Das alte Rom: Leben und Alltag 3534250885, 9783534250882


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German Pages 192 [194] Year 2012

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Inhalt
Vorwort
Einleitung
I Stadt und Bürgerschaft
II Die Armee zu Hause und im Feld
III Industrie, Landwirtschaft und Kommunikation
IV Währung und Handel
V Spektakel und Spiele
VI Religionen, nah und fern
VII Der Haushalt
VIII Gesundheit, Tod und Jenseits
IX Die Quellen
X Das Vermächtnis des antiken Rom
Anmerkungen
Bibliographie
Bildnachweis
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Das alte Rom: Leben und Alltag
 3534250885, 9783534250882

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Nancy H. Ramage · Andrew Ramage

Das Alte Rom

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Nancy H. Ramage · Andrew Ramage

Das Alte Rom Leben und Alltag Aus dem Englischen von Elisabeth Begemann

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Englische Originalausgabe: »Ancient Rome« The British Museum Press, London 2008 © 2008 Nancy H. Ramage und Andrew Ramage

Seite 1: oben: Relief auf dem Sarkophag eines Kindes (Ausschnitt). Etwa 200 n. Chr. unten: Münzen aus dem Schatzfund von Hoxne. 4./5. Jh. n. Chr. Seite 2: Bodenmosaik mit der Darstellung essbarer Fische. Etwa 100 n. Chr. Seite 5: Statuette eines Legionärs. Bronze, 2. Jh. n. Chr. Fotos: © The Trustees of the British Museum

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2012 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Redaktion: Ulrike Rücker Layout: John Hawkins Design Typographie und Satz: Lohse Design, Heppenheim Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-25088-2

Die Buchhandelsausgabe erscheint beim Konrad Theiss Verlag, Stuttgart ISBN 978-3-8062-2620-1 www.theiss.de Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-72919-7 (für Mitglieder der WBG) eBook (epub): 978-3-534-72920-3 (für Mitglieder der WBG) eBook (PDF): 978-3-8062-2665-2 (Buchhandel) eBook (epub): 978-3-8062-2666-9 (Buchhandel)

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Inhalt

Vorwort 6 Einleitung 8

I II

Stadt und Bürgerschaft 18 Die Armee zu Hause und im Feld 38

III

Industrie, Landwirtschaft und Kommunikation 52

IV

Währung und Handel 68

V

Spektakel und Spiele 82

VI VII VIII IX X

Religionen, nah und fern 98 Der Haushalt 118 Gesundheit, Tod und Jenseits 134 Die Quellen 150 Das Vermächtnis des antiken Rom 170 Anmerkungen 176 Bibliographie 180 Bildnachweis 183 Register 188

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Vorwort

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ie Erforschung Roms und der R ömer konzentriert sich auf die materiellen Überreste archäologischer Entdeckungen sowie neuer und alter Sammlungen, die ein genaues Bild des römischen Volkes zeichnen und uns einen Einblick in ihr tägliches Leben und ihre Kultur, ebenso wie in Politik, Recht, Heermacht, Handeln und religiöse Bräuche erlauben. Der Einfluss der Römer zum Beispiel im Bereich der Architektur wird bereits mit Blick auf den Eingang des Britischen Museums sichtbar. Die tempelähnliche Fassade gleicht der Frontansicht römischer Heiligtümer wie dem Pantheon, die Gebäudeflügel zur Linken und Rechten erinnern an die Kolonnaden öffentlicher römischer Gebäude. Der vorliegende Band ist nicht in erster Linie ein Geschichtsbuch. Anstatt Ereignisse der römischen Welt in chronologischer Reihenfolge zu betrachten, werden vielmehr spezifische Themen in den Mittelpunkt eigener Kapitel gerückt, da wir meinen, dass auf diese Art und Weise Aspekte der römischen Lebensart am besten illustriert werden. Die reichhaltigen Exponate des Britischen Museums, die in über 250 Jahren gesammelt wurden, bieten ein wunderbares Fundament für eine solche Art der Darstellung. Sie ermöglichen dem Leser einen Blick auf Gegenstände des täglichen Gebrauchs in römischen Häusern, Gärten und öffentlichen Bereichen. Münzen und Streitwagen, Götter und Gladiatoren: Die Auswahl ist faszinierend. Der Einfluss der Römer auf spätere Zeitalter ist von ebenso großem Interesse und wird entsprechend im Laufe des Buches und in den beiden Schlusskapiteln betrachtet werden. Durch Zitate im Text dürfen die vergangenen Jahrhunderte durch die Stimmen früherer Wanderer, Sammler und Forscher sprechen und Bilder römischer Orte und Monumente heraufbeschwören. Andrew Ramage beschäftigt sich mit der römischen Geschichte, seit er als S chuljunge an einer Ausgrabung innerhalb eines Bombenkraters in Canterbury beteiligt war. Im Laufe der Zeit folgten Ausgrabungen in Verulamium und seit vierzig Jahren in Sardis. Nancy Ramage war zwei Jahre an der Britischen Schule in Rom und hat ebenfalls lange Jahre in Sardis gearbeitet. In jüngerer Zeit entwickelte sie ein besonderes Interesse an den Einflüssen des römischen Zeitalters auf das Sammeln und die Kunst der neoklassizistischen Zeit. Beide Autoren sind begeisterte Lehrer griechischer und römischer Kunst und Archäologie. Unser Dank geht an unsere guten Freunde und Kollegen zu Hause, in London und in Cambridge: Fred Ahl, Lucilla Burn, Janet Huskinson, Ian Jenkins, Peter Kuniholm, Richard Mason, Carol Mattusch, Valerie Smallwood, Alexandra Villing, Dyfri Williams und Susan Woodford. Die Aufzeichnungen des Museums, sowohl gedruckt als auch digital, waren unschätzbar. Richard Adby, Nancy-Jane Rucker und Susan Woodford haben den Text gelesen und wertvolle Verbesserungsvorschläge gemacht. Finden sich dennoch Fehler, sind diese ihnen nicht anzulasten. Ebenso danken wir Nina Shandloff von der British Museum Press und ihren Kollegen Axelle Russo und Beatriz Waters für die Zusammenstellung der Abbildungen, sowie besonders John Hawkins für die Drucklegung und seine unschätzbare Unterstützung während der Veröffentlichung dieses Bandes. Gewidmet ist dieses Buch dem Andenken an George und Ilse Hanfmann sowie John und Margaret Ward-Perkins.

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Oben: Rom, Pantheon.

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Unten: London, British Museum. Entworfen von Sir Robert Smirke, fertiggestellt 1847.

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Einleitung

E 1 | Die Kapitolinische Wölfin. Bronze. Etruskisch, ca. 500 v. Chr. Die Kinderfiguren wurden in der Renaissance hinzugefügt. H. 84 cm.

s ist alles andere als leicht zu definieren, wer oder was die Römer waren: Eine Einteilung lässt sich sowohl zeitlich, geographisch, sprachlich oder nach ethnischer Zugehörigkeit vornehmen. Jede dieser Einteilungen kann darüber hinaus unterschiedlich angewandt werden. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf die Aspekte des täglichen Lebens und der Kultur der Römer. Es soll ein Bild des römischen Volkes im weitesten Sinne zeichnen, zu Hause und in der Öffentlichkeit, in der Stadt Rom und im gesamten Römischen Reich. Der Legende nach wurde Rom im Jahr 753 v. Chr. gegründet. Die Römer rechneten bei der Datierung ab Gründung der Stadt, ab urbe condita. Der Großteil der zunächst in Rom lebenden Menschen waren Latiner, also ein Volk der lateinischen Sprachgruppe, das in der Region Latium lebte | Abb. 2 |. Ihr Gebiet befand sich zum größten Teil im Süden und Osten des Flusses Tiber, der an vielen kleinen Siedlungen vorbei floss, die sich später zur Stadt Rom vereinigten. Der Tiber spielt eine bedeutende Rolle für den Mythos um die G ründung der Stadt. Es heißt, dass die Zwillinge Romulus und Remus von ihrem Onkel am Ufer des Flusses ausgesetzt wurden, nachdem dieser von einer Prophezeiung erfuhr, die seinen Tod durch die Söhne der Rhea Silvia, ihrer Mutter, voraussagte. Glücklicherweise aber fand eine Wölfin die Zwillinge und stillte sie, bis ein Hirte sich ihrer annahm und sie als seine eigenen Söhne aufzog. Schließlich bewahrheitete sich die Prophezeiung, indem Romulus nicht nur seinen Onkel, sondern später auch den eigenen Bruder erschlug und zum Gründer der Stadt Rom wurde. Die wohl bekannteste Darstellung dieser Geschichte ist die Bronzefigur der Kapitolinischen Wölfin | Abb. 1 |, ein stattliches Tier mit prallgefüllten Zitzen. Die Statue etruskischer Machart muss nicht notwendig auf die R omulus-Sage Bezug nehmen, wird traditionell jedoch entsprechend verstanden. Die Figur en der s äugenden Kleinkinder wurden erst im Z eitalter der Renaissance im späten 15. Jahrhundert ergänzt.1

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2 | Karte von Italien und Latium.

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3 | Karte des Römischen Reiches im 2. Jahrhundert n. Chr.

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Von Beginn an hatten die Römer italisches Blut. Der Ursprung ihres Volkes liegt in den unterschiedlichen Stämmen der italischen Halbinsel. Sie gehören zu den indo-europäischen Völkern, einer weitreichenden Sprachfamilie, aus der sowohl das Sanskrit Indiens als auch die keltischen Dialekte Nordeuropas stammen. Ihre Ursprünge waren bescheiden, so dass es in der Eisenzeit (10.– 8. Jh. v. Chr.) unmöglich gewesen sein dürfte, sich auch nur vorzustellen, dass eine große Stadt und letztlich ein großes Imperium aus den verwahrlosten Dörfern, die auf den Hügeln rund um den Tiber in Zentral-Italien saßen, erstehen würde. Das römische Volk vergrößerte seinen Einfluss in Italien nur allmählich, bis es im Laufe der Zeit die Städte im Süden der Halbinsel dominierte. Eine Karte des Römischen Reiches im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. | Abb. 3 | zeigt die weiten Grenzen, in denen sich das Reich einmal erstrecken sollte. Der Einfluss der lateinischen Sprache, des römischen Rechts und römischer Gebräuche findet sich bis heute in den Ländern, deren historische Wurzeln im Römischen Reich liegen. Tatsächlich ging dieser Einfluss weit über diese Grenzen hinaus, bis in die Neue Welt und nach Australien, Südafrika und in die entferntesten Ecken der Erde.

Griechen und Etrusker Das Volk von Rom stand vom 8. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. unter der politischen Vorherrschaft der etruskischen Könige. Die mächtigen Nachbarn im Norden waren durch den Metallreichtum ihrer Länder zu großem Wohlstand gelangt und durch den Handel mit den Ländern im Osten in Kontakt getreten. Die Etrusker waren geschickte Metallschmiede, die erlesene Gold- und Bronzearbeiten ausführten: von kleinen Anstecknadeln und Schmuckstücken bis hin zu monumentalen Skulpturen (wie etwa die der bereits erwähnten Wölfin). Obwohl ihnen kein qualitativ hochwertiger Stein zur Verfügung stand, waren sie doch Meister in der Verarbeitung von Terrakotta (gebranntem Ton). Aus diesem Material schufen sie großfigurige Plastiken und Ornamentziegel für die Verzierung ihrer Tempel, außerdem kunstvoll ausgestattete Särge für die reichsten ihrer Klienten. Auch die Römer verwandten zunächst minderwertigen Stein für die Errichtung ihrer Gebäude und Denkmäler, verzierten aber die Ob erfläche ihrer Tempel mit Stuck und schufen damit weiße Wände für die Wohnhäuser ihrer Götter. Jahrhunderte später, unter der Herrschaft ihres ersten Kaisers Augustus, wurden die Marmorbrüche von Luna bei Carrara erschlossen, die R om einen beträchtlichen Vorrat an exquisitem weißen Marmor zur Verwendung in Kunst und Architektur zur Verfügung stellten. Die Etrusker standen in engem Kontakt nicht nur zu den Griechen, sondern auch zu Händlern aus dem Osten des Mittelmeerraumes, aus Ägypten, Kleinasien (der heutigen Türkei), Syrien und Israel. Innerhalb dieses Handelsnetzwerks herrschte ein reger Austausch von Waren und Vorstellungen, die nicht nur die materielle Kultur beeinflusste, sondern vor allem auch die Religion und die Politik Roms, und das über die nächsten Jahrhunderte hinaus. Einer der wichtigsten Umschlagplätze befand sich in Süditalien, wo die griechischen Stadtstaaten im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. Handelsposten und Kolonien gegründet hatten. Die Küstenstreifen Siziliens und entlang des südlichen Italiens waren übersät mit der-

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GRIECHEN UND ETRUSKER

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artigen Kolonien, von denen viele sich zu blühenden Städten entwickelten. In einigen davon, in Paestum oder Agrigent, stehen auch heute noch gut erhaltene griechische Tempel als Z eugnis ihrer ehemaligen Größe und ihres Reichtums. Durch ihre umfangreichen Kontakte zu den Griechen entdeckten die Etrusker Ähnlichkeiten zwischen ihren und einigen der griechischen Gottheiten und glichen deren Namen ihrer Sprache an. So wurde die Artemis der Griechen zur Aritimi der Etrusker, die Persephone zur Phersipnai. Doch nicht nur Namen wurden übernommen, auch die vis uelle Repräsentation der G ottheiten war durchaus vergleichbar. Deutliche Unterschiede finden sich jedoch im Tempelbau: Die etruskischen Tempel waren der Form nach anders als die G estaltungsart, die die G riechen wählten. Und es waren die etruskischen Tempel, nicht die griechischen, die zum V orbild für die römischen Heiligtümer werden sollten (siehe Seite 107). Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. erreichten im klassischen Zeitalter der griec hischen Geschichte nicht nur die Kunst und die Philosophie, sondern auch die p olitischen Formen kleinstaatlicher Autonomie, vor allem in Athen, ihren Höhepunkt. Zu dieser Zeit war die Stadt Rom noch eine Kleinstadt. Ihre Kultur konnte sich weder in der H eimat noch in den K olonien des südlichen Italiens – die Gegend, die auch bekannt ist als Magna Graecia (wörtlich: »Groß-Griechenland«) – mit der der Griechen messen. Im 3. Jahrhundert wuchs die Stadt und durch militärische Anstrengungen breitete sich Rom auf Latium, den Süden und den Osten aus. Durch die Eroberung einer Vielzahl von Städten in Süditalien und Sizilien intensivierte sich der Kontakt zu den Griechen, die nach der Eroberung ihrer Städte oftmals als Kriegsgefangene versklavt wurden. Die gesamte Bandbreite der sozialen Schichten griechischer Städte war in der r ömischen Sklavenschaft vertreten, von hoch gebildeten Denkern bis zu ehemaligen Tagelöhnern. Für ihre neuen Herren arbeiteten sie als Tutoren, Lehrer und Künstler, als Erntearbeiter und Dienstboten in ihren Häusern. Bis zur Eroberung Vejis stellten die kulturell weiter entwickelten Etrusker die größte Gefahr für Rom im 4. Jahrhundert dar. Ihr Einfluss durchwirkte die römische Kultur, sei es in der Kultpraxis oder in der Architektur, im traditionellen Tempelbau oder den typischen Rundgräbern. Dennoch suchten sich die Römer dem etruskischen Einfluss nach der Vertreibung des letzten etruskischen Königs Tarquinius Superbus (»Der Stolze«) am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. zu entziehen. So organisierte sich das römische Volk ab dieser Zeit innerhalb einer Republik, in welcher der Ausgleich der Macht als zentraler Faktor ihrer Regierungsorgane konstituiert wurde; dementsprechend wird die Epoche zwischen 509 und 27 v. Chr. die römische Republik genannt. Dabei sind es vor allem die letzten Jahrzehnte dieses Zeitalters, die durch ihre literarischen und archäologischen Überreste für uns

4 | Etruskischer Helm. Bronze. 800–700 v. Chr. H. 35 cm.

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besonders gut greifbar sind. Im Jahr 27 v. Chr. wurde mit der Regierung Octavians, der unter dem Titel Augustus herrschte, eine neue Verfassung eingeführt: Es begann die Zeit der römischen Kaiser (siehe Kapitel 1).

Epochen der römischen Geschichte Den Beginn der R epublik Roms markierten nahezu beständige Kämpfe mit den Städten des Etruskischen Bundes, vor allem Veji, die imm er wieder Angriffe auf die Stadt Rom unternahmen. Auf der Gegenseite suchten auch die Römer ihren Einfluss auf die latinischen Völker auszuweiten. Einige speziell römische Artefakte konnten der frühen republikanischen Zeit zugeordnet werden, doch lässt sich die materielle Kultur der Etrusker, Römer und Latiner schwer voneinander unterscheiden. Für einen detaillierten Bericht der römischen Frühgeschichte muss man sich auf die do ch eher voreingenommenen Darstellungen der römischen Historiker verlassen, vor allem Livius. Denn dieser gehörte zum von Augustus geförderten literarischen Kreis um Maecenas und schrieb in seinen Darstellungen und Erläuterungen über die römische Urgeschichte und den Charakter des römischen Volkes. Für den vorliegenden Band ist jedoch zu einem Zeitpunkt einzusetzen, zu welchem die Römer bereits eine deutliche Dominanz über ihre Nachbarn gewonnen hatten, ihre militärische Übermacht über die Stadtgrenzen hinaus auch materiell fassbar ist und sich ihre Kultur in den archäologischen Überresten klar von den Funden benachbarter Städte unterscheiden lässt. Während der Kaiserzeit erstreckt sich das Römische Reich von Britannien bis Libyen und von Spanien bis Syrien. Nach der militärischen Eroberung verzichteten die Römer darauf, den ehemaligen Gegnern die eigene Kultur aufzuzwingen, so dass lokale Bräuche und Traditionen sowie auch religiöse Praktiken bestehen blieben. Tatsächlich pflegten die Römer diese lokalen Sitten bisweilen zu adaptieren und zu ihren eigenen zu machen, wo ihnen diese sinnvoll oder lobenswert erschienen. Eine solche Herrschaftspraxis war nicht nur außergewöhnlich, sondern überaus erfolgreich: Die Römer blieben flexibel und dazu bereit, Fremde in ihr System zu integrieren. Ebenso schwierig wie der Beginn der Römerzeit ist auch das Ende des Römischen Reiches zu bestimmen. Die Errichtung einer neuen Hauptstadt, Nova Roma, im Jahr 330 n. Chr. wird mitunter als dra matischer Wendepunkt in der r ömischen Geschichte bezeichnet: das Ende des Alten und der Anfang des Neuen Reiches. Nova Roma wurde auf den Mauern des antiken Byzanz errichtet und trug hinfort nach seinem Gründer Konstantin den stolzen Namen Konstantinopel. Auch kann Konstantins Taufe und Bekehrung zum Christentum im Jahr 337 n. Chr. als Markierung für das Ende des Römischen Reiches betrachtet werden. Dennoch blieben die römischen Traditionen größtenteils unverändert erhalten und finden sich auch noch im sechsten Jahrhundert. Die Einwohner Konstantinopels verstanden sich weiterhin als Rhomaioi, als Römer – ebenso wie auch die lateinische Sprache weiterhin Amts- und Verwaltungssprache blieb. In verschiedenen Museen sind römische Artefakte der Spätzeit, der sogenannten Spätantike, bereits in den Mittelalter-Abteilungen ausgestellt: Damit sind sie stumme Zeugen der Schwierigkeit, das Ende der Ära zu bestimmen, die wir als »römisch« bezeichnen.

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EPOCHEN DER RÖMISCHEN GESCHICHTE

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Die Römer hatten einen sehr ausgeprägten Sinn f ür Geschichte und betrieben eine aktive Verehrung der Vorfahren. Die als mos maiorum bezeichnete Tradition der Vorväter beschrieb in i hren Augen das Goldene Zeitalter. Glaubt man Livius, so waren Moralität und Lebensstil der Menschen dieser Zeit vorbildhaft gegenüber der eigenen Lebenswelt, da sie eine urwüchsige Individualität verkörperten, die für die Folgezeit stets das verklärte Ideal darstellte. Einer der Helden dieser Frühzeit war Lucius Junius Brutus, der d ie Vertreibung des h ochmütigen Tarquinius, des letzten etruskischen Königs, initiierte und die römische Republik begründete. Die Individualität des B rutus, die Einmaligkeit seines Charakters, wurde in Denkmälern und Münzen | Abb. 5 | verehrt; seine Züge werden stets als stattlich und kraftvoll dargestellt. Auch die literarische Tradition feiert ihn in ihren Darstellungen, da er seine Söhne wegen Hochverrats hinrichten ließ und damit zeigte, dass er das Wohl des Staates über das seiner Familie stellte – eine ebenso wichtige moralische Lektion für Livius wie für die französischen Revolutionäre etwa 1800 Jahre später. Die Republik kam durch den Tod Iulius Caesars zu einem jähen und blutigen Ende; mit dem Aufstieg des Augustus begann die Kaiserzeit. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Republik auf eine bereits fünfhundertjährige Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf sie ein en Großteil der Länder im Mittelmeerraum unterworfen und in das Römische Reich integriert hatte. Die neue Regierungsform der Kaiserherrschaft betonte gegenüber der traditionellen republikanischen Staatsform stärker die Macht des Einzelnen, des princeps, und übte großen Einfluss auch weit über die Grenzen des von ihr beherrschten Mittelmeerraumes aus. Vom späten 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. regierten nun die römischen Kaiser, meistenteils mit starker Hand, aber es sollten auch solche kommen, die in der Regel wohlwollend der Bevölkerung gegenüber agierten.

Veränderte Einstellungen Ebenso wie sich der Geschmack bezüglich Kleidung, Autos oder Musik ändert, so ändern sich im Laufe der Zeit auch die Haltungen gegenüber historischen Epochen und Völkern. Auch vor kurzem hat sich so ein Wandel vollzogen. Bis etwa zur Mitte des letzten Jahrhunderts gab es wenige Forscher, die die römische Kunst als etwas anderes betrachteten als ein Anhängsel oder eine Imitation der griechischen; heute gibt es Hunderte von Einrichtungen, die sich explizit mit der römischen Kunst beschäftigen. Mitte des 18. Jahrhunderts syste-

5 | Münze. Avers: L. Junius Brutus. Silber denarius. Ca. 55 v. Chr. Durchmesser 2 cm.

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matisierte der deutsche Gelehrte Johann Joachim Winckelmann (Sekretär des Papstes, der ein begeisterter Sammler von Skulpturen war) die Studien der griechischen Kunst und legte damit das Fundament zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Gegenstand. Die römische Kunst und Architektur nahm in s einer Einschätzung einen geringeren Platz ein, so dass der Kampf für ihre Anerkennung dem italienischen Kupferstecher Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) zufiel. Dieser popularisierte römische Monumente in seinen Ansichten von Rom | Abb. 6 | und schrieb polemische Werke zur Verteidigung des Römischen und gegen die Verherrlichung des Griechischen.2 Historiker und Kunsthistoriker haben das Ihre dazu beigetragen, die römische Kunst und Kultur in d as Bewusstsein der Moderne treten zu lassen: Edward Gibbons Verfall und Untergang des Römischen Reiches (1787), die Römische Kunst von Franz Wickhoff (1900) und viele Schriften Eugenie Strongs3 haben einen großen Beitrag dazu geleistet, die römischen Errungenschaften der Nachwelt vor Augen zu führen. Auch Dichter und Schriftsteller spielten eine große Rolle in der Neuentdeckung des Römischen: Nathaniel Hawthornes Marmorfaun (1860) und Thomas Babbington Macaulays Legenden aus Alt-Rom (1897) fanden ein breites Publikum. Unsere Sicht des Römischen ist darüber hinaus von solchen Künstlern und Architekten beeinflusst, die sich stark an antiken Modellen orientierten und damit den klassisch-römischen Stil weithin popularisierten. Zur Zeit der Französischen Revolution wurde das frühe römische Volk als Ideal einer moralischen Gesellschaft betrachtet, so dass der Maler JacquesLouis David (1748–1825) mit seiner Darstellung römischer Helden wie Brutus dem französischen Volk Vorbilder zu p räsentieren suchte. Bereits vor ihm hatte Nicolas Poussin (1594–1665) die Darstellung historischer Szenen der römischen Geschichte als Beispiele für 6 | Giovanni Battista Piranesi, Die großen Thermen in Hadrians Villa. Radierung aus Ansichten von Rom, 1770.

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V E R Ä N D E R T E E I N S T E L LU N G E N

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Tugend entdeckt. Eine kulturelle Aneignung der römischen Kunst und Architektur findet man ebenso im 18. Jahrhundert (genannt sei hier der schottische Architekt Robert Adam) wie im 19. und 20. Jahrhundert (mit Blick auf das amerikanische Architektenbüro McKim, Mead und White). Ausländische Akademien in R om, beginnend mit der Französischen Schule, die 1666 gegründet wurde, regten weiter dazu an, sich durch die Antike inspirieren zu lassen. Die Britische Schule in Rom öffnete 1901 ihre Pforten, gefolgt von der Amerikanischen Schule Roms im Jahr 1913 – passenderweise in einem Gebäude, das von McKim, Mead und White entworfen wurde. Im 18 Jahrhundert gehörte eine Italienreise für namhafte Familien zum guten Ton, heutzutage ist das Land gerade für die Mittelschicht ein überaus beliebtes Ziel. Ein Reiseführer aus dem frühen 20. Jahrhundert beschreibt die Stadt mit den folgenden Worten: »Rom […], schon im Altertum als die ›ewige Stadt‹ bezeichnet, einst die Hauptstadt des römischen Weltreichs und später Sitz der geistlichen Weltherrschaft der Päpste, seit 1871 Hauptstadt des Königreichs Italien, liegt in einer hügeligen vulkanischen Ebene. […] Die eigentliche Stadt breitet sich am linken Ufer des Tibers aus, wo sich die ›Sieben Hügel‹ des antiken Roms erheben. […] Für Jahrhunderte verlassen, wurde erst vor kurzem begonnen, diese wieder zu besiedeln.«4 Die moderne Stadt Rom ist zu einem großen urbanen Zentrum herangewachsen, dennoch zeigt sich ihre Geschichte, zeigt sich die Antike gleichsam an jeder Straßenecke dem, der nach ihr sucht. In unserer heutigen Zeit werden die Römer im Kino, im Theater und in Romanen oft als äußerst blutrünstiges Volk dargestellt, das kaum auf eine eigene Kultur verweisen konnte. Auch wenn sich bei genauerem Hinsehen Spuren dieser Darstellung durchaus finden lassen, ist doch festzuhalten, dass die Römer ein durchaus vielschichtiges und feinfühliges Volk waren, das der Nachwelt großartige Errungenschaften im Bereich der Rechtsprechung, der Administration, der politischen Theorie, der Architektur, des Ingenieurwesens, der Literatur und des Dramas hinterlassen hat, um nur einige zu nennen. Von Ben Hur und Spartacus zu Quo Vadis und Gladiator haben verschiedene Kinofilme das Publikum in ihren Bann gezogen, vielleicht auch gerade deshalb, weil ihre Geschichten so blutrünstig und hochdramatisch erzählt wurden. Eine Fernsehserie des britischen Senders BBC, I, Claudius (1976), beruht auf dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Robert von Ranke-Graves und seiner Fortsetzung, Claudius the God, die 1934 und 1935 veröffentlicht wurden. Seit 2005 erobert die italienisch-britische Serie Rom die Bildschirme. Neben der filmischen Darstellung römischer Gestalten hat auch eine Reihe von Untersuchungen archäologischer Rätsel ihr Publikum gefunden, wie etwa die Frage nach den Sonnensegeln des Kolosseums oder dem Funktionieren römischer Bäder. Auch die Belletristik nahm das Thema bereitwillig auf, etwa in Ric hard Harris’ beliebten Roman Pompeji (2003), der in lebendigem Detail die Zerstörung der antiken Stadt beschreibt und damit in der Tradition früherer Romane wie Edward Bulwer-Lyttons Die letzten Tage von Pompeji (1834) steht. Generell zeigt sich das Interesse am antiken Rom gerade in der populären Kultur. Anzeichen einer abnehmenden Tendenz sind nicht auszumachen.

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Stadt und Bürgerschaft

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ie älteste Siedlung Roms liegt an den östlichen Ufern des schiffbaren Flusses Tiber, der fast 39 Ki lometer südwestlich von der Stadt ins Meer mündet. In der M itte des Flusslaufes erleichterte eine kleine Insel das Überqueren des Wassers. Das tiefliegende Land in der Nähe des Flusses, umgeben von den Hügeln, war das Gebiet, auf dem sich eventuell das Forum Romanum (oder auch Marktplatz genannt) befunden hat. Als Sumpfgebiet wurde es zunächst in fas t regelmäßigen Abständen überschwemmt, bis die ansässigen Bauern im 7. o der 6. Jahrhundert v. Chr. einen Abfluss anlegten, die cloaca, die auch heute noch, wenn auch modernisiert, überschüssiges Wasser zum Fluss hin ableitet. Am Ostufer boten die Hügel Roms ihren ersten Bewohnern Schutz und einen Rückzugsort in Notzeiten. Der L egende nach errichteten die R ömer ihre Stadt auf den Sieben Hügeln Roms, doch welche die ur sprünglichen sieben waren, steht nach wie v or zur Debatte | Abb. 7 | . Die ersten Hütten wurden auf den Hügeln, so auch auf dem Palatin, errichtet, was die S puren von Pfahllöchern und die A usschnitte für rudimentäre Fundamente belegen. Später dann, im 1. Jahrhundert L A v. Chr., lebten einige der prominentesten Politiker und IntellekIN IR CAMPUS tuellen Roms, unter ihnen der R edner Cicero, auf dem Palatin, MARTIUS AL und schließlich errichteten auch einige der K aiser ihre Paläste dort: Der moderne Begriff ›Palast‹ ist abgeleitet von palatium, dem ESQUILIN offiziellen Namen des Hügels. FORUM OPPIUS ROMANUM Der höchste und wichtigste dieser Hügel war jedoch das Kapitol. Bereits im 6. J ahrhundert v. Chr. stand hier ein T empel des PALATIN Jupiter, des höchsten und mächtigsten Gottes im römischen PanCAELIUS theon (siehe Kapitel 6). Die noch kleine, aber expandierende Stadt, AVENTIN die nach wie vor von ihren etruskischen Königen regiert wurde, engagierte den etr uskischen Architekten Vulca, um das enorme Heiligtum zu errichten. Seine Überreste und massiven Fundamente, die ein R echteck von 62 ҂ 53 Metern einschließen, lassen sich auch heute noch in den Kapitolinischen Museen bestaunen. 7 | Plan von Rom mit Während der republikanischen Zeit umgaben die R ömer ihre Siedlung nach wiederseinen Sieben Hügeln holten Angriffen der Gallier aus dem Norden (dem heutigen Gebiet Frankreichs) mit einer und dem Tiber. Mauer, die fäls chlicherweise nach dem f rühen König Servius Tullius als »S ervianische Mauer« bekannt wurde. Tatsächlich wurde sie erst im 4. J ahrhundert v. Chr. errich-

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Prätorianer Lager Mausoleum des Augustus

Mausoleum Hadrians

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Stadion Domitians CAMPUS MARTIUS

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Säule des Marcus Aurelius

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Marcellustheater

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tet | Abb. 8 |. Mit zunehmender militärischer Macht (siehe Kapitel 2) wurde eine tatsächliche Bedrohung der Stadt immer unwahrscheinlicher; die Kämpfe fanden weit entfernt von Rom statt, zunächst in Latium, dann in immer entlegeneren Gebieten. So schritt die Stadtentwicklung mit zunehmender Bevölkerungsdichte eher planlos voran, indem sich die Bewohner entlang der Hügel und Täler des Tiberufers ansiedelten. Im Laufe der Zeit wurden die »Servianischen« Mauern zu eng und die Stadt wuchs weit über sie in al le Richtungen hinaus. Im 3. Jahrhundert n. Chr. bedrohten nach langer Zeit erneut umherziehende Heeresgruppen und plündernde Horden das Innere des Reiches, so dass Kaiser Aurelian im Jahr 271 n. Chr. mit dem Bau einer neuen Mauer begann (die Aurelianische Mauer), die zehn Jahre später unter Probus vollendet wurde. Diese Mauer war hauptsächlich aus Ziegeln, Beton sowie Marmorsplittern errichtet worden, die aus anderen Bauwerken herausgebrochen waren. Die Mauer spricht eindringlich von der plötzlichen Notwendigkeit, die Stadt schützen zu müssen, im 3. ebenso wie in den darauffolgenden Jahrhunderten. Im Umfeld der ursprünglichen Siedlung und des Abflusssystems, das die Gegend erst wirklich bewohnbar machte, entwickelte sich eine große offene Fläche zum Forum, dem Herzen der S tadt | Abb. 9 |. Hier gingen die B ürger ihren Geschäften nach, hielten ihre Märkte ab, bauten Tempel und Versammlungsgebäude, einschließlich des Senatsgebäudes,

8 | Roms Mauern: die »Servianische« (rot) und die Aurelianische (schwarz).

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9 | Das Forum Romanum mit dem Tempel des Saturn im Vordergrund und Überresten weiterer Tempel und Straßenzügen sowie das Kolosseum im Hintergrund.

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der curia; und hier befand sich auch die Plattform, von der aus politische Reden gehalten wurden. Die sacra via, die Heilige Straße, führte durch dieses Forum, vorbei an religiösen und öffentlichen Monumenten zu b eiden Seiten. Durch die B emühungen des visionären Archäologen Giorgio Boni (spätes 19. Jahrhundert) blieb das wertvolle Gelände im Herzen der Stadt der Nachwelt erhalten. Immer noch finden hier in begrenztem Maße Ausgrabungen statt. Einer der am besten erhaltenen Tempel auf dem Forum wurde von Kaiser Antoninus Pius zu Ehren seiner verstorbenen Frau Faustina errichtet und im Jahr 140 n. Chr. geweiht. Nach seinem Tode erfuhr auch der Kaiser selbst hier Verehrung | Abb. 10 |. Er kann als Beispiel sekundärer Nutzung römischer Gebäude in späterer Zeit dienen: Die Säulen an der Vorderseite des Tempels sowie die f rontale Treppe und die M auern des a ntiken Tempels entsprechen dem Originalzustand, da das Gebäude im 7. o der 8. Jahrhundert n. Chr. als Kirche S. Lorenzo in Miranda neu geweiht wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde der Kirche ihre barocke Fassade hinzugefügt. Aus genau dem gleichen Grund sind auch viele weitere antike Gebäude noch heute ganz oder in Teilen erhalten, sowohl auf dem Forum als auch an anderen Stellen der Stadt. Einer der faszinierendsten Aspekte der modernen Stadt ist die unüberschaubare Anzahl von antiken römischen Bauwerken, die sich in verschiedenen Erhaltungsgraden zwischen (und unter) späteren Gebäuden finden.

Bürgerschaft und Politik Wie sich eine Siedlung vereinzelter Hütten auf dem Palatin des 8. Jahrhunderts zur Hauptstadt eines ausgedehnten Weltreiches entwickeln konnte, ist eines der Wunder der politischen Geschichte. Die Umsichtigkeit des Volkes und eine Reihe von erfolgreichen Regierungs-

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BÜRGERSCHAFT UND POLITIK

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experimenten führten zu einer republikanischen Staatsform mit zwei gewählten Konsuln an der S pitze. Militärische Auseinandersetzungen, von kleineren Scharmützeln bis zum großangelegten Krieg, spielten eine bedeutende Rolle in der En tscheidung darüber, wer in den näc hsten Jahrhunderten nicht nur über Italien, sondern über die gesamte Mittelmeerwelt regieren würde. Interne Krisen und wiederholte Bürgerkriege führten die Republik jedoch an den Abgrund, vor welchem das Reich durch Augustus, Großneffe und Adoptivsohn des Di ktators Iulius Caesar, gerettet wurde, der im Jahr 31 de facto zum Alleinherrscher wurde und die Republik in das römische Kaiserreich überführte. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Macht an einen Nachfolger als nächsten Kaiser entweder durch Familienbande oder, öfter noch, durch arrangierte Begünstigungen beim Tode des regierenden Kaisers weitergegeben. Das römische Bürgerrecht erlebte im L aufe der Z eit einigen Wandel, doch gab es g ewisse Grundregeln. Zunächst besaß jedes Kind eines römischen Bürgers aus einer legalen Ehe das Bürgerrecht. Sklaven, die im L aufe ihres Lebens ihre Freiheit erlangten (die sogenannten Freigelassenen), besaßen ebenfalls das Bürgerrecht, genossen jedoch nicht alle Privilegien und Rechte derjenigen, die b ereits als römische Bürger geboren waren. Frauen durften nicht wählen, hielten jedoch Eigentumsrechte. Soldaten aus nicht-römischen Auxiliar-, das heißt Hilfseinheiten, konnte nach Ende ihres Dienstes das römische Bürgerrecht zuerkannt werden. Durch die Constitutio Antoniniana weitete Kaiser Caligula im Jahr 212 n. Chr . das Bürgerrecht auf alle freien männlichen Einwohner des Römischen Reiches aus. Inhaber des römischen Bürgerrechts hatten bestimmte Rechte, unter ihnen das Wahlrecht, Vertragsrecht, das Recht zu heiraten und das Recht, eigene Kinder als Bürger anerkennen zu lassen, ebenso auch das Anklagerecht, Prozessrecht und das Recht, sich um öffentliche Ämter zu bewerben. Diese Rechte verloren auch in den K olonien nicht an Gültigkeit, zumal diese in den meisten Fällen von Veteranen der römischen Armee und deren Familien besiedelt wurden. Roms Regierungsformen hatten ihren Ursprung in der U rgeschichte der Stadt, in den Tagen nach der Vertreibung des letzten Königs, als Beamte die relativ kleine Bevölkerung regierten. Diese Organisationsform der bürgerlichen Verwaltung blieb über Jahrhunderte erhalten, doch am Ende der s päten Republik waren die adminis trativen Aufgaben stark ausgeweitet, da nicht mehr nur die Stadt Rom, sondern ein gewaltiges Staatsgebiet mit einer enormen Bevölkerungszahl von diesen Beamten regiert werden musste. Die Männer, die sich einen Platz in der Regierung der Republik und der frühen Kaiserzeit sichern wollten, folgten einem vorgegebenen Weg, der als cursus honorum bezeichnet wird, eine politische Karriereleiter, auf welcher die Politiker in einer bestimmten Abfolge von Ämtern Aufgaben mit zunehmend größerer Verantwortung übernahmen, bis sie das

10 | Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina auf dem Forum Romanum, begonnen 141 n. Chr. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche S. Lorenzo in Miranda in seinen Mauern errichtet.

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höchste Amt der Republik, das Konsulat, erreichten. Als besondere Ehre galt es, und wurde mit Stolz verzeichnet, alle Ämter bereits zum frühestmöglichen Zeitpunkt erlangt zu haben. Nur Aristokraten, die ein Vermögen von mindestens einer Million sestertii nachweisen konnten, durften sich für diese höheren Ämter und damit um einen Platz im Senat bewerben. Von jedem Bewerber wurde erwartet, dass er seine Karriere mit einem zehnjährigen Militärdienst begann, nach dem er sich um politische Ämter bewerben durfte. Das erste Amt des cursus honorum war das des Quästors, um welches sich der Bewerber mit dreißig Jahren zum ersten Mal bewerben durfte. Zunächst wurden pro Jahr vier Männer in dieses Amt gewählt, doch wurde ihre Zahl im Laufe der Zeit aufgestockt, bis in der späten Republik schließlich zwanzig Quästoren jährlich zur Verfügung standen. Diese dienten entweder in Rom selbst oder unter einem Statthalter in der Provinz. In ihrer Verantwortung lagen die finanziellen Belange der Stadt sowie der Getreideimport, der Rom durch die Hafenstadt Ostia erreichte. Die Vermehrung der Zahl der Quästoren macht deutlich, dass immer mehr Beamte gebraucht wurden, um der steigenden Bedürfnisse der Stadt Rom und ihres Reiches Herr zu werden. Denn auch Iulius Caesar verdoppelte die Zahl der Quästoren erneut von zwanzig auf vierzig. Der nächste Schritt auf der politischen Karriereleiter war die Bekleidung der Prätur, ein Amt, das die Belange der Armee sowie der Gerichtshöfe verwaltete. Auch die Anzahl dieser Beamten wurde im Laufe der Jahrhunderte erhöht, bis im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. acht Männer pro Jahr zum Prätor gewählt wurden. Nach der Prätur konnte der Kandidat sich dann ins Konsulat wählen lassen. Dieses wurde jährlich an nur zwei Männer vergeben, die dem Senat vorstanden und im Kriegsfall den Oberbefehl über die römischen Legionen führten. Ein weiteres, äußerst ehrenwertes Amt, das jedoch nicht jährlich besetzt wurde, war die Zensur: Ihre Inhaber überwachten die Bürgerlisten und stellten die Zugehörigkeit zum Senatoren-, Ritter- oder Bürgerstand fest. Daneben gab es noch das Amt des Ädilen, welches zwischen Quästur und Prätur eingenommen wurde und in welchem sich der Inhaber um die städtischen Dienstleistungen kümmerte, vor allem um die öffentlichen Spiele. Daneben hatten auch die Plebejer eigene Vertreter und eine eigene administrative Versammlung, die von Tribunen geleitet wurde. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. wurden Volkstribunen nach Ablauf ihres Amtes ebenfalls in den S enat aufgenommen. Da der w eitaus größte Teil dieser Ämter auf ein Jahr beschränkt war, wurde der b eständige Strom unerfahrener Beamter, ob aus der s enatorischen oder plebejischen Schicht, durch erfahrene Administratoren unterstützt, die die politischen Spielregeln kannten und ihnen Hilfe und Unterstützung in der Ausübung ihrer Ämter bieten konnten.

Gaius Iulius Caesar und das Ende der Republik Seit dem späten 2. Jahrhundert v. Chr. hatte die römische Republik mit gewaltigen innenpolitischen Problemen zu kämpfen. Als Volkstribunen setzten sich zwei Brüder – Tiberius und Gaius Gracchus, auch als die »Gracchen« bekannt – für eine Neuverteilung des römischen Bodens ein, welche zugunsten der Plebejer, also den ärmeren Schichten der römischen Bürgerschaft, durchgeführt werden sollte. Damit wollten sie erreichen, dass diese wieder,

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wie in Urzeiten, als freie Bauern ihren eigenen Acker bebauten und so die Masse der verarmten städtischen Bevölkerung verringert werden konnte. Da a ber zur Erreichung dieses hehren Ziels das notwendige Land von den Großgrundbesitzern, den Patriziern, konfisziert werden musste, schürten sie p olitische und soziale Unruhen, die auch nach der Ermordung der Gracchen – Tiberius im Jahr 133, Gaius im Jahr 123 v. Chr. – noch schwelten. Weitere Unruhen folgten, als im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. zwei überaus erfolgreiche Feldherren, Marius und Sulla, ihre Heere im Bürgerkrieg gegeneinander führten. Beide begingen das undenkliche Sakrileg, ihre Truppen gegen Rom selbst in Bewegung zu setzen und dabei römische Bürger zu töten. Die Republik sollte sich von einem solchen Aderlass nie wieder erholen, zumal auch die folgenden Jahrzehnte durch beständige Auseinandersetzungen führender Politiker und wiederholte Unruhen geprägt waren. Die letzte Krise wurde durch Iulius Caesar heraufbeschworen, dem im J ahr 46 v. Chr. als Bürgerkriegssieger lebenslange diktatorische Gewalt zuerkannt wurde. Zunächst hatte er sich die Macht im Reich als Teilhaber eines legitimen Dreimännerbundes (»Triumvirat«) geteilt, bevor er nach seinem Sieg über Pompeius wiederholt in das außerordentliche Amt des Diktators gewählt wurde. Dieses Amt ließ er sich nun vom Senat auf Dauer zuerkennen. Der Begriff »Diktator« bezeichnet in der römischen Politik einen legitimen Herrscher, der für eine durch den Senat festgelegte, zumeist kurzfristige Periode alleinige Macht über den Staat ausübte. Durch die Ern ennung zum Di ktator auf Lebenszeit überschritt Caesar die Grenzen republikanischer Verfassung. Anhänger der Republik und ihrer Traditionen konnten dies nicht tolerieren und ermordeten Caesar am 15. März des Jahres 44 v. Chr. Eine Münze mit dem Abbild Caesars | Abb. 11 | zeigt diesen mit Lorbeerkranz, einem langen, dünnen Hals und strengen Gesichtszügen. Andere Portraits zeigen ihn mit knollenartigem Schädel und es wird behauptet, er hätte durchdringende Augen und eine dominante Präsenz gehabt. Tatsächlich reicht ein Blick in s eine Beschreibung der Gal lischen Kriege – bis heute Pflichtlektüre für Lateinlernende –, um die üb erragende Selbstsicherheit des Mannes zu verstehen.

Die Kaiser Nach Caesars Tod bildete sich ein zweites Triumvirat, das aus Oktavian (Caesars Großneffe und Adoptivsohn), Marcus Antonius und Marcus Lepidus bestand. Doch auch dieses Triumvirat war nicht von Dauer, so dass sich Rom bald in einen erneuten Bürgerkrieg verwickelt sah, aus dem Oktavian schließlich als Sieger hervorging. In der Schlacht bei Aktium im Jahr 31 v. Chr. besiegte er Marcus Antonius und Kleopatra VII., die Königin von Ägypten. Vier Jahre später wurde er im S enat zum princeps ernannt, ein durchaus republikanischer Titel, der nun jedoch eine neue Bedeutung annahm. Auch der Ehrenname »Augustus« (»der Erhabene«) wurde ihm verliehen, ein Titel, der auf die glorreichen Ursprünge der Stadt verwies und welchen in seiner Nachfolge Kaiser bis in die Neuzeit hinein tragen würden. Auch die Titel pontifex maximus und imperator wurden fortan nur noch von den Kaisern getragen und unterstrichen ihren Anspruch, als oberster Priester Roms sowie als Oberbefehlshaber

11 | Münze des Gaius Iulius

Caesar. Silber denarius. 44 v. Chr., in den letzten zwei Monaten seines Lebens geprägt. Durchmesser 1,9 cm, Gewicht 3,92 g.

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12 | Portraitkopf des Kaisers Augustus. Bronze, Augen aus Glas und Stein. Aus Meröe im Sudan. Wahrscheinlich in Ägypten gefertigt. Ca. 27–25 v. Chr. H. 47,7 cm.

der römischen Truppen zu gelten. Viele der traditionellen kaiserlichen Titel, die wiederholt in f ormelhaften Sentenzen auf Münzen und in I nschriften verwendet werden, nehmen ihren Ursprung in den Eig ennamen dieser Umbruchszeit: So wurden die ursprünglichen Namen »Caesar« und »Augustus« zu den Herrschaftstiteln der Spätantike. Zogen Kaiser mit ihren Truppen ins Feld, so konnten sie der offiziellen Titulatur weitere Ehren- oder Siegertitel hinzufügen, wie b eispielsweise Germanicus als Sieger über die Germanen oder auch Britannicus nach seiner Eroberung Britanniens. Augustus maß seiner Darstellung in Portraits große Bedeutung bei, von denen viele bis heute erhalten sind, da diese kaiserlichen Bildnisse seine Macht im Reiche festigen sollten und somit in großem Maße über das Reich verteilt wurden.5 Hierin folgte er dem Beispiel Caesars, der sein eigenes Bild auf die von ihm in Umlauf gebrachten Münzen prägen ließ. Ein großer Bronzekopf des Augustus, der in Meroë an den Oberläufen des Nils im Sudan gefunden wurde | Abb. 12 |, zeigt seine attraktiven Züge, die gerade Nase, hohe Wangenknochen, volle Lippen und ein ausgeprägtes Kinn. Das Haar ist typisch frisiert, mit in die Stirn gekämmten, kurzen Locken, eine Darstellungsart, die sich auf allen Herrscherportraits des Iulisch-Claudischen Kaiserhauses findet. Auch die Kopfform des Augustus, der k nollenartige Schädel, bleibt nicht einzig typ isch für seine Portraits, sondern wird auf die seiner Familienangehörigen übertragen. Der Bronzekopf ist durchaus ungewöhnlich, da zum einen nur wenige Bronzeportraits erhalten sind und zum anderen auch die Augen des Kopfes, die aus Glas und Stein gefertigt wurden, den Lauf der Jahrhunderte überdauerten. Die unregelmäßige Kante des unteren Halsbereiches lässt vermuten, dass der Kopf Teil einer Statue war, die im L aufe eines numidischen Plünderungszuges zerstört wurde. Der Kopf fand sich unter den Stufen eines Viktoria-Tempels vergraben, ein Akt, durch welchen die Einwohner den römischen Kaiser vermutlich symbolisch zu entehren suchten. Ein weiteres Portrait des Augustus | Abb. 13 | zeigt ihn auf einer großen, prächtigen Gemme. Der Stein ist ein braun-weißer Sardonyx, der äußerst geschickt geschliffen wurde, so dass sich Kopf und Schultern vor dem Hintergrund deutlich abheben. Der Harnisch des Kaisers ist farbig gestaltet. Die Details der Rüstung entsprechen der, die typischerweise von der Göttin Minerva getragen werden: Sie zeigen das Haupt der Medusa, umgeben von Schlangen. Die juwelenbesetzte Krone ist nicht antik.6 Diese Art von Gemmen waren wertvolle Geschenke innerhalb des engsten kaiserlichen Umfelds und wurden oft von König zu König und Kaiser zu Kaiser weitergereicht. Mit seiner Frau Livia war Augustus 52 Jahre lang verheiratet. Innerhalb der kaiserlichen Familie nahm Livia eine überaus dominante Position ein. Zum ersten Mal in der römischen Geschichte hatte eine Frau gemeinsam mit ihrem Mann tatsächliche Macht inne, was die Verleihung des Titels Augusta durch das Testament des Kaisers noch verdeutlicht. Ihre Ehe begann allerdings auf eine recht unkonventionelle, fast schon skandalöse Weise: Sowohl Augustus als auch Livia mussten sich zunächst scheiden lassen, um einander heiraten zu können. Darüber hinaus war Livia zu dieser Zeit mit dem zweiten Sohn ihres ersten Mannes schwanger. Gleichwohl trat sie für Ehe und Moralität ein und wurde so in den Augen der Öffentlichkeit zum Vorbild der t ugendhaften Frau. In dieser Rolle unterstützte sie d as Programm ihrer Mannes zur Förderung der Familientradition. Auf der anderen Seite hafte-

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te Livia selbst beständig der Ruf einer äußerst intriganten Frau an, die al les daran setzte, ihren Sohn Tiberius als Nachfolger des Augustus auf den Thron zu verhelfen. Hartnäckig hielt sich auch das Gerücht (das aber wahrscheinlich nicht den Tatsachen entspricht), sie sei schließlich so weit gegangen, ihren Mann durch ein Feigengericht vergiftet zu haben.7 Ein Marmorkopf zeigt Livia mit recht ausdrucksstarken Zügen | Abb. 14 | Ihre Haare sind streng zurückgekämmt und am Hinterkopf in einem Knoten zusammengenommen. Über der Stirn wurden die Strähnen nach oben gebürstet und in einem nodus, einer »Welle«, zusammengerollt, sowie an beiden Seiten in leichten Locken arrangiert. Die Haartracht der Kaiserin wurde von unzähligen Frauen ihrer Zeit kopiert, eine Imitationspraxis, die sich in der römischen Kaiserzeit immer wieder findet. Livia bekam ihren Willen: Tiberius, ihr Sohn aus erster Ehe, folgte Augustus auf den Thron. Nachdem seine erwählten Nachfolger und Enkel, Gaius und Lucius, bereits jung verstorben waren, blieb Augustus schließlich kaum mehr eine andere Wahl. Die hierdurch gegründete Iulisch-Claudische Dynastie nahm ihren Namen aus dem Zusammenschluss der zwei alten patrizischen Familienzweige: der Iulier, als Familie des Caesar und Augustus einerseits, und der Claudier, als Familie des Tiberius-Vaters andererseits. Tiberius war ein sehr introvertierter Mensch und mag ob seiner Behandlung durch Augustus durchaus verbittert gewesen sein, da er in des sen Augen stets nur die zweite Wahl war. Dennoch trug er die Verantwortung für eine Reihe von imposanten öffentlichen Projekten und erwies sich den Gemeinden in Kleinasien gegenüber als überaus großzügig, als diese im Jahr 17 n. Chr. von einem heftigen Erdbeben erschüttert wurden. Auf Tiberius folgte Gaius, der b esser unter seinem Spitznamen Caligula (»Stiefelchen«) bekannt ist – dieser Name beruht darauf, dass er die Kindheit im Feldlager seines Vaters Germanicus verbrachte, wo er kleine, den Soldatenstiefeln nachempfundene Schuhe trug. Seine Regierungszeit von nur vier Jahren gilt als Zeit von Angst und Hass auf den, wie vermutet wurde, geistesgestörten Kaiser. Auch der nächste Kaiser stammte aus der Familie der Claudier, hieß passenderweise Claudius. Tatsächlich war er der Onkel des Gaius, doch waren seine Ansprüche auf den Thron zunächst missachtet worden – vermutlich, weil er als äußerst ruhiger, gelehrter Mann galt, dem die Leitung des Reiches nicht zugetraut wurde, und das wohl auch auf Grund einiger körperlicher Behinderungen. Doch erwies er sich als durchaus fähiger Kaiser und setzte die Fertigstellung einer Reihe von öffentlichen Projekten in Gang: unter ihnen die Vollendung der Aqua Claudia, eines Aquädukts in der Nähe Roms und des Hafens von Ostia. Claudius war bereits fünfzig Jahre alt, als er zum Kaiser ernannt wurde. Die Macht fiel ihm mehr oder weniger zufällig zu, da er sich während der Erm ordung des C aligula im Palast aufhielt und sich hinter einem Vorhang vor den S oldaten versteckte. Als er von diesen entdeckt wurde, erkannten sie ihn als Mitglied des Kaiserhauses und riefen ihn zum Kaiser aus, eine Wahl, die bald von allen anerkannt wurde.8 Beschreibungen von Claudius sind im Normalfall alles anderes als vorteilhaft: An eindrucksvoller Würde der äußeren Erscheinung fehlte es ihm keineswegs, sei es, dass er stand oder saß und vor allem, wenn er auf dem Ruhebett lag. Denn er war groß, aber nicht mager, hatte ein attraktives Gesicht, grau werdendes Haar und einen starken Nacken. Beim Gehen aber verließ ihn die Kraft in den schwachen Kniegelenken und

13 | Kamee mit Kopf und

Büste des Augustus mit der Aegis der Minerva. Sardonyx. H. 12,8 cm, B. 9,3 cm.

14 | Portraitkopf der Livia.

Marmor. H. 28 cm.

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beim Sprechen, sei es scherzhaft oder über ernste Dinge, verunstaltete ihn mehreres: ein ordinäres Lachen und noch mehr sein häßliches Aussehen im Zorn, wenn ihm der Schaum vor den Mund trat und die Nase tropfte. Außerdem stotterte er und wackelte beständig mit dem Kopf, was sich bei der geringsten Tätigkeit noch steigerte.9

Unten links: 15 | Portraitkopf des Clau-

dius, vielleicht auch Nero. Bronze. In der Alde bei Rendham, in der Nähe von Saxmundham, Suffolk, gefunden. 1. Jahrhundert n. Chr. H. 30 cm. Unten rechts: 16 | Portraitkopf des Vespa-

sian. Marmor. 70–80 n. Chr. Aus Karthago. Bei Ausgrabung von Sir Thomas Reade gefunden, 1835/6. H. 40,6 cm.

