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Ge orge Michae l Gottlie b von He rrmann Da s alte K ro n stadt
S c h r i f t e n z u r Lan d e s ku n d e s i e b e n b ü rg e n s ergänzungsreihe zum siebenbürgischen archiv im Auftrag des arbeitskreises für siebenbürgische landeskunde Herausgegeben von Harald roth und ulrich A. wien
band 32
George Michael Gottlieb von Herrmann
Das alte Kronstadt Eine siebenbürgische Stadt- und Landesgeschichte bis 1800
Herausgegeben von Bernhard Heigl und Thomas Șindilariu
2010
BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Der vorliegende Band enthält den ersten Manuskriptband des Werkes „Das Alte und Neue Kronstadt“ von G. M. G. von Herrmann; die Manuskriptbände 2 und 3 erschienen unter dem Originaltitel als Band 1 und Band 2, bearbeitet von Oscar von Meltzl, Hermannstadt 1883 und 1887; diese beiden Bände sind auf der beigefügten CD als Digitalisate enthalten.
Zum Gedenken an die vor 775 Jahren erfolgte erste urkundliche Erwähnung Kronstadts
Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Blick vom Schlossberg auf die Innere Stadt von Kronstadt, um 1750. Kupferstichtitel aus: Geistreiches Cronstädtisches Gesang-Buch, Kronstadt 1751.
© 2010 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Impress d.d., Ivančna Gorica Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Slovenia ISBN 978-3-412-20439-6
INHALTSVERZEICHNIS Einführung v. Thomas Șindilariu ................................................................ Die Quellen zu Herrmanns Werk v. Bernhard Heigl u. Thomas Șindilariu
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Vorbericht ....................................................................................................
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Erster Abschnitt: Von den Deutschen Rittern in Burzenland .........................................
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Zweyter Abschnitt: Von Cronstadt und seinen Gebäuden ..................................................
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Dritter Abschnitt: Geschichte von Cronstadt unter den Königen von Ungarn. Vom Jahr 1224 bis 1540 . ........................................................................
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Vierter Abschnitt: Geschichte von Cronstadt unter den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1540 bis 1688 ..........................................
53
Fünfter Abschnitt: Von der Politischen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten vom Jahr 1224 bis 1688 . ...............
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Sechster Abschnitt: Von der Kriegerischen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688 ...............
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Siebenter Abschnitt: Von der wirtschaftlichen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688 ...............
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Achter Abschnitt: Von der Kirchlichen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688 ...............
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Neunter Abschnitt: Von den merkwürdigsten Männern in Cronstadt unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688 ...............
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Abkürzungen ............................................................................................... Orts- und Personenregister v. Bernhard Heigl ..........................................
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George Michael Gottlieb von Herrmann. Nach Archiv VfSL 22 (1889).
EINFÜHRUNG von Thomas Şindilariu
Die Integration des autonomen Fürstentums Siebenbürgens in die Habsburgermonarchie vollzog sich auf der Grundlage des Leopoldinischen Diploms von 16901. Die auf Absolutismus und Katholizismus festgelegten Habsburger machten darin so weitgehende Konzessionen, um die Eingliederung des protestantisch und ständisch geprägten Fürstentums Siebenbürgen reibungslos zu erreichen, dass diese als außerhalb des Staatscredos der Monarchie befindlich eingestuft werden müssen. Vertraglich auf den Erhalt der ständischen Verfassung und konfessionellen Vielfalt festgelegt, wurde das Ziel, Siebenbürgen in eine katholische Provinz zu verwandeln, während des gesamten Verlaufs des 18. Jahrhunderts in indirekter Weise verfolgt. Selbst die religiöse Toleranzgesetzgebung Kaiser Josephs II. in den 1780er Jahren bedeutete noch keine völlige Abkehr vom Primat der katholischen Konfession. Neben der Gründung katholischer Gemeinden in bisher rein protestantischen Städten, was oft auf die Tätigkeit der Jesuiten zurückzuführen war, stellte die Bevorzugung katholischer Beamten einen weiteren Grundpfeiler der Rekatholisierungspolitik Siebenbürgens dar2. Entgegen der konfessionellen Bevölkerungsstruktur war aufgrund der „geometrischen Proportion“ in den sächsischen Stadt- und Stuhlskörperschaften vorgeschrieben, dass die Zahl der katholischen Beamten mindestens gleich groß wie jene der nichtkatholischen sein müsse3. Um dies auch auf höchster lokaler Ebene durchzusetzen, wurde das freie Beamtenwahlrecht der Sachsen eingeschränkt, indem die Wahlbestätigungen für protestantische Spitzenbeamte oftmals ausblieben und an ihrer statt Katholiken eingesetzt wurden. Konfessionszugehörigkeit stand als Eignungskriterium für die Beamtenschaft über Leistungsfähigkeit, was von weitreichenden wie verheerenden Folgen für die Effizienz der Verwaltung war4. Die Sachsen, aber auch die Ungarn und Szekler legten ein kollektives Abwehrverhalten an den Tag, so dass die Bemühungen um flächendeckende Rekatholisierung Siebenbürgens weitgehend ins Leere liefen. Ehe sich die Einsicht in die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens bei den Wiener Bürokraten durchsetzte beziehungsweise von anderen Prioritäten verdrängt wurde, trat in den Reihen der Beamtenschaft konfessioneller Opportunismus allzu oft an die Stelle professioneller Eignung. George Michael Gottlieb von Herrmann wurde aufgrund von Intrigen der zum Katholizismus übergetretenen Brüder Cloos von Cronenthal5, die mehrere evangelische 1
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Paul W. Roth: Das Diploma Leopoldinum. Vorgeschichte, Bestimmungen. In: Zsolt K. Lengyel, Ulrich A. Wien (Hgg.): Siebenbürgen in der Habsburgermonarchie. Köln, Weimar, Wien 1998, S. 1-10 (Siebg. Arch. 34). Harald Heppner: Habsburg und die Siebenbürger Sachsen (1688-1867). In: ebenda, S. 48-59, hier 50f. Rolf Kutschera: Landtag und Gubernium in Siebenbürgen 1688-1869. Köln, Wien 1985, S. 234 (Stud. Trans. 11). Ebenda, S. 47-49, 234; Georg Adolf Schuller: Samuel von Brukenthal, 2 Bde. München 1967-1969, hier Bd. 1, S. 48f. Es sind dies: Michael Cloos von Cronenthal, ab 1769 im Dienst der Stadt Kronstadt, u. a. als Senator 1775-1783, Sadthann 1783-1784 und Johann Cloos von Cronenthal,
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sächsische Beamte in Kronstadt zum Ziele hatten, 1799 ohne Nennung von Gründen aus dem städtischen Dienst enthoben. Nach 36-jähriger Beamtentätigkeit in seiner Vaterstadt hatte er als Stadthann seit 1798 auch die Vertretung des obersten städtischen Amtes, des Stadtrichters, übernehmen müssen. Seiner gründlichen wie vielseitigen Bildung, aber auch seinem tätigen Lebenswandel ist es zu verdanken, dass ihn seine durchaus als Schicksalsschlag empfundene Suspendierung nicht auch zur Resignation trieb. Vom Bildungs- und Sittenideal der Aufklärungszeit geprägt, suchte er durch die Abfassung einer insgesamt 1.654 handschriftliche Seiten umfassenden monumentalen Geschichte Kronstadts etwas dem Gemeinwohle Nützliches zu hinterlassen6. Seinem Schwager, dem Mediascher Bürgermeister Michael Conrad von Heydendorf, offenbart er dazu: „Zudem gehört in den Plan, den ich mir auf meine Ruhetage entworfen habe, auch die Nähe des hiesigen Archivs, wo ich viele Sachen weiß, die von Unerfahrenen nicht benützt werden können, mir aber in meinem Gram dienen mögen. Wozu dies Alles? werden Sie sagen. Sic vos non vobis etc. [so schafft ihr, aber nicht für euch ...] heißt es bei mir auf allen Seiten. Allein wirken muß ich, so lange ich Kopf und Hände habe. Unter 10 von der Nachwelt, denen meine Arbeiten in die Hände kommen, wird doch vielleicht einer sein, der sich umkehren und mir für die Zeit danken wird, die ich auch ihm unbekannter Weise gewidmet habe.“7 Herrmanns umfassendste und zu Lebzeiten anonym veröffentlichte Schrift ist seine rechtshistorisch angelegte Abhandlung über die Grundverfassungen der Sachsen in Siebenbürgen8, in der er mit Blick auf die vielfältigen, zentralistisch gesteuerten, aber wenig funktionalen Veränderungen der Verwaltungsstruktur Siebenbürgens im Verlauf des 18. Jahrhunderts für den Erhalt der gewachsenen und mithin ständischen Strukturen der Siebenbürger Sachsen wirbt. Seine Sichtweise musste dadurch als zu den Wiener Reformansätzen gegenläufig erscheinen. Die Folge war, dass sein Werk die Prüfung der
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bis 1777 städtischer Beamter in Kronstadt, zuletzt als Senator, 1777-1781, 1792-1805 Hofrat in Wien, 1780-1790 Gubernialrat, 1781-1784, Comes der Sächsischen Nation. Kommissionen des Guberniums wiesen ihnen Unregelmäßigkeiten in der Amts- und Rechnungsführung nach, selbst Korruptionsklagen standen im Raum. Mit Rücksicht auf das Amt des Comes, das Johann Cloos inzwischen innehatte, wurde nur Michael 1784 des Amtes enthoben. Beide sahen in Herrmann den Hauptschuldigen an diesen Vorgängen. Vgl. dazu: George Michael Gottlieb von Herrmann: Das Alte und Neue Kronstadt. Bearb. Oscar von Meltzl, 2 Bde. Hermannstadt 1883-1887, hier Bd. 2, bes. S. 207-223. Von Wien aus gelang es ihnen, 1799 ihre Rache am Kronstädter Magistrat umzusetzen. Die Hauptquelle für die bisher verfassten Biographien und Lebensbilder von G. M. G. v. Herrmann stellt sein Lebenslauf dar, den Julius Groß herausgegeben hat. Siehe Julius Groß (Hg.): Georg Michael Gottlieb v. Herrmann und seine Familie. Kronstädter Kultur- und Lebensbilder. In: Archiv VfSL 22 (1889), S. 93-328, hier 97-260. Die Handschrift ist im Original zu finden unter AHG: IV.F.1.Tf.81. Zu ihrer kulturgeschichtlichen Einordnung siehe Stefan Sienerth: Geschichte der siebenbürgisch-deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert. Klausenburg 1990, S. 79-87. Brief von G. M. G. v. Herrmann an Michael von Heydendorf vom 21.11.1799. Hg. Julius Groß (wie Anm. 6), S. 268. [George Michael Gottlieb von Herrmann]: Die Grundverfassungen der Sachsen in Siebenbürgen und ihre Schicksale. Ein Beitrag zur Geschichte der Deutschen außer Deutschland. Offenbach 1792. Im selben Jahr erschien ebenfalls anonym seine 40-seitige Zusammenfassung in Wien unter dem Titel: Uebersicht der Grundverfassungen der sächsischen Nation in Siebenbürgen. Wien 1792.
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Zensur nicht bestand und in die Monarchie nicht eingeführt werden durfte . Aufgrund dieser Erfahrung, der noch andauernden Amtssuspendierung Herrmanns und seiner Absicht, in „Das Alte und Neue Kronstadt“ die Dinge aufgrund historisch-kritischer Gründlichkeit durchaus auch beim Namen zu nennen, stand für ihn bereits zu Beginn seines Unterfangens fest, dass an eine Veröffentlichung des Werkes vorerst nicht zu denken war. Herrmanns Kronstadt-Monographie ist damit auch als eine Begründung seines Anspruches zu sehen, der zugleich als jener der gesamten aufgeklärten sächsischen evangelischen Führungsschicht zu verstehen ist, die Lenkung der Geschicke des sächsischen Landstandes zu behaupten. Es geschieht dies, indem die eigene Leistungsfähigkeit äußeren Zurücksetzungen zum Trotz unterstrichen wird. Obwohl Herrmann infolge seiner Amtsenthebung Opfer der Schieflagen in der von Wien gesteuerten siebenbürgischen Bürokratie war und infolgedessen in den letzten Lebensjahren sogar im Privaten mit größeren materiellen Sorgen zu kämpfen hatte, stellt ihm Oscar v. Meltzl selbst für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Zeugnis verblüffend ausgewogener Darstellungsweise aus10. Herrmann enthält sich jeglicher Polemik oder Klage, da er jederzeit in der Lage ist, nachprüfbare Fakten für sich selbst sprechen zu lassen. Er erfüllt somit das Motto, unter das er die Arbeit „Mein Lebenslauf“ gestellt hat, in jeder Hinsicht11. Die erhaltenen Spuren von Herrmanns intensiver Korrespondenz – u. a. mit Samuel von Brukenthal – weisen auf seine Zugehörigkeit zum inneren Zirkel der von letzterem koordinierten sächsischen intellektuellen Führungsschicht hin. Es einte sie die Überzeugung, dass die Sächsische Nationsuniversität als Landstand eine fortschrittliche Errungenschaft darstelle, die den grundlegenden Forderungen der aufgeklärten Staatsphilosophie bereits entsprach, weswegen sie im Interesse des Gemeinwohls kontinuierlich weiterentwickelt und nicht zerstört werden sollte. Gegenteilige Ansichten waren in schwankender Intensität v. a. in der Wiener Bürokratie und in den Reihen des siebenbürgischen ungarischen Adels anzutreffen. Diese zielten teils auf die Aufhebung des sächsischen Landstandes als Rechtsperson ab und sahen in den freien sächsischen Bauern nicht mehr als Kammeralbauern, also unfreie Bauern auf königlichen Domänen12. Das Umfeld Brukenthals erkannte in quellenkritisch-verlässlicher historischer Forschung und Veröffentlichung ein wirkungsvolles Instrument zur Darlegung der Herkunft und Entwicklung des siebenbürgisch-sächsischen Rechtsstandes, das zur Entkräftung 9
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Aus dem Briefwechsel Herrmanns mit Samuel von Brukenthal aus dem Jahr 1795 geht hervor, dass die Einfuhr von Herrmanns Grundverfassungen nach Siebenbürgen noch nicht gelungen war. Es wird ferner ersichtlich, wie sehr Herrmann befürchtete, dass er als Verfasser bekannt werden könnte. Zugleich schildert er die Anstöße der Zensur an unverfänglichen Stellen der ersten Lieferung, so dass er für die Einfuhr der weiteren, in denen etwa die Probleme mit den katholischen Beamten angesprochen werden, das Schlimmste befürchtet. Es ist bezeichnend, dass er in Selbstzensur vermittels eines Schreibens an den Verleger Abmilderungen der Wortwahl bezüglich des Problems der katholischen Beamten vorgenommen hatte, die bei der Drucklegung jedoch nur teilweise berücksichtigt worden sind. Vgl. dazu: AHG: IV.F.1.Tq.179/I Nr. 6, 7 u. 9. Siehe die Einleitung Meltzls zu: Herrmann, Das Alte und Neue Kronstadt (wie Anm. 5), S. XXXVf. „Durum, sed levius fit patientia, quidquid corrigere est nefas. Horat“ Übersetzung aus dem Lateinischen: Hart! Aber leichter wird durch Geduld zu tragen, was zu ändern verwehret ist. Siehe Groß (Hg.): Archiv VfSL 22 (1889), S. 97. Domänen, wie man sie aus den österreichischen Stammlanden in Wien kannte. Schuller: Brukenthal (wie Anm. 4), Bd. 1, S. 51-55, Bd. 2, S. 78.
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der politischen Angriffe und zur Absicherung des Erreichten dienen sollte. In Herrmanns Nachlass sind mehrere Schriftstücke zu finden, die auf die gemeinschaftliche Arbeit an der Entstehung einer umfassenden Geschichte der Siebenbürger Sachsen hindeuten13. Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Realisierungen dieses Kreises zählen die Herausgabe der „Siebenbürgischen Quartalschrift“ (1790-1801), fortgesetzt durch die „Siebenbürgischen Provinzialblätter“ (1805-1824), und die Gewinnung des Begründers der deutschen wissenschaftlichen Russlandhistoriographie, August Ludwig von Schlözer, für die Abfassung seiner Kritischen Studien zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen14. Bei beiden Unterfangen war Johann Filtsch15 der wichtigste Organisator, an beiden beteiligte sich auch Herrmann, teils mit Beiträgen, teils als Berater. Der Zusammenhalt des Kreises lässt sich am besten an der für Theodor v. Herrmann, Georges 1790 verstorbenen jüngeren Bruder, im Lesekabinett in Hermannstadt veranstalteten aufwendigen Denkfeier ablesen, von der ein mehrseitiger Gelegenheitsdruck zeugt16. Herausgegeben vom Ausschuss des Vereins für siebenbürgische Landeskunde erschienen 1883 und 1887 unter der Redaktion von Oscar v. Meltzl als Band 1 und 2 die Bände 2 und 3 nach Herrmanns ursprünglicher Zählung. Meltzl hatte an der Hermannstädter Rechtsakademie rund zehn Jahre bis zu ihrer Auflösung 1886 als Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft gewirkt. 1886 war er für neun Monate Redakteur des Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts und im Anschluss Reichstagsabgeordneter für den Kreis Hermannstadt. Seine Veröffentlichungen lassen ein gegenwartsorientiertes, statistisch-volkswirtschaftliches Hauptinteresse erkennen, demgegenüber die historische Dimension eine untergeordnete Rolle spielte17. Dies mag der Hauptgrund dafür sein, dass er die Herausgabe von Herrmanns erstem handschriftlichem Band unterlassen hat. Julius Groß18, nach Meltzl der zweite Bearbeiter des Nachlasses von G. M. G. v. Herrmann, bedauerte diese Unterlassung und versuchte, da der Ausschuss des Vereins für siebenbürgische Landeskunde für die Mitveröffentlichung bzw. Nachreichung des ersten Bandes offensichtlich nicht zu gewinnen war, dessen Inhalte dem Kronstädter Lesepublikum auf eigene Initiative näherzubringen. Die Übernahme des Rektorats des evangelischen Gymnasiums in Kronstadt (ab 1902 13
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Siehe u. a. Herrmanns Konzept: „Entwurf jener Gegenstände, welche zu einer Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen gehören und ihre Abteilung“. In: AHG: IV.F.266.I, f. 7176. Vgl. zur wissenschaftlichen Aktualität des Werkes und den politischen Hintergründen seines Entstehens das Vorwort von Harald Zimmermann zu August Ludwig Schlözer: Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Göttingen 1795-1797. Mit einem Vorwort von Harald Zimmermann. Köln, Wien 1979, IX-XIV (Schriften 3). Zu Filtsch vgl. Georg Adolf Schuller: Johann Filtsch (1753-1836). Ein sächsisches Pfarrerleben. Hermannstadt 1912, S. 73-85. Siehe AHG: IV.F.102.II. Zur vollständigen Rekonstruktion des Kreises wäre die Ermittlung der Beziehungsgeflechte außerhalb des öffentlichen Verwaltungslebens aufgrund der privaten Korrespondenzen erforderlich. Trotz des umfangreichen Quellenmaterials sind bisher nur einige wichtige Vorarbeiten geleistet worden, siehe etwa Heinrich Herbert (Hg.): Briefe an Samuel von Brukenthal. In: Archiv VfSL 30 (1903), S. 1-1029. Vgl. Joseph Trausch, Friedrich Schuller, Hermann Hienz (Hgg.): Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bisher ersch. 9 Bde. Kronstadt, Hermannstadt, Köln, Weimar, Wien 1868-2004, hier Bd. 4, 1902, S. 284-287, und Bd. 9, 2004, S. 54f. Ebenda, Bd. 4, S. 156, und Bd. 6, S. 284-297.
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Honterus-Gymnasium) durch Groß 1894 mag neben der spätestens 1896 geplanten und ab 1902 erscheinenden, groß angelegten Edition der Kronstädter Chroniken und Tagebücher19 der Grund dafür sein, dass er bei diesem Vorhaben nicht über Anfänge hinausgekommen ist.20 Die Entscheidung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, den ersten Band von Herrmanns Kronstadt-Monographie für die Herausgabe in den Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens vorzusehen, fußt auf folgenden Erwägungen: Selbst wenn die ausführliche Beschreibung besonders der siebenbürgischen Fürstentumszeit ihn als typischen Vertreter der historisch-genetischen Geschichtsschreibung des 17. und insbesondere des 18. Jahrhunderts ausweisen21, zeichnet sich Herrmann doch auch zugleich durch seine quellennahe, von der Anwendung der historisch-kritischen Methode gekennzeichnete Darstellungsweise aus. Dies steigert in Verbindung mit seiner exakten Kenntnis der Quellen, Chroniken und Urkunden, die er während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Stadtarchivar von Kronstadt (1764-1770) durch umfassende Ordnungsarbeiten erworben hat, die Glaubwürdigkeit seiner Abhandlung. Herrmann schöpft dabei aus Urkunden, die für die Zeitspanne 15.-17. Jahrhundert teils noch der Veröffentlichung harren – einige sind seither sogar verloren gegangen – und wägt sie gegen die Darstellungen v. a. der Kronstädter Chronistik und der zeitgenössischen Fachliteratur ab. Ganz vom staatswissenschaftlichen Ansatz des Aufklärungszeitalters geprägt, steht im Zentrum seines Werkes der Verlauf der politischen Geschichte des Landes und ihre Auswirkung auf Kronstadt und das Burzenland. Rechts- und verfassungsgeschichtliche Gesichtspunkte dominieren im Allgemeinen und beherrschen auch den kirchen- und wirtschaftsgeschichtlichen Teil seiner Arbeit, während sozial- und gesellschaftsgeschichtliche Fragen nicht berührt werden. Den als Rückblick formulierten moralisierenden Bewertungen der Leistungen und Schwächen der Herrscher über Siebenbürgen sowie der Kritik der tyrannischen Herrschaft des Fürsten Gabriel Báthory liegt das Idealbild des aufgeklärten, kenntnis- und einsichtsvollen Herrschers zugrunde. Im Kontext der Ansiedlungsgeschichte der Deutschen in Siebenbürgen und der Festlegung ihres Rechtsstandes wird die Vorstellung des Gesellschaftsvertrags nach Rousseau als grundlegendes Denkmuster bei Herrmann sichtbar. Die zahlreichen Teil- und Komplettkopien, die Herrmanns handschriftliche Kronstadt-Monographie erfahren hat, weisen bereits früh darauf hin, dass seine Hoffnung auf Rezeption und Verbreitung des Werkes in Erfüllung ging. Die nun vorliegende erstmalige vollständige Veröffentlichung von Herrmanns Kronstadt-Monographie als Buch und als Multimedia-Anwendung fällt in das Jahr, in dem Kronstadt seiner urkundlichen Ersterwähnung vor 775 Jahren gedenkt. Der Bestand eines Prämonstra19
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Vgl. die Vorworte der Bände 3 (S. VII-IX) und 4 (S. VIIf.) der Qu. Kr., Bd. 3, Kronstadt 1896, und Bd. 4, Kronstadt 1902; respektive die Bände 4-7 der Qu. Kr., Chroniken und Tagebücher, Kronstadt 1903-1918. Vgl. Julius Groß: Bilder aus der Geschichte Kronstadts im 17. Jahrhundert (1630-1660). Vortrag gehalten im Kronstädter Gewerbeverein am 15. Januar 1890. Sonderdruck aus: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt 17 (1890), Nr. 4942-4947. Über das erste Heft ist vor allem das folgende Unterfangen nicht hinausgekommen: Julius Groß (Hg.): Bilder aus der Geschichte Kronstadts. Nach G. M. G. v. Herrmann. 1. Heft. Die Zeit der ungarischen Könige (1211-1526). Kronstadt 1889. Vgl. Edit Szegedi: Geschichtsbewusstsein und Gruppenidentität. Die Historiographie der Siebenbürger Sachsen zwischen Barock und Aufklärung. Köln, Weimar, Wien 2002, S. 187-197 (Studia Trans. 28).
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Thomas Șindilariu
tenserinnen-Klosters in Corona im Jahre 1235 ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg in der Siebenbürgen-Forschung bekannt geworden und hat bisher noch keine abschließende Interpretation gefunden. Dass Herrmann sich daran mit einer scharfsinnigen Sichtweise beteiligt hätte, wird der geneigte Leser bereits nach wenigen Seiten nachempfinden können22. Den Herausgebern bleibt an dieser Stelle lediglich der Wunsch, hiermit die Erinnerung an George Michael Gottlieb von Herrmann, in dem wir einen der großen Söhne Kronstadts erkennen, gestärkt zu haben und die Überzeugung zu äußern, dass von seiner Kronstadt-Monographie auch heute, über 200 Jahre nach ihrer handschriftlichen Vollendung, noch zahlreiche Anregungen für die Siebenbürgen-Forschung zu erwarten sind. Familiäres Traditionsbewusstsein ist in der Darstellung Herrmanns gelegentlich spürbar23. Unter den väterlichen Vorfahren ist hierzu vor allem der Kronstädter Stadtrichter Michael Herrmann, der das Amt mit Unterbrechungen von 1646 bis 1660 bekleidete, zu erwähnen. Auf der mütterlichen Seite erfreut sich die Familie Fronius besonderer Aufmerksamkeit. Hier ist besonders der Jurist Matthias Fronius als Herausgeber des Eigenlandrechtes der Siebenbürger Sachsen zu nennen, zu dem sich Herrmann aufgrund seines rechtshistorischen Interesses hingezogen fühlte24. Es wird bei der Lektüre seiner Kronstadt-Monographie offenkundig, wie sehr er sich dem Vorbild der Vorfahren verpflichtet fühlte, wie sehr er selbst suchte, ihm durch Leistung gerecht zu werden, um dadurch wieder anderen als Vorbild dienen zu können. George war das älteste Kind seiner Eltern Georg Herrmann und Sara, Tochter des Senators Simon Scheipner. Zum Zeitpunkt seiner Geburt am 29. September 1737 war sein Vater bereits seit neun Jahren Senator, ab 1759 bis zu seinem Tod 1763 Stadthann. Schon in früher Kindheit fiel die ungewöhnliche, vor allem sprachliche Begabung Georges auf, die in häuslichem Unterricht auf Veranlassung der Eltern gefördert wurde. Als Vierjähriger konnte er bereits lesen und schreiben, begann Latein zu lernen, zwei Jahre später folgte Griechisch, bald Hebräisch. Seine große Wissbegierde, sein Schlafverzicht gepaart mit spartanischer Lebensweise führten im Rahmen einer Erkältung, die er sich in seinem 16. Lebensjahr zuzog, zu einer Schwäche des Gehörs, wofür es jedoch auch eine genetische Veranlagung gab. Seine Schwerhörigkeit nahm im Alter zu, was seine Widersacher gegen ihn einzusetzen versuchten. Die von der Pest der Jahre 1755/56 hervorgerufene Quarantäne des Burzenlandes vereitelte Herrmanns Vorhaben, in den geistlichen Stand einzutreten, da an einen Auslandsaufenthalt mit Universitätsbesuch nicht zu denken war. Er bildete sich daher unter Heranziehung der besten Lehrkräfte Kronstadts in häuslichem Studium sowie als Autodidakt weiter und schlug die Beamtenlaufbahn ein. Von 1771 bis 1783 bekleidete er das Notariat in Kronstadt. 1784-1786 und 17901799 wirkte er als Stadthann in seiner Vaterstadt. Bezüglich des höchsten städtischen 22
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George Michael Gottlieb von Herrmann: Vom Entstehen der Stadt Cronstadt. In: Siebenbürgische Quartalschrift 7 (1801), S. 299-320. Siehe „Stammbaum der Herrmannischen Familie“ in: Groß (Hg.): Archiv VfSL 22 (1889), nach S. 602. Herrmann waren auch jene Quellen zugänglich, die das von Martin Ziegler festgesetzte Todesdatum von Matthias Fronius 1588 unterstreichen. Dennoch lässt er ihn in seiner Darstellung noch im Jahre 1609 auftreten, obwohl es sich hierbei um dessen gleichnamigen Sohn gehandelt haben muss. Als Erklärung kommt dafür der Wunsch Herrmanns in Betracht, dem großen Juristen die Stadtrichterwürde zukommen zu lassen. Vgl. die weitere Erörterung bei Trausch (wie Anm. 17), Bd. 1, S. 358 f.
Einführung
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Amtes, des Stadtrichteramtes, musste Herrmann dieselbe bittere Erfahrung wie sein Vater machen. Aufgrund des Festhaltens der Familie an der evangelischen Konfession wurde dem Vater 1757 und dem Sohn 1795 und 1796 die Bestätigung der Wahl durch den Hof versagt25. Aufgrund seiner juristischen Kompetenz wurde er für die Dauer ihres Bestandes zum Appellationsrat an der königlich-siebenbürgischen Gerichtstafel in Hermannstadt berufen (1786-1790)26. Herrmanns privates Leben gleicht stellenweise einer nicht enden wollenden Kette von Krankheits- und Todesfällen im engsten Familienkreis. Über den dadurch hervorgerufenen Seelenschmerz hat er in seinen autobiographischen Schriften, die er wohl auch in der Hoffnung der inneren Aufarbeitung angefertigt hat, ein beredtes Zeugnis abgelegt, das als exemplarisch für die menschliche Empfindsamkeit seines Zeitalters angesehen werden kann. Einzig Anna Rosina, Witwe des 1807 verstorbenen Kronstädter Stadtpfarrers Samuel Caspar Schramm (1806-1807), hat ihn als jüngstes der sechs Geschwister um sieben Jahre überlebt. Er musste es hinnehmen, dass seine geliebte und gebildete Frau, Susanna Sophia, Tochter des Mediascher Bürgermeisters Daniel von Heydendorff, ihm in den Tod vorausging. Ihre vier gemeinsamen Kinder, aber auch der Ehemann seiner ältesten Tochter und sein einziger Enkel starben viel vor der Zeit. Selbst sein eigener Todestag, der 31. Juli 1807, war von Tragik begleitet: Die Nachricht über seine vollständige Rehabilitierung traf erst einen halben Tag nach seinem Ableben in Kronstadt ein27. Das Fehlen von Erben in seinem engeren Familienkreis mag auch der Grund dafür sein, dass sich die Überlieferungsstränge seines handschriftlichen Nachlasses nur in Umrissen fassen lassen. Nach 1871 lässt sich abschätzen, dass der Großteil seines Nachlasses auf verschiedenen Wegen Eingang in die Handschriftensammlung der Bibliothek des evangelischen Gymnasiums gefunden hatte28. Stücke von Herrmanns Hand, vor allem historischen Inhalts, sind auch zu den Anfängen der Handschriftensammlung Joseph Franz Trausch zu rechnen29. Die meisten seiner wissenschaftlichen Arbeiten sind im Manuskript auch heute noch in dieser Sammlung im Archiv der Honterusgemeinde in Kronstadt zu finden. Auf ihre Aufzählung wird hier verzichtet, da sie bereits Meltzl auf der Grundlage von Trauschs Schriftstellerlexikon in seiner Einleitung für den von ihm herausgegebenen ersten (bzw. eigentlich zweiten) Band vorgenommen hatte. Gleiches trifft auch für seine gedruckten Werke zu30. Teils in willkürlicher Zusammensetzung befinden sich Herrmanns Korrespondenzen, Auszüge aus wissenschaftlichen Werken, 25
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Vgl. dazu Groß (Hg.): Archiv VfSL 22 (1889), S. 232-237 sowie Friedrich Stenner: Die Beamten der Stadt Brassó (Kronstadt). Vom Anfang der städtischen Verwaltung bis auf die Gegenwart. Kronstadt 1916, S. 64f. (Qu. Kr., 7. Bd., Beiheft 1). Gernot Nussbächer: George Michael Gottlieb von Herrmann. In: Dieter Drotleff (Hg.): Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, 2 Bde. Klausenburg, Hermannstadt 1983-2002, Bd. 2, S. 20-23. Siehe Meltzls Einleitung zu: Herrmann, Das Alte und Neue Kronstadt (wie Anm. 5), S. XXXV. Groß stellt die verschiedenen Überlieferungsstränge bis 1889 dar und weist dabei auf einen beträchtlichen Teil seiner Korrespondenz hin, der sich in Besitz von Gustav Edlem von Hermann in Wien befand. Groß (Hg.): Archiv VfSL 22 (1889), S. 94f. Rainer Kramer: Die Handschriften-Sammlung Trausch. In: ZfSL 29 (2006), S. 1-19. Vgl. Meltzls Einleitung zu: Herrmann, Das Alte und Neue Kronstadt (wie Anm. 5), S. XXXVI-XXXVIII im Multimedia-Anhang des vorliegenden Bandes, sowie Trausch (wie Anm. 17), Bd. 2, 1870, S. 135-138.
Thomas Șindilariu
XIV
Konzepte und Vorarbeiten zu wissenschaftlichen Fragen verstreut über mehrere Signaturen in zwei unterschiedlichen Archivbeständen im Kronstädter Staatsarchiv, die beide auf die ehemalige Gymnasialbibliothek zurückgehen31.
Überlieferung, Editionskriterien und Benutzung des Bandes Sämtliche Fassungen von Herrmanns „Alten und Neuen Kronstadt“, die IV.FSignaturen tragen, wurden vom rumänischen Staat enteignet und befinden sich derzeit im Kronstädter Staatsarchiv32. Verfasser/Kopist
Signatur 1. Bd. Signatur 2. Bd. Signatur 3. Bd.
Erstellungszeit
Herrmann Anonymer Kopist I Anonymer Kopist II Samuel Frätschkes Franz Lassel Staatsarchiv Hermannstadt, Sammlung Brukenthal Joseph Dück, Auszüge
IV.F.60.I33 IV.F.7.I IV.F.61.II IV.F.61.I ad IV.F.7.I B.1-5.62.1
1801-1803 181634 o. J. nach 1836 1839 o. J.
Johann Plecker35, Auszüge
IV.F.137 (aus Bd. I u. II) 128 (aus allen Bänden)
IV.F.60.II IV.F.7.II 125.III 125.II
fehlt IV.F.7.III IV.F.60.III 125.I
B.1-5.62.2
B.1-5.62.3-4
o. J. o. J.
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Es sind dies die Enteignungsbestände: Serie Handschriften des Bestandes Honterusgymnasium und Serie Handschriften des Bestandes „Schwarze Kirche“, IV.F. Im Einzelnen sind dies: 1. Honterusgymnasium: Nr. 124, 218; 2. „Schwarze Kirche“: IV.F.39/10, 102 I+II, 252, 266 I+II. Eine Zuordnung zu den Überlieferungssträngen, die Groß 1889 skizzierte, ist nicht mehr möglich. Vgl. Thomas Şindilariu: Kriegsverluste, Wiederaufbau und Enteignung. Zur Archivgeschichte der Honterusgemeinde in Kronstadt ab 1944. In: ZfSL 28 (2005), S. 40-56. Enteignet 1974 aufgrund des Dekrets 472/1971, das dem Inhalt nach im derzeitigen Archivgesetz von 1996 noch enthalten ist. Der betreffende Archivbestand nennt sich: Colecţia de documente a Bisericii Negre, seria manuscrise (Sammlung der Schwarzen Kirche, Handschriftenserie). Bis heutigen Tags wurde dafür im Staatsarchiv noch kein Findmittel erarbeitet, so dass er allein über die Kataloge des AHGs recherchiert werden kann (siehe zur Online-Fassung: www.honterus-archiv.ro). Dieser Sachverhalt sowie das Eigentumsrecht der Honterusgemeinde an diesem Bestand, mit deren Durchsetzung bei um Rechtsstaatlichkeit bemühten Verhältnissen in Rumänien doch gerechnet werden darf, ließen es im Sinne des archivarischen Bestandsprinzips gerechtfertigt erscheinen, sämtliche Archivalien der Honterusgemeinde als die Ihrigen auszuweisen unabhängig von ihrem derzeitigen Verwahrungsort. Das fehlende Titelblatt und die Seiten 1-2 des Vorberichts wurden gefunden in: AHG: IV.F.266.I, f. 48-49. Die Kosten inklusive Papier, Einband und Schreiblohn werden im Vorspann des 1. Bandes mit 163 Gulden und 18 Kreuzer Wiener Währung angegeben. Eine zweifelsfreie Bestimmung dieser eigenhändigen Abschrift lässt sich nicht vornehmen. Es kommen dafür der Arzt Johann Friedrich Plecker (1780-1850) und Johann Joseph Plecker (1774-1845) in Frage. Für den letztgenannten spricht eine rekonstruierbare Nähe zu Herrmann. J. J. Plecker war Archivar 1790-1801, Notär 1800-1808, anschließend Senator bis zu seinem Tode. Sein Archivariat fällt in die Anfangsphase von Herrmanns Kronstadt-Werk, und
Einführung
XV
Die Signaturen 125 bzw. 128 stammen aus dem Bestand des Honterusgymnasiums (Handschriftenserie) und liegen ebenfalls im Kronstädter Staatsarchiv. Die Verwerfungen in der Kronstädter Archivgeschichte der Nachkriegszeit lassen sich auch an der willkürlichen Bandzählung (römische Zählung) und Zusammenfassung von Serien ablesen. Zu bedauern ist hierbei der Verlust des dritten Bandes im Original. Alle Fassungen, bis auf jene in der Brukenthal-Sammlung, die aufgrund des gewählten Quart-Formates vier Bände benötigt, sind in Folio gehalten und – sofern vollendet – wie das Original dreibändig. Der Großteil der Kopisten ist bemüht, auch den Seitenumbruch der Vorlage getreu zu übernehmen. Herrmann und die beiden anonymen Kopisten weisen verschiedene Signaturenformen der Bibliothek des HonterusGymnasiums auf, die Hinweise auf das jeweilige Eingangsdatum in diese wichtigste historische Bibliothek Kronstadts geben könnten. Jedoch steht die systematische Erforschung der Signierungspraxis dieser Bibliothek noch aus. Lassel36, Frätschkes37, Dück38 und der Anonyme Kopist II39 weisen an zwei Stellen geringe Abweichungen gegenüber Herrmann auf, die sie zu einem Kopiestrang zusammenfassen. Aufgrund fehlender Datierungen beziehungsweise zeitgleichen Wirkens des Kopisten Lassel und der Posessoren Frätschkes und Dück, ließ sich nicht mit gebotener Verlässlichkeit feststellen, welches die chronologische Abfolge innerhalb dieses Stranges ist. Alle Fassungen wurden auf zusätzliche Anmerkungen gegenüber Herrmanns Original durchgesehen. Diese wurden fast ausschließlich für den zweiten Abschnitt gefunden und sämtliche im Rahmen der Fußnoten aufgenommen. Herrmann hat den überwiegenden Teil seiner Quellennachweise in den Fließtext eingebaut und von diesem durch eigene Zeichensetzung abgehoben (|:…:|). Lediglich elf Anmerkungen hat er als Fußnoten angefügt. Aufgrund dieser geringen Anzahl und auch der Nachruf, den Plecker auf Herrmann veröffentlichte, verrät die Kenntnis des Vorwortes des genannten Werkes. Wir sind daher geneigt, J. J. Plecker nicht nur als den Kopisten dieses Exemplars anzusehen, sondern auch als einen jungen Freund Herrmanns, der an der Entstehung des Werkes mit beteiligt gewesen ist. Siehe [Johann Joseph Plecker]: Herr Georg von Herrmann, königlicher Rath, und ehemaliger Kronstädter Stadthann, starb den 31. Julius 1807. In: Siebenbürgische Provinzialblätter 4 (1813), S. 63-79. 36
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Franz Lassel d. Ä. (1796-1872), nach Studien in Leipzig, ab 1816 in Kronstadt, u. a. als Lektor am Gymnasium, Prediger, 1842-1872 Pfarrer in Petersberg. Dieses Exemplar ist von der Hand Lassels angefertigt worden. Samuel Frätschkes (1802-1877), nach Absolvierung des ev. Lyzeums in Pressburg wirkte er ab 1829 als Lehrkraft am Kronstädter Gymnasium, 1836-1856 als Rektor, ab 1856 Oberprediger für die Filialgemeinde Bartholomä, nach ihrer Umwandlung 1862 in eine eigenständige Gemeinde ist er Pfarrer daselbst bis 1877. Frätschkes unterzeichnet seine Exemplare, die von unbekannten Kopisten angefertigt worden sind, als Rektor, was auf eine Entstehungszeit nach 1836 hinweist. Vermutlich ließ Frätschkes Herrmanns Werk von Studenten oder Lehrkräften abschreiben. Es weist zahlreiche Fehler auf, deren Korrekturen gleich den Anmerkungen von der Hand des Rektors stammen. Joseph Dück (1812-1883), Theologiestudium in Berlin und Wien, seit 1838 im Kronstädter Schuldienst, 1852 Prediger in der Blumenau, ab 1862 Pfarrer in Zeiden. Dück tritt desgleichen nur als Posessor in Erscheinung. Dem Schriftbild nach zu folgern, scheint es sich hierbei jedoch um frühe Auszüge zu handeln, die sich der erste Posessor für den Eigengebrauch angefertigt hat. Dück führte sie seiner reichhaltigen Sammlung von historischen Handschriften zu einem späteren Zeitpunkt zu. Dem Schriftbild nach und der Signaturenpraxis zufolge dürfte es sich bei dieser wie bei Dücks Fassung um eine Abschrift des frühen 19. Jahrhunderts handeln, die, von mehreren Händen abgefasst, möglicherweise für den Schulgebrauch angefertigt wurde.
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Thomas Șindilariu
um ein möglichst getreues Abbild der Handschrift bei der Drucklegung wiedergeben zu können, wurden die Quellennachweise unter Verwendung von Herrmanns Zeichensetzung in den Fließtext eingefügt, die elf Fußnoten Herrmanns als solche kenntlich gemacht und in die Zählung der restlichen Fußnoten der Editoren eingegliedert. Der Anmerkungsapparat ist nicht darauf ausgerichtet, die Glaubwürdigkeit der großen Fülle von Informationen, die Herrmann anbietet, zu prüfen und nötigenfalls zu berichtigen. Lediglich punktuell bei besonders relevanten oder umstrittenen Themenkreisen zur Kronstädter Geschichte wurde auf Irrtümer Herrmanns hingewiesen. Der primäre Zweck des Anmerkungsapparates ist es jedoch, die Orientierung des Lesers zu erleichtern. Bei der ersten Nennung einer Person werden zur Erleichterung ihrer historischen Einordnung biographische Daten angegeben, sofern die ermittelbaren Informationen über jene aus Herrmanns Text hinausgehen. Herrmanns Gewohnheit, Ortsnamen in wechselnden Sprachen zu verwenden, kann durchaus als typisch für den deutschen Sprachgebrauch seines Zeitalter angesehen werden. Es fällt dabei auf, dass oft ungarische Ortsnamen in veralteter Orthographie bei mehrheitlich ungarisch bewohnten Orten gegenüber offensichtlich weniger gebräuchlichen deutschen Bezeichnungen solcher Orte vorgezogen werden. Bei der jeweils ersten Nennung eines Ortes gibt die Fußnote alle gebräuchlichen und historischen Ortsnamen an. Um die geographische Einordnung zu erleichtern, wird an erster Stelle der Ortsname in der Staatssprache jenes Landes angegeben, auf dessen Territorium die Ortschaft heute liegt. Für die kulturgeschichtliche Prägung der betreffenden Orte ist die Reihenfolge der Ortsnamensnennung dabei freilich nicht aussagekräftig. Personen und Orte sind folglich in der Schreibweise Herrmanns im Index angesetzt. Buchtitel wie jene der Gelehrten des Reformationszeitalters, die Herrmann im Text nur als Kurztitel angibt, werden in den Fußnoten nicht nur vollständig angegeben, sondern, soweit vorhanden, auch mit der Signatur der Historischen Bibliothek im Archiv der Honterusgemeinde oder des Staatsarchives Kronstadt, da es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um jene Exemplare handelt, die bereits Herrmann bei der Erstellung seiner Arbeit verwendet hat. Es wurde auf einschlägige Hilfsmittel bei der Ermittlung der Ortsnamen40 und Kurzbiographien41 zurückgegriffen. Die Edition ist in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg am Archiv der Honterusgemeinde in Kronstadt entstanden. Für punktuelle Hilfe, insbesondere bei Übersetzungsfragen, sei den folgenden Herren ein herzlicher Dank ausgesprochen: Dr. Martin Armgart, Heidelberg, Dr. András W. Kovács, Klausenburg, Hauptarchivar i. R. Gernot Nussbächer, Kronstadt, Dr. Attila Verók, Erlau/Eger. Ein besonderer Dank geht an Frau Dr. Zsuzsa Barbarics-Hermanik, Graz, für Hilfe bei ungarischen Übersetzungen und der Identifizierung osmanischer Würdenträger und Heerführer. Umfassende Hilfe erfuhren die Herausgeber bei der Zusammenstellung biographischer Daten zu den zahlreichen ungarischen Adligen in Herrmanns Werk auch von Herrn Boer 40
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Otto Mittelstrass: Ortsnamenbuch. Heidelberg 1992 (Historisch-landeskundlicher Atlas von Siebenbürgen 1); Ernst Wagner: Historisch-statistisches Ortsnamenbuch für Siebenbürgen. Köln, Wien 1977 (Studia Trans. 4); Dénes Wildner: Ortslexikon der ehemaligen Gebiete des historischen Ungarns. 2 Bde. München 1996-1998 (Studia Hungarica 44-45). Stenner (wie Anm. 25); Iván Nagy: Magyarország családai czimerekkel es nemzékrendi tablákkal, 13 Bde. Budapest 1857-1868; Béla Kemplen: Magyar nemes családok, 11 Bde. Budapest 1911-1932; Documenta Rudolphina: http://documenta.rudolphina.org; Türkisches Staatsarchiv: http://www.devletarsivleri.gov.tr.
Einführung
XVII
Hunor, Bibliothekar am Szekler Nationalmuseum in Sankt Georgen. Schließlich ist für die ausgezeichnete Betreuung beim Satz des Buches Frau Carmen Kraus in Landsberg am Lech zu danken.
Die Quellen zu Herrmanns Werk Für die Erstellung seines Kronstadt-Werkes verarbeitete Herrmann ein umfangreiches Quellenmaterial. Er ist der erste systematische und umfassende Erforscher des Kronstädter handschriftlichen Kulturerbes, das er teils selbst geordnet, teils für seinen Gebrauch abgeschrieben hat. An erster Stelle sind die Urkunden zu erwähnen. Für den kirchlichen Bereich greift er auf Urkunden des Archivs des Burzenländer Kapitels zurück, wo sie auch heute noch großteils zu finden sind42. Sie wurden im Rahmen der Fußnoten identifiziert, sei es als Druck im Urkundenbuch (Ub.) oder mit Archivsignatur im AHG. Weit zahlreicher sind die Urkunden aus dem Stadtarchiv, heute Staatsarchiv Kronstadt. Sie werden von Herrmann mit Angabe von Nummern zitiert („Arch. Nr.“). Die Zählweise beruht auf der von ihm selbst 1765 vorgenommenen, heute noch gültigen Ordnung der Urkundensammlung im städtischen Archiv. Das dabei angelegte Verzeichnis43 bildet die Grundlage für die heutigen in der Staatssprache abgefassten Verzeichnisse der Urkundenserie des Kronstädter Magistrats44. Bei der Erstellung seiner Kronstadt-Monographie dürfte Herrmann auf die eigenhändig angefertigte und um einen Ortsindex bereicherte Abschrift dieses Urkundenverzeichnisses zurückgegriffen haben45. Im Rahmen der vorliegenden Edition wurden die städtischen Urkunden, soweit sie gedruckt vorliegen, im Ub. nachgewiesen. Der Korpus der Kronstädter Tagebücher und Chroniken stand Herrmann als weitere zentrale Dokumentationsquelle fast vollständig zur Verfügung. Da dieser erst im Verlauf der Zeit, vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer gewissen Vollständigkeit in die Handschriftensammlung der Kronstädter evangelischen Schulbibliothek Eingang fand46, ist davon auszugehen, dass Herrmanns lebenslange historische Dokumentations42 43
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Siehe dazu den Bestand I, Burzenländer Kapitel, im AHG, Urkundenserie (E): I.E.1-213. Consignatio Privilegiorum, Instrumentorumque qvarumdam missilium Regum Hungariae, nec non Principium ac Wayvodarum Transylvaniae priscorum ad Brassovienses seu Coronenses exaratarum, inqve Archivo publico Civitatis Coronensis existentium (= heute Inventar Nr. 2 im STAK). Die entsprechende Sammlung der Urkunden und Privilegien wird heute im STAK unter der Bezeichnung: Fondul Primăria Braşov, Colecţia Privilegii [Findbücher (Inventare) Nr. 2, 515 (I/39), 546 (I/40)] geführt. Im weiteren Verlauf bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kam es zur Bildung weiterer, Herrmanns Serie ergänzenden Reihen von Urkunden, die jeweils mit den Namen der sie begründenden städtischen Archivare verbunden sind. Es sind dies im Einzelnen die Serien nach: Eduard Fronius (Archivar 1818-1819, Findbuch Nr. 349 bzw. I/15a u. b), Friedrich Schnell (Archivar 1848-1849, Findbücher Nr. 472 u. 473 bzw. I/29 u. I/30) und Friedrich Stenner (Archivar 1878-1903, Findbücher Nr. 551, 552, 553, 554 bzw. I/161-163 u. I/129), die auf neue Urkundenfunde zurückgehen. Es wäre somit nur folgerichtig, wenn für die erste Urkundenserie sich der Name „Sammlung Herrmann“ einbürgern würde. Vgl. auch Gernot Nussbächer: Contribuţii la istoria arhivei Braşovului în secolele XVXVIII. In: Cumidava 4 (1970), S. 559-574, hier 568-571. AHG: IV.F.1.Tf.21/I. Vgl. v. a. die Einführungen der Serie „Chroniken und Tagebücher“ in den Qu. Kr., Bde. 4-7, Kronstadt 1903-1918.
XVIII
Thomas Șindilariu
und Sammeltätigkeit nicht nur im Rahmen dieser Bibliothek stattfand, sondern auch in zahlreichen Privathäusern, in denen sich die Originale der wichtigsten Chroniken damals teils noch befanden47. Die nachfolgende Tabelle schlüsselt die von Herrmann in den Fließtext in verkürzter Form eingeschobenen Quellenangaben zu seinem Werk auf. Sie wurden an jenen Stellen des Textes belassen, wo Herrmann sie angebracht hatte, und auch seine dafür gewählte Zeichensetzung beibehalten (|:…:|). Da Herrmann dabei keine Unterscheidung von handschriftlichen oder gedruckten Quellen gemacht hat, wurden sie im Sinne der Benutzbarkeit in einer einzigen alphabetisch geordneten Aufstellung aufgeschlüsselt, die den Zitiergewohnheiten Herrmanns folgt. Bei der Erstellung der Übersicht waren die Herausgeber bemüht, die verschiedenen Formen, die die Zitierung ein und desselben Werkes durch Herrmann erfahren hat, unter einem einzigen Eintrag zusammenzufassen. Die Zitiervarianten Herrmanns sind durch Semikolon voneinander getrennt. Quellen, auf die nur ein einziges Mal zurückgegriffen wurde, sind nicht Teil der folgenden Aufstellung, sondern wurden im Rahmen einer Fußnote aufgeschlüsselt. Aufgrund der zahlreichen Brüche in der Kronstädter Archivgeschichte, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg48, ist im Rahmen unserer Edition davon abgesehen worden, im Einzelnen nachzuvollziehen, ob Herrmann jeweils das Original einer zitierten Chronik verwendet hat oder welche Fassung der zahlreichen Abschriften, die im Grunde jede Kronstädter Handschrift, sei es Chronik oder Tagebuch, erfahren hat, ihm vorlag. Herrmanns auf Quellenkritik bedachte Vorsicht gegenüber dieser Art von Informationsmedien einerseits, die hervorragende editorische Leistung des Bearbeiterkollektivs der „Quellen Kronstadts“ andererseits, die ein abschließendes Verhältnis Vorlage– Kopie für weite Teile der Kronstädter Chronistik herstellen konnte49, haben die Erarbeitung unseres Quellenverzeichnisses erheblich erleichtert. Bei jenen Chroniken, die in den „Quellen Kronstadts“ Aufnahme fanden, wurde auf die Angabe von Archivsignaturen verzichtet, selbst wenn sie überwiegend im AHG zu finden sind. Es wird hierbei lediglich auf die jeweilige Editionsstelle verwiesen, selbst wenn die betreffende Chronik nur in Auszügen ediert worden ist, da die Einleitungen dazu weiterführende Auskunft geben. So sind einige Fälle anzutreffen, wo Herrmann unter dem Namen eines Verfassers eine Chronik zitiert, die zumindest teilweise von den Editoren der „Quellen Kronstadts“ als Kopie aus einer anderen Chronik identifiziert wurde. Im Rahmen der Quellenrecherchen zu Herrmann konnte „Anonymi Chronicon von 1544 in dem im Capitulararchiv verwahrlichen Raußschen Manuscripte“ im Bestand des Burzenländer Kapitels im AHG identifiziert werden, woran Meltzl 1883 im Rahmen seiner Herausgeberarbeiten noch gescheitert war50. Aufgrund eines genauen Abgleichs der angegebenen Seiten und des Inhalts bei den von Herrmann einerseits als „Anonymi Chron.“ und andererseits als „Anonymi Diarium“ bezeichneten Quellen konnte die Identität der beiden 47
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So beklagt etwa Trausch in der erste Hälfte des 19. Jahrhunderts den Verlust des Originals von Michael Weiß’ Hauptwerk (Liber annalium ...), das er wohl selbst noch beim letzten bekannten Besitzer, dem 1828 verstorbenen Major Karl Schobeln von Schobelnhausen gesehen hatte. Vgl. Trausch (wie Anm.17), Bd. 3, 1870, S. 489f. Thomas Şindilariu: Kriegsverluste, Wiederaufbau und Enteignung. Zur Archivgeschichte der Honterusgemeinde in Kronstadt ab 1944. In: ZfSL 28 (2005), S. 40-56. Vgl. die Bände 4-7, insbes. die Einleitungen zu den jeweiligen Chroniken der „Quellen Kronstadts“. Quellen zur Geschichte der Stadt Brassó [Kronstadt], Bde 4-7, Kronstadt 1903-1918. Vgl. Meltzls Vorwort zu Herrmann (wie Anm.5), Bd. 1, S. XLIV.
Einführung
XIX
Quellen festgestellt werden, so dass sie unter einem Punkt in unserer Quellenaufstellung zusammengefasst wurden. Erfolglos blieb jedoch die Suche nach „Ecclesiastica Rep.“ und „Repertorium meum“. Ein gewisser Trost hierbei ist, dass letzteres bereits für Meltzl trotz intensiver Suche unauffindbar blieb51. Im Rahmen unserer Recherchen konnten wir lediglich einen Hinweis darauf finden, wie Herrmann sein Repertorium zu wissenschaftlichen Fragen im Rahmen von Korrespondenzen heranzog52. Die benachbarte Seitenzählung von „Ecclesiastica Rep.“ (S. 75) und „Repertorium meum“ (S. 77) zu kirchlichen Themen geben Anlass zu der Vermutung, es hier mit zwei Bezeichnungen für ein und dasselbe handschriftliche Werk zu tun zu haben. Wie dieses Repertorium ausgesehen haben muss, zeigt eine weitere gebundene Handschrift mit zahlreichen Kopien historischer Dokumente von Herrmanns Hand, die er im Rahmen der Indexerstellung als ersten Band bezeichnet53. Herrmann irrt bei der Zuordnung eines Diariums zu einem Verfasser Teutsch für die Zeit 1615. Damit ist vielmehr ein Eintrag aus Joseph Teutschs „Nachlese zu den kurzgefassten Jahrgeschichten von Ungarn und Siebenbürgen“, verfasst 1761, gemeint. Die betreffende Stelle ist den Herausgebern der „Quellen Kronstadts“ entgangen54. Herrmanns Wiedergabe ist aber nahezu identisch mit der Formulierung von Teutsch über die Kronstädter Steuerzahlung von 1615, die sich auf 10.000 Gulden belief und in lauter Kronstädter Groschen geleistet wurde55. Herrmann verwendet zwei Zitierweisen für Michael Weiß’ „Liber Annalium raptim scriptus“. Zunächst wird es als Tagebuch (Diar.[ium]) zitiert, dann als Annalen, jedoch ist an der Paginierung zu erkennen, dass es sich um ein und dieselbe Quelle handelt, so dass beide unter einem einzigen Punkt in der Quellenaufstellung angesetzt sind. In den meisten Abschriften, so auch in der von Herrmann verwendeten, werden die Aufzeichnungen von Weiß um eine sogenannte „Continuatio“, ergänzt, die über seinen Tod hinaus reicht und Johann Benkner beziehungsweise Paul Sutor zuzuordnen ist56.
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Ebenda, S. XXXIX. In AHG: IV.F.266/I, folio 91-93, trägt der von Herrmann geschriebene „Ausweis der in meiner Verfassung der sächsischen Nation in Siebenbürgen ausgeführten Urkunden“ auf der letzten Seite den Hinweis „Rep. p. 52“. AHG: IV.F.1.Tf.21/II [G. M. G. v. Herrmann]: Extractus Miscellanorum partim Documentorum, partim Litterarum etc. ad historiam, ut et notitiam Juris Patriae facientium incohatus A. 1760 d. 19. Maji Cibini. Den Index bezeichnet er mit: „Verzeichnis der in diesem ersten Bande enthaltenen Sachen“ (S. 354). Vgl. Qu. Kr., Bd. 4, S. 406. Vgl. AHG: IV.F.1.Tf.15, Joseph Teutsch: Nachlese zu den kurzgefassten Jahrgeschichten von Ungarn und Siebenbürgen, 1761, S. 51. Vgl. Qu. Kr., Bd. 5, S. 38.
Anonymi Chronicon von 1544 in dem im Capitulararchiv verwahrlichen Raußschen Manuscripte p. 529; Anonymi Diar.; An.; Anonymi Diarium; Anonym.; Annon. App. Const.
Annal. T.C.; An. Templ. Cor.; A.T.C.
Acta Synod.
Abhandlung über die Gerichtsbarkeit der alten Kronstädter
Zitierweise Herrmanns
Approbatae Constotutiones Regni Transylvaniae et partium Hungariae eidem annexarum Ex Aticulis ab anno 1540 ad presentem huncusque 1653 conclusis compilatae. Varadini 1653.
Vollständiger Titel der Handschrift Edition/Anmerkungen Archivsignturen Druckwerke AHG oder STAK Herrmann, G. M. G.: Über die Gerichtsbarkeit der ersten Cronstädter. In: Siebenbürgische Provinzialblätter 1 (1804), 23-54. Acta Synodorum tam Generalium Vgl. Teutsch, Georg AHG: guam Specialium ab ineunte aetate Daniel (Hg.): Die IV.F.1.Tf.74 Reformationis in Trasylvania sive Synodalverhandlunab anno 1545 usque ad Annum gen der Evang. 1726 ab Ecclesiasticis intitutarum Landeskirche A.B. congesta a A. D. Luca Colbio, in Sieben-bürgen im Decanum Coronesi, et descripta Re-formationsjahra Georgio Michaele Gottlieb hundert. HerHerrmanno, Anno 1752. mannstadt 1883. Annales Templi Coronensis. unter dem Titel „Breve (Wandchronik) 1691 abgeschrie- Chronicon Daciae“ ben von Martin Ziegler [1143nach Martin Ziegler 1571]. veröffentlich in: Qu. Kr. Bd. 4, S. 1-10. Chronicon ab anno 1542 ad annum ist inhaltsgleich mit AHG: I.A.13/22 1556. Ostermeyers Chronik/ Historien, vgl. Qu. Kr. Bd. 4, S. 503-507.
DIE QUELLEN ZU HERRMANNS WERK
STAK: III-3
Sign. AHG oder STAK AHG: HB 154
XX G. M. G. von Herrmann
Chr. Seybriger
Bethlen Hist. Trans.; Bethlen, meist mit röm. Zahl [= Angabe des Bandes] Chalcondylas de rebus Turc.
Benkö Transs.; Benkö Tranniae.
Benkner Diar.
Benkner Chron.; Benkner Chr.
Bánfi Diar.
Arch. Nr.
Siehe Seybriger.
Benkner, Paulus d. Ä.: Diarium [1421-1693].
Herrmann verwendet die Urkundenzählung gemäß der von ihm selbst 1765 vorgenommenen und heute noch gültigen Ordnung der Urkunden im städtischen Archiv. Die Nummermvergabe ist zusammengefasst in seiner: Consignatio Privilegiorum etc. Siehe das heutige Inventar Nr. 2 im STAK. Bánfi, Martin: Ex Martini Bánfi Calendario [1579-1642]. Benkner, Johann: Chronica sive historia. (1600-1618). Qu. Kr. Bd. 5, S. 264-267. Qu. Kr. Bd. 4, S. 11-40, von den Hrsg. als Auszug aus der Chronik des Paul Sutor festgestellt und unter dem Namen des letzteren ediert. Qu. Kr. Bd. 4, S. 180-218. Vgl. zu Joh. Benkner: AHG: IV.F.10/9, IV.F.12/6, IV.F.1.Tf.38/6
STAK: Inventar Nr. 2; Herrmanns persönliches Expl. mit Ortsindex: AHG: IV.F.1.Tf.21/I
Chalcocondyles, Laonicus: Historiae de origine ac rebus gestis Turcorum. In: Corpus Historiae Byzantinae, Francofvrti Ad Moenvm, 1568.
Benkö, Joseph: Transsilvania sive magnus Transsilvaniae Principatus. Olim Dacia Mediterranea dictus. 2 Bde. Vindoboniae 1778. Bethlen, Wolfgang: Historia de rebus Transsylvanicis. 2. Aufl., 6 Bde. Hermannstadt 1782-1793.
teilw. in AHG: HB 744-746
AHG: IV.F.1.Tq.106/I-II
Quellenverzeichnis XXI
Chronika des Ungrischen Kriegswesens
Cserei hist.
Cserei, Michael: Erdély historia; In Auszügen (1661übersetzt ins Deutsche von GMG. 1704) und (1705-1711) Herrmann. veröffentlicht in: Qu. Kr. Bd. 6, S. 257-270, und Bd. 7, S. 428-434.
Vgl. dazu: AHG: IV.F.40 Cserei, M.: Manuscripta Historiae Transilvaniae; ferner: AHG: IV.F.1. Tq.101/37, IV.F.1. Tq.173/23, IV.F.34/18 Chronologia Oder Historische beschreibung aller Kriegsempörungen unnd belägerungen der Stätt und Vestungen (...) so in Ober und Under Ungern auch Sibenbürgen mit dem Türcken von Ao. 1395. biß auff gegen wertige Zeit denckhwürtig geschehen. (...) beschrieben, Durch Hieronymum Ortelium Augustanum; 4. Teil: Continuatio Deß Hungerischen und Sibenbürgischen Kriegswesens/ vom I. Januari. Anno 1603. biß auff jetziges 1604. Jar von welcher in der vor eim halben Jar mit Kupffer gradierten Hauptvestungen/ gedruckten Chronologia, anwehnung unnd vertröstung geschehen/ ordentliche und mit fleiß zusammen getragene Beschreibung / Durch Hieronymum Ortelium Augustanum.
XXII G. M. G. von Herrmann
AHG: IV.F.1.Tq.101/6; IV.F.9
AHG: IV.F1. Tq.102; I.F.1
STAK: IV.A.1
Qu. Kr. Bd. 5, S. 432436, und Bd. 6, S. 347-368. Kemény, G. Joseph: AHG: HB 642 Deutsche Fundgruben. Klausenburg, 1839. 224-250.
Siehe Ziegler. Nekesch-Schuller, Daniel: Chronik Qu. Kr. Bd. 4, [1-1664]. S. 219-291. Hermann, David:Annales Rerum Politicarum in Transylvania, inde a Reformationie Reigionis, anno scilicet Christi, 1520 gestarum. 1655. Decretale Coronensium hoc est Liber Senatusconsultorum seu Plebiscitorum Civitatis Coronensis, per Senatus et Centumviros retractatorum. Anno a restituta salutem humana MCLV [1555].
Acta et Decreta Centumvirorum Coronensium ab Anno MDCII, 1602-1715/1858; auch unter der Bezeichnung „Rathes-Büchel“ in historischen Schriftstücken anzutreffen.
Ecclesia Repertoria. Einfältige Errzählung eines Manuscriptum rustici cuiusdam Tartlauer Bauern Prasmariensis. [1599-1603; 16881718]. Exped. Schirmeriana Virtus Coronata oder Ursach, und Lohn Expeditionis Schirmerianae. Schreibts zur Ehr, Exempel, und Gedächtnuss unser lieben Teutschen Nachkommenschafft. Thomas Bordan, Pfarrer zu Stolzenburg. [1601-1603].
Decretale Coronensium
Cziegler Dan. Schuller/Nekesch Diar. Dav. Herm. Ann. Pol.; Dav. Herm. Annales
Corp. Iur. Hung.
Communitätsprotokoll; Com. Pr. (ab 1602)
Werböczy, István: Corpus juris hungarici seu decretum generale inclyti regni Hungariae partiumque eidem annexarum in duos tomos distinctum. Tyrnau, 1751.
Quellenverzeichnis XXIII
Forgáts, Michael: Diarium (13831631); [gehalten in der Form einer Kalenderchronik]. Fuchs, Marcus: Chronicon [15861619].
Gunesch Exped. Schirmes Haners Báthori
Siehe. Exped. Schirmeriana. Haner, Georg Jeremias: Der siebenbürgische Fürst Gabriel Bathori aus unverwerflichen Urkunden und glaubwürdigen Nachrichten beschrieben [1608-1613].
Gunesch Cont. Hist. Rerum Continuatio rerum Trans. Saeculi 17.; Gunesch Transsilvanicarum Seculi XVII Hist. oder: Weitere Vorstellung des 17. Saeculi, derer Sachen, so sich in Siebenbürgen zugetragen haben [1600-1630].
Grundverfassungen der Sachsen in Siebenbürgen
Fuchs. Chron.
Forgáts Diar.
Felmer hist. Tranniae.
AHG: IV.F1. Tq.155
integriert in: AHG: Trausch, Joseph IV.F.156/1 (Hg.):Chronicon Fuchsio-LupinoOltardinum sive annales Hungarici et Transsilvani, 2 Bde., Kronstadt 1847-1848.
Qu. Kr. Bd. 4. S. 73-86, sowie: Trausch, Joseph (Hg.):Chronicon Fuchsio-LupinoOltardinum sive annales Hungarici et Transsilvani, 2 Bde., Kronstadt 1847-1848.
Qu. Kr. Bd. 4, S. 41-52.
AHG: HB 363
[Herrmann, George M. G.]: Die Manuskript Grundverfassungen der Sachsen in dazu in: AHG: Siebenbürgen und ihre Schicksale. IV.F.1.Tf.65 Offenbach 1792.
Felmer, Martin: Primae lineae M. Principatus Transilvaniae historiam antiqvi, medii et recentioris aevi exhibentes et illustrantes. Hermannstadt 1780.
XXIV G. M. G. von Herrmann
L. Kusch Diar.
Johann Bethlen; Jo. Bethlen
Hungarisches Kriegstheatrum Jos. Teutsch, Nachlese zu den Jahresgeschichten
Hist. Dipl. de statu Relig. Evang. in Hung.; Hist. Dipl.
Helyot, Geschichte der Ritterorden
Haners Könige v. Siebenbürgen Hegenitius; Hegenitius Diar. Hegyes Diar.; Hegyes Qu. Kr. Bd. 6, S. 214-226. Qu. Kr. Bd. 5, S. 449-594.
Kusch, Lorenz: Tagebuch (16531661).
Qu. Kr: Bd. 6, S. 125-144.
Teutsch, Joseph: Nachlese zu den Qu. Kr. Bd. 4, kurzgefassten Jahrgeschichten von S. 403-489. Ungarn und Siebenbürgen [abgeschl. 1761].
Chronik von Trostfried Hegenitius [1660]. Hegyes, Andreas: Diarium (Chronik). (1603-1617).
AHG: HB 89; STAK: III 731, 732 u. III 326; 327
Bethlen, Johann: Rerum STAK: I 137 Transylvaniae libri quator, continentes Res gestas Principium ejusdem ab anno 1629 usque ad 1663 Auctore Ioanne Betlenio (...) . Amsterdami, Apud Ioannem Blaev, MDCLXIV.
Helyot, Hippolyt: Ausführliche Geschichte aller geistlichen und weltlichen Kloster- und Ritterorden für beyderley Geschlecht. 8. Bde. Leipzig 1753-1756. Historia Diplomatica de Statu Religionis Evangelice in Hungaria in tres periodos distinct (...) ; Brevissimum Compendium Principatus Transylvanici Historiae ab Anno MDXXVI usque ad Annum MDCCIII. Cum variis Documentis et Diplomatibus Anno Christi MDCCX. Ostertag, Jonas: Hungarisches Kriegs-Theatrum. Leipzig, 1716.
Haner, Georg Jeremias: Das könig- AHG: HB 741 liche Siebenbürgen, Erlangen 1763.
Quellenverzeichnis XXV
Fronius, Michael: Diarium [17151727].
Pápai rud. rediv.
Palma Not. Hung.; Palma;Pal. Not. Hung.
Pall.; Pal.; Pall. Cor.
Albrich, Johann: Palladium Coronensis sive Thesaurus Litterarum Donationalium, Statutoriarum, Introductoriarum, Relatoriarum, Reambulatoriarum, Privilegialium (etc.) a Divis Regibus Hungariae necnon Principibus Waiwodis Transylvaniae Civitatis Coronensis Terraque Barcza ob fidelia ejusdem servitia collatarum opera Johannis Albrichii M. D. (...) 1714.
Nösner, Simon: Res actae quaedam in partibus Hungariae et Trannsylvaniae. Osterm. Diar.; Ostermayer Ostermeyer, Hieronymus: Chronik/ Historien [1520-1561/1562-1570].
Nössner, Diarium; Nösner Diar.
Miles Würg.; Würgengel
M. Fronius Diar.
Qu. Kr. Bd. 4, S. 496552 und Bd. 5, S. 138140.
Qu. Kr. Bd. 4, S. 154174.
AHG: IV.F.1.Tf.3 (impur); STAK: Ab.Iab
AHG: IV.F.1.Tq.147
Palma, Carolo Francisco: Notitia Rerum Hungaricarum. Turnaviae 1775. Pápai Páriz, Ferenc: Rudus Redivivum seu Breves Rerum ecclesiasticarum Hungaricarum juxta & Transylvanicarum inde a prima Reformatione Commentarii. Cibinii, 1684.
Miles, Mathhias: Siebenbürgischer Würg-Engel, Hermannstadt 1670. Reprint, Köln, Wien 1984 (= Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 8).
XXVI G. M. G. von Herrmann
Ruinae Tranniae.; Hermann, David: Ruina Dav. Herrm. Ruinae Trann Transylvaniae opera fideli Davidis Herrmann descripta A. 1660; sowie Gunesch, Andreas: Supplementum in Runina Transylvaniae a Davide Herrmann conscriptam auctore Andrea Gunesch, Pastore Sabesiensi A. 1702. A.1703. Schaesei Orat. in Acta Schesäus, Christian: Oratio origine Synod. repurgatae coelestis doctrina Transylvania et vicina Hungaria, Birthalbini in Synodo habita anno 1580, d. 8. Maji. Scharsii ord. Digestio Scharsius, Andreas: Ordinata Status Saxon. Eccl. Digestio Status Saxo Ecllesiastici in Transylvania. 1706. Schlözer
Postulata bei d. Install. d. Stadtpfarrers (2.11.1654) Rep. p. 77, siehe Repertorium meum Repertorium meum; Rep.
Teutsch, G.D. (Hg.): Synodalverhandlungen Nr. 28, S. 230-252.
Bereits 1883 für O. v. Meltzl nicht auffindbar, vgl. seine Bemerkung dazu auf S. XXXIX.
AHG: IV F 306
In Kopie: AHG: IV.F1. Tq.121.I/2 und 174/10 u. 11
Schlözer, August Ludwig: Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Göttingen 1795-1797. Mit einem Vorwort von Harald Zimmermann, Köln, Wien 1979 (= Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 3).
Quellenverzeichnis XXVII
Verfaßungen der Sächsischen Nation in Siebenbürgen
Th. Tartler Diar.; Th. Tartl. Diar. Teutsch Diar.
Thom. Tartlerische Collectanea; Thom. Tartl. Coll.
Sutoris Diar.; Sutor. Diar.
Seybriger Diar.
Schrift im Thurmknopf 1528 Schuller
Schmied Lex. Eccles.
Schmeizel dis. ep. de statu Eccl. luth.; Schm. Dis. Ep.
ist eigentlich Joseph Teutsch, Nachlese; siehe unter Jos. Teutsch. George Michael Gottlieb v. Herrmann: Historische Verfassungen der Sächsischen Nation in Siebenbürgen, aus denen im Kronstädter Archive vorfindigen Dokumenten, in wie weit solche zur Beleuchtung der allgemeinen National-Geschichte dienen. Ausgearbeitet 1774.
Tartler, Thomas: Collectanea zu einer Particulär-Historie von Cronstadt. Aus unterschiedlichen Dokumenten zusammengetragen. Kronstadt 1741. Diarium des Thomas Tartler.
Scriptum turri Coronensi 1528 inclusum. Schuller, Martin: Diarium (16421689). Seybriger, Michael: Chronik (1599-1611). Sutoris, Paul: Chronik (251-1620).
Qu. Kr. Bd. 7, S. 103-242.
Qu. Kr. Bd. 6., S. 72-76. Qu. Kr. Bd. 5, S. 436-444. Qu. Kr. Bd. 4, S. 11-40.
AHG: IV.F.13.I/13; IV.F1.Tq.124
AHG: IV.F.1. Tq.100-101
AHG: IV.F.39/3a
Schmeizel, Martin: Statu Ecclesiae Lutheranorum in Transilvania. Jena, 1722. Schmid, Johann Andreas: Lexicon ecclesiasticum minus, Helmstedt 1722.
XXVIII G. M. G. von Herrmann
Ziegleri Barcia.; Ziegler Barcia erudita Ziegler Coll. Hist.
Ziegler/Cziegler Chron.
Ziegler Viri illustres
Weiß Ann.; Weiß Annal.; Weiß Diar. Würgengel Ziegler Cont. Chron. Coron.
Qu. Kr. Bd. 5, S. 140-263.
Vgl. Qu. Kr. 5, S. XXII-XXV, S. 99-132. Ziegler, Martin: Virorum Coronae Qu. Kr.: Bd. 5, ilustrium vita, honores et mors mit S. 99-132. Continuatio von Matthiae. (15491687). Ziegler, Martin: Breve Chronicon Siehe hierzu den AHG: Daciae, quod parietibus basilicae Eintrag unter: An. T.C. IV.F10/15 Coronensis inscriptum, et at iis bona fidea. 1691, mense Aprili descriptum est, per Mart. Zieglerum, Coron. Gymn.pat. Lect. Barcia erudita. AHG: IV.F.156/6 Ziegler, Martin: Collectanea AHG: historica (1665-1691). IV.F.37.I/8; IV.F.12/14; IV.F.10/14
Weiß, Michael: Liber Annalium raptim scriptus. Siehe Miles. Ziegler, Martin: Continuatio chronici Coronensis 1678-1679.
Quellenverzeichnis XXIX
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Nach Johann Conrad von Weiss 1736, aus: Borbély, Andor: Erdély városok képeskönyve 1736-ból. In: Erdély Múzeum 48 (1943), Heft 2, S. 212. Legende [in eckigen Klammern die abweichenden Bezeichnungen Herrmanns]: 1 Das Schloß, 2 Die Jesuiter Kirche [catholische Pfarrkirche], 3 Franziskaner Kirche [S. Johannis Kirche], 4 Ewangelische Kirche [große Pfarrkirche], 5 St. Martins oder Berg Kirche, 6 Rath Hauß [Rath-Thurm], 7 Burtzen Thor [Porzelthor], 8 Closter Thor , 9 Walachische Thor [Oberthor, Catharinen Thor], 10 Der Weiße Thurm, 11 Der Schwarze Thurm, 12 Walachische Vorstadt [Obere Vorstadt], 13 Alt Stadt, 14 Blumenau, 15 Weberbastei, 16 Seilerbastei.
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VORBERICHT
Der Verfasser dieser Geschichte war den 29. Juli 1799 durch einen k.k. Machtspruch, ohne zu wissen, warum? aus seinem Dienste, den er als Stadthann1 bekleidete, gesetzet worden. Durch dieses beyspiellose Verfahren schien er aus einem thätigen Leben, in welchem er 37 und wenn seine Kanzley-Dienste dazu gerechnet werden, 40 Jahre und darüber, vollendet hatte, zur Unthätigkeit und Langenweile verbannt zu seyn. In seiner einsamen, von allen häuslichen Verhältnißen entblößten Lage hätte ihm diese so plötzliche als unverschuldete Veränderung nebst dem damit verbundenen Kummer, den Tod bringen können. Indessen erwachte in ihm in gleicher Zeit der Trieb zu seine Kenntnisse durch eine nüzliche Lectüre zu bereichern: ein Trieb, den er zwar von ie her genähret hatte, aber in der geschäftsvollen Bahn, die er von seiner Jugend an durchwandelte, zurück zu halten genöthigt gewesen war. Die ihm vor Augen liegenden alten claßischen Schriftsteller hatten für ihn die Reize noch nicht verlohren, die eine aufmerksame Betrachtung des Ganges der menschlichen Handlungen und Verkettungen, seit den ältesten Zeiten, und ihre Vergleichung mit dem gegenwärtigen Lauf der Welt in ihm noch in frühen Jahren gewirkt hatte. Allein der Gedanke, ein Fremdling in seinem Vaterlande zu bleiben, indem man fremden Gegenden nachspüret, war auch für ihn demüthigend. Die seit langen Zeiten gemachte Erfahrung, daß die Vaterländische Geschichte bis jetzt noch sehr sparsam bearbeitet worden, daß Chroniken und Tagbücher, die uns unsre Alten hinterlassen haben, so wie die noch im Archive vorfindigen Actenstücke, dieselben nur gliedweise beleuchtet, aber keinen Zusammenhang der alten und neuen Begebenheiten geliefert, veranlaßte den Verfasser, die ihm ohne sein Verschulden anberaumte Muße, zur Ersetzung dieses Abganges zu verwenden, und wenigstens in dieser Rücksicht für die Nachkommenschaft gemeinnützig zu machen. So ist denn gegenwärtiges Werk entstanden. Alte Weiber-Mähren hinein zu streuen, lag nicht im Plan des Verfassers. Wenn auch hin und wieder Sagen, die man nicht verbürgen kann, sparsam vorkommen, so sind sie wenigstens von der Art, daß sie durch die Verbindung mit der wahren Geschichte, einige Wahrscheinlichkeit, die an Gewißheit gränzet, erhalten. Unter den Materialien sind Erzählungen von Augenzeugen gewählet, die Zeiten hingegen, wo uns auch diese fehlen, nur in soweit bestrichen worden, in wie weit wir im Stande 1
Der Zweite im Rang nach dem Stadtrichter, vor allem für die wirtschaftlichen Belange der Stadt und des Distriktes Kronstadt zuständig.
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Vorbericht
sind, ihre Geschichte aus bewährten Schriftstellern, wie auch aus öffentlichen Urkunden zu schöpfen, und in wie weit sie nöthig sind, die Glieder in der Kette der Geschichte zusammenzuhalten. Um einige Ordnung in dieses Werk zu bringen, hat der2 Verfasser zu diesem ersten Bande, den derselbe an seinem heutigen Geburtstage mit dem 64sten Jahr seines Lebens schließet, die Schicksale und Begebenheiten seiner Vaterstadt, ehe sie unter österreichischen Schutz gekommen, ausersehen. Der 2te Band wird dann die Geschichte unter der österreichischen Regierung bis auf die gegenwärtigen unglücklichen Zeiten umfassen, falls wir zu deren Vollendung Muth, Kräfte und Leben gewinnen. Zwar ist Unvollkommenheit das Loos menschlicher Dinge, immer sind Leidenschaften die Triebfeder gewesen, von welchen Machthaber, auf welchem Platze sie je gestanden, geleitet, ihren Zeitgenossen die Tage, die sie mit ihnen verlebet, fühlbar gemacht haben. Dieses ist das Resultat der Alten Geschichte und wird es auch von der neuen bleiben. Ueberall finden wir Stoff, selbst die Vergänglichkeit der menschlichen Dinge zu preisen, die die heilsamen Folgen mit sich führet, daß dem boshaften Menschen ein Ziel vorgesteckt ist, daß er nicht überschreiten kann und wenn er auch eine Zeitlang geraset, die Unschuld verfolget und seine Leidenschaft nach Herzenslust gekühlet hat, von ihm, bey aller seiner Uebermacht, der Zeitpunct nicht umgangen werden kann, wo er zum Glücke der unterdrückten Menschheit in Unthätigkeit versinket und zwar auch Spuren seiner unglückseligen Handlungsweise hinterlasset, aber des Vergnügens beraubt wird, sich an ihren Ansichten mit schadenfrohen Blicken, länger als sein Menschenalter reichet, zu weiden. Cronstadt den 29. September 1801
2
Der Verfasser
Die in der Originalhandschrift fehlenden ersten beiden Blätter von Herrmanns Werk wurden wieder gefunden in einem Teil von Herrmanns handschriftlichem Nachlass: AHG: IV.F.266/I, f. 48-49.
ERSTER ABSCHNITT
Von den Deutschen Rittern in Burzenland Unter den wenigen Geschichtsquellen, die das Mittelalter übrig gelassen, finden sich nur noch Abschriften von einigen Urkunden, die uns belehren, daß die Gegenden, wo sich das heutige Cronstadt1 befindet, einst mit anderen Fremden, von den einheimischen Cronstädtern ganz verschiedenen Ankömmlingen besetzt gewesen. Um diese kennen zu lernen, müssen wir in die Zeiten der beruffenen Creuzzüge zurückgehen und sie in dem fernen Palästina aufsuchen. Dort hatten sich nemlich im Jahre 1190, bey der Gelegenheit, wie die Stadt Accaron |:heutzutage Acre2 in Syrien:| von den Christen belagert wurde, eine Gesellschaft ausgezeichnet, die sich der kranken und verwundeten Soldaten annahm, und aus ihren Gezelten, die mit Schiffssegeln bedeckt waren, ein Hospital machte, um sie in denselben nach Umständen zu trösten und zu verpflegen. Dagegen war auch dieses der Weg, in welchem sie den Beyfall der in zahlreicher Menge beieinander befindlichen Soldaten, geistlichen und weltlichen Fürsten gewannen. Diese wetteiferten untereinander, ihre rühmlichen Unternehmungen an den europäischen Höfen mit hohen Farben zu schildern. Daher nahm der Papst Cölestin III.3 Anlaß, diese wohlthätige Gesellschaft zu einem eigenen Körper zu bilden und sie mit den gleichen Vorzügen wie die Orden des Heiligen Johannes von Jerusalem und des Tempels zu beschenken. Vortheile dieser Art, womit sich, dem Geiste der damaligen Zeit gemäß, immer religiöse Ansichten verwebten, waren hinreichend auch mehrere in ihr Interesse hineinzuziehen. Vierzig von Adel eilten, den neuen Orden mit ihrer Gesellschaft zu vermehren und ließen sich dazu vom König in Jerusalem und den übrigen Fürsten und Herren einweyhen die sich vor Acre befanden. Damit entstand denn, da hier blos Deutsche aufgenommen wurden: Der Orden der Hospitäler v. U.L. Fr. der Deutschen |:Cruciferorum de Hospitali S. Mariae:| Milde Beyträge strömten von allen Seiten herzu, die dem Orden Festigkeit und Gewicht verliehen. Diese setzten den ersten Großmeister Heinrich von Waldpotten4 in Stand, gleich im Jahre 1191 wie Acre von den Christen erobert wurde, in der Nähe ein Stück Landes zu erkaufen und daselbst, nebst einer 1 2 3 4
Brașov (rum.), Brassó (ung.), Kronstadt (dt.), Kreis Brașov. Akkon an der Bucht von Haifa, Israel. Coelestin III., Papst (1191-1198). Heinrich Walpot von Bassenheim (gest. 1200), Hochmeister des Deutschen Ordens (1198-1200).
4
Erster Abschnitt
Kirche, ein Hospital mit vielen Wohnungen zu erbauen. Zur Aufmunterung erhielt er bald darauf vom Papst Coelestin III die Freyheit, ein schwarzes, dikkes, abgekürztes Kreuz im Wappen zu führen5 und nun hießen die neuen Ritter auch Kreuzträger auch Ritter des Tempels der Hl. Maria |:wie oben Cruciferi de hospitali S. Mariae:|6. Indeßen hatten Sie unter den drey ersten Hochmeistern manche Schwierigkeiten zu überwinden, die ihr Wachstum zurückhielten, da sie nun nicht nur als Krankenwärter, sondern auch als Waffenträger erschienen und die Saracenen hin und wieder bekämpften. Zwar gewannen sie dadurch mehr Glanz und Ansehen, am Schluße aber wurden sie auch durch ihre häufigen Verluste bloß auf Accaron beschränkt, anstatt daß sie vorher ihren Hauptsitz in Jerusalem gehabt hatten. Herrman von Salza7, der im Jahre 1210 zum Hochmeister erwählet wurde, stellte durch seine Geschicklichkeit den Orden, da er zu wanken anfing, wieder her. Nach und nach vertheilten sie sich nun auch in andere Gegenden. Eine Abtheilung setzte Fuß in Siebenbürgen. Diese Provinz wurde gerade damals von den benachbarten Barbaren oft heimgesucht. Das meiste litten die Grenzen, welche diesen Räuberhorden zum Durchzug dienten. Die damaligen Umstände litten es nicht, stehende Armeen zur Bedeckung des Staates zu unterhalten. König Andreas II.8 ließ sich also im Jahre 1211 willig finden, eine streitbare Colonie, deren Unterhaltung ihn weiter nichts als eine durch stete Verheerungen beynahe völlig unbrauchbar gewordene Länderey kostete, auf dem unter dem Namen terra Borza |:Burzenland:| auch itzt noch bekannten von allen Vesten entblößten Boden zu verpflanzen und dadurch auf einer Seite Schutz und Sicherheit wider die Cumaner9, auf der anderen in wie weit es Geistliche waren, der damalig herrschenden Denkart gemäß, ihre Fürbitte bey Gott für sich und ihre Vorfahren zu gewinnen. Dafür versprach er ihnen die Hälfte vom Gold und Silber, das sie hier finden würden, freyen Handel und Wandel, Freyheit von den Bewirthungslasten, wenn der Siebenbürgische Woywode bey ihnen einkehrte, Freyheit von allen Abgaben und Unabhängigkeit von fremder Gerichtsbarkeit und berechtigte sie zu ihrer Sicherheit hölzerne Städte und Vesten zu errichten. Die Grenzen des ihnen angewiesenen Landstriches erstreckten sich viel weiter, als das heutige Burzenland, sie fingen bey Almage10 |:Halmágy im Repserstuhl:| an, gingen bis an die indagines castri Noilgiant |:Waldung bey Galt11 im Repser Stuhl:| von dorten 5
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10 11
Anmerkung Herrmann: „Helyot Geschichte der Klöster und Ritterorden. III. Buch S. 167170.“ Anmerkung Herrmann: „daselbst II. Buch S. 271.“ Hermann von Salza (gest. 1229), Hochmeister des Deutschen Ordens (1209-1239). Andreas II. (gest. 1235), König von Ungarn (1205-1235). Kumanen, ein Turkvolk, dessen Siedlungsgebiet um 1200 außerhalb des Karpatenbogens lag. Hălmeag (rum.), Halmágy (ung.), Halmagen (dt.), Kreis Brașov. Ungra (rum.), Ugra, Ugravár (ung.), Galt (dt.), Kreis Brașov.
Von den Deutschen Rittern in Burzenland
5
bis an die indagines Nicolai |:Wald bey Miklosvár12:| längs dem Altfluß13 bis zur Mündung des in den Altfluß mündenden Tortillou |:Tartlauer Bach:| dann bis zur Quelle eben dieses Tartlauer Baches, weiter von der Quelle des Flußes Timis |:Tömöscher Fluß:| bis zur Gegend wo der Fluß Borza |:Burzen14:| in den Altfluß fällt und richtete sich nach dem natürlichen Gang des Gebirges.15 In wieweit diese Vergünstigungen den deutschen Rittern zum Vortheile gereicht haben, läßt sich so bestimmt nicht erklären. In Palästina hatten sie mit den Saracenen zu kämpfen, von welchen sie mit ihren Brüdern, wie wir oben gemeldet haben, aus ihrem Hauptsitze in Jerusalem, bis in ihren ursprünglichen Sitz in Accaron |:Acre:| wieder verdrängt worden waren. Hier in Burzenland hatten sie zu dem, daß es sehr verwüstet war16 Anstöße von den wilden Cumanen, wider die sie sich durch Verschanzungen in Sicherheit setzen mußten. Gar bald aber mißbrauchten sie selbst die königliche Gnade und luden sich dadurch den Unwillen ihres Herrn auf den Hals17, ohne daß man weiß, in was ihre Vergehungen bestanden. Doch söhnten sie sich mit dem König wieder aus und erhielten eine Bestättigung ihrer Schenkungen, mit der Freyheit auch 12 13 14 15
16
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Micloșoara (rum.), Miklósvár (ung.), Kreis Covasna. Olt (rum.), Olt (ung.), Alt (dt.). Bârsa (rum.), Barca (ung.), Burzen (dt.). Anmerkung Herrmann: „2 Schenkungsbriefe sind hierüber vorhanden. Der erste von 1211 der zweite von 1212. Ein dritter über Cruxpurg |:Kreutzburg, Nyien in Háromszek:| dann nur Urkunden vom Siebenbürgischen Bischof Wilhelm 1213, wo er seine Gerichtsbarkeit über sie reguliert. Sie stehen alle 4 wörtlich im Ung[arischen]. Mag[azin]. IV. v. [S.] 219-223 commentiert von Schlözer Krit[ische] Sammlung[en zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen] II. S. 311-316. Anmerkung Herrmann: „terram Borza nomine, ultra silvas versus Cumanos, licet desertam et inhabitatam. Schenkungsbrief von König Andreas II. 1211 und Bischöfliche Urkunde von 1213.“ [Druck: Ub. Bd.1. Nr. 19. u. 27.] [Übersetzung: Das jenseits der Wälder zu den Kumanen hin gelegene Land mit Namen „Borza“, selbst wenn dieses wüst und unbewohnt ist.] Anmerkung Herrmann: „ipsum ius et utilitatem, quam in terra ipsorum percipere deberemus de nova moneta totaliter, eisdem fratribus indulsimus, quando ira nostra contra eos provocata eo tempore, quo terram sepe dictam eis praeceperamus auferri, fuerant non modicum damnificati, quam restaurationem facimus eo, quod ipsi in confinio illo, tanquam novella plantatio, sunt positi et assiduos Cumanorum patientes insultus, se pro regno tanquam firmum propugnaculum, de die in diem morti opponere non formidant. König Andreas, Bestätigungsurkunde von 1222.“ [vgl. Ub. Bd.1. Nr. 31.]; Übersetzung der Herausgeber nach Ub.: [Jenen Brüdern] haben wir selbst dieses Recht und Nutzen eingeräumt, das wir von ihnen in neuer Münze einzuheben berechtigt sind. Da sie nicht wenig bestraft wurden, als sie unseren Zorn heraufbeschworen haben und wir ihnen dieses Recht in jenem vielgenannten Land entrissen haben, lassen wir ihnen nun die Wiederherstellung angedeihen, so dass jene im Rahmen ihrer Grenzen, gleich einer neuen Pflanzung eingesetzt sein mögen, die fortdauernden Anstürme der Kumanen/ Heiden geduldig ertragen und es nicht scheuen, für das Königreich gleich einem festen Bollwerk, tagtäglich dem Tod entgegen zu treten. Anmerkung: G. M. G. v. Herrmann setzt die an anderer Stelle in der Urkunde genannten Kumanen hier anstelle von pagani/ Heiden ein.
6
Erster Abschnitt
steinerne Häuser und Städte zu erbauen. Nun kam aber Papst Honorius18 im Jahre 1223 und gedachte sich ihre Besitzungen gar als einen eigenen vom König unabhängigen Staat zuzueignen.19 Wahrscheinlich sind die Päpste mit den deutschen Rittern schon vorher einverstanden gewesen und diese haben sich dadurch die Ungnade des Königs zugezogen. Die Folgen dieser widersinnigen Anmaßungen erklären sich von selbst. Seit dem Jahre 1223 verschwindet ihr Name und Andenken in Burzenland. Dagegen blühen ihre Brüder in Preußen auf. Gerade um diese Zeit war es, wo Conrad, Herzog von Masowien und Cujavien von den benachbarten Preußischen Götzendienern sehr bedrückt wurde. Ihm und jedem, der gleichen Schicksalen ausgesetzt war, mußte jede Hülfe, auch aus den entlegensten Gegenden willkommen seyn. Da sich der Deutsche Orden durch seinen Heldenmuth in Palästina ausgezeichnet hatte, so bath sich Conrad die Freundschaft und Hülfe des Großmeisters Herrman von Salza aus und versprach dem Orden dagegen das Culmische und Lobauische Land und alles, was derselbe den abgöttischen Preussen abgewinnen könnte. Die deutschen Ritter in Palästina folgten dem gegebenen Winke, schlugen und demüthigten die Preußen und behaupteten nebst den von Herzog Conrad abgetretenen Ländereyen, diesen ganzen Strich Landes20 der heutzutage mit seinen Erweiterungen unter dem Namen des Königreichs Preußen zu einem der mächtigsten Staaten gediehen ist. Wahrscheinlicher Weise haben sich die burzenländisch deutschen Ritter damals zu ihren Brüdern in Preußen gesellt und mit ihnen gemeinsame Sache gemacht, da sie hier ihre Rechnung besser gefunden, und jener im Jahre 1230 in ihrem neuen Wohnsitze schon Wurzel gefaßet. König Andreas erwähnet ihrer mit keinem Worte mehr in der dem sächsischen Nationalkörper 1224 verliehenen Handveste21: ein Beweis daß er sich einer Menschenclasse, die seinen Erwartungen nicht entsprach, vielmehr vom Papst mit allem ihren bloß aus der königlichen Gnade erhaltenen Besitzungen, als ein vom König unabhängiger Staat in Anspruch genommen werden wollen, gerne entübrigt, und dafür bessere, ihm und dem Staat ersprießlichere Unterthanen, deren Treue und Tapferkeit er schon im letzten Kreuzzuge persönlich kennen gelernet, an ihre Stelle zu verpflanzen gedacht hat. Daß sich nun aber neben den deutschen Rittern auch Sachsen in Burzenland befunden wäre aus den Inschriften der Alten auf Glocken und öffentlichen Gebäuden leicht zu erweisen, wenn nicht diese theils durch mannigfaltige feindliche Einfälle, theils durch Erdbeben, Feuer und Alter verfallen und damit 18 19 20 21
Honorius III., Papst (1216-1227). Anmerkung Herrmann: „Schlözer 320-324.“ Anmerkung Herrmann: „Helyot Geschichte des Ritterordens III. S. 172-178.“ Druck: Ub. Bd. 1. Nr. 43.
Von den Deutschen Rittern in Burzenland
7
auch die Spuren alter Zeiten erloschen wären. Indeßen ist soviel doch gewiß, daß die deutschen Ritter als Geistliche und Unverheiratete, einen Landstrich ganz allein zu besetzen und zu bevölkern nicht im Stande waren und das Daseyn der Sachsen in Burzenland erhellet auch schon aus dem im Archiv befindlichen Schutzbrief22, den die Cronstädter mit den übrigen sächsischen Kreisen gemeinschaftlich von König Matthias23 im Jahre 1481 in Ansehung ihrer Zoll und Marktfreyheit in Ungarn ausgewirket, wo sich die Einen wie die Anderen, auf die schon vom König Geysa24 erhaltene Gerechtsame berufen. Hätten die Cronstädter zu ihrem Behuf etwas angefügt, was in der Wahrheit nicht gegründet gewesen, so würden sie von den damaligen Kammerbeamten um so mehr widerlegt worden seyn, je merklicher der Abgang war, der aus dieser Vergünstigung in den Kammergefällen bey dem ausgebreiteten Handel für die entstanden, womit sich gerade die Cronstädter in diesen Zeiten vor anderen auszeichneten. Nun ist aber das Jahr 1141, wo die Sachsen vermöge des einstimmigen Zeugnisses aller Chronisten in Siebenbürgen berufen worden dem 1211ten Jahr, wo die deutschen Ordensritter nach Burzenland gekommen, um 70 Jahre vorangegangen. Nach dem buchstäblichen Inhalt der, wegen derselben bereits angeführten Urkunden scheinen zwar diese Gegenden zur Zeit der Schenkung öde gewesen zu seyn. Allein wem ist nicht die damalige Armuth der Sprache bekannt? Wem ist unbekannt, daß man sich mit oberflächlichen Ausdrücken begnügte, ohne sie Sachen und Worte nach ihrem inneren Gehalte gegeneinander abzuwägen, ohne das Ganze und seine Theile so genau von einander zu unterscheiden? Einöde eines ganzen Landes und Einöde eines ansehnlichen Landstriches waren hier gleichbedeutend. Immer aber wollen wir einräumen, daß auch unsere sächsischen Vorfahren damals diejenige Fertigkeit nicht gehabt, die sie in den noch folgenden Zeiten durch den Genuß der neubestättigten Andreanischen Freyheiten gewonnen und daß sie in Ermangelung vester Oerter, sich damit begnüget, den einbrechenden feindlichen Schwärmen mit Hab und Gut in die nächsten Waldungen auszuweichen, ohne ihnen die Spitze biethen zu können, da sie hiervon zumal, wie die Andreanische Handveste klar bemerkt, durch ihre äußerste Dürftigkeit gehindert worden, ja sich auch selbst durch die Feldzüge in welchen sie den König bis nach Palästina begleiteten, entblößt hatten. Uebrigens läßt sich weder von besonderen Heldenthaten, womit sich die deutschen Ritter während ihrem Aufenthalte im Burzenland herfürgethan, noch von besonderen Denkmählern vieles sagen, die sie von ihrer Cultur hinterlassen haben sollten. Ihr ganzer Aufenthalt kann nicht über 13 Jahre gedauert haben. Im Jahre 1210 [sic] er22 23 24
Druck: Siebenbürgische Quartalschrift 7, 1801, 307f., vgl. Ub. Bd. 7. Nr. 4434. u. 4435. Matthias Corvinus (1443-1490), König von Ungarn (1458-1490). Géza II., König von Ungarn (1141-1162).
8
Erster Abschnitt
scheinen sie, im Jahre 1223 oder 1224 waren sie verschwunden. Im Jahre 1222 wurde ihnen erlaubt, steinerne Städte und Schlößer zu bauen, hinzu war eine Zeit von einem oder anderthalb Jahren, die sie etwa im Burzenland weilten, viel zu kurz. Beßer behagten ihnen, die in Preußen eroberten Ländereyen. Dorten wollen wir sie verlaßen und eilen nun zum zweyten Abschnitt.
ZWEYTER ABSCHNITT
Von Cronstadt und seinen Gebäuden Wie und wann ist Cronstadt, wann sind die, noch heut zu Tage sichtbaren Gebäude entstanden? Stand es nicht schon in ältesten Zeiten? Hierüber liegt ein unauflöslicher Schleyer. Uns ist es nur vergönnt, ihn soweit als möglich zu lüften, völlig wegnehmen zu wollen, wäre Vermessenheit. Szentiváni gibt in seinen Curiosis Miscellaneis1 S. 160 das 1203te Jahr als das Erbauungsjahr von Cronstadt an, andere machen es älter. Alles beruhet auf mündlichen Ueberlieferungen und Kalenderchroniken. Eine Sage hat für sich so viel Wahrscheinlichkeit als die andere. Einige wollen aus den ältesten Schriftstellern Cronstadt sogar zum ehemaligen Patroissa machen, deren schon der alte Erdbeschreiber Ptolomaeus im 2ten Jahrhundert gedenket. Was diesen Satz verbürgen soll, ist die anscheinende Gleichförmigkeit der Namen: Patroissa und Brassovia. Aber wie schwankend ist dieser Beweis! Man weiß, wie manches Wort durch die Verschiedenheit der Völker, die es aussprechen und durch die verschiedenen Mundarten verzerrt wird. Ja in diesen neueren Zeiten, wo jeder lesen kann, erhält Cronstadt fast von jedem fremden Nationsverwandten einen anderen Namen. Wir selbst heißen es in unserer sächsischen Mundart: Krunen, unsere übrigen Nationsverwandten: Krinen, der Ungar Brassó, der Walach: Brássou. Ja selbst in der hochdeutschen Sprache nennen wir es Cronstadt mit einem langen O und der Hochdeutsche mit einem kurzen O, so daß es fast wie Cranstadt klinget. Wie sehr würde man gegen die Wahrheit verstoßen, wenn man sich bloß an eine verdrehte Benennung ohne Rücksicht auf die Nation desjenigen, der den Namen verdreht, binden wollte? Eine gleiche Bewandtniß hat es auch mit der Meynung derjenigen, die aus den ältesten Schriftstellern behaupten wollen, daß Cronstadt das alte Ulpia Trajana2 gewesen. Mit mehrerer Gewißheit läßt sich bestimmen, daß Cronstadt von Alters her nicht auf dem jetzigen Fleck, sondern in der Gegend gestanden, die noch heut zu Tage die Altstadt heißt. Daß sich dieselbe vorzeiten bis an den WeidenbachFluss erstrecket, ist eine Sage, die sich blos durch den Gedanken bewähret, 1
2
Szentivány, Martin: Curiosiora et selectiora variarum scientiarum miscellanea. Decadis secundo pars secunda. Continens, multiformes ephemerides et Diversarum Rerum curiosas Observationes. Tyrnavio 1694. STAK: II 135. Sarmizegetusa (rum.), benachbart von Grădiște (rum.), Várhely (ung.), Burgort (dt.), Kreis Hunedoara. Vorort der römischen Provinz Dakien.
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Zweyter Abschnitt
daß die Kirche jetzt am Ende steht, wo es doch wahrscheinlicher ist, daß sie von den Voreltern in den Mittelpunkt erbaut seyn müsse, um einem jeden, der zum Kirchspiel gehört, den Zugang zu erleichtern. Soviel aber ist gewiß, daß sie von einem weit größeren Umfang gewesen, wie man denn nur vor zwey Jahren auf dem freyen Felde in der aus dem Mittelgässer Weg auf St. Bartholomaei gehenden Straße, zwischen den Feldgärten einen Keller entdeckt hat, der vom Verfasser dieses selbst gesehen und betrachtet worden und auf eine darüber gestandene förmliche Wohnung schließen läßt. Wogegen es die Alten gut befunden, den Ueberschwemmungen des Weidenbach-Flusses, dem diese Altstadt in ihrer vorigen Lage ausgesetzt gewesen, vielleicht auch den Anfällen feindlicher Völkerschaften, die auf der Ebene einen leichteren Zugang gehabt, auszuweichen, und sich weiter herauf in das Thal gegen die Gebirge zurückzuziehen. Ohne uns bey den übrigen kleinlichen Gegenständen aufzuhalten, die auf Volkssagen beruhen, eilen wir die merkwürdigsten Gebäude von ihrer Entstehung bis in die jetzigen Zeiten mit ihren Veränderungen, inwieweit sie Aufmerksamkeit verdienen, herauszuheben und davon, mit Uebergehung willkührlicher Muthmassungen und mündlichen Sagen, nur das anzuführen, was aus Innschriften und glaubwürdigen Nachrichten erwiesen werden kann. In der Stadt selbst befinden sich I. Kirchen 4, wozu ehedem noch das Dominikaner Kloster gehöret, vorhin 6, wenn man die Catharinen- und S. Laurentii Kapelle dazu rechnet. 1. Die große Pfarrkirche ist im Jahr 1385 |: Anal. templi Coronens.:| zu bauen angefangen worden. Sieben Jahre hat man gebraucht um den Grund zu legen, und 33 den Bau völlig auszuführen. Der Augenschein gibt es, daß sie aus lauter Quadersteinen nach Gotischer Art gebaut ist. Sie enthält 42 Klaftern und 1 ½ Schuh in der Länge, 12 ½ Klafter in der Breite. Die Höhe beträgt (...) Klafter.3 Sie hat 5 große Pforten und 1 kleine Thüre. Zum Anfang ist der Antrag auf 2 Thürme gemacht worden, aber man ist davon abgegangen, da der eine Thurm gegen Norden, deßen Anlage noch kenntlich ist, dem Blitz vorzüglich ausgesetzet gewesen. Das Dach über dem Chor ist mit den Statuen der 12 Apostel in Lebensgröße, und über der Kirche mit anderen verschiedenen Figuren ausgezieret, übrigens im Anfang so angelegt gewesen, daß man um das Dach herum hat spazieren können, und das Regenwasser in steinernen Rinnen abgeleitet worden ist. Jetzt wird auch dieser Umlauf vom Dach bedeckt. In der Kirche haben sich vor Zeiten 7 Altäre befunden, die bey der Reformation bis auf den Hauptaltar abgeschafft worden sind. Die Sacristey dient zur Verwahrung der bey dem Gottesdienste erforderlichen Ornate und der zur Kirche gehörigen Bücher, dann zu Sonntägen zur Versammlung der Com3
Die Ausmaße der Kirche betragen: Länge: 89 m, Breite (max.): 38 m, Höhe (max.): 65 m.
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municanten bey der Beichte und in den nachmittägigen Stunden zur Haltung der Kinderlehre für die ledigen Weibspersonen. Im Schiff sind 3 Geländer auf 3 Seiten angebracht, die ihrer Symmetrie wegen dem Gebäude selbst ein schönes Aussehen geben und zugleich nach ihren verschiedenen durch die Pfeiler gebildeten Abtheilungen eine beträchtliche Anzahl junger Bürger und Handwerksgesellen fassen, die sonst in der Kirche keinen Platz finden würden. Das Kirchengewölbe ist erst in den Jahren 1516, dann 1534 durch ein Erdbeben zerrissen worden und hat 1538 ganz neu hergestellt werden müssen. Den zweyten Stoß hat es 1689 durch die große Feuersbrunst erlitten, und ist um nicht durch einen jähen Sturz noch mehr Unheil zu erregen, eingeschlagen worden. Zur einstweiligen Bedeckung wurde die Kirche mit Brettern überleget, die derselben ein trauriges Aussehen gaben. In der Folge hatte man den Vorschlag, wenigstens das Chor zu wölben. In dieser Absicht wurden 6 Pfeiler aufgeführt, allein schon diese kosteten 6.000 Gulden und einige von denselben waren krumm gerathen. Ueberdies verlangte der Polier4 für sich und seine Leute nur für Maurerarbeit 4.000 Gulden. Dadurch kam dann das Werk völlig ins Stocken. Endlich ließ sich D[oktor] Stephan Closius5 damaliger Orator6 und nachmaliger Senator, aus eigenem patriotischen Antrieb dazu finden die Besorgung eines neuzuverfertigenden Gewölbes über sich zu nehmen. Durch eignen Fleiß entdeckte er im Thal zwischen dem Ober und Unter Tőmőser Paß in der Lámba7 einen Berg von Faulsteinen8, die vor den ordentlichen Mauerziegeln den Vorzug hatten, daß sie um die Hälfte leichter waren, sich nach Belieben hauen ließen und ein Stück den Platz von 6 Ziegeln ausfüllte, weithin auch vielen Sand und Kalk ersparten. Nun war noch die Frage übrig, woher man die Unkosten zu einem so weitläufigen Werke erschwingen sollte, da hinzu der Kirchenfond bey weitem nicht zulangte. Er war so glücklich, diese unübersteiglich scheinenden Hindernisse zu überwinden. Der Einfluß, den ihm seine ausgebreitete Kenntniß, Erfahrung und Geschicklichkeit in der Arzneywissenschaft und die dadurch geleisteten Kuren in die Gemüther der Bürgerschaft sowohl als der umliegenden Ortschaften verschaffte, erhielt das völlige Gewicht durch das Vertrauen, das er sich auch als Orator erworben hatte. Dadurch wußte er denn bey seiner natürlichen Beredsamkeit Große und Kleine von allerlei Geschlechtern und Ständen zu freywilligen Geldesbeyträgen, unentgeldlichen Zufuhren und Diensten einzuleiten, und brachte nur in 4
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Polier: Berufsbezeichnung für einen Bauhandwerker in gehobener Stellung, der die Arbeiter an der Baustelle beaufsichtigt und die Arbeiten verteilt. Stephan Closius (1717-1781), Kronstädter Ratsgeschworener (1756-1761), Stadtphysikus (1765-1772), Orator (1762-1768), Senator (1789-1781). Orator: Sprecher der Hundertmannschaft. Ein Tal im Schuler-Gebirge (rum. Postăvarul) ca. 15 km südlich von Kronstadt. Faulstein: Sandstein.
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Baarem (...) Gulden zusammen. Am Schluß kostete das ganze Werk, das er dazu nach systematischer Kenntniß in der Mathematik und Baukunst selbst hatte leiten helfen nicht mehr als 11.121, 48 ½ Gulden9. Die Verschönerung dieses prächtigen Gebäudes, das in die 80 Jahre die kläglichsten Spuren eines verwüstenden Brandes an sich getragen hatte, berechtigte ihn zu den gerechtesten Ansprüchen auf die Dankbarkeit des ganzen Publicums. Aber so groß ist der Undank der Menschen! Seine Verdienste wurden, weil der nicht nach gleich vollendetem Bau die Rechnung vorgelegt hatte, auf eine unverantwortliche Art in Schatten gesetzt. Da er bey seinen rühmlichen Eigenschaften doch auch Feinde hatte, so stifteten diese, wie seine Thätigkeit durch einen Schlagfluß10 schon gehemmt worden war, die Comunität an, die Rechnung mit Ungestüm zu fordern: er stellte sie, seine ausserordentlichen und was noch mehr ist, unentgeldlichen Bemühungen wurden für nichts gerechnet und seine Erben mußten am Schluß Ufl. (...) baar zubüßen, weil solche in der Rechnung nicht förmlich ausgewiesen werden konnten. Uebrigens sind bey dieser Kirche 3 große und 2 kleine Glocken. Die größere Glocke wiegt 130 Centner: noch vor der Feuersbrunst fiel sie im Jahre 1605 herunter, wurde aber wieder aufgerichtet: hingegen schmolz sie im Jahre 1689 durch den schrecklichen Brand zusammen und wurde im Jahre 1690 neu gegossen, fiel aber 1750 den 10. Februar bey einem Leichbegängniß plötzlich herunter und zerschlug im Fallen 6 Stockwerke nebst dem gewölbten Beinhaus. Mit vielem Aufwand wurde sie nach 3 Jahren wieder in den Glockenturm hinaufgezogen ohne daß sie von ihrem Schalle etwas verloren hätte. Allein im Jahre 1766 bekam sie durch die Unvorsichtigkeit eines Studenten, der bey dem Geläute zu stark mit dem Hammer an die eine Seite angeschlagen hatte, etwa eine Spanne über dem Rand einen Splitter. Mit Mühe ist derselbe etwa 2 Ellen weit ausgehauen worden, wodurch jedoch ihr ehemals gewaltiger Klang vieles verloren hat.11 Die übrigen Glocken führen ihren verschiedenen Bestimmungen nach auch ihre verschiedenen Namen. Die mittlere heißt die Sonntags- die andere die Werktagsglocke. Die vierte heißt das Acht-Glöcklein, wonebst sich auch noch eine andere kleine Glocke, das Warnglöcklein, befindet. Auf der großen Glocke 9
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Die Angabe stammt aus der Abschrift mit der Signatur AHG: IV.F.7.I. Ihre Bestätigung ist zu finden in: Maja Philippi: Zerstört und wieder aufgebaut. Restaurationsarbeiten an der Schwarzen Kirche vor 200 Jahren. In: Siebenbürgisch-Sächsischer Hauskalender. Jahrbuch 19 (1974), S. 66-69. Schlagfluss: Schlaganfall. Anmerkung Lassel: „1 Student M. Schulerus fiel 1750 mit der Glocke herab, ohne jedoch Schaden genommen zu haben. Der Student, durch den sie 1766 den Riß erhielt, hieß Merkeli, flüchtete sich in die Walachei und ward nachher Consul in Buccarest. 1837 erhielt sie einen neuen Riß, wurde daher 1839 heruntergelassen, wo man sah, daß sie nur 100 Centner wog. Sie wurde neu gegossen.“ IV.F.7.I gibt hierzu an: „Student namens Merkelius, nachmaligen österreichischen Consularagenten in Bukarest.“
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ist auf der einen Seite das Cronstädter, auf der anderen das Drauthische Wappen zum Andenken des ehemaligen Stadtrichters Simon Drauth12 eingeätzt, der die in eigenen Unkosten hat gießen lassen, nächst dem steht darauf die Jahrzahl nebst anderen Inschriften. Auf den 2 anderen steht das Cronstädter Wappen nebst der Jahrzahl. An den Wänden der Kirche gegen dem Chor zu waren vorhin auf beyden Seiten die Geschichten der alten Zeiten von 1143-1571 in Mönchschrift beschrieben, die von verschiedenen Geschichtschreibern als Urkunde angeführt werden, und um so mehr Glauben verdienen je mehr sie sich den Zeiten nähern, deren Geschichte sie umfassen. Indessen ist bey der Erneuerung des Kirchengewölbes, wo die Kirche im Ganzen ausgeputzt wurde, auch diese Chronik ausgelöscht worden. Es sind aber hin und wieder Abschriften davon übrig, durch welche die Stelle dieses Alterthums ersetzt wird. Zu den Merkwürdigkeiten dieser Kirche gehört übrigens daß hier vor Alters der Kopf des ehemaligen Bischoffs von Wardein Emericus Czibak13 begraben liegt |:Anal. templi Cor. 1534:| von welchem unten im dritten Abschnitt ausführlicher gehandelt wird. 2. Die zweyte Kirche in der Stadt ist die catholische Pfarrkirche. Ehedem hatten sie die Jesuiten14 inne. Vor der Reformation gehörte ein Kloster dazu, welches, sowie die Kirche selbst, den Aposteln Peter und Paul gewidmet war, und von den Dominicanern besessen wurde. Diese machten, nachdem die Jesuiten davon Besitz genommen hatten, im Jahre 1738 Anspruch darauf, aber ohne Erfolg, da der Einfluß der Jesuiten in diesen Zeiten bey Hof überwog. In den letzten Jahren ist das Kloster, da es ganz verfallen war, aller vom Magistrat dagegen gemachten Vorstellungen ungeachtet, dem Publico auf eigenen k.k. Befehl hinweggenommen und zum catholischen Normalschulhause zugerichtet worden15. 3. Die dritte Kirche ist die ehemalige S[ankt] Johannis, jetzt Franziscaner Kirche. Vor der Reformation hat sich neben derselben noch ein Nonnenkloster befunden, nebst einem unterirdischen Kanal, der, wie es heißt, bis in das 12
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Simon Drauth (1647-1693), Kronstädter Notar (1680-1683), Kronstädter Stadtrichter (1688-1690, 1692, 1693), Landtagsdeputierter (1675-1677). Emericus Czibak de Palota, Oberkapitän von Temeswar, Obergespan des Komitats Temesch, Bischof von Wardein (1526-1534). Societas Jesu (lat.), Jesuiten (dt.), katholischer Männerorden, 1534 von Ignatius von Loyola gegründet, unterscheidet sich von anderen Orden u. a. durch das Gelübde des strikten Gehorsams gegenüber dem Papst. Besondere Bedeutung gewannen sie u. a. als Vorkämpfer der Gegenreformation und in der christlichen Bildungsarbeit (Elitenbildung und Fürstenerziehung). Die Auszüge Pleckers merken dazu an: „Diese Kirche ist im J.[ahre] 1766 von Grund aus neu gebauet, u. 1782 vom Bisch.[of] eingeweihet worden. Das Dominicaner Kloster aber ist zum Catholischen Normal Schulhause zugerichtet worden.“
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Dominicaner Kloster gegangen. Thomas Tartler, der dieses Ganges in seinen Sammlungen erwähnt, schreibt davon, daß er den Gang selbst gesehen und betreten. Es wurde diese Kirche eben auch im Jahre 1689 durch den allgemeinen Brand in Asche gelegt aber wieder aufgebaut. Das dazugehörige Kloster blieb unerbaut. Auf was Art beyde Kirchen in die Hände der Katholiken gekommen, wird unten umständlicher ausgeführt werden. Hier merken wir nur an, daß beyde Kirchen nunmehr vollkommen hergestellt und zumal die Katholische Pfarrkirche im Jahre 1766 von Grund auf neu gebaut und im Jahre 1782 förmlich eingeweiht worden ist.16 4. Die vierte Kirche ist die evangelische Spitalskirche. Wann sie erbaut worden, ist unbekannt, den 4. August 1718 brannte sie ab. Man wollte sie wieder aufbauen und hatte bereits im Jahre 1722 mit einem Steinmetz aus Clausenburg den Accord17 getroffen. Allein, außerdem daß der Contract durch die Liederlichkeit des Baumeisters, der sich mit Hinterlassung von 500 fl. Schulden unsichtbar gemacht hatte, von selbsten zerfiel, wurde auch von Johann Antalfi, als Vicarius des Erzbischofs von Gran18 dawider protestiert und bald hernach der Bau von Seiten des Allerheiligsten Hofes selbst schlechtweg verboten. Umsonst suchte der Magistrat durch einen eigenen Deputierten die Aufhebung des Verbotes zu bewirken |:Thom. Tartler Coll. § 73. S. 25.:|. Man mußte den Bau wieder aufgeben und hat erst in der Folge 1766 gewaget, auf der Stelle, wo die alte Kirche gestanden, ein Bethaus wiewohl ohne Glockenturm zu errichten. Hier wird seitdem alle Sonn- und Feiertage der gewöhnliche Gottesdienst Vor- und Nachmittags gehalten, und die Predigt vom Blumenauer Prediger, eine Stunde eher, als der Gottesdienst in der Blumenau angehet, versehen. In den neueren Zeiten hat der Magistrat aus eigener Bewegung den hier befindlichem zahlreichen Reformierten vergönnet, daß sie zu der Zeit, wenn der reformierte Prediger aus Háromszék19 zur Austheilung des heiligen Abendmahls herbey kommt, ihre vierteljährlichen Andachten in diesem Bethause anstellen mögen20. 5. Außer itzt benannten 4 Kirchen stand auf dem Kirchhof in der Linie, wo sich die Schule befindet, vor Alters, eine der Heiligen Catharina gewidmete Kapelle, die zugleich dem am Kirchhof befindlichen Quergäßgen21 den Namen Catharinen Hof und dem Oberen Thor, den Namen Catharinen Thor so wie der 16
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Anmerkung Lassel: „In den 1820 und etl. Jahren ließ ein evangelischer luth. Schuster Namens Decker den Franziskanern einen neuen Thurm aus eigenen Mitteln bauen.“ Accord: Vertrag. Esztergom (ung.), Ostrihom (slowak.) Gran (dt.), Komitat Komárom-Esztergom. Östliche Nachbarregion des Burzenlandes, Trei Scaune (rum.), Háromszék (ung.), Drei Stühle (dt.), Kreis Brașov. Die Auszüge Pleckers merken hierzu an: „Dieses war zwar der Fall, hat aber seit der Errichtung des reformierten Bethauses auf dem Fischmarkt aufgehört.“ Quergäßchen, Strada Paul Richter (ab 1991).
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in der Oberen Vorstadt auf der nördlichen Seite gelegenen Gaße den Namen Catharinen Gaße gab. Sie ist aber schon 1559 abgebrochen und der Platz zu Wohnungen für die Kirchen- und Schuldiener verwendet worden. Im Jahre 1787 wurden auch diese Gebäude, da sie völlig verfallen waren, von Grund aus abgeklaubet, und an deren Stellen ein reguläres Gebäude zur Unterkunft von 3 Ministerialen verfertigt. Zwey darinnen im oberen Stockwerk befindliche Gelegenheiten dienen zur Verwahrung der öffentlichen Schulbibliothek. Wie der Grund zu diesem Gebäude gelegt wurde, fand sich eine Menge Gebeine in der Erde, die hierauf in das Beinhaus in der großen Pfarrkirche hinüber geführet wurden. Hieraus erhellet, daß die Catharinen Kapelle in den alten Zeiten zur Todtengruft gedienet hat. 6. Die zweyte Kapelle ist eben auf dem Kirchhof über dem jetzigen StadtWage-Haus22 gestanden und dem Heiligen Laurentius gewidmet gewesen. Man sieht daselbst jetzt noch die Spuren von alten Gemälden und einem Altar, auf welchem ein Crucifix gestanden. Jetzt wird auf dieser Stelle ein zweckmäßigeres Gebäude für die Handwerker die auf dem ordentlichen Kaufgebäude keinen Platz haben, angeleget, um daselbst an den Wochenmärkten ihre Waaren zum Verkauf auszulegen.23 Noch müssen wir hier das Bethaus der nicht unierten Griechen andenken, welches seit 1788 von den hiesigen Griechen und von den Wallachen24, die vermöge der damals bestehenden neuen Befehle das Bürgerrecht an sich gebracht, auf dem Roßmarkte in einem Privathause25 erbauet, und aus Allerhöchster Erlaubniß mit einem eigenen Geistlichen aus Macedonien, und mit der Freyheit in der daselbst befindlichen Gelegenheiten eine griechische Schule zu unterhalten, versehen worden ist. An Widersprüchen, nicht zwar von Seiten des Magistrats, sondern von Seiten ihrer eigenen Glaubensgenossen, hat es nicht gefehlt, indem sich die sogenannten Compagnie Griechen26 der 22 23
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Anmerkung Lassel: „Dem jetzigen Dr. Plekerischen Hause im Eck auf dem Apfelmarkte.“ Anmerkung Lassel: „was aber nicht zu Stand gekommen sein muß, weil es jetzt 1839 nicht existiert.“ IV.F.7.I gibt hierzu an: „Die Aufführung dieses Gebäudes ist nach bereits gelegten Grundmauern aus der Ursache unterblieben, damit der durch die bisherige an das dermalig Pfarrer Clompische, ehehin Filstichische Haus gestoßenen Laurenti Capelle, wo auch die Stadtwage angebracht gewesen, verbauet gewesene Teil des kleinen Kirchhofes, gleich beim Eintritte auf denselben vom Marktplaze her rechts, nicht abermal verbauet u. dadurch der Eingang in diesen kleinen Kirchhofe neuerdings verenget werde. Annot. r. ao. 1817.“ Rumänen. Der Begriff Walache war zur Zeit der Abfassung dieses Manuskriptes keinesfalls negativ besetzt. Die pejorative Konnotation des Begriffs findet erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und nur im Hochdeutschen statt. Das Exemplar von Joseph Dück (AHG: IV.F.137) konkretisiert: „Dr. Closiusischen Hause“. Orthodoxe Händler, die Mitglieder der griechischen Handelskompagnie von Kronstadt waren.
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Verwaltung dieses Bethauses und der damit verbundenen Einnahmen allein bemächtigt, hingegen die übrigen Aeltesten der wallachischen Gemeinde sie mit ihnen theilen wollten. Indeßen sind bey Hofe diese Irrungen dahin entschieden worden, daß der griechische Geistliche ganz von dem siebenbürgischen nicht unierten Bischoff abhängen, die Gefälle des Bethauses von den Griechen und Wallachen gemeinschaftlich verwaltet und von der Gemeinde jährlich verrechnet, die Kirchenvorsteher aber von beyden Theilen gemeinschaftlich erwählet werden sollen.27 Uebrigens gehören zur großen Evangelischen Pfarrkirche auch die Wohnungen des Stadtpfarrers, der Ministerialen, Schullehrer und kleinen Kirchdiener wie auch das Schulgebäude. Die Stadtpfarrers Wohnung ist im Jahre 1494 durch ein daran stoßendes Privathaus erweitert worden, das der König Ladislaus28 mittelst eines förmlichen Privilegii zum Sitze des Capituls bestimmt und in dieser Absicht von allen darauf haftenden bürgerlichen Lasten und Abgaben freygesprochen hat. Die Ministerial Wohnungen sind, anstatt daß sie vordem in den nächsten Gaßen verstreut auseinander lagen, nunmehr auf dem Kirchhof zusammengezogen worden. Die große Schule ist im Jahre 1743 mit einem Aufwand von 16.000 fl. auf den Trümmern der alten sogenannten großen Schule erbaut worden.29 Wir schreiten nunmehr II. zu den übrigen merkwürdigen Gebäuden hinüber. 1. Der Rath-Thurm behauptet unter diesen nebst dem daran angebauten Rathhause den ersten Platz. Wann der Thurm gebaut worden, läßt sich so wenig wie viele andre Umstände aus Mangel verläßiger Urkunden bestimmen. Eine Schrift, die sich im Thurmknopf 1610 bey der Gelegenheit, wie derselbe durch einen Wetterstrahl heruntergeschlagen, vorgefunden, belehrt uns darüber, daß der Thurm im Jahre 1528 hergestellt und neu gedeckt worden, gleich wie denn diese Jahrzahl auf allen 4 Seiten unter dem Zifferblatt vorhin zu lesen war und nur bey der letzten, im Jahr 1774 angestellten Reparatur ausgelöscht worden
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Anmerkung Lassel: „Jetzt 1839 existiert noch ein reformiertes Bethaus auf dem Fischmarkt, der vormalige Löwische Tanzsaal, welches nur seit etwa 15 Jahren von den hier lebenden reformierten Ungarn angekauft und mit einem eigenen Geistlichen versehen worden ist. Ferner haben die hier in der Stadt lebenden Wallachen jetzt 1839 außer der sogenannten griechischen Kirche auf dem Roßmarkt nah auf dem Marktplatz im Boditschischen Hause ein Bethaus.“ Wladislaus II. (Jagiello) (1456-1516), König von Böhmen (1471-1516) und Ungarn (1490-1516). Anmerkung Lassel: „Im Jahre 1836 ist das Gymnasialgebäude mit großen Unkosten auf dem alten Grund neu erbaut worden. Noch in den Jahren 1820 wurde das neue Schulgebäude im unteren Schulgässchen für 5 Schulen und 3 Lehrer gebaut. In den Jahren 1836-1839 wurde von einem Berliner Künstler Buchholz in die große Kirche dem Altar gegenüber eine Orgel gebaut. Sie kostet 20.000 fl. Convent. Münze.“
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ist.30 Das Rathhaus ist erst im Jahre 1420 an den Thurm angebaut worden. Vorhin hatte bloß die Kirschnerzunft31 einen Laden auf dieser Stelle, wo sie ihre Rauch-Waaren32 zum Verkauf auslegte, und wozu auch ein Keller gehörte. Indessen vermochte sie der Magistrat im jetzt erwähnten 1420sten Jahr zur Vergünstigung, daß über der Kirschnerstube ein Stock aufgeführt wurde, wovon die Zunft den Vortheil hatte, daß sie der Unterhaltungskosten des Dachs über ihrer Gelegenheit überhoben wurde. Der Contract hierüber befindet sich in den Händen der Kirschnerzunft und ist am 2ten Tag vor Weynachten 1420 wie der Zusammenhang gibt, vom Magistrat und den hinzugezogenen Beamten sämtlicher freyer Districts-Ortschaften feyerlichst errichtet und mit dem Burzenländer Wappen versehen worden |: Th. Tartler Coll. S. 26-28:|. Mit der Zeit verfiel das Rathhaus wieder und wurde erst im Jahre 1770 und den folgenden nebst dem Rath-Thurm in den heutigen Stand gesetzt, wodurch, abgesehen von den durch den Unverstand der Meister dabey begangenen Fehlern, wenigstens der Vortheil gewonnen worden, daß man außer dem Raths- und ComunitätsZimmer zur Verwahrung der öffentlichen Schriften und Urkunden, die vorhin in einem finsteren unschmackhaften Gewölbe unter dem Rath-Thurm über einander lagen, nunmehr zwey geräumigere Zimmer zugerichtet, und außerdem zwey besondere Zimmer, eines zur Contributions- eines zur Alodial-Kassa, nebst einem Kanzley-Zimmer erhalten hat. Der Knopf im alten Rath-Thurm faßte 21/2 Kübl |:Bánfi diar.:| der jeztige ist vom gleichen Umfang und ist im Jahre 1774 mit Einlegung einer Schrift33, die der Verfaßer des Werks, als damaliger Notarius verfertigt, aufgesetzt worden. 2. Das Zuchthaus stand vorhin in der Porzelgasse34 an einem höchst unbequemen Orte und war so eingeschränkt, daß daselbst Criminal-Verbrecher keinen Platz fanden und deswegen unter dem Rath-Thurme in stinkenden üblen Kerkern verwahrt werden mußten, dabey aber aus der Ursache, weil kein Vorhof war, oft Gelegenheit fanden durchzubrechen. Es wurde also hiezu im Jahre 1766 in der oberen Burggasse ein neuer Platz ausersehen und verschiedene darauf stehende kleine Bürgerhäuser den Besitzern abgekauft, sofort aber ein neues Zucht- und Arbeitshaus so angelegt, daß nebst dem Zuchtmeister und zweyen zur Uebung des Gottesdienstes für Katholiken und Protestanten 30
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Anmerkung Lassel: „Im Jahr 1837 ist der Rathhausthurm von neuem mit Zinn gedeckt worden.“ Kürschnerzunft. Rauchwaren oder Rauwaren: zugerichtete und gegerbte, noch nicht zu Kleidung verarbeitete Tierfelle. Druck: Qu.Kr. Bd. 6, 580-586. Purzengasse, Kapu-utca (ung.), bis 1918 Strada Porţii, heute Strada Republicii (rum.). Bis auf die derzeitige offizielle Bezeichnung der Straße weisen alle anderen Bezeichnungen etymologisch (Tor-Gasse) auf das am Ende dieser Gasse gelegene, wohl erste Stadttor auf dieser Seite der Stadt hin.
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gewidmeten Zimmern, wie auch einem Verhörzimmer die Gefangenen von allerhand Gattungen in abgesonderten Gelegenheiten bequem und sicher unterbracht und zumal, die wegen Schulden eingesetzten Bürger, in wieweit sie ein stilles Handwerk trieben, in Stand gesetzt werden, ihr Handwerk im Arrest fortzusetzen und die Schulden unter Leitung des Zuchtmeisters nach und nach abzuarbeiten und endlich die Uebelthäter oben in sicheren und festen Kerkern untergebracht werden können. Der Oberboden über diesem geräumigen Gebäude ist zu einem sicheren Fruchtboden eingerichtet. 3. Das so genannte Gebäude, oder öffentliche Kaufhaus ist, wie die Inschrift zeiget, im Jahre 1545 von der Apollonia Hirscherin35, Wittib36 des Stadtrichters Lucas Hirscher37 aus eigenen Unkosten erbauet worden und so eingerichtet, daß beynahe alle die Handwerker, die auf den Verkauf Waaren machen, solche daselbst an Wochenmärkten zum Verkauf auslegen können; Wobey jedoch für die Schneider und Leinweber insoweit gesorgt ist, daß diese ihre Gelegenheit zum Verschluß ihrer Waaren auf der Erde haben. Durch den unglücklichen Brand im Jahre 1689 hatte auch diese Gebäude gelitten und hat erst im Jahre 1759 unter Ziegeln gebracht werden können; hingegen sind die im Brande zur allgemeinen Beleuchtung übrig gebliebenen Öffnungen bis zum heutigen Tage ohne Fenstern. Unten sind einige Gewölbe zur Waaren Niederlage gegen einen mit dem k.k. Ober-Dreyßigstamte38 ausgemachten jährlichen Mietzins zugerichtet worden. Das Gebäude ist übrigens mit einem trefflichen 100 Schritt langen Keller versehen, und diente vorhin, so lange die Wein-Wirtschaft für die Stadt getrieben wurde, dazu, die Stadtweine daselbst zu unterbringen, jetzt aber wird derselbst gegen eine jährliche Miethe vergeben. Noch verdienen 4. die zwey Militair-Cassernen in der Porzel- und Schwarzen Gassen hier eine Stelle. Zur ersten wurde im Jahre 1766 das alte Zuchthaus umgeschaffen, und zur Erweiterung einige Privat-Häuser dazu gezogen, so auch das ganze Gebäude und auch ein Stockwerk höher aufgeführt.39 Eine zweyte Casserne wurde in der Folge in der Schwarzen Gaßen angelegt. Um aber auch diese zu erweitern und zur Unterbringung 4 voller Compagnien zweckmäßig zuzurichten, ließ sich im Jahre 179140 die Bürgerschaft aus eigener Bewegung herbey, einen Theil der Vergütung fahren zu lassen, die sie für die im Türken-Krieg 1787 zum Dienste der k.k. Armee verabreichte Naturalien zu fordern hatte. 35
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Appolonia Hirscher (gest. 1547). Nach dem Tod ihres Mannes übernahm sie die Führung der Handelsgeschäfte, die bis in das Osmanische Reich führten. Witwe. Lucas Hirscher (gest. 1541), Kronstädter Stadthann (1525-1527), Kronstädter Stadtrichter (1527-1541). Zollamt. Anmerkung Lassel: „Es dient jetzt 1839 dieses Gebäude zum Militärhospital.“ Ergänzung bei Joseph Dück (AHG: IV.F.137): „auf Veranlassung des verdienstvollen Herrn Gubernial Rath und Stadtrichters Michael Traugott von Fronius.“
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Dadurch ist die Bürgerschaft der vorhin sehr drückenden Personal-QuartiersLast41 überhoben worden. III. Unter den zur Beschirmung der Stadt errichteten Gebäuden zeichnen sich aus: 1stens die 4 Stadt-Thore. a. Das Kloster-Thor ist allein in der Feuersbrunst von 1689 unversehrt geblieben, nach der Hand aber 1738 durch ein Erdbeben sehr beschädigt, hingegen auch wieder hergestellt worden und prangt mit dem über der Einfahrt angebrachten Bildniß des Kaysers Sigismund42, um Andenken seines ehehinnigen halbjährigen Aufenthaltes in Cronstadt und der von ihm zur Verschönerung und Befestigung der Stadt genossenen nachdrücklichen Unterstützung, wie auch seiner übrigen, der Stadt verliehenen herrlichen Schutz- und Gnadenbriefe, wovon unten ausdrücklicher gehandelt wird.43 b. Das Porzelthor44 ist 1650 mit einem Thurm und Knopf der 1 Kübl und 29 Maaß faßet, wie auch mit einer Thurmuhr versehen worden.45 c. Das Oberthor46 ist vermöge der in Stein gehauenen Überschrift im 5ten Jahr des Richteramtes des Johann Benker, das ist das Jahr 1559, erbauet, oder vielmehr wiederhergestellt worden und prangt mit 4 kleinen Thürmen: hingegen wurde dasselbe im Jahre 1688 von den damalig aufrührerischen Bürgern sehr gemißbraucht, indem diese daselbst ihre Stücke aufpflanzten und Feuer auf die kayserlichen Soldaten gaben, auch eher nicht nachließen, ehe sie von der Uebergabe des Schloßes an die Kayserlichen belehrt wurden.
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Einquartierung. Sigismund (von Luxemburg), Kurfürst von Brandenburg (1378-1388, 1411-1415), König von Ungarn und Kroatien (ab 1387), römisch-deutscher König (ab 1411), König von Böhmen (ab1419), römisch-deutscher Kaiser (ab 1433). Anmerkung Lassel: „Im Jahre 1836 fing man an das sehr weitläufige, alte und mit einem sehr dunklen Fahrwege versehene Klosterthor abzubrechen. Bis zum Ende des Jahres 1838 war das Neue, geschmackvolle mit zwei großen und zwei kleinen Portalen versehene, im italienischen Geschmacke ohne sichtbares Dach gebaute Thor fertig. Es mag 30 bis 40 tausend Gulden kosten.“ Purzengässer Tor. Ergänzung bei Joseph Dück: „und in der Folge, wie die in Stein gegrabene Inschrift |:Tempore Tit[uli] Dom[ini] Mich[aelis] de Fronius Consil[arii] Gub[ernii] et Judicis Primarii Domini Georgii de Herrmann, Cons[iliarii] Reg[is] et Vilici Renovatum 1792:| zeiget, renoviert worden.“ Übersetzung der Inschrift aus dem Lateinischen: In der [Amts-] Zeit des Michael [Traugott] von Fronius, Gubernialrat und Stadtrichter, und des Georg [Michael Gottlieb] von Herrmann, königlicher Rat und Stadthann, wiederhergestellt 1792. Anmerkung Lassel: „Da dieser Thurm vom Erdbeben 1802 sehr zerissen worden war, so wollte man ihn nach der Zeit abklauben. Die Porzelgässer Einwohner protestierten sehr dawider. So blieb er stehen und wurde blos ausgebessert, wiewohl Gefahr da ist, daß er beym nächsten Erdbeben einstürzen werde.“ Katharinen-Tor.
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d. Das Schwarze Thor47 ist erst im Jahre 1784 zum Behufe des Commerces und Erleichterung der häufigen Zufuhren an Wochenmärkten, für welche die beyden übrigen Thore viel zu wenig waren, eröffnet und zugerichtet worden.48 2tens Wie und wann die Stadtmauern entstanden läßt sich zwar so wenig als soviel andres, was man zu wissen wünschte, mit Sicherheit bestimmen. Indeßen erweiset der Eingang des von K[önig] Sigismund den Cronstädtern wegen des freyen Handels verliehenen Privilegiums, daß dieselbe um diese Zeit den ernstlichen Vorsatz gefasset, ihre Stadt mit Mauern und anderen nutzbaren Gebäuden zu verschönern; gleich wie derselbe ihnen in der Absicht, damit sie in Stand gesetzet würden, ihre von den Türken verheerte Stadt mit Mauern umfassen zu können, im Jahre 1422 den Martins Zins auf 10 Jahre erlaßen. Daß aber die Cronstädter den Absichten und Wünschen des Königs auch wirklich entsprochen, erweiset das Privilegium des K[önig] Matthias von 1471, wo die ausdrücklichen Worte stehten: quae |:Civitas Brasso:| et pro decore et pro muro sive Porta regni nostri ex illa parte habetur ita magnifice quidem, ac talibus aedificiis et munitionibus, ut omnium laudes sine invidia 47
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Schwarzgässer Tor. Anmerkung Lassel: „Im Jahre 1837 ist der lange dunkle Gang welcher aus der Heiligleichnamsgasse [= Waisenhausgasse] hinaus auf den noch innerhalb des Thors befindlichen freyen Platz vor der Mühle führte, abgeklaubet, das alte Thor zugemauert und in gerader Linie mit der Gasse mehr gegen die Burg zu ein neues Tor in neuem Geschmacke gebaut worden. Die Haupttriebfeder war der damalige Orator der Communität [Marcus Riemer] welcher ein Haus in dieser Gasse nahe am Thor hatte. Befördert und erleichtert wurde der Bau dieses Thores dadurch, daß ein Weißbäck Namens Teutsch, ein geborner Weidenbächer mit großem Vermögen, der auch ganz nahe am Thor ein Haus hatte, 7 bis 900 Gulden aus dem eigenen dazu hergab.“ „e. Das Roßmärkter Thor. Der Roßmarkt hatte bis 1817 kein Thor, sondern war mit der Stadtmauer und dem Stadtgraben gesperrt. Als aber im obigen Jahre seine Majestät der österreichische Kayser Franz I. mit seiner kayserlichen Gemahlin Carolina auch Cronstadt mit seinem Besuche beehrte, so bathen ihn die Cronstädter um die Erlaubniß, hier ein neues Thor machen zu dürfen, was er auch huldvoll gewährte. Es wurde daher dieses neue Thor gebaut und der rechte darüber stehende Zwinger zum Fruchtmagazin eingerichtet. Die vom Schwarzen Thurme beynahe bis an die Stadtmauern herüberhängenden Felsen wurden gesprengt und aus den Steinen der Canal in der sogenannten Graft gepflastert. Dieses alles soll an die 30.000 Gulden gekostet haben. Bey dieser Gelegenheit wurde auch die in alten Zeiten von einem gewissen Greissing verfertigte große Kette, welche von der Stadtmauer bis auf den Felsen gezogen war und diesen Weg für Pferde und Wagen sperrte abgenommen und auf dem Rathhaus deponirt.“ Im Exemplar von Joseph Dück wird die Torinschrift wie folgt wiedergegeben: „Porta haec diu clausa post generalem animarum conscriptionem in Summam 17.671 ex currentem comercio restituta. Tempore Judicis Primarii Michaelis Traugott de Fronius. Anno Domini MDCCLXXXIV Idibus Octobris“; Übersetzung aus dem Lateinischen: Dieses Tor wurde, nachdem es lange Zeit verschlossen war, als die generelle Einwohnerkonskription, die sich auf 17.671 Seelen belief, abgeschlossen war, dem Handel wiedergegeben. Geschehen zur Amtszeit des Stadtrichters Michael Traugott von Fronius im Jahre des Herrn 1784, 15. Oktober.
Von Cronstadt und seinen Gebäuden
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cujusque digne mereatur, quae sicuti munitionibus hujus modi, ita etiam fide et virtutibus clare habetur.49 Daß ferner auf der Seite gegen die CatharinenCapelle die Mauern im Jahre 1526 schon gestanden, erweiset die unter der Leitung des Magistrats im Jahre 1528 in den Thurmknopf eingelegte Schrift, wo angeführt wird, daß diese Mauer, durch eine am Feste Bartholomäi 1526 entstandene Wasserfluth größtentheils verwüstet worden. Wann nun gleich die Inschriften von neueren Jahren hin und wieder von dem Bau eines und des anderen Zwingers neuere Jahre ansetzen, so deuten sie doch nur auf Wiederherstellung. Wir merken hierbey nur an, daß sich auf den Mauern 32 Thürme, bekanntlich 8 gegen der Obern Vorstadt, 8 gegen den Kapellenberg50, 8 gegen dem Felde und 8 gegen den Raupenberg, dann 7 Basteyen befinden, wovon die eine der Leinweber-, die 2te der Seiler-, die 3te der Tuchmacher-, die 4te aus welcher dermalen das Schwarze Thor gemacht worden, der Rothgerber-, die 5te der Goldschmiede-, die 6te der Riemer-, die 7te der Schneider-Zunft gehöret. Innerhalb der Stadtmauern stehen verschiedene Zwinger, und zwar gegen die Ober Vorstadt zu, außer dem sogenannten Priesterzwinger, welcher dem hiesig Ministerio gehört. 1. Der ehemalige Notarius- nunmehriger Binder-Zwinger; 2. der StrickerZwinger; 3. der Schneider-Zwinger. Gegen die Graft 1. der FleischhackerZwinger; 2. der Weißgerber-Zwinger; 3. der Riemer-Zwinger. Gegen die Altstadt: der Kirschner-Zwinger. Gegen den Schloßberg: 1. der Goldschmiedt2. der Tischler- 3. der Hutmacher- 4. der Schlosser-Zwinger. Gegen die Blumenau: der Schuster- Rothgerber- und Tuchmacher-Zwinger. Alle diese Zwinger sonst auch Päärchen genannt, hatten so wie die Basteyen zur ersten Absicht, daß die verschiedentlichen Zünfte, denen sie angewiesen waren, bey feindlichen Einfällen, den Standpunct wohin sie sich zu versammeln hatten bestimmt wissen, in Friedenszeiten aber dieselben aus ihren Kosten im Stande erhalten sollten, in welcher Absicht, die Basteyen mit genügsamen Doppelhacken versehen waren. 3tens Außer der Stadt befinden sich: 1. Das Berg-Schloß. Die Cronstäder hatten vordem zwey Berg-Vesten; die eine stand auf dem sogenannten Gesprengberg51, wovon man auch jetzt noch die Ueberbleibsel findet, ohne daß man wissen kann, wie sie verfallen, 49
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Übersetzung: Die Burg (Kronstadt) kann sowohl aufgrund ihrer Schönheit als auch ihrer Wehrmauern als Tor unseres Reiches in dieser Gegend gelten, sie hat ohne Zweifel eine solche Größe, dass sie durch die so gearteten Bauten und Wehranlagen die neidlose Anerkennung aller verdient. Gleich groß und strahlend wie die Beschaffenheit der Wehranlagen, sind auch die Treue und Tugendhaftigkeit der Stadt [vgl. Ub Bd. 6 Nr. 3.847]. Heute: Zinne (dt.), Tâmpa (rum.), Cenk (ung.), südlich der Inneren Stadt gelegen. Gesprengberg (dt.), Dealul Şprenghi (rum.), in der nördlichen Vorstadt (Bartholomä/Altstadt) gelegen.
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Zweyter Abschnitt
und noch weniger, wann sie angelegt worden. Die 2te befand sich auf dem Kapellenberge. So unbedeutend kann sie nicht gewesen seyen, da ihrer auch der Chalcondylas52 de rebus turcicis Lib. II. fol. 74.b. erwähnet. „Pajazites“53 |:Bajazeth:| sagt er „Sohn des Amurath hatte den K[önig] Sigismund 1395 gänzlich geschlagen. |:Hievon wird im 3ten Abschnitte in d[er] Gesch[ichte] des K[önigs] Sigismund vollständiger gehandelt werden:| Hierauf ging er durch Ungarn nach Dacien |:unter welchem Nahmen Chalcondylas die Wallachey und Moldau versteht:| den Myrxas54, Fürsten in der Wallachey zu strafen, weil sich dieser wider ihn mit dem K[önig] Sigismund verbündet hatte. Myrxas brachte erst auf dem Berg Prassobus Weib und Kinder in Verwahrung, als dann rückte er der Armee des Pajajzites durch die Eichenwälder nach und suchte hier sein Heer in kleinen Haufen zu schwächen; ohne sich in eine Schlacht einzulassen.“ Daß Chalcondylas unter dem Berg Prassobus die Veste auf dem Cronstädter Berg verstehe, erhellet aus der Beschreibung, die er beßer unter Lib. V. p. 93. von Siebenbürgen macht, wo er eben den Berg Prassobus als den äussersten Gränzort zwischen Dacien, oder der Walachey und Pannodacien angibt, welches er in anderen Stellen Ardelium, auch Transylvaniam heißet. Wie immer diese Bergveste beschaffen war, so hielten es doch die Cronstädter im Jahre 1454 mit Beystimmung des Gubernators Johann von Hunyad55 für gut, dieselbe abzuklauben, und statt deren das noch heute stehende Bergschloß56 aufzubauen. Gerade 100 Jahre darnach im Jahre 1554 wurde dasselbe unter der Leitung des Grafen Arco, der als Commandant von Seiten des K[önig] Ferdinand57 darin mit einer Besatzung lag, regelmäßig ausgebauet. Im Jahre 1608 schenkte der Fürst Gabriel Báthori58 zwey und im Jahre 1611 vier andre Kanonen hin |:Bánfi und Hegyes Diar.:| sechs andere verpfändete der Sigismund Forgáts59 den Cronstädtern eben im Jahre 1611 für 6.000 Gulden, ohne daß er sie wieder ausgelöst hätte. Nach und nach kamen mehrere Kanonen hinzu welche von verschiedenen Stadtrichtern dahin verehret und zum Theil auch mit ihren Namen und Wappen bezeichnet waren. Auch war das Schloß 52
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Laonikos Chalkokondylas od. Chalkondylas: De orignie ac rebus gestis Turcorum. Aktuellster Druck (griech.-lat.): Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae. Hg. A. I. Bekker. Bonn 1843. Bāyezīd I. (1360-1403), Sultan des Osmanischen Reiches (1389-1402). Mircea der Alte (gest. 1418), Fürst der Walachei (1386-1418). Hunyadi János (ung.), Ioan de Hunedoara (rum.), Johannes Hunyadi (dt.) (ca. 1407-1456), siebenbürgischer Woiwode (1441-1446, 1448) und ungarischer Reichsverweser. Gelegen auf dem der Inneren Vorstadt nordöstlich vorgelagerten Schlossberg (dt.), Dealul Cetății (rum.), Fellegvár (ung.). Ferdinand I. von Habsburg (1503-1564), König von Böhmen und Ungarn (1526-1564), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1558-1564). Gabriel Báthory (ca. 1589-1613), Fürst von Siebenbürgen (1608-1613). Sigismund Forgács (1565-1621), Oberkapitän von Oberungarn (1611), Palatin von Ungarn (ab 1618).
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mit ziemlichen Doppelhacken versehen, aber ein untreuer Zeuglieutenant, der auch nachgehends in Hermannstadt60 den Strang zum Lohne mehrerer Unthaten empfangen, hat einen Theil im Jahre 1738 verpracticiert61. Der Rest ist auf kayserlichen Befehl im Jahre 1778 nach Carlsburg verführt worden. Wie gute Dienste dieses Schloß mit seiner Rüstung den Cronstädtern in den Rákotzischen Unruhen geleistet, um die Rebellen abzuwehren, bezeuget die Geschichte dieser Zeiten, und wird unten umständlicher erwiesen werden. Im Jahre 1611 ist um das Schloß herum der Graben zusammt der Schanze gemacht worden |:Bánfi Diar.:|. Im Jahre 1623 ist der Schöpfbrunn gegraben worden, worüber der damalige Stadtrichter Johann Chrestels eine solche Freude bezeuget, daß der dem Bothen, der ihm die erste Flasche Wasser aus diesem Brunnen gebracht, 2 Ducaten geschenkt. Kayser Joseph II. fand bey seiner Anwesenheit im Jahre 1773, daß der Brunnen sehr verfallen war und ließ solchen in den heutigen guten Stand setzen. Dank sey es der göttlichen Vorsehung, daß davon bis noch kein Gebrauch hat gemacht werden dürfen! 2. In der Altstadt und Blumenau62 befinden sich 4 Filialkirchen, bekanntlich in der Altstadt die S[ankt] Bartholomäische-, auf dem Schloßberg die S[ankt] Martins-, in der Blumenau die Sächsische- und die Ungarische Kirche. Erstere ist eine Kreutz-Kirche. Schon in ihrer Anlage sind die Spuren des alten deutschen Fleißes unverkennbar, und bestätigen die allgemeine Meynung, daß dieses ehemals die Haupt-Kirche der ersten Cronstädter und die Altstadt ihr ursprünglicher Sitz gewesen. Daher mag sich der schon vor der Reformation bestandene Gebrauch herschreiben, daß ihr Plebanus von der Stadt an S[ankt] Bartholomäi63 erst einen feyerlichen Umzug auf das Feld und hierauf in dieser Kirche eine Predigt gehalten. In Gemäßheit dessen pflegt auch jetzt noch der Stadtpfarrer an diesem Tage alle Jahr in dieser Kirche Predigt und Gottesdienst zu halten. Nur Schade, daß am Gebäude selbst keine Innschriften erscheinen, die sein Alterthum beleuchten sollten.64 60 61 62 63 64
Sibiu (rum.), Szeben, Nagyszeben (ung.), Hermannstadt (dt.), Kreis Sibiu. Verm.: verkauft. Nordöstliche Vorstadt von Kronstadt. Nördlicher bzw. östlicher Vorort von Kronstadt. Anmerkung Lassel: „Für diese Predigt am Bartholomä Tage erhält der Stadtpfarrer aus der Barthol. Kirchencasse 1 Ducaten in Gold. An dem 1ten Tage der großen Feste im Jahr als Neujahr, Ostern, Pfingsttag und Christtag predigt Nachmittag jetzt immer ein Academicus aus der Stadt in dieser Kirche und erhält dafür aus dieser Kirchencasse 2 Gulden. Im Jahre 1833 wurde der alte Bartholomäer Kirchenthurm zur Hälfte abgeklaubt und neu aufgeführt und zwar um 2 Klaftern höher. Nach wenigen Monathen rutschte das neu Aufgebaute zum Glück in der Nacht zusammen, so daß kein Mensch dabey verunglückte. Der Baumeister Dieners, ein Altstädter wurde zur Bezahlung der Hälfte der Unkosten bestehend in beynahe 5.000 Gulden verurtheilt. Jetzt im Jahre 1839 ist er noch nicht neu aufgebaut worden wird aber wahrscheinlich sobald geschehen, wie die Kirchencasse sich etwas erholt haben wird. Neu erstanden ist er im Jahre 1841.“
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Zweyter Abschnitt
Klarere Beweise haben uns die alten Urkunden in Ansehung der S[ankt] Martins-Kirche65 aufbehalten, die in Anfang nur in einer Kapelle bestanden, und erst in der Folge zur Kirche erhoben worden. Hier ist die Rede nur vom Gebäude an sich selbst. Die übrige Bestimmung derselben behalten wir uns vor im 8ten Abschnitt, von der kirchlichen Verfassung ausführlicher abzuhandeln. Was die Sächsische Blumenauer Kirche betrifft, so war dieses vor Alters die eigentliche Spitals Kirche, die auch von den alten Königen mit besonderen milden Stiftungen versehen worden, deren Beschreibung in den eben auch jetzt erwähnten Abschnitt gehört. Hier merken wir nur an, daß diese Kirche im Jahre 1718 wie die S[ankt] Peter und Pauls Kirche |:der Ungarn in und bey der Stadt:|66 überlaßen und für die Sächsische[n] Blumenauer ein anderes geräumigeres, hölzernes Bethhaus neben jener Kirche erbaut, hingegen im Jahre [1777]67 unter der Regierung Josephs II., die sich auf allen Seiten durch diesen großen Kayser eigne Religionstoleranz auszeichnete und folglich auch die Kirchenbau[t]en in allen Religionen ohne Unterschied begünstigte, nebst der steinernen Ungarischen Kirche abgeklaubt und in eine neue Kirche für die sächsischen Blumenauer Vorstädter umgeschaffen wurde. Den Ungarn hingegen wurde ein anderer näher an der Stadt gelegener, geräumiger Platz längst dem catholischen Gottesacker68, zu einer eigenen Kirche angewiesen, die im Jahre 1755 gegründet und im Jahre [1783]69 vollendet wurde. 3. Längst dieser Ungrischen Kirche befindet sich, wie gesagt, der catholische, mit einer Kapelle versehene Gottesacker. Die Kapelle hat ihr eigenes Geläute und ist im Jahre 171270 vom Kommandanten Faber aus eigenen Unkosten erbaut worden. 4. In der oberen Vorstadt71 zeichnen sich die Wallachische und die neue Sächsische Kirche aus. Letztere wurde im Jahre 1790 unter dem Schutze der milden Grundsätze, von welchen jeder Schritt des Kaysers Joseph II. geleitet wurde, zum Behufe der in der Oberen Vorstadt wohnenden Bürger angelegt und im Jahre 1794 unter der Leitung des Hn. [Herrn] Senatoris Andreas Bogner mit Ufl. 6.070 und 13 Unkosten vollendet, zu welcher nicht mehr als 2.700 Ufl. ausgeborgt, das übrige aber alles von Wohlthätern beygetragen worden. Die Wallachische Kirche ist im Jahre 1392 nur aus Holz gebaut worden, und 65
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Gelegen auf einem nördlichen Ausläufer des Schlossberges, der nur bei den deutschen Kronstädtern die eindeutige Bezeichnung „Martinsberg“ führt. Das Exemplar von Joseph Dück fügt an dieser Stelle ein: „von den Jesuiten weggenommen worden, den Ungarn dafür überlassen,“. Ergänzt aus dem Exemplar von Joseph Dück. Friedhof. Ergänzt aus dem Exemplar von Joseph Dück. Pleckers Auszüge geben das Jahr 1714 an. Westlich der Inneren Stadt, im oberen Zinnental gelegene Vorstadt. Obere Vorstadt (dt.), Șchei (rum.), Bolgárszeg (ung.).
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hat ihre Entstehung den zahlreichen Wallachen und Bulgaren zu verdanken, die sich in dieser Vorstadt bey der Gelegenheit angesiedelt, wie die Cronstädter die große Pfarrkirche erbauet haben. Es lockte vermutlich die Gelegenheit, ein Geld zu verdienen, eine Menge Leute aus der Wallachey und zumal aus Bulgarien herbey, die sich als Taglöhner bey dem weitläufigen Kirchenbau brauchen ließen, und auch nach desselben Vollendung unter dem Schutz des Magistrats ihren beständigen Sitz in der Oberen Vorstadt aufschlugen, woher denn diese Vorstadt auch heut zu Tage von vielen die Bulgarey, Ungrisch Bolgárszék genannt wird. Sie fanden von Seiten der benachbarten wallachischen und moldauischen Fürsten hinlängliche Unterstützung dadurch geschah es denn, daß sie im Jahre 1495 durch die Vermittlung des wallachischen Fürsten Nyágoj Rakomie Bassaraba72 ihre Kirche aus Stein ausbauen konnten. Im Jahre 1583 wurde sie mit Bildern und Büchern in wallachischer und Serwischer Sprache73 reichlich versehen und im Jahre 1595 auch der Thurm höher aufgeführt |:des Popa Vassilie74 Denkschrift in den Thom. Tartlerischen Collectaneis S. 54-60. befindet sich in originalis in der Wallachischen Kirche:|. Im letzten 18. Jahrhundert ist sie durch die ansehnlichen Beyträge, welche von mehreren reichen Kaufleuten und selbst aus der Chatulle der mit dem Erzhause Oestereich bekanntlich enge verbündeten russischen Kayserin Elisabeth75 herbeyströmten, wieder mit einer zweyten kleinen Kirche 1730 vermehret, dann im Jahre 1739/40/41 mit einer Chorkammer und in der Folge neu gemahlet und durch neue Gestühle und vergoldetes Schnitzwerk verschönert worden.76 5. Auf dem Kapellenberg stehet eine kleine Kapelle, die der, zur catholischen Kirche hinübergetretene Senator Johann Draudt im Jahre 1712 statt des vorhin auf dieser Stelle gestandenen einfachen Crucifix aus eigenen Unkosten dahier hat aufbauen laßen. Im Jahre 1737 den 10ten Junii ist die Kapelle durch einen Wetterstrahl beschädigt worden, wobey ein deutscher Schneider, zusammt seinem Weibe, die daselbst ihre Andacht verrichtet, das Leben eingebüßet haben. Die Kapelle steht zu hoch, als daß sie die catholischen Geistlichen und Layen zu besonderen Andachten und feyerlichen Umgängen reitzen sollte. Daher mag es kommen, daß sie nach und nach verfällt, und sich bis[her] noch Niemand gefunden, der ihr aus eigenen Unkosten das vorige Ansehen verschaffen wollte77. 72
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Hier irren die Quellen, denen G.M.G v. Herrmann vetraut. Neagoe Basarab war Fürst der Walachei von 1512 bis 1521. Kirchenslawisch. Vassilie (gest. 1659), Pope in der Sankt Nikolaus Kirche von Kronstadt, verfasste eine Cronik der Jahre 1392-1633. Druck: Qu.Kr. Bd. 5, 1-5. Elizaveta Petrovna Romanova (1709-1762), Zarin des Russischen Reiches (1741-1762). Anmerkung Lassel: „Jetzt im Jahre 1839 befindet sich weiter hinauf in der Oberen Vorstadt noch eine 2te neue wallachische Kirche.“ IV.F.7.I merkt hierzu an: „Anno 1814 sind die letzten rudera dieser Kapelle verfallen.“
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Zweyter Abschnitt
6. Unter dem Walde, womit dieser Berg auf der Seite gegen die Stadt geziert, stehen 2 Mauern, die von der Stadtmauer an durch den Graben bis unter die Bäume gehen, und in den alten Zeiten wahrscheinlich zur Beschützung des den Stadtbürgern gehörigen und dorten weidenden Viehes angelegt, auch mit 2 Thürmen versehen wurden. In Friedenszeiten haben sie dazu gedient, die Prävaricationen78 der Oberen Vorstädter mit verbothenen Waaren abzuwehren, in welcher Absicht denn auch der Eingang gegen dem Felde so eng und niedrig ist, daß kaum ein einzelnes, geschweige ein beladenes Vieh hindurch passieren kann. Daß die Alten auf diese Art der Verschanzung einen Werth gesetzet, erhellet aus der Inschrift des einen, der Messerschmiedzunft gehörig gewesenen Thurms gegen der oberen Vorstadt, vermöge deren dieser Thurm nachdem er im Jahre 1660 durch Verwahrlosung der Wächter in Rauch aufgegangen, im Jahre 1677 vom Stadtrichter Simon Dieterich79 aus eigenen Unkosten wieder erbauet worden ist |:Th. Tartlerische Collect. p. 204.:|. 7. Am Raupenberg80 in der sogenannten Gruft81 gehet eine große eiserne Kette über den Weg, die auf der einen Seite an den Felsen, auf der anderen an die Stadtmauer angeschmiedet ist, und eben zur Absicht hat, die Prävaricanten abzuwehren, daß sie diesen Weg mit keinen Pferden und Wägen machen und keine verbothenen Waaren in die Obere Vorstadt hinein schwärzen können82. Auf dem Berge selbst stehen 2 Thürme, maßiv gebauet, wovon der eine der Weiße, der andere der Schwarze Thurm genannt wird. Letzterer mag seinen Namen daher erhalten haben, weil er im Jahre 1599 durch einen Wetterstrahl angezündet und dadurch schwarz geworden, wogegen der andere, weil er un78 79
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Prävaricationen: Schmuggel. Simon Dietrich (gest. 1683), Kronstädter Senator (1658-1665), Kronstädter Stadthann (1666-1671), Kronstädter Richter (1673-1674, 1677-1679). Nördlich der Inneren Stadt gelegene Hügelkette, etymologisch geht die Benennung auf lat. mons ripensis zurück, also felsiger Berg. Das rumänische „dealul romurilor“ erstreckt sich lediglich auf den westlichen Teil der Hügelkette und geht etymologisch auf die an seinem südwestlichen Abhang einst befindlichen Rahmen zurück, die von den Kronstädter Webern zum Bleichen des Tuches verwendet wurden. Anmerkung Lassel: „Grafft.“ [Unter dieser verbreitetsten Bezeichnung ist der Wasserlauf des Baches im Zinnental ab dem Abschnitt, wo er zwischen Stadtmauer und Raupenberg fließt zu verstehen.] Das Exemplar von Joseph Dück (IV.F.137) merkt hierzu an: „Die Kette haben einige Soldaten sich zu Nutzen machen wollen, und mit Brechstangen den in den Felsen angeschmiedeten Ring herausgewunden, das Glied aber gegen der Stadtmauer Seite waren diese nicht vermögend los zu bekommen, worauf sodann diese Kette dem gegenwärtig im Ober-Thor angestellten Thor Vater Paulus Greissing als ein von seinen Vorwärtern bewerkstelligtes Andenken zu überlassen.“ Paul Greissing war u.a. Torwärter (Vater) im Katharinentor (Oberen Tor) 1787 bis Ende 1816. Vgl. Stenner, Friedrich: Die Beamten der Stadt Brassó (Kronstadt). Kronstadt 1916, S. 57. IV.F.7.I merkt hierzu an: „Diese Kette, welche durch schlechte Leute aus dem Felsen losgemacht worden war, wird ao. 1805 gänzlich abgenommen und befindet sich ao. 1817 noch im Magazin unter dem Rathause.“
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versehrt geblieben, die Benennung des weißen Thurms behalten. Vom schwarzen Thurme ist das Jahr, wann er erbaut worden, unbekannt, der Weiße ist im Jahre 1494 erbauet, bey der Feuersbrunst 1689 mitverbrannt, aber 1723 wieder hergestellt worden. Beyde Thürme stehen jetzt blos als Denkmäler des Fleißes der Alten da, ohne daß man es der Mühe werth halte, die in vollkommenen Stand wieder herzustellen, da der Endzweck des Alten, sie in Kriegesläuften zur Sicherstellung der Stadt mit Piquets83 zu besetzen, in den jetzigen Zeiten ohnehin mit keinem Erfolge mehr ausgeführet werden könnte. Nach dieser kurzen Uebersicht der merkwürdigsten Gebäude von Cronstadt wenden wir uns zur Erzählung der Begebenheiten, die sich mit den Cronstädtern seit ihrer Entstehung bis zu den Zeiten ereignet, wo sich Siebenbürgen unter den Oestereichischen Schutz begeben. Es theilet sich dieser Zeitraume in zwey verschiedene Epochen, die eine umfasset die Geschichte unter den Ungrischen Königen, die zweyte diejenige unter den Siebenbürgischen Nationalfürsten. Beyde werden also in zwey verschiedenen Abschnitten verhandelt werden.
