellſchaftliche und politie iche Stellung in Amerifa noch feine vortheilhaftere ift. 68 be. darf nur deg innigen Zuſammenwirkens nach guten Richtungen
hin, um die Angloamerifaner ſetr bald zur vollen Anerkennung zu bewegen , woraus die Nachfolge ſofort entſpringt. Kaum find an einigen Drten z. B. Simultaniculen aufgetaucht, in denen zugleich Deutſch und engliſch gelehrt wird, ſo zeigt fich auch angloamerifaniicher Nadheifer. Indem die Deutſchen und deren Abfömmlinge fich einer
Händen winten, gerade wie in der alten Heimath ! Schlafen und
Träumen behagt Faulen allerdings mehr ale Wachen und Schaffen , allein die Nachwehen bleiben nirgendwo aus, alſo auch nicht hier in einem Lande, wo es die Menſchen ſo gut haben fönnen , wie fie es in der Mehrheit haben wollen . „Man erfennt in ihren Lanbeleuten den Geiſt bei uns nicht wieder, den die großen
deutſchen Denfer in Ihrer Literatur niedergelegt und der und aus dieſer entgegenweht ! “ ſagte mir ein hochgebildeter Angloameris faner, welcher gründliche Stubien des Deutſchen vorgenommen bat . Warum mußte ich ſo viel Wahrheit in dieſen Worten ers kennen ? Ich lebe nur allzu viele Deutſche hier das reichfte, weis teſte Prachtgewand abwerfen und vernachläſſigen, um ind engere,
bunt zuſammengeſepte engliſche Kleid zu friechen ; fte fteigen von einer Tribüne, um ſich unter die Füße der im Parterre befinds
lichen Menge zu begeben.
Wie mit der Sprache, io geht es leider auch vielfach in
Nachahmung der Angloamerikaner hingeben, ergeht es ihnen wie
Bezug auf andere Dinge und Verhältniſſe. Die deutſche line fadbeit und Treue, das ſchlichte, Deutſche Weſen wird als eins
den meiſten Nachahmern , die unſer Schiller in ſeinem „ Wallen . fteine Lager" lo treffenb burd die Worte charafterifirt, welche
fältig bei Seite geworfen, um einer Art Gewandtheit, ober eigentlich Verſchlagenheit Plaß zu machen , wie ſolche in nicht
er den erſten Holfichen Zäger zum Wachtmeiſter jagen läßt : „ Wie er (der Feldherr) räuſpert, und wie er fpudt,
Das habt ihr ihm glüdlich abgegudt.“ 1 Unter „duide“, was eigentlich ,,holländiſch heißt, wird bei den Angloamerikanern auch ,,pluinp und „flecht“, oder „ gemein “ verſtan : den. „ Smartnega heißt hier „ Gewandtheit“ und „ Glatte Humbug ber deutet eine Prellerei.
A. D. V.
geringer Anzahl von Fällen bei den Angloamerifanern angetroffen wird.
Deutſche Bieber feit, welche hier in der politiſchen Freie
heit ſelbſt da wieder erwachen ſollte, wo ſte durch leidige Vers hältniſſe der alten Heimath in den Hintergrund gedrängt wur. ben, gehört zum mindeſten unter den Städtebewohnern zu den ſeltenften Erſcheinungen .
Die Gemüthlichkeit, eine der vortreff
$
523
lichſten Eigenſchaften des Deutſchen , welche ſo manche argen Feh ler dekſelben auégleichen hilft, wird faſt allgemein unter den Deutichamerifanern vermißt. Der in Deutſchland oft mit den
größten Aufopferungen gehegte und gepflegte Sinn für Wiſſens ſchaft und Kunſt icheint auf der langen Seereiſe von Europa
gosan
Zuſtrömen einer Voltommenheit der fähigen Rodmopolitin eine Bahn . Durch die Miſchung des eigentlichen angelſachflichen, ftarren Völferelemente mit fren, Deutſchen , Franzoſen ?c. in
Amerika, ſcheint fich allmählich mehr humane Fügſamfeit ein. finden zu wollen , al8 auf dem Boden der alten nebligen Inſel.
nach Amerifa zu Waſſer geworden oder untergegangen zu ſeyn. Beinahe ſechs Millionen Deutſchamerifaner waren ſeither nicht
heimath. Der Odem deutſcher Denffraft fängt an auf rein
geneigt, einen deutſchen Driginalbuchhandel und eine Driginal, literatur zu begünſtigen ; ja ohne fräftige Unterſtügung der Anglos amerikaner würde ſelbſt der Hauptſtadt Amerika's, würde News Dorf ein namhaftes deutſche Büchercommiffionsgeſchäft noch fehlen . Alle bis vor etlichen Jahren gemachten Verſuche icheiter-
wehen, und es gereicht den Deutſchamerifanern ſehr zum Vore wurf, baß fie feither dazu ſo überaus wenig beitrugen, im Gegens theil aber vieles thaten, wodurch einer ſo wohlthätigen Wirfung Eintrag geſchah. Betrachtet man unparteiiſch das deutſchameris
ten an der Theilnahmloſigkeit des im graſſen Materialismus
ſprachlichem Wege befruchtend auf& engliſche Gebiet hinüberzu.
faniſche Bevölferung element, wie dasſelbe ſeither im allgemeinen fich zeigte, ſo erſcheint nichts natürlicher als die Trennung, welche
Elementarſchulen , in denen die Deutſche Sprache zum Grunde
gebildete Angloamerikaner in größter Schroffheit Sezüglich der Deutſchen Literatur und Sprache zur Deutſchen Perſon einführten und feſthielten . Während man erſtere hegt und pflegt, wird die
gelegt wird, neben Bearbeitung des Engliichen, finden ſich erſt
leptere in möglichſter Entfernung gehalten ; währent man erſtern
berſunkenen deutſchen Publicum8, welche
auf Hunderttauſende
faum Einzelne zählen fonnte, die geiſtig ftrebíam fich zeigten..
neulich da und dort in größern Städten ein, wo ſehr viele Deutſche beijammen wohnen , und wo vielleicht eine jüngſte, intelligente Einwanderung dazu anipornte. Ein Gymnafium mit Grundlegung des Deutſchen findet fich nirgends, und an eine deutſche Univerſität oder Akademie iſt nun vollende nicht zu
große geiſtige Vorzüge einräumt, wirb legtere über die Achſel angeſehen . Bebenfal & geht in Amerifa der Befruchtung&proceß des Eng.
liſchen durch das Deutſche vor fich , und vielleicht entfteht auf Dieſe Weiſe ein modernes Sanskrit, zu befſen Annahme ale allo
denken. Gleichwohl haben die Deutſchamerikaner Dazu vollfte
gemeine Verfehrsſprache fich alle Wölfer einigen . Stenographie
Freiheit, und fte follten im eigenen Intereſſe endlich einmal zur beſſern Einſicht in dieſer Richtung fommen. Ihre Bettlerſtellung auf geiſtigem Gebiete zur alten Heimath hätte ihnen längſt zur Laſt werden müſſen , wenn das herrſchende angloamerikaniſche
und Phonographie find auf dem beſten Wege eine ſolche Unis berfitätsſprache anzubahnen .
Element nun einmal nicht daran will, der Entwidlung zum
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen.
( Fortſeßung folgt.)
höhern Wiſſen in angedeuteter Weiſe Rechnung zu tragen. Die
( Von Dr. Gerſtäder .)
Deutſchamerikaner ſollten füglich einmal bebenfen, daß fie fich von dem Vorwurfe zu reinigen haben , fie leben ohne Gendarmen
1. Welchen Entſchluß John Newman faßte.
zn nichts Rechtem zu bringen. Unter ſolchen Verhältniſſen fann es nicht befremden , wenn ftch viele Deutichamerifaner finden , die geradezu etwae daran ſegen, das Deutſche wie eine Hausfnechtſprache zu behandeln,
Frühfüd fertig, Jad, rief der Schreinermeiſter Newman, indem Donnerwetter, Junge, wie vielmal ſoll man Krauskopf hereinftedte dich denn heute rufen ? laß doch die verdammten Zeitungen liegen und tomme ich weiß ſo nicht, wie wir heute fertig werden wollen.
und das Engliſche al8 Herrenſprache anzuſehen. Es findet fich häufig die aberwißige Meinung vor, welche ganz zum Syſteme
3ohn, oder Jad wie er in den gewöhnlichen freundlichen Abfürzungen von den Seinen genannt wurde, warf die Zeitung raſo nieder, band fich das
einer deſpotiſchen Regierung gehört, die jedoch zur Demokratiſchen Staatsform wie die Fauft aufs Auge paßt, nämlich der Gebanke, daß jede andere Sprache, als die engliſche, unterbrüdt werden
Schurzfell ab, wurdh in einem ſchon für ihn bereitftehenden Beden die
müſſe. Dieſe Bornirtheit vieler Deutſchen, welche ſogar in den Häuſern und Familien wiſſenſchaftlich Gebildeter fich vorfindet, wird zrvar auf die beſchämendfte Art von den Angloamerikanern bloßgeftelt, indem das Studium der deutſchen Sprache immer allgemeiner unter denſelben wird ; allein der uralberne Einwand, obne ſprachliche Einheit ieh an fein ftaatliches Ineinanderfließen zu denken , taucht gleichwohl aller Orten unter den Deutſchen auf, zumal wenn fie an Angloamerikanerinnen verheurathet find. Materielle Trägheit beugt fich da unter dem Pantoffel der Lady zuerft, und darnach unter der geiſtig auch trägen, aber doch mas teriell ſehr rüſtigen Zähigfeit der Engliſchrebenden . Der Anglos amerifaner erfennt zumeiſt nur den im Deutſchverſtehen liegen.
den materiellen Vortheil, und ſtrebt deßhalb nach einiger Kennt niß des Deutſchen . Den geiftigen Gewinn vermag die allgemeine, vom Grjagen del Materiellen hauptſächlich bedingte Kurzfichtig .
feit nicht zu erkennen und aufzufaſſen. Aber durch die Beſchäftis
gung mit der deutſchen Sprache werben mindeſtens einzelnen ftrebſamen Angloamerikanern die Augen über den hohen Werth
er die Thür der Werfftätte halb öffnete und den diden gemüthlichen
Bände und trat dann in die Nebenſtube, wo dag reinliche Theegeſchirr auf dem Tiſd ſtand, und die Familie des Schreinermeiſterd ihr Frühſtüd 3ad dien gar ſo lange auf rich haben wars
ſchon begonnen hatte ten zu laſſen .
„Aber, Jad , wo bleibſt du denn heute nur ?“ sagte die Mutter, indem fie ſich nach ſeinem Plaß hinüberbog und ihm die ausgehaltene Taſſe aus der blanfgeſcheuerten Kanne füllte.
„Dreimal hab' ich ihm gerufen, Mutter ,“ lachte die Soweſter, mein freundliches ſechzehnjähriges Mädden , mit dunfelbraunen Haaren und
flaren lichtblauen Augen – und er hat mir nicht einmal geantwortet -
ich glaube wirklich , daß ihm die Minen im Kopfe Heđen." „Die fteden mir auch im Kopf !" erwiederte der Alte , mit einem
tüchtigen Stud Beefſteal zwiſchen den Zähnen, daß ſeine Worte faum verſtändlich wurden
„und gute Urſache dazu ; ſolcher Verbienft ift
lange nicht da geweſen , wir fönnen jeßt faum Waſchmaſchinen genug machen - wenn's nur lange anhält - id traue der Sache nicht recht.“ 1
Habt ihr ſchon von dem 300 Pfund ſchweren Klumpen gehört, Vater, den ſie auf Mr. Karro Stationen gefunden haben ?" frug Jad , und legte Meſſer und Gabel nieder „in der Zeitung fteht heute die genaue Beſchreibung davon." „Bab' icho denn nicht geſagt, daß ihm das Gold im Kopf fedt,
lachte Marie, paß auf, Vater, er padt nachftens auf, zieht ein blaues
derſelben geöffnet, und indem fie ihre daraus gezogenen geiſtigen
Buſchhemb an , reßt einen californiſchen Hut auf und wandert in
Grrungenſchaften auf das Engliſche übertragen, brechen file bem
die Berge."
i
524 „ Er wird fein Narr ſeyn,“ ſagte der Vater mürriſd , dem das Ge:
nen Pferden eines um die Ohren, und trieb, fröhlich dabei pfeifend,
ſpråd nicht zu gefallen dien .
die breite , mendengefüllte Hauptſtraße Sydney's hinauf.
Heidewells Geſellſchaft haben die acht Tage , die ſie oben find, jeder ſieben Unzen rein verdient," fuhr Jad, ohne der Schweſter zu ant
Karren die den Minen zugezogen – nicht ſelten von Bekannten beglei :
morten , gegen den Vater gewendet, fort : „ und Browns ſchreiben, es
tet, die ihn lachend aufforderten fich ihnen anzuſchließen
ginge ihnen ganz ausgezeichnet und wollen , daß ihre andern beiden
heute Morgen Alles zuſammengefommen zu ſeyn ihm den Kopf zu vers drehen, und wenn er auch wußte, daß ſein Vater gerade jeßt unendlido
Brüder ebenfalls hinauffommen .“ „ Die haben auch hier nichts zu verlieren ,“ brummte der Alte, und fließ mit der Gabel heftig in das „ Pallega Glas, um aus dem engen Hals eine ſchon ſedhomal vergebens angeſtochene dide Gurfe herauszufiiden -
ein Handwert fennen fie nicht, und große Architekten gibts hier genug die fönnen oben recht gut einmal ihr Glüd verſuchen , wir aber haben
hier die Hände voll zu thun und verdienen ſchönes Geld ; ſtehen wir uns nicht jeßt , wenn wir ordentlich arbeiten , jeder die Woche auf unſere 5-6 Pfund Sterling, und läßt ſich das von allen in den Ninen ſagen ? und dazu leben wir hier doch wenigſtens wie Menſchen die Gurfe hier iſt ein wahrer Satan, und ich glaube wahrhaftig die iſt erſt in der Flaide ſo gewachſen und ſchlafen Nachto troden unter Dach und Fach, während ſich die da oben in Regen, Schnee und Thau herumquälen . „ Aber Vater, " fiel ihin Jad in die Nede, es find auch viele oben, die nicht nur ein Pfb. St. den Tag, die ,,wenn Giner „ Oh , paperlapapp , unterbrach ihn der Alte Olüd hat, laufen auch wieder zehn nebenher und ſaugen Hungerpfoten - jedes Handwerf hat einen goldenen Boden , den man ſicher findet, wenn man nur fleißig barnadh arbeitet, mit der anderen Geſchichte iſt's aber noch verdammt ungewiß, und ich meines Theils will gewiß lieber die Waſchmaſchinen machen, als ſelber damit ichaufeln .“ „ Aber, wenn nun einmal ein junger Menſch ſein Glüd verſuchen will ?“ warf die Mutter, auf welche die zahlloſen Erzählungen der neu
entdecten Schäße feinesweg& verfehlt hatten einigen Eindruck zu machen , zuredend ein
per fann ja doch zufällig "
-
„Auf den Zufall hin handelt aber fein vernünftiger Mann ,“ brady
John ging nachdenfend zu Hauſe, überall begegneten ihm beladene es ſchien
viel, und zwar ſchon verſprochene Arbeit zu liefern hatte, und ihn faum
entbehren fonnte ; wenn er auch vorherſah, daß es zu Hauſe, ſobald er nur ſeine Abficht zu erfennen gabe, einen ſchweren Tag für ihn regen würde , ſo hatte der Goldſchwindel zu viel und zu tief ſchon bei ihm Wurzel geſchlagen, und mit dem Bewußtſeyn aud daß er alt genug fer für fich felber handeln zu fönnen, wenn er einmal eine Sache für die
beſte erfannt hatte, hielt er fich, zu Hauſe angekommen, auch nicht lang mit der Vorrede auf, und ſtellte ſein
Vater raſch und beſtimmt die Sache wie ſeine Abſicht vor. Der Alte hatte, als der Sohn begann, ſchweigend ſeinen Hobel niedergelegt und ihm, ohne ein einziges Wort einzuwerfen, zugehört,
während er ihn ruhig, über die Brille weg, mit etwas vorn übergebo: genem Kopf betrachtete; ganz gegen 3ac8 Erwartung fuhr er aud fei: neswegs heftig auf, oder machte die geringſte Einwendung, ſondern ſagte nur als dieſer geendet hatte und nun, über das Schweigen des Alten etwað verlegen, vor fich niederſchaute, ruhig : Hör' einmal, Jad, ich ſehe du haft das „gelbe Fieber" ſo ſdhlimm wie jeder andere mit Bem ordentlich und vernünftig Arbeiten iſt's nun doch mit dir vorbei, alſo glaub' ich, wird's das beſte ſeyn , du padft ſobald wie möglich auf und bringſ ſelbſt dein Lehrgeld oben an wenn nachher biſt du mir dann deſto núblicher und auch Fleißiger du erſt einmal ausgetobt haſt.“ AT
„ Aber Vater, ich fann ja dod auch ſo gut wie mancher andere I
Glück - "
„Ich weiß ſchon
ich weiß ſchon ,“ unterbrad ihn der Alte mit
der alte Schreinermeiſter ärgerlich heraus, indem er die endlich erbeus tete Gurfe auf ſeinen Teller ſtieß, in zwei Theile ſchnitt und raſch ver: fowinden ließ „alle Wetter mit dem dummen Zeug ; 3hr ſeßt dem
„ das iſt'e ja der Hand winfend ſeinen Hobel wieder aufnehmend che mußt du mir aber noch gerade was dich hinauftreibt . Dieſe helfen , unſer Wort müſſen wir halten, und bis Sonnabend finde ich
Jungen ſonſt noch am Ende verrüdte Sachen in den Kopf. Hier, Jadt,
bis ſchon einen Geſellen, der ſo lange du fort biſt, bei mir bleibt dahin fannſt du dir auch alles was du nöthig haſt, zurecht gemacht
wenn du gegeſſen haſt, ſchaff mir die Fenſter hinauf in die Darling Nurſery, das Schiff, das die Blumen mitnehmen will, geht morgen früh unter Segel, und wir dürfen feinen Augenblic Zeit mehr damit verlieren ."
Das Geſpräch war hiemit abgebrochen , bei John aber hatte es nichtsdeſtoweniger Wurzel, tiefe Wurzel geſchlagen , und als er nun gar die Fenſter Georgeſtreet hinauf an den Ort ihrer Beſtimmung geſchafft hatte und wieder zurück durch die Stadt ſchlenderte, wo er überall Gruppen traf, die von weiter nichts als dem eben entbedten Mammuth Klumpen Gold ſprachen denn ganz Sydney war in einer wirklich
fieberhaften Aufregung, und die wahnſinnigften Gerüchte von Gold und Edelfleinen wurden mit größter Bereitwilligkeit geglaubt und wieder erzählt reifte ſein Entſchluß mehr und mehr jenen Ort ſelber zu ſehen, jene fabelhaften Schåße ſelber mitfinden zu helfen. Vorbes Juweliers Hale Fenſter drängte ein ganzer Kreis von Neugierigen, welche die dort heut morgen neu ausgeſtellten Stücke Gold mit nenden Bliden betrachteten , und in dem Fenſter eined Brofers
wurde die Ginbildungekraft der Menge gar nicht mehr erfordert ſich Haufen Goldes zu denfen, denn dort ſtand eine hohe Blechbüdſe, die etwa vier Duart oder Schoppen halten mochte, faſt bis zum Nand mit blißenbem Gold gefüllt.
„Wo das herfommt iſt mehr ! " rief ein Karrenführer, der ſein beladenes Fuhrwerk ruhig in der Mitte der Straße hatte ſtehen laſſen , zu ſehen was es hier an den Fenſtern wieder neues gábe „ hol mich dieſer und jener, wenn das nicht die leßte Ladung iſt, die ich Georgeſtreet hinauf fahre und damit ich ob er ſich, die Peitſche hoch über ſei: nem Ropf haltend, aus dem mehr und mehr hinzuſtrómenden Men: ſchenſchwarm zurüd, fnallte den beiden müden, ſchon halb eingeſchlafe: Berlag der 3. G. Gotta'ídhen Buchhandlung.
-
haben ."
Gd blieb dabei, Jad ließ fich auf der Poſt einſchreiben, und zum nächſten Montag war er ebenfalls ein Candidat des Golded, das in ſo ungeheuren Quantitaten, 3 4000 Ungen jede Woche, nach Syd ney hineingeſchafft wurde , und defien Gerücht ießt ſchon in alle Welt hinausging, und die Auswanderer von allen Welttheilen hinüberloden ſollte. (Fortſeßung folgt.)
Ueber den Tehuantepec: Vertrag , der gegenwärtig den Streitpunft zwiſchen den nordamerifaniſchen Freiſtaaten und der Re: publik Merico bildet und ſelbſt lektere mit Krieg bedroht ( 1. Allgem .
Zeit. vom 31. Mai, Beilage), meldet der Morning Herald in einem Brief aus Waſhington vom 13. Mai, daß Präſident Ariña ein Sdpreis ben an Bråfident Fillmore gerichtet, und hierin eigentlich die Großmuth der Vereinigten Staaten angerufen habe ; Merico ſey bereit, einer Com : pagnie die Straße über den Iflhmus von Tehuantepec zu verleihen, nur über Einen Punft ſey in Dierico ziemlich alles einig, darüber nämlich, daß der Vertrag mit Garay als verfallen betrachtet und nicht wieder ers
neuert werden dürfe. Darüber ideint es iſt die Republik Merico ju: ridiſch im Inredt, denn wenn die Nadyrichten in dem Schreiben der Augem . Zeit. vom 31. Mai richtig find, wie kaum zu bezweifeln, ſo iſt der Vertrag rechtsgültig von Garay an amerifaniſche Bürger abs getreten worden ; allein derſelbe enthält Ginen Punft den Merico einem Fremden nicht zugeſtehen fann und will , nämlich daß dein Unterneh mer zehn Leguas Land auf beiden Seiten der Straße zum
Behuf der Soloniſation zugeſtanden werden .
Kommt dieſe Ab
tretung zur Ausführung, ſo ift faum ein Zweifel, daß dieſelbe von den Nordamerikanern in der Art benüßt wird , daß das Koheitsrecht des
Staats Merico über dieſen Südſtrich zum Schemen wird. Verantwortlicher Redacteur Dr. Od . Widen ma n n .
Das Ausland . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 2 Junius 1852 .
Nr. 132. Die Gräber der Könige in Jeruſalem .
und der Stadt Jeruſalem herſtellte, Mauern, deren Feſtigfeit die
( Nach der Revue Archéol. Mai. )
Kriegsmaſchinen der Römer Trog boten. Damals fonnte es ihm
Berrunderung von Situd erregten , und die den mächtigſten
Befanntlich findet fich in der Umgegend von Jeruſalem rein prächtiger, mit einer erſtaunlichen Sorgfalt und Geididido feit
ausgebauener Bau, den die Ueberlieferung bed landeg mit dem Namen der „Gråber der Könige" bezeichnet.
Saulcy hat in
neuerer Zeit zuverſichtlich bebauptet, dort reben in Wirklichkeit
mobl beikommen, mit unerhörtem Aufiranb ein Grabbenfmal bers zuſtellen , deſſen rieſenhafte Verhältniſſe noch jeßt das Staunen der Reiſenden erweden . Herodes hat bekanntlich auch das meiſte gethan die Veſte Mazada herzuſtellen, deren Unbezwinglichkeit die Römer ſelbſt durch ihre Bauten anerkannt haben .
die alten Könige Zuba's begraben geweſen ; bagegen iſt nun zuerſt
Raoul Rochette in einem von uns bereits erwähnten ( ſ. Nr. 112)
Die Deutſchen in Nordamerika.
Auffag in der Revue Archéol. aufgetreten , und hat bewieſen , daß die Gräber der Könige vom Stamme Juda in dem Berge Sion audgegraben geweſen ſeven ; ja er hat e rrahrſcheinlich zu madjen geſucht, daß ſte ich noch jeßt daſelbſt unberührt fånden , was
In einem deutſcamerikaniſchen Blatte wurde fürzlich die Behauptung ausgeſprochen, nicht jede Stadt in Amerika, welche
( Fortſeßung .)
faum wahrſcheinlich iſt; und enblid , daß das Mauſoleum , mels
eine deutſche Bevölkerung befißt, habe einen Deutſchen aufzus
chet den Namen „Gräber ber Könige" geführt, wahrſcheinlich das Hrab von Helena, der Königin von Adiabene und ihren Söhnen geweſen jey. &. Duatremère bat fich nun gleichfalls Streit gemildt , er iſt wie Raoul völlig gegen Saulch aufges
weiſen , der feine guten Nationaleigenſchaften beibehalten und dazu den praftiſchen Sinn, den raftloſen Eifer, bie Energie, den Unternehmungsgeiſt und den Unabhängigfeitetrieb des Anglo amerikaners angenommen hätte." Dareben wird überaus häufig
treten, und ſucht mit großer Wahrſcheinlichkeit zu beweiſen , daß
geflagt : ,,Die Deutſchen gäben ſich auf Unfoften ihrer befiern Ges fühle und mit Nichtachtung der erſten Sittlichkeitegebote einer
unter der Stadt Davide nicht das ganze Jeruſalem verſtanden worden jev, l'ondern nur die von David ben Jebuſttern abgenoms
mene Höhe des Zionberges, welche ſpäter al8 Citadelle diente, und wo auch der Tempel Salomo's errichtet wurde .
Es iſt allers
raſenden Begierde, ſchnell reich zu werden , hin , die offenbar zu ben Schattenſeiten vieler Angloamerifaner gerechnet werden muß. " Dieſe beiden Aeußerungen, wie ſchmerzlich fie auch für das Ges
dings burchaus nicht wabricheinlich , daß David an einer von
fühl eines Deutſchen ſeyn mögen, der ſein Volk liebt, tragen
einem Palaſt ſo bedeutend entfernten Stelle die Gråber der
jedenfalls ſehr viel Wahres in fich, und verdienen darum einer Wer Gelegenheit bat , öfter mit Deutich
Könige“ angelegt habe, wo den alten Schriften zufolge bedeutende
beſondern Beleuchtung.
Schäße, wahrſcheinlich ale Nationalidaß für ſchlimme Zeiten, niedergelegt wurden . Der bedeutendſte Grund, den Duatremère für ſeine Anſicht anführt, liegt darin , daß die Zierratben , die
amerifanern in allen Theilen der Union zu verkehren , dem wers ben allerdings einzelne Perſönlichfeiten aufſtoßen, von denen aus
fich in jenem berühmten Mauſoleum finden, deutliche, faft unvers
geführten Vorwurf durchweg nicht getroffen werden fönnen ; allein man wird dieſelben ſicher nur als Ausnahmen von einer großen leidigen Regel zu betrachten haben , deren Urſachen zu naturges mäß find, als daß fie abzuläugnen wären. Die überwiegende Maſſe der deutſchen Einwanderer gehörte bisher den minder ges bildeten Geſellſchaftsſchichten an, welche vorzugeweiſe nach Ber.
kennbare Spuren griechiſcher Runft verrathen, namentlich das joni de Capital . Wenn man jenes Bauwerf nicht den alten
Königen, und ſchwerlich dem armen Staat der aus der Gefangens
ſchaft zurückgekehrten Juden zuſchreiben fann ; menn bagegen Jo ſephus fte bereits unter dem Namen der „königlichen Höhlen “ (onthaca, nicht uvnuela ) aufführt, ſo nimmt Quatremère keinen Ans
ftand, dieſen Bau dem prachtliebendſten und reichſten der jüdiſchen Fürſten , dem König Herobee, zuzuidhreiben. Allerdings befteht noch
ein andered Grabtenfmal, das bem König Herodes zugeſchrieben wird , und dem prachtvollen Mauſoleum weit nachſteht; aber dage ſelbe fonnte ſich ſehr wohl aus der erſten Zeit ſeiner Regierung
vollſter Ueberzeugung geſagt werden muß, daß fie vom erſt an ,
m
beſſerung ihrer Lage in materieller Hinſicht ftrebten . Unter fol. chen Umſtänden und bei gänzlichem Hinwegfal alle & Zwangel,
das Erziehungs- und Unterrichteweſen , ſo wie die gewerblichen und Geſchäftsverhältniſſe betreffend, würde es als reines Wuns
der, als Wibernatürlichkeit anzuſehen ſeyn , wenn die Reſultate im allgemeinen andere ausfielen , ale fie oben erwähnt wurden . Nichts ift daher natürlicher , als daß Ungebildete deutſcher
berſchreiben , wo er ſich noch in ſeiner Herrſchaft feineswege ficher fühlte, und auf keinen Fall jene Madt und jenen Reidtbum
Abkunft, zumal wenn fie troß alle bem zu Vermögen gefommen
beſaß, den er ſpäter entfaltete, al8 er die Mauern des Tempels
Find, mit fnabenbafter Freude und ſchülermäßigem Troße auf den
526
entbehrenden Gebildeten gelegentlich binįdhauen, der ich nicht jos | legium zu befigen , das Geſchid der Vereinigten Staaten zu lens gleich in eine Verläugnung aller beſſern Gefühle finden fann, um nur unter allen Umſtänden Geld zu machen , denn es ber. birgt fich am Ende dahinter bloß inſtinctartige Bemäntelung der eigenen Hohlheit und Geiſtesichmache, oder Geifteßträgheit. 68 ift das faule Streben des Materialiemus gegen den Spiritualiêmus ! Beffer unterrichtet und an geiſtige Regſamfeit gewöhnt, würde Tüchtigeres zum Vorſchein fommen. Völlig unbefannt mit den Schapen
fen , und Nichtbeſig wird von ihnen durchweg ald Zeichen der Beſdranftheit betrachtet. Unſered Schiller herrlicher Bere :
der deutſchen Literatur, halten die Abfömmlinge von Deutſchen
Befißenden , welche in der That Das Ruber führen und zumeiſt ihre Taſchen dabei füllen , allein die beſigenden Deutſchamerifaner
jene von den Angloamerifanern der ungebildeteren Olafſen jo häufig an den Tag gelegte Geringſchäßung alle Deutſchen , das fte aus Unwiſſenheit „ Dutch " nennen, für wohlbegründet und verläugnen
nicht ſelten ihre Abfunft.
Die angloamerikaniſche Beſchränktheit
gibt da ein Uebergewicht über die Deutſdamerifaniſche Beſchränfts heit fund, beffen Grund im politiſchen Uebergewicht der Anglo.
Und was fein Verſtand der Verſtändigen fieht, Das übet in Einfalt ein findlid Gemüth !
findet bei dieſen Leuten durchaus feine Anerfennung, welche alle Glückſeligkeit nur im irbiſchen Befik ruden. Eigentlich find es aber wieder nur die angloamerikaniſchen
geben fich gar gern den Anſtrich , als gehörten fie gleichfalls zur
herrſchenden Zunft, obſchon ber reiche Yankee ficher nur höhniſch dabei lacht, wenn er nicht gar dummſtolz den Rüden wendet .
Gine ftreng orthodore Partei unter den Deutichamerikanern , nimmt – außer ungenießbaren und unverbaulichen Predigten —
amerikaner zu ſuchen iſt, welches wiederum urſprünglich von der
an geiſtiger Speiſe nur noch etwa einiges aus der Bibel oder
politiſchen Ueberlegenheit der angelſådhftidhen Race herſtammt, die
aus einem fröminelnden Gebetbuche zu fic , und ſonſt findet man
aud England batirt. Im Deutſchen liegt mehr Anlage zum Rods mopolitismus als im Angelſachſen, der hartnädiger am Natios
bei ihnen nichts gedrucktes vor, eß ley denn etwa irgend ein unſäglich abgeſchmacter Volfefalender, gegen den dag nüßliche
nalen feſthält unb tarum in Amerika auch mehr auf ein ſpecis
Büchlein von Gubiß als Meiſterirert daſteht. Der „ Schinder hannes, " oder „Til Gulenſpiegel“ und dergleichen , welche einen New- Yorfer Verleger reich machen halfen , dringen höchfteng bei den Leichtfertigern , idon nach weltlicher Seite bin Abidmeifen .
fiſches Amerifanerthum hinarbeitet. Ihm gehört darum die Sym pathie der großen Haufens im Augenblic unb barin liegt ſeine Schwerkraft, an welcher aber offenbar bie Zeit nagt. Gin anderer Grund zur Berläugnung des Deutſchen von Seite deutſcher Abfömmlinge, wenn ſie zu Vermögen gelangt ſind, iſt öfter auch darin zu finden , daß ſie von ihren Eltern nur allenfalls einen verhunzten Dialekt der deutſchen Sprache
mangelhaft ſprechen lernten, deſſen fie fich in guter Geſellſchaft mit Redat ſchämen müſſen. Engliſch rebend erſcheinen ſolche Leute als Gentlemen , Deutſch radebrechend ſchlimmer aldrohe Deutſche Bauern .
ben ein , die fich auch wohl zum Mithalten einer Provinzialzeis tung von deren herumreiſenden Agenten bereben laſſen, wenn dieſe legteren verſtehen , was zu ihrem Handwerk gehört, und wenn fle den Leuten nicht eher vom Halſe gehen, biß dieſelben ſich für die
Annahme eines Blattes erklärt haben. Auf dieſen , idon etwas beweglidhern Theil der Deutſdamerifaner findet dann auch eine Art politiſchen Ginfluſſe von Seiten der Ungloamerifaner ſtart, welche das Monopol auf alles was zur Politik gehört, an fick Hierzu gehört nicht ſowohl die Theilnahme an
Wenn Mangel an Unterricht und Erziehung in Deuticher Weiſe alø Haupturſache einer Schiefftellung der Deutſchmeris faner betrachtet werden muß, jo folgt gleich hinterher noch viela fach die Einwirkung des Kirchenweſens. Mit ihrer Eriſten gänglich von den Gemeinden abhängig, ftreben die Geiſtlichen allgemein barnach, ihre Gemeindeglieder ſo viel ale immer mög.
Congreß., Staates, Bezirks- und Gemeindeverwaltung&mitglies dern vor der Thür find, erinnern fich die herrſchenden Anglos
lich von fich abhängig zu machen, anſtatt alio die Emancipation
amerifaner, daß die Deutiden von ihnen benüßt werden fönnen,
vom Religionslehrer zum Zielpunft ihres Streben zu ftellen , gehen die geiſtlichen Herren einen ganz entgegengeſeßten Weg.
indem ſie deren Stimmen zu erwerben ſudien , während das „ Dutch People," wie die Deutſchen gemeinſam genannt werden,
Der fraſſefte Drthoboriemuß treibt da fein umfangreichſte Weien , beſonders weil das Beiſpiel der Angloamerifaner beſtätigend hin.
geriſſen haben.
der Uniondpolitif, ſondern auch an der Staat8- , Bezirf&- (County) und Gemeindeverwaltung.
Sobald nämlich die Wahlen zur Beſeßung der Stellen von
außerdem von ihnen faft wie eine Art Landplage und gleich un.
beſſere Bahn , bei voller Freiheit bieß thun zu fönnen, eingeſchla .
berechtigten Gindringlingen vielfach betrachtet zu werden pflegt. Zwar verſteht man den Deutichen bei allen Gelegenheiten als Arbeiter zu benußen und aufzubeuten, indeſſen hinbert Daß nicht daran, daß die erwähnte Anficht über dieſelben verbreitet ift. Forſcht man nach dem Entſtehen derſelben , ſo ergibt fich, daß es nur die Intelligenteren unter den einwandernden Deutſchen ſind, welche Das Unglück haben der bezeichneten Danfeeclaffe zu miße
gen hat, läßt fich nur einſehen , wenn der nationale Hang zur
falen .
Trägheit in Betrachtung gezogen wirb.
Außerdem ſpielt natür . lich vielfach bað materielle Intereſſe dabei eine einflußreidhe Rolle,
bin gegen überwiegende Intelligenz ftemmt fich der in Materia
indem ganz aufgeflärte Leute aus Geichäftørüdfichten manches Kirchliche mitmachen , über dae fie längſt volfommen hinweg find. Ich habe außerdem auch ganz gebildete und ſehr aufges
haltende Theil der Angloamerifaner , gemeinſchaftlich mit Herrich . jüchtigen , Geldbegierigen und ſonſtigem Gelichter jeſuitiſchen Ans
klärte Deutſche, die reich waren, jagen bören : „bei uns, wo das Volt ſouverän iſt, müſſen wir (b. h. die Reichen ) darauf jeben, daß es feine aUzudumme Streiche mache, und wenn der Kirchens
gehalten , vielmehr tritt dieſelbe in ſchamloſeſter Nadtheit heraus in ben geleſenften angloamerifaniſchen Blättern aller Theile der
zutritt. Dieſe bedürfen, nach dem Urtheile von Beranderten , allerdings gar ſehr der Gegengewichte neben den vorherrſchenden politiſchen Freiheiten, damit dieſe nicht in Rohheit und Verwildes rung außarten , wozu daß angeljächfiſche Blut ftart hinneigen
ſoll; allein weßhalb die mildere deutſche Race nicht längſt eine
glaube fahren gelaſſen würde, wäre fein Gouvernement möglich und die Republik müßte zu Grunde gehen. " Dieſe Reichen oder
Beſigenden in Amerika glauben überhaupt das alleinige Priris
Allo gegen die Träger eined höbern Wiffene unb mits
liêmuố berſunfene und mit angeſtammter Zähigfeit baran fefta
ftriche.
Und mit dieſer Meinung wird feineswege hinterm Berge
Union. Es heißt da geradezu , „daß man nicht gegen die Mehrs zahl der deutiden Einwanderer habe, welche fich fiets rubig in die Verhältniſſe fügten , d . h . unter die Oberherrſchaft der be. figenden Yankees ; allein eâ fämen auch beſondere aus Franfreid
1
527
und Deutſchland eine Fleine Anzahl Emigranten , die Theoretifer,
weiſen und verſchmähen , indem eben nur der bezahlte Unters
Socialiſten , Vifionäre , Poeten, Redner unb ehrgeizige Männer wären , welde ale Feinde der Union angeſehen werden müßten." Kann man fich offener erklären ? Gelange et der angeflagten Ins
halter begehrt wirb, dem es nachgeſehen wird, daß von ihm Bes lebrendes eingeſtreut werde. Aber merken darf dieß das Public
telligenz, bae beutichamerifaniſche Element zu einigen und zu
cum nicht. So habe ich von den unterrichtetften Perſonen den allgemeinen Standpunkt der Preſſe in Amerika ichilbern hören,
organifiren , fo wäre beffen politiſcher Einfluß ein durchaus maßs gebenber , unb man fönnte außerdem nicht, wie bicher, die deutſche Einwanderung ale eine Art Kanonenfutter , bad nidhte foflet, vers wenden , indem ganze Einwandererſtröme in die ungeſundeften Ges genben verlodt werden , um gemiſfermaßen wie beim Sturmlaufen mit ihren Leibern die Gräben zu füllen, damit der Danfee in
und meine eigenen Erfahrungen ſtimmen auch vollkommen damit
jo eroberte, D. h. geſund gemachte Gegenben als Sieger einziehen fönne. Die angloamerikaniſchen Blätter wiſſen alſo ſehr wohl, warum fie die zuſtromende Deutſche Intelligenz anfeinden , und es
2. Wen gadt unterwegs traf. Jad hatte auf der fönigl. auſtraliſchen Poft ohne den Gald oder irgend ein andered Olied des Körpers zu brechen, Bathurſt glüdlich erreicht etwas wat gewiß nicht alle Paſſagiere dieſes königl. Fuhr: werke von fio fagen fönnen. Sein Werfzeug und Gepäc war ſchon vor fünf Tagen von Sydney mit einem Rarren abgegangen, und er ge: dachte die dreißig Meilen bis zum Innern leicht zu Fuß zu machen. Er hätte auch Neiſegefährten genug finden fönnen, die Geſellſchaft bere ſelben behagte ihm aber nicht beſondere, und er marſchirte lieber allein feinen Stiefel ruhig fort. Da er aber in der leßten Zeit nicht mehr ſo viel gegangen war, wurde es ſchon ſpåt am Nachmittag, ehe er den , etwa 19 Meilen von Bathurft entfernten hohen Berg erreichte, diefen erflieg und fich oben, ziemlich am Gipfel, auf einen Stein ſeßte, um ein wenig auszurufen . Or hatte kurz vorher einen beladenen mit vier Dohſen beſpannten Karren überholt, der fich den Berg gerade an dieſer ſteilften Stelle mühſam
iſt nur zu beklagen , daß bis jeßt alle Verſuche zur Ginigung der
Deutichamerifaner geſcheitert find. Beber einzelne fühlt die Noths wendigkeit der Einigung ; allein wird eine Anzahl zur Einigung zuiammengebracht, ſo zerſtäubt fie allzeit zanfend und uneiniger als vorher , weil jeder bis aufs Tüpfelchen hin nur ſeine Mei. nung anerkannt und befolgt wiſſen mag. Wenn Napoleon ſagte:
„ l'Allemand a toujours quelque chose d'un bète ! “ io fannte er den Deutiden nicht, denn dieſer befißt durchidhnittlich
immer mehr geiſtige Urſprünglichfeit , Bildungsfähigkeit und auch Geiftesbildung alo alle mir befannt gewordenen andern Nationen . Adein vom Ganzen und Allgemeinen läßt fich leider auch hier
überein . ( Fortſeßung folgt.)
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen . ( Forrſebung .)
in Amerifa nicht ſo günſtig urtheilen, da haben die Angeliadien
hinaufquälte.
unendlich viel zum voraus ! Von der deutſchamerikaniſchen Tagespreffe ift das üble Ver. hältniß der Deutſchamerikaner in politiider Beziebung zum öftern gerügt worden ; allein nach wie vor läßt man ſich deutſcherſeits doch immer wieder benußen , auch wobl mehrfach geradezu mit
einem kleinen Jungen von etwa acht Jahren voraus, und ein junges Mädchen , deſſen Geſicht er des großen Sonnenbonnets wegen nicht ſehen konnte, ging mit einem großen Stein neben dem Mad her und legte, jededmal wenn die Ochſen rafteten, den Stein hinter das Rad, damit der Rarren nicht zurücrutſchen fonnte . Der Berg bildete hier einen
einer Pumperei erfaufen, und das Hödſte, mozu eð einzelne brins
gen, iſt der paſſive Widerſtand und Enthaltung von der Theil. nahme an den Wahlen , iſt ein politiſcher Indifferentiemus, der nur tas phyſiſche Wohlbefinden der eigenen Perſon im Auge
Der Mann trieb die Ochſen , eine alte Frau ging mit
förmligen Gügelrüden, und rechte und links ging es dauerlio fteil an beiden Seiten hinunter. Es war ein hodit fataler Plaß für heraufs fommended, wie hinuntergehendes Fuhrwerf. Der Rarren war ießt gerade zu der Stelle gefomnien wo 3ad
faß; der Odſentreiber, ein alter fräftiger Burſch mit greiſen Saaren
hai. Daß auf ſolche Art eine Verfümmerung des deutſchen Gle. mente im allgemeinen entſtehen muß, daß die Deutſchen in vielen
und gutmüthigem Oeficht, hatte fich ſchon ganz heiſer geſchrieen, die
Beziehungen reinweg nur zu leiſten haben, ohne entſprechende Gegengewähr von der Gemeinſchaft zu empfangen , bag von allen aus dem Gemeinweſen entſpringenden Wohlthaten der Rahm durch die Angloamerikaner abgeſchöpft wird und den Deutiden nur eine wäſſerige Subſtanz allenfalls übrig bleibt, vermag die Trägheit und Denkfaulheit nicht zu entfernen , aus denen hier, wie in der alten Heimath, eine große Menge Uebelſtände und Wenthaten entſpringen . Die Denffaulheit unter den Deutic
ihn wenig beachtet haben als er an ihm vorbeiſchritt, denn ſein Blid war gerade auf das liebe, freundliche Geſichtohen bes dahinter herkoms menden Mädchend gerichtet, hätte ihn der Alte nicht eben im Vorbeis gehen ein gemüthliches „wie geht's, Jad ? " zugenidt, ſo daß der junge
amerifanern wird genährt durch eine unter andern Umſtänden recht, welches eine Mehrheit factiſch zu Herrſchern des Landes
Das junge Madden war ießt nur wenige Scritte von ihm ents fernt, gerade in dieſem Augenblid (deuten die Dohen , ober- wie es fica ſpåter herausſtellte, ſo hatte der Treiber einen der vorderften mit feiner
machi und ihnen viel Selbſtgefühl gibt. Als Schattenſeite dieſes
Peitſche ing Auge getroffen ; das Thier, von dem unerträglichen Schmerz
ſehr wohlthätig wirfende Staatdeinrichtung, durch das Majoritäten Selbſtgefühle tritt aber ſehr häufig und bei einer überwiegenden Menge Belehrungeunfähigkeit heraus, indem der albernſte, uns
gebildetſte Tropf ftch brich für einen famoſen Kerl hält, welcher gelegentlich Präfibenten u. dgl. machen hilft, mithin fchon genug weiß und nichts mehr zu lernen braucht.
Bolferedner und die
Tage@preffe nähren burch ichamloſe Schmeicheleien dieſe Dents faulheit, welche übrigen nach manchen Richtungen hin auch dem Angloamerifaner ſtart anflebt, und tragen nicht wenig zur Er
Doſen den Berg hinauf zu überreden, und unſer junger Freund würde
Mann ganz erſtaunt war, wo der Fremde ſeinen Namen her wußte,
und fidh raſch nach ihm umdrehte. Gin anderer Vorfall nahm aber in demſelben Moment ſeine ganze Aufmerkſamfeit ſo in Anſpruch, daß er alles andere total darüber vergaß .
gepeinigt, drängte zurück, ein paar fråftig geführte Soläge, welche die Leitochſen wieder in Drdnung bringen ſollten, machten auch die andern irre, und ald die beiden vorberften jeßt, troß allem Schreien und Solas gen des Treibero, idarf abbogen, nach dem links hinunterſchießenden und nur ſchwach mit Bäumen befeßten Abhang zu, folgten auch die an: deren ; der Wagen drehte ſich auf ſeine Achſe, ftand einen Augenblid auf tem linken Rad und flürzte dann, als das hochaufgehäufte Gepåd das Uebergewicht befam, langſam und unaufhaltſam zur Seite über. Nicht allein das ganze Geſchirr aber, ſondern vor allen Dingen
haltung und Fortpflanzung derſelben bei. Kein Tagedichriftſteller
ba& junge Mädchen , befanden fich in dem Augenblid des Umſchlagens
wagt es, dem Publicum merfen zu laſſen , daß er auf deffen Bes
in der bringendſten Gefahr , denn gerade über ihr hing die drohende, fürzende laſt des ganzen Wageng, und wäre jad nicht mit einem
lehrung aufgehe ; man würbe jeben, der als Lehrer auftritt, ab
528
wo
Saße zugeſprungen und hätte fie fort und aus dem Bereich der nies
Poft ſchon ein paarmal, aber ich glaubte die Leute fennten mich viels
derſchlagenden ladung geriffen, ſie wäre ficherlich arg beſchädigt, viels
leicht von Sydney her
leicht getödtet worden.
So fam fie mit fünf blauen Fleden weg . Die
des jungen Mannes Finger auf ihr Handgelenk gedrůdt, und außerdem noch mit dem Schred fich auf einmal, während Kiſten und Kaften um fie her rafſelten und ſtürzten, in den Armen eines wildfremden Menſchen zu finden.
das eine Geſicht fam mir wenigſtens bes
fannt vor."
„ Gs iſt die allgemeine Anrede hier draußen in den Bergen ," fuhr „ wer, zum Henfer, fönnte auch all die Namen der Leute wiſſen , denen er begegnet, und wenn er ſie wüßte, aber Der Alte ſchmunzelnd fort
we'r fönnte ſie behalten ? da nennen wir denn alle einander Jad, und
Der Alte hatte indefien die größte Noth und Mühe die Thiere, die
da ieder Jack heißt, fann auch nicht leicht ein Irrthum oder eine
nun einmal abſolut ſchienen den Abhang hinunterdrängen zu wollen , zurudzuhalten, und es wäre ihm daß auch allein im Leben nicht ges lungen, hätte der umgeſtürzte Wagen nicht hinter einem jungen Gum:
ſpricht, ſo muß der rechte mit gemeint feyn "
baum gehodt und die Rette, die durch den plößlichen Ruck wie ein dúnnes Tau abbrachy, fich in den nächſten Bäumen, um die ſie geſchnellt wurde , ſelben feſtgehalten. Die Thiere wurden dadurch, wohl oder
fich bald auf das Gold über, das alle in die Minen Strömenden fider dort zu finden erwarteten .
úbel, wieder zum Stehen gebracht, und der Alte befan Zeit ſie zurück
„ Man mn u ß aber auch idon etwas finden," meinte der Alte dabei fopfſchüttelnd , „wenn man nur das Geld wieder herausbefommen will, was man ſelber ſchon beim Heraufziehen zuſeßt. Und wie hátte mir all das Geld in Auſtralien fuhr er plößlich mit viel weicherer Stimme als man dem alten Mann hátte zutrauen mögen, fort -- wohl
und auf die Straße zu treiben .
Wäre das Mädchen aber auch nicht ſo hübſch geweſen, ſo war Jad doch viel zu gutmüthig, den Mann hier mit Frau und Kind und dem
ungeworfenen Geſchirr allein und im Stich zu laſſen ; überdieß ging es
Namensverwechſelung vorfallen , denn wenn man von irgend einem Jad Hiergegen ließ fich nichtë weiter einwenden, und das Geſpräch drehte
idon auf den Abend zu, viel weiter hatte er doch nicht mehr marſch is
den Verluſt des Mädelo da erregen fönnen, wenn das mir heute ju
ren, den Turon wenigſtens an dem Abend feineswego mehr erreichen
Schaden gefomnuen wäre ? "
können , und ſo machte er ſich dann aud nun , ohne ein Wort weiter zu ſagen , mit an die Arbeit, half das Geſchirr und Gepåd abladen, den
Jad ſah , wie Jane blutroth bei der neuen Erwähnung der Sache wurde und ſprang raſch auf den leßtgefundenen großen Klumpen Gold über - der Alte war hierbei gleich Feuer und Flamme, und es ergab fich jeßt, daß dieſer wirfliche Klumpen ihm ebenfalls den leßten Gnas denſtoß, mit ſeinem Entſchluß nach den Minen zu gehen, gegeben hatte .
Karren wieder aufrichten , die Odſen frei machen, daß fie füttern , wenig: pieno die hie und da ſpárlich genug machſenden Grashalme aufſuchen konnten, und ſeşte fich dann mit zu dem unter der Zeit von den Frauen entzündeten und unterhaltenen Feuer, als ob er nicht allein mit zur Familie gehöre, ſondern auch von flein auf dazu gehört habe, und das nun einmal gar nicht anders ſeyn fónne. Der Alte hatte gar nicht geſehen, in welcher Gefahr ſeine Tochter
geſchwebt, wohl aber die Mutter, die oben am Berge vor lauter Angſt und gar fich, wie
Schreden in die Knie geſunken war, und jeßt dem jungen Mann nicht genug zu danfen wußte ; dieſer wies das aber lachend von und entſchuldigte fich nur, daß er in aller Angſt und Gile Jane, die Tochter hieß, beinahe den Arm abgequeticht, ihr das Fleiſch
Von nun an wurde den ganzen Abend von weiter nichta geſprochen wie von Inzen und Pfunden , Löcher graben und „ claims“ aufnehmen , von
Licen; zahlen und Proviſionspreiſen , von neuentdedten reichen Pläßen und erwarteten oder gemunfelten Diamantengruben ; furz eo blißte und funfelte den guten Leuten den ganzen Abend wie lauter Gold und Edels ſtein vor den Augen herum , und als ſie endlich in ein und demſelben Zelte für die Nacht ihr Lager ſuchten, idien die Sache noch nicht beſer geworden zu ſeyn , denn der Alte verſicherte Jac am nädjſten Morgen, der Rüden thate ihn noch von dem Gewichte weh , das er die Nacht
Or ließ ſich aber den Arm
aus ſeinem im Traum gegrabenen Loche an Gold herausgewälzt habe.
dodh noch einmal herüberreichen zufälligerweiſe ſaß er nåmlich gar nicht weit von Jane, nur um zu ſehen wie groß denn eigentlich der
Jad hatte auch geträumt, und wie er meinte, viel angenehmer und lange nicht ſo beſchwerlich ; wahrſcheinlich auch von dem Golde, doch
Schade rey den er angerichtet habe, und ſtreichelte zuleßt die Stelle und
ſagte er es nicht.
meinte es würde icon wieder gut werden ehe ſie
Der Alte ſien übrigens Vertrauen zu den jungen Mann gefaßt in haben, und da einer allein in den Minen , bei der allzubeſchwerlichen Arbeit, doch nicht ſo gut fortkommen fann , ſo beſchlofien ſie zuſammen : zubleiben und mitſammen zu ſchaffen ; die Frauen fonnten ihnen dann unter der Zeit die Wirthſchaft halten, und Jad neinte taß fie dann
daran wenigſtens blißblau gedrudt habe .
ehe fie
che fie
vier Wochen alter wäre.
Jane ſchien ſich vor dem jungen Fremden gar nicht mehr zu fürchten .
Der Alte hatte doch im Sinn gehabt auf dem Gipfel des Berged, den er mit ſeinen Thieren noch an dem Abend zu erreichen gehofft, zu lagern, und deßhalb ein kleines fäßchen mit Waſſer auf ſeinen Wagen genommen , um Abends und am nächſten Morgen Thee davon zu fochen. Der nur loſe aufgelegte Spunt war aber abgegangen und das Waſſer, beim
ſeyn , und ihr Plan für die fünftigen Arbeiten war ießt mit einen mal
Ilmſtürzen des Wagens, total ausgelaufen. Jad hatte die beſten Beine,
gemacht und beſchloſſen .
nahm einen Gimer und Blech becher und ſtieg den Berg hinunter, unten
mehr als eben nur das Gold .
auch natürlich einen Antheil dafür von dem was die Männer zuſammen fanden, haben müßten.
Der Alte verſicherte ihn, das ließe ſich ſchon
einrichten, denn der Knabe könnte ihnen ja auch von großem Nußen Für den Augenblic fehlte nun weiter nidt8
im Thal irgendwo ein Waſſerlod aufzufinden. Nach einer Stunde etwa
Gact ging, während die beiden Frauen das Frühſtüct bereiteten ,
und gerade mit Dunfelwerden fehrte er wieder zurüd, Thee wurde ge: focht, das große Zelt das der Alte bei fich führte, und das inwendig
zwei Abtheilungen hatte, gerade mitten auf der Straße, als dem einzi.
mit dem Alten und dem Knaben aus die Odſen, von denen einer eine Glode umhängen hatte, aufzuſuchen und einzutreiben ; ſie fanden ſie auch glüdlicherweiſe im Thal unten, und das Geſchirr Rand nach an
gen nur halbweg ebenen Plaße aufgeſpannt, und die fleine Geſellſchaft
derthalb Stunden etwa zum Wiederaufbruch fertig. Jack war aber das
nahm vergnügt ihr Abendbrod ein.
bei ſehr mit ſeiner bisherigen Tagedarbeit zufrieden
er hatte einen
„ Aber woher wußtet Ihr denn eigentlich daß ich Jad hieß,“ ſagte
hübſchen Mädchen einen ſehr großen Dienſt erzeigt, ihr vielleiót das
der junge Mann plößlid, als ihm die faſt idon vergeſſene Anrede des
Leben gerettet. Dabei eine höchſt liebenswürdige Familie kennen gelernt, und aud, zugleich das Praktiſche bei der Sache nicht zu vergeſſen , einen tüchtigen Mitarbeiter für die Minen gefunden, und fich dort , ges wiß eine Hauptſache, einen ſehr angenehmen und damit aud zugleich in materieller Hinſicht vortheilhaften Aufenthalt gegründet. Jack war mit dem Neſultat des vorigen Tages ungemein zufrieden .
Alten wieder einfiel
„ ich weiß doch nicht daß wir uns don früher
einmal geſehen hätten ? " Die ganze Fleine Geſellſchaft facte, ſelbſt das Kind, und der Alte ſagte ſchmunzelnd: Hat Euch noch niemand ſonſt unterwege mit Jad angeredet ?" , 30," erwieberte ter junge Mann etwas verblüfft „auf der P ?
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
(Fortſetung folgt.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widenmann.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 133 .
3 Junius 1852.
Der Profeſſor an der Peterburger Univerfitat, Rutorga, hat eine ſolche herausgegeben, und wir können nicht umbin, aus
feine Sümpfe, ſondern alles Regenwaffer verftnft in die bodens loſen Riffe. Wer hier land anfauft und Teidhe anlegen will, muß fich hüten nicht zu tief zu graben, denn wenn er bis auf den Sandſtein hinabfommt, berftnft unwieberbringlich alles Waſſer
der Anzeige derſelben in der Nord. Biene (Nr. 100 vom 5 Mai) einige allgemeine Bemerfungen darüber mitzutheilen.
zum Aderbau geeignet iſt, ſelbſt da, wo der Boden aus Ralfs
Die geognoftiſche Karte des Bouv . Petersburg.
,Gine geognoſtiſche Karte ift für ein Land, was die Ang.
tomie für einen organiſchen Körper ift; fte gibt einen genauen Begriff von den Beſtandtheilen des Bodenß auf dem wir leben, auf dem unſere Wälder wachſen, unſere Wieſen grünen . Durch einen Blick auf eine ſolche Karte fönnen wir den Mineralreichs thum eines Landes, die Vertheilung ſeiner Gewäſſer und viele Glemente ſeines Klima's beſtimmen . Aus einem Blick auf Hrn . Kutorga's Karte erſehen wir, daß in dem Bau des St. Peter$s
burger Gouvernements ſogenanntes plutoniſches Geſtein nicht vors fommt, alſo fann auch nicht von Erzadern oder farbigen fofte baren Steinen die Rede ſeyn. Eine genauere Anficht der Karte zeigt, daß die ganze Fläche des Gouvernements aug vier großen geognoſtiſchen Schichten beſteht, aus altem und neuem Diluvium, aus einer filuriſchen und einer devoniſchen Schichte, die in der eben genannten Drbnung von Norden nach Süden geben. Auf den andern Schichten find Genfungen der Süßwaſſerfalftuffe verbreitet, darum kann hier von Steinfohle und Eiſenerz feine Rede feyn . Die filuriſchen Ralfidhichten geben gutel Baumaterial, Sandfließen , Mauerſteine, Ralf u. ſ. m. Betrachtet man die Flüſſe, ſo erkennt man die Stellen , wo dieſe Steinarten mit Vortheil gewonnen und verſchifft werden können .
in die Riffe. §r. Kutorga reist nach, warum dieſer Strich fieieln beſteht.
Dagegen laſſen fich Wälder nur durch ſehr gute
Wirthichaft unterhalten, und Wieſen find ſehr ſelten ; die Luft
ift trođen, ſcharf und unangenehm für gartere Perſonen, weil biele Schichte eine ebene Hochflade bildet, auf der unaufhörlich ein Rorboftwind weht..
„ Wer auf der weißruiflichen Chaufſee über Gatſchina hinauß fommt, muß unfehlbar bemerfen, daß fenſeite Gimoriz ein ans
Dereß angenehmere Klima beginnt, daß andere Wälder, eine andere Landichaft, eine andere Wirthſchaft auftreten . Hier betritt
man nämlich den devoniſchen Boden, wo alle größern Flüſſe des Gouvernements mit ihren Nebenflüſſen entſpringen. Hier breiter fich auch der See von Pffow und der Peipusſee aus . Der
Waſſerreichthum zeigt ſich in zahlreichen Wieſen, von der Sumpf wiele bie zur Bergwieſe; Dagegen feblt es an Aderbau ; die Thäler find manchmal burch ungebeure Torflager völlig ungang bar. Nabel- und Laubholz, felbft Fruchtbäume und Buidwerk
wachat an den ſüblichen Abhängen der Höhen, wo es gegen die Winde geichüßt iſt.
Die Luft iſt ſtets feucht, weich, angenehm
und in den Thälern und Wafferriffen warm.“ Man erſteht aus dieſen wenigen Angaben, wie intereſſant
beſteht aus ungeheuren Sanblagern mit Granitblöden, die herans gewälzt find wie Hügel und neben einander ſtehen , ſo daß daß ſüße Waſſer fich in kleinen Seen ſammelt, die gewöhnlich keinen
die Karte Kutorga's nicht bloß für alle Bewohner, namentlich die Grundbefißer, Des Peterburger Gouvernemente , ſondern für jeben ſeyn muß, ber fich um geographiſche Kenntniſſe nåber beo kümmert, und erkennt daraus, welches wichtige Element der geos gnoſtiſche Charafter eine8 Landeg in ſeinem Klima ift.
Ablauf haben. Daher ſind hier keine Flüſſe, der Verkehr ift ſchwierig, der Menſch auf ſeine Heimath gewieſen und nicht unter nehmend. Der trocene ſandige Boben nährt nur Fichten, und
Die Deutſchen in Wordamerika.
„Die Fläche des alten Diluvium& ftößt an Finnland an und
.
nur ſpärlich iſt da und dort in der Tiefe eines Thalb, wo aus.
( Fortſeßung .)
getrocnete Seen einen fruchtbaren Schlamm zurückgelaſſen, der Boden zur Ausſaat geeignet ; Dagegen ſind die Wieſen gut und
Der Angloamerikaner zeigt fich aber, beſonders nach einer Richtung hin, in ungleich höherem Grabe rührig, reglam , lerns
die Viehzucht fann blühen.
fähig und nachdenkend als der Deutſchamerikaner, und zwar bei allen Gelegenheiten, wo fich Gelb gerinnen läßt. Dabei zeigt
„ Südlich davon ſtößt man auf die Schichte des neuen Dilus riums, wo der feuchte, thonige, ſandige Boben nur Jannen nährt ; der Ackerbau fann fich hier nicht entwideln, aber die Wieſen laben zur Biehzucht ein. „Noch füblicher iſt der filuriſche Strich, wo der ganze Boden
von Riſſen Durchſchnitten und nur leicht mit angeſchwemmter Erde überbedt ift. Darum gibt es hier feine Seen, feine Bache,
man fich dann eben ſo wenig ſcrupulos, als dieß unter den Ruſſen der Fall iſt, unb wittert Veranlaſſung zum Moneymafing (Gelbmachen) faſt inftinctartig heraus. Beſondere find es die unentgeltlich zu berwaltenden Gemeindes, Bezirfe., (County) oder Staatsämter, nach denen eifrig angloamerifaniſcherſeits geangelt wird, lediglich - Gelb dabei zu machen, D. 6. fich beftechen zu
nostia
530
laffen u.i.m. Die Dinge hierin find ſo weit gebiehen , daß alle Welt beren Corruption lachend eingeſteht und ohne Hehl jeder Mangel an Sittlichkeit in dieſer Hinficht zugegeben werden wird und werden muß. Whigs und Demokraten bleiben fich dabei nur inſofern nicht gleich, daß es leptere faſt immer noch ärger treiben alt erftere. Die furzſichtige Trägbeit der Deutſchen und ihr kläglicher Mangel an Eintracht und Zuſammenhalt brachten , zuſammenwirkend und ſchlau benußt, ſeither dad Ruber der öffents lichen Angelegenheiten , jelbft an Orten wo die Deutiden faſt eine Mehrheit bilben, in die Hände der Angloamerikaner. 3er. flüftet in ein jämmerliches Kliden- oder Parteienweſen , wird das deutſche Element bermaßen überflügelt, daß es ein ungeheures
Aufieben macht, wenn ein Deutider, oder der Abfömmling eines ſolchen, welcher fauin noch ein wenig Deutich verſteht, zu irgend
soron
Beweis eine großen Mangel an Nachdenfen, allein was ift zu machen ? Man flebt einmal nur an dem , was dicht vor Augen
liegt, wie z. B. vermehrte Concurrenz u. i. r . , mozu ein dem Deutichen eigener Hang zum Seßbaften, eine Neigung zum Cons
ſervativen tritt, die der Angloamerifaner gar nicht, oder doch in geringerem Grade beſigt.
