Das atmosphärische Ozon, nach Messungen in Marienbad, Kissingen, Mentone, Meran und Wiesbaden [Reprint 2021 ed.] 9783112442029, 9783112442012


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German Pages 70 [169] Year 1873

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Das atmosphärische Ozon, nach Messungen in Marienbad, Kissingen, Mentone, Meran und Wiesbaden [Reprint 2021 ed.]
 9783112442029, 9783112442012

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Das atmosphärische Ozon, nach Messungen in Marienbad, Kissingen, Mentone, Meran und Wiesbaden. Von

Dr. Lender.

Separat-Abdruck aus G ö s c h e n ' s „ D e u t s c h e r Klinik" No. 19, < 8 7 2 . D r u c k von Georg Reimer

in

Berlin.

Seiner Durchlaucht

dem Prinzen Georg zu Solms-Brauniels, Seiner Durchlaucht

dem Prinzen AlTbrecht zu Solms-Braunfels, Herrn Ernst von Stockhausen in Freundschaft gewidmet.

Vorrede. D as Wesen der Dinge ist die Zahl, sagt Pythagoras. Jede Zahl ist ein Verhältniss und in der Atmosphäre sind der nährende Sauerstoff und der den Sauerstoff verdünnende Stickstoff in dem Verhältniss von 1 zu 4 vorhanden. Sobald dieses Verhältniss zu Grünsten des Sauerstoffs dauernd sich veränderte, würde der Sauerstoff zum Zehrstoff werden und die Atmospäre aufhören, jener Nährstoff zu sein, welcher zu den festen und flüssigen Nahrungsmitteln hinzutreten muss, wenn die wesentlichen Körperbestandtheile sich bilden sollen. Wenn wir durch die Cultur auch dadurch der Schwäche verfallen, dass wir überwiegend in geschlossenen Räumen wohnen, durch deren an oxydabelen Körpern reiche Luft unser Blutsauerstoff vermindert wird, so ist das ebenso begreiflich, als dass Luftschiffer durch den mit zunehmender Höhe sich verdünnenden Sauerstoff der Pulsbeschleunigung, der Ohnmacht, kurz der Schwäche des centralen Nervensystems verfallen und schliesslich — gleich den Fischen in hohen Bergseen — aus Sauerstoff hunger zu Grunde gehen.

Der e l e c t r i s c h e Sauerstoff, welcher Stoff und Kraft zugleich ist, zeigt die Einfachheit des irdischen Haushaltes, weil er in der grossen Natur grosse Aufgaben zu lösen hat. — Aus einem in der philosophischen Gesellschaft am 8. März 1873 gehaltenen Vortrage.

„Der Blitz, der flammend niederschlug, Die Atmosphäre zu verbessern, Die Gift und Dunst im Busen trug." Pater profundus in Goethe's Faust. Sei gegrüsst uns, Gas des Lebens, Wunderbarer Mächte Kind, Das wir hoffentlich vergebens Nirgend suchen, wo wir sind! Denn mit Dir dringt Heil und Segen In der Erde tiefste Gruft; Tausend Feinden, die sich regen Wider uns, wirst Du zur Gruft. Miasmen zerstörend und faulige Gase Befreist Du die Lungen, beglückst Du die Nase, Ein rastlos sich regender Schutzmann der Luft. Aus Trojan's: Das Lied vom Ozon.

I. Die Messungen des atmosphärischen Ozons haben im Sommer 1 8 7 1 zu Marienbad begonnen; sie wurden nach der zehntheiligen Scala und mit Unterstützung von noch 4 Personen, den Herren W e r n i g h aus Berlin, B a r s d o r f und F r i e d r i c h aus Liegnitz, und meinem Sohne ausgeführt. Die Reagenspapieie wurden nach gleichgestellten Uhren zu gleicher Zeit an den Hauptpuncten der Umgebung Marienbads meist in einer Höhe von 5 — 7 Fuss befestigt und abgenommen und im Malteserkreuz nach Eintauchen derselben in destillirtes Wasser gemeinschaftlich nach der Scala S c h o e n b e i n s bestimmt. — 12. J u l i A b e n d s 8 U h r b i s M o r g e n s 8 U h r . Die Papiere waren kaum befestigt, so trat ein h e f t i g e s G e w i t t e r auf, welches einen grossen Theil der Nacht andauerte. 1) Metternichhöhe (Jägerlaube), ' / Meile westlich von Marienbad und etwa 120 Fuss über dem neuen Moorlager gelegen, innerhalb des Tempels, 7 Fuss über dem Fussboden: sehr gleichmassig No. 10. 2) Friedrich Wilhelmshöhe, ein mit gothischen Bögen und einer byzantinischen Säulenhalle ausgestatteter, auf dem nördlich von Marienbad sich hinziehenden Bergkamme gelegener Tempel. a. 5 Fuss über dem Erdboden: No. 10. Innerhalb des Tempels b. 5 Fuss über dem Erdboden: No. 10. 3) Hirtenruhe, ein auf einer nordöstlich von Marienbad gelegenen Höhe stehender Tempel: innerhalb des Tempels No. 10. 4) Innerhalb der Fichten, westlich von Marienbad, 50 Fuss oberhalb der Jägerstrasse etwa gelegen, ein Fuss von der Erde: No. 8. 5) Kirchhof, von Marienbad, 80 Fuss etwa oberhalb der Jägerstrasse, 6 Fuss vom Erdboden: No. 7. 6) Neues Moorlager, an einer Fichte, 5 Fuss über dein Erdboden, 10 Schritte vom Moorlager entfernt: . . No. 8. 7) Neues Moorlager, innerhalb des Tempels, 7 Fuss hoch: No. 9. I

4 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14)

An der Marienbader M ü h l e , in der Nähe eines foetiden Grabens : nur zum geringen T h e i l e zu No. 4 . entfärbt. innerhalb der 6 0 S c h r i t t oberhalb des Kirchhofes gelegenen F i c h t e n , 6 Fuss über der E r d e : partiell No. 7 . Innerhalb unweit des Ottotempels 6 F u s s über dem B o d e n : Curgarten, 4 F u s s hoch, partiell Fichtengrund, östlich gelegen

gelegener

Fichten, No. 5 . No. 6 . No. 6 .

Fichtenwald, in mittlerer Höhe westlich von Marienbad No. Friedrichstein, ein in der mittleren Höhe oberhalb Marienbads und unterhalb der Hirtenruhe gelegener F e l s trümmerhaufen, welcher die W o r t e t r ä g t : „Najades salutares restituere, flora opulenta oblectavit Saxoniae r e g e m , " n o c h j e t z t v o n ü p p i g e r V e g e t a t i o n umgeben, allein durch faecale Depositionen verunreinigt: No.

Messungen

13. J u l i

Morgens

8 Uhr

bis Abends

8

9.

0.

Uhr.

1) Metternichhöhe No. 5 . 2 ) Friedrich Wilhelmhöhe a) in der Mitte des Tempels . . . No. 6 . b) dem F r e i e n näher No. 8 . 3) Im Mecsery-Tempel, nördlich von Marienbad und noch höher, wie die Friedrich W i l h e l m h ö h e gelegen a) zwischen zwei Säulen b) dem Freien näher 4)

5) 6) 7) 8) 9) 10) 1 1) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 1 8)

.

.

.

.

No. No.

5. 6.

Hirtenruhe, a) rechts

No.

8.

b) links

No. No.

8. 7.

Kirchhof F i c h t e am Kirchhof B u c h e am K i r c h h o f K a p e l l e Alexanderwiese Marienbader Mühle, Buchengestrüpp Neues Moorlager, im T e m p e l Neues Moorlager, nahe E i c h e . Neues Moorlager, nahe F i c h t e L a u b e im Garten des Malteserkreuzes . . '. . . Promenadenbaum im Curgarten Fichtengrund, östlich von Marienbad Fichtenwald, in mittlerer Höhe von M a r i e n b a d . . . Unterhalb der Friedrich Wilhelm Capelle in halber

No. 6 . No. 6 . No. 5. No. 6 . No, 6 . No. 8 . No. 8 . No. 7 . No. 4 . No. 9 . No.10.

Höhe von Marienbad No. Im geschlossenen Zimmer des Malteserkreuzes von Abends 8 U h r des 1 2 . J u l i bis Abends 8 U h r des 1 3 . J u l i , also in 2 4 Stunden No.

4.

0.

5 Um den Einfluss der Harzausdünstung kennen zu lernen, folgende Versuche gemacht: 19) Im Pichtengrunde, östlich von Marienbad gelegen erster Baum a) innerhalb des Spaltes eines Fichtenstammes, dessen Grund Harzmassen trug b) in derselben Höhe ausserhalb des Spaltes an der Rinde befestigt . 19) zweiter Baum a) • b) 19) dritter Baum a) b) 19) vierter Baum a) eng im Spalte, dem Luftstrom schwer zugänglich, nur am freien Rande b)

wurden

No. 4. No. 5. No.4/5 No. 6. No. 4. No. 5. No. 2. No. 5.

14. J u l i , v o n M o r g e n s 8 U h r b i s A b e n d s 8 U h r . 1) Zimmer im Parterre des Malteserkreuzes, oberhalb des offenen Fensters . . . . . . . . No. 2. unterhalb des offenen Fensters No. 1. mehr ausserhalb des Fensters . No. 3. 2) Im Curgarten No. 3. 14. J u l i M o r g e n s 8 U h r

bis Morgens

8 Uhr

1) Ausserhalb der Colonnaden des Curgartens, über dem Boden

d e s 15. J u l i . 1

Fuss No. 6.

14. J u l i A b e n d s 8 U h r b i s 15. J u l i M o r g e n s 8 Uhr. 1) Laube des Malteserkreuzes, vier Papiere, nur gefleckt in No. 5. Papierstreifen oberhalb der Zimmerthiir, welche zum Hausflur führt, so befestigt, dass bei der durch das offene Fenster und die offene Thüre herbeigeführten Lüftung des Zimmers derselbe vom Luftzuge bestrichen wird, nach 48 Stunden: . No. 2. 15. J u l i 6 U h r A b e n d s bis den 16. J u l i 6 Uhr

Morgens.

1)

Metternichhöhe südliche Abtheilung des Tempels westliche ,, „ ,, östliche ,, ,, ,, nördliche Abtheilung, das Papier ist in einen offenen Spalt gebracht, der zur westlichen Abtheilung führt und wird d u r c h Z u g l u f t bewegt . . . . . . 2) Eichenwald im Königswarter Thiergarten: oberhalb der Strasse, 5 Fuss hoch unterhalb der Strasse, ,; „

No. 6. No. 6. No. 6.

No. 7. No. 9. No. 8.

6 3) Fenster des Parterre-Zimmers nach 24 Stunden 16. J u l i Morgens 6 Uhr

im Malteserkreuz, offen No. 3. No. 4. bis A b e n d s 6 'Uhr.

1) Eichenwald, sonniges Wetter, 6 Fuss hoch: a) . . No. 9. b) . . . . i No.10. 2) Metternichhöhe (Jaegerlaube), acht Fuss über dem Boden: a) östliche Abtheilung: No. 8. b) nördliche ,, No. 6. c) westliche •,, No. 5. d) südliche ,, No. 7. Nach den Reactionen scheint an diesem Tage der Wind gewechselt zu haben. — Sehr viele Messungen, auch die des 2 6 3 5 Fuss über dem Meeresspiegel gelegenen Basaltkegels, des P o d h o r n , sind misslungen, indem die Papiere bald vom Regen und bald vom directen Sonnenlichte getroffen oder durch den Sturm abgerissen worden waren. — Auf der Fahrt, welche von Marienbad am Tage des 17. Juli nach dem 5 Meilen entfernten Carlsbad an einem sehr heissen und sonnigen Tage stattfand, wurde im Postwagen ein weiterer Beweis geliefert, dass der Zugwind Ozon herbeiträgt. Oberhalb beider Fenster wurde je ein Papierstreifen so aufgehängt, dass die den Wagen durchströmende Luft nur einen Bruchtheil der Reagenzpapiere bestreichen konnte. Der von dem Luftstrome unmittelbar betroffene Theil der Papiere entfärbte sich, der übrige Theil blieb während der ganzen F a h r t völlig farblos. Die Fahrt begann 7 Uhr Morgens und war 12 Uhr Mittags zu Ende. Die Reaction begann auf den Papieren 8 3 / t Uhr sichtbar zu werden und erreichte nach Beendigung der Fahrt, also nach fünf Stunden No. 3. ,

Die vorhergehenden Messungen ergaben folgende Thatsachen: 1) Unmittelbar nach einem Gewitter wurde auf den höchsten Standorten der Umgebung von Marienbad die höchste Nummer der zehntheiligen Scala constatirt; Ozon war also in den höheren Luftschichten, soweit sie erreichbar waren, trotz Abwesenheit des Sonnenlichtes stärker vorhanden, als zu irgend einer späteren Zeit, als innerhalb der meisten vegetationsreichen Stellen. — D e r ' erregte Sauerstoff senkt sich jedoch wegen seiner Schwere aus der Höhe in die Tiefe hinab, so dass nach 2 4 Stunden die Reactionen der höheren Luftschichten erheblich schwächer ausfallen. Das Gewitter ist daher als eine überaus starke und über einen grossen Raum sich ausdehnende Quelle des erregten Sauerstoffs erwiesen. — 2) Die Vegetation ist eine starke Productionsstätte des erregten

7 Sauerstoffs; ein Unterschied zwischen Fichten- und Eichenwald liess sich nicht nachweisen. 3) Der Zugwind trägt Ozon herbei, so dass durch eine s i c h b e w e g e n d e ozonhaltige Luft die Reactionen rascher und stärker auftreten. 4) Geschlossene Räume enthalten keinen erregten Sauerstoff, und der einströmende geht rasch innerhalb derselben zu Grunde, wenn innerhalb derselben Verdunstungen, electrische Strömungen, vegetative Processe nicht vorkommen. 5) Verunreinigungen können die Luft eines Ortes verderben, denselben seines erregten Sauerstoffs berauben, selbst wenn der Ort frei, hoch gelegen und von kräftiger Vegetation umgeben ist. Wenn sich während des Nebels kein erregter Sauerstoff nachweisen lässt, und der Nachweis des Ozons unmittelbar gelingt, sobald der Nebel verschwunden und freier Himmel eingetreten ist, so mag diese Thatsache beruhen auf folgenden Bedingungen: 1) bei f e u c h t e m Erdboden steigen die ozonraubenden, fäulnisserregenden organischen Atomcomplexe in verstärktem Maasse auf; 2) innerhalb der Nebelschicht werden die organischen Atomcomplexe festgehalten, so dass sehr oft im Nebel ein unangenehmer Geruch auffällig wird; 3) der erregte Sauerstoff findet beim Niederfallen aus der Höhe einen Widerstand an der Nebelschicht, in welche er wenig oder gar nicht einzudringen vermag, — soweit er in die oberen Theile der Nebelschicht eindringt, mag er verzehrt werden. IL Von Carlsbad, dessen Bauart trotz seiner herrlichen Umgebung keinen oder einen nur geringen Gehalt an Ozon in der Stadt luft zur Folge haben kann, begaben wir uns nach Kissingen, hier wurden die Beobachtungen fortgesetzt und ich vermochte schon in den ersten Tagen nach meiner Ankunft d i e v e r d u n s t e n d e S o o l e a l s O z o n q u e l l e zu constatiren. Eine Reihe hier nicht mitgetheilter Beobachtungen, nach welchen die Reactionen oberhalb der Gradirwerke um mehrere Grade schwächer ausfielen, als am Fusse derselben, deuteten auf eine örtliche Productionsstätte sofort hin, weil S c h a p e r bewiesen hat, dass der Ozongehalt mit der Erhebung über der Bodenfläche zu- und keineswegs abnimmt. Dass durch Verdunstung Ozongas gebildet wird, war mir völlig unbekannt. — 18. J u l i A b e n d s 6 U h r b i s 19. J u l i M o r g e n s 6 U h r , Nachts Gewitter. Im Curgarten 1) unter den Bäumen, ß Fuss hoch: . . . . . . No. 3,

7 Sauerstoffs; ein Unterschied zwischen Fichten- und Eichenwald liess sich nicht nachweisen. 3) Der Zugwind trägt Ozon herbei, so dass durch eine s i c h b e w e g e n d e ozonhaltige Luft die Reactionen rascher und stärker auftreten. 4) Geschlossene Räume enthalten keinen erregten Sauerstoff, und der einströmende geht rasch innerhalb derselben zu Grunde, wenn innerhalb derselben Verdunstungen, electrische Strömungen, vegetative Processe nicht vorkommen. 5) Verunreinigungen können die Luft eines Ortes verderben, denselben seines erregten Sauerstoffs berauben, selbst wenn der Ort frei, hoch gelegen und von kräftiger Vegetation umgeben ist. Wenn sich während des Nebels kein erregter Sauerstoff nachweisen lässt, und der Nachweis des Ozons unmittelbar gelingt, sobald der Nebel verschwunden und freier Himmel eingetreten ist, so mag diese Thatsache beruhen auf folgenden Bedingungen: 1) bei f e u c h t e m Erdboden steigen die ozonraubenden, fäulnisserregenden organischen Atomcomplexe in verstärktem Maasse auf; 2) innerhalb der Nebelschicht werden die organischen Atomcomplexe festgehalten, so dass sehr oft im Nebel ein unangenehmer Geruch auffällig wird; 3) der erregte Sauerstoff findet beim Niederfallen aus der Höhe einen Widerstand an der Nebelschicht, in welche er wenig oder gar nicht einzudringen vermag, — soweit er in die oberen Theile der Nebelschicht eindringt, mag er verzehrt werden. IL Von Carlsbad, dessen Bauart trotz seiner herrlichen Umgebung keinen oder einen nur geringen Gehalt an Ozon in der Stadt luft zur Folge haben kann, begaben wir uns nach Kissingen, hier wurden die Beobachtungen fortgesetzt und ich vermochte schon in den ersten Tagen nach meiner Ankunft d i e v e r d u n s t e n d e S o o l e a l s O z o n q u e l l e zu constatiren. Eine Reihe hier nicht mitgetheilter Beobachtungen, nach welchen die Reactionen oberhalb der Gradirwerke um mehrere Grade schwächer ausfielen, als am Fusse derselben, deuteten auf eine örtliche Productionsstätte sofort hin, weil S c h a p e r bewiesen hat, dass der Ozongehalt mit der Erhebung über der Bodenfläche zu- und keineswegs abnimmt. Dass durch Verdunstung Ozongas gebildet wird, war mir völlig unbekannt. — 18. J u l i A b e n d s 6 U h r b i s 19. J u l i M o r g e n s 6 U h r , Nachts Gewitter. Im Curgarten 1) unter den Bäumen, ß Fuss hoch: . . . . . . No. 3,

8 2) an einer Säule der Colonnaden, 6 Fuss hoch: 3) unter einer Bank der Colonnaden: 19. J u l i

.

.

No. 3. No. 3.

6 U h r A b e n d s b i s 20. J u l i M o r g e n s 6 U h r , die ganze Naeht Gewitter.

1) Baum im Cargarten 2) Bodenlaube a) Rosenstock b) Thurm 19. J u l i M i t t a g s

No. 5. No. 9. No.10.

12 U h r b i s 20. J u l i M i t t a g s

Westseite des zweiten Gradirwerkes a) unten b) oben 21. J u l i 12 U h r M i t t a g b i s 22. J u l i 1) Zweites Gradirwerk, oberer Theil: 2) Bodenlaube:

12 U h r . No. 7. No. 7.

12 U h r

Mittag. No. 9. No. 9.

In mehreren Zimmern der Stadt keine Reaction nachweisbar, wohl aber am Fenster und zwar um so m e h r , je mehr das Papier vom Luftstrome getroffen wurde. Versuche, die Reactionen durch Gummi, Glycerin, Copalfirniss, unter hohem Drucke zwischen Glasplatten zu fixiren, misslangen. Als es zweifellos war, dass die Salzwasser verdunstenden Gradirwerke Kissingens den unerregten Sauerstoff erregten, musste nachträglich der experimentelle Beweis für die gefundene Thatsache geliefert und andererseits der Einwand zunächst beseitigt werden, dass das Sauerstoff erregende Moment vielleicht nicht die Verdunstung, sondern die Reibung war, welche eine niederfallende oder aufsteigende Luftschicht an einer benachbarten ruhenden Luftschicht erleiden muss. Dieser Einwand war berechtigt, weil in der die Soole verdunstenden Dornschicht der Gradirwerke — wie Herr D e n k mittheilte — eine von der Umgebung unabhängige, also selbständige bald aufsteigende, bald absteigende Luftströmung stattfindet. Herr Dr. P f r i e m leistete den zu den Experimenten nothwendigen Beistand. •— Im Inhalationszimmer der Saline, also im geschlossenen, keinem Zugwind ausgesetzten Räume Hessen wir am 5. August 1871 unter starkem Druck aus einer mindestens 0 , 3 Centimeter im Durchmesser enthaltenen Oeffnung Wasserdampf ausströmen, welcher sofort in Wasser g a s verwandelt und also unsichtbar wurde. Zwei Reagenzpapiere — zwei Zoll rechts und links vom Strome des zerstäubten Wasserdampfes freihängend — zeigten Reaction No. 3. nach Ablauf von 7 Stunden. — Wenn das Gewitter eine temporäre, so i s t d i e V e r d u n s t u n g also, welche von den G e w ä s s e r n , den P f l a n zen, d e n T h i e r e n , dem fe u c h t e n E r d b o d e n a u s s t a t t f i n d e t , eine s t e t i g e , u n u n t e r b r o c h e n a r b e i t e n d e Ozonquelle.

9 E s fragte sich nun, ist der S a l z g e b a l t einer Flüssigkeit gleichgiltig für die Stärke der Reaction, kommt es also nur auf die Grösse der Verdunstung a n ? Als nunmehr am 6. August B r u n n e n s o o l e durch den Strahl des Wasserdampfes zerstäubt wurde, zeigten die beiden Reagenzpapiere in derselben Entfernung, wie vorher, hängend nach 7 Stunden: No. 7. und ein Papierstreifen, welcher — 10 Fuss über dem Erdboden des Inhalationszimmers befestigt — nach sechs Stunden abgenommen worden war, No. 3. Der Salzgehalt einerseits und die Grösse der Verdunstung andererseits sind bestimmend für den Grad der Reaction und so glaubte ich denn nur auf Grund eigner Untersuchungen ein Recht zu haben, in meinem am 9. August 1871 im Conversationssaale zu Kissingen gehaltenen Vortrage die Worte sprechen zu dürfen: Der Sauerstoff wird erregt auch „ ü b e r a l l d o r t , w o V e r d u n s t u n g e n , z u m a l c o n c e n t r i r t e r (salzreicher) Lösungen stattfinden." — Dass nur die Verdunstung und nicht die Reibung das Sauerstoff erregende Moment war, zeigte sich nun dadurch am schlagendsten, dass, als ich am 7. August nur Kohlensäuregas sieben Stunden unter demselben Druck, wie den Wasserdampf, ausströmen liess, die unter gleichen Bedingungen, wie vorher, befestigten Reagenzpapiere g a r k e i n e Reaction zeigten. Bei der ausströmenden reinen Kohlensäure handelt es sich nur um Reibung, doch nicht um jene Verdunstung im wahren Sinne, welche mit Bindung freier Wärme verbunden ist. Hier in Berlin — Matthäikirchstrasse 6. 3 Treppen, also im geschlossenen Zimmer — ist es dem Ingenieur Herrn W e r n i g h gelungen, an einem unmittelbar über einer Schale befestigten Reagenzpapiere nach drei Wochen Reaction No. 6. zu erzeugen, die Schale war mit Kissinger Soole gefüllt, ihr Inhalt war durch die Temperatur des geheizten Zimmers im Januar d. J . nach drei Wochen verdunstet. Herr W e r n i g h machte einen zweiten Versuch, er stellte auf den warmen Ofen drei Glasnäpfe, sie wurden nahezu voll gefüllt: No. I. mit einer gesättigten Lösung von Kochsalz, No. II. mit Kissinger Soole, No. I I I . mit einer gesättigten Lösung von Alaun. Nach der Füllung wurden sie mit Tüll fest überzogen, welcher durch Gummi angeklebt wurde, zur V e r l a n g s a m u n g der Verdunstung beitrug, jedoch den Zimmerstaub nach Möglichkeit von dem Gefässinhalte fern hielt. Sechs Wochen nach der Ende Januar 1872 stattgehabten Aufstellung zeigte Schale I. Reaction 1, Schale II. Reaction 3 und Schale I I I . Reaction 5. Der äussere Theil der Gefässe und der Ofen am Fusse der Schalen zeigte einen dicken Salzbelag. Dieser Salzbelag war durchscheinend und glänzend vom Kochsalz und der Soole, am stärksten (4 Millimeter dick) von der Soole, — weiss, wie Zucker, vom Alaun. — Das Reagenzpapier war auf dem %

10 Tüll über der Mitte der Glasschale so befestigt, dass dasselbe nahezu aufrecht stand. Wir haben also ein billiges Mittel, unabhängig von der Ventilation die Luft eines Zimmers zu verbessern. Da die L u f t des geschlossenen b e s t e n Zimmers — wie ich durch meinen mit Ozonwasser gefüllten Inhalationsapparat gezeigt habe — erschreckend reich an Räubern des erregten Sauerstoffs ist, so wird es sehr grosser Flächen und starker Verdunstung des Salzwassers bedürfen, um im geschlossenen Zimmer schon nach 2 4 Stunden dem erregten Sauerstoff ein solches Uebergewicht zu verschaffen über die oxydabelen organisirten und nicht organisirten Atomgruppen, dass die Reagenzpapiere eine Färbung, eine Reaction zeigen. F ü n f , zwei Fuss lange und breite Thonkasten (à 2 Thlr.) über einander auf die Oberfläche eines geheizten Ofens gesetzt, haben nicht ausgereicht, in 2 4 Stunden an den Papieren in meinem Zimmer eine Reaction nachzuweisen. Das Verfahren wird mit einer grösseren Anzahl Kasten fortgesetzt werden. — In Marienbad ging ich schon im Juli vorigen Jahres dem Ziele nach, unabhängig von der Ventilation zur Verbesserung der Zimmerluft beitragen zu können. Zerquetschte Tannenzapfen, Harz von Fichten und Kiefern reichlich im Zimmer zerstreut führten in nachweisbarer Weise nicht zum Ziele. — Dass die Thatsache der Erregung des neutralen Sauerstoffs durch Verdunstung schon früher vermuthet worden ist, habe ich in Kissingen bereits erfahren. Nach meinem am 9. August in Kissingen gehaltenen Vortrage, welcher auf Veranlassung der Collegen dem Zwecke dienen sollte, die von der Regierung dem Untergange bestimmten Gradirwerke entweder zu erhalten oder unter einer besseren Form und um eines höheren Zweckes willen wieder erstehen zu lassen, theilte mir Herr Obermedicinalrath B r a n d e s aus Hannover, welcher dem Vortrage beigewohnt hatte. Folgendes mit: „ V o r vielen Jahren ging ich mit Professor S c h o e n b e i u iu der Schweiz an einer Wiese vorüber, auf welcher Wäsche getrocknet wurde. — Auf die ausgebreitete Leinwand zeigend, sagte S c h o e n b e i n : dort lassen Sie uns hingehen, dort findet Verdunstung und durch Verdunstung Ozonbildung s t a t t . " — Nach S c h o e n b e i n — Zeitschrift für Biologie I H . p. 101 — 1 1 2 — ist die Bläuung des Jodkaliumkleister in der Luft eine Anzeige nicht für Chlor, sondern für Ozon; auch And r e w s beweist — in Poggendorf's Annalen C X X X I — , dass der Körper in der Atmosphäre, welcher Jodkalium zersetzt, nicht Salpetersäure oder Chlor sein kann. — Meine Kissinger Beobachtungen liefern einen weiteren Beweis, denn verdunstendes Salzwasser macht weder Salpetersäure, noch Chlor frei. Die Leinwand bleichende Kraft der freien Luft beruht daher nicht auf freiem Chlor, sondern auf Ozon und man wird es Henri de Parville gern glauben, wenn er im Feuilleton des Journal des Debats am 18. J a n u a r 1872 sagt: le linge exposé

11 sur les haies dans les jardins conserve bien souvent le p a r f u m de l'ozone. Bei den Messungen des atmosphärischen O z o n s , welche in Marienbad im J u l i vorigen J a h r e s angestellt w u r d e n , zeigte sich, dass die bisherige Scala, welche aus Basel bezogen wird, weder in F a r b e , noch in der Zahl der N u m m e r n genauen Anforderungen g e n ü g t . Die F a r b e n der zehntheiligen Scala sind nicht der N a t u r entsprechend und der N u m m e r n , der F a r b e n t ö n e sind zu wenig, so dass keineswegs selten ein in der N a t u r gewonnener F a r b e n t o n eines Reagenspapieres entschieden zwischen zwei Nummern der Scala fällt. Mein F r e u n d , H e r r W e r n i g h h a t sich daher der A u f g a b e unterzogen, auf G r u n d u n serer in Marienbad und in Kissingen gemeinschaftlich gemachten E r fahrungen und Ueberlegungen — eine Scala zu machen, welche g e n a u e n A n f o r d e r u u g e n , m e i n e i c h , genügt und 16 Grade h a t . Nachdem diese Scala in Kissingen fertig war, haben wir die R e s u l t a t e unserer Ozonmessungen, welche in Kissingen nach der zehntheiligen Scala sehr reichlich g e m a c h t worden sind und die G r a d i r w e r k e als starke Ozonquellen constatirten, vernichtet und der Ingenieur, H e r r W e r n i g h h a t sich allein der grossen Mühe, da ich ihn verlassen musste, unterzogen, die Messungen nach der neuen 1 6 t h e i l i g e n Scala zu wiederholen und neue h i n z u z u f ü g e n . Zusammenstellung der Resultate der U n t e r s u c h u n g e n des Ozongehaltes der L u f t K i s s i n g e n ' s , welche durch Reaction auf mit J o d k a l i u m s t ä r k e k l e i s t e r d u r c h t r ä n k t e , vor Regen und directem Sonnenlicht geschützt a u f g e h ä n g t e Papierstreifen erhalten und nach einer durch in der N a t u r gewonnene Muster a n g e f e r t i g t e n , a u s 16 N u m m e r n bestehenden Scala bestimmt worden sind. Dauer der A u f h ä n g u n g der Papierstreifen 2 4 S t u n d e n . Bei B e s t i m m u n g der Ozonscalanummern der J o d k a l i u m - S t ä r k e k l e i s t e r p a p i e r e , welche der E i n w i r k u n g der atmosphärischen L u f t ausgesetzt w a r e n , w u r d e auf folgende Weise verfahren : Z u e r s t wurden die N u m m e r n der an demselben T a g e aufgeh ä n g t e n Papierstreifen nach der Scala einzeln bestimmt, dann geordnet nach der laufenden N u m m e r auf dem G r u n d e sehr weissen Schreibpapiers nebeneinander gelegt und nun die mangelhaft bestimmten N u m m e r n durch controlirende V e r g l e i c h u n g sämmtücher F a r b e n t ö n e verbessert. Die trocken a u f g e h ä n g t e n Papierstreifen wurden zur Bestimmung der Scalanummer in möglichst reines Brunnenwasser g e t a u c h t . Die A u f h ä n g u n g der Papierstreifen geschah theils unter dutenförmig zusammengelegtem W a c h s t u c h (Fig. 1.), oder unter Glas (Fig. 2 . ) ; bei den Gradirwerken der Saline unter Blumentöpfen (Fig. 3. u . 4.), um diese Streifen vor dem stark spritzenden Soolwasser der Dornwände zu schützen. (Fig. 1.) P a p i e r s t r e i f e n . (Fig. 2.) Glasplatte.