Dieser Bericht stammt aus der Feder Suetons, der seine Kaiserbiographien in den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts n. Chr. schrieb. Er ist eine der wichtigsten Quellen für Anekdoten über die ersten zwölf Kaiser, doch müssen seine Beschreibungen mit Vorsicht genossen werden. Die Darstellung der römischen Geschichte ist abhängig von derartigen Quellen, doch muss sie durch zusätzliche Informationen, die durch Inschriften oder durch die Archäologie gewonnen werden, ergänzt werden (siehe Kapitel 9). Ein überlebensgroßes Bronzeportrait des Claudius (vielleicht handelt es sich aber auch um Nero) wurde im Flussbett des Alde in Suffolk gefunden | Abb. 15 |. Claudius wird entsprechend der Iulisch-Claudischen Ikonographie mit in die Stirn gekämmten Haaren dargestellt und mit ungewöhnlich großen Ohren. Claudius war der erste Kaiser, der Britannien eroberte; somit ist es nicht verwunderlich, dass seine Statue hier gefunden wurde. Camulodunum (Colchester), im Süden des Flusses gelegen, war Residenz des mächtigsten Stammes dieser Gegend und wurde nach ihrer Eroberung kurzzeitig zur Hauptstadt der n eu errichteten römischen Provinz. Das Ende der Iulisch-Claudischen Dynastie wird durch den Tod des Kaisers Nero im Jahr 68 n. Chr. markiert. Nero wird als ausgearteter und verderbter Herrscher dargestellt, ein Größenwahnsinniger, der zwei seiner Frauen und seine Mutter umbringen ließ. Er forderte beständige Aufmerksamkeit und allgemeine Bewunderung, wenn er v or Publikum als Musiker und Sänger auftrat.10

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Nach dem Ende der ersten Kaiserdynastie wurde die Nachfolge – in den Fällen, in denen kein legitimer Erbe zur Verfügung stand – durch Waffengewalt geregelt. Entsprechend konnten beim Tod des rechtmäßigen Kaisers an allen Enden des Römischen Reiches neue Herrscher ausgerufen werden, die ihren Anspruch auf den Thron geltend zu machen suchten. Dies gilt besonders für das Jahr 69, das auch als »Vier-Kaiser-Jahr« bekannt ist, da sich nach dem Tod Neros gleich vier Anwärter auf seine Nachfolge fanden. Es folgte ein blutiger Kampf um den Thron, doch blieb derartiges glücklicherweise bis zum Tod des Commodus, 123 Jahre später, zunächst einmalig. Nachdem Nero zum Selbstmord getrieben worden war, herrschten in den Jahren 68 und 69 n. Chr. kurzfristig drei Männer als Kaiser, bis sich Vespasian schließlich als Nachfolger etablieren und die Flavische Dynastie begründen konnte. Vespasian stammte nicht aus einer senatorischen Familie, sondern gründete seine Macht auf die Armee. Seine Portraits sind – anders als die der Iulier und Claudier – nicht idealisiert; vielmehr wird er als der reife Mann dargestellt, der er war und mit starken, aber freundlichen Zügen charakterisiert | Abb. 16 |. Nach den Ausschweifungen Neros war der neue Kaiser eine willkommene Abwechslung. Der abgebildete Marmorkopf wurde in den 1830er J ahren in Karthago ausgegraben; die zerstörten Teile seines Gesichts wurden zu dieser Zeit nicht restauriert: So fehlen bis heute die Nase und ein Ohr. Als Vespasian sich zum Kaiser erhob, ließ er seinen Sohn Titus als Befehlshaber der Armee in Palästina zurück, wo sich die Juden im Aufstand gegen die Römer erhoben hatten. Titus führte den Krieg gegen die Juden auf besonders brutale Art, besiegte sie schließlich und zerstörte den großen Tempel von Jerusalem, bis auf ein einziges Fragment, die Westliche Mauer, besser bekannt unter dem Namen »Klagemauer“. Bei seiner Rückkehr nach Rom wurde ihm ein Triumph zuerkannt, und der Titusbogen wurde ihm zu Ehren errichtet. Szenen des Triumphes sind im R elief dargestellt (Seite 41, Abb. 33). Der g ewissenhafte Titus folgte seinem Vater auf den T hron; nach ihm herrschte sein undurchsichtiger jüngerer Bruder Domitian: Auch dieser galt als einer jener Kaiser, der hinter jedem Menschen seiner Umgebung einen möglichen Attentäter vermutete und ein Heer von Spitzeln aufbaute, um sich zu schützen. Sein ausgedehnter Palast auf dem Palatin wurde von seinen Nachfolgern noch Jahrhunderte lang als Residenz genutzt. Nerva, der nächste Kaiser, herrschte nur zwei Jahre, doch sein Amtskollege und Nachfolger Trajan gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Römischen Reiches. Er stammte aus Italica, einer Stadt in Spanien, knapp acht Kilometer von Sevilla entfernt. Schon früh interessierte er sich für den Dienst an der Gemeinschaft, nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern im gesamten Imperium. Als überaus fähiger Heerführer fügte er dem R eich neue Gebiete hinzu, so dass das Imperium unter seiner Herrschaft die größte Ausdehnung erreichte (Seite 10/11, Abb. 3). Er v erschönerte die öffentlichen Plätze Roms durch den B au eines neuen Forums mit einem mehrstöckigen Marktkomplex: das sogenannte Trajansforum (Seite 76, Abb. 65). Ein Portrait Trajans | Abb. 17 | zeigt diesen mit den typischen hohen Wangenknochen und einer tiefliegenden, knöchernen Stirn, die durch das ins Gesicht fallende Haar besonders betont wird. Seine tiefliegenden Augen verstärken den Eindruck seiner Intelligenz und

17 | Portraitbüste Trajans.

Marmor. 108–117 n. Chr. 1776 bei Rom gefunden. H. 67,5 cm.

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Bronzestatuen Ein überlebensgroßer Bronzekopf Hadrians wurde 1834 in der Themse in der Nähe der London Bridge gefunden. Hadrian hatte das ferne Britannien im Jahr 122 n. Chr. besucht, was den Entstehungszeitpunkt des Portraits markieren könnte. Der Vollbart des Kaisers ist detailliert und sorgfältig ausgearbeitet, so dass das Portrait eine außergewöhnliche Schönheit annimmt. Der Hals der Statue weist zwei quadratische Einsätze auf, von denen einer herausgefallen ist. Darüber hinaus finden sich eine Anzahl kleinerer Flicken. Dies sind für Bronzestatuen typische Reparaturarbeiten, um im Herstellungsprozess entstandene Unebenheiten aus18 | Portraitkopf Hadrians. Bronze. 2. Jahrhundert n. Chr.

zugleichen, die durch den Guss geschmolzenen Metalls in eine Hohlform entstehen. Alle Bronzearbeiten ab einer bestimmten Größe sind innen hohl, um einerseits das Fehlerrisiko zu verringern, andererseits den Materialverbrauch zu minimieren. Um eventuelle Fehler auszumerzen, wurden bei Fertigstellung der Bronze Unebenheiten herausgeschnitten und mit nachträglichen Flicken versehen. Diese Flicken wurden mittels eines Hammers in die entsprechenden Stellen eingepasst und dann auf Hochglanz poliert, um Unregelmäßigkeiten der Statuenoberfläche zu vermeiden. In manchen Fällen wurde darüber hinaus ein gefärbtes Wachs verwendet, um Risse oder auch Luftblasen, die während des Gießens entstanden sind, zu füllen. Die Römer galten als geschickte Metallschmiede, die diese Technik von ihren griechischen, etruskischen und nahöstlichen Nachbarn gelernt und dann verfeinert hatten. Metallarbeiten wandten sie jedoch nicht nur für die unterschiedlichen Kunstwerke an, sondern auch für Gefäße, Inschriften und kleinere Werkzeuge. Größere Werkzeuge sowie Klammern und Nägel wurden aus Eisen hergestellt (siehe Seite 77, Abb. 66).

Gefunden in der Themse bei London, 1834. H. 43 cm.

starken Persönlichkeit. Der neuen Mode des 2. Jahrhunderts n. Chr. entspricht die Ausarbeitung nicht nur des Kopfes, sondern auch der (heroisch) nackten Brust des Kaisers. Auf Münzen ist er fast immer im Lorbeer- oder Strahlenkranz dargestellt. Nach Trajans Tod übernahm dessen Cousin zweiten Grades, Hadrian | Abb. 18 |, 117 n. Chr. die Herrschaft. Angeblich hat Trajan seinen Nachfolger kurz vor seinem Tod adoptiert, doch konnte dies nie bewiesen werden und mag eine Erfindung der Trajanswitwe Plotina sein. Hadrian war einer der kultiviertesten der römischen Herrscher und bereiste das gesamte Reich. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Griechen, im B esonderen Athen, deren Kultur er offene Bewunderung entgegenbrachte. Diese Bewunderung mag als Er klärung dafür dienen, warum er in Anlehnung an die berühmten Philosophen Athens als erster der Kaiser und entgegen römischer Sitte einen Bart trug. Er hatte sowohl eine Frau, Sabina, als

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auch einen schönen Geliebten, Antinoos, mit dem er einen großen Teil seiner Zeit verbrachte. Als Antinoos im Nil ertrank, ließ Hadrian als Ausdruck seiner Trauer einen Tempel zu seinen Ehren errichten. Hadrians Nachfolger, Antoninus Pius, begründete die Dynastie der Antoninen. Ihm und seiner Frau Faustina wurde auf dem Forum Romanum ein Tempel errichtet (Seite 21, Abb. 10). Eine fein ausgearbeitete, überlebensgroße Büste des Antoninus Pius im Militärmantel mit Wollsaum wurde in Kyrene, Libyen, ausgegraben | Abb. 19 |. Auf seine Anweisung hin wur de in S chottland der An toninuswall errichtet, der die Grenze des Reiches über den Hadrianswall hinaus nach Norden hin erweitern sollte. Seine beiden Nachfolger regierten zwischen 161 und 169 harmonisch zusammen: Marcus Aurelius und Lucius Verus | Abb. 20, 21 |waren streng genommen nicht miteinander verwandt, doch hatte Antoninus Pius Marcus Aurelius als Sohn adoptiert, ebenso wie dieser Lucius Verus adoptierte und ihn mit seiner Tochter Lucilla verheiratete. In ihren Portraits werden die Züge der beiden Kaiser einander angeglichen, um so die Familienbande zu unterstreichen. Tatsächlich war Marcus Aurelius ein ernsthafter und nachdenklicher Herrscher, dazu ein aktiver Heerführer, der eine Sammlung von Betrachtungen, die Meditationen, verfasste. Lucius Verus wird dagegen in der Literatur seiner Zeit gerne als attraktiver und lebensfroher Mann beschrieben. In Taylor Combes Description of the Collection of Ancient Marbles (1812) beschreibt der Autor die beiden mit den folgenden Worten: »Marcus Aurelius war stets darauf bedacht, sich aufs äußerste für die Belange des römischen Volkes einzusetzen und hob sich besonders durch seine strengen moralischen Maßstäbe und seinen Lerneifer von seinen Mitmenschen ab. Lucius Verus dagegen brachte den Belangen des Reiches weitaus weniger Interesse entgegen und

19 | Portrait des Antoninus

Pius im gesäumten Militärmantel. Marmor. Ca. 140 n. Chr. oder später. Aus dem Haus des Jason Magnus, Kyrene, Libyen. Von Capt. R. Murdoch Smith und Comm. E. A. Porcher von der Britischen Marine gefunden. H. 71 cm.

Links: 20 | Portrait des Marcus

Aurelius in einem gesäumten Mantel. Marmor. 160–70 n. Chr. Aus dem Haus des Jason Magnus, Kyrene, Libyen. H. 71 cm Rechts: 21 | Portrait des Lucius

Verus im gesäumten Militärmantel, Tunika und Harnisch. Marmor. H. mit Basis 94 cm.

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22 | Kopf und Büste des Kaisers Caracalla. Marmor. H. 49,5 cm.

verbrachte seine Zeit in Trägheit, Luxus und Prasserei.« Außerdem schreibt Combe über Lucius, dass dieser »so extrem stolz auf seine Locken war, dass er seinem Haar ein unmä ßiges Maß an Aufmerksamkeit zukommen ließ.«11 Durch die Machtübernahme des Commodus, Sohn des Marcus Aurelius, folgte nach langer Zeit wieder einmal ein leiblicher Sohn dem Vater auf den Thron. Doch in seinem Wesen und seinem Regierungsstil ähnelte Commodus wenig dem strengen Vater und entpuppte sich bald als wahnsinniger Herrscher, der als Gott, oder vielmehr als Herkules, verehrt werden wollte. Seinem Volk tat er wenig Gutes. Nach dem Tod des Commodus gab es wiederum eine Vielzahl von Konkurrenten um die Macht. Mit dem Aufstieg des Septimius Severus, dem Heerführer der östlichen Truppen, begann eine neue Dynastie. Das Gerücht, dass er mit Marcus Aurelius verwandt war, entspricht wohl nicht der Wahrheit, doch förderte Septimius diese Idee, indem er sich einen Bart wachsen ließ, der dem des gr oßen Kaisers ähnlich war. Tatsächlich stammte Septimius aus Leptis Magna in Nordafrika, einer Stadt, die er während seiner Herrschaft prachtvoll ausbauen ließ. Seine syrische Frau, Julia Domna, war eine überaus hinterhältige Person, deren Boshaftigkeiten nur durch die ihres Sohnes Caracalla in den Schatten gestellt wurden | Abb. 22 |. Caracalla wurde im Jahr 212 n. Chr. Alleinherrscher über das Römische Reich, nachdem er s einen einzigen Bruder Geta umgebracht hatte. Bei dieser Tat hatte er vermutlich die Hilfe seiner Mutter. Das Andenken des Bruders wurde der damnatio memoriae unterworfen: Alle bildlichen und schriftlichen Hinweise auf Geta wurden ausgelöscht. So finden sich heute nur noch wenige Spuren des jüngeren Septimius-Sohnes, bei denen die Ausradierung oft deutlich sichtbar ist. Caracalla hatte einen harten und aggressiven Gesichtsausdruck, die Mundwinkel nach unten gezogen und die Stirn in Falten gelegt; all das zeigt deutlich, was für ein suspekter, um nicht zu sagen bösartiger Mensch er war. Typische Portraits dieses Herrschers zeigen ihn mit kurzem, lockigem Haar, einem kantigen Gesicht, den Kopf und die Augen zur Seite gewandt. Die Jahrzehnte um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. sind als die Zeit der Soldatenkaiser bekannt (235–284 n. Chr.). Dies waren Jahre von nahezu beständigen Unruhen, in denen Kaiser schneller aufeinanderfolgten, als man sie zählen konnte. Zumeist kamen sie durch Gewalt an die Macht, um nur kurze Zeit später von dem nächsten Herrscher selbst getötet zu werden. Wir wissen um sie durch die Münzen, die in ihrem Namen geprägt wurden: Jeder von ihnen legte Wert darauf, sein Gesicht auf diesem Weg bekannt zu machen, um so seinen Anspruch auf Legitimität zu untermauern. Manche davon sind geradezu brutal realistische Portraits. Einer dieser Soldatenkaiser war Aurelian, der von 270 bis 275 n. Chr. regierte und mit dem Bau der großen Mauer um Rom begann, bevor er ermordet wurde. Mehrmals gab es mehr als einen Bewerber um die Nachfolge auf den Thron. Die Zeit der Soldatenkaiser endete mit dem Aufstieg Diokletians (284–305 n. Chr.), der selbst ein Paradebeispiel derselben war. Doch umsichtiger als seine Vorgänger und weitaus mehr bedacht auf das Wohl des Reiches, entwickelte er eine neue Art von Regierung, indem er das Reich zunächst entlang der Adria in Ost und West teilte und diese Gebiete dann wie-

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derum unterteilte, so dass insgesamt vier Verwaltungsbezirke entstanden. Das durch Diokletian eingeführte System nennt sich Tetrarchie, da zu jeder Zeit vier Kaiser gleichzeitig regieren sollten, zwei übergeordnete »Augusti« und zwei nachgeordnete »Caesares«: Nach dem f reiwilligen Rücktritt der Augusti würden die Caesares diesen ins Amt folgen und selbst Titel und Würde der obersten Herrscher übernehmen. Eine solche Einrichtung bedeutete einen radikalen Bruch mit der Tradition, da zum ersten Mal das Amt selbst, und nicht mehr die Person, als das eigentliche Zentrum der Macht verstanden wurde. »Einheitlichkeit« war das neue Motto und dies wird auch an den nahezu identischen Münzbildern der ersten vier Tetrarchen deutlich. Das prächtige Diokletian-Medaillon | Abb. 23 | zeigt ihn gänzlich ohne eigene, individuelle Züge, aber mit typischem kantigen Kinn, scharfen Augenbrauen und kurzgeschorenem Haar und Bart. Das Medaillon orientiert sich an der Münzprägung Diokletians, ist jedoch deutlich größer und schwerer: mit 53,58 Gramm wiegt es zehnmal so viel wie ein G old-Solidus. Das tetrarchische Experiment hielt nicht lange an. Misstrauen und Rivalitäten führten bald zu einem erneuten Bürgerkrieg im Westen des Reiches, aus dem im Jahr 312 n. Chr. Konstantin als Sieger und Alleinherrscher im Westen hervorging.

Römische Privat-Portraits Als Hersteller von Portraits hatten die Römer eindeutig Begabung und hinterließen der Nachwelt nicht nur Eindrücke ihrer Herrscher, sondern auch von Privatpersonen. Von den Etruskern hatten sie viel über die Darstellung der Gesichtszüge gelernt, ebenso von hellenistischen Griechen, die Meister dieser Kunst waren. So ist zum Beispiel das nebenstehende Portrait eines jungen Mannes | Abb. 24 | aus der spät-etruskischen Zeit (ca. 300– 200 v. Chr.) keine idealisierte Darstellung; gezeigt wird hier vielmehr Individualität und Charakter des Dargestellten. Das leicht überlebensgroße Portrait weist Details wie die Warze über dem rechten Mundwinkel auf, zeigt große, markante Lippen und eine scharfe Linie, die sich vom linken Nasenflügel nach unten zieht. Das Haar ist in fast gleichmäßigen Wellen und Locken angelegt. Eine solche Darstellung von Individualität mag die Römer dazu inspiriert haben, Portraits so realistisch wie möglich zu gestalten. Bei den R ömern war das öffentliche Mitführen von Abbildern der Vorfahren (ius imaginis) den Patriziern vorbehalten. Wie diese Masken hergestellt wurden, hängt von den ph ysikalischen Eigenschaften dieser Bildnisse ab. Eine Metallmaske (Seite 140, Abb. 146) mag d urchaus Teil dieser Tradition gewesen sein. Hier wurden die individuellen, wenn auch stilisierten Züge von hinten in ein B ronzeblech eingehämmert. Die B eschränkung des ius imaginis auf die Oberschicht bedeutet, dass die öffentliche Darstellung solcher Bilder den Platz der b etroffenen Familie in der Gemeinschaft zementierte. So waren Auftrag und Präsentation

23 | Medaillon des Diokletian.

Gold. 284–305 n. Chr. Durchmesser 3,9 cm.

24 | Etruskisches Männer-

portrait. Terrakotta. 300– 200 v. Chr. Etwas mehr als lebensgroß. H. 30,5 cm.

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Links: 25 | Portrait einer alten

Frau. Marmor. Gefunden in Tarquinia unter dem Straßenpflaster. H. 25,5 cm. Rechts: 26 | »Pseudo-Seneca«. Mar-

mor. Eine von vielen antiken Kopien dieses Kopfes. H. 32 cm.

dieser Portraits – unabhängig von der je weiligen Mode der Z eit – ein Mittel, den Träger und seine Vorfahren auf der sozialen Leiter nach oben zu befördern. Portraits beschränkten sich durchaus nicht auf Grabstätten, denn die Statuen vieler erfolgreicher Römer wurden bereits weit vor der römischen Kaiserzeit auch als Ehrenmäler und im Gedenken an Verdienste für die Gemeinschaft errichtet. Die vergangenen Jahrhunderte hatten die unglückliche Tendenz, viele römische Statuen lediglich als Kopien griechischer Originale oder Prototypen zu betrachten. Heute wird jedoch auch die Eigenleistung der Römer anerkannt. Ein Beispiel dieser veralteten Denkweise ist die Beschriftung des B ritischen Museums für das Portrait einer alten Frau mit Diadem | Abb. 25 |. Diese weist es aus als »Kopie eines verlorenen Bronze-Originals des frühen 4. Jahrhunderts v. Chr., mitunter auch als Lysimache, Priesterin der Athena, identifiziert“. Tatsächlich jedoch ist das Portrait eindeutig römisch, was sich vor allem an den Falten und Linien an Wangen und Kinn ablesen lässt. Ein gutes Beispiel des römischen Interesses an originalgetreuer Darstellung ist der oft als »Pseudo-Seneca« bezeichnete Portraitkopf | Abb. 26 |, benannt nach dem römischen Philosophen des 1. Jahrhunderts n. Chr. Wer tatsächlich dargestellt ist, lässt sich nicht nachweisen. Der Eindruck, den dieses alte Gesicht vermittelt, mit dem hängenden Fleisch, den eingesun-

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Personifizierungen Als Hellenismus wird die Zeit zwischen dem Tod Alexanders des Großen 323 v. Chr. und dem Sieg des Oktavian über Marcus Antonius in der Schlacht von Aktium 31 v. Chr. bezeichnet. Aus dieser Zeit stammt die Praxis der Repräsentation großer Städte durch weibliche Personifizierungen, die als ummauerte Stadt durch eine mit Zinnen ausgestattete Krone versinnbildlicht werden. Die Römer stellten ihre Stadt als eine bewaffnete weibliche Figur mit Helm und Schild dar; diese Göttin, Roma, wurde oft mit einem zur Seite fallenden Gewand gezeigt, so dass eine Brust unbedeckt war. Ein Set von vier kleinen Silberfiguren personifizierter Städte schließt auch die Personifizierung Roms mit ein, Stab und Schild in den Händen, auf dem Kopf einen geschmückten

27 | Personifizierungen von (links

nach rechts) Alexandria, Antiochia am Orontes, Rom und Konstantinopel. Vergoldetes Silber. Am Fuße des Esquilin gefunden, 1793. Zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. H. 14 cm.

Helm. Die anderen Figuren repräsentieren, von links nach rechts, Alexandria (mit Füllhorn), Antiochia am Orontes (mit turmbewehrter Krone und einer allegorischen Figur des Flusses Orontes zu ihren Füßen) und, nach Rom, die turmbewehrte Figur Konstantinopels. Diese weiblichen Figuren wurden 1793 am Fuß des Esquilin (einem der Sieben Hügel) in Rom gefunden. Sie schmückten vermutlich die Griffe einer Sänfte, des standardmäßigen Fortbewegungsmittels der römischen Oberschicht.

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kenen Augen, den knochigen Wangen und dem dünnen Hals wird durch die nach vorne gelehnte Haltung komplettiert: Wir sehen einen weltmüden, doch intelligenten und traurigen Mann. Auch in der r ömischen Malerei finden sich begabte Künstler, die Menschen lebensecht darzustellen verstanden. Ein kleines Fragment eines größeren Mosaiks | Abb. 28 | zeigt einen Mann und eine Frau, deren Gesichter mit den typischen, erfrischend lockeren Pinselstrichen der römischen Maler gezeichnet sind. Akzente in Weiß und verschiedenen Brauntönen verleihen Kopf, Hals und Schultern eine bemerkenswerte Plastizität.

28 | Ausschnitt eines Wandgemäldes, Portrait eines Mannes und einer Frau. Aus Pompeji. Frühes 1. Jahrhundert n. Chr. H. 14 cm, B. 17,5 cm.

29 | Maske eines Germa-

nen mit gelbgefärbtem Haarknoten und Vollbart. Terrakotta. 2. Jahrhundert n. Chr. H. 19 cm, B. 17,8 cm.

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30 | Büste Afrikas. Bronze.

H. 22,8 cm.

Rom und die Fremden Die römische Bevölkerung des Kaiserreiches bestand aus einer Vielzahl von Völkern aus dem gesamten Mittelmeerraum sowie aus dem Norden Europas und dem Nahen Osten. Durch ihre Bemühungen, Portraits so akkurat wie möglich auszuarbeiten, werden Fremde oft durch Besonderheiten in der Da rstellung ihrer Kleidung oder ihrer Frisur markiert. Eine Terrakottamaske | Abb. 29 | kann durch die G elbfärbung und das Arrangement der Haare in einem seitlichen Knoten als Germane identifiziert werden – eine solche Mode war den Römern Italiens völlig fremd. Auch wenn die Maske gegossen wurde, so hat sich doch der Handwerker die Mühe gemacht, den Bart – wiederum ein Merkmal, das sich in den römischen Portraits dieser Zeit nicht findet – sorgfältig nachzuarbeiten. Eine Darstellung Afrikas | Abb. 30 | zeigt diese als weibliche Figur in Form einer Relieftafel aus Bronze. Sie trägt einen Helm in Form eines Elefantenkopfes, dessen Rüssel abgebrochen und dessen rechter Stoßzahn nur noch durch einen Stumpf angedeutet ist. Afrika hält einen Löwen in ihrer Linken und den Stoßzahn eines ausgewachsenen Elefanten in ihrer Rechten.

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31 | Nilszene, Relief. Terrakotta. 1. Jahrhundert n. Chr. H. 47,5 cm, B. 60 cm.

Die Tafel wurde durch drei Löcher mit Nägeln festgeschlagen. Das Objekt war vermutlich Teil eines größeren Sets, da die Römer eine Vorliebe für die bildliche Darstellung geographischer Regionen hatten, wie Provinzen oder bekannte Flüsse. Manchmal machten sich die R ömer in i hren Darstellungen über die Fremden lustig; manchmal erfreuten sie sich an dem Charme und der kuriosen Exotik fremder Länder und Sitten. Die Terrakottatafel einer Nillandschaft wird beides getan haben | Abb. 31 |. Sie wurde in einer stadtrömischen Villa gefunden und zeigt zwei Ansichten des Nil, jeweils von Säulen flankiert, was den Eindruck vermittelt, als würde man durch Kolonnaden auf die Landschaft hinaus schauen. Auf der linken Seite finden sich ein Krokodil, das auf einem Ast ruht sowie ein bellendes Nilpferd, das den Fluss besetzt; zur Rechten hält ein Mann mit geradezu grotesken Gesichtszügen das Steuer eines kleinen Bootes, während ein zweiter Mann, ein nackter Pygmäe, rudert. Ihr Boot fährt an einem weiteren Krokodil und zwei Enten vorbei. Beide Bilder zeigen im Hintergrund kleine Hüttenschreine (einer mit Schilfdach), auf deren Dächern und auf der kleinen Mauer davor Störche sitzen. Das Bild mag durchaus als Parodie auf die ägyptische Lebensart zu verstehen sein; genauso gut aber auch als charmante Inter-

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ROM UND DIE FREMDEN

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32 | Eine von zwei Bronze-

tafeln, die die Verleihung des Bürgerrechtes an Gemellus nach 25 Jahren Kriegsdienst verzeichnen. 17. Juli 122 n. Chr. Aus Brigetio, Ungarn. H. 16,5 cm, B. 14,8 cm.

pretation, die es dem Betrachter gestattet, diese exotisch fremde Landschaft, die den Römern so gut gefiel, zu genießen. In Brigetio an der unteren Donau, im heutigen Ungarn, wurden zwei beschriftete Bronzetafeln gefunden. Das Gebiet gehörte zur antiken Provinz Pannonien, in welcher ein Mann namens Gemellus lebte. Auf diesen Bronzetafeln verzeichnete Gemellus seinen Erwerb des römischen Bürgerrechts | Abb. 32 |. Das Recht hatte er sich durch fünfundzwanzigjährigen Militärdienst am 17. Juli des Jahres 122 n. Chr. erworben. Da die Bronzetafeln in Pannonien gefunden wurden, als letzter Dienstort des Gemellus jedoch – nach einer Anzahl weiterer Stationierungen – Britannien genannt ist, wird der ehemalige Soldat nach dem ehrenvollen Ausscheiden aus der Armee nach Hause zurückgekehrt sein, wo er und seine Frau sich als Bürger niederließen. Dieser Teil des R ömischen Rechts – die gr oßzügige Verleihung des Bürgerrechtes an Fremde, die lange im Militär gedient hatten – ist einer der Gründe, warum die Bürgerschaft durch einen gesunden Mix der Völker beständig wuchs. Durch die gleiche Taktik gelang es den R ömern, Unabhängigkeitsbestrebungen weit entfernter Gebiete einzudämmen und zu unterdrücken.

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Die Armee zu Hause und im Feld

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n vielerlei Hinsicht war die Arm ee das Rückgrat der römischen Republik seit Beginn ihrer Geschichte; anfangs verteidigten die B ürger selbst ihren in den Kin derschuhen steckenden Staat gegen äußere Feinde, später erschlossen sie diesem durch ihre Schwerter neue Länder. Die Armee bestand zunächst aus kleinen Einheiten von Bauern, die ihre Felder für eine bestimmte Zeitspanne verließen und im Herbst zur Ernte wieder zu diesen zurückkehrten. Das Prinzip der Bürgerarmee hatte bis um das Jahr 100 v. Chr. Bestand, bis eine Reihe von praktischen Reformen durch Marius eingeleitet wurden,12 einem Mann, der wiederholt ins Konsulat gewählt und ein Kriegsheld wurde. Was wir heute als Grundausrüstung des römischen Legionärs betrachten – Speer, Schwert, Schild und Körperpanzerung – s tammt aus dieser Zeit; ebenso wurden nun feste Löhne und Dienstperioden eingeführt, statt wie bisher Soldaten nur in konkreten Konfliktfällen einzuziehen. Eine derartige Neustrukturierung war die r ömische Reaktion auf die b eständigen Angriffe von Galliern und Germanen in Norditalien, die üb er mehrere Jahre andauerten; Marius erkannte die Notwendigkeit einer stehenden, sofort einsatzfähigen Armee gegenüber einer Truppe, die erst von den Feldern gerufen und ausgebildet werden musste. Der Niedergang der Bürgerarmee zugunsten des Berufssoldaten hieß jedoch auch, dass die grundlegende Idee der Verteidigung des privaten und öffentlichen Eigentums römischer Bürger nicht mehr länger Zweck der Truppe war, obwohl die Erwerbung des Bürgerrechts durch Kriegsdienst für viele ein Anreiz blieb, dem Heer beizutreten. Viele der Probleme der späten Republik (also des 1. Jahrhunderts v. Chr.) und sogar eine gewisse Verantwortung für den Zusammenbruch ihrer Strukturen beruhten darauf, dass durch die Reformen die Loyalität der Truppen sich vom Gemeinwesen ab- und ihren Heerführern zuwandte, denn diese waren es, die ihre Veteranen nach dem Ausscheiden aus der Truppe mit Lohn und Land versorgten. Es war oft nur ein kleiner Schritt, die Truppen, die mit der Verteidigung und Ausdehnung der Grenzen des R eiches beschäftigt waren, auch als Werkzeuge von ambitionierten und rücksichtslosen Politikern in Rom zu instrumentalisieren. Derartige Manöver erfolgten zwar meist durch einen Bevollmächtigten, weil die Generäle jenseits der Heimat waren, doch in den meisten Fällen konnten sie erfolgreich ihre Kontrolle erweitern oder rebellische Gruppen zur Räson bringen. Eine bekannte Ausnahme des Erfolgs dieser Praxis war die katastrophale Niederlage des Marcus Crassus vor Carrhae13 (dem modernen Harran in der Osttürkei), der im äußersten Osten des Römischen Reiches im Kampf gegen die Parther fiel. Mit ihm gingen mehrere Legionen unter, andere

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wurden gefangengenommen und ihre Standarten (aquilae) erobert – für die Soldaten Roms die größte Schande, da die Feldzeichen der Legionen einen geradezu göttlichen Status einnahmen. Im Jahr 20 v. Chr. gelang es Augustus, diese Feldzeichen wieder in römischen Besitz zu bringen (wenn auch durch diplomatisches Geschick, nicht durch militärische Aktion) – ein Erfolg, auf den er b esonders stolz war. Einige Jahre später wiederum verlor sein Legat P. Quinctilius Varus drei Legionen im Kampf gegen die Germanen im Teutoburger Wald im heutigen Niedersachsen,14 eine Niederlage, die der K aiser bis zum Ende seines Lebens nicht verschmerzen konnte.

Die Organisation der Truppe Eine typische Legion bestand aus ca. fünftausend schwerbewaffneten Soldaten. Diese wurden in zehn Gruppen unterteilt, die sogenannten »Kohorten«, die im Normalfall aus je fünfhundert Mann bestanden und von sechs Zenturionen befehligt wurden. Jeder dieser Befehlshaber war für mehr als achtzig Mann verantwortlich, auch wenn die Zenturie traditionell aus hundert Mann bestand. Legionär, also ein Soldat der Legion, konnte nur der werden, der bereits das römische Bürgerrecht besaß. Doch durch die Praxis, den Soldaten der Hilfstruppen, den Auxiliareinheiten, nach Dienstende ebenso das Bürgerrecht zu verleihen, konnten spätestens deren Söhne ebenfalls Soldaten der Legionen werden. Ein Legionär trug seine gesamte Ausrüstung stets mit sich, seine Waffen ebenso wie sein Kochgeschirr. Die Legionen wurden durch verschiedene Spezialeinheiten unterstützt, zum Beispiel durch Reiter oder Bogenschützen, die normalerweise aus den Provinzen stammten. Begleitet wurden die Truppen ebenso von Schreinern, Waffenschmieden und Ärzten, um allen Bedürfnissen der gesamten Marscheinheit gerecht zu werden. Auf dem Marsch errichteten die Legionäre jeden Abend ein n eues Feldlager und wiederholten hierbei stets die gleichen Arbeitsabläufe: von der Positionierung der Offiziers- und Soldatenzelte bis zum Ausheben des Grabens und Errichten der Palisade. Die Zahl der S oldaten war nicht immer gleichbleibend, doch blieb die Organisation der in kleinere Einheiten unterteilten Truppen stets die gleiche, ebenso wie die ursprünglichen Bezeichnungen ihrer Offiziere. Die Grenzverteidigung war größtenteils Aufgabe der Auxiliareinheiten, während die Legionen in R eserve gehalten wurden. Diese kleineren Einheiten bestanden sowohl aus Reichsbewohnern ohne Bürgerrecht, als auch aus eroberten feindlichen Truppen, die sich ergeben und der römischen Armee angeschlossen hatten. Unterschiede finden sich zumeist in Status und Bezahlung. Die Organisation der Auxiliareinheiten glich jener der Legionen, jedoch gab es weitaus mehr Hilfstruppen als Legionen, so dass im zweiten Jahrhundert n. Chr. ungefähr zwei Drittel der römischen Armee aus Auxiliareinheiten bestand. Die Organisation der Armee orientierte sich an der Einteilung der römischen Bürgerschaft. Für die S enatorenschicht hieß das, dass eine erfolgreiche politische Karriere durch den erfolgreichen Dienst in verschiedenen untergeordneten Offizierspositionen vorbereitet wurde, um sich so die Fähigkeiten anzueignen, die man als Staatsmann und als Verwalter einer Provinz und Heerführer der in ihr stationierten Truppen benötigte. Aufgrund ihrer militärischen Ausbildung galten diese Männer als erfahr en genug, um p olitische und

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administrative Aufgaben zu übernehmen. Die unteren Schichten der römischen Gesellschaft versahen auch in der Armee den niederen Dienst und konnten höchstens bis zum Zenturio aufsteigen. Soldaten der Auxiliareinheiten (wie etwa G emellus, Seite 37, Abb. 32), die zunächst kein römisches Bürgerrecht besaßen, spielten eine nicht unbedeutende Rolle in der Erfolgsgeschichte der römischen Armee. In der Praxis waren diese Einheiten nicht immer vollzählig aufgestellt, wie ein e Tafel aus Vindolanda im Norden Englands zeigt: Diese hält die Anzahl der aktiven Soldaten einer Auxiliareinheit fest, der Er sten Kohorte der Tungrer.15 Die Liste zeigt deutlich, dass bei weitem nicht alle Stellen besetzt waren:16

Vindolanda Tafel II.154 18. Mai, Gesamtzahl der Ersten Kohorte der Tungrer, deren Befehlshaber der Präfekt Iulius Verecundus ist: 752, einschließlich der sechs Zenturionen. Von diesen sind abwesend als Wache für den Statthalter in Ferox 46 in Coria einschließlich (?) 2 Zenturionen 337 in London (?) 1 Zenturio … außerhalb der Provinz einschließlich 1 Zenturio auf dem Weg (?) nach Gallien einschließlich 1 Zenturio in Eburacum (?) [York] zum Lohnerhalt in (?) [Ohne lesbare Entschuldigung für Abwesenheit] Summe der Abwesenden, einschließlich 5 Zenturionen Summe der Anwesenden, einschließlich 1 Zenturio

6 9 11 (?) 1 45 465 296

Von diesen: Krank Verwundet Mit Augenbeschwerden Insgesamt

15 6 10 31

Rest, also Einsatzfähige, darunter 1 Zenturio

265

Somit standen einer Kohorte, die eigentlich 500 Mann umfassen sollte, tatsächlich nur 265 Mann im aktiven Dienst zur Verfügung. Alle anderen waren krank oder aus verschiedenen Gründen abwesend.

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Der Triumph Natürlich konzentriert sich die materielle Überlieferung auf die Erfolge der römischen Armee. Dem erfolgreichen Feldherrn wurden Ehrenmonumente und weitere, kleine Schmuckornamente zuteil. Sollte er s eine Feinde überlegen geschlagen und eine stattliche Reihe von Gefangenen sowie große Beute gemacht haben, konnte ihm vom Senat das Recht auf einen Triumph zuerkannt werden. Das genaue Verfahren sah vor, dass der Feldherr mit seinen Truppen die Stadtgrenzen nicht überqueren durfte, bis die Abstimmung über den Triumph positiv ausfiel. Die Prozession des Triumphzuges bestand sowohl aus römischen Senatoren als auch aus wichtigen, in Ketten gelegten Gefangenen. Ebenso wurden die Beute sowie Bilder und Darstellungen des Feldzuges mitgeführt. Der Triumphator fuhr in einem prächtig geschmückten Streitwagen, der extra zu dies em Zweck entworfen wurde. Seine Legionen folgten ihm. Während der Kaiserzeit blieb ein solcher Triumphzug dem Kaiser vorbehalten. Für verschiedene Kaiser wurden im Andenken an ihre Erfolge Triumphbögen errichtet. Der Titusbogen | Abb. 33 | ist einer der am besten erhaltenen Ehrenbögen in Rom, auch wenn er in der Neuzeit wiederaufgebaut und restauriert werden musste.17 Er wurde nach dessen

33 | Titusbogen, Rom.

Ca. 81 n. Chr. H. 15,5 m.

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34 | Architekturrelief mit

Viktoria, die einen Stier opfert. Terrakotta. Spätes 1. oder frühes 2. Jahrhundert n. Chr. H. 23 cm, B. 38 cm.

Tod für Titus errichtet, um seines Sieges über die Juden in Jerusalem zu gedenken. Diese hatten sich im Jahr 66 n. Chr. gegen die römische Herrschaft erhoben, eine Auseinandersetzung, die in den Jüdischen Krieg mündete und erst 72 n. Chr. mit der Eroberung von Masada durch die Römer endete. Der Triumphbogen wurde am Ostende des Forum Romanum an der Via Sacra errichtet. Ein Relief an der Unterseite des Innenbogens zeigt Titus, wie er von einem Adler in den Himmel getragen wird, eine Darstellung seiner Apotheose. Die beiden Hauptreliefs unterhalb des B ogens zeigen Szenen des Triumphzuges: Auf der einen Seite ist der Kaiser auf dem Triumphwagen mit Soldaten und allegorischen Figuren im Gefolge dargestellt; die andere Seite zeigt Soldaten, die Plakate mit sich führen, die von ihren Erfolgen kündigen. Das bedeutendste Stück der Beute, der große siebenarmige Leuchter des Jerusalemer Tempels, die Menora, wird deutlich auf den Reliefs des Titusbogens hervorgehoben. Jede Triumphalprozession betrat die Stadt durch die Porta Triumphalis und folgte einer weitschweifigen Route bis zum Jupitertempel auf dem Kapitol, wo dem höchsten Gott Opfer dargebracht wurden. Die Darstellung eines solchen Opfers findet sich auf einem Terrakottarelief, auf welchem die geflügelte Viktoria als allegorische Darstellung des Sieges einen Stier opfert | Abb. 34 |. In einer dramatischen Geste hält sie den N acken des Opfers, während in ihrer Rechten das Opfermesser ruht. Auf der rechten Seite des Reliefs ist ein Räuchergefäß, gefüllt mit Weihrauch zu sehen, bei dem es sich aber auch um einen Leuchter handeln könnte.

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35 | Reliefdarstellung einer

Triumphprozession. Terrakotta. 1.–2. Jahrhundert n. Chr. H. 33 cm, B. 38 cm.

36 | Gefangener Barbar.

Marmor. Spätes 1. Jahrhundert n. Chr. H. 86 cm.

Ein weiteres Terrakottarelief | Abb. 35 | zeigt den Triumphzug selbst, in welchem zwei Barbaren in ein em schweren Pferdegespann mitgeführt und von ihren Eroberern gequält werden. Ihre sorgfältig bearbeiteten Gesichter zeigen deutliche Spuren ihres Leids. Ebenso sorgfältig sind auch die Ketten an ihren Füßen und die Torques (schwere gewundene Metallringe, die um den Hals getragen wurden) herausgearbeitet. Diese Halsreifen und die Pluderhosen identifizieren die Gefangenen eindeutig als Barbaren, vermutlich Dakier, die in den Kriegen des Kaisers Trajan gefangengenommen wurden. Die Marmorstatue eines gefangenen knienden Barbaren, dessen Hände auf dem R ücken zusammengebunden sind, zeigt e benfalls diese weitgeschnittenen Hosen sowie die Phrygische Mütze, die oft von Gefangenen getragen wurde | Abb. 36 |. Auch seine langen Haare markieren ihn als Fremden, während sein offener Mund und sein ausdrucksstarkes, nach oben gerichtetes Gesicht deutlich machen, dass er seine Eroberer um Gnade anfleht. Von der hinter ihm stehenden Figur ist nur noch der Faltenwurf des G ewandes erhalten. Die Statue wurde im sogenannten »Trajanspalast« in Ramla, in der Nähe Alexandrias, gefunden, wo einst eine Festung der Römer gestanden haben soll.

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Die Ausrüstung der Armee

37 | Statuette eines komplett ausgerüsteten Soldaten. Bronze. 2. Jahrhundert n. Chr. H. 10 cm.

Die Soldaten der römischen Armee waren mit einer schweren Schutzausrüstung ausgestattet, üblicherweise aus Bronze, manchmal jedoch auch aus Eisen. Eine Bronzestatuette eines Soldaten in voller Rüstung gibt einen Eindruck davon, wie die römischen Legionäre ausgesehen haben dürften | Abb. 37 |. Er trägt einen mit einem Kamm verzierten Helm mit Wangenklappen, eine kurze Tunika mit fransenbesetzten Pteryges, einen Brustpanzer, Schienbeinschützer und Sandalen – ob wohl die Soldaten tatsächlich eher Stiefel trugen. Die Statuette ist bärtig dargestellt, die Augen sind eingelegt. Die A usrüstung des einzeln en Soldaten war oft von der Einheit abhängig, in der er diente. So wird wohl ein römischer Legionär der frühen Kaiserzeit ein Kettenhemd oder einen Schienenpanzer getragen haben, also rechteckige Bronzeplatten, die zusammengebunden oder zusammengenietet wurden und so eine effektive Schutzausrüstung darstellten. Manchmal nahmen die Mitglieder militärischer Einheiten auch an Sportereignissen teil. Dann trugen sie Rüstungen, die ihnen die Teilnahme hieran erleichterte. Ein T eil einer solchen Sonderausstattung ist der Reitersporthelm aus Bronze, der 1796 in Rib chester gefunden wurde | Abb. 38, 39 | .18 Die Vorderseite des Helms ist in Form eines schönen männlichen Gesichts gestaltet, mit Schlitzen als Augen, durch die der Träger Sicht erhielt. Zusätzliche Löcher finden sich an Nase und Mund, um das Atmen zu ermöglichen. Kavallerie- und Infanterieszenen im Flachrelief finden sich als Dek oration auf der R ückseite des H elmes, während unterhalb der H elmkrempe mythische Szenen auf einem Diadem angebracht sind, unter ihnen ein schlangenbeiniger Gott. Zwei weitere Schlangen ringeln sich an den Seiten des Helms herab, oberhalb eines Kinnriemens, der die Befestigung des Di adems darstellt. Gesichtsmaske und Helm sind jeweils Einzelteile, die durch Lederriemen miteinander verbunden wurden. Ein solcher Helm wurde in Reiterspielen verwendet, welche zur Unterhaltung der Truppen und als Schaukämpfe veranstaltet wurden. Die Erwähnung und Aufzeichnung materieller Überlieferungen von militärischen Ausrüstungsgegenständen ist ganz unterschiedlich, je nach Qualität des Erhalts und der Konservierung. Ebenso wie bei den Haushaltsgegenständen wird denjenigen Fundstücken besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht, die sich durch ihre besondere Schönheit oder durch kunstvollen Aufwand in der Herstellung von der Masse abheben. In diese Kategorie fällt das sogenannte »Schwert von Fulham«, welches in Fulham bei London aus der Themse gezogen wurde | Abb. 40 |. Die aus Eisen gefertigte Schneide befand sich in ein er Bronzescheide, die wun derschön verziert ist mit Akanthusranken und zwei Vögeln, die aus dem Blütenkelch der Pflanze trinken. An der Spitze der Scheide findet sich eine Darstellung der Szene, die am meisten mit der Gründung Roms assoziiert wird: Romulus und Remus, die von der Wölfin gesäugt werden (siehe Seite 8, Abb. 1).

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DIE AUSRÜSTUNG DER ARMEE

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38 | Reitersporthelm. Bronze.

Aus Ribchester, Lancashire. 1796 vom Sohn eines Schuhmachers gefunden. Spätes 1. oder frühes 2. Jahrhundert n. Chr. H. 27 cm.

40 | Das Fulham-Schwert.

39 | Der Ribchester-Helm im Profil. Aquarellzeichnung,

die Thomas Underwood zugeschrieben wird, 1798.

Eisenschneide und Bronzescheide. In der Themse bei Fulham, London, gefunden. 1. Jahrhundert n. Chr. L. 56 cm.

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Eine Paradeuniform aus Krokodilhaut Eine Rüstung aus Krokodilhaut wurde als Schmuck-Rüstung speziell für Paraden und Ähnliches angefertigt. Die größeren Schuppen des Krokodilrückens finden sich an der Vorderseite der Rüstung, die kleineren schützen die Beine, da sie sich besser den Bewegungen des Trägers anpassen. Die Rüstung umfasst sowohl einen Körperpanzer als auch einen Helm. Durch die C14-Methode konnte die Rüstung ins 3. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. In Ägypten stationierte römische Soldaten nahmen Teil an lokalen Gebräuchen und waren besonders fasziniert von dem Kult um die allgegenwärtigen Krokodile des Nils. Das Krokodil, ein den Ägyptern heiliges Tier, verkörperte Sobek, den Krokodilgott. Der römische Geograph Strabon (17,8,11) berichtet im 1. Jahrhundert v. Chr. von einer gemeinsam mit dem Statthalter Ägyptens unternommenen Reise zu einem heiligen See, in welchem ein zahmes Krokodil lebte, das den Gott Sobek verkörperte. Es heißt, dass wenn ein Besucher den Gott anrief und Sobek sich ihm zuwandte, man dem Krokodil Fleisch, Kuchen und Wein zu essen gab. Die Annahme des Opfers galt als gutes Omen. Wandte sich das Krokodil jedoch ab, galt dies als ein böses Vorzeichen. Starb das Krokodil, das Sobek verkörperte, so wurde sein Leichnam mumifiziert und ein neues Krokodil gefunden, das ihn ersetzte. Zahlreiche mumifizierte Krokodile aus Ägypten legen Zeugnis ab von der Beliebtheit des Kultes. Das Krokodil galt außerdem immer wieder als Diener der Götter; am bekanntesten ist hier die Geschichte der Isis, die mit Hilfe eines Krokodils die zerstückelten Glieder ihres Bruders und Gemahls Osiris sowie die abgeschlagene Hand des Gottes Horus wiederfand.

41 | Krokodilparaderüstung. Aus Krokodilhaut.

3. Jahrhundert n. Chr. In einer Höhle bei Manfalout (dem antiken Lykopolis), Ägypten, gefunden. H. 49 cm.

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Die persönliche Seite der Armee Grabsteine und Denkmäler erlauben dem Leser einen Blick auf die persönlichen Schicksale der Menschen der Antike, oftmals sogar durch überaus rührende Inschriften. Für einen Soldaten namens Ares (ein durchaus passender Name, da Ares der griechische Kriegsgott war) wurde ein M armorstein errichtet, der i hn in zw ei unterschiedlichen Rollen zeigt | Abb. 42 |. Der Mann verstarb jung, im Alter von 29 Jahren, vermutlich in den Jahren zwischen 160 und 180 n. Chr. Auf der linken Seite sehen wir ihn als Soldaten in Militärmantel (paludamentum) und Tunika. Über eine Opferflamme scheint er eine Buchrolle zu halten, die vermutlich seine Entlassungsurkunde aus der Armee repräsentiert. Auf der rechten Seite ist er wiederum zu sehen, diesmal in zivi ler Kleidung, in einer Toga. Sein Helm, Schild und Schwert stehen neben ihm. Die darunter stehende, griechische Inschrift lautet: Nachdem er den Militärdienst beendet hatte, weihte er seine Waffen und seine Dienstzeit dem Ares. Hernach wurde er in eine Welt ohne Ordnung entführt, in der es nichts als Dunkelheit gibt.19

42 | Gedenkstein des Soldaten

Ares. Marmor. 160–80 n. Chr. H. 56 cm, B. 38 cm.

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43 | Eine der VindolandaTafeln: die Geburtstagseinladung der Claudia Severa an Sulpicia Lepidina. Aus Vindolanda. Holz. H. 9,6 cm, B. 22 cm. Vindolanda Tafel II.291.

Soldaten, die weit entfernt von ihrer Heimat Militärdienst versahen, werden stark unter Heimweh gelitten und die Freuden der Heimat vermisst haben. Eine bemerkenswerte Serie von beschrifteten Holztafeln, die s eit 1973 in ein er Reihe von Kastellen bei Vindolanda, Nordengland, gefunden wurden, gibt Einblicke in das Leben der Soldaten vor Errichtung des Hadrianswalls. Die Kastelle waren zwischen 85 und 120 n. Chr. besetzt. Auch wenn nur Fragmente der Tafeln erhalten und lesbar sind, finden sich hier doch alle Arten von interessanten, weil ungewöhnlichen Informationen, wie etwa die Bestellung von Lebensmitteln, die es im Norden Englands unmöglich geben konnte, welche sie also aus der Heimat kennen mussten. Als solche werden etwa Oliven und Pfeffer genannt, außerdem findet sich der Vermerk, dass einem Soldaten fünfzig Austern geschickt wurden.20 In einem anderen Brief beklagt sich jemand: »Meine Kameraden haben kein Bier. Bitte schickt uns welches!«21 Weitere umfassen solche einfachen Dinge wie Einkaufslisten, Einladungen zu G eburtstagsfeiern21 | Abb. 43 | und Bestandsaufnahmen, vermutlich von Gegenständen, die direkt zum Lager gehörten. Ein anderer Brief spricht von Socken, Sandalen und zwei Paar Unterhosen, die einem Soldaten zugeschickt wurden.23 Schließlich findet sich ein Kochrezept aus der Küche des Befehlshabers.24 Wenn ein Soldat vor seinem Abschied aus der Armee stand, musste er alle seine Papiere beisammen haben. Trajan ließ für den spanischen Unteroffizier Reburrus im Jahr 103 n. Chr. ein Militärdiplom aus Bronze ausstellen | Abb. 44 |. Das Wort »Diplom« heißt wörtlich übersetzt »gefaltet« oder »gedoppelt« und bezieht sich auf ein Dokument, das aus zwei Blättern bestand. Reburrus’ Diplom verlieh ihm das Bürgerrecht und das Recht auf die legale Anerkennung seiner Ehe, ein Recht, das Auxiliarsoldaten normalerweise bei Ausscheiden aus dem Kriegsdienst zugestanden wurde.25 Offizielle Dokumente wie dies es geben uns ebenso wie Grabsteine und Briefe Einblick in das Leben der Soldaten des Römischen Reiches. Da sie unter anderem Informationen darüber enthalten, wo sich Soldaten aufhielten und ihren Dienst versahen, erlauben sie uns auch, die Organisation und die B ewegungen der römischen Armee nachzuvollziehen.

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44 | Die zwei Seiten des

Militärdiploms für Reburrus. Bronze. 103 n. Chr. H. 16,5 cm.

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Die Kaiser und die Grenzwälle in Britannien Die Soldaten in Vindolanda waren Teil der Verteidigungslinie des Römischen Reiches in seinem äußersten Norden. Zweimal hatte Iulius Caesar bereits Britannien angegriffen, dies im Z uge seiner Gallienkriege in den Jahren 55 und 54 v. Chr. Doch war es ihm nicht gelungen, Gebiete Britanniens für den römischen Staat zu annektieren. Erst unter Claudius wurden die Britannier im Jahr 43 n. Chr . unterworfen, nachfolgende Herrscher stabilisierten und expandierten die M acht Roms auf der I nsel. Unter Hadrian wurde im Norden Englands ein S chutzwall errichtet, der auch heute noch erhalten ist | Abb. 45 |. Der Wall ist eine überaus bemerkenswerte Bauleistung: Er errichtet eine physische Grenze an der engsten Stelle der britischen Insel (117 Kilometer lang)26 von einer Küste zur nächsten. Der Wall ist zwischen zwei und drei Metern breit und ungefähr fünf Meter hoch. Ein V-förmiger Graben, ein sogenannter vallum, wurde auf der Nordseite des Walls ausgehoben. Dieser Schutzwall bestand im Innern aus Geröll, das durch mit Mörtel verbundenen, geschliffenen Steinen befestigt wurde. Auf der g esamten Strecke befinden sich im Abstand von jeweils einer Meile kleinere Kastelle; zwischen diesen lagen je zwei Wachtürme sowie in einigem Abstand größere Garnisons-Befestigungen, die der Überwachung der Grenze und schnellen Truppenbewegungen dienten.27 Darüber hinaus folgt der Wall größtenteils einer Hügelkette, die nic ht nur der besseren Verteidigung diente, sondern auch einen weiten Blick in die davor liegenden Länder im Norden erlaubte. Einige Jahre nach Hadrians Herrschaft, im Jahr 142 n. Chr., gab Antoninus Pius Befehl, den Wall einige Meilen weiter nach Norden ins heutige Schottland zu erweitern. Dieser Wall wurde, anders als der Hadrianswall, nicht durch Steine, sondern durch Erdaufwerfungen errichtet, so dass gleichzeitig ein tief er, breiter Graben vor diesem Wall entstand. Trotz dieser Bemühungen drangen feindliche Truppen weiter nach Süden vor, so dass sich die Römer gezwungen sahen, sich im Jahr 181 n. Chr. wieder hinter den Hadrianswall zurückzuziehen. Bis in das Jahr 410 n. Chr. markierte dieser die Nordgrenze des Imperium Romanum. Zu dieser Zeit verließen die Römer offiziell Britannien, auch wenn ihr Einfluss noch lange spürbar blieb.

45 | Hadrianswall. L. 117 km.

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Industrie, Landwirtschaft und Kommunikation

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ie Römer entwickelten bemerkenswerte Fähigkeiten im B ereich der Verwaltung und des Ingenieurwesens. Noch heute finden sich viele Zeugnisse ihrer Geschicklichkeit im Bau von Straßen, Aquädukten, Brücken und Häfen sowie ihres Knowhows bei der Konzeption mechanischer Vorrichtungen für Industrie und Landwirtschaft. Ihr Erfolg auf diesen Gebieten bedeutete, dass die Römer, vor allem natürlich die Armee, schnell von einem Ort zum anderen gelangen konnten, indem sie das Netz gut ausgebauter Straßen nutzten. Diese waren mit hartem Stein bepflastert und wurden auf beiden Seiten durch Regenrinnen entwässert. Brücken überspannten tiefe und weite Täler und Aquädukte brachten reichlich frisches Wasser von Quellen und künstlichen Stauseen in die S tädte, wo es den Bürgern unter anderem in B runnen, öffentlichen Bädern und Toilettenhäusern zur Verfügung stand. Der Ausbau natürlicher Häfen kam vor allem den Händlern zugute, da Handelsschiffen aus weiten Teilen des Reiches nun sichere Anlaufstellen geboten wurden.

Straßen Römische Straßen folgten der Expa nsion des r ömischen Imperiums; der Arm ee boten sie schnelle Beförderungsmöglichkeiten, sie verbanden die Teile des R eiches miteinander und halfen so, feindliche Gegenden zu befrieden. Jedoch wussten bereits die Etrusker, wie man Straßen anlegte und sie in gerader Linie auch durch den härtesten Stein trieb, so dass die Römer ihrerseits oft bereits bestehenden Straßen folgen konnten und diese lediglich verbessern und ausbauen mussten. Auch die Perser hatten die entferntesten Punkte ihres Reiches bereits durch Straßenzüge verbunden: Von ihren Städten in Kleinasien, einschließlich Ephesus und Sardis, führten diese zu den Hauptstädten im Osten, nach Susa, Persepolis und Ekbatana. Doch waren die persischen Straßen normalerweise nicht viel mehr als bessere Feldwege, die dem leichtesten Weg durch die umgebende Landschaft folgten. Im Hellenismus gab es durchaus griechische Städte, die ihre Straßen befestigten,28 doch kein anderes der antiken Völker entwickelte ein so komplexes und gut ausgebautes System an Straßen und Wegen wie die Römer. Letztlich waren es in der Tat ihre Straßen, die es ihnen ermöglichten, auch die entferntesten Gegenden ihres Reiches leicht zu erreichen. In vielen Fällen folgen Straßen in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten auch heute noch dem Verlauf, der einst von den Römern angelegt wurde. Besonders offensichtlich ist dies

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Pflastersteine Die Pflastersteine der römischen Straßen hatten eine überaus lange Lebensdauer, auch wenn sich durch den beständigen Verkehr Rinnen und Furchen bildeten, die durch die Räder der Wagen in den Stein gegraben wurden. In Pompeji sind diese Furchen besonders an den Stellen tief eingefahren, an welchen die Wagen zwischen den höheren Trittsteinen ihren Weg finden mussten. Diese Trittsteine befanden sich vor allem an Kreuzungen und erlaubten es den Fußgängern, die Straße trockenen und sauberen Fußes zu überqueren. Doch zwangen sie dadurch den Ver-

kehr, beständig die mehr oder weniger gleichen Stellen zu passieren. Städtische Straßen wiesen hohe Bordsteine auf, die Regenwasser auf der Straße hielten, bis es durch die unter der Straße befindlichen Abflüsse abgeführt wurde. Städtische Abflussrinnen wurden durch quadratische Steine abgedeckt, eine Praxis, die mit der auf dem Land in Kontrast stand, wo die Straßenmitte höher lag als die Straßenränder, so dass Regen zu beiden Seiten hin abfließen konnte. Diese Praxis, auch Bombierung genannt, wird auch heute noch genutzt.

46 | Via degli Augustales, Pompeji. Das Bild zeigt

die Trittsteine und Fahrspuren antiker Räder.

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47 | Meilenstein. 120–21 n. Chr. Aus Llanfairfechan, Gwynedd, Wales. H. 1,67 m.