Dieſer fügt fich in die Dinge wie fle
find, ſobald er nur ſeinen Vortheil daraus zu ziehen vermag , und, weniger alß der Deutſche zum Separatiemus auch im Ges
ſchäftlichen geneigt, gelingt ihm leştereß auch öfter alå dem Deutichen .
Es ſtehen ſich ſonach in den erſten Reihen der Deutichames
rifaner Neueingewanderte und ichon früher Ungeſiedelte, man barf jagen, feindlich gegenüber, und ell find nicht bloß die angebeutes ten materiellen Beziehungen, welche dieß Zermürfniß herbeifüh.
einem öffentlichen Umte gewählt wird ; es iſt dieß gewiſſermaßen
ren , Tondern auch in geiſtiger Hinficht finden ftarfe Differenza
eine beruhigende ober beſchwichtigende Goncejfton , welche die Angloamerifaner den Deutſchamerifanern gelegentlich machen.
punfte ftatt. Die Anſchauungemeile von Leuten, welche Deutide land vor zwanzig und mehr Jahren verließen , ohne auf geiſtigem
Was die Zerfahrenheit der leßtern anbetrifft. To gibt dazu
Gebiete fortgeſchritten zu ſenn, iſt faſt immer eine ganz andere, alê die von neuern Ginwanderern , und es treten dazu noch vers
der Unterſchied des Vermögeng und der Bildung hauptſächlichſte Veranlaſſung. Man icheibet fich ale
leider
wie überall
Reiche und Arme, Gebildete und Mindergebilbete oder Ungebils
ſchiedene anderweite Urſachen , die aus amerikaniſchen Zuſtanden entſpringen. Ich hoffe, man wird an dieſem Orte die Einſchale
Dete, als Vornehme und Geringe oder Gemeine von einander.
tung der Mittheilung einee Bewanderten nicht unangemeſſen fins
Daß gar viele ale vornehm geltende und ich haltende Perſonen
ſehr gemein, und manche Geringe, für gemein angeſebene Leute
den , welche die hervorſtechendſten Differenzpunfte ſehr offen und flar hervorhebt, fie lautet :
recht hochherzig, alſo vornehm find, verſteht fich natürlich von ſelbſt. Nur im täuslichen und geſchäftlichen Verfehr wird ein
„ Alle bittern Erfahrungen , denen jeder Neuling in der erſten Woche ſeines Aufenthaltes in dieſem Lande in Folge von Unbe.
größeres Gleichheitsverhältniß bemerkbar, als algemein in Deutſch-
in den Vereinigten Staaten mit mehr Selbſtbewußtſeyn auf, als drüben über dem Dcean , obgleich man immer noch weit genug von einander entfernt bleibt , um eine gewiſſe Verſchmelzung, ein
fanntidaft mit Sprade, Sitten und Verhältniſſen unvermeiblich unterworfen ift, find nidhte, gar nicht, im Vergleich mit den Unannehmlichkeiten , die ihm von ſeinen eigenen Landsleuten, den alten Deutſchen , bereitet werden . Ich verſtehe darunter dies jenige Sorte Deutſcher, welche vor beiläufig zwanzig Jahren in dieſes Land gefommen find, Leute meiſt aus ungebildeter Familie, Durd die Armuth ber brigen , tbeilweile auch durch unehrenhafte Motive bewogen oder genöthigt geweſen , in die weite Welt zu
Brüderlichfeitverhältniß zu vermeiden .. Der Arbeitgeber iſt durch
mantern .
den allgemeinen Gebrauch genöthigt , den Arbeiter nicht herriſch zu behandeln, und dieſer Gebrauch , welcher belonter einem frübern
Land, mo tem deutſchen Einwanderer von Seiten der Amerikas
land. Der Städter wie der Landbewohner iſt als Reicher und Beftgender überhaupt in Amerika genöthigt, jene& ftreng ſcheis
bende Weſen faft ganz aufzugeben, welches in Deutſchland zmi. ichen Herrſchaft und Geſinde beſteht. Die Unbemittelten treten
Mangel an Arbeitern für Lohn zuzuidhreiben Tenn dürfte, mirb
Dieſe Deutichen nun famen zu einer Zeit in dieſes
ner noch mit weit mehr Vertrauen entgegengefommen warb al8 jeßt , mo man ihm noch weit mehr Credit ſchenfte als dieß im
jekt vom Selbſtbewußtſeyn Der Menge erhalten , da fein Gefeß
Allgemeinen jeßt der Fall iſt, und wo überdieß bei weitem noch
Dasſelbe unterbrüdt, vielmehr die herrſchende politiſche Freiheit wie angedeutet jogar ein Uebermaaß , einen Mißbrauch
feine ſolche Concurrenz in den Geſchäften war, ale jeßt. war daher damals feine große Kunft bald reich zu werden und emporzufommen Ich kenne mehrere ſolche Leute, die mir ſelbſt erzählten , daß fie feinen Pfennig mehr hatten ale fie herüber
oder ein Mißverſtehen begünſtigt. Virgile inhaltidhrere Worte : „ Incidit in Scyllam, qui vult vitare Charybdin “, find mir unendlich oft ſeit meinem Aufenthalte in den Vereinigten Staa. ten eingefallen .
Gine auffallende Disharmonie zeigt fich auch beſonders zwis ſchen Neueingewanderten und länger Angeſiedelten. Der in Ames
kamen , und die dennoch in wenigen Jahren , begünſtigt vom Glück, ſich ein ſchönes Vermögen erwarben . Allein die gemeine Hers funft fönnen dieſe Emporfömmlinge niemale verläugnen , der
Mangel an Bildung tritt an allen Enden hervor und zeigt fich
rifa reich oder wohlhabend geworbene Deutiche erblidt meiſt in
namentlich in einem unerträglichen Webermuth , trelden diele Mens
jedem ärmern Einwanderer ſeines Volfes einen Feind, von dem er fich in ſeinem Befig bedroht glaubt, den er mindeſtens als Concurrenten anſieht. Die beſchränkte Vorſtellung vom Vorhans Denien der Uebervölferung in Ländern , Gegenten und Drts ſchaften, wo noch Plaß für viele Millionen iſt, ſofern nur vers
iden gegenüber von ihren neuangefommenen landeleuten geltend machen . Diele, die mit aller Aufrichtigfeit des Deutichen Cha rafter ihren alten Landsleuten ſich hingeben und ihnen vertrau lich ihr Herz öffnen, ſeben fich bald icändlich betrogen und mißs braucht. Sind fie arm, ſo müſſen fte die Sflaren ihrer früher herübergekommenen reicheren Landeleute jevn , tenn bie alien Settler balten zuſammen und eß wird fein neuer Anfömmling geduldet , der ſich nicht unter ihr Joch beugt. Bringt einer aber Geld mit und braucht fich daher weniger um die alten Landsleute zu befümmern , ſo wird ihm das Leben jo ſauer gemacht, daß er gerne den Wanderſtab ergreift und weiter zieht, um vielleicht an einem andern Drie dieſelten bittern Erfahrungen zu maden . “
ftändige Geſellſchaftseinrichtungen getroffen werden, dieſe auß der alten Heimath mit hieher geidleppte Dee Dee Sohlenbriant plagt
eine Menge von den früher eingewanderten Deutſchen noch immer, und fte betrachten den wachienben Zufluß an Berölferung aus Europa
feine rege al offenbaren Gewinn und Bereicherung Ameri. fa's durch Vermehrung der Arbeite fraft, ſondern vielmehr ale eine Art Landplage . Darin liegt nun freilich nichts als der idylagendſte
531 Dergleichen Klagen hört man von allen Seiten anſtimmen ,
und die nähere Prüfung hat mich zur Ueberzeugung ron ihrer tiefern Begründung geführt.
amerifanern bervortritt. Damit iſt aber jene Verſchmigtheit im Handel und Verkehr gemeint, welche bei den Rufſen , Griechen , 3talienern und allen Schacherjuben , getauft oder ungetauft, ans
Verſchieden seit der Bildung und des Standpunktes derſels
getroffen wird, und die faum durch eine ſchmale Linie vom offens
ben erweiſet ſich bei weiterer Unterſuchung als Hauptveranlaſſung des Mangelo an landsmannſchaftlichem Zuſammenhalt, die früs hern Einwanderer brachten, um nur ein Beiſpiel hervorzuheben,
baren Zuſammenſtoß mit der Kriminaljuſtiz geſchieden erſcheint.
durchidhnittlich bloß den Drang nach materieller Verbeſſerung
ihrer Lage mit in ihre neue Heimath und alles andere, nicht
direct damit in näherer Verbindung Stehende wurde und rrird noch von innen mehr als untergeordnei, es wird jogar verächtlich be handelt und angefeindet. Der ganze, große , beion bere ſtark ron Deutſchen bevölferie Staat Pennſylranien liefert Dafür den uns widerlegbarſten Bereie . Während z. B. Maſſachuſetts, News
Vorf nnd einige andere öſtliche Staaten längſt ein Hauptaugens mert auf das öffentliche Sduls und Unterrichteweſen gerichtet und entſprechende Schritte dafür gethan, bat Pennſylvanien fich ohne Scheu und Scham gegen die Nachfolge erflärt. ' Die Zahl Der errichteten Schulbibliothefen ſpricht am lauteſten über die beſtehenden Verhältniſſe. Der Staat New-Yorf hat 8,070 Schul bibliothefen mit 1,338,848 Bänden , wogegen in Pennſylvanien beren nur 29 mit 8,131 Bänden vorhanden ſind, bei ähnlichen Verhältniſſen der Berölferung und Staatengröße. Ganz im Gegen aße zur altern Einwanderung iſt die jüngſte aus mehr ſpirituellen Urſachen entſtanden , wenigſtens lagen dies
Dieſelbe idhließt nicht ſowohl höhere Klugheit und Moral, ale
auch namentlich alles Gemüthvolle aus, das zu den ſchönſten Seiten des deutſchen Charafters gehört und die Harmonie des Leben io ſehr befördert. Dieſem leidigen Nachftreben der Yankee Smartneß iſt es namentlich auch zuzuſchreiben , daß Deutiches Leben und Deutſche Bildung in den Vereinigten Staaten ſo ſehr in den Hintergrund gedrängt erſcheinen .
Man darf indeffen
durchaus nicht annehmen , daß die „ Grünen“ frei von dieſen an
den Grauen gerügten üblen Einflüffen hieſiger Verhältniſſe blies ben ; eine ganze Reihe von eigenen Erfahrungen an Mehr. ober Minbergebildeten berechtigt mich zu der Behauptung, daß Nachs
fommende die Mehrzahl der jeßt fich beſdierenden „Grünen" leider auch ebenſo verbildet finden werden, al8 verhältniſmäßig die „Grauen“ es ſind. Mehrere, ja ſogar ſehr viele meiner nähern Befannten finde ich nach Jahr und Tag ſchon bis zur Unfenntlichkeit in ihrem ganzen Weſen verändert. Nur eine ſehr geringe Zahl hält wader Stand gegen das Unterſinfen im Schlamme des Materialiemus, ſo wie das auch von einer Elite, au früheren Zeiten ftamment, geſagt werden darf. (Fortſeßung folgt.)
jelben etwas im Vordergrunde und beſonders find es die politis ſchen Rechte der Staatebürgers, welche von den jüngern Einmans derern lebhaft in Anſpruch genommen werden , während die Alten fich um nichts fümmern wad Politif heißt , wenn nur ihr mas terieller Wohlſtand wächét. Willig und ohne Widerſpruch übers laſſen die leßtern ben Angloamerifanern das ſogenannte politis ſche Buſſines ( Goichäft), ohne zu bedenfen welche elende Rolle fie dabei ſpielen und mie ſehr fie obendrein beiſteuern müſſen,
um den angloamerifaniſchen Aemterjägern die Taiden ſpiden zu helfen . Die „ Grünen , “ oder Neuangefommenen , machen nun viele fach in öffentlichen Verſammlungen und Blättern Dppofition
gegen das ſeitherige Treiben auf dem geſammten Geſelichaftås gebiete und daraus entſtehen dann allerlei Conflicte mit den „Grauen“ oder Altangeſiedelten . Dieie ſehen vielfach mit einem gemiffen Bebagen Perſonen von Geiſteabiltung in niedere geſells ichaftliche Stellungen gedrängt, und nicht ſelten heißt eß : „ ben Leutchen iſt's ganz gejund, wenn ſie den Werth des Materiellen Durch die Noth fennen lernen. “ Gina wie der robe Bauer ſeine brutale Freude äußert, renn der Lehrer ſeiner Kinder obendrein hacen und graben muß, um nicht zu verbungern ! 68 zeigt fich die offenbarſte Nichtachtung geiſtiger Cultur in einer Gerings
ſchäßung von deren Trägern und fle tritt
getragen von einer
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen . ( Fortießung .)
8. Wie Jack die Minen fand, und wie es dort zugiug. Berge hatten fie in dieſem Tag nicht mehr viel auſzuflimmen, wohl aber einzelne, ziemlich fteile Höhen hinabzufahren, und e8 wurde wie: der Abend, ehe ſie die leßte Höhe, die ſie vom Turon ( chied, erreichen fonnten . Hier übernachteten ſie wieder und brachen am andern Mor: gen, ſo früh fie nur das Vieh zuſammentreiben fonnten, auf, dieſen
Tag auch nicht ganz zu verlieren und fich wenigſtens noch einzurichten, damit ſie am nächſten gleich anfangen fönnten irgend einen für gut er: fannten Ort zu bearbeiten. Am Freitag Morgen fuhren fie denn auch den leßten Berg uns mittelbar an den fleinen Fluß hinunter, und befanden fich hier gleich recht mitten im bunten und achten Minenleben. Auf der unterſten flachen Abdachung des Fügelt, der nach dem Turon hinunterlief , ftanden eine Anzahl ſchmußiger überwachſener Store oder Kaufzelte mit Waſchmaſchinen , Srißhaden und Schaufeln davor, und aufgehäufte Mehl- und Zucerfiften , und Thee und Roſinen , darüber hin wehten verblidhene Seife und andere Waaren Darin
engliſche Flaggen , und bepaďte Karren, von Shaaren von Arbeitern bes gleitet, famen, und leere Karren, mit magerem , hungrig ausſehendem Vieh beſpannt, fehrten zurüd, und das Ganze bot allerdings ein bes
wegtet, lebendiges Bild, dem die mit Goldträumen gefüllten Köpfe
mißverſtandenen demofratiſchen Gleichheit in vielen Fällen mit wibermärtigfter Brutalität an den Tag. Der tümmſte Tropf, weil er die Urſache einer Wirkung aus Mangel an Nachdenken nid )t begreift, ftellt ſich breitbeinig ror den gebildetſten Mann
Den Wagen ließen fie nun erſt einmal vor allen Dingen am Kü: gelhang halten, da ſie ja noch gar nicht wußten wohin fie fich wenden
bin , um ihm ſein materielles Hebergericht möglichſt Derb fühlen
ſollten , und die beiten Männer beſchloſſen erſt einmal vor allen Dingen
zu laſſen, wenn nämlich Hanno troß ſeiner Dunimheit und Gemeinheit, oder eben wegen derſelben reich geworden iſt.
zu recognosciren und fich die Sache anzuſchauen. Fanden ſie denn eis nen Plaß der ihnen gut ſchien, fo fonnten ſie den noch geladenen Rar: ren leicht dorthin ſchaffen und fich in ein oder zwei Stunden gleich
Anſtatt den Unabhängigkeitsſinn und Freiheitsſtolz rom Anglo
amerifaner anzunehmen , der ſtete ale Gentleman angeiehen jevn
der Ginwanderer gewiß auch den höchſtmöglichen Reiz abzugewinnen wußten .
häudlich einrichten .
will, und anſtatt ſich am roben Weien, das dennoch nebenher
3ad wollte nun zwar, daß die Frauen gleich mitgingen, und daß ſie den Wagen indeſſen allein daſtehen ließen, denn allen Nachrichten zus
zum Vorſchein fömmt, ein abichredendes Beiſpiel zu nehmen , befleißigen ſich allzuviele von den „Grauen," eben nur einer Danfee Smartneß, wie ſolde ale Schattenjeite bei nicht wenigen Anglo
folye herrſchte hier oben die größte Ghrlichfeit, und Diebſtähle ſollten auch nicht in einem einzigen Falle vorfommen . Der Alte meinte aber man dürfe nieniandem zu viel trauen
Gelegenheit madhe Diebe
532
wo
und es fen viel beſſer, ſollten fich wirklich ſhlechte Charaktere hier oben in den Minen aufhalten, dieſe ſo wenig als möglich in Verſuchung zu führen . Der Alte hatte vielleicht recht und jad ſchlenderte mit ihm allein
fort. Vor allen Dingen gingen fie erſt einmal nach dem Fluß hinun: ter, fich die Arbeit dort anzuſehen und ichon von weitem ſchalte ihnen dag monotene Klappern der Waſchmaſchinen und das Platſchern des übergeſchütteten Waſſers entgegen. Es war aber das feineswegs ein unangenehmes Geräuſch für fie fie hatten fich lange darauf gefreut das zu hören, und Jad wünſchte ſich nur, als ſie ſo nebeneinander hin:
Fohritten , die Zeit herbei, daß er ſelber an einer Maſchine fiken und fle ſo recht aus Leibesfråften ſchütteln fónne. „Es muß doch prächtig audſehen,“ meinte er dabei treuherzig, wenn dao Gold da ſo unten drin liegt und einem entgegenfunfelt.“ Als ſie aber dicht zum Fluß hinunterkamen, ſah der Drt doch wil: der und - ich möchte faft ſagen bösartiger aus, als ſie wenig.
oson
vertritt hier alle föniglichen Beamten, Polizei und Mauth, Kreis-, Di ftrict: und Gott weiß was ſonſt noch für Gerichte. Er iſt dabei der „ ſdywarze Douglas“, der die Kinder , aber auch die Alten fürchten macht; er iſt der Hauptcaſfirer der Minen, und leider Gottes audy, wie ich gehört habe, die Banf, wo Hunderte das einzig erſparte Geld nie: derlegen, u
es nie wieder zu ſehen , nämlich die , die mit allem Gold:
waſchen nur ebenſoviel erübrigen zu leben und ihre licenz zu zahlen . Der Commiſſår gibt die Licenzen aus und ſtreicht dabei für jede 30 Shilling ein. Dabei iſt es gleich ob wir den Grften oder den Zwanzigſten zu arbeiten anfangen, die volle licenz nimmt er doch, und bis zum reche- und Riebenundzwanzigſten, ſagen ſie, geht er herum wie ein brül lender Löwe, und ſucht welchen er verſchlinge. Nadher liegt er ein oder zwei Tage ruhig, und dann fängt er wieder auf den nächſten Monat an .“
oder
„ Nun , wir werden dieß Wunderthier ja wohl auch zu ſehen be: fommen, meinte 3ad. „ Wenn wir ſo ficher Gold zu ſehen friegen wie den ," ſagte der Alte, „ ſo fónnen wir uns gratuliren. “
auch vielleicht nicht ausgearbeitet : denn rechts und links und oben und unten war die Erde manchmal noch gar nicht berührt, oder eg lagen
nicht bearbeitet, und es follte hier für den Augenblid zu viel Waſſer
ftens gad
erwartet hatten ihn zu finden .
Ueberal waren tiefe Ló:
cher gegraben und theils verlaſſen, theils auch ausgearbeitet
ſchredlich hohe Steinhaufen obendrauf, die eine entſeßliche Mühe gefo:
Etwas weiter am Fluß oben waren mehrere Streden noch gar
ftet haben mußten von unten herauszuſchaffen. Dicht am Fluß aber das heißt einem fleinen ſchmußigen, an manchen Stellen vielleicht tiefen
reyn, Löcher waren aber überall gegraben, vielleicht aber nicht vollſtån big unterſucht. So wanderten fie bis zu einer Stelle, wo ſich ein an: derer Creef in den Turon ergießt, d. h. wo wenigſtens ſeine Mündung
Bergbach, an dem man aber hie und da troden hinübergeben konnte ſaßen die Waſcher mit ihren Mar hen oder Wiegen, und andere, die
liegt, denn der Creef ſelber, der Daley war vollfominen troden . Hier begann wieder ued Leben, denn an dieſer Stelle hatten ſich ſehr viele
vielleicht zwanzig oder dreißig Schritt davon ihr Lochy gegraben hatten, trugen ihnen in Gimern die goldhaltige Grde zum Auswaſchen zu, flapp: ten hie und da einmal das Sieb in die Höhe, um zu rehen ob fick inwendig etwas erkennen ließe, oder blieben auch wohl ein paar Mi: nuten ſtehen , wenn der Wälder vielleicht gerade die Maſchine ausräumte oder eine Probepfanne voll auswuſch. Am meiſten intereffirte Jad aber eine Abtheilung von Leuten, die
der Zelte zuſammengezogen und gewiſſermaßen ein kleines Dorf gebil. det, in welchem mehrere Store oder Kaufzelte und die „Schlachterei“ den gerade nicht anziehenden Mittelpunft bildeten . Die Schlachterei beſtand einfach aus einem hochaufgebauten Gerüſt, an dem einige dreißig ausgeſchlachtete Hammel hingen, und einer, viel: leicht einmal tief geweſenen , Kuhle, die aber jeßt mit den Eingeweiden der Geſchlachteten und Verzehrten ſo gefüllt war, daß fie im wahren Sinne des Wortes überzulaufen drohte, und einen peſtialenzialiſchen Geſtant um fich her verbreitete. Zelte ſtanden wild und unordentlich dort um:
anund zwölf Fuß über dem Fluß, an dem dort gerade ziemlich feilen Hang es des Berges eingegraben hatten . Die Erbe hatten ſie hier etwa vier Fuß d. h . ein Loch, um zu der Golderde zu fommen, vier Fuß abgebedt tief gegraben, und wurden ießt friſdy drauf 108 . Um aber die Grde
hergebaut, und häufig war auch nur von bloßen zuſammengeſtedten
zum Waſchen bequem hinunter zu befommen, zu der idrág unter ihnen ftehenden Maſchine, hatten fie lange Riemen von Baumrinde gemacht
Regenſdauer duben fonnte .
und ſchaufelten jeßt nur oben ein, während der an der Wiege Stehende
die Erde unten wegnahm und durchwuſd . Die Leute ſollten ſich ziem: ein „ dönes Tage wie es dortherum hieß licy gut ftehen, und m
lohn “ machen. Biegung
Dicht daran war das ſogenannte „ golden point,“ eine im Luron, wo fich die reichten deposits geſammelt zu haben Dieſer Plaß und die einzelnen großen Stúde die am Ophir waren, hatten den auſtraliſchen Minen eigentlich ihren Namen
dienen. gefunden gegeben.
Jad betrachtete die dort Arbeitenden mit einer Art Andacht
- es was
ren das in ſeinen Augen alles gemachte Leute,“ und er dachte auch gar nicht daran zu verſuchen , ob er hier in der Nähe noch einen Plaß zum Arbeiten hätte befommen können, ſondern wanderte ein Stück wei: ter den Strom hinauf.
Es wäre übrigens hier auch vollfommen nuß:
los geweſen, denn icon arbeitete faft Mann an Mann, und alles, was an claims vielleicht noch zu befomwen geweſen wäre, war wenig: ftens mit dem Commiſſár durchgeftedt und gehörte deffen „ particular friends .“
Der „ Commiſſár“ ſchien hier überhaupt eine ſehr bedeutende Rolle zu ſpielen, und ſo furze Zeit Jad erft oben geweſen war, ſo oft hatte er dieſen Namen ſchon nennen hören .
„Was für ein entſeßliches Thier iſt denn das eigentlich ?" frug er endlich ſeinen älteren Begleiter, was thut es, was treibt es und wovon lebt es ? "
Der Alte lachte. „Ja, wenn wir den Commiſár nicht hätten und
einen Löffel,“ ſagte er, wo müßten wir unſere Suppe trinfen. Verlag der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung.
Der
Büſchen ein Obdach hergeſtellt, das die Inwohnenden wohl gegen die Strahlen der Sonne, aber gewiß nicht gegen einen recht guten geſunden
Doch das waren häusliche Angelegenheiten, für die fich unſere bei: erſt wollten ſie den Wanderer jeßt noch nicht beſonders intereſſirten ſehen , wie eß mit den Goldwäſchereien ſtand, das andere fand fich ſpåter. Auch nicht allein auf das unmittelbare Thal des Fluſſes, das heißt
die nächſten Ufer dicht zum Waſſer, beſchränfte ſich das Suchen der nach Gold Gefommenen : überall an den Bergen hingen ſie herum , die einen mit Mefern vorſichtig zwiſchen den Steinen und Feldſpalten herums fraßend, hie und da ein ſogenanntes „ Nugget“ (ein acht auſtraliſches Minenwort, was auch ſelbſt nicht von Californien herübergekommen war) herauszuflauben, die andern mit Hämmern jeden unſchuldigen , ihnen aber höchft verdächtigen Quarzſtein auseinanderſchlagend, der ifnen in den Weg fam , um vielleicht einer heimlich darin verftedten Goldaber
auf die Spur zu kommen , und einen „ Karr'ſchen Klumpen " darin zu finden .
Es gab aber auch eine Claſſe von Arbeitern, - und dazu gehörten keine&wegs die eben Gefommenen, - die das ſchor: alles verſucht hatten, aber zu feinem beſonderen Reſultat dabei gekommen dienen, denn fie unterzogen fich jeßt einer viel hårteren und feineswego bedeutend lob: nenden Arbeit. Sie hatten aber wenigſtens den Vortheil daß fie durch fein Waſſer in ihrer Arbeit gehindert wurden, denn ſie ſchafften oben von dem höchften Nüden der vielleicht hundert Fuß hohen Hügel die Erbe in Såđen nach dem Fluß hinunter, wo einer ihrer Compagnie an der Wiege ſtand und das ihm gebrachte auswuſch. Der Ausſage ande: rer nade follten die Leute von at bio redozehn Shilling den Tag vers dienen . ( Fortſeßung folgt.)
Verantwortlicher Rebacteur Dr. Od. Widen ma n n .
Das Ausla n d . Ein Tagblatt
| für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. N " 134.
4 Junius 1652 .
Arbeiterverhältniſſe und Auswanderung. Wir ſtehen vor ober vielmehr ſchon inmitten einer merk. würdigen Bewegung, deren Folgen für die ganze Menſchenges ichidhte fich noch nicht ermeſſen laſſen.. Aufgehäufte Schäße, Ueberfüllung des Arbeitermarfte auf der einen , Mangel an Ars beitern auf der andern Seite, Gewinnſucht und Noth, erleichterte Verbindungen und geſteigerter Unternehmungegeiſt, alles wirkt
zuſammen um einen Zuſtand der Dinge herbeizuführen , wie wir ihn bieber nur in wenig Fragmenten fannten.
Der Negerhan .
del nach Amerita war das erſte Beiſpiel von Verpflanzung großer Menſchenmaſſen nach einem andern Welttheil. Wir kennen den Verlauf desſelben und ſein Hinſtechen in den legten Jahren ; ge-
genwärtig aber droht ein viel allgemeinerer Handel, ter gewiß nicht den Namen Sklavenhandel führen, aber viele ſeiner Renn-
helfen, und allgemeine in einander greifenbe Maaßregeln werben bringend nöthig. Faßt man bie taannichfachen Beſtrebungen zuſammen , Arbeis ter namentlich nach dem aufſtrebenden Amerika und in neuerer
Zeit auch nach Auſtralien zu ſchaffen , ſo fann man unmöglich verkennen, daß durch die Folgen ſolcher Beſtrebungen die Mens
ſchen in einer Art zuſammengewürfelt und gemiſcht werden, wie es früher in der Welt nie da geweſen iſt.
Wir werben, wie in
Den Negerländern Amerika's, wie zum Theil jeßt ſchon in Nord amerifa, neue Miſchſprachen entſtehen ſehen ; ein Geſchlecht erhebt fich, das durchaus nur materielle Zwecke verfolgt, und bei dem Mangel einer dauernden, liebgewonnenen Heimath kaum andere verfolgen kann. Die ganze Erbe iſt vielleicht bis auf wenige Inſelchen entdeckt, entbedt, aber – fte iſt noch bei weitem nicht angebaut
und auégebeutet. Dieſer Anbau und dieſe Ausbeutung foll jest
zeichen an fich tragen wird . Wenn man in Deutſchland Arbeiter
im Sturmſchritt vorgenommen werden.
für das tropiſche Brafilien anwirbt, ſo iſt bieß, wie der „ Centrals
hältniſſe find bis auf ſchwache Neſte niebergebrochen, der Frei handel, im Gegenſaß gegen den abgeſperrten Colonialhandel, ift
verein für die deutſche Auswanderungs- und Coloniſationsangelegenheit" in Berlin flar bargethan hat, nichtå ale ein verſteckter Sklavenhandel ; wenn die Legislatur von Californien – bie jest nur das Repräſentantenhaus, noch nicht der Senat
Ade alten Colonialvers
die Loſung des Tage, und die Entbedung rieſenhafter Reichthümer
ein Gejes
in Californien und Auſtralien ſteigert die Aufregung und die Strebungen. Für die „ Arbeit“ im engern Sinn des Worte geht
burdgehen läßt, monad die aufmärts, alio ohne Renntniß der
eine neue Zeit auf, aber auch eine Zeitungeſtümen Jagens
californiſchen Preißverhältniſſe, abgeſchloſſenen Arbeit&verträge in Californien für gültig anerkannt werden, wenn gleich darin ein für die Heimath der Angerorbenen hober, für Californien aber
und mannichfacher Gefahr. Das Mißverhältniß zwiſchen der mans gelnden Arbeit in fremden Welttheilen und der überflüſſigen
-
ganz unzureichender Jahredlohn bebungen iſt, ſo fann man dieß nur wiederum ale Sflavenhandel bezeichnen . Die civiliftrte dlaue, thätige, gewinnjüdtige Race ſpeculirt auf die Länder mit
reichlicher Bevölkerung, auf China, Inbien, Deutſchland, und wenn ſie in England ichlechtere Geſchäfte macht, ſo fommt dieß
M
Arbeit in Europa muß fich löſen - wie ? Das iſt eine große Frage der nächſten Zukunft, die man wohl im Auge behalten darf.
Die Deutſchen in Nordamerika. ( Fortſeßung.)
von der verbreiteten größern Kenntniß der Verhältniſſe frember Länder her, ein Mangel, bem manche Vereine, namentlich der obige Berliner, in Deutſchland fräftig zu ſteuern bemüht find. Indeß iſt für England eine Art Kriſe eingetreten : der Bedarf von mindeſtens 100,000 Arbeitern in Auſtralien ſeßt eine Menge Menſchen in Bewegung, und jeßt werden erſt die Vorwürfe recht
Bufolge bes geltenden Majoritätenrechtes, bad bei weitem nicht immer die höchſte Weisheit in fich hält, ſo weit meine Erkenntniß desſelben reicht, wird in allen amerifaniſchen Schulen ,
laut, die man ſeit mehr als 20 Jahren der engliſchen Regierung
wird, wo viele Deutſche wohnen und ihre Kinder zur Schule
machte, baß fie bie Auswanderung nicht organifire.
ichiden. Die deutſche Jugend wird auf dieſe Weiſe ganz ents deutſcht, und bagegen englifirt; man entreißt ihr ein weites,
Der Vors
murf iſt richtig, aber er greift in ſo viele Verhältniſſe ein, nas
mentlich in die Colonialverwaltung , daß man nicht recht weiß
vor welche Thüre man die Anklage niederlegen ſoll . Inzwiſchen ift der Bedarf in Auſtralien, wo faſt die ganze Wollproduction auf dem Spiele fteht, zu bringend, als daß nicht Maaßregeln ergriffen werden ſollten. Deutſchland bat feine Colonien, aber ed hat zahlloſen zum Theil ſehr unwiſſenden Audwanderern zu
die aus den Mitteln des Allgemeinen erhalten werden, die eng liſche Sprache durchweg zum Grunde gelegt, während das Deutſche nur als Hülfemittel zum Engliſchlernen an ſolchen Drten benußt
prachtvolles Gewand, worin der Geift fich ungehindert entfalten fann, man bringt fte um das Harmoniſche, welches die deutſche Sprache enthält und nöthigt ihnen das Mißtönendſte auf, was
in ſprachlicher Hinſicht vorhanden iſt unter den Culturſprachen
der Neuzeit. Statt der Amſeifehle wird ein Froſchhald eingeſeßt. Wie es aber hinſichtlich der Verſtanded . und Herzensbildung in
no
dieſen Schulen ausſieht, geht idon aus dem
531
einen Umſtande
hervor, daß die Abfömmlinge der Deutſchen auf die deutſche
soon
Aus einer Reimerei auf eine demofratiiche Verſammlung
hebe ich folgende Strophen hervor :
Sprache und alles Deutſche, ihre Aeltern mitbegriffen , mit Vers Wenn ich außerdem
Wie fie nau ware all da verſammelt, Hot a larger 26 a Spietid 27 hergeſtemmelt ; Offohro 28 in Engliſd, drum war fie ro trude, Mei Hald iſt deutſch, ich fan fie nit (clude. “
achtung hinzuſehen fich gewöhnen können.
anführe, daß die jungen Ladies und Gentlemen von den Lehrern
nicht ſchief angeſehen werden dürfen, ſondern daß dieie eben ſo gut deren Bedienten ſpielen müſſen , wie etwa die Tagesſchrifts
fteller dem Publicum gegenüber, jo bedarf es wohl faum noch fernerer Belege zur Bezeichnung der wahren Sachlage. Die Kinder der Deutſchen befommen meiſt keinen beſſern Begriff von
„Nau 29 fumt ebner, der macht sicheiter ! Blidt die Storie 30 elſelt 31 wie a Soneider, Der Man thut ſchwiße, loßt fich nicht ſparſe, Kaſſet des Trude un gleidt 32 arg des Naſſe. “
der Sprache ihrer Aeltern, als aus dem verdorbenen Dialeft her.
vorgeht , welchen dieſelben ſprechen , wogegen allerdings gutes Engliſch vorzüglicher erſcheint.
Von dem ſchauerlichen Miſchmaſch ,
Die Beſchreibung einer Mädchenverſammlung idhließt der Lauſcher mit den Worten :
der als Sprache bei einer Menge von Deutichamerikanern gilt, macht man fich ohne Beiſpiel feine Begriffe, Darum mögen einige folche hier Plaß finden. Das ſogenannte pennſylvaniſche Deutſch fann dabei um jo mehr als allgemeine Grundlage dienen, weil es eine&theils faft unmöglich erſcheint, alle vorhandenen Dialefte vorzuführen , und meil jeber mit dem leibigen deutſchen Dialeftunweien Bewanderte
mol als der alte N. um die fleh did un ichnorrich P. in der
fich die unweſentlichen Verſchiebenheiten auch leicht ſelbſt vorſtels
Stadt gefahre ware ; ich bin a gut Weil binnen der Wage noch
,
"
„Das Horchen unner die Fenſter is en ſchlechte Bißneß, 33 man is ſo oft mistaken , 34 ich thu eß mein Lebtag nimme. "
Ein belauſchtes Geſpräch im Wagen, wirb folgendermaßen eingeleitet . „ Do hab ich vor a Weil zurüd a Geſpräch gehört ufem
Stadtweg un jel ſotten ihr bei Recht 35 a wiſſe, es war ſelles
len fann ; man darf nur an die Stelle des hier in Anwendung
geloffe un bab ichier gar eweri 36 Wort gehört, un es hot mich
fommenden idhwäbiſchen Dialekts einen andern ießen und die Sache iſt gemacht. Einem pennſylvaniſchen Deutiden Blatte entnehme ich daber
ah aliemol gefißelt, ſell fann ich nit legele, un ich hab ah nit
nachſtehend Gingeſandtel : þrn Druder !
hab ichun ſo viel gehört vun Liveris ric
3
1
ftabel8 1 un vor noch gar nit lang zurück hab ich im Morgens ftern (Titel des Blattes) geſehen, daß ihr in euer Doyle&taun ( Doylestown , wo das Blatt erſcheint) eppes ganz Neues vun
ſeller Art geſtährt ? hett. Well 3 ſell ie recht; aber ich fann euch ſage, daß in feller Bißneß 4 ihr uns do howe nit biete 5 • fennt. Mir hen to home to a ſmart, 6 flehned, jung Schneidere lein, der hot a Schedgaul rausgepußt, wie a paar Unnerhoſe vor te Suntag. Es is a reel 7 Plebſter 8 zu ſehne, wie der Sched mit unſerem Schneiberlein epmohle uf diepbrata Moun.
tain Springs 99 rumſtolzirt, ſteif wie a Biegelbrett, un Bruſt raus wie a bider Yarbſted . 10 lein ah idun manchen Shaler rausgenobelt un bis der nefícht Nau a neuer Randibaut. 13
For Tell hot unſer Schneidervun de Philadelphier Látyg 11 Suntag frift der Sportie 12 ach 14 ſoll aber der gut Spottie 15
an der John vermacht werre, bifahs 16 unſer puhr 17 Schneiders lein is bang über die Greef 18 zu reite, weil io viel Muſchs
frotre 19 drin ſen , un ſell gleich 20 ich gar nit. Dffohrs 21 hen die Muſchfrotte 22 unſerem Poſtmeiſter ſein Welichforn ichier nefidt al gefreſſe, aber Bigeleiſe, Nähförbel, Spellfifle 23 un Schneiderlein zu freſſe, ben ſe mei Lebtag nod) nit prowirt. Beſſer der kleine Meiſter vun der Sißbank un vun der Scheere das gebt a that be Spottie 24 miit alte Tuchlappe fett mache Supper 25 mit gutem Ephrata - Gilig jo lang wie a Nahteraben,
un wenns an Fiích jehlt, wehs er jo ah wu mer ſe hawe fann. Das is die Meinung vum Fingerhut . “
gebenft, daß die fleh bid P. ſo arg unpoleit 37 ſchwäße fennt,
ſte iß mir alëfort ſo arg ſmärt 38 un neiš 39 verfomme, daß ich ſo eppe8 nit geklahbt hab, un wann's ah 99 mal 9 geſagt hätt,
t 4040 nau 41 bubut nit a Biffel.
Dube ich ſe beſſer fenne, un ſeul ſpeit 42 mich ab
Well 43 denn , ich benf ichier ich ſott anfange zu verzehle, die Vorrede iſt vielleicht ſchon genug. Nau 44 thuts
fumme. “
Auf ſolche Weiſe verhunzen die Deutſchen bloß ihre herr liche Mutterſprache, nicht nur durch Beibehaltung ungebildeter Dialefte, ſondern obendrein durch völlig unnüße Aufnahme ver. Dorbener engliſcher Worte, während die Angloamerifaner burch
ſprachliche Aneignung paſſender Ausbrücke, die ihrer Sprache fehlen, fich ehrenhaft bereichern. Daß die Deutſchen fich dadurch nicht heben fönnen , ſondern allmählich untergeben müſſen, wenn nicht Bildung auch in ſprachlicher Hinſicht durch Unterricht und Erziehung unter ihnen gefördert wird, liegt ſo offen auf der Hand, wie die immer mehr um fich greifende Herrſchaft der
Angloamerifaner, weil dieſe auf geiſtigem Gebiete thätig ſind, demnächſt in ihrem Schulweſen und dann weiter. Die „Grauen" der Deutſchamerifaner hätten längſt alle Urſache gehabt, auf beſſere Erziehung ihrer Kinder mit Grundlegung der hochbeut. ichen Sprache zu denfen ; allein fie find zu ſmart " für eine
derartige Aufiaſſung der Verhältniſſe, D. h . die ihnen vor den Naſen liegende Gelberſparniß erſcheint zu verlodend, ale Daß fie
eine hinter derſelben herfommende, größere Einbuße beachten oder wahrnehmen ſollten. Sie ſenden, mit wenig beſſern Ausnahmen, Kinder in die gewöhnlichen Schulen, wo fein directe Scule geld zu bezahlen iſt, und es werden dieſelben daburch ihrer Muts
terſprache ſo wie der damit zuſammenhängenden deutſchen Denk Literatur enthaltene große Geifte capital geht ihnen ganz vers und Handlungeweiſe entfremdet ; das in Deutſcher Sprache und
1 Liverystable, Miethfall, eigentlich Ort wo ein fronfutſcher und Pferdeverleiher fich aufhält. 2 Von to start, entdeden . 5 well, wobl. beat, überbieten .Glenſtod 6 Smart, pfiifig. 7 5 Von toGebirgebåder , Geſchäfte. Ephrata 4 BusinessPlaisir Real. 8
Damen.
.
9
:
.
10
.
loren . Während weiter ſehende und nachdenfende Angloameria
11 Ladys,
12 Spolly, Spede. 13 Roundabuot, lieberwurf. Dede.
Now, nun. 15 Spotty. 16 Because, darum. 17 Poor, arm . 18 Creek , Budt, flüßchen . 19 Von musk , Mordus, und Kröte zuſammengefeßt. 20
26 Lawyer, Advocat. 27 Speech, Rede.
25 Of course .
29 Now .
31 Exact, genau. 32 Von to like. 53 Business. 30 Storys, 31 Mistake,Gefdichten. mißverſtehen. 55 Falſoe lieberſegung des engliſden by right,
Von like, gleichen, oder ähnelu, auc gern haben, gern mögen . 21 Of von Rechtswegen. 36 Every, jedet. 37 Unpolite, gemein, unartig, un: 22 Moſchusfröte. 23 Spell, Arbeit, und Kiſſen, i fdiclid . 36 Šmart. 39 Nice, nett. 40 But, aber. 41 Now . 12 Spite, juſammengefest. 21 Spotty. 25 Supper, Abendeifen . i verdrieben. 43 Well . 44 Now . course, folglich, natürlich.
535
gooon
faner ihre Kinder oft mit großem Geldaufwande im Deutichen
ſtreben nach Gleichſtellung mit den Angloamerifanern, in deren
unterrichten laſſen, damit dieſelben ind höhere Gebiet des Dens
Leben fte das Beſſere bed beutſchen Weſens überzutragen befliſſen
fens einzudringen vermögen , welches nur vermittelft der deutſchen
find, indem ffe bagielbe bei fich ſelbſt erhalten und zu entwiceln
Sprache zu beſchreiten iſt, fteht der verſimpelte Abfömmling deuts
ſuchen. Von ihnen ging demnächſt die Bildung von Geſangvers
icher Eltern mit dem einfältigen , rohen Schwarm der Anglo-
einen aus, welche fich bereits an ſehr vielen Drten der Union
amerifaner alled Deutiche ale „Dutch)" terächtlich über die Adjel mit dem heiligen Bande der gemeinſamen Mutterſprache jene
gebildet haben. Dadurch wird die von den Angloamerifanern arg ternachläffigte Geſelligkeit gefördert und Milderung ter Sitten herbeigeführt, die mehrfach rauh genug erſcheinen . 68
tiefere Gemüthlichkeit, welche die Mutter ſo vieler ſchöner Er-
find ſchon mehrfach Sängerfeſte und andere Rundgebungen deuts
icheinungen im Leben der Deutichen iſt. Wenn die deutſchen M„ Grauen “ auch immer noch mehr oder
ſcher Geſangbildung zur angenehmen Unterbrechung der Eintönige feit del Geſchäftålebens veranſtaltet worden, welche den unges theilten Beifall der Angloamerifaner erhielten, jo daß fie zur Brüde zu werden verſprechen, auf welcher die deutſche Gemüths lichkeit in die Starrheit des angloamerifaniſchen Charafters über. geben fann. Zmar fehlt es nicht an Stimmen, die ſolche Bes ſtrebungen gern ale Schritte zum Untergang der Demofratiſch
an . Aus dem Familienleben der Deutſchamerifaner verſchwindet
weniger Spuren mit nach Amerifa gebrachter, beutider Bildung jelbſt wenn fie an fich behalten , ſo nehmen doch die meiſten
auf höherer Bildungeſtufe ſtanden – das beſtige Strešen nach Gelb und Beſts an, welche den Angloamerifanern faſt durchweg
eigen zu ſeyn pflegt. Ich möchte ſagen, der Deutiche rerbummt in Amerifa, indem er das Materielle ſo unbedingt vor das Geis ftige ſtellen lernt, denn die idlauefte Gelbipeculation fann fich
republikaniſchen Staateform berbächtigen wollen ; indeß rerben Derlei Fledermäuſe und Eulen leicht mit der geichichtlichen Wahrs
doch wieder nur auf, wenn gleich oft bloß einſeitige, Verſtandel bildung flüßen , und der Soluß auf das, mad am meiſten Noth thut unter den Menſchen, liegt mithin ſo nabe, taß ftarfe Vers fimpelung dazu gehört, um daran vorbeizurennen, ohne es zu
heit geſchlagen , daß fittliche Bildung gerade daß nothwendigſte Grforderniß zum dauernden Beſtande derſelben ſey. Einen recht nachhaltigen Erfolg ſolcher Bemübungen wird man indeſſen doch erſt alebann zu erzielen vermögen, wenn am
erfennen .
Fundamente aller wahren Bildung und Cultur, am öffentlichen Unterrichts und Erziehungereſen mit Grundlegung der Deutſchen
Der vielfach beripottete 3dealismul, welcher in der
alten Heimath , in Deutſchland, allerdinge ſo manche Schatten ſeite bargeſtellt, fteht toch unendlich hoch über dem amerifanis
idhen Materialiemue, dem freier Aufidiwung durch ſtaatliche In. ftitutionen gewährt iſt, und der gleichwohl auf dem Gebiete der Geifteentwidlung bei jeder Gelegenheit vom Almoſen lebt, das
aus der alten Heimath fömmt oder gebolt wird. Man findet die grauen Deutſchen durchſchnittlich, und nur
Sprache eublid in rechter Weile Hand angelegt werden ſollte, mag bis jeßt erſt noch in Ausſicht geſtellt iſt. Und auch in dies ſer Hauptrichtung haben die „ Grünen" neuerlich mehrfach ſelbſt Schritte gethan ober bod Veranlaſſung zu dergleichen gegeben.
Sie trugen z. B. in St. Louis, Staat Miſſouri, namentlich dazu bei, daß von einem „Verein freier Männer“ die Stiftung zweier
wenige Ausnahmefälle abgerechnet, vollfommen unfähig auf Unters . Sculen außging, in denen der Unterricht zugleich deutſch und nehmungen einzugehen, wobei der materielle oder Geldgewinn
nicht ſchon direct unb flar vor Augen liegt , genau ſo, wie ich dieß bei dem ruſſiſchen Volfe gefunden habe, und hierin begegnen fich die Menſchen in der demofratiſdien Republik leider wie in der abſoluten Monarchie. 68 beſtätigte ſich bis jeßt nicht, daß auf guter, materieller Grundlage, D. h. auf fettem Boben, bei
reichem Befigthum, fid die Pflanze geiſtiger Cultur erſt recht geſund zu entwideln vermöge ober entwicele ; benn das vernach
låffitgte Soul- und Unterrichteweſen , bad völlige Brachliegen beg wiffenſchaftlichen Gebietes gibt das Gegentheil fund, und zeigt Deutlich die nur bebingte Wahrheit dieſer Behauptung.
engliſch betrieben werden ſoll. Die Herſtellung derſelben wurde ganz aus Vereinsmitteln beſtritten, und es hat fich dabei die größte Aufopferung der Mitglieber fundgegeben.
Der idönſte
Erfolg war aber gewiß, daß ſich ichon jeßt ein in St. Louio bes findlicher, angloamerikaniſcher Social-Reformverein dieſen Schule beſtrebungen auf das engſte angeſchloſſen hat, und ſeine nach gleichen Grunbagen zu errichtendeu engliſch - Deutſchen Sdulen dicht neben jenen des Vereins freier Männer aufbauen wird. Auf dieſe Weiſe werden engliſch -Deutiche Schulanftalten neben Deutſch - engliſchen al8 leuchtende Beiſpiele für alle Uniondſtaaten
nächſtens in Wirfjamfeit treten, ſo daß man ſich namentlich
Erhöhte Schulbildung iſt von den Einfichtigern auch ſchon
Deutiderſeite in New Yorf, Philadelphia unb anbern ſtarf mit
vielfach unter den Deutichamerifanern in Vorſchlag gebracht wors
Deuticen belegten Drten gemis Der Trägheit ichämt, die in Bee
den , allein bei der Mehrzahl leider ohne ſonderlichen Erfolg, denn die Mehrzahl entſcheidet, und eine geiſtegträge Majorität
zug auf dieſen wichtigen Punft biêher an den Tag trat, und
wird ſich fteto gern für das Fortvegeriren ohne Anſtrengung des
Kopfes entſcheiden . Die unter den Angloamerifanern fich zeigende
höhere Regſamkeit hat als Beiſpiel noch nicht auf die Deutſche Menge zu wirken vermocht, welche aus „Grauen" befteht, denen bergebens die Nothwendigfeit berbeſſerter Erziehung in Schule und Haud meiſt von „Grünen" zu Gemüthe geführt wurde.
Alle
guten Vorídlage murben bielang im Stiche gelaffen . Faſſen wir jeßt, im Gegenjaße zu den deutſchen „Grauen ", unter
endlich Hand ans gute Wert legt, das auch ſchon einzeln ba und tort ſeit Jahren gebich, wie namentlich in Baltimore, wo eine 300 Schüler zählende Deutſche Unterricht& anſtalt unbeſtritten an Spiße aller Schulen des ganzen Staates Maryland ſteht. der bet Vermehrte Sculen werden zu Anſtalten für Beranbildung tüche tiger Lehrer führen, und wir werden deutſch -engliſche, zeitgemäß eingerichtete Gymnaften unb Univerſitäten auch in den Vereinigten Staaten Nordamerika'8 aufblühen jehen, damit geiſtige Emancis pation vom Mutterlande erfolgen fönne. ( Fortſeßung folgr.)
benen ich qu @gezeichnete Männer fennen lernte, die den Zuſtand der Dinge tief beklagen und ſtets bereit waren , zum Beſſern mit.
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen.
zuwirfen , faſſen wir die „Grünen " näher ind Auge, ehe file und
3. Wie Jack die Minen fand, und wie es dort zuging.
unter den „Händen“ verborren .
Dieſe brachten beſondere ein
( Fortſepung .)
lebhaftere oder erwachte Nationalgefühl und erfräftigtee Selbſts
Hierzu fühlten aber unſere beiden Neugefommenen natürlich nicht
bewußtſeyn mit ; fie wollen nicht untergeordnet bafteben , ſondern
die mindeſte Luft, da man ſchlimmer als um Tagelohn arbeiten mußte, und
536 deßhalb waren ſie nicht in die Minen gefommen. Sie hielten fich alſo mehr nach dem Fluß hinunter, und beobachteten eine Zeitlang die hier Arbeitenden . Dicht am Waſſer ſtand ein Mann in einem rothwollenen Hemd
,, ja
und das flingt gerade nicht tröſtlich für neue Anfänger."
über die engliſch -ledernen Hoſen gezogen, braunem breitrandigem Filzhut und groben, ſchwer mit Någeln beſchlagenen Sduhen. Er wuſd eine
„ D laßt Euch um Gottes Willen nicht bange machen – wer weiß fein Menſch fann das ob Ihr nicht gerade beſonders Glud habt ſagen , und überdieß ſend Ihr nun einmal oben, und müßt's auch von Grund auf verſuchen 3hr fönnt ja ſonſt nadher gar nicht mit:
Pfanne mit Erde aus, die er ſich Gott weiß woher geholt hatte, denn
reden ."
in ſeiner Nähe war noch fein Loch gegraben.
Vorſichtig ſchwenkte
er die Pfanne hin und her und im Kreiſe herum, das etwa darin be: findliche ichwere Metall zu Boden zu bringen, füllte fie dann wieder mit Waſſer, und ließ dieß mit einem Theil des leichten Rieſes ablau:
fen . Gr war dabei ungemein fröhlicher Laune, das ganze Verfahren geſchah in Tact, und er fang fich dazu das alte californiſche Goldlied — ein klein wenig in den Worten verändert : „ Oh Susannah , dont you cry for me, I've come here to Australia With a washbowl on my knee,
And when I've washed the precious stuff, Then come I back to thee, Therefore my dearest Susan
D'ont you cry for me. „ God damn it“ rief er aber plößlich, die leere Pfanne mit dem
fernigen Fluch weit von fich ſchleudernd, als er beim Soluß des Liedes den leßten ſchwarzen Sand aus der Pfanne geſpült und wahrſcheinlich
ſehr wenig oder gar nichts von dem, was er „ the precious stuff" nannte, darin gefunden hatte, „hol doch der Teufel das ganze Goldwaſchen und Suſannah dazu ! “ und damit griff er die neben ihm liegende Face und Schaufel auf, holte fich die Pfanne wieder, und wanderte, ohne fich weiter umzuſehen, den Fluß hinunter. „ Oh Susannah, dont you cry for me,“ lachte Jad fill vor ſich hin, „ der Menſch hat feine Ausdauer, ‘ bei der erſten Pfannevoll darf man's nicht gleich aufgeben ."
„Nun, wir wiſſen freilich nicht wie viel Pfannen er ſchon umſonſt ausgewaſchen hat,“ ſagte der Alte, „ aber die Pfanne ſelber brauchte er das deßhalb doch nicht entgelten zu laſſen. Doch wir wollen einmal da hinuntergehen wo die viere zuſammen arbeiten, die deinen beſſer mit ihrem Erfolg zufrieden zu feyn . “ Die beiden Männer gingen noch eine kleine Strede den Strom hinauf, als ihnen ein rothbadiger junger Kerl mit einer Waſchmaſchine auf dem Rüden entgegen fam .
„Hallo Jack !" rief er ſtehenbleibend, und fich an unſern jungen Freund wendend
,,wollt Ihr feine Wiege kaufen ? friegt fie billig ."
Jad war indeſſen ſchon etwas gewohnt geworden ſeinen Namen miß: braucht zu ſehen und ſchüttelte nur lächelnd mit dem Kopf.“ Habe ichon eine,“ ſagte er, „aber warum wollt 3hr ſie verfaufen idon genug gefunden ?"
„Gefunden ? – ja – ein Kaar in der Sache !" lachte der Burich „ich fann meinen Tagelohn bequem in Sydney verdienen, und wenn
ich ro arbeiten und ſo leben will wie hier, mach ich auch wohl noch mehr .“
„Und wie lange reyd 3hr ſchon oben ?“ frug der Alte. „ Etwa drei Wochen im Ganzen aber ich will auch nicht etwa ſagen daß ich nichts gefunden håtte, Oott bewahre, da iſt es Hunderten noch viel ídlechter gegangen, und wenn ich bloßer Taglöhner wäre, ſollt mich kein Menſch hier oben fortbringen, ſo aber hab ich ein Handwerk
und gerade jeßt genug Zeit mit Goldſuchen verſäumt. Ueberdieß will ich mich je eher je lieber wieder nach Sydney zurüdmachen, denn jeßt fann man noch dort ankommen , wird es aber erſt einmal Sommer und
trodnet die Geſchichte hier aus, dann ſtrömt nachher alles hinunter,
und die dann unten im Neft und warm figen , haben den Vorrang. Ihr ferd wohl eben erſt heraufgefommen ?" i o du Suſannah , eveine nicht um mich, Ich tam hier nach Auſtralien mit der Pfanne auf dem Sinie ;
„ Aber wo fängt man denn wohl am beſten an ?" frug Jad etwas fleinlaut.
„ Ja Freund,“ lachte der andere, „ das müßt Ihr feinen Menſchen fragen, ſondern ſelber verſuchen , wenn ich einen Plaß wußte , wo Gold liegt, dann ging ice felber hin und arbeitete dort, und ſo geht'e
mit allen anderen audy – man fann wohl vermuthen und glauben, daß irgend eine Stelle eben darnach ausſieht, aber lieber Gott, tad iſt eine Fehr unſichere Geſchichte, und die Probe, ob das Grempel richtig ſey , wie ſie bei uns in der Sdule ſagten, niuß erſt mit Spißhade und Sdaufel darauf gemacht werden. Alſo good bye und viel Olúď dag fann man hier oben brauden . " Und damit wandte er ſich und marſchirte ruſtig den Strom hinunter .
Vald darauf erreichten die beiden Männer auch die Stelle, wo vier Jrländer ziemlich dicht am Waſſer arbeiteten . Sie ſchienen gerade eine , Maſchine voll“ zu haben , denn das Sieb war heruntergelegt, der untere Raften leer gemacht und der Zapfen noch herausgezogen, einer der Leute ſaß mit der noch halb vollen Pfanne und wuſch den Ertrag von 20 oder 25 Gimern voll Erde aus , und die anderen ſtanden didt darum her , und bemerften nicht einmal die Fremden , ſo war ihre
ganze Aufmerkſamfeit dem fich jeßt idon zeigenden ſchwarzen Sande zugewandt. Der Waſtende ſchöpfte auch ruhig ſein Waſſer auf und
ſchwenkte langſam und vorſichtig die leichteren Steine aus , bis ſich die erſten Spuren von Gold in beiden Eden zeigten . In dieſem Augen,
blid ſah er lächelnd zu ſeinen Gefährten auf , entdeckte aber auch zu gleicher Zeit die dahinterſtehenden neugierigen Fremden und ſagte plöße
lid ganz ruhig , die Pfanne dabei, ohne ſie weiter auszuwaſchen, zur Seite ſtellend:
Wie gehte, Jack ? wie gefällts Euch hier in unſerer Nachbarſchaft ? Jad wurde jeuerroth, und die anderen Drehten fich raſch nach den beiden um , ſchienen aber, nach einem flüchtig gewechſelten Gruß , fich weder um die Fremden noch ihre Pfannen weiter zu befúminern , ſon: dern gingen ruhig wieder an ihre Arbeit. Der Alte war mit Jad ein flein Stück weiter gegangen, und hatte fich die Stelle dort herum inteffen etroas genauer angeſehen. Die vier Jrländer behaupteten dort einen ziemlich breiten Plaß , und es ſchien ihm , als wenn da noch Raum für einen Claim übrig bleiben müßte. Er ſprat, mit ſeinem jungen Gefährten darüber, und ſie gingen dann -
beide wieder zu den Irländern zurüd , fich bei dieſen ſelber nach dem von ihnen beanſpruchten Claim zu erfundigen . „ Wie weit läuft Guer Claim hier den Fluß hinauf, Jack ? " frug er den an der Wiege. Der Mann hörte auf zu arbeiten und ſah ihn ruhig an , als ob er die Frage nicht verſtanden habe. Der Alte wiederholte fie und der I
Irlander antwortete langſam .
,,Der Mann hat acht Fuß breit und wir ſind unſerer rectie fönnts ſelber ausmeſſen , 3ad ? " Sechs ? – Ihr reyd ja nur viere ? jeder nur ſechs Fuß ?
und dann bekommt ja aud
,,Zwei find franf," lautete die jeßt ſchon unürriſchere Antwort, und das andere macht mit dem Commiſſar ab .
„ By Jaſus," miſchte ſich dabei einer der anderen ins Geſpräch der Turon iſt doch auch lang genug, daß 3hr nicht in fremden Claimen herumzuſchaufeln habt ? damn'it denn wir müſſen unſere Licenz für das lumpige Stück Grund theuer genug bezahlen. ( Fortſeßung folgt.)
Entbedung in A horda bad. Der franzöſiſche Gunſul Place, der die Arbeiten Botta's fortſeßt, hat einen mächtigen gewölbten Cor:
ich zu dir zurüc , darum weine meine beſte Suſannab,
ridor entdedt ( ſ. Revue de l'Orient . Mai ) , eine um ſo intereſantere Ents dedung, als die bisher entdecten Såle ungebedt , oder vielniehr die
weine nicht um mich.
Dede eingeſtürzt war und durch ihren Schutt die Sále ausgefüllt hatte.
und hab ich das koſtbare Gold ausgewaſchen , dann tebr
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. & 8. Widenman n .
Das ausia n d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 135 .
5 Juniu8 1852 .
Literariſche Ueberreſte der Griechen in ſyriſchen
ſteller nur von der Seite der driſtlichen Archäologie gekannt und
Manuſcripten.
benügt ; ihr meltliches Studium, ihre Bekanntſchaft mit Griechen , ihre einflußreiden Schulen, namentlich die zu Obeſſa, welde man
Wir haben ſchon vor zwei Jahren ( i. Auél. 1850 Nr . 85) eines jungen Franzoſen, Namens Renan , gedacht, der in Auf trag der franzöftichen Regierung und auf Empfehlung ſeines Lebrer8 Reinaud nach Italien geſchickt wurde, um dort die Bibs liothefen in Rom und Florenz namentlich nach ſyriſchen Schriften zu durchſuchen. Derſelbe hat ſich nämlich eine eigenthümliche
die Schule der Perſer nannte wegen der großen Anzahl Perſer, die dorthin kamen , um fich zu unterrichten, alles dieß iſt bis
jeßt noch im Dunfel geblieben.
Die Deutſchen in Wordamerika.
Aufgabe gelegt, das Studium del Belleniêmus unter den ſemi
( Fortiebung .)
tiſchen Völfern . Eine der bedeutendſten Epiſoden dieſer mit Alerander beginnenden und bis in eine ſpäte Periode ber Araber fortlaufenden Erſcheinung iſt die blühende Zeit der Thrijden Literatur vor Mohammed, wo die Schäße der griechiſchen Lites ratur noch weit zugänglicher waren al8 ſpäter , und wo auch
Gleichfalle von den „Grünen" find in den lepteren Jahren an verſchiedenen Orten Turnvereine errichtet worden , die dahin
außer den wirklichen alten Schriftſtellern manches denſelben unter.
wirken, daß die geſundheitfördernden Leibedübungen nicht über dem Ringen und Streben nach Gelbverbienft vergeſſen werden, was namentlich to allgemein auch unter den Städtebewohnern Amerifa's der Fall geweſen iſt, denn die Erfahrung lehrt, daß
geſchobene aber darum doch in mandjer Beziehung intereſſante fich nur immer ein gewiſſer Theil der männlichen Jugend förpers Werf im Umlauf war. Renan begab ſich aus Italien nach Eng-
lichen Uebungen hingibt, und daß etwaige militäriſche Erercitien
land, um die aus den fyriſchen Klöſtern Aegyptens in neuerer
feineswegs hinreichende Ausgleichung darbieten . Beſondere find es die Gebildeten , denen oft eine gymnaſtiſche Nachhülfe ſehr nothwendig wird, da ibre fonftigen Beſchäftigungen fte von ge.