12 (Fig. 3.) Blumentopf. (Fig. 4.) Aufhängung von 3 Blumentöpfen. G r a d i r w e r k e der Saline. (Fig. 5.) Längenansicht. (Fig. 6.) Seitenansicht. (Fig. 7.) Grundriss. (Fig. 8.) Dornenschichten, Soolsammelkasten. Die Soole wird zuerst dem Gradirwerke No. I. übergeben, sodann dem Gradirwerke I I . ; es wird also vom Gradirwerke II. eine concenlrirtere Soole verdunstet, als vom Gradirwerke No. I. 26. A u g u s t 1)

2)

3)

4) 5)

6)

(Unter Wachstuch.) Auf dem Thurme des Gradirwerkes II. der Saline: unter einer Bank 0 , 4 0 0 Mtr. über dem Fussboden, 16,000 Mtr. über dem Erdboden. Wind meist NordWest: Thurm des Gradirwerkes I I . : den Dornschichten des offenen Treppenhauses unter Blumentöpfen angehängt. Nord-West-Seite. Wind meist Nordwest. 8 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden 11,000 jj j) j5 55 etwas feucht . 13,000 „ „ ,, „ etwas feucht . Gradirwerk II. der Saline: 1. unten in der Mitte der beiden Dornschichten und in der Mitte des Gebäudes, 1 , 2 0 0 Mtr. über der Soolwasserfläche, immer dunkler Raum, ( u n w e i t a.): . 2. unten, in der Mitte im Eingang, 1,600 Mtr. über dem Fussboden bei a., Nord-Ost-Seite. Wind und Licht mehr zugänglich. (Ozon vielleicht durch denanstossenden Wind in das Innere gedrängt?) (Fig. 9.): Gradirwerk II. der Saline: aussen am Fussweg, 0 , 7 0 0 Mtr. über der Soolwasserfläche, Nord-Ost-Seite: Gradirwerk I. der Saline am Vorbau beim Mühlenrad, unter einem Tisch, 0 , 7 5 0 Mtr. über dem Fussboden, 3 , 6 5 0 Mtr. über dem Erdboden, Südseite: . . . Gradirwerk I. der Saline am Vorbau beim Mühlenrad, an der Querwand des Gebäudes nach Aussen 4 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden . 3

7)

1 8 7 1.

8 0 0

No. 6.

No. 7. No. 8. No. 9.

No. 9.

No. 4. No. 10.

No. 5.

No. 5. No

nach Innen f ' * » * » • " ( 2,000 „ „ der Soolwasserfläche. Süd - Seite. In einem Zimmer nach dem Hofe des Herrn Dr. S o t i e r , Ost - Seite.

6

"

13 1. an der Thüre

S)

9) 10) 11) 12) 13) 14)

15) 16) 17)

18)

19)

20)

4,000 Mtr. vom Fenster ) 1,500 Mtr. vom Fussboden j 2. im Zimmer 1,500 Mtr. vom Fenster ) 1,500 Mtr. vom Fussboden j 3. am Fensterrahmen aussen 6,000 Mtr. vomErdboden ) 2,000 Mtr. vom Fussboden ( 4. ein Abort desselben Hauses, 1,500 Mtr. vom Fussboden (starker Windzug durch eine meist offene Thür) Ost-Seite Maxruhe, nach Westen gelegen, dichter Wald, feuchter, an chlorophyllfreier Vegetation reicher Grund. Absolute Höhe 1128 Pariser Fuss, Höhe über dem Saalespiegel 555 Pariser Fuss, in einer Laube 2,300 Mtr. über dem Erdboden 27. A u g u s t . Auf der Wiese des Actienbadehauses, entfernt vom Gebäude an einem Baume, 2,300 Mtr. über dem Erdboden: An einem Baume der Curgarten - Promenade, 2,000 Mtr. über dem Erdboden: In der Colonnade des Curgartens 3te Säule bei a. (Fig. 10.), 2,000 Mtr. über dem Fussboden: . . . Unter einer Bank 0,450 Mtr. vom Erdboden, in der Nähe der Rakoczy - Quelle : Am Maxbrunnen des Curgartens, an einem Baume 2,000 Mtr. über der Erde: Gradirwerk II. der Saline; untun, in der Mitte der Dornschichten und in Mitte des Gebäudes. 1,500 Mtr. über der Soolwasserfläche, Nord-Ost-Seite (dieselbe Stelle, welche am 26. August No. 4. gab): . . . Auf dem Thurme der Gradirwerke II., • oben 0,500 über dem Fussboden, 16,000 Mtr. überder Erdbodenfläche Im Treppenhaus des Gradirwerks II. 11,000 Mtr. über dem Erdboden, Nord-West-Seite: Gradirwerk II. der Saline; am Pfosten zwischen der 4. und 5. Strebe, nach Nord-Ost: . . . . . . (Nordostwind) nach Süd-West Unter der Treppe am Ende des Gradirwerks II., abgewandt von den Dornschichten, 2,000 Mtr. über dem Erdboden. Nord-West-Seite: . . . . . Unter der Treppe am Ende des Gradirwerks II. und unter einer Bank. 0,500 Mtr. über einem Erdboden, der vom Salzwasser durchtränkt war.(Nord-West-Seite): Erstes Gradirhaus: Ende desselben in der Nähe des Badhauses, 3,500 Mtr. über dem Erdboden nach Osten: nach Westen:

No. 0. No. 0. No. 1.

No. 1.

No. 5. No. 5. No. 5. No. 5. No. 5. No. 6.

No. 9. No. 7. No. 5. No. 8. No. 8.

No. 4.

No. 7. No. 5. No. 8.

14 21)

A m Fensterladen des Maschinenhauses (Badehaus) 2 , 0 0 0 Mtr. über dem E r d b o d e n (etwa 2 0 Mtr. vom Gradirwerke entfernt) O s t - S e i t e : 2 2 ) Restaurationshalle des Badehauses der Saline, 2 , 0 0 0 M t r . über dem E r d b o d e n , Ostseite, etwa 2 0 Mtr. vom Gradirwerke entfernt: 2 3 ) A n der S c h u b s t a n g e der S a l i n e n p u m p e , per Minute 8 Schübe ä 0 , 9 0 0 Mtr., Geschwindigkeit 7 , 2 0 0 Mtr. per Minute, 1 , 0 0 0 Mtr. vom E r d b o d e n : . . . . 2 4 ) A n einem T a n n e n b a u m e in der A n l a g e der Saline, in der N ä h e des Restaurationslokals, 1 , 5 0 0 Mtr. vom unreinen E r d b o d e n : 28.

No. 6.

No. 6 .

No. 7.

N o . 4.

August.

25)

A m E n d e des ersten G r a d i r h a u s e s j unweit des Badehauses, u n t e r dem Soolsammelkasten, E r d e feucht von Sool wasser (von Ost nach W e s t offen, Zugwind, (Fig. 1 1.): 2 6 ) U n t e r dem Soolsammelkasten des ersten Gradirwerkes am Gebälk, 1 , 2 0 0 Mtr. über dem E r d b o d e n (von Ost nach W e s t offen, Zugwind) 2 7 ) E n d e des ersten Gradirhauses am Badehause nach Westen. 0 , 1 5 0 Mtr. von der Soolwasserfläche, 0 , 5 0 0 Mtr. vom F u s s w e g , (Fig. 1 2 . ) : 2 8 ) E n d e des ersten Gradirhauses am Badehause, W e s t Seite, 0 , 4 0 0 Mtr. über dem Soolwasserspiegel. (Ozon durch Windstille der Soole aufgelagert, daher, j e näher der Soole, desto s t ä r k e r die Reaction) 2 9 ) E n d e des ersten G r a d i r h a u s e s am Badehause, W e s t Seite, 0 , 7 0 0 Mtr. ü b e r dem Soolwasserspiegel: . . 3 0 ) Im T r e p p e n h a u s e des zweiten G r a d i r w e r k s (an der Chaussee) aussen an den Dornenschichten, nach SüdW e s t , 1 3 , 0 0 0 Mtr. über dem E r d b o d e n : . . . . 3 1 ) I m T r e p p e n h a u s e des zweiten G r a d i r w e r k e s (an der Chaussee) an den D o r n e n s c h i c h t e n ; aussen 1 1 , 0 0 0 Mtr. über dem E r d b o d e n , N o r d w e s t - S e i t e : . . . . . 3 2 ) I m E i n g a n g in der Mitte des zweiten G r a d i r w e r k e s , zwischen den Dornenschichten, 1 , 5 0 0 Mtr. über dem Fussboden, 1 , 3 0 0 Mtr. von der äusseren Dornenfläche, Nord-Ost-Seite, 4 , 4 0 0 Mtr. über dem E r d b o d e n : . . 3 3 ) I m E i n g a n g in der Mitte des zweiten G r a d i r w e r k e s , an der Chaussee, 1 , 5 0 0 Mtr. über dem Fussboden, 4 , 4 0 0 Mtr. über dem E r d b o d e n , 2 , 0 0 0 Mtr. von der äusseren Dornenfläche entfernt, N o r d - O s t - S e i t e : . . 3 4 ) A n der Saale ( W e g von Kissingfen nach der Saline) zwischen W e i d e n b a u m s t ä m m e n , 1 , 0 0 0 Mtr. vom B o d e n :

No. 6.

No.

6.

No.

10.

No. 9. No. 6 .

No. 6.

No. 8.

No. 8.

No. 4 . No. 5.

15 35)

I n der L a u b e an d e r S a a l e ( W e g von K i s s i n g e n n a c h d e r Saline), in der N ä h e ein A b o r t : 3 6 ) F i n s t e r e r B e r g , k a h l e r t r o c k e n e r B o d e n , s e h r freil i e g e n d , rings h e r u m b e w a l d e t e B e r g e , T e m p e l , 2 , 0 0 0 M t r . ü b e r dem E r d b o d e n . N o r d o s t - S e i t e , w i n d i g : . . 3 7 ) F i n s t e r e r B e r g , T e m p e l , u n t e r einer B a n k , 0 , 5 0 0 M t r . vom E r d b o b e n , ( S ü d - W e s t S e i t e , w i n d i g ) : . . . . 3 8 ) F i n s t e r e r B e r g , T e m p e l , u n t e r einer B a u k , 0 , 5 0 0 M t r . vom E r d b o d e n , ( S ü d w e s t - S e i t e , w i n d i g ) : . . . . 3 9 ) B o d e n l a u b e , B u r g , u n t e r einer B a n k , 0 , 5 0 0 M t r . vom Erdboden (Ostseite): 4 0 ) B o d e n l a u b e , B u r g , in einer A u s h ö h l u n g des T h u r m e s , 1 , 5 0 0 Mtr. vom E r d b o d e n (Südseite), ( F i g u r 1 3 . ) . 29. A u g u s t . 4 1 ) ( F i g . 14.) S i e d e h a u s der Saline m i t h o h e r T e m p e r a t u r . A m G e b ä l k der D e c k e , T h ü l e n offen, Soole wird a b g e d a m p f t : bei a. Z u g w i n d : S t ä r k e k l e i s t e r p a p i e r b e i a.: R e a c t i o n auf J o d . beib.: bei b. ( S t ä r k e k l e i s t e r p a p i e r ) : K e a c t i o n auf J o d . bei c . : bei d . : 4 2 ) In der Siedpfanne, 4 , 5 0 0 Mtr. breit, 7 , 2 0 0 Mtr. lang, am Deckel. Soole u n g e f ä h r 2 2 S t u n d e n g e k o c h t ; also w e d e r Chlor, noch Ozon n a c h w e i s b a r : d t o . S t ä r k e k l e i s t e r p a p i e r , R e a c t i o n auf f r e i e s J o d : 4 3 ) ( F i g . 1 5 . ) A m U e b e r f a l l a. des W a s s e r r a d e s der S a l i n e : D a s ü b e r s c h ü s s i g e W a s s e r s t ü r z t bei a . eine W e h r e in d e r H ö h e eines h a l b e n M e t e r s h i n u n t e r , so dass s t a r k e V e r d u n s t u n g T a g u n d N a c h t hier s t a t t f i n d e t , g l e i c h w o h l , weil S ü s s w a s s e r v e r d u n s t e t , u m m e h r e r e N u m m e r n s c h w ä c h e r e R e a c t i o n , als an den S a l z w a s s e r verdunstenden Gradirwerken. 44)

45)

40)

No.

5.

No.

10.

No.

10.

No.

9.

No.

8.

No.

4.

No. 1. No. 0. No. No.

0. 0.

No. No.

2. 2.

N o . oNo. 0. No. 7.

( F i g . 16.) Güterschuppen der Eisenbahn, neu und g e w e i s s t , 2 , 0 0 0 Mtr. vom E r d b o d e n bei a . Nach O s t e n Olfen, u n d d a d u r c h d e m Z u g w i n d e s e h r a u s g e s e t z t : N o . B ü r e a u des n e u e n G ü t e r s c h u p p e n s der E i s e n b a h n , 6 , 3 0 0 M t r . lang, 4 , 5 0 0 M t r . b r e i t , 4 , 5 0 0 Mtr. h o c h , 2 , 0 0 0 M t r . vom E r d b o d e n . ( N a c h S ü d e n u n d Osten F e n s t e r offen, s t a r k e r Z u g w i n d , frisch g e w e i s s t u n d neu angefertigter Fussboden): No. I n K i s s i n g e n : W e g n a c h der E i s e n b a h n , g r ü n e H e c k e n . I n d e r N ä h e einige O b s t b ä u m e : No.

5.

3. 5.

16 47)

I n Kissingen (Schlossstrasse) Erdboden, ringsum G ä r t e n : 30.

48)

49)

50)

51.

52)

2,000

Mtr.

über

dem No.

6.

No.

5.

August.

(Fig17.) Sammelkasten der Soole S c h a t t e n , im vierten Feld des zweiten Nordost-Seite.: a . :

der Saline. Gradirwerks.

b. : No. 6 . c. : No. 8 . Das schwere und ruhende Ozongas ist dichter in seinen tieferen Schichten innerhalb des Sammelkastens gelagert. Sammelkasten der Soole des zweiten Gradirwerkes der Saline. Südwestseite, a.: . . . . . . . . No. 6 . b.: No. Durch die Sonne der I n h a l t des Sammelkastens erwärmt. An den Dornenschichten, (aussen, des zweiten Gradirwerkes der Saline an der Chaussee. Südwest-Seite.

6.

7 , 0 0 0 Mtr. vom E r d b o d e n : No. 1 0 , 0 0 0 Mtr. vom E r d b o d e n : No. A u f dem Thurm des zweiten Gradirwerks, unter einer B a n k , 0 , 5 0 0 Mtr. vom Fussboden, 1 6 , 0 0 0 Mtr. vom Erdboden:' ' No.

7. 7.

In der Höhe des Fusswegs des zweiten Gradirwerkes, 2 , 9 0 0 Mtr. vom E r d b o d e n , 0 , 7 0 0 Mtr. vom S o o l wasserspiegel. Südwest - Seite No.

9.

8.

Nordost - Seite No. I m D a c h e einer kleinen L a u b e in der Nähe des ersten Gradirwerkes, Ostseite, 2 , 0 0 0 Mtr. über dem E r d boden, 6 , 0 0 0 M t r . von den Dornenschichten: . . No.

8.

54)

Altenburgerhaus, Stunde von der Saline entfernt, in einer Gartenlaube, 2 , 0 0 0 Mtr. über dem E r d boden, nach O s t e n : No.

5.

55)

A l t e n b u r g e r h a u s : unter einer B a n k derselben Gartenlaube, 0 , 5 0 0 Mtr. über dem Erdboden, etwas feucht, an einer Steinwand befestigt, Ostseite: No. Cascadenthal, oberhalb des Altenburgerhauses, unter einer B a n k , dunkel, sehr feucht, (Pilze, Moose und Flechten), 0 , 5 0 0 Mtr. über dem Erdboden, wenig Sonnenlicht, O s t s e i t e : No.

3.

57)

Cascadenthal, im oberen T h e i l e desselben, dort mehr Sonnenlicht, und E r d e ziemlich trocken, an einer E i c h e , 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden, O s t s e i t e : . . . . No.

8.

58)

Cascadenthal, unter einer B a n k , 0 , 4 5 0 Mtr. vom Erdboden, feucht und dunkel, O s t s e i t e : No.

4.

53)

56)

8.

5.

17 59)

Cascadenthal, unter einer kleinen Brücke über rasch fliessendem Wasser, sehr feucht, Pilzeund Moos, Ostseite: 60) Cascadenthal, kleiner Uebergang über einem Graben, wenig fliessendes Wasser, sehr feucht, Pilze und Moos, 0 , 4 0 0 Mtr. über dem Erdboden, Ostseite: . . . 61) Cascadenthal, Höhle von Stein, in der Nähe der Laube, feucht, kein L i c h t : 62) Cascadenthal, Laube, 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden; etwas feucht, grünes Moos: 63) Cascadenthal, in der Wurzel eines faulen Baumstammes: 64) Cascadenthal, in einem hölzernen der Wasserleitung dienenden Rohre, von West nach Ost liegend, 3 , 6 0 0 Mtr. lang, 0 , 2 2 5 Mtr. innerer Durchmesser, etwas feucht, aber Licht: 65) (Fig. 19.) Abzugrohr der Siedpfanne im Siedhause der Saline. Im Innern: a b

I

66)

67) 68)

69) 70) 71)

72)

No. 3.

No. 2. No. 1. No. 6. No. 0.

No. 4. No. 0. No. 6.

c. . . No. d No. Entwicklung von Ozon fand erst nachweisbar statt bei Mischung der warmen Salzdämpfe mit der kalten Luft. 31. A u g u s t . (Fig. 20.) Strasse in Kissingen bei a. an der Wand eines Hauses, 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden. Etwas feucht und Wasser in dem Strassenrinnstein: . . No. (Fig. 21.) Der katholischen Kirche gegenüber, Licht und Strasse rein bei a., 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden No. In Kissingen an einem kleinen Hause, kleiner freier Platz, etwas feucht, in der Nähe einige Bäume, Strasse 3 , 0 0 0 Mtr. breit, 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden . No. Freier Platz in Kissingen mit 3 Bäumen, Maxstrasse, 2,000 Mtr. über dem Erdboden, an einer Mauer: . Nr. (Fig. 22.) Strasse bei a., 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden, Ostseite: No. Am Schlachthause bei der Restauration Halk, 2 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden, feucht, auffällig schlechte Luft, Südseite: No. Saline, zweites Gradirwerk, zwischen den beiden Dornschichten, vor dem Winde mehr geschützt, 3 5 , 0 0 0 Mtr. vom Ende des Gradirwerks, von Nordwest nach Südost offen. Vom Erdboden 1 1 , 9 0 0 Mtr.: . . . No. 9,200 „ . . . No. 6,600 „' . . . No. 5,000 „ . . . No. 3

6. 6.

2. 5.

6. 5. 4.

2.

G. 6. 6. 6.

18

73)

B e m e r k u n g : D a s Ozon scheint in allen Höhen der Dornschicht gleich stark producirt zu werden. ( F i g . 2 3 . ) Im Dachraume des zweiten Gradirwerks an einer Rinne (Soolwasser), ziemlich windig, a : . . No. 8 . b : . . No. 4. bei Fäulniss des benachbarten Holzwerkes. 1.

September.

74)

( F i g . 2 4 . ) Cursalon, Fenster auf Seite a. offen, Thüren offen, starker Zugwind, ( 1 0 , 0 0 0 Mtr. hoch), bei a. an der inneren Wand zwischen zwei Fenstern: . . B e i b. im obern Stockwerk : Im Concertsaal innen an einem Pfeiler der 10 F e n s t e r : 7 5 ) Zweites Gradirwerk der Saline, 3 5 , 0 0 0 Mtr. vom E n d e , zwischen den beiden Dornschichten. Vom Erdboden 1 2 , 3 0 0 Mtr.: 10,500 „ : 8,500 „ : 6,000 „ : 7 6 ) A u f der Wiese der Saline, 0 , 5 0 0 Mtr. vom Erdboden, an einem Stocke aufgehangen: 7 7 ) An einer hölzernen Dachrinne (vertikal) des zweiten Gradirwerks. 1 , 5 0 0 Mtr. vom Erdboden, Nordostseite: 7 8 ) A m Fundamente des zweiten Gradirwerkes, 0 , 9 0 0 Mtr. vom Boden, etwas Gras, Nordostseite: 79) ( F i g . 2 5 . ) Innerhalb des Grases der W r iese der Saline, kein Licht, wenig Zug, 0,1 50 Mtr. vom Erdboden, dicht daran ein Graben mit salzhaltigem Wasser, Nordostseite: . 2.

No. 3. No. 4. No. 0.

No. No. No. No.

7. 7. 7. 6.

No. 6 . No. 4. No. 8 .

No. 3.

September.

80)

Im Dachraum des zweiten Gradirwerks, 0 , 5 0 0 Mtr. vom Wasserspiegel der Rinne: 8 1 ) ( F i g . 2 6 . ) Im Dachraume des zweiten Gradirwerks an der Pfette a., starker L u f t z u g , l , 5 0 0 M t r . ü b e r d . F u s s b o d e n , 15,200 „ „ „ Erdboden: 8 2 ) Zweites Gradirwerk aussen an der Dornenwand nach Nordost. Vom Fussboden 1 3 , 0 0 0 Mtr.: . . . . „ „ 11,200 „ : . . . . „ „ 9,200 „ : . . . . „ : . . . . „ 6,700 8 3 ) Unter dem Soolsammelkasten auf einer schaumerfullten Sool wasser-Rinne, luftig, Südwestseite: 8 4 ) Geschlossener Hof des Herrn Dr. Sotier, 4 , 0 0 0 Mtr. über dem Erdboden, Ostseite:

No. 5.

No. 3. No. No. No. No.

6. 4. 4. 4.

No. 5. N o . 4.

19 85)

(Fig. 27.) Bassin am Badehause der Saline. Am Blitzableiter bei a . : No. 6. Am Dache innen bei b . : No. 1. Ueber dem Bassin bei c.: No. 1. Bei b. befindet sich die Oeffnung im Dache, durch welche allein der Zutritt zum Bassin möglich ist. 86) Auf dem Thurme des zweiten Gradirwerkes, 1 6 , 0 0 0 Mtr. über der Erdbodenfläche, in 2 7 ' / t Stunden: No. 5. in 5 l ' / t „ : No. 6. in 68 „ : No. 6. 87) In der Höhe des Fussweges oberhalb des Sammelkastens des zweiten Gradirwerkes an der Chaussee, a. Südwestseite, b. Nordostseite, 3 5,000 Mtr. vom Ende. Bei a. I Bei b. Jodkaliumstärkekleisterpapier von Schönbein No. 3. I No. 4. Jodkaliumstärkekleisterpapier, neu angefertigt, gelb- l gelbbraun. ) braun. 1 ) Stärkekleisterpapier, frisch angefertigt . No. 0. \ No. 0. Stärkekleisterpapier, alt No. O. I No. 0. Stärkekleisterpapier (saurer Kleister) . No. 0. I No. 0. Stärkemehlpapier No. 0. \ No. 0. ') Der Zusatz von Jodkalium wahrscheinlich zu stark, so dass nur Jod frei wurde und das Papier bräunte. 88)

In einem Zimmer nach dem Hofe des Herrn Dr. Sotier: nach 15 Tagen Aufhängung. An der Thiire 1) 4 , 0 0 0 Mtr. vom Fenster j 1,500 Mtr. vom Fussboden! No. 0. 2) 1 , 5 0 0 Mtr. vom Fenster , 1 , 5 0 0 Mtr. vom Fussboden! No. 0. Am Fensterrahmen aussen 6,000 Mtr. vom Erdboden i 2 , 0 0 0 Mtr. vom Fussboden j No. 5.

89)

Im Abort desselben Hauses, 1,500 Mtr. vom Fuss-, boden (starker Luftzug durch eine meist offene Thüre) am Drahtgitter befestigt, 1 5 Tage aufgehängt: . . No. 7.

90)

Im Zimmer der Restauration Halk nach innen am Fensterrahmen 28 Tage lang aufgehängt: . . . No. 0.

91)

(Fig. 2 8 . 29. und 30.) Auf dem Dache des Badehauses der Saline, 20 Mtr. vom Gradirwerke entfernt. Brettchen bei a — a . mit acht Papieren, deren relative Lage zum Blitzableiter gezeichnet ist und welche mit den Nummern der Keaction versehen sind, bei b . : No. 2. bei c. (Spitze) No. 5. bei d. (Ziegeldach Tnit Moos): No. t .

20 92)

Am Sicherheitsventil auf dem Dampfkessel bei ziemlich gleichförmiger Dampfausströmung innerhalb des Maschinenhauses : No. 0. Vergleichende Beobachtungen, ob die Reactionen des Gradirwerkes II. stärker sind, als die unter gleichen Bedingungen gewonnenen Reactionen des Gradirwerkes I., sind nicht gemacht worden. — In Strassen und an Bäumen, in Häusern wurde zum Schutz der Reageuspapiere Wachstuch, bei der Saline Glas oder ein Blumentopf angewandt. — Die überaus beweisenden schwächeren Reactionen auf der Höhe der Gradirwerke ü b e r den Dornschichten im Gegensatz zu den stärkeren Reactionen am Fusse der Dornschichten in der Höhe der für die Fussgänger bestimmten Galerie hätten unter diesen Nachmessungen mehr vertreten sein können. Während der Untersuchungen der Luft an der Saline war die Witterung meist hell und regenlos. Bei T a g Südwest - W i n d , bei N a c h t Nord-Ost odei- Nord-Wind an den Gradirwerken. Das Thal hat seine Richtung von Nord nach Süd. Die Richtung des Saalethaies bestimmt wesentlich mit die Windrichtung an den Gradirwerken. Salzgehalt der Salinenquelle im Badehause Proc. (nach der Salinen-Waage). (Fig. 31.) Salzgehalt im I. Sammelkasten 3 ' / 2 Proc. >1 11 II* >» ^ H i) ii H I . ,, 7 — 8 ,, „ IV. „ 17—18 „ ,, ,, V. zuletzt circa 23 ,, Beim Sieden wird Soole 27 Proc., alsdann crystallisirt bei langsamem Kochen Salz heraus. — Mutterlauge 40 bis 45 Proc. nach der Siedpfannen-Waage. Die Soole, ebenso das Kochsalz, so rein, wie es überhaupt gewonnen wird, reagirt alcalisch. Nach den Mittheilungen des Salineninspectors Herrn D e n k ist das Alter der lebenden 100 Arbeiter, welche an den Siedpfaunen und Gradirwerken beschäftigt wurden: 2 , 8 Procent 8 1 — 7 1 Jahr alt. 75—72 2,8 i» >i 16,7 70 — 60 ? ! >1 30,5 60—50 11 1> 11 22,2 50 — 40 11 1» Ii 25,0 40—30 »1 11 ?! Nach den 35jährigen Erfahrungen des 60 J a h r e alten Salinenarztes, des H e r r n ' D r . P f r i e m , kommen Erkrankungen unter den an den Siedpfannen und Gradirwerken beschäftigten Arbeitern sehr wenig vor, trotzdem ihr stark schwitzender Körper der Zugluft häufig ausgesetzt ist. Als Erklärungsgrund für das hohe Lebensalter und die seltenen Erkrankungen der Arbeiter ist ausser dem relativ hohen Gehalte der

21 Salinenluft an erregtem Sauerstoff an die von L i e b i g betonte Thatsache zu erinnern, dass erhöhte Alcalescenz des Blutes seine Fähigkeit steigert, Sauerstoff aufzunehmen. V o n L i e b i g erklärt die Wirksamkeit der Carlsbader Quellen durch die Zunahme der Alcalescenz des Blutes, welche die Wässer derselben zur Folge haben sollen. — Die Alcalescenz des Blutes muss sich auch erhöhen, wenn jeder Athemzug Kochsalz in feinster Vertheilung in die Lungen und bei der leichten Löslichkeit desselben durch die Lungen ins Blut führt. Wie die vorstehenden Untersuchungen ergeben, zersetzt die Siedhitze niemals Kochsalz, so dass freies Chlor auch über der Siedpfanne nicht nachzuweisen war. Auch J o d wird an den Gradirwerken nicht frei, so dass der an den Salinen hie und da auffällige Geruch nur die F o l g e der an den Gradirwerken stattfindenden starken Ozonbildung ist. Wenn die Salinenarbeiter in Folge stärkster und häufiger rheumatischer Veranlassungen selten oder nur leicht erkranken, so liegt die Erklärung darin, dass die Arbeiter reines Blut haben, und der Ernährungszustand, der Tonus des Nervensystemes so widerstandsfähig ist, dass jene besonderen Lähmungsformen des den Stoffwechsel beherrschenden Nervensystemes, welche Fieber und Entzündung heissen und reflectorisch durch die von dem rheumatischen Reize getroffene Haut entstehen, nicht oder nur in geringerem Grade eintreten. Die Messungen in Kissingen wurden zuerst in gleicher Häufigkeit an dem ersten und zweiten Gradirwerke gemacht, später überwiegend deshalb an dem zweiten Gradirwerke, welches eine concentrirtere Soole, als das erste Gradirwerk, verdunstet, weil sich uns zu ergeben s c h i e n , dass — unter gleichen Bedingungen — die Reactionen am zweiten Gradirwerke stärker, als am ersten, ausfielen. Aus den Kissinger Beobachtungen darf man wohl schliessen: 1)

Innerhalb der Gradirwerke befindet sich ein relativ abgeschlossener und gleichmässig dunkler R a u m , welcher seitlich von den Dornschichten, unten vom B o d e n , oben vom Dachraume begrenzt wird, dessen L u f t so ruhig gelagert und dessen Ozonbildung daher so völlig gleichmässig stattfinden kann, dass in seinem oberen, mittleren und unteren Theile die Ozonreactionen fast völlig gleich ausfallen können (Beobachtung 7 2 und 73).