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Pikeniere: Speer- oder Spießträger.
Stadtplan von Kronstadt, Innere Stadt und Vorstädte um 1800. AHG: 912.IV.53.
DRITTER ABSCHNITT
Geschichte von Cronstadt unter den Königen von Ungarn. Vom Jahr 1224 bis 1540. In den Zeiten, wo Cronstadt entstand, war Mord und Verwüstung an der Tagesordnung der benachbarten Völker. Hier liest man nun von den Cumanern, einem Volk, das eigentlich in Asien am Schwarzen Meer zu Hause war sonst aber, wo es hinkam, die gräßlichsten Spuren seiner Mord- und Raublust zurückließ, das hin und wieder versprengt und vertilgt wurde, aber unter einem anderen Himmelstrich wieder auflebet. Von diesen eröffnete sich eine Horde durch Feuer und Schwert den Weg in die Nähe von Siebenbürgen, zog unterwegs mehreres Raubgesindel an sich und verwüstigte Siebenbürgen durch stete Einfälle, bis sie sich im Jahre 1227 nach Ungarn wandten, dem König Treue und Annehmung der christlichen Religion heuchelten, und doch einen ansehnlichen Strich Landes erhaschten. Nichtsdestoweniger wagten es die Sachsen, und mit ihnen die Cronstädter, die ihnen vom König angewiesenen Grenzen schon unter König Geisa1 zu besetzen. Noch mehr wurden sie hiezu, durch die von König Andreas II. 1224 erhaltene Handveste aufgemuntert. Durch diese begünstigt erbauten die Sachsen Städte und Schlösser und setzten sich in die Fassung hinter den Mauern und Verschanzungen, und wenn es die Noth erforderte, auch in freyem Felde den benachbarten Raubvölkern zu widerstehen. Dieses war denn auch der Fall bey Cronstadt. Allein gar bald mussten sie erfahren, wie sie sich verrechnet hatten. Von den Cumanern schienen sie Ruhe zu haben, da sich diese nach Ungarn verzogen hatten. Allein die Tartaren2 traten in ihre Stelle und fielen 1233 erst in Ungarn ein und richteten daselbst gräuliche Verwüstungen an |:Anal. T. Cor. 1236:| ohne daß ihnen hiezu der geringste Anlaß gegeben worden wäre. Hernach kamen sie wieder im Jahre 1236 unter dem König Bela IV.3 streiften durch Reußen4, Pohlen, Schlesien bis in Ungarn hinüber und machten alles was sie betraten zur Einöde, wobey man nicht ohne Grund vermuthete, daß sie durch die neulich in Ungarn versetzten Cumaner selbst herbeygeführt worden seyen. Denn diese hatten, wie sie sich in Ungarn gesetzt, ihre Wohnsitze zwar verrückt, aber den bösen 1 2 3 4
Géza II. (gest. 1162), König von Ungarn (1141-1162). Tataren wird hier als Synonym für Mongolen benutzt. Béla IV. (gest. 1270), König von Ungarn (1235-1270). Reußen oder Reitzen, hist. Bezeichnung für Serben, hier eig. Serbien.
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Dritter Abschnitt
Geist, der sie belebt, mitgebracht und ließen solches ihre neuen Landsleute, die Ungarn wo sie hinkamen, empfinden. Da sie von diesen natürlicherweise wieder angefeindet wurden, so luden sie mit ihrem gegenseitigen Benehmen keinen geringen Verdacht auf sich, daß sie selbst aus Rachgier die Tartaren, die von gleichem Schlage waren, zu ihrer Züchtigung herbeygerufen. Bela geboth alles zum Widerstande auf, allein seine Truppen wurden von ihnen ohnweit Pest gänzlich geschlagen, und der König selbst gerieth in ein solches Gedränge, daß er sich, um nur seine eigene Person zu sichern, nach Dalmatien flüchtete. Zwey Jahre hauseten die Tartaren in Ungarn, und wurden endlich bloß durch die allgemeine Hungersnoth, die sie durch ihre Verwüstung selbst verursacht hatten, genöthigt, sich wieder zurück zu begeben |:Palma not. Hung. I. p. 265-273.:|. Allein Siebenbürgen blieb hierbey nicht verschont: Cronstadt im Burzenland wurde verheert |:Ann. T. Cor.:| und bey dieser Gelegenheit mag denn auch der Sachse Fulkun seine Ländereyen in Háromszék eingebüßt haben, die in der Folge in dem Jahre 1252 eben vom König Bela IV. dem Comes Vincentius, Sohn des Akadás aus Sebus |:Sepsi:| einem Vorfahren der jetztig gräflich Nemesischen Familie geschenkt worden |:Benkő Trans. I p. 446.:|. Seitdem genoß, wenn auch gleich Ungarn eine Zeitlang durch innerliche Unruhen wegen der Thronfolge nach dem Tode des Königs Bela IV. zerrüttet wurde, doch wenigstens Siebenbürgen einige Ruhe, hätte sich nur der König Carl I.5 nicht im Jahre 1330 durch den Siebenbürgischen Woywoden Thomas Farkas6 verleiten laßen, mit dem wallachischen Woywoden Bazaradas7 einen unnöthigen Krieg anzufangen. Der sich mit einer gänzlichen Niederlage der königlichen Truppen8 und mit dem Abfall der Wallachen von der ungarischen Krone schloß |:Palma Hung. Nova II. 22. 23:|. Durch dieses Unglück gewannen die Tartaren Muth im Jahre 1335 in großer Menge in Ungarn einzufallen und zugleich ganz Siebenbürgen zu verwüsten, wofür sie doch wieder durch einen herrlichen Sieg, den der König Carl wider sie erfocht, gezüchtigt wurden. Wahrscheinlich geschah es im Rückzuge, daß sie Cronstadt und Burzenland besuchten, wobey sie jedoch der Stadt und dem Rosenauer Schloß nichts anhaben konnten und ihren Grimm nur an den Vorstädten und Dörfern und bey Rosenau9 an der Veste Orlenburg10 am Burzenfluß ausließen, die sie gänzlich verheerten und hernach abzogen |:Fuchs Chronicon:|.
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Karl I. Robert (gest. 1342), König von Ungarn (1301/7-1342). Siebenbürgischer Woiwode von 1322-1342 war Thomas Szécsényi. Basarab I. (gest. 1351), Woiwode der Walachei (ca. 1324-1351). Schlacht von Posada 1330. Das Heer von Karl I. Robert von Anjou wird durch das Heer von Basarab I. besiegt. Râșnov (rum.), Barcarozsnyó (ung.), Rosenau (dt.), Kreis Brașov. Anmerkung Lassel: „Erdenburg“.
Unter den Königen von Ungarn
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Sieben Jahre hernach starb König Carl I. und hinterließ in seinem Sohn und Thronfolger Ludwig I.11 einen Fürsten, der sich durch seine ruhmwürdige Regierung billig den Namen des Großen erworben hat. Seine ersten Jahre wurden zwar, wie einige Geschichtsschreiber vorgeben, durch den Abfall der Sachsen in Siebenbürgen getrübt, aber die Ruhe wurde bald wieder hergestellt. Nur konnten die Cronstädter auch an diesen Unruhen keinen Antheil gehabt haben, da ihnen König Ludwig selbst in dem, im Jahre 1364 verliehenen Jahrmarkts-Privilegium das Zeugniß ertheilt, daß sie ihm ohne Unterlaß mit unwandelbarer Treue zugethan gewesen und diese auch werkthätig bewiesen. Diese Treue war es eben, die ihn veranlaßte, den Cronstädtern im Jahre 1353 ihre alten Freyheiten und Verfassungen über welche sie zwar vorhin die kräftigsten Privilegien erhalten, aber diese in den bisherigen Kriegsläuften wieder verlohren, durch ein neues Privilegium12 feyerlichst zu bestättigen. In was diese Freyheiten bestanden, werden wir unten im 5ten Abschnitt von den Verfassungen der Cronstädter ausführlicher erweisen. Die Cronstädter fühlten es, daß sie unter dem Schutze eines großmüthigen Königs standen. Ihre Treue erhielt dadurch neuen Schwung, neuen Stoff, den König hievon durch redende Beweise zu überzeugen. Die Erfahrung lehrte sie, daß in der Gegend, wo heutzutage Törzburg13 steht, feindliche Heerschaaren den gelegenstenWeg in ihre Grenzen fanden. Nun stand damals die Wallachey eben unter der Oberherrschaft der ungrischen Könige, nur suchten sich die Woywoden, so oft sich die Gelegenheit darbot, derselben zu entschlagen, theils weil ihnen die Entfernung vom Hauptsitze der Könige hierbey zu statten kam, theils weil sie die Tartaren und Türken in der Nähe hatten, die nur einen Wink brauchten, um schaarenweise in die Ungarischen Provinzen und das vorliegende Siebenbürgen einzudringen und sich dafür durch ihre Räubereyen bezahlt zu machen. Im Jahre 1371 waren sie wegen ähnlicher Bewegungen von König Ludwig angegriffen und durch eine am Donaustrom in Bulgarien erlittene Niederlage14 gedemüthigt worden. Um sie aber auch künftig wenigstens von der Seite, wo Cronstadt lag, von den Grenzen abzuwehren, faßten die Cronstädter den Vorsatz, in obgedachter Gegend, so weit es der Bau und Verschanzung einer Grenzveste erforderte, die Gesträuche in ihren Unkosten, ohne fremde Beyhülfe auszurotten und auf den Dietrichstein das Schloß, das hierauf von dem vorbeyfließenden Törtschfluß den Namen Törzburg erhalten hat, zu errichten. Den damaligen Zeitumständen nach waren diese Dienste so wie die dabey gemachten Aufopferungen von großer Wichtigkeit. Der König 11 12 13 14
Ludwig I. (der Große, von Anjou) (gest. 1382), König von Ungarn (1342-1382). Druck: Ub. Bd. 2, Nr. 677. Bran (rum.), Törcsvár (ung.), Törzburg (dt.), Kreis Brașov. Schlacht an der Maritza 1371, diese Schlacht konnten die Osmanen jedoch für sich entscheiden.
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legte das Gewicht darauf, das seiner edlen Denkungsart angemessen war. Zu dieser Rücksicht erneuerte er das schon bestandene Band zwischen der Stadt und dem aus 13 umliegenden freyen Ortschaften bestehenden District und ertheilte den Cronstädtern hierüber ein eigenes Privilegium, in welchem er zugleich der Stadt und dem District den freyen Genuß der Gewässer und Waldungen, Acker und Wiesenländer von neuem zusicherte und den in dieses neue Schloß zu verlegenden Zollbeamten Schranken setzte, damit die Cronstädter nicht durch sie willkürlichen Erpreßungen ausgesetzt werden möchten.15 Hier müssen wir indessen von Cronstadt in Gedanken uns entfernen, um einen Seitenblick auf das Königreich Ungarn zu werfen, mit dessen Veränderungen die Schicksale der Cronstädter, in wie weit diese ein Glied von der ungrischen Krone ausmachten, so verwebt waren, daß man diese ohne jene nicht füglich erkennen kann. König Ludwig hatte am Schluße seiner Regierung sozusagen den höchsten Gipfel menschlicher Glückseligkeit erreicht. Neben Ungarn beherrschte er seit 1370 auch Pohlen und hatte sich ausserdem ganz Dalmatien, Croatien nebst den anliegenden Provinzen unterwürfig gemacht. Nur fehlte ihm ein männlicher Erbe. Zwey Töchter hatte er, Maria und Hedwig. Beyde suchte er glücklich zu machen. Die erste verlobte er dem Sigismund16, Prinzen des Carl IV., Römischer Kayser und König von Böhmen, und bestimmte ihr die Ungrische Krone. Die 2te dem Erzherzog Wilhelm von Oesterreich und suchte die Pohlen zu bewegen, daß sie ihm nach seinem Tode die Thronfolge von Pohlen zusichern mögen. Allein diese hegten einen zu großen Widerwillen wider den Erzherzog, als daß sie sich hiezu entschließen hätten können. Ludwig gedachte also Pohlen mit Ungarn zu vereinigen und machte den Pohlen 1382 den Vortrag, den Prinzen Sigismund zu seinem Thronfolger zu erwählen. Dieses gingen sie ein und huldigten ihm, als ihrem zukünftigen König. Bisher war Sigismund bey dem ungrischen Hofe erzogen worden, jetzt ging er nach Pohlen hinüber. Indeßen starb König Ludwig noch in dem Jahr nach einer 40jährigen glorreichen Regierung und nun begannen so manche Entwürfe, die derselbe in seinem Leben wegen der Thronfolge wegen gemacht hatte, zu scheitern. Maria wurde zwar zur Königin in Ungarn gekrönt und führte die Regierung mit ihrer Mutter Elisabeth gemeinschaftlich. Allein weder die Eine, noch die Andere verstand die Kunst, die Herzen der Ungarn zu gewinnen. Sigismund, als bestimmter Gemahl der Maria, war in Cracau17 und verlohr das Vertrauen der Pohlen, weil er ihnen das Begehren, den verhassten Gouverneur von 15 16
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Druck: Ub. Bd. 2, Nr. 1085. Sigismund (von Luxemburg), Kurfürst von Brandenburg (1378-1388, 1411-1415), König von Ungarn und Kroatien (ab 1387), römisch-deutscher König (ab 1411), König von Böhmen (ab1419), römisch-deutscher Kaiser (ab 1433). Kraków (pol.), Krakau (dt.), Kreis Kleinpolen.
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Großpohlen Demareth zu entsetzen, rund abschlug. Sie beriethen also die 2te Prinzessin des König Ludwig, Hedwig, hingegen wiesen sie ihren Bräutigam, den Erzherzog Wilhelm ab, und vermählten sie mit dem Vladislaus Jagello18, Großherzog von Littauen, einem Heiden, der erst die christliche Religion annahm, und sodann zum König erwählt wurde. Auf diese Art verlohr Sigismund die polnische Krone und lief Gefahr auch die Ungrische einzubüssen, da sich während seiner Abwesenheit in Pohlen auch die Ungarn durch die Missgriffe der beiden Königinnen Spaltungen ereignet hatten und Carl der Kleine19, König von Neapel, von der herrschenden Parthey zum König berufen worden war. Er kam im Jahre 1384 nach Ungarn und vollzog seine Heirath mit der Prinzessin Maria und eilte hierauf nach Böhmen, um Hülfsvölker wider die Mißvergnügten in Ungarn anzusuchen. Mittlerweile ließ sich Carl zum König in Ungarn 1385 krönen, wurde aber schon 2 Monathe darnach meuchelmörderischer Weise ermordet. Maria ergriff den Heft wieder, den ihr der König Carl aus den Händen gewunden hatte, wurde aber im Jahre 1386 nebst ihrer Mutter auf einer Reise, die sie nach Dalmatien machen wollte, von einer Rotte gewaffneter Reiter überfallen und nach Nowigrad in Croatien gefangen geführt. Sigismund, der sich derweilen immer in Böhmen aufhielt, erschien nun 1387 und wurde von denjenigen, die ihm und der Königin treu geblieben waren, mit Freuden empfangen, und in Stuhlweissenburg zum König gekrönt. Nun machte er ernstliche Anstalten zur Befreyung der Königinnen und ließ seine Truppen in Dalmatien einrücken, von welchen der Johann Horvath geschlagen und die Königinnen aus ihrer Gefangenschaft befreyt wurden. Alle diese Unruhen hatten keinen widrigen Einfluß auf die Cronstädter, vielmehr gewannen sie Muße, ihre große Pfarrkirche zu erbauen, wo sie eben im Jahre 1385 den Grund legten, und den Bau binnen 40 Jahren vollendeten. Wohl aber glaubten die Woywoden in der Wallachey und Moldau die Gelegenheit aufgefunden zu haben, um sich dem Gehorsam der Krone zu entziehen. Sigismund ging daher im Jahre 1392 erst wider den Moldauer Woywoden Stephan20 zu Felde, schlug ihn und brachte ihn zu Gehorsam, eilte hierauf nach Böhmen, demüthigte auch dort die Rebellen, die sich dahin geflüchtet hatten, verfolgte die Türken, die ihnen beystanden, bis nach Nicopel21, das er eroberte und kehrte sofort seine siegreichen Waffen auch wider den walachischen Woywoden Myrche22, der sich ohne Umstände nunmehr unterwarf.
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Wladislaus II. Jagiello (gest. 1434), König von Polen (1386-1434). Karl der Kleine (1345-1386), König von Ungarn (1385-1386), König von Sizilien (13821386). Ștefan I., moldauischer Woiwode (1394-1399). Nikopol (bulg.), Kreis Plewen. Mircea der Alte (gest. 1418), Woiwode der Walachei (1386-1418).
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Die in diesem Feldzug von den Cronstädtern dem König geleisteten treuen und wichtigen Dienste wurden von demselben in dem im Jahre 1395 wegen des freyen Handels und Niederlage verliehenen Privilegio in klaren Worten gelobt, wo es heißt: (...) nos considerantes et in acie nostrae mentis revolventes fidelitates indefessas et servitia gratuita fidelium civium et mercatorum nostrorum civitatis nostrae Brassouiensis et a(liorum civium et mercatorum nostrorum) ad eandem spectantium per ipsos nobis et s(acrae) coronae nostrae in nonnullis nostris agendis et expeditionibus signanter in nostro regio exercitu et personali conflictu contra Stephanum minoris Volachiae seu terrae nostrae Molduanae Vaivodam pridem per nos victoriose et cum votivo triumpho habito et commisso in omni fidelitatis constantia exhibitas et impensa (...) |:Arch. nro. 18; Pal. p. 18:|.23
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Diese glücklichen Ereignisse wurden indeßen durch den Tod der Königin Maria getrübt. Viele von den Großen, die dem König Sigismund schon bisher abgünstig gewesen waren, zettelten nun neue Unruhen an, um ihn vom Thron zu verdrängen, erklärten auch wirklich für den Thron erledigt, weil die rechtmäßige Königin gestorben, Sigismund hingegen nur von einigen wenigen zum König gekrönt worden, mithin der Regierung unfähig sey. Sigismund war indeßen so glücklich, sich der Verschworenen zu bemeistern und durch ihre Hinrichtung die Unruhe zu ersticken. Dagegen setzte er sich neuen Unfällen durch einen unglücklichen Krieg aus, den er wider den türkischen Kayser Bajazeth, vermuthlich wegen des den wallachischen Rebellen ehehin geleisteten Beystandes anfing. Daß sich König Sigismund um diese Zeit, und zwar im Jahre 1395 in Cronstadt verweilet, erweisen die von ihm in Cronstadt unterzeichneten Privilegien24, die vom Sonntag Reminiscere 139525 |:Pall. p. 17, 20, 21, 23-25.:| ausgefertigt worden, ob gleich die Geschichtsschreiber und was noch mehr zu verwundern ist, selbst die hiesigen Chroniken ein gänzliches Stillschweigen beobachten. Die Bewegungsgründe von seinem hiesigen Aufenthalte sind eben so unbekannt, als der Aufenthalt selbst, vielleicht zu schmeichelhaft für die Cronstädter, wenn man annehmen wollte, daß der Aufenthalt unter einem Volke, dessen ganzes Betragen mit dem Gepräge einer unwandelbaren 23
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Druck: Ub. Bd. 3, Nr. 1335. Übersetzung der Herausgeber: Wir denken an die, mit eigenen Augen gesehene, unermüdliche Treue und an die freiwilligen Dienste unserer treuen Bürger und Händler unserer treuen Stadt Kronstadt und von Seiten anderer unserer Bürger und Händler und erwarten von denselben für uns und unsere heilige Krone, uns nicht nur in unseren Unternehmungen und Kreuzzügen, sondern uns auch einst in unserem Reichsheer und in unserem persönlichen Konflikt gegen Stefan, den Woiwoden der Kleinen Walachei oder gegen den Woiwoden unseres Landes Moldau bei unserem siegreichen und hingebungsvollen Triumph unterstützt haben und für uns in jeder Hinsicht in beständiger Treue unterstützt und unterhalten haben. Druck: Ub. Bd. 3, Nr. 1340-1349. 7. März 1395.
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Treue gestempelt war, für ihn mehr Reitze gehabt als das Leben in seinem Königreiche, wo ihm solches durch eine so offenbare Vermischung von guten und schlechten Unterthanen verkümmert wurde. Vielleicht lag aber dabey, die Absicht zum Grunde, hier an der Grenze die Puncte auszuzeichnen, wo die militärischen Operationen, die er wider den türkischen Kayser vorhatte, angeordnet werden sollten. Nur hatte dieser Feldzug, den unglücklichsten Erfolg, der sich denken läßt. Sigismund wurde von Bajazeth im Jahre 1396 den 28. September bey Nicopel mit einem Verluste von 20.000 Mann geschlagen. Kaum wußte er sich selbst auf einem geringen Kahn auf der Donau nach Constantinopel zu retten. Inmittelst huben die Mißvergnügten in Ungarn wieder die Häupter empor. Selbst in Siebenbürgen stand der Woywode Stephan Latzk26 auf und zog auch die Moldau und die Wallachey in sein Intereße. In Ungarn hielt man den König Sigismund schon für verlohren und sann auf einen neuen König. Unversehens fand er sich aber wieder ein. Man hätte glauben sollen, daß seine Gegenwart alleine im Stande seyen werde, diesem Unwesen ein Ende zu machen. Allein das Feuer schlug in hellen Flammen aus, das bisher nur unter der Asche gelodert hatte. Sigismund wurde von den Verschworenen in Ofen 1401 überrumpelt und erst nach Wysegrad27, hernach in das Schloß Sziklos28 gefangen geführt. Erst 1402 entkam er durch einen Koch aus dem Gefängniß und von dem an behauptete er den Thron aufs neue. Nun gedachte er die Rebellen in gütlichen Wegen durch Verkündigung einer allgemeinen Amnestie |:Corp. Iur. Hung. T. II. p. 61.:| zur Ruhe zu bringen, mußte aber doch, da sich nur ein Theil zum Zweck legte, zu den Waffen schreiten und stellte endlich 1408 besonders in Bosnien und Dalmatien die Ruhe wieder her. Nach so manchen Abwechslungen wurde er 1410 zum Römischen Kayser erwählt. Auf einer Seite schien der Glanz dieser Würde, die im Jahre 1419 durch sein Gelangen auf den Römischen Thron vermehret wurde, seiner Regierung mehrere Festigkeit zu geben, da er zumal die Tochter des Grafen Hermann von Zilley29 Namens Barbara30, eine Schwester der Gemahlin des ungrischen Palatins Nicolaus von Gara31 zu seiner 2ten Gemahlin 1410 erwählte und dadurch auch ein Band der Schwägerschaft mit einem der ersten ungrischen Magnaten anknüpfte. Allein gerade die kayserliche Würde entfernte ihn zugleich von 26
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Herrmann verwechselt hier Stephan Lackfi, Woiwode Siebenbürgens (1373-1376), mit Stibor von Stiboricz, Woiwode Siebenbürgens (1395-1401). Visegrád (ung.), Plintenburg (dt.), Komitat Pest. Siklós (ung.), Šikloš (kroat.), Sieglos (dt.), Komitat Baranya. Hermann II. von Cilli (ca.1355-1435), Landeshauptmann von Krain, Banus von Dalmatien, Kroatien und Slawonien. Barbara von Cilli (1392-1451). Während seiner Abwesenheit von 1412-1414 und 14161418 übertrug ihr Sigismund die Regierung in Ungarn. Nikolaus II. Garai (ca. 1366-1434), Palatin von Ungarn (1402-1433).
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seinen ursprünglichen Staaten, die in seiner Abwesenheit mit äußerlichen und innerlichen Unruhen zu kämpfen hatten. In der Zeit, da er sich in Aachen krönen ließ und die Reichsgeschäfte verwaltete, auch in Kostnitz32 durch das Concilium in die 3 Jahre aufgehalten wurde, erweiterten sich die Venetianer in Dalmatien und zwackten dem Kayser Sigismund verschiedene Städte ab. Die Gemüther der Ungrischen Großen wurden durch die Ausschweifungen der Kayserin Barbara, die sich in der Abwesenheit ohne Scheu ihren Lüsten überließ, noch mehr in Harnisch gebracht. Die Wallachey und Moldau war, wie wir schon gesehen, schon vorher vom Siebenbürgischen Woywoden zum Aufstand aufgewiegelt worden, diese nahmen nun auch die Türken zu Hülfe. Vor andern zeichnete sich ein gewisser Radul Praznaglava33 aus, der den wallachischen Woywoden Dan34, der Schwarze genannt, aus seinem Fürstentum verdrängte und hiernach in Siebenbürgen die schrecklichsten Verheerungen ausübte. Amurath II.35 fiel 1421 selbst in Burzenland ein, verheerte Alles mit Feuer und Schwerdt und führte von Cronstadt den ganzen Magistrat gefangen hinweg |: Annal. T. Cor.; Fuchs Chron.; Hegyes Diar:| so daß nur das im Schloß befindliche Volk gerettet wurde.36 Um die, bey diesem Einfall zerstörten Mauern wieder aufbauen zu können, wurde den Cronstädtern von König Sigismund 1422 die Steuer auf 10 Jahre erlassen.37 Nun verließ denn auch Kayser Sigismund das Reich und eilte den Türken entgegen zu gehen, erlitt aber von ihnen eine neue Niederlage bey Galambotz in Serwien38. Die Geschichtsschreiber setzen diese unglückliche Schlacht in das Jahr 1428 mit dem Beyfügen, daß er hierauf nach Siebenbürgen geflüchtet |:Haners Könige von Siebenbürgen § 278a:|. Allein die Chroniken von Cronstadt stimmen darüber überein, daß er schon im Jahre 1427 nach Cronstadt gekommen, ja sie setzen auch hinzu, daß er sich hier mit dem ganzen Hofstaate ein halbes Jahr lang aufgehalten und daß er von hieraus die Kirche in Kerz39 zu bauen befohlen. Diese beyden Angaben laßen sich nicht vereinigen, es sey denn, daß man annehme, daß der Kayser im Jahre 1428 andere Oerter in Siebenbürgen außer Cronstadt betreten, nur bleibe auch hiernach neuer Zweifel übrig, wie sich der Kayser von dieser unglücklichen Schlacht, mit dem Bewußtsein, was für einen mächtigen Feind er zu bekämpfen und wie 32 33 34 35 36
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Konzil von Konstanz (1414-1418). Radul II. Prasnaglava, Woiwode der Walachei (1420-1422). Dan II., Woiwode der Walachei (1422-1426). Murâd II. (1404-1451), Sultan des Osmanischen Reiches (1421-1451). Die meisten Kronstädter befanden sich in der Burg auf der Zinne, der Magistrat hingegen in jener auf dem Gesprengberg. Vgl. auch die dahingehenden Anmerkungen mit Bleistift in der Fassung von Franz Lassel. Druck: Ub. Bd. 4. Nr. 1898. Golubac (serb.), Golumbei (rum.), Galambóc (ung.), Taubenburg (dt.), Kreis Braničevo. Cârța (rum.), Kerc (ung.), Kerz (dt.), Kreis Sibiu.
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wenig Zeit er hier zu verlieren hatte, ein halbes Jahr allein in Cronstadt sich habe aufhalten können. Indeßen wagte Kayser Sigismund im Jahre 1430 nach dem Tode des wallachischen Fürsten Dan schon wieder einen Feldzug in die Wallachey, ohne einige besondere Vortheile zu gewinnen, vielmehr erschien der türkische Kayser Amurath im Jahre 1432 schon wider in Burzenland und verwüstete es aufs neue |:Annal T. Cor. et Fuchs Chron.:|. Auch diesmal pries König Sigismund die Treue der Cronstädter, wovon sie vielleicht auch bey dieser Gelegenheit neue Proben abgelegt, in dem wegen des freyen Handels 1432 ihnen verliehenen Privilegio, entfernte sich aber auch wieder nach Italien, um sich in Rom 1433 zum Kayser krönen zu laßen. Mittlerweile brauste der Pöbel in Ungarn und selbst in Siebenbürgen unter der Führung eines gewißen Antonius und Martinus40 auf |:Annal. T. C:| und vergriff sich insonderheit an dem Ungrischen Adel, wurde aber durch die ersten Anstalten des Adels gedemüthigt und auch die Redelsführer hingerichtet |:Palm. Not. Hung. P. II p. 141:|. Sigismund kam indeßen im Jahre 1435 endlich nach Ungarn zurück, hielt noch zwey Landtage, deren Abschlüße in Corp. Iur. Hung. II. p. 81-95 beschrieben sind, und sich auch im hiesigen Archiv in beglaubten Abschriften verwahrt werden, und endigte zuletzt sein mühevolles Leben im Jahre 1437 zu Znaym41 in Mähren und wurde in Großwardein42 begraben. Sein Leben war ein steter Wechsel von Glück und Unglück, beydes schien bey ihm seine Grenzen zu überschreiten. Erst mit den glänzendsten Aussichten auf die zwei Kronen Pohlen und Ungarn, bald in Gefahr beyde zu verliehren. Gedemüthigt durch den wirklichen Verlust der polischen, getröstet durch die Erbschaft der ungrischen Krone. Glorreich in Feldzügen und wieder im Staube durch die unglücklichen Schlachten. Herr von mächtigen Staaten und gefangen durch seine eigenen Unterthanen. Erbe eines mächtigen Reiches durch die erste Gemahlin, bekümmert durch die Liederlichkeit der Zweyten. Groß an Majestät als König von Ungarn, als König von Böhmen, als Römischer Kayser und doch arm und erschöpft an dem, was er am nöthigsten braucht, so daß er in Cronstadt, in dem entferntesten Theile seiner Monarchie, sozusagen auf seiner Unterthanen Kosten |:Priv. 1395:| lebt und sich genöthigt sieht, die 13 Zipserstädte von seinem Reich abzureißen und an einen fremden Staat, an Pohlen zu verpfänden. Und sein Lebenslauf! Eine beständige Wanderschaft von einem Ende Europas zum Anderen. Erst wird er am ungrischen Hof erzogen, dann geht er 1382 nach Pohlen hinüber um dort den Thron, so wie er erledigt wurde, zu behaupten, kommt, da ihm jene Krone streitig gemacht 40 41 42
Wahrscheinlich meint Herrmann den Aufstand unter Antal Budai Nagy von 1437. Znojmo (tsch.), Znaim (dt.), Kreis Znjomo. Oradea [Mare] (rum.), [Nagy]Várad (ung.), [Groß]Wardein (dt.), Kreis Bihor.
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wird, 1384 wieder nach Ungarn, um wenigstens dieses Königreichs habhaft zu werden, findet hier das Reich in einer allgemeinen Zerrüttung, geht nach Böhmen und sucht Hülfe, kommt 1387 wieder und findet seine Gemahlin im Gefängniß; rettet seine Gemahlin und befestigt seinen Thron, macht, ehe drey Jahre verfließen, 1390 einen Feldzug in die Moldau, in Bosnien und die Wallachey, wird indeßen 1392 durch die Nachricht von dem Tode seiner Gemahlin, der er seine Krone zu verdanken hatte und von den Bewegungen der mürrischen Ungarn erschüttert, geht auf diese Nachricht nach Cracau, die wieder ihn in Litthauen gemachten Schritte rückgängig zu machen, eilt in sein Reich, die Unordnungen herzustellen, rüstet sich zu einem neuen Feldzuge wider die Türken und kommt nach Cronstadt 1395, gehet wider die Türken zu Feld, und wird bey Nicopel 1396 so geschlagen, daß er nach Constantinopel flüchten muß, kommt wieder nach Ungarn, findet hier alles umgekehrt, eilt nach Böhmen, wirkt hier Hülfe wider seine rebellischen Unterthanen aus, kommt 1401 wieder zurück, wird hier mitten in seinem Reich, von seinen eigenen Unterthanen gefangen, entkommt aus dem Gefängniß und setzt sich wieder auf den Thron, macht aber schon 1408 einen neuen Feldzug in Bosnien und treibt daselbst die Rebellen zu Paaren, wird 1410 zum Römischen Kayser erwählt, geht zur Krönung nach Aachen, zum Concilium nach Kostnitz, kommt wieder nach einer langen Strecke von Jahren nach Ungarn zurück, aber nur, um sich gegen die Türken zu rüsten, kommt 1427 wieder nach Cronstadt, geht 1430 neuerdings in die Wallachey, den Türken einige Vortheile abzugewinnen, und kehrt unverrichteter Sache nach Ungarn zurück, macht 1433 eine neue Reise nach Italien, um sich auch in Rom als Kayser krönen zu lassen; kommt endlich 1435 wieder in sein Hoflager, stirbt aber doch nicht daselbst, sondern in Znaym in Mähren. Bey wem haben sich Reisen und Feldzüge, Bande und Kronen, Armuth und Ueberfluß, Demüthigung und Majestät, Meuthereyen und Alleinherrschaft in einem Zeitraume von 50 Jahren so bunt aneinander gereyht? Und wem fällt hier nicht das Spiel auf, daß die Einbildung glänzender Vortheile mit den Menschenkindern treibt? Und waren wohl die drey Kronen, die Ihm nach einander zu Theil wurden, im Stande, so manches Ungemach, so manche müh- und gefahrvolle Reise, so erniedrigende Zwischenfälle aufzuwägen? Sigismund beschloß mit seinem Leben sein 70tes Jahr, wie viele Jahre hätte wohl derjenige in Abrechnung zu bringen, der es unternehmen wollte, aus diesen 70 Jahren die Quintessenz des wahren Vergnügens, das er von zwey Königs- und einer Kayser Krone eingeärndtet, herauszuziehen?
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Albert43 kam nunmehr in den nemlichen Weg wie Sigismund, als deßen Schwiegersohn und Gemahl seiner einzigen Prinzessin Elisabeth44 auf den ungrischen Thron und wurde auch bald zum Römischen Kayser erwählt, starb aber schon im Jahre 1439. So kurz seine Regierung war, so sehr wurde gleich der Antritt derselben durch den Einfall getrübt, den im Jahre 1438 der türkische Feldherr Mezethes45 auf Befehl seines Kaysers Amurath im Grimm über die ihm fehlgeschlagene Belagerung der Vestung Belgrad in Siebenbürgen that. Ganz Siebenbürgen wurde von ihm verheert und eine Menge Volks in die Sclavery geführt. Auch Burzenland mußte im Durchzug wieder herhalten; Vorstädte und Dörfer wurden in Asche gelegt |:Ann. T. Cor. et Fuchs Chron.; Sutor. Diar:|. Seitdem wurde Cronstadt und Burzenland, vielleicht deswegen, weil nichts mehr zu sengen und zu plündern übrig war, bis zum Ende dieses 15ten Jahrhunderts verschont. Dadurch gewannen die Cronstädter Zeit, ihre vom Feinde verheerten Stadtmauern und übrigen Gebäude wieder herzustellen. Der unvermuthete Hintritt des Kaysers Albert und die erst nach seinem Tode erfolgte Entbindung der verwittweten Kayserin mit einem Prinzen, veranlaßte neue Spaltungen unter den ungrischen Ständen. Die Einen verlangten den unmündigen Prinzen auf dem Throne zu erhalten, die Andern wünschten sich einen König, der den Feinden, mit welchen Ungarn noch immer zu kämpfen hatte, gewachsen wäre und ersahen sich hierzu den König Vladislaus von Pohlen46. Letztere setzten ihre Entwürfe auch durch. Alles dieses hatte auf Cronstadt keinen anderen Einfluß, als wie weit dieses der Dienst des Königs und des Reiches erheischte, ihre Thätigkeit auch mit Aufopferung der wenigen Kräfte, die ihnen die Feinde in ihren Verwüstungen noch übrig gelassen hatten, zu beweisen. Indem der König Vladislaus I. von 1440 an bis zu seinem tragischen Tode vor Warna 1444, so wie der nach seinem Tode zum Reichsverweser ernannte Johann von Hunyad beständig mit Türken zu kämpfen hatte, so wurden auch diese Kriege mit abwechselndem Glücke geführt und dabey spielten die benachbarten Fürsten der Moldau und Wallachey, die sich ihrer Gewohnheit nach der ungrischen Herrschaft zu entschütteln suchten, keine unbedeutende Rolle, indem die königlichen Truppen viel zu schwach waren, dem Feinde auf jedem Puncte der Monarchie Widerstand zu leisten. Die Cronstädter ließen indeßen sich weder durch ihre Beyspiele, noch durch 43
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Albrecht von Habsburg (1397-1439), römisch-deutscher König (1438-1439), König von Ungarn, Kroatien und Böhmen (1438-1439). Elisabeth von Luxemburg (ca. 1409-1442), Tochter von Sigismund von Luxemburg und Barbara von Cilli. Wahrscheinlich Mezed-Bey, Verwalter von Vidin. Vgl. Nicolae Iorga: Geschichte des Osmanischen Reiches. Nach den Quellen dargestellt. Gotha 1908-1913, Ndr. Frankfurt am Main 1990, Bd. 1, 425. Wladislaus III. (1424-1444), König von Polen (1434-1444) und Ungarn (1440-1444).
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ihre Beängstigung noch durch Feuer und Schwerdt in ihrer Treue gegen ihren Landesfürsten erschüttern |:eigene Worte des K[önigs] Matthias im Privilegio von 1461. Pall. p. 88:|47 und suchten, soweit die Kräfte langten, den König und den Woywoden mit Geld und Waffen zu unterstützen. Zur Reuterey48 lieferten sie 1444 aus ihren Fabriquen die Geschirre und Zäume, dann im Jahre 1451 zum Schloß Kilia49 2.000 Pfeile, 15 Bogen, 200 Spieße und 2 Centner Eisen, zur Armee 4.000 Pfeile, 200 Lanzen. Nebst dem bauten sie, wie wir schon oben erwähnt haben, auf dem S[ankt] Martins-Berge, vor dem Klosterthor ein ganz neues Schloß, mit Zerstörung des bisher auf dem Kapellenberg gestandenen Schloßes, weil dieses bey feindlichen Anfällen schwerer zu vertheidigen war. Inmittelst hatte sich auch die Landesregierung verändert. Der würdige Johann von Hunyad war schon 1456 gestorben, der König Ladislaus V. Posthumus50, der nach erlangen der Volljährigkeit den Thron noch 1453 bestiegen hatte, folgte ihm schon 1457 in die Ewigkeit. Nicht ohne viel Schwierigkeiten gelangte nun Matthias, der Johann von Hunyads Sohn, insgemein Matthias Corvinus genannt durch die Wahl der Stände 1458 auf den Thron. Die ersten Jahre seiner Regierung zeichneten sich durch die Unruhen aus, die in der Wallachey der Woywode Drákul51 erregte. Dieser gedachte die Zeit, in welcher der König Matthias mit seiner Gegenparthey in Ungarn zu kämpfen hatte, zu benutzen, um sich von der Ungrischen Krone unabhängig zu machen, erfuhr aber wie es in dergleichen Fällen gewöhnlich ist, daß die Gemüther zwischen ihm und dem König und dem Dán52, der sich unter dem Schutze des Königs eben auch für den Woywoden der Wallachey erklärte, getheilt waren. Daher verfolgte er denn alle, die nicht mit ihm hielten, die Bojaren sowohl als auch die in diesen Gegenden befindlichen Cronstädter Mauthbeamten. Unter den Bojaren retteten sich selbst diejenigen, die dem Drákul anhingen ihre besten Sachen nach Cronstadt. Dán gewann die Oberhand, übernahm diese Sachen von den Cronstädtern und stellte ihnen dagegen 1460 unter dem Titel eines Woywoden der Wallachey und Herrn von Omlasch53 und Fogaras54 und unter dem Siegel aller ihm anhängigen Bojaren ein offenes Schreiben55 aus, das in einem strengen Verbot bestand, daß sich wegen dieser Sachen Niemand an den 47 48 49 50
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Druck: Ub. Bd. 6. Nr. 3251. Reiterei. Kilija (ukr.), Chilia (rum.), Kreis Kilija. Ladislaus V. Postumus (1440-1457), König von Ungarn (1440/44-1457) und Böhmen (1453-1457). Vlad Țepeș (1426/29-1476), Woiwode der Walachei (Oktober 1448-November 1448, 1456-1462, Oktober 1476-November 1476). Dan (gest. 1460), hingerichtet durch Vlad Țepeș. Amnaș (rum.), Omlás (ung.), Hamlesch (dt.), Kreis Sibiu. Făgăraș (rum.), Fogaras (ung.), Fogarasch (dt.), Kreis Brașov. Druck: Ub. Bd. 6. Nr. 3206.
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Cronstädtern vergreiffen sollte, mit der Bedrohung, daß jeder der Uebertreter dieses Verbotes sich dadurch den ewigen Fluch des allmächtigen Gottes, der H[ei]l[igen] Maria und der heil[igen] Engel und Auserwählten Gottes zuziehen und diesem ewigen Fluch, zusammt seinen Erben unterworfen bleiben, in dieser Welt keinen Segen von Gott haben, nach seinem Tode aber seine Seele in der Hölle gequält werden, auch sein Leichnam keine Ruhestätte auf Erden finden, sondern den Hunden und anderen Thieren, wie unvernünftiges Vieh vorgeworfen werden sollte. Man gedenke sich einmal einen Wallachen mit seiner Bestürzung, bey der bloßen Anhörung dieser Bannsprüche, und wundere sich hernach nicht, daß in den damaligen Chroniken keine Spur von einem Anstoß zu finden ist, den die Cronstädter von irgend einem Bojaren dieser Sache wegen erlitten haben sollten! Uebrigens geschah es in Rücksicht dieser Unruhen, deren Wirkungen Siebenbürgen in vollem Maaß empfinden mußte, daß sich die Cronstädter benebst der ganzen Sächsischen Nation im Jahre 1459 mit dem Szeklerischen Adel durch ein feyerliches Instrument verbündeten und verpflichteten, sich wechselweise wider auswärtige Feinde zu schützen und die Sachsen, zumal den Szeklern die Aufnahme in ihre Städte in Kriegsläuften angelobten. Die übrigen Siebenbürger hingegen hatten keinen Antheil an diesem Bündniß. Ein gewißer Benedictus Veres war 1466 der Anstifter eines weit aussehenden Aufstandes und Johann Graf von Sz[ent] György56 wurde von seinem Anhang zu einem unabhängigen König von Siebenbürgen gewählt. König Matthias hatte schon im Jahre 1462 einen eigenen Feldzug in die Moldau [sic]57 gemacht, und den rebellischen Woywoden Dragula oder Drakul geschlagen und gefangen, bey welcher Gelegenheit er auch Cronstadt besucht hatte. Jetzt, wo er auf dem Puncte stand, durch Ränke einiger aufrührerischer Siebenbürger die ganze Provinz zu verliehren, kam er aufs neue mit der Armee nach Siebenbürgen und trieb die Rebellen zu Paaren. Sowie sich die Cronstädter auch diesmal durch ihre unwandelbare Treue und Standhaftigkeit auszeichneten, so wurden sie auch deswegen von König Matthias in einem im Jahre 1467 verliehenen Privilegio58 |:B. e. 21:| so wie in einem im Jahre 1471 verfaßten Gnadenbriefe59 mit den herrlichsten Lobpreisungen beehrt und in letzterem auch von der Maut in Thorda60 freygesprochen. Ja selbst sein Nachfolger Vladislaus II.61 gedenkt auch in der Folge in einem wegen
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Aufstand des siebenbürgischen Adels unter der Führung von Benedek Farnasi Veres, dem sich auch der Woiwode Siebenbürgens Johannes Szentgyörgi angeschlossen hatte. Feldzug in die Walachei gegen Vlad Țepeș. Druck: Ub. Bd. 6. Nr. 3564. Druck: Ub. Bd. 6. Nr. 3847. Turda (rum.), Thorda (ung.), Thorenburg (dt.), Kreis Cluj. Wladislaw II. (1456-1516), König von Böhmen (1471-1516) und Ungarn (1490-1516)
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des Cronstädter Siegels 1507 verliehenen Gnadenbriefe62 noch immer dieser vom König Matthias gerühmten Treue in den rühmlichsten Ausdrücken. König Matthias verweilte nun in Siebenbürgen solange bis die Ruhe und Ordnung gänzlich hergestellt wurde, in welcher Absicht er einen Landtag in Thorda hielt und daselbst die künftigen Feldzüge einrichtete |:Palm. not. Hung. II. p. 257:|. Sodann ging er in die Moldau hinüber, und schlug den rebellischen Woywoden Stephan63 bey Bánya64, und er wurde selbst in diesem Gefechte verwundet, und dies mag die Ursache gewesen seyn, warum er sich in diesem Jahr zum zweyten Mal nach Cronstadt verfügte, um hier seine Genesung abzuwarten. Indeßen verfloßen auch die folgenden Regierungs-Jahre des Königs Matthias unter beständigen Kriegen, auf der einen Seite wegen des Königreichs Böhmen, das er auch einige Zeitlang wieder den Podibrad65 behauptete, auf der anderen mit den Türken die jedoch von den nunmehr zum Gehorsam des Königs gebrachten Moldauer Woywoden Stephan 1475 und letztlich vom siebenbürgischen Woywoden Stephan Báthori66 1479 hart geschlagen wurden, zuletzt aber doch sowohl die Wallachey als die Moldau 1484 unter sich brachten. Die Cronstädter trugen auch in dieser Zeit zur Sicherheit des Landes alles bey, was man von ihnen erwarten konnte. So unterhielten sie ihre beständigen Kundschafter in der Wallachey, theils in diesen, theils in den Nachfolgenden Jahren |:Matthiae R. Cossionales de 1475:| und übertrafen dadurch selbst die Erwartungen des Königs, wie ihnen denn vom König Ludwig II. 1521 und 1522 |:Missiles Ludovici II. de 1522. B. g. 12b. et c. it. 1521 B. g. II. f:| für die Nachrichten, die sie ihm von den Bewegungen der Türken in der Wallachey gegeben, eigens gedankt worden. Diesen letzt angeführten Schreiben ging indeßen des Königs Matthias Tod im Jahre 1490 voraus, der in der ganzen Monarchie unendlich bedauert wurde, um so mehr, da keine männlichen Erben da waren und das Königreich Ungarn dadurch mit neuen Zerrüttungen bedroht wurde. Ungarn war noch immer im Krieg mit den Türken verwickelt, es brauchte einen König, der dem Feinde die Spitze bieten und durch persönliche Tapferkeit und Kenntniße einen rühmlichen Frieden abzugewinnen im Stande wäre. Vladislaus König von Böhmen zog in dieser Rücksicht die Meisten auf sich. Zwey Kronen auf einem Haupte enthielten die glänzendste Aussicht, daß das Königreich Ungarn wenn es mit Böhmen vereinigt würde, der bisherigen Uebermacht der Türken gewachsen seyn würde. Er war außerdem ein Enkel des verstorbenen Kaysers Albert II. und der Sigismundischen Prinzessin Elisabeth, durch welche er die nächsten 62 63 64 65 66
Abschrift in: AHG: IV.F.1.Tf.3. Johann Albrich: Palladium Coronense. 1714, f. 292-293. Stefan der Große (gest. 1504), Woiwode der Moldau (1457-1504). Schlacht von Baia (rum.), Moldenmarkt (dt.), 1467, Kreis Suceava. Georg von Podiebrad (1420-1471), König von Böhmen (1458-1471). Stephan Báthory (gest. 1494), Woiwode von Siebenbürgen (1479-1493).
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Ansprüche auf die ungarische Krone zu haben glaubte. Aber neben ihm meldete sich sein leiblicher Bruder Johann Albert67 mit den nemlichen Ansprüchen. Er war ohne Land und sein Bruder hatte Böhmen schon inne, er hielt es also der Billigkeit gemäß, daß auch ihm eines von den Königreichen seiner Vorfahren zu Theil werden sollte. Beyde Brüder hatten einen mächtigen Mitbewerber am Johannes Corvinus68 natürlichem Sohne des verstorbenen Königs Matthias. Er besaß den Heldengeist seines Vaters in ganzer Fülle und stand als ein geborener Ungar mit den Meisten im Reich in so engen Verhältnißen, daß ihm diese beynahe das Uebergewicht bewirkt hätten. Allein er war außer der Ehe gezeugt, dieses stand ihm im Wege. Vladislaus wurde zum König ausgeruffen und fand sich endlich mit den Mitbewerbern ab. Die Ungarn fühlten es gar bald, daß sie sich in Absicht auf die militärischen Talente verrechnet hatten, aber sein Glück war, daß er treue und geprüfte Feldherren in seinen Diensten hatte unter welchen gerade der Johannes Corvinus eine der ersten Stellen behauptete. So glückte es denn dem tapferen Josa de Czoron69, Commandanten von Temesvár70, im Jahre 1508 die in Burzenland mit einem starken Heer eingefallenen 1508 Türken am Burzenfluß aus dem Felde zu schlagen |:Miles Siebenb. Würgengel S. 6. Palma hingegen eignet diesen Sieg dem Balthasar Drágfi, wallachischer Woywode, zu und behauptet den Verlust auf 15.000 Mann. Palma Hung. nota P. II. p. 331:|. Eben so gelang es dem Siebenbürgischen Woywoden Johann von Zápolya71 den Bauernaufstand in Ungarn, in welchem der Adel zumal vieles gelitten hatte, 1514 zu dämpfen und diese Rotte, die dem ganzen Reich hätte gefährlich werden können zu sammt ihren Anführern zu vertilgen. Wenn übrigens auch Vladislaus II. nicht zu eigenen Lorbeeren geeignet war, so bildeten ihn doch seine übrigen Eigenschaften zu einem löblichen Regenten. Er machte es sich zu einem eigenen Geschäfte, die neue Verfassung seiner Staaten zu bevestigen und allen Unordnungen zu steuern. Zumal haben ihm die Cronstädter die herrlichen Privilegien zu verdanken, deren Meldung wir uns in dem 5ten Abschnitt „Von der Verfassung der Cronstädter“ aufbehalten. Nur mangelte es ihm an Thätigkeit, seine eigenen Finanzen im Gang zu erhalten, weswegen er sein Leben den 13ten März 1516 in der größten Dürftigkeit beschloß |:Miles Würgengel S. 10. Palma Hung. nota P. II. p. 360.:|.
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Johann I. Albrecht (1459-1501), König von Polen (1492-1501). Johannes Corvinus (1473-1504), Graf von Hunyad, Herzog von Liptau und Troppau, Banus von Kroatien und Slawonien. Jósza de Som, Generalkapitän für die südlichen Landesteile Ungarns. Timișoara (rum.), Temesvár (ung.), Temeswar, Temeschburg (dt.), Kreis Timiș. Johann I. Szapolyai (1487-1540), Woiwode von Siebenbürgen (1511-1526), König von Ungarn (1526-1540).
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Sein Sohn Ludwig II.72 folgte ihm in seinem 10ten Jahr ehe er zu den Tugenden, die einen Regenten schmücken, gereift war. Das Reich verfiel nach und nach, seine Hauptkräfte wurden abgestumpft und doch nahm Ludwig II. hierauf so wenig Rücksicht, daß er dem türkischen Kayser Solymann73, der auf die Verlängerung des mit dem König Vladislaus geschlossenen Waffenstillstandes antrug, durch einen unzeitigen Kaltsinn gegen desselben Gesandten, die er ein Jahr lang hinhielt, ohne sie einer Antwort zu würdigen, zum Unwillen reizte und dadurch den unglücklichen Krieg veranlaßte, der die berüchtigte Niederlage des Königs bey Moháts 1527 [sic]74 zur Folge hatte. Ein Jahr vorher, den 20. August 1526 entstand eine solche Wasserflut in Cronstadt, daß dadurch die Stadtmauern und Zwinger völlig ruiniert wurden |: Ann. T. Cor. und Schrift im Thurmknopf von 1528:|. Das tragische Ende des Königs Ludwig II. war eine neue Epoche der widrigsten Ereignisse im Königreich Ungarn. Wiederum war das königliche Haus erloschen. Herrsch- und Partheysucht auf der einen, Bestechungen und Verhandlungen einiger Großen auf der anderen Seite spalteten das Reich in zwey Theile. Die einen wählten den Römischen König Ferdinand75, des Kayser Carl V. Bruder, die anderen den Johannes von Zapolya, der sich im Felde durch verschiedene glorreiche Siege theils über die Türken, theils über die ungrischen Kurutzen einen glänzenden Ruhm erworden hatte. Hier mußten die Waffen den Ausschlag geben. Johann war Woywode von Siebenbürgen, die Kriegsfackel reichte also bis an die Cronstädter, ja sie waren die ersten in Siebenbürgen, die sich öffentlich für den König Ferdinand erklärten, ohne sich durch die Drohungen der Gegenparthey abschrecken zu laßen |:Privilegium des Königs Ferdinand 1528:|76. Sie setzten sich dabey heftigen Drangsalen aus, die durch das Ungestüm des Nicolaus Sávari Commandanten des Fogarascher Schloßes und Anhänger des Johann von Zápolya vermehrt wurden. Sie schickten also den Stadtrichter Lucas Hirscher, Johann Benker77, Johann Fuchs78 und Magister Nicolaus79, neben einigen anderen an den König Ferdinand auf Prag ab und baten dringend um Hülfe und Unterstützung. Diese wurde ihnen
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Ludwig II. (1506-1526), König von Ungarn und Böhmen (1516-1526). Süleymân I. (1494-1566), Sultan des Osmanischen Reiches (1520-1566). Schlacht von Mohács 1526. Ferdinand I. von Habsburg (1503-1564), König von Ungarn und Böhmen (1526-1564), Kaiser des Römischen Reiches (1556-1564). Abschrift in: AHG: IV.F.1.Tf.3. Johann Albrich: Palladium Coronense. 1714, f. 369. Johann Benkner (gest. 1528), Johannes Fuchs (gest. 1550), Kastellan von Törzburg, Richter von Zernescht und Tohán, Kronstädter Stadrichter (1541-1544). Nicolaus, Kronstädter Notarius (1505-1524, 1533), Kronstädter Ratsgeschworener (1525-1532).
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zwar versprochen80 aber die Abgeordneten hatten selbst auf der Rückreise das Unglück, von Räubern überfallen zu werden. Johann Benker wurde dabey erschlagen, die übrigen waren noch so glücklich ihnen zu entkommen. Indeßen hatte Johann Zápolya den Moldauer Woywoden Peter81 mit der Verheißungen des Bistritzer Districts und vieler Siebenbürgischer Schlößer auf seine Seite gebracht. Dieser raffte eine Menge räuberischen Gesindels zusammen, fiel damit in Siebenbürgen ein, plünderte Bistritz82 aus, verheerte die umliegenden Gegenden und ging mit Beute beladen wieder zurück |:Benkő Trans. 1. p. 161:|. Im Jahre 1529 erschien er schon wieder im Szeklerland, raubte diese Gegend aus und entfernte sich wieder – etwa nur seinen Raub abzuladen. Denn noch in diesem Jahre fiel er zum drittenmal in Siebenbürgen ein und zwar mit 50.000 Mann in der Nähe von Cronstadt und schlug sein Lager in der Nähe von Tartlau83 auf. Nicolaus Gerendi84 Bischof von Siebenbürgen, Valentin Török85 und Stephan Maylath86, die dem König Ferdinand anhingen, rückten ihm mit ihren aus der Mitte der Sachsen und Szeklern zusammengebrachten Truppen entgegen, sie wurden aber selbst von den Szeklern verrathen, wodurch sie den 22ten Juni 1529 bey Marienburg87 gänzlich geschlagen wurden. Peter ging hierauf in die Moldau zurück |:Osterm. diar.; Bethlen hist. Trann. I. 150:|. Zwey Woywoden beherrschten damals Siebenbürgen: Petrus Perenyi88 im Namen des Königs Ferdinand und Stephan Báthori von Seiten des Königs Johann. Letzterer kam mit einem großen Volkshaufen, den er bey Wardein und Clausenburg89 aufgetrieben hatte, nach Weißenburg90 |:jetzt Carlsburg:|. Die vorhererwähnten 3 ferdinandischen Feldherren gingen ihm mit ihrem Heer entgegen. Das Geschoß, womit ihm diese überlegen waren, machte sie kleinlaut. Aus Furcht, von seinen Leuten verlassen zu werden, capitulierte er mit den ferdinandischen Truppen, obgleich diese der Anzahl nach viel schwächer waren. Sie bewilligten ihm seinen Abzug. Er zog sich also völlig zurück und ließ nur eine geringe Besatzung in Weißenburg zurück |:Osterm. Diar.:|. 80 81 82 83 84
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Abschrift in: AHG: IV.F.1.Tf.3. Johann Albrich: Palladium Coronense. 1714, f. 378-379. Petru Rareș (gest. 1546), Woiwode der Moldau (1527-1538, 1541-1546). Bistrița (rum.), Beszterec (ung.), Bistritz, Nösen (dt.), Kreis Bistrița-Năsăud. Prejmer (rum.), Prázsmár (ung.), Tartlau (dt.), Kreis Braşov. Nicolaus IV. Gerendi, Bischof von Siebenbürgen (1528-1540). Gegenbischof König Ferdinands I. zu Johannes III. Statileus, Bischof von Siebenbürgen (1528-1542). Valentin Török de Enying (1502-1551), Ban von Belgrad, Obergespan des Komitats Hunyad. Stephan Majláth (gest. ca. 1551), Woiwode von Siebenbürgen (1534-1540). Feldioara (rum.), Földvár (ung.), Marienburg (dt.), Kreis Brașov. Péter Pérenyi, Woiwode von Siebenbürgen (1526-1529). Cluj (rum.), Kolozsvár (ung.), Klausenburg (dt.), Kreis Cluj. Alba Iulia (rum.), Gyulaféhervár; ab 1715 Károlyfehérvár (ung.), Weißenburg bzw. ab 1715 Karlsburg (dt.), Kreis Alba.
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Indeßen brach Peter aus der Moldau im Herbste dieses Jahres zum 4ten Mal ein, steckte das Schloß Tartlau an, rückte hernach auf Cronstadt und zündete hier den 12ten November eine hölzerne Bastei auf dem Schloße91 an, und nahm die darin liegenden 20 Mann gefangen, für welche ihm die Cronstädter ein ansehnliches Lösegeld zahlen mußten. Der Stadt selbst hingegen konnte er nichts anhaben, und zog daher auch wieder ab |:Bethl. Hist. Trans. I. 169; Fuchs. Chron.:|. Nun wollte auch ein gewisser Laudát aus der Wallachey auf Befehl des dortigen Fürsten Moyses92 sein Heil bey Törtzburg versuchen und belagerte das Schloß. Er fand aber tapferen Widerstand am Cronstädter Bürger Johann Hoch93 und mußte also unverrichteter Sache wieder abziehen |:Osterm. Diar.; Fuchsii Chron. 1530:|. Allein das 1530ste Jahr brachte neue Plagen, neues Unglück mit sich. Nicht genug, daß Cronstadt den feindlichen Waffen durch seine Treue und Anhänglichkeit an den König Ferdinand zum Opfer wurde, jetzt mußte es auch die zwischen den Nachbarn in der Wallachey entstandenen Zwistigkeiten entgelten. Eben der Moyses Vajda, der im vorigen Jahr den Laudát ausgeschickt hatte, den Cronstädtern das Schloß Törzburg wegzunehmen, wurde nun selbst aus seinem Sitz durch einen gewißen Vlád94 verdrungen. Er überredete also den Stephan Maylath mit ihm in die Wallachey zu gehen und den Vlád hinauszujagen. Maylath führte ein großes Heer hinein, wurde aber von den Türken geschlagen und gefangen. Moyses blieb im Treffen. Gerade als ob die Cronstädter an diesem Einfall Schuld gewesen wären, brach nun der Bassa Mehemet95 mit einem großen Schwarm von Türken und Wallachen in Siebenbürgen ein, und führte auch den Gefangenen Stephan Maylath mit sich und forderte die Cronstädter auf, sich dem König Johann zu ergeben, belagerte auch die Stadt, konnte aber nichts ausrichten. Voll Unmuth ging er nun über den Zeidner Wald hinüber, plünderte den Adel aus, führte dessen Weiber und Kinder und Unterthanen mit sich in die Gefangenschaft. Maylath fand Indeßen Gelegenheit aus seinen Händen zu entkommen, und bezog sein Schloß in Fogaras, |:An. T. Cor.; Osterm. diar. et Fuchs Chron.:| aber den Cronstädtern zum Unglück. Denn nun kehrte er seine Waffen wider sie selbst, überfiel im Jahre 1531 den Markt Tartlau und nahm das Schloß daselbst ein. Aber die Tartlauer kauften 91
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Vorgängerbau des Schlosses auf dem Kronstädter Schlossberg (rum. Dealul Cetăţii, ung. Várhegy). Moise (1508-1530), Woiwode der Walachei (1529-1530). Johann Hoch, Mitglied des Kronstädter Rates (1520-1549), Hauptmann der Stadtsoldaten (1528), Kronstädter Stadthann (1540, 1541). Vlad Înecatul (gest. 1532), Woiwode der Walachei (1530-1532). Yahya-Pascha-zade Mehmed Bey war vorher Bey von Smederevo und ab 1543 Beylerbey von Buda. Bei osmanisch-türkischen Titeln und Ausdrücken und oft auch bei Ortsbezeichungen lehnt sich G. M. G. v. Herrmann an die ungarische Orthographie an.
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sich mit Geld von ihm frey. Allem Ansehen nach war es ihm auch nur um dieß zu thun |:Osterm. diar:|. Zu diesem Getümmel, wo das Recht des Stärkeren, den Schwächeren gleich viel ob er sein Freund oder Feind war, sein Uebergewicht spielen ließ, war es das Loos der Cronstädter, auch den damals sehr mächtig gewordenen Ludwig Gritti96 kennen zu lernen. Er war ein natürlicher Sohn des Andreas Gritti97, ehemaliger Gesandter bey der Pforte98, seine Mutter war eine Constantinopolitanerin. Wie sein Vater abging, ließ er diesen natürlichen Sohn in Constantinopel. Hier wurde er erzogen und verschaffte sich, wie er erwachsen war, bey seinem offenen Kopf den Zutritt bey den Großen und selbst bey dem Kayser Solymann, von dem er zum Commandanten in den unter der Pforte stehenden Theile von Dalmatien und Ungarn erhoben wurde. Durch seinen mächtigen Einfluß bey der Pforte wurde ihm allenthalben geschmeichelt. Durch ihn erwirkte auch König Johann Hülfe und Schutz bey dem türkischen Hof wider den König Ferdinand. Aus Dankbarkeit schuf er, ihm zu gefallen, eine neue Würde in Ungarn, und ernennte ihn, da er schon sein Oberschatzmeister und Obergeneral über alle Truppen war, aller Widersprüche ungeachtet, die ihm dießfalls von den Ständen gemacht wurden, nun gar zum Gubernator von Ungarn, wozu denn auch Siebenbürgen gehörte. Ihm war dieses genug, seine Macht zur Unterdrückung aller derjenigen zu mißbrauchen, mit denen sich sein unbändiger Stolz und Geiz nicht vertragen konnte. Niemand durfte sich ihm entgegensetzen, selbst der König Johann nicht, um es nicht mit der Pforte zu verderben, von welcher derselbe mit seiner ganzen Herrschaft abhing. Dem Gritti wurde nun selbst sein Aufenthalt in Ungarn lästig. Er ging nach Constantinopel. Gar bald kam er wieder mit neuer Macht und Ansehen gerüstet. Dabey wurde an Cronstadt nicht vorbeygegangen. Er versuchte die Cronstädter zum Abfall von König Ferdinand zu bewegen, konnte aber bey ihnen so wenig als bey den Hermannstädtern ausrichten. Er verfügte sich also nach Ungarn zurück. Hier mußte er aber von den Truppen des Königs Ferdinand eine Belagerung99 aushalten, die doch wieder aufgehoben wurde. Dieses geschah 1532. Gritti ging wieder nach Constantinopel zurück und nun wurde Stephan Maylath, der sich nunmehr ganz für den König Johann erklärte, von Letzterem zum Woywoden in Siebenbürgen gesetzt |:Osterm. Diar:|. Zwey 96 97
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Ludwig Gritti (1480-1534). Andrea Gritti (1455-1538), Gesandter Venedigs bei der Pforte bis 1499, von 1523 bis 1538 Doge der Republik Venedig. Pforte oder Hohe Pforte: eine Bezeichnung für die osmanische Regierung, deren Ursprung auf die Gewohnheit zurückgeht, die Pforten der Paläste zu Versammlungsplätzen und Gerichtsstellen zu benutzen. Vermutlich die Kampagne um Esztergom (ung.), Gran (dt.). Gritti sollte hier habsburgische Truppen binden, während Sultan Süleyman erneut auf Wien marschierte. Die Osmanen wurden jedoch bei Kőszeg (ung.), Güns (dt.) gestoppt.
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Jahre blieb Gritti in Constantinopel. Im Jahre 1534 erschien er wieder in Siebenbürgen. Sein Sohn ging ihm mit einem starken Begleitzug von Türken und Hußaren voraus und fand sich am Tage Philippi und Jacobi100 auch in Cronstadt ein, unter dem Vorwande, seinen Vater hier zu erwarten. Denn nun hatten auch die Cronstädter der Uebermacht weichen, von König Ferdinand aus Mangel an einer thätigen Unterstützung abstehen und die Parthey des Königs Johann ergreifen müssen, um nicht gänzlich aufgerieben zu werden. Nichtsdestoweniger waren sie gegen jedermann auf der Hut und suchten wenigstens von ihren Mauern fremde Truppen abzuwehren. Daher trauten sie auch dem jungen Gritti nicht, und verstärkten ihre Besatzung in den Stadt-Thoren. Wirklich machten auch die Janitscharen101 einen Versuch, sich in die Stadt hineinzudrängen, aber sie fanden Widerstand, und mußten mit Hinterlaßung einiger Todten abziehen |:Osterm. Diar:|. Unter einer anderen Verfassung hätte dieser Widerstand üble Folgen haben können. Allein so groß war das Gewühl jener Zeiten! Selbst bey Hof setzte man sich über solche Kleinigkeiten hinweg und würdigte dergleichen Versuche, wenn sie auch mißlangen, zu Werken von Partheygängern herunter, die von keiner Bedeutung seyen. Ludwig Gritti zeigte sich selbst den 20ten August 1534 in Cronstadt, wohin er mit 7.000 Mann aus der Wallachey kam. Er lagerte sich hier bey dem Gesprengberg. Bey seinem zweyseitigen Character, bey dem Verdachte, daß er nun selbst nach der Oberherrschaft in Ungarn strebe, wurde ihm doch von König Johann ausserordentlich geschmeichelt. Die Größten des Landes hatten den Befehl, ihm, wo er hinkäme, die möglichsten Ehrenbezeigungen zu erweisen. Stephan Maylath kam, ihn zu bewillkommen, aus Fogarasch herüber, entfernte sich aber, weil er ihm nicht traute, sobald als möglich in sein Fogarascher Schloß. Nun kam auch Emericus Czibak102 Bischof von Wardein und Statthalter von Weißenburg, ihm zu räuchern. Gritti hegte einen alten Groll gegen ihn, so wie gegen jeden anderen, deßen Grundsätze mit seinen Entwürfen nicht übereinstimmten. Czibak wußte es, und ließ sich ehe er ihm in Person zuspräche, erst von ihm einen sicheren Geleitbrief geben und wurde hiedurch so eingeschläfert, daß er bis nach Felmern103 im Repser Stuhl heran kam. Sobald solches dem Gritti gemeldet wurde, so sandte er seine zwey Vertrauten, den Urban Batthyáni104 und Johann Datzá mit einer ziemlichen Begleitung von Bewaffneten nach Felmern. Diese schlichen sich in sein Nachtquartier ein und ermordeten ihn mit vielen Stichen und Schüßen, hieben ihm den Kopf ab und 100 101 102 103 104
1. Mai 1534. Yeni çeri (osm.-türk.), Janitscharen (dt.): Eliteeinheit der osmanischen Armee. Emericus Czibak (gest. 1534), Bischof von [Groß-]Wardein (1526-1534). Felmer (rum.), Felmér (ung.), Felmern (dt.), Kreis Brașov. Urban Batthyáni (gest. ca. 1549), Anhänger Szapolyais und Isabellas, jedoch Gegner Martinuzzis, vermutlich von diesem vergiftet.
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brachten ihn dem Gritti. Michael Strausius, Stadtpfarrer in Cronstadt105 bat sich endlich Czibaks Kopf von Gritti aus und ließ ihn vor dem Altar in der großen Pfarrkirche unter einem auf das Grab gelegten Stein begraben. Dieser Mordthat folgte die Strafe auf dem Fuße nach. Czibak war im ganzen Lande beliebt gewesen. Ein Heer von 40.000 Mann rottete sich unter der Führung des Woywoden Stephan Maylath zusammen, seinen Tod zu rächen. Gritti war zu schwach, einer solchen Menge zu widerstehen. Er gedachte sich also zum König Johann nach Ofen zu flüchten. Aber schon in Mediasch106 wurde er von Stephan Maylath ereilet. Maylath besetzte die Stadt Mediasch mit seinen Truppen. Gritti retrierte sich auf den Kirchhof, da er aber sah, daß er sich auch hier nicht halten konnte, so vermeynte er das Volk zu blenden, zog sich prächtig an, und trat mit dem Schutzbrief von Kayser Solymann in der Hand aus dem Kirchhof heraus. Allein Maylath ließ sich nicht schrecken, sondern ihn auf der Stelle durch den Scharfrichter enthaupten. Datzá der mit ihm war, wurde durch 4 Pferde zerrissen und die übrigen Mitschuldigen erschlagen |:Bethl. Hist. Trans. I. p. 202. 208. 212; Fuchs Chron. Osterm. Diar. Miles Würgeng. p. 24. 25:|. Dieser Auftritt hatte keine Folgen. Czibak war allgemein beliebt, Gritti allenthalben verhaßt gewesen, und dem König Johann selbst waren seine Anschläge, die Landeshoheit von Ungarn an sich zu reißen, zu Ohren gekommen. Endlich aber wurden auch Johann und Ferdinand des Krieges müde, sie machten 1538 Frieden. Beyde behielten den königlichen Titul von Ungarn, nebst dem, was sie von Ungarn erstritten hatten, nur sollten dem Friedensschluß gemäß, nach dem Hintritt des Königs Johann, selbst auf den Fall, dafern er einen Sohn hinterließe, dem König Ferdinand alle seine Besitzungen in Ungarn, wie auch in ganz Siebenbürgen zu fallen, und der Erbe des Johann mit andern Ländereyen abgefertigt werden. Der in diesem Frieden vorgesehene Fall trat schon 1540 ein, König Johann starb, nachdem ihm kurz vorher Isabella107, seine Gemahlin einen Sohn gebohren hatte: glücklicher, wenn er sich mit Lorbeern, die er als Woywode von Siebenbürgen erfochten, begnügt hätte, als daß er nach einer Krone rang, die so sehr mit Dornen verwachsen war. Als Woywode hatte er über einen ganzen Staat unumschränkt zu gebieten, und war nur dem Namen nach vom Ungrischen König abhängig. Allein er wollte selbst König heißen, und war es nur fast dem Namen nach. Kämpfte, um seine Entwürfe durchzusetzen, 12 Jahre lang mit einem mächtigen Fürsten, ja selbst 105
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Michael Strauss wird von Morres für 1534 nachgewiesen als „Coronensis sacerdos [Priester bzw. Kaplan], quem archibresbyterum vocant“. Vgl. AHG: I.F.17. Eduard Morres [d. Ä.]: Burzenländer Gedenkbuch. [erstellt] 1939-1941, 177, 226. Mediaș (rum.), Megyes (ung.), Mediasch (dt.), Kreis Sibiu. Isabella Jagiellonica (1519-1559), Tochter von König Sigismund I. von Polen mit seiner Frau Bona Sforza.
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Dritter Abschnitt
mit einem Theil seiner eigenen eingebildeten Unterthanen, erniedrigte sich zu einer gänzlichen Abhängigkeit von einer wilden Nation, die ihn dem Namen nach unterstützte, im Grunde aber seiner Schätze und Länder entnervte, zur Abhängigkeit von einem gefühllosen Weltbürger, der nirgends zu Hause war, und deßen ganze Seele aus Ränken zusammengesetzt war, der ihn selbst dadurch erniedrigte, daß er sich zuletzt mit ihm an der Macht und Ansehen zu meßen wagte. Als Woywode befand er sich unter Menschen, die ihn als Landsmann, als Helden zum Theil auch als Gebiether schätzten und verehrten, als König unter einem ungestümen fremden Volke, dem er den Weg in Ungarn und Siebenbürgen auf anderthalb Jahrhundert bahnte und dadurch seinen ganzen Character auf die spätesten Zeiten in Schatten setzte. Als Woywode stand er in keinen allzu weiten Verhältnissen, als König wollte er seinen Glanz erweitern und heyrathete eine königliche Prinzessin, die königlich erzogen worden war, durch ihn Königin und selbst Herrscherin zu werden hoffte, und im Jahre hernach mit ihm alles verlohr. Zwölfjährige Kämpfe errangen ihm den Frieden und den Königstitel, aber mit ihm was für Aussichten! Ganz nur für seine eigne Person, gar nicht auf einige Nachkommenschaft berechnet. Mit ihm war der Königs-Titul unter seinem Geschlechte aufgekommen, mit ihm erlosch er wieder. Unmöglich konnte ihm dieser Gedanke entgehen, als er sich im Jahr nach dem Frieden zur Heyrath mit der Isabella, der Prinzessin des Königs von Pohlen Sigismund entschloß; und doch unterdrückte er jedes Gefühl, das in ihm die Aussichten, seine junge Gemahlin auf den Todesfall, dem schmerzlichen Verluste einer Krone auszusetzten, billig erwägen mußte! [U]nd erzeugt mit ihr einen Prinzen, dessen Schicksale im Frieden mit dem König Ferdinand mit hellen Zügen beschrieben waren, einen Prinzen, dem er bloß das Andenken hinterläßt, einen König zum Vater gehabt zu haben! Ihm und seiner jungen Wittib läßt er sterbend Ansprüche zurück, die schon vor der Heyrath durch einen feyerlichen Tractat Kraft und Gewicht verloren haben! Ansprüche, die in sich den Keim zu den kläglichsten, erniedrigendsten Verhältnissen für Sohn und Wittib tragen! Wem eigentlicher als Ihm konnte man den Spruch: Es ist alles eitel, auf den Leichenstein setzen? Noch war es damit nicht genug, daß er seiner Gemahlin, seinem Sohn und seinen Staaten einen Bundesgenossen hinterließ, der keinen Sinn für Redlichkeit und Menschenliebe hatte, dessen Herrsch- und Eroberungssucht jedem Schritte den er als Verbündeter machte, die volle Richtung gab. Sein 2ter unseliger Gedanke war, die Wahl einen fremden, zweydeutigen Mönchen108 zum Vormunde in den die Seele des verworfenen Gritti hineingefahren zu seyn schien, sowie auch 108
Georg Utiešenovič (1482-1551), Paulinermönch (OSSPE), besser bekannt unter den Namen Martinuzzi, Martinusius oder Frater Georg. Bischof von Wardein (1534-1551), Schatzmeister von König Johann I. Szapolyai, Vormund von Johann II. Sigismund.
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seine Ränke, wie wir in der Folge sehen werden, auf sein endliches Schicksal in gleichem Maaß zurückwirken. Mit solchen zweckwidrigen Anstalten ging König Johann nach einem 53jährigen unruhevollen Leben aus der Welt. Sein Tod versetzte Siebenbürgen in eine neue Epoche. Unter dem Strudel, in den es blos seinem Beherrscher zu gefallen geschleudert wurde, entstand aus seinen Trümmern ein eigener vom Königreiche Ungarn zwar unabhängiger, sonst aber in Fugen und Nerven unhaltbarer Staat. Cronstadt war ein Glied dieses unglücklichen neuen Staatskörpers. Seine neuen Schicksale führen uns zum vierten Abschnitt.
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Karte des Burzenlandes nach Jekelius, Erich (Hg.): Das Burzenland. Bd. IV/1. Die Dörfer des Burzenlandes, Kronstadt 1929.
VIERTER ABSCHNITT
Geschichte von Cronstadt unter den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1540 bis 1688 Schon bey Leben des Königs Johann war Solymann über den Frieden, den derselbe ohne seine Zuziehung mit dem König Ferdinand geschloßen hatte, äußerst aufgebracht worden. Seine Entwürfe, den König Ferdinand durch einen dritten von Siebenbürgen abzuziehen und dieses Land in seine eigenen Staaten zu verflechten, waren dadurch verrückt worden. König Johann opferte mächtige Summen Geldes auf, ihn zu besänftigen, in gleicher Zeit aber hatte er den Verdruß, zwey seiner eifrigsten Anhänger, die beyden Siebenbürgischen Woywoden Stephan Maylath und Emericus Balássa1 zu verliehren, die ihm untreu wurden, und sich zum König Ferdinand wandten. Doch söhnte sich Balássa mit ihm wieder aus, hingegen blieb dem Ferdinand ergeben |:Bethlen. Hist. Trans I. 290:|. So standen die Sachen in Siebenbürgen, wie König Johann starb. Es sollte nun, dem Friedensschluß von 1538 gemäß, Ungarn und Siebenbürgen ganz dem König Ferdinand zufallen. Allein so hier, als dorten, waren die Gemüther getheilt. Nur ein Theil war dem Frieden und dem König Ferdinand getreu, die übrigen wurden durch die Vormünder des kleinen Prinzen Johann Sigismund: Petrus Petrovith2, Georg Martinusius Bischof von Wardein |:insgemein Frater Georg genannt:| und Valentin Török für den Prinzen gestimmt. Da sie, ohne auf die Friedensartikel einige Rücksicht zu nehmen, alle Federn in Bewegung setzten, um denselben auf dem Thron von Ungarn und Siebenbürgen zu erhalten, so gelang ihnen, was sie wollten: Johann Sigismund wurde zum König in Ungarn und seine Mutter Isabella, zur Regentin in Siebenbürgen, hingegen Maylath, der schon wieder die Parthey der Königin Isabella ergriffen hatte, nebst dem Emericus Balássa zu Woywoden erwählt. König Ferdinand ließ die Königin Isabella an die mit ihrem Gemahl geschloßenen Tractate erinnern, erhielt aber keine befriedigende Erklärung. Hier mußten also schon die Waffen den Ausschlag geben. Er ließ seine Truppen ausrücken, und gerade Ofen, als ihren Hauptsitz den 20. October 1540 belagern. Nur zog sein General, durch seinen Unwillen, den er wider den bey der Armee sich befindlichen Balthasar Bánfi gefaßt hatte, wieder ab. Der 1 2
Emmerich Balassa (gest. 1550), Woiwode von Siebenbürgen (1539-1540). Peter Petrovič (gest. 1557).
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Vierter Abschnitt
Königin Isabella blieb nichts anderes übrig, als die Zuflucht zum Kayser Solymann. Mit Freuden ergriff dieser die Gelegenheit, seine alten Entwürfe wider Ungarn und Siebenbürgen auszuführen. Nicht nur setzte er ein starkes Corps 1541 wider die Truppen des König Ferdinand in Bewegung, sondern erschien im Julius auch selbst mit einem mächtigen Heer vor Ofen, welches von den Ferdinandischen Truppen seit dem 2. Juni 1541 zwar wieder belagert, aber durch eine unglückliche Schlacht mit den Türken, auch wieder verlassen worden war. Für die Königin Isabella war schon der Eintritt Solymanns bedenklich. Er verlangte nichts weniger als den unmündigen Prinzen zu sehen. Lange kämpfte Isabella mit sich, ehe sie sich entschließen konnte, das Kind in das Lager zu schicken. Solymann empfing es Indeßen mit unerwarteten Schmeicheleyen. Unter der Hand schlich sich auf sein Geheiß ein Trupp Janitscharen, unter dem Vorwand, Ofen sehen zu wollen, in die Stadt hinein. Unbemerkt wuchsen diese in die 10.000 an und quartierten sich auch gleich in die Häuser ein. Nun zogen sie die Larve ab und nöthigten die Bürgerschaft im Namen des türkischen Kaysers Solymann unter harten Bedrohungen die Waffen niederzulegen. Wie dieses vorbey war, schickte Solymann das Kind der Königin Isabella zurück, mit der feyerlichen Versicherung, daß er die Stadt Ofen bloß als ein Unterpfand behalten, hingegen ihrem Sohne, sobald er erwachsen würde, wieder zurückstellen wolle. Ihr selbst ließ er Siebenbürgen, Lippa3, Temeschvár und die in Ungarn an Pohlen grenzenden Ländereyen anbiethen |:Bethl. H. Tr. 1. 392; Dav. Herrm. An. Pol:|. Was anderes als Thränen konnte die schwache Königin ihrem in gleichem Maße treulosen und gebietherischen Schutzengel entgegensetzen? Weinend und wehklagend verließ sie ihre Residenzstadt und begab sich nach Lippa. Von Siebenbürgen wurde sie durch die neuen Ungewitter zurückgeschreckt, die hier aufstiegen, um ihr und dem Lande den Untergang zu drohen. Maylath und Balássa wankten schon wieder, in ihren Augen war Siebenbürgen eine herrenlose Sache, die dem ersten besten, der sich derselben bemächtigen konnte, offen stände. Sie erlaubten sich also alle Arten von Feindseligkeiten gegen diejenigen, die der Isabella ergeben waren. Solymann war wieder der Einzige, der der bedrängten Königin aushelfen konnte. Er schickte den Mehemet Balibei4, Commandanten von Nicopel nebst dem Moldauer Woywoden Peter nach Siebenbürgen mit dem Befehl, ihm beyde Aufrührer, lebendig oder todt in die Hände zu liefern. Maylath sperrte sich in das Schloß Fogarasch ein, wurde aber von den zwey
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Lipova (rum.), Lippa (ung.), Lippa (dt.), Kreis Arad. Wahrscheinlich Bali Bey, der ältere Bruder des oben erwähnten Mezet Bey. Bali Bey spielte eine große Rolle bei der Schlacht von Mohács 1526 und war später Beylerbey von Ofen (Buda), bis er 1543 von Mezet Bey abgelöst wurde.
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türkischen Befehlshabern mit glatten Worten und Verheißungen in das Lager hinausgelockt, festgemacht und nach Constantinopel geschickt. Dort mußte er 10 Jahre lang, bis zu seinem Tod, seinen Wankelmuth in der Gefangenschaft büßen |:Fuchs Chronicon; Bethlen l.c. p. 406:|. Balássa fand Mittel, den Nachstellungen auszuweichen, dagegen wurde er des Landes verwiesen. Da also diejenigen, die der Königin bange gemacht hatten, aus dem Wege geräumt waren, so vermochte Frater Georg im Jahr 1542 die Stände, die Königin Isabella nach Siebenbürgen einzuladen. Sie kam und wählte Weißenburg |:Carlsburg:| zu ihrem Sitze: ein willkommener Tausch! Weißenburg gegen Ofen, Siebenbürgen gegen Ungarn! Isabella musste sich also alles gefallen lassen. Frater Georg war ihr alles, ihn machte sie, da er ihr Oberschatzmeister war, nunmehr auch zum Gubernator von Siebenbürgen. Der Uebermacht, die er hiedurch gewann, mag man es zuschreiben, daß auch hier, sowie vordem in Ungarn, verschiedene Landeskinder, die sein Benehmen nicht ertragen konnten, wider die Königin aufbrausten. Unter diesen zeichneten sich zumal die Szekler aus. Um sie zu züchtigen, kam Frater Georg den 27. April 1544 selbst nach Cronstadt, verweilte hier so lange, bis den benachbarten Szeklern ihr Vieh weggetrieben wurde. Binnen acht Tagen wurde die Execution vollzogen, sodann ging er auf Hermannstadt, wohin er einen Landtag ausgeschrieben hatte. Wir begnügen uns, hier nur mit einem Worte anzuführen, daß der Adel in diesem Landtag es dahin zu bringen suchte, daß ihm erlaubt werden sollte, Häuser in den sächsischen Städten zu kaufen, aber nicht durchdringen konnte |:Anonymi Chronicon von 1544 in dem im Capitulararchiv verwahrlichen Raußschen Manuscripte p. 529:|. Es war übrigens dieses die Zeit, wo der Geist der Zwietracht nicht nur in Ungarn und Siebenbürgen, sondern auch die benachbarten Wallachey benebelte. Wenn hiebey die Cronstädter an ihrem Theil auch verschont geblieben, so mußten sie doch wenigstens Augenzeugen von den Unruhen abgeben, die sich dort entspannen. Durch Ränke und Bestechungen bey der Pforte war es einem gewißen Mirtse5 gelungen, den Woywoden Radul6 aus dem Sattel zu heben, mit ihm wurden auch seine Anhänger in den Schlund hineingezogen. Diese ließen es den Mirtse fühlen, daß sie seinem Vorgänger Radul ergeben gewesen waren. Die vornehmsten Bojaren wichen ihm zusammt ihren Weibern und Kindern aus, und retirirten sich nach Burzenland. Mirtse rief sie zurück, und versicherte sie durch feyerliche Eidschwüre, daß sie nichts zu befürchten 5
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Mircea Ciobanul (gest. 1559), Woiwode der Walachei (1545-1552, 1553-1554, 15581559). Radu Paisie, Woiwode der Walachei (1535-1536, 1536-1539, 1539-1544, 1544-1545). Unterbrechungen von max. zwei Monaten, durch Barbu Neagoe (1536), Șerban din Izvorani (1539) und Laiotă Basarab (1544).
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haben sollten. Allein so wie sie in der Wallachey angelangten, ließ er ihrer 48 mit Weibern und Kindern niederhauen, nahm ihnen alles, was sie bey sich hatten und schickte das Geld der Pforte als neuer Woywode zur Erkenntlichkeit für den erhaltenen Fürstenstuhl. Einige von den Söhnen und Brüdern dieser Unglücklichen hatten sich wieder hinaus nach Ungarn geflüchtet. Mirtse gedachte im Jahre 1546 auch diese durch ähnliche Betrügereien in die Wallachey zu spielen. Sie trauten aber nicht und kamen zwar bis nach Cronstadt, von hier aber nahmen sie wohlgerüstet einen anderen Weg in die Wallachey. Allein sie wurden dem Mirtse verrathen und unterwegs den 24. August 1546 durch einen von ihm bestellten Hinterhalt fast alle niedergehauen |:Anonymi Diar. l. c. p. 530.; Ostermeyer Diar.:|. Sein Unsinn entfremdete nun von ihm selbst seinen Schwiegersohn Barbul, der zugleich Schatzmeister in der Wallachey war. Dieser flüchtete sich nun 1547 mit vielem Gelde nach Cronstadt herein. Nun kamen im Jahr 1548 zwey türkische Abgeordnete im Namen der Pforte nach Cronstadt und forderten ihn heraus. Grade in den Ostern langte er unter dieser Bedeckung in Bukurest an. Mirtse ließ gegen ihn keinen Unwillen blicken, vielmehr bewirtete er ihn, weil es grade Ostern war, gut und übergab ihn sodann den zwey Türken wieder in Verwahrung. Allein diese ließen ihn schon am folgenden 2ten Ostertage enthaupten und schickten den Kopf dem Großwezier |:Anonym. Diar. l. c. p. 531:|. Eine andre Parthey der Mißvergnügten dachte Indeßen das Äußerste zu wagen, um sich des Mirtse zu entschlagen. In der Einbildung, daß ihnen, wenn sie eine hinlängliche Bedeckung mitbrächten, das Landvolk alsogleich zufallen und den Mirtse stürzen helfen würde, stießen sie eine beträchtliche Summe Geldes zusammen und brachten damit auf die 1.000 Szekler auf, wählten auch zugleich einen neuen Woywoden. Allein sie erfuhren gar bald, daß sie sich verrechnet hatten. Sie wurden vom Landvolke selbst überfallen, und mit ihnen fast alle Szekler niedergesäbelt. Die wenigen, die von diesen entkamen, wurden in Siebenbürgen sofort ihres Unverstandes wegen, daß sie sich gegen einen von der Pforte eingesetzten Woywoden feindlich bezeugt hatten, zur Verantwortung gezogen. Frater Georg kam dieserwegen wieder nach Cronstadt. Vielleicht war es ihm aber nur um Geld zu thun. Nur einer büßte mit dem Kopf und wurde in Zeiden7 enthauptet, die übrigen fanden sich mit Geld ab |:Ostermeyer Diarium:|. In der Zeit, da die Wallachey dem eisernen Arme des tyrannischen Woywoden Mirtse unterlag, genoß zwar Siebenbürgen nebst der Königin Isabella einige Windstille, da zumal auch zwischen dem König Ferdinand und der Pforte im Jahre 1546 ein Waffenstillstand auf fünf Jahre geschlossen worden war. Allein Isabella hatte desto mehrere Kämpfe von Innen durch die Ränke 7
Codlea (rum.), Feketehalom (ung.), Zeiden (dt.), Kreis Brașov.
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des Frater Georg auszuhalten. Er war ihr zu mächtig geworden. Mit den ihr zukommenden Gefällen schaltete er als Schatzmeister nach seinem Belieben, und ließ ihr zu ihren Privatbedürfnißen kaum das nöthigste zufließen. Sie wollte ihn daher im Jahre 1546 zur Verantwortung ziehen, und ließ ihn nach Weißenburg berufen. Er kam hin, aber in einer fürchterlichen Stellung mit bewaffneter Mannschaft, ohne vor der Königin selbst zu erscheinen. Vielmehr schrieb er eigenmächtig einen Landtag nach Müllenbach8 aus, und wußte hier mit seinen Künsten die Stände so zu verdrehen, daß sie sich selbst bey der Königin für ihn verwendeten und ihn ihrer Gnade als den Tüchtigsten zur Verwaltung des Staates empfahlen. Die Königin ließ sich erbitten, nur schrieb sie ihm vor, die Gefälle ihr treulich abzuliefern und ohne ihr Wissen und Willen keine Botschaften abzufertigen, oder anzunehmen. Dabey behielt sie sich vor, in den Schlössern ihre eigenen Burggrafen zu unterhalten |:Anonym. l.c. p. 530.; Ostermeyer:|. Frater Georg ging alles ein, that aber doch, was er wollte. Der Grund seines Herzens war verderbt. Der Boden war nicht dazu, daß auf demselben reine, unverfälschliche und dauerhafte Früchte aufkeimen sollten. Blüthen gingen bisweilen auf, deren äußerer Schein trügte, allein bey dem ersten Anstoß fielen sie wieder ab. Daher waren ihm die Anträge des König Ferdinand, der sich des Wunsches Siebenbürgen in seine Hände zu bekommen, noch immer nicht erwehren konnte und den Frater Georg zum Werkzeug ausersah, nicht unwillkommen |:Bethl. hist. Trans. I. 428.; Fuchs Chronicon:|. Er machte es also mit dem König Ferdinand aus, daß ihm Siebenbürgen überliefert, Isabella hingegen mit Oppeln9 und Ratibor10 in Schlesien abgefertigt werden sollte |:Würgengel S. 41:|. So geheim konnte dieses alles nicht unterhandelt werden, daß seine Ränke nicht auch der Königin verrathen worden wären. Sie wandte sich also wieder an den Solymann, verklagte den Frater Georg und bath ihn um Schutz, zugleich ließ sie aber gerade wider den Frater Georg 7.000 Mann unter der Anführung des Petrus Petrovith, Commandanten von Temeschvár und Lippa ausrüsten |:Bethl. Hist. T. I. 442-450:|. Frater Georg wollte es eben mit der Pforte nicht verderben und schickte dahin seine eigenen Gesandten, durch die er alles hartnäckig ableugnete, was ihm zur Last gelegt worden war. Allein die Pforte ließ sich nicht irre machen, vielmehr ließ sie den Ständen verkündigen, ihm als einem Verräther nicht mehr zu trauen, sonder Gewalt oder Waffen zu gebrauchen, wonebst sie auch selbst der Königin und ihrem Sohn allen möglichen Schutz versprach. Nun berief die Königin das Land zusammen, aber Frater Georg erschien nicht, vielmehr hielt er auch die 8 9 10
Sebeș (rum.), Szászsebes (ung.), Mühlbach (dt.), Kreis Alba Opole (pol.), Opoll (tschech.), Oppeln (dt.), Kreis Opole. Racibórz (pol.), Ratibor (dt.), Kreis Racibórz.
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Vierter Abschnitt
Stände ab, eher auf dem Landtag zu erscheinen, ehe nicht seine an die Pforte geschickten Gesandten wieder zurück kämen. Inmittelst besetzte er Mediasch und Müllenbach mit 10.000 Mann, schloß durch seine Obergewalt selbst die Königin, die sich nach Hermannstadt flüchten wollte, von dort aus, schickte ein blutiges Schwert im Land herum und ließ das ganze Volk zum Aufstand wider die Türken aufgebieten. Die Cronstädter lieferten aus ihren Mitteln 400 Mann zu Fuß und etliche zu Pferde unter der Aufführung des Simon Goldschmied11 |:Anon. l.c.p. 533.; Ostermeyer Diar.:|. Das Land befand sich zwischen Thor und Angel. Auf der einen Seite ließ es Frater Georg seine Uebermacht fühlen, auf der anderen hatte man alles von der Wuth der Türken zu fürchten, die die Königin Isabella in das Land geruffen hatte. Der einzige Ausweg war hier eine Aussöhnung zwischen der Königin und dem Frater Georg. Er lag vor Weißenburg mit 20.000 Mann. Zuvörderst wandten sich die Vornehmsten an die Königin Isabella. Sie ließ sich erbitten und zur Versöhnung geneigt finden. Frater Georg war durch die Bewegungen unter den Szeklern, die ihm nicht mehr dienen wollten, aufmerksam gemacht worden, daher arbeitete er selbst an einer gütigen Uebereinkunft mit der Königin. Er ging also aus dem Lager in Weißenburg hinein, erschien vor der Königin in einer demüthigen Stellung und wußte sie durch seine Vorspiegelungen so sehr zu bewegen, daß sie ihm alles verzieh. Nun ließ er also sein Kriegsvolk auseinander gehen und verfügte sich nach Wardein |: Ann. l.c.; Osterm. Diar.; Bethl. Hist. Tr. I. 461-469:|. Allein die Königin setzte sich hiedurch nur neuen Verlegenheiten aus, denn inmittelst erschienen die von ihr geruffenen Hülffsvölker aus Ofen. Umsonst schrieb sie, daß sie ihrer nicht mehr benöthigt wäre. Sie waren nicht gewohnt, umsonst über die Grenze zu kommen, sie streiften im Land weit und breit herum, und verwüsteten alles, was ihnen im Wege lag. Ein gleiches Schicksal erlitten die Szekler in Háromszék von Seiten des Bojaren Stephan12, Bruder des Moldauer Woywoden Elias13, der schon den 1. November 1550 bey Beretzk14 mit einer Horde von Türken, Tartaren und Wallachen einfiel und seine Verwüstungen bis Katzendorf15 und Sommerburg16 verbreitete, wogegen die Szekler die Behutsamkeit gebraucht, und Weiber und Kinder schon vorher nach Cronstadt gerettet hatten. Noch waren die Cronstädter so glücklich, daß sie den 11
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Simon Goldschmied, Mitglied des Kronstädter Rates (1541-1580), Hauptmann der Stadtsoldaten (1550-1551), Kronstädter Stadtrichter (1553,1563-1567), Landtagsdeputierter (1556, 1557), Deputierter bei der Sächsischen Nationsuniversität (1559, 1560). Ștefan Rareș (1531-1552), Woiwode der Moldau (1551-1552). Iliaș Rareș (gest. 1555), Woiwode der Moldau (1546-1551). Brețcu (rum.), Bereck (ung.), Bretzdorf (dt.), Kreis Covasna. Cața (rum.), Kaca (ung.), Katzendorf (dt.), Kreis Brașov. Jimbor (rum.), Székelyzsombor (ung.), Sommerburg (dt.), Kreis Brașov.
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Bojaren Stephan, wenigstens an ihrem Theil durch freywillige Lieferungen von Wein und Brod und durch ihm selbst gemachte beträchtliche Geschenke besänftigten. Er zog ab, ohne ihnen einigen Schaden zuzufügen, nachdem er sich 12 Tage in diesen Gegenden aufgehalten hatte. Was ihn zum Abzuge bestimmte, war die Niederlage der Türken, die bey Hermannstadt eingefallen und durch den Johann Török17 geschlagen worden waren |:Bethen. H. I. 472:|. Isabella hätte nun freyer athmen sollen, aber Frater Georg war nicht der Mann, dem ein ruhiges Leben behagte. Er schmiedete neue Anschläge wider die Königin und ließ sich in neue Tractaten mit dem König Ferdinand ein. Isabella schrieb gleich zu Anfang des 1551ten Jahres vermuthlich, weil ihr die Umwandlung des Frater Georg unbekannt war, einen Landtag nach Weißenburg aus, allein Frater Georg blieb aus, und daher gingen die Stände unverrichteter Sache auseinander. Es wurde also den 22. März 1551 der 2te Landtag in Enyed18 gehalten, wohin auch der Stadthann von Cronstadt mit einer Begleitung von 200 Trabanten verreiste. Die Königin war nun von den Ränken des Frater Georg unterrichtet, sie trug solche dem Lande mit Wehklagen vor, und forderte zu ihren Bedürfnissen eine ausserordentliche Steuer. Diese wurde ihr nicht nur von den Ständen bewilligt, sondern ihr auch ausserdem Schutz und Beystand wider den Frater Georg zugesichert und letzterer zugleich seiner Ämter entsetzt, und für einen Feind des Vaterlandes erklärt. So wie der Frater Georg von den Gesinnungen der Stände benachrichtigt wurde, eilte er von Wardein nach Enyed, in der Meynung, dieselben, ehe sie auseinander gingen, durch seine Kunstgriffe auf andere Gedanken zu bringen. Einige ließen sich umstimmen, andere machten sich aus dem Staube, und retirirten sich in ihre Schlösser. Der Königin blieb nichts übrig, als sich selbst erst nach Weißenburg und dann nach Müllenbach zu flüchten. Frater Georg berief indeßen aus eigener Macht die Stände auf Schäßburg19. Die wenigsten erschienen, weil es die Königin verboten hatte, zumal blieben die Sachsen aus. Nun suchte Frater Georg auf das Zureden eines von der Pforte gekommenen Csausen20 einen neuen Frieden mit der Königin zu bewirken, aber dießmal schlugen seine Versuche fehl |:Ostermeyer:|. Indeßen ging im Lande alles drunter und drüber. Einige 100 Szekler rotteten sich zusammen, und fielen, vermuthlich um sich wegen ihres, vormaligen Jahres erlittenen Schadens zu rächen, in die Moldau hinein, benutzten die Abwesenheit des Woywoden Elias, der eben 17
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Johann Török de Enying (gest. 1562), Sohn von Valentin Török, erbt dessen Güter in Siebenbürgen, Prior des Johanniter-Sitzes von Vrana (kroat.), Vrána (ung.), Kreis Zadar (1535). Aiud (rum.), Nagyenyed (ung.), Strassburg am Mieresch, Großenyed, Enyed (dt.), Kreis Alba. Sighișoara (rum.), Segesvár (ung.), Schässburg (dt.), Kreis Mureș. Çavuş (osm.-türk.), Tschausch (dt.): osmanischer Botschafter oder Gesandter.
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nach Constantinopel gegangen war, plünderten so weit sie langen konnten und kehrten mit großer Beute beladen zurück. Dagegen schrieb Frater Georg auf den Sonntag vor Pfingsten einen 2ten Landtag nach Thorda aus, verlangte hier die Steuer für sich, die man der Königin im Enyeder Landtag zugesaget und auch meist abgegeben hatte, und beschloß zugleich, daß die Szekler, die in die Moldau hinein gestreift, zur Strafe gezogen werden sollten. Die Cronstädter befanden sich in keiner geringen Klemme. Die Truppen der Königin waren zu weit und die Königin selbst zu schwach, als daß sie sich von ihr Unterstützung und Schutz versprechen konnten. Sie waren also gezwungen dem Stärkeren zu folgen und schickten dem Frater Georg auf sein Geheiß 200 Mann zu Fuß und 16 zu Pferde, wieder unter der Anführung des Simon Goldschmied, und wiesen die Königin, die auch ihrerseits Truppen begehrte, ab. Frater Georg erklärte sich nun öffentlich für den König Ferdinand und belagerte mit den Truppen, die er in Siebenbürgen sowohl, als auch in Ungarn zusammengebracht hatte, Weißenburg, wo er doch nachdrücklichen Widerstand erfuhr. Um ferner wegen der Verwaltung des Landes, derer er sich ganz allein anmaßte, Rathschläge faßen zu können, verlangte er, außer den ordentlichen Räthen, die er bey sich hatte, aus jeder Stadt zwey Rathsverwandte. Nun hatte auch der in Enyed wider ihn gefaßte Landtagsabschluß, seine völlige Kraft verlohren. Sein Ansehen wurde vollwichtig durch die Verstärkung, die ihm Castaldus21, General des Königs Ferdinand zuführte. Die Königin sah sich nun auch in Müllenbach nicht sicher, und eilte nach Clausenburg, befahl auch Weißenburg sowohl, als das Schloß Almás22 den ferdinandischen Truppen einzuräumen. So weit war es mit ihr durch die Ränke des Frater Georg gekommen. Noch scheute er sich nicht, zu ihr, noch ehe sie von Müllenbach abreiste, hinzugehen. Hier erschien er wieder in einer kriechenden Stellung, bat ihr die bisher gemachten Schritte ab, und stellte ihr vor, daß sie dem Strome nicht länger widerstehen und sich nur durch einen billigen Frieden mit dem König Ferdinand aus dem Schlamm helfen könnte. Isabella sah sich von ferdinandischen Truppen verfolgt, von einem ungetreuen, zweyseitigen Rathgeber verrathen und fürchtete selbst die Rache der Türken in Ansehung der Schlappe, die ihnen noch im vorigen Winter nach ihrer übereilten Aussöhnung mit dem Frater Georg beygebracht worden war. Was konnte sie in diesem Gedränge anderes, als unterschreiben, was ihr nur immer zugemuthet wurde? Dieses war nichts geringeres, als daß sie auf die Krone und ihre Insignien, auf Siebenbürgen, auf alles, was sie in Ungarn besaß, wie auch auf Kaschau23 21
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Giovanni Battista Castaldo (ca. 1500-1562), kaiserlicher Feldherr unter Karl V. und Ferdinand I. Almașu (rum.), Nagyalmás (ung.), Kreis Sălaj. Košice (slowak.), Kassa (ung.), Kaschau (dt.), Kreis Košice.
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Verzicht leisten und dieses alles dem König Ferdinand abtreten, dagegen mit 100.000 Ducaten vorlieb nehmen sollte. Ihrem Sohne hingegen, der nur im 11ten Jahre war, wurde die vierjährige Prinzessin des Königs Ferdinand, Johanna, nebst Oppeln und Ratibor in Schlesien und einem einträglichen Gut in Ungarn versprochen. Unter Vergießung eines Stromes von Trähnen verließ nun Isabella nebst ihrem Sohne Siebenbürgen und begab sich nach Kaschau. Ihr getreuer Petrus Petrovith folgte ihr nach. Das Land wurde gänzlich von den Truppen des Kayser Ferdinand besetzt. Die Spanischen Truppen wurden nach Mediasch, die Cavallerie nach Clausenburg, die Hußaren und Hayducken24 nach Temesvár, vier Compagnien oder Fähnlein Lanzknechte |:eine besondere Gattung Soldaten, die mit Lanzen bewaffnet waren:| nach Hermannstadt und zwey nach Cronstadt verlegt. Allein Temesvár ging gleich an die Türken über, so auch Lippa und alle festen Oerter. Sie rückten auf dieser Seite in großer Menge heran. Frater Georg gebot einen allgemeinen Landsturm und zumal von den Szeklern jeden 3ten Mann auf und ging mit diesem Heere am Gallifest25 den Türken entgegen. Auch wurde ein Lager im Burzenland und ein anderes von den Szeklern aufgeschlagen, um die Moldauer abzuwehren, die etwa auf dieser Seite in Verbindung mit den Türken und Tartaren hereinbrechen möchten, wiewohl die Cronstädter von denselben nichts zu fürchten hatten, indem ihnen kurz vorher der, statt des Elias erwählte, Woywode Stephan26, durch einen eigenen Gesandten gute Nachbarschaft hatte antragen laßen. Bey allen diesen Anstalten verrieth indeßen Frater Georg immer mehr, daß er dem König Ferdinand eben so wenig als der Isabella anhing. Nicht nur bewieß er sich sehr laulich27 mit der Verpflegung der ferdinandischen Truppen, sondern pflog selbst mit dem türkischen Feldherren geheime Rathschläge, die auf nichts anderes ausgingen, als auf die Vertilgung der ferdinandischen Truppen, wofür er sich Siebenbürgen zu Lohne ausbedungen. Nun war also sein Maß voll. Der Stab wurde ihm insgeheim gebrochen. Er befand sich in Winz28. General Castaldo schickte, um ihn aus dem Weg zu räumen, den 22. December 1551 einige vertraute Leute nach Winz. Sie wurden unter dem Vorwande, daß sie ihm Briefe abzugeben hätten , in das Schloß hinein gelaßen, worauf sie sich in sein Schlafgemach verfügten und brachten ihn daselbst auf eine jämmerliche Weise ums Leben |:Ostermeyer; Würgengel p. 46.; Bethlen I, 508-523:|. Ein solches Ende nahm dieses Chamäleon, das seine Haut schon so oft geändert, und nun der Königin Isabella, nun dem König Ferdinand, und nun den Türken, nachdem es ihm gut dünkte, huldigte. So manche Flecken gedachte er zuletzt 24 25 26 27 28
Haiducken: Viehhirten und Söldner. 16. Oktober 1551. Ştefan Rareș. Laulich: nachlässig, träge. Vințu de Jos (rum.), Alvinc (ung.), [Unter-]Winz, Winzendorf (dt.), Kreis Alba.
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im Blute der Protestanten abzuwaschen, mit deren Vertilgung er schon unter der Königin Isabella umging, jetzt aber, besonders bey dem König Ferdinand Ehre einzulegen hoffte, wenn ihn nicht die göttliche Rache verfolgt und seine boshaften Entwürfe zuletzt auf einer Seite, wo er sich am sichersten zu seyn glaubte, vereitelt hätte |:David Herrmann Annales:|. Es war vorauszusehen, daß zumal die Szekler, die diesem Menschenfeinde am meisten ergeben waren, bey diesem Mord große Augen machen würden. Castaldus schickte also, um Unruhen vorzubeugen, eine eigene Gesandtschaft nach Maros Vásarhely29, wohin der Frater Georg, ohne sein nahes Ende zu ahnen, einen Landtag ausgeschrieben hatte. Hier ließ er den Ständen vortragen, was ihn zu diesem gewaltsamen Schritte bewogen hätte, und sie zur Treue gegen den König Ferdinand ermahnen, wogegen sie von demselben, gegen alle von Seiten der Türken zu befürchtenden Anfälle geschützt werden sollten. Zu gleicher Zeit wurden zum Landtag in Preßburg30 auch aus Siebenbürgen von allen drei Nationen eigne Abgeordnete berufen. Von Seiten der Cronstädter ging Johann Benkner31 hin, und kehrte erst den 16. Jenner32 1552 zurück. In letztgemeldetem 1552sten Jahre fiel der Moldauer Woywode Stephan bey allen seinen, den Cronstädtern gethanen Verheissungen den 4ten July bey Háromszék ins Land hinein. Um ihn vom Cronstädter Bezirk abzuwehren, wurden von hieraus die böhmischen Reuter33 und Lanzknechte ihm entgegengeschickt, welche bey Tartlau stehen blieben. Auch kam in dieser Absicht aus Siebenbürgen eine Menge Volks herbey, die es aber doch nicht verhindern konnten, daß er nicht acht Tage lang in Háromszék die gräulichsten Verwüstungen angerichtet hätte. Nun wurde für das gesammte Siebenbürgische Heer bey den Siechbrüdern vor der Blumenau ein Lager aufgeschlagen. Anstatt daß die auf Tartlau beorderte ferdinandische Mannschaft diesen Ort vertheidigt hätte, zog sie sich nach Cronstadt hinein und ließ dem Woywoden freyen Spielraum das Schloß in Tartlau zu belagern und zu bestürmen. 76 Schüsse hatten sie auszuhalten, mehr konnte er ihnen nicht anhaben, weil sie sich männlich wehrten. Er legte also nur noch den Markt Tartlau in die Asche, und zog alsdann wieder ab. Nun belagerte er den 14ten July auch das Honigberger Schloß, dem er doch eben nichts gewinnen konnte. Er zeigte sich hierauf vor dem Lager bey Cronstadt, von wo er sich unverrichteter Sache zurückzog. Vermuthlich war es ihm zu stark besetzt, ob ihm gleich, wenn er sein Glück verstanden hätte, 29 30 31
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Târgu Mureș (rum.), Marosvásárhely (ung.), Neumarkt am Mieresch (dt.), Kreis Mureș. Bratislava (slovak.), Pozsony (ung.), Pressburg (dt.), Kreis Bratislavsky. Johannes Benckner (gest. 1565), Mitglied des Kronstädter Rates (1535-1540), Kronstädter Stadthann (1543-1546), Kronstädter Stadtrichter (1547, 1548, 1550-1552, 1555-1560, 1565). Januar, Jänner. Reiter.
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die Uneinigkeit zwischen den Szeklern und den ferdinandischen Truppen zu Statten hätte kommen können da diese von den Szeklern selbst Verräthereyen fürchten und sich nicht in das Lager zu gehen getrauten|: Anonymi Diarium l.c. p. 535; Ostermeyer:|. Ueberhaupt aber bewiesen sich die ferdinandischen Truppen im Dienste sehr laulich und zeichneten sich auch in Cronstadt bloß als Schuldenmacher aus. Sie hatten binnen sechs Monaten keinen Sold empfangen, und mussten sich folglich auf diese Art aushelfen, bis endlich im Landtag den 2. September 1552 ausgemacht wurde, die von denselben hinterlassenen zahlreichen Schulden zur Entschädigung der Cronstädter auf das ganze Land aufzutheilen. Inzwischen ging es bunt in der Nachbarschaft her. In der Moldau wurde der Woywode Stephan, vieler begangener Grausamkeiten wegen von den Bojaren ermordet, und an seiner Stelle Alexander34 eingesetzt, der den Cronstädtern, wie sein Vorgänger durch einen eigenen Gesandten gute Nachbarschaft und Frieden angelobte |:den 27. September 1552:|. In der Wallachey wurde der Mirtse Vajda, deßen vielseitige Tyranneyen wir schon oben geschildert haben, endlich im Monat November von einem gewissen Radul35 verjagt, trieb ihn aber in dem Jahr nebst seinen Anhängern mit Hülfe der Türken wieder hinaus, und wurde von den Türken und dem Moldauer Woywoden im folgenden 1553ten Jahre den 12ten May aufs neue eingesetzt. Die Cronstädter geriethen hierbey in eine neue Verlegenheit, indem der Mirtse die nach Cronstadt geflüchteten Bojaren von ihnen unter schweren Drohungen herausforderte. Aber diese verließen die Stadt von freyen Stücken, ohne die ihnen bevorstehenden Unbilden abzuwarten. Unter diesen Unruhen gingen die im vorigen Winter hier neuerdings eingelegten Cavalleristen und Lanzknechte mit Hinterlassung vieler Schulden aus Burzenland hinweg. Den Cronstädtern, die nun sich selbst überlassen waren, blieb nur übrig, ihre Kräfte zu prüfen, ihre bewehrte Mannschaft zu mustern, Schlößer und Basteyen in Augenschein zu nehmen, und sich auf alle Fälle in Verteidigungszustand zu setzen |:Ostermeyer Diar:|. Wirklich befanden sie sich auch in einem großen Gedränge. Auf einer Seite wurden sie von den Türken und den ihnen ergebenen Wallachen, auf der anderen von den Szeklern bedrohet, die dem König Johann noch immer anhingen, und auch daher auf dem in Schäßburg ausgeschriebenen Landtag nicht erscheinen wollten, zuletzt aber doch von dem Woywoden Stephan Dobo36, eben da sie sich bey Maros Vásárhely zusammenrotteten, überascht und gezwungen wurden, dem König
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Alexandru Lăpușneanu (gest. 1568), Woiwode der Moldau (1552-1561, 1564-1568). Radu Ilie (gest. 1558), Woiwode der Walachei (1552-1553). Stephan Dobó, Woiwode Siebenbürgens (zusammen mit Franziscus Kendi 1553-1556).
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Ferdinand zu huldigen. Ein gleiches widerfuhr den in Bethlen37 versammelten Szeklern. Stephan Dobo und der 2te Woywode Franz Kendi38 suchten sie daselbst auf und nöthigten sie, sich auf Gnade und Ungnade zu übergeben |: Anon. p. 536.; Ann. T. C.:|. Diese Vorfälle geriethen den Cronstädtern zwar in soweit zur Beruhigung, in wie weit sie mit den Szeklern unter einem Herrn vereinigt waren, und sie sich folglich vor ihnen als Gegnern nicht zu fürchten hatten. Desto mehr aber wurden sie von Seiten derer, von der Pforte ganz abhängigen Woywoden in der Wallachey und Moldau wegen ihrer Anhänglichkeit an den König Ferdinand geängstigt, da zumal statt des Mirtse Vaida ein gewisser Petrásko39 zum Woywoden in der Wallachey eingesetzt worden und zu befürchten war, daß dieser als ein neuer Woywode die Sache der Türken noch eifriger verfechten würde. Beyde Woywoden drangen darauf, daß das Land den König Johann wieder aufnehmen sollte, und wollten insolange bis dieses nicht geschähe, keine Frucht nach Siebenbürgen paßieren lassen. Noch ernstlicher war der mit Drohungen begleitete Befehl des türkischen Kaysers an die Stände. Diese versammelten sich, um hierüber zu berathschlagen, in Maros Vásárhely. Die Folge dieser Berathschlagungen war eine neue Verlegung der ferdinandischen Truppen in Burzenland, die hier bis in den 3ten Monat im Felde lagen. Die Cronstädter, die an der Grenze den feindlichen Anfällen am meisten ausgesetzt waren, hielten es nun für unumgänglich nothwendig, ihre Stadt so gut als möglich zu befestigen. Sie ließen das Schloß auf dem Berg das bisher nur mit Wällen verschanzt gewesen war, mit Mauern umgeben und unter der Leitung des Grafen Arco, wie schon oben erwähnet worden, regelmäßig ausbauen, so auch die Schanzen von der Leinweber-Bastey an bis zum Oberen Thor gänzlich erneuern |:Anon. l.c. p. 537.; Ostermeyer.:|. Bey allen diesen Anstalten befand sich das Land in der größten Klemme. Die wenigen Truppen, die von den zwey siebenbürgischen Woywoden nach Burzenland geschickt wurden, gereichten dem Volk mehr zum Schaden als zur Bedeckung. Von Seiten der Pforte wurden die Befehle vom König Ferdinand abzustehen und dem König Johann zu huldigen, so wie auch die Drohungen, falls auch diese Befehle fruchtlos wären, neuerdings wiederholt. Das Land war in Vergleichung der mächtigen Heere, die der Pforte auf jeden Wink zu Dienste standen, unbewehrt. Man sandte verschiedentliche Gesandte an den König Ferdinand ab, die ihm bis Augsburg nachreisten, mit dem Ersuchen um eine kraftvolle Unterstützung, weil es sonst das Land nimmer aushalten und dem Willen der Pforte nachgeben müßte. Allein man wurde nur ohne 37 38 39
Beclean (rum.), Betlanu (rum. alt), Bet(h)len (ung.), Kreis Bistrița-Năsăud. Franziscus Kendi, siebenbürgischer Woiwode (zusammen mit Stephan Dobó 1553-1556). Pătrașcu der Gute (gest. 1557), Woiwode der Walachei (1554-1557).
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Erfolg zur Geduld verwiesen, und die Gesandten wurden durch dergleichen Vertröstungen hingehalten. Das Land konnte also dieselben nimmer erwarten und unterwarf sich dem König Johann. Diesemnach wurde im Jahre 1556 gleich anfangs Weißenburg und Gyalu40 im Namen des Königs Johann von Peter Petrovith besetzt. Nichts desto weniger erschien der Moldauer Woywode, vielleicht die Gemüther der Siebenbürger auszuforschen, vielleicht auch nur sie in ihrer für den König Johann gefaßten Entschließung zu bevestigen, den 24ten May 1556 mit einem ziemlichen Heer vor Tartlau und schlug daselbst sein Lager auf. Um allen widrigen Folgen zu begegnen, ging der damalige Stadtrichter von Cronstadt41 zu ihm hinaus ins Lager, ihn zu bewillkomnen, und wurde von ihm mit vielem Anstand empfangen. Bald darauf ging der Woywode zurück, erschien aber den 14ten Junii schon wieder, eben bey Tartlau, kehrte aber nach etlichen Tagen wieder zurück |:Ostermeyer Diar.:|. Noch immer suchte indeßen der Woywode in Siebenbürgen Stephan Dobo das Land für den König Ferdinand zu behaupten und war fest. Petrus Petrovith belagerte das Schloß und both zugleich das Landvolk zur Belagerung auf. Einige Szekler widersetzten sich, und wurden deswegen von den Wallachen zur Strafe gezogen, deren 3.000 den 5ten Julii 1556 aus der Wallachey einrückten und sofort ihren Weg in das Innere von Siebenbürgen fortsetzten, um den Petrus Petrovith zu unterstützen. In gleicher Absicht erschien den 23ten August der wallachische Woywode Petrasko mit einem beträchtlichen Heere unweit Cronstadt. Der Stadtrichter Johann Benkner ging auch zu ihm ins Lager hinaus, und wurde ebenwie vorhin vom Moldauer Woywoden, von ihm feyerlich empfangen, ja auch in die Stadt zurück mit Trommeln und Pfeifen begleitet. Acht Tage hielt sich der Woywode hier auf und ging dann eben ins Feld zum Petrovith. Cronstadt lieferte bey dieser Gelegenheit an Petrovith 300 Trabanten außer dem von den Dörfern aufgebotenen Landvolk |:An. l.c.p. 538-539.; Ostermeyer.:|. Nun wurde denn auch die Königin Isabella den 22. October von den Ständen feyerlich in Siebenbürgen eingeholt. Wie Stephan Dobo sah, daß er der Gewalt nimmer widerstehen konnte, so übergab er sich mit dem Schloß der Isabella und bedung sich nur einen friedlichen Abzug aus. Dieser wurde ihm versprochen. Allein – so tief war noch die Menschlichkeit unter der Cultur – er langte in Weißenburg den 11. December kaum an, so wurde er in Ketten gelegt und nach Szomos Ujvár42 gefangen zurückgeführt, woher er erst den
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Gilău, Gelău, Jilău (rum.), Gyalu (ung.), Julmarkt, Gela, Gelau (dt.), Kreis Cluj. Johannes Benckner. Gherla (rum.), Szamosújvár (ung.), Armenierstadt, Neuschloss (dt.), Kreis Cluj.
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15. November 1560 durch eine besondere List entkam |:Ostermeyer Diar.; Würgengel S. 64. 65.; Bethlen. Hist. Tr. I. 602. II. 7.:|. Isabella sah sich nun im Besitz von Siebenbürgen, am Ziel ihrer Wünsche. Doch wurde ihr indeß dasselbe durch neue Unruhen verrückt. Einer der Ersten im Lande Franciscus Bebek43 hatte den unglücklichen Gedanken, sie um die Statthalterschaft von Siebenbürgen zu bitten, so wie auch um das Schloß Gyalu. Die Königin traute ihm nicht und wies ihn ab. Er sann auf Rache und wandte sich an die Pforte. Nebst dem, daß er hier die Isabella sowohl als ihren minderjährigen Sohn, als der Regierung unfähig zu verkleinern suchte, erbat er sich von der Pforte, was er von der Isabella nicht hatte erhalten können. Isabella machte die dringende Vorstellung dagegen und Bebek wurde nicht nur abgewiesen, sondern auch der Isabella zurückgeliefert, die ihn doch wieder zu Gnaden annahm |:Würgengel S. 67.; Bethlen:|.44 Während dem machten die Truppen des König Ferdinand in Ungarn in den Besitzungen der Königin Isabella verschiedene Streifzüge, wurden aber auch immer von ihren Feldherren zurückgeschlagen. Die Cronstädter hingegen fanden es für gut, ihr Bergschloß mit einem neuen festen Thurme zu verstärken |:Ostermeyer:|. So wurde denn hier, als anderwärts, für die Sicherheit des Inneren gesorget. Allein desto trübseliger ging es in der Nachbarschaft auf den beyden Seiten her. In Ungarn wurden die Güter der Isabella von den Truppen des König Ferdinand, der nunmehr auch zum römischen Kayser erwählet worden war, von Zeit zu Zeit angefochten und verheert. In der Wallachey starb der Woywode Petrasko und dem berüchtigen Mirtse glückte es schon wieder, die fürstliche Würde bey der Pforte zu erringen und sich an seinen alten Gegnern zu rächen. Zweyhundert Bojaren mußten seinem Rachschwerte samt ihren Weibern und Kindern zum Opfer werden. Einige waren noch so glücklich, ihm zu entrinnen und hier in Cronstadt Schutz zu finden. Allein Mirtse verfolgte sie auch hier und ließ die Wallachey solange für die Cronstädter sperren, solange ihm diese nicht preisgegeben würden. Auf einen eigenen Befehl der Königin, die alles eingehen musste, um es nur mit der Pforte und ihren Günstlingen nicht zu verderben, mußten die Cronstädter endlich auch diese Auslieferung geschehen lassen |:Ostermeyer:|. Allein nun entstanden die gräulichsten Auftritte in Siebenbürgen selbst. Franciscus Bebek gab sich nicht zufrieden und zog auch den Franc[iscus] und Anton Kendi45 auf seine Seite. In der Absicht ein Triumvirat in Siebenbürgen zu errichten, suchten diese drey Verbündeten theils bey der Pforte die Königin 43
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Ferenc Bebek de Pelsőc (gest. 1558), Obergespan im Komitat Gömör, 1528 Oberbefehlshaber in Oberungarn. Anmerkung Lassel: „Bethl. Hist.Tr. I. S. 604-607. 619.“ Sándor (Alexander) Kendi, Bruder des Franz Kendi.. Der Irrtum geht bereits auf Fuchsens Chronicon zurück (S. 60).
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und ihren Sohn zu verschwärzen, ja um ihren Endzweck nicht zu verfehlen, 1558 und wenn alle Stricke zerreissen sollten, beyde desto gewißer aus dem Wege zu räumen, ließen sie sich von Constantinopel Gifte bringen. Sie wurden aber verrathen und Melchior Balássa |:Menyhard:|46 ein Mann von besonderer Kühnheit und Entschloßenheit, der noch überdieß gegen sie einen alten Groll hegte, ließ sich dazu gebrauchen, dieselben, ehe sie ihr gefährliches Vorhaben ausführen könnten, aus der Welt zu schaffen. Um dieses ins Werk zu setzten, ließ Isabella einen Landtag nach Weißenburg ausschreiben, mit dem geschärften Befehl, daß kein einziger von den Ständen ausbleiben sollte, weil Sachen von der größten Wichtigkeit zu verhandeln seyen. Die drey Verbündeten erschienen ohne Bedenken. Balássa begab sich, so wie er ihre Ankunft erfahren hatte, aus Weißenburg hinaus, um allen Verdacht zu entfernen, machte aber insgeheim Anstalt, daß sich 200 Mann von der Ungrischen und Pohlnischen Infanterie in der Nacht an einem abgesonderten Orte ausserhalb der Stadt versammelten. Der Hahn, dessen Krähen sich in der Passionsgeschichte so merkwürdig gemacht hat, mußte auch hier mit der ersten Stimme, die er von sich hören ließ, die Losung geben. Auf sein erstes Krähen schlich sich Balássa mit seinen 200 Mann durch ein kleines Thürchen nach Weißenburg hinein, ging auf das gemeinschaftliche Quartier der drey Verschworenen zu, die diese ganze Nacht nebst vielen anderen zusammen gezechet und geschmauset hatten und nun im Begriff waren, ihren Rausch auszuschlafen und ließ das Quartier umringen. Nun stürtzten denn die Entschloßensten in ihre Gemächer hinein. Ihr erstes Opfer war Franc[iscus] Kendi, der in seiner Schlafkammer überfallen und mit einem Spieß durchstochen wurde. Bebek wollte sich wehren, unterlag aber der Menge. Sie stießen ihn in die Mitte und hier wurde ihm stehend von einem Soldaten der Kopf abgehauen. Jetzt war die Reihe am Anton Kendi. Er war mit dem Podagra47 behaffet, stieß nur etliche Seufzer aus und wurde ohne Barmherzigkeit, aber auch ohne Widerstand im Bette erstochen. Nun wurden die Leichnahme in den Hof hinausgewälzt und dort in Stücke gehauen |:Bethlen I. 619.; Fuchs Chron.; Ostermeyer:|. Die Art dieser dreyfachen Ermordung ging über alle Beschreibung. Isabella konnte sich nicht selbst davon überzeugen, ehe ihr von einem erhabenen Orte, die im Hof liegenden zerstückten Körper gewiesen wurden. Nun gerieth sie aber auch, unerachtet sie selbst ihre Ermordung befohlen hatte, in ein solches Schrecken, daß sie von Kräften kam und in eine auszehrende Krankheit verfiel. Natürlicher Weise mußte diese Greuel-Scene, die sich in der Nacht auf den 1. September 1558 zwischen 1 und 2 Uhr ereignete, auch unter dem Volke vieles Aufsehen erregen. Isabella berief die Stände gleich diesen Morgen zusammen und 46 47
Balassa Menyhért. Podagra (lat.): Fußgicht.
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trug ihnen die Unthaten der drey Ermordeten vor, konnte es aber doch nicht verhüten, daß nicht Manche hiebey gegen sie erkalteten, deren Denkart sich mit der Verurtheilung und Hinrichtung so großer Männer, ohne daß sie nur einmal verhört worden seyen, nicht vertragen konnte. Indeßen schwand die Königin selbst nach und nach. Wie sie sich am Ziele ihres unruhigen Lebens sah, übergab sie dem Balássa die Vormundschaft über ihren Sohn, der sein volles Alter noch nicht erreicht hatte. Er hatte ihr bey der Hinrichtung der drey Verschworenen zu wichtige Dienste geleistet, und die zwey Schlößer, die er von ihr dafür zum Geschenk erhalten hatte, waren zu kostbar, als daß sie nicht an ihm ihren vertrautesten Höfling zu finden geglaubt hätte. Wie sehr sie sich aber verrechnet habe, werden wir in der Folge sehen. Indeßen verließ sie mit dem Gedanken, daß sie ihr Haus vollkommen wohl bestellt habe, den 15. September 1559 die Schaubühne dieser Welt auf der sie eine so mannigfaltige Rolle gespielt hatte: in der Einbildung eine Krone getragen zu haben, die doch keine Wurzel hatte, und mit Dornen und Disteln verflochten war, eine Krone, auf welche ihr Gemahl, noch ehe er sie heirathete, in Absicht auf seine Nachkommenschaft Verzicht geleistet, eine Krone, deren Flittergold sie bey ihrem Gemahl ein Jahr lang erfreuet hatte, aber mit seinem Tode schwand, eine Krone, die durch die Kräfte eines übermüthigen Schutzherren und Bundesgenoßen verfinstert, durch die Untreue eines abgefeimten Bösewichts getrübt, und durch die Stärke eines so überwiegenden Fürsten vernichtet wurde. Nichts tröstliches konnte sie auch ihrem Sohn hinterlassen: Zum Oberherren von Siebenbürgen wurde er denn auch von der Pforte bestättigt, allein weiter konnte er nicht gelangen, führte zwar den Namen eines erwählten Königs von Ungarn, konnte sich aber auch dieses leeren Titels nicht lange erfreuen, ja auch diesem mußte er nach der Hand, wie sein Vater, wie seine Mutter, durch einen feyerlichen Friedensschluß entsagen. Sein erstes Regierungsjahr verfloß unter denselben Aussichten auf einen billigen Frieden mit dem Kayser Ferdinand, dem er und das Land entgegenseuftzen. Indeßen waren die Cronstädter, da sie eben dieses und das nachfolgende Jahr von außen Ruhe hatten, nicht müßig, auch in ihrem Inneren gemeinnützige Veränderungen zu machen. Die S[ank]t Catharinen Kapelle hatte bisher bloß zum Begräbnißplatze gedient. Nun brachen sie dieselbe ab und bauten auf ihre Stelle ein zweckmäßiges Gebäude zur Unterbringung der Studenten, wie auch einige Ministerialwohnungen auf. Auch setzten sie, da sie die Stadtmauern bis an das Obere Thor bereits ausgefertigt hatten, dahin ein neues Thor ein. Durch die vielfältigen Feuersbrünste, die sich hier eine Zeit her ereignet hatten, gewitzigt, verfügten sie, daß statt der abgebrannten 60 hölzernen Häuser, andere, Mauerfeste Gebäude, wozu der Magistrat selbst die Unkosten herschoß, errichtet und die überflüssigen Dachlauben eingestellt
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wurden und erließen den Abgebrannten zur Unterstützung den Zins auf 10 Jahre |:Fuchs Chron.:|. Auch schränkten sie den Pfarrhof ein und erbauten auf der einen Seite, gegen dem sogenannten Kirchgässel48, Wohnungen für Kirchen- und Schul-Diener |:Ostermeyer Diar.:|. Mittlerweile gelangte Johann Sigismund zu seinem vollen Alter und regierte unter dem Titel eines erwählten Königs von Ungarn für sich alleine. Auch ihm wurde aber, wie seiner Mutter die Regierung durch stete Unruhen und Kriege verkümmert. Der Erste, der wider ihn aufstand, war sein gewesener Vormund Melchior Balássa. Er war die Herrschaft als Vormund zu sehr gewöhnt, als daß er sich davon hätte entwöhnen können. Zuvörderst verschanzte er sich in Szathmár49, sodann erklärte er sich öffentlich für den Kayser Ferdinand. Um ihm Einhalt zu thun, wurde alles, was Waffen führen konnte, im Lande aufgebothen. Von Seiten der Cronstädter ging der schon mehrmals bekannte Rathsverwandte Simon Goldschmied mit den Cronstädter Trabanten zur Armee. Die Spuren seiner hiebey bewiesenen Tapferkeit und erlittenen Schüße und Hiebe brachte er an seinem zerschossenen Harnisch aus dem Gefechte bey Hadad50 mit nach Hause obgleich dieses durch die Unvorsichtigkeit des Obristen Franc[iscus] Nemeti sehr unglücklich abgelaufen war |:Würgengel. 84-85:|. Balássa war deswegen nicht glücklicher. Durch die türkischen Hilfstruppen, die von Temesvár und Ofen, Szolnok51 und Lippa herbeyströmten, kam er so ins Gedränge, daß er, in der Verzweiflung sein Szathmár behaupten zu können, dasselbe heimlich verließ und sich auf einem einfachen Fischerkahn hinwegflüchtete. Unwillig, daß ihnen der Fang mißlungen war, ließen nun die Türken ihren Zorn an dem verlassenen Szathmár aus, welches sie völlig einäscherten. Johann litt dabey am meisten, deswegen brachte er sich selbst durch Geschenke und Bestechungen hinweg. Balássa hingegen fand Mittel, sich zu erholen, setzte ihnen nach und erschlug ihrer 2.400 |:Würgengel S. 86:|. Vermuthlich war es das Glück, das den Balássa begünstigte, was die über die Zinsen, mit welchen sie bedrückt waren, unwillig gewordenen Szekler veranlaßte, wider den König Johann aufzustehen. Sie suchten hiebey auch die Cronstädter und die übrigen Sächsischen Städte in ihr Interesse zu ziehen, und forderten sie auf, mit ihnen für die Freyheit des Vaterlandes zu streiten, fanden aber mit diesem Blendwerk kein Gehör. Sie ließen sich indeßen hiedurch nicht abschrecken, 40.000 rotteten sich bey Maros
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Strada Hans Benkner (ab 1991), Str. Lirei (1945-1991), Herfurthgässchen (1937-1945), gelegen zwischen dem heutigen B-Gebäude der Honterusschule und dem Stadtpfarrhaus. Satu Mare (rum.), Szatmár Németi (ung.), Deutsch-Sathmar, Sathmar (dt.), Kreis Satu Mare. Hodod (rum.), Hadad (ung.), Kriegsdorf, Hadad (dt.), Kreis Satu Mare. Szolnok (ung.), Sollnock (dt.), Komitat Jász-Nagykun-Szolnok.
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Vásárhely zusammen, wurden aber von Gabriel Maylath52 und Ladislaus Radák53 aus dem Feld geschlagen und von den Gefangenen die Rädelsführer in Schäßburg zum Theil auf eine jämmerliche Weise hingerichtet, zum Theil an Nasen und Ohren gestümmelt, die übrigen aber begnadigt |:David Herrm. Ann.; Der Würgengel S. 90.; Bethlen II, 19-23:|. Dadurch war denn die Ruhe von Innen, und weil im Jahre 1563 des Königs Johann Schutzherr, der Türkische Kayser, mit dem König Ferdinand einen Waffenstillstand auf acht Jahre gemacht und in denselben den König Johann eingeschlossen hatte, auch von außen auf eine Zeitlang hergestellt. Johann besuchte in dem 1563. Jahr auch Cronstadt, wurde aber hier mit einer so heftigen Krankheit befallen, daß man ihn todt sagte. Um diese Zeit herrschte in der Moldau seit 1561 der Jacob Despota54, von Creta gebürtig. Dieser hatte schon ehedem vom König Johann die zwey Schlösser Kükülövár55 und Csicso56 abgefordert, die noch einer von seinen Vorgängern vom König Matthias zum Geschenk erhalten hatte, war aber mit seinem Gesuche abgewiesen worden. Nun glaubte er auf das Gerücht vom Tode des Königs Johann, seine Ansprüche geltend machen zu können, und rüstete sich zu einem Einfall bey Oitos57, zog sich aber wider zurück, da er hörte, daß Johann genesen sey und wurde bey seiner Zurückkunft vom Alexander, den er vorher verdrungen hatte, in Sutsova58 mit Hülfe der Türken belagert, hingegen von seinen Leuten, die er durch manche Grausamkeiten erzürnt hatte, verlassen. Er beschloß also, sich dem Alexander freywillig zu übergeben. Auf die Versicherung, daß ihm kein Leid zugefügt werden sollte, ging er zu ihm hinüber, mußte aber bald das Gegentheil erfahren. Alexander ließ ihn viertheilen und schickte den Kopf der Pforte |:Fuchs Chron.; Bethlen Hist. Tr. II. p. 32. der Würgengel erzählt dieses mit veränderten Umständen S. 91-96:|. Johann ging den 1. May auf Hermannstadt ab, und suchte bey dem Kayser Maximilian59, der nun dem Kayser Ferdinand in der Regierung gefolgt war, Frieden. Vielleicht wäre er auch zu Stande gekommen, wenn er nicht durch die Ausschweifungen des 52
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Gabriel Majláth (gest. 1577), Heerführer von Johann II. Sigismund (1566), verkauft seine Güter und stirbt in Mähren. Ladislaus Radák, Offizier unter Fürst Johann II. Sigismund, ist 1562 an der Niederschlagung eines Szekleraufstandes beteiligt, 1575 steht er auf Seiten von Kaspar Bekes, des Rivalen von Stephan Báthori, wird von letzerem jedoch 1578 begnadigt. Despot Vodă (Ion Voievod) (ca. 1523-1563), Woiwode der Moldau (1561-1563), geboren auf der Insel Samos. Cetatea de Baltă (rum.), Küküllővár (ung.), Kokelburg (dt.), Kreis Alba. Cetatea Ciceului (rum.), Csicsóvár (ung.), Kreis Bistrița-Năsăud. Pasul Oituz (rum.), Ojtozi-szoros (ung.), Oituz-Pass (dt.), Kreis Covasna. Suceava (rum.), Sutschawa (dt.), Kreis Suceava. Maximilian II. von Habsburg (1527-1576), König von Böhmen (1562-1576), Römischer König (1562-1576), König von Ungarn (1563-1576), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1564-1576).
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Balássa verrückt worden wäre. Es war dieses ein Mann, der bloß seinen Leidenschaften fröhnte. Wider den König Johann hatte er sich schon erklärt und sich dadurch dem Unwillen der Pforte ausgesetzet. Nun erkühnte er sich aber gar mitten unter den, zwischen dem Kayser Ferdinand und dem König Johann angeknüpften Friedensunterhandlungen, die dem König Johann unterwürfigen Oerter in Ungarn feindselig zu behandeln. Von allen Seiten erschollen Klagen über die Zerstörungen, die seine Truppen anrichteten. Kayser Ferdinand war inmittelst verstorben und sein Sohn Maximilian II. folgte ihm auf den Thron. Maximilian brauchte nicht Ernst genug, dem Balássa Einhalt zu thun. Dadurch erkältete der Eifer des Königs Johann, die Friedensunterhandlungen fortzusetzten. Auf sein Geheiß suchte Stephan Báthori60, Kommandant von Großwardein den Balássa in seinem Hauptsitze Szathmár auf und nahm diesen Ort ein, und machte hierauf viele andere veste Oerter, die der Balássa nie gehabt, dem König unterwürfig |:Bethlen II. 30. 38:|. Die zu diesem Feldzug wider den Balássa von den Cronstädtern gestellte Mannschaft wurde von dem Rathsverwandten Simon Panier61 angeführt, allein er wurde von der Ungrischen Reuterrey62 verrathen und kam dadurch in Gefangenschaft, wurde aber von Balássa wieder freygelassen |:Fuchs Chron. 1565:|. Nun schlugen also die Kriegsflammen wieder von allen Seiten zusammen. Zwar machte der König Johann neue Versuche, den Kayser Maximilian zu einem leidlichen Frieden zu bewegen, änderte aber während dem, daß er seine Gedanken dem kayserlichen Hofe eröffnet hatte, seine Sprache, und nahm einen Theil der schon eingegangenen Bedingungen zurück. Die Krone von Ungarn und einige Schlößer diesseits der Theiß nebst einer völligen Unabhängigkeit des Fürstenthums Siebenbürgen, waren die Punkte, um welche die Unterhandlungen angelten. Der Kayser wollte Allein-Herrscher und König von Ungarn seyn und bleiben, von den Ungrischen Schlößern nichts abgeben und den König Johann als Fürsten von Siebenbürgen anerkennen, nur nicht als König von Ungarn. Johann konnte es nicht vergeßen, daß er schon in der Wiege zum König erwählt worden war. Wenn auch etwas von den übrigen Punkten nachgegeben wurde, so hatte doch die Krone und der königliche Titul in seinen Augen zu vielen Werth für ihn, als daß er sich derselben begeben konnte. Dazu wurde er durch die Verheißungen der Pforte, die ihm alles versprach, immer wieder aufgefrischt. So zerschlugen sich denn die Unterhandlungen wieder, Kayser Maximilian war aufgebracht und wollte von keinem Frieden mehr wissen. Johann sah sich also genöthigt, den Türken wieder um Hülfe zu bitten. 60
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Stephan Báthory (1533-1586), Woiwode Siebenbürgens (1571-1576), Fürst von Siebenbürgen (1576-1581), König von Polen (1576-1581). Simon Panyer, Kronstädter Senator (1560-1564), Sprecher (Orator) der Hundertmannschaft von Kronstadt (1567-1573). Reiterei.
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Gar bald aber kamen dem Kayser Solymann die Schritte zu Ohren, die der König Johann bey dem Kayser Maximilian gemacht hatte. Der König Johann, dessen ganzes politisches Daseyn vom Solymann abhing, sah nun ein, daß hier alle Spannfedern in Bewegung gesetzt werden müßten, um denselben zu besänftigen. Solyman hatte dem Kayser Maximilian den Krieg wegen nicht gehaltenen Friedensbedingungen angekündigt und rückte mit einem mächtigen Heere aus, in der Absicht Ungarn und Siebenbürgen völlig unter sich zu bringen, und lagerte sich bey Belgrad. Johann wagte es mit einem ansehnlichen Gefolge in Person zu ihm ins Lager zu gehen und sich seinem Schutze zu empfehlen. Dieß wirkte soviel, daß ihm Solymann außer den reichlichen Geschenken, womit er ihn überhäufte, alle Oerter in Ungarn von Szolnok bis Debrezin63 abtrat |:Bethlen II. 102-130.; Würgengel p. 107-109:|. Indeßen hatte dem Solymann selbst seine letzte Stunde geschlagen. Er starb im Lager während der Belagerung von Szigeth64 in seinem 80sten Jahre. Sein Sohn Selim II.65 gelangte auf den Thron und bestättigte den König Johann in seinem Reiche. Nun lebte auch die Ruhe in Siebenbürgen wieder auf. Die beyden Kayser erneuerten den Waffenstillstand auf 8 Jahre und schloßen auch Siebenbürgen ein. Johann besuchte in diesem Ruhestand Cronstadt den 10. Februar 1568 aufs neue, ohne daß man wißen kann, was hiezu Anlaß gegeben, erst am 19ten Tage verließ er es wieder. Die folgenden zwey Jahre verliefen, ohne daß sie sich durch einige besondere Fälle ausgezeichnet hätten. Johann gedachte indeßen Ruhe und Wohlstand durch eine engere Verbindung mit dem Kayser Maximilian zu befestigen und erwirkte zwar bey dem Kayserlichen Hofe durch einen förmlichen Verzicht, den er auf den Königlichen Titul leisten mußte, den Frieden und ungestörten Besitz von Siebenbürgen, nebst den Gespanschaften Bihar66, Marmaros67, Kratzna68 und Mittel-Szolnok und dem Versprechen, daß ihm eine von den Verwandtinnen des Kaysers, entweder aus dem Julischen oder Bayrischen Hause zu Theil werden sollte. Allein dieses war auch alles, was ihm in dieser Sterblichkeit beschieden war. Er verließ die Welt, ehe noch die Bedingungen realisiert wurden, in seinem 31sten Jahre den 14. März 1571. Mit seinem Tode eröffneten sich dem Land neue, bange Aussichten. Siebenbürgen war durch die verschiedentlichen Tractate, welche die beyden Könige Johann mit den kayserlichen Höfen abgeschloßen hatten, zu einem eigenen von Ungarn abgesonderten Staate geworden. Aber Selbstständigkeit war nicht 63 64 65 66 67 68
Debrecen (ung.), Debreţin (rum.), Debrezin (dt.). Komitat Hájdu-Bihar. Szigetvár (ung.), Siget (kroat.), Inselburg (dt.), Komitat Baranya. Selim II. (ca. 1524-1574), Sultan des Osmanischen Reiches (1566-1574). Bihor (rum.), Bihár (ung., dt.) Maramureș (rum.), Máramaros (ung.), Maramuresch (dt.). Crasna (rum.), Krazna (ung., dt.).
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sein Loos. Zwischen zwey mächtigen Kaysern, deren keiner die Landeshoheit von Siebenbürgen abgeben wollte, stand es in der Mitte. Dießmal hatte sich Christoph Báthori69 das allgemeine Zutrauen erworben und wurde daher von den Ständen zum künftigen Beherrscher ersehen.70 Alleine er war mit dem Podagra behaftet, und lehnte daher selber diese höchste Würde von sich ab. Dagegen schlug er hiezu seinen Bruder Stephan Báthori vor. Außerdem, daß er aus einem Hause stammte, daß sich schon in den ältesten Zeiten mit Ruhm ausgezeichnet hatte, machten seine eigenen Verdienste und Gemüthsgaben seine Ansprüche vollwichtig. Ihn wählten also die Stände als den Würdigsten, zu ihrem künftigen Fürsten. Allein ein mächtiger Mitwerber that sich in der Person des Caspar Békes71 hervor. Dieser war zwar von Adel, aber von einem mittelmäßigen Stande, am Hofe des ehemaligen Statthalters Petrus Petrovith erwachsen, und durch diesen dem verstorbenen König Johann empfohlen worden, bey dem er sich so einzuschmeicheln gewußt hatte, daß er sich von ihm zu den gefährlichsten Schritten einleiten ließ, und ihn dagegen mit den wichtigsten Aufträgen beehrte. Dahin gehören die letzten Geschäfte, die er für seinen Herrn auch gegenwärtig bey dem Römischen Kayser ausführte, die jedoch durch desselben frühzeitigen Tod unterbrochen wurden. Auf diesem Wege hatte er sich denn in ausnehmende Gnaden bey dem Römischen Kayser gesetzt, und so wie eine künftige Oberherrschaft das beständige Ziel, seiner Entwürfe gewesen war, so hatte er schon seinen Aufenthalt bey dem Kayserlichen Hofe benutzt, um sich den Weg dazu auf alle Fälle zu bereiten. Nun traf er gerade am Wahltag in Weißenburg ein. Das Vivat-Rufen, das für den neu erwählten Fürsten von allen Seiten ertönte fiel ihm auf. Seine Sache war es nicht, daselbst zu verweilen. Er eilte in das Fogarascher Schloß, das er von seinem ehemaligen Inhaber Gabriel Maylath durch besondere Künste erschlichen hatte. Von dort schickte er geheime Bothen an den RömischKayserlichen Hof und verlangte, dem Stephan Báthori, der dieser Würde nicht gewachsen sey, wenigstens als zweyter Woywode an die Seite gesetzt zu werden |:Bethlen II. 213-227:|. Báthori wollte es mit keinem von beyden Kaysern verderben und fertigte seine Gesandten an beyde Höfe ab, wurde auch von beyden aufs feyerlichste als Woywode von Siebenbürgen bestättigt |:Bethlen 231-245:|. Békes hielt sich in seinem Fogarascher Schloß inne, suchte nur unter der Hand den Stephan Báthori zu verkleinern, setzte sich halsstarrig seinen Befehlen entgegen und 69 70
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Christoph Báthory (gest. 1581), Woiwode von Siebenbürgen (1576-1581). Anmerkung Lassel: „Von dieser Wahl des Christoph Báthori erwähnen die Geschichtsschreiber nichts.“ Gleichlautende Anmerkungen im Exemplar von Samuel Frätschkes (AHG: IV.F.61.I), bei Joseph Dück (AHG: IV.F.137) und in AHG: IV.F.61.II. Caspar Békes de Kornyát, 1565 Oberkämmerer, Schatzmeister, dient, nachdem er sich mit Báthori ausgesöhnt hat, unter diesem in Polen.
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entzog sich den Landtägen. Sein Uebermuth stieg immer höher. Ueberall suchte er Unruhen anzuzetteln. Báthori sah sich endlich genöthigt diesem Unwesen mit den Waffen in der Hand ein Ende zu machen. Er schickte also einen Trupp Soldaten hin, um ihn in seinem Schloße förmlich zu belagern. Da sich Békes zu schwach fand, dieser Menge zu widerstehen, so ließ er seine besten Schätze bey seinem vertrautesten Freunde Paul Gyulai72 in Verwahrung, ließ bey nächtlicher Weile auf der einen Seite des Schloßes ein Geräusch mit Trompeten, Pauken und Canonenschüssen machen, als ob er einen Ausfall vor hätte, um die Aufmerksamkeit der Belagerer auf diese Seite des Schloßes zu lenken und schlich sich durch eine Hinterthür aus dem Schloß zu Pferde davon, also zwar, daß er die Hufe der Pferde mit dicken Fetzen verbinden ließ, um nicht durch ihr Geräusch verrathen zu werden. Neunzehn Tage hatte die Belagerung gedauert. Die im Schloß zurückgebliebenen ergaben sich nun freywillig und wurden vom Stephan Báthori begnadigt. Manche nahmen unter den Landtruppen Dienste an. Békes ließ nun nichts unversucht, den Báthori zu verdrängen. In der Zeit da er bey Hofe anklopfte, arbeitete er auch am Kayserlichen Hofe, um Hülfstruppen auszuwirken. An beyden Höfen erhielt er anders nichts, als das Versprechen, daß man ihm nicht entgegen setzen wolle und man überließe es ihm, ob er ohne ihr Zuthun im Stande wäre, die Gemüther im Lande zum Abfall zu stimmen, und etwa in den Kayserlichen Ländern durch eigene Werbungen eine Armee auf die Beine zu bringen. Hätten die Sachsen seinen Versprechungen Gehör gegeben, so wäre es ihm beynahe gelungen, einen Aufstand zu erregen. Allein sie blieben dem erwählten Woywoden getreu und opferten für ihn Gut und Blut auf und halfen ihm im Jahre 1575 die Schlacht wider den Békes bey Szent Pál73 [zu] erfechten |:Fuchs Chron:| wofür sie vom Stephan Báthori im Privilegio von 1575 besonders belobt worden sind. Die einzigen Szekler ließen sich noch willig finden, dem Békes wider den Báthori beyzustehen. Mit diesen vereinigte er 1575 sein aus allen Ecken, ohne einen gewissen Sold auszumachen, blos auf die Hoffnung einer reichen Beute zusammengestoppeltes Gesindel und setzte sich endlich im flachen Felde bey Szent Pál oberhalb Radnoth74. Báthori hatte inmittelst bey dem Bassa von Temesvár einige Unterstützung von türkischen Hülfstruppen bewirkt. Mit diesen und den Landtruppen zusammen rückte er dem Békes entgegen und lieferte ihm die oben mit einem Worte erwähnte Schlacht, worinn seine gesamte Mannschaft verstreut, seine vornehmsten Anhänger theils erschlagen, theils gefangen, und
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Paul Gyulay de Abafája (gest. 1591), Chronist des Feldzuges von Stephan Báthori in Russland, Rat unter Sigismund Báthori (ab 1586). Schlacht bei Sânpaul (rum.), Kerelőszentpál (ung.) am 10. Juli 1575. Iernut (rum.), Radnót (ung.), Radnot[en] (dt.), Kreis Mureș.
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Békes selbst von weiterer Hülfe entblößt, genöthigt wurde nach Pohlen zu flüchten |:Bethlen II. 288-384. Würgengel S. 139:|. Stephan Báthori sah sich nun über alle ferneren Anfechtungen erhaben und im Besitze von Siebenbürgen befestigt. Von seinen Unterthanen und zumal von den Sachsen und besonders von den Cronstädtern, die er mit den feyerlichsten Gnadenbriefen begabte, geliebt und verehrt. Allein für seine ausgebreiteten Verdienste war Siebenbürgen zu enge. Ein weiteres Feld eröffnete sich in Pohlen, wohin er den 15ten Jenner 1576 als König berufen wurde. Er zog hin von dem ganzen Lande mit Segenswünschen begleitet. Die Stände schätzten seine Verdienste zu hoch, als daß sie sich in der neuen Woywoden-Wahl, wozu sie durch seine Beförderung veranlaßt wurden, von seinem Geblüte hätten entfernen wollen. Sie wählten wieder seinen Bruder Christoph Báthori, der diese Würde abgelehnt hatte, jetzt aber auf ihr Zureden annahm. Seine Regierung war löblich, wenn man zwey Fehltritte ausnimmt, die von unabsehbaren Folgen für die Zukunft gewesen sind. Der eine war die Entziehung einer Zehentquarte der evangelischen Geistlichkeit in Siebenbürgen außer Burzenland, die derselben nicht ohne Verschulden einiger sächsischer Beamten zum Behuf der Kammer unter der Versicherung einer angemessenen Arrende abgezwackt wurde. Sein zweyter Fehler war die Einberufung der Jesuiten, die derselbe, in der Absicht, seinen kleinen Sohn Sigismund75 erziehen zu laßen, nach Siebenbürgen verpflanzte und vorerst in Monostor76 bey Clausenburg ansiedelte, so sehr sich auch seine Gemahlin, die eine reformierte war, dagegen setzte |:Dav. Herrm. Ann.; Fuchs Chron.:|. Vielleicht hätte den Folgen dieser Neuerungen unter der sonst so zweckmäßigen Regierung dieses Fürsten vorgebaut werden können, wenn er länger im Leben geblieben wäre. Allein zum Unglücke des Vaterlandes wurde er demselben schon im 51sten Jahre seines Alters den 24. May 1581 entrißen. Auf seine Vorstellung war sein Sohn schon bey seinem Leben zum Nachfolger und Fürsten von Siebenbürgen erwählt worden. Allein dieser war jetzt erst neun Jahre alt. Das beste hierbey war, daß sich Stephan Báthori, der sich schon bey seinem Abschied von Siebenbürgen eine Art von Vormundschaft77 über das Land vorbehalten hatte, des Landes noch ferner annahm, gleichwie er sich denn durch die Bestättigung des vom Matthias Fronius78 aus dem Natur- und 75
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Sigismund Báthory (1572-1613), Fürst von Siebenbürgen (1581 - Juli 1594, August 1594 - April 1598, August 1598 - März 1599, Februar 1601 - Juni 1602). Mănăştur (rum.), Kolozsmonostor (ung.), Abtsdorf (dt.), heute ein Stadtteil von Klausenburg, Kreis Cluj. Zu diesem Zweck gab es am Hof in Krakau eine eigene siebenbürgische Kanzlei. Matthias Fronius (1522-1588), Rektor des Kronstädter Gymnasiums, Stadtschreiber (1545-1571), Senator (1571 u. 1575-1587), Landtagsdeputierter (1570, 1576, 1579, 1581). Am 13.3.1583 von Stephan Báthori geadelt.
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Römischen Rechte ausgearbeiteten sächsischen Municipialgesetze79 und durch die übrigen, den Cronstädtern sowohl, als der ganzen sächsischen Nation verliehenen Gnadenbriefe in ihren Herzen ein immerwährendes Denkmal gestiftet hatte. Indeßen konnte das Land, deßen Verwaltung eine eigene Thätigkeit forderte, während der Minderjährigkeit des jungen Sigismund ohne eine eigene Regierung nicht bleiben. Erst wurden Alexander Kendi80, Wolf[gang] Kovácsocsi81, der auch zugleich Kanzler war und Ladislaus Sombori82 zu Reichsverwesern verordert. Allein sie waren Menschen, und ließen ihren Handlungen, denen oft Privatvortheile und Absichten die Richtung gaben, manch Menschliches unterlaufen, wodurch das gemeine Beste verrückt wurde. Stephan Báthori ernannte also auf die den Ständen hierüber gemachten Vorstellungen 1584 den Johann Götzi83, einen Mann von bewährten Talenten und Verdiensten zum Landes-Gubernator. Ehe wir indeßen weiter gehen, müßen wir der Cronstädter Geschichte zu Gefallen einen Rückblick auf die benachbarten Länder werfen. Ein geborener Cronstädter, deßen Vater Weiß Georg, nach anderen Mysen Hannes, nach anderen Thiesen Hannes geheißen, der von seinem Vater hier in Cronstadt auch das Ledererhandwerk erlernt hatte, wurde, wie er erwachsen war, von seiner Mutter Catharina belehrt, daß er einen andern, und zwar einen Wallachischen Woywoden zum Vater habe. Zu seiner Ueberzeugung wieß sie ihm einige Mähler an seinem Leibe, die ihm als Beweise von seinem Herkommen dienen sollten. Er ließ sich durch diese Anzeige verleiten, die ihm natürliche Laufbahn eines Cronstädter Lederers zu verlassen und eine andere in Constantinopel aufzusuchen. Hier glückte es ihm, Freunde und Gönner zu finden, und sie zu bewirken, daß der Moldauer Woywode Peter84 von der Pforte entlaßen und er 79
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Matthias Fronius: Statvta Ivrivm Mvnicipalivm Saxonvm In Transsylvania. Opera Matthiae Fronii reuisa, locupletata et edita. Corona [Kronstadt] 1583. Vgl. Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (Hg.): Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen. Unveränderte Wiedergabe des Erstdruckes von 1583. Mit einer Einführung von Adolf Laufs, München 1973. Alexander Kendi (gest. 1594), Erzieher von Sigismund Báthori, Kanzler von Siebenbürgen (1565). Wolfgang Kovacsóczi de Körtvélfája (gest. 1594), ist Sekretär in der Siebenbürgischen Kanzlei des polnischen Königs Stephan Báthori, wird unter Christoph Báthori Kanzler von Siebenbürgen (ab 1578). Ladislaus Sombori (gest. nach 1589), führt 1575 für Fürst Stephan Báthori die Anklage gegen die Bekes-Partei. Johann Ghiczy (gest. 1589), 1566 Anführer der Kavallerie in Gyula, nach dem Verlust dieser Festung 1569 geht er nach Siebenbürgen und wird von Johann II. Sigismund im Maroscher Stuhl begütert, 1577 Hauptmann von Großwardein, 1585-1588 Guverneur von Siebenbürgen, Vormund von Sigismund Báthori. Petru Șchiopul (1534-1594), Woiwode der Moldau (1574 - November 1577, Dezember 1577 - Februar 1578, März 1578-1579)
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unter dem Namen Jankola85 zum Woywoden eingesetzt wurde. Hätte er sich nur in den Schranken erhalten! Allein er ließ sich einfallen, die Unterthanen des Königs in Pohlen, wenn sie in Rechtssachen Schutz und Gerechtigkeit bey ihm ansuchten, verschiedentlich zu mißhandeln; ja er vergriff sich wider das Völkerrecht, selbst an den Pohlnischen Gesandten, wenn sich diese hierüber bey ihm beschwerten. Dadurch reitzte er den König von Pohlen zum Unwillen. Der König verklagte ihn bey der Pforte und verwendete sich für den ehemaligen Woywoden Peter. Jankola wurde flüchtig und gerieth 1582 unter die Pohlen, von welchen er in Verhaft genommen und in Lemberg enthauptet wurde |:Fuchs Chron.; Würgengel S. 141:|. In der Wallachey regierte Petrus Radolivitz86 als Woywode, ein geschickter Mann und Kenner vieler Sprachen. Allein er zog sich den Haß des Beglerbeg, Oberbefehlshaber bey der türkischen Miliz auf sich, weil er sich weigerte, ihm eine goldene Krone, die er auf 60.000 Ducaten schätzte abzukaufen |:Fuchs Chron. 1585:|. Der Beglerbeg rächte sich durch gewiße bey der Pforte wider ihn eingegebene Klagen. Peter wurde nach Constantinopel geruffen, um sich zu verantworten. Vielleicht schlug ihn sein eigenes Gewißen, er traute sich nicht, raffte seine Güter, die von Wichtigkeit waren, zusammen, und floh nach Siebenbürgen, um bey dem Fürsten Schutz zu suchen. Der erste Ort, den er hier betrat, war Rosenau, woselbst er in der Fasten zwischen 10 und 11 Uhr Nachts bey dem Pfarrer Simon Massa87 einkehrte. Hier hielt er sich drey Tage verborgen, fürchtete aber Nachstellungen und ging in einer schlichten Kleidung auf Zeiden, wo ihn der Pfarrer Georg Hirscher88 in einem Garten versteckte, hernach bezog er eine Zigeunerstube. Von hier ging er auf Helzdorf89 hinüber, in der Hoffnung, auch bey dem dortigen Pfarrer, so wie bey jenen beyden, Sicherheit zu finden. Allein hier wurde er abgewiesen. Nun nahm er seinen Weg über Nußbach90 nach Mediasch zu und wollte zum Fr[anciscus] Kendi hinüber gehen. Allein er wurde vom Thomas Koch, Bürgermeister, entdeckt und dem Gubernator Johann Götzi überliefert, der ihn in das Schloß Husst91 in Verwahrung bringen ließ. Hier schmachtete er zwey Jahre lang im Gefängniß. Endlich fand er Mittel zu entrinnen und flüchtete nach Kaschau, woher er unter einer anständigen Begleitung an den kayserlichen Hof befördert wurde. Von hier machte er eine Reise nach Rom und letztlich nach Frankreich. Ueberall 85 86 87
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Iancu Sasul (gest. 1582), Woiwode der Moldau (1579-1582). Petru Cercel (1545-1590), Woiwode der Walachei (1583-1585). Simon Massa (ca. 1536-1608), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1563), Pfarrer in Honigberg (1569), Pfarrer in Rosenau (1580), Stadtpfarrer von Kronstadt (1591), ab 1578 mehrfach Dechant des Burzenländer Kapitels. Georg Hirscher (gest. 1603), Pfarrer in Neustadt (1572), Pfarrer in Zeiden (1576-1603). Hălchiu (rum.), Höltövény (ung.), Heldsdorf (dt.), Kreis Brașov. Măieruș (rum.), Szászmagyarós (ung.), Nußbach (dt.), Kreis Brașov. Khust (ukr.), Huszt (ung.), Kreis Sarkapatska.
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empfahl er sich durch sein einnehmendes Wesen, weswegen ihm denn vom Französischen Hof ein sicheres Geleit nach Constantinopel verschafft wurde. Nun arbeitete er bey der Pforte das Fürstenthum in der Wallachey wider zu erhalten. Er wurde zumal von der Schwester des Sultans begünstigt, die sich in ihn verliebt hatte. Allein Michne92 gewann über ihn die Oberhand. Ihm stand besonders im Wege, daß er auf einen zweymaligen Ruf der Pforte nicht erschienen war und daß ihm Schuld gegeben wurde, er hätte die der Pforte gehörigen Gelder, die man auf mehrere 500.000 Thaler schätzte, unterschlagen. Anstatt daß ihm der Fürstenstuhl zu Theil geworden wäre, wurde er in die Sieben Thürme93 eingesetzet [eingesperrt]. Dem Michne war dieses nicht genug, er wünschte ihn in seine Gewalt zu bekommen und both für ihn soviel Geld, als 600 Pferde nur tragen könnten. Damals wurden in der Türkey 2.000 Thaler für eine Pferdelast gehalten. Dieses hätte also 1.200.000 Thaler betragen. Im Grunde war des Michne Vorhaben, ihn, wenn er eingeschifft würde, durch gewiße dazu bestellte Mörder aus der Welt zu schaffen, und ins Meer zu stürzen. Dem Peter wurde dieser mörderische Anschlag verrathen. Um ihn zu vereiteln ließ er eine ihm ähnliche Statue verfertigen und diese fürstlich ankleiden und insgeheim im Schiffe unterbringen. Er selbst bestieg das Schiff in einem ähnlichen fürstlichen Anzug. Statt seiner wurde nun, um denjenigen, die der Michne zu Augenzeugen der Ersäufung in das Schiff bestellt hatte, ein Blendwerk zu machen, die Statue ins Meer geworfen und zum Zeichen, daß die Mordthat glücklich vollzogen worden, dem Michne der Hut und Siegel überbracht. Peter wurde durch die von ihm bestochenen Janitscharen wieder gerettet und hernach selbst bey dem türkischen Kayser zur Audienz gelaßen, konnte aber doch nimmer zu seinem Zweck gelangen. Wohin er nachgehends gekommen, ist unbekannt |:Fuchs Chron.:|. Siebenbürgen erfuhr indeßen merkwürdige Veränderungen. Der würdige König Stephan Báthori starb den 2. December 1586. Zwey Jahre hernach gelangte der Fürst Sigismund zu seinem völligen Alter und Götzi dankte sein Gubernatorat ab. Das erste, was die Regierung des Fürsten Sigismund auszeichnete, war die Vertreibung der Jesuiten, die er bey allen seinen Vorstellungen nimmer umgehen konnte, da er dießfalls allzusehr von den Ständen gedrungen wurde. Bloß für sich hatte er seinen gewesenen Lehrer und zwey Hofprediger zurück, die doch in der Folge durch die üblen Rathschläge, die sie ihm einflößten, ihn viel seufzen gemacht haben. Sigismund betrug sich übrigens als ein unumschränkter Fürst, dessen Betragen und Befehle über alle 92
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Mihnea Turcitul (1565-1601), Woiwode der Walachei (1577-1583, 1585 - Februar 1591, Mai 1591 - Juni 1591). Yedikule (osm.-türk.): Burg der Sieben Türme, Teil der Befestigungsanlage von Istanbul, diente den Osmanen u. a. als Gefängnis.