Zeit gewonnenen Manuſcripte zu ſtudiren . In einem Briefe an Reinaub (i. Jour. Aftat. April) äußert er ſich darüber folgens dermaaßen : „ Gin neulich veröffentlichtes Supplement des Rata. logs zeigt an , daß die Manuſcripte 14655 bis 14660 Uebers ießungen einiger Werfe des Ariſtoteles nebſt Commentarien , lo
wie ein Bruchſtück des Werks von Bardeſaned „ über das Schid . jal " enthalten . Die Arbeit über die ſyriſche Philoſophie, die ich gegenwärtig vollende, ließ mich lebhaft wünſchen , dieſe Werfe zu unterſuchen, die ich bisher in feinem andern Manuſcripte gefunden batte. Die Ergebniſſe überſtiegen meine Erwartung, und
nügender Körperbewegung abhält. Daß dieſe Turnvereine außers dem unter fich deutiche Geſinnung aufrecht zu erhalten beſtrebt find, und deren Mitglieder gegen den Angloamerifaner nicht die unter den „ Grauen" übliche Unterordnung an den Tag legen, ift
auch empfehlend zu nennen ; denn wenn die Angloamerifaner ber merfen , daß ihre Deutſchen Mitbürger fich felbft mit Recht zu achten beginnen , ſo werden ſie fich zur offenen Achtung berſelben auch allgemein bequemen. Die beſchränfte Anſicht, welche nicht al8
ich muß jagen, daß in Vergleich mit dieſen neuen Reichthümern
ein Amerifanerthum dem veralteten europäiſchen Nationenhaber
alles was ich in den alten Sammlungen von Rom, Florenz und
gegenüber aufftellt, und dieſe
Pari8 gefunden , faft weriblog wird. Dieſe Manuſcripte find in der That die einzigen bedeutenden Reſte der großen pbiloſopbis ſchen Arbeit, die im 6ten und 7ten Jahrhundert bei den Syriern
madhen will, biele Vertauſchung eines Jrrthums mit einem an dern wird durch ſolche Beſtrebungen bekämpft, und wenn irgend
fich fundgab, und dann , durch die arabiſchen Arbeiten nach und nach
mit Engliſchreden gleich bedeutenb
ein Völferelement in Amerifa die Befugniß hat, den Rosmopos
in Schatten geſtellt, faſt ganz verſchwanden. Außer den peripas
litus und Humanismuß zu predigen und zu vertreten, ſo iſt es ficher das deutſche, denn ſeine großen Denfer ſtehen ihm Darin
tetiſchen Werfen enthält das erſte dieſer Manuſcripte auch meh.
zur Seite . Wenn etwa ein Urbewohner Amerika'8 aufftehen und
rere aus dem Griechiſchen überſete Bruchſtüde oder Werfchen, Deren Originale verloren gegangen find. “ Unter dieſen iſt auch eine hiſtoriſche Merkwürdigfeit, nämlich der ganze Eingang des Schreibens, das Meliton , Biſchof von Sardes, nach dem Tode von Lucius Verus gegen das J. 175 an Marc Aurel zur Rechto fertigung des Chriſtenthums idrieb; befanntlich hatte man von
bie Lehre brüderlicher Gleichſtellung predigen wollte, fo würde
dieſer wichtigen Schrift bieber nur ſehr kurze, von Euſebius auf. berabrte Bruchſtücke. Man bat biß jest bie ſyriſchen Schrifts
berſelbe allerdinge gleiche Berechtigung dazu haben ; allein bei Der Armuth ſeiner Sprache und bei ſeiner mangelhaften Bildung
würde ſeine Befugniß nicht ſo qugenfällig ſeyn, er dürfte auf weniger Gehör rechnen fönnen.
Die Deutſchen aber dürfen ſagen :
wir kommen als reiche Leute und predigen dennoch das Evanges lium wahrer Brüderlichfeit! Und müſſen fich nicht beſondere die Deutſchen ichamen , wenn ſie von den angloamerifaniſchen Humas
1
538 niften gefragt werden : „marum unterſtüßt ihr lanbeleute eined Kant , Herber, Schiller u. 1. w. nicht unſere Beſtrebungen für
Zerſtörung bed thöridten Nationalitäten- und Racenhabere ?" fo. fern ihnen mie bisher mit vollem Rechte leider noch mehr ald
con
eines magern Biffen Bro lidh ichmeicheln und huldigen , um Dee willen ! Man muß ſich unter foldhen Umſtänden noch runs bern, daß überhaupt noch Leute dergleichen Schriftſtellerei treiben, da ihnen faſt jeder andere materiellere Broderwerb beſſereß und Arten Schriftſteller in Deutice
bloße Unthätigkeit zum Vorwurf gemacht werden fann !
ebrenvollere Ausfommen fichert.
Die in leßter Zeit fichtbar werdende Hebung der Deutſchs amerikaniſchen Tagebliteratur fann gleichfalls faſt nur den „Grüs nen“ zugeſchrieben werden, denn die Beſtrebungen einiger wenigen in früherer Zeit ſcheiterten völlig an der „Grauen “ Theilnahm.
land vielfach durch Ueberhebung aus, rerben fie durch Verhät.
loſigkeit. Alles lag da ſo im Argen , daß die angloamerikaniſche
Wer von falichen Einbildungen abzuſehen vermag , dem
Preſſe Irſache hatte, mindeſtens feine Notiz davon zu nehmen, und es gewann einen Anſchein von Berechtigung, wenn ein fich vornehmer bünfenber heil der Deutichamerifaner ben Deutichen
leuchtet bei nur einiger genauern Befanntſchaft mit den beſtehen . den Verhältniſſen ein, daß bein politiſchen Schriftſteller in den Vereinigten Staaten überhaupt nur dann allenfad & ein entſpres chender Leſerfreið einigermaßen ficher iſt, wenn derſelbe ſich einer
Blättern, die in Amerika erſcheinen, geringidhäßend den Rügen kehrte.
Dennoch lag es offenbar nur am Mangel an genügender
Unterſtüßung, wenn die deutſch - amerifaniſche Dage@ preſſe fich auf einer ſo niedrigen Stufe befand, unb ber verachtete, ſogenannte
deutſche Plebs, vor deffen Berührung die vornehmer ſeyn wollen . den Landsleute zurückſchauberten , that aller Orten verhältniß-
mäßig weit mehr als die leßtern. Die Mindergebildeten und
ſchelung zur Schiefſtellung gegen das Allgemeine gebracht, ſo findet dieß leßtere hier in Amerika auß umgekehrten Berreggrün. den ſtatt, was ich hier für nachtheiliger erachte.
Partei anſchließt und mit den Spigen derſelben unbedingt durch Dic und Dünn geht. Dieß erfordert natürlich das Aufgeben jeder ſelbſtändigen Meinung, und nicht fomohl ein Stillidreigen über Fehler, Mängel und Gebrechen in der Partei wirb erfor.
derlich, ſondern man erwartet ſogar die Vertheidigung und Bex ſchönigung derſelben, wogegen aber ſelbſt das Gute anderer Pars Anſtatt durch
Nichtvornehmen erhielten boch, wenn auch meiſt nur fümmerlich ,
teien verfleinert oder herabgezogen werden ſoll .
eine Anzahl von Blättern , während alle Verſuche ſcheiterten, um
maaßvolle Haltung und eble Sprache die ungebildeten Klaſſen emporzuheben , ſind die Herauêgeber genöthigt, ſich vielfach zur gemeinſten Ausbrudéweiſe uno årgften Maaßloſigkeit herabzu
etwas höher gehaltene Organe auf die Beine zu bringen. Die jüngſte Emigration brachte aus Deutſchland eine unverhältnißmäßig große Anzahl geiſtig Gebildeter hieher, und es erging ihnen nicht anders, alb es einzelnen früher ergangen war ; anc ftatt fich ihrer zur Hebung der Literatur zu bedienen, ließ man fle mehrfach ſogar mit Verhöhnung im Ringen um die nadte Grifteng wenigſten für den angeführten höhern Smedt untergeben. Mir ift fein Fall bekannt geworben , daß irgendwo ron .
bemittelten Deutſchen in den Vereinigten Staaten ein genügenber
ſtimmen ; denn nur die gemeinſte Schimpferei, der pöbelsaftefte Ion gilt für gut bemofratiſch, und wer fich anſtändiger hält,
wird der Ariftofratie verbächtig und berliert ſeine Abonnenten auf der einen Seite , während er unter den ariſtofratiſch Gefinn .
ten ſeiner Grundfäße halber feine Abonnenten gewinnt. Man ſagte in einem mir ſpeciell befannt gewordenen Fall über ein Deutſche Blatt auf der einen Seite ziemlich allgemein : eß ift gut geſchrieben, aber im bemofratiſchen Sinne, während eß auf
Fonte zur Herſtellung eines tüchtigen deutſchen Blatted hergee ſchoſſen worden wäre, und wo man unzureichende Summen dar. reichte, geſchah es obendrein meiſtens unter den beidhränkendſten Bedingungen . So wurden die deutſchen Blätter Nordamerika'& entweder erfaufte Drgane für einſeitige Parteis und Perſonale intereffen , oder fle erſchienen reinweg angewieſen, fich in der niedern Geiſtesſphäre einer Mehrheit des Publicum zu halten,
Artifeln in den allerderbften Ausbrüden geliefert werden.“ Wer
wodurch beſſen Emporheben unmöglich wurde. Einem Gerauß.
vom Standpunkte der Moralphiloſophie aus ſchreibt und ich
geber wird noch jeßt zugemuthet, daß er demnächft ſelbſt herum. laufe, um fich Abonnenten zu ſammeln ; denn man iſt hier im allgemeinen ſehr geneigt, alles Gewicht auf die Perſönlichkeit zu legen, und doch pflegt man deren Gewicht wieder nur nach den ermögends oder Einfommenverhältniſſen zu ſchäßen. Erſcheint eine Perſönlichkeit beliebt, ſo hält man das Blatt, welches von derſelben herausgegeben wird und intereffirt fich dafür, ohne daß
Dabei fern ron allem Kirchenweſen hält, darf ſicher ſeyn ohne Abonnenten und Abnehmer, ohne Leſer zu bleiben ; Denn bei den
mehrfach deſſen Inhalt beachtet wird. Mit der Beliebtheit hat eß aber in Nordamerifa dieſelbe Bewandtniß, wie faft überall unter den Menſchen : Die Wahrheit wil eigentlich niemand hören,
wogegen die Schmeichelei und Lobhubelei überall angenehm, wenn gleich innerlich geringgeſchäßt find; vielfach find leßtere auch mit
Darum angenehm, weil man fie eben ein wenig geringſchäßen tann .
Wer demnach ſeine Kenntniffe und Erfahrungen ale seis
tungeſchreiber an den Mann bringen will, muß fich durchaus wo nicht immer ſo doch ſehr oft
Dazu bequemen , ſeinen Mit
menſchen das Beſte was er ihnen bieten könnte, zu verſagen , und dagegen das Schädlichfte barzubieten. Or Darf ihren Vors urtheilen, Irrthümern , Fehlern , Mängeln und Gebrechen nicht
offen entgegentreten, ſondern muß denſelben obendrein wo mögo
der andern hieß : Der Herausgeber iſt ein Abtrünniger, ein Ane banger Der Ariftofratie. Das Blatt fonnte ich nicht halten. Der Redacteur eine viel geleſenen demofratiſchen Blattes geſtand offen : „ will ich nicht die meiſten Abonnenten verlieren , io muß von mir ſtets zu Ende eines Abonnementetermins eine Reihe von
einen wird er doch als nichtchriftlich betrachtet, weil man Chris ftenthum mit der Kirchlichkeit allgemein verwechſelt und mit
Pfafferei gleichbedeutend hält, und bei den andern gilt er darum nichis, weil er unterläßt mit Schimpfworten gegen die Pfaffen loszuziehen , um Derentwillen alle Kirchlichkeit und wohl auch das Chriſtenthum obendrein berworfen wird. Kurz man bewegt ſich
auch von Seite der Deutichamerikaner durchireg, wenige Aus nahmen abgerechnet, nur in zwei ſehr grobkörnigen Ertremen , welche beiderſeite einer gebildeten und wahrhaft bildenden Shrifte ſtellerei gleich widerſtrebend find. In der Regel beſtehen die Deutſchamerikaniichen öffentlichen
Blätter hauptſächlich durch bezahlte Anzeigen, welche hier gewöhne lich zur Einrüdung auf Viertels, halbes und ganze Jahre gegee ben werden , und womit fich Unterſtüßungen au @ zuſprechen pfle. Die ftidſchweigende Bedingung bei dergleichen Anzeige gen . ertheilungen , welche faſt immer mit Abonnements auf das Blatt verbunden find, pflegt meiftentheils zu ſeyn , daß der Herausgeber
den in der Anzeige empfohlenen oder betriebenen Gegenſtand einmal im Blatte ſelbſt beſpricht, natürlich zu Gunſten des An
noroc
zeigenben .
539
Daraus geht ſelbftredend hervor, daß nichts im Blatte
vorkommen darf, mae gegen das Intereſſe des Anzeigenben verftößt.
Doch damit noch nicht genug : tad Blatt muß außerdem
im Sinne der politiſchen Partei geſchrieben ſeyn und bleiben, zu welcher der Anzeigen te gehört ; e8 muß ferner entichieben für
oder gegen Kirche und Pfaffen geſchrieben jevn ; furz in allen Dingen völlig fo hergeſtellt werden , daß fein Abonnent Anſtoß und ergernis am Inhalte zu nehmen Gelegenheit hat.
ocor
Blatte fichtbar wird.
Daber eine gewiſſe Kneipenhaftigkeit, die
aus der Deutichamerifaniſchen Tage preffe ſo ftart hervorſticht. Bei den Wahlen pflegen fich häufig auch die Wahlcandidaten ber
Redactoren zu bedienen , um ihre Zređe zu erreichen , und ich hörte in einzelnen Fällen ſchon ſagen : „ Dieſer und jener Heraus. geber gedenkt nur noch die nächſte Präſidentenwahl mitzumachen, dann wird er genug haben, um fich zurüdziehen zu können .“
Mehrere Redactoren laſſen fich auch als Sprecher auf Wahlver.
aber beſigt der Abonnent ſelbft feine eigene Meinung, nur ſeine
ſammlungen gegen Bezahlung benußen, und find auf dergleichen
ſo wie denn überhaupt die deutſche FrauenFrau liegt das Blatt ober welt feſter am Deutſchen Weſen feſthält als die Männer
Nebeneinfünfte förmlich angewieſen .
irgend ein Beſucher des Hauſed findet dasſelbe gelegentlich auf Deren Tiſche, und pe bebarf lediglich einer Aeußerung von dieſen Seiten : „dad Blatt iſt ja für oder gegen Biſchof Hughes, für
Ein Haupterforderniß für Heraubgeber pflegt auch Vermo genelofig feit zu ſeyn, damit ihnen nicht mit Proceſſen beizufom men ift. Alle Welt muß wiſſen, daß den Leutchen nichts abger nommen werden kann, ſonſt würden ſie gerade ben angenehmſten
oder gegen Kinfel, Roſſuih u. 1. w., für oder gegen die Neger-
Perſonalifandal ihren Leſern nicht auftijden fönnen .
iflaverei“ und wie die Perſonen oder Dinge alle heißen mögen ,
leidigungen werden nämlich nur mit Gelde beſtraft und foften natürlich den Verflagten nichte, wenn derſelbe eben nichts hat,
Alle Bes
welche ein geplagter Berauegeber im Auge zu halten und nach deren Pfeife er zu tanzen hat, um für diejem die Verbindlidfeit
wogegen der Kläger einen Proceß ohne Geldvorſchüſſe an Abros
herbeizuführen , ſeinen Ton ändern zu müſſen , denn geſchieht dieß nicht, jo fommt eine ſchönen Morgend der Gerumträger und berichtet: der und jener, dieſe und andere nebſt ihrem ganzen Unhange haben das Blatt abbeſtellt und ziehen ihre Anzeigen
caten faum mit einiger Ausficht auf Erfolg anfangen kann, Dieſe beichmußte Wajdhe der Deutichamerifaniſchen Lage ſchrift ftelerei waſche ich ſehr ungern vor aller Welt Augen, allein es find dieſe traurigen Zuſtande toch alzu charakteriſtiſch, um über.
zurüct, mreil dieß oder jenes abgebrudt und nicht rriterrufen
gangen werden zu können, und es iſt auch durchweg beffer, daß
wurde, ja man beſucht den Herau@ geber auf dem Zimmer, wenn
Mergerniß durch die Wahrheit in die Welt fomme, al8 Daß die
er nicht gar auf offener Straße angepadt wird , um ihm ähnlis des iné Geſicht zu ſagen, vielleicht aber auch nur ald Androhung
Wahrheit verſchwiegen werde. ( Fortſeßung folgt .)
zu verſtehen zu geben , jald er fich nicht im Schreiben ändere und beſſere.
Point de Calle
An diejen Darſtellungen der leitigen Preßzuſtande, durch die ganze Union gehend, iſt nicht das geringſte übertrieben ; wie ſehr der europäiſche Leſer auch geneigt ſeyn möge zu ter Annabme: eg feh durch die ſchwarzangelaufene Brille geichaut morben. Ich habe ſelbſt nicht eher daran geglaubt , bie Erfahrungen die innige Ueberzeugung in mir bervorriefen . Alle Welt fennt dieſe Miſere und ſpricht ſich offen über die Niedrigfeit und Räuflich
feit der Blätter aus ; jedermarn weiß, wie es mit den Anzeigen und Empfehlungen zuſammenhängt, dennoch beſleht der Unfug fort. Wie weit das Uebel eingeriſſen iſt, mag folgender Vorfall näber bezeichnen : ein amerifaniſcher Buchhändler ſandte dem Pros feffor Agaiftz in Cambridge bei Boſton irgend ein literariſche
iſt befanntlich einer der Punkte auf der Inſel Ceylon , wo die Dampfs boote, die von Suez nad Calcutta oder Singapore gehen, anlegen. Es liegt am Südende der Inſel auf der Weſtfeite unter 6° 59 ' N. B. und
80 ° 17' D. L. v. O. , und ift eine der lieblichften Stellen von ganz Cey lon. Der Hafen beſteht in einer halbrunden , von Maffen phantaftiſh .
geſtalteter Felſen eingeſchloſſenen Bucyt; davon dreibt fich aus der
Name her : die Cingaleſen nannten den Ort „ Galla “, was in ihrer Sprache „Felſen “ bedeutet ;
die Portugieſen verwedſelten dieß mit
„ Hallo " , der Hahn, und nannten den Drt Punta de Gallo. Man nähert 1
fich der Stadt auf einem alten mit Moog überwachſenen Vogengang, den, ſo wie die Wälle und die Stadt die Hollander errichteten , als fie fidh im 3. 1640 des Drts bemächtigten. Die Wälle dehnen fich etwa
19% (engl.) Meile um die Stadt her aus, welche aus drei Hauptſtraßen
Erzeugniß ſeines Verlage zur Beurtheilung , und dieſer ſpracy fich ungünſtig darüber aus, ſein Urtheil durch Stellen des Wers fes ſelbſt belegent. Hierauf machte der Buchhändler eine Slage wegen Schadenerſaß gegen Agaſſiz anhängig , und wenn Geſchwos
fie eine freie Circulation der Luft durchlafſen . Innerhalb der Forts ift
muß Agaſſiz verurtheilt werden , denn die Lobbutelei iſt unter
find.
ſolchen Umſtänden herfönımlich, und ich fönnte dafür mehrere
ſehr belebt, und es herrſcht dann eine betäubende Verwirrung von euro
Beiſpiele aus eigener Erfahrung beibringen.
påiſden und aſiatiſchen Sprachen . Die Haupthandelsleute des Drte
befteht, die von mehreren fleinen turdſchnitten werden. Die Hauſer find nur ein Stocwerf hoch, haben Verandahe und find ſo gebaut, daß
die holländiſche Kirche, die auch für den engliſchen Ritus bient , die
Kirchen, ſo wie die Moſcheen, find außerhalb derſelben. Der Lebensmitteln verſehen,die wohlfeiler als zu Colombo dagar ift gutmit renebag Berfömmlichezum Grunde ihres Auðſpruchk legen,ſo fatholiſchen
Unter dieſen elenden Verhältniſſen hat ſich als Prari8 ziemlich allgemein folgende berauegeſtellt: die Herauegeber von Deuts ſchen Blättern begeben fich unter die Flügel irgend einer Partei. Man weiß dann , daß fie bloße Werkzeuge ſeyn müſſen , die feine
ſonderliche Achtung beanſpruchen fönnen ; allein die Amerikaner unbequem, Höberſtehen deb wie viele andere Leute finden el achten zu müſſen , und ein gemietbeter Lafai ift weit angenehmer , -
vor ihm braut fich Niemand zu geniren , man fann fich temſelben getroft im Negligé ſehen laſſen, der zahlenbe Schächer Die Herausgeber demofra. fteht da nur vor dem bezahlten ! tiſcher Blätter beſuchen meiſt regelmäßig frequente Kneipen , beren
Gäfte dann nicht verfehlen Einfluß auf ihn zu üben, der im
Die Scene im Hafen , wenn Schiffe aus England anfommen , ift
find die Mauren (Araber) mit geſdornen Köpfen , auf denen fie eine rundgeſtifte Kappe tragen , die ſtart mit Baumwolle gefüttert iſt, um den Kopf gegen die Sonne zu ſchüßen . Die bronzefarbigen Eingebornen tragen nur wenig Kleidung, und haben das diđe, ftarfe, firaffe Haar in einen dichten Knoten auf dem Hinterfopf zuſammengebunden. (Colon. Mag. Mai )
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen . 8. Wie gad die Minen fand, und wie es dort zuging. (Fortſepung.)
Die Beiden zogen ziemlich beſchämt ab ; fie fannten Grund und Boben auch zu wenig dort , um fich auf einen weiteren Streit einzus
540
soron
nung haben mußte Gold darin zu finden , oder er würde es ſonſt ſelber nicht hergegeben haben. „ Das iſt manchmal wunderlich auf der Welt,
laſſen, der Alte ineinte aber doch, er ren feſt überzeugt, daß die Leute dort mehr Grund beanſpructen als ſie den einmal beſtehenden Gefeßen nad beanſpruchen könnten, und er wolle deßhalb jetenfalls einmal mit
wie das Gold fibt - was glaubt Ihr denn wohl durchſchnittlich aus dein Plaß hier herausnehmen zu fónnen ?" „ Ja, wer fann das wiſſen ,“ meinte der andere, aber wenn's nur und der Plat halbwege gut geht , drei bis vier Pfund Gewicht
dem Commiſſår reden .
,,Hilft Euch nichts, 3ad," lachte ein Goldwaſcher, an dem ſie, ohne ihn weiter zu beachten , dicht vorbeigegangen waren . „ 35 bin icon vierzehn Tage hier oben und habe mir die größte Mühe gegeben in den
iſt groß."
Claim hineinzukommen , denn die Rerle machen da gewiß ichmåhliches Gold – fie halten aber feft, und der Commiſſár fedt mit ihnen unter
„ Ahem ,“ nidte der Alte, ,, es iſt aber idade, ich habe es mir zum man Grundſaß genonimen , feinem Menſchen ſein Glück abzufaufen
einer Dede. Er hat ſich da einen breitmächtigen Claim ſelber vor :
maďt ſich hernach Vorwürfe.
behalten , und will ihn ron den Jrländern für ſich ausarbeiten laſſen , wenn ſie erſt einmal mit ihrem eigenen Theil fertig find.“
Stelle , jedenfalls das Loch ausarbeiten , ehe ich auf den Brief nad
„ Aber wie iſt denn das mit acht Fuß Claim ,“ frug der Alte weiter, „ mir iſt geſagt, daß ſechs die geſeßlide Breite wäre, und die Zrländer behaupten acht per Mann.“
Und damit ſtanden die beiden Männer auf und gingen lachend weiter . ,, Hallo, was iſt da los ?" rief Jad plößlich, als mit einemmal ein großer Theil der Arbeiter aus ihren Gruben ſprang , und mit Maldi :
„ Das feßen ſie alles mit dem Commiſſár Durch ,“ erwiederte ihm der Fremde „ in teiſen Macht ſteht es zu beſtimmen , wie viel Fuß
nen und Geráthſchaften die ſteilen Hügel herauſjprangen .
fie haben ſollen ; bei reichern Plaßen nimmt er gewohnlich nur vier Fuß
die Sache aber gar nicht ſpaßig zu ſemn, denn fie gaben ſich die größte Mühe irgend einer, ficherlich ſehr bedrohlichen , aber jeßt noch nicht fit:
Breite an , bei ärmeren acht bis zehn und zwölf Durodonittlide."
Bathurſt ginge."
Viele blie :
ben bei ihrer Arbeit und wollten ſich todt lachen , den anderen ſchien
reche iſt das
baren Gefahr ſo ſchnell als nöglich aus dem Wege zu fommen . „ Wag zum Henfer haben die Leute ? frug der Allte einen ber
„ Aber wie fann er denn vorher wiſſen , was ein ärmerer oder reicher Fleck iſt ," ſagte Jac.
Arbeiter, der ruhig an ſeiner Wiege fortſchaufelte, 'und fich wenig um die ihn umgebende und ſo plößlich entſtandene Verwirrung zu fümmern ſchien warum laufen ſie alle als ob der Böſe hinter ihnen ware ?
,,Das weiß er auch nicht !" lachte der Fremde, „ und die vier oder
act Fuß hängen ganz davon ab, wie man fidh mit ihm ſelber ſtellt.“
„ Da ſchimpfen ſie auf das amerifaniſche Lynch geſek, “ brummite der Aſte vor fich hin , indem er mit Jad nach Dafeycreef hineinbog , und
„ Nun der Böſe ifties gerade nicht,“ lachte ber, ,,aber das böſe Ge: wiñen und der Commiſſár der fleine Junge tort hat eben die Mels bung gebracht, daß der Commiſſär den Fluß herunter fomut, und jeßt fraßt alles aus, was noch feine Licenz bezahlt hat, um ſich dieſen Monat wenigſtens jo durchzudrüden . Eine lumperei ifl'e, das iſt wahr, und noch für ſeine paar Tage volle Monatslicenz bezahlen zu müſſen, ehe ich aber ſo mit meiner Maſchine in die Berge laufe, zahl' ich ſie doch lieber.
hier mit ihren geprieſenen föniglichen oder gouverneurlichen Gefeßen herrſcht ebenſo viel , vielleicht noch ſchlimmere Willfur . In Dafeycreef ſah's wild aus
Viel Glüc, Jad - ich würde , in Eurer
überall waren Löcher gegraben
und wieder verlaſſen worden, und das ziemlich breite Bett des fleinen Bergſtromeo lag total troden , mit großen Kieſels und Quarzſteinen überworfen , nur weiter oben am Greef arbeiteten noch einige Leute,
Sie verlieren mehr an Zeit , und haben ſie wirflich etwas darin , ſo verſtreuen ſie auch mehr an Gold , als die ganze Lumperei werth iſt.“
.
dienen aber auch nicht beſonders viel zu finden , und eine von den Parteien wollte ihr fämmtliches Werfzeug verfaufen und wieder zurüd nad Sydney gehen . Ueber den Hügelhang hinüber , der hier den Dafeycreef von dem
So ſchienen aber nicht alle zu denfen , und die bunteſten und oft wirflich fomiſchen Gruppen zerſtreuten ſich über den Hügel ; nach allen
Seiten waren dabei, wie in einer vollfominen abgeredeten Sade, Wacht: poſlen ausgeſtellt, und auf ein Zeichen derſelben, nach welcher Richtung
Turon ſchied, famen fie, durch die Arbeiter hindurd , die von hier oben weg die Erde nach dem nächſten Waſſer hinunterſchleppten, wieder zum Turon und fanden hier, an einer Biegung die der Fluß nachte, eben: falls eine Maſſe von Menſchen emſig beſchäftigt die Erde auſzuwühlen , ſich mit rieſigen Steinen abzuquálen , Waſſer audzuſ( opfen , und die mühſam gewonnene Erde nach dem Fluß zu tragen , wo ſie denn niandy:
hin ſich der Gefürchtete wandte, hielten die Flüchtigen ihren Court. Der alte ſdüttelte mit dem Ropf und meinte dad Ausreißen vor dem Commiſſår gefiele ihm gar nicht, und zwar nicht etwa der Sache ſelber, ſondern des Goldes wegen , denn der Plaß fónne doch am Ende
mal ihre Arbeit bezahlt bekamen , manchmal aber auch um nichts arbeiten ,
die Arbeiter würden ja in den Fall gar nicht daran gedacht haben, wegen noch nicht einmal einer halben Unze wer weiß wie oft ihre
nicht ſo entſeßlich reich ſeyn , wie es die Zeitungen ausgeſchrieen hätten ;
und dann an einer andern Stelle wieder von vorn anfangen müſſen .
Am Hügelhang hinein, und hier troden mit verhältnißmäßig weni:
Arbeit aufzugeben und dabei ihre Werkzeuge in die Berge hineinzuſchlep
ger Mühe , hatten Andere Rollenähnliche Löcher gegraben , die harte
pen
.
eine jedenfalls höchſt unprofitable Sache. Während ſie noch ſo mit einander ſprachen , fand der Alte einen
Rieſelerde hielt ſich aud in der Wölbung vortrefflich, und mehrere Par: teien, unter anderm auch fünf Deutſche, ſtanden ſich ausgezeichnet gut.
einer der Arbeiter an , indem er ſich auf ſeine Pidart ſtúßte und die
hatte . Er fonnte den beiden Männern allerdings feinen Platz angeben , wo fie Gold gewiß finden würden , aber er meinte , dieſe Viegung ſery vielleicht ſo gut wie jede andere ; und ſo beſchloſſen ſie denn auch, da noch Plaß genug war , mit ihren Sachen hier herüber zu fominen und morgen einmal einen Anfang in der Goldwäſcherei 11 machen .
Vefannten von Vathurſt, der hier in dieſer Biegung des Fluſſed arbeis „Hallo, 3ad ," rief ſie aus einer nicht weit davon entfernten Grube i tete und in der Zeit wenigſteng , wie er ſagte , ſein Tagelohn gemacht
wollt Ihr mir das Loch hier Zeit ſogleich benußte fich ausjuruhen abfaufen Gold iſt drin , ich hab' aber Brief göfriegt und muß nad Bathurſt.
Die beiden Männer gingen hinunter zu ihm und ſepten ſich bei
(Fortſeßung folgr .)
ihm nieder . nun der Plat „ So, alſo wollt ihr verfaufen ?“ frug der Alte ſieht gut aus, und iſt brav vorgearbeitet wao wollt Ihr denn haben ? ,,Fünf Pfund,“ ſagte der Mann, die Arbeit allein die ich daran
gethan habe, iſt mehr als zehn werth, und ich bin feſt überzeugt, wenn Ihr nodi einen Fuß weiter hier hineingeht , findet Ihr auch die fünf Þfund vielleicht in einer Stunde wieder. Wao graben die Deutſchen
die Afademie eingeſandt, 1 ) eine Grammatik der ſamojediſchen Sprachen , 2) eine ethnographiſche Schilderung der altaiſchen Nationen und 3) den hiſtoriſchen Veridt ſeiner Reiſe . Reines dieſer Werfe iſt ganz vollendet, und er ſcheint, außer dem Ablauf der ihm verwilligten Friſt, aud
da nebenan nicht für ſchönes Gold heraus !"
„ Ja, nun reht , Jac , “ ſagte der Alte rūmunzelnd, der recht gut wußte, daß der welcher das lodh verkaufen wollte, verwünſcht wenig HoffVerlag der 3. G. Cotta'ſchen Budhandlung .
Caſtrens Arbeiten . Prof. Caſiren hat nach der Berichterſtat: tung der Sißung der faiſ. ruſi. Afadenie vom 20 Februar 0. 3. (fiehe Bull. de l'Académie 18. 18 ) außer ſeiner oftiafiſchen Graminiatif an
durch das Vorgefühl feines Todes zu dieſer Einſendung beſtimmt wors den zu ſeyn .
Verantwortlider Redacteur Dr. & 0 . Widenin ann .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 136.
7 Junius 1852.
Einige Nachrichten über die Chincha- oder Guano- ; Inſeln. ( Aus dem Bericht des Capitäng der id wediſchen Fregatte Eugenie.
Die Deutſchen in Nordamerika. ( Fortſepung .)
Wie ſehr das Unrecht bei dieſen Preßverhältniſſen jowobl
Aftonbl . 24 Mai . )
auf Seite der Herausgeber, als aber namentlich auch auf Seite
Da der Weg der Fregatte, ſchreibt der Capitän , nich in die Nähe der merfrürdigen Chinchags oder ſogenannten Guanos Inſeln führte, beſchloß ich durch eigene Anſdauung mir Rennts
des Publicumg liegt, läßt ſich unter anderem daraus erſehen, Daß offenbar lururiöjer Weiſe unter den Deutidamerikanern
niß von den dortigen Verhältniſſen zu verſchaffen, um ſo mehr, als aud einige ichwebide Fahrzeuge in den lebten Jahren tort Guano
häufig die Gewohnheit zu finden iſt, Abonnementegelber nicht gern zu bezahlen . Ein Herausgeber jagte mir in Bezug hierauf 3. B. , daß ihm Farmer ſein Blatt ſchon ſeit acht Jahren ſchule
geladen hatten .
Bei meinem Beſuch im März dieſes Jahre) fand ich nur zwölf Fahrzeuge in Labung , meiſt engliſche. Dieß
dig wären ; daß er bei andern Abnehmern die Bezahlung in Les bensmitteln, Kleidern u . ſ. w. empfange, daß aber dergleichen
war eine ungewöhnlich geringe Zahl in Vergleich mit den
im Innern als ganz gewöhnlich angeſehen werden müſſe, und
frühern Jahren , mo oft hundert Fahrzeuge zu gleicher Zeit Labung eingenommen hatten . Das Arbeiterperſonal iſt jeßt auch bedeutend ſchwächer, und mag ungefähr Fiebenhundert Mann ausmachen , theils Chineſen , theils Verbrecher, welche die peruas
niſche Regierung binſenbet, und zu deren Berradung, ſo wie zur Aufrechthaltung der Drðnung unter dem vielen Seerolf, bas fich hier ſammelt, ein kleines Kriegefahrzeug mit Militär an Borb aufgeſtellt ift. Dieß Fahrzeug ſteht unter einem Capitän , der zugleidh Gouverneur der Inſeln ift. Die Guanomaſſe ſcheint unerſchöpflich , und man berechnet, daß die Fortſchaffung von Guano 200 Jahre lang in gleicher
Stärfe fortdauern fann, wie ſie in den legten Jahren war. Die Urſache der dieß Jahr verminderten Ladungen fommt theils von der abnehmenden Bewegung nach Californien ber, welche macht, daß weniger Schiffe eine Retourfracht ſuchen, theils davon , daß in den legten Jahren ſo bedeutende Maiſen Guano fortgeführt wurden, daß der Bedarf im Augenblick befriedigt iſt. Die Fracht gehört allerdings nicht zu den lohnendſten , und die Ladung und Ausſchiffung iſt mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden , aber
die Fracht iſt ſicher, und nordiſche Fahrzeuge, welche dieie& Meer befahren , fönnen noch lange mit Sicherheit barauf rechnen . Die peruaniſche Regierung hat wiederholt verſucht, den Er trag der Chincha- Inſeln zu erhöhen , und jeft hat fich ein Eng
länder gefunden , der den Verkauf des Guano nach Europa und Amerifa beſorgt, und den Betrag der Regierung zu gute rech .
net ; dieſer betrug im vorigen Jahr 20 Piaſter per Conne. Eine bebeutende alte Schuld roll Damit an England bezahlt werden.
damit ſtimmen auch andere Nachrichten überein .
Hat ein Hers
ausgeber Abonnenten außerhalb der Stadt, in welcher ſein Blatt erſcheint, ſo gewärtigen dieſe, daß er ſelbſt alljährlich einmal mindeſteno perſönlich eine Rundreiſe madhe, um die Abonnementes gelber einzuforbern , ober daß von ihm doch ein beliebter Agent beauftragt werde. Man liegt in den meiſten deutſchen Blättern
von Zeit zu Zeit wiederholt die bitterſten Klagen über ſlechte Zahler, trop berumreiſender Agenten und Herausgeber ; faſt eben
ſo häufig ſind Anzeigen, daß dieſe oder jene Perſon nicht mehr Agent für dieſes oder jenes Blatt ſey, feine Berechtigung zur Ginforderung von Geldern mehr habe u. 1. w . , was ſo viel heißt, als : er hat das Geld in ſeine Taſche geſtedt. Unter ſolchen Umſtänden gehört beſtenfalls bei dem Herauge geber eines Blattes in Amerika die Hingebung an einen gewiſſen Grundſag des Jeſuitismuß dazu , demgemäß der Zweck die Mittel heiligen ſoll, uin die Luft an der Sadie nicht zu verlieren , denn
jonſt wäre nur reine Narrheit als Leiterin ſolcher Unternehmun gen vorauszuſeßen .
Da aber der angeführte Grundiak auch in
Dieter Richtung ſich als falſch bewährt, indem ein verachteter ober gering geſchäfter Lehrer niemale auf recht gebeibliche Einwir fung rechnen kann, io darf inan ſich gar nicht wundern , wenn faſt die geſammte, früher eingewanderte, deutſche Intelligenz für
ein literariſches Leben und Streben erſtarb; wenn ſelbſt der große, ungewöhnliche Zufluß intelligenter Männer in den leßtverfloſſes nen Jahren auffallend wenig zur Beſſerung und Hebung der Zuſtände beitrug ; wenn endlich auch dadurch nicht ſo viel ge nügt wurde, als es hätte der Fall ſeyn fönnen und ſollen . Pers
Der Preis, um den jeßt Ouano frei an einen Stapelplat in Europa oder Amerika geliefert wird, beträgt 45 Piafter bie Tonne. Der Guano, den man hier findet, gilt für bedeutend beſſer als derjenige an den Rüften Patagoniens, weil es hier nie regnet, und der Guano allo auch nicht ſo von dem Regen aus.
ſonen , die ſittliches Gefühl befißen , ziehen ſich von der mit Schmuß behafteten Tage & preffe zurück, welche dadurch eben jo wenig zu einer ſittlichen Stellung gelangen kann , als die untern
gelaugt wird.
febre von denſelben zurückziehen.
Volfeſchichten eine gewiſſe Ungeſchliffenheit ablegen werden, wenn wie Dermalen die Gebildeten ſich im gejelichaftlichen Ver
we80 ,
542
Stellen wir uns die Frage : woher dieſe gerügte Theilnahms
und bisher verſtand man eben nur dieſes zu befriedigen in mehr
loſigkeit, dieſe Geringſchäßung der Geiſtesbildung unter den Deutſchamerifanern, troß der begünſtigenden Preßfreiheit und ſonſtiger politiſcher Förderungemittel ? To ftehen obenan : die mangelhafte Bildung unter einer ſehr überwiegenden Mehrzahl der „Grauen" und der gänzliche Wegfall eines Nachwuchſes, der durch Unters richt und Erziehung im deutſchen Sinne herangebildet würde.
oder minder guter Weiſe. Wenn aber einem Buchhändler höhes res Verdienſt um die Literatur zugeſprochen werden ſoll, ſo muß derſelbe fich auch wahrhaft verdient gemacht haben, namentlich um
Vermehrung des Bedürfniſſe der Literatur und um Beförderung einer zweckmäßigen Befriedigung , wozu namentlich Hervorrufung. einer entſprechenden Driginalliteratur gehört. Frägt man aber,
ſeither von den neuentſtandenen Deutſchen Buchhandlungen Den Unterlaſſungeſünden nach dieſen Seiten hin muß eine ſo was nach leptangeführten Richtungen hin geſchehen ſey, ſo werben
bemüthigende Erſcheinung unter Angehörigen einer Nation beis gemeſſen werden, die man wahrlich nicht ganz mit Unrecht im alten Vaterlande als ein Volf von Denkern bezeichnet. Und die geiſtige Regſamfeit, welche jeßt in den Deutichamerifaniſchen Blättern in der That bemerkbar iſt, die ſich namentlich durch eine jüngſte Einwanderung herausgebildet bat ; file wird, ſte muß
faum einzelne Spuren einer Wirkſamkeit nachgewieſen werden fönnen .
Deutiche Driginalmerfe von Belang find in Amerika gar
nicht erſchienen , obidhon die geiſtig begabteſten Männer deut . icher Zunge einwanderten , und wer mit einem Verlageantrage
abermals — aus Mangel an einheimiſchem Zuwachs von unten
ſelbſt zu den angeſehenften deutſchamerifaniſchen Buchhändlern
berauf durch das nachwachſende Geſchlecht – untergeben , wie die
einmal gefommen iſt, hat ſicher den Willen und den Muth zum
Beſtrebungen in früheren Zeiten untergegangen find, wenn nicht | Wiederfommen verloren ; von Anregungen zur literariſchen Pro endlich die Trägheit der „ Grauen “ verſchwindet und dieſe aus
duction fann aber erſt gar keine Rede ſenn bei den deutſchen
faliche ganz falſche endlich ganz nicht endlich man nicht ihrer Lethargie erwachen ,, wenn man
Buchhandlungen ber Vereinigten Staaten, denen die Fähigkeit
Entweder werden die Strebſamen , deren
zur richtigen Auffaſſung einer vollfommenen Preßfreiheit ganze lich abzugehen icheint, und denen auch entſprechende Geldmittel zu einem großartigeren Literaturbetriebe abgeben, wie jolche anglo amerifaniſchen Unternehmern zu Gebote ſtehen . Die reichen Deutſchen zeigen weder Sinn noch Neigung für Literatur im
Begriffe fahren läßt .
Reihen fich täglich lichten , von ihren unvortheilhaften Lagen abs
gehalten an fernerer Regſamkeit auf geiſtigem Gebiete Theil zu nehmen , und ſie wenden ſich ebenfalls mit der Menge rein mas teriellein Erwerbe zu, oder ein Umſchwung der Dinge in Europa
macht es mehreren möglich, in Amerifa den Staub von ihren Füßen zu ſchütteln und dahin zurückzukehren, mo Geiftesbildung mehr im Anſehen fteht. Dann ſinft das deutſche Element in Den vereinigten Staaten wieder in eine bebauerliche Nullitāt berab , mas geiſtige Kultur anbetrifft und ron rechter Erfüllung
ſeiner großen Miſſion iſt fortan feine Rebe mehr , weil trüben in Deutſchland der Verruf vieſiger Zuſtände aufgeſprochen werden wird und muß, ſo daß fortan nur der armſte und ungebildetſte
Theil, oder Glücké jäger, Lungerer, Betrüger , Spigbuben und Schufte aller Art die Geſellſchaft in Deutſæland von ihrer traus rigen Nähe befreien werden , um ſich hier angloamerikaniſtren zu laſſen , um das Maß materieller Verſumpfung hier überlaufen zu machen . Anſtati in kosmopolitiſch humaner Höhe zu glänzen , werden die Vereinigten Staaten ganz einem Yanfeeismus verfallen , der fürwahr nicht um ein Haar beſſer erſcheint, all der aufgefantſchuhte Ruſficiêmus. Ich hoffe und wünſche, daß es nicht hierzu fommen möge ; allein die Perſpective ift feine andere , falls der bisherige Schlenbrian fortbauert unter den Deutſdamerifanern , wenn fle nicht beachten lernen , worin ihre Macht al& Minderheit der Bevölferung liegt, und welde edlere Beſtimmung fte zu erfüllen haben. Von manchen Seiten iſt auch dae Verdienſt der „ Grünen“ um Kebung des Deutichen Buchhandele in Amerifa hervorgehoben worden ; allein ich bin leider nicht im Stande in dieſe Lobeos
erhebungen einſtimmen zu fönnen, welche gefährliched in fich faſe ſen , weil man dadurch nur in trügeriſche Einbildungen verfält. Allerdings hat fich die Zahl derer in leßter Zeit ſehr vermehrt, die mit deutſchen Büchern handeln ; inbeffen ſehe ich nirgendwo
erhebliche Spuren einer zweckmäßigen Wirfjamfeit in Hinſicht auf Hebung der deutſchen Literatur heraustreten. Denn daß von ihnen nicht – wie die früher geſchah – bloß der „ Til Gulens ſpiegel" und „Schinderhannes" neben bem „Schaffäftlein “ des gottſeligen berrn von Bogapfy unb Goßners , neben etlichen ber-
räucherten Poſtillen verkauft wurden , wird man ihnen doch fürs wahr nicht als großes Verdienſt anrechnen wollen ! Die vermehrte, intelligentere Einwanderung hat das Bedürfniß verändert
allgemeinen, und ihnen iſt alſo auch feine richtige Auffaſſung
de& Literaturbetriebes zuzumuthen ; ſie würden geneigt ſeyn, jeden Antragſteller, der ihre Capitalien nach ſolcher Richtung in Ans ſpruch nehmen wollte, für unzurechnungefähig halten. Gini am ,,Shinderbannel ", ,, Tid Gulenſpiegel " und ſonſtigem Humbug reich geworbener deutſcher Buchhandler aber hohnlacht ſelbſt ges radezu über buchhändleriſche oder literariſche Beſtrebungen , die über das Gebiet des erwähnten Stofel hinausliegt . Aber ſelbft
die höhere Speculation auf Herbeiführung von Abſaß guter Deutſcher Literatur iſt ſeither gänzlich in Amerifa unterblieben , faum baß man trockene Kataloge zu vertheilen bemüht erſcheint. Beiſpiele erläutern 098 Sadrerhältniß auch hiebei am beſten ;
darum tey erwähnt , daß eine der angeſehenſten deutſchen Bucha landlungen der linion vom Herauê geber einer zur Gebung des deutſchen Literaturverfehre in den Vereinigten Staaten unter nommenen Zeitſchrift die Gratiseinlieferung derſelben beanſpruchte , wenn man auf Verwendung rechnen wolle ! Wie viel auch dem angloamerifaniſchen Buchhandel noch fehlen mag , um Anſprüche auf eine höhere Stellung machen zu
fönnen, immer zeigt fich derſelbe dem deutſchamerifaniſchen gegens über ſehr überlegen. Man hat wenigſtens die nierfantil-lucrative Seite begriffen ! Was von Seite der „ Grauen " jowohl als auch von einer
Menge der Angloamerifaner den „Grünen“ hauptſächlich vorges worfen wird, iſt eine von denſelben offenbar getragene Bewegung auf religiöjem , oder eigentlich auf philoſophiſchem Gebiete. 68
find õ. B. in legter Zeit an verſchiedenen Drten ſogenannte „ freie Gemeinden“ entſtanden, deren Hauptbeſtrebung endlich die Vernunfte und Naturreligion iſt, wird die vom Chriſtenthum nur ſo viel annehmen wollen, ale fich mit geſunder Vernunft
und geläuterter Naturanſchauung verträgt. Dieß iſt wenigftens ihr Programm . Der Angloamerifaner iſt aber in ſeiner Mehr. heit entweder wirklich ftreng orthodor und firchengläubig, ober er feuchelt dieß aus Nachgiebigkeit gegen das Herfommen , dem auch andere ſich beugen, wenn es ihm nicht als bequeme Maske
erſdeint, hinter welcher er ſeine Geſchäfte am füglichſten machen
543 kann.
soon
Die Uebervortheilung im Handel geht wirklidh überaus
Plaß für die Keſſel hergerichtet, furg, alles gethan wag vur nöthig war,
gut von ſtatten hinter zur Schau getragener Orthodorie, das
das lager und ihren fünftigen Wohnort ſo behaglich als möglich zu
zeigt die Mehrzahl der europäiſchen Zudenſchaft. & fehlt zwar den Amerifanern nicht an ſehr freiſinnigen Secten , die faſt ober ganz ſo weit in ihren Anſichten gehen wie die freien Gemeinden ,
allein fte beobachten doch immer eine gewiſſe Politik gegen die Mehrheit der Orthoboren und wad fich diejen anhängt, indem fie namentlich den Formen und dem Scheine buldigen . Dad Kirchengeben wird z. B. von ihnen pünftlich mitgemacht, auch
wenn es dem Individuum fein Bedürfniß iſt ; mit den Worten „Glaube ", Religion ", „ Gott", auch wohl ,,Ghriftenthum ", Rirche"
u. dgl . wird nicht geſpart, ſo daß man von den Leutchen wenig. ftens ſagen kann , fie ſehen fromm, wenn auch auf ihre beron dere Weiſe . Die Deutichen Rationaliſten der erwähnten Art treten in vielen Fällen nicht ſo behutſam oder rücfichtsvoll auf ; fie vers
ſtoßen z. B. gegen das erfommen , indem ſie nichte von ſtren ger Sonntagefeier u. 1. w. wiſſen wollen ; der
Glaube
wird
von ihnen verworfen und das „ Wiſſen “ an deſſen Stelle vers langt und was des Vergerniſſes dann noch mehr ſeyn mag . Beſondere aber ziehen ihre Redner und Organe gegen Piaffen
108, und düiten damit gewiß mehrfach das Kind mit dem Bade aus, indem fie dadurch den Haß ihrer Gegner reizen, die ſonſt ziemlich tolerant find, jelbft gegen die kleinſten Minderheiten , was Religionsangelegenheiten betrifft. Die gemeinten „ grünen“ Deuts ichen nehmen offenbar nicht gebührende Füdſichten darauf, daß
in den Vereinigten Staaten die Mehrheit ſouverän iſt, und zwar in einen weit höhern Grade, ale & jemals ein ruiſticher Bar ſeyn fann , denn dieſer iſt eine Perſon, welche ihren Willen nur durch andere audzuführen vermag, weßhalb fidh die Ausführung zariſcher Bejehle ſtets mehr oder minder nadi dein Willen an derer thatſächlich geſtalten wird. Dagegen vermag eine ſouveräne Menge ihrem Willen ganz andern Nachdruck zu geben durch
Selbſtausführung bedjelben. 3ch finde es zum Bewundern, daß die ſouveräne Mehrheit in Uinerifa nicht noch weit mehr Deſpos tismus treibt, als dicß eben der Fall iſt, und ſo lange die Deut ſchen beſonders eine von den Engliicredenden durch das Majo
ritätenrecht beherrſchte Minderheit bilden, ideinen mir die Grünen
unbedingt gegen Klugheitsvorſchriften zu fündigen, wenn fie nicht mit möglichſter Schonung der Majoritate anſichien auftreten , 31
mal ihnen das beſſere Beiſpiel im Beneben der Vorwärtes ſtrebenden unter den Angloamerifanern in deren Vorſicht vor
Augen ſteht. Man faßt den Stier nicht ſehr paſſend bei den Hörnern an , und wenn man nun vollende ſeine Meinung zur Anerkennung bringen will, erdeint der oft betretene Weg vollende
unpraftiſch. In deſſen hat ſelbſt das gerügte Auftreten der „Grü. nen " Doch fein Gutes, indem ed die nothwendige geiſtige Pola.
rijation herſtellen hilft, die dem Foricher zum Weiterſchreiten erforderlich erſcheint. Dagegen muß die aus zeitlichen Rüdlichten entſpringende, öſter unter den „ Grauen “ vorfommende orthodore
Heuchelei, womit dem Vanfeethum gehuldigt wird, entſchieden
machen .
Beide Männer wollten fich auch nicht dem Fortlaufen vor dem
Commiſſår preisgeben , und beſchloſſen ſchon am nächſten Morgen ihre licenz auszunehmen . Die Gegend in der fie lagerten, war allerdings nicht viel beſſer als alle auſtraliſchen Gegenden find , deren monotoner Charafter den Wan: derer mit der Zeit förmlich niederdrüdt, nichtodeſtoweniger gab dag rege Leben der rings umher lagernden ſelbſt den troſloſen Gumbäumen etwas freundliches , und das Thal des Luron ſelber bot durch ſeinen ſchmalen Streifen dunfelſdattiger Caſuarinen doch wenigſtens einige Abwechslung ; der Baumwuch an den Bergen war übrigend ſpärlich, beſonders ſchlecht zeigte et fich aber mit Grad für das Vieh beſtellt, und der Alte von Bathurſt, deſſen Name bal war, verfaufte auch ſchon .
zwei Tage ſpåter ſein ganzes Geſdirr, mit Odſen und Wagen zu einem ziemlich mäßigen Preis , um nicht unaufhörliche Laſt und Mühe mit dem Vieh zu haben, und es am Ende doch noch zu verlieren. Am nächſten Morgen zahlten ſie ihre licenz, fuchten ſich einen Plaß aus und fingen an abzudeden ; d. h. ſie warfen die obere Orde ab, um zu dem mehr goldhaltigeren Grund dicht auf dem Felſen zu fommen . Indeſſen verſuchten ſie ſchon dann und wann einmal ein paar Pfannen
voll, um zu ſehen ob fich ſchon Gold zeigte, und fanden auch faſt in jeder ein paar Körnchen Gold , im Ganzen aber noch zu wenig das Waſchen zu lohnen. Fall, der früher einmal ein paar Monate in Californien geweſen war, meinte, das müſſe ein ſehr gutes Zeichen ſeyn , daß ſie Gold ſchon ſo hoch oben fanden , denn das hätten fie in Cali: fornien nur an den reichſten Stellen getroffen. Der Sonnabend ging übrigens auch mit dieſer Arbeit vorüber, ohne daß ſie zum Waſchen gefommen wären, fie hatten aber doch ſchon
mit regem Fleiß ein reche Fuß tiefes , ſtattliches Loch gegraben , und hofften am Montag auf die Golderde hinunter zu fommen .
Sie waren faſt die leßten, die am Sonnabend ihre Arbeit verließen, denn die ſchon dort eingewohnten Miner hörten Sonnabend Nachmit:
tags gewöhnlich früh auf, um ihre Proviſionseinfáufe zu beſorgen, und ihre Zelte ein wenig herzurid ten ; die Sonne war eben im Begriff unters zugehen, ale fie, ihr Werfzeug in ihrer Grube laſſend, langſam heim ſdílenderten und ſich über die verſchiedenen Gruppen freuten, denen ſie begegneten oder die ſie überall vor den Zelten fißen ſahen. Faſt vor allen Zelten brannten und lederten tüchtige Feuer, und brodelnde Pfan nen und überlaufende Theefeſſel und Quarttöpfe bezeugten den vortreff: lichen Appetit der Goldwaſcher. So weit fie ſehen konnten , gåhlten fie
fünfzehn Menſchen zu gleicher Zeit, die, jeder mit einem halben Hammel auf dem Rüden , ihrer einſtweiligen Heimath zuzogen. Unter einem halben Hammel ſchien hier gar niemand Fleiſch zu faufen, das auch überdieß billig genug war, und nur vier Pence das Pfund galt. Die Röpfe, und Herz und Leber wollte dabei noch nicht einmal Giner umſonſt, und fie wurden meiſt alle, mit den Gingeweiden, in die Grube oder vielmehr auf den Haufen neben der Schlachtbank geworfen .
In den Storen herrſchte beſonders reges Leben , von denen ein deutſcher Jude, Auſtin , den bedeutendſten von Dafey:Creet hatte, und ſehr gute Geſchäfte machte. Jewell, wie ihn die Engländer narinten, nach ihrer Ausſprache aber
wahrſcheinlich das etwas verdrehte Somul, der Geſchäftsführer hier oben (benn Auſtin ſelber hatte einen größern Store in Bathurſt, wo er auch wohnte) , ſchien alle Hände voll zu thun zu haben und lief aus einem Zelt - denn fie hatten deren zwei gegen einander überliegend — in das -
verworfen werden . andere.
(Fortſeßung folgt. )
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen .
A18 Jad vorbeiging, verſicherte er eben ein paar Räufern, was
er ſdon alles für die Goldwalder hier oben gethan habe, und wie er, für einen Freund, im Stande ſey alles aufzuopfern. Gr war dabei ausgezeichneter Laune und fang ſogar den Tact zu den Hammer: ſchlagell, mit denen er das Quarz aus den ihm zum Handel angebotenen
( Fortſepung .)
4. Wie Jack zu arbeiten anfing, und wie er fich amüfirte . An demſelben Abend wurde der Wagen nach der Mündung von
Lafey:Creef hinaufgefahren , dort abgeladen, das Zelt aufgeſchlagen, ein halber Hammel von dem Fleiſcher geholt , Holz herbeigeſchafft und ein
Stückchen Oold herausſchlug. Es war eine herrliche Schabbeofeier für ihn , denn er nahm ungemein viel Gold ein. Hallo Zelt ſtand gar nicht weit von Auſtine, nur etwas tiefer nach dem Fluß zu hinunter. Aufline Zelt war das höchſte nady den hier
niedrigen und offenen Hügeln zu.
544
son
68 war unter der Zeit dunfel geworden und die Lagerfeuer leuch : teten roth und glühend in die ſonſt flodfinſtere Nacht hinaus . Ueberal von den Bergen funfelten fie herüber , hie und da einzeln, wie ſich die Laune der Goldwaſcher ihren Lagerplaß geſucht, hie und da in dichten leuch: tenden Gruppen, wo irgend ein günſtig gelegener Plaß vielen Zelten zu gleicher Zeit Naum , Holz und Waſſer geſtattete. Muntere Lieder tónten
ein paar hundert Schritte davon entfernt, zubringten , wo gar raſch ein
dabei von manchen Orten her durch die ſtille Nacht, und Hundegebell
An Dafen-Point fand nämlich ein Borerfampf zwiſchen einem alten und jungen „Cove " ftatt, wie dieſe Leute in der auſtraliſden „ Flaſh " Sprache genannt werden ; der Allte hatte längere Praris und faltes Blut,
und Viehgeblöd. Und die hellen Zelte ſtanden weiß und ſchimmernd, hie und da von der fladernden Flamme grell beleuchtet, dazwiſchen , und dunkle Schatten glitten daran hin und wieder, und an manchen Stellen, wo das Abendbrod ſchon vorüber war , wurden trodene Stüde Holz aufgeworfen , daß die glühenden Funfen hell und blißend zum dunklen klappernden Laub der Gumbäume emporſlieben, und hoch in die Nacht hineinwirbelten . In Auſting Zelt entſtand plößlich ein wildes Geſchrei - Jewello Stimme, die noch vor faum einer halben Stunde ſo fröhlich geflungen hatte, heulte und wehflagte „ Weh mir, weh mir, ich bin ein geſchlagener Mann id bin todt ich bin todt !" Jad war einer der erſten mit , die ſich oben am Plaß einfanden, die Sache wurde zu ſehen was für ein Unglüd vorgefallen wäre
bald ruchtbar. Jrgend ein ſchlauer Dieb, der wahrſcheinlich mit anderen im Bunde war die Aufmerkſamkeit der Verkäufer ſo lange im Innern
zu feſſeln , hatte hinten die Zeltwand aufgeſchnitten und etwa fünf bis 600 Þfd . St. in Goldſtaub , Silber und Banfnoten entwendet ; dicht
hinter dem Zelt lag der dunfle Hügel, über den hin der Dieb ſich und ſeinen Raub wahrſcheinlich ſchon lange in Sicherheit gebracht. Der arme Teufel von Jube raufte fich indeſſen die Saare, warf ſich
auf die Bündel wollener Deden nieder, die im Zelt lagen, und war in Verzweiflung er hielt ſich mit dem Verluſt des Golded, das er ſich -
nichtodeſloweniger raſch genug verdient hatte, für rettungslos verloren. An den Zelten wurden an dieſem Abend , in der ganzen Nachbars ſchaft herum, nichts wie Diebesgeſchichten erzählt, und 3ad, der geglaubt hatte , daß dieſer Plaß hier oben ein Muſter von Ehrlichkeit ſey), er : ftaunte von ſo vielen Einbrüchen und Diebſtählen zu hören er hatte das gar nicht für möglich gehalten. Er faßte den Entſchluß das nächfiles .
mal ſein Werkzeug Abends mit zu Hauſe zu bringen, und lieber einen
ficherlich ſehr intereſſantes Schauſpiel ihre Aufmerkſamkeit ſo feſſeln mußte, daß manchmal in der wogenden Menſchenmaſſe Todienſiille herridhte,
dann aber plößlich wieder ein ſo tolles Jubelgeſchrei audbrad, daß der Prediger nicht einmal ſein eigenes Wort , viel weniger die fruninie Gemeinde die
redigt hören fonnte .
der Jüngere Stärke und Gewandtheit für ſich , und der Kampf ſcien lange unentſchieden zu bleiben
länger wenigſtens als die Predigt
dauerte, die zum Scandal der religiós Geſinnten ziemlich furz abgeſchnit: ten werden mußte. Der Kampf bot indeſſen inſofern weit mehr 3n tereſſe für die meiſten, da ziemlich bedeutende Wetten eingegangen waren , und wer auch nicht ſelber mitgewettet hatte , fich doch ſicher für den einen
oder anderen der Wettenden ſo viel intereſſirte , daß er ſeine unmittel bare Gegenwart in
innerſten Ning für unumgänglich nöthig erachtete,
und dadurch natürlich zur Vergrößerung des Lärmend und der Verwir: rung ſein möglichſtes mit beitrug .
Der Sieg entſchied ſich endlich für den Jüngeren der beiden Rám: pfer, der Alte wurde mit blau geſchlagenen Augen und mit Blut bedeckt, fortgeſchleppt, und die Polizeidiener, die während der ganzen Zeit mit zu den aufnierkſamſten Zuſchauern gehört hatten , machten jeßt, da die ganze Suche vorbei war , Miene, die beiden Rämpfer und einige der dabei am
thátigſten geweſenen Perſonen zu arretiren .
Die allgemeine
Stimme war aber gegen ſie, und ſie hielten es wahrſcheinlich für beſſer, am heiligen Sonntag, wo ſu ſchon Scandal genug geweſen war, nicht ſelber noch größeren anzufangen. Da doch nichts mehr zu ſehen war, zogen fie ruhig ihrer Wege. Der Scandal war aber mit dem Schluß des Hauptfampfes feines
wegs beendet , ſondern wucherte jept erſt, da die Wetten eingefordert und beſtritten wurden, nach allen Seiten hinaus, daß es ordentlich eine Luſt und Freude war ; dabei entwickelte fid; eine Eigenſchaft, die man hier oben gar nicht für möglich gehalten hatte, da ſcheinbar alle Mittel dazu fehlten ſie hervorzurufen . Es zeigten ſich nämlich , und je ſpäter
Stod mit einem Zettel in die Grube zu ſtellen .
es am Tage wurde deſto häufiger, Betrunkene , hie und da tauchten
Am nädſten Tag war Sonntag , und die Leute gingen alle gar ſauber in rothen oder blauen Hemden und mit reingewaſchenen Hoſen
Flaſchen auf , und wenn auch ein Uneingeweihter nirgends ein Local ſehen oder finden konnte , wo derlei ſpirituoſe Getränfe öffentlich verfauft
wurden , ſo mußten doch ſolche Pläße beſtehen, und die „ öffentliche“ Mei
und Filzhüten einher. Es herrſchte ein ruhiger und ſtiller des Sab: baths würdiger Ton , und Hall meinte, es fomme dieß beſonders daher, Daß die Regierung feine einzige Licenz für den Branntweinverfauf in
nung unterſtüßte ſie „ heimlich.“ Der Nach inittag brachte manche ärgerliche Scene, und Hall ſawor
den Minen auegegeben habe, und die Goldwaſcher überhaupt einſtimmig
er hätte es in Californien , wo zwanzig Schenfzelte zu gleicher Zeit offen
dagegen ſeyen, daß ſpirituoſe Getränfe in die Berge hinaufgeſchafft oder
geweſen , nicht flimmer und árger geſehen. Nachmittags hatte auch gepredigt werden ſollen , daran war aber
wenigſtens verfauft würden. Deffentliche Spieler wurden ebenſo wenig
geduldet, jedenfalls ein Segen für die Minen , und ein paar , die den Verſuch gemacht hatten damit anzufangen , waren ſchnell eines beſſeren belehrt worden . Os hatte ſich aber auch ſogar ein Geiſtlicher in dieſe unwirthbaren Berge hinaufgefunden, und ſchon früh am Morgen lief das Gerücht durch
gar nicht zu denken .