2)

An der äusseren Seite der Dornschichten kann bei äusserer Windstille auch ein Luftstrom von Unten nach Oben emporsteigen, welcher das in den unteren Lagen producirte Ozon zu dem Ozon der oberen Schichten trägt, so dass die Ozonreactionen mit der Höhe zunehmen (Beobachtung 2 , 8 2 ) .

3)

Das in den Sammelkasten gefallene und innerhalb desselben gelagerte Ozongas muss seiner grossen Schwere wegen bei ruhiger Lagerung eine um so stärkere Reaction geben, j e näher dem Soolespiegel die Messung stattfindet (Beobachtung 4 8 ) .

22 4)

Das Sonnenlicht schwächt die Reaction, weil die W ä r m e des Sonnenstrahls das schon gebildete Ozongas (B. 4 8 und 4 9 ) entfernen hilft. 5) Die Beobachtungen 8 5 und 9 1 deuten darauf hin, dass vom Blitzableiter — nicht allein von seiner Spitze — eine electrische S t r ö m u n g ausgeht, welche Ozon producirt, so dass in geringer E n t f e r n u n g von demselben a u f g e h ä n g t e Reagenzpapiere eine erheblich schwächere Reaction zeigen, als d i e , welche am Blitzableiter selbst zu constatiren sind. 6) Den grössten Gegensatz bildeten der finstere Berg und die M a x r u h e ; j e n e r zeigte sehr hohe N u m m e r n , trotzdem er selbst keine Ozonquelle ist und Ozon demselben n u r durch den W i n d zugetragen wird, — diese zeigte sehr geringen Ozongehalt, trotzdem ihre hohe V e g e t a t i o n stark Ozon producirte. Die Ursache lag in der Bodenoberfläche, welche auf dem finsteren Berge von Ozonräubern frei, auf der Maxruhe mit O z o n r ä u b e r n bedeckt war. —

J e d e E n t f ä r b u n g des Reagenzpapieres ist daher n u r eine A n t w o r t auf die F r a g e , wie die L u f t eines ganz bestimmten, beschränkten Ortes in einer gegebenen Zeit u n t e r den bestehenden Bedingungen der W ä r m e , des Lichtes, der V e r d u n s t u n g , der electrischen A u s s t r ö m u n g , der Vegetation, der A n w e s e n h e i t ozonraubender Körper beschaffen ist. Unsere B e m ü h u n g e n , die höheren Luftschichten durch einen L u f t ballon zu messen, scheiterten an der Unmöglichkeit, in B a y e r n einen passenden Ballon herbeizuschaffen, diese B e m ü h u n g e n h a b e n in folgendem Pariser Briefe ihren vorläufigen Abschluss g e f u n d e n : ,,In Betreff des Ballons h a b e ich mir j e t z t eine richtigere A n sicht gebildet und glaube j e t z t , dass ein hoher P r e i s nöthig ist, um den Zweck zu erreichen. E i n e n Ballon auf ca. 6 0 0 Meter steigen zu machen, dass er in 2 — 3 Stunden wieder h e r u n t e r k o m m t , ist viel billiger zu e r r e i c h e n ; was die Sache schwieriger und t h e u r e r m a c h t , sind die 2 4 Stunden A u f e n t h a l t in der H ö h e und dass er angebunden bleiben muss. — E s w ü r d e einer sehr langen Beschreibung bedürfen, die Sache k l a r zu machen. Ihre A u f t r a g g e b e r werden aber Kenntnisse in Bezug auf die S a c h e haben, um sie nach einigen A n d e u t u n g e n zu begreifen. 5 — 6 0 0 Mtr. ist an sich eine bedeutende Höhe u n d der Ballon muss sehr viel K r a f t h a b e n , u m sie 2 4 Stunden zu beh a u p t e n , ganz besonders im A n f a n g , muss daher 1 0 0 0 Cub. - Mtr. messen. — A n g e b u n d e n h a t er w e i t m e h r z u leiden iu j e d e r Bezieh u n g , als wenn er frei ist, daher muss er sehr solide sein. — D a s Seil muss m i t möglicher L e i c h t i g k e i t die grösste S t ä r k e verbinden und muss nach oben immer dünner zulaufen und beim H e r a u f - und Herunterlassen über eine Rolle laufen, um jeden R u c k zu vermeiden. — D e r F a b r i k a n t r ä t h unbedingt d a z u , es mitzuliefern (ca. Frcs. 5 0 0 ) . Unter ca. Frcs. 1 2 0 0 0 — (f. 6 0 0 0 ) ist die Sache nicht herzustellen,

23 dann k a n n aber ein Schiffchen a n g e b r a c h t werden, so dass P e r s o n e n mitreisen können. — W o l l t e eine Person mitsteigen, die 2 4 Stunden oben bleiben, die S t e i g k r a f t des Billions durch allmäliges H e r u n t e r w e r f e n von Ballast unterhalten, so könnten die A n s p r ü c h e an die K r a f t des Ballons u n d desshalb an den P r e i s verringert w e r d e n . " M e n t o n e (France), den 19. J a n u a r 1 8 7 2 . Hôtel W e s t m i n s t e r . Beifolgend übersende ich I h n e n , schreibt mir H e r r Stadtgerichtsrath M a x S c h u l z e , Sohn des um P r e u s s e n s Universitäten so verdienten M i n i s t e r i a l r a t S c h u l z e , die Ozonbeobachtungen des Grafen v o n B e r n s d o r f , des D r . S t i e g e , wie meine eigenen. Ich selbst bin nicht so glücklich gewesen, sehr viel davon auf meinem Observatorium zu entdecken, und auch heute h a t sich nichts ergeben, obwohl das in meinem Z i m m e r a u s g e h ä n g t e P a p i e r •—• in der N ä h e einer mit W a s s e r gefüllten "Schaale aufgehängt — an den äussersten Rändern wie No. 8. oder 9. g e f ä r b t war. E s wird meine B e m ü h u n g sein, noch J e m a n d , der weit z u r ü c k w o h n t , ausfindig zu machen, damit auch dort U n t e r s u c h u n g e n angestellt werden können. Mit der Nähe der Olivenwälder muss man hier sehr vorsichtig sein, weil diese B ä u m e volle 2 — 3 J a h r mit L u m p e n , die in einem herumgezogenen Graben versenkt dort verfaulen, gedüngt zu werden pflegen. Auch finden sich, wie dies den Italienern eigen ist, in den schmalen Gängen zwischen Gärten und Mauern manche Unreinlichkeiten, die f ü r immer dort liegen bleiben und die L u f t verpesten. Die Bemerkungen des H e r r n Grafen v. B e r n s d o r f , dass wir F r o s t gehabt haben, sind wohl nicht wörtlich zu verstehen. W e n n sich hier auf der E r d e Eis bildet, so geschieht solches wohl nur in Folge der starken und schnellen V e r d u n s t u n g . Ozon-Messungen in Mentone an der W e s t b u c h t , beim Hôtel du Louvre, welches entfernt vom Meere mit der F r o n t nach Süden liegt, itn zweiten Stock nach 12stündiger L u f t - A u s s e t z u n g und nach der 16theiligen Scala. 1) A m 6 . December an dem F e n s t e r nach Norden = 0, in meiner S t u b e : in der einen E c k e des P a p i e r s einen sehr schwachen blauen Schimmer. 2) Am 7. December nach der Nordseite = 0, nach der Südseite = 0, in dem Garten mit Citronenbäumen nach 2 4 s t ü n diger Zeit = 0. 3) A m 8. December in dem h i n t e r dem Hôtel belegenen Oliven bedeckten W a l d , nach 2 4 Stunden = 0. Mittlerer F e u c h t i g k e i t s Barometerstand. grad nach Saussure. 4) A m 9. Dec. oben auf dem Berge 7 6 7 45 nach 2 4 Stunden = 0.

24

5) .

6)

7)

8) 9)

10)

1 1)

Barometerstand. Am 10. Dec. oben auf dem Berge = 0, im Z i m m e r : die R ä n d e r d. P a p i e r s sind oben, wo der Nagel 7 6 5 befestigt war, schwach blau gef ä r b t , u n g e f ä h r wie No. 7. A m 1 1 . Dec. oben auf dem B e r g e = 0, am Süd- und Nordfenster = 0, im Z i m m e r : die äusserstenRänderspurweiseblau 764 A m 1 2. Dec. am V o r d e r f e n s t e r = 0, H i n t e r f e n s t e r od. Nordfenster = 0, in der S t u b e = 0 7 7 3 A m ' 1 3 . D e c e m b e r , an der Nord- und Südseite = 0. . 773 A m 14. Dec. keine Beobachtungen, da ich n a c h d e m H o tel W e s t m i n s t e r gezogen b i n , welches u n m i t t e l b a r am Meere liegt südlich . . . 771 A m 15. Dec. B e o b a c h t u n g an meinem F e n s t e r nach dem Meere zu nach I 2stünd. A u s h a n g = 0 7 6 3 A m 16. Dec. ebendort = 0, im Z i m m e r nach 12 Stunden : die u n t e r s t e n Ränder des P a p i e r s sind eine Linie gross ringsherum schwach blau g e f ä r b t .

Mittlerer F e u c h t i g k e i t s g r a d nach Saussure.

60

60

60 68

65

68

Nach den Mittheilungen des D r . S t i e g e , welcher ebenfalls an der W e s t b u c h t nicht unfern des Meeres mit der F r o n t gegen das Meer wohnt, zeigte sich am 12., 14., 15. an dem P a p i e r schwache Ozonfärbung. Nach den Beobachtungen eines an der O s t b u c h t wohnenden H e r r n sollen dort ganz entschiedene B l a u f ä r b u n g e n eingetreten sein. D a s N ä h e r e wird vorbehalten. O z o n - M e s s u n g e n in Mentone Hôtel W e s t m i n s t e r . E s liegt dies H ô t e l in der N ä h e des Meeres und ist von letzterem nur durch einen neu angelegten und deshalb- b a u m l o s e n G a r t e n und den öffentlichen Fahrweg getrennt. Vier und zwanzigstündiger A u s h a n g des P a p i e r s , wenn nichts anders b e m e r k t ist. Das Hôtel liegt mit der einen F r o n t nach dem Meere und zwar nach Süden, die Nordseite g e h t nach der H a u p t s t r a s s e , die auf beiden Seiten mit H ä u s e r n eingefasst ist. Mein Zimmer befindet sich im rez-de-chaussée nach Süden.

25 Ort der

Beobachtung.

15. December am Fenster meines Zimmers . . = 0 16. December dito im Zimmer nach 12 Stunden . (in der Nähe einer mit Wasser gefüllten flachen Schale aufgehängt) 17. „ dito 18. „ dito 19. „ dito 2 1 — 2 3 . Dec. an einem Zimmerfenster nach Süden d r e i Treppen hoch

0 zon-Gehalt. = 0 nach 12 Stunden. = 0 die äussersten Ränder des Papiers sind nach allen Seiten schwach blau gefärbt = 0 = 0 = 0 = 0 nach 12stünd. Beobachtung.

24. December an dem Fenster eines nach N o r d e n belegenen Zimmers im ersten Stock das ganze Papier ist blau gefärbt = N o . 5 . = 0 25. „ dito An dem Papier be26. „ dito findet sich in der Mitte ein brauner eisenfarbiger Fleck. Nur an dieser Stelle bildet sich nach dem Eintauchen e. stark blaue Färbung = No. 9. 27.

dito

28. 29.

dito dito

30. 31. 1. Januar

dito dito dito



Dieselbe Bemerkung wie am 26. Dec. = 0 das Papier ist durch Regen verdorben. = 0 = 0 nur an der Stelle, wo das Papier mit dem Nagel befestigt etwas blau.

auf dem Thorweg-Pfeiler, der von der Strasse nach dem Garten führt ist eine Cigarrenkiste aufgestellt und in derselben das Papier befestigt . = 0 - 5 . Januar dito = 0 Januar dito durch Regen feucht geworden.

26 Ort der Beobachtung. 7. Januar 8 — 1 0 . Jan. 11. Januar

12. 13.

„ „

14. 15.

„ ,,

Ozon-Gehalt.

Ort wie beim 2 4 . December . = 0 an dem Fenster einer 3 Treppen hoch belegenen Stube Nordseite . = 0 Ort wie am 24. Dec. u. folgend, in der Mitte des Papiers ein von oben nach unten gehender Streifen von 1 — 2 Millimeter Breite = No. 8 oder 9. dito = 0 dito das Papier ist fortgefallen. dito = 0 dito Mitten durch das Papier ein blauer Streifen = No. 5., der sofort wieder verschwand. M. S c h u l z e .

M e n t on e.

Oestliche Bucht.

Nachstehende Beobachtungen sind angestellt vom Grafen v. B e r n s d o r f im Hôtel des îles Brittaniques nach 12stündigem Aushang an der Nordostseite. Das Haus liegt nicht weit vom Meere und ist von G ä r t e n uud B ä u m e n umgeben.

Dec. 1-9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

Wind. NO u . N W . NO. NO. NW. N.NO. W. NW. NW. NW. NW.

Ozongehalt.

— — — —

No. No. No. No. No.

4. 3. 5. 2. 6.

Wetter.

Te mperatur. M . 7 U . M.12U. | Nachts.

schön schön schön bewölbt schön schön schön schön schön schön

+ + + + + + + + + +

10 2° 2° 2» 10 20 4" 4° 5° 5°

+ 8° + 9° + 9° + 8° + 8° + 9° + 9° + 10° + 9° + 9°

Frost. Frost. Frost. Frost. Frost. Frost. Frost. Frost. Frost. Frost.

27 Jan.

Wind.

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25.

NW.

26. 27. 28. 29. 30. 31. Jan. 1. 2. 3. 4.

Ozongehalt.

No. No. No. No. No. No.

W. NO. 0. 0. 0. sw. 0. sw. sw. NO. NO.

9. 6. 5.

3. No. 7. No. 8 . No. 7 . No. 5 .

NO. 0.

No. 8 .

NW.

5. 6. 7.

NW. W. SW. NW. 0.

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

SW. NW. NW. NW. N. N. S.

15.

N.

schön schön trübe Regen Regen schön schön schön schön triibe Regen schön schön

7. 9.

No. 7. No. 4 . No. 7 .

No. No. No. No. No. No No. No. No. No. No. No. No.

7. 7. 8. 5. 8. 7. 9. 8. 5. 6. 5. 4.

6. No. 7 .

Ostbucht.

Temperatur. M . 7 U . |M. 12 U | Nachts.

Wetter.

+ +

4» 4°

+ + f + +

5° 6° 6° 7° 6"

+ +

5« 5°

+ +

5° 6°

+



+



+



+

5° 4'//

+ + + +

5" 5» 8° 9°

+ +

bewölkt u. windig schön triibe schön triibe Regen Regen trübe schön schön schön schöa schön trübe trübe

Hôtel des îles

+

+ + + +

9° 9°' 9° 9°

=

0

1 7 . u. 1 8 . D e c .

=

sehr unbedeutend

Frost. Reif. —

+ 9° + 10" +10° +10° + 10° + 9° + 10° 10°

— — —

Frost. Reif. — — —

Reif.



+



+ +

9° 8° 9°



Frost. Reif. —

+ 9° + 10° + 1 10



5° 5»

+ + +

9° 8° 9°



+4'/.°

+ +

9° 9"

+ + + +

5» 5° 6° 6°



— —

Frost. Frost. Frost. Frost.

+ 10° + 8° + 10°



Britanniques.

Beobachtungen des D r . S t i e g e von seiner W o h n u n g nach Süden an der Hauptstrasse ( W e s t b u c h t ) liegt.

1 6 . Deceraber

Frost.

.

aus,

die

Barometer

Feuchtigkeitsmesser.

765

69

7ob

5b

28 Barometer. Feuchtigkeitsmesser.

19. December 1 das Papier zeigt streif» 20. 1 -weise bis No. 6. 21. » — 0 22. ir — 0 23. ii wenig Ozon . . . . 24. n 25. ji } aufsteigend bis No. 9. 26. n 27. n 28. ii 29. — 0 n keine Beobachtung, 1. Januar No. 5 2. 3. n No. 7 4. » No. 2 5. ii 6. Regen desh. k. Beobacht. i) dito 7. ii — 0 8. ii — 0 9. ii — 0 10. ii No. 4 11. ii 12. ii keine Beobachtung 13. ii 14. No. 0 ii Regen 15. ii

)

)

765 766 763 761 758 765 767 763 765 762 761 761 765 767 764 762 762 755 745 755 761 765 765 765 762

Regen

80 80 85 95 |80 82 81 80 84 80 70 75 80 90 100 100 90 70 30 65 68 70 80 81

Datum. |

29 J a n u a r. ejp Temperatur. Oslb Weslbucht. Character a ~ oy «t des Wi d. O Q , 5® hor. hor. hor. Ozon Ozon Ozon 3 Himmels Ozon V 9. 8. 9. 3. 7. t. Cid

16. + 7

+

9



17. + 7

+ 11



18. + 7

+ 10

19 4 - 8

+

9

20. + 6

+

9

21. + 6

+

10

22. + 8

+

9



23 + 6

+

8





24. + 8 1 / , + 8 ' / , 25. + 8 ' / t + 1 0 26. + 7

+

10

27. + 6 1 /, + 1 0 28. + 5 ' / , + 9 29. + 5 % + 1 0 30. + 6 ' / . + 1 0 31. + 5'/ s + 1 0 1 . + 6*/. + +

2. + 6 3. + 8





— —



10 10



+ 10





+ 6 + 11 5. + 7 ' / , + 1 0



6. + 7



4.

+

11



Feucht u. trübe trübe, d. schön bemölkt, schön windig, Regen Regenwetter Regenwetter Regenwetter Furchtbarer

No.

SO.

80

762

6





0

so.

81

760

5





0

NO.

84

758

5





2

O.

85

755

2





5

N.

84

750

8



NO.

88

759

7







NO.

90

761

6

— -





NO.

92

755

8







99

753

7







99

750

7

69

755

7







72 76

755 761

7 7

80

761 762 765

6 6 7

767 763 763

5 6 0

Regen Furchtb. N O . Regen Furchtb. NW. Regen u. Hagel Feucht u. S O . trübe Regnig SO. bewölkt N O . u. windig schön NO. schön NO. schön NO. F e t r u schön O. schön O. windig u 0. regnig, d. schön 0. schön trübe, d. 0 . schön trübe, d. 0 . schön

79 70 a r. 88 92 80

——

3



3

0



0

6 7

0 1 0

0

0



8* 0

in der Sonne + 29.

7 * doch 7-8 nur a m Rande

93 92

763 767

5 5

9 8

7-8 7-8

91

768

5

5

7-8

des Papiers. Nördlich).

30 F e b r u a r . Temperatur.

g

9 «

hör. 7.

es

7. + 7

hör.

2.

+

11

hör.

8.



op £ 3

Ostb

Character des Himmels.

Wiod.

bewölkt,

O.

89

769

4

3

2

SO. NW.

s.

90 90 81

3 4 4





83

0

0 2 0 0 0

5 6 5 7-8



767 766 766 765 760

69

763

6

0

79 89

763 753

5 1

0 5

755

9

0

7-8



70 66 45

762 762 762

0 0 0

5 0 3

7-8 7-8 7



43

762

0

1

0





67

765

0

1



86

767

5

3

86

767 766

1 5

1 2

82

760 753 749

4 7 5

0 2

72 74

760 767

1 0

?

i

= £ Ozon

Weslbucht.

Ozon Ozon t. i.

Ozon '3.



stürmisch

8. 9. 10 11. 12.

+ 9

+

10

+ 7 ' / , + 10 — + 7 —

+ 9

13 + 7

8

+ 9 + 10

+

12*

17 18 19.

8

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12|

20.

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13

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21.

10

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8

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12

25. 26. 27.

9 Vi

28. 29.

8'/, 83/4 9

8%

trübe trübe



schön



14. + 8 + 10 15. + 9 ' / 4 + 9 16 +





9/4

12i



13| 15







Wolken, Regen Wolken, +9 Nachts Regen Wolken, +8 + 9 J Wolken, Regen + 7 * Heiter, Wind 84 Heiter 8 i Heiter 8 i Bedeckt, Wind 10 Bedeckt, Wind 9 i Regen, Wind Heiter, Abends Regen trübe 9 Heiter, 9 Wind 9 Bedeckt Heiter 9 Heiter, 11 Abends Stnrm Heiter 8 8 Heiter, Wind —





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82 92 72



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7-8





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5

0







0 5 0



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NB. Vom ( 2 . F e b r u a r an sind die T e m p e r a t u r - B e o b a c h t u n g e n von 8 Uhr Morgens.

31 Die Ozonbeobachtungen sind z w ö l f stündig (von Abend bis zum Morgen). In der O s t b u c h t in dem Hôtel des îles Brittaniques angestellt vom Grafen v. Bredow, vom 12. Februar ab ebenda vom Herrn v . Niebelschütz. In der W e s t b u c h t ad 3 von mir, aber aufgegeben wegen ungünstiger L a g e des Hotels. A d 1 vom Herrn Rühl (junger Kaufmann aus Darmstadt) in dem Hôtel de Turin, das ganz dicht am Meer liegt, in einem Zimmer mit der Aussicht nach der See, dem Meerwind a u s g e s e t z t , fern von Bäumen. A d 2 vom Herrn Dr. X . auf der dem D r . G i n t z m e r gehörigen Villa Germania, die weit ab vom Meere auf dem Abhänge eines mit Oliven bedeckten Hügels liegt, mit kostburer Aussicht auf die S e e . In dem nicht allzugrossen Vordergarten befinden sich C a c t u s , Aloe und seltene südländische Pflanzen. A n f a n g s war das Papier nicht genügend dem Luftzuge ausgesetzt, später wurde es weiter vom Fenster ab aufgehängt. Ozon-Beobachtungen in M e r a n nach 12 stündlichem, nächtlichem Aushang — in einer nach Süden belegenen offenen Veranda — nach der 16 theiligen Scala. Notirt am 4 . April 1 8 7 2 Morgens 7 Uhr + 5. „ „ „ 7 „ +

5 ° R . Ozon No. 8 . 10 „ No. 7. )

6. 7. 8. 9 10. 11.

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7 „ 7 „ 7%,,

+ 10 + 10 +11

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+ 1 0 + 9

12. 18.

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+ 1 1

14. 15.

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1617.

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7 7

„ + 1 1 „ + 12

18.





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7

,, +

10

10

„ No. 8 . „ No. 8. „ No.8. » NO.6. „ No. 5. „ No. 4 . Puncten.

( viel Wind, bedeckt. Wind, klar. Schön. u. 5. in einzelnen

Ozon No. 4. in wenigen Puncten, schön, Abends aber Wind. Nurin wenigen PunctenNo.6.od.7. Ozon No. 0. ) g ^ B. 0. $ „ No. D a s Papier im Ganzen leicht gefärbt. Puncte und Stellen wie No. 9. Himmel bedeckt. Ozon No. 8 . bedeckt, Regnerisch den ganzen T a g .

32 19. April 1 8 7 2 Morgens 7 Uhr + 10

20.







7

-J- 8

21.







7



22.





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7

„ -f- 9

23.



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7

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24.



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7

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25.







7'/i„

26.







7

„ + 10

27.





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7

„ + 10

28.







7

„ -)- 12

+

9

+12

Das Papier schön gefärbt, beim Eintauchen im Ganzen No. 8., einzelne Puñete wie No. 9. auch 10. Starker Regen. Ozon wie am 19., Regen den ganzen Tag und bewölkt. Ozon No. 5. bis 6. Morgens Himmel bedeckt mit Regen. Nachmittags klarer. (Keine Ozonbeob. notirt) den ganzen Tag bedeckt, theilweise Regen. Ozon No. 7. mit dunkleren Pancten. Ganz nebelig und regnerisch den ganzen Tag. Ozon No. 8. und dunklere Puñete. Bedeckter Himmel. Hin und wieder Regen. Ozon No. 9. Bedeckt. Regen fast den ganzen Tag. Ozon No. 8 — 9 . Himmel klärt sich auf. Sonnig. Ozon No. 8. Morgens etwas wolkig. Nachher sehr schön. Ozon No. 5. etwas bedeckt.

Ozonbeobaehtungen in W i e s b a d e n Nenberg I. nach 12stündigem, nächtlichem Aushang (Südseite unter einer von drei Seiten offenen, oben mit einem Dache versehenen Veranda) nach der l ö t h e i ligen Scala. Witterungs-Ansicht am Ozon-Gehalt. M o r g e n um 8 U h r . 16. Mai 1 8 7 2 No. 4. + 1 2 ° R . Morgens 8 Uhr. 17. „ „ No. 7. einzelne + 12 Himmel ganz bedeckt, am Tage zuvor Gewitter und Regen. 18. „ „ No. 9. bis 10. + 1 2 In der Nacht Gewitter und Regen. Die Feuchtigkeit der L u f t hatte das Papier schon etwas gefärbt. 19. „ „ No. 8. bis 9. + 1 0 Himmelbedecktu. Regnerisch. 20. „ ,, No. 5. Himmel bedeckt, Regnerisch. 21. „ „ Keine Beobachtungen während der Nacht. Am Abend zeigte nach I2stund. Aushang das Papier No. 5. 22. „ „ No. 9. einzelne Puñete No. 1 0 . + 9 ° R . H i m m e l bedeckt und Regnerisch.

33 23. „ 24. „ 25. „ 26. „ 27. „ 28. „ 29. „ 30. „ 31. „ 1. J u n i

2. 3. 4. 5. 6. 7.

,, „ „ „ „ „

„ ,, „ ,, ,, „ „ „ „ „

,, „ „ „ „ „

No. 9. bis 1 0 . + 9 ° R . H i m m e l bedeckt. No.7.gesprenkelt-|-10 H i m m e l bedeckt. No. 9. bis 1 0 . g e s p r e n k e l t Ziemlich hell. No. 5, bis 6. gesprenkelt + 1 0 ° R . Klar und heiter. N o . 4. g e s p r e n k e l t . Ziemlich klar. No. 8. gesprenkelt. Keine B e o b a c h t u n g . Hell, klar, schön. No. 0. massig bedeckt, N a c h m i t t a g s Gewitter u. R e g e n . No. 0. + 1 0 ° R . massig bedeckt. No. 9. in einzelnen F l e c k e n . D u r c h die F e u c h t i g k e i t der L u f t war das P a p f e r schon leicht g e f ä r b t . In der N a c h t Regen. Morgens ziemlich k l a r . No. 8. Sonnig schön. No. 8. bis 9. Nebelig, Regnerisch. No. 6. bis 7 . Regen. No. 8. Regen. Keine B e o b a c h t u n g . No. 8 . Bedeckter H i m m e l .