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Verantwortung erhaben waren. Die Ungrische Nation gedachte sein Alter und seinen Mangel an Erfahrung zu benutzen, um die Sächsische Nation aus ihren Gerechtsamen zu verdrängen. Allein der Comes Albert Hutter94 verfocht die Rechte der Nation in einer männlichen Rede, deren Uebersetzung im Würgengel S[eite] 152-163 abgedruckt ist, vor den versammelten Ständen. Dadurch wurden die Anschläge der Ungarn vereitelt. In der Nachbarschaft führte indeßen das 1591ste Jahr neue Veränderungen herbey, an denen wir wegen des Einflusses der Cronstädter nicht vorbeygehen können. Michne, Woywode in der Wallachey, wurde vieler Unthaten wegen bey der Pforte verklagt und nach Constantinopel zur Verantwortung vorgeladen. Sein böses Gewißen mag ihm die bevorstehende Landesverweisung oder gar den Tod vorherverkündigt haben. Um der wohlverdienten Strafe zu entgehen, ergriff er den verzweifelten Entschluß, sich vor dem Kayser zur Beschneidung bereit zu erklären. Dadurch wich er der Strafe aus, und erhielt das Commando von Nicopel. Ja weil kurz hernach der Woywode Radul [sic!]95 starb, so wurde das Fürstenthum dem Sohne des Michne zugedacht. Allein der Vater bekannte selbst, daß er seiner Jugend wegen unfähig wäre. Es wurde also dasselbe dem Stephan96 gegen eine Abgabe von 60 Pferdelasten |:die Pferdelast wird hier zu 1.500 Gulden geschätzt:| die derselbe dem jungen Michne jährlich liefern sollte, verliehen. Zwey Lázáren erschienen indeßen nacheinander und gaben sich für Brüder des Wallachischen Fürsten an. Der erste war den Cronstädtern verdächtig, und er wurde deßwegen von ihnen verhaftet und dem Fürsten hievon die Anzeige gemacht, auch die Zeichen an seinem Leibe beschrieben, die für die Merkzeichen eines geborenen Fürstensohnes gehalten wurden. Der Fürst erkannte die Zeichen für ächte. Es wurde also derselbe nicht nur von den Cronstädtern freygelassen, sondern auch auf Verlangen des Fürsten, der ihm 100 Cavalleristen und 200 Schützen entgegenschickte, um ihn zu begleiten, den 15. December mit großem Gepränge in die Wallachey befördert. Inmittelst war schon ein anderer Lázár bey dem Fürsten angelangt, der sich ebenfalls für seinen Bruder ausgegeben hatte. Nun wurden beyde Lázáren gegen einander besichtigt, und das Vorgeben des Ersten falsch befunden. Der Fürst ließ ihm also das Petschaft97, das er sich hier in Cronstadt, auf den Rath seines Wirthen, eines gewißen Lucas Hintz hatte verfertigen laßen, abnehmen 94
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Albert Huet (1537-1607), Königsrichter von Hermannstadt und Comes der Sächsischen Nation (1577-1607). Huets Rede (übersetzt aus dem Lat. und in heutiges Deutsch übertragen): Ernst Wagner: Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191-1975. Köln, Wien 21981, 137-144 (= Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 1). Ștefan Surdul folgte direkt nach Mihnea Turcitul. Ein Woiwode Namens Radu ist für diese Zeitspanne nicht überliefert. Ștefan Surdul (gest. 1595), Woiwode der Walachei (1591-1592). Petschaft: Handstempel zum Siegeln.
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und auf die Stirn brennen, und ihn hierauf hinrichten |:Fuchs Chron.:|. In der Moldau hingegen wurde der Woywode Peter verjagt und statt desselben ein gewißer Aaron98 eingesetzt. Nun fand sich 1592 wieder einer in Cronstadt ein, der sich für den Bruder des Aaron ausgab. Aaron ließ hierauf den Stadtrichter ersuchen, ihm denselben mit allem, bey fürstlichen Personen gewöhnlichen Gepränge, hinübererfolgen zu lassen. Die Vorbereitungen wurden hiezu vom 6ten bis zum 9ten Februar gemacht. Aaron empfing ihn sehr liebreich, hielt ihn etliche Monate bey sich und schickte ihn hierauf nach Constantinopel, wo er für einen echten Bruder und Erben des Woywoden Aaron anerkannt wurde. Indeßen fing nun Aaron selbst an auf seinem Sitze zu wanken. Ein gewisser Peter99, der sich für einen Abkömmling des Despota ausgab, suchte sich auf seinen Stuhl zu schwingen und brachte zu seiner Unterstützung eine Horde Kosaken mit. Aaron wich ihm aus und er erwirkte von den Türken einige Hülfstruppen. Weil er sich aber auch so gegen die Kosaken zu schwach fühlte, so erhielt er vom Fürsten Sigismund auf Befehl der Pforte noch 200 Schützen, die man die Schwarzen hieß, und außerdem noch 800 Mann. Diese rückten den 3. October 1592 durch Burzenland in die Moldau ein. Petrus Despota wurde gefangen, nach Constantinopel geschickt und Aaron wieder eingesetzt. Petrus hingegen wurde in Hacken gefangen und erst nach drey Tagen, die er in den Hacken unter den heftigsten Schmerzen zugebracht, auf den Befehl des Kaysers erschoßen. Fuchs erzählt dieses aus der mündlichen Erzählung des Stadthannnen Valentin Hirscher100, der eben damals als Deputierter in Constantinopel gestanden und diesen Peter mit eigenen Augen in Hacken gesehen |:Fuchs Chron.; Miles nennt ihn Petrus Radolivitz. Würgengel. p. 163:|. So bereitwillig sich indeßen der Fürst Sigismund gezeigt hatte, auf den Wink des Türkischen Kaysers seine Mannschaft zur Vertheidigung des Moldauer Woywoden Aaron hinzugeben, so wenig war ihm darum zu thun, sich in der Gnade des Kaysers zu erhalten, vielmehr verdrehten ihm die Eingebungen seines Beichtvaters des Jesuiten P[ater] Alphonsus Carillius101 den Kopf in dem Grade, daß er bey sich beschloß, von der Pforte abtrünnig zu werden. An diesen unglücklichen Gedanken richteten sich die unzählbaren Verwirrungen, die das Land aus einem Strudel in den anderen versetzten und dem gänzlichen Ruin entgegen führten. Unglücklicher Weise nahte sich der achtjährige Waffenstillstand zwischen den zwey Kaysern in diesem Jahre seinem Ende. 98
Aron Vodă (gest. 1595), Woiwode der Moldau (1591 - Juni 1592, Oktober 1592-1595). Petru Cazacul (gest. 1592), Woiwode der Moldau (August 1592 - Oktober 1592). Ein unehelicher Sohn von Alexandru Lăpușneanu. 100 Valentin Hirscher (gest. 1603), Mitglied des Kronstädter Rates (1578-1585, 1587-1590), Kronstädter Notar (1586) Kronstädter Stadthann (1591-1595), Kronstädter Stadtrichter (1597-1603). 101 Alfonso Carillo, ein spanischer Jesuit. 99
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Auf den Grenzen fielen schon Thätlichkeiten vor. Sinan Bassa102 erschien mit einem mächtigen Heer, in der Absicht in dem Kayserlichen Theil von Ungarn einen Streifzug zu machen, und forderte vom Fürsten Sigismund einen freyen Durchzug durch Siebenbürgen, nebst einiger Mannschaft und Proviant für die Armee. Sigismund sagte alles zu, rüstete aber bey Clausenburg ein zu großes Heer aus, als daß die Absicht dieser Rüstungen den Türken nicht hätte verdächtig werden sollen. Das Jahr verfloß aber doch ohne weitere Fortschritte. Auch Sinan Bassa ging nach Constantinopel zurück und wurde zum Großvezier103 erhoben. Hingegen schlug im folgenden Jahre der Krieg in hellen Flammen aus. Amurath104 kündigte dem Kayser Rudolph II.105 den Waffenstillstand in den wildesten Ausdrücken auf |:Würgengel 165:| wurde aber gleich Anfangs durch die Niederlage seiner Armee, die von Hazan Bassa von Bosnien angeführt wurde, bey Siscia106 in Slawonien gedemüthigt. Um diesen Verlust zu rächen, ging der Großvezier Sinan Bassa von Großwardein im August 1593 mit 40.000 Mann in Oberungarn hinein und nahm etliche Festungen hinweg, zugleich schickte er über 400 Csausen in das ganze Türkische Reich aus, um Volk, Proviant und Waffen zu diesem Feldzug aufzubiethen. An Siebenbürgen wurde hier nicht vorbeygegangen. Sigismund, weit entfernt, diesem strengen Befehl Gehorsam zu leisten, ließ vielmehr unter der Hand dem kayserlichen Gesandten Tiefenbach, Commandanten von Kaschau, vermahnen, wegen des Anmarsches des Sinan Bassa auf der Hut zu seyn. Den Türkischen Gesandten selbst wurde der Beschied gegeben, daß auf dem künftigen Landtag, der in den September ausgeschrieben war, über die Art, wie diese Befehle auszuführen, abgeschloßen werden würde. Indeßen wurde Sigismund mit seinen gefährlichen Anschlägen, die er in sich selbst verschloß, ohne sie kund zu machen, immer verdächtiger. Eine Reise, die er im Frühling dieses Jahres nach Pohlen zu einer Zeit gemacht hatte, wo seine Gegenwart in Siebenbürgen, wegen der sich von allen Seiten zusammenziehenden Ungewittern am nothwendigsten gewesen wäre, erregte selbst bey den Ständen den Verdacht, daß er mit anderen Mächten wider die Pforte was vorhabe. Sie beschloßen daher, denselben erstens zu bitten, daß er sich jedweder unnöthiger Unkosten ohne Vorwißen der Stände enthalten, und die italienischen Rathgeber abweisen, wohl aber die Pforte, wo nicht anders, 102
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Koca Sinan Paşa (1512-1596), Großwesir des Osmanischen Reiches (1580-1582, 15891591, 1593-1595, 7.7.1595-28.11.1595, 1.12.1595-3.4.1596). Großwesir: nach dem Sultan das höchste Amt im Osmanischen Reich. Murâd III. (1546-1595), Sultan des Osmanischen Reiches (1574-1595). Rudolf II. von Habsburg (1552-1612), König von Ungarn (1572-1608), Böhmen (15751611). Römisch-Deutscher Kaiser (1576-1612). Sisak (kro.), Sziszek (ung.), Sissek (dt.), Kreis Sisak-Moslavina.
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auch durch Geschenke zu begütigen suchen solle. Zweytens beschloßen sie zur Bestreitung der Vertheidigungs-Unkosten eine neue Steuer auf die Fruchthaufen aufzuschlagen, wovon sich weder die Geistlichkeit, noch selbst der Fürst ausschließen sollte. Bey Cronstadt alleine machte diese Steuer 2.000 Gulden bey den übrigen Städten zusammen 8.000 Gulden aus |:Fuchs Chron.:|. Dieses Jahr schloß sich übrigens auf Seiten der Kayserlichen mit Wegnehmung vieler Schlößer in Ungarn. Auch machten im December etliche Schwadronen Cavallerie durch die Wallachey einen Streifzug über den eben zugefrornen Donaustrom und verheerten die jenseits liegenden Länder mit Feuer und Schwerdt. Allein dieses war nur die Losung für die ohnehin zum Rauben und Plündern geneigten Tartaren, die im folgenden 1594ten Jahre auf den Wink ihres hiedurch gereitzten Schutzherren in zahlloser Menge in Ungarn einfielen und den, den Türkischen Unterthanen zugefügten Schaden, durch ihre Räubereyen zehnfach vergalten. Hier aber führt uns die Reise der Begebenheiten in ein Jahr hinein, deßen Andenken zu verlöschen Jahrhunderte zu wenig sind, das vor unseren Augen die gräulichsten Scenen eröffnet, Scenen, die für die Menschheit eben so empörend, als erniedrigend sind. Ungarn sehen wir unter den Händen wütender Horden, deren Bedürfniß Beute, deren Musik Jammergeschrey ist. Siebenbürgen unter dem eisernen Arme eines Fürsten, der weder durch das Erbrecht, noch durch eigene Geistesgröße, sondern bloß durch die, von seinen Vorgängern erborgten Verdienste, schon in Kinderjahren im Wege einer freyen Wahl zur ersten Staffel gelangt ist, allein unter den Händen schwärmerischer und ränkevoller Geistlicher gebildet, sich von ihnen und von einigen, nach ihren Grundsätzen geformten Ausländern, selbst nach erlangter Großjährigkeit in den wichtigsten Angelegenheiten gängeln ließ und Schritte macht, die auf einer Seite den übertriebenen Stolz und Eigensinn, auf der anderen einen widernatürlichen Leichtsinn, und nebenher unmenschliche Grausamkeit zum Gefolge haben. [Für] Fürst Sigismunds Ehrgeiz war Siebenbürgen viel zu klein. Er wünschte eine Rolle von Bedeutung zu spielen, warb um die Gunst des Großherzogs von Florenz, der ihm weder helfen noch schaden konnte, schickte über das Meer einen eigenen Gesandten an die Königin Elisabetha von England, deren Freundschaft er sich in allgemeinen Ausdrücken ausbat, ohne von ihr einen anderen als eben so allgemeinen Beschied zu erhalten, und verschwendete durch dergleichen kostspielige und gleich zweckwidrige Gesandtschaften die Gelder des Landes, die zu den nothwendigsten Bedürfnissen zu wenig waren. Das übelste war der Hang, sich mit dem Türkischen Kayser von dessen Allgewalt er doch unendlichmal überwogen wurde, meßen zu wollen. Diesen Lieblingsgedanken suchte er indeßen schon zu Anfang des Jahres in dem auf den 2. Februar 1594 ausgeschriebenen Landtag auszuführen, war aber
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doch so behutsam, daß er den Ständen nur im Allgemeinen die Nothwendigkeit sich zu rüsten und die hiezu erforderlichen Steuern auszuschreiben vorhielt, ohne seine wahren Absichten wider die Türken auszukramen, da ihm die Stände schon im vorigen Jahr ihre Abneigung dagegen zu erkennen gegeben hatten. Nun erschien aber grade von Rom ein päpstlicher Gesandter107 und forderte, wie er schon bey anderen christlichen Fürsten gethan hatte, auch bey Strafe des Bannes auf, wider die Türken die Waffen zu ergreifen |:Fuchs Chron.:|. Ein Wort vom Oberhaupt der Christenheit ausgesprochen, war für einen Zögling der Jesuiten, der ohnehin mit hohen Gedanken schwanger ging, genug, ihn vollends in Harnisch zu bringen. In seinem Plan, die Grenzen seiner Herrschaft weiter auszudehnen, lagen die zwey angrenzenden Provinzen Moldau und Wallachey. Beyde waren der willkührlichen Erpressungen müde, die sie von hohen und niederen Türkischen Beamten einmal über das andere auszustehen hatten. Nun kamen aber nicht nur diese beyden, sondern aus gleichen Absichten auch die Raizen108, eine Völkerschaft, die den nördlichen Theil von Servien109 bewohnte, den Wünschen des Fürsten Sigismund entgegen. Aaron Woywode in der Moldau und Michael110 Woywode in der Wallachey, insgemein Michael Vajda genannt, sagten ihm ihre Freundschaft zu. Letzterer ging soweit, daß er ihm gelobte, der Pforte abzusagen, und sich ihm völlig zu unterwerfen und sich nur 2.000 Landtruppen zu seiner Unterstützung vorbedung, die er doch selbst zu besolden versprach |:Fuchs Chron.; Bethlen III. 182:|. Die Raizen gingen noch weiter und trugen ihm die Oberherrschaft mit dem Titul eines Königs an, falls er ihnen wider die Türken beystehen würde. Herr über drey Länder und König von einem vierten Land zu heißen, dieß waren zu mächtige Reize, als daß ihnen Sigismund widerstehen könnte. Ohne vorauszusehen, was er für sich, für seine Familie, für das ganze Land für eine Geißel in der Person des Michael Vajda flocht, ohne Rücksicht auf die Armuth seines Landes, das kaum Volk genug zu seinem eigenen Schutze, geschweige zu Vertheidigung fremder Staaten aufbringen konnte, ging er ein, was von ihm gefordert wurde, und bewog die Raizen zumal, sich öffentlich wider die Türken zu erklären. Er baute hiebey meistens auf die Unterstützung des Römischen Kaysers von welchem er, nebst der Unabhängigkeit seines Fürstenthumes, auch
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1594 ist eine päpstliche Gesandtschaft in Siebenbürgen unter Don Allessandro Comuleo oder Komulvić belegt. Raizen od. Ratzen: eine alte Bezeichnung für Serben, abgeleitet von Rasszien, einer historischen Landschaft zwischen den Flüssen Ibar und Lim, im heutigen Serbien. Serbien. Michael der Tapfere (gest. 1601), Woiwode der Walachei (1593-1601), Woiwode der Moldau (Mai 1600 - September 1600), Fürst von Siebenbürgen (Juli 1601 - September 1601).
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das goldene Vließ111 zu erjagen vorhatte. Er that dießfalls Vorschläge bey dem Kayserlichen Hofe und fand damit Gehör, da dem Kayser jeder Widerstand willkommen war, der der Pforte von anderen Seiten geleistet wurde. Nun kam es nur darauf an, dasjenige, was Sigismund bey sich beschloßen, und in der Nachbarschaft schon verabredet hatte, auch den Ständen annehmlich zu machen. Den 12ten May 1594 trug er ihnen die Sache im Landtag durch den Kanzler Kovácsocsi in den vortheilhaftesten Bildern vor. Die Stände waren in kleiner Anzahl beysammen und trugen Bedenken sich zu erklären. Es wurde also die Berathschlagung auf den künftigen Landtag verschoben, der auf den nächstfolgenden Monat auf Weißenburg ausgeschrieben wurde |:Fuchs Chron.; Bethlen III. 240:|. Inmittelst drangen die Raitzen auf die versprochene Hülfe. Sie hatten bereits glückliche Fortschritte gemacht, wurden aber von einer verstärkten Macht von Türken geängstigt. Sigismund sah voraus, daß er viele Schwierigkeiten bey den Ständen finden würde. Er spannte also alles an, seine weitaussehenden Entwürfe durchzusetzen. Anstatt daß sonst die Stände in die Kirche versammelt zu werden pflegten, ließ er sie jetzt in seinem Schloß zusammen kommen. Dieses besetzte er mit 600 Gardisten |:Trabanten:| und hoffte sie durch einen eigenmündigen Vortrag, den er mit der Gewalt der Waffen unterstützte, zur Entschließung zu bringen |:Bethlen III. 241-262:|. War es Schmeicheley, war es willkürlicher Ernst, genug, Balthasar Báthori, sein nächster Verwandter, da er der Sohn seines Vaters Bruders war, stimmte ihm bey. Sigismund vermuthete nichts weniger, als daß ihm die Stände nicht beyfallen sollten. Allein er fand sich seiner Hoffnung betrogen. Die Stände fürchteten auf einer Seite die Armee der ihren Versammlungsort umringenden bewaffneten Mannschaft, die ihre Zungen fesselte, auf der anderen den Sinan Bassa, der in Begleitung eines zahllosen Schwarms von Tartaren das benachbarte Ungarn bedrohte. Sie baten also den Fürsten, sie mit weiterer Zudringlichkeit zu verschonen und die Berathschlagungen in einer so wichtigen Angelegenheit vorerst den hiezu absonderlich geeigneten, durch ihr Alter, Kentniße und Erfahrung bewährten 12 geheimen Räthen zu überlassen, deren Abstimmung sofort auf den Meynungen der in einem allgemeinen Landtag förmlich versammelten Stände die Richtung geben würde. Äußerst erbittert über diesen neuen Aufschub gerieth Sigismund in Versuchung, die ihm widerstehenden Stände seiner Rache aufzuopfern, bedachte sich aber doch eines besseren und schrieb einen neuen Landtag, auf welchen die Stände wiesen, den 1ten Juli wieder auf Weißenburg aus |:Bethlen III. 263111
Der Orden vom Goldenen Vließ: 1429 von Herzog Philipp dem Guten von Burgund gestifteter Orden, der von den Habsburgern als Erben des Burgundischen Reiches weiter verliehen wurde.
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272:|, mit dem Befehl, daß die Stände mit hinlänglicher Mannschaft gerüstet erscheinen sollten. Die Mannschaft verlangte er, weil er hoffte, so wie er die Beystimmung der Stände erhielt, die er nunmehr als gewiß voraussetzte, auch auf der Stelle wider die Türken anführen zu können. Bald ging er aber auch von diesem Befehl ab und hieß die Truppen, während dem Landtage bey Clausenburg und Thorda zurückbleiben. Indeßen liefen die Bemühungen des Fürsten, den Beyfall seiner geheimen Räthe zu erzwingen, fruchtlos ab. Unter den geheimen Räthen strahtlte Alexander Kendi hervor, als ein Mann, der in den höchsten Ehrenstellen grau geworden war, die Landesgeschäfte als ehehinniger Reichsverweser schon geleitet hatte, und mit den Mächtigsten, selbst mit dem Fürsten in der engsten Verbindung stand, wie er denn nur im verflossenen Jahre von seinen Töchtern eine an den Balthasar Báthori, Vetter des Fürsten, die 2te an den Kanzler Wolfgang Kovácsocsi verheirathet hatte. Dieser wagte es, seine Widersprüche öffentlich zu bekennen, mit dem bedenklichen Zusatze: Daß er eher sein Haupt niederlegen, als einen dem Vaterlande gefährlichen Schluß eingehen wolle. Ihm stimmten nun auch seine beyden Schwiegersöhne Balthasar Báthori und Kanzler Kovácsocsi bey. Die Stände suchten sich durch einen neuen Griff heraus zu winden, lange schoben sie ihre Erklärung auf, endlich sagten sie wieder, sie wollten sich der Entschließung fügen, die der Fürst mit seinen Räthen faßen würde. Diese fürchteten sich, den Ton allein zu geben, und überredeten den Fürsten, auch den bey Thorda stehenden bewaffneten Adel anzuhören, da dieser doch auch zu den Landständen gehöre. Pater Alphons war unterdeßen nicht müßig. Der Fürst hatte schon insgeheim dem römischen Kayser den Eyd der Treue geschworen. Schon hatte Alphons solches, als eigener Gesandter, dem kayserlichen Hof vorgetragen, und dadurch dem Fürsten das Versprechen des goldenen Vließes ausgewirkt. Jetzt kam er zum zweyten Mal vom Hofe mit der Erklärung des Kaysers zurück, daß er sich zu seinen Forderungen geneigt finden lassen wollte, nur müßte er auch erst vom Beyfall der Landstände vollkommen versichert seyn. Alphons arbeitete demnach aus allen Kräften, die Stände zum Beyfall zu stimmen. Thorda war der Ort, wo dieser wichtige Gegenstand verhandelt werden sollte. Sigismund stellte sich krank und gedachte in Weißenburg die Entschliessung der Stände abzuwarten. Inmittelst drängten sich die Tartaren bis nach Marmaros112 drohend und schnaubend heran. Alexander Kendi führte auch in Thorda vor den Ständen die Sprache, die er unter den Räthen in Weißenburg geführt hatte. Noch konnten sich die Stände nicht entschließen. Immer lagen sie dem Fürsten an, selbst nach Thorda zu kommen, und der Versammlung beyzuwohnen. Er versprach 112
Maramureș (rum.), Máramaros (ung.), Marmarosch (dt.), Gebirgsgegend im heutigen westlichen Grenzgebiet von Rumänien und Ukraine.
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es, und verblieb in Weißenburg. Die glücklichen Fortschritte der Raizen bestärkten ihn immer mehr in seiner Entschließung. Die Türken hatten ihre von den Raizen bedrohten Schlößer bey Lugos113 verlaßen. Sigismund ließ diese durch seine Truppen als nunmehriger König der Raizen besetzen. So schmeichelhaft diese Aussichten für den Fürsten waren, so wenig wollten sie mit den davon gehofften Vortheilen den Ständen einleuchten. Die allgemeine Stimme war: wollte er nur fechten, so sollte er allein mit einem so allgewaltigen Feinde, als der Türke sey, anbinden, sie wollten sich nicht in diesen so schwierigen Händel einmengen. Kendi, Báthori, Kovácsocsi wurden nun eins, den Fürsten von einer anderen Seite zum Wanken zu bringen. Sie schickten den Johann Jffju114, der als Stiefvater des Stephan, Balthasar und des Kardinalen Andreas Báthori115, nicht nur bey den Ständen, sondern auch bey dem Fürsten selbst in großem Ansehen stand, an den Fürsten nach Weißenburg ab, um ihm die Schwierigkeiten zu schildern, die sich seinen Entwürfen auf allen Seiten entgegen setzten, und wenn er noch nicht abzubringen wäre, ihn mit der Nachricht zu schrecken, es sey darauf gemünzt, daß er falls er auf Thorda käme, entweder ermordet oder doch gebunden nach Constantinopel geführt werden sollte, um den schon zum Unwillen gereizten Türkischen Kayser mit dem Lande auszusöhnen und dessen Ruin abzuwenden. Jffju ging bey nächtlicher Weile zum Fürsten, eröffnete ihm diese erschütternde Nachricht insgeheim, und rieth ihm dem Strome auszuweichen und lieber das Land bis auf bessere Zeiten zu verlaßen. Sigismund sah sich in der Enge, raffte seine besten Schätze auf vier Wägen zusammen, ging heimlich durch eine hintere Gartenthüre aus Weißenburg hinaus und fuhr bis nach Kővár116. Hier blieb er aber stehen und sah dem Ausgang der Sachen zwischen Furcht und Hoffnung entgegen. Von dort schrieb er dem Kardinalen Andreas Báthori nach Pohlen, er wolle aus Ueberdruß, weil er der Pforte schlechterdings nicht mehr gehorchen wolle, von den Ständen aber nicht unterstützt würde, viel mehr Gewalt befürchte, eine Reise nach Italien machen und hätte derweilen die Regierung dessen Bruder Balthasar Báthori übergeben. Die Stände wurden auf die Nachricht, daß sich der Fürst unsichtbar gemacht, schlüssig, den Türken allen Anlaß zu weiterem Unwillen zu benehmen und gebothen dem Kommandanten der Raizischen Schlösser, sie ohne Anstand den Türken einzuräumen, schrieben an die Pforte und suchten sie durch Vorstellungen zu begütigen. Zugleich luden sie den Stephan Botskai117, Commandanten 113 114 115
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Lugoj (rum.), Lugos (ung.), Lugosch (dt.), Kreis Timiș. Johann Iffju (gest. 1594). Andreas Báthory (ca. 1566-1599), Kardinal, Fürst von Siebenbürgen (März 1599 - Oktober 1599). Chioar (rum.), Kővár (ung.), Kreis Maramureș. Stephan Bocskai (1557-1606), Fürst von Siebenbürgen (1605-1606).
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von Großwardein nach Clausenburg ein, um den Berathschlagungen in dieser kitzelichen Lage beyzuwohnen. Botskai kam und brachte durch seine Vorstellungen zu Wege, daß die Stände schlüßig wurden, den Fürsten von Kővár zurück zu ruffen. Er wurde unter großem Gepränge den 8. August eingeholt. Unter denjenigen, die ihm entgegen gingen, befand sich der Balthasar Báthori und Johann Jffju. Botskai hatte inmittelst aus Großwardein, die übrigen Siebenbürgischen Generäle aus Marmaros, Kővár und Déva118 und eine beträchtliche Anzahl Truppen herbeygebracht. Diese blieben bey Szomos Ujvár stehen. Sigismund setzte die weiteren allgemeinen Berathschlagungen auf den 17. August, auf welchen Tag er einen neuen Landtag ausgeschrieben hatte. Wie die Stände beysammen waren, ließ er durch den Kanzler Kovácsocsi nicht nur auf eine neue Steuer, von welcher der Adel selbst sich nicht ausschließen sollte, sondern auch auf den, den Tartaren zu leistenden Widerstand und auf die Vereinigung mit den christlichen Mächten wider die Türken antragen und die Stimmen schriftlich abfordern. Johann Forro119, Obergespan des Albenser Comitats, dann die Udvarhelyer, Háromszéker und Csicker Beamten beharrten standhaft darauf, daß man mit den Türken nicht anbinden sollte. Die übrigen Kreise, nebst der Sächsischen Nation stimmten dem Fürsten bey. Alexander Kendi blieb bey der Meinung, daß der Bruch mit der Pforte dem Lande zum Verderben gereichen müsse. Unter den Ersten des Landes hatte Balthasar Báthori durch die Uebermacht, die er bey allen Gelegenheiten blicken ließ, die Eifersucht des Fürsten schon bey dem Antritt seiner Regierung rege gemacht. An Ohrenbläsern fehlte es nicht, die bey dem Fürsten den Argwohn erregten, daß ihm der Balthasar Báthori gar nach dem Fürstenthume strebe und solches mit gewaffneter Hand auszuführen gedenke. Der Fürst hatte also schon 1590 die geheimen Räthe ausdrücklich aufgefordert, ihm zu rathen, wie er sich aus diesem Bedrängniße herauswickeln sollte. Alexander Kendi ließ sich ohne weitere Rücksichten bloß durch einen übertriebenen patriotischen Eifer leiten, dahin zu stimmen, daß der Balthasar Báthori dem Sigismund als einem rechtmäßig erwählten Fürsten immer nachstehen, und ehe der Fürst durch ihn in Gefahr kommen sollte, lieber selbst aus dem Wege geräumt werden müßte. Johann Gálfi120 und Paul Gyulai hatten das Unglück von den Räthen dazu ersehen zu werden, daß sie dem Fürsten diesen Entschluß unter dem Siegel der Verschwiegenheit hinterbringen sollten. Der Fürst gelobte ihnen, die Sache geheim zu halten, nur entdeckte er sie seinem Beichtvater und dieser dem Balthasar Báthori. 118 119
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Deva (rum.), Déva (ung.), Diemrich (dt.), Kreis Hunedoara. Johann Forró de Hárporton, Obergespan des Komitats Alsó-Fehér (ung.), Ober-Weißenburg (dt.). Johann Gálffy de Maroskocsárd, der frühere Erzieher Sigismunds. 1577 von Stephan Báthori geadelt.
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Natürlicher Weise machte dieser den Räthen sowohl als auch dem Fürsten die bittersten Vorwürfe. Die Räthe warfen, um sich aus dem Verdacht zu ziehen, die Schuld auf die zwey Unglücksbothen Gálfi und Gyulai. Nun schwor Báthori beyden Tod und Rache. Beyde retirirten sich, wie sie solches vernahmen, in ihre festen Schlößer. Gyulai auf Abafája121, Gálfi auf Maros Ujvár122. Bey dem Bewußtseyn, daß sie nichts verschuldtet und wenn sie ja zur Verantwortung gefordert werden würden, anders nicht als im Weg Rechtens gesucht werden könnten, hielten sie sich in ihren Schlößern sicher. Allein sie wurden auch hier von Balthasar Báthori aufgesucht. Gyulai wurde von Meuchelmördern in Abáfája, die der Balth[asar] Báthori wider ihn ausgeschicket hatte, in Stücke zerhauen, Gálfi wurde gewarnt, sich zu flüchten. Immer tröstete er sich aber mit seinem guten Gewissen und verschob seine Flucht bis zur letzten Stunde, wie die zu seiner Verhaftung ausgerückte Mannschaft schon im Anrücken war. Auch hier wurde er aber von seinen eigenen Führern verrathen und bey Beleynes123 vom Besitzer des Schloßes Bájon124 gefangen und erst nach Großwardein, dann den 13. Jenner 1593 in Eisen nach Husst geführt. Bitten und Vorstellungen selbst von Stephan Báthori, Bruder des Balthasar Báthori, vom Franc[iscus] Kendi, von anderen Großen, die ihm sehr zugethan waren, verhalfen nichts bey dem Fürsten. Ein gewisser Stephan Bodoni125, den sich der Gálfi selbst durch Wohlthaten ehin verbindlich gemacht hatte, lag, weil er nach den vom Gálfi bekleideten Aemtern selbst haschte, dem Fürsten und selbst dem Balthasar Báthori, so lange in den Ohren, bis der Fürst den Befehl unterschrieb, daß er ermordet werden sollte. Bodoni setzte einen Eilboten mit vielen Geschenken auf, diesen Befehl selbst nach Husst zu überbringen. Kovácsocsi eilte, sobald er solches vernahm, zum Fürsten und vermochte ihn durch aufhaltendes Bitten und Vorstellen den Mordbefehl zu widerruffen, schickte hiernach auch gleich einen Bothen mit verhängten Zügeln mit diesem zweyten Befehl nach Husst nach. Allein der Vice-Kapitain Blasius Szabo versprach sich bey dieser Gelegenheit vom Bodoni ansehnliche Geschenke. Sowie der Bot[e] mit dem ersten Befehl ankam, ging er zum Gálfi hinein und kündigte ihm an, daß er sich zum Tode schicken sollte. Gálfi sieht den Befehl an, findet, daß er nicht vom Fürsten, sondern von Bodoni geschrieben ist, und verlangt bis zum folgenden Tag Aufschub, weil er gewiß glaubte, daß ein gegentheiliger Befehl nachkommen würde. Allein Blasius Szabo war unerbittlich, eine einzige Stunde 121
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Apalina (rum.), Abafaia (rum. alt), Abafája, Apáti (ung.), Odendorf, Bendorf, Brenndorf, Briegendorf (dt.), Kreis Mureș. Ocna Mureș[ului] (rum.), Marosujvár (ung.), Mireschhall (dt.), Kreis Alba. Beiuș (rum.), Belényes (ung.), Kreis Bihor. Bădeni (rum.), Bágyon (ung.), Kreis Cluj. Stephan Bodoni, Gesandter des Sigismund Báthori bei der Römischen Kurie, Fürstlicher Rat.
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ließ er ihm Zeit, ein Gebet im Nebenzimmer zu verrichten, derweilen wurde im äußeren Zimmer ein Teppich auf den Boden gebreitet, und der Gálfi, wie er heraustrat, niederknieen geheißen und ihm der Kopf abgeschlagen. Eine Stunde kam der Bote mit dem zweyten Befehl zu spät an. Nun kam aber die Reihe an den Balthasar Báthori selbst. Er und die Vornehmsten von den Räthen und Ständen, die dem Fürsten in seinen Entwürfen zuwider waren, wurden nun von demselben zum Tode ausersehen. Um dieses auszuführen, stellte sich der Fürst den 28. August 1594, welches ein Sonntag war, als wolle er in die Meße gehen. Die Vornehmsten versammelten sich in seinem Vorsaal, um ihm das gewöhnliche Geleit zu geben. Wie sie beysammen sind, gibt ihnen der Fürst verschiedene Briefe, die er erhalten habe, zu lesen und entfernt sich hiemit in das innere Zimmer. Gleich darauf rumpelten die schon bestellten Gardisten in den Saal hinein. Ein gewißer Johann Fekete liest die auf der Liste stehenden vor, hierauf werden 1. Balthasar Báthori, 2. sein Schwiegervater Alexander Kendi, 3. deßen Bruder Franc[iscus] Kendi, 4. Johann Jffju, 5. der Kanzler Kovácsocsi, 6. Gabriel Kendi126, der Bruder des Alexander und Franc[iscus] Kendi127, 7. Johann Forro, Obergespan vom Albenser Comitat, 8. Johann Bornemissa128, ein erfahrener und verdienter Capitaine 9. Johann Gerendi, Obergespann von Thorda, 10. Albert Lonai, 11. Balthasar Csesselintzki129, 12. Georg Szalantzi130, 13. Georgius Litterati Fiscal-Director, unter welchen die fünf ersten Geheime Räthe, die 8 letzteren aus dem Mittel der Landstände waren, ergriffen und in eben diesem Zimmer verwahrt. Die Stadt-Thore wurden gesperrt und den übrigen, in der kleinen Kirche versammelten Ständen, wird durch einen Boten vom Fürsten angekündigt, daß sie sich für ihre Person nicht zu fürchten hätten. Gleich darauf schicken die Stände aus der Versammlung Fürbitten für die Gefangenen, werden aber vom Fürsten vertröstet, es solle Niemand außer dem Weg Rechtens angehalten werden. Nachmittags um drey Uhr werden Johann Bornemissa, Gabriel Kendi, Georg Szalantzi und Georgius Litterati in Ovár131 geführt und in einem Thurm eingesperrt, am folgenden Tage werden Balthasar Báthori, Wolfgang Kovácsocsi und Franc[iscus] Kendi in ein anderes Zimmer, und Abends um sieben Uhr Johann Forro, Johann Gerendi und Albert Lonai 126
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Gabriel Kendi (gest. 1594), wird 1575 des Hochverrats beschuldigt. Er ist aber entgegen G. M. G. v. Herrmanns Informationen der Neffe von Alexander Kendi. Franz Kendi (gest. 1594), Bruder von Alexander Kendi. Johann Bornemisza de Kálnó (gest. 1594). Balthasar Cseszelicky (gest. nach 1610), Gesandter des Fürsten in die Moldau (1606), Fürstlicher Rat (ab 1607). Georg Szalánczy, wird von Sigismund Báthori 1594 verbannt. Óvár: Stadtteil von Klausenburg.
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in ein Privathaus geführt, in welchem die Scharfrichter schon in Bereitschaft standen, um sie zur Tortur zu ziehen. Forro wird am übelsten behandelt, die zwey anderen werden auf vieles Bitten mit der Tortur verschont. Den 30sten August in der Frühe schickte der Fürst den Stephan Botskai zu den in seinem Palast verschloßenen Geheimen Räthen und läßt ihnen ankündigen, daß sie sich zum Tode schicken sollten. Das Richterschwert wird vom Clausenburger Stadtrichter abgeholt und dann Alexander Kendi, Johann Jffju, Gabriel Kendi, Johann Forro, Georg Litterati vor den Augen des Fürsten, der der Exekution aus dem Fenster zusiehet, auf einem ausgebreiteten Teppich nach einander enthauptet. Ein allgemeiner Schrecken ergreift die Stände. Voller Bestürzung eilen sie in den fürstlichen Palast, um sich über diese Ereignisse aufzuklären. Der Fürst tritt zu ihnen heraus und schützt vor, es seyen schriftliche Beweise da |:die aber Niemanden jemals vorgelegt wurden:|, daß die Hingerichtetet die Tartaren selbst an die Grenzen gelockt, und damit umgegangen, ihn entweder durch Gift oder durch Dolche aus dem Wege zu räumen, läßt hierauf einen schriftlichen Befehl zur Confiscation ihrer Güter ausfertigen und sodann den 1. September den Balthasar Báthori und Kanzler Kovácsocsi in Eisen nach Szomos Ujvár führen. Hierauf wurden den 8. September die Stände entlaßen, ohne daß auf diesem schrecklichen Landtag ein Wort von den Ursachen des Verfahrens wider die Großen vorgekommen, und daß etwas anderes als die Ausrüstung und Verpflegung der Landtruppen, nebst der künftigen Steuer abgeschloßen worden wäre. In der folgenden Nacht werden Franc[iscus] Kendi und Johann Bornemissa aus Clausenburg nach Gyalu hinübergeführt. Der Fürst geht aus Clausenburg ab, schickt aber gleich von Thorda den Markus Benkner nach Szomos Ujvár mit dem geheimen mündlichen Befehl an den Commandanten Georg Ravazdi, die zwey gefangenen Großen in der Stille hinzurichten. Ravazdi schafft, wie er den Befehl vernimmt, die Hofstatt der zwey Gefangenen auf die Seite und ermahnet zum Schein den Báthori, seine Gemahlin an den Fürsten abzufertigen, damit sie sich bey dem Fürsten für ihn verwenden sollte. Diese geht den 11. September früh ab. Wie sie aber aus dem Schloße heraus tritt, geht Ravazdi zum Báthori hinein und kündigt ihm den Tod an. Báthori bricht in die heftigsten Klagen über die schnöde Belohnung seiner Dienste aus, aber Ravazdi läßt ihn nicht ausreden, und bedeutet ihm, ohne Umstände sich zum Tode zu schicken. Báthori verlangt nur noch Frist um etwas zu schreiben. Zum Schein erlaubt es ihm der Ravazdi aber während dem Schreiben überfallen ihn die vom Ravazdi schon bestellten vier Schergen und werfen ihm den Strick um den Hals. Indem er dergestalt mit ihnen kämpfte, schießt ihm das Blut zum Halse heraus, wodurch die ganze Wand befleckt wird. Er unterliegt indeßen
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der Gewalt und wird erwürgt. Kovácsocsi erlitt noch den Tag zwischen 10 und 11 Uhr Abends ein gleiches Schicksal, das nur in soweit erträglicher war, daß er nicht wie Báthori mit sehenden Augen, sondern im Schlafe durch den Strick in die andere Welt geschickt wurde. So dienstfertig war Ravazdi, zwey der Größten von Siebenbürgen zu vertilgen, ohne vorauszusehen, daß über seinem Haupte das Racheschwert schon hing, unter welchem er fünf Jahre darauf nach der unglücklichen Schlacht bey Hermannstadt, den unter dem Michael Vajda dienenden Szeklern auf eine gleiche schreckliche Weise zum Opfer dienen mußte |:Bethlen IV. 407:|. Noch waren Franc[iscus] Kendi und Johann Bornemissa übrig. Diese wurden den 12. September in Gyalu auf einen eigenen Befehl des Fürsten auf gleiche Weise hingerichtet. Die vier übrigen Gefangenen wurden auf Weißenburg geführt und am Leben zwar geschonet, doch aller ihre Güter für verlustig erklärt, wodurch 640.000 Gulden in die fürstliche Kammer hinein flossen. Zu was für einem Ungeheuer sinkt nicht der durch die Leidenschaft empörte Mensch herab, wenn er sein Herz vor den Gefühlen der Vernunft und der Religion verschließt. Der Fürst, der sich über Gesetz und Verantwortung erhaben zu seyn dünkt, und nur gebiethen darf, um seine Rasereyen ins Werk zu setzen. Der Unterthan, der in der Ausführung solcher Befehle, die Stimme der Menschlichkeit, entweder aus gleichen Antrieben von Leidenschaften, oder doch durch den Gedanken, seine Unterthanspflicht zu erfüllen, bey sich unterdrückt. Danken sollten wir es der Aufklärung, die uns in unseren Zeiten mit dem Anblick so gräßlicher Auftritte, wenigstens in unseren Gegenden verschont, wenn nicht das letzte Jahrzehnt, rund 200 Jahre später in Frankreich gezeigt hätte, daß der Mensch immer Mensch, immer fähig bleibt, zum Unmenschen zu werden, so lange ihn nicht Vernunft und Religion wider die Anfälle wüthender Leidenschaften in Schutz nimmt. Sigismundus fühlte sich nun beruhigt. Die ihm widersprochen hatten, waren nicht mehr. Er dürstete nach Blut und Geld. Beydes war ihm geworden. Krieg wollte er von jeher mit den Türken haben. Da die Stände voller Betäubung waren und der Gemeingeist auf ihren Lippen starb, so konnte er alles haben, was er wollte, ohne daß es jemand wagen durfte, sich ihm entgegenzusetzen. Nun unterhandelte er auch öffentlich mit dem Kayser Rudolph II. wegen eines wider die Türken zu schließenden Schutz und Trutzbündnisses. Dieses sollte nun auch durch die Vermählung des Fürsten mit der Prinzessin Maria Christierna132 Tochter des Erzherzogs Carl, Onkels Kayser Rudolphs II. versiegelt werden. Die Gesandten, die dieses bewirken sollten, waren Stephan Botskai,
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Maria Christina von Innerösterreich (1574-1621).
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Comes Albert Hutter und Michael Weiß133, Rathsgeschworener von Cronstadt |:Weiß diar.:|. Mittlerweile, bis diese von Prag zurückkehrten, welches den 1. Jenner 1595 geschah, schickte Sigismund, als erklärter Feind der Türken auf eine Seite den Székely Moyses134 auf der anderen den Franz Gesti135 und Caspar Kornis136 wider dieselben aus. Székely Moyses versenkte an Maria Geburt137 auf der Donau 12 mit Munition und Proviant beladene Schiffe und metzelte die Mannschaft theils nieder, theils machte er sie zu Gefangenen |:Fuchs Chron.:|. Bey Törzburg ging eben am Lucasfeste138 eine Abtheilung Landtruppen in die Wallachey, die etliche Dörfer einnahmen und die Türken, wo sie sie fanden, niedermachten. Noch können wir dieses Trauerjahr nicht schließen, ohne noch anzuführen, daß Sigismund die höllische Wuth, die er an seinen vertrautesten Freunden ausgelaßen hatte, durch die Verfolgung der Protestanten abzubüßen gedachte. Die Ursachen laßen sich leicht erklären. Seine Jesuiten waren seine einzigen und beständigen Rathgeber und Widersprecher hatte er keine mehr. Jedoch beschränkte sich diese Verfolgungssucht bloß mit der Verstoßung des reformierten Pfarrers Johann Ungvári aus Weißenburg. Weiter konnte er nicht langen, denn nun machte ihm der Türkenkrieg und die übrigen Verwirrungen, in die er sich durch seine eigene Schuld verwickelte, genug zu schaffen |:Würgengel 169. 170:|. Das eintretende 1595ste Jahr begann mit den Folgen der neuen Verhältniße zwischen dem Fürsten Sigismund und den beyden Woywoden in der Moldau und Wallachey. Aaron ließ, um sich als Feind der Türken zu zeigen, den Csivusen, der sich bisher bey ihm aufgehalten, und viele andere Türken ermorden. Zwey von diesen Türkenköpfen schickte er zum Beweise dem Fürsten Sigismund den 3. Jenner über Cronstadt. Ohne dieß zu ahnden, schickte ihm, dem Aaron, der türkische Kayser zum Zeichen, daß er ihn in der fürstlichen Würde bestättigte, die Fahne durch eigene Abgesandten. Aaron wollte indeßen seinen angenommenen Sätzen getreu bleiben, vergaß aber auch zugleich seiner selbst so sehr, daß er die Fahne in Gegenwart der Gesandten zerriß und sie dazu erschlagen ließ. Nun schickte denn um ihn zu schützen, Sigismund, 133
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Michael Weiß (1569-1612), Kronstädter Senator (1600-1611), Kronstädter Notar (1603, 1604), Landtagsdeputierter (1603, 1604, 1606, 1607, 1609), zwischen 1595 und 1612 wiederholte diplom. Missionen an verschiedene Fürstenhöfe, Kronstädter Stadtrichter (1612), Präfekt der Törzburg (1609-1612). Weiß wurde 1589 durch Kaiser Rudolph II. geadelt. Moses Székely, Fürst von Siebenbürgen (1603). Franz Geszti (gest. 1595), 1580 Burgkapitän in Diósgyőr, erhält von Christoph Báthory die Burg Deva. Kaspar Kornis (gest. 1601), Kapitän von Hust. 8. September 1594. 18. Oktober 1594.
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an welchen sich inmittelst die an den Grenzen von Podolien139 gegen den Niester140 zu wohnenden Kosaken geschloßen hatten, theils diese, theils 200 ungrische Reuter und einiges Fußvolk. Die Moldau und Wallachey wurden von den Tartaren bedroht, zumal gingen sie damit um, statt des Michael Vajda, einen gewißen Bogdan141 |:der doch von Bethlen III. S. 533 Jankula genannt wird:| in die Wallachey einzusetzen und richteten in der Wallachey im Voraus die gräulichsten Verwüstungen an. Allein die Woywoden Michael und Aaron schlugen sie mit Hülfe der Siebenbürger und Kosaken wieder zurück und gewannen ihnen den gemachten Raub ab. Und nun säumte der Michael Vajda nicht, mit dem Fürsten Sigismund ein förmliches Bündniß einzugehen |:Bethl. III. 531. 557. 572.; Fuchs Chron.:| um ihm als seinen Lehensherren Treue und Gehorsam anzugeloben. Das Bündniß wurde den 20. May 1595 in Weißenburg geschloßen. Dadurch vereinigte Sigismund in seiner Person die Herrschaft über Siebenbürgen, Moldau und Wallachey, übte zugleich aber auch seine Landeshoheit über die Moldau wider den Woywoden Aaron aus, den ein gewisser Stephan Rezván142 bey dem Sigismund der Verrätherey beschuldigte und dadurch vom Fürsten einen Verhaftsbefehl wider ihn erwirkte. Diesemnach wurde Aaron den 9. May gefangen auf Cronstadt gebracht und im Johann Hirscherschen Hause |:jetzt Hermannischen:|143 neben dem Gebäude 10 Tage lang in Verwahrung gehalten |:Weiß Diar.:|. Von hier wurde er nach Vinz geführt, wo er in der Folge auf Anstiften des Kanzlers Josika Stephan144 mit Gift ums Leben gebracht worden. Statt deßen wurde Stephan Rezván vom Fürsten Sigismund zum Woywoden eingesetzt, und ihm, wie sonst vom Türkischen Großherrn geschehen, die Fahne durch den Generalen Caspar Kornis, den 27. Junii zu geschickt. Inzwischen traf auch die Oesterreichische Prinzessin Maria Christierna Tochter des Erzherzog Carls, als Braut des Fürsten Sigismund in Siebenbürgen ein. Das Beylager wurde den 27. Julii in Weißenburg mit großem Gepränge gehalten. Menschlichem Ansehen nach hatte Sigismund nunmehr den höchsten Staffel des Glücks und Ansehens, den er als Fürst von Siebenbürgen je erwarten konnte, erreicht. Seine Vorfahren waren immer nur als untergeordnete Woywoden des Türkischen Kaysers betrachtet und behandelt worden. Er hingegen hatte dem Türkischen Kayser, wie er ihn immer selbst in diesem Jahr durch die herrlichsten Verheißungen an sich zu halten gesucht hatte, |:Chronika des 139 140
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Region in der heutigen Ukraine (zwischen Dnjestr und Bug). Dnjestr, 1.352 km langer Zufluss des Schwarzen Meeres, er durchfließt die Ukraine und Bessarabien (Republik Moldau). Bogdan, Sohn des erwähnten Herrschers in der Moldau, Iancu Sasul. Stefan Răzvan, Woiwode der Moldau (April 1595 - August 1595). Anmerkung Lassel: „1839 Schullerschen“. Stephan Jósika de Branyicska (gest. 1598), Kanzler von Siebenbürgen (1595).
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Ungrischen Kriegswesens p. 76:| völlig abgesagt und hing selbst von Kayser Rudolph II. nur in so weit ab, in wie weit er sich verbunden hatte, mit der Pforte ohne desselben Wissen und Willen keinen Frieden zu schließen, und demselben wider die Pforte mit allen Kräften beyzustehen. Von nun an führte er also den Titel: Sigismundus, Dei gratia Transsylvaniae, Moldaviae, Transalpinae et Sacri Romani Imperii Princeps, Partium Regni Hungariae Dominus et Siculorum Comes.145 Zudem stand er als Gemahl einer Oesterreichischen Prinzessin selbst mit dem Römischen Kayser in enger Verwandtschaft. Allenthalben wurde ihm geschmeichelt. Nur Lorbeeren fehlten ihm, den Schimmer, der ihn umleuchtete, vollständig zu machen und hiezu wurde ihm das Feld durch die Türken und Tartaren eröffnet, die im August unter den Befehlen des Sinan Bassa in die Wallachey einfielen, den Michael Vajda zu vertreiben. Vorerst schickte ihm der Fürst den Albert Király146 entgegen, dessen Heer doch mit Inbegriff der von Michael Vajda angeführten Mannschaft nicht mehr als 14.000 Mann ausmachte, wogegen sich die Armee des Sinan Bassa auf 71.000 Mann belief. Beyde Heere stießen in der Wallachey bey Kalugeréni147 zusammen. Nach einem hartnäckigen Gefechte wurde Sinan Bassa aufs Haupt geschlagen |:Bethl. III. 593-595.; Weiß Diar.:| und kaum wußte er sich selbst zu retten. Sinan Bassa war ein Greis, der schon das 80ste Lebensjahr überschritten hatte. Noch ließ er seinen Muth nicht sinken, alle Triebräder setzte er in Bewegung, diese Scharte wieder auszuwetzen, befestigte mit unglaublicher Geschwindigkeit Tergovist148 und brachte ein neues Heer von 100.000 Mann wider den Michael Vajda auf die Beine. Nun schickte also der Fürst seine junge Gemahlin nach Szomos Ujvár, er selbst raffte alles, was Waffen führen konnte, zusammen, verhieß dem szeklerischen Volk die Freyheit und brachte dadurch ein ansehnliches Heer zusammen, mit welchem er sich den 18. September zwischen Rosenau und Zeiden lagerte |:Weiß diarium:| und hier solange verzog, bis auch die deutschen Truppen nachkamen. Sodann rückte er mit 28.000 Mann über Törzburg in die Wallachey hinein, und ließ sich bey Ruccur149 unter einem Felsen nieder. Auf einmal nimmt man einen Adler von besonderer Größe wahr, der vom Felsen auf das Lager geflogen kommt und sich auf das Zelt des Fürsten niederläßt. Zu den Zeiten der Römer war es kein Wunder, daß man den Adler als einen Handlanger Jupiters in ungewöhnlichen Erscheinungen auch für einen Götterboten ansah. Die eintretenden gereinig145
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Übersetzung: Sigismund, von Gottes Gnaden Fürst von Siebenbürgen, der Moldau, der Walachei und Fürst des Heiligen Römischen Reiches, Herr der angegliederten Teile des Königreichs Ungarn und Graf der Szekler. Albert Király de Lefkóc und Farkasfalva. Călugăreni (rum.), Kreis Giurgiu. Târgovişte (rum.), Kreis Dâmbovița. Rucăr (rum.), Kreis Argeş.
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ten Grundsätze der Christen hätten diese Meynungen des 16ten Jahrhunderts ausmerzen sollen. Allein es mußte auch noch ein Jahrhundert verfließen, ehe die Menschheit von einem so tief gewurzelten Uebel, als der Aberglaube ist, geheilt werden konnte. Politische Absichten verwebten sich mit den schon herrschenden Meynungen und nun kam noch ein Comet dazu, das Gewebe vollständig zu machen. Ein Adler auf dem Zelte des Fürsten und ein Comet am Firmament des Himmels, was sollten wohl diese Zeichen in einem Zeitpuncte, wo zwey mächtige Heere gegeneinander standen andeuten? Dieses war die Frage des Volkes, dieses die Frage derjenigen, denen man mehr Aufklärung hätte zutrauen sollen. Der größte Theil erklärte sich zum Vortheil des Fürsten und vielleicht der Feind selbst. Denn Sinan Bassa wollte bey der Volksmenge, die er anführte, kein Treffen wagen, da er den Wechsel des Kriegsglückes zwey Monate früher erfahren hatte. Unvermerkt zog er sich zurück, ließ dem Fürsten Sigismund freye Hand, sein verlassenes Lager zu beziehen und eilte nach Bukurest150. Eine andere starke Abtheilung schickte er auf das von ihm, den damaligen Umständen nach vortrefflich befestigte Tergovist. Sigismund nahm nicht nur das Lager, sondern bald darauf Tergovist mit stürmender Hand ein, und verfolgte den Sinan Bassa auch in Bukurest. Sinan Bassa verließ auch diese Stadt und eilte auf die Donau. Sigismund setzte ihm, weil sein Weg durch Gegenden ging, die er selbst verheert hatte, auf anderen Nebenstrassen nach und verfolgte ihn unter glücklichen Fortschritten, die er wider die zerstreuten Truppen machte bis nach Györgyu151 und erstürmte auch dieß, sonst für vest gehaltene Schloß den 27. October. Sinan fühlte sich bey allen Vorfällen und bey den merklichen Einbußen, die er in der Armee erlitten hatte, so gedemüthigt, daß er sich völlig über die Donau hinüber zog und in Constantinopel seinem letzten Lebensziel entgegenging. So manche aneinander gekettete glückliche Ereignisse wurden durch eine neue Begebenheit in der Moldau getrübt. In der Zeit, wo sich Sigismund mit dem Sinan Bassa in der Wallachey schlug, ersah sich der dem Sigismund abgeneigte Polnische Kanzler Zamoscius152 die Gelegenheit, ohne Wissen des Königs einen gewissen Jeremias Mogyilla153 , der nach der Moldau lüsterte, mit Hülfe eines in Podolien aufgebotenen Trupps, in die Moldau einzuführen, um den Woywoden Stephan Rezván zu verdrängen. Sigismund schickte eine Abtheilung von seinen Truppen in die Moldau dem Rezván zu Hülfe, einen Theil ließ er unter dem Stephan Botskai zur Bedeckung der Wallachey zurück. Er selbst kam, nach einem so glücklich geendeten Feldzug den 8. November 150 151 152 153
București (rum.), Bukarest (dt.), Bükreş (türk.), Kreis Ilfov. Giurgiu (rum.), Giurgevo (bulg.), Yergöğü (türk.), Kreis Giurgiu. Jan Zamoyski (1541-1605), Polnischer Kanzler und Feldherr. Ieremia Movilă (gest. 1606), Woiwode der Moldau (1600-1606).
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nach Cronstadt |:Bánfi Diar.:| und genoß hier etliche Tage des Vergnügens erfochtener Lorbeeren, und ging sofort nach Weißenburg zurück, wohin er auf den 24. December einen Landtag ausgeschrieben hatte. So freygebig die Stände mit den Lobeserhebungen der vom Fürsten verrichteten Thaten waren, so mißvergnügt waren sie über die von ihm dem gemeinen Haufen der Szekler eingeräumten Freyheiten, die von diesem in dem Dampf, den sie aus dem Feldzuge mitbrachten, zum Schaden ihrer Grundherren mißbraucht wurden. Der Adel brach hierüber im Landtag in öffentliche Klagen aus, die eine gänzliche Vernichtung der dem Szeklerischen Volke vom Fürsten verliehenen Freyheit zu Folge hatten. Die Szekler rotteten sich, ihre Freyheit zu behaupten, im folgenden Jahr zusammen und wuchsen auf 20.000 Mann an, allein sie konnten der Macht der übrigen Landtruppen nicht widerstehen und wurden wieder zu Paaren getrieben|:Chronica des ungr. Kriegswesens; Weiß diar.:|. In der Moldau hingegen zeichnete sich dieses Jahr, wie im Anfang, so auch am Schluß mit Unruhen aus. Rezván suchte sich mit den vom Fürsten Sigismund ihm gegebenen Hülfstruppen in seiner Würde zu behaupten, erlitt aber eine gänzliche Niederlage und gerieth als Gefangener in die Hände seines Mitbuhlers Jeremias. Was er wider seinen Vorgänger Aaron Wayda verbrochen hatte, wurde ihm nunmehr durch einen jämmerlichen Tod vergolten. Auf des Jeremias Befehl wurde ihm zuerst die Nase abgeschnitten und etliche Tage darauf wurde er in den Spieß gezogen |:Weiß diar.; Bethl. III. 360:|. Anstatt daß Sigismund, die ihm selbst in der Person seines Vasallen Rezván widerfahrene Demüthigung, so wie die in seiner Armee hiebey erlittene Einbuße hätte zu Herzen nehmen sollen, ging er nun mit Entwürfen schwanger, die mit seinem stolzen gebietherischen Character in offenbarem Widerspruch standen. Ohne sie jemandem von den Ständen mitzutheilen, ging er mit Anfang des 1596ten Jahres in Person zum Kayser Rudolph II. der sich damals auf dem Reichstag zu Prag befand und ließ die Regierung in den Händen seiner Gemahlin und seines Onkels Stephan Botskai |:Weiß diar.:|. Sein Besuch war am Kayserlichen Hofe eben so unerwartet, als seine Vorträge, die doch durch eine heftige Blatternkrankheit, womit er bey der ersten Audienz überfallen wurde, bis zu seiner Genesung verzögert wurden. Die öffentlichen Unterhandlungen betrafen die Anstalten zum diesjährigen Feldzuge wider die Türken. In deren Folge wurden ihm vom Kayserlichen Hof 2.000 deutsche Kürassiere154 und von den ungrischen Truppen 1.000 Hußaren155 und 3.000 Mann zu Fuß, wie auf drey Monathe monatlich m/24156 Thaler zugesagt |:Bethlen IV. 3:|. 154 155 156
Kürassiere: gepanzerte Reiterei. Husaren: leichte Reiterei. 24.000.
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Unter der Hand suchte er aber seine geheimsten Entwürfe persönlich an den Mann zu bringen. Er war der Regierung von Siebenbürgen müde und seiner Gemahlin überdrüßig, wünschte Siebenbürgen durch andre teutsche Provinzen auszutauschen, wünschte fremde Länder zu bereisen, wünschte sich den geistlichen Stand und den Cardinalshut. Doch diese Gedanken kamen erst im folgenden Jahr zur Reife. Diesmal blieb es bey dem, was er öffentlich mit dem Kayserlichen Hof verhandelt hatte. Mit den von demselben erhaltenen Verheißungen ging er den 4ten März von Prag ab und langte den letzten März in Siebenbürgen an. Kaum war er eingetroffen, so suchte sich der Jeremias Mogyilla, der sich kurz vorher zum Woywoden in der Moldau aufgeworfen hatte, bey ihm einzuschmeicheln und gelobte ihm Treue und Gehorsam an. Sigismund schrieb auf den 21. April einen neuen Landtag auf Clausenburg aus, auf welchem die Zurüstungen zum bevorstehenden Feldzug wider die Türken abgeschloßen wurden. Hierauf ging er nach Temesvár, und belagerte es, mußte aber unverrichteter Sachen wieder abziehen. Noch versuchte ihn die Pforte aufs Neue vom Kayser abzubringen und verhieß ihm nebst Siebenbürgen auch die Moldau und die Wallachey zu überlaßen. Er wieß aber nicht nur diese Vorschläge von sich ab, sondern theilte sie auch dem Kayserlichen Hof mit, der ihn zur Standhaftigkeit ermunterte. Nun stieß er denn seine Truppen mit den Kayserlichen in Ungarn zusammen. Zweymal wurden die Türken von den vereinigten Truppen im Kereszteser Feld bey Erlau157 geschlagen, aber zum Drittenmal erlitten die Kayserlichen durch die übereilte Hitze, womit Sigismund mit seinen Truppen den schon in der Flucht begriffenen Türken nachsetzte, eine gänzliche Niederlage. Sigismund verlohr hiebey allein 2.000 Mann. War es Unmuth über diesen Verlust, waren es häusliche Mißverständniße mit seiner Gemahlin, war es Verzweiflung, daß er es mit dem ihm überlegenen Feinde bis zum Schluß würde aushalten können, genug, Sigismund machte mit Anfang des Jahres 1597 die 2te Reise an den Kayserlichen Hof wieder ohne Wißen und Willen der Stände, und kramte nun die schon oben erzählten Entwürfe aus. Umsonst suchte ihn der Kayser selbst hievon abzubringen, Siebenbürgen war ihm feil, bloß den Titul davon verlangte er zu behalten nebst Oppeln und Ratibor, dann eine jährliche Pension von 50.000 Ducaten und das goldene Vließ, nach dem ihm so lange gelüstet hatte. Was er verlangte, wurde ihm zugesichert. Er kehrte nach Siebenbürgen zurück und berief die Stände auf den 17. April nach Weißenburg. Seine Anschläge waren indeßen in Siebenbürgen kund geworden. Dieses vermehrte den Mißmuth der Stände, denen schon diese zweyte wider ihr Wissen unternommene Reise zuwider war. Allein es hatte hiebey sein Bewenden. 157
Eger (ung.), Erlau (dt.), Komitat Heves.
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Sigismund ging seinen Schritt für sich, ohne Jemanden um Rath zu fragen. Um aber doch dieses Jahr, in welchem das Land von Unruhen verschont blieb, weil Ungarn der eigentliche Kriegs-Schauplatz war, nicht leer verstreichen zu lassen, schickte Sigismund seinen vertrauten Freund, den Kanzler Josika Stephan mit einem ziemlichen Heere, gegen Ende des Jahres, Temesvár zu belagern. Allein die Belagerung lief wieder fruchtlos ab und Josika hub sie den 27. November auf und kehrte zurück. Nun gedachte aber Sigismund im Ernst Siebenbürgen zu verlaßen. Ohne sich zu erinnern, was er mit dem Kayser Rudolph II. abgeschloßen hatte, vertraute er erst seine Entschließungen dem Oberfeldherren der Siebenbürgischen Truppen Caspar Kornis und trug ihm das Fürstenthum an. Den folgenden Tag besann er sich eines anderen, und both es seinem Onkel Stephan Botskai an, mit der Warnung, daß sich ein Walach desselben bemächtigen sollte, womit er auf den Josika zielte. Und grade war es dieser Josika selbst, dem er bald hernach das Fürstenthum anbot, ein Mann, der sonst keines besonderen Herkommens sich rühmen konnte und sein Ansehen bloß, halb durch persönliche Verdienste, halb durch Ränke, halb durch Schwägerschaft mit dem Fürsten errungen hatte, indem seine Gemahlin die Wittib des unglücklichen Paul Gyulai und nahe Verwandtin vom Fürsten war. Inmittelst trafen Anfang des 1598ten Jahres drey Kayserliche Räthe als Gesandte in Siebenbürgen ein, und erinnerten ihn an seine mit dem Kayser im vorigen Jahre geschloßenen Tractate, in deren Folge er Siebenbürgen dem Prinzen Maximilian158, Bruder des Kaysers abtreten sollte. Sigismund fing schon an zu bereuen, was er im vorigen Jahre abgehandelt hatte. Um solches rückgängig zu machen, ließ er den Kanzler Josika an den Statthalter in Kaschau schreiben, er möchte den Prinzen Maximilian verwarnen, daß er sich hüten sollte, auf Siebenbürgen zu kommen, weil er, Sigismund, noch nicht völlig entschloßen sey, das Land zu räumen, und auch die Stände selbst nicht zulassen dürften, daß Siebenbürgen in die Hände eines Fremden käme. Der Statthalter machte von diesem Brief keinen anderen Gebrauch, als daß er ihn grade an den Kayser überschickte. Indeßen hatten die Gesandten des Kaysers den Sigismund aufs neue zur Entschließung gebracht, worinn ihn seine geistlichen Rathgeber befestigten, indem ihm diese von Seiten des Papstes nicht nur den Cardinalshut, sondern auch zum Olmützer159 oder Breslauer160 Bisthum, oder einer anderen reichen Pfründe Hoffnung machten. Sigismund schrieb also zu Anfang Aprils einen Landtag nach Weißenburg aus. Erst trug 158
159 160
Maximilian, Erzherzog von Österreich (1558-1618), erwählter König von Polen (15871598), Regent von Tirol (1602-1618). Olomouc (tschech.), Olmütz (dt.), Kreis Olomouc. Wrocław (pol.), Breslau (dt.), Kreis Niederschlesien.
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er den Ständen nur vor, daß sie dem mit dem Kayser Rudolph geschloßenen Tractat treu bleiben und den Türken männlichen Widerstand leisten möchten. Allein nun kamen die Kayserlichen Gesandten selbst hin und schenkten klaren Wein ein, machten die versammelten Stände mit dem ganzen Inhalte dieser Tractate bekannt und ermahnten sie theils mündlich, theils mit Vorweisung der vom Kayser erhaltenen Vollmacht, dem Kayser als ihren nunmehrigen Landesherren und dem Erzherzog Maximilian den Eyd der Treue zu schwören. Um diesem unerwarteten Vertrage ein Gewicht zu verschaffen, war vom Fürsten schon voraus versehen, daß die Versammlung wieder nicht wie sonst in der Kirche, sondern im fürstlichen Schloße geschehen sollte und dieses war mit fürstlichen Trabanten stark besetzt. Während dem Vortrage trat der Fürst selbst in den Saal hinein und geboth den Ständen, diesen Befehlen sich augenblicklich zu fügen, weil sonst für diejenigen, die nicht gehorchen wollten, die Trabanten schon vor der Thür seyen, die die Ungehorsamen zur Strafe ziehen würden. Nun gingen die Gesandten weiter und legten den Ständen den Brief vor, den Kanzler Josika an den Stadthalter in Kaschau geschrieben hatte. Der Fürst wollte allen Verdacht von sich abwenden und schob die ganze Schuld auf den Josika und gab vor, nur dieser hätte eine Verschwörung gegen den Erzherzog angezettelt und diesen Brief unterschoben. Josika war nicht in der Versammlung. Es wurde also noch diesen Vormittag während der Sitzung ein Obercapitain mit hinlänglicher Mannschaft abgeschickt, denselben in Verhaft zu nehmen. Hiemit noch nicht genug. Der Fürst ließ gleich in der folgenden Nacht einen ansehnlichen Officiere Namens Thomas, der freyen Rede wegen, die er wegen verletzter Freyheit ausgestoßen hatte, ohne zu verhören, ergreiffen und durch den Strang hinrichten |:Bethlen IV. 63:|. Diese neue Trauerscene war das Gegenstück von den, vier Jahre vorher, wieder im Landtag vorgegangenen tragischen Auftritten. Damals galt es dem Kanzler Kovácsocsi, jetzt seinem Nachfolger Josika, der übrigens seiner Verdienste wegen in großem Ansehen stand. Die Beklemmung der Stände über diese gewaltsamen Vorgänge wuchs durch den drohenden Befehl, der hierauf von Seiten des Fürsten verkündigt wurde, daß ein jeder auf der Stelle dem Kayser Rudolph II. den Eyd der Treue ablegen solle, bey Verlust des Kopfes und aller Güter. Umsonst machten sie ihm insgeheim Vorstellungen, daß er das Land in diesen Bedrängnissen nicht verlassen, oder, wenn er ja auf seinem Vorhaben bestände, ihnen wenigstens ihre Wahlfreyheit ungekränkt erhalten möchte. Die Huldigung ging vor sich unter dem Geklirre der Waffen. Josika wurde derweilen in ein anderes wohlmöbliertes Haus in Verwahrung gebracht. Auch wegen seiner suchten die Stände den Fürsten auf andere Gedanken zu bringen und versprachen sich für ihn mit Hab und Gut zu verbürgen, erhielten aber den kalten Bescheid, Josika sey in den Händen der Kayserlichen
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Gesandten, denen er nicht nur sein Fürstenthum, sondern auch seine Gewalt und Gerichtsbarkeit bereits abgetreten hätte. Noch ein Gegenstand von großer Wichtigkeit war diesen Beängstigungen der Stände vorausgegangen der sie in die äußerste Verlegenheit gesetzt hatte. Erst zwey Tage vorher hatte die Pforte den Ständen den Frieden durch eine ansehnliche Gesandtschaft anbiethen laßen. Franc[iscus] Theke, Comes Albert Hutter und Valentin Hirscher, Stadtrichter von Cronstadt redeten im Namen der Stände dem Fürsten zu, das Land keinen weiteren Zerrüttungen Preis zu geben und den Frieden anzunehmen, aber sie fanden kein Gehör. Und nun erschien endlich am zehnten Tage des Landtages der Fürst selbst in der Versammlung, trug dem Lande seine Entschließung, dasselbe gänzlich zu verlassen, in einer zierlichen ungrischen Rede, wiewohl nicht ohne heftige Gemüthsbewegungen vor, die seine Reue verriethen und nahm von den Ständen Abschied, packte hierauf die besten Sachen ein, viele, die zum fürstlichen Schatze gehörten und er nicht mitnehmen mochte, verstreute er, und ging um den Abschiedscomplimenten auszuweichen, durch eine verborgene Thür in Begleitung dreyer vertrauter Diener aus Weißenburg und in sein neuerworbenes Oppeln hinüber. Von nun an wurde das Land bis zur Ankunft des Prinzen Maximilian durch die Kayserlichen Commisarien verwaltet. Josika wurde nach Szatmár geführt. Dem Michael Vajda wurde den 2. May des Kaysers Schutz und Sicherheit und Hülfe versprochen, wogegen er dem Kayser Treue und Gehorsam angelobte. Türken und Tartaren waren in vollem Anzug, das Land stand auf dem Puncte verschlungen zu werden. Vergebens wurde Maximilian erwartet, er kam nicht, so sehr ihm auch die Stände sowohl als die Kayserlichen Commissarien anlagen, sich des Landes anzunehmen. Die Commissarien suchten daher wenigstens durch ansehnliche Geschenke den Tartarchan161 von der Verheerung des Landes abzuhalten und verhießen ihm dafür jährlich 50.000 Gulden. 25.000 zahlten sie ihm gleich auf der Stelle und im folgenden Monat andere 10.000 |:Würgengel; 192. Bethlen IV. 127:|. So blieb das Land von den Tartaren verschont, dagegen aber wurde es von den Kayserlichen Truppen desto mehr bedrückt, die sich die größten Ausschweifungen erlaubten |:Fuchs Chron.:|. Um nun wenigstens einigermaßen von den feindlichen Einfällen gesichert zu werden, wurde auf einem in Müllenbach gehaltenen Landtag beschloßen, den 10ten Mann auszuheben, und das Lager bey Szászváros162 aufzuschlagen. Immer blieb sich das Land hiebey selbst überlassen. Auf wiederholte Bitten versprach Maximilian immer zu kommen und blieb immer aus. Indeßen wurde Sigismund schon auch seines Oppeln überdrüssig und verstahl sich im August den Blicken der Kayserlichen Commissarien, die 161 162
Ğazı II. Giray, Khan des Krim-Khanats (1588-1596, 1596-1607). Orăștie (rum.), Szászváros (ung.), Broos (dt.), Kreis Hunedoara.
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man ihm, sein Wankelmuth war bekannt, an die Seite gegeben hatte, um ihn beständig im Auge zu behalten. Durch seinen Onkel Stephan Botskai war ihm Hoffnung gemacht worden, daß er in Siebenbürgen wieder angenommen werden dürfte, falls er sich in Person zeigen wollte. Er schlich sich also den 15. August bey nächtlicher Weile in Clausenburg ein. Grade an diesem Tag war die Fürstin Maria Christierna selbst angekommen, um sich zu ihrer Mutter in Steyermark zu begeben, da ihr die Verwirrung im Lande jeden Tag in Siebenbürgen verkümmerte. Sigismund war über diese Nachricht, daß sich seine Gemahlin eben in Clausenburg befände, eben so betroffen, als seine Gemahlin über seine unerwartete Erscheinung. Geistliche mußten auch hier den Ausschlag geben. Durch ihre Vermittlung söhnten sich beyde mit einander aus. Nun suchte derselbe nur erst Großwardein zu gewinnen, das ihm der Kayser vorher überlaßen, er aber an denselben zugleich mit Siebenbürgen abgetreten hatte. Er machte daher dem Commandanten daselbst Vorschläge, daß er ihm die Vestung einräumen möchte. Dieser antwortete aber kurz und gerade: Er wolle den seinem Kayser geschworenen Eyd nicht brechen. Und nun wurde auch dort die Kayserliche Besatzung mit 2.000 Kürassiers und 500 Cavalleristen verstärkt |:Bethlen IV. 145. 154:|. In gleicher Zeit schrieb Sigismund einen Landtag auf Thorda aus und die Stände, die dem Erzherzog Maximilian ohnehin mitten in ihren Beklemmungen so lange vergeblich entgegengesehen hatten, ließen sich, da sie sich einen Anführer wider die in der Nähe sich befindenden Türken und Tartaren sehnten, leicht durch den Stephan Botskai für den Sigismund umstimmen. Sie nahmen ihn wieder als ihren Fürsten an, stellten aber, um es auch mit dem Kayser nicht zu verderben, demselben vor, daß er sich hiezu wegen der Nähe der Türken nothgedrungen befunden hätte. Sigismund trug seinerseits den Kayserlichen Commissarien in der öffentlichen Landesversammlung vor, er hätte in Oppeln, das seiner schlechten Beschaffenheit wegen in gar keine Vergleichung mit Siebenbürgen käme, nimmer bestehen können, bäte also durch dieselben, daß der Kayser von Siebenbürgen abstehen möchte, wogegen er ihm immer unverbrüchliche Treue und Achtung angelobe. Mittlerweile nahte die letzte Stunde des in Szathmár gefangenen Kanzlers Josika heran. Es wurde ihm vom Kayserlichen Hof Schuld gegeben, daß er die Gemüther der Vornehmsten von Erzherzog Maximilian abwendig zu machen gesucht hätte, um sich selbst des Fürstenthums zu bemächtigen, weswegen er denn des Todes schuldig anerkannt wurde. Josika wußte sich nicht zu vertheidigen, vielmehr gestand er in der Tortur, daß er auf Anstiften der anderen Großen damit umgegangen sey, eine fremde Landeshoheit abzuwehren, wenn Sigismund darauf beharrte, daß er aus dem Lande abziehen
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wollte. Nun wurde ihm also das Todesurtheil verkündigt und auch gleich durch einen Türkischen Gefangenen bey vielem Zulauf des Volkes vollzogen. Grade an den Tagen an welchen durch seine Mitwirkung der Balthasar Báthori und Wolfgang Kovácsocsi vor vier Jahren erwürget worden waren, wurde ihm der Kopf abgeschlagen und der Körper in einer Nebenkirche ohne Gepränge vergraben, aber auf Fürbitten eines seiner Freunde wieder ausgegraben und auf eine anständige Art zur Erde bestattet. Vieles fiel ihm zur Last, was er an den anderen verbrochen hatte. Die Ermordung des Balthasar Báthori und der übrigen Großen im 1594sten Jahre, die wider den Moldauer Woywoden Aaron fälschlich angesponnene Klage, wodurch dieser nicht nur abgesetzt, sondern auch in Siebenbürgen gefangen gehalten und endlich in Vinz durch die Leute des Josika vergiftet worden war |:Weiß Diar. p. 21:|, letztlich die in Temesvár begangene Verräthery, deßen Belagerung durch ihn ausgeführt werden sollte, aber durch seine treulosen Einverständniße mit dem Feinde rückgängig gemacht wurde |:Würgengel, 177.; David Herrm. Annal:|. Sigismund hatte ihn, sozusagen aus dem Staube erhoben, Sigismund hatte ihn mit der Hoffnung, Fürst oder wenigstens Gubernator von Siebenbürgen zu werden, bethört und zu dem Schreiben verleitet, das ihm die Ungnade des Kaysers zuzog und nichts desto weniger, als die Sache zur Sprache kam, alles öffentlich abgeläugnet, und ihn der Gewalt der Kayserlichen übergeben. Vielleicht erwachte bey ihm die Erinnerung an das, was er selbst zu seinem kläglichen Schicksale beygetragen hatte, wenigsten wurde er über seine Hinrichtung äußerst aufgebracht, und ließ solches die Kayserlichen Commissarien in Weißenburg entgelten, die er in Fesseln legen ließ, aber in Erwägung der hievon zu besorgenden Folgen gar bald wieder auf freyen Fuß stellte, reichlich beschenkte und ihnen den freyen Abzug gestattete. Sigismund erneuerte nun mit dem Michael Vajda seinen vorigen Bund wider die Türken und erhielt von ihm 2.500 Mann Hülfstruppen |:Bethlen IV. 172; Würgengel 199:|. Mehmet Szatartsi Bassa163 hatte indeßen Tsanád164 und Orod165 in Ungarn eingenommen, mit Großwardein vermeinte er den Feldzug zu beschließen. Sigismund und Maximilian vereinigten ihre Kräfte, die Eroberung dieses Schlüßels von Siebenbürgen abzuwehren. Ersterer schickte seinen in mehreren Feldzügen geprüften Feldherrn Székely Moyses mit einem Trupp dahin. Maximilian den Georg Basta166. Beyde thaten dem türkischen Feldherren vielen Eintrag. Bey aller Mühe und einem Verluste von 13.000 Mann konnte er die Vestung nicht einnehmen, und mußte endlich, da es spät 163
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Szartadzi Mehmed Pascha. 1594 Oberbefehlshaber von Bukarest mit 2.000 Mann Besatzung. 1597 wurde er als 5. Wesir mit der Leitung des Feldzuges beauftragt (Serdar). Cenad (rum.), Csanád (ung), Tschanad (dt.), Kreis Timiș. Arad (rum., ung., dt.), Kreis Arad. Giorgio Basta (1550-1612), Kaiserlicher Feldherr unter Rudolf II.
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im Jahre war, die Belagerung aufheben. Dafür wurde ihm, dem türkischen Gebrauch gemäß, in Belgrad die seidene Schnur zu Theil. Zwey merkwürdige Männer erschienen in diesem Feldzug zuerst auf der Siebenbürgischen Schaubühne. Michael Vajda und Georg Basta. Wollte Gott, daß sie mit diesem Jahre zugleich verschwunden wären, allein die Rollen, die sie in den folgenden Jahren spielten, machten sie zu Schreckensmännern ihrer Zeit und ließen in dem Land ihre blutigen Spuren auf ein Jahrhundert zurück. Siebenbürgen hatte nun seinen Fürsten wieder, hatte ein Oberhaupt. Nur durchkreutzten sich in diesem Haupte so mannigfaltige, so widersprechende Entwürfe, daß das Land darüber aufs neue in einen unglücklichen Tummelplatz verwandelt wurde, den feindliche und freundliche Truppen um die Wette aussogen und verwüsteten. Den Ständen war darum zu thun, daß sie unter Anführung ihres Fürsten der Uebermacht der Türken entgegen gehen, zugleich aber sich des Römisch-Kayserlichen Schutzes versichert halten möchten. In dieser Absicht schickten sie aus dem zu Anfang des Jahres in Weißenburg gehaltenen Landtages den Bischof Demetrius Naprági167 und den Stephan Botskai an den Kayserlichen Hof und ersuchten ihn mit Vorstellungen ihrer Bedrängniße, neuerdings von Siebenbürgen ganz abzustehen und solches dem Fürsten Sigismund ganz zu überlaßen. Allein zu gleicher Zeit unterhandelte der Fürst heimlich, daß ihm gegen nochmalige Abtretung des Fürstenthums, außer Oppeln und Ratibor noch etwas zugegeben werden möchte. Rudolph versprach ihm Leutmeriz168 in Böhmen, neben den 50.000 Thalern, die ihm schon vorher zugesichert worden waren |:Bethlen IV. 232-247:|. Unbekümmert über den Ausschlag dieser wichtigen Gesandtschaft schrieb Sigismund seinem Vetter, dem in Pohlen wohnenden Cardinalen Andreas Báthori und bat in den beweglichsten Ausdrücken ihn um seine Freundschaft, da diese, durch die an seinem Bruder Balthasar Báthori vor 41/2 Jahren verübte Tyrannei ziemlich erkaltet war. Zum Siegel der Aussöhnung bat er ihn auf Siebenbürgen zu kommen. Der Cardinal erschien den 20. Februar in Clausenburg und wurde von Sigismund mit außerordentlicher Freundschaft empfangen. Die Aussöhnung war bald vollbracht. Sigismund trug seinem Vetter das Fürstenthum an und bedung sich dagegen einige Güther vom Cardinalen in Pohlen aus |:Weiß diar:|. Wo hat sich der Geistliche gefunden, der eine Oberherrschaft ausschlagen sollte? Und hier traf der Fall doch ein. Der Cardinal lehnte den Antrag ab. Nun drohte der Sigismund, er wolle, falls der Cardinal auf seiner Weigerung beharrte, einen Nachfolger finden, den er bereuen würde. Dadurch ließ sich der Cardinal überreden, den Vorschlag einzugehen. Nun kam es nur darauf an, daß man von Seiten des Landes keinen Widerspruch finden möchte und 167 168
Demetrius III. Napragy, Bischof von Weißenburg (1598-1604 mit Unterbrechungen). Litoměřice (tsch.), Leitmeritz (dt.), Kreis Litoměřice.
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dafür wurde durch einen Landtag gesorgt, den der Fürst auf Palmarum169 nach Mediasch ausschrieb |:Bethlen IV. 204:|. Bis dahin gefiel es dem Fürsten, sich noch einmal in Siebenbürgen umzusehen, er besuchte auch Cronstadt sammt seiner Gemahlin, so wenig ihn sonst ihre Gesellschaft freute. Den 8ten März fuhr er hier mit den übrigen Großen, die ihn begleiteten, die Gassen auf und nieder |:Bánfi diar:|. Auf den vorbestimmten Tag verfügte er sich nach Mediasch. Aber auch hier bediente er sich wie im vorjährigen bedenklichen Landtag in Weißenburg und wie im 1594er Landtag gewaffneter Macht, um allzulauten Widersprüchen vorzubauen und ließ 3.000 Szekler zu Fuß, 500 Ungarn zu Pferde in die Stadt einrücken, außer welchen sich auch seine Hoftrabanten auf 600 Mann beliefen. Sigismund trug nun den versammelten Ständen vor, daß er sich im Kampfe mit den zwey mächtigste Kaysern die Ruhe wünsche und daher dem Fürstenthum entsage, wozu er jedoch seinen Vetter, den Cardinalen Andreas vorschlüge. Den Ständen tönten die Waffen der in Mediasch einquartierten Mannschaft in den Ohren, an einen Widerspruch war hier nicht zu denken. Andreas ward zum Fürsten gewählet und ausgeruffen. Sigismund ging zum zweyten Male aus Siebenbürgen hinaus. Auch seine Gemahlin verließ das Land den 8. April und ging nach Grätz170 |:Würgengel 225; Sutoris diar.:|. Der neue Fürst Andreas Báthori arbeitete nunmehr an der Herstellung der öffentlichen Ruhe in Siebenbürgen, bat den Römischen Kayser um die Bestättigung in seinem Fürstenthume, vermochte den Tartarchan durch Geschenke, daß er sich solange bis der Friede mit den Türken zu Stande käme, der Plünderungen zu enthalten verhieß, unterhandelte auch wirklich mit der Pforte des Friedens wegen, spannte aber die Saiten allzu hoch, als daß ihr seine Vorschläge annehmbar gewesen wären, weswegen sich diese Unterhandlungen wieder zerschlugen. Einstweilen suchte er mit dem Woywoden in der Moldau eine festere Freundschaft anzuknüpfen und stiftete eine Heyrath zwischen dessen Tochter und seinem Halbbruder Johann Jffju. Auch suchte er sich mit dem Michael Vajda in Verbindung zu bringen, allein von diesem wurde er von einer Zeit zur anderen mit leeren Worten hingehalten. Den König von Pohlen bat er um die Vermittlung bey dem Kayserlichen Hof und den Papst um hülfreiche Unterstützung. Letzterer vermochte ihn, den Türken den Gehorsam öffentlich aufzukündigen. Unwissend, ob er sich nun auch vom Römischen Kayser die erbetene Hülfe zu versprechen hätte, ließ er sich hiezu als ein blinder Verehrer der geistlichen Oberhoheit verleiten, wo er sich jedoch auf einer Fallbrücke befand, die ihm, wohin er sich wandte, einen fürchterlichen Abgrund eröffnete. Auf Seiten des Kaysers waren ihm die Aussichten auf Beyfall und Bestättigung zu weit entfernt, als daß er vermuthen konnte, daß der Kayser dem sein 169 170
Palmsonntag, 4. April 1599. Graz (dt.), Gradec (slow.), Bezirk Graz.
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Vorgänger Sigismund das Fürstenthum zu zweymalen abgetreten hatte, solches so leicht wieder an einen Dritten fahren lassen sollte. In der Nachbarschaft stand auf der einen Seite Stephan Botskai, den der Bruder des Cardinalen, Stephan Bathori durch eine ungestüme Zurückforderung einiger ehehin dem Balthasar Báthori gehöriger und hernach dem Botskai verliehenen Güter, zum Unwillen gereitzt hatte, dem bey seiner Uebermacht, wenn er es wollte, immer ein beträchtliches Kriegsheer zur Seite stand. Auf der anderen hatte er es mit dem Michael Vajda zu thun, einem zweydeutigen Mann, auf dessen Reden und Verheißungen, wenn sie auch mit den theuersten Eydschwüren begleitet wurden, nichts gebaut werden konnte, da ihnen seine Handlungen sichtbar widersprachen. Hätte sich der Cardinal zuverläßige Nachrichten zu verschaffen gewußt, so würde ihm nicht entgangen seyn, daß der Antrag schon war, ihn durch den in Ungarn stehenden Generalen Basta auf der einen, durch den Stephan Botskai auf der andern, und durch den, ganz dem Kayser ergebenen Michael Vajda auf der dritten Seite in die Mitte zu nehmen |:Bethlen IV. 316:|. Allein er wandte sich, um seine Mißverhältniße zu erforschen, grade an die, deren Sache es nicht war, ihn aufzuklären. Basta, von dem er die Gesinnungen des Michael Vajda erfragte, wies ihn an den Vajda selbst. Dieser schläferte ihn mit Verheißungen ein, schützte vor, er rüste sich gegen die Türken, erhielt durch seine glatten Worte von ihm die Erlaubniß selbst in Siebenbürgen Mannschaft anzuwerben und hielt bey ihm sogar um einen freyen Durchzug durch Siebenbürgen an, um den Türken in Ungarn entgegenzutreten. Andreas hielt unterdeßen die Landtruppen bey Müllenbach zwey Monate im Lager zusammen, allein auch diese wurden endlich müde, ihre Zeit daselbst zu verliehren, die ihnen zu ihren häuslichen Verrichtungen nöthiger war. Er ließ sie also auf ihr Begehren auseinander, und pflegte in der Zeit, wo um ihn herum fürchterliche Gewitterwolken brauseten, seine Ruhe und Bequemlichkeit in Weißenburg und arbeitete an den Entwürfen, die Religion der Protestanten in Siebenbürgen wieder abzuschaffen und die catholische im Lande einzuführen. Um diesen Zweck zu erreichen, hatte er schon im Junius die Bistritzer zu überreden gesucht, daß sie dem Fürsten Sigismund zur Andacht ein Kloster auf ein halbes Jahr einräumen möchten. Diese hatten sich deswegen bey den übrigen Nationsbrüdern angefragt. Die Hermannstädter hatten dafür gehalten, man solle dem Fürsten dieses erste Gesuch nicht abschlagen, um ihn nicht zum Unwillen zu reizen, wodurch er eben veranlaßt werden könnte, die Bistritzer wieder, wie in alten Zeiten geschehen in eine Grafschaft zu verwandeln171, um diese entweder für sich zu behalten, oder an andre zu verschenken. Allein die 171
1453 wurden Stadt und Distrikt von König Ladislaus V. in eine Erbgrafschaft umgewandelt und an Johannes Hunyadi verliehen. 1465 wurde die Erbgrafschaft von König Matthias aufgelöst und die städtischen Freiheiten restauriert.
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Cronstädter hatten sich dagegen gesetzt. Ihre Gründe waren: 1stens Hätte der Fürst geschworen in Religionssachen Niemanden zu stören, auch die Jesuiten und Catholiken bloß in Weißenburg und Clausenburg und der dortigen Vorstadt Monostor zuzulaßen. Würde durch Nachgiebigkeit etwas von diesem Schwur nachgesehen, so sey die Gefahr, daß der ganze Eyd dadurch aus seiner Kraft gesetzt würde. 2tens Sey Gefahr, daß das neugierige Volk herbeylaufen und durch den ungewohnten äußerlichen Schimmer eines fremden Gottesdienstes in seiner Religion zum Wanken gebracht werden dürfte. 3tens Könnten nach dem Beyspiele der Bistritzer auch andere Städte mit gleichen Zumuthungen angefochten werden, wo übrigens 4 tens nicht zu fürchten sey, daß der Fürst aus Rache die Bistritzer um ihre Freyheiten bringen würde, da er geschworen, alle Stände in ihre Grundverfassungen ungekränkt zu erhalten. Diese Abstimmung der Cronstädter war denn auch den übrigen National-Publicis172 mitgetheilt und von denselben gutgeheißen, sofort aber dem Cardinalen von den Bistritzern sein Gesuch abgeschlagen worden |:Fuchs Chronicon; vergl. Bethlen IV. 255:|. Allein der Gedanke die Kirchen in Siebenbürgen zu reformieren, war dem Cardinalen viel zu lieb, als daß er demselben hätte entsagen können. Er wollte ihn mit Gewalt durchsetzten und ließ am Schluße zum Schrecken für die Sieben Richter sieben Spieße aufrichten, falls sie nicht von ihrer Religion abstehen wollten. Der Comes Albert Hutter bath sich drey Tage Bedenkzeit zur endlichen Erklärung aus, schickte aber unter der Hand einen Eilbothen an den Michael Vajda, daß er ohne Verzug bey dem rothen Thurme173 in Siebenbürgen einrücken sollte. Michael Vajda ließ sich nicht lange bitten, wo es zu plündern gab. Hutter kannte seine Denkungsart. In diesem Vertrauen veranstaltete er einen Lärm in Clausenburg, daß der Feind im Anzuge sey. Alles verstreute sich. Der Cardinal selbst eilte in die Nähe von Hermannstadt, um auf alle Fälle dem Feinde die Spitze zu bieten. Auf diese Art wurde bey ihm die Sorge für das geistige Wohl seiner Landeskinder, durch die Sorge für das zeitliche verdrängt |:David Herrmann Annales:|. Michael Vajda kam nun wirklich mit 25.000 Kosaken, Wallachen, Moldauern, Pohlen und Raizen aus der Wallachey heraus. Sowie alle seine Handlungen das Gepräge der Arglist und Zweyzügigkeit an sich trugen, so verhielt es sich auch bey dieser Gelegenheit. Dem römischen Kayser hatte er durch seine Gesandten unverbrüchliche Treue angelobt. Den Cardinalen Andreas, der es immer bey bloßen Fragen bewenden ließ, ohne dem Grunde der Wahrheit nachzuspüren, ohne die übrigen Umstände mit den erhaltenen Antworten in Verbindung zu setzen, hatte er einmal über das andre von seiner Redlichkeit 172 173
Ratsversammlungen. Turnu Roșu (rum.), Vöröstorony (ung.), Roterturm (dt.), Passübergang am Altdurchbruch in den Südkarpaten. Kreis Sibiu.
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versichert, nun machte er, um sich nicht die Pforte auf den Hals zu ziehen, derselben weiß, er käme, den Cardinal zu strafen, weil er der Pforte abtrünnig geworden. Ehe er den Fuß aus der Wallachey setzte, beschwor er seine Armee, ohne sich zu erklären, was er sich für einen Standpunct gewählt habe, auf das feyerlichste, daß sie seiner Fahne folgen wollten, wohin sie immer geführt würden. Sein erster Einfall geschah in den Béldischen Wiesen174 in Háromszék. Die Kosaken erschienen zuerst als Vortruppen den 18. October bey Tartlau und schlugen daselbst ihr Lager auf. Den folgenden Tag kam Michael Vajda selbst und ließ die Nacht darauf den Valentin Hirscher, damaligen Stadtrichter von Cronstadt nebst einem oder zwey Rathsgeschworenen zu sich in das Lager beruffen. Lange rathschlagte man, ob man dem Ruf folgen sollte. Gradezu ihm seine Forderungen, die man sich im Voraus schon vorstellen konnte, zu verweigern, war außer der Zeit. Endlich wurde man doch eins, ihm, falls er darauf bestünde, unter der Bedingung zu huldigen, falls er das Fürstenthum wirklich zu behaupten im Stande wäre. Nun gingen also den 20. October Cyrillus Greissing175 und zwey Rathshgeschworene nebst dem Comunitätsvormund Lucas Hirscher176 in Begleitung einiger Soldaten zum Michael Vajda kummer- und sorgenvoll hinaus. Ihr Empfang war über ihr Erwarten. Einige Kosaken kamen ihnen entgegen und führten sie in das Lager des Michael Vajda. Sein Verlangen ging dahin, daß sich die Cronstädter schriftlich zur Treue gegen den Römischen Kayser verpflichten sollten, sonst wolle er die Stadt und die ganze umliegende Gegend verheeren. Die Deputierten bathen sich bis zum dritten Tage Bedenkzeit aus, um sich hierüber mit dem gesamten Volk zu berathschlagen. Inmittelst rückte Michael Vajda weiter auf Zeiden. Die Cronstädter hielten jeden Aufschub für gefährlich. Man wartete also den dritten Tag nicht ab, sondern schickte schon den 21sten October neue Deputierte an ihn ab und bat ihn, in Rücksicht ihres Unvermögens mit den Cronstädtern Geduld zu haben, und sich nicht zu einem Schritte zu vermögen, der für sie gefährlich ablaufen könnte, sondern sich mit den schon vorher geleisteten Versprechungen unverbrüchlicher Treue auf den Fall, wenn ihm sein Vorhaben gelingen sollte, zu begnügen. Die Deputierten waren D[octor] Paul Kerzius177,
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Der Großteil der Güter der Familie Béldi befand sich südöstlich von Tartlau und reichten gegen Südosten auch über den Bosauer Pass hinaus. Welches Areal allerdings mit dem Flurnamen „Béldische Wiesen“ genau bezeichnet wird ist unklar. Vgl. Pál Binder: A bodolai (Béldi) uradalom történte (Bodola, Kerestvár vagy Nyén, Márkos és Bozdaforduló) [Geschichte der Béldi-Güter in Bodola]. Szecseleváros, 1994. Ciryllus Greissing (gest. 1603), Kronstädter Stadthann (1582-1586), Kronstädter Stadtrichter (1588, 1589, 1592, 1593), 1588 von Fürst Sigismund Báthory geadelt. Lucas Hirscher, Sprecher der Hundertmannschaft (1599). Paul Kerzer od. Kerzius (gest. 1600), Arzt und Gelehrter aus Kronstadt.
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Stadtphysikus, Johann Hirscher178 und Matthias Fronius179 Rathsverwandte nebst einigen Hundertmännern180. Vajda ließ sich erbitten und es bey dieser Erklärung bewenden: „Ich sehe“, sagte er „daß ihr auch mich, auch euren Fürsten fürchtet und dazu habt ihr auch Ursache. Ich bin mit dem zufrieden, was ihr mir versprochen habt, bleibt nur standhaft.“ Mittlerweile wiegelte derselbe die Szekler in Háromszék und Csik mit Verheissung ihrer alten Freyheiten auf, sich mit ihm zu vereinigen. Dieser Aufruf verschaffte ihm 1.000 Mann, die sich in völliger Rüstung in sein Lager begaben |:Würgengel 240:|. Nun ging er den 21. October über den Zeidner Wald auf Sárkány181. So süß seine Sprache war, so sehr mußte das arme Burzenland die Ausschweifungen seiner Truppen beseufzen. Ueberall wurde gesengt und geplündert. Nur Neustadt182, Rosenau und Wolkendorf183, die ihnen zum Glück außer Weges lagen, blieben verschont. In Tartlau blieb kein Haus ganz, Fenster, Oefen, Böden, Wägen wurden zerschmettert und das Eichenwerk blos nicht mitgeführt, weil es zu schwer war. In den Scheunen droschen sie alle Früchte aus, außer dem Korn, das, so wie es da war, weder ihnen noch dem Vieh zum Gebrauche dienen konnte. Bey dem Abzuge steckten sie den Markt an. Michael Vajda ließ aber selbst das Feuer löschen und redete sich damit aus, daß es ihm nicht möglich sey, seine wilden Leute im Zaume zu halten. Insonderheit waren die Geistlichen auf dem Lande ihrer Raubsucht ausgesetzt. Viele Innwohner büßten dabey ihr Leben ein. Das Vieh wurde Herdenweise hinweggetrieben, das Schloß in Helzdorf bestürmten sie sechsmal, aber Vajda hinderte es, daß sie ihm nicht mehr zusetzten. Gleicher Weise hausten sie auch in Marienburg und Nußbach und legten beyde Oerter in die Asche |:Fuchs Chron.:|. Den 28. October langte Michael Vajda mit seinen zügellosen Truppen bey Hermannstadt an. Zugleich stieß Baba Noják184 zu ihm mit 6.000 Haiducken, der beym rothen Thurm herzu kam. Nun erst fühlte es der Cardinal, daß aus der Sache, die er bisher immer bezweifelt hatte, Ernst wurde. Umsonst versuchte er den Michael Vajda mit den Vorstellungen, daß er die Sache mit dem Römischen Kayser schon ausgemacht, in ein friedliches Gleis zu bringen. Vajda hielt die an ihn abgeschickten Gesandten bey sich und rüstete sich zur Schlacht.
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Johann Hirscher (gest. 1602), Mitglied des Kronstädter Rates (1596-1599), Kronstädter Stadthann (1600-1602) Matthias Fronius (gest. 1609), Kronstädter Senator (1596-1602), Kronstädter Stadthann (1603, 1604,1607), Kronstädter Stadtrichter (1608-1609). Hundertmannschaft: von der Handwerkerschaft gegen Ende des 15. Jh. ertrotztes Gegenstück (Kontrollinstanz) zum Stadtrat, auch als „äußerer Rat“ oder Communität bezeichnet. Șercaia (rum.), Sárkány (ung.), Schirkanyen (dt.), Kreis Brașov. Cristian (rum), Keresztényfalva (ung.), Neustadt im Burzenland (dt.), Kreis Brașov. Vulcan (rum.), Szászvolkány (ung.), Wolkendorf (dt.), Kreis Brașov. Baba Novak (ca. 1530-1601), Haiduckenkapitän.
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Den 29. October stellte er seine Truppen im flachen Felde bey Talmáts185 und Heltau186 in Schlachtordnung. Der Cardinal gebot auch seinen Truppen sich zu stellen. Ihm blieb nichts übrig, als durch die geschloßenen Glieder zu reiten und sie zur Standhaftigkeit wider den meineydigen Feind zu ermuntern, sofort sich aber auf den Berg bey Hammersdorf187 zu begeben, um der Schlacht außerhalb dem Schuß zuzusehen. Verrätherey und Mangel an Disciplin spielten gar bald dem Michael Vajda den Sieg in die Hände. Der Cardinal mochte das Ende dieses unglücklichen Gefechts nicht abwarten. Es war schon drey Uhr Nachmittag. Er lenkte in den Rothberger Wald und sann darauf, seine Freystätte durch die Moldau wieder in Pohlen aufzusuchen, dessen friedliche Gegenden er vor sieben Monaten unter einem unglücklichen Gestirne gegen Siebenbürgen vertauscht hatte. Erst hielt er aber in Udvarhely188 Rasttag. Hätte er nur nicht vergeßen, daß fliehen nicht Rasten sein gegenwärtiges Hauptbedürfniß war. Damals war noch nicht bekannt, was mit den Siebenbürgischen Truppen geschehen war. Aber unter den drey Tagen, die er in Udvarhely zauderte, verbreitete sich das Gerücht von ihrer Niederlage im ganzen Lande. Ein großer Theil vom Szeklerischen Adel wollte dem Cardinalen auf seiner Flucht, wie er von Udvarhely abging, begleiten. Er wollte es aber nicht zulassen, theils um ihrer zu schonen, theils, weil er fürchtete, durch eine zu große Begleitung erkannt zu werden, da er zumal die Szekler als besondere Günstlinge des Michael Vajda noch mehr als ihn selbst zu fürchten Ursache hatte. Daher zog er sich denn mit den Wenigen, die er in seinem Gefolge noch übrig hatte, auf Nebenwegen nach der Moldauer Grenze. Indem er hier auf einem Seitenwege einer schönen Quelle gewahr wird, steigt er vom Pferde ab, läßt eine Decke auf die Erde breiten, setzt sich nieder, nimmt ein mäßiges Frühstück zu sich und bricht endlich in die Worte aus: „Wie Christus unser Herr nach dem letzten Mahl, das er mit seinen Jüngern genoß, von einem derselben schändlich verrathen wurde, so bin auch ich durch die Verrätherey einiger Ueberläufer nunmehr in die äußerste Gefahr versetzt worden, vielleicht wird auch bey mir dieses das letzte Mahl, und vielleicht mein Leichenmahl seyn, das ich hier mit euch halte.“ |:Bethlen IV. 442:|. Die Erfüllung dieser Prophezeihung war schon im Anzug. Der Cardinal ging ihr mit schnellen Schritten entgegen, indem er sich den unglücklichen Csiker Gebirgen näherte, die ihn durch die Moldau nach Pohlen führen sollten. Szent Tamás189 liegt am Fuß derselben. Hier traf er auf den Tag nach seiner Prophezeihung mit den Seinigen ein. Es war der 6te nach der Schlacht. Schon hatte sich der Tag geneigt. 185 186 187 188 189
Tălmaciu (rum.), Nagytálmács (ung.), Talmesch (dt.), Kreis Sibiu. Cisnădie (rum.), Nagydisznód (ung.), Heltau (dt.), Kreis Sibiu. Guşteriţa (rum.), Szenterzsébet (ung.) Hammersdorf (dt.), Kreis Sibiu. Odorheiu Secuiesc (rum.), Székelyudvarhely (ung.), Oderhellen (dt.), Kreis Harghita. Tomeşti (rum.), Csíkszenttamás (ung.), Kreis Harghita.
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Indem er sich hier mit seinem Gefolge aus den im Weg liegenden Gräben, Zäunen und Verhacken herauszuwinden sucht, um sich in dem inneren Gebirge den Nachstellungen zu entziehen, findet er vor sich eine Schaar von Aufrührern, die ihm den Weg, den er zu passiren hatte und den sie eben deswegen allbereits besetzt, verrennen. Hinter ihm fällt ein ungleich starker Schwarm von Szeklern seinen Leuten in den Rücken. Ein gewißer Blasius Őrdőg190 ein Szekler aus Csik war ihr Anführer. Dieser Bösewicht, der den Namen mit der That führte, war einer aus der niedrigsten Menschenclaße und hatte gerade dem Cardinal seine Erhebung zu einem Hofdienste zu danken. Kurz vor der Schlacht bey Hermannstadt schützte er eine Krankheit vor, und ward von seinem Herrn entlaßen. Was hätte man von diesem Menschen auch anderes vermuthen können, als daß er eine Gelegenheit, wo er seinen Herrn und Wohlthäter retten und fördern könnte, mit Freuden ergreiffen und benützen würde? Grade dieser war es aber, der, sowie das Gerücht von der Hermannstädter Niederlage und der Flucht des Cardinalen auch in diesen Gegenden erschallte, und so wie er gewahr wurde, daß der Cardinal herankäme, zur Sturmglocke lief, und nicht nur seine Landsleute, sondern auch die Innwohner der benachbarten Dörfer von Haus zu Haus aufforderte, diese Gelegenheit ja nicht auszulaßen, um noch diese übrige Wurzel des den Szeklern schon unter Stephan Báthori so abgünstig und schädlich gewesenen Báthorischen Hauses zu vertilgen und dadurch zugleich die Gunst des Ueberwinders und die verlohrene Freyheit zu erringen. Gleich waren über 800 Alte und Junge da, die ihm, entweder in der Hoffnung die ihnen vorgespiegelte Freyheit zu erjagen, oder doch wenigstens eine reiche Beute machen zu können, halb bewaffnet, halb unbewehrt, zuliefen. Das Gefolge des Cardinalen bestand nur aus 100 Köpfen. Diese waren viel zu schwach, dem rasenden Volkshaufen zu widerstehen, hingegen hatten sie auch das Schicksal der bey Termopylä unter dem Leonidas der Persischen Menge unterliegenden Spartaner. Sie wurden beynahe alle niedergemetzelt, theils gebunden und aufbehalten, um dem Michael Vajda im Triumph aufgeführt zu werden. Der Cardinal wurde schon bey dem ersten Anfall von den Seinigen ermahnt, wenigstens sein eigenes Leben zu retten, und sie ihrem Schicksale zu überlaßen, dem sie ohnehin nicht entgehen könnten. Er wich also vom einzigen Nicolaus Miko191 und einem Bedienten begleitet, dem wüthenden Haufen durch Dick und Dünn aus, ließ endlich auch sein, ohnehin erlegenes Pferd zurück und suchte sich zu Fuß durch die Flucht zu retten. Etwa 2.000 Schritte hatte er auch diese Art mühsam zurückgelegt, allein der Bediente war von den Szeklern schwer verwundet worden und konnte nicht nachkommen. Um ihn dem Blicke der Feinde zu entziehen, heißt 190 191
Ördög (ung.): Teufel. Nikolaus Mikó de Zsögöd.
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er ihn sich niederlegen und deckt ihn so gut er kann, mit Gras und Sträuchern zu. Inmittelst war die Nacht eingebrochen. Kummer und Durst hatten seine Kräfte völlig erschöpft. Eine Schäferhütte war in der Nähe. In diese trat er und Nicolaus Miko hinein und begehrte vom Hirten etwas zu trinken. Dieser weiß ihnen nichts als Käse-Molken zu reichen. Der Cardinal schenkte ihm einen Ducaten und bittet ihn einen frischen Trunk Wassers zu bringen. Derweilen geht er auf die Seite und legt sich unter einen Baum nieder, um etwas auszuruhen. Der Schlaf überfällt ihn. Miko hält Wache. Auf einmal wird er durch das Getöse der Szekler erschreckt und hört, wie sie den Hirten unter tausend Lästerworten um die Edelleute fragen, die er in seiner Hütte aufgenommen, und wie sie diese von ihm unter den fürchterlichsten Drohungen herausfordern. Der erschrockene Hirte antwortet, sie seyen nicht bey ihm, dürften aber, wie es scheine, nicht weit seyn, Miko weckte den Cardinalen auf. Es war Mondschein. An Rettung war nicht zu denken. Der Cardinal schickt den Miko hin, um zu versuchen, ob sie sich nicht durch Vorstellungen besänftigen ließen. Allein statt einer Antwort wird er von ihnen angefallen, und übermannt. Miko sieht den Tod vor Augen, sieht wie einer dieser Barbaren einen ungeschliffenen, rostigen Säbel wieder ihn aufhebt, er bietet ihm also seinen eigenen beßeren Säbel an. „Schau hier“ sagt er, „ meinen Säbel, diesen kannst du wider mich brauchen, um mich nicht noch mit diesem stumpfen Gewehre zu martern.“ Damit hielt er ihm die Kehle hin, worauf ihm vom Szekler sofort der Kopf herunter gehauen wird. Indeßen wird der Cardinal von Blasius Őrdőg und drey anderen Szeklern überfallen und sucht sich zu wehren. Allein der Blasius stürzet ihn durch einen Schlag, den er ihm mit der Axt auf die Stirne über das linke Auge versetzt zu Boden. Mord- und Raublust trennen sich selten von einander. Der Ring, den der Cardinal am Finger hatte, fiel den Mördern gleich in die Augen. Diesen suchten sie vom Finger abzureißen, die Zeit wird ihnen aber hierüber zu lang, sie hauen ihm aber den Finger zusammt dem Ringe und hierauf auch den Kopf ab, rauben ihn sodann völlig aus und lassen den Rumpf entblößt da liegen und gehen mit dem Kopf nach Hause. Was ist der Mensch? Was wird aus seinen Entwürfen? 28 Jahre alt war Andreas Báthori, wie er seine Laufbahn schloß. Nur von ihm hing es ab, das Ziel derselben in einem stilleren, frohen Lebensgenuß ungleich weiter hinauszusetzen. Als Bischof von Ermeland192 genoß er die reichlichsten Einkünfte, als Cardinal nach dem Pabst die höchste geistliche Würde. Allein der Gedanke nebst diesen drey Fürstenthümer einen Theil von Ungarn zu beherrschen, hatte zuviele Reize für ihn, als daß er jenen beßeren Gedanken, diese scheinbaren Vortheile auszuschlagen, bey ihm erstickt hätte. Durch Aussichten begeistert, die himmelweit von ihm entfernt sind, verläßt er sein ruhiges 192
Fürstbistum Ermland, Kreis Ermland-Masuren (PL).
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Bistum und hascht nach einem Fürstenthum, das von zwey mächtigen Kaysern in Anspruch genommen wird, erkauft das Vergnügen Herr von der Wallachey und Moldau zu heißen, mit dem Verdruß, von dem einen eingebildeten Vasallen verlassen, von dem anderen angefochten zu werden, überläßt sich unbekümmert um die Rüstungen in der Nachbarschaft Ergötzlichkeiten und Zerstreuungen aller Art, in der Zeit, da unter seinen Füßen Vulcane brausen, die ihn einem unvermeidlichen Abgrund entgegenführen, wagt endlich ohne die geringsten Kenntniße von der Kriegswissenschaft eine Schlacht, deren Ausgang, wenn er auch glücklich war, ihn vor heftigeren neuen Anfällen nicht sichern konnte, und wenn er ungünstig war, in einen Strudel hineinschleuderte, aus welchem, wohin er sich immer wandte, keine Rettung stattfand! Dieser schreckliche Fall trat denn auch ein nach einem siebenmonatigen Genuß der eingebildeten Herrschaft! Sein stolzer Gegner und Ueberwinder Michael Vajda erbeutete nach der Schlacht das ganze Siebenbürgische Lager und zog den 1ten November triumphierend in Weißenburg ein. Von hier schickte er gleich einige Bojaren nebst dem bey ihm befindlichen Rathsgeschworenen Marcus Schankebank193 auf Cronstadt und ließ dem Stadtrichter Valentin Hirscher andeuten, auf den 7ten November in Weißenburg zu erscheinen, da dießfalls auch die Regalien194 schon ausgeschrieben seyen. Allein anstatt der Regalien lief aber mittlerweile ein anderes Schreiben von Michael Vajda ein, wo er den Cronstädtern vorhielt, daß er sie schon vorher ermahnet, ihm zum gegenwärtigen Kriege eine gewisse Geldsumme zu leihen, da sie aber unerachtet mit dem Gelde ausgeblieben wären, nunmehr zu dieser Lieferung neuerdings aufforderte. Hier stand kein Wort vom Landtag. Dem unerachtet wollten es die Cronstädter nicht wagen, einen eigenen Befehl des Landtags wegen abzuwarten, sondern borgten in der Eile 4.000 Gulden zusammen und schickten sie dem Vajda durch die Stadtgeschworenen Cyrillus Greissing, Sebastian Blesch195 und Schankebank. Diese vernahmen erst unterwegs, daß der Landtag auf den 20. November verschoben worden sey und schickten daher nur das Geld voraus. Kaum hatte er aber gehört, wieviel es sey, so gerieth er in die heftigste Wuth, und ließ den Cronstädtern ankündigen, daß er ganz Burzenland der Erde gleich machen wolle, wo sie nicht den Augenblick 15.000 Gulden überschickten. Hier war nun auf keinen Verzug zu denken. Sie rafften eiligst das Geld zusammen, um ihn zu befriedigen. Nichts desto weniger wurden die Deputirten, die das Geld brachten, erst am 4ten Tag zur Audienz gelassen, stürmisch empfangen, und 193
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Marcus Schunkabunk (gest. 1608), Kronstädter Senator (1597-1603), mehrmals Gesandter an Kaiser Rudolf II., 1607 durch Stephan Bocskai geadelt. Nutzbare Hoheitsrechte des Herrschers (Einkünfte, „Steuern“). Sebastian Blesch (gest. 1600), Mitglied des Kronstädter Rates (1589-1597).
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aufs neue mit der Verheerung der Stadt bedroht, wo sie nicht dem Römischen Kayser unverbrüchliche Treue schriftlich angelobten. Auf die Verwendung einiger Großen [hin] wurde er zwar besänftigt, hingegen ließ er dem Stadtrichter Valentin Hirscher wiederholt bedeuten, daß er sich nebst dem Johann Hirscher auf dem Landtag in Weißenburg persönlich einfinden sollte. So bedeckte denn Michael Vajda mit dem Namen des Kaysers, für welchen er Siebenbürgen erobert zu haben vorgab, die Räuberungen, die seine Untergebenen im ganzen Lande verübten, unerachtet er dabey immer die Sprache führte, daß dieses ohne sein Wissen und Willen geschehe. Um solches noch mehr zu beschönigen, ließ er auf der anderen Seite etwas Edelmuth hervorleuchten. Eben brachte man ihm den Kopf den unglücklichen Andreas Báthori. Diesen ließ er denn insolange aufbewahren, bis auch der Körper gefunden werden konnte. Man suchte denselben auf seinen Befehl in der Csiker Waldung auf und fand ihn endlich unter freyem Himmel. So wie er gebracht wurde, ließ er den Kopf annähen, den Leichnam in Sammet kleiden und in eben den Sarg legen, den der verstorbene Andreas Báthori kurz vorher, sorgenfrey wegen der sich über seinem Haupte sammelnden Ungewitter zur Beerdigung seines vor fünf Jahren hingerichteten Bruders Balthasar Báthori hatte zurichten lassen und eigenhändig mit 800 silbernen Nageln beschlagen hatte. Dem hierauf veranstalteten prächtigen Leichenbegängniße wohnte er selbst mit Vortragung eines Wachslichtes bey und gewann dadurch einen Schein von Großmuth. Nur wurde dieser durch seine übrigen hiemit ganz in Widerspruch stehenden Thathandlungen schrecklich verfinstert. Denn wie ihm die Szekler die übrigen Gefangenen aus dem Gefolge Báthoris überbrachten, ließ er diese, ehe sie vor ihn kamen, ohnweit Weißenburg hinrichten und den einzigen Johann Jffju, Halbbruder des ermordeten Andreas Báthori, dessen Vater wir oben gesehen, den Kopf vor fünf Jahren unter dem Henkerschwert verlohren hatte, zu fortdauernden Todesängsten aufbehalten. Dieser wurde denn auch im folgenden 1600sten Jahr auf des Vajda Befehl in Déva mit den Fesseln an den Füßen und einem Steine am Halse in den überfrornen MarosFluß196 gestürzt |:Fuchs Chronicon.; Bethlen IV. 302. 461:|. Vajda schickte nun auf die Nachricht, daß die Türken in der Wallachey eingefallen, seinen Sohn Petrasko197 ihnen mit 1.000 Mann entgegen, von welchen ganz Burzenland im Durchzuge verheert wurde |:Fuchs Chron.:|. Durch seine Kniffe hatte Michael Vajda in Siebenbürgen Wurzel gefaßt. So wie ihm nichts heilig war, wenn seine Vortheile in die Queere zu kommen schienen, so folgte auch das Raubgesindel, das er in seinen Diensten hatte, 196 197
Mureș (rum.), Maros (ung.), Muresch (dt.). Nicolae Pătrașcu (1584-1627), Woiwode der Walachei (November 1599 - September 1600).
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seinen Grundsätzen getreulich nach. Zumal gingen die Szekler darauf aus, ihren Grundherren, wo sie nur konnten, wehe zu thun. Die übrigen, die in einem Gemengsel von allerley fremden Nationen bestunden, ließen nichts unversehrt, was sie erreichen konnten. Jammer und Wehklagen ertönten auf allen Seiten. Den 9ten Februar war ein Landtag in Weißenburg. Die Stände ergriffen diese Gelegenheit, dem Vajda diese Kränkungen kläglich vorzustellen und ihn zu bitten, daß er sie bey ihren Freyheiten und Gerechtsamen schützen möchte. Statt einer Antwort schlug er sich auf den Säbel und sagte: „Sehet, das ist euer Privilegium!“ Unmöglich konnte ihm der Haß entgehen, den er durch eine solche Sprache und Aufführung vom ganzen Adel auf sich lud. Um sich dawider in Sicherheit zu setzen und sich dennoch Siebenbürgen zu unterjochen, hatte er drey Auswege vor sich. Der eine war, dem Römischen Kayser vorzubilden, daß seine bisherigen Schritte wider den Andreas Báthori bloß die Beschirmung des Landes wider einen Mann zur Absicht gehabt hätten, der sich dasselbe angemaßt, da es schon dem Kayser vom Fürsten Sigismund freywillig abgetreten worden, um in dieser Betrachtung für sich nebst anderen Vortheilen wenigstens die Statthalterschaft in Siebenbürgen auszuwirken. Der zweyte Ausweg bestand darinnen, dem Türkischen Kayser, der sich noch immer für den Oberherren von Siebenbürgen bekannte, die Vortheile zu schildern, die sich derselbe von ihm nach seiner bisher bewiesenen Unerschrockenheit und nach dem, was er wider den Andreas Báthori geleistet, selbst in Bezug auf den Krieg mit dem Römischen Kayser zu versprechen hätte, und ihn in dieser Rücksicht um das Fürstenthum Siebenbürgen zu bitten. Das dritte höllische Mittel war, Siebenbürgen zur Einöde zu machen und nicht nur den Adel, sondern auch die Sachsen, deren Uebergewicht ihm gefährlich war, aus dem Wege zu räumen, und die fremden Völkerschaften an ihre Stelle zu verpflanzen, die ihm bisher, mehr auf die Hoffnung einer hier zu findenden reichen Beute, als um einen ausgemachten Sold dienten. Dieses letzte Mittel war seinem wilden Character das angemeßenste, nur fehlte es ihm an Werkzeugen, die er bey allen seinen Künsten nicht aufzubringen vermochte. Hier blieb ihm also nichts übrig, als seine mörderischen Anschläge bis zu einer gelegenen Zeit an sich zu halten und inmittelst jene zwey ersten Mittel nicht auszulaßen. So sehr sich diese beyden Mittel entgegengesetzt waren, so erhielt doch der betrügerische Michael Vajda auf beyden Wegen was er suchte. Eben war er den 1ten März in Cronstadt mit einem Heer, das über 6.000 Köpfe ausmachte, angelangt, als den 4ten darauf auch David Ungnad198, als Gesandter von Seiten des Römischen Kaysers mit dem Commandanten von Szathmár und den 9ten der Bassa von Temesvár im Namen der Pforte hier in Cronstadt eintrafen. Den Bassa empfing Michael 198
David Ungnad (1530-1600), Diplomat in Diensten des Kaisers Rudolf II.
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Vajda prächtig, ging ihm auf Weydenbach199 entgegen, stieg, so wie er ihn erblickte, vom Pferde ab und empfing aus seiner Hand für sich und seinen Sohn Petrasko den Fürstenhut und die Standarte |:Fuchs Chron.:| im Namen des Türkischen Kaysers, der ihm im Briefe sogar den schmeichelhaften Titul eines Königs beygelegt hatte |:Dav. Herrm. Annal.:|. Wolfgang Bethlen setzte diese Handlung P. IV. p. 509. auf eine spätere Zeit hinaus, alleine Fuchs, der die Tage bestimmt, an welchen sie geschehen, scheint als Zeitgenoße und Augenzeuge dießfalls mehreren Glauben zu verdienen. Nach diesem Vorgang ließ Michael Vajda einen Theil von seinen Truppen wieder von sich, er selbst verweilte aber noch bis zum 15ten März in Cronstadt und wartete allhier die Ankunft der Stände ab, welche er hierher berufen hatte, von welchen auf sein Verlangen eine Steuer von 4 fl. auf jedes Thor abgeschloßen wurde. Endlich wurden die Cronstädter von ihm frey. Michael Vajda verließ sie den 16ten März, und verfügte sich nach Hermannstadt und von dort nach Weißenburg. Wahrscheinlich haben obenerwähnte zwey Kayserliche Gesandte eben in Weißenburg ihre von Kayser Rudolph erhaltenen Aufträge in vollem Umfange ausgelegt. Kayser Rudolph hatte nämlich seinen wider den Cardinalen Andreas Báthori erfochtenen Sieg mit vielem Beyfalle aufgenommen und ihm zur Belohnung die Wallachey erblich zugesichert. Nur sagten ihm die Gesandten mündlich, es sey seiner Majestät Willen, daß er Siebenbürgen ehemöglichst räumen und die Türken an den Grenzen beobachten sollte. Dieser Zusatz war ganz sicher wider den Plan des Vajda. Er athmete nichts als die Oberherrschaft von Siebenbürgen und hier wurde er solches zu räumen geheißen? Daher ward er denn auch so toll, daß er weder auf das ihm hierüber den 11ten Februar 1600 ausgefertigte Kayserliche Diplom, noch auf die Gesetze des Völkerrechtes, wofür er ohnehin keinen Sinn hatte, einige Rücksicht nahm, sonder trotzig erwiderte: In die Wallachey gehe er nicht zurück, die Verwaltung von Siebenbürgen gebühre ihm, denn er habe sie durch die Mühseligkeiten und Gefahren, die er im Dienste des Kaysers ausgestanden, verdient. Ja er ließ die Gesandten, nachdem er sie etliche Wochen bey sich in Weißenburg gehalten, im Rückweg nach Clausenburg in Verhaft setzen und nach der Entlassung durch sie dem Kayser sagen: Wofern er ihm die versprochenen jährlichen Subsidien nicht in Kurzem schicke, wolle er nicht Menschen, sondern Teufel wider den Kayser zu Tausenden ins Feld schicken, fremde Truppen brauche er nicht, er habe Mannschaft genug, aber Geld brauche er, seine Mannschaft zu verpflegen |:Bethlen IV. 486-491:|. Kaum sollte man es glauben, daß ein so rasendes Betragen doch keine besonderen Eindrücke bey dem kayserlichen Hofe gemacht, vielmehr derselbe noch ferner in Siebenbürgen geduldet worden. 199
Ghimbav (rum.), Vidombák (ung.), Weidenbach (dt.), Kreis Brașov.
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Sowie ihm übrigens die Anschläge auf Siebenbürgen durch die Vertilgung des Cardinalen Andreas Báthori gelungen waren, so sann er nun auf die Eroberung der Moldau, wo sich der Woywode Jeremias Mogyilla mit Hülfe der Pohlen festgesetzt hatte. Um ihn aber sicher zu machen, warb er um desselben Tochter für seinen Sohn Petrasko. Gleicher Ränke bediente er sich gegen den Fürsten Sigismund Báthori, der sich in dieser Zeit in Pohlen aufhielt. In der Zeit, da er den Feldzug in die Moldau auszuführen gedachte, war es möglich, daß die Siebenbürger, von denen er sich wegen des durch seine Leute gestifteten Unheils nichts Gutes versprach, seine Abwesenheit benutzten, und ihren ehemaligen Fürsten wieder ins Land beriefen. Dies nun zu verhindern, schickte er den Johann Muralt200 zu ihm, mit dem geheimen Auftrage, denselben entweder durch Gift, oder auf sonst eine Art ums Leben zu bringen. Falls ihm aber solches nicht gelänge, mit ihm einen Vertrag anzuknüpfen, und ihm Siebenbürgen, wie auch seine Tochter Florica zur Ehe zu versprechen, wogegen er sich nur die Stadt Cronstadt und das Schloß Fogarasch zum Eigenthum vorbehalte. Zum Glück ließ sich Sigismund nicht überlisten. Michael Vajda ließ sich indeßen hiedurch nicht irre machen. Nachdem er sich vollkommen gerüstet hatte, zog er seine Truppen den 1ten May bey Tartlau zusammen. Diese übten dort wieder die abscheulichsten Grausamkeiten aus. Der Stadt stand ein ähnliches Schicksal bevor, allein man wich ihm dadurch aus, daß man Brod, Wein und Geld in Menge zur Verpflegung der Armee zusammen raffte und Vajda es angemeßen fand, seinen Zug in die Moldau zu beschleunigen. Er schickte also seine übrigen Truppen voraus in die Moldau und blieb nur mit 2.000 Mann bey Kezdivásárhely201 stehen, ließ aber |:vermuthlich seine Absicht auf die Moldau nicht merken zu laßen:| den Cronstädtern sagen, daß er sie in Kurzem besuchen würde weswegen sie zu seinem Empfang eine Kuchel202, mit allem, was dazu gehört, vorbereiten ließen. Er kam aber nicht, sondern rückte plötzlich auf die Moldau mit den noch übrigen Truppen hinein. Nun erst erklärte er öffentlich, er käme, um den Tod des im Jahre 1595 verdrängten Rezván an Jeremias zu rächen. Jeremias versah sich dieses Ueberfalls so wenig, wie im vorigen Jahr Andreas Báthori. Daher retirirte er sich nach Chotin203, anstatt ihm ins Feld entgegenzurücken. Zwar versuchte Michael Vajda mit ihm zu unterhandeln, alleine Jeremias kannte schon seyne Zweyzüngigkeit, zudem verließ er sich auf den Beystand der Krone Pohlens, der er sich mit der ganzen Provinz schon im Voraus ergeben hatte. Michael Vajda sah sich also genöthigt, die Belagerung von Chotin aufzuheben, und seine Truppen nach Siebenbürgen zurückzufüh200
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Johann Molart (gest. 1619), Kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsratspräsident unter Kaiser Rudolf II. Târgu Secuiesc (rum.), Kézdivásárhely (ung.), Szekler Neumarkt (dt.), Kreis Covasna. Kuchl: Küche, d. h. ein Festessen. Chotyn (ukr.), Hotin (rum.), Kreis Cernowitz.
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ren. Nun ließ er also eine Ungrische Mannschaft unter dem Georg Mako204 und dem Stephan Tarkányi205 in Burzenland zurück. Die Raizen verlegte er nach Reps206 und Großschenk207, die Pohlen und Kosaken nach Mediasch und Schäßburg, mit den übrigen Truppen hielt er einen triumphierenden Einzug in Weißenburg und schrieb eben dahin auf den 20. Julii einen Landtag aus. Dahin kam dann auch Bartholomäus Petz208 Kayserlicher Gesandter zu ihm mit den neuen Aufträgen und brachte, was nach dem vorherigen trotzigen Verfahren wider die Kayserlichen Gesandten kaum Glauben verdiente, wenn es nicht durch öffentliche Actenstücke bewährt würde, dem Michael Vajda im Namen des Kaysers nicht nur herrliche Geschenke, nebst einer beträchtlichen Geldsumme, sondern auch das Diplom mit, worinn er zum Statthalter von Siebenbürgen und Kayserlichen Rath ernennet wurde. Von nun an schreib er sich Michael Valachiae, Transalpinae et Moldaviae Vaivoda, Sacratissimae Caesareae Regiaeoque Majestatis Consiliarius et per Transsylvaniam Locumtenens.209 Nur verlangte Michael Vajda Siebenbürgen auch jetzt ganz für sich, und bat den Kayser zugleich, bey der Krone Pohlens zu vermitteln, daß sie ihm wegen der Moldau nicht gefährlich seyn möchte, um sodann seine Waffen desto leichter bis an die Thore von Constantinopel führen zu können. Petz hörte die Vorträge zwar an, allein er kannte schon den Michael Vajda und warnte die Stände insgeheim, sich vorzusehen, daß sie nicht von ihm hintergangen würden. In der That ließ sich auch Michael Vajda von seinem Ehrgeitz so sehr beherrschen, daß er sogar nach der Krone von Ungarn strebte. Und weil er auch hier den Widerstande, den er am Adel finden dürfte, voraus sah, so suchte er nunmehr den Vorsatz, denselben zu vertilgen, mit allem Ernste auszuführen. Schon war der Adel durch die Räubereyen seiner Soldaten, die er ungerochen ließ, und durch die oben angeführte trotzige Erklärung aufgebracht. Nun da ihm die mörderischen Entwürfe des Michael Vajda durch den Georg Mako, dem er sie vertraut hatte, verrathen wurden und er sich sogleich in Gefahr sah, durch diesen Wütherich, sogar des Lebens beraubt zu werden, setzte er alles in Bewegung, sich desselben völlig zu entschlagen. In dieser Absicht wiegelte Székely Moyses die Ungrischen Truppen, mit denen er bey Marienburg und Brenndorf210 stand, zum Aufstand auf, und ging sodann auf Schäßburg, seine 204 205
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Georg Makó (gest. 1603), Oberkapitän für Csík-Gyergyó-Kászonszék. Stephan Tárkányi, Untergespan des Komitats Zemplén (1620-1630), Landtagsdeputierter (1622, 1634). Rupea (rum.), Kőhalom (ung.), Reps (dt.), Kreis Brașov. Cincu [Mare] (rum.), Nagysink (ung.), Großschenk (dt.), Kreis Brașov. Bartholomäus Pezzn (auch Petz, Betz, Becz) (gest. 1605), Kaiserlicher Reichshofrat, Hofkriegsrat und Hofexpeditionsdirektor unter Kaiser Rudolf II. Michael, Woiwode der transalpinen Walachei und der Moldau, Rat der Kaiserlichen und Königlichen Majestät und Statthalter für Siebenbürgen. Bod (rum.), Botfalu (ung.), Brenndorf (dt.), Kreis Brașov.
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Gemahlin und seinen Schwiegervater Wolfgang Kornis211 zu besuchen, von dort aber nach Pohlen, um vom König Hülfsvölker zu erbitten. Kaum hatte Michael Vajda hievon Wind bekommen, so ließ er zwey der Vornehmsten durch die ihm getreuen gemeinen Szekler ermorden und den Wolfgang Kornis verhaften. Dieses und andere, an verschiedene von Adel verübten Mordthaten setzten den Adel völlig aus der Faßung. Eben stand der General Georg Basta mit seinen Truppen bey Majtin212 auf der Grenzen zwischen Ungarn und Siebenbürgen, halb die Türken wegen der in diesen Gegenden befindlicher Kayserlichen Schlößer, halb den Michael Vajda selbst zu beobachten, der ihn zwar selbst zu Hülfe gerufen hatte, aber schon dem Kayserlichen Hof durch seine zweydeutigen Handlungen verdächtig geworden war. Der Adel wußte sich an niemanden beßer, als an ihn zu wenden, und ihn um Schutz wider den Michael Vajda zu bitten, mit dem Beyfügen, daß er es gar nicht so getreulich mit dem Kayser meynte, wie er vorgäbe, vielmehr mit den Türken selbst schon in Tractaten stünde. Unter die geheimen Verabredungen der Stände gehört auch die mit, daß sich der Adel immer nur bey Thorda zusammenhalten und von hier ja nicht entfernen sollte. Umsonst schickte demselben Michael Vajda die ernstlichen Befehle zu, sich mit ihm zu vereinigen, da er inmittelst sein Lager bey Müllenbach aufgeschlagen hatte. Die Stände entschuldigten sich einmal über das andremal mit den Schwierigkeiten, die sich bey Müllenbach wegen des Proviants wegen hervorthäten, den sie nirgends leichter als bey Thorda aus ihren nahegelegenen Schlößern haben könnten. Hingegen ließen sie aus ihrem Lager dem Georg Mako, der sich in Burzenland befand, entbiethen, mit seiner Mannschaft so geschwind als möglich zu ihnen zu stoßen. Gerne hätten sie auch die bey Michael Vajda stehende Szeklerische Mannschaft auf ihre Seite gebracht, aber diese wiesen sie rund ab, da sie schon längst von Michael Vajda mit vielen Verheißungen gewonnen worden waren. Eben so wenig gelang ihnen der Anschlag, die Kosaken dem Michael Vajda abwendig zu machen. Diese hatte er gerade wegen der reichlichen Beute, die er ihnen in Siebenbürgen zu verschaffen versprochen, ganz auf seiner Seite. Vereinigten sie sich mit den Siebenbürgern, so verschwand diese Aussicht auf einmal, weil die dann keinen Vorwand mehr zum Plündern übrig hatten. Leichter ließ sich die Sächsische Nation gewinnen, die es kaum mehr wider die Tyranney des Michael Vajda aushalten konnte. General Basta versprach den Gesandten der Stände alles, was sie von ihm erwartet hatten. Nur band er ihnen ein, eher keine Schlacht mit dem Michael Vajda zu wagen, ehe er nicht selbst mit seinen Truppen erscheine.
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Wolfgang Kornis (gest. 1599). Moftinu Mare (rum.), Nagymajtény (ung.), Groß Maitingen (dt.), Kreis Satu Mare.
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Michael Vajda sah je länger je mehr ein, wie sich das Gewitter über ihm zusammenzog. Seine Künste hatten bisher selten fehlgeschlagen. Zu diesen nahm er auch jetzt seine Zuflucht. Den Generalen Basta suchte er damit zu schrecken, daß er keinen Befehl vom Kayser wider ihn habe, den Adel und die unter ihm stehenden Truppen suchte er durch Verheißungen zu locken. Aber dießmal versagten ihm die bisherigen Mittel ihre Wirkung. Beyde Heere trafen bey Miriszlo213, ohnweit Enyed zusammen. Vajda hatte 25.000 Mann bey sich. Die Siebenbürgischen Truppen betrugen mit Innbegriff der Bastaischen nicht mehr als 12.000. Die Wallachen waren ungleich, allein den Ausschlag gab auf der Seiten der Vajdaischen Truppen der Mangel an Disciplin und Muthlosigkeit bey dem ersten ungünstigen Anschein. Auf Seiten der Siebenbürger der Eifer Gut und Blut, Freyheit und Eigenthum zu verfechten und die schrecklichen Folgen, die sie zu gewarten hatten, wenn ihr Unternehmen fehlschlüge. Den 18ten September begann die Schlacht. Basta lockte den Vajda durch einen verstellten Rückzug in die Ebene. Die Siebenbürger fochten wie die Löwen. Die Kosaken kehrten zuerst den Rücken. Diesen folgten die übrigen Vajdaischen Truppen. Alle Versuche des Vajda, sie in das Gefecht zurückzubringen, waren vergebens. Für ihn selbst war nichts übrig, als zu fliehen, und was er noch von den flüchtigen Soldaten aufbringen konnte, nach Weißenburg zu führen. Hier packte er seine besten Sachen zusammen, und eilte nach Fogaras. Nun verließen ihn auch die ihm stets getreuen Szekler. Die Cronstädter hatten an dem, was zwischen dem Vajda und Basta vorgegegangen war, geringen Antheil gehabt, weil sie mit sich selbst genug zu schaffen hatten. Indeßen hatten auch sie, sobald sie die Gesinnungen der übrigen Nationsverwandten erfuhren, am 15ten Sonntag nach Trinitatis214 Abends den Entschluß einmüthig gefaßt, sich wider den Michael Vajda zu erklären. Es befanden sich damals in Cronstadt von Seiten des Vajda unter andern des Vistier215 Visteli und Iorga des Michael Bán Bruder. Diese wurden, nach der damals herrschenden wilden Gewohnheit von den Cronstädtern noch den Abend in Verhaft gesetzt. Andre, die dem Vajda anhingen machten sich unsichtbar, sie wurden aber von den Cronstädtern aufgesucht und ums Leben gebracht. Den folgenden Montag, das ist den 12. September [sic!]216 Abends rückten die Cronstädter, auf die Nachricht, daß einige Wallachen bey Ruccur herankämen, ins Feld, um sich denselben zu widersetzen. Sie gewannen ihnen auch mit Zuziehung 150 Ungrischer Soldaten einige Vortheile ab. Dafür wurden sie aber bloß theils von den Wallachen, theils von den Szeklern ge213 214 215 216
Mirăslău (rum.), Miriszló (ung.), Kreis Alba. 9. September 1600. Vistiernic (rum.): Schatzmeister. 11. September 1600.
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züchtigt. Letztere legten den 15. September das Dorf Krizba217 in die Asche. Ein Trupp Wallachen kam den 18. September nach und steckte Mittags Tartlau, Honigberg218, Brenndorf, Petersberg219, Helzdorf, Marienburg, Rothbach220 und Nußbach in Brand. Nun versicherten sich die Cronstädter der Raizischen und Wallachischen Weiber, die von ihren Männern der Kriegsläufte wegen hierher in Sicherheit gebracht worden waren, und sperrten sie auf dem sogenannten Gebäude ein. Es waren ihrer 600. Die Cronstädter hatten hiebey zur Absicht, durch diese Weiber, die sie nun als Unterpfand bey sich verwahrt hatten, ihre Männer von ferneren Feindseligkeiten abzuhalten. Nichtsdestoweniger wagten sich die Wallachen bis an das Stadtthor und legten in der Mittel-Gaße221 Feuer an, welches jedoch bald gelöscht wurde, so daß nur drey Häuser abbrannten, und die Mordbrenner wurden von den Cronstädtern zurückgeschlagen. Nun ließ aber den 20. September auch Petrásko des Michael Vajda Sohn die schärfsten Befehle und Drohungen an die Cronstädter ergehen, daß sie sich wieder zur Parthey des Michael Vajda schlagen sollten, und in eben der Zeit wurde Zeiden von dem Szeklerischen Räuber-Volk in Brand gesteckt. Allein fast mit eben diesem Schrecken langte auch die frohe Nachricht von der Niederlage des Michael Vajda in Cronstadt an. Und nun kam Michael Vajda selbst mit den Ueberbleibseln seiner Armee von Fogarasch herüber, setzte sich den 27. September bey Zeiden und opferte die Dörfer Rothbach und Nußbach seiner Wuth auf, wo seine Leute, wen sie fanden, ohne Unterschied des Geschlechts und Alters niedermetzelten |:Fuchs Chron.:|. Schon vorher hatten die Cronstädter unter der Anführung des Sebastian Bloch222 den Petrasko, der bey Törzburg mit 1.000 Schützen einzubrechen versucht hatte, mit 500 Mann, die sie aus der Stadt und den Vorstädten aufgebothen, zurück geschlagen. Nun eilten sie aber unter dem Sebastian Bloch auf den Bosauer Paß223, wo 5.000 andre Wallachen erschienen, um dem Michael Vajda zu Hülfe zu kommen und schlugen auch diese glücklich in die Flucht |:Weiß Diar.; Würgengel 258-259:|. Diese Drangsale dauerten bis zum halben October. Die Cronstädter unterließen nicht den Generalen Basta um Hülfe und Unterstützung zu bitten. Er versprach zu kommen, aber inmittelst wurden von den Feinden auch die
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Crizbav (rum.), Krizba, Rákospatak (ung.), Krebsbach, Kriesbach, Kreischbach (dt.), Kreis Brașov. Hărman (rum.), Szászhermány (ung.), Honigberg (dt.), Kreis Hunedoara. Sânpetru (rum.), Barcaszentpéter (ung.), Petersberg (dt.), Kreis Brașov. Rotbav (rum.), Szászveresmart (ung.), Rothbach (dt.), Kreis Braşov. Straße in der Kronstädter Vorstadt Bartholomä (Altstadt). Sebastian Bloch (gest. 1600), Kronstädter Senator (1589-1597). Pasul Buzău (rum.), Bodzai-szoros (ung.), Bosau Pass (dt.), Kreis Covasna.
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Siebendörfer224 in die Asche gelegt, und Versuche gemacht in die Vorstädte einzudringen. Ja, wenn die Cronstädter nicht auf der Hut gewesen wären, so wäre es den Wallachischen Ober-Vorstädtern, die der Michael Vajda auf seiner Seite hatte, den 1ten October gelungen, die Stadt selbst zu überrumpeln. Der Plan war da, daß ein Volkshaufen am Galgenberg225 herankommen, zwey andere Abtheilungen aber als Reservecorps zum Theil bey dem Tőmőscher Fluß gegen Honigberg zu, zum Theil bey dem Burzenfluß, ohnweit der damals auf dem Weydenbächer Fluß stehenden Papiermühle226 halten sollten. Allein jener erste Trupp wurde von den Cronstädtern glücklich zurück geschlagen und ebenso auch die Wallachen von der Stadtmauer gegen die Ober-Vorstadt zu, worauf auch die Stadtmauer alsogleich wieder hergestellt wurde. Michael Weiß war damals Notarius und hat diese Begebenheit in einer Inschrift227 verewigt, die auch jetzt noch an dem sogenannten Notarius-, jetzt Binderzwinger zu lesen 224
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Săcele (rum.), Hétfalu (ung.), Siebendörfer (dt.), zum Törzburger Dominium gehörige Kette von untertänigen Dörfern im Burzenland bestehend aus: Baciu (Bácsfalu, Batschendorf), Turcheș (Türkös, Türkeschdorf), Cernatu (Csernátfalu, Zernendorf), Satulung (Hosszufalu, Langendorf), Tîrlungeni (Tatrang), Purcăreni (Pükerec, Purchuressen) und Zizin (Zajzon, Zaisendorf). 1956 großteils zusammengefasst zur Stadt Săcele, gelegen im südöstlichen Burzenland. Galgenberg: letzter Ausläufer der nordwestlich vom Gipfel des Schneckenberges gelegenen Hochfläche. Gemäß den weiter unten folgenden Erläuterungen Herrmanns und aufgrund der Tatsache, dass unter „Steinerner Brücke“ in historischen Karten lediglich jene Brücke über den Weidenbach gemeint sein kann, die auf der Strecke Kronstadt–Heldsdorf liegt, ist die Papiermühle, auch Benknersche Papiermühle genannt, in ihrer Nähe zu verorten. a) Barbara progenies dum nos vicina Valachus/ vexat, crudeliq[...] improbitate regit/ Tunc sensere graves lives cum Plebe ruinas/ Sic Superis visum nos quoq[...] decidimus./ Quinque Valentinus postquam portasset ab annis/ Hirscherus patriae pondera magna suae/ Surgere nos iterum fecit opia cura Senatus/ Sic placuit patiis consulnisse foris./ A1558 tempore Valentin Hirscher, Jud[ex] Coron[ae]. Übersetzung: Als uns das wilde Volk der tölpischen Wallachen/ die Nachbarschaft sehr schlimm und feindlich thäte machen/ Indem sie ihren Sinn in Grausamkeit verkehrt/ Und sich ganz trotziglich hat wider uns empört/ Damals so hat die Leuth von den die Stadt bewohnet/ Sehr großes Ungemach und Unfall nicht verschonet/ dieweil Gott und das Glück es damals so beschloßen/ So daß wir gewaltiglich auch wären eingestoßen./ Und eben um die Zeit, da wir den Fall erlitten/ Regirt das Oberhaupt Herr Hirscher voller Sitten,/ hat auch schon emsiglich regirt fünf ganze Jahr/ und oft durch seinen Rath vertrieben groß Gefahr/ und hat zwar wiederum die Sorg der Obrigkeit/ Sehr eyligst aufgericht und glücklich außgebreit/ dieweil ihr aller Sinn aufs beste stets gerichtet/ und jeder war zugleich dem Vaterland verpflichtet. b) Nulla Salus bello, pacem te poscimus omnes. Krieg stiftet kein Heil/ Groß Jammer und Gefahr/ drum lieb ich Frieden immerdar. Beide Inschriften samt Übersetzungen sind wiedergegeben in: Collectanea zu einer Particular-Historie von Cronstadt Bd. 2 gesammelt von Joseph Franz Trausch. AHG: IV.F.1. Tq 101, 632-633. Die Jahresangabe „A. 1558“ ist, wie Herrmann schon bemerkt, ein offensichtlicher Irrtum des Inschriftensammlers. Valentin Hirscher war in der Zeitspanne 1591-1604 ohne Unterbrechung Stadtrichter von Kronstadt.
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ist |:Thom. Tartlerische Collectanea p. 9:|. Es wird hier das fünfte Jahr des Richteramtes des Valentin Hirscher angeführt, dieses war eben das 1600te Jahr. Herr Thomas Tartler hat in seinen Collectaneen den 1ten October als den Tag angegeben, an welchem dieser Ueberfall versucht worden sey, ohne die Quelle anzuzeigen, indeßen stimmt dieser Tag mit demjenigen überein, welchen Fuchs in seiner Chronik in Ansehung der wider die Cronstädter versuchten Anfälle bezeichnet. Mittlerweile erscholl das Gerücht, daß Szekely Moyses, der schon vorher nach Polen gegangen war, wider den Michael Vajda Hülfe auszuwirken, den Sigismund Báthori nach Siebenbürgen eingeladen habe und mit 10.000 Pohlen heranrücke. Basta war nicht so stark, daß er sich getraut hätte, diesem die Spitze zu biethen, daher trug er, um nicht zwischen zwey Feuer zu kommen, dem Michael Vajda selbst den Frieden an. Vajda nahm ihn mit Freuden an, ja da die Armee darauf drang, daß er seinen Sohn und seine Gemahlin zur Versicherung seiner Treue als Geisel herausliefern sollte, so ließ er beyde aus der Wallachey herauskommen, die hernach in Fogarasch an einem anständigen Ort in Verwahrung gehalten wurden. Michael Vajda eilte nun mit seinen Truppen, die sich hier ohnehin satt geplündert hatten, in die Moldau, woselbst ein Corps Pohlen eingedrungen war, um Jeremias Mogyilla wieder einzusetzen, hatte aber auch hier den Verdruß, den 20. October geschlagen zu werden. Inmittelst waren die Landstände, die sich in Létzfalva228 versammelt hatten, in vollen Aengsten, wegen der neuen, von den Bewegungen des Fürsten Sigismund Báthori erhaltenen Nachricht. Die Pforte hatte der Krone Pohlen, die Wallachey und Moldau und dem Sigismund das Fürstenthume Siebenbürgen versprochen und die reizende Versicherung hinzugefügt, daß Siebenbürgen auf 10 Jahre mit dem Tribut verschont bleiben und hernach nichts mehr als 10.000 Ducaten jährlich zu bezahlen haben sollte. Zugleich hatten sie dem Sigismund hinlängliche Unterstützung versprochen, falls ihn die Stände nicht gutwillig zum Fürsten annähmen. Dieses ließ Sigismund den Ständen durch Szekely Moyses verkündigen. Die Stände befanden sich in einer neuen Beklemmung. Ihre Vorliebe für den Fürsten Sigismund, der ihres Geblüths war, verbunden mit der Furcht vor der pohlnischen und türkischen Uebermacht, falls sie ihn nicht annähmen, hätte sie leicht zur Entschließung gebracht. Allein auf der anderen Seite schreckte sie die Ungnade des noch mächtigeren Römischen Kaysers, dafern sie den Sigismund annähmen. Zudem hatten sie dem Kayser den Eyd der Treue geschworen, und seine Hülfreiche Hand in Vertreibung des Michael Vajda erfahren. Mit dem Gedanken von diesem Tyrannen, wenn er etwa so glücklich wäre, den Sigismund abzutreiben, auf das neue überwäl228
Leț (rum.), Lécfalva, Léczfalva (ung.), Kreis Covasna.
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tigt zu werden, konnten sie sich gar nicht vertragen. Sie wählten also unter so manchen Beängstigungen das Mittel, das sie nach vielen Gedanken, die sich hin und her geschlagen hatten, für das sicherste hielten. Diese bestand in dem Entschluß, sich dem Kayser Rudolph II. aufs neue zu unterwerfen, dagegen ihm auch vorzustellen, daß sie außer allem Stande seyen, sich auf einer Seite wider die Pohlen und Türken, auf der anderen wider den Michael Vajda zu vertheidigen, wenn sie nicht vom Kayser mit hinlänglicher Kraft unterstützt würden, dabey aber denselben um einen Statthalter zu bitten, es möchte solches nun der Prinz Maximilian oder sonst wer seyn, wer immer dem Kayser gefällig wäre. Nur bäten sie, daß er keine Räthe mit sich bringen, sondern diese aus ihren Mitteln genommen werden und ihnen ihre Schlößer, ihre Religions- und übrigen Freyheiten unangetastet verbleiben möchten. Auch bäten sie sich die Hülfe noch diesen Winter aus, um nicht von den Feinden angefochten zu werden, denn sonst würden sie nothgedrungen seyn, eher den Sigismund wieder zum Fürsten zu erwählen, ehe sie von den Türken neue Anfälle auszustehen haben sollten. Mit diesen Aufträgen fertigten sie denn ihre Gesandten an den Römischen Kayser ab, und nun wurden, weil auch die Pohlen nach Hause gingen, den 7ten November auch die Lager allenthalben aufgehoben |:Fuchs Chron.:|. Allein Michael Vajda wußte allem, was zu seinem Nachtheil abgeschloßen worden war, zuvorzukommen. Mit einem Geschenke von 2.000 Ducaten erwirkte er vom Caspar Kornis, Commandanten in Weißenburg, einen Paß, durch Siebenbürgen frey hinausreisen zu dürfen. Mit diesem schlich er sich durch das Hátzeger Tal bey Kőrósbánya229 nach Großwardein, von wo er seine Reise ungehindert erst nach Wien und dann nach Prag fortsetzen konnte. Hier wußte er dem Kayserlichen Hof die Dienste vorzuspiegeln, die er ihm dadurch geleistet, daß er den Türken das Land abgenommen und in dem Gehorsam des Kaysers erhalten habe. Von den Grausamkeiten, die er sich hier hatte zu Schulden kommen lassen und von den Anschlägen, die er ausgebrütet, um Siebenbürgen ganz in seine Gewalt zu bekommen, war nun keine Rede mehr. Er wurde liebreich empfangen und erhielt dazu die Erlaubniß allenthalben wider die Türken Soldaten anzuwerben. Er war zur Strafe für seine tausendfältigen Verbrechen noch nicht gereift, hiezu war das folgende Jahr aufbehalten. So schloß sich das 16te Jahrhundert und machte dem nachfolgenden Platz, das sich von seinem stürmischen Vorgänger bloß durch die Personen unterschied, die sich auf der Siebenbürgischen Schaubühne abwechselten um dieses unglückliche Land ihren zügellosen Leidenschaften aufzuopfern und aus einem Labyrinthe in das andre zu verwickeln. 229
Baia de Criș (rum.), Kőrősbánya (ung.), Altenberg (dt.), Kreis Alba.
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Schon die ersten Tage des neuen Jahrhunderts waren in einen Nebel gehüllet, der im Hintergrunde die schrecklichen Stürme ahnen ließ. In der Zeit, da man den Ausschlag der im letzten Landtag an den Kayserlichen Hof beschloßenen Gesandtschaft mit gespannter Erwartung entgegen sah, erscholl die Nachricht, daß auch der dem Lande so verhaßte Michael Vajda zum Kayser gegangen sey. Sollten diesem seine gewohnten Künste gelingen, so war der Untergang des Adels, über den er von jeher gebrütet hatte, unvermeidlich. Auf der anderen Seite stand der Vezier Mehemet, der das Land mit gierigen Augen gefaßt hatte, in der Nähe von Bulgarien. Um sein schon gezücktes Schwert zurückzuhalten, schien nur ein Mittel übrig zu seyn, dieses war das, sich für den Fürsten Sigismund zu erklären. Stephan Csáki230 und Székely Moyses waren die Ersten des Landes, diese und einige andere der Großen beschloßen, dieses Mittel in einem auf den 21. Jenner in Clausenburg ausgeschriebenen Landtag ins Werk zu setzen. Den Fürsten Sigismund ins Land zu beruffen, war eben soviel, als dem Kayser den Gehorsam aufkündigen. Diesem Vorschlag setzten sich also, so wie er im Landtag eröffnet wurde, Caspar Kornis, Pankratius Sennyei231, Stephan Bodoni, Petrus Getzi und Petrus Huszár232 männlich entgegen. Ihr Satz war, nichts zu übereilen, vielmehr dem Kayserlichen Hofe die Bedrängnisse des Landes noch einmal beweglich vorzustellen und dringend zu empfehlen, in solange aber, bis der Bescheid anlangte, dem Kayser getreu zu verbleiben. Allein die Mienen wider sie waren schon angelegt. Stephan Csáki als General Capitain und Székely Moyses als Inhaber vieler besoldeter Truppen waren im Stande, sie springen zu machen, da sie die ganze militärische Macht in Händen hatten. Nun wurden sogleich die Thore versperrt, Kornis und Sennyei verhaftet und in Eisen auf das Schloß Görgeny233, die drey anderen Dissertierten aber nach Déva gefangen geführt und zugleich dem Fürsten Sigismund sein Stallmeister Pál Nagy Szegedi abgefertigt, um ihm die den Ständen abgedrungenen günstigen Gesinnungen zu hinterbringen. Hierauf ließen sie in dem Saal, wo die Stände versammelt waren, zu den Fenstern hinausruffen, daß Sigismund Báthori neuerdings zum Fürsten des Landes erwählet worden und wer anderen Sinnes sey, für einen Feind des Landes erklärt werden solle. Nach einer Stunde wurde auf eben diese Art ausgeruffen, daß das Land mit den Türken ausgesöhnet sey |:Bethlen V. 1-5:|. Den neu Verhafteten wurde aufgebürdet, 230
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Stephan Csáki (ca. 1567-1605), Feldgeneral der Siebenbürgischen Armee unter Báthori und Basta, Burgkapitän von Fogaras (ab 1600), Statthalter des Fürsten. Pankratius Sennyei, Oberhofmeister von Sigismund Báthori (1593), Fürstlicher Rat (1595), zahlreiche Gesandtschaften, Fedlherr unter Rudolph II. gegen Stephan Bocskai. 1606 in den Freiherrenstand erhoben. Peter Huszár de Brenhida (gest. 1603), Kapitän von Pápa (1576), Kommandant von Lugosch. Gurghiu (rum.), Görgényszentimre (ung.), Görgen (dt.), Kreis Mureș.
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sie seyen es, die dem Michael Vajda gerathen, ins Land zu kommen, und die Verwüstungen im Lande anzurichten, ja auch den Adel und die Sächsische Nation zu vertilgen. Ja man brachte aus, es sey ein Brief abgefangen worden den der Michael Vajda dem Kornis aus Prag geschrieben, in welchem er ihm anzeiget, er sey vom Kayserlichen Hof wohl empfangen worden, und würde bald ins Land kommen, nur solle er derweilen alles zubereiten und die Hindernisse wegräumen. Diese letzte Bedingung deutete man dahin, daß es auf nichts geringers, als auf die Wegräumung des Adels und der Sachsen abgesehen gewesen |:Fuchs Chron.:|. Hierauf wurde in der Kirche ein General Convent gehalten, Sigismund Báthori wurde förmlich als Fürst und Stephan Csáki als Landes-Gubernator ausgerufen, der Türkische Bund erneuert, und hierauf ein Dankfest angestellt |:Chronica des Ungrischen Kriegswesens:|. Basta befand sich dießmal mit einer kleinen Mannschaft in Clausenburg und wurde bey diesen Neuerungen nicht wenig betroffen. Die Stände schickten gleich nach der Verhaftung des Kornis und der übrigen Großen, Deputirte an ihn, und ließen ihm sagen, sie hätten sich zu diesem Schritte nothgedrungen gesehen, da ihnen der Feind so nahe und die Aussichten zu einer thätigen Unterstützung von Seiten des Kaysers so entfern seyen. Die Verhaftung der Räthe aber hätten sie nicht umgehen können, da ihnen zu Schulden käme, daß sie dem Vaterlande von jeher abgeneigt gewesen und eben deswegen den Michael Vajda zu den bisherigen Feindseligkeiten angestiftet, auch jetzt ihre Schritte, die doch nur zur Erhaltung des Vaterlandes abzielten, rückgängig zu machen gesucht hätten. Zugleich bothen sie ihm das Schloß Déva nebst einer großen goldenen Schale zur Belohnung seiner bisherigen Dienste als freywilliges Geschenk an. Basta stutze über diesen Vortrag, und erwartete nur, wo sie hinaus wollten, da sie in seinen Augen von dem Lande, das ganz dem Kayser zugehörte, nichts zu verschenken hatten. Nun fuhren sie denn mit der Erklärung heraus, daß sie, die Stände, einstimmig den Sigismund als Fürsten zurück zu bringen beschloßen, und hiezu auch schon die Deputirten ernannt hätten. Dieses dürfte indeßen ihn, Basta, nicht befremden, vielmehr könnte er den Fürsten ruhig abwarten und im Lande sicher bleiben, da er sich von ihm immer die gebührende Achtung zu versprechen haben würde, nur würden die Stände dem Kayser von nun an nicht mehr zu Willen seyn, weil er den Michael Vajda nicht nach Verdiensten bestrafet, und sie von ihm wegen seiner Entlegenheit auch keinen Schutz erwarten dürften. Basta erwiderte, er könne sie, da er keine Kräfte dazu hätte, in ihren Unternehmungen nicht hindern, nur sollten sie zusehen, was sie machten, damit nicht das letzte Uebel ärger würde als das erste. Damit gingen sie vom Basta hinweg. Während dem Landtage wurde der Baba Noják, den der Michael Vajda zum Hayducken Hauptmann gemacht hatte, nebst seinem Geistlichen, durch welchen er den Türken die
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siebenbürgischen Schlößer Lugos und Karansebes234 in die Hände hatte spielen wollen, gefangen nach Clausenburg gebracht. Da nun erwähnter Baba Noják noch überdieß die gräßlichsten Räubereyen und Mordbrennereyen während der Tyranney des Michael Vajda im Lande verübt hatte, so ließen die Stände ihn und seinen Geistlichen an einen Spieß anbinden und auf dem öffentlichen Markte zu Tode braten, zuletzt aber die Spieße auf der Straße gegen Felek235 aufstecken. Auch setzten sie dem Bischof Demetrius Naprági aus dem Grunde, weil er dem Fürsten Sigismund in seinem Thun und Laßen zuwider, hingegen dem Michael Vajda zugethan gewesen sey, ab, und erklärten ihn aller seiner Güter verlustig. Basta konnte nunmehr mit keinem Anstand in Siebenbürgen verbleiben. Er zog also unter ehrenvoller Begleitung der Stände von Clausenburg ab und ging nach Kaschau, wo er dem Kayser alles, was vorgefallen, überschrieb. So wie Basta abgegangen war, wurden die Deputirten an den Fürsten Sigismund abgefertigt. Er, welcher sich für einen Herrn von drey Provinzen und einem beträchtlichen Theil von Ungarn bekennet hatte, lebte, seitdem er Siebenbürgen zum zweyten Mal verlassen hatte, als ein Schutzverwandter des Kanzlers Zamoscius, der seine Schwester Griseldis zur Ehe hatte, im Exil in Polen. Sein dortiger zweckloser Aufenthalt wurde dem polnischen Adel endlich verdächtig. Um ihren bedeutenden Fragen, was seines Thuns sey, etwa auch ihren Nachstellungen zu entgehen, rieth ihm Zamoscius selbst aus dem Reich zu weichen, weil er sonst nicht mehr im Stande seyn würde, ihn zu retten. Sigismund verlohr sich und ging nach Danzig236. Hier erhielt er die erste schriftliche Einladung von den Siebenbürgischen Ständen. Er ging daher als ein Kaluger237 vermummt an die Moldauer Grenze. Allein hier wurde er von den Grenzposten erkannt, die ihn solange in genauer Verwahrung hielten, bis sie vom Kanzler erforschen konnten, wie sie sich weiter gegen ihn zu benehmen hätten. Der Bescheid war noch nicht da, so kamen schon die Deputirten, ihn nach Siebenbürgen abzuholen |:Fuchs Chron.:|. Nun ließ er sich also aus dem Ort, wo er in Verwahrung war, zum Fenster herunter und entging den Wachen. Diese suchten ihn zwar einzuholen, allein die Deputirten hatten 300 Mann bey sich. Unter dieser Bedeckung brachten sie ihn weiter über die Moldauer Gebirge glücklich auf Bistritz und von da auf Clausenburg herüber. Hier wurde er prächtig empfangen und den 27sten März in der Kirche aufs neue zum Fürsten eingeweiht, wogegen er dem Lande den gewöhnlichen Eyd neuerdings ablegte. Von nun an schrieb er sich: Sigismundus Dei gratia Transilvaniae et 234 235 236 237
Caransebeș (rum.), Karánsebes (ung.), Karansebesch (dt.), Kreis Caraș-Severin. Feleac(u) (rum.), Erdőfelek (ung), Kreis Cluj. Gdańsk (pol.), Danzig (dt.), Kreis Gdańsk. Călugăr (rum.): Mönch.
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S[acri] R[omani] I[mperii] Princeps, Partium Regni Hungariae Dominus et Siculorum Comes, nec non Aurei Velleris Eques238 |:Bethlen V. 9-11:|. Sigismund begann seine Regierung mit der Einnahme von Szomos Ujvár, das von Bastaischen Truppen besetzt war. Der Commandant übergab das Schloß ohne Widerstand. Sodann trachtete er die Sache bey dem Kayser gut zu machen. In dieser Absicht machten die Stände durch ihre Deputirten nun Vorstellungen und baten ihn, die neue Wahl des Fürsten Sigismund nicht in Ungnade zu vermerken, da sie hiezu durch die obenerwähnten Umstände nothgedrungen gewesen wären. So günstig die Gesandten bey der ersten Audienz vom Kayser aufgenommen worden waren, so sehr ereiferte er sich jetzt auf die Nachricht von der Umwandlung der Stände. Anstatt eines Beschieds wurden die Gesandten sogleich in Verhaft gebracht, und alles widerrufen, was ihnen vorläufig zugesagt worden war. Nach vielen Bitten ließ man sie endlich frey, aber doch konnten sie keinen Paß zur Rückreise erhalten und wagten es endlich außer dem Balthasar Bornemissa239, der noch zurückblieb, ihren Hinweg ohne Paß anzutreten. So trafen sie endlich den 18ten May glücklich in Siebenbürgen ein. Hingegen wurde Michael Vajda vom Kayser reichlich beschenkt und ihm aufgetragen, mit dem Generalen Basta gemeinschaftlich Siebenbürgen wieder einzunehmen. Auch erhielt der Kommandant von Kaschau Ferdinand Gontzaga den Befehl, denselben mit dem Basta wieder auszusöhnen. Indeßen geriethen die Cronstädter in neue Gefahren, worinn sie die Bewegungen der Bojaren in der Wallachey versetzten. Simeon240 der Bruder des Moldauer Woywoden Jeremias hatte sich zum Woywoden in der Wallachey aufgeworfen und in Krajova241 festgesetzt, dagegen war er am 3ten Julii wieder von einem gewißen Marcus, Günstling des Michael Vajda verdrungen und geschlagen worden. Nun wußte man, daß Simeon die Tartaren zu Hülfe geruffen hatte, auch war es bekannt, wie sehr die Szekler dem Vajda ergeben waren. Auf beyden Seiten hatten die Cronstädter fremde feindliche Besuche zu fürchten. Um sich dagegen zu schützen, eilten aus Cronstadt 1.200 Mann zu Fuß und 200 zu Pferde unter der Anführung des Valentin Hirscher, damaligem Stadtrichter ins Feld und schlugen das Lager bey Tartlau auf |:Fuchs Chron.; Benkner Diar.:| Indem sich hier die Cronstädter wider die Anfälle zweyer entgegengesetzter Heere zu schützen suchten, rückte Sigismund den vereinigten Truppen des 238
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Übersetzung: Sigismund, von Gottes Gnaden Fürst von Siebenbürgen, Fürst des Heiligen Römischen Reiches, Herr der angegliederten Teile des Königreichs Ungarn und Graf der Szekler und nicht zuletzt Ritter des Goldenen Fließes. Balthasar Bornemisza (gest. 1607), Obergespan von Fejér, Fürstlicher Rat. Simion Movilă (gest. 1607), Woiwode der Walachei (November 1600 - Juni 1601, Oktober 1601 - Juli 1602), Woiwode der Moldau (1606-1607). Craiova (rum.), Kreis Dolj.