Mitten in dem tollen Gewirr und Spectafel lief
übrigens zu gleicher Zeit ein dumpfes Gerücht herum , daß, gar nicht ſo weit entfernt, neue Minen entdeckt wären , die fabelhaft reichhaltig reyn ſollten. Niemand wußte noch irgend etwas genauereg darüber anzu: geben , nur das erzählte man ſich, Hargreaves, der erſte Entdeder der
das Lager , daß um 11 Uhr offene Kirche gehalten werden ſollte. Gin Zelt hatte man dazu freilich nicht , die Predigt mußte im Freien ſtatt: finden . Eine ſehr große Menſchenzahl hatte ſich, gerade an der Stelle wo
Bathurſt -Minen , habe ſie aufgefunden und das Gold liege dort in
gepredigt werden ſollte, eingefunden, und der Prediger, eine lange dunne Geſtalt mit harten trockenen Geſichtszügen , überſchaute mit einem zufrie:
überzogenen Himmel nieder.
denen Lächeln die gewiß nicht ſo zahlreich erwartete Sdaar frommer Gläubiger, die herbeigeſtrömt waren das Wort Gottes in der Wüſte zu hören.
Als er übrigens, nach etwa einer Viertelſtunde, in der er aller:
dinge vergebens gewartet hatte, daß die zu einer richtigen, eindruc6: vollen Predigt nöthige Ruhe und Stille eintreten ſollte , ſeine Predigt
mit ſehr lauter Stimme begann, die noch etwa Unruhigen darauf auf: merkſam zu machen , daß von jeßt an der Prediger allein das Wort habe,
trennte ſich die ganze Schaar in zwei, ſonſt an Zahl aber ſehr ungleiche Hauptmaſſen , von denen der Prediger leider das fleinſte Häuflein um fich fah, und wenigſtens drei Viertheile der übrigen nach Dafey:Point
Nuggets “ an der Oberfläche.
Die Nacht goß es in Strömen von dem dicht und rabenſchwarz Mohl denen, die Zelte hatten , fie fonnten
ſich in ihren trockenen warmen Deden nur etwas feſter einrollen , und das Vorüberziehen des Ilnwetter& abwarten . Wie mancher arme Wan:
derer mußte aber dieſe fürmiſche Nacht im Freien zubringen, und Kälte und Näſſe nehmen , wie es ihn gerade überfam. Mander verwünſchte in der Nacht die Minen mit ſammt dem Golde und wollte, daß er beis des im ganzen Leben nicht zu ſehen befominen hätte. (Fortſeßung folgt. )
Die ſogenannte mediſche Inichrift zu Bebiſtun iſt auf Veranſtaltung der engliſchen aſiatiſchen Geſellſchaft in der Hand eines Lithographen , und wird mit einer Abhandlung Sprache und Schreib art von Hrn . Norris demnächſt erſdeinen. (Athen . 29 Mai . )
Berlag der 3. 6. Cotta'iden Budhandlung. - Berantwortlicher Rebacteur Dr. 68. Wibenman .n .
Das Ausland. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
8 Junius 1852 .
" 137. Dſchung Bahadur.
nem Urgrohn beſtätigt, als er bemerfte, daß Abiman Singh ſeine Leute laben ließ. Es war nicht zu zaubern ; beide Collegen
Wir müſſen dieſen merfiúrbigen Mann, der in London 10 ſebr der „löwe“ des Tages wurde, noch einmal aufführen, da ein Hr . Laurence Dlifant, der den nepaleſiſchen Miniſter auf
mit vielen ihrer Anbänger waren in einem großes Saale vers
deſſen Rücreiſe in Ceylon traf, und mit ihm nach Katmandu
In dieſem Augenblick gab Didung Bababur das Zeichen , Fatih
ging, fürzlich ſeine Meiſe herausgegeben hat, aus ber, gelegenta lich bemerft hervorgeht, daß der Londoner „ lörre“ gar vieles von
Dſchung zu ergreifen.
einem „Tiger“ an fich hat, und die in neuerer Zeit von uns mitgetheilte Geſchichte ſeine Emporfommene (i. Nr. 77) ſcheint
keineswege, obgleich auch nicht von Gewaltthat frei , tie wahre, wenigftens menn wir der Erzählung Dlifante glauben, der une folgendes über den Hof von Nepal berichtet. Didung Bahadure Dheim, Mahtabar Sing, führte in der
Jugendzeit des erſtern die Regierung , verfeinbete fich aber mit der Königin, weil er einige ihrer perſönlichen Feinde nicht hin, richten laſſen wollte. Indeß verbarg fie ihren Groll, und ließ einſt den alten tapfern Mann bei Nacht in den Palaſt rufen.
Argloe begab er ſich hin, faum hatte er aber die große Treppe erſtiegen, und trat in das Zimmer, wo der Radicha und die
ſammelt, wo die Königin in heftigfter Aufregung for berte, daß man alábald den Mörder Gaggan Singh8 zur Stelle ſchaffe. Der Sohn des leßtern Karaf Bifram
Sab , in der Anſicht man wolle ſeinem Vater and Leben , ſtürzte vor, und gab einem der Leute Dſchung Bababurs einen Hieb, wurde aber al&balb niedergehauen . Fatih Didung wollte ſeines Sohnes Tob rächen , und ſtürzte auf teſſen Angreifer, als ihn eine Kugel Dichung Bahaduro nieberſtreckte neben einen Sohn. So erhielt Dichung Bababure Staatsſtreich eine ganz andere
Wendung, als er anfangs beabſichtigt hatte, aber der Würfel war einmal geworfen und alles hing ießt von ſeiner Entſchloſſen beit ab . Iroß ſeiner augenſcheinlichen Gefahr iſt es faft unbes greiflich, wie ein Mann plöglich zu der falten Entſchloſſenheit
fommen konnte, um eine Scene aufzuführen, wie die, welche dieß rauerſpiel chloß.
3hm gegenüber ſtanden 14 Ebelleute, welche nach Rache ſchnaubten über den Tob ihres Führers, aber der Anblick der
Rani ſaßen, al8 ein Schuß fiel und den alten Helden nieder , ftredte. Der Mörder war Dichung Bahadur, und was ihn zu dieſer abſcheulichen That trieb, von der er noch jeßt mit Auss
treuen Leibwache, die ſo oft ſchon Dichung Bahadurs Leben ges
brücken del tiefſten Rummerd ſprechen ſoll, ift ſchwer zu ſagen.
Was der Ausgang des Trauerſpiels ſeyn werde, war den Un .
ſchüßt, hielt ſie ab, den Mörder ihres Anführer8 zu ergreifen.
Dichung Bahatur behauptet, der Mord ſey eine Nothwendigkeit
glüdlichen nur allzu flar. Dichung Bahadur nahm die Büchſe
geweſen, wenn er ſein eigenes Leben habe retten wollen .
aus der Hand des zunächſt Stebenden, und der erſte fiel. Vier zehnmal ertönte der Saal von den Schüſſen Dſchung Bahadurs, da inan ihm, der feinem Auge traute, als dem ſeinigen , eine Büchſe nach der andern reichte, und mit jedem Schuß lag ein Edelmann am Boden . Abiman Singh allein entging dem töbs lichen Schügen, und erreichte die Thüre, wurbe aber hier ron
Wie
dem ſeyn mag, nach Mahtabars Lobe wurde ein neues Minifterium gebildet, in welche Dichung Bababur als Befehlshaber
der Truppen trat ; ſein College war Fatih Dichung, der eigents liche Premierminiſter aber Gaggan Singh, der für den Liebs haber der Königin galt. Ein Jahr ſpäter ( 1846) wurde Gaggan Singh, während er in ſeinem Zimmer aß, erſchoſſen . Die Kös nigin beauftragte einen gewiſſen Abiman Singh, einen der vor. nehmſten Beamten des Hofs, den vermutheten Mörder hinrichten zu laſſen , da aber der Radſchab bie Hinrichtung verweigerte , ſo wollte Abiman Singh Den Befehl der Königin nicht ausführen.
Dieß erregte Dichung Bahadurg Verdacht, daß er an der Er. morbuug Gaggan Singhe Sheil gehabt, er theilte denſelben Fatih
einem der Leute Dichung Bababurg niedergebauen . Go batte lepterer
fich in wenigen Augenblicken von ſeinen gefürchtetſten Feinden mit eigener Hand befreit. In Einem Zimmer lagen die Leichen der höchſten Edelleute des Landes, und das Gemeßel ging nun in allen Theilen des Gebäudeß vor fich. Hundert und fünfzig Sirdar8 famen in dieſer furchtbaren Nacht um, und ein betäus bender Schreden verbreitete fich. Che der Tag graute, war
Dichung mit, und ſchlug vor, Abiman Singh und den vermu-
Diduug Bahadur zum Premierminiſter ernannt, und hatte Wache por das Arſenal, die Schapfammer und den Palaſt geſtellt. Db Dichung Bahadur ſeinem Reiſes und Jagtgefährten für dieſe Enthülungen ſehr dankbar ſeyn wird, wiſſen wir nicht, ſeinen Planen ſtören ließ, beſchloß Fatih Dichung für einen Augen . | jedenfalls aber hat Hr. Dlifant ein intereſſantes Bruchſtück aus
theten Mörber Gaggans, der ſich im Gefängniß befand, hinrichten zu laſſen . Fatih Didung wollte in eine ſo gewaltſame Maaßs regel nicht widligen , und Dichung Bahadur, ber fich nicht gern in
blid gefangen zu jepen, und ſeinen Plan dennoch auszuführen. In derſelben Nacht befand er fich im Palaft, und wurde in feis
Der innern Gedichte eines barbariſchen Hofed mitgetheilt.
woso
546
Die Deutſchen in Wordamerika. ( Fortſeßung .)
Die Beſchwerden über das Benehmen leider nur allzu vieler „ Grauen “ find in legterer Zeit auch mehrfach öffentlich zur Sprache gebracht rrorden , und e& möge hier eine ſolche Anfrage, die leider nicht wenig Wabres enthält, Plaß finden ; fie ift einem Philadelphier Blatt entnommen und lautet :
„418 Menich in ſeinem Verhältniß zum Nebenmenſchen iſt der Graue tyranniich, wo er fich Herr weiß , höfiſch unterthänig
und friechend gegen Reichere und brobneidiſch gegen ſeineêgleichen und gegen andere. Kein Mittel iſt ihm zu ſchlecht, um ſeinen Concurrenten zu unterdrücken ; er verſucht Beſtechung, Einidüche terung und alle ſonſtigen Mittel zur Erreichung ſeines Zwedes. „A18 Bürger geht der „ Graue" in jene Partei , von der er den meiſten Privatvortheil zu erwarten hat. Ift er zufällig ein Sprecher oder Zeitungsidhreiber u . dgl. , lo fann man ihn auf der Tribüne zur Wablzeit und in den Wirihshäuſern umber wandern ſehen, wo er für gute Bezahlung oder ein fettes Aemts chen Stimmen für irgend einen Candidaten preßt . Wir ſaben die „ Grauen “ nach ihrer ganzen Herrlichfeit vor vier bis fünf Jahren ( d. h. etwa um 1845) in dieſer Stadt , als ſie durch alerhand Mittel bie Deutſchen zuſammentrommelten , hochſtrebende
tere irgend etwas anfängt, das ihm zu gelingen ſcheint. und andere, in nur allzu vielen Fällen gerechten Vorwürfe haben die anfänglichen Sympathien ter Angloamerifaner und zum Theil
auch der beſſergeſinnten ältern Deutichen gegen die politiſche Emigration der Jürgftzeit erft abgefühlt , dann erfaltet, und ende
lich ſogar im Durchidhnitt znr unverhohlenen Antipathie umges wandelt; politiſch verfolgter deutider Auegerrierener oder Flüchts
ling zu feon , gilt im allgemeinen nichts weniger als zur Em. Dadurch iſt denn gerade vielen von denen , die am hülfebedürftigften in Amerifa ericheinen, weil ſie eben nur das
pfehlung.
Capital ihrer Bildung beiben , die wünſchenererthe linterflüßung vielfach verfümmert worden.
Beſonders intereſſant war eg für mich, die nach Amerifa eingewanderten deutſchen Juben und die Einwirfung der politie ſchen Freiheit auf dieſelben zu beobadten ; ſie gerrinnen raſch ein gewiſſed Selbſtbewußtiern und legen gern tad Deutſche ab, in. dem von ihnen der Angloamerifaner meiſt ſtümperhaft und carrie firt genug geſpielt wird . Vom eblern Rosmopolitismug laſſen dieſe Kozmopoliten wenig oder nichts an ſich bemerfen , und mehrere idleppen dag orthodore Judentbum als laſt der Bes wohnheit neben anderem Particulariðmus auch in der neuen
Welt mit fich herum .
Der Handel und Schacher iſt und bleibt
Reben von Freiheit und Gleichheit hielten, ichlechte Wise riſien
ihr Hauptelement, in welchem ſie ſich durdweg berregen , doch
und Hurrahe über Hurrah8 ausbrachten, bis die ganze Wahl
ſcheint es, als ob ihnen die Yanfee. Smartneß darin den Rang
vorüber war. "
im allgemeinen abliefe. Bei einem Ueberblic des deutiden Elements in den Vers einigten Staaten als Geſammtheit, fann man ſich der Uebers
Daß dergleichen Anflagen immerhin nach beiden Seiten , nach Vornehm und Gering, als bitterer Vorwurf erſcheinen , darf nicht unerwähnt bleiben ; die Arbeit war und iſt noch geacha tet in den Vereinigten Staaten , und der Arbeiter durchſchnittlich weit höher bezahlt ale in Deutichland, dabei herricht volle poli tiſche Freiheit zur Selbſtentridlung für jedermann. Sogar der ungebildetſte Deutſche fönnte , müßte unter ſo begünſtigenden Verhältniſſen raidh fo viel Bildung und Selbſtgefühl in fich auf nehmen , um die gerügten Mißverhältniffe zur Unmöglichkeit zu machen . Dabei fällt indeſſen der ichwerſte Vorwurf immer auf die Gebilbeteren , welche auf angeführte Weiſe jo dmäblich mit der Schräche ihrer Lanbeleute verfahren .
Neben dem Zrrieſpalt, der durch das „ Grau “ und „Grün" unter den Deutſchamerikanern hervorgebracht wird, und woran Mangel an Verſtandebbildung erfichtlich faſt alle Schulb trägt, ſo daß eß überflüſſig erſcheint dafür den ſpeciellen Bemeie zu führen ; neben dieſer bebauerlichen Erſcheinung zeigt fich eine eben ſo verderbliche Seite in der landemannſchaftlichen Abſondes rung, derzufolge im allgemeinen der Süddeutſche fich nur zum Süddeutſchen, der Nordbeutſche wieder nur zum Norbbeutſchen hält. Ja es wird zumal in großen , von vielen Deutſchen bewohnten Städten ſogar noch eine weitere Zerſplitterung in die ſpeciellften Landamannſchaften bemerkbar.
Die Sachſen bes
ſuchen dieſe, die Preußen wieder jene Kneipe vorzugemeiſe, und ſo geht es fort bie zu den einzelnen Vaterſtattichaften .
Dabei
verrennt man ſich natürlich nur in die allerärgften Ginſeitigfeiten , und es tritt der gränzenloſeſte Mangel an Gebrauch des Ver ftande
an den Tag.
Nicht einmal die jüngſt eingewanderten
zeugung nidt erwehren, daß von einer würdevollen Haltung feine Spur vorhanden jet. Dieſe Wahrnehmung findet ihre Beſtätie gung auch bei faſt allen Gelegenbeiten, wo Deutiche als Vers ſammlungen auftreten. Stete läßt fich da beinabe ein Mangel an richtigem Lact , ich möchte jagen, an geſunder Politif bes merfen . Die Unvolkommenheit aller Menſchennatur tritt da oft in årgſter Nacktheit heraus. 311 einem Lante, wo die Regierung vom Volfe auegeben foll, wird die innigfte Betheiligung an dem, was Vertretung des
Gemeinweſens anbetrifft, zur erſten Pflicht eines jeden , und nas mentlich haben alle Minoritäten die ernſteſte Veranlaſſung zur größten Regſamfeit, zum engſten Zuſammenhalt , weil ſie nur auf dieſe Weiſe zur Geltendmachung ihrer eigenften Intereffen
gelangen fönnen . Die Erfahrung lehrt, daß überall die Majo ritäten, wenn ſie in irgend einer Weiſe zur Herrſchaft gelangen , nur allzu geneigt erſcheinen, alle Minoritäten zu beeinträchtigen und zu erbrüden. Dieſe Erſcheinung zeigt fid; unter jeder Staate form und tritt namentlich auch in ſprachlicher Beziehung an den Tag. Man wird veranlaßt, dieſelbe als inſtinctartiges Streben
der Menſchen nach Wiedervereinigung zu einer Familie anzuers fennen . Nähmen Regierungen die Sache von dieſer Seite, ges wiſſermaßen als Wink der Natur, wie etwa fluge Aerzte manche Gricheinungen bei ihren Patienten aufzufaſſen verſtehen, und wären fie dem Drange auf angemeſſene Art behülflich , ſo liebe
fich nur wenig dagegen einwenden. Allein eß wird leider in Rußland wie in den Vereinigten Staaten Nordamerifa '
Dort
politiſchen Flüchtlinge, welche drüben in der alten Heimath für eine und dieſelbe Sache rich herumſtritten , die hier alle lirſache
von autofratiſcher oder deſpotiſcher, hier von demofratiſcher Seite, dort von der Minoritäte-, hier von der Majoritäté herrſchaft nichis
zum feſteſten Zuſammenhalt und zur gegenſeitigen, wärmſten
als das Verfahren der plumpen Geralt ſichtbar, woraus fein
Unterſtüßung hätten , find babin zu bringen , fic in Einigfeit zu bewegen. Giner ſucht nur den andern zu verkleinern, vielfach
des angloamerifaniſchen Elements fann in der ganzen Union nirs
in der thörichten Errartung , fich dadurch zu erheben . Anſtatt fich beizuſtehen, ärgert man ſich vielmehr darüber, wenn der ans
redter Nußen entſprießen fann. Die entſchiedenſte Bevorzugung gende geläugnet werden, und alle übrigen Elemente der Bevölfes
rung haben darunter zu leiden. Nur hödiſt einzeln werben Spu.
547
Gooon
gewöhnt, das deutſche Element durchweg nur ing Schlepptau
ren bemerkbar, daß zmedmäßige Verſuche angeſtelli fint, menig. ftend die beiden Hauptelemente, engliſch und beutid , iné Gleidis gewicht zu bringen ; das Zahlreichſte verlangt nur brutal, daß
zu nehmen .
das Minderzahlreiche ſich unterordnen , ſich beberrſchen laſſe ! Die Vorwürfe fallen bei dieſem Zuſtande nach beiden Seiten : der
der Angloamerikaner gegen das deutſche Element hauptſächlich auch ein Gefühl der Schwäche verborgen liegt. Wegen der vielen
ftarfere Theil ſollte brüderlicher handeln, der idmächere aber
Fractionen , die unter den angloamerikanern vorhanden ſind in
flüger unb energiſcher.
politiſchen Beziehungen , würde die deutſdamerifanſſche Minder. beit fofort in allen Fragen den Alueidhlag zu geben im Stande
Daß es unter ſolchen Umſtänden nicht bei bloßer ſprachlicher Unterbrüdung bleibt, braucht kaum beſonders erwähnt zu wers den . Das deutſchamerikaniſce Bevölferungselement erſcheint dem angloamerikaniſchen gegenüber durchweg in untergeordnete Lagen gedrängt, und nur ſehr einzelne Ausnahmefälle mögen fich da gegen anführen laſſen . 68 iſt z. B. Thatſache, daß Atrocaten von deutſcher Geburt in Nordamerika zu plaidiren unterlaſſen ,
obichon fie der engliſchen Sprache vollfommen mächtig ſind, bloß um ihre Clienten nicht in Nachtheile zu bringen, und daß fie deßhalb angloamerikaniſche Geſchäftstheilnehmer haben, die das Plaidiren übernehmen . Mehrfach hörte ich bie Verſicherung aus ſprechen , angloamerifaniſche Richter und Geſchworene ſeyen ftets
GB laßt fich nicht verkennen, daß hinter ſolchem Auftreten
ſeyn , alſo herrſchen fönnen , wenn von ihr nur der Gedanke der Eintracht erfaßt werden ſollte. Unterſtüßt dann noch von deuts
der Geiſtesbildung würden die Dentſchamerikaner ein unbezwinge liches Uebergewicht äußern, ſich alſo nicht mehr – wie bisher qusſaugen und abnußen laffen. Was von der Gleichberechtigung aller gefabelt wird , hat eben ſo wenig zu bedeuten, ale bie ſchöns
klingendſten Paragraphen in allen Staatenconſtitutionen der Union, auf welche thatſächlich gerade da , mo es darauf anfäme, mit
reinweg höhnenden Gegenparagraphen geantwortet zu werden pflegt. Zur Begründung dieſer Behauptung will ich nur auf folgende Notizen hinreiſen :
Die Verfaſſung von Virginien beſagt, daß fein Armer
geneigt, das Schuldig über Angeflagte auszuſprechen , die ein deutſcher alvocat vertheidigt, und daß fie überhaupt nur ungern
Stimunrecht tefiße, und feiner, der nicht auf einer Scholle ſeines
Angloamerikaner angeklagt ſehen.
Staates geboren iſt, das Gouverneuramt bekleiden ſolle.
Dieß erklärt der Umſtand,
daß im Jahre 1851 unter achtzehn in New Yorf zum Tode Vers
Im Staate NewsHampſhire fönnen nur Proteſtanten Staatss
urtheilten , fich fiebenzehn Nichtamerifaner befanden , wie der
ämter bekleiden .
oberſte Richter in einer, am Jahreſchluſfe gehaltenen Rebe triunis hervorbob . Gar manchem Angloamerifaner mag da
In Maine haben die gegebenen Gefeße das Beſtehen von Weinhandlungen und Bierbrauereien unmöglich gemacht. Die Gefeße von Indiana geſtatten feinem Farbigen bie Nies berlaſſung im Staate, und wer ſich von einem ſchwarzen Barbier ben Bart abſcheren läßt, verfällt in eine Geldbuße. Dabei erklärt auch dieſes Staatee Verfaſſung alle Menſchen frei und gleid) geidhaffen. Zuchthaueſtrafe droht jedem in Joma, der beim Ausſchenfen
phiren
durchgeholfen worden ſeyn , und mancher mag fich durch eigene Gemanbtheit burdgeholfen haben , während die armen , Auslän.
der“ hängen blieben und hängen mußten.
Dabei fann ich ans
merfen, daß die Angloamerifaner fich Dad Präbicat ber Ameris fanerichaft aueſchließlich beilegen , und daß auch nach dem Sprach
gebrauche unter den Deutichamerikanern , bei dem Namen Ames rifaner ftete ein Angloamerifaner gebacht zu werden pflegt.
Ein ſehr großer Theil der Angloamerikaner ſieht fich als „ Herrn " des Landes an und alle antern Nationalitäten nur als
untergeordnet, ale gebultet. Dieje grobe, eben unedelmüthige als unbegründete Ueberbebung wurde jeither von einer Mehrzahl der Deutíchamerifaner nicht nur geduldig bingenommen , fondern oben drein als zu Recht beſtehend bei allen Gelegen beiten vertheidigt.
ron Spirituoſen betroffen wird und alle Nichtweißen werden forts gewieſen . Gin Geſc in Michigan beſagte jedem ungehorſamen Dienſt boten , Srötter, Sånfer und Wirtbahauébeſucher zu zehn Hieben auf den Rüden , und außerdem zur breimonatlichen Dienſtbar feit an den Meiſtbietenden .
Im Staate der Bruderliebe, in Pennſylvanien , werden jeßt
Erſt in lepterer Zeit hat fich lebhaftere Dppoſition dagegen von Seite der „ Grünen " erhoben , die aber meines Erachtens dabei zu
entflohene Sklaven wie Wilb gejagt und eingefangen. Nur die Lanbariſtofratie iſt in Süb- Carolina ftimmfähig,
ſehr außer Acht laſſen , was dabei auf Rechnung der deutſchen
und wer abolitioniſtiſche Gedanken hat , mag fich wohl vorſehen,
Trägheit, Berriſſenheit und politiſchen Unfäbigfeit durchaus gelegt
nicht bei paſſenter Gelegenheit getbeert, gefedert und gepeitſcht
werden muß, und welche Anerkennung dagegen der Rührigkeit , politiſchen Befähigung und dem zwedmäßigen Zuſammenhalt , die fich unter den Angloamerifanern fund geben , zu ſtellen iſt. Wie weit indeſſen die Anmaßung der Angloamerikaner ges trieben wird, davon gibt es aller Drten die ſprechendſten Bei. ipiele, auß deren Unzahl ich nur Eines hervorheben will : in Philadelphia hatte ſich die Nothwendigfeit eines Hoſpitale für Deutiche dringend heraußgeſtellt. Abgeſehen von der Pämmers
gli merden. A18 God verräther wird der in Georgien erachtet, welcher Teine Sklaven im Leſen unterrichtet .
lichfeit alles Hoſpitalweſene unter angloamerikaniſcher Leitung ,
Diejes Regiſter ließe fich in Unendliche fortſegen, wenn man die legislativen Beſtimmungen aller Staaten kritiſch genauer durchgehen wollte. erinnert nicht ſelten ßigjährigen Kriege, halb , Seligmacher “
Die bemofratiſche Seligkeit in der Union ſehr lebhaft an Dohna's Dragoner im breia welche Anberébenfende ſpießten , und die beiße hießen .
iſt ſchon jeder Arzt, der des Kranken Sprache nicht verſteht, nur
( Schluß folgt.)
ale halber Arzt zu betrachten ! Dieß ſahen moblgeſinnte Deutſche endlich ein und ſie regten dater den Gegenſtand an , fariden aber in der Stadt der Bruterliebe den heftigſten Widerſtand unter
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen.
Den Angloamerifanern, obſchon dieſe eigentlid gar nichte treins zureben batten , da man ihren Beiſtand nicht rerlangte.
Man
fand es überhaupt fred , daß Deutſche einmal etwas ſelbſt ſtändig unternehmen wollten, und war ſeither zu ſehr daran
( Fortſepung .)
5. Was für Geſchäfte Jack und ſeine Nachbaren machten . Am Montag fingen unſere beiden Freunde nun richtig an zu arbeis ten, und wurden hierzu beſonders von einer anderen Partei, die richt neben ihnen arbeitete und aus drei Mann beſtand, aufgemuntert. Dieſe
548
perfidyerten fie, daß fie viel Gold da fänden und fie ſollten nur den Muth nicht verlieren, wenn es ſich vielleicht im Anfang nicht gleich ſo gut anließe , wie man erwartet hatte. In dem erſten Loch was fie
gruben , fanden ſie auch wirflich nicht viel, das zweite, dicht daneben bezahlte ſich aber ſchon beſſer und ſie ſchafften unermüdet darauf log. So wie ſie das Loch zuſammen hinunter gegraben hatten und auf
die Erbe gefommen waren, die ſie als reich genug erprobt gewaſchen zu werden, dann ging der Alte an die Maſchine und wurd , und Jad ſchlug inwendig die Erde los und trug fie ihni zu. Ihre Arbeit wäre, da die Grte etwa fünfzehn Schritt zu tragen war, mit drei Mann wohl leich: ter geweſen, dann hätten fie aber auch den Ertrag mit ſo vielen mehr theilen in úſſen und fie behalfen fich deßhalb lieber ſo.
In dieſen Tagen fanden zwei Mann , die weiter oben im Greef arbeiteten , ein großes Stüd von einigen dreißig lingen , und wer nur noch irgend dort in der Nähe anfommen konnte, der drängte hinzu, und die Nachbarſchaft wo der Klumpen gefunden war , wurde im wahren Sinne des Worts aufgewühlt , die meiſten derer aber die nachher dort ſuchten, machten ſehr ſchlechte Geſchäfte und mußten wieder beſſere Pläße aufſuchen, um nur etwas zu verdienen . Go ſchien faſt, als ob gerade an der Stelle all das kleinere Gold in das große Stüd zuſammens .
geſchmolzen , und nun gar nichts mehr weiter übrig geblieben wäre. In dieſen Tagen fanien auch einige Arbeiter von den Ophirdiggings 1
zurüc , bie damals , gleich nach dem erſten Gerücht von den großen Karrſchen Klumpen Der zufällig von einem Schwarzen unter der Wurzel eines Gumbaumes gefunden wurde, hinauf geſtoben waren, und -
nun mit ſchweren Hämmern jedes ihnen in den Weg fommende Stud Quarz unbarmherzig zerſchlagen hatten. Sie verficherten unſere beiden Freunde, die ganze Gegend ſey dort mit Goldſuchern überſået geweſen, und ſie hätten zuleßt ihr Brod nicht mehr verdienen fönnen . Zwei große Stúde Gold find noch nie dicht nebeneinander gefunden worden , und
hat aber feinen Nußen babei, daß der Plaß geheim bleibt, im Gegens theil, je mehr dorthin fommen, deſto beſſer iſt es für ihn, und wenn auch nicht öffentlich, ſo läßt er doch bald genug unter der Hand einen oder den anderen wiſſen, wo er hingegangen iſt, und das Neſultat bleibt dann ſtets basſelbe gewünſchte, in acht Tagen fennt die ganze Unigegend den Ort und alles was irgend niit ſeiner Stelle unzufrieden iſt, oder fich dort zu verbeſſern hofft, ftrömt dahin . So war es auch hier, und eines Morgeng ſah Jad zu ſeinem Gr:
ftaunen, daß Hunderte von Menſchen mit ihrem Gepad, ja manche noch außerdem mit Waldmaſchinen und Werfzeug auf dem Müden, den Fluß
hinunter wanderten , und frug er ſie wohin, ſo lautete die fiete Antwort: wie die Nad den neuen Diggings , Jack,“ nach der Welt Ende" Gegend dort ſchon früher, der traurigen Wildniß von Gumbaumen und Bergrúden wegen , von den Stationshaltern genannt wurde. 68 war
für fie der Welt ande" geweſen , weil ſie dort mit ihren Schafen nicht
hinein fonnten. Auch die Compagnie neben ihnen, von der er geglaubt hatte, daß fie ſo viel Gold fånden, wollte ihren Plaß verfaufen . Es fanden ſich auch bald zwei Leute dazu, „ Gentlemien ,“ wie ſie oben genannt wurden , weil ſie Handſchuh anhatten, die eben von Sydney heraufgefoms 1
in en
warell . Durch die vorher fluger Weiſe ausgeſprengten Berüchte einer ſehr reichen Stelle glaubten ſie einen ordentlichen Fund gethan zu haben , als ſie den „ Claim “ für fünf Pro . St. befommen fonnten , und
fie gingen noch denſelben Nachmittag hinein , arbeiteten aber nur drei Tage darin und ließen ihn dann , ohne ihn zu einem weiteren Verfauf
auszubieten , unbenußt liegen. Jad und ſein Compagnon glaubten, daß fie vielleicht nicht recht gewußt hatten, wie ſie darnach graben müßten, und gingen ſelbſt einmal einen Tag hinein, gaben es aber auch wieder auf.
Mit der reichen Stolle war es doch nicht ſo arg geweſen .
Hal und Jad wurden von mehreren Seiten aufgefordert mit nach der „ Welt Ende “ oder dem ſogenannten Louiſens Creef zu gehen, wo das
man ſollte fapt die Gegend , wo ein ſolcher gelegen , eher vermeiden
Gold „ obenauf“ liegen ſollte, fie waren aber vorſichtig genug fich nicht
ald ſuchen.
überreden zu laſſen , und blieben ruhig bei ihrer einmal begonnenen Arbeit. Der achtjährige Knabe fonnte ihnen dabei auch inſofern behülf: lich ſeyn , daß er Waſſer auf die Maſchine ſchöpfte, und die Frauen lochten im Zelt und wuſchen ihre Sachen, dafür hatte Hall mit ſeiner
.
Das große Stüc ging nach Sydney hinunter , wo es zur Schau wieder in einen Juweliersladen fam und die Menſchen aufs neue anregen
ſollte , nach den Minen hinaufzuftrömen . Am Mittwoch , hieß es , hatten drei Leute in einem benachbarten
Familie zwei Theile von dem Gold , was ſie fanden , und Jad cinen.
fleinen Greef wieder ein ſehr großes Stück gefunden es war ein Store dort in der Nähe , und einige dreißig Menſchen eilten hinüber. Von dem Stück war nicht8 zu ſehen , und wenn auch der Bericht davon augenblidlich nadi Sydney geſandt wurde, fanden die, welche gleich an
Das war auch ungefähr gleid genug vertheilt, die Proviſionen trugen ſie aber in gleicher Hälfte und dagegen hätte Jad ſchon lange pro :
Drt und Stelle waren , doch feine ober nur ſehr wenig Gold , und .
mußten unverrichteter Sache wieder abziehen . Jac und Hall hatten ſich durch alles dieſes feineswegs verleiten
laſſen , und waren ruhig bei ihrer Arbeit geblieben , wo ſie allerdings feine großen „ Nugget& “ fanden, aber doch auch genug Gold auswurden ihre Roft zu bezahlen und noch etwas übrig zu behalten. Jad ſchüttelte aber doch ſchon mit dem Ropf und meinte, wenn das nicht beſſer fáme, ſo hätte er ſo viel Gold allenfalls auch in Sydney verdienen fönnen . Indeſſen war er nun einmal oben, und da auch noch in derſelben Woche !
ſeine ſchon früher abgeſchidten Sachen anfamen , beſchloß er die Sadje erfi einmal zu Ende zu ſehen. Das Gerücht, was am Sonntag nur erſt dunfel und unbeſtimmt geweſen war, daß nämlich durch Mr. Hargreaves neue ungeheuer reiche Minen entdedt ſeyn ſollten, welche die Regierung, wie es ießt ſchon hieß, gar nicht wollte erlauben öffentlich zu bearbeiten , fand mehr und mehr Beftätigung , und man nannte jeßt ſogar den Plaß , Louiſens Creef, feiner aber wußte noch recht wo der lag. Endlich ſchien ſich auch das 1
teſtirt, wenn er ſich nicht eben mit dem Gedanfen tröſtete , ja darin
ſogar eine Art Wohlbehagen fand, daß er ſeinen und Jane's Theil der Proviſionen bezahlte , während der Alte für fich und ſeine Frau beis ſteuerte. Da Jad nichte dagegen einwandte , war Hall natürlich voll: fommen damit zufrieden , und die Sache blieb wie fie begonnen war. Kall merfte dabei recht gut , daß Jad beſonders Jane zu liebe ſo treu bei ihai aushielt, ſo fleißig arbeitete und mandheg fleine Opfer brachte, was ihm ſonſt ſicherlich nicht eingefallen wäre , er ließ ſich aber nichts merfen und ſchien, wenn er e$ mierfte, auch gar nichts dagegen zu haben . Jane fonnte es ebenfalls nicht verborgen bleiben , und Frauen haben ja außerdem ein weit ſchärferes Auge für ſold fleine Züge von Aufmerf: ſamfeit , die ſie recht gut zu deuten wifien. Wenn ſie ihn aber auch nicht gerade aufmunterte, war ſie doch immer freundlich gegen ihn, und und ſie hatte das ſelber anju: beim Effen rein Plaß neben ihr gedeckt ordnen gehabt. Jad wußte gewiß , daß er ihr auch nicht ganz gleichs gültig ſey, und er dachte oft im Stillen , wenn er hier oben in den Minen am Ende auch keine Scaße finde, habe er doch vielleicht einen Edaß gefunden." (Fortſetung folgt. )
herausgeſtellt zu haben , denn eines Nacht8 padte eine Geſellſchaft von
Nachricht aus den arftiſden Gegenden. In Hongfong
Goldwäſchern, der wahrſcheinlich heimlich der Bericht zugefommen war, auf , und wanderte mit Sad und Pad den Fluß hinunter.
befanden ſich Ende März nicht weniger als 37 Walfiſchfänger aus den
arftiſchen Meeren, welche ſämmtlich die Ueberzeugung ausſprachen, daß
Solche Geheimniſſe nehmen aber immer ein ſchnelles Ende. Die
Franilin durch die Gibſchranke in die innern Gewäſſer eingedrungen ſey,
Leute dort fónnen unmöglich ohne Proviſionen arbeiten, ein Storezelt müſſen fie dort haben , und die erſten Vorräthe werden auch immer
und ehe nicht ein ſehr mildes Jahr eingetreten, wie das jeßige zu wers ben verſpreche, nicht erreicht werden würde . An Lebensmitteln werbe
heimlich genug fort und an Ort und Stelle gebracht, der Kaufmann
Franklin ficherlich feinen Mangel leiden . (Athen . 29 Mai . )
Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Berantwortlicher Redacteur Dr. D. Widen ma n n .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
und Attlichen Lebens der Völker. kunde des geiſtigen und 9 Juniu8 1852.
Mr. 138. Sidi bel Abbes
Die Gründung von Gibi Bel Abbes banft man namentlich ben unermüblichen Anſtrengungen des Genie- Commandanten Prus
ift Der Name eine im weſtlichen Theil der Provinz Dran ſehr
bon, in deffen Händen dae erſte Regiment der Frembenlegion bas
verehrten Marabut, jeßt auch der Name einer von den Fran zoſen ſeit vier Jahren neu errichteten Stadt, die in manden Bes ziehungen als ein Muſter ähnlicher Anlagen dienen fann . Vier zehn Lieues von Dran iſt eine Hochfläche welche den Lauf der
nüßlichſte Werfzeug geworden iſt. In dieſem merfwürbigen Corps findet man alle möglichen fülf&mittel, Handwerfer , Grbarbeiter, Maurer, Zeichner, bie Legion liefert alles und hat recht eigents
Meguera beherrſcht; vor vier Jahren war fte noch mit Maſtirs bäumen bedeckt, und hatte nur ein elenbe8 Dorf von einigen Bretter-Barafen und ſchlechten fleinernen Häuſern, die von Mars
ketendern und Lebensmittelmagazinen eingenommen waren . Jeßt ſteht eine Stadt da , die 6000 Einwohner aufnehmen fann ; fie iſt im Parallelogramm gebaut, und die vier Enben mit dönen, ſoliden Baſtionen auøgerüſtet; auch in der Mitte der beiden Berg. feiten find Baſtionen. Vier Ibore führen nach Dran , Daja, Tlemſan und Maskara. Daja iſt 18 lieues entfernt und der Schlüſſel der Wüſte. Die große Straße von NW nach SD , D. h. von Dran nach Daja ideidet die Militärſtadt von der Civil-
lich dem Lande das Leben gegeben ; überall wo man neu umges brochened land, ichöne Pflanzungen , Canale u. i. w . flebt, ſagt man ſogleich : „ bier iſt die Fremdenlegion durchgegangen “ (Rev. de l'Orient .
Mai
Die Deutſchen in Nordamerika. ( Schlus . )
Unter den Deutſchamerikanern wurde ihre politiſche Bedeus tungeloftgloſigkeit und Unterbrüdung häufig genug beſprochen , ohne daß es bis jept belfen wollte. Man flagt die „Grauen“ namentlich an , daß fie fich ftete in bas angloamerifaniſche Pars
und Juben bewohnt, die Spanier mögen aber die Mehrzahl bil.
teimeſen verwickeln ließen , und andere, auf welche fie Einfluß ausübten , ebenfalls dazu verleiteten . Es iſt offen behauptet wore
ben. Auch Mauren und Araber fangen an fich einzufinden, und
den , daß Dabei Beſtechungen im Spiele geweſen ſeyen , und ich
ein für den Handel mit Vieh , Korn und Wolle bedeutender Markt
bin leiber bei einzelnen Perſonen jelbft feft überzeugt , daß fie
findet alle Donnerſtag ſtatt.
Mehrere mit Brunnen geſchmüdte
dazu erbärmlich genug waren. Ferner wird geſagt : bie abhäns
und mit Maulbeerbäumen bepflanzte Pläße zieren die Stadt,
ſtabı.
Dieſe legtere iſt von Franzoſen, Spaniern, Italienern
Bel Abbes iſt auch mit Bewäſſerungscanälen umgeben,
gigen Arbeiter ſeven mit Arbeitsentziehungen bedroht worden , um für dieſe oder jene politiſche Partei zu ſtimmen , und auch bieß beſtätigen die ebrenbafteſten Männer in manchen Fällen. Gegen berartige Mißſtände bat fich neulich offen ein intelis
welche einen mächtigen Gürtel von Gärten um die Stadt her
genter Theil der Neueingerranderten an mehrern Drten der Union
bewäſſern ; hier wohnen in kleinen Häuschen ſpaniſche Familien,
zuſammengeſchaart; allein ich fürchte, es geſchieht ohne nachhaltigen
Waſſer fließt in allen Straßen, die vielleicht nur den Fehler haben, für ein Land, wo die Sonne ſo mächtig iſt, zu breit zu
jeyn.
deren Arbeitſamkeit und Gartenfunft dem Lande zu großem Vor-
Grfolg, und zwar au& folgenden Urſachen : die Deutichamerikaner entbehren jedes hinlänglichen Bindemittel zu ihrer innigen Vers
theil gereicht.
Noch einige Worte über die Meguera, die in mäandriſchen
einigung, da gemeinſame Vildung, erzeugt durch das Band der
Krümmungen dieſen Lanbftrid burdfließt. Dieſer niebliche Fleine Fluß, der den Reichthum des Landes ausmacht, fommt aus den
aus Sprache, ihnen fehlt, und ſie dem Anſchein nad eigenem Antriebe in der Freiheit entſchiebene Schritte nach dieſer Richtung bin nicht thun wollen . Anſtatt hier zu zeigen, welchen boben Aufidiwung fie zu nehmen bermöchten , wo kein Hinderniß
ſüblich gelegenen Bergen und Hochflächen ; er entſpringt zu San
Elma, in der Umgegend von Daia , und läuft an Sidi Beliul
Belang entgegenſteht, bleiben fie weit hinter dem zurüd, was vooffenbar oder den fünf Marabuts, 7 lieues oberhalb Sidi Bel Abbes, von in der alten Heimath für Geiſtesausbildung unter Vers /
vorüber. Hier ſind die Ruinen einer römiſchen Stadt, die bes Deutend reyn mußte, denn fie war, wie Arballa , aus ungebeuren Blöden gebaut. Bier lieues unterbalb Sidi Bel Abbes in dem hübichen Ibal der Zitterejpen , führt die Meguera den Namen Motbona, und bewäſſert die Niederung der Uled Soliman, eines der mächtigſten Stämme des Landes . Nach einem weitern lau .
hältniſſen geſchah, die von ihnen als ungenügend und drüdend gefloben wurden . Daber erhält fich das deutſche Element in den
Vereinigten Staaten ſeither erfichtlich nur durch eine fortgeſepte ftarfe Nacheinwanderung, und zwar in recht fümmerlicher Weiſe. Adein ell werden hoffentlich die Wirrniſſe in Deutſchland nicht
nenhaften , aber ftete maleriſchen Lauf fält fte in den Sig, und
beſtändig fortdauern, und iſt dieß nicht der Fall, ſo ſteht eine
mit dieſem in die Abrha , ber fte in8 Mittelmeer führt .
nicht unbeträchtliche Rüdwanderung gerade von Seite der Gebils
550 beteren bevor, welche fede hieftge Entwidlung unmöglich machen muß .
Nur wenn die Einwanderung wie in leßter Zeit fortdauern follte, ſo iſt zu hoffen, daß man doch endlich mit durchgreifenden
Einrichtungen eineß angemeſſeneren Schul- und Unterricht&weſens auch in Bezug auf das deutide Clement allenthalben voranſchreiten werde, wodurch allein zu verhindern iſt, daß die Deutſchamerifaner lediglich als Kumud für das angloamerikaniſche Volfselement be-
Com
follten, und dennoch ließ . fid in der Ibat einiges Unbillige in der Durchführung nicht von der Hand weiſen . Es fann daher nur Brutalität genant werden , wenn an Drten , wie z. B. in
Cincinnati im Staate Dhio, wo die Deutſchen über ein Drits theil der Bevölferung bilben, die Angloamerifaner das Deutſche in den Schulen nur als Vebifel zum Engliſchlernen in Anwena dung fommen ließen , aller Einwendungen ungeachtet.
Daß die
amerikaner eine günſtigere Stellung einnehmen, die ſich auf Deutſche
Deutichameritaniſche Jugend auf ſolche Weije völlig entdeutſcht werden muß, iſt leicht zu erſehen . Ueberließe man es den Kins dern der plattdeutſchen Bauern, ſie würden ſicher auch fein Hocha
Geiſtesbildung und deutſche Gründlichkeit des Wiffen8 ftüßt. nies
deutſch verſtehen lernen ! das Engliſche iſt leichter, aber flacher,
bergelegt in der Deutſchen Literatur, woran fich die angloameris
und die Jugend baicht gern darnach, zumal wo flache Majoritäten allee Tiefere ſogar verſpotten . Als Vertheidigung des obwaltendeu Sprachdeipoti@mus in
trachtet werden.
Nur in dieſem Falle können endlich die Deutſch-
faniſche Geiſtesentwicklung emporarbeitet. Dieſe edle Quelle ehrt und achtet auch der nach geiſtiger Vervolfommnung ſtrebende Angloamerifaner, und er begreift nicht, wie es nur möglich ſets, daß die Deutſchamerifaner ſolche Schäße unausgebeutet laſſen
der Union wird beſonders hervorgehoben, daß man doch eine Geſchäftdjvrache haben müſſe, um nicht in einen foftipieligen und
können ; er bedauert, daß deren Vermehrung unter dem Schuße
verderblichen Wirrwarr zu gerathen, und daß ja doch über die
Der bummſtolze, angloameris
Frage ſogar abgeſtimmt worden ſey, ob engliſch ober deutſch zur allgemeinen Geſchäftdjprache gemacht werden ſolle. Auf dieſen
der Freiheit nicht vor fich geht.
faniſche Pöbel, vornehm und gering, mit oder ohne Gelblad , denkt und redet freilich ander8 ; aber es iſt eben eine Schmach für die Deutſchen , Daß unter ihnen die alberne Pöbelmeinung ale maaßgebend betrachtet wird.
Seigte man fich geiſtig rüftiger
und regſamer, würde nicht immer und immer der alten Heimath gegenüber die Bettlerſchaft auf geiſtigem Gebiete fundgegeben, ſo erſchiene das deutíchamerikaniſche Element nebenbei nicht noch ale
Somaroßerpflange des angloamerikaniſchen , ohne alle Würde und obne jeben höhern Aufſchrung. Ich 30 ſpreche da natürlich nur im allgemeinen und laſſe einzelnes in jeder Hinſicht nebenbei gelten,
das trop alledem von deutſcher Seite ausgeht, Gutes fördernd und erzeugend. 68 blieb mir das allmähliche Eins und Vordringen guter deutſcher Sitten nicht unbemerft, die bas ſtarre, angeljächſtiche Weſen mildern helfen , welches durch den Zufluß iriſchen Geblütes nur flüchtiger und belebter, nicht aber geſchmeis
diger gemacht wird. Mir thut eigentlich nur das Mehr leid, wels dhes ron deutſcher Seite geſchehen ſollte, geſchehen mußte, zur Ehre der Stammes aber unterblieben iſt, daß fich die Deutſchames
boblen Boben ſtellen ſich die meiſten Anglo . unb Deutichameria faner, und zeigen natürlich damit nur bohle Köpfe ; denn gang
abgeſehen davon, daß die Weiê heit unter Menichen mindeſtens ſehr häufig bei denen zu finden iſt, die in der Minoritåt bleiben, ſo erſcheint es toch reinweg lächerlich, wenn man fich auf eine Majoritātenentſcheidung beruft in einer Veriammlung, welche faſt nur aus Engliſchredenden beſtand, und wobei obendrein nur wenige Stimmen den Ausſchlag geben , wo ſich alſo eine in jeder
Beziebung höchſt achtunggebietende Minderbeit zeigte, die der furzſichtigen Mehrbeit die Augen hatte öffnen ſollen .
Fåtte man
die Deutide Sprade als Geld afteſprache gewählt, ſo wäre damit der Geſammtbevölferung ein Sporen zur geiſtigen Strebſamfeit verlieben worden , während mit Annahme des bulgaren Engliſch
der Trägheit eine Conceſſion gemacht erſcheint. Es würde eben ſo zweckmäßig ſeyn, wenn in Deutichlands Kammern oder Volfas
vertretungen überall der verbreitetſte Volfødialeft zur Geſchäftoe ſprache erhoben worden wäre ; alſo in Württemberg und Baden Der ichwäbiſche Dialeft, in Hannover und Braunſchweig Der platt
rifaner der großen Geifter ihrer Nation ſo wenig würdig zeigten ! Anſtatt als Lehrer der Angloamerikaner aufzutreten auf dem Ge.
deutſche u. ſ. w.
biete der Geiſtesausbildung, ſehen wir die Menge nur ald Schüs
überdem
Durch die Annahme des Hochdeutſchen würde
die nothwendige Ausbildung des Engliſchen ſehr be
tritt in der Demofratiſchen Republif, was die Sprache und noch
idleunigt worden ſeyn, denn die regſamften Geiſter unter den Angloamerifanern hätten fich zur gründlichen Kenntniß des
gar manches andere anbelangt, deſpotiſcher gegen die deutſchamerifaniſche Minderheit auf, als dicß von der rufflichen Herr.
welche unausbleibliche Folge davon geweſen wäre, würde dem
ler erſcheinen.
Wahr iſt es, die angloamerifaniſche Mehrheit
ichaft etwa in Polen geichieht, denn die legtere verlangt nur, DAB Die Polen in ihren Sdulen auch dad Ruffiche treiben ſollen .
Wenn in Amerifa unter beſtehenden Verhältniſſen mit der demos fratiſchen Form des Majoritätenrechte fofettirt wird, ſo macht Dieß die Sachlage eher ſchlimmer ale beſfer.
3nbeffen bleibt dens
noch ale Vorwurf für die Deutſchamerifaner ftehen, daß fte ed ſelbſt zu ſehr an hinlänglicher Regiamkeit fehlen ließen. In Gegenben und an Drten, wo die Deutſchen in der Minderheit
Deutſchen hinneigen müſſen, und die geiſtige Errungenſchaft,
engliſchen zu gute gefommen ſeyn , Deſjen Entwidlung legt nur ſehr langſam vorwärtsſchreitet, weil bloß eine überaus kleine Anzahl Strebſamer die erforderliche Bahn verfolgt. Bei dieſem Sprachenverhältniß zeigt ſich recht deutlich, daß die Demofratie in den Vereinigten Staaten noch viel zu ſehr auf den Grundſaß der „Geralt“ geſtüßt wird, wobei die nebenher
zur Schau getragene Kofetterie mit dem Chriſtenthum als bobena
find, müſſen fte zwar Geldbeiträge zur Herſtellung von Schulen
lojefte Heuchelei erſcheint. Das vorgeſchobene Majoritätenrecht iſt nichts als ein robes Auskunft &mittel, auf welche nur der
entrichten, die ganz in den Händen der Angloamerikaner find,
Plumpbecht podhen kann .
und dieſe halten die deutſche Sprache völlig aus bieien Inſtituten
Die alten engliſchen Puritaner, welche ein Aſyl vor bem
entfernt. Das Kind des Deutſchen ſoll ſein Wiffen nicht durch ſeine Mutterſprache in fich aufnehmen, obſchon dieſelbe reicher und döner iſt als die engliſche! Wie wurde nicht in Europa Darüber geicholten, wenn da und dort eine deutſche Regierung gemiichten Bevölferungen gute Deutſche Schulen gab ; die Sadh .
Deſpotißmus Englande in Nordataerifa ſuchten und fanden, hats
lage war da weit mehr zu Gunſten derer, die deutſch lernen
ten ſicher vor den beutſchen Anſiedlern viel an politiſcher Einſicht voraus, und ihnen iſt für deren Anwendung zur Erlangung der
politiſchen Freiheit des Landes großer Danf zu ſagen, allein fle und ihre Nachkommen behandeln die deutſchen Mitbürger nicht ſehr ebelmüthig, indem fie deren Schwäche in politiſchen Dingen
wood
551
eher zu deren Unterbrüdung mißbrauchten und noch mißbraus den, ale dieſelbe durch zwemäßige Erziehung zu heben. Wäre
zu einer innigen, humanen Verſchmelzung der Geſammtbevölfes rung Amerika'd in Freiheit und Eintracht hinführen werden !
deutſche Bildung gehegt,' gepflegt und gehoben worden in den
Dem „Volfe der Liebe", den Deutſchen , ſcheint die Löſung bieier großen Aufgabe hauptſächlich geworben zu feyn, und biela leicht iſt eg fogar durchaus erforderlich, daß der Deutſde Cha .
Vereinigten Staaten , ſo brauchte man jeßt nicht nach Deutſchland
betteln zu gehen. Der amerikaniſche Philoſoph, Theolog , Medi ciner u . ſ. m. muß nach Deutſchland wandern , um ſich eine gründlich -wiffenichaftliche Bildung anzueignen , oder wenigftene von Baher die Hülfêmittel zu ſeiner Auébildung beziehen , wäh rend man alles Erforderliche in Amerika jelbſt haben fönnte und
ſogar in gar maucher Hinſicht beſſer, als man es drüben finden kann, wo vielerlei noch einer ungehinderten Entwicklung zuwider fteht.
Nordamerifa müßte jeßt ſchon in geiſtiger Hinſicht einen
weit höhern Standpunkt einnehmen, wäre das Deutiche Glement Daſelbft nicht ſo ſehr vernachläſſigt worden.
Die Angloameri
faner find demſelben fein Stab geweſen, an welchem fie fich em porheben konnten, ſondern ein barnieberſdlagender Hammer, ein
rafter zuvor bae Geſchid ciner Aſchenbröbelſchaft ertragen muß, um ba zu ertüchtigen ; die schönſten Güter der Menſchheit finden
fic ja zumeiſt bei den Armen, Geringen, Beſcheidenen, Verach teten, und das in ſeiner Meinheit ſo hebre Chriſtenthum ging ja auch von denen aus, die von der übrigen Welt geringgeſchäft wurden . Dieſer Gebanfe iſt zwar ungemein tröſtlich und er. bebend , allein er vermag in mir dennoch nicht dae Auftauchen des Wunſche zu verhindern , daß endlich mehr Gelbftbewußtſeyn
und geiſtige Regiamfeit unter den Deutichamerikanern Plaß greis fen möchte!
erbrüdender Stein, der nur durch ſein plumpes Gewicht wirft.
Bilder aus den anftraliſchen Goldminen .
Dhne Zweifel wirb die Zeit Rißen in dieſem Stein erzeugen, die fich mit fruchtbarer Orbe fülen, in welche ein Samenförnlein
5. Was für Geſchäfte Jack und ſeine Nachbarn wachten .
fält, aus dem ein Baum entſpringt, deſſen Wurzeln endlich den Stein jerſprengen , auch die harte Maſſe wird allmählich geſchmeis
So arbeiteten fie indeffen etwa vierzehn Tage långer, und was file über die Diggingo von der „Welt Ende gedacht, ſchien in Erfüllung zu gehen. Die Sache war größtentheils Huubug geweſen, denn wenn fich auch Gold dort fand, ſo beſtand der kleine Creef den fie Louiſen Creef nannten, nur, wie die meiſten Gewäfſer Auſtraliens, felbft jeßt, mitten in der Regenzeit, aus einer Reihe von Waſſerlöchern, die durch die Maldinen in furzer Zeit in Schlamm verwandelt wurden. Außers dem waren die Stollen auch lange nicht fo reich wie man gewähnt hatte,
( Fortſeßung.)
diger, fügſamer, gelebriger, milder werben, auf daß fie zur Völs
ferverſchmelzung geeignet fen ; aber warum muß dieß in ſo lange famer Weiſe geſchehen , da Verſtandesanwendung doch viel raſcher zum Ziele führen würde ?
Gine8 bleibt ficher : bie Gäemänner dürfen nicht furzfichtige Selbftlinge ſeyn, ſondern müſſen an fommende Geſchlechter den. fen, und je mehr bie wuchernde Geldmacht in unſern Tagen das Menſchengeſchlecht in ſchmachvolle Feſſeln des Materialismus ſchlagen wil, je mehr die bezahlte, rohe Gewalt alles Höhere erftiden zu wollen ſcheint, ohne fich der elenbeften Mittel zu das men, um ſo rüftiger müſſen die Gäemänner mit Aueftreuen geis ftigen Samens ſeyn . Amerika's Boden gleicht zwar in geſells
ſchaftlicher Beziehung gar ſehr den Beſchreibungen , die Farmer ſo häufig von ihren Ländereien machen , indem fie zugeben , daß „ some stones“ (einige Steine) vorhanden ſeyen während ihre Felber mit Steinen durchaus überfået fint ; nur allzuoft wird man an die ſtrengen Worte del lateiniſchen Dichters Ennius erinnert :
„ Lapideo sunt corde multi, quos non miseret neminis “ ( ,Steine ftatt der Herzen haben viele, die Niemande Noth bes wegt" ) ; indeſſen haben treffliche Staatseinrichtungen, der Bevöl. ferung von tugenbhaften Männern gegeben, doch erſichtlich ſo viel
Gutes an ſich, um das Verkümmern des Weizens im Unfraut zu verhindern . Die deutſche Gemüthlidhfeit bringt langſam, aber um fo ficherer in ba$ ftarre angloamerifaniſche Weſen ein und wird dasſelbe allmählich durchdringen. Gar manche erfreuliche Kennzeichen laffen ſchon jeßt fich dafür angeben. Unter anderem war in New York zur Weihnachtezeit vor kurzem nod feine Spur eines Chriſtbaumed zu ſehen, und wenn Deutſche ihren Kinderchen eine Weihnachtsfreude auf deutſche Weiſe machen wollten, mußs ten beſondere Beſtellungen bei Farmern nach Bäumchen gemacht
werden, und es fiel feinem Angloamerikaner nur im entfernteften ein, dem gemüthlichen Beiſpiele einer Chriftbeidheerung zu folgen . Gegen Weihnachten des Jahre8 1851 ſah man in New- Dorf die Chriftbäume ſchon an allen Drten der Stadt in Menge feilbie. ten , und viele Angloamerifaner gingen daran, die ſchöne Sitte der Deutſchen in ihr Familienleben aufzunehmen. Und ſo laffen fich noch mehrere derartige Spuren von Sprengung einer harten Rinde beß angloamerikaniſchen Charaktere nachweiſen , die endlich
und von den ſechs bis fieben hundert Perſonen, die den Turon allein nach den erſten Gerüchten verlaſſen hatten, famen ſchon Maſſen wieder hierher
zurúd , während Jad auch zu gleicher Zeit von rehr vielen hörte , die ſchon vollfomnien genug von den Minen hatten, und ganz und gar nada Sydney zurückgefehrt waren. Das Wetter fing jeßt auch hier oben an höchſt traurig einzuſeßen ; Schnee und Regen wechſelten miteinander ab, der fleine Fluß ſtieg und vertrieb viele von ihren Arbeitspläßen , es wurde ingrimmig falt und Provifionen fliegen der faſt unfahrbar gewordenen Straßen wegen zu einer hier noch nicht gefannten Höhe. Sehr viele verließen , burde flet8 neue Täuſchungen endlich doch entwuthigt, die Minen, wo ſie das feineswego gefunden hatten, mag ihnen, mit den Zeitungsberichten zus ſammen , ihre eigene Phantaſie vorgeſpiegelt, Hunderte aber famen an ihrer Stelle wieder dafür herauf und warfen ſich mit Todesverachtung in die verlaſſenen Gruben . Dabei tauchten unaufhörlich andere Gerüchte von
neu entbedten
Minen bald hier, bald dort auf, und hielten die Unzufriedenen fleto in einer gewiffen wohlthätigen Aufregung , ſo daß dieſe nie wußten nach welcher Seite fie fich zuerſt hinwenden ſollten , das flüchtige Glüc bei und immer den Haaren zu faffen und endlich einmal feſtzuhalten und immer wieder wollte es nicht gelingen .