Die Beobachtungen in Meran und W i e s b a d e n sind von dem H e r r n Stadtgerichtsrath S c h u l z e m i t den gleichen Reagenspapieren, wie in Mentone, angestellt worden. Die verschiedensten Pflanzentheile zahlreicher Pflanzen enthalten nach S c h i e n b e i n den Sauerstoff energisch erregende Stoffe, welche daher f ü r sich die F ä h i g k e i t haben, mit G u a y a k t i n c t u r g e t r ä n k t e P a pierstreifen zu bläuen. Diese Ozonbilder mögen die W i r k u n g e n der K r ä u t e r k u r e n , die H e i l k r ä f t e der meisten Arzneipflanzen erklären helfen, sie werden jedoch schwerlich einen Beitrag liefern zu der Ozonproduction, welche d e s N a c h t s von der V e g e t a t i o n ausgeht. Die nächtliche Ozonabgabe der Pflanzen an ihre U m g e b u n g ist höchst wahrscheinlich n u r die Folge der von den Pflanzen ausgehenden Verdunstung und liefert einen Beleg, dass die W a s s e r a b g a b e der Pflanzen, durchaus ungleich der A b g a b e des unerregten Sauerstoffs, in der N a c h t nicht allein keine U n t e r b r e c h u n g e r l e i d e t , sondern auch eine- gewisse Stärke hat. E s g*eht den Pflanzen, wie den T h i e r e n , die freie Iilectricität des T h i e r k ö r p e r s — so schliesst A l e x a n d e r S c h m i d t — , in geringem G r a d e die Krystallsubstanz des Blutes (das Haematoglobulin) — so lehrt derselbe Forscher — erregen den eingeathmeten unerregten Sauerstoff, allein das Ozon, welches E d u a r d L i c h t e n s t e i n in der ausgeathmeten L u f t und in der H a u t a u s d ü n s t u n g nachgewiesen h a b e n will, ist höchst wahrscheinlich nur die F o l g e der W a s s e r v e r d u n s t u n g , welche von den L u f t w e g e n und der H a u t stetig erfolgt. — J e d e r Baum entwässert den U n t e r g r u n d , ozonisirt die L u f t seiner Umgebung um so mehr, j e energischer seine Vegetation ist. — H a t die verdunstende Flüssigkeit der verschiedenen Pflanzen einen

34 ungleich s t a r k e n G e h a l t an S a l z e n ? Nach S c h a p e r s e n k t sich im October der Ozongehalt der L u f t plötzlich, b e s c h r ä n k t sich bis zur Mitte des D e c e m b e r auf die niedrigeren G r a d e , steigt dann nach u n d nach immer höher , bis derselbe im Mai die grösste H ö h e erreicht. Von dieser H ö h e schreitet derselbe bis zum September so zögernd zurück, dass er in diesem Monate erst dieselben Gradunterschiede zum Mai, wie zum October e m p f ä n g t : 1 , 2 ° S c h o e n b e i n . Dieses A u f und Absteigen der Reaction nach J a h r e s a b s c h n i t t e n in unseren Breiten scheint d a r z u l e g e n , d a s s d i e V e r d u n s t u n g d i e s t ä r k s t e O z o n q u e l l e d e r N a t u r i s t , welche nothwendig mit der steigenden Vegetation und W ä r m e zunimmt und dem G r a d e der eintretenden K ä l t e , des abnehmenden Pflanzenlebens entsprechend a b n i m m t . Terpentinöl, der Sonne lange ausgesetzt, erhält schwache oxydirende K r ä f t e . W i r haben hier den Beweis f ü r eine Ozonbildung des directen Sonnenstrahles auf einem anderen W e g e , als auf dem der gesteigerten V e r dunstung. D e r vielfach b e w ä h r t e Nutzen des Terpentinöles bei nervösem H ü f t w e h , Gallensteincolik, L u n g e n b r a n d und d e r Rose, die Heilk r a f t der L u f t und P r ä p a r a t e der Nadelwälder lässt uns an die Beziehung das Terpentinöl zum Ozon erinnern. Vor. den als Säuren sich verhaltenden H a r z e n des T e r p e n t i n s (welches pinus silvestris u n d picea exctlsa liefern) zum Ozon wissen wir noch nichts. — Ob Terpentinöl diese oxydiienden K r ä f t e auch im Blute und in den Organen des K r a n k e n erhält, ob seine H e i l k r a f t wirklich durch Ozon vermittelt wird, wissen wir nicht. E s ist eine A u f g a b e der Z u k u n f t , die bisher dunkle W i r k u n g der Arzneimittel begreiflich zu machen. W e n i g e Minuten sind f ü r den lebendigen Organismus ausreichend, um nach aufgehobener S a u e r stoffzufuhr seitens der L u n g e n den gesamrnten vorräthigen Blutsauerstoff zu v e r z e h r e n , während das B l u t , welches die Gefässwand verlassen hat, ausserhalb des K ö r p e r s und nach Abschluss von der L u f t eist nach 4S Stunden — wie J . S a c h s festgestellt h a t — seinen V o r r a t h an Sauerstoff zu Oxydationen v e r b r a u c h t hat. — Diesen ü b e r 60U Mal stärkeren Stoffwechsel des innerhalb der lebendigen Gefässwand befindlichen Biules e r k l ä r t A . Schmidt dadurch, dass die ozonbildende K r a f t der B l u t s c h e i b t n n u r g e r i n g , die der freien Körperelectricität sehr gross ist, j a es soll nach A . S c h m i d t die G e r i n n u n g , die Fibrinbildung als erstes Signal der A b n a h m e der Ozonbildung zu deuten sein. — Die F r a g e ist daher berechtigt, durch welche Mittel ist bisher indirect am K r a n k e n b e t t e erstrebt worden, w a s durch Ozon direct zu erreichen i s t ? mit anderen W o r t e n , stehen b e w ä h r t e wichtige Arzneimittel vielleicht in Beziehung zu der fundamentalsten physiologischen L e b e n s t h ä u g k e i t , zu der O z o n b i l d u n g ? — A b g e s e h e n von den Ozonbildern der Pflanzenwelt soll schwefelsaures Eisenoxydul unter den Eisenoxydulsalzen der s t ä r k s t e Ozonerzeuger s e i n ; allein selbst den B e s t a n d t e i l e n unseres K ö r p e r s heterogene Metalle: das

35 Silber, w e l c h e s sich als t o n i c u m , das Q u e c k s i l b e r , w e l c h e s sich als desinficienz bewährt hat, verhalten sich — n a c h S c h o e n b e i n — wie die B l u t s c h e i b e n d. h. sie zersetzen W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d und s e t z e n den frei werdenden Sauerstoff in Ozon um. B e i d e E i g e n s c h a f t e n , Sauerstoff zu erregen und W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d zu zersetzen, stehen ..nach Schoenbein in einein i n n i g e n Z u s a m m e n h a n g e und k o m m e n fast i m m e r z u s a m m e n vor. E s fragt sich n u n , berechtigt die B l ä u u n g des J o d k a l i u m s t ä r k e papieres, w e l c h e s nach S c h o e n b e i n w e i t empfindlicher ist, als T h a l liumpapier, z u dem S c h l ü s s e , dass das atmosphärische Ozon diese B l ä u u n g herbeigeführt h a t ? W e l c h e Stoffe giebt's im D u n s t k r e i s e , w e l c h e fähig s i n d , J o d k a l i u m zu o x y d i r e n ? D a s R e g e n w a s s e r n i m m t die in der atmosphärischen L u f t vorhandenen Körper auf. Ozon ist bis j e t z t im R e g e n w a s s e r nicht nachg e w i e s e n worden, obgleich das W a s s e r , wie das seit z w e i Jahren eing e f ü h r t e O z o n w a s s e r bewiesen hat, O z o n g a s stark zu absorbiren fähig ist. L i e b i g fand 1 8 2 6 im R e g e n w a s s e r salpetersaures A m m o n i a k , S c h o e n b e i n und M e i s s n e r fanden W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d , Struve findet in j e d e m R e g e n - und S c h n e e w a s s e r salpetrigsaures A m m o n i a k . N a c h S c h o e n b e i n entsteht durch jede V e r d u n s t u n g salpetrigsaures A m m o n i a k , allein an keiner S t e l l e kat m e i n e s W i s s e n s S c h o e n b e i n publicirt, dass durch V e r d u n s t u n g O z o n g a s e n t s t e h t . I n B e z u g auf den früher v o n Herrn B r a n d e s mitgetheilten A u s s p r u c h muss man sich f r a g e n : hat durch die B i l d u n g von salpetrigsaurem A m m o n i a k bei der V e r d u n s t u n g , w e l c h e ohne v o r h e r g e h e n d e Oxydation des atmosphärischen S t i c k s t o f f s oder A m m o n i a k s nicht z u d e n k e n ist, S c h o e n b e i n g e s c h l o s s e n , dass der B i l d u n g v o n salpetrigsaurem A m m o n i a k eine B i l d u n g von O z o n g a s durch die V e r d u n s t u n g vorausg e h t ? oder hat S c h o e n b e i n in der N ä h e zur B l e i c h e bestimmter, befeuchteter L e i n w a n d Ozon durch den G e r u c h v e r m u t h e t ? — A u c h freie salpetrige S ä u r e u n d Salpetersäure können nach Goppelsr o e d e r im R e g e n w a s s e r n a c h g e w i e s e n werden. B l a u e s L a k m u s p a p i e r wird in der L u f t der Gradirwerke, an der L u f t überhaupt nicht geröthet, sondern g e b l e i c h t , salpetrige Säure und Salpetersäure k ö n n e n also, w e i l sie L a k m u s p a p i e r röthen und nicht bleichen, das J o d k a l i u m der R e a g e n z p a p i e r e nicht oxydirt h a b e n . — Salpetrigsaures A m m o n i a k ist nach S c h o e n b e i n u n f ä h i g , J o d k a l i u m zu zersetzen. — Wasserstoffsuperoxyd hat s c h w a c h e oxydirende E i g e n s c h a f t e n ; dasselbe oxydirt J o d k a l i u m sehr langsam, so dass selbst die B l ä u u n g einer J o d k a l i u m s t ä r k e k l e i s t e r l ö s u n g durch W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d sehr spät auftritt. E s i s t hier z u e r i n n e r n , dass eine L ö s u n g von J o d k a l i u m stärkekleister durch Ozonwasser sich sofort bläut, während die B l ä u u n g des J o d k a l i u m s t ä r k e p a p i e r e s durch O z o n w a s s e r in ausreichender W e i s e erst nach S t u n d e n erfolgt. A n der starken und raschen B l ä u u n g der

36 Reagenzpapiere durch die L u f t der G r a d i r w e r k e k a n n das Wasserstoffsuperoxyd entweder gar keinen oder nur einen sehr geringen A n t h e i l haben. — Mit W a s s e r vermischte salpetrige S ä u r e h a t ein viel grösseres V e r m ö g e n , zu o x y d i r e n , als eine gleich wasserreiche Salpetersäure, — es wird daher, weil salpetrigsaures A m m o n i a k nicht fähig ist, J o d k a l i u m zu o x y d i r e n , auch das salpetersaure Ammoniak nicht im Stande sein, die R e a g e n z p a p i e r e zu bläuen. Das nach der Grösse seines V o r k o m m e n s , nach der Energie seiner oxydirenden K r ä f t e weitaus mächtigste Oxydationsmittel der Atmosphäre ist daher O z o n . — O z o n , W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d , salpetrigsaures oder salpetersaures A m m o n i a k sind K ö r p e r , welche gemeinschaftliche E n t s t e h u n g s b e d i n gungen zu haben scheinen, weil sie mehr oder weniger gemeinschaftlich vorkommen. A u c h bei der V e r b r e n n u n g von Alcohol, von W a s s e r stoff sind sie durch S t r u v e nachgewiesen worden. E b e n s o ist Ozon im Blute von A l e x a n d e r S c h m i d t z u e r s t , »Wasserstoffsuperoxyd im H a r n von S c h o e n b e i n , salpetrigsaures A m m o n i a k im Speichel, immer in der ausgeathmeten L u f t , — zumal nach der Mahlzeit — von S t r u v e nachgewiesen worden. — M e i s s n e r h a t nun b e w i e s e n , dass ü b e r a l l , wo Ozon entsteht, A n t o z o n , also nach E n g l e r u n d N a s s e Wasserstoffsuperoxyd entstehen muss. Bei einer Menge von Oxydationsvorgängen, welche u n t e r Mitwirkung des W a s s e r s ablaufen, t r i t t nach Schoenbein W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d auf. Wasserstoffsuperoxyd ist in unserem B l u t e ein v o r ü b e r g e h e n d e r Bestandtheil, — dasselbe wird — weil die F ä h i g k e i t der Blutscheiben, Wasserstoffsuperoxyd zu zersetzen nach A l e x a n d e r S c h m i d t enorm gross ist — sofort nach seiner E n t s t e h u n g zersetzt und nach S c h o e n b e i n in W a s s e r und Ozon umgesetzt. D a s verschluckte salpetrigsaure A m m o n i a k des Speichels, meint S t r u v e , wird im Magen zersetzt zu Chlorammon und in salpetrige Säure, welche als k r ä f t i g e s Oxydationsmittel den Mageninhalt hilft resorsirbar zu machen. — So kostspielig es ist, durch Wasserstoffsuperoxyd Magen und Blut mit Sauerstoff zu versehen, so billig wird dieses Ziel d u r c h salpetrige Säure haltiges W a s s e r zu erreichen sein. Scott, Thoms o n , H o n o c h , F r e r i c h s haben von der Salpetersäure; obgleich dieselbe erheblich schwächer, wie salpetrige Säure, oxydirt, schon N u t z e n gesehen bei der Gelbsucht, des Catarrhes der Gallenwege und der chronischen L e b e r e n t z ü n d u n g . Die Beobachtungen dieser Forscher, meine Beobachtungen der souveränen B e d e u t u n g des Ozonwassers in p r o t r a hirten Fällen von Gelbsucht g e s t a t t e n , die W i r k u n g s w e i s e des Königswassers als die eines Oxydationsmittels zu deuten und lassen es nothwendig erscheinen, klinische Versuche mit salpetriger Säure zu machen, welche durch W a s s e r sehr stark v e r d ü n n t worden ist. Bei den V e r b r e n n u n g s - und V e r d u n s t u n g s v o r g ä n g e n der A t m o sphäre, bei terrestrischen V e r b r e n n u n g e n , im T h i e r k ö r p e r begegnen

37 wir also den g l e i c h e n oxydirenden K ö r p e r n : Ozon, Wasserstoffsupero x y d , salpetriger S ä u r e , K ö r p e r n , welchen in verschiedenem Grade die F ä h i g k e i t innewohnt, zu oxydiren auch bei niederen T e m p e r a t u r e n . D a s E i g e n t ü m l i c h e des thierischen Chemismus b e r u h t daher weder in dem U m f a n g e und der Energie seiner Oxydationen bei relativ niedriger T e m p e r a t u r , noch in der A r t seiner Oxydationsmittel. — D e r u n e r r e g t e Sauerstoff ist u n f ä h i g , bei unserer E i g e n w ä r m e V e r b i n d u n g e n mit den Bestandtheilen unseres Körpers einzugehen. — I s t nicht der v e r d i c h t e t e unerregte Sauerstoff im Stande, bei unserer E i g e n w ä r m e die Bestandtheile des lebendigen K ö r p e r s energisch zu o x y d i r e n ? Diese F r a g e ist berechtigt, weil der u n e r r e g t e Sauerstoff von den Blutscheiben verdichtet und doch so lose gebunden wird, dass er durch mechanische Mittel a b t r e n n b a r ist. Die drei folgenden Versuche v e r n e i n e n die F r a g e : E r s t e r V e r s u c h : Alcohol, vom Blute aufgenommen, wird im Blute und in den Organen zu Essigsäure und diese wird zu Kohlensäure und W a s s e r oxydirt. — A m 19. December 1 8 7 1 wurden 15 G r a m m e s Spirit. vin. rectificatissim. mit Sauerstoffwasser (ein L i t r e des W a s s e r s e n t h ä l t 1 % L i t r e Sauerstoff) in einer Litreflasche vereinigt und sorgfältigst mit Kork und D r a h t verschlossen. Die Mischung wurde am 2 9 . A p r i l geprüft. W e d e r der Geruch, noch R ö t h u n g des L a k m u s p a p i e r s deuteten in der völlig klaren L ö s u n g auf eine S ä u r e . ' Zweiter Versuch: 15 G r a m m e s S p i r i t . vin. rectificatissim. wurden mit s t a r k e m Ozonwasser in einer Litreflasche vereinigt. Nach 19 T a g e n saure Reaction und G e r u c h nach Essigsäure. D r i t t e r V e r s u c h : J o d k a l i u m ist sehr leicht oxydirbar. Zwei Esslöffel einer J o d k a l i u m s t ä r k e k l e i s t e r l ö s u n g wurden in der vorher erwähnten W e i s e mit Sauerstoft'wasser vereinigt. Nach 19 T a g e n war Pilzbildung eingetreten, jedoch keine S p u r einer Bläuung der Lösung. Aus obigen V e r s u c h e n ist zu folgern, dass nur der e r r e g t e und nicht der verdichtete u n e r r e g t e Sauerstoff leichter oxydabele Körper, wie J o d k a l i u m , A l c o h o l , geschweige denn schwer oxydirbare K ö r p e r , wie Eiweiss, Blutfarbstoff, zu oxydiren v e r m a g ; letztere K ö r p e r erfordern nach A l e x a n d e r S c h m i d t viel O z o n ; Eiweiss wird durch mehrtägige E i n w i r k u n g des Ozons — nach G o r u p - B e s a n e z — ganz in Gase v e r w a n d e l t , also vollkommen, ohne A s c h e n r ü c k s t a n d verbrannt, ebenso G l o b u l i n , das im lebendigen Blute vorkommende u n d durch Kohlensäure feinkörnig gefällte Oxydationsproduct des Hämatoglobulins. — So ist denn nur der erregte Sauerstoff f ä h i g , die ebenso umfänglichen, wie überaus energischen Oxydationen des T h i e r k ö r p e r s ausz u f ü h r e n , sei e s , dass er direct entsteht oder zugeführt wird, sei es, dass er durch Wasserstoffsuperoxyd oder salpetrige Säure oder Salpetersäure zur Action k o m m t . — So scheint S c h o e n b e i n mindestens f ü r den Chemismus des T h i e r k ö r p e r s R e c h t zu h a b e n , dass nur der erregte Sauerstoff der t h ä t i g e Sauerstoff ist. —

38 Der Erregung des Sauerstoffs in unserem Körper geht seine Verdichtung durch die Blutscheiben voraus; je geringer der Barometerdruck wird, um so mehr wird die Fähigkeit der Blutscheiben sinken, den Sauerstoff zu verdichten. Wenn daher in zu grossen Höhen Schwäcbezustände, Blutungen u. s. w. beobachtet werden, so werden um so mehr diese Erscheinungen auch auf Mangel des ernährenden Sauerstoffs zurückzuführen sein, als es keineswegs ausgemacht ist, dass der S c h a p e r ' s c h e Satz, der Ozongehalt der Luft steige mit der Höhe über der Bodenoberfläche, auch für die höchsten Schichten der Atmosphäre seine Geltung hat. Die freie L u f t kann reich an oxydabeln Körpern und nicht unerheblich ozonhaltig sein, und zwar in allen den Fällen, in welchen an ein und derselben Stelle gleichzeitig starke Heerde der Verwesung und starke Zufuhren oder Productionsstätten des Ozons sich vorfinden. — Der Vernichtungskampf, welchen das Ozon gegen die combustibeln Körper der Luft f ü h r t , geht in dem gasförmigen Medium der Atmosphäre nach und nach vor sich, geschieht nicht in explosiver "Weise. Man darf also aus der Gegenwart von Ozon in der Luft eines Ortes nicht auf ein Freisein seiner L u f t von oxydabeln Stoffen schliessen. Dieser Satz wird durch folgende Messungen bewiesen, welche ich vom 2. Juli d. J . Abends 8 Uhr bis Morgens 8 Uhr des 3. Juli im Thiergarten Berlins mit neuen überaus empfindlichen Papieren ausführte. Die S c h ö n b ein'schen Papiere reagiren so träge, dass eine 12bis 24stündige Beobachtungszeit eine Nothwendigkejt ist, um Färbungen in ozonhaltiger L u f t zu erhalten. Die Messung des atmosphärischen Ozons wird erleichtert und feiner, wenn wir im Besitz von Papieren sind, welche sehr rasch durch vorhandenes Ozon gefärbt werden. Diese empfindlichen Papiere sind zumal dann an der Stelle, wenn nur kurze Beobachtungszeiten zu Gebote stehen und die P a piere unter den Augen bleiben können. — Es ist gestattet zu schliessen, dass um so mehr Ozon vorhanden ist, j e rascher an demselben weissen Papiere die Färbung beginnt und mehr oder weniger intensiv wird. — Die Herren K r e b s und K r o l l haben daher auf meine Veranlassung aus Lösungen von Jodkalium und Stärke in den verschiedensten Verhältnissen Papiere bereitet und mir zur Prüfung übersandt und dasjenige Papier, welches mir sich weitaus am empfindlichsten zeigte und für Beobachtungszeiten unter 12 Stdn. durchaus ausreicht, ist beibehalten worden. — Die hohen Nummern der Scala werden von diesen neuen Papieren rascher, als durch die bisherigen, erreicht und wenn sie keine lieaction zeigen, so ist der Schluss weit sicherer, als nach Anwendung der S c h ö n b e i n ' s c h e n Papiere, dass Ozon nicht vorhanden ist. — An einem solchen neuen Eeagenspapiere habe ich, — allerdings bis jetzt nur einmal, — folgende Beobachtung

gemacht,

39 welche die energischste Einwirkung des Ozons beweist und es rathsam erscheinen lässt, wenn man sehr starken Ozongehalt in der L u f t v e r m u t h e t , das Papier nur mehrere Stunden zu exponiren. — Das P a p i e r war auf dem Balcon meiner W o h n u n g , welcher für W i n d und Vegetation sehr günstig gelegen i s t , im J u n i d. J . um 1 l Uhr Mittags aufgehängt: gegen 4 U h r Nachmittags s t a r k e F ä r b u n g , dann Beginn einer E n t f ä r b u n g , so dass gegen 8 U h r Abends das P a p i e r fast farblos war. V o n dieser Zeit neue F ä r b u n g , so dass nach 10 Stunden das P a p i e r Reaction 9 zeigte. Das J o d der J o d s t ä r k e wurde in diesem F a l l e höchst wahrscheinlich zu Jodsäure oxydirt, welcher die Bildung neuen Jodamyluins folgte. In Bezug auf die Empfindlichkeit der neuen Papiere schreibt mir am 1 3 . Juli d. J. D r . M o g k von Ludwigshöhe bei L a u f in Mittelfranken: „Mein Aufenthalt ist im Gebirge in M i t i e l f r a n k e n , etwa 1 5 0 0 Pariser F u s s hoch. Der Ozongehalt ist sehr bedeutend. In 1 0 Stunden oft Nr. 1 2 . Ihres Ozonorneters und zuweilen nach 2 5 Minuten ist das P a p i e r schon deutlich g e f ä r b t . " Die Reactionen der nachfolgenden Messungen lassen nur annähernd mit den früheren Messungen vergleichen. A . In dem T h e i l e des T h i e r g a r t e n s , und foetiden Wasserläufen i s t :

welcher frei

sich

von

daher

Sümpfen

1)

Das P a p i e r war 6 F u s s hoch an einem baumartigen, an einem breiten W e g e stehenden Strauche befestigt, und war so frei aufgehängt, dass es dem W i n d e überaus zugänglich w a r : Nr. 11.

2)

An der Rinde eines A l l ^ e b a u m e s , so dass rechts ein breiter Fahrweg, links ein breiter Fussweg sich befand,

3)

Nr. 1 0 . 6 Fuss hoch a n g e h e f t e t : I m Gebüsch unter Blättern und grünen Pflanzenstengeln hängend, jedoch vom W i n d e nicht zu erfassen . . Nr. 7 . An den Rändern Nr. 9 .

4)

In einein Spalte der b o r k i g e n , tief zerklüfteten Rinde eines an einem W e g e stehenden, sehr starken Baumes, nur der äussere Rand des Papieres zeigte Nr. 6 , der übrige T h e i l farblos, weil er der freien L u f t nicht zugänglich war und von der Rinde selbst keine Verdunstung ausging.

5)

Zwischen einzelnen Bäumen und Gesträuch sechs F u s s hoch aufgehängt, der BodeD war s t a r k m i t v e r m o derten Blättern bedeckt Nr.10.

B . In dem T h e i l e des T h i e r g a r t e n s , welcher von foetiden Wasserläufen durchzogen wird: 1) P a p i e r , dem Winde sehr ausgesetzt, acht Fuss oberhalb des Wasserspiegels in der Mitte der stromaufwärts

40 sehenden Wand einer Brücke befestigt, welche über einen foetiden Wasserlauf f ü h r t : Nr.VIir. 2) Papier an einer vegetationsfrischen, also ozonproducirenden Nessel befestigt, welche hart am Rande eines Wasserlaufes steht, dessen nicht träge fliessendes Wasser über 50 Schritt weit zu riechen ist: Nr. 4. 3) Von der Ausgangsöffnung eines Brückengewölbes acht Fuss entfernt, 2'/^ Fuss oberhalb des Wasserspiegels an einer abgestorbenen Nessel befestigt, welche hart am Bande eines nicht träge fliessenden, jedoch sehr foetiden Wassers sich befand: Nr. 0. Nach den Mittheilungen des Herrn Regierungs-Medicinalrathes S c h a p e r hat ein an der Ostsee wohnender A r z t , dessen Name nicht genannt worden ist, stets höhere Reactionen notirt, als in Danzig verzeichnet wurden. — Die negativen Resultate an der Mentoner Westbucht vom 15. December 1871 bis 15. Januar 1 8 7 2 , während an der östlichen Bucht Mentones innerhalb derselben Zeit täglich Ozon oft in erheblicher Menge nachweisbar war, können den aus meinen Untersuchungen mit Nothwendigkeit folgenden S a t z , dass das Meer eine ungeheure Ozonquelle ist und um so mehr Ozon producirt, j e s t ä r k e r s e i n e V e r d u n s t u n g u n d s e i n S a l z g e h a l t i s t , nicht erschüttern, wenn auch derselbe Beobachter, welcher die negativen Resultate hatte, in Meran und Wiesbaden hohe Reactionen zu notiren Gelegenheit fand, als er sich derselben Papiere, wie in Mentone, bediente. Gleicht die Westbucht Mentone's dem Hafen von Marseille, Havanna, deren Wasser sehr unrein i s t ? Mag die Deutung jener auffälligen negativen Resultate später ausfallen, wie sie will, es galt, durch ein zweifelloses Experiment zu zeigen, dass das verdunstende Meerwasser allein für sich ein starker Ozonbilder ist. — Auf einer F a h r t von Eldena nach Lauterbach-Putbus am 6. Juli d. J . — entfernt von der Küste des Festlandes und Rügens — färbte sich das Papier schon, nachdem es 40 Minuten einem massigen Winde ausgesetzt worden war. — An die Sassnitzer Küste auf Rügen grenzt nach Osten das unabsehbare, freie Meer; an einem sonnigen T a g e , am 8. Juli, trat ein massig starker Ostwind ein, welcher nicht gestattete, dass das Ozon der Küstenvegetation über die nahe Ostsee sich ausbreitete. An einem 60 Fuss vom Strande entfernt im Meere liegenden, von schäumenden Wellen umspülten Felsblock, 5 Fuss über dem Wasserspiegel, nicht der Sonne, nur dem Winde ausgesetzt, befestigte ich um 10 Uhr Vormittags ein P a p i e r : s c h o n n a c h z w e i S t u n d e n z e i g t e es s e h r s t a r k e F ä r b u n g . (Die Scala hatte ich leider in Berlin zurückgelassen.) Die Reactionen an der Küste von Sassnitz, zu welchen sich das Meerozon mit dem Vegetationsozon der rein gehaltenen, mit Buchen

41 bedeckten Küste vereinigten, — zumal in einem balsamisch riechenden Tannenwalde — waren schon nach s e c h s Stunden überaus s t a r k . — W a s von den Salinenarbeitern gilt, soll noch mehr von den Schiffscapitainen gelten: fast immer kerngesund — trotz zeitweise wüster Lebensweise — erreichen sie meist ein Alter von mindestens 70 J a h r e n . In einer Familie, aus welcher seit Generationen Schiffscapitaine hervorgehen, theilte man mir als Beweis für den allbekannten s t ä r k e n d e n Einfluss der Meeresluft m i t : ein m a g e r e r , bleicher, schmächtiger Knabe litt bis zum 15. Jahre jede Nacht an Harnincontinenz. Er wurde Seemann. Schon von der ersten Seereise nach England, welche 5 Wochen dauerte, kam er mit frischem Aussehen, mit grösserer Muskelkraft und dauernd befreit von seinem Leiden zurück. Welche Bedeutung hat das atmosphärische Ozon für das Luftmeer und den Menschen ? Die L u f t ist für den Menschen giftig, wenn sie 1) Kohlensäure und 2) oxydabele Körper (Ozonräuber) enthält. Die Kohlensäure — zu /^ 0 0 0 0 in der freien L u f t vorhanden, wenn nicht aussergewöhnliche Zufuhren bestehen — häuft sich in bewohnten, nicht ventilirten Räumen zu Procenten an. Wenn die durch die an Kohlensäure reichen'Getränke verursachten Erregungen: gesteigerte Herzaction, raschere Hirnthätigkeit, Instvoller Rausch u. s. w. eine Erhöhung der Lebenskraft vortäuschen, — wenn der Genuss der Kohlensäure auch den Sinnen schmeichelt, und die Nerven der Nasenschleimhaut angenehm kitzelt, wenn die Kohlensäure auch in den Mineralwässern Darmbewegungen herbeiführen hilft, so wird doch jede Erregung mit nachfolgender S c h w ä c h e des Hirns, des Herzens, des Magens, des Darmes u. s. w. erkauft, — so verliert sie doch nicht die Bedeutung eines die Ernährung des Muskel- und Nervensystems störenden Giftes, zu dessen Götzendienst in der Diaetetik und Heilkunde der Gegenwart eine unfertige Wissenschaft, eine unvollkommene Beobachtungskunst, eine unfeine Beurtheilung des Triebwerkes des Organismus, eine nicht hohe Aulfassung des Naturhaushaltes sich vereinigt haben. — Es ist eine der ersten Wirkungen der Kohlensäure, dass sie theils auf chemischem, theils durch abnorme Erweiterung der Blutscheiben auf physicalischem Wege (A. S c h m i d t ) das lebendige Blut seiner natülichen hellrothen Farbe beraubt. Wenn nun auch der Sauerstoff i n n e r h a l b d e s l e b e n d i g e n K ö r p e r s die Blutkohlensäure verdrängt, die durch die Kohlensäure gelähmten Blutscheiben wieder tonisirt und verkleinert, die durch die Kohlensäure herbeigeführte, dunkele Färbung des Blutes, kurz alle noch zu beseitigenden Giftwirkungen der Kohlensäure bewältigt, so ist gleichwohl der a t m o s p h ä r i s c h e n Kohlensäure gegenüber das Ozon völlig machtlos, weil in der Kohlensäure der Kohlenstoff mit dem größtmöglichen Quantum von Sauerstoff bereits sich verbunden hat. Die Kohlensäure ist also

6

42 kein O z o n r ä u b e r , hilft vielmehr durch ihre dem Ozon unantastbare Qualität die Harmonie des Naturhaushaltes begründen, welcher der Kohlensäure als wichtigsten Nährstoffes der Pflanzen b e d a r f . — W e i l die K o h l e n s ä u r e kein Ozo'nräuber ist, ist sie nicht derj e n i g e G i f t s t o f f der L u f t , w e l c h e r unseren Infectionsk r a n k h e i t e n zu G r u n d e l i e g t . Das g i f t i g e A m m o n i a k , welches als regelmässiges Endproduct der Fäulniss stickstoffhaltiger organischer Substanzen in den Dunstk r e i s e m p o r s t e i g t , wird durch's Ozon in salpetrige S ä u r e und diese in Salpetersäure o x y d i r t , also in zwei K ö r p e r , welche bei niederen Temperaturen das Regen wasser von verbrennbaren Körpern befreien helfen. — In gleicher W e i s e werden die g i f t i g e n G a s e : Kohlenwasserstoff, Schwefelwasserstoff, Schwefelwasserstoff-Schwefelammonium, welche aus den Verwesungs- und Fäulnissheerden in die Atmosphäre emporsteigen, durchs Ozon in K o h l e n s ä u r e , W a s s e r , Schwefelsäure (?), Salpetersäure oxydirt. D i e eben genannten Gase sind allerdings Ozonr ä u b e r ; allein weder allein, nocli in ihrer Gesammtheit bilden sie w e g e n i h r e r r e l a t i v g e r i n g e n M e n g e den eigentlichen Giftkörper der L u f t . — Unsere Infectionskrankheiten: Wechselfieber, T y p h u s , Cholera, R u h r , Masern, P o c k e n , Scharlach u. s. w. sind nichts. weniger als Gasvergiftungen, noch weniger sind sie einfache Vergiftungen durch die atmosphärische K o h l e n s ä u r e , für welche bekanntlich die Empfänglichkeit niemals erlischt. D i e Natur unserer Infectionskrankheiten zwingt zu der A n n a h m e , dass ihre Ursache in O z o n r ä u b e r n l i e g t , w e l c h e e i n e r V e r m e h r u n g f ä h i g s i n d und als solche kennen wir zumal d i e F ä u l n i s s e r r e g e n d e n V i b r i o n e n . — Diese kleinsten organischen W e s e n sind relativ so überwiegend in der geschlossenen und unreinen freien L u f t vorhanden, dass sie wegen ihrer allein hervortretenden W i r k u n g e n auf den Menschen den Namen des G i f t s t o f f e s d e r L u f t mit grösserem R e c h t e , als die giftigen Gase, verdienen. W e i l die Bewohner geschlossener, also ozonfreier, an Ozonräubern reicher Wohnungen nur a u s n a h m s w e i s e e r k r a n k e n , so inuss der Mensch im B e s i t z e natürlicher entgiftender K r ä f t e sein. W e n n ein Mensch durch die L u f t - und Wassergifte erkrankt ist, sei es, dass Ozonräuber der Luft und des W a s s e r s zu stark von Aussen aufgenommen wurden, sei es, dass die natürlichen entgiftenden K r ä f t e des E r k r a n k t e n im Verhältniss zu den giftigen Zufuhren von zu geringer Grösse waren, so haben wir die Zufuhr der Ozonräuber zu sistiren und j e n e natürlichen entgiftenden Kräfte künstlich zu steigern. W e l c h e r A r t ist die uns innewohnende desinficirende K r a f t ? Unerregter Sauerstoff, — selbst in geringer gularvene gespritzt, — wird so wenig vom Blute wie j e d e s indifferente Gas, im rechten Herzen sich tödtet ( A , S c h m i d t ) . Allein es findet überalL,