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Generalen Basta und Michael Vajda die bey Majtin standen, entgegen, unterließ [es] aber nicht, die Bassen in Ungarn um Hülfstruppen zu bitten. Um dieses zu hintertreiben, unterschreibt Michael Vajda einen falschen Brief im Namen des Sigismund an den nächsten Bassa, wo er ihm schreibt, er hätte sich ja wohl einige Tage vorher Hülfe wider den Michael Vajda von ihm ausgebeten, allein nun hätte er Frieden mit ihm gemacht, mithin keinen Beystand mehr vonnöthen, wie sie denn beyde nun damit umgingen, auch die zwey Kayser untereinander auszusöhnen. Dieser Brief stieß sich mit demjenigen, welchen Sigismund geschickt hatte. Wie ihn der Bassa liest, wird er toll und ruft aus: „Nun sehe ich, daß die Hunde nur uns und den Kayser zum besten haben. Nun erst zeigt es sich, auf was sie ausgehen, wider uns wollen sie sich empören.“ Zugleich aber schrieb er an Sigismund, verweiset ihm diese plötzliche Veränderung und verlangt Auskunft darüber. Der Fürst stutzt und merkt aber gleich, daß hier eine wider ihn gespielte Betrügerey obwalte, schickt also einen seiner vornehmsten Beamten zum Bassa und läßt nach dem Boten forschen, der den falschen Brief überbracht habe. Dieser war noch bey dem Bassa und wurde zur Strafe gezogen, dem Fürsten aber noch den Tag Hülfstruppen geschickt. Nur kamen sie zu spät, denn die beyden Heere stießen den 3ten August bey Gorosslo242 auf einander. Sigismund stand in einer von Gräben und Hecken durchschnittenen zum Schlagen unbequemen Gegend. Dagegen war ein, am Lager stehender Hügel desto gelegener, um von demselben die schweren Geschütze gegen die Bastaischen Truppen spielen zu lassen. Basta besetzte einen demselben Hügel gegenüberstehenden Hügel. Beyde Heere unterhielten gegen einander von fünf Uhr Morgens bis nach Mittag ein beständiges Artilleriefeuer, ohne handgemein zu werden, weil dem Basta daran gelegen war, seine Truppen, die erst von Majtin angekommen waren, vom Marsche diesen Tag ausruhen zu lassen. Daher ließ Basta unter dem Hügel, den er besetzt gehalten, gegen Abend zwey Zelte aufschlagen und seine Truppen abziehen. Sigismund that desgleichen, und zog sich nebst der Artillerie, womit er den Hügel besetzt hatte, in sein Lager zurück. Sobald solches Michael Vajda wahrnimmt, muntert er den Basta zum Angriff auf. Basta stellte seine Truppen aufs neue und greift den Sigismund im Lager an, ohne seine Truppen, die sich dessen gar nicht versehen und schon abgebäumet hatten, Zeit zur Rüstung zu laßen. Hiezu kam noch ein anderer wichtiger Umstand. Sigismund konnte von den sogenannten Lanzknechten, die doch seine größte Stärke ausmachten wegen den Gräben und Hecken keinen Gebrauch machen. Aus den Vortheilen, die ihm der Hügel am Lager gewährte, hatte er sich heraus gesetzt. Szekely Moyses versuchte zwar wieder die Feldstücke hinaufzubringen, um die Feinde abzuwehren. Allein die Bastaischen Truppen fochten so hitzig, daß er mit seiner Mannschaft verdrun242
Guruslău (rum.), [Magyar]Goroszló (ung.), Kreis Sălaj.
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gen, und nun unter den Sigismundischen Truppen die Unordnung allgemein wurde. Dadurch erlitt Sigismund eine gänzliche Niederlage. 130 Fahnen nebst 45 |:andere sagen 53:| Feldstücke büßte er ein, und flüchtete, da er sich in Siebenbürgen nicht sicher genug hielt, bey Bistritz durch das Rodnaer243 Thal in die Moldau hinüber. So mußte ihm denn das Land, aus welchem er sich fünf Monate vorher als Gefangener geflüchtet hatte, um Fürst zu werden, jetzt zur Freystätte dienen. Nun stand also dem Basta Clausenburg und ganz Siebenbürgen wieder offen. Den Clausenburgern blieb nichts mehr übrig, als die Gunst des Ueberwinders mit Opfern und Geschenken zu gewinnen. Basta erhielt von ihnen 32.000 Gulden, die übrigen Geschenke, welche unter die Officiers verhältnißmäßig vertheilt wurden, werden nebst jenen von Wolfgang Bethlen auf 100.000 Gulden berechnet |:Bethlen V. 19-30:|. Ladislaus Gyulaffi244 übergab dem Basta Szomos Ujvár wieder. Stephan Csáki ließ die in Görgeny gefangenen Caspar Kornis und Panc[ratius] Sennyei wieder frey. Nun stießen diese beyden, da sie zum Generalen übergehen wollten, in Thorda auf die von Clausenburg abziehenden Vajdaschen Truppen und wurden von diesen angehalten. Umsonst offenbarten sie diesem wilden Gesindel, wer sie seyen. Caspar Kornis wurde von ihnen ohne alle Rücksicht ermordet und Panc[ratius] Sennyei hart verwundet, und erst von den Ungrischen Soldaten aufgehoben und zum Basta gebracht. Mehreren Unfug übten die Vajdaischen Truppen in ganz Siebenbürgen aus, unter welchen sich der Blasius Lippai, der unten mehrmals vorkommen wird, zumal als Anführer der Raizen, auszeichnete. Unter anderem wurde von ihm Thorda und Enyed aus bloßem Muthwillen in die Asche gelegt. Basta hielt dieß dem Michael Vajda vor, zumal drang er auf die Auslieferung des Anführers derjenigen Mannschaft, die den Kornis und Sennyei mißhandelt hatten. Allein Vajda schlug ihm dieses rund ab, pochte auf die Macht, die ihm der Kayser eigens verliehen hätte, und gab vor, er wäre nur dem Kayser, und nicht ihm von seinem Thun und Lassen Rede und Antwort zu geben schuldig, er sey ein Alliirter des Kaysers, Basta hingegen nur sein Diener |:Fuchs Chron.; Bethlen V. 17-37:|. Mit dergleichen ungeschliffenen Reden wies er den Basta auch bey einer anderen Gelegenheit ab, wo sie sich über die Mittel unterhielten, wie Siebenbürgen fürs Künftige im Gehorsam des Kaysers erhalten werden könnte. Des Vajda Wille war, daß man in allen Städten die Thore und Stadtmauern niederreißen solle. Das wollte der Basta nicht eingehen. Vajda behauptete
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Rodna [Veche], Óradna (ung.), Rodenau (dt.), Kreis Bistrița-Năsăud. Ladislaus Gyulaffi (gest. 1605), Befehlshaber der siebenbürgischen Truppen unter Stephan Bocskai.
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dagegen, ihm allein käme es zu, mit Siebenbürgen nach seinem Gutdünken zu verfahren |:Fuchs Chron.:|. Basta hatte schon nach dem Gefechte bey Gorosslo einen Unwillen wider den Michael Vajda wegen der hier eroberten Fahnen und Feldstücke des Sigismund gefaßt. Michael Vajda wollte die Fahnen, weil sie eigentlich durch seine Leute erobert worden seyen, nicht aus den Händen laßen und sich mit der Uebersendung an den Kayser besonders empfehlen. Basta glaubte auf dieselben als oberster Feldherr der gesamten Kayserlichen Armee gerechte Ansprüche zu machen und forderte für sich dieselben. Vajda gab zwar nach, allein diese Mißverständnisse hinterließen in dem Gemüthe des Basta einen Kaltsinn, der durch die schon erzählten Zwiste immer mehr angefacht und endlich zur tödlichen Feindschaft wurde. Sigismund hielt sich indeßen, wie oben erwähnt worden, in der Moldau auf und wählte ein Kloster Namens Nemetz245 zu seinem Aufenthalte. Von hier suchte er theils selbst, theils durch seine Unterhändler ein Heer von Türken und Tartaren und gedungenen Kosaken auf die Beine zu bringen |:Gunesch Cont. hist. rerum. Tran. Saeculi 17mi:|. In Siebenbürgen sammelte inzwischen Székely Moyses die Trümmer der von Gorosslo übrig gebliebenen Landtruppen. Außerdem lockten er und seine Mitverbündeten die Szekler durch die Verheißungen ihrer alten Freyheiten auf seine Seite |:Benkner Diar.:|. Unter diesen Anstalten vergaß Sigismund nicht, aus dem Schloß Fogarasch, so lange er es noch inne hatte, die Gemahlin des Michael Vajda und seinen Sohn Petrasko, die noch daselbst bewacht wurden, in die Moldau hinüberbringen zu laßen. Nichts konnte für den Michael Vajda niederschlagender seyn. Das Liebste, was er hatte, befand sich auf die Art in der Gewalt desjenigen, mit dem er in offenbaren Feindseligkeiten lebte, des Woywoden Jeremias Mogyilla. Um sie zu schützen, war die Gewalt der Waffen, die ihn sonst zu Allgewalt erhoben hatte, zu schwach. Gute Worte und Verheißungen mußten hier die Stelle der Waffen ersetzen. Er wandte sich grade an den Sigismund, bat ihn, seine Gemahlin und seinen einzigen Sohn zu verschonen, und versprach ihm dagegen thätige Hülfe, um die Kayserlichen zu überwältigen und zu vertreiben, und das Fürstenthum ihm, dem Sigismund, in die Hände zu spielen. Ohne daß er hiezu eine größere Macht gebrauchen dürfte, als diejenige, welche der Székely Moyses schon unter seinen Befehlen hätte. Dieser Brief, sowohl, als auch mehrere andere, die der Michael Vajda schon vorher, selbst in der Zeit, da er sich noch am Kayserlichen Hof aufhielt, an die Pforte geschrieben und wo er derselben Treue und Gehorsam angelobt hatte, sobald es ihm gelänge, Siebenbürgen mit Hülfe der Kayserlichen an sich zu bringen, waren dem Basta 245
Kloster Neamţ, ca. 10 km westl. von Târgu Neamţ (rum.), Németvásár (ung.), Niamtz (dt. alt), Kreis Neamţ.
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in die Hände gerathen. Der letzte Brief war der bedenklichste: er lautete an den Sinan Bassa von Erlau. Vajda hatte ihm eigenhändig geschrieben, daß er auf den 27. August zu Lippa, oder wo sonst zu ihm kommen wolle, um mit ihm sehr wichtige, die Pforte betreffende Geschäfte abzumachen. Damit war der Stab über den Michael Vajda gebrochen. Basta hatte einen gewißen Jacob de Beauri246 an der Seite, deßen Entschloßenheit ihm für die Ausführung seines Vorhabens bürgte. An einem Sonntag, der den 19. August einfiel, läßt er in aller Frühe den Befehl an die Wallonen ergehen, daß sie, sowie sie sähen, daß die Fahne von jemandem geschwenkt würde, ohne ein Zeichen mit der Trompete oder Trommel abzuwarten, sich zu Pferde setzen und so stellen sollten, als ob sie ein Gefecht vor sich hätten. Dieses wurde pünctlich und in aller Stille befolgt. Basta wählte aus denselben 300 Mann, auf die er sich verlaßen konnte, setzte über diese den mit seinem Plan schon einverstandenen Beauri, und schickte sie in das gegenüberstehende Lager des Michael Vajda, mit dem Befehl, den Vajda zum Schein zu bitten, daß er ihnen bey dem Basta die Erlaubiß auswirken möchte, einen Streifzug nach Fogaras zu machen. Beyde Lager standen bey Thorda. Beauri geht zum Vajda in das Zelt hinein und macht ihm den Vortrag. Vajda, deßen Seele das Plündern war, wo es immer statt fand, nahm solches sehr gut auf und schickte seinen Dollmetscher auf der Stelle von sich zum Basta, um sich bey ihm für die Leute des Beauri zu verwenden. Mittlerweile umzingelten die Wallonen das Gezelt des Vajda. Beauri geht aufs neue mit etlichen Gehülfen in das Zelt hinein, redet den auf seinem Sopha ganz sicher liegenden Vajda mit den Worten an: „Du bist ein Gefangener.“ „Das wohl nicht“, ruft Vajda und greift nach dem Säbel, der an der Zeltstange hängt. In dem schießt ein Wallone ihm in die linke Hand, mit welcher er nach dem Säbel greift, und Beauri durchsticht ihn mit der Hellebarde, die er in Händen hat, und haut ihm den Kopf mit seinem eigenen Säbel herunter. Gleich darauf werfen die Wallonen den Kopf aus dem Zelt heraus und stellen ihn auf ein weißes Pferd, das die Nacht vorher am Zelte des Vajda umgefallen war. Den Rumpf schleppten sie heraus, entblößten ihn, und ziehen ihm die Haut ab, um sie zum Andenken auf künftige Zeiten zu bewahren. Drey Tage lag dieser Körper unter freyem Himmel, bis ihn endlich die Raizen mit des Basta Erlaubniß wegführten und in einem Graben vergruben. In gleicher Zeit wurde des Vajda Vertrauter Michael Bán, ein Mann von 70 Jahren, nebst einigen anderen, von seinen Hofleuten gefangen. Die Mannschaft des Michael Vajda war bey diesem Vorgange so betäubt, daß sie vor Schreck gar nicht zu den Waffen griff, da zumal Basta gleich darauf mit seiner ganzen Armee ins Lager rückte. Einige von den Wallachen flohen davon, die meisten nahmen bey dem Basta Dienste an |:Chronica des Ungrischen Kriegswesens:|. Das Zelt 246
Jaques Baurin. vgl.: Maja Philippi: Michael Weiß. Bukarest 1982, 38-39.
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des Michael Vajda und sein ganzer Vorrath an Kleidern, Geldern und Schätzen, die von einem beträchtlichen Werthe waren, wanderten nun aus den Händen des Vajda in die Hände des von ihm nicht viel unterschiedlichen Generalen Basta. Er stattete über den ganzen Vorgang dem Kayser Bericht ab, der aber wider seine Erwartung zweydeutig und nur in allgemeinen Ausdrücken, daß sich das Geschehene nicht ungeschehen machen laßen könne, beantwortet wurde |:Bethlen V. 39-48:|. Allgemeines Frohlocken, daß dieser Wütherich sein Ziel erreicht hätte, verbreitete sich im ganzen Lande. Nur wurde dieses durch die Räubereyen und Grausamkeiten der unter dem Generalen Basta stehenden Truppen in ein neues Jammern und Wehklagen verwandelt. Der rasende Wolf, deßen man frey geworden war, wurde durch einen Tiger abgelöst. Nur die Personen wechselten sich. In der Denkungsart war einer dem anderen gleich. Vajda war von Geburt ein Wallach, Basta ein Italiener, dessen Vorfahren aus Epirus stammten. Beyden war der Boden fremd, der das Unglück hatte, von ihnen betreten zu werden. Beyde beseelte ein unersättlicher Ehr- und Geldgeiz. Nicht Anhänglichkeit an den Kayser, dessen Wappen und Namen sie an der Stirne führten, bloß die Sucht, sich unter dem Titel, daß sie ihm ein Land brächten, das er vorhin nicht gehabt, mit unermeßlichen Schätzen zu bereichern, und mit neuen Titeln zu schmücken, gängelte sie in allen ihren Handlungen. Vajda hatte alles erschöpft, seine zügellosen Leidenschaften zu ersättigen und fiel. Aber Basta blieb zurück, um noch auszufegen, was Vajda auf dem Boden gelaßen. Vier schreckliche Jahre hindurch mußte noch Siebenbürgen zum Schauplatz unerhörter Qualen dienen. Nichts war ihm und seinen Harpyen247 zu heilig. Gräber wurden von diesen eröffnet und die Leichname geplündert. Weibspersonen ohne Unterschied geschändet, selbst Leichen wurden von ihnen zur Befriedigung ihrer viehischen Begierden entweiht. Mannsbilder, die sich widersetzten, so wie viele andere, die das Unglück hatten, unter dem Himmelstreifen zu athmen, der vom Basta für Feindesland erklärt worden war, wurden zu Tode gepeinigt. Häuser und Dörfer wurden nach Belieben der Erde gleich gemacht, Herden, wo man sie fand, hinweggetrieben, und dadurch eine Hungersnoth erzeugt, wo Hunde, Katzen und Eicheln eine Lieblingsspeise des ausgehungerten Landvolkes ausmachten, Menschen von Menschen aufgefressen wurden. Siebenbürgen wurde als eine herrenlose Sache betrachtet, deren Eigenthum jedem offenstände, der Arme und Hände hätte, danach zu greifen. Der Vorwand, Schrecken unter denjenigen zu verbreiten, die sich noch etwa einfallen ließen, ihnen zu widerstehen, der Vorwand, nachkommenden Feinden keine Lebensmittel, keine Unterkunft zu hinterlaßen, war das Aushängeschild 247
Harpyien: griechische Sagengestalten, halb Mädchen, halb Vogel, die Menschen entführen und Unheil bringen.
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dieser barbarischen Handlungen. Basta sah seinen Soldaten alles nach, weil er sie des rückständigen Soldes wegen schonen mußte. Er selbst ging dabey nicht leer aus, vielmehr wurde er selbst von denen, die noch im Stande waren, Schonung zu erflehen, mit Geschenken überhäuft. Den sich ihm aufdringenden Mitbuhler hatte er fortgeschafft, nun herrschte er allein. Weißenburg lag ihm am nächsten. Dieses nahm er ohne Schwerdtstreich ein, und ließ seine Soldaten in den umliegenden Gegenden nach Gefallen wüthen. Die Cronstädter sahen, wie die Schlacht bey Gorosslo vorbey war, ihrem künftigen Schicksal mit banger Erwartung entgegen. Sigismund war weg, seine Getreuen, Georg Borbely248 und Székely Moyses waren im Lande geblieben, und ließen nichts unversucht, ihren Fürsten herzustellen. Borbely schrieb dem Stadtrichter von Cronstadt den 10ten August: „Die Türken schicken sich, entweder Großwardein oder Tokay249 zu belagern und die Kayserlichen im Rücken anzufallen und bedrohten ganz Siebenbürgen mit dem gänzlichen Untergange, wofern es einiges Einverständniß mit den Kayserlichen unterhielt. Die Cronstädter möchten doch nur Sigismund ergeben bleiben, er sey in 12 Tagen da, und wäre nur in die Moldau gegangen, frische Truppen zu bringen, dagegen hätten die Kayserlichen das Land schon verlaßen, weil sie fürchteten im Rücken angegriffen zu werden.“ Székely Moyses hatte sich inmittelst mit 700 Cavalleristen von Weißenburg nach Fogaras retirirt. Von diesen behielt er 400 bey sich, die übrigen 300 kamen nach Burzenland. Diese nahmen die Cronstädter die die Nachrichten vom Borbely geschreckt, zu ihrer Bedeckung in so lange in ihre Dienste auf, bis etwa mehr Hülfe aus der Moldau herbey kommen würde. Letztere wurde ihnen vom Sigismund selbst den 20sten August versprochen. Allein in gleicher Zeit schrieb ihnen auch der General Basta, sie sollten dem Beyspiel der übrigen Sächsischen Städte folgen und sich dem Kayser ergeben. Auf diesen Fall würden sie auch, wie die übrigen, vom Kayser begnadigt werden. 14 Tage gingen so vorbey, ohne daß die Cronstädter sich zu entschließen wußten. Am Schluß sahen sie, daß die vom Sigismund versprochene Hülfe ausblieb. Ihr Loos war, zwischen einem geschlagenen Fürsten und einem mächtigen Ueberwinder zu wählen. Das letztere hielten sie für das Schicklichste. Sie sagten dem Sigismund ab und schrieben ihm den 27sten August in demüthigen Ausdrücken, er möchte sie mit seiner Ankunft verschonen, um sich nicht selbst einiger Lebensgefahr auszusetzen. Bisher hätten sie immer auf Hülfe gewartet und sich deswegen zu keiner Parthey bekennet, aber nun sähen sie ein, daß sie der Macht des Stärkeren nimmer entgegenstreben könnten. Ihrem Beyspiel folgte auch der ihm bis dahin noch anhängig gewesene Szeklerische Adel. 248 249
Georg Borbély (gest. 1603), Ban von Karansebes, Kapitän von Weißenburg (1603). Tokaj (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén.
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Sigismund ließ sich hiedurch nicht abschrecken, sondern schrieb aus Tátros250 den 29. August dem Stadtrichter wieder, führte die schon gewohnte Sprache von der bevorstehenden Ankunft der Türken und verlangte 8.000 Gulden für seine Truppen. Tausend Gedanken trieben sich in den Gemüthern der Cronstädter herum, die sie bald an die eine, bald an die entgegengesetzte Meynung gefeßelt hielten. Auf der einen Seite fiel ihnen auf, daß das Mißglück des Sigismund keiner förmlichen Schlacht, sondern nur einem Ueberfall zuzuschreiben sey, in welchem seine Armee zwar zerstreut, aber nicht aufgerieben, auch Siebenbürgen nicht vollständig eingenommen worden, zudem hätte sich die so gefürchtete Kayserliche Armee selbst geschwächt indem einige in Ober-Ungarn gegen die Türken ausgerückt, die Hayducken aber ihrer vielen Räubereyen wegen vom Basta selbst hinweg gejagt worden, und daher in der Berechnung der Kayserlichen militärischen Macht in keinen Anschlag gebracht werden könnten. Sollten nun aber die Kayserlichen ja die Oberhand gewinnen, so sey vorauszusehen, daß die Städte ausgesogen und beschatzet, wie das Landvolk durch die Truppen hergenommen werden, wie auf der anderen Seite die Türken es auch auf das äußerste ankommen laßen würden, um nur Siebenbürgen nicht aus den Händen kommen zu laßen und solches vielmehr völlig zu unterjochen. Immer wäre es also sicherer die Kayserlichen jetzt, da sie geschwächt seyen, aus dem Lande zu jagen und dem Sigismund getreu zu verbleiben, da es wenn er sich wieder in Person zeigte, ihm als einem Ungarn ein leichtes seyn würde, das ganze Kriegsvolk in Siebenbürgen, weil dieses doch eines Geblütes mit ihm sey, an sich zu ziehen. Nur walteten hier auf der anderen Seite Bedenklichkeiten ob, die Szekler, Türken und Ungarn zum Krieg mit den Kayserlichen völlig gerüstet, ob die Nachrichten von der Verminderung der Kayserlichen Armee gegründet seyen, ob sich die Pforte mit Ernst des Sigismund annehmen würde, da er das Land nun selbst schon zweymal verlaßen, auch den Verheerungen der Kayserlichen Preis gegeben habe? Indem nun die Cronstädter so hin und her wankten, und keinen Entschluß zu faßen wußten, dabey aber immer Nachrichten einliefen, daß Sigismund mit seiner Armee näher herankäme, so wurde auf den 30ten August 3 Uhr frühe eine gemeinschaftliche Berathschlagung des Magistrates und der Communität veranstaltet, um zu beschließen, ob Sigismund, dafern er käme, in die Stadt gelaßen werden sollte, oder nicht? Allein Sigismund war schon da. Den Abend vorher um 10 Uhr ließ er den Cronstädtern schon sagen, er würde den folgenden Tag Mittags in Cronstadt eintreffen. Sie schickten also auf der Stelle Deputirte an ihn, um ihn, wo möglichst, von diesem Vorhaben abzuhalten. Allein diese fanden ihn schon bey dem Tömöscher Fluß mit 400 Cavalleristen. Ohne ihn also anzureden, eilten sie auf Cronstadt zurück, dem Magistrat hievon 250
Târgu Trotuş (rum.), Tatros, Tatáros, Tatrosvásár (ung.), Kreis Bacău.
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Nachricht zu bringen. Alles war in voller Bewegung. Die Communität wurde eiligst zusammenberuffen und endlich beschlossen, den Fürsten zu bitten, er möge wenigstens eine Stunde in der Blumenau verweilen, bis man darüber eins werden könnte, was ihm und der Stadt am meisten frommen dürfte. Er blieb zurück. Nun gingen die Deputirten, an deren Spitze sich der Stadthann Johann Hirscher befand, von Seiten des Magistrats und der Communität zu ihm hinaus, und stellten ihm vor, sie hätten von dem Tage an, wie sie seine unglückliche Schlacht vernommen, sein Schicksal von Herzen bedauert, und gewünscht, daß er vollkommen hergestellt werden möchte. Deßwegen seyen sie auch nicht gleich von ihm abgestanden, und hätten ihn nur gebeten, anders nicht als wohl gerüstet heran zu kommen. Nun aber, da sie das Gegentheil wahrnähmen, bäten sie ihn nur um Gottes Willen sich zu entfernen, weil ihnen jetzt nicht mehr möglich sey, das, was sie mit den übrigen Ständen zusammen beschloßen, wieder aufzuheben. Sigismund antwortete: „Ich habe niemals meinem Vaterlande wissentlich zu schaden gesucht, auch jetzt bin ich bloß deswegen angekommen, weil ich vom Generalen Csáki und Georg Borbely gerufen worden bin. Diese wissen es am besten, daß die Türken den ernstlichen Vorsatz haben, die Kayserlichen aus dem Lande zu vertreiben und das Land für sich einzunehmen. Ihnen aber mag ich das Land nicht laßen, ich bin also gekommen, ihnen zu zeigen, daß ich das Land für mich einnehmen wollte, und das wird doch auch euch allen zum Besten gereichen. Aber weil ihr einer anderen Meynung seyd, und weil ihr euch fürchtet, daß euch meine Gegenwart gefährlich seyn könnte, so sey es denn, ich gehe zurück, wie ihr verlanget, dabey aber werde ich immer das Beste des Landes zu fördern trachten.“ Glimpflicher hätte der Spruch von einem Fürsten, den seine Unterthanen bitten, von ihnen wegzubleiben, nicht ausfallen können. Allein was wirkt nicht das Gefühl seiner Schwäche zu einer Zeit, da man zu unvermögend ist, einer Menge zu widerstehen? Sigismund, der den 28sten August 1594 im Stande war, mit einem Machtspruch 13 der Mächtigsten des Landes einzukerkern und den 30. August 1594 fünfen von den Ersten, die zum Theil seine nächsten Blutsverwandten waren, die Köpfe vor die Füße legen zu laßen, läßt sich den 30. August 1601 vom Volke einer Stadt, die im Verhältniß des ganzen Landes einen Ort von geringer Bedeutung ausmacht, ohne Widerrede abweisen, ziehet sich mit 400 bewaffneten Begleitern zurück und bleibt bey Tartlau stehen |:Fuchs Chron.:|. War dem Sigismund der kalte Empfang der Cronstädter unerwartet, so mußte es dem gewaltigen Generalen Basta noch mehr der widrige Erfolg der Gesandtschaft seyn, die er an den Georg Borbely schickte. Dieser stand in Déva. Basta schickte an ihn Briefe und Deputirte, läßt ihn auffordern, sich mit seinem Schloß zu ergeben, und sich dadurch der besonderen Gnade seiner kayserlichen
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Majestät würdig zu machen, da ja die Schlößer Großwardein, Husst, Kővár, Jenő251, und die Stadt Clausenburg ohnehin schon in seinen Händen seyen und ihm also ohnehin auch Déva ohne Mühe zufallen werde. Borbely nimmt die Deputirten höflich auf, bedient sie mit einer guten Mahlzeit, antworte aber zugleich: „Er sey beständig dem Fürsten Sigismund ergeben gewesen, und wäre nun zu alt, als daß er etwas begehen könnte, das an Verrätherey grenzte. Vielmehr sey er entschloßen, in seinem Schloß die Zurückkunft seines Herren zu erwarten und dieses anders nicht als mit seinem Leben aufzugeben.“ Nun zog Basta andere Saiten auf und schickte in der Stille, den Nicolas Szegnei mit einem bewaffneten Trupp gegen den Borbely aus. Borbely bekam Wind davon, kam ihm zuvor und überfiel ihn unversehens in dem Dorf, in welchem sie die Nacht vor dem Angriffe auszuruhen gedacht hatten, wodurch es ihm gelang, den Szegnei in seine Gewalt zu bekommen und einen großen Theil der Mannschaft niederzumachen, die übrigen hingegen auf seine Seite zu bringen, ohne daß sie zum Basta gegangen wären |:Bethlen V. 48-50; Fuchs Chron.:|. Basta ließ also, da ihm dieser Versuch mißlungen war, Déva auf der Seite und schlug sein Lager bey Hermannstadt auf, wo ihm die Thore freywillig eröffnet wurden. Dagegen wurde Sigismund den 6ten September auf die feyerlichste Versicherung, daß ihm die gehoffte fremde Hülfe binnen 15 Tagen sicher ankommen würde, in Cronstadt hineingelaßen, und hier von den Cronstädtern, außer den reichlichen Geschenken, womit sie ihn bewillkommneten, auch mit silbernem Geschirr unterstützt, aus welchem er eben in Cronstadt Geld Münzen ließ, um seinem äußersten Geldmangel zu Hülfe zu kommen, und seinen Truppen die Besoldung geben zu können. Indeßen schickten Mediasch, Bistritz und Schäßburg ihre Deputirten nach Hermannstadt zu dem ihnen näher liegenden Basta und versicherten ihn von ihrer Treue gegen den Kayser. Er ließ nun durch den Johann Litterati, Salzbeamten in Thorda, auch die Cronstädter erinnern, dem Beyspiel der übrigen sächsischen Städte zu folgen und ihnen auf diesen Fall die kayserliche Gnade zusichern. Gnade, ach welch ein zweydeutiges Wort in dem Munde eines Starken, deßen Gesetz Willkür ist, deßen Heere jeden Schritt mit Blut und Verwüstung bezeichnen, so unerklärbar, wie es dem Lamm im Rachen des Wolfes wäre, wenn beyde Thiere sprechen könnten. Wollte man das Wort im Munde des Basta analysiren, so bedeuten diese Gnadenversicherungen soviel: „Eher laßet euch von den Türken und Tartaren in die Sclaverey führen, eher von euren Szeklerischen Nachbarn Mark und Blut aussaugen, eher von den Moldauern die Hälse brechen, ehe ihr von einem so mildthätigen Fürsten, wie mein Kayser es ist, abstehen sollet. Von meinen Leuten habt ihr nichts zu fürchten, sie sind zu weit von euch entfernt, als daß sie euch schaden könnten. 251
Ineu (rum.), Jenő (ung.), Jenopolj (serb.), Yanova (türk.), Kreis Arad.
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Kommen sie aber je euch in die Nähe, so werden sich zwar diejenigen, die um Sold dienen, aber denselben von mir noch nicht empfangen haben, eben so wie [die]jenigen, die ohne Sold dienen, und bloß vom Raube leben, aus euren Gütern schadlos halten müßen. Ich selbst werde mich nicht erwehren können, nach dem, was ihr meinem starken Arme nicht versagen könnet, zu greifen und mir zuzueignen. Allein das darf euch nicht anfechten, immer ist es besser, christlichen Händen als heydnischen zu unterliegen. Eure Speicher werden zwar meinen Truppen offen stehen, und wenn ihr sie nicht gutwillig öffnet, mit gewaffneter Hand eröffnet und ausgeleert, und eher, als daß sich der Feind derselben bedienen sollte, von den Meinigen den Flammen aufgeopfert werden. Aber das hat wieder nichts zu bedeuten, der Gedanke einen christlichen Oberherren zu haben, das Bewußtseyn beym Römische Kayser in Gnaden zu stehen, muß doch immer den Gram aufwiegen, dem ihr unter dem Joch eines Barbaren ausgesetzet seyn würdet.“ Anders wußten sich auch die Cronstädter die ihnen vom Basta verheißene Gnade nicht zu erklären. Zu dem war der Fürst, dem sie abzusagen geheißen wurden, mitten unter ihnen. Was war hier anders zu thun, als den Deputirten, der sie im Namen des Basta zu einer so gefährlichen Entschließung aufforderte, der diese Aufforderung auf einer Seite mit Verheißungen, auf der anderen mit Drohungen begleitete, an die Quelle, an den Fürsten Sigismund selbst zu weisen? Den Sigismund kostete es indeßen nicht viel, Sprache und Gesinnungen zu ändern, nachdem er durch die vorkommenden Umstände bestimmt wurde. Litterati fand bey ihm Gehör. Er erkläret ihm grade weg, er sey geneigt, sich mit dem Kayser unter billigen Bedingungen auszusöhnen. Aber nun kam Székely Moyses von Fogaras dazu. Kaum hatte er Nachricht von dem Bescheid, den der Deputirte erhalten, so ließ er ihn zu sich rufen, gab ihm einen derben Verweis, daß er sich mit dergleichen Aufträgen bebürdet hätte, und verbot ihm gleich bey Lebensstrafe mit dem Bescheid nicht zurückzugehen, sagte auch dem Fürsten ohne Scheu, es gebührte ihm nicht, Geschäfte dieser Art, um welche die Landesstände wissen müssten, ohne ihre Zuziehung aus eigenem Gutdünken nur durch geheime Boten auszumachen |:Bethlen V. 51-54; Fuchs Chron.:|. Basta kam nun voll Unwillens auf Cronstadt zu und ließ in gleicher Zeit den Szeklern im Maroser Stuhl andeuten, zu ihm zu stoßen, um die Cronstädter zu bekriegen. Diese versammelten sich denn hierauf in Schäßburg, hierüber zu berathschlagen, bedachten sich aber plötzlich eines anderen, huben die Versammlung auf und schlugen sich auf die Seite des Sigismund. Zum Glück für die Cronstädter war gerade in diesen Monaten der Altfluß durch häufige Regengüsse angeschwollen, [so] daß Basta und seine Armee herüber zu kommen verhindert wurden.
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Dadurch gewannen die Cronstädter freyen Athem und Sigismund, dem inmittelst den 2ten October die türkische Standarte, sammt den übrigen Fürstlichen Insignien gebracht wurde, Zeit, sich zu verstärken, wie denn auch gerade den 3ten October die übrigen vorher auf der Seite der Kayserlichen gewesenen Szekler herbeykamen und sich mit dem Sigismund vereinigten. Diese blieben zum Theil in Burzenland im Felde stehen, zum Theil gingen sie über den Altfluß dem Basta entgegen. Die fremden Hülfsvölker blieben Indeßen noch immer aus, bis endlich den 13ten October Stephan Csáki aus der Wallachey mit der Nachricht kam, daß die Tartaren im Anzuge seyen und auf den ersten Wink herbey kommen würden. Sigismund wollte die Cronstädter mit diesen rauhen Gästen soviel möglich verschonen und ging daher gleich den folgenden 14ten October Nachmittags von Cronstadt plötzlich hinweg, um sie, wenn sie anlangten, aus Burzenland weiter zu führen. Hingegen ließ er den Csáki in Cronstadt zurück, sowohl um die Ankunft der Tartaren, als der übrigen fremden Hülfsvölker hieselbst abzuwarten. Borbely hatte inmittelst über Lugos eine ansehnliche Verstärkung erhalten. Basta ließ nun alles, was immer seine Leute betreten konnten, geflißentlich verheeren, um den herannahenden Feinden die Zufuhren zu erschweren, und weil er sah, daß er seinen bisherigen Standort wegen der Menge nicht mehr würde erhalten können, so ging er bey Radnoth über den Maros-Fluß hinüber, legte in Clausenburg Besatzungen ein, und schlug sein Lager bey Dées252 auf. Borbely kam von Déva mit den Truppen, die er aus Lugos zusammengezogen hatte, nach Weißenburg und nahm es nach einem leichten Widerstand wieder ein. Müllenbach wurde nun zum Musterplatz der neuen Sigismundischen Armee ausersehen. Sigismund langte daselbst den 18ten October an. Drey Bassen standen hier mit 16.000 Mann Türken, unter welchen 7.000 Janitscharen waren. Borbely hatte 12.000 Mann zusammen gebracht. Sigismund hatte also 28.000 Mann auf den Beinen, und ausserdem standen 4.000 Szekler unter dem Székely Moyses |:Gunesch Exped. Schirmer.; Fuchs Chron.:|. Inmittelst kamen bey Cronstadt aus der Moldau 6.000 Pohlen, Kosaken und Tartaren an. Diese übernahm Csáki, zog auch die Szekler, die sich bey Marienburg versammelt hatten, an sich und führte sie den 3ten November auf Weißenburg. Hiedurch gewannen die Sachen eine andre Wendung. Die Städte sahen sich von den Kayserlichen verlaßen. Clausenburg zog die Augen der Türken auf sich, weil bekannt war, daß der Adel und Basta selbst den größten Theil seiner Schätze und Kostbarkeiten daselbst verwahrt hielt. Sie lagen also dem Sigismund, der nunmehr bey Thorda stand, an, daß er Clausenburg belagern sollte, wogegen sie sich ausbedungen, daß ihnen für die hiebey zu leistende Hülfe die Stadt preisgegeben werden möchte. Sigismund machte Mine, als ob er die Belagerung unternehmen wolle, meistens in der 252
Dej (rum.), Dés (ung.), Burglos, Desch (dt.), Kreis Cluj.
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Absicht, den Basta zu einer Hauptschlacht zu locken, dem er nun vermöge der Ueberlegenheit seiner Truppen, gewachsen zu seyn hoffte. Allein Basta ließ sich nicht aus der Fassung bringen und blieb bey Dées unbeweglich. Die Clausenburger schickten indeßen Deputirte an den Sigismund, und baten ihn flehentlich, daß er sie verschonen und dadurch ihrem gänzlichen Ruin zuvorkommen und bedenken möchte, daß sie aus bloßem Zwang die Kayserliche Besatzung hätten einnehmen müßen und nun, wenn die Kayserlichen aus dem Feld geschlagen werden sollten, ihm ja auch ihre Stadt von selbsten zufallen würde. Sigismund, dem ohnehin nicht gelegen war, daß die Stadt den Türken in die Hände kommen sollte, ließ sich erbitten, hob die Belagerung auf, und ließ Schäßburg zur Uebergabe auffordern. Die Bürgerschaft fürchtete die Ueberlegenheit des Sigismund, allein sie wollte es auch mit dem Basta nicht verderben. Sie wies die Mannschaft des Sigismund derweilen in die untere Stadt an, und ließ den Basta insgeheim um Hülfe ersuchen, um, wenn sie diese nicht erhalten könnten, wenigstens dem Vorwurfe einer begangenen Untreue vorzubeugen. Allein dem Sigismundischen Capitaine Stephan Tholdi253 wurde in der unteren Stadt die Zeit zu lange. Da er sah, daß er von den Schäßburgern mit Vertröstungen nur hingehalten wurde, so gedachte er die obere Stadt mit List zu gewinnen. In dieser Absicht gebot er seiner Mannschaft in der Stille, sich fertig gerüstet zu halten, und auf ein gegebenes Zeichen am Thor bey der Oberstadt gerüstet zu erscheinen. Zugleich forderte er zum Schein aus den Weinen, die der Gabriel Haller254 in der Oberstadt verwahrt hatte, drey oder vier Fässer unter dem Titel heraus, daß derselbe ohnehin zu den Kayserlichen hinübergegangen sey. Die Schäßburger durften nicht widersprechen, und nun wurden nur noch die Wägen zur Abführung der Weine bestellt. Wie aber der vordere Wagen, deßen Fuhrmann mit dem Tholdi vermuthlich einverstanden war, zum Thor heraus fährt, bricht ihm das Rad und das Thor bleibt offen. Unter der Zeit, da man dem Wagen forthelfen will, wird der Mannschaft das verabredete Zeichen gegeben. Diese läuft gerüstet herbey, dringt sich neben den Wägen in die Oberstadt hinein, und plündert die ganze Stadt aus. Von nun an wurde Schäßburg mit 4.000 Szeklern besetzt |:David Herrmann. Ann.; Gunesch Expe. Schirm.; Bethlen IV. Lib. XI; Fuchs Chron.:|. Mediasch machte unter den Städten in diesem Jahr den Schluß und ergab sich dem Sigismund freywillig den 14ten December. Das neue 1602te Jahr begann mit der Aufforderung der Stadt Bistritz. Verschiedene vom Ungrischen Adel hatten sich mit ihren Sachen dahin geflüchtet. Durch diese, zumal aber durch die Aussicht der Gefahren, denen sie sich im 253 254
Stefan Tholdi (gest. 1603). Gabriel Haller de Hallerkő (gest. 1608), Schwiegervater von Stephan Bocskai, Kapitän von Fogarasch (1607).
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Weigerungsfall aussetzen würden, wurden sie bewogen, sich dem Sigismund zu unterwerfen. Den 7ten Jenner nahm er die Stadt ein, dafür mußte aber das arme Bistritzer Landvolk büßen. Die Soldaten des Basta streiften, ohne daß ihnen von der Besatzung der Stadt Einhalt gethan worden wäre, im ganzen District herum. Nicht zufrieden, daß sie die Einwohner ganz ausplünderten, ermordeten sie auch wen sie fanden, ohne Unterschied des Geschlechts und des Alters, und ersannen überdieß die jämmerlichsten Foltern, um sie zu Tode zu martern. Endlich kam den 1ten Februar Basta selbst mit 4.000 Mann, die Stadt förmlich zu belagern. Die Bistritzer wehrten sich 10 Tage männlich und schlugen zwey Stürme ab. Sigismund, der sich indeßen in diesen Tagen in Cronstadt befand, schickte den Kanzler Nicolaus Bogathi255 mit Briefen an den Generalen Basta und machte ihm Vorschläge zum Frieden, bat ihn auch in so lange, bis die Tractate geschloßen würden, mit der Bestürmung der Stadt inne zu halten, ließ auch dem Bistritzer Magistrat bedeuten, sich bis dahin aller Feindseligkeiten zu enthalten. Basta schlug dem Fürsten die Bedingungen, die er ihm eingehen sollte, vor und hielt sich in so lange stille, bis die Antwort des Fürsten einlangte. Der Fürst erklärte sich den Streich Landes jenseits dem Maros-Fluß, in welchem folglich auch Clausenburg und Bistritz mit eingeschloßen waren, an die Kayserlichen zum Unterpfand, bis der Friede geschloßen würde, abzutreten. Basta nahm die Erklärung an und damit zugleich den 24. Februar die Stadt Bistritz in Besitz und versprach der Sigismundischen Besatzung sowohl, als auch dem Adel, der sich dahin retirirt hatte, freyen Abzug. In diesem Vertrauen geht nebst der Besatzung der Adel mit 87 Wägen ab. Kaum legen sie zwey bis drey Stunden auf ihrem Heimweg zurück, so werden sie von einer Horde Wallonen und Haiducken überfallen und ausgeplündert. Der Raub wurde auf 300.000 Gulden geschätzt. Basta ließ zwar einige von den schuldig befundenen in Bistritz hinrichten, allein die Beschädigten hatten sich keiner Schadloshaltung zu erfreuen. Vielmehr wurden wider alles Natur- und Menschenrecht, die Bistritzer selbst genöthigt, was sie versteckt hatten, Waffen, Gold, Silber und Kleidungsstücke zusammen zu tragen, und dieses alles, nebst der Stadt den Soldaten preis gegeben. So war denn Bistritz in den Händen der Kayserlichen. Hingegen waren es auch nur die Stadt Bistritz und Hermannstadt, die eine Ausnahme unter den Sächsischen Städten machten. Alle übrigen stunden unter dem Fürsten Sigismund. Die Wagschale des Glücks schien sich, vermöge der Truppenverstärkungen, die derselbe zu Ende des vorigen Jahres erhalten hatte, auf seine Seite zu neigen. Ueberdieß wurden ihm von der Pforte 20.000 Ducaten baar übermacht. Allein er wurde schon wider vom Ueberdruß, Siebenbürgen weiter zu behaupten, angewandelt, und ging damit um, dasselbe neuerdings dem Kay255
Nicolaus Bogáthi (gest. 1605), Miteigentümer der Burgdomäne Györgeny.
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ser abzutreten. Hätte er nur mit diesem Vorhaben auch seine Landsleute und Unterthanen bekannt gemacht! So aber hielt er dasselbe bey sich verschloßen, und ließ es zu, daß sich das Land unwißend dem Gedanken, dem Fürsten, dem es aufs neue geschworen getreu zu bleiben, aufopferte. Voll von geheimen Entwürfen verließ er im Märze Cronstadt und ging auf Weißenburg, berief die Vornehmsten des Landes dahin, und stellte ihnen mit vielem Wortschwalle vor, wie er sich das gemeine Beste am Herzen läge, nun rühre aber der Streit den er mit dem Kayser hätte, vornehmlich daher, weil dem Kayser das Geld welches die Maria Christierna bey ihrer Heyrath nach Siebenbürgen als Heyrathsgut mitgebracht, noch nicht völlig ersetzt sey. Dieses also zusammen zu machen, sey das höchste Bedürfniß. Als dann wolle er durch den Basta zu bewirken suchen, daß die von Siebenbürgen abgerißenen Schlößer Großwardein, Husst und Kővár vom Kayser wieder abgetreten und mit Siebenbürgen vereinigt werden möchten. Man müßte also auf Mittel denken, wie das Geld aus den gesammelten Maut-Geldern zusammengerafft werden könnte. So würde denn der Frieden wieder erhalten und er im ruhigen Besitz des Landes vom Kayser gelaßen werden. Was konnte auf diesen Vortrag anderes folgen, als der einmüthige Abschluß, daß dieses Geld in möglichster Eile zusammengebracht werden solle, um nur den edlen Frieden für das Land endlich zu erkaufen? Und nun sollten auch diesem Beschluß zu folge die Unterhandlungen mit dem Generalen Basta unverweilt angeknüpft werden. So wurden die Großen eingeschläfert und von dem Haupt-Gegenstand, den der Fürst in seinem Herzen nährte abgezogen. Die Vertrautesten des Fürsten wurden zu Deputirten an den Basta ausersehen, dabey aber der Jesuite Marietti256 nicht vergeßen, der ganz allein mit dem Geheimniße des Fürsten bekannt war. Indem die Deputirten die ihnen öffentlich gemachten Aufträge vollzogen, verhieß der Fürst durch seinen Jesuiten unter der Hand dem Basta, was er bey sich beschloßen hatte, nemlich Siebenbürgen freywillig dem Kayser abzutreten, nur möchte ihm der Kayser einen Ort anweisen, wo er seine übrigen Tage ruhig und seinem Stande gemäß beschließen könnte. Zum Unterpfande, bis der Friede zu Stande käme, verhieß er ihm, wie vorhin, den Theil Siebenbürgens jenseits des Maros. Nichts konnte dem Basta willkommener seyn, er versprach bey dem Kayser zu vermitteln, daß die Wünsche des Fürsten Sigismund realisiert werden sollten. Während diesen Unterhandlungen schickte Sigismund einen anderen Deputirten, den Franc[iscus] Budai257, zum Großvezier Hazan Bassa258 in Belgrad und bat ihn um so viel Geld als möglich, um den Soldaten den Sold im Voraus bezahlen und sie desto leichter im Gehorsam erhalten zu können, sonst dürf256 257 258
Marcus Antonius Marietti. Franz Budai de Besenyő, 1575 von Stephan Báthori geadelt. Yemișçi Hasan Pașa, Großvezier des Osmanischen Reiches (22.7.1601-4.10.1603)
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ten ihm die Sachsen, die mit Neuerungen umgingen, zuvorkommen und sein Kriegsvolk auf ihre Seite bringen |:Bethlen V. 83. 84:|. Wie würde es diesem Deputirten ergangen seyn, wenn Hazan Bassa etwas von den Anträgen des Sigismund an den Basta geahnet hätte! Die bey dem Letzeren gewesenen Deputierten kamen mit dem Bescheid desselben zurück. Sigismund vermochte die Stände dahin, eigene Deputirte an den Kayser zu schicken, um des Erfolges desto gewißer zu seyn. Unter denselben konnte wieder natürlicher Weise der Jesuite Marietti nicht zurück bleiben. Auch dorten trugen die Deputirten die Sache so vor, wie sie ihnen öffentlich aufgegeben worden ware. Marietti hingegen das, was ihm Sigismund insgeheim aufgetragen hatte |:Bethlen V. 85-87:|. Basta hatte indeßen zu viele Proben vom Wankelmuth des Sigismund, als daß er seinen Vorschlägen getraut hätte. Er gedachte sicherer zu gehen, wenn er den Stephan Csáki gewänne. Mir diesem handelte er denn unter der Hand. Csáki empfahl sich dem Schutze des Kaysers und verhieß ihm sein Schloß Fogaras abzutreten, dagegen sollten ihm in Ungarn die Schlößer Sáros259 und Szadvár260 zu Theile werden. Inmittelst hatten die Hermannstädter auch ihrerseits den Anton Schirmer an den Generalen Basta geschickt, um demselben den Jammerstand des ganzen Landes vorzustellen und zu bitten, daß er sich desselben in allem Ernste annehmen und die Feinde an ihre Grenzen zurück weisen möchte. Schirmer fand Mittel den Basta vertraulich zu machen und durch ihn etwas von den Gesinnungen des Kaysers zu erfahren. Basta machte ihm von diesen soviel bekannt, daß der Kayser ernstlich beschloßen habe, Siebenbürgen zu behalten und den Sigismund mit Oppeln abzufertigen, den Hermannstädtern für ihre erprobte Treue und Standhaftigkeit eine Krone zu geben, die Cronstadt hingegen wegen seiner dem Sigismund bewiesenen Anhänglichkeit mit Feuer und Schwert zu verderben. Schirmer überschreibt dieses seinen Committenten261 den 16ten März und drang zugleich darauf, daß die Cronstädter verwarnt werden möchten, sich auf den Sigismund zu verlaßen, sondern sich dem Kayser zu unterwerfen, und dadurch seinen Zorn abzuwenden |:Exped. Schirmeriana:|. Vielleicht sahen die Cronstädter diese aus dem Munde des Generalen Basta geschöpften Nachrichten für Drohungen an, die nur zur Absicht hätten, ihn, den Basta durch beträchtliche Geschenke von ihren Grenzen abzuhalten, vielleicht wurden sie auch durch die augenscheinliche Gefahr, die sie von innen durch die bey ihnen liegenden Sigismundischen Truppen und von Außen durch 259 260
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Veľký Šariš (slowak.), Nagysáros (ung.), Groß-Scharosch (dt.), Kreis Prešov. Burg Szádvár, heute im Gebiet der Gemeinde Szögliget (ung.), Komitat Borsod-AbaújZemplén. Kommitent: Aussender eines Kommissars oder eines „Botschafters“.
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seine fremden Hülfsvölker zu besorgen haben dürften, vielleicht auch durch die Drangsale, deren sie sich von den Bastaischen Truppen selbst, wenn sie solche in ihre Gegenden aufnähmen, geschreckt. Genug, sie ließen sich vom Sigismund um so weniger abbringen, je weniger sie mit seinen geheimen Entwürfen bekannt waren. Hingegen ist auch die den Herrmannstädtern vom Basta durch den Schirmer verheißene Ehrenkrone niemandem zu Gesichte gekommen. Inzwischen langten faßt zu gleicher Zeit die mit so vielen verschiedenen Geschäften beladen gewesenen Deputirten vom Römischen Kayser und vom Großvezier Hazan Bassa bey dem Sigismund an. Durch die Ersteren hatte ihm der Kayser für Siebenbürgen statt Oppeln das Schloß Lobkowiz262 in Böhmen, nebst einer jährigen Pension von 50.000 Ducaten |:einige sagen 50.000 Gulden:| zugesagt. Letzterer brachte in Begleitung zweyer Csausen 20.000 Ducaten vom Großvezier, mit dem Versprechen in kurzem auch Hülfstruppen zu schicken. Allein diese wurden unterwegs vom Basta aufgefangen. Dieser hielt die zwey Csausen zusammt dem Gelde bey sich und gewann den Deputirten Franc[iscus] Budai mit Geschenken und Verheißungen, daß er dem Fürsten Sigismund mit Verschweigung des aufgefangenen Geldes nur sagen sollte, es sey von den Türken keine Hülfe zu erwarten, auch das Geld würde ihm erst im bevorstehenden Feldzug überbracht werden |:Bethlen V. 98-100:|. So war Zweyzüngigkeit überall an der Ordnung des Tages. Der Fürst ging seinen Unterthanen damit voraus, und diese ahmten ihn nach. Soviel hatten indeßen die Gesandtschaften an den Basta und an den Römischen Kayser mit ihren Unterhandlungen doch gewirkt, daß in dieser Zeit Waffenstillstand war, und das Land, das ohnehin nichts mehr zu geben hatte, von keiner Parthey verunruhigt wurde. Allein die Haiducken gedachten selbst in diesem Waffenstillstand einen Hauptstreich auszuführen. Ihrer 3.000 rotteten sich ohne Wissen des Basta zusammen, fielen aus Ungarn in Siebenbürgen ein und hatten im Sinn, den Sigismund einzufangen und dem Basta in die Hände zu liefern. Sigismund rückte, wie er von ihrem Einfall hörte, aus Weißenburg ins Feld bey Müllenbach heraus und schickte ihnen auf Thorotzko263, wo sie eingefallen waren, 700 Mann entgegen, verließ aber das Lager noch den Tag und vertröstete die Truppen, daß er den anderen Tag wieder bey ihnen seyn würde, ging aber nach Weißenburg zurück, und von dorten nach Déva. Jene griffen die Haiducken kühnlich bey Thorotzko an und schlugen sie gänzlich. Sigismund hoffte mit diesem über die Haiducken erhaltenen Vortheil den Hazan Bassa zu blenden, um von ihm, das noch immer erwartete Geld zu
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Lobkovice (tschech.), Lobkowitz (dt.), heute Teil der Stadt Neratovice, Kreis Mělník. Remetea (rum.), Torockó (ung.), Eisenburg (dt.), Kreis Alba.
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gewinnen. Er schrieb ihm also durch den Georg Csissár264, er brauche nun keine Hülfstruppen, sondern nur Geld, um seine eigenen Truppen besolden zu können. Mündlich aber gibt er dem Csissár auf, denselben nochmals in seinem Namen von seiner unwandelbaren Treue und Anhänglichkeit an die Pforte zu versichern, und um einen beträchtlichen Succurs265 von den Türken und Tartaren zu bitten, mit welchem er die Kayserlichen von Siebenbürgen abzuhalten hoffe. Csissár wußte nichts von dem Inhalte des Briefes und richtet mündlich aus, was er im Auftrage hatte. Dem Hazan Bassa war schon zu Ohren gekommen, was Sigismund der Pforte zuwider beschloßen hatte. Nun brachten ihn die Widersprüche, die er zwischen dem Schreiben und dem mündlichen Vortrag des Deputirten entdeckt, vollends auf. Der Deputirte war in Gefahr den Kopf zu verliehren, allein Hazan Bassa war noch so gutmüthig, daß er ihn seinen Zorn nur in Worten empfinden ließ: „Dich“ sagte er „hat dein Herr nur zu deinem Verderben hierher geschickt, denn bey ihm, ist es nur eine Kleinigkeit, das Leben seiner Leute auf das Spiel zu setzen. Gehe, sage diesem Panterthier, daß ich die Undankbarkeit, die er an seinem Wohlthäter, dem Großmächtigsten Kayser begeht, nächstens nach Verdienst bestrafen werde. Das Geld, was ich auf ihn verschwendet habe, werde ich als Gewinnst achten, wenn ich nur seinen Leichtsinn rächen kann. Dir will ich das Leben schenken, um welches dich dein Herr hat bringen wollen, aber Sigismund soll nur noch gedenken, daß die Fische nur in ihrem Elemente beym Leben bleiben und in fremdem Waßer absterben.“ Csissár ging hiemit nach Hause, ohne sich mehr vom Sigismund brauchen zu laßen. Vielleicht waren auch diese neuen Versuche dem Basta zu Ohren gekommen. Er wollte sich vom Sigismund nicht mehr länger hinhalten laßen und rückte mit einem großen Heer in Siebenbürgen ein. Sigismund hatte sich mit seinem Doppelsinn nun selbst in ein solches Labyrinth verwickelt, daß er sich nimmer heraus zu winden wußte, und darüber bey allen, auch bey denen, die ihm bisher wohl gewollet hatten, verhaßt und verdächtig wurde. Unter diesen war Székely Moyses. Derselbe war schon zu Ende des vorigen Jahres den 29. November wegen Verrätherey angeklagt und aus dem Lager gefangen nach Déva, von da aber auf sein Bitten, seine Sache im ordentlichen Wege des Rechtes aufzunehmen und ihn nicht unverhört zu verurtheilen, nach Fogaras geschickt worden |:Fuchs Chron.:|. Nach einiger Zeit hatte Sigismund ihn wieder entlaßen |:Bethlen V. 78:|. Allein das Geschehene läßt sich nicht ungeschehen machen, und unverschuldete Leiden laßen im Herzen des Gekränkten den Keim des Unwillens tief zurück, der sich über kurz oder lang, je nachdem er keinen Widerstand mehr findet, entwickelt und in offenbare Feindschaft ausschlägt. 264 265
Georg Csiszár de Borberek (gest. 1604). Succurs (lat.): Hilfe, Beistand, Truppenunterstützung.
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Székely Moyses ging nun auf nichts wenigeres aus, als den Sigismund, deßen Wiedereinsetzung er im vorigen Jahre so nachdrücklich und mit Aufopferung der Mächtigsten im Lande hatte bewirken helfen, einzufangen und den Ständen zur Verurtheilung zu überliefern. Erst wurde dieß nur zwischen ihm und dem Stephan Tholdi ausgemacht. Dann suchten sie beyde auch den Georg Borbely und durch ihn seinen Schwiegersohn Nicolaus Vajda hinzu zu ziehen, da dieser Commandant in Déva war, und den Fürsten so zu sagen in Händen hatte, deßen sie sich denn durch die unter ihren Befehlen stehende Armee gar leicht zu bemächtigen hofften. Allein sie wurden von beyden mit ihrem Anbringen zurückgewiesen |:Bethlen V. 103-119.:|. Székely Moyses hielt indeßen seine Truppen, die aus 4.000 Mann bestanden, auf alle Fälle bey Weißenburg zusammen. Alles flüchtete inzwischen bey der Nachricht von der Ankunft des Basta. Sigismund allein war unbeweglich in Déva, und schickte von da den |:von Basta schon gewonnenen:| Stephan Csáki, Nicolaus Bogathi, Andreas Bartsai266 und Balthasar Kemény267 zum Basta auf Clausenburg und ließ ihm im allgemeinen sagen, er bleibe noch beständig auf dem, was er dem Kayser versprochen habe. Basta nahm die Deputirten günstig auf, hielt sie aber doch bey sich zurück, und ließ nur den Kemény mit seiner Antwort zum Sigismund zurückkehren. Moyses und Tholdi gingen indeßen voll Dreistigkeit zum Fürsten nach Déva und forderten ihn auf, dem Basta entgegenzugehen, da das Land in Gefahr sey. Sigismund sagte nur: „Ich glaube nicht, daß Basta was feindliches vorhat, allein geht und streitet, ich will es nicht hindern, nur sehet zu, daß das Land nicht in Gefahr komme.“ Voll Unwillens gingen sie nun vom Fürsten hinweg und verschanzten sich bey der Maroser Schiffbrücke, willens, diese besetzt zu halten und den Basta abzuwehren, damit er nicht über den Maros hinüber setzen möchte. Inmittelst kam Balthasar Kemény von Basta, diesen hielten sie an, ohne ihn zum Fürsten gehen zu laßen. Basta rückte immer näher, den 2ten Juli stießen beyde Heere aufeinander. Nach einem hartnäckigen Gefecht wurde Székely Moyses gänzlich geschlagen |:Bethlen V. 103-119. 133-153. 157-162:|. Basta blieb hierauf bey Müllenbach im Lager stehen. Den dritten Tag nach der Schlacht kam Sigismund von Déva zu ihm heraus und bestätigte in Person seine dem Kayser eingegangene Bedingungen, aus welchen er nun kein Geheimniß mehr machte. Eine Folge von diesen Unterhandlungen war ein vom Fürsten selbst an die Cronstädter den 10ten Juli einlaufendes Schreiben, wo er sie von dem geschworenen Eyde entband und ermahnte, von nun an dem Basta in allem, was er ihnen befehlen würde, pünctlichen Gehorsam zu leisten 266 267
Andreas Bartsai, Kapitän des Schlosses Illye (1572). Balthasar Kemény de Gyerőmonostor, Vater des Fürsten Johann Kemény, Obergespan des Komitats Kolozs (ab 1608).
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und übrigens nichts zu fürchten, weil er für sie sorgen und zeigen wollte, daß er ihrer nicht vergeßen habe|:Fuchs Cron.:|. Allein das waren nur Worte. Die Cronstädter mußten es, wie unten vorkommen wird, mit Schaden erfahren, wie wenig er sich um sie bekümmert hatte. Merza kam indeßen den 17ten Juli mit seinen Hayducken aus der Wallachey zurück, woselbst er den Rádul268 im Namen des Kaysers anstatt dem Simeon, Bruder des Moldauer Woywoden Jeremias als Woywoden eingesetzt hatte. Sein Lager umfaßte die Gegenden von Zeiden, Marienburg, Petersberg und Brenndorf und erstreckte sich bis zur Papiermühle unweit der Weydenbächer steinernen Brücke. Hier verweilte er vom 17ten bis 21ten Juli. Der neue Woywode Rádul, sonst auch Serban genannt, kam ihnen den 22ten Juli mit ettlichen 1.000 Mann nach, ging aber schon den folgenden Tag wieder ab, ohne daß man wißen konnte, warum er gekommen war, wenn es nicht die Absicht war, seinem Raubgesindel etwas zu thun zu geben. Denn diese zündeten nur Honigberg und Tartlau an, lagerten sich dan bey Nyien269 und verheerten alles, was auf dieser Seite unter dem Gebürge lag |:Fuchs Chron.:|. Basta ging nun zusammt dem Sigismund auf Hermannstadt. Hier nahm Sigismund Abschied von Siebenbürgen, nicht ohne wiederhallende Seufzer des ganzen Landes, das nicht so wohl seinen Abschied bedauerte, als das Elend beweinte, in welches er soviele Tausende durch seinen Leichtsinn gestürzt hatte. Basta gab ihm einige Wallonen zur Bedeckung mit. Den 26ten Juli ging er mit ihnen über Clausenburg nach Kaschau, von dort durch Mähren nach Prag, wo er gradeweg in das ihm abgetretene Schloß Lobkowiz gewiesen wurde. Dort blieb er bis an den Tod, wurde aber schon in diesem Jahr von einem Schlagfluß gerührt, durch welchen ihm beyde Füße und die halbe Hand gelähmt wurden, starb aber doch erst den 18ten März 1613 |:Bethlen V. 162-166:|. Székely Moyses floh nach seiner Niederlage in sein Schloß Solymos270, von da nach Temesvár. Hier ging er dem blutigen Tage, der sein endliches Schicksal im nachfolgenden Jahre bezeichnen sollte, mit langsamen Schritten entgegen. Die Cronstädter hatten sich kaum dem Kayser ergeben, so forderte Basta von ihnen 25.000 Gulden als ein Darlehen, die sie binnen zwey Wochen auf dreymal erlegen mußten. Er ging indeßen aus dem Lager bey Kerz den 23. August nach Mediasch auf den Landtag, in welchem der Székely Moyses aus dem Lande verbannt und seine Güter confiscirt wurden. Nach dem Landtag kam Basta mit seiner ganzen Armee nach Burzenland und lagerte sich bey Weydenbach. Nun gingen die Bedrückungen des armen Landvolkes an. Die Soldaten zerstreuten 268
269 270
Radu Șerban, Woiwode der Walachei (Oktober 1601, Juli 1602 - Dezember 1610, Mai 1611 - September 1611). Teliu (rum.), Nyén (ung.), Thell, Kreuzburg (dt.), Kreis Brașov. Șoimuș (rum.), Solymosvár (ung.), Ortsteil von Lipova, Kreis Arad.
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sich in den ganzen District, droschen hier und in den Vorstädten die Früchte selbst aus, wodurch solche aufs neue verteuert wurden, so daß der Kübel Korn auf Ufl. 5.50 und der Gersten auf Ufl. 2.50 zu stehen kam. Den 16ten September ging Basta wieder auf Tartlau und von dort endlich den 19ten in die Wallachey, weil dort die Tartaren, Pohlen und Türken eingefallen waren, den Rádul zu vertreiben. Diese schlug er den 23ten, und kehrte den 27ten September wieder in das Lager bey Tartlau zurück. Hier verweilte er bis zum 8ten October und begab sich sofort mit der ganzen Armee auf Weißenburg, um den Székely Moyses zu beobachten, von welchem es hieß, daß er auf dem Punct sey, mit den Türken und Tartaren in Siebenbürgen einzubrechen. Unversehens kam in diesem Monat den 12ten eine solche Menge Früchte auf dem Cronstädter Markte zusammen, daß der Kübel Korn von Ufl. 6. auf Ufl. 1.50, der Haber von 1 Gulden auf 60 den., der Gersten von Ufl. 3.25 auf Ufl.1.50 herunterfielen. Der Geldmangel war groß, der Käufer wenige, dem armen Landmann war darum zu thun, seine Früchte auch in dem wohlfeilen Preise loszuwerden um sie nicht dem wilden Kriegsvolk unentgeldlich überlaßen zu dürfen |:Fuchs Chron.:|. Allein es stand nicht lange an, so fingen die Früchte schon wieder an außerordentlich zu steigen. Es lagen in Burzenland 1.200 Wallonen und 800 Deutsche. Um sich von diesen Wallonen, deren Namen noch oft, wiewohl niemals mit einem günstigen Lichte vorkommen wird, einen deutlichen Begriffe zu machen, merken wir hier nur an, daß dieses ein aus den Niederlanden zusammen gerasseltes Gesindel war. In diesen Zeiten hieß aber alles Wallo, was eine fremde ungewohnte Sprache führte. Ihre Muttersprache war alt-Gallisch. Rauben war ihr Gewerbe. Dieses Gemengsel von Deutschen und Niederländern schleppten von den Dörfern allen Proviant zusammen, und ließ dem Landmann nicht einmal das Stroh übrig. In einer kurzen Zeit belief sich ihre Verpflegung auf über 40.000 Gulden. Basta ließ sich auf vielfältige Vorstellungen endlich erbitten, dieses ungestüme Volk endlich hinweg zu schaffen, nur blieb das Fußvolk doch in den Vorstädten zurück und wurde daselbst bis Georgii271 gelaßen. Ihre Verpflegung kostete den März über wöchentlich 1.800 Gulden und überdieß mußte der District mit der Stadt zusammen 15.000 Gulden baar für sie erlegen. Daher stieg das Korn wieder auf 6 fl. der Gersten auf 3.75, der Haber auf Ufl 1.50, Hirse und Haritsch272 auf Ufl 5 |:Fuchs Chron:|. Noch war das Schicksal der Cronstädter erträglicher, als dasjenige der übrigen Siebenbürger, die das Unglück hatten, den Krallen der Hayducken zu unterliegen. Diese streiften ungescheut in den Dörfern und Märkten herum, metzelten nieder, was ihnen vorkam und suchten das Volk, das sich in den Wäldern und Höhlen verkroch, wie das Wildpret auf, um an demselben ihre 271 272
24. April 1603. Buchweizen.
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Wuth auszulaßen. Was das Uebel noch ärger machte, war die Raserey der einheimischen Wallachen, die sich nun selbst zu diesem Räubervolk gesellten, und in ihre Gesellschaft desto gieriger aufgenommen wurden, weil ihnen das Land und die verborgenen Winkel bekannt waren. Die Stände wagten es, dem Basta hierüber auf dem Weißenburger Landtag den 15ten Jenner bewegliche Vorstellungen zu machen, und beyzufügen, daß dem Kayser, wenn er je das Land behaupten wollte, unmöglich mit Aschhaufen und Einöden gedient seyn könnte. Dadurch wurde Basta endlich zum Gefühle gebracht. Er schaffte sie insgemein aus dem Land auf Ungarn hinaus, den Raizen wurde zumal der Tag bestimmt, an dem sie das Land völlig räumen sollten, mit der Bedrohung, daß wider diejenigen, die nach diesem Termin im Lande gefunden würden, mit den Waffen in der Hand verfahren werden würde. Auch wurden wegen des wallachischen Volks in jeder Gespannschaft zwey Commissarien ernannt, die Verbrecher auszuforschen und im Betretungsfall mit Galgen, Rad und Spieß andern zum Schrecken zu bestrafen. Dieser Landtag zeichnete sich außerdem durch eine wiederholte allgemeine Huldigung aus, die die Stände dem Kayser leisteten. Zugleich wurden Deputirte von den drey Nationen abgefertigt, mittelst deren der Kayser gebeten werden sollte, dem Lande die Religions- und übrigen Freyheiten, wie auch die Schenkungen, die der Michael Vajda den seiner Majestät treu gebliebenen Unterthanen verliehen hätte, zu bestättigen, in Siebenbürgen entweder Erzherzog Maximilian oder wen immer, der Seiner Majestät gefallen würde, oder auch den Basta selbst zum Statthalter zu setzen, oder den Ständen zu erlauben, sich Einen aus ihrer Mitte zu erwählen, das Land wider fremde barbarische Völker zu schützen, dabey aber mit Soldaten, die um einen bestimmten Sold dienten und nicht mit solchen, die vom Raube lebten, zu besetzen, und endlich dem Lande durch einen standhaften Frieden mit den Türken die gewünschte Ruhe und Sicherheit zu verschaffen |:Bethlen V. 200-203.; Weiß Diar. 36-44:|. Székely Moyses harrte in dieser Zeit noch immer in Temesvár den Begebenheiten entgegen, die das eingetretene Jahr herbeyführen würde. Das Land hatte zwar dem Kayser im allgemeinen den Eyd der Treue geschworen, aber es fanden sich unter dem Adel auch Mißvergnügte, die sich mit dem Gedanken, unter einem fremden Scepter zu stehen, nicht vertragen konnten. Diese hatten noch zu Ende des vorigen Jahres den Székely Moyses insgeheim aufgemuntert, sich dem Basta zu widersetzen und das fremde Kriegsvolk völlig zu vertreiben, dessen Räubereyen und Grausamkeiten nicht mehr zu ertragen seyen. Es sey gerade jetzt, wo die meisten Bastaischen Truppen aus dem Lande gegangen und Basta keinen Widerstand ahnde, die beste Gelegenheit, die er ja nicht auslaßen sollte, um so mehr, da auch die Moldauer und Pohlen die Kayserlichen in ihrer Nachbarschaft nicht mehr dulden wollten. Nun befanden sich bey
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dem Székely Moyses bereits verschiedene vom Siebenbürgischen Adel, die wegen des von den Bastaischen Soldaten getriebenen Unfugs einen solchen Abscheu von Siebenbürgen gefaßt hatten, daß sie lieber das Aeußerste wagen, als noch länger Augenzeugen von jenen unaufhörlichen Verheerungen abgeben wollten. Unter andern nahm sich Gabriel Bethlen273 aus, ein junger Mann, voll Entschloßenheit und Besitzer vieler Güter, von denen er sich doch entfernte und in seinem Schloß Illye274 hart an der türkischen Grenze festsetzte. An diesen wandten sich die Mißvergnügten aus Siebenbürgen, um durch ihn dem Székely Moyses ihre Wünsche und Geheimnisse zu offenbaren. Nun machte er sich denn mit 300 Köpfen auf und ging zum Székely Moyses nach Temesvár und übergab ihm die Siebenbürger Briefe |:Bethlen V. 186-189. 203-205:|. Dem Székely Moyses waren diese Aufforderungen nicht unwillkommen. Nun schickte er zuerst seine Vertrauten theils an die Pforte, theils an den Tartar-Chan, sich ihres Schutzes zu versichern. Von beyden wurden ihm die befriedigendsten Beschiede gebracht. Ja die Pforte verlieh ihm zum Voraus das Fürstenthum Siebenbürgen erblich auf beyderley Geschlechter, versprach das Land in solange bis es sich erholte mit Steuer zu verschonen, hernach aber nicht mehr als 10.000 Ducaten jährlich zu fordern und schickte ihm zur Bestättigung die Standarte den Buzdigan275 und Säbel, nebst einem auserlesen prächtig mondirten Pferde. In der Hoffnung, daß die versprochene Hülfe bald ankommen würde, führte er denn die wenige Mannschaft, die er bey sich hatte, erst wider Karansebes an, und nahm dieses nebst Lugos ein, hernach machte er sich auf, um durch die eiserne Pforte276 in Siebenbürgen einzubrechen, schickte aber den 15ten April den Gabriel Bethlen mit 120 Cavalleristen und etlichen Raizen auf Szászváros voraus. Hier lagen 400 deutsche Soldaten in Besatzung, diese vertrieb Bethlen und rückte auf Weißenburg weiter. Dieses versuchte er durch eine Kriegslist einzunehmen, verfehlte aber seinen Zweck durch Unvorsichtigkeit der Bürger, die ihm dabey Vorschub leisten sollten. Székely Moyses kam indeßen mit seiner Armee nach und versuchte das Schloß zu erstürmen. Allein er hatte keine Artillerie. Da indeßen das Schloß mit keinen Lebensmitteln versehen war, so willigte endlich der Kayserliche Commandant den 10ten Tag der Belagerung in die Capitulation ein, und übergab das Schloß. Nun nannte sich also Székely Moyses, weil er den Hauptplatz von Siebenbürgen inne hatte, Wayvoda Transilvaniae, und ging weiter auf Clausenburg. Im Hinweg vermochte er die Müllenbächer durch Bedrohungen, daß sie sich 273 274 275 276
Gabriel Bethlen (1580-1629), Fürst von Siebenbürgen (1613-1629). Ilia (rum.), Marosillye (ung.), Elienmarkt, Hielen (dt.), Kreis Hunedoara. Buzdugan (rum.): Streitkolben. Poarta de Fier a Transilvaniei (rum.), Erdély Vaskapu (ung.), Eisernes Tor (dt.): Passübergang (auf einer Höhe von ca. 700 m), zwischen Caransebeș und Hațeg.
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ihm ergaben. Ohnehin hatte sich der darinn stehende Graf Maximilian von Salm277 schon nach Hermannstadt retirirt. Basta war hiezu gar nicht vorbereitet, er zog sich also, wie er hievon Nachricht erhielt, von Clausenburg nach Szomos Ujvár. Auch hier aber verweilte er nicht lange, ließ nur schwache Besatzung im Schloß und eilte nach Szathmár, um dort eine Truppenverstärkung abzuwarten. Die Sache des Székely Moyses gewann hiedurch ein sehr günstiges Aussehen. Gleich einem reißenden Strom, der nicht nur seinen Schritt vorwärts macht, sondern auch die umliegenden Ufer mit sich nimmt und in seinem Strudel verschlingt, vertheilten sich seine Truppen auf verschiedene Seiten. Die einen, die in 2.000 Ungarn und einer Menge Tartaren bestandenen, überrumpelten und schlugen einige wenige bey Dées stehende auf Verstärkung harrende Kayserliche Soldaten, die anderen schlugen den Raizen Capitain Lupus Kis, der sich mit 1.500 Mann bey Mettesdorf278 im Bistritzer District befand, und fingen ihn selbst, der sofort in des Székely Moyses Dienste trat, und von ihm hierauf mit gutem Fortgang gebraucht wurde. Die Dritten nahmen das Schloß Görgeny ohne Widerstand ein. Nicolaus und Melchior Bogathi waren die Commandanten darinn. Diese nahmen den vom Basta ihnen beygestellten Kayserlichen Capitain Thomas de Capreoli gefangen und ergaben sich sodann, zusamt dem Schloß und dem Capreoli dem Székely Moyses, der sofort den Capreoli gefangen nach Weißenburg schickte. Die Vierten schlugen bey Schäßburg einen gewissen Demetrius, der auf Befehl des Wallachischen Woywoden Rádul daselbst mit 200 Wallachen und Raizen stand |: Fuchs Chron. vergl. Bethlen V. 205-274:|. Diese reißenden Fortschritte, die durch das allgemeine Gerücht noch mehr vergrößert wurden, brachten die Szekler, die den Aufforderungen des Székely Moyses bis dahin kein Gehör gegeben hatten, zur Entschließung. Eben waren sie auf dem Marsch nach Szomos Ujvár zur Verstärkung der Kayserlichen begriffen. Mit ihnen hatte sich auch die von Cronstadt abgegebene Mannschaft in gleicher Absicht vereinigt. Allein die Szekler faßten um den 6ten May den Entschluß, dem Székely Moyses beyzutreten. In der Nacht darauf verließen sie das Lager zusammt ihren Anführern und eilten nach Hause. Die Cronstädter Mannschaft durfte es wegen den in der Mitte des Landes stehenden Feinden für sich allein nicht wagen, den Weg fortzusetzen, und kam unverrichteter Sachen nach Hause|:Fuchs Chron.:|. Székely Moyses ging nun gerade nach Clausenburg, in welchem 300 Kayserliche lagen. Die Belagerung dauerte acht Tage. Székely Moyses sparte weder Verheißungen, noch Drohungen, die Clausenburger zur Verlaßung der 277
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Maximilian von Salm (geb. 1563), Obrist, Hofkriegsrat und Oberststalmeister unter Kaiser Rudolph II. Dumitra (rum.), Nagydemeter (ung.), Mettersdorf (dt.), Kreis Bistrița-Năsăud.
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Kayserlichen Parthey zu bewegen, aber die Meynungen waren getheilt. Die ersten der Stadt trugen darauf an, standhaft zu bleiben, und die Verstärkung der Kayserlichen Besatzung abzuwarten. Die gemeine Bürgerschaft hingegen, und das in die Stadt geflüchtete Landvolk drangen darauf, daß sich die Stadt dem Moyses ergeben sollte. Der Magistrat mußte ihrer Gewalt und Mehrheit nachgeben und capitulirte den 4. Juni. Die Kayserliche Besatzung erhielt freyen Abzug und wurde bis nach Somlyó279 begleitet. Nun wurde aber das Volk durch die Nachgiebigkeit des Magistrates übermüthig und verlangte, daß auch die Jesuiten weggeschafft werden. Da der Magistrat nicht einwilligen wollte, so rottete es sich zusammen, stürmte das Jesuiten Kloster, raubte es aus und zwang die Jesuiten, deren 15 waren, das Kloster zu räumen. Diese wurden denn unter der Anführung des Stephan Tholdi unter gehöriger Begleitung in das Schloß Görgeny gebracht. Da also Moyses mit Clausenburg fertig war, rückte er fort auf Bistritz. Diese Stadt widersetzte sich eine Zeit lang, mußte aber endlich der Stärke weichen und ergab sich unter der Bedingung, daß sie weder zur Huldigung, noch zur Abgabe einiger Kriegesgerräthschaften gezwungen, auch mit einer Besatzung verschont werden sollten. Moyses ging alles ein, nur forderte er zwey Senatoren als Geisel ab, die er denn mit sich nach Cronstadt führte, woher sie erst nach der Niederlage des Székely Moyses frey geworden sind |:Gunesch hist.; Bethlen V. 275-322:|. Dem Beyspiele der Bistritzer folgten auch die Mediascher und ergaben sich von freyen Stücken unter ähnlichen Bedingungen. Das Glück, das den Székely Moyses begünstigte und die Uebermacht der Türken in Ungarn, veranlaßten den Kayser denselben den Frieden vorzuschlagen. Er wollte ihm Siebenbürgen überlaßen und sich nur die in Ungarn gelegenen Zugehöre vorbehalten. Székely Moyses war unschlüßig. Zwar wurde seine Macht durch den Abgang von 3.000 Tartaren geschwächt, die ihre Absicht dadurch erreicht hatten, daß sie außer der unermeßlichen Beute, die sie allenthalben gemacht, auch 12.000 Seelen aus Siebenbürgen und den Ungrischen Grenzorten mit sich in die Sclaverey führten und nun unter dem Vorwand auch die Wallachey für den Székely Moyses einnehmen zu wollen, zu Ende Junii zurück gingen. Allein die Verheißungen des Moldauer Woywoden Jeremias, der ihm wider den wallachischen Woywoden Rádul alle Unterstützung versprach, selbst die Hoffnung, daß dieser eben durch die abgegangenen Tartaren von Siebenbürgen abgehalten werden würde, bewogen ihn, sein Waffenglück zu verfolgen, seine Antwort auf die gemachten Friedensvorschläge weiter hinaus zu setzen und nunmehr auch die Einnahme von Schäßburg zu versuchen. 279
Șimleu Silvaniei (rum.), Szilágysomlyó (ung.), Somlyó ist der Name der nahe des Ortes gelegenen Burg. Kreis Sălaj.
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Hier fand er indeßen mehr Widerstand. Ja um ihm, falls er sie etwa mit der ganzen Macht anfallen wollte, Widerstand leisten zu können, hatten die Schäßburger schon vorher den Stanislaus Krakker280 einen Pohlen von Geburt und Kayserlichen Verpflegsbeamten, der eben hingekommen war, die Stadt mit Proviant zu versehen, vermocht in die Wallachey zu gehen und den Woywoden Rádul zur Hülfe wider den Székely Moyses aufzufordern. Rádul hatte dadurch, daß er die Wallachey im vorigen Jahr wider den Simeon mit Hülfe der Kayserlichen errungen hatte, alle Verbindlichkeit für den Kayserlichen Hof. Allein er scheute auch die Türken und selbst den Székely Moyses, mit dem er schon in Unterhandlungen stand. Diesemnach schützte er vorerst bloß Mangel an Geschütz und Geld vor. Aber Krakker ließ sich nicht abweisen, er warb sich den bey ihm befindlichen Deli Marko an, der unter sich 1.000 Wallachen und Raizen hatte, so auch den Georg Rátz. Dieser war ein geborener Raize, und hatte sich durch seine Schlauheit aus einem Stallknecht bey dem Johann Jffju bis zum Hofmann hinaufgeschwungen, war eben seiner Geschicklichkeit wegen vom Michael Vajda in verschiedene Gesandtschaften selbst bey dem Kayserlichen Hof gebraucht worden, und lebte jetzt unter dem Schutze des Rádul in der Wallachey. Außer demselben hielt sich bey dem Rádul ein gewisser Merza auf, den wir schon oben kennen gelernt haben. Diesen ließ denn der Woywode Rádul, da er sah, daß seine Ausflüchte nichts helfen wollten, mit 3.000 Raizen und Moldauern abgehen, nur band er ihnen ein, mit dem Székely Moyses nicht zu schlagen, ehe er selbst herzu käme. Merza rückte also schon den 5. Junii bey Törzburg in Siebenbürgen ein und schlug sein Lager bey der Benknerischen Papiermühle auf. Georg Rátz lagerte sich mit seinem Corps bey Tartlau. Beyde fanden es indeßen für gut, sich zu vereinigen, nachdem sie inmittelst auch aus Háromszék und Csik 3.000 Szekler an sich gebracht hatten. Diesen verschaffte Krakker aus Cronstadt 6 Fahnen und 500 Gewehre, die er unter die Unbewaffneten austheilte. Nun sahen nur alle der Ankunft des Radul mit Verlangen entgegen. Endlich wurde aber den Soldaten im Lager die Zeit zu lange. Das Gerücht wurde immer lauter, daß Székely Moyses mit dem Rádul Unterhandlungen angeknüpft hätte. Rádul hatte ihm wirklich den 11ten Junii seine Freundschaft zugesichert, nur möchte er vermitteln, daß sein Gegner Simeon durch die Türken im Zaum gehalten würde. Nun wurden von den Rádulschen Truppen gar auch Briefe aufgefangen, die diese beyden untereinander gewechselt hatten. Dadurch wurden die Soldaten schwierig, mit Mühe ließen sie sich besänftigen. Bis dahin hatte Székely Moyses noch immer geharrt, zu was sich Rádul auf die ihm gemachten Friedensvorschläge entschließen würde. Aber nun hörte er, daß sich auch Szekler zu den Rádulschen Truppen geschlagen hatten. Er 280
Stenzel Krakker, Generalproviantmeister unter Georg Basta.
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hielt es also für gefährlich, länger zu verweilen und schickte aus seinem Lager bey Mediasch den Georg Mako und Michael Imets mit 3.000 Reutern und 500 Tartaren herüber, mit dem Befehl, die Rádulschen Truppen zu beobachten, aber kein Gefecht zu wagen, und seiner Ankunft erst abzuwarten. Aber sie wurden selbst von den Rádulschen Truppen angegriffen, wiewohl das Gefecht vorbey ging, ohne daß sich der Sieg für die eine oder die andere Parthey erklärt hätte. Indeßen brachen Merza und Rátz den 3ten Tag nach diesem Gefecht mit dem Lager auf und lagerten sich zwischen Neustadt und Rosenau in der Absicht, entweder grade in die Wallachey zu gehen, weil sie den Rádul nimmer erwarten konnten, oder wenigstens den Zufuhren aus der Wallachey näher zu seyn. Mako hielt dieß für eine Flucht, und griff die Rádulschen Truppen an. Allein diese hatten sich in eine sehr vortreffliche Gegend gesetzt, und dazu das Lager mit einer Wagenburg umschloßen. Mako zog sich also wieder zurück. Nun aber brachen die Rádulschen Truppen aus ihrem Lager hervor, und verfolgten die Truppen des Székely Moyses bis an den Zeidner Wald, wodurch diese auf die 1.500 Mann einbüßten. Unter diesen befand sich auch Michael Imets. Mako wurde verwundet und gefangen, nach dem Gefecht aber enthauptet. Den Kopf schickte Merza dem Rádul, der Rumpf aber wurde auf dem Sankt Martins-Berg bey Cronstadt begraben. Die Sieger wandten sich hierauf gegen Törzburg |:Bethlen V. 334-374; Fuchs Chron.:|. Nun eilte Székely selbst aus seinem Lager heran, die Sachen in Burzenland herzustellen. Er hatte bey sich 4.000 Tartaren und 1.000 Türken, dann 4.000 Hußaren und den ganzen siebenbürgischen Adel |:Weiß Diar. p. 46:| kam über Apátza281 den 18ten Julii heran, und schlug das Lager bey der Benknerischen Papiermühle auf. Um das Lager noch mehr zu sichern, stellte er die Rüstwägen rund um das Lager aneinander und verband sie mit Stricken und Ketten. Bectes Bassa282, der bey ihm im Lager war, wiederrieth ihm dieses und hielt es für rathsamer, im freyen Feld zu fechten, um freyere Hand zu haben. Aber Székley ließ sich nicht abbringen. Bectes wollte sich nicht einsperren laßen, und blieb mit 2.000 Tartaren und 200 Türken außerhalb dem Lager stehen. Székely Moyses forderte nun, wie er anlangte, die Cronstädter auf, sich zu ergeben. Der Fall trat bey ihnen wieder ein, den sie schon vorher unter dem Fürsten Sigismund erfahren hatten. Die Furcht vor den Rádulschen Wallachen und Szeklern auf einer und vor der Stärke [der] Moysesischen Truppen und Waffen auf der anderen Seite, preßte ihnen die Erklärung aus, daß sie mit Truppen und Waffen zwar unterstützen wollten, aber den Eyd der Treue insolange nicht ablegen könnten, so lange er nicht das ganze Land, entweder durch Vergleich oder Waffen unter sich brächte, und die Kayserlichen auch 281 282
Apața (rum.), Apáca [Apácza] (ung.), Geist, Gayst (dt.), Kreis Brașov. Bektaş Paşa, Pascha von Temesvár.
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aus Hermannstadt und Schäßburg wegschaffte. Dagegen lieferten sie ihm, weil sie dem Strome nicht ausweichen konnten, 150 Infanteristen, dann Pulver, Bley, Spieße und Proviant |:Weiß Diar. p. 46-48:|. Eben befand sich damals in Cronstadt ein Welscher Kaufmann, Namens Johann Fiotta. Er hatte hier die Schwester des Stadthannen Johann Hirscher geheyrathet und wußte mit dem schweren Geschütze umzugehen, deßwegen war er auch schon vom Fürsten Sigismund Báthori zum Ober-Constabler283 gemacht worden. Dieser ging von freyen Stücken zum Székely Moyses in das Lager hinaus wiewohl ohne Vorwißen des Magistrats, um demselben die Stücke zu richten |:Fuchs Chron.; Weiß Diar. p. 69-70:|. Dem Székely Moyses wurde indeßen bey der Ansicht der ihm überlegenen Feinde, deren Muth durch die Niederlage des Ge[org] Mako gewachsen war, bange. Er hatte seine Entschließung wegen der ihm vom Kayser gemachten Vorschläge bisher zurückgehalten. Nun schickte er also den 14ten Julii seine Deputirten nach Groß-Wardein an den Paul Nyári284 und bat sich vom Kayser außer Siebenbürgen aus den ungarischen Theilen nur noch Groß-Wardein, Bihar285, Husst, Marmaros, Lugos, Lippa, Karansebes nebst dem Abzug der deutschen Soldaten aus. Durch ähnliche Versuche bey dem Rádul hatte er bisher wenigstens soviel gewirkt, daß auch dieser noch immer in der Wallachey zauderte, und seine Generalen, die nicht wußten, ob sie ihn noch weiter erwarten, oder zurückgehen sollten, in dieser Ungewißheit hinhielt. Um aber doch etwas zu thun, schickte der Rádul aus seinem Standorte Tergovist, zwey Deputirte zu ihnen ins Lager, mit dem wiederholten Befehl, sich in kein Gefecht einzulaßen, bis er nicht selbst ankäme. Nun verging den Truppen alle Geduld, sie machten sich über die Deputirten her, und brachten sie ums Leben, drohten auch dem Rádul, von ihm abzufallen. Jetzt fürchtete er sich zu kommen, Rátz und Merza versicherten ihm aber, daß er ohne Gefahr ins Lager kommen könnte, nur sollte auf beyden Seiten das Vorgefallene in Vergeßenheit gestellt werden. Noch blieb er jenseits dem Gebirge in Ruccur stehen, Székely hatte ihm kurz vorher durch zwey Deputirte neue Friedensvorschläge gemacht. Diese hatte er, um ihrer frey zu werden, an den Bán in Krajova gewiesen. Jetzt schickte Székely wieder den Stephan Halmágyi nebst zwey Cronstädtern mit ähnlichen Aufträgen an ihn ins Lager. Wie sie die Soldaten gewahr wurden, stunden sie auf und wollten den Halmágyi ermorden. Rádul besänftigte sie endlich dadurch, daß er ihnen verhieß, ohne Wissen der Armee dem Halmágyi 283
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Constabel, auch Büchsenmeister oder Cannonier: ein Artillerist, der mit Richtung, Ladung und Abfeuern der Kanonen betraut war. Paul Nyári (gest. ca. 1606), Kapitän von Erlau (1596), geht zu Bocskai über und wird Kapitän von Großwardein (1601), Obergespan der Komitate Krazna, Bihár, MittelSzolnok. Biharia (rum.), Bihar (ung.), Kreis Bihor.
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keinen Beschied zu geben. Doch hielt er den Halmágyi bey sich im Zelte, um ihn vor Unannehmlichkeiten zu verwahren |:Bethlen V. 379-393:|. Basta rückte inzwischen von Szathmár mit einem beträchtlichen Heer bis Majtin vor. Székely Moyses durfte seine Ankunft und Vereinigung mit den Truppen des Rádul nimmer abwarten, von diesem hatte er nach dem was vorgegangen, weder Freundschaft noch Hülfe zu hoffen, nichts blieb ihm übrig als eine Schlacht zu wagen. Merza und Rátz schickten indeßen aufs neue zum Rádul und ließen mit Nachdruck ermahnen, alle Gedanken auf einen Vergleich mit dem Moyses fahren zu laßen, und sich den seinigen, die den Sieg schon halb in Händen hätten, nicht mehr zu entziehen. Nun sah Rádul, daß hier keine weiteren Ausflüchte mehr helfen wollten. Er machte sich also ohne Verzug auf, überstieg das steile Gebirge [bei] Ruccur und kam mit seinem ganzen Heer den 16ten Julii im Lager zwischen Rosenau und Wolkendorf an. Den Morgen darauf ordnete er selbst seine Truppen, die sich in allem auf 4.000 Reuter und 6.000 Mann zu Fuß beliefen, und führte sie wider den Moyses an. Vor dem Lager ließ der die Cavalleristen absitzen, und dann mit gesammter Macht die Wagenburg zerstören und das Lager mit großem Ungestüm angreifen. Székely ließ auf die Rádulschen Truppen aus dem Geschütze feuern, aber dieß war zu hoch gerichtet. Daher wurden die Rádulschen Truppen noch übermüthiger, drangen zwischen den Wägen ein, und brachten das ganze Heer des Moyses in Unordnung. Bectes wollte den Ausgang nicht erwarten, und ergriff die Flucht. Nun wurde das Gemetzel allgemein, Gabriel Bethlen hatte noch das Glück zu entkommen. Székely Moyses suchte sich hinter den Wägen auf Cronstadt zu ziehen. Allein Ge[org] Rátz wurde ihn gewahr, setzte ihm nach und gebot ihm, sich zu ergeben. Moyses wollte sich wehren, stürzte aber durch einen Schuss, den er in den Rücken bekam, vom Pferde herunter. Rátz fiel über ihn her und hieb ihm selbst den Kopf ab, und schickte ihn zum Beweise des erhaltenen Sieges in die Stadt [Kronstadt]. 3.000 Köpfe fielen von Seiten des Moyses und beynahe der gesamte Siebenbürgische Adel. Die Cronstädter machten nach der Schlacht einen ungeheuren Graben, in welchen sie einen Theil der Erschlagenen verscharrten, die übrigen überführten sie mit Erde |:Bethl. V. 399-410; Weiß Diar. P. 49:|. Unter den Verwundeten befand sich auch Johann Fiotta, dieser wurde nach Cronstadt gebracht, und starb hier den 28ten Julii in seinem 44ten Jahr. Sein Leichnam liegt in der großen Pfarrkirche begraben, das Grab ist mit einem Leichenstein bedeckt, auf welchem sein Name, Alter und Todestag aufgezeichnet ist |:Fuchs Chron.:|. Die Gefangenen wurden nach Cronstadt gebracht. Unter diesen befanden sich Stephan Tholdi, und der ehemalige Kanzler des Sigismund, Nicolaus Bogathi, beyde waren schwer verwundet. Tholdi löste sich vom Rádul mit 5.000 fl. Bogathi von einem Raizischen Hauptmann mit 3.000 Gulden aus, sie
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genoßen aber ihre Freyheit nicht lange. Beyde starben hier in Cronstadt und wurden in die Ungrische Kirche begraben |:Weiß Diar. p. 49:|. Die erbeuteten 32 Fahnen wollten sich Krakker und ein gewisser Attilius, als Kayserliche Commissarien selbst zueignen und dem Rádul abstreiten, weil er nur gezwungener Weise zur Schlacht gekommen sey. Nach vielem Wortwechsel verglichen sie sich dahin, daß Rádul jede Fahne von der Armee mit 10 fl. von jedem Stück, und mit 40 fl. besonders die unter denselben befindliche Türkische Fahne auslösen sollte. So schickte er sie denn in eigenem Namen erst dem Basta, und dann dem Kayser, wofür unter seine Gesandten herrliche Geschenke ausgetheilet, ihm selbst aber die Wallachey erblich zugesichert wurde. |:Bethlen V. 411-413. 421. 422:|. Für die Cronstädter waren die Folgen dieser Niederlage äußerst niederschlagend. Was sie aus Zwang zum Behuf des Székely Moyses hatten geschehen laßen müßen, wurde ihnen zum Verbrechen gemacht. Rechtliche Gründe fanden hier keinen Platz, Raubsucht gebot. Das wallachische Kriegsgesindel streifte hin und her im District herum, raubte und mordete ohne Scheu, zündete Rothbach an und metzelte in den Gaßen daselbst 52 große und kleine Personen nieder, legte Honigberg aufs neue in die Asche, verdarb Saaten und Wiesen und hatte vor, die Stadt zu plündern. Allein die Cronstädter opferten, was sie an Proviant und Munition noch übrig hatten, nebst 20.000 Gulden in baarem Gelde, dem Rádul auf. Dadurch wurde das Volk von weiteren Unmenschlichkeiten zurück gehalten |:Fuchs Chron.; Nösner Diar.; Weiß Diar. p. 50.51 :|. Indeßen hatten die Cronstädter von Seiten des Basta alles zu fürchten, was man von einem Kriegsmann, dem die Grundsätze der Menschlichkeit und Billigkeit fremde sind, zu erwarten hat. Doch kamen sie dießmal mit dem strengen Befehl davon, daß sie alle die Edelleute, die in der Schlacht mit dem Moyses gefangen gemacht worden, und in Cronstadt verwahrt wurden heraus geben sollten. Die Cronstädter mußten es thun, wiewohl ungern. Diese wurden denn alle, den 4ten August in Eisen geschlagen nach Fogarasch geführt. Die Cronstädter schickten indeßen, um schweren Ungewittern vorzubeugen, ihre Deputirten an den Kayserlichen Hof nach Prag und ließen durch dieselben den Drang der Umstände vorstellen, in welchen sie sich in Ansehung des Székely Moyses befunden hätten, und in dieser Rücksicht um Gnade und Vergebung bitten. Basta war nun das Schrecken von allen, die der Székely Moyses unter sich gehabt hatte. Aus Verzweiflung ergriffen die Einwohner von Weißenburg den Vorsatz, ihre Häuser gänzlich zu verlaßen und auf Karansebes als den äußersten Ort, der zwar damals auch zu Siebenbürgen gehörig, aber doch dem Türkischen Gebiete am nächsten gelegen, und daher zum sichersten Zufluchtsorte im Nothfall geeigenet war, mit Hab und Gut zu flüchten, so sehr ihnen solches von
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dem, unter ihnen noch immer im Verhafte befindlichen Thomas de Capreoli widerrathen wurde. So flohen sie denn den 20sten Juli fort, unterwegs wurden sie vom Valentin Tőrők, Ober-Capitain von Hunyad genöthigt, den Capreoli, den sie in Eisen mit sich führten, heraus zu liefern. Dieser nahm ihm in der Hoffnung, dadurch den Basta für sich zu gewinnen, alsogleich die Feßeln ab, und hielt ihn bey sich in anständiger Verwahrung. Graf Maximilian von Salm kam nun den 26. Julii von Hermannstadt mit 300 Deutschen und 500 Sachsen nach Weißenburg, um solches einzunehmen, wunderte sich aber nicht wenig, da er daselbst in allem nicht mehr als 60 alte gebrechliche Leute fand. Diese wurden insgesammt von den Leuten des Maximilian nierdergemacht. Indeßen traf Albertus Nagy mit einigen Pohlen und Ungarn, die mit ihm auf des Székely Moyses Befehl bey Dées die Bewegungen der Kayserlichen zu beobachten, in der Absicht auf Karansebes zu flüchten, bey Weißenburg ein. Gr[af] Maximlian schickte ihm seine Mannschaft entgegen. Erst zogen sie sich zurück, bald aber ermannten sie sich wieder, drängten die Kayserlichen in das Fürstliche Schloß hinein, erstürmten das Schloß und hieben die ganze Mannschft nieder. Sie hatten indeßen nicht Lust zwischen diesen zerfallenen verödeten Mauern, die durch die in den Straßen liegenden erschlagenen Kayserlichen noch mehr entstellet wurden, zu verweilen, und rückten auf Müllenbach, um dasselbe zur Übergabe zu zwingen. Allein der Jammer, den sie in dieser durch die Pest verwüsteten Stadt erblickten, und die Wehklagen der Bürgerschaft erweckten sie zu menschlichen Gefühlen. Sie verschoneten sie und begaben sich auf Szászváros. Daselbst hatte Georg Borbely, als der Aelteste von der Parthey des Székely Moyses das Lager aufgeschlagen und die Vornehmsten von denen, die dem Schwert bei der Niederlage des Moyses entgangen waren, nebst dem Adel aus dem Hunyader und Zarander Comitat, zur Berathschlagung, ehe sie noch den Fuß aus Siebenbürgen setzten, zusammen berufen. Auch Valentin Tőrők erschien in der Versammlung, nur wirkte er erst für sich ein sicheres Geleit aus, weil er nemlich wegen der Befreyung des Capreoli ihren Unwillen erregt hatte. Hier beschloßen sie, den Bassa von Temesvár und den Großvezier, der sich eben Belgrad näherte, durch Deputirte um Hülfstruppen zu bitten, und sich so lange sie nicht wüßten, ob sie sich auf dieselbe zu verlaßen hätten vom Basta entfernt zu halten, hingegen den Capreolis in ihrem gemeinschaftlichen Namen dem Basta zurück zu liefern. Borbely wurde zum Generalen der von den Szekely Mosyeischen Trümmern übrig gebliebenen Truppen ernannt. Nun getraute sich Borbely aber nicht, länger in Siebenbürgen zu bleiben und begab sich mit seiner Mannschaft und den Weißenburger Flüchtlingen über die Grenze hinaus, wurde aber unterwegs bey dem Eisernen Thor von dem Vortrab der Bastaischen Truppen ereilet, und
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größtentheils niedergesäbelt. Die noch entfliehen konnten, entrannen mit dem Borbely zum Theil auf Karansebes, zum Theil auf Temesvár. Gab[riel] Bethlen war inzwischen bey dem Großvezier mit einem zahlreichen Gefolge angelangt, und trug ihm die Wünsche des vom Georg Borbely bey Szászváros versammelt gewesenen Adels vor. Der Großvezier nahm ihn und die übrigen Siebenbürger, die ihn auf dieser Gesandtschaft begleiteten, und mit ihren Bedienten beynahe 600 Köpfe ausmachten, günstig auf und verhieß dem Lande in Kurzem Ruhe und Freyheit zu verschaffen. Zugleich aber ermahnte er sie, sich gleich dorten, vermöge der Siebenbürgischen Grundverfassungen aus den Angesehensten einen Fürsten zu wählen, mit der Versicherung, daß dieser von der Pforte ohne Anstand bestättigt werden würde. Sie rathschlagten hierüber unter einander und die Wahl fiel auf den Gabriel Bethlen. Der Großvezier hieß die Wahl nicht nur gut, sondern ertheilte auch dem Bethlen die ansehnlichsten Geschenke. Bethlen hingegen hatte nicht den Muth, die ihm angetragene fürstliche Würde in dem trübseligen Zustande, in dem sich Siebenbürgen jetzt befand, anzunehmen und erklärte sich gegen seine Landsleute, er sey bereit, dieselbe einem geschickteren zu überlaßen. Dabey hatte es diesmal sein Bewenden. Viele von dem ungrischen Adel blieben nun in Belgrad, um das Schicksal von Siebenbürgen abzuwarten und beriefen dahin auch ihre Unglücksgefährten von Karansebes, aber diese und unter ihnen vornehmlich der Georg Borbely wollten sich von dorten nicht entfernen |:Bethlen V. 426-471:|. Basta kam nun mit seiner Armee auf Déva. Dahin hatte er auf den 5ten September einen Landtag ausgeschrieben. Um den Ständen alle Furcht zu benehmen, versprach er ihnen sicheres Geleit. Noch trauten sie [ihm] nicht, und die Zahl von denen, die es noch wagten, hinzugehen, belief sich kaum auf 100 Köpfe. Auch von diesen wurden Einige vor Déva von den Bastaischen Soldaten geplündert. Sie beklagten sich hierüber bey dem Basta, erhielten aber bloß die hämische Antwort: Bene und keine Genugthuung. Nun versammelten sich also die Stände. Dem Comes der Nation Albert Hutter und dem Bürgermeister von Herrmannstadt Lucas Enyeter286 wurde der nächste Platz nach dem Basta angewiesen. Auch die Cronstädter, Bistritzer und übrigen Sachsen wurden alle gütig behandelt, von den Clausenburgern aber der Stadtrichter Totházi287 und Lucas Trausner288 verhaftet, jener wurde bald hernach als das Haupt der Rebellen in Clausenburg hingerichtet. Trauser hingegen sieben Monate im Arrest gehalten, und endlich freygelaßen, weil er sich zur Catholischen Re286 287 288
Lukas Enyetter, Bürgermeister von Hermannstadt (1599-1603). Michael Tótházi, Königsrichter von Klausenburg (1597, 1599, 1601, 1603). Lukas Trausner, Notar von Klausenburg (1577-1582), Schwiegersohn von Franz Davidis. 1590 von Sigismund Báthori geadelt.
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ligion bekannt hatte. Eben so wurde der Richter von Szászváros nebst zwey Rathsgeschworenen eben damals auf dem Kenyérmező289 öffentlich gehenkt |:Forgárts Diar.:|. Der Vortrag, den der Kayserliche Commissarius Paul Krausenek290 an die wenigen anwesenden Stände richtete, war voll bitterer Vorwürfe warum sie ihren rechtmäßigen Landesherrn verlaßen, und dadurch das Land den Gräueln des Krieges ausgesetzt hätten. Noch, sagte er, seyen Seine Majestät gesonnen, hierüber wegzugehen, falls sie sich jetzt von neuem zur unerschütterlichen Treue verbänden. Nun schloß aber Basta diesen Vortrag mit der plumpen Zumuthung an den Adel, daß er sich erklären sollte, ob er Gnade oder Recht haben wollte? Der Adel war hiezu nicht vorbereitet, und bat sich eine kleine Frist aus, um untereinander zu rathschlagen, diese wurde ihnen zugestanden, sie traten ab. Nach einer Weile traten sie hinein. Ihr Redner stellte vor, die Handlungen des Adels könnten nicht durchgehens unter eine Gattung gebracht werden, wenn sich auch einige ohne besonderen Antrieb zur Ergreifung der Gegenparthey hätten verleiten laßen, so sey solches auch bey andern blos durch den Druck geschehen, in welchen sie durch die Umstände versetzt worden. Nichts desto weniger wollten sie sich jetzt lieber insgesammt der Kayserlichen Gnade, als dem Rechtsweg unterwerfen. Dem Basta war schon bey dieser Erklärung warm geworden. Nun trat aber der Sachwalter Johann Litterati |:eben derjenige, der sich vorhin im Namen der Kayserlichen zur Gesandtschaft an den Fürsten Sigismund und die Cronstädter hatte brauchen laßen:| auf, und stellte vor: Das Land sey bekanntlich von den festen Oertern entblößt und könne sich dem Feinde nicht anders als im Felde widersetzen. Es sey also purer Zwang, kein freyer Wille gewesen, der ihre Schritte geleitet hätte. Gerne würden sie dem Basta, wie er aus dem Lande gegangen, gefolgt seyn, wenn er ihnen nicht selbst befohlen hätte, zurückzubleiben. Bey diesen Worten fuhr Basta auf und gerieth in eine Wuth, die nur noch den Morgenländischen Despoten eigen ist, ihm aber als einen ursprünglichen Epiroten nichts neues war. Schäumend sagte er: „Ihr wollet also bey Eurem Abfall vom Kayser noch Recht haben? Nun, was ihr wollt, soll Euch werden! Nach göttlichen und menschlichen Rechten sollt ihr gerichtet werden. Gehe, Scherge! Bringe Stricke und Ketten, laß die Beile schärfen!“ Hiemit ging er schnaubend ins Nebenzimmer hinein. Die Saalthüren wurden versperrt, die Gerichts-Schergen laufen durcheinander den Befehl des Gebiethers zu vollziehen und der Adel stand betäubt und sah dem schrecklichen Ereigniß zitternd entgegen. Nun konnte es Pancratius Sennyei, der auch zugegen war, nicht mehr 289 290
Câmpul Pâinii (rum.), Kenyérmező (ung.), Brodfeld (dt.), Kreise Alba und Hunedoara. Paul von Krausenegg (gest. 1617), Hofkammerrat (1602-1608), Präsident der Hofkammer (1608-1612).
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aushalten. Mitten durch die Thürhüter stürzte er in das Nebenzimmer zum Basta hinein und spricht zu ihm mit einem Heldenmuth, den sein Gemeingeist, nebst dem vollen Bewußtseyn eigener Schuldlosigkeit anfeuerte: „Also soll ich denn auf diese Art meine Mitbürger schlachten sehen? Diejenigen, die durch ein günstiges Schicksal der Niederlage des ganzen Vaterlandes entgangen zu seyn schienen, sollen nun vor meinen Augen unter den Händen des Scharfrichters ihr Leben verlieren? Ist dieß der Lohn für meine, dem Kayser bisher bewiesene unwandelbare Treue? Nun wenn hievon nicht abgegangen werden kann, so geschehe es! Eure Exzellenz mögen also mit einem Streich den Rest der Unglücklichen vertilgen, die das Verhängniß unter ihren Mitbürgern zu diesem Jammer vorbehalten hat. Laßen sie der Nachwelt das bleibende Andenken eines allgemeinen Schlacht-Lagers zurück! Nur schwöre ich bey dem lebendigen Gott, und werde es auch der spätesten Nachkommenschaft hinterlaßen, daß ich zur Verurtheilung dieser Unschuldigen weder durch Beystimmung noch durch Mitwirkung je das Geringste beygetragen habe. Gehen aber will ich wohin mich immer das Schicksal führen mag, und außer der Treue die ich Seyner Majestät schuldig bin, auf jeden Dienst, den ich etwa noch Eurer Excellenz oder dem Kayser erweisen könnte, Verzicht leisten!“ Diese geistvollen Vorstellungen entkräfteten die Wuth des Basta. Er gab nach. Die Stände wurden mit dem Beschluß entlaßen, daß diejenigen, die im Landtag erschienen, mit dem Betrag eines Viertheils von ihren Gütern, welches dem Fiscus zufallen sollte, davon kommen, alle übrigen aber, die nicht erschienen seyen, ihre Güter verliehren, Mauten, Dreyssigsten und Zehnden der Kammer berechnet, die Städte, die zum Székely Moyses abgefallen, zur Annahme der Catholischen Religion gezwungen werden, ohne Einwilligung des Gubernators keine Beamten zu wählen Macht haben und die Thorschlüssel in den Händen des Capitains, der bey ihnen zum Commandanten bestimmt werden würde, verbleiben sollten. In Clausenburg sollten den Jesuiten Parochie- und Schulhäuser übergeben werden, Cronstadt sollte binnen drey Wochen in die Hände des Basta 80.000, Clausenburg 70.000, Bistritz 60.000 Gulden Strafe erlegen |:Bethl. V. 471-494:|. Nach diesem unglücklichen Landtag wurden in Cronstadt in einem zweyten Fang die dahin geflüchteten Edelleute auf Befehl des Basta aufgesucht. Ein Profoß291 kam den 18ten September von ihm hin. Durch diesen wurden Georg Hamvai, der bey dem Fürsten Sigismund in großem Ansehen stand, auf dem öffentlichen Markte enthauptet, Nicolaus Vajda, Schwiegersohn des Georg Borbely vor dem Klosterthor gehenkt |:Weiß Diar. p. 53:|. Andere wurden in den Häusern hingerichtet, andere nach Fogaras gefangen geführt. Unter 291
Profos: „Militärbeamter“, der in Söldnerheeren für die Durchsetzung der Feldordnung zuständig war („Militärpolizei“).
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anderen wurde auch Johann Tamásfalvi, Ober-Capitain vom Maroser Stuhl der sich für den Székely Moyses besonders thätig erwiesen hatte, gehenkt |:Bethlen V. 496-499:|. In Clausenburg wurden 24 der besten Bürger verhaftet, ihre Hauptkirche, die den Arianern292 zugehörte, den Catholiken angewiesen und den Clausenburgern außer der Strafe, die im Landtag abgeschloßen war, eine Geldbuße für die Jesuiten auferlegt. Auf Cronstadt kam schon zu Ende des September derjenige Wallonenhauptmann, der sich bey Ermordung des Michael Vajda ausgezeichnet hatte, Namens Jacob Beauri, als Commandant mit der Vollmacht, die Stadtthore zu besetzen, die dem Stadtrichter anklebende Gewalt selbst auszuüben und ein Zeughaus zu errichten. Eben war drey Tage vor seiner Ankunft Cyrillus Greissing, der Stadtrichter gestorben. Beauri mußte nun um die Erlaubniß einen anderen Stadtrichter wählen zu dürfen, erst angesprochen werden, sodann wurde Johann Draudt293 erwählt. Mir der Abforderung der im Dévaer Landtag beschloßenen Geldstrafe von 80.000 Gulden wurden die Cronstädter noch verschont, und es blieb dießmal nur bey 10.000 Gulden, die sie dem Basta liefern mußten. Wohl aber hatte derselbe, um das Maß der Kränkungen voll zu machen, im Sinn gehabt, den Stadtrichter Valentin Hirscher henken zu laßen, weil er die Gesandtschaft an die Pforte über sich genommen und ihm folglich alle bisherigen Handlungen der Cronstädter zuzuschreiben seyen. Es war aber dieser verdiente Mann durch den Tod seiner Raserey entgangen. Beauri hatte also jetzt nur den Auftrag wenigstens sein Vermögen beschreiben zu laßen und in Beschlag zu nehmen. Endlich wurde aber auch dieser Schlag durch ein schmeichelndes, aber zugleich Nachdruckvolles Schreiben der Cronstädter abgewendet, die sich erklärten, daß der verstorbene Hirscher nichts für sich, sondern alles zum Besten und mit Einwilligung der gesammten Stadt zur Abwendung ihres sonst unvermeidlichen Unterganges unternommen habe |:Weiß Diar. p. 57-59 :|. Inmittelst ging Basta von Lippa auf Déva hinüber und bewog den Bectes Bassa von Temesvár durch einige kleine Vortheile, die seine Leute ihm in den Scharmützeln abgenommen hatten, sich nach Temesvár zurückzuziehen, auch wurden die Pohlen, die bisher unter den Siebenbürger Flüchtlingen gedient hatten, ihrer überdrüssig. Die Hälfte nahm unter dem Basta Dienste an. Dadurch sahen sich Georg Borbely und die übrigen, die sich in Karansebes aufhielten, verlaßen, sie faßten also den Entschluß, den Basta um Gnade und Verzeihung zu bitten und ließen ihm vorstellen, daß auch sie nicht aus Treue gegen die Türken, sondern bloß durch die äußerste Noth und durch den Unfug 292 293
G. M. G. v. Herrmann verwendet hier den Begriff „Arianer“ für Unitarier. Johann Draudt (1557-1627), Kronstädter Senator (1590-1595), Kronstädter Stadthann (1596-1597), Kronstädter Stadtrichter (1603-1607, 1609-1611, 1613, 1620), Verwalter der Törzburg (1604-1618, 1620-1627), Landtagsdeputierter (1603, 1607, 1615).
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den die Bastaischen Haiducken im ganzen Land verübt, zu der Verzweiflung gebracht worden wären, die ihnen jetzt so hoch angerechnet werden wolle. Basta wurde begütigt und versprach ihnen, was sie verlangten, ließ ihnen hierüber auch eine Urkunde ausfertigen, mit dem Vorbehalte, jedoch, daß sie sich binnen einem anberaumten Termin in Siebenbürgen stellen sollten. Damit ging Basta wieder auf Clausenburg zurück, nur ließ er seine Haiducken hinter sich, die hier fortfuhren, alles, was ihnen vorkam, zu plündern, und endlich auch Karansebes bedrohten. Georg Rátz war ihr Befehlshaber, verlangte aber mit dem Borbely mündlich zu sprechen. Borbely lag an der Gicht und konnte sich vom Bette nicht rühren. Er ließ den Georg Rátz in die Stadt kommen, und empfing ihn mit Polstern umhüllt, das Gewehr neben seinem Bette und von seinen Trabanten umgeben. Rátz hub mit Verweisen an, warum er und seine Gefährten die von Basta erhaltenen Versicherungen nicht angenommen und Karansebes nicht verlaßen hätten. Borbely sprach mitten in seinen Schmerzen aus einem Ton der den Gefühlen dieses gesetzten Mannes entsprach, sie hätten nichts wider den Basta, allein die Barbarey der Hayducken gehe soweit, daß sie sich aus Furcht vor ihren Räubereyen nicht getraut hätten, einen Schritt aus Karansebes zu thun. Sie gingen also nicht von der Stelle, es wäre denn, daß ihnen die Hayducken Mann für Mann durch einen theuren Eyd zusagten, sie im Heimweg nicht anzufechten, vielmehr bis an Ort und Stelle zu begleiten und vor allem Ungemach zu schützen. Nach vielen Wortwechsel ging Georg Rátz alles ein. Der Hayducken waren 2.000. Sie schworen den verlangten Eyd ab. Nun ließ sich denn Borbely so schwach wie er war, in den Wagen tragen und trat mit seinem ganzen Gefolge die Rückreise unter Begleitung der Haiducken an. Noch konnten die gierigen Hände einiger Raizen mit Mühe durch ihre Anführer Georg Rátz und Jo[hann] Lugosi von der Plünderung der Borbelyischen abgehalten werden. Borbely kam endlich in Clausenburg an, ohne doch den Basta sprechen zu können. Seine stete Furcht, auch dorten sich durch einen Machtbefehl des Basta, dem er auch jetzt nicht traute, hingerichtet zu werden, hörte indeßen mit dem Leben auf. Er starb den 8ten Tag nach seiner Ankunft im 63sten Jahr und wurde in Ajton294 begraben |:Bethlen V. 505-528:|. Der Kayser übertrug nun die Statthalterschaft von Siebenbürgen dem Generalen Basta mit dem Befehl, 10 Räthe an die Seite zu nehmen, unter welchen sich drey Deutsche befinden sollten. Pancratius Sennyei und Comes Albert Hutter waren unter denselben. Dieses Decemvirat dauerte aber nur bis ins folgende Jahr, wo es sich durch die neuen Bewegungen des Stephan Botskai wieder auflöste |:Gunesch hist.; Bethlen V. 528:|. Gabriel Bethlen hielt sich unterdeßen mit seiner Parthey noch immer in Belgrad auf und schmiedete mit ihnen neue Anschläge, nur konnte ihnen die 294
Aiton (rum.), Ajton (ung.), Kreis Cluj.
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Pforte wegen innerlicher Unruhen und wegen den Bewegungen der Perser nicht zu Hülfe kommen. So schloß sich dieses Trauerjahr, das sich dazu mit einer schrecklichen allgemeinen Hungersnoth und Pest auszeichnete. Diese brach auch in Cronstadt noch im Maymonath aus und raffte damals an einem Tage über 125 Personen weg und dauerte dort fünf Monate |:Weiß Diar. p. 44, 45:|. In Weißenburg stieg am Schluß der Kübel Korn auf 28, in Clausenburg auf 30-40 fl. Alle Elemente schienen sich wider Siebenbürgen verschworen zu haben und noch hörten diese Landplagen nicht auf. Das kommenden 1604te Jahr hatte neue Drangsale, neue Unruhen in seinem Gefolge. Schon sein Anfang war schreckensvoll. Basta schrieb auf den 25sten Jenner einen Landtag auf Clausenburg aus, ohne sich der gewöhnlichen Regalien zu bedienen. Die Stände wurden einzeln berufen und hievon selbst die Wittwen und Waisen nicht ausgeschloßen. Bey ihrer Ankunft wurde jeder einzeln im Thor ausgefragt und dem Basta angemeldet, seine Gemüthsart war schon allzuwohl bekannt. Alles bebte und fürchtete, daß er im Sinne haben möchte, sie alle insgesammt nacheinander hinzurichten und vertilgen zu wollen |:Bethlen VI. 3-6:|. So trübe indeßen die Aussichten waren, so schien sich doch das Gewölk nach und nach zu verziehen. Das Decret des Kayseres wurde kundgemacht, die Stände begnadigt und von den drey Nationen Deputirte zum Landtag auf Preßburg beruffen, zu welchem der 3te Februar bestimmt war. In einem andern an die Cronstädter insonderheit erlaßenen Decrete wurde denselben von der auferlegte Strafe der 80.000 Gulden 20.000 erlaßen, hingegen mit Nachdruck befohlen, das übrige zu entrichten. In Abschlag wurden von ihnen vorerst 9.400 Gulden baar gefordert. Die Cronstädter rafften alles gemünzte und ungemünzte Silber zusammen, konnten es über 5.000 Gulden nicht bringen. Das übrige wurde denn mittelst eines förmlichen Instruments in zwey Terminen nachzutragen versprochen, und dafür das Cronstädter Mauthaus verpfändet |:Weiß Diar. p. 62-67:|. Dem Anschein nach sollte durch die allgemein verkündigte Amnestie die öffentliche Ruhe und Sicherheit begründet werden, zumal sollten die aus Karansebes auf das von Basta gegebene Wort zurückgekommenen Flüchtlinge nichts mehr zu fürchten haben. Allein vier von ihnen blieben auf der schwarzen Liste stehen, unter welchen sich auch der Georg Csissár befand, der wie wir oben gesehen haben, dem Tode bey einer Deputation von Seiten des Fürsten Sigismund an den Hassan Bassa entgangen war, denselben aber jetzt unter dem Basta finden mußte. Wie leicht wird es dem Starken wider den, dem er nicht wohl will, Verbrechen auch da, wo keine sind, aufzufinden! Hier trat der Fall ein. Unter solchem Vorwand wurden die vier, wie der Landtag vorbey war in Clausenburg angehalten und in Eisen gelegt. Dreyssig Tage standen
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sie im Gefängniß die Todesangst aus. Endlich läßt sie der Profoß Matthäus Alexander mit Einverständniß des Basta zu einem Schmause einladen. Nach dem Essen, das bis in die späteste Nacht angedauert hatte, wird einer nach dem anderen abgeruffen und im Vorzimmer von dem hiezu bestellten Scharfrichter gehenkt. Die Anzahl dieser Schlachtopfer wurde in den folgenden Tagen insonderheit auch durch denjenigen Lupus Kis vermehrt, der vorhin die Bistritzer während der Belagerung besonders gepeinigt hatte und von der Parthey des Székely Moyses bey Mettesdorf geschlagen worden und hierauf in die Dienste des Székely Moyses getreten war. Mehrere wurden unter gleichem Vorwande verhaftet, löseten sich aber durch kostbare Geschenke die sie dem Basta zusteckten, wieder aus |:Bethlen VI. 8-15:|. Auch von Cronstadt wurde der Stadtrichter Marcus Schankebank den 1. Februar gefangen und nach Clausenburg geführt, weil man ihm Schuld gab, daß er mit dem Borbely in Karansebes verdächtige Briefe gewechselt habe, aber endlich den 16ten Tag wieder freygelaßen |:Weiß Diar. p. 66:|. Ohne Erpreßungen und Bestechungen liefen diese willkürlichen Verhaftungen und Freysprechungen nicht ab. Davon wurde aber den Soldaten nichts zu Theil. Die Deutschen Soldaten bekamen ihren verdienten Sold nicht, zu plündern fanden sie nichts mehr, endlich verging ihnen die Geduld, sie verließen den Basta, ohne daß er es hindern konnte. Allein sie ließen die Wallonen an ihre Stelle. Diese plünderten, was noch übrig war, mit den Raizen und Haiducken um die Wette. Die Wallachen konnten es bey Enyed nicht mehr aushalten, 45 rotteten sich zusammen und überfielen einen Trupp aus ihrem Mittel und machten sie nieder. Dafür wurden aber von 1.000 anderen, die ihre Mitbrüder zu rächen kamen, die Dörfer Pános295 und Venek296 eingeäschert |:Bethlen VI. 23-26:|. Unter dergleichen Anarchien und Zerrüttungen wechselte sich ein stürmischer Tag mit dem anderen ab. Die Jesuiten wollten dieses Gewühle benutzen und waren so schamlos, daß sie bey dem Generalen Basta Klagen führten, daß die Parochien in Burzenland ohne Vorwissen des P[ater] Alphonsus besetzt würden. Batsa ließ sich von ihnen leiten und drohte den Cronstädtern auch ihre Hauptkirche sammt dem Kloster hinwegzunehmen, auch schickte er einen Jesuiten hin, dieselbe in Augenschein zu nehmen. Auch der Thracier Georg Rátz gedachte sich hiebey Verdienste zu erwerben und jagte in den Dörfern, die er für seine Räubereyen zum Geschenk erhalten hatte, die protestantischen Geistlichen aus ihren Pfarrhäusern heraus. Die geistliche Universität machte dießfalls dem Basta triftige Vorstellungen. Basta zeigte endlich, daß ihm das menschliche Gefühl noch nicht ganz erloschen sey. Sein Bescheid enthielt die 295 296
Ponor (rum.), Nagyponor (ung.), Kreis Alba. Râmeţ (rum.), Remete (ung.), Einsiedel (dt.), Kreis Alba.
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Worte: Non pertinet ad Georgium Rátz, Ecclesiae Statum reformare, relinquat igitur eos in pace.297 Ja er fertigte einen offenen Befehl aus, und verbot, daß sich niemand, wes Standes er wäre, sich unterfangen sollte, die Geistlichkeit ihren bisherigen Gerechtsamen und Freyheiten zu stören |:Fuchs Chron.:|. Nun traf endlich auch die Cronstädter das Loos, diesen fürchterlichen Mann in ihren Mauern zu sehen. Er kam den 10ten März von 500 Wallonen begleitet. Auch Rádul kam aus der Wallachey auf seinen Ruf mit 150 Wallachen den 12ten März hin. Wallachen und Wallonen, Völker von gleichem Gepräge mußten nun von den Cronstädtern verpflegt werden, wozu mancher Wirth 30-40-50 Gulden beytragen mußte |:Weiß Diar. p. 68.; Einfältige Erzählung eines Tartlauer Bauern:|. Basta verlangte gleich bey dem Eingruß von den Cronstädtern die Liste der Vornehmsten Anhänger des erschlagenen Székely Moyses. Die Cronstädter wollten nicht noch mehrere ins Unglück stürzen und machten Vorstellungen, zugleich baten sie um Befreyung von den Wallonen und von dem unter ihnen bisher gestandenen Capitain Beauri. Ihre Vorstellungen fruchteten soviel, daß sie wegen den Anhängern des Székely Moyses nicht mehr gedrungen, auch der Capitain Beauri weggeschafft, und ihnen der Genuß ihrer alten Freyheiten wieder eingeräumt wurde. Hingegen blieben ihnen die Wallonen auf dem Halse, weil es hieß, daß hier doch immer mehr Lebensmittel, als in den übrigen Theilen Siebenbürgens für sie erzielt werden könnten. Damit gingen der Rádul und der Basta wieder fort. Ersterer den 15ten, letzterer den 16ten May, nachdem Basta dem Rádul sowohl, als den Cronstädtern fest eingebunden hatte, dem Kayser treu zu verbleiben |:Weiß Diar. p. 68-71.; Nössner Diar.; Einf. Erz. des Tartlauer Bauern:|. Rádul verehrte dem Basta einen prächtigen mit Perlen und Brillanten geschmückten Sattel. Ein gleiches Geschenk machten ihm die Cronstädter |:Bethlen VI. 18-19:|. Wahrscheinlich war es der Sattel, der ihnen noch mehr, als die Vorstellungen, den schon erzählten befriedigenden Bescheid, sowie die Gnadenversicherungen bewirkte, mit welchen er sie verließ. Des Rádul Abreise wurde zumal durch die Nachricht beschleunigt, die ihm aus der Wallachey zukam. Der dasige Bischof hatte den Bojaren vorgespiegelt, der Rádul sey als ein Mann von niederem Herkommen bloß durch den Arm der Kayserlichen zu dieser Würde gelangt, und habe dadurch die Wallachey so mancher Verwüstung ausgesetzt. Ein gewisser Stephan hingegen, den er ihnen zugleich zum Woywoden vorschlug, sey deßen würdiger, da er aus einer fürstlichen Familie herstamme. Dieses machte die Bojaren irre, und sie machten den Stephan zum Woywoden. Rádul eilte also von Cronstadt in die Wallachey, diese Unruhen zu stillen, und war so glücklich, den Bischoff sowohl als den 297
Übersetzung: Es ist nicht die Angelegenheit des Georg Rátz, die Kirche zu reformieren, daher möge er diese in Frieden lassen.
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Stephan in seine Hände zu bekommen. Beyden ließ er die Nase abschneiden und schickte sie dem Basta. Dagegen brachte es der Moldauer Woywode Jeremias, dem diese Bewegungen wider seinen erklärten Feind Rádul willkommen gewesen waren, durch reichliche Geschenke zu wege, daß ihm die zwey Gefangenen auf sein Bitten ausgeliefert wurden |:Bethlen VI. 19-23:|. Basta ging endlich aus dem Lande hinweg, um die Kayserliche Armee in Ungarn wider die Türken anzuführen. Sein Liebling Thomas de Capreoli blieb als Commandant in Siebenbürgen zurück und neben ihm Paul Krausenek, Georg Hoffmann und Carl Imhoff298 als Kayserliche Commissarien |:Gunesch hist.; Bethlen VI. 32:|. Das Elend, das die Wallonen allenthalben anrichteten, gehet über alle Beschreibung, wenn zumal der drückende Viehmangel hinzugerechnet wird, der so groß war, daß sich acht Mann in den Pflug spannen und der neunte die Sterze299 halten mußte, um das Feld zu bearbeiten |:Bánfi Diar.:|, wiewohl es auch an Menschen fehlte. Marienburg war so sehr verödet, daß es nur 12 Hauswirthe in seinem Schoß faßte. Doch lagen 18 Wallonen darinnen, deren Unterhaltung binnen sechs Monaten Ufl. 6.787 betrug. Ein Mann kostete also in einem Monate Ufl 62.84. Der Officier allein kostete 1.600 Thaler. In allem beliefen sich die in Burzenland liegenden Wallonen auf 300. Diese sogen das Landvolk so aus, daß es, um sich ihrer Erpressungen zu erwehren, in die Stadt flüchten mußte. Mediasch büßte bey den dreyfachen Heerzügen des Basta baar 300.000 Gulden ein, Bistritz 51.045 Gulden, Clausenburg mußte 50.000 Gulden an den Basta entrichten. Auch Hermannstadt blieb bey seiner gerühmten Treue nicht verschont. Krausenek wirkte von demselben durch einen persönlichen Besuch eine beträchtliche Summe Geldes aus. Vor seinem Abschied verlangte er ihre Merkwürdigkeiten300 zu sehen. Gutherzig führten sie ihn in ihren Thürmen, Frucht- und Waffen-Magazinen herum. Nun bereute er, daß er nicht ein Mehreres von ihnen erpreßt habe. Er lockt also den Königsrichter und seinen Sohn bey seiner Abreise mit sich aus der Stadt heraus, unter dem Vorwand, daß er mit ihnen noch etwas insgeheim zu sprechen habe. Darauf läßt er den Hermannstädtern sagen, wo sie den Königsrichter und seinen Sohn heraushaben wollten, so sollten sie ihm nebst dem, was er bereits verlangt, noch 5.000 Gulden nachschicken und nimmt jene beyden mit nach Clausenburg und läßt sie nicht frey, bis er nicht das Geld erhält |:Bethlen VI. 32-42:|. Am Schluß werden den 15ten Juli in der Sächsischen Universität, die auf die Verpflegung der Wallonen gemachten Unkosten überrechnet. Im ganzen hatten die Wallonen 1.000 Köpfe ausgemacht und waren in Burzenland, Mediasch, Schäßburg, Reps und Großschenk vertheilt gewesen. Ihre 298 299 300
Karl Imhoff od. Im Hoff, Kaiserlicher Kommisar für Siebenbürgen unter Rudolf II. Sterze: Handgriff des Pfluges zur Führung desselben. Sehenswürdigkeiten.
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Verpflegung hatte aber binnen sechs Monaten über 800.000 Gulden betragen. Um sie nur vom Halse zu haben, opferte die Universität für sie noch in baarem 75.000 Gulden auf. So gingen sie denn endlich aus Burzenland den 31sten August hinweg |:Weiß Diar. p. 72, 73:|. Dadurch wurde man zwar diese Blutegel los und Cronstadt, wie das gesamte Land, athmete freyer. Allein diese Ruhe war nur eine Windstille, die einem wüthenden Orcan voranging. Die Vorbereitungen hiezu ereigneten sich schon in diesem Jahre in Ungarn, der Ausbruch erfolgte in Siebenbürgen nur im folgenden 1605ten Jahr, ohne daß etwas anderes hieran Schuld gewesen wäre, als der Mangel an einer guten, disciplinierten Miliz, die das Land vor den Einmischungen fremder, barbarischer Truppen hätte schützen sollen. Zur Vollständigkeit der Geschichte muß die Sache, sowie sie auch in das Schicksal der Cronstädter in der Folge ihren Einfluß hatte, von Anfang hergeholt werden. Jacob Barbiani301 war vom Kayser statt des Ferdinand Gontzaga302 zum Kommandanten von Kaschau ernannt worden. Sein Haupt-Character war ein unersättlicher Geldgeiz. Um diesen zu befriedigen, mußte ihm die Religion die Waffen leihen. Was opfert der Mensch nicht auf in seiner Gewißensfreyheit? Was konnte dagegen dem Kayserlichen Hof erwünschter seyn, als die Abschaffung des Protestantismus und eine allgemeine Einführung der Catholischen Religion, die ohnehin in diesem Jahr im Pressburger Landtag schon beschloßen war? In diesen zwey Sätzen lag das Gewebe des Plans, den sich Barbiani entworfen hatte, und der Plan eröffnete ihm eine Fundgrube von hundert tausenden, seine Schätze zu erweitern, schritt er auch in der Art, denselben auszuführen, aus den Schranken, die ihm die angeerbten Freyheiten seiner Untergebenen hätten setzen mögen, auf die Seite, so entfernte der ihm bekannte Trieb des Kayserlichen Hofs, die Catholische Religion allgemein zu machen, die Verantwortung, die ihm etwa allzu gewaltsame Schritte verursachen konnten. Von diesem Gedanken begeistert ging er unter dem Vorwand die Grenzschlößer zu visitieren, zuerst auf Groß-Wardein. Hier sagte er, die Türken rückten heran, er hätte Befehl alles, was mangelhaft wäre, auf der Stelle abzuthun. Nun kam ihm vor, daß unter denjenigen, welche die Schloßkirche besuchten, sich manche befänden, die blos spionieren hinkämen, in was für einem Zustande das Schloß und Zugehör sich befänden. Um also der hieraus zu entstehenden Gefahr vorzubeugen, sey sein Wille, daß der Kirchhof der alten Kirche gereinigt und alle darauf stehenden Häuser augenblicklich niedergerißen werden sollten. Umsonst suchte der Richter und die ganze Bürgerschaft solches zu verbitten. Barbiani ließ die Gebäude zerstören und gleich darauf eine neue Kirche in ihrer Stelle bauen, und unter Balken, sobald sie aufgelegt 301 302
Johann Jacob Barbiano von Belgioioso (1565-1626). Ferdinand von Gonzaga, Markgraf von Mantua.
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waren, Meße lesen. Da ihm sein Vorhaben in Groß-Wardein gelungen war, so glaubte er in Kaschau freyer handeln zu können. Erst zog er aus den nächsten Orten 500 Reuter und 500 Fußgänger in der Stille zusammen. Hernach ließ er die Thore besetzen und forderte den Stadtrichter und Rath ohne Umschweife im Namen des Kaysers auf, die Kirche den Catholiken einzuräumen, mit der ernsten Bedrohung, daß diejenigen, die sich dawider setzten mit dem Kopfe dafür büßen würden. Vergebens stellte ihm der Rath seine alten Freyheiten vor, die ihnen der Kayser Rudolph selbst bestättigt habe. Er schickte auf der Stelle einige Mannschaft an die Kirche, ließ sie aufsperren und vom catholischen Bischof einweihen, da in dieser Absicht der Franc[iscus] Forgáts303 Bischof von Neutra und Nicolaus Micatzi304 Bischof von Groß-Wardein bereits herzugekommen waren, und wies die von Erlau den Türken wegen ausgewanderten Domherren hierher an. Er hatte sein Augenmerk auf einen Schatz gerichtet, den König Johann, wie er aus Siebenbürgen vertrieben worden, in der Sacristey vergraben haben sollte. Daselbst ließ er denn gleich nachgraben, fand aber nichts. Auf dieser Seite schien sein Plan Reichthümer zu erwerben, gescheitert zu seyn. Er wußte sich aber auf einer anderen Seite zu helfen. Da ihn der Rath gebethen hatte, wenigstens zu erlauben, daß sie ihre Andacht in einem Privathause anstellen möchten, so willigte er zwar ein, ließ aber, wie sie sich versammelt hatten, vier Stücke, die schon auf dem Markte standen, wider das Haus richten, und drohte es der Erde gleich zu machen, wenn sie nicht augenblicklich auseinander gingen. Zugleich drohte er, den Inhaber des Hauses Georg Sartor zu verhaften. Durch Geschenke brachte es aber der Rath dahin, daß er von den Drohungen abstand. Dagegen ließ er die der Stadt gehörigen adeligen Güter, deren 28 waren, einziehen und auch die Güter des Georg Sartor in Beschlag nehmen, ja ihn selbst unter Militairbedeckung in Verwahrung bringen und ließ ihn endlich frey, nachdem er ihm 1.500 Ducaten, 16 Fäßer Wein, 100 Kübel Korn und 4 Türken-Sclaven, deren Lösegeld viele 1.000 Gulden kostete, geschenkt hatte. Gleicher Weise ließ er einen Apotheker, der in seinem Haus Kinderlehre hielt, einziehen, und nur gegen eine Geldbuße von 100 Ducaten frey, die er für sich einzog. Zudem verbot er bey Lebensstrafe, keine Copulation305, keine Taufe und kein Begräbniß ohne einen Catholischen Geistlichen zu veranstalten und jagte die Evangelischen Geistlichen aus der Stadt. Seine Soldaten begingen die größten Bubenstücke in der Stadt und auf dem Lande, ohne daß er es ahndete. Den Adel behandelte er klein und suchte von demselben unter allen Vorwänden Geld zu erpreßen. 303
304 305
Forgács Ferenc II. oder František II. Forgáč (1566-1615), Bischof von Neutra (15961607), Erzbischof von Gran (ab 1607), Kardinal. Nicolaus III. Mikácius, Bischof von Großwardein (1598-1613). Heirat.
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Dieses erweckte denn eine allgemeine Gährung. Die Großen beklagten sich vergebens, theils im Landtage, theils bey dem Kayserlichen Hofe, aber ohne Erfolg. Dadurch wurde Barbiani muthiger und ging weiter. Er begehrte vom Stephan Botskai, Obergespan im Biharer Comitat 20.000 Gulden als ein Darlehen für die Soldaten. Botskai schlug es ab, worauf Barbiani in GroßWardein befehlen ließ, daß seine Güter verzehndet werden sollten. Botskai setzte sich dawider. Ehe, sagte er, als dieses geschieht, sollte das Schwerdt die Sache entscheiden. In diesem Unwillen ging er nach Siebenbürgen seine Güter nachzusehen. Barbiani ließ unterdeßen das Volk in Kaschau auffordern, zur Catholischen Religion hinüber zu gehen, wurde aber mit der Erklärung abgewiesen, daß sie lieber das Leben, als ihre Religion verleugnen wollten. Nichts desto weniger gingen der Erzbischof von Kolotza306 und [der] Bischof von Neutra307 auch in die umliegenden Gegenden aus und jagten mit Hülfe der Barbianischen Mannschaft die Protestantischen Geistlichen hinaus, und nahmen die Kirchen hinweg. Der Adel machte dem Barbiani dagegen Vorstellungen, konnte aber nichts ausrichten. Unmuth und Rachgier mußten nothwendig auf diese schreyenden Ungerechtigkeiten folgen und stiegen bis zum Ueberdruß der Landesherrschaft selbst, die dergleichen Gewaltthätigkeiten keine Grenzen setzte. Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, ward zur allgemeinen Losung, nur fehlte ein Anführer. Dagegen entschloß sich der in Belgrad mit einem zahlreichen Adel stehende Gabriel Bethlen, zum Gehorsam zurück zu kehren, wenn sie versichert seyn könnten, daß ihnen ihr bisheriges Benehmen nicht nachgerechnet würde. Dieses schrieben sie den Kayserlichen Commissarien in Siebenbürgen, und fügten die Nachricht hinzu, daß die Türken auf dem Punct stünden, Siebenbürgen anzugreiffen. Aber sie wurden abgewiesen. Indem sie hin und her sannen, wer wohl ihre Sache, da sie in gütlichen Wegen kein Gehör fänden, mit den waffen ausführen sollte, und in Siebenbürgen niemanden, der diesem Werk gewachsen wäre, auszufinden wussten, wandten sie ihre Augen auf die Magnaten in Ungarn. Unter diesen zeichneten sich Stephan Báthori, Commandant von Etsed308, Paul Nyári, Commandant von Groß-Wardein und Stephan Botskai, Obergespan im Biharer Comitate durch Ansehen, Muth und Kriegeswissenschaft aus. Einem von diesen gedachten sie das Fürstenthum von Siebenbürgen anzutragen. Allein den Báthori machte seine Glieder-Krankheit unthätig. Nyári schlug den Antrag rund ab. Botskai blieb übrig, aber auch dieser wies den Boten, den sie ihm schickten, ab. Durch schriftliche ausführlichere Vorstellungen hofften sie 306
307 308
Kalocsa (ung.), Kollotschau (dt.), Komitat Bács-Kiskun. Martinus Pethe, Bischof von Kalocsa (1600-1607). Nitra (slowak.), Nyitra (ung.), Neutra (dt.), Kreis Nitra. Nagyecsed (ung.), Eceda Mare (rum.), Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg.
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ihn indeßen doch zur Entschließung zu bringen. Der Brief wurde ausgefertigt. Bethlen steckte ihn bis zur Beförderung in die Tasche und ging mit seinen Leuten nach Temesvár, |:Bethlen VI. 74-116:| indem er mit dem dortigen Bassa Bectes verabredet hatte, Lippa zu überfallen. Heinrich Duvall309 Commandant von Lippa und Ludovicus Rákotzi310 stunden mit ihren untergebenen Raizen in diesen Gegenden und erfuhren die Anschläge des Bethlen und machten, um beßere Kundschaft einzuziehen, einen Streifzug gegen Temesvár |:Gunesch Hist:| zu Anfang Septembris. Wie sie gegen Abend der Festung näher kommen, werden sie durch einen ungewöhnlichen Donner der Canonen aufmerksam gemacht, sie treffen einen Bauern, der auf sie zukommt, an, und fragen ihn, was dieses zu bedeuten habe? Er sagt, es geschähe dem Gab[riel] Bethlen zu Ehren, der eben mit seinn Leuten angelanget sey, und als künftiger Fürst von Siebenbürgen bewillkommet würde. Nun hatten sie 5.000 Infanteristen bey sich, die vom Blasius Lippai angeführt wurden. Mit diesen schlichen sie sich bey nächtlicher Weile in das Lager des Bethlen, überfallen seine Mannschaft im Schlaf, und plündern das Lager völlig aus. Kaum weiß sich Bethlen selbst zu retten. Indem nach diesem Vorgang die gemachte Beute öffentlich versteigert wird, kommt ein Kleid von Bethlen zum Vorschein. Der Käufer sucht die Taschen aus, und findet einen Brief vom Bethlen an den Botskai. Dieser Brief wird von ihnen alsogleich dem Barbiani auf Kaschau geschickt. Barbiani dem Botskai ohnehin wegen des ihm verweigerten Anlehens aufsätzig. Nun war er froh eine Gelegenheit zu finden, wo er ihn stürzen konnte. Er schickt den Brief an den Kayser und Botskai wurde ohne weiters der Verrätherey schuldig erklärt und dem Barbiani vollkommene Gewalt ertheilt, wider ihn zu verfahren. Um ihm beyzukommen, rüstete sich Barbiani in der Stille, ließ auch die Siebenbürgischen Truppen aufgebieten, unter dem Vorwande den Türken das Schloß Gyula wegzunehmen. Botskai kommt derweilen aus Siebenbürgen zurück bis auf Szathmár, hört von den Rüstungen des Barbiani und ahndt, daß sie ihn zum Ziel haben möchten, und sucht seine Schlößer Szent Job311, Kereki312 und Solyomkö313 in guten Vertheidigungs-Stand zu setzen. Nun zog Barbiani die Larve ab. Erst ließ er dem Botskai bedeuten, es sey bekannt worden, daß er mit verdächtigen Anschlägen umgehe, er möge also zu ihm auf Großwardein kommen, dieserwegen mit einander vernehmen könnten, schickte aber in gleicher Zeit einen Trupp wider Szent Job aus. Der Commandant daselbst ergab sich ohne Widerstand und gab, um sich bey dem Barbiani 309 310
311 312 313
Heinrich Duval (1580-1620), Kaiserlicher Feldherr unter Rudolf II. und Ferdinand II. Ludwig Rákóczi de Rákóc und Felsővadász, (ca. 1572-1612), militärischer Befehlshaber unter Stephan Bocskai (1605). 1607 in den Freiherrenstand erhoben. Sîniob (rum.), Szentjob (ung.), Kreis Bihor. Nagykereki (ung.), Komitat Hájdu-Bihar. Șoimeni, Șinteu (rum.), Somlyokő (ung.), Kreis Cluj.
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einzuschmeicheln auch selber vor, daß Botskai mit den Türken wirklich in geheimen Tractaten stünde. Jetzt sann Botskai nur auf Mittel, sich zu wehren. Mit den Türken mochte er nichts zu schaffen haben, auch nichts mit den Siebenbürgern in Belgrad, weil er ihnen nicht traute, statt dem brachte er 3.000 Freywillige oder Hayducken aus Ungarn an seine Seite, da diese ohnehin über den Barbiani wegen des ihnen vorenthaltenen Soldes unwillig geworden waren, und sich dazu gegen die Kayserlichen Generalen auf den Antrag, daß sie sich zur Catholischen Religion bekennen möchten, schon erkläret hatten, daß sie weder eine andere Religion annehmen, noch wider Protestanten streiten wollten |:Fuchs Chron.:|. Barbiani rückte nun ins Feld und schlug sein Lager bey Adorijàn314 auf, woselbst er den Obersten Joh[ann] Baptista Petz mit 3.000 Mann erwartete. Botskai traf auf diesen bey Almásd315 sechs Meilen von Groß-Wardein in der Nacht gegen den 15ten October, greift ihn plötzlich an, und brachte die Infanterie in Unordnung. Die Cavallerie wollte sich wehren, wurde aber nach einem achtmaligen heftigen Angriff geschlagen. Nun erfolge die gänzliche Niederlage. Petz selbst wurde gefangen. Nur 50 entrannen auf Groß-Wardein, alle übrigen wurden von den Botskaischen niedergehauen, und die ganze Bagage erbeutet. Barbiani wurde hierüber betroffen, ging auf Groß-Wardein zurück und versuchte den Botskai auszusöhnen, fand aber kein Gehör. Er ging also den 24sten October wieder von Groß-Wardein ab, und nahm seinen Weg gegen Debrezin. Botskai blieb bey Kallo316 stehen. Michael Katai317, ein ungrischer Edelmann, der von Barbiani gleich anderen vom Adel, angefeindet worden war, und sich mit einem Geschenk von fünf kostbaren Pferden von ihm freygemacht hatte, stand im Schloß mit Kayserlichen Truppen, und ergab sich zusammt dem Schloß dem Botskai ohne Widerstand, und gewann seine Gunst in dem Grade, daß er ihn in der Folge zum Siebenbürgischen Kanzler machte, ohne voraus zu sehen, daß er dereinst gerade von ihm seines Lebens beraubt werden würde. Barbiani hatte 10.000 Mann bey sich, wich aber doch zur Verwunderung des Botskai demselben immer aus, weil seine Truppen durch den Vorfall bey Almásd den Muth verlohren hatten, die Botskaischen Truppen hingegen neben dem Muth den sie bey Almásd gefaßt hatten, vom Triebe für Freyheit und Religion zu fechten, begeistert wurden. Botskai folgte indeßen dem Barbiani Schritt für Schritt bis an die Theiß318. Auch über diese setzte Barbiani eiligst hinüber, nur 500 Raizen blieben zurück, die noch ihr 314
315 316 317 318
Burganlage, die sich heute auf der Gemarkung der Gemeinde Sălard (rum.) / Szalárd (ung.), Kreis Bihor, befindet. Álmosd (ung.), Komitat Hájdu-Bihar. Nagykálló (ung.), Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg. Michael Kátai (gest. 1606). Tisza (ung.), Theiß (dt.)
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Glück mit Rauben versuchen wollten, diese wurden vom Botskai bey Rakomáz überfallen und versprengt. Botskai wuchs immer mehr, das Volk fiel ihm häufig zu. Barbiani versuchte zwar die Hayducken von ihm wieder abwendig zu machen. Da ihm aber auch dieses mißlang, so gedachte er sich nur noch mit einem kleinen Heer nach Kaschau zu ziehen. Nun gingen auch die Siebenbürger Truppen von ihm nach Hause. Barbiani fand indeßen die Stadt Kaschau ganz in einer anderen Lage, als die war, in welcher er sie verlaßen hatte. Sie sperrten das Thor vor ihm zu. Umsonst versprach er ihnen Kirche und Freyheiten wieder zu geben. Er wurde abgewiesen. Kein beßerer Rath für ihn war, sich auf die Pohlnische Grenze zurück zu ziehen. Kaschau unterwarf sich dem Botskai den 30sten October und empfing ihn den 12ten November mit offenen Armen |:Bethlen VI. 117-172:|. Er setzte daselbst den Blasius Lippai, der inmittelst die Kayserlichen Truppen verlaßen und sich zu ihm geschlagen hatte, zum Commandanten ein. Dieser nahm die Kayserliche Kriegscasse und alles was in Kaschau dem Kayser gehört hatte, in Empfang |:Gunesch Hist.:|. So glücklich indeßen die ersten Schritte des Botskai waren, so wenig getraute er sich sie ohne fremde Hülfe fortzusetzen. Er unterhandelte also, ob ers gleich im Anfang nicht gewollt hatte, mit dem vor Gran stehenden Großvezier Mehmet wegen eines mit der Pforte zu schließenden Schutz- und Trutzbündnißes und wegen fernerer Unterstützung. Dieses wurde ihm den 19ten November durch den Hussain Beg, der ihm zugleich die fürstlichen Insignien überbrachte, feyerlichst zugesagt. Mit dem Beg kam zugleich der Gab[riel] Bethlen und brachte ihm 300 bis 400 Reuter zu. Nun bekam er auch sein Szent Job mittelst Capitulation wieder. Barbiani hielt sich inmittelst im Zipser Schloß319, und bat von dorten den kayserlichen Hof um Verstärkung. Botskai schickte den Blasius Lippai aus Kaschau dahin, das Schloß zu erobern, der denn den Kayserlichen auch manchen Vortheil abgewann. Weil aber der General Basta mit 14.000 Mann von Gran herzukam, so schickte er auch diesem den Blasius Nemet entgegen, mit dem Befehl, des Basta Bewegungen zu beobachten, inzwischen des Schloßes Filek320 und der übrigen umliegenden Schlößer sich zu versichern, ohne doch eine Schlacht zu wagen, weil hiezu sein Heer zu klein war. Aber dieser gedachte sich aus einem unzeitigen Eifer mit dem Basta zu meßen, griff ihn bey Ospyán321 an, wurde aber von ihm gänzlich geschlagen und hernach auf des Basta Befehl hingerichtet. Lippai hub also die Belagerung von Zips auf. 319
320 321
Spišský Hrad (slowak.): Zipser Burg bzw. Schloß, 4 km östl. von Spišské Podhradie (slowak.), Kirchdrauf (dt.), Kreis Levoča. Fiľakovo (slowak.), Fülek (ung.), Fileck (dt.), Kreis Lučenec. Ožďany (solwak.), Osgyán (ung.), Kreis Rimavská Sobota.
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Basta versuchte vergebens Kaschau einzunehmen, fand es aber zu stark, und zog [sich] nach Eperies322 zurück. Botskai sammelte inmittelst in Kaschau den 11. December den ungrischen Adel und forderte denselben auf, sich der gemeinen Sache mit mehrerem Ernste anzunehmen, erhielt dann von den Bassen aus Erlau und Temesvár Verstärkungen von Türken und Tartaren, und ging mit diesen, wie auch mit seinen eigenen 12.000 Ungarn dem Basta bis auf Szent Peter323 entgegen. Basta stand bey dem Schloße Petnok324, nur der Fluß Sajo325 unterschied sie. Jeder Theil wich einer Hauptschlacht aus. Zwey Tage gingen mit Scharmützeln vorbey, die für den Botskai immer glücklich abliefen. Allein den 3ten Tage wurden die Botskaischen plötzlich unversehens bey nächtlicher Weile bey Edelyen326 vom Basta überfallen und gänzlich geschlagen. Die zwey Bassen gingen hierauf mit ihren Truppen zurück. Botskai sammelte seine Truppen, zu welchen noch mehrere Ungarn stießen, bey Göntz327, dahin kam auch Valentin Homonay328, den der Barbiani sowohl, als die Kayserliche Kammer durch verschiedene widerrechtliche Handlungen gereitzt hatte, mit 300 Mann. Botskai suchte nun auch die Siebenbürger zum Aufstand zu ermuntern, erhielt aber keine Antwort, und verfügte sich hierauf auf Kaschau. Hier wurden ihm aber die ersten Tage des 1605ten Jahres durch die Anzeigen von den Verräthereyen eines Beamten getrübet, den er für einen seiner Vertrautesten gehalten hatte. Blasius Lippai wurde bey ihm angegeben, daß er dem Generalen Basta Kaschau in die Hände zu liefern versprochen hätte. Ja man hatte auch Briefe aufgefangen, wo ihn der Basta unter vielen Verheißungen an sich zu locken gesucht hatte. Botskai hielt es also für rathsamer, ihn aus dem Wege zu räumen. Michael Katai nahm dieses Geschäft auf sich. Er lud ihn den 6ten Jenner zu sich auf den Mittag und ließ ihm reichlich einschenken. Nach dem Essen zieht er den Bastaischen Brief hervor und hält ihm in den bittersten Ausdrücken den Undank und die Untreue vor, womit er seinem Herrn und Wohlthäter lohnen wollte. Lippai will hierauf in ein Nebenzimmer gehen, wohin aber ein enger, finsterer Gang führt. In diesem Gang wird er von den hiezu schon bestellten Leuten angefallen und erstochen. Sein Körper 322 323 324 325
326 327 328
Prešov (slowak.), Eperjes (ung.), Preschau, Eperies (dt.), Kreis Prešov. Sajósszentpéter (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Putnok (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Slaná (solwak.), Sajó (ung.), Salzbach (dt.), ein ca. 300 km langer Fluss, der im Slowakischen Erzgebirge entspringt und in die Theiß mündet. Edelény (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Gönc (ung.), Güns (dt.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Valentin Homonnay (Drughet) (ca. 1578-1609), Obergespan des Komitates Zemplén (1603), General unter dem Fürsten Stephan Bocskai, wechselt nach dessen Tod auf die Seite der Kaiserlichen und wird Obergespan des Komitats Máramaros. Präsident der Fürstlichen Tafel (ab 1608).
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wird hinausgeworfen und den folgenden Tag von seinen Bedienten in einen Teppich gewickelt und neben dem Glockenthurm begraben. Wen soll man hier mehr bewundern? Den Getödteten oder den, der ihn zu sich eingeladen und mit dem Gedanken, ihn unter einigen Augenblicken in das Reich der Todten zu schicken, bey Tische gut bewirthet? Ersterer war ein Zigeuner von Geburt, hatte sich durch Räubereyen zu einem Kriegsmann und Officier vom ersten Range geschwungen und von seinem Herrn die ansehnlichsten Güter geschenkt erhalten, und diesen wollte er verrathen? Letzterer strafte ihn dafür und wird noch vor Ende des nachfolgenden Jahres nicht nur ein Verräther sondern ein Mörder seines Fürsten! In Siebenbürgen wollte indeßen ein gewißer Hofkircher sein Glück versuchen, die Räuber im Lande zu vertilgen, und der Besatzung in Somos Ujvár, welches von den Botskaischen Truppen belagert wurde, Hülfe verschaffen, und wirkte von den Kayserlichen Commissarien den Befehl, ihm beyzustehen an die Aranyoscher Szekler aus. Dadurch machte er sich einen Anhang von 200 Mann und drüber. Allein er war selbst ein Räuber und plünderte, indem er sich das Ansehen gab, als ob er die Räuber vertilgen wollte, wo er hinkam. Das Landvolk in Thorotzko Szent György329 stand daher, da er auch hier sein Gewerbe treiben wollte, wider ihn auf, überwältigte ihn und rieb den ganzen Trupp auf. Vielleicht war es der Unwillen, der durch diese neuen Tollheiten von Partheygängern, die sich für Kayserliche Soldaten ausgaben, in den Siebenbürgern wieder rege wurde, was dieselben zu den wiederholten Einladungen des Botskai empfänglich machte. Vorerst brachte Johann Petki die Szekler in Keresztur330 zusammen. Diese wählten einstimmig den Botskai zum Fürsten. Ihrem Beyspiele folgten die übrigen Szeklerischen Städte. Nun erschienen denn auch die Comitatenser331 auf vorhergegangene Einladung der ersten unter dem Adel den 21sten Februar in Szereda332, Maroser Stuhls, und wählten einmüthig den Botskai zum Siebenbürgischen Fürsten. Nur die Sachsen trugen noch ein Bedenken, sich nach ihnen zu richten, und wurden daher von ihnen mit schweren Drohungen geschreckt, falls sie auf ihrer Weigerung bestünden |:Bethlen VI. 220-231:|. Die Cronstädter wollten sich nicht neuen Gefahren aussetzen und schickten deswegen den Franc[iscus] Koch333 an den Generalen Basta, der damals in 329 330 331
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Colțești (rum.), Torockószentgyörgy (ung.), Kreis Alba. Cristuru Secuiesc (rum.), Székelykeresztúr (ung.), Kreutz (dt.), Kreis Hargitha. Comitatenser: ein Synonym für den Landstand des Siebenbürgischen Adels. Die Stühle und Distrikte bei Sachsen und Szeklern waren aus der älteren Verwaltungseinteilung in Komitate ausgegliedert worden. Miercurea Nirajului (rum.), [Maros]Szereda (ung.), Sereda (dt.), Kreis Mureș. Franziscus Koch, Kronstädter Senator (1603, 1604).
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Eperies stand |:Weiß Diar. p. 75:| um sich anzufragen, wie sie sich zu verhalten hätten. Allein Basta selbst wußte nun keinen befriedigenden Bescheid zu geben. Zwar kam Georg Rátz aus der Wallachey auf Befehl des Rádul mit einigen Compagnien in Siebenbürgen, den Kayserlichen Commissarien beyzustehen. Allein seine Sendung war mit keinen sichtbaren Vortheilen verknüpft. Die Szekler, die er vom Botskai abzubringen suchte, gaben ihm kein Gehör. Er hielt sich also bloß zwischen den Sachsen auf und schickte seine Schwärme aus, da, wo sie eindringen konnten, Räubereyen auszuüben. Botskai schrieb sich indeßen von nun an Stephanus Botskai de Kis Maria Divina Miseratione Princeps Trannsylvaniae, Partiam Regni Hungariae Dominus et Siculorum Comes334 |:Bethlen VI. 231:|. In seinem Namen kamen Nicolaus Farkas und Stephanus Kun den 25sten März auf Mediasch und nahmen es mit Capitulation ein. Aber ihre Mannschaft beging wie sie eintrat, die gräulichsten Excesse. Die Mediascher wollten sich von ihnen loß machen, und ließen den Georg Rátz, der sein Hauptquartier in Schäßburg hatte, mit einem Trupp aber in Meschen335 stand, insgeheim um Hülfe bitten. Diese kamen bey Nacht herzu, sie bestanden aus 1.000 Raizen und Wallachen. Die Mediascher öffneten ihnen die Thore, sie überfielen die Botskaischen in den Gaßen und machten sie fast alle nieder. Dafür rächten sich einige außer der Stadt liegende Botskaische an Birthälmern336, fielen daselbst ein und ermordeten auf die 132 Personen. Bald fanden die Mediascher Ursache, die Einladung des Georg Rátz und seiner Leute, selbst zu bereuen. Denn die Auswürflinge des Menschengeschlechts raubten, mißhandelten und schändeten jede Weibsperson, die sie erreichen konnten im ganzen Mediascher Stuhl, bis sich endlich Georg Rátz durch die Vermittlung der Schäßburger entschloß, sie den 6. April von dorten abziehen zu laßen |:David Herrmann Annal.:|. Nicht viel beßer betrugen sich die Botskaischen Truppen in den übrigen Sächsischen Kreisen, die von ihnen aus dem Grunde, weil sie sich für den Botskai noch nicht erklärt hatten, misshandelt wurden. Die Sächsische Universität ließ also ihre Befehlshaber von mehreren Feindseligkeiten abmahnen, mit der Erklärung, daß sie ja gar nicht geneiget seyn, sich von den übrigen Gliedern des Siebenbürgischen Staats zu trennen, vielmehr auch ihrerseits den Botskai als Fürsten erkennete, wofür denn zumal die Hermannstädter und Cronstädter eigens Gewähr leisteten. In gleicher Zeit schickten sie eigene Deputirte an den Botskai, um ihn von ihrer Unterwerfung zu versichern. Diese wurden aber – so verwirrt ging damals alles durch einander – unterwegs bey 334
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Übersetzung: Stephanuns Botskai de Kis Maria, von Gottes Gnaden Fürst von Siebenbürgen, Herr der angegliederten Teile des Königreichs Ungarn und Graf der Szekler. Moșna (rum.), [Szász-]Muzsna (ung.), Meschen (dt.), Kreis Sibiu. Biertan (rum.), Berethalom (ung.), Birthälm (dt.), Kreis Sibiu.