Rechts: 48 | Aufbau einer römi-

schen Basaltstraße. Radierung Giovanni Battista Piranesis, Antichità Romane, 1756.

bei geraden Straßenzügen, die einen Ort mit dem nächsten verbinden. An manchen Stellen sind originale Straßenbefestigungen sichtbar, wie etwa in Teilen der antiken Via Appia, die aus dem Süden der Stadt Rom hinausführte – dies e Straße war teilweise bis in d as 19. Jahrhundert hinein im Betrieb. Daneben sind die Straßen der Römer auch in Ostia Antica, Herculaneum und Pompeji heute wieder im Originalzustand sichtbar. Die Römer vermaßen ihre Straßen sehr genau und konnten entsprechend genaue Entfernungsangaben machen. Ihr Begriff für Meilensteine, Lateinisch miliaria, leitet sich aus dem Terminus mille (tausend) ab, da tausend Schritte eine römische Meile ausmachten. Meilensteine sind in der Regel rund und circa zwei Meter hoch, manchmal auch höher, und wurden auf eine quadratische Basis gesetzt. Sie wurden aus Granit, Kalkstein, Sandstein, Basalt oder anderen lokalen S teinen gefertigt. Ein in W ales gefundener Meilenstein in der Nähe des Kastells Canovium (Caerhun) wurde 122 n. Chr. unter Hadrian errichtet und stand 8000 Schritte, also ungefähr elf Kilometer westlich des Lagers | Abb. 47 |. Die Inschrift wurde vermutlich durch rote Farbe vom Hintergrund abgesetzt. Außer der Distanz zum Lager verzeichnete die Inschrift eines Meilensteins auch die offiziellen Titel des regierenden Herrschers sowie in einigen Fällen den Namen des amtierenden Statthalters. Meilensteine befanden sich dabei nicht nur in der Nähe von Lagern oder Städten, sondern ebenso auch in Wüsten und entlang von Gebirgspässen. Sie ma rkierten normalerweise die Dis tanz von oder zu einem bestimmten Ort, etwa dem Tor oder Forum der nächsten Stadt. Meilensteine wurden auch verwendet, um Reparaturarbeiten entlang der Straße zu verzeichnen. Ein in Spanien errichteter Stein hält fest, dass der Kaiser Vespasian im Jahr 79 n. Chr. »die Augusteische Straße vom Torbogen bis zum Meer wiederherstellte, neue Brücken baute und alte reparierte«.29 Diese Marker wurden ebenfalls von Zeit zu Zeit erneuert, jüngere Reparaturarbeiten bei Bedarf auf ihnen verzeichnet. In späteren Jahrhunderten wurde darüber hinaus ein solcher Meilenstein oft mit einem Kreuz an der Spitze markiert sowie in manchen Fällen ein kleiner christlicher Schrein neben ihm errichtet, da die Meilensteine entlang der Straßen auch lange, nachdem ihre heidnischen Erbauer die Welt verlassen hatten, noch verehrungswürdige Orte zu bezeichnen schienen. Piranesi, ein Künstler des 18. J ahrhunderts, war fasziniert von der römischen Bauart im Großen wie im K leinen, von Gehwegen bis zu monumentalen Bauwerken, so dass er diese in seinen Radierungen festhielt, unter anderem auch technische Details wie Pflastersteine und die Fundierung der Straßen | Abb. 48 |. Die Steinoberflächen wurden üblicherweise aus passgenauen, rauen Steinen aus vulkanischem Basalt gelegt und ruhten auf einem Straßenbett mehrerer Schichten kleinerer Steine. Die Straßen in Rom selbst waren sehr eng und gewunden; hohe Häuser im Stadtbereich sorgten darüber hinaus dafür, dass praktisch kein Sonnenlicht den Weg auf den Boden fand, und die Geräusche passierender Fuhrwerke verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm.

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49 | Die Schlucht, die von

der Via Mala, einer tückischen römischen Straße, überquert wird. Graubünden, Schweiz. Zwei Brücken aus dem 18. und 19. Jahrhundert und ein Lawinenschutz aus dem 20. Jahrhundert sind ebenfalls zu erkennen.

50 | Römische Säule auf dem Gipfel des Julierpasses. Graubünden, Schweiz.

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Tagsüber waren diese zwar aus Rom verbannt, doch nachts sorgten sie f ür einen schier unerträglichen Geräuschpegel. Juvenal beschreibt dies mit den Worten: Hier raubt Mangel an Schlaf den Kranken eher das Leben als jede andere Ursache. […] Wie viel Schlaf, frage ich dich, kann man hier in einer Unterkunft bekommen? […] Die Wagen [laut wie ein Donnergrollen] passieren die engen, gewundenen Straßen, das Gezänk der zum Halten gebrachten Fuhrmänner raubt sogar einem Drusus sowie den Seekälbern den Schlaf.30 Römische Straßen auf dem Land folgten, soweit dies möglich war, einer geraden Linie, doch passten sie sich bei Bedarf auch den Gegebenheiten der Landschaft an. In den Bergen und Tälern der Alpen, der heutigen Schweiz, war das Geschick der römischen Ingenieure besonders gefragt, und auch heute noch können die tückischen Pfade entlang steiler Schluchten benutzt werden. Einer dieser Pfade, die Via Mala, verläuft zwischen Thusis und Zillis in der Nähe von Chur (dem antiken Curia) im Kanton Graubünden, und verbindet weitere Straßen über den St. Bernhards-Pass in Richtung Italien. Der schmale und gefährliche Pfad windet sich entlang der Felsen über eine tiefe Schlucht, durch deren Grund ein reißender Gebirgsbach strömt | Abb. 49 |. Diese dramatische, doch wunderschöne Schlucht befindet sich in 500 Metern Höhe. Heutzutage heißt es den Julierpass über beachtliche Höhen zu b ewältigen, um v on Tiefencastel nach St. Moritz zu gelangen. Die Römer errichteten an der Spitze dieses Passes eine kleine Kapelle, in welcher Reisende den Göttern Dank für die sichere Passage des langen und beschwerlichen Aufstiegs darbringen konnten. Zwei der Säulen dieses Tempels markieren noch immer den höchsten Punkt des Passes und erinnern an das Alter der antiken Straße | Abb. 50 |. Einwohner dieses Gebiets der Schweiz im Kanton Graubünden sprechen bis heute eine antike Sprache, Rätoromanisch, das auf einen lokalen Dialekt der römischen Zeit zurückgeht. Die Namen vieler moderner Ortschaften sind Echos antiker Ortsnamen, wie sie etwa auf der Tabula Peutingeriana gefunden werden, einer spätrömischen Landkarte, die von einem Mönch des 13. J ahrhunderts kopiert wurde. Im 15. Jahrhundert wurde der Wert dieser Karte erkannt und sie kam in den B esitz Konrad Peutingers, nach dem sie b enannt ist. Ursprünglich waren zwölf lange und schmale Pergamentstreifen horizontal aneinandergefügt, von denen heute jedoch einer fehlt, so dass die Karte insgesamt sechs Meter maß. Sie ermöglicht einen verzerrten, doch faszinierenden Blick auf die antike Welt. Denn nicht nur alle Städte sind mit Namen bezeichnet, auch die Distanz zwischen ihnen ist in römischen Ziffern notiert. So findet sich Curia auf dieser Karte wieder, vermutlich auch die Via Mala, auch wenn sie nicht namentlich genannt wird. Die drei großen Städte des spätantiken Reiches, Rom, Konstantinopel und Antiochia, sind auf der Karte durch allegorische Repräsentationen besonders hervorgehoben, die sich jedoch von den bereits gesehenen figürlichen Darstellungen unterscheiden (siehe Seite 33, Abb. 27). Ebenso sind weitere Städte und Dörfer, Flüsse, Wälder, Straßen und sogar Raststätten auf der Karte verzeichnet.

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51 | Tonrohre. Ephesus, Türkei.

Rohre Rohre aus Blei oder Ton brachten frisches Wasser in Bäder, Brunnen und die Häuser der reichen Oberschicht; andere Rohre führten verunreinigtes Wasser von den Straßen unterirdisch ab. Diese segmentierten Rohre waren an einem Ende etwas breiter als am anderen, so dass sie in einandergefügt werden konnten, was i hre Verlegung und Reparatur besonders leicht machte | Abb. 51 |.31 Während in Italien künstliche Kanäle und Rohre aus Blei und Terrakotta verlegt wurden, griff man in anderen Teilen des Reiches zu anderen Methoden. So wurden etwa in B ritannien Holzrohre verlegt, im Osten des Reiches wurden innerhalb der Wadis Mauern errichtet, durch die das unregelmäßig fließende Wasser geleitet wurde. So etwa im von Titus eroberten Palästina des 1. Jahrhunderts n. Chr., was abermals verdeutlicht, dass die Römer stets bereit waren, lokale B räuche zu üb ernehmen. Enge trockene Schluchten wurden in der R egenzeit zu wichtigen Reservoirs, in den en das Wasser für Trockenperioden gestaut wurde. Diese Methode garantierte im 3. Jahrhundert die Wasserversorgung solcher Städte wie Sabratha und Leptis Magna im heutigen Libyen.32

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B Ö G E N , B R Ü C K E N U N D A Q UÄ D U K T E

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Bögen, Brücken und Aquädukte Aquädukte gehören zu den spektakulärsten Beispiele der römischen Ingenieurskunst. Frontinus, Aufseher der Aquädukte unter Trajan, schrieb ein umfassendes Werk über ihren Bau, an dessen Ende mit Stolz die Frage steht: »Wird irgendjemand die untätigen Pyramiden oder die berühmten, doch nutzlosen Werke der Griechen mit diesen Aquädukten vergleichen können, diesen unverzichtbaren Bauwerken?«33 Die Römer nutzten dabei den Vorteil, auf bereits vorhandenes Wissen der Etrusker zurückgreifen zu können: »Die Etrusker […] verfügten über ein rudimentäres Wissen bezüglich der Kunst des Wasserbaus. Durch die natürlichen Gegebenheiten ihrer Region waren sie jedoch bereits früh vertraut mit dem Gebrauch und der Errichtung von einfachen unterirdischen Abflussrohren, wie durch die Üb erreste ersichtlich ist.«34 Die Römer meinten schließlich, dass sie diese unterirdischen Kanäle durch den Bau überirdischer, über große Bogenstrukturen führende Wasserleitungen verbessern könnten, indem sie das Wasser über lange Distanzen durch Rohre und Kanäle ähnlich den unterirdischen führten. Der erste offizielle Wasserbeauftragte Roms (curator aquarum) war Agrippa, Schwiegersohn des Augustus. Unter seiner Führung wurde ein neues Aquädukt, die Aqua Iulia (benannt nach der Familie des Augustus), in der römischen Campagna errichtet. »Für die bessere Verteilung des Wassers über die verschiedenen Leitungen wurde eine große Anzahl von lokalen Stauseen und Brunnen in den verschiedenen Regionen gebaut, bestehend aus siebenhundert Wasserbecken, außerdem fünfhundert Springbrunnen, einhundertunddreißig Staubecken, viele davon herrlich geschmückt.«35 Jedes einzelne dieser Becken wurde gebraucht, um eine Großstadt wie Rom beständig mit Wasser zu versorgen. Nach dem Tod Agrippas im Jahr 12 v. Chr. übernahm Augustus selbst die Verantwortung für die Wasserversorgung und den Bau der Aquädukte. An vielen der b ereits bestehenden Anlagen ließ er a uf eigene Kosten Reparaturen durchführen. Zwei durch den S enat neu erlassene Gesetze schrieben Grundbesitzern vor, dass diese Baumaterialien zu einem niedrigen Preis beizusteuern hatten und gaben dem Erbauer das Recht, Bäume oder andere Hindernisse entlang der Baustrecke des Aquädukts zu entfernen. Augustus ließ Stelen aufstellen, ähnlich den Meilensteinen, die Reparaturen entlang der Strecke verzeichneten;36 das tat er, um sicherzustellen, dass er für diese Arbeit Gelder zur Verfügung gestellt bekam und natürlich, um den Ruhm seines Hauses zu mehren. Über die Aquädukte wurde das Wasser von seinen Quellen und Flüssen über unzählige Meilen nach Rom geleitet. Am bekanntesten sind die großen bogenförmigen Konstruktionen, die die Römer errichteten, um Täler zu überqueren. Eines der bekanntesten ist die Aqua Claudia, die das Wasser über die Felder der Campagna nach Rom führte. Viele Teile dieser Systeme wurden aber auch unterirdisch konstruiert. Die d afür verwendeten Tonrohre waren, abhängig von der zu tra nsportierenden Wassermasse, unterschiedlich breit. Diese Konstruktionen dienten der Wasserversorgung von Städten, deren natürliche Vorräte für eine große städtische Bevölkerung nicht ausreichten. Im Süden Frankreich steht heute noch der Pont du Gard | Abb. 52 |, der einstmals Wasser über das Tal des Gardon nach Nemausus (das heutige Nîmes) führte. Das Bauwerk, mit drei übereinanderliegenden Bogenreihen, ist nur ein kleiner Teil des fast fünfzig Kilometer

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ROHRE

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langen Aquädukts, das über eine beständige leichte Neigung abgeleitet wurde. Der Rest der Leitung findet sich jedoch hauptsächlich unterirdisch. Zum beständigen Fluss des Wassers wurde auf die natürliche Schwerkraft gesetzt: Der Grad der Neigung wurde über die vielen Kilometer genau errechnet, so dass das Wasser von der Quel le bis zum Z iel sich niemals staute, jedoch auch niemals zu viel Druck auf die Leitungen ausüben konnte. Der Hauptzweck des Aquädukts war der Transport frischen Wassers in die öffentlichen Bäder und Brunnen der Städte des Römischen Reiches; die Versorgung privater Haushalte mit Wasser war demgegenüber nur sekundär und erforderte eine spezielle Genehmigung. Das Wasser floss beständig durch eine Vielzahl von kleineren Leitungen durch Becken und Latrinen, bis es üb er die Rinn en und Abflüsse der Hauptstraßen in die cloaca abgeführt wurde. Der unerlaubte Gebrauch der öffentlichen Leitungen galt als kriminelle Handlung und unterlag einer hohen Geldstrafe. Die unzähligen römischen Aquädukte sind heute oftmals Spandrel Schlussstein in solchen Gegenden am besten erhalten, in denen nur eine geringe Bevölkerungsdichte besteht, doch gibt es auch nach wie vor bestechende Beispiele städtischer Leitungen, die noch lange nach Ende des Römerreiches ihren Dienst versahen. Dabei sind die Wasserleitungen der Stadt Rom wahrscheinlich die b ekanntesten Beispiele, nicht nur aufgrund Keilsteine ihres guten Erhalts und ihrer Sichtbarkeit, sondern auch aufgrund ihrer Qualität und ihres Fassungsvermögens, das in einem Text des Sextus Iulius Frontinus beschrieben wird. Dieser war ein erf olgreicher römischer Beamter, der v on Nerva zum curator aquarum ernannt worden war und dieses SteinAmt auch noch unter Trajan ausübte. Zum Zeitpunkt seines blöcke Todes im Jahr 104 n. Chr. gab es neun Aquädukte, die nach Rom führten, von denen aber nur eines, die Aqua Traiana, unter seiner Leitung gebaut wurde; drei weitere wurden später hinzugefügt, alle für die Versorgung der Stadt Rom. Auch Brücken wurden normalerweise durch Bögen gestützt, von denen wiederum viele bis auf den heutigen Tag erhalten sind. Darunter auch die Brücke von Alcantara im Herzen Spaniens | Abb. 54 |, die für Fahrzeuge und Fußgänger nach wie vor in Gebrauch ist und die einzige Möglichkeit der Überbrückung des Flusses Tagus im Umkreis von 160 Kilometern darstellt. Sie wurde 105 n. Chr. unter Trajan errichtet, wie uns eine auf dem Ehrenbogen in der Mitte der Brücke angebrachte Inschrift mitteilt. Ihre nachhaltige Bedeutung wird durch ihre Bezeichnung impliziert: Ihr arabischer Name heißt übersetzt einfach »Die Brücke«. Wiederum waren es nicht die Römer, die diese Bögen erfanden (auch die Griechen und Etrusker kannten diese Form), doch waren sie die ersten, die diese Bauform systematisch nutzten. Für einen Steinbogen werden als seitliche Stützen genau behauene rechteckige Blöcke übereinander geschichtet; Keilsteine formen den B ogen, in welchen der S chlussstein in der Mitte des Bogens als letzter eingesetzt wird | Abb. 53 |. Durch diesen Schlussstein wird das Gewicht der aufliegenden Struktur nach außen und unten verlagert. Bogenstrukturen sind überaus dauerhaft, außerdem erfordert ihr Bau deutlich weniger Material als etwa

Links: 52 | Der Pont du Gard, Nîmes. Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. Sandstein. H. 49,38 m.

Gerüst

53 | Zeichnung einer

Bogenkonstruktion mit Gewichtsverteilung.

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54 | Die Brücke von Alcantara, Spanien. Granit. 105 n. Chr. L. 204 m.

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eine Mauer. Des Weiteren geht im Falle eines Sturms der Wind durch die Bögen hindurch und bringt die G esamtkonstruktion somit nicht ins Schwanken. Vor allem mit Blick auf großangelegte Aquädukte oder Flüsse und Täler überquerende Brücken ist das ein großer Vorteil. Beim Bau des Bogens wird zunächst ein Holzgerüst errichtet, das die Form des Bogens aufnimmt. Auf diesem ruhen die Keilsteine, bis schließlich der Schlussstein eingesetzt wird. Danach braucht der Bogen keine weitere Stütze, so dass das Gerüst entfernt werden kann. Wird eine ganze Reihe von Bogen errichtet, wie etwa im Falle des Baus eines Aquädukts oder einer größeren Brücke, wird das Holz des Gerüstes für jeden neuen Bogen wieder verwendet. Ein s olches Vorgehen ist äußerst effizient, das Ergebnis sowohl äußerst belastbar als auch ästhetisch ansprechend.

Hafenanlagen Mit dem Anstieg der Bevölkerungszahl in Rom stieg auch der Bedarf an Lebensmitteln und anderen Gütern. Um die Versorgung der städtischen Bevölkerung zu gewährleisten, bemühten sich die Römer nach Kräften, den Überseehandel auszuweiten. Sie schufen ein Seehandelsnetzwerk von zuvor nicht gekannten Ausmaßen, das von Spanien bis nach Nordafrika und Ägypten reichte. Von Rom eroberte, am Meer liegende Städte verfügten in den meisten Fällen bereits über einen guten Hafen, da ein sicherer Landungsplatz in einer geschützten Bucht oft Grund für das Entstehen einer Siedlung an dieser Stelle war. Mit der Ausweitung

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des Handels ging die Erweiterung der Hafenanlagen einher, um größere Anlegestellen und Lagerhallen an den hauptsächlichen Umschlagplätzen errichten zu können. Gab es keine natürlichen Landungsplätze, richteten die Römer auch künstliche Häfen ein, an denen die Handelsschiffe festmachen und ihre Ware entladen konnten. Bereits vorhandene Lagerhäuser wurden ebenso wie Zufahrtsstraßen zum Hafen ausgebaut, um auch schweren und sperrigen Ladungen Platz zu bieten, wie etwa den monolithischen Säulen, die bei den Bauherren und Architekten Italiens immer beliebter wurden. Die Erfindung des römischen Betons als B aumaterial galt als Kampfansage an die G esetze der Natur. Eine Reihe von antiken Autoren wunderten (und beschwerten) sich über die B auarbeiter an der Bucht von Neapel, die große Betonmassen ins Meer gossen, um neue Kais und Anlegestege zu schaffen, von denen, besonders in der Bucht von Baiae, auch heute noch einige unter der Wasseroberfläche entlang der Küste zu sehen sind. Der Meeresspiegel ist in der Zwischenzeit so sehr gestiegen, dass das, was zuvor oberhalb zu sehen war, nun verborgen darunter liegt. Die Fische spüren, wie das Meer eng wird, weil man Dämme bis in die Hochsee treibt.37 Zwischen 22 und 9 v. Chr. wurde der Hafen der Stadt Caesarea Maritima in Israel eingerichtet; Bauherr war Herodes der Große, ein lokaler H errscher, der das Königreich Judaea im Auftrag der R ömer regierte. Durch die Untersuchung eines großen Beckens wurde vor kurzem ein Kai wiederentdeckt, der weit ins Meer hineinragte und dadurch Landeplatz in einem Hafen bot, der weder durch Landzungen noch vorgelagerte Inseln geschützt war. Denn die Küste ist an dieser Stelle relativ flach und beständig starken Winden und hohen Wellen aus dem Westen ausgesetzt. Der von Kaiser Claudius ausgebaute Hafen von Ostia, schon seit jeher Roms Verbindung zur See, lag an einer natürlichen Landspitze, an welcher der Tiber sich ins Meer ergoss. Der Name der Stadt leitet sich direkt aus diesem Umstand ab: os heißt Mund, somit ist Ostia der Mund des Tiber. Als Roms Macht zunahm und Flotten von Schiffen Getreide aus Sizilien und Ägypten einführten, wurde jedoch auch dieser Hafen allmählich zu klein, so dass unter Claudius’ Befehl und gegen den Rat der Experten ein gewaltiges Unternehmen begann: Ein neuer Hafen wurde ungefähr drei Kilometer nördlich des alten ausgehoben.38 An der Mündung des Tiber wurde ein großer Landesteg zum Schutz der Schiffe angelegt. Diese Konstruktion wurde portus, Hafen, genannt (siehe Seite 75). Ein G roßteil des Erfolges derartiger Konstruktionen lag darin, dass römischer Beton, der schon seit 200 v. Chr. genutzt wurde, dank einer chemischen Reaktion auch unter Wasser fest wurde, anstatt von einem Trocknungsprozess an Land abhängig zu sein. Ausgrabungen um Ostia haben Mosaike ans Licht gebracht, die auf ein Netzwerk von Händlern schließen lassen, das Waren und Menschen von einem Ende des R eiches zum anderen transportierte. Die Mosaike sind so etwas wie kleine Werbetafeln für die wichtigsten Händler des Mittelmeerraums. Gefunden wurden sie inn erhalb der Kolonnaden, die die heute so genannte Piazzale delle Corporazioni (Platz der Gilden) umstehen, ein rechteckiger Platz, der in der N ähe des antiken Theaters eine Reihe von Läden und Geschäften beherbergte. Die Läden der Händler befanden sich direkt hinter den in den Boden eingelas-

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55 | Mosaik eines Leucht-

turms. Piazzale delle Corporazioni, Ostia.

senen Mosaiken. Eines von diesen zeigt einen Leuchtturm, der wahrscheinlich als der der Stadt Ostia zu identifizieren ist | Abb. 55 |. Ein Feuer brennt auf seiner Spitze, während mehrere Schiffe ihn umsegeln. Die Inschrift »NAVICVLARIORVM LIGNARIORVM « weist den Inhaber als Holzhändler aus. Andere Händler verzichten auf Worte und stellen ihre Waren auf den Mosaiken bildlich dar. Insgesamt lassen die Mosaike den S chluss zu, dass zwischen Ostia und anderen Städten des westlichen Mittelmeerraums ein reger Betrieb herrschte. (Reisen in den östlichen Mittelmeerraum begannen hauptsächlich von Brindisi aus, an der Ostküste Italiens gelegen.) Die Händler beluden ihre Schiffe in Italien mit Amphoren und Gefäßen voll gutem Wein und Olivenöl und kamen mit Getreide, garum (einer beliebten Fischsauce) und anderen Produkten aus fernen Städten zurück.

Bergbau Die Kontrolle des B ergbaus, vor allem des Abbaus von Edel- und Nutzmetallen, war für die Römer ebenso wichtig wie es vor ihnen bereits für die Phönizier und, in ihrer Nachfolge, für die Karthager gewesen war. Besonders Karthago, an der Nordküste Afrikas im heutigen Tunesien gelegen, erwies sich vom 4. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. als ernsthafter Gegner Roms und als Hauptkonkurrent um die Gewinnung der Silber- und Kupfervorkommen

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56 | Wasserrad. Holz. Aus

der Rio Tinto-Kupfermine, Spanien.

des westlichen Mittelmeerraums. Die B eherrschung der S eewege bedeutete eine sichere Versorgung und ertragreichen Handel mit Luxusgütern. Die etruskischen Städte Populonia und Vetulonia verfügten, ebenso wie die Insel Elba, über hinreichende Metallvorkommen. Die antiken Völker benötigten Metall vor allem für die Herstellung von Waffen und Münzen, deren Bedeutung mit der Expansion des Römischen Reiches weiter zunahm. Nach der Eroberung Karthagos im Jahr 202/1 v. Chr. versorgten die Minen Spaniens das expandierende Reich der Römer mit Gold, Silber und vor allem Kupfer. Für eine kontinuierliche Ausbeutung der Minen mussten neue Lösungen für Probleme wie das Eindringen von Wasser in die S chäfte erdacht werden. Ein hölzernes Rad mit kleinen, kammerartigen Schaufeln am Außenrand war Teil eines solchen Mechanismus zur Trockenlegung der Minen | Abb. 56 |. Das R ad stammt aus einer der M inen von Rio Tinto im Nordwesten Spaniens, wo ein äußerst ausgeklügeltes System das Wasser über mehr als dreißig Meter nach oben beförderte.39 Es wurde aus flachen Speichenpaaren entlang einer relativ schmalen Reihe von kleinen Brettern zusammengesetzt, die den Radkranz formten. Dieser fungierte als eine Art Laufband, indem die kleinen Kammern sich mit Wasser füllten und durch die Bewegung des Wassers nach oben transportiert wurden, wo sie sich in einer Tränke oder einem Becken entluden. Von hier aus floss das Wasser zu ein em weiteren Rad, wo das Verfahren wiederholt wurde. Jedes dieser Räder beförderte das Wasser auf circa dreieinhalb Meter Höhe.

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I N D U S T R I E , L A N D W I R T S C H A F T U N D K O M M U N I K AT I O N

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Die Arbeit in einer der römischen Minen galt als besonders schwer und gefährlich. Die hier Beschäftigten waren somit im Normalfall Kriminelle, die zu Schwerstarbeit in den Minen (ad metalla) verurteilt worden waren – d as Äquivalent zu einem allmählich vollstreckten Todesurteil. Allgemein blieb der Bergbau ein staatliches Monopol, doch wurden die Minen von verschiedenen Subunternehmern betrieben (den verhassten publicani), die für dieses Privileg geboten und den Zuschlag erhalten hatten. Diese hatten nun genügend Anreiz, auch noch den letzten Funken Energie aus ihren Arbeitern herauszupeitschen, um ihre Investition auszugleichen und nach Möglichkeit auch einen Gewinn zu erwirtschaften. Die Stollen der Minen waren äußerst eng und nicht sehr hoch, der Stein hart und das Licht kaum ausreichend, da die S chäfte nur mit einigen wenigen Öllampen erleuchtet wurden (siehe Seite 83). Die Rio Tinto-Minen legen hiervon beredtes Zeugnis ab, doch auch in den anderen Minen des Römischen Reiches wird es kaum anders gewesen sein. Die Erstbearbeitung des Metalls erfolgte vor Ort, sowohl im Steinbruch als auch in der Verhüttung, da stets unbearbeitete Teile von Erz und Schlacke zurückblieben. Die Metallbarren gingen dann an die Zwischenhändler, die diese je nach Gebrauch verkauften.

Bewässerung

57 | Grafische Darstellung

einer Archimedischen Schraube, einer Art Wasserpumpe.

Die Wasserversorgung spielte auch in der Landwirtschaft, vor allem bei der Bewässerung der Felder und Weinberge, eine äußerst wichtige Rolle. Mit (und ohne) spezielle Erlaubnis wurde ein Teil des Wassers aus den Leitungen abgeführt, das dann mit natürlicher Schwerkraft oder durch wasserhebende Instrumente dorthin gebracht wurde, wo man es benötigte. Ein solches Instrument wird von dem römischen Architekten Vitruvius (10,6) beschrieben; es dient jedoch mehr dazu, Massen von Wasser zu heben, ohne dass hierdurch größere Höhen überbrückt werden konnten. Das Instrument funktioniert nach dem S chraubenprinzip und ist bekannt als »Archimedische Schraube«, da der griechische Mathematiker sie erfunden haben soll40 (Archimedes lebte im 3. Jahrhundert v. Chr. in Syrakus auf Sizilien). Einfache Versionen dieser Schraube sind auch heute noch in Gebrauch, vor allem in solchen Ländern, in denen ein Großteil der Bevölkerung keinen beständigen Zugang zur Stromversorgung hat; ebenso wird das Prinzip auch für einige Maschinen der industrialisierten Welt angewendet. Dabei befindet sich eine drehbare Schnecke in einem engangepassten Zylinder | Abb. 57 |, der in einem Winkel von 30° in die Wasserquelle eingelegt wird. Durch die Drehbewegung wird das Wasser nach oben befördert, wobei die P assgenauigkeit der Konstruktion und das von unten angezogene, nachdrückende Wasser ein Zurückfließen verhindern. Am ob eren Ende wird das Wasser in ein em Becken oder einem Bewässerungsgraben aufgefangen.

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B E WÄ S S E R U N G

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Die Römer verwandten außerdem eine Druckpumpe, durch welche das an einem Ende eingeführte Wasser durch Rohre geleitet und mit Hilfe von Kolbenpaaren oder Kipphebeln nach oben herausgedrückt wurde | Abb. 58 |. Durch die Hebung eines Kolbens wurde Wasser durch ein einfaches Ventil geSchnitt durch drückt. Senkte sich der Kolben wieder, wurde einen Kolben das Ventil durch die Senkung verschlossen, so dass das Wasser durch den en tstandenen Druck durch das Rohr floss, bis es aus einem Wasserstand weiteren Kolben wieder austrat. Zwei solcher Kolben konnten so miteinander verbunden werden, dass sie, an gegenüberliegenden Enden eines in der Mitte schwenkbaren Trägers angebracht, die Pumpleistung verdoppelten.41 Eine solche Konstruktion hatte jedoch nur eine beschränkte Kapazität und war mehr für den häuslichen Gebrauch geeignet, zum Beispiel bei Springbrunnen. Die Annehmlichkeiten, die ein Römer oder ein f reier Einwohner des R ömischen Reiches genoss, waren in den m eisten Fällen von einem einflussreichen Magistraten gestiftet. Römische Autoren sprechen oft von Gebäuden, die pro bono publico (zum Wohl der A llgemeinheit) errichtet wurden. Protzige und zu Zwecken des Wettbewerbs getätigte Ausgaben entsprachen nicht der frühen römischen Tradition, doch durch die Anhäufung von Reichtümern in den Händen einiger weniger in der späten Republik gewöhnte man sich an die Darstellung von Reichtum, so dass die Mitglieder der Oberschicht zu jeder Ar t von Übertreibung neigten. Ihr Reichtum beruhte dabei zumeist auf der Ausbeutung so reicher Provinzen wie Griechenland, Sizilien und Karthago, die sie als Feldherren eroberten oder als Statthalter verwalteten. Von kleinen Gegenständen bis hin zu großen öffentlichen Bauten waren die Römer Meister ihres Handwerks und äußerst praktisch veranlagt. Sie besaßen die Fähigkeit, verschiedene Techniken auf unterschiedlichste Art und Weise einzusetzen. Die Arb eit selbst wurde zumeist von Sklaven ausgeführt, von denen einige auf ihrem eigenen Wissensfeld als Experten galten. Dennoch war es die Vorstellungskraft und das Wissen reicher römischer Patrone und Aufseher, die i hren eigenen Status durch Großprojekte erhöhen wollten, der die s o bemerkenswerten Bauwerke entstehen ließ.

58 | Eine doppelt wirkende

Wasserpumpe aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Aus Bolsena. H. 25,4 cm, B. 33 cm.

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Währung und Handel

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er enorme Einfluss der R ömer auf die von ihnen beherrschten Länder lässt sich kaum überschätzen. Durch das enorme und stetig verbesserte Straßensystem, das sich durch ganz Europa, Nordafrika und den Nahen Osten zog, ebenso wie durch den intensiven Schiffsverkehr wurden Waren über große Distanzen im gesamten Reich verteilt. Handelsbeziehungen beeinflussten das Verhältnis zwischen Völkern, die zuvor oftmals noch nie v oneinander gehört hatten. Mit Blick auf Währung und Münzprägung ebenso wie auf das Verschieben gewaltiger Massen von Rohmaterialien, wie etwa dem Marmorhandel, hatte das römische Handelssystem einen Einfluss, der f ür die f olgenden Jahrhunderte prägend war.

Münzen Der Handelsverkehr in Italien beruhte vor der Ankunft der Griechen im 7. un d 6. Jahrhundert v. Chr. hauptsächlich auf dem Tausch von gegossenen Kupferbarren, die die B asis der frühesten römischen Münze darstellten. Diese Form der Währung kann tatsächlich kaum als solche angesehen werden, da die k lumpenartigen Barren nicht markiert waren und auch kein einheitliches Gewicht hatten. Dieses als aes rude (»grobes Kupfer«) bezeichnete »Geld« ist tatsächlich nicht mehr als g ebrochene und formlose Barren, die a n der Entnahmestelle des S chmelztiegels gewonnen wurden | Abb. 59 |; nur ihr gehortetes Auftreten weist darauf hin, dass sie als Währung verwendet wurden. Die Werterkennung einzelner Gegenstände ist nach wie vor nicht gesichert und muss darüber hinaus in Eink lang gebracht werden mit der Etymologie des lateinischen Wortes für Geld, pecunia, das sich auf pecus, also auf eine Kuhherde, bezieht. Auf jeden Fall sind also Nutztiere Bezugspunkt für das Ermessen von Reichtum, wie sie dies a uch schon für das prähistorische Griechenland waren. Der Wert des jeweiligen Tieres richtet sich nach seiner Bedeutung in der entsprechenden Kultur: Beispielsweise sind Rinder und Kamele auch heute noch gängige Maßstäbe für Tauschwerte. Nach jahrelanger Diskussion wurde Übereinstimmung darüber erreicht, dass die Römer und ihre Nachbarn Handel betrieben oder Zahlungen vornahmen, indem sie Kupferbarren je nach Bedarf abwogen. Dies steht in Eink lang mit dem b ereits erwähnten aes rude und mit einer Reihe von rechteckigen Barren, welche mit Zierformen versehen wurden, bekannt

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59 | Aes rude. Zwei Seiten

eines Kupferklumpens. H. 29 mm.

60 | Aes signatum, Geld-

barren mit einem Elefanten auf der einen, einem Schwein auf der anderen Seite. Kupfer. Frühes 3. Jahrhundert v. Chr. L. 17 cm, G. 1,746 kg.

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als aes signatum, gekennzeichnetes Erz | Abb. 60 |. Diese Barren aus dem frühen 3. Jahrhundert v. Chr. waren normalerweise deutlich schwerer als die nicht gekennzeichneten Klumpen des aes rude. Der dargestellte Barren trägt auf der einen Seite ein Schwein, auf der anderen einen Elefanten. Dies mag einen Bezug zu den von König Pyrrhus in seinem Krieg gegen die Römer (280 v. Chr.) eingesetzten Elefanten darstellen. Diese spielten eine wichtige Rolle in der Schlacht, die große Verluste auf beiden Seiten einbrachte und den Begriff »Pyrrhussieg« prägte, in welchem die Schlacht gewonnen, der Krieg jedoch verloren wird. Roms zunehmender Einfluss auf die griechischen Städte Süditaliens brachte ihre Händler in Kontakt mit einem deutlich verfeinerten System von Währungen und Gewichten. Das griechische Handelssystem hatte bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. eine strukturierte Münzwährung eingeführt, die auf dem Silberstandard beruhte und in feste Einheiten unterteilt war. In Anbetracht der his torischen Umstände, dem en gen Kontakt also zwischen den Römern und den Griechen Süditaliens, kann daraus geschlossen werden, dass ihre erste Silberwährung in dieser Gegend in Umlauf gebracht wurde. In Standard, Stil, Ausführung und Produktion griffen sie auf lokale Vorbilder zurück, fügten jedoch das Wort Romano (die Kurzform für Romanorum) hinzu, um die Münzen als die ihren zu kennzeichnen. So sind die Münzen mittelitalischer Städte zwar eindeutig den Römern zuzuordnen, ähneln in ihrer Ausführung aber den ersten Versuchen der römischen Münzprägung, dem aes grave | Abb. 61 |. Eine Standard-Münze, genannt as, wog ursprünglich ein römisches Pfund beziehungsweise zwölf Unzen, also 0,4 Gramm (dies wurde jedoch nach und nach vermindert).42 Kleinere Nennwerte wurden ebenfalls eingeführt, unterteilt in ein halbes, ein drittel, ein viertel, ein sechstel und ein zwölftel Pfund. Im 3. Jahrhundert v. Chr. zeigte das aes grave (und dementsprechend auch die ersten römischen Kupfermünzen) eine deutliche Reduzierung der Darstellung auf dem Revers. Vermutlich in Verbindung mit dem Seesieg der Römer, der den ersten Punischen Krieg im Jahre 241 v. Chr. beendete, wurde der Bug eines Schiffes auf das Revers geprägt. Für die republikanische Zeit wurde dieses Bild das typische, vor allem für das as. Auch nachdem der Schiffsbug schon lange nicht mehr auf Münzen erschien, blieb doch die übliche Formel beim Münzwurf »Kopf oder Schiff« (capita aut navia). Der Avers der Münzen zeigte, je nach Wert, verschiedene Gottheiten als Typen und Buchstaben oder Markierungen, die den Wert der Münze bezeichneten. Die Tafel zeigt ein as (markiert mit einem I), ein halbes as, ein drittel as (mit vier Punkten unterlegt, dies bezeichnet die vier von zwölf Unzen), ein viertel as (mit drei Punkten markiert), ein sechstel (mit zwei Punkten) und ein zwölftel as (mit einem Punkt; auch genannt uncia, daher die heutige Bezeichnung »Unze«). Das halbe as ist mit einem S für semi, also die Hälfte, anstatt der sechs Punkte gekennzeichnet. Darüber hinaus brachten die Römer auch Silbergeld in Umlauf, die auf die Anforderungen und das Gewicht der griechischen Standardmünzen angepasst wurden, da die süditalienischen Griechenstädte durch politische Allianzen oder militärische Eroberungen in d as römische Einflussgebiet gerieten. So finden wir mehrere Prägungen von Silbermünzen, die ebenso viel wie die k olonial-griechischen didrachmai, also zwei Drachmen, wogen. Einige der Namen dieser Städte, die zunächst als Kolonien in Italien gegründet wurden, sind auch heute noch geläufig, wie etwa Neapel (Neapolis) oder Paestum (Poseidonia). Die Einführung der Silbermünze in Rom wird zumeist auf das Jahr 212/211 v. Chr. datiert, nicht lange nach der Einführung des gegossenen Bronze-as.

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61 | Verschiedene Beispiele

der aes grave Münzen. Von oben nach unten und von links nach rechts: ein as; ein semis; ein drittel as; ein viertel as; ein halbes as; eine Unze. Aus Rom, ca. 241–235 v. Chr.

Die frühesten Ausführungen dieser langlebigen Serie zeigen die Göttin Roma mit Flügelhelm auf dem Avers, die bewaffneten und berittenen Dioskuren (die Zwillinge Castor und Pollux) auf dem Revers. Castor und Pollux waren als Gegenstücke der Göttin Roma gewählt worden, da sie der Legende nach während der Schlacht am Regillus Lacus (499 v. Chr.), als die Römer gegen die Latiner zu verlieren drohten, auf wundersame Weise erschienen, und die Niederlage abgewendet und der Sieg errungen werden konnte. Hinter den Köpfen der abgebildeten Gottheiten ist der jeweilige Wert der Münze verzeichnet: X (denarius = 10 asses), V (quinarius = 5 asses), IIS (sestertius = 2 ½ asses). Der römische Grundwert der Münze war der sestertius, das Äquivalent von zweieinhalb Assen beziehungsweise das Viertel eines denarius, der Standardsilbermünze der R ömer. Preise, Einkommen und Reichtum wurden stets in sestertii angegeben, weniger in den gr ößeren Einheiten denarius oder, in der späteren Kaiserzeit, dem goldenen aureus. Die angegebenen Preise schienen somit wesentlich höher, obwohl sie durchaus nicht so exorbitant waren. Sogar die Erfindung des Begriffs sestertium als gleichwertig für eine Summe von 1000 sestertii suggeriert noch einen extrem hohen Betrag. Natürlich wurden die Geschäfte des täglichen

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Lebens kaum je in dieser Einheit getätigt, da derlei Transaktionen eine Unmenge von mitzuführenden Münzen erfordert hätte. Verschiedene Münzfunde aus allen Gegenden des Römischen Reiches machen deutlich, dass die Goldmünze tatsächlich die Einheit war, in der die G eschäfte geregelt wurden. Silbermünzen sind weitaus seltener gefunden worden, doch ist Silber im feuchten Boden einem deutlich schnelleren Korrosionsprozess unterworfen, was eine Erklärung für die wenigen Funde sein mag. Die Soldzahlungen der Legionäre war einer der wichtigsten Gründe für die Entwicklung und den Gebrauch des Münzgeldes. Dies wird durch das Aufkommen römischen Silbergeldes in Gegenden außerhalb Roms und seiner Anpassung an lokale Währungen bestätigt. Wiederholte Auszahlungen kleinerer Summen zum Kauf von Brot oder Käse erforderten ein leicht konvertierbares Instrument wie die Münze für alltägliche Transaktionen. Der römische Historiker Cassius Dio (53,11) notiert, dass Soldaten 300 denarii pro Jahr gezahlt wurden, die Prätorianergarde (eine Spezialeinheit in Rom) erhielt das Doppelte dieser Summe. Ebenso erforderte die Begleichung der Steuern eine ansehnliche Menge von Münzgeld, das dadurch in Umlauf geriet, auch wenn manche Arten von Steuern, besonders von Bauern, in Naturalien bezahlt werden konnten. Verkehrssteuern, vectigalia genannt, wurden an Ort und Stelle auf Fuhrwerke, Schiffe, Importe und Exporte erhoben. Der Zugriff auf Metallvorkommen war also aus verschiedenen Gründen wichtig, nicht zuletzt für die Münzprägung. Spanien war dabei bereits früh das Ziel von Eroberungszügen, da es über reiche Vorkommen von Kupfer und Silber verfügte.

Handel Der Sieg der Römer über die Karthager im 2. Jahrhundert v. Chr. führte dazu, dass sie die Kontrolle über die S eehandelswege des M ittelmeerraumes übernehmen konnten. Doch waren sie nicht damit zufrieden, nur Handel zu treiben, sie wollten Länder und Gegenden zugänglich machen, die auch den Karthagern noch verschlossen geblieben waren. Mit der Ausweitung der Herrschaft des Imperium Romanum über die gesamte Mittelmeerwelt wurden bereits existente Handelsnetzwerke übernommen und ausgeweitet; so konnten neu erschlossene Länder in die r ömische Herrschaft und den römischen Handel und in das schon bestehende Netzwerk eingebunden werden. Wo immer permanente römische Kastelle, castra, errichtet wurden, siedelten sich auch Zivilisten in der U mgebung an. Sie richteten sich nach den Bedürfnissen der Soldaten, und ihre Siedlungen wurden schnell zu permanenten Handelsplätzen. In Deutschland sind Köln, Mainz und Trier Beispiele solcher Siedlungen, in England verweist der Namensbestandteil -chester oder -caster auf ehemalige römische Kastelle (zum Beispiel Winchester oder Lancaster). Auch im Arabischen findet sich noch der Begriff qasr als Hinweis auf frühere römische Siedlungen und meint, wie das Lateinische castrum, eine Festung oder ein Fort. Ein großartiges Beispiel für den in der Nähe dieser Kastelle stattfindenden Handel ist die besondere Art einer Amphore. Diese wurde für den Transport von exotischen Inhalten verwendet, welche die Soldaten aus ihrer Heimat oder von ihrer letzten Stationierung gekannt

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Der Münzschatz aus Hoxne Unter den vielen Schätzen, die im Jahr 1992 zufällig in Hoxne, Suffolk, gefunden wurden, befindet sich auch eine große Sammlung römischer Münzen aus dem späten 4. und frühen 5. Jahrhundert n. Chr. Unter den 14 780 gefundenen Münzen sind 565 goldene solidi, also dünne goldene Münzen, die ungefähr 4 Gramm wogen. Der solidus, der den aureus ersetzte, wurde 309/310 n. Chr. von Konstantin in Umlauf gebracht. Der Großteil der hier gefundenen Münzen wurde zwischen 394 und 405 n. Chr. geprägt. Die Münzen stammen aus dreizehn verschiedenen Münzanstalten und wurden unter acht verschiedenen Kaisern geprägt. Der Großteil des Schatzes – 14 191 Münzen – besteht aus Silbermünzen, hauptsächlich siliquae, die unter Konstantin II. (regierte 337–340 n. Chr.) und Konstantin III. (407–411 n. Chr.)

geprägt wurden, einem britischen Gegenkaiser. Auch die Silbermünzen stammen wiederum aus dreizehn verschiedenen Münzstätten und wurden unter dreizehn verschiedenen Kaisern geprägt. Nur ein paar wenige dieser Münzen sind minderwertige bronzene nummi.43 Dass eine so große Zahl an Silbermünzen bis heute erhalten blieb, ist überaus ungewöhnlich, da Silber im Boden normalerweise korrodiert. Fast alle Münzen wurden beschnitten, ihre Kanten also entfernt, um aus diesen Silberresten Fälschungen anzufertigen. Doch das Bild des Kaisers auf den Münzen blieb immer intakt. Die Münzen wurden zusammen mit anderen Wertgegenständen in einer hölzernen Truhe vergraben, von der jedoch nur noch die Metallbänder erhalten sind.

62 | Münzen aus dem Hoxne-Schatz.

Gefunden 1992 in Hoxne, Suffolk.

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63 | Amphore für garum,

einer Fischsoße. Ton. 1. Jahrhundert n. Chr. Vermutlich aus Rom, aber in Spanien hergestellt. H. 91 cm.

haben mögen. Amphoren können durch die Art ihres Tons zu ihren jeweiligen Ursprungsorten zurückverfolgt werden. Manchmal finden sich darüber hinaus auch Stempel auf den Griffen der Amphore. Für bestimmte Artikel wurden besondere Amphoren verwendet, wie etwa für die scharfe, vergorene Fischsauce, garum, die massenhaft in hohen, schlanken Amphoren transportiert | Abb. 63 | wurde. Der Handel mit garum war ein bedeutender Industriezweig entlang der Küsten Spaniens und Nordafrikas. Auch wenn die Substanz selbst heute natürlich nicht mehr erhalten ist, lassen sich doch aus kleinsten Überresten in den Amphoren Rückschlüsse über ihren Vertrieb und auch über den Geschmack ziehen. Die großzügige Verteilung der Amphoren bezeugt die weiten Strecken, die auch flüssige Güter wie Wein, Olivenöl oder eben garum zurücklegten. Teile von zerbrochenen Amphoren wurden mitunter in der Spätantike auch als Dachziegel wiederverwendet. Ein Hauptimportartikel nach Rom und in andere zentrale Städte des Reiches war kolorierter Marmor. Dieser kam aus den Abbaugebieten in Ägypten, Nordafrika und Kleinasien ebenso wie der weiße Marmor aus Griechenland nach Italien und versorgte die römische Welt – durch lokal abgebauten Marmor ergänzt – mit Baumaterialien für luxuriöse Bäder und Bauwerke, sowohl private als auch öffentliche. Die Beschäftigung mit dem Marmorhandel hat einige wichtige Erkenntnisse gebracht. Die W erkzeugspuren, die von den Handwerkern sowohl in den M armorbrüchen als auch an den Marmorblöcken selbst hinterlassen wurden, zeigen, dass nordafrikanischer Marmor in großen quadratischen Blöcken abgebaut, dann in dünne Platten geschnitten, und schließlich am Landeplatz verblendet wurde. Größere Elemente, wie etwa Säulen oder Sarkophage, wurden bereits vor Ort grob als solche gebrochen, um das Gewicht für die Überfahrt zu verringern. Die Markierungen der Steinmetze, die auf Säulen und anderen Blöcken verzeichnet waren, galten als I dentifizierungsmerkmale und als Angabe der Investitionen bei Fertigstellung des einsatzbereiten Endproduktes. Diese Markierungen waren nach außen normalerweise nicht sichtbar, wurden aber an einer Stelle des Steins so angebracht, dass eine Abgrenzung von einem anderen Block möglich war. Der Handel mit Sarkophagen gibt Aufschluss über den Marmorhandel (siehe Kapitel 8). Diese Steinsärge waren zumeist aus Marmor hergestellt, der einen besonders weiten Weg hinter sich zu bringen hatte. Vor allem stammte er aus den Steinbrüchen Kleinasiens. Dabei wurde der Stein bereits im Steinbruch auch innen ausgehöhlt; da der Steinmetz darüber informiert war, welche Verzierungen für den jeweiligen Sarkophag vorgesehen waren, ließ er entsprechende Überstände für Girlanden, Medaillons und Figuren stehen, schlug jedoch überflüssigen Stein weg, um d as Gewicht des M armorblocks zu r eduzieren. Die Verzierungen wurden dann erst am Bestimmungsort von einem Bildhauer sorgfältig ausgearbeitet.

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Ein Großteil des Handels, der über den Hafen von Ostia nach Rom gelangte, kam der allgemeinen Öffentlichkeit Roms zugute, da hier vor allem große Mengen Getreide und Öl zur Versorgung der Stadtrömer eingeführt wurden. Bis zur Herrschaft des Cl audius (41–54 n. Chr.) wurden die Frachten in Puteoli (dem heutigen Pozzuoli in der Nähe Neapels) auf kleinere Schiffe verladen, da der Hafen Ostias für die großen Getreideschiffe aus Sizilien und Ägypten keine Landungsmöglichkeit bot. Claudius begann den Neubau eines deutlich vergrößerten Hafens, indem er die R ümpfe gekenterter Schiffe als Modell für das neue Hafenbecken verwandte. Details dieser enormen Konstruktionen wurden erst ans Licht gebracht, als Ausgrabungen im Zusammenhang mit der Ausweitung des Flughafens Leonardo da Vinci in der Nähe Roms durchgeführt wurden. Der Hafen wurde im Jahr 64 n. Chr. durch Nero eingeweiht, dem Nachfolger des Claudius. Dieser beanspruchte den Ruhm des großen Bauprojekts für sich, indem er eine Münze prägen ließ, die an das Ereignis erinnern sollte | Abb. 64 |. Der kupferne sestertius zeigt den Hafen aus der Vogelperspektive mit sieben Schiffen, Lagerhäusern und einzelnen Anlegestellen für die Schiffe. Ein mit einer Figur gekrönter Leuchtturm warnt einlaufende Schiffe vor Gefahren und regelt die Einfahrt in den Hafen. Die ausgestreckte Figur Neptuns mit Steuerruder und einem im Wasser spielenden Delphin geben der Szene eine gewisse Harmonie. Zwei der Schiffe sind deutlich kleiner als die anderen und haben keine Masten: Dies sind vermutlich die leichteren Ruderboote, die die Ladung den Fluss hinauf in die Stadt beförderten. Der Ort ist durch die Umschrift der Münze eindeutig identifiziert: POROST am unteren Bildrand und AVGVSTI am oberen als Abkürzung für portus Ostiensis Augusti, der Hafen des Augustus in O stia. (In diesem Fall war mit »Augustus« Nero gemeint, der die Münze herstellen ließ, und nicht der Begründer des Prinzipats.) Die Hafenanlage wird als Portus (Hafen) bezeichnet, um sie von der älteren an der Tibermündung zu unterscheiden. Ebenso spricht man von Rom – wie auch von einigen anderen großen Städten – immer nur als von »der Stadt«, da eine weitere Identifizierung überflüssig ist. Das Hafengelände Ostias schien bis in die Zeit Trajans hinein ausreichend gewesen zu sein. Dieser jedoch baute zusätzlich zum bestehenden Hafenbecken ein neues, sechseckiges, das von Lagerhäusern umgeben wurde und im Gegensatz zum Claudischen etwas weiter im Inland lag. Mit diesem war es durch einen Kanal verbunden. Juvenal reflektiert die Anordnung der Häfen in seiner Beschreibung der Landung eines Schiffs in Ostia: Endlich erreicht das Schiff den Hafen von Ostia, umschließend die Wogen, und den thyrrhenischen Leuchtturm, gleitend zwischen den massiven Molen, die sich ausstrecken, die Tiefe zu umarmen, und lässt Italien weit hinter sich zurück – ein von Menschen gemachter Wellenbrecher, den kein natürlicher Hafen nachzuahmen vermag. Der Steuermann strebt mit dem Wrack nun ins Innere der Bucht, mit Wasser so ruhig, dass selbst ein Ruderboot hier sicher fahren könnte. […]44

64 | Münze, unter Nero

geprägt. Dargestellt ist die Eröffnung des neuen Hafens in Ostia. Bronze sestertius. Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Durchmesser 34 mm.

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65 | Trajansmärkte, Rom.

100–112 n. Chr.

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Trajan, der auch der Ansicht war, dass seine Baumaßnahmen einer Münze wert seien, zeigt den Hafen ebenfalls aus der Vogelperspektive mit den Lagerhäusern am Rand, jedoch seltsam flach, so dass die Darstellung eher einer vereinfachten Blaupause als einer bildlichen Darstellung gleicht. Das Hafenbecken konnte von den großen Lastkähnen angefahren werden, die die Stadt Rom mit Weizen und Getreide versorgten. Diese Schiffe waren zu groß, um den Tiber weiter hinaufzufahren: In Ostia wurde die Ladung auf kleinere Schiffe verteilt und so flussaufwärts in die Stadt gebracht.

Die Märkte Jedes Dorf und jede Stadt hatte ihren eigenen Markt. Auf dem Land bestand ein solcher zumeist aus einfachen Ständen, in den Städten dagegen waren sie oftmals elegant ausgebaut, wie etwa die Märkte des Trajan in Rom | Abb. 65 |. Diese grenzten an das Trajansforum, eines der kaiserlichen Fora, die sich im Norden und Osten des Forum Romanum befanden und von verschiedenen Kaisern angelegt wurden, als das ältere Forum für die täglichen Geschäfte der Stadt zu klein wurde. Es verfügte über riesige, halbrunde Exedren auf jeder Seite, eine architektonische Besonderheit des älteren Augustusforums, in dessen Nischen die Statuen republikanischer Helden standen. Eine dieser Exedren wurde mit einer Ansammlung von Läden, Magazinen, Gassen und öffentlichen Plätzen als Trajansmärkte eingerichtet. Auf der untersten Ebene befanden sich die typischen römischen Läden mit ihren großen Türen und den kleinen, darüber liegenden Fenstern. Über eine Reihe von Stufen gelangte der Besucher auf die nächste Ebene, auf welcher die später so genannte Via Biberatica entlang-

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AGRARHANDEL

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führte, die in i hrem bogenartigen Verlauf den Halbkreis der Exedra aufnahm, bis sie den Markt in zwei verschiedene Richtungen verließ. Alles in allem bestand der Markt aus fünf Stockwerken, die aus dem Hügel oberhalb des Forums geschnitten waren. Eine zeitgenössische Inschrift an der Trajanssäule gibt Information darüber, dass der Hügel in einer Höhe von 100 römischen Fuß, also etwas mehr als dreißig Metern, abgetragen wurde. Auf den beiden höchsten Ebenen befanden sich wiederum verschiedene Läden und ein großer, überdachter öffentlicher Platz (Aula genannt), der wiederum von zwei Stockwerken mit Geschäften oder Büros umgeben ist. Der Komplex zog Leute aus der gesamten Stadt an und wurde zum Zentrum des stadtrömischen Handels im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. Die durch die Straßen gezogenen Wagen werden zu einem ohrenbetäubenden Lärm beigetragen haben, den Juvenal in seinen Satiren so lebhaft beschreibt (Seite 57);45 und es war dann auch Trajan, der den Verkehr innerhalb der Stadtmauern einschränkte und nur noch solche Wagen in der Stadt zuließ, die Baumaterialien transportierten; doch selbst diese durften die Stadttore nur bei Nacht passieren. Die Trajansmärkte stellen das großartigste Modell kommerzieller Gebäude der antiken Welt dar.

Agrarhandel Die in der Landwirtschaft oder im Gewerbe genutzten Werkzeuge waren zum großen Teil aus Eisen gefertigt. Eine Sichel wurde genutzt, um die Getreideernte einzubringen, eine Hippe | Abb. 66 | wurde mit Kerbstiften an einem Holzstiel befestigt, um damit Äste zu beschneiden und zu stutzen. Römische Werkzeuge gehören ebenso wie Hacken und Scheren aus Eisen zu recht typischen Funden und unterscheiden sich kaum von den Werkzeugen, die heute noch im landwirtschaftlichen Gebrauch sind. In der Antike war der Gebrauch von Zugtieren für Pflüge und Wagen weit verbreitet. Wagen mit soliden Holzrädern wurden von Ochsen gezogen, um die Ernte vom Feld zu bringen oder die Erträge auf den Markt zu fahren. Ein aussagekräftiges Relief | Abb. 67 | zeigt einen solchen Wagen, der einen großen, durch einen Holzrahmen gestützten Weinschlauch trägt. Zur

66 | Landwirtschaftliches

Werkzeug: Hippe. Eisen. H. 50 cm.

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67 | Marmorrelief eines Ochsenwagens auf dem Weg zum Markt. 3. Jahrhundert n. Chr. H. 35,5 cm, B. 61 cm.

68 | Relief eines Mannes in einer corbita. H. 23 cm, B. 61 cm.