Menge in die J u a b s o r b i r t , dass er, anhäuft und- sofort wo das an Kohlen-

43 säure und W a s s e r reiche B l u t durch die dünnen Gefässwände der L u n g e , der Haut, des Magens, des Darmes von dur an Kohlensäure und an W a s s e r armen Atmosphäre getrennt wird, ein Strom von Kohlensäure und W a s s e r aus dem B l u t e zur L u f t und andererseits von Sauerstoff aus der Atmosphäre zum B l u t e schon nach deq G e setzen der Diffusion der Gase statt. Der Sauerstoffstrom erfolgt um so stärker, als das B l u t eine so ungewöhnlich grosse Anziehung auf den atmosphärischen Sauerstoff ausübt, dass derselbe von den B l u t scheiben verdichtet und sodann — höchst wahrscheinlich durch die Körperelectricität — in Ozon verwandelt wird. — Der erste W e g , die natürliche entgiftende K r a f t zu erhöhen, war daher für mich, die Lunge und die Haut mit reinem Sauerstoff, statt mit atmosphärischer L u f t in Berührung zu bringen und dem K ö r p e r die Erregung des künstlich zugeführten unerregten Sauerstoffs zu überlassen. Englische, französische, amerikanische Collegen hatten kleine Gaben reinen Sauerstoffes angewandt, ich sehe nur grosse Erfolge, wenn Massen, K u b i k f u s s e des Gases zur Anwendung kommen. — Wasserstoffsuperoxyd entsteht in uns und wird als atmosphärischer Arzneikörper im Verhältniss zum atmosphärischen Ozon in ausserordentlich geringer Menge uns zugeführt; dasselbe wird ausserhalb des Körpers durch B l u t unter stürmischer Gasentwickelung zersetzt. Im Magen von Hunden und Kaninchen, fast gewiss auch im Magen des Menschen wird W a s s e r stoffsuperoxyd nicht zersetzt und es kann ferner in grossen Quantitäten durch die Blutgefässe des Magens in den Kreislauf aufgenommen werden, ohne f r e i e s Gas zu entwickeln. W i r schliessen daher, dass der im lebendigen B l u t e durch Zersetzung des Wasserstoffsuperoxydes frei werdende Sauerstoff sofort in Ozon u m g e s e t z t , absorbirt und zu physiologischen Oxydationen verbraucht wird. — Man könnte daher zweitens die natürlichen entgiftenden K r ä f t e durch künstliche Zufuhr von Wasserstoffsuperoxyd e r h ö h e n , allein die Herstellung desselben ist überaus kostspielig und, was noch mehr mich von Versuchen zurückgehalten hat, ist die Mittheilung von A . S c h m i d t , dass bei Kaninchen und Hunden nach künstlicher Zufuhr von Wasserstoffsuperoxyd Temperaturerhöhungen von 0 , 7 ° bis 1 , 3 ° bis 2 , 0 ° Cels., also F i e b e r eintraten. — E s ist experimentell von A . S c h m i d t festgestellt, dass die B l u t s c h e i b e n , das B l u t a l b u m i n , der gelbe Farbstoff des Serums ganz besonders fähig sind, Ozon zu absorbiren-, ohne sofort von dem aufgenommenen Ozon oxydirt zu werden — es ist zu erinnern, dass W a s s e r , also auch das Blutwasser, Ozon in weit grösserer Quantität, als unerregten Sauerstoff, absorbirt, so dass drittens der W e g von mir drei J a h r e eingeschlagen worden i s t , die natürlichen entgiftenden K r ä f t e eines K r a n k e n durch künstliche Zufuhr von Ozongas direct nach W i l l k ü r zu steigern. Durch das Medium des Ozonwassers können 3 0 Cubikcentimeter reines Ozongas und mehr nach meinen zahlreichen Erfahrungen inner-

44 halb 24 Stunden dem leeren Magen und Darm des erwachsenen Menschen einverleibt werden, ohne Aufstossen, ohne Auftreibung des Leibes zu verursachen, — diese Ozonmengen werden aufgenommen mit nachfolgender Steigerung physiologischer Functionen, z. B. unter Erregung von Appetit, Schlaf, Wohlgefühl, Schweiss, aus denen wir sehliessen müssen, dass das Ozongas als solches vom Magen und Darm aus in die Blutbahn aufgenommen wordeu ist, ohne freies Gas zu entwickeln, — dass vielmehr das Ozongas sofort zu physiologischen Oxydationen verwandt worden ist. — Dieselben Beobachtungen machte ich, wenn ich künstlich bereitetes Ozongas inhaliren liess, und es giebt Patienten, welche 4 Cubikfuss reines Sauerstoffgas so stark ozonhaltig ohne Hustenreiz unmittelbar hintereinander inhaliren, dass einige Gasblasen des ozonhaltigen Sauerstoffgases — in drei Unzen einer Jodkaliumstärkelösung (1 Theil Jodkalium, 1 Theil Stärke, 1000 Theile Wasser) geleitet, — sofort Reaction 9 der Scala verursachen. Die natürliche entgiftende Kraft des Menschen ist daher eine Resultante aus mehreren Componenten : sie beruht erstens in unserer Fähigkeit, den von der lebendigen Gefässwand aufgenommenen Sauerstoff zu verdichten, und in Ozon überzuführen, — zweitens in der Fähigkeit der festen und flüssigen Blutbestandtheile, das atmosphärische Ozon, künstliches Ozon bis zu einer gewissen Concentration zu absorbiren, und zu physiologischen Oxydationen zu verwenden, — drittens in der schwer oxydabelen Natur unserer Schleimhäute, welche dem atmosphärischen und künstlich zugeführten Ozon, — welches letztere eine gewisse Concentration nicht übersteigen darf — den Durchgang gestattet, ohne sofort oxydirt zu werden. — D i e Z u f u h r v o n O z o n d u r c h s O z o n w a s s e r von d e n L u n g e n , dem Magen, dem D a r m e , d e r H a a t h e r i s t s o m i t der d i r e c t e W e g , die n a t ü r l i c h e n e n t g i f t e n d e n K r ä f t e d e s i n f i c i r t e n M e n s c h e n z u s t e i g e r n . — Das Krankenbett hat mich an zahlreichen Beispielen jedoch belehrt, dass das künstlich zugeführte Ozongas auch ein unvergleichbares remedium excitans, roborans, antispasmodicum, haemostaticum, antifebrile und antiphlogisticum ist, dass der lebendige Organismus durch dieses e i n e Mittel die verschiedensten Ziele erreicht, dass das Ozon der wesentliche Träger unserer eigenen natürlichen Heilkraft ist und dass der stärkende, heilkräftige Einfluss der atmosphärischen Luft, welche Ozon und keine Ozonräuber enthält, ebenso dadurch begreiflich ist, dass unsere natürliche Heilkraft durch das Luftozon erhöht wird, als die schwächende , krankmachende Wirkung der ozonfreien, an Ozonräubern reichen L u f t der Wohnungen und ihrer Umgebung dadurch verständlich wird, dass unser Körperozon durch Ozonräuber unter das physiologische Maass herabgesetzt wird. — Die Luft der Höhe, des Waldes, des Meeres, sobald sie reich an Ozon und frei von Ozonräubern ist, ist daher ein Arzneikörper, welcher dem Träger der Heilkraft unseres Körpers nicht allein homogen, sondern sogar völlig gleich ist.

45 Wie ist nun am Krankenbette der einheitliche Zusammenhang jener so divergirenden Wirkungsrichtungen eines und desselben Stoffes zu begreifen? Oder was dasselbe sagen will, wie ist es den Ozonräubern, welche wir durch L u f t und Wasser aufnehmen, eifahrungsmässig möglich, nicht allein Blässe des Gesichtes, allgemeine Mattigkeit, Herabsetzung der Widerstandskraft gegen erkältende Einflüsse, sondern auch jede elementare Krankheitsform: Fieber, Entzündung, Blutung, Schmerzen, Krämpfe, Lähmungen zu verursachen? Die Verbindungen des erregten Sauerstoffes mit den Körperbestandtheilen haben eine entgegengesetzte, jedoch immer die höchste physiologische Bedeutung, — sie sind wesentlich betheiligt bei der progressiven und regressiven Metamorphose. Mit anderen Worten: der erregte Sauerstoff ist für Blut, Muskel- und Nervensystem unersetzbarer N ä h r s t o f f und für den gesunden Körper nur so weit Zehrstoff, als er entlastet, entgiftet, gealterte und verbrauchte Körperbestandtheile in abscheidbare Producte verwandelt und zur Ausscheidung bringt. So werden z. B. die Blutscheiben nur mit Hilfe des erfegten Sauerstoffes aufgebaut, allein die alternden Blutscheiben gehen innerhalb der Blutbahn oxydativ zu Grunde, indem sie — nach A. S c h m i d t — durchs Ozon in Globulin (Serumcasein, fibrinoplastische Substanz), den gelben Sernmfarbstoff und das von der Galle später zur Ausscheidung gebrachte Eisen zunächst verwandelt werden. Es ist zweitens die Eigenthümlichkeit des Chemismus unseres Körpers, dass die Einfuhr der combustiblen Nährstoffe, des comburirenden Sauerstoffs, die ernährenden und entgiftenden Oxydationen, die Bildung und Ausfuhr der Wärme und der Abfallstoffe, kurz der gesammte Stoffwechsel nach seiner Grösse und in allen seinen Phasen unter der Herrschaft eines besonderen Apparates, des N e r v e n s y s t e m s , steht und- dass nur Ozon eine so rasche und so kräftigende Einwirkung auf diesen nervösen Apparat auszuüben vermag, dass dasselbe als höchster Nährstoff, als der höchste irdische Kraftstoff des Nervensystems gedeutet werden muss. — Im Fieber z. B. ist die Herrschaft des nervösen Apparates über den allgemeinen Stoffwechsel in der Art geschwächt, dass die Einfuhr der oxydabeln Nährstoffe, des oxydirenden Sauerstoffes, die ernährenden Oxydationen (z. B. die Neubildung der Blutscheiben), die Ausfuhr der. Wärme, der Kohlensäure, des Wassers, des Harnstoffes zu gering, die verzehrenden Oxydationen und Spaltungen — z. B. der Consum der Blutscheiben — zu stark, zu maasslos erfolgen. Ozon ist nnn der einzige Körper, welcher das Nervensystem so zu kräftigen vermag, dass es die über die elementaren und molaren Kräfte im Fieber verlorene Herrschaft rasch wieder erlangt, — welche durch Tonisirung des Nervensystems Schlaf und Schweiss herbeiführt, und unter Umständen den fieberhaften Process rasch coupirt. — Krämpfe, Schmerzen, Lähmungen sind Laesionen des Nervensystems, allein auch Blutungen und Entzündungen

46 scheinen ihren tieferen Grund in S c h w ä c h e des nervösen Apparates haben zu k ö n n e n . Es kommt also auf die Stelle an, wo die Ozonräuber das Nervensystem durch Zerstörung seiner normalen Krnährung schwächen, um irgend eine elementare Krankheitsform zu verursachen. Ebenso wenig, wie wir vor der Einführung des Ozonwassers ein jedem Arzte zugängliches Mittel kannten, welches unter gewissen Voraussetzungen — einen fieberhaften Process zu coupiren, die auf Schwäche der vierten Hirnkammer mit nachfolgender Lähmung der Lebergefässe beruhende Zuckerruhr zu sistiren fähig war, ebensowenig vermochten wir durch Morphium und Chloral Schlaf zu erzeugen, ohne das Nervensystem zu schwächen. Diese Schwächung des Nervensystems durch narcotica tritt wegen einer gewissen Toleranz unseres Nervensystems gegen Gifte nicht sofort, wohl aber durch den habituellen Gebrauch derselben oft so zweifellos hervor, dass sie selbst für den Laien keines Beweises bedarf. Unseren Kranken, welchen die pharmaceutischen Präparate keinen Nutzen mehr zu bringen %prmögen, verordnen wir in erster Linie den möglichst langen Gebrauch der stärkenden, reinen freien L u f t , „wir verweisen sie an die freie N a t u r " , welche gutes Aussehen, Muskelkraft, Appetit, und auch Schlaf geben k a n n , ohne zu schwächen. — Nach mündlicher Mittheilung des Herrn Grafen Harrach fand ein seit Monaten durch Schlaflosigkeit Gepeinigter in der auf dem Rigi verbrachten ersten Nacht seinen Schlaf wieder, — im Beginn des Frühlings wird mit der Zunahme des atmosphärischen Ozons Schläfrigkeit häufig beobachtet, — der Inhalation ozonisirten Sauerstoffs sieht man nicht selten unmittelbar einen Schlaf folgen, welcher unwiderstehlich ist. Diesen durch das Ozon der Natur oder der Kunst herbeigeführten Schlaf darf man sich nur als eine Folge der Entgiftung, der besseren Ernährung, der Stärkung des Gehirnes deuten. Wenn der Schmerz der acuten Entzündung, die Schlaflosigkeit des Fiebers, die Diarrhoe eines acuten Darmcatarrhs mit Opium nicht bekämpft werden darf, so liegt der Grund, die Narcotica zu meiden, darin, dass die der Entzündung und dem Fieber wesentlich zu Grunde liegende Schwäche des Nervensystems durch Opium vermehrt wird. — Die Verwendbarkeit des Ozons — natürlich im Verein mit guter Nahrung — gegen jede elementare Erkrankungsform begreift sich also durch seinen Nährwerth für die wichtigsten Gewebe und durch seine Bedeutung als das von der Natur, sowohl vom Organismus, als von der freien Luft gesetzte Tonicum des Nervensystems, von dessen ungeschwächter Herrschaft über den allgemeinen Chemismus und den Stoffwechsel der Organe die Harmonie der Neu- und Rückbildungen, der Functionen, unsere gesunde körperliche und geistige Leistungsfähigkeit abhängig ist. Wird ein Theil der Fäulniss erregenden Vibrionen vom Körperozon weder vernichtet, noch an der Vermehrung gehindert, so muss er zum Schmarotzer am verdichteten, unerregten Sauerstoff der Blut-

47 Scheiben, an den Geweben der Organe werden und, indem er innerhalb des lebendigen Körpers faulige Zersetzungen einleitet, Gifte produciren. — Der Streit., 'wie weit die Gälirungen erzeugenden Pilze, die Fäulniss erregenden Vibrionen eine Krankheitsursache sein können, meine ich, erledigt sich dahin, dass die kleinsten Organismen nicht als solche, sondern nur als Ozonräuber, als Schmarotzer am verdichteten, unerregten Blutsauerstoff und an den B e s t a n d t e i l e n der Gewebe, als Gifte producirende Fäulnisserreger fähig sind, jede elementare Erkrankungsform zu verursachen. Die krankmachende Ursache, welche in den physikalischen Qualitäten der Luft und des Wassers f ü r uns liegen kann, die sogenannte r h e u m a t i s c h e Ursache ist bei der Herrschaft des Nervensystems über Gefässe und den allgemeinen und örtlichen Stoffwechsel wahrscheinlich auch fähig, allein für sich jede elementare Erkrankungsform durch Reflex von 'den Hautnerven aus zu verursachen, allein die rheumatische Ursache v e r m a g , um Erkrankung herbeizuführen, um so erheblicher in ihrer Grösse zu sinken, j e mehr das Nervensystem durch die septische Ursache (Ozonräuber) geschwächt ist. — Die Erkenntniss, dass jeder Athemzug im geschlossenen Räume durch Ozonräuber schwächt, in ozonhaltiger, von Ozonräubern freier Luft stärkt, ist um so weniger Allgemeingut, als die „ E r k ä l t u n g " bei vielen Collegen noch die am meisten zu fürchtende Krankheitsursache ist. Der Gebrauch des Natur- oder Kunstozons lehrt, dass der Stoffwechsel der Organe bis zu einem gewissen Grade selbstständig vom Stoffwechsel des Blutes vor sich geht; ein Carcinom kanü wachsen, während sich das Aussehen erheblich bessert und die Kräfte überaus zunehmen, — andererseits können die Organe dem Anscheine nach normal functioniren, während die fahlgewordene Gesichtsfarbe verkündet, wie tief der Sauerstoffgehalt des Blutes gesunken ist. — Herr Professor B ö t t c h e r zu Frankfurt am Main hat in Hinweis auf meinen Vortrag: „der Giftstoff und Arzneikörper der L u f t " die Resultate meiner Untersuchungen an den Gradirwerken der Kissinger Saline schon 1871 angegriffen, diesen Angriff mehrfach publiciren lassen, bevor er meine im Vorstehenden nunmehr erfolgte Beweisführung abgewartet oder irgend nur eine Arbeit unternommen hat, welche als Nachprüfung jener Untersuchungen zu deuten wäre. Herr Professor v o n G o r u p - B e s a n e z hat — vom Interesse an dem Gegenstande geleitet — bald nach meinem Abgange von Kissingen an den dortigen Gradirwerken die Untersuchungen wiederholt, in einer längeren exacten A r b e i t , welche im Februar- und Märzheft d e r . A n nalen der Chemie und Pharmacie d. J . erschienen ist, meine These, dass Ozongas auch durch Verdunstung entsteht, bestätigt und von jedem möglichen chemischen Einwurfe befreit. — Den Satz, das es bei der Bildung von Ozongas ausser der Grösse der Verdunstung auch auf den Salzgehalt der verdunstenden Flüssigkeit ankommt, dass die Meeresluft

48 weniger ozonreich wäre, wenn das Meerbecken mit Süsswasser gefüllt wäre, vertrete ich vorläufig noch allein. Von populär - medicinischen Schriftstellern wird die Ozonbildung durch Verdampfung als längst gewonnene Thatsache behandelt; für die Wissenschaft existirt jedoch nichts, was nur vermuthet, sondern nur das, was b e w i e s e n worden ist. „Ueber Bildung von Ozon bei der Verdampfung von Wasser war bis zu Ihrer Entdeckung Nichts bekannt und ich habe Ihre Angaben, sowie die Bestätigung durch v o n G o r u p , mit grossem Interesse verfolgt. Derartige Erscheinungen sind von immenser Wichtigkeit, da sie die grosse Natur betreffen." So schreibt Herr Professor C a r i u s am 7. Juli d. J . , als ich angefragt hatte, ob die Kissinger Gradirwerke für die Fundstätte einer neuen Erkenntniss gehalten werden dürften. — Ein Beweis, wie das atmosphärische Ozon die Anerkennung als Arzneikörper noch nicht gefunden h a t , sind die im Jahre 1871 erschienenen zahlreichen Arbeiten über klimatische Curorte, von denen nur drei über Ozonmessungen berichten. P o h l theilt nach dreijährigen Beobachtungen mit, dass Aussee in Steiermark Ozon Maximum im März 6,4, und Minimum im December 4,3 gehabt habe. — Gillebert d'Hercourt (Des stations hivernales des Alpes maritimes in Gaz. des Hop. 1 8 7 0 ) fand seit sechs Jahren die Luft zu Monaco sehr ozonreich; T a c h i n i ' s Ozonmessungen — zu Palermo angestellt — sind im Monatsblatt der Deutschen Klinik für medicinische Statistik mitgetheilt. — Dass das atmosphärische Ozon auf eine andere Art, als durch Verbindung mit oxydabeln Körpern, seinen Untergang findet, ist unwahrscheinlich; nach A n d r e w s wird dasselbe erst durch eine Hitze von 2 6 0 ° Cels. zerstört, so dass es wohl möglich ist, dass das aus der Höhe eines Ortes herabfallende Ozon, soweit es nicht durch electrische Vorgänge, durch unter dem Einflüsse der Sonnenstrahlen erfolgende Verdunstung der Nebel und Wolken in dem Dunstkreise eines Ortes selbst entstanden ist, aus weiter Ferne — von Wäldern des Festlandes oder vom Meere producirt — durch Winde zugetragen sein kann. — Da unter den bis jetzt bekannten drei Ozonquellen der Natur: Verdunstung, Verbrennung, Electricität — die Verdunstung sicher am meisten Ozon producirt, so wird zur Desinficirung der Zimmerluft nicht allein das atmosphärische Ozon durch S c h a r r a t ' s Porenventilation herbeizuholen, sondern auch die Salzwasserverdunstung zu verwenden sein. — Blattgewächse in den Wohnungen sind bei Tage, weniger in der Nacht zu empfehlen, weil die nächtliche Ausscheidung der Kohlensäure durch die Pflanzen in Betracht zu ziehen ist. — Die Sauerstofftherapie hat in Amerika auch insofern Fortschritte gemacht, als man auch dort mit g r o s s e n Gaben zu arbeiten beginnt. „ J e r o m e S m i t h erwähnt einen Fall von Masern mit Lungenliyperaemie, wo das Gas lebensrettend gewirkt haben soll, sodann mehrere

49 mit A s p h y x i e v e r b u n d e n e V e r g i f t u n g e n und einen F a l l von morbus B r i g h t i i einer P u e r p e r a , die u n t e r der Sauerstoffbehandlung günstig verliefen. U n t e r den V e r g i f t u n g e n ist ein F a l l von Intoxication mit Chloralhydrat, wo die bestehende Cyanose ausschliesslich durch Oxygen beseitigt wurde, und ein V e r g i f t u n g s f a l l mit Squibbs C h o l e r a m i x t u r (Chloroform mit Opium), wo der Sauerstoff auf die Respiration den günstigsten Effect h a t t e . •— P e a s l e e theilt den Fall einer H e r z k r a n k e n mit, welche einen plötzlichen Anfall von Lungenoedem bekam u n d nur durch fortdauernde A n w e n d u n g von Sauerstoff, von welchem in 10 T a g e n 1 0 0 0 Gallonen consumirt wurden, am L e b e n erhalten werden k o n n t e . J a n v r i n r ü h m t die Inhalationen bei Phthisis, Uterinaffectionen mit A n a e m i e u. s. w. I n E n g l a n d h a t G u t e r i d g e in verschiedenen K r a n k h e i t e n Sauerstoff mit Erfolg versucht, den er als ein Stimulans, welchem keine Depression folge, und dessen W i r k u n g e n dauernder und rapider, als die gewöhnlicher Tonica, seien, bezeichnet; eine Neuralgie bei allgemeiner Schwäche, eine A n u r i e nach Scharlach beseitigte er rasch durch Sauerstoff, ebenso nächtlichen R e i z h u s t e n und Dyspnoe durch venöse Congestion der L u n g e n bedingt. — A u c h bei nicht ulcerirendem Scirrh u n d im ersten Stadium von Gebärm u t t e r k r e b s sah er Nützliches von der I n h a l a t i o n . a —. Professor T h . H u s e m a n n macht im ersten Bande des von R u d . V i r c h o w u n d A u g . H i r s c h f ü r das J a h r 1 8 7 1 herausgegebenen J a h r e s b e r i c h t e s die vorstehenden Mittheilungen und sind die bezüglichen Quellen derselben in dem A b s c h n i t t : Pharmacologie und Toxicologie des J a h r e s berichtes nachzusehen. Die Sauerstofftherapie hört jedoch auf, nur Bedeutung f ü r grosse O r t e zu haben, sie h a t die allgemeinste Bedeut u n g , wenn sie in der entlegensten H ü t t e leicht a u s f ü h r b a r ist und d i e s e B e d e u t u n g h a t sie d u r c h d a s h a l t b a r e O z o n w a s s e r gew o n n e n . — D a s Ozonwasser ist noch nicht als ein P r ä p a r a t a n e r k a n n t , welches seinen N a m e n mit F u g und Recht t r ä g t . „ D a s s man mit einem salpetrige Säure oder Untersalpetersäure e n t h a l t e n d e n , i r r t h ü m l i c h f ü r Ozonwasser gehaltenen Fluidum diejenigen H e i l w i r k u n g e n soll erzielen k ö n n e n , deren Dr. . L e n d e r E r w ä h n u n g t h u t , erscheint mir, sagt Professor B ö t t g e r zu F r a n k f u r t am Main in einem ärztlichen P a m p h l e t , offen g e s t a n d e n , r ä t h s e l h a f t . Die ganze Ozonwassergeschichte b e r u h t sicherlich auf ganz falschen P r a e m i s s e n . Ich entsinne mich n i c h t , dass mein verstorbener Freund S c h o e n b e i n bei A n g a b e der Eigenschaften des Ozons jemals von einem W a s s e r gesprochen habe, welches eine O z o n r e a c t i o n gegeben. Ozon wäre sicherlich auch schon im G e w i t t e r r e g e n entdeckt und nachgewiesen worden, wenn W a s s e r ü b e r h a u p t ein Absorptionsmittel f ü r Ozon abgäbe, aber meines Wissens h a t man bis j e t z t nur salpetrigsaiires und salpetersaures A m m o n i a k und hin und wieder auch Wasserstoffsuperoxyd darin nachweisen k ö n n e n . " D a s schwächer oxydirende W a s s e r stoffsuperoxyd muss leichter nachweisbar sein. Um so reicher das 7

50 Regenwasser an oxydabeln Stoffen ist, um so weniger ist Aussicht vorhanden, Ozon in demselben nachzuweisen. — Die Analyse des Professor Dr. R . B ö t t g e r zu Frankfurt am Main, nach welcher das Ozonwasser, mit welchem ich gearbeitet habe und arbeite, für nur salpetrige Säure oder Untersalpetersäure haltiges Wasser erklärt wird, t r o t z d e m weder mit E i s e n v i t r i o l , noch mit ü b e r m a n g a n s a u r e m K a l i v o n i h m u n t e r s u c h t w o r d e n i s t , ist in Büchner's Neues Repertorium 1872, 2 t . Band, 3. Heft, Seite 181 übergegangen. Um die Fahne des Professor B o ^ t t g e r schaarten sich daher eine Reihe Chemiker. Herr Professor Dr. A. W . H o f m a n n schlug deshalb zur Entscheidung des Streites die Herren Professoren Dr. L . C a r i u s in Marburg, Professor v o n B a b o in Freiburg im Breisgau und Professor S o r e t in Genf vor. Das C a r i u s ' s c h e Gutachten vom 11. März ist mitgetheilt worden. Zwei1 jüngere Leute, welche niemals in der Ozonfabrik von Krebs und Kroll, nur in der Apotheke des Herrn Krebs beschäftigt gewesen waren, begannen unter Reclamen Ozonwasser zu versenden. E s war eine vergleichende Analyse der Wässer der beiden Firmen nothwendig, weil fort und fort Anfragen mir zugingen über den Unterschied der im Handel u n t e r d e m s e l b e n N a m e n befindlichen Präparate. — Es schreibt mir Herr Dr. H e r m a n n L u d w i g , a. Professor der Chemie zu Jena am 27. März: ^Ich fand gestern das wohlumschnürte Kistchen vor und fand darin unversehrt drei Flaschen — dickwandige Glasflaschen mit guten Glasstöpseln verschlossen und wohlverpicht, signirt: Ozonwasser von Krebs Kroll u. Co., Berlin. (Vor dem Gebrauch wohl umzuschüttein). Beim Oeffnen der einen Flasche drang mir ein ungemein kräftiger Ozongeruch entgegen. Das Wasser selbst war klar und farblos. Gab mit Jodkaliumlösung intensiv gelbe Färbung, durch frisch bereiteten dünnen-Stärkekleister wurde die gelbe Mischung aufs intensivste gebläut. — Guajactinktur, auf weisses Filtrirpapier getröpfelt, dieses mit Wasser Übergossen und dazu Ozonwasser gemischt, wurde schön gebläut und auch die anfangs weissmilchige Flüssigkeit nahm blaue Färbung an. — Schwefelsaures Eisenoxydul, in mit verdünnter Schwefelsäure angesäuertem Wasser gelöst, mit Ozonwasser gemischt, gab durchaus keine Färbung. (Eine Gegenprobe mit 1 Tropfen KO, NO 3 liefert intensive bräunlich gelbe Färbung). Schwefelwasserstoff mit Ozonwasser gemischt keine Trübung. — Chromsaures Kali (saures), verdünnte Schwefelsäure oder Salzsäure, Ozonwasser und Aether mit einander geschüttelt, gaben k e i n e blaugefärbte, sondern nur eine farblose Aetherschicht. — Chlorbaryum keine Trübung mit dem Ozonwasser. — Salpetersaures Silberoxyd deutliches Opalisiren, durch Ammoniak verschwindend und durch Salpetersäure wieder erscheinend, aber nicht stärker als zuvor. — Indigolösung (schwefelsaure) wurde vom Ozonwasser rasch gebleicht. — Heute Mittwoch, den 27. März, Nachmittag 3 % Uhr, öffnete ich