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Radnoth von Wolfgang Bethlen337 und Franc[iscus] Balási338, die sich doch selbst als Botskaische Deputirte bey den Kayserlichen Commissarien befanden, angehalten, weil diese argwöhnten, daß diese Deputation nur zum Schein veranstaltet worden sey. Noch immer fürchtete indeßen die Universität auch die Rache des Basta, wenn Botskai unterliegen sollte, und schickte daher unter der Hand den Georg Rátz in die Wallachey mit einer ziemlichen Summe Geldes, um von dorten einige Hülfstruppen zu ihrem Schutz herein zu bringen. Er brachte aber nur 400 Kosaken. Basta hingegen war nimmer zu fürchten, er litt in Ungarn Mangel an Geld und Proviant. Kaum konnte er 10.000 Man beysammen halten. Die übrigen verließen ihn alle, weil sie den rückständigen Sold nicht haben konnten. Mit jenen wenigen zog er sich nach Preßburg zurück. Dagegen ward der Anhang des Botskai immer stärker. Der Erzherzog taht ihm daher Friedensvorschläge. Aber Botskai wollte unmittelbar mit dem Kayser unterhandeln und daher die Deputirten des Matthias nicht annehmen, schrieb aber inzwischen auf den 17ten April einen Landtag nach Szerencs339 aus. Hier wurde er von den Ständen des Königreichs Ungarn einstimmig zum Fürsten von Ungarn erwählt. Von nun an führte er den Titel: Stephanus Botskai Dei gratia Hungariae Transylvaniaeque Princeps et Siculorum Comes.340 Nun schrieben denn auch die Stände von Ungarn den Ständen von Siebenbürgen zu, ihrem beyderseitigen Fürsten hinlänglichen Beystand zu leisten, und die noch wankenden zur Treue gegen denselben anzuhalten. In Siebenbürgen schrieb indeßen Ladislaus Gyulaffi als Gevollmächtigter des Botskai auf den 8ten May einen Landtag auf Maros Vásarhely aus, der jedoch, um nicht von dem bey Mediasch stehenden Georg Rátz gestört zu werden, auf Kelementelke341 verlegt wurde. Erst erschienen nur Ungarn daselbst, von welchen unter anderem der Bann wider die Städte beschloßen wurde, deren Deputirte aus dem Landtag ausgeblieben seyen. Hingegen versammelte sich die Universität zu gleicher Zeit in Hermannstadt und entwarf hier, einverstanden mit den daselbst befindlichen Kayserlichen Commissarien, um nicht von denselben für Eydbrüchig angesehen zu werden, die Artikul, unter welchen sie sich dem Botskai ergeben wollten |:Weiß Diar. p. 76:|. Gyulaffi ging nach 337
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Wolfgang Bethlen (gest. 1618), Burgkapitän von Szamos-Ujvár (1608-1609), einer der beiden Obergespane des Komitats Kükülő (1608), Fürstlicher Rat (1614). Franz Balásy de Szent Demeter, Obergespan des Stuhls Oderhellen, Kapitän von Oderhellen (1618), Deputierter des Bocskai bei den kaiserlichen Truppen (1605), Landtagsdeputierter (1608). Szerencs (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Übersetzung: Stephan Bocskai, von Gottes Gnaden Fürst von Ungarn und Siebenbürgen und Graf der Szekler. Călimănești (rum.), Kelementeke (ung.), Kreis Mureș.
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dem Landtag auf Ebesfalva342 und schlug dort ein Lager auf |:Bethlen VI. 236-262:|. Dahin kam auch der Mich[ael] Weiß den 15ten May und brachte ihm die in Hermannstadt von der Universität entworfenen Artikul und begleitete sie mit einem öffentlichen ungrischen Vortrag. Dadurch hatten sich die drey Nationen wieder an einander genähert. Nur schade, daß sich auch hier Unkraut in den Weizen mischte. Einige von den Sachsen hatten bey ihrer Gefälligkeit gegen die Kayserlichen Commissarien den Adel hintan gesetzt und durch Eingriffe in seine Besitzungen erzürnt. Diese neue Verbindung war also ihren Privatvortheilen nicht angemeßen. Um sie zu hintertreiben, reizten sie den Georg Rátz, der mit 2.000 Mann bey Mediasch stand, den Gyulaffi im Lager zu überfallen. Gyulaffi wurde gewarnt, vom Rátz aber schriftlich sicher gemacht, daß er nichts feindliches zu besorgen hätte. Dagegen rieth ihm Michael Weiß, der dem Rátz nicht traute, wenigstens drey Tage auf der Hut zu seyn. Nichts desto weniger hielt sich Gyulaffi, so wie seine Mannschaft, die aus 4.500 Mann bestand, gesichert. Diese verstreute sich sorglos hin und her, um Beute zu machen. Rátz rückte indeßen in der Nacht gegen den 19ten May aus Mediasch mit 2.000 Mann heraus, schleicht sich bey Birthälm herum, fällt das Lager auf zwey Seiten an, bemächtigt sich der Feldstücke, und macht auf die 400 Mann nieder, die übrigen werden zerstreut. Gyulaffi flüchtete auf Weißkirch343, stieß hier auf 200 Szekler, die von Csik kamen, zog auch diese an sich und schlug sein Lager eben bey Weißkirch auf. Von hier ließ er die Schäßburger zur Uebergabe auffordern. Allein diese waren noch immer unschlüßig, und setzten sich dadurch dem Unwillen der Gyulaffischen Truppen aus, die ihre untere Stadt in Brand steckten. Gyulaffi bekam indeßen immer mehrere Verstärkung. Aus der Wallachey kamen 800 Ungarn, die vorher unter dem Woywoden Rádul gedient hatten, und nahmen Dienste bey ihm an. Aus der Moldau kamen 5.000 Mann. Rádul selbst bat um Frieden und versprach 3.000 Mann zusammt seinem Geschütze zu liefern, und 800 Cavalleristen zu verpflegen. Nun wurde denn von den Cronstädtern der Michael Weiß wieder zum Gyulaffi geschickt, ihn und den bey ihm stehenden Adel von der Unterwürfigkeit der Cronstädter zu versichern. Den 2. Julii erschienen daselbst im Namen der ganzen Nation Georg Enyeter Stuhlsrichter, Georg Gottsmeister und Paul Ludovici von Hermannstadt, Michael Weiß von Cronstadt und einige Schäßburger Geschworne, und erklärten sich auf das neue, daß sie sich dem Botskai ergäben und künftig keinerley Lieferungen mehr an die Kayserlichen machen wollten. Weiß machte auch hier den Redner im Namen der ganzen Nation. Den Sachsen wurde dagegen die Bestättigung und Erhaltung ihrer
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Dumbrăveni (rum.), Erszebetváros (ung.), Elisabethstadt, Eppeschdorf (dt.), Kreis Sibiu. Albeşti (rum.), Fehéregyháza (ung.), Weißkirch bei Schäßburg (dt.), Kreis Mureş.
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Freyheiten und Ruhe vor den Ungrischen Truppen versprochen |:Weiß Diar. p. 77. 78; vergl. Bethlen VI. 263-286:|. Hierauf ließ Gyulaffi den Johann Máttyus Ober-Capitain von Csik, im Lager bey Weißkirch als Commandanten zurück und ging auf Cronstadt. Unterwegs kamen ihm etliche von der in Fogaras liegenden Deutschen Besatzung entgegen und trugen ihm das Schloß und ihre Dienste an, mit dem Beyfügen, daß sie ihre Officiers wegen vieler Mißhandlungen selbst ums Leben gebracht hätten. Er ging also den 10. Julii nach Fogarasch hinein, nahm von der Besatzung den Eyd der Treue für den Botskai ab, nahm 50 Mann aus ihnen zu sich und setzte seinen Weg nach Cronstadt fort, stieg aber nur in der Vorstadt ab. Die Cronstädter luden ihn zwar in die Stadt ein, er verbat sich aber solches, seiner Krankheit halber, ging auch gleich darauf nach Marienburg, wohin die Huldigungs-Urkunde der gesammten Sächsischen Nation gebracht wurde. Von hier begab er sich nach Batzon und übergab die Geschäfte, seiner immer zunehmenden Krankheit wegen, dem Gabriel Haller |:Bethlen VI. 287-291:|. Nun kam der türkische Oberbefehlshaber Ali Bassa mit dem ehemaligen Wallachischen Woywoden Simeon344 und mit 12.000 Türken und Moldauern den 19ten Julii in Burzenland an und lagerte sich selbst bey Tartlau. Mich[ael] Weiß und Casp[ar] Rosenauer345 wurden ihm von den Cronstädtern entgegengeschickt und er gebeten, das Landvolk vor Schaden zu bewahren. Unter andern verwies der Bassa den Cronstädtern, daß sie sich so spät dem Botskai ergeben hätten, und er gab vor, er hätte deswegen Befehl, die Stadt zu belagern und um Geld zu bestrafen. Weiß antwortete ihm ganz dreist: Er könnte ja thun, was ihm der Türkische Kayser befohlen hätte, nur würden auch die Cronstädter, die Befehle ihres Königs Stephan Botskai ausführen, deßen Waffen Gott in einer so kurzen Zeit gesegnet und mit sovielen Eroberungen beglückt hätte, auch noch ferner beglücken würde. Das könnte er ihm indeßen nicht verhehlen, daß die Stadt fest wäre, und es weder ihm, noch sonst wem möglich seyn würde, sie auch mit einer größeren Macht, als er jetzt bey sich hätte, einzunehmen und zur Uebergabe zu zwingen. Immer aber hätten die Cronstädter vor Augen gehabt, daß sein Kayser der wahre Schutzherr dieses Landes sey, und daß sie es unter ihm allezeit gut gehabt hätten. Diese Worte machten den Bassa etwas menschlicher. Er ging hierauf mit dem Lager nach Petersberg zu, und ließ von da den 21ten Julii den Stadtrichter mit dem gesammten Rath und Einigen der Aeltesten aus der Communität hinaus ruffen, doch aber ausdrücklich befehlen, daß der Mann, der den vorigen Tag bey ihm gewesen, nicht mitkommen sollte, weil ihn die von ihm geführte Sprache verdroßen hätte. Dieß ließ er zu 344 345
Simion Movilă. Caspar Rosenauer, Kronstädter Senator (1602-1615), Landtagsdeputierter (1603, 1606, 1609), Kronstädter Stadthann (1616-1619, 1622).
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wiederholten Malen dem Stadtrichter andeuten. Der Stadtrichter ging also mit sechs Raths- und sechs Communitäts-Verwandten zu ihm hinaus. Hier sagte er zu ihm gleich bey dem Eingruß: „Der Mann, den ihr mir gestern zusammt dem Becher geschickt hattet, ließ sich in sehr anzüglichen Ausdrücken gegen mich verlauten.“ Hierauf befahl er ihnen ihm zu schwören und 6 Feldstücke, wie auch 100 Centner Canonen-Pulver zu liefern, wenn nicht so würde er den District zusammt den Vorstädten verheeren. Die Cronstädter Deputirten versprachen alles, um nur mit gesunder Haut davon zu kommen. Nur redeten sie sich damit aus, daß sie vom Fürsten Botskai abhingen, und nichts ohne Wissen desselben thun dürften, ehe sie nicht ihn oder den Gyulaffi gesprochen hätten. Sie schickten auch gleich an den Gyulaffi den Martin Gorges346 und Johann Chrestelschmied347. Da sie den Weg anders nicht, als durch das Lager des Bassa nehmen konnten, so wurden sie von ihm erst ausgefragt, was sie für Aufträge hätten, und da sie ihm solches anzeigten, so hielt er sie zurück, und führte sie auch mit sich in Verwahrung hinweg, weil er besorgte, die Cronstädter würden den Gyulaffi bitten, daß er sie wider ihn und seine Zumuthungen schützen möchte, wie er denn hierin auch so unrecht nicht hatte |:Weiß diar. p. 78-81.:|. Uebrigens blieb es bey den Verheißungen der Cronstädter auf der einen und bey den Drohungen des Ali Bassa auf der anderen Seite. Ali Bassa bekam weder Geschütz noch Pulver und ging mit seinem Heere weiter in das Lager bey Weißkirch, wo er den 1ten August eintraf. Dem Rádul hingegen war bange geworden, wie er gehört hatte, daß sein Gegner Simeon nach Siebenbürgen gekommen sey. Er hatte sich nichts gewißeres vorgestellt, als daß derselbe den Botskai bewegen würde, ihn statt seiner in die Wallachey einzuführen. Im ersten Schrecken schrieb er also an die Hermannstädter, und verlangte zu wißen, ob sie dem Botskai oder dem Kayser anhingen? Im ersten Falle bedrohte er alles mit Feuer und Schwerdt zu verheeren. Gar bald bedachte er sich aber eines Beßeren und verlangte einige Gevollmächtigte aus Siebenbürgen, und zwar einen von der Ungrischen, einen von der Szeklerischen und zwey von der Sächsischen Nation, um Frieden zu schließen. Es gingen also Gabriel Haller, Johann Kálnoki348, Michael Weiß und Marcus Schankebank den 27. Julii in die Wallachey hinein. Rádul huldigte dem Botskai und sagte auch der Provinz Siebenbürgen seine Freundschaft eydlich zu, verhieß auch den Georg Rátz, der ganz von ihm abhing, aus Siebenbürgen abzuruffen. Dagegen wurde ihm von Seiten des Fürsten und des Landes Amnestie wegen der von Michael Vajda verübten Grausamkeiten und Schutz wider den Simeon versprochen, auf den Fall aber, daß ihn die Pforte 346 347 348
Martin Gorgias, Mitglied des Kronstädter Rates (1611-1613). Johann Chrestelschmidts, Mitglied des Kronstädter Rates (1604, 1605). Johann Kálnoki, Oberkönigsrichter im Stuhl Háromszék (1600-1611), 1612 von Gabriel Báthori des Landesverrats beschuldigt, 1614 von Gabriel Bethlen begnadigt.
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in der Wallachey nicht mehr leiden wollte, wurde ihm in Siebenbürgen eine Freystätte verheißen. Da also beyde Theile ihre gegenseitigen Verbindungen auch eydlich bestättigt hatten, so suchte sich Rádul auch in Ansehung der Pforte in Sicherheit zu setzen. Eben waren von ihrer Seite einige Deputirte in Tergovist angelangt. Durch diese wurde denn dem Rádul auf sein Begehren auch von den Siebenbürgischen Deputirten das Zeugniß ertheilt, daß er sich mit dem Lande völlig ausgeglichen habe |:Weiß Diar. p. 82; vergl. Bethlen VI. 292-295. 319-323:|. Gyulaffi starb inmittelst den 28ten Julii in Köpetz349. Botskai kam nach Siebenbürgen und wurde den 22. August in Clausenburg prächtig empfangen. Eigentlich sollte bey dieser Gelegenheit auch ein Landtag gehalten werden, allein auf Bitten der Szekler und Sachsen wurde derselbe auf Mediasch verlegt. Dahin kam Botskai den 28. August. Jetzt entschloß sich Georg Rátz die Stadt Schäßburg zu übergeben, die bisher von seinen Truppen im Drang gehalten worden war, ohne sich mit den übrigen Siebenbürgern vereinigen zu können. Zugleich ergab er sich selbst dem Botskai, worauf die in Schäßburg gelegenen Deutschen Soldaten, die sich freyen Abzug bedungen hatten, zum Lande hinaus begleitet wurden, die übrigen Raizischen Soldaten aber in Dienste des Botskai traten |:Weiß Diar. p. 84.; Gunesch Hist.; Bethlen VI. 327:|. Botskai wurde von den versammelten Ständen nunmehr öffentlich als Fürst von Siebenbürgen ausgeruffen und den 14ten September installiert, auch von der Pforte mit der Standarte und den übrigen festlichen Insignien beehrt. Damit fielen denn die bisher im Lande gestanden Kayserlichen Commissarien ganz aus ihrem bisherigen Wirkungskreis heraus, sie nahmen vom neuen Fürsten Abschied und wurden mit Anstand zum Lande hinaus begleitet. Auch gingen Georg Rátz und Simeon ab. Letzterer war voll Unmuths, da er seinen Wunsch, die Wallachey wider den Rádul zu behaupten, scheitern sah, und plünderte bey seinem Abzug in die Moldau noch die derselben am nächsten gelegenen siebenbürgischen Grenzen aus. Nun ergab sich auch Déva. Die darin liegende Deutsche Besatzung erhielt freyen Abzug und hinlänglich Bedeckung, um nicht von jemandem angehalten zu werden. So war denn die Ruhe und Ordnung in Siebenbürgen wieder hergestellt. Sigismund Rákotzi350 wurde Alters und Erfahrung halber zum Landes-Gubernator in Abwesenheit des Fürsten erwählt. Der Fürst selbst ging auf Kaschau. Dort lud ihn der Großvezier Szokolovitz351 in sein Lager auf dem Felde Rákos 349 350
351
Căpeni (rum.), Köpec, Köpecz (ung.), Kreis Covasna. Sigismund Rákóczi (1544-1608), Gubernator von Siebenbürgen (1605-1607), Fürst von Siebenbürgen (1607-1608). Sokollu Mehmed Paşa, Großwesir des Osmanischen Reiches (1565-1579), fiel bereits 1579 einem Attentat zum Opfer. Bocskai erhielt die Krone aus den Händen von Lala Mehmed Paşa, Großwesir des Osmanischen Reiches (1604-1606).
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bey Szerencs ein. Botskai war sich zwar keiner Vergehung wider die Pforte bewußt, aber doch auch nicht sicher, ob ihm nicht, wegen gewißer unrechtmäßiger Zumuthungen, die schon vorher vom Großvezier an den ungarischen Ober-Generalen Homonay gemacht, von diesem aber abgeschlagen worden waren, einige Falten gelegt wären. Er nahm also im Hingehen seinen Busenfreund Valentin Homonay auf die Seite und ermahnte ihn insgeheim mit seinem Heere an einem bestimmten Orte in der Nähe zu bleiben und solange er sich bey dem Großvezier befände, auf Alles, was dorten mit ihm vorginge, ein wachsames Auge zu haben, auf den Fall aber, daß ihm beym Großvezier etwas widriges wiederfahren sollte, Ungarn nicht zu verlaßen, dem Gabriel Báthori die Obergewalt zu übertragen, und mit ihm in allen Sachen gemeinschaftlich fürzugehen. Somit ging er, nicht ohne bange Gedanken den 10ten November mit 600 der auserlesensten Reuter zum Großvezier, der sein Lager am Donauufer Ofen gegenüber hatte. Ueber seine Erwartung wurde er, wie er bey der Donau anlangte, von einer ansehnlichen Zahl Veziers bewillkommnet und dann im Lager selbst unter dem Donner der Canonen empfangen. Der Großvezier hielt hierauf eine Anrede an ihn, schilderte die Unfälle, die über Siebenbürgen ergangen, seitdem es sich dem Gehorsam gegen die Pforte entzogen, ermahnte ihn von nun an der Pfote getreu zu verbleiben, rief ihn als König von Ungarn aus, und verehrte ihm eine Krone zusammt dem Szepter. Die Krone setzte er ihm selber auf, und machte ihm ausserdem ein Geschenk von 12 auserlesenen Pferden. Botskai nahm die Krone als ein Geschenk mit dankbaren Händen an, erklärte sich aber zugleich, daß er nicht gemeynet sey, den ungrischen Freyheiten zuwider sich König zu heißen, solange der von den Ungarn seit 30 Jahren wirklich gekrönte König vorhanden sey. Diese Erklärung wiederholte denn auch Botskai den umstehenden Ungarn in seiner Muttersprache. Zuletzt schloß der Großvezier den Vortrag mit den Verheißungen, daß Siebenbürgen 10 Jahre lang von der Türkischen Steuer verschont bleiben und auch nachgehends nicht mehr als 10.000 Ducaten jährlich zu entrichten verpflichtet seyn solle. Nur folgt hintennach die Erklärung, daß der Pforte die Schlößer Lippa und Jenő als Vormauer von Temesvár abgetreten werden sollten. Die Einwendungen des Botskai wollten nichts dagegen fruchten, er mußte es eingehen, um sich und das Reich zu retten. Botskai schied hierauf unter gleichen Ehrenbezeugungen, wie er bey seiner Ankunft erfahren hatte, vom Großvezier, und ging in Homonays Lager zurück. Den folgenden Tag wurde er mit neuen kostbaren Geschenken vom Großvezier beehrt und verfügte sich hierauf nach Waitzen352. Hierher schickten ihm auch die Cronstädter eine mit einem goldenen Federbusche gezierte goldene Krone und einen goldenen Gürtel. Der gemeinen Sage nach hatte in alten Zeiten ein gewisser Georg 352
Vác (ung.), Waitzen (dt.), Komitat Pest.
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Despota, König in Mösien, nachdem er vom Mezetes, Feldherrn des Türkischen Kaysers Amurath, aus seinem Reiche vertrieben worden war, sich an der Moldau zu erholen gesucht, diese auch glücklich unterjocht, um aber sein Gebieth zu erweitern, auch nach Siebenbürgen gestrebt, und vorerst Cronstadt belagert. Mezetes setzte ihm mit seinem Heere nach. Despota nimmt, um nicht erkannt zu werden, die Krone von Haupte herunter, und wirft sie unter einen Strauch. Das Gefecht lief für ihn unglücklich ab, er flieht fort läßt auch die Krone zurück. Indem die Cronstädter nach dem Gefecht nachgesehen, was die Feinde zurück gelaßen, fällt ihnen diese Krone in die Augen, die sie denn zum ewigen Andenken aufheben. Einige wollen behaupten, daß dieses eben die Krone sey, welche die Cronstädter mit einer Wurzel im Wappen führen |:Bethlen VI. 348, 349.:|. Genug, sie wußten keinen beßeren Gebrauch davon zu machen, als daß sie sie dem Fürsten verehren mit dem schmeichelhaften Wunsche, daß ihm diese Krone zu einem günstigen Vorboten dienen möchte, um das Reich desjenigen, der sie ehemals verlohren, mit seinen übrigen Ländern zu vereinbaren. Botskai ging nun von Waitzen nach drey Tagen mit der ganzen Armee wieder ab. Siebenbürgen war der fremden Truppen frey. Friede war nun der allgemeine Wunsch in Ungarn und Siebenbürgen. Friede mit dem Kayser, Friede zwischen dem Kayser und der Pforte. Allein die Gemüther waren noch zu weit von einander und die Klagen der gedrückten Ungarn zu bitter, als daß die Aussöhnung hätte bald erfolgen können. Den Protestanten waren ihre Kirchen genommen worden, diese wollten sie zurück haben, und ihre Gewissensfreyheit ungekränkt behaupten. Basta und Barbiani hatten Hohe und Niedere ausgesogen und ausgeplündert. Die Großen waren unter allerhand Vorwänden in ihren Gerechtsamen gestört worden, Fremde hatten sich in Stellen eingedrungen, auf welche nur Eingeborne Anspruch hatten. Genugthuung, Entschädigung, Bestättigung in uralten Freyheiten, Abschaffung der Jesuiten als bewährte Religions- und Ruhestörer, waren die Puncte, um welche sich die Friedens-Unterhandlungen drehten. Zudem verlangte Fürst Botskai für sich aus dem Grunde, weil er von den Einkünften des völlig entnervten Siebenbürgen nicht leben konnte ganz Ober-Ungarn. So viele bedenkliche Puncte ins Reine zu bringen, war das ablaufende Jahr viel zu kurz. Das folgende 1606te Jahr war dazu bestimmt, diese glückliche Begebenheiten herbey zu führen. Das jetzige schloß sich mit dem Verluste von Lippa, welches durch die Verrätherey der darin liegenden Raizen in die Hände der Türken überging. Sämmtliche Armeen bezogen nun ihre Winterquartiere. Nun übernehmen auch die Cronstädter die Unkosten, die ihnen der Unterhalt der ausländischen Truppen verursacht hatte. Vier schwere Jahre hatte die Stadt unter dem eisernen Arme diese
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wüthigen Völker aushalten müßen und denselben mit dem District zusammen 365.000 Gulden an Proviant und Geld geopfert. So wie dem Fürsten Botskai nichts mehr am Herzen lag, als die Herstellung der allgemeinen Ruhe, die jedoch durch einen anständigen Frieden erzielt werden sollte, so suchte er auch andere Mächte zu gewinnen, daß sie zu diesem heilsamen Werke mitwirken möchten. In dieser Absicht schrieb er an die Reichsfürsten und an den König von Pohlen, rathschlagte wegen den Friedenspräliminarien mit den in Kaschau am Sonntag Jubilate353 versammelten Ständen, gebot aber zugleich aus Siebenbürgen von den Szeklern, 2.000 Reuter mit Spießen und 2.000 rothe Trabanten, von den Sachsen 1.000 schwarz gekleidete Infanteristen, vom Adel, 500 Mann zu Pferde, und 500 Mann zu Fuß in voller Rüstung auf. Den Siebenbürgern waren die den Friedenspräliminarien enthaltenen Bedingungen aufgefallen, daß Siebenbürgen falls der Fürst ohne Erben stürbe dem Königreiche Ungarn wieder einverleibt werden und dem Kayser zufallen sollte. Sie wollten als ein von Ungarn abgesonderter Staat ihre Wahlfreyheit behalten und baten also, diesen Articul zu ändern. Außerdem entschuldigten sich die Sachsen sowohl, als der Adel in Ansehung der ihnen gebothenen Mannschaft, daß ihm diese, weil ihre Oerter durch Krieg und Pest ausgeleert wären, aufzubringen unmöglich wäre, erbothen sich aber solche mit baarem Gelde zu lösen. Die einzigen Szekler verhießen ihre 4.000 Mann zu stellen |:Bethlen VI. 387, 388, 396.; Weiß Diar. p. 89, 90.:| Allein man brauchte die Truppen nicht. Der erwünschte Friede354 zwischen dem Kayser und dem Botskai kam endlich unter den annehmlichsten Bedingungen für den letzteren zu Stande. Die Religionsfreyheit wurde in ganz Ungarn mit Abschaffung des Articuls von 1604, wo eine gänzliche Unterdrückung der protestantischen Religion in Ungarn beschloßen worden war, hergestellt. Den Ungarn wurde, wie vorher, ein Palatinus bewilligt, bey der Kammer und überhaupt bey den ersten Aemtern in Ungarn sowohl als Slavonien, Croatien und Dalmatien sollten keine Fremden, sondern geborne Ungarn angestellt werden. Botskai blieb Fürst in Siebenbürgen, und zwar mit der Gewalt, die ehemals Fürst Sigismund Báthori bekleidet hatte und Siebenbürgen wurde vom Eyde den es dem Kayser geschworen hatte, freygesprochen. Außerdem behielt Botskai die Theile von Ungarn, den der Fürst Sigismund ehedem besessen, diesseits der Theiß, nebst einigen Haupt-Schlößern und zwey Marktflecken, also doch, daß diese auf seinen Todesfall an den Kayser zurückfallen sollten. Dagegen sollten dem Pancratius Sennyei und Balth[asar] Kornis ihre Güter in Siebenbürgen, die ihnen wegen ihrer Angänglichkeit an den Kayser confisciert worden waren, zurückgestellt werden, so wie diejenigen, die in Ungarn vorhin 353 354
11. Mai 1606 (3. Sonntag nach Ostern). Wiener Frieden, unterzeichnet am 23. Juni 1606.
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dem Botskai gehuldigt hätten, zum Kayser zurück treten sollten. Uebrigens wurde wegen der bisherigen Vorfälle überhaupt eine allgemeine Amnestie beschloßen. Am Schluß wurde der Friede auch von den Ständen in Böhmen, Mähren und Schlesien garantiert und unterschrieben. Der stärkste Grund zur Nachgiebigkeit des Kaysers in Ansehung deßen, was den Fürsten Botskai anging, war die Versicherung des ungrischen Bevollmächtigen Stephan Illyésházi355, daß der Fürst ohnehin nicht lange den Frieden überleben dürfte, weil er schon mit der Wassersucht356 behaftet wäre, und folglich dem Kayser alles bald wieder zufallen würde |:Gunesch Hist.; Bethlen VI. 413-433:|. Das Diplom an sich selbst wurde vom Kayser den 24sten September ausgefertigt. Dasselbe steht wirklich in Bethlen VI. 440-444. Nur fiel in diesem den Ungrischen Ständen auf, daß sie darin als Rebellen angegeben und ihnen Begnadigung angekündigt worden sey, da sie jedoch nicht aus Untreue, sondern aus Zwang zur Ergreiffung der Waffen genöthigt worden und keine Gnade anzusuchen gehabt hätten |:Bethlen VI. 459.460:|. Nun war noch der Friede zwischen beyden Kaysern zurück. Auch dieser wurde den 11ten November endlich geschloßen357. In deßen Kraft sollten alle Feindseligkeiten zwischen den beyden Mächten aufhören, die verfallenen Schlößer konnten zwar aufgebauet, aber keine neuen errichtet, den Räubern sollte keine Sicherheit in den wechselseitigen Ländern gestattet, beyden Mächten sollte verwehrt werden ihre wechselseitigen Schlößer in Nebenwegen an sich zu ziehen, dem Fürsten Botskai sollte gelaßen werden, was ihm im Frieden abgetreten worden, der Römische Kayser sollte den Türkischen Sohn, und dieser den Römischen Vater, heißen. Auch wurde der Werth der an einander zu machenden Geschenke festgesetzt |:Bethlen VI. 446-454.:|. Der Fürst Botskai hatte noch den Trost, daß ihm die im Frieden versprochenen Ländereyen und Schlößer übergeben wurden, so wie er wechselweise Kaschau und die übrigen Oerter an den Kayser abtrat. Auch wurde ihm nach der Hand der Titel: Princeps Sacri Romani Imperii et Transsylvaniae, Partium Regni Hungariae Domnius et Siculorum Comes358 vom Kayser zugestanden. Allein es war ihm nicht vergönnt, einen so vortheilhaften Frieden lange zu überleben. Seine Krankheit nahm zu, und was das traurigste war, so wurde offenbar, daß ihm von demjenigen, der ihm sein ganzes Glück zu verdanken hatte, vom Kanzler Michael Katai, Gift beygebracht worden, weswegen dieser auch alsogleich verhaftet wurde |:Bethlen VI. 462.:|. 355 356
357 358
Stefan Illyésházi (gest. 1609), Palatin von Ungarn (1608). Wassersucht: allgemeine Bezeichnung für krankhafte Flüssigkeitsansammlungen im Körper durch Ausschwitzung aus den Blutgefäßen. Friede von Zsitvatorok, unterzeichnet am 15. November 1606. Übersetzung: Fürst des Heiligen Römischen Reiches und Siebenbürgens, Herr der angegliederten Teile des Königreichs Ungarn und Graf der Szekler.
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Botskai sah indeßen seinem heran nahenden Ende unerschrocken entgegen und machte sein Testament. In diesem empfahl der den Valentin Homonay den Siebenbürgischen Ständen zum Fürsten und Nachfolger und vermachte ihm überdieß Husst, Marmaros und ein Drittel von den Salz-Bergwerks-Einkünften, dem künftigen Fürsten vermachte er die Krone, die er vom Türkischen Kayser zum Geschenk bekommen, Szathmár dem Fürstenthume Siebenbürgen, den beyden Kaysern und dem Erzherzog Matthias verschiedene Kostbarkeiten, dem Sigismund Báthori, der sich nun in Böhmen befand, ein Drittel von den Marmaroser Salzgruben. Den Szeklern bestättigte er ihre Freyheiten und verlangte endlich in Weißenburg begraben zu werden. Paul Nyári und Valentin Homonay sollten die Leiche begleiten. Und nun schloß er mit Ende des Jahres den 29sten December sein thätiges Leben, das er nur auf 49 Jahre gebracht hatte, nachdem er sieben Monate krank gelegen war, zum allgemeinen Leidwesen des Landes. Nach seinem Tode schickte der Gefangene Katai einen vertrauten Diener mit einem Brief an den Kayser nach Prag. Dieser beurlaubte sich zuerst von seiner Amantin359 und begeht zugleich die Unvorsichtigkeit, ihr den Gegenstand seiner Sendung zu entdecken. Diese sagt es weiter, wodurch solches auch dem Obristhofmeister Paul Nyárfi zu Ohren kommt. So wie dieser solches erfährt, schickt er dem Bothen des Katai nach und läßt ihn zurückbringen. Die Räthe lesen den Brief und schickten den folgenden Tag eine Stunde vor Tagesanbruch die Gardisten bewaffnet in den Arrest des Katai, mit dem Befehl ihn gradeweg zur Gerichtsstätte zu führen. Er protestierte wider dieses gewaltsame Verfahren, verlangt, man sollte ihn im Weg Rechtens suchen, und appellirt an den Kayser, und da er sieht, daß alle seine Einwendungen nichts verhelfen, so bittet er endlich fußfällig um Gnade. Allein Franc[iscus] Ghimes, Garde-Capitain zieht den Säbel heraus und rufft: „Acht Ihr Cameraden! Der soll zeitlebens für infam gehalten werden, der diesen abscheulichen Verräther, durch deßen ungeheure Boßheit ein so guter Fürst sein Leben eingebüßt hat, nicht mit mir zugleich angreift!“ Mit diesen Worten haut er auf den Kathai zu, und versetzt ihm einen schweren Hieb in den Kopf. Die übrigen folgen seinem Beyspiel. In einem Augenblick liegt er da in viele Stücke zerhauen, nur die Füße bleiben ganz, weil die von Feßeln bedeckt waren |:Bethlen VI. 466-468:|. Valentin Homonay ging nun damit um, das Fürstenthum Siebenbürgen für sich zu behaupten. Viele Große in Ungarn waren ihm so günstig und der Gubernator Sigismund Rákotzi war sein Schwiegervater. Durch diese hoffte er alles zu erhalten. Zugleich wandte er sich an den Türkischen Oberfeldherrn Murad, der sich in Belgrad befand. Dieser versprach ihm, daß er sich für ihn bey der Pforte verwenden wollte. In gleicher Zeit brachte er 300 Trabanten 359
Liebhaberin.
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und etliche 100 Cavalleristen, wie auch viele Freywillige auf seine Seite unter dem Vorwande, daß er sie bey der im Testamente empfohlenen Leichenbegleitung nöthig hätte. Auf der anderen Seite suchte Gabriel Báthori den Sigismund Rákotzi zu bewegen, daß er ihn bey den Ständen sowohl, als bey dem Kayser zum Fürsten empfehlen möchte und berief sich auf die Verdienste der Báthorischen Familie, lockte auch durch Geschenke und Verheißungen die Hayducken auf seine Seite. Besonders gab sich der fürstliche Rath Johann Imreffi360 außerordentliche Mühe, die Gemüther für ihn zu gewinnen. Rákotzi verwendete sich selbst für ihn bey dem Kayserlichen Hof und schrieb hierrauf einen Landtag auf den 8ten Februar auf Clausenburg aus. Es wurde nun laut davon gesprochen, daß Homonay vom verstorbenen Botskai im Testament zum Fürsten empfohlen wurde, wodurch doch die den Ständen anklebende Wahlfreyheit gekränkt würde, und daß dieser überdieß bey den Türken bereits um die fürstliche Würde gehandelt und mit gewaffneter Hand nach Siebenbürgen zu kommen beschloßen hätte. Dieß machte die Stände für ihn kaltblütig. Sie beschloßen nun den Sigismund Rákotzi, der sich ihnen als Gubernator mit seinem stillen und gesetzten Character empfohlen hatte, zu wählen, ehe sich ein anderer aufdränge. Er entschuldigte sich zwar mit seinen kränklichen Umständen, da er mit der Gicht behaftet war, nahm aber doch die Wahl an, worauf sie wechselseitig den gewöhnlichen Eyd ablegten. Gabriel Bethlen hatte noch ältere Ansprüche auf die fürstliche Würde, da er schon vorher im Exil in Belgrad dazu gewählt worden war. Nichts desto weniger arbeitete er selbst für den Gabriel Báthori. Dieser sagte er, sey es allein, der diesem erhabenen Posten gewachsen sey, ob er gleich nicht über 18-19 Jahre alt war. Zu mehrerem Behuf theilte in er Clausenburg von ihm Briefe an die Stände aus, bey welchen er sich einzeln einzuschmeicheln gesucht hatte. Allein Sigismund Rákotzi ließ ihn, da er von Clausenburg schon abgegangen war, von Thorda zurückbringen und in Eisen schlagen, entließ ihn aber bald wieder, mit der Verwarnung, sich künftig nimmer, wider die Freyheiten des Vaterlandes brauchen zu laßen. Damit aber das Land nicht etwa auch von den Homonayschen Truppen angefochten werden möchte, ließ er die Landtruppen eiligst bey Gorosslo versammeln. Mittlerweile lief die Nachricht ein, daß Homonay mit vielem Gefolge auf Siebenbürgen käme. Der Fürst schickte ihm Deputirte entgegen, und ließ ihn bitten, die gewaffnete Mannschaft zurück zu laßen, sonst würde man sich genöthigt sehen, sie mit Gewalt zurück zu weisen. Homonay gab vor, es geschehe bloß der fürstlichen Leiche zu Ehren. Der Fürst antwortete, Siebenbürgen habe Truppen genug, dem verstorbenen Fürsten diesen letzten Ehrendienst zu 360
Johann Imreffi, Rat unter Gabriel Báthori.
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erweisen. Homonay ward also schlüßig, ganz zurück zu bleiben, drohte aber diesen Schimpf nicht ungerochen zu laßen, und entblößte, ehe die Leiche in Siebenbürgen eintraf, den mit zwey Cronen geschmückten Sarg von der einen die der Fürst vom Großvezier zum Geschenk erhalten hatte, wie auch von den anderen Kostbarkeiten, ja er bemächtigte sich auch der übrigen Sachen, die der Leiche auf 16 Wägen nachgeführt wurden. So kam denn die fürstliche Leiche auf der Siebenbürgischen Grenze an, und wurde in Clausenburg mit vielem Gepränge eingeholt und den 22. Februar in Weißenburg prächtig zur Erde bestattet. Inmittelst kam der Kaputsi Bassa361 von Belgrad und brachte für den Homonay die fürstlichen Insignien im Namen der Pforte. Unterwegs hörte er, daß statt des Homonay der Sigismund Rákotzi zum Fürsten gewählt worden sey. Ihm waren Homonay und Rákotzi gleichbedeutende Namen. Er krazte also im Diplom des Türkischen Kaysers den Namen des Homonay aus und setzte statt deßen den Rákotzi hinein, übergab auch diesem die Standarte und Zugehör. Dafür verlohr er aber sammt seinem Schreiber den Kopf, als Homonay sich deswegen beym Murad362 beklagte. Der Fürst Rákotzi erneuerte indeßen die Bündniße mit den zwey wallachischen Woywoden Jeremias und Rádul. Homonay hingegen ließ ihm im Landtag den 18. März bedeuten, vom Fürstenthume abzustehen, sonst würde er von ihm hiezu mit gewaffneter Hand genöthigt werden. Durch Geschenke und Vorstellungen wurde indeßen der Vezier für den Rákotzi gewonnen, der dem Homonay ausdrücklich verboth, sich in das Fürstenthum einzudringen, vielmehr die Sache in der Güte mit dem Fürsten auszumachen, und auf beßere Zeiten zu warten. Auch wirkten die Stände bey den Ständen in Ungarn einen Befehl an den Homonay aus, keine Neuerungen zu machen, sonst würde er als öffentlicher Friedensstörer behandelt werden |:Weiß Diar. p. 98-99:|. Noch gab er sich aber keine Ruhe und versuchte das, was ihm auf Seiten der Türken mißlungen war, bey dem Kayserlichen Hofe zu erzwingen. Es wurden also den 20sten May die Räthe benebst dem Stadtrichter von Cronstadt und dem Michael Weiß nach Weißenburg beruffen und an beyde Höfe Deputirte zu schicken beschloßen, um das Land vor neuen Drangsalen zu bewahren. An den Kayserlichen Hof ging Pancratius Sennyei, an die Pforte Daniel Veres und Michael Weiß. Bey der Pforte wurde insonderheit gebeten, den Ständen ihre Freyheit, den Fürsten, der ihnen anstände, zu wählen, ungekränkt zu laßen und den gewählten Fürsten zu bestättigen, den Vezieren zu verbiethen, daß sie sich nicht in die Wahlen mischen sollten, und denjenigen, der sich ohne Wißen
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Kapıcıbaşı (osm.-türk.): Oberhaupt der Kapıcı, der Dienstleute am Hof des Sultans. Kuyucu Murâd Paşa (vermutl.), Großwesir des Osmanischen Reiches (1606-1611).
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und Willen der Stände bey der Pforte um das Fürstenthume zu bewerben versuche, an Leib und Leben zu strafen, in dringenden Fällen den Grenz-Bassen, wie auch den Woywoden in der Wallachey und Moldau zu befehlen, daß sie, wenn sie von den Ständen darum angesprochen würden, dem Lande mit ihren Truppen unverzüglich und ohne den höheren Befehl abzuwarten, zu Hülfe eilen möchten, diejenigen, welche sich eigenmächtig zu Fürsten aufdringen wollten, nicht nur nicht zu bestättigen, sondern auch mit den Waffen aus dem Lande zu vertreiben, damit das Land nicht wie vorhin unter dem Michael Vajda geschehen, genöthigt würde, andere fremde Hülfe anzusprechen. Untereinstens baten die Stände, daß diejenigen, die hier den Frieden zu stören suchten, von der Pforte zur gebührenden Strafe gezogen, die dem Land im verfloßenen Jahre entzogenen Grenzörter demselben wieder einverleibt, in Feldzügen, die nach Ungarn oder anderen Ländern gemacht würden, Siebenbürgen von den Truppen nicht berührt, vom Lande keine Hülfstruppen gefordert, und demselben wegen Verarmung die Steuer noch die künftigen 10 Jahre erlaßen werden möchte |:Weiß Diar. p. 100-102:|. Den 10. Junii war wieder Landtag in Clausenburg. Hier wurde unter anderem der Punct im Botskaischen Testament, wo derselbe gewiße siebenbürgische Schlößer und Güter zum Nachtheil des Landes, dem sie dadurch entzogen worden, an Fremde in Ungarn vermacht hatte, für ungültig erklärt und wegen der Sächsischen Zehenden beschloßen, daß solche an keine Privatpersonen verliehen werden sollten. Homonay war indeßen, da er sah, daß ihm der Weg zum Siebenbürgischen Fürstenthume auf allen Seiten verhauen wurde, von seinem Vorsatz abgestanden und hatte sich mit seinem Schwiegervater ausgesöhnt. Hingegen ließ sich Gabriel Báthori nicht so leicht abweisen. Weil er aber sah, daß seine Wünsche so lange immer irre gehen würden, so lange sich der Fürst nicht selbst zur Abdankung entschlöße, so arbeitete er mit dem Gabriel Bethlen und Johann Imreffi und seinen übrigen Vertrauten in seinem Schloß Etsed an dem Plan, ihn zu diesem Entschluß zu bringen. Imreffi nahm das Geschäft auf sich. Mehrere von den Großen redeten dem Fürsten zu. Er nahm hieraus an, daß die Gemüther zwischen ihm und dem Báthori getheilt seyen und fand sich bey seinen Jahren und kränklichen Umständen viel zu schwach, als daß er es wider denselben würde aushalten können, falls er seine Entwürfe mit Gewalt durchzusetzen gedächte. Er versprach es ihm also, daß er sich des Fürstenthums begeben wolle, nur bedang er sich die Schlößer Sáros und Szadvár in Ungarn aus, die der in dem vorigen Jahre verstorbene Stephan Csáki vom Basta erhalten hatte und nun dessen Wittib besaß, statt deren sich der Báthori vergleichen sollte, derselben andere Güter in Siebenbürgen zu verleihen. Báthori ging solches ein. Rákotzi versammelte die Stände, den 3. März 1608 in Clausenburg, dankte feyerlich ab und ging den 7. März auf seine Güter in
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Ungarn, wo er sein Leben noch in demselben Jahr den 5. December in Felső Vadász363 beschloß. Wir unterbrechen diese Erzählung blos, um noch anzumerken, daß ein plötzlicher Schlagfluß dem Leben des Generalen Basta, der sich mit seinen Erpreßungen im Lande so merkwürdig gemacht, noch ehe das 1607te Jahr ablief, den 22ten November in Prag ein Ende machte. Wenn ihm je das Land Siebenbürgen etwas zu verdanken hatte, so war es dies, daß er das Land von der Tyranney des ruchlosen Michael Vajda im Jahre 1600 durch die Schlacht bey Miriszlo und hernach im Jahre 1601 durch deßen Ermordung befreyte. Hätte er nicht selbst sein Andenken durch ähnliche Unthaten verewigt! So wie übrigens Gabriel Báthori vom Fürsten Sigismund Rákotzi das Versprechen erhielt, das Land zu verlaßen, suchte er zuerst die Hayducken auf seine Seite zu bringen, unter dem Vorwande, daß er dieses dem Land zum Besten thue, um sie im Zaum halten zu können, wenn sie sich etwa einfallen laßen wollten, in Siebenbürgen Gewalt zu verüben. Hernach stimmte er durch den Gabriel Bethlen die im Landtag versammelten Stände durch Erzählung der dem Vaterland vom Báthorischen Hause von je her geleisteten Dienste mündlich und schriftlich dahin, daß sie ihn gleich nach dem Abschied des Rákotzi einmüthig zum Fürsten wählten und in das Land einluden, wiewohl unter der Bedingung, daß er einen theuren Eyd schwören sollte, sich zur Religion seiner Großeltern, welches die Catholische gewesen, niemals zu bekennen, sondern in der Evangelischen bis an den Tod zu beharren |:Weiß Ann. 103.:|. Báthori hielt hierauf gleich den 29. März Einzug in Clausenburg, schwor vor den versammelten Ständen den von ihm verlangten Eyd ab, und wurde mit allen Feyerlichkeiten installirt. Zugleich wurde Gabriel Bethlen an die Pforte geschickt, um daselbst die Bestättigung des neuerwählten Fürsten auszuwirken. Nach dem Landtag ging der neue Fürst Gabriel Báthori erst nach Weißenburg, wurde aber durch den trübseligen, wüsten Stand in dem er die Stadt antraf, abgeschreckt, daselbst zu verweilen, verfügte also nur, daß die Hauptgebäude hergestellt werden sollten, und begab sich auf etliche Tage nach Hermannstadt. Inmittelst wurde Michael Weiß vom Kanzler Stephan Kendi364 schon den 10. April benachrichtigt, daß der neue Fürst damit umgehe, den Woywoden Rádul aus der Wallachey zu vertreiben und statt dessen den Michael Camerás, der sich vor 5 bis 6 Jahren hier in Cronstadt im Exil aufgehalten, einzusetzen. Kendi fragte den Weiß um seine Meynung. Weiß widerrieth es, weil es doch beßer sey, Frieden zu unterhalten, als Schlachten zu gewinnen und Rádul ein erfahrener und verschlagener Kriegsmann sey. Ein Monath nachher wurde 363 364
Felsővadász (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Stephan Kendi (gest. ca. 1628), Gesandter des Bocskai in Kaschau (1606), Obergespan des Komitats Doboka, Kanzler unter Gabriel Bátori (ab 1607), flüchtet 1609 nach Ungarn und wird 1614 des Landesverrats beschuldigt.
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Weiß nebst einigen Räthen gerade dieserwegen nach Weißenburg beruffen. Die Meynungen waren verschieden. Weiß beharrte darauf, daß man mit dem Rádul Frieden halten sollte und setzte diesen Vorschlag nach vielem Wortwechsel durch. Er wurde hierauf selbst nebst dem Johann Imreffi, obersten fürstlichen Rath und dem fürstlichen Rath Sigismund Sarmasegi365 wie auch dem Maroser Ober-Königsrichter Johann Gáspár366 in die Wallachey zum Rádul geschickt, mit dem Auftrage, denselben in Ansehung der zweydeutigen Proben, die er bisher von seiner Freundschaft abgelegt, zu einer bestimmten Erklärung zu bewegen, ob er nemlich den Frieden unterhalten oder den Krieg haben wollte? Die Unterhandlungen gingen glücklich vonstatten. Die Deputirten wurden vom Rádul gut aufgenommen und der Friede zwischen ihm und dem Fürsten Báthori in Argyis367 den letzten May feyerlichst bestättigt, sofort auf den von den Deputirten hierüber erstatteten Bericht, den 3ten Junii in Weißenburg der oben erwähnte Michael Camerás, wie auch der so oft in der Geschichte des Michael Vajda vorgekommene Petrásko, Sohn des jeztgedachten Vajda, nebst dem Logoffett368 Stojkitza, als Mitwerber des Rádul verhaftet und in der Folge Michael Camerás den Deputirten des Rádul überliefert |:Weiß Annal. p. 104-106.:|. So waren denn die Verhältniße zwischen Siebenbürgen und der Wallachey zur Festigkeit gediehen. Mit den Ständen von Ungarn wurde wegen Vereinigung beyder Länder, wegen der Güter, die in beyderseitigen Ländern liegen, dann wegen der Auswechslung der von den beyderseitigen Hayducken zu bewohnenden Oerter ein besonderer Tractat geschloßen, aus welchem der Punct am merkwürdigsten ist, daß Siebenbürgen mit dem Königreich Ungarn auch nach diesem in einer unzertrennlichen Verbindung beharren, und dem Königreich Ungarn in allen Nothfällen außer wider die Türken, nach Möglichkeit beystehen und eben so auch vom Königreich Ungarn, so oft es die Noth erforderte, allen Schutz und Beystand zu erwarten haben sollte. Diese Puncte wurden den im Langtage zu Clausenburg den 21sten September im Beyseyn des hiezu verordneten Deputirten Franc[iscus] Darotzi vom Fürsten und den Ständen feyerlichst beschworen |:Bethlen VI. 527-531.:|. Die Moldau war noch übrig. Der Fürst verpflichtete sich auf eine ähnliche Art, dem dortigen Woywoden in allen Fällen beyzustehen, wogegen der Woywode wechselseitigen Beystand, und nebstdem 8.000 Gulden jährliche Subsidien versprach. Der Sächsischen Nation wurde vom Fürsten zugemuthet, 365
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Sigismund Sarmarsági, Obergespan des Komitats Torda (1581), 1612 des Hochverrats beschuldigt, 1614 begnadigt, jedoch 1616 erneut vom Fürsten Gabriel Bethlen gefangen genommen. Johann Gáspár de Szövérd (ca. 1571-1626). Curtea de Argeș (rum.), Kreis Argeș. Logofăt (rum.): rum. Bojarentitel (Kanzler).
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diesen Tractat auch ihrerseits zu unterschreiben, sie fand viele Bedenklichkeiten dabey, weil die sie widrigen Wirkungen von dergleichen Bündnißen in den vorigen Jahren bereits erfahren hatte, und vermöge ihrer Freyheit sich nur zu denjenigen Fürstlichen Befehlen verbunden hielt, die dem Lande zum Nutzen geriethen. Endlich aber mußte sie doch, um den Fürsten nicht aufzubringen, geschehen laßen, was sich nicht ändern ließ, und stimmte dem Tractat oberflächlich bey. Den 29. November wurden endlich dem Fürsten von der Pforte die Fürstlichen Insignien gebracht, deren Werth jedoch den sonst gewöhnlich gewesenen Geschenken nachstand |:Weiß Ann. p. 106-110.:|. Unter solchen Veränderungen schloß sich das 1608te Jahr und hinterließ dem Lande sehr zweydeutige Aussichten auf die Zukunft. Ein Vorspiel machte schon in der Mitte des Jahres, das ausgelaßene Betragen des Fürsten bey seinem Aufenthalt in Cronstadt. Er kam dahin den 9ten Julii und unterhielt sich daselbst etliche Tage mit Schmausen und Tanzen, wobey jedoch durch die Freyheiten, die er sich gegen das Frauenzimmer in öffentlichen Gesellschaften erlaubte, sein Character durchschimmerte, der seinen Werth in der öffentlichen Meynung nicht wenig herunter setzte. Auch in den folgenden Jahren blieb er sich gleich. Er hielt sich als Fürst über jeden Widerspruch erhaben, den wer immer seinen zügellosen Begierden entgegen setzen mochte. Gefühle von Scham und Sittlichkeit waren ihm eben so fremde, als die Empfindungen der Menschlichkeit. Mit dem Leichtsinn, der ihn von denselben entfernte, setzte er sich auch in den Verhältnißen mit fremden Nationen über die Gesetze des Natur- und Völkerrechts hinweg. Mit dem Rádul Woywoden in der Wallachey wünschte er noch im vorigen Jahre sich zu meßen, allein dieser war ihm durch die Erneuerung der ehehinnigen Bündniße zuvorgekommen. Nun fiel ihm ein, den Moldauer Woywoden Constantin Mogyilla369 sein Uebergewicht empfinden zu laßen. Zum Vorwande diente ihm das Ausbleiben der Subsidien-Gelder. Anstatt daß er einige Rücksicht auf die kümmerlichen Umstände dieses, durch Kriegs-Unruhen gänzlich ausgesogenen Landes hätte nehmen sollen, gefiel es ihm mit der Regierung den eben vorm Jahr mit ihr geknüpften Bund gradeweg aufzukündigen. Zu diesem unangenehmen Geschäft ersah er den Michael Weiß. Er trug ihm den 14. Julii auf, in die Moldau hinüber zu gehen, und dem Woywoden seine hierüber ausgestellte Urkunde zurück zu geben und dagegen die Seinige heraus zu fordern. Weiß vollzog seinen Auftrag so glimpflich als möglich, konnte aber weder die vom Fürsten Báthori ausgestellte Urkunde zurück erhalten, noch die vom Woywoden ausgestellte anders anbringen, als daß er sich bey dem 369
Constantin Movilă (gest. 1612), Woiwode der Moldau (Juni 1606 - Juli 1606, Oktober 1607, Dezember 1607-1611).
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Abschied die Gelegenheit ersah, diese letztere mit einer Denkschrift, in welcher die schon erwähnten Bewegungsgründe seines Fürsten enthalten waren, auf dem Tisch zu laßen. Der Woywode war nicht willens vom Bunde anzustehen. Den 12ten November langte von ihm ein Deputirter bey dem Fürsten an, brachte ihm in Anschlag der für Subsidien verfallenen fl. 8.000 zweytausende baar, mit dem Versprechen auch den Rest in kurzem nachzutragen, nebst einem auserlesenen Pferde und etlichen schönen Jagdhunden. Das Geschenk nahm der Fürst an, das Geld aber stieß er unwillig zurück, ja er ließ den Deputirten selbst einsperren und in Cronstadt so lange in Verwahrung halten, bis ihm die verlangte Urkunde zurück gestellt wurde, wozu sich der Woywode doch erst im folgenden Jahre den 23. März bequemte |:Weiß Annal. p.111-116, 119.:|. Inmittelst wurde Cronstadt mit einer unglaublichen Menge Heuschrecken den 16. August überschwemmt. Sie kamen von Westen her und bedrohten den Streich von Wolkendorf, Neustadt und Weydenbach bis an die Benknerische Papermühle unweit der Weydenbächer steinernen Brücke, wurden aber mit Glocken, Schellen und anderen klingenden Werkzeugen fortgetrieben und verzogen sich nach Hidvég370. Ihre Menge war so groß, daß die Gänse bis an die Knie darinn wadeten |:Weiß Annal. p. 118.; Seybriger Diar. 264.; Fuchs Chron.:|. Im folgenden 1610ten Jahre erhielten die Cronstädter den 13ten Jenner einen neuen Besuch vom Fürsten. Je länger er sich hier verweilte, je verächtlicher machte er sich durch seine ausgelaßene Aufführung. Diese entfremdete sogar diejenigen, die sich am nachdrücklichsten für ihn bey der Fürstenwahl verwendet hatten. Dem Kanzler Stephan Kendi, dem Pancratius Sennyei und den drey Brüdern Georg, Sigismund und Balthasar Kornis wurde er unerträglich. Sie verbanden sich miteinander, denselben bey der Gelegenheit, da er von Clausenburg nach Bistritz zu dem auf den 25ten März ausgeschriebenen Landtag gehen sollte, unterwegs ermorden zu laßen. Nur wurden sie selbst von dem verrathen, dem sie dieses gefährliche Geschäft anvertraut hatten. So wie sie solches ahnten, ergriffen sie die Flucht. Kendi, Sennyei und Sigismund Kornis waren noch so glücklich die Grenze zu erreichen, und sich vor weiteren Nachstellungen zu sichern. Georg Kornis hingegen wurde von der ihm nachgeschickten Mannschaft ereilt und getötet und Balthasar Kornis, Obergeneral der gesammten Siebenbürgischen Truppen, wurde gefangen und hernach in Clausenburg den 11. Julii auf dem öffentlichen Markte enthauptet, hingegen schon in diesem Bistritzer Landtag ward der Fiscal-Director Johann Thordai371 ergriffen und gehenket, weil der Fürst argwöhnte, daß auch er Theil an der Verschwörung gehabt hätte |:Weiß Annal. p. 132-135. 140.; Fuchs Chron.:|. 370 371
Hăghig (rum.), Hidvég (ung.), Fürstenberg, Fürstenburg (dt.), Kreis Brașov. Johann Torday de Kolozsvár.
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Báthori ging nach diesem Landtag auf die ungrische Grenze bey Darotz372 zu einer mündlichen Unterredung mit dem Ungrischen Palatinus Georg Thurzo373, wohin er unter anderen auch den Michael Weiß mitnahm. Den Anlaß gab hiezu der Punct im Unions-Vertrag zwischen Ungarn und Siebenbürgen, wo sich die Stände von Siebenbürgen zum Beystand wider jede[n] auswärtigen Feinde des Königreichs Ungarn außer den Türken bereitwillig erklärt hatten. Die Ungrischen Landstände wünschten, daß diese Ausnahme wegbleiben sollte, die Siebenbürger hingegen fanden zu viele Bedenklichkeiten, als daß sie sich hiezu entschließen konnten und so gingen beyde Theile unverrichteter Sache auseinander. Allein der geheime Anlaß dieser Zusammenkunft war ein eigener Auftrag, den der Palatin von König Matthias374 erhalten hatte, den Fürsten insgeheim zu verwarnen, daß er von seinem ärgerlichen Leben abstehen und das Land mit mehrerer Würde und Gerechtigkeit verwalten möchte. Báthori ließ sich indeßen zu sehr von seinen Leidenschaften zügeln, als daß dergleichen Verwarnungen bey ihm angeschlagen hätten. Hingegen gerieth er in keine geringe Verlegenheit, wie ihm zu Ohren kam, daß sich bey Tokay ungrische Truppen zusammenzögen. Er sah nun ein, daß er sich mit der Aufkündigung des mit den Moldauern bestandenen Bündnißes übereilt hätte, wünschte dasselbe wieder herzustellen, und suchte die ehedem hierüber verfaßte Urkunde vom Woywoden mit eben dem Eifer zurückzugewinnen, mit welchem er sie ihm vorher aufgedrungen hatte. Allein nun wollte der Woywode nicht. Auch die Hülfsvölker, welche ihm, der ohnehin von jeher dem Römischen Kayser ergebene wallachische Woywode Rádul auf sein Verlangen zuschickte, betrugen erst 3.000 Mann. Er blieb sich also beynahe selbst überlaßen und suchte sich wenigstens mit seinen Landtruppen in hinlänglichen Vertheidigungsstand zu setzen. Von der Nation der Sachsen forderte er ein Anlehen von 100.000 Gulden und trug ihr zum Unterpfande entweder Schmuck oder das Fogarascher Gebiet an. Ferner begehrte er von ihnen 100 sechsspännige Wägen und von Cronstadt insbesondere alle seine Gezelte mit der Erklärung, daß den Cronstädtern der Betrag an der künftigen Steuer abgerechnet werden sollte. Allein die Universität wich diesen Forderungen durch ein freywilliges Geschenk von 10.000 Gulden aus und stellte statt 100 Wägen 32 und die Cronstädter fertigten sich mit zwey Zelten ab. Zum Glück wurden weitere Zurüstungen überflüßig. Imreffi ging mit mehreren vom Adel zum Palatinus auf Ungarn und glich die Irrungen aus. Damit gingen denn die Truppen wieder aus einander, sowie die vom Rádul geschickten Hülfsvölker, 372 373 374
Šarišské Dravce (slowak.), Daróc, Darócz (ung.), Kreis Sabinov. Georg Thurzó (1567-1616), Palatin von Ungarn (1609-1616) Matthias II. (1557-1619), König von Ungarn (1608-1619) und Böhmen (1611-1619), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1612-1619).
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die bis dahin bey Tartlau gestanden waren. |:Weiß Ann. p. 138-143.; Haners Fürst Báthori § 32-35.:|. Inmittelst war auch die Pforte gegen den Báthori durch die Nachrichten von seinem wilden Betragen erkaltet. Johann Petki, der in Landesangelegenheiten und vermuthlich um Hülfstruppen zu erbitten dahin geschickt worden war, kam den 4ten December in Begleitung eines Türkischen Gesandten, der eigens den Befehl hatte, den Fürsten im Namen der Pforte zu bedeuten, sich fremder Hülfe zu enthalten, und das Land bey strengen Ahndungen vor Verwüstung zu bewahren, sonst würde der Kayser andere Maßregeln wegen Siebenbürgen treffen. Allein Báthori machte es immer ärger. Er gab diesen Ermahnungen so wenig Gehör, als denjenigen, die der König Matthias an ihn hatte ergehen laßen. Vielmehr lockte er den Andreas Nagy mit den unter ihm stehenden Hayducken aus Ungarn in seine Dienste und ließ sie auf Siebenbürgen herüber kommen. Das Land kannte dieses Gesindel aus den Verheerungen, die es unter dem Michael Vajda und dem Generalen Basta angerichtet hatte. Noch pochte einem jeden das Herz von Mord- und Blut-Scenen, die sie damals allenthalben verbreitet hatten. Beute machen war ihr Gewerbe. Beute vertrat bey ihnen die Stelle des Soldes. Da war schon ein Wink genug, um sie aus ihren Wohnsitzen hinweg zu zaubern, und Andreas Nagy war der Mann, der sie zu führen wußte. Dem Báthori war nur um Truppen zu thun, aus welchen Ecken sie immer aufzubringen wären. Denn er fürchtete auch die Bewegungen des gewesenen Kanzlers Stephan Kendi, weil verlauten wollte, daß dieser in Pohlen ein Heer wider ihn zusammen zöge. Auch war er auf den Wallachischen Woywoden Rádul übel zu sprechen, ob dieser ihm gleich letzthin die verlangten 3.000 Mann zur Hülfe gestellt hatte. Er ging damit um, denselben zu demüthigen, so heilig er ihn durch desselben guten Freund, den Raizen-Obristen Georg Rátz von seiner fortdauernden Freundschaft versichert hatte |:Fuchs Chron.:|. Noch mehr. Er brütete über Anschläge seine eigenen Unterthanen zu drücken, und seinen Arm fühlen zu laßen. War es Geiz, war es Blutdurst, war es sein alter Groll wegen des ehemals an seinem Ahnherrn Andreas Báthori bewiesenen Kaltsinnes |:David Herrmann Annal.:|. Genug, Hermannstadt war der erste Standpunct, den er sich gefaßet hatte, seine höllischen Entwürfe auszuführen, die er doch so zu vermänteln wußte, daß sie erst bey dem Ausbruch bemerkbar wurden. Vorerst hatte er auf den 17ten December einen Landtag auf Hermannstadt ausgeschrieben. Unter diesem Vorwande kam er den 10ten mit 20.000 Mann auf Großau375. Was er mit diesem großen Heere wollte, wußte sich niemand zu erklären. Die Herrmannstädter thaten indeßen, was ihnen als Unterthanen die Pflicht gebot und schickten ihm als Fürsten, ihre ersten Beamten entgegen. 375
Cristian (rum.), Kereszténysziget (ung.), Großau (dt.), Kreis Sibiu.
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Seine Heeresmacht war ihnen auffallend, alleine sie waren viel zu schwach, auch zu wenig vorbereitet, als daß die einem so gewaltigen Strom, gesetzt, daß er auch über sie herfallen sollte, hätten entgegenstehen können. Er kam, ließ aber, um die Stärke seines Gefolges zu verheelen, eine Menge bedeckter Wägen voran gehen, die mit Kriegsvolk vollgepfropft waren. Gerne hätten die Herrmannstädter, wie ihnen die Sache verdächtig wurde, das Thor versperrt und die Schranken niedergelaßen, allein dieses wurde ihnen verwehrt, weil es immer hieß, der Fürst sey noch nicht da und komme hinten nach. Auch fuhren die Wägen geflißentlich dicht hintereinander und der Fürst befand sich erst unter den letzten Wägen. Wenn auch nicht die 20.000 Mann vollzählig in die Stadt kamen, so waren doch ihrer genug um den Fürsten herum, der Bürgerschaft Schrecken einzujagen. Gleich bey dem Eintritt wurden die Thore und Basteyen von fürstlicher Mannschaft besetzt, auch ließ er die Schlüßel dazu den folgenden Tag dem Magistrat abfordern. Drey Tage verfloßen unter Schmausereyen vorüber, ohne daß man das geringste von den feindseligen Absichten ahnen konnte. Den 17ten ließ er erst die Stände zusammen kommen. Hier machte er denn den unerwarteten Vortrag, daß er seinen Feldzug in die Wallachey vorhabe, vorher aber für sich und seine Nachfolger Hermannstadt zur künftigen Residenz erwählt hätte. Indeßen sey vorgekommen, daß die Herrmannstädter theils mit dem Wallachischen Woywoden Rádul, theils mit dem nach Polen geflüchteten Stephan Kendi geheime Einverständiße gepflogen, und dem letzteren eine Unterstützung von 30.000 Gulden versprochen. Dieser Untreue wegen würden sie verdient haben, sämtlich aus der Stadt verjaget und ihrer Güter verlustig erklärt zu werden, er wolle sie aber nicht nach der Strenge der Rechte behandeln. Es waren, um diesen schweren Beschuldigungen einen Anstrich zu geben, falsche Angeber schon da, die solches öffentlich bezeugten. Wie denn in dieser Absicht auch an den eben anwesenden Michael Weiß auch angesetzt worden war, um von ihm nachtheilige Zeugnisse heraus zu locken, der aber zu ehrlich war, als daß er sich einer solchen Verrätherey hätte theilhaftig machen wollen. Dafür war aber schon gesorgt, daß jene falschen Zeugniße ihren Zweck nicht verfehlen sollten. Was vermag nicht ein Despot, der 20.000 Streiter auf seiner Seite, und die Mittel in Händen hat, seine Drohungen und Verheißungen geltend zu machen? Báthori hatte zwar den Schluß gefaßt, die Stadt von ihren Einwohnern völlig zu entblößen, und ihre Güter zu confisciren, das hatten ihm aber, wie er es vorläufig den geheimen Räthen vortrug, Einige von denenselben widersprochen, denen er dieses Widerspruchs wegen, selbst den Tod gedrohet hatte. Jetzt wurden also die Stände halb durch Bestechungen und Verheißungen gewonnen, halb durch Drohungen geschreckt. Niemand nahm sich der Angeklagten [an]. Zur Rechtfertigung wurden sie gar nicht zugelaßen. Wohl aber wurde der Fürst mittelst eines förmlichen
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Landtagsbeschlußes mit schmeichelhaften Danksagungen beehrt, daß er den Hermannstädtern mit der wohlverdienten Strafe deren Grund doch so ganz schlüpfrig war, geschonet hätten. Nun wurde den 19. December in der ganzen Stadt ausgeboten, daß ein jeder Bürger bey Henkers-Strafe, Säbel, Spieße, Feuergewehre, und was er immer an Wehr und Waffen hätte, heraus liefern sollte. Alles wurde auf den großen Ring zusammen geschleppet und zum Theil unter die Hayducken ausgetheilt, zum Theil in die fürstliche Rüstkammer beygelegt. Den 20sten December wurden vom Rathhause sämmtliche Schriften und Urkunden hinweg genommen. Den 22sten, wo die Stände schon auseinander gegangen waren, ließ Báthori den Magistrat und Communität auf das Rathhaus einsperren und so gar einen Theil von den Fenstern der versperrten Zimmer vermauern, und entließ sie endlich auf anhaltendes Bitten der versammelten Sächsischen Universität, deren Vorstellungen doch auch reiche Geschenke das Gewicht geben mußten. 52.000 Gulden wurden bey dieser Gelegenheit von den Herrmannstädtern erpreßt. Noch war die Rach- und Geldgier dieses Tyrannen nicht gesättigt. Um auch den Schmuck und die verborgenen Schätze erhaschen zu können, wurden so gar die Frauen der Vornehmsten in Verhaft gesetzt, und am Schluß die Bürger gar aus den Häusern verjagt, nur 90 die der Fürst selbst zur Hof-Arbeit nicht entbehren konnte, wurden verschont und zurück behalten. Die solchemnach verlaßenen Häuser wies Báthori zum Theil seinen Leuten an, andere beschloß er zusammen zu stoßen, um sie zu einem Pallast für sich zuzurichten. Weiß sah diese Greuel mit Augen an, ahndte, was auch seinen Landsleuten widerfahren könnte, denen auch ein gleicher feindlicher Behuf bestimmt war. Um also dieses abzuwenden machte er eiligst 2.500 Ducaten zusammen, und beschenkte damit den Imreffi, der als der erste Rathgeber des Frsten bekannt war. Dem Fürsten selbst verehrte er 4.500 Ducaten. Báthori ließ, als er sich in Hermannstadt ausgetobt hatte, 500 Mann darin zur Besatzung, und verließ die Stadt den 25. December um auf den Wallachischen Woywoden Rádul loszugehen. Schon oben haben wir erwähnt, daß dieser Rádul auch Serbán hieß. Wir sind diese Anmerkung den Lesern schuldig, um ihn von nun an von seinem Mitbuhler Rádul Michne376 unterscheiden zu können. Die Weißischen Geschenke hatten so viel gewirkt, daß der Fürst diesmal mit seinem Heer nur bey Zeiden stehen blieb, die Stadt selbst aber mit seinem Zuspruch verschonte, weßwegen für ihn noch eine mit Silber beschlagene Kutsche in Cronstadt verfertigt wurde |:Seybriger Diar. p. 264.:|. Nach einem kurzen Aufenthalt in Burzenland ging er den 30. December in der grimmigsten Kälte in die Wallachey hinein. 376
Radu Mihnea (gest. 1626), Woiwode der Walachei (1601-1602, März 1611 - Mai 1611, September 1611-1616, 1620-1623), Woiwode der Moldau (1616-1619, 1623-1626).
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Rádul war zu wenig zu diesem Ueberfall vorbereitet, als daß er ihm einigen Widerstand hätte leisten können. Er floh in die Moldau. Dadurch stand dem Báthori und seinem Heer die ganze Wallachey offen, um darin nach Herzenslust zu rauben, zu morden, Gräber zu öffnen und zu plündern, neue Martern zur Peinigung unschuldiger Schlachtopfer, neue Bubenstücke zu ersinnen und das Land in einen Schutthaufen zu verwandeln. Báthori setzte nun den Rádul Michne zum Woywoden ein und führte in Ansehung diesselben bey dem Türkischen Kayser eben die Sprache, womit vorhin der Michael Vajda seine Tyranney in Siebenbürgen wider den Andreas Báthori bey dem Römischen Kayser beschönigt hatte. Rádul Serbán, hieß es, sey der Pforte abtrünnig geworden, er hätte also den ihr ergebenen Rádul Michne zum Woywoden eingesetzt und bäte nun um deßen Bestättigung. Uebrigens schreib er sich, ohne weiteren Beschied zu erwarten, von nun an Transylvaniae Wallachiae Transalpinaeque Princeps377. Allein sein Angeben fand bey der Pforte den gehofften Eingang nicht. Zu dem hatte der vertriebene Woywode Rádul Serbán von den Bassen in Ungarn einen Streifzug in die Städte der Hayducken ausgewirkt, um diese von seinem Lande abzuziehen. Báthori hielt es also für nöthig sich bey guter Zeit zurück zu ziehen. Einige Truppen ließ er zur Bedeckung zwar zurück, mit den übrigen aber ging er wieder nach Siebenbürgen und langte den 16. März in Cronstadt an. Hier schmaußte und praßte er drey Tage voll Freuden über den ihm in der Wallachey gelungenen Feldzug und schenkte den Cronstädtern, um sie der Zweifel wegen, die auch in ihnen in Rücksicht auf das den Hermannstädtern widerfahrene Schicksal aufstoßen könnten, sicher zu machen, vier Feldstücke von denenjenigen, die er vom Rádul Serbán erbeutet und mit herein gebracht hatte |:Sutoris diar. p. 27.:|. Seine Hayducken hingegen verkümmerten den Cronstädtern dieses Geschenk durch die Räubereyen, die sie jetzt auch bey Cronstadt herum trieben. Báthori schrieb nun auf den 11. May einen Landtag auf Clausenburg aus, und bezeichnete denselben mit einer neuen Grausamkeit, die er an der Evangelischen Geistlichkeit ausübte. Diese beschuldigte er durchgehens, daß sie sich an ihm durch Verrätherey vergangen hätten. Beweise war seine Sache nicht, ihm war es genug, die Stände dahin zu lenken, daß sie sich seinem Verlangten fügten. Er war lüstern nach drey Viertheilen der Geistlichen Zehenden. Diese zog er denn ohne weiteres zu den Kammer-Einkünften, und bewirkte zugleich bey dem Lande die Steuer zur Bestreitung der wider die benachbarten Woywoden erforderlichen Kriegs-Unkosten |:Dav. Herrmann. Ann.; Haners Fürst Báthori § 64.:|. 377
Übersetzung: Fürst von Siebenbürgen und der transalpinen Walachei.
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Rádul Serbán war indeßen nicht müßig gewesen. Er sammelte seine Mannschaft, zog auch einige Moldauer und Pohlnische Truppen dazu, überfiel die Báthorische Besatzung, machte ihren Anführer Lugosi zum Gefangenen und verjagte den Báthorischen Woywoden Michne. Aber Báthori zielte noch immer auf Cronstadt, so geheim er bisher mit seinen Entwürfen gewesen war. Erst kam der Vortrab von 1.000 Mann, unter welchen sich auch die vom Nagy Andreas geführten Hayducken befanden, nach Burzenland, unter dem Vorwand, daß sie zur Unterstützung des Rádul Michne in die Wallachey hinüber gehen wollten. Von diesen legte sich ein Hauffen in die Altstadt und trieb dort sein Unwesen den 11. Junii. Den 12ten darauf, der an einem Sonntag einfiel, kam er mit etlichen und 20 Mann unter der Predigt vor das Klosterthor und verlangte herein gelaßen zu werden. Die Cronstädter, die unter der zahlreichen Mannschaft, die im District lag, nicht gutes ahnten, hielten ihre Thore versperrt. Jetzt wurde der Nagy Andreas unter dem Titel, daß die Schlüßel nicht bey der Hand seyen, bis zum Ausgang des Gottesdienstes verbeschieden. Da erst wurde er herein gelaßen. Indem aber auch seine Leute unter allerhand Vorwänden bald um Tinte, bald um Papier zu holen aus und ein gingen, die Oerter und Beschaffenheit der ausgestellten Bürger-Wachen auszukundschaften, um sofort die Stadt überrumpeln zu können. Schon war die Mannschaft truppenweise theils in die nächsten Häuser der Altstadt, theils in der so genannten Graft, und zwar letztere zu Roß vertheilt. Sein Plan war der, es sollte von ihm ein bestellter Wagen aus der Stadt zum Klosterthor hinaus geführt werden, auf der Brücke sollte was am Wagen brechen, als dann aber auf ein schon verabredetes Zeichen die im Hinterhalt befindliche Mannschaft herbeyeilen und mit gesammelter Macht in die Stadt einbrechen. Allein die Cronstädter ließen sich nicht so leicht wie vormals die Schäßburger vom Capitain Tholdi überlisten. Sie ließen den Wagen nicht zu diesem, sondern zum entfernten Porzelthor hinaus. Die Bürgerschaft stellte sich zur Gegenwehr und der Nagy András mußte seinen Plan scheitern sehen. Voll Unmuths, daß ihm dieser Plan mißlungen war, verließ er nun mit seinen 200 Mann, die er geflißentlich in dieser Absicht versammelt hatte, auch die Vorstadt, und begab sich auf Tartlau. Die Cronstädter wollten es mit ihm nicht völlig verderben und schickten ihm den Tag darauf eine ganz neue, mit schönen grauen Pferden bespannte Kutsche und etliche Geschirre. Grade dieß gereichte ihm aber zur Falle. Die Hayducken, die hieran keinen Theil hatten, und lieber die Stadt ausgeplündert haben möchten, wozu man ihnen Hoffnung gemacht hatte, wurden über diese Geschenke eifersüchtig, argwöhnten auch, daß ihnen der Vorschlag die Stadt zu überrumpeln und auszurauben, bloß durch sein Einverständniß mit den Cronstädtern verrückt worden sey, und nöthigten ihn, den Rückmarsch nach Ungarn anzutreten, da sie ohnehin wegen des von
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Seiten der Türken zu besorgenden Ueberfalls ihre zurück gelaßenen Weiber und Kinder und Wohnstätten zu schützen wünschten |:Hegyes Diar. 201-205; Sutoris p. 22-24:|. Báthori sah sich auf diese Art von denjenigen, auf deren Dienste er bisher am meisten gebauet hatte, verlaßen. Nichts desto weniger war seine Kriegsmacht stark genug, seine Absicht gegen innerliche und äußerliche Feinde ausführen zu können. Er ging also den 20. Junii mit seinem Heer gerade auf Cronstadt zu und schlug sein Lager zwischen Zeyden und Weydenbach auf. Die Cronstädter unterließen es dießmal ihn, wie es sich unter den Umständen geschickt hätte, zu bewillkommen oder gar in die Stadt einzuladen. Noch machte Imreffi einen Versuch, ob sie sich nicht umstimmen ließen. Den Tag darauf machte er sich mit 200 Mann auf, um in die Stadt zu kommen. Allein die Cronstädter schickten ihm einen reitenden Bothen entgegen und ließen ihm sagen, er möchte sich nicht weiter bemühen, denn man würde ihn nicht in die Stadt laßen. Brummend lenkte Imreffi um. Der Magistrat hingegen beschloß, daß auf den Fall, daß etwas feindliches wider die Stadt unternommen würde, die gesammte Bürgerschaft aufstehen und das Gewehr ergreifen sollte, um Haus und Hof, Weib und Kind und die ererbten Freyheiten männlich zu vertheidigen. Von dieser Entschliessung ließ denn derselbe den Rádul Serbán in der Wallachey unterrichten und um schleunige Hülfe bitten |:Fuchs Chron:|. Derweilen aber ward der Báthorischen Armee, was sie an Proviant verlangte, aus der Stadt zugeführt. Nichts desto weniger erlaubte sich das Kriegsvolk alle Bübereyen in Häusern, Feldern und Gärten. Der Fürst drohte und pochte schrecklich, daß er das Kind im Mutterleibe nicht schonen wollte, falls sie sich ihm nicht in der Güte überlaßen würden. Vielleicht hätte er diese Drohungen auch ins Werk gesetzt, aber zum Glück für die Cronstädter hatten die Szekler, die eine ziemliche Stelle in seiner Armee ausfüllten, schon vor diesen Unruhen ihre Weiber und Kinder nebst den besten Sachen in die Stadt geflüchtet. Diese bürgten den Cronstädtern für Thätlichkeiten von Seiten der Szekler, ob diese jetzt gleich von ihnen abstunden und dem Báthori Gehorsam und Treue angelobten. Báthori beschränkte sich also diesmal bloß mit Flüchen und Drohungen. Zwanzig Tage und drüber gingen unter diesem Getümmel vorbey. Plötzlich erschien den 9. Julii um 8 Uhr frühe Rádul Serbán mit etwa 10.000 Mann bey dem Hochgerichte378. Er hatte außer den Wallachischen Landtruppen noch ein Heer wohl ausgerüsteter Reuter aus Pohlen bey sich, und hatte die Gebürge in starken Märschen in solcher Eile und Geschwindigkeit überstiegen, daß hier seine Ankunft erst, wie er schon da war, kund wurde. Báthori, der ein Heer von 30.000 Mann bey sich hatte und jetzt bey Tartlau stand, glaubte mit dieser wenigen Mannschaft, die dazu durch den starken Marsch in den Gebürgen 378
Siehe: Galgenberg.
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erhitzt und ermüdet, auch erhungert war, bald fertig zu werden. Er wollte ihm also auch keine Zeit zur Erholung laßen, sondern rückte unverzüglich aus dem Lager bey Tartlau über Honigberg auf Petersberg heraus, in der Absicht, den Rádul Serbán ins flache Feld zu locken, und dadurch die Sonne im Rücken zu gewinnen. Rádul hingegen kam nicht aus der Faßung, nur stellte er einen Trupp von 2.000 Kosaken, Pohlnischen Reutern und Hof-Trabanten in den Hinterhalt bey der Papiermühle, mit dem übrigen Volke zog er sich bis zur Sankt Bartholomäuskirche gegen den Roßbach379 zu. Dahin schickten ihm die Cronstädter etliche kleine Feldstücke samt Zugehör, wie auch etliche Wägen mit Spießen beladen. Nun stießen beyde Heere im Mittelfelde bey dem Stockbrunnen um 11 Uhr aufeinander. Der erste Anfall von Seiten des Báthori war heftig, das Wallachische Fußvolk erschrak und zerstreute sich flüchtig in die Vorstädte, wodurch ein großer Theil derselben aufgerieben wurde. Nun fiel aber die bey der Papiermühle versteckt gewesene Mannschaft aus dem Hinterhalt heraus und griff die Báthorischen mit solchem Ungestüm an, daß sie schnell Muth und Fassung verlohren und den Rücken wandten. Die schon flüchtig gewordenen Rádulschen Infanteristen setzten sich, als sie dieses wahrnahmen, und eilten ins Feuer zurück. Dadurch wurde die Niederlage unter den Báthorischen allgemein. Die Rádulschen verfolgten die Szekler bis in Háromszék hinein und steckten bey 20 Dörfer auf einmal an. Auf dem Schlachtfeld waren 7.785 Todte gezählet, unter diesen befand sich des Báthori Liebling Johann Imreffi und der durch seine Räubereyen berühmte Georg Rátz, Raizenhauptmann. Des Letzteren Kopf wurde nach der Schlacht im Klosterthor aufgesteckt. Das Feld war von Erschlagenen und Gewehren überdeckt. Die Cronstädter ließen, soviel es Hitze und Gestank von so vielen Leichen erlaubte, die Erschlagenen in einer Grube zusammen verscharren. Dadurch ist der sogenannte Cronerbühel380 entstanden, wo noch heutigen Tages Gebeine, ja ganze Körper in ihrer natürlichen Größe sichtbar sind. Ein beträchtlicher Teil dieses Haufens ist nachher zum Saliter381 verwendet worden. So mußte die Gegend, die vor acht Jahren Székely Moyses nebst den Ansehnlichsten vom Szekler Adel mit seinem Blute gefärbt hatte, jetzt einen neuen Kirchof wieder für die Szekler abgeben. Jene Schlacht ereignete sich den 17. Julii 1603, diese den 379
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Rossbach: südlicher Zufluss des Weidenbaches, nördlich der Vorstadt Bartholomä (Altstadt) gelegen. Gemäß Ausgrabungen von Julius Teutsch befindet sich das Massengrab rechts der Marienburger Landstraße, 2,6 km nördlich der Bartholomäer Kirche. Vgl. Julius Teutsch: Das Massengrab aus der Schlacht zwischen dem Fürsten G. Bathori und dem Woiwoden der Walachei Radul Scherban, den 9. Julii im Jahre 1611. In: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 24 (1901), 1-3. Saliter: eine veraltete Bezeichnung für Salpeter oder Kaliumnitrat (KNO3). Kaliumnitrat entsteht u. a. durch Verwesungs- bzw. Fäulnisprozesse und findet z. B. bei der Herstellung von Schwarzpulver Verwendung.
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9. Julii 1611. In beyden war Rádul Serbán Sieger |:Heyges p. 201-207; Fuchs Chron.; Sutoris Diar. 22-25; Chr. Seybriger 266-273; Gunesch hist.; Benkner Chron.; Haners Fürst Báthori § 68-§80:|. Kaum wußte sich Báthori selbst aus dem Schlachtfelde zu retten. Wütend ritt er auf Hermannstadt, läßt seinen Grimm nicht nur an dem Szeklerischen Generalen Stephan Bedő382, der die Flucht seiner Untergebenen zuerst veranlaßt haben sollte, und daher öffentlich enthauptet wurde, sondern auch an den unschuldigen Hermannstädtern, die doch gar nichts versehen hatten, von welchen er aufs neue nur ihre besten Habseligkeiten erpreßte |:Fuchs Chron.; Haners Fürst Báthori § 81.; Sutoris p. 26.:|. Inmittelst langten in Burzenland auch die vom Woywoden Rádul Serbán noch zurückgelaßenen Truppen an. Sie glaubten, der Zeitpunct sey da, wo sie im Stande wären, die Grausamkeiten zu rächen, die sie im vorigen Winter von den Szeklern und Hayducken in ihrem Vaterlande auszustehen gehabt hatten. Mit Mühe wehrten es die Cronstädter durch inständiges Bitten bey dem Rádul ab, daß sie mit den ihnen zugedachten Verheerungen verschont blieben. Rádul wollte indeßen, da er diese Verstärkung erhalten, sein Waffenglück verfolgen und eilte auf Hermannstadt, um den darin liegenden Fürsten zu belagern oder auszutreiben. Fast zu gleicher Zeit traf der Hayduckenobrist und Commandant von Kaschau, Sigismund Forgáts, in Siebenbürgen ein. Ihn hatte der Ungrische Palatin auf Befehl des Königs Matthias theils wegen der vom Báthori an den ihm ergebenen Woywoden Rádul Serbán im vorigen Winter verübten Gewalt, theils wegen Verführung der dem König unterwürfigen Hayducken, etwa mit 6.000 wider den Báthori als einen Störer der öffentlichen Ruhe ausgeschickt. Dieser nahm Clausenburg, Müllenbach und Weißenburg ohne Widerstand ein und rückte auf Hermannstadt heran, um diese Stadt, mit dem Rádul vereinigt, einzuschließen. Unter ihm stand der Hayducken Capitain Nagy András, der nach seinem Abzuge von Cronstadt in Kayserliche Dienste getreten war. Allein dieser grade war es, der sowie vorhin dem Báthori, nunmehr seinem Obristen Forgáts untreu wurde, und nicht nur für seine Person zum Báthori überging, sondern auch viele seiner Untergebenen zur Desertion verleitete |:Gunesch hist.:|. In gleicher Zeit verlautete, daß Báthori eine Verstärkung von Türken und Tartaren ausgewirkt habe, und diese schon im Anzuge seyen. Wirklich hatte Báthori der Pforte vorgespiegelt, daß ihr die Cronstädter abtrünnig geworden seyen. Rádul mußte also auf seine eigene Sicherheit bedacht nehmen, um nicht in der Zeit, da er auf fremden Boden focht, seinen eigenen einzubüßen. Es trennten sich also beyde Heere von einander. Forgáts wandte sich auf 382
Stephan Bedő de Kálnok (gest. 1612), 1602 Leutnant der Szekler Infanterie, steht auf der Seite von Radu Şerban gegen Moses Székely, 1606 Gesandter an Stephan Bocskai und Fürstlicher Rat, 1607 Oberkapitän im Háromszék, 1612 nach der Schlacht von Marienburg auf Báthorys Veranlassung wegen Hochverrats hingerichtet.
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Mediasch, nahm solches mit Capitulation ein und besetzte es mit 200 Mann |:Gunesch hist.:|. Von dorten rückte er auf Cronstadt, forderte es zur Uebergabe an den König Matthias auf und erpreßte von der Stadt 14.000 Gulden. Hier trafen Forgáts und Rádul Serbán wieder zusammen. Allein Rádul hörte, daß sein Mitbuhler Rádul Michne mit einem Trupp Türken und Tartaren in die Wallachey schon eingefallen sey und eilte dahin zurück. Forgats verweilte hier noch acht Tage. Weil er indeßen weder den Cronstädtern noch seiner eigenen Mannschaft traute, und sich fürchtete, durch den Báthori vom Rückzug abgeschnitten zu werden, so ging er den 18. September plötzlich in die Gebürge hinüber, und zwar so eilfertig, daß er auch von seinem Geschütze sechs Stücke zurückließ, und diese den Cronstädtern für 6.000 fl verpfändete. Dieser Rückzug hatte indeßen für ihn die widrigsten Folgen. Da er keinen Wegweiser bey sich hatte, so verirrte er sich im Gebirge, viele von seinen Leute verließen ihn, er war froh mit den wenigen, die er noch behalten konnte, Pohlen und zuletzt seinen Standort zu erreichen. Ebenso ungünstig war das Schicksal dem Rádul Serbán. Michne hatte sich in seiner Abwesenheit der Wallachey bemächtigt. Rádul Serbán sah sich, wie er hinkam, von seinen eigenen Leuten verlaßen. Nun gab er selbst das Fürstenthum verlohren. Um Verräthereyen auszuweichen, suchte er Schutz und Hülfe in Pohlen, von dort ging er zum König Matthias, unter deßen Schutz er bis an seinen Tod verblieb, wie er denn zuletzt sein Leben in Wien beschloßen haben soll |:Seybriger 274.275; Sutoris p. 27, 28; Fuchs Chron.; Benkneri Chron.; Haners Fürst Báthori § 107.:|. Durch die Entfernung des Forgáts und Rádul gewann Báthori freyere Hand in Siebenbürgen. Zuvörderst nahm er Mediasch wieder ein, der Besatzung versprach er freyen Abzug, ließ sie aber wider den ihr geschworenen Eyd auf Hermannstadt gefangen führen, und hielt sie dort anderthalb Jahre in Eisen, wonach er sie den Türken theils verschenkte, theils für Pferde austauschte |:Dav. Herrm. Annal.:|. Mit Schäßburg gelangen ihm seine Künste nicht, er fand daselbst mannhaften Widerstand, daher wandte er sich von dort hinweg und eilte nach Burzenland |:Gunesch hist.:|, wo die Cronstädter mittlerweile den inneren Theil des Bergschloßes verstärkten und um das Schloß noch einen Erdwall samt einem Graben rund herum geführet hatten |:Seybriger p. 276.:|. Szekler, Hayducken, Tartaren, Türken, Deutsche waren im Gefolge des Báthori. Mit diesem langte er den 21sten September in Burzenland an, und schlug sein Lager wieder bey der Papiermühle in der Gegend auf, die ihm zwey Monate vorher ein so blutiges Andenken zurück gelaßen hatte. Sein erster Eintritt wurde mit Blut und Feuer bezeichnet. Ganz Burzenland wurde in die Asche gelegt, auch ein Zweytheil von der Altstadt. In Wolkendorf flüchtete das arme Volk in das Schloß. Dieses wurde von den Szeklern angesteckt, 250
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Personen verbrannten im Schloß, die übrigen wurden gefangen, hingegen von den Zeidnern und Rosenauern ausgelöst |:Fuchs Chron.; Hegyes p. 208, 209.:|. Weiß ging inmittelst zu Pferde hinaus, die zwey Lager, davon das eine von den Türken, das andere von den Ungarn besetzt war, in Augenschein zu nehmen. Einige Freywillige bitten ihn um die Erlaubniß ihr Heil zu versuchen und auf Beute auszugehen. Weiß läßt es geschehen. Sie verstecken sich in die Gärten hin und wieder, lauern auf die Türken, schießen einige von den Pferden herunter, einen aber fangen sie lebendig und bringen ihn zum Stadt-Richter. Er fragt ihn um seinen Stand aus, und erfährt, daß er in eines Bassa Diensten sey, mehrere Auskunft weiß ihm dieser nicht zu geben. Weiß läßt ihm wider seine Erwartung gutes Essen und Trinken vorsetzen, bis er mit seinem Brief fertig würde, und schreibt an den Bassa: „Hättest du eine rechtmäßige Sache uns zu belagern auf Befehl deines Kaysers, warum bringst du an uns kein Schreiben von ihm? Wir sehen wohl, daß du hiezu mit Geld bestochen bist, ohne daß der Kayser von allem etwas wißen sollte. Wir werden um dieser Ursachen und deinetwegen an den Kayser schreiben müßen und es suchen. Schau da zu, wie du es verantworten willst bey dem Kayser.“ Mit diesem Brief wird der Türkische Gefangene bey der Nacht hinausgelaßen, und bis ins Feld begleitet. Der Bassa wird aufmerksam. Gleich des folgenden Tages schickt er fünf Türken in die Stadt und verlangt Einige hinaus, um sich mit ihnen mündlich zu unterreden. Michael Weiß und Joh[ann] Chrestels gehen zum Klosterthor hinaus und setzen sich mit den Türkischen Deputirten unter die Linden. Der eine fragt sie durch Dolmetscher aus, was wohl die Ursache sey, daß die Stadt ihren Fürsten verlaßen und erst dem Rádul Serbán, hernach aber den Sigismund Forgáts angehangen und dadurch zugleich der Pforte abtrünnig geworden sey? Denn nur dieses, und die häufigen Klagen des Fürsten über die Untreue der Sachsen hätten die Pforte zu dieser Sendung vermocht, nicht so wohl dem Fürsten Hülfe zu leisten, als vielmehr die wahre Lage der Provinz zu erforschen und wenn einige Anstände im Wege lägen, diese hinweg zu räumen, und hätte der Fürst recht, ihn zu unterstützen, hätte er aber unrecht, ihn zu stürzen und dem Lande auszuhelfen, nur müßte dasselbe der Pforte treu verbleiben. Die Cronstädter antworteten: „Niemand sey es eingefallen, den Türken abzusagen, indem man wiße, daß Siebenbürgen ohne ihren Schutz nicht bestehen könne. Bloß die Tyranney des Báthori sey unausstehlig. Die Hermannstädter dienten zum lebendigen Beweis davon, die ihrer Stadt und Güter von ihm in tyrannischer Weise wären beraubt worden und nun im größten Elend schmachteten. Um sich also vor einem ähnlichen Unglück zu bewahren, hätten die Cronstädter wegen der Entlegenheit der Türken in der Nähe alle mögliche Hülfe nicht aus unredlichen Absichten, sondern bloß zu ihrer Vertheidigung aufgebothen.“ Der Bassa, an welchen diese Klagen auch
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schriftlich mitgegeben wurden, erklärte sich nun offenherzig, er sey nicht gesonnen, dem Báthori in seiner ungerechten Sache einigen Vorschub zu leisten, vielmehr wolle er mit seinem Heere abziehen und zu seinem Herren zurück kehren. Dieses kündigte er auch dem Báthori an, und führte es binnen zwey Tagen redlich aus |:Fuchs Chron.; Sutoris Diar. p. 29.; Seybriger p. 279, 280.:|. Nur konnten seine Truppen sich nicht enthalten, die Szekler untereinstens zu züchtigen, daß sie sie in einer so mißlichen Sache an ihre Grenzen bemüht hätten. Leute, die zu Gewaltthätigkeiten geneigt sind, kommt es schwer an, den ersten besten Vorwand zu ergreifen, ihre Lieblingsneigung zu befriedigen. Báthori hatte sie zu Hülfe gerufen, sein schwarzer Character erschien auch ihnen in seiner völligen Blöße. Ihm zu gefallen hatten sie den Burzenländer District mit seinen eigenen Leuten um die Wette verheert, nun mußten es auch die ihm ergebenen Szekler vergelten. Sie führten in einem dahin gemachten Streifzuge einen Theil derselben mit sich in die Sclaverey. Damit zogen sie den 25sten September völlig ab. Báthori sah hiedurch seinen ganzen Plan vereitelt. Er war gekommen, sich der Stadt zu bemächtigen, und sah sich nun selbst von denen, auf deren Hülfe er gebaut hatte, verlaßen. Im Zorn ließ er nur in den drey Vorstädten Feuer anlegen, so daß in allem nur zehn Häuser übrig blieben, und im District, was noch übrig war, anzünden |:Fuchs Chron.; Hegyes p. 209.; Seybriger p. 281.:|. Hierauf ging er nach Hermannstadt zurück, wüthete hier aufs neue, und erklärte sich endlich, die Stadt völlig zu räumen, wenn sie ihm m/100383 fl in drey Tagen verschafften. Voller Freude rafften die Bürger für ihn zusammen, was sie theils in baarem Gelde, theils an Silber übrig hatten. Er steckte alles ein, schreckte aber doch den Magistrat und die Communität mit einer neuen Einsperrung auf das Rathhaus, und blieb in Hermannstadt |:Gunesch hist.:|. Nun schrieb er auf den 28sten October einen Landtag auf Clausenburg aus und ließ die Cronstädter als die Einzigen, die sich ihm widersetzten, für Verräther erklären. Hierauf verfügte [er] sich auf Großwardein um sich mit dem König Matthias auszugleichen |:Fuchs Chron.:|. Den Cronstädtern blieb nichts übrig, als sich auf künftige Zeiten so gut als möglich zu rüsten, zugleich aber wegen den beständigen Streiffereyen der Szekler, die alle Straßen unsicher machten, zwey Bürger-Compagnien, eine zu Pferde, eine zu Fuß aufzurichten |:Gunesch hist.; Seybriger p. 281, 282.:|. Auch schickten sie den Martin Gorges in Gesellschaft des Nicolaus Sugesdi384 an den Ungrischen Palatinus, um demselben ihren Jammerstand vorzustellen und ihn vermöge der von Sigismund Forgáts gegebenen Versicherung um Hülfe zu bitten. Inmittelst ließen sich die im unteren Circul wohnenden sogenann383 384
100.000. Nikolaus Sükösd de Nagyteremi, 1612 von Gabriel Báthori verbannt.
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ten Niederländer bethören, fielen von den Cronstädtern ab, und räumten ihre Castelle den Szeklern ein, mit dem Versprechen, daß sie nun nichts mehr an die Cronstädter abgeben wollten |:Fuchs Chron.; Sutoris p. 30.:|. Unter dergleichen stürmischen Auftritten, wobey sich zumal Cronstädter und Szekler wechselweise beraubten und beschädigten, verstrich der Winter. Báthori zog derweilen den Nagy Andreas mit 6.000 Hayducken auf seine Seite |:Haners Fürst Báthori § 135, 136.:|. Ihm, dessen Mantel jedem Winde zu Diensten stand, kam es nicht schwer an, auch jetzt den ihm gegebenen Wink zu folgen. Trug und List machten seine Seele aus, nur wollten ihm seine Künste in Schäßburg nicht anschlagen. Auch hier gedachte er, die vorher in Cronstadt gemachten Versuche zu wiederholen, und sich der Burg für seinen neuen Herren ohne Weitläufigkeit zu bemächtigen. Zum Schein verlangte er die Burg nur zu sehen. Die Schäßburger durften es nicht wagen, solches geradeweg abzuschlagen, um ein großes Unglück zu verhüten. Nur stellte sich die Bürgerschaft in doppelten Reihen vom Thor an gegen einander über. In dieser Stellung empfingen sie ihn, wie er herein trat. Er hatte 20 Pferde bey sich. Aber die Bürger sperrten das Thor zu, wie er hinein gekommen war. Nun ritt er auf das hintere Thor zu, wohin er zweifels ohne einen Hinterhalt bestellt hatte. Dieses fand er aber verriegelt und verschanzt. Er mußte sich also, um von den Seinigen, die draußen waren, nicht abgeschnitten zu werden, unverrichteter Sache zurückbegeben |:Haners Fürst Báthori §135, 136:|. Die Cronstädter waren es indeßen fast alleine, die die ganze Aufmerksamkeit des Báthori erschöpften. Er langte den 17. Februar aus Ungarn wieder an. David Weihrauch war damals Königsrichter in Reps. Einer von den wenigen, die dem Báthori äußerst ergeben waren. In dem Eifer die Cronstädter umzuwandeln machte er einen Weg herüber, hielt sich aber doch nur in denjenigen Oertern in Burzenland auf, die neulich zu den Szeklern hinüber gegangen waren, ohne die Stadt zu betreten. Hier schilderte er den Marienburger Beamten die Macht seines Herrn Báthori, und die Gefahren, die die Cronstädter von seinem Geschütze zu besorgen hätten, das er nunmehr herüber zu bringen Willens sey, in so grellen Farben, das diese den Stadtrichter, dessen Standhaftigkeit ihnen bekannt war, umgingen, und sich an den Rathsverwandten Thomas Chrestelschmidt385 wandten, der die Bürger-Compagnie unter seinen Befehlen hatte, und übrigens als ein beherzter und erfahrener Kriegsmann bekannt war. Diesen belehrten sie von den Vorträgen des Repser Königsrichters, sie wurden aber von ihm glattweg abgewiesen |:Weiß Annal. p. 158-162.:|. Von gleicher unerwarteter Wirkung waren die Drohungen des Báthori an den Stadtrichter Weiß.
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Thomas Chrestelschmits (gest. 1631), Kronstädter Senator (1612-1631)
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Seine Antwort386 hat uns derselbe selbst in der Ungrischen Sprache hinterlaßen |:Weiß Annal. p. 157, 158.:|. Sie verdient aber in ihrem völligen Umfange auch zur Belehrung derjenigen Leser, die etwa mit der Ungrischen Sprache und den darin eingestreuten lateinischen Gemeinsprüchen nicht zu vertraut sind, hier in der Uebersetzung eingerückt zu werden. Sie lautet folgendermaßen: „Dem Gabriel Báthori, Fürsten von Siebenbürgen, seinem ehemaligen Oberherrn zuzustellen. Euro Fürstlichen Gnaden wünsche ich alles Gute, in wie weit es nicht dem Dienste Gottes und dem Wohl des Vaterlandes entgegen streitet und entbiethe meinen Dienste zuvor! Wofern Horaz Recht hat, wenn er sagt: Es ist Tugend, das Laster zu meiden und Weisheit sich vor der ersten Thorheit gehütet zu haben387, so kann auch ich mit Grunde der Wahrheit behaupten, daß ich wenigstens insoweit ein nützlicher und getreuer Diener von Eu[ro] F[ürstlichen] G[naden] gewesen bin, daß ich da wo ich Euro Gnaden leicht hätte schaden können und wo mir Herr Imreffi János Gesellschaft geleistet haben würde, der mich hiezu sogar selbst aufgefordert, nicht geschadet, ja ihn selbst davon abgehalten habe. Er war der Mann dazu, und war fertig, Eu[ro] F[ürstlichen] G[naden] das Leben zu rauben, wenn er nur ein Mittel dazu hätte ausfindig machen können, damit Ihm nicht den Tod E[uro] F[ürstlichen] G[naden] Schuld geben möchte, wie die Stadt E[uro] F[ürstlichen] G[naden] durch dero Grausamkeiten und unermeßliche Feindseligkeiten fremd wurde. Ich sage nicht, daß ich nicht im offenen Wege Euro Gnaden Abbruch zu thun gesucht hätte, denn dazu hielt ich mich verpflichtet, weil ich der Stadt zugehörte und noch zugehöre, und nicht mein eigner Herr bin und bey dem Antheil, den ich an dem guten Glücke nahm, in deßen Genuß sich E[uro] F[ürstlichen] G[naden] hätten behaupten können, wenn sie mein Volk und die Freyheiten meines Volkes aufrecht erhalten hätten, mir doch vielmehr der Ruin unserer Stadt am Herzen lag, dem sie E[uro] F[ürstlichen] G[naden] Preis geben wollten. Daher bitte und flehe ich auch jetzt E[uro] F[ürstlichen] G[naden] geruhen doch von Fogarasch umzukehren, und nicht zu Ihrem eigenen Schanden und Schimpfe, über Sárkány herüber zu kommen. Gott weiß es und, Euro Fürstlichen Gnaden werden es, wo Sie herüber kommen, selbst erfahren, daß sie nichts ausrichten werden. Euro Fürstliche Gnaden halten Ihre Armee zu anderen Nöthen auf, und warten ab, was unsere Leute von der Pforte und aus Ungarn mitbringen werden. Alsdann werden wir, wo es Gott gefällig ist, daß wir E[uro] F[ürstlichen] G[naden] in die Hände kommen, unter Bedingungen, die für beyde Theile anständig sind, uns aufs neue Euro Fürstlichen Gnaden unterwerfen. Niemand kann sich etwas nehmen, es sey ihm denn von Gott gegeben. Wollten aber Euro Fürstlichen Gnaden diesem allem entgegen streben, so können wir nicht dafür. Wir müßen uns an das halten, was uns der gute Gott und die Natur verliehen hat. E[uro] F[ürstlichen] G[naden] können das uns nicht verdenken. 386
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Druck in: Qu.Kr. Bd 5. 223-224. (Orig.: Ung./Lat., Übers.: Dt.). Vgl. Ernst Wagner: Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191-1975. Köln, Wien, 1976, 150-151. Horaz, Epistulae 1,1,41f.: Virtus es vitium fugere, et sapientia prima stultitia caruisse. Übers.: Tugend besteht darin die Sünde zu meiden, und der Anfang der Weisheit ist die Abkehr von der Torheit.
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Ihr Glück mein Fürst halten Sie fest in Händen, es ist schlüpfrig. Halten Sie ihr Glück und Vergnügen im Zügel, so werden sie es leicht zu regieren wissen. Wo keine Scham, keine Gerechtigkeit, keine Gottesfurcht, keine Zucht und Ehrbarkeit ist, da ist das Reich schwankend. Ich gehe, Leben sie wohl ohne mich. Ohne Sie wird es mir doch auch nur vergönnt seyn, Athem zu schöpfen. Gegeben zu Cronstadt den 27. Jenner 1612.388 E[uro] F[ürstlichen] G[naden] ehemaliger getreuer Diener Michael Weiß.“
Dieser Fehdebrief von einem Unterthan, der dem Fürsten ehedem im Landtag mit den übrigen Ständen Treue und Gehorsam geschworen hatte, war freylich nicht von der Art, daß der Fürst dadurch zu sanfteren Gefühlen hätte gebracht werden können. Allein die Cronstädter waren zu voll von dem Gedanken, daß ihnen die gehofte fremde Hülfe nicht ausbleiben würde. Götzi András389, der vom Báthori an die Pforte um Hülfe wider die Cronstädter gesandt worden war, hatte ihm gerade entgegen, und für die Cronstädter gearbeitet, und Homye Bassa, der im vorigen Herbste mit Augen mißfälligst gesehen hatte, wie Báthori mit seinen eigenen Unterthanen umging, hatte wahrscheinlicherweise von allem einen treuen Bericht an seinen Hof erstattet. Daher ward es denn dem Götzi nicht schwer, mit seinen Klagen über die Bosheit des Báthori Eingang zu finden, die er denn mit desto größerem Eifer durchsetzte, da inmittelst in ihm die Gedanken aufstiegen, sich selbst zum Fürstenthum empor zu schwingen |:Haners Fürst Báthori § 132.:|. Daher geschah es denn, daß sich die bisher den Szeklern anhängig gewesenen Burzenländischen Niederländer Dörfer wieder mit den Cronstädtern vereinigten. Báthori langte indeßen, um die wider die Cronstädter ausgestoßenen Drohungen ins Werk zu setzen, den 22. März mit seinem ganzen Heer, das aus 7.000 Mann bestand in Burzenland an |:Sutoris p. 30:|. Das Castell in Zeiden lag ihm am nächsten. Weiß hatte zur Verstärkung er dortigen Einwohner 33 Mann von hier hinaus geschickt. Báthori ängstigte die im Castell eingesperrten Zeidner mit seinem aus 12 Canonen bestehenden Geschütze und that 150 Schüße an einem Tage, wodurch denn der Thurm binnen zwey Tagen durchgeschoßen wurde |:Benkner Chron.:|. Allein die Mannschaft im Castell wehrte sich männlich und that dem Báthori keinen geringen Abbruch. Zudem gebrach es ihm nun selbst an Munition. Um sie nun zu schrecken, ließ er sein Geschoß 388
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Anmerkung Herrmann: „Cedo, vale sine me. Sine te sinet aura valere. Das Datum ist in mehreren Exemplaren gleichlautend, aber sicherlich ein Schreibfehler, weil Báthori den 27. Jenner noch in Ungarn war |:Fuchs Chron.:| und erst den 25. Februar von den Marienburgern angezeigt wurde, daß er in Fogarasch eintreffen würde. Allem Ansehen nach war es der 27. Februar, an welchem dieses Schreiben abgefasset wurde.“ Zu Andreas Götzi bzw. Ghiczy liegen keine über den Text von Herrmann hinausgehenden Angaben vor.
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um das Castell rings herum führen und drang den Geschreckten theils durch Verheißungen, theils durch Drohungen das Versprechen ab, sich ihm zu ergeben. Was immer die mit ihnen streitenden Cronstädter dagegen einwendeten, war umsonst. Vielmehr wurden diese von ihnen selbst dem Báthori gebunden in die Hände geliefert. So wie ihm aber das Thor eröffnet wurde, welches den 25. März geschah, ließ er wider sein gegebenes Wort die gesammte Mannschaft aus dem Castell vertreiben und hielt nur die Weibspersonen zurück, die er der Geilheit seiner Untergebenen überließ, von welchen er 200 Mann hinein legte. Eben so gab er ihre dahin geflüchteten Habseligkeiten den Soldaten preis und ging den 26. März auf Weydenbach hinüber, diese, und eben so die Neustädter ergaben sich freywillig, wurden aber dem unerachtet wie die Zeidner mißhandelt. Nun ließ er seine Wuth auch an den armen Cronstädtern aus, die ihm von den Zeidnern verrathen worden waren. Zwanzig ließ er spießen, die übrigen henken |:Benkner Chr.; Hegyes. 211-214.; Sutor. p. 31-34.:|. Rosenau, wohin er sich den 27. März wandte, machte ihm mehr zu schaffen |:Weiß Ann. 170-172.:|. Er lag vor dem Schloß mit 2.000 Mann. Mit seinem Geschütze setzte er ihnen zu, aber ohne Wirkung, vielmehr wurden ihm den 1. April bey einem nächtlichen Ueberfall, wo er eben in den ihm gewöhnlichen Unterhandlungen mit einer Wallachischen Magd in Neustadt gestört wurde, einige Vortheile von den Cronstädtern abgewonnen. Indeßen gelang es ihm, das Schloß durch Verrätherey der mit den Sächsischen Einwohnern darin eingesperrten Wallachen, den 4. April einzunehmen. Auf gleiche Weise fiel ihm Törzburg in die Hände, wofür jedoch zwey Porkulaben390, die es übergeben hatten, den 13. April bey dem Burghals391 erst an Händen und Füßen gestümmelt, hernach in den Spieß gezogen und etliche Burgknechte, die an der Verrätherey Theil gehabt hatten, an den Füßen aufgehenkt wurden |:Hegyes 214, 215; Fuchs Chron.; Nösner diar.:|. So sehr dem Báthori seine verrätherischen Künste diese vierzehnTage hindurch im obern Cirkul von Burzenland geglückt hatten, so vielen Widerstand fand er im untern. Mit Honigberg fing er den 6. April an, und legte mit seinem Geschütz von der Schloßmauer 40 Klaftern nieder. Allein die Honigberger hatten eine gewissen Johann Böhm unter sich. Dieser ließ, weil ihm der Mangel an Lebensmitteln unter den Báthorischen bekannt war, eine ziemliche Menge Brods mit Pulver und Feuerwerk anfüllen und dieses zur Mauer hinabwerfen. Die Báthorischen fielen verhungert wie sie waren, über das Brod her, und zankten sich darüber untereinander. Derweilen fing das im Brodt versteckte Pulver Feuer, wodurch nicht wenige von den Báthorischen verwundet wur390 391
Pârcălab (rum.): Vogt, Verwalter. Burghals: Flurname in Kronstadt, bezeichnet den Sattel zwischen Zinne und ihrem östlichen Ausläufer, dem Schneckenberg.
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den. Báthori versuchte hierauf die Honigberger in der Güte zur Uebergabe zu bewegen, allein statt einer Antwort hingen sie ihm zum Spotte eine lebendige Sau zu den Mauern heraus und wiesen ihn verächtlich ab |:Gunesch hist.:|. Er sah sich also gezwungen, die Belagerung den 12. April aufzuheben und zeigte seine Stärke in den übrigen Oertern mit Rauben und Plündern, und zog sich hierauf, ohne sich an die Stadt selbst zu wagen, völlig zurück und schrieb auf den 15ten May einen Landtag auf Hermannstadt aus, wo er vornehmlich darauf antrug, daß das ganze Land aufstehen sollte, die Cronstädter wegen ihrer beharrlichen Untreue zu rächen. Die Stände nahmen sich der Cronstädter an und wirkten vom Fürsten aus, daß man sie mit guten Worten umzulenken versuchen, und ihnen diesfalls einen Termin zur Entschließung anberaumen sollte. Damit wurde denn auch wirklich den 7. Junii eine Gesandtschaft an sie abgefertigt und hierauf das ganze Volk in der Kirche versammelt und zur Erklärung aufgefordert, ob sie sich dem Fürsten unterwerfen wollten oder nicht? Allein die Verbitterung war zu groß und das Mißtrauen hatte zu tiefe Wurzeln gefaßt, die Beyspiele der Hermannstädter, Zeidner und der übrigen Ortschaften die von ihm unter den feyerlichsten Gnadenverheißungen getäuscht und ausgeraubt worden waren, schwebten ihnen vor Augen. Das Volk rief einmüthig aus, eher wolle es das Aeußerste wagen, als sich zu einem so gefahrvollen Schritte bequemen. Was sie in ihrem Vorsatz bestärkte, war ein Schreiben des in Constantinopel befindlichen Andr[ás] Götzi, das mit einem Befehl des Türkischen Kaysers und des Kaimakan392 begleitet und grade damals angelangt war, wo ihnen ausdrücklich bedeutet wurde, dem Báthori zu entsagen und allen möglichen Widerstand zu leisten, weil die Pforte beschloßen habe, ihn als einen Baum, der unfähig sey, gute Früchte zu bringen, mit der Wurzel zu vertilgen. Weiß gab zu seiner Rechtfertigung den Deputirten diese Briefe selbst zu lesen. Diese zeigten dem Fürsten alles ohne Rückhalt an. Der Fürst setzte alles in Bewegung, um auf einer Seite die Stände, auf der anderen die Pforte zu seinem Gefallen zu stimmen. Sowohl die Stände, als die Bassen, brachte er durch Geschenke und Verheißungen dazu, daß sie sich für ihn bey der Pforte ausdrücklich verwendeten und den Cronstädtern dadurch alle Wege, sich zu schützen, verriegelt wurden |:Fuchs Chron.:|. Dies hatte den widrigsten Einfluß in die Gemüther der benachbarten Woywoden. Da Götzi inmittelst selbst von Constantinopel anlangte, so kostete es ihm viel Mühe vom Woywoden Rádul Michne 700 Mann auszuwirken. Gerade dieser war es, den sich Báthori durch Vertreibung seines Vorgängers Rádul Serbán verbindlich gemacht hatte. Er gab also die Truppen dem Götzi zwar mit, befahl ihnen aber insgeheim, sich aller Feindseligkeiten wider den Báthori zu enthalten. Sie hatten also kaum drey 392
Meist wird der Stellvertreter des Großveziers als Kaymakam bezeichnet.
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Tage bey Cronstadt verweilt, so verließen die ihren Anführer Götzi wieder, und zogen ihm sogar einen Theil seiner eigens besoldeten Soldaten ab, so daß ihm nur 40 Köpfe im Dienste verblieben |:Sutoris p. 35.:|. Noch ließen die Cronstädter den Muth nicht sinken. Sie hatten 400 Mann zu Pferde und 400 zu Fuß in eigener Besoldung, und Götzi schickte eine neue Deputation an die Pforte, wobey er sie immer vertröstete, daß Hülfe auf diese neuen Vorstellungen gewiß nicht ausbleiben würde. Inmittelst hatten sie nur einen kleinen Krieg mit den benachbarten Szeklern und suchten sich an einander nach was möglich abzuzwacken |:Fuchs Chron.; Weiß Annal. p. 173.:|. Die Szekler hatten noch in Burzenland außer Marienburg, Tartlau und die Schlößer im oberen Cirkul, das Castell von Brenndorf inne, an sich zwar unbedeutend, aber doch wohl gelegen, um Streifereyen aus demselben auszuführen. Dem Johann Böhm, der das Honigberger Schloß besetzt hielt, gelang es den 5ten August dasselbe zu überrumpeln, und die Szekler daraus zu vertreiben. Georg Nemethi, Anführer der Szekler, versuchte es aufs neue an sich zu bringen, und ließ bey nächtlicher Weile eine Menge Sturmleitern zu Hauf bringen, um das Castell zu ersteigen. Böhm ließ, um ihm bevor zu kommen, eben in der Nacht lange Eichene Balken mit starken Stricken an die Mauer rings herum aufhenken. Ohne es zu wißen klettern die Szekler an ihren Leitern hinauf. Böhm gibt nun, wie sie schon droben sind, das Zeichen zum Angriff und haut die Stricke an den Balken entzwey. Diese rollen an den häufig angesetzten und mit Szeklern vollgepfropften Leitern heruntern und erschlagen eine Menge von den Belagerern, wodurch der gesamte Trupp in Unordnung geräth. Nemethi will den Sturm erneuern, allein der DorfsGlöckner paßte ihn aus einem Nachbar-Hause auf, und bringt ihm mit der Hacken einen so schweren Hieb bey, daß er zu Boden fällt und den 3ten Tag darauf an der Wunde den Geist aufgibt. Dadurch geräth sein ganzes Heer in Unordnung. 480 Mann werden bey diesem Anflauf, der von 8 bis 12 Uhr gedauert, erschlagen |:Gunesch hist.:|. Die Szekler wollen diesen Schaden einbringen. Ihrer 300 zogen sich aus den Schlößern Rosenau, Törzburg, Weydenbach, Neustadt und Zeiden in der Stille zusammen, schlichen sich den 22. August bey dem Bedner-Rücken393 in die Obere Vorstadt herein, und wagten sich bis an das Obere Thor. Weiß läßt sie kaltblütig heran kommen, sofort aber, wie sie in dichten Haufen beysammen sind, läßt er auf sie das auf die Thürmger394 im Obern Thor aufgepflanzte Ge393
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Bedner-Rücken bzw. Böttcher-Rücken (dt.), Colțul Putinarilor (rum.): Nordwestlich der Oberen Vorstadt gelegener Ausläufer des Schuler-Gebirges. Bedner, Buttner bzw. Böttcher ist eine sieb.-sächs. Bezeichnung für Fassbinder. Der Name Böttcher-Rücken geht wahrscheinlich darauf zurück, dass die Fassbinder auf diesem Waldrücken freie Holznutzung für ihr Gewerbe hatten. Türmchen.
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schütze abfeuern und zugleich zum Obern Thor einen Ausfall thun. Dadurch geriethen sie in Unordnung und ergriffen die Flucht. Die Cronstädter setzten ihnen nach und machten ihnen über 100 nieder, etliche 90 brachten sie nebst 4 Fähnlein in die Stadt, die denn in Eisen geschlagen und zu Stadt-Diensten angestrengt wurden |:Fuchs Chron.; Weiß Ann. p. 173, 174.; Sutoris p. 36.; Hegyes p. 215.:|. Mit gleichem Glücke wurde den 29. August das Zeidner Schloß von 130 Mann, welche Weiß aus der Stadt hinschickte, überfallen, etlich und 20 von der Besatzung niedergehauen, 42 gefangen und das Schloß eingenommen, wobey von Seiten der Cronstädter nur einer blieb und 6 verwundet wurden |:Weiß Ann. p. 174.:|. Nun fielen auch die Tartlauer über die bey ihnen im Schloß liegenden Hayducken, erschlugen ihrer 50 und begaben sich aufs neue in den Schutz der Cronstädter |:Sutoris p. 36.:|. Mittlerweile wurden die Cronstädter nicht zwar durch ihre Waffen sondern durch die eigenen Hände des Fürsten Bathori, eines Feindes frey, der ihnen und dem ganzen Land vielen Schaden zugefügt hatte. Nagy Andreas, Obrist von den Hayducken, war bey dem Fürsten angegeben worden, daß er mit Verräthereyen umginge. In dergleichen Fällen setzte sich Báthori über alle Rechtsweitläuftigkeiten hinweg. Er schaffte ihn den 12. August aus der Welt, wie einige sagen, eigenhändig, indem er ihn erst zum Mittagseßen einlud, und nach dem Eßen unter dem Vorwand eines Spazierrittes auf dem Felde den Kopf mit seinem eigenen Säbel zerspaltete, wie andere erzählen, durch die Hände des Scharfrichters, mit welchem er ihm den Tag nach dem Schmause im Schloßhof in Weißenburg den Kopf abschlagen ließ |:Gunesch hist.; Fuchs Chron.; Haners Báthori § 181:|. Indem sich Báthori auf eine so gewaltsame Art eines vermeyntlichen Verräthers entledigt hatte, stand ein anderer wichtiger Gegner wider ihn auf, deßen Einfluß bey der Pforte ihn endlich auch seinem Untergang entgegenführte. Es war dieses – so wunderbar sind Gottes Fügungen – gerade der Gabriel Bethlen, deßen unglückliche Bemühungen ihm zwar den Weg zum Fürstenthum gebahnet, dem Land aber in gleicher Zeit unsägliche Qualen bereitet hatten. Wenn sich der Mensch von seinen Leidenschaften so sehr begeistern läßt, daß er seine Empfänglichkeit für alles verliert, was sich nicht mit ihm verträgt, so hat er nur noch einen Schritt übrig, um auch ein Menschenfeind zu werden. Sättigung oder Mangel an Gelegenheit macht bisweilen auch das Laster schlummern. Alsdann aber wacht der unbestechliche Richter, das Gewißen auf. Es hält dem Laster-Sclaven das Unsittliche seiner Thaten in einem hellen Spiegel vor. Glücklich, wenn er den schauervollen Strahl auffaßt und zur Besinnung kommt, allein wie unglücklich, wenn diese Kenntniß seiner selbst und der davon unzertrennliche Gedanke, daß seine lichtscheuen Thaten und
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die verdorbenen Falten seines Herzens, wie ihm, so auch fremden Augen in gleichem Licht erscheinen müßen, in umgekehrten Verhältniß wirket, wenn eben dieser Gedanke Abneigung von seinen Nebenmenschen erzeugt, weil sich deßelben Blicke mit den seinigen im Spiegel begegnen, wenn ihm diese fremden Augen als Basiliskenaugen erscheinen, die ihn töten könnten! Wie unglücklich, wenn dieser Fall bey regierenden Häuptern eintritt, die, entfremdet von den Gesetzen der Vernunft und Religion, die Waffen in Händen haben, diejenigen deren Blicke ihnen in den Weg kommen, deren Nachstellungen ihnen in eben Rücksicht fürchterlich werden, zu vertilgen, ohne erst zu untersuchen, ob sie Ursache haben, sie zu fürchten oder nicht? Das war nun der Fall bey Báthori. Bethlen war der Schöpfer seines Glücks und Fürstenthums gewesen. Noch war er sein Mann nicht, wer könnte es aber auch von einem Menschen seyn, der sich ganz in seinen Lüsten versenket, ohne sich jemals empor zu heben? Indem Báthori deßelben Gedanken und Urtheile über seine Handlungen durchschaute, drängte sich ihm zugleich der Gedanke auf, daß derselbe bey der Macht, die er sich durch seine Verdienste errungen hatte, ihm wohl noch gefährlicher werden könnte. An einem schwarzen Tage, deren es bey ihm viele gab, steht er von Wein und Wollust berauscht von der Tafel auf, der auch Bethlen beygewohnet. Indem er in Begleitung vieler Höflinge nach Hause geht, löst sich ein Stein aus einem im Wege stehenden Gebäude ab, und rollet vor ihm nieder. „Das kann nicht von ungefähr geschehen seyn“ ruft ihm sein menschenfeindlicher Genius zu, „das ist das Werk eines Menschen, der dir übel will, und der Mensch kann kein anderer seyn, als der schon zu mächtig gewordene Bethlen.“ Zweifelsohne mochte ihm dieser vermöge der Vertraulichkeit, die unter ihnen beyden herrschte, einst oder mehrmalen seinen ärgerlichen Lebenswandel zu laut vorgehalten, vielleicht auch den Kaltsinn zu bitter geschildert haben, den er dadurch in allen, die um ihn seyen, erweckte. Genug, es wurde bey ihm für ausgemacht angenommen, daß ihm Bethlen nach dem Leben stelle, und daß Bethlen den Einsturz dieses Steines veranstaltet habe. Und nun wurde von ihm auch gleich der Entschluß gefaßt, ihn zu töten. Bethlen retirirt sich in sein Schlafzimmer. Die übrigen Höflinge machen dem Fürsten Vorstellungen, er wird besänftigt. Bethlen hingegen wird aufmerksam, verläßt das fürstliche Hoflager und weicht auf Déva aus, und nimmt den Entschluß mit, dem Unwesen, es koste was es wolle, ein Ende zu machen. Nach einiger Zeit wird ein Brief, den er an den Temesvárer Bassa geschrieben, aufgefangen und dem Fürsten gebracht. Der Fürst verbirgt die Eindrücke, die dieses Schreiben auf ihn macht, und lockt den Bethlen von Déva zur Tafel auf Weißenburg. Ueber der Tafel bringt ihm der Fürst ein Deckelglas mit rothem Weine zu. Bethlen ruft laut dem Mundschenk zu, noch eines für ihn mit rothem Wein einzuschenken. Báthori wird noch lauter, greift
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in den Säbel, schimpft und ruft: „Nicht mit rothem Wein, sondern mit dem Blute des Bethlen soll der Boden im Zimmer gefärbt werden.“ Hier war kein Augenblick zu feyern. Bethlen entfernte sich sogleich und retirirt sich unter guter Bedeckung nach Déva. Báthori schläft den Rausch aus. Nun wünscht er den Bethlen zu begütigen, lockt ihn mit den feyerlichsten Versicherungen, die er mit Eydschwüren bestättigt, auf den folgenden Tag wieder zur Tafel. Allein Bethlen wird durch seine Freunde, ja selbst durch eine Beyschläferin des Fürsten, der er mitten unter den Umarmungen der vergangenen Nacht seines Herzens Grund, und die Absicht ihn zu fällen offenbart hatte, gewarnt nicht zu trauen. Jetzt ist ihm auch Déva nicht sicher genug. Er fliehet den 13. September zum Bassa nach Temesvár und von dorten zur Pforte |:Haners Fürst Báthori § 178.179.180.191-194.; Dav. Herrm. Ann.:|. Da wollen wir ihn denn laßen, um weiter zu sehen, was alles mittlerweile in Cronstadt bis zu Ende dieses schauervollen Jahres vorgegangen. Noch immer sahen die Cronstädter dem Bescheide, den sie von der Pforte auf die zweyte Gesandtschaft des Götzi seit anderthalb Monaten erwarteten, mit Furcht und Zittern entgegen. Der eine der Deputirten langte den 14. September an, aber mit leeren Verheißungen |:Haners Báthori § 195.:|. Dagegen waren auch die vom Báthori gedungenen Hayducken schüchtern geworden. Sie waren durch die bey Cronstadt mißlungenen Versuche, und durch die übrigen vom Krieg unzertrennlichen Unfälle geschmolzen, vielleicht auch durch den Fall ihres Obristen Andr[eas] Nagy geschreckt worden, den Cronstädtern konnten sie nichts mehr abgewinnen, weil sie nichts mehr zu rauben fanden. Sie verließen also Burzenland. Weiß wurde dadurch muthiger. Er sammelte sein Volk, das sich auf 600 Mann erstreckte, und ging den 15. September mit dem Götzi ins Feld, zuerst auf Marienburg, das sie drey Tage lang belagerten, allein die Szekler, die das Schloß bewachten, und die nachkommenden Szekler, die sich auf etliche 1.000 beliefen, waren ihnen zu stark. Sie zogen sich also wieder zurück. Bald darauf machten sie indeßen einen neuen Streifzug in Háromszék bey Illyefalva395, der für sie günstig ablief und nebst der reichen Beute, die sie davon trugen, mit der Einnahme des Castells in Illyefalva hätte beschloßen werden können, wenn es nicht Götzi aus Vorliebe für seine Landsleute gewehret hätte. Die Cronstädter hatten indeßen hievon doch den Vortheil, daß die Szekler in Burzenland hiedurch geschreckt wurden, und die bis dahin besetzten Castelle in Neustadt und Weydenbach freywillig verließen |:Hegyes p. 176, 177, 215, 216.; Fuchs Chron.:|. Von nun an machten Weiß und Götzi ernstlichere Anstalten zu einem Feldzug. Aus der Wallachey hatten sie freylich nur 800 Reuter wieder bekommen, hingegen betrug ihr eigenes Heer, wozu sie das Volk en Masse und sogar von 395
Ilieni (rum.), Illyefalva (ung.), Ilgendorf (dt.), Kreis Covasna.
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der Schule 22 Studenten herbeyzogen, bey 3.000 Mann zu Roß und zu Fuß. Mit diesen und sechs Feldstücken gingen sie den 8. October nach Uzon396 und bekamen sowohl dieses, als auch Illyefalva in die Hände. Nun verließen auch die Szekler in Marienburg das Schloß den 10ten October von freyen Stücken. Dieser Anfang war glücklich, hätte nur Michael Weiß dem Rath des Götzi gefolgt, und ein haltbares Castell besetzt und im Rücken behalten, um dadurch die von Csik, Háromszék und Maros auf einmal in Mengen herbey strömenden Szekler abzuwehren. Allein Weiß wollte sich nicht rasten laßen, und rückte den 16. October über den Altfluß den Feinden entgegen. Er und Götzi stellten die Schlachtordnung. Allein gleich im Anfange entrannen die vom verrätherischen Woywoden Rádul Michne hiezu schon gestimmten Wallachen, ohne einen Schuß zu thun, oder abzuwarten, aus dem Felde. Dadurch geriethen auch die übrigen in Unordnung. Alle Vorstellungen des Weiß und Götzi waren umsonst, das Volk warf das Gewehr von sich und war in der Flucht gar nicht aufzuhalten. Götzi hatte noch das Glück zu entrinnen. Weiß hingegen stürzte mit seinem Pferd in die Burzen. Ein ihm nachsetzender Hayduck ließ ihm nicht Zeit sich wieder aufs Pferd zu schwingen und zog auf ihn den Säbel. Andere seiner Cameraden kamen nach. Weiß suchte sich so gut als möglich zu wehren, allein er wurde übermannt und niedergehauen. Nun hieben sie ihm den Kopf und die rechte Hand ab, um solche dem Fürsten zu bringen. Der Leichnam wurde von den Cronstädtern mit schwerem Gelde gelöst und in der Pfarrkirche begraben |:Hegyes p. 176-185.; Sutoris. 38-42.; Fuchs Chron.; Dav. Herrmann Ann.:|. Wo könnte man Worte finden, die Verstörung, das Jammergeschrey zu beschreiben, das hierauf in Cronstadt von allen Seiten wieder tönte. Der Kern der Bürgerschaft, die ganze Wehr und Rüstung verschwunden, und was ein ganzes Heer aufwog, der ritterliche Weiß, dieser standhafte Verfechter der Freyheit, dieser heldenmüthigen Beamte, für deßen Talente der ihn umfassende Wirkungskreis viel zu eng war, deßen Verdienste wenigstens eines doppelten Menschenlebens würdig gewesen wären! Die Cronstädter schickten in ihrer Beklemmung den 19. October den Johann Benkner neuerdings an die Pforte, um von derselben Schutz und Rettung zu erflehen. Götzi blieb derweilen in Cronstadt. Die Cronstädter hingegen behielten noch ferner 40 von den vorhin vom Báthori ausgetretenen Hayducken, nebst etlichen Türken und Tartaren im Sold und ließen um denselben, nebst ihren übrigen Bedürfnißen zu erschwingen noch immer, wie bey Leben des Weiß, Ducaten, Thaler Groschen und Dreyer prägen. Diese Münzen beliefen sich auf eine solche Summe, daß sie nach der Hand den 9. Julii 1615 im Stande waren, die Steuer des Fürsten mit 10.000 Gulden in lauter Cronstäd396
Ozun (rum.), Uzon (ung.), Usendorff (dt.), Kreis Covasna.
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ter Groschen zu entrichten, die doch wegen ihres geringen Gehaltes wegen nur zu anderthalb Pfennigen angenommen wurden |:Jos. Teutsch Nachlese zu den Jahresgeschichten:|. Mit Hülfe der auf diese Art besoldeten fremden Mannschaft gelang es ihnen denn auch zum Schluße des Jahres, den 29. December 400 Szekler unweit Cronstadt zu schlagen, und ihnen 105 Pferde und 18 Gefangene abzujagen |:Hegyes p. 187, 216.; Schuller Diar.:|. Das folgende 1613te Jahr begann mit der Ankunft der Gesandten von beyden Kaysern. Beyde hatten von ihren Höfen den Auftrag, den Fürsten Báthori zu mehrerer Schonung seiner Unterthanen, und zumal zur Räumung der Stadt Hermannstadt anzuhalten. Allein der Römisch-Kayserliche Gesandte Michael Nagy ließ sich bestechen und brachte die Antwort zurück, es sey das alles ungegründet, was dem Báthori aufgebürdet würde. Die sächsische Nation sey mit seiner Regierung vollkommen zufrieden, und hätte nichts dagegen, daß er noch ferner in Hermannstadt bleibe. Zur Beglaubigung nahm er falsche mit dem National-Siegel, das Báthori in Händen hatte, bestättigte Schreiben an den Palatin Thurzo mit, der ohnehin ein Freund vom Báthori war. Dadurch wurde denn die Hoffnungen der Nation auf Römisch-kayserliche Unterstützung rückgängig gemacht |:David Herrmann Annal.; Gunesch hist.:|. Der Türkische Gesandte hingegen führte, was ihm aufgetragen worden war, getreulich aus. Er gab dem Báthori die derbsten Verweise, gebot ihm, Hermannstadt augenblicklich zu verlaßen und ihnen die Privilegien zurück zu stellen, sonst würde er selbst aus dem Fürstenthum vertrieben werden. Báthori wurde hierüber so toll, daß er den Gesandten mit seinem Gefolge niederhauen laßen wollte, allein seine Räthe hielten ihn davon ab. Anstatt aber daß dieses tollkühne Betragen auf Seiten des Báthori von widrigen Folgen gewesen wäre, wusste er sich bey der Pforte durch die ihm gängigen Mittel so einzuschmeicheln, daß ihm solches übersehen, und den Cronstädtern, wie auch allen denenjenigen, die sich bisher dem Báthori widersetzet hatten, unter schweren Drohungen bedeutet wurde, sich mit dem Fürsten auszusöhnen |:Fuchs Chron.:|. So wenig dieß den Erwartungen der Cronstädter entsprach, so willig ließen sie sich nun auf die ihnen vom Fürsten gemachten Friedens-Vorschläge zum Vergleich finden. Zuvörderst wurden von beyden Theilen Geiseln ausgemacht, sodann die Unterhandlungen angefangen. Götzi ging selbst mit den Cronstädter Deputirten mit, nicht zwar für die Cronstädter, sondern für sich selbst zu arbeiten. Er bat den Fürsten fußfälligst um Gnade und Verzeihung, und wurde von ihm nicht nur begnadigt, sondern auch zum Obristen seiner Leibgarde ernennet |:Haners Báthori § 237:|. Bey dieser Veränderung aber vergaß er seiner so sehr, daß er sich gegen die Cronstädter in dem Maaß feindlich zeigte, in welchem er ihnen vorhin seine Freundschaft eydlich zugesichert, und von ihnen wech-
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selweise Freundschaft empfangen hatte. Um sich nur beßer bey dem Fürsten einzuschmeicheln, offenbarte er ihm alle bey seinem langwierigen Aufenthalte in Cronstadt ausgekundschafteten Geheimniße der Cronstädter und sagte sogar dem Rathsverwandten Hegyes, der dieses schriftlich hinterlaßen, frey heraus, daß er nicht gesonnen sey, jemals in seinem Leben den Cronstädtern einige Dienste zu erweisen |:Hegyes p. 218, 222, 223.:|. Den Cronstädtern war am meisten an den Schlößern Rosenau und Törzburg gelegen. Diese bedungen sie sich den nebst einer vollkommenen Amnestie, wegen der bisherigen Vorfälle vor anderm aus. Báthori ging alles ein, nur sollten ihm noch die Cronstädter für die zwey Schlößer 3.000 fl erlegen. Unter diesen vom ganzen Lande garantierten Bedingungen erfolgte denn der Friede den 4. Junii, nachdem die Cronstädter dem Fürsten schon den 3. Junii den Eyd der Treue geschworen hatten |:Hegyes 189.; Fuchs Chron.; Sutoris p. 45; Absolutorium Coronensium 1613, Archiv nro. 636.; Haners Báthori § 231.:|. Nun geriethen die Cronstädter gleich darauf in eine neue Verlegenheit. Gabriel Bethlen hatte seine ganze Beredtsamkeit bey der Pforte erschöpft, um den Báthori von seinem Sitz zu verdrängen. Den 1. April hatte er seine Sache öffentlich im Divan397 vorgetragen. Seine Vorstellungen stimmten in ihrem ganzen Umfang mit dem übrign überein, was schon lange Zeit her einzeln theils von den Cronstädtern, theils von den Hermannstädtern und verschiedenen Großen geklagt worden war. Ja es wurden auf sein Verlangen selbst diejenigen Deputirten, die von Seiten des Báthori noch zugegen waren, hierüber abgehört und auch diese stimmten seinen Klagen vollkommen bey. Nun wurde also bey der Pforte der Stab über den Báthori gebrochen, er sollte verstoßen werden und Bethlen sollte ihm im Fürstenthum folgen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es die dem Báthori hievon zugegangenen vorläufigen Nachrichten gewesen, die etwas zur Nachgiebigkeit gegen die Cronstädter bey Schließung des Friedens beygetragen haben mögen. Für sie war es in Ansehung der wider ihn begangenen Feindseligkeiten immer noch ein Gewinnst, daß sie mit einem Verlust von 3.000 Gulden davon kamen, an statt daß sich die Hermannstädter, ohne daß sie es verdient hätten, mit hundert tausenden hatten lösen müßen. In Folge der Entschließungen der Pforte wurde nun an den Feldherren Magyarogli Bassa398 der Befehl ausgefertigt, von der östlichen Seite, an den Skender Bassa399 von der westlichen Seite in Siebenbürgen einzurücken, den Báthori in die Mitte zu nehmen, und denselben todt oder lebendig in die Hände 397 398
399
Diwan: Bezeichnung für die Ratsversammlung im Osmanischen Reich. Ali-Magyarogli, Beglerbeg von Otschakiw, heute im Kreis Mykolajiw an der Küste des Schwarzen Meeres (Ukraine). Skender, Beglerbeg des Elayets Kanizsa, heute in Südwestungarn.
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der Türken zu liefern |:Haners Báthori § 238.:|. Vorläufig aber wurde der Hussain Csauss auf Cronstadt mit dem Befehl geschickt, daß zwey Deputirte an den Magyarogli abgefertigt werden sollten, um von ihm zu vernehmen, was er an Mannschaft, Proviant und Kriegszugehören begehrte, und er damit ohne Bedenken auch versehen werden möchte. Die Cronstädter befanden sich in der größten Klemme. Etwas zu versprechen, noch mehr, etwas abzugeben, war ihnen schlechterdings unmöglich. Die Drangsale, denen sie drey Jahre lang unterlegen waren, hatte sie gänzlich entnervt. Und nun ließ ihnen gar Báthori, als er von dieser Gesandtschaft gehört hatte, bedeuten, den Hussain sogleich an ihn heraus zu liefern. Dieses lehnten die Cronstädter ab, allein der Fürst befahl wieder, und Hussain erklärte sich, daß er sich eher in Stücke zerhauen, als dem Báthori überantworten wollte |:Fuchs Chron.:|. Indeßen kamen in der Blumenau einige Mannschaften an, die der Götzi eben abgeschickt hatte, den Hussain in Empfang zu nehmen. Nun mussten sich die Cronstädter schon durch einen Schleichweg aus diesem Gedränge heraus wickeln. Sie veranstalteten in der Nacht durch die Zigeuner einen falschen Lärm, als ob ein Heer von Türken und Tartaren im Anzug wäre. Die Götzische Mannschaft erschrak und machte sich Hals über Kopf davon, wobey sie noch ein Pferd in der Eile zurück ließen |:Hegyes p. 223, 224.:|. So wurden denn die Cronstädter von der Zumuthung in Ansehung des Türkischen Gesandten zwar frey, aber wagen durften sie es nicht, die vom Magyarogli verlangten Deputirten zurück zu halten. Dagegen verlangte der Fürst Báthori den 27. Julii schon wieder Trabanten, Harnische, Gewehre und von den Pfarrherren die nöthige Bespannung und, daß man auf den Grenzen die Wege verhauen sollte. Bald darauf verlangte er den Türkischen Gesandten aufs neue heraus und den 13. August 50 Trabanten aus dem Districte und die ganze Schaar der Stadt-Trabanten. In der Zeit, da die Cronstädter verlegen waren, wem von zwey Herren sie dienen sollten, erschien endlich den 2ten September Magyarogli selbst mit etlichen 1.000 Türken und Tartaren, und mit den Landtruppen aus der Wallachey und schlug sein Lager bey den Siebendörfern auf. Die Cronstädter wurden hiebey mit anderen Zumuthungen als denenjenigen, die von einem so zahlreichen Zuspruch unzertrennlich waren, verschont. Den Szeklern hingegen wurde vom Magyarogli nachdrücklich bedeutet, vom Báthori abzustehen, und sich den Befehlen der Pforte zu fügen. Diese hielten den Bassa solange sie konnten mit Verheißungen hin, retirirten sich mit allem, was sie aufraffen konnten, in die Wälder. Die Türken und Tartaren fielen also in ihre Gegenden ein und plünderten alle Oerter aus. In Cronstadt waren die Gemüther getheilt. Die Vornehmen hielten dafür, man sollte dem Báthori den nun einmal geschworenen Eyd halten und die Türken abweisen. Die übrigen waren den Türken ergeben. Allein dem Bassa wurde dieses verrathen. Er kam also selbst in den
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Garten des Cyrillus Greissing, der in der Nähe lag, und verlangte den Stadtrichter Johann Drauth nebst einigen anderen, die ihm als Anhänger des Báthori verrathen waren, hinaus, um mit ihnen mündlich Unterredung zu pflegen. Da sich der Stadtrichter schon vorher unter allerlei Vorwänden entschuldigt hatte, so fuhr der Bassa endlich gerade mit der Sprach heraus, und verlangte diejenigen, die es mit dem Báthori hielten, tod oder lebendig in seine Hände. Um frey zu werden, stießen endlich Johann Drauth, Johann Chrestels, Michael400 und Daniel Fronius401, Johann Hirscher402, Michael Forgáts403 Schmuck und Geschirre für 5.000 Gulden zu einem Geschenk für den Bassa zusammen. Dieses rettete sie vor weiteren Gefahren |:Fuchs Chron.; Hegyes p. 225-228.:|. Inmittelst rückte Gabriel Bethlen mit dem Skender Bassa und 25.000 Mann bey dem Eisernen Thor heran. Magyarogli ging den 25. September mit seinen Leuten, zu welchen zwey Tage vorher 15.000 Tartaren gestoßen waren, aus Burzenland ab, um sich mit dem Skender Bassa zu vereinigen. Nun getraute sich Báthori nimmer in Hermannstadt zu bleiben und bezog ein festes Lager am Maros bey Weißenburg. Er hatte 30.000 Mann bey sich. Jetzt hätte er sich noch aus der Schlinge heraus ziehen können. Sein getreuer Rádul Michne hatte so lange für ihn bey der Pforte gearbeitet, daß man ihm endlich, ehe es zu Thätlichkeiten kam, versprach, ihn in Ruhe zu laßen, wofern er den von fünf Jahren schuldigen Tribut entrichte, Lippa und Jenő abträte, Hermannstadt verließe, und dem Bethlen seine Güter zurück gäbe. Allein die zwey letzten Punkte waren für ihn zu hart, als daß er sich hiezu nicht entschließen konnte. Nun fielen den 30. September die tartarischen Truppen in sein Lager ein. Dadurch wurde er so in die Enge getrieben, daß er das Lager in Begleitung des Götzi plötzlich verließ und nach Großwardein floh. Sein verlaßenes Heer wurde von den Türken und Tartaren gänzlich versprengt. Nun sagte ihm denn den 19. October das ganze Land den Gehorsam auf, und machte ihm die Anzeige davon aus dem Landtage in Clausenburg den 21. October in einem merkwürdigen Schreiben |:siehe Grundverfaßung der Sachsen in Siebenbürgen:| wo ihm seine bisherigen vielfältigen Vergehungen
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Michael Fronius (gest. 1615), Kronstädter Senator (1610-1615), Landtagsdeputierter (1614). Daniel Fronius (gest. 1631), Kronstädter Senator (1615-1631), Landtagsabgeordneter (1624, 1625), Kronstädter Stadtrichter (1620-1622), Kronstädter Stadtrichter (1623, 1626, 1627), Verwalter der Törzburg (1626-1631). Johann Hirscher (gest. 1639), Kronstädter Stadtschreiber (1613, 1635), Kronstädter Senator (1614-1639), Sprecher der Hundertmannschaft (1616, 1617, 1638, 1639). Michael Fortgáts (1563-1633), Senator in Kronstadt (1604-1629), Landtagsdeputierter (1609). Mehrere diplomatische Missionen an verschiedene Fürstenhöfe.
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ohne Rückbehalt vorgehalten wurden. Den 23. darauf wurde Gabriel Bethlen einmüthig zum Fürsten erwählt, und ihm in Thorda auch schon die für ihn von der Pforte bestimmten die fürstlichen Insignien überantwortet. Die Türken zogen mit vieler Beute, die sie hin und her gemacht hatten, ab |:Fuchs Chron.; Gunesch Hist.; Hegyes p. 229-237.:|. Noch waren indeßen die wichtigsten Schlößer in Siebenbürgen von Báthorischen Truppen besetzt. Solange diese davon befreyet wurden, war keine Hoffnung, daß die Ruhe in Siebenbürgen zur Festigkeit gedeihen würde. Wider alle Erwartungen aber ereignete sich eine Begebenheit, die auf einen Schlag Ruhe und Sicherheit wieder brachte, und zugleich im ganzen Lande Jubel und Frolocken verbreitete. Báthori, der mit Menschenblut nicht zu ersättigen war, hatte noch zu guter Letzt seinem Commandanten in Hermannstadt befohlen, die ganze Bürgerschaft daselbst zu vertilgen, und selbst die Kinder nicht zu schonen. Dieser gräßliche Befehl war selbst für diejenigen empörend, die sonst auch selbst ihm zu Werkzeugen seiner Tyranney gedient hatten. „So lange“ sprachen seine Hauptleute untereinander „dieses Ungeheuer den Erdboden belastet, ist an keine Ruhe, an keine Sicherheit zu gedenken, ihn zu vertilgen ist Wohltat für die Menschen und Jubel für alle, die bisher ihr widriges Schicksal mit ihm unter einen Himmelsstreich versetzt hat.“ András Götzi gab hier den Ton an, er war Obrist der Leibgarde, dieß war genug 50 andre zu seiner Meynung zu stimmen. Johann Szilási und Michael Ladányi beschloßen, den Streich auszuführen. Nur entstand die Frage, wie man den Fürsten aus dem Schloß in Großwardein hinweg ins Freye locken könnte, da er keinem Menschen traue und sich schon etliche Tage hier im Schloß inne gehalten hätte. Dafür wurde vom Götzi Rath geschafft. Als Garde-Obrist besaß er das ganzeVertrauen des Fürsten. Er spiegelte ihm also vor, es sey doch endlich Zeit, einmal auszufahren, das Kriegsvolk sey muthloß, weil er sich vor ihnen gar nicht sehen ließe, er müße ihnen zeigen, daß er noch im Leben sey, und sich auch selbst durch eine Spazierfahrt erholen, sonst sey Gefahr, daß sich die Mannschaft verstreuen dürfte, weil sie ihn so lange nicht gesehen hätte. Báthori ließ sich überreden. Unweit dem Schloß war ein warmes Bad. Dahin fuhr er den 27. October nach Mittag um drey Uhr und hatte, weil kein Feind in der Nähe war, bloß drey Personen bey sich. So wie er zum Schloß hinaus gefahren war, ließ Götzi die Brücke aufziehen, damit dem Báthori, wenn ja der Streich verfehlen sollte, auch der Rückzug abgeschnitten werden möchte. Wie er bis zur Mühle in der sogenannten Velentze Gaße kommt, so nähern sich aus einem Hinterhalt etliche Soldaten zu Pferde, und unter ihnen die schon erwähnten zwey Johann Szilási und Michael Ladányi, dem Wagen. Báthori bekommt einen Pistolenschuß, springt aber doch aus dem Wagen heraus und will sich wehren, wird jedoch
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von den herbeyeilenden Soldaten niedergerannt und vollends erschoßen. Gleich darauf wird er von den Verschworenen entkleidet, ausgeplündert, und in den Mühlfluß geworfen, so auch sein vergoldeter Wagen zerschlagen und beraubt. Erst nach einiger Zeit wurde er von einigen Bauern aus dem Wasser heraus gezogen, und sofort auf einem Bauernwagen, der mit einem Ochsen und einer Kuh bespannt war, in sein Schloß Etsed abgeführt und daselbst beygesetzt |:Fuchs Chr.; Gunesch Hist.; Hegyes p. 192, 193.; Dav. Herrm. Ann.; Haners Fürst Báthori § 288.:|. Fünf lange Jahre und sieben Monate hatte er, in dem Wahn, daß er als Fürst, niemandem Rechenschaft zu geben schuldig sey, und daß seine Unterthanen keine andere Bestimmung hätten, als seinen viehischen Lüsten zu fröhnen, die Menschheit durch eine Kette von Ruchlosigkeit geschändet. Kaum sollte man es glauben, daß hiezu ein Zeitraum von 26 Jahren und 8 Monaten – denn nur so weit brachte er sein Alter – hinreichen könnte, so wie es unbegreiflich seyn würde, wie eine so schreckliche Begebenheit habe vorbey gehen können, ohne daß unter den Truppen, die er zu seinen Diensten hatte, die mindeste Bewegung entstanden, wen man dieses nicht aus dem allgemeinen Haße erklären müßte, den einer so menschenfeindlichen Lebensart, wie der Schatten dem Körper, nachzufolgen pfleget. Sein Schloß war im October des 1612ten Jahres mit den Jubeltönen über den Kopf des unglücklichen Michael Weiß erfüllt worden, jetzt im October des 1613ten Jahres hallten die Jubel wieder, aber nicht aus einem einzelnen Schloße, sondern aus allen Ecken Siebenbürgens, und hatten seinen eigenen Kopf zum Texte. Nun kehrte denn alles in sein Gleis zurück. Die Hayducken blieben in ihrem Ungarn, ohne Siebenbürgen zu verunruhigen, die Fackeln der Zwietracht erloschen. Ruhe und Friede blüheten wieder auf. So gewann denn auch die Sächsische Universität Zeit, sich den 30. November in Schäßburg zu versammeln. Unter der Schreckensregierung des Báthori waren die Fugen des National-Körpers auseinander gegangen und es war Zeit, den Fäden brüderlicher und gemeinnüziger Berathschlagungen da, wo er gerißen war, wieder anzuknüpfen, Geist und Leben in die durch das Gewühl der vergangenen Jahre zerrütteten Maschine zurück zu bringen, und auf Mittel zu sinnen, wie sie zu ihrer ursprünglichen Festigkeit gedeyen, wie die ihr geschlagenen Wunden geheilt werden möchten. Hermannstadt sollte eigentlich dem Landtagsbeschluß gemäß vom bisherigen Zwange entfeßelt, von den fürstlichen Truppen befreyt, und das Hoflager, wie vorher nach Weißenburg verpflanzt werden. Allein es hieß, die Gebäude bedürfen noch mancher Herstellungen und der Winter war schon eingebrochen. Der neue Fürst blieb also in Hermannstadt, erklärte sich aber, daß die Stadt
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auf den künftigen Frühling gewiß geräumt werden sollte |:Gunesch Hist.; Dav. Herrmann Ann.:|. Schwer wurde es indeßen den Hermannstädtern diesen Zeitpunct abzuwarten. Auf der einen Seite wurden sie von den 200 Trabanten, die daselbst in Besatzung lagen, bedrängt. Auf der anderen hatte der Kaltsinn zwischen den Ungarn überhaupt und den Sachsen unter der vorigen Regierung zu tiefe Wurzel gefaßet. Ja es mischte sich auch Eigennutz darinn. Manche Ungarn hatten die von den Bürgern verlaßenen Häuser unter der Begünstigung des Fürsten Báthori eigenmächtig an sich gezogen, immer hofften diese, solche auf immerwährende Zeiten behaupten zu können, und nun sollten sie diesem Lieblingswunsche entsagen? Diese wandten denn alles an, den Termin der räumung von Hermannstadt so weit als möglich hinaus zu schieben. Allein sie fanden am Fürst Gabriel Bethlen nicht den Fürsten Gabriel Báthori. Zumal war seine Gemahlin Susanna Károli zu edelmüthig, ja zu menschenfreundlich, als daß sie in ihre Entwürfe mit eingestimmt hätte. Vielmehr arbeitete sie selbst am Fürsten, daß er den zudringenden Bitten und Vorstellungen der Hermannstädter endlich Platz gab, da sich zumal mit diesen auch die Universität so kraftvoll vereinigte, daß sie sich erklärte, den Fürsten selbst solange nicht anerkennen zu wollen, solange die Stadt nicht geräumt würde. Den 18. Februar 1614 berief denn der Fürst Gabriel Bethlen die wenigen in der Stadt befindlichen Bürger, die nicht über 53 Hausväter ausmachten, zusammen, hielt an sie eine bewegliche Abschieds-Rede, wo er sich den Vater der Sachsen nannte, und übergab ihnen die Schlüssel von den Thoren, Thürmen und Basteyen und verfügte sich noch diesen Tag nach Weißenburg |:Dav. Herrm.; Gunesch Hist.:|, nachdem er vorher die reichen Schätze, Kutschen, Pferde, die der Gabriel Báthori daselbst in Verwahrung gehabt, in Empfang genommen hatte |:Hegyes p. 229.:|. Nun kehrten die auf den umliegenden Dörfern zerstreut gewesenen Hermannstädter Bürger, gleich den aus der Babylonischen Gefangenschaft zurück kommenden Juden in die Stadt wieder ein. Ihre Gemüthsstimmung war eben nicht von der Art, daß sie zu einer trostreichen Umwandlung der Dinge gepaßt hätte. Die untere Stadt, wo man nur im vorigen Jahre Hirse und Haritsch gesäet hatte |:Dav. Herrmann:| sah ganz einer Einöde gleich und in den Häusern fanden sie Tische, Bänke, Fenster, Geschirr zerschmettert |:Hegyes p. 294.:|. Am Schluß wurde aber doch auch dieser Kummer durch die Freude überwogen, daß sie von dem fremden Volk frey geworden, und sich nun nicht nur in ihren Mauern und Wohnungen, sondern auch im Besitze ihrer Privilegien wieder befanden, die ihnen vermöge der schon im Landtag vor beyden Wallachischen Woywoden vom Fürsten gemachten feyerlichen Verheißung, eben wieder zurück gestellt wurden |:Dav. Herrm. Annal.:|.
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So wie Hermannstadt die beseligenden Früchte der hergestellten öffentlichen Ruhe zu genießen anfing, so ließen auch die Cronstädter solches die bisher in Eisen gehaltenen Kriegsgefangenen schmecken, schon den 11. Jenner wurden sie von ihnen insgesammt ohne Lösegeld auf freyen Fuß gestellt. Inmittelst war der Landtag in Mediasch angegangen, und zwar volkreich, weil sich nunmehr auch diejenigen einfanden, die bisher wegen der Uebermacht der anders Denkenden scheu gewesen waren. Die merkwürdigsten Personen die dabey erschienen, waren die Mörder des Gabriel Báthori, Szilási und Ladányi. Der Gedanke, das Land von einem Wütherich befreyt zu haben, der dazu vom neuen Fürsten selbst verdrungen worden war, ließ sie das Schicksal nicht ahnden, das sie hier erwartete. Sie versprachen sich vom Fürsten wie vom Land eine ansehnliche Belohnung. Wie erschreckten sie aber, als sie unter den im Landtage versammelten Volk auch Leute antrafen, die dem von ihnen ermordeten Báthori günstig waren, seinen Verlust bedauerten und ihnen Rache schworen! Von diesen wurden die in ihren Quartieren aufgesucht. Sie waren aber schon gewarnt worden und versteckten sich auf den Thurm bey der Spitals-Kirche. Die Verbündeten verfolgten sie auch dorten, sie wehrten sich zwar, aber sie wurden von jenen übermannt und vom Thurme hinunter gestürzt, unten aber von den daselbst stehenden Mitverbündeten in viele Stücke zerhauen |:Gunesch hist.:|. Der Fürst verhielt sich dabey ganz leidend. Die Gährung war in den Gemüthern zu stark, als daß [er] es hätte wagen dürfen, einer Parthey wider die andre allzu laut zu verfechten. Meuchelmord war es immer gewesen, den sie an ihrem Fürsten verübt hatten. Die Gesetze schienen dawider. Hätte sich der Fürst, dem ohnehin die Ermordung des Gegners in aller Augen nicht unwillkommen seyn konnte, ihrer angenommen, so hätte dieß einen Schatten auf seinen Character geworfen. Aus diesem Gesichtspuncte muß denn auch sein Vorgang wider den András Götzi betrachtet werden, der auf seinen Befehl nach Fogaras in Eisen geführt wurde, und etliche Wochen darauf im Gefängniß auf eine elende Weise, ohne daß man es wissen konnte, ob er durch seine eigne oder durch andre Hände umgekommen, sein Leben einbüßte und eben so armselig auch begraben wurde |:Hegyes. p. 195.; Fuchs Chron.:|. Bald nach dem Mediascher Landtag den 3. April kam der Fürst mit einem großen Gefolge nach Zeiden. Er war Fürst und der unmittelbare Nachfolger des treulosen Gabriel Báthori. Wie sich dieser in Hermannstadt eingeschlichen, wie schwer endlich die Hermannstädter selbst bey den nunmehr veränderten Umständen der Ungrischen Besatzung frey geworden, war den Cronstädtern noch im frischen Andenken. Sie wollten eine solche Gefahr nicht wagen und schickten ihm auf Zeiden Deputirte entgegen, um ihn zu bitten, daß sich seine Begleitung nicht über 100 Mann zu Roß und 100 Mann zu Fuß erstrecken möchte. Die Bitte
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war ihm auffallend, er ließ sie aber doch statt finden und hielt also nur mit 200 Mann seinen Einzug in Cronstadt, ging aber schon diesen Tag wieder ab, und schickte von hier nur seinen Bruder Stephan Bethlen404, in Gesellschaft des, zwey Tage vorher mit 36 Türken angelangten Mehemet Aga, mit Geschenken an die Pforte. Den 3ten August kamen dieselben in Gesellschaft des Skender Bassa, mit etwa 100 Pferden wieder über Cronstadt zurück, wo sie feyerlich empfangen wurden, aber noch prächtiger in Mediasch, wohin sie den 9ten August ankamen und für den Fürsten sowohl als für die Räthe Geschenke mitbrachten |:Hegyes 244-246.:|. In der Zeit, da sich Siebenbürgen von den vieljährigen Bedrängnissen zu erholen anfing, sah es desto stürmischer in der Moldau aus. Hier tobte der Woywode Stephan405 wider alle, die er nicht leiden mochte, mit cannibalischer Grausamkeit. Die Moldauer standen endliche wider ihn auf, vertrieben ihn mit Hülfe der Pohlen und machten statt seiner den Alexander406, einen Sohn des ehemaligen Woywoden Jeremias Mogyilla zu ihrem Woywoden, der sich aber bey seinem Schwager Kuretzi407, einem Pohlnischen Edelmann aufgehalten hatte. Stephan erwirkte bey der Pforte die Befehle an den Wallachischen Woywoden sowohl, als an die Grenz-Bassen und den Fürsten Bethlen selbst, mit gesammelter Macht auf den Alexander loszugehen und den Stephan wieder einzusetzen. Bethlen durfte es indeßen nicht wagen, sich von seinem Fürstenthume zu entfernen, um nicht dem Georg Homonay408 aus Ungarn Blößen zu geben, der, erhaltenen Nachrichten gemäß, in der Absicht, den Fürsten Bethlen zu verdrängen, Truppen geworben, und unter die Officiers auch schon die Fahnen ausgetheilt hatte. Der Palatinus in Ungarn kam zwar durch seine Wachsamkeit weiteren Bewegungen bevor und setzte den Fürsten Bethlen wenigstens für dießmal außer Sorgen, aber derweilen blieb Stephan ohne die Siebenbürgische Hülfe. Dieser Fall trat dann auch im folgenden 1616ten Jahre ein, wo ihm der Skender Bassa als Ober-General, aufs neue mit Bedrohungen bedeuten ließ, unverzüglich mit seinen Truppen in der Moldau zu erscheinen, um den neuen Woywoden Alexander zu verjagen. Der Erfolg zeigte indeßen, daß die Ausreden des Fürsten nicht ungegründet gewesen waren. Homonay hatte 2.000 404
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Stephan Bethlen de Iktár (ca. 1582-1648), Bruder von Gabriel Bethlen, Obergespan der Komitate Hunyad (ab 1616) und Marmarosch (ab 1622), Kapitän der Festung Huszt, Statthalter des Fürsten (1612-1621), Fürst Siebenbürgens (September - November 1630). Stefan IX. Tomșa, Woiwode der Moldau (1611-1615, 1621-1623). Alexandru Movilă, Woiwode der Moldau (1615-1616). Samuel Korecki (ca. 1586-1622). Georg Homonnay (gest. 1620), war zunächst ein Parteigänger von Stephan Bocskai, tritt zum Katholizismus über und wird Obergespan im Komitat Zemplén und königlicher Schatzmeister. Er greift 1619 Siebenbürgen an, wird allerdings von Gebriel Bethlen zurückgeschlagen.
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Hayducken zusammen geworben und auf den Weg nach Siebenbürgen, wohin er einen Einfall vorhatte, noch mehrere, theils mit Gewalt, theils mit Ueberredung an sich gezogen. Allein Franc[iscus] Rhedai409, der Commandant von Groß-Wardein, eilte ihm entgegen, gewann ihm 13 Fahnen ab und schlug ihn gänzlich. Bethlen überschickte diese Fahnen dem Türkischen Kayser und rückte nun selbst dem Homonay entgegen. Es wurden aber auch diese Irrungen durch die Vermittlung einiger Großen aus Ungarn wieder beygelegt |:Fuchs Chron.:|. Vielleicht hätte sich Homonay zur Ruhe begeben, wenn er nicht selbst durch einige Siebenbürger aufgewiegelt worden wäre. Unter diesen zeichneten sich zumal aus dem großen Adel einige Catholiken aus, die den Bethlen anfeindeten, weil er ein Reformierter war, und sich statt dessen den Homonay als einen Catholiken, zum Fürsten wünschten. Hingegen hatten sich zu ihnen auch einige Protestanten, und zwar aus der Sächsischen Nation der Johann Benkner410, Stadthann in Cronstadt gesellt, und nun kam es an den Tag, daß sie es gewesen, die den Homonay auf Siebenbürgen gerufen, Sie wurden sämmtlich in Clausenburg eingezogen. Hingegen war der Fürst so gutmüthig, daß er sie mit der Lebensstrafe verschonte, und bloß mit dem Verlust einiger Güter bestrafte und von Amt und Ehren entsetzte, welches denn auch dem Johann Benkner widerfuhr |:Fuchs Chr.; Hegyes p. 254.:|. Uebrigens hatte der Fürst durch die Beseitigung der Homonayschen Unruhen wenigstens soviel gewonnen, daß er in den Stand gesetzt wurde, den wiederholten Aufforderungen des Skender Bassa genüge zu leisten. Er kam in dieser Absicht den 2. August mit seinen Hoftrabanten in Burzenland an, und verzog acht Tage, um auch die übrigen Truppen abzuwarten. Einige hatte er schon vorher unter dem Stephan Tőrők411 in die Moldau abgeschickt. Allein der Bassa hatte, ohne seine Ankunft abzuwarten, die Pohlen, die dem neuen Woywoden Alexander aushelfen wollten, überfallen und geschlagen und nicht nur den Alexander, sondern auch seinen Schwager Kuretzi gefangen. Hingegen hatte sich auch der vorige Woywode Stephan dieser Vortheile nicht zu erfreuen. Die vielfältigen Klagen, die wider ihn einliefen, bewogen den Bassa ihn nach Constantinopel gefangen zu schicken, und den wallachischen Woywoden Rádul Michne in seine Stelle zu setzen. Der Fürst Bethlen ging nun, da seine Hülfe in der Moldau nicht mehr nöthig war, zurück, wurde aber bald wieder genöthigt, dem Homonay in Ungarn, wegen neuer Bewegungen, einige Mannschaft in der grimmigsten Kälte entgegen 409 410
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Franz Rhédey, Fürst von Siebenbürgen (1657-1658). Johann Benkner der Jüngere (1580-1653), Kronstädter Senator (1612), Kronstädter Stadthann (1615, 1616). Stephan Tőrők de Enying (ca. 1564-1618), Königlicher Rat, Kapitän von Pápa, Obergespan des Komitats Hunyad.