Hall und Jack hatten indeſſen ruhig in ihrem Claim fortgearbei: tet , und wenn auch noch gerade ihr Glüd nicht gemacht, doch ſo viel gefunden , daß fie ihre Arbeit gut bezahlt befamen und zufrieden ſeyn konnten . Von allen Seiten drängten aber friſche Goldwaſcher heran, und ſie bekamen ordentlid zu thun ihren eigenen Claim zu behaupten, den ihnen der Commiffär ſchon zweimal geſucht hatte zu ſáhmålern, aber immer glüdlich zurückgeſchlagen war. Eine Menge von den erſt heraufs gekommenen Neulingen fonnten gar feinen Plaß finden , und verſuchten erſt allerlei unnübliche Stollen , wo ſie entweder , ſobald fie tief genug famen, gleich wieder vom Waffer vertrieben wurden , oder ſo weit von jedem Waſſer entfernt waren, daß nur ein gar nicht zu erwartend reis der Boden die Arbeit des Erbeſchleppens bezahlt hätte. Sämmtliche Goldwäſcher waren übrigens faſt nur Engländer, Irländer, Schotten oder hier geborne Auſtralier; außer dieſen arbeiteten noch hie und da Deutſche , aber doch nur ſehr zerfreut , und dann und wann
552 fand man auch einmal einen Franzoſen. Am ſeltenſten ſah man Ameri: kaner hier, und die wenigen die fich je hierher verloren hatten, ſollten bald den Play für ſie zu warın finden . Um dieſe Zeit famen nämlich gerade die Gerüchte von San Fran: cisco nach Auſtralien über das Lynchen einiger , Sydney - Coves“, und 6
die Leute hier hörten zu ihrer unbeſchreiblichen Entrüſtung, welchen Ruf fie dort genoffen, und wie die Männer von Sydney in Californien alle Deo armen Capitán Harris Bericht, der feine Behandlung in auſtraliſchen Zeitungen gar nicht flags lidh genug ſchildern konnte, fiel auf fruchtbaren Boden, und wenn Flüche über einen Ramm geſchoren wurden .
zuſammenflanden, und fand dabei zu ſeiner Beruhigung, daß ſein einft
gehoffter Schwiegervater feineswegs zu furz fam. Die Minen wollte er aber deßhalb noch nicht gleich verlaſſen , er
padte deßhalb, was er ſelber noch von Proviſionen und Geldirr hatte, auf, und ging mit einer Dray, welche Vorräthe nach der Welt Ende brachte, den Fluß etwa vier Meilen hinunter, wo er drei Befannte von Sydney traf, die eben mit einer Quedfilbermaſchine und allem Zubehör herauf: gefommen waren . Dieſen ſchloß er ſich an , mit der Quedfilbermaſchine die goldhaltige Erde war zu ſchwer wollte es aber nicht recht gehen zu gewinnen , die Löcher mußten zu tief dazu gegraben werden , und es wollte die Auslagen an Arbeit und Quedfilber nicht lohnen. Uebers
und Schimpfreden die Amerifaner hätten vernichten fönnen, es wäre nicht ein einziger von ihnen leben geblieben. Den zwei Amerifanern wurde es auch bald zu heiß da oben in den Bergen, trop Regen und Sanee: geftóber, und ſie waren auf einmal verſchwunden . 68 wurde eine Zeit: lang von weiter nichts als den „ amerifaniſchen Mordthaten “ wie man
die meiſten die noch benußt wurden , gebrauchte man wie gewöhnliche
file nannte, geſprochen, und wie viel Unſchuldige ſchon in San Francisco
Maſchinen.
hingerichtet wären, und noch täglich hingerichtet wurden, wenn England nicht augenblidlich eine Flotte ausrüfte, und das ganze Neft mit Stumpf und Stiel auérotte. Den einzigen Troſt den fie dabei hatten , war der , daß es von ſelber zweimal abgebrannt war. Darüber war
Nadyher verſuchten fie es mit einern ſogenannten „ langen Tom ,“ der nur aufgeſtellt wird ohne gewiegt zu werden , und das feine Gold
haupt ſah er, von all den Quedfilbermaſchinen die an den Turon, und mange mit ſchweren Koſten an Auslagen und Transport hinaufgeſchafft waren , auch nicht eine einzige mehr mit Quedfilber in Thätigkeit
mehr zuſammenhält als die übrigen Maſchinen ; zu einem langen Tom gehört aber auch ein Peter Waſſerſtrom und leicht zu gewinnende Erde, ſonſt müſſen zu viele Menſchen dazu genommen werden die Erde heran
man aber ebenfalls vollfommen einig , daß die californiſchen Minen
den auſtraliſchen nicht das Waſſer reiden fonnten, und fte freuten fich jeßt nur auf die Zeit , wo die Amerikaner zu ihnen herüberfom:
zuſchleppen und der Verdienſt fällt dann auch auf zu viele Theile.
men müßten . Um dieſe Zeit war ein paarmal Beſuch bei Halle geweſen, namentlid
der Quedſilbermaſchine, zu ſchwer zu bekommen und ſie wurden immer wieder auf die gewöhnlichen Wiegen reducirt. Dabei war ein anderer
ein junger Schottländer, der einen Store in Bathurſt hatte und hier herauf:
llebelſtand, der, wie Jad recht gut einſab, mit jeder Woche nur noch
Waſſer hatten fie nun wohl genug da, aber die Erde war, wie aud bei
fühlbarer werden mußte ; das Waſſer fiel, und wie ſollte es hier oben
gefommen war fich einen Plaß auszuſuchen, um auch Proviſionen und Waaren hier herauſzuſdiden. Jad hatte ihn aber nicht zu ſehen befom: men, er war jedes mal, wenn er zum Efen fam , ſchon wieder fort geweſen. 3hr Claim war indeſſen ausgearbeitet und fie mußten ſich nach einem neuen umſehen ; das hatte im Anfang einige Schwierigkeiten, und fie arbeiteten faſt eine ganze Woche vergebend ; endlich fanden ſie aber doch wieder einen ziemlich guten Plaß , wo ſie wenigſtens etwas vers dienten, und wenn auch Jad gerade fein großes Rühmen dabei fand, foien Hal doch ungemein damit zufrieden. Jad , der indeſſen doch nicht umhin fonnte, dann und wann das
im Sommer werden ? Jad hatte ſich überhaupt die ganze Sache anders
gedacht, für Taglöhner mochte das Goldgraben recht gut und auch ein: triglich ſeyn ; der aber, der eben ein fleir: wenig höher ſtrebt, und ſich unter der rohſten Menſchenclaſſe , mit der er hier nothwendig auf ein und derſelben Stufe ſtehen muß, nicht zufrieden fühlt, der ſoll die Minen nur ruhig Minen ſeyn laſſen und ſeinen eigenen Geſchäften nadſehen er wird ſich viel beſſer dabei ſtehen . Jad ſah das ießt ein einen großen Klumpen fand er nicht, und er fonnte ſich dabei mit tauſend andern tröſten , aber nur um gewöhne
liches Taglohn zu arbeiten, und bei dem Verſuchen mit den Umherziehen
behagliche Leben , das er in Sydney geführt, mit dem jebigen, voll Mühen und Strapazen zu vergleichen , ing aud ſchon an Bered nungen über das, was er nun eigentlich hier oben verdient hatte, zu niachen, und er
nach neuen Claime, wobei nothwendig viel Zeit verſäumt werden mußte,
mußte fich geſtehen, daß er bis jeßt, wenn er alles rechnete was ihn die
Das einzige ärgerte ihn , daß ihn Hall’o ſo bei der Naſe herums geführt hatten - und Jane – nein, die Frauen taugten alle nichts
glaubte er fich in Sydney befier ftehen zu fönnen
Sache gekoſtet und was er fich an Kleidern und Schuhwerf abgeriſſen, die Zeit dabei ebenfalls gerechnet, die er nothwendig hatte verſäumen
er wollte nun auch im Leben nicht heurathen übrigens geld woren .
müſſen , doch noch nicht ſo viel verdient habe, wie er in Sydney , in
derſelben Zeit, aber mit weit weniger Mühe und Arbeit, verdient haben fonnte.
Und was war dann das Reſultat ?
und er beſloß
den Heimweg anzutreten .
auf Jane hátte er
( Fortſeßung folgt. )
Aber er hatte dafür
Die Auswanderung nach Auſtralien von Gngland iſt
eine Familie gefunden – d. h. er meinte nicht die ganze Familie, ſon: dern nur ein einziges Glied derſelben, das auf ſein ſpäteres Leben und Lebensglüd vielleicht einen weſentlichen Ginduß ausüben mochte , und .
konnte er ſeinen Eltern einen größeren Gefallen thun, ihnen einen beſ:
ſern Beweis ſeiner fünftigen Ausdauer bringen, als durch das zugleiche Zuführen einer ſo liebenswürdigen Schwiegertochter ? Jad baute fich ein famoſes Kartenhaus zuſammen , und arbeitete einmal die ganze Geſchichte, und zwar ſehr unerwartet, über dem Ropf zuſammenſtürzte. Es fiel ihm nämlich unverſehend ein Fremder hinein, und das war der Schottlander von Bathurſt, der fich ihm, als er mit feiner Sylbe an ſolch eine Möglichkeit dachte , an einem Sonnabend Nadimittag nicht mehr als Sdwiegerſohn in spe des alten Hall, fons dern als wirklicher angetrauter Gatte der jungen Jane Hall, ießigen vorſtellte. Die beiden jungen Leute waren an dem: Mrs. Mac Relly Gliedern eingeſegnet. An demſelben Abend redunete jad mit dem alten Hall und wie fie
Verlag ber J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
granten dahin abgingen, und die Timed von demſelben Datum meldet, daß ſich in Yorkſhire und in London (Geſellſchaften zur Förderung dieſer
Auswanderung gebildet haben. In Yorfſhire geht die Sache haupt.
noch volle acht Tage ruhig daran fort, als ihm eines ſchönen Morgens
ſelben Morgen von dem ehrwürdigen Mann mit den langen trocnen
in ftarfem Zug. Die Corf Conſtitution (f. Shipp. Gaz, vom 27 Mai) meldet, daß in den leßten 14 Tagen zwei große Schiffe mit 1300 Gmis
ſächlich von den Manufacturiſten in Wolle aus, die ohne einen ſolchen Zuſchuß von Arbeit einen weſentlichen, für fie total verderblichen Auss fall in den nächſten Wellſendungen aus Auſiralien befürchten . Beide Geſellſchaften werden die von der Colonie zur Förderung der Auswan derung überſchidten Gelder benüßen ; man erwartet aber , daß dieſe Sade von Privaten nicht allein betrieben , ſondern daß die Regierung Schritte thun werde, die Auswanderung in großem Maaßſtab zu fördern. .
Am 2 Junius iſt auch bereits das erſte direct nad Auſtralien beſtimmte Damſpboot, ein ſchönes Fahrzeug mit Søraube und von 1400 Tonnen
abgegangen. 68 wird den Weg über das Cap einfdlagen und führt 120 Paſſagiere mit fich, freilich feine Arbeiter ; dieſe ſollen hauptſächlich aus den Hochlanden und Inſeln Schottlands fommen , wo die größte Noth herrſcht.
Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 D. Widenmann.
Das Ausland.. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 139 .
10 Juniu8 1852.
Wicaragua In London iſt vor kurzem von 6. G. Squier das Werk
1. Die Heberrefte des Alterthums. Squier bat auf dem Boden gearbeitet, den ichon vor 14 ober 15 Jahren Baron Friebrichethal betrat, und vergleichen wir
posed interoceanic Canal “ in zwei ſtarfen Octavbänden erſchie-
die Angaben beider, ſo müſſen wir bekennen, daß in Erforſchung der Alterthümer Nicaragua's erſt ein Anfang gemacht iſt. Squier,
„ Nicaragua, its People, Scenery, Monuments and the proSquier hat ſich bekanntlich ſchon in Nordamerifa vor ſeis
welcher mebr Zeit und mehr Mittel hatte als Friedrichsthal,
ner Ernennung zum Geſchäftåträger der Vereinigten Staaten bei
hat zwar manches aufgefunden und abgebildet, allein das Feld
dem Staate von Nicaragua viel mit amerikaniſchen Alterthümern beſdäftigt, und wenn gleich ſeine Foridungen über die Relis gionebegriffe der alten amerifaniſchen Völfer, namentlich ſeine
ift zu groß und zu verworren, als daß fich allgemeinere Züge
Anſicht über den Schlangencultué, noch auf ſehr ſchmadjen Füßen ruben , To haben doch dieſe Studien ihn empfänglich gemacht für
die weitere Erforſchung von Alterthümern, die er auch neben ſeis
älterer indianiſcher Denkmale bemerfen laſſe, ball iſt zuverläſſig in Nicaragua auch der Fall geweſen , denn wir wiſſen aus den alten ſpaniſchen Geſchichtſchreibern , namentlich auch Dviebo ( 1.
betrieben hat .
nen diplomatiſchen Geſchäften mit rrahrhafter Yanfee- I hätigfeit Iroß mancher palpablen Mängel ift ſein Werk
Nicaragua.See unb bem ftillen Ocean Mericaner wohnten, welche
über Nicaragua doch eine Fundgrube für die alten und neuen Zuſtände des Landes , und wenn er auch für die alten Denkmäler
die alte mericaniſche Sprache rebeten , und in ihrer bürgerlichen und geſellichaftliden Organiſation , io mie in ihrem Religiones ſyſtem mit den alten Azteken übereinſtimmten . Die Azteken hatten ſomit, wahrſcheinlich im 14 ober 15ten Jahrhundert unſrer Zeitredinung, ihre Eroberungen bis dahin au@gedehnt, und wie
nen .
nicht dasſelbe leiſtete, mas Stephens für Copan und die rreiter
nördlich gelegenen alten Städte gethan hat , jo türfen wir das Gegebene Darum doch nicht mit minberen Dank annehmen, denn Stephens wurde eigentlich nur mit einem diplomatiſchen Charafs
baraus jo leicht entnehmen ließen.
Was Stephens in Bezug auf
Guatemala erwähnt, daß fich eine Miſchung merikaniſcher und
Squier II. p. 309), Daß auf dem ichmalen Landſtrich zwiſchen den
in Guatemala hasen ſie zuverläifig auch hier ihre Ueberreſte zurücf
ter bekleidet , um ſeine antiquariſche Reiſe zu fördern , während Squierd Unterhandlungen ſehr langwieriger und — Den Engländern
gelaſſen ; fie famen , wie ihre Wohnfike anzeigen, ohne Zweifel am weſtlichen Ufer herab, denn die Rohheit der öftlichen Stämme
gegenüber, welche einerſeite die Stadt Juan de Nicaragua am
in Nicaragua und die ſchwache Berührung, ſelbſt der Yucatefen, Durch die ſpecifiſch aztefiidye Cultur laflen annehmen, daß die
atlantiſchen Meere, andererſeits die Tigre- Inſel in der Bay von Fonſeca am ftillen Meere in Anſpruch nahmen und dadurch den
Aztefen ihre Züge hauptſächlich im weſtlichen Theil des Landes
beabſichtigten Canal zum voraus beherrſden wollten -- ſehr ernſter
madten .
Natur waren , ſo daß er nur wenige freie Zeit den antiquariſchen Lieblingeforſchungen widment fonnte. Dennoch hat er hierin , wie
Zur Unterſcheibung der ſpeciell azteliſchen Kultur von álterer indianiſcher iſt bie ießt noch ſehr wenig geſchehen, und wird auch
in den geſammelten Nachridten über die Ausführbarkeit des
faum viel geſdeben fönnen , als bis man die amerifaniſchen Hieroglypben deuten lernt. Dazu icheint allerdings noch ſehr wenig Ausſicht, denn es fehlt noch eine Hauptſache, die Kennt
Canale , nahmhaftes geleiſtet, und wir verſuchen es nun aus ſeiilen zum Theil ſehr zerſtreuten Nadırichten eine möglichſt überſichtliche Darſtellung zu geben , ohne ung eben auf Folgerungen
nig der amerifaniſcher Sprachen , die noch ſehr im Argen liegt,
über altindianiſche Religion u. 1. m . viel einzulaſſen , da es hiezu
und mit Ausnahme weniger Dialekte fich auf Vocabularien bes
110ch jedenfalls zu früh ſeyn möchte. Eben ſo werden wir ſpäter über die Canalfrage bad Wiſſenwertheſte zuſammenfaſſen , und
jedenfalls ein ſehr unzuverläifiges Criterium. Freilich haben wir
vielleicht noch einen dritten Artifel über die jeßigen politiſchen
und ſocialen Zuſtände des Landes folgen laſſen, da das Werf über das Zurüdfinfen in indianiſche Rohheit und Aberglauben , und ſelbſt über Bad Sinken der
fatholichen Religion ,
Dieſes
Haupthebele in allen den ſpaniſchen amerifaniſchen Staaten , merf.
würdige Aufidhlüſſe gibt.
Läßt ſich an dem Yankee Oberflächs
lido feit der Darſtellung und Auffaſſung in wiſſenſchaftlidhen Ges genſtänden nicht verfennen , ſo iſt dagegen ſein praktiſcher Blick in Bezug auf ſociale und politiſche Verhåliniſſe deſto ſchärfer.
ichränft, um Verwandtſchaft oder Verſchiedenheit nachzuweiſen ,
auch manche Indianerſprachen nur in einem ſehr fragmentariſchen Zuſtande, da ſie mannichfach mit ſpaniſchem verfekt find, und die wenigſten ſich Mühe geben eine Indianerſprache zu erlernen ; indeſjen ſollte die toch vorerſt mit dem Aztefiſchen und der weit verbreiteten Mayaſprache geſchehen, von welchen beiden nod febr alte Ueberreſte vorhanden find. Vergleicht man was von Wals dec, Nebel, Normann , Friedrichthal und Stepheng über die
Alterthümer von Copan, Palenque, von Guatemala unb Ducatan überhaurt mitgetheilt wurde, ſo leidet es feinen Zweifel, unb
no 30 ,
554
ftimmt mit den hiſtoriſchen Sagen der Aztefen zuſammen , daß Dieſe Die lebte Ginwanderung bildeten, daß ihnen namentlich in Yucatan, in Guatemala und an den Seen von Nicaragua und
Managua eine ältere Höber ftehende Civiliſation rorangegangen
sooon
gen und Wohnfige der Völfer im Norden und Süden feine : 1
Zweifel übrig laſſen , Daneben aber von der Gruntverſchiedenbeit mebrerer ſehr nahe neben einander beſtehenden Sprachen reden . Ghe man nicht in dieſe gründlicher eingedrungen, haben alle dieſe
Eben barum ſollten die Mayas und die aztefiide Sprache
Nachrichten nur einen ſehr untergeordneten Werth. Wichtiger
beſondere ftudirt werden , weil fich tei näherer lInterſuchung her
als dieſe unſichern Nachrichten von Leuten, die feinen Begriff von dem batteri , was man heutigen Tags Ethnographie nennt, iſt die
war.
ausftellen dürfte, daß die erſtere mit den Sprachen ron Guates
mala und Nicaragua in einem engeren Zuſammenhang ſteht, und ſomit auch ein Zuſammenhang der Alterthümer dieſer trei Länder anzunehmen iſt. Der Fluß San Juan, die Seen Nicaragua und Managua , ſo wie der Fluß Eftero Real, welche in nortweſtlicher Richtung auf einander folgen , theilen tað land in einen nordöſtlichen und ſüdrreſtlichen Theil. Man nennt die indianiſchen Berrobner Dee legtern Chorotegan , die den erſtern Chontalet, welcher Name noch jeßt dieſem Landſtrich geblieben iſt. Dieſe Stamme ſollen , wie Driedo ſagt, Sprachen reden, „welche von einander ſo vers ichieben ſeyen, wie das Baétiſche rom Deutſchen . " Beide Stämme
Aehnlichkeit in Künften und Fertigkeiten und jelbſt in den relis
giöſen Anſichten Die alten Töpfergeſdirre, die man in Nicas ragua findet, fommen den beſten Proben auf Merico und Peru gleich, das Spinnen und Weben iſt tasſelbe wie ehemale in
Merico, die Bearbeitung außerordentlich harter Steine, wie Bajalt und Difibian , iſt dieſelbe, und die allgemeinen Formen der Gots
teộverehrung ſcheinen gleid falls eine große Aehnlichkeit gehabt zu haben . Man hat an vielen Orten in Merico, noch mehr in Guates mala, und eben ſo in Nicaragua, bemerft, taß die Indianer, obgleich zum Chriſtenthum befehrt, und durch den glänzenden
ftanden fich ichon in alter Zeit feindlich gegenüber, und dieſem
Gottesdienſt geblendet, toch noch vielfach ihren alten Götterbils
Umſtand iſt wahrſcheinlich das Einbringen der Aztefen zuzu. ſchreiben ; fie brauchten ſich nur des einen Theild gegen den ans dern zu bedienen . Eine Vermuthung ſpricht dafür, daß die Chon
Derni opferten .
zuſammenhängt, wollen wir bahingeſtellt jeyn laſſen ; gewiß iſt,
tales, jebenfalle der rohere Gtamm, von Norden ber eingemans dert , denn der Name ſod in einem der Maya- Dialefte „ Fremde"
alten Biltern niedergelegt fand ( i. I. p. 204) , und die 3ndianer zeigen auch noch ihre Anhänglichkeit an die alten Bilder darin ,
beteuten , was auch darauf hinweiſen würde, daß die Chorotegan den Mayag verwandt ſind. Uebrigens ſollte ich das Gebiet der Chontal.Sprache nach Hervas (11. 312) bis nach Daraca erfires den, was eine Verwandtſchaft mit der Mayas, Quiches und Huastefen - Sprache voraugießen und die Grundverſchiebenbeit der Chorotegan und Chontal ſehr unwahricheinlich machen würde. 1 Wahrſcheinlich famen die Chontales nad Nicaragua , als fie durch die Auêbreitung unb Eroberungen bereztefen zur Auß. wanderung aus tem nördlichen Lande gezwungen wurden . Sie
Do tie Gridhlaffung Dee Ratholiciêmus damit
daß man wiederholt, ſelbſt noch in neueſter Zeit, Opfer vor den
daß fie allem aufbieten ( 1. II . p. 334 ), bas profane Eindringen
ron Fremdlingen in ihre alten Heiligthümer zu hindern , und daß
fte äußerſt ungern den Fremden ſolche Bilder zeigen ; ja manche behaupten , es ſeyen zuverläſſig noch eine Menge derſelben abjichts lich in Wäldern unter Orad und Büſchen verſtedt.
Man kann
bis zu einem geriſſen Grade ſagen , der Kampf gegen das Heis denthum dauere noch immer fort, tenn Squier führt (I. p. 322) foigenden höcft charafteriſtiſchen Fall aus der Nähe von Leon bei Subtiata an : „wir ſtießen hier auf eine längliche Erhöhung
ihrerſeits mochten die Chorotegan in das Gebiet füblich der Seen
von Steinen , welche die Grundlage eines Gebäudes oder eines
treiben , und ſo war die gegenſeitige Anfeintung ſehr natürlich . Die Azteken drängten ſich, wie oben ſchon bemerkt, in die Mitte zwiſchen beiden, und hatten ſelbſt die heiligen Inſeln im Nicaras
Der alten Teocallis ( Altäre) der Ureinwohner geweſen zu ſeyn
gua-See beſept, ron denen die größte, Ometepec, einen rein
aztefiſden Namen führt, denn leßterer beteutet „zrei Berge“, wahrſcheinlich von den zwei rulcaniſchen Bergen auf der Inſel. Man braucht nur einen Blick auf die ariſchen ſo wie auf die finniſch - uraliſchen Sprachen der alten Welt zu werfen , um die Erklärung zu finden, daß zwiſchen zwei anſcheinend noch ſo ver ichiedenen Sprachen doch eine innere Verwandtſchaft beſteht, die
ſcheinen.
Der Bau war 200ʻ lang, 60ʻ breit und 20' hoch.
Um die Ecken waren die Steine noch ziemlich regelmäßig aufs gerichtet, aber das Ganze war doch eine Ruine und große Bäume wuchſen auf dem Gipfel. Die rund umher zerſtreuten Sculpturs überreſte zeigten deutlich, daß hier ſyſtematiſche Gewaltthat geübt worden war, und zwar nicht vor alter Zeit, unmittelbar nach
der Eroberung, ſondern ſpäter, noch vor wenigen Jahren. Mein
den nach „ Zwanzigen " flatt nad „ Zehn “ gepählt haben. Zwar ſagt Sanier (11. 328 ), daß die wichtigſten Dialette von Guatemala, wie Pocondi,
Führer ſagte mir, er fönne fich noch der Zeit erinnern, wo die Indianer heimlich bei Nacht hieher famen, ſeltſame Tänze um die 3bole her aufführten , und ſie mit Waſſer beſprengren. Der Boden um die einzige aufrecht ſtehende Figur ber war vergleichs . weiſe frei von Unterholz, ein Beweiß, daß ſie noch jeßt heimlich beſucht und die alten heiligen Ceremonien vor derſelben vorges nommen werden . Die Prieſter bemühen ſich ſehr, dieje Reſte von Heibenthum zu entdeden und zu unterbrüden ; erſt wenige Mo. nate vor meiner Anfunft war ein merfrürdiges Bild eines etwa eine Legua man nannte es wenigſtens el Toro Stiera von dieſer Stelle zerſchlagen worden ; dahin hatten ſich die India. ner lange Zeit ganz offen begeben, Opfer dargebracht unb bor der Gåezeit ihre Tänze vor derſelben aufgeführt. Die Zerſtörung des Bildes wurde heimlich vorgenommen , und dann laut verfüne det, et ſey durch den Bliß Det zürnenden Himmels geſchehen ;
Quidhe
. w . keine Verwandtſchaft mit denen von Nicaragua zeigen,
einer meiner indianiſchen Freunde jagte mir aber in der Stille,
allein bei der ſonſtigen Gründen, welche dieſe Verwandtſchaft wahridein: lid maden , darf man wohl, und namentlid da die Nichtverwandiſdaft
die Indianer hätten den Streich wohl gemerft, und müßten, bab Der Bliß auf zwei Beinen gefommen und einen Briefterrod getras
fich freilich nur bei einem tiefern Studium erkennen läßt.
Eben
dieſe Wahrſcheinlichkeit, die fich aus den zahlreichen noch erhal senen Sagen und Nachrichten über die Wanderungen norbames
rifaniſcher Stämme ergibt, macht es um ſo wichtiger die nodi vorhandenen Sprachen da zu ſtubieren, wo fte von größeren Maſſen geſprochen werden . So weit geht indeß begreiflicher Weile Squier nicht, und führt uns dagegen in ſeinem Capitel über die eingebornen Stämme Nicaragua's eine Menge alter ſpaniſcher Nachrichten auf, welche über den Zuſammenhang ber Wanderun 1 Aud jou einige liebereinſtimmung in den grammatikaliſchen For: men ſtattfinden und ſämmtliche Judianer dieſes landes, wie die im Nor:
bloß aus den Vocabularien erwieſen werden ſoll, ſein Urtheil ſuspendiren .
wocos
555
gen habe ! Ich hätte mich gern an Ort und Stelle begeben, und geſucht, bie Bruchtüde atzuzeichnen , aber mein Führer fagte mir, die Eingebornen hätten ſie fortgeſchafft und vergraben .“ Merks würdig genug ftehen neben dieſen Ueberreſten der alten Heibenzeit auch Ueberreſte von Kirchen, die gleichfalls verfaden find, was man nur der ungebeuren Abnahme der Bevölkerung in diejen
Gegenten zuſchreiben fann. Nicht nur die Berichte der alten Schriftſteller ſprechen von der großen Zahl der Bevölkerung, auch die noch vorhandenen
Denkmäler beweiſen, daß fie fehr zahlreich geweſen ſeyn muß. Dr. Livingſton, der in ten Bezirf ron Chontales einbrang, be. merfte dort gegen die Berge hin Befeſtigungen ron ungebeurer Ausdehnung ; fie beſtanden aué Gråten , die am Boden 10' bis 12 ' Breite hatten, durch breite Sarannen und in die Tiefe der
Wälder ſich erſtrecten , und in furzen Zwiſchenräumen fanten fich 60' bie 80' im Durchmeſſer haltente tiefe Flächen mit mehrern
Steinhügeln in der Mitte, die mit großer Regelmäßigkeit aufa geführt waren. Soldhe Arbeiten regen eine ftarfe Bevölferung voraus, und auch die Ueberreſte Der Kunft beuten auf Gleiches
Auf der Inſel Monorombita im Managua . See, welche Squier ven Leon aus beſuchte, fanden ſie eine Anzahl meiſt zers trümierter Bilber ; ihr Führer ſagte, er erinnere fich das noch
woon
Bilder aus den auftraliſchen Goldminen. (Fortſeßung .)
6. Wie fich Jack auf den Rückweg machte, und was für
angenehme Meiſegeſellſchaft er fand. Jac hatte all ſein Werkzeug für einen Spottpreis verfauft ; es waren ſo viele oben, die gern ihre Waſchmaſchinen und Schaufeln und Spißhaden wieder verfaufen wollten, daß er zuleßt froh war nur etwas dafür zu befommen und fich dann, allerdings fröhlich, aber doch auch wieder mit ein wenig Herzflopfen auf den Weg machte, denn er mußte fich ſelber geſtehen, er war mit anderen Erwartungen hier heraufgekoms men , und fürchtete, ſie würden ihn , wenn er zurüdfehrte, zu Hauſe ausladen. Jad kannte die Welt und die Menſchen noch ſehr wenig. Jad ging nad Bathurft zu ; allerdings hätte er, wenn er zu Fuß gehen wollte, einen viel näheren Weg nach Sydney gehabt ; er hoffte aber dort einen Plaß auf der Poſt zu befommen, und machte fich deße halb nichts daraus, ein paar Meilen umzugehen. Er befam aber feinen Mittwoche nimmt dieſe die Regierung freunds Plat auf der Poſt licher Weiſe ganz allein für fica in Anſprude , und wenn Paſſagiere nothgedrungen an dieſem Tage nach Sydney müſſen, ſo - mögen ſie zu Fuß gehen , oder ſonſt ſehen wie ſie hinunterfommen. Viel zu tragen hatte er nicht, lange in Bathurſt, wo die Sachen alle einen Minenpreis hatten, liegen bleiben wollte er auch nicht, alſo hielt er es für das Beſte fich gleich ruhig auf den Marſch zu begeben .
und das Geld , was er ſouft für die Poſt gegeben hätte, zu ſparen.
50 Statuen, meiſt aufrecht, tageweſen ſeyen, im Viered aufges ftellt mit den Gefichtern nach innen. Wenn man erwägt, aus
welch hartem Stoff diefe Bildſäulen gefertigt waren, To ſeßt dieſe große Anzahl eine ungeheure, lang andauernbe Arbeit voraus.
Auch auf der Inſel Zapatero im Nicaragua: See, mo Squier nach langem Suchen 18 Biltjäulen nebſt einigen Dpferſteinen
fant, ſind die Spuren ehemaliger ftarfer Berölferung fidytbar ; Die Inſel ſelbſt ſcheint freilich ehemale wenig oder Hauptſächlich nur von den Prieſtern bewohnt geweſen zu ſeyn , und gegenwär
sig eine Art abergläubiſcher Scheu daran zu hafien. Alte Ueber. reſte Deuten auf großartige Verſammlungen hin : an einer Stelle fanden fich die Reſte von 18 Teocallie in geringer Entfernung von einander, und ron den Bildjäulen fanden ſich augenſcheinlich nur noch die ſarrerſten, alle andern waren entweder ganz zer trümmert, oter , wie die Sage berichtet, von den Spaniern in
Den See geworfen worden .
Ueber den Charakter dieſer Bilde
ſäule bemerft Squier : „Der Styl der Arbeit iſt allenthalben ders
ſelbe, aber jede Figur hat eine aubgeprägte Individualität, jo daß fie Gottheiten von verſchiedenen Attributen und verſchiedener
Stellung im alten Pantheon angehören mochten. 1 Dao Mates
rial iſt ſtets ſchwarzer Bajalt von großer Härte, der ſelbſt mit den beſten neuen Werkzeugen nur mit Mühe behauen werden fann. Wie die von Stephens beſchriebenen Siatuen ron Copan icheinen fie nicht auf den Trocallig geſtanden zu haben, ſondern um ihren Fuß her errichtet worden zu ſeyn . Sie ſind minder groß als
In den leßten Tagen hatte es allerdings nicht mehr geregnet, und an den meiſten Stellen waren die Wege wieder ſo ziemlich abgetrođnet, an anderen dagegen, und beſonders auf den Gipfeln einiger Bergrúden , in der Nähe des „grünen Sumpfeg" war der Schlamm und gerfahrene Straßenfoth ſo entſeßlich , daß er als Fußgänger faum burch fonnte ; für die Rarren waren dieſe Stellen beſonders ſchlimm . Ueberall ftafen ichwer beladene Drayg bis an die Adren im Weg , manche mit der Deidſel , manche mit einem Rad gebrochen , andere nur eben in den zühen Stoff feſt gefahren und feine Hülfe für ſie zu finden, denn wären ſie auch mit acht oder zehn Spann Dchfen aus dem einen Schlammlodi .
herausgerücft worden, ſo hätten ſie die doch nur in ein anderes wieder
hineinziehen fönnen . Und wie ſahen die armen Menſchen aus, die ſich hier im Wind und Wetter mit ihrem Geſchirr herumquälten fie befamen jedenfalls einen Vorgeſd mad der Minen , und Jack dachte ſo bei fich im Stillen, ſolche Müh und Arbeit ließe ſich rechtfertigen, wenn die Leute wieder zu Hauſe gingen, aber bloß um ba hinauf zu fommen er ſchüttelte dann ſehr ſtart mit dem Ropf und wanderte nur um ſo rüfliger weiter. Wo der Weg firedenweio gut war, fand er aber auch die Leute viel
luſliger und alle voll guter fröhlicher Hoffnungen . Ganzen Karawanen begegnete er , und manchmal ſchämte er fich ordentlich , daß er dann allein aus den Minen zurüdfam die Leute fonnten ja aber auch nidht wiſſen ob er nicht die Taſchen voll Gold hatte, und überdieß war
die von Copan, und entbehren der plumpen und augenſcheinlich
er gar nicht allein auf dem Rüdweg : benn als ein raſcher Fußgänger hatte er ſchon ſehr viele, die mit ihm gleichem Ziele zuſtrebten, überholt, und auch ſchon von einigen Fuhrleuten gehört , daß fie ſehr vielen bes gegnet ſeven , die auf dem Rüdweg nach Sydney waren . Wo er aber ſo einen Zug traf, riefen ihn aud meiſtens die Leute an, und wollten
unzuſammenhängenden Waffen von Zierratben , mit denen dieſe
wiffen wie es oben in den Bergen zuging .
überlaben ſind ; fie ſind einfach, von ſtrengerem Styl, und obwohl nicht fehr genau quêgearbeitet, find ſie doch mit großer Freis
,,Hallo, Jađ “, war denn das gewöhnliche — , haſt du deine Maſdine wie viel verfauft ( have you sold your cradle ?) wie ſtets oben feinen großen Klumpen wie: noch genug Waſſer ? Pfund Gold das iſt gut, fie heben fie auf bis wir hinauffommen nein ? der ? hurrah für die Digging viel Gold ausgewaſchen. – D laßt ihn gehen – ſagte dann ein anderer, er hat's mit der Pont vorausgeſchidt good bye, Jack, good bye, riefen ſie ihm dann noch zu, und zogen
heit und Geſchidlichkeit bebandelt .
Von Draperie iſt nirgends
eine Spur . "
-
-
4 Squier macht hinſichtlid der Idole auf der Inſel Momotom bita (1. I. p. 314) die Bemerkung, „ lf ſeven wenige Figuren da geweſen, von denen man das Geſchlecht nicht babe unterſcheiden können ; der Grund hie:
von möge wohl in der Lehre von dem thätigen und leidenden oder em: pfangenden Naturprincip, von der männlichen und weiblichen Natur, liegen,
die ſich in den religiöſeu Syſtemen der neuen und alten Welt, nirgends aber deutlider ale iu den Ueberreſten Centralamerika's, jeige." ( Schluß folgt . )
fröhlich vorüber .
fie fab Den dritten Tag, am Nachmittag überholte ihn die Poſt vollgetrångt von Menſchen, und die Paſſagiere ſangen und hurrahten fie waren freuzfidel, denn fie fuhren auf der fönigl. Poft. ſchrieen fie unſeren einſamen Wanderer an, als der Hallo, Jad --
556 Wagen im vollen Galopp an ihm vorbei einen Berg herunterſaudte
ein blaues Hemd und eine engliſch lederne Hoſe an, beides ziemlich neu
„ have you sold your cradle ?" Che er nur antworten fonnte , war der Wagen ſchon außer Nufs Weite, die Beine thaten ihm aber weh und er ſah ihnen neidiſch nach „ Morgen früh um fieben oder acht lihr find die nun in Sydney, dachte er ſo bei fich, und du mußt nun noch drei Tage marſhiren ehe du dort einrüden fannſt – ich wollte doch ich hatte einen Plaß auf der Poſt befommen , wenn man auch ein Bißchen unbequein fikt, forumt man
und gut ausſehend, tabei aber einen alten Strohhut auf und ein baum :
doch dafür auch ſo viel raſcher von der Stelle."
Als er eine halbe Stunde weiter marſchirt war und unten an den Fuß des Berges fam : lag die Poſt da, und von den Paſſagieren hatte fich faum die Hälfte erſt wieder auf ihre Beine gefunden ; die andere ſchien mehr gelitten zu haben, als ſie ſich ſelber noch geſtehen mochte, und in den betrübteſten Stellungen von der Welt lagen und fauerten fie umher. Nicht ein einziger von ihnen frug Jack mehr , ob er ſeine „Crable“ verfauft habe , und fie hätten fich doch jeßt ganz genau und ausführlich bei ihm darnach erfundigen fónnen. Jad half ihnen den Wagen wieder mit aufrichten
und dem
Rutſcher lief dabei fortwährend das Blut am Kopf herunter. Die Paſſagiere ſollten dann wieder hineingepadt werden , damit hatte e8
aber ſeine Schwierigfeiten – ein alter Mann lag beſonders halb bewußts 108 da , und mußte fich fortwährend übergeben . Al8 fie ihn endlich auf
den Wagen hoben, meinte er mit leiſer, von Schmerzen oft unterbrochener Stimme, er hätte es fich ſchon den ganzen Tag zugelobt, das ſolle das leştemal reyn , daß er auf einer auſtraliſchen fönigl . Poſt fahre, und er
wollenes Tuch um die Dhren gebunden – er hatte Zahnſchmerzen, wie er ſagte. Die Füße ſtaden in groben Schuhen und das blaue Hemd trug er, der Sitte nach, ale Rod und über der Hoſe draußen. „ Wie heißt Ihr?“ frug der Freunde , nachdem ſie eine furze Strece nebeneinander hingegangen waren und er ihm ſdon geſagt hatte , daß er ſelber John Smith heiße und ein geborner Londoner wäre, mit dem achten Godney . Dialeft, der vor jeden Vocal , wo es nicht hingehört, ein
h reßt, und dafür ſorgfältig jedes wirfliche h, am Anfang eines Wortes weg läßt
,,es iſt nur der Bequemlich feit wegen , daß man weiß wie
man Eudy anjureben hat"
„ Ich heiße 3ad ," ſagte ſein Begleiter – „ Ja ſo heißen wir alle, meinte Smith trođen ,“ 48 gibt hier oben eine wahre Quantitat von Jad's – „ aber den anderen Namen" . P
„,Newmann – Tiſchler aus Sydney – Smith fannte ſeinen Vater recht gut und wußte wo er wohnte er hatte früher dort dicht nebenan logirt .
Zwei Polizeigendarmen titten an ihnen vorüber , und ſahen fich nach ihnen um , Smith beachtete ſie aber nicht weiter, fonnte es jedoci nicht genug loben, wie ſicher die Straßen jeßt reyen, da die Regierung ſo viel Polizei darauf halte. Was ich an Gold habe, führe ich aud ſelber bei mir," meinte er treuherzig, was ſoll man für den Transport Habt Ihr Glüd in den auch noch die dweren Procente bezahlen. I
Minen gehabt?“
mehr fahren.
Jad ichånite fich ihm zu ſagen , daß er nur init ein paar Uingen wieder zu Hauſe zurüdfebre , und eigentlich faum die Roften ſeiner
Die Poſt fam endlich wieder in Gang, den alten Mann fand aber Jad in dem nämlichen Haus wo er die Nacht blieb er hatte das
habe
fürchte jeßt er habe wahr geſprochen
er würde wohl nicht viel
Fahren nicht langer ausgehalten und fie mußten ihn zurüdlaſſen. Jack war froh, daß er nicht auf der königl. Poft gefahren war, denn es iſt
ganzen Fahrt , wenigſtens mit einem ſehr geringen Verdienſt gedeckt er gab eine ausweichende Antwort , und meinte, eg rey ihni beſſer in den Minen geglückt als er ſelber im Anfang erwartet habe. Smith ſagte, das freue ihn , und erzählte nun, wie er ſelber in
nicht allein, taß man unbequem darauf fißt, man kommt aud mand-
Californien ebenfalls in den Goldminen geweſen ſen, und dort gearbeis
mal unbequem zu liegen .
tet habe , und verſchwor fich hoch und theuer , daß die californiſchen
Am nächfien Morgen wanderte Jad durch einen Gumwald es iſt das nämlich das Gigenthümliche in Auſtralien , daß fich überall, wo nicht gerade eine Plain – 8. h. eine Strede Landes ohne Bäume und viele Monate im Jahr auch ohne Gras liegt , oder das Land culs
Minen den auſtraliſchen das Waſſer nicht reichen fonnten . Natürlich famen fie nun auch auf die californiſchen Verhältniſſe und auf das Lynchgeſeß in San Francidco zu ſprechen , und Smith fonnte das Ganze
tivirt iſt, Gunwald befindet. Da ihm die Scenerie nicht das mins
ſage rach, das nichtenußigſte Gefindel was es auf Gottes Erdboden gab, Fortfooimen unter ihnen nicht
1
deſte neue bot, und ber ichwere ſandige Weg ihn ermüdete, marſchirte er ftill und ohne aufzuſehen weiter. Er achtete nicht einmal mehr viel auf die Rarawanen , die an ihm vorbei nad dem gelobten Lande hinaufzogen , holte auch nicht mehr viel ein , denn er ging ſehr langſam , und diejenigen die ihn überholten, idienen ebenfalls feine beſondere Luft zu haben fich in lange Gonverſationen einzulaffen . ,,Hallo, 3hr da, reyd Ihr der Poſtbote, daß 3hr ſolche Gile habt und ohne Gruß oder Wort an einem anderen vorbeiſchiebt ?“ wedte ihn
nicht ſchauerlich genug ſchildern .
Die Amerifaner waren , ſeiner Aus:
ſein gar und ein ehrlicher Mann fonnte finden. Er idien überall in ganz Californien herum geweſen zu ſeyn und verſicherte Jac, er habe dort „recht gut ausgeniadt“ und mit har: ter Arbeit id were& Held verdient, er fer aber fortgegangen, weil er eg nicht mehr länger habe mit anhören fönnen , wie man den engliſchen Nainen dort beſchimpfe, und ehrliche Unterthanen nißhandelte. Jad hatte den Mann inbeſien ordentlich lieb gewonnen , daß er ſo nationell geſinnt feny.
plößlich eine Stimme aus ſeinen Pillen Betrachtungen , und als er auf:
(Schluß folgt. )
idaute, ſah er einen Mann der dicht am Wege, mit einem ſogenannten einem in ſeine wollene Dede eingehüllten Padet auf einem Swag gefällten Baumſtamm faß und fich auszurufen" ſchien ,, wollt Ihr nach Sydney ?"
Miscellen . Die nordweſlide Durchfahrt. Die Naďrichten, welche die Walfiſchfänger in neueſter Zeit mitgebracht haben , gehen alle dabin, daß der Walfiſch in der Behringeſtraße und der in Baffindbar voll: fomnien ein und dieſelbe Art ſey , woraus das Daſeyn eines offenen Meere8 ziviſden beiden Punften hervorgehe , denn die nördlichen Wall: fiſde fönnen wegen der Wärme des Wafiers nicht über 22° N. B. füb wärte hinabgehen. (Athen . 29 Mai . )
,, Ja,“ ſagte Jad , „ und Ihr " „ Denſelben Weg , Camerad," fuhr der andere fort , „ da fönnen .
wir uns ja die Zeit ein wenig fürzen und zuſamnien gehen.“ Er ſtand bei dieſen Worten auf, nahm ſein Bündel auf den Rüden , und ſchlen derte langſam neben Jad her.
Es war ein breitídultiger aber etwas magerer Geſell, mit etwas aufgeſtülpter Naſe, niederer Stirn und blauen Augen, das Haar braun und furz abgeſchnitten, die Augenbrauen ziemlich buſchig, es lag aber etwas offenes in ſeinem Blick, und er hatte eine Art trodenen Humor, der Jad für ihn einnahm . Gin Geſpräch fonnte die Neiſe jedenfalls fürzen und ihm doch wenigſtens in etwas die Langeweile des ſonſt ſo ſdauerlich monotonen Gumwaldes und des Sandbodeno vertreiben. Der Fremde ging in die gewöhnliche Minentracht gefleidet , hatte Verlag der J. G. Cotta'ſchen Budhandlung
Das große bibliographiſme Wörterbuch Hadid i Ghalfa's , welches Prof. Flügel in Leipzig auf Veranlaſſung der Commiſſion für Ueberſeßung orientaliſder Werfe überreßt, iſt nahezu fertig ; der rechte Band iſt in Drud, und der ſiebente und legte wird noch vor Ende des Jahres 1853 beendigt ſeyn . Die Gelder, welche die
aſiatiſche Geſellſchaft in London zum Zwede von Ueberſeßungen verwen det, wurden im leßten Jahre vorzugsweiſe diefem für die orientaliſche Literatur ſo wichtigen Werfe gewidmet.
Verantwortlicher Redacteur Dr. & S. Wibenmann.
Das Auslan .d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 11 Junius 1852 .
Ur. 140. Beiträge zur Sittenkunde der Nordafrikaner.
wendig glauben, daß ihm die Ankunft bedſelben ein unbeſchreibe liches Vergnügen mache.
( Bon Karl zid )
Folgende zwei Beiſpiele mögen meiner Würbigung dieſes Gegenſtandes zum Beleg dienen :
18. Ueber die Gaſtfreundſchaft der Einheimiſchen . Der Wallfahrer nach Sidi:Agardha . - Die Gäfte aus
Gined Abenbe begleitete ich den Scheidh Dttmen Ben -Sdua,
Mohammed der Gäwuäwi und ſeine dem Seba:Nuß. Geſellen . - Eine Riefendiffa , die ihren Zwed verfehlt.
der den Nachmittag bei mir zugebracht hatte, eine Strede Weges bis an den großen Sumpf, die älteſten der Sriba gaben ihm,
Ueber die ſo gerühmte Gaſtfreundichaft der Araber und Kabylen iſt, bei näherer Beleuchtung, verſchiedenes zu bemerken . Es iſt dieſelbe eine durch die Religion geheiligte, in dieſem Lande
wie es hier üblich iſt, ebenfalls das Geleit. Unter einer Myr tenhede lag ein armer Mann , deſſen leiſe8 Stöhnen aller Aufs merkjamkeit auf fich zog. Man fragte ihn was er habe, und er
nige welcher heute gibt, morgen wieder empfängt.
-
ſehr nüßliche Inſtitution, weldie jedem zu gut fommt, da derjes erzählte, daß er, ſchon lange fieberfrank, eine Pilgerfahrt nach der Aus dieſer
wunderthätigen Quelle von Sidi-Agaſcha, der man in dieſer
Urſache fann auch die burch die Diffa veranlaßte Au@gabe nicht in Anſchlag gebracht werden, da dieſelbe bloß ein Vorſchuß iſt,
Gegend große Heilkräfte zuſchreibt, unternommen habe ; er ley, ungeachtet der geringen Entfernung ſeiner Heimath von hier,
der bem Geber, ſobald ihm beliebt, von irgend einem Mitglied der mohammebaniſchen Geſellſchaft zurückerſtattet wird. Da nun aber der Egoismus immer die Haupttriebfeber der Handlungen Der Menſchen überhaupt und der Araber und Kabylen insbeſons
ſchon vier Tage unterwegs, und habe geſtern ſeiner Schwäche halber Den Duar am Web -Dichenbel, wo er zu übernachten ges Dachte, nicht mehr erreichen können, und die Nacht unter freiem Himmel zubringen müſſen, er habe dieſen Morgen bloß etwas
dere iſt, ſo wird dem wohlhabenden Gaft, der im Stande iſt
falten Kubfuſu genoſſen und ſey, nachdem er fich den ganzen Tag
gelegentlich gleiche mit gleichem zu vergelten, eine fette, bem armen unbemittelten aber eine magere Diffa zu Theil, dem rei chen Gaſt wird eine gute Schlafftelle unter dem Zelt oder im Gurbie zurecht gemacht, ber arme dagegen ſchläft vor der Thür, unb hat die Erbe zum Lager und den Himmel zum Dbbach . Der reiſende Europäer wird im allgemeinen überall gut empfangen
und bewirthet, aus dem einfachen Grunde, weil er gewöhnlich ſeinem Gaſtfreund ein Gegengeſchenk macht, das dieſen reichlich
mühſam fortgeſchleppt, hier liegen geblieben . Ein Mann aus Der Griba gab ihm ein Stüc Regra, die übrigen , den Scheich
mit inbegriffen, lobten ihn ſehr wegen ſeine frommen Unters nehmens und tröſteten ihn mit der göttlichen Hülfe, die gewiß nicht auâbleiben würde, allein feiner lub ihn ein bei ihm einzus
febren, noch machte einer fich an heiſchig ihm auf irgend eine Weiſe Vorſchub zu leiſten. Der arme franke Mann, deſſen Leib in Folge des Fiebers
für das Dargebotene entſchädigt, und wenn je einmal ein ſolcher
ungewöhnlich aufgeſchwollen war und ihm große Beldwerten
Diaf mit einem bloßen : „Gott vergelte dir'8" abziehen will, ſo
verurſachte, dauerte mich in der Seele ; ich wünſchte dem Scheich
weiß ihin der Hausherr geſchickt beizubringen , daß es ihn ſehr freuen würde, wenn er ihm wenigſtens etwas Pulver und Blei,
einen guten Abend, indem ich ihm bemerkte, daß ich hier umkeh ren müſſe, da mir Gott eingegeben dieſem armen, verlaſſenen Pilger bie Diffa anzubieten und für ſeine morgende Weiterreiſe
ein ſeibene8 Schnupftuch und bgl. ichenfen wollte . Daß es hier wie in allen Dingen ehrenvolle Ausnahmen gibt, fann ich nicht in Abrede ſtellen ; indeß war ich oft genug
beſorgt zu ſeyn .
Meine eben noch ſo gleichgültigen Gefährten
fanden jeßt, daß ich ein ſehr frommer, braver Mann ſey, und
Žeuge von demMißbehagen ,welches dieAnfunfteines Diaf bero es mit den Armen immer „beldheir"(zumBeſten)mache; ich anlaßte, und von den mancherlei Kniffen , die man anwandte, um die Gebulb des den Hausherrn erwartenden Gaftes zu ermü
den und ihn indirect zu bewegen anberêwo einzukehren, um zur Ueberzeugung zu gelangen, daß die Außübung dieſes Hauptge. bote des Propheten den Rechtgläubigen manchmal eine große Laſt ſey. Mag nun aber auch der Gaſt ein unwilfommener ſeyn, ſo wird er doch ſtet8, wenn es einmal nicht zu ändern iſt, mit
der gewöhnlichen gleißneriſchen Zuvorkommenheit aufgenommen , und wer nicht weiß, daß der höfliche Hauswirth gefliſſentlich ſeine
Heimkehr verzögerte, um dem Fremden auszuweichen, muß noths
bedeutete aber den Maulheiligen , daß es nicht ſchwer ſey einzus ſehen, daß eine gute Mahlzeit einem Fieberfranken, der in ſeiner
Fieberfreien Zeit ſtets einen nagenben Hunger habe, erſprießlicher ſey, als alle frommen Floskeln, und ſchicte mich an meinen Gaſt nach meiner Wohnung zu führen. Die beſchämten Moblemin wetteiferten nun in Dienfianerbietungen aller Art und jeder wolte den Pilger zum Diaf haben ; der Scheich lub ibn ein den folgenden Tag bei ihm zuzubringen, und verſprach, ihm einen Brief an einen ſeiner Verwandten zu Errmeila, in gerins ger Entfernung von Sidi-Ugaſcha, zu geben, welcher ihn auf ſeis
558
nem Maulthier nach der Zawia bringen würde.
Ich wies das
gooo
hatten fich niedergelegt, um geduldig bie Anfunft des Gaudherrn,
Anerbieten meiner Kabylen ab, nahm aber bagegen Daljenige de Scheich für die Weiterreiſe meines Diaf dankbar an , und trat
Deſſen Gaſtfreundidaft fie in Anſpruch nehmen wollten ,
bald darauf mit dieſem leßtern in meinen Gurbie ein .
Heerden fehrten von der Weide heim, und die Neſjä famen, eine nach der andern , aus ihren Hütten hervor, um ihre Rühe zu
Der junge Thomas, der unterdeſſen die Rüche beſorgt batte, war ſeelenbergnügt dem Wohlthätigkeitegefühl, tad ihn ftete bes lebte, wieder einmal freien Lauf laſſen zu fönnen ; er umarmte
zu ers
warten. Unterdeſſen neigte fich die Sonne nach den Bergen, die melfen, aber niemand ſchien fich im geringſten um die martenden Gäſte zu befümmern . Dieſe ließen fidh burch die anſcheinende
mich für die Lection, die ich den Kabylen gegeben , brüchte bem
Gleichgültigfeit der Weiber nicht irre maden, ba fie wohl wuß
Gaft freundlich die Band, und lief dann dem nahen Walbe zu,
ten , daß eine Frau in Abweſenheit ihres Mannes feinen Diaf
um demſelben einen Bund Farrenfraut zum Nachtlager zu holen , nachdem er mir zuvor anbefohlen das Feuer unter dem Kug-
ſie fuhren fort von Zeit zu Zeit ihren Ruf zu wiederholen . 68
fuſutopf gehörig zu unterhalten .
Der arme Mann wußte nicht
war aber nach und nach Dunfel geworden , und der Hausherr ers
wie ihm geſchah, und erſchöpfte fich in Dankſagungen über meine zuvorkommende Einladung. Hierauf erzählte er mir ſein Schidſal: er ren ſchon über ein Jahr tranf und habe deßwegen
machte ſich mit den Kindern der Nachbarn vor meinem Gurbie
empfangen fann, es müßte denn ein naher Verwandter ſeyn, und
ſchien noch immer nicht; nur ſein Sohn , der fleine Meſſaub, zu ſchaffen, vermuthlich weil ihm die Mutter anbefohlen hatte
wenig arbeiten können, und die ganze Zeit über ſeinem Sohn
nachzuſehen, was die Fremden beginnen würden . Thomas fragte
zur Laft fallen müſſen ; fein Mittel habe anſchlagen wollen , obgleich er fich von allen Marabuts in ſeiner Gegend Amulete gegen das Fieber ſchreiben laſſen ; man habe ihm endlich gerathen, die Wallfahrt nach Sibi. Agaicha zu unternehmen , wo er, inschallah ( To Gott wolle ), ſeine Geſundheit wieder zu erlangen hoffe. Die unterwege angeſprochene Gaſtfreundſchaft ſeiner Glau.
ihn , ob ſein Vater denn nicht wiſſe daß ihn zwei Gäſte erwar
teten , worauf er mit findiſcher Einfalt antwortete, daß der „Bu “ ſehr wohl von der Anfunft derſelben unterrichtet und deßs wegen in der Srita geblieben ſey. Die Mutter hätte geſagt , fle würden endlich ſchon müte werden und Muſtapha würde fle viela leicht einthun. (Soluf folgt. )
bendgenoſſen ſen ihm außerft färglich und nach Maaßgabe ſeines dürftigen Aufzugebzugemeſſen worden, nnd er ſchreibe die Schwäche,
Vicaragua.
die ihn unterwegs befallen , der für ſeinen Gäbhunger unzureis chenden Nahrung zu. Er habe indeß immer auf die Hülfe Gottes gebaut und ſein Vertrauen ſen nicht zu Scanden geworden, da
1. Die Ueberreſte des Alterthums. (Schluß.)
Allah ihn bei einem Rabidhil. Frances (einem franzöflichen Mann)
Es iſt ſehr zu bebauern , Daß Squier die Inſel Ometepec
eine Aufnahine finden laſſen , wie fte ihm nie bei einem Modlem geworden wäre. Am Schluß ſeiner Leidenègeſchichte verhieß er mir dae himmliſche Paradies für alle Liebe und Barmherzigkeit, die ich in dieſem Leben ohne Anſehen der Perſon meinen Nebens
nicht beſuchen konnte, ba Kranfheit eine ſeiner Gefährten und ſpäter bringende Geſchäfte ihn abhielten . Dmetepec ſcheint faſt
menſchen ermieſen , denn nicht die Zunge, ſondern das Herz mache ben mahren Moslem.
Thomas fam jeßt mit einem tüchtigen Bund Farrenfraut
aus dem Walde zurüd, machte unſerm Diaf in einem Winkel Dee Gurbie ein lager zuredyt, und ſervirte dann das Leibgericht der Araber, den Kuskuſu , den fich der auêgehungerte Mann, ſo wie auch den Pfannenkuchen , womit Thomas durchaus regaliren wollte, und den Kaffee, der den Schluß der Diffa machte, trefflich ſchmecen ließ. Nach dem Eſſen fanden ſich nach und nach
alle meine Nachbarn ein, um meinen Gaſt zu unterhalten und
noch mehr als Zapatero ein heiliger Ort geweſen zu ſeyn. Ein Deutſcher, Namens Wöniger, gab ihm alle ſeine Nachrichten und
auch einige Alterthümer ; unter den leßtern befand fich die 26 bildung eineð vierfüßigen Thiere in liegender Geſtalt, 14 " lang und g “ hoch ; die Indianer hatten es auf einer hohen , abgeſons derten Felienſpige forgfam berwahrt, und fich heimlich dorthin begeben, um ihre Ceremonien zu vollziehen , über welche fie fich nie ausſprechen wollten . Mehr als 50 Jahre lang ſuchten die fatholiſchen Geiſtlichen bieß Gößenbild zu entbeden, aber um.
ſonft; erſt in neuerer Zeit fand man es auf, und zuverläſſig wäre es, wie ſo viele andere, in den See geworfen worden , wenn nicht Hr. Wöniger verſprochen hätte, dasſelbe, wenn man eg in
fich von ihm unterhalten zu laſſen , und die honorable Geſellſchaft
ſeine Hände gebe, für immer von der Inſel fortzuſchaffen. Außer
ging troß meineð öftern Mahnend erſt ſpät auseinander.
nach Errmeila und von dort nach Sidi-Agaidha befördern ließ. Wa8 ferner aus ihm geworden fonnte ich nicht erfahren , denn ich jab ihn ſeitdem troß bee ihm abgenommenen Verſprechens, bei ſeiner Rüdfehr wieder bei mir einzuſprechen, nicht wieder.
dieſem vierfüßigen Thiere fand man auch einen Froſch, der in einem mie Verde antico ausſehenden grauen Stein ausgebauen Auch ſtößt man zuweilen auf kleine Gößenbilder aus war. Gold, die ſehr gut gearbeitet find, und auf ſehr mannichfaltige Schmucgegenſtände aus Stein oder Metall. Am häufigſten aber finden fich Grabgefäße aus Thon, in denen man Aiche und kno chen aufbewahrte. Die Zahl ſolcher Vaſen ſcheint zu groß, al8 daß man fie alle den Bewohnern von Ometepec hätte zuichreiben fönnen, vielmehr mag wohl dieſe Inſel eben ſo wie Zapateco
Ein andere mal waren zwei Frembe nach der Sriba gefommen ; fie waren in der Nähe meines Gurbie ſtehen geblieben,
ale ein Heiligthum betrachtet worden ſeyn, wo man vorzugøreiſe auch aus andern Drren her die Grabgefäße mit den Ueberreſten
Am andern Morgen machte ich mein Pilgerêmann , nach
dem ihn zuvor Thomas mit Mundvorrath verſorgt hatte, neu geſtärkt auf den Weg , unb fehrte am Abend desſelben Taged bei dem Scheich ein , der ihn auch wirklich berſprochenermaßen
und ihr lauter Ruf: „Ja Ali.Meffaub! Ja Ali-lisrat, ha ! Ja
des Verſtorbenen auf hoch und troden gelegenen Begräbnißpläßeu
Mula-Dar, ha ! " blieb unbeantwortet ; weder der Angerufene node
nieberlegte .
ſonſt irgend einer ſeiner Angebörigen ließ fich bliden, und nur
3ft es ſchon ein großer Mangel, daß Squier nicht nach
die Durch den Anblick der Fremdlinge aufgereizten Hunde ums
Ometepec ging, was man nach Friedrichsthal als die ehemalige
gaben dieſelben mit wüthenbem Gebed und drohenbem Gebi .
Nekropolis der ganzen Umgegend betrachten kann, ſo iſt es noch ſchlimmer, daß er in die Gegend nördlich von dem Nicaraguaſee,
Es waren zwei junge Männer von 22 bi& 25 Jahren, fie
wood
559
alſo in die jest noch ſogenannte Provinz Chontales , gar nicht fam. Friedrichthal jab dort die meiften Spuren von Alterthümern,
und es wäre gar nicht unmöglich , daß die ſpäter eingewanderten Chontales , mas nach dem Dbigen „ Fremde " bebeuten jol, die eigentlichen Nicaraguanen aus dieſem umfangreichen Landſtrich
on
von einzelnen befannten aztefiſchen Gricheinungen quêgehen muſs ſen , und ehe wir an die Bedeutung der altern Bilder gehen, müſſen wir manches ſammeln , was jeßt noch im Schooße der Grbe oder in der Tiefe der Wälder verborgen iſt.
yerdrängt hätten , und daß die dort aufgefundenen Alterthümer,
Bilder aus den auſtraliſchen Goldminen .
namentlich die der Stadt Juygalpa, am Tecoloſtote, menige Stun .
den nördlich von dem Nicaraguas See, ron ben alten, ſpäter nur füblichrom See gefundenen Chorotegan herührten. Squier iſt ſehr unbeſtimmt über dieſe Punkte ; an einer Stelle ( 1 , p. 294)
6. Wie fich gadt auf den Rückweg machte, und was für angenehme Meiſegeſellſchaft er fand. (Schluß.)
Sie waren mährend dieſes Geſpräch
jagt er über die herrſchenden Volfeunterſchiebe : ,,die urſprüng.
zu einer Stelle gekommen ,
lichen Einwohner Nicaragua' unb Centralamerifa's ſcheinen von dem ächten Toltefen - Stamm geweſen zu ſeyn ; eben ſo die Stämme von Anahuac, die Aztefen oder Mericaner, aber modificirt und
wo man etwa 200 Sdritt von der Straße ab eine Menge niederer fleis
neridhlechtert durch die Vermiſchung mit den barbariſchen Chichis mefen ; aus dieſer Quelle erhielten fie bie rohen wilden Züge in
Jahr nach Auſtralien gefowmen , Smith blieb aber ftehen und eine
ihrem Charafter , und nodi jegt nachdem file über 300 Jahre lang dem Einfluß der Spanier unterworfen waren , fann man die unterſcheibenben Züge dieſer beiben Familien leicht erfennen . "
In dieſer etwae confuſen Bemerkung liegt viel Wabres. Die Loltefen ?, D. h. die ältern, zu einer höhern Civiliſation aufe
geſtiegenen Stämme wurden ſpäter von roheren überwältigt. Squier weiß von alten Gebäuden nicht, aber im nördlichen Theile bell Pante8 foden fte fich finden.
Friedrichthal ift bes
nerner Schornſteine fah, von denen die meiſten in Reihen fanden, als ob fie früher einmal eine fleine Anſiedlung gebildet hatten. Jad mußte nicht war das bedeutete er war mit den Seinen erſt im vorigen eigene Art von Nührung idien den alten Mann zu überfommen. Gr
ſah die wunderliden Ruinen eine Zeitlang idhweigend an , und ſagte dann endlich den Arm gegen Fie ausſiređend , ohne fich aber ſonſt zu 3ad zu wenden :
,,Das waren ſchwere Zeiten , wo die hölzernen Fütten an den Raminen dort noch ftanden , die das Feuer jeßt von der Erde vertilgt das waren were Zeiten , und mancher arme Teufel liegt bort, hat
wo die drei einzelnen Bäume fehen, begraben, den nicht Krankheit ober ein gewaltſamer Tod von der Erde wegraffte, nein, den die Beitide langſam und langſam unter den grünen Boden hinunter prügelte Zoll für Zoll, bis er es endlich nicht mehr ertragen konnte , und das Ende davon war dann gewöhnlich, daß fie ihn zuleßt dort unter den drei grünen Bäumen einſcharrten. Es iſt merfwürdig , daß fie an der -
fanntlich ſehr geneigt, fie mit denen in Guatemala unb Yucatan
in Zuſammenhang zu bringen. Indeß gibt fich eine merfwürdige Verichiedenheit fund ; wir haben ſchon oben die Stelle aux Squier angeführt , wo ed heißt, daß die von ihm aufgefundenen Bilder von einem ftrengeren Sthl und ohne die Ueberladungen jenen , wie man ſolde in Palenque und Copan gefunden . Dieß iſt ſehr wichtig : vergleicht man die Abbildungen von Stephen mit denen, die Squier liefert, jo tritt der weſentliche Unterſchied unvers fennbar entgegen ; die Ueberladung der erſtern deutet auf einen toial terborbenen Geſchmad , während die Einfachheit der von Squier mitgetheilten Abbildungen auf eine ältere Form hins
Stelle gar nicht mehr wachſen wollen .