51 die zweite Flasche Ozonwasser, die in kaltem Zimmer, vor Licht geschützt aufbewahrt worden war und stellte sämmtliche, eben beschriebene Proben auch mit dem Inhalte dieser zweiten Flasche a n ; dabei constatirte ich dieselben positiven und negativen Reactionen, wie gestern. Als die letzte Probe Ozonwasser aus der Flasche ausgeleert war, zeigte die Luft in dieser Flasche noch einen deutlichen Ozongeruch. Ich muss in Folge dieser Proben- bezeugen, dass das Ozonwasser von Krebs Kroll u. Co. in Berlin ein u n g e m e i n g e s ä t t i g t e s Ozonwasser darstellt, welches keine salpetrige Säure und kein Wasserstoffsuperoxyd enthält und frei von fremden Beimischungen ist." Am 3 0 . März theilte mir Herr Professor L u d w i g noch Folgendes mit: „Die dritte und letzte Flasche Ozonwasser hatte im kühlen Zimmer vor Sonnenlicht geschützt bis heute Mittag 12 Uhr gestanden. Beim Oeffnen erkannte ich noch denselben kräftigen Ozongeruch, welchen ich beim Oeffnen der beiden ersten Flaschen wahrgenommen hatte. Auch die Keaction gegen Jodkalium und Stärkekleister war die nämliche ungemein kräftige, wie früher. 1) Uebermangansaures Kali in wässriger verdünntester Lösung, rosenroth von Farbe, wurde mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert und mit Ozonwasser gemischt; es blieb die rosenrothe Färbung selbst nach mehreren Minuten unverändert, (ein Gegenversuch mit salpetrigsaurem Kali brachte die Farbe im Nu zum Verschwinden). 2) Bleiessig (basisch-essigsaures Bleioxyd) gab mit dem Ozonwasser anfangs keine Veränderung, nach einigen Minuten hatte sich ein Opalisiren und flimmernde weisse Trübung eingestellt, 'nach l / t Stunde erschien die Trübung gelblich. Wäre salpetrige Säure zugegen, so hätte bei Reaction 1 doch irgend eine Färbung sich zeigen müsssen. E s ist mit diesen Versuchen constatirt, dass das Ozonwasser von Krebs Kroll u. Co. ein h a l t b a r e s ist, wenigstens vom 2 5 . März a n , dem Tage der Absendung bis heute 3 0 . März. E s ist kein Grund vorhanden, weshalb dieses wohlaufbewahrte Wasser (Glasflasche mit Glasstöpsel) sich nicht auch länger halten sollte. Vergleiche ich dieses Krebs-Kroll'sche Ozonwasser mit dem Grell-Radlauer'schen gleichnamigen Präparat, so bin ich erstaunt über den höchst bedeutenden Unterschied beider Wässer in ihrem Gehalte an Ozon; bei dem Grell-Radlauer'schen Präparate nur schwache Bläuungen mit Jodkalium - Stärkekleister, bei dem Krebs - Kroll'schen Präparate die intensivste Bläuung mit diesen Reagentien. Dabei muss ich hervorheben, dass die Grell-Radlauer'schen Flaschen nur mit Korkstöpseln verstopft waren und deshalb keine Garantie der Haltba-keit des Wassers boten, während das schöne Krebs - Kroll'sche Ozonwasser in mit G l a s s t ö p s e l n verstopften Glasflaschen an mich gelangte." Andere gewissenhafte Analytiker zu Köln und Berlin wollen nach Mittheilung des Herrn Geheimrath E u l e n b e r g , dem selbst wir werthvolle chemische Arbeiten verdanken, in dem Ozonwasser trotz der

52 früheren Gutachten nur Wasserstoffsuperoxyd gefunden haben, und auch die Berliner Polytechnische Gesellschaft vom 2. Mai d. J . vermochte noch nicht die Thatsache anzuerkennen, dass im Ozonwasser die Absorption des Ozons vom Wasser bewiesen worden sei. Mit der Anerkennung des Ozonwassers war allerdings gleichzeitig die Anerkennung ausgesprochen, dass es gelungen sei, d e n A r z n e i k ö r p e r der freien L u f t unserer willkürlichen Verwendung völlig u n t e r w o r f e n z u h a b e n und dass es eine Forderung der ö f f e n t l i c h e n G e s u n d h e i t s p f l e g e sei, die mit dem künstlichen Ozon am Krankenbette für eine Theorie seiner Wirkung in erschöpfender Weise bereits von mir mitgetheilten Erfolge klinisch zu bestätigen und zu erweitern. — Der chemische Streit ist jedoch, wie ich von den höchsten Vertretern der reinen Chemie höre, völlig beigelegt, seit Herr Professor L. C a r i u s im diesjährigen Junihefte der „Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft zu Berlin," welche von Herrn Professor W i c h e l h a u s durch die Dümmler'sche Verlagsbuchhandlung zu Berlin herausgegeben w e r d e n , unter dem Titel: „Ueber A b s o r p t i o n v o n O z o n i m W a s s e r " sein m o t i v i r t e s Gutachten abgegeben und das Gas des Ozonwassers g e m e s s e n und g e w o g e n hat. Das Gutachten lautet wörtlich: „ A u s dem chemischen Institut der Universität Marburg, 15. Juni 1 8 7 2 : Die Frage, ob Ozon von reinem Wasser in nachweisbarer Menge gelöst o d e r , besser gesagt, absorbirt werde, scheint als bisher ganz unentschieden betrachtet werden zu müssen, da von vielen Chemikern mehr oder weniger bestimmt behauptet ist, das Ozon ser „unlöslich" in Wasser. Dass das Ozon von Wasser absorbirt werde, ist besonders von S o r e t ' ) angedeutet; ich habe nie daran gezweifelt, dass dieses in messbarem Verhältniss geschehe, und zwar, weil bisher von keinem Gase bekannt geworden ist, dass es (bei sorgfältiger Prüfung) nicht in messbarer Menge vom Wasser absorbirt würde. Leitet man ozonhaltiges Sauerstoffgas bei niederer Temperatur in reines Wasser in einem nicht zu weitmündigen Gefässe, so nimmt das Wasser allmälig den charakterischen Geruch des Ozons an und giebt alle die gewöhnlichen analytischen Reaktionen des Ozons. Indessen nur, wenn das Gas nicht gar zu arm an Ozon war, lässt sich diese Beobachtung machen; mir war z. Th. die Thatsache schon seit Jahren bekannt, indem ich bei der Darstellung grösserer Mengen ozonhaltigen Sauerstoffs nac'h der Methode von S o r e t für die Zwecke der Vorlesung oft Gelegenheit h a t t e , sie zu beobachten. F ü r den vorliegenden Zweck handelte es sich vor Allem darum, nachzuweisen, dass das von Wasser Aufgenommene wirklich Ozon sei, und dass nicht Wasserstoffsuperoxyd oder salpetrige Säure die Veranlassung der auf Ozon deutenden Reaktionen sei. ') Compt. rend. 66, 390.

53 Zur Darstellung des Ozons bediente ich mich der vortrefflichen Methode von S o r e t ' ) , durch Electrolyse abgekühlter verdünnter Schwefelsäure unter Anwendung von Platiniridium - Dräthen als E l e c troden. Ueber den G e h a l t des erhaltenen Sauerstoffs an Ozon werde ich unten noch einige Bestimmungen geben. Die Darstellung des Ozonwassers, die Absorption von Ozon (und Sauerstoff) in reinem W a s s e r , geschah für diesen Zweck so völlig in der unten für den Zweck der quantitativen Bestimmungen beschriebenen W e i s e , dass ich hier nichts weiter darüber anzuführen brauche, als dass auch hier das absorbirende W a s s e r die T e m p e r a t u r -j- 0 , 5 bis 3 ° besass, das Einleiten etwa 2 Stunden lang fortgesetzt, und durch Einsetzen des Glasstöpsels unter Verdrängung zugleich von etwas W a s s e r für sichere Entfernung alles nicht absorbirten Ozons gesorgt wurde. — D i e P r ü fung dieses Ozonwassers gab nun folgende R e s u l t a t e : 1) Die Flüssigkeit zeigte stark und unverkennbar charakteristischen Geruch nach Ozon.

rein

den so

2 ) A u f Zusatz von Jodkaliumlösung zu dem W a s s e r färbte es sich von freiem J o d d i r e c t deutlich braungelb, und der weitere Zusatz von Stärkelösung brachte eine so intensive Bläuung hervor, dass nach einiger Z e i t ein starker blauer Absatz entstand. — W u r d e ferner das Ozonwasser umgekehrt zu der J o d k a l i u m - S t ä r k e - L ö s u n g gesetzt, so konnte die erst entstandene Bläuung durch weiteren Zusatz von Ozonwasser leicht wieder vollkommen zum Verschwinden gebracht werden; ebenso wurde eine wässerige Lösung von J o d leicht durch das Ozonwasser entfärbt, indem in beiden Fällen das Ozon eine Oxydation des J o d e s zu Jodsäure bewirkte. — S e t z t man zu dem Ozonwasser in geschlossenem Gefässe etwas Thalliumoxydullösung, so entsteht nach einiger Zeit (bei concentrirtem W a s s e r schon nach ' / 2 S t u n d e , bei verdünntem langsamer) die A b scheidung von braunem flockigem Thalliumoxyd, dessen Natur auch noch durch Sammeln und weitere Prüfung sicher gestellt wurde. — Das Ozonwasser entfärbt in energischer W e i s e Indigo und L a c mus und färbt Guajactinktur tief blau. 3 ) Lässt man Ozonwasser an der L u f t stehen, so verliert es sehr bald seinen Geruch und die intensive W i r k u n g auf die genannten R e a g e n t i e n , so dass besonders beim Durchleiten von L u f t oder gelinden E r w ä r m e n bald alles Ozon verschwunden ist. — Zur Prüfung der aus dem W a s s e r entweichenden Gase wurde aus g a n z gefüllten Cylindern etwas W a s s e r entleert, und dieselben dann geschlossen. In dem auf diese W e i s e im Cylinder entstandenen Gemenge von L u f t mit dem Gase aus der Flüssigkeit konnten alle Reactionen angestellt werden, welche gewöhnlich zur Nachweisung des Ozons benutzt werden. S o wurde J o d k a l i u m s t ä r k e - P a p i e r sogleich und intensiv gebläut, ') Gompt. rend. 56, 3 9 0 .

54 Manganoxydul- und Blei-Papier unter Bildung der Superoxyde bald gebräunt, und bei Thalliumoxydul-Papier trat nach l / t bis 2 Stunden in den mehrfachen Versuchen stets deutliche, meist starke Bräunung unter Bildung von Thalliumoxyd ein. Bringt man in eine mit möglichst concentrirtem Ozonwasser ganz gefüllte Flasche Blattsilber und sorgt dafür, dass das Silber vollständig von Wasser b e d e c k t ist, so kann man eine solche Flasche lange stehen lassen, ohne dass das Silber verändert wird, oder das Ozon verschwindet. Wenn dagegen in dem Gefässe ein k l e i n e r freier Kaum war, in welchem das Blattsilber an der Wand haftete, so gelang es mir bei 2 Versuchen, eine wenn auch nicht bedeutende so doch deutlich wahrnehmbare Schwärzung des Silbers, also Bildung von Silbersuperoxyd, zu erhalten. Im einen Falle war das Ozonwasser, wie oben genannt, selbst dargestelltes, im andern das käufliche, wovon ich unten zu sprechen habe; in beiden Fällen stellte sich die Schwärzung erst nach einigen Tagen ein. In zwei andern Versuchen mit selbst dargestelltem Ozonwasser gelang die Bildung von Silbersuperoxyd nicht. Das im Vorhergehenden beschriebene Verhalten der durch Einleiten von ozonhaltigem Sauerstoff in reines Wasser erhaltenen Flüssigkeit beweist völlig sicher, dass dieselbe Ozon in nicht sehr geringer Menge absorbirt enthält. Der Geruch der Flüssigkeit, die directe Abscheidung von Jod aus Jodkalium und die Oxydation des Jodes zu Jodsäure, die Bildung von Thalliumoxyd aus Thalliumoxydul dürfen wohl als vollkommen entscheidend in dieser Frage angesehen werden, ganz abgesehen von der Bildung von Silbersuperoxyd, die nur in besonders günstigen Fällen zu gelingen scheint. — E s war nun aber noch der directe Nachweis zu liefern, dass in einer solchen Absorption von Ozon in Wasser nicht auch Wasserstoffsuperoxyd und salpetrige Säure vorhanden seien, obgleich die Anwesenheit beider sehr unwahrscheinlich war, da eine Bildung von Wasserstoffsuperoxyd hier kaum anzunehmen, und eine solche von salpetriger Säure nur aus einem Gehalt des Wassers vor der Absorption an Ammoniak stammen könnte, die salpetrige Säure aber durch das ja reichlieh vorhandene Ozon in Salpetersäure übergeführt sein würde. Blaues, sehr empfindliches Lacmuspapier wurde von frisch bereiDabei zeigte sich tetem Ozonwasser in etwa '/ 4 Stunde entfärbt. gegen Ende stets ein Farbenton, der einer u n d e u t l i c h en »Röthung durch Säure wenigstens verglichen werden kann. Ich Hess daher sorgfältig bereitetes Ozonwasser, in offenem Cylinder sorgfältig vor Staub und Ammoniakgas geschützt, stehen, bis dasselbe nach einigen Tagen nicht mehr auf Jodkaliumstärkelösung einwirkte, und prüfte nun die Reaction dieses Wassers auf Lacmuspapier; dasselbe ver-

55 änderte die Farbe von sehr empfindlichem blauem Lacmuspapier durchaus nicht.1) Um die Prüfung auf Wasserstoffsuperoxyd anzustellen, wurde das Einleiten des ozonhaltigen Sauerstoffs länger als für die andern Versuche, einmal sogar 12 Stunden, fortgesetzt. Dieses stark mit Ozon beladene Produkt wurde durch Schütteln mit reinem Aether und kleinen Mengen sauren chromsauren Kaliums g e p r ü f t , aber bei mehrfachen Versuchen ohne die geringste Bläuung des Aethers wahrnehmen zu können. Ferner erwärmte ich diese Flüssigkeit im offnen Becherglase auf 30 bis 40", bis nach x/% bis 1 Stunde eine Probe die Jodkaliumstärkelösung nicht mehr bläute, und prüfte nun mit letzterer unter Zusatz von etwas Eisenvitriollösung. Auch auf diesem W e g e konnte keine Spur von Wasserstoffsuperoxyd aufgefunden werden. Durch diese letztgenannten Versuche ist, glaube ich, sicher entschieden, dass die hier benutzte Ozonlösung a l l e i n Ozon (und Sauerstoff), aber keine nachweisbaren Mengen Wasserstoffsuperoyd oder salpetrige Säure enthielt. Ferner kann man wohl sagen, dass auch auf beliebig anderem Wege dargestelltes ozonhaltiges Sauerstoffgas, wenn es rein ist, mit Wasser eine Absorption erzeugt, die frei von den genannten beiden Körpern sein muss. Bei einem Versuch zur Bestimmung der A b s o r p t i o n s g r ö s s e d e s O z o n s handelt es sich um ein Gemenge z w e i e r Gase, sodass die Methode, ein gemessenes Volumen des Gases mit einem gemessenen des Wassers in Berührung zu bringen, und aus den Beobachtungen auf dem von B u s s e n ' ) angegebenen Wege die Absorptionsgrösse des Ozons zu berechnen, hier leider kaum in Frage kommen kann. Ich habe daher versucht, die Zweite einzuschlagen, wonach ein möglichst (unendlich) grosses Volumen des Gasgemisches durch die Flüssigkeit geleitet wird, und weiter das absorbirte Ozon auf chemischem Wege bestimmt. Leider mangeln aber auch für diese Methode die für exacte Resultate erforderlichen Bedingungen. Nach allen bekannten Methoden kann man .das Ozon nur mit sehr viel Sauerstoff gemengt darstellen; dadurch wird aber, selbst wenn der Absorptionscoefficient des Ozons für den mittleren Druck relativ gross wäre, die unter dem p a r t i a r e n Drucke des Ozongases davon absorbirte Menge sehr klein. Man ist daher genöthigt, grosse Volumina Wasser zur Absorption anzuwenden, damit die Bestimmung der Ozonmenge hinreichend genau ausfällt, und demgemäss natürlich auch grosse Volumina ozonhaltigen Sauerstoffs durch erstere hindurchzuleiten. Keine der bekannten Methoden zur Darstellung liefert auch nur annähernd ein hinreichend constant zusammengesetztes Gemisch ') Auch s a l p e t r i g s a u r e s A m m o n i u m w a r n i c h t v o r h a n d e n , da J o d k a l i u m s t ä r k e a u c h n a c h Zusatz v o n S a l z s ä u r e n i c h t g e b l ä u t w u r d e . a ) Gasomelrische Methoden. S. 1 3 6 u. f.

56 von Ozon und Sauerstoff auf einige Zeitdauer. Es scheint daher mit den bekannten Mitteln unmöglich zu sein, exacte Bestimmungen des Absorptionscoefficienten des Ozons anzustellen. In diesem Sinne sind denn auch die unten mitgetheilten Versuchsresultate aufzufassen; sie sollen nicht zur Ableitung des Absorptionscoefficienten dienen, sondern nur einen Anhalt für die Beurtheilung der Quantität von Ozon, die unter den gegebenen Umständen vom Wasser absorbirt wird, geben. Die Darstellung des ozonisirten Sauerstoffs geschah, wie oben erwähnt, nach der Methode von S o r e t . Der positive Poldraht befand sich in einer etwa 0™,20 bis zur beginnenden Verengerung in der verdünnten Schwefelsäure eingetauchten und also damit gefüllten Glocke von 0 m , 0 2 Durchmesser, wodurch es möglich wurde, das Gas in höhere Fliissigkeitsschichten einströmen zu lassen. An diese Glasglocke war das Gasleitungsrohr angelöthet, dasselbe ist M-förmig und der mittlere Theil passend zu Kugeln aufgeblasen, die mit etwas Wasser gefüllt, zur völligen Befreiung des Gasgemenges von der überspritzenden Flüssigkeit dienten. Ausser den beiden Poldrähten war in dem als Zersetzungszelle dienenden Glascylinder noch ein Thermometer eingefügt. Bei allen Versuchen war die Zersetzungszelle in Eis eingesetzt, und die Temperatur im Innern schwankte von + 0 , 5 bis 3°. Der Ozongehalt des so erhaltenen Gases ist nicht constant, wie schon S o r e t fand; die folgenden beiden Bestimmungen sind festgestellt, indem das Gas in einem g a n z in das in einer geräumigen Glaswanne befindliche, destillirte Wasser eingetauchten Cylinder aufgefangen wurde, in welchen eine mit Jodkaliumlösung gefüllte zugeschmolzene Glaskugel eingelegt war. Nach Beendigung der Füllung wurde der Glasstöpsel des Cylinders unter Wasser unter möglichster Vermeidung einer Aenderung von Druck und Temperatur eingeschoben, durch starkes Schütteln die Jodkaliumkugel zerschellt, und das Ozon absorbirt, worauf der Inhalt des Cylinders der Titrirung nach der Methode von B u n s e n unterworfen wurde. Ich erhielt folgende Resultate!

Vol

Vers.

'

Vers. 2

71,3

1 9,0

71,5 (9,0

Barom.

Wasserdruck

Vol bei 0° u 0,7ti

a

w

m 0,7385

m 0,< 20

64,12

0,00104

1

69,4 62,9

0,7382

0,124

64,30

0,00104

I

66,9 58,4

Daraus ergiebt sich: Vers. 1 0 , 9 2 9 Vol. P. C. Ozon (0 3 ). Vers. 2 1,211 - -

t

t>

57 Die Absorptionsversuche stellte ich so an, dass das Gas in einen mit Wasserstoff ganz gefüllten Cylinder eingeleitet wurde, auf dessen obern Rand eine aufgeschliffene Glasplatte gelegt war, um so den Zutritt der Luft zu verhindern; die Temperatur wurde bei allen Versuchen bei + 2 bis 4° erhalten und der Gasstrom 2 bis 3 Stunden lang so unterhalten, dass mindestens auf jede Secunde eine starke Blase kam. Nach Beendigung des Versuches wurde der Glasstöpsel auf den noch im Eise stehenden Cylinder gesetzt, und so unter Verdrängen des Ueberschusses ein genaues Maass der Flüssigkeit gewonn e n , der Stöpsel darauf wieder vorsichtig gehoben, sofort mit Jodkaliumlösung übergössen und diese in den Cylinder fliessen gelassen, auf den Rand desselben die Glasplatte aufgelegt und nach vollständiger Mischung der Jodkaliumlösung mit der Absorptionsflüssigkeit, die Titrirung des freien Jodes nach B u n s e n ausgeführt. Folgende sind so erhaltene Resultate: WasserVol.

a

10

t

t'

Getund. Ozon

Vers. 4

73,5 Cbc. 0,004 04 4 49,6 45,5

0,00084

Vers. 2

73,5

-



4 55,0 54,6

0,00067

Vers. 3

73,5

-



4 84,9 78,8

0,00064

Barom,

+ + +

eiferv mit Gummi c/er (¿¿as/iia/t& angeheftet. Fig.

Hj

ajlhfdersire/fen/.

>

iBiruJ/asfen. Fig.*.

a? Fap lerstreifcn, mit einer-Vadel oji asi dem, Stopfen befestigt.

folänt/tr

Ri , Geländer.

Soolsammelkasten. Fundament. \ Schnitt durch den Soolsammelkccsten,. I ../Üisu -VJ, Dornschichteri.

«5

c irr

Fig.

J.

lärigenansic/u.

Fig.

.9.

"acänverkJV^J. Jn/iere c/^r

Fïg./O. Grundri/s

Trink Dornsc/iùJit.

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Curàauses.

Fu,. , Sa/m ansie A. t.

ADornwand.

V^'V FÙ,. / / . Glcut/t/a/Ze.

Fù,.7. Grundriss

Fig. Sicde/iaus. Süd.

jVord. jrZ o. 'f £nt/erruiriff

a.H der au/geAänffterv Fig.

OJli Paktiere von. cv

0.->

f.9.

•Jalousien

ßac/odes

Fig.

Sied/icuiÄcs

2k.



Pan-dur.

Fig.t'g.

a,, Weh r. 5, rpasserra-d.

Giitersc/uyyteri/

rt i» it tt tt V

»

11 Tage 4 tf 2

19

5

tl

1



4



1

99 99 19

2 1

Mittel 99 11 91 91 n 19 91 11

l i y . Windrichtung 4 mal Sturm. S 3. 7 mal Regen. S W 7. s o 8. 9V. NO 1. 10 9 % N 1. O 2. 9 12'/. Windst. 5. 13 W 4.

12 3 / 4 10

52 J « D u a r. 12 Stunden BZ. 11 „ 10 8 7 /s 6% 6

» „ ,,

» ,,

7 Tage 1 Tag 5 Tage 9 4 >i 1 u 1 )» 1 » 1 >>

Mittel 1 2 % 13 n 12% 11 11 » 11

>>

>J 11

>>

Windrichtung W 10. S W 10. S 1. SO 2. 0 4. 13 12 NO 2. 11 Windstille 1. 11.

3 mal 6 mal

Februar. 12 Stunden BZ. 11 Tage Mittel 1 1 % , Windrichtung W 5, N W 6. „ n n ,. 13 SW4. 10 „ 3 „ » 12'/. SO 6. ^ )> >> 2 „ 03. 8 ,, ,, 6 „ .. 12% S 1. 8 7 „ »» » 1 Windstille 1. 61/,» l i> n „ U



3 mal Sturm. 5° Kälte im Maximum. 5 mal Regen oder Schnee.

März. 12 Stunden BZ. 14 Tage Mittel 1 2 % WindrichtuugO 10. 6mal Sturm. 1 1 2 „ „ 1 1 SO 5. 10 5 „ „ 124/s NO 8. 9 4 „ „ 11% SW1. 8 3 - „ „ 12% S2. 6 2 „ „ 10 % Wl. Windstille 3.

April. 12 Stunden BZ. 10 Tage Mittel U % 0 Windrichtung 3 11 10 NO 8. 11 » 11 10 4 •>1 12 O 8. )) 13 Windstille 1. 9 „ 1 11 3 11 11% N W 9. 8 „ 11 2 11 12 S W 2. 7 H 12% S 1. 6 », » 4 tl 11

11 mal Sturm.

53 In dem überaus ozonreichen Sassnitz genügt daher eine s e c h s s t ü n d i g e Beobachtungszeit, um die höchsten Nummern der Scala hie und da qa erhalten. — Das 1043 Fuss über dem Meere gelegene Herrnhut hatte im März, April, Mai, Juni 1873 nach den Mittheilungen des Herrn Apothekers Kinne einen Ozongehalt im Mittel von 9 — 1 1 der Scala (Beobachtungszeit 2 4 und 12 Stunden). — Die Sassnitzer und Herrnhuter, auch Wiesbadener (Januar und Februar 1873) Ozonmessungen sollen in einer grösseren Arbeit g e n a u mitgetheilt werden. — Sind die bisherigen Arbeiten nun bereits ausreichend, dem Ozongase eine sichere Stelle im D e u t s c h e n Arzneischatze anzuweisen? Das Handbuch der Arzneimittellehre von Prof. W a l d e n b u r g und Dr. S i m o n 1873 erwähnt zum ersten Male des Ozongases und der aqua ozonisata, — das Handbuch der gesammten Arzneimittellehre des Prof. Dr. Th. H u s e m a n n (Berlin bei Springer 1 8 7 4 ) bejaht obige Frage d. h. es bespricht Wirkung und Anwendung des Ozonsauerstoffs in eingehendster Weise. Seite 2 6 4 sagt Prof. H . : Nachdem es gelungen ist, das Ozon in einer passenden Form anzuwenden, kommt demselben offenbar mehr, als dem Sauerstoff, die Benutzung als Desinficiens z u , — p. 2 6 6 heisst es ungefähr: die Einführurg des schon früher mehrfach als das grosse Desinfectionsmittel der Natur bezeichneten Ozonsauerstoffs in die Therapie ist eine Thatsache; derselbe wird auch für ein besseres Tonicum, als der Sauerstoff, gehalten, — p. 2 6 7 : der Ozonsauerstoff wird in Form des Ozonwassers, welches von Krebs Kroll in Berlin fabrikmässig dargestellt wird und wirklich Ozon enthält ( C a r i u s , P r e y e r , L u d w i g ) , angewendet als aqua ozonisata simplex und concentrata; zur Entwicklung von Ozon in Krankenzimmern wird ein Pulver (etc.) benutzt u. s. w. u. s. w. — So hat es denn der Arbeit von fünf Jahren (im December 1869 schrieb ich die Vorrede zu der ersten Auflage: Das unreine Blut und seine Reinigung durch negativ-electrischen Sauerstoff) bedurft, um dieses Ziel zu erreichen. — Auch der Sauerstoff ist in seiner medicinischen Bedeutung 2 6 4 , 65, 6 6 überaus eingehend von Prof. H u s e m a n n behandelt. — Waldenburg und S i m o n sagen p. 1 7 5 : „schon im achtzehnten Jahrhundert hat O d i e r Sauerstoffwasser gegen Dyspepsie, Gastralgie und andere Neurosen gerühmt, gegen Asthma, Schwächezustände u. s. w . " ; p. 3 5 1 : „heute empfehlen B i r c h , H o o p e r , D e m a r q u a y und andere das gas oxygenii gegen Dyspnoe, Vergiftung durch Chloroform, Krankheiten des Herzens, Diabetes (Scelles), Albuminurie, Chlorose, septische Krankheiten, Diphtheritis u. s. w . " •— Diese Empfehlungen haben nichts Auffallendes, wenn die e l e m e n t a r e n Wirkungen des Sauerstoffs, wie sie in No. 13 der Deutschen Klinik 1871 erörtert sind, als solche anerkannt werden. — Beide G a s e : Oxygenium und Ozonum sind kein remedium universale, allein wegen ihrer Assimilirbarkeit, ihrer physiologischen Bedeutung, wahrscheinlich d y n a m i s c h e n Wirkung haben

54 sie einen ausgedehnteren therapeutischen Werth, als irgend ein anderer wägbarer Arzneikörper; ausserdem ist es eine unabweisbare Consequenz, dass, j e mehr beide Gase Anwendung finden, um s o m e h r d i e t o x i s c h e B e d e u t u n g der K o h l e n s ä u r e für B l u t und N e r v e n s y s t e m e r k a n n t w e r d e n w i r d ; und sie werden um so mehr Anwendung finden, j e f e i n d l i c h e r d i e o x y d a b e l e n Körper der s c h e i n b a r b e s t e n S t u b e n l u f t b e u r t h e i l t w e r d e n . — W e r sich gezwungen sieht, jeden Athemzug im geschlossenen Räume für schwächend und inficirend zu halten, wird die aqua oxygenata saturata und selbst die aqua ozonisata simples ad libitum gemessen lassen und als d i a e t e t i s c h e Wässer beurtheilen. Und so ist es begreiflich, wenn Prof. Dr. R i c h t e r aus Dresden schreibt, dass er die aqua ozonisata simplex statt Sodawassers trinken lässt, wenn ich auch zugebe, dass für erregbare Naturen nur die aqua oxygenata oder die aqua ozonisata d i a e t e t i c a sich eignet. — Auf der Wirkung des Ozons beruht — nach Prof. H u s e m a n n p. 2 6 7 — die desinficirende Action mancher Stoffe und er rechnet zu diesen das Terpenthinöl, andere ätherische Oele, vielleicht auch die Theerarten. — E s ist ferner daran zu erinnern, dass bei inveterirter Lues V i n c e n t i und H e y f e l d e r von dem Ozonid: Kali bichromicum, Andere von der oxydirenden Salpetersäure entschiedene Erfolge gesehen haben. — Ist in diesen Fällen vielleicht indirect erreicht worden, was jetzt direct erreichbar ist? Nur durch die Arbeit Vieler kann festgestellt werden, was in die Wirkungssphäre der beiden Gase fällt. Welche Wirkungen hat z. B . das eingespritzte concentrirte Ozonwasser auf locale Resorption? Die Toleranz auch des jungen Organismus gegen die aqua ozonisata concentrata wird durch nachfolgende zwei Krankheitsfälle, welche früher mit Erfolg geimpfte Kinder betrafen, bewiesen: Roderich Oertel, 7 J a h r alt, seit 8 Tagen blass, schlaff, appetitlos, hustend. lö.Dec.: Fieberhitze, welche am 1 6 . Dec. im Verein mit dem Husten, der Appetitlosigkeit zunimmt. 17. D e c . : drei Mal epistaxis, fuligo labiorum, trinkt Ozonwasser, keine Milzanschwellung, keine Depression des Nervensystems, 18. Dec. Abends 3 9 , 1 ° C. Temp., Pulse 1 2 0 . — 19. Dec.: Morgens 3 7 , 7 ° C., Pulse 1 0 4 , Resp. 3 2 . Abends 3 7 , 9 ° C., Pulse 1 1 6 . Fünf Flaschen concentrirten Ozonwassers verbraucht. 2 0 . D e c . : Morgens 3 7 , 3 ° C . ; 2 1 . Dec. Mittags 3 7 , 5 , Abends 3 7 , 8 ° C.; 2 2 . Dec. Morg.: 3 7 , 3 ° C., Abends 3 6 , 9 . Pulse 8 0 , Resp. 2 4 . In Summa 12 Flaschen aq. ozon. conc. verbraucht und hie und da ein Rheuminfuss mit Mittelsalzen, so das täglich eine breiige Entleerung stattfand. — 2 3 . Dec. 3 7 . 1 Morg., 3 7 , 8 Ab. 2 4 . Dec. 3 7 , 2 Morg. 2 5 . Dec. 3 7 , 0 Morg. 3 7 . 2 Ab. 2 6 . Dec. 3 7 , 7 Abends; 2 7 . Dec.: gegen 9 Uhr Morgens werden r o t h e K n ö t c h e n in massiger Anzahl, zuerst am Kopfe, dann am ganzen Körper bemerkt. Fat. muss das B e t t wieder hüten. 3 8 , 4 Ab. In der Nacht Schlaf, während der geringen Unterbrechungen