Unter den Siebenbürgischen National-Fürsten
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zu schicken, die doch schon den 20. November das Glück hatte denselben bey Dées gänzlich zu schlagen |:Fuchs Chron.:|. So friedlich übrigens das folgende 1617te Jahr für Siebenbürgen begann, so widrig hätte es für dasselbe ablaufen können, wenn nicht der Fürst einen Mittelweg einzuschlagen gewußt hätte, neue Unruhen vom Lande abzuwehren. Es waren nemlich Kosaken neuerdings in die Moldau eingefallen. Skender Bassa gebot, um sie zu demüthigen, wiederum beyden Woywoden nebst dem Fürsten auf, ihre gesammte Macht wider sie zu vereinigen und dem Feldzug in Person beyzuwohnen. Die Pohlen sahen sich in Gefahr durch die Kosaken in diese Fehde verwickelt zu werden, und suchten den Fürsten von der Moldau abzuziehen. Bethlen fürchtete die Polen eben so, wie die Türken. Er rüstete sich also zum Krieg und rückte mit 10.000 Mann den 17ten August in Burzenland ein, seine Schritte waren aber so bedächtig, daß er erst mit Ende des Augusten in der Moldau eintraf. Hier wandte er denn alle erdenklichen Mühen an, die streitenden Partheyen in gütlichen Wegen zu vereinigen. Den 25. September machten sie Frieden. Dieser lief da hinaus, daß künftig die Tartaren von den Türken, sowie die Kosaken von den Polen im Zaum gehalten, und von Begehung aller Thätlichkeiten abgewehret werden sollten. Mehrere Thätigkeit bewies der Fürst im folgenden 1618ten Jahr in der Wallachey. Rádul Michne hatte, weil er nun in der Moldau angestellt worden war, den Gábriel Mogyilla412, Sohne des vorigen Woywoden Simeon, aus Pohlen herbey gerufen und in die Wallachey eingesetzt. Allein ein gewißer Alexander413, Sohn des Elias hatte sich bey der Pforte durch Bestechungen Freunde erworben, und wurde den Wallachen aufgedrungen, so sehr sie ihn wegen seines schon bekannten üblen Charaters verabscheuten. Nun wurde er ihnen seiner Tyranney wegen unerträglich. Sie bathen den Fürsten Bethlen um Hülfe. Er schickte also den 6ten Junii 700 Hayducken und Szekler über Törzburg in die Wallachey hinein. Diese überstiegen die Gebirge bey der Nacht in der möglichsten Stille, überfielen den Alexander bey Tergovist und jagten ihn fort. Gleich darauf schickten die Bojaren ihre Deputirten an die Pforte, stellten vor, daß sie sich durch die Unthaten des Alexander zu diesem Schritt genöthigt gesehen, und baten um einen anderen Woywoden. Erst wurden sie nicht gehört. Wie die Bassen die Sache untersuchten, so wurde ihnen endlich ihr Wunsch gewährt, und der von Alexander verdrungene Gábriel Mogyilla eingesetzt, der denn mit Ende des Monats August in der Wallachey auch wirklich angelangte |:Fuchs Chron.; Forgáts Diar.; Sutoris p. 51, 52.:|. 412
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Gavril Movilă, Woiwode der Walachei (1616 - Mitte Juli 1618 (von der Pforte nicht bestätigt), Ende Juli 1618-1620). Alexandru Iliaș, Woiwode der Walachei (September 1616 - Juni 1618, 1627-1629), Woiwode der Moldau (1620-1621, 1631-1633).
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Vierter Abschnitt
Ehe noch der Fürst diesen Feldzug veranstaltete, kam er den 22. März von Fogaras nach Hermannstadt, und war willens, daselbst einen Landtag zu halten. Allein der unter dem Fürsten Báthori erlittene Druck, war ihnen allzu neu, als daß sie sich der dringensten Vorstellungen dawider hätten erwehren können. Sie schickten dem Fürsten ihre beyden Ober-Beamten auf Hammersdorf entgegen und bewogen ihn durch Bitten und Flehen den Weg auf Weißenburg weiter zu nehmen. Er erzürnte sich hierüber zwar heftig, und ließ sich auch durch einen den 27sten darauf ihm mit 4.000 Gulden überschickten kostbaren Becher nicht begütigen, daß er ihnen neuerdings androhen ließ, mit Gewalt zu ihnen zu kommen. Indeßen faßten die den beherzten Entschluß, ehe sie es geschehen ließen, daß er ihnen mit der gesammten Macht zusprechen sollte, Leib und Leben daran zu wagen, erklärten sich aber zugleich ihn gerne zu sehen, falls er nur mit 200 Personen käme. Die Universität machte sich dieses Geschäft zu eigen, und brachte es endlich den 7. April durch eine bloß deswegen auf Weißenburg gemachte Reise und Vorstellung dahin, daß er Fürst von seinem Vorhaben abstand |:David Herrmann:|. Die folgenden acht Jahre verfloßen ohne einen besonderen Einfluß des Fürsten auf das Innere des Landes, meist unter den kriegerischen Verhältnißen, in welche ihn der Druck der Protestanten in Ungarn, und der 30jährige Krieg im Reich verwickelten. Der Krieg zwischen ihm und dem Kayser wurde mit abwechselndem Glücke geführt. Doch neigte sich die Waagschale mehr auf seine, als auf des Kaysers Seite. Daher geschah es denn, daß der Fürst ganz Ober-Ungarn und in Preßburg auch die ungrische Krone in seine Gewalt bekam, ja den 25. April 1620 von den Ständen in Ungarn auf dem Landtag zu Neusohl414 zum König erwählt wurde. Er war aber zu bescheiden und zu klug, als daß er den Titul angenommen hätten, ob er die Krone in Händen hatte, und sie auch auf seinem Schloß Etsed in Verwahrung hielt. Dagegen erhielt er im Frieden 1622415 nebst dem Reichsfürsten-Titul die so oft auch seinen Vorfahren angetragenen zwey Schlesischen Fürstenthümer Oppeln und Ratibor und sieben an Siebenbürgen stossende Gespanschaften416. Allein der Krieg wurde 1623 erneuert, und die Türken, die jetzt mit dem Fürsten gemeine Sache machten, erlitten in eben diesem Jahre bey Neutra eine gänzliche Niederlage. Dadurch wurden denn die Bedingungen des ersten Friedens im Jahr 1624417 herab gestimmt, und dem Fürsten die schon verheißenen sieben ungrischen Gespanschaften zwar gelaßen, hingegen mußte er den beyden 414 415
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Banská Bystrica (slowak.), Besztercebánya (ung.), Neusohl (dt.), Kreis Banská Bystrica. Frieden von Nikolsburg (dt.), Mikulov (tschech.), Kreis Brno: Unterzeichnet am 31.12. 1621 von Gabriel Bethlen und den Gesandten des Kasiers Ferdinand II. Er erhielt folgende Gepanschaften auf Lebenszeit: Szatmár, Szabolcs, Ugocsa, Bereg, Zemplén, Borsod, Abaúj. Wiener Frieden von 1624 zwischen Gabriel Bethlen und Ferdinand II.
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schlesischen Fürstenthümern wie dem Reichsfürsten-Titul entsagen |:Gunesch hist.; Felmer. Hist. Tranniae.:|. Inzwischen schloß er, da ihm seine Gemahlin Susanna Károli schon 1622 gestorben war, im Jahr 1626 die zweyte Heurath mit der Catharina418, hinterlaßene Prinzessin, Tochter des Churfürsten Johann Sigismund von Brandenburg. Das Beylager wurde in Kaschau prächtig vollzogen, und von Seiten der hiezu eingeladenen Cronstädter hatten die zwey Senatoren Paul Bánfi419 und Martin Heltner420 die Ehre demselben als Deputirte beyzuwohnen |:Bánfi diar.:|. In Begleitung der neuen Fürstin kam der Fürst den 11. April 1626 auch nach Cronstadt und unterhielt sich hier bis zum 15. April, an welchem Tage derselbe Cronstadt verließ und sich erst nach Törzburg, hernach auf Tartlau begab |:Forgáts Diar.:|. Bald darauf wurde der Fürst von Engelland und Dänemark aufs neue zur Theilnahme an dem noch immer fortwährenden Krieg mit dem Kayser aufgefordert. Er entschloß sich hiezu, ohne jedoch von seinem ehehinnigen Waffenglück unterstützt zu werden und schloß 1627 den letzten Frieden421 mit dem Kayser, in welchem alles im vorigen Stand behalten wurde. Alle diese Kriegsunruhen gingen für Siebenbürgen glücklich vorüber, ohne daß dasselbe, wie vormals, von fremdem Kriegsvolk bedrückt worden wäre. Stephan Bethlen, Bruder des Fürsten, verwaltete das Land als Gubernator, und weil auch die äußere Ruhe vollkommen hergestellt war, so wurde beschloßen, daß das durch die bisherigen Kriege verwüstete Schloß in Weißenburg völlig aufzubauen. Die eine Bastey nahm der Fürst auf sich, aus eigenen Kosten herzustellen, die zweyte die Sächsische, die dritte die Ungrische, die vierte die Szeklerische Nation. Jene beyden wurden ausgefertigt, mit den beyden letzten ließen sich die beyden Nationen Zeit, wie mit allen Sachen, die Geld kosten. Bethlen suchte die Wohlfahrt des Landes auch in Absicht auf sittliche Bildung zu begründen und errichtete zum Behuf der Reformierten ein Collegium in Weißenburg. Zu dessen Unterhaltung er eine Stiftung von 47.000 Gulden machte und berief aus Heidelberg die Professoren Johann Heinrich Altstedt422, Johann Heinrich Piscator423 [sic!] und Johann Heinrich Bitterfeld424, Schwiegersohn des Altstedt. 418 419 420 421 422
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Katharina von Brandenburg (1602-1644). Paul Bánfi, Kronstädter Senator (1613-1634), Landtagsdeputierter (1621, 1622, 1628). Merten (Martin) Heltner, Kronstädter Senator (1613-1629). Friede von Preßburg 1626. Johann Heinrich Alstedt (1588-1638), Reformierter Theologe, Lehrer und Schwiegervater von J. H. Bisterfeld. Philipp Ludwig Piscator. Johann Heinrich Bisterfeld (ca. 1605-1655), Reformierter Theologe, lehrte zur Zeit seiner Anwerbung (1629) durch G. Bethlen in Herborn.
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Nur trafen ihn diese nicht mehr am Leben an. Er, der in Rücksicht auf seine Frömmigkeit, Vaterlandsliebe und Kenntniße ein längeres Leben verdient hätte, wurde durch eine schwere Krankheit die ihn schon den 13. Februar 1629 befiel, und endlich in eine Wassersucht ausartete den 15. November 1629 im 49sten Jahre seines Alters der Welt entrissen. Sein Testament umfaßte alles, was sich von einem frommen, um das Wohl des Vaterlandes besorgten Fürsten erwarten ließ. Seine Gemahlin ließ er im völligen Besitze der Fürstlichen Gewalt, wozu sie von den Ständen schon den 24. März 1626 erwählt worden war, setzte nicht nur den Hofstaat, sondern auch die Einkünfte fest, die ihr ein Standesmäßiges Auskommen verschaffen sollten und empfahl dem Lande zur Vermeidung schädlicher Spaltungen keine neue Fürstenwahl anzustellen, sondern sich ganz der von seiner Gemahlin und von seinem Bruder Stephan Bethlen als Gubernator gemeinschaftlich zu führenden Staatsverwaltung zu überlaßen, die vier Religionen zu schützen, sich von der Pforte, deren Schutz dem Lande niemals zum Verderben gereichet, nie zu trennen, zur Erhaltung der Gerechtsamen des Landes die Urkunden über alles, was zwischen demselben und anderen fremden Mächten beschloßen worden, sorgfälltigst zu sammeln und zu verwahren, zu verhüten, daß das Schloß Jenő unter keinerley Vorwand jemals aus den Händen von Siebenbürgen hinweg kommen sollte und ehe dieses geschähe, vom Römischen Kayser Hülfe und Unterstützung zu erbitten, außerdem beständig ein starkes Kriegsheer auf den Beinen zu halten um so den Krieg von dem Lande zu entfernen. Hätten sich nur auch die Siebenbürger von den heilsamen Grundsätzen, auf welche dieses Testament gebaut war, zu keiner Zeit entfernt! Allein diejenigen, die es in Betrieb setzen sollten, waren Menschen. Manche widrige Umstände kamen dazwischen, durch deren leidigen Zusammenschluß das Land mit der Zeit in neue labyrinthische Gänge verwandelt wurde. Dem Antrag nach war die Verwaltung, wie sie mit Beystimmung der Stände bestellt war, zweckmäßig. Zwölf Räthe waren der Fürstin zur Seite, Stephan Bethlen führte das Ruder als Gubernator. Dadurch schien sich also der Einfluß der Fürstin in die Landesgeschäfte bloß auf die ausübenden Gewalt zu beschränken, die doch auch selbst zwischen ihr und dem Gubernator getheilt war. Allein sie war eine Frau, und was den Großen, als geborenen Ungarn am anstößigsten war, eine Deutsche. Nebst dem pflog sie einen an Ausschweifungen grenzenden Umgang mit dem Stephan Csáki und dieser war catholisch. Damals war die Reformierte Religion die herrschende, der größte Theil der Stände war derselben zugethan, jeder Zug, wo die Catholischen begünstigt zu werden schienen, ward verdächtig. Nun vereinigten sich also Kaltsinn, Eigensucht und Mißtrauen, die Stände von der Fürstin zu entfremden und ihr
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selbst die Regierung zu verleiden. Ja im Monat August wurde ihr im Landtag offen bedeutet, daß sie sich der Regierung gänzlich begeben sollte. Sie mußte geschehen laßen, was sie nicht ändern konnte. Ihr Gemahl hatte ihr Munkáts425 und Tokay in Ungarn und Fogaras zum standesmäßigen Auskommen vermacht. Diese Schlößer standen ihr zu Diensten, um ihren Wittwensitz da, wo sie wollte, aufzuschlagen. Nunmehr war also die Wahl eines neuen Fürsten das Erste, was die Stände beschäftigen mußte. Stephan Bethlen schien als Bruder des verstorbenen Fürsten und als Gubernator, der schon die Zügel seit 1620 nicht ohne Beyfall geführt, hierauf die ersten Ansprüche zu haben. Mittlerweile aber hatte auch Georg Rákotzi426, als einer der ansehnlichsten Magnaten des Königreichs Ungarn, und als Sohn des im Jahr 1606 verstorbenen Fürsten Sigismund Rákotzi viele Augen auf sich gezogen. Bethlen traute also den Ständen nicht. Ehe als daß ein Fremder Fürst durch die Wahl der Stände aufgedrungen werden sollte, hielt er es für schicklicher, ihm selbst das Fürstenthum anzutragen. Er schickte also seinen Schwiegersohn David Solyomi427, zusammt seinem Sohn Stephan Bethlen mit geheimen Aufträgen an den Georg Rákotzi, der sich damals auf seinem Gut Sáros Patak befand und lud ihn in das Fürstenthum ein. Rákotzi schien nur diesen Wink zu erwarten, um die Zügel des Siebenbürgischen Staates aufzufaßen. Er machte sich auf, ohne erst seine förmliche Wahl abzuwarten. Allein diese Eilfertigkeit gerade wirkte auf die Stände, die auf die Erhaltung ihrer Wahlfreyheit eifersüchtig waren, in umgekehrtem Verhältniße und neigte die bisher zwischen dem Rákotzi und Bethlen schwankende Wagschale auf die Seite des Letzteren. Ihn wählten sie also auch einmüthig zum Fürsten. Nur war nun die Frage, wie man des Rákotzi frey werden sollte? Bey dem der Gedanke Fürst zu werden schon Wurzel gefaßt hatte. Man schickte also Deputirte hin, die den Solyomi und den jungen Bethlen zurück ruffen, den Rákotzi aber bitten sollten, zu Hause zu bleiben. Allein Rákotzi ließ sich nicht irre machen, er hatte schon etliche 1.000 Hayducken an der ungrischen Grenze auf den Beinen, mit welchen er seinen Einzug in Siebenbürgen verherrlichen wollte. Um aber Feindseligkeiten vorzubauen, trug er auf eine mündliche Unterredung mit dem Stephan Bethlen an. Das Resultat hievon war, daß ein neuer Landtag zur Fürstenwahl ausgeschrieben werden sollte. Inmittelst bewarb Rákotzi durch Geschenke und Verheißungen bey den Ständen, daß sie ihm beystimmen sollten. Wider aller Erwartung erschien, wie es eben im Landtag zum Stimmen kam, Johann Kemény428, als Gevollmäch425 426 427
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Mukatschewe (ukr.), Muncács (ung.), Munkacs (dt.), Kreis Sarkapatska. Georg Rákóczi (1593-1648), Fürst von Siebenbürgen (1630-1648). David Zolyomi (gest. 1649), Oberkapitän des Háromszéker Stuhls, Herrführer der Szekler (1622), Obergespan des Komitats Kolozs. Johann Kemény (1607-1662), Fürst von Siebenbürgen (Januar 1661 - Januar 1662).
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tigter der Fürstin und schlug ihn in ihrem Namen zum Fürsten vor. Sie hatte sich hiezu aus Unwillen wider den Stephan Bethlen verleiten laßen, weil sie sich einbildete, er sey Schuld, daß sie dem Fürstenthum hätte entsagen müßen. Die Stände waren schon mehrtheils für den Rákotzi gewonnen. Nun riefen sie denn insgemein ihn als neuen Fürsten aus. Stephan Bethlen sah nun ein, daß er mit Gewalt nichts ausrichten würde, und ließ es hiebey bewenden. So war es auf einer Seite die Schwachheit des schon einmal gewählten Fürsten Stephan Bethlen, auf der anderen die der verwittibten Fürstin Catharina Bethlen, die dem Georg Rákotzi das Ruder von Siebenbürgen in die Hände spielte. Catharina dachte sich den neuen Fürsten Rákotzi noch verbindlicher zu machen, stattete ihm deshalb 1631 einen Besuch ab, nahm seinen Sohn Sigismund an Kindes statt an, und vermachte ihm das Schloß Munkáts |:Jo. Bethlen I. 5-15.:|. Allein dem Rákotzi ward es zu lange auf ihren Tod zu warten, er nahm ihr etliche Monate darauf unter dem Vorwande, daß sie einige von den ihm eingegangenen Bedingungen übertreten hätte, Munkáts und bald darauf auch Fogaras weg. Sie ging aus Unmuth aus dem Lande, wurde catholisch und heyrathete 1639 den Friedrich Carl, Prinzen von Sachsen Lauenburg, der ihr nicht nur keine Besitzungen zubrachte, sondern auch das, was er mit ihr erheyrathet hatte, als ein starker Spieler verschleuderte, und sie dadurch in die Nothwendigkeit versetzte, alle ihre Güter in Ungarn zu verkaufen. Am Schluß sah sie sich ohne Güter, ohne Geld und von ihrem Manne verlaßen, der nach Wien ging und nach der Hand eine unbekannte Gräfin von Megau, Wittwe des Baron Teufel heyrathete. Sie selbst begab sich nach Hamburg und beschloß daselbst ihr Leben den 27. August 1649 in einem Alter von 47 Jahren, und in den kümmerlichsten Umständen, da sie nur einen einzigen Bedienten und eine einzige Weibsperson zur Bedienung hatte |:Dav. Herrm. Anal.; vergl. Jo. Bethl. I. 16:|. Kaum hatte sich Rákotzi im Besitze des Fürstenthums, das er in vermischten Wegen errungen hatte, festgesetzt, so wurde ihm solches durch die Anzeigen von den Bewegungen eines der mächtigsten im Lande verbittert. David Solyomi gerade derjenige, der ihn mit den ersten Anträgen des Fürstenthumes erfreuet, den er dafür mit trefflichen Gütern beschenket und zum Obristen von der Garde, wie auch zum Oberfeldherrn der gesammten Szeklerischen Truppen ernennet hatte, wurde ihm zu mächtig, mißhandelte die ihm benachbarten Edelleute und warb Truppen an, ohne daß es Namen hatte, was ihre Bestimmung sey. Der Fürst kam ihm bevor, und machte ihm im Landtag den 21. August 1633 den Proceß, wo er des Hochverraths schuldig erkannt und nach Kővár gefangen geführt wurde. Hier schmachtete er im Gefängniß bis ans Ende seines Lebens, das erst nach 18 Jahren erfolgte.
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Zwey Jahre hernach wurde dem Fürsten auch des Solyomi Schwiegervater Stephan Bethlen verdächtig. Er wich ihm aber aus, ging auf seine Güter in Ungarn hinüber und ließ auf den Gütern, die er in Siebenbürgen hatte, seinen einzigen Sohn Petrus Bethlen429 zurück. Diesen bringt in einer unglücklichen Stunde ein ungetreuer Verwalter in eine solche Hitze, daß er wider ihn auffährt, und ihn mit einem Stock tödlich verwundet. Durch häufige Zureden läßt sich der Vater des erschlagenen Verwalters wieder begütigen. Der Fürst aber dem dieses Vergehen eines Großen, den er des Vaters wegen ohnehin nicht leiden konnte, willkommen war, läßt sich damit nicht begnügen, vielmehr verbietet er den Beamten, in deren Gebiete die Güter des jungen Grafen lagen, ihn als einen Mörder unter sich zu dulden. Dadurch wird der Vater Stephan Bethlen aufgebracht, rufft seinen Sohn auf sein Schloß Etsed in Ungarn hinaus, verklagt den Fürsten bey der Pforte, worauf es zwischen beyden zu Thätlichkeiten kommt. Endlich kommen sie aber doch durch einen gütlichen Vergleich aus einander |:Jo. Bethl. I. 16-22.:|. Während der Streitigkeiten mit dem Stephan Bethlen gedachte der Fürst Schäßburg mit Truppen zu besetzen, aber die Stadt schlug es ihm rund ab. Dieses bewog ihn, von der Sächsischen Nation einen eigenen Eyd der Treue zu fordern |:Dav. Herrm. Ann.:|. Hernach machte er einen ähnlichen Versuch auf Cronstadt, aber auch hier wurde solches abgewehrt, und vor seinem Gefolge, wie er schon in der Stadt war, die Thorschwengel niedergelaßen. Hier wurde er denn unwillig, und ging den folgenden Tag ab. Die Cronstädter wurden indeßen vor die Stände geladen und um 4.000 Gulden gestraft |:Dav. Herrm. Ann.; Dan. Schuller |:Nekesch:| Diar. p. 288.:|. Die übrigen Regierungsjahre des Fürsten Georg Rákotzi zeichneten sich im Innern durch seine Härte wider den Adel und zumal wider die Reichen aus. Wo sich immer Besitzer von ansehnlichen Gütern fanden, da wurden sie unter allerley Vorwänden in Rechtshändel verwickelt. Zwar wurden diese im Rechtsweg verhandelt, aber es mischten sich, weil dem Fürsten gelegen war, seine Kinder und Verwandten zu bereichern, Privat-Rücksichten unter die Rechtsgründe, denen die Uebermacht das Gewicht verlieh. Auf diese Art wurden viele ihrer Güter verlustig, die sofort vom Fürsten an seine Nächsten verschenkt wurden. Nothwendig mußte dieses aber bey manchen kaltes Geblüt erregen. Indeßen gelang es ihm doch die Stände dahin zu lenken, daß sie im Landtag den 19. Februar 1642 seinen Sohn Georg zum Fürsten und Nachfolger erwählten und sich nur dieses vorbehielten, daß er sich bey Leben des Vaters mit der Verwaltung des Landes nicht befaßen sollte. So wie nun seine Macht in Siebenbürgen stieg, so suchte er sie auch auswärts zu erweitern, und hiezu nach dem Beyspiel seines Vorgängers Gabriel Bethlen 429
Peter Bethlen de Iktár (gest. 1646), Obergespan der Komitate Marmaros und Hunyad.
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den noch immer fortdauernden 30jährigen Krieg zu benutzen. Er trat in dieser Absicht dem Bunde mit Schweden wider den Römischen Kayser bey, fiel in Mähren ein und erwirkte im folgenden 1645ten Jahr einen sehr vortheilhaften Frieden430, in welchem ihm und seinem Sohne nebst der Versicherung, daß den Reformierten in Ungarn 90 Kirchen, die man ihnen gewaltsam abgenommen hatte, wieder zurück gestellt werden sollten, die Schlößer Tokay und Regetz431, dann ihm für seine Person sieben Gespannschaften diesseits des Theissufers auf Lebenslang abgetreten wurden. Was er hier gewonnen, wurde ihm auf einer anderen Seite verkümmert. Die Pforte wollte ihm, weil er ihr eben in diesen Feldzügen zu mächtig geworden war, die Flügel kürzen und verlangte von ihm über die bisherige Steuer von 10.000 Ducaten alljährlich noch 5.000 Ducaten. Er schwor, daß er nichts mehr geben wollte. Diese Sache hätte nun ein ernsthaftes Ansehen gewinnen können. Zum Glück starb aber Kayser Amurath432, da er sich eben mit seiner völligen Macht wider ihn rüstete und bey der Veränderung, die dieser Tod im Inneren des Reiches zu Folge hatte, schlief diese Forderung ein. Nun lüstete es den Rákotzi aber auch nach der Pohlnischen Krone, die durch den Tod des Königs Vladislaus433 erledigt worden war. Zweifelsohne hätte ihn der Besitz dieser Krone auch wider die Anfechtungen der Pforte in Absicht auf das Fürstenthum Siebenbürgen schützen können. Allein der Tod kam seinen weitläufigen Entwürfen zuvor. Ehe noch der Gesandte, der seine Sache in Pohlen ausführen sollte, zurück kehrte, starb er im 55ten Jahre seines Alters den 11. October 1648 |:Bethlen 1. 22-28.:|. Ihm folgte der schon 1642 gewählte Fürst Georg Rákotzi II.. Sein erster Wunsch war, sowohl diejenigen, die unter der Regierung seines Vaters um ihre Güter gekommen waren, als auch die Pforte selbst zu beruhigen. Jenes that er durch das Versprechen, ihnen ihre Güter zurück zu stellen, das doch unerfüllt blieb, letzteres durch den Nachtrag der auf die letzten drey Jahre geforderten 15.000 Ducaten |:Bethlen II. 34.:|. So wurde denn, dem Anscheine nach, die Ruhe von innen und außen begründet. Im Inneren suchte er die zwey ungrischen Nationen, zumal auch durch die Stiftung des Siebenbürgischen Gesetzbuches unter dem Titul der Constitutionum Approbatarum434 zu gewinnen. Bis dahin waren es so zu sagen 430 431 432
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Friede von Linz zwischen Ferdinand III. und Georg Rákóczi. Regéc (ung.), Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén. Murâd IV. starb bereits 1640. Im Jahr 1648 starb Sultan Ibrâhîm „Deli“, ihm folgte Mehmed IV. Avcı. Władysław IV. Wasa (1595-1648), König von Polen (1632-1648). Approbatae Constitutiones Regni Transylvaniae et partium Hungariae eidem annexarum Ex Aticulis ab anno 1540 ad presentem huncusque 1653 conclusis compilatae. Varadini 1653. STAK: III-3.
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nur Bruchstücke, nach welchen die Ungarn gelebt und ihre Rechtsfälle entschieden hatten. Die Landesartikel, alte Gewohnheiten, oft auch willkührliche Grundsätze, nebst dem bisweilen genommenen Decreto Tripartito435 waren die Quellen, aus welchen die Urtheile geschöpft wurden. Jetzt wurde aus den Landtagsbeschlüßen seit 1540 bis auf diesen Tag ein Ganzes gebildet, das doch meist nur die Rechte des Adels zum Vorwurf hat, und weit unter der Form eines auf alle Fälle anwendbaren Gesetzbuches ist. Zumal wurden darin zwey Articul als Gesetze mit verwendet, die gerade wider den Sinn und Inhalt der Sächsischen Grundverfassung und Freyheit, auch den Nicht-Sachsen die Besitzfähigkeit in den Sächsischen Städten einräumten. Umsonst wurden diese Articul von der Sächsischen Nation bestritten. Sie wurden vom Fürsten mit der kalten Antwort abgewiesen, es stünde nicht bey ihm, das, was das Land beschloßen, aufzuheben, auch könne das, was von zwey Nationen festgesetzt worden, von der dritten nicht umgekehrt werden. Nichts desto weniger suchte die Nation in anderen Wegen wenigstens die Wirkung dieser schädlichen Articul zu hemmen, daß sie dagegen eine förmliche Protestation einlegte, dann dem Johann Kemény als Ersten Geheimrath einen Becher mit 1.000 Thalern und dem Fürsten einen anderen Becher mit 300 Ducaten verehrte und auf den Fall der Aufhebung der Artikel 50.000 Gulden in baar, wie auch eine Bastey in Weißenburg unentgeldlich zu errichten versprachen. Nach dem Landtag wurde der Fürst von den Hermannstädtern in ihre Stadt eingeladen. Dieses wirkte so viel, daß er dem Magistrat gleich nach seinem Eintritt die Schlüßel zum Heltauer Thor zurück stellte, die der Stadt noch von seinem Vater wegen eines Proceßes weggenommen worden waren |:Dav. Herrm. Ann.; Ejusdem Ruinae Tranniae. Lib. 1. Cap. 1, 2.:|. So verfloßen denn für den Fürsten die vier ersten Jahre als Vorboten einer glücklichen Regierung. Sein Schatz wurde mit den Subsidien bereichert, die ihm die zwey benachbarten Woywoden alle Jahre entrichteten. Zu dem wurde ihm auch von anderen auswärtigen Regenten geschmeichelt. Allein gerade in diesen Schmeicheleyen lag der Keim von unabsehbaren Unglücksfällen, in welche das Land aufs neue die zehn folgenden Jahre hindurch versenkt wurde. Der Geist seines Vaters ruhte auf ihm zehnfach. Er wollte, wie sein Vater mit den Waffen in der Hand höhere Glücks- und Ehrenstufen ersteigen als die ihm die Natur gesetzt hatte und stürzte dabey in Abgründe, aus denen er sich nimmer herauswinden konnte.
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Stephanus de Werbewtz [Werbőczy]: Tripartitum opus, juris conustudinarii inclyti Regni Hungariae. Per spectabilem et magnificum Dominum Stephanum de Werbewtz, personalis praesentiae Regiae Maiestatis olim Locum tenentem, accuratissime aeditum. Vienna Pannoniae 1561. STAK: III-8.
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Den ersten Schritt machte er wider den Woywoden aus der Moldau aus Ursachen, die nur ihm allein bekannt waren. Er schickte dahin den Johann Kemény mit Landtruppen, den Basilius Lupul436, so hieß der Woywode, zu überfallen und zu fangen. Die Sache war so eingeleitet, daß der Woywode die Nachricht von seinem Vorhaben nicht eher erhielt, ehe er nicht schon da war. Kaum wußte sich dieser über den Pruth437 hinüber zu retten. Nun rumpelte Kemény ins fürstliche Schloß hinein, ließ dasselbe ausplündern, und setzte den dortigen Kanzler Stephan Györgyitze438 zum Woywoden ein, sah sich aber gar bald zum Rückzug genöthigt, da indeßen Basilius seine Truppen gesammelt hatte und ihm mit diesen und mit den an sich gezogenen Kosaken entgegenging. Kemény zog sich, mit Beute beladen, in die Gebirge zurück, fiel aber in einen vom Basilius dorthin gestellten Hinterhalt, und erlitt dadurch eine gänzliche Niederlage. Damit entfloh denn auch der neue Woywode Stephan, aber nur bis in die Wallachey, um frische Leute zu bringen. Mit diesen gelang es ihm, den Basilius wieder zu schlagen. Rákotzi schickte nun denn auch seinerseits den Stephan Petki439 mit neuen Truppen in die Moldau. Dieser nöthigte den Basilius in einem neuen Treffen die Flucht zu ergreiffen, und rückte auf das Schloß Sutsova wo die Gemahlin des Basilius sammt seiner besten Sachen verwahrt war, und nahm solches auch nach einer langwierigen Belagerung ein. Dadurch standen denn auch die Kosaken, die das Schloß inne gehabt hatten, vom Basilius ab. Bald darauf wurde er selbst vom Tartarchan gefangen und nach Constantinopel geschickt. Stephan hingegen von der Pforte im Fürstenthume bestättigt. Allein an diese Fehde reihete sich bald eine andere von wichtigeren Folgen. Unter den Truppen des Wallachischen Woywoden Matthe440, die dem Stephan wider den Basilius zu Hülfe gekommen waren, befanden sich auch die Semenier441, ein Thrazisches Volk, denen der Woywode Matthe für ihre hiebey geleisteten Dienste einen zweymonatlichen Sold versprochen, allein wegen den von den Bojaren dawider gemachten Einwendungen nur ein Monat ausgezahlt hatte. Sie forderten zwar auch den Rest mit Ungestüm, ließen sich aber von Matthe wieder besänftigen. Indeßen fiel er in seine letzte Krankheit und empfahl den Bojaren vor seinem Tode den Constantin442 zu seinem Nachfolger. Diesem vermachte er auch alle seine Schätze, jedoch mit der Verbindlichkeit, 436 437 438
439 440 441 442
Vasile Lupu, Woiwode der Moldau (1634 - April 1653, Mai 1653 - Juli 1653). Prut: Heute der Grenzfluss zwischen Rumänien und der Republik Moldau. Gheorge Ștefan (gest. 1668), Woiwode der Moldau (April 1653 - Mai 1653, Juli 16531658). Stephan Petki, Feldkapitän des Csíker Stuhls (1660). Matei Basarab (1580-1654), Woiwode der Walachei (1632-1654). Seimeni (rum.): Bezeichnung für Infanteriesoldaten in fürstlichen Diensten. Constantin Șerban Basarab (gest. 1682), Woiwode der Walachei (1654-1658), Woiwode der Moldau (Oktober 1659 - November 1659, Jänner 1661 - Februar 1661).
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die Simenier mit dem rückständigen Sold zu entschädigen. Sie forderten also ihr Geld vom neuen Woywoden, wurden aber wieder abgewiesen. Nun lehnten sie sich denn wider die Bojaren auf, übten die unmenschlichsten Grausamkeiten an ihnen aus, und nahmen selbst den Woywoden Constantin gefangen. Die Bojaren suchten bey dem Fürsten Rákotzi Hülfe. Dieser rückte den 18. Junii 1655 selbst hinein, und führte nebst einem großen Kriegsheere 28 Canonen und 20 Wägen mit Spießen mit sich, überfiel die Semenier bey Plojest443, schlug sie gänzlich, fing ihren neu aufgenommenen Fürsten Keriza, ließ diesem die Nase abschneiden und führte ihn mit sich nach Weißenburg gefangen. Die von den Cronstädtern zu diesem Feldzug gestellte Mannschaft wurde von dem Stadthannen Christian Frantzen444 angeführt, und trug nebst den übrigen Sachsen nicht wenig zu dem vom Fürsten erfochtenen Siege bey |:Schuller Diar. p. 311.; Runiae Tranniae. I. 3-5.; Bethlen II. 36.; Dan. Schuller Diar. p. 289.; L. Kusch. Diar.:|. Den Fürsten aber machte dieser glückliche Anfang nach neuen Lorbeeren lüstern. Die Gelegenheit hiezu eröffnete ihm der Aufstand, den die bisher von der Krone Polen abhängig gewesenen Kosaken wider die Krone erregten. Rakotzi trug dem König ungebeten seine Freundschaft an. Eine Bereitwilligkeit dieser Art, die doch immer mit Aufwand und Verlust von Mannschaft, die zum Schutz des eigenen Landes nöthiger war, zur Folge hatte, könnte man sich nicht erklären, wenn man nicht damit den Gedanken verbände, daß Rakotzi von seinem Vater auch den Durst nach der Pohlnischen Krone geerbt hatte. Casimir445 saß auf dem Thron und war kinderlos, mithin im Stande, die Wünsche des Rákotzi zu realisieren, wenn er wenigstens den Sohn desselben an Kindes statt aufnähme und ihm dadurch den Weg zur Thronfolge vorbereitete. Auf diese Hoffnung ging denn Rakotzi aus, schickte Rákotzi sein Heer nach Polen und half dem König die Kosaken demüthigen, ehe noch jene Bedingungen zur Reife gediehen. Hier aber steckte eben der Knoten, den die zwey Fürsten nicht auflösen konnten. Inzwischen wurde Casimir vom schwedischen König Carl Gustav446 angegriffen. Beyde Könige luden den Rákotzi zum Bündniß ein. Nun lebte in ihm die Hoffnung auf, wenn nicht die ersehnte pohlnische Krone selbst, doch wenigstens einen beträchtilchen Theil von Pohlen in einem kürzeren Wege etwa für sich selbst zu erjagen. Der König in Schweden hatte schon einige glückliche Fortschritte wider den Casimir gemacht. Rákotzi war geneigt, das Waffenglück mit ihm zu theilen und kehrte nun die Waffen, die er ehedem wider die Kosaken für die Pohlen geführt hatte, wider die Pohlen. 443 444
445 446
Ploiești (rum.), Kreis Prahova. Christian Franzen (gest. 1658), Kronstädter Senator (1641-1646), Kronstädter Stadthann (1646-1649, 1652-1655). Johann II. Kasimir Wasa (1609-1672), König von Polen (1648-1668). Karl X. Gustav (1622-1660), König von Schweden (1654-1660).
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Vierter Abschnitt
Umsonst ließ ihm die Pforte sowohl als der Tartarchan447 verbieten, sich in diesen Krieg zu mischen. Umsonst hingen sich an ihn seine eigene Mutter448 und seine Gemahlin449, und baten ihn nebst den übrigen Verwandten flehentlich, von seinem gefährlichen Vorhaben abzustehen. Er riß sich aus ihren Armen frey, sein Unstern führte ihn den 1. Jenner 1657 in der grimmigsten Kälte über die Karpathischen Gebirge in Pohlen hinein. Dorten vereinigten sich mit ihm die Kosaken, die sich auf 25.000 Köpfe beliefen. Mit diesen und den Schweden streifte er Pohlen durch und nahm einen Platz nach dem anderen und selbst Cracau ein, das er stark besetzte. Inmittelst drangen in Siebenbürgen im Februar die von der Pforte abgeschickten Gesandten unter schweren Drohungen darauf, daß er aus diesem ganzen wider den Willen der Pforte unternommenen Feldzug unverzüglich abgeruffen werden sollte. Es wurde solches dem Fürsten überschrieben. Er ließ sich aber hiedurch eben so wenig wie auch durch die reizenden Vorschläge des Römischen Kaysers abhalten, der ihm, nebst Cracau 13 Städte in Schlesien antrug, wofern er die Waffen wider Pohlen niederlegte. Er nahm diese vortheilhaften Anträge nicht an und derweilen bekamen die Sachen eine andere Wendung. Der Tartarchan rückte mit einer ungeheuren Menge heran. Die Bundesgenossen des Rákotzi zogen sich, um ihnen auszuweichen, bey guter Zeit zurück. Er blieb mit seinem Volk alleine, und sah nun zu spät ein, daß er der Menge nicht gewachsen sey. Flucht und Rettung war sein höchstes Bedürfniß. Aber was sollte er mit seiner Beute, was mit seinen Kriegsgeräthschaften machen? Damit dieses nicht dem Feinde in die Hände fallen möchte, opferte er alles was er in Pohlen erbeutet hatte dem Feuer auf, und ließ sein aus Siebenbürgen mitgebrachtes Geschütz in Sümpfen versenken. Indem er aber in diesem heillosen Geschäfte begriffen war, kam General Potocky, der Marschall von Polen, zu ihm ins Lager und machte Friedensvorschläge. Rákotzi nahm in dem Gedränge, in dem er sich befand, alles gierig an, 200.000 Ducaten |:andere sagen 400.000:| mußte der den Pohlen zur Schadloshaltung versprechen, Cracau räumen, und zwey Geiseln aus dem Adel geben, bis das Geld gestellt würde |:die doch erst 10 Jahre hernach durch die Entrichtung der völligen Summe befreyt wurden:|. Sodann rieth ihm der Marschall aus persönlicher Freundschaft an, sich wenigstens für seine Person zu retten, weil die Tartaren schon im Anzug seyen, um ihn mit seinem Heere zu überfallen. Rákotzi eilte mit einer Begleitung von 1.000 Litauern, die ihm der Marschall bis an die Grenze mitgab, und 300 eigenen Leuten davon und überließ seine Armee unter der Anführung des Joh[ann] Kemeny der Willkühr des Tarta447 448 449
Mehmet IV. Giray (gest. 1670), Khan des Krim-Khanats (1641-1644, 1654-1666). Lórántffy Zsuzsanna. Báthori Zsófia.
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rischen Hauffen. Kemeny hatte 12.000 Mann bey sich. Diese wurden fast gänzlich aufgerieben. Die dem Schwert noch entkamen, wurden nebst dem Kemeny und vielen vom Ungrischen Adel in die Sclaverey geführt. Rákotzi war noch froh, daß er mit seinen 300 Mann sein Schloß Etsed glücklich erreichen konnte |:Bethlen II. 38-45.; Dav. Herrm.; Ruinae Tranniae. I. 7-10.; Dan. Schuller Diar. p. 291, 292.:|. Nun folgten aber die Nachwehen dieses unseligen Krieges in immer unzertrennlicher Kette. Vorerst konnte ein Landtag vom Fürsten nicht umgangen werden, so schwach auch für ihn die Reitze dazu waren, wenn man einen Blick in den vergangenen Winter warf. Die wenigen von den Ständen, die dem Schwert und den Ketten der Tartaren entgangen waren, versammelten sich im September in Szomos Ujvár. Der Fürst lag krank im Schloß und die Stände kamen in einer Scheune unter dem Schloß zusammen. Von allen Seiten ertönte das Jammergeschrey derer, von den in den tartarischen Fesseln schmachtenden Gefangenen, zurückgebliebenen Weibern. Die für diese geforderten Lösegelder waren unerschwinglich. Das Land und die Stände hatten diesen unnöthigen Krieg weder veranlasst noch darin eingewilligt. Auf dem Fürsten allein lag die Verantwortung Centnerschwer. Die Stände hielten ihm solches mit Nachdruck vor und verlangten, er sollte nun seinen eigenen Schätze zusammen rafen, um auf einer Seite die Tartaren, auf der anderen die Pohlen, auf der dritten die Pforte zu befriedigen. Er schwor, er hätte nicht über 30.000 Thaler beysammen. Die Stände entschloßen sich den 4ten Theil der Tartarischen Lösegelder auf sich zu nehmen. Allein da änderte der Fürst seine Sprache schon wieder und nahm sein Wort auch wegen deßen, was er aus seinem Kammerbeutel zur Ranzion zu büßen versprochen hatte, zurück. Nun wurden die Stände unwillig, die Meisten gingen ab, ohne Abschied vom Fürsten zu nehmen |:Ruinae Trann. II. 3.:|. Nun aber waren auch Gesandte von der Pforte da, und wieder andere vom Tartarchan mit Briefen an die Stände. Die Stände versammelten sich wieder in Weißenburg. Die Pforte sprach sie vom Gehorsam gegen den Rákotzi frey, und verlangte, daß er ohne Verzug verstoßen und ein anderer Fürst gewählt werden sollte. Die Stände waren ohnehin gegen den Fürsten erkaltet, bey ihnen kostete es eben nicht zu viele Ueberwindung, den Forderungen der Pforte Gehör zu geben. Der Fürst hingegen gerieth in die äußerste Wuth und stieß wider die Gesandten die heftigsten Drohungen aus. Mit Mühe konnten ihn seine Gemahlin und sein Sohn zurückhalten, um solches ins Werk zu setzen. Nun war aber auch keine Zeit mehr zu feyern. Die Stände standen von ihren Sitzen auf und gingen in das Gemach des Fürsten in gedrängten Haufen hinein. Hier sprachen sie mit ihm frey von der Brust und trotzten ihm die Erklärung ab, daß er dem Strom ausweichen, der Regierung entsagen, und sich auf seine
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Güter zurückziehen wollte. Nur hielt er sich die Befugniß bevor, das Staatsruder wieder in die Hände zu nehmen, wofern sich die Pforte besänftigen ließe. So wurde denn gewählt. Franciscus Rhedai, Stief- und Schwiegersohn des bereits im Jahre 1648 verstorbenen ehemaligen Fürsten Stephan Bethlen erhielt die Mehrheit der Stimmen und wurde den 3ten November 1657 in Gegenwart der türkischen Gesandten als Fürst ausgeruffen. Rákotzi versuchte vergebens bey den Türkischen Bassen mit Geschenken anzuklopfen. Eben so wenig fand er es bey der in Hermannstadt versammelten Sächsischen Universität, der er anmuthen wollte, ihn in ihre Städte aufzunehmen, mit dem Vorgeben, es sey den Türken bloß deswegen um seine Verstoßung zu thun, damit sie hernach allein in Siebenbürgen herrschten könnten. Noch hoffte er mit Gewalt durchzusetzen, was ihm die Pforte und selbst das Land versagte. Daher nahm er wieder aus eigener Bewegung den Titel eines Fürsten an und sprengte aus, er hätte die Mittel schon in Händen, sich, das Land, und die Schlößer mit Hülfe des Römischen Kaysers gegen die Türken zu vertheidigen. Die Stände hingegen trauten nicht und ließen den in den festen Oertern liegenden Truppen ausdrücklich bedeuten, zu schwören, daß sie die Oerter ohne Vorwißen des Landes an den Rákotzi nicht abtreten wollten. Allein diese, für den Rákotzi schon eingenommen, weigerten sich, den Eyd abzulegen. Der neue Fürst Franc[iscus] Rhedai sah sich also genöthigt auf den 9. Jenner 1658 einen neuen Landtag auf Mediasch auszuschreiben. Hier nun suchten die Stände den Rákotzi, der mit dem Volk, das ihm anhing, vor der Stadt lag, mit den beweglichsten Vorstellungen in Ansehung der über dem ganzen Land schwebenden Gefahren, zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Allein er blieb auf seinem Sinn und verbot den Ständen, unter heftigsten Drohungen, daß sie sich ja nicht unterstehen sollten, den neuen Fürsten einzusetzen, wobey er noch hinzu fügte, daß er, wenn durch ihn das Land im mindesten von einem auswärtigen Feinde beunruhigt werden sollte, bereit wäre, in die Versammlung der Stände hinein zu treten, und den Tod, den sie ihm anthun wollten, auf Knieen aus ihren Händen zu erwarten. Mit dieser Erklärung verlangte er denn in die Stadt hinein gelaßen zu werden. Die Partheyen waren ungleich. Er sprach mit den Waffen in der Hand, die Stände hatten keine. Sie mussten sich also schon entschließen, ihn in die Stadt zu nehmen, nur bedangen sie sich ausdrücklich aus, daß sie sich zu keinen Feindseligkeiten wider die Türken einverstehen wollten. Dieß ging er ein und trat den 24. Februar in die Stadt. Aber da war sein erster Vortrag der, daß sich der Franc[iscus] Rhedai des Fürstenthums begeben und schwören sollte, nimmermehr darnach zu streben. Die Stände waren unschlüßig. Endlich aber überwog die Rákotzische Parthey. Rhedei gab nach und zog sich auf seine Güter in Ungarn zurück.
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Nun nahm denn Rákotzi wieder die vollen Zügel von Siebenbürgen als Fürst in die Hände. Sein erstes Geschäft war ein Bündniß mit den zwey Wallachischen Woywoden. Die Pforte schickte indeßen neue Gesandte an die Stände und geboth ihnen mit wiederholten schweren Drohungen, dem Rákotzi zu entsagen. Er schrieb daher im April einen Landtag auf Weißenburg aus und erklärte sich hier, er wolle von demselben abstehen, falls die Pforte verspräche, das Land nimmer zu betreten und die gewöhnliche Steuer nicht zu vermehren. Niemandem konnte entgehen, daß Bedingungen und Vorschriften dieser Art, die mit nichts unterstützt werden konnten, Kraft und Wirkung verfehlen mußten. Zudem erfuhr Rákotzi auch von Kemény aus der Krimm, wie gewaltig sich Türken und Tartaren wider Siebenbürgen rüsteten. Dennoch blieb er auf seinem Eigensinn, pochte immer auf die Hülfe, die er vom Römischen Kayser zu erwarten hätte, und sprengte sogar aus, daß 10.000 Schweden auf dem Wege wären, mit welchen er sich die Schlößer Groß-Wardein und Kővár wider alle feindlichen Anfälle zu behaupten getraue. Den Ständen schwebte die Gefahr, womit Siebenbürgen bedroht wurde, vor Augen. Sie flehten und er möchte sich doch des Landes erbarmen und dasselbe nicht wißentlich in das Verderben stürzen, dem das Land unmöglich entgehen könnte, ehe er nicht die Regierung gänzlich niederlegte. Rákotzi verhieß endlich – zwar nicht die Regierung niederzulegen – sondern sich aus dem Lande zu entfernen |:Bethlen II. 46-58; Ruinae Tr. II. 2-6.:|, ließ nun auch während seiner Abwesenheit den Achatius Bartsai450, Stephan Petki und den Michael Herrmann451, Cronstädter Stadtrichter, als Locumtenentes von Siebenbürgen zurück |:Dan. Schull. Diar. p. 293.; L. Kusch Diar.:| und ging auf Ungarn hinaus. Hier gelang es ihm, dem Chinan Bassa452, der mit 5.000 Mann bey Jenő stand, mit 9.000 Mann zu überfallen und aus dem Felde zu schlagen, so auch bey Lippa ein Corps feindlicher Truppen zu verstreuen |:Bethlen II. 59, 60.:|. Diese kleinen Vortheile waren jedoch nicht im Stande, die Verwüstungen aufzuwägen, die von nun an durch die im ganzen Lande, ja auch in den benachbarten Ungrischen Grenz-Orten herum schwärmenden Türken und Tartaren verbreitet wurde. Hundert tausend Mann brachte der Großvezier nebst vielem Geschütze von Westen herzu. Von Osten rückte der Tartarchan mit den von der Pforte neu eingesetzten zwey wallachischen Woywoden453 heran |:Bethlen 450
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Achatius Barcsai (ca.1619-1659), Fürst von Siebenbürgen (September 1658 - September 1659, Juni 1660 - Dezember 1660). Michael Herrmann (1602-1660), Organist in der Kronstädter Kirche (1632-1640), Kronstädter Senator (1641-1644), Kronstädter Stadthann (1644-1646), Kronstädter Stadtrichter (1646-1648) Landtagsdeputierter (1653). Keenan, Pascha von Buda. Mihnea III. Radu (gest. 1660), Woiwode der Walachei (1658-1659); Gheorghe Ghica, Woiwode der Moldau (1658-1659), Woiwode der Walachei (November 1659 - Mai 1660 und 1660 Mai - September).
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II. 60.:|. Burzenland war der erste Anstoß der Tartaren, Kosaken, Moldauer, Wallachen und Türken. Den 10. August fielen sie hier ein, den 16. legten sie Siebendörfer in Asche, den 18. zündeten sie Tartlau an, konnten aber das Schloß nicht einnehmen, eben sowenig die Honigberger und Petersberger Kastelle, äscherten aber beyde Dörfer ein, so wie die übrigen Dörfer und Märkte. Michael Herrmann, Johann Stinzel454 und Daniel Czak455 gingen also den 23. August in Begleitung des ganzen Stadtvolkes dem Tartarchan bis zum Hochgericht entgegen und suchten ihn zu bewegen, wenigstens die Altstadt und Blumenau zu schonen. Zwar ließ er sich erbitten, aber schon die Nacht darauf gereute ihn, was er versprochen. Zwischen 11 und 12 kamen einige Deputirte der Türken und Kosaken nebst dem Commis Rádul in die Stadt, um völlig abzuschließen. Die Cronstädter mußten sich mit 20.000 Thalern lösen, und hievon auf der Stelle 10.000 Gulden baar erlegen. Noch in dieser Nacht wurde indeßen Weydenbach vom Feinde umzingelt und in Brand gesteckt und die ganze Gemeine gefangen weggeführt. Am folgenden Tag den 24. August war Menschenmarkt vor der Blumenau bey der steinernen Brücke. Ein Kind von 2-3 Jahren wurde um 2 Thaler, ja auch nur um 4 Hufeisen, alte Leute um 10 Thaler verkauft. Was die Feinde nicht um baares Geld anbringen konnten, hieben sie in Stücke. In den Kastellen, auf Dörfern und Feldern lagen die Erschlagenen verstreut. Den 30. August gingen endlich diese Unmenschen auf Fogaras hinüber und dann auf Weißenburg |:L. Kusch Diar.; Schuller Diar.:| woher sie über Clausenburg nach Ungarn streiften. Allenthalben ließen sie die Spuren ihrer viehischen Wuth zurück. Siebenbürgen verlohr hiebey 20.000, nach anderen 40.000, Ungarn 163.000 Seelen, die von ihnen in die Sclaverey geführt wurden. Achatius Bartsai ging endlich als erster Statthalter von Siebenbürgen mit zwey der Vornehmsten im Namen des Landes zum Großvezier456 ins Lager bey Jenő, um dieses Jammers wegen auf den Knieen Gnade und Verzeihung zu erbitten. Der Großvezier fragte ihn voll Unmuth, ob er das Fürstenthum annehmen, und die zwey anderen Deputirten, ob sie ihn als Fürsten erkennen wollten? Sie erhielten nur eine kurze Frist zur Berathschlagung. Wie konnte ihre Antwort unter so dringenden Umständen anders als bejaend seyn? Sein Bescheid fiel also dahin aus: Bartsai sollte Fürst bleiben und das Land seine 454
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Johann Stentzel (gest. 1660), Kronstädter Senator (1641-1655), Landtagsdeputierter (1641, 1656, 1659), Kronstädter Stadthann (1656-1658). Möglicherweise irrt Herrmann beim Vornamen, so dass David Czak gemeint sein könnte. David Czak (1613-1676), Kronstädter Senator (1655-1660), Landtagsabgeordneter (1655, 1658, 1665, 1666), Kronstädter Stadthann (1661), Kronstädter Stadtrichter (1662-1663, 1665, 1668, 1670-1672, 1675, 1676). War eineinhalb Jahre Geisel in Istanbul. 1678 post mortem durch M. Apafi geadelt. Barcsai wurde nicht durch den Großwesir bestätigt, sondern durch den Pascha von Buda, Keenan.
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bisherige Anhänglichkeit an den Rákotzi mit vierfacher Erhöhung der Steuer und die auf diesen Feldzug verwendeten Unkosten mit 500.000 Thalern büßen, bis zur Stellung des Geldes sollten aber Geiseln gegeben werden |:Bethlen II. 60-63; Ruinae Tr. II. 7-9:|. Mit diesem kalten Bescheid kehrte Bartsai in Begleitung eines ihm vom Großvezier zugegebenen Kaputsi Bassa nach Siebenbürgen zurück, belehrte davon auch den Fürsten Rákotzi und schrieb den 8ten October einen Landtag auf Schäßburg aus. Die Stände waren vollzählig beysammen, nur Stephan Petki fehlte mit seinen Csikern, wie auch die Commandanten von den Hauptschlößern, die sich noch immer vom Rákotzi nicht abbringen ließen, und sich vom Jammer des Landes nicht rühren ließen. Das Land mußte sich alles gefallen laßen, was ihm im Namen des Großveziers vorgetragen wurde. Achatius Bartsai wurde zum Fürsten gewählt und ihm gehuldigt, doch so, daß das Land an diesen Eid nicht gebunden seyn sollte, falls der Rákotzi so glücklich wäre, die Pforte ohne Waffen auszusöhnen. Dagegen verpflichtete sich Fürst Bartsai, wegen des Fürstenthumes ohne Wißen des Landes mit Niemandem zu unterhandeln. Nach dem Landtag ging der Fürst Bartsai mit 2.000 Türken und dem Házi Mustapha Beg auf Maros Vásarhely und nahm die Fiscalschlößer in Besitz, pflog aber doch insgeheim Unterhandlungen mit dem Rákotzi, ja er suchte für ihn selbst, den Kaputsi Bassa zu gewinnen, der sich aber zu nichts einverstehen wollte. Nun wurde nur noch im Monat November in M[aros]-Vásarhely Landtag gehalten. Aber dieser Landtag lief stürmisch ab, indem der Házi Bassa in die Versammlung selbst trotzig hineintrat, dem Lande noch immer Untreue gegen die Pforte vorwarf, und die Erhebung der Geldbuße auf der Stelle verlangte. Mit Mühe ließ er sich bewegen eine monatliche Frist zur Zahlung einzugehen. In gleicher Zeit wurde aber auch denjenigen, die noch dem Rákotzi anhingen, ein Termin zur Wiederkehr bey Verlust aller ihrer Güter bestimmt, und der endliche Friedensschluß mit der Pforte |:der noch immer von der Willkühr des Stärkeren abhing:| auf den nächstkünftigen Landtag, der den 1. März in Bistritz gehalten werden sollte, hinausgesetzt. Nun gingen denn endlich wegen eingebrochenen Winters die fremden Truppen aus dem Lande. Bartsai nahm noch Szomos Ujvár mit Capitulation ein und die Cronstädter beschloßen der allgemeinen Noth wegen, freywillig zur Ergänzung des von der Türkischen Steuer auf sie fallenden Antheils, alles, was ein jeder ohne Unterschied in gemünztem oder ungemünztem Silber beyzutragen vermochte, ohne Rücksicht auf den vorhin gemachten verhältnißmäßigen Aufschlag bis zur endlichen Ausgleichung Vorschußweise abzugeben |:L. Kusch Diar.; Bethlen II. 63-69.; Ruinae. Tranniae. II. 10.:|.
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Mit diesen Geldern und dem was die übrigen Sächsischen Kreise zusammentrugen, wurde eine ziemliche Lücke der Türkischen Steuer ausgefüllt, hätten nur noch die zwey anderen Nationen mit gleicher Bereitwilligkeit das Ihrige beygesteuert. Bartsai wollte indeßen das übrige nicht abwarten, und schickte nur um doch etwas zu thun, den 15. Februar den Sigismund Bánffi457, nebst sieben anderen, unter welchen sich auch der Comes Nationis Joh[ann] Lutsch458 und David Csáko aus Cronstadt befand, nach Constantinopel. Allein ihr Empfang war ganz außer ihrer Erwartung. Die Einverständniße des Fürsten Bartsai mit dem Rákotzi waren auch dorten ruchbar geworden. Dieses und der geringe Betrag der in Abschlag geforderten Summe gelieferten Gelder erbitterte die Pforte in dem Grad, daß der Sigismund Bánffi mit den übrigen Deputirten auf ihren Befehl in die Jedicula eingesperrt wurden, woher sie erst [ca. 1661, nach 1 ½ Jahren]459 entlaßen wurden |:Bethlen II. 69; vgl. L. Kusch Diar.:|. Bartsai gehörte übrigens zu denjenigen, deren Gedanken, Worte und Handlungen in einem beständigen Widerspruch untereinander stehen. In der Zeit, da er theils schriftlich, theils durch Vertraute – aus unbekannten Ursachen – mit dem Fürsten Rákotzi unterhandelte, hatte er den abentheuerlichen Einfall selbst, sowohl den Zengi Zade Ali Bassa Commandanten von Jenő und Temesvár als auch den Woywoden Michne460 eben wegen geheimem Verständniße mit dem Rákotzi bey der Pforte anzuklagen. Michne hiedurch gereitzt schob die Beschuldigungen auf den Bartsai zurück, und wußte diese dazu mit schriftlichen Beweisen zu unterstützen. Keiner von beyden hatte Unrecht. Daher wurden auch beyde von der Pforte nach ihrem Character gewürdigt und als Ungetüme anerkannt. Zugleich wurde aber dem Zeidi Amhet Bassa, Vezier von Ofen befohlen, dem Fürsten Bartsai wider Niemanden, wer er auch seyn möchte, Beystand zu leisten. Indem sich der Woywode Michne an Bartsai rächen wollte und in dieser Absicht sich wider ihn rüstete traf Johann Kemény aus der Sclaverey bey ihm ein und legte die Irrungen zwischen ihm und dem Bartsai bey. Inmittelst ging den 1. März der Landtag in Bistritz an, der dem Antrag nach, zur gänzlichen Schliessung des Friedens mit der Pforte bestimmt war. In was dieser Friedensschluß stehen sollte, läßt sich nicht absehen. Die Stände waren viel zu schwach, der Pforte Bedingungen vorzuschreiben, ihr Loos war gehorchen und durch Gehorsam, das ist durch Entrichtung der anbefohlenen Steuer, den Frieden mit der Pforte zu besiegeln. Was aber dießmal vorzüglich die Aufmerksamkeit der Stände erschöpfte, waren die Grenzschlößer, die der 457
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Sigismund Bánffy (gest. 1706), 1698 in den Freiherrenstand erhoben, Obergespan des Komitates Inner-Szolnok. Johann Lutsch (gest. 1661 in Istanbul), Comes der Sachsen (1648-1661). Ergänzung aus: Qu. Kr. Bd. 7. Beiheft 1. 26. Mihnea III. Radu.
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Rákotzi noch immer besetzt hielt. Nach manchen Berathschlagungen nöthigten sie ihm das Versprechen ab, dieselben dem Lande zurückzustellen. Auch machten die zwey Wallachischen Woywoden Freundschaft mit dem Lande, mit der Versicherung, daß auch das, was ihre Truppen bisher wider die Siebenbürger verübt hatten, ohne ihr Zuthun und Geheiß geschehen sey. Noch war indeßen das Land in Ansehung deßen, was denselben von der Pforte noch immer in Rücksicht auf den Pohlnischen Feldzug zur Last gelegt wurde, nicht vollkommen gedeckt. Daher wurde den 24. May ein neuer Landtag auf Müllenbach ausgeschrieben, in welchem die im Jahre 1657 unter dem Namen des jungen Fürsten Franc[iscus] Rákotzi461 in Vask wegen der unseligen Verbindung des Fürsten Georg Rákotzi mit den Schweden wider die Pohlen ohne Wißen der Stände verfaßten Artikul aufgehoben, und von ihnen zugleich erklärt wurde, daß sie in diesen Feldzug niemals eingewilligt hätten. Eben traf aber auch eine Gesandtschaft vom Zeidi Amhet Bassa, Vezier von Ofen ein, die zweifelsohne durch die vom Michne wider den Fürsten Bartsai bey der Pforte eingegebenen Klagen und desselben hierauf erfolgte Verantwortung veranlaßt worden war. Durch diesen wurde nun dem Fürsten die Gnade des Türkischen Kaysers angekündigt, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß dem Rákotzi kein fußbreit im Lande gelaßen, alle Unterhandlungen mit ihm bey Verlust des Kopfes und der Güter abgebrochen, wider ihn als einen Feind des Vaterlandes verfahren und die Waffen mit dem Bassa gemeinschaftlich geführt werden sollten. Indeßen trafen die Deputirten von dem Biharer, Kratznaer und Mittelszolnoker Comitate ein, die sich in Klagen wider die Räubereyen der Rákotzischen Soldaten ergoßen. Alles dieses bewirkte denn den Abschluß und Circular-Befehl, daß diejenigen, die noch ferner dem Rákotzi anhingen, aller ihrer Güter verlustig erklärt, die Güter aber, welche vom älteren Rákotzi verschenkt wurden, der Willkür des Fürsten Bartsai überlaßen, und jede Gemeinschaft mit dem Rákotzi abgebrochen werden sollte. Zugleich wurden die unter den zwey ungrischen Nationen noch haftenden Reste der Türkischen Steuer binnen zwey Monaten zu erheben beschloßen und wider den Rákotzi ein allgemeiner Landsturm aufgebothen |:Ruinae. Tranniae. II. 11; vgl. Bethlen II. 69-74:|. Waren auf diese Art die Aussichten des Rákotzi auf eine von Siebenbürgen zu erwartende Hülfe getrübt, so mußten sie jetzt auch in Absicht auf die Hülfe des Römisch Kayserlichen Hofs, womit er sich bisher immer getröstet hatte, völlig verschwinden. Der Kayser ließ ihm bedeuten, er sollte 1tens die Waffen niederlegen und seine Truppen aus einander gehen laßen. 2tens an das 461
Franz Rákóczi (1645-1676), bereits 1652 zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt; als sein Vater Georg II. Rákoczi 1660 starb, wurde sein Thronfolgerecht von den Ständen jedoch nicht anerkannt.
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Königreich Ungarn die Gespannschaften diesseits der Theiß, Szathmar und Szaboltz462, die sein Vater nur für seine Person lebenslänglich beseßen zurückstellen. 3tens die Türken nicht mehr auf der Grenze verunruhigen. 4tens sich in die Siebenbürgischen Sachen nicht mehr einmischen und 5tens in seine Schlößer in Ungarn Kayserliche Besatzung einnehmen. Die vier ersten Puncte ging er noch ein, aber der 5te war ihm zu bedenklich. Er wendete sich daher wieder an den Kayserlichen Hof und fragte, wenn er dieses alles zurück stellte, wo er dann hernach zu bleiben hätte. Der Kayser antwortete: „in Amsterdam bis auf beßere Zeiten“ |:Runiae. Tranniae. II. 12.:|. Inzwischen rückte der August heran, auf welchen die Truppen von allen Ecken des Landes aufgeboten worden waren. Den 15. August schickten ihm auch die Cronstädter ihr Contingent zum Sammelplatz der Truppen in das Feld Keresztes bey Thorda |:L. Kusch Diar.:|. Die zwey Ungrischen Nationen waren zwar anfangs schwierig, weil sie zur Erschwingung der rückständigen Türkischen Steuer, die vom Ofener Bassa neuerdings betrieben wurde, vermöge des letzten Landtagsabschlußes aufgefordert wurden, vom Kopf monatlich einen Thaler zu entrichten, worauf sie sich äußersten, lieber dem Rákotzi dienen zu wollen, als daß sie sich zu einer so ungeheuren Abgabe herbeylaßen könnten. Allein auf vieles Zureden wurden diese Unruhen gestillt und nun kamen die Truppen den 17. August von allen Orten zusammen auch selbst diejenigen, die bisher dem Rákotzi ergeben gewesen waren. Auf einmal bekam indeßen die Sache ein ganz anderes Aussehen. Johann Kemény langte als rancionierter463 tartarischer Sclave endlich auch aus der Wallachey an. Schon argwöhnte Bartsai aus seinem langwierigen Aufenthalte in der Wallachey |:den doch Johann Kemény, wie wir schon gesehen haben, benutzt hatte, ihn, den Bartsai mit dem Woywoden Michne auszugleichen:|, daß er mit dem Michne Entwürfe geschmiedet haben müßte, das Fürstenthum an sich zu bringen. Dem Ehrgeitz des Bartsai schmeichelte die fürstliche Würde, aber Standhaftigkeit lag nicht in seinem Character. Der mindeste Windstoß ward ihm verdächtig und brachte ihn aus der Fassung. Schwierigkeiten zu bekämpfen war nicht seine Sache, das hatte er von Anfang her durch seine ewigen Unterhandlungen gezeigt, die er mit dem Rákotzi pflog, ob ihm gleich bewußt war, wie vieles er bey der Pforte zu verfechten haben müsse, wenn sie offenbar würden. Nun bildete er sich ein, er hätte es mit dem Kemény zu thun. Er wollte ihm zuvorkommen, ohne daß er es erst bedacht hätte, daß er dem Lande versprochen hatte, wegen des Fürstenthums ohne Wißen der Stände mit niemandem zu unterhandeln, und beging die Schwachheit, ihm das Fürstenthum von freyen Stücken erst nur insgeheim, hernach aber im Beysein 462 463
Komitat Szabolcs, heute im äußersten Nordosten Ungarns gelegen. Ranzionieren: loskaufen, austauschen (aus Gefangenschaft).
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der geheimen Räthe, und sodann im Angesicht der versammelten Armee vorzutragen. Dadurch glaubte er das Vertrauen des Kemény gewonnen zu haben. Nun bat er ihn noch, zum Rákotzi, der bey Sek464 lag, hinzugehen und an ihm zu arbeiten, daß er das Land mit Feindseligkeiten verschonen und mit seiner Armee nicht näher kommen möchte. Kemény nahm den Antrag an, zugleich aber rieth der dem Bartsai, er möchte sich in so lange selbst auf Deés zurück ziehen, und ihn bis zum dritten Tag in der Frühe erwarten. Käme er nicht, so sollte er denken, daß die Gesandtschaft fruchtlos abgelaufen sey. Damit ging denn Kemény zu Rákotzi ins Lager. Mittlerweile entstand ein Lärm im Lager bey dem Bartsai, als ob man 14 Rákotzische Compagnien gesehen hätte, die allem Ansehen nach einen Einfall ins Lager vorhaben müßen. Die Truppen stellten sich alsogleich und blieben bis um Mitternacht stehen. Alleine es kam niemand, sie wurden ungeduldig und entfernten und zerstreuten sich. Einige wenige hielten bey dem Bartsai aus. Nun machte er sich denn selbst auf den Weg gegen Weißenburg – wie vieles hätten wider diese Anstalten die jetzigen Meister der Tactik und Kriegs-Disciplin einzuwenden! – Auf dem halben Weg ereilt ihn ein Bote des Kemény mit Briefen. Er schrieb: Rákotzi wundere sich, warum er sich zurückgezogen, da er doch von ihm keine Feindseligkeit zu fürchten hätte, vielmehr sey er auch jetzt bereit, Frieden mit ihm zu schließen. Bartsai antwortete ihm auf der Stelle, er habe ja ihm, Kemény, das Fürstenthum vor vier Tagen abgetreten, dies wollte er denn auch halten, sey aber nicht gesonnen, irgend einen feindlichen Angriff abzuwarten, und sich dadurch selbst aufzuopfern. So schwach war Bartsai, statt eines Gegners lud er sich zwey auf den Hals, setzte sich durch den übereilten Vortrag wegen des Kemény im Ansehen bey der ganzen Armee herunter, der man es kaum verdenken konnte, daß sie denjenigen verließ, der in ihrer Gegenwart freywillig den Kemény als Fürsten anerkannt hatte, schickte hernach grade diesen von ihm selbst zum Fürsten gewürdigten Nebenbuhler zum ursprünglichen Nebenbuhler Rákotzi und eröffnet beyden den Weg, untereinander um das Fürstenthum zu handeln und Anschläge zu seinem Verderben zu schmieden. Noch mehrere Widersprüche lagen in seinem nachherigen Betragen. Er ging nach Déva, zahlte hier den noch übrigen Truppen, die doch mit Mühe zu seinem Dienste zusammen geworben waren, einen monatlichen Sold aus, und dankte sie alle ab bis auf die Dragoner, entblößte sich dadurch fast aller streitbaren Armee, und schrieb doch in gleicher Zeit an den Zengi Zade Ali Bassa, gerade an denjenigen, den er, wie wir oben gesehen bey der Pforte kurz vorher verklagt hatte, um Hülfe. Diese Bothschaft konnte Ali Bassa nicht anders verstehen, als daß er Hülfe brauchte, um wider den Rákotzi im Fürstenthume geschützt zu werden. Nichts desto weniger schickte 464
Sic (rum.), Szék (ung.), Seck (dt.), Kreis Cluj.
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er den Kanzler Joh[ann] Bethlen465 selbst zum Rákotzi, und macht ihm die Erklärung, er wolle für seine Person vom Fürstenthume abstehen, nur möchte auch er aus dem Lande weichen, und sich weiterer Feindseligkeiten enthalten, da er klärlich sähe, daß ihn die Pforte durchaus nicht im Fürstenthume leiden wolle. Rákotzi hielt sich nur an die ersten Worte. Zum Abdanken mochte er sich nicht verstehen und machte davon in seiner Antwort keine Erwähnung, wohl aber muthete er dem Bartsai an, seine Erklärung, daß er für sich dem Fürstenthume entsagen wolle, auch schriftlich zu thun |:Bethlen II. 74-81; Ruinae Trann. II.12:|. Michne, Woywode in der Wallachey, hatte indeßen 400 Türken auf die er gestoßen, plötzlich überfallen, und erschlagen und suchte Freundschaft bey dem Rákotzi. Hingegen wurde dem Bartsai in Déva bange. Es kam ihm vom Ali Bassa weder Hülfe noch Antwort, natürlicher Weise konnte er sich, nach dem, was bisher vorgefallen, von ihm nicht viel tröstliches versprechen. Er schickte also gerade an die Pforte einige Deputirte um Hülfe zu bitten. Wie diese schon abgegangen waren, langte der Bote, den er an den Ali Bassa geschickt hatte, bey ihm in Déva mit der Antwort an, er solle selbst zu ihm nach Temesvár kommen. Dabey sagte ihm der Bote auch mündlich, alle seine Mühe wäre vergeblich, wo er nicht diese Reise in Person zum Bassa machte. So sehr dem Bartsai vor dieser Reise grauen mochte, so entschloß er sich doch schon diesen Abend fortzugehen, setzte auch seine Reise bey Tag und bey Nacht fort, bis er den Türkischen Grenzort Váragya466 erreichte. Zu seinem Glücke hatte er diesen Entschluß gefaßt. Nur eine Viertelstunde hätte er in Déva verweilen sollen, so war er in den Händen des Rákotzi. Dieser hatte 500 Reuter dahin abgeschickt, ihn auszuheben, die nun zu spät kamen. Dem Bartsai wurde im Türkischen Lager nur so begegnet, wie er es von einem gereizten türkischen Feldherrn erwarten konnte. Zwar war der Ali Bassa nur der zweyte im Rang und der Ofener Bassa Zeidi Amhet der erste. Vermuthlich aber waren sie beyde wegen des Bartsai schon einverstanden. Dem Anscheine nach wurde er prächtig empfangen, allein er stellte ihm eine starke Wache von Janitscharen um das Zelt herum, die ihn wie einen Gefangenen bewachte |:Bethlen II. 8284; Ruinae Tr. II.13.:|. Rákotzi glaubte nun vom Bartsai frey zu seyn, mit dem Kemény hingegen leicht fertig zu werden, da er mit ihm schon abgeredet hatte, daß er ihm den fürstlichen Titel nicht wehren wolle, nur möchte er ihm das Ruder und die fürstlichen Einkünfte in Händen laßen |:Bethlen II.79:|. Er schrieb also aus eigener Macht den 22. September einen Landtag auf Maros Vásarhely aus. Die 465
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Johann Bethlen (1613-1678), Kanzler unter den Fürsten Bartsai, Kemény und Apafi, Obergespan im Komitat Fejér, Oberkönigsrichter im Stuhl Oderhellen. Vărădia de Mureș (rum.), Tótvárad (ung.), Kreis Arad.
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Stände waren in voller Verzweiflung. Bartsai, dem sie einmal gehuldigt hatten, war abwesend, und fremde Hülfe wider den Rákotzi war nicht da. Dagegen standen Michael und Clemens Mikes467 und der Csiker Ober-Capitain Stephan Lázár468 mit ihren für den Rákotzi bewaffneten Csikern und Háromszékern ihnen vor den Augen. Auch waren Wägen voll Fesseln für diejenigen in Bereitschaft, die es wagen würden zu widersprechen. Jene traten nun öffentlich im Landtag auf und verlangten von den Ständen, daß sie den Rákotzi wieder zum Fürsten annehmen sollten. Kemény war da. Alles richtete seine Augen auf ihn, allein er hielt sich hinter dem Vorhang und wollte weder Ja noch Nein sagen, weil er vorgab, es stünde ihm solches nicht zu, solange er in den tartarischen Ketten sey, aus welchen er sich wegen rückständigen Lösegeldes noch nicht losgebunden habe. Man beschloß eine Deputation an die Pforte und wollte unter anderen auch den Kemény dazu verwenden. Allein er lehnte auch diese wegen vorgeschützter Krankheit ab und ging auf seine Güter in Ungarn. Die Stände sahen sich aus Furcht vor der gewaffneten Macht genöthigt, alles einzugehen, was ihnen von den beyden Mikes und Stephan Lázár angemuthet wurde. Rákotzi wurde wieder als Fürst anerkannt und beschloßen, sich für ihn mittelst der schon erwähnten Gesandtschaft bey der Pforte zu verwenden. Rákotzi nahm gar keine Rücksicht auf diese Gesandtschaft, vielmehr machte er, als ob nichts beschloßen wäre, einen eigenen Bund mit dem Michne und Constantin469, um jenen den Türken zum Trotz in die Wallachey, diesen in die Moldau einzusetzen. In dieser Absicht kam er den 11ten October selbst auf Cronstadt, und schickte den Michael Mikes in die Wallachey und den Clemens Mikes in die Moldau, um jene wider die Türken zu vertheidigen, er selbst ging den 15ten October mit seinem Volke wieder auf Fogarasch zurück |:Luc. Kusch Diar.; Dan. Schuller p. 296, 297.; Bethlen II. 86-89.; Ruinae Tr. II. 13.:|. Nur scheiterte gar bald alle Hoffnung, die beyde Theile von dieser Verbrüderung geschöpft hatten. Michne erhielt sich noch bis in den December, Constantin hingegen wurde, noch ehe drey Wochen verfloßen, von Gyika470 aus der Moldau vertrieben. Bartsai wurde eben dadurch bey der Pforte gehoben, weil nun aus dem Betragen des Michne hervorging, daß er ihn nicht ohne Grund als einen Bundesgenoßen des Rákotzi ausgegeben hatte. Daher geschah es denn, daß die Gesandten des Bartsai in Constantinopel wohl empfangen, und ihm selbst auf 467
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Clemens Mikes (gest. 1686), Oberkapitän von Háromszék (1659), Obergespan des Komitats Fehér. Stephan Lázár (1626-1679), Obergespan für Csik-Gyerggyó-Kászonszék, fällt 1678 in Ungnade. Mihnea III. und Constantin Șerban Basarab. Herrmann lässt irrtümlicherweise Gheorghe Ghica Constantin in der Moldau nachfolgen, statt ihn als den Nachfolger von Mihnea in der Walachei anzugeben.
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einen eigenen Befehl der Pforte, im Lager die Wache abgenommen und von nun an mit dem größten Anstand begegnet wurde. Rákotzi suchte indeßen den Bartsai bey dem Ober-Generalen Seidi Amhet Bassa von Ofen mit den häßlichsten Farben zu schildern, und noch in den Ausdrücken zu verkleinern, daß er nur ein Einheitzer bey seinem Vater gewesen und jetzt doch so vermeßen sey, nach seinem Fürstenthum zu streben, versprach dem Türkischen Kayser Treue und Gehorsam und 500.000 jährlich aus seinem Beutel zu liefern, drohte hingegen mit den Waffen, falls diese Vorschläge nicht angenommen würden. Dieses Schreiben verfehlte ganz seinen Endzweck. Der Bassa, der sich selbst aus dem Bauernstande zum Bassa durch Räubereyen empor geschwungen hatte, wurde dadurch nur mehr aufgebracht, daß er dem Bartsai sein niederes Herkommen vorgeworfen hatte. Er gab also den Rákotzischen Gesandten den mündlichen Bescheid: „Azt az én Kegyelmes Uram az hatalmas Császár soha meg nem szemvedi. Isten hozzátok.“ 471 Und nun erhielt Bartsai alles, was er wünschte. Er verlangte Geld, um die Besatzung in Groß-Wardein bezahlen zu können, und erhielt 2.000 Ducaten. Diese übermachte er dem Kanzler Joh[ann] Bethlen. Die Besatzung zweifelte, ob sie das Geld annehmen sollte, weil sie fürchtete, die Pforte möchte sich dieses Vorwandes bedienen, um sich des Groß-Wardeiner Schloßes zu bemeistern. Olai Beg aber, der dem Jo[hann] Bethlen zugegeben war, schwor hoch und theuer, daß die Pforte solches nicht thun wolle, sie sollten nur nicht selbst hiezu durch Untreue Anlaß geben. In Ansehung der vom Bartsai verlangten Hülfe wurde von der Pforte dem Bassa von Ofen Seidi Amhet bey Verlust seines Kopfes befohlen, selben mit gewaffneter Hand ins Fürstenthum zu setzen und den Rákotzi zu vertreiben. Er ging also zusammt dem Bartsai im November nach Siebenbürgen. Erst ging ihnen aber der Hussain Bassa, Commandant von Erlau, voraus und trieb beym Eisenen Thor die dort mit einigem Landvolk stehenden Dragoner hinweg. Dann folgte die Armee von Ofen hintennach. Rákotzi rückte ihnen entgegen, wurde aber gänzlich geschlagen und verlohr seine ganze Infanterie, in allem 3.000 Mann und acht Stücke, wogegen die Türken nur 125 Mann einbüßten. Sein Unglück hatte er größtentheils seinem Bündniß mit den zwey Wallachischen Woywoden zu verdanken, zu deren Unterstützung er einen ansehnlichen Theil seiner Truppen in die Wallachey und Moldau vertheilt hatte, wiewohl auch hier mit einem schlechten Erfolge, wie denn Constantin, wie wir schon oben erwähnt, eben um diese Zeit aus der Moldau und Michne durch den Gyika aus der Wallachey vertrieben wurde |:Bethlen II. 90-104, 107, 108.; Ruin. Tr. II. 14.; D. Schuller p. 296, 297.:|. 471
Übersetzung aus dem Ungarischen: Darunter wird mein gnädiger und hochwürdiger Kaiser nie leiden. Gott sei mit Euch.
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Die Cronstädter kamen auch bey dem Vorfall ins Gedränge. Da sie sich vermöge des Landtagsbeschlußes vom 22. September 1659 nach dem Beyspiel des ganzen Landes an den Fürsten Rákotzi hatten halten müßen, so waren sie von ihm den 3. November genöthigt worden, dem Michne Vajda in die Wallachey zwey Stücke und auch einen Mörser abzugeben, die sie doch nicht wieder bekamen. Nun wurden sie den 2. December auch schon wieder vom Fürsten Bartsai aufgefordert, ihm vermöge des ehehinnigen Eydes getreu zu bleiben, und im widrigen Fall aber mit der äußersten Verwüstung bedroht. Dagegen gebot ihnen Rákotzi, den 23. December wider die Türken aufzustehen, und begehrte den 29. December eine entscheidende Erklärung, ob sie sich ihm ergeben wollten oder nicht? Sie zogen sich, so gut sie konnten aus dem Händel heraus. „Weil sie sähen“ war ihre Antwort, „daß er wider den Arm der Pforte nicht bestehen könnte, so seyen sie nicht gesonnen, der Pforte zu widerstehen, könnte er sich aber mit ihr aussöhnen, so seyen sie bereit ihm zu folgen, wolle er aber Feindseligkeiten an ihnen ausüben, so sähen sie sich gezwungen, diese mit den Waffen in der Hand abzutreiben.“ |:L. Kusch Diar.:|. Er sammelte indeßen seine Kräfte wieder und versprach auch den gemeinen Szeklern die Freyheit und die Güter ihrer Grundherren, wofern sie für ihn die Waffen ergreifen wollten |:Ibidem.; D. Schuller Diar. p. 298.:|. Bartsai und Amhet Bassa hatten hiebey ihr Waffenglück so wenig verstanden, daß sie ihm, ohne dasselbe zu verfolgen, Zeit zur Erholung ließen und erst spät bis Radnoth nachgingen. Des Winters wegen ging aber der Bassa nach Temesvár zurück, Bartsai hingegen mit 1.000 Janitscharen und 500 Infanteristen nach Hermannstadt. Dorten wurde er von Rákotzi bis in den April des künftigen 1660sten Jahres belagert. Inmittelst erschien Michael Mikes schon wieder den 13. Jenner 1660 unversehens in Burzenland, zog hier die Wallachen von Zernest472 und Tohán473 an sich und ging auf Törzburg zu. Hier lagen nicht mehr als sechs bis sieben Burgknechte im Schloß. Diese nahm er gefangen und schickte sie nebst den Porkulaben auf Fogaras, und verlegte hierauf seine Mannschaft in den District, die daselbst unsägliche Räubereyen ausübte. Am folgenden Tage begehrte er mit Verheißung einer vollkommenen Amnestie und Erhaltung aller Privilegien, die Stadt sollte dem Rákotzi sich aufs neue unterwerfen, zugleich aber die vier hierher geflüchteten Edelleute Bassa Tamás, Kun István, Datzo János474 und Kálnoki Mihály herausliefern. Man gab ihm aber zur Antwort, dieses würde dem von ihnen gegebenen bürgerlichen 472 473 474
Zărnești (rum.), Zernest (ung.), Zernescht, Zernen (dt.), Kreis Brașov. Tohanu Vechi (rum.), Tóhany (ung.), Alt-Tohan, Tauchen (dt.), Kreis Brașov. Johann Datzo de Sepsiszentgyörgy. 1663 Gesandter bei der Pforte, ab 1669 Oberkapitän des Csíker Stuhls, fällt 1686 wegen Verbindungen zu Emerich Thököly in Ungnade, 1690 Begnadigung.
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Ehrenworte, so wie den Landesgesetzen, den adelichen Freyheiten, ja selbst dem Natur- und Völkerrecht schlechterdings zuwider laufen. Daher konnten sie sich zu einem verantwortlichen Verfahren nicht entschließen. Endlich ging der Stadtrichter Michael Herrmann nebst dem Stadthannen Joseph Bolotsch475, dem Communitätsvormund Trostfried Hegenitius476 und dem Jo[seph] Gottsmeister nach vorhergegangener allgemeiner Berathschlagung zu ihm vor die Blumenau hinaus und schloß da mit ihm ab, daß die Stadt dem Fürsten auch hinfort treu verbleiben und sich aller Einverständniße mit den ihm zuwidern Wallachischen Woywoden enthalten wollte, nur sollte der Fürst 1tens alles Geschehene in Vergeßenheit stellen, und am Volk keine Rache ausüben, 2tens die Stadt in ihren Privilegien schützen, 3tens die Maut in Törzburg sammt allen dazugehörigen Gefällen der Stadt einräumen und das Schloß selbst gleich nach dem Frieden in dem Stande, wie es sich jetzt befinde, übergeben und 4tens die darin verwahrten Gefangenen gegen Erlegung von 100 Gulden freylaßen. Ohne Rücksicht auf diesen nunmehr abgeschloßenen Tractat, wurde den Cronstädtern vom Michael Mikes den 26. Jenner schon wieder, mit der Bedrohung sonst die Blumenau und Altstadt anzuzünden, angemuthet, die hierher geflüchteten Edelleute heraus zu geben, auf welchen Fall er denn die Dörfer nebst Törzburg zu räumen versprach. Es wurde ihm aber solches herzhaft abgeschlagen und überdieß beschloßen, niemanden aufzuhalten, oder im Handel mit Kaufen und Verkaufen zu hindern, nur sollte verboten seyn, Früchte und Waren in auffallender Menge hinaus paßieren zu laßen |:L. Kusch Diar.; Hegenitius:|. Was immer die Cronstädter bey dieser Gelegenheit unternahmen und zum Behufe des Fürsten Rákotzi mit dem Mich[ael] Mikes abschloßen, muß aus dem buchstäblichen Inhalte der im Landtag zu Gunsten des Rákotzi unter dem 24. September 1659 gefaßten Entschließungen und aus dem Drang der Umstände erklärt werden, dem sie unterlagen. Von auswärtiger Hülfe waren sie entblößt, und sich selbst vor der überwiegenden Armee des Mikes und der ihm ergebenen Szekler zu schützen, zu schwach. Noch fehlte es indeßen an Mißverständnißen nicht, die von dergleichen Zeitläuften unzertrennlich sind. Zumal, wurde von der Seiten des gemeinen Volkes den Abschlüßen mit dem Mikes vielfältig widersprochen. Den stoß hiezu gab Mikes selbst, weil er den Friedensbedingungen zuwider sein Kriegsvolk nicht in Mannszucht hielt, auch der Stadt weder die Maut, noch das Schloß Törzburg, noch die Siebendörfer einräumte. Man verlangte also von ihm eine bestimmte Erklärung, ob er sich den neulichen Tractaten und seinem eigenen hierüber ausgestellten Revers 475
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Joseph Bolhos (1615-1661), Kronstädter Senator (1647-1659), Kronstädter Notarius (1654-1659), Kronstädter Stadthann (1660). Trostfried Hegenitius (gest. 1660), Kronstädter Stadtarzt (1644-1660), Orator (1660).
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fügen wollte, oder nicht, um sich hiernach zu richtenn. Er redete sich damit aus, daß die Stadt selbst sich noch immer weigere, dem Fürsten Rákotzi zu huldigen, und er aus diesem Grunde die Dörfer zu räumen unterlaßen, sobald aber jenes geschähe, so wolle auch er den Tractat in seinem ganzen Umfang in Erfüllung bringen. Nun wurde zwar der anverlangte Eyd mit der angehängten Bedingung, daß der Fürst die Stadt vom Gehorsam gegen die Pforte nie abhalten sollte, geleistet und Burzenland vom Kriegsvolk geräumt, aber das Schloß Törzburg, nebst der Maut, und die Siebendörfer wurden den Cronstädtern noch immer vorenthalten, bis sie endlich hierüber einen Befehl vom Fürsten auswirkten. Nur büßten sie auch bey dieser Gelegenheit vieles an der in Törzburg verwahrten Munition ein. Ueberdieß forderten sie vom Fürsten die Stücke zurück, die sie oben erwähntermaßen auf sein Geheiß dem Woywoden Michne abgegeben hatten. Gleichwie sie vom Michne selbst schon vorigen Winter den 5. December 1659 bey der Gelegenheit, wie er aus der Wallachey herüber flüchtete, entweder die Stücke, oder den Werth in 3.000 Thalern bestehend, verlanget, aber nichts erhalten hatten. Der Fürst verhieß ihnen statt derselben, da er sie nicht mehr stellen konnte, 30 Centner Kupfer aus seinen eigenen Schlößern. Dieses wollte er bis auf Vinz verschaffen, nur sollten es die Cronstädter von dort abholen laßen. Es blieb aber bey diesem Anbieten, den nun war der letzte Auftritt seines unseligen Lebens in der Nähe |:L. Kusch Diar.; Hegenitius; D. Schuller Diar.:|. Seit dem Anfang dieses Jahres war Rákotzi vor Hermannstadt gelegen, in der Hoffnung, die Stadt und den Fürsten durch eine enge Einschließung zu ermüden und zur Uebergabe zu zwingen. Bisweilen suchte er sie auch mit dem wenigen Geschütz, daß er bey sich hatte, zu ängstigen. Allein weder dieses, noch die angebotene Capitulation, die doch Bartsai selbst mit allerley Kunstgriffen zu vermitteln suchte, wollte bey der Bürgerschaft und zumal bey der Besatzung, die aus Türken und Hungarn bestand, etwas fruchten. Endlich erhielt der Bassa von Ofen den gemeßensten Befehl von der Pforte, mit gesammter Macht auf Siebenbürgen zu gehen und nicht zu ruhen, bis Rákotzi von Hermannstadt sowohl, als aus dem Lande vertrieben würde. Er kam also im April mit 25.000 Mann, setzte über den Maros bey Tellek477, ging erst auf die Hayduckenstädte zu, vertrieb den Franc[iscus] Gyulai, Kommandanten von Groß-Wardein, der sich ihm am Fluß Hortobágy478 entgegensetzen wollte, verheerte den Flecken Bihar, zog durch das Schrecken, das er dadurch den Groß-Wardeinern einjagte, auch die Besatzung von Groß-Wardein an sich und drang über Szilágy479 in Siebenbürgen ein. Nun hob endlich Rákotzi die Belagerung von Hermannstadt 477 478 479
Teleac (rum.), Újcsongvaitelep (ung.), Kreis Alba. Fluss im Komitat Hajdú-Bihar. Ehem. Komitat Szilágy. Heute im Nordwesten von Rumänien.
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auf und rückte dem Bassa bis Clausenburg entgegen und blieb bey Gyalu stehen. Die Nachrichten von der Ueberlegenheit des Feindes, von dem er jetzt nur eine Tagesreise weit entfernt war, machten ihn unschlüßig. Er gedachte einer Schlacht ausweichen, aber seine Generalen drangen darauf, daß er es darauf ankommen laßen sollte. Der Szeklerkapitain Andr[ás] Gaudi, der noch keine Lorbeeren erfochten hatte, sagte prahlerisch, falls man nicht schlüge, wollte er die Waffen gänzlich niederlegen und bey einem alten Weibe in Dienst gehen. Rákotzi gerieth hiebey in die Hitze. „Wenn dem so ist“ sagte er, „so soll auch aus meinen Därmen Blut, nicht Milch, fließen.“ Nun standen den 22. May die Armeen gegen einander. Rákotzi hatte, um seinen wenigen Truppen ein Ansehen zu geben, den Troß in den Rücken gestellt. Ein Fluß aber, der schwer zu durchwaten war, unterschied die Armeen. Hussain Bassa setzte darüber, wurde aber von den Rákotzischen mit Ungestüm angefallen und zurück geschlagen. Es eilte hierauf die türkische Reuterey aufwärts gegen Lona480 zu und umzingelte den rechten Flügel der Rákotzischen Armee, wo ein gewißer Csürüllyei mit 600 zusammengerafften Räubern und den Rákotzischen Reutern stand. Kaum wurde das im Troß befindliche Volk dieselben gewahr, so ergriff es die Flucht und machte dadurch auch das in der Mitte stehende Rakotzische Heer verzagt. Nun ward die Unordnung allgemein. Alles floh. Rákotzi sah sich auf einmal selbst von seiner Leibgarde verlaßen, die Türken kamen auf ihn zu, er wehrte sich so lang als möglich, erhielt aber vier schwere Wunden, und wurde aus dem Schlachtfeld hinweg getragen. Sein Fußvolk wurde völlig aufgerieben, acht Stücke nebst der Hauptfahne und der ganzen Bagage gingen verlohren. Rákotzi wurde auf einem Wagen nach Groß-Wardein geführt. Dort verschied er den 18. Tag nach der Schlacht, und wurde in Etsed begraben |:Bethlen II. 110-131.:|. Er war erst 39 Jahre alt. Wie weit hätte er nicht sein Leben bringen, wie glücklich regieren, wie manches Blut und Volk, wie manche Flüche sich selbst ersparen können, wenn ihn nicht sein übertriebener Ehrgeitz zu so manchen widersinnigen Schritten verleitet hätte! Nun erst fing Bartsai an, thätig zu werden. Er kam aus Hermannstadt heraus, verlangte aber erst von Cronstadt 100 Postpferde und 12 vor den Wagen, außerdem die Stadt-Trabanten in völliger Rüstung und die Maut-Arrende auch auf das künftige Jahr, die 5.000 Gulden betrug. Die Cronstädter vollzogen den Befehl pünctlich, die Trabanten gingen den 2. Junii ab. Zugleich aber schrieben sie an den Bassa, um sich bey ihm im Voraus wegen ihres bisherigen Betragens gegen den Rákotzi zu rechtfertigen. Ungeachtet sie sich nun dadurch von einem Theil ihrer bewährten Mannschaft entblößt hatten, so beschloßen sie doch mit ihrem übrigen Volke sich 480
Luna de Sus, Lona Săsească (rum.), Szászlóna (ung.), Lona, Deutschdorf (dt.), Kreis Cluj.
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dem von den Türken vertriebenen Moldauer Woywoden Constantin, der mit einem zahlreichen Heer von Simeniern und Trabanten heran kam, als einen erklärten Feind der Pforte zu widersetzen und ihn von Burzenland abzuwehren. Allein dieser ging den 6. Junii Abends ohne einige Feindseligkeiten zu wagen, bey Honigberg vorbey nach Háromszék. Hiebey gelang es doch den Tartlauern einen Nachtrab von ihm, der sich auf 200 Reuter belief, zu überfallen und zu versprengen und, ihm dabey einige Beute abzujagen. Bartsai schrieb nun auf den 5. Julii einen neuen Landtag auf Schäßburg aus. Ehe der Landtag anging, kamen zwey Commissarien von ihm auf Cronstadt, vor welchen dem Fürsten vom Magistrat und der Communität den 30. Junii aufs neue auf dem Rathhause gehuldigt wurde. Im Landtag selbst wurde alles, was durch den Einfluß des Rákotzi den 24. September 1659 im Landtag beschloßen worden war, für nichtig erklärt, und weil die Pforte mit den mehrmaligen geforderten 500.000 Thalern, wie auch mit dem von zwey Jahren rückständigen Tribut, welcher 160.000 Reichsthaler betrug, noch nicht befriedigt war und auf den Fall, da diese Gelder nicht unverzüglich geleistet würden, mit Schwert und Feuer gedroht hatte, so wurde nach vielem Wortwechsel beschloßen, daß ein jeder Hauswirth im ganzen Lande, welchen Standes und Nation er immer seyn möchte, dritthalb Thaler, oder wenn er keine Thaler vorräthig hätte 6 Loth vierzehnlöthiges Silber oder 5 Gulden in kleiner Münze zu entrichten schuldig sey, und die auf diese Art eingehenden Gelder binnen 15 Tagen auf Hermannstadt geliefert werden sollten. Dies wurde denn den 13. Julii auch in Cronstadt in allen Kirchen kund gemacht und das Volk in den beweglichsten Ausdrücken aufgefordert, um seines eigenen Heils wegen, das Geld ohne Verzug aufzubringen und einzuliefern. Indeßen war die Noth zu groß und zudem graßirte die Pest. Man konnte also mit der Steuer nach dem entworfenen Maßstab nicht aufkommen und war gezwungen die Vermögenden zur Aushülfe mit dem, was die noch über den gemachten Aufschlag vermochten, aufzufordern. Der Stadtrichter und der Magistrat gingen hiebey der Bürgerschaft mit einem guten Beyspiel voraus. Zugleich wurden zur Ausfüllung der Lücken in baarem Gelde, vom 16. August an, in Cronstadt wieder Thaler geprägt |:L. Kusch Diar.; Hegenitius:|. Der Fürst Bartsai befand sich inmittelst in der äußersten Klemme. Zeidi Amhet Bassa war, ehe der von ihm über den Rákotzi erfochtenen Sieg kund geworden war, von der Pforte aus Mißtrauen abgesetzt und ein gewisser Ismael an seiner Stelle ernannt worden. Ali Bassa kam als oberster Feldherr selbst mit einem mächtigen Heer und vielem Geschütz auf die Grenzen. Der Fürst hielt es für gut, an ihn, ehe er noch von seinem Standorte Temesvár abginge,
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den Gabriel Haller481 abzuschicken und durch ihn um Nachsicht wegen der zu liefernden Gelder, wie auch um einigen Erlaß an der ganzen Summe zu bitten. Vielleicht hätten seine Vorstellungen gewirkt, wenn er einen Theil an der Summe baar abgetragen hätte. Allein er brachte nichts. Ali Bassa wurde toll und ließ den Haller etliche Tage hernach verhaften. Der Fürst befand sich damals bey dem Zeidi Amhet Bassa, dem sein Schicksal noch nicht bekannt war, bey Etsed im Lager. Er entschloß sich nun selbst zum Ali Bassa zu gehen. Er war mit ihm bey Lebzeiten des älteren Fürsten Rákotzi als Siebenbürgischer Gesandter bekannt geworden und schmeichelte sich mit der Hoffnung, denselben durch mündliche Vorstellungen zu milderen Gesinnungen lenken zu können. Ali Bassa war derweilen von Temesvár aufgebrochen, führte den Gabriel Haller mit und nahm seinen Weg gerade nach Groß-Wardein. Der Fürst traf ihn zwischen Lippa und Jenő an. Sein Empfang war ganz anders beschaffen, als er erhoffet hatte. Er muthete ihm sowohl, als dem Gabriel Haller, als ehemaligen Commandanten vom Schloß Groß-Wardein an, das Schloß ihm zu übergeben. Den Haller hatte er sich zumal gefaßt, da ihm bekannt war, daß dieser dem Rákotzi vor andern zugethan gewesen. Diesem befahl er also bey Lebensstrafe das Schloß unverzüglich abzutreten. Er entschuldigte sich, daß ihm solches in dem Zustande, in dem er sich jetzt befände, unmöglich sey. Aber Ali Bassa nahm keine Entschuldigung an, vielmehr ließ er ihn mit Fesseln, die 63 Pfund wogen, belegen. Nun ließ er auch den Fürsten selbst strenge im Lager bewachen. Damit rückte er den 14. Julii vor Groß-Wardein. Das Schloß war mit 850 Mann besetzt. Umsonst suchten sie bey dem Römischen Kayser sowohl als bey dem Fürsten Bartsai um Hülfe und Unterstützung an. Letzter konnte ihnen zumal keine verschaffen, da er selbst gefangen gehalten wurde. Ali Bassa ließ nichts unversucht, daß Schloß zu bezwingen. Mauern und Thürme wurden zerschoßen und unterminiert, der Fluß Kreisch482, aus welchem die Belagerten Wasser schöpften, wurde abgeleitet. Die Belagerten selbst schmolzen auf 300 Köpfe. So endlich sahen sie sich den 30. August gezwungen zu capituliren. Ali Bassa versprach den Belagerten freyen Abzug, denjenigen, die bleiben wollten, Schutz und Sicherheit, den Einwohnern überhaupt einen Nachlass an der Steuer zu bewirken und verhieß seine Eroberungen außer dem Schloß auf keine andren Ortschaften auszudehnen. Bartsai war, so wie in allen seinen Handlungen, so auch in den Briefen, die er aus dem Arreste an die Statthalter in Siebenbürgen erließ, widersprechend. 481
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Gabriel Haller de Hallerkő. Studienreise auf ausländische Akademien im Jahr 1630. Sein Tagebuch ist für Wolfgang Bethlen eine wichtige Informationsquelle. 1659 Kommandant von Großwardein, 1660 Gesandter des Fürsten Barcsai bei den Osmanen. 1661 wollen ihn die Osmanen auf dem Landtag von Mediasch als Fürst einsetzen. 1663 Obergespan im Komitat Zaránd und Kommandant der Festung Jenő. Criș (rum.), Körös (ung.), Kreisch (dt.).
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Bald gebot er, daß sie die türkische Steuer mit allen Kräften betreiben und ohne Verzug ins Lager übermachen, bald wieder, daß sie auf alle fernere Gnade bey der Pforte Verzicht leisten, die Rákotzischen Anhänger zurückruffen, die Waffen zur Vertheidigung des Landes ergreiffen und sich nach fremder Hülfe umsehen sollten. Sie versammelten also die Stände, um über diese widersprechenden Befehle zu berathschlagen und leisteten beydes. In gleicher Zeit aber schrieben sie dem Kemény in Ungarn und bathen ihn, er möchte ihnen mit Rath und That an die Hand gehen, und bey dem Ungrischen Palatin Hülfe auswirken. Zugleich übermachten sie soviel Geld, als sie in Abschlag der Türkischen Steuer zusammen hatten scharren können, ins Lager. Dadurch wurde denn endlich Gabriel Haller von seinen Ketten und der Fürst von den Wachen befreyt. Letzterer kam in Begleitung des Capigi Bassa zurück und machte den Ständen Vorwürfe, warum sie sich von der Pforte weggewendet und fremde Hülfe gesucht hätten? Natürlicher Weise konnten sie ihm keine andere Auskunft geben, als daß sie alles auf seinen Befehl gethan. Aber dieser Doppelsinn des Fürsten führte für das Land zugleich die gefährlichsten Zerrüttungen herbey. Ohnehin waren die meisten durch die übertriebene Strenge des Caspar Bartsai, Bruder des Fürsten sehr kaltblütig geworden. In der kurzen Zeit, da er das Land in Abwesenheit seines Bruders als Statthalter verwaltete, ließ der den Stephan Baco483, Ober-Capitain im Maroser Stuhl mit Umgehung des Rechtsweges henken und den Stephan Lázár, Ober-Königsrichter in Csik verhaften. Csik und Háromszék fielen daher vom Fürsten ab. Lázár fand Gelegenheit aus dem Arreste zu entwischen und goß selbst Oel ins Feuer. In Udvarhely empörten sich die Bauern, wurden aber von Caspar Bartsai überwältigt und zu Paaren getrieben. Viele von denen, die dem Rakotzi bisher ergeben waren, und nun zum Gehorsam zurück kehren wollten, kehrten auf dem halben Weg um, und schlugen sich zur Parthey des Joh[ann] Kemény. Die Csiker ergaben sich zum Schein, unter der Hand aber lagen sie dem Kemény an, ins Land zu kommen. Was den allgemeinen Kaltsinn vermehrte, war die Sprache, die der Fürst zu führen pflegte, daß es ihm gleichviel sey, wenn das ganze Land zur Hölle führe, wenn nur seine Nächsten verschonet würden. Kemény hatte noch nicht vergeßen, daß ihm der Fürst Bartsai bey Leben des Rákotzi das Fürstenthum von freyen Stücken angetragen hatte. Um so weniger stand er an, dem Winke zu folgen, der ihm von allen Seiten gegeben wurde. Er zog also gleich in Ungarn 1.000 Reuter an sich, überfiel an der Grenze 200 Reuter, die in Diensten des Bartsai standen, und machte sie nebst ihrem Anführer zu Gefangenen. So wie er näher heranrückte, retirirte sich der Fürst 483
Stephan Bakó (1612-1660), 1635 Unterkönigsrichter, 1659 Ober-Capitain im Maroscher Stuhl.
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nach Görgeny. Sein Burder Caspar Bartsai ging mit 1.200 Mann dem Kemény entgegen und nahm das Hauptquartier auf seinem Schloß Örményés484, wurde aber eben daselbst von einiger bewehrter Mannschaft, die der Kemény in dieser Absicht dahin geschickt hatte, überfallen und erschlagen, da er nicht mehr als drey Bediente bey sich hatte, und seine Mannschaft auf dem Lande vertheilt war. Letztere bestand aus Wallachen und Dragonern. Jene wurde versprengt, diese nahmen bey dem Kemény Dienste an. So war mit dem Tod des Rákotzi ein Wehe vorüber, das andre auf der Schwelle von Siebenbürgen. Das Feuer schlug in vollen Flammen aus. Georg Lázár, geheimer Rath und Locumtenens auch Protonotarius, retirirte sich auf Szent Demeter485, wurde aber von der wider ihn ausgeschickten Mannschaft des Kemény gefangen und in Stücke zerhauen. Gabriel Haller, erster Geheimer Rath flüchtete auf Weißkirch, Johann Bethlen, Kanzler auf Ebesfalva zum Michael Apafi486. Beyde, Haller und Bethlen wagten es endlich mit dem Kemény, der inmittelst auf M[aros] Vásarhely gekommen war, mündliche Unterredung zu pflegen. Er gab vor, er sey nicht gekommen, Siebenbürgen einzunehmen, sondern nur die innerlichen Unruhen zu dämpfen, sey auch bereit, dem Fürsten Bartsai wieder Platz zu machen, nur sollte er ihn für seine Güter in Siebenbürgen Gewähr leisten. Zugleich verlangte er von ihnen beyden schriftliche Reverse, daß sie sich ihm nicht entgegen setzen wollten. Dieses Begehren war vielbedeutend, allein sie thaten, was er verlangte, denn der Fall mit dem kurz vorher ermordeten Georg Lázár schwebte ihnen vor Augen. Doch ließ er sie nicht von sich, sondern behielt sie da, um den Unterhandlungen mit dem Bartsai beyzuwohnen, den er eben hiezu von Görgeny eingeladen hatte. Ehe diese beyden zum Schluß kommen konnten, verstrich eine geraume Zeit unter vielem Wortwechsel. Die anwesenden Räthe wurden hierüber überdrüßig und gingen auf die Seite. Bartsai und Kemény blieben alleine. Nach einer Viertelstunde wurden die Räthe hereingerufen. In ihrer Gegenwart unterschrieb denn Bartsai einen Revers, daß er weder von den Türken, noch sonst jemandem Hülfe begehren, sondern die Stände von dem ihm geleisteten Eyde freysprechen und sich allem fügen wollte, was im künftigen Landtag beschloßen werden würde. Dieses war die Losung zu den neuen Auftritten, die dieses unglückliche Land bedrohten. Der Landtag wurde auf Weyhnachten auf Regen487 bey Bistritz ausgeschrieben. Die Stände ergriffen mit Freuden die Erklärung des Bartsai, daß er vom Reich abstehen wollte, ohnehin hatten sie seine Zweyzüngingeit 484 485 486 487
Ormeniş (rum.), Örményes (ung.), Ermesch, Irmesch (dt.), Kreis Mureş. Dumitreni (rum), Szentdemeter (ung.), Kreis Mureş. Michael Apafi (1632-1690), Fürst von Siebenbürgen (1661-1690). Reghin[ul Săsesc] (rum.), Szászrégen (ung.), Sächsisch Reen, Regen (dt.), Kreis Mureş.
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schon längstens von ihm zurück geschreckt. Von Seiten der Pforte hatten sie keine Gnade zu erwarten, da sie dieselbe bey allen Anstrengungen, womit sie ihren letzten Heller hergeben, doch nicht ersättigen und sich auch aufs künftige keinen Nachlaß an den ihnen angekündigten unerschwinglichen Steuern versprechen konnten. Vielleicht hätten sie aber doch beßer gethan, wenn sie neben den schon gemachten Aufopferungen den Gedanken von den schrecklichen Unfällen festgehalten hätten, denen sie ein neuer Unwille der Pforte aussetzen könnte. Allein sie hielten sich nur mehr an das Gegenwärtige. Die Csiker und Háromszéker waren dem Kemény mit Leib und Seele ergeben. Unter dem Geklirre ihrer Waffen schlugen sie alle ihre Zweifel darnieder. Kemény wurde zum Fürsten gewählt und ihm auch gleich gehuldigt, hingegen zum lebenslänglichen Unterhalt des alten Fürsten Bartsai die Güter Görgeny, Szent Péter488 und Suk489 ausgemacht. Nur hatte sich weder der Fürst Kemény seines Fürstenthums, noch der alte Fürst Bartsai seines Ruhestandes lange Zeit zu erfreuen. Beyde trieb ihr Mißgeschick mit geflügelten Schritten dem Untergange entgegen. Bartsai kam mit einem Schlag um Fürstenthum, Eigenthum und Freyheit ja nach einem halben Jahr selbst um sein Leben. Erst wurde er durch den Fürsten Kemény genöthigt, an die Schloß-Commandanten in Déva und Fogaras zu schreiben, daß sie sich nebst ihren Schlößern ihm als ihrem neuen Fürsten ohne Anstand ergeben möchten, hernach mußte er aus Görgeny die Besatzung, die er daselbst bisher unterhalten hatte, heraus ziehen, weil es hieß, der Ort sey zu enge, diese und die Mannschaft des Fürsten Kemény zu faßen. Die Besatzung bestand aus Deutschen und Ungarn. Bartsai dankte sie ab, dagegen nahm der Fürst Kemény sie in seine Dienste. So mußte Bartsai wie jeder Privat-Mann ohne Bedeckung in Görgeny ausharren, was weiter über ihn ergehen sollte. Déva ergab sich nicht ohne Schwierigkeiten, die aber doch durch den Arm des Stärkeren gehoben wurden, eben so auch Fogaras, wo Bartsais Bruder, Andreas Bartsai, Commandant war. Auf den Befehl seines Bruders übergab er das Schloß und ging zu ihm nach Görgeny. Aber Kemény veranstaltete es, das er unter dem Vorwand einer Jagd aufs Feld gelockt wurde. Hier wurde er ergriffen und auf Fogaras geführt und daselbst nach vielen ausgestandenen Martern gehenkt. Auf Befehl des Kemény wurde nun auch der Fürst Bartsai verhaftet. Um nun beyde gewaltsame Handlungen zu beschönigen, berief Kemény die Stände im Februar auf Bistritz zusammen. Hier klagte er den alten Fürsten Bartsai öffentlich an, daß er die zur Türkischen Steuer gewidmet gewesenen Gelder in seinem eigenen Nutzen verwendet hätte, und auch jetzt wider sei488 489
Es lässt sich nicht ausmachen, welches Szentpéter hier gemeint ist. Jucu (rum.), Alsó-, Nemes-, Felsőzsuk (ung.), Kreis Cluj.
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ner gegebenen Versicherung allerhand Bewegungen mache. Seinem Bruder Andreas Bartsai legte er zur Last, daß er sich für ihn in der Tartarischen Sclaverey verbürget, wo er ihn doch habe stecken laßen, weswegen er ihn als einen Meineyder mit dem Tode bestraft hätte. Die Stände ließen alles gelten und beschloßen nur wegen des Fürsten Bartsai, daß er genau verwacht und dadurch gehindert werden sollte, außer dem Lande zu schreiben, zugleich sollte er zu Verantwortung wegen der verwendeten Gelder aufgefordert, seine Güter derweilen in Beschlag genommen, und wider ihn nach Befund der Umstände verfahren werden. Die der Pforte gewidmeten Gelder wurden nun – welch ein Schritt, nach den bisher schon der Pforte gebrachten Opfern ! – zur Rüstung wider dieselbe bestimmt. Diese strengen Beschlüße wurden im Landtag, der im Junius in Mediasch gehalten wurde, verschärft, und dann wurde es gar der Willkühr des Fürsten überlaßen, was er weiter wider den alten Fürsten Bartsai vorkehren wollte, da vorkäme, daß er noch nicht abließe, Unruhen zu erregen. Inmittelst hatte das Land dem Bescheid des Römischen Kaysers auf die Bitte um Hülfstruppen schon längst mit banger Sehnsucht entgegengesehen. Allein dieser war nicht von der Art, daß sich das Land dabey beruhigen konnte. Der Kayser äußerte sich in allgemeinen Ausdrücken, er würde den Frieden mit der Pforte nicht länger unterhalten, wo sie ihn in Siebenbürgen störte, indeßen glaube er nicht, daß es hiezu kommen würde. Allein Ali Bassa war schon wirklich bey dem Eisernen Thor herein gedrungen und verheerte das Land der Länge nach bis nach Szomos Ujvár. Der Fürst argwöhnte, die Türken seyen eingefallen, den Bartsai wieder emporzuheben. Er beschloß daher, denselben völlig aus dem Weg zu räumen und schickte einige gewaffnete Reuter nach Görgeny, die ihn unter dem Vorwand, als ob sie Befehl hätten, ihn nach Kövár zu führen, aus dem Schloße herausbrachten und auf dem Felde ermordeten. Damit hatte er sich indeßen keine Ruhe geschafft. Ali Bassa ließ öffentlich verkündigen, Kemény sey wider Willen der Pforte zum Fürsten erwählt worden und müßte verstoßen werden, wenn dieses geschähe, so würde die Pforte weiter nichts wider die Wahl eines neuen Fürsten einwenden, vielmehr denselben bestättigen, und von ferneren Verwüstungen des Landes abstehen. Kemény unterdrückte aber die diesfalls ausgestreuten Manifeste, und harrte noch immer auf die Hülfe des Römischen Kaysers. Weil er sich aber zu schwach fühlte, den Türken und Tartaren zu widerstehen, so übergab er das Commando über die Szekler dem Stephan Petki, geheimen Rath und Capitain von Csik, mit dem Befehle, derweilen nur bey Hermannstadt und Fogaras die Straßen rein zu halten, Gefechten aber auszuweichen. Er selbst ging mit dem übrigen
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Kriegsvolk auf Bontzida490, wo er doch wieder nur einen unbestimmten Bescheid vom Römischen Kayser erhielt, der darin bestand, daß er das Land in seinen Schutz nehmen und in kurzem Hülfe schicken wolle. Unter diesen Umständen war Kemény mehr auf seine eigene als auf des Landes Sicherheit bedacht, ging nach Ungarn, wo die Tartaren allbereits alles rings umher mit Feuer und Schwert verwüsteten. Da Ali Bassa verzweifelte, ihn selbst in die Hände zu bekommen, so zog er sich ins Innere von Siebenbürgen und forderte die Städte zur Uebergabe auf. Zugleich verlangte er von ihnen Deputirte ins Lager, und zwar unter dem Vorwande, mit ihnen wegen der Zufuhren Rathschläge zu pflegen, eigentlich aber als Geisel, um sich ihrer Treue zu versichern. Nun endlich erschien der Kayserliche General Montecuculi491 mit seiner Armee auf der Grenze, sah den Greuel der Verwüstung, der seine Entstehung dem Kemény zu verdanken hatte, mit Augen und entschloß sich endlich in Siebenbürgen einzurücken. Kemény kam mit ihm. Städte und Schlößer wurden nunmehr erinnert standhaft zu bleiben, denn die erwartete Hülfe sey da. Ali Bassa rückte mit seinen Truppen nach M[aros]-Vásarhely. Von hier schrieb er an den Stephan Petki und forderte ihn zur Unterwerfung auf, ja er trug ihm auf diesen Fall das Fürstenthum an. Aber dieser schlug beydes aus. Nun fragte er die anwesenden Deputirten, ob sie niemanden im Lande wüßten, der dieser Würde gewachsen seyn dürfte? Sie riethen auf den Mich[ael] Apafi. Dieser, so sagten sie, sey ohnlängst aus der Sclaverey aus Krimm zurück gekommen, und nun lebe er abgezogen von allem Geräusch auf seinem Schloß in Ebesfalva. Ali Bassa war froh, jemanden endlich zu finden, den er dem so verhaßten Kemény an die Seite setzen könnte, und schickte um ihn einen Türkischen Officier mit einer bewaffneten Begleitung. Apafi erschrack, wie er den Haufen ankommen sah, und bildete sich nichts gewißeres ein, als daß es um ihn geschehen sey. Ueber seine Erwartung aber wurde er, wie er im Lager ankam, mit außerordentlichen Schmeicheleyen empfangen und sofort von den wenigen Deputirten die im Lager waren, wie auch von dem umliegenden kleinen Adel, der hiezu berufen wurde, auf des Bassa Geheiß zum Fürsten erwählt |:Bethlen III. 5-77.:|. Montecuculi kam indeßen auf Clausenburg, und erfuhr durch die Kundschafter, daß die Türkische Armee viermal stärker sey, als die seinige. Diese wollte er also, wie sehr ihm Kemény auch anlag, nicht aufopfern, da sie zumal um 5.000 Mann schon geschmolzen war und ging auf Ungarn zurück. Um aber doch etwas zu thun, ließ er 1.000 Mann in Clausenburg zur Besatzung zurück.
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Bonţida (rum), Bonchida (ung.), Bonisbruck (dt.), Kreis Cluj. Raimondo Montecuccoli (1609-1680), Feldherr, Hofkriegsratspräsident.
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Auch von den Szeklern sah sich nun Kemény verlaßen. Nur die Csiker blieben ihm getreu, nur wurden auch diese dafür von den Tartaren hart gezüchtigt, und nicht nur ausgeplündert, sondern auch in der Waldung, wohin sie sich versteckten, aufgesucht und niedergesäbelt. Was der Fürst Kemény in seiner verzweiflungsvollen Lage thun konnte, war, daß er 200 Mann zur Verstärkung der Besatzung in Fogarasch hinein warf. Apafi hingegen wurde den 20. November im Landtag in Kleinschelken492 zum Fürsten erwählt und eingeführt, und den Keményischen Anhängern eine Frist von 30 Tagen zur Wiederkehr anberaumet. Die Türken gingen in ihr Winterquartier und ließen nur 2.000 Mann nebst 18 Compagnien Wallachen zur Bedeckung des neuen Fürsten zurück. Kemény hätte beßer gethan, wenn er dem Strome nachgegeben und auf das Fürstenthum, das er bey seinen schwachen Kräften ohnehin unmöglich gegen die Widersprüche eines so gewaltigen Nachbarn behaupten konnte, Verzicht gethan hätte. Dieses war auch die Meynung seiner Vertrauten. Allein das Fürstenthum hatte zu viele Reize für ihn, als daß er denselben widerstehen konnte. Schon den 3. Jenner 1662 kam er aus Ungarn, wohin er auf eine kurze Zeit verreiset war, nach Siebenbürgen zurück und suchte den neuen Fürsten auf. Umsonst suchte ihn Apafi durch eine Deputation von weiteren Schritten abzuhalten. Kemény hielt sogar diese Deputation bey sich zurück, ging dem Fürsten auf Schäßburg nach, wo Türken in Besatzung lagen und schlug sein Lager bey Weißkirch auf. So wie dieses die bey dem Fürsten befindlichen 18 Compagnien Wallachen vernahmen, so machten sie sich unsichtbar. Nun kam aber Kutsuk Bassa493 den 21. Jenner aus der Wallachey heran, und brachte auch die Wallachen mit, die aus Schäßburg entwichenen und von ihm unterwegs aufgefangen worden waren. Kemény rathschlagte einen ganzen Tag mit seinen Officiers, was er zu thun hätte, und wußte sich nicht zu entschließen. Er rechnete etwas darauf, daß die Mannschaft des Kutsuk Bassa vom Marsch ermüdet seyn müßte, und ließ sich Zeit zu weiteren Berathschlagungen, ja zuletzt ließ er sogar seine Soldaten in der umliegenden Gegen frey auf Streifereyen gehen, erschrak aber nicht wenig, als ihm den 23. Jenner Mittags die Anzeige gemacht wurde, daß der Kutsuk Bassa gegen ihn heran rücke. Er stellte nun seine Leute, soviel ihm die Zeit erlaubte, in Schlachtordnung. Die Deutschen und Croaten schlugen zwar den einen Flügel der Türkischen Armee. Allein die Ungarn wurden auf dem anderen Flügel vom Kutsuk Bassa mit solchem Ungestüm angehalten, daß sie allesammt den Muth verlohren und die Flucht ergriffen. Kemény selbst stürzte mit dem Pferde und wurde auf der Flucht von den Seinigen niedergerannt. 492 493
Şeica Mică (rum.), Kisselyk (ung.), Kleinschelken (dt.), Kreis Sibiu. Küçük Mehmed paşa, Bey von Gyula.
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Wem es noch möglich wäre über den Wechsel der menschlichen Dinge aus Leichtsinn hinwegzusehen, der stehe hier stille und staune über die verkehrten Wege, die so mancher Mensch einschlägt, um nach einem eingebildeten Glücke zu haschen und immer verfehlet! Kemény, den Talent und Verdienste zum Liebling, zum angesehensten Feldherren seines Fürsten erhoben, wird durch das Mißgeschick seines Herren, aus einem Feldherren, der über 12.000 Mann zu seinen Befehlen hat, ein niedriger Sclave, schmachtet entfernt von seinen ansehnlichen Gütern und Besitzungen, zwey Jahre unter einem rohen Volke in Ketten und Banden, macht sich endlich frey, findet wie er in sein Vaterland eintritt, den Platz seines verunglückten Fürsten durch einen, den er nie vermuthen hätte können, besetzt, wird, ohne sich jemals erklärt zu haben, von diesem anderen aus einer bloßen Einbildung, als ob ihm etwa schon selbst nach seinem Sitze lüsterte, zur Annahme der höchsten Würde aufgefordert, faßt dadurch einen Gedanken, den er vielleicht nie gehabt, wenigstens gegen niemanden geäußert, läßt ihn jedoch eine Weile schlummern, geht auf seine Güther in Ungarn und heyrathet, wacht wieder auf, wie der Fürst, dem er seine ersten Jahre, Dienste und Freyheit aufgeopfert, vertilget wird, sucht das Fürstenthum in geraden und krummen Wegen zu erjagen, wird bey jedem Schritt, den er macht es zu behaupten, zurück geschreckt, bebt über den Verwüstungen, denen durch seine Herrschsucht ganze Landstriche, zahllose Menschen aufgeopfert werden, trotzt aber doch dem Widerstand, der sich ihm in den Weg legt, erhält in so weit seinen Zweck, daß er denjenigen, der in ihm den ersten Gedanken, Fürst zu werden, erzeugte, in seine Gewalt bekommt, läßt diesen meuchelmörderischer Weise ermorden, sieht aber doch mit Augen, wie jede Aussicht auf die Behauptung der fürstlichen Würde von ihm verschwindet, sieht das Ungewitter, das sich über ihm zusammen zieht mit Augen, wagt sich in das Schlachtfeld, das seinen Rachen unter ihm schon aufgesperrt hat, wird hier im Gewühle von Streitern und Flüchtigen, ohne es selbst zu wißen, ob sich Freunde oder Feinde über ihm herumtummeln, niedergetreten, vernichtet, ohne daß man nur die Stätte, wo es geschehen, erkennen kann, muß also mit seinem Leben auf eine klägliche Art ein Fürstenthum aufgeben, das ihn einen Kampf von anderthalb Jahren gekostet, ohne desselben jemals froh geworden zu seyen! Wenigstens hätte dieser Unfall die noch übrigen Anhänger des unglücklichen Fürsten Kemény zur Besinnung bringen sollen, aber noch konnten sie sich zu keiner Nachgiebigkeit entschließen. Immer begehrten sie Hülfe bey dem Römisch Kayserlichen Hof, so sehr ihnen solche schon im vorigen Jahre verweigert worden war. Kayserliche Truppen waren zwar in Siebenbürgen, aber diese vermehrten selbst auf einer anderen Seite die Besorgniße der Apafischen Parthey. Montecuculi hatte sie in einige der festesten Oerter eingelegt.
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Allein es war kein Anschein da, daß sie sich wider den streitbaren Arm der weit überlegenen Türken würden halten können, und geriethen sie durch die Gewalt der Waffen einmal in die Türkischen Hände, so waren sie für das Land unwiederbringlich verlohren. So wurde denn der Römisch Kayserliche Hof in einer Zeit auf zwey Seiten angegangen. Von Seiten der Keményischen Parthey um Hülfstruppen wider die Apafische, von Seiten des Fürsten und der Stände um Wegnahme der in den haltbaren Oertern liegenden Besatzungen. Keiner von beyden Partheyen wurde ihres Wunsches gewährt. Inmittelst tobte und drohte der durch die Niederlage des Fürsten Kemény stolz gewordene Kutsuk Bassa, und wollte sich der festen Oerter mit Gewalt versichern. Zuvörderst ging er vor Clausenburg. Allein seine Stärke bestand darin, ungeübte Truppen im freyen Feld mit Ungestüm zu schrecken, in Unordnung zu bringen, im Laufen niederzurennen und aufzureiben, nicht aber eine Belagerung nach Regeln zu veranstalten. Daher stellte er denn seine Sache hier so einfältig an, daß er zwar Munition genug verschoß, aber den Belagerten nicht das geringste abgewinnen konnte |:Bethlen III. 78-138.:|. Dem Ali Bassa wurde hierüber die Zeit zu lange, er pochte und drohte, wenn es mit Clausenburg nicht fortginge, so würde er selbst kommen und die Stadt einnehmen, nur sollte sich alsdann das Land die Gedanken vergehen laßen, die Stadt je wieder in seine Hände zu bekommen. Es blieb indeßen bey diesen Drohungen. Kutsuk Bassa zog, da er sich genug mit der Belagerung ohne Erfolg gequält hatte, endlich selbst sein Heer von Clausenburg ab |:Ibid. 140, 164.:|. Wäre er nur auch von Siebenbürgen abgezogen! Seine Erpreßungen gingen über alle Schranken. Vornehmlich war ihm Mediasch und Schäßburg ausgesetzt, wo er nach dem Abzug von Clausenburg sein Quartier nahm. Mit Proviant und Fleisch war er nicht zu ersättigen, womit er doch bloß für sich einen niederträchtigen Alleinhandel trieb. Der Fürst konnte ihm nicht Einhalt thun, denn er erklärte die mindesten Widersprüche für Ausgeburten der Untreue gegen die Pforte, wo er mit dergleichen Beschuldigungen Gehör fand, obgleich seine niedrige Denkungsart auch dort hin und wieder bekannt war. Die Cronstädter schienen zwar vor seinen Bedrückungen gesichert zu seyn, weil sie ihm zum Glücke außer dem Wege lagen. Da aber seine Soldaten unter dem Vorwande Naturalien aufzutreiben, das ganze Land durchzogen, folglich auch in Cronstadt anklopften, so ereignete sich hier gegen das Ende des 1662sten Jahres, daß einer von diesen in der Vorstadt einer Weibsperson Gewalt anthun wollte. Ihr Mann widersetzt sich, der Türke aber zieht das Messer und sticht ihn todt. Die Nachbarn laufen zusammen, ergreifen den Türken, und bringen ihn vor den Stadtrichter. Der Magistrat wird zusammenberufen, dem Türken der Proceß gemacht und der Kopf abgeschlagen. Damals waren die Grenzlinien zwischen der militärischen und bürgerlichen Gerichtsbarkeit noch
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nicht wie heut zu Tage gezogen. Der Magistrat behandelte den Türken bloß als einen Mörder, ohne auf seinen militärischen Stand und die Abhängigkeit von seinem Officier einige Rücksicht zu nehmen. Vielleicht hätte er bey der Türkischen Behörde auch keine Genugthuun erhalten. Kutsuk Bassa macht indeßen aus dieser Sache den Cronstädtern ein unverzeihliches Verbrechen, durch gute Worte und Vorstellungen wußte ihn aber der Fürst zur Ruhe zu bringen, sonst hätten sie übel fahren können |:Bethlen III. 168-171; vgl. Dan. Schuller Diar. p. 306.:|. Diese Drangsale, so wie die mit schrecklichen Drohungen begleitete Forderung der in 80.000 Thalern bestehenden Türkischen Steuer, veranlaßten den Fürsten im Monat Februar auf Szász-Keszd494 einen Landtag auszuschreiben, wo denn beschloßen wurde, daß nicht nur das gemeine Volk, sondern auch der Adel ins Mitleid gezogen werden sollte, um endlich einmal die Türkische Steuer erschwingen zu können. Jetzt wurden denn auch die Anhänger des Fürsten Kemény, die endlich selbst die Hoffnung einer Umwandlung der Dinge verlohren gaben, und zurück kehrten, unter die Zahl der Landstände wieder aufgenommen und die wider sie ehehin verfaßten Landesartikel aufgehoben |:Bethlen III. 173.174:|. In Folge des auf diesem Landtag gefaßten Beschlußes wurden 50.000 Thaler mit Mühe zusammen gebracht und dem Ali Bassa auf Temesvár überschickt. Allein er forderte auch den Rest ohne alle Nachsicht und mit der Bedrohung, daß die Tartaren einen weiteren Verzug schon zu bestrafen wißen würden. In dieser Beklemmung wurde denn, da alle anderen Quellen erschöpft waren, auch das Salz losgeschlagen und der Centner, der sonst 30 Thaler galt, um nur Geld zu gewinnen, für 25 Thaler ausgebothen |:Ibid. p. 184, 185, 187-193.:|. Inmittelst schwanden die seit einem halben Jahr geschöpften Hoffnungen zum Frieden zwischen den zwey Kaysern schon wieder. Die Unterhandlungen liefen fruchtlos ab, und nun wurden die Kriegsrüstungen auf beyden Seiten mit gespannter Kraft betrieben. Diesemnach wurde auch der Fürst von der Pforte aufgefordert, seine ganzen Macht aufzubringen, und mit derselben zusammt dem Kutsuk Bassa bey dem Großvesier im Lager zu erscheinen. Der Fürst wurde hierüber nicht wenig betroffen. Die Schlößer im Land waren noch immer von Kayserlichen Truppen besetzt. Gingen die Landtruppen hinaus, so war das ganze Land von aller Vertheidigung entblößt und den Kayserlichen Truppen, den benachbarten Pohlen und jedem Mächtigeren, der zugreiffen wollte, preis gegeben. Zu dem war nicht abzusehen, in welchem Verhältniß der Fürst und der Kutsuk Bassa gegen einander stehen sollten. Letzterer hatte dem Fürsten mit seinem trotzigen und übermüthigem Betragen schon bisher unsäglichen Verdruß gemacht und nun war er gar in Gefahr unter seinen Befehlen zu 494
Saschiz (rum), Szászkézd (ung.), Keisd (dt.), Kreis Mureş.
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stehen? Auch hatte niemand von den Großen Muth, den Fürsten ins Lager zu begleiten, jeder suchte sich unter allerley Ausflüchten davon loszuwinden |:Bethlen IV. 196-209.:|. Noch wurde seine Bangigkeit durch den neuen wallachischen Woywoden Gyika vermehrt, der den 16. Julii mit 5.000 Reutern und 600 Infanteristen über die Bosau eben in der Absicht kam, diese Truppen zur Türkischen Armee zu stoßen, ihm aber unter der Hand zusteckte, daß sein Ruf blos zur Absicht hatte, ihn und die übrigen Großen des Landes im Felde zu vertilgen, damit sodann die Türken ohne Schwierigkeit im Stande wären im Lande allein herrschen zu können |:Ibid. IV. 210, 228, 230.:|. Apafi suchte also diese Reise mit bündigen Vorstellungen bey dem Großvezier abzulehnen, und übermachte ihm zugleich den Rest der Türkischen Steuer mit Ansehung der Anstrengungen, die ihn ihre Zustandbringung gekostet. Eben kam derselbe mit 200.000 Mann über die Donau nach Esseg495, und nahm den Joh[ann] Datzo wie auch den Gab[riel] Haller, welche beyde schon vorhin als Gesandte von Siebenbürgen bey ihm gestanden waren, und jetzt von ihm aus Belgrad ins Lager berufen wurden, sehr gütig auf, antwortete auch dem Fürsten in den schmeichelhaftesten Ausdrücken und empfahl ihm, der Pforte treu zu verbleiben und die Armee nur auf allen Fall in Bereitschaft zu halten |:Bethlen IV. 202-207, 223-227.:|. Damit war denn der Fürst der so sehr gefürchteten Verbindlichkeit im Lager zu erscheinen überhoben, traute abder doch den Türken nicht, und ging aus dem Lager, das er bey Alwinz496 aufgeschlagen hatte, für seine Person nach Hermannstadt. Nun erschien auch der Sohn des Tartarchans mit 10.000 Tartaren, so wie auch der Moldauer Woywode mit 1.000 Mann zu Fuß und 3.000 zu Pferd, und lagerte sich bey Hermannstadt. Der Tartarische Prinz wollte sich groß machen und schickte zum Fürsten in die Stadt hinein, und ließ ihn zur Rede setzen, warum er seine Landtruppen nicht bekommen habe, um sie zur Armee des Großveziers zu stoßen? Der Fürst antwortete glattweg, wiewohl in aller Bescheidenheit, die Mannschaft hätte sich aus Furcht vor dem Tartarischen Heer zerstreut, sobald aber diese den Fuß aus dem Lande gesetzt haben würden, so würde er sie wieder zusammenbringen und die weiteren Befehle des Großveziers erwarten. Das Beste war hiebey, daß derselbe keine Zeit hatte, hier zu verweilen, sondern seinen Weg eilfertig nach Ungarn nehmen mußte, wohin er sich über Clausenburg begab |:Bethlen IV. 228-233.:|. Hier erwähnet indeßen der Joh[ann] Bethlen eine Mißhandlung, die sich die Cronstädter gegen die Tartaren bey ihrem Durchzug erlaubt hätten. Wie nemlich der Sohn des Tartarchan auf die Grenze angekommen, sey ihm der 495 496
Osijek (kroat.), Eszék (ung.), Esseg (dt.), Kreis Osijek-Baranja. Vințu de Jos (rum), Alvinc (ung.), Unter-Winz, Winzendorf (dt.), Kreis Alba.
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Peter Budai dahin entgegen gegangen, um ihn zu bewillkommnen und auch wegen der Zufuhren mit ihm Unterredung zu pflegen. Diesen habe er nebst zwey seiner vornehmsten Officiere mit Befehlen auf Cronstadt geschickt, sie seyen aber, wie sie in die Vorstadt eingetreten, von betrunkenen Bürgern aufgefangen, und der eine von ihnen in Stücke zerhauen und geschunden, der andere verwundet, der Peter Budai selbst aber verhaftet und etliche Tage in Arrest gehalten worden. Dieses hätte denn den Sohn des Tartarchan wider die Cronstädter so sehr aufgebracht, daß er geschworen hätte, sich deswegen auf den Winter an den Cronstädtern bey seiner Zurückkunft zu rächen |:Bethlen 236.:|. Auch Cserei gedenkt eines von den Cronstädtern an zwey Tartaren bey dieser Gelegenheit verübten Mordes |:Cserei hist. p. 7.:|. Es ist möglich, daß die Tartaren, als ein wildes Volk mit Thätlichkeiten angefangen, und diejenigen, von denen einen oder zwey erschlagen worden, zur Vertheidigung gereizt haben, zumal da auch Daniel Schuller in seinem Tagebuch von diesem Durchzug so viel schreibt, daß der Moldauer Woywode Dobritza497 mit vielen 1.000 Tartaren und Kosaken den 21. Julii herbeygekommen und sich bey Tartlau gelagert, vielen Schaden gethan und auch etliche Stadtleute niedergehauen, nach drey Tagen aber über Fogaras ins Lager gegangen |:Dan. Schuller p. 309.:|. Daß sich aber die Cronstädter auf eine solche grobe Art an einem Volke hätten vergehen sollen, das bey seiner Menge die Gewalt in Händen gehabt, sie auf der Stelle deßwegen zu züchtigen, und wider ihre Natur mit Schinden des Erschlagenen abgegeben haben sollten, ist gar nicht wahrscheinlich, sonst würden sie gewiß von den Tartaren im Rückzug nicht verschont worden seyn. Es scheint also vielmehr, daß Bethlen dieses nur einer ohne Grund vergrößerten Sage nachgeschrieben. Wie die Tartaren und Wallachen abgegangen waren, verlangte der Kutsuk Bassa unter dem Vorwande, daß die Lebensmittel anderswo schwer zu haben seyen, sein Lager bey Hermannstadt aufzuschlagen. Die Hermannstädter widersetzten sich diesem Verlangen mit allen Kräften und erklärten sich, lieber das Leben fahren zu laßen, als daß sie ihn bey sich leiden wollten. Sie wurden aber bald von diesem Schrecken befreyt, denn der Bassa erhielt vom Großvezier den Befehl, ungesäumt nach Groß-Wardein zu gehen, und sich dort mit der Hauptarmee zu vereinigen. Er nahm also vom Fürsten Abschied, der ihm mit ausnehmendem Vergnügen auf den Rücken sah. In gleicher Zeit erhielt auch der Fürst ein Schreiben vom Großvezier, wo aber bloß der Befehl wiederholt wurde, mit seiner Armee in Bereitschaft zu stehen, um sich dahin, wo es die Noth erforderte, zu wenden |:Bethlen IV. 237-242.:|. Bald hernach aber wurde der Fürst selbst ins Lager geruffen. Nun konnte er nicht mehr ausweichen. Er ging zum Großvezier, der damals vor 497
Eustratie Dabija (gest. 1665), Woiwode der Moldau (1661-1665).
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Vierter Abschnitt
Neuhäusel498 stand, und wurde von ihm sehr günstig empfangen, auch wieder entlaßen, wie Neuhäusel erobert worden war. Mit ihm machte sich endlich auch Gabriel Haller auf den Heimweg, der schon etliche Monate als Gesandter bey dem Ali Bassa in Temesvár gestanden, jetzt aber, wie wir oben erzählt, vom Großvezier eben ins Lager berufen worden war. Zu bewundern ist es, wie sich derselbe, da er nicht lange vorher wegen Groß-Wardein eine so schmälige Gefangenschaft bey dem Ali Bassa auszuhalten gehabt hatte, zu einem neuen Geschäfte eben bey diesem wilden Manne habe entschließen können. Indeßen gereichte es ihm jetzt zum Troste, daß er in eben dem Maaß, in welchem er vorhin mißhandelt worden war, nun erst vom Ali Bassa, hernach vom Großvezier mit Höflichkeiten überschüttet wurde. Bisher hatte er seinen dortigen Aufenthalt benutzt, die geheimsten Entwürfe des Ali Bassa auszuspähen, die nichts geringeres zum Zweck hatten, als die Gespannschaften Bihar, Kraszna, Mittel- und Innerszolok und Doboka als zum Hauptorte Groß-Wardein gehörig, wider den bey der Groß-Wardeiner Capitulation unterzeichneten Revers in Türkische Hände zu spielen, aber vom Ali Bassa sehr geheim gehalten wurden. Haller hatte dieses dem Fürsten Apafi zur Verwarnung entdeckt, wovon dieser bey der Pforte den heilsamsten Gebrauch zu machen und die Entwürfe des Ali Bassa dadurch zu vereiteln gewußt hatte |:Bethlen III. 166, 167.:|. Kurz vor der Ankunft des Apafi wurde Haller vom Großvezier mit den ausgesuchtesten Ehrenbezeugungen überhäuft und überdieß insgeheim über das wechselseitige Benehmen des Fürsten mit den Ständen vertraulich ausgefragt. Der Fürst war schon vom Kutsuk Bassa vielfältig bey der Pforte angeschwärzet worden, dieses war eben die Ursache, daß ihm so graute, bey dem Großvezier zu erscheinen, ja selbst da, daß der Gabriel Haller so ehrenvoll vom Großvezier behandelt worden war, wurde ihm verdächtig, er argwöhnte, daß man dadurch ihn selbst einschläfern, oder gar statt seiner, den Haller zum Fürsten machen wolle |:Bethlen IV. 224-226.:|. Allein die Hof-Gunst ist veränderlich, zumal wo sie auf keinen Grundsätzen beruht. Anstatt daß dem Gab[riel] Haller die fürstliche Würde zugedacht worden wäre, wurde ihm, wie er schon mit dem Fürsten abgegangen, ein Bote nachgeschickt und ihm bedeutet, ins Lager zurück zu kommen, und ihm, wie er eintrat, ohne Umstände der Kopf abgeschlagen, nicht ohne Vermuthung, daß der Fürst selbst, der geheime Nachstellungen von ihm gewittert, den Großvezier zu diesem grausamen Befehl veranlaßt haben müße |:Cserei hist. p. 7, 8.:|. Dieses alles trug indeßen dazu bey, den Fürsten Apafi im Besitze seines Fürstenthums zu befestigen. Da nunmehr außer dem Johann Kemény, als seinen erklärten Feinde, auch der Gabriel Haller, daferne er ihm ja gefährlich gewesen, aus dem Weg geräumt worden war, so fehlte nur noch, daß auch 498
Nové Zámky (slowak.), Érsekújvár (ung.), Neuhäus[e]l (dt.), Kreis Nitra.
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der Friede zwischen den zwey Kaysern geschloßen, und dadurch die Ruhe auch in Siebenbürgen hergestellt würde. Auch dieser erfolgte im Jahre 1664. In Kraft dieses Friedens wurden die Siebenbürgischen Schlößer und Städte von den deutschen Besatzungen geräumt und Siebenbürgen blieb zusammt seinem Fürsten unter Türkischem Schutze und die Morgenröthe der seit sieben Jahren vergeblich erseufzten öffentlichen Ruhe fing endlich an, Siebenbürgen wieder anzulächeln. Nun kehrten denn auch die wenigen, die sich von der Kemenyischen Partey auch noch nicht loßzureißen gewußt hatten, wieder zurück, selbst der Sohn des verstorbenen Fürsten, Simon Kemény söhnte sich mit dem Fürsten aus |:Cserei hist. p. 10, 11.:|. Dadurch gewann denn der Fürst Muße, sich in Siebenbürgen umzusehen und kam den 19. Februar 1665 auch auf Cronstadt, wo er krankheitshalber bis zum 6ten März verweilte |:Ziegler Chron.:|. Indem aber die Flamme des Krieges durch den Frieden des Kaysers mit der Pforte in Ungarn und Siebenbürgen erloschen, erhob sich ein neues Feuer im Inneren von Ungarn, das zwar einige Jahre unter der Asche loderte, endlich aber in hellen Flammen ausschlug. Franc[iscus] Rákotzi, Sohn des zuletzt verstorbenen Siebenbürgischen Fürsten Georg Rákotzi II. sah sich durch die Schicksale seines Vaters zu einem Privat-Edelmann herunter gewürdigt, statt daß ihn die Geburt sowohl als selbst eine freye Wahl, schon in den frühesten Jahren, bey Lebzeiten seines Vaters zu einem glänzenderen und zwar in Siebenbürgen zu höchsten Stufen bestimmt zu haben schien. War ihm auch das Glück versagt, seine Ansprüche auf das Siebenbürgische Fürstenthum geltend zu machen, so wünschte er doch, wenigstens unter seinen Landesleuten eine ähnliche glänzende Rolle zu spielen, und hielt sich hiezu durch den Besitz der ansehnlichsten Güter in Ungarn gewißermaßen berechtigt. Vieles war hier in den letzten Jahren geschehen, was sich mit den ursprünglichen Freyheiten der Ungarn nicht vertrug. Zumal wurden die Protestanten in ihrer Religionsfreyheit bedrückt. Die Klagen hierüber wurden unter den Ersten des Königreiches immer lauter. Der Weg der Vorstellungen schien ihnen zu gedehnt zu seyn, sie gedachten ihre Freyheiten zu ertrotzen. Niemand schien ihnen hiezu tüchtiger zu seyn, als der Enkel des Georg Rákotzi I., der ihnen, so wie seine Vorgänger Gabriel Bethlen und Stephan Botskai den Genuß ihrer Gerechtsamen auf gleiche Weise erkämpft hatte. Er, und der Nicolaus Zrinyi499, Ban von Kroatien, nebst seinem Bruder Petrus Zrinyi500, der eben der Schwiegervater des Franc[iscus] Rákotzi war, wie auch Franc[iscus]
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Nikolaus Zrinski (1620-1664), Ban von Kroatien. Peter Zrinski (1621-1671), Ban von Kroatien, hingerichtet in Wiener Neustadt (zusammen mit F. K. Frankapani).
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Veselenyi501, Palatinus von Ungarn und Fran[ciscus] Frangepan502, entwarfen unter der Hand die hiebey einzuschlagenden Maßregeln. Nur konnten sie nicht eins darüber werden und inmittelst starb Nicolaus Zrinyi auf der Jagd durch ein wildes Schwein, von dem er getötet wurde. Die übrigen setzten indeßen ihre gefährlichen Rathschläge fort, ja sie schritten zu Thätigkeiten wider die Kayserlichen Soldaten, in der Hoffnung von fremden Mächten unterstützt zu werden. Allein sie fanden sich betrogen. Rákotzi hierauf der erste der sich vom Bunde trennte, und durch seinen Uebergang zur Catholischen Religion Gnade und Verzeihung erlangte. Unter den übrigen zeichneten sich Petrus Zrinyi und Franc[iscus] Frangepan durch übertriebenen Eifer aus. Beyde wurden ergriffen und 1670 [sic!] enthauptet, und damit die Unruhen dem ersten Ansehen nach in der ersten Geburt erstickt, aber durch die Bedrückungen, die hierauf die Protestanten neuerdings in vollem Maße erfuhren, wieder angefacht. Viele verließen also ihr Vaterland und suchten ihre Freystätte in Siebenbürgen. Hier hatte damals Michael Teleki503 einen vorzüglichen Einfluß auf die Staats- und Regierungsgeschäfte. Seine Talente erhielten ihr Gewicht durch die nahe Verwandtschaft mit der Fürstin, deren Schwester seine Mutter war. Die ungarischen Mißvergnügten arbeiteten mit allen Kräften daran, daß sich der Fürst selbst ins Mittel schlagen, und ihnen, nach dem Beyspiele der schon erwähnten Siebenbürgischen Fürsten ihre Freyheiten verfechten helfen sollte. Dadurch würde er sich selbst zur ungarischen Krone den Weg zu bahnen im Stande seyn. Um ihm diese Vorschläge annehmlich zu machen, schlugen sie sich an den Teleki, den sie durch viele Verheißungen gewannen. Dem Teleki gelang es, den Fürsten theils durch seine eigene Beredsamkeit, theils durch die Gewalt, die seine Gemahlin über ihn hatte, auf die Seite der Missvergnügten zu lenken. Nur hingen Schritte dieser Art, deren bedenkliche Folgen dem ganzen Land noch in frischem Andenken waren, nicht vom Fürsten alleine ab, sondern von der Einwilligung der geheimen Räthe, der Landestände und selbst von der Pforte. Hier erfuhr aber der Fürst sowohl als Teleki die mächtigsten Widersprüche von Seiten des Dionysius Bánfi504, der ein leiblicher Schwager
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Franz Wesselényi (1605-1667), Palatin von Ungarn (1655-1664). Fran Krsto Frankapani (1643-1671), hingerichtet in Wiener Neustadt (zusammen mit P. Zrinski). Michael Teleki (1634-1690), Kanzler von Siebenbürgen unter Michael Apafi, Feldherr der siebenbürgischen Truppen, Kapitän von Kővár und Hust, Oberkönigsrichter der Stühle Csík und Háromszék, Obergespan der Komitate Fehér, Torda und Máramaros. Dionysius Bánffy (ca. 1630-1674), Gesandter des Fürsten Kemény in Wien (1660-1661), Gesandter des Fürsten Apafi in Wien (1665), u. a. Obergespan des Komitates Kolozs (1666).
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des Fürsten war, und des Paul Béldi505, Ober-Königsrichter in Háromszék. Ihrer Meynung, die sie mit den triftigsten Gründen unterstützten, stimmten auch die Stände im Landtag bey. Da es bey den Ständen nicht gehen wollte, so suchte der Fürst nebst dem Teleki, ohne sich um die Einwilligung der Stände zu bekümmern den Beyfall der Pforte in eigenen Wegen zu erringen, ward aber, wegen des noch fortdauernden Waffenstillstandes mit dem Römischen Kayser auch dort abgewiesen. Teleki, dem dieses Vorhaben am meisten am Herzen lag, wurde hiedurch ein unversöhnlicher Feind des Bánfi und Béldi und suchte beyde zu stürzen, vorerst aber untereinander zu entzweyen. Die erste Falle bereitete er dem Bánfi. Es war derselbe durch seine Reichthümer und seine nahe Verwandtschaft mit dem Fürsten zu einer Höhe gestiegen, auf welcher er den nächsten Platz am Fürsten behauptete, aber auch zugleich die Eifersucht der Meisten zumal vom kleinen Adel erregte, die von ihm nicht immer mit genugsamem Glimpfe behandelt wurden. Hier kam es nur darauf an, ihm den Namen zu machen, daß er bey seiner Größe den Fürsten selbst von seinem Throne zu verdrängen suche, so war er gestürzt. Der Fürst war hiezu leicht zu überreden. Er war auf seine Würde eifersüchtig, und von Natur zu schwach, die Quellen und Triebfedern der Anzeigen, die ihm gemacht wurden, zu übersehen, und nach ihrem inneren Gehalte zu prüfen und zu würdigen. Die Sache war schon so eingeleitet, daß Bánfi bey ihm auf etlichen Seiten als der Mann geschildert wurde, deßen steigende Uebermacht er zu fürchten hätte. Mehr hatte Apafi nicht nöthig, um in Harnisch gebracht zu werden. Bánfi wurde ohne Bedenken durch einen gewaffneten Trupp in Verhaft gesetzt. Bald darauf wurden die 1674 Stände versammelt und ihnen die dem Bánfi zur Last gelegten Vergehungen in gehäßigen Farben vorgetragen. Die Klagen wurden ihm zur Verantwortung zwar mitgetheilt, und auch von ihm beantwortet. Allein er hatte Richter vor sich, die durch Eifersucht und Furcht vor seiner Uebermacht geblendet waren. Seine Hinrichtung wurde beschloßen und mit einer solchen Eilfertigkeit vollzogen, daß kein Augenblick übrig blieb, dieselbe durch die Reue, die dem Fürsten etliche Stunden darauf zu spät ankam, rückgängig zu machen. Mehrere Schwierigkeiten setzten sich den wider den Paul Béldi gemachten 1675 Schritten entgegen. Die Beschuldigungen wider ihn, wurden zwar auf gleiche Weise eingefädelt, auch wurde er aus einem ähnlichem Argwohn 1675 in Fogarasch verhaftet. Allein der Fürst sowohl, als seine Gemahlin waren durch den Fall des Dion[ysius] Bánfi aufmerksam geworden. Zu dem hatte er als OberKönigsrichter von Háromszék einen großen Theil von bewehrter Mannschaft 505
Paul Béldi (gest. 1681), Truchsess, Oberkönigsrichter und Kommandat im Háromszék, Obergespan der Komitate Inner-Szolnok(1660-1670) und Zaránd (1678). Gestorben in Gefangenschaft in Istanbul.
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auf seiner Seite. Er wurde also auf vieles Zureden anderer Großen, die ihn nicht gern verliehren mochten, 1676 gegen Bürgschaft entlaßen. Allein dadurch wurde das Andenken dieser schimpflichen Handlung, deren Ursachen dazu nicht einmal aufgefunden werden konnten, bey ihm und bey vielen Großen, die ihm wohl wollten nicht ausgelöscht. Das ihm widerfahrene Unrecht war eben so einleuchtend, als die Schwäche des Fürsten, der sich so leicht zu den gefährlichsten Unternehmungen ohne Rücksicht auf Recht und Gerechtigkeit, und auf die Freyheit des Landes einleiten ließe. Sie waren geneigt wider ihn aufzustehen, und dadurch mehreren Ungerechtigkeiten vorzubeugen. Nur war der Paul Béldi viel zu ehrlich, als daß er hierin eingewilligt hätte. Indeßen wurde ihr Mißvergnügen immer lauter. Nun schickte also der Fürst den 30. Jenner 1678 einen zahlreichen Trupp bewaffnet auf Bodola506, den Paul Béldi in Verhaft zu bringen. Er wurde aber gewarnt und entfloh die Nacht vor ihrer Ankunft über die Bosau in die Wallachey. Dahin kamen ihm viele andere von den mißvergnügten Großen nach. Er nahm grade seinen Weg nach Constantinopel und fand dort Gehör. Allein kurz darauf kamen die Deputirten von Seiten des Fürsten und der Stände, mit Vorstellungen und Geschenken beladen, nach, denen er unterliegen mußte. Er ward in die Jedicula geworfen, wo er nemlich sein kümmerliches Leben beschloß. Da also die mächtigsten Widersprecher weggeräumt und verscheucht worden waren, so wurde es dem Fürsten und dem Teleki leichter, ihren Neigungen zu folgen und ihre Entwürfe auszuführen. Dahin gehörte vorzüglich der so sehr bedenkliche Feldzug in Ungarn, wozu sie nun in der Absicht die dortigen Mißvergnügten zu unterstützen, ohne weitere Umfrage die Hand boten. Emericus Tököli507, einer der angesehensten in Ungarn, der doch auch in Siebenbürgen reiche Güter beseßen hatte, aber daraus durch mancherley Ränke verdrungen worden war, hatte das Vertrauen der Ungarn in dem Grade gewonnen, daß sie ihn an statt des Paul Veselenyi508 zu ihrem Anführer wählten. Teleki ging eben mit einigen Landtruppen ihnen zu Hülfe, kehrte aber bald wieder zurück, ohne sich durch besondere Thaten ausgezeichnet zu haben. Wahrscheinlicher Weise war die Pforte duch diese, ohne ihre Einwilligung gemachten Schritte gereitzt worden. Wenigstens geschah es in der Absicht, die Mittel auszumachen, wie die Pforte wegen eines, wie es hieß, unversehens gefaßten Unwillens begütigt werden konnte, und außerdem die übrigen wichtigsten Landesgeschäfte zu versehen, ohne daß immer die Landstände zur Berathschlagung bemüht werden dürften, daß im Landtag den 12. Jenner 506 507
508
Budila (rum.), Bodola (ung.), Bodeln (dt.), Kreis Brașov. Emerich Thököly (1657-1705), Fürst von Oberungarn (1682-1685), Fürst von Siebenbürgen (1690-1691/99). Paul Wesselényi (1654-1694), Stiefsohn des Fürsten Johann Kemény.
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1680 neben dem Fürsten und seinen neun geheimen Räthen auch von den Comitatensern sieben, von den Szeklern drey, von den Sachsen eben drey, unter denen sich der Cronstädter Stadtrichter Georg Drauth509 befand, unter dem Namen einer Landes-Deputation bevollmächtigt wurden, die Geschäfte des Landes auszuführen. Was hier immer für Wege eingeschlagen seyn mochten, wobey freylich 1681 häufige Geschenke bey dem Diwan nimmer ausbleiben durften, genug die Pforte war für alles, was dem Fürsten so nahe am Herzen lag, gewonnen worden. Eine Folge hievon war, vorerst die Wahl des jungen erst fünfjährigen Sohnes des Fürsten, gleichen Namens510, wozu erst die Landes-Deputation, hernach die den 10. Junii 1681 in voller Anzahl versammelten Stände gestimmt wurden. Zweytens war es die Begenehmigung der Pforte, daß der Fürst den Mißvergnügten in Ungarn beystehen sollte, um ihre Wünsche mit den Waffen in der Hand gegen den Römisch Kayserlichen Hof auszufechten. Der hiezu ertheilten Erlaubniß hing der offenbare Bruch der Pforte mit dem Römischen Kayser an, obgleich vom 20jährigen Waffenstillstand vier Jahre noch zurück waren. Apafi, dem 20 Jahre früher nicht einmal im Traume einfiel, Fürst in Siebenbürgen zu werden, schmeichelte sich nun gar auf diesem Weg die Krone von Ungarn zu erringen und verlohr beydes. Die Lorbeeren, die er in diesem Feldzug zu einer für ihn unglücklichen Stunde zu erkämpfen hoffte, standen viel zu hoch, als daß sie sein Arm hätte erreichen können. Einmal hatte sich Emericus Tököli durch seine bisherigen glücklichen Fortschritte das Vertrauen der Pforte sowohl auf einer, als das der Ungarn auf der anderen Seite, so eigen gemacht, daß in den Herzen der letzteren für den Apafi, unerachtet sie ihm ehedem die Krone zum Ziele vorgesteckt hatten, dermalen nur die zweyte Stelle übrig blieb, und dann besaß er an sich selbst weder Geist noch Kraft etwas Gewichtiges für die Ungarn auszuführen. So weit sein Arm in Siebenbürgen langte, that er ja freylich alles, was diesen Feldzug begünstigen mochte. Die Cronstädter mußten auf seinen Befehl den 17. Julii vier achtspännige Wägen, acht Pferde und drey mit 24 Ochsen bespannte Wägen, wie auch andre Ochsen und dann den 21. Julii ihre Stadt-Trabanten ins Feld liefern |:Ziegleri coll. hist.:|. Allein die kamen zusammt dem Fürsten, ehe der Winter einbrach, unverrichteter Sache aus Ungarn zurück. Nun leuchtete es ihm selber ein, daß ihm ein stiller Genuß seiner Fürstlichen 1682 Würde, ohne sich mit fremden Unruhen zu bemengen, beßer behagt haben würde. Allein das Eis war schon gebrochen, Krieg mit dem Kayser war auf der Tagesordnung der Pforte. Vorher hatte ihr der Fürst mit vielem Bitten 509
510
Georg Drauth III. (gest. 1687), Kronstädter Senator (1670-1676), Landtagsdeputierter (1672-1687), Kronstädter Stadthann (1677-1678), Kronstädter Stadtrichter (1678-1685). Michael II. Apafi (1676-1713), Fürst von Siebenbürgen (1681/90-1691).
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und Ringen die Erlaubniß abgerungen, die Waffen für die Mißvergnügten in Ungarn ergreifen zu dürfen. Jetzt waren es gemeßenere Befehle von der Pforte, seine Waffen nicht mit den Mißvergnügten alleine, sondern selbst mit der Türkischen Armee zu vereinigen, da sich die Pforte nun vorsetzte, in das Herz des Römischen Reiches einzudringen, und ihren Thron in Europa aufzuschlagen. Apafi wich aus, so lange es ihm möglich war, endlich aber mußte er sich im Jahre 1683 entschließen. Die Vermeßenheit des Großveziers ging so weit, daß er die Fahne Mahomeds selbst auf den Thürmen der Kayserlichen Residenzstadt Wien aufzustecken gedachte. Dahin eilte er dann mit dem ganzen Türkischen Heere und schickte nur einen Schwarm von 80.000 Tartaren voraus auf Steyermark und Mähren, um daselbst vor sich her Schrecken und Verwüstung zu verbreiten. Apafi mußte, da keine weitere Ausrede bey der Pforte mehr haften wollte, sich gefallen laßen, seine Landtruppen nach Ungarn ins Feld zu führen, um den Rücken der Türkischen Armee zu decken und die Festung Raab zu beobachten. Wie immer der Großvezier, der das Heft der Türkischen Regierung in Händen hatte, Gift und Flammen wider den Römisch Kayserlichen Hof führte, und das ganze Römische Reich in einem Athem zu verschlingen gedachte, so sehr mußte doch jedem, der die Sachen auf beyden Seiten abzuwägen fähig war, einleuchten, daß die den ehemaligen Länderverheerern Attila und Tamerlan511 gelungenen Künste auf die seit dem veränderten Zeit-Umstände nicht mehr paßten, daß die Heeresmacht des Türkischen Reichs, wenn auch ihre Stärke der Zahl nach kaum berechnet werden konnte, durch die Disciplin und Kriegswissenschaft der vereinigten Christlichen Truppen aufgewogen wurde, daß der Römische Kayser, wenn er auch durch die Spannung der Türken ins Gedränge gebracht würde, doch bey der inneren Stärke der Kayserlichen Staaten in Verbindung mit dem Römischen Reich und den anderen christlichen Staaten Kräfte übrig hatte, die auf seine Macht angelegten Minen außer Kraft zu setzen und die Zeit da war, wo der Türkische Bogen, eben da er aufs höchste gespannt war, zerspringen sollte. Nur mußten hier immer für diejenigen, die die Pforte in diese übertriebene Hitze gesetzt und durch ihre Eingebungen und Mitwirkungen eine für sie so traurige Epoche herbeygeführt hatten, die Aussichten schrecklich ausfallen. Das Geschoß der Türken war schon mehrmals, wenn es überladen wurde, ohne sein Ziel zu erreichen, gesprungen, aber meistens hatten die davon verbreiteten Splitter auf die Umstehenden zurück geprellet, und die Köpfe des Großveziers und der übrigen gefährlichen Rathgeber getroffen. Dieser Fall konnte auch jetzt eintreffen, wenn der Krieg unglücklich für die Pforte ausfallen sollte, und die Folgen davon konnten den Michael 511
Timur Lenk (1336-1405), strebte die Wiederherstellung des Mongolischen Reiches an, Begründer der Timuriden-Dynastie in Persien.