Die Peitſche ? frug Jad erſchredt, das iſt ja fürchterlich das muß doch eigentlich ſchon ſehr lange her ſeyn, denn Neus Súbwales iſt ja ſchon lange feine Verbrecher :Colonie mehr , und ſeit der Zeit hat ja doch, wie ich glaube, alles berartige wohl aufgehört ? „ Seit der Zeit hat es aufgehört," beſtätigte der alte Smith und ſah wieder ftil vor fich nieder, während ein ziemlich ſtarfer Zug von -
aber
Karren und Menſchen an ihnen vorüberging. Da dieſe nicht wußten, ob die beiden Männer herunterfamen, oder ebenfalls hinaufgingen, bes
weiết. Je mehr Einzelnheiten aus der alten indianiſchen Zeit
fümmerte fich niemand um fie ; ale fie vorbei waren , fuhr Smith wies
zu Tage fommen , deſto mehr werden dieſe Verſchiebenbeiren in die Augen fallen. Da ſich die merifaniſche Periode mit ihren Denkmälern weſentlich von der, die ſich in Copan und Palenque
der fort. „Es find nun auch beinahe 30 Jahre, daß ich in dieſer Colonie
finden , unterſcheidet, und bie in Nicaragua wiederum einen andern
Charafter an fich tragen , ſo haben wir ſchon drei Perioden , viels leicht ſogar in Yucatan eine vierte.
Es iſt befannt in welches
Alter die bucatefiſchen Bauten hinaufgeſeßt werden ; nach der Eins fachheit der Bilder in Nicaragua zu ſchließen , fann man ihnen faum ein geringeres Alter beimeſſen
Cquier läßt fich weiblich
in ſolche Unterſuchungen nicht ein ; er mochte fühlen, daß er hier Fragen aufwürfe, die er nicht beantworten fönnte.
Ein eben ſo vergeblicher Verſuch wäre es, den Bildern eine religiöſe Bebeutung geben zu wollen . Bei der großen Anzahl, die noch vorhanden iſt, bei der viel größern, die zerſtört wurde, bei der ausgeſprochenen Individualität, die Squier auébrüdlich
den einzelnen Bildern vindicirt und die gewiß nicht zufällig iſt, fann man fich bloß benten , bab bieſe mannichfachen, auch durch
das Geſchlecht unterſchiedenen Bilder eine gar ſebr ing Einzelne gebende ſymboliſche Bedeutung hatten ; noch aber ftehen mir feis neemege auf einer Stufe der Kenntniß amerifaniſcher Alterthümer, um und auf dieß Gebiet wagen zu können ; wir werden jedenfalls 1 Die Grbauer, von den ſpäter eingedrungenen Stämmen wegen der großen von ihnen aufgeführten Gebäude ſo genannt, wie die Opifer in Italien .
lebe, und damals freilich ſah das Land anders aus als jeßt, und man
fann ſich jeßt faum noch eine Idee davon machen . Die Menfchen , die man hier herüberſchidte, wurden auch eigentlich gar nicht wie Mens iden behandelt, es waren Verbrecher , gleich viel um was ſie gegen die Geſeße ihres Vaterlandes geſündigt hatten, ob ſie vielleicht Brod geftoh len , um nicht zu verhungern, oder den armen Wanderer auf der Straße
um ſeine paar Schillinge todtgeſchlagen ; ob fie vielleicht einen Haſen auf ihrem eigenen Land geſchoſſen , oder in fremder Leute Gigenthum mit Gewalt eingebrochen waren
hier galt das gleich, hier wurden fie
-
alle über einen Kamm geſchoren und wehe dem armen Teufel, der fick den Zorn oder auch nur das Mißvergnügen des Oberaufſeher & zugezogen hatte – nicht einen Sirpence hätt' ich für ſeine Haut mehr geben mögen.“ ,, und gehörtet 3hr auch mit zu jenen Unglücklichen ?" frug 3ad theilnehmend , „ wäre er länger in Auftralien geweſen, ſo hatte er fidh S
die Frage eben erſparen fönnen
-
Ihr ſcheint ſehr genau mit all den
damaligen Verhältniſſen befannt zu ſeyn.“ „,3d war mit einem der erſten Emigrantenſchiffe herübergefommen," ſagte Smith ruhig , „ mein Vater aber war Gefängnißwärter in Port Macquarrie, und da befam ich eine Aufſeherſtelle bei den Deportirten es war ein trauriger Poften ,“ fuhr er nach einer fleinen Pauſe fort, „und ich habe unendliches Elend dort geſehen , aber doch auch viel
Somerzen lindern fönnen und manchem armen Teufel eine Tracht Schläge erſpart, die ihm vielleicht das Leben gefoftet hätte. " „ Dad muß Eudy doch jeßt noch ungemein viel Freute, felbft in der Erinnerung machen ,“ ſagte Jad herzlich – Smith antwortete ihm aber
560 nicht darauf ; fidh nach ſeinem jungen Begleiter umſehend, zeigte er auf
die einzeln ſtehenden drei Bäume und ſagte: „ Dort an dem mittelſten Stamm , rechts von dem hohen Ramin,
das einzige was noch in ſeiner ganzen Långe ftehen geblieben, iſt eine Merkwürdigfeit, von der wenig Menſchen jeßt hier noch etwas wiſſen Jad ſah ihn neugierig an dort verſcharrten wir eines Morgens, denn begraben fann ich das nicht gut nennen, fuhr der Alte fort, einen jungen Mann es hieß er ſollte wegen Wilddiebſtahl deportirt worden reyn , die rechte Urſache erfuhr man aber nie , und hie und da wurde von einer Liebeegeſchichte gemunfelt. Der Dberaufſeher hatte ihn wahr: haft tyranniſch behandelt , und da idhnitt er fich einmal eines ſchönen Morgens die Adern auf als er geweđt werden jollte, war er todt. .
!
,,Und was iſt das Merkwürdige, was dort an dem Baum zu ſehen I
ift ?" frug Jac.
beutel aus der Taſche gefallen wäre, das war übrigens nicht der Fall, und dieſer wahrſcheinlich nur zu ficher aufgehoben. Um der Sache übrigens noch die Krone aufzuſeßen , folgte er der Anweiſung die ihin Smith gegeben hatte zu dem nächſten Hauſe zu fommen , und ſtieg in das Thal hinunter. Dort ſah er fich -
oder
rah er ſich vielmehr nicht, ſondern fühlte er ſich in einem tiefen Keſſel, aus dem er in der Dunfelheit gar keinen Ausweg fand. Die Nacht
mußte er da unten verbringen , und erſt mit Tagesanbruch ſuchte er ſeinen Weg zurück wie er hineingefommen war. Jeßt mußte er noch einmal an den drei Bäumen vorbei , und er 1
fonnte nicht umhin nach dem Kreuz zu ſehen , was ihn in eine ro fatale
Lage gebracht hatte
natürlich war aber von einem Kreuz auch nicht
die geringſte Spur zu finden
der verwünſchte Smith.
Ich fann hier nieine Erzählung ziemlich kurz abbrechen, denn der
„ Gin fleines Kreuz von irgend einer bunten Art Steine , die eine
Leſer hat das Ende
Jad war ſeine paar Unzen los und Smith, oder
junge Dame aus Sydney, etwa ſechs Monate nach ſeinem Tod, hat dort
wie der gute Manu ſonſt hieß, über alle Berge . Jad machte übrigens
einſdyneiden laſſen wir wollen einmal dort vorbeigehen und es uns anſehen , ehe es dunkel wird . „ Wir kommen aber dann zu ſpät ind Nachtquartier," meinte gad, und fah fich nach der Sonne um die Straße iſt auch ſchon leer, die
gleich bei dem erſten Gendarmen den er traf . Anzeige über das Vor:
Sonne wird gleich unter feyn ." ,, Die Fuhrwerfe find unten beim Waſſer geblieben , " erwiederte
Smith , ſeinen Bündel wieder aufnehmend , „ wir ſchneiden ung aber ſogar noch ein Stúd vom Weg ab, wenn wir hier hinuntergehen, denn
die Straße macht einen großen Bogen, den ſteilen Berg zu umgehen, und ſo wie wir, von den Schornſteinen ab, ino Thal hinunterkommen, find wir am Wirthshaus , dao da gleich am Wege ſteht.“
gefallene, und nannte ſeinen Namen und Wohnort in Sydney der Polizeiuiann erkundigte fich beſonders genau nach dem Tudy, was dieſer Smith um die Dhren gebunden gehabt , und ob er es nicht einmal abgenommen, oder ob es rich vielleicht einmal verſchoben habe, daß er hátte ſehen fönnen , was ihm eigentlich fehle. Jad fonnte ihm aber hierüber feine Ausfunft geben , und dabei blieb die Sache für jeßt von dem Kreuz erzählte er nichts. Den ganzen Weg bis Sydney hinunter fonnte er aber jeßt zu Fuß
laufen, und sogar noch den größten Theil ſeines Gepads verkaufen, um
I
nur unterdeffen leben zu fönnen , und doch hatte er fich die ganze Zeit
Gr hatte bei dieſen Worten ſchon die Straße verlaſſen und war in
den Buſch hineingegangen ; 18 führte hier nicht einmal ein Steg hins über ; der Plaß ſchien ſeit vielen Jahren gar nicht mehr beſucht zu ſeyn ; Jad folgte aber ſeinem Führer, der hier jedenfalls gut Beſdheid wiſſen mußte, und dann intereffirte es ihn auch das Kreuz zu ſehen, was auf
eine ſo rührende und geheimniſvolle Weiſe über den Tod eines Unglück: lidhen trauerte. Der Buſch war ſchauerlich dicht, nach einer Viertelſtunde etwa er: reichten fie aber den Plaß, und Smith ging gerade durd nach den drei Bäumen zu, die ziemlich hervorragend auf einer kleinen, ſonſt von fei: nen hohen Bäumen beſeßten Anhöhe ſtanden . Sonſt wudzerte aber dort gerade ziemlich dichter niederer Gumbuſch, und in dem tiefer gelegenen Grund fing es auch ſchon an etwas düſter zu werden. Die Sonne ver:
darauf gefreut, wenigſtens von Penrith hinein mit der Poſt fahren zu fönnen . Er mußte aber ſtolz zu Fuß einmarſhiren, und es hatte dieß wenigſtens das eine gute, daß er es fonnte Abend werden laſſen und die Leute ihn nicht auf der Straße frugen : Hallo, Jack, have you sold your cradle ?
wie dag wohl jedem ohne Ausnahme in Sydney paſs
firt, der jeßt mit einem blauen Hemd an und einer wollenen Dede auf dem Nücken bei Tag durch die Straße gehen wollte. In ſeiner Eltern Haus war aber große Freude als er einrüdte, ſein Vater hatte mehr Arbeit denn je, und der neu angenommene Oeſelle war ebenfalls in die Minen hinaufgegangen. 3ad erzählte ihnen auch ziemlich aufrichtig, wie es ihm oben in den Bergen gegangen ſex , er ließ aber doch vieles weg , was er ſchon hätte ausführlicher beſchreiben
fönnen. So erzählte er kein Wort von Jane und hätte auch gewiß Mr. Smitho Andenken mit gründlicher Verachtung behandelt, wenn das nur eben gegangen wäre – Mr. Smith hatte ſich aber zu deutlich in
goldete nur noch die höchſten Gipfel .
„ Wir werden das Kreuz faum noch ſehen können , “ ſagte Smith – „ dort unten liegt übrigens das Wirthe
ſein Stammbuch geſchrieben . Einige Wochen ſpäter erwiſchte dieſen übrigens die Polizei in den
haud, " ſagte er, in das Thal hinunter zeigend, wo jedoch nichts mehr
Ophirdigginge , wo er wieder in ein Zelt eingebrođen, oder vielmehr
„ und hier iſt auch das Kreuz."
eingeſchnitten war, Mr. Smith hatte noch immer Zahnſchmerzen, oder trug das Luch wenigſtens noch immer um die Ohren , 0. 5. um den Plaß herum , wo ſeine Ohren einmal geſeſſen hatten. Von Californien
,,es iſt Schade daß es ſchon ſo ſpät iſt — er bog die Duſche auseinander und trat zu den Bäumen zu erkennen war
Jad trat raſch vor und bog ſich zu dem Baume nieder Smith hatte ſeine rechte Hand unter ſeinem blauen Hemd am Gürtel ich fann nichts erfennen, ſagte er, und drehte fich nach ſeinem alten Beglei: ter halb um eben noch ſah er, daß dieſer eine Bewegung gegen ihn machte, und im nächſten Moment lag er , von irgend einem ſchweren Inſtrument zu Boden gefällt, bewußtlog auf der Erde.
war er mit dem Verluſt derſelben wieder zurückgefommen, und man vers
muthete, daß er vollen Grund habe , auf das amerifaniſche Lyndgeſet ungehalten zu feyn. Von ſeinem Gold bekam Jad übrigens nie wieder etwas zu ſehen , wollte aber auch nichts mehr von den Minen wiſſen .
!
und Als er wieder zu fidhi fam war es flodbunfel fein ſeine Haare waren mit Blut bededt , und er fühlte einen dumpfen
Clemence 3fa ure , die Wohlthäterin der Stadt Toulouſe und
Schmerz am Kopf. Er brauchte eine geraume Zeit, bis er fich nur erſt wieder beſann wu er war .
Sein erſter Griff war nach ſeinem Kopf –
und er blieb nicht lange in Zweifel wie er ſich damit ſtand
die Stifterin der berühmten Jeur Floraur , das Idol der Stadt ſeit
der
zweite nach ſeinem Gold John Smith hatte ihn der Mühe überhoben weiter auf dasſelbe Acht zu geben . „ Was für ein verdammt heuchleri:
ſcher Smurfe das geweſen war“ dachte Jad , als er ſich emporrich: tete und mit beiden Händen ſeine Schlafe hielt. Sein Bündel lag uneröffnet neben ihm am Boden und er tappte überall mit den Händen herum, ob ihm nicht auch vielleicht ſein Gold Verlag der J. G. Gotta'ſden Budhandlung .
mehreren hundert Jahren, die Heilige der Troubadours, deren beſondere Schüßerin fie war , hat , nach der hiſtoriſchen Auseinanderſegung eines Mitgliedes der Afademie, niemals gelebt , ſondern der Name iſt bloß eine Corruptele eines ehemals der Jungfrau Maria gegebenen Beis
namens. Die guten Toulouſer ſollen ganz grämlich darüber ſeyn, man glaubt indeß, daß die trođene hiſtoriſche Thatſache den poetiſchen Volfo glauben nicht unterdrüden werde. (Liter. Gaz. 5 Junius.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. & 0. W idenm a n n.
Das Ausland . Gin Tagblatt für 1
kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker.
1*
12 Junius 1852.
141 .
Grbicollen mit Weibenbüſchen , hier ein Klumpen Shon mit
Etwas über arktiſche Botanik.
Senecios und Polygonen , bort Mammuthüberreſte, Haarbüſchel
Capt. H. Rellet iſt einer berjenigen, welche an der Weſt-
und brauner Staub, der den eigenthümlichen Gräbergeruch aus.
füfte Amerika'd hinauf nach der Behringeſtraße und der Norblüfte
haudt, und augenſcheinlich zerſeßter thieriſcher Stoff iſt. Der
fuhren, um Nachrichten von Franklin zu erhalten . Ihn begleis tete ein junger Botanifer, Namens Berthold Seemann, der jegt ſeine Beobachtungen herausgegeben hat. Das Buch enthält einen
Fuß ftrauchelt häufig über ungeheure ofteologiſche Ueberreſte, denn manche Elephantenzähne meſſen 12' in der Länge und wies
kurzen Bericht von den Fahrten des Schiffe nebſt intereſſanten Notizen über die Flora ber weſtlichen Gefimoländer. Die Zahl
die Eſchicholz - Bay beſchränkt, man bemerft fte an verſchiebenen
Der entdeckten Pflanzen iſt 315, wovon 73 blüthenloſe.
Alle
Drten, ja es wird wahrſcheinlich daß ein großer Theil des äußer
neuen und einige der andern intereſſanteren Pflanzen ſtnb in dem
ften nordweſtlichen Amerifa auf einer feſten Eismaſſe ruht . Bei
Werke ſehr ſorgfältig abgebildet. Zu den bemerkenswertheſten Charafterzügen dieſer wilden Gegend gehören die mit Erbe und einer üppigen Vegetation bedeckten Eisklippen , von denen der
ſolchen Thatſachen muß man anerkennen, daß die Erdwärme nur
Verfaſſer nachſtehende Beſchreibung gibt : „ber Boben iſt ſtets
jener Formen verdanken , welche die Oberfläche unſere & Nlanatos
gefroren , und thaut im Sommer nur wenige Fuß tief auf ; das Aufthauen aberFußnichttiefgleichmäßig venn während es des im Bodeng Vorf nichtgeſchieht über zwei hinabreicht,, reicht
mit Grün hefloihon a
es im Sand oder Kies oft bis auf 6' hinab , ein Beweis , daß Sand ein beſſerer Wärmeleiter iſt, als Torf oder Thon. Die
gen über 240 Pfund.
Und dieſe Formation iſt keine mege auf
Theilen De8 Roßebue-Gunde, am Fluß Budland und andern
einen beſchränkten und inbirecten Einfluß auf bad Pflanzenleben äußert, und daß wir den Sonnenſtrahlen namentlich das Daſein
Gine merkwürdige Thatſache wird auch angeführt hinſichtlich be8 Zuſtandes der Pflanzenwelt während der langen Lage des arktiſchen Sommers. Obgleich die Sonne nicht untergeht, wiſſen Die Pflanzen doch bie Zeit, wo es, wenn auch nicht Nacht iſt,
Wurzeln der Pflanzen , ſelbft die der Stauden und Bäume reis
doch Nacht ſeyn ſollte, denn regelmäßig in den Abendſtunden
chen nicht in den gefrornen untern Boden hinab, ſondern wenden fidh, ſo wie fte auf denſelben ftoßen , ab, ale fließen ſie auf Felſen, Der feinen Durchgang gewährt. Gs iſt ein berundernê werther
und während die mitternächtliche Gonne noch mehrere Grate über dem Horizont ſchwebt, ſenfen fie ihre Blätter und ſchlafen,
wie bei Sonnenuntergang in günſtigern Klimaten.
Anblid, eine Vegetation ſo gleidhiam unabhängig von der Erbs wärme blüben zu ſehen ; aber die Verwunderung ſteigert fich zum Staunen , wenn man im Ropebues Gunb auf der Spiße von Eie .
Beiträge zur Sittenkunde der Mordafrikaner.
bergen Gräſer und Stauben mit einer Ueppigfeit gedeihen fieht,
18. Ueber die Gaſtfreundſchaft der Einheimiſchen 2c.
wie nur in begünſtigten Klimaten .
Hier von der Elephantens
(Schluß.)
bis zur Eichſcholz-Spiße iſt eine Reihe von 70ʻ bid 90' hohen
Ich ließ die Fremben , die fich ſchon anſchidten mit leerem
Klippen , welche ein merkwürdige Beiſpiel von der Art geben ,
Magen im Freien zu übernachten, durch meinen Thomas die
wie arktiſche Pflanzen wachſen. hiedene Schichten bilden dieſe Klippen ; „Drei deutlich unterſc die untere beſteht, ſo viel man über dem Boden en fann, bis
zu einer Höhe von 20' bis 30' au& Eie ; die mittlere Schichte ift Thon von 2 bis 30ʻ did, und vermiſcht mit Ueberreſten von foſfilen Elephanten , Pferden, Hirſchen und Moſchueodien .
Diffa anbieten , welche fie auch, nach einigen höflichen Weigeruns gen , annahmen . Sie ſagten , daß fie in dem unabhängigen Ge biet der Seba- Nuß wohnten , und nach dem Willen ihres Vaters
hieher gefommen wären, um ihren nahen Verwandten , Ali-Ben. Meffaub , heimzuſuchen , daß fie fich aber wohl ben Weg erſpart
haben würden , wenn ſie hätten wiſſen fönnen, wie wenig legte rem an ihrem Beſuch gelegen ſey. Mein junger Freund hatte alle möglichen Anſtalten getroffen , um unſere Gäſte aufs beſte zu bewirthen , und dieſe labten fich eben an einer tüchtigen Schüſſel Grfio (in Butter gebackener, zer ein vollkommenee Chaos . EiB, Pflanzen, Knochen , Torf, Thon brödelter Kuchenteig ), all Sidi Ali eintrat, die beiden Jüng find auf die unordentlichſte Weiſe durcheinander gemiſcht. Es iſt linge aufe zärtlichſte umarmte unb füßte, ihnen freundſchaftliche faum möglich fideinen groteêferen Anblick zu benfen : hier ſieht Vorwürfe machte, daß fie eher bei mir, einem ihnen gänzlich man Stücke, noch mit Lichenen und Mooſen bebedt, Dort find fremden Mann , als bei ihm, ihrem naben Vrrwandten , eingefehrt , Der
Ihon iſt mit Torf bedeckt, und dieſe dritte Schichte trägt die Vegetation. Jedes Jahr, im Julius, Auguſt und September , ſchmelzen Maſlen oon Gie, modurch die oberſten Schichten der Stüße beraubt werden und herunterſtürzen . Dadurch entſteht
bie
wood
562
son
unb fle ſchließlich dringend aufforberte, unverzüglich mit ihm
hinter der Madfe einer ſpröben Zurüdhaltung zu verbergen
nach Hauſe zu fommen. Ich war über dieſe unverſchämte Gleißs nerei aufs äußerſte entrüſtet, gerrann es aber über mich zu
fuchten .
idweigen , um die Diffa nicht zu ſtören .
A18 er aber, nachdem
„Gottes Gruß über dich ! Wie lange haben wir dich nicht
geſehen ! Du biſt bießmal ungewöhnlich lang ausgeblieben, Brus
ihm die Gäſte bemerft hatten, daß es ihnen nicht zieme ihren
der Mobammed ! " riefen die drei Hauseigner zugleich aus .
Gaſtfreund, der ſie ſo zuvorkommend eingeladen , zu verlaſſen, fich
Angeredete, ein junger, fräftiger Mann von mittlerer Statur,
ohne alle Umſtände niederſeşte und mit der Hand in die Schüſſel
hellblondem Bart und blauen Augen , antwortete lachend und in
fuhr, brach Thomas, der fid }, wie ich ſelbſt, lange zurückgehalten
einem etwas frembartigen Accent : „Geduld, Geduld ! einer nach
hatte, auf einmal los : „ Gi du unverſchämter, ſcheinheiliger Schurfe ! Wie fannſt du es wagen , vor uns eine ſolche Komödie zu ſpielen, al8 ob wir nicht durch deinen Meſſaud wüßten , daß bu did; über
dem andern, wenn es gefällig iſt, damit ich euch gehörig Rede ſtehen fann. Zuvörberſt gebt mir einen Gädänh (hölzerne Schale)
zwei Stunden in der Sriba verſtedt gehalten, um den Diaf auge
gen Zug gethan , einigemal gerülpſt und ein andächtiges : „ Gott icy Danf !" darauf geſprochen hatte, erzählte er, daß er mit ſeis
zumeichen ! Und nicht zufrieden, die Diffa auf eine ſo id mähliche
Der
Buttermilch, denn ich ſterbe vor Durſt!" Nachdem er einen lan
Weiſe umgangen zn haben, biſt du jest noch 10 frech, an ihrer
nen beiden Geſellen geraderreg8 von Tunis fomme, wo er ſeinen
Mahlzeit Theil nehmen zu wollen ? Hinaus mit dir, bu elender Schuft! Geb nach Hauſe und ſchäme dich, wenn du fannſt !"
Waarenvorrath erneuert habe ; er habe ſechs Maulthierladungen,
Meifter Ali war nicht auf dieſes Compliment gefaßt ; er ers
Baumwollenzeug ), blauen und weißen Melfae und Genturabe, feinen Haifa, baumrrollenen und Teidenen Mabarmag , achten tuniſer Scheichiae, ſchönen Ghanaf& (Halebåndern) von rothen
hob fich, blieb eine Weile verblüfft ſtehen und ſagte mir endlich mit vor Zorn und Beſchämung zitternder Stimme : „ Muſtapha, du haſt mich zum legtenmal in deinem Gurbie geſehen !" Ich
antwortete ihm mit einem nachläſſigen : el-hamd-lillah ! (Gott ſen gelobt), was ihn noch mehr frånfte, und er entfernte fich
tropig, ohne von ſeinen Verwandten Abſchied zu nehmen . Meine Gäſte waren äußerſt vergnügt über die ihnen gewordene Satis.
beſtehend in ertrafeinem Copán (nach dem Franzöſtidhen cotton,
Korallen u . 1. w. zu Bona bei einem Freund niedergelegt, und ſdzice fich nun an, wie gerröhnlich die Märfte des Sabels zu beſuchen und in der Zwiſchenzeit ſeine Waare von Duar zu Duar feilzubieten . Dieſe Aufzählung ſeiner Schäße war ganz bazu gemacht, um die Neugierde ſeiner Zuhörer auf das höchſte
faction, unb luden mich bringend ein, ſie einmal in den SebaRuß zu beſuchen, wo ich auf die Schilderung, die ſie dort von meiner Perſon machen würden, gewiß aufe beſte aufgenommen werden würde, obgleich ich der ihnen feindlich geſinnten frans
zu ſpannen ; die Weiber hatten fich ebenfalls herbeigeſchlichen,
zöſiſchen Nation angehöre.
brigte Publicum alles gehörig beſehen und betaſtet, und ſeine
Sri.liarad fonnte aber ſeinem Vorſaß, allen Verfehr mit mir abzubrechen , unmogilah itru * enn ihon
Berunderung in allen möglichen Interjectionen an den Tag ges
acht Tage nachher zog er eine Gelegenheit bei den Haaren her.
wollenen Aaløtud, die Männer mit einem Bergleichen Haif und die Kinder mit metallenen fingerringen beſchenft. Der Gäruwi
bei, um mic; aufs neue mit ſeiner Freundſchaft zu beglücken . An dieſe beiden Bilder aus dem gaftlichen Leben der Ginheimiſchen muß ich nothwendig noch zirei andere reihen, um meinen Gegenſtand von allen Seiten beleuchten zu fönnen. An einem ſchönen Sommerabend zogen drei Männer über den öftlichen Gumpf und nahmen ihre Richtung nach unſerer Griba . Jeder derſelben füßte fich auf einen Knotenſtod und
trug einen großen Pad auf ſeinem Rüden , zu deſſen beiden
und ber ruhmredige Kaufmann mußte fidy, von allen Seiten
beträngt, bazu bequemen ſeine Päde zu öffnen, um die verſchies denen Herrlich feiten berundern zu laſſen .
Nachdem das befrie.
loot hatte , fanden fidh die Weiber, jebe mit einem bunten , baum hatte zwar gelogen wie ein franzöſlicher Colporteur : ſein Baums wolenzeug trug den Stempel einer Fabrif aus Rouen, die baums wollenen Haifs und Halstücher waren eben daher, ſeine viels gerühmten tuniſer Mabarmad waren eine ſchlechte Nachahmung aus den Seidenfabriken von Lyon, und ſeine tuniſer Scheidhia8
famen direct aus Marſeille ; nichtebeſtoweniger waren die Bes (dhenften überglüdlich und hätten ihr Geſchenk nicht gegen das
Seiten ein Aushängeſchild, beſtehend in einigen bunten Tüchern und rothen Mügen, auf die Handthierung des Träger8 hinwies. Bei ihrem Anblick erboben die vor den Gurbieß ?pielenden Rins
der Glaube allein macht ſelig !
der meiner Nachbarn ein lautes Freudengeſchrei, welche die Bes
her ; die drei Haudhaltungen hatten fich zu einem gemeinſchafte
wohner der Hütten, Jung und Alt, vor die Thür zog. Die Männer machten freundliche Gefiditer, die Weiber zogen fich
lidhen Pique Nique berſtanden, wozu Del Raſiems frau einen Kuskuſu mit geſalzenem und getrodnetem Bodefleiſch , Madame
Doppelte von anerkanntem franzöſiſchem Urſprung gegeben 3n den Küchen meiner brei Nachbarshäuſer ging e8 hody
nach einem ſchnellen, recognoscirenden Blick zufrieden lächelnd in
librat einen Erfte mit Honig , die arme Fatma.Bent-Seruåla
ihre Ourbie8 zurück, und die Kinder rieſen fröhlich und in die
aber ein Dugend hartgeſottener Gier lieferte. Die Feftgeber ers ſchöpften fich in höflichen Nöthigen, deſſen die hungrigrn Reis
Hände flatſchend: „Gl.Gāmuäwi !
l-Gamuäwi ! (bie Hauftrer ).
Die Fremden waren indeſſen mitten durch die von allen Seiten auf fie losſtürzenden Hunde, die fte ohne ihren Schritt
zu hemmen, ſehr geſchickt abzuwehren wußten, herbeigefommen , und wurden von Bel- Raſſem - Ben - Amar, Ali.Ligrad und dem
Ghamed Ben- Seruäla aufe freundlidſte empfangen. Der lange, wechſelſeitige Audtauſch von höflichen Begrüßungeformeln, wie er hier zu Land Sitte iſt, wurde oft von den Kleinen unters brochen, die mit ungeſtümer Zubringlichkeit die ſchönen Sadjen, welche die Gäwuäwis mitgebracht, zu ſehen verlangten , während ihre nicht weniger neugierigen Mütter in peinlicher Ungeduld aus und eintrippelten, ihre Neugierde aber gewohnter Weiſe
ſenden nicht ſehr bedurften ; die Mahlzeit verlängerte fich gegen die gewöhnliche Regel, die man diesmal, ale in einem Auss
nahmefal , bei Seite ſeßte, ſo daß der ihnen erſt, wenn die Männer zu wird, erſt ſpät einnehmen fonnten, Buttermildyichale ſdien bie Geſellſchaft
die Weiber ihren Antheil, eſſen aufgehört, verabreicht und die fleißig freiſende eben ſo luftig zu ftimmen,
ale ob ſie irgend ein ſpirituöfee Getränk zu fich genommen hätte.
Mohammed Der Gäruäwi war ein Kabyle aus dem Stamm der Zwawas in der großen Kabylia, ber, wie ſo manche ſeiner Landeleute, den größten Theil des Jahrer mit ſeinen Wagren
von Markt zu Markt zog, und nur wenige Wochen zu Haus bei
563
ſeinem Weib und ſeinen Kindern zubrachte. Die Zwawas gelten allgemein in Algerien für unermübliche Speculanten und tüchtige und genügſame Arbeiter, aber auch für Menſchen, die den polis tiſchen und religiöſen Fanatiếmus aufs höchſte treiben, bie Ha. drie in den Stäbren und die Araber der Ebenen mit einſtweili
genug, um dieſelben zu bedienen . Alle Kabylen der großen Stämme find auf die Nachricht von dem Ausbruch des Krieges heimgekehrt, die zu Conſtantine arbeitenden Schmiede, Maurer und Gärtner find ſchon vor acht Tagen aufgebrochen . Der Sches rif Bu -Bghalla ſteht an der Spige der freien Männer des gens
ger Beſeitigung der angeſtammten Haffee und der tiefen Ver.
birged ; wir fürchten nichts, denn Gott iſt mit uns und unſer
achtung, die ffe gegen beide begen , ſo lange als möglich oder nothrrendig au @ zubeuten ſuchen , um bann ihren Gewinnft in ihren lieben heimiſchen Bergen in Ruhe zu verzehren .
gutes Recyt !" Ich hielt es nicht für nothwendig die begeiſterte Zuverſicht
Unſer Hauſtrer fonnte für den Typus ſeiner Nation gelten , ſeine Sprache war die acht fabyliſche, welche nach ſeiner Ver.
Abſchieb, daß ihn Allah vor den franzöſtidhen Rugeln und Bajons
ficherung von derjenigen der Schariah8
in
Belezma und im
Aureegebirg, die ich lange Zeit für dieſelbe gehalten, durchaus
verſchieden iſt. Er ſprach zwar das Arabiſche ſehr fertig, allein mit obengedachtem Accent, in welchem manche auf eine eigens thümliche Weiſe ausgeſprochenen Conſonanten, namentlich das d ,
bae mie das engliſche th flingt, beſonders auffallend waren .
Gr
war gewöhnlich höflich und geduldig mit ſeinen Runden , allein jedesmal wenn die Araber geſprächsweiſe die Vorzüge ihre8 lan Des und ihrer Inftitutionen gegen ihn geltend machen wollten ,
gerieth er in einen unbeſchreiblichen Affect, ſein klares Auge ſprühete ein miltes Feuer , und er vergaß fich oft ſo weit, ihnen
die derbſten und unangenehmſten Wahrheiten zu ſagen . „ Ihr ſagt, daß wenn die Zrawas und Fliſſa8 und überhaupt die
Kabylen der großen verbündeten Stämme eben ſo reich wären
bed Kabylen zu erſchüttern zu ſuchen, ich wünſchte ihm bloß zum netten bewahren möchte, und der Rittersmann verſchwand mit ſeinen beiden Knappen hinter den Gidhen des Waldes und ward ſeitdem nicht wieder im flachen Lande geſelen . Waren eß nun die patriotiſchen Tugenden des Gäruäwis, die ihm bei Ali- lierad, der ſeine eigenen Verwandten nicht em pfangen wollte, eine ſolche Aufnahnie verſchafften ? Ich zweifle
daran, denn die Anhänglichkeit eines Moslem an ſeine Heimath und an ſeine Glaubensgenoſſen iſt hier eine Sache, die fich von ſelbſt verſteht, und wird von Niemand für etwas außerorbente
liches gehalten . Ceine Gaſtfreunde wußten eine andere ſeiner Gigenſchaften, die in einer gewiſſen relativen Freigebigkeit beſtand, weit beſſer zu ſchägen, denn bei den Einheimiſchen richtet fich der Grad der Aufmerkſamkeit, die ſie einem Fremden zu Theil werden laſſen , nach dem Geſchenf, welches man von demſelben
würden ; baß 8 nur ichabe fet, daß die hochfahrenden Männer
erwartet. „ Les petits cadeaux entretiennent l'amitié, “ ſagen die Franzoſen, die Araber und Kabylen ſagen c8 zwar nicht, aber fte denken es ganz gewiß.
Ded Gebirges , von der Noth getrieben , in die Ebenen herabſteigen müßten , um bort bei ten ihnen in jeder Hinſicht weit nach ftehenden Arabern ihren Unterhalt zu ſuchen , und was derglei .
wozu die ganze Sriba beiträgt, und wo jedes Familienhaupt für fidh gewöhnlich noch ein Ertragericht des Befien und Lederften .
a18 fie ftolz ſind, fie die glüdlichſte Nation der Erde auêniadien
chen Unfinn mehr iſt.
Wohl fteht ihr ure in jeder Hinſicht
weit nach ! Die armen Bewohner des Didurbidhura fommen nicht zu euch um zu betteln , ſondern fie arbeiten und mühen ſich ab, um fich gegen den Mangel zu ſchüßen , während alle Straßenecen in den Städten mit bettelnder: Arabern beſeft find. Ihr ſend immer Knechte fremder Nationen geweſen , wir aber waren von jeber und find noch heute freie Leute , welche die Arbeit dem Bettel , den Job der Gtlaberei vorziehen . Wer fann fich rühmen je unſer Land unterjocht zu haben ? Waren wir je wie ihr ben
Sürfen zindbar ? Gind wir es heute wie ihr den Franzoſen ? 3ch Denfe mir fönnen mit Recht darauf ftolz ſehn !" Der Gäwuäri kam noch verſchiedene Male nach dem Demba Safraf, wo er immer von den drei Verbündeten mit der gleichen Zuvorkommenheit aufgenommen und bewirthet warb. Ginſt rief er noch ſpät in der Nacht bei Ali-Li@ rab an, am folgenden Mors gen wedte er mich mit Sonnenaufgang , um Abſchied von mir zu nehmen . Er ritt ein ſtattliches Maulthier und ſeine beiben Geſellen trugen jeßt, ftatt bee gewichtigen Pade8, jeber einen fleinen Schlauch, der den Mundvorrath für die Reiſe enthielt .
,,Was haſt du bor, Mohammed ?" rief ich ihm zu, Du ftehft ja aus wie ein Raib ! " – „30 ziehe nad Hauſe, nach dem Didur.
didura ," erwiederte er, „um den franzoſen Kugeln zu ſchiden. Deine guten Lanbeleute haben es fich, wie es ſcheint, in den Ropf geſet unſer Gebiet mit einem Schlag franzöſlich zu machen ; dieß wirb aber, Iníchallah ! nicht ſobalb geſchehen, denn wenn ſte glauben bie Ortſchaften des Gebirgeß nur ſo im Vorbeigehen wie die .
Sribas am Web- Sahel einnehmen zu fönnen , ſo irren fie fich
gewaltig . Wir fragen wenig nach ihren Ranönden, die ſie auf Mauleſeln den Berg binan idleppen ; wir haben in einem feſten
Bordſdy noch einige alte, türkiſche Kanonen , und erfahrene Leute
Die ten einheimiſchen Gewalthabern bereitete officielle Diffa, ſo ed aufemtsailaren
mug , vururit, um fich dein mehr Gefürch
teten als Geliebten noch beſonders zu recommanbiren, ſcheint dem lineingeweiheten ein frohet, Zebermann erwünſchteg Feſt zu ſeyn , gehört aber hier nichts beſtoweniger zu der Zahl der unvermeida liden Uebel, welche ohne auzulaute Murren zu ertragen ber Moblem ſeiner ganzen Reſignation bedarf. Eines Abenb8 waren zwei Reiter nach der Sriba gefommen, um die Ankunft bee Kaib Gl. Habich - Bel- Kaffem für den andern Morgen anzufündigen . Die Dichemmah folle für eine anſtåns
dige, reichliche Diffa ſorgen, da der Saib ein großes Geleit habe und er ſelbſt in der beſten Stimmung ſeh dem Mahl alle mög liche Ehre anzuthun . Die ichlauen Deiva, denen ed perſönlich
baran gelegen war den Schmaus ſo fett als möglich zu machen , wußten ben verſammelten Aelteften geſchickt zu infinuiren , daß der Kaib ein großer Liebhaber von Rindfleiſch ley, 1908 vieje tamen baber überein , zu den beiden fetten Bicyen boden , die man zu ſchlachten beſchloſſen hatte, noch eine Kuh zu idlachten und das
Fleiſch berſelben gebräuglicher Weiſe zu verlooſen, was man doch vierzehn Tage ſpäter, zum Behuf der eigenen Conſommation zu thun geſonnen geweſen war . Am folgenden Morgen war die ganze Sriba in Bewegung : bie Männer idhlachteten und zerſtückten ein junges Rind - bie Böce waren ſchon am vorigen Abend geſchlachtet worden , die
Weiber bereiteten den Kuskuſu und mancherlei Ledergerichte, die nur bei den feſtlichſten Anläffen aufgetragen werden, jede Haus haltung lieferte zwei Kesras und einen Topf Buttermilch. Jept verfündigten einige herbeicilenden Dräris, die man als Spåber nach dem , am großen Kra gelegenen Olivenhügel gcjanbt batte, daß der Kaib mit ſeinem Gefolg am jenſeitigen Ufer del Sum pfes hergezogen fomme und nun die Sriba von Mel-Aruf ers
564
reicht haben fönne. Dieß war , das Signal die Tafel zu beſtel len : e8 wurden alle Matten , die man auftreiben konnte, oben auf
bem Hügel unter der großen Ratheeiche auégebreitet ;, aus allen
oooon
gangen ; ich ſah ihm an, daß er etwas Beſonderes vorhabe , und
wirklich trat er auch bald darauf herein mit einer großen Schüſſel
und zur Linken erhoben fich Pfeiler von Regra hinter den ſchwar
der ſchönſten Honigwaben : „Man hat mir geſagt, Sidi“, ſpracy er ſchüchtern, „ Daß deine Neſlå den Honig lieben, und ich bitte dich daber dieſes wenige zum Geſchenk für dieſelben anzunehmen ." Der Raid würdigte den Geber feines Blide8.30 Danfe", ers wiederte er barich , wieße die Schüſſel bieber.“ Dann freipte er etwas mit den Fingern davon ab : „Der Honig iſt gut“, ſagte
zen Buttermilchtöpfen , und an den Ehrenpläßen ſtanden hölzerne Gabahh's mit ſüßer Milch, zwiſchen kleinen Haufen getrodneter
er, ſich an meinen Thomas wendend, „ ghobbi u (bewahre ihn auf) für deinen Herrn und für dich ." Bel- Raſſem machte große
Feigen und Datteln.
Augen und ſchien mit der neuen Beſtimmung, die man ſeinem Geſchenk gegeben , nicht ſehr zufrieden zu ſeyn . „Was willſt du noch ?" fuhr ihn der Raid an , „ Muſtapha wird dir deine Schüſſel
Gurbies famen die Neffá hervor und ordneten auf den geflochtes nen Seppichen ben mit fetter Fleiſchbrühe übergoſſenen Ruskuſu, die in friſcher Butter ſchwimmenden Pfannenkuchen, . den honigs glänzenden Erfi8 und die Dampfenden Fleiſchtöpfe. Zur Rechten
Die Männer in ihren beſten Feftfleidern
ſaßen einige Schritte davon und warteten der Anfunft des ges ftrengen Herrn, der bald darauf an der Spiße von zwanzig Reis tern, worunter fich der Scheich der Sanbadſcha und derjenige der Guerbed befanden , den Hügel heraufzog . Die Männer der Sriba eilten ihm entgegen , um ihm den Burnuß zu füſſen, der Ufaf hielt ihm den Steigbügel, während ein alter Mann die Zügel ſeines Pferdes hielt. „Gott ſegne deinen Gingang in unſere Sriba ! Wir haben keinen andern Freund als Robbi (Gott) und dich. Erweiſe und die Ehre dich bei uns nie.
derzuſeßen und zu genießen was deine Knechte in ihrer Armuth „ Ikatter gheirkoum “ ( ich danfe euch ), erwieberte der Kaib trođen, ich habe bei den Sanhadicha
für dich bereitet haben !“
gefrühſtückt und bedarf nichts für den Augenblick.
Wo iſt der
Gurbie Muſtapha's, des Rumi's ?" Die verblüfften Männer mies ſen ihm meine Hütte, die fich in geringer Entfernung von der Rath & eiche befand, und dichten ſich an ihm nach meiner Wohnung
zu folgen ; der Reitertroß des Geleites zeigte dieſelbe Abſicht, allein der Raid hieß fie zurückbleiben und ſich zu eilen die Mahl zeit einzunehmen , da er heute Abend noch bis Sibi-Agaicha reis Die Route Des Gefolgeß , die beiden Stammhäupter
der Sanhabídja und der Guerbes mit inbegriffen, hießen pray vib nicht zreimal ſagen , und der Inhalt der Schüſſeln verminderte fich zuſehende unter den fleißig zugreifenden Händen der Schma roßer, an welche die durch die Weigerung des Raid tief gefränfs ten Gaſtfreunde viele höfliche Worte verſchwendeten, die der bits terjüß lächelnde Mund ausſprach, bas Herz aber nidit dachte. Der Raid trat ſonach allein bei mir ein, und als ich ihn
nach den erſten Begrüßungen fragte, warum er den armen Bes wohnern des Demd- Safjaf den Schimpf angethan ihre Diffa nicht
anzunehmen, erwiederte er : „Gi rer Rufufs hat fte denn gebeis Ben ſolche Thorheiten zu beginnen ! 3ch bin einzig und alein
gekommen um dich zu beſuchen , und war weit entfernt zu vers muthen, daß fie folchen unvernünftigen Aufwand machen wür: Delt . hiine Araber werden übrigens nichts verderben laſſen, und es geſchieht von dummen Kabylen Redt, warum waren fie ſo einfältig ! " Ich fühlte feinen Beruf ihm zu entdecen , daß zwei ſeiner Deima den Schmaus auf eine lo ſplendide
Weiſe angeordnet hatten , und traf vielmehr Anſtalten meinen hohen Freund und Gönner mit Raffee zu regaliren , welchen er auch gern annahm . Er fragte mich, ob der Gurbie, den er für mich erbauen laſſen , nach meinem Wunſche ausgefallen ſey, ob
meine Nachbarn noch feinen Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben ,
chon zurücgeben, ſobald er fie geleert haben wird.
Der Kaid nahm jept Abſchied von mir und verließ bald
darauf mit ſeinen Mannen die Sriba . Er war noch feine zet n Minuten fort, als fitd ichon Freund Bel- Raſſem bei mir präſen
tirte, um ſeinen Honig zurückzuverlangen, wobei er mir auf das
flarſte auseinanderzuſeßen ſuchte, daß er denſelben dem Kaid und nicht mir zum Präſent gemacht habe ; ich bewies ihm aber noch klarer, daß der Kaid ein ihm gemachtes Geſchent, als ſein nunmehriges Gigenthum , weiter zu verſchenken das Recht härte,
und gab ihm dann, um die Controverſe abzukürzen, ſeine Schüſſel, verſteht ſich ohne ten Honig, zurüd. 218 der Karge ſah, daß in dieſer Hinſicht nichts mit mir anzufangen lety, bat er mich endlich, daß ich ihm wenigſtene, nachdem ich ben Honig verzehrt baben würde, das Wachs zurüdgeben mödyte, was ich ihm ohne Anſtand zuſagen zu fönnen glaubte. Ungeachtet dieſer meiner Großmnth trollte er ſehr mißmuthig nach Haue, doch hatte er ſpäter die Satisfaction zu ſehen , daß ſein Herzfáferchen , die Fleine et - fontfabela, iqren guten Antheil von ſeinem ſo ichmählich aufe geopferten Honig wegbekam .
Vorſtehende Scenen ſind, wenn ich nicht irre, beſſer geeignet dem Lejer die ſo oft geprieſene Hoſpitalität der Eingebornen Nordafrika's darzuſtellen wie ſie iſt, a18 es lange Diſſertationen flüchtiger Beobachter, welchen ed an Zeit und Gelegenheit malls gelte, dieſen Gegenſtand näher zu ergründen zu thun vermögen .
Miscellen . A u 8 w anderung nach Auſtralien . Faſt jeder Tag bringt ießt hierüber neue Nachrichten. Nach der Liter. Gaz. vom 5 Junius liegen in den verſchiedenen Londoner Dodo etwa 30 Schiffe, zuſammen von 23,000 Tonnen, welche für die Fahrt von Auswanderern vady Au ſtralien gemiethet find. Die Gommifjáre für die Colonial. Auswanderung wollen in den nächſten ſechs Monaten jeden Monat acht Schiffe abſenden. Auch von Liverpool aus ſoll eine große Anzahl Schiffe abgeben . Die Shipp. Gaz. vom 2 Junius meldet, daß am 31 Mai 820 Perſonen von dort abfuhren . Nach demſelben Blatt vom 4ten drängen fich Aus wanderungeluſlige herzu , man will indeß we möglich ſo viel Frauen als Männer mitnehmen , weil ohnehin noch immer ein Mißverhältniß der Geſchlechter in Auſtralien beſteht.
Indianer in Peru. Bollaert, der eine lange Reiſe durch dieß land machte , und eine umſtändliche Nachricht darüber in das
entwendethärtenu. dgl.,undfordertemichauf. 5 mirnochnichts mich direct an ihn zu wenden , wenn ich die mindeſte Klage dazu Journal of the royal Geogr. Soc. bätte .
Während meiner Unterhaltung mit dem Rait war mein Nachbar, Bel - Raſiem , mehreremale vor meiner Thür vorbeiges
Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
Du fannſt
geben ! "
einrücken ließ , theilte in einer
neuliden Sißung der ethnologiſchen Geſellſchaft das faum glaubliche Factum mit , daß Peru unter 1/2 Mill. Ginwohnern faum 100,000 Indianer zähle, die andern ſeyen außer den Creolen, ſåmutlich Mirdi: linge von Indiern, Weißen und Negern . (Liter. Gaz. 5 Junius.)
Verantwortlider Redacteur Dr. GD. Widen mann.
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. Nr. 142
14 Junius 1852.
Nicaragua.
von San Juan de Nicaragua, auf welche fle fich al8 einen bes fonber& flugen Streich ihrer Politif 1 nicht wenig einbilden, den
2. Der Canal. Gine Berbindung zwiſchen dem atlantiſchen und ftidien Meer iſt der Wunſch und Dad Beſtreben der Spanier feit der Ents
bedung bed Landes geweſen, aber bie in die neuere Zeit herein
Rang abgelaufen haben. Die Amerikaner werben, bei der naben Vollendung der Panama.Eiſenbahn, die vorerft ihre Bedürfniſſe ſo ziemlich befriedigt, fich eben nicht übereilen, große Summen auf den Nicaragua- Canal zu trenden , die erſtellung bedſelben
ift nidte Durchgreifenbe8 geſchehen .. Bekanntlich haben brei
mürbe jebenfalls eine Reihe von Jahren erfordern , und bis batin
Hauptpunfte von jeher die Aufmerkſamkeit auf fich gezogen ; 1) ber Bithmus von Sehuantepec auf mericaniſchem Gebiet ; 2) die große Senfung im Nicaragua-Gee auf dem Gebiet der ehemale vers
hoffen fle fo heranzumachen , daß fte fich um die Befeßung von San Juan de Nicaragua burch die Engländer wenig mehr zu
einigten centroamerifaniſchen Staaten, unb 3) ber ftomu ron Panama, der eigentlich in drei Linien zerfällt, nämlich bie Pas
namaſtraße, wo gegenwärtig die Eiſenbahn gebaut wird, der githmud ron Darien oder Cupica und der Iſthmuß zwiſchen dem Rio Atrato, der ins atlantiſche, und dem Rio Choco, der in das ftide Meer fich ergießt. Engländer wollen in neueſter Zeit ges funden haben , daß der Rio Atrato die befte und am leichteften audzuführende Canallinie abgebe, allein der Bau der Eiſenbahn von Chagreß nach Panama , welche gegenwärtig mit ſo großem Eifer
betrieben wird, und jedenfalls rebr bedeutende Summen foften wird, läßt vermuthen , daß die Leiter dieſe Unternehmens die Schwierigkeiten jeder Verbindung zwiſchen beiben Meeren wohl
ermogen haben, da fie im Fall ein Schiffécanal irgendwo ſo leicht herzuſtellen rråre, ihr Geld rein hinauswerfen würden ,
fümmern brauchen. Zudem haben fie unter dem 19 April 1850 einen Vertrag, den ſogenannten Clayton-Bulmer.Vertrag, abge ſchloſſen, beffen erſter Artikel bahin lautet : daß „ fein Theil je für fich ſelbſt eine ausſchließliche Gewalt über dieſen Canal
ſuchen ober behaupten, oder Befeſtigungen, die denſelben beherrs ſchen, oder in deſſen Nähe, errichten , oder Nicaragua, Coſtarica, Das Mosquito-Ufer ober irgend einen Theil Centralamerifa'd bes repen, colonifiren oder eine Herrichaft Darüber augüfen mid“ 2c. Mit dieſer Waffe in der Hand und mit feiner ungeheuer an . wadifenden Bevölferung und Handelethätigkeit fann Nordamerifa getroft zuſehen, überzeugt, daß England eß nicht hindern wird, wenn die Zeit fommt dieſen Canal wirklich zu unternehmen. Squier hat die Einzelnheiten über denſelben geſammelt, aber die Engländer haben in mehrern Journalen die Sache gleidfade bes
denn ein Schiffecanal, der Seeſchiffe aufnehmen und durch die Landenge hindurchführen fönnte, würbe jede Eiſenbabn augen
ſprochen, und wir wollen verſuchen , die wichtigften Punkte in möglichfter Kürze zuſammenzuſtellen. Wie wir Gingange erwähnt haben, ſo beſteht von der Aude
blicklich brach legen und ruiniren . Das mußte alſo, ehe eine Eiſenbahn über den fiihmus von Panama unternommen wurde,
bis zu der Auêmündung bes Eftero Real im Weſten in die Fons
wohl erwogen ſeyn .
Wir fönnen ſomit die Möglichkeit oder mindeſtens die nahe Ausführung eines Canals durch die Flüſſe Atrato unb Choco oder über den 3fthmus von Darien ganz aus der Beachtung laſſen . Der Weg über den Iſthmus von Tehuantepec wird feis nenfalls ein Schiffécanal werden , ſondern ein großer Tbeil dels felben müßte auf einer Eiſenbahn zurückgelegt werden ; derſelbe
fann alſo der Panama-Giſenbahn nur eine Concurrenz machen aber ſie nicht ruiniren, ſo große Vortheile auch die Nähe ſeiner Audmündung im mericaniſchen Golf für Neuorleand und die
ganze Südküſte der Vereinigten Staaten bietet ; nur der Nicara.
mündung des San Juan im Oſten nach dem atlantiſchen Meer ſeca - Bai eine große burch keine weſentliche Erhebung des Landes bezeichnete Senfung . Die Mündung des Eftero Real liegt unter 87° 10' W. L. v. O. nnd 13° 5' N. B. Die Ausmündung des San Juan im Diten unter 11° 3' N. B. und 84º 40 W. l. 4. O. Die höchſte Erhebung dieſes Striche iſt zwiſchen dem Mas
nagua-See und dem Eftero Real, denn der Managua. See liegt 156', der Nicaragua- See 128' über der Meeresfläche. Die Schiff fahrt auf den beiden Seen, deren Verbindung unter einander feine übergroße Schwierigkeiten bietet, würde zwei Drittheile des Weged au machen ; bað übrige Drittheil fame auf den San Juan, der auf eine Strecke von etwa 20 deutſchen Meilen 1284 Fall
guacanal fann von Bedeutung werden, mit dieſem aber bat e8,
und dabei mehrere Schnellen hat, und auf den Eftero Real und
abgeſehen von der noch ſehr fernen Aueficht ſeiner Ausführung,
deſſen Verbindung mit dem ManaguasSee. Der San Juan iſt nicht zu umgeben, Dagegen liegen bezüglich der weitern Richtung Des Canale nicht weniger als vier andere Plane vor ; eine Linie
die eigene Bemantniß, daß er feinenfalls für große Seeſchiffe, ſondern hauptſächlich nur für die Fleinen amerifaniſdyen unter bundert Tonnen brauchbar lepn würde. Hier fieht man gleich, Daß die Nordamerikaner den Engländern troß ihrer Belegung
! Siehe aod United Service Mag. Mai.
566 geht von dem Nicaragua - See unter 11 ° 4' N. B. direct nach dem ftillen Meer in die Bay ron Bolaños oder Salinaê ; die zweite unter 11° 10' gleichfale direct aus dem Nicaragua-See in der Richtung nad dem Hafen San Juan del Sur. Dieſe zwei Wege würden die Verbindung zwiſchen dem Managuas und Nicaragua.See überflüſſig machen , allerbinge ein großer Vors
Coon
Nicaragua Seed 12 Meilen weit nach dem Managua- See hin , ſo daß die Entfernung nur noch 4 Meilen beträgt ; der Niveaus unterſchied von 28 Fuß fommt alſo auf dieſe vier Meilen , und von dieſen fommen 12 bis 15 auf den Fall yon Tipitapa , der
theil ; aber ſelbſt wenn dieſer Vortheil nicht erreicht würde, wenn die Verbindung zwiſchen den beiden Seen nicht umgangen wer:
nur 1 Meile von dem Managun - See entfernt iſt. Gin wirts liches Abfließen des Managua- Sees nach dem Nicaragua ſcheint nur in ſehr naſſen Jahren ſtartzufinden. Indeß würde die Audgrabung eines Canals in dem ſehr bröflichten Geſtein feine
den fönnte, lo findet man in dem Canal aus dem Managuas See nach dem Eftero Real noch ſo viel Schwierigkeiten, daß man
großen Schwierigfeiten bieten ; Doch wären Schleußen nöthig, um Die Schiffe nach dem Eftero de Panaloya hinabzulaffen .
felbft aus dieſem See noch zwei andere Linien vorſchlug, eine nady dem Hafen von Tamarinda unter 120 8' N. B., und eine
Somit wäre man im Managua-See angelangt, und es iſt nur noch nöthig Den Auéreg nach dem ftillen Meer zu ſuchen . Die vorgeſchlagenen Wege find, wie oben erwähnt, der nach dem Hafen von Tamarinda , der an Leon vorüber nach dem Hafen von Realejo, unb endlid der nach dem Eſtero real in die Fon
zweite etwas nördlichere, an der Stadt Leon Forbei nach dem Safen von Realejo. Schon dieſe vielen Plane zeugen von den
auf allen Seiten fich erhebenden Schwierigkeiten, wobei die Abs wägung gegen einander ziemlich ſd wer ausfallen dürfte.
Die Beſchiffungefähigkeit des San Juan läßt fich in reni-
joca -Bay.
Squier glaubt, daß der erſtere am wenigſten Sdmie
12' und die Strömung nur 1/2 (engl.) M. in der Stunde. Von
rigfeiten bieten möchte, da bas tant plach und die Entfernung nur 15 bis 19 Meilen beträgt, aber der Hafen von Tamarinda wäre ein ichlechter duégangépunft für ein ſo ungeheure& Unters nehmen . - U18 ſolcher wäre der Hafen von Realejo meit taug. licher, aber die Entfernung vom See dahin iſt 45 Meilen , doch ließen fich dieſe durch Benügung Dee Delica -Fluſſe8 wabricheins lich bedeutend abfürzen , da dieſer ſonſt nicht bedeutende Fluß
den Schnellen Del Toro aber fommt man über 4 andere, und
einen natürlichen Canal von 150 bis 200 9. Breite und 60'
gen Corten mittheilen .
Er hat eine Länge von 88 engliſchen
Meilen ; baron ſind 24 ron dem See bis zu den Schnellen del Toro brauchbar oder mit rrenig Mühe und Koſten brauchbar zu machen , denn man befindet fich auf bieſer Strede gerrifjermaaßen
noch im Seebeden : der Canal iſt hier breit, die geringſte Tiefe
hier zieht fidh augenſcheinlich ein Felſengebirg.quer über den Fluß ; die Strecke, wo dieß der Fall iſt, nimmı 28 Meilen ein , und hier müßte jedenfalls ein Canal von 30 - 36 (engl.) Meilen länge Länge an der Nordſeite des Fluſſes gegraben werden, denn an Hinaufs
bis 80' Tiefe bilbet.
Squier gibt dieſer Linie entſchieden den
Vorzug, und ſcheint nur zwiſchen ihr und der Linie nach dem
Eftero real zu ſchwanfen, erflärt ſich aber doch am Ende für die legtere. Der obere Theil bee Managua. Seeg “ ſagt Squier
fahren über dieje Schnellen mit beladenen Schiffen oder auch ! (H. 242), „ iſt in zwei große Buchten getheilt durch ein mäch . nur mit Dampfbooten iſt nicht zu denken.
Die Koſten dieſel
Canale, mozu noch die Auétiefung des übrigen Flußbette& fämen, wären ungeheuer, bas United Service Magazine (Mai) ſchlägt ſie auf nicht weniger ale 250 Mil. Dodart an. Damit iſt aber die Sache natürlich nicht zu Ende, ſondern jept erhebt fich erſt die Frage, auf welchem Wege fommt man aus dem Nicaragua-Gee heraus nach dem ftillen Meere. Die erſte oben erwähnte Linie nach der Bay von Bolaños oder Sas linad geht eine Sirede weit auf dem Fluffe Sopoa, ift nur 131/2 (engl.) Meilen lang, erhebt ſich aber auf 218' über das ftille
Meer ( 129' über den Nicaragua -See ); foftbare Schleußen find alſo unerläßlich und ob man hinreichend Waſſer findet, ſehr uns gewig . Die zweite Linie vom Rio Lajad (der Inſel Dmotepec gegenüber) nach dem Hafen San Juan del Sur iſt am vielfachs fien unterſucht worden ; die Entfernung vom See nach dem Meere iſt zwiſchen 16 und 17 Meilen , die Höhe einer ben See und das Meer ideibenben Hochfladhe, mindeſtens 272' über dem Meer
tiges Vorgebirge oder Halbinſel, auf deſſen äußerſter Spiße der rieſenhafte Vulcan Momotombo fteht. Zwiichen dieſem Vulcan
und dem von Viejo (nördöſtlich von Realejo ) läuft faſt gerade von Dft nach Doft eine Reihe Vulcane, die auf einer kurzen
Strede eine größere Anzahl erloſchener Krater und mehr Epus ren vulcaniſcher Thätigkeit zeigt, als irgend eine andere Stelle des
Continents von gleicher Ausdehnung.
Dieſe Rette iſt iſolirt.
Gegen Süten iſt die prächtige Ebene ron Leon , die von der See begränzt wird, gegen Norben eine zweite große Obene, die Pano de Conejo, welche im Norden durch die Berge von Segos via begränzt wird. Dieſe Ebene erſtreckt ſich von der nördlichen
Bay Del Managua.Seed nach dem Golf von Conchagua (Fonſeca), Der nur dem bon San Franci& co gleichfommt.“ Dieſe Stelle bedarf eines kleinen Commentarß. Die Vulcanreihe in Nicaras gua beginnt mit dem Vulcan Droſt ( 10° 55' N. B.) und endet mit dem durch jeinen Audbruch im 3. 1835 berühmten Vulcan
von Gonguina ( 12° 48' N. B.) Von dieſen Vulcanen liegen
und 134 über dem See ; nach der mäßigſten Beredynung müßte
zwei, die auf der Inſel Ometepec, im See von Nicaragua ſelbſt,
die Hälfte des Canale im Durchſchnitt 108' rief eingeſchnitten
die andern alle, bis zum Momotombo nahe am Waſſer, und alle haben die größere Liefe auf der Nordſeite; faßt man dieß in die
werden ,
Die Sache iſt alſo der Koſten wegen gänzlich ungues
führbar , denn im Vergleich mit den größten befannten Canalen müßten die Koſten dieſes Canale allein 250 Mid. Dollars bes Iragen . Eine directe Verbindung zwiſchen dem Nicaragua- See und dem ftillen Meere ideint jomit ganz außer Frage. Man muß alſo weiter gehen nach dem Managua-See, unb bier fommt zuerſt die Verbindung beiber Seen in Betracht. Der Managua
liegt nach den cbigen Angaben 28 höher alb ber Nicaraguas See. Dieß wäre ein geringer Fall auf eine Strede von etwa 16 (engl.) Meilen , wenn der Fall auf dieſer Strece gleichmäßig
vertheilt märe, dieß findet aber nicht ftast. Vom Nicaragua -See erſtredt fich rer Panaloya- Eſtero, eigentlich ein ſeichter Arm des
Augen, ſo ericheint die ſogenannte Ebene von Conejo bloß als eine Forſepung bed Managua- Seet. Vor der Fonjeca- Ban geht ein Meeresarm , der früher idon erwähnte Eſtero Real, gerade in der Richtung auf den Manajua. See zu, und nähert ſich ihm bis auf 15 ober 20 (engl. ) Meilen. Capitán Belcher ſubr im I. 1835 den Oſtero Real 30 Meilen weit hinauf in einem Fahr
zeug, das 10 Fuß im Waſſer ging, und bemerft, er habe hier einen Hügel erſtiegen, und von dieſem aus die Berge jenſeits
bes Managua. Sees geleben , ſo daß alſo zwiſchen dem Eſtero Real und den Managua.See feine eigenslichen Berge zu übers winden waren , ja Squier erflärt ſich theils aus eigener Aufidi,
567 theite nach den für überzeugt, die ron Peon Gegend ſcheint
zufammenſtimmenden Nachrichten der Eingebornen daß die bene del Conejo noch niederer let al8 (im Süten der Vulcanenreihe). Die Natur ter darauf hinzubeuten, Daß auf der ganzen Linie
vom Nicaragua: See on bis zur Fonſeca Bay die tiefſten Punkte im Norden Der Vulcanenreihe liegen . Squier hat den Vulcanen Mittelamerifa'd und Nicaragua ' insbejondere ein eigenes Capitel gewidmet, es iſt aber nicht viel barqud zu entnehmen ; to finden ich mehrere Anteutungen barin, Daß die vulcaniſche Stätigfeit mehr ben Weſten aid den Dſten
berührt . Auf der Oſtſeite der Seen find nur zwei Vulcane, der Guanapepe und Guanacare aufgeführt, welde beibe erloſchen cheinen, während die Thätig feit der Vulcane auf der Sütreft feite Fortbauernd jerr groß ift.' Die Vulcanreihe zuriichen dem Managuaſee und der Foniecabay, melde mit dem Momotombo ben
ginnt und mit dem Viejo endet, ſcheidet die Ebenen von Conejo and Lion ; wir haben von der erſtern nicht viel nähere Nadrich.
ten , und die Rarte führt gar feine Ortichaften auf derſelben auf, während die bene von Leon ſich durch ihre Frudtbarfeit aud.
zeichnet. Dieß iſt ein fichere Zeichen , daß die unterirdiſche vul caniſche Hiße ich auf dieſem Gtrid beſondere ſtart zeigt, auch iſt ihr Boben , wie zuſammenſtimmente Nachrichten beweijen , durchaus vulcaniid , während das ruhige Gewäſſer dee Eftero Real zeigt, daß im Norden dieſer Linie biel weniger unter. ift. Squier hat dieſen Punft nicht beraud. irdiſche Berregung . gehoben , allein eo ift aus feinen und namentlich aus den Nach
richten Cap . Beldhere, ter den Eftero Real befuhr , ſo ziemlich zu entnehmen. Dieſer Umſtand pridit ſehr für die Anlage des Canals roun Managaa - See nach der Fonſecas oder Conchagua - Bai, denn eine einzige Erſchütterung auf dem bulcanijden Boden der Ebene
von Leon fönnte den Canal auf Jahre hinaus zerſtören.