55 desselben Klage über Brennen des Ausschlags. 28. Dec. 3 7 , 3 Morg. Ausschlag pustulös. 2 ^ Nachmittag 1 2 0 Pulse. 3 8 , 0 Abends, starkes Jucken der Pocken. 29. Dec. 37,3 Morg., 3 8 , 0 . Pulse 96. Abends, Zunge fast rein. Seit 8 Tagen täglich nur einen Hustenanfall von der Dauer 1 / 1 — 3 / i Stunde, trocken, meist gegen 10 Uhr Abends eintretend. Seit dem 23. Dec. noch 3Y 2 Flaschen aq. ozonis. concentr. verbraucht. Vom 22. Dec. bis 27. Dec. brachte Pat. ausser dem Bette zu. 2 9 . Dec. Von l / 2 8 Uhr bis ' / t 10 Uhr Abends fast ununterbrochener Hustenparoxismus mit Erbrechen von Schleim. 30. Dec. 36,7 M. 3 7 , 4 A b . — Noch reife Pusteln (variotae discretae) an den Extremitäten. 1. J a n . 7 4 : Ab. 3 7 , 2 ° . — 2. J a n . Ab. 3 7 , 3 . — Kätchen Oertel, 3 J a h r alt. 19. December erster Krankheitstag, Morg. 3 8 , 9 ° T e m p . ; Abends 4 0 , 0 , Pulse 1 8 4 und m e h r . — 20. Dec. M. 3 8 , 3 ° C., Abends 3 9 , 8 , Pulse 172. 2 1 . Dec. Morg. 3 9 , 2 , Abends 3 9 , 5 , Pulse 144. 2 2 . Dec. Morgens 3 8 , 3 , Abends 3 8 , 5 , Pulse 120, Resp. 36. — 10 Flaschen aq. ozonis. concent. g e r n getrunken. 23. Dec. 3 7 , 3 Morg. Pulse 96. Nacht gut geschlafen. 3 7 , 4 Ab. 2 4 . Dec. 3 7 , 5 Morg. 2 5 . Dec. 3 6 , 8 Morg. 3 7 , 2 Ab. — 27. Dec. 3 6 , 4 Ab. 2 8 . Dec, 3 6 , 4 Ab. 2 9 . Dec. 3 6 , 5 Abends. In den letzten sechs Tagen nnr eine Flasche aq. ozonis. concentr. verbraucht. 3 0 . Dec. Kein Fieber, keine Spur eines Ausschlags, reine Zunge. Die Hustenparoxysmen beider Kinder (bei den stets sehr geringen objectiven Zeichen eines Catarrlies und mit Rücksicht auf den herrschenden Keuchhusten auf eine Complication mit pertussis zu beziehen) haben seit 1. J a n . 74 aufgehört. — Hatte Kätchen febris variolosa sine Variola? Bei beiden Kranken fast immer A p p e t i t , hie und da S c h w e i s s und S c h l a f , Urin meist h e l l g e l b und r e l a t i v r e i c h l i c h . — Wegen des erheblichen Zungenbelags und der starken bronchitischen Hustenanfälle hätte ich früher im Beginne der Erkrankung ein emeticum gegeben. W a s in diesen beiden Fällen auf Rechnung der Behandlung gekommen ist, ob die Minderung eines acuten Fiebers durch Ozonsauerstoff mehr durch seine d e s i n f i c i r e n d e oder durch seine e r n ä h r e n d e und t o n i s i r e n d e Wirkung erfolgt, ist unmöglich zu sagen. Dass Kätchen Oertel einen weniger jähen Temperaturabfall zeigte, lag wohl daran, dass sie den Lavements (dreistündlich 1 / i — 1 / 3 Flasche aq. ozonis. conc.) so sehr Widerstand leistete, dass nur zwei applicirt werden konnten. Bei der Kranken war d i e k a u m z ä h l b a r e P u l s z a h l gefährlich, es galt daher durch Zufuhr per os und per anum vorerst die Gefahr zu beseitigen. Der Knabe hat im Anfange der Behandlung, so lange Meteorismus, sehr frequente Repiration, fuligo labiorum, sehr aufreibende Hustenanfälle bestanden, auch clysmata, im Ganzen sechs erhalten; sie wurden überflüssig, als die ebengenannten Symptome verschwanden oder sich minderten und reichlicher Schweiss eintrat. •— Dieses Princip der Behandlung nun, so l a n g e G e f a h r b e s t e h t , möglichst viel Ozonsauerstoff in den Kreislauf — durch Trinken,

56 clysraata, Inhalation — zu bringen, würde ich namentlich bei Cholera, Diphtheritis, T y p h u s anrathen. Man darf nicht hoffen, Erfolge zu erzielen, wenn zu der anfänglichen Blutvergiftung und Atonie des centralen Nervensystemes ausgebreitete und tiefere Zerstörungen der Organe hinzugetreten sind. Der Nutzen, welcher im acuten Fieber durch den Ozonsauerstoff erreicht wird, bestätigt die Auffassung, dass eine V e r g i f t u n g und D e s t r u c t i o n aller Gewebe durch — höchst wahrscheinlich leicht oxydabele und daher S a u e r s t o f f - , resp. Ozonraubende importirte oder (z. B. in Folge einer Strictur der Urethra) retinirte Körper vorliegt — , dass im Fieber die Einstellung der W ä r m e regulirung auf einen höheren T e m p e r a t u r g r a d , die E r k a l t u n g durch excessive W ä r m e a b g a b e zunächst auf A t o n i e d e r n e r v ö s e n C e n t r e n durch Degeneration derselben zurückzuführen ist und dass im Fieber eine blosse K r ä f t e c o m s u m t i o n o h n e A b n a h m e des K ö r p e r g e w i c h t e s ( F r e y ) vor sich gehen kann. — E s würde mir nicht widersinnig scheinen, wenn ich h ö r t e , es sei gelungen, durch Z u f u h r freier K r a f t in der Form des constanten Stromes eine nachweisbare Abnahme der Fiebertemperatur zu erreichen. Dass durch ein atonisches Nervensystem die Ausfuhr der Kohlensäure, des Wassers, des Ammoniaks vermindert wird, hebt a u c l i W e i r i c h (Dorpat) hervor. Dass durch "die Temperatursteigerung die destruirenden Vorgänge in den Geweben nur befördert, nicht verursacht werden, betont auch F r e y . W e r also im fieberhaften Processe hinter den von einem jüngst erschienenen W e r k e hervorgehobenen Symptomen (Eiweisszerfall, Reizbarkeit der Hautnerven: T e m p e r a t u r e r h ö h u n g ) eine V e r g i f t u n g , S c h w ä c h u n g , f e i n e r e Z e r s t ö r u n g der G e w e b e sieht, wird in seiner Behandlung dem abkühlenden Verfahren nur einen symptomatischen W e r t h beilegen, Erweiterung der Hautgefässe durch einen Theerfiniss oder einen Ueberzug von Gichtpapier, ausgedehnte starke Hautreizung durch Senfteige nicht anwenden d ü r f e n , selbst wenn sie mit der Kälte combinirt zur Anwendung kommen sollen. •— Dass H ü t e r bei hohem septicämischen und pyaemischen Fieber durch Transfusion von Blut die T e m p e r a t u r h a t stark sinken sehen, ist eine T h a t sache, welche helfen w i r d , die A b n a h m e des fieberhaften Processes durch Z u f u h r von Sauerstoff begreiflich zu machen. Einem Briefe des H e r r n Prof. P r e y e r vom 2 2 . April 1 8 7 1 verdanke ich andere Vorstellungen über die W i r k u n g des Sauerstoffs im F i e b e r , als ich sie vorher ihm mitgetheilt hatte, daher der wesentliche Inhalt desselben hier folgen m ö g e : »Die physiologische Erklärung der merkwürdigen von Ihnen erzielten Heilungen und Besserungen wird wohl noch eine W e i l e dunkel bleiben. Indessen glaube ich, dass Sie mit Recht grosses Gewicht auf die beschleunigte Kohlensäureaustreibung in der Lunge durch das Plus von Sauerstoff legen. Ebensowichtig ist natürlich die E r l e i c h t e r u n g d e r S a u e r s t o f f a u f n a h m e von Seiten der Blutkörperchen, welche namentlich bei Emphysem in Betracht

57 k o m m t . — A m meisten in Erstaunen setzt mich die mir neulich freundlichst mitgetheilte T h a t s a c h e , dass F i e b e r durch vermehrte Sauerstoffzufuhr beseitigt werden kann. I s t dieses auch wirklich s i c h e r ? I c h halte es für äusserst wichtig, eine solche Thatsache festzustellen. B i t t e suchen S i e womöglich d i e s e e i n e F r a g e e n t s c h e i d e n d zu beantworten. S i e ist für die Fiebertheorie von fundamentaler Bedeutung. — E i n e Entzündung kommt niemals zu Stande ohne Gefässerweiterung, — sind die G e f ä s s e erweitert, so wandern die farblosen Blutkörperchen aus. Diese beiden T h a t s a c h e n sind von Cohnheim entdeckt worden und bilden das W e s e n eines jeden entzündlichen Vorganges. Nun fragt es sich vor A l l e m : W o h e r kommt denn die primäre Gefässerweiterung? Ich a n t w o r t e : wahrscheinlich durch eine Lähmung der betreffenden vasomotorischen Nerven. Diese L ä h m u n g kann local gedacht w e r d e n , wo äussere Schädlichkeiten eingewirkt haben und eine locale Entzündung nachfolgt. Ist aber die L ä h m u n g allgemein, sind die meisten Gefässe des Körpers erweitert, dann würde keine locale Entzündung eintreten, sondern F i e b e r , in welch' letzterem F a l l e vielleicht eine krankhafte Veränderung, eine Ueberreizung und dadurch Lähmung des Centraiapparates der vasomotorischen Nerven im verlängerten Marke anzunehmen wäre.. Gleichgültig, wie die L ä h mung der Gefässnerven zu Stande kommt, niemand wird, glaube ich, behaupten, dass sie im F i e b e r f e h l t , j e d e r wird zugeben, dass der Gefässtonus im F i e b e r aufgehört h a t , und desshalb glaube ich in der T h a t , im Grossen und Ganzen das F i e b e r als eine allgemeine E n t zündung im ersten Stadium ansehen zu dürfen. B e i d e fangen an mit Gefässerweiterung, bei beiden in F o l g e davon Temperatursteigerung. W e n n aber in einem Organe die Gefässe erweitert sind, das Organ also mehr B l u t enthält und wärmer ist, als normal, so müssen in ihm die Oxydationsprozesse gesteigert w e r d e n , bei der Entzündung local, beim F i e b e r allgemein, das lehren dann auch die Harnuntersuchungen Fiebernder. F ü r die Therapie ergiebt sich die Nothwendigkeit, den normalen Gefässtonus wieder herzustellen; ist dieser wieder hergestellt, müssen alle Fiebersymptome aufhören. — Verengern sich die Gefässe, dann wird das B l u t schneller fliessen, weniger W ä r m e an die Organe abgeben, die Organe werden blutärmer, die Oxydationsvorgänge nehmen ab und der Sauerstoffhunger der kranken Gewebe lässt n a c h , die Respirationsfrequenz nimmt ab, weil der B e d a r f nach Sauerstoff sinkt, sowie die Gewebe dem B l u t e nicht mehr so viel Sauerstoff entziehen können. W e n n nun wirklich enorm gesteigerte Sauerstoffzufuhr im Höliestadium des F i e b e r s eine Temperaturabnahme bedingt, so kann man sich vorstellen, dass dieser Sauerstoff gewisse (unbekannte) Stoffe im B l u t e oxydirt und unschädlich m a c h t , welche eine E r h o l u n g des vasomotorischen Centrums durch ihre Anhäufung erschwerten oder unmöglich m a c h t e n . " W i e früher erwähnt worden ist, muss der Sauerstoff auch vor Allem fähig sein, den normalen Ernährungszustand und

b

58 T o n u s einer Gefässwand wieder herzustellen, wenn Cohnheim R e c h t h a t , dass es sich in der E n t z ü n d u n g nur um in ihrer E r n ä h r u n g gestörte Gefässwände, nicht um primäre L ä h m u n g vasomotorischer Nerven handelt. J e d e n f a l l s sind die W i r k u n g e n des Sauerstoffs trotz der neueren physiologischen A r b e i t e n noch immer recht schwer zu deuten, selbst wenn maD, wie ich es gewagt habe, die von E e d t e n b a c h e r zuerst aufgestellte T h e o r i e von der Constitution der Materie, nach welcher die A t o m e von einer Aetherhiille umgeben sind, zur E r k l ä r u n g mit h e r a n z i e h t . — E s g a l t n u n m e h r auch das F a k t u m festzustellen, dass auch g r o s s e D o s e n d e r g e t r u n k e n e n a q u a ozonisata c o n c e n t r a t a die F i e b e r t e m p e r a t u r vermindern und somit durch die Beobachtungen am K r a n k e n b e t t e zum Beweise b e i z u t r a g e n , einmal, dass das mit unseren Schleimhäuten unter gewissen Bedingungen in Contact g e b r a c h t e Ozongas wegen seiner besonderen actio remota (z. B. Schmerzen in den Brustwänden nach der I n h a l a t i o n ) zum Theil in Blut und G e w e b e diffundiren und ebenso die sensibelen N e r v e n angreifen muss, also durch seine actio topica (Husten, Leibschmerz), — und zweitens, dass das Ozongas der A t m o s p h ä r e mindestens indirect eine eminent t o n i s c h e , d. h. die Neubildung von Blutkörperchen bef ö r d e r n d e , die Neubildung und Leistungsfähigkeit des N e r v e n s y s t e m s und der M u s k u l a t u r erhöhende B e d e u t u n g h a t . •— Als sicheren Gewinn aus dem Vorhergehenden dürfen wir wohl die E r k e n n t n i s s schöpfen, dass die Bergluft über eine gewisse Höhe hinaus trotz ihrer Reinheit zur S c h ä d l i c h k e i t wird. Sind Sauerstoff und Ozonsauerstoff auch Constituentien unseres K ö r p e r s , wie das K o c h s a l z , so sind sie doch a u c h , wie d i e s e s , bei massiger Z u f u h r N a h r u n g s - , bei stärkerer Z u f u h r A r z n e i m i t t e l ( w e l c h e die u n t e r veränderten Bedingungen vor sich gehenden F u n k t i o n e n in curativer R i c h t u n g höchst auffällig alteriren), bei excessiver Z u f u h r venena. — Die S c h l a f l o s i g k e i t , welche durch den A u f e n t h a l t am Meere sowohl, wie in der H ö h e nicht selten eintritt, würde d a h e r unter Umständen auf e n t g e g e n g e s e t z t e Ursachen z u r ü c k g e f ü h r t werden müssen. — A b w e i c h e n d von der Auffassung A n d e r e r halte ich die Spitzentuberculose nur mittelbar f ü r eine F o l g e des zu d ü r f t i g z u g e f ü h r t e n und aufgenommenen Sauerstoffs, z u n ä c h s t f ü r eine Folge der eingeathmeten oxydabelen Körper der L u f t , welche, weil sie nicht durchs Körperozon rasch unschädlich gem a c h t werden, die Gefässwände des L u n g e n g e w e b e s und dieses selbst alteriren. Die o x y d a b e l e n K ö r p e r der L u f t und des W a s s e r s , deren H a u p t m a s s e wir mit T r a u t m a n n : Z e r s e t z u n g s z e l l e n nennen können, sind weitaus die mächtigste Ursache u n s e r e s E r k r a n k e n s , trotzdem die F ä h i g k e i t des lebendigen Körpers, den einströmenden unerregten Sauerstoff zu e r r e g e n , sicher enorm gross ist. — D a bisher, wenn a u c h nicht geradezu a u s g e s p r o c h e n , jedoch nach Mitteln gesucht und am K r a n k e n b e t t e gehandelt worden ist, als sei es sicher, dass die T e m p e r a t u r e r h ö h u n g die Grundthatsache» die Ursache aller Fiebererscheinun-

59 gen sei, so werden die Gewohnheiten des jetzigen Handelns, die in unserer Literatur über den fieberhaften Process herrschenden Ansichten für meine Auffassung (dass der tieferliegende Grund aller Fiebererscheinungen — wenn man will, das Wesen des Fiebers — eine meist oder immer durch Vergiftung der Gewebe verursachte A t o n i e d e s N e r v e n s y s t e m s ist,) einen microscopischen und chemischen Beweis fordern.— Allein meine Auffassung ist nur ein Schluss aus drei Thatsachen: die eine Thatsache bilden die entfernten Ursachen des F e b e r s (importirte, retinirte, resorbirte Körper, welche als Nährstoffe nicht gelten dürfen), die andere Thatsache ist die im fieberfreien Zustande leicht zu constatirende desinficirende und tonisirende Grundwirkung unserer G a s e einerseits und ihre eminent antifebrile und antiphlogistische Wirkung andererseits und die dritte Thatsache ist die, dass die E r g e b nisse des physiologischen Experimentes die neue Auffassung eher bestätigen, als widerlegen. — Mit demselben Rechte, mit welchem Cohnheim in der Entzündung auf eine — bis jetzt nicht demonstrirbare — Gewebestructurveränderung der Gefässwände schliesst, schliesse ich im acuten Fieber auf eine mit Atonie gewisser Theile des centralen Nervensystemes stets einhergehende Infection, obgleich unsere jetzigen Untersuchungsmittel ebensowenig fähig sind, die microscopischen und chemischen Beweise beizubringen, als sie immer fähig sind, die Todesursache aufzufinden oder Unterschiede des leblosen, doch lebensfähigen Zustandes eines Thieres von dem leblosen, doch lebensunfähigen Zustande zu demonstriren. A m raschesten, meine ich, wird die Vergiftung durch Kohlensäure als Element jedes Fieberzustandes Anerkennung finden, weil das auffällig rasche Verschwinden gewisser Fiebererscheinungen unmittelbar nach starker Sauerstoffzufuhr nur als Folge ausgetriebener Kohlensäure sich deuten lässt. Dass der thierische Stoffwechsel fort und fort als freie Kräfte nicht alleiu Wärme und mechanische A r b e i t , sondern auch Electricität frei m a c h t , ist wohl T h a t s a c h e ; — dass vielleicht im Fieber in demselben Grade die Production von Wärme und mechanischer Arbeit steigt, als die Production von Electricität sinkt, ist nur eine Hypothese, welche in Rücksicht auf das Verhältniss des Nervensystemes als eines regulirenden Apparates des Stoffwechsels, mit Rücksicht auf die Identität der Nervenkraft mit Electricität, mit Rücksicht auf die Gier zumal des Nervensystemes nach reparirenden Sauerstoff sich aufdringt und deren Bestätigung oder Verwerfung der Arzt gern physiologischen Forschern iiberlässt. — W . Preyer sagt pag. 15 u. 1 4 : U e b e r d i e E r f o r s c h u n g d e s L e b e n s : „ D e r Sauerstoff hat einen Vorzug vor den anderen Lebensbedingungen ( W a s s e r , N a h r u n g , W ä r m e ) , weil seine Entziehung den thierischen Lebensprocess am schnellsten zum Stillstand bringt. Wenn P a s t e u r behauptet, es gäbe animalische F e r mente, Vibrionen mit selbständiger B e w e g u n g , welche ohne atmosphärischen Sauerstoff lebten, so fehlt der Nachweis, dass nicht fortwäh-

60 rend Sauerstoff sich entwickelte, etwa in dem Maasse, als er voä den winzigen Infusorien verzehrt wurde. Mau k a n n sich sehr wohl vorstellen, dass j e n e niederen L e b e n s f o r m e n n u r den activen Sauerstoff, den Sauerstoff im A u g e n b l i c k des E n t s t e h e n s gebrauchen können, während die anderen Organismen auch des inactiven Sauerstoffs bed ü r f e n , den sie zum Theil in Ozon durch B e r ü h r u n g verwandeln. W e s h a l b sollten nicht ebenso g u t j e n e Vibrionen den Sauerstoff verbrauchen, den sie selbst frei m a c h e n , wie die Pflanzen den Sauerstoff desselben L u f t m e e r e s verbrauchen , in welchen sie den von ihnen selbst entwickelten Sauerstoff e n t l a s s e n ? Da sie sogar, wie de Saussnre zuerst fand, in geschlossenen sauerstoffsgasfreien R ä u m e n den Sauerstoff, den sie bei T a g e e n t w i c k e l n , Nachts wieder einathmen und dabei Monate w a c h s e n ? D a s W a s s e r , der Zucker, die T a r t r a t e , die P h o s p h a t e , welche den F e r m e n t e n zum L e b e n d i e n e n , sie alle enthalten viel Sauerstoff. W e s h a l b sollte er nicht ebenso g u t daraus frei gemacht werden von den Vibrionen, wie er von den Pflanzen aus sauerstoflVeichen festen chemischen Verbindungen frei gemacht w i r d ? A e h n liches gilt von den isolirten lebenden Organen höherer Organismen. AVenn auch im luftleeren R ä u m e der Muskel zu zucken f o r t f ä h r t , der N e r v seine E r r e g b a r k e i t b e h ä l t , so folgt daraus keineswegs, dass sie keinen Sauerstoff v e r b r a u c h e n . K e i n e Pflanze gedeiht ohne Sauerstoff, kein T h i e r und j e vielseitiger ein Organismus ausgebildet ist, um so grösser sein Bedarf an diesem Lebensgas. So fundamental ist seine Bedeutung f ü r s L e b e n , dass die am 1. A u g u s t 1 7 7 4 von P r i e s t l e y in L o n d o n und in demselben J a h r e von Scheele g e m a c h t e E n t d e c k u n g des Sauei'3toffgases zugleich den A n f a n g der rationellen E r f o r s c h u n g des L e b e n s b e z e i c h n e t , den Beginn der jetzigen P h y s i o l o g i e , deren Grundstein P r i e s t l e y selbst l e g t e , indem er die grosse A e h n l i c h k e i t der A t h m u n g und der V e r b r e n n u n g e r k a n n t e . " A u c h f ü r gewisse K r a n k h e i t s z u s t ä n d e darf man den Satz hinstellen, j e k r ä n k e r der Org a n i s m u s , um so mehr des Sauerstoffs bedarf er zu seiner W i e d e r h e r s t e l l u n g , so dass auch von pathologischem S t a n d p u n k t e aus die B e n e n n u n g des Sauerstoffs: L e b e n s l u f t g e r e c h t f e r t i g t erscheint. •—• N a m e n t l i c h im acuten F i e b e r scheinen die Gewebe so excessiv nach Sauerstoff zu lechzen, dass es mir bis j e t z t niemals gelungen ist, eine die S ä t t i g u n g des Blutes mit Sauerstoff signalisirende A p n o e auch nur B r u c h t h e i l e einer Minute hervorzubringen. — Baumeister S c h a r r a t h theilt mir mit, dass bei unseren damaligen V e r s u c h e n 5 0 0 0 Cubikfuss L u f t in der Minute in das der Ventilation dienende Canalsystem des Friedrich W i l h e l m s t ä d t i s c h e n T h e a t e r s ein strömten. H e r r S c h a r r a t h h a t t e gleichzeitig einen Kessel mit Salzwasser a u f g e s t e l l t , dessen I n h a l t durch die Ventilation sehr s t a r k v e r d u n s t e t e und der Ozonproduktion dienen sollte. Ich g l a u b t e von dieser Methode a b r a t h e n zu m ü s s e n , einmal weil der Z u s c h a u e r r a u m ohnehin durch die Zuschauer mit W a s s e r g a s reichlich verseben wird;

61 z w e i t e n s f ü r c h t e t e ich einen Z e r f a l l , eine E r w e i c h u n g der G e w e b e , d u r c h d e r e n P o r e n die ä u s s e r e L u f t in die Z u s c h a u e r r ä u m e z u g f r e i e i n t r i t t , sobald die a l c a ü s c h e n S a l z d ä m p f e f o r t u n d f o r t dem L u f t s t r o m e zugefügt würden. — V o n der O z o n i s i r u n g der Z i m m e r l u f t d u r c h K o c h e n von ü b e r m a n g a n s a u r e m K a l i mit c o n c e n t r i r t e r S c h w e f e l s ä u r e r a t h e ich a b , weil D ä m p f e von S c h w e f e l s ä u r e d e r L u f t sich beimengen. — I n B e z u g auf den p . 3 — 7 m i t g e t h e i l t e n F l e c k t y p h u s f a l l ist an P r o f . R o m b e r g zu e r i n n e r n , in dessen Munde bei S c h i l d e r u n g eines K r a n k h e i t s f a l l e s die drei W o r t e : F l o c k e n l e s e n , Sehnenhüpfen, T o d für uns Schüler nicht trennbar waren. In B e z u g auf den s c h w e r e n T y p h u s f a l l p. 9 — 1 3 e r h a l t e ich a u s der F e r n e am 1. J a n . 1 8 7 4 M i t t h e i l u n g , dass „ j e d e r E x c e s s eine m i t grossen S c h m e r z e n in der L e b e l g e g e n d v e r b u n d e n e G e l b s u c h t noch h e r b e i f ü h r t , " t r o t z d e m P a t i e n t i n , um zu e r s t a r k e n , im S o m m e r 1 8 7 3 theils in I s c h l Soolb ä d e r g e n o m m e n , theils im G e b i r g e z u g e b r a c h t h a t . — D e r K n a b e O e r t e l h a t t e vom 3 . bis 1 4 . J a n u a r f o l g e n d e A b e n d t e m p e r a t u r e n : 3 7 , 1 ; 3 7 , 0 ; 3 7 . 0 ; 3 6 , 8 ; 3 6 , 9 ; 3 6 , 9 ; 3 7 , 0 ; 3 6 , 7 ; 3 6 , 9 ; 3 7 , 1 ; 3 7 , 0 , ist also so l a n g e n o c h R e c o n v a l e s c e n t , als er n i c h t 3 7 , 5 h a t . — K ä t c h c n O e r t e l h a t t e vom 1. bis 8 . J a n u a r f o l g e n d e A b e n d t e m p e r a t u r e n : 3 6 , 4 ; 3 6 , 3 ; 3 6 , 4 ; 3 6 , 4 ; 3 6 , 2 ; 3 6 , 5 ; 3 6 , 2 ; am 8. J a n . : 3 6 , 7 . — A m AbeDd des 9 . J a n a a r 3 8 , 4 u n d r o t h e F l e c k c h e n . 1 0 . J a n . : Morgens 3 7 , 7 ; Mittags Resp. 3 6 , Pulse 1 0 0 ; deutliche Pusteln. Ord i n i r t : O z o n w a s s e r , w e l c h e s bis z u m 3 . J a n u a r in kleinen Q u a n t i t ä t e n g e t r u n k e n und dann a u s g e s e t z t w a r . — A b e n d s : 3 8 , 7 . 11. J a n . : Morg. 3 7 , 9 . M i t t a g s R e s p . 3 2 : P u l s e 1 2 0 . A b . 3 8 , 3 . — 12. J a n . 3 7 , 5 , M. 3 8 , 9 , P u l s e 1 2 0 . A b e n d s . — H a r n n u r einmal r o t h g e l b , s o n s t h e l l g e l b ; S c h l a f , A p p e t i t , f e u c h t e H a u t zeitweise seit dem 9 . J a n u a r v o r h a n d e n . N a c h t s 1 2 / 1 3 . J a n u a r kein J u c k e n der P o c k e n m e h r , R ü c k b i l d u n g der den g a n z e n K ö r p e r , a u c h das G e s i c h t z e r s t r e u t occupirenden P u s t e l n , fast ununterbrochenen Schlaf, auch Schweiss. — 1 3 . J a n . : 3 6 . 6 M o r g . ; 3 5 , 9 A b . 1 4 . J a n . 3 7 , 4 Morg. — A b e n d s T e m p t u r n i c h t g e m e s s e n , weil seit 4 U h r N a c h m i t t a g s Schlaf einget r e t e n ist. P u l s e 8 4 . — 7 F l a s c h e n a q . ozon. c o n c e n t . seit d e m 9 . J a n u a r v e r b r a u c h t . — D e n B e g i n n des n e u e n fieberhaften Zus t a n d e s d a t i r e ich vom A b e n d des 8 . J a n . , an w e l c h e m die T e m p e r a t u r 3 6 , 7 war, */ i 0 G r a d h ö h e r , wie die h ö c h s t e T e m p e r a t u r der R e c o n v a l e s c e n s z e i t . — D a s V e r h ä l t n i s s der Z a h l der P u l s e zur T e m p e r a t u r d e u t e t a u c h v i e l l e i c h t auf eine T o n i s i r u n g des H e r z m u s k e l s h i n , dessen Ernährung während eines fieberhaften Z u s t a n d e s grössere Massen Sauerstoff e r f o r d e r t . — Bei u n s e r e r k l e i n e n P a t i e n t i n liegt also 1) eine I m p f u n g m i t N a r b e n b i l d u n g , 2) eine f e b r i s v a r i o l o s a sine Variola in F o l g e einer A n s t e c k u n g d u r c h den B r u d e r , 3 ) eine f e b r i s variolosa c u m variolis drei W o c h e n n a c h B e g i n n des e r s t e n F i e b e r z u s t a n d e s v o r . D e r K n a b e h a t t e w o h l in der S c h u l e sich inficirt. — Die e r s t e fieber-