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Teleki bey dem Bewußtseyn, daß er eine der Haupt-Triebfedern gewesen war, den Krieg zwischen der Pforte und dem Kayser anzuzünden, nicht entgehen. Das rathsamste war, hiebey einem solchen Unglück von weitem entgegen zu arbeiten und den Kayserlichen Hof auf alle Fälle durch das Versprechen, ihm Siebenbürgen in die Hände zu spielen, zu gewinnen. Daher brachte er denn schon bey dem Anfang dieses Feldzugs diese Gedanken durch einen vertrauten Unterhändler bey und machte den Fürsten Apafi dazu auch selbst schon im Lager bey Raab dazu empfänglich, da demselben ohnehin das Vergnügen, Siebenbürgen zu beherrschen, durch die despotischen Befehle und Handlungen der Türkischen Bassen ehemals getrübt worden war. Schnell trafen die Ahndungen des Teleki auch wirklich ein. Durch die aus dem Reich herbeygeeilte Verstärkung wuchs die Kayserliche Armee auf 80.000 Köpfe an. Diese machten den 2ten September 1683 einen beherzten Angriff auf die vor Wien liegende Türkische Armee, schlugen sie aus dem Felde, und nöthigten sie, das ganze Lager mit allen Kriegsgeräthschaften in der größten Unordnung zu verlaßen. Wien wurde dadurch entsetzt, und die so furchtbare Türkische Armee endlich völlig aus Ungarn vertrieben. Ein fester Ort fiel nach dem anderen in diesem und dem folgenden Jahr den Kayserlichen in 1684 die Hände, und endlich wurden auch die Ungrischen Mißvergnügten 1685 1685 zu Paaren getrieben. Nun wurden denn auch von Seiten der Pforte in den Fürsten Apafi nicht mehr gedrungen, einen neuen Feldzug mitzumachen, er blieb in Siebenbürgen in der Ruhe. Nur wurde diese durch die bey seinem Hofe theils fortdauernden, theils neu entstehenden Kabalen, die die Verhaftung und Unterdrückung vieler der Vornehmsten zur Folge hatten, einmal über das andere verbittert. Dabey schien auch sein eigener Sitz, je länger, je mehr zu schwanken. Sein Einfluß bey der Pforte war durch den Emericus Tököli gelähmt worden. Von ihrer Seite hatte sich der Fürst auf die Zukunft wenig tröstliches zu versprechen. Vom Römisch Kayserlichen Hof war derselbe allbereits aufgefordert worden, sich mit den übrigen christlichen Regenten wider die Türken zu vereinigen. Schutz und Sicherheit war das höchste Bedürfniß des Landes, wie des Fürsten. Auf Seiten des Römischen Kaysers eröffneten sich hiezu bey den glücklichen Fortschritten der Kayserlichen Waffen in Ungarn, weit günstigere Aussichten als auf Seiten der Pforte. Es wurden also den 24. October 1685 von den Ständen vier Deputirte in der Stille an den Kayserlichen Hof abgefertigt, um sich mit demselben über die wechselseitigen Bedingniße einzuvernehmen. Diesmal noch ging der Kayserliche Hof über den Haupt-Gegenstand der späterhin folgenden Tractate hinweg, um nur das auszumitteln, was die jetzigen Kriegsläufte zur Nothwendigkeit machten. Dieses war ausser einem baaren Geldbetrag die Besetzung zweyer haltbarer Orte in Siebenbürgen, und die
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Erleichterung der Zufuhren. Aus diesem Gesichtspuncte muß der erste Tractat beurtheilt werden, der in Wien zwischen dem Kayserlichen Hof und den vier Landes Deputirten den 28. Junii 1686 vorläufig abgeschloßen wurde. Dem Fürsten wurde darin, so wie seinem Sohne, als erklärtem Nachfolger zugesichert, daß dieselben im Besitz des Fürstenthums und aller demselben anklebenden Würden und Kammer-Gefällen, wie auch in der Freyheit, mit jedem anderen, nur nicht wider den Kayser, Bündniße zu schließen, ungekränkt erhalten, auch keine neuen Zölle, keine neuen Schlößer, zu ihrem Nachtheile angelegt werden sollten. Dem Lande wurde auf den Todesfall des Fürsten und seines Sohnes die unbedingte Wahlfreyheit und außer dem die Erhaltung seiner Religions- und Handels-Freyheit versprochen. Dagegen sollte Siebenbürgen dem Kayser für den ihm zu verleihenden Schutz jährlich 25.000 Ducaten, oder 50.000 Thaler |: fl 75.000:| entrichten, und im Nothfalle mit den nöthigen Gewehrs-Sorten, mit Proviant und Vorspann bis an die ungrische Grenze zu Hülfe kommen, und in Clausenburg und Déva neben den Landtruppen ein Zweytheil Kayserliche Besatzung einnehmen. Die dem Lande zu Hülfe kommenden Kayserlichen Truppen sollten unter dem Befehle des Fürsten stehen und vom Lande verpflegt, aber vom Kayser besoldet werden. Uebrigens sollte dieser ganze Tractat so lange, als der Krieg dauerte, vor der Pforte geheim gehalten werden, damit sich dasselbe nicht ihrer Rache aussetzen möchte, in welcher Absicht denn vom Lande auch keine andere Hülfsleistung wider die Türken gefordert würde. Um also jeden bey der Pforte aufsteigenden Gedanken zu entfernen, als ob sich das Land vorsätzlich von derselben getrennt hätte, wurde insgeheim ausgemacht, daß von den Kayserlichen Truppen eine Abtheilung heran rücken, und das Volk, das in die Geheimnisse nicht eingeweiht war, mit den Waffen in der Hand zum Gehorsam und Unterwerfung bestimmen sollte. Um aber vor den Türken Ruhe zu haben, sollten die Landtruppen aufgebothen werden, sich in Vertheidigungs-Stand zu setzen, deren Anführer jedoch Befehl hatten, die Waffen in der Hand zwar zu führen, aber den Arm nicht aufzuheben. Inmittelst rückte aber Tököli auf den Befehl des Türkischen Kaysers bey Hunyad ein, und besetzte diesen ganzen Comitat. Zugleich erschien im Namen des Türkischen Kaysers, der zweifelsohne etwas von den geheimen Unterhandlungen gewittert hatte, der Kaputsi Bassa in Hermannstadt, und trug dem Fürsten, der sich daselbst befand, vor, wie leidlich das Land behandelt worden sey, so lange es sich unter dem Türkischen Schutze befunden, und ermahnten denselben zur ferneren Standhaftigkeit und Treue, mit dem Beyfügen, daß 40.000 Mann bereit stünden, das Land zu vertheidigen, wenn etwa die Kayserlichen Mine machen sollten, sich deßelben zu bemächtigen. Die Antwort, die ihm der Fürst in Folge der vorhergegangenen geheimen Berathschlagungen ertheilte, mochte unter der Erwartung des Bassa seyn. Sie bestand darinn,
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man könnte für dießmal von Seiten der Türken die angetragene Unterstützung 1686 entbehren, weil die Landtruppen an sich stark genug seyen, allen Unfällen zu widerstehen |:Cserei hist. 166-168:|. Durch diese Antwort ging man den Türkischen Forderungen aus dem Wege. Uebrigens wurde von den Landtruppen ein Theil auf Clausenburg beordert, um, wie es hieß, den Gang der Kayserlichen zu beobachten, ein Theil, der in den Maroser Szeklern bestand, schlug das Lager bey Hermannstadt auf. Eine dritte Abtheilung wurde dem Tököli entgegen geschickt, deßen Einfall in Hunyad nicht so gerade als ein Werk der Pforte geachtet werden wollte. Dieser wurde denn auch wirklich aus dem Land vertrieben. Das Corps bey Hermannstadt war am übelsten daran. Dasselbe wurde von den von Clausenburg nachrückenden Kayserlichen Truppen in einer Nacht unversehens überfallen und einige auch niedergehauen. Es lag dieses im geheimen Plan, der mit dem Kayserlichen Feldherrn verabredet worden war. Kaputsi Bassa war noch in Hermannstadt. Man wollte, daß er es mit Augen sehen sollte, wie die Siebenbürger wegen ihrer angeblichen Treue gegen den Türkischen Kayser von den Römisch Kayserlichen Truppen behandelt würden. Dadurch hoffte man desto eher vom Lande alle Verantwortlichkeit abzuwehren. Indeßen waren die schwachen Anstalten, die dem Verfahren der Kayserlichen entgegen gesetzt wurden, nicht von der Art, daß sie die Treue, die man noch immer gegen die Pforte zu hegen vorgab, hätten bewähren mögen, das sah auch der Bassa ein und überfloß von Schmähungen und Drohworten gegen die Ersten des Landes. Zum Glück war aber die Pforte außer Stande, den Drohungen ein Gewicht zu geben, da sie die Riesenschritte, die die Kayserliche Armee in Ungarn machte, ganz von anderen Gegenständen ablenkten, und Siebenbürgen aus ihrem Gesichtpuncte entfernten |:Cserei hist. p. 166-173, 178-181, 184-290.:|. So wie indeßen der abgeredete Plan ausgeführt war, entsprach der Erfolg völlig den Absichten, die ihm zum Grunde lagen. Dem gemeinen Kriegsvolk war durch das ihm eingejagte Schrecken der Muth genommen worden, sich den Kayserlichen zu widersetzen, mithin das Land auf dieser Seite schon halb gewonnen. Auf der anderen Seite hätten etwa bey einer allgemeinen Versammlung der Stände Schwierigkeiten entstehen können, da bekannt ist, wie schwer sich viele Köpfe unter einem Hut vereinigen laßen. Allein dafür war schon gesorgt worden, da die im Jahr 1680 zur Erleichterung des Geschäftsganges eingeführte Landes-Deputation den 24. October 1685 in einen beständigen Landes-Ausschuß verwandelt, und die ihm ehehin verliehene Gewalt, vermöge derer ihre Abschlüße den Bestand und Kraft der von den gesammelten Ständen zu faßenden Entschließungen haben sollten, auch in diesem Jahr erst den 12. April dann den 18. August erneuert wurde |:Cserei hist. p. 188.:|.
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1687
Vierter Abschnitt
Indeßen rückte mit dem 1687sten Jahr die neue Epoche von Siebenbürgen um einige Schritte näher. Erst zeichnete der Herzog Carl von Lothringen, Oberfeldherr der Kayserlichen Armee in Ungarn dieses Jahr mit dem glänzenden Sieg aus, den er am 12. August bey Moháts über die Türken erfocht, in welchem denselben das Blutvergießen vom 29. August 1526, wo auf dieser Stelle 22.000 Ungarn samt dem König Ludwig unter ihren Händen fielen, durch den Verlust von 30.000 Mann und eine gänzliche Lähmung ihrer noch übrigen Kräfte reichlich vergolten wurde. Hernach wandte sich der Herzog nach Siebenbürgen mit der Hauptarmee und schickte den Generalen Hussein [sic!]512, Commandanten von Szathmár, an den Fürsten, der sich damals in Radnoth befand, voraus, und ließ ihn von seiner Gesinnung, einem Theil seiner Armee das Winterquartier in Siebenbürgen anzuweisen, unterrichten. Der Fürst, dem die Nähe einer so starken als siegreichen Armee nicht wenig bange machte, zog sich mit seiner ganzen Familie nach Hermannstadt. Dahin ließ er auch die Stände zusammenkommen. Von hier schickte er dem Herzog den Georg Bánffi513 |:Sohn des vor 13 Jahren ermordeten Dionysius Bánffi:| entgegen mit zwey fürstlich mondierten Hengsten, die er vom Michael Teleki um 2.000 Gulden erkauft hatte. Man versprach sich, der Herzog würde sich zur baaren Vergütung von allem, was die Truppen den Winter über empfangen würden, herbey laßen. Allein das kam hier gar nicht in die Frage, vielmehr wurde der Herzog über den ihm hierüber gemachten Vortrag unwillig und bedrohte Hermannstadt mit einer Belagerung. Teleki gebot also, als Oberfeldherr der Siebenbürgischen Truppen, um die Türken hinzuhalten, daß daselbst die Basteyen und Geschütze in guten Stand besetzt werden sollten, um eine Belagerung aushalten zu können, zugleich trug er darauf an, daß sich die Hermannstädter mit den Ungarn endlich zur Vertheidigung verbinden sollten. Aber diese, die schon der bisherigen Regierung übersatt waren und sich nach dem Deutschen Scepter schon lange gesehnt hatten, wollten sich zu keinem Eyd bequemen, und erklärten sich frey heraus, sie seinen nicht gesonnen, ihre Stadt dem Fürsten und den Ungarn zu gefallen, einer Belagerung aussetzen. Mittlerweile kam der Herzog auf Balásfalva514. Georg Bánffi wurde denn wieder zu ihm mit dem Auftrag abgeschickt, den Vertrag mit ihm zu schließen, wie dieser auch immer beschaffen seyn möchte. Dieser kam also den 27. October 1687 zu Stande und umfaßte weit mehr, als der Wiener vom 28. Junii 1686. Jetzt gingen die Bedingungen voraus, welchen sich der Fürst und das Land verpflichten mußten, was er dagegen zu erwarten hatte, folgte 512
513
514
Donath Heisler von Heidersheim (gest. 1696), General, später Generalfeldkriegskommissar unter Kaiser Leopold I. Georg Bánffy (1660-1708), Obergespan in den Komitaten Fehér, Kolozs, Doboka, erster Gubernator von Siebenbürgen (1690/91-1708), 1696 in den Grafenstand erhoben. Blaj (rum), Balázsfalva (ung.), Blasendorf (dt.), Kreis Alba.
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nach. Vordem waren blos Clausenburg und Déva zur Einnahme eines Theils 1687 von KayserlichenTruppen ausgemacht, jetzt waren es aber in allen zwölf Oertern, Hermannstadt miteingeschloßen, wohin eine bestimmte Abtheilung von Truppen, deren Anzahl doch unbestimmt war, auf den Winter verlegt werden sollte. Ihre Gebühren an Korn, Wein, Fleisch, Haber, Heu und Stroh wurden festgesetzt und beygefügt, daß der Mann das Holz, Licht und Salz mit dem Wirthen gemeinschaftlich, mithin unentgeldlich zu genießen haben sollte. In baarem wurde statt der vorhin auf das ganze Jahr geforderten 50.000 Thaler, diesmal 50.000 Thaler oder 75.000 fl zum ersten Termin vor dem 15. November zu stellen befohlen, hingegen zu den nachfolgenden Lieferungen, die mit jenen 50.000 Thalern zusammen 700.000 fl betrugen, der Anfang eines jeden Monaths bis zum 1. Junii ausgezeichnet. Dabey wurde ausdrücklich bestimmt, daß diese Naturalien und Geldes-Lieferungen bloß Siebenbürgen betreffen, und auf die dazu gehörigen ungrischen Oerter nicht vertheilt werden sollten. Dagegen wurde dem Fürsten und seiner Familie, wie auch dem ganzen dermalen in Hermannstadt befindlichen großen und kleinen Adel nebst den Landtruppen der freye und sichere Abzug aus Hermannstadt angetragen, mit der Versicherung, daß die von denselben in Hermannstadt in Bestand genommenen Häuser so wohl, als die Häuser der dortigen Ober-Beamten und Rathsverwandten, wie auch die Kirchen- und Schulgebäude mit Quartiergebung verschont, die vier recipirten Religionen überall geschützt, keine Religionsparthey im Gottesdienst beunruhigt, die Gefälle des Fürsten, so wie seine in den Landesgesetzen gegründete Gewalt und Herrschaft, so auch überhaupt dem Adel und den Städten ihre Freyheiten, Privilegien, ihr Gemein- und Privat-Eigenthum und Gerichtsbarkeit, ungekränkt erhalten, die Capitular-Convente515 nicht gestört, dem Fürsten frey hin und her im Lande zu reisen, oder auch in die ihm beliebigen Schlößer einzukehren verstattet, geheimen Angeben kein Gehör geben, außerordentliche Lieferungen an Korn, Wein, Vieh, Fourage, Hausgeräthschaften, Vorspann an Privatpersonen nicht gefordert, niemand wegen der bisher geäußerten Meinungen oder wegen bisherigen Handlungen verunruhigt, die Städte und Schlößer nicht über Gebühr mit Kayserlicher Besatzungen beschwert, und da, wo solche eingeleget würden, weder der Fürstlichen Familie, noch dem Adel noch den Landesofficiers der Aufenthalt daselbst verwehrt, noch selbige unter irgend einem Titel von den Kayserlichen Soldaten beeinträchtigt, noch Quartier zu geben gezwungen, vielmehr vor allen Militair-Exceßen verwahrt werden sollten, Handel und Wandel sollten überall ungestört für sich gehen, auf den künftigen Frühling aber die Kayserlichen Besatzungen wieder ausziehen, ohne daß etwas von dem in den Schlößern liegenden Kriegs-Vorrath, außer den dringensten Vorfällen, 515
Versammlungen der Landkapitel der verschiedenen (v. a. protestantischen) Konfessionen.
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1688
Vierter Abschnitt
angefaßt werden sollte. In den Städten sollten die Schlüssel bey dem ersten Amtmann verbleiben, jedoch aber die Thore, je nach dem es der Kayserliche Commandant verlangte, gesperrt oder geöffnet werden, dem Fürsten sollte niemand abwendig gemacht, Ausreißer auf keiner von beyden Seiten geduldet und die Naturalien Aufschläge der Bestimmung des Fürsten überlaßen werden. So sehr nun in diesem Tractat allem vorgesehen war, was in irgend einer Betrachtung einige Mißverständniße veranlaßen und Anstoß erwecken könnte, so sehr fühlte doch der Fürst mit seiner Familie, um wie viele Stufen er von seiner bisherigen Herrschaft und Allgewalt herunter gesunken war. Mit Jammer und Wehklagen schied er, zumal aber die Fürstin aus Hermannstadt, da er vom Herzog selbst die Weisung erhielt, die Stadt zu verlaßen, weil nun Deutsche einrücken würden. Von nun an wählte er das Schloß Fogaras zu seinem künftigen Aufenthalte |:Cserei hist. p. 191-193.:|. Hier gedachte er dem Ausgange der Dinge, entfernt vom kriegerischen Getümmel entgegen zu harren und den künftigen Frühling abzuwarten, wo das Land vermöge des letztgeschloßenen Tractates der Fremden Gäste wieder frey werden sollte, deren gebietherische Töne gegen die bisherige Gewohnheit des Fürsten, allein im Lande zu herrschen, einen so gewaltigen Abstand verursachten. Inmittelst erscholl auch in Siebenbürgen das Gerücht von der übertriebenen Strenge, die der Kayserliche General Caraffa516 gegen die in die Tökölischen Unruhen verflochten gewesenen Städte in Ungarn ausübte. Caraffa war eben wie es hieß, auch zum Commandirenden Generalen in Siebenbürgen bestimmt, und übrigens als ein Mann bekannt, bey welchem Habsucht und Grausamkeit gleiche Schritt mit einander hielten. Dem Teleki ward bange. Man wußte es, wie schwach der Fürst war, und daß er nur den Namen des Fürsten führte, Teleki hingegen in der ganzen Staatsmaschine das Haupt-Triebrad war. Um nun allen Unfällen, bevorzukommen, die auf ihn zurück schlagen könnten, hielt er es für umgänglich nöthig, den Generalen zu gewinnen, ehe er Siebenbürgen beträte. Er schickte ihm also durch seinen Schwiegersohn Vaji Mihály517 2.000 Ducaten mit dem Beyfügen, daß er den Generalen, wenn er nach Siebenbürgen käme, augenscheinlich von seinen Diensten überzeugen würde, die er dem Kayser zu leisten vermöchte. Caraffa antwortete ganz kalt, wenn er käme, so würde er ja sehen, wie sich Teleki benähme, und sich darnach zu richten wißen. So engelrein war Teleki nicht. Es ging nun in das fünfte Jahr, seit dem er die Unterhandlungen wegen Siebenbürgen mit dem Kayserlichen Hof angeführt hatte. Was in den letzten zwey Jahren verhandelt worden war, konnte nicht sowohl auf seine Rechnung geschrieben, als vielmehr aus dem Zwang erklärt 516
517
Antonio Caraffa (gest. 1693), Kaiserlicher Feldmarschall, Kommandierender General von Siebenbürgen (1688). Michael Vay de Vaja (gest. 1717).
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werden, den die Ansicht der Kayserlichen Waffen und ihrer glücklichen Vor- 1688 schritte mit sich gebracht hatten. Die im Jahr 1686 und 1687 hintereinander geschloßenen Tractaten preisen beyde im Eingange die wonnevollen Empfindungen, mit welchen sich das Land endlich vom Türkischen Joch befreyt und unter den Schutz des Römischen Kaysers versetzt sähe. Immer aber hatte sich das Land bisher nur leidend verhalten, gethan was nicht umgangen werden konnte, lieferte Gelder, Proviant und Fourage, ließ es aber darauf ankommen, ob es jemandem einfallen würde, ihm endlich auch den Eyd der Treue abzufordern. Teleki mochte sich der Zweydeutigkeit bewußt seyn, die durch dieses Benehmen hindurch schimmerte, und am Schluß ihm selbst gefährlich werden konnte. Auch mochte ihm die Kälte, womit sein Geschenk, so beträchtlich es war, vom Generalen Caraffa aufgenommen worden war, aufmerksam gemacht haben. Nun traf aber Caraffa selbst in Siebenbürgen ein, und ließ dem Fürsten bedeuten, er möchte den Teleki auf Hermannstadt schicken. Tausend bange Gedanken schlugen sich nun in ihm herum. Gehorchen mußte er, aber ehe er ging, nahm er von der Fürstlichen und seiner eigenen Familie einen solchen Abschied, als ob er nimmer wieder kommen würde, und machte auch sein Testament. In dieser Gemüthsfaßung ging er von Fogaras hinweg. Ueber alle Erwartung nimmt er, wie er näher an Hermannstadt kommt, auf dem Hammersdorfer Berge zwey Compagnien wahr, die ihm vom Generalen entgegengeschickt worden. Gleich darauf steigt der Adjutant des Generalen aus einer Kutsche heraus, von dem er ehrerbietig bewillkommet und ersucht wird, in seiner, des Generalen Kutsche mit ihm Platz zu nehmen. Nun schickt er denn auf der Stelle einen Boten an seine Gemahlin zurück um ihr hievon zu ihrer Beruhigung die Anzeige zu machen. Bis in die Stadt wird er von den zwey Compagnien begleitet, erhält vor seinem Quartier eine Ehrenwache, wird vom Generalen zur Tafel eingeladen und hiezu in desselben eigenen Wagen abgeholt, dann Abends vom Generalen selbst heimgesucht. Noch war indeßen der General Caraffa immer nicht beruhigt. Teleki hatte bloß den Ladislaus Gyulafi518 und Stephan Apor519 bey sich. Beyde waren vom ersten Range, aber dem Generalen zu seiner Absicht zu wenig. Den folgenden Morgen schickte er denn in einem ganz veränderten Tone zum Teleki und läßt ihn fragen, warum nicht auch die übrigen Herren mitgekommen? Befiehlt ihm auch, sogleich dem Fürsten auf Fogaras zu schreiben, daß sie sämtlich binnen 518
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Ladislaus Gyulaffy (gest. 1699), General der kaiserlichen Truppen gegen Thököly, Gubernialrat (ab 1691). 1693 in den Grafenstand erhoben. Stephan Apor (1638-1704), Gesandter von Fürst Apafi zur Pforte (1685), Oberkönigsrichter der Stühle Csik, Gyergyó, Kászonszék, 1693 in den Freiherrn-, 1696 in den Grafenstand erhoben. Thesaurarius von Siebenbürgen (1693-1703), Obergespan des Komitats Torda (1697), Feldgeneral des Siebenbürgischen Heeres (1703).
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1688
Vierter Abschnitt
24 Stunden erscheinen sollten, wenn nicht, sagte er, sollte ihn der Teufel holen, wenn er nicht mit dem Teleki so verfahren würde, daß Siebenbürgen Wunder sehen sollte. Dieses war nun deutlich genug. Teleki säumte nicht, einen Eilbothen zum Fürsten zu schicken, um auch die übrigen geheimen Räthe zu beruffen. Sie erschienen den folgenden Tag. Caraffa läßt sie beruffen und fordert sie auf, der Pforte den Gehorsam aufzukündigen, und ihm im Namen des Kaysers zu huldigen. Nach manchen innerlichen Kämpfen schwuren sie den Eyd der Treue in die Hände des Generalen. Nun werden sie denn sogleich vom Generalen zur Tafel geladen, und herrlich bewirthet. Sofort wird auch der Fürst in Fogaras zu huldigen genöthigt, und endlich die hierüber verfaßte Urkunde von den Ständen den 9. May 1688 unterzeichnet und mit den Siegeln der drey Nationen bestättigt |:Cserei hist. p. 196-188.:|. Mit diesem Tag ging denn die Herrschaft der Siebenbürgischen NationalFürsten zu Ende. Apafi blieb zwar Fürst, aber nur dem Namen nach. Seine Gemahlin, des Herrschens zu sehr gewohnt,onnte sich die gewaltige Veränderung, die sich mit ihr und ihrem Gemahl zugetragen, kaum noch ein halbes Jahr überleben. Er selbst verlebte die übrigen Tage in einem anhaltenden Kummer, der bisweilen an Blödsinn grenzte, und starb endlich den 13. April 1690 in Fogarasch. Sein Sohn, Michael Apafi, hatte als erwählter Fürst, die nächsten Ansprüche auf das Fürstenthum. Allein er war erst 13 Jahre alt. Der Kayser verfügte also im Jahre 1691, daß die schon unter den bisherigen Regierungen bestandenen geheimen Räthe unter dem Vorsitz des Georg Bánffi, der unter dem Namen eines Gubernators in die Thätigkeit der ehehinnigen Woywoden eintrat, das Land bis zur Großjährigkeit desselben verwalten, und ihm bis dahin eine anständige Erziehung verschaffen sollte. Hätte er sein Glück verstanden, so hätte er, wie er erwachsen, sich durch die Vermählung mit einer deutschen Prinzessin, wozu ihm beym Kayserlichen Hof selbst Vorschläge gemacht wurden, eine glänzende Laufbahn eröffnen und sich in der Fürstlichen Würde erhalten können. Allein er hatte keinen Geist zu Regierungsgeschäften, und setzte sich durch seine eigene Schuld aus den ihm angebotenen Verhältnißen heraus. An statt einer deutschen Prinzessin heyrathete er im Jahre 1695 hier im Lande die Tochter des Gregorius Bethlen520, ging hierauf samt ihr auf Wien, entsagte daselbst dem Fürstenthum gegen eine lebenslängliche Pension von 12.000 Gulden und starb endlich den 1. Februar 1713 ohne Erben. Seine Gemahlin folgte ihm den 4. Jenner 1725 nach. Beyde wurden nach einander in Almakerék521 beygesetzt und lagen daselbst in der Sacristey der Sächsischen 520
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Gregorius de Bethlen (1641-1697), Oberkapitän von Hust (1667), zuletzt Feldgeneral der Siebenbürgischen Truppen. Mălâncrav (rum.), Almakerék (ung.), Malmkrog (dt.), Kreis Sibiu.
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Kirche in hölzernen Särgen unbeerdigt, wo sie nach und nach von habsüchtigen Händen ausgeplündert wurden, und dieses aus dem Grunde, weil die Apafischen Erbfolger sich nach ihrem Absterben mit dem Fiscus wegen der Unkosten, die eine standesmäßige Beerdigung erfordert hätte, nicht vereinigen konnten, und mit der Zeit auch selbst abstarben. Erst in der Folge, im Jahre 1778 brachte dieses der Präsident der Königlichen Tafel Graf Paul Bethlen522, dem inmittelst dieses Gut zu Theile geworden war, in Bewegung, worauf beyde Leichnahme mit Begenehmigung der Kayserin und Königin Maria Theresia durch die Hausgenoßen des Grafen Bethlen an dem Ort selbst, wo die Särge standen, in der Stille beerdigt wurden. So erlosch mit dem Fürsten Michael Apafi die Regierung der Siebenbürgischen National-Fürsten, deren Geschichte den Denkspruch: Delirant reges, miseri plecuntur Achivi 523, beynahe in ununterbrochener Reihe bewährt haben. Die Haupt- und Neben-Rollen, die unter ihnen die Cronstädter gespielt, geben einen Wink von ihrer inneren Verfaßung, deren Umfang dadurch jedoch bey weitem nicht erschöpft ist, und daher in den folgenden Abschnitten eigens ausgeführt werden soll.
522
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Paul Bethlen (1717-1779), Oberkönigsrichter im Stuhl Aranyos (ab 1754), Obergespan im Komitat Torda (ab 1763), Präsident der Königlichen Tafel (ab 1775). Zitat aus Horaz, Epistulae 1,2,14: Quidquid delirant reges, plecuntur Achivi. Wörtlich übersetzt: Wie immer die Könige rasen, die Achäer büßen es. Sprichwörtlich für: Bei großer Herren Händel müssen die Bauern Haare lassen.
Nach Franz Rieger: Schlachten und Kämpfe bei Kronstadt. Wien 1901.
FÜNFTER ABSCHNITT
Von der Politischen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten vom Jahr 1224 bis 1688. Die Verfassung der Cronstädter muß, so wie die Verfassungen der Sachsen in Siebenbürgen überhaupt, auf 4 Seiten betrachtet werden, wenn sie in ihrem ganzen Umfang geschildert werden soll. Sie zerfällt in die Politische, Kriegerische, Oeconomische und Kirchliche. Jede von diesen fordert ihres Gehaltes wegen einen besonderen Abschnitt und diesmal wollen wir bey der Politischen stehen bleiben. Die Cronstädter waren, so wie ihre Sächsischen Mitbrüder überhaupt, wie sie in Siebenbürgen eintraten, weit entfernt, sich wie die Heuschrecken, da wo sie Grund und Nahrung finden, niederzulaßen, und wenn sie alles aufgezehrt haben, unter anderen Himmelsstrichen wieder aufzusuchen, was ihnen geschädigte Hände zubereitet haben, um auch dort zu verwüsten und zu verzehren. Sie kamen aus einem wohlbebauten Mutterlande, als Männer, deren gebildete Köpfe und Hände fähig waren, jeden Boden unter welchem Pole auch immer er sich befand, in ein Land umzuschaffen, das dem Fürsten, dem Staat, ihnen selbst mit der Zeit hundertfältige Früchte bringen könnte. So kamen sie denn vom König Geysa gerufen, aus den Ländern, wo sie sich als freyes Volk behauptet und geformt hatten, wiederum in ein Land, das den Keim der Freyheit in sich trug, der sich zu ihrem weiteren Fortkommen entwickeln sollte. „Die Ländereyen die ich euch anweise“ sprach der König, „sind wüste, sind abschreckend, grausame Völker sind in der Nähe, die kein anderes Geschäft haben, als zu erndten, wo sie nicht gesäet haben, Menschen zu fangen, die ihnen das Brod schaffen mögen, für deßen Erwerbung sie selbst keinen Sinn haben. Wehret sie ab, setzet euch in die Fassung, ihnen mit Muth und Kraft entgegen zu streben, bauet den Boden, den ihr vor euch habt, machet ihn zu dem Saamen, den ihr darin ausstreuet, empfänglich, genießt seine Früchte und behaltet ihn dafür zu einem ewigen Geschenke und unzerstörlichen Eigenthume für euch und eure spätesten Nachkommen. Ihr kommt aus einem Lande, wo Freyheit blühet. Ihr sollt es behalten und verwahren dieses edle Kleinod, eure Gesetze, eure Verfassungen sollen euch bleiben, gebet mir nur von dem, was er einbringt, auch etwas bestimmtes zur Erhaltung meines Staates, gebt
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Fünfter Abschnitt
mir nur, wenn die Noth am Mann ist, etliche streitbare Hände, meine Staaten, eure Städte, eure Grenzen zu vertheidigen.“1 Diesen Wink befolgten sie. Sie räuteten2 die Wälder und Sträucher aus, wandelten sie in fruchtbringende Äcker um, bauten Mühlen, Mauern, bauten Schlößer und Basteyen, lieferten dem König die Steuern, die er verlangte, unterstützten ihn mit ihren Waffen, wo er sie brauchte und lebten nach den Gesetzen, die sie mitgebracht hatten, ohne mit mehreren Forderungen, als die ihnen vorgezeichnet waren, beschwert, ohne von jemandem aus ihrem Zirkel durch fremde Mannschaft, außer einem Nothfall verrückt zu werden. „Urbes“, sagt Chalcondylas |:de rebus Turc. lib. V. p. 93.:| „habent liberas, quae proprio jure propriisque legibus ab metropoli Tosibino |:Cibino:| reguntur. Jussi proficisci in militiam Regi parent, tributum ferentes, quandocunque imperaverit, holummodo petentes, ut sibi proprio jure huisque legibus rempublicam administrare liceat.“3 Die Dienste, die sie dem Landesherren leisteten, waren keine Sclavendienste, deren betreiben Geißeln und Ketten sind, und die sich nur soweit erstrecken, als der Stecken des Treibers langet. Sie führten das Gepräge unerschütterlicher Treue und Standhaftigkeit mit sich, und dehnten sich, wenn es der Dienst des Fürsten erforderte, ohne Zwang auch über das ihnen vorgesteckte Ziel aus. Daher entrichteten sie ihre gewöhnliche Steuer nicht nur gern und willig in den schon ausgemachten Terminen, sondern auch, wenn es die Noth forderte, im Voraus, und ließen sich in Kriegsläuften willig finden, den Fürsten mit den nöthigen Kriegsgeräthschaften an die Hand zu gehen, wo es nöthig war, zu seiner Verwarnung und Belehrung Kundschafter in der Nachbarschaft aus eigenen Unkosten zu unterhalten |:Mathiae R. Cossionales de A. 1475, Archiv nro. 210, 1479; Arch. nro. 215; Ludovici II. Litterae de 1521, Arch. nro. 362; et 1522, Arch. nro. 364:| und überhaupt alles, was in ihren Kräften stand, zum Dienste des Königs beyzutragen. Dafür wurden ihre Dienste, wie wir zum Theil schon gezeigt haben, von ihren Königen dankbar anerkannt. So sagt z. B. der König Matthias in einem Schreiben von 1489: Fidelitates vestras 1
2 3
In Herrmanns Manuskript ist an dieser Stelle ein Freiraum ausgespart für einen später zu erfolgenden Eintrag der Quelle. Dazu ist es jedoch nicht mehr gekommen. Es handelt sich hierbei sehr wahrscheinlich um einen Rekonstruktionsversuch der Berufungsurkunde durch König Géza II., der sich einerseits auf die Idee des Gesellschaftsvertrages von Rousseau und andererseits aus den Bestimmungen des sog. Andreanums von 1224 speist. Anregung dazu könnten Schlözers Ausführungen zur Charakteristik der Berufung der deutschen Siedler gegeben haben. Vgl. zu ersterem Ub Bd. 1 Nr. 43, in deutscher Übersetzung: Wagner, Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, 15-20. Schlözer: Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, 240-245, 256-264. Rodeten. Übersetzung: Die Städte haben die Freiheit auf ihr eigenes Recht und ihre eigenen Gesetze und unterstehen Hermannstadt. Es ist ihnen befohlen am Heer teilzunehmen, den Beitrag/die Steuer zu entrichten, so oft es erforderlich ist, so dass ihnen gestattet sei, nach eigenem Recht und Gesetz ihres Staatswesens zu leben.
Von der Politischen Verfassung
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rogamus. (...) Sicuti Semper hacentus nobis in nostra necessitate benevole subvenistis (...) ita etiam nunc.4 Im Verhältnis gegen den Fürsten waren sie also weder Leibeigene, noch dienstbare Miethleute, die nur in so lange, als es dem Eigenthümer gefällt, auf seinem Boden geduldet werden, deßen Besitz und Genuß nicht über die Oberfläche reicht. Ihr Boden gehörte ihnen vermöge der vom Fürsten erhaltenen Schenkung mit vollem eigenthümlichen Rechte zu, also doch, daß dabey die Landeshoheit des Fürsten und ihre Abhängigkeit von demselben auf keinem Puncte verrückt wurde. Dieses war ihre Laufbahn, so lange sie unter den Königen von Ungarn standen, dieses in der Folge unter den Nationalfürsten. Also muß auch der Widerstand erklärt werden, den sie selbst dem Fürsten leisteten, wenn seine Zumuthungen das gesetzliche Ziel überschritten und sich mit ihren ursprünglichen Freyheiten nicht vertragen konnten. So willig sie dem König Sigismund in dem Gedränge, in welches er durch einen unglücklichen Feldzug wider die Türken versetzt worden im Jahre 1395, so willig sie unter gleichen Umständen den König Matthias im Jahre 1462 und 1467, den König Johann I. 1538 und seinen Sohn Johann II. 1563 und in der Folge selbst den Fürsten Gabriel Báthori, ehe er sich mit seinen Leidenschaften bey dem Überfalle von Hermannstadt bloß gegeben hatte, in ihre Mauern aufnahmen, so sehr schreckten sie in der Folge eben die von ihm an den Hermannstädtern verübte Gewaltthätigkeit und bestimmte sie, seinen Nachfolger Gabriel Bethlen im Jahr 1614 und 1616 Ehren halber zwar in die Stadt einzuladen, aber zu gleich eine stärkere Begleitung als 200 Mann zu verbitten und im Jahre 1637 vor dem Gefolge des Fürsten Rakotzi, |:der wider die ihnen 1631 gegebene Versicherung, daß er in ihrer Stadt keine Besatzung einlegen wolle |:Arch. nro. 666:| jetzt Mine machte vieles Volk einzubringen:|, den Thorschwengel niederzulaßen |:Hegyes Diar. p. 243,251-254.; Dan. Schuller; Dav. Herrm. Ann.:|. Bey dem allen wußten sich indeßen die Cronstädter bey den Königen und Fürsten sowohl, als bey den Ständen in ihrem ursprünglichen Werthe zu erhalten. Unter den Landesfürsten spielten sie keine unbedeutende Rolle. So wie sie schon unter den Ungrischen Königen von keinen Ungrischen Landtägen ausgeschloßen wurden |:Lud. II. Con. de 1526 et Isabellae R. de 1545:|5 so behaupteten sie auch unter den Fürsten Sitz und Stimme in den Siebenbürgischen Landtägen, und vereinigten, wenn es die Noth erforderte, nebst ihren übrigen Sächsischen Mitbrüdern, Hände und Waffen mit den zwey anderen Nationen zur Vertheidigung des Landes, sowie wir es schon im 4ten Abschnitte hin und wieder gesehen haben. 4
5
Übersetzung: Wir erbitten Eure Treue. So wie Ihr immer auf unser Bedürfnis hin uns zur Hilfe gekommen seid, tut so auch nun. Siehe die Nr. 380 und 452 der Urkundensammlung im STAK.
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Fünfter Abschnitt
Hier aber merken wir nur kürzlich an, daß sich die Cronstädter zusammt den übrigen Sächsischen Kreisen mit den zwey anderen Siebenbürgischen Nationen unter dem Kayser Sigismund zu verschiedenen malen erst 1437 dann 1438, dann unter eben dem selben Kayser 1459 mit den Szeklern zur wechselseitigen Unterstützung wider innere und äußere Feinde verpflichtet, eben so auch unter dem Vladislaus II. im Jahr 1505 aus der Ursache, weil damals kein Woywode im Lande war, ein gemeinschaftliches Gericht unter dem Vorsitz eines aus dem Siebenbürgischen Capitul zu ernennenden Decani6 zu halten beschloßen, welchem von jeder Nation 14 Mitglieder beywohnen sollten, und sich nebst dem, wenn es die Noth erforderte, bey dem König an einander zu vertreten verbunden7, daß ferner diese Union nachgehends wegen der durch den Gabriel Báthori geschehenen Zerrüttungen im Jahre 1613 erneuert, und dann im Jahre 1630 wie auch 1649 nochmals bestättigt worden.8 Was die Verhältniße gegen die sächsische Nation betrifft, so möchten die Cronstädter in den Augen derjenigen, die sich bloß an den Buchstaben der Urkunde halten von 1422, wo der K[önig] Sigismund ihre Vereinigung mit der Nation begenehmigt hat, sich mit derselben erst 200 Jahre nach dem Andreanischen Privilegium verbunden zu haben scheinen. Ja diese Vermuthung gewinnt noch mehreren Schein durch die besonderen Schutz- und Gnadenbriefe, die die Cronstädter über ihre Freyheiten von K[önig] Ludwig und seinen Nachfolgern ausgewirket, die den Schluß herbey führen, daß die Cronstädter dieselben nicht gebraucht haben würden, wenn sie ehedem zum National-Körper gehört hätten, weil die darin versprochenen Freyheiten schon im Andreanischen Grund-Privilegium enthalten seyen. Diese Zweifel werden aber verschwinden, wenn man sich in Gedanken in die damalige Lage der Cronstädter Sachsen zurückversetzt. Sie geriethen durch die Anfechtungen ihrer Nachbarn gar zu oft in den Fall, wo sie auf der einen oder anderen Seite in den Freyheiten, deren Genuß ihnen, wie den übrigen Sachsen im Grundprivilegium bestättigt worden war, gestört wurden. Der Thron des Monarchen war zu weit entfernt, als daß sie, so oft sich dergleichen Fälle ereigneten, von demselben augenblickliche Hülfe und Rettung hätten erhalten könne, und wurden dazu durch die von Zeit zu Zeit herum streifenden feindlichen Partheyen, die alle Straßen unsicher machten, verriegelt. Sie mußten also ihre eigenen Wehren und Waffen in Händen haben, um ihre Freyheiten ohne alle Weitläufigkeit wider alle Anfälle schützen zu können. Vergleicht man indeßen die Privilegien der Cronstädter mit der Handveste der Sächsischen Nation im allgemeinen, so 6
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Decan od. Dechant: von den Pfarrherren aus ihren Reihen gewählter Vorsteher eines kirchlichen Kapitels. Anmerkung Herrmann: „a) Alle diese Unions-Instrumente befinden sich unter meinen Schriften laut Verzeichniß S. 56.“ Anmerkung Herrmann: „b) App. Const. III. T. I.“
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findet man, daß in beyden ein Geist herrscht, und sie fast wörtlich miteinander übereinstimmen. Mehrere Gründe sind in meiner der Siebenbürgischen Quartalschrift |:Jahrgang VII. S. 299:| einverleibten Abhandlung: Vom Entstehen der Stadt Cronstadt angeführt.9 Unter dem Schutze dieser Privilegien entstanden denn die Grundverfassungen der Cronstädter, die sich in der Folge nach Maßgabe der Umstände zu ihrem weiteren Fortkommen ausbildeten und erweiterten. Nebst dem Rechte, andere Nationsverwandte von ihren Besitzungen auszuschließen, auf welches sie am eifersüchtigsten waren, und das ihnen, wie der ganzen Nation im Andreanischen Grund-Privilegium zugesagt worden war, erhielten sie zur Belohnung ihrer unveränderlichen Treue im Jahre 1461 vom König Matthias |:Archiv. nro. 155:| und im Jahre 1507 vom König Vladislaus II. |:Arch. nro. 278:| die in diesen Zeiten nur von der Königlichen Vergünstigung abhängende Freyheit, mit rothem Wachs zu siegeln. Nachgehends erhielten sie vom Fürsten Sigismund Báthori im Jahre 1602 gar die Freyheit, eigene Münzen zu prägen |:Arch. nro. 619:|. Dieses Rechts bedienten sie sich, wie wir schon oben gesehen, auch unter desselben Nachfolgern mit gutem Fortgang und füllten dadurch ansehnliche Lücken in ihren Bedürfnißen aus, die sie ohne dieses Hülfsmittel nimmermehr zu tilgen im Stande gewesen wären. Wie sie denn 1615 den Zins mit 10.000 Gulden in lauter Cronstädter Groschen entrichteten, die doch anders nicht als zu einem und einem halben Denar angenommen wurden |:Teutsch Diar.:|. Die Stempel, derer sie sich hierbey bedienten, werden noch jetzt zum Andenken im Archiv verwahret10. Das wichtigste aber, was sie sich gleich bey Eintritt in Siebenbürgen wünschen mußten, um einen eigenen Körper zu bilden, war eine eigene Obrigkeit, nebst der Freyheit, sich diese selbst wählen zu dürfen. Was konnte ihnen tröstlicher seyn, als Vorsteher aus ihrer eigenen Mitte zu haben, die mit ihnen schon von der Wiege her eine Luft schöpften, in gleichen Grundsätzen erzogen, und mit ihren Krankheiten, sowohl als mit den Mitteln sie zu heilen, oder ihnen bevor zu kommen, schon in den ersten Tagen bekannt gemacht, und von Stufe zu Stufe in den Kreis gemeinnütziger Geschäfte hinein geführet wurden, die folglich ihr vorzüglichstes Vertrauen durch Erfahrung, Fleiß, Treue und andere sittliche Verdienste sich eigen zu machen wußten, und die Stellen, zu welchen sie erhoben wurden, nicht erst in Schleichwegen von fremden Machthabern erbetteln durften, sondern aus der freyen Wahl ihrer Mitbürger erhielten? König Ludwig bestättigte ihnen diese edle, seit ihrer Entstehung genoßene Freyheit, 9
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George Michel Gottlieb von Herrmann: Vom Entstehen der Stadt Kronstadt. In: Siebenbürgische Quartalsschrift. Bd. 7. Hermannstadt 1801. 299-320. IV.F.7.I trägt hierzu mit Bleistift von anderer als der Kopistenhand nach: „sind in den 1880er Jahren fortgenommen und im Landes-Museum in Budapest“.
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da ihnen alle Urkunden darüber durch kriegerische Unfälle verlohren gegangen waren, im Jahre 1353 in einem Privilegium |:Arch. nro. 2:|, daß in der Folge von ihm sowohl, als im Jahre 1428 vom König Sigismund |:Arch. nro. 77:| und so weiter von den übrigen Nachfolgern, zumal aber vom Stephan Báthori mittelst der Statuten im Jahre 1583 feyerlichst erneuert wurde. Die Beamten hießen und heißen noch heut zu Tage Richter und Hann. Ersterer hatte die Oberaufsicht über alle Geschäfte in und bey der Stadt, Letzterer besorgte besonders die Polizey und Stadt-Kaße. Beyde verhandelten die unter den Einwohnern in und bey der Stadt entstehenden Proceße. Sie bildeten mit dem Magistrat zusammen einen Körper von 18 Personen, und wurden alle Jahre um die Weyhnachten, meistens den 2ten Feyertag neu gewählt, also doch, daß der Stadthann seine Rechnungen vor den Magistrat und 8 Ausschußmännern aus der Communität legen mußte |:Comunitaets Protocoll von 1602 p. 42 u. 1661 p. 50.:| und es folglich von dieser Rechnung zugleich abhing, ob er zur Führung seines Amtes auf das künftige Jahr tüchtig und beyzubehalten sey oder nicht? In die Wahl kam nicht der ganze Magistrat. Die Alten hatten weislich vorgesehen, daß nur diejenigen, die sich durch Erfahrung und Alter dieser ersten Aemter würdig gemacht hatten, an dieselben Ansprüche haben, und diejenigen, die ihnen im Alter nachstanden hiezu erst gebildet, zugleich aber hiedurch die Verwirrungen verhütet werden sollten, die nothwendig entstehen mußten, wenn durch Cabalen, die in dergleichen Umständen unvermeidlich sind, Jüngere den Aelteren vorgezogen würden. Daher waren es eigentlich nur die zwey Aeltesten, aus welchen der Richter und die zwey nachfolgenden, aus welchen der Hann in jedem Jahr gewählt wurde. Der in der Wahl ausfallende hieß: der alte Richter, der alte Hann. Sie verloren dadurch, daß sie ausfielen nichts von ihrem Ansehen und Gewichte. Die ihnen ausgeworfenen Emolumente11 waren zwar geringer, als die der fungierenden Beamten, aber doch ihrer Würde, ihren Bedürfnißen und Verdiensten angemeßen. Daher hatten sie nichts darwider, wenn sie auf ein, oder mehrere Jahre in die Ruhe gesetzt wurden. Auch so behielten sie den nächsten Grad der Thätigkeit durch die herrschaftlichen Güter, die ihnen diese Zeit über zur Verwaltung angewiesen wurden. Starb einer von den zwey Richtern so kamen die zwey Hannen in die Wahl, um die Stelle des einen Richters zu besetzen. Starb einer von den zwey Hannen, so wurde, wenn nicht vorzügliche Verdienste des im Range folgenden 5ten oder 6ten Rathsverwandten eine Ausnahme machten, der neue Hann aus den 4 ältesten Senatoren gewählt |:Com. Protocoll 1612 p. 45.:|. Die Wählenden waren die Communität, die durch zwey Richter und zwey Hannen, die schlechthin unter der Benennung der vier Officialium bekannt 11
Emolumente: Einkünfte.
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waren, aus den ansehnlichsten Bürgern ernennet wurden, also zwar, daß hiebey auf die 4 Quartale12 der Stadt Rücksicht genommen, und aus jedem Quartal 25 Männer gewählt wurden. Sie hatten den Orator zum Oberhaupt. Auch dieser wurde alle Jahre neu gewählet. An dem Tage vor der Wahl ging der Hann in die Communitäts-Versammlung hinein, und dankte für sich, für den Richter und den ganzen Magistrat öffentlich ab. Die Communität wählte hierauf zufördertst den Orator, mehrentheils am Weyhnachtssonnabend |:Comm. Prot. 1612 p. 21.:| hernach am 2ten Weyhnachtsfeyertag die fungierenden Officiales. Diese wurden am Neujahrstag nach der Vesper in der Kirche öffentlich verkündet. Dann versammelten sich am ersten Montag, der nach dem Heiligen Drei Königs Fest einfiel, Magistrat und Communität auf dem Rathhause, wo denn zuerst der neugewählte Richter dem Hannen den Amtseyd vorlas, und dieser ihm den Eyd nachsprach und am Schluß die Festhaltung desselben mit einem Handschlag versicherte. Sodann las der Hann dem neugewählten Richter und dann sammtlichen Rathsverwandten ihren Eyd vor, den sie in Gegenwart der Communität abschwuren. Nach dieser feyerlichen Handlung wurden dem Richter die Insignien, die in einem Schwert, einem Lädchen, wo die Stadtsiegel verwahrt waren und einem in vollem Sammt eingebundenen Protocoll bestanden, unter Pauken- und Trompetenschall nach Hause getragen, und hierauf wurde dieser Tag mit der Bewirthung des Magistrats und sämtlicher Unterbeamten, wie auch der Aeltesten aus der Communität beschloßen. Den folgenden Tag wurde die Communität aufs neue auf dem Rathhause versammelt und am Schluß unter die übrigen Magistratualen zur Bewirthung auf diesen Tag vertheilt |:M. Fronius Diar. aus welchem zugleich erhellet, daß diese Gebräuche auch 1721 und 1722 und 1727 bestanden:|. Uebrigens wurde eben dieser Handlung wegen der 1te Montag nach Epiphanias13 der Geschworne Montag geheißen. Was die Senatoren anbelangt, so wurden diese von den vier Officialibus aus der Mitte der Communität besetzt, und der neue Senator der Communität vorgestellt und in ihrer Gegenwart beschworen. Dabey war dieses ein unverbrüchliches, im Jahre 1602 und 1617 erneuertes Gesetz, daß keine leiblichen Schwäger und Geschwister-Kinder, überhaupt keine im 2ten Grade Verwandte zugleich im Magistrat sitzen durften |:Com. Protocoll. p. 10, 42.:| und wenn sich ja dergleichen Fälle durch Heyrathen ereigneten, einer von beyden aus dem Magistrat ausbleiben mußte. Auch mußte jeder, der in den Magistrat kommen wollte allbereits ein eigenes Haus besitzen |:Ibid. p. 14, 18, 42.:|. Sie wurden zwar nicht alle Jahre, sondern auf Lebenslang bestellt, mußten aber doch, wie wir oben gesehen, alle Jahre vor der Officianten Wahl ihr Amt abgeben 12 13
Quartal: hier Stadtviertel. 6. Januar.
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und am geschworenen Montag ihren Eyd erneuern. Daß dieß nicht bloß Ceremonie gewesen, erhellet aus den Annalen des Michael Weiß, der von einem gewißen Sebastian Bloch anmerket, daß er unerachtet seiner Verdienste von der Communität angefeindet und deßwegen auf das Jahr 1596 im Magistrat ausgelaßen, aber doch im Jahre 1597 wieder hineingezogen worden. Der Umfang ihrer Geschäfte läßt sich zum Theil schon aus dem, was wir bisher abgehandelt haben, erklären. Theils entstanden sie aus den Verhältnißen der Cronstädter mit den Landesfürsten, mit dem Staat, mit der Sächsischen Nation, mit der benachbarten Wallachey und Moldau in Kriegs- und Friedenszeiten. Theils beschäftigte sie im Inneren die Erhaltung guter Ordnung und Verwaltung des Publici vor Vervortheilungen und Mangel der nothwendigsten Lebens-Bedürfniße, woher die den Müllern, Bäckern, Oelschlägern vorgeschriebenen Gesetze und so manch andre Markt- und Polizey-Anstalten herfürgingen, wovon wir die wichtigsten in den Verfaßungen der Sächsischen Nation in Siebenbürgen |:§ 66-69.:| ausführlicher beschrieben haben. Theils die von den Königen und Fürsten ganz den Orts-Obrigkeiten überlaßene Einrichtung und Verwaltung der Zünfte und die Festhaltung der Grenzlinien, welche zum Nachtheil mancher Zünfte durch die Eingriffe theils außerzünftiger Störer, theils andrer fremder gewinnsüchtiger Partheyen, theils einheimischer zünftiger Gesellschaften überschritten wurden. Je mehrere Materialien in ihre Grenze kammen, je mehr den Zünften der Einkauf derselben erleichtert wurde, desto mehr ward ihre Betriebsamkeit belebet, desto mehrere Fabricate wurden erzeugt, je mehr der Verschließ von diesen gefördert, je mehr zu deßen Beförderung der Verfälschung der Handelswaaren vorgebogen und der auswärtige Credit erhalten wurde, desto mehrere Gelder strömten aus den fremden Provinzen zu ihrem Besten und selbst zum Aufnehmen des Staates, wovon sie die Glieder waren, herbey. Dieses war der Mittelpunct, um welchen sich ihre wesentlichen Geschäfte herum drehten. Es ist hier der Ort nicht, die hieraus herfür gehenden besondern Abschlüße an der Reihe zu erzählen. Einige paßen zumal nur auf die damaligen Zeit-Umstände und haben sich in der Folge durch andere eintretende Fälle von selbst gehoben. Einige sind in dem schon angeführten Communitäts Protocoll enthalten, welches im Jahre 1602 angefangen und bis 1727 fortgeführt worden. Andere sind in dem vom ehemaligen Stadtpfarrer Marcus Tartler als Lector im Jahre 1723 aus einem alten Manuscripte unter dem Titel: Decretale Coronensium ausgeschriebenen Auszug alter Raths- und Communitätsabschlüße |:in meinen Thom. Tartlerischen Collectaneis. p. 141-165.:| und die wichtigsten in der oben angezogenen Verfassung der Sächsischen Nation in Siebenbürgen beschrieben |:§ 70-73:|. Hier bleiben wir nur bei dem stehen, was die Cronstädter ohne fremde Hülfe nicht durchsetzen konnten und deßwegen bey ihrem Landesfürsten bewirkten.
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Das Schätzbarste war 1tens die Zollfreyheit in Ungarn und Siebenbürgen, die der Nation überhaupt vom König Andreas und den Cronstädtern insbesondere vom König Sigismund 1391 und 1395 |:Archiv nro. 14, 15, 19, 24.:| dann in Absicht auf den Handel in Ungarn und Siebenbürgen eben vom König Sigismund 1391 |:Arch. nro. 14, 15.:| vom König Matthias 1481 |:Arch. nro. 220, 221.:| und Vladislaus II. 1490 |:Arch. nro. 243.:| zugestanden wurde. Eben so wurde denselben der freye Handel zwischen Cronstadt und Iadra14 ohne irgendwo sonst, als in Ofen einigem Tribut unterworfen zu seyen, vom König Sigismund 1395 |:Arch. nro. 24.:| verstattet. Auch wurde ihnen, so wie dem ganzen Burzenländischen Volk in Ansehung der aus der Wallachey zu bringenden Waaren die vom König Ludwig verliehene Zollfreyheit von König Sigismund 1395 |: Arch. nro. 19.:| und 1419 |:Arch. nro. 54.:| von König Ladislaus 1454 |:Arch. nro. 130.:| vom König Matthias 1467 |: Arch. nro. 175, 177.:| und 1468 |: Arch. nro. 188.:| bestättigt. Zwar waren auch diesfalls einige besondere Artikel sowohl in Ansehung derjenigen, mit welchen der Handel in Großwardein getrieben wurde, wegen einer besonderen Begünstigung des dasigen Capituls ausgenomen. Aber auch von diesen wurden die Taxen in besonderen Urtheilssprüchen vom Woywodalgericht gemäßigt und zwar wegen der Wallachischen Waaren 1412 |:Arch. nro. 40.:| und 1443 |:Arch. nro. 97.:| und wegen der Großwardeiner 1478 |:Arch. nro. 214.:| Mit diesen auffallenden Vorzügen wurde denn den Cronstädtern 2tens der freye Handel und Wandel sowohl zwischen der Boza und der Praha15 von König Sigismund 1395 |:Arch. nro. 23:| als auch in ganz Siebenbürgen eben vom König Sigismund 1408 und 1411 |:Arch. nro. 35, 36, 42.:| und denn 1412 |:Arch. nro. 35, 36, 42.:| und 1419 |:Arch. nro. 52, 55.:| und vom König Ladislaus 1453 |:Arch. nro. 124.:| und in der Folge vom König Matthias 1467 |:Arch. nro. 177, 180.:| vom König Ludwig II. 1519 |:Arch. nro. 347.:| vom König Johann 1531 und 1532 |:Arch. nro. 400, 409.:| vom König Ferdinand 1555 |:Arch. nro. 463.:| verstattet, wobey den fremden Edelleuten, die sich eben eines Handels in Cronstadt anmaßen wollten, solches sowohl vom König Ludwig II. schon 1525 |:Arch. nro. 373.:| ausdrücklich gewehret wurde. Insonderheit wurde das Commerz der Cronstädter 3tens durch die Niederlagsfreyheit begünstigt. So viele Waaren, als aus der Moldau und Wallachey nach Siebenbürgen, und soviel von hier in die erwähnten Provinzen vor beygeführt wurden, mußten erst in Cronstadt zum Behuf der hiesigen Zünfte niedergelegt werden und wurden erst alsdann freygegeben, wenn sich die hiesigen Handwerker mit denselben hinlänglich versehen hatten. Sie wirkten hierüber besondere Schutz- und Gnadenbriefe vom König Ludwig 1369 von König 14 15
Zadar (kroat.), Zara (ital.), Iader, Iadera (lat.), Kreis Zadar. Buzău und Prag.
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Sigismund 1395 und vom König Matthias 1468 und von König Vladislaus II. 1496 von König Johann 1537 |:Arch. nro. 7, 18, 20, 187, 256, 423.:| dann in späteren Zeiten von König Stephan Báthori 1583 und vom Fürsten Sigismund Báthori 1590 |:Arch. nro. 568, 602.:| aus. Einen vorzüglichen Handelszweig machte 4tens zumal in den ältesten Zeiten, wo die gottesdienstlichen Uebungen einen starken Verbrauch der Wachslichter veranlaßten, der Wachshandel aus. Die Alten bewirkten daher im Jahre 1395 |:Arch. nro. 18, 22.:| unter dem König Sigismund ein doppeltes Privilegium darüber, daß das aus der Wallachey und Moldau kommende Wachs erst in Cronstadt geschmolzen, gereinigt und gestempelt und sodann erst weiter verführt werden sollte, was jedoch nachgehendes abgekommen, da die Handelsfreyheit überhaupt erweitert, und die Bienen-Wirtschaft in Cronstadt selbst in einen solchen Schwung gebracht worden, daß schon hier ein beträchtlicher Vorrath von Wachs erzeugt und verführt wird, ohne dasselbe wie vorhin bloß aus der Wallachey und Moldau erhohlen zu dürfen. Bey der Sorgfalt der Cronstädter, ihren Handel möglichst zu befördern, läßt sich vorstellen, daß sie 5tens Jahrmärkte als die schicklichsten Mittel hiezu nicht aus den Augen laßen konnten, wenn gleich die Umstände der Urkunde über den Frohnleichnams-Jahrmarkt, der erst 1556 eingeführt wurde |:Ostermeyer Diar.:|, unbekannt, durch was für einen Zufall, nicht mehr vorfindig ist. Ueber den Allerheiligen Jahrmarkt hingegen erhielten sie noch 1364 von König Ludwig die Freyheit, denselben mit eben den Vorzügen, mit welchen der Ofner Jahrmarkt begünstigt war, zu halten |:Arch. nro. 3. et 4:| und diese wurden in der Folge vom König Matthias sogar durch die, denen dahin auf- und abgehenden Kaufleuten zugestandene Zollfreyheit erweitert |:Arch. nro.174, 239.:| Die Seele des Handels machten auch damals, wie in diesen neuen Zeiten die zünftigen Gesellschaften aus, in die sich die Bürgerschaft theilte. Sie hatten alle ihre eigenen Articul und Gesetze, die sie zum Theil früher, zum Theil später vom Magistrat erhielten. Ob diese gleich von einer solchen Kraft waren, als ob sie vom Fürsten selbst ausgegangen wären, so ließen sich doch einige Zünfte ihre Artikel, um zumal den Eingriffen auswärtiger Partheyen zu steuern, auch vom Landesfürsten bestättigen. Wie wenig es aber die Cronstädter an Betriebsamkeit in allen Gattungen der Fabrikate haben fehlen laßen, zeigen die verschiedentlichen Waaren, die sie zu erzeugen im Stande gewesen. Außer den zur ordentlichen Bekleidung erforderlichen Erzeugnißen lieferten sie aus ihren Fabriken zum Dienste des Fürsten und des Staates Bögen, Spieße, Fahnen, Schilde, ja auch schweres Geschütz. Von Stücken, die in Cronstadt gegoßen worden, fanden sich unter den in der Schlacht zwischen Peterwardein und Carlowitz den 5ten August 1716 von der Kayserlichen Armee erbeuteten Türkischen Geschützen, insonderheit ein zweypfündiges Schlängel, 41 Calibres
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lang, wo oben auf der Mündung die Worte standen: Wer will denn wider uns, wenn Gott ist mit uns; und unten: Zur Zeit Lucas Hirscher 1583. Gossen durch Paul Neydel mit Delphinen; so auch ein anderes zweypfündiges Schlängel, 38 Calibres lang, mit der Ueberschrift: Haec machina Fusa est Judice Domino Ioanne Fux Anno 154116 |:Hungarisches Kriegs-Theatrum 4te Fortsetzung S. 112.:|. Das erste Wollentuch wurde in Cronstadt 1546 durch einen Gesellen verfertigt, den ein emsiger Bürger Namens Hans Theiß aus Deutschland verschrieben hatte |:Würgengel S. 40.:|. So wie aber die Cronstädter durch fremden Unterricht ihre Manufacturen zu erweitern suchten, so sorgten sie dafür, daß sich aus ihrer Mitte niemand verziehen und dadurch, daß er in dem, was er hier erlernet, andre Fremde unterweise, zur Lähmung ihres Handels Anlaß geben sollte. Daher beschloßen sie den 29. October 1614 niemanden wegziehen zu laßen, ehe er nicht 40 fl. baar hier niederlegte |:Hegyes Diar. p. 247, 248.:|. Neben diesen Anstalten zeichnen sich diejenigen aus, die ihnen die Erhaltung des Lebens und Gesundheitszustandes, zumal bey den so oft aus der Nachbarschaft herein brechenden tödlichen Seuchen abnöthigte. Sie unterhielten schon Anfang des 17ten Jahrhunderts einen eigenen Doctor und Apotheker. Diese wurden vom Magistrat und der Communität einverständlich bestellt und besoldet |:Com. Prot. von 1602 S. 4. 13:|. Die Apotheke wurde zweymal im Jahr durch zwey Senatoren und zwey Communitätsverwandte besichtigt |:Ib. S. 25, 49.:|. Krämerinnen wurde verbothen, Arsenicum17 zu verkaufen |:Ib. S. 13.:| und dem Marktrichter aufgetragen, von Zeit zu Zeit zu forschen, ob nicht wieder dieses oder jenes Verbothene gehandelt wurde |:Ib. S. 28.:|. Die im Jahre 1660 ausgebrochene Pest, durch welche viele, selbst der Angesehensten weggerafft wurden, bestimmte den Magistrat und die Communität den 12ten August zu beschließen, daß erstens der Gesang vor den Leichenhäusern eingestellt, 2tens mit dem Geläute nicht zu lang angehalten, 3tens zur Besuchung der Kranken ein eigener Pestprediger bestellt, 4tens die inficirten Personen auf 14 Tage eingesperrt 5tens der Stadtapotheker verpflichtet werden sollte, zu Hause zu bleiben, um die nöthigen Medicamente verabfolgen zu können und 6tens noch ein Paar Pestilenzbalbierer und ein Bader auf einen Nothfall angeordnet werden möchten |:Hegyenitius Diar:|. Eigentlich hätten öffentliche Begräbnisse nicht nur beschränkt, sonder völlig eingestellt und Infizirte nicht nur auf 14 Tage, sondern auf 6 Wochen eingesperrt werden sollen. Daher mag es denn auch gekommen seyn, daß gleich in diesem Jahr den 21. August an einem Tage 42, und den 28. August 44 Personen nur in der Stadt und den 16 16
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Übersetzung: Dieses Stück (Gerät) wurde gegossen im Jahre 1541, als Herr Johann Fuchs Stadtrichter war. Verschiedenen Arsenverbindungen wurde seit der Antike große Heilkraft zugeschrieben. So sollte es gegen Zahnschmerzen, Fisteln, Herpes oder den Wurmbefall der Pferde helfen.
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September in Stadt und Vorstädten zusammt 56 Personen der Pest zum Opfer wurden |Dan. Schuller oder Nekesch Diar:|. Aber damals war das Volk noch zu sehr an öffentliche Leichenbegängniße gewöhnt, als daß es sich auch durch die gefährlichsten Zeitumstände hievon hätte abschrecken laßen sollen, und das Sanitätswesen war von der nachherigen Aufklärung noch zu weit entfernt, weswegen denn auch diese wenigen Sanitäts-Anstalten bloß der Geschichte zu gefallen, und um den Geist dieser Zeiten zu zeigen, hier angemerkt werden sollen. Mehreren Beifall verdienen die zum Behuf der Waysen vom Magistrat und der Communität veranstalteten Theilungsprotocolle. Man hat deren im Archiv noch aus dem 16. Jahrhundert. Die Führung derselben wurde aber im Jahre 1606 und 1644 neuerdings abgeschloßen |:Com. Prot. S. 18, 23, 44.:| Sie stehen da zum Beweise, daß die Cronstädter schon in den ältesten Zeiten eben keiner fremden Leitung in Angelegenheiten, die ihr Inneres angingen, bedurften, sondern auch aus eigener Bewegung fähig waren, Abschlüße zu faßen, die ihren Einfluß auf Menschen-Alter erstreckten. Noch müßen wir hier der Steuer erwähnen, deren Vertheilung damals eben ein Hauptgeschäft des Cronstädter Magistrats und der Communität ausmachte. Die ordentliche Steuer betrug vermöge der ältesten Urkunde des Königs Ludwig I. von 1353 150 Mark Silbers |:Priv. Ludovici Arch. nro. 2. und Quittung von 1452. Arch. nro. 120.:|. Sie wurde durch die zur Einsammlung vom König verordnete Schatzmeister ordentlich um S[ankt] Martini18 erhoben, woher sie auch den Namen S[ankt] Martins-Zins führte. |:Commissioinales Vladislai R. 1444. Arch. nro. 105. und verschiedene Anweisungen und Quittungen von 1451, 1452, 1458, 1463, Arch. nro. 115, 120, 147, 167.:|. Es war dieses die einzige Abgabe, die die Cronstädter dem König zu leisten hatten, die sofort demselben theils in baarem, theils in Gewehrs- und Mondirungs Sorten geliefert wurde. In einer eigenen Abhandlung von uns ist diese Steuer 1771 mit Aufführung aller im Archiv diesfalls verwahrlichen Urkunden beschrieben worden19. Im Jahre 1517 betrug sie 650 Gulden und bestand auch unter der Regierung der National-Fürsten. In den letzten Jahren wurde sie an den Hermannstädter Bürgermeister mit 660 fl. jährlich geliefert. Nur mußten sich die Cronstädter, wie die übrigen Kreise in der Folge neben dieser ordentlichen Steuer mehreren außerordentlichen Abgaben unterziehen, die zumal unter den Fürsten durch die mannigfaltigen Kriege, und die mit denselben eintretenden außerordentlichen Bedürfniße in eine jährige Contribution verwandelt und 18 19
11. November. Gemeint können nur Herrmanns Verfassungen der Sächsischen Nation sein. Diese sind uns und dem Schriftstellerlexikon nur in Überlieferungen bekannt, die auf das Jahr 1774 datieren. Vgl. das Quellenverzeichnis zu Herrmanns Werk.
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hiebey mit dem S[ankt] Martins-Steuer so verschmolzen wurde, daß sich am Schluße der Name des S[ankt] Martins-Zinses zusehends verlohr. Statt deßen mußten sich die Sachsen zur Theilnahme an der Contribution bequemen, die in den Landtägen, je nachdem es die Bedürfniße erforderten, in größerer oder geringerer Anzahl vom Fürsten gefordert, von den Ständen ausgemacht, und nach Maaßgabe der Pforte vertheilt wurde. Wie hiebey von Jahr zu Jahr vorgegangen wurde, haben wir in den Grundverfassung |: S. 170-172:| ausführlicher gezeigt. Hier begnügen wir uns nur in Ansehung der Cronstädter mit einem Worte anzumerken, daß die Vertheilung der Steuer vom Magistrat immer mit Zuziehung der Communität zu geschehen pflegte, die überhaupt von keinen Berathschlagungen ausgeschloßen wurde, wenn eine wesentliche Veränderung im Staate oder überhaupt ein auf das allgemeine Bezug habender Gegenstand in politischer oder wirtschaftlicher Sache in die Frage kam. Was aber den Beamten, wie dem Magistrat als ein eigenes Geschäft oblag, war die Verhandlung gerichtlicher und peinlicher Fälle und die Oberaufsicht auf den umliegenden freyen District. Zwar scheint nach dem Privilegium des König Ludwig I. von 1353 der Communitäts-Vormund, dem daselbst von den Strafgeldern der 5te Theil zuerkannt wird, so wie nach den folgenden Urkunden auch die Communität in Gerichtssachen bey Verbauungs-Urtheilen einen Einfluß gehabt zu haben, weil in diesen die ganze Gemeine20 als Richter in dergleichen Fällen genannt wird. Man darf hier aber niemals vergeßen, daß nach dem damaligen Sprachgebrauch in allen öffentlichen Urkunden auch da, wo bloß von den Beamten und ihren Wirkungskreisen die Rede war, die Bürger im allgemeinen genannt, und die Urkunden in der Anwendung doch von ihnen selbst immer nur auf die Beamten gedeutet zu werden pflegten, wie sich denn in keinem Communitäts Protocoll nur eine Spur findet, daß irgend ein Gerichtsfall vor der Communität verhandelt, oder dieselbe dergleichen Verhandlungen herbeygezogen worden wäre. Vielmehr waren der Richter und Hann die eigentlichen Gerichtsbehörden, die alle zwischen den Bürgern vorkommenden Rechtsfälle erst nach geschriebenen Gesetzen, hernach wie die Druckerey hier in Schwung kam, nach dem von M[agister] Honterus 1544 zum Behuf der Sächsischen Nation aus den Römischen Rechten heraus gezogenen und in Druck gegebenen Compendio Juris civilis21, endlich aber nach dem von Marcus Fronius besonders veranlaßten und 1583 von Stephan Báthori bestättigten Municipal-Gesetzen entschieden. Den Partheyen, die mit ihren Sprüchen nicht zufrieden waren, stand es frey, vor den Magistrat
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Gemeinde. Compendivm ivris civilis in vsvm Ciuitatum ac Sedium Saxonicarum in Transyluania collectum. Transylvaniae Corona [Kronstadt]: [Johann Honter], 1544.
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zu appelliren, von dorten aber an die Sächsische Universität, und von hier an den Fürsten |:Sigism. Privi. de 1428. Arch. nro. 77.; Stat. Lib. I. Tit. II:|22. Zwar wird in den ältesten Urkunden auch eines Judicis regalis23 gedacht, der in Cronstadt neben dem Stadtrichter peinliche Fälle aufgenommen und entschieden hat. Wir haben indeßen in der 1771 beschriebenen Verfaßung der Sächsischen Nation |:§ 86-90:| und noch mehr in einer eigenen Abhandlung von der Gerichtsbarkeit der alten Cronstädter24, den Wirkungskreis der städtischen sowohl als dieser königlichen Beamten ausführlicher beschrieben und mit den hievon im Archiv befindlichen Urkunden beleuchtet und erwiesen, daß in diesen Zeiten, bis sich der Städtische Körper von Cronstadt gründete und modelte, auch in Cronstadt wie sonst im Reich, Königliche Richter und nach dem heutigen Sprachgebrauch Königliche Commissarien ausgeschickt worden, die Handlungen von Uebelthätern, die in dem Cronstädter Gebiete betretten worden, und zumal von solchen, die unter eine fremde Gerichtsbarkeit gehörten, auf Ort und Stelle aufzunehmen, zu verhandeln und zu entscheiden, daß solches in Gleichförmigkeit der damals auch im Königreich Ungarn bestehenden Verfaßungen geschehen, und daß die Fälle an sich selbst bloß solche gewesen, die mit Geldstrafen abgebüßt zu werden pflegten, durch welche diese Einrichtung also die Cronstädter Gerichtsbarkeit nicht gekränket, sondern in ihrer Kraft und Thätigkeit erhalten worden. Wie wenig aber diese scheinbare Beschränkung der Gerichtsbarkeit der Cronstädter in der Folge denselben zum Nachtheil gedeutet worden, erweisen einerseits die im Archiv verwahrlichen zwey Schreiben des Königs Vladislaus an den Cronstädter Plebanus, der sich hatte beygehen laßen, den Magistrat vor den Römischen Stuhl vorzuladen, deßwegen aber im Jahre 1508 einen derben Verweis erhielt, nebst dem Befehl, sich deßen nicht mehr zu unterfangen, sondern der Sache vor den ordentlichen Behörden den Lauf zu laßen |:Arch. nro. 286. 287:| andererseits die von König Matthias 1458 und 1465, von König Vladislaus 1494 von König Johann 1531 von Kayser Ferdinand 1555 erfloßenen Privilegien, wo den Cronstädtern ihre Gerichtsbarkeit und Unabhängigkeit von fremden Gerichtsstellen und namentlich vom Woywodal-Gerichte feyerlichst bestättigt, mithin auch der letzte Eindruck von der Gewalt eines auf dem Gebiethe der Cronstädter in jenen alten Zeiten bestandenen Königlichen Oberrichters vertilgt worden ist |:Arch. nro. 145. 170. 252. 399:|. 22
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Statvta Ivrivm Mvnicipalivm Saxonvm In Transsylvania. Corona 1583. Vgl. Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (Hg.): Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen. Unveränderte Wiedergabe des Erstdruckes von 1583. Mit einer Einführung von Adolf Laufs, München 1973. Königsrichter. George M. G. von Herrmann: Über die Gerichtsbarkeit der ersten Cronstädter. In: Siebenbürgische Provinzialblätter 1 (1804), 23-54.
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Was den District anbelangt, so war derselbe, dem Gebiete der Stadt zur Belohnung der Anstrengungen, mit welchen die Cronstädter im Jahre 1377 die rauhen Gegenden um Törzburg herum aus eigener Bewegung und eigenen Kosten gereutet25 und darauf das Schloß Törzburg erbaut hatten, von König Ludwig dem I. namentlich einverleibt |:Priv. Lud. de 1377. Arch. nro. 9:| und diese Urkunde auch von König Sigismund 1395 feyerlichst bestättigt worden |:Arch. nro. 16:|. Die Verhältniße der Stadt gegen den District sind auch in einer eigenen in der Siebenbürgischen Quartalschrift Jahrgang VII eingerückten Abhandlung ausführlicher beschrieben worden26. Hier finden wir nur noch kürzlich anzumerken, daß der Burzenländische District vermittelst dieser Urkunde der Stadt nicht unterwürfig gemacht, sondern mit Beybehaltung seiner ihm auch ursprünglich anklebenden Freyheit in Ansehung seiner politischen und wirtschaftlichen Verfaßungen, wie auch in Ansehung der zwischen seinen Einwohnern entstehenden Proceße und peinlichen Fälle dem Magistrat nur untergeordnet worden, und von demselben in Rücksicht der, den dortigen Geschworenen als Landsleuten zukommenden beschränkten Kenntnißen und Erfahrungen, abgefangen. Dagegen mußte der District der Stadt in Erbauung und Erhaltung der Stadtmauern zu Hülfe kommen und einen Theil derselben obliegenden öffentlichen Lasten auf sich nehmen. Diesemnach wurde 1612 und 1620 vom Magistrat und der Communität beschloßen, daß die Dörfer von der gemeinen Steuer 2/3 und die Stadt 1/3 tragen sollte |:Com. Prot. p. 12, 45.:|. Hingegen wurde auch wieder, wie die nachherigen Protocolle bis in die neuesten Zeiten erweisen, diese 2/3 zwischen den freyen Oertern und den Stadtgütern so getheilt, daß der freye District bloß 1/3 an den Steuern zu tragen hatte und das andere Drittel den Stadtgüthern zur Last fiel. In diesem Verhältniße wurden denn die Abgaben jährlich auf dem Rathhause in Beyseyn der Beamten aus dem Districte, die den Namen Reviersbeamten führten, ausgemacht und weil ihre Beyträge mit den Steuern der Stadt und ihrer adeligen Güter in einer Kaße zusammen floßen, und von dem Stadthannen in einer Maße verwaltet wurden, so wurden sie auch zu den öffentlichen Sitzungen herbey gezogen, wo die Rechnungen über die eingegangenen Gefälle zum Schluß jedes Jahres geprüft wurden. Soweit auch damals die Sphäre des Magistrats und der ersten Beamten, wenn man die kriegerische Verfaßung mit in Betrachtung bringt, ausgebreitet war, so unbeträchtlich waren dem ersten Anblicke nach die ihnen dafür angemeßenen Belohnungen. Sie beschränkten sich, außer der Befreyung von den gemeinen Zinsen und Steuern, die schon 1495 von der Communität festgesetzt wurde 25 26
Gerodet. George M. G. von Herrmann: Verhältnis der Stadt Cronstadt gegen die umliegenden Dörfer. In: Siebenbürgische Quartalschrift 7 (1801), 247-255, 285-298..
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Fünfter Abschnitt
|:Decretale Coronensium p. 146.:| meist auf zufällige Emolumente und ungenannte Titul, wovon im 7ten Abschnitte bestimmter gehandelt werden wird. Da der damaligen Verfaßung nach, ein jeder Cronstädter vom ersten Ammtmann bis zum letzten Bürger einem bürgerlichen Gewerbe ergeben war, so machte dieses nebst der Privat-Wirtschaft die Hauptnahrungsquelle bey jedem aus, was von Aemtern zufloß, war bloß als Nebenquelle anzusehen. Dahin gehörten die Wiesen. Es bestanden diese in zwey Abtheilungen. Die eine wurde unter dem Titul der kleinen Wiesen zwischen den Gräben gegen eine mäßige Taxe auf Lebenslang, die andere die in 24 Gewanden27 bestand, unter dem Titul der großen Wiese alle Jahre unentgeldlich vergeben. Davon bekam der fungirende Richter eine ganze Gewand, der alte Richter 40 Erdoche28, der fungirende Hann eine ganze Gewand, der alte Hann 24 Erdoche, jeder Senator 12 Erdoche. In diesem Verhältniß wurde der Rest erst unter die Communitätsglieder, dann unter die gemeinen Bürger vertheilt. Soweit erstreckt sich die politische Verfaßung der Cronstädter. Unserem Endzwecke zu folge schreiten wir nunmehr zum sechsten Abschnitt.
27
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Gewand: Untereinheit im Rahmen der Dreifelderwirtschaft, hier eher im Sinne von Parzelle von ungenannter Ausdehnung verwendet.. Erdoch: Ein Flächenmaß, das einem Joch entspricht (= ca. 5.754 m²).
SECHSTER ABSCHNITT
Von der Kriegerischen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688 Bekanntlich wurden von den Souverains in den älteren Zeiten keine stehenden Armeen unterhalten. Brach ein Krieg aus, so wurde der Große und Kleine Adel aufgeboten mit seinen Unterthanen in völliger Rüstung auf dem Sammelplatz zu erscheinen, und dem Feinde entgegen zu gehen. Die Stelle eines ordentlichen Soldes vertrat die Beute auf feindlichem Boden. Aehnlichen Bedingungen unterwarfen sich die Sachsen, wie sie vom König Geysa beruffen wurden, ähnlichen unterlagen die Cronstädter, die sich jedoch, wie ihre Mitbrüder, ehe sie festen Fuß fasseten, ihre Städte, Verschanzungen, Mauern, Schlößer und Basteyen erst zurichten, und dann diese auch in Kriegs- und Friedenszeiten selbst beschützen mußten. Die Vertheidigung der Stadt, und ihrer Grenzen, hing demnach von ihren Waffenübungen und mit der Unterhaltung der in Feldzügen erforderlichen Rüstung unzertrennlich zusammen. Nebst dem waren sie vermöge des Ludwigischen Privilegii gehalten, wenn der König in Person einen Feldzug in die morgenländischen Gegenden vorhatte, demselben Kopf für Kopf, zu Pferde oder zu Fuß in eigenen Unkosten dahin zu begleiten, hingegen in Feldzügen in die abendländischen Gegenden nur 50 mit Spießen und anderen Gewehren versehene Mann ins Feld zu stellen |:Priv. Ludov. 1353.; Arch. nro. 2.; Sigism. 1387. Arch. 11.; Math. 1467. Arch. nro. 177.:|. Mit welcher Treue und Mannhaftigkeit die Cronstädter die diesfälligen Erwartungen ihrer Könige und Fürsten nicht nur erfüllet, sondern auch übertroffen, haben wir bereits im 4. Abschnitte hin und wieder gezeigt, zumal aber werden die von ihrer Mannschaft im Felde geleisteten Dienste von König Sigismund 1395 |:Arch. nro. 18.:| von König Matthias 1468 und 1471 |:Arch. nro. 184, 202.:| und vom König Vladislaus II. 1507 |:Arch. nro. 278.:| gewürdigt. Sie stritten unter ihrem eigenen Capitain, der aus dem Magistrat hinzu verordnet wurde und auch im Feld die Gerichtsbarkeit über seine Mannschaft ausübte |:Sigism. Priv. 1428. Arch. nro. 77:|. Zwar versuchten die Siebenbürgischen Woywoden bisweilen ihren Diensteifer zu benutzen, um aus ihrem Mittel eine stärkere Mannschaft, als sie zu leisten schuldig waren, aufzugebieten. So gebot ihnen der Woywode Stephan Báthori 1481, 300 Reiter anzuwerben und
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Sechster Abschnitt
auf jeden Fall in Bereitschaft zu halten, und im Jahre 1502 wurde ihre ganze Mannschaft auf die Bosau wider die Türken commandirt und dadurch die Stadt völlig entblößt. Immer aber wurde dergleichen Mißbrauch geahndet und auch untersagt, und zwar von König Matthias 1467 |:Arch. nro. 178.:| und 1488 |:Arch. nro. 236.:| und von König Vladislaus 1502 |:Arch. nro. 274.:|. Ja weil Gefahr war, daß sie von ihren szeklerischen Waffenbrüdern beym Ausmarsch getäuscht werden könnten, so gebot der König Vladislaus im Jahre 1508 den Woywoden ausdrücklich, die Cronstädter nicht zum Ausmarsch zu nöthigen, ehe nicht die Szekler aufgeseßen wären |:Arch. nro. 285.:|. Wie stark sie übrigens gewesen, läßt sich daraus abnehmen, daß bey einer im Jahre 1550 angestellten Musterung in Cronstadt und Burzenland zusammen 10.000 und in Jahre 1593 14.000 wehrhafte Männer befunden worden |:Osterm Diar.; Forgáts Diar.:|. An Kriegsvolk war ihnen gelegen. Daher suchten sie denen, die sich verziehen wollten, das Auswandern zu erschweren und ließen sie wie oben gezeigt, nicht aus, ehe sie nicht 40 Gulden erlegten. Daher bestand in jeder Zunft der unumstößliche Articul, daß keiner zum Meisterrecht gelaßen wurde, ehe er nicht heyrathete, da sie von dem Wunsch, den Bürgerstand in seiner Integrität zu erhalten, und die Bevölkerung zu fördern, in gleichem Grade belebet wurden. Daher strebten sie nach adeligen Gütern, wie der folgende siebente Abschnitt ausführlicher zeigen wird und erwirkten, so wie sie zu ihrem Besitze gelangen, die Befehle von ihren Landesfürsten, daß die Einwohner dieser Güter im Felde keineswegs zu anderen Kreisen, sondern zur Cronstädter Mannschaft gerechnet werden sollten. Wie sie sich indeßen bey eindringenden Gefahren auch innerhalb der Mauern benommen, erwiesen die im Jahre 1491 und 1507 nach einander gefaßten gemeinen Abschlüße, die in unsern Grundverfassungen der Sachsen p. 55-63 abgedruckt, und auch in den geschriebenen Verfassungen der sächsischen Nation § 62 und 641 wörtlich enthalten sind. Dahin gehören auch die übrigen im Comunitäts Protocoll eingerückten Beschlüße, daß nemlich kein Pulver und Bley ohne Wißen der Gemeine aus dem Stadt-Vorrath ausgegeben werden |:Com. Pr. p. 4 und 43.:|, daß sich bey nächtlicher Weile niemand mit Streit-Kolben und Aexten auf der Gassen weisen |:daselbst S. 23, 41.:|, daß die Müßiggänger nicht geduldet |:das. S. 5.:|, daß die Thore die Nacht über sowohl, als auch am Tage unter der Predigt an Sonn- und Feyertagen gesperrt gehalten |: das. 26, 42, 49.:|, daß die Ställe und Schopfen in den Häusern längs der Stadtmauer ringsherum abgebrochen werden sollten, um bey Belagerungen den freyen Durchgang überall zu haben. |:Hegenitius Diar. 12. Febr. 1660.:|. 1
Die „Grundverfassungen“ und die „Verfassungen der Sächsischen Nation“ sind von Herrmann selbst abgefasste Arbeiten. Sie sind im rekonstruierten Literaturverzeichnis in der Einleitung vollständig angegeben.
Von der Kriegerischen Verfassung
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Dahin gehört endlich auch der Abschluß, daß sich kein Amtmann unterstehen sollte, an einen fremden Regenten und Befehlshaber ohne Vorwißen des Magistrates zu schreiben, bey Verlust aller seiner Güter |:Com. Pr. p. 9 und 45.:|. Sowie übrigens die Erhaltung des Schloßes, der Stadtmauern, der Thürme und Basteyen wesentlich zum Vertheidigungsstand gehörte, so durften die Cronstädter auch die Anschaffung und Unterhaltung des dazu gehörigen leichten und schweren Geschützes niemals aus den Augen laßen. Die Basteyen waren noch in neueren Tagen mit ziemlichen Doppelhacken versehen, die ihr Daseyn der Sorgfalt der Alten zu verdanken gehabt hatten. Auf was für eine Art die Artillerie auf dem Schloße durch die Beyträge der Stadtrichter von Zeit zu Zeit verbreitert wurde, haben wir schon oben gezeigt. Nur ist zu bedauern, daß es niemanden eingefallen, die Inschriften dieser Stücke, ehe sie nach der Hand hinweg geführt wurden, abzuschreiben, und wenigstens diese dem Andenken der Nachkommen aufzubehalten. Wir wißen also von dem wahren Stand und der Anzahl dieser Stücke anders nichts bestimmtes anzugeben, als was wir davon schon oben angeführt, daß nemlich der Fürst Gabriel Báthori im Jahr 1608 und 1611 6 Stücke zum Schloß geschenkt, und den Cronstädtern andere 6 Stücke für 6.000 Gulden in Händen geblieben. Werfen wir einen Rückblick auf die 2 Stücke und einen Mörser, welche die Cronstädter im Jahre 1659 auf des Fürsten Georg Rakotzi II. Geheiß dem Michael Mikes zur Unterstützung des ihm ergebenen Woywoden Michne in die Wallachey mitgeben mußten, ohne sie wieder zurückzubekommen, und vergleichen wir damit den Umstand, daß derselbe von den Türken völlig vertrieben wurde, so wird uns ziemlich klar, auf was für Art die zwey Cronstädter Stücke an die Türken gekommen, die, wie wir oben gedacht, nach der Niederlage derselben bey Carlowiz im Jahr 1716 von den Kayserlichen unter den erbeuteten Stücken vorgefunden worden. Vierzehn Stücke gehörten also den Cronstädtern eigenthümlich. Um die übrigen auffinden zu können, sind die Jahrbücher dieser Zeit viel zu mangelhaft. Eben so unfruchtbar sind sie, um uns zur gänzlichen Befriedigung unsrer Forsch- und Neugierde belehren zu können, was auf diese verschiedentlichen Rüstungen und deren Unterhaltung, und was auf die Besoldung und Ausrüstung der zu verschiedenen malen ins Feld gestellten Mannschaft verwendet worden. Immer aber läßt sich aus dem Aufwande, den diese Anstalten erforderten, die Anstrengung erklären, womit die Cronstädter ihre Fundgruben aufsuchten, um diese Unkosten erzielen zu können, und der Nothwendigkeit überhoben zu seyen, die Bürgerschaft bey jedem Vorfall mit neuen Aufschlägen zu bedrücken. Hier führt uns die Reise der Gedanken zum Siebenten Abschnitt.
Nach Josef W. Filtsch: Die Stadt Kronstadt und deren Umgebung, Wien 1886.
SIEBENTER ABSCHNITT
Von der wirtschaftlichen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten Vom Jahr 1224 bis 1688 Durch das vom König Andreas der Sächsischen Nation überhaupt verliehene und den Cronstädtern insonderheit von seinen Nachfolgern bestättigte Eigenthumsrecht auf Königlichem Boden sahen sich die Cronstädter berechtigt, den ihnen geschenkten Boden ohne Einschränkung zu den ihnen selbst beliebigen Absichten zu benutzen. Daher hielten sie denn bey der ursprünglichen Vertheilung ihres Bodens, außer dem, was sie zu eigenem Gebrauch dienlich fanden, besondere Flecke empor, um solche theils auf Jahr und Tag, theils zum lebenslänglichen Genuße gegen eine mäßige Losung1 zu vergeben. Diese bestanden in Gemein-Ackerländern, Wiesen und Gebirgen. Dadurch, daß diese zu keinen Zeiten veräußert wurden, hielten sie für die spätesten Nachkommen die Aussichten auf ihren Genuß offen, ohne daß diese jemals durch das Urrecht der Zeiten, etwa durch die Uebermacht eines dritten, oder durch ein auf vermögliche Familien verpflanztes immerwährendes Eigenthum von demselben ausgeschloßen werden konnten. Zugleich aber war dieses eine unversiegbare Quelle von öffentlichen Gefällen, wovon bloß die, wie wir oben gezeigt haben, zur unentgeldlichen Vertheilung ausgesonderte große Wiese eine Ausnahme machte. Neben dem festen Boden wurde von ihnen die durch ihr Gebiete strömenden Gewässer zur Anlegung fruchtbringender Mahl-Mühlen verwendet. Innerhalb der Mauern setzten sie eine jährliche Taxe für die Verkaufsstellen auf dem öffentlichen Kaufgebäude sowohl, als auf dem Markte fest, welche von den verschiedentlichen Zunftgliedern gelöst wurden. In späteren Zeiten gründeten sie die Stadt-Waage, um schwere Waaren gegen eine gesetzte Taxe abzuwägen, durch welche Anstalt zwar auch der Stadt einiger Gewinnst verschafft, hauptsächlich aber das Publicum von Vervortheilungen2 gesichert wurde. Eine ergiebigere Quelle verschaffte der Wein-, Bier- und Brandtweinschank, deßen Gewinnst, wenn er sich unter die einzelnen Bürgern theilte, sehr un1 2
Miet-, Pachtzins. Übervorteilung, Betrug.
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Siebenter Abschnitt
bedeutend gewesen seyn mußte, dadurch, aber, daß derselbe im Ganzen der Stadt übertragen und bloß der Weinschank auf einige beschränkt, vorzüglich aber auch dieser für die Stadt geführt wurde, unter den gemeinen Einnahmen einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs gewährte. Hinzu kamen die Gefälle des Zwanzigsten von den aus der Wallachey und Moldau kommenden Waaren. Die Cronstädter hatten nebst den Hermannstädtern schon unter König Matthias die Dreyssigstgefälle auf das Jahr 1484 für 2.500 fl. gepachtet |:Arch. nro. 225.:| man findet aber keine Spur, daß sie diesen Pacht auch in den folgenden Jahren beybehalten hätten. Wohl aber geben gewiße noch vorfindige Quittungen von 1517 den Fingerzeig, daß die Cronstädter unter dem Titul des Zwanzigsten verschiedene Geldesposten an den Königlichen Salzmeister geliefert |:Arch. nro. 329-332.:| und aus einem von K[önig] Johann an die Szekler 1533 erlaßenen Befehl, daß sie die zum Nachtheil des Zwanzigsten und der Cronstädter geschehenen Unterschleife verhüten sollten, erscheinet, daß sie diesen Theil der Kammergefälle im Jahre 1533 wirklich in Pacht gehabt haben |:Arch. nro. 412:|. Noch klarer erhellet aus dem von der Königin Isabella denselben auf das Jahr 1540 bewilligten Nachlaß |:Arch. nro. 445:| des Pachtschillings, daß sie diese Pacht auch im Jahr 1540 beseßen. Vermöge einer Quittung von 1557 |:Arch. nro. 470:| betrug der Pacht auf dieses Jahr Ufl. 2.744. Nach diesem waren die Cronstädter so glücklich, denselben vom Jahre 1562 an auf 2.000 Gulden herunter zu bringen, und die Zwanzigstgefälle um diesen Pacht bis 1600 zu behaupten |:Arch. nro. 487, 498, 529, 558, 592, 609, 611, 617, 621.:|. In der Folge wurde den Cronstädtern den 21. Februar 1641 die Maut genommen |:Dan. Schuller:| die sie doch nach der Hand wieder erstanden und von 1658 bis 1663 inne hatten, jedoch dafür 2.000 Thaler jährlich entrichten mußten |:Dan. Schuller p. 301.:|. Ob dieses Laub-3 oder Reichsthaler gewesen, ist nicht bestimmt. Erstere galten im Jahr 1665 Ufl. 1.60, letzterer Ufl. 1.80 |:Ziegler Coll.:|. Im ersteren Fall hätte die jährlich Arrende 3.200 im letzteren 3.600 Gulden betragen. Immer ergab sich, wie im Jahre 1663 von 5 ½ Jahren die Rechnung gelegt, ein beträchtlicher Gewinnst, indem sich die Einnahmen mitten in dem damaligen Kriegstumult auf Ufl. 48.181,70 beliefen, mithin auf ein Jahr Ufl. 8.760,30 betragen hatten |:Dan. Schuller p. 310.:|. Von einem bleibenden Werthe waren auf ewige Zeiten die adeligen Güter, die sich die Cronstädter theils durch ihre im Felde errungenen Verdienste, theils mit baarem Gelde nach und nach erwarben. Unter denselben stehen: 1. Zernest und Tohán, als die ältesten Dörfer der Cronstädter voraus. Ursprünglich waren diese beyden Dörfer zu dem im Jahr 1377 von den Cron3
Laubtaler: benannt nach der Aufprägung von Blättern.
Von der wirtschaftlichen Verfassung
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städtern erbauten Schloß Törcs4 als ein Zugehör geschlagen worden. Aber im Jahre 1395 wurde vom König Sigismund 1/3 dem Thomas Plebanus5 oder Stadtpfarrer von Cronstadt und den Brüdern Johann, Jacob und Christian Söhnen des Matthias, 1/3 dem Antonius Sohn des Michaelis von Sz. Agatha, Bürger von Cronstadt, 1/3 dem Nicolaus, Sohn des Herbordi, Comitis von Feketehalom |:ZeidnerRichters:| mit dem Beding verliehen, daß sie und ihre Erben für Tohán alle Jahre um Georgii6 10 Ducaten, und um Michaelis7 10 Ducaten und für Zernest 5 Ducaten um Georgii, und 5 um Michaelis an das Törzburger Schloß zu liefern gehalten seyen sollten |:Arch. nro. 26, 27.:|. Hätten sich diese dem Landesgebrauch gemäß in vorgedachten Antheil bey Zeiten einführen laßen, so würden sie sich vielen Verdruß und Aufwand erspart haben. Aber sie versäumten solches in der gesetzmäßigen Frist, weswegen ihre Antheile wieder an den Königlichen Fiscus zurück fielen, doch erhielten sie dieselben 1398 wieder und ließen sich darinnen im Jahre 1399 förmlich einführen |:Arch. nro. 29.:|. Unter vorgedachten Besitzern war es der Antonius alleine, der sich der Sache mit Ernst annahm und auch die Unkosten bestritt. Er war es auch, der im Jahre 1406 das Privilegium darüber erwirkte |:Arch. nro. 32, 33:| und sich auf wiederholte Aufforderungen über die erhaltene Schenkung mit Verweisung der Urkunden im Jahre 1412 rechtfertigte |:Arch. nro. 37. 38:|. Inmittelst war der dritte Besitzer Nicolaus ohne Erben gestorben und folglich sein Drittel an den Königlichen Fiscus verfallen. Sowie in diesen Zeiten alles im Trüben lag, bemächtigten sich der Thomas Plebanus und Antonius dieses verlaßenen Drittels, und schenkten ohne weiterer Umfrage die Hälfte der gesammten Güter der Heilig-Leichnams-Bruderschaft |:Confraternitati Corporis Christi:| |:Arch. nro. 43, 44:|. Vermuthlich hoffte Antonius durch diese Freygebigkeit, die bey dem vorher hierüber geführten Proceß aus dem Seinen verwendeten 400 Gulden – eine bedeutende Summe in den dasigen geldlosen Zeiten – ganz oder zum Theil zurück zu erhalten. Allein die Bruderschaft erhielt das Geschenk und ließ sich mit Mühe zu 60 Gulden herbey, die sie in Abschlag der Unkosten erlegte. Antonius Sander nahm also seine Schenkung 1416 zurück |:Arch. nro. 49, 50, 53.:|. Die Sache gelangte endlich 1427 vor den Thron. Hier wurde erst offenbar, daß sich Antonius sowohl als der Thomas Plebanus der mit der Heilig-Leichnams-Bruderschaft eine Person vorstellte, von beyden Dörfern mehr zugeeignet, als sich gebührt hatte. Es wurden also 4 5 6 7
Törzburg. Thomas Sander, Kronstädter Stadtpfarrer (1375-1421). 24. April. 29. September.
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Siebenter Abschnitt
dieselben wieder in ihre alten Schranken gewiesen, und das Nicolaische Drittel wieder zum Törzburger Schloß, woher es abgerißen worden, geschlagen und der Bruderschaft das dem Thomas Plebanus ehehin geschenkte Drittel, sowie dem Antonius, oder vielmehr, da derselbe inmittelst gestorben war, seinem Sohne Petrus8, sein ursprüngliches Drittel belaßen und auf diese Art von den hiezu verordneten Capitularen die Abtheilung gemacht, wo denn jedem Theil in Zernest 10, und in Tohán 6 Höfe |:Sessionen:| angewiesen wurden |:Arch. nro. 72.:|. Vorgedachter Petrus, des Antonii Sohn wurde in der Folge Stadtrichter. Wahrscheinlicherweise hatte er nun das Glück, neben seinem ursprünglichen Drittel, auch den Nicolaischen Antheil vom König zu erhalten. Denn gerade von ihm ist ein Abtretungsschein von 1437 vorhanden, wo er dem Simon Krug, Schneider von Tartlau und dem Nicolaus Dosa eben aus Tartlau gebürtig9 ein Drittel von Zernest und Tohán überlaßen |:Arch. nro. 85, 91.:|, die sich darinnen auch 1440 statuiren10 laßen. Dieser Antheil aber wird in einer nachherigen Urkunde als derjenige Theil bemerklich gemacht, den vordem Nicolaus, Sohn des Erbord beseßen |:Arch. nro. 112.:| über welchen sich im Jahre 1450 der Nicolaus Dosa wieder mit dem Sim[on] Krug dahin vergleichen, daß er denselben an ihn fahren laßen wollte, wenn er ihm die dabey gehabten Unkosten ersetze |:Arch. nro. 113.:|. Allein auch dieser Punct mag unerfüllt und folglich dem Dosa sein Antheil in Händen geblieben seyn. Denn derselbe ließ sich 1453 allein in diesen Antheil von neuem statuiren |:Arch. nro. 126, 127.:|. Inmittelst hatte Petrus schon 1447 der Heiligen-Leichnams-Bruderschaft sein ursprüngliches Drittel mit dem Bedinge vermacht, daß sie dafür alle Tage eine Meße in der großen Kirche lesen sollten. Hierüber wirkte die Bruderschaft von König Ladislaus im Jahre 1454 die Consensuales aus |:Arch. nro. 131.:|. Dadurch sah sich denn dieselbe im Besitze von zwey Dritteln oft erwähnter Dörfer. Dosa hingegen kommt von der Zeit an nicht mehr als Besitzer des noch übrigen Drittels vor und muß vermuthlich auch seinen Antheil an die HeiligLeichnams-Bruderschaft entweder bey Leben oder auf den Todesfall überlaßen haben. Denn nach 8 Jahren erhielt dieselbe 1462 von König Matthias eine neue Schenkung über die ganzen Dörfer |:Arch. nro. 161.:|. Diese wurde derselben eben von König Matthias bestättigt 1466 und da sie hierauf 1467 8 9
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Petrus Sander, Kronstädter Stadtrichter (1429, 1431, 1447-1449). Anmerkung Herrmann: „Es war dieser Nicolaus Dosa, wie aus 2 von ihm den 17. September und den 7. Juni 1447 geschriebenen und unter meinen Schriften verwahrlichen Transsumten erhellet, Dioecesis Strigoniensis [Esztergom (ung.), Gran (dt.)] electus Sacra Imperiali Auctoritate Notarius publicus.“ [Übersetzung: Nicolaus Dosa, aufgrund Imperialer Autorität für die Diözese Gran erwählter öffentlicher Notar.] Einsetzen.
Von der wirtschaftlichen Verfassung
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vom Albenser Capitel ohne jemandes Widerspruch in ihren völligen Besitz eingeführt worden war, im Jahre 1468 derselben auch das Privilegium verliehen |:Arch. nro. 172, 181, 185.:|. Durch die Reformation aber, wo die geistlichen Güter überhaupt säcularisiert wurden, gingen auch diese Güter in die Hände der Cronstädter Gemeinde hinüber, und sind nach der Hand auch im ordentlichen Rechtsweg den Cronstädtern zugesprochen worden.11 2. Neudorf12 wurde 1388 nebst Sz[ent] Jenafalva, das nun nicht mehr vorhanden ist, von König Sigismund dem Stephan Sohn des Thomas de Bontzida, Jacob Sachs von Hermannstadt und Johann Sohn des Nicolaus von Mediasch verliehen |:Arch. nro. 11, 12.:| die sich aber nur eine kurze Zeit darin behauptet haben müßen, denn im Jahre 1404 wurde eben dasselbe Dorf mit Hopfseifen oder Komlos13 zugleich, wovon man ebenfalls keine Spur mehr findet14, den zwey Cronstädtern Johann Seidenschwanz und dem von Zernest und Tohán her bekannten Antonius Sander vom König Sigismund geschenkt |:Arch. nro. 30, 34.:|. Petrus, des Antonius Sohn erhielt sich im Besitz dieser Dörfer, trotz der Anfechtungen des Grafen der Szekler Michael und Sim[on] Forro und wurde darin auch 1453 förmlich eingesetzt |:Arch. nro. 128.:|, verewigte aber das rühmliche Andenken, das er sich schon durch die an die Cronstädter Kirche vermachten Dörfer Zernest und Tohán gestiftet hatte, auch dadurch, daß er, weil er keine Erben hatte, auch diese zwey Dörfer schon bey Leben an die Cronstädter abtrat 1462, die sofort 1463 darin auch statuiret, aber von Simon und Nicolaus Forro aus Bölön15 angefochten wurden |:Arch. nro. 157, 163, 164.:|. Daß aber diese mit ihren Ansprüchen unterlegen [sind], erhellet daraus, weil die Cronstädter 1477 auf einen neuen königlichen Befehl in gedachte zwey Dörfer ohne jemands Widerspruch statuirt wurden |:Arch. nro. 197.:| wobey doch unbekannt ist, was hernach aus dem Dorfe Komlos geworden ist.16 3. Vlédeny17 gehörte mit Szunyogszég18 zusammen dem Johann Jffju und Christoph Furka als Abkömmlingen des ursprünglichen Besitzers Matthias 11
12 13 14
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Anmerkung in Lassels Abschrift (mit Bleistift und nicht in Lassels Schrift): „Wie kommt es aber, daß der evang[elische] Stadtpfarrer vor der Militarisirung Toháns von beiden Dörfern, seit jener Zeit aber nur von Zernest, und zwar durch Zumittlung des Magistrats jährlich Ufl. 40 erhält? Herrmann scheint hier etwas verbergen zu wollen.“ Satu Nou (rum.), Barcaújfalu (ung.), Neudorf (dt.), Kreis Brașov Hopșu (rum.), Komlós (ung.), Hopfseifen (dt.), Kreis Brașov. Neudorf und Hopfseifen sind 1404 wüst. 1561 wird Hopfseifen von den Kronstädtern zerstört. Belin (rum.), Bölön (ung.), Blumendorf (dt.), Kreis Covasna. Anmerkung in Lassels Abschrift (mit Bleistift und nicht in Lassels Schrift): „Es soll das eben genannte, auf Landesfürstlichen Befehl zerstört worden seyn.“ Vlădeni (rum.), Vladény (ung.), Wladein (dt.), Kreis Brașov. Dumbrăvița, Țânțari (rum), Szunyogszék (ung.), Schnakendorf (dt.), Kreis Brașov.
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Siebenter Abschnitt
Maylath19. Jffju wurde in dem wider ihn verhängeten Hochverraths-Proceß unter Sigismund Báthori seiner Güter verlustig erklärt, und dasjenige, was er in diesen zwey Oertern beseßen hatte, hierauf im Jahre 1594 den Cronstädtern für 3.000 Thaler verliehen, die auch darinnen 1595 statuirt wurden |:Arch. nro. 606-608.:|. Zwar suchte Catharina Jffju, Tochter des Johann Jffju, diese Antheile aus dem Grunde, weil sie als ein großväterliches Gut nicht unter die durch Hochverrath verlorenen Güter gerechnet, folglich vom Fürsten nicht verschenkt hätten werden können, den Cronstädtern abzustreiten, ließ sich aber nach der Hand mit ihnen in einen Vergleich ein, und stand gegen eine Zugabe von 900 fl. von ihren Einwendungen ab. Worauf die Cronstädter in den Besitz diese Theile 1609 durch eine förmliche neue Statution bestättigt wurden |:Arch. nro. 628-631.:|. Der von Furka beseßene Antheil, wozu auch etwas vom Királyhalma20 gehörte, verfiel, da derselbe ohne Erben starb, an den Fiscus und wurde vom Fürsten Sigismund Báthori 1596 dem Thomas Nagy, der die Wittwe des Furka heyrathete, geschenkt |:Arch. nro. 612.:|. Dieser gerieth aber unter dem Generalen Basta in Gefangenschaft, und verschrieb seine Besitzungen in diesen drey Dörfern dem Marcus Schankebank Stadthann in Cronstadt für 1.000 Gulden, mit welchem Gelde er sich aus der Gefangenschaft frey machte. Basta zog aber doch seine Güter für sich ein und gab einen Theil dem Pervica Halo. Um diesen abzuwehren, nahm der Thomas Nagy gegen Verpfändung dieser Güter vom Marcus Schankebank wieder 200 Gulden als ein Darlehen auf, und übergab solche den Pervica Halo. So behielt denn Marcus Schankebank diesen Antheil als Pfand für 1.200 Gulden und wirkte darüber 1606 einen Statutions-Befehl vom Fürsten Stephan Botskai aus |:Arch. nro. 622.:|. Bald darauf starb aber auch Thomas Nagy ohne Erben. Schankebank legte noch 200 Gulden hinzu und erhielt dafür über desselben Antheil 1607 einen neuen Schenkungs-Brief vom Fürsten Sigismund Rákotzi |:Arch. nro. 623-625.:|. Er starb aber selbst und hinterließ sechs Waysen. Der Vormund wollte sich mit diesen Gütern und den damit verbundenen Weitläufigkeiten nicht befaßen und überließ sie im Jahre 1618 um 1.600 Gulden der Stadt |:Arch. nro. 647-650.:|. Zwar machte eine gewiße Anna Szunyogszégi als Urenkelin des Matthias Maylath Einwendungen dagegen, von welcher sich einige Bruchstücke von 1635 auch im Archiv befinden |:Arch. nro. 664, 665.:|. Allein man findet nicht, wie der Prozeß ausgegangen. Wahrscheinlich ist es aber, daß die Cronstädter mit derselben in der Güte, etwa durch Ueberlassung der Portionen in Királyhalma aus einander gekommen, da sich dieselben der in diesem letztern Dorf
19 20
Mathias Majlath, Vater des Woiwoden Stephan Majlath. Crihalma (rum.), Királyhalma (ung.), Königsberg (dt.), Kreis Brașov.
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gelegenen Portionen nicht angenommen, und nur Vlédeny im Besitz und Eigenthum behalten haben. Was das Dorf Szunyogszég anbelangt, so hatten die Cronstädter dasselbe schon ehedem 1531 von König Johann erhalten, der solches dem Stephan Maylath Hochverraths halber hinweg genommen hatte |:Arch. nro. 405, 406.:|. Es scheint also, daß die darin in diesen letzten Jahren beseßenen Antheile des Johann Jffju und Christian Furka nur eine Ausnahme darin gemacht, die doch im Jahre 1618 nebst dem Dorf Vlédeny eben auch an die Stadt gekommen seyn mögen. Außer jetztbenannten Besitzungen suchten sich die Cronstädter auch in Háromszék, und zwar in Kökös21, Liszno22 und Szotyor23 ansäßig zu machen, gleichwie ihnen denn von Christoph Báthori sein eigener in Kökös zum Schloß Várhegy gehöriger Antheil 1578 geschenkt und darüber ein förmliches Privilegium ertheilt wurde |:Arch. nro. 542-545.:|. Nebst dem erhandelten sie von Stephan Pernezy de Ostropán24 seine Güter in Liszno und Szotyor eben im Jahre 1578 um 8.000 Gulden, und ließen sich darin förmlich statuiren |:Arch. nro. 552-555.:|, allein sie konnten vor dem Franc[iscus] Datzo und anderen Edelleuten, die ein Näher-Recht zu haben behaupteten, nicht aufkommen und mußten sie wieder aus den Händen laßen |:Arch. nro. 559, 560.:|. Von mehrerem Gewichte waren die im Fogarascher Gebiete gelegenen Dörfer: Gritt25, Persán26, Hollbach27, Sárkany und Parro28. Gritt wurde ihnen im Jahre 1531 vom König Johann I. geschenkt |:Arch. nro. 407, 408.:| und im Jahre 1609 nebst Persán und Hollbach vom Gabriel Báthori für 5.000 Gulden verpfändet |:Arch. nro. 626, 627.:|. Sárkány und Parro wurden dem Georg Biro, der auch Gereb |:Gröff:| genannt wird, vom König Matthias 1462 geschenkt |:Arch. nro. 162, 182.:| hingegen verlieh er eben diese Dörfer 1471 auch der Stadt |:Arch. nro. 200.:|. Georg Gereb setzte sich entgegen, wie sie in den Besitz eingeführt wurden, stand aber von seinen Einwendungen wieder gutwillig ab, und überließ sie der Stadt |:Arch. nro. 201:|. Daher wurde denn der Stadt hierüber vom König Matthias 1475 ein feyerliches Privilegium ertheilt |:Arch. nro. 209:| und dieses im Jahre 1531 auch von König Johann bestättigt |:Arch. nro. 401:|. An Mißverständnißen zwischen den Cronstädtern und dem 21 22 23 24
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Chichiș (rum), Kökös (ung.), Kreis Covasna. Lisnău (rum.), Lisznyó (ung.), Kreis Covasna. Coșeni, Sotior (rum), Szotyor (ung.), Kreis Covasna. Stefan Perneszy de Osztopán, Kapitän von Várhegy (1584, 1590), Oberkönigsrichter im Stuhl Háromszék (1584), Kapitän von Oderhellen (1589), Oberkönigsrichter der Stühle Maros und Udvárhely. Grid (rum.), Grid (ung.), Grit (dt.), Kreis Brașov. Perșani (rum.), Persány (ung.), Perschan (dt.), Kreis Brașov. Holbav, Holbab (rum.), Holbák (ung.), Hohlbach, Faulbach (dt.), Kreis Brașov. Părău (rum.), Paró, Parró (ung.), Kreis Brașov.
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Fogarascher Capitain fehlte es indeßen nicht, da dieser die Dörfer Sárkány und Parro als Zugehör vom Fogarascher Schloß behandeln und die Gerichtsbarkeit darüber den Cronstädtern streitig machen wollte. Allein durch ein Privilegium vom König Ferdinand wurde diesen Irrungen 1528 ein Abschnitt gemacht. In der Folge wurden diese Dörfer den Cronstädtern von Gabriel Bethlen statt des Törzburger Schloßes weggenommen, aber nach seinem Tode von der Fürstin Catharina Brandenburgica 1630 wieder eingeräumet |:Arch. nro. 660.:|. Wie sie aber doch wieder aus dem Besitze dieser Dörfer gekommen, wird bey Törzburg in seiner Reihe umständlicher ausgeführt werden. 4. Törzburg war, wie wir ehermalen angeführt haben, ein eigenes Werk der Cronstädter. Nur stand es unter den Siebenbürgischen Woywoden und mit den daselbst angestellten Castellanen und Mautbeamten hatten die Cronstädter von jeher wegen mancherley Bedrückungen und Erpreßungen zu kämpfen. Zwar waren sie, wie wir oben gesehen, für ihre Person von Zoll und Mauten frey. Aber dadurch, daß die Mautbeamten von den Kaufleuten, die aus der Wallachey kamen, mehr als Recht war, erpreßten, wurden sie selbst von den wallachischen Mautbeamten bedrückt |:Arch. nro. 244.:|. Ja es trieben auch die im Schloße liegenden Mautknechte und Woywodalischen Trabanten mit allen ohne Unterschied, die ihre Grenze betraten, den größten Muthwillen. Wer immer den Weg über den Paß entweder in die Wallachey hinein oder von dorten heraus mit Waren zu machen hatte, von dem erpreßten sie, er mochte ein Cronstädter, oder aus einem anderen Sächsischen Kreise, oder ein auswärtiger Kaufmann seyn, neben der Maut andere willkürliche Taxen. Manchen stellten sie in den Wäldern und Gebirgen nach, plünderten sie aus, oder brachten sie sogar ums Leben. Mache banden sie und entließen sie erst, wenn sie sie mit ihren übertriebenen Forderungen befriedigt hatten. Daher geschah es, daß sich jedermann scheute, diesen Weg zu machen, und damit zugleich die königlichen Mautgefälle keinen geringen Abbruch litten. Die Beamten wehrten ihren Untergebenen ihre Plackereyen so wenig, daß sie vielmehr selbst auch das umliegende Landvolk mit unerträglichen Zumuthungen bebürdeten, und, so oft sie einen Weg aus dem Schloße heraus machten, zu unentgeldlichen Vorspanns- und anderen Diensten anstrengten. Um nun so manchem Unfug abzuhelfen, brachten es endlich die Cronstädter im Jahre 1498 bey dem König Vladislaus dahin, daß er die Woywoden und Castellanen außer aller Thätigkeit in Törzburg setzte, und das Schloß mit allen seinen Zugehören und Nutzungen auf 10 Jahren den Cronstädtern übergab. Dagegen schoßen sie dem König 1.000 Gulden vor und verpflichteten sich, das Schloß mit all seinen Zugehören und Gefällen nach 10 Jahren wieder abzutreten, falls es der König oder seine Nachfolger für dienlich hielten und die 1.000 Gulden zurück zahlten. Derweilen aber aus eigenen Kosten mit allem, was zur Rüstung und
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Vertheidigung erforderlich wäre, zu versehen, und mit hinlänglicher Mannschaft zu bedecken |:Arch. nro. 257.:|. Indeßen brauchte der König schon in diesem Jahr wieder 3.000 Gulden und borgte diese von den Cronstädtern mit Verpfändung des Törzburger Schloßes unter eben den Bedingungen aus |:Arch. nro. 261.:|. Damit wurden ihnen denn auch die Salzgefälle zu Theile, die sonst der König in Marienburg zum Behuf dieses Schloßes zu heben pflegte |:Arch. nro. 263.:|. Auch wurden die zum Schloß gehörigen Zigeuner, die sonst unter den Castellanen gestanden waren, der Gerichtsbarkeit der Cronstädter unterworfen |:Arch. nro. 264.:|. Nachdem aber 10 Jahre verfloßen waren, wurde ihnen vom König das Schloß wieder mit seinen Zugehören unter den vorigen Bedingungen für 5.000 Gulden verpfändet |:Arch. nro. 281.:|. Ja, sie gaben ihm auf sein Begehren noch 1.300 Gulden zu, und erhielten dafür dasselbe auf die nachfolgenden 25 Jahre, nebst der Befugniß, das Schloß, falls sich jemand von den Woywoden oder andern Königlichen Beamten beygehen ließe, dieselben mit Gewalt aus deßen Besitz setzen zu wollen, mit gewaffneter Hand zu schützen, ja auf einen Nothfall die Sächsische Nation zu Hülfe zu rufen |:Arch. nro. 300, 301.:|. Die Cronstädter erhielten hiedurch nicht nur einen ansehnlichen Zuwachs zu ihren gemeinen Gefällen, sondern auch mehrere Arme und Hände, sowohl die ins Feld zu stellende Mannschaft auszufüllen, als auch die, durch außerordentliche Bedürfniße immer zunehmenden Steuern und Auflagen zu erschwingen, indem von nun an das Schloß Törzburg sowohl, als die dazu gehörigen Dörfer, wie auch die Dörfer Zernest, Tohán und Neudorf aus der Liste der sonst zum Ungarischen Adel gerechneten Oerter ausgestrichen, und den Cronstädtern zur Aushülfe zugegeben wurden, wogegen sich diese verbindlich machten, aus den Törzburger Gefällen jährlich 200 Gulden besonders zur Türkischen Steuer zu entrichten |:Arch. nro. 267, 269, 303, 415.:|. Ja sie ließen sich diese ausgezeichneten Vortheile auch in der Folge vom König Ferdinand 1555 und von der Königin Isabella 1557, vom König Johann 1568, Christoph Báthori 1540 und König Stephan Báthori 1583 bestättigen |:Arch. nro. 457, 466, 510, 540, 569.:|. Hingegen wurden ihnen auch die 200 Gulden 1602 vom Fürsten Sigismund Báthori auf ewig erlaßen |:Arch. nro. 619.:|. Aber im Jahre 1616 unter dem Fürsten Gabriel Bethlen wurden sie aufgefordert, sich über ihr Recht auf Törzburg und deßen Zugehöre auszuweisen. So lange als möglich suchten sie dieser Zumuthung auszuweichen. Allein sie wurden vom Fürsten den 3ten März 1617 nachdrücklich erinnert, den diesfälligen Befehlen Genüge zu leisten. Nun brachten sie denn ihre Urkunden im Landtag hervor, aber diese wurden von den Ständen für unzulänglich erklärt. Endlich aber wurde ihnen auf vielfältige Bitten und Vorstellungen von Gabriel Bethlen den 9. November 1625 das ganze Schloß Törzburg, mit seinen 9 Dör-
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fern, Bátsfalu29, Turkos30, Csernátfalu31, Hoszszufalu32, Tatrang33, Pürkeretz34, Zaizon35, Apátza und Krizba zu samt allen dazu gehörigen Feldern, Waldungen, Gebirgen, Mühlen und Nutzungen auf das neue auf immer und ewig verliehen: nur sollten 1tens im Schloß der Castellan ein geborner Ungar seyn, und dieser dem Fürsten und dem Staat mit Eydespflicht verbunden werden. 2tens sollte dem Fürsten unverwehrt bleiben, im Schloß zur Vertheidigung der Grenzen eine eigene Besatzung zu unterhalten. 3tens sollten die Cronstädter das Schloß nach Erforderniß und nach einem ihnen vorzulegenden Plan erweitern und befestigen. 4tens die Schleichwege außer der Landstraßen selbst versperren. 5tens die Dörfer Parro, Gritt, Persán und Hollbach fahren laßen, die sofort zum Fogarascher Schloß geschlagen werden sollten. Sárkány hingegen für den Fürsten und seine Gemahlin, so lange sie nach seinem Tode seinen Namen führte, zum lebenslänglichen Genuß abtreten, nach ihrem Absterben sollte es zwar den Cronstädtern zufallen, aber gegen eine Abgabe von 10.000 Gulden. 6tens sollen sie die Schulden von 15.000 Gulden, die sie einesmals an den ungarischen Palatinus Sigismund Forgáts vorgeschoßen, an den Fürsten abtreten |:Arch. nro. 656, 657.; Pall. p. 261-263.; Hegyes Diar. p. 254-258:|. Nach dem Tode des Fürsten Gabriel Bethlen erhielten sie zwar, wie wir oben gesehen, von seiner Wittwe, der Catharina Brandenburgica die Dörfer Sárkány und Parro zurück. Aber Parro wurde ihnen vom Fürsten Georg Rakotzi 1662 wieder streitig gemacht, und anders nicht, als gegen Erlegung von 10.000 Gulden Pfandweise überlaßen |:Pall. 264-266; Arch. nro. 660-662:|. Nun kam aber im Jahre 1641 unglücklicherweise die Entwicklung eines gewißen Johann Appel von Törzburg dazwischen, die man der Nachsicht der Cronstädter Schuld gab. Sie wurden unter diesem Titel mit einem schweren Proceß bedroht, dem sie dadurch entgingen, daß sie das Dorf Sárkány dem Fürsten Rákotzi und nach seinem Absterben seiner Wittwe und seinen zwey Söhnen Georg und Sigismund zum lebenslänglichen Genuße abzutreten verhießen, wogegen ihnen dasselbe auf den Fall wieder zugesichert wurde, wenn das Schloß Fogarasch auch nach dem Absterben der zwey Prinzen an einen anderen Fürsten verfallen sollte. Außerdem mußten sie für die am Pachte der Törzburger Dreyßigst, die sie auf drey Jahre erstanden hatten, gebührende Ufl. 5.375 – die halbe Törzburger Proventen36 – verpfänden |:Arch. nro. 669:|. 29 30 31
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Baciu (rum.), Bácsfalu (ung.), Batschen (dt.), Kreis Brașov. Turcheș (rum.), Türkös (ung.), Türkeschdorf (dt.), Kreis Brașov. Cernatu (rum.), Csernátfalu [Szentmihály] (ung.), Zernendorf [Michaelsdorf], Kreis Brașov. Satulung (rum.), Hosszúfalu (ung.), Langendorf (dt.), Kreis Brașov. Tărlungeni (rum.), Tatrang (ung.), Tatrang (dt.), Kreis Brașov. Purcăreni (rum.), Pürkerec (ung.), Purchuressen (dt.), Kreis Brașov. Zizin (rum.), Zajzon (ung.), Zaisendorf (dt.), Kreis Brașov. Proventen: Einkünfte.
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Auch diese Bedingungen wurden indeßen durch den endlich im Jahre 1651 den 25. April zu Stande gekommenen Tausch-Contract wieder abgeändert. In diesem Contract wurde zu den schon vorhin unter dem Fürsten Gabriel Bethlen festgesetzten Bedingungen noch die Verbindlichkeit für die Cronstädter hinzugefügt 1tens 11.000 Gulden alsogleich, in einer Summe baar in die LandesKassa zu erlegen. 2tens das Dorf Sárkány nicht nur für den jetzt regierenden Fürsten, sondern auf ewig und eben so auch das Dorf Szunyogszég ohne den mindesten Rückbehalt abzutreten. 3tens den in Törzburg zu unterhaltenden ungrischen Castellan der Bestättigung des Fürsten zu unterwerfen, der denn nebst den Burgtrabanten alle Jahr dem Fürsten vor den zu dieser Handlung zu ernennenden Commissaren den Eyd der Treue zu schwören gehalten seyn sollte. 4tens im Nothfall auf den ersten Befehl, so viele Fürstliche Besatzung in das Schloß einzunehmen, als die Umstände erforderten, ja mit dieser Besatzung einverständlich fürzugehen, und was immer in ihren Kräften stünde, zur Vertheidigung des Schloßes beyzutragen. 5tens in Feldzügen 12 Reuter mit der völligen Rüstung ins Feld zu stellen, wogegen aus den zu Törzburg gehörigen Dörfern kein Mann zur Ergänzung der Landtruppen oder des Sächsischen National-Fußvolkes verwendet, sondern blos zur Bedeckung des Törzburger Schloßes gewidmet werden sollten. 6tens in Kriegsläuften die Edelleute, die sich in die Stadt retiriren wollten, ohne Widerrede zusammt ihren Familien aufzunehmen, und sie auch wieder nach ihrem Belieben frey und ungehindert abgehen zu laßen, ohne sie auf irgend eine Weise zu beeinträchtigen. Unerachtet diese Bedingungen nach dem, was die Cronstädter schon vorhin in Ansehung des Schloßes und der dazu gehörigen Dörfer geleistet hatten, und in Rücksicht auf die Dörfer, die sie dagegen abtreten mußten, nicht ganz den Wünschen derselben entsprachen, so mußte es ihnen doch zum Troste gereichen, daß sie doch endlich einmal ihres Besitzes und Eigenthums gewiß waren. Weswegen sie es denn dazu brachten, daß dieser Contract von Wort zu Worte den Landesgesetzen37 einverleibt, und ihnen nicht nur das EigenthumsRecht, sondern auch die Gerichtsbarkeit in jedem, auch peinlichen Fällen ohne die mindeste Einschränkung zugesichert, alles aber im Iahre 1652 durch ein feyerliches Privilegium bestättigt, und dieses dazu 1653 vor den versammelten Landständen zur ewigen Festhaltung verkündigt wurde |:App. Const. III. T. 82.; Arch. nro. 671-674.; Pall. p. 266-276.:|. Nach der Hand wünschten sie unter dem Fürsten Mich[ael] Apafi die Dörfer Sárkány, Parro und Gritt wieder an sich zu ziehen, er war auch so gutmüthig, daß er ihnen die Dörfer den 20ten März 1662 schenkte. Allein wie sie den 6ten May 1662 in den Besitz derselben eingesetzt werden sollten, so setzte sich der Fogarascher Fiscus dagegen, weswegen sie sich nur mit einer Protestation zu verwahren suchten, 37
Siehe: Approbatae Constitutiones Regni Transilvaniae, Pars III. Tit. 82, S. 162-168.
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die aber, so wie sie mit keinen statthaften Gründen unterstützt werden konnte, auch ohne Wirkung geblieben ist |:Arch. nro. 683-686:|. Hierin bestand also die wirtschaftliche Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Sie ließen dabey ihre Gemein-Wirtschaften, so wie die herrschaftlichen Güter durch die Magistratualen verwalten, denen nach Erforderniß einer oder mehrere Communitätsverwandte theils zur Hülfe, theils der Controlle wegen zugegeben wurden. So standen denn 1. Die Siebendörfer unter dem fungierenden, 2. das Schloß Törzburg, Krizba und Apátza unter dem alten Stadtrichter, 3. Zernest unter dem alten Stadthannen, 4. Tohán unter dem ältesten Senator. Die Unterbeamten wurden aus der Communität bestellt: in Törzburg nebst dem ungrischen Castellan ein Sächsischer; in den Siebendörfern ein Stadthauptmann und zwey Provisores oder Späne; in Zernest ein Provisor, so auch in Tohán ein Provisor. 5. Sárkány, nachgehends Neudorf, wurde durch zwey Senatoren verwaltet. 6. Vlédeny |:anfänglich mit Szunyogszég zusammen:| eben durch zwey Senatoren. Ihre Emolumente bestanden in den Wein- und Brandtweinschanks-Gefällen, in den Frohndiensten der Unterthanen, die dem fungierenden Stadtrichter 25 Erdoche zum Korn, 20 zum Gersten, dem alten Stadtrichter 20 zum Korn, 16 zum Gersten, den übrigen Magistrantualen nach Verhältniß unentgeldlich ackern, zurichten und einerndten |:Com. Protocoll p. 46 von 1630:|, so auch des Heu unentgeldlich abmähen, zusammenthun und einführen, auch sie mit dem nöthigen Brennholz das Jahr hindurch versehen mußten. Hiezu kamen die Geldesstrafen und die aus der Vergebung der Mühlen und Dorfsdienste erwachsenden zufälligen Sporteln38. In der Stadt wurde die allgemeine Kassa durch den Stadthann und einen Kassierer aus dem Magistrat, zweyen aus dem Secretariat, dann die Mautgefälle, so lange sie die Stadt in Pacht hatte, durch zwey Senatoren, verwaltet: übrigens 1. Kirchen- und Schulgebäude; 2. die Bier-, 3. Brandtwein-, 4. WeinWirtschaft, 5. das Magazin, wohin wegen alter Convention der 16te Teil der Zehendfrüchte von allen Dörfern außer Wolkendorf, Rothbach und Nußbach einfloß, 6. die Stadt-Mühlen, woher eben die Arrendfrüchte in das Magazin floßen, 7. die Gebirge, von welchen ein Theil zwar an die Magistratualen, die übrigen alle aber an jeden andern um eine mäßige Taxe vergeben wurden, 8. die Stadt-Brunnen, 9. die Stadthäuser und Gebäude, 10. das Spital und der zur Unterhaltung der Studenten gewidmete, sogenannte Studenten-Kasten, in dem 38
Verwaltungsgebühren, die direkt den Beamten zuflossen.
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hier vorgezeichneten Range durch soviele Senatoren mit Zugebung eines oder mehrerer Communtitätsglieder besorgt. Die baaren Gehalte waren allenthalben unbedeutend, bey einigen Wirtschaften gar keine. Die Belohnungen ergaben sich überall aus den zufälligen Vortheilen, die eine oder die andere Wirtschaft verschaffte, deren Ertrag die Stelle eines verhältnißmäßigen Procent vertrat. Ausserdem wurde das Theilamt39 in der Stadt durch zwey der angesehensten und auch in Rechten geübten Senatoren, in den Vorstädten hingegen, wozu auch die Biengärten40 und Walkmühlen41 gehörten, durch zwey Communitäts-Verwandte bestellt, die ihre Gebühren von den Partheyen bezogen. Dann wurden die 8 Quartale in Stadt und Vorstädten in Ansicht auf die aus denselben einzusammelnde Contribution auf eben soviele der jüngsten Senatoren vertheilt. Den verschiedenen Titeln nach, welche die Wirtschaften und Geschäfte führten, wurden die Mitglieder des Magistrats, deren außer den zwey fungiernden Officianten 16 waren, nicht haben auslangen können, wenn solche einzeln ausgetheilt worden wären. Allein es wurden bey Vergebung die Verdienste zum Maßstab genommen und einem Senator mehrere, dem anderen wenigere Aemter, nach Umständen verliehen, und auf diese Art Wirtschaften und Belohnungen in einem beständigen Gleichgewicht gehalten. Uns bleibt nur noch übrig zur Kirchlichen Verfassung der Cronstädter hin über zugehen, die uns ein neues weitläufiges Feld zu verschiedenen Betrachtungen eröffnen wird, und im nächstfolgenden Abschnitt abgehandelt werden soll.
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Teilamt: zuständig für Erbteilungen. Biengärten: 3-4 km nordnordwestlich von Kronstadt gelegen. Der Name geht zurück auf die Gärten, Imkereien und Sommerhäuser der Kronstädter Bürger. Die Walkmühlen der Kronstädter Wollweber standen ca. 5 km südöstlich der Stadt, am Tömöschkanal.
Schlossberg und Blumenau, 1735-1795 (Zultner u. Franz v. Seethal), AHG: 912.IV.66.
ACHTER ABSCHNITT
Von der Kirchlichen Verfassung der Cronstädter unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688. Wenn sich die deutschen Ordensritter in dem Besitze von Burzenland hätten erhalten können, so ist es möglich, daß sie dasselbe, gleich den Jesuiten in America mit der Zeit in ein 2tes Paraguay umgeschaffen haben würden1. In ihren Anstalten lag ganz der Keim zu einem ganz von Geistlichen abhängigen Staate, der auf den Fall seiner Entwicklung bey den Cronstädtern jede Aussichten auf bürgerlichen Wohlstand und Freyheit hätten verdrängen können. Allein zum Glück der Cronstädter ging dieser Keim nicht auf. Die Ritter entfernten sich aus dem Burzenländer Kreise und mit ihnen auch die Gefahren, womit die Freyheit der Cronstädter bedroht wurde. Diesen legte sich nun nichts mehr in den Weg, um sich unter dem Schutze ihres Königs vollends zu einem selbstständigen Körper zu bilden, ohne sich doch in die Sachen, die außer ihrer bürgerlichen Sphäre lagen, der Leitung der Geistlichen zu entziehen. Unter diesen werden in den älteren Urkunden die Plebani, als die Ersten dieses Standes namhaft gemacht, deren freye Wahl ihnen, so wie die Wahlfreyheit in Ansehung der weltlichen Beamten, erst vom König Andreas eingeräumt, hernach den Cronstädtern und Burzenländern besonders von König Sigismund 1428 bestättigt worden ist. Neben dem Stadtpfarrer erscheint bey der großen Kirche die Confraternitas Corporis Christi. Ihre Wiege war Gualdo2, ein unbedeutender Ort im Kirchenstaat zur Diöcese des Bischofs von Nocera gehörig. Hier bauten die Stifter dieses Ordens mit dessen Erlaubniß 1328 eine kleine Kirche an einem Orte, der den Namen die gute Mutter führte. Der Bischof gab dieser Kirche den Namen Corpus Christi und ließ dort für den neuen Orden ein Kloster bauen. Sie bekannten sich zur Regel des H[eiligen] Benedicts, ihr besonderes Gelübte war aber das, das h[eilige] Sacrament bey feyerlichen Umgängen zu tragen, 1
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In den Provinzen Rio de la Plata und Guaria des spanischen Vizekönigreiches Peru eröffneten die Jesuiten in den sogenannten „Reduktionen“ das Experiment eines „theokratischen Wohlfahrtsstaates“ (1610-1757). Diese Reduktionen bestanden aus dörflichen bis kleinstädtischen Siedlungen für die bekehrte indigene Bevölkerung. Allerdings lagen nur acht dieser 30 Reduktionen im heutigen Paraguay. Gualdo Tadino (ita.), Kreis Perugia.
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und dessen Fest mit ausgezeichneter Pracht und Andacht zu feyern, um die Gläubigen durch ihr Beyspiel desto mehr zur Verehrung dieses Geheimnißes zu ermuntern |:Helyot Geschichte der geistlichen Orden. B. 7. S. 239:|. Gläubige waren nach dem damaligen Sprachgebrauch diejenigen, die ihre Sünden dem Beichtvater in einer demüthigen Stellung bekannten, und sich der schweren Buße und Casteyungen, die ihnen dieser dafür aufzulegen für gut hielt, mit Geduld und Gehorsam unterwarfen. Die Bußen waren mannigfaltig. Einigen wurde auferlegt an bestimmten Tagen und Stunden lange Gebete herzusagen, oder das Vater Unser u[nd] d[er] g[leichen] in einer bestimmten Anzahl nach einander herzubethen, anderen sich außer den gewöhnlichen zwey Fasttagen, zwey andere Tage in der Woche vom Fleisch, oder nach Umständen von jeder anderen Speise zu enthalten, und mit schlechtem Wasser und Brod zu nähren, andern zu wallfahrten, andern wurde eine oder mehrere Quadragenen3 zuerkannt. So hießen eigentlich die Züchtigungen mit 40 Schlägen, welche geistlichen Personen wegen schwerer Verbrechen zugefügt wurden |:Schmied. Lexicon Eccles. coll. cap. Nullus Clericus XI. qu. I:|. Büßenden war es freygelaßen, sich diesen Züchtigungen mittelst der noch jetzt bey catholischen Andächtern bestehenden Geißelungs-Werkzeugen eigenhändig und ohne jemandes Beyhülfe anzuthun. Die Dauer dieser Buße hing von dem Ermeßen des Beichtvaters und in schweren Vergehungen, des geistlichen Gerichts ab. Fünf Jahre kostete die Heyrath mit einer Person, mit welcher man schon vorher Ehebruch getrieben hatte, sieben Jahre ein Ehebruch, Meineyd, Todschlag, Beyschlaf mit einem Vieh, fleischliche Vermischung mit zwey leiblichen Schwestern, mit einer Gevatterin, mit seinem Taufkinde, zehn Jahre die Vermischung mit einer Nonne, Empfang des H[eiligen] Abendmahls aus den Händen eines wißentlichen Ketzers, zwölf Jahre Vergehungen eines Presbyters mit seinem Beichtkinde, oder mit einer Person, die er einstmals selbst getauft hatte. Eine ganze Scale von Verbrechen und Bußen ist im canonischen Rechte dem Decreto Gratiani 4 angehängten Canonibus poenitentialibus angeführt, hingegen auch beygefügt, daß sich ein und andrer auch mit Geld lösen könnte. So wurden denn Vermögliche in den Stand gesetzt, sich ihrer Bußen mit baarer Münze zu entledigen, oder wenn ihre Opfer reichlicher waren, damit sogar einen Nachlaß an denjenigen Tagen und Jahren zu gewinnen, die ihnen jenseits dem Grabe im Fegefeuer zur Büßung ihrer Sünden bevorstanden. Für diese und zumal für die Aermeren waren noch bequemere Auswege erfunden, die ihnen außer der Besuchung wunderthätiger Bilder überhaupt gewiße vom 3
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Quadragene: verschärfte Buße, die über mehrere Jahre hinweg immer in der Fastenzeit (lat. Quadragesima) zu üben war. Decretum sive Concordia discordantium canonum. Kritische Ausgabe von Emil Friedberg, Leipzig 1879-81 (= Corpus Iuris Canonici, 1), Repr. Graz 1959.
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Papst ausgezeichnete Kirchen und Altäre zumal in den Tagen eröffneten, die der Verehrung des H[eiligen] Leichnams besonders gewidmet waren. Den Grund hiezu legte im Jahre 1312 der Papst Clemens V.5 indem er für jeden Gottesdienst, der in Früh- und Abendstunden am Frohnleichnam und dem Tage vorher, sowie überhaupt in dieser Octave besucht wurde, je 100 Tage, wenn aber nur die Vespern besucht wurden, für jede Vesper 40 Tage von der aufgelegten Buße erließ |:Cap. un. de reliqu. et ven. Sanct. II. Clemens:|. Diesen Weg verfolgten die nachfolgenden Päpste Urban IV. [sic]6 und Martin V.7 und versahen mit den hierüber verfertigten Ablaßbriefen zumal die Mönche vom Corpus Christi oder die Confraternitatem Corporis Christi, bey welchen gerade die Andachten ein eigenes Geschäft ausmachten, um die darinn erhaltenen Wohlthaten an ihre Beicht- und Kirchen-Kinder nach Gutdünken auszusprechen. Mit dieser Rüstung versehen schlug denn eine Abtheilung derselben ihren Sitz auch in Cronstadt auf. Einen bequemeren Ort hatten sie zu ihrer Absicht nicht auffinden können. Die Stadt lag gerade an der Grenze der Christenheit. Die benachbarten Wallachen, Armenier, Bulgaren, Griechen wurden als Ungläubige betrachtet. Es war zu hoffen, daß sie bey der Absicht der mit dem H[eiligen] Leichnam zu veranstaltenden prunkvollen Feyerlichkeiten erwecket werden dürften, sich der mit diesem Gottesdienst verbundenen Wohlthaten durch die Vereinigung mit den Gläubigen theilhaftig zu machen und dadurch die Anzahl der päpstlichen Steuerträger zu vermehren |:Indul[gentia]. Papae Bonifacii de 1420 [recte: 1399] coll.8; Ind[ulgentia] Sixti IV. 14749. Ausz. nro. 3. et 8:|. So wurde denn die Bank zwischen Himmel und Erde eröffnet. Jedermann hatte hiezu freyen Zutritt, zumal diejenigen, denen es glückte, die des Handels wegen herbeyströmenden zahlreichen Griechen, Wallachen, Armenier, Bulgaren der christlichen Kirche zuzuführen, überhaupt alle, die sich soviel als möglich jeden Sonntag und Feyertag und wenigstens an den zur Andacht besonders ausgezeichneten Tagen zum Hochaltar in der großen Kirche hinzu naheten und – was niemals ausgelaßen wurde – etwas zur Ausschmückung an Büchern, Kelchen, Leuchtern, Kleidungsstücken entweder bey Leben beitrugen, oder auf den Todesfall vermachten. So entstanden denn die noch jetzt vorfindigen verschiedenen Ablaßbriefe. Diejenigen, die sich in der Bekehrung der Ungläubigen hervorthaten, hatten sich aus der Freygiebigkeit des Papstes Bonifacius an den ihnen auferlegten Bußen, den Erlaß von vier Jahren und so vielen Quadragenen zu versprechen |:Bonif. Ind. d. 1420 [rec5 6 7 8 9
Clemens V. (ca. 1260-1314), Papst (1305-1314). Urban V., Papst (1362-1370). Urban IV. war von 1261 bis 1264 Papst. Martin V., Papst (1417-1431). Druck: Ub. Bd. 3. Nr. 1445. Druck: Ub. Bd. 7. Nr. 4029.
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Achter Abschnitt
te: 1399]. supra cit.:|. Wer von den Meßen, die von der H[eilig] LeichnamsBruderschaft jeden Freytag im Jahr auf dem Altar der großen Kirche gelesen wurden, vom Anfang bis zum Ende beywohnte, und zugleich dem Altar das seine beysteuerte, gewann an den ihm auferlegten Bußen für jede Meße eine Nachsicht von 40 Tagen |:Georgii Archiep[iscopus] Strig[onensis] Ind[ulgentia] de 1427:|10. Glücklicher waren diejenigen, die dem Gottesdienst in dieser Kirche am Feste Mariä Heimsuchung11 beywohnten und zugleich den Altar begabten. Denn diesen wurde vermöge eines von Papst Nicolaus V.12 im Jahre des 1450ten Jubeljahres ertheilten Ablaßes, sieben Jahre und sieben Quadragenen, ja, wenn sie die ganze Woche aushielten, noch drüber für jeden Tag 100 Tage von ihren Bußen erlaßen |:Ind[ulgentia] Nicol[aus] V. 1450:|13. Wer aber diese Meße alle Sonntage, alle Donnerstage, alle Sonnabende, alle Feyertage, und in der Frohnleichnams-Woche alle Tage besuchte, der hatte für jede Meße einen Nachlaß von 40 Tagen zu erwarten |:Jacob[us] Episc[opus] Budou[ensis] Ind[ulgentia] 1451:|14. Ja, im Jahre 1466 wurde allen ohne Unterschied, die den Gottesdienst dieser Kirche besuchten, und auf diesem Altar auch für ihre verstorbenen Angehörigen das Opfer veranstalteten, für jede Meße 40 Tage erlaßen |:Johannis Episc[opus] Mold[auensis] Ind[ulgentia] 1466:|15. Papst Sixtus IV. ging noch weiter und erließ denjenigen, die diesem Gottesdienst alle Jahre am Feste Mariä Heimsuchung und die zwey vorhergehnden, wie auch die zwey nachfolgenden Tage beywohnten, für ein Jahr sieben andere Jahre, und eben soviele Quadragenen an ihren Bußen. Damit aber auch der Gottesdienst desto mehr gefördert werden möchte, so wurden dem Stadtpfarrer vom Papste noch 15 Ordens- oder Welt-Geistliche zur Beyhülfe zugestanden |:Sixti IV. Ind[ulgentia] de 147416 et Jul[ii] II. 1512:|17. Um den Andächtigen noch mehren Muth zu machen, wurde vom Johann, Erzbischof von Gran der vom Papst zugesicherte Ablaß noch mit 100 Tage erweitert |:Joh. Arch. ind. 1474:|. Der mit ihm in Siebenbürgen wetteifernde Albenser Bischof Gabriel erstreckte seine Wohlthaten 1475 noch weiter und erließ allen ohne Ausnahme, die die Kirche, wann immer, besuchten, wenn sie nur auch zum Schmuck was beitrugen, 100 Tage |:Ind. Gabr. Episc. Alb. 1495:|. In der Folge suchte die Geistlichkeit diese Feyerlichkeiten dadurch zu erheben, daß sie das Jahr hindurch in jedem Monate, den ersten Freytag nicht nur das Hochamt hiel10 11 12 13 14 15 16 17
Druck: Ub. Bd. 4. Nr. 2.004. 2. Juli. Nikloasu V. (1397-1455), Papst (1447-1455). Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2709. Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2761. Druck: Ub. Bd. 6. Nr. 3447. Druck: Ub. Bd. 7. Nr. 4029. AHG: I.E. 75.
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ten, sondern auch noch ehe das Amt anging, mit dem H[eiligen] Leichnam einen feyerlichen Umgang in der Kirche selbst veranstalteten. Um nun auch dieser gottesdienstlichen Uebung mehr Schwung zu geben, erließ Thomas, Erzbischof von Gran jedem ohne Unterschied, der dem selben von Anfang bis zu Ende beywohnte, und etwas zusteuerte, für jede Messe 100 Tage |:Ind. Thomae. Card. 1510:|18. Am freygebigsten war Papst Leo X. Die von Papst Sixtus zugestandenen und von Julius II. bestätigten Vergünstigungen erstreckten sich nur auf sieben Jahre und sieben Quadragenen. Leo X. hingegen erließ denjenigen, die dem Gottesdienst am Sonntag Lätare19 beywohnten und in den zwey vorhergehenden und zwey nachfolgenden Tagen beywohnten, noch überdieß 10 Jahre und 10 Quadragenen. Ja er erlaubte dem Stadtpfarrer unbestimmt, soviel Beichtiger, als er nöthig hätte, zu Hülfe zu nehmen, und den Layen die Vergebung aller, auch der größten Sünden zu ertheilen |:Ind. Leonis X. 1516:|20. In welcher Zeit die Bruderschaft vom heiligen Leichnam in Cronstadt eingetreten, erhellet aus dem oben angezogenen Ablaßbrief, der ihnen den 26. Juli 1409 vom Erzbischof zum Gebrauch hinaus gegeben worden. Ihnen zu Liebe, vielleicht zum Eingruß, vermachte denn gleich 1408 ein gewißer Simon Pudel nebst seinem Weibe für sich und seine Nachfolger, zum Altar alljährlich einen Ducaten |: Sim. Pudel de crastino Epiph. 1408:|21 und in diesem Zeitraum trifft auch die der Bruderschaft von Thomas Plebanus und Antonius Sander gemachte Schenkung der Hälfte von Zernest und Tohán, welche wir oben erwähnt haben, wodurch der Grund zum nachherigen Besitz der Total-Dörfer Zernest und Tohán gelegt wurde. Es hatten aber noch vor dem Eintritt dieser Bruderschaft die Dominicaner das Kloster Petri und Pauli in der eben daher auch den Namen führenden Klostergasse inne. Zur Unterhaltung dessen wurde: 1tens Am Feste Marci22 1342 von einem gewissen Nicolaus Cresche |:Kreisch:| und seinem Eheweib Margaretha die Hälfte der Gefälle von einer Mühle verordnet, die diese Eheleute vor dem Gesprenge besaßen. In der hierüber verfaßten Urkunde ist die Bedingung beygefügt, daß die im Kloster befindlichen Brüder in der S[ankt] Jacobskirche, die der Stifter selbst erbaut habe, für ihn und seine Befreundeten Meße lesen und für jede Meße einen Kübel Korn aus der Mühle empfangen, der Rest aber dieser Gefälle zum Klosterbau und andern Bedürfnißen verwendet werden solle. Was dieses für eine Kirche gewesen, läßt sich nicht absehen, wenn es nicht eine an die Klosterkirche, die noch heutigen Tages unter dem Namen der catholischen Pfarrkirche bekannt 18 19 20 21 22
AHG: I.E. 73a. 4. Fastensonntag. Vgl. AHG: I.E. 181. Wohl Simon Reudel, vgl. Druck: Ub. Bd. 3. Nr. 1601. 25. April.
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Achter Abschnitt
ist, angebaute Kapelle gewesen, gleichwie denn auch von der Mühle selbst, die damals die Pfaffenmühle geheißen, nach der Hand aber vermuthlich durch eine Ueberschwemmung zerstört worden, jetzt keine Spur mehr zu finden ist. Vielleicht aber hat sich der Verfaßer des Testaments selbst bey der damaligen Armuth der Sprache nicht gehörig ausgedrückt und statt des Wortes Capelle oder Altar eine Kirche gesetzt, denn es wird 2tens in einem andern Vermächtniß, das zwey Senatoren Christian Roth und Simon Clump im Jahre 1464 eben zu diesem Kloster mit einem Hause am Burghals und dem dazu gehörig Garten, Teich, Zwinger, Scheune, Stallungen und Waßerleitungen gemacht, auch eines dem H[eiligen] Nicolaus gewidmeten Altars erwähnt, auf welchem diese Ordensgeistlichen nach dem Verlangen der Stifter jährlich die erste Meße im Jahr für sie und ihre Vorfahren zu lesen, verbunden seyn sollten. |:Test. Chr. Roth und Sim. Clump d. 1464:| 23. Es muß also auch jenes nicht eine Kirche, sondern ein etwa in einer Nebencapelle oder Halle angebrachter, dem S[ank]t Jacob gewidmeter Altar gewesen seyn. Außer diesen Privatvermächtnißen verlieh: 3tens König Ladislaus V. 1455 zum Behuf dieses Klosters und der darin wohnenden Dominicaner aus dem S[ank]t Martinszins jährlich 10 Mark Silbers, wozu der König Matthias 1462 noch 2 Mark hinzu setzte, welche 2 Mark jedoch, wie ein offener Brief von König Vladislaus II. von 1498 und ein von eben demselben am Aschermittwoch 1500 verliehenes Privilegium, wie auch ein anders vom Fürsten Sigismund Báthori im Jahre 1590 erfloßenes Privilegium zeiget, nicht an das S[ank]t Peterskloster, sondern an das Hospital, das von der Stadt zu Ehren des H[eiligen] Leichnams erbaut gewesen, abgegeben worden sind. Neben jenen 10 Mark Silbers wurden 4tens für dieselben eben von König Ladislaus V. im Jahre 1456 aus den Salzgefällen in Salzburg24 50 Gulden ausgeworfen, welche ihnen alle Jahre um das Fest Johannis25 ausgefolgt werden sollten |:Ladislai V. Don. 1456:|26. Der gemeinen Sage nach hat sich, wie wir schon oben erwähnet, auf der Stelle, wo jetzt das Franciscanerkloster steht, ein Nonnenkloster befunden. Es ist uns indeßen keine Urkunde vorgekommen, die dieses verbürgen sollte. Wir begnügen uns also dieses, als eine bloße Sage anzumerken, ohne uns in eine nähere Erklärung darüber einzulaßen. Mit mehrerer Zuverlässigkeit gedenken wir der S[ankt] Martins-Kapelle, die im Jahre 1395 von König Sigismund zu Ehren des H[eiligen] Martins am Schloßberg gestiftet wurde. Der König widmete hiezu aus dem S[ank]t 23 24 25 26
AHG: I E 58, Bestätigung des Rates über diese Schenkung an das Dominikanerkloster. Ocna Sibiului (rum.), Vízakna (ung.), Salzburg (dt.), Kreis Sibiu. 24. Juni. Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 3.016.
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Martinszinse 40 Gulden unter der Bedingung, daß dafür in der Kapelle alle Wochen vier Meßen, dann am 2ten Tag nach Martini, am 4ten nach Ladislaus, am 5ten nach Sigismundi, und am Sonnabend vor den Marien Tagen, immer eine Meße vom Stadtpfarrer veranstaltet werden sollte. Also zwar, daß dieser, wenn er sich dabey einige Saumseligkeit zu Schulden kommen ließe, jede versäumte Meße mit einem Gulden, bey weiterem Verzug aber doppelt zu büßen gehalten seyn sollte. So läßt sich wenigstens das den Cronstädtern zu Bestättigung dieser Stiftung den 19. Junii 1427 eben vom Kayser Sigismund verliehene feyerliche Privilegium, welches nachgehends vom K[önig] Ladislaus V. 1455 und K[önig] Matthias 1462 bestättigt wurde, erklären, obgleich in den nachfolgenden Jahren, wie hier gleich folgen wird, noch mehrere Meßen hinzu gekommen. Es wurde nämlich zur Unterstützung des Gottesdienstes bey gedachter Kapelle von Kayser Sigismund und nachgehends von König Albert, eine dem Dominikanerkloster gegenüberstehende Hofstelle, sammt Zugehör geschenkt und diese Schenkung 1441 auch von der Königin Elisabetha bestättigt. Damals stand auf diesem Hof ein einziges Gewölbe, ein Keller, eine Einfahrt und ein leeres Stück Erde, das rückwärts nebst einer anderen wüsten Hofstelle 77 Schuh betrug, mit dem Vordertheil gegen Osten, mit dem Hintertheil gegen Westen stehende. Allein die Mauern waren zerrißen, und erforderten eine gänzliche Herstellung. Der Kaplan bey der S[ank]t Martins-Kirche war zu dürftig, als daß er die hiezu gehörige Wohnung hätte ausbauen können. Vielmehr nahm er am Andreasfeste27 1446 von Nicolaus Dosa, den wir schon bey Zernest und Tohán haben kennen lernen, 42 Gulden baar zur Bestreitung der bey der S[ank]t Martins-Kapelle vorfallenden Bedürfniße auf, und verpfändete ihm dafür, zumal auch in Rücksicht anderweitiger in Vertheidigung der Rechte dieser Kapelle geleistete gute Dienste, diesen wüsten Platz mit allen Freyheiten und Nutzungen, die in einem Gulden Hausmiethe von jedem Einwohner bestanden |:1ste Fassion 6. Petronillae 144328. 2te Andreae 1446:|29. Ja er borgte im folgenden 1447sten Jahr gegen Verpfändung eben dieses Grundes von demselben noch andere 8 Gulden. Dosa wurde indeßen so wie die Einwohner der darin befindlichen Gelegenheiten vom Magistrat vielfältig angefochten und ihm unter besondern Vorwänden sogar die Dienstleistung bey der Kirche von dem selben untersagt, weswegen er sich bey dem Erzbischöfflichen Vicarius beklagte und unter dem 5ten December 1447 vom Thomas Armenus, der eben der Vicarius war, einen Schutzbrief wider den Magistrat bewirkte
27 28 29
30. November. Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2.459. Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2.560.
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Achter Abschnitt
|:Schutzbrief dd. 5. XII. 1447:|30. Ja ein gewißer Friedrich Pyberstein, der sich Comes Palatinus S. Lateranensis palatii ac Ordinis S. Spiritus, per Vicaritum inferioris Alemanniae in Ducatu Austriae, Regnique. Hungariae, Bohemiae, Poloniae, Silesiae et Tranniae Conservator et Procurator schrieb, stellte ihm den 18. Jenner 1449 einen noch kräftigeren Schutzbrief aus |:Pybersteinischer Schutzbrief 18. Jan. 1449:|31. So groß war das Gewirre dieser Zeiten, wegen vorgefallener Mißverständniße wird der Magistrat nicht bey seinem, sondern beym geistlichen Gericht verklagt und hierauf nicht vom Erzbischof, auch nicht von seinem Vicarius, sondern von einem Handlanger der geistlichen Gerichtsbarkeit mit dem Bann bedroht. Von demjenigen, der einige Jahre darauf, eben diesem Magistrat, den er vom Himmel auszuschließen gedrohet, einen demuthsvollen Revers mit Auslassung der oben erzählten prunkhaften Titulaturen, bloß unter dem Namen Artium & Decretorum Doctor ac Ordinis S. Spiritus, eingelegt, wo er ihm bey Verlust seiner Güter und Gerechtsamen, zumal seines priesterlichen Amtes, alle Treue und Gehorsam zu leisten angelobte |:Pyberstein Revers vom 9. März 1455:|32. Wiedersprüche dieser Art sollten sich kaum denken laßen, wenn nicht die Original-Urkunden, die sich bewähren, vorfindig wären. Was nun die auf oberwähnten Gründen stehenden Häuser betrifft, so werden sie in einem vom König Vladislaus II. späterhin erlaßenen offenen Brief, mit den ihnen anklebenden Freyheiten und Verbindlichkeiten nahmhaft gemacht |:Vladisl. II. Patentes Fest. Nativit. Mariae 1496:|33. Es waren deren 14. Aus der von denselben eingehenden Miethe sollten die Woche hindurch 3 Meßen für das königliche Haus in der S[ank]t Martins-Kapelle unterhalten werden. Da aber die Einwohner in ihren Freyheiten beunruhigt wurden, so befahl der König dem Magistrat, dieselben zu schützen, es wäre denn, daß hiebey den Stadt-Privilegien zu nahe getreten würde. Bey allen diesen Vergünstigungen war man doch mit den Meßen, die sie zur Absicht hatten, niemals im Reinen. Der Stadtpfarrer hätte sie aus den 40 Gulden, die er vom S[ank]t Martins-Zins erhielt, bestellen sollen, aber er steckte die 40 Gulden ein und ließ es hiebey bewenden. Nun gebot also König Ludwig II. selbst, der Magistrat sollte die 40 Gulden selbst in Empfang nehmen und einen eigenen Priester bey der Kapelle mit Vorbeygehung des Stadtpfarrers anstellen und unterhalten |:Lud. II. Cossion. vom Sonntag nach der Himmelfahrt Christi 1520:|34. Auf diesen Befehl hin wurden also der 30 31 32 33 34
Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2.614. Herrmann irrt in der Datierung, richtig ist 18. Januar 1455. Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2.952. Druck: Ub. Bd. 5. Nr. 2.962. AHG: I.E.67. Vgl. AHG: I.E.92 und I.E.182.
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Magistrat mit dem Stadtpfarrer M. Anton Reivel35 darüber eins, daß künftig diese 40 Gulden in 3 Theile getheilt werden und davon: 1tens dem Stadtpfarrer zur Unterhaltung eines beständigen Kirchendieners und der dazu erforderlichen Gehülfen alljährlich 16 Gulden. 2tens dem Kirchen-Patronen zur Schadloshaltung für die durch die Versäumniße des Stadtpfarrers erlittene Einbuße andere 16 Gulden. 3tens dem bey der Kapelle dienenden Presbyterio zur Beysteuer die übrigen 8 Gulden zugegeben werden sollten, doch alles nur solange der gegenwärtige Stadtpfarrer im Leben wäre, ohne daß der künftige Stadtpfarrer an diese Bedingungen Gebunden seyn sollte. Dieser Vergleich wurde den 3. Juli 1520 vom Apostolischen Notarius publicus und Artium Baccalaureus Antonius verfaßet |:Vergleich dd. 3. Juli 1520:|36. Damit nun diese Anstalten nicht wieder in Verfall kommen möchten, gebot der König Ludwig II. am Tag vor Bartholomäi 1520, daß die Miethe von 14 Häusern nicht mehr, wie bisher durch einen seit den Zeiten des Gubernators Johann Hunyad eingerißenen Mißbrauch geschehen, mit der Königlichen Steuer vermischt werden, sondern der S[ankt] Martins-Kapelle und ihrem Kaplan unmittelbar zu gute kommen, sodann aber die noch vom Stifter König Sigismund festgesetzten 3 Meßen, eine zu Ehren des H[eiligen] Martins, die 2te zu Ehren der alten Könige Stephan, Ladislaus und Emericus und die 3te für die übrigen theils abgestorben, theils im Leben seyenden Ungrischen Könige ununterbrochen alle Woche in dieser Kapelle gelesen werden sollten. Es wurde also im folgenden 1521ten Jahr am Montag vor Weyhnachten auch vom Magistrat und der Communität festgesetzt, daß von nun an die Gefälle von diesen 14 Häusern, die für 28 Gulden jährlich berechnet wurden, da sie vorhin nur Ufl. 7,48 abgeworfen, gradeweg dem Bergprediger alle Jahr entrichtet werden sollten |:Decretale Coron. p. 158:|. Bey diesem Rathschluß kläret sich erst auf, daß diese Häuser in der Johannis-Neu-Gaße gelegen sind. Vergleicht man hiemit, was wir oben von der Lage und dem Umfang des ganzen Grundes nach Andeutung des Dosaischen Pfandbrief angeführet haben, so ergibt sich, daß dieselben auf der Stelle gestanden, wo sich heut zu Tage das Gustische Haus am Klosterthor befindet, und bis in die Johannis-Neu-Gaße erstreckt haben. Uebrigens überlebte der Stadtpfarrer M. Anton Revel obigen Vergleich nicht lange. Er starb in diesem Jahre schon, in welchem der Doctor Marcellus Jacobinus zu seinem Nachfolger erwählet wurde |:Ziegeleri Barcia :|. So weit reichen die Nachrichten, die wir von den Cronstädter Filial-Kirchen aus den älteren Zeiten aufweisen können. Der ihnen vorgesetzte Stadtpfarrer oder Plebanus bildete mit den übrigen Plebanis der umliegenden 13 freyen 35 36
Antonius Revel, Kronstädter Stadtpfarrer von 1499 bis 1523. AHG: I.E.88.
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Märkte und Dörfer das Burzenländer Decanat oder Capitul. Um dasselbe kennen zu lernen, müßen wir zuvörderst anmerken, daß Siebenbürgen vor Alters zwey Bischöfe hatte. Der eine war der Milkovienser37, der andere der Albenser38. Unter den ersten gehörte das Hermannstädter und Cronstädter Capitul, unter den letzten alle übrigen Siebenbürgischen Capitul. Ersterer stand unter dem Erzbischof von Gran, letzterer unter dem Erzbischof von Kolotza. Aber im Jahre 1345 wurde das Milkovienser Bistum von den Tartaren zerstört, ohne mehr besetzt zu werden. Der Albenser Bischof gedachte nunmehr auch die unter diesem Bischof gestandenen zwey Capitul sich zuzueignen, allein der Erzbischof von Gran ließ sie nicht aus den Händen. Daher bekannte das Capitul in einem vom Magistrat 1380 ausgestellten Vergleichsinstrumente, wovon wir unten mehreres sagen werden, daß er sich den darin enthaltenen Bedingungen, vermöge des theils schriftlich, theils mündlich von seinen Herrn Cardinalen durch desselben Vicarius, den Ofener Probsten Johannes bey ExcomunicationsStrafe, erhaltenen Befehls pünctlich fügen wollte. Daher wurde in den vom Erzbischof im Jahre 1385 und 1427 ausgegangenen Ablaß-Briefen, deren wir oben zum Theil erwähnt haben, die Cronstädter Kirche ausdrücklich zur Graner Diöcese gerechnet |:Ind. Archiep. Demetrii dd. 6. ante Georg. Székely Vásárhély 138539 und Ind. Archiep. Georgii dd. 2 Fest. Res. Dni. 1427:|40. Wahrscheinlich veranlaßten die zwischen diesen zwey Diöcesen dießfalls obwaltenden Mißverständniße den Erzbischof von Gran, Dionysius im Jahre 1446, daß er es sehr hoch aufnahm, daß sich gewiße Geistliche in Siebenbürgen beygehen ließen, mittelst der von ihnen vorgewiesenen Apostolischen Briefe das Volk irre zu führen und auch Erpreßungen zu machen und daher den Hermannstädter und Cronstädter Decanis den gemeßensten Befehl ertheilte, allen unter ihnen stehenden Geistlichen bey Strafe der Excomunication zu untersagen, von irgend einem Apostolischen Befehl ohne sein Vorwißen in seinem Kirchenspiel einigen Gebrauch zu machen |: Dionys. Archiep. Coss. in vigilia ante Petri 1446:|. Auch war es der im Jahr 1447 durch seinen Vicarius Thomas Auranus [sic! Armenus], aus der ihm als Erzbischof zukommenden Gewalt, in einer zwischen der Geistlichkeit und dem Magistrat entstandenen Zwistigkeit den Ausspruch that, und das Instrument hierüber dem Capitul sowohl als dem Cronstädter Magistrat ausfertigte, so auch eine ähnliche Päpstliche Entschließung über andere Puncte den 20. Jenner 1450 durch den Notarius publicus Urbanus Petri aus seiner Kanzley heraus geben ließ. Nachgehends ereignete sich eine Vacanz in der Brenndörfer41 Gemeine im Jahre 37 38 39 40 41
Bistum von Milkow. Bistum von Weißenburg (rum. Alba Iulia, ung. Gyulafehérvár). Druck: Ub. Bd. 2. Nr. 1.201. Druck: Ub. Bd. 4. Nr. 2004. Bod (rum.), Botfalu (ung.), Brenndorf (dt.), Kreis Brașov.