Rechten (die Figur ist nicht mehr erhalten) treibt ein Mann die Ochsen mit einem Stock vorwärts, während ein Hund um die Beine der Zugtiere herumspringt. Aus einem Bogen oder einem Tor tritt ein Mann, der das Gespann mit freudig erhobener rechter Hand zu begrüßen scheint. Noch vor kurzem war eine solche Szene in den Ländern des Mittelmeerraums durchaus alltäglich. Juvenal nennt auch Holz und Marmor als weitere Lasten (3,255–60), und macht sich Sorgen über die Passanten, sollte die Achse bei einer so schweren Ladung einmal brechen. Ein Transport der Waren über das Wasser war oftmals nicht nur schneller, sondern auch deutlich günstiger, da größere Ladungen befördert werden konnten. Ein kleines Marmorrelief | Abb. 68 | zeigt einen Mann am Bug einer corbita, eines kleinen, langsamen Händlerschiffs, das durch Segel vorwärts getrieben wurde; das in der Abbildung dargestellte hat zwei solcher Segel. Beide zeigen aufgenähte Flicken und Verstärkungen entlang der Reepe; Wellen sind angedeutet, doch oberhalb des Schiffskörpers ist kein Anzeichen einer Ladung sichtbar. Der Steuermann blickt direkt auf den Betrachter, die Augen sind in die flache Oberfläche des Steins eingeritzt, eine übliche Relieftechnik des 2. Jahrhunderts n. Chr. Darüber hinaus zeigen auch die etwas abrupten Übergänge in der Darstellung von Schiffsbug zu Schiffsheck, dass es sich hierbei um ein Relief aus den Provinzen handelt: die Kunst der urbanen Zentren des Römischen Reiches war deutlich feiner. Weinbau war im Römischen Reich ein weitverbreitetes Gewerbe. Auf dem Deckel eines Marmorsarkophags | Abb. 69 | wird ein Trog neuen Weins oder auch Most über einem Feuer zur Linken erhitzt. Ein kniender Mann hebt den Deckel, um ins Innere des Trogs zu schauen. Ein zweiter eilt von rechts hinzu und bringt

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mehr Holz für das Feuer. Das Kochen des Weines verwandelt diesen in defructum, welches als neuer Wein getrunken werden konnte oder aber es wurde aufgehoben, um einen konzentrierten Most in ein er geleeartigen Konsistenz zu erhalten. Ein Teil davon wurde in große Fässer abgefüllt, um f ür neun Tage zu gären; danach wurde er in Kr üge abgefüllt und versiegelt.46Am rechten Bildrand füllt ein M ann Wein aus einer Amphore in ein großes Becken, aus dem der M ann zu s einer Linken sich etwas in ein e kleine Kanne abfüllt. Diese Darstellung mag die H offnung ausdrücken, dass der Verstorbene auch nach seinem Tod Wein genießen wird.

Maße Eine Balkenwaage ist auch heute noch das gängige Messinstrument, zumindest da, wo modernere Ausrüstung nicht vorhanden oder Genauigkeit nicht absolut notwendig ist. Auch zum Abwiegen von schweren oder unförmigen Einzelposten wird die Balkenwaage verwendet, etwa b ei Schweinehälften oder großen Gemüsekörben. Dabei haben sich die R ömer durchaus darum bemüht, ihre Maße und Gewichte möglichst genau zu bestimmen und verlangten von ihren Händlern Ehrlichkeit gegenüber dem Kunden. Die dargestellte Schnellwaage aus Bronze (ein Instrument, das sich von anderen Balkenwaagen deutlich unterscheidet) hat zwei Einstellungen, eine für empfindliche Messungen, eine zweite für die groben | Abb. 70 |. Der di amantenförmige Balken der Waage ist normalerweise an einem Haken befestigt und dreht sich um eine Achse, so dass der eine Schenkel länger ist als der andere. Dadurch kann ein kleineres Gewicht das schwere ersetzen. Das Gewicht wird nach außen bewegt, bis ein Gleichgewicht mit dem zu wieg enden Gegenstand eintritt. Durch Bestimmung des Verhältnisses vom kürzeren zum längeren Schenkel wird das Gewicht ermittelt. Im dargestellten Beispiel ist der B alken 34,5 cm l ang, das Verhältnis des l angen zum kurzen Schenkel beträgt 1:15. Die Waage ist so aufgehängt, dass das Gewicht maximalen Druck ausübt. Drehte man das Messgerät um, wurde das Verhältnis des längeren Endes zum kürzeren gemindert und das gleiche Gewicht (in diesem Fall ein Athenakopf mit greifbesetztem Helm) übte weniger Druck aus, so dass kleinere Einheiten gemessen werden konnten. Die Gewichte wurden (entsprechend des Gewichts des zu wiegenden Gegenstandes) den längeren Arm

69 | Deckel eines Sarko-

phags mit Darstellung der Weinkelter. Marmor. 3. Jahrhundert n. Chr. H. 15 cm, B. 53 cm.

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70 | Schnellwaage. Bronze.

Länge des Balkens: 33 cm.

entlang nach außen bewegt. Die dargestellte Waage verfügt über eine an Ketten aufgehängte Schale, die den zu wieg enden Gegenstand hielt; andere Waagen konnten diesen auch an einem Ring am kürzeren Ende des B alkens anbringen. In diesen Balken sind eine Skala sowie kleine, V-förmige Vertiefungen eingraviert, die zum ein en die Last anzeigten, zum anderen ein Verrutschen des Gewichts verhinderten. Ein weitaus komplizierteres Beispiel | Abb . 71 | verfügt über drei Haken entlang des Balkens; diese Waage konnte bis zu 60 römische Pfund mit Hilfe eines verschiebbaren Gewichts abwiegen. Eine höhere Genauigkeit wurde durch die Verwendung gleichlanger Arme und verschiedener kleinerer Gewichte erreicht, die in eine der Schalen gegen den Wiegegegenstand aufgewogen wurden, doch musste der Händler in dies em Fall mit dem römischen Pfund (libra, das entspricht ungefähr 324 Gramm) multiplizieren und dividieren. Der Begriff begleitet uns auch heute noch, zum Beispiel in der B ezeichnung »Pfund Sterling« und als Gewichtseinheit ist das Pfund nach wie vor in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Rumänien in Gebrauch.

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FERNE LÄNDER

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71 | Waage mit zwei Scha-

len. Bronze. Die Ketten sind neuzeitlich. Länge des Balkens: 24 cm.

Ferne Länder Römischer Handel erfolgte nicht nur im Inneren, sondern weit über die Grenzen des Imperium Romanum hinaus. Das Handelsnetz zog sich von Spanien im Westen bis nach Indien im Osten. In Italien hergestellte Arretiner Keramik (siehe Seite 130) wurde in Südindien gefunden, römische Goldmünzen fanden sich sogar in China, mi t welchem vor allem um Seide Handel getrieben wurde. Doch wurde diese Seide zumeist durch fremde Händler beschafft, so dass nicht anzunehmen ist, dass die Römer selbst tatsächlich jemals in China waren. Mit Indien jedoch stand die Sache anders. Gewürze waren Trockenmasse und nahmen nicht viel Raum ein; entsprechend leicht waren sie auch über große Distanzen zu transportieren.47 Doch waren diese Gewürze teuer und wurden folglich hauptsächlich für die raffinierten Speisen der Oberschicht verwendet, da diese in der L age waren, die Gewürze mit Gold zu bezahlen. Exotische Gewürze aus so entfernten Ländern wie Indonesien wurden oft mit lokalen Kräutern gemischt und fanden Einsatz nicht nur bei großen Festessen, sondern auch um den Geschmack von Lebensmitteln zu kaschieren, die vielleicht schon etwas verdorben waren. Vor allem Pfeffer wurde immer gefragter, so dass die B edeutung des Seehandelsweges nach Indien nicht zu unterschätzen ist. Nachdem dieser einmal eingerichtet war, wurde Pfeffer bis in die entlegensten Winkel des Römischen Reiches transportiert, so dass sogar die Soldaten an der Nordgrenze des Reiches, am Hadrianswall, ihr Essen mit Pfeffer verfeinern konnten.48 Ohne Frage etablierte Pfeffer sich schnell zu einem der wichtigsten Gewürze der römischen Küche. Der G ewürzhandel belegt die großen Ausmaße des römischen Handelsnetzes, da das Volk an den Ufern des Tiber auch mit den entferntesten Gebieten der ihnen bekannten Welt in Kontakt stand.

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Spektakel und Spiele

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ie Römer ließen sich schon immer für alle Arten von Schauspielerei begeistern. So betrachteten sie schon bald öffentliche Spiele gleichsam als Recht des römischen Bürgers, das ihnen durch die Großzügigkeit ihrer Herrscher zuteil werden musste. Die Geschichte des ö ffentlichen Schauspiels beginnt mit Aufführungen im T heater, die von den großen, reichen Familien der R epublik bezahlt wurden. Diese fanden zunächst hauptsächlich im Zusammenhang mit religiösen Festen oder in Erinnerung an bedeutende Ereignisse statt. Im Laufe der Zeit fiel die Ausrichtung der Feste in das Aufgabengebiet der Kaiser, die diese nutzten, um ihre eigene Person und ihre Herrschaft durch besonders prächtige Darbietungen zu verherrlichen. Die Römer waren geradezu süchtig nach den großen öffentlichen Veranstaltungen, die häufig mit dem Blutvergießen von Tieren und auch von Menschen einhergingen. Die von den Schaukämpfen ausgehende Gefahr, vom Gladiatorenkampf bis zum Wagenrennen, schien ihre Begeisterung nur bestärkt zu haben. Panem et circensis, »Brot und Spiele«, eine Zeile des römischen Satirikers Juvenal, verleiht seiner Abscheu gegenüber der freien Brotverteilung und den blutigen Spektakeln Ausdruck: Nun, da niemand mehr unsere Stimmen kauft, hat das Volk längst alle Sorgen verbannt; sie, die einst verliehen Oberbefehl und die Ämter, Legionen und alles andere, sie halten nun still und hegen allein zwei Wünsche mit Bangen im Herzen: Brot und Spiele.49

Das römische Jahr umfasste eine schier unübersichtliche Zahl von Feiertagen. Zur Zeit des Kaisers Claudius waren dies 159, v on denen 93 Tage öffentlichen Spielen, bezahlt aus der Staatskasse, vorbehalten waren.50 Die Kaiser nutzten die Erwartungen, um die An sprüche der Bevölkerung zu befriedigen und um ihre eigene Beliebtheit zu fördern. Indem sie derart opulente Aufführungen wie G ladiatorenspiele, Wagenrennen und sogar nachgestellte Seekriege in den ö ffentlichen Theatern darboten, brachten sie die Öf fentlichkeit durch ihre Großzügigkeit auf ihre Seite. Amphitheater, Rennarenen und Theater wurden seit der späten Republik immer mehr zu zentralen Orten römischer Städte.

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72 | Lampe mit zwei

Gladiatoren. Ton. Ca. 15 v. Chr.–15 n. Chr. L. 14 cm.

Amphitheater Die traditionellen Gladiatorenkämpfe gehen wahrscheinlich auf süditalische oder etruskische Begräbniszeremonien zurück. Als Gladiatoren galten dabei jene Männer, die in einem formellen Wettkampf bewaffnet gegeneinander kämpften, ähnlich dem heutigen Fechtsport, in der Antike jedoch häufig mit tödlichem Ausgang. Wurde ein Gladiator nicht während des Kampfes getötet, entschied über sein weiteres Schicksal der Wille des Publikums oder des Kaisers: Das Urteil wurde durch eine Geste verkündet, die b ekannt wurde als »Daumen nach oben« oder »Daumen nach unten«. Hierdurch wurde bestimmt, ob der un terlegene Kämpfer am Leben blieb oder starb. Hatte der Verlierer das Mitleid des Publikums, schrie dieses missum, das heißt »entlassen«, die Menschen hoben die lin ke Hand oder winkten mit ihren Tüchern; sollte er jedoch getötet werden, schrien sie jugula (»Töte!«) und richteten den Daumen nach unten.51 Auf einer kleinen Tonlampe ist eine typische Szene dargestellt, in welcher der siegreiche Gladiator über dem Besiegten steht | Abb . 72 |. Der Sieger ist ein »Thrakier«, erkennbar an seinem kleinen Schild und den B einschienen; sein Gegner, ein murmillo, liegt am Boden und wartet auf das Urteil, das über sein Leben oder seinen Tod entscheidet. Sehr oft waren Gladiatoren Kleinkriminelle, somit entbehrlich, doch gab es d urchaus auch die

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speziell für den Kampf in der Ar ena ausgebildeten Kämpfer, die f ür ihren Besitzer einen hohen Wert hatten. Die Spielstätten der jeweiligen Spektakel trugen je nach Bauform und der in ihnen stattfindenden Darbietungen verschiedene Namen. Die Amphitheater, ovalförmige Arenen mit Sitzreihen auf allen Seiten, eigneten sich für alle Arten von athletischen Wettkämpfen, von Gladiatorenspielen bis zu Tierhetzen. Der B egriff stammt aus der Vorstellung zweier aneinandergefügter Theater: »amphi« ist Griechisch für »auf beiden Seiten« (wie etwa im Wort »amphibisch«). Das Kolosseum | Abb. 73 | war das größte Amphitheater der römischen Welt, doch verfügte fast jede Stadt auch über eine eigene, kleinere Version einer solchen Wettkampfstätte. Nach Schätzungen fanden ungefähr 50 000 Menschen im Kolosseum Platz. Die Sitzreihen ziehen sich steil nach oben, auch wenn heute nur noch die Fundamente sichtbar sind (in einem begrenzten Bereich wurden jedoch die Marmorreihen nachträglich wieder eingefügt). Ihre Plätze erreichten die Zuschauer über mehr als achtzig Eingänge, was auch ein schnelles Räumen der Stätte möglich machte. Der Boden der Arena fehlt heute größtenteils, doch liegen die unterirdischen Gänge offen, in welchen die wilden Tiere gehalten wurden. Von diesen Käfigen führten Rampen, teilweise auch Aufzüge in die Kampfarena und ermöglichten so einen dramatischen Auftritt. Auch die Gladiatoren nutzten diese tunnelartigen Aufgänge und erreichten auch ihre hinter dem K olosseum gelegenen Baracken durch unterirdische Gänge. Die Architektur des K olosseums ist bemerkenswert. Gewölbte Gänge und Treppen verschafften dem B esucher Zugang zur gesamten Arena. Den nach außen gewölbten vier Stockwerken des Amphitheaters wird durch umlaufende Bogenstrukturen Stabilität verliehen. Dekorative Halbsäulen an den unteren drei Etagen sowie Pilaster entlang der obersten Ebene rahmen die Bögen, haben jedoch keinen statischen Wert. Für die Erbauung des Kolosseums wurden Massen von Travertin aus dem antiken Tibur nach Rom gebracht. Nachdem ein Teil des Kolosseums durch ein Erdbeben im Mittelalter einstürzte, wurde sein Steinmaterial in der R enaissance zur Errichtung neuer Bauwerke verwendet. Die sorgfältig behauenen Steine eigneten sich perfekt für den Bau von Palästen, Kirchen und öffentlichen Gebäuden, die im L aufe der J ahrhunderte in R om errichtet wurden. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain verarbeitet seine Reiseerfahrungen in dem Buch Die Arglosen im Ausland (1869) und beschreibt das Kolosseum, wie es ihm im 19. Jahrhundert vor Augen trat: Jedermann kennt das Bild des Kolosseums; jedermann erkennt sofort diese »mit Schießscharten und Fenstern versehene« Hutschachtel, deren eine Seite herausgebissen ist. Da es ziemlich isoliert steht, kommt es wesentlich besser zur Geltung als irgendein anderes Denkmal des antiken Rom. […] Unkraut und Blumen sprießen aus seinen massigen Bögen und seinen ringförmig angeordneten Sitzen, und Reben lassen ihre Ranken von seinen hohen Mauern herabhängen. Eine eindrucksvolle Stille brütet über dem riesenhaften Bau, wo sich einst eine solche Vielzahl von Männern und Frauen zu versammeln pflegte. […]52

Links: 73 | Kolosseum, Rom. 72–80 n. Chr. H. 48,5 m, L. 188 m, B. 156 m.

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Tiere für die Arena Die Jagd auf passende Tiere für die Arena konzentrierte sich zumeist auf Nordafrika und Kleinasien, da hier die entsprechenden Spezies heimisch waren. Ein Mosaik, das eine solche Jagdszene darstellt, wurde in Tunesien gefunden, wo es den Fußboden einer Apsis des Esszimmers bedeckte. Es zeigt das Einkreisen einer Vielzahl von Tieren mit Hilfe eines Netzes: Zu sehen sind ein Wildschwein, ein Hirsch, ein wilder Hund, ein Strauß, eine Gazelle, ein Leopard und einige Echsen und Vögel. Zwei nackte Männer in einem Boot zur Linken und zwei weitere zur Rechten halten die Enden des Netzes, das sich halbkreisförmig um die Form des Mosaiks zieht. Offensichtlich hat eine

74 | Mosaik. Jagdszene nach exotischen Tieren für die Arena.

200–225 n. Chr. Aus Utica, Tunesien. H. 1,51 m, L. 3,32 m.

Flut die Tiere in die Enge getrieben und die Männer nutzten die Gelegenheit, um in ihren Booten reiche Beute zu machen. Nach dem Fang wurden die Tiere im nächsten Hafen auf größere Schiffe verladen und in die Großstädte des Reiches transportiert, vor allem nach Rom, wo sie zur Unterhaltung der Massen in den Amphitheatern beitrugen. In den Arenen wurden die Tiere aufeinander losgelassen oder von venatores (Jägern) in einer Schaujagd getötet.

Amphitheater und blutige Kämpfe fanden sich ebenso in Kleinasien (im griechischen Osten des Römischen Reiches) wie im Westen: Ein großer Bestattungsplatz für Gladiatoren wurde in der Nähe von Ephesus gefunden.53 Im Amphitheater fanden generell die blutigsten Auseinandersetzungen statt, ob nun Mann gegen Mann oder Mann gegen Tier. Schauhetzen auf exotische oder besonders gefährliche Tiere waren in der römischen Republik sehr populär, und oftmals war ihre Ausrichtung ein b eliebter Mechanismus, um Amtsanwärter der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der R edner Cicero berichtet von einem Freund, der mit der Bitte an ihn herantrat, während seiner Zeit als Statthalter in Kilikien (heute die südliche Türkei) Raubtiere (pantherae) aufzutreiben.54 Während der Kaiserzeit wurde die Ausrichtung der Spiele ein Vorrecht der Kaiser, auch wenn der Fokus der gleiche blieb, nämlich das Wohlwollen der Bevölkerung sicherzustellen. Ebenso wie d as Kolosseum hatten auch viele k leinere Amphitheater unterirdische Gänge, durch welche die Tiere getrieben wurden, bevor sie im I nnenraum der Arena an-

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kamen. Verschiedene Tore wurden speziell für die unterschiedlichen Arten angefertigt. Neben den verschiedenen Tierarten sorgten auch die unterschiedlichen Ausrüstungen der Gladiatoren für Abwechslung. Ein retiarius (»Netzkämpfer«) trug keinen Helm, dafür jedoch einen Dreizack und ein Netz, das er über seinen Gegner zu werfen versuchte | Abb. 76 |. Ein murmillo, ein schwerbewaffneter Gladiator, trug einen eleganten Helm mit einem aus Bronzeringen geformten Sichtgitter | Abb. 75|. Eine große, überhängende Krempe schützte den Kopf von allen Seiten, besonders den Nacken. Der schwere Helm, der im Britischen Museum ausgestellt ist, wiegt über dreieinhalb Kilogramm und war mit einem hohen Kamm dekoriert, der wahrscheinlich mit bunten Federn besetzt war. Ein Herkulesmedaillon, das dem Träger Schutz bieten sollte, ziert die Vorderseite des Helms über dem Sichtgitter. Assoziiert werden sollte natürlich die Stärke und Unbezwingbarkeit des Helden. Die weitere Ausrüstung des murmillo bestand aus Arm- und Beinschienen. Ein Marmorrelief aus Halikarnassus zeigt ein e durchaus ungewöhnliche Szene: einen Kampf zwischen zwei weiblichen Gladiatoren, die beide mit Schwert und Schild bewaffnet sind | Abb. 77 | . Die Inschrift besagt, dass dieses Relief an die ehrenvolle Entlassung der beiden Gladiatorinnen »Amazon« und »Achilia« erinnert. Sie sind ohne Kopfbedeckung dargestellt, doch könnten die Objekte in den unteren Ecken ihre Helme sein, wenn damit nicht Zuschauer angedeutet werden sollten. Zeitgenössische Schriftsteller erwähnen durchaus weibliche

Links: 75 | Helm eines murmillo (Gladiator). Bronze. 1. Jahrhundert n. Chr. Vermutlich aus Pompeji. H. 46 cm, G. 3,6 kg. Rechts: 76 | Ein retiarius (Gladiator).

Bronze. H. 6,25 cm.

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77 | Relief zweier weiblicher Gladiatoren. Marmor. 1.–2. Jahrhundert n. Chr. Halikarnassos (Bodrum), Türkei. H. 66 cm, B. 78 cm.

Gladiatoren, so dass nicht davon auszugehen ist, dass diese beiden Frauen singulär wären,55 doch ist der Stein tatsächlich das einzige archäologische Zeugnis ihrer Existenz. In den Am phitheatern wurden aber nicht nur Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen abgehalten, sie waren auch die Stätte öffentlicher Hinrichtungen zum Tode verurteilter Verbrecher. Sie wurden hier wilden Tieren ausgeliefert, eine Praxis, die P ate stand für die Redewendung »Jemanden den Löwen zum Fraß vorwerfen«. Ein solches Spektakel war auch Inspiration der W undergeschichte »Von Androkles und dem L öwen«, die sowohl Aulus Gellius (Noctes Atticae 5,14) als a uch Aesop festhielten; sie wurde später von George Bernard Shaw auch dramatisch verarbeitet. Sie erzähl t die G eschichte des en tlaufenen Sklaven Androkles, der in der W ildnis einem Löwen begegnet. Das Tier brüllt vor Schmerz, und als Androkles die Pfote untersucht, findet und entfernt er den Splitter, der sich tief in das Fleisch des Tieres eingegraben hatte. Mensch und Löwe werden gute Freunde, das Tier versorgt den Sklaven mit Nahrung und beschützt ihn. Doch wird Androkles eines Tages gefangengenommen und zurückgebracht, woraufhin sein Herr beschließt, ihn den Löwen zum Fraß vorzuwerfen als Strafe für seine Flucht. Zur großen Überraschung des Publikums verlässt der Löwe zwar seinen Käfig, doch statt sich auf Androkles zu stürzen, wirft er sich ihm zu Füßen. Dies war natürlich der gleiche Löwe wie zuvor. Als Belohnung für das einmalige Schauspiel werden Sklave und Löwe gemeinsam freigelassen.

Der Zirkus Im Gegensatz zum Amphitheater war der Z irkus, griechisch Hippodrom genannt, eine lange und schmale Arena, die für Wagenrennen genutzt wurde. In Abwesenheit eines speziell hierfür errichteten Bauwerks konnte der Zirkus auch als Kampfstätte für Gladiatorenspiele und Tierhetzen genutzt werden sowie, in einigen wenigen Fällen, auch als Bühne für nachgestellte Seeschlachten. Wagenrennen finden sich schon früh in der römischen Geschichte; sie waren ursprünglich ganztägige Ereignisse aus Anlass religiöser Feste. Vermutlich geht ihre Praxis auf griechische Einflüsse zurück, wiederum vor allem aus den Städten Siziliens, wo sich mehrere Inschriften und Gedichte finden ließen, die Sieg er olympischer Spiele

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verzeichnen. Doch waren die römischen Zirkusarenen wesentlich aufwendiger als die griechischen Hippodrome und führten mehrere Domitiansstadion Neuerungen ein. Die typ ische Form, mit einem 2 geraden und einem abgerundeten Ende, findet Piazza 1 Navona 1 1 sich auch im römischen Stadion, das aber in einem kleineren Maßstab gebaut wurde – b esonders Kirche 2 2 2 S. Agnese geeignet für Leichtathletik und Wettläufe. Anschaulich wird dies in der F orm der römischen Piazza Navona, dem eh emaligen Domitiansstadion, dessen Reste unter den modernen Häusern noch sichtbar sind | Abb. 78, 79 |. Das Stadion bestand aus mehreren Bögen, die aus massiven Steinen gehauen waren; einige von ihnen 78 | Zeichnung des Domitianstadions, überlagert von sind an einem Ende der Piazza unter der Straßenoberfläche erkennbar. Drei dieser Stufen, der modernen Piazza Navona, die unter einem der Gebäude gefunden wurden, erklärt den Namen einer der bekanntesRom. ten Eisdielen Roms, Tre Scalini. Der Platz wurde auch lange nach dem Ende des R ömerreiches für athletische Wettkämpfe genutzt, der Name Campus Agonis (»Wettkampfplatz«) wurde im L aufe der Jahrhunderte zu Piazza Navona. Auch in den letzt en Jahrhunderten war er Schauplatz vielseitiger Belustigungen. 79 | Piazza Navona, Rom, In der M itte des römischen Zirkus verlief eine niedrige Mauer, die spina, welche die über dem antiken Domitiansbeiden geraden Bahnen des Feldes voneinander trennte. An jedem Ende befanden sich stadion.

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80 | Ein zweispänniger Streitwagen, biga. Bronze. Im Tiber gefunden. H. 18 cm, L. 25 cm.

konische Säulen oder Wendemarker, metae genannt, die den P ferden anzeigten, an welcher Stelle zu wenden war. Ein weiteres Merkmal der spina war die zwischen zwei Säulen angebrachte Stange, auf welcher eiförmige Bälle (ova) angebracht waren: Rundenzähler für die s chon gelaufenen Bahnen der Wagen. So wussten sowohl Wagenlenker als auch Publikum stets, wie lang das Spektakel noch dauern würde. Der Start erfolgte in diagonaler Linie, so dass die L äufer auf den Außenbahnen keinen gravierenden Nachteil gegenüber den Innenbahnen hatten. Ein Wagen wurde entweder von zwei | Abb. 80 | oder von vier Pferden gezogen und entsprechend als biga oder quadriga bezeichnet. Das abgebildete Bronzemodell stellt eine biga dar, doch ist nur eines der beiden Pferde erhalten und auch der Wagenlenker ist verloren gegangen; doch ist das Modell eine wunderbar lebendige Darstellung, die zum ein en das Pferd in der v ollen Bewegung des R ennens zeigt un d zum anderen verdeutlicht, wie ein Rennwagen gestaltet war. Dieser war aus Weidengeflecht und Leder gemacht und demnach ein s ehr leichter Aufsatz über den b eiden Speichenrädern. Ein Widderkopf, hinter der Pferdemähne erkennbar, verziert das Ende der Deichsel und verband die Pferde mit dem Wagen. Eine braune Tonvase aus Colchester in Essex | Abb. 81 | zeigt hintereinander herjagende quadrigae während eines dramatischen Rennens. Jedes der Pferde scheint sich bis zum Äußersten zu strecken. Einige der unabhängig geformten Figuren wurden angebracht, als ihr Ton bereits zu trocken war, so dass sie abfielen, ohne Spuren auf der Vase zu hinterlassen. Ein tatsächlicher Zirkus wurde 2005 in Colchester ausgegraben.

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DER ZIRKUS

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Durch die hohe Geschwindigkeit, die engen Bahnen und die große Anzahl der Teilnehmer waren die Wagenrennen durchaus gefährlich. Auch überhitzten sich die Achsen der Wagen regelmäßig: Dass ein Wagen während des Rennens in Flammen aufging, wird keine Seltenheit gewesen sein. Der l ateinische Dichter Statius beschreibt, »wie die R äder der Rennwagen aufeinander prallen«.56 Die Reibkraft war am größten, wenn die Wagen die Enden der spina umkurvten, so dass an diesen Stellen Männer kaltes Wasser über die Wagen gossen, wenn diese vorbeifuhren. Der Bericht eines spektakulären Unfalls findet sich in Sophokles’ Elektra:57 Erzählt wird, wie Elektras Bruder Orestes, der dem Untergang geweihte Wagenlenker, den Wendeposten streifte, wodurch sein Wagen aus dem G leichgewicht geriet; doch gibt der Erzieher oder paidagogos, der hier von berichtet, nur ein falsches Gerücht als Teil einer ironischen Handlung wieder. Das Potential für tödliche Unfälle kann jedoch deutlich auf einer Terrakotta-Tafel gesehen werden | Abb. 82 | ,58 die einen die Wendeposten am Ende der spina anfahrenden Wagen darstellen. Die vier Pferde der quadriga werden von ihrem Fahrer angetrieben, der in der rechten Hand die Peitsche hoch hält, in der linken die Zügel, die um seine Taille geschlungen sind.

81 | Topf mit Darstellung

von vier vierspännigen Streitwagen (quadrigae). Ton. Colchester. H. 15 cm.

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S P E K TA K E L U N D S P I E L E

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82 | Zirkusrelief. Terrakotta.

Letztes Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. H. 30,5 cm, L. 41 cm.

Ein Lenker ist bereits an der Kurve gescheitert und liegt auf dem Boden, während im Hintergrund ein Z uschauer (jubilator) den L enker anfeuert. Die L enker trugen die b unten Farben ihrer Sponsoren, durch die sie sich voneinander unterschieden und dem Publikum kenntlich gemacht wurden. Die Atmosphäre – und auch die Gefahren – sowie die Begeisterung der Menge sind modernen Autorennen durchaus ähnlich.

Die Thermen Der Besuch der Thermen gehörte für die Römer zum Freizeitvergnügen; dem griechischen Brauch folgend, hatten sie die sportlichen Wettkämpfe und die darauf erforderliche Reinigung übernommen, dann aber in eine kulturelle Gewohnheit gewandelt, bei der der sportliche Aspekt hinter dem sozialen und sinnlichen zurücktrat. Der Akt des Badens selbst stand nicht notwendig im Mittelpunkt, auch wenn die Menschen natürlich das Bedürfnis nach Reinigung hatten. Sport und Wettkampf fanden in der Palaestra, dem Sportplatz statt, der integrativer Teil jedes Bades war.

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DIE THERMEN

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Römische Thermen bestanden aus Heiß-, Dampf- und Kaltbecken, die in l uxuriöser Umgebung ein hohes Niveau an Service und die Gelegenheit für Geselligkeit boten. Petronius beschreibt eine Gruppe von Männern, die vor Trimalchios opulentem Abendessen noch einmal das Bad aufsuchten (Satyricon 28): Wir waren schnell ausgezogen, betraten die heißen Bäder und gingen, nachdem wir uns heiß geschwitzt hatten, gleich ins kalte Becken. Dort fanden wir auch Trimalchio, von parfümiertem Öl triefend, der sich schon abreiben ließ, doch nicht etwa mit einfachen Leinen, sondern mit Tüchern aus der reinsten und weichsten Wolle. Inzwischen ließen sich drei Masseure vor seinen Augen mit seinen besten und seltenen Falerner Weinen vollaufen. […]59 Eine amüsante Nachzeichnung durch einen Historiker des frühen zwanzigsten Jahrhunderts lautet: Die durch Luxus und Untätigkeit gekennzeichneten Bräuche der Römer, deren Ausdruck sich in den luxuriösen Bäderkomplexen der römischen Kaiser findet, waren eine der Ursachen ihres Untergangs, und die Laster, die in diesen Bädern gefördert wurden, fand ihre Reaktion in dem Verständnis früher Christen, dass die Vernachlässigung körperlicher Hygiene eine Tugend sei, eine Meinung, die auch heute noch von bestimmten Mönchsbrüderschaften vertreten wird. […] Tausende junger Römer vergeudeten ihre Zeit in diesen herrlich ausgestatteten Hallen, die mit allem gefüllt waren, was die Sinne erfreute.60 Ein anderer Autor sieht ebenfalls die Maßlosigkeit: Solange die Bäder nur aus medizinischen Gründen oder Gründen der Reinlichkeit genutzt wurden, wurde ein einziges Bad als durchaus ausreichend betrachtet und dies nur genommen, wenn es notwendig war. Doch der Luxus des Kaiserreichs kannte keine Grenzen, so dass das Bad bis zu sieben oder acht Mal aufgesucht wurde – letzteres die Gewohnheit des Kaisers Commodus.61 Die bevorzugte Reinigungsmethode des Athleten war es, sich mit Öl einzureiben, welches dann mitsamt Schweiß, Dreck und toten Hautpartikeln abgeschabt wurde. Eine etruskische Bronzestatuette eines Sportlers zeigt, wie ein s olcher gebogener Schaber, strigilis, benutzt wurde | Abb. 83 |.62 Ebenso konnten die Athleten zur R einigung aber natürlich auch ins Becken steigen. Die Thermen wurden von Menschen aller Klassen genutzt, vom Kaiser bis zum Sklaven, und obwohl sich die Gewohnheiten je nach Zeit und Ort unterschieden, war es dennoch möglich, dass Frauen und Männer die Thermen auch gleichzeitig nutzten, wahrscheinlich nackt.63 Ob auch Sklaven uneingeschränkten Zugang zu den Thermen hatten, ist nicht sicher, doch mögen sie den Besuch ihrer Herren auch zu einem eigenen Bad genutzt haben.64

83 | Athlet mit strigilis.

Bronze. Etruskisch. Ca. 500– 475 v. Chr. Aus Arezzo. H. 10,5 cm.

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84 | Die Caracalla-Thermen,

Rom. 211–217 n. Chr. Beton und Ziegel mit Marmorverkleidung.

Die größten Thermen Roms sind die des Caracalla, die im 3. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurden | Abb. 84 |. Die Thermenanlagen bestanden aus einer Anzahl von verschiedenen Badehallen, deren Becken zumeist symmetrisch angeordnet und überdacht waren. Ein Kaltwasserbecken (frigidarium), ein Warmwasserbecken (tepidarium) und ein kleines, zumeist rundes Heißwasserbecken (caldarium) standen bereit. Größere Badeanlagen wie die Kaiserthermen verfügten darüber hinaus über ein Freiluftbecken, eine natatio. Die Becken wurden nacheinander genutzt, unterwegs verweilten die B esucher für Erfrischungen und Gespräche. Die Methoden zur Er wärmung des tepidarium und caldarium gehören zu den gr oßartigsten Leistungen römischer Ingenieurskunst und wurden im g esamten Imperium Romanum in großen wie kleinen Badeanstalten genutzt. Unter dem Fußboden befand sich eine als hypocaustum bezeichnete Konstruktion niedriger Ziegelsäulen, die s o genannten

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pilae. Daneben, ebenfalls unter dem B odenniveau, war ein Brennofen installiert, welcher von einem oder mehreren Sklaven ständig in B etrieb gehalten wurde. Eine solche Arbeit muss extrem anstrengend gewesen sein. Von diesem Brennofen aus wurde heiße Luft durch die unterirdische Säulenkonstruktion geleitet, was nicht nur für die Erwärmung des Wassers in den einzelnen Becken sorgte, sondern auch die Marmorböden derart erhitzte, dass die Gäste sie nur mit Pantoffeln betreten konnten. Das caldarium lag dem Ofen am nächsten, das tepidarium befand sich im je weils angrenzenden Raum. Durch das hypocaustum hindurch wurde die heiße Luft über tubuli, in die Wand eingesetzte, marmorverdeckte Schornsteine, nach draußen geleitet. So wurden auch die Wände durch die R estwärme aus dem Brennofen erwärmt. Jede Therme verfügte natürlich auch über einen Umkleidesaal, das apodyterium, in welchem die Besucher nach Betreten des Bades ihre Straßenkleider ablegen konnten. Schrankartige Vertiefungen waren vermutlich einmal mit Türen versetzt, so dass sie gleichermaßen als Spinde genutzt wurden. Für Frauen und Männer gab es normalerweise getrennte Umkleideräume, sollte das nicht der F all sein, waren die B adezeiten so gestaffelt, dass die Geschlechter zu unterschiedlichen Tageszeiten die Anlage besuchten. Die großen Bäder, oftmals als Kaiserthermen bezeichnet, boten neben dem B ad an sich noch eine Reihe weiterer Einrichtungen an, die der U nterhaltung und dem Komfort der Besucher dienten: Bibliotheken etwa, in denen verschiedenste Buchrollen in Nischen gelagert wurden, Gärten, Essplätze und andere Orte für verschiedene Aktivitäten. Diese großen, offenen Plätze luden zur sozialen Interaktion ein und waren deshalb auch beliebt als Orte, in denen Geschäfte abgeschlossen wurden, wenn auch in einer deutlich informelleren Weise, als dies auf dem Forum oder in der Basilika der Fall gewesen wäre.

Die Theater Ebenso wie das Drama war auch das Theater, in denen die Stücke aufgeführt wurden, ein Urprodukt griechischer Kultur. Die Römer fanden ihren Gefallen an dieser Art der Unterhaltung, so dass schon bald römische Dichter inspiriert von griechischen Vorbildern eigene Tragödien und Komödien auf die Bühne brachten. Doch war das breite Publikum in Rom weniger an der Hochkultur des Dramas interessiert, als vielmehr an Slapstick und schlüpfriger Unterhaltung. Bei jeder Art der Aufführung trugen die Schauspieler entsprechend ihrer Rolle Masken mit komischen oder tragischen Gesichtszügen | Abb. 85 |. Das abgebildete Relief zeigt zwei Masken, eine tragische und eine komische. Die komische Maske im Vordergrund trägt Bart und Fenchelkranz. Der lachende Mund ist grotesk vergrößert dargestellt, das Mundloch offen, so dass die Stimme des Schauspielers laut und verständlich blieb. Die tragische Maske dahinter ist im Profil dargestellt, die Mundwinkel des ebenfalls wieder offenstehenden Mundes nach unten gezogen. Auch für Augen und Nase waren Löcher in den Masken ausgespart, so dass der Schauspieler sehen und atmen konnte. Frauen waren auf der Bühne nicht gestattet, ihre Rollen wurden stattdessen ebenfalls von Männern gespielt. Ebenso wie in den Amphitheatern und Zirkusarenen Roms waren auch die Eingänge des Theaters nummeriert und die Eintrittskarten entsprechend markiert. Einige Eintrittskarten

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beziehungsweise -marken wurden gefunden, doch geben sie wenig Auskunft darüber, wie sie erworben oder zugeteilt wurden. Im Normalfall mussten die Zuschauer für den Eintritt zahlen, wenn auch nur einen geringen Betrag. Anders als griechische Theater, deren Sitzreihen zumeist in den H ang eines Hügels gebaut wurden, erhoben sich römische Theater von ebenem Boden | Abb. 87 |. Die Sitzreihen zogen sich steil bis nach oben zu den b illigsten Plätzen und in einem Halbkreis von einer Seite der Bühne zur gegenüberliegenden. Zum bequemeren Sitzen brachten die Zuschauer ihre eigenen Kissen mit. Die beliebtesten Stücke des römischen Theaters der Kaiserzeit waren der Mimus und die Pantomime. Der Mimus tendierte stark zur Z ote, während die Pantomime etwas anspruchsvoller war. Beide basierten auf der K örpersprache, um die B otschaft der Geschichten zum Ausdruck zu bringen. Die Abbildung | Abb. 86 | zeigt eine Gruppe dreier männlicher Terrakottastatuetten, deren extrem grob gearbeitete Züge die pantomimische Darstellung bestimmter Handlungen durch Gesten, Musik und Tanz nachahmt. Die sie b egleitenden Musiker fehlen. Die römische Burleske, so herrlich exemplifiziert in den leichten Stücken des Plautus aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., erzählten oft kuriose Verwechslungsgeschichten und hatten einen enormen Einfluss auf das spätere Theater, von Shakespeare über Gilbert und Sullivan bis zur heutigen Sitcom.

85 | Relief mit Darstellung

von zwei Theatermasken, eine komische, eine tragische. Marmor. H. 23,5 cm.

86 | Drei Schauspieler.

Terrakotta. Vielleicht aus Izmir. H. 16–17 cm.

Links: 87 | Marcellustheater, Rom.

13 v. Chr. Travertin. Ausdehnung des Sitzbereiches: 111 m.

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Religionen, nah und fern

R

ömische Rituale, tiefverwurzelt und vielerorts ausgeübt, blickten oft auf eine bereits jahrhundertealte Tradition zurück. Einige von ihnen haben etruskische, andere griechische Wurzeln, andere sind spezifisch römisch. Ein solches Ritual sind die sogenannten suovetaurilia, das gemeinsame Opfer von Schwein, Schaf und Stier. Der Begriff selbst besteht aus diesen drei Komponenten, sus (Schwein), ovis (Schaf) und taurus (Stier). Die übliche Darstellung eines solchen Opfers zeigt die drei Tiere gemeinsam, doch im vorliegenden Fall passen die unterschiedlichen Figuren nicht zueinander | Abb. 88 |. Jedes dargestellte Tier trägt eine Opfergirlande um Kopf oder Körper, die es als zum Opfer vorbereitet kennzeichnet. Die Blättergirlande des Schafes bedeckt den Kopf und die gekrümmten Hörner, während die Wolle des Fells durch Einkerbungen im Ton dargestellt ist. Schwein und Stier tragen ihre Girlande jeweils um den Körper gewunden. In manchen Fällen wurden

88 | Tiere des suovetaurilia-

Opfers. 1. Jahrhundert v. oder n. Chr. Schaf. Ton. Vermutlich aus Syrien. H. 12 cm. Schwein. Bronze. Vermutlich aus der Nähe von Rom. H. 2,5 cm. Stier. Ton. Vermutlich aus Tarquinia. H. 11 cm.

die Tiere vor ihrer Opferung über die Felder des Bauern geführt, um sicherzustellen, dass die Ernte vor Schädlingen geschützt war. Darüber hinaus wurde das Ritual besonders mit dem Aufstellen von Listen verbunden, hier ist vor allem der fünfjährige Zensus der römischen Bevölkerung zu nennen. Politische Handlungen und Entscheidungen wurden jeweils durch Auspizien begleitet oder legitimiert, die zum einen die Beobachtung des Vogelflugs, zum anderen die rituelle Tötung von Tieren und die Eingeweideschau beinhalteten, um daraus die Zustimmung oder Ablehnung der Götter zu politischen Vorhaben abzulesen. Das Opfer diente der rituellen Reinigung des Volkes.

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GÖT TER UND GÖT TINNNEN

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Götter und Göttinnen Die polytheistische Religion der Römer verehrte sowohl die machtvollen Verwalter von Naturphänomenen wie Blitzen, Erdbeben oder dem Meer, als auch solche Gottheiten, die weitaus intimeren menschlichen Bereichen vorstanden, hauptsächlich im Bereich von Schwangerschaft und Geburt. Viele der großen römischen Gottheiten weisen starke Parallelen zur griechischen Religion auf. Im Laufe der Z eit wurde darüber hinaus eine Vielzahl östlicher Götter in das römische Pantheon integriert. Zeus, der mächtigste der griechischen Götter, war den Römern als Jupiter bekannt | Abb. 89 |. Oft wird er mit einem Blitz in der Hand dargestellt (angedeutet durch die verdrehten Spitzen an beiden Enden des Stabes). Dadurch wird seine Herrschaft über die Himmel im Allgemeinen und den Donner im Speziellen ausgedrückt. Parallelen bestehen unter anderem auch zwischen der grie chischen Liebesgöttin Aphrodite mit der r ömischen Venus; Artemis, Göttin der Jagd, und Diana; dem Kriegsgott Ares und dem lateinischen Mars (siehe Götter und Heroen, Seite 186). Diana und ihr Zwillingsbruder Apollon sind auf einem der eindrucksvollsten Silberstücke des Britischen Museums dargestellt, der sogenannten Corbridge Lanx, einem Silbertablett | Abb. 90 |. Das Stück stammt aus dem 4. J ahrhundert n. Chr. und wurde im Jahr 1735

89 | Statuette eines sitzen-

den Jupiters mit Zepter und Blitz. Bronze. Gefunden in Ungarn. H. 18 cm.

90 | Corbridge Lanx. Silber.

Aus Corbridge. 4. Jahrhundert n. Chr. H. 48 cm, B. 38 cm.

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RELIGIONEN, NAH UND FERN

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91 | Gemälde mit Bacchus

und Silenus. Aus einer Villa in Boscoreale. Höhe des Bacchus: 76 cm.

von einem neunjährigen Mädchen, der Tochter des örtlichen Schmieds, am Ufer des Tyne bei Corbridge (dem antiken Coria) gefunden. Die G eschichte des Fundes liest sich wie ein Roman.65 Die auf der lanx dargestellte Szene findet vor einem Heiligtum des Apollon statt, der selbst nackt auf der rechten Seite dargestellt ist. Der Gott hält den Bogen in der linken, einen Lorbeerzweig in der r echten Hand. Seine Leier ist zu s einen Füßen an eine Säule gelehnt, die vermutlich zu seinem Heiligtum auf der Insel Delos gehört. Apollons Schwester Diana betritt die Szen e von der link en Seite der lanx aus, Pfeil und Bogen in ihren Händen. Sie wird von Minerva begrüßt, die einen Helm und einen Brustpanzer mit Medusenkopf trägt. Z wei weitere Frauen lassen sich nicht eindeutig identifizieren. Am unteren Rand der Abbildung sind Dianas Jagdhund, ein getöteter Hirsch, ein Altar und ein Greif dargestellt, der mit Apollon assoziiert wird. Die sorgfältig ausgearbeitete Darstellung zeigt, dass Szenen klassischer Mythen auch im 4. Jahrhundert n. Chr. noch im Stil des frühen Prinzipats gearbeitet wurden. Die plastisch ausgestalteten Figuren, der natürliche Faltenwurf der G ewänder, die durch Attribute hergestellte Identität der G ötter sowie der Baum und die Architektur gehen alle auf Vorbilder klassischer antiker Kunst zurück. In vielen antiken Religionen gibt es je eine Gottheit für einen bestimmten Bereich des m enschlichen Lebens oder der menschlichen Erfahrungswelt, von der Geburt (Juno) bis zum G etreideanbau (Ceres). Typischerweise wurden den Göttern bestimmte Attribute oder Tiere zugeordnet: der Pfau für Juno oder eine Ährengarbe für Ceres. Die G ottheiten konnten auf diese Art und Weise nicht nur sofort identifiziert werden, die Attribute standen auch als Kürzel für die Gottheit selbst ein. Das Ritual sah vor, ein Op fer an die f ür die je weilige Lebenslage zuständige Gottheit zu ric hten. Eine solche Praxis beruht auf Reziprozität: Indem der Mensch etwas g ab, konnte er von der Gottheit eine Gegengabe erwarten. Bacchus (der griechische Dionysos), Gott des Weines, war einer der beliebtesten römischen Gottheiten. Er erscheint regelmäßig in Begleitung eines Panthers oder Leoparden, sein

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GÖT TER UND GÖT TINNNEN

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92 | Dionysos und ein

Panther. Mosaik aus einer Villa in Halikarnassos. 4. Jahrhundert n. Chr. Ausgegraben von C. T. Newton. H. 1,3 m, B. 1,35 m.

Gefolge besteht aus Mänaden, Satyrn und dem ältlichen Silenus. Das Gemälde eines nackten Bacchus in Begleitung eines Leoparden und des Silenus stammt aus einer Villa in der Nähe von Boscoreale bei Pompeji | Abb. 91 |. Passenderweise wurde es auf einem Wandpfeiler zur Rechten des Eingangs zur Weinkelter angebracht. Der rundliche, bärtige Silenus, sein Unterkörper von einem Gewand bekleidet, spielt die Leier, während der deutlich größere Bacchus in der linken Hand den langen, schmalen Thyrsos (auch Bacchusstab genannt) hält und mit der a nderen Wein ausgießt, welchen der L eopard trinkt. Der T hyrsosstab, ein Fenchelgewächs, in der Darstellung des Dionysos oft mit einem Tannenzapfen an der Spitze, ist mit Bändern geschmückt. Alle zu den bacchischen Szenen gehörenden Figuren werden wiederholt mit diesem Stab dargestellt. Auf dem vorliegenden Bild tragen sowohl Bacchus als auch Silenus und der Leopard Kränze oder Girlanden aus Efeu, darüber hinaus sind Trauben am oberen Bildrand aufgemalt. Der Lichteinfall von rechts verleiht den Figuren durch die auf den Boden fallenden Schatten eine bemerkenswerte Dreidimensionalität. Wie so oft in der römischen Kunst wirken die Pinselstriche frisch und spontan. Ein Mosaik des tanzenden Dionysos stammt aus einer Villa des 4. Jahrhunderts in der Nähe des antiken Halikarnassos, dem heutigen Bodrum in der Türkei | Abb. 92 |. Dionysos tritt auch hier in B egleitung eines Panthers auf, doch ist er deutlich kräftiger dargestellt. Wiederum trägt er ein en Kranz aus Efeu, sein rechtes Bein im Tanzschritt erhoben, das

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RELIGIONEN, NAH UND FERN

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93 | Mildenhall-Schale,

Detail: Bacchus und Panther. Silber. Mitte 4. Jahrhundert n. Chr. Durchmesser 61 cm.

rote Tuch flattert hinter ihm im Wind, was die Beschwingtheit der Bewegung unterstreicht. Der Mosaikleger verwandte schwarze Tesserae,66 um die Umrisse des Tuches sowie die von Gesicht und Beinen des Gottes deutlich herauszuarbeiten. Der Bart des Panthers sowie das Fell seiner Läufe sind durch relativ parallele, kurze schwarze Linien angedeutet, seine Flecken sind ebenfalls durch schwarze Steinchen dargestellt. Indem Mosaike durch die Anordnung kleiner Steinchen geformt werden, ist ihre Darstellung oftmals schwerfälliger und deutlich grober als die eines Gemäldes. Das lässt sich auch für das vorliegende Mosaik sagen, dennoch ist die Szene beschwingt und voller Leben. Eine dritte Darstellung von Bacchus und Panther in einem weiteren Medium soll zum Vergleich herangezogen werden. Einer der größten Silberfunde aus römischer Zeit ist der M ildenhall Schatz, der 1942 v on einem Bauern beim Pflügen in Suffolk gefunden wurde. Insgesamt besteht er aus dreiunddreißig Einzelstücken und wird in ungefähr die gleiche Zeit wie das oben gesehene Mosaik datiert. Die große Mildenhall-Schale, 61 Zentimeter im Durchmesser, zeigt wiederum bacchische Szenen. Der Gott selbst wird mit Thyrsosstab in der H and und mit dem link en Fuß auf dem Rücken des Panthers stehend dargestellt | Abb. 93 |. Silenus reicht dem Gott eine Trinkschale. Die Gegenüberstellung eines Themas in drei verschiedenen Medien – Malerei, Mosaik und Silberprägung – ermöglicht eine interessante Studie. Während das Gemälde eine erfrischende Spontaneität aufweist und das Mosaik lebendig, jedoch nicht sehr fein gearbeitet ist, zeigt die Da rstellung der Silberschale, ohne Zweifel für einen sehr reichen Patron angefertigt, wunderschöne Details. Die Verehrung römischer Götter breitete sich über das gesamte Reich aus, bis in die ä ußersten Zonen römischen Einflusses. Eine Statue des besonders von Händlern und Reisenden verehrten Gottes Merkur wurde 1979 in Uley, Gloucestershire, gefunden und stammt vermutlich aus einem ihm geweihten Tempel | Abb. 94 |. Der große, schön gearbeitete Kopf gehört zu einer überlebensgroßen Statue aus lokalem C otswolds-Kalkstein und wurde von einem ansässigen Bildhauer hergestellt. Die Locken des Gottes sind in sehr eigentümlicher Art und Weise dargestellt, die wohl typisch für die Werkstatt des Künstlers gewesen sein wird. Die feinen Züge und die Augen mit angeritzter Darstellung der P upillen lehnen sich an klassische Darstellungen an und zeigen, dass der Bildhauer mit römischen Konventionen durchaus vertraut war. Ebenfalls in Uley und in der Nähe des Merkur-Tempels gefunden wurden über zweihundert kleine Fluchtafeln.67 Eine von diesen, aus Blei geformt und ungefähr 12 Zentimeter lang, bedroht einen Dieb mit allen möglichen schmerzhaften Strafen, falls dieser das gestohlene Objekt nicht zurückbringen sollte.68 So heißt es:

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Biccus gibt Merkur, was immer ihm gestohlen wurde, (so dass der Dieb), weder Mann oder männlich [sic] weder urinieren noch koten noch sprechen noch schlafen noch wach bleiben noch Wohlsein oder Gesundheit (haben) soll, es sei denn, er bringe (es) in den Tempel des Merkur. […] Mit anderen Worten, dem Verbrecher soll Schreckliches passieren, wenn er den g estohlenen Gegenstand nicht umgehend zurückbringt. Solche Fluchtafeln sind durchaus nicht einzigartig und finden sich überall im Reich, unter anderem auch in Bath, dem antiken Aquae Sulis.69 Hier richteten sich die Flüche gegen die, die den Badenden ihre Kleider gestohlen hatten. Oft finden sich Fluchtafeln auch in Gräbern oder auf dem Grund eines Brunnens, in den sie offensichtlich geworfen wurden, wodurch die Zuständigkeit der Unterweltsgottheiten für Flüche verdeutlicht wird.

Der Kaiserkult Während hellenistische Herrscher seit Alexander dem Großen bereits als Götter verehrt wurden und auch Iulius Caesar die Linie seines Hauses auf die Göttin Venus zurückführte, schuf doch erst Augustus die Strukturen, in welchen die Verehrung der römischen Kaiser für die nächsten Jahrhunderte stattfinden würde: Noch lebende Kaiser konnten in Rom keine göttliche Verehrung erfahren, doch kam diese ihnen nach ihrem Tode zu.70 Den Göttern des Pantheons waren sie jedoch nicht gleichgestellt. Die A ssoziation mit der g öttlichen Sphäre erfolgte zunächst über Gedenktage signifikanter Ereignisse im Leben eines Kaisers – seines Geburtstages oder des Jahrestages seiner Thronbesteigung –, die gleich den öffentlichen Feiertagen zu Ehren eines Gottes mit Gastmählern und Opfern begangen wurden. Doch auch durch seinen Tod konnte ein Kaiser vergöttlicht werden.71 Dann konnten ihm (in manchen Fällen auch seiner Frau) die Errichtung eines Tempels sowie eine eigene Priesterschaft und Gedenktage zugesprochen werden. Ein Kaiser wurde üblicherweise nicht zum Gott, bis er gestorben war, doch genossen auch die noch regierenden Kaiser im Osten des Reiches oftmals göttliche Verehrung. Egomanische Kaiser wie C aligula oder Commodus forderten gottgleiche Verehrung bereits zu Lebzeiten, und auch Domitian erklärte sich selbst zum dominus et deus (Herr und Gott). Der Kaiserkult verfügt natürlich über seine eigenen Tempel. Das Sebasteion in Aphrodisias in der Türkei ist dem Augustus und der Iulisch-Claudischen Dynastie geweiht. Zwischen den tragenden Säulen erscheinen die Kaiser dieses Hauses und göttliche Wesen im Relief dargestellt. In Baiae, in der Bucht von Neapel, standen im Heiligtum der Augustalen, der dem Kaiserkult vorstehenden Priester, überlebensgroße nackte Marmorstatuen der Kaiser Titus und Vespasian in identischer Haltung. Wohlhabende Freigelassene dienten in diesen Kulten als Priester.

94 | Merkurkopf. Kalkstein.

Aus Uley, Gloucestershire. 2. Jahrhundert n. Chr. H. 30 cm.

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95 | Relief des Aeneas, Julus und der Sau mit ihren Ferkeln. Marmor. 140–50 n. Chr. H. 35,5 cm.

96 | Die Sau und ihre Ferkel. Kupfer-sestertius des Antoninus Pius. Mitte 2. Jahrhundert n. Chr. Durchmesser 3 cm.

Mythologie Die römische Religion war eng mit ihrer Mythologie verbunden, so dass es nicht leicht ist, beides voneinander zu trennen. Viele ihrer Erzählungen beziehen sich auf die Gründungsmythen ihrer Städte und verleihen so den B ewohnern eine ehrwürdige Herkunft. Eine der bekanntesten Narrativen ist die des Aeneas, die von Vergil in seiner Aeneis nacherzählt wird (8,36–48; 8,81–5; 8,388–93). Ein M armorrelief | Abb. 95 | gibt eine bildliche Darstellung des Geschehens, beginnend mit den trojanischen Soldaten am rechten Bildrand, noch an Bord des Schiffes sitzend, das sie nach Italien gebracht hatte. Aeneas, ihrem Anführer, war gesagt worden, dass er dort seine Stadt gründen solle, wo er eine weiße Sau und ihre dreißig Ferkel finden würde. Auch der Name der Stadt war bereits bekannt: Lanuvium. Die Darstellung zeigt die Ankunft des Aeneas in Italien in Begleitung seines Sohnes Julus. Zur Linken finden sie die Sau und ihre noch säugenden Ferkel in einer kleinen Höhle. Die besondere Fruchtbarkeit der Sau deutet dabei implizit die zukünftige Größe und Macht der zu gründenden Siedlung an. Ein römischer sestertius aus der Zeit des Antoninus Pius | Abb. 96 | stellt die Sau und ihre Ferkel in äußerst kleinem Maßstab dar.72 Eine weitere mythologische Erzählung, beruhend auf einer älteren griechischen Tradition, erzählt vom Bau des »guten Schiffes Argo«, welches Jason und die Ar gonauten auf ihrer Suche nach dem G oldenen Vlies nach Kolchis brachte. Nach der Da rstellung eines

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Terrakottareliefs | Abb. 97 | überwacht die G öttin Minerva den B au des S chiffes; ihre Eule hat sich auf einer Säule hinter der Göttin niedergelassen, ihr Schild steht gegen ihren Hocker gelehnt. Tiphys, der Steuermann, hält die Rahe, während Argos, der Schiffsbauer, am Rumpf des Schiffes arbeitet. Es ist zwar eine durchaus aktive Szene, doch wird sie durch die stille Anwesenheit und Aufsicht Minervas beruhigt. Eine weitere, dem Griechischen entlehnte Geschichte erzählt von der Jagd auf ein gefährliches Tier. Weil der Herrscher von Kalydon ein Opfer an Diana vergaß, rächte sich die derart beleidigte Gottheit, indem sie ein gewaltiges Wildschwein in sein Land schickte, um dieses zu verwüsten. Der Herrscher zog eine Gruppe erfahrener und mutiger Jäger aus ganz Griechenland zusammen, einschließlich Meleager, um das Tier zu jagen. Doch war es schließlich Atalanta, eine Frau, die dem Wildschwein die erste Wunde zufügte, woraufhin Meleager es tötete. Dieser verliebte sich in Atalanta und überreichte ihr als Beute das Fell des Tieres.