62 hafte Erkrankung der K. 0 . lehrt, dass dem Trinken der aq. ozon. conc. nach Maassgabe des Durstes die Inhalation des Ozongases recht wohl noch hätte hinzugefügt werden oder folgen können. — Dass, wenn ein acuter fieberhafter Process durch aqua ozonis. wesentlich behandelt worden ist, die Zeit der Reconvalescenz, in welcher die Anzahl der Blutscheiben, der Vorrath des Blutsauerstoffs, die Grösse der Herzkraft und daher die Temperatur unter die Norm gesunken ist, j e nach der Masse des zugeführten Ozongases abgekürzt wird, begreift sich, weil durch die Zufuhr desselben auch der Zerstörung der Blutscheiben und der Abzehrung des Herzmuskels, welche der fieberhafte Process mit sich bringt, entgegengearbeitet wird. Die Blässe und Schwäche nach Ueberanstrengungen möchte ich nicht auf vorangegangene Zerstörung der Blutscheiben, sondern auf Herz - und Muskelschwäche durch zu starke Consumption des trotz beschleunigter Respiration ungenügend ersetzten Blutsauerstoffs und andererseits auf aufgehäufte Kohlensäure beziehen. Von den fünf Thesen S c h o e n e ' s kann ich nur die dritte und fünfte These für richtig halten. Nur Wasser, welchem unrein durch oxydabele Körper ist, zersetzt Ozongas; letzteres ist daher in destillirtem Wasser — unter den nöthigen Cautelen aufbewahrt — absolut haltbar. Da jedoch meine Beobachtungen, welche im „Atmosph. Ozon 1. Theil l i erwähnt sind, der feineren Messung entbehren, so ist die briefliche Mittheilung von Wichtigkeit, welche ich Herrn Prof. Carius am 11. J a n . 74 verdanke: „Schoene bestätigt meine Angabe über Absorption des Ozons, hat dann aber noch Einiges hinzugefügt, was ich theils nicht s o beobachtet habe, theils nicht für richtig halte. Ich werde vielleicht später Zeit h a b e n , selbst noch einige Versuche über diesen Gegenstand zu machen." — Die Absorption des Ozons durch Wasser bestätigt mir brieflich Prof. Gintl zu P r a g auf Grund eigener Versuche. — Dr. Mogk schreibt mir, in Wien sei gegen Trichinosis Chlorwasser mit Erfolg angewandt worden. E s sei daran erinnert, dass dieses Präparat durch Zersetzung des Wassers Chlorwasserstoffsäure bildet und activen Sauerstoff frei macht und dass — nach einer Mittheilung des Prof v. Adelmann — Prof. Leukart die Giftwirkung der Trichinen wesentlich in ihre Eigenschaft als Sauerstoffräuber verlegen soll. — Dr. Raynaud, dessen Notiz p. 3 9 mitgetheilt i s t , nur um zu Versuchen bei Cholera anzuregen, ist nicht Verfasser des Werkes über Tuberculose der Affen, (der gleichnamige Autor dieses Werkes ist todt), sondern als Mitarbeiter am Dictionnaire de medicine Verfasser z. B, des Artikels: A r t e r i e n und erst seit 1 8 6 8 Mitglied der medicinischen Fakultät zu Paris. — Welche Resultate hat nun die Inhalation auf den Inhalt eines mit einer Flasche aq. ozonis. conc. gefüllten Inhalationsapparates, wenn die Luft f i l t r i r t d u r c h W a t t e einströmt. Die Inhalation, um

63 diese F r a g e annähernd zu b e a n t w o r t e n , geschah in einem gutgelüft e t e n , rein gehaltenen, 1 0 F u s s h o h e n , nach W e s t e n im dritten Stock gelegenen Z i m m e r eines fast frei gelegenen H a u s e s der L ü t z o w s t r a s s e zu Berlin. Die Reaction wurde nach der 1 4 theiligen Ozonscala festg e s t e l l t , indem einem Esslöffel Ozonwasser 1 Theelöffel P r ü f u n g s flüssigkeit zugesetzt w u r d e : F r e i t a g den 9 . J a n u a r 7 4 : V o r der Inhalation ergab das P r ä p a r a t die Reaction No. 13 der S c a l a . — N a c h m i t t a g 4 U h r , A b e n d s 7 U h r und am 10. J a n u a r Morgens 4 U h r w u r d e je eine S t u n d e , S u m m a drei Stunden inhalirt. Die P r ü f u n g u n m i t t e l b a r nach der letzten Inhalation ergab Reaction No. 1 2. A m 10. J a n u a r wurde N a c h m i t t a g s drei U h r Stunde, 6 Uhr eine Stunde, A b e n d s 9 Uhr eine halbe S t u n d e , Morgens 4 U h r am 11. J a n u a r eine Stunde, Sutuma drei Stunden, jedoch tiefer und r a s c h e r , wie in den f r ü h e r e n drei S t u n d e n , inhalirt. U n m i t t e l b a r nach der letzten I n h a l a t i o n ergab die P r ü f u n g Reaction 7. A m 1 1 . J a n . N a c h m i t t a g s 3 U h r wurde eine S t u n d e , A b e n d s 9 U h r ' / Stunde, Morgens des 12. J a n . 4 U h r 1 Stunde, Summa drei S t u n d e n inhalirt. U n m i t t e l b a r nach der letzten Inhalation ergab die P r ü f u n g Reaction No. 5. —• A m 1 2 . N a c h m i t t a g s 2 Uhr ergab unmittelbar v o r der Inhalation die P r ü f u n g Reaction No. 5, es h a t t e sich also nach Verlauf von 8 S t u n d e n der O z o n g e h a l t nicht nachweisbar vermindert. A m 12. J a n . N a c h m i t t a g s 2 U h r wurde eine S t u n d e , Abends 10 U h r / j S t u n d e , 13. J a n u a r Morgens 5 U h r 1 Stunde, S u m m a drei S t u n d e n , inhalirt. U n m i t t e l b a r nach der letzten Inhalation ergab die P r ü f u n g No. 3. — N a c h drei S t u n d e n Inhalation am 1 3 / 1 4 . J a n u a r ergab die P r ü f u n g N o . 1, nach einer S t u n d e No. 0. — Der G a s i n h a l t des A p p a r a t e s w u r d e also durch die — pro Minute etwa 16 mal erfolgenden — I n h a l a t i o n e n eines 5 0 J a h r e alten Mannes u n g e f ä h r i n n e r h a l b 1 6 S t u n d e n v e r b r a u c h t . — W e l c h e s R e s u l t a t h a t t e die I n h a l a t i o n , als u n t e r denselben Bedingungen die L u f t u n f i l t r i r t einströmte und gleichzeitig w ä h r e n d der A u s a t h m u n g die V e r d u n s t u n g des Gases aus dem Mittelrohre durch Verschluss desselben mittels eines Gummipropfen v e r h i n d e r t wurde ? A m 14. J a n u a r vor der Inhalation Reaction No. 13. N a c h m i t t a g l * / t — 4 1 / , U h r , S u m m a drei Stunden i n h a l i r t : Unm i t t e l b a r nach der Inhalation ergab die P r ü f u n g Reaction No. 1.1, am A b e n d 1 0 ' / 2 U h r No. 10. —• A m 15. J a n u a r 4 U h r Morgen» vor der Inhalation No. 10, nach der Inhalation von 4 — 5 U h r , also von der D a u e r einer S t u n d e : No. 8 . — P r ü f u n g 8 U h r Morgens, also drei S t u n d e n nach der letzten

64 P r ü f u n g : No. 7 , — um 2 U h r Nachmittag No. 7 . — Inhalation N a c h m i t t a g von 2 ' / 4 — 2 % U h r , also nach 1 l / t Stunden, unmittelbar nach der Inhalation ergab die Prüfung No. 2 . — Der Gasinhalt des A p p a r a t e s wurde also, als die L u f t unfiltrirt einströmte, mindestens n a c h a c h t S t u n d e n bereits erschöpft. Mag der möglichst sorgfältig gemachte Versuch auch feineren Anforderungen nicht e n t s p r e c h e n , so liefert er doch wegen seines g r o b e n R e sultates den Beweis, wie ungemein reich die Zimmerluft an oxydabelen Körpern ist. Unser Blutgefasssystem ist nicht m i n d e r , wie unser A p p a r a t , ein B e h ä l t e r freien Ozongases. E s liegt nun auf der Hand, dass, wenn die L u n g e n auch intact bleiben, B l ä s s e und S c h w ä c h e schliesslich folgen müssen, wenn j e n e oxydabelen K ö r p e r (durch fortdaurendes Verweilen in geschlossenen R ä u m e n ) fast i m m e r den B l u t sauerstoff vermindern oder gar an dem gebundenen Sauerstoff der Gewebe schmarotzen und durch abnorme Zerfallprodukte der G e w e b e indirect uns vergiften. E s ist zu untersuchen, welche grössere Massen oxydabeler K ö r p e r dunkele, schlecht gelüftete, unrein gehaltenen Zimmer solcher Häuser e n t h a l t e n , welche von foetiden Ansammlungen umgeben sind. E s ist ferner aus obigem Versuch zu schliessen, dass die uns angeborene desinficirende K r a f t oder, was dasselbe sagen will, unsere F ä h i g k e i t , unerregten Sauerstoff zu e r r e g e n , sehr gross sein inuss, da wir selbst in schlechten Räumen nur ausnahmsweise erkranken. Wie weit wir jedoch von der Erkenntniss entfernt sind, selbst eine foetide Umgebung für eine Schädlichkeit zu halten, bin ich durch einen B e such belehrt worden, welchen ich mit den Prinzen Georg und A l b r e c h t zu Solms - Braunfels E n d e A u g u s t v . J . einem F r e u n d e der Prinzen m a c h t e : dieser, ein berühmter Lausanner Professor, hat sich etwa 4 0 0 0 Fuss hoch auf dem bei G e n f gelegenen Mont Salän jeden Sommer angesiedelt, j e d o c h g e s t a t t e t , dass eine höchst primitive L a n d w i r t s c h a f t der seine Wohnung umgebenden Bergluft die Geruchsorgane sehr afficirende Qualitäten ertheilt. Diese Unterschätzung der Bedeutung der unsichtbaren L u f t g i f t e steht in Zusammenhang mit der T h a t s a c h e , dass unsere deutsche Medicin, wie Prof. S a i t z ' s P a t h o l o g i e und T h e r a p i e des J a h r e s 1 8 7 4 noch den Beweis l i e f e r t , auch den unerregten Sauerstoff a l i Medicament noch nicht anwendet. Wie Professor Carius unter den Chemikern, so hat unter den Vertretern der deutschen Physiologie j e d o c h Professor P r e y e r in J e n a auf Grund seiner Studien mir in der Einführung des Sauerstoffs und Ozonsauerstoffs in den Arzneischatz als Freund zur Seite g e s t a n d e n , hier sind die B e l e g e : Am 1 3 . Dctober 1 8 7 0 schrieb e r : „ I n Wiesbaden habe ich wirklich ganz erstaunliche Erfolge gesehen und wiederhole, dass meiner Ansicht nach die Anwendung des activen Sauerstoffs für die T h e r a p i e eine grosse Zukunft h a t . " A m 2 0 . October 7 0 : „ i c h kann sehr entschieden die N o t w e n d i g k e i t b e t o n e n , ausgedehntere

65 Versuche mit activem Sauerstoff anzustellen, ich kann hervorheben, dass bereits günstige Erfolge vorliegen, während Erkrankungen in Folge der Inhalation mir bisher nicht bekannt geworden sind. Namentlich s e i t i c h e n t d e c k t e , dass die Blausäure, welche doch allgemein mit Recht für das stärkste Gift gehalten wird, in tödtlicher Dosis einem Thiere einverleibt, nicht die geringsten Vergiftungssymptome hervorruft, wenn nur für verstärkte S a u e r st o f f zufuhr gesorgt wird, habe ich die Ueberzeugung gewonnen, dass man auch in der Praxis (und nicht blos bei acuten Vergiftungen, auch bei Diabetes) von verstärkter Sauerstoffzufuhr die schönsten Erfolge zu erwarten berechtigt i s t . " — Am 14. Nov. 1 8 7 0 : „ich hoffe, dass Sie durch das Experiment und directe Beobachtung von rein physiologischer Seite hier (in Jena) bald Gelegenheit finden, Ihre herrliche Methode zu vereinfachen." — Am 2. December 7 0 : Das Präparat (das Ozonwasser) scheint in der That sehr brauchbar zu sein. E s behält den Ozongeruch, selbst wenn das Gefäss, in welchem sich die Flüssigkeit befindet, stundenlang (im Kühlen) offen stehen bleibt. Natürlich kann das Trinken des Ozonwassers die Inhalationen ozonhaltigen Sauerstoffs nicht ersetzen, aber ich theile Ihre Ansicht, dass es von guter Wirkung sein k a n n . " Am 31. Januar 7 1 : ich bezweifle keinen Augenblick, dass das Ozonwasser, w e l c h e s , w i e i c h m i c h ü b e r z e u g t e , i n d e r T h a t n u r W a s s e r u n d O z o n , aber kein Wasserstoffsuperoxyd enthält, therapeutisch wichtig worden k a n n ; jedoch kann man die Sauerstoffaufnahme vom Darm und Magen aus unmöglich der Einathmung ozonhaltigen Sauerstoffs gleichsetzen," Auf ihren Artikel: was ist Fieber? bin ich gespannt. Wenn die durch den eingeathmeten Luftsauerstoff im Körper eingeleiten Oxydationsprocesse im Fieber nicht die Quellen der freiwerdenden W ä r m e sein sollen, so müssen es andere Oxydationsprocesse sein. Woher soll aber dann der nöthige Sauerstoff kommen? Sie möchten ihn durch Spaltungsvorgänge aus dem Blut- und Organ - Albumin nehmen. Findet aber ein Zerfall dieses statt, so wird nicht Wärme frei, sondern latent, E s wird Wärme verbraucht, um die Anziehung der Atome zu überwinden. Derselbe Process nun, welcher W ä r m e verbraucht (das Zerfallen, das Gespaltenwerden des Albumins) kann nicht zur Wärmequelle werden, am wenigsten eine Steigerung der freiwerdenden Wärme, wie sie thermometrisch nachweisbar im Fieber statt h a t , bedingen. Wenn es wirklich wahr ist, dass Sauerstoffinhalationen das Fieber vermindern, so wäre dieses eine Thatsache, auf welche Sie stolz sein können." Am 2 4 . Nov. 7 1 : „Dass die Pilze durch Ozon zerstört werden, ist nicht auffällig, da organische-Substanz von viel festerem Gefüge z. B. Kautschuck gleichfalls von Ozon angegriffen wird." — „ D a s Sauerstoffwasser, welches jedoch ausser W a s s e r , Sauerstoff und allenfalls etwas Kochsalz nichts enthalten sollte, wird gewiss bald allgemein verbreitet sein." „Dass bei der Soole-Verdunstung der ge-

66 wohnliche Sauerstoff erregt wird, ist mir sehr überraschend." „Man darf das Ozon nicht fallen lassen, denn dieses ist nöthig, um die schädlichen Bestandtheilc der L u f t zu zerstören." Da im Fieber der Consum von Sauerstoff abnorm gross, die Zufuhr aus der Atmosphäre unzureichend ist, so bestimmten mich die Zeilen des Herrn Prof. Preyer, meine ursprüngliche I d e e , im Freiwerden bereits gebundenen Sauerstoffs eine zweite Quelle für Oxydationen zu suchen, aufzugeben und führten mich dahin, das Blutgefässsystem als ein Reservoir aufgespeicherten Sauerstoffs zu betrachten, dessen Niveau steigen und fallen kann, wenn das Gleichgewicht der Zufuhr und des Verbrauchs von Sauerstoff nach irgend einer Richtung gestört ist, — dessen Maximalstand die Sättigung des Blutes mit Sauerstoff in der Apnoe, dessen tiefster Stand der völlige Mangel des Blutes an Sauerstoff ist, wie er dem Erstickungstode vorhergeht. — W i e genau Herr Prof. Carius analysirt, ist Folgendes ein Beweis: er theilte mir m i t : „ich muss anführen, dass im käuflichen Ozonwasser s e h r k l e i n e S p u r e n der Chlorverbindungen und schwefelsauren Salze von Kalium und Natrium enthalten sind und dass ich in e i n e m Falle auch eine kaum erkennbare Spur freier Salzsäure auffand; in letzterem Falle besonders angestellte sehr sorgfältige Versuche zeigten, dass diese Säure nicht salpetrige oder Salpetersäure war, sondern die ganz unschädliche Salzsäure." — Diese Befunde, die ärztlich bedeutungslos sind, waren entweder als Folgen einer zufälligen Verunreinigung zu deuten, oder gestatten den Schluss, dass die Darstellung des Präparates weder eine electrische, noch electrolytische gewesen ist. Margot K . , Tochter des Herrn Hauptmanns und Mitgliedes der Artillerie-Prüfungs-Commission Küper (Berlin, Genthinerstrasse 7 ) , 9 J a h r alt, besuchte vom 15. October v . J . eine private Mädchenschule, in welcher der Keuchhusten Ende October auftrat. Von 7 Mädchen blieben 3 frei, welche den Keuchhusten bereits früher überstanden hatten, die vier anderen erkrankten nach der Reihe, zuletzt Margot K., welche neben einem Kinde sass, das, bereits zweifellos an pertussis erkrankt, die Schule mehrere Tage noch besuchte. In der e r s t e n W o c h e des November Husten, der von Tag zu Tag zunahm, Schnupfen trat nicht ein. Von der z w e i t e n Woche des November hütete sie die Wohnung und erhielt täglich 1 Flasche aq. ozonis. concent. — Ende der zweiten Woche Anfälle von Husten mit Athemnoth, A n g s t , Anklammern an die Mutter, mit dunkler Rothe des Gesichtes, Stirnschweiss, Thränen der Augen. Der Anfall dauerte höchstens eine Minute und war der Husten auch tönend, so wurde jedoch das Gesicht niemals blau. Mit dem Auftreten der zweifellosen Paroxysmen von Keuchhusten, welche 3 — 4 Mal am Tage und regelmässig in der Nacht zwischen 12 und 1 Uhr ein Mal a u f t r a t e n , Morgens und Abends 1 Flasche aq. ozon. conc. —

67 Nach mehreren Tagen klang der Husten nicht mehr pfeifend, sondern voll, die Anfälle blieben am Tage ganz a u s , in der Nacht trat der Anfall nicht mehr zu einer bestimmten Zeit und noch schwächer, wie vorher, auf und endigte mit Schleimauswurf. Nach etwa 14tägigen Gebrauch der aq. ozon. conc. erschien der Catarrh, der ohne Fieber, durch rbonchus sonorus u. sibilans objectiv nachweisbar vorhanden war, erloschen. Da M. in der letzten Hälfte der dritten Woche ihres Catarrhes bereits Spaziergänge machte, erkältete M. sich einige Tage nach ihrer Herstellung: ein Rückfall in das frühere Höhestadium des Keuchhustens trat ein und der früheren Verordnung wurde die Inhalation des Ozongases — auch mit Rücksicht auf Dr. Letzerichs sorgfältige Untersuchungen, nach welcher er eine Pilzform als Ursache des Keuchhustens annimmt — hinzugefügt. — Nach mehreren Tagen verlor der Husten seinen spasmodischen Charakter, und Ende der achten Woche der Erkrankung nach Verbrauch von 7 5 Flaschen aq. ozon. war auch der Catarrh dauernd beseitigt. W ä r e , der Verlauf des Keuchhustens noch milder, wie in diesem Falle, gewesen, so war der Einwurf berechtigt, dass es sich nur um einen Bronchialcatarrh gehandelt habe. Obgleich ich nun nach früheren Behandlungsmethoden (hie und da Brechmittel u. s. w.) keinen so günstigen Verlaut beobachtet habe, so spricht gleichwohl C u l l e n von milde verlaufenden Fällen. Allein, dass gerade in diesem Falle ein Curerfolg vorliegt, folgt wohl aus folgenden Thatsachen: 1) die drei Mitschülerinnen sind weit heftiger erkrankt, die eine soll auch Lungenentzündung erhalten haben. 2) M., seit ihrem ersten Lebensjahre stets scrophulös, wurde 4 J a h r alt von schwerer scrophulöser Augenentzündung befallen, gegen welche 1 / i J a h r lang zeitweise Calomel in grossen Gaben gebraucht worden ist. Seit dieser Cur t i e f e G e s i c h t s b l ä s s e , welche auch dem Aufenthalte in der Landluft, dem Eisen u. a. M. nicht gewichen ist. — Abgesehen nun davon, dass sie von Hirnentzündung, wie so häufig scrophulöse Kinder im Laufe der pertussis, nicht befallen worden ist, besserte sich im Gegentheil vier Wochen etwa nach dem Gebrauche der. aq. ozon. die Gesichtsfarbe auffällig und die Wangen wurden voller. Während der ganzen Krankheit war M. fröhlich, niemals ermattet, so dass sie täglich lernte, Unterricht empfing und in keiner Zeit den Eltern Besorgniss eingeflösst hat. — Ich meine n u n , d i e s i c h t b a r e B e s s e r u n g d e s B l u t e s u n d d e s E r n ä h r u n g s z u s t a n d e s m u s s v o n E i n f l u s s auf den Catarrh der Luftwege und auf das Nervensystem, folglich auch a u f d i e D a u e r u n d d e n G r a d des K e u c h h u s t e n s in d i e s e m F a l l e g e w e s e n s e i n , weil sie bereits drei Wochen vor Beendigung des Catarrhes eingetreten ist. — 3) Die Wirkung des Präparates bei einfachen Catarrh der Luftwege. 4) haben Berend, Ohning, und ich mehrere gleichartige Beobachtungen bei Anwendung desselben Präparates gemacht. — Auch dieser Fall lehrt, dass man noch grössere Gaben des Präparates

68 hätte anwenden können. Dass eine reizlose Diät eingebalten, kein anderes Mittel zur Anwendung gekommen, und Lungenemphysem (welches n a c h Ablauf jedes starken Keuchhustens immer eintritt und daurend, ja hie und da mit A s t h m a , zurückbleibt) selbst nicht iin geringsten Grade eingetreten ist, sei noch erwähnt. —. Die Wirkungen der äusserlichen Anwendung der aq. ozon. conc. bei intertrigo, bei Verbrennungen zweiten Grades, bei jeder Art der Entzündung der Augenbindehaut scheinen dafür zu sprechen, dass der Ozonsauerstoff eine Verengerung abnorm erweiterter Gefässe auch durch bessere Ernährung ihrer Wände herbeiführt, wenn er in der Form des genannten Präparates zur Anwendung gelangt, und eine sehr energische äussere Verwendung des Präparates ist wegen seiner s c h m e r z l o s e n Einwirkung gestattet. — Ein Fall (Herr Seyfect, Lützow-Ufer 3) h a t mich belehrt, dass man selbst bei einer tuberculosen Lungenentzündung nicht verzagen soll (welche nach durch Ozon zum Stillstand gebrachter Spitzentuberculose auftrat), wenn der Patient in der Lage ist, die Inhalation des Ozongases (drei Stunden täglich) ausreichend vorzunehmen. — Pat. ist bis zur Diensfähigkeit gebessert der Gesellschaft für Heilkunde vorgestellt. F r a u Wahle, 3 3 J a h r alt, Mauerstrasse 94, zum dritten Male (und zwar wegen Vorfalles des funiculus umbilicalis per forceps ohne Schwierigkeit, mit Erhaltung des Kindes, mit leicht und vollständig entfernter placenta von mir) am 18. J a n . Abends 8 Uhr entbunden: Lochien 12. J a n . : schwach, 13. J a n . : nicht mehr vorhanden. — 11 Uhr Ab. des 14. J a n . bis 3 Uhr Morg. des 15. J a n . : F r o s t a n f a l l mit Klappern der Zähne, starken Kopfschmerzen und im Beginne desselben etwa 1 / i Stunde mit Krampfbewegungen der Beine: nach Aufhören des Frostes trockne H i t z e , Fortdauer der Kopfschmerzen, und Schmerzen im Kreuz und in der unteren Hälfte des Leibes, Brechneigung; 5 Uhr Morgens allgemeiner Schweiss, 7 Uhr Morg. des 15. J a n . zweiter Frostanfall von der Dauer x/% Stunde mit Würgbewegungen, welche trotz ihrer Stärke zu keiner Entleerung des Magens führen. Von Beginn des Frostes ist der P a t . aq. ozon. simpl. möglichst oft zum Trinken gereicht werden, um allgemeinen S c h w e i s s zu erhalten. 15. J a n . Mittags 12 Uhr 120 Pulse, allgem. Schweiss, feuchte Zunge, uterus als auf Druck schmerzhafter tumor im linken unteren Theile des abdom. zu fühlen, und den arcus pubis 4 Zoll überragend. Die Umgebung des tumor empfindlich. Seit der Entbindung kein Stuhlgang. Ordinirt: Cataplasm. ad. abdomen, erst 1 Esslöffel ol. ricin, dann chin. sulphuric. 5 auf 180,0 2 stündlich 1 Esslöffel, aq. ozon. simpl. nach Möglichkeit trinken und i n h a l i r e n . — Einspritzungen früher mit Chamillenthee, jetzt mit Ozonwasser. — Abends 8 U h r : 112 P u l s e ; weil ol. ricin ohne Wirk u n g , clysma, durch welches sehr foetide faeces entleert werden; Kopfschmerzen ununterbrochen heftig, doch wegen des fortdauernden

69 Schweisses niemals kalte Umschläge, 15/16. J a n . Mitternacht hören die Schmerzen im Abdomen, nicht die des Kopfes auf. — 16. J a n . von 3 Uhr Morg. bis 8 Uhr Ab. starke Schmerzen im Abdomen, daher von Nenem Cataplasmen (welche Mitternacht 1 5 / 1 6 . Jan. ausgesetzt waren) bis Abend des 16. Jan., an welchem 8 Uhr 108 Pulse zu zählen waren, Durst geringer. •— 17. Jan. Abd. 104 Pulse, Fortdauer des Schweisses, der Kopfschmerzen; Abdomen auf Druck massig empfindlich, uterus an Grösse abgenommen; Lochien wieder eingetreten, Catheterismus nothwendig, durch welchen ein röthlich gelber, klarer Harn entleert wird. — Bis dahin jede Nahrung verweigert, 1 Tasse Haferschseim mit Appetit genossen. — 18. J a n . Morg.: nur noch geringe Kopfschmerzen, Bouillon mit Ei gut geschmeckt, Abdomen nur auf tiefen Druck empfindlich. Mittags 12 Uhr 100 Pulse. — 19. J a n . Pulse 9 6 ; Schweiss, s e i t d e m 15. J a n . M o r g s . a l l g e m e i n u n d u n u n t e r b r o c h e n v o r h a n d e n , hat noch Geruch. — 2 0 . Januar. 12 Uhr Mitt.: Pulse 88, Harn g e l b , Haut trocken, Gesicht nicht mehr roth; fundus uteri l'/2 Zoll hoch zu fühlen, wenig empfindlich; völliges Wohlbefinden. Am 12., 13., 14. Jan. sind 4, am 14. J a n . 14, 16. — 20. J a n . 8 Flaschen aq. ozon. simplex verbraucht worden. P a t . erscheint von der Entzündung des uterus und Bauchfells hergestellt. — Pat., aus Wien, 44 J a h r alt, Juli 5 4 : ulcus glandis, nach drei Wochen Sublimat; ulcus geheilt. November 5 4 : ulcus palat. moll.: Abführmittel, geringste Nahrung, Quecksilber, Schwefelbäder zwei Monate. 5 5 — 5 9 : Blasen und kleine Geschwüre der L i p p e n , Z u n g e , des Gaumens wiederholen sich jedes J a h r trotz Schwefelbäder, Abführmittel, Aetzungen. 6 2 — 6 7 : im Nacken nässendes, eiterndes, serpiginöses, flaches ulcus, aus einer harten grossen Pustel hervorgegangen; seit 6 2 : kleine Pusteln der Kopfhaut, 6 5 u. 6 6 : an den Waden ein bald nässender, eiternder, bald trockener, schuppender Ausschlag. Von 62 bis 67 oft Sarsaparille gebraucht. 6 8 : Landeck gebraucht, dann Heirath; Herbst 6 8 : grosse Knoten in der Rückenhaut, aus welchen 4 g r o s s e , t i e f e , i m m e r g r ö s s e r w e r d e n d e G e s c h w ü r e mit unregelmässigen, gewulsteten Rändern hervorgehen. 7 0 : Kind, mit grossen Blasen geboren, stirbt 14 Tage nach der Geburt. 7 l : Kind, drei Tage nach der Geburt Blasen über den ganzen Körper, nach 5 1 / 2 Wochen Tod. — 7 2 : Kind, mit Blasen geboren, 14 Tage nach der Geburt Tod. — 7 3 : Zu den vorhandenen Geschwüren und Ausschlägen kommen braune Flecke am scrotum und auf den Lippen. — 7 3 : Kind wird nicht mit pemphigus geboren, dagegen schält sich die H a u t des Körpers in grossen Fetzen ab, auch die des Gesichts, so dass das corium sehr ausgedehnt blossgelegt wird. Tod nach 8 Tagen. März 73 sehe ich den niedergebeugten, cachetisch aussehenden Patienten zum ersten Male, der zumal wegen seiner 4, über Handteller grossen, seit 6 8 datirenden Rückengeschwüre Hilfe sucht, nachdem er auch 72

70 Arsenik und Soolbäder ohne einen Nutzen gebraucht hat. O r d : Geschwüre mit Charaiilenthee zu b ä h e n , aq. ozon. conc. — Diät. — Besserung beginnt sehr bald, zumal als er auch Ozongas inhalirt. Diät hält Fat. nicht ein, gebraucht sein Arzneimittel nicht regelmässig. — Am 6. J a n . 74,nachdem 150 Flaschen aq. ozon. conc. verbraucht sind, sieht Fat. besser aus, die Geschwüre sind völlig verheilt, die Haut über den Narben schilfert stark und ist noch roth. Kopfhaut hat noch Pusteln, die Waden noch ein schilferndes, trockenes Exanthem. Pat. wird mehr Diät halten und weiter gebrauchen und ist seiner Genesung sicher. Die Frau blieb gesund. Die Kinder wurden sehr kräftig gebaut geboren. — Am 6. Januar 74 sah ich Pat. zum 2 ten Male. — Wenn nun auch bei Tuberculose, Gelenkrheumatismus, Glaucom, Asthma, Gicht Erfolge erreicht werden, so sind sie doch selbstverständlich durch die Gewalt der Krankheitsanlage, des localen Infectionsheerdes, des hohen Alters in demselben Maasse vorübergehend, als es nicht gelingt, die pathologische Praedisposition, den örtlichen Giftheerd zu beseitigen und an Stelle des Curgebrauches den diätetischen Gebrauch des OzonsauerstofFs zu setzen. Eine aqua ozonisata diaetetica, welche durch ihren Preis den täglichen Gebrauch zulässt, muss daher zunächst der Gegenstand unserer Wünsche sein. — Herrn Kinne zu Herrenhut sind weitere sorgfältig angestellte Messungen zu verdanken, welche vorerst nur summarisch ich mittheile: Ozongehalt, niedrigster höchster 16. Juni bis 6. Juli 7 12 7. Juli bis 6. Sept. 5 11 6. Sept. bis 5. Nov. 7 10 6. Nov. bis 6. J a n . 8 11