Gin
erſter Blick auf die Karte läßt auch die Linie vom Manas guQ - See nach dem Eſtero Real vorweg als die brauchbarſte er deinen , und eine Buiammenſtellung und Beurtheilung der Nachs ridyen über das Terrain der andern Linien gibt dieſer erſten
Verputhung Recht. Der Umſtand, daß die Engländer gleich bei
woon
Land nicht perſönlich fennt, und überhaupt fich nicht ſonderlich gern mit geographiſden Karten befaffen mag. Wie ſollten wir das von der prachtigen Wolga und ihren Nebenflüffen bewäferte land den wafſerloſen Strich nennen ? Wie das breite Land mit ſeinen zahlreichen lebhaft bewohnten Drten eine nur für Nomaden beftimmte Einote ? In der That, die Welga fångt foon vor Zarizyn an fich zu verzweigen ; zwis phen Dubomfa und Zatijyn fendet fte ihren Hauptarm, die Achtuba, ab, dann fällt ſie in 67 Mündungen ins Meer ; die Zahl der Bache und kleinen Wafſerläufe, welche in die Kreuz und Quere die Niederung der Wolga zwiſchen ihrem rechten Ufer und dem linken ihrer Arme duris ſchneiden, beträgt gegen 200 ; das Austreten der Wolga iſt ſo ftarf, daß fåmmtliche Seitenarme in Ginen mächtigen Strom zuſammenfließen, der eine Breite von 30 bie 40 Werft hat. Aber was findet fich hier außer dieſer einzelnen rieſenhaften Waſſermaſſe ? Was bietet der Raum auf der Bergſeite bis zur Sarpa und Rumia , und auf der Wieſenſeite bis zum niſen und noch weiter bis hart an den Meeresrand dar ? Cine fahle trođene Steppe, auf der in den heißen Sommermonaten alle die
magern Gräedyen faſt gänzlich zuſammenbrennen. Der Winter iſt hier gewöhnlich furz, die Kälte ſchwach, der Sonee nicht feft, die Schlitten: bahn dauert nicht lange. Im Anfang März witb die Wolga bei Aitrachan thon frei vom Giſe, mit dem Junius tritt eine unerträgliche Hiße ein, der Thermometer zeigt nicht ſelten + 400 N., die Nächte ſind brūdend, und bei völliger Windſtille erreicht das Quedfilber oft + 250. Die beſte Zeit des Jahres iſt das Ende Novembere, der Dctober und ſelbft ber November.
Die Wolga theilt fid in die Menge fleiner Arme beinahe erft an der Mündung ſelbſt – früher bildet ſie eine Menge Inſeln – und die Arme, von denen dieſe umídloffen find , nennt man juin unterſchied von der acten Wolga ,Wolofdfas." Säufig ſenden dieſe Arme ſelbft wieder fleine Bäche aus, eine Art natürlicher Canale, welde dad fefte Land in verſchiedenen Richtungen durchſchneiden , und dann fich wieder mit dem Hauptſtrom vereinigen ; dieſe fleinen natürlichen Canäle werben 3erit oder niit einemu tatariſchen Wort uſef genannt ; mandmal dringt ein foldher 3erif ing feſte Land ein , und bahnt fich einen Weg nach der Steppe , manchmal füdt er fidh fart mit Waſſer, erweitert ſein Bett immer mehr, und wird şu einem wirklichen Fluß ; zuweilen geſchieht aber aud das Gegentheil, der 3erif vertrodnet an ſeinem Austritt aus dem Hauptſtrom und wird ein „ Jlmen , der mit der Zeit völlig von .
Schilf überwadien wird .
der erſten Pemütung der Amerifaner die Inſel Ligre in der
Die Ufer der Wolga in ihrem Unterlauſe ſind im allgemeinen niedrig , ihr Grund uneben ; am Ufer abgeriſſene Bäume in ganzen
Fonſeca. Bai bejegen rollten , Deutet darauf hin, daß fie feine andere Uuémündung des Canals erwarteten .
Stumpen und Klößen Faulen unter dem Waſſer und werden allmählich
( Schluß folgt.)
mit Sand überbedt ; außer dieſen ſogenannten „Karſchen “ iſt das Stroms bett überſået mit Feleſlüden, hart gewortenen lintiefen oder Sandbånfen, welche durch die Wellen von einem Ort nach dem andern geworfen wer:
Die Wolganiederung.
den. Dberhalb Aſtradyan hat die Wolga in ihrem Hauptfahrwaffer
15 Faten Tiefe , der Samianowſfa - Staniga gegenüber -- ſo genannt :
(Nach P. I. Nebolſin. Journal des ruff. Miniſt. des Innern. April und Mai . )
1. Geographiſche Schilderung. Der Wolgafirom theilt die Niederung in zwei Theile , die Bergs und die Wieſenfeite. Die erſtere hieß aud in álterer Zeit die frim'ſche Seite , weil die hier wohnenden Nomaden ſich unter dem Einfluß der
frimiſchen Chane befanden ; die leptere hieß die nogaiſche Seite , weil fie von Nogaiern bewohnt war , und als Weideplaß für die mannich: fachen uluſſe der ehemals ſogenannten goldenen Horde diente. Gegens irårtig heißen die Ländereien auf der Bergſeite einfach die Wolgafteppe, und die auf der Wiefenſeite die Wieſen : oder aud die transwolgaiſche Steppe. Dieſe Volfebenennungen geben von ſelbſt einen Begriff davon, was eigentlich die Niederung iſt. In der That, wohin man auch die Blide wenden mag. To begegnet man einer uferloſen , flachen,
trübſeligen , einförmigen , fahlen Steppe. Dede Streden, Salzladen, Triebſand und Mangel an fließendem Waſſer, das ſind die unterſcheidens den Kennzeichen des Dolgalandes, welches den ganzen nördlichen Theil des faſpiſchen Uferſtrid8 umfaßt, und augenſcheinlich ſchon von Altero her nur zum Wohnſiß wandernder Stämme beſtimmt war. Indeß ſcheinen die Ausdrüde body parador für den , welcher das
ſteigt von einem der frühern Kalmúfenfürſten, dem Taiſdi Samian die Tiefe bis auf 20 Faden. Nicht weit von dieſem leßtern Orte ſendet die Wolga auf ihrer linfen Seite einen neuen Arm aus, den Buſan , während der erſte, die Ach tuba , fich in zwei Armie , die große und fleine Actubа theilt, den Bach Alſchuluf und eine Menge 3erife wu8: ſendet, tie fich alle wieder mit einander vereinigen und endlich in den Buſan ergießen , mit weldem fie in einen ehemaligen Meerbuſen , das ſogenanute „ kleine blaue Meer ", fallen .
Bei den Bewohnern der Niederungen der Wolga und des liral be: deutet in der Volfsſprache das Wort „morzo“ (fleines Meer, Meerdhen ) entweder einen Meerbuſen , wie man z. B. daß Meerchen von Onſeli das Meerchen von Kurdai ſagt , oder einen Steppenſee, der fich von
einem „ Ilmen “ oder eigentlichen See nur durch ſeine ohne Vergleich bedeutendere Grüße auszeichnet. Das „ blaue Meerden " war nach der Neberlieferung des Volfe ein Buſen des Faſpiſchen Meers und reich an Salzwaſſer. Im Laufe der Zeit wurde es immer reichter, nach der Seite des Meereð hin verwudys es immer mehr mit Silf, und endlich fiderte von den Wolgaufern her ſüßes Wafer durd .
Endlich wurde co
ſo reidt , daß man ſelbit mit fleinen Fatrzeugen nicht mehr überall
568 barauf fahren fonnte , und ießt iſt mand mal die Tiefe nicht mehr als drei Fuß. Das Waſſer hat jeßt einen lauf und iſt vollfommeu ſüß, wenn nicht gerade ein Morjan oder Seewind das Seewaſſer hereintreibt ; leßteres geſchieht jedoch mit dem blauen Meerdhen nicht allein, ſondern mit den Mündungen aller ins faſpiſche Meer fallenden Flüſſe. Im all: gemeinen iſt das Uferland des faſpiſchen Meeres ſehr reich an ſüßem Waſſer : von der weſtlichſten Wolgamündung, dem Bad Baſargi, bis zur
leßten öflichen Mündung , welche den Namen Dichambaje führt , auf einer Strede von 150-160 Werſt, iſt das Waſſer allenthalben fuß, und
der Ueberfluß davon wird unterhalten durch die 3lmens und die Mün : dungen der verſchiedenen Waſſerläufe. Nach dem Buſan ſendet die Wolga noch zwei bedeutende Arme aus, den Rytídu und Baldu ; der leßtere wird, wie die Umwohner bemerfen,
von Jahr zu Jahr breiter und breiter, weil durch die heftige Strömung das linfe Ufer merflich abgeriſſen wird. Dasſelbe bemerft man allent:
halben. Zugleich aber reißt die Wolga von dem einen Orte gange „Jare“ oder Landvorſprünge ab , führt ſie fort , reßt fie wieder am
Nähe des Strong, und entfernt von dieſem , an der Sarpa auf der einen und dem uſen auf der andern Seite. llebrigeng iſt dieſer Ader: bau im allgemeinen ſo unbedeutend , daß er ſelbſt die Bedürfniſſe der
örtlichen Bevölkerung nicht befriedigt ; ohne Zufuhr von Getreide fann das Land night beftehen .
Auf den Steppenniederungen der Wolga iſt fein Waſſer, fein Holz, fein Aderbau, und doch waren dieſe Steppen von Alters her mit noma :
entfteht deßhalb die natürliche Frage : biſchen Fremdlingen bedeđt. wie leben dieſe Menſchen ? wię nähren fie fich ? welche Arten von Be: ſchäftigung find mit ihren gewohnten Lebensverhältniſſen im Einſlang ? Die Steppen der Wolganiederung find tro des Sandes und der Salzflächen reich an Pflanzen , die zur Nahrung des Viehes taugen, das an folches Futter gewöhnt iſt. Die ausſchließliche Beſchäftigung der Nomaden iſt deßhalb die Viehzucht. Die Sand- und Salzftriche haben dabei bezichungsweiſe noch ihren Werth ; das Salz mildert die Rauh heit des Steppenfutters , und verftárft für das Vieh die Nährfraft des
.
Ufer an, und ſpült auch neue Ufer hin ; an andern Orten wirft fie neue
Sandbånfe und große Inſeln auf , gråbt ſich dadurch ein neues Bette, bahnt ſich neue Wege, wird aber dabei fortdauernd immer ſeichter. Der
Lauf der Wolga iſt namentlich zur Zeit der Anſchwellung ſehr reißend, vier Anoten in der Stunde, und in ſchmalen Waſſerläufen, gegen ſieben . Jenſeits Aſtradan fångt die Wolga an fick flårfer zu theilen. Nachdem fie fich in einige Rinnſale verzweigt, bleibt dem einen derſel: ben, Bachtemir , der Vorrang , und er bietet der Schifffahrt noch am meiſten Bequemlido feit, während fie ſelbſt den Namen der alten Wolga erhält, gleich als ob ſie aus Alterordhwache nicht mehr im Stande wäre, Schiffe mit aller Laft zu tragen. Dann vereinigt fie fich wieder mit
dem Bachtemir, durch ein breites Ninnſal, das den Namen des Striche (plës) von Urug oder Uruſtob führt, und fållt gleich mit dieſem in das Flußden Marafuſcha, bildet eine Menge fleiner aber hoher Inſeln , die wegen ihrer Form „ Bugor“ (Hügel) genannt werden. Jenſeite der Marafuſda laufen breite aber reichte Auswäſſerungen der Wolga:Arme, wie an den Mündungen die Ströme häufig austreten. Das Ende der alten Wolga wenn man ſich ſo ausdrüden darf, iſt das ſogenannte Baflany Rinnſal (protok ). Jenſeits der Linie, über welche das freie Waſſer aller dieſer Rinn:
ſale ſich nicht erſtredt, bewåfiert nichts die weiten mit Sand oder Salgs anflug úberbedten Räume; nirgends fann der Wanderer fich vor den ſengenden Strahlen der Sonne im Schatten und der Kühle eines Wäld: dheng verbergen. Im Unterlauf der Wolga gibt es überhaupt gar fei: nen Wald in dem Sinne, wie man es im höher gelegenen Lande ver: ſteht; Sandweiten und mageres Geſtrüpp iſt alles was das land bietet. Es gibt hier viele Neben und zartere Fruchtbäume, die man in den ſpårlichen, für den Gartenbau geeigneten Stellen aufzieht; aber dieſe fleinen Daſen find nur Ausnahmen in der allgemeinen Charakteriſtik der Localitat. Allerdings erſcheinen auch hier leute , welche durch die That zeigen wollten , daß die „ Arbeit alles vermag,“ fie vergeſſen aber,
daß jede Wahrheit gewiſſen Bedingungen unterworfen iſt; fie pflügten
magern Graſes, und der Sand mit ſeinen „ Boldhung," „Barchang" und „Soichang" oder Hügeln von Flugſand gewährt dem Vieh einen Schuß gegen das winterliche Unwetter und die Schneeſtürmie, und dient außer: bem noch als ficheres Anzeichen der unterirdiſchen Waſſervorräthe. Bei dem Mangel an fließendem Waſſer gewinnen die Wanderflamme ihr Waſſer aus fünftlichen Vrnnnen, welche zum Theil hier von Alters her beſtehen als ein Zeugniß uralter Bevölferung, theils auch jeßt neu auss
gegraben werden . Dieſe Brunnen oder wie ſie das gemeine Volf rich : tiger nennt , „ Shürfe " find nichts andered als einfache Gruben , die man ſu tief ausgråbt, bis der arbeitende Waſſerſucher auf die Quelle ftoßt , welche die Grube alsbald mit einem hinreidenden Waſſervore
rath füllt; legt man die Seitenwände des Schürfe mit Stein oder Balfen aus, ſo erhält die Grube den Namen „Vrunnen.“ Da wo das
Vieh getranft wird, trifft man einige Duzend ſolcher Brunnen beiſania men , weil das Waſſer Gires Brunnens auch für eine nicht große Heerde
unzureichend ſeyn würde. Das Waſſer in den Brunnen iſt manchmal bitter , manchmal etwas falzig und ſtets ſehr geſchmadlos, aber das gemeine Bolf trinft niemals ſolches Waffer , das bloß von dem Vieh benüßt wird, welches von der Geburt an ein ſolches Getrånfe dermaßen gewöhnt iſt, daß dasſelbe gar feinen nachtheiligen Einfluß auf die Geſundheit ausübt. Das Vieh trinft das Waſſer nicht direct aus dem Brunnen , man muß vorher die etwas verſchütteten Wande aufräumen ,
das alte flehen gebliebene und ſchon etwas werdorbene Waſſer abſchöpfen , das Anſammeln friſden Waſſers abwarten , 18 mit Lederbeuteln aus:
idopfen , und dann die Trinfrinnen anfüllen. (Fortſeßung folgt. )
Die Frage über den 3 h mus von Tehuantepec iſt im
Augenblid von bedeutender Wichtigkeit geworden ( f. Nr. 131 ). Die Mericaner erflaren nicht nur ganz beſtimmt, daß fie feiner fremden
Compagnie die Eröffnung der Tehuantepecftraße überlaſſen wollen, ſondern Präfient Arifta ſoll ſogar für den Fall, daß die Vereinigten Staaten
das Land um und pflanzten Gideln, in der eitlen Hoffnung, daß daraus
darauf beſtünden, einen Krieg in Ausſicht geftellt und von der Ausſicht,
alebald Eichenwälder emporwachſen würden , aber in dem Sand- und
durch die engliſche Regierung unterflüßt zu werden, geſprochen haben. Die Shipp. Gaz. vom 7 Junius meldet nun nach der Newyork Tri bane , daß am 6 Mai cine mericaniſche Brid mit drei Kutters von
.
Salzboden treiben die Gidheln feine Schifle. Schade, daß dieſe Erperi: mentirer nicht nur Zeit und Mühe umſonſt verloren , ſondern auch Dinge, auf welche aian hauptſächlich acht hätte geben ſollen, vernach: láſfigten : in den Wolgaſteppen gibt es einige Arten wildwad ſender
Veracruz nach der Mündung des Cobacoalco mit Truppen an Bord abgegangen ſeven , und daß die Mericaner daſelbft Batterien errichten
Gerücht die Trefflich feit und Nüßlichfeit irgend einer amerifanijden
wollen , um die Ginfahrt zu beherrſchen . Die Berufung auf die Gng länder deutet an , welch geheimer Rampf zwiſchen dem engliſchen und
Wurzel laut verkündet. Wir bemühen uns um die Verbreitung von
amerifaniſchen Einfluß in Bezug auf die durch die Landengen zu führenden
Gewachſen , die man von jenſeits des Meeres verſchrieben , aber wollen
nichts wiſſen von den Gaben der Natur, welche bei und den Roggen,
Straßen noch immer andauert ; in Merico überwiegt vorerſt der engs liſche Ginfluß, in Nicaragua ohne Zweifel der amerifaniſde, weil hier
den Weizen und die Rartoffel erſeßen fónnten. Der Aderbau als ſelbftflånbiger und hauptſächlicher Zweig der In
die Engländer als die Ländergierigen auftreten, während in Merico die Amerifaner als ſolche gefürchtet werden. An einen Krieg zwiſchen Enge
dufrie beſteht in dem Unterlauf der Wolga nicht. In der Wolga ſelbſt
land und Amerifa iſt darum nicht zu denfen, aber man fudit den Nords
treibt man ihn nur an den Ufern der Rinnſale in der unmittelbarften
amerifanern zum mindeflen möglichſt viele Prügel in den Weg zu werfen.
Kornpflanzen , aber die Mehrzahl fennt fie gar nicht, während das
Verlag der 3. 8. Cotta'ſden Buchhandlung.
Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen ma n n .
Das Auslan d. Ein Tagblatt für
kunde des geiſtigen und Attlichen fittlichen Lebens der Völker. 15 Junius 1852 .
u" . 143.
Die Gelderſchen Bauern an der Comewnne in Hol-
fte das wie Haupts Gegend . Esragwarundeine zu m Nupert Verlangen nach Gewinn nad baldige fürdie
ländiſch -Guiana.
ſtadt, keineswegs aber die Berücfichtigung der ſanitätiſchen Ver.
kaufen. Doch iſt jede neue Sklaveneinfuhr auf& ftrengſte unters
hältniſſe und das Verlangen möglichſt zu erleichternder Acclima tiftrung der von einem gemäßigten Klima in die Tropenzone vers fepten und überbieß zur Felbs und Gartenarbeit beſtimmten Aug. wanderer gewählt haben würde. Man foute glauben, daß ein Volf, welches ſeit Jahrhunderten im Befiße von Colonien in der
ſagt und, mag die harte und drückende Lage der Sflaven ober ihre unzwedmäßige Lebeneweiſe die Schulb tragen, eg ift Shatfache, mie ich dieß aus dem Mund des vor furzem abgetretenen
terlande nach den überſeeiſchen Beſipungen und zurüd ſtattfindet, burch vielfältige Erfahrung flug geworden ſes in der Kunſt der
Die Aufhebung der Sflaverei iſt in den holländiſchen Bes
fißungen des neuen Continents noch nicht zur Aufführung gekommen , indem nur einzelne Sklaven hie und davon ihren Herren freigegeben werden oder fich durch erſparte Summen 108.
heißen Zone iſt, und bei welchem ein beſtändiger Zug vom Muto
Gouverneurs jener Befigungen habe, daß Şolländiſch - Guiana
Coloniſation.
alljährlich um die Zahl ron 500 ſeiner Negerbevölkerung abnimmt . 1 Freilich muß man von dieſem Verlufte die Zahl jener flüchtigen Sklaven abrechnen , die fich jährlich zu den ſogenannten
ſagt uns aber das Gegentheil. So wie man einſt bei der Wahl des Plaße zur Anlegung einer Stabt, welche als Metropolis des
Buſchnegern am obern Theile des Surinam geſellen. Als nämlich im Jahre 1823 ein Negeraufſtand in Brittiſch - Guiana ent.
ſtand, verbreitete fich die Inſurrection alsbald auch nach den Plan. tagen ber Niederländer, es rotteten ſich etwa tauſend Neger zur ſammen ,. und nach einigen Kämpfen mit den bort ftationirten
Die Geſchichte dieſer Colonie an der Comewyne
Dſlene bienen ſollte, der günftigen Lage für den Handel megen ben Sumpf- und Moorgrund Batavia's nahm, während viele mehr hügelige Ufer der Süd- und Norbfüſte Java' einen geſunden von
kühler Luftdurchwebten Aufenthalt gewährt hätten, der bem Europäer die Acclimatiftrung leicht gemacht, ſo wie die Zuflucht in die nahen Gebirge, wo die mit der Höhe abnehmende Temperatur einen erris
Truppen , wobei fie fich nur wenig auð dem Didicht der Wälder
gen Frühling idhafft, ihm in Falle der Erfranfung ein wilfom.
hervorwagten , zogen ſte fich mehrere Meilen entfernt ron ben Plantagen zurüd , wo fte nach einer Art Uebereinkunft mit dem
menes unb heilſames Aſyl verſchafft hätte, eben io waren es auch hier nur Handels- und induſtrielle Vortheile, die man im Auge hatte, während die erſte und hauptſächlichſte Bebingung für
Gouverneur unter der Bedingung ungeſtört und frei wohnen Durften , daß fie feine neuen Flüchtlinge von den Plantagen aufs nehmen und legtere nicht berauben . Geit jener Zeit wohnen dieſe Neger daſelbſt unter dem Namen ter Buídneger. Es fommen von ihnen faſt täglich etlice nad Paramaribo halb oder größtentheile ganz nadt, um Früchte zu verfaufen und Geräthichaften einzufaufen . In ihre Befißungen laſſen fie Niemanden eintreten ,
beſonders aber fürchten ſie den Europäer. Man hat demnach bei Ermanglung des diplomatiſchen Verkehrs mit dieſem Staate ſehr
eine Golonie, das leibliche Wohl der Goloniften , ohne welches
doch auch feine pecuniären Vortheile gerronnen werden können ,
aus Engherzigkeit und Unfenntniß außer Acht blieb. So wie aber auch zu Batavia eine • ungeheure Mortalität die Folge der
menſlichen Verkehrtheiten war, indem die nach Art der bollän diſchen Städte mit Canälen von ftagnirendem Waſſer burozogene und überbieß noch mit Ringmauern umgebene Tropenſtadt eine Peſtgrube für die anfommeuben Europäer wurde, bis endlich ein
wenig Nachrichten, und weiß nicht ob er monarchiſc , conftis
millene fraftiger Gouverneur die Mauern einreißen , die Canale
tutionell oder deſpotiſch regiert wird.
dämmen ließ, und die europäiſche Bevölkerung fich eine Meile landeinwärts auf der ſanft gegen den Salaf und Gede fich ers
Wegen der jährlichen Verluſtes der Colonie Surinam an
Bevölkerung bachte die bolländiſche Regierung auf Mittel dieſen
Schaten zu erlegen, und man fam auf den Gedanken holländis
bebenden Ebene niederließ. To zeigt fich auch hier die traurige Folge der durchaus zweckwidrigen Handelsweiſe.
ide Landleute nach jenen feuchtheißen Gegenden zu ſchicken , das
Das Land an der Mündung des Fluſſes Comeryne, etwa
mit ſie das Land bebauen, und die Stelle der mit jedem Jahre fich
20 Fuß über der Oberfläche des Meeres erhoben , aus Aluvials grund, mit Sand und Muſchelfalt durchzogen , beſtehend, würde alerdinge für eine Negerbevölkerung oder auch für Creolen von
mindernden Negerbevölferung allmählich erlegen ſollten.
Es wurde
dem Gouverneur aufgetragen einen paſſenden Plaß zur Gründung einer holländiſchen Colonie auszuſuchen , und er glaubte ihn auch
europäiſcher Abfunft, die von Jugend auf an Agriculturarbeiten gewohnt find, zur Urbarmachung nicht untauglich reyn . Ringe
1 Der Grund hievon mag wohl auch in dem Mißverhältnis zwiſchen dem männlichen und weiblichen Geſchlecht liegen, der ſich in allen Skla:
um die etwa eine halbe Meile breit nach Süden fich weiter
pencolonien jeigt.
hinziehenden Fläche beginnen jene dichten Wälder mit riefigen,
A. 0. R.
no
570
von zahlreichen Somaroßerpflanzen umwundenen Stämmen , die
gewöhnlich Urmålber genannt werden . Dieſe mögen allerdings feit der Formation dieſer weiten , von den Corbidcrad und ihren
Zweigen abhängigen Thäler, alſo ſeit Jahrtauſenden beſtehen , und fein menſchlicher Fuß mag außer den Stromufern ihr Inneres betreten haben ; doch iſt das äußere Anjehen eines Iropenmalbed,
ſo impoſant und charakteriſtiſch es auch iſt, noch fein Bereie ſeines vieliauſenbjährigen Beſtehend, wie viele Reiſende glauben, Denn bei der üppig wuchernden Vegetation der Tropenländer wird eine jeßt ganz fable, felfige oder Sandfläche bei günſtigen Verhältniſſen , D. h. vorzüglich bei Waſſerreichthum , fein Jahr. hundert nöthig haben, um ganz das Anſehen eines ſogenannten
Urwalbe8 zu erhalten. Baben wir doch einft mit etwa fünfzig Mann der Schiffemannſchaft mit Mühe einen Weg durch die kleine, an der Weſtfüfte Sumatra's gelegene Inſel Pulo Piſang innerhalb acht Tagen gebahnt, und war dieſer Weg nach einer zweimonatlichen Abweſenheit wieder dergeſtalt mit zoubiden Ols fitråuchen bewachſen, daß er faum mebr fenntlich war, und eine neue anhaltende Arbeit zur Wiederanbahnung erfordert hätte.
Deſtlich von der die Colonie einſchließenden Fläche fließt ober
ftagnirt vielmehr die Comenyne, einer der zahlreichen , die Wål. der von Guiana Durchziehenden Ströme, deren Gefälle ſehr ges ring iſt, ſo daß fie durch zahlreiche Arme mit einander communia ciren und wie Adergeflechte dee menſchlichen Körper& fic aug .
nehmen. Ein derartig beſchaffenes Land fann ſchon vornherein ale ſumpftg bezeichnet werden . Es ſcheint, daß der Holländer fich beſondere zu ſolchen Ländern, mo allerdings die Bedingungen der üppigen Vegetation, aber weit weniger des animaliſchen Lebend gegeben ſind, hingezogen fühlt. Aber er vergißt, daß obgleich auch in ſeinem Mutterlande die vielfachen, beinahe ftag nirenden , nur der Ebbe und Fluth zugängigen Gewäſſer nebſt
den zahlloſen Canålen , die das Land Durchſchneiden, und beſons ders im Sommer zur Berſepung organiſcher Stoffe Veranlaſſung geben , der Geſundheit nachtheilig find, und die Mortalitat Gola lande in Vergleichung mit den übrigen Ländern Europa's bes
deutend erhöhen, dennoch durch die niedrige Temperatur der nörd. lichen Zone ſo wie durch die Millionen Hände fleißiger Bewohs ner , die dem Waſſer ein fünftliches Gefälle geben und die Sümpfe
außzutronen ſuchen , der Nachtheil des Sumpflandes bedeutend
ermäßigt und oft unmerflich gemacht wird ; daß aber in den Tropenländern, wo die hobe Temperatur den ſchnellen Uebergang der organiſchen Stoffe zur Fäulniß bewirft, die Luft mit blut lähmenden Gaſen erfüllt wird und der Anlaß zur Entſtehung verberblicher Krankheiten gegeben iſt. (Schluß folgt.)
Vicaragua.
engliſche Compagnie auf und machte der Regierung von Nicar ragua Voridläge, aber mit eben ſo idlechtem Erfolg , ale im folgenden Monat März eine amerifaniſche. Inzwiſchen hatte ſich England ſchon im Anfang des 3. 1848, ſobald es die Erwerbung Californiens durch die Ver. St. fannte, des Hafend von San Juan de Nicaragua unter dem befannten Vorwand, den verbündeten Rönig
der Mosfitos zu ſchüßen , bemächtigt. Da dieſer Hafen unvermeid lich der öſtliche Auegang des Canals ſeyn mußte, io fonnten die Vereinigten Staaten nicht gleichgültig zuſehen , und die Prote. ſtationen begannen alabald, mit um ſo beſſerem Grunde, als der Staat Nicaragua fich an die Regierung der Vereinigten Staaten Denn er hatte um Hülfe gegen die Geraltthat der Engländer gegründete Anſprüche an dieſen Safen - gewendet hatte.
Ohne
fich weiter um die Bejeßung der Engländer zu fümmern, wurden nun amerifaniiderſeite Unterhandlungen mit Nicaragua ange fnüpft, und am 21 Junius 1849 ein Vertrag abgeſchloſſen, von welchem Squier ( II. 264) jelbſt ſagt, daß er min manchen Bes ziebungen außergewöhnlich und mit der herfömmlichen auêmårtis gen Politif der Vereinigten Staaten nicht ganz in Harmonie geweſen ſen. " Er enthielt nämlich nicht mehr und nichts menis ger als eine förmliche und ewige Abtretung eines Canals oder
einer Eiſenbahn durch Nicaragua, mit dem Recht Forte an der Straße zu errichten , wogegen Nicaragua der Schuß der Vereinigten Staaten zugeſichert wurde. Der amerikaniſche Unterhändler, ein Hr. Giſe, hatte offen . bar ſeine Befugniſſe überſchritten, und an ſeine Stelle trat ør, Squier, der Verfaſſer der borliegenden Schrift, die uns hier bes
ſonders beſchäftigt. War aber bie Form des Vertrage, den ør. Hiſe abſchloß, zu droff, ſo ſollte doch Hr. Squier im weſent. lichen auch nichts anderes thun , vor allem aber die Prätenſionen Der Engländer zurückweiſen . Dieſe hatten die Behörden von Nicaragua ſo erbittert, daß Hr. Squier geebnete Bahn vor fich fand, und ſchon am 27 Auguft desſelben Jahre einen Vertrag
abidhloß, demzufolge der Canal groß genug für Schiffe feber Größe werden, der Befiß desſelben der unternehmenden Compagnie auf 85 Jahre nach der Vollendung des Canals verbleiben , der Canal ten Schiffen aller Nationen offen ftehen – vorauegeſeßt,
baß fie ben Beſtimmungen des Vertrag zwiſchen Nordamerika und Nicaragua fid fügen - und ein gewiſſer Strid Landes
länge dem Fluß San Juan unb bem Canal der Compagnie z ur Coloniſation überlaſſen werden ſollte. England widerlegte fich dieſem Vertrag aufs heftigſte; derſelbe wurde zwar von der Regierung Nicaragua'o troß der Bemühungen der Engländer ratificirt, aber nicht von der norbamerikaniſchen , wa8 Squier
2. Der Canal. ( Schluß.)
Seit dem Jahre 1822 ift ber Canal durch das Gebiet von
Nicaragua fort und fort in Anregung gefommen, amerikaniſche und engliſche Compagnien haben vorläufige Reiſen unternehmen laſſen , Verträge mit der centroamerikaniſchen Regierung abges ſchloſſen u. 1. w. , in den Jahren 1828 und 29 machte der König von Holland, Wilhelm I , ernftliche Schritte,
3. 1846 ließ fich ſogar Ludwig Napoleon von ſeinem Gefängniß in Şam aug in Unterhandlungen ein, als aber die Ver. Staa ten Californien erworben hatten und dort die reichen Goldlager entdeckt waren, wurde es Grnſt. Im Februar 1849 trat eine
hauptſächlich den Umtrieben Bulwers zu ſchreibt. Dagegen wurde am 19 April 1850 der oben idhon erwähnte Clayton- Bulwer Bertrag abgeſchloſſen , der factiſch den von Squier mit Nicaragua abgeſchloffenen beſeitigt, und wie gegen die Anſprüche der Enge
länder auf San Juan de Nicaragua ļ, jo auch gegen die Colo nifirung durch Amerifaner gerichtet war.
aber der Ausbruch
Der belgiſchen Revolution machte den Unterhandlungen ein Ende. Nach dieſer Zeit traten die Unruhen in Centroamerika, welche die Föderation auflösten , hemmend in den Weg, doch wurde die
Sache weber von der nordamerifaniſchen Seite, noch von den Behörden in Nicaragua je ganz aus den Augen verloren ; im
1 Wenn man die Anſprüche der Engländer auf das Mobfitoland auch jugibt, ſo hatten fie mindeſtens nicht das geringſte Recht auf das Land ſüblid von Bluefields River (auf den ſpaniſchen Karten Rio Escondido) fürwärts nach dem San Juan hin. Dieſe Angdehnung ihrer Anſprüche griff allerdings geradezu in die Nedte Nicaragua's ein, zu welchem der lauf
dee" San Juan mit Einſaluß beider Ufer von jeher gehört hatte .
no
571
gosan
Die Engländer haben indeß geläugnet, daß dieſer Vertrag
welde die Nordamerifaner mitbringen, werden nicht verfehlen,
ihre Anſprüche au bas linke Ufer des San Juan und den Hafen
ihren Niederlaſſungen bald einen Aufſchwung zu geben , und wenn
beſeitige, während Clayton in einem von Squier mitgetheilten Sdireiben die beſtimmt behauptet . Die Sprache der engliſchen Unterhändler in Nicaragua wurde inzwiſden geradezu drohend , und das ganze Gebiet der linken San Juan-Ufers bis zu den Machuca-Fällen, d. h. von dem Hafen von San Juan 49 engl. Meilen aufwärts, für den Moskito -Rönig in Anſpruch genommen .
die Einrranderung von Dften her, wo man den theils ungeſuns Den , theile mühjeligen Weg ben San Juan herauf zurücklegen
So fteben fich die Anſprüche ſehr unperſöhnt gegenüber, indeß iſt vorerft der Streit, der eine Zeitlang in den amerifaniſchen
Blättern ſehr heftig geführt wurde, beſonders als bie Engländer vollends die Inſel Tigre in der Fonſeca- Bay befekten, nicht weis ter gebiehen, und nicht nur der Vertrag, den Squier mit der Regierung von Nicaragua abſchloß — Der jedoch nie ratificirt wurde
iſt eine Antiquität geworden, ſondern das für eine amerikaniſche
muß , nicht ſehr ſtark wird, ſo fann fte deſto mehr von Califurs
nien her wadſen. Wir haben früher geſehen , daß die Mericaner vor vier oder fünf Jahrhunderten gleidfald von Weſten her ins
Land famen , und ſo kann und wird e& auch mit den Nordamerifanern Der Fal reyn. Jør Anſehen und ihr Einfluß im Lanbe werden fteigen, und dieß iſt für fünftige Unternehmungen eine Unterlage, welche den Engländern großentheild fehlt. Das alte Olbia . Unter dem Titel „ Forſchungen über die Alterthümer des ſüdligen Nußlanbe und der Ulfer des ſchwarzen Meereo" hat Graf Alerio Uwaroff ein erſtes Heft herausgegeben , das in dem Journal des Minifteriums der Volfbaufflärung (April 1852) recenfitt ift. Aus dieſer Recenfion
Compagnie in Anſpruch genommene Privilegium ſelbft verfalen daburd, daß der Clayton.Bulmer. Vertrag die Beſtimmung enthielt, „ die beſtehende Compagnie müſſe ein Jahr nach dem Vertrag bewei- l erſehen wir, daß er ein beſonderes Capitel dem liman, der Bug und der fen , daß das nöthige Capital zur Ausführung des Canale unters alten Stadt Dibia widmet , die ein beſonderes Ziel ſeiner Reife war. zeichnet ſen ." Da nun die amerikaniſche Compagnie ohne Külfe der engliſchen Capitaliſten das Gelb nicht zuſammenbringen kann, und wie ſchon vor mehr als einem Jahre die engliſchen Blätter
Nwaroff fonnte die Arbeiten ſeiner Vorgänger Böfh, Niebuhr, Blarem
gemeldet haben, die Anerbietungen ter amerikaniſchen Compagnie
Ueberreſte des Alterthums aufgefunden , und faum ein Kurgan bleibt
von Seiten der engliſchen Capitaliſten zurüdgewieſen wurden , ſo
unaufgegraben und ununterſucht. Die Einförmigfeit der Steppe wird
iſt das Recht der Compagnie von ſelbſt verfallen. Dieß iſt aller Dinge von ber nicaraguaniſchen Regierung noch nicht ausgeſpro chen , aber nur aus dem einfachen Grunbe, weil fie fortbauernd auf den Beiſtand der Amerikaner gegen die Anſprüche der Eng.
außer den Kurganen noch durch ziemlich bedeutende Grhöhungen unters
berg, Köhler, Röppen u. f. w. benußen, und hatte alle ſeit jener Zeit aufs gefundenen Alterthümer vor fich ; noch immer werden jedoch auf& neue
brochen, die einen Balbfreie bilden, der oftwärts an den liman fidßt. In der Mitte desſelben lag die Afropolis und der Hauptplaß von Olbia. Die Ueberreſte der Mauern und die Fundamente der Thürme zeigen noch ießt, welchen weiten Raum Olbia zu den Betten ſeiner Macht eins
So ift
nahm, und der Reichthum an -kunſtreichen Verzierungen, Statuen und
die Sache jept vollkommen ſchwebend, und wenn gleich die Ames rikaner noch im juridiſchen Befiß des Privilegiums find, lo haben ſte doch nicht die Mittel, ein ſo ungeheures Unternehmen auézus
anbern Gegenftanden dient al8 der befie Beweis des hohen Grades von
führen.
In den anfänglichen Verträgen, auch noch in dem ron
beſondere ab, und glaubt unter anderm nachweiſen zu fönnen, daß die
Squier am 27 Auguſt 1849 abgeſchloſſenen, iſt eine Summe ron 20 Mil . D. ale etwa zur Vollendung nöthig angefeßt, allein
alo miletiſche Abfömmlinge befondere verehrten – auch die Aftarte an beteten, deren Bild ſpäter ſogar al& Repräſentantin der Stadt auf ihre
Squier hat dieſen Vertrag in aller Eile und unmittelbar nach
Münzen übergegangen jevs. G. Uwaruff handelte auch, ſo gut die Sorif:
lånber in Bezug auf den Hafen von San Juan hofft.
Entmidlung, zu bem hier die Rünfte gelangt waren. O. liwaroff han delt die Tempel , die öffentlichen Gebäude und die Privatwohnungen
Bewohner'außer den griechiſchen Göttern
ſeiner Ankunft abgeſchloſſen , ehe er noch die Schwierigkeiten des
namentlich Apollo, den fie
ten der Alten Mittel an die sand boten, die Geſchichte der Stadt ab ;
ganzen Unternehmend fannte ; ſpäter, ale er die Nothwendigkeit
eo ift dieß unfered Wiffens der erſte Verſuch, die Geſchichte dieſer grie:
eines Canale auf dem linken Ufer des San Juan, zur Umgebung der Fälle, einfah, find ſeine Schäßungen wie oben ſchon erwähnt auf 250 Mill. D. oder mindeſten® 50 Mil. Pf. St. geſtiegen , eine Summe, die man jeßt noch gewiß nicht darauf verwenden
diſden Colonie, gefüßt auf alle die neuen antiquariſden Forſchungen, zu ſchreiben. Or theilt die Geſchichte Olbia's in drei Perioden ein, 1 ) von ſeiner Gründung bis zum Einbruch des Doirebiſtas, des Könige der Geten (653–54 'vor Chr.) 2) Die Ffythiſch griechiſche Periode von der Zerſtörung Dibia's bis zur vollftandigen Unterwerfung unter Now (von 54 vor bis 196 nach Chr.), und 3) die römiſche Periode, während welder Olbia ganz unter der Herrſchaft der römifden Kaiſer ftand.
wird.
Seit einiger Zeit verlautet auffallend wenig über die Nica .
raguaſtraße, indeß fann man auß den wenigen doch ſo ziemlich entnehmen , was amerifanijcherieite beabſichtigt wird.
Man wil
rorerſt eine Tranfiiftraße nach Californien daraus machen , zu weldem Ende ein kleines Dampfboot bereits auf dem See fährt ; noch kleinere Tampfboote rollen den San Juan befahren ; ein
Weg wurde angelegt rom See Nicaragua nach dem Hafen San Juan del Sur, und eine Linie von Scebampfbooten fährt von Neuborf nach San Juan de Nicaragua, ſo rie von San Franciéco nad San Juan del Sur. Einige der ihnellſten Reiſen von San Franciếco nach Neuhorf ſind auf dieſem Wege gemacht worten , und e& fann nicht fehlen , daß allmählich eine gute An. zahl Nordamerifaner, namentlich an dem Nicaragua . See, fid nie.
derläßt. Das Klima iſt hier außerordentlich geſund, und wäh. rend man aufs ſchnellſte ſich beeilt , die Landenge von Panama zurückzulegen, fehlt el auch nicht an Leuten , die in Nicaragua
fich längere Zeit aufhalten . Die Jouduftrie und die Geldmittel,
Die Wolganiederung. 1. Geographiſche Schilderung. ( Fortſeßung .)
Dieſe Viehhirten leben in Häuſern oder Wohnungen von eigen thümlider Bauart. Man nennt eine ſolche Wohnung im Volf gewohn: lich „ Koſch“, auch Kibitfe, manche ſogar, aber fehr unrichtig, eine Jurte, denn legtered Wort hat eine ganz andere und nidt immer diefelbe Bea
deutung. Die hieſigen Kibitfen werden aus Stangen von Sandweiden gemacht, die in Gitterform in einander geflochten werden, ſo daß man fie nad Gefallen zuſammenlegen und wieder auseinander breiten fann . Die Verbindung einiger ſolchen ausgebreiteten Gitter bildet eine duro : fichtige runde Wand , auf welche nun eine halbrunde , gleichfalls aus
Stangen beſtehende Ruppel aufgefeßt wird ; an dem in der Wand .ges
laſſenen Durchgang hängt man die Thüre ein. Gine ſolche Wuhnung wird nun von oben bis unten mit großen Filzfreifen , den eigentlich
no
572
soon
ſogenannten Roſamen behångt. Eine ſolche Wohnung iſt wohlfeil und den Bedürfniſſen der Viehzüchters fie foftet indeß doch 50 R. S. angemeſſen , denn ſie ſchüßt ihn am beſten gegen die ſchwüle Hiße, gegen
Roſafen . Jeder Bauer ſucht ſich einen braudbaren Fled aus und befået
sålte, Schneewehen und Unwetter. Die Kibitfe fann man in 10 Minu:
Fleden oft viele Streden ungebauten oder eines Anbaues nicht fähigen
ten abnehmen , fo zuſammenlegen , daß fie wenig Raum einnimmt, und
ihn , nicht in größern zuſammenhängenden Strichen , wie im mittlern Rußland, ſondern ſirichweiſe, ſo daß zwiſchen den einzelnen angebauten
den Ausläufern des Chun-lun und von den Quellen des Ural bis zu
oder auch ihon erſchöpften Landes liegen . Wo, was oft geſchieht, das Waſſer mehrere Monate ftehen bleibt , fann man den Boden ſo wenig bauen, als wo Sand liegt . Bewäſſerung iſt nicht unbefannt , und fie findet ſich nicht bloß bei den Tataren, welche ihre Melonengarten und Bachtſdis fünftlich zu bewäſſern verftehen ; aber ganze Aderfelder wer:
denen des Drug und zu den Niederungen der Wolga ; weiter jenſeits
den nicht bewäſſert, theils wegen örtlicher Hinderniſſe , theils weil
der Wolga trifft man aber ſo fleine Kibitfen, daß man ſie nicht zuſam: menlegt , ſondern einfach auf dem Wagen aufſtellt und hinführt , wo man ſie brauďt ; die Stamme , die fich ihrer bedienen , find aber gar
nicht jeder die Koſten aufwenden fann.
auf dem Rüden eines Lafithiereg befeſtigen ; ebenſo ſchnell iſt ſie wieder aufgerichtet, und von neuem zu einer menſchlichen Wohnung gemacht. Dieſe allgemeine Ginrichtung der Kibitfen iſt dieſelbe vom Raufaſus bis zu
nicht zahlreich.
Die Nahrung dieſer wandernden Viehzüchter beſteht in den Erzeugs niſſen ihrer Heerden ; da aber das Fleiſch ein ſehr theurer Gegenftand iſt, ſo verfaufen fie meiſt das lebendige Dich , und die Mehrzahl der Nomaden genießt Fleiſch nur ſehr ſelten, dagegen iſt Mild von Stuten, Kühen und Schafen in verſchiebenen Formen der Zubereitung als Getrånfe und in Form von Råſen bei allen ohne Ausnahme das bedeu: tenbfte Nahrungemittel. Außerdem ſammeln fie verſchiedene Arten
Die Armuth des Landes an Bolg wird durch die Fülle von Sdilf erjeßt, das bei der nomadiſchen und angeſiedelten Bevölferung als Brenn : material dient, und ſelbft beim Brennen von Badſteinen das Holz mit Vortheil erſeßt. Aus dem Schilf macht nian Flechtwerfe, Zäune, Hürs den für das Vieh. oder ſogenannte „ lobaſen “ und „ Turluſchfen ," d. h. fleine Hütten
die alte ruffiſche Kleidung trifft man hier im Lande
nirgende , fie iſt jedoch erſt ſeit etwa 20 Jahren abgefommen. Die Mädchen aus dem achten Stamm der Gingebornen tragen bei feierlichen Aufzügen in die Kirche zum Abendmahl oder an hohen Feſttagen eine
buſen wild wachſen ; aud verſorgen fie fich im Winter mit Mehl, deſen fie vom Frühjahr bis zum Herbſt ſehr wenig bedürfen. Zu ihren: tåglichen Genuß gehört auch der nahrhafte und geſunde Ziegelthee , deffen
Art Krånge, ſogenannte Kofolcnife, unter denen ein Band mit Gbels fteinen herumlief, deſſen Verzierungen herabgingen bis zu den Augens brauen ; ein langes Kleid mit Vorſtößen, d. h. mit einem rothen Stoff am obern Theil der langen Perniel, galt für unerläßlich. Das gewohn liche Goſtüm der Mårdhen beſtand in einem weißen Hemd mit glänzens
Gebraud vom ſchwarzen Meere bis zum öflichen Dcean allgemein be:
den, langen, bis an das Handgelenf vorgehenden Aermeln , einem far:
fannt iſt, nicht nur unter den nomadiſchen Stammen, ſonderu auch bei
bigen Unterrod , und darüber die Jepanetſchfa , eine Art Mantel aus
vielen Rufien .
farbigen Stoff, der nur bis and Anie reichte und lange Aermel hatte,
Körnerpflanzen und Wurzeln , die in den Steppen und an den Meers
!
Viehzucht und Viehhandel iſt die Bauptbeſchäftigung der Nomaden,
um den Hald ein Halsband aud Bernſtein und Perlen ; an den Händen
indeß verſteht es rich von ſelbſt, daß nicht alle fie treiben fönnen ; dieſe gehen dann auf Tagelohn aus und vermiethen fic namentlich beim Fiſchfang. Das faſpiſche Meer und die Wolganiederungen bieten in
eine Art Schienen , Bracelets und Ringe ; der Kopfpuß zu Hauſe war
biefer Beziehung eine umfaſſende Quelle des Reichthums, und eine un: geheure Mafie Fiſchwaaren fommt jährlich zu Markte. Natürlida fann aber nicht jeder für fich ſelbſt Fiſche fangen , ſondern der Fang gehört
ein Ralpaf, reißbaumwollene oder farbige Binden, und wenn das Mäds
chen in Geſellſchaft ging , umwand fie den Kopf mit einem hellrothen ſeidenen Tuch. Die Frauen Fleideten ſich faſt ebenſo, nur daß fie ſtatt
des Kranzes einen mit einem Tudy feſtgebundenen Aufſaß trugen. Auch die Fußbekleidung war oftmals ganz anders , wie jeßt ; die jungen
nach dem Gigenthumsrecht den Beſißern der am Ufer ftehenden Land:
Mädchen trugen farbige Pantoffeln ohne Hintertheil aber mit hohen
häufer, und wird unter gewiſſen Bedingungen an andere überlaſſen. Da große Ausgaben damit verbunden ſind, ſo wird derſelbe von Unters nehmern betrieben , welche eine Anzahl Arbeiter miethen. Gin ſolcher
Abſagen , die altern Frauen hatten Pantoffeln ohne Hintertheil und
Arbeiter darf nie über die von ihm gefangenen Fiſche ſelbft verfügen, ald über ſein Gigenthum , er darf fie meder ſelbſt efſen noch verkaufen,
ohne Abſaße ; dodi banden fie fich beim Ausgehen dünne Brettchen unter die Füße. 1
Der Centralpunft des Wolganiederlandes ift Aftrachan , das bei dem Volfe gewöhnlich nur Raebalui-gorod heißt. ( Fortſebung folgt.)
ſondern muß fie an den Unternehmer, der ihn angeſtellt hat, abgeben .
Dabei gelten nur diejenigen Fiſche für voll, welche das Diaaß haben ; find fie auch nur um einige Linien fürzer, fo gelten ſie nur für Halbs fiſh; find ſie noch kleiner , für Drittelefiſch , und wenn ſie gar fein
Ausſehen haben, ſo heißen fie „ Brat“ (Ausſchuß) , und gelten für gar nichte, obgleich fie auch auf den Marft fommen. Dieſe Ginrichtung iſt feine neue Erfindung der jeßigen Unternehmer, ſondern eine alte Sitte, die, ſo viel man aus den hiſtoriſchen Acten entnehmen fann, idon im 17ten Jahrhundert beſtand. Der Seefiſ & fang iſt für die gemeinen Arbei. ter ſehr mühſam , und noch dazu lohnt fich die Arbeit nicht genügend. Wenn Leute, die Arbeit ſuchen, ſich dem Seefiſchfang entziehen fónnen, ſo gehen ſie nach den Watagen an der Wolga oder als Matroſen (Mu: ſuren ) auf die Seeſchiffe, welde das faſpiſde Meer befahren , oder fie arbeiten endlich an den Salzſeen. Die gegenwärtige Bevölferung der untern Wolga iſt ſehr mannich : fach.
Außer Nufſen und Armeniern wohnen hier Tataren ſehr verſie:
dener Stämme , Turkmenen , Rarakalpafen , Kalmüfen und Kirgiſen . In Aftrachan wohnten früher Indier ; gegenwärtig aber find feine mehr dort ; doch ſcheint es gelten noch zwei alß ausgewanderte Hindus, indeß wohnen auch dieſe nicht dauernd hier , ſondern find nur die Geſchäfts : führer perfiſcher Kaufleute. Mit dem Aderbau im Lande beidäftigen ſich faſt nur die Ruſſen ;
fie machen die Landbevölferung aus und beſtehen aus Leibeigenen und Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung,
M i scellen. Chineſen na de Cuba . Die Plantagenbefißer von Cuba ſollen mit einem engliſchen Hauſe einen Vertrag abgeſchloſſen haben , worin .
fiche dieß verpflichtet 8000 chineſiſche Arbeiter auf eine rogenannte Lehrs zeit von acht Jahren nach Guba zu ſchaffen. Ihr Lohn rol in 4 Dol. monatlid beftehen . So meldet dag Amſterdam'ſche Handelsblad vom 11 Juning. Wenn die Sache richtig iſt , ſo fält fie in dieſelbe Rates
gorie, wie das vorgeſdlagene Geſeß in Californien, wonach auswärts geſchloffene Dienſtverträge in Californien gültig ſeyn ſollen. Vier Dol. monatlich iſt in Cuba ein Lohn , von dem die Arbeiter jedenfalls nur höchſt fümmerlid leben fönnen, und wobei fie fteto in Abhängigkeit von den Arbeitgebern bleiben werden , Der Ganal vom Atrato nach Demi Choro : Fluß deint
ernſtlich betrieben werden zu wollen : denn nad Briefen aus Bogota in engliſchen Blättern haben ſich die Agenten der Geſellſchaft, welde den Canal bauen will, an den Präſidenten von Neugranada gewendet, und
wie es ſcheint bedeutende Verſprechungen gemacht, indem ein Theil det Ertrago Deo Canals zu der Bezahlung der granadiniſchen Schuld ver:
wendet werden ſoll. 68 (dheint als ob engliſcherſeits ernſtlich an einer Concurrenz mit der Panama Giſenbahn gearbeitet werde. 1 Aus dieſer Kleidungsart erſieht man, wie lange bier die orientaliſchen Sitter vorhielten . 4. d. u .
Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wibenman n .
Das Ausland. Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 144.
Der Ueuſiedlerſee, ſeine Umgebungen und der Hanſag. Der Neuſiedlerſee gehört zwar nicht zu den größten Seen Europa's, durch Lage und Eigenthümlichkeit aber gewiß zu
den intereſſanteſten , ſo daß die jeßt durch Verbindung der Eijens babnen von Wien aus nur wenige Stunden betragenbe Entfers nung bis dahin dem Naturfreunde wie dem Antiquar mehr als
reichlich aufgewogen wird durch die mancherlei Genüſſe, welche
16 Junius 1852.
erregenden Abgründe hinab, vor benen bag menichliche Auge mit marf- und beindurchbringen dem Grauſen fich unwillkürlich und ichnell verſchließt. Glüdt es ihm, lo fann er bier, wie anders wärte den Rübezahl , auch noch den Gebieter des Gebirge, den Steinboc jeben , und wenn nicht hier, ſo doch noch eher in den die Tatra an Erhabenbeit wie an Fruchtbarkeit überbietenden ,
man darf ſagen noch beinahe gänzlich unbekannten Fagarage Alpen Siebenbürgens, wo aber Bär und Wolf dem „ pour cher
ftaunen , wie die über dem herrlichen Ungarlande im reichſten
cher des impressions“ einbringenden Fremblinge leicht den Weg ſtreitig machen dürften ! Einen etwas ungehörigen Abſprung von der eigentlichen
Maaße audgeſchütteten Naturſchönbeiten und Merkwürdig feiten
Vorlage bieſes Aufſaßes : vom Neuſiedlerſee bie in die molfen.
feiner bort warten . Hat man Gelegen beit gehabt, dieſelben aus eigener Anſchauung fennen zu lernen , jo muß man faſt
im allgemeinen noch ſo wenig gefannt und bekannt ſind, obgleich
gefrönten Spißen des Daciſchen Hochgebirges uns gebührenoſt
der Touriſt im wahren Sinne des Wortes fich verſichert halten dürfte, in mehr ale einer Hinſicht oft alle ſeine Erwartungen übertroffen zu iehen , denn nicht allein iſt es die Natur, die iba
verweiſend, fehren wir ſchnell zurüd in die milben Lüfte, welche
überraſchend feſſeln wird, ſondern eben in die hiſtoriſchen Erinne. rungen, hier gewedt durch die noch unvermiſchten Spuren eines
ben Lacus Peiro bewegen und namentlich an deſſen weſtlichen Ufern neben der einen Göttertrank erzeugenden Rebe ſchon manche Sübfrucht mütterlichft pflegen . Der Flacheninhalt de Neufiebler.
Fees, bei niedrigſtem Waſſerſtanbe einen Waſſerſpiegel von wenig.
römiſchen Heerlagers, Schanzung, Niederlaſſung, Waſſerleitung, Brücke 2c., dort durch einen ungeheuren Grabbügel, die irdiſchen Ueberreſte eines erſchlagenen Tatarenheeres bergend, hier durch den von Tauſenden mit ihrem Blute gedüngten Boden einer
ſtens 6 Duabratmeilen bildend, iſt an und für fich impoſant Die B genug ; ſein Gebiet aber wird bei hohem Waſſerſtande
mörderiſchen Türfenſchlacht, dort durch den Entſcheidungefampfplaß in einer der vielen inneren Unruhen des Landes u. ſ. w.
Daß der große Raum zwiſchen den Städten Wieſelburg, Raab
It nun eine Geſchichte ſo reich an Begebenheiten wie die des
dadurch der Benußung entzogen wird.
ungariſchen Landed, ſo müſſen fich wohl auch naturgemäß die befannten Thatſachen derſelben häufig in den Localitäten abſpies geln ; welcher Raum bleibt aber noch überbieß dem überhaupt
iſt die gefährliche Seite des merkwürbigen Geeß - mit Inbes -
griff des Hanſag auf nahe an 20 Quadratmeilen erweitert, ſo und Debenburg bem See ale faſt ganz verfallen erſcheint und Der See gehört befanntlich zu dem Flußgebiete der Donau ;
leider iſt nun aber der Fall bis zu dieſer To gering auf die Entfernung von mehr als 21/2 Meilen nur 2 Klafter bei höchs
orientaliſchen Sinne der Magyaren gelaſſen für die in hundert
ftem Stande der Donau - Daß, nächſt ber hiedurch höchft wahrs
ber anziehendſten Sagen fich ausſprechende Geſchichte der Ents
ſcheinlich bedingten Entſtehung des Sees ſelbſt, die mit jedem Jahre fich mehrenden Waſſer desſelben faſt gar keinen Abfluß finden , und der Localität fich anpaſſenb im Laufe langer Zeiten genöthigt wurden , am ſüdöſtlichen Ende des Sees einen wirklich ungebeuren Sumpf von wenigſtens 8 Quadratmeilen Flächen
ftebung, bes Daſeins und der Zerſtörung jo vieler Burgen, Schlöſſer und Klöſter namentlich im öftlichen Ungarn, in dem impoſanten Ihale der Waag wc., deſſen maleriſche auf den unzu . gånglichſten Felſen fich erhebende Ruinen theilweiſe ſelbſt in
bie Geſchichte von Völfern eingreifen, welche vor der Ankunft der Magyaren hier hausten , theils von Geſchlechtern erbaut wur. den, deren Stern mit ihren Namen ſchon in der graueſten Vors
inhalt zu bilden, der aber bei Ueberſchwemmungen fich auf das
zeit erloſch ? Der Novellift wie der Maler würden dort auf reiche
traurigen Dede zu ſchaffen , die jeßt über einer ſehr großen Lands
Doppelte erhöht . Die lebhafteſte Einbildung wird faum im Stande ſeyn ſich eine annähernde Darſtellung von der monotonen ,
nicht geahnte Schäße ſtoßen !
idhaft ſchwebt, welche einſt, wie man weiß und auch die Namen
Und trollte der blafirte, aus den faſt don breitgetretenen Bergen Der Schweiz rückkehrende Reiſende fich einen pifanteren
der anliegenden Dörfer bezeugen, meiſtentheils aus Auen beſtand.
neuen Hochgenuß verſchaffen, ſo wende er unbedenklich ſeine
Dieſer Sumpf führt ben Namen Hanſag ober Waſen , beſteht auch in der That großentheile aus 2 bis 3 Fuß dicen ichwims
Schritte dem mächtigen Hauptſtod der Centralfarpathen – der
menden Waſen (Raſen), der indeß durch viele Seen und Leiche
zu, und ſchaue dort von den 6 bis 8000 Fuß hohen,
unterbroden wird, von denen der größte der König & ſee. Dieſer
ſchroffſten Felſengraten Europa's in die eben ſo tiefen , Entſegen
enthält allein bei fünfzehn Joch Flächeninhalt, und iſt bei ſeiner
Larra
woo
574
großen Siefe ( ichon an den Ufern 12 - 15 Fuß) und ben hieraus
entſtehenden ſehr hohen Wellen ſo gefürchtet, daß man es nicht wagt Denſelben mit gerröhnlichen Rähnen zu befahren . Ueberhaupt iſt der Hanſag nur wenig - bloß in ſtrengen Wintern, und auch
Im Sommer dient derſelbe einer Unmafle yon Waſſerwild zum Aufenthalt und erzeugt dann noch mit Gefahr zugänglich .
nebenbei Myriaden von Moêquitos ſeltener Größe.
Der Verluſt
dieſe großen Territoriums iſt um ſo mehr zu bedauern als deſſen eigentlicher Grund und Boben zu dem beften und tragbarften gehört : denn auf den einzelnen trockenen Stellen des Gumpfes wachſen faſt alle Kleegattungen wild, ſelbſt die Gérar jette , neben ihnen aber auch der große Waſſerſchierling (Cicuta virosa), von dem ein Blatt an den Hut geheftet ſchon betäubend wirft .