97 | Relief der Minerva und

der Argonauten. Terrakotta. 1. Jahrhundert n. Chr. Vermutlich in der Nähe der Porta Latina gefunden. H. 61 cm, B. 53 cm.

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98 | Meleager-Mosaik.

Aus Halikarnassos. 4. Jahrhundert n. Chr. H. 1,4 m, B. 1,67 m.

Daraufhin brach ein Streit unter den Männern aus, die dies e besondere Ehre nicht einer Frau überlassen wollten, auch wenn das Tier durch ihre Hand fiel. Im Streit tötete Meleager seine Onkel, woraufhin seine Mutter Rache für ihre Brüder nahm: Von den Moiren war dieser prophezeit worden, dass ihr Sohn nur so lange leben würde, wie d as bei seiner Geburt auf dem Herd liegende Holzscheit nicht vom Feuer verzehrt würde. Dieses Scheit hatte seine Mutter einst aus dem Feuer genommen und sicher verwahrt, doch nun gab sie es den Flammen zurück und tötete damit den Sohn. Ein Mosaik aus Halikarnassos | Abb. 98 |, aus der gleichen Villa, aus der auch das DionysosMosaik stammt (Abb. 92), zeigt eine weitere Version dieser Geschichte. Statt eines Wildschweins ist hier ein Leopard dargestellt. Dass es sich dennoch um Meleager handelt, steht außer Frage, denn s ein Name ist in G riechisch über der Figur zu les en, das Gegenstück hierzu zeigt Atalanta. Auf seinem lebhaften, bunten Pferd reitend sticht Meleager mit dem Speer auf den äußerst klein dargestellten, gefleckten Leoparden ein. Der H eld trägt ein e weiße Tunika mit einem runden Medaillon, einen grauen Umhang, der hinter ihm Wogen schlägt, um seine Geschwindigkeit zu betonen, und schwarze Stiefel. Solcherlei mythologische Darstellungen konnten in ein er Vielzahl von Zusammenhängen erscheinen, als häusliche Dekorationen ebenso wie in Tempeln oder öffentlichen Gebäuden. Die Geschichten waren dabei im Allgemeinen so vertraut, dass sie keiner weiteren Erklärung bedurften, doch auch lokale Variationen waren durchaus keine Seltenheit.

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99 | Portunus-Tempel

(»Fortuna Virilis«), Rom. Spätes 2. Jahrhundert v. Chr.

Die Tempel der Götter Auch wenn eigentlich die Götter und Göttinnen zu Hause oder am Straßenrand verehrt werden konnten, so wurden ihnen zu Ehren doch prächtige Gebäude errichtet, offizielle Heiligtümer, die speziell dem jeweiligen Gott gewidmet waren. Römische Städte verfügten über eine Vielzahl verschiedener Tempel für universelle wie auch lokale Gottheiten. Der römische Tempel orientierte sich in der Form an den etruskischen Frontaltempeln. Wie am Tempel des Portunus73 in Rom erkennbar | Abb. 99 |, stand das Heiligtum auf einer Plattform, die die Konstruktion zu stützen hatte und besaß in der Regel ein mit Säulen umgebenes Portal an der Frontseite (siehe Seite 21, Abb. 10, e benfalls mit hohem Podium und einer nach vorn ausgerichteten Veranda). Manche Tempel beherbergten mehr als ein H eiligtum; entsprechend breiter war das Podium angelegt. Hier führten drei Türen in drei voneinander getrennte cellae (die inneren Kammern des Heiligtums), die im F all der Kapitolinischen Trias den G öttern Jupiter, Juno und Minerva geweiht waren, welche gemeinsam verehrt wurden. Die breite Fronttreppe führte auf das Podium und war somit der einzige Zugang zum Tempel selbst – im Unterschied zu den griechischen Tempeln, die von allen vier Seiten von Säulen umgeben und zugänglich waren.

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100 | Pantheon, Rom (Außenansicht). 125–8 n. Chr.

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Auch die Ausschmückung römischer Tempel war stark von griechischen Vorbildern beeinflusst, auch wenn sie hin un d wieder dem r ömischen Geschmack angepasst wurden. Der Portunus-Tempel ist ein ionischer Tempel, die Voluten der Kapitelle stellen die markantesten Merkmale dieser Tempelform dar. Andere Tempel orientierten sich an der dorischen Bauart oder, eine Unterform derselben, der toskanischen. Auch die korinthische findet sich häufig (siehe Abb. 10 und 100). Eine Kombination der ionischen und korinthischen Anordnungen findet sich in den Kompositkapitellen wie denen des Titusbogens (Abb. 33). Das Kolosseum nimmt alle drei Ordnungen der griechischen Architektur in seinen Säulenreihen auf (Abb. 73). Das Pantheon in R om | Abb. 100 | ist eines der eindrucksvollsten Gebäude der Antike und eines der großartigsten Bauwerke, die jemals errichtet wurden. Sein Überleben mag dem Fakt geschuldet sein, dass schon früh eine Umwandlung des paganen Tempels in eine christliche Kirche stattfand. Aus diesem Grund wurde es erhalten und das Bronzedach bei Bedarf repariert. Das Gebäude, wie wir es heute sehen, wurde unter Hadrian errichtet und ersetzt ein älteres am gleichen Standort, welches im Auftrag des Augustus von Agrippa erbaut worden war. Es war, wie der griechische Name »pan-theon« besagt, allen Göttern gewidmet. Von außen wirkt es auf den ersten Blick wie ein typischer römischer Tempel. Die vorgelagerte Säulenhalle stand auf einem Podium, das über mehrere Stufen erreichbar war, heute jedoch unter dem m odernen Niveau der Straße liegt. Die d ahinterliegende Rotunde mit

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DIE TEMPEL DER GÖT TER

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ihrem Kuppeldach ist vom Boden aus nicht sofort erkennbar. Auch zur Zeit der Erbauung war sie w ohl verdeckt, da dem Pantheon vorgelagerte Kolonnaden einen großen Platz umschrieben, der der Öffentlichkeit übergeben worden war. Die Inschrift benennt Agrippa, Augustus’ Freund und Schwiegersohn, als Erbauer des Pantheons, aber tatsächlich scheint Hadrian nur seine Wertschätzung für den Schirmherren des ersten Bauwerkes hierdurch ausgedrückt zu haben. Die Ziegelstempel können innerhalb eines Zehn-Jahres-Zeitraums datiert werden, zwischen 117 und 127 n. Chr., so dass das Gebäude zwischen 125 und 128 n. Chr. fertiggestellt worden sein wird. Diese Stempel benennen den Hersteller des Ziegels und oft auch eine historische Referenz, den Namen eines Konsuls oder ein bestimmtes Ereignis, so dass Archäologen die Ziegel recht genau datieren können. Tritt man durch die großen Bronzetüren des Pantheons ins Innere der R otunde, wird man vom ersten Eindruck fast überwältigt. Anstelle der üblichen, rechteckigen cella beeindruckt dieses Gebäude durch die gigantischen Ausmaße des runden Innenraums und der enormen Kuppel, durch deren offene Mitte, dem oculus, Sonnenlicht einströmt | Abb. 101 |. Es ist schwer, ein R aumgefühl für den s o geschaffenen Platz zu b ekommen, zumal d as

101 | Pantheon, Rom

(Innenansicht).

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102 | Lampe mit Luna in einem Streitwagen, gezogen von Stieren. Bronze. H. 18 cm.

gewölbte Dach durch keinerlei vertikale Linien gestützt zu sein scheint. Die in die W ände der Rotunde eingelassenen Ziegelbögen, die die L ast der Kuppel nach außen ableiten und damit dem Dach stärkeren Halt geben, sind nur ein Teil der Erklärung dieser Architektur. Denn die Form der Kuppel selbst ist ein wichtiger Teil der Konstruktion: Nach außen hin ist diese deutlich flacher mit einer abgestuften Basis; nur nach innen ist die Kuppel eine vollkommene Halbkugel. Diese Kombination erlaubt die Verteilung des Gewichts nach außen, bei gleichzeitiger Ableitung des Dr ucks durch die Wände der R otunde nach unten. Durch die Kassettendecke wird nicht nur das Material verstärkt, sondern gegenüber einer soliden Dachkonstruktion auch das Gewicht verringert. Auch auf die b esondere Betonmischung ist hinzuweisen: Dieser wird leichter, je weiter er sich dem oculus nähert, so dass in dessen Umgebung der Beton mit Bimsstein gemischt ist. Die komplette und strenge Rundung der B etonmasse fungiert ähnlich dem S chlussstein eines Bogens als eine Art Siegel der Konstruktion. Durch den oculus dringen Licht und Luft in das Innere des Raumes ein. Tatsächlich ist dieser die einzige Quelle für natürliches Licht im gesamten Gebäude. Im Laufe des Tages bewegt sich der durch den oculus einfallende Lichtkegel über die Wände hinweg fort. Das Wort oculus heißt »Auge« und gibt dem darunter stehenden Betrachter den Blick frei auf den Himmel, so dass antike Verehrer ebenso wie m oderne Besucher an die kosmischen Kräfte erinnert werden. Egal was f ür ein Wetter herrscht – S onne, Regen oder Schnee –, es dringt auch in den I nnerraum dieses Tempels, jedoch nur auf einen relativ kleinen Teil des Marmorbodens. In diesen sind kleine Perforierungen eingelassen, so dass das Wasser direkt in unterirdisch liegende Abflüsse laufen konnte. Es gibt kaum ein besseres Beispiel für die Genialität römischer Architekten.

Votive und religiöse Haushaltsgegenstände Votivobjekte gab es sowohl in den Tempeln als auch in privaten Häusern und Wohnungen. Ein Bronzebein sowie ein Marmorrelief eines Beins, die den Heilgöttern Asklepius und Hygieia74 geweiht waren, dienten vermutlich der Herbeiführung einer Gesundung des erkrankten Beins des jeweiligen Spenders. Weitere Körperteile aus Terrakotta (einschließlich eines Auges, Ohres, Brüsten und einiger innerer Organe) sprechen ebenso von der P raxis, für die s olchermaßen dargestellten Organe Heilung zu erlangen. Brüste und Gebärmütter waren Gaben, die von Frauen zusammen mit ihren Gebeten um Nachwuchs hinterlegt wurden (siehe Seite 136, Abb. 142). Viele Gegenstände des H auses trugen Bilder der G ötter, entweder zur Z ierde oder aus der Hoffnung heraus, der G ott würde durch seine Darstellung in irgendeiner Weise zugegen sein. So stellt zum B eispiel eine bronzene Öllampe Luna, die Mondgöttin dar, in ihrem von zwei Stieren gezogenen Wagen

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Diese Lampe wurde an drei Ketten von der Decke gehängt. Luna wird als Frau dargestellt, auf deren Kopf ein Halbmond angebracht ist. Ihr Gefährt wird von den Stieren über den Himmel gezogen.75 Der hinter ihr wehende Schleier verleiht ihr den Anschein von Flügeln, mit denen sie über dem Wagen schwebt, statt dass sie in ihm steht. Die zwei lebhaften Stiere sind in voller Bewegung, während die Göttin selbst die Zügel nur locker in ihrer Hand hält. Zur Beleuchtung wurden zwei Dochte an den Außenseiten der Vorderbeine der Bullen eingesetzt, ein dritter wurde hinter Lunas Kopf angebracht. Das Gussloch für das Öl befindet sich zu Füßen der Gottheit an ihrem Wagen. | Abb.

102 |.

Fremdeinflüsse Eine der Stärken des römischen Herrschaftssystems war die Bereitschaft, sich fremden Sitten und Gebräuchen nicht zu entziehen. Dies galt auch für die Adaption der Religionen eroberter Völker und die Aufnahme fremder Götter in das römische Pantheon. In vielen Fällen wurde der f remde Gott dabei als S onderform eines bereits bekannten, römischen Gottes mit ähnlichen Funktionen angenommen. Eine Bronzestatuette zeigt Silvanus | Abb. 104 |, den Gott des unbebauten Landes. Er trägt einen Nadelkranz auf dem Kopf, ein Ziegenfell und hohe Sandalen mit Krempe, ist ansonsten jedoch nackt dargestellt. Außerdem hält er einen Zweig in der linken Hand. Der gallische Sucellus, ein keltischer Wald- oder Fruchtbarkeitsgott | Abb. 103 |, dessen Bart und Züge denen

Links: 103 | Statuette des Sucel-

lus. Bronze. 1.–3. Jahrhundert n. Chr. Vermutlich aus Vienne. H. 28 cm. Rechts: 104 | Statuette des Silva-

nus. Bronze. 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. Aus Nocera, Campania. H. 17 cm.

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Ein mithraischer Junge wird zu Paris Sollten antike Statuen repariert und restauriert werden, fühlte sich der Bildhauer oft berechtigt, die Identität einer Statue nach seinen Vorstellungen zu verändern. So geschehen auch im Falle einer antiken Marmorstatue, die einen Jungen zeigt, der offensichtlich ein Begleiter des Mithras war | Abb. 105 |. Es handelt sich um einen Teil eines Paares, beide Jünglinge hatten brennende Fackeln in den Händen. Gefunden wurden sie in einer Grotte in der Nähe des Tibers bei Rom. (Das Gegenstück der Abbildung befindet sich heute im Louvre.) Ein Bildhauer des 18. Jahrhunderts entschied jedoch, dass diese Statue Paris darstelle, den trojanischen Prinzen, durch dessen Urteil der Trojanische Krieg heraufbeschworen wurde. Denn Paris sollte entscheiden, welche Göttin am schönsten sei: Minerva, Juno oder Venus (die griechischen Entsprechungen zu Athena, Hera und Aphrodite). Jede der Göttinnen versuchte, Paris durch großartige Versprechen für sich zu gewinnen. Paris gab den Preis, einen goldenen Apfel, schließlich der Venus, da diese ihm Helena, die schönste Frau auf Erden, als Geliebte versprach. Als Paris diese

entführte und nach Troja brachte, zog deren Mann Menelaos als Führer der griechischen Flotte in den Krieg gegen die kleinasiatische Stadt, um Helena zurückzuholen. Dem mithraischen Jungen wurde im Laufe seiner Restauration ein Apfel statt seiner Fackel in die Hand gegeben. Somit konnte er leicht als Paris identifiziert werden. Er trägt eine weiche Kappe, auch als phrygische Mütze bekannt, eine Tunika, Hosen, Schuhe und einen Umhang. Nach seiner Restauration wurde die Statue vom Antiquitätenhändler Thomas Jenkins an den Kunstsammler und Beethoven-Mäzen Moritz Reichsgraf von Fries (1777–1826) verkauft.

105 | Parisstatue, ursprünglich ein Begleiter

des Mithras. Marmor. H. 1,37 m

Jupiters durchaus ähnlich sind, wird tatsächlich oft mit dem römischen Silvanus identifiziert. Die kleine Bronzefigur trägt einen (nicht mehr erhaltenen) Hammer, der auf die S chutzfunktion hinweist, auf welche sich auch der Name des Gottes bezieht, wörtlich »der, der gut zuschlägt«. Sucellus trägt eine kurze gallische Tunika mit Fransen und ein Wolfsfell über dem Haupt. Wald- und Feldgottheiten wie er wurden vor allem von der ländlichen Bevölkerung verehrt und waren im Römischen Reich weit verbreitet. Indem sich das Imperium Romanum nach Osten ausweitete, trat es auch mit den Göttern dieser Länder in Kontakt. Einer dieser Götter war Mithras | Abb. 106|, der seinen Ursprung in Mesopotamien hatte, bevor er von den Griechen übernommen wurde. Durch deren Vermittlung wurde er schließlich auch den Römern bekannt. Als persische Gottheit war er ursprünglich dem S onnengott gleichgesetzt. Sein Kult stand nur eingeweihten männlichen Mitgliedern offen; da es sich um eine Art Mysterienkult handelte, wurden nicht viele seiner Riten jemals schriftlich festgehalten. Eine übliche Darstellung des Gottes ist die des S tiertöters (die Tauroktonie), in der Mi thras den Kopf des Tieres nach hinten zieht und s ein

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Messer in die Kehle des Opfers stößt. Das herausströmende Blut wurde gesammelt und den Eingeweihten zum Trinken gegeben, da sie glaubten, es würde eine Wiedergeburt ermöglichen. Die dargestellte Statue zeigt Mithras mit einem Bein auf dem Rücken des Stieres kniend, während er den Mund des Tieres offen hält und sein Messer in den Rücken stößt. Die Statue erinnert an die Darstellung des Stieropfers durch Victoria (Seite 42, Abb. 34). Der H und des Mithras leckt das aus der Wunde austretende Blut, während eine Schlange ebenfalls zur Wunde kriecht. Außerdem ist ein Skorpion dargestellt, der sich an den Stierhoden festkrallt. Mithras trägt eine Phrygische Mütze, die auf seine Herkunft aus Anatolien beziehungsweise dem Nahen Osten verweist. Das G esicht des G ottes trägt gleichmäßige, klassische Züge ohne viel Ausdruck, doch ist dies eine in der Neuzeit erstellte Kopie des Originals. Eingeweihte des Mithras-Kultes trafen sich in natürlichen und künstlich angelegten unterirdischen Höhlen. Diese waren zumeist sehr dunkel, doch finden sich einige Hinweise darauf, dass besondere Lichteffekte während des Rituals eingesetzt wurden, die die besondere Mystik des Kultes noch verstärkten.76 Die Teilhaber des Kultes durchliefen nach ihrer Initiation sieben Weihegrade, jeweils nach einem Tier oder einem Gott benannt – zum Beispiel Rabe, Löwe oder Saturn. Der höchste Weihegrad war der des pater (Vater), doch hatten auch die niederen Ränge durchaus religiöse Autorität innerhalb der Hierarchie. 106 | Mithras und der Stier.

Marmor. 2. Jahrhundert n. Chr. Rom. H. 1,29 m, L. 1,47 m.

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107 | Relief des Mondgottes Mên. Marmor. Spätes 2. Jahrhundert n. Chr. H. 41 cm, B. 25,5 cm.

Einige Schlüsse zu den P raktiken des Kultes lassen sich aus beschrifteten Gegenständen und den auf ihnen verzeichneten Symbolen ziehen, welche mit dem Kult in Zusammenhang gestanden haben müssen. Eine vermutlich aus Ostia stammende Bronzetafel77 ist dem Sextus Pompeius Maximus geweiht, Oberpriester des Mithraskultes und Vorsitzender der G ilde der Fährmänner. Oberhalb der Tafel ist ein Kopf des Mithras im Strahlenkranz angebracht. Opfermesser und Patera (eine Opferschale) befinden sich zu beiden Seiten der Büste. Eine weitere Inschrift berichtet, dass der gleiche Maximus ein Mithrasheiligtum in Ostia restaurieren ließ. Auch andere aus dem Osten stammende Gottheiten wurden in den römischen Götterhimmel aufgenommen, wie zum Beispiel der anatolische Mondgott Mên. Dieser ist auf dem abgebildeten Marmorrelief | Abb. 107 |über einem kleinen Stier stehend dargestellt; der Kopf des Tieres ragt über den Rand des Bildes hinaus, sein Körper ist sonderbar verkrümmt. Mên trägt einen Stab in seiner Hand und eine Phrygische Mütze auf dem Haupt. Die zwei Spitzen des Halbmondes – sein wichtigstes Attribut – sind um seine Schultern gelegt. Dem Gott wurden Heilkräfte zugesprochen, die auch der Anlass dafür sein mögen, aus welchem Agathopus ihm das Relief als Dank weihte. Eng verbunden mit Mên ist die Figur des Attis, dem Geliebten der Großen Göttermutter Kybele, insbesondere da er die Kontrolle der Nacht den anderen Attributen des Attis hinzufügte.78Auf einer Lampe wird Attis in einem von vier Widdern gezogenen Wagen stehend dargestellt.79 Eine der im Imperium Romanum am weitesten verbreiteten Kulte stammt ursprünglich aus Ägypten: der Kult der Isis. Die ägyptische Geburts- und Fruchtbarkeitsgöttin wuchs zu einer starken Macht im römischen Pantheon heran und wurde oft mit Aphrodite sowie (zu unterschiedlichen Anlässen) mit Diana, Minerva, Demeter und der Mater Magna gleichgesetzt.80 Eine Marmorstatue der Isis | Abb. 109 | wurde in Italien um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. hergestellt und später vom Kunstsammler Charles Townley erworben. Das Stück war am rechten Handgelenk gebrochen und von einem Restaurator falsch ergänzt worden: Anstelle des sistrum, einer rituellen Rassel, hielt diese Hand nun Früchte.81 In der anderen Hand hielt Isis eine situla, das rituelle Gefäß für Nilwasser. Die Göttin trägt eine Krone aus zwei Schlangen, dem Symbol der Isis, auf beiden Seiten einer mittig gesetzten Mondscheibe. In vielen römischen Städten wurden schon bald Isistempel errichtet; ihr Tempel in Pompeji war bereits im 18. Jahrhundert entdeckt worden. Auch Jupiter wurde oft mit anderen Gottheiten gleichgesetzt, besonders mit den mächtigen Göttern Ägyptens. Beispiele hierfür sind die Figuren des Jupiter Ammon (dem ägyptischen Amun) und des Jupiter Sarapis, dessen Marmorkopf mit Vollbart und langem, in die Stirn fallendem Haar dargestellt wird | Abb. 108 |.82 Sarapis trägt die ihm eigene Kopfbedeckung, den mit Olivenzweigen verzierten kalathos. Sein Gesicht war ursprünglich rot angemalt. Townley hielt fest: »Leider ist er nach seiner Entdeckung Francesco Cavaceppi in die Hände gefallen, einem unfähigen Bildhauer, der mit allen Mitteln versuchte, die rote Farbe mithilfe von Salz und Aquafortis [Säure] zu entfernen, doch ist die antike Einfärbung noch erkennbar.«83 In York steht ein dem Sa rapis geweihter Tempel, dessen Inschrift ihn in das späte 2. oder frühe 3. Jahrhundert n. Chr. datiert.84

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108 | Kopf und Büste des Jupiter Sarapis. Marmor. H. 45,7 cm.

109 | Isisstatue. Marmor. H. 1,27 m.

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110 | Synagoge in Sardis,

Türkei. 5. Jahrhundert n. Chr.

111 | Bodenmosaik aus

Hinton St. Mary, Dorset. 4. Jahrhundert n. Chr. L. 8,1 m, B. 5,2 m.

Eine weitere fremde religiöse Gruppe in Rom war die der Juden. Eines der vielen Objekte, die heute noch aus jüdisch-römischen Haushalten erhalten sind, ist eine Öllampe, auf der eine dekorative Menorah angebracht wurde.85 Jüdische Gemeinden gab es in vielen Städten des Römischen Reiches, manche von ihnen an recht prominenten Stellen inmitten der Stadt, wie etwa in Sardis | Abb. 110 |. Hier war die Synagoge nicht nur Teil des römischen Sportplatz-Komplexes, sondern sogar das größte Gebäude der Anlage.86 Vermutlich war der später als Synagoge genutzte Raum zunächst als öffentliches Gebäude im Verwaltungszentrum der Stadt genutzt worden. Das lange, schmale Bauwerk lief an einem Ende in eine Apsis aus, in welche ein Schrein für die Thora und weitere heilige Texte eingelassen war. In seiner Länge erstreckte sich der B au über die volle Längsseite der de m Gymnasium vorgelagerten Palästra. Geschnitzte Reliefs an den Wänden und Bodenmosaike schmückten den Innenraum, Fragmente einer großen Marmormenorah wurden ebenfalls gefunden. Ein Vorhof mit Springbrunnen lud zum Verweilen ein. Auf der anderen Seite der Synagoge, gegenüber der Palästra, fand sich zumindest in der Byza ntinischen Zeit eine Ladenzeile.87 Somit war das jüdische Heiligtum eingebettet zwischen Sportkomplex inklusive Bädern und Einkaufszentrum. Das spricht für die Prominenz jüdischer Gemeinden im Römischen Reich. Auch hieraus lässt sich schließen, dass fremde religiöse Praktiken und Gottheiten in Rom bald h eimisch waren, von den A utoritäten geduldet und von der Bevölkerung teilweise enthusiastisch verehrt wurden. Denn die römische Obrigkeit verlangte nur die Teilnahme am offiziellen Kaiserkult, der aus der Verehrung aller verstorbenen Mit-

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glieder der ka iserlichen Familie bestand. Das wa r dann auch die gr ößte Schwierigkeit für Christen und Juden: Da diese an den einen wahren Gott glaubten, war es ihnen nicht möglich, weitere zu verehren, nur um die Herrscher zufriedenzustellen. Nach dem Mailänder Toleranzedikt (313 n. Chr .), das allen Religionen Toleranz zusicherte, schien es auch für die Christen ungefährlicher zu sein, ihre Religionszugehörigkeit in spezifischen Bildern und Symbolen auszudrücken. Dennoch nahmen sie in i hrer Bildsprache weiterhin heidnische Szenen mit auf. Ein B odenmosaik aus dem 4. J ahrhundert aus Hinton St. Mary, Dorset | Abb. 111 |, das im Jahr 1963 gefunden wurde, zeigt ein Medaillon des mythologischen Helden Bellerophon, der das geflügelte Pferd Pegasus reitet und eine Chimäre mit dem Speer erlegt. Das in einem kleinen Raum verlegte Mosaik ist verbunden mit einem größeren im N ebenraum, dessen zentrales Medaillon Christus vor dem Christogramm (die griechischen Buchstaben chi und rho, die ersten beiden Buchstaben des Namens »Christus«) darstellt. Dies ist das früheste Christusbild in England. Die Besitzer des Hauses schwankten offenbar zwischen klassischer Mythologie und dem christlichen Glauben. Die Figuren in den vier Ec ken des Mosaiks könnten sowohl die vier Winde, ein typisch paganes Motiv, oder auch die vier Evangelisten darstellen. Ein ebensolcher Mix von heidnischen und christlichen Bildmotiven findet sich auf dem prächtigen Silberbehälter, der Projecta-Schatulle | Abb. 112 |, die auf dem Es quilin in Rom gefunden wurde, ein Kunstwerk des 4. Jahrhunderts n. Chr. Die Schatulle, vermutlich ein Geschenk aus Anlass der Hochzeit der Projecta (einer Christin) mit Secundus (einem Heiden), ist mit einer eindeutig christlichen Inschrift versehen, die dem Paar ein glückliches Leben in Christus mit den Worten SECVNDE ET PROIECTA VIVATIS IN CHRI[S TO] wünscht. Doch schmücken auch viele B ilder des traditionellen paganen Bildrepertoires die Schatulle. Auf der einen Seite des Deckels bewundert sich Venus in ihrem Spiegel. Links und rechts finden sich Eroten, die auf Hippokampen reiten, Mischwesen aus Mensch, Pferd und Seeschlange. Christliche und pagane Bilderwelten konnten also durchaus nebeneinander existieren.

112 | Projecta-Schatulle

aus dem Esquilinschatz, Rom. Ca. 380 n. Chr. H. 28 cm, L. 55 cm.

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Der Haushalt

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ie in Pompeji und Herculaneum gefundenen Gebäudereste und Gegenstände geben einen unvergleichlichen Einblick in d as tägliche Leben und haben nirgends in der antiken Welt ein Pendant | Abb. 113 |. Die beiden Städte wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt: Unter der Asche des Vesuvs begraben fanden sich die Straßen, Läden, Häuser der Reichen und Armen, ausnahmslos zerstört an jenem verhängnisvollen Augusttag des Jahres 79 n. Chr. Viele der Menschen konnten sich vor den tödlichen Dämpfen und der fallenden Asche nicht retten und wurden mitsamt ihren Besitztümern begraben. Im Jahr 1863 entwickelte der Ausgrabungsdirektor für Pompeji, Giuseppe Fiorelli, eine bemerkenswerte Methode, um die letzten Momente der Verstorbenen aufschlussreich darzulegen. Er ließ f lüssigen Gips in die Aushöhlungen füllen, die er un d seine Kollegen fanden. Die Masse füllte diese und auch wenn die Körper schon lange verfallen waren, so fand sich dennoch ihre Form in der zu Stein gewordenen Asche. Indem das Gestein abgetragen und die Gipsfiguren selbst ausgegraben wurden, traten so die toten und sterbenden Menschen beängstigend real wieder ans Tageslicht. In einem Fall wurde sogar ein angeketteter Hund, der offenbar als Haustier gehalten wurde, gefunden.

113 | Blick auf Hercula-

neum und den Vesuv.

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114 | Zeichnung eines

römischen Patrizierhauses. Peristyl

Tablinum Atrium Triclinium Impluvium Fauces

Cubiculum

115 | Atrium im »Haus

der Silbernen Hochzeit«, Pompeji. Mitte 1. Jahrhundert v. Chr.

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116 | Löwenkopfwasserspeier. Terrakotta. H. 15 cm.

Rechts: 117 | Peristyl, Casa dei Vettii, Pompeji. Mitte 1. Jahrhundert n. Chr.

Die Reichen der römischen Gesellschaft lebten in großangelegten Villen, deren Grundriss zumeist recht lang und schmal gestaltet war. Römische Häuser waren dabei nach innen orientiert | Abb. 114 |. So waren die Fenster auch nicht nach außen auf die Straße gerichtet, sondern eine hohe Mauer umgab den Wohnbereich und die innen liegenden Gärten. Die hier lebenden Familien bestanden nicht nur aus Blutsverwandten, vielmehr wurden auch die Sklaven, Dienerschaft und Erzieher der Kinder zur Familie gerechnet. Hinter dem Eingang des Hauses führte ein schmaler Gang, fauces (wörtlich »Rachen«), ins Innere des Hauses. Hinter diesem Gang lag das atrium, ein teilweise überdachter Hof, in deren Mitte ein rechteckiges Becken, das impluvium, eingelassen war | Abb. 115 |. Durch die darüber liegende Aussparung im Dac h, das compluvium, gelangten Licht, Luft und Wasser in d as Atrium. Das nac h innen in Ric htung dieser zentralen Öffnung geneigte Dach leitete Regenwasser über Wasserspeier aus Terrakotta in das darunter gelegene Becken. Oft wurden diese in Form von Tierköpfen angefertigt | Abb. 116 |. Der sehr hundsähnliche Löwenkopf, der hier dargestellt ist, ist ein durchaus typisches Modell und wurde sowohl in Rom, als auch in Latium und Pompeji häufig gefunden. Seine Herkunft kann zurückverfolgt werden ins südliche Italien und auf das griechische Festland, da hier löwenköpfige Wasserspeier aus Marmor – nur ohne die Vorderbeine wie in Italien üblich – weit verbreitet waren. In dem d argestellten Fall floss das Wasser zwischen den Vorderbeinen des Tieres heraus; in den griechischen Modellen floss es zumeist durch das Maul. Vom Atrium führten mehrere kleine Räume ab, die unter anderem als S chlafzimmer (cubiculae) genutzt wurden. Ebenso lag das Speisezimmer (triclinium) hinter dem Atrium. Der Begriff triclinium (drei Liegen) bezieht sich ebenfalls auf die griechische Sitte, nach der zum Symposion drei Liegen im rechten Winkel zueinander aufgestellt wurden, auf welchen man sich beim Gastmahl zum Es sen niederließ. Blickte man durch die Z entralachse des

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119 | Fensterscheibe.

Undurchsichtiges, bläulichgrünes Glas. Aus der Nähe Herculaneums. Ca. 1–70 n. Chr. Stärke 3 mm.

118 | Delphinfontäne.

Bronze. Aus Konstantinopel. 2.–3. Jahrhundert n. Chr. H. 23,5 cm, L. 30,5 cm.

Hauses, konnte man bis auf das am Ende des Hauses liegende Peristyl sehen | Abb. 117 |, ein von Säulenreihen umgebener Garten, von dem zum eist wiederum eine Reihe kleinerer Räume abging. In diesem Garten plätscherten Springbrunnen zwischen Büschen und Blumen. Die Tülle eines Brunnens kann verdeutlichen, wie diese funktionierten: Ein Delphin hat noch heute die Reste eines Wasserrohres in seinem Mund | Abb. 118 |. Die Büsche und Bäume, die heute in dies en Gärten gepflanzt sind, sind die gleichen, die auch in der Antike dort wuchsen. Archäologen konnten die Arten der in den Gärten gezüchteten Pflanzen feststellen, indem sie Gips in d as Wurzelwerk der nun verrotteten Pflanzen gossen, die wiederum Aushöhlungen hinterlassen hatten, ebenso, wie dies f ür die Menschen in Pompeji der Fall war. Indem sie das Wurzelwerk untersuchten, konnten sie die P flanzenart feststellen und so die Gärten originalgetreu anlegen. In den reicheren Häusern gab es bereits Glasfenster, welche oft in die Wände der Räume des Hauses eingesetzt wurden, die auf den Garten blickten. Diese Fensterscheiben waren zwar lichtdurchlässig, doch nicht transparent | Abb. 119 |, wie das Beispiel einer Scheibe aus Herculaneum zeigt. Natürliches Licht konnte durch das compluvium und durch das zum Himmel hin offene Peristyl in das Innere des Hauses eintreten, nach Einbruch der Dunkelheit wurden dann die Innenräume natürlich auch durch Öllampen erhellt (siehe Seite 83, Abb. 72). An den dreifüßigen Kerzenhaltern, deren Sockel oft als Tierfüße geformt waren | Abb. 120 |, waren die Lampen in einer solchen Höhe angebracht, dass sie den Raum weitläufig erhellten. In der Nähe des Eingangs wurde ein tintinnabulum aufgehängt | Abb. 121 | – ein onomatopoetischer Begriff, der den Klang kleiner Glocken nachahmt, die an Ketten herabhingen. Das tintinnabulum war ein Gegenstand, der Unheil abwenden und dem Besitzer Glück bringen sollte, und erschien in der Form eines Phallus, der das Haus und seine Bewohner beschützen sollte. Das dargestellte tintinnabulum besteht aus einem löwenbeinigen, geflügelten Penis.

120 | Dreibeiniger Lampen-

ständer (candelabrum). Bronze. 50 v. Chr. bis 70 n. Chr. Aus Torre Annunziata. H. 1,295 m.

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Ein Klumpen von Lampen

121 | Lampenklumpen. Ton. Gefunden in einem Turm der Stadtmauer von Ephesus, Türkei. 50–120 n. Chr. H. 14 cm, B. 11 cm.

Wenn Keramik gebrannt wird, muss jedes Einzelstück streng von dem danebenliegenden separiert sein, da sie sonst nicht mehr voneinander zu trennen sind und unbrauchbar werden. Dieses Risiko besteht besonders dann, wenn der Brennofen zu heiß ist, was vermutlich auch bei den vorliegenden neun Lampen der Fall war (Abb. 121). Durch zu hohe Temperaturen schmolzen sie zusammen und verzogen sich. Die Verzierungen sind nun nur noch auf der obersten Lampe erkennbar: ein Schoßhund, der auf einem Sofa liegt. Lampen wurden üblicherweise aus zwei Teilen zusammengesetzt, so dass die untere und die obere Hälfte zunächst getrennt hergestellt wurden. Dabei wurde der Ton in vorgefertigte Formen eingedrückt und angetrocknet, so dass er leicht zusammen-

schrumpfte. So konnte die Hohlform leicht entfernt werden; die zwei Hälften wurden nun zusammengesetzt und im Brennofen gehärtet. Viele Lampenformen sind nicht unbedingt mit höchster Sorgfalt ausgearbeitet, ihr Schmuck recht grob. Doch finden sich natürlich auch Ausnahmen, Lampen, die äußerst sorgsam gestaltet wurden, wie die bereits gesehene Gladiatorenlampe (Abb. 72). Bronzelampen sind in der Regel wesentlich feiner gestaltet und wirken deutlich eleganter. Jede Lampe hatte mindestens zwei Öffnungen: eine für den Docht und eine, die für das Befüllen der Lampe mit Öl und zur Belüftung notwendig war. Viele hatten zu diesem Zweck auch zwei Öffnungen, und einige hatten mehr als einen Docht. Das in den Lampen verwendete Öl war zumeist Olivenöl, doch wurde auch Rizinus- und Leinöl verwendet. Manche Lampen hingen von Ketten herab, während andere auf einem Bord oder einem Kerzenständer angebracht wurden (siehe Abb. 120).

Auch der Schwanz des Löwen ist als Phallus modelliert, sein eigener Penis überdimensioniert. Von diesem Phallus, den Flügeln und einem der Beine hängen die Glocken herab. Wir haben keine Kenntnis darüber, ob Männer und Frauen ein solches Objekt mit den gleichen Assoziationen betrachteten. Die beschützende Macht des Phallus wird auch durch Fingerringe beschworen, die v on Männern, Frauen und sogar Kindern getragen wurden.88 Ebenso wurden sie auf Tafeln eingeritzt, die an den Außenwänden des Hauses oder an Straßenecken angebracht waren. Darüber hinaus schützten auch die Laren die familia, Hausgötter, die oft in Form kleiner Statuetten aufgestellt und verehrt wurden. Die Pupillen eines bronzenen Lars | Abb. 124 | haben kleine Aushöhlungen, in welche vermutlich Einlagen eingesetzt waren. Er trägt eine Libationsschale und ein Trinkhorn, das in ein en Delphinskörper ausläuft. Er tritt uns in tanzender Position gegenüber, trägt Stiefel an den Füßen sowie eine Toga, die als cinctus

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Gabinus gerafft und in den Gürtel hochgesteckt ist, was dem Träger deutlich mehr Bewegungsfreiheit erlaubt als bei einer traditionell getragenen Toga. Der cinctus Gabinus war außerdem der K leidungsstil, welcher für bestimmte Rituale vorgeschrieben war (Liv. 5,46,2). Manchmal werden die L aren gemeinsam mit dem genius (so etwas wie ein »G eist«) des H auses abgebildet, wie zu erkennen auf dem Wandgemälde des lararium (Schrein der L aren) aus der Casa dei Vettii in Pompeji | Abb. 123 | Das Gesicht des genius ist ein Portrait des Hausbesitzers, der ein Trankopfer darbringt, indem er aus einer Schale eine Flüssigkeit auf den Boden gießt. Die Laren halten in ihren erhobenen Händen je ein Trinkhorn und gießen die Flüssigkeit in einen kleinen Eimer, den sie mi t der anderen Hand halten. Üblicherweise schlängeln sich ein oder zwei Schlangen zum Altar hin: Als Symbol für die Unterweltsgötter symbolisieren sie die Annahme des an sie gerichteten Opfers. Darüber hinaus nahmen die Römer auch von den Penaten an, dass diese das Haus beschützten. Ursprünglich galten sie als Beschützer des Vorrats, doch wurde ihre Funktion schon bald auf das gesamte Haus ausgeweitet. Die Penaten galten auch als die Schutzgottheiten des Gemeinwesens. Die ausführlichste Narrative diesbezüglich ist die des Aeneas, der die Penaten seines Hauses aus dem brennenden Troja rettete und ihnen in seiner neugegründeten Stadt in Italien einen Schrein baute, somit ihre erneute Schutzmacht beschwörend.

Oben links; 122 | Tintinnabulum. Bronze. 1. Jahrhundert n. Chr. H. 13,5 cm. Oben rechts: 123 | Lararium in der

Casa dei Vettii, Pompeji. 63–79 n. Chr.

124 | Statuette eines Lars.

Bronze. H. 15,5 cm.

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Frauen zu Hause

125 | Hochzeitssarkophag.

Marmor. Townley kaufte das Stück vom Bildhauer Carlo Albacini. H. 98,4 cm, B. 78 cm.

Die Rolle der Frau in der römischen Gesellschaft beruhte zum größten Teil auf ihrer Position als Ehefrau und Mutter. In der Öffentlichkeit hatten einige von ihnen, obwohl sie weder wählen n och jemals ein ö ffentliches Amt übernehmen durften, einen durchaus großen Einfluss, dies nicht nur auf ihre Männer, sondern auch auf Politik und Geschichte. Livia, die Frau des ersten Kaisers Augustus, ist hierfür ein Paradebeispiel. Sie mischte sich geradezu regelmäßig in die politischen Angelegenheiten ihres Mannes ein und ermöglichte schließlich die Thronbesteigung ihres Sohnes Tiberius als Nachfolger des Augustus. Auch Neros Mutter Agrippina war sich für keine Intrige zu schade, um ihren Sohn auf den Thron zu bringen, wie wir von Tacitus erfahren (besonders die Bücher 12 und 25 der Annales). Die Hochzeit war eines der Hauptereignisse im Leben der römischen Frau, da sie nun ihre eigene Familie verließ und Teil der Familie ihres Mannes wurde. Das römische Recht hielt verschiedene Riten für die Eheschließung bereit, abhängig von dem jeweiligen sozialen Status der beteiligten Personen. Darüber hinaus musste eine Reihe von sozialen Bräuchen beachtet werden. Diese umfasste das rituelle Bad der Braut und das Schneiden ihres Haares, durch welches, ebenso wie durch das neue Kleid, ihr Status als verheiratete Frau sichtbar wurde. Die oftmals noch sehr junge Braut übergab ihre kindlichen Kleider und ihr Spielzeug den Laren oder der V enus, während sie i hre neue Bekleidung anlegte. Das große Fragment eines Sarkophags aus bläulichem, griechischem Marmor | Abb. 125 | zeigt die Zeremonie des dextrarum iunctio, in dem sich Mann und Frau die rechte Hand reichen.89 Als Teil der Hochzeitszeremonie findet sich diese Geste oft in der Kunst dargestellt, vor allem auf Sarkophagen. Der Zeremonie folgte ein Opfer für Jupiter. Der auf dem R elief dargestellte Mann trägt die Toga und hält eine Schriftrolle in s einer linken Hand, möglicherweise den Ehevertrag. Die f rontal dargestellte Frau trägt ein griechisches Gewand, einen Chiton, und einen Schleier über Kopf und Schultern. Beide tragen Sandalen. Hinter ihnen steht eine Frau, die pronuba, die ihre Arme um d as Brautpaar legt. Sie is t eine bereits verheiratete Frau, die Trauzeugin, die sich um die Modalitäten der Hochzeit kümmert. Sie gilt als Stellvertreterin der Göttin Juno Pronuba, der Hochzeitsgöttin, und führt die Braut symbolisch zum Ehebett. Zur Linken, im Rücken des Bräutigams, stehen ein Mann und eine weitere Frau, von welcher jedoch nur noch die linke Hand erhalten ist. Ein Junge, Hymenaeus (der Gott der Hochzeitszeremonien), wird in der

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Mitte der Darstellung zwischen den Eheleuten gestanden haben, in der Hand eine brennende Fackel, deren Spitze noch auf dem rechten Schenkel der Frau zu erkennen ist. Die dargestellte Zeremonie ist die traditionellste und bei weitem förmlichste Hochzeitszeremonie, die Vereinigung zweier Bürger gleichen Standes. In den Häusern von Pompeji und Herculaneum wurden ebenso wie in Ägypten viele Gegenstände gefunden, die den F rauen des Hauses zuzuordnen sind, einige davon aus vergänglichem Material. Ein solcher Gegenstand aus Ägypten ist ein schwarz-beiger Lederpantoffel mit Stickereien in kontrastreichen Farben | Abb. 127 |. Ein anderer ist eine Parfümflasche in Form eines Schnürstiefels | Abb. 126 |. Die an der S ohle des Stiefels angedeuteten Schuhnägel wurden in Form eines Alphas und eines Omegas sowie einer Swastika (ein Hakenkreuz) angebracht, woraus sich schließen lässt, dass die Besitzerin sowie der Hersteller Christen gewesen sind und sich die Symbolik auf die Worte Jesu in Of fenbarung 1,8 bezieht: »Ich bin das Alpha und das Omega.« Die b eiden Buchstaben sind teilweise von der Swastika überdeckt, welche schon seit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) ein üb eraus gängiges Symbol für die Sonne war. Andere von Frauen benutzte Gegenstände umfassen Bronzenadeln, eine aus einem Knochen geschnitzte Anstecknadel mit dem Kopf einer Frau, sowie einen zweiseitigen Elfenbeinkamm | Abb. 128 |. In diesen sind in feingliedriger Handarbeit die B uchstaben des Namens MODESTINA eingelegt, gefolgt von einem VAEE , was wahrscheinlich für eine »tugendhafte, ausgezeichnete und bewundernswerte Frau« (Vxor Admiranda et Egregria) steht.90 Frauenschmuck wurde überall in der R ömischen Welt bei Ausgrabungen gefunden. Eine Goldkette mit wunderschönen, lavendel-farbi-

Links:. 126 | Parfümflasche in Form eines Stiefels. Terrakotta, Spätes 1. oder frühes 2. Jahrhundert n. Chr. Vielleicht aus Knidos. H. 12,5 cm. 127 | Lederschuh. Aus

Antinoopolis, Ägypten. L. 27 cm.

128 | Kamm der Modestina.

Elfenbein. Vermutlich 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. L. 12,7 cm.

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129 | Amethysthalskette.

3. Jahrhundert n. Chr. Rechts: 130 | Sklaven- oder Hunde-

marke. Bronze. 4. Jahrhundert n. Chr. Durchmesser 5,7 cm.

gen Amethyststeinen | Abb. 129 | ist ein herrliches Beispiel für den Schatz einer wohlhabenden Frau. Viele dieser Gegenstände sind auch auf Gemälden oder Statuen dargestellt (siehe Abb. 143). Ein völlig anderes »Schmuckstück« ist ein r under Bronzeanhänger | Abb. 130 |, welcher vermutlich von einer Sklavin getragen wurde – wenn nicht von einem Hund. Eingeritzt sind die Worte: Tene me ne fugia et revoca me ad domumnum [sic] evviventium in ara callisti. Die etwas un beholfene Formulierung lässt sich übersetzen mit: »Halt mich fest, damit ich nicht fliehe und führe mich zu meinem Herrn Viventius auf das Anwesen des Callistus zurück.« Die Öse, durch die eine Kette gezogen wurde, mit der der Anhänger um den Hals getragen werden konnte, ist abgebrochen und nicht mehr erhalten.

Kinder Damit ein Kind als Bürger und volles Mitglied der Familie gelten konnte, somit auch Erbansprüche hatte, musste es v om Vater anerkannt werden. Im Falle eines neugeborenen Jungen hing von der Anerkennung die Frage ab, ob der Junge selbst jemals pater familias, Familienoberhaupt, sein würde, in dessen Händen das Schicksal von Frau, Kindern, Klienten und Sklaven lag. Um ein Kind anzuerkennen, hob es der Vater nach der Geburt vom Boden auf; hierdurch nahm er es als s ein eigenes an und verlieh ihm damit alle Rechte, die durch eine solche Beziehung entstanden. Die alltägliche Fürsorge für Kleinkinder wurde in den reichen Familien normalerweise einer Sklavin anvertraut, die das Kind stillte und versorgte, bis es einem Erzieher übergeben wurde, der es im Lesen und Schreiben unterrichtete. Sowohl Jungen als auch Mädchen erhielten elementaren Unterricht; in manchen Fällen geht auch die Bildung eines Mädchens darüber hinaus, so dass wir durchaus von Frauen hören, die sich als Ärzte oder in anderen Berufen hervorgetan haben. Beweise für gebildete Frauen liefern auch die Fragmente der Briefe von Offiziersfrauen von Vindolanda, der Festung in Nordengland (siehe Kapitel 2).

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Ein aussagekräftiges Beispiel ist die Geburtstagseinladung einer Offiziersgattin an ihre Freundin in einem anderen Lager, die sie als »Schwester« anspricht (Seite 48, Abb. 43).91 In den wohlhabenderen Häusern waren die Erzieher oft überaus gebildete Griechen, die die Kinder zu Hause unterrichteten. Das S chreiben wurde erlernt, indem die Kinder ihre Buchstaben auf Wachstafeln ritzten | Abb. 131 |. Auch Erwachsene benutzten solche Tafeln, die leicht wiederverwendet werden konnten. Die hier dargestellte besteht aus vier Holzblättern und stammt aus Ägypten, in dessen Klima vergängliche Materialien leichter erhalten blieben. Auch Papyrus, dessen Stauden an den sumpfigen Ufern des Nils wuchsen, wurde zum Schreiben verwendet. Diese Stauden wurden der L änge nach aufgeschnitten, flachgeklopft und dann verklebt, um ein starkes, haltbares Material herzustellen. Unser Wort »Papier« leitet sich von diesem Papyrus ab, wenn auch Material und Struktur natürlich völlig andere sind. Ein dem Britischen Museum geliehenes Beispiel ist die Papyrusrolle, auf welcher eine Zeile aus Vergils Aeneis siebenmal niedergeschrieben ist: ein Zeugnis einer antiken Schreibübung.92 Für Kinderspiele gab es reichlich Gelegenheit, wie viele Funde aus dem gesamten Reich belegen. Durch die Gegebenheiten der Konservierung sind deutlich mehr Terrakottapuppen oder andere langlebige Spielzeuge erhalten, auch in Gegenden, in welchen organisches Material durchaus gut erhalten bleibt. Damit Gegenstände die Jahrhunderte überdauern, ist entweder ein überaus trockenes Klima wie das in Ägypten erforderlich, wo kaum eine Wechselwirkung mit Luft und Feuchtigkeit erfolgt, oder aber ein überaus feuchtes Klima, in welchem der Mangel an eindringendem Sauerstoff für den Erhalt sorgt. Eines dieser Spielzeuge ist ein

131 | Vier Blätter einer Holz-

schreibtafel mit Wachs. Ausgegraben von Sir Flinders Petrie in Hawara, Ägypten. H. 13,3 cm, L. 17 cm.

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wunderbares Bleikamel | Abb. 133 |, das, den Kopf weit nach vorne gestreckt, in der rennenden Bewegung überaus lebendig wirkt. Gelegentlich ist auch ein Stück aus weniger haltbarem Material überliefert, wie etwa die aus Knochen geschnitzte Puppe aus Ephesus | Abb. 132 |, die mit beweglichen Armen und Beinen ausgestattet war, die allerdings nicht erhalten sind. Das Haar der Puppe ist hochgesteckt und sie trägt eine Krone, wodurch sie einem Portrait der Sabina, der Frau Hadrians, sehr ähnelt. Ihr Schoß ist besonders hervorgehoben, nicht jedoch ihre Brüste. Neben dem Spielzeug finden sich auch Besteck und Möbelstücke, die speziell für den Gebrauch von Kindern oder für Miniaturweihungen angefertigt wurden. Auch Babysachen finden sich, wie etwa ein T errakottafläschchen, das mit dem bärtigen Gesicht eines Satyrs verziert wurde | Abb. 134 |.93 Kleine Öffnungen am oberen Ende verhinderten ein Überlaufen der Milch, während das Baby am unten angebrachten Loch saugte. In der römischen Welt waren alle möglichen Arten von Spielen beliebt. Es gab Würfel aus Knochen, Stein oder verschiedenen Bergkristallen,94 und sie konnten mitunter sehr groß oder auch, wie der facet tenreiche grüne Stein, mit römischen Ziffern versehen sein.95 Einer der Rymsdyck-Brüder liefert die überaus interessante Beschreibung eines römischen Würfels in einer Fußnote des ersten Kompendiums des Britischen Museum, Museum Britannicum, aus dem Jahr 1778:

132 | Puppe mit nicht mehr erhaltenen beweglichen Armen und Beinen. Knochen. Aus Ephesus. H. des erhaltenen Stückes: 10 cm.

*Würfel: Viele dieser Würfel, wie andere Antiquitäten auch, wurden an unterschiedlichen Orten des Reiches im Erdreich gefunden, von Soldaten verloren oder fallengelassen, die unter verschiedenen Kaisern dienten. […] Während ich damit beschäftigt war, diese antiken Würfel nachzuzeichnen und sie aufmerksam in meinen Fingern drehte, war ich am meisten beeindruckt davon, wie die Zahlen verteilt waren, so dass glücksbringende und unheilbringende Nummern sich jeweils gegenüberlagen; wurde zum Beispiel eine Sechs gewürfelt, lag die Eins darunter, und zählte man die gegen-

133 | Spielzeugkamel. Blei.

1. Jahrhundert n. Chr. Aus Unterägypten. H. 6 cm, B. 7,5 cm, L. 7,5 cm.

134 | Terrakottafläschchen

mit Satyrngesicht. L. 17 cm.

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überliegenden Zahlen zusammen, so ergaben sie in der Summe immer Sieben. […] Wir haben eine weitere Bemerkung zu den Würfeln: Diese waren immer in Form eines vollkommenen Quadrats geschnitten, ihre Kanten mit Sorgfalt ausgearbeitet und die Zahlen entsprechend der Additionssumme »Sieben« verteilt.96 (Glücks-)Spiel-Teile, oft aus Knochen oder Elfenbein hergestellt, tragen mitunter amüsante Markierungen: Male E[st] [»Pech«], VICTOR oder Nugator [»Schwätzer«].97 Auch Brettspiele sind noch erhalten, wie etwa ein es aus Stein mit neun kleinen Vertiefungen.98 Ebenso wurden auf den Schwellen oder Fußböden von Tempeln oder öffentlichen Gebäuden Brettspiele eingeritzt, um den Wartenden die Zeit zu vertreiben.

Essen, Ernährung und die Küche Untersucht man den A lltag in der r ömischen Antike, ist zu unterscheiden zwischen den materiellen Hinterlassenschaften, die in den H äusern und Städten gefunden wurden, und den Schriftzeugnissen der literarischen Tradition. Antike Autoren beschrieben selten Gegenstände oder den Gebrauch derselben, da sie ihnen und ihrem Publikum durch den täglichen Umgang nur allzu vertraut waren, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt. In seinem Satyricon gibt Petronius eine satirische und fast schon absurde Beschreibung eines nahezu unmöglich aufwendigen Dinners des üb er die Maßen wohlhabenden Freigelassenen Trimalchio. Man erhält schnell einen Eindruck für den schon lächerlich hohen Aufwand, der für dieses Mahl betrieben wurde: Unserem Beifall folgte ein Gericht, dessen Größe weit unter unserer Erwartung an unseren Gastgeber blieb, das aber durch seine Ausgefallenheit alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine runde Platte trug nämlich die zwölf Tierkreiszeichen rundum angeordnet, und auf jedes hatte der Koch das zugehörige und zum Wesen passende Gericht gelegt: auf den Widder Kichererbsen, auf den Stier ein Stück Rindfleisch, auf die Zwillinge Hoden und Nieren, auf den Krebs einen Blumenkranz, auf den Löwen eine afrikanische Feige, auf die Jungfrau die Gebärmutter einer Jungsau, auf die Waage eine echte Waage mit einer Torte in der einen und einem Käsekuchen in der anderen Schale, auf den Skorpion Langusten, auf den Schützen einen Augenpicker, auf den Steinbock einen Hummer, auf den Wassermann eine Gans, auf die Fische zwei Meerbarben. In der Mitte aber lag ein mitsamt den Kräutern ausgestochenes Rasenstück und darauf eine Honigwabe. […] Plötzlich spielte das Orchester eine andere schwungvolle Weise, zu der vier Diener im Tanzschritt hereinkamen und das Oberteil der Platte lüfteten. Nun fanden wir darunter fette Masthühner, Saueuter und in der Mitte einen Hasen mit Flügeln versehen, der aussah wie ein kleiner Pegasus. Auch bemerkten wir in den Ecken der Platte vier kleine Boote, die gefüllt waren mit Bratensoße; alle waren sie geformt nach dem Abbild des Satyr Marsyas. Die Tüllen waren in die Form eines Phallus gebracht worden und die würzige, heiße Soße tropfte auf mehrere Fische, die wie in einer Lagune auf dem Tablett schwammen.99

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135 | Samische Vase mit einem rennenden Hund. Ton. 2. Jahrhundert n. Chr. Aus Felixstowe, Suffolk. H. 18,5 cm.

Raffinierte Menus wie dieses wurden, wenn wohl auch nicht ganz so umfangreich, in den Häusern der Reichen auf Silbertellern und -tafeln serviert. Da derartige Funde aber so selten sind, sind sie überaus wertvoll. Einer davon, der Chaourse Schatz, umfasst neununddreißig aus Silber gefertigte Einzelteile, die 1883 in Frankreich gefunden wurden. Darunter befanden sich zehn Becher, eine kannelierte Schale zum Händewaschen, ein großes, swastikaverziertes Tablett und ein Teller, in dessen Mitte das Bildnis Merkurs prangte.100 In der Vergangenheit wurde den reichen Sammlungen der kaiserlichen Paläste weitaus mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht, doch liegt der F okus heute genauso auf den alltäglichen Gegenständen des normalen Haushalts, die während der Ausgrabungen zu Tage treten. Dies können ebenso reliefverzierte Keramikvasen sein wie Nähnadeln aus Eisen oder Bronze, Würfel oder Brettspiele. In dieser Hinsicht sind die in Pompeji und Herculaneum gefundenen Gegenstände hervorragende Modelle, die ein b esseres Verständnis der auf Ausgrabungen im gesamten Reich gefundenen Haushaltsgegenstände ermöglichen. Schalen werden häufig gefunden. Sie konnten sowohl als Trinkgefäße, als Suppen- oder Eintopfschalen oder Schüsseln für Nüsse und Oliven fungieren. Handgeschöpfte Beispiele mit Reliefverzierungen stammen zumeist aus Gallien (dem heutigen Frankreich) oder auch Italien. Ihren Namen »arretinische Keramik« erhielt sie von der Stadt Arretium, dem modernen Arezzo, wo die Technik zu ihrer Herstellung entwickelt wurde. Dabei imitieren die gün stigeren Tongefäße oft den S chmuck und die B ildwelten teurer Silbergefäße. Die sogenannte Samische Vase mit den rennenden Hunden | Abb. 135 | ist ein wunderbares Beispiel eines Gefäßes aus hochpoliertem, rötlichem Ton, vermutlich in Imitation eines Metallvorbilds angefertigt. (Die B ezeichnung als »samisch« ist eine Fehlinterpretation, die auf der inzwischen lange überholten Meinung beruht, dass diese Art Gefäße auf der I nsel Samos hergestellt wurden.)101 Die Vase wurde freihändig in Barbotine-Technik hergestellt, indem mit Hilfe einer Spritztüte der Ton auf die Oberfläche gedrückt wird, wodurch das Design wesentlich fließender wirkt als ein durch Abdruck hergestelltes Reliefbild. Wiederum sind Teile der Verzierung abgefallen, da der zusätzlich angebrachte Ton nicht fest genug hielt, wie dies b ereits bei der Tonvase aus Colchester festgestellt werden musste (Seite 91, Abb. 81). Das B ritische Museum besitzt mehrere Abgussformen für Samische Vasen und Lampen. Diese trugen, ebenso wie Teile der Arretinischen Keramik, oft den Werkstattstempel des Herstellers.102 An den Straßenecken von Pompeji und Herculaneum müssen sich eine Vielzahl von thermopolia oder Imbissstuben befunden haben. Hier wurden dem Laufpublikum warme

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136 | Speisefische. Boden-

mosaik. Ca. 100 n. Chr. H. 1,04 m, B. 89 cm.

Suppen und ein B echer Wein, kleine Mahlzeiten und Imbisse gereicht, während diese ihren täglichen Geschäften nachgingen. Ähnliche Fastfood-Küchen finden sich in fast allen Gebieten des Römischen Reiches, besonders in Ostia, wo Terrinen und Becher ausgegraben wurden, die in dies en Küchen in B enutzung waren. Das steht allerdings im Gegensatz zu den Beschreibungen der f ormellen Abendmahlzeiten der literarischen Tradition, in welchen sich die Gäste auf Sofas niederließen und das Essen mit Muße und Genuss zu sich nahmen, wie es am deutlichsten durch Petronius in s einem bereits erwähnten Werk beschrieben wurde. Die moderne Archäologie findet Spuren von Lebensmitteln in gut erhaltenen Töpfen und Geschirr; ebenso können durch das Flotationsverfahren Spuren von Samen wiedergefunden werden, die Rückschlüsse darüber erlauben, was angebaut und gegessen wurde. Darüber hinaus geben Wandbilder und Mosaike Auskunft über Lebensmittel und die Ernährung. Die der a ntiken Campanier gleicht im G roßen und Ganzen der h eutigen: Wein, Getreide und Fischgerichte. Ein Mosaik | Abb. 136 |, das vermutlich in den B oden

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137 | »Kaiserin«-Pfefferstreuer aus dem HoxneSchatz. Hohlgegossenes Silber, teilweise vergoldet. Aus Hoxne, Suffolk. Im 5. Jahrhundert n. Chr. vergraben. H. 10,3 cm.

eines Tricliniums eingelassen war, zeigt eine Anzahl schmackhafter Fische, einschließlich eines Tintenfischs, einer Languste, Rotbarbe und Muräne, alles Fischsorten, die auch von antiken Autoren genannt werden. Weitere der hier a bgebildeten Fische sind Zahnbrasse, Goldbrasse, Seebarsch, Sägebarsch, Meerdrossel, Meerjunker und Skorpionfisch. Ein solches Mosaik wird den Gästen vermittelt haben, dass in diesem Haus kein Mangel an Fischgerichten herrschte, auch wenn einige der Arten über lange Wege und für teures Geld beschafft werden mussten. Für Mahlzeiten dieser Art hatten die Griechen eine besondere Art des Geschirrs entworfen, die sogenannte Fischplatte, deren Ränder höher waren als die M itte, wo sich eine kleine runde Vertiefung befand, so dass sich die üb er die Fis che gegossene Soße hier s ammeln konnte. Auch für den Verzehr der b eliebten und bereits erwähnten garum-Soße wird eine solche Platte benutzt worden sein. Knoblauch, Dill und andere Kräuter und Gewürze werden den Fischgerichten Geschmack und Aroma verliehen haben. Fischteiche, piscinae genannt, waren in den reicheren Häusern nicht unüblich; der K aiser Tiberius unterhielt sogar Teiche für Süßwasser- und Salzwasserfische in s einer südlich von Rom angelegten Villa in Sperlonga.103 In Großbritannien konnte eine große Anzahl wertvoller Silberstücke aus der Römerzeit gefunden werden, von denen der spektakulärste Fund der bereits genannte Hoxne-Schatz war. Dieser wurde 1992 entdeckt und bestand aus fast 15 000 Silbermünzen (siehe Abb. 62 und Seite 1) sowie zweihundert aus Gold und Silber gefertigten Gegenständen aus dem frühen 5. Jahrhundert n. Chr. Eines der schmuckvollsten Teile dieses Schatzes ist ein silberner Pfefferstreuer | Abb. 137 | in Form von Büste und Kopf einer gekrönten Frau, vermutlich einer Kaiserin. Teile des Pfefferstreuers sind vergoldet: die Säume und Kragen ihres Kleides, Armbänder und Ketten, ihre Haare, Augen, Mund und die Buchrolle, die sie in der link en Hand hält. Das s ogenannte piperatorium war das Gebrauchsgefäß für den teuren Pfeffer, das aus dem fernen Indien ins Römische Reich kam. Innen hohl, war der Streuer mit einer kleinen Scheibe an der Unterseite versehen, welche zum Befüllen und zum Streuen des Pfeffers entfernt werden konnte und wieder eingesetzt wurde, wenn der Pfefferstreuer nicht in Gebrauch war. Der Streuer, der auf vier kleinen Sockeln steht, ist einer von vieren, die im Hoxne-Schatz gefunden wurden. Der Schatz enthielt außerdem eine Anzahl von Löffeln, von denen einige Teile vergoldet waren | Abb. 138 |. Ein Set von neunzehn zusammengehörigen Löffeln ist darunter, bei denen jedes Stück ähnliche Verzierungen der L öffelschalen mit Hippokampen und anderen Seewesen aufweist. Die Gruppe umfasst elf l angstielige Löffel, sechs mit Vogelkopfgriffen und zwei, deren Griffe in Form von Delphinköpfen gestaltet wurden und deren Laffen kleine Perforationen aufweisen. Der Schatz wurde vermutlich in der Hoffnung vergraben,

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138 | Löffel aus dem Hoxne-

Schatz. Aus Hoxne, Suffolk. Im 5. Jahrhundert n. Chr. vergraben. L. der größeren Löffel: ca. 13,5 cm.

dass die Familie eines Tages zurückkehren und ihn wieder in B esitz nehmen könne, was ihnen offensichtlich jedoch nicht vergönnt war. Im Gegensatz zu diesen wertvollen und schön verzierten Gegenständen wurden rund um den Vesuv und in Ägypten eine Anzahl gänzlich mondäner Haushaltsgeräte gefunden: Bronzesiebe, Pfannen und Backformen.104 Manchmal haben Forscher versucht, aus dem Gebrauch von Luxusgegenständen den Gebrauch von Alltagsgegenständen abzuleiten, doch geht die neuere Forschung immer mehr dazu über, die billigeren Objekte der Durchschnittshaushalte in den Mittelpunkt zu stellen. Ein solches Stück ist zum Beispiel die Holzbürste | Abb. 139 | mit wenigen no ch vorhandenen Borsten. Diese wurde in Ägypten gefunden, könnte jedoch ebenso gut aus jedem heutigen Haushalt stammen. 139 | Scheuerbürste.

Holzgriff mit Borsten. Aus Sedment el Gebel (bei Herakleopolis), Ägypten. L. 15,5 cm.

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Gesundheit, Tod und Jenseits

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as Gesundheitswesen der R ömer war, glaubt man dem a ntiken Autor Plinius dem Älteren (Naturgeschichte 29,6–8), überraschend rustikal, zumal es auch keine Auflagen gab, die den Arztberuf oder die Verordnung von Medizin beschränkten. Vielmehr berichtet Plinius davon, dass viele Ärzte mehr für ihren Reichtum als f ür ihre Heilkunst berühmt waren. Krankheiten wurden oft von Männern behandelt, die griechische Medizin studiert hatten und oft selbst Griechen waren. Viele von ihnen waren Sklaven oder Freigelassene; von Iulius Caesar wissen wir, dass er diese nach Rom lockte, indem er ihnen das römische Bürgerrecht versprach. Der Grabstein des athenischen Arztes Jason konnte durch die griechische Inschrift identifiziert werden | Abb. 140 |. Es zeigt ihn als älteren Mann auf einem bequemen Stuhl sitzend. Er trägt griechische Kleidung und untersucht einen nackten Jungen mit gewölbtem Bauch, der erwartungsvoll zum Arzt aufblickt. Zur Rechten liegt ein überdimensionierter Saugnapf auf dem Boden, mit welchem Blut abgenommen wurde. Dieses Mittel wurde üblicherweise bei Entzündungen eingesetzt. Der Napf wurde dabei mit kochend heißem Wasser ausgespült und dann über die Wunde oder Entzündungsstelle gelegt. Indem er abkühlte, bildete sich ein Vakuum, durch welches das Blut aus dem K örper gezogen wurde. Auch wenn der Stein in Athen gefunden und in Erinnerung eines Griechen errichtet wurde, so ist er doch ein Zeugnis der römischen Zeit (datierbar ins 2. Jahrhundert n. Chr.) und zeigt die anhaltende Wirkmächtigkeit griechischer Kultur, Wissenschaft und Medizin unter römischer Herrschaft.105 Zur Heilung von Krankheiten wurden oft Bäder verordnet. Antike Schriftsteller empfehlen diese, beziehungsweise den kompletten Verzicht auf Bäder, je nachdem, welche Krankheit behandelt werden sollte. Galen, ein Arzt des 2. Jahrhunderts n. Chr. aus dem kleinasiatischen Pergamon, hinterließ ausführliche medizinische Schriften und verweist des Öfteren auf den heilenden Effekt eines Bades. Auch Briefe Plinius des Jüngeren sprechen von einem kranken Mann, der sich im Traum baden sah.106 Nach den in P ompeji und Herculaneum gefundenen medizinischen Instrumenten zu urteilen, war die Gerätschaft, die in der Medizin verwendet wurde, bereits erstaunlich weit fortgeschritten. Den Wohlhabenden und Einflussreichen standen alle Arten medizinischer Behandlung zur Verfügung, die Ärm eren aber mussten sich auf ihren Glauben und ihre Geduld sowie auf die wenigen traditionellen pflanzlichen Heilmittel verlassen. Innerhalb einer gängigen medizinischen Instrumenten-Sammlung sticht besonders ein bronzenes Rektalspekulum hervor | Abb. 141 |, das wie eine Zange fungierte. Es zeigt, wie s ehr man

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140 | Grabstein des atheni-

schen Arztes Jason. Marmor. 2. Jahrhundert n. Chr. Athen. H. 79 cm, B. 56 cm.

141 | Medizinische Instru-

mente, einschließlich Rektalspekulum rechts oben. Bronze. 1. Jahrhundert n. Chr. Vermutlich ausgegraben in Italien. L. 9,5 cm.

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142 | Körperteilvotive. Terrakotta. 3.–1. Jahrhundert v. Chr. Gebärmutter: 18 cm. Brust, Ohr und Auge.

sich bemühte, medizinische Probleme auf eine Art und Weise zu verstehen und anzugehen, die schon fast modern anmutet. Andererseits wurden Nachbildungen von Körperteilen aus Ton | Abb. 142 | in fast schon abergläubischer Art und Weise verwendet, indem der Betroffene diese den Göttern als Gaben darbrachte und von diesen Heilung hierfür erwartete. Abgebildet sind eine Gebärmutter, ein Ohr, ein Auge und eine Brust. Ebenso finden sich Gedärme unter den Nachbildungen. Diese Tonfiguren konnten auch als Dank im Heiligtum hinterlegt werden, nachdem die Genesung erfolgt war. Ein großer Teil des überlieferten Materials aus der Römerzeit beschäftigt sich mit den Themen Tod und Begräbnis. Ob die B estattungsriten einer bestimmten Familie nun Erdbestattung oder Verbrennung vorsah – beides kann als gängige Praxis im Römischen Reich seit dem frühen 2. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen werden –, die Ehrung des Verstorbenen wurde gleichermaßen aufwendig betrieben und zwar in der b esten Variante, die sich die Hinterbliebenen leisten konnten. Sowohl Ascheurnen als auch Särge wurden in den eh emaligen Ländern des R eiches reichlich gefunden, darüber hinaus geben Grabsteine Auskunft über Leben und Leistungen der hier Begrabenen. Gegenstände des täglichen Lebens finden sich oft als Grabbeigaben, was auf der Üb erzeugung beruht, dass der Tote diese Dinge auch nach seinem Tod noch benötigen würde. Diese Praxis reicht bis in die Vorzeit zurück und findet sich in verschiedenen Kulturen. Ein typisches Männergrab konnte militärische Ausrüstungsgegenstände enthalten, das einer Frau Schalen und Kochutensilien oder Schmuck; wurde ein Kind begraben, gab man diesem oft Spielzeug oder eine Puppe mit auf den Weg. Die römischen Nekropolen befanden sich entlang der großen Ausfallstraßen der Städte. Innerhalb der Stadtmauern durfte es keine Gräber geben, da die rituelle Reinheit der Stadt bewahrt werden musste, die durch die Gegenwart der Toten zerstört worden wäre. In Rom kann man auch heute noch an der Via Appia, die außerhalb der Stadtmauer nach Süden führt, die Gräber längst verstorbener Römer sehen. Eine Beschreibung des amerikanischen Autors Nathaniel Hawthorne107 zeichnet ein lebhaftes Bild von verfallenen Gräbern, Hausbesetzern und Bars entlang der alten Straße:

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Eine reich geschmückte Dame Grabmonumente aus Palmyra in Syrien haben einen ganz und gar eigenen Charakter. Im Kalksteinrelief werden hier Bilder der Verstorbenen als Einzelpersonen oder als Paar angebracht. In gewisser Weise sind diese Bilder individuelle Portraits, die Verstorbenen werden darüber hinaus mit ihren Namen in den begleitenden aramäischen Inschriften genannt. Dennoch haben sie eine unleugbare Ähnlichkeit, die sie alle miteinander verbindet. Derlei Grabsteine gehörten den reichen Einwohnern der Stadt, die in den Nischen größerer Gruften beigesetzt wurden; oftmals fanden im Laufe der Jahre mehrere Dutzend Personen ihre letzte Ruhestätte in diesen Gräbern. Der Grabstein der Tamma, Tochter des Schamschigeram, zeigt eine schöne junge Frau, in feine

Kleider und edlen Schmuck gehüllt, darunter ein Diadem, Ohrringe, eine Brosche, Kette, Armreifen und Ringe (Abb. 143). (Viele römische Gräber enthielten die Schmuckstücke selbst als Grabbeigaben für die Toten.) Tamma hält eine Spindel sowie einen Spinnrocken zum Wollespinnen in der einen Hand, die andere hält den Saum ihres Mantels. Ihr Haar ist elegant nach hinten frisiert, nur ein paar einzelne Locken fallen über ihre Schultern nach vorne. Die ausgehöhlten Teile des Reliefs, wie zum Beispiel die Details der Ohrringe, wurden durch einen kleinen Bohrer in den Stein gebracht. Die recht flache Ausführung vor allem der Hände und der spezifischen Merkmale sowie der recht geradlinige Verlauf der Falten und Verzierungen sind typisch für den palmyrenischen Stil.

143 | Palmyrenischer

Grabstein der Tamma, Tochter des Schamschigeram. Kalkstein. Aus Palmyra. Ca. 100–50 n. Chr. H. 50 cm.

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Die ersten ein oder zwei Meilen nach dem Stadttor S. Sebastiano ist diese berühmte alte Straße genauso trostlos und unangenehm wie die meisten anderen römischen Wege. Sie zieht sich mit kleinen holperigen Pflastersteinen zwischen Ziegel- und Lehmmauern dahin […] Hin und wieder zeigt sich ein tristes Wirtshaus oder eine Schenke […], wo die Gäste sich an saurem Brot und Ziegenkäse laben, die sie mit einem reichlich herben Wein hinunterspülen. Die Straße entlang erheben sich in kurzen Abständen die Ruinen antiker Grabstätten. Heutzutage ist ein solcher Bau nur noch eine riesige Hügelmasse aus zerbrochenen Ziegeln, Steinen, Kieseln und Erde, die von der Zeit zu einem einzigen Gebilde zusammengeschmolzen sind, so dicht und unzerstörbar, als ob jedes dieser Gräber aus einem einzigen Granitblock bestünde. […] Die Gräber entlang der Via Appia waren für die Mitglieder der reichen und berühmten Familien Roms angelegt worden, wie etwa das Grab einer Caecilia Metella, eine von mehreren Frauen des gleichen Namens innerhalb dieser Familie. Eine frühere war mit Sulla verheiratet gewesen, dem Feldherrn und Diktator Roms, der nach dem Sieg im Bürgerkrieg über Marius in der S tadt herrschte (siehe Seite 22).108 Einer späteren Caecilia Metella wurde um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eben jenes monumentale Grabmal an der Via Appia errichtet | Abb. 144 | . Die runde Bauform, die die ursprüngliche tumulus-Form etruskischer Gräber aufnimmt, war für große Teile römischer Gräber der republikanischen Zeit durchaus üblich. Die Z innen am Dach des Grabgebäudes stammen aus dem M ittelalter und wurden nachträglich angebracht, doch der Rest des Gebäudes gehört zur ursprünglichen Bausubstanz aus Travertin außen und Bruchstein innen. Lord Byron beschreibt das Grab in Childe Harolds Pilgerfahrt mit den folgenden Worten: Was ragt der alte Thurm dort, und verwittert? Gleich einer Feste, rings gehüllt in Stein An der der Krieger Wuth machtlos zersplittert, Steht er, halb zwar zerstört, stolz und allein! Rings hüllt ihn tausendjähr’ger Epheu ein, Der Ewigkeit Guirlande, um den Bau, Dem zeitzernagten, frischen Schmuck zu leih’n. Wozu ragt er so alt und ernst und grau? Verbarg man Schätze dort? Das Grab ist’s einer Frau!109 Das Gedicht fährt noch einige Zeit damit fort, sich Gedanken über Caecilia Metella zu machen. Auch das Grabmal des Augustus ist dem runden Tumulusgrab nachempfunden, ebenso wie das des Hadrian, die heutige Engelsburg. Grabrituale unterschieden sich je nach Landschaft und Tradition, eine Praxis sah vor, eine Bronzemaske über das Gesicht des Toten zu legen. Eine solche Maske, das Gesicht einer Frau zeigend | Abb. 145 |, wurde in einem Grab in der Nähe von Nola bei Neapel gefunden. Dies scheint eine Parademaske der R eiterei zu s ein, die z u Lebzeiten bereits in G ebrauch war, worauf Öffnungen für Mund und Augen schließen lassen. Ein s chmaler Bronzering

Links: 144 | Die Via Appia mit

dem Grabmal der Caecilia Metella, Rom. Ca. 20 v. Chr.

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145 | Parademaske. Bronze.

Gefunden in einem Grab bei Nola. 2. Jahrhundert n. Chr. H. 25 cm.

146 | Gesichtsmaske. Verzinnte Bronze. Gefunden in Aintab, Syrien. Ca. 100 n. Chr. B. 27,5 cm.

markiert die Pupillen. Efeu rankt sich um die Seiten, über den Ohren sitzen Kammmuscheln. Die Maske wurde oft für die einer Amazone gehalten, einer legendenhaften Kriegerin, die diese bei Schaukämpfen zwischen Griechen und Amazonen getragen hätte. Auf jeden Fall findet sie i hre sekundäre Verwendung als Totenmaske für die hier begrabene Person. Eine zweite Maske | Abb. 146 | aus Bronze mit einer dünnen Zinnlegierung wurde verflacht, um sie als T otenmaske zu v erwenden. Der Künstler hatte sich offensichtlich viel Mühe gegeben, die H aarstruktur sorgfältig nachzuarbeiten: Kleine Locken fallen in die Stirn und etwas längere auf die Wangen. Wiederum lassen Aussparungen für Mund, Augen und Nase annehmen, dass die Maske schon zu Lebzeiten des Begrabenen in Gebrauch war. Die etruskischen Vorfahren praktizierten die Verbrennung ihrer Toten, benutzten aber ebenso Sarkophage für die Ganzkörperbestattung. Die meisten Römer der Republik und der frühen Kaiserzeit wurden verbrannt und ihre Asche in Urnen gefüllt, die dann entweder begraben oder in überirdischen Grabmälern hinterlegt wurden. In der f rühen Republik war die Verwendung von Gesichtsurnen weit verbreitet, also Aschebehältern aus Ton, auf deren Oberfläche Gesichter angebracht wurden | Abb. 147 |. In diesen Fällen wird das Gesicht wahrscheinlich stellvertretend für die ganze Person gestanden haben. Der Töpfer gab sich auf jeden Fall die größte Mühe, außer der dreidimensional gestalteten Nase, den Augen und dem Mund auch Augenbrauen, Bart und Ohren anzudeuten. Knochen und Asche

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Links: 147 | Gesichtsurne für die

Asche des Toten. Ton. Aus Colchester, Essex. 2. Jahrhundert n. Chr. H. 30 cm.

148 | Kugelförmige Urne, mit

erhaltenen Knochen befüllt. Bläulich-grünes Glas. Ca. 50–200 n. Chr. H. 30 cm.

des Verstorbenen wurden nach der Verbrennung in vielen F ällen in ganz normale Behälter gefüllt, gelegentlich auch in Glasvasen, die, nachdem sie zunächst als durchaus alltägliche Haushaltsgegenstände gedient hatten, nun zu Graburnen umfunktioniert wurden. Eine solche Vase ist die bläulich-grüne Glasurne, kugelförmig mit Griffen und einem eingesetzten Deckel, in w elcher nach wie v or Knochen sowie Teile des Totentuchs zu finden sind | Abb. 148 |. Ein wunderbares Beispiel einer Marmorurne ist die der B ovia Procula | Abb. 149 |.110 Sorgfältig ausgearbeitete Efeublätter ranken aus einer unter der Inschrift aufgestellten Vase hervor, in den R anken haben sich Vögel niedergelassen, die a n den B eeren picken. Die I nschrift lautet: DIS • MANIBVS BOVIAE • L • F PROVULAE MATRI • MISERRIM

Den Göttern der Unterwelt [Geweiht der] Bovia Procula, Tochter des Lucius Der unglücklichen Mutter Auch in überaus formalen Texten wie diesen spürt man den Schmerz, den der Tod auslöst.

149 | Brandurne der Bovia

Procula. Marmor. 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. H. mit Deckel 33 cm, Durchmesser 24 cm.

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Dagegen ist die rechteckige Brandurne der Vernasia Cyclas | Abb. 150 | in einer gänzlich anderen Art und Weise gestaltet und ist im Design wesentlich architektonischer. Dennoch ist sie genau wie andere Urnen innen hohl, so dass sie die Asche des Verstorbenen aufnehmen konnte. Errichtet wurde sie vom Ehemann Vitalis, der anscheinend ein Freigelassener des Kaisers war, vermutlich sein Schreiber. Er ist gemeinsam mit seiner Frau auf der Urne dextrarum iunctio dargestellt, also in der Geste des Rechte-HandReichens, der typischen Darstellung des Heiratsrituals (siehe Seite 124, Abb. 125). Beide stehen in einem kleinen Heiligtum, das mit einem Kranz im Giebel verziert ist. Das Motiv ist auf dem Deckel der Urne wiederholt, auf dem Delphine die Ecken schmücken. Bild und Inschrift werden gerahmt von vergleichsweise überdimensionierten Fackeln, von denen eine Girlande und Bänder herabhängen. Da diese Art Urne normalerweise in einer Nische des Grabmals aufgestellt wurde, ist die Rückseite nicht verziert worden. Die beiden Seiten der Urne tragen jeweils einen Baum im Flachrelief, die jedoch bereits mit deutlich weniger Sorgfalt ausgearbeitet wurden als die sichtbare Frontseite. Die Inschrift berichtet von dem f rühen Tod der Vernasia, einer guten und treuen Ehefrau: Vernasia Cyclas, der besten Ehefrau, kaum siebenundzwanzig Jahre alt, [weiht] Vitalis, Freigelassener des Kaisers, der Schreiber [diese Urne].

150 Brandurne der Vernasia |

Cyclas. H. 51 cm, B. 34,2 cm.

Die drei zwischen den Figuren befindlichen Buchstaben FAP stehen wahrscheinlich für Fidelissimae (die treueste), Amantissimae (die liebevollste) und Pientissimae (die ergebenste). Die zu beiden Seiten abgebildeten Fackeln verweisen auf den alten Brauch des Tragens von Fackeln bei den nächtlichen Bestattungsritualen, eine Praxis, die weiter Bestand hatte, auch als Bestattungen schon längst tagsüber vollzogen wurden. Die Delphine sprechen von dem weitverbreiteten Glauben, dass diese Tiere die Seelen der Verstorbenen zu den Inseln der Seligen brachten.111 In ihrer linken Hand hält die F rau eine Frucht, einen Apfel oder Granatapfel. Da dieses Symbol Leben und Fruchtbarkeit repräsentiert, lässt sich, mit Blick auf das junge Alter der Frau, annehmen, dass sie im Kindbett gestorben ist.

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151 | Grabrelief des Lucius

Antistius Sarculo und der Antistia Plutia. Marmor. H. 65 cm, B. 95 cm.

152 | Grabstein des Marcus

Cocceius Nonnus. Sandstein. Frühes 2. Jahrhundert n. Chr. Aus einem Grab aus der Nähe des römischen Kastells bei Old Penrith, Cumbria. H. 2,2 m.

Grabsteine und Sarkophage Sowohl in der R epublik als a uch während der K aiserzeit war es üblic h, dass Familien ehemaliger Sklaven (Freigelassene) einen gemeinsamen Grabstein errichteten, der oftmals die B ildnisse der Verstorbenen trug. Ein B eispiel hierfür | Abb. 151 | erinnert an Lucius Antistius Sarculo und seine Frau Antistia Plutia, eine Freigelassene. Der Grabstein selbst wurde von zwei ihrer eigenen Freigelassenen errichtet, um die V erstorbenen zu ehren. Der Hintergrund ihrer Bildnisse stellt jeweils eine Jakobsmuschel dar, umrandet von je ein em Kranz. Die N ase des Antistius wurde zunächst ergänzt, die R eparatur jedoch wieder r ückgängig ge-macht, so dass man die glatte Fläche erkennen kann, auf welcher der Restaurator die neue Nase anbrachte; die ebenfalls ergänzte Nase der Frau ist nach wie vor intakt. Der Haarknoten (nodus) der Frau, der üb er ihrer Stirn sichtbar ist, war entweder unvollständig ausgearbeitet oder aber absichtlich grob belassen, da er später mit Farbe versehen werden sollte. Kleine Löcher in ihren Ohrläppchen zeigen, dass sie Ohrringe trug. Der s chon ältere Mann hat einen recht dünnen Hals und sein Gesicht markante Züge. Bekannt ist das Relief bereits seit 1510, als es in die Wand eines Hauses in Trastevere in Rom eingesetzt wurde.112 Grabsteine konnten auf viele Ar ten beschriftet oder verziert werden, um die Verstorbenen zu ehren. Das große Sandsteingrabmal für Marcus Cocceius Nonnus, mit sechs Jahren verstorben, zeigt den J ungen als siegreichen Wagenlenker, in der ein en Hand eine Peitsche, in der a nderen einen Palmwedel, das Symbol für den Sieg | Abb. 152 |. All diese Symbole sollen vermitteln, dass der Junge durch den Ruhm des Siegers den Tod bezwang. Das Grabmal ist ein vorzügliches Beispiel für eine recht grobe Ausarbeitung gängiger Themen durch einen nicht allzu

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153 | Bestattungstruhe

der Eppia. Marmor. Aus Ephesus, Türkei. H. 44 cm, B. 84 cm, L. 79 cm.

talentierten Bildhauer und wurde am Ende der römischen Welt, im Nordwesten Englands gefunden. Nur einige wenige Striche deuten den Faltenwurf des G ewandes an. Darüber hinaus brachte der Bildhauer horizontale Linien im Textfeld an, um die I nschrift einigermaßen geradlinig in den w eichen Stein einzugravieren. Die Inschrift lautet: »Den Göttern der Unterwelt. Hier liegt Marcus Cocceius Nonnus, sechs Jahre alt.« Werkzeugspuren im Hintergrund wurden wahrscheinlich durch einen Gipsüberzug ausgeglichen. Der Familie des Verstorbenen wurde vermutlich unter dem Kaiser Marcus Cocceius Nerva (96–98 n. Chr.) das Bürgerrecht verliehen, weshalb sie, der Sitte folgend, den Namen des Kaisers dem eigenen Familiennamen hinzufügten. Darüber hinaus wurde dem Sohn auch der Vorname des Kaisers gegeben, so dass sich der Stein in das frühe 2. Jahrhundert n. Chr. datieren lässt. Unter dem Kaiser Hadrian fand ein Wandel der Bestattungspraktiken statt. Immer mehr Menschen wurden jetzt in Steinsärgen, den sogenannten Sarkophagen begraben, welche mit mythischen und dekorativen Bildern reich verziert waren. Der Begriff Sarkophagus stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Fleisch-Esser«, da einem bestimmten rötlichen Gestein Kleinasiens, aus welchem Sarkophage zunächst gefertigt wurden, die Eigenschaft zugesprochen wurde, das Fleisch der Verstorbenen zu zersetzen. Doch wurden für diese Steinsärge tatsächlich verschiedene Materialien benutzt, vor allem auch Marmor und, weniger häufig, Blei. Sarkophage wurden üblicherweise in G räbern entlang der S traßen außerhalb der offiziellen Stadtgrenzen römischer Städte in die Er de gelassen oder aber auch übererdig aufgestellt, wie der Blick entlang einer Straße von Pompeji zeigt | Abb. 154 |. Der Stein für die Sarkophage wurde in den S teinbrüchen oft nur grob herausgehauen und dann dorthin verschifft, wo Nachfrage bestand, oftmals über große Distanzen. Auch wenn bestimmte Motive beständig wiederholt werden, gibt es doch keine zwei Sarkophage, die sich völlig gleichen, zum einen auf Grund der spezifischen Verzierungen, zum anderen durch die Individualisierung durch Inschriften oder Portraits. Gelegentlich wurde ein Leich-

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154 | Grabmale entlang

einer Straße außerhalb Pompejis.

Unten:. 155 | Grabrelief mit sieg-

reicher Venus. Marmor. 100–20 n. Chr. H. ca. 1,22 m.

nam in ein em noch unvollendeten Sarkophag bestattet, weil etwa der Familie das Geld ausgegangen war. Eine ungewöhnliche Bestattungstruhe aus Ephesus in K leinasien | Abb. 153 | trägt eine zweisprachige Inschrift, als hätte die Familie des verstorbenen Mädchens, einer Eppia, sowohl Latein als auch Griechisch zu Hause gesprochen. Beide Inschriften sind genau die gleichen, beide beschreiben das Mädchen als »nicht sprechend«: nepia in Griechisch, infans in Latein. Auch wenn das genaue Alter der Verstorbenen nicht vermerkt ist, steht zu vermuten, dass sie s ehr jung war. Der Kopf eines Ochsen verziert die Vorderseite des Sa rkophags, an den Ec ken finden sich jeweils Widderköpfe. Zwischen diesen Köpfen sind Girlanden aus Früchten und Blättern angebracht. Werkzeugspuren finden sich an dieser Marmortruhe überall. Die Verzierungen von Sarkophagen wurden ausgewählt, um dem Betrachter Mut zuzusprechen: ein gr undlegendes Thema dabei war die Erlösung. Besonders beliebt war auch das Motiv des Sieges: der Sieg der Seele über den Tod, wie bereits am Grabstein des Marcus Nonnus gesehen (siehe Abb. 152). Aus diesem Grund wurden viele Särge mit geflügelten Viktorien versehen, oftmals mit zwischen ihnen gespannten Girlanden. Ebenso repräsentierte die G öttin Venus den Sieg , wie zum B eispiel auf dem nebenstehenden Grabrelief. Venus trägt hier ein en Palmwedel, der die rechte Säule streift | Abb. 155 |. Wiederum symbolisiert die Palme den Sieg über den Tod. Das G esicht der Venus wurde in dies em Fall einer Frau aus trajanischer Zeit nachgestaltet (100–120 n. Chr.), höchstwahrscheinlich der Verstorbenen selbst. Ihr Bildnis erscheint erneut in der Mitte

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156 | Sarkophag des Sallu-

stius Gelastus. Marmor. Spätes 2. oder frühes 3. Jahrhundert n. Chr. In Rom hergestellt. H. 38 cm, L. 1,78 m.

157 | Lenos (Wannensarko-

phag) mit der veränderten Darstellung des Mythos der Ariadne in den des Endymion. Marmor. Ca. 250–80 n. Chr. Wahrscheinlich in Kampanien hergestellt. H. 62 cm, L. 2,21 m, B. 64 cm.

des Bogens in eine Muschel eingesetzt. Zwei weitere Bildnisse an den Bogenansätzen oberhalb der Säulen stellen wohl ihre Kinder dar. Die Türen zur Rechten und Linken unterhalb der Venus-Figur bezeichnen das Grab selbst. Die Vorderseite eines weiteren Sarkophags, wiederum dem ein es Kindes, zeigt ein en weiteren Weg, der zur Er lösung führt. Hier halten entlang der F rontseite verschiedene Eroten eine Anzahl verschiedener Rüstungsgegenstände | Abb. 156 |.113 Der zentrale Schild, von zwei Eroten hochgehalten, benennt den Verstorbenen als einen Sallustius Gelastus, der zum Zeitpunkt seines Todes erst fünf Jahre alt war. Unterhalb des Schildes finden sich zwei Füllhörner, die die erhofften Freuden des Jenseits symbolisieren. Bewaffnete Eroten zeigen an, wie der Verstorbene mit Hilfe der abgebildeten Rüstungsgegenstände den Tod besiegen kann. Der Sammler Charles Townley kaufte den Sarkophag von dem Künstler (und Restaurator) Giovanni Battista Piranesi im Jahr 1768. Der Siegesgedanke kann auch durch eine Referenz zum Mythos zum Ausdruck gebracht werden, indem der Sieg ein es Heroen in üb ertragenem Sinne als Sieg des V erstorbenen über den Tod gelesen wird. Derlei versteckte Andeutungen wurden durch die unzähligen, wohlbekannten griechischen Mythen in die B ildwelt übertragen. So zeigt ein Sa rkophag die schlafende Ariadne | Abb. 157 |,114 die von dem mythischen Helden Theseus auf Naxos zurückgelassen wurde, wo der G ott Bacchus sie fand (und heiratete). Nach der bitteren Enttäuschung erfährt Ariadne somit ein noch viel größeres Glück: Die Übertragung ihrer

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Geschichte als Symbol für den Triumph über den Tod ist leicht nachzuvollziehen. Wiederum umgeben auch in dieser Abbildung eine Vielzahl von Eroten die zentrale Gestalt; einige von ihnen sind mit der Weinkelter beschäftigt, wodurch der dionysische Bezug verstärkt wird. Der wannenförmige Sarkophag, genannt lenos, wurde später umgearbeitet, so dass Ariadne durch den H elden Endymion ersetzt wurde, eine weitere Figur des griec hischen Mythos, die oft schlafend dargestellt wird. Endymion war der G eliebte der Mondgöttin Luna. Diese liebte den Anblick des schlafenden Jünglings so sehr, dass sie ihren Vater Jupiter bat, ihn in ein en immerwährenden Schlaf zu versetzen. Ihre Bitte wurde erfüllt. Um Ariadne in einen Mann zu verwandeln, musste ein Phallus angebracht werden, der jedoch im Laufe der Zeit wieder verloren ging. Der Sarkophag muss also später für die Bestattung eines Mannes wiederverwendet worden sein; Gesicht und Haar wurden neu gestaltet, um die Züge des Verstorbenen wiederzugeben. Neben mythologischen Szenen und Jenseitssymbolik finden sich darüber hinaus auf vielen Sarkophagen Szenen aus dem Leben der Verstorbenen wieder. Der Sarg eines jungen Mädchens | Abb. 158 |115 stellt sie auf ihrem Totenbett liegend dar; ihre Eltern und weitere Trauernde, darunter viele Kinder, sind um sie herum versammelt. Das gemeinsame Trauerritual im Haus der Verstorbenen, das hier dargestellt ist, nennt sich conclamatio.116 Dabei riefen die Anwesenden den Namen des Verstorbenen an (conclamare), bis schließlich einer von ihnen die Augen der Toten schloss. In dieser Darstellung spielt der Schoßhund des Mädchens unter dem Totenbett mit einer Girlande, ihre Schuhe liegen auf einem kleinen Hocker neben ihm. Das Innere des Sarkophags war so gestaltet, dass neben dem aus Stein gehauenen Kopfkissen auch zwei runde Vertiefungen herausgemeißelt wurden, in w elchen zu b eiden Seiten des Kopfes der Verstorbenen Vasen aufgestellt wurden.117 Eine dritte Vertiefung

158 | Sarkophag eines

jungen Mädchens. Carraramarmor. Spätes 2. Jahrhundert n. Chr. H. ohne Deckel 35,5 cm.

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befand sich am Fußende des Sarkophags. An den ä ußeren Schmalseiten finden sich Greifenköpfe; wiederum wurde die Rückseite unbearbeitet gelassen. Charles Townley kaufte den Sarkophag im Jahr 1968 f ür 20 Pfund – ein e stattliche Summe für seine Zeit.

Ägyptische, bemalte Mumienportraits Im Ägypten der römischen Zeit waren gemalte Grabportraits üblich und verbanden so die lokalen Traditionen der Mumifizierung mit der römischen Vorliebe für das Portrait. Viele dieser Portraits wurden im Fayum, einer Gegend westlich des Nils, gefunden. Dabei wurden die Gesichter der Verstorbenen mit farbigem Wachs oder Temperafarben auf ein Stück Holz

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Ä G Y P T I S C H E , B E M A LT E M U M I E N P O R TA I T S

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aufgezeichnet, welches dann in einem Bildfenster in der Mumienumhüllung eingefasst wurde. Eines dieser Bilder trägt die griec hischen Worte »O Ar temidorus, leb wohl!« | Abb. 159 | Die mumifizierten Knochen gehören einem jungen Mann, was durch das Portrait bestätigt wird. Viele der Portraits können anhand der Haartracht datiert werden, da sich diese generell der Mode des kaiserlichen Hauses anpasste. Ein solches Beispiel ist der Kopf einer Frau | Abb. 160 | , durch deren Frisur sie in die Z eit der Antoninen datiert werden kann; somit gehört sie in die R egierungsjahre des Marcus Aurelius und Lucius Verus, 160–180 n. Chr. Sie hat außergewöhnlich schöne, große Augen, die mit einem kleinen weißen Tupfer in den Winkeln und durch die einzeln g ezeichneten Wimpern noch stärker betont sind. Sie trägt ein goldenes Diadem auf ihrem Kopf, eine goldene Kette aus Smaragden und roten Steinen (Karneolen?), sowie goldene Perlenohrringe. Sie nahm ihren Wohlstand mit ins Grab. Das Mumienportrait eines Mannes in ein er weißen Tunika mit Purpurstreifen zeigt ausgeprägte, charakterstarke Züge | Abb. 161 |. Das breite Gesicht, die hervortretenden Wangenknochen und die tiefen Falten um die b reiten Lippen verleihen ihm ein kraftvolles Aussehen. Doch seine tiefliegenden Augen strahlen große Traurigkeit aus. Durch die Haartracht lässt er sich in die Zeit des Trajan, frühes 2. Jahrhundert n. Chr., datieren. Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass verschiedene Farbschichten aufgetragen wurden und so eine bemerkenswert reichhaltige Struktur der Haut und des Haares erreicht wurde. Portraits wie dies e geben einen unvergleichlichen Einblick in die Merkmale und Persönlichkeiten der römischen Ägypter oder der ägyptischen Römer. Bestattungsrituale und der Umgang mit den Toten in der von den Römern beherrschten Welt waren vielfältig und erfuhren im Laufe der Jahrhunderte einige Veränderungen. Doch unterlagen ihnen allen die Bemühungen der Lebenden, den Übergang der Toten ins Jenseits zu erleichtern und sich an sie und ihre Leistungen mit Respekt und Zuneigung zu erinnern.

Ganz links:

Links:

159 | Mumiensarg des

160 | Fayum: Portrait einer

Artemidorus. 100–120 n. Chr. Aus Hawara, Ägypten. H. 1,71 m.

Frau. Wachsmalerei auf Lindenholz, vergoldet. Vermutlich aus er-Rubayat, Ägypten. Ca. 160–170 n. Chr. H. 44 cm, B. 20 cm.

161 | Fayum: Portrait eines

Mannes. Wachsmalerei auf Lindenholz. Aus Hawara. 100–120 n. Chr. H. 40 cm, B. 21,5 cm.

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Die Quellen

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ie Beschäftigung mit den alten Römern lässt notwendig die Frage aufkommen: Woher wissen wir das überhaupt? Drei der wichtigsten, sich jeweils ergänzenden Quellen sind zunächst antike Schriftquellen und die I nformationen römischer Autoren, die über das Leben ihrer Zeit schreiben, dann die archäologischen Funde, die das Bild durch die materiellen Hinterlassenschaften ergänzen und schließlich die Sammlungen von Reisenden und Forschern. Letztlich auch die Untersuchungen all jener Objekte, die es auf unterschiedliche Art und Weise in die Museen dieser Welt geschafft haben. Diese drei Quellenarten ergänzen sich gegenseitig, da antike Texte uns archäologische Funde und die antiken Kunstobjekte in den Museen erst verstehen lassen; diese Objekte selbst aber erwecken den Text zu einem bildlichen Leben.

Antike Autoren Dank der Üb erlieferung zahlreicher Texte aus der römischen Zeit wissen wir h eute sehr viel über die Geschichte, das tägliche Leben und die Kultur des römischen Volkes. Für die Geschichte ist Livius (59 v. Chr. bis 17 n. Chr.) einer unserer besten Zeugen, der jedoch in seinen Schriften die Verherrlichung der augusteischen Herrschaft sucht und deshalb durchaus kritisch gelesen werden muss. Dennoch ist seine chronologische Darstellung der Ereignisse unerlässlich für die Rekonstruktion der Geschichte der Republik und der frühen Kaiserzeit. Leider sind viele der B ücher seines umfangreichen Werkes verloren (insgesamt waren dies einmal 142), weshalb sich Forscher für die verloren gegangenen Teile auf epitomes oder Zusammenfassungen verlassen müssen. Andere wichtige Historiker sind: Sallust (86–35 v. Chr.), der aus der Unterschicht stammte und sich nach oben arbeitete, bevor er seine Geschichte schrieb; Plutarch (ca. 45–125 n. Chr.), der Parallelbiographien berühmter Römer und Griechen schrieb; Tacitus (56–120 n. Chr .), der wahr scheinlich ernsthafteste aller römischen Historiographen, der beginnend mit Tiberius über seine eigene Zeit berichtete; und Sueton (spätes 1. bis frühes 2. Jahrhundert n. Chr.), dessen zwölf Kaiserbiographien von ihren Gerüchten und dem Hofklatsch leben, dabei aber überaus unterhaltsam sind. Eine weitere Quelle sind die spätantiken Scriptores Historiae Augustae, eine anonyme Sammlung verschiedener Autoren, deren Lebensbeschreibungen der Kaiser des 2. un d 3. Jahrhunderts noch unzuverlässiger sind als die Suetons.

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A R C H ÄO LO G I E

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Doch trotz der Üb erlieferung wichtiger Texte sowohl in l ateinischer als auch in griechischer Sprache sind doch viele weitere Schriften römischer Historiographen verloren gegangen. Glücklicherweise kann unser Wissen durch die Schriften anderer Autoren ergänzt werden, wie etwa d urch Satiriker wie Juvenal, durch Lyriker wie Catullus oder auch Dramatiker wie Plautus. Gerade diese Genres vermitteln Eindrücke über das Leben unter den gewöhnlichen Menschen.

Archäologie Ausgrabungen römischer Stätten finden schon seit Jahrhunderten statt, wodurch unser Verständnis antiker Völker, ob in Städten lebend, auf Bauernhöfen oder in den Land-Villen, durch viele Informationen vertieft wird. Von der Städteplanung über das militärische Lager bis hin zu technischen Errungenschaften hat die Archäologie alles beleuchtet. Für die Studien über den römischen Alltag war die Wiederentdeckung der Städte Pompeji und Herculaneum im 18. Jahrhundert von unschätzbarer Bedeutung. Durch den Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. waren die beiden Städte unter Asche und Lava verschüttet worden. Von Haushaltsgegenständen bis hin zu Lebensmitteln auf den Tischen hat die Asche alles konserviert, was die Einwohner der Städte im Versuch, sich vor dem Feuer zu retten, zurückgelassen hatten. Bis zu einer bestimmten Höhe standen die Fassaden der Häuser noch und konnten in vielen Fällen wieder vollständig rekonstruiert werden. Die Straßen, Gassen, Gehwege und Höfe sind alle noch intakt und sogar die Gärten konnten wieder originalgetreu bepflanzt werden. 162 | Sardonyx-Kamee

der Julia Domna im Streitwagen, gezogen von Stieren, vormals im Besitz Peter Paul Rubens’. H. 10 cm, B. 14 cm.

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DIE QUELLEN

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Frühe Sammlungen und die Italienreise

Rechts: 163 | Jüngling auf Pferde-

rücken. 1–50 n. Chr. Marmor. Ehemals aus der Farnese-Sammlung, Rom. H. 2,03 m.

Bevor eine geordnete Sammlung und Bewahrung antiker Kunstschätze begann, lenkten zufällige Funde auf Feldern oder in Seen die Aufmerksamkeit auf antike Artefakte. Sammlungen kleinerer Objekte wie Münzen oder Töpfe führten zu Spekulationen über ihr Wesen und ihren Nutzen, aber auch zu er sten Untersuchungen. Münzen sprechen natürlich für sich selbst, so dass die Sammlung eines »Satzes« von Münzen der Kaiser, besonders etwa der von Sueton besprochenen zwölf Kaiser, äußerst beliebt wurde und bis heute ist. Eine ausgeprägte Begeisterung für Antiquitäten trieb viele der w ohlhabenderen Sammler wie etwa die Medici in Florenz dazu an, antike Artefakte schon seit dem 15. J ahrhundert zusammenzutragen. Doch sammelten nicht nur reiche Adlige, sondern auch viele Künstler – wie etwa der aus dem 17. Jahrhundert stammende flämische Maler Peter Paul Rubens – Antiquitäten. Dieser besaß eine Sardonyx-Gemme | Abb. 162 | des Septimius Severus, die wahrscheinlich dessen Frau Julia Domna zeigt. Diese ist als Mondgöttin Luna dargestellt, möglicherweise auch als Dea Syria, Göttin Syriens, ihrem Heimatland. Sie s teht auf einem Wagen, der von zwei Stieren gezogen wird (vergleiche Luna, Seite 110, Abb. 102). Rubens benutzte Gemmen wie diese, um sich für seine eigenen Kunstwerke inspirieren zu lassen, in welchen er oft klassische Motive oder antike Figuren darstellte. Auch die Intellektuellen der Aufklärung ließen sich von den antiken Griechen und Römern inspirieren. Aus diesem Interesse heraus entstand die Tradition der Italienreise, auch bekannt als »Grand Tour«, einer Reise von reichen, jungen Männern, die diese gemeinsam mit einem Freund oder einem Lehrer oder Erzieher unternahmen, um in Italien die römischen Ruinen selbst zu betrachten und einen Sinn für die tiefe Geschichte des L andes zu bekommen. (Nur sehr wenige Frauen unternahmen eine solche Reise.) Auch wenn das Interesse an Griechenland mindestens ebenso stark war, vor allem nach der Veröffentlichung von Stuart und Revetts Altertümer von Athen im Jahr 1762, so wurde Griechenland damals doch aufgrund der vielen Straßenräuber als zu gefährlich angesehen, um dem Land ebenfalls einen Besuch abzustatten. Ebenso wie die Kardinäle, Herzöge und Könige der Renaissance sammelten auch diese Reisenden antike Gemmen und Skulpturen sowie Objekte, die sie in der N atur fanden. Diese nahmen sie dann mit (oder aber schickten sie) nach Hause in ihre Stadt- und Landhäuser. Schon bald galten junge Männer der Oberschicht als unzureichend gebildet, solange sie nicht mindestens eine Reise nach Italien unternommen hatten. Dort angekommen, wurden sie von Fremdenführern geleitet, Ciceroni genannt, die s elbst nur mehr oder weniger gut geschult und unterrichtet waren. In Italien machten die R eisenden bei den Händlern halt, deren Läden mit »antiken« Skulpturen gefüllt waren, oftmals nicht mehr als antike Fragmente, die durch die Kunstfertigkeit zeitgenössischer Bildhauer wieder zu ga nzen Skulpturen ergänzt wurden. In Rom wurden Statuen von alten, verarmten Familien erstanden, die auf den Verkauf dieser Stücke angewiesen waren, um sich finanziell über Wasser zu halten. Viele Museen sind heute mit Kunstwerken gefüllt, die von verschiedensten Menschen aus Italien mitgebracht wurden und die sie oder ihre Familien schließlich öffentlichen Institutionen vermachten oder verkauften.

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So geht etwa die An tikensammlung des B ritischen Museums auf die Großzügigkeit verschiedener Spender zurück. Der Große Hof wird unter anderem durch die Statue eines jungen Reiters im Militärmantel geschmückt | Abb. 163 |. In Rom gehörte diese Statue der Familie Farnese – einer äußerst reichen Familie, die nicht nur große Paläste baute und die führenden Künstler ihrer Zeit beschäftigte, um diese auszuschmücken, sondern auch einen Papst (Paul III.) un d zwei Kardinäle hervorbrachte. Die Statue selbst wurde im 16. J ahrhundert durch den Bildhauer Giacomo della Porta restauriert, der die f ehlenden Teile ergänzte: das linke Vorderbein und die beiden Hinterläufe des Pferdes sowie seinen Schwanz und Teile des Kopfes, außerdem große Teile des Jünglings118, einschließlich des Kopfes, der Arme und des rechten Beins oberhalb des Knies. Das R esultat wirkt durchaus überzeugend und zeigt, wie gut della Porta die Formensprache der Antike verstand.

Wichtige frühe Sammler und Sammlungen Museen in Rom und anderswo Zu den wichtigsten Sammlern in R om gehörten immer Vertreter der Kirche. Die Päpste und vor allem auch Kardinal Albani (1750–1834) trugen dafür Sorge, dass ein Großteil der Antiken-Händler ihre Kunstschätze zuerst der Kirche anboten, bevor Italienreisende sie zu Gesicht bekamen. So wurden die Vatikanischen Museen und viele weitere Sammlungen in Rom schnell mit Schätzen der Antike gefüllt. Dazu gehörten interessanterweise auch pagane Bildwerke, einschließlich nackter Statuen und antiker Götterbilder. Der christlichen Züchtigkeit entsprach man, indem männliche Genitalien durch Feigenblätter bedeckt wurden; diese sind auch heute noch an den Statuen der Vatikanischen Museen zu sehen. In Neapel, nahe der Städte Pompeji und Herculaneum, betrachtete der regierende König Karl III. (1716–1788) al le Gegenstände, die durch Ausgrabungen ans Tageslicht befördert wurden, als persönliches Eigentum. In seinem Palast in Portici ließ er am Fuße des Vesuvs ein königliches Museum einrichten und gestattete nur äußerst beschränkten Zutritt zu den antiken Funden. Viele der schönsten Ausgrabungsstücke sind heute jedoch im Nationalen Archäologischen Museum von Neapel zu bewundern, da sie im Laufe der Zeit in das Eigentum des italienischen Volkes übergingen.

Die Sammlungen des Britischen Museums Die Bestände des B ritischen Museums wurden durch die vielfältigen Schenkungen einer Gruppe früher Sammler ergänzt und kamen in den er sten fünfundsiebzig Jahren seines Bestehens in den Besitz des Museums. Es steht exemplarisch für die vielen anderen Sammlungen und Museen, die auf ähnliche Art und Weise ihren Bestand vergrößerte, auch wenn diese erst später eröffnet wurden. Alle Sammler, die im F olgenden besprochen werden, waren Mitglieder der Society of Dilettanti,119 einer Gesellschaft von überaus gebildeten Männern, denen die negative Konnotation des B egriffes »Dilettant« noch nicht zukam. Jeder, der sich im 18. und frühen 19. Jahrhundert für gebildet hielt, bemühte sich, Mitglied dieser Londoner Gruppe zu werden. Der S ekretär der Dilettanti beschreibt die Gesellschaft mit den folgenden Worten:

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Die Society of Dilettanti ist mehr als das, was Dr. Johnson als »gute Bürger, die sich unter guten Bedingungen treffen« beschreibt. Es ist ein kleiner, privater Zirkel von Herren, die es sich seit über 200 Jahren zur Aufgabe gemacht haben, die Kunst und den öffentlichen Geschmack dieses Landes miteinander in Einklang zu bringen. Die Mitglieder des Kreises sind allesamt überaus gebildete und ehrenvolle Männer, und viele von ihnen haben in der Geschichte unseres Landes eine herausragende Rolle gespielt.120 Einer der wichtigsten Sammler, dessen umfangreicher Besitz später an das Britische Museum überging, war Sir William Hamilton (1730–1803), B ritischer Gesandter am Hof von Neapel von 1764 b is 1800 | Abb. 164 |. Zu den b ekanntesten Stücken seiner Sammlung zählen vor allem die griechischen Vasen,121 doch besaß er ebenso eine Reihe römischer Artefakte, von denen viele in diesem Band abgebildet sind. Da Hamilton Geld für die Fina nzierung seines luxuriösen Lebensstils als G esandter brauchte, und weil es i hm zudem ein Anlieg en war, seine Stücke in einem renommierten Haus unterzubringen, verkaufte er seine Sammlung dem Britischen Museum im Jahr 1772 für 8000 Guineen (altes Synonym für Pfund), eine Transaktion, die vom englischen Parlament gebilligt werden musste. 164 | Portraitmedaillon

des Sir William Hamilton. Ton. 1779. Wedgwood und Bentley, Etrurien, in Staffordshire. H. 26,6 cm.

165 | Kolossalfuß in Sandale.

Marmor. 1.–2. Jahrhundert n. Chr. Gefunden in der Nähe Neapels. Gespendet von Sir William Hamilton. L. 89 cm.

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166 | Herkulesbüste, im Herkules-Farnese-Stil. Marmor. 2. Jahrhundert n. Chr. Gefunden am Fuß des Vesuvs, in der Nähe von Neapel, restauriert von Joseph Nollekens. H. 75 cm.

Rechts: 167 | Portrait des Charles

Townley von Christopher Hewetson. Marmor. 1769. H. 56 cm.

Rechte Seite: 168 | Der Discobulus oder

Diskuswerfer. Marmor. Römische Kopie eines griechischen Originals aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Aus Hadrians Villa in Tivoli. H. 1,7 m.

Dies waren die ersten bedeutenden Antiquitäten, die vom Museum erworben wurden; sie bilden bis heute die Grundlage der Griechischen und Römischen Abteilung des Museums. Auch danach trat Hamilton wiederholt an das Museum heran, um i hm bestimmte Stücke zu üb erlassen, wie etwa ein en monumentalen, Sandale tragenden Fuß von fast neunzig Zentimetern Länge | Abb. 165 |. Aufgrund der Größe lässt sich recht sicher schließen, dass dieser Fuß Teil einer Götter- oder Kaiserstatue gewesen sein muss. Hamilton überließ dem Museum außerdem eine überlebensgroße Herkules-Büste | Abb. 166 |, die nach dem Vorbild des sogenannten Herkules Farnese geformt war, benannt nach einem Fund in den Caracalla-Thermen. Der Held tritt dem Betrachter mit Vollbart und müdem Gesichtsausdruck gegenüber, der von den Anstrengungen seiner zwölf Heldentaten spricht. Auf dem Sockel befindet sich der Vermerk, dass die B üste in der L ava des Vesuvs gefunden und vom englischen Künstler Joseph Nollekens restauriert wurde. Hamilton selbst hatte den Vesuv wiederholt bestiegen, um den in s einer Zeit immer wieder aktiven Vulkan zu studieren; tatsächlich war er der führende Vulkanologe seiner Zeit. Ein zweiter Sammler, dessen Bestand einen wichtigen Beitrag zum Reichtum des Britischen Museums leistete, war Charles Townley (1735–1805), dessen Züge in einem Marmorportrait des irischen Künstlers Christopher Hewetson festgehalten wurden | Abb. 167 |. Einer

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seiner größten Schätze war der Discobulus, der »Diskuswerfer« | Abb. 168 |. Die Statue zeigt einen griechischen Athleten beim Ausholen vor dem Wurf, kurz bevor der Arm wieder nach vorne schwingen und den Diskus fliegen lassen würde. Die Statue wurde in der Hadriansvilla von Tivoli gefunden und von Townley im Jahr 1791 erstanden, seine letzte große Anschaffung. Sie er scheint in ein em Gemälde von Johann Zoffany | Abb. 170 |122, das den Sammler zur Rechten sitzend zeigt, in Gesellschaft dreier cognoscenti (sachkundige Männer). Townley ist umgeben von seinen Altertümern, die in einer erdachten Anordnung auftreten. Der Discobulus wurde zehn Jahre, nachdem das Gemälde eigentlich bereits fertiggestellt worden war, noch prominent im Vordergrund stehend hinzugefügt. Der Discobulus ist eine von mehreren einander ähnlichen Statuen, die als »griec hisch« bezeichnet werden, da man davon ausging, dass es sich hierbei um römische Kopien original-griechischer Bronzestatuen des b erühmten griechischen Bildhauers Myron aus dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. handelte. Der antike Autor Lukian (Philopseudes 18) identifizierte den entsprechenden Statuentyp als ein Werk dieses Künstlers. Die Römer bewunderten die griechische Kultur im A llgemeinen und die Kunst im B esonderen. Da sie die Imitation als d as größte Kompliment verstanden, ahmten sie imm er wieder griechische Originale für ihre Privathäuser oder als Schmuck öffentlicher Plätze nach. Unter den zahl-

169 | Die Townley-Samm-

lung im Esszimmer der Park Street, Westminster. Aquarell von W. Chambers, 1794–95, London. H. 39 cm, B. 54 cm.