Im eigentlichen Hanſag wächdi bloß Schilf und Rohr,
SAT
Luft 6 big 700 (die volkommene Sättigung = 1000 gerechnet), während in den Regenpionaten die Feuchtigfeit im Durdidinitt 850 beträgt. Ein Kubiffuß Luft faßt daher in jenen Regionen
durchſchnittlich 16 Gran Feuchtig feit und fremde Oale ( Kohlene orhbgað und Kohlenwaſſerſtoffgas). Eine Folge der feuchten Hiße ſind die zahlreichen Schwärme der Mosquiten, welde die Luft beſonders gegen den Abend und rábrend der Nacht erfüllen , und für den ohnehin abgematteten Europäer eine ſchredliche Plage find. Troß der großen Hiße
pflegten wir des Nachte, al8 wir in einem jener Ströme mit
dem Schiffe ftationirt lagen, die Eingänge unſerer Cajüten mit einem auf einen Rahmen geipannten Gas dicht zu ſchließen, auf die innerhalb der Gajüte aber bereits befindlichen Mo@ quiten Jagd zu machen, und ſo uns eine erträgliche Nachtruhe zu vers
ſchaffen. Aber die armen Matroſen , die den ganzen Tag über
von den Anwohnern im Winter geſammelt und als Brennmaterial benußt. - Daß ein ſo großer Sumpf nicht ohne Einfluß
arbeiten mußten und weder Cajüten noch Mosquitenfleiter (Gal .
auf die Beſchaffenheit der Luft bleibe, iſt natürlich, und macht
umhüllungen ) hatten , waren den Stichen dieſer blutdürſtigen
fich ganz beſoiiders auf die Umgegend bemerklich, welche unter dem Winde liegt ; in trodnen Sommern namentlich erzeugt eine etwas ftarfe Zugluft vom Hanſag her die allerbösartigſten Fieber unter den vierfüßigen bei dem Menſchen (bis zu Faulfieber) Hau& thieren Milzbrand ; Hühnerſtälle fterben oft über Nacht aus . Bei dem fortdauernden Umſichgreifen des Sumpfeß bemädı. rigte fich derſelbe ſchon vor langen Zeiten an der ſüdlichen Seite unter anderem auch zweier bedeutenden Waldungen . Nur in ſtrengen Wintern fönnen dieſelben , wie der Hanſag ſelbſt, betreten werden , liefern aber dann eine ſehr anſehnliche Ausbeute an Solagholz, welches der holzarmen Gegend wohl zu Nuße fommt, 3ahre vergeben aber oft, ehe ein harter Winter eß erlaubt, Dort Holzungen vorzunehmen ; während dem fiebeln fich in deß in
Thierchen preisgegeben , was manchen zur Wuth und Verzweifs lung führen konnte, wie man ſich überzeugte, wenn man die ſchlafloſen Märtyrer des Nachto fluchen , ichimpfen und Verwün . ſchungen aufſtoßen hörte. Einer unſerer Marrojen legte ſich einſt der Nachts in den Maſtforb, da die Mo@quiten dahinauf in ges ringer Zahl gelangen . Er ſchlief ein, ſtürzte mährend des Schlae
fes von der Höhe ins Waſſer, und wäre verloren geweſen , hätte
nicht einer ſeiner Cameraden, der die Wade auf dem Verdede hatte, e bemerft, und wäre muthig und entſchloſſen dem Tränfling nachs
geſprungen und ihn noch glüdlich gerettet. Die Lage der meiſt armen Coloniſten , denen überhaupt die Mittel feblen , weldie der beſſer geſtellte Beamte und der wohlhabende Bürger zum Schuße
gegen klimatiſche Einflüſſe anwenden, als der ſehr häufige Wechſel
ziemlicher Anzahl hier Gäfte an, welche der Schreden der Um
Der Wäſche, eine geräumige, fühle, hodgelegene Wohnung, Ver
gegend find - Wölfe der gefürchtetſten Gattung, die an mehres
meibung der Sonnenſtrahlen u . dgl. , iſt wohl noch ſchlimmer
ren Drten Iingarng rich findenden ſogenannten Rohrwölfe. Verfaſſer dieſes hatte feine Gelegenheit ein Gremplar davon zu eficht zu befommen, übereinſtimmende Berichte ichilbern dieſels ben jedoch ald ron mittlerer Größe, heller Farbe und äußerſt gefährlichem Habitus. - Außer den Wölfen beherbergen dieſe Erlenwälder noch viele Füchſe und Fiſchottern .
ale die der Matroſen, die nur für eine kurze Zeit in jenen
(Schluß folyt.)
Gegenben ftationirt find und ſo viel als möglich in der Arbeit geidont werden .
Nachdem vom Gouverneur der Plaß für die erwarteten Goloniſten ausgeſucht war, wurden von Negeríflaven eine Anzahl von etwa hundert kleinen hölzernen Häuschen in gleichen zwi . chenräumen gebaut. Die Coloniſten ſollten fich dem Plane ge.
mäß bei ihren Häuſern Gärten anlegen und die hinter den Häu Die Gelderſchen Bauern an der Comewyne in Holofern gelegenen Grundſtüde einſtweilen für Hülſenfrüchte und Ge.
ländiſch -Guiana.
müſe benügen, bie fte fräter fich auch an die Kultur des Reije ,
(Schluß.)
des Mais und endlich des Zuderrohre und beB Kaffee gewöhnten.
Die Temperatur an der Mündung der Comewyne beträgt in Mittel 22 /2° R., nämlich : Um 6 Uhr Morgens 20° R. Um 1 lbr Mittage 241/2 R. Um 6 Uhr Abends
Bedenft man nun , daß eine tagen gleiche Temperatur das Schwankungen beſteht, indem wenig über 6° N. B. liegt ,
214/2 R. im Schatten. ſolche unſern heißeſten Sommer ganze Jahr hindurch mit geringen die Mündung der Comemoyne nur ſo wie daß der Coloniſt in der
Auch ſollten ſie Fruchtbäume, beſonders die Banane (Musa sa
pientum), welche faſt die ausſchließliche Nahrung der Neger bildet, den Piſang (Musa paradisiaca), die Manga (Mangifera indica), Die Kokos nucifera und andere nüßliche Palmen bei ihren Häu. ſern und auf ihren Feldern pflanzen . Es wurden jeder anfoms
menden Familie von der Regierung zwei Kühe, Hühner und an Deres Geflügel gegeben, ſowie überbieß die Beföftigung der Golo
niften bis zum gehofften , hinlänglichen Ertrag der nächſten Ernte von der Regierung übernommen wurde.
Außer den angeführten
Sonne zu arbeiten genöthigt iſt, ſo wird man das loos dieſer von den lieblichen Gefilden Gelderlande herkommenden Arbeiter
fleinen Gebäuden mußte ein größeres zur Kirche eingerichtet wers den , ſo wie auch eine Wohnung für den Pfarrer ( Domine) 110
nicht ſehr beneidenswerth finden. Aber die hohe Temperatur märe noch erträglich, ja der Geſundheit wenig nachtheilig, menn die Hiße eine trodene und die Luft nicht mit Waſſerdämpfen , denen die Producte ber fich gerſeßenden organiſchen Stoffe beigemengt find , erfügt wäre. Während der trodenen Jahreszeit, D. h.
den Arzt erbaut wurde.
während unſerer Wintermonate, iſt die mittlere Feuchtigkeit der
Im Junius 1846 famen auf einigen Kauffahrteiſchiffen etora hundert Familien, um ſich an den für ſie beſtimmten Pläßen an
Der Comerne niederzulaffen.
Mit ihnen fam ein Arzt und ein
Geiſtlicher, welde beide fich nur für fünf Jahre in der Colonie zu bleiben verpflichtet hatten . Alles fam dieſen unerfahrenen
575
na
Lantleuten in der ganz fremden Region unheimlid , vor. Ihre gewohnte Arbeitſamfeit konnten fte der Hiße wegen nicht in der Weiſe anwenden, mie fie ee gewünſcht bätten ; das Rorn, der Waizen , die Grbäpfel, alle die europäiſchen Culturpflanzen , mit deren Anbau fie vertraut waren und die dem Bewohner der ges
mäßigten Zone geſunde und fräftige Nahrung liefern , fanden bier feinen Boben , hingegen umgaben fie gigantiſche Bäume, unburchdringliche Wälder, rovon der Befiß von der Größe eines Morgens in Holland ſchon zum rohlhabenden Mann gemacht hätte, bie ihnen aber hier vorerſt noch ohne Nußen waren .
Doch
waren die Neuangefommenen unter dem beſondern Schuße der Regierung, die vorberſamft für alle ihre Bedürfniſſe ſorgte. Sie richteten fich ſo gut fte fonnten in ihren Hütten ein , pflanzten Fruchtbäume um dieſelben und fåeten Reis, Mais und Gemüſeſamen aus.
Leßtere gediehen am beſten, da die Cultur derſelben
ihnen befannt war. Wenige Monate aber nach ihrer Anfunft brach ein verderbe
gooo
rothwangiger Kinder und fröhlicher Burſchen und Mädchen ſtatt,
des bleichwangigen Kreolenausſehens und dem bereit8 phlegmati. ſchen Habitus dieſer urſprünglich Gelberſchen Landleute gefunden ? 68 lehrt hier die Erfahrung neuerbing® bie Richtigkeit be8
Grundiapes , baß der Europäer nur in einem gemäßigten Klima, Ten dieſes in Nord- oder Südamerika, in Südafrifa oder Auſtras lien , fich zu Hauſe finden kann . Beſonders verderblich aber wirken tief gelegene, moraſtige Gegenden der Tropen, wozu die ganze Küſte von Guiana, ſowohl des niederländiſchen als des engliſchen und franzöſiſchen , gehört. Leiber aber ziehen dahin, beſonders nach Brittiſch- Guiana, viele Deutſche, welche der Unterſtüßung nicht theile haftig werden, die den holländiſchen Coloniſten zu Theil wirb, und, überhaupt von Mitteln entblößt, Defto eher unterliegen, ba zu ben klimatiſden Einflüſſen noch ber Mangel und die Noth fich ges ſellen .
Wer audwandern will, beſonders wer vom Ertrag des
Bodeng in ſeinem künftigen Vaterlande zu leben gebenft, der
wähle doch ein dem beimathlichen Lande ähnliches Klima.
liches biliojes Fieber, das bem gelben Fieber mit Außnahme
Hätten inbeffen bie Hollander ſelbſt in Guiana eine beſſere
weniger Symptome ganz ähnlich war, aus, und es ftarben inners
Wahl des Ortes für die Niederlaſſung ihrer Lanbeleute getrof
halb weniger Wocher über ein Drittel der Angefommenen. Dbs wohl die Krankheit fein Alter verſchonte, lo waren es doch meis ftens Individuen im Mannegalter, welche dem Fieber unterlagen, während die jüngern und ältern Perſonen beiberlei Geſchlechter mehr verſchont blieben . Die au8 400 Perſonen beſtandene Golo. nie wurde durch die Verheerung der Krankheit auf etwa 250
reduzirt. Die Uebriggebliebenen hielt man gemäß einem tem menſdlichen Gemüthe eigenthümlichen Verlangen, nach Iroftgrün .
fen , hätten die Gelderſchen Bauern fich in den mehrere Meilen
landeinwärte am Fluffe Surinam gelegenen etwa 200 Fuß über der Meeree flache erhobenen Cavanen niedergelaſſen, wo zwar die Temperatur ber Luft nur etwa um einen Grab niedriger als an ben Küſten iſt, aber der Dorfs und Moraftboden aufgehört hat, das Land in wellenförmigen Sügeln gebogen und von friſchen
ſchnell ſtrömenden Bächen , die in den Surinam rich münden, durch zogen iſt, wo endlich – ein fichered Zeichen der geſünderen Luft
den zu ſuchen , für gebärtet gegen die klimatiſchen Einflüſſe, da
- die Mo &quitenſchwärme den Menſchen nicht mehr beläftigen,
fte die „Acclimatiſationé frankheit“ überſtanden hätten , was meines Grachtens nicht der Fad war. Man maß die Schuld der Ents
Das Reſultat wäre gewiß ein günſtigeres geweſen . Aber kleins liche Rüdſichten, beſonders ber Umſtand, daß die Colonie wie fie
ftehung der Krankheit der ungünſtigen Jahreszeit zu , in welcher
jeßt iſt, in der Nähe der Hauptſtadt Paramaribo fich befindet,
Die Coloniſten ankamen , da der Uebergang der trocenen in naſſe 3abreezeit für die Geſundheit am nachtheiligſten iſt und Entftebung ter Kranfheiten am meiſten begünſtigt. Aud Koſt, welche man den Coloniften reichte, und die aus Speď,
„wo die Coloniſten ihre Producte abſeßen können," mußte die
tie die die ges
ſalzenem Fleiſch, Raje und andern ſcharfen animaliſchen Stoffen beſtand, mochte einiges zur Entſtehung der Epidemie beigetragen
haben . Doch haben alle dieſe Momente den Ausbruch des Uebel8 nur beſchleunigt, während es der Natur des beſchriebenen Landes
Lebensbedingniß eined möglichſt gefunden Aufenthaltes verdrängen. 3n den genannten hochgelegenen Savanen befindet fich idon ſeit dem Anfang des 16ten Jahrhunderts eine Colonie portugies fiſcher Jéraeliten, die Emanuel I aus ihrer Heimath vertrieben ( 1498 ), welche dort einen prächtigen Tempel beſtfen und ſich ſeit ihrer Niederlaſſung bedeutend vermehrt haben . Der größte Theil derſelben aber wohnt gegenwärtig in Paramaribo, wo fte fich we=
gemäß bei den zur Arbeit beſtimmten und vom fühlen Norden
niger wohl befinden und an mancherlei chroniſchen Krankheiten
tommenden Coloniſten nie hätte ausbleiben fönnen, ſo wie übers haupt ein glüdliches Gedeihen der Colonie für fünftige Genera. tionen gar nicht zu erwarten ſteht. 3m 3ahre 1849 jah ich die Nieberlaffung zuerft. Sie be ſtand aus eiwa 260 Perſonen . 68 wurden während der An. weſenheit der Goloniſten mehrere Kinder geboren und eine etwa
leiden.
ſchen Typus in Haut, Farbe und Geſichtszügen, ba fte fich nicht mit den Negern vermengen oder vielmehr die Sproſſen der ver mengten Racen nicht in ihre Gemeinde aufnehmen. Mehr noch als in den nur wenig über den Meeresſpiegel
gleiche Zahl von Individuen , abgerechnet jene, welche der epibes
mitten in der Aequatorialzone, wenn man fich 3—4000 Fuß über
miſchen Krankheit unterlag , mar geſtorben .
Mit dem Ertrag der
Sie zeigen noch vollkommen den unveränderten europäis
erhobenen Gegenben zeigt ſich bekanntlid, das gemilderte Klima den Meeresſpiegel erhebt.
Hier iſt das eigentliche gemäßigte Klima,
Grnte ſah es noch übel auf, und die Regierung war noch immer genöthigt , die Coloniſten wenigſtend theilweiſe zu verföftigen,
bad Parabied für den Europäer, der ewige, herrliche Frühling !
Der Pfarrer und der Arzt aber meinten , es könnte ſich die Colos nie toch nach einigen Jahren emporichwingen , ſo daß fie wenige ftens feiner Unterſtügung mehr bebürfe. Aber ſollten fie auch im nothbürftigſten Zuſtande fortbeſteben fönnen , wo iſt der Se. gen , das blühende Gedeihen , das man fich von einem ſo fruchts
teau's Selo auf Java, welches zwiſchen den Vulcanen Merapi unb
baren Lande und bei einer fo fräftigen Unterſtügung von Seite Der Regierung erwartet ? Würden dieſe Coloniſten , wenn ſie unter denſelben günſtigen Verhältniſſen nach Norbamerifa gezogen wären, nicht bereits hundert wohlgeordnete und gewinngebende Bauerns
Reiſenden freubig an die entfernte Heimath erinnern.
höfe gegründet haben , in welchen man eine geſunde Berölferung
Mit Entzüden erinnere ich mich noch bes 4600 Fuß hohen Plas Merfabu ein 3och bildet , ſo wie der öſtlichen Abhänge biefel Gebirgeß, wo der Thermometer ſelten über 180 R. im Schatten
ſteigt, und die Flora Hepräſentanten vieler unſerer Pflanzen . gattungen, wie Absinthium, Plantago, Briza etc. zeigt, die den Die huns
bertblättrige Roſe verbreitet das ganze Jahr hindurch ihren wohl bekannten lieblichen Duft in den Lüften, alle europäiſche Gartens gemüſe, bie Grobeere ( fragaria vesca), die Erbäpfel wachſen dort in Hülle und Fülle, und auch Weizenfelder ſieht man hie
مه
576
unb ba , welche durch europäiſche Beamte angelegt werden. Oft träumte ich dieſe Hochebenen , Abhänge und Joche mit Dörfern beſát, worin eine gemüthliche und glüdliche Bevölkerung germas niſchen Stammes thätig wäre, wo aber jeßt nur wenige phleg. matiſche Javanen in ihren Bambuébütten ſchlummern .
Nach ſolchen Höhen muß der Auswanderer ziehen , wenn er ein Tropenland mit ſeiner Heimath vertauſchen will. Er wird bort allerdings auch die Annehmlichkeiten der Tropenländer ge
meinen, die Zahl der ausgedienten betrug 20 Dfficiere und 1174 Unter: officiere und Gemeine; die Zahl der männlichen Rinder betrug 3772. Privatland beſīß haben die Roſafen nicht, zur perſönlichen Benüßung aber erhalten Stabsofficiere 400 Deſijätinen, Oberofficiere 200, gemeine Roſafen 30 Deſſiátinen aus dem allgemeinen Landbeſiß des Heeres. Dieſer liegt an der Wolga und ihren Armen, zum Theil auf der Berg: ſeite , zum Theil auf der Wieſenfeite im Abtuba -Thal , mitten innen zwiſchen Kron- und Privatgütern, ſo wie zwiſchen ſtädtiſchem Beſikthum und dem den Kalmüfen zum Viehtrieb zugeſchiedenen Antheil ; gegens wärtig berechnet man das ſpecielle Beſikthum des Heered auf 150,000 Deſijätinen fruchtbaren und 170,000 Defījätinen unfruchtbaren Landes ;
nießen ; es wird fein winterlicher Froſt die Vegetation zum Schlummern bringen , und nicht leicht fann ein Jahr be8 Miß . wachſee eintreten, da die Erbe beſtändig gibt und fich keine Ruhes
die übrigen 167,000 Deſijätinen flehen unter der Verwaltung einer be:
zeit bebingt. Die Früchte der Sropen, weldje wenige Meilen ents fernt in der Tiefe durch die dort glühende Sonne zur Reife ges
gehörige , auf dem rechten Wolgaufer liegende Land iſt mit Ausnahme
ſondern Commiſſion in Aſtrachan.
Das den Roſafen des erſten Kreiſes lig unfruchtbar , aber die Wieſens
langen , kann der Bewohner der gemäßigten Höhen mit Leichtige
eines fleinen Theile ſandig und
keit erhalten und gegen die Producte der falten Zone tauſchen .
ländereien dieſeg fleinen Theile ſind reich an vortrefflichem Grag und
Allmählich nach Generationen wird ſich die europäiſche Race aud
enthalten auch gutes Aderland . Vei den Koſafen der zweiten Kreiſes
ohne Nachtheil an die heiße Luft der Küſtenländer gewöhnen, und das Lanb bajelbſt bebauen können ; aber theuer wird der neuangekommene Europäer, wie wir geſehen haben, es büßen, wenn er den Uebergang zu raid erzwingen will. Der Menſch iſt zwar ſchmiegſam an ſeinen Planeten , und es iſt keine Zone und fein Land, wo er nicht wohnen und glücklich ſeyn fann ; aber die Ueber fiedlung von einer Zone zur andern muß allmählich geſchehen ,
wird ſchon mehr Aderbau getrieben, namentlid wenn ſtarfe Regen die Erde genugſam befeuchten. Die Rojafen des dritten Preiſes, welche
einige Striche von Saratow bis Zarigyn innehaben , beſiken humus: reiden Boden und treiben auch faſt ausſchließlich den Aderbau mit großem Erfolg .
Was das Holz betrifft , ſo theilen die Ländereien des
Heeres das allgemeine lood des Landes, und ſie haben nichts als ſpårs liche Wäldchen von Sandbäumen , hauptſächlich auf denjenigen Strichen , die im Frühjahr überſchwemmt werden .
und der Onkel erſt wirb geſund und glüdlich das ihm heimaths
Dag Heer befißt auch ſeinen Antheil an dem Fiſchfang auf der
liche Feld bebauen, das der Ahnherr nur mit Vorſicht und als
Wolga , die Roſafen treiben aber den großen Fang niemals ſelbſt, ſon:
Frembling bebauen burfte.
dern verpachten ihn und behalten fich dabei nur den freien Fang zu friedman n .
eigenem Verbrauch vor. Die Pachtſumme wurde früher zur Befreitung verſchiedener allgemeiner Bedürfniſſe verwendet, und der Reſt unter den Officieren und Gemeinen vertheilt, ießt fließt das Geld insgeſamout in
Die Wolganiederung.
die allgemeine Heerescaſſe. Dieſe Einfünfte betragen ießt 16,000 R. S.,
( Fortſeßung .)
2. Die aſtrachaniſchen Koſaken.
Der Grund zu dem jeßigen aſtrachaniſden Rofafenheer wurde im
beliefen fich aber früher faſt auf das Doppelte. Bei den Roſafen des erſten Kreiſes wird wegen der Menge der in den Strom vom Meere herdringenden Fiſche ziemlich viel Fiſdfang getrieben , wie von denen
3. 1730 gelegt, als das Koſakenregiment von Aſtrachan aud 300 Ral: müfen gebildet wurde, die das Chriſtenthum angenommen hatten. Im 3. 1750 wurde das Regiment auf 500 Mann gebracht, und durch aller :
alle mit Viehzucht beſchäftigt, und das Heer beſißt über 12,000 Pferde, ebenſo viel Stud Rindvieh und 20,000 Sdafe. Viele Roſafen , welche
lei Leute completirt, welche der Kopffteuer nicht unterlagen, durch die
die Runſ mit dem Vieh gehörig umzugehen bei ihren Nachbarn , den
des dritten Kreiſes mehr Aderbau getrieben wird ; außerdem find fie
Rinder ehemaliger Strelißen , doniſcher Roſafen und neubefehrter Kal:
Ralmúfen, gelernt haben , betreiben dieſe Induſtrie auf den Heereslán:
müfen und Tataren. Unter der Kaiſerin Ratharina wurden drei flåd: tiſche Roſafencommandos damit vereinigt , das von Tſchernojar, Jeno: tajewóf und Krasnojar, im 3. 1801 drei weitere Commandes : das von Saratow, Zarijyn und Kamyſhin. Im J. 1804 famen zu dem Corps der aſtrachaniſchen Koſaken alle ehemaligen Wolgafoſafen, die man bei der Verſeßung des ehemaligen Wolgaregiments nach der faufafiſchen Linie im J. 1777 in ihren Wohnungen an der Wolga gelaſſen hatte. So entſtand das aſtradhaniſche Roſafenheer , das in der Folge ſeine beſon dern Einrichtungen erhielt.
dereien mit beſonderem Vortheil und find im Befiße großer Pferde- und Schafheerden. Der Abſaß des Viehes wird hauptſächlich auf den Jahrs mårften in den den Stanizen nahgelegenen Kreiofládten bewirft, naments lich aber auf dem Frühjahr:Marft in dein Dorfe Stawka (Standlager),
dem ehemaligen Lager des Chan; der innern oder Bufei-Kirgiſenhorbe, die zwar im Gebiet von Aſtrachan herumzieht , aber nicht von dem aftrachaniſchen, ſondern von dem orenburgiſchen Commando abhängt. (Fortſepung folgt.)
In gegenwärtiger Zeit iſt dieſes vertheilt von der Stadt Aſtrachan
Der Handel deg füdöſtlichen Rußland 8 nad Aſien .
die Wolga aufwärts bio Saratow einſchließlich. Auf dieſer 775 Werfte langen Stređe befinden ſich 13 Stanijen und die recho oben erwähnten Commandos ; 12 Stanizen liegen auf dem rechten oder weſtlichen Wolga
Wir finden hierüber eine intereſſante Angabe in der Nord. Diene som 27 Mai aug ufa. Die Zufuhr von Waaren aus Aſien auf nahe an
ufer , und eine bei Aſtradan ſelbſt auf dem linfen .
S. R. (etwa 1,700,000 Thlr.). Die Hauptmaſſe beſtand in geſponnener und roher Baumwolle aus Centralafien, aber aud in Thee, welchen die
Das Deer theilt
fich in drei Kreiſe und enthält drei Neiterregimenter und eine reitende
Artilleriebrigade. Die Ländereien des erſten Kreiſes beſtehen aus fünf Stanijen im Bezirf von Aſtrachan , zwei in dem von Jenotajewsk und
dem Commando von Krasnojarst. Im zweiten Kreiſe find vier Stanijen und drei Commandos , im dritten Kreiſe zwei Stanizen im Kreiſe von Zarizyn und zwei Commandog (dag von Kamyſhin und das von Sara: tow) . Die Uniform beſteht aus dem gewöhnlichen Kofafenrod ( Tſchef: men) , mit gelben Aufſchlägen Die ganze dazu gehörige Volfomaſſe betrug im J. 1850 15,822 R., worunter 7696 männlichen G. Im Dienſt waren 86 Stabe : und Oberofficiere mit 2644 Unterofficieren und Ges Verlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung.
12,000 Ramelen und etlichen Wagen hatte einen Werth von 1,600,000
troizfiſchen Tataren aus Tſchugutſchaf brachten, alſo direct aus China, nicht über Kiadta eingeführt. Wahrſcheinlich war es der im ſüdöſlichen Rußland fehr verbreitete Ziegelthee. Der Abſaß an Waaren nach Afien war dieß Jahr geringer , weil die Kirgiſen durch den heftigen langen Winter von 1850/51 einen großen Ausfall in ihrer Hauptwaare dem Vieh erlitten hatten ; doch betrug der Abſaß noch nahezu 1,100,000 S. N., wozu noch 221,000 S. N. baar Geld famen . Man erfieht aus den Angaben deutlich, daß fich dieſer lange unterbrochene Handel von Jahr zu Jahr mehr belebt . Verantwortlicher Redacteur Dr. Gd. Widenmann.
Das Auslan d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. ur. 145. 17 Junius 1852 .
Die Uachrichten aus Arabien
Konſtantinopel geſchidt werden ſollte, entfam unterwegs, und fleht
ſo wie aus Syrien und Meſopotamien werden immer bedeut
jeßt an der Spiße ſeines Stammes im Felde . Durchließt man
In Syrien iſt die arabiſche Bevölkerung des öſtlichen
Fontaniere Bericht 1 über die Zuſtände des Paſchalife Bagbab,
Sheile im Aufſtand gegen die türfiſche Herrſchaft, in Meſopos tamien ſollen die arabiſchen Stämme der Montefife und Schas mar vollkommen die Meiſter ſpielen . Geht man dieſen Bewes
wie ſie vor zehn Jahren waren , ſo erſieht man daraus ſehr deuts
ſamer.
gungen genauer nach, ſo ergibt ſich endlich, daß die Fäden, wie bei dem Aufſtand von Aleppo vor zwei Jahren , in Meffa zuſam. menlaufen . Der türkiſchen Regierung können dieſe Bewegungen
durchaus fein Geheimniß ſeyn, und die vor anderthalb Jahren vorgenommene Abſendung eines neuen Oberſcherifs, deſſen Name ſchon , bn Ghalib, - zeigt , daß er durch ſeine Verwandtſchaft mit den bedeutendſten Perſonen Arabiene in Berührung ſteht, beweißt zur Genüge, daß fie wohl unterrichtet iſt. Inbeg deut
ſte fich entſchiedene Maaßregeln zu ergreifen, wahrſcheinlich weil
lid), durch welche Mittel fich die türkiſchen Paídas in Bagdad erhielten : fte beſchränkten fich im weſentlichen auf das divide et impera. Dieſe Mittel ſcheinen allmählich verbraucht zu ſeyn ,
und eine unſichtbare Hand die Araber zu größerer Einigkeit zu führen .
Wir brauchen nicht erſt darauf hinzuweiſen, wie bedeutiam
dieſe Ereigniſſe ſelbſt für unſere europäiſchen Verhältniſſe werten fönnen : bricht der Kampf in Bagdab offen aus, dann muß er zur eigenen Sicherung der Empörer in Syrien fortgelegt werden , unb tas halbe türkiſche Reich iſt wie mit Einem Schlage bers loren . Dann fängt die Krije, mit der die Auflöſung dee türfi .
ſte durch gewaltſames Auftreten die Sache ſchlimmer zu machen
ſchen Reichs Europa bedroht, an , und niemand fann ſagen, no
Auch die Araber haben wenig Luſt geradezu mit der
fie enben wird. Mande wollen die baldige Beilegung des Streits mit 266a8 Paſcha dieſen Verhältniſſen zuſchreiben, man braucht aber nicht ſo weit zu gehen , um bieß Ereigniß zu erklären . Abbas Paſcha hat ſeine Ausſöhnung mit der Pforte, die ſich,
fürchtet,
Türfei offen anzubinden, denn vorerſt noch werden ſie in Ges fechten mit türkiſchen regulären Truppen unterliegen.
Dagegen
wird ihr maſſenhaftes Vordringen gegen Norben Meſopotamien mehr und mehr vom übrigen türfiſden Gebiet abſchneiden, fie können die türkiſche Macht in Bagtab allmählicy ſo herunterbrin
gen , daß ſie nur noch ein Name iſt, und in Syrien wird fie genect, daß ſie nicht zur Ruhe kommt. Man würde ſehr irren , wenn man dieje weitgreifenden Bes wegungen für zufälliges Zuſammentreffen halten wollte, ſelbſt die
wie eß in einem Schreiben heißt, „ lloch immer mit einem gols denen Schlüſſel öffnen läßt", theuer genug bezahlt , und England hatte ein Intereſſe bort feinen Bruch eintreten zu laſſen . Die arabiſchen Ereigniſſe ſtehen für ſich, und die Entladung eines Gewitters in Arabien erfolgt vorerſt gegen Dften und Norden : die arabiſchen Stämme haben beide Ufer des Euphrat und Tis
jebenfalls übertriebene Nachricht, daß Abbas Paída die Unruhen
gris und einen Theil des Dſtufers des perſiſchen Meerbuſens
ſchüre, jeßt einen Zuſammenhang voraus. Die Raubzüge im Großen, welche im Euphratgebiet vorgenommen werden , deuten
inne.
darauf hin, daß man der Macht der Türken den Puls fühlen und erforſchen will, was ſie erträgt ; läßt fie pe ungeahndet hingeben , ſo werden die Raubzüge bald weiter greifen , wil man Truppen gegen die Stämme ſchicken , ſo werden dieſe ſich in die Wüſte zurückziehen , wohin bie Türfen ohne die umfaſſendſten Vorbereitungen nicht folgen können .
In Bagdad iſt es die herrſchende Anſicht, daß ein allgemeiner Aufftanb ausbrechen werde ; der Scheid der Montefife ſtreift bio vor die Thore, und in der Stadt hat fich alles möglichſt bewaffnet. Der Paica Namit, das Uebel wohl erkennend, ſuchte ed durch Liſt zu unterbrüden, und nahm einen der vornebmſten arabiſchen Scheiche, den ber Schatab, im Diwan gefangen ; aber er madyte damit das Uebel nur ärger, denn der Scheich, welcher nach
3hr fiegreiches Emporfommen gegen die türkiſche Herr .
fchaft verlegt hauptſächlich die Intereſſen Englande, dem es die Verbindung mit Gübperfien abſchneiden kann, wo der engliſche
Einfluß beſonders thätig und auch beſonders begünſtigt iſt, da
man dort das turfomaniſche Herrſcherhaus und die turfomani iden Sruppen haßt .
land die füblichen Perſer gegen die von Rußland unterſtüßten Turfomanen zu führen ſuchen . Das wird durch einen Aufſtand der Araber im Gebiet von Bagdad ſehr ſchwer, wo nicht uns möglich gemacht, und darum hauptſächlich ſind dieſe Begebena heiten in Meſopotamien ein wichtige Olieb in der Rette der europäijd -orientaliichen Verhältniſſe. 1
Voyage dans l'Inde et dans le Colfe Persique par Fontanier.
Paris 1844 .
1 && iſt aus der Geſchichte bekannt, welche Rolle ſein Vater Ghalib
in der Zeit der Wahabitenherrſchaft ſpielte.
Wenn der Widerſtreit zwiſchen England
unb Rußland in Aften zum Ausbruch fommt, fo würde Eng
nobis
578
Der Ueuſiedlerſee, ſeine Umgebungen und der Hanſag. (Schluß.)
Wie weit die ungeſtörte Ruhe der Sumpfwüſtenei des Hanſag gehe, davon gibt ein Zeugniß, daß man im Jahre 1749 in einem der beiben eben angeführten großen Erlenwälder einen wilden Knaben von ungefähr 12 Jahren und ganz unbefannten Urſprungs Er wurde auf das in der Nähe liegende Oſterhagiſche fing.
Schloß Kapuvar gebracht, wo man es verſuchte ihm menſchliche Sprache, Sitten und Gewohnteiten beizubringen . Dieſe Bemüs hungen erwieſen ſich jedoch äußerſt unfruchtbar, der ihm angeleg ten Kleider entlebigte er fich ſo ſchnell ale möglich und war nicht Dazu zu bewegen, warme Speiſen zu genießen . Er bewohnte in der Regel die das Schloß zu Rapuvar umgebenden breiten Schloßs graben, und nährte fich bort von den mit bewundernewürdiger
mend tritt erſt dann in das gehörige Licht, wenn man weiß, daß die nöthigen Canäle, zuſammengerechnet eine Linie ron mehr als zehn Deutſchen Meilen bildend, durch ſehr weiſe Anwendung der Mittel mit dem geringen Koſtenaufwand von nur 33,000 fi. C. M. hers geftelt wurden , in welche noch die Errichtung von faſt 3000
Klafter Fahrtämme eingerechnet werden muß. Welchen Werth das auf 15,000 Joch ſchöner Wieſen gewonnene Heu für eine Herrſchaft haben muß, die wie Ungriich -Altenburg, manches deuts ſche Fürſtenthum übertreffend, bei einem Flächeninhalt von 13
Quadratmeilen in 22 Schäfereien 4500 Stück Schafe guter Race unterhält, wirb dem Eingeweihten leicht erklärlich ſeyn . Dhne auf öfonomiiche Ginzelnheiten einzugeben jet nebenbei bemerft, daß Ungriich - Altenburg für den rationellen Defonomen einen der merkwürdigſten Punfte der öſterreichiſchen Monarchie
Geſchidlichkeit ſeinerſeits gefangenen Fiſchen . - Er entſprang
bildet. Man findet hier ebenio Bewäſſerung &s, ale Entwäſſes
in nicht langer Zeit unb fehrte wahrſcheinlich in ben Hanſag Noch heute zeigt man ſein Bildniß im fürſtl. Efter zurück. hazy'ichen Schloſſe zu Efterhaz.
rungsanſtalten in einem Maaßſtabe, wie faum irgendwo in Europa, ſelbſt nicht in der Lombardei. Schafs und Viehzucht wurde ſchon längſt auf den höchſten Gipfel erhoben. Das idon 1818 vom Herzog zu Sachſen - Leichen hier errichtete, ftete von drei Profeſa ſoren geleitete landwirthſchaftliche Inſtitut genießt mit Recht eurde
Iſt es angenommen daß dieſer Knabe ein , ſeiner Zeit höchſt wahrſcheinlich au& geſeptes, im Hanſag vielleicht dem Tode gemeis hetes Kind war, ſo bleibt es höchft merfwürdig , wie dieſes Kind in einem allerdings milden jeboch auch ſtrengeren Wintern unters worfenen Klima , in einem , tödliche Mia&men auébauchenden Sumpfe , Jahre lang ausbauern und ſogar förperlich gedeihen
päiden Rufes .
Wenden wir uns nun gern yon den gefürchteten öſtlichen
fonnte . - Der Knabe wurde Hanyſtock ( Waſenmichel ) genannt.
Ufern Des Neuſiedlerſees zu den eben ſo romantiſchen als liebs lichen und fruchtbaren Bergen ſeines weſtlichen Ufere, io möchte dem noch einige Worte über die Beſchaffenheit des Seed ſelbſt
Die Frage liegt ziemlich nabe, ob es nicht möglich ſey den großen Landſtrich des Hanſag troden zu legen und damit dem
voranzuſchiden ſeyn. Wie ſchon oben erwähnt, beträgt deſſen gegenwärtiger Ilmfang 13 deutſche Meilen, fein Flächenraum 6
Anbauzurüdizugeb VieleKoſtenaufwan Pläne wurden hierzu ente D: Meilen, ber ungen mehr des Hanſag als 8 D.M., ver Der See aber ſteigt. welcher Doppelte auf das bei Ueberſchwemm aber größtentheils des bereits worfen, wegen desen .großen und Fürft Eſterhazy. - In einem Zeitpunkte wie der heutige,
größert fic noch jährlich und tritt bei den gefährlichen Ueber. ſchwemmungen auf mebr als 1000 Schritt aus ſeinen Ufern . Urſache hiezu find eine Anzahl kleiner Bäche und Flüſſe, welche
wo die hohe Nothwendigkeit der Entwäſſerung (Drainage) übers
jämmtlich von der ſüdweſtlichen Seite quer einlaufen, wodurch
liegen gelaſſen und nur von zwei großen und theilweiſe Grunds beſtfern des Hanſag mit Energie aufgeführt : Erzherzog Karl haupt vollkommen erfannt und ſelbſt von Seiten der Regieruns
beren Beden ſo berſchlämmt und ihr natürlicher Fall nach der
gen fräftig in Angriff genommen wird, möchte es nicht obne Nußen ieyn in der Kürze auf die Erfahrungen und Reſultate
Donau ſo verändert wurden , daß fich dieſelben jeßt jämmtlich dem
aufmerfiam zu machen , welche hier in ſehr großem Maßſtabe gewonnen wurden .
Fürſt Eſterhazy begann 1777 bereit an der ſchmälften Stelle
De8 Sanjag zwiſden Eſterhaz unb Pamhagen einen Damm von einer deutſchen Meile Länge mit 12 Brüden verſeben aufführen zu laſſen , der 1780 vollendet ſeinen Zwed bollfommen erfüllte, nämlich die Communication mit dem jenſeitigen Ufer ficherte. Weniger glüdlich war Fürſt Efterhazy mit dem eben ſo großars tigen als foftipieligen Unternehmen einen Canal quer durch den ganzen Kanſag zu führen . Dieſes wohlthätige Werf wurde zwar
in dem Zeitraume von 1786 bis 1812 wirklich und in einer Länge von mehr als fünf Deutſchen Meilen beendet, jeboch durch
eine der dem See eigenthümiichen außerordentlichen Ueberſchwemmungen , im Jahre 1813 , an vielen Drten wieder zerſtört. Man hatte zu wenig Rüdficht auf dieſe allerbinge unglaublich
See zuwenden , der ſeinen Abfluß leider nur in den Hanſag findet. Die Tiefe des Sees variirt in der Mitte zwiſchen 9 und 13 Fuß, doch ſind die Ufer ſo flach, daß man nur Nachen und Plätten in Gebrauch nehmen fann. Unter den Fiichen fångt man vorzüglich Welſe von bedeutender Größe, bann Hechte, Karpfen 2c.
Sonderbar iſt es immerhin, daß nur dem Plattens
ſee der ſo überaus föſtliche Zahnfiich (Perca lucioperca ) eigen iſt, und dort eine Schurere von 10 bis 15 Pfund erreicht; mit Recht wirb dieſer föſtlidſte aller Speiſeftiche der König del Plattenſeed genannt, fömmt auch unſere Wiffen in Europa nur noch in der Wolga vor.
Schon die umſichtigen Römer erkannten die Gefährlichkeit des Neuſiedlerſee8 in ſeinem limfichgreifen und ſeinen furchtbaren lleberſchwemmungen , denn es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß dieſes der See iſt, den Kaiſer Galerius in die Donau ableiten ließ. Wirklich ſtieß man auch bei dem Graben des früher erwähnten Eſterhazy- Canale auf die Trümmer römiſcher fteinerner Waſſer.
mächtigen Ueberſchwemmungen genommen . Die Erfahrungen des Fürſten Eſterhazy benußend , begann nun Erzherzog Karl als Befißer der einen Theil des Hanſag in
burg ftationirt geweſenen 15ten römiſchen Legion .
fich begreifenden , wegen ſeiner öfonomiſchen und techniſchen Ans
ſchlämmung der Canäle lief der See aber ſpäter wieder an, ſo
ftalten bochberühmten Herrſchaft Ungriſch - Altenburg, die Ents wäſſerung des ihm zuſtändigen Theile del Sumpfe&. 1815 wurde damit begonnen und in Zeit von neun Jahren dem Hanſag
Daß derſelbe in der ungariſchen Geſchichte ſeit dem 11ten Jahre
wirklich ein Flächenraum von 15,000 Joch abgewonnen
nämlich
bauten, jedenfalls ausgeführt von der damals in und bei Deben. Durch Ver.
hundert der neue See genannt wird, was auch vermuthlich mit dem heutigen Namen Neuſiedlerſee zuſammenhängt. Zur Oba rafteriſtik der Tüce dieſes Sees Pen die notoriſche Thatſache bes
in die üppigſten Wieſen umgeſtaltet. Die Wichtigkeit des Unterneh. ' merkt, daß ſeche Ortſchaften in ſeinen Fluthen begraben liegen.
nosos
579
Seit dem 16ten Jahrhundert allein beträgt deſſen Anwachſen
ſen wir hievon Breßlau, wohin wirklich der größte Theil der
eine Meile im Umfang . Das Seewaſſer hat bemerflich falzigen Geſchmad und enthält 77 Theile Glauber., 8 Theile Rodſalz und 15 Theile Soba . Wer zum erſtenmal die fleine Reiſe von nur ungefähr 10
Rufterweine verkauft wird.
einigem Sinne für Naturſchönheiten und ſonſtigen Merkwürdiga
Der Centralpunkt für das weſtliche Ufer des Neuffeblerſeel bildet das für den Alterthümler ſo höchſt intereſſante Dedenburg, einer Stadt von 12,500 Einm. Von den oftmaligen Zerſtörungen erhielt dieſelbe ihren Namen. Als längerem Standpunkte der fünf zehnten römiſchen Legion wandelt man hier auf ziemlich claſſiſchem Boden und zahlreiche Ausgrabungen, haben eine nicht unbedeutende
feiten nicht leicht aus dem Gedächtniß verlieren , und ſollte man auch bereits ſchon ſehr vieles in der Welt geſehen haben . Au8
ſowohl die auf dem Hauptplage von 1529 an im ſchönſten alte
Meilen von Wien aus mit der Eiſenbahn über Wieneriid - Neus
ſtabt an den Neuſiedlerſee unternimmt , dürfte dieſelbe bei nur
Wien mit dem Dampfwagen dahin eilenb fühlt fich der Reiſende
bereite entzüdt durch die fortbauernde, vielfach wechſelnde Anſicht der theile mit Reben befränzten, theils mit tiefen , romantiichen Schluchten Durchfurchten legten Abtachungen der ſteyeriſchen Ge: birge, welche ziemlich fteil abfallend nun der fruchtbaren Donaus ebene Raum geben , und gerade an ihrem Fuße noch die leuch
Sammlung von Alterthümern geliefert .
Höchſt ſehenswerth ift
Deutſchen Style erbaute Benediktinerfirche mit beſonders audges zeichnetem Thurme - alles von dem in einer vergrabenen und
von einem Ziegenbod ausgeſcharrten türkiſchen Kriegscaſſe gefuns denen Gelbe errichtet –- alé noch vielmehr die eigentliche, kleic nere Stadtpfarrfirche Michaelerfirdhe, auf einer Anhöbe in der Vorſtadt gelegen.
Der Bau iſt von 1482 und ſehr reich an
den Ortſchaften , wie Mödling, Baden 1. beherbergen. Von dem
alierthümlicher Architektur. Aeußerſt lohnend iſt die Beſteigung de& ſchönen Stadtthurme, bed großartigen Rundblic & wegen auf
freundlichen Wieneriſch: Neuſtadt aus iſt das gar herrliche Aud.
ben Neuſiedlerſee, den Schneeberg, Forchtenſtein 2. - auch auf
tendſten Punkte in den Sommerträumen aller Wiener, die reizen fichten Darbietende Leitha -Gebirge noch zu überſteigen, und un mittelbar an deſſen jenſeitigem Fuße befinden wir uns auf uns gariſchem Boden , und zwar auf dem Boden des wahrſcheinlich größten Grundbeſigers Europa's , des oft genannten Fürſten Efters
die berühmten Weinberge, welche jährlich gegen 32,000 Eimer der
garn mehr al8 800 Duadratmeilen ſein wirfliches Eigenthum nennt, wozu unter anderem auch faſt tas ganze vor und liegende
ebelften Weine liefern . Der Geognoſt wird hinreichenden Stoff zu den intereſſantes ften Beobachtungen über die mineralogiſchen Verhältniſſe finden , unter welchen die Steinfohlenformation in den namentlich für Wien al die einzigen undägbaren Koblengruben bed naben ſogenannten Brennbergee hier auftritt.
Debenburger Comitat gehört, Da es nidit im Zwecke dieſes Aufſaßes liegt, die Sehenos
etwa vier Stunden von Dedenburg gelegene eben ſo berühmte
hazy , der mit manchem Souverän faum tauſchend allein in Un
Wir ſchließen dieſen Aufſaß mit einem Hinweis auf das
würdigkeiten einzelner Schlöſſer zu berichten , ſo beſchränken mir
ale jehengwerthe fürſtl. Eſterhazyiche Burgichloß Forchtenſtein .
und darauf, hier in botaniicher Hinſidyt des uit wahrhaft fönig Jicher Pracht erbauten fürſtlich efterbazviden Schloſſe8 Gijens
Schon der Bau dieſer Burg , von den Dſtgothen um das Jahr 500 unternominen , iſt Ehrfurcht einflößend. Selbſt der Viels
ftadt am jenſeitigen Fuße des Leitha- Gebirge zu erwähnen. Der
gereiste dürjte hier geſpannte Erwartungen befriedigt finden.
Boranifer wird in den dortigen , im größten Style errichteten
Treibhäuſern des Seltenen mehr als in vielen Hauptſtädten finden. Die Weinplantage enthält allein die angebliche Zuſam . menſtellung von 771 Weinſorten ! Gine herrliche Ausſicht über Den Neuſiedlerſee bietet der höchſte Punft des Parfs am Leithas Gebirge bei dem Marientempel, wo zugleich eine dem Fürſten
Die Wolganiederung. ( Fortſepung .)
3.
Die Armenier.
gehörige und bei feierlichen Gelegenheiten benugte Batterie von
Die Armenier erſcheinen in Rußland ſchon in ſehr alter Zeit , et if von ihnen icon in den Urfunden des 15ten Jahrhunderts die Nede,
16 Stück 24pfündigen Geſchüßes aufgeſtellt iſt. Dem Mineralogen werden die nahe am Wege nach der fleis
Baar Alerei Michailowitſch gewährte ihnen viele Freiheiten , um durch
und am Ende des 16ten hatten ſie in Mosfau bereits ihren Kaufhof.
nen aber uralten Freiſtadt Ruſt gelegenen Steinbrüche von Mars
ihre Vermittlung einen regelmäßigen Handel mit dem Drient in Ruß
G & bridt hier Ralfftein , angefüllt
land zu begründen. Dieß war der Hauptzweď ihrer Berufung, außers dem erwartete man auch von ihnen in der Wolganiederung die Verbreis tung der Seidenzucht und des Gartenbaues. 3m 3. 1744 wurden hins fichtlich ihres Aufenthalte folgende Regeln aufgeſtellt: 1 ) ex foll ihnen
garethen zu empfehlen feyn .
mit den merkwürdigſten Varietäten von Schalthieren .
Ruſt ſelbit iſt, da der See idon längſt ſeine beſten Acergründe bers
ſchlang, auf Weinbau beſchränkt, der indeß mit Recht europäiſchen Rufes genießt. Dieſer beruht aber feineswegs etra auf der Art und Weiſe, wie man hier den Weinbau betreibt, ſondern einzig und allein auf der zufälligen Zuſammenſepung des Bodene in
dem die Reben wachſen. Das ganze Gebirge zwiſden Ruſt und Dedenburg , welches eben wegen ſeines Weines jo berühmt iſt,
beſteht aus Kalf und Mergel mit einigen hervorragenden Oneiße flößen . Die Miſchung dieſer drei vermitterten Gebirgéarten gibt
nun den ſo unwiderſprechlich erſprießlichen Boden für den hies figen Weinbau und zugleich einen deutlichen Fingerzeig für die
Weinproducenten anderer Länder, die auf fünfiliche Weiſe den Bemerfen müſſen Boden ihrer Weinberge verbeſſern wollen . wir übrigens , daß der im Handel vorkommende Rufterwein am allerhäufigſten und leider ſehr wenig Aehnlichfeit hat mit dems enigen, welcher in Ruſt ſelbſt erzeugt wirb . - Auênehmen müſs
freier Gintritt in Rußland zum Behuf des Handels geſtattet ſeyn, 2) in in Aſtrachan ſollen fie unter die Zahl der Einwohner , aber nur in
zeitliche, nicht in immerwährende linterthanenſchaft aufgenommen wers den ; 3) 18 iſt nicht geſtattet, fie mit Gildeſteuern zu belegen, aber den Localmagiſtraten iſt anbefohlen, von ihren Waaren einen angemeſſenen Zoll zu erheben ; 4) wer nicht in Rußland leben will , ſoll ohne Hin: derniß in ſeine Heimath entlaffen werden, 5) Nechts- und Gerechtigkeitos
pflege ſoll nach ihren eigenen Rechten und Gewohnheiten geübt werden, 6) es iſt ihnen freie Ausübung ihrer Religiondgebräuche geſtattet; 7) fie find von allen Frohnen frei, und haben feinen Transport zu leiſten ; 8) die Häuſer, in denen die Eigenthümer ſelbſt wohnen , ſind von Gin
quartierung frei, und Grundſteuern ſollen unter Aufſicht des Magiftrato erhoben werden ; 9) fie ſollen fich in beſondern Sloboden ( Vorſtábte) anſiedeln, endlich 10) ift es ihnen geſtattet, Fabrifen und Hüttenwerfe mit Vorwiſſen des Manufacturcollegiums anzulegen, ohne alle Abgaben während der ihnen bewilligten Freijahre.
580
Auf den Grund dieſer Verordnung famen die Armenier zu ver: idhiedenen Zeiten nach Ajirachan und ließen ſich hier nieder : aus der
mit gebrannten Mandeln oder ſogar mit dem verbrannten Docht einer Unſchlittferze; die rothe Schminfe beſteht in einer Ponceaufarbe aus
Türfei und den perfiſchen Provinzen (Karabag , Gandicha, Dſchulfa,
Pflanzen ſloffen. Außerdem bedienen ſich auch jeßt noch beide Geſchlechter
Nachitſchewan, Schemacha ), ſo wie auch aus dem georgiſchen Königreich. Zur Schlichtung von Streitigkeiten und Proceffen wurde im J. 1765
nach der allgemeinen Sitte des Orient einer bekannten Salbe, welche den Namen „ Daru “ führt , um die an dem Körper wachſenden Haare zu vertilgen . Der Wuche der Armenier iſt von mittlerer Größe . Ginige Fülle, jedoch nicht vollſtändige Beleibtheit gilt für einen nicht unbedeutenden Vorzug . Körperliche Stärfe iſt dwady entwickelt , eine beſondere Ge: wandtheit in fórperlichen Bewegungen nicht zu bemerfen , ja das ganze Leben des Armeniers bietet nichte, was ihn zur Entwidlung der Kraf:
ein beſonderes Gericht in Aſtradan niedergeſeßt unter dem Namen des aflatiſden ,I und die Unterhaltung deoſelben ohne Beiſteuer von der Regierung oder der Stadt der armeniſchen Gemeinde aufgegeben. Da ed indeß bei den Armeniern feine beſtimmten Regeln für die Proceß: führung gab, da Proceſie, wie ſich die Armenier ſelbſt ausdrückten, nur nach dunklen Ueberlieferungen und Herfommen entſchieden wurden , ſo wurde im Verlauf der Zeit der Beſtand dieſes Gerichts überflüſſig und im J. 1839 ward es aufgehoben. Jeßt ſtehen ſie unter den allgemeinen
:
tigung der Musfeln veranlaſen fönnte .
Die Armenier bedienen ſich gewöhnlich ihrer eigenen Sprache, 06.
Gerichtsbehörden .
gleich ſie meiſt das Ruſſiſche ſehr fließend und richtig, wenn auch zum
Der erſte Cenſus der Armenier in Ajirachan wurde im 3. 1795
Theil mit etwas frembartigem Accent ſprechen , bemerfendwerth find aber die Namen , welche ſie in ihrer Sprache den verſchiedenen Ländern geben ; To nennen ſie Rußland Ruſastun , die Ralmüfen S fwiutazi, jeden Mohammedaner (mag er ein Perſer ſeyn oder nicht) Tadidif , den Raufaſus Kofffa 8 , das ſchwarze Meer Sjåwzoff, das faſpiſche Meer Kaſpiozoff , die Wolga (mit dem alten Namen ) Joyl , die
vorgenommen , und damals zählt man 290 Perfonen männlichen Oe:
ſchlechts. Zu jener Zeit hatten ſie nur für einen Aufſeher bei der Polizei 80 R. f. zu entrichten, und fich von der Ginquartierung loszufaufen, was jährlich zwiſchen 4500 und 6000 R. AR. ausmachte. Im 3. 1827 ließ der jeßt regierende Raiſer mit Bezugnahme auf ſämmtliche damals in Afradhan befindliche Armenier die Frage aufwerfen : ob es recht ſey,
Ruma Gumi, Tiflis Typfie , Georgien Wraztun , Griechenland
Fremdlingen ewig dauernde Vorrechte vor den eingebornen Ruſſen zu ertheilen ? In Folge beſſen wurde durd ein Reſcript des Miniſteriumo
Ch unaztun , Perſien Parofaſt u n .
In Folge der allenthalben fich entwidelnden Giviliſation iſt der größte Theil der aſtrachaniſchen Armenier – wie einige in der der Wolganiederung wohnende und unter dem Einfluß des arnieniſchen Hans dels ſtehende Stämme ſich ausdrücken jeßt völlig zu „ Pranzuſen " geworden ; ſie ſtolziren in Pariſer Moden einher und leben auf europäiſche
unter dem 2 Junius 1831 feſtgeſeßt, daß bezüglich der den Armeniern in Aſtrachan ertheilten Freiheiten, die welche ſchon in 3. 1795 daſelbſt anweſend geweſen, dieſe Freiheiten fortwährend genießen ſollten , allen übrigen aber ſollte es , unter Zulaſſung einer Friſt von ſechs Monaten
Weiſe. Uebrigens pußt ſich auch bei dieſen Armeniern in den Häuſern
frei ſtehen , entweder in die linterthanenſchaft Rußlands einzutreten , oder in der Eigenſchaft als nicht handeltreibende Freude behandelt zu werden. Im J. 1836 wurde verordnet allmählich fámmtliche Armenier in Bezah: lung der Reicheſteuern ben ruffiſden Interthanen gleidyzuſtellen , und
nur die eine Hälfte nach den Moden der Hauptſtadt, die andere bewahrt noch den armeniſchen Nationaldarafter . Go gibt feine Familie , bei der man nicht wenigſtens 1100 Ein Zimmer findet, in welchem ftatt der
im 3. 1848, daß ſämmtliche nicht mit beſondern Freiheiten ausgeſtattete
europäiſchen Möbel breite hölzerne „ Naren " herumlaufen, die man, ſo
Armenier, welche fich vor 1797 in Aſtrachan niedergelaſſen hätten, mit
wie auch den Fußboden , mit Teppichen und Kiſſen bededt .
bei den Die Armenier lieben den Kaffee mehr als den Thee niedergelaſſen, zu dem allgemeinen Steuerſyſtem beigezogen werden ſollten . Damenbeſuchen muß, wenn auch dieſelben erſt Abends ftattfinden , uns So theilen fich jeßt die Armenier zu Aſtradan in drei Claſſen : in der wandelbar Kaffee ſtatt Thee gegeben werden . Wie der Kaffee das lieb erſten befinden ſich 187 Perſonen männlichen Geſchlechts , welche noch lingsgetränf der Frauen bildet , ſo iſt ungegohrener Wein der größte das Privilegium von 1799 genießen ; zur zweiten gehören 2192 Perſonen Genuß für die Männer . Der Armenier braucht feinen Lafitte, feinen männlichen G., welche außer den Land :. und Stadtabgaben zwei R. S. 1 Rheinwein und feinen Champagner, denn dieß alles iſt, wegen des hohen von Hauſe bezahlen , und zur dritten 131 Perſonen männl. G., welche Preiſes nämlich , geſchuiadlog und ſelbſt für die Geſundheit nachtheilig. dem allgemeinen Steuerſyſtem unterworfen ſind. Der ungegohrene Mein aber , der in Aſtradyan faſt nichts foſtet, ver Die Armenier , welche aus Perſien und dem Königreich Georgien einigt alles in fid , was zur vollſtändigen Befriedigung dient, er iſt famen, folgen den Regeln des gregorianiſchen Glaubensbefenntniſſes, es wohlfeil, berauſcht, und iſt ſomit geſund. find deren jeßt 5051 Perſonen. Die Armenier, die aus den türkiſchen In der Rüche der Armenier finden ſich faſt gar feine ruffiſchen Provinzen famen, befinden fich in Union mit dem römiſchen Ratholicis: Töpfe, fie ziehen Caſſerole und fupferne Reſſel vor. Die Lieblingsſchüſſel der Armenier find die ſogenannten „ Kababen “ verſdiedener Art : Schiſch mus ; dieſe find im Ganzen 176 Perſonen. Die Phyſiognomie der Armenier iſt befannt; ſie nähert fich uns Kabab, d . h. Hammelfleiſch in Stüden an einem eiſernen Spieß ges gemein dem hebräiſchen Typur. In allgemeinen zeichnen ſich ihre braten ; Ljuli-Rabab oder Schildlyf, klein gehadte3 Hammelfleiſch an Geſichter durch große Regelmäßigkeit aus und find faſt inimer länglich; einem Spieß feſtgedrüdt und über dem Feuer geröſtet; Kaſan - fabab, ihre Hautfarbe iſt etwas dunfel, die Haare ſchwarz mit einem dunfel: d . h. Hammelfleiſch in einer Art Sauce in einem Keſſel mit Laud und
zwei Rubeln Steuer vom Hauſe belegt, diejenigen aber, welche fich ſpäter
1
blauen Anflug , die Naſe gerade aber etwas höderig , doch nicht miß:
Früchten gekocht; ferner „ Dalma," gehacktes Hammelfleiſd mit Pfeffer
geſtaltet; die Frauen fann man in der That ſchön nennen ; die Augen der Armenier find groß , ſchwarz, glänzend und bei den Weibern voll ungewöhnlichen Feuers und Heißer Wolluſt. In Aitrachan gehen viele Sagen darüber, daß die Armenierinnen ihre Augen bemalten ; dieſe An: gaben treffen auch mit dem zuſaminen, was ſdon im vorigen Jahrhundert in einer „ Beſchreibung aller im ruſſiſchen Reiche wohnenden Völfer “ geſagt wurde, wo es heißt : „ die Armienierinnen faufen , um die Augen
und andern ſcharfen Dingen verſeßt , in friſche Nebenblätter gewickelt und in fiedendem Waſſer aufgefocht . Zu dieſem Ende jalzt man Reben: blätter für den Winter ein , und wenn man ſie zum Rochen von Dalma
braucht, weicht man ſie in Waſſer ein ; eine ſolchergeſtalt zubereitete Dalma wird flets mit Molfen aufgetragen ; manchmal focht man fie auch mit Aepfeln , mit Quitten oder mit fleinen Kürbiſſen.
Der im
aus klein geriebenem Spießglas.“ Auch jeßt 110ch ſchminken fich alle
ganzen Orient von Aegypten bis China , und von Raſan bis Calcutta befannte Pillau iſt bei der Armeniern , wie jede ihre Sdüſſeln nicht ohne Safran zubereitet. Sie lieben im allgemeinen alle beißenden Sachen : Lauch, Kinoblauch, Nelfen, ſpaniſchen Pfeffer, Cardamom finden fich reichlich faſt in allen ihren Gerichten . Uebrigens wird alles Fleiſch,
Armenierinnen , ohne Unterſchied ob jung oder alt, roth und weiß, und
ſelbſt Fiſdie und Krebſe als in den Feſten verboten erachtet.
im Innern ſchwarz zu färben , um theuren Preis ein ſhwarzes , ſehr feines Pulver , welches fie vermittelſt einer Feder in das Auge hineinbringen ; dieß Pulver beſteht nach angeſtellten chemiſchen Verſuchen bloß
bemalen ſich die Augenbrauen ſd warz ; leßteres geſchieht ganz einfach Verlag der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung.
(Fortſetung folgt.)
Verantwortlicher Redacteur Dr. Od . Widen ma n n .
Das Ausland. Ein Tagblatt fur
Kunde des geiſtigen und Attlichen Lebens der Völker. 18 Junius 1852 .
". 146. ftofratiſche Partei zu unterliegen anfing, fteigerte bie Prieſters Nicaragua. 3. Politiſche Zuſtände . Wenn von dieſen die Rede iſt, ſo fann man fich natürlicher
bie ſtrengſten Verordnungen wurden gegen fegeriſche Meinungen
Weiie nicht auf Nicaragua beſchränken , ſondern muß über deſſen
die Preſſe geknebelt, fur; alle Maaßregeln der Kirche durch den
Gebiet, ja ſelbſt über das von Centroamerifa überhaupt hinauðs greifen , und wil man nicht auf die früher ſchon mehrfach beſpro.
weltlichen Arm unterſtüßt.
dhene Geſchichte der centroamerikaniſchen Staaten zurückgehen , ſo genügen einige allgemeine Andeutungen , um den Gang der Dinge zu dharakteriſtren . Als die ſpaniſche Herrſchaft aufhörte, befanden fich als politiſche Macht hier nur zwei Elemente : bie Prieſter ſchaft mit ihrem Grundbefiß und ihrem ungeheuren Einfluß auf die Maſſen , und die großen Grunbbefiger. Die ſogenannten Li beralen, d. h. die Gebildeteren , welche der europäiſchen und nord amerifaniſchen Entwidlung nachſtrebten , bilbeten ein kleines, zwar energiſches, aber den andern gegenüber ziemlich unmächtiges Häuflein , das nur durch grobe Fehler der Gegner zur Herrſchaft gelangen konnte. Die Prieſterſchaft und die großen Grundeigens thümer begingen einen ſolchen Fehler, indem fie fich dem General Iturbide und ſeinen faiſerlichen Beſtrebungen anſchloſſen . In Guatemala hatte von jeher eine Abneigung gegen Merico ge herrſcht, und als Jturbide's Truppen daſelbſt eine robe Soldaten herrſchaft übten , ſo wenbete fich der öffentliche Unwille ſo ſehr gegen fie und ihre politiſchen Freunde , daß die Liberalen , nach
partei ihre Forderungen und nun wiligte die erſtere in alles : erlaſſen, alle von der Kirche nicht authorifirten Bücher verbrannt,
die Liberalen im J. einbrangen, wurden wieder aufgehoben, durch den geiſtlichen
Dieß war ihr Verberben , benn als
1826 unter Morazan wieder in Guatemala nicht nur dieſe Verordnungen ſämmtlich ſondern ale ber Erzbichof von Guatemala Einfluß einen Aufſtand herbeizuführen ver.
ſuchte, wurde er im 3. 1829 in der Nacht deb 11 Jul. mit den
Vorſtehern der Dominicaner, Franziscaner unb Capuziner aufge. hoben und außer Landed geſchafft; auch die übrigen Mitglieder Dieſer Drben wurden des Landes berwieſen, ſämmtliche Klöfter
aufgehoben und ihre Güter zum Vortheil von Erziehunge- und Armenanſtalten eingezogen . Dieſer von Morazan einſeitig ergriffene Schritt wurde von
dem am 7 September 1829 zuſammentretenden Generalcongreb ber vereinigten centroamerifaniſchen Staaten gutgeheißen, der Erzs biſchof als Verräther erflärt, im ganzen Umfreis der Föberation die Mönchsorden aufgehoben und die Veröffentlichung päpſtlicher Bullen ohne vorherige Genehmigung von Seiten der Behörden
dem Fall Zturbibe's in Merico, ohne ſonderliche Anſtrengung bae Uebergewicht errangen . Der Staat San Salvador , in w