Links: 170 | Charles Townleys

Bibliothek, mit einer erfundenen Zusammenstellung seiner Sammlerstücke. Von Johann Zoffany, 1781–83 und 1789.

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reichen römischen Kopien dieser Statue war Townleys die er ste, die m ehr oder weniger intakt gefunden wurde. Teile des Discobulus waren bereits zuvor im Umlauf, doch waren diese fälschlicherweise immer als andere Figuren identifiziert und entsprechend restauriert worden.123 Die Bedeutung der Skulptur wird durch ihre zentrale Aufstellung in der Sammlung betont, wie ein Gemälde des späten 18. Jahrhunderts zeigt | Abb. 169 |. Ein dritter wichtiger Sammler, dessen Stücke nun im Britischen Museum stehen, war Richard Payne Knight (1750–1824).124 Er war fasziniert von männlicher Sexualität, wie auch an seinen Betrachtungen zum antiken Priapus-Kult deutlich wird, veröffentlicht unter dem Titel: Untersuchungen der R este der P riapus-Verehrung im antiken Isternia im Königreich Neapel (An Account of the Remains of the Worship of Priapus, Lately Existing at Isternia, in the Kingdom of Naples, London 1786).125 Das Buch beginnt mit zwei Briefen, die beide den Kult des männlichen Geschlechts- und Fruchtbarkeitsgottes Priapus betreffen. Einer dieser Briefe ist v on Sir William Hamilton geschrieben und a n Sir Joseph Banks, Präsident der Königlichen Gesellschaft, adressiert. Der zweite stammt von einem Einwohner eines kleinen Dorfes in den B ergen über Isternia, in denen der Kult nach wie vor seine Anhänger hatte, auch wenn die katholische Kirche des 18. Jahrhunderts die gesamte Gegend dominierte. Das Titelbild zeigt die »gr oßen Zehen« (das heißt Penisse) aus Wachs, die als V otivgaben im Kultritual verwendet wurden. Im Anschluss beginnt Payne Knights eigene Erörterung des Priapus-Kultes. Adolf Michaelis sagt hierzu: Je vorbehaltsloser wir Payne Knights Sammlergeschick und seinen Geschmack anerkennen, ohne dass wir notwendig sein Desinteresse an großen Marmorstatuen teilen, umso mehr müssen wir das Ergebnis seines Eifers anerkennen […] größer müssen vielmehr unsere [Vorbehalte] gegenüber seiner literarischen Tätigkeit sein. Sein Debut als Schriftsteller gab er mit [dem Priapusbuch], welches weitaus weniger aufgrund der Anstößigkeit seines Gegenstandes, als viel mehr denn aufgrund der unbegründeten, unmethodischen, mythologischen Phantasien zu kritisieren ist.126 In dem Kapitel »Das goldene Zeitalter des klassischen Dilettantismus« bespricht Michaelis die verschiedenen Sammler des 18. Jahrhunderts, welche die bedeutendsten Kollektionen antiker Skulpturen zusammenstellten. Auszüge seines pointierten Fazits lauten: [Im frühen 19. Jahrhundert] gehörten die Ausgräber und Händler, die Hamiltons und Jenkins der Vergangenheit an; die Reihen der Sammler dünnten spürbar aus. […] In manchen Fällen gab es keine direkten Erben für die großartigen Sammlungen, in anderen teilten die Erben das Interesse ihrer Vorfahren nicht oder finanzielle Umstände zwangen sie, sich von Familienschätzen zu trennen. Auf jeden Fall gab es viel zu häufig Anlass für die melancholische Äußerung: »Wie unsicher ist die Dauerhaftigkeit der Erbstücke!« [Horace Walpone, Aug. 1785] Die alte Riege ging dahin, ein neues Zeitalter hatte begonnen – wer konnte sagen, wie der Geschmack der neuen Generation aussah? Es war daher nur natürlich, dass leidenschaftliche Sammler der Möglichkeit, dass die Ergebnisse all ihrer Mühen bald in alle vier Winde zerstreut wurden, vorzubeugen suchten und sich nach neuen Wegen umsahen, um ihre Sammlungen

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vor einem solchen Schicksal zu bewahren. […] Die drei Männer, die man als die drei Hauptvertreter der Society of Dilettanti zu ihrer brillantesten Zeit bezeichnen kann, waren Hamilton, Townley und Knight, die nach ihrem Tod dadurch vereinigt wurden, dass die Erträge ihrer Leidenschaft in die sicheren Hände des öffentlichen Museums der Britischen Nation übergingen.127

Drei Beispiele der Geschichte der Sammlung Der Weg, wie ein b estimmtes Kunstobjekt in ein Museum gelangt, ist nicht nur aus einem historischen Blickwinkel heraus faszinierend, sondern hilft uns auch, die Entwicklung des allgemeinen Kunstgeschmacks und -verständnisses nachzuvollziehen. Durch die Betrachtung einzelner Exemplare des Britischen Museums bekommt man einen Eindruck davon, wie verschiedene Stücke von Hand zu Hand gingen, bis sie ihren Weg ins Museum fanden. Zu den größten Schätzen des Museums gehört die Portland Vase | Abb. 171 |, die ihren Namen einer ehemaligen Besitzerin verdankt, der Herzogin von Portland. Seit 1810 steht sie bereits im Britischen Museum, auch wenn sie erst seit 1945 zu seinem offiziellen Besitz gehört. Gemäß der Überlieferung wurde die Vase im Jahr 1582 im Sarkophag eines römischen Kaisers, angeblich Alexander Severus, gefunden.128 Sein vermeintliches Grab sowie das

171 | Die Portland-Vase.

Kameenglas. Ca. 5–25 n. Chr. Zuvor in der Sammlung Barberini und Hamilton. H. 24 cm, Durchmesser 17,7 cm.

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seiner Mutter, Julia Mamaea, befanden sich außerhalb Roms. Die Vase gehörte für über 150 Jahre der äußerst wohlhabenden und einflussreichen Familie der Barberini, weshalb sie zunächst als B arberini-Vase bezeichnet wurde. Durch Vermittlung des Antikenhändlers James Byers erstand Sir William Hamilton sie. Doch als er wieder einmal G eld benötigte, verkaufte er sie nicht lange nach ihrem Erwerb im Jahr 1784 an die Herzogin von Portland, die im folgenden Jahr verstarb. Ihr Sohn erwarb die Vase bei der Versteigerung ihres Besitzes und lieh sie daraufhin dem Töpfer Josiah Wedgwood, der eine Anzahl qualitativ hochwertiger Kopien anfertigte. Er bemühte sich jahrelang darum, einen Weg zu finden, in Ton zu reproduzieren, was ursprünglich aus Glas gemacht war. Die Bebilderung der Portland-Vase ist durchaus problematisch und es gibt viele Ansätze, ihren Bildschmuck zu interpretieren. Manche halten die Darstellung für eine mythologische Szene, die mit Hochzeitsritualen in Verbindung steht (und verweisen dabei auf den kleinen Eroten, der über der Frau schwebt), weshalb die Vase ursprünglich durchaus als Hochzeitsgeschenk intendiert gewesen sein mag. Andere sehen die Darstellung weitaus spezifischer als Hochzeit des Peleus und der Thetis (den Eltern des Achilles), was sie unter anderem damit begründen, dass Thetis eine Nymphe war, die immer wieder mit Seemonstern in Verbindung gebracht wurde, so auch hier, indem sich ein solches unter ihrem linken Arm nach oben schlängelt. Der Legende nach packte Peleus Thetis im Schlaf; um ihm zu entgehen, verwandelte sie sich nacheinander in verschiedene Tierformen, unter anderem in ein S eemonster, doch er ließ sie nicht los und gewann sie schließlich für sich. Wieder andere Forscher sehen die Darstellung in Verbindung mit der G eburt Oktavians, andere wollen einen Verweis auf Antonius und Kleopatra und die Schlacht von Aktium ausmachen, in deren Verlauf sie durch Oktavian besiegt wurden, welcher kurz darauf zu Kaiser Augustus wurde.129 Welcher Theorie man auch immer folgen mag, es bleibt in jedem Falle schwer, alle Figuren der Darstellung logisch unterzubringen. Ein Forscher neigte sogar zu der M einung, dass die Vase nichts weiter als ein e Nachbildung aus der Z eit der R enaissance sei.130 Die vielfältigen Betrachtungsweisen verweisen deutlich auf einige der S chwierigkeiten der Interpretation antiker Kunstwerke, selbst für so bekannte Stücke wie die Portland-Vase. Die Technik für die Herstellung solcher Stücke aus Kameenglas war überaus kompliziert und wurde entsprechend selten angewandt. Im Wesentlichen wurde die Vase aus dunkelblauem Glas geblasen, dann in einen Tiegel aus weißem Glas getaucht und im Anschluss wurden die beiden Schichten miteinander verschmolzen. Danach ging ein Gemmenschneider daran, die äußeren Ränder mit Sand oder Schmirgelpaste abzureiben, um so die Figuren herauszuarbeiten. In manchen Fällen ist das weiße Glas so fein, dass das unterliegende blaue hindurch scheint. Ihren Namen erhält die Technik wegen der Ähnlichkeit zu den geschnittenen Gemmen oder dem Schildpatt der Schmucksteine (siehe Abb. 13 und 162). Die Vase wurde im Jahr 1845 absichtlich zerstört und seitdem wiederholt mit großer Sorgfalt neu zusammengesetzt.131 Die Portland-Vase wurde, wie gesagt, von Sir William Hamilton nach England gebracht, doch trug sie nie s einen Namen. Stets wurde sie entweder Barberini-Vase oder PortlandVase genannt. Ein anderes Stück mit einer bewegten Geschichte ist das Korinthische Puteal, auch Guilford-Puteal genannt. Der B egriff steht für eine Brunneneinfassung beziehungsweise

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172 | Das Korinth-Puteal.

Pentelischer Marmor. Ca. 30–10 v. Chr. Zeichnung von Simone Pomardi für Edward Dodwell, 1805. H. des Puteals: 50 cm, Durchmesser 1,06 m.

einen Brunnenstein, der die Brunnenöffnung bedeckt. Dieser Stein wurde 1999 durch das Britische Museum ersteigert, nachdem der ursprüngliche Auktionstermin verzögert werden konnte, um durch den Heritage Lottery Fonds und verschiedene großzügige Spender die finanziellen Mittel für seinen Erwerb aufzubringen.132 Wir wissen, dass das Puteal zu Beginn des 18. Jahrhunderts einem Türken gehörte, der es zur Abdeckung seines Brunnens benutzte. Sein nächster Besitzer war ein Grieche namens Notara, der es ebenfalls über das Brunnenloch in seinem Garten legte, doch dieses Mal mit der Bildseite nach unten, um die b ereits beschädigte Marmoroberfläche weitestgehend zu schützen. Notara führte ein Gasthaus, dass von vielen Reisenden besucht wurde; einer von ihnen war Edward Dodwell, ein bekannter Archäologe, der einen großen Teil seines Lebens in Italien verbrachte, doch auch nach Griechenland reiste und Berichte seiner Reisen veröffentlichte. Dodwell beschrieb und zeichnete das Puteal und bat auch seine ihn begleitenden Zeichner um Skizzen des Steins | Abb. 172 |. So blieb es späteren Generationen durch seine Aufzeichnungen erhalten. Im Jahr 1810 erstand Frederick North (der spätere Graf Guilford) das Puteal in Korinth und sandte es 1813 in einer von insgesamt sechzig Kisten zurück nach London. Nach dem Tod Guilfords kaufte Thomas Wentworth Beaumont den Stein und brachte ihn nach Bretton Hall, seinem Familiensitz in West Yorkshire, wo er ihn vermutlich in seinen eleganten neuen Stallungen aufstellte. Danach ist nichts mehr über den Stein zu erfahren, und als Adolf Michaelis sein Monumentalwerk Ancient Marbles in Great Britain im Jahr 1860 schrieb, fehlte bereits jede Spur des Puteals. Im Laufe der Zeit wurde aus Bretton Hall eine Lehranstalt für Lehrer, die später mit der Universität von Leeds zusammengelegt wurde. Über ein Jahrhundert lang fehlte jede Kenntnis darüber, wo sich das Puteal befinden könnte oder ob es überhaupt noch erhalten war, doch in den 1990er Jahren wandten sich zwei Kunsthistoriker aus Leeds an das Britische Museum mit der Vermutung, dass eine Skulptur, die mittlerweile als Blumenkübel verwendet wurde, antik sein könnte.

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Das führte zur Erhaltung des Steins und zu Verkaufsverhandlungen mit einem ausländischen Interessenten. Doch zur gleichen Zeit, im Jahr 2002, wurden zwei weitere Darstellungen der a uf dem B runnenstein abgebildeten Prozession in N ikopolis gefunden, dem antiken Aktium, wo Oktavian die Entscheidungsschlacht gegen Antonius und Kleopatra gewann. Dadurch wurde das Puteal nicht nur datierbar, sondern gewann eine historische Relevanz, die dem B ritischen Museum das Recht gab, das Stück für seine Sammlung zu erwerben und so in Großbritannien zu b ehalten. Diese Geschichte vom Kampf um den Besitz des Steins fasziniert jeden Studierenden der römischen Antike. Das Puteal ist eine runde Trommel, auf der in flachem Relief eine Prozession aus Göttern und Helden dargestellt ist, die sich in unterschiedliche Richtungen fortbewegen. Die zwei Prozessionen treffen sich in der M itte, der leier spielende Apollon trifft auf Minerva, die ihren Helm in der Hand trägt. Beide Gottheiten gelten als persönliche Schutzgottheiten des Oktavian. Hinter Apollon schreitet seine Schwester Diana in B egleitung eines Hirschs und (vermutlich) ihrer Mutter Leto. Auf Leto folgen Merkur und drei tanzende Nymphen. In der Gegenrichtung folgt Herkules auf Minerva und hinter diesem eine verschleierte Frau. Die Figuren sind in gleichmäßigen Abständen platziert, die Gestaltung erfolgt im neo-attischen Stil, also der Renaissance athenischer Kunst des 6. J ahrhunderts v. Chr. Ein solcher Stil wird auch als archaisierend bezeichnet. Es erscheint nun als gesichert, dass der Stein aus Anlass des Sieges Oktavians bei Aktium gestaltet wurde. Sein Aufstellen in Korinth verdankt er der besonderen Vorliebe des ersten Kaisers für die Stadt, die von seinem Adoptivvater Iulius Caesar als Kolonie nach ihrer Zerstörung neu gegründet wurde. Die G eschichte des Korinthischen Puteals ist sowohl aufgrund der archaisierenden Figuren auf einem römischen Monument als auch aufgrund ihrer bewegten Geschichte von Wanderschaft, Verlust und Wiederentdeckung in den Jahren des späten 20. Jahrhunderts so spannend. Ein weiteres der b ekannten Objekte des Museums, eine relativ neue Anschaffung, ist der Warren Cup | Abb. 173 |,133 der sich zuvor im Besitz Edward Perry Warrens aus Boston befand. Warren selbst war homosexuell und auch viele der Da rstellungen seiner Sammlung hatten eindeutig homoerotische Themen. Während er viele s einer Sammlerstücke dem Museum of Fine Arts in B oston vermachte, verblieb der silberne Becher auf seinem Landsitz, Lewes House. Nach dem Tod seines Besitzers konnte er nicht verkauft werden, da die Darstellung auf dem B echer sowohl Sammlern als auch Museen als zu a nzüglich erschien. Der Becher zeigt auf seinen beiden Seiten je eine homoerotische Szene zwischen einem älteren Mann und einem Jüngling. Ähnliche Darstellungen finden sich auch auf Tonschalen, die im Besitz des gleichen Sammlers waren, sowie auf einer seltenen Kameenvase.134 Die abgebildete Liebesszene zeigt einen jüngeren Mann, der sich mithilfe einer Schlaufe auf den Schoß des älteren Mannes herablässt. Sie liegen auf einer Matratze, doch das Bett selbst ist nicht abgebildet. Eine Leier auf einem Regal zur Linken verweist auf den kultivierten Lebensraum, in welchem das Liebesspiel stattfindet. Der pikante und voyeuristische Effekt wird durch den Jungen, vermutlich ein Sklave, erzielt, der halb verborgen hinter einer Tür dem Akt zusieht. Dass der ältere Mann mit Bart dargestellt ist, lässt vermuten, dass sowohl Personen als auch der Rahmen als griechisch verstanden werden sollten, da die Darstellung

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173 | Der Warren-Cup.

Silber. Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Vermutlich aus Bittir (Bethther) bei Jerusalem. H. 11 cm, Durchmesser 9,9 cm.

eines Römers mit Bart zur Herstellungszeit des B echers im 1. J ahrhundert n. Chr. noch unüblich war. Die auf dem Becher abgebildeten Szenen wurden mit einem kleinen Hammer von innen in das Silber des Bechers geschlagen, in einer Technik, die repoussée genannt wird. Weitere Details wurden durch Ziselierung von außen angebracht, indem kleinere Unebenheiten ausgeglichen und die Oberfläche geglättet wurde, andere wurden mit deutlich feineren Werkzeugen nachgearbeitet. Die glatte Innenfläche des Bechers ermöglicht eine leichte Reinigung und verleiht ihm zusätzliche Stabilität. An beiden Seiten befanden sich Griffe, die jedoch verloren sind. Die Verarbeitung ist außergewöhnlich gut, Nuancen der Körper und des Faltenwurfs wurden mit großer Sorgfalt hervorgehoben. Doch trotz der Kunstfertigkeit und hohen Qualität des Silberbechers galt der Betrachtungsgegenstand noch bis vor kurzem als zu unanständig für öffentliche Ausstellungen. Erst Mitte der achtziger Jahre wagte es der B esitzer, den B echer im Antikenmuseum in B asel auszustellen, in den neunziger Jahren folgte eine Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum, bis das Britische Museum 1999 den B echer mit Hilfe von öffentlichen und privaten Zuwendungen seiner Sammlung hinzufügen konnte.

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Restaurierung, Rekonstruktion und Erfindung Moderne Ansichten über die antiken Römer wurden sehr stark von den Eindrücken der Italienreisenden des 18. Jahrhunderts und der Sammler aus ganz Europa beeinflusst. Während ihres Romaufenthaltes betrachteten diese Reisenden nicht nur die Ruinen und antiken Monumente, sondern bemühten sich auch, antike Kunstgegenstände für ihre Stadthäuser und Landsitze zu erstehen. Um diesem Bedarf nachzukommen, entwickelte sich eine ganze Industrie, die sich auf die »Herstellung« antiker Skulpturen spezialisierte. Dabei wurden durch einen Restaurator neue und vollständige Figuren aus den Bruchstücken älterer Teile hergestellt, die bei Ausgrabungen gefunden worden waren. James Dallaway beschreibt diesen Prozess um 1800 mit den Worten: Die Päpste und Kardinäle aus den Familien der Barbarini [sic], Borghese und Giustiniani stellten, als sie ihre Antikensammlungen aus den jüngsten Ausgrabungen anlegten, nur vollständig erhaltene Statuen auf, beziehungsweise solche, die restauriert werden konnten. Die entsprechenden Fragmente und Torsi wurden dann in den Keller gebracht, von wo aus sie stückchenweise von den römischen Bildhauern wieder hervorgeholt wurden. Besonders Cavaceppi, Cardelli und Pacili, die viele dieser Skulpturen bearbeiteten, erwiesen sich als äußerst geschickt und intelligent im Umgang mit dem antiken Material. Der ältere Piranesi war darüber hinaus auch besonders geschickt darin, Vasen und Kerzenleuchter aus den kleinsten Fragmenten in exquisiter Verarbeitung wieder vollständig herzustellen. Diese Künstler fanden in der englischen Aristokratie und dem Großbürgertum viele dankbare Förderer. Einige der großartigsten Stücke, die nun der Stolz unserer Nation sind, stammen aus ihren Werkstätten. […]135 Die fehlenden Teile einer Statue wurden dabei von einem zeitgenössischen Bildhauer neu gefertigt, wie von Dallaway angedeutet. So hat etwa der zu seinen Zimbeln tanzende Rondanini-Faun | Abb. 174 | einen antiken Torso und rechten Oberschenkel aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., doch der Rest – Kopf, Arme, Beine – stammt komplett aus dem 17. Jahrhundert und wurde von François Duquesnoy angefertigt.136 Der Baumstumpf unterstützt die Statik der Figur, da ohne ihn der Marmor seinem eigenen Gewicht nicht standhalten würde. Es ist ein wundervolles Stück, doch nicht viel davon ist tatsächlich antik. Der Faun stand ursprünglich im Palazzo Rondanini, daher auch der Name. Eines der größten Probleme all derer, die antik-römische Monumente in Italien belassen wollten, war die Sammelleidenschaft der Briten und anderer Reisender. Ein früher Katalog über die Sammlung Townleys beschreibt die Bemühungen Antonio Canovas, eines großen neo-klassischen Bildhauers, das antike Stück in Rom zu behalten: Die Statue wurde angeblich vor einigen Jahren vom Marquis Rondinini [sic] an einen englischen Adligen verkauft, doch war zu dieser Zeit der Einfluss Canovas groß genug, um einen Export aus Italien zu verhindern. Nachdem der Bildhauer verstorben und

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174 | Der Rondanini-Faun.

Ein antiker Torso aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., von François Duquesnoy restauriert, 1625–1630. Marmor. H. 1,75 m.

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der Marquis Polizeiminister geworden war, erfolgte die Erlaubnis zur Ausfuhr der Statue. Sie wurde im Februar 1826 vom hochwohlgeborenen Thomas Shew aus Grosvenor-Place, Bath, nach England gebracht und im gleichen Jahr vom Britischen Museum für dreihundert Pfund erworben.137 Erfolgreich war Canova jedoch darin, die R estaurierung der s ogenannten Elgin Marbles, Teilen des Skulpturenschmucks des Athener Parthenons, zu verhindern, aus Angst, dass die Teile durch eine weitere Bearbeitung großen Schaden nehmen könnten; dies war eine äußerst wichtige, aber ungewöhnliche Entscheidung eines Bildhauers im frühen 19. Jahrhundert.138 Eine andere Möglichkeit, Statuen aus Fragmenten wiederherzustellen besteht darin, Teile, die ursprünglich nicht zueinander gehörten, in eins zusammenzufügen. Eine Statue des Kaisers Hadrian, Apollon einen Lorbeerzweig darbringend | Abb. 175 |, kombiniert einen Kopf des Kaisers mit einem völlig unpassenden Körper. Zwischen Hals und Sockel, auf welchen dieser gesetzt wurde, klafft eine deutliche Lücke. Die Restauration stammt dabei tatsächlich schon aus der Antike: Die Praxis, Fragmente zusammenzufügen, hat also eine durchaus lange Geschichte.

175 | Lebensgroße Statue Hadrians, der Apollo einen Lorbeerzweig darbietet. Marmor. 117–125 n. Chr. Aus dem Heiligtum des Apollon in Kyrene. Gefunden von Capt. R. Murdoch Smith und Comm. E. A. Porcher von der Britischen Marine. H. 2,6 m.

176 | Kopf und Büste einer

jungen Frau mit nachträglich angebrachter Perücke. Marmor. 210–230 n. Chr. Aus der Castellani Sammlung. H. 71 cm.

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Die Römer befestigten oft Teile einer Skulptur an eine andere, entweder, weil sie eine Neuinterpretation einer bestimmten Statue vornahmen, oder aber, weil sie ganze Statuen aus verschiedenen Fragmenten neu zusammensetzten. Auch fügten sie Teile an, wenn der eigentliche Marmorblock nicht groß genug war, oder aber auf Grund veränderter oder späterer Intentionen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kopf und die Büste einer jungen Frau mit Perücke | Abb. 176 |. Ein Teil ihres echten Haares ist unter der Perücke sichtbar, die ursprüngliche Struktur unterscheidet sich aber deutlich vom später hinzugefügten Haar. So entsteht zwischen dem glatten Haar des Originals und der deutlich gröberen, späteren Ausarbeitung des Haares (welches nicht geglättet wurde) ein bemerkenswerter Kontrast. Die Perücke ist geflochten, die Ob erfläche ist leicht angeritzt, doch nicht stärker modelliert, wohingegen das Eigenhaar der Frau durch kleine eingebohrte Löcher viel mehr Struktur bekam. Die Büste wurde vermutlich durch Meißelschläge beschädigt, doch ist sie nach wie vor ein schönes und ein faszinierendes Stück römischer Skulpturkunst. Einige Leute, unter ihnen der Sammler selbst, hielten Charles Townleys Lieblingsstück Klytia | Abb. 177 | für eine antike Skulptur; andere hielten es für viel wahrscheinlicher, dass es sich um eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert handelt. Die römische Statue eines Molossers | Abb. 178 | wurde vom Bildhauer Bartolomeo Cavaceppi, wie von Dallaway erwähnt, wiederhergestellt. Dieser besaß eine überaus erfolgreiche Werkstatt in Rom, in welcher eine Vielzahl von angestellten Künstlern damit beschäftigt waren, antike Statuen zu restaurieren. Die so entstandenen Stücke zeigen, dass der moderne Betrachter durchaus antike Skulpturen durch die Augen der Restauratoren zu sehen bekommt.

177 | Klytia-Büste. Marmor.

Vermutlich aus der Nähe Neapels. Townley Sammlung. H. 57 cm.

178 | Molosser oder »Jen-

nings’ Hund«. Marmor. Antike Skulptur, restauriert von Bartolomeo Cavaceppi im späten 18. Jahrhundert. Gekauft von Henry Constantine Jennings um 1750. H. 1,18 m.

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Ü

ber den Verfall und den Niedergang des R ömischen Reiches im Westen wurde viel geschrieben und die Suche nach einer definitiven Ursache hierfür geht weiter. Von diesen Kontroversen abgesehen, kann man über die Langlebigkeit der vielen Ideen, die dem römischen Denken innewohnen, nur staunen. Auch nach dem Fall Roms im Jahre 410 n. Chr. ging das Leben in den westlichen Provinzen, wenn auch unter deutlich ärmeren Bedingungen, nach römischer Sitte noch einige Zeit recht unverändert weiter. Die Eroberung der Hauptstadt war dadurch möglich geworden, dass die Truppen, die an den Außengrenzen des Reiches in Britannien und Germanien standen, zurückgezogen wurden, so dass die nördlichen Provinzen gegenüber Einfällen nicht mehr geschützt waren. Wahrscheinlich sind »Einfall« oder »Invasion« tatsächlich nicht die richtigen Begriffe: Die B esetzung durch kleine Gruppen von »Barbaren«, die sich voneinander durch ihre Herkunft und die mehr oder weniger feindliche Haltung den Römern gegenüber unterschieden, wäre eine bessere Beschreibung der Situation. Dem Bild des Außenseiters, der versucht, in die ruhigen Lebensstrukturen der romanisierten Provinzen einzudringen, mag ein anderes entgegengehalten werden: das der stolzen Stämme, die den Schmeicheleien der römischen Zivilisation widerstanden. Diese Zweiteilung geht zurück bis auf die Haltungen lokaler Stämme zu Beginn der römischen Eroberungszüge, indem von den eingeborenen Stammesführern angenommen wurde, dass sie durch die Annahme römischer Werte ihren Status bewahren konnten. Manche behaupten, dass die Römer ihre »Vasallen« ruhig stellen mussten, und dass eine beträchtliche Spannung existierte zwischen der Zeit der Eroberung (für Britannien ist dies die Zeit des Kaisers Claudius) bis zur Regierungszeit des Kaisers Honorius, der im frühen 5. Jahrhundert die Legionen zur Verteidigung Italiens und Roms von den nördlichen Grenzen wegbeorderte.139 Ein Großteil der verfeinerten römischen Kultur ging verloren, als der Zusammenhalt und die gegenseitige Abhängigkeit der Provinzen sich auflösten. Oliven und Fischsauce werden kaum mehr den Weg ins nördliche England gefunden haben, doch die Händler, die dies e Gegenden versorgten, hatten auch ohne derlei Luxusartikel ihr Auskommen. Man setzte nun wieder vermehrt auf lokale Produkte und wartete, bis sich die Zustände in der Provinz beruhigten und ein geordnetes Leben wieder möglich war. Die dauerhaftesten Zeugnisse römischer Kultur waren solche eindrucksvollen Monumente wie der Hadrianswall in Britannien oder die Trierer Thermen in der Provinz Germania, die Brücken und Aquädukte in Frankreich und Spanien, von denen viele, mit kleineren oder größeren Reparaturen, noch jahrhundertelang

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in Gebrauch waren. Der Pont du Gard in der Nähe von Nîmes (Seite 60, Abb. 52) sorgte nicht nur weiterhin für die Wasserversorgung der Stadt, vielmehr wurde im Mittelalter auch eine Straße über das Aquädukt gelegt, so dass dieses auch als Brücke genutzt werden konnte. Andere, weniger greifbare Aspekte römischen Lebens blieben ebenso erhalten. Auch wenn die Lebensqualität im Allgemeinen vielleicht verringert war, so wurden doch die Straßen größtenteils in Stand gehalten, die Wasserversorgung gewährleistet und die Brücken beständig repariert. Die christliche Kirche bemühte sich um die Unterdrückung der Schauspiele in den Arenen und der Fortsetzung paganer Kulte und Praktiken vor allem der ländlichen Bevölkerung. Hierin war sie nicht immer erfolgreich, da eine Vielzahl von Heiligen und Festritualen in Griechenland, Italien und Spanien erstaunliche Parallelen zu vorchristlichen Praktiken aufweisen, wie etwa die griechischen Rituale der panegyri, in welchen die Heiligen und die Jungfrau mit Tanz und Musik geehrt werden, eine Praxis, die stark an pagane Bräuche erinnert. Federico Fellini zeigt in seinem Film Die Nächte der Cabiria aus dem Jahr 1957, dass pagane Rituale auch im heutigen Italien durchaus noch vollzogen werden. Der Rückzug höherer römischer Offiziere wird darüber hinaus auch dazu beigetragen haben, die lateinische Sprache in den Provinzen zu verrohen, vor allem durch die gestiegene Verwendung von Dialekten und Umgangssprache. Hieraus entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte die romanischen Sprachen, wie sie un s heute bekannt sind. Das Vokabular Ciceros und das des Livius sind aber nicht gänzlich untergegangen: Der Stamm blieb erhalten, doch Grammatik und Gebrauch änderten sich zum Teil stark. In gewisser Weise findet sich das gesprochene Latein auch heute noch in den gemeinsamen Wurzeln der europäischen Sprachen, trotz vieler oberflächlicher Änderungen. Antike Texte, die überliefert sind, wurden gewissenhaft abgeschrieben und nicht gänzlich verändert; kleinere Fehler ergeben sich nur aus der Flüchtigkeit mancher Kopisten oder durch Randnotizen in den Handschriften, die beim erneuten Abschreiben ihren Weg in den Text fanden. Aus Sicht der Kirche konnte man aus der Geschichte der Römer eine Vielzahl von Lektionen und Schlüssen ziehen, im Allgemeinen ebenso wie aus spezifischen historischen Ereignissen. Wenn dann durch die Römer selbst den tatsächlichen historischen Ereignissen bestimmte Erzählungen hinzugefügt oder diese ausgeschmückt wurden im Interesse einer moralischen Lektion, dann umso besser. Persönliche Vorzüge wie Ehre, Pflichtgefühl, Treue finden sich zuhauf in Erzählungen, die Livius an bestimmten Personen exemplifiziert, vor allem mit Bezug auf die Frühzeit der römischen Republik nach Vertreibung der Könige. Die Kirchenväter nahmen diese Beispiele und ihre Vorzüge gerne auf. In den K löstern kopierten pflichtbewusste Mönche klassische Texte, von denen viele genau die gleichen Charakterzüge priesen, die auch von Christen als äußerst lobenswert empfunden wurden. Eine Qualität, die s owohl von den R ömern als auch ihren Nachfahren besonders geschätzt wurde, war gravitas (wörtlich: »Gewichtigkeit«). Mit dem B egriff wurde etwa d as würdevolle Verhalten oder die Wortgewalt großer Männer wie dem äl teren Brutus oder Iulius Caesar bezeichnet, die beide als besonders verantwortliche Individuen galten. Ob die historischen Geschichten nun wirklich wörtlich zu nehmen und also wahr waren oder auch nicht, Livius betonte derartige Eigenschaften, um seine Mitmenschen zu bilden und sie auf die Tugenden ihrer Vorväter zu besinnen, die aus den Römern die Herren der Welt gemacht hatten; Prinzipien, die Livius bei seinen Zeitgenossen jedoch selbst kaum noch wahrnahm.

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Politische Einflüsse und Traditionen Die Erinnerung an die Römer wurde in der politischen Sphäre des Mittelalters und der Neuzeit durch eine Reihe Heiliger Römischer Kaiser erhalten, deren Reich sich zu größten Teilen auf das heutige Deutschland und eine Anzahl kleinerer Staaten konzentrierte. Tatsächlich war das Heilige Römische Reich ein lo ckerer Zusammenschluss verschiedener Herzog- oder Fürstentümer oder anderer Regierungsformen, doch zumindest formell erhob jeder Kaiser Anspruch darauf, legitimer Nachfolger der römischen Kaiser zu sein, eine Legitimation, die sie aus der Nachfolge des fränkischen Kaisers Karls des Großen ableiteten, der am Weihnachtstag des Jahres 800 n. Chr. gekrönt wurde. Der erste, der den Titel des Heiligen Römischen Kaisers tatsächlich trug, war Otto I. (regierte 962–973 n. Chr.). Er und seine Nachfolger sahen sich als Erben der Größe und politischen Macht Roms und ihrer Regierungsform, auch wenn diese und die anhängigen Ämter sich natürlich radikal geändert hatten. Römische Amtsbezeichnungen wurden in weltlichen Staaten des Mittelalters regelmäßig übernommen, wie etwa das Amt der Consuln von Florenz. Ebenso verfügen viele Städte und Länder auch heute noch über einen Senat als gesetzgebende Körperschaft. Auch den Procurator findet man in der Kirche und im Recht noch erhalten, wenn sich seine Amtsaufgaben auch deutlich geändert haben und sich nicht mehr auf die Verwaltung einer römischen Provinz beziehen. Außer den römischen Amtsbezeichnungen, deren Auflistung hier noch fast endlos fortgeführt werden könnte, wurde von modernen Staaten auch die Idee der Gewaltenteilung übernommen, die von den Römern in der Doppelbesetzung jeder Magistratur ausgedrückt wurde, so dass jeder Amtsinhaber die Vorschläge seines Kollegen durch ein Veto blockieren konnte. Dies findet sich vor allem im politischen System der Vereinigten Staaten wieder. Hier nehmen die verschiedenen Regierungszweige spezifische Aufgaben wahr, durch welche sie die je weils anderen beiden Zweige kontrollieren können. Die erste französische Verfassung, die nach der Revolution verabschiedet wurde, schuldet ihre Form und Sprache ganz eindeutig der f rühen römischen Republik; die n eue Institution wurde als Konsulat bezeichnet (wenn auch nur mit einem Konsul) und die G esetze per senatus consulte verabschiedet – damit die Sprache römischer Edikte im Wortlaut aufnehmend. Hätten sich die R evolutionäre an den römischen Geist des Ausgleichs gehalten, hätte es den Großen Terror vielleicht nie gegeben und der blutige Amoklauf der Jakobiner hätte weniger verheerend ausfallen können. Intellektuell bleiben viele der klassischen Autoren Bildungsvorbild klösterlicher Häuser, so dass die Mönche die offizielle Erlaubnis hatten, die Schriften in immer neuen Manuskripten zu kopieren. Das Überleben vieler antiker Texte beruht auf ihrem Bildungswert für die nächste Generation von Klerikern, Politikern und Offizieren. So wurde auch heidnischen Autoren Vorbildcharakter in Hinblick auf besondere Tugenden oder praktische Anweisungen zugestanden. Diese Toleranz, ja B egeisterung, gewährleistete den Erhalt eines großen Teils der klassischen griechischen und römischen Literatur. Griechische Texte waren bereits von den Römern tradiert worden, die diese aus Bewunderung der griechischen Kultur kopiert und in i hre Bibliotheken integriert hatten. Viele Schriftsteller der R ömerzeit, vor allem die der hellenisierten Provinzen, schrieben Griechisch, und auch von Römern gesetzte zwei- oder mehrsprachige Inschriften, wie beispielsweise der Tatenbericht des Augustus,

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sind durchaus nicht unüblich. Zur Zeit Hadrians war ein n euer Geist im R eich spürbar: Das Reich nahm sich selbst und seine Ausdehnung sowie die Verschiedenartigkeit seiner Bewohner deutlich stärker wahr. Das führte zu einer gewissen Abwertung Italiens als selbstverständlichem Zentrum von Kunst und Kultur, auch wenn Rom nach wie vor das politische Haupt der r ömischen Welt blieb. Ein A usdruck hiervon sind sicherlich Hadrians ausgedehnte Reisen durch das Imperium sowie die Münzserien, durch welche er bestimmte Provinzen durch personifizierte Darstellungen und identifizierende Inschriften besonders ehrte. In der Renaissance war die Neugierde auf die Vergangenheit eines der Hauptantriebsmittel für das Aufblühen der Gelehrsamkeit, Kunst und der Wissenschaft des 15. und 16. Jahrhunderts. Auch war das Bemühen deutlich, den p olitischen Regierungsformen der R ömer und den G edanken ihrer Philosophen, Literaten, Dramatiker und Wissenschaftler nachzueifern. Forscher bemühten sich um die genaue Untersuchung und Betrachtung der Texte, die über Jahrhunderte so gewissenhaft abgeschrieben worden waren. Der griechischen und lateinischen Literatur wurde der erste Platz in der Betrachtung der Antike eingeräumt, gefolgt von der Philosophie und der Geschichte. Daneben wurden natürlich antike Gegenstände und Artefakte, besonders Münzen und Gemmen, begeistert gesammelt. Mit dem Interesse an der Antike stieg der Bedarf nach mehr Texten, so dass diese in immer größerem Umfang kopiert wurden. Auch die römische Architektur und Kunst diente den Bauherren und Künstlern der Renaissance als Inspiration für ihre Häuser, Keramiken, Gemälde und Skulpturen. Donatello, Mantegna und Michelangelo waren die drei Künstler, die die meisten Anleihen bei der Antike machten, doch gab es viele weitere. Den größten Schub erfuhr die Verbreitung antiker Gelehrsamkeit vermutlich durch die Erf indung des B uchdrucks in Deutschland, welcher in Italien rasch aufgenommen wurde, so dass Verleger und Forscher schon bald Massen von »Erstauflagen« antiker Schriften in Venedig auf den Markt brachten. Hier sind besonders Aldus Manutius und seine Söhne zu nennen. Eine der weitreichendsten Folgen des Buchdrucks und damit der höheren Verbreitung antiker Schriften war die Tatsache, dass antike Gelehrsamkeit nun nicht mehr nur gebildeten Mönchen zukam, sondern sich jeder gebildete Mann seine eigenen Ausgaben antiker Schriftstücke zulegen und diese in Muße studieren konnte. Die römische Geschichte bietet viele lehrreiche Beispiele im Bereich der Politik und der Regierung. Die Gesetzessammlungen der Römer bilden die Grundlage für die Entwicklung von öffentlichem und privatem Recht und eine Loslösung der Gesellschaft von einer Kirche, die das Leben der Menschen über Jahrhunderte hin bestimmt hatte. Manche dieser weitreichenden Veränderungen fanden zunächst in solchen Gebieten statt, die vom Vatikan auch räumlich weit entfernt waren, auch wenn zu den wichtigsten Sammlern und Gelehrten immer auch die Großen der Kirche gehörten, seien es Päpste, Kardinäle oder Bischöfe. Das römische Recht, das in verschiedenen Kodizes und Novellen gesammelt wurde – zu nennen sind hier v or allem die Sa mmlungen des U lpian aus der Z eit Trajans oder die »Institutionen«, die auf Befehl Justinians hin zus ammengestellt wurden – wurden bis zu einem bestimmten Grad von vielen Gerichtsständen angenommen und adaptiert. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist der »Code Napoléon« aus dem 19. Jahrhundert, der stark auf römische Vorbilder zurückgreift und seinerseits Pate stand für spätere Rechtssammlungen.

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Eine wichtige Ausnahme stellt hier jedo ch der »C ode« von England und Wales dar: Der Einfluss der Angelsachsen auf die rechtliche Tradition war stark genug, um auf der Entwicklung eines allgemeinen Rechts zu bestehen, das sich vom Grundsatz der Rechtsprechung durch eine Jury Gleichgestellter ableitet. Ein solches Recht steht im Gegensatz zum Absolutheitsprinzip römischer Gesetze, auch wenn diese durch das aequitas-Prinzip (wörtlich: Gleichheit) durchaus fair und flexibel gehandhabt wurden. Hierdurch wurde einem allzu strengen Urteil durch die wörtliche Adaption des Rechts vorgebeugt.

Die Renaissance und die Zeit danach Wenn die Römer selbst mit Stolz und Nostalgie auf ihre herausragende Geschichte zurück blickten, waren die, die danach kamen – und das gilt bis heute – voller Bewunderung für die überragenden Leistungen ihrer Gesetzgeber, Herrscher, Ingenieure und Schriftsteller. Im Mittelalter fiel die Stadt Rom von ihrem Glanz deutlich ab, wiederholte Angriffe bedrohten gar das physische Überleben der Stadt, während die Bevölkerung innerhalb der Mauern, die Aurelian um die Stadt errichten ließ (Seite 19, Abb. 8), beständig abnahm. Dennoch blickten ihre Bürger immer mit Stolz auf Stadt und Vorfahren, bis Rom in der Renaissance seine eigene Wiedergeburt erlebte und erneut zum nachahmenswerten Ideal wurde, das Humanisten, Wissenschaftler, Theologen und Künstler nachzuahmen versuchten. In vielerlei Hinsicht war das antike Rom der Motor der Renaissance, vor allem in Pisa und Florenz, wo frühe Sarkophage und Skulpturen als Modelle für Maler und Bildhauer dienten. Plötzlich wandten sich Künstler und Intellektuelle mit Enthusiasmus der Stadt Rom als Vorbild zu, um die materielle und literarische Welt der großen Römer (die durch die Mönche bewahrt worden war) zu verstehen. Römische Traditionen waren zu keinem Zeitpunkt der G eschichte gänzlich verloren, und die Faszination ihrer Kultur ist auch heute ungebrochen, wenn sie auch Schwankungen unterliegt. Einige Politiker unterstrichen bewusst die Verbindung ihrer Regierung mit dem Vorbild Roms; keiner tat dies mehr als Napoleon, dessen von Ingres gemaltes Portrait | Abb. 179 | ihn als römischen Kaiser mit Lorbeerkranz darstellt. Sein Thron steht auf einem Teppich, der mit dem römischen Adler, dem Wappentier der Legionen, verziert ist. Auch in unserer Zeit bezieht sich die p ost-moderne Architektur stark auf klassische Vorbilder, wenn sie diese auch nur im Einzelfall anerkennt und das große System klassischer Architektur zugleich verneint. Das Studium des antiken Rom bietet eine einmalige Gelegenheit, das Verständnis für die Grundlagen der modernen, westlichen Zivilisation zu verstehen. Fast alles, was sich nach dem Fall Roms ergab, wurde auf irgendeine Art und Weise von Rom und seinen Traditionen beeinflusst und geprägt, ob im G uten oder im S chlechten. Die p olitische und kulturelle Welt des 21. Jahrhunderts, fast zwei Jahrtausende nach der Glanzzeit des antiken Imperiums, beruht nach wie vor auf den Fundamenten, die Rom gelegt hat. Sich mit Rom auseinanderzusetzen, ist stets ein lohnendes Unterfangen und stillt die Neugier all jener, die nach den Wurzeln von Kunst, Kultur und Sprache forschen.

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179 | Portrait Napoleons

auf dem Kaiserthron, von Jean Auguste Dominique Ingres (1780–1867). Öl auf Leinwand. 1806. H. 1,02 m, B. 61 cm.

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Anmerkungen

Einleitung 1 P. P. Bober, R. O. Rubinstein, Renaissance Artists and Antique Sculpture. A Handbook of Sources, Oxford 1986, S. 218. 2 Observations on the Letter of Monsieur Mariette. Osservazioni di Giovanni Battista Piranesi sopra la lettre de M. Mariette aux Auteurs de la Gazette littéraire de l’Europe, hrsg. von J. WiltonEly, Los Angeles 2003. 3 Siehe S. L. Dyson, Eugénie Sellers Strong: Portrait of an Archaeologist, London 2004; M. Beard, The Invention of Jane Harrison, Cambridge, MA, 2000. 4 Baedeker’s Italy From the Alps to Naples, Leipzig 31928, S. 250. I Stadt und Bürgerschaft 5 P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, München 21990. 6 Das Stück gehörte zur Sammlung von Pierre Louis Jean Casimir de Blacas, die von Vater und Sohn gemeinsam angelegt wurde. Das Britische Museum konnte die Sammlung 1866 erstehen. A. Michaelis, Ancient Marbles in Great Britain, übersetzt von C. A. M. Fennell, Cambridge 1882, S. 174. 7 Cassius Dio 56.30.1–2; Tacitus, Annalen 1.5. 8 Sueton, Die Kaiserviten. Claudius 10.2. Düsseldorf/Zürich 21997. 9 Sueton, Claudius 30. 10 Sueton, Nero 23.2. 11 Vol. I, Part III, pl. X.

II Die Armee zu Hause und im Feld 12 H. H. Scullard, From the Gracchi to Nero, A History of Rome from 133 B. C. to A. D. 68, London 51984, S. 80. 13 Ebd., S. 128 f. 14 Ebd., S. 267. 15 Die Tungrer waren ein germanischer Stamm am Niederrhein, eine Untergruppe der Bataver. 16 A. K. Bowman, Life and Letters on the Roman Frontier: Vindolanda and its People, London 1994, S. 101 f. 17 Die Restaurierung erfolgte durch Giuseppe Valadier um 1830. Vgl. S. B. Platner und T. Ashby, A Topographical Dictionary of Ancient Rome, London 1929. 18 R. P. J. Jackson, P. T. Craddock, »The Ribchester Hoard«, in: B. Raftery, V. Megaw, V. Rigby (Hrsg.), Sites and Sights of the Iron Age, Oxford 1995, S. 78–81, fig. 48; B. J. N. Edwards, The Ribchester Hoard, Preston 1992. Siehe auch D. Gaimster, S. McCarthy, B. Nurse (Hrsg.), Making History: Antiquaries in Britain 1707–2007, London 2007, S. 114 f. 19 Übersetzung nach Vorlage des Britischen Museums. 20 Bowman, Life and Letters, S. 73. 21 Ebd., S. 134. 22 Ebd., S. 71 f. 23 Ebd., S. 148. 24 Ebd., S. 66. 25 British Museum, P&EE 1813.12–11.1, 2. 26 Eine römische Meile (mille passus = tausend Schritte) entspricht etwa 1,482 km.

27 R. Embleton, F. Graham, Hadrian’s Wall in the Days of the Romans, New York 1984, S. 14 f. III Industrie, Landwirtschaft und Kommunikation 28 D. Hill, A History of Engineering in Classical and Medieval Times, La Salle 1984, S. 80. 29 Inschrift siehe CIL II 4697. 30 Juvenal, Satiren 3,236–59. 31 Eine im Britischen Museum ausgestelltes Bleirohr (GR1856.12– 26.1110) ist ein typisches Beispiel. 32 Hill, a.a.O., S 19 f. 33 Frontinus, Die Wasserversorgung im antiken Rom 1,16. 34 Esther Boise Van Deman, The Building of the Roman Aqueducts, Washington: Carnegie Institution of Washington 1934, S. 4. 35 Plinius, Naturgeschichte, 36, 24, 121. 36 Siehe Frontinus 2.125. 37 Horaz, Oden 3,1. 38 R. Meiggs, Roman Ostia, Oxford 1960, S.. 54–58. 39 P. Craddock, Early Metal Mining and Production, Edinburgh 1995, S. 79; S. G. Checkland, The Mines of Tharsis, London 1967, S. 46. 40 Die Assyrer besaßen ein ähnliches Instrument vielleicht bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. J. P. Oleson, Greek and Roman Mechanical WaterLifting Devices: The History of a Technology, Toronto 1984. 41 Die Beschreibung beruht zu größten Teilen auf Vitruv, Zehn Bücher zur Architektur 10,7. Siehe auch A Guide to the Exhibition Illustrating Greek and Roman Life, London: British Museum 1908, S. 110 f.

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IV Währung und Handel 42 Als Einheit für das Maß von Gold ist das Zwölf-Unzen-Pfund auch heute noch erhalten: Eine Unze Gold wird Feinunze genannt, zwölf, nicht sechzehn Feinunzen ergeben ein Goldpfund. 43 R. Bland und C. Johns, The Hoxne Treasure: An Illustrated Introduction, London 1993. 44 Juvenal, Satiren 12,75–82. 45 Juvenal, Satiren 3. 46 A Guide to the Exhibition 1908, S. 208. 47 J. Innes Miller, The Spice Trade of the Roman Empire, Oxford 1969; A. Dalby, Dangerous Tastes: The Story of Spices, London 2000. 48 Bowman, Life and Letters, S. 110. V 49 50 51 52

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Spektakel und Spiele Juvenal, Satiren 10,77–81. A.a.O. A Guide to the Exhibition 1908, S. 74. Mark Twain, Die Arglosen im Ausland, Übers. von Ana Maria Brock, Berlin 1961, S. 249. Kate Ravilious, »Gladiators Played by the Rules, Skulls Suggest«, National Geographic News 3, März 2006. Cicero, ad familiares 8,4,5. Tacitus, Annalen 15,32; Sueton, Domitian 4; Cassius Dio 85,16. Statius, Thebais 6,455. Sophokles, Elektra, 723–63. Über den Köpfen der Pferde ist in winzigen Buchstaben der Name des Töpfers oder des Besitzers der Tafel eingeschrieben: Anniae Arescusa. Petronius, Satyrgeschichten, Übers. v. O. Schönberger, Berlin 1992. Augustus Hare, Walks in Rome, London 1909, S. 265, in Übersetzung. William Smith, A Dictionary of Greek and Roman Antiquities, London: 1854, S. 145, in Übersetzung. Seine

Quelle ist Lampridius, ein Autor der Historiae Augustae. 62 Das bronzene Kosmetikset eines Athleten, in der Nähe von Düsseldorf gefunden, umfasst einen aryaballos (ein Öl- oder Parfumfläschen) und zwei strigiles, die mit einem Ring an die Wand gehängt werden können. 63 Garrett G. Fagan, Bathing in Public in the Roman World, Ann Arbor 1999, S. 24–29. 64 Garrett G. Fagan, »Interpreting the Evidence: Did Slaves Bathe as the Baths?«, in: De Laine und Johnston, S. 25–34. VI Religionen, nah und fern 65 Eine Beschreibung, wie das Kind, Isabel Cutter und ihre Freundin Hester Skipsey, die Tafel fanden, ist in Gerichtsakten festgehalten, da der Fund bald Eigentumsfragen nach sich zog. Isabels Vater, der Schmied, verkaufte das Stück in zwei Teilen an einen Goldschmied in Newcastle, Mr. Isaac Cookson. Doch erhob auch der Herzog von Somerset Anspruch auf die Tafel, da er als Herr über Corbridge als legaler Besitzer aller dort gefundenen Schätze gelten müsse. Der Schmied wurde zur Zahlung von sechs Pennies verurteilt, da er den Fund seinem Lehnsherren verheimlicht hatte. Der Goldschmied weigerte sich, die Tafel herauszugeben, auch als ihm der volle Kaufpreis von 33 Pfund und 6 Shilling in bar angeboten wurde. Letztlich nahm er das Angebot doch an, und der Herzog von Somerset und Northumberland hinterlegte das Silbertablett im Britischen Museum, bis dieses die lanx im Jahr 1993 schließlich als Eigentum erwarb. F. Haverfield, »Roman Silver in Northumberland«, Journal of Roman Studies 1914, S. 6–8.

66 Tesserae sind die kleinen quadratischen Steinchen, manchmal aus Glas, aus denen ein Mosaik zusammengesetzt wurde. Der Begriff stammt von dem griechischen Wort für »vier« ab und bezieht sich auf die vier Seiten des Steins. 67 T. W. Potter und C. Johns, Roman Britain, London 1992, S. 173. 68 British Museum, P&EE 1978.01– 02.80. 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. Übersetzung nach Vorlage des Britischen Museums. 69 R. Tomlin, Tabellae Sulis: Roman Inscribed Tablets of Tin and Lead from the Sacred Spring at Bath, Oxford 1988; R. S. O. Tomlin, »The Curse Tablets«, in: The Temple of Sulis Minerva at Bath, Oxford: Oxford University Committee for Archaeology 1988. 70 Sueton berichtet etwa, dass Vespasian auf seinem Totenbett gerufen habe: »Wehe, ich werde zum Gott!« und bezieht sich damit auf die übliche Praxis, verstorbene Kaiser nach ihrem Tod zu Göttern zu erheben. Sueton, Vespasian 23. 71 Tomlin, Tabellae Sulis, S. 149. 72 Die Sau und die Gründung Lanuviums führten schließlich zur Gründung Roms. 73 Zuvor der Tempel der Fortuna Virilis. 74 Bronzebein: GR1772.03–05.60, Hamilton Collection; Marmor Relief eines Beins: GR1867.05–08.117, Blacas-Sammlung. 75 So dargestellt erscheint sie auch auf der Seite des Konstantinsbogens. B. Andreae, The Art of Rome, New York 1997, Abb. 624. 76 R. Merkelbach, Mithras. Ein persischrömischer Mysterienkult. Weinheim 21984,S. 134 f. 77 GR 1873.08–20.260; Br 904. Ca. 200 n. Chr.

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78 R. Turcan, The Cults of the Roman Empire, übers. von Antonia Nevill, Malden 1996, S. 67 f. 79 GR 1974.07–23.1 Lampe Q1384. Vermutlich aus Mitcham, Surrey, um 175–225 n. Chr. 80 R. E. Witt, Isis in the Graeco-Roman World, Ithaca 1971, besonders S. 70– 88 und 127. Eine Inschrift im Besitz des Britischen Museums verbindet eine Isis in Athen mit Demeter, ca. 126–130 n. Chr., GR 1816.06–10.165 (Elgin-Sammlung). 81 Siehe das Bronze-Sistrum, das vermutlich im Tiber gefunden wurde, in der nebenstehenden Vitrine: GR 1893.06–26.1. Die Verzierung zeigt Romulus und Remus, die von der Wölfin gesäugt werden (siehe Kapitel II, das Fulham-Schwert, S. 45). 82 Eine Marmorscheibe des Sarapis zeigt ihn als Helios-Sarapis, den Sonnenkönig. GR 1929.04–19.1. 83 Townley-Manuskript, zitiert in: A. H. Smith, S. 4, in Übersetzung. Der Restaurator war der Sohn Bartolomeo Cavaceppis. Die Büste ist eine moderne Ergänzung. 84 Roman Inscriptions in Britain [RIB] 658 (74). 85 Datiert zwischen 400 und 500 n. Chr. GR 1982.03–02.9; Lampe Q 1434 ter. 86 A. Seager, in: G. M. A. Hanfmann, Sardis from Prehistoric to Roman Times, Cambridge 1983, S. 172. 87 J. S. Crawford, The Byzantine Shops (Archaeological Exploration of Sardis Monograph 9), Cambridge, MA, 990, S. 1. VII Der Haushalt 88 Phallus Ring: GR 1872.06–04.340 und 341; 1980.03–01.1 und 2. 89 S. Walker, Roman Sarcophagi in the British Museum, London: British Museum Press 1990, Monograph 4, S. 16.

90 Die Bronzenadeln: GR 1772.03– 12.31 und 34; GR 1887.11–01.23. Die Knochennadel: GR 1772.03– 11.107. Auf dem Kamm der Modestina wurde der zweite Buchstabe nach ihrem Namen als ein H gelesen. In diesem Fall sollte sie als H[onesta] betrachtet werden. 91 Bowman, Life and Letters, S. 71 und 135. 92 Die Zeile non tibi Tyndaridis facies invisa Lacaenae (2,601) ist eines der frühesten überlieferten Zeugnisse von Vergil. 93 Das Fläschchen: GR 1856.12– 26.422. 94 Fünf Würfel in verschiedenen Größen und Farben: Speckstein, GR 1980.04–01.3; Knochen, GR 1865.12–14.68; Marmor, GR 1772.03–11.238; Quarz, GR 1923.04–01.1187; Achat, GR 1814.07–04.1088. 95 GR 1772.03–11.250. 96 Museum Britannicum, London 1778, S. 44, Anmerkung, in Übersetzung. 97 In der Reihenfolge: GR 1814.07– 04.1083; GR 1859.03–01.48 und GR 1873.08–20.647. 98 GR 1873.05–05.150. 99 Petronius, Satyrgeschichten 35–6. 100 Kannelierte Schale: GR 1890.09– 23.4, Silber 168; das Tablett mit Swastika: GR 1889.10–19.19, Silber 154; die Merkurplatte: GR 1890.09– 23.1, Silber 150. 101 C. Johns, Arretine and Samian Pottery, London 1977, Abb. 1. 102 Eine Form trägt den Stempel M[arcus] PEREN[nius]. GR 1896.12– 17.1. Die Szene stellt eine Löwenjagd dar. Johns, a.a.O., Abb. 15. 103 James Higginbotham, Piscinae: Artificial Fishponds in Roman Italy, Chapel Hill 1997, S. 159–163.

104 GR 1814.07–04.712; GR 1856.12– 26.1008 und GR 1856.12–26.669. VIII Gesundheit, Tod und Jenseits 105 John Scarborough, »The Background of Hellenistic Medicine«, Roman Medicine, Ithaca, NY: Cornell University Press, S. 26–51. 106 Garrett G. Fagan, Bathing in Public in the Roman World, Ann Arbor 1999, S. 85–103. 107 Nathaniel Hawthorne, Der Marmorfaun, Übers. von G. Günther. Frankfurt am Main 1988, S. 395. 108 H. H. Scullard, From the Gracchi to Nero, New York 1959, S. 83. 109 Lord Byron, Harold’s Pilgerfahrt, 4. Gesang, Strophe 99 f. Übers. von Erich von Monbart. Köln 1865, S. 121. 110 Der Deckel ist modern. 111 T Combe, Ancient Marbles, Bd. 5, S. 9 f. 112 Skulpturenkatalog des Britischen Museums, S. 290. 113 S. Walker, Roman Sarcophagi, Kat. 28, S. 30. 114 Ebd., Kat. 43, S. 38. 115 Ebd., Kat. 6, S. 17. 116 J Toynbee, Death and Burial in the Roman World, London 1971, S. 44. 117 Walker, Sarcophagi, S. 17 und Abb. 1. IX Die Quellen 118 Vermutlich ein julisch-claudischer Prinz. 119 L. Cust, History of the Society of the Dilettanti, hrsg. von S. Colvin, London 1914. 120 Cecil Harcourt-Smith, The Society of the Dilettanti: Its Regalia and Pictures, London 1932, S. 1. 121 Ian Jenkins und Kim Sloan, Vases and Volcanoes, London: British Museum Press 1996.

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122 J. Zoffany, Charles Townley and his Collection, 1781, Townley Hall Art Gallery and Museums, Burnley Borough Council, Burnley. 123 Seymore Howard, »Some Eighteenth-Century Restorations of Myron’s Discobolos«, Antiquity Restored: Essays on the Afterlife of the Antique, Wien: IRSA 1990, S. 70–77. 124 M. Clarke und N. Penny (Hrsg.), The Arrogant Connoisseur: Richard Payne Knight 1751–1824, Manchester 1984. 125 Eine neuere Ausgabe wurde um das Jahr 1900 von der Society of Dilettanti veröffentlicht, »nur zum privaten Gebrauch von Mitgliedern«. 126 Michaelis, Ancient Marbles, S. 119 und 121 f., in Übersetzung. 127 Ebd., S. 126–128 (in Auszügen), in Übersetzung. 128 Der Sarkophag steht in den Kapitolinischen Museen in Rom. 129 S. Walker, The Portland Vase, London 2004, S. 41; Jenkins und Sloan, Vases and Volcanoes, S. 187–191.

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W. Gudenrath, K. Painter und D. Whitehouse, »The Portland Vase«, in: Journal of Glass Studies 32 (1990), S. 14–188. R. Brooks, The Portland Vase: The Extraordinary Odyssey of a Mysterious Roman Treasure, New York 2004. D. E. L. Haynes, The Portland Vase, 2. Aufl. London 1975. Zu den verschiedenen Interpretationen siehe Susan Woodford, Images of Myths in Classical Antiquity, Cambridge 2003. J. Eisenberg, Minerva 14 (2003), S. 37–41. N. Williams, The Breaking and Remaking of the Portland Vase, London 1989. http://www.artfund.org/artwork/ 8907/corinths-monument-toactium-the-guildford. D. Williams, The Warren Cup, London 2006; John R. Clarke, Looking at Lovemaking, Berkeley 1998, S. 61–78. Ebd., S. 76–77 und 79–82. Dallaway, Anecdotes of the Arts, S. 272, in Übersetzung.

136 François Duquesnoy (1597–1643), von den Italienern Il Fiamingo (der Flame) genannt, restaurierte die Statue zwischen 1625 und 1630. Nach den Worten seines Biographen Giovanni Battista wollte er zeigen, dass er ein »strenger Nachahmer der antiken Griechen« sei. Siehe Estelle Lingo, »The Greek Manner and a Christian Canon: François Duqesnoy’s Saint Susanna«, in: The Art Bulletin 84,1 (März 2002), S. 65. 137 Ellis, Townley Gallery 1846, S. 239, in Übersetzung. 138 Jenkins, Archaeologists and Aesthetes, S. 29 und S. 232, Anm. 57. X

Das Vermächtnis des antiken Rom 139 Verschiedene Ansichten hierzu werden vorgestellt in D. J. Mattingly (Hrsg.), Dialogues in Roman Imperialism, Journal of Roman Archaeology, Suppl. 23, 1997.

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BIBLIOGRAPHIE

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Bildnachweis

Fotos © The Trustees of the British Museum, soweit nicht anders angegeben. S. 1 GR 1805,0703.153 (Sculpture 2317), CM 1994,0401.1–400; S. 2 GR 1989,0322.1; S. 5 GR 1867,0510.4 (Bronze 1611); S. 7 BM (Fotos P. J. Williams/S. Peckham, Dudley Hubbard); Abb. 1 Museo Capitolino, Rom (© Foto Scala, Florenz); 2 Technical Art Services (TAS); 3 TAS; 4 GR 1968,0627.1; 5 CM 3864; 6 Sammlung N. H. & A. Ramage; 7 TAS; 8 TAS; 9 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 10 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 11 CM I.542.4136; 12 GR 1911,0901.1; 13 GR 1867,0507.484 (Gem 3577); 14 GR 1856,1226.1722 (Sculpture 1990); 15 PE 1965,1201.1; 16 GR 1850,0304.35 (Sculpture 1890); 17 GR 1874,0712.11 (Sculpture 1893); 18 PE 1848,1103.1; 19 GR 1861,1127.19 (Sculpture 1463); 20 GR 1861,1127.15 (Sculpture 1464); 21 GR 1861,1127.15 (Sculpture 1911); 22 GR 1805,0703.102 (Sculpture 1917); 23 CM 1867,0101.865; 24 GR 1839,0214.9; 25 GR 1887,0725.31 (Sculpture 2001); 26 GR 1962,0824.1; 27 PE 1866,1229.21–4; 28 GR 1856,1226.1621 (Painting 37); 29 GR 1867,0508.644; 30 GR 1772,0302.152 (Bronze 1524); 31 GR 1805,0703.317 (Terracotta D 633); 32 GR 1930,0419.1; 33 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 34 GR 1804,0703.307 (Terracotta D 569); 35 GR 1805,0703.342 (Terracotta D 625); 36 GR 1973,0330.5 (Sculpture 1772); 37 GR 1867,0510.4 (Bronze 1611); 38 PE 1814,0705.1; 39 Society of Antiquaries, London; 40 PE 1883,0407.1; 41 EA 5473; 42 GR 1973,0422.1 (Sculpture 2271); 43 PE 1986,1001.64; 44 PE 1813,1211.1–2; 45 Foto © Robert Harding World Imagery; 46 Foto © Roy and Lesley Adkins; 47 PE 1883,0725.1; 48 Antichità Romane, 1756, vol. III, pl. 7, p. 284 (Foto © British Library); 49 Foto Michael H. Ramage; 50 Foto N. H. Ramage; 51 Foto © iStockFoto.com/Jivko Kazalov; 52 Foto © Robert Harding World Imagery; 53 TAS; 54 Foto N. H. Ramage; 55 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 56 GR 1889,0622.1; 57 TAS; 58 GR 1892,0517.1 (Bronze 2573); 59 CM BMC 2; 60 CM 1867,0212.1; 61 CM RRC 25; 62 CM 1994,0401.1–400; 63 GR 1756,0101.1132; 64 CM BMC 132; 65 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 66 GR 1975,1107.1; 67 GR 1805,0703.458 (Sculpture 2213); 68 GR 1850,0304.32; 69 GR 1805,0703.457 (Sculpture 2212); 70 GR 1772,0319.1 (Bronze 2996); 71 GR 1772,0319.2 (Bronze 2984); 72 GR 1856,1226.418 (Lamp Q 761); 73 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 74 GR 1859,0402.102 (Mosaic 45); 75 GR 1946,0514.1; 76 GR 1873,0820.53 (Bronze 1605); 77 GR 1847,0424.19 (Sculpture 1117); 78 TAS; 79 Foto © Roy and Lesley Adkins; 80 GR 1894,1030.1 (Bronze 2695); 81 PE 1857,0806.1; 82 GR 1805,0703.337 (Terracotta D 627); 83 GR 1907,1020.2; 84 BM (Foto P. J. Williams/ S. Peckham); 85 GR 1805,0703.451 (Sculpture 2448); 86 GR 1907,0518.8–10 (Terracotta 2383–5); 87 Foto © Robert Harding World Imagery; 88 GR 1887,0212.2 (Terracotta C 547), GR 1824,0414.1 (Bronze 1782), GR 1873,0820.591 (Terracotta D 214; Fotos N. H. Ramage); 89 GR 1865,0103.36 (Bronze 909); 90 PE 1993,0401.1; 91 GR 1899,0215.1 (Painting 23); 92 GR 1857,1220.414 (Mosaic 54c); 93 PE 1946,1007.1; 94 PE 1978,0102.1;

95 GR 1927,1212.1; 96 CM BMC 1298; 97 GR 1805,0703.301 (Terracotta D 603); 98 GR 1857,1220.440 (Mosaic 51a); 99 Foto © Roy and Lesley Adkins; 100 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 101 BM (Foto P. J. Williams/S. Peckham); 102 GR 1814,0704.213 (Lamp Q 3456); 103 GR 1894,0507.1 (Bronze 788); 104 GR 1865,0712.18 (Bronze 1523); 105 GR 1846,0507.1 (Sculpture 1722; Foto N. H. Ramage); 106 GR 1825,0613.1 (Sculpture 1720); 107 GR 1964,0721.1; 108 GR 1805,0703.51 (Sculpture 1525); 109 GR 1805,0703.11 (Sculpture 1545); 110 Courtesy Sardis Expedition; 111 PE 1965,0409.1; 112 PE 1866,1229.1; 113 Foto © Robert Harding World Imagery; 114 TAS; 115 Foto © Roy and Lesley Adkins; 116 GR 1772,0320.236 (Terracotta D 708); 117 Foto N. H. Ramage; 118 GR 1883,0717.1 (Bronze 1922); 119 GR 1772,0317.21; 120 GR 1856,1226.999 (Lamp Q 3897, Bronze 2547); 121 GR 1926,0216.127 (Lamp Q 3039); 122 GR 1856,1226.1086; 123 Foto © Roy and Lesley Adkins; 124 GR 1757,0815.25A (Bronze 1574); 125 GR 1805,0703.143 (Sculpture 2307); 126 GR 1875,0309.22; 127 GR 1914,0902.3; 128 GR 1904,0204.1168; 129 GR 1917,0601.2749 (Jewellery 2749); 130 GR 1975,0902.6 (Bronze 902); 131 GR 1888,0920.72–8; 132 GR 1872,0405.173; 133 GR 1964,0107.32; 134 GR 1856,1226.422; 135 PE 1881,0626.9; 136 GR 1989,0322.1; 137 PE 1994,0408.33; 138 PE 1994,0408.62–80; 139 GR 1910,1012.1; 140 GR 1865,0103.3 (Sculpture 629); 141 GR 1968,0626.1 (Rektalspeculum); 142 GR 1865,1118.119 (Gebärmutter), GR 1839,0214.54 (Brust), GR 1865,1118.135 (Ohr), GR 1865,1118.129 (Auge); 143 ME 125204; 144 Foto © Ruggero Vanni/Corbis; 145 GR 1824,0407.10 (Bronze 877); 146 GR 1919,1220.1; 147 PE 1870,0402.526; 148 GR 1772,0317.1; 149 GR 1856,1226.1737 (Sculpture 2401); 150 GR 1805,0703.158 (Sculpture 2379); 151 GR 1858,0819.2 (Sculpture 2275); 152 PE 1969,0701.4; 153 GR 1868,0620.32 (Sculpture 1279); 154 Foto N. H. Ramage; 155 GR 1948,0423.1; 156 GR 1805,0703.153 (Sculpture 2317); 157 GR 1947,0714.8; 158 GR 1805,0703.144 (Sculpture 2315); 159 GR 1888,0806.8 (EA 21810); 160 GR 1939,0324.211 (EA 65346); 161 GR 1994,0521.13 (EA 74715); 162 GR 1956,0517.1; 163 GR 1864,1021.2 (Sculpture 1886); 164 PE 1887,0307,I.68; 165 GR 1784,0131.5 (Sculpture 2109); 166 GR 1776,1108.2 (Sculpture 1736); 167 PE 1995,0402.1; 168 GR 1805,0703.43 (Sculpture 250); 169 PD 1995,0506.8; 170 © Townley Hall Art Gallery & Museums, Burnley Borough Council (Foto © The Bridgeman Art Library); 171 GR 1945,0927.1 (Gem 4036); 172 GR 2003,0507.1; 173 GR 1999,0426.1; 174 PE 1988,1208.1; 175 GR 1861,1127.23 (Sculpture 1381); 176 GR 1879,0712.13 (Sculpture 2009); 177 GR 1805,0703.79 (Sculpture 1874); 178 GR 2001,1010.1; 179 © Paris, Musée de l’Armée (Ea 89/1), Dist. RMN (Foto © Pascal Segrette); S. 184 GR 1911,0901.1, PE 1965,1201.1, GR 1850,0304.35 (Sculpture 1890), GR 1874,0712.11 (Sculpture 1893); S. 185 PE 1848,1103.1, GR 1861,1127.15 (Sculpture 1464), GR 1805,0703.102 (Sculpture 1917); S. 186 GR 1857,1220.414 (Mosaic 54c).

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Regierungsdaten

Epoche

Dynastie

Herrscher

Regierungszeit

Etruskische Zeit

Tarquinius Superbus

535–510 v. Chr.

Hellenistische Zeit

Alexander der Große

336–323 v. Chr.

Römische Republik

Gaius Iulius Caesar

49–44 v. Chr.

Römische Kaiserzeit

Augustus

27 v. Chr.–14 n. Chr.

JulischClaudisch

Tiberius Gaius (Caligula) Claudius Nero

14–37 37–41 41–54 54–68

Flavier

Vespasian Titus Domitian

69–79 79–81 81–96

Nerva Trajan Hadrian

96–98 98–117 117–138

Antoninus Pius Marcus Aurelius Lucius Verus Commodus

138–161 161–180 161–169 180–192

Antoninen

augustus

vespasian

trajan

claudius

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Epoche

Dynastie

Herrscher

Regierungszeit

Römische Kaiserzeit

Severer

Septimius Severus Caracalla Elagabal Alexander Severus

193–211 211–217 218–222 222–235

Soldatenkaiser

Maximinus Thrax Balbinus Philippus Arabs Trebonianus Gallus Gallienus Aurelian

235–238 238 244–249 251–253 253-268 270-275

Tetrarchie

Diokletian Maximian Constantius Chlorus Galerius Maxentius Licinius Konstantin der Große

284–305 286–305 305–306 305–311 306–312 307–324 307–337

Constantius II Julian Apostata Theodosius I Arcadius [östl.Reichshälfte] Honorius [westl. Reichshälfte]

337–360 360–363 379–395

hadrian

Spätrömische Kaiser

marcus aurelius

395–408 395–423

caracalla

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Götter und Heroen

Bedeutende römische Sammlungen

Römisch

Algerien

Griechisch

Zuständigkeit

Aesculapius

Asklepios

Medizin

Apollo; Sol

Apollo

Sonne

Bacchus

Dionysos

Wein

Ceres

Demeter

Getreide

Cupido

Eros

Liebe

Cybele

Kybele

Große Mutter

Diana; Luna

Artemis

Jagd, Mond

Hercules

Herakles

Starker Mann

Juno

Hera

Geburt, Hochzeit

Jupiter

Zeus

Donner

Lar, Laren

Familie, Haushalt

Mars

Ares

Krieg

Merkur

Hermes

Bote

Minerva

Athena

Weisheit

Neptun

Poseidon

Meer

Pluto

Hades

Unterwel

Proserpina

Persephone

Silvanus

Unterwelt Wald

Vesta

Hestia

Herd

Venus

Aphrodite

Liebe

Vulcanus

Hephaistos

Metallhandwerk, Schmiede

Algier

National Museum of Antiquities Kanada Montreal

Montreal Museum of Fine Arts www.mmfa.qc.ca

Ottawa

Museum of Classical Antiquities, University of Ottawa www.cla-srs.uottawa.ca/eng/musee_greco.html

Toronto

Royal Ontario Museum www.rom.on.ca Dänemark Kopenhagen

Ny Carlsberg Glyptotek www.glyptoteket.dk Deutschland Berlin

Pergamon Museum Altes Museum www.smb.museum/smb/standorte/

Köln

Archaeological Museum

Thessaloniki

Archaeological Museum of Thessaloniki www.amth.gr/index.php/en/ Großbritannien Bath

Roman Baths and Pump Room www.romanbaths.co.uk

Cambridge

Fitzwilliam Museum www.fitzmuseum.cam.ac.uk Museum of Classical Archaeology, University of Cambridge www.classics.cam.ac.uk/museum

Glasgow

Hunterian Museum www.hunterian.gla.ac.uk

London

British Museum www.britishmuseum.org

Newcastle

Museum of Antiquities, University of Newcastle-on-Tyne www.museums.ncl.ac.uk

Oxford

Ashmolean Museum www.ashmolean.org

Römisch-Germanisches Museum www.museenkoeln.de/english/roemisch-germanisches-museum

St Albans

Römisch-Germanisches Zentralmuseum RGZM www.rgzm.de/149.0.html

Isael

Mainz

München

Glyptothek www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/glyptothek

Trier

Rheinisches Landesmuseum www.rlmb.lvr.de Frankreich Arles

Musée de l’Arles et de la Provence antiques www.arles-antique.cg13.fr

Lyon

Musée de la civilisation Gallo-Romaine www.musees-gallo-romains.com/fourviere/accueil/index.html

Paris

Louvre www.louvre.fr Griechenland Athen

bacchus

Heraklion

National Archaeological Museum of Athens www.namuseum.gr/wellcome-en.html Benaki Museum www.benaki.gr

Verulamium Museum www.stalbansmuseums.org.uk Jerusalem

Israel Museum www.english.imjnet.org.il Italien Baia

Museo Archeologico dei Campi Flegrei

Bologna

Museo Civico Archeologico di Bologna www.comune.bologna.it/museoarcheologico

Ferrara

Museo Archeologico Nazionale di Ferrara www.archeobo.arti.beniculturali.it/Ferrara/index.htm

Florenz

Museo Archeologico, Firenze Musei www.firenzemusei.it/archeologico/

Neapel

Museo Archeologico Nazionale di Napoli

Rom

Musei Capitolini Musei Vaticani Museo Nazionale Romano Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia Museo di Scultura Antica Giovanni Barracco Museo della Civiltà Romana

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Venedig

Museo Archeologico di Venezia sbmp.provincia.venezia.it/mir/musei/ venezia/home_a.htm Jordanien Amman

The Amman Archaeological Museum Libanon Beirut

Beirut National Museum www.beirutnationalmuseum.com/ Libien Tripolis

Assaraya Alhamra Museum, National Museum of Lybia www.temehu.com/Cities_sites/museum-oftripoli.htm Niederlande Amsterdam

Spanien Barcelona

Chicago, Illinois

Museo Nacional del Prado www.museodelprado.es/ Museo Arqueològico Nacional man.mcu.es/

Cincinnati, Ohio

Museo Nacional de Arte Romano museoarteromano.mcu.es/index.html

Corning, New York

Madrid

Merida

Saragossa

Museo del Foro de Caesaraugusta

Sevilla

Archaeological Museum of Seville www.sevilla5.com/monuments/ arqueologico.html

Tarragona

Museo Nacional Arqueològic de Tarragona www.mnat.es Syrien Damaskus

Rijksmuseum van Oudheden www.rmo.nl

Tunesien

Östereich Wien

Kunsthistorisches Museum www.khm.at Ephesos Museum http://www.khm.at/sammlungen/ephesosmuseum/ Russland Moskau

The Pushkin State Museum of Fine Arts www.arts-museum.ru

St Petersburg

The State Hermitage Museum www.hermitagemuseum.org/html_En/ index.html Schweiz Augst

Römermuseum Augusta Raurica www.augusta-raurica.ch

Basel

Antikenmuseum Basel www.antikenmuseumbasel.ch

Arthur M. Sackler Museum www.artmuseums.harvard.edu/sackler

Museu d’Arqueologia de Catalunya www.mac.cat

Allard Pierson Museum www.allardpiersonmuseum.nl

Leiden

Cambridge, Massachusetts

Damascus National Museum Tunis

Bardo Türkei Antakya (Antiochia)

Hatay Archaeological Museum

Aphrodisias

Aphrodisias Museum

Selçuk

Ephesus Archaeological Museum

Istanbul

Istanbul Archaeological Museums www.istanbularkeoloji.gov.tr/main_page

Izmir

Archaeological Museum USA Ann Arbor, Michigan

The Art Institute www.artic.edu/aic The Oriental Institute www.oi.uchicago.edu/museum Cincinnati Art Museum www.cincinattiartmuseum.org Corning Museum of Glass www.cmog.org

Cleveland, Ohio

Cleveland Museum of Art www.clevelandart.org

Columbia, Missouri

Museum of Art and Archaeology, the University of Missouri-Columbia www.maa.missouri.edu

Detroit, Michigan

Detroit Institute of Arts www.dia.org

Kansas City, Missouri

Nelson-Atkins Museum of Art www.nelson-atkins.org

Los Angeles, Kalifornien

Los Angeles County Museum of Art www.lacma.org

Minneapolis, Minnesota

The Minneapolis Institute of Arts www.artsmia.org

New York City, New York

Metropolitan Museum of Art www.metmuseum.org Brooklyn Museum www.brooklynmuseum.org

Philadelphia, Pennsylvania

University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology www.museum.upenn.edu

Richmond, Virginia

Virginia Museum of Fine Arts www.vmfa.state.va.us

Kelsey Museum of Archaeology www.lsa.umich.edu/kelsey

San Francisco, Kalifornien

Michael C. Carlos Museum, Emory University www.carlos.emory.edu

Urbana-Champaign, Illinois

Museum of Fine Arts Boston www.mfa.org

Worcester, Massachusetts

Atlanta, Georgia

Boston, Massachusetts

Fine Arts Museums of San Francisco www.famsf.org Krannert Art Museum www.kam.uiuc.edu

Worcester Art Museum www.worcesterart.org

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Register Abflüsse 18, 53, 58, 59, 65 Adam, Robert, Architekt 17 Ädil 22 Adler, Wappentier 174, 175 Aeneas 104, 123 aes grave (Münzen) 70, 71 aes rude als Währung 68, 69, 70 aes signatum (Geldbarren) 69, 70 Aesop 88 Africabüste 35 Agrigent, griechische Tempel von 13 Agrippa 59, 108, 109 Agrippina, Mutter Neros 124 Ägypten 12, 46, 62, 63, 74, 127 ~ Bürste 133 ~ Gottheiten 114 ~ Grabportraits 148, 149 ~ Nilszene 36 ~ Schreibtafel 127 ~ Schuh 125 Aktium, Schlacht von 23, 33, 164 Albani, Kardinal und Sammler 154 Alcantara, Spanien, Brücke 61, 62 Alexander der Große 33, 103 Alexander Severus, Kaiser 161 Alexandria, Personifikation 33, 43 Alltagsleben 118–133 ~ Rolle der Frau 124–126 ~ Schutzobjekte 121–123 Alpen, römische Straßen über die 56, 57 Amerikanische Schule in Rom 17 Amphitheater 82–88, 95 ~ Tierhetzen 85–87 Amphoren 64, 72, 74, 79 Anatolien, Götter 113, 114 Androkles und der Löwe 88 Antinoos, Geliebter Hadrians 29 Antiochia am Orontes 33, 57 Antiquitätenhändler des 18. Jahrhunderts 112, 152, 162 Antistius Sarculo, L., Grabrelief des 143 Antoninus Pius, Kaiser 29, 50, 194 ~ Tempel mit Faustina 20, 21 Antoninuswall 29, 50 mit Karte 10 Aphrodisias, Türkei, Heiligtum 103 Aphrodite, siehe Venus Apollon 99, 100, 164, 168 Aquädukt 59–62, 171 ~ Aqua Claudia 25, 59 ~ Aqua Iulia 59 ~ Aqua Traiana 61 ~ Pont du Gard 59, 61, 171 Aquilae (Militärstandarten) 39 Archäologie 20, 118, 151 Archimedische Schraube 66 Ares (Mars) 47, 99 Ares, Gedenkstein des Soldaten 47 Ariadne-Mythos 146–147 Armee 21, 38–50 ~ Aufbau 38–40

~ Ausrüstung 44–46 ~ Auxiliareinheiten 21, 39, 40 ~ Heerführer 38, 39 ~ Kohorten 39, 40 ~ Legionen 39 ~ Reiterei 39 ~ Triumph 41–43 ~ Zenturionen 39, 40 ~ siehe auch Soldaten Asklepius 110 Atalanta-Mythos 105, 106 Athena, siehe Minerva Athleten und Sport 85, 88–93 Augustus, Kaiser 12, 14, 15, 21, 39, 103, 108, 109, 139, 172 ~ Darstellungen 24, 25 ~ und Aquädukte 59 ~ und Livia 24, 25, 124 ~ siehe auch Oktavian Augustus, Titel 23 Aurelian, Kaiser 30, 174 ~ Aurelianische Mauer, Rom 19 Autoren, klassische 63, 88, 150 ~ siehe auch Cassius Dio, Frontinus, Juvenal, Livius, Petronius, Plinius, Statius, Sueton, Tacitus Bacchus (Dionysos) 100–102, 146 ~ und Panther 100–102 Baiae, Bucht von Neapel 63, 103 Balkenwaage 79, 80 Banks, Sir Joseph, Naturforscher 160 Barberini, Familie 161, 162 Bath (Aquae Sulis), Fluchtafeln 103 Bauwesen 63, 67 ~ Bögen 61, 62 ~ etruskische Vorbilder 52, 59 ~ hypocaustum 94, 95 ~ siehe auch Aquädukt, Thermen, Abflüsse Bergbau 64–66 Bestattungsriten 136, 137, 139, 140 ~ conclamatio 147 ~ Grabportraits 148, 149 ~ in Sarkophagen 143–148 ~ Mumifizierung 148 ~ nächtliche Bestattung 142 ~ Verbrennung 140–142 ~ siehe auch Graburnen Bestattungstruhe 144, 145 Beton als Baumaterial 63, 110 Bewässerung 66, 67 Bibliothek, in Thermen 95 biga (zweirädriger Wagen) 90 Bildung 127 ~ klassische 172, 173 Blei für Rohre 58 Bögen, Erbauung von 61, 62 Boni, Giorgio, Archäologe 20 Boscoreale, Pompeji, Villa 100, 101 Bovia Procula, Brandurne 141 Brigetio, Ungarn 37

Britannien, Eroberung 26, 50, 170 ~ siehe auch Colchester, Corbridge, Hoxne, Mildenhall, Uley Britische Schule in Rom 17 Britisches Museum 6, 7 ~ Korinth-Puteal 162–164 ~ Portland Vase 161, 162 ~ Rondanini Faun 166, 167 ~ Spenden an 154, 155–161 ~ Warren Cup 164, 165 Bronze 37, 121 ~ Rennwagen 90 ~ Sklavenanhänger 126 ~ Statuen 28 Bruch, Marmor 12, 74 ~ Travertin 85 Brücken 52, 59–62 Brunnen 52, 58, 59, 61, 67, 121 Brutus, Lucius Iunius 15, 16, 171 Bulwer-Lytton, Edward, Die letzten Tage von Pompeji 17 Bürgerrecht 21, 38, 48 ~ Erhalt von 37 Byers, James, Händler 162 Byron, Lord, Childe Harolds Pilgerfahrt 139 Byzanz 14 Caecilia Metella, Grabstätte 139 Caesar, Titel 24 ~ siehe auch Iulius Caesar Caesarea Maritima, Palästina 63 Caligula (Gaius), Kaiser 21, 25, 103 candelabrum 121 Canova, Antonio, Bildhauer 166, 168 Canovium (Caerhun), Kastell 54 ~ Meilenstein 54 Caracalla, Kaiser 30 ~ Thermen 94 Cardelli, Lorenzo, Restaurator 166 Carrhae, Schlacht von (53 v. Chr.) 38 Cassius Dio 72 Castor und Pollux (Dioskuren) 71 castrum (Kastell) 72 Catull, Dichter 151 Cavaceppi, Bartolomeo, Restaurator 166, 169, Cavaceppi, Francesco, Sohn Bartolomeos 114 Ceres (Demeter) 100, 114 Chaourse Schatz 130 Christentum 117, 125 ~ Konversion Konstantins (337 n. Chr.) 14 ~ nach-römisch 171, 173 Cicero 18, 86, 171 Ciceroni, Fremdenführer 152 Claudius, Kaiser 17, 25, 26, 50, 82 ~ Hafen von Ostia 63, 75 Cocceius Nonnus, M., Grabstein 143, 144 Code Napoléon 173 Colchester (Camulodunum) 26, 130 ~ Graburne mit Maske 140, 141 ~ Tongefäß 90, 130

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Combe, Taylor, Description of the Collection of Ancient Marbles (1812) 29, 30 Commodus, Kaiser 27, 30, 93, 103 corbita (Handelsschiff) 78 Corbridge lanx (Tablett) 99, 100 Crassus, Marcus, Feldherr 38 curia, Versammlungshaus des Senats in Rom 20 cursus honorum 21, 22 Dakier 43 Dallaway, James, Schriftsteller 166, 169 damnatio memoriae 30 David, Jacques-Louis, Maler 16 defructum (neuer Wein) 79 Della Porta, Giacomo, Bildhauer 154 Demeter, siehe Ceres Diana (Artemis) 99, 100, 105, 114, 164 dictator, Wahl zum 23 Dilettanti, Society of 154, 155, 161 Diokletian, Kaiser 30, 31 Dionysos, siehe Bacchus Dioskuren (Castor und Pollux) 71 Dodwell, Edward, Sammler 163 Domitian, Kaiser 27, 103 Drama 95, 97 Duftflasche 125 Duquesnoy, Francois, Bildhauer 166 Eheschließung 124, 125 ~ dextrarum iunctio 124, 142 Eintrittskarten und –münzen 95, 97 Eisen 28, 45, 77 Elfenbein ~ Kamm 125 ~ Spielsteine 129 Elgin Marbles 168 Endymion-Mythos 147 Ephesus 52, 86 epitomes (historische Zusammenfassungen) 150 Erdbeben 25, 85 Ernährung 129–133, 170 Eroten auf Sarkophagen 146 Erster Punischer Krieg 70 Etrusker 12–14, 31, 83, 139, 140, ~ Bauwesen 52, 59 Farnese, Familie 154 ~ Herkules Farnese 156 Fayum, Ägypten, Grabportraits 148, 149 Feiertage, öffentliche 82 Fellini, Federico 171 Fiorelli, Giuseppi, Archäologe 118 Flüche 102, 103 Französische Revolution und die römische Republik 15, 16, 172 Französische Schule in Rom 17 Frauen 93, 95, 124–126 ~ Bildung 126 ~ Eheschließung 124, 125 Freigelassene 142, 143 Fremde 35–37 ~ ausländische Kriegsgefangene 43 Fries, Graf Moriz, Sammler 112 Frisuren 24, 25 ~ nodus 25, 143

~ und Bärte 30 Frontinus, Sextus Julius, curator aquarum 59, 61 Fulham-Schwert 44, 45 Gaius (Caligula), Kaiser 21, 25, 103 Gaius, Enkel des Augustus 25 Galen, Arzt 134 Gallien und Gallier 18, 38, 130 Gärten, Peristyle 119–121 garum (Fischsauce) 64, 74, 132 Gelastus, Sallustius, Sarkophag 146 Gellius, Aulus 88 Gemellus, Erhalt des Bürgerrechts 37 Germanien und Germanen 24, 35, 38, 39, 170 Geschichte, römische 8–15, 150, 173 Getreidehandel 22, 75 Gewichte und Maße 79–81 Gewürze 81 ~ Pfeffer 48, 81, 132 Gibbon, Edward, Verfall und Untergang des römischen Reiches 16 Gladiatoren 82, 83, 85–87 ~ murmillo 83 ~ retiarius 87 ~ weibliche 88 Glas ~ Fenster 121 ~ Graburne 141 ~ Kamee 162 ~ Portland Vase 161, 162 Gold 65 ~Münzen 72, 81 Gottheiten 99–103, 186 ~ auf Sarkophagen 145–147 ~ Fremdeinflüsse 111–117 ~ griechische und etruskische 12, 13, 99 ~ Tempel 107–110 Grabbeigaben 136, 137 Gräber und Friedhöfe 32, 144, 145 ~ Grabreliefs 143 ~ Via Appia 136, 138, 139 Grabportraits 148, 149 Grabsteine 135, 137, 143–148 ~ von Soldaten 47 ~ siehe auch Bestattungsriten, Sarkophage, Gräber und Friedhöfe Graburnen 141, 142 ~ Glasurnen ~ Gesichtsurnen ~ siehe auch Bestattungsriten Gracchen, Brüder Tiberius und Gaius 22, 23 Graves, Robert, I, Claudius und Claudius the God 17 gravitas 171 Griechenland und Griechen 12–14, 68, 74, 95 ~ als Ärzte in Rom 132 ~ bleibender Einfluss 16, 152, 172 ~ Hellenistische Zeit 31, 33, 52 ~ sportliche Wettkämpfe 88, 92 ~ Sprache 172 Guilford (Korinthisches) Puteal 162–164 Guilford, Frederick North, Earl of 163 Hadrian 28, 29, 50, 144, 168, ~ Pantheon 108, 109 ~ und das römische Reich 173

~ Villa in Tivoli 16, 159 ~ siehe auch Hadrianswall Hadrianswall 10, 29, 48, 50, 81, 170 ~ Vindolanda Tafeln 40, 48 Hafenanlagen 62–64 Halikarnassos (Bodrum), Marmorrelief 87, 88 ~ Mosaik 101, 196 Hamilton, Sir William, Sammler 155, 156, 160–162 Handel 68, 72, 74–76 ~ Agrarhandel 77 ~ Märkte 76, 77 ~ Überseehandel 62–65 ~ zur öffentlichen Versorgung 75 Harris, Robert, Pompeji 17 Häuser, patrizische 119–123 ~ Atrium 119, 120 ~ compluvium 120, 121 ~ cubicula (Schlafzimmer) 120 ~ fauces 120 ~ Fensterglas 121 ~ impluvium (Wasserbecken) 120 ~ Peristyl 120, 121 ~ tablinum 119 ~ triclinium (Esszimmer) 120 Hawthorne, Nathaniel, Der Marmorfaun 16, 136, 137 Heiliges Römisches Reich 172 Heiligtümer 103 Heiratsriten 124 Helena von Troja 112 Helm, etruskisch 13 ~ des Gladiators 87 ~ Ribchester 44, 45 Hera, siehe Juno Herculaneum 54, 118, 125, 130, 134, 151, 154 ~Fensterglas 121 Herkules, auf dem Korinthischen Puteal 164 ~ auf dem Gladiatorenhelm 87 ~ Marmorbüste (Herkules Farnese) 156 Herodes der Große 63 Hewetson, Christopher, Bildhauer 156 Hinton St. Mary, Dorset, christliches Mosaik 116, 117 Hippe 77 Homosexualität 164, 165 Honorius, Kaiser 170 Hoxne, Suffolk, Münzschatz 73 ~ ‚Kaiserin‘-Pfefferstreuer 132 ~ Silberlöffel 133 Hygieia, Göttin 110 Hymenaeus, Gott 124 Imperator, Titel 23 Ingres, Jean Auguste Dominique, Maler 174, 175 Isiskult 114, 115 Italien und Ende Roms 170, 171 ~ Druck klassischer Texte 173 ~ griechische Stadtstaaten 12, 70 ~ Karte 9 Italienreise (Grand Tour) 17, 152, 154, 166 Iulius Caesar 21, 50, 103, 134, 164, 171 ~ Tod (44 v. Chr.) 15 ~ und Ende der Republik 22, 23 Iulius Verecundus, Feldherr 40

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Jason, athenischer Arzt 134, 135 Jasonmythos 104, 105 Jenkins, Thomas, Händler 112, 160 Jennings, Henry Constantine, Sammler 169 Jenseits 146, 147, 149 Jerusalem, Zerstörung des Tempels 27, 42 Johnson, Samuel 155 Judaea (Palästina) 58, 63 Juden, Judentum 116 ~ jüdische Revolte (69–72 n. Chr.) 27, 42 jugula („Töte!“) 83 Julia Domna, Frau des Septimius Severus 30, 151, 152 Julia Mamaea, Mutter des Alexander Severus 162 Juno (Hera) 100, 107, 112 Juno Pronuba 124 Jupiter (Zeus) 18, 42, 99, 107, 112, 114–115, 124, 147 Justinian, Kaiser 173 Juvenal 75, 77, 78, 82, 151 ~ und der Lärm der Straßen 57, 77

~ Puppe 128 ~ Spielfiguren 128, 129 Konstantin, Kaiser 14, 31, 73 Konstantin II., Kaiser 73 Konstantin III., Kaiser 73 Konstantinopel (Nova Roma) 14, 34, 57 Konsul 21, 22, 172 Korinth 164 Korinthische (Guilford) Puteal 162–164 Krokodilhautparadeuniform 46 Küche, Küchenutensilien 133 Kunst, archaisierende griechische Statuen 164 ~ bleibendes Interesse an 16, 17 ~ Grabreliefs 143, 145 ~ Reliefs 42, 78, 79, 88 ~ Renaissance 173 ~ siehe auch Pompeji-Fresken, Portraits, Statuen Kupfer, Abbau 65 ~ siehe auch aes rude Kybele, Muttergottheit 114 Kyrene, Libyen 29, 168

Kaiser 23–31, 103, 184, 185 ~ Antoninen 29, 30 ~ Flavier 27 ~ Julier-Claudier 24–26 ~ Severer 30 ~ Soldatenkaiser 30 ~ Tetrarchen 30, 31 kalathos (Kopfschmuck) 114, 115 Kameen 25, 151, 161, 162, 164 Kamm, Elfenbein 125 Kapitolinische Wölfin 8 Karl der Große 172 Karl III., König von Neapel 154 Karten 9, 10, 11, 18, 19 ~ Tabula Peutingeriana 57 Karthago 64, 65, 67, 72 Keramik 90, 122 ~ Amphoren 64, 72, 74, 79 ~ Arretinische 81, 130 ~ Samische 130 Kerzenständer 121, 122 Kinder 126–129 ~ Bildung 127 ~ Spielzeug 127, 128 Kino, Darstellung des antiken Roms 17, 171 Kirchen, in römischen Tempeln 21, 108 Kleidung, Chiton 124 ~ cinctus Gabinus 122, 123 ~ des Wagenlenkers 92 ~ paludamentum (Militärmantel) 47 ~ Pantoffel 95, 125 ~ Phrygische Mütze 43, 112–114 ~ Sandalen 124 ~ Schnürstiefel 125 ~ Toga 47, 122–124 Kleinasien 12, 25, 52, 74, 86, 144, 145, ~ Amphitheater 86 Kleopatra VII, Königin von Ägypten 23, 162, 164 Klöster, Tradierung klassischer Texte 171, 173 Klytia, Marmorbüste 169 Knochen ~ Nadeln 130

Läden, am Trajansmarkt 76 Lagerhäuser 63, 75, 76 Lampen 122 ~ jüdische 116 ~ Luna 110, 111 ~ mit Gladiator 83, 122 ~ Ständer 121 Landwirtschaft 66, 77, 78 Längenmaße 54, 57 Lanuvium, Stadt des Aeneas 104 lanx (Tablett) 99, 100 Laren (Hausgötter) 122, 124 Lateinische Sprache 8, 12, 14 ~ beständiger Gebrauch von 171, 172 Latium 8, 9, 13, 19, 120 Lepidus, Marcus, Triumvir 23 Leptis Magna, Libyen 30, 58 Leto, Göttin 164 Leuchtturm von Ostia 64, 75 libra (Pfundgewicht) 80 Livia, Frau des Augustus 24, 26, 124 Livius, Historiker 14, 15, 140, 171 Lucilla, Frau des Lucius Verus 29 Lucius Verus, Kaiser 29 Lucius, Enkel des Augustus 25 Lukian, Philopseudes 159 Luna (Carrara), Marmorbrüche 12 Luna 110, 111, 147, 152, Macaulay, Thomas Babbington, Legenden aus Alt-Rom 16 Mantegna, Andrea, Maler 173 Marcus Antonius, Feldherr 23, 33, 162, 164 Marcus Aurelius, Kaiser 29, 30, 149 Marius, Feldherr 23, 38, 139 Mars (Ares) 99 Masada, Eroberung von 42 Masken 31, 34, 35, 44 ~ Grabmasken 139, 140 ~ Reitermasken 44, 140 ~ Theatermasken 95, 97 Maße und Gewichte 70, 79, 81 ~ Balkenwaage 79, 80

~ Waagschalen 80, 91 McKim, Mead & White, Architekten 17 Medici, Familie der, Florenz 152 Medizin und medizinische Instrumente 134–136 Medusamythos 24 Meleagermythos 105, 106 Mên, anatolischer Mondgott 114 Merkur (Hermes) 102, 103, 130, 164 Meroe, Sudan, Augustuskopf 24 Metallbearbeitung, etruskisch 8, 12, 13 ~ römisch 28 ~ siehe auch Bergbau, Bronze, Silber Michaelis, Adolf, Ancient Marbles in Great Britain 160, 163 Michelangelo 173 Mildenhall, Suffolk, Schatz von 102 Miliaria (Meilensteine) 54 Minerva (Athene) 24, 25, 100, 107, 112, 114 ~ auf dem Korintischen Puteal 164 ~ auf der Balkenwaage 79, 80 ~ und die Argonauten 105 missum („entlassen“) 83 Mithraskult 112–114 Mosaik, christlich 116, 117 ~ eßbare Fische 131, 132 ~ Ostia 64 ~ Utica 86 ~ Villa in Halikarnassos 101, 102, 106 Mumifizierung 148 Münzen 68–72, 81 ~ as (Kupfer) 70, 71 ~ aureus (Gold) 71, 73 ~ denarius (Silber) 71 ~ didrachma (griechisch) 70 ~ Iulius Caesar 23 ~ L. Iunius Brutus 15 ~ Nero 75 ~ nummi (Bronze) 73 ~ Portraitbilder 23, 24 ~ Sammlungen 152 ~ Sesterz (Kupfer) 75, 104 ~ Sesterz (Silber) 71 ~ siliqua (Silber) 73 ~ solidus (Gold) 31, 73 Münzfunde 72 ~ Hoxne 73 Museum 154, 165 ~ siehe auch Britisches Museum Musik, im Theater 97 Myron, griechischer Bildhauer 159 Mythologie 104–106 Nadeln 12, 125, 130 Napoleon Bonaparte 174 natatio (Schwimmbecken) 94 Neapel (Neapolis) 63, 70, 103, 139, 154, 155, 160 Neptun (Poseidon), auf Münzen 75 Nero, Kaiser 26, 27, 124 ~ Hafen von Ostia 75 Nerva, Kaiser 27, 61, 144 Nikopolis 164 Nil 36 Nîmes (Nemausus), Frankreich, Aquädukt nach 59, 61, 171

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Nollekens, Joseph, Bildhauer 156 Nordafrika, wilde Tiere aus 86 Numidier 24 O Octavian, Sieg über Antonius und Kleopatra 23, 162, 164 ~ siehe auch Augustus, Kaiser oculus (Pantheon) 109, 110 Öffentliche Bauwerke 67 Öffentliche Spiele, siehe Unterhaltung Öl, in Thermen 93 ~ für Lampen 122 Opfer 42, 98 ~ Kleidung 123 Orestesmythos 91 Ortsnamen 57 ~ -chester und –caster 72 Ostia 25, 54, 131 ~ Hafen (Portus) 22, 63, 64, 75, 76 ~ Mithrasheiligtum 114 ~ Piazzale delle Corporazioni 63, 64 Otto I., Heiliger Römischer Kaiser 172 Pacili, Pietro, Restaurator 166 Paestum (Poseidonia) 13, 70 Palmyra, Syrien, Grabstätten 137 paludamentum (Militärmantel) 47 panem et circenses (Brot und Spiele) 82 Pannonia, Bronzetafel 37 Papyrus 127 Paris, Prinz von Troja 112 Paul III., Papst 154 Payne Knight, Richard, Sammler 160 pecunia (Geld) 68 Peleus und Thetis-Mythos 162 Penaten, Hausgötter 123 Perser, Straßenbau 52 Personifikationen 33, 71 Petronius, Satyricon 93, 129, 131 Pflastersteine 53–55 Phallus, Schutzfunktion 121, 122, 160 Phönizier, Metall 64 pilae (Pfeiler der Hypokausten-Heizung) 95 piperatorium (Pfefferstreuer), ‘Kaiserin’ 132 Piranesi, Giovanni Battista, Künstler 16, 54, 146, 166 ~ römische Straßenkonstruktion 54, 55 piscinae (Fischteiche) 132 Plautus, Dichter 97, 151 Plebejer (Volk) 22 Plinius der Ältere, Naturgeschichte 134 Plinius der Jüngere, Briefe 134 Plutarch 150 Politik, cursus honorum 21, 22 ~ Einfluss Roms 172–174 Pompeius Magnus, Sextus, Priester 114 Pompeji 118, 125, 151, 154 ~ Casa dei Vettii 120, 123 ~ Fresken 34, 100, 101 ~ Gräber 144, 145 ~ Haus der Silbernen Hochzeit 119 ~ thermopolia 130 ~ Via degli Augustales 53 Pont du Gard 59, 61, 171

pontifex maximus, Titel 23 Portland Vase 161, 162 Portraits, auf Münzen 23, 28, 31 ~ Grabportraits 148, 149 ~ Kaiserportraits 24–31 ~ Privat 31, 32, 34 Poussin, Nicolas, Maler 16 Prätor 22 Prätorianergarde 72 Priapuskult 160 Priester des Kaiserkults 103 princeps, Titel 15, 23 Probus, Kaiser 19 procurator, Titel 172 Projekta-Schatulle 117 Pseudo-Seneca 32 publicani (Steuereintreiber) 66 Puppe 128 Puteoli (Puzzuoli), Hafen von 75 Pyrrhus, König 70 quadriga (vierrädriger Wagen) 90, 91 Quästor 22 Ramla, Alexandria, Palast Trajans 43 Recht, allgemeines 173, 174 ~ römischer Einfluss 172–174 Regillus, Schlacht am See 71 Religion 98–117 ~ Fremdeinflüsse 111–117 ~ Gottheiten 99–103, à Verweis in Anhang ~ Judentum 116, 117 ~ Kaiserkult 103 ~ Mithraskult 112–114 ~ Mythologie 104–106 ~ Rituale 98 ~ Votivgaben 110 ~ siehe auch Christentum Renaissance 173, 174 Ribchester-Helm 44, 45 Rio Tinto, Spanien, Kupferminen 65, 66 Rohre 58 Rom 17, 18, 174 ~ Augustusforum 76 ~ Aurelianische Mauer 19 ~ Caracalla, Thermen 94 ~ cloaca (Abflußsystem) 18, 61 ~ curia (Senatshaus) 20 ~ Domitiansstadion 89 ~ Einnahme (410 n. Chr.) 170 ~ Esquilin 18, 33, 117 ~ Forum 18–20, 27, 29 ~ Gründung der Stadt 8, 13, 14 ~ Kapitol 18, 42 ~ Kapitolinischer Tempel 18, 42, 107 ~ Karte 18, 19 ~ Kolosseum 17, 20, 84–86, 108 ~ Marcellus-Theater 96 ~ Palatin 18, 20, 27 ~ Pantheon 6, 7, 108, 109 ~ Portunus-Tempel 107, 108 ~ Servianische Mauer 18, 19 ~ Straßen 54 ~ Tempel des Antoninus Pius und der Faustina 20, 21

~ Titusbogen 27, 41, 42, 108 ~ Trajansforum 76, 77 ~ Trajansmärkte 27, 76, 77 ~ Via Appia 54, 136, 139 ~ Via Biberatica 76 ~ Via Sacra 42 Roma, Personifizierung 33, 71 Römer, Bewunderung 16, 17, 152 ~ Einfluss 12, 172–174 ~ Erbe 6, 170–174 Römische Republik 14, 15 ~ Bürgerrecht und Politik 21, 22 ~ Ende 22, 23 Römisches Reich 14, 15, 21, 27, 31 ~ Einheitlichkeit 172, 173 ~ Ende 170, 171 ~ Grenzen 38, 39 ~ Integration fremder Kulte 102, 111–117 ~ Karte 10, 11 Romulus und Remus 8, 44 Rondanini, Familie 166 ~ Faun 166, 167 Rubens, Peter Paul, als Sammler 151, 152 Rüstung 44, 46 ~ siehe auch Helm Rymsdyk-Brüder, Museum Britannicum (1778) 128 Sabina, Frau Hadrians 28, 128 Sallust 150 Samische Ware 130 Sammler und Sammlungen, frühe 152 ~ Edward Dodwell 163 ~ Edward Perry Warren 164 ~ Peter Paul Rubens 152 ~ Richard Payne Knight 160, 161 ~ Sir William Hamilton 155, 156, 160–162 ~ Society of Dilettanti 154, 155, 161 ~ siehe auch Townley, Charles Sardis, Türkei 52, 116 ~ Synagoge 116 Sarkophage 74, 79, 143–148 ~ Ausschmückung 143–145 ~ Hochzeitsdarstellung 124, 125 ~ lenos 146, 147 ~ siehe auch Grabsteine, Gräber und Friedhöfe Scheuerbürste 133 Schiffe 63, 64, 70, 75, 76, 78, 104, 105 Schmuck 126, 136, 137 Schottland, Antoninus-Wall 29, 50 Schreibtafeln 127 Schweiz, Julischer Pass (Via Mala) 56, 57 Scriptores Historiae Augustae 150 Seide aus China 81 Senatoren 22, 27, 39, 41 Septimius Severus, Kaiser 30, 152 Servius Tullius, König 18 Sexualität 169 ~ Homosexualität 164, 165 Shaw, George Bernard 88 Sieg über den Tod 143, 145, 146 Silberbergbau 64, 65 Silber, Chaourse Schatz 130 ~ Hoxne Schatz 73, 132, 133 ~ Mildenhall Schatz 102

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~ Projekta Schatulle 117 ~ Tafelgeschirr 130, 132, 133 ~ Warren Cup 164, 165 Silenus 100, 102 Silvanus 111, 112 sistrum (Rassel) 114 situla (Eimer) 114 Sizilien, griechische Stadtstaaten 12, 13, 88 Sklaven 13, 21, 93, 95, 126 ~ Bronzeanhänger 126 ~ siehe auch Freigelassene Smirke, Sir Robert, Architekt 7 Sobek, ägyptischer Krokodilgott 46 Soldaten 44–50, 72 ~ Bürgerrechte 21, 37, 38, 48 ~ Militärdiplome 48, 49 Sophokles, Elektra 91 Spanien 14, 54, 74, 80, 81 ~ Aquädukte und Brücken 61, 62, 170, 171 ~ Minen 65, 72 Sperlonga, Tiberius’ Villa 132 Spiele und Spielfiguren 128, 129 ~ Brettspiele 129 Spielzeug 128 Sprache, etruskische 13 ~ Indo-Europäische 12 ~ Rätoromanisch (Schweiz) 57 ~ siehe auch Griechenland-Sprache, lateinische Sprache Statius, Dichter 81 Statuen 154, 168, 169 ~ Berittener Jüngling 153, 154 ~ Bronze 28 ~ Discobulus (Diskuswerfer) 157, 159, 160 ~ Kolossalfuß 155 ~ Komposita 168, 169 ~ repariert und restauriert 112, 152–154, 159, 166, 169 ~ Römische Kopien griechischer Originale 159 Statuetten, Laren 122 ~ Schauspieler (Terrakotta) 97 ~ Soldat 44 ~ suovetaurilia 98 ~ von Göttern 111 Stein 12 ~ Marmor 12 ~ Travertin 85 Strabo, Geograph 46 Straßen 52–57 ~ Entwässerung und Bombierung 53 ~ Meilensteine 54, 59 ~ Pflasterung 52–54 strigilis 93 Stuart, James und Revett, Nicolas, The Antiquities of Athens (1762) 152 Stuck 12 Sucellus (keltischer Gott) 111, 112 Sueton, Kaiserbiographien 26, 150, 152 Sulla, Feldherr 23, 139 suovetaurilia (Tieropfer) 98 Swastika 125, 130 Symposion 120 Syrien 12, 14, 137, 152

Tabula Peutingeriana 57 Tacitus, Historiker, Annalen 124, 150 Tafelgeschirr 130, 132 ~ für Kinder 128 ~ Silberlöffel 132, 133 Tamma, Grabmonument in Palmyrene 137 Tarquinius Superbus, etruskischer König 13 Tempel 13, 107–110 ~ auf dem Kapitol 18, 42, 107 ~ des Antoninus und der Faustina 20, 21, 29 ~ Pantheon 6, 7, 108, 109 ~ Portunus 107, 108 ~ Saturn 20 Terrakotta 12 ~ Gegenstände 97, 128 ~ Rohre 58 ~ Trinkfläschen 128 Theater 95–97 Thermen 61, 92–95 ~ apodyterium (Umkleideräume) 95 ~ caldarium (Heißwasserbecken) 94, 95 ~ frigidarium (Kaltwasserbecken) 94 ~ hypocaustum 94, 95 ~ tepidarium (Warmwasserbecken) 94, 95 ~ tubuli (Heizschächte) 95 thermopholia (Imbißstuben) 130, 131 Tiber 8, 18, 19 Tiberius, Kaiser 22, 23, 25, 124, 132, 150 Tiere 77, 78, 126 ~ Aeneas’ Sau und die Ferkel 104 ~ Elefanten 35, 69, 70 ~ für die Arena 82–87 ~ für Opfer 98 ~ Kamel 68, 128 ~ Löwen für Hinrichtungen 88 ~ Molosser 169 tintinnabulum (Glücksbringer) 121, 123 Titus, Kaiser 27, 42, 58, 103 ~ Titusbogen 27, 41, 42, 108 Tivoli 159 Townley, Charles, Sammler 114, 156, 159–161 ~ Ansicht von Sammlungen 158, 159 ~ Klytia-Büste 169 ~ Sarkophage 124, 146, 148 Trajan, Kaiser 27, 28, 43 ~ Hafen von Ostia 75 ~ Trajansmärkte 27, 76, 77 Transport 72, 78, 81 Trier, Thermen 170 Trimalchio 93, 129 Triumph 27, 41–43 Triumphbogen 27, 41, 42 Triumvirat 23 Trojanischer Krieg 112 Türkei siehe Kleinasien Twain, Mark, Die Arglosen im Ausland 85 Uley, Gloucestershire, Fluchtafel 102, 103 ~ Merkurkopf 102, 103 Unterhaltung 82–97 ~ Amphitheater 83–88

~ öffentliche Hinrichtungen 88 ~ Theater 95–97 ~ Thermen 92–95 ~ Zirkus 88–92 Varus, Punkte Quinctilius, Feldherr 39 Vectigalia, Handelssteuer 72 Veji, Zerstörung 13, 14 Venatores (Jäger) 86 Venus (Aphrodite) 99, 103, 112 ~ auf der Projekta-Schatulle 117 ~ auf Sarkophagen und Grabreliefs 145, 146 Verbrennung 140–142 Vereinigte Staaten von Amerika, römischer Einfluss auf Verfassung 172 Vergil, Aeneis 104, 127 Vernasia Cyclas, Brandurne 141 Vespasian, Kaiser 27, 54, 103 Vesuv, Vulkanausbruch (79 n. Chr.) 118, 151 Via Appia 54, 136, 139 Viktoria Relief 42 Vindolanda-Tafeln 40, 48, 126 Vitruv, Architekt 66 Volkstribunen 22 Votivgaben 110, 111 ~ Körperteile 110, 136 Vulca, etruskischer Architekt 18 Waffen 44, 47 ~ Fulham-Schwert 44, 45 Wagen 77, 78 Wagenrennen 88–92 ~ biga (zweirädriger Wagen) 90 ~ quadriga (vierrädriger Wagen) 90, 91 ~ Unfälle 91, 92 Walpole, Horace 160 Warren Cup 164, 165 Warren, Edward Perry 164 Wasserräder, aus Holz 65 Wasserversorgung 58–61 ~ Bewässerung 66, 67 ~ Brunnen 61, 67, 121 ~ für Privathäuser 58, 59, 61 ~ Pumpen 66, 67 ~ Staubecken 59 ~ Thermen 61 ~ siehe auch Abflüsse Wedgwood, Josiah, Töpfer 162 Weinproduktion 78, 79 Wickhoff, Franz, Römische Kunst 16 Winckelmann, Johann 16 Würfel 128–130 Zensor 22 Zensus, fünfjährig 98 Zirkus (Hippodrom) 88–92 ~ meta (Wendepunkt) 90 ~ ova (Rundenzähler) 90 ~ spina 89–91 ~ Wagenrennen 88–92 ~ Wettkämpfe 89, 90 Zivile Verwaltung 21 Zoffany, Johann, Künstler 159