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1456. Hier bestättigte eben er aus Erzbischöflicher Gewalt den Jacobus, Sohn des Johannis von Slathna42 zum Pfarrer und trug den Pfarrern von Petersberg und Weydenbach auf, denselben in seinem Namen in die Kirche einzuführen. Zwar erschien im Jahre 1451 zum Behuf der großen Pfarrkirche ein Ablaß-Brief vom Albenser Suffraganus Jacobus, und ebenso im Jahre 1466 ein anderer von Seiten des Johannes, der sich grade Suffraganus des Nicolaus, Bischof des Albenser Bistums und den Decanten von Hermannstadt und Cronstadt schrieb, wie auch im Jahre 1475 ein dritter im Namen des Albenser Bischoffs Gabriel, die wir alle dreye oben schon angezeigt haben. Allein der Erzbischof von Gran baute dem Gedanken, der hiedurch etwa bey einem oder dem andern hätte entstehen können, als ob das Capitul doch nicht von ihm, sondern vom Albenser Bischof abhinge, dadurch vor, daß er den unmittelbar vom Papst Sixtus IV. den 20. März 1474 zum Behuf der hiesigen großen Kirche ausgegangenen Ablaß-Brief den 1. Junii 1474 in seiner Kanzley transsumiren43 und den Cronstädtern zum Gebrauch hinausgeben ließ. Eben so ertheilte denn auch im Jahre 1510 der Erzbischof Thomas der Cronstädter Kirche als zur Milkower Diöces gehörig, und von ihrer Gerichtsbarkeit abhängig den oben angezogenen Ablaß-Brief für jeden ohne Unterschied, der den Altar in der großen Kirche besuchen würde. Daher findet man in den Capitular-Acten, daß die beyden Capitul, das Hermannstädter und Cronstädter im Jahre 1512 vom Erzbischof von Gran an den Päpstlichen Stuhl apellirt, hingegen Leo X. beyde Capitul 1513 dem Erzbischof von Gran ausdrücklich untergeordnet hat. Daher schrieb er denn auch in seinem den 28. December 1516 ausgefertigten Ablaß-Brief von der Cronstädter Kirche ausdrücklich, daß sie zur Milkower Diöcese gehöre. Der Cronstädter Geistlichkeit hätte es übrigens gleichviel seyn können, ob sie vom Albenser Bischof, oder vom Erzbischof von Gran abhingen, wenn nicht hiemit besondere Vorzüge verknüpft gewesen wären, die andern Capituln nicht zukamen. Dadurch, daß das Capitul keinen Bischof in Siebenbürgen, sondern bloß den Erzbischof von Gran über sich erkannte, erhielt es schon 1420 vom Erzbischöflichen Vicarius Matthaeus die volle Gewalt über alle rechtlichen und peinlichen Fälle, die vor das Geistliche Gericht gehörten, aufzunehmen, darüber zu erkennen, und den Spruch auch auszuführen, die Laster und Ausschweifungen zu beßern und zu bestrafen, die Kirchenzucht auszuüben, Strafen aufzulegen, und dieses auch in Fällen, die sonst nur dem Erzbischöflichen Stuhl vorbehalten seyen, wenn sie ihnen nicht gar zu wichtig wären, auch vom Bann zu befreyen, und denselben nach seiner Erkenntniß 42 43
Zlagna, Zlacna (rum.), Szászalatana (ung.), Schlatt, Klein-Schlatten (dt.), Kreis Sibiu. Transsumere (lat.): übertragen, hinübernehmen; od.: Transsumpt od. Insert: Der Inhalt einer älteren Urkunde wird in eine neue Urkunde aufgenommen, um ihn in seiner Rechtsgültigkeit zu bekräftigen
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in andere Strafen zu verwandeln, so auch den Clericis die Weihe zu ertheilen |:Matthaei Dec. Festo D. Georg. 1420:|44. Hier entsteht denn nur die Frage, wie weit sich die Sphäre der Geistlichen in Gerichtssachen erstreckt habe? Die Gerichtsbarkeit an sich selbst hatte König Andreas im Grundprivilegio 1224 den Geistlichen in Cronstadt wie in der ganzen Nation in geistlichen Sachen zugesichert in den Worten: de omni jure Ecclesiastica secundum antiquam consuetudinem eis |:Sacerdotibus:| respondeant.45 Insonderheit aber wurden die Cronstädter Geistlichen im Jahre 1342 bey der Gelegenheit, wie sie sich über Eingriffe des Magistrats in ihre Gerichtsbarkeit beklaget hatten, dawider durch einen offenen Brief von König Ludwig geschützet. Indeßen erhellet doch aus einem vom Capitul unter dem Titel Rectores Ecclesiarum Capituli Brassoviensis im Jahr 1380 am Samstag vor dem Feste der 11.000 Jungfrauen46 verfaßten und oben mit einem Worte berührten Instrumente, daß es schon in älteren Zeiten Klippen gegeben, wo sich der Magistrat mit dem Kapitel dieses Punctes wegen angestoßen. In vorgedachtem Instrumente verpflichtet sich das Capitul künftig hin den Magistrat in allen Angelegenheiten kräftig zu unterstützen und sich weder selbst, noch in seinen Untergebenen dem Magistrat entgegen zu setzen, sondern diejenigen, die sich entweder an den Beamten, oder an den Bürgern in Worten und Thaten vergingen, zur Verantwortung und Strafe zu ziehen und in ihre Schranken zu weisen. Außerdem sich nirgends anders als in der Stadt zu versammeln. Dieser letzte Punct muß auch in den folgenden Jahren einen besonderen Einfluß auf die Verhältniße zwischen beyden Ständen gehabt haben. Außerdem, daß sich der Magistrat vom ganzen Instrument den 7. Juni 1447 durch den Notarius publicus Nicolaus Dosa de Prásmár eine beglaubigte Abschrift geben ließ, kommt derselbe auch in einer Urkunde, die am Feste Barbara47 eben dieses Jahres vom Erzbischöflichen Vicarius zur Richtschnur beyder Stände wegen der bisher vorgewalteten Irrungen ausgefertigt worden, gleich im Anfang vor, wo vorgeschrieben wird, daß das Capitul seine Sitzungen nirgends anders als in der Stadt halten sollte. Uebrigens enthalten diese beyden Verfügungen, sowohl diese vom Jahre 1447, als auch diejenige die, wie wir oben erwähnet, den 20. Jenner 1450 im Namen des Erzbischöflichen Stuhles erfloßen, den Bescheid auf verschiedene Fragen, die das Capitul der Bestimmung des Erzbischofs unterlegt hat. Fragen und Bescheide verrathen den Geist der damaligen Zeiten und müßen in den Gemüthern der nachkommenden Generationen frohe Gefühle über die seitdem 44 45
46 47
Vgl. Ub. Bd. 4. Nr. 1881. Übersetzung: in allem kirchlichen Recht sollen sie ihnen [den Pfarrern] nach altem Herkommen Rede und Antwort stehen. 20. Oktober 1380. 6. Dezember 1447.
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veränderte Denkungsart erwecken. Die Gegenstände liegen in bunter Reihe vermischt durcheinander. Wir wollen uns bemühen, sie, soviel als möglich zusammenzufaßen. Vermöge dieser zwey Beschiede gehören denn 1tens unter das geistliche Gericht, d[as] i[st] unter den Decanus und das Capitul in der Regel alle Clerici, mithin nicht nur geweihte Priester, sondern auch die zu den minderen Orden gehörigen und dem Zwange des Coelibats nicht unterliegende Kirchendiener, d[as] i[st] die Cantoren, Psalmisten48, Glöckner, Küster, Lectoren, Ministranten |:Schmied Lexic. Eccl. sub voce: Clerici:|. Diese alle genoßen der sonderbaren Vorzüge, daß derjenige, der es wagte, Hand an sie zu legen, auf der Stelle in den Bann verfiel. Ausserdem durften sie vor kein weltliches Gericht gezogen werden. Nur konnten diejenigen an dieses Vorrecht keinen Anspruch machen, die neben dem, daß sie verheiratet waren, weder die Tonsur noch geistliche Kleider hatten, vielweniger diejenigen, die entweder eine Wittib, oder gar eine geschwächte Person zur Ehe hatten, oder zum zweytenmal heirateten. Ferner unterlagen auch die Hausgenoßen der Geistlichen, wenn sie gleich Layen waren, woferne sie sich innerhalb der geistlichen Wohnungen an jemanden vergriffen, dem geistlichen Gerichte. Geschah dieses aber ausserhalb der geistlichen Wohnung, so mußten sie sich dem weltlichen Gerichte unterwerfen. Hingegen war der Decanus befugt, auch Fälle aufzunehmen, wo Layen die Beklagten waren, wenn diese ein geistlicher oder weltlicher Richter belangte, aber keinen Beschied erhalten konnte. Wenn auch Wittwen, und andere preßhafte Personen wegen Erbschaften in Anspruch genommen wurden und es in die Frage kam, wer solches bisher beseßen hätte, so entschied hierüber der Decanus und dem weltlichen Richter blieb nur übrig über die Streitfragen zu erkennen, die außer dem Besitzrechte zwischen den Partheyen bestanden. Irrungen zwischen Verlobten unterlagen ohne Ausnahme dem geistlichen Gerichte, hingegen gefallene Personen49 sowohl dem geistlichen als weltlichen. Diesem in Ansehung der bürgerlichen Strafen, jenem in Ansehung der Kirchenzucht, gleich wie denn die Geistlichkeit auch berechtigt war, die Morgengaben zu bestimmen, die der Mann der gefallenen Person zu entrichten hatte, wenn er sie nicht heyrathen wollte. Indeßen war überhaupt der Wirkungskreis der Geistlichkeit in Absicht auf die rechtlichen Fälle so ausgedehnet, daß dem weltlichen Gerichte beinahe nichts als die Erkenntniß, über Schuld- und Injurien-Sachen50 übrig blieb. Denn es gehörte vor das geistliche Gericht außer den Ehesachen 1tens in Erbfällen die Beurtheilung der Testamente, in wie weit sie milde Stiftungen enthielten, 48 49 50
Psalmista: Kantor. „Sündige“ Menschen. Beleidigung durch Worte oder Tätlichkeiten.
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Irrungen wegen der Morgengabe und wegen des den Kindern gebührenden gesetzlichen Antheils, 2tens Klage lediger Weibspersonen wegen Nothzüchtigung, 3tens Ehebruch, 4tens alle in das Zehendwesen einschlagenden Gegenstände, 5tens Kirchenraub, 6tens Vergreiffungen an der Kirche und ihren Zugehören, 7tens übermäßiger Wucher, 8tens Meineyd, bey welchem doch auch dem weltlichen Gerichte zugelaßen wurde, über die bürgerliche Strafe des Meineyds zu erkennen, 9tens Mordbrennerey, 10tens Mordthaten am Weibe begangen, 11tens Bigamie, 12tens Knabenschänderey, 13tens Selbstmord, 14tens Ketzerey. 2tens wurde in Ansehung der Kirchendiener, die wegen Ehebruchs, oder wegen eines unerlaubten Umgangs mit Weibspersonen angeklagt wurden, versehen, daß solche vom Decanus auf die erste Klage suspendirt, und von der Suspension auch durch niemanden als durch den Erzbischof oder deßen Vicarius enthoben werden können. 3tens wurden die Kirchen, Kirchhöfe, Pfarrhöfe und überhaupt alle Kirchengründe für unverletzlich erklärt. Wurde aber jemand auf dem Kirchhof ergriffen und verhaftet, so sollte erst ermeßen werden, ob kein Blut dabey vergoßen worden und wie weit der Umfang des Kirchhofs, oder wie weit die Stelle wo die Verhaftung geschehen, von der Kirche entfernt sey. Kirchhöfe von 40 Schritten im Umfang bey großen Kirchen, und von 30 Schritten bey kleineren durften bey Bannstrafe nicht betreten, vielweniger durch Blutvergießungen entweiht werden. War aber die Stelle, wo der Verhaftete ergriffen worden, weiter von der Kirche entlegen, so ließ man es hingehen. Außerdem waren die Kirchen Freystätten für Diebe, Mörder, Huren, Mordbrenner, Verräther und Meineydige, bloß öffentliche Straßenräuber hatten sich dieser Freyheit nicht zu erfreuen, und konnten zur Bestrafung hinaus gegeben werden. 4tens wurde in Ansehung der von Plebanis hinterlaßenen Güter verfügt, daß aus denselben die Schulden zuerst abgetragen, hernach auf den Fall, daß sie ein Vermächtniß hinterlaßen, ihr letzter Wille in allen Stücken erfüllt und die Legate an die Partheyen, denen sie der Verstorbene zugedacht, ausgefolgt werden, der Rest aber nicht dem Nachfolger, sondern der Kirche zufallen sollte. 5tens wurden noch verschiedene andere nebenher aufgeworfene Fragen durch den Bescheid aufgelöst, daß den Geistlichen erlaubt sey, von ihren eigenen Gründen, was sie wollten, an ihre Nächsten zu vermachen, nicht aber von Kirchengründen; daß für die Beichte, für Messen, Taufe und Copulation51 nichts gefordert werden sollte, freywillige Gaben hingegen immer angenommen werden könnten, daß es außer der Sphäre des Plebanus liege, ein Begräbniß zu versagen, daß es den Layen unverwehrt sey, einen, auch mehrere Kaplans zu häuslichen Gottesdiensten aufzunehmen, nur sollte es mit Bewilligung des Diöcesanbischofs geschehen, daß das Capitul bey der Wahl des Decanus nicht 51
Heirat.
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an den Stadtpfarrer gebunden, sondern befugt sey, wen es wolle, zum Decanus zu wählen, daß endlich an Sonn- und Feyertagen nicht als im Nothfall erlaubt werden sollte, Brod und andere Victualien52 zu verkaufen, oder auch nach der Meße bey unbeständigem Wetter, Früchte und Heu vom Felde einzuführen. Unmöglich konnten dem Magistrate, deßen Thätigkeit durch diese wunderlichen Verfügungen, zumal in Absicht auf die dem geistlichen Gerichte unterliegenden Fälle, so sehr beschränkt wurde, die Verwirrungen entgehen, die denselben, wie der Schatten dem Körper nachfolgen mußten. Allein der Erzbischof war das Sprachrohr des ersten Oberhauptes der Christenheit. Ihm widersprechen war Todsünde. Der Geistlichkeit hingegen wurden dabey unversiegbare Quellen von Reichthümern eröffnet. Durch Bußen konnte jeder Sünder schneeweiß gebleichet werden. Diese und ihre Lösung mit baarem Gelde hingen ganz von der Willkür der geistlichen Richter ab. Unter dem Titel, daß der büßende Sünder durch empfindliche Kasteyungen und Kirchenbußen von der Unsittlichkeit seiner Handlungen überführt werden sollte, wurden die Verbrechen jedoch nach dem Beutel des Uebelthäters geschätzt, und dieser, wenn er seine Sünden gebüßt, das ist, sich mit seinen Richtern abgefunden hatte, wieder frey und bey Kräften erhalten, die öffentliche Ruhe und Sicherheit des Staates durch wiederholte Wagstücke zu stören, die Menschheit durch neugegebene öffentliche Aergernisse zu empören. Der Bann war der Damm, den die Geistlichkeit jedem Unglücklichen, der es wagte, ihrer Uebermacht zu widerstreben, entgegen setzten. Er war das Schrecklichste, was man sich je gedenken konnte. Ausschließung von der Gemeine der Gläubigen, Entfernung vom Altar, aus welchem die Aussichten auf einen Himmel voll Seligkeit hervorschimmerten, Verschließung des Himmels und auch auf Erden Zerrüttung aller Bande, die sonst den Verbannten mit seinen Nächsten, mit seinen Mitbrüdern zusammen gehalten hatten, Verstopfung aller möglichen Hülfsund Nahrungsquellen, die aus dem Schoße der menschlichen Gesellschaft geschöpft werden können und außer derselben versiegen müßen. Dieses waren die unzertrennlichen Folgen der Bannstrahlen, die von der Geistlichkeit ohne Schonung wider ihre Gegner geschleudert wurden. Einmals im Jahre 1483 hatte der Magistrat die Kühnheit, einen gemeinen Honigberger Knecht, der vom geistlichen Gericht freygesprochen worden war, in Verhaft zu setzen. Dieses brachte den Tartlauer Pfarrer Decanus Martinus53 in eine solche Wuth, daß 52 53
Lebensmittel. Vgl. AHG: I.F.17. Eduard Morres [d.Ä.]: Burzenländer Gedenkbuch. [Erstellt] 19391941, 219, 248, und IV.F.352. Gernot Nussbächer: Beiträge zu einer Series Decanorum Barcensium. 1336-1550. 1978. Die für diese Zeitspanne lückenhaften Dechantenlisten weisen für die Jahre 1482-1483 den 1495 verstorbenen Zeidner Pfarrer Johannes Clarae als Dechanten des Burzenländer Capitels aus. Nussbächer weist Martinus 1493 als Tartlauer Pfarrer und Dechant nach, während Morres lediglich für Tartlau unter den
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er an zwey hiesige Kaplans den Befehl ergehen ließ, bey Suspensions-Strafe vor den Richter und Rath zu gehen und ihnen in seinem Namen zu bedeuten, daß sie den Gefangenen ohne Verzug auf freyen Fuß stellen sollten und wenn solches nicht geschähe, ihnen den Bann anzukündigen. So wurde ein Collegium von 18 Männern, die durch ihre Verdienste die erste Ehrenstufe errungen, und ihrer Kenntniße und Talente wegen das Vertrauen des Volkes auf ihrer Seite hatten, denen ein ganzer District zu Gebothe stand, durch 14 Geistliche, unter welchen der einzige Stadtpfarrer durch die freye Wahl der städtischen Gemeine, die übrigen aber durch die Wahl des Landvolkes zu ihrer Würde erhoben worden waren, in seiner Thätigkeit gelähmt, so dem Stadtrichter und einem ganzen Magistrat um einen einzigen Honigberger Knecht, bey dem es noch unausgemacht war, ob er dem geistlichen Gerichtszwang auch habe unterliegen können, den Himmel zu verschließen gedroht. So wurden Vorsteher und Gemeine durch eine Handvoll Priester gegängelt, die sich dadurch, daß sie unverehelicht waren, über alle Verhältniße hinweggesetzt hatten, und außer dem Circul abergläubischer Ceremonien, in dem sie sich von einem Tag zum andern herum wandten, nichts als die Taxen menschlicher Vergehungen und Unthaten zur Erweiterung ihrer Gefälle zu berechnen wußten. Es waren aber nicht nur Cronstädter allein, es war so zu sagen, die halbe Menschheit, deren Denkens-Kraft durch so manche Phantome des Aberglaubens, die nur zum Unglauben weckten, und durch die Uebermacht ihrer Seelenhirten in Feßeln gehalten, und aus einem Labyrinth abentheuerlicher Meynungen in das andere geschleudert wurde. Dogmen, die durch sophistische unverständliche Worte und Sätze verkleistert wurden, und Ceremonien waren die Triebfedern menschlicher Handlungen und Gedanken. Heuchler wurden dadurch gebildet, und mit Vertröstung auf Vergebung aller, auch der größten Sünden überhäuft, aber der Verstand blieb ungeübt, die Lust zum Denken wurde durch die in die Ewigkeit einwirkende Bannstrafe erstickt, die man jedem Geistlichen oder Weltlichen ankündigte, der es wagen konnte, nur etwas von dem zu bezweifeln, was von der Kirche vorgetragen wurde. Lehrer und Zuhörer blieben das, was die Kirche an ihnen haben wollte – Schaafsköpfe. Und was das Meiste war, das Herz blieb ungebessert. Das Sittenverderben war allgemein. Es war daher endlich Zeit, daß ein so dichter Nebel, unter dem die halbe Welt begraben lag, zerstreuet, daß die Vernunft aus ihrem vieljährigen Schlummer erweckt, daß der Mensch zur Besinnung gebracht wurde. Ein Burzenländer Gemeinden 1507 einen Pfarrer Namens Martinus angeben kann. Es ist mit einiger Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Die von Herrmann zitierte Urkunde weist Julius Gross 1920 für das Archiv des Burzenländer Capitels nach. Heute ist sie im entsprechenden Bestand im AHG nicht zu finden. Vgl. Julius Gross: Kapitelsarchiv – Verzeichnis [1920], Handschrift im AHG.
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unbedeutender Augustiner Mönch aus Eisleben war der Mann, der zu diesem Werk von der ewigen Vorsicht ausgerüstet worden war, und das Licht der wahren Religion durch einen electrischen Schlag aus Deutschland bis nach Siebenbürgen verbreitete. Zwar hatten schon seit hundert Jahren die Feuerbrände von Scheiterhaufen des in Kostnitz verbrannten Johann Huß54 und Hieronymos Savonarola55 ihre Funken nicht nur in Böhmen hinüber, sondern auch außerhalb dem deutschen Reich weit und breit versprühet. Eine Zeitlang glimmten sie nur in Böhmen unter der Asche, aber gar bald schlugen sie in hellen Flammen auf, wirkten Mord und Verwüstung im Reich, und schoßen in Ungarn hinüber. Vergebens suchten König Sigismund und nach ihm Albert und Vladislaus I. das Feuer zu ersticken, und die Denkart des Volkes in die alten Feßeln zu zwingen. Schwert und Bann dienten nur dazu, die für die Hußitischen Lehrsätze gewonnenen Ungarn in die benachbarten Provinzen zu verscheuchen. Sie wählten sich Siebenbürgen und selbst die Wallachey zur Zufluchtsstätte. Und endlich war es selbst die Niederlage Vladislaus bey Varna im Jahre 1444, die neues Leben in die Hußische Parthey in Ungarn brachte. Mit dem tragischen Ende dieses unglücklichen Königs begannen neue bürgerliche Unruhen daselbst. Diese und so manche auswärtige Kriege, die auch die folgenden Könige auszuhalten hatten, ebneten den Hußiten den Weg, um sich immer mehr zu erweitern, wodurch sie denn endlich in dem Maaß anwuchsen, daß sie im Jahre 1508 den Muth hatten, ihr Glaubensbekenntniß schriftlich zu verfaßen und die Bestättigung desselben von Vladislaus II. auf dem ungrischen Landtag in Stuhl-Weißenburg auch glücklich zu bewirken |:Hist. Dipl. de Statu Relig. Evang. in Hungaria I. 1-7; Pápai Rud. rediv. p. 119-122.:|. Nun kam aber ein neuer vom Papst Leo X. zu seinem Unglück ausgebrüteter Krieg wider die Türken dazwischen. Der zwischen der Pforte und dem König Vladislaus II. im Jahre 1503 auf sieben Jahre geschloßene Waffenstillstand näherte sich seinem Ende. Leo X. wünschte die Wunden, welche die Hußitischen Unruhen seiner geistlichen Oberherrschaft geschlagen hatten, mit dem Blut der Türken zu heilen. Ein neuer Kreuzzug gegen dieselben war sein LieblingsEntwurf. Aber Ungarn war die Vormauer der Christenheit. Ohne den König von Ungarn ließ sich nichts ausführen, und die Staats-Kasse dieses Königreichs war durch einen Zusammenfluß von vielen widrigen Umständen leider völlig ausgeleert. Leo verzweifelte, daß die übrigen christlichen Mächte Eifer und Muth genug besitzen würden, diese Lücken aus dem Ihrigen auszufüllen. Ein Ausweg war noch übrig, und dieser wurde durch den Kayser Maximilian begünstigt. In den Augen des Papstes mußten im Himmel selbst außeror54 55
Jan Hus (um 1370-1415). Girolamo „Hieronymus“ Savonarola (1452-1498).
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dentliche Freuden entstehen, wenn der angebliche Erbfeind der Christenheit, deßen Arm schon langeher die Christenheit zittern gemacht hatte, endlich einmal aus der Reihe der Gewalthaber vertilgt würde. In diesem Vertrauen wurde denn auf der einen Seite der Krieg wider den Türken, auf der anderen die göttliche Gnade, Vergebung aller Sünden und ewige Seligkeit im Namen des Statthalters Christi allen denjenigen zuzusichern beschloßen, die entweder in Person diesen Feldzug mitmachen, oder sich zu nahmhaften Kriegssteuern und überhaupt zu baaren Geldesbeiträgen herbey laßen wollten |:Palm. not. Hung. II. pag. 368. 369:|. Im Hintergrund lag noch der gleich schmeichelhafte Gedanke, bey dieser Gelegenheit eine Quelle zum Bau der dem Papst sehr am Herzen liegenden S[ankt] Peterskirche in Rom zu eröffnen. Nun gingen denn die vom Papst ausgesandten Apostel mit zahlreichen Ablaßbriefen in die weite Welt hinaus. Die Art, wie sie sich hiebey benahmen, der Handel, der damit sogar in öffentlichen Wirsthäusern getrieben wurde, die dabey hervorleuchtenden Mißverhältniße zwischen dem, was gegeben, und dem, was geboten wurde, zwischen dem mit dem Seckel in der Hand als Waare angebotenen Verbrechen, und dem dafür auf Ewigkeiten angelobten Gnadengütern, brachten eine ganz andere Wirkung hervor, als der Papst vermuthet hatte. Grade das, was seine Entwürfe fördern sollte, machte sie scheitern. Die beabsichtigten Täuschungen waren zu unverkennbar. Nun war damals Doctor Martin Luther56 auf der Universität Wittenberg Profeßor der Theologie. Ein unwiderstehlicher Hang, die Wahrheit, wo sie unterdrückt werden wollte, zu retten, trieb ihn, öffentlich wider diesen Unfug zu schreiben und zu predigen. Die Gedanken, die er vortrug, waren nicht von der Art, daß sie durch weit hervorgeholte Schlüße erkünstelt werden dürften. Sie theilten sich unaufhaltsam einem jeden mit, der nur Augen zu sehen, nur Kopf zum Denken hatte. Die Erfahrung gesellte sich dazu, die man allenthalben von der Zügellosigkeit derjenigen machte die diese außerordentlichen Gaben ausspendeten. Unmöglich konnte man Leute, die den schandbarsten Leidenschaften fröhnten, als Gevollmächtigte des allerheiligsten Wesens schätzen, das ihnen das Recht verliehen haben sollte, den Himmel, den sie sich selbst mit ihrer Unwürdigkeit verschloßen, anderen zu eröffnen. Was also Luther wider diese Neuerungen schrieb und sprach, wurde gierig aufgefangen. Aus Ungarn, wo ohnehin die dem Papst entgegenstreitenden hußitischen Sätze Wurzel gefaßt hatten, eilten junge Studierende hinaus, diesen neuen Prediger der Wahrheit selbst zu hören und zu sprechen. Kaufleute, die aus Siebenbürgen nach Leipzig um Waaren gingen, kauften statt der Ablaßbriefe die wider dieselben von D[octor] Martin Luther geschriebenen Bücher auf, und brachten sie nach Hermannstadt. In gleicher Zeit kamen dahin zwey Schlesier gerade vom Lehrstuhl des D[octor] 56
Martin Luther (1483-1546), Reformator.
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Luther. Mit den Erklärungen, die sie von seinen Schriften zu geben wußten, fanden sie in vielen Häusern Eingang und wurden selbst vom Comes der Nation, Marcus Pemphlinger57 lieblich aufgenommen |:Würgengel p. 13.:|. Natürlicher Weise wurde hiedurch der bisherige Wirkungskreis der Geistlichkeit ganz verrückt. Ihre bitteren Klagen über die Unterdrückung ihrer geistlichen Gerichtsbarkeit veranlaßten den König Ludwig II. 1522 zu einem nachdrücklichen Verbot wider die Gerechtsame des Erzbischofs von Gran, dem das Capitul unterliege, und wider die von demselben abhängende Geistlichkeit bey den wider dergleichen Uebertreter verhängten Strafen nicht das Mindeste zu unternehmen. Zugleich wurden die zwey genannten Schlesier vom Erzbischof zur Verantwortung vorgeladen. Diese gingen hin, aber Pemphlinger, der sich wegen des Ungrischen Landtages auf Ofen verfügte, ging mit und wußte durch seinen Einfluß zu vermitteln, daß ihnen kein Leid geschah. Inmittelst wurzelten die Lutherischen Grundsätze immer tiefer. K[önig] Ludwig geboth also 1523 wieder, die von denselben handelnden Bücher nicht zu dulden, sondern allenthalben aufzusuchen und öffentlich zu verbrennen, ja auch öffentlich kund zu machen, daß sich niemand unterstehen solle, sie zu verkaufen, oder sonst auszugeben, oder auch nur zu lesen bey Verlust aller Güter |:Schmeizel Diss. epist. de Statu Eccl. Luth. p. 23-28.:|. Die in die äußerste Wuth gebrachte Geistlichkeit in Ungarn ging noch weiter und erwirkte 1525 im Ungrischen Landtag den Schluß, daß nun nicht nur die Bücher, sondern die Lutheraner selbst allenthalben aufgesucht, im Betretungsfall lebendig verbrannt, und aus dem ganzen Reich vertilgt werden sollten |:Hist. Dipl. I. p. 3. Sect. 12:|. Noch ließen sich die Hermannstädter nicht schrecken. Johann Hecht, Senator, unterhielt in seinem eigenen Haus eine Schule, wo der Gottesdienst nicht mehr in fremder lateinischer, sondern in deutscher Sprache gehalten wurde und ein gewisser Georg Pauper wider den von der Geistlichkeit geforderten blinden Gehorsam, wider die Fasten- und wider alle übrigen Kirchenordnungen predigte. Mehrere, die in Wittenberg studiert hatten, trugen, was sie dort gehört hatten, öffentlich in Hermannstadt vor. Aus dem Dom predigte ein gewißer Graumönch58, Namens Sardaster, erst bey dem Kreutz vor dem Elisabethen Thor, sprach auch in der ElisabethKirche selbst. Nun wurden die bisherigen zwecklosen Ceremonien öffentlich herabgewürdigt. Deutsche Gesänge in den Kirchen eingeführt, Pfarrer, die der Vicarius aufdringen wollte, abgewiesen, allenthalben die Gewalt der Geistlichkeit beschränkt und den Bannfluchen, die in aller Geistlichen Munde ertönten, mit Verachtung entgegengesehen. Alles dieses ging der Geistlichkeit durch 57 58
Marcus Pemfflinger, Königsrichter der Hermannstädter Provinz 1507-1521. Graumönch: volkstümliche Bezeichnung für Franziskaner, von ihrem grauen Habit hergeleitet.
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das Herz, sie führte darüber bey dem Erzbischof die bittersten Klagen |:Pápai Rudim. rediv. p. 127-134.:|. Er suchte zwar den König Ludwig zu bewegen, wider alle Anhänger dieser neuen Lehre mit Schwert und Feuer zu verfahren. Allein nun waren wichtigere Gefahren zu bekämpfen. Die so unnöthig in Harnisch gebrachten Türken waren da. Alles rüstete sich, ihnen die Spitze zu biethen, und kurz darauf erfolgte die unglückliche Schlacht bey Moháts, wo der König und der Erzbischof im Felde blieben. Ganz andere Gegenstände waren es, die die Aufmerksamkeit von denjenigen erschöpften, die das Heft der Regierung in Händen hatten. Ferdiand I. und Johann I. hatten bey ihrem Kampf um die durch den Tod des Ludwig II. erledigte Krone alle Hände voll zu thun. Zwar erhielten die Hermannstädter den Befehl, den der Geistlichkeit so verhaßten Schlesier Graumönchen Georg Pauper hinweg zu schaffen, allein statt deßen nahm ihn der edelmüthige Pemphlinger in sein Haus, und schützte ihn wider alle von der Geistlichkeit zu besorgenden Nachstellungen. Auch blieben die übrigen Befehle des K[önig] Johann von 1527, die neuen Bedrohungen wider die Lutheraner erfüllt waren, ohne Wirkung, da derselbe bald hernach von den Truppen des K[önig] Ferdinand bey Tokay geschlagen und nach Pohlen zu flüchten genöthigt wurde. Ja nun wurden den 18. Februar 1529 alle der alten Lehre zugethanen, fremden Mönche aus Hermannstadt hinausgejagt und damit die Religionsverbeßerung mit Riesenschritten herbeygeführt. Wie sich in diesen Jahren die Cronstädter benommen, kann so genau nicht bestimmt werden. Uns ist nur soviel bekannt, daß im Jahr 1529 auch die übrigen Sächsischen Oerter theils von den Hermannstädtern, theils von den Cronstädtern Lehrer zu haben gewünschet, die sie in Luthers Sätzen unterrichten möchten, allein durch die Belagerung von Hermannstadt aber und durch den Einfall der Türken in Burzenland Hinderniße gefunden |:Schmeizel Dis. epist. de Statu Eccl. Luth. p. 36.:|. Daraus erhellet, daß das Licht der Reformation in diesen Jahren auch hier gedämmert hat, wenn sie sich gleich hiebey so thätig nicht erweisen konnten, wie die Hermannstädter, da sie gerade in diesen Jahren, und bekanntlich im Jahr 1530 mit doppelten Landplagen, in der Stadt mit einer grausamen Pest, und außer der Stadt von den feindlichen Truppen der benachbarten Moldau und Wallachey heimgesucht wurden |:Hegyes Diar.:|. Desto wirksamer war in den folgenden Jahren der Einfluß des M[agister] Johann Honterus59 in das Reformationswerk nicht nur in Cronstadt, sondern in ganz Siebenbürgen. Dieser würdige Mann studierte erst in Cracau, und erwarb sich daselbst bey seinem unermüdeten Fleiß und Geschicklichkeit eine gründliche Erkenntniß in Sprachen und Wissenschaften. Der Trieb, sich 59
Johannes Honter(us) (1498-1549), Humanist, Reformator, Verleger, Kronstädter Stadtpfarrer (1544-1549).
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darinn unter der Anführung des in großem Ruf stehenden Joh[annes] Reuchlin60 vollkommen auszubilden, führte ihn nach Basel. Von hier kam er im Jahre 1533 in seine Vaterstadt zurück mit gründlichen Kenntnißen ausgerüstet, die er denn zur Verwunderung seiner Zeitgenossen, allesamt in Thätigkeit setzte. Um solche auch verbreiten zu können, brachte er in eigenen Kosten erfahrne Buchdrucker aus Deutschland mit, und legte hier eine eigene in Siebenbürgen nie gesehene Druckerey an. Aus dieser Presse gingen hervor: 1. Epitome Adagiorum Greco-latinorum mit einer Vorrede von Gaspár Pestiensis 1541.61 2. eine griechische und lateinische Grammatik. 3. ein Auszug aus dem Aristoteles, Hermogenes, Cicero und Quintilianus unter dem Titel: Rudimenta Praeceptorum Dialectices ex Aristotele et aliis collecta. it. Comp rhetorices ex Cicerone et Quintiliano Coronae 1539.62 4. Sententiae ex libris Pandectarum cum sententiis Augustini. Coronae 1539. 5. Publii Mimi et Sententiae et Echiridion Christi. Coronae 1539.63 6. Disticha Catonis, nebst einigen kleinen Werken von Seneca. Coronae 1539.64 7. Nili Monachi Graeci Sententiae Catholica.65 8. Rudimenta Cosmographica mit Landkarten. 1541.66 |:Alle diese Werke [2-7] sind von Gaspar Pesthiensis selbst in seiner Vorrede zur epitome Adagiorum 1541 angeführt worden.:| Außer der zuerst angesetzten Epitome Adagiorum haben sich die übrigen Werke vergriffen, und mögen auch durch das Alterthum erloschen seyn. Immer verdienen sie aber genannt zu werden, um den Geist zu beleuchten, von welchem dieser verdienstvolle Mann geleitet worden, den Lehrlingen in seiner Vaterstadt in jedem Fache den Weg zum Wissenswürdigsten aller Arten zu bahnen. 60 61
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Hier irrt Herrmann, da Reuchlin bereits 1522 verstarb. AHG: HB 871, Johannes Honterus: Epitome Adagiorum Graecorum et Latinorum juta seriem Alphabeti. Ex Chiliadibus Eras. Roterdami. Corona [Kronstadt], 1541. AHG: HB 871, Johannes Honterus: Rudimenta Praeceptorum Dialectices ex Aristotele et aliis collecta. Compendium Rhetorices ex Cicerone et Quintilliano. Corona [Kronstadt], 1539. AHG: HB 809, Johannes Honterus: Mimi Publiani. Enchridion Xisti Pythagorici. Dicta Sapientum ex Graecis. Transylvanie Corona [Kronstadt], 1539. AHG: HB 809, Johannes Honterus: Catonis Distichia Moralia. Sententiae Septem Sapientium ex Ausino. Ex Eodem Opusculum de Monosyllabis Transylvanie Corona [Kronstadt], 1539. Nilus: Sententiae cathol. Nili monachi graeci. Hg. Johannes Honterus. Coronae [Kronstadt], 1540. Vgl.: Alte Siebenbürgische Drucke. Hg. Gedeon Borsa. Köln, Weimar, Wien, 1996, 15-16 (= Schriften 21). AHG: HB 510, Johann Honter: Rudimenta cosmographica. Cum vocabulis rerum. Transylvaniae Corona [Kronstadt], 1541. Landkarten finden sich erst in der Ausgabe von 1542. Vgl. Borsa (Hg.): Alte Siebenbürgische Drucke, 22-24.
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Einen bleibenden Werth hatte sein Libellus Reformationis, welches derselbe im Jahre 1542 mit Zuziehung des Matthias Glatz |:sonst auch Calvinus genannt:| und des M[agister] Valentin Wagner67 ausarbeitete und in Druck gab. Jener war aus Reps gebürtig und durch den Albenser Bischof Statilius68 einem eifrigen Verfechter der catholischen Religion seiner gereinigten Grundsätze wegen aus dem Capitul gestoßen worden und hatte sich darauf nach Cronstadt geflüchtet. Hier war er als ein Mann, der außerordentliche Kenntniße in der griechischen Sprache und dazu eine ungemeine Beredsamkeit besaß, mit Freuden aufgenommen worden. Nächst diesem Werke gab Honterus die Hauptwerke des D[octor] M[artin] Luther, wie auch die Augsburgische Confeßion heraus. Da man sich bisher diese Schriften mit vielem Aufwand und Gefahr aus Deutschland hatte verschaffen müßen, so diente die Leichtigkeit, solche unmittelbar aus Cronstadt erhalten zu können, der Reformation in Siebenbürgen zu einer wesentlichen Erleichterung. Bey so herrlichen Vorspielen, was Honterus zum Dienste Gottes und der Kirche zu leisten fähig sey, konnte der Magistrat nicht den geringsten Anstand mehr finden, einem so geschickten und thätigen Mann die Ausführung des Reformationsgeschäfts mit voller Gewalt und Vollmacht zu übertragen. Johann Fuchs, ein Mann, der mit dem Pemphlinger in Hermannstadt gleichen Schritt hielt, war damals Stadtrichter. Diese beyden gingen denn mit männlichem Muthe ans Werk. Das Erste, was sie unternahmen, war die Abschaffung der Meße, und Einführung des H[eiligen] Abendmahls unter beiderley Gestalten. Dieses geschah im October 1542 |:Fuchs Chron.:|. Es waren dieses keine Ausgeburten blinder Schwärmerey. Vielmehr zeigte auch hier die Erfahrung, wie schwer sich verjährte Vorurteile ausrotten laßen. Bey den Kenntnißen, die sich die Cronstädter sowohl, als die Hermannstädter von den Grundsätzen der gereinigten Glaubenslehre erworben hatten, hatten sie doch eine lange Zeit mit sich selbst zu kämpfen, und wechselten manche Briefe mit den ersten Stiftern der Reformation, mit dem D[octor] M[artin] Luther sowohl als dem Philipp Melanchton69, ehe sie sich entschließen konnten, die Hand an die Grundvesten der catholischen Religion zu legen. Noch ist hier ein Original-Schreiben vom Hermannstädter Stadtpfarrer Matthias Ramasi70 an den Cronstädter Stadtpfarrer und Magistrat vorhanden, daß derselbe im Jahre 1540 am Sonnabend vor Mariae Reinigung71 auf die Anfrage erlaßen,
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Valentin Wagner (gest. 1557), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1544), Kronstädter Stadtpfarrer (1549-1557), ab 1555 Inhaber der Honterusdruckerei. Johann III. Statileus (1528-1542). Philipp Melanchton (1497-1560). Matthias Ramser, Hermannstädter Stadtpfarrer (1536-1546). 31. Januar 1540.
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ob dem auch so sey, daß der dortige Spitalsprediger Johannes Lebelius72 das H[eilige] Abendmahl in Doppelter Gestalt administriert habe. Er schreibt, er hätte sämmtliche Kirchendiener versammelt, um dieswegen zu forschen, auch selbst den Lebelius aufs Gewissen gefragt, aber befunden, daß diese Sage ganz ungegründet sey, zugleich danket er den Cronstädtern, daß sie die Sorgfalt gehabt, an ihn diese warnende Anfrage ergehen zu laßen |:vid. Repertorium meum p. 59.:|. Nach der Hand kam Matthias Ramasi selbst nach Cronstadt |:Ziegler Barcia erudita:|, vermuthlich mit den Cronstädtern selbst dieses Punctes wegen Einverständniß zu pflegen. Wahrscheinlich gehörten auch jene ersten Reformations-Anstalten unter die Resultate jener Unterredung. Cronstadt zählte übrigens in diesem merkwürdigen Zeitraum von 1520 an, vier Stadtpfarrer. Der erste Doctor Marcellus Jacobinus73 wurde statt des M[agister] Anton Reivel deßen wir oben schon erwähnet, im Jahre 1520 zum Stadtpfarrer erwählet, und starb als Decanus 1527. Ihm folgte Paul Benker74, Juris Licentiatus. Er dankte aber 1535 ab, ohne daß man weiß, warum, wenn es nicht aus Verdruß über die überhand nehmenden Lutherischen Lehrsätze geschehen. An seine Stelle kam Lucas Pleker75, aber dieser wandte sich wiederum zum Papstthum und starb den 17. November 1536. Diesem folgte den 5. December 1536 Jeremias Jekel76. Er war aus Birthälm gebürtig und hatte sich durch seine Geschicklichkeit als ein mittelloser Student bis zu dieser Stelle emporgeschwungen |:Sim. Alb. Epist. ad Superintend. de initis et progr. Reform.:|77. Er war der erste, der die nach der Lutherischen Lehre für die Geistlichen freygestellte Freyheit zu heyrathen benutzte und im Jahre 1542 am 5. Sonntag nach Ostern78 seine Hochzeit öffentlich feyerte, wozu er vom Capitul einen Teppich für sieben Gulden zur Gabe erhielt |:Arch. Cap.:|79. Honterus machte indeßen, ob gleich er keinen öffentlichen Dienst bekleidete, immer weitere Fortschritte in der Glaubensreinigung und richtete am 1. December 1544 zur Bildung der Jugend das Gymnasium ein, versah dieses auch mit einigen zweckmäßigen Gesetzen, auf welche die angehenden Studenten bis heutigen Tages beschworen werden. 72 73 74 75 76 77
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Johannes Lebel (gest. 1566), Pfarrer in Talmesch (1542), Pfarrer in Budak (1545). Marcellus Jakobinus, Kronstädter Stadtpfarrer (1520-1527). Paul Benkner, Kronstädter Stadtpfarrer (1527-1535). Lukas Plecker, Kronstädter Stadtpfarrer (1535-1536). Jeremias Jekel, Kronstädter Stadtpfarrer (1536-1544). Vgl. AHG: IV.F.153/13. Litterae Simonis Albelii Past. Cor. ad Episcopum Christian Barth. 1647; bzw. AHG: IV.F.3/16: Brief des Simon Albelius an den Superintendenten Chr. Barth. Betreffend die Reformation in Kronstadt [1528-1549]; Druck [Joseph Franz Trausch (Hg.)]: Beiträge und Aktenstücke zur Reformations-Geschichte von Kronstadt. Kronstadt 1865, 68-71. 21. Mai 1542. Siehe: Qu.Kr. Bd. 3, 162, 600.
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So wenig aber der Bischof Martinusius, sonst Frater Georgius genannt, Erster Minister, Schatzmeister und Gubernator der Königin Isabella mit allen diesen Anstalten zufrieden seyn konnte, so sehr bemühte er sich dieselben zu untergraben und veranlaßte daher die Königin 1543 einen Landtag auf Weißenburg auszuschreiben, und den M[agister] Honterus nebst dem Stadtpfarrer Jeremias Jekel vorzuladen, mit dem Befehl auch das Reformationsbüchlein mitzubringen. Unerachtet um die Königin sowohl, als der Frater Georg für diejenigen, die zu diesem Landtag hingehen würden, einen eigenhändig geschriebenen Geleitsbrief ausstellen ließ, so wagte es doch der Stadtrichter Johann Fuchs nicht, den Honterus in eigener Person hingehen zu laßen. Wohl aber ging er selbst mit zwey Rathsverwandten hin, und mit ihm der schon erwähnte Matthias Glatz, Pfarrer in Honigberg, Jeremias Jekel Stadtpfarrer, Nicolaus Stephani, Pfarrer in Rosenau und Valentinus Pfarrer in Helzdorf. Frater Georg arbeitete gleich anfangs an der Königin, daß sie diese sowohl als alle übrigen Lutheraner zum Scheiterhaufen führen laßen sollte. Allein der Vormund Peter Petrovith, und die geheimen Räthe Urban Batthány und Michael Csaki nebst andern, die das Vertrauen der Königin hatten, setzten sich mit Macht dieser Grausamkeit entgegen, und redeten der Königin zu, die Sache nicht zu übertreiben, sondern es auf eine zwischen ihnen und den catholischen Geistlichen anzustellende Unterredung ankommen zu laßen. Diese wurde denn auch wirklich veranstaltet. Die Lutheraner beriefen sich zu Unterstützung ihrer Sache auf die H[eilige] Schrift, die Catholiken auf die Tradition. Frater Georg suchte sie die Nacht darauf in einer geheimen Unterredung bald durch Schmeicheleyen, bald mit Drohungen zur Verleugnung ihrer Sätze zu bewegen. Aber keines von beyden Mitteln wollte verhelfen. Er drang also aufs neue darauf, daß man sie durch das Feuer hinrichten sollte. Aber jene geheimen Räthe widerstanden ihm wieder und stellten der Königin vor, wie wenig sich ein solcher Mißgriff mit dem von ihr gegebenen königlichen Worte vertragen würde und verschafften ihnen dadurch den freyen Abzug. Die Königin hielt es an sich nicht für gut, es mit den Sachsen zu verderben, auf deren Treue sie mehr als auf die der übrigen Unterthanen bauen konnte, und ließ es um so leichter geschehen, daß sie unverletzt nach Hause kehrten. Wohl aber suchte sie bald nach dem Landtag am Sonntag nach Mariae Heimsuchung80, die Cronstädter noch einmal im Wege der Güte zu bewegen, daß sie von ihren Neuerungen abstehen, und die Entscheidung des bevorstehenden allgemeinen Concilii abwarten möchten, von welchem gewiß zu hoffen sey, daß die eingeschlichenen Mißbräuche abgeschafft werden würden. Alleine der Schleier war schon zerrißen, an kein flicken war mehr zu denken. Lange genug hatten sich auch bey ihnen, wie überall, die Mönche 80
8. Juli 1543.
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vom Corpus Christi und ihre übrigen Mitbrüder unter dem Deckmantel des Ablaßes in dieser Welt mit baarer Münze Wechsel auf Orden bezahlen laßen, die geraden Weges im Paradies traßiert wurden. Lange genug hatten sie dem Volk die Lehre eingeschärft: Diesen, nur diesen Weg zum Altar, zur Kapelle, zum Gnadenbilde, gehet und sonsten weder zur Rechten, noch zur Linken, wo ihr in das Himmelreich hinein gehen wollet. Das Volk war endlich dieser Vorspiegelungen müde, die es immer den letzten Heller kosteten, in der Zeit, wo sich mit Händen greifen ließ, daß es nur erkünstelte Erpreßungen waren, die in der gleichen Zeit die Kästen der Zuhörer ausleerten, und die der Seelenhirten vollfüllten, um desto freyer schwelgen zu können. Die Stimme aus Wittenberg erscholl herüber und wird einen andern Weg, der die ohne die bisherige Weitläufigkeit grade zum Himmel führte, anstatt daß sie ihn bisher durch das Fegefeuer suchen mußten, und nun verschwand der Heiligenschein ihrer bisherigen geistlichen Väter. In ihrem Kopf wurde es helle, unter der Leitung ihrer Reformatoren gingen sie ihren Gang muthig fort und mit ihnen ganz Siebenbürgen. Ueber die Verwerfung der Meßen, Ablaßbriefe und alles hiemit verbundenen Tandes war auch im Volke nur eine Stimme, und bey der Gelegenheit, wie die Wahl um die Weynachten dem alten Herkommen nach im Jahre 1543 vollzogen wurde, verbanden sich Magistrat und Communität aufs neue, sich ganz an den Buchstaben des von M[agister] Honterus herausgegebenen Reformations-Büchleins zu halten und sich demselben auf ewige Zeiten zu fügen |:Decr. Coron. p. 146.:|. Bald darauf dankte der Stadtpfarrer Jeremias Jekel freywillig ab |:er ist als Pfarrer in Tartlau 1551 gestorben:|. Den Cronstädtern, die bey ihm ohnehin etwas strenge Sätze ahndeten |:Würgengel. p. 54.:| war diese Abdankung höchst willkommen, um endlich die Verdienste des M[agister] Honterus zu würdigen, und ihn durch eine einmüthige freye Wahl zur ersten geistlichen Stelle in Cronstadt zu erheben. Als Stadtpfarrer hatte nun auch er freye Hände, die noch übrig gebliebene Spreu vom Weizen abzusondern. Bald nach dieser Wahl wurden in der Kirche die bis dahin noch gestandenen Neben-Altäre abgeklaubt, nur der Haupt-Altar blieb stehen. Eben so wurden auch die der neuen Aufklärung im Weg stehenden Bilder aus der Kirche hinweg geschafft |:Fuchs Chron.:|. Wie immer Frater Georg als Gubernator von Siebenbürgen, wie immer der Albenser Bischof Johann Statilius wider das nunmehr nicht nur in der Sächsischen Nation, sondern auch in dem übrigen Theil von Siebenbürgen und auch im Königreich Ungarn überhand nehmende Reformationswerk tobte und schnaubte, wie immer beyde sich in Grausamkeiten an denen übten, die ihnen in die Krallen fielen, so war es ihnen doch nicht möglich, den reißenden Strom aufzuhalten. Die Sächsischen Geistlichen veranstalteten nunmehr ihre erste Zusammenkunft den 22. May 1545 in Mediasch. Da sie bisher, wie wir
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oben angeführt haben, getheilt gewesen waren, und das Hermannstädter und Cronstädter Capitul unter dem Titel der Milkover Diöces vom Erzbischof von Gran, die übrigen Kapitel hingegen vom Albenser Bischof abgehangen hatten. Durch die Reformation aber beyde sich selbst überlaßen waren, so vereinigten sie sich in dieser Synode in einen Körper, der einem Evangelischen Superintendenten untergeordnet seyn sollte, und schloßen auch die ersten Articul ihres gemeinschaftlichen Glaubensbekenntnißes, wie auch die Abschaffung der überflüßigen Ceremonien und Neben-Altäre ab |:Schmeiz. Diss. epist. p. 101. Acta Synod. p. 1.:|. Immer brauchte es indeßen Zeit, bis die reine Glaubenslehre zur Festigkeit reifte und daher kam die Wahl des evangelischen Superintendenten noch nicht zustande. Vielmehr wohnten auch die Sachsen der ersten von den Ungarn in Erdöd81 den 20. September 1545 angestellten Synode bey, wo die ersten und wesentlichen Articul über die Lehre von Gott, vom Mittleramte Jesu Christi, von den Sakcramenten und der evangelischen Freyheit, wohin auch die Unabhängigkeit vom Pabste gehörte, wie auch über die Festhaltung der Augsburgischen Confeßion entworfen wurden |:Act. Synod. p. 2-4.; Pápai rud. red. p. 138-140.:|. Indeßen blieb der Stadtpfarrer Honterus bey den in geistlichen Dingen gemachten Anstalten nicht stehen. Ihm war daran gelegen, die ihm anvertraute Herde auch außer den Glaubenslehren, in jedem anderen Fach zu bilden, ja auch für auswärtige künftige Generationen die Fackel aufzustecken. So waren denn aus seiner Presse schon 1542 mittelst einer 2ten Auflage, die von ihm selbst noch auf der hohen Schule, in gebundener Rede verfertigte, in Basel auch 1535 in Quarta gedruckte und 1541 in Cronstadt wieder in Druck gegebenen Rudimenta Cosmographiae82 ans Licht gekommen. Dieser folgten 1543 Philippi Melanchtonis de Controversiis Stancari scripta83 in Octav. 1544 ein aus den Römischen Gesetzen zum Behufe sämmtlicher Sächsischer Städte heraus gezogenes Compendium juris civilis84 als eine Vorbereitung zu den in folgenden Jahren von Matthias Fronius auch in der Muttersprache ausgearbeiteten Sächsischen Municipialgesetzen. Dann 1545 Terentii Comoedia cum augm. Phil. Melanchton85 1545 Disticha N. T. materiam et ordinem Capitulorum cujusque libri per litteras initiales indicentia86 in Octav. Weiter 1547 Agenda 81 82
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Ardud (rum.), Erdőd (ung.), Erdeed (dt.), Kreis Satu Mare. AHG: HB 511, Johannes Honterus: Rudimenta cosmographica. (Corona) [Kronstadt], 1542. AHG: HB 816, Philippus Melanchton: Responsio Philippi Melanchtonis de Controversariis Stancari. [Kronstadt], 1544. AHG: HB 783, Johann Honter: Compendium Juris Civilis in usum Civitatum ac Sedium Saxonicarum in Transylvanie Corona [Kronstadt], 1544. P. Terentii Aphri: Comoediae Sex cum argum. Philippi Melanchtonis. Kronstadt, o.J. AHG: HB 816, Petrus de Rosenheim: Disticha Novi Testamenti materiam et ordinem capituloru(m) cuiusq(ue) libri per literas initiales indicantia. Coronae [Kronstadt], 1545.
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für die Seelsorger und Kirchendiener in Siebenbürgen87 in Octav. So auch 1547 Reformatio Ecclesiarum Saxonicarum in Trannisylvaniae88, latein und deutsch in Octav und für die hiesig Studenten 1548 ein Auszug von lyrischen Gedichten aus alten und neuen lateinischen geistlichen und Profan-Scribenten89. Diese heilsamen Anstalten wurden insonderheit durch die von Johann Benkner nun angelegte Papiermühle gefördert, wo im Jahre 1546 das erste Papier verfertigt wurde. Mithin durfte auch diese, bey der Druckerey zumal unentbehrliche Waare nicht erst aus entfernten Landen herbey geholt werden. Es wurde vom M[agister] Honterus mit Einverständniß des jetztgenannten Johann Benkner, der damals Stadthann war und nach der Hand auch Stadtrichter geworden, eine öffentliche Bibliothek für die Studenten gestiftet, die durch die bey der Einnahme von Ofen aus den ehemaligen Bücherschätzen des K[önigs] Matthias Corvinus von den Türken erbeutete und hin und wieder veräußerte Bücher einen ansehnlichen Zuwachs erhielt, nur schade, daß sie in der unglücklichen Feuersbrunst 1689 ein Raub der Flammen geworden ist. Weiter zu gehen war dem Stadtpfarrer Honterus verwehret. Zu frühe für seine Landsleute, zu frühe für seine auch außerhalb Cronstadts lebenden Zeitgenoßen, lief der Lebenszeiger dieses thätigen Mannes den 23. Jenner 1549 ab. Kein würdigerer Nachfolger konnte von den Cronstädtern erwählet werden, als der demselben an Gemeingeist, Gelehrsamkeit und Thätigkeit gleichkommende M[agister] Valentin Wagner. Er war der erste Rector des vom M[agister] Honterus gestifteten Gymnasiums, hingegen auch dem politischen Stande wegen seiner ausgebreiteten Gelehrsamkeit unentbehrlich. Daher wurde er nach einem Jahr in den Magistrat gezogen und hatte in diesen verschiedenen Diensten schon bisher theils bey den auf Befehl der Königin Isabella in Weißenburg in Religionssachen gepflogenen Unterhandlungen, theils bey der Verfaßung des Reformations-Büchleins, theils unter dem Stadtpfarrer-Amte des M[agister] Honterus bey der Herausgabe des griechischen Testamentes und eines nach den Sätzen der gereinigten Glaubenslehre geformten griechischen Catechismus für die in Cronstadt befindlichen Griechen die herrlichsten Proben seiner Talente und Verdienste abgelegt |:Schaesei Orat. in Act. Syn. p. 107; Schmeizel Diss. Ep. P. 37:|. Als Stadtpfarrer gab er für die studierende Jugend auch die Tabulam Cebetis90 heraus |:Fuchs Chron.:|. So hatten denn die ersten Reformatoren in Verdrängung der catholischen Kirchensatzungen ihren Endzweck glücklich erreicht. Nebst dem waren die 87
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AHG: HB 518, Johann Honter: Agenda fur die Seelsorger und Kirchendiener in Sybembürgen. Cron in Sybembürgen [Kronstadt], 1547. AHG: HB 519, Johann Honter: Reformatio ecclesiarvm Saxonicarvm in Transylvania. Coronae [Kronstadt], 1547. Scribent: Schreiber, Schriftsteller Valentin Wagner: Tabulam Cebetis. Kronstadt, o. J.
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durch den Tod des den Lutheranern gehäßigen Bischofs Statilius, dann im Jahre 1551 durch die Ermordung des Frater Georg von zwey grimmigen Feinden befreyt worden. Ueberdieß war auch K[önig] Ferdinand den Protestanten nicht abgünstig. Indem er Ungarn und Siebenbürgen, welche den Drangsalen bürgerlicher Kriege lange genug zum Opfer gedient hatte, endlich einmal in Ruhe zu beherrschen wünschte, so war es seine Sache nicht, sich mit den Meynungen einer oder der andern Parthey abzugeben. Er ließ es also geschehen, daß die sächsische Geistlichkeit im Jahre 1553 in Vollzug setzte, was sie noch 1545 beschloßen hatte und den Stadtpfarrer von Hermannstadt Paul Wiener91, der einige Jahre vorher aus seinem Geburtsorte Laibach in Krain nach Siebenbürgen gekommen, zum Superintendenten erwählte. Im Jahre 1555 kam dadurch, daß der K[ayser] Ferdinand das Land nicht wider die Drohungen der Türken schützen konnte, Siebenbürgen wieder in die Hände der Königin Isabella. Ihr Statthalter Petrovith hatte zwar selbst bey den Ständen für die Königin und ihren Sohn Johann II. gearbeitet, gedachte aber doch, ehe sie ins Land einträte, zu verhüten, daß sie nicht bey ihrer Anhänglichkeit an die catholische Religion zerstören sollte, was bisher mit sovieler Anstrengung am Reformations-Werk gebaut worden. Um also jeden Gedanken zu ersticken, der in ihr dießfalls aufsteigen könnte, ließ er sogar die goldenen und silbernen Gefäße als Ueberbleibsel der catholischen Religion in Kirchen und Klöstern noch vor ihrer Ankunft wegschaffen. Damit wurden die Grundvesten der Römischen Lehre in ganz Siebenbürgen zerstört und fielen übe einander. Alleine in gleicher Zeit wirbelten Aberglaube und Unglaube durch einander. Bis unter den Trümmern des Papsttums das Gebäude der gereinigten Glaubenslehre zum Stehen gebracht werden, bis es zu seiner völligen Festigkeit gedeihen konnte, schwankte die Ueberzeugung zwischen verschiedenen Systemen hin und her, und verflocht daher die Reformation in unendliche Schwierigkeiten. Erst erschien in Siebenbürgen Franc[iscus] Stancarus92, ein Mantuaner von Geburt. In seinem Vaterlande hatte er wegen seiner neu angenommenen Religionssätze nicht bestehen können und sich nach Königsberg begeben, und dort auf der Hohen Schule die hebräische Sprache als Profeßor gelehrt. Hier gerieth er aber mit dem Osiander93 wegen der Lehre von der Gottheit Christi in Streit, die er anfocht und verließ Königsberg. Nach der Hand versuchte er erst in Polen, dann in Ungarn und endlich auch in Siebenbürgen anzukommen. Ueberall aber suchte er seine Sätze, daß Christus ein bloßer Mensch gewesen, 91
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Paul Wiener (gest. 1554), Stadtpfarrer von Hermannstadt (1552-1554), 1. Evangelischer Superintendent (1553-1554). Francesco Stancaro (1501-1574), italienischer Theologe und Reformator. Andreas Osiander (1498-1552), deutscher Theologe und Reformator.
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in Umlauf zu bringen, daher wurde er allenthalben fortgewiesen. Endlich aber wußte er sich doch bey der Königin Isabella durch seine Arzneykunde einzuschmeicheln. In gleicher Zeit bereitete Martinus Kalmann Csehi94 |:Calmancaeus:| Pfarrer in Debrezin auch daselbst die Lehren der Reformation aus, behauptete aber nach der Meinung des Ulricus Zwinglius95 und Carlstadt96, daß das Brod und der Wein im H[eiligen] Abendmahl nicht der Leib und Blut Christi, sondern nur ein Zeichen davon sey. Diesem widersprach die Geistlichkeit in Siebenbürgen. Um aber ihrer Meynung gewißer zu seyn, setzten sie sie schriftlich auf und erbaten sich darüber das Urtheil vom Philippus Melanchton. Dießmal waren, da die Lehren der Römischen Kirche in Siebenbürgen ihr Gewicht verlohren hatten, nur zwey Bischöfe in Siebenbürgen, von Seyten der Sachsen Matthias Hebler97, der statt des verstorbenen Paul Wiener erwählet worden war, von Seiten der Ungarn Franz Davidis98 Stadtpfarrer in Clausenburg, der catholische, sogenannte Albenser Bischof Paul Bornemissa99 war eben in diesem 1557 Jahre in der Verzweiflung, daß sein Ansehen jemals wieder hergestellt werden würde, auf Wien gegangen und die Königin Isabella hatte, weil ihr Schatz ohnehin durch die bisherigen Kriege gänzlich erschöpft war, mit Bewilligung der Landstände die zum Albenser Bisthum gehörig gewesenen Güther bereits zur Kammer gezogen. Außer jenen 2 Bischöfen war Caspar Heltus100, einer von den berühmtesten Gottesgelehrten in Siebenbürgen. Daher wurde er von den Cronstädtern, die den 1. September 1557 den verdienstvollen Stadtpfarrer M[agister] Valentin Wagner durch seinen frühen Tod verlohren hatten, zum Stadtpfarrer beruffen, er schlug aber den Beruf aus. Davidis hatte mit seiner hinreißenden Beredsamkeit den Stancarus mit seinen neuen Lehrsätzen zum Schweigen gebracht. Dieser wollte aber doch Recht behalten und verlangte im Jahre 1558 von der Königin, vermöge der Gewalt, die er über sie als Arzt hatte, ganz trotzig, sie sollte die zwey Bischöfe Hebler und Davidis, denen er den Caspar Heltus an die Seite setzte, als Ketzer verbrennen, und ihre Güter für die Kammer einziehen laßen. Aber die Clausenburger Geistlichen schrieben dagegen eine so bündige Widerlegung, daß Stancarus als ein öffentlicher Verleumder beschämt wurde. 94 95 96 97
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Kálmáncsehi Márton (ca. 1500-1557). Ulrich Zwingli (1484-1531). Johann Draconites (ca. 1494-1566). Matthias Hebler, Stadtpfarrer von Hermannstadt, Bischof der ev. Kirche A. B. (15561571) Franz Davidis (ca. 1510/20-1579). Stadtpfarrer von Klausenburg, Calvinischer Bischof (1564-1566/70), Unitarischer Bischof (1569-1579) Paulus II. Bornemisza Pécsi, Katholischer Bischof des Bistums Weißenburg (15531556/79). Caspar Helth (gest. 1574), Stadtpfarrer von Klausenburg (bis 1557).
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Es gewann also das Ansehen, daß man nichts mehr zu fürchten hatte, da der Stancarus zu Schanden gemacht worden. Hingegen war es nun ein anderer Gegenstand, der die Aufmerksamkeit der Geistlichkeit fesselte. Der Punct von der Gegenwart des Leibes und des Blutes Christi im H[eiligen] Abendmahl wurde von Kalman Csehi noch immer mit vieler Heftigkeit bestritten. Er starb aber und hatte zu seinem Nachfolger den Petrus Melius101, der die Bahn seines Vorgängers mit doppeltem Eifer befolgte. Inmittelst langte vornemlich dieses Punctes wegen die Erklärung des Melanchtons an. Nun versammelte sich also die Geistlichkeit von beyden Nationen den 1. May 1558 in Thorda. Die Melanchtonische Erklärung, die dem von ihnen eingeschickten Glaubensbekenntniß ganz entsprach, wurde in der Synode verlesen. Davidis selbst nahm sich der Sache mit Nachdruck an, verfocht die Meinung des Melanchton wider den Petrus Melius und deßen Anhänger mit einem solchen Ernste, daß nunmehr alle Steine aus dem Wege geräumt zu seyn schienen, die bisher der Einigkeit der Geistlichkeit in Siebenbürgen entgegenstanden. Daher fiel denn der Schluß der Synode einmüthig dahin aus, daß die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im H[eiligen] Abendmahl, der Erklärung des Melanchton gemäß, noch ferner in allen Kirchen gelehrt werden sollte. Ja es wurde von diesem Schluß selbst der König von Pohlen, als Bruder der Königin Isabella verständigt. Indeßen erkaltete Davidis nach und nach in seinem Eifer für die Lutherische Lehre. Ja er ließ sich endlich ganz durch den Melius umlenken, und gewann durch sein Ansehen auch viele von den Ungrischen Großen. Dadurch entstanden die traurigsten Spaltungen, nicht nur zwischen ihm und der Sächsischen Geistlichkeit, sondern auch selbst unter den Ungarn. Ein Theil von den letzteren blieb ganz der Lutherischen Lehre ergeben, und wählte den Dionysius Alesius102 Pfarrer in Fenyes103 zu seinem Superintendenten. Dem andern Theile, der der Lehre des Calvinus anhing, stand Davidis als Superintendent vor. So sehr die Königin Isabella diese neuen Steine des Anstoßes, auch ihrer übrigen widrigen Verhältniße wegen, in die sie durch die übrigen politischen Gährungen verflochten war, hinweg gewünscht hätte, so wenig konnte sie es auf die zudringlichen Vorstellungen des Davidis, der dazu durch seinen Anhang unterstützt wurde, umgehen, daß die Mißverhältniße zwischen beyden Partheyen in einer neuen Synode mündlich ausgemacht werden sollten. Diese wurde denn von der Königin Isabella selbst den 14. August 1559 auf Mediasch ausgeschrieben. Nach einem weitläufigen, bitteren Wortwechsel gingen beyde 101 102
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Méliusz Juhász Péter (gest. 1572), Bischof von Debrecen 1558-1571. Dionysius Alesius (1525-1577), Pfarrer von Sächsisch Fenesch (1557), Bischof der ungarisch evangelischen Kirche A.B. (1571-1577). Florești, Feneșu Săsesc (-1924) (rum.), Szászfenes (ung.), Sächsisch Fenesch (dt.), Kreis Cluj.
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Partheyen auseinander, ohne daß ihre Streitfrage entschieden worden wäre |:Acta. Synod. p. 18, 19.:|. Uebrigens machte der Cronstädter Magistrat in diesen Jahren einen Versuch, auch die Wallachen zu reformieren, und ließ ihnen den lutherischen Katechismus nach den lutherischen Lehrsätzen in ihrer Muttersprache vortragen |:Fuchs Chron.:|. Allein bey einem Volk, das keinen Sinn für die Aufklärung hat, können unter den verjährten Vorurtheilen, mit deren Vesthaltung es den ganzen Inbegriff seiner künftigen ewigen Seligkeit verbindet, keine gereinigten Sätze aufkommen. Die Wallachen blieben, was sie waren, man hat keine Spuren, daß nur einer derselben empfänglich worden sey. Isabella starb indeßen, und König Johann II. folgte. Die Sächsische Geistlichkeit suchte sich, wenigstens untereinander in der Evangelisch-Lutherischen Lehre zu befestigen, und setzte daher ihre eigene Meynung nebst den Gegensätzen der Calviner in einer eigenen Synode den 10ten Jenner 1560 schriftlich auf, und disputirten hierüber sowohl bey dieser Gelegenheit, als auch in einer auf den 6. Februar 1561 vom König selbst veranstalteten, allgemeinen Synode, mit den Anhängern des Calvinus. Da aber auch diese Disputationen fruchtlos abliefen, und inmittelst die Calviner aussprengten, daß nur ihre Sätze und keine andern, auch mit denjenigen übereinstimmten, die im Römischen Reich von den ersten Gottesgelehrten anerkannt und bestättigt worden wären, so wurden sie schlüßig, ihre Sätze drucken zu laßen und der Prüfung der Facultäten auf den berühmtesten Universitäten in Leipzig, Wittenberg, Rostock und Frankfurt an der Oder mittelst einer eigenen Gesandtschaft zu unterlegen. Von den Ungarn wollte Niemand hingehen. Die Sachsen fertigten also nur aus ihren Mitteln den 10. October 1561 den Georg Christiani104 Pfarrer in Heltau und Decanus in Hermannstadt, den Nicolaus Fuchs105 Pfarrer von Honigberg und Decanus von Cronstadt und M[agister] Lucas Unglerus106, Rector von Hermannstadt, nachherigen Superintendenten ab |:Schm. Diss. ep. p. 50-52.; Acta Synod. p. 19-36.; Würgengel p. 76.77.:|. Sie wurden hinzu besonders durch die Erfahrung veranlaßt, die sie von der zweydeutigen Denkensart des Titus Amitinus107, erwählter Stadtpfarrer in Cronstadt machten. Es war diese Stelle seit 1557 durch den Tode des würdigen M[agister] Valentin Wagner offen gestanden. Der Stadtrichter Johann Benkner hatte, weil der Caspar Heltus, wie wir oben gesehen, die Stelle nicht annehmen wollen, die bey der Kirche erforderlichen Dienste durch Vicarien 104 105
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Georg Christiani (gest. 1588), Pfarrer in Heltau (1554), Pfarrer in Großlogdes (1570). Nicolaus Fuchs (gest. 1569), Rector des Kronstädter Gymnasiums 1546, Pfarrer in Neustadt ab 1549, Pfarrer in Honigberg ab 1556, Dechant des Burzenländer Kapitels (1560-1562). Lucas Ungerlus (ca. 1526-1600), Lektor am Hermannstädter Gymnasium 1556, Pfarrer in Kelling 1565, Pfarrer in Birthälm 1567, Superintendent (1571-1600). Titus Amicinus (gest. 1566), Kronstädter Stadpfarrer 1561.
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versehen laßen und die Pfründen für sich eingezogen. Nun endlich war im Jahre 1561 der Titus Amitinus zum Stadtpfarrer erwählet. Er war der Sohn des Weidenbächer Pfarrers und ehemaligen Decanus Michael Amitinus108, der von den Hermannstädtern noch 1529 zum Stadtpfarrer berufen worden war, aber den Beruf eben von sich abgelehnt hatte. In Ansehung der Verdienste seines Vaters hatte er die Meynung für sich, daß er dieser Würde gewachsen seyn dürfte, allein der damalige Decanus und das Capitul mochten damit nicht einverstanden seyn, weil keiner der Installation beywohnen wollte. Benkner löste also diesen Gordischen Knoten aus eigener Gewalt, trat mit dem neurwählten Stadtpfarrer auf den Altar, und stellte ihn der Gemeine vor. Allein es waren kaum 10 Wochen verfloßen, so machte derselbe durch die Anhänglichkeit an die Lehrsätze des Calvin, die er bis dahin in Reden und Thaten verrathen hatte, die Gemüther so fremd, daß er von derselben verstoßen und statt seiner Jacob Mellemberger109 aus Hermannstadt gebürtig, damals Stadtpfarrer in Müllenbach, und Schwiegersohn des noch immer in dankbarem Andenken blühenden M[agister] Honterus erwählet wurde. Amitinus wurde, seiner Sätze wegen von der Synode zur Verantwortung gezogen, allein auch hier bereif er sich auf die Meynung der Reformierten Universitäten in Deutschland, weswegen er denn von der Synode für unfähig erklärt wurde, ein geistliches Amt ferner zu bekleiden |:Ostermeyer Diar.; Fuchs Chron.; Würgengel. p. 77.:|. Er ging hierauf nach Clausenburg und starb daselbst 1566 nicht ohne den Verdacht, daß er nebenher auch der Arianischen Lehre zugethan gewesen |:Ziegler viri illustres:|. Indeßen kamen oben erwähnte geistliche Deputirten schon den 22ten Jenner 1562 wieder nach Hause. Der Churfürst von Sachsen, Augustus, hatte sich der Sache selbst angenommen und dem Nicolaus Selneccer110 die Prüfung des von der Siebenbürgischen Geistlichkeit eingereichten Glaubensbekenntnißes aufgetragen. Sie kamen mit einem vom Churfürsten selbst an den König Johann erlaßenen Schreiben zurück und brachten zugleich die von Seiten der Universität erfolgte Bestättigung ihrer Lehre mit. Den 8ten März 1562 versammelte sich also die Geistliche Universität in Hermannstadt, und setzte darinn sieben Articul fest, um den Abweichungen des Stancarus sowohl, als deßen Meinungen noch immer in Siebenbürgen im Schwung gingen, als auch der Calviner in Ansehung des H[eiligen] Abendmahls zu begegnen, und auch in den Haupt-Ceremonien die Einförmigkeit zu erhalten |:Würgengel. S. 81.; Act. Syn. p. 37, 38.:|. 108
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Michael Amicinus (gest. 1557), Pfarrer von Weidenbach, Dechant des Burzenländer Kapitels 1539. Jakob Mellembriger (gest. 1572), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1554-1555 u. 1558-1560), Pfarrer in Mühlbach (1560-1561), Kronstädter Stadtpfarrer (1561-1572). Nikolaus Selnecker (gest. 1572), lutherischer Theologe und Liederdichter.
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Alles schien nun zu einem glücklichen Ausgang zu gedeihen, da zumal in dem den 28ten May in Thorda gehaltenen Landtag beschloßen wurde, jeden bey seiner Religion zu laßen und niemandem den geringsten Zwang anzuthun |:Pápai rud. red. p. 152; Würgengel. p. 91.:|. Allein jetzt erst wurde das Feuer, das bis jetzt nur in der Asche gelodert hatte, durch den Georg Blandrata111, Davidis und Stancarus wieder angeblasen und endigte sich mit der Trennung der Geistlichkeit in drey verschiedene Partheyen. Blandrata war, wie Stacarus, ein Italiener aus Piemont gebürtig, und eben auch der Arzney-Wissenschaft ergeben, auch er hatte sich wegen der Nachstellung, die ihm von Seiten der Römisch-Catholischen in seinem Vaterlande gemacht wurden, nach Polen geflüchtet, und wurde von hier im Jahre 1563 von König Johann II. als Leibarzt beruffen. Bis dahin hatte Davidis immer gehofft, die Sächsische Geistlichkeit für die Meynungen, die er behauptete, zu gewinnen. Jetzt aber sah er seine Wünsche und Hoffnungen durch die aus Sachsen angelangte Erklärung der ausländischen Universitäten vereitelt. Er suchte also vorerst die Freundschaft des Blandrata zu erwerben und brachte es sodann durch deßelben Einfluß dahin, daß der König Johann auf den Sonntag Quasimodogeniti 1564112 eine neue Synode auf Enyed ausschrieb. Hier sollten endlich die mannigfaltigen Irrungen zwischen den Geistlichen mündlich und schriftlich verhandelt, abgethan und Ruhe geschafft werden. Wobey jedoch der König vorläufig äußerte, daß auf den Fall, wenn sie auch jetzt nicht auseinander kommen könnten, jede Parthey ihren eigenen Superintendenten behalten, und ihre eigene Laufbahn verfolgen sollten, ohne sich künftighin mehr in den Weg zu treten. In der Synode nun standen Blandrata und Davidis für einen Mann, und verfochten mit ihren Anhängern die Sätze, in welchen sie überein kamen, gemeinschaftlich, ohne daß die Seite wegen der von den Arianern angefochtenen Lehre von der Gottheit Christi, die der Davidis insgeheim nebst den Arianern bestritt, berührt worden wäre. Allein auch diese Unterhandlungen liefen wie die vorherigen fruchtlos ab, ein jeder blieb bey seiner Meynung |:Acta Synod. p. 41.; Pápai rud. red. p. 152-154.:|. Die Sächsische Geistlichkeit suchte sich also in einer den 25. November 1565 in Hermannstadt veranstalteten Synode aufs neue wenigstens unter einander über die Haupt-Articul der Religion zu vereinigen und schloß mit Zuziehung des dem Lutherthum treu verbliebenen Ungrischen Pfarrers in Fenyes Dionysius Claudiopolitanus |:Alesius:| 27 Articul zu künftiger allgemeiner Richtschnur ab. Die Cronstädter waren ihnen dießfalls zuvorgekommen und hatten schon vorher den 25. April vermöge eines zwischen dem Stadtrichter Johann Benkner und Stadtpfarrer Jacob Mellemberger gepflogenen Einverständnißes 15 Articul in ihren Kirchen kund gemacht. Sie umfaßten, 111 112
Georg Blandrata (eig. Biandrata), (ca. 1515-1585). 9. April 1564.
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wie jene, das Amt der Seelsorger, die Hauptregeln bey Gottesdienstlichen Uebungen, zumal bey der Taufe und Communion, äußerliche Zucht und Ehrbarkeit und Vermeidung grober Sünden wider das 2te Gebot113 und wißentliche Kränkungen der Lehrer in Absicht auf ihre Gebühren. Von gleichem Inhalt waren die Synodal-Articul, nur mehr erweitert, und betrafen die innerlichen Qualitäten der größeren und kleineren Kirchendiener, Bestimmungen der, bey dem Gottesdienste beyzubehaltenden Gebräuche, und die Hauptregeln bey der Copulation und in Beurtheilung der Ehesachen |:siehe unter dem Titel: Ecclesiastica Rep. p. 75; Acta Synod. p. 42-45.:| Franc[iscus] Davidis hatte bisher unter der Larve des Calvinismus die Bekenner desselben immer auf seiner Seite gehabt. Aber nun änderte er auf einmal Farbe und Sprache. Er leugnete nicht nur, wie bisher, die Gegenwart des Leibes und des Blutes Christi im H[eiligen] Abendmahl, sondern auch seine Gottheit selbst. Bey Hofe gelang es ihm den Beyfall der Ersten zu erschmeicheln, mit ihrem Beystande den ehrlichen Dionysius Alesius, bisherigen Hofprediger zu verdrängen, und dadurch, daß er sich selbst in diesen Posten schwang, den König selbst mit seiner Meynung vertraut zu machen. Hingegen verfeindete er sich mit den Geistlichen und zumal mit den Reformierten, die sich von ihm gekränkt fanden, und besonders mit dem er nach dem oben angeführten Zwiste, wieder gemeine Sache gemacht hatte. Eben langten aus dem Reich, aus Polen, aus Ungarn wider seinen Busenfreund Blandrata verschiedene Schriften von Calvin, Simmler114, Beza115 und andern Gelehrten an, wo der Blandrata als ein Abtrünniger und Gottesverächter und als ein Vertrauter des neulich in Bern wegen Gotteslästerung verbrannten Valentin Gentilis116, mit grellen Farben geschildert und jede Kirchengemeine verwarnt wurde, sich vor seiner Gesellschaft zu hüten. Melius, nunmehriger Superintendent in den um die Theiß gelegenen Ländereyen, wurde hiedurch aufmerksam. Dem Blandrata war nicht mehr wohl beyzukommen, weil dem Ansehen nach das Arzneywesen sein Fach war. Allein Franc[iscus] Davidis pflog mit ihm einen genauen Umgang, und dieses machte dann bey ihm auch den Davidis verdächtig. Er forschte und erfuhr mit Erstaunen, daß derselbe gerade dergleichen Sätze, wie dem Blandrata Schuldgegeben wurden, in seinen Predigten zu äußern pflegte. Melius führte hierüber bittere Klagen bey dem König, aber ohne Erfolg. Vielmehr ließen Blandrata und Davidis die ärgerlichen Schriften und Bilder wider die Dreieinigkeit ausgeben, wodurch die Gemüther nur mehr verbittert wurden. Um zu verhüten, daß hiedurch nicht jemand in seiner Diöcese 113 114 115 116
Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Josias Simler (1530-1576), Schweizer Theologe. Theodor Beza (1519-1605). Giovanni Valentino Gentile, 1567 in Bern hingerichtet.
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angesteckt würde, berief Melius den 24ten Februar 1567 seine Geistlichen in Debrezin zusammen, und unterschrieb mit ihnen die im vorigen Jahr in Zürich herausgekommenen Glaubensarticul, woher denn der Name der Helvetischen Confession entstand, wozu sich die Reformierten von der Zeit an in Ungarn und Siebenbürgen bekannt haben. Endlich schrieb denn der König auf sein Anhalten im Jahre 1568 eine allgemeine Synode auf Weißenburg aus und veranstaltete in seiner Gegenwart eine öffentliche Disputation zwischen dem Davidis und Blandrata auf einer und den Ungrischen und Sächsischen Geistlichen auf der andern Seite, unter dem Vorsitz gewisser dazu absonderlich ernannter Schiedsrichter, unter welchen sich auch der evangelische Superintendent Matthias Hebler befand. Die Disputation dauerte unter den heftigsten Vorwürfen und Schmähungen 10 Tage fort. Blandrata wurde endlich des Disputierens müde und sagte öffentlich, er sey kein Doctor Theologiae, sondern Medicinae, und nun heiser, er wolle es also andern überlaßen, daß sie sich weiter erklären sollten. Hiedurch setzte er sich zwar dem allgemeinen Gelächter aus, allein der überhub sich doch weiteren Verfolgungen, und befaßte sich von nun an bloß mit den Geschäften, die er als fürstlicher Leibarzt zu versehen hatte. So blieb denn auch diese Disputation ohne Wirkung, und wurde mit dem Befehl vom König geschloßen, daß die Entscheidung dieser Zwistigkeiten andern Gelehrten anheim gestellt werden sollten |:Act. Syn. p. 46.47.; Pápai rud. red. p. 154-156.; Schm. Diss. ep. p. 56. 57.:|. Es war um diese Zeit ein gewisser Johann Sommerus117 Rector zu Clausenburg. Aus Pirna in Meißen gebürtig, ein Mann, der in seinem Leben ganz besondere Rollen gespielt hat. Seine Stärke bestand in der Dichtkunst, wo er Meister war, wie er denn in des Eberi Calendario, das sich in der hiesigen Schulbibliothek befindet, viele seiner Gedichte eigenhändig hineingeschrieben hat. Er wurde von Jacob Heraclides118 oder Despota, Woywoden in der Moldau im Jahre 1563 dahin berufen, um daselbst ein Gymnasium anzulegen. Hätte sich dieser in seiner Würde erhalten können, so würde diese Schule, die er dazu mit ausersehenen Büchern versehen, ein bleibendes Denkmal von seinen trefflichen Anstalten geworden, in dem er sich alle mögliche Mühe gab, sein Land gänzlich umzubilden und nebst dem Sommerus auch andre ausländische Gelehrte mit vielem Aufwande dahin gezogen hatte, und damit umging, die daselbst herrschende griechische Religion von allem damit verwebten Aberglauben zu reinigen. Allein er machte sich auf der andern Seite durch seine übertriebene Strenge gegen die Bojaren verhaßt und fiel, wie wir schon 117
118
Johann Sommer (ca. 1542-1574), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1565), Rektor des Bistritzer Gymnasiums (1567), Lektor am unitarischen Gymnasium in Klausenburg (ca. 1570-1574). Ioan Iacob Heraclid, Woiwode der Moldau (1561-1563).
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oben gesehen, unter den Händen des Verräthers Thomsa119, oder wie andre wollen des Alexander120, der sein Nebenbuhler war |:Würgengel. S. 91-96:|. Damit schloß sich dann auch die Laufbahn des Johann Sommerus. Er verließ die Moldau und bewarb sich in Cronstadt um einen Schuldienst. Hier wurde er denn seiner Geschicklichkeit wegen als Rector im Jahre 1564 angestellt, dankte aber 1568 ab, vermutlich auf den Ruf des Franc[iscus] Davidis als Stadtpfarrer in Clausenburg. Dahin ging er denn hinüber und bekannte sich zur Arianischen Lehre, wobey er dem Davidis herrliche Dienste leistete, indem er bis 1570 durch seine kräftige Mitwirkung die ganze Stadt zur Annahme dieser Lehre brachte |:Th. Tartler Coll.; Schmeizel Diss. ep. p. 57.; Benkő Transs. II. 311, 319, 356.:|. Nun trieben es aber auch die Arianer immer ärger und vergingen sich soweit, daß sie in ihren Schriften drohten, den Dreieinigen Gott aus seinem Reich zu verjagen. Dem Davidis leuchtete selbst das Unwesen seiner Kirchendiener ein. Auf der einen Seite fürchtete er, sie würden sich durch ein trotziges Benehmen um den ganzen Credit im Lande bringen, auf der andern baute er auf das Gewicht, das die Anhänger seiner Lehre bey Hofe hatten. Er wirkte es also bey dem König aus, daß er 1571 auf Maros Vásarhely einen Landtag ausschreiben ließ, wo denn den Arianern gleiche Rechte mit den andern Ständen, wiewohl unter gewißen Bedingungen zugestanden wurden. Aber eben wie der Landtag zu Ende ging, und in der Kirche von beyden Partheyen noch heftig über die Gottheit Christi disputirt wurde, kam unter andern auch die Rede auf den Punct vom Sitz Christi zur Rechten Gottes aufs Tapet. Der König erhub sich hiebey von seinem Sitze und fragte den dortigen Pfarrer, was denn dieses Sitzen zur Rechten Gottes bedeute? Der Pfarrer erwiederte: „Gleiche Macht und Herrlichkeit mit dem Vater.“ „Wer hat diese Auslegung gemacht?“ fragte der König. „Die rechtgläubigen Väter“ antwortete der Pfarrer. Diese Antwort nahm der König unter lautem Gelächter auf und ging unwillig aus der Kirche hinaus. Den folgenden Tag ging er auf Görgeny fort, warf unterwegs um und beschädigte sich so sehr dabey, daß er, da er schon seit drey Jahren gekränkelt hatte, wenige Tage darauf, nemlich den 3. März 1571 verstarb |:Act. Syn. p. 48.49.; Schaesei Orat. in Synodo 1580. habita in Arch. Syn. p. 112:|. Den Arianern gereichte dieser Todesfall zu großem Leidwesen. Ihr Anhang war unter dem König Johann II. zu einem solchen Ansehen gestiegen, daß zuletzt fast kein andrer als ein Arianer zu einem erheblichen Posten gelangen konnte. Mit dem Tode des Königs nahm alles eine andre Gestalt an. Seinem Nachfolger Stephan Báthori war daran gelegen, die durch diese langwierigen 119 120
Ştefan Tomşa. Alexandru Lăpuşneanu.
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Streitigkeiten zerrüttete Kirche, wieder in Ruhe und Ordnung zu setzen. Daher schaffte er zuerst die Arianer vom Hof hinweg. Hernach ernannte er den durch den Davidis vorher vom Hofe des König Johann II. verdrängten Dionysius Alesius zu seinem Hofprediger und zum Ungrischen Superintendenten, und ließ durch denselben 13 Articul zur Vorschrift für die Augsburgischen Confeßionsverwandten entwerfen. Da nun eben der verdiente Superintendent Matthias Hebler mit Tode abgegangen war, so schreib er auf den 1ten May 1572 eine Synode auf Mediasch aus, und gebot der Sächsischen Geistlichen Universität in so lange, bis sich etwa von auswärtigen Landen ein Mann auffinden ließe, der im Stande wäre, die noch immer hin und wieder ausbrechenden Irrungen zu hemmen, aus ihrer Mitte den Geschicktesten und Würdigsten zum Superintendenten zu wählen, und sich nach der Vorschrift des Dionysius zu richten. Es werden diese Artikel bis heute die Dionysischen Articul genannt. Nach denselben soll 1tens die Universität die Synodal-Versammlungen mit Gebet in der großen Kirche anfangen und schwören, daß sie bey der Wahl ihre Stimmen ohne Partheysucht, ohne Leidenschaften geben wollen. 2tens sollen sich die Kirchen-Diener überhaupt bey ihrer Weihe nach einem vorgeschriebenen Formular eydlich verpflichten, sich ganz nach der 1530, dem Kayser Carl V. unterlegten und fast von allen Deutschen Kirchengemeinen angenommenen Augsburgischen Confeßion zu halten, 3tens soll der Superintendent wachen, daß hierüber gehalten werde, und Macht haben, die Abweichenden zu entfernen, deren Güter sofort dem Fiscus anheim fallen sollen. 4tens sollten die alten Nicänischen121 und Athanasianischen122 Kirchenschlüße und Glaubensbekenntniße, so wie die Lehre von der Buße und dem Glauben, von den guten Werken und Sacramenten unverbrüchlich beobachtet, 5tens der Gottesdienst überall einförmig eingerichtet, 6tens sollen diejenigen, die in der Lehre von Christi und dem H[eiligen] Geist abweichen und Mahomedanische oder Jüdische Lehren einführen, oder die Lehre von der Unsterblichkeit der Seelen und der Auferstehung der Todten anfechten wollten, aus der Kirche verbannt werden, 7tens sollen die Pflichten gegen die Obrigkeit genauestens eingeschärft, 8tens falsche Lehrsätze und Lästerungen wider den Dreyeinigen Gott gedämpft und deren Verfechter, wenn sie nicht andern Sinnes werden, mit körperlichen Strafen beleget werden. 9tens wird der Synode überlaßen, in diesem Geiste noch mehreres, was zum Nutzen der Kirche dient, abzuschließen und in ein Gesetz zu verfaßen. Diese Articul wurden denn auch von der Synode begenehmigt, zur beständigen Beobachtung aufgenommen, und unter dem Titel Formula 121
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Nicänisches Symbol: Die auf der ersten allgemeinen Synode zu Nicäa (325) angenommene Glaubensformel. Athanasius (295-373), als Bischof von Alexandria (ab 328) ein Verfechter der Beschlüsse der Synode von Nicäa.
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pii Consensus mit mehreren Articuln erweitert, wo die Grundlehren, die die Augsburgischen Confeßionsverwandten von allen andern Religionsverwandten unterschieden, nebst dem, was zum äußerlichen Gottesdienst gehörte, auf immer festgesetzt wurden. Zuvörderst aber wurde M[agister] Lucas Unglerus, Pfarrer in Birthälm, der, wie wir oben gesehen, einer von den Deputirten gewesen, die aus dem Reich die Meynung der vornehmsten Universitäten über das Glaubensbekenntnis der Sachsen selbst eingeholt hatte, zum Superintendenten erwählt, und diese Wahl zusammt den eben gedachten neuen Articuln dem Fürsten Stephan Báthori unterstreuet, von dem in einem neuen Diplom den 4. Juli 1572 belobet und bestättigt wurden. Bey dieser Gelegenheit wurde denn auch, weil der neue Superintendent seine Pfarre in Birthälm nicht verlaßen wollte, und dieser Ort ohnehin in der Mitte des Landes gelegen war, der Markt Birthälm zum künftigen Sitz des Evangelischen Superintendenten bestimmt |:Acta Synod. p. 50-77.:|. Der neue Superintendent M[agister] Lucas Unglerus ließ es hiebey nicht bewenden, sondern arbeitete neue Articul aus, in welchen dasjenige, was etwa nach den vorigen Articuln einer Erklärung bedurfte, weiter aus einander gesetzt wurde. Diese Articul wurden denn in der den 20. May 1573 in Birthälm gehaltenen Synode bestättigt |:Acta Synod. 1573 p. 78-85.:|. Außer denselben wurden den 25. November 1574 die Gesetze für die Kirchen- und Schul-Diener verfaßet und zugl[eich] beschloßen, daß die Decani, wo nicht alle Jahre, doch wenigstens in jedem 3ten Jahr in ihren Capituln Visitationen anstellen sollten, um zu forschen, ob denselben in Kirchen und Schulen nachgelebt werde |:Acta Synod. p. 86, 87.:|. In dieser Zeit, da durch die vorgeschriebenen Articul das Lehrgebäude der Augsburgischen Confeßionsverwandten auf immer und ewig begründet und ausgeführt wurde, verlohr der beruffene Franc[iscus] Davidis sein ganzes Gewicht und Ansehen durch sein unsittliches Betragen gegen seine Ehegattin. Es wurden also auf Befehl des Fürsten Steph[an] Báthori 1576 die Geistlichen von beyden Nationen in Enyed versammelt, die Streitigkeiten dieser zwey Eheleute gerichtlich aufgenommen und sie hierauf von einander geschieden mit dem Zusatze, daß Davidis eher nicht als nach zwey Jahren erblaubet werden sollte, zur 2ten Ehe zu schreiten, übrigens aber, unerachtet er seines ärgerlichen Lebenswandels wegen verdient hätte, völlig entsetzet zu werden, doch in so weit seiner geschonet würde, daß es seiner Gemeine freystehen sollte, ihn solange sie wollten beyzubehalten. Bey Bestättigung dieses Urtheils setzte der Fürst noch eigenhändig die Worte selbst hinzu: ut magis sordescat123|:Acta Synod. 1576 p. 88.:|. Im nachfolgenden Jahre 1577 versammelten sich in Hermannstadt beyde Sächsische Universitäten, Politische und Geistliche und setzten die sogenann123
Übersetzung: damit er noch geringer erscheine.
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ten Visitations-Articul fest, nach deren Vorschrift sofort mit Bewilligung des nunmehr statt des Stephan Báthori zum Fürsten erwählten Christoph Báthori die erste Visitation der Kirchen und Schulen vom Bischof Lucas Unglerus in der ganzen Nation vollzogen wurde.124 In diesen Articuln wurden die Pflichten der Kirchen- und Schul-Diener auf einer und der Zuhörer, inwieweit sie mit ihnen in Verhältnißen standen auf der anderen Seite, in allen ihren Abtheilungen vorgezeichnet |:Acta Syn. 1577 p. 89-92.:|. Mittlerweile regte sich der unruhige Geist des Franc[iscus] Davidis schon wieder. Vordem hatte er sich gehütet die göttliche Verehrung J[esu] C[hristi] gradewegs zu bestreiten, und diese wenigstens in so weit eingeräumet, in wie weit er nach seinem Leiden und Sterben von Gott in seine Herrlichkeit aufgenommen worden sey. Jetzt ging er weiter und erklärte Christum für einen bloßen Menschen, deßen Amt und Würden anders nicht, als nach den Buchstaben der Mosaischen und Prophetischen Schriften erklärt werden dürften, der folglich auch kein geistliches Reich auf Erden besitze, wohl aber dereinst in dem von Gott ersehenen Zeitpuncte Jerusalem und das Jüdische Reich wieder herstellen, und dieses so wie jeder andere weltliche Fürst beherrschen würde, derweilen aber außer aller Thätigkeit sey, und folglich sowenig als andere Menschen, angebetet werden könne. Blandrata hatte sich seit der Synode von 1568, wo er auf eine so erniedrigende Art zum Schweigen gebracht worden war, gehütet, geistliche Geschäfte zu behandeln. Ja er war als ein Mann, der den Mantel nach dem Winde zu hängen wußte, mit dem Davidis selbst zerfallen, seitdem sich dieser durch seine Ehestreitigkeiten und durch die ihm dabey zur Last gelegten Ausschweifungen herab gewürdigt hatte. Nun aber ging er aber gerade darauf hinaus, denselben völlig zu stürzen. In dieser Absicht ruft er seinen Freund Faustus Socinus125, der sich in Basel befand, nach Siebenbürgen und stellt es an, daß dieser gerade zum Davidis einkehrt, und bey ihm auch die Kost aufnimmt. Sein Plan war, durch diesen die Schritte des Davidis auszuspähen, und von den durch ihn einzuziehenden Erkundigungen denn Gebrauch zu machen. Socinus half ihm diesen Plan treulich auszuführen. Davidis vertraute ihm seine schriftlich verfaßten Lehrsätze an. Socinus steckte diese dem Blandrata zu. Blandrata vermittelte bey Hofe den Befehl, über die Lehren und Meynungen des Davidis eine amtliche Untersuchung anzustellen. Nun bestättigte sich völlig, was Blandrata vorher in Erfahrung gebracht, aber sich doch so arg nicht vorgestellt hatte. Blandrata kündigte ihm seine Freundschaft völlig 124
125
Anmerkung Lassel: „Nur in Burzenland nicht, weil der damalige Stadtrichter behauptete, das Visitationsrecht in Burzenland stehe ihm und nicht dem Bischof zu, welcher dann unverrichteter Sache heimkehren mußte.“ Fausto Sozzini (1539-1604), Unitarischer Theologe aus Siena.
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auf. Der Fürst legte ihm das Amt bis auf weitere Verfügung, und ließ ihn in seiner eigenen Wohnung durch Fürstliche Trabanten bewachen. Sodann ließ er die Geistlichen von beyden Nationen auf Weißenburg zusammen kommen, um den Davidis über seine Lehren zu vernehmen und nach Erkenntniß der Sachen gleich daselbst etwa zu verurtheilen, oder loszusprechen, oder zurecht zu weisen. Davidis wurde in dieser Absicht unter einer starken Bedeckung nach Weißenburg gebracht. Blandrata klagte ihn in Gegenwart des Fürsten und der versammelten Stände öffentlich als einen Gotteslästerer an, den der Fürst nach seinem Gutdünken allenfalls auch mit dem Tode zu bestrafen habe. Davidis war mit colicalischen und anderen Zufällen behaftet, und so schwach, daß er in die Versammlung getragen werden mußte, und weil er nicht aufrecht stehen konnte, auf einem Stühlchen verhört werden mußte. Das Verhör und Disput mit dem Blandrata, dem sich auch Socinus zugesellte, dauerte drey Tage, wobey jedoch der Schwiegersohn des Davidis, Lucas Kaprontzai126, Notarius in Clausenburg für ihn das Wort führte, weil er seiner Schwachheit wegen nicht sprechen, und von niemandem vernommen werden konnte. Die Gründe, womit er sich beschönigte, bestanden darin, daß er nur behauptete, was in der H[eiligen] Schrift stünde. Die Anbetung Christi sey im Alten Testament nicht befohlen, wohl aber, daß man Gott den Vater alleine anbeten sollte, und daß er damit nichts neues lehre, sondern bloß das, was auch bey andern Gemeinen in Pohlen vorgetragen würde, und was nebst ihm sein Ankläger Blandrata selbst vordem behauptet hätte. Endlich wurde abgestimmt und ihm erst von Blandrata selbst zugeredet, seine Lehre zu widerrufen. Da er sich aber hiezu nicht verstehen wollte, so wurde er zu ewiger Gefangenschaft verurtheilt, und nach Déva geschickt. Hier wurde er immer schwächer und verfiel endlich in eine Raserey, in welcher er den 9. Junii 1579 den Geist aufgab |:Act. Syn. 1758 p. 93-95.; Schaesei Orat. p. 112-114.; Schmeiz. Diss. Ep. p. 45,46.:|. Der Verfasser des Würgengels hat diesen ganzen Proceß ausführlicher beschrieben, nur hat er alles in die Zeiten des K[önig] Johann irrig gesetzt, wobey doch Schaeseus, der den Vorgang in seiner vor der versammelten Universität, mithin vor vielen, die davon Augenzeugen gewesen, nur ein Jahr hernach, nemlich im Jahre 1580 gehaltenen Rede erzählt, sowie die eben von dieser Synode verfaßten öffentlichen Acten mit den Angaben, daß solches unter dem Fürsten Christoph Báthori geschehen, mehreren Glauben verdienen. 126
Mathias Miles gibt im Siebenbürgischen Würgengel [S. 132] einen Lucas Capranczai als Mitangeklagten und -verurteilten von Davidis an, der in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu Davidis steht. Aufgrund des gleichen Vornamens verwechselt ihn G. M. G. v. Herrmann mit Lucas Trausner, dem Schwiegersohn von Davidis, der ihm im Prozess beisteht.
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Unerachtet nun Davidis mit seiner Lehre öffentlich verdammt wurde, so blieben doch seine zuerst ausgestreuten Meynungen, von der eingeschränkten Gottheit Christi, in welchen der Socinus und Blandrata mit ihm übereinstimmten, auf dem Boden und verbreiteten sich aus Clausenburg als der Wiege dieser Lehre in mehrere Ungrische Stühle. Blandrata hielt es indeßen wegen der ihm selbst von Franc[iscus] Davidis im Landtag angehängten Flecken, für rathsamer, Siebenbürgen selbst zu verlaßen. Er ging zusammt dem Socinus nach Pohlen zurück und wurde hier nach einigen Jahren von seines eigenen Bruderssohn, der von ihm zum Erben eingesetzt worden, im Bette erwürgt |:Schm. Dis. ep. p. 55 not. 107.:|. Es war übrigens die, wegen des Davidis in Weißenburg 1578 gehaltene Synode die letzte, wo die Protestanten beyder Nationen zusammen traten. Ihre Geistlichen bildeten sich nach den verschiedenen Lehrstühlen, die sie in auswärtigen Landen besuchten. Die Ungarn in Siebenbürgen sowohl als auch im Königreich Ungarn hielten sich steif an die in der Schweiz regierenden Sätze des Zwinglius und Calvinus, die Sachsen nach denjenigen, die sie auf den Hohen Schulen in Sachsen gefaßt hatten. Keine von beyden waren von ihren Sätzen abzubringen, und keine höhere Macht war da, die im Stande gewesen wäre, ihre verschiedenen Lehrbegriffe unter einem Brennpunct zu vereinigen. Beyde Nationen behaupteten ihre Evangelische Freyheit. Daher erwuchsen außer der Catholischen, drey Religions-Partheyen in Siebenbürgen. Die Ungarn theilten sich zwischen den Reformierten, Catholiken und Arianern. Der Anzahl nach waren dießmal noch die Catholiken die Schwächsten. Die Arianer bestanden, wie oben erwähnt wurde, in Clausenburg und etlichen Szeklerischen Stühlen, und genoßen ihre freye Religionsausübung und die Befugnis ihren eigenen Superintendenten zu wählen und zu unterhalten, vermöge der unter Begünstigung des König Johann II. im Jahre 1564 verfaßten und im Jahre 1576 bestättigten Landtagsabschlüße, die nachher ein größeres Gewicht auf dem Landtag den 1. May 1581 erhielten. Beyde Partheyen wurden aber durch die Reformierten, die die ausgebreitetsten waren, überwogen. Die Sächsische Nation bildete die 4te Religionsparthey und blieb unter ihrem Superintendenten der Augsburgischen Confeßion getreu. Zu wünschen wäre es gewesen, daß eine jede in der Glaubenslehre, die sie sich nun einmal erwählt hatte, ruhigen Schritt gehalten hätte, ohne sich untereinander zu stoßen. Allein unter ihre Verschiedenheit in den Meynungen mischte sich auch Eigensinn und Disputirsucht. Jede Parthey wollte Recht behalten, und suchte die andern durch gehäßige Namen zu verkleinern. Die Catholiken wurden von den drey anderen mit keinem andern Namen als demjenigen der Päbstler belegt. Hingegen wurden die Arianer die sich wegen der Verehrung des einigen Gottes am liebsten Unitarier hießen, von den übrigen Antitrinitarier, die Reformierten,
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die sich zumal der Lehre von der Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im H[eiligen] Abendmahl am heftigsten widersetzten, von den Lutheranern nicht Reformierte sondern Sacramentsschwärmer und mit der gelindesten Benennung Calviner, die Augsburgischen Confeßionsverwandten hingegen von jenen nicht Evangelische, sondern Ubiquisten, und mit dem gelindesten Ausdruck Lutheraner betitelt. So waren die Meynungen in Glaubenssachen nach der individuellen Denkart eines jeden getheilt. Keine war durch unbestrittene gesetzliche Bestimmungen fixirt. In der Sächsischen Nation hingegen arbeitete der Geistliche und Weltliche Stand daran, daß wenigstens unter ihrem Mittel eine Gleichförmigkeit des Glaubens erhalten, und dadurch zwischen ihnen eine Zerrüttung verhütet werden möchte, die auch in ihre politischen Verhältniße einen unglücklichen Einfluß haben konnte. Es war dieses um so nöthiger, da sich bekanntlich auch unter ihnen einige fanden, die sich entweder aus Unwissenheit in ihren Meynungen durch fremde Ansichten stören ließen, oder aus Vorsatz andere Sätze behaupteten, um den Ruhm von Erfindern oder Original-Denkern durch neue auffallende Meynungen zu erjagen. Um sich aber von Zusätzen zu bewahren, die in ihre Lehre entweder durch die Unitarier, oder durch die Reformierten eingestreuet werden könnten, versammelte sich die Geistliche Universität den 10. Junii 1578 und befestigte ihre Lehren in neuen Articuln von Gott und seinem Sohne, von der göttlichen Vorsehung und Prädestination, vom Glauben und guten Werken, von der Taufe und dem H[eiligen] Abendmahl mit dem Beschluß, daß solche in allen Sächsischen Schulen und Kirchen verbindende Gesetzkraft haben sollten. Zugleich beschloßen sie, die Aposteltage eingehen zu laßen, außer dem Sonntag bloß das Fest der Verkündigung Mariae, Himmelfahrt Christi, die Weynachten, Ostern und Pfingsten zu feyern. Eben erreigneten sich aber am Feste Jacobi127 schreckliche Ungewitter fast in ganz Siebenbürgen. Das Volk, das noch zu sehr an alten Gebräuchen und Meynungen hing, gab diese Wetter der Abschaffung der Feyertage Schuld, und stand hin und her wider seiner eignen Seelsorger auf, die es deswegen des Calvinismus beschuldigte. Man führte also die Feyertage wieder ein, nur machten hiebey die Cronstädter den Unterschied, daß sie die am Sonnabend einfallende Feyertage auf den folgenden Sonntag verlegten. Allein auch hievon standen sie im Jahre 1725 verschiedener Widersprüche wegen ab, die sie von den Jesuiten auszuhalten hatten |:Acta Synod. 1578 p. 96-102.; Th. Tartler Diar.:|. In dieser Synode ließ sich endlich der Cronstädter Stadtpfarrer Petrus Apus Bogner128 ordinieren, und zog geistliche Kleider an. Er war eigentlich Doctor 127 128
1. Mai. Petrus Apus Bogner (1531-1591), Kronstädter Stadtpfarrer (1572-1591).
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beyder Rechte, hatte aber, wie er zum Stadtpfarrer gewählt worden, welches im Jahre 1572 geschah, aus Vergünstigung des Königs Stephan Báthori die Weltliche Kleidung beybehalten. Nun wurde er auf Anstiften des Medicinus Paul Kerzius und selbst des Superintendenten Unglerus deßwegen von Diaconus Dan[iel] Reipchius129 in Predigten öffentlich gestriegelt. Um also mehreren ungünstigen Urtheilen und Vorwürfen zu entgehen, entschloß er sich endlich die Kleidung zu verändern |:Acta Synod. p. 102.:|. Nur mußte dieses der Reipchius nachgehends 1585 entgelten. Es erschien nemlich in der auf dieses Jahr den 10. May ausgeschriebenen Synode auch der Stadtpfarrer Petrus Bogner nebst dem Simon Massa130 als Deputirte vom Cronstädter Kapitel. Zugleich fand sich daselbst D[octor] Paul Kerzius eigentlich ein Mediciner, der aber ehehin auch als Lector bey dem Gymnasium gestanden, und daselbst Homers Gedichte, wie auch die Logik nach dem Melanchton, die Anfangsgründe der Physik und nebenher auch die Theologie vorgetragen, und sich dadurch in den Ruf einer ausgebreiteten Kenntniß gesetzt hatte. Auch erschien auf dieser Synode auf ausdrücklichen Befehl des Stadtpfarrers der Daniel Reipchius, ohne daß er ihm die Ursache, warum er geruffen würde, entdeckt hätte. Nun trug in dieser Synode der Superintendent Unglerus die Lehre von der Person Christi und der in ihm vereinigten zwey Naturen in besonderen Sätzen vor und verlangte, daß ein jeder der anwesenden Dechanten einen Satz davon sich nehmen und öffentlich vertheidigen sollte. Der Stadtpfarrer Bogner entschuldigte sich, daß er in theologischen Sachen nicht so geübt sey, und übertrug sein Thema dem D[octor] Kerzius. Dieser war ein Schwager vom Superintendenten und wurde in dieser Rücksicht zur Disputation gelaßen. Ihm war solches als einem unruhigen und von sich sehr eingenommenen Kopf eben recht, um sich mit seinen besonderen, schon ehbevor in Cronstadt geäußerten Sätzen, als ein Original-Denker herfür zu thun. Zweifelsohne war dieser Auftritt schon vorher mit dem Stadtpfarrer Bogner zur Kränkung des Daniel Reipchius verabredet worden. Damals war es nichts neues, daß die besten Freunde, wenn sie in ihren Meynungen über einen und den anderen Glaubenssatz verschieden waren, miteinander zerfielen. Dieses war auch der Fall zwischen diesen beyden. Kerzius bezweifelte die Lehre von der Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im H[eiligen] Abendmahl und hatte schon vorher den Reipchius auf seine Seite zu bringen gesucht. Reipchius hatte ihm nicht nur kein Gehör gegeben, sondern sich ihm auch geradeweg 129
130
Daniel Reipchius (1546-1612), Prediger in Kronstadt, Pfarrer in Weidenbach (1580), ab 1606 mehrfach Dechant. Simon Massa (ca. 1536- 1608), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1563), Pfarrer in Honigberg (1569), Rosenau (1580), Stadtpfarrer von Kronstadt (1591-1605), ab 1578 mehrfach Dechant.
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entgegengesetzt. Dieses verdroß den Kerzius in dem Grade, daß sich seine bisherige Freundschaft in eine offenbare Feindschaft verwandelte, und er nun, da er zur Disputation aufgefordert wurde, die Gelegenheit in Händen zu haben glaubte, denselben zu beschämen. In dieser Absicht hinderte er, daß Reipchius vor der Disputation den Superintendenten gar nicht sprechen konnte, und suchte ihn bey den übrigen Synodalen schon vor der Hand zu verkleinern, sich selbst aber bey ihnen in Credit zu setzen. Reipchius wurde also, wie es zur Disputation kam, schon von denjenigen, die der D[octor] Kerzius für sich gewonnen hatte, unterstoßen, vom Kerzius selbst aber mit einem solchen Ungestüm angefahren, daß er, als ein von Natur blöder Mann, aus der Faßung kam und verstummte. Der Superintendent machte dem Streit ein Ende und vermochte den Reipchius, ihm, dem Stadtpfarrer Bogner und dem Simon Massa, wie auch seinem Gegner D[octor] Kerzius und dem Hermannstädter Stadtpfarrer Georg Melas131 die Hand zu geben. Diesen Handschlag erklärte der streitsüchtige D[octor] Kerzius bey seiner Zurückkunft für eine dem Reipchius in der Synode wegen irriger Meinungen widerfahrne Demüthigung. Reipchius mußte, da ihm der Stadtpfarrer ohnehin abgünstig war, der Uebermacht weichen und wurde von seinem Dienste suspendirt. Inmittelst langte aus Deutschland die Formula Concordiae an. Diese wurde von allen Augsburgischen Confeßionsverwandten zum Maßstab ihrer Glaubenslehre angenommen. Reipchius erwies nun zum Augenschein, daß er niemals etwas anderes gelehrt, auch jetzt nichts anderes behaupte, als was mit derselben vollkommen überein stimmte. Der Superintendent untersuchte die Sache, und fand, daß Reipchius Recht hatte. Dieser ward außerdem vom Senator Matthias Fronius kräftig unterstützt. Er wurde also von den Beschuldigungen freygesprochen, und in seinen Posten mit lautem Beyfall der Gemeine auf eine ehrenvolle Weise wieder eingesetzt, und in der Folge auch zum Pfarrer in Weydenbach erwählt |:Schmeiz. Diss. Epist. p. 62, 63.; Acta Synod. 1585 p. 116.:|. Die geistliche Universität machte hierauf mit der weltlichen gemeine Sache, um alles, was noch hin und wieder wegen der sich durchkreuzenden Meynungen, den Grundbegriffen der Augsburger Confeßionsverwandten im Wege zu stehen schien, auf die Seite zu schaffen. Zu dieser Absicht versammelte sie sich am Feste Catharina 1590132 in Hermannstadt. Der Superintendent forschte gleich beym Eingang, so wie er bisher zu thun gewohnt gewesen, und gleich in der ersten Synode beschloßen worden war, von sämtlichen Synodalen, ob sie mit den, in den bisherigen Synoden festgesetzten Articuln von der Drey131
132
Georg Melas (ca. 1537-1592), Pfarrer von Heltau (1570), Rosenau (1578), Großau (1580), Stadtpfarrer von Hermannstadt (1582-1592). 25. November 1590.
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einigkeit, von der Rechtfertigung, von den guten Werken, von der Taufe und dem H[eiligen] Abendmahl einverstanden seyen. Und da sie ihn sämtlich von ihrem Beyfall versicherten, so ließ er sie ihr Bekenntniß auch unterschreiben. Reipchius legte bey dieser Gelegenheit in einer eignen Rede ein offenes, ausführliches Bekenntniß von seinen Meynungen ab und tilgte damit alle Flecken aus, die ihm von D[octor] Kerzius im Jahre 1585 zugefügt worden waren, wo er auch zur Beruhigung des Superintendenten und der ganzen Universität ein eigenes, von ihm selbst verfaßtes Gedicht vom H[eiligen] Abendmahl verbreitete. Inmittelst war sein Gegner Kerzius gestorben. Erst nach seinem Tode kam dem Reipchius eine von demselben ausgestellte Streitschrift in die Hände, wo er dem Reipchius wegen seiner von ihm abweichenden Meynungen heftig gestriegelt, den Vorgang von der Synode 1585 zur Verkleinerung des Reipchius mit schwarzen Farben geschildert, und ihn überhaupt mit schwersten Beschuldigungen überhäuft hatte. Reipchius setzte hierauf eine andre Schrift zu seiner Entschuldigung unter dem Titel: Anti-Kerzius auf, deren stachliche Ausdrücke, da sie zumal einen Todten zum Vorwurf haben, sich bloß aus dem Unwillen erklären laßen müßen, der in ihm wegen seiner vorherigen Anfeindungen zurück geblieben, sonst aber den Ursprung der zwischen beyden bis in den Tod gedauerten Zwistigkeiten und seine eigne Schuldlosigkeit beleuchten. Es sind übrigens die bisher zur Rechtfertigung des Reipchius angeführten Gründe eben aus dieser Schrift geschöpft worden, die zwar in Ansehung der fast in jeder Zeile angewandten Bitterkeiten verdächtig scheinen möchten, aber dadurch allen Glauben verdienen, weil er darin die eignen Worte und Briefe des Superintendenten und anderer vorzüglicher Universitätsmitglieder zu seinem Behufe angezogen und dem Texte einverleibet, das er doch nie gethan haben würde, wenn sie nicht in der Wahrheit gegründet gewesen wären, da er gerade diese Schrift zu seiner Rechtfertigung dem Superintendenten selbst unterlegt hat |:Antikerzius findet sich im Th. Tartler Coll. Tom. II. nro. 40; vgl. Schmeizels Diss.ep. p. 63.:|. So reifte denn die Evangelische Religion in Siebenbürgen nach und nach zu ihrer Vollkommenheit. Wenn sich auch hin und her brausende Köpfe in ihren Witzeleyen und Spitzfindigkeiten verstiegen, und dadurch dem unter so manchen Schwierigkeiten zum Stehen gebrachten Evangelischen Lehrgebäude Erschütterungen drohten, so konnte es doch wegen der Standhaftigkeit, womit ihre Einwendungen auf der anderen Seite entkräftet wurden, aus seiner Fuge nimmer gebracht werden. Nur blühte gerade in der Zeit, wo die protestantische Religion in Deutschland wie in Siebenbürgen, begründet wurde, in Spanien derjenige Orden auf, deßen gekünstelte Verfaßung dem Päpstlichen Stuhl Hoffnung machte, die Wunden wieder zu heilen, die ihm die Reformation geschlagen hatte. Es war dieses der seiner gespannten Politik wegen in der
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Folge allenthalben geschmeichelte und doch eben so sehr allenthalben gefürchtete, ja auch angefeindete Orden der Gesellschaft Jesu. Dadurch, daß dieser Orden die Kenntniße von allen Wissenswürdigkeiten in sich zu verschließen schien, anstatt daß sich so manche andere Ordensgeistlichen durch Trägheit und Unwißenheit auszeichneten, war er so glücklich, seine Ansprüche auf die Hochachtung aller, denen es um die Bildung des Verstandes zu thun war, in Kurzem in ganz Europa auszudehnen. Nur unter den Jesuiten, und sonst nirgends glaubte alle Welt die Schätze und Quellen der Weisheit und Erkenntniß zu finden. Dabey aber war die Fortpflanzung des catholischen, oder wie sie es hießen, des christlichen Glaubens, der Bewegpunct aller ihrer Unternehmungen. Diesem einzigen Zwecke war alles untergeordnet, was immer von ihnen gelehrt, gehandelt, betrieben wurde. Hingegen mußten auch diesem Hauptzwecke jede Rücksichten, selbst das Natur- und Völker-Recht, selbst das Gefühl der Menschlichkeit nachstehen. An diese Grundsätze schmiegten sich alle ihre Gesetze. Wer immer unter ihnen ankommen wollte, mußte sich entweder in Sprachen und Wißenschaften gebildet, oder wenigstens die Proben einer besonderen Schlauheit, oder eines unternehmenden, jedem Anstoß trotzenden Geistes abgelegt haben, oder den Abgang dieser Stücke durch die Fähigkeit zu allerhand Finanz-Spekulationen, oder wenigstens durch eine beträchtliche Mitgift ergänzen. Durch den hieraus entstehenden Abstich von anderen Ordensgeistlichen gewannen sie denn gar bald den Zutritt zu den meisten europäischen Höfen, und so geschah es, daß auch der Fürst Stephan Báthori, der mit seinem Fürstenthum hinter anderen gebildeten Staaten nicht zurückbleiben wollte, und wenigstens seinen zwey Vettern Sigismundo und Christophoro133 eine vorzügliche Erziehung zu geben wünschte, gleich bey dem Antritt seiner Regierung, einige aus dieser Gesellschaft nach Siebenbürgen kommen ließ, ihnen die Residenz in Clausenburg und Weißenburg anwies, und sie mit reichlichen Einkünften versah. Kaum hatten sie sich aber gesetzt, so kramten sie ihre Waaren schon aus, und machten dem Fürsten den Antrag, die Ketzereyen, womit das ganze Land angesteckt sey, zu vertilgen, und die, die von der catholischen Religion abwichen, aus dem Lande zu vertreiben. Sie wurden aber von ihm mit dem anständigen Beschiede abgewiesen: „Gott habe sich allein drey Stücke vorbehalten, diese bestünden darin, aus nichts etwas zu schaffen, künftige Dinge vorher zu wissen, und die Gewißen zu beherrschen. Hier könne er ihm also keinen Eingriff thun, weil er über Völker, nicht aber über Gewissen herrsche“ |:Schmeizel Diss. Ep. p. 60.:|. Da den Jesuiten dieser Kniff nicht glückte, so suchten sie den Fürsten zur Verkürzung der den Geistlichen zukommenden Gefälle zu verleiten. Allein 133
Vetter wird hier im Sinne von Neffen verwendet. Die beiden Söhne von Stephan Báthorys Bruder, Christoph, hießen jedoch Sigismund und Nikolaus (1567-1576).
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auch hier gingen ihre Wünsche fehl. Unerachtet, nun ihr Hang, Unruhen zu stiften aus allen ihren Handlungen hervor schimmerte, so wurden sie doch vom Fürsten Báthori wohlgelitten, ja sogar von ihm auf dem Sterbebette seinem Vetter Sigismund Báthori nachdrücklich empfohlen |:Schmeizel Diss. Ep. p. 61, 62.; Pápai rud. red. p. 157, 158.:|. Indeßen trieben sie ihren Unfug immer weiter. In Clausenburg wandelten sie ihre Academie in eine Art von Festung um und richteten ihre Lehrlinge ab, in Fällen, wo es die Noth erforderte, die Waffen selbst wider ihre Landsleute zu ergreifen. Dadurch aber machten sie die Clausenburger so schwierig, daß diese von einem offenen Aufstand wider sie kaum abzuhalten waren. Unter den Szeklern bey Ujhely und Karansebes zogen sie von einem Ort zum anderen um sie zur Annahme der catholischen Religion zu bewegen. Diejenigen, die sie unter ihrer Gewalt hatten, straften sie um ein Fleischessen um 12 Gulden. In den umliegenden Ungrischen Theilen machten sie es noch bunter. In Großwardein erbitterten sie das Volk mit ihren feyerlichen Umgängen in dem Grade, daß die dahin geschickten Deputirten alle Mühe anwenden mußten, um einem Aufstand zuvorzukommen. Auch hier umzogen sie die umliegenden Dörfer, die Einwohner zu bekehren, fielen dabey in Sz[ent] Koszmán in die Parochie ein, stießen den Prediger mit der Gewalt hinaus, zerrißen seine Bücher, und mißhandelten auch die übrigen Einwohner. So nahmen sie auch Sz[ent] Mihály Köve134 zusammt dem Kloster und den umliegenden Dörfern mit Gewalt ein. Hiedurch wurden die Siebenbürgischen Landstände so aufgebracht, daß sie dem Fürsten Sigismund Báthori 1588 den 20. October anlagen, diese Gesellschaft aus dem Lande hinaus zu schaffen. Da aber die Stände hier in geringer Anzahl beysammen waren, so vertröstete er sie auf den künftigen allgemeinen Landtag. Dieser kam den 8. December 1588 in Mediasch zu Stande. Hier vereinigten sie sich zusammen, bey dem Fürsten auf die Vertreibung der Jesuiten zu dringen. Er schützte aber vor, es sey hiezu jetzt keine Zeit, weil viel wichtigere Geschäfte im Landtag abzuthun wären. Ueber diese kalte Antwort wurden die Stände nur mehr erbittert. Daher gaben sie ihm eine neue nachdrückliche Vorstellung ein, wo sie ihm zuvörderst zu Gemüthe führten, daß im Lande, seit dem es seine eigenen Fürsten gehabt, keine Verfügung, die das Ganze beträfe, Kraft hätte, wenn ihr die Landstände nicht beystimmten. Diese Freyheit wollten sie denn auch jetzt standhaft behaupten, da solche durch die vom Fürsten Stephan Báthori ohnehin ohne ihr Wissen und Willen eingeführten Jesuiten empfindlich gekränkt worden sey. Dieser Orden sey mit seinen schädlichen Grundsätzen schon bekannt, da eben diesen in auswärtigen Landen die Franzosen, die durch sie angestiftete Ermordung von vielen Tausenden, und Portugal die gänzliche Niederlage seines durch sie, oder die 134
Tăuţi (rum.), Szentmihálykő (ung.), Kreis Alba.
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Mauren aufgewiegelten Königs und der ganzen Armee zu verdanken hätten. Was sie in Ungarn und Siebenbürgen gestiftet, wurde nun an der Reihe abgeführt, und nebst dem, was wir schon erzählt haben, noch angezogen, daß sie ihre Religion auch in der Wallachey zu verbreiten getrachtet, dadurch aber die Pforte erzürnet, weil die sich nicht erst bey derselben um die Erlaubniß gemeldet, und nun zu befürchten wäre, daß dieselbe das ganze Land ihren Unwillen über diese Eingriffe empfinden laßen möchte, daß sie sich in Rom gewöhnet, die Kinder ihren Eltern aus den Armen zu nehmen, uns so Eltern und Kinder in ihre Netze verstricken zu wollen, daß in Krakau einige catholische Studenten ein Schulhaus angefallen, in Brand gesetzt, alle, die sie dorten gefunden, ermordet und das ganze Haus geplündert hätten. Um also dergleichen Gewaltthätigkeiten, die von ihnen auch künftig zu befürchten seyen, vorzubeugen, bäthen sie den Fürsten, dem Beyspiel seines Vorfahren zu folgen, der, sowie er das Fürstenthum angetreten, die catholischen Geistlichen hinweg geschafft und sich protestantischer Prediger bedient hätte, und die Jesuiten gänzlich aus dem Lande zu verbannen. Der Fürst verhieß nun den Ständen, die Jesuiten aus Großwardein, Weißenburg und Sz[ent] Mihály Köve in das Kloster Monostor bey Clausenburg zusammenzuziehen, wozu er sich um so mehr berechtigt halte, weil solches auch vorher der catholischen Geistlichkeit zugehört habe. Allein die Stände waren hiemit noch nicht befriedigt, und verlangten vom Fürsten ausdrücklich, dieselben ohne Ausnahme aus dem Lande hinaus zu weisen, mit der ernsten Erklärung, daß sie solange keine Geschäfte vornehmen wollten, solange ihnen dieß Gesuch nicht bewilligt würde. Der Fürst mußte sich also, da er sah, daß das ganze Land eines Sinnes sey, den 16. December 1588 hiezu entschließen. Fünfzehn Tage wurden den Jesuiten gesetzt, das Land zu räumen. Sie gingen also in Ungarn hinüber. Ueberall aber, wo sie hintraten, wurden sie mit Kälte empfangen, nicht ohne Ursache, denn ihnen hatten die Protestanten in Ungarn auch in der Folge ihr ganzes Unglück und das Königreich selbst die Rákotzischen Unruhen zu verdanken |:Hist. Dipl. de statu Relig. Evang. in Hung. I. 41-45.; Schm. Diss. ep. p. 63.64.; Würgengel. p. 143-150.:|. Noch konnte sich der Fürst aber nicht überwinden, den Jesuiten Alphonsus Carillius nebst zwey andern von sich zu laßen, die ihm doch nachgehends, wie wir oben im 4. Abschnitte gesehen, solange er in Siebenbürgen gelebt, manche bittere Stunde gemacht haben. Der Kanzler Alexander Kendi ahnte aus der Vertraulichkeit dieses Geistlichen mit dem Fürsten, daß derselbe in der Folge den Protestanten gefährlich werden dürfte, und veranlaßte den Superintendenten Ungelerus, sich mit den ihm untergeordneten Geistlichen zur unverbrüchlichen Beobachtung der Augsburgischen Confeßion zu verbinden, und sie zu verpflichten, eher das Leben zu laßen, als daß sie sich nur einen
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Schritt von derselben ablenken laßen sollten. Diesemnach versammelte der Superintendent die Universität auf den 17. Junii 1593 und bestättigte mit derselben die im Jahre 1574 wegen der Pflichten der Geistlichen beschloßenen Articul |:Acta Synod. 1593. p. 119.:|. Nun waren aber die wenigen in Clausenburg verbliebenen Jesuiten von dort so wenig abzubringen, daß sie sich vielmehr hier so wohl, als in Weißenburg, Udvarhely und Gerend zweifelsohne unter der Begünstigung des damals allgewaltigen Kayserlichen Generalen Basta zu Anfang des 17. Jahrhunderts neuerdings einnisteten, und, wo sie hinkamen, die gröbsten Ausschweifungen erlaubten. Von ihren Anfällen wider die Cronstädter haben wir schon oben etwas erwähnt. Basta wies sie zwar selbst, sowie alle anderen Religions- und Friedensstörer, wie wir oben gesehen, in die Schranken. Allein sie ließen sich dadurch nicht irre machen. Ihrer 60 wagten es im Februar 1605 unter der Bedeckung eines gewißen Ungrischen Capitains Johann Petz und 3.000 Infanteristen mit Gewalt in Siebenbürgen einzudringen. Allein die Hayducken des Fürsten Botskai gingen ihnen entgegen, und machten sie alle nieder, nahmen den Petz gefangen und schickten ihn nach Constantinopel |:Weiß Annal. p. 75.:|. Noch ließen sie sich nicht schrecken. Gleich den Schmeißfliegen, die sich, wenn man sie von einem Orte verjagt hat, an einem anderen wieder setzen, kamen andre wieder und stifteten neue Unruhen. Botskai schrieb ihnen aus Kaschau und fügte den ernstlichen Befehl hinzu, sich fernerer Unruhen zu enthalten, weil er ihnen sonst für das, was ihnen als Friedensstörer begegnen dürfte nicht gut stehen könnte. |:Hist. Dipl. II. 23. wo jedoch aus einem Druckfehler der Name Báthori statt Botskai hinein geschlichen, da doch St. Báthori 1588 gestorben, Botskai hingegen 1606 wirklich regierte:|. Aber auch dieser Befehl hatte vermuthlich eben so wenig, als der vorhergehende vom Basta, etwas gefruchtet. Denn noch in diesem Jahr den 29. September wurden sie auf Befehl des Fürsten mit Ernst aus Siebenbürgen hinaus gewiesen und ihr Kloster Monostor mit allen Zugehören zum Schloß Gyula geschlagen |:Weiß Annal. p. 96.:|. So war denn ihr Hauptsitz zerstört. Aber ein Theil von ihnen blieb an anderen Orten zurück. Auch diese aber wurden, sowie ihre Mitbrüder aus Ungarn im Jahre 1619 vom Fürsten Gabriel Bethlen aus Siebenbürgen völlig ausgemerzt, mit dem allenthalben Kund gemachten Befehl, daß sich keiner von ihnen mehr unterstehen sollte, den Fuß wieder nach Siebenbürgen zurück zu setzen |:Hist. Dipl. II. 51-52:|. Was die Cronstädter betrifft, so hatten sie das Glück, wegen ihrer Entfernung von Weißenburg und von Clausenburg außer der Linie zu liegen, wohin die Jesuiten ihren Streif hatten machen können. Da sich nun zumal im ganzen Umkreise der Stadt und des Districts keine Seele von Catholiken befand, so
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blieb es dießmal bloß bey den oben berührten Beängstigungen, und sie genoßen dadurch den unschätzbaren Trost, solange die Regierung der Nationalfürsten dauerte, auch frey denken zu dürfen. Nur muß es dem Geiste dieser Zeiten zugeschrieben werden, wenn auch ihnen jede Meynung, die sich nicht auf ihre einmal angenommene Glaubenslehre in allen Stücken und Clauseln paßte, in einem allzu gräulichen Lichte erschien, und sie sich dadurch von den Regeln der christlichen Duldung entfernten. Daher geschah es denn, daß sie den 25. Juni 1677 den reformierten Pfarrer, der auf Befehl des Fürsten Apafi auf Cronstadt kam, um sich zu erkundigen, ob der Magistrat den Reformierten nicht erlauben wollte, das H[eilige] Abendmahl in der Vorstadt zu empfangen, mit einer verneinenden Antwort abwiesen. Noch mehr setzten sie sich im August 1680 dem Verlangen des Fürsten und selbst dem diesfalls den 18. May 1680 verfaßten Landtagsschluß entgegen, der dahin ging, daß in der Vorstadt eine Kirche für die Reformierten erbaut werden sollte. Um solches abzuwenden, fertigten sie zwey verschiedene Deputationen mit Vorstellungen an den Fürsten auf Radnoth ab. Der Fürst versuchte hierauf den 6. May 1681 den Magistrat nochmals in der Güte zu bewegen, daß er den Reformierten in der Vorstadt einen Platz zu einer Kirche anweisen möchte. Da aber der Magistrat noch immer Bedenken fand, solches zuzulaßen, so machte an denselben den 25. May ein reformierter Prediger das Ansinnen, wenigstens zu erlauben, daß er in der Vorstadt in einem Privathause predigen könnte. Allein auch dieses schlug der Magistrat ab. Nun kamen also den 3. Juli mehrere Szekler mit Pfählen und Ruthen, um eigenmächtig einen Ort zur Kirche abzustecken. Fünf Zaunstecken brachten sie auch in die Erde, allein der Magistrat ließ sie wieder ausreißen und ins Wasser werfen |:Ziegleri Cont. Chr. Coron.:|. Dabey blieb es. Apafi fiel bald darauf aus seiner Thätigkeit heraus. Unter dem Geräusche der Waffen gewann das Land ein ganz anderes Ansehen, wodurch denn auch das Ansehen der bis dahin herrschenden Reformierten Religion ins Abnehmen kam. So wie übrigens die Gerechtsame und ihre Freyheiten der Cronstädter nicht ihrer Denkart, sondern den Zusammenhang zum Grund hatten, in welchem sie mit ihren Voreltern standen. So traten auch ihre Geistlichen nach der Reformation in diejenigen Rechte hinein, deren sich die Geistlichen unter dem Pabstthum zu erfreuen gehabt hatten. Die Gerichtsbarkeit hatten sie mit den übrigen Sächsischen Capituln gemein, und unterschieden sich, so wie ihre übrigen Nationsverwandten von den alten nur in so weit, in wie weit sie sich bloß in der Verhandlung der Ehesachen und derer die Kirchen- und Schul-Diener betreffenden rechtlichen Fälle, wohin auch die Theilungen nach dem Absterben derselben gehörten, beschränkten, außerdem aber alle Eingriffe in die Rechte des weltlichen Standes, in pein-
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lichen und anderen, dem Gerichtszwange deßelben allein unterliegenden Fällen, enthielten. In dieser Betrachtung wurden sie denn, benebst der übrigen Sächsischen Geistlichkeit von der Königin Isabella den 10. Julii 1559 und von ihrem Nachfolger, dem König Johann II. den 20. December 1570, dem Fürsten Christoph Báthori den 1. Junii 1576 und von Gabriel Bethlen 1616 geschützt, und eben so den Oberbeamten von Kükülövár, welche bey der Gelegenheit, wie sie der damaligen Landesverfaßung nach, örtliche Unterstützung wegen der hin und her verborgenen Uebelthäter anstellten, auch einige Kirchen- und Schul-Diener ergriffen und verhaftet hatten, dieser Mißgriff von König Johann II. den 10. December 1570 ernstlich verwiesen und in einem offenen Befehl jedwedem Ober- und Unter-Beamter bedeutet, sich weder an den Personen der Geistlichkeit, noch an ihren Häusern zu vergreiffen, noch mit ihren Pupillensachen zu befassen, sondern dieses alles ganz der Beurtheilung der Dechanten und des Superintendenten zu überlaßen. Nebst der Gerichtsbarkeit in vorerwähnten Fällen hatte das Cronstädter Capitul nebst dem Hermannstädter, in wie weit diese zweye nach der Vertilgung des Milkover Bistums von keinem Bischof mehr, sondern bloß von dem Erzbischof zu Gran abgehangen hatten, seine eigenen Bestimmungen. Diese bestanden darinn, daß daßelbe 1tens den Namen des Dritten sowie das Hermanstädter den des zweyten Theils der Universität führte, 2tens sich die sonst dem Bischof allein zukommenden Rechte, d[as] i[st] die Ehescheidung und die Befugniß zu ordinieren, zueignete. Es wurde zwar dießfalls beyden Capituln vom Superintendenten und den übrigen Capituln von Zeit zu Zeit widersprochen. Zuletzt aber kamen sie so weit überein, daß diese Vorrechte beyden Capituln mit der Einschränkung belaßen würden, daß in Ehescheidungs-Sachen, auf den Fall, da ein Theil den Spruch weiter nehmen wollte, demselben die Appellation an den Bischöfflichen Stuhl frey stehen, die Ordination aber von den betreffenden Dechanten nur alsdann, wenn Gefahr auf dem Verzug haftete, zu Hause verrichtet, allemal aber dem Superintendenten davon die vorläufige Anzeige gemacht, und demselben zugleich die Ordinationsgebühren eingesendet werden sollten. Der 3te Vorzug des Capituls bestand in der Befreyung vom Censu Cathedratico. Es war dieses eine Abgabe, welche in älteren Zeiten die vom Albenser Bischof abhängigen Capitul an denselben jährlich zu entrichten hatten. Bey der allgemeinen Religionsveränderung aber wurde im Jahre 1556 auch dieser Zins, gleich den übrigen Gefällen des Albenser Bischofs dem K[öniglichen] Fiscus zugeeignet. Im Anfang ertrug derselbe 3.486 Ufl. in folgenden Jahren aber stieg derselbe mit dem Preise der klingenden Münze auf 5.829 Gulden, und noch höher in den letzten Jahren |:Scharsii ord. Digestio Status Saxon. Ecclesiast.:|. Die Cronstädter hingegen
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blieben davon befreyt, weil sie dem Albenser Bischof niemals untergeordnet gewesen, mithin auch dieser Art der Steuer niemals unterlegen waren. Ein anderer Vorzug vor den übrigen Capituln war das Recht zu erledigten Pfarren im District zu candidiren. Das Cronstädter Capitul hat sich dieses Rechts von jeher ausschließlich bedient, anstatt daß solches in andern Capituln einverständlich mit den betreffenden Magistratspersonen ausgeübt worden. Bisweilen wurden auch vom Weltlichen Stande an dieses Recht Ansprüche gemacht, aber das Capitul wußte denselben immer durch gütliche Vergleiche auszuweichen, und erhielt sich dadurch im Besitze dieses Rechts, ob es gleich kein beglaubtes Instrument, sondern bloß eine Art der Verjährung zum Grunde hatte. Der Einfluß des Weltlichen Standes beschränkte sich bloß darin, daß der Decanus die Namen der, von den Aelteren des Capituls bestimmten Candidaten unter dem Petschaffte135 dem Stadtrichter zuschickte, und dieser den Candidationszettel nach genommener Einsicht dem Decanus wieder verpetschirt136 zum Gebrauch bey der bevorstehenden Wahl zurück sandte, nach der Wahl aber zuerst eröffnete, und sodann an den Decanus verpetschirt folgen ließ, von welchem sofort den Beamten der betreffenden Gemeine der Gewählte kund gemacht wurde, daß ferner der Pfarrers-Wahl nebst einem Capitularen auch ein Magistratual-Deputirter beywohnte, und wieder zur Bestättigung des neuerwählten Pfarrers auch von Seiten des Magistrats zwey Deputirte abgeschickt wurden. Die Auftritte aber, die sich dießfalls in der Folge ereignet haben, kommen erst in den neueren Jahren vor und werden im 2ten Bande beschrieben werden. Ein wesentlicherer Vorzug des Cronstädter Capituls bestand in dem Genuß des ganzen Zehenden. Sie behaupteten sich in dem ungestümmelten Besitz deßelben, unerachtet sie darin schon vor der Reformation theils vom Grafen der Szekler, theils von gewißen Cronstädter Beamten, von 1351 bis 1355, nach der Reformation aber unter dem Stephan Báthori 1583 angefochten wurden, unerachtet das Schelker Capitul im Jahre 1411 durch die Uebermacht des Albenser Bischofs Dominicus137, um den halben Zehnden gebracht wurde, unerachtet die gesammte Geistlichkeit nach der Reformation bey der Säcularisierung der Bischöflichen Güter 1556 in Gefahr gerieth, ihren Zehnden zu verlieren, unerachtet den übrigen Capituln unter den Fürsten Christoph und Gabriel Báthori eine Quarte wirklich entzogen wurde. Wir dürfen hier nicht weitläufiger seyen, da wir alles dieses in den Grundverfaßungen der Sachsen ausführlicher dargethan haben. Hier merken wir nur an, daß das Cronstädter 135 136 137
Siegel, eigentl. Siegelstempel. Versiegelt. Hier irrt Herrmann. Bischof des Bistums Alba war zu dieser Zeit Stephan I. Upori (14031419).
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Capitul im Jahre 1575 zuerst vom Magistrat aufgefordert wurde, etwas von seinem Zehnten zum Behufe der Stadt abzugeben. Den Anlaß hiezu gaben die Anfechtungen, deren sich die Geistlichkeit in den Weinländern dadurch ausgesetzt hatte, daß sie eine Quarte von ihrem Zehnden um eine gewiße Arrende an Privatpersonen verpachtet hatte. Der Fürst trat damals ins Mittel und behauptete als oberster Kirchenpatron ein Näher-Recht zu haben und nahm die Quarte mit der Verheißung hinweg, den Geistlichen eben das leisten zu wollen, was ihnen auch andere Privatpersonen versprochen. Um sich über die im Ganzen zu entrichtende Arrende orientieren zu können, forderte er von jedem Capitul die Auskunft über den Betrag dieser Quarte, wo jedoch die Zehndfrüchte ausdrücklich ausgenommen wurden. Der Stadtrichter machte also dem Capitul den Antrag einen Theil von seinem Zehnden lieber an die Stadt zu gemeinen Nöthen fahren zu laßen, als daß derselbe in fremde Hände kommen sollte, und forderte für das 1575te Jahr 4 Sedecimale138 gegen einen billigen Pachtschilling. Nun wurde zwar dem Capitul von Seiten des Fürsten immer wegen der Ausweisung der Zehndgefälle zugesetzt, weil hier keine Weine, sondern nur Früchte unter den Zehnden berechnet wurden. Allein das Capitul ließ sich doch, um jeden widrigen Folgen auch auf die Zukunft zuvorzukommen, nach vielem Hin- und Her-Wanken zu 2 Sedecimalen auf dieses Jahr herbey, die man auch an die Stadt wirklich abgab. Im folgenden Jahre folgte es anderthalb Sedecimalien aus. Nachgehends blieb es bey einem Sedecimal, welches von jedem Pfarrer, außer den drey geringsten in Wolkendorf, Rothbach und Nußbach, in das Stadt-Magazin, gegen ein dem Capitul jährlich gezahltes Pacht-Quantum von 299 Gulden geliefert wurde. Hingegen war ein jeder Pfarrer gehalten, an seine Gemeine, zum Theil die Hälfte, zum Theil 2/3 von einem Sedecimal in der Rücksicht abzugeben, weil die zur Sammlung und Einführung des Zehnden gedungenen Zehndner von den Ortsbeamten zur Zeit der Ernte mit Vorspanns- und anderen außerordentlichen Dorfsdiensten verschonet wurden. Zeiden gab an die dortige Gemeine gar ein ganzes Sedecimal ab, vermuthlich aus dem Grunde, weil bey der dortigen Parochie der kleine Zehenden, der bey dem Sedecimal in keine Berechnung kam, ein Hauptgefälle ausmachte, und folglich die Schonung derer sich damit zum Vortheil des Pfarrers beschäftigenden Zehndner auch mehrere Rücksicht verdiente. Außerdem mußten die Pfarrer eines jeden Orts für ihre Diacone zum Theil die Hälfte, zum Theil 2/3, zum Theil ein ganzes Sedecimal, ja der Stadtpfarrer zu eben diesem Endzweck 3 Sedecimale fallen laßen. Dagegen genoßen sie die Freyheit mit dem Weinschank neben der Gemeine in den hiezu bestimmten Jahreszeiten ihre eigne Wirthschaft zu treiben. Auch 138
Sedecimale: 1/16.
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wurden dem Stadtpfarrer aus der Gemeine-Kaßa für die Mühlen 40 Gulden, für den Lämmerzehnden von Zernest und Tohán 40 fl. und für den CommunionWein 60 Gulden alljährlich entrichtet |:Postulata bey der Installierung des Stadt-Pfarrers 2. Nov. 1654. Rep. p. 77.:|. Hierin bestand also die Kirchliche Verfassung der Cronstädter nach der Reformation. Das Capitul enthielt, wie vorhin, mit Inbegriff des Decanus 14 Mitglieder, unter vorerwähnten Bestimmungen. Der Stadtpfarrer hatte unter sich 1tens das Ministerium, welches anfänglich nur aus vier Gliedern bestand, unter dem Stadtpfarrer Simon Albelius139 hingegen mit einem Ministerialen vermehrt wurde, weil ihm die Predigt, die er bis dahin außer dem Sonntag auch jeden Donnerstag verrichten mußte, zu lästig war, wogegen er dem Ministerio das sogenannte Aufgespreitsel bey Leichen, das ehedem dem Stadtpfarrer zukam, folgen ließ |:Th. Tartler Coll. p.126.:|. 2tens standen unter ihm der Prediger in der S[ankt] Johannis-Kirche, in den Vorstädten der Prediger zu S[ankt] Bartholomäi, in der S[ankt] Martins-BergKirche und in der Blumenau. Letzterer machte mit dem Spitalsprediger eine Person aus, dann 3tens der Ungrische Prediger bey der Stadt, nebst acht anderen in den Siebendörfern, Ujfalu, Krizba und Apátza, 4tens sämtliche Lehrer in größeren und kleineren Claßen mit Innbegriff der Glöckner bey der großen Kirche. Um ihre Stelle bey Vacanzen zu ersetzen, traten die vier Officianten mit dem Stadtpfarrer zusammen. Ihm lag ob, über ihre Lehren und Meynungen, so wie über Lebenswandel zu wachen, Lehrer und Schüler in ihrem Gleise zu erhalten, zu forschen, was zur Aufnahme des Gymnasiums und zur Bildung der Jugend diente, und hiezu die zweckmäßigsten Maaßregeln zu erfinden und einzuschlagen. Er war auch ihre erste Gerichtsbehörde, so wie der Decanus von allen übrigen Kirchen- und Schul-Dienern im Districte. Von beyden konnte an das Capitul appellirt werden. Unerachtet übrigens gleich nach der Reformation die Gleichförmigkeit in den gottesdienstlichen Uebungen, zur Vermeidung schiefer Urtheile bey jeder Gelegenheit von der Geistlichen Universität beschloßen wurde, so wichen doch die Cronstädter in gewißen Puncten von den übrigen Sächsischen Kirchengemeinen ab. Die Ohrenbeichte verwandelten sie in eine allgemeine Kirchenbeichte, den Gebrauch der Wachslichter und den sogenannten Exorcism bey der Taufe, den Schwur bey der Copulation und die Einsegnung neu verheyratheter Frauen schafften sie völlig ab, bedienten sich auch einer besonderen Form von Meßgewanden bey den sogenannten Hochämtern. Im Grunde war dieser Unterschied, der der gemeinen Sage nach von dem wegen seiner Anhänglichkeit an die Sätze der Reformierten abgesetzten Stadtpfarrer 139
Simon Albelius (1593-1654), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1616), Kronstädter Stadtpfarrer (1619-1654), ab 1621 mehrfach Dechant des Burzenländer Kapitels.
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Titus Amitinus veranlaßt worden, von keiner Bedeutung und hätte in der Folge zur Verhütung der Vorwürfe fremder Religionspartheyen aufgehoben werden mögen, wenn nicht zu befürchten gewesen wäre, daß Einfältigere dadurch irre gemacht werden möchten, obgleich nicht zu leugnen ist, daß die Abschaffung der Ohrenbeichte und des Exorcism bey der Taufe in aufgeklärten Augen mehr Lob als Tadel verdienen muß. Noch müßen wir hier der Vollständigkeit der Geschichte wegen anmerken, daß der Sächsischen Geistlichkeit den 29. September 1558 im Landtag wegen der durch die bisherigen Kriege erschöpften Finanzen die Verbindlichkeit aufgedrungen worden, in Kriegsläuften die Fuhr des groben Geschützes und übrigen Kriegsgeräthschaften mit ihren eignen Pferden und Kosten zu bestreiten. Dieses wurde denn auch 1560 unter den König Johann II. ins Werk gesetzt |:Fuchs Chr.; Würgengel. p. 76.; Dav. Herm. Ann.:|, und zwar wurden hiezu den 19. April 1566 von den Geistlichen 600 Pferde und 100 Wägen gefordert. Endlich aber wurde ihnen diese Last unter dem Fürsten Apafi den 22. Julii 1681 in so weit erleichtert, daß man es bey zwey sechsspännigen Wägen bewenden ließ, die jedes Decanat zu diesen Bedürfnißen herzugeben verhalten wurde. Durch die im letzteren Jahrhundert eintretenden friedlicheren Zeiten sind indeßen auch diese lästigen Bestimmungen außer Kraft gesetzt worden. Noch sind wir es den Namen der verdienten Männer, die sich mit ihrer Treue und Geschicklichkeit in diesem Zeitraum vor anderen ausgezeichnet, und dem Platz, auf welchen sie von der göttlichen Vorsehung gesetzt worden, mit ihrem Gemeingeiste belebt haben, schuldig, einige Blumen auf ihr Grabmahl zu streuen, und ihr Andenken der Vergeßenheit zu entreißen. Dieses soll nun im folgenden Abschnitte geschehen.
Porträts der Stadtrichter Lucas Hirscher (gest. 1541), Michael Weiß (gest. 1612) und Michael Herrmann (gest. 1660). Nach Joseph Teutsch, 1750, AHG: IV.F1.Tf.83.
NEUNTER ABSCHNITT
Von den merkwürdigsten Männern in Cronstadt unter den Königen von Ungarn und den Siebenbürgischen National-Fürsten. Vom Jahr 1224 bis 1688. Der Zeitraum, deßen Geschichte wir bisher bearbeitet haben, umfaßt fünfthalbhundert Jahre und drüber. Die Materialien zu dieser Arbeit gewährten uns zumal aus den älteren Jahren, eine kärgliche Ausbeute. Einzelne Bruchstücke, mit unter auch Sagen gewannen wir aus den noch übrigen alten Jahrbüchern, aber keine aneinander hängende Geschichtskette, deren ersten Ring wir an die Wiege der Cronstädter zu reihen im Stande gewesen wären. Daher war es auch nicht möglich in die näheren Lebensumstände verdienter, in diese Geschichte selbst hinein paßender, Männer hinein zu gehen. Einige mußten wir auch völlig übergehen, um nicht den Zusammenhang der Geschichte zu stören. Gegenwärtiger Abschnitt ist demnach dazu gewidmet, diese Lücken zu ergänzen, nebenher auch diejenigen anzumerken, die auch nur des Standpunctes wegen, auf welchen sie in besonderen merkwürdigen Zeitläuften gesetzt worden, einen vorzüglichen Anspruch auf unsre Aufmerksamkeit haben. In diese Klaße gehören: 1tens Gleichanfangs der Stadtrichter Lucas Hirscher1 und Stadthann Johann Knäss2, die vermöge der ältesten schriftlichen Ueberlieferungen diese Würde unter dem König Bela IV. im Jahre 1238 bekleidet haben |:Th. Tartler Coll. p. 169.:|. Das Andenken ihrer Thaten schlummert, obgleich die Gebäude stehen, die das Werk dieser Hände und Köpfe gewesen. 2tens gehört dahin der Sachse Fulkun, der ehemals in Háromszék den Landstrich beseßen, den jetzt Arapatak3, Erösd4, Hidvég, Nyáraspatak5 und Liget6 umschließet, aber durch die Verheerungen der Tartaren aus dem ganzen Besitze gesetztet worden. Vermuthlich ist sein ganzes Geschlecht mit dieser Besitzung getilgt worden, weil nachgehends keine Meldung mehr von ihm geschehen, wohl aber hat der König Bela IV. im Jahre 1252 eben diese Ländereyen dem 1 2 3 4 5 6
Lucas Hirscher, Kronstädter Stadtrichter (1235-1250), gemäß der chronist. Tradition. Johann Knäss, Kronstädter Quästor (1238 oder 1338), gemäß der chronist. Tradition. Araci (rum.), Árapatak (ung.), Arndorf (dt.), Kreis Covasna. Ariușd (rum.), Erősd (ung.), Ereschd (dt.), Kreis Covasna. Iarași, Niarași (rum.), Nyáraspatak (ung.), Kreis Covasna. Arini (rum.), Lüget (ung.), Kreis Brașov.
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Neunter Abschnitt
Vincentius Comes, Sohn des Akadás Siculi de Sebus verliehen, woher sie die Grafen Nemes bis heutigen Tages mittelst dieser Urkunde besitzen, die wir oben gesehen haben. Daß aber dieser Fulkun ein Cronstädter gewesen, unterliegt gar keinem Zweifel, wenn man nur die Nähe von Cronstadt und der hart daran stoßenden Oerter Honigberg und Tartlau erwäget, und hiemit die im Schenkungsbrief enthaltenen Benennungen der Saxonum de Barassu als Nachbarn vergleicht. 3tens verdient der Thomas Plebanus, oder Stadtpfarrer von Cronstadt und Antonius Sohn des Michaelis von Sz[ent] Agatha7 nebst seinem Sohn Petrus8 Stadtrichter von Cronstadt, als Stifter der noch heut zu Tage in den Händen der Cronstädter befindlichen Dörfer Zernest und Tohán aus den Jahren 1395 bis 1454 hier eine dankbare Stelle. Was den Thomas Plebanus betrifft, so ist bis zur Feuersbrunst 1689 seine Grabschrift im Chor auf der nördlichen Seite noch immer zu lesen gewesen in den Worten: Anno D[omi]ni MCCCCX obiit honorabilis Vir, d[om]nus THOMAS-Parochialis Ecclesiae in Corona-hujus laudabili Basilica. Vir tam chori, quam Ecclesiae inchoator principalis, cujus anima requiescat in pace. Amen! 9
Er und Antonius haben sich durch diese zwey Dörfer ein bleibendes Andenken gestiftet, wenn gleich, wie wir oben gesehen, diese Stiftung im Anfang kein besonderes Ansehen gemacht hatte und zweifelsohne selbst durch den Unwerth dieser Besitzungen veranlaßt worden, indem die Verheerungen, die der türkische Kayser Amurath II. im Jahre 1421 in ganz Burzenland angerichtet, eben in diese Zeiten treffen. Grade diese Verheerungen aber führen uns 4tens den Stadtrichter Nicolaus Weyrauch10 und Stadthannen Stephan Fütten11 ins Gedächtniß, die das Schicksal gehabt, in vorerwähntem Jahre nebst dem gesamten Magistrat in die Sclaverey geführt zu werden und erst 1424 nach Erlegung eines beträchtlichen Lösegeldes frey geworden sind. 5tens Eine bedeutende Rolle spielten der im Jahre 1525 zum Stadthannen und im Jahre 1527 zum Stadtrichter erwählte Lucas Hirscher. Er war klein von Natur, und hieß daher der kleine Lucas, sein Geist war aber desto größer |:Hegyes Diar.:|. Gerade er war es, der im Krieg zwischen dem Ferdinand und Johann I. so manche Kämpfe auszuhalten hatte. Da der König Ferdinand den ihm ergebenen Cronstädtern zwar immer Treue und Standhaftigkeit einband, 7 8 9
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Agnita (rum.), Szentágota (ung.), Agnetheln (dt.), Kreis Sibiu. Petrus Sander. Übersetzung: Im Jahre des Herrn 1410 starb der ehrenwerte Mann, Thomas, Vorsteher der Parochialkirche in Kronstadt und auch der erste Beginner dieses preiswürdigen Gotteshauses, sowohl des Chores als auch der Kirche, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen. Nicolaus Weyrauch, Kronstädter Stadtrichter (1420-1422). Stephan Fütten od. Fuelen, Kronstädter Stadthann (1420-1424).
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aber keine werkthätige Unterstützung verschaffte, so machte sich endlich im Jahre 1528 Lucas Hirscher, mit dem Johann Benkner, Johann Fuchs und Mag[ister] Nicolaus selbst auf den Weg und ging nach Prag, um dem Hof den Nothstand der Cronstädter auch mündlich vorzustellen. In welche Gefahren derselbe bey seinem Rückweg durch die Räuber gerathen, haben wir oben gesehen. Die Gefahren schreckten ihn aber doch nicht ab, im Jahre 1530 eine 2te Reise in gleichen Geschäften mit dem Secretaire Königs Ferdinand Martin Sidonius durch die Moldau nach Cracau zu machen. Allein auch dieser Versuch lief fruchtlos wie der erste ab. Die Cronstädter konnten es wider die Uebermacht des Königs Johann und seiner Türkischen Alliirten nimmer aushalten und mußten sich ihm ergeben, wogegen sie die Bestättigung aller ihrer Privilegien auch vom König Johann auswirkten. Hirscher hatte sich indeßen durch seinen mehr als erprobten Muth und Eifer bey seinen Mitbürgern in ein solches Vertrauen gesetzt, daß sie ihn 12 Jahre hinter einander zum Stadtrichter wählten. Vielleicht hat er mit diesem letzten Jahr, welches das 1539te war, sein Leben beschloßen. Sein Andenken aber pflanzte seine edelmüthige Wittib Apollonia Hirscher durch die Anlegung des noch heute zu ihrem ewigen Denkmal stehende Kaufgebäudes fort, das sie 1545 aus eigenen Kosten erbaute. Die Vortheile, die sie dadurch der gesamten Bürgerschaft gestiftet, die sie selbst aber nur bis zum letzten December 1547 überlebte, sichern ihrem Namen ein ewig dankbares Andenken. 6tens Was die Cronstädter am Stadtrichter Lucas Hirscher verlohren, wurde ihnen im Jahre 1541 durch den Stadtrichter Johann Fuchs ersetzt. Wir finden ihn schon unter der Gesandtschaft, die er mit dem verdienstvollen Lucas Hirscher im Jahre 1528 auf Prag über sich genommen. Seine Talente stimmten die Cronstädter dazu, bey ihm im Jahre 1541 den ersten Grad des Stadthannen-Amtes zu überspringen, um ihn nur bald in den Posten zu setzen, der seinen Verdiensten gebührte. Grade um diese Zeit war es, wo das Licht des Evangelii in hellen Strahlen die Reformation hervor brach. Fuchs wirkte zu Reinigung der Glaubenslehre auf einer und der M[agister] Johannes Honterus auf der andern Seite. Wir können dieser zwey großen Männer nicht vereinzelt gedenken. Hand in Hand arbeiteten sie beyde an dem großen Werke, das sie endlich mit Muth und Standhaftigkeit glücklich ausführten. Da wir ihre dießfälligen Schritte schon oben ausführlich beschrieben, so machen wir, ohne sie zu wiederholen unsere Leser bloß in Absicht auf den Johann Fuchs auf den Umstand aufmerksam, daß dieser geistvolle Mann der am Hofe der Königin Isabella wegen seiner ehehinnigen Betriebsamkeit bey der wider ihren Gemahl mit dem Lucas Hirscher 1527 gemachten Prager Reise, nicht in zu vortheilhaftem Lichte erscheinen konnte, es doch im Jahre 1542 wagte, auf den von der Königin in Religionssachen ausgeschriebenen gefahrvollen
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Neunter Abschnitt
Landtag in Person zu erscheinen, den auf diesen Landtag aus unverkennbaren gefährlichen Absichten eigends vorgeladenen M[agister] Honterus eigenmächtig zurück zu laßen, und ihn mit Zuziehung der übrigen oben schon namhaft gemachten Gelehrten, vor den Landständen zu vertreten. Mit Entschloßenheit ging er den gütlichen und drohenden Vorstellungen des über ihn und seine Anhänger äußerst erbitterten und zugleich allgewaltigen Frater Georg entgegen, und führte, wie er zurückkehrte, aller Drohungen unerachtet die Reformation in allen ihren Abtheilungen aus. In der Reihe der Stadtrichter sehen wir ihn schon 1545 vom Schauplatz abtreten. Es ist möglich, daß seine Kräfte durch so manche Anstrengungen erschöpft und zur Fortführung seines Amtes gehemmt wurde. Er entschlief fünf Jahre hernach den 21. Julii 1550. 7tens Neben ihm erscheint denn auch auf der Cronstädter Ehrenbühne der unsterbliche M[agister] Johannes Honterus. Was derselbe zur Vollendung der Reformation geleistet, haben wir zwar schon umständlich geschildert. Allein ein Mann, wie dieser, verdient, daß man auch seinen übrigen Lebensumständen, soviel als möglich nachspüre. Sein Vater hieß Georg Graes |:Graeser:|. Allein in diesen Zeiten banden sich, zumal Studierende, nicht so genau an ihre Familiennahmen, entweder gaben sie ihnen lateinische Endungen, oder wandelten sie sie gar in griechische Namen um. Hier war es ein anderer Umstand, der ihn veranlaßte den Namen seines Vaters zu verändern. Er fällt in seiner Jugend in ein Wasser, ergreift in der Angst einen Hollunderstrauch und schwingt sich an demselben ans Ufer. Zum Andenken nennt er sich von diesem Strauch, der ihm das Leben gerettet, Honter oder Honterus. Wie glücklich er sich auf Hohen Schulen in der Gottesgelehrtheit, in Sprachen, in der Dichtkunst, Mathematik, Stern- und Erd-Kunde gebildet, bezeugen seine Werke, deren wir schon oben erwähnet. Schon in Basel kamen von ihm 1534 zwey Bücher De Cosmographiae rudimentis heraus, dann 1535 eben daselbst, die nachgehends auch hier zu Cronstadt zweymal aufgelegte Rudimenta Cosmographica in gebundener Rede und 1537 in Zürch ein Enchiridion Cosmographicum mit Landkarten. Kein Jahr von seinem thätigen Leben verstrich, ohne es durch besondere Geburten seines Fleißes zum Behufe der Kirchen und Schulen zu bezeichnen. Er schloß es aber noch vor seinem Mitarbeiter Johann Fuchs im Jahre 1549, hinterließ aber 8tens in seinem bisherigen Gehülfen M[agister] Valentin Wagner einen Nachfolger von gleichem Edelmuth, gleichem Eifer für das gemeine Beste, gleicher Gelehrsamkeit, gleicher Thätigkeit. Davon er hatte schon bey Leben des M[agister] Honterus Proben abgelegt. Nun aber eröffnete sich ihm als Stadtpfarrer ein weitläuffigeres Feld, den Boden, den er selbst hatte anbauen helfen, auch für künftige Generationen zu bepflanzen. Etwas hievon haben
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wir oben erwähnt, hier finden wir Platz, die Werke, die unter seiner Leitung aus der Preße hervorgegangen, nach der Reihe anzuführen. Es waren: 1tens Άριστοτέλους περί άρετώυ βιβ.ά Δημητρίου Φαλερέως τών έπτά σοφών άποφθέγματα.12 2tens Aristotelis libellus de virtudibus. Sententiar diversor. autor. de eadom materia. Coronae 1555. 8. fol 12.13 3tens Defensiones mulatrum appellationum, quar. in Eccles. usus est. Actore Melanchtone. Accessit D. Augostini liber de Essentia Divinitatis Coronae 1555. 8. fol. 30.14 4tens Philonis Judaei de mercede meretici non accipenda in Sacrarium. GraecoLatine. Cononae. 1555. fol. 12.15 5tens P. Fausti epistolae ad Joannem de Ganay Franciae Cancellarium novem et Angeli politiani 15. Coronae 1555. 8.16 6tens Magni Turco apistolae per Laudinum equitem Hyerosolymum latinitate donata. Item Aliae quaedam vario. auctor. epistolae lectu dignissimo. 7tens Libellus sententiar. et verbos. grauitate refertissimus. Coronae. 1555. 8.17 8tens Insignes sententiae ex L. Ann. Senecae epistolis. Cor. 12.18 9tens Sententiae ex Senecae libris de irae. Coronae 1555. 12.19 10tens Sententiae ex Senecae libris de beneficiis. Coronae. 1555. 12.20 11tens Medicina animi et mortis imago.21
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AHG: HB 816, Άριστοτέλους περί άρετώυ βιβ.ά. – Δημητρίου Φαλερέως τών έπτά σοφών άποφθέγματα. Coronae [Kronstadt], 1555. AHG: HB 510, Aristotelis libellus, de virtutibus, et vitiis. Sententiae diversorum autorum de eadem materia.Coronae [Kronstadt], 1555. AHG: HB 816, Philipp Melanchton: Definitiones multarvm appellationum, Quarum in Ecclesia usu est. Autore Philippo Melanthone. – Augustinus: Accessit D. August. Liber De Essentia Diuinitatis. Coronae [Kronstadt], 1555. AHG: HB 816, Philonis Iudaei eloquentissimi libellus, De Mercede Meretricis non accipienda in Sacrarium, graeco-latine. Coronae [Kronstadt], 1555. AHG: HB 816, P. Fausti Andrelini: Foroliviensis, Poetae Laureati, atque pratoris clarissimi Epistolae proverbiales et morales [1555]. AHG: HB 816, Mohamed II. imperator Turcorum: Magni Turci epistolae, per Landinum equitem Hierosolymitanum latinitati donatae. – Item aliae quedam uariorum autorum Epistolae lectu dignissimae. Libellus, Sententiarum et Verborum grauitate refertissimus. Coronae [Kronstadt], 1555. Insignes ac elegantissimae Sententiae ex L. Annei Senecae ad Lucilium Epistolis, caeterisque eiusdem autoris scriptis selectae, & in usum Studioase inventutis editae. Hg. Valentin Wagner. Coronae [Kronstadt], 1555. Sententiae insignores ex L. Annei Senecae Libris de Ira. Hg. Valentin Wagner. Coronae [Kronstadt] 1555. Elegantiores Sententiae ex L. Annei Senecae Libris de Beneficiis, selectae in usum studioase iuventutis. Hg. Valentin Wagner. Coronae [Kronstadt] 1555. AHG: HB 988, Urbanus Rhegius: Medicina animae, tam iis qui firma, quam qui aduersa corporis ualetudine praediti sunt, in mortis agone, & extremis his periculosissimis temporibus maxime necessaria. Kronstadt 1557.
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12 Grammatica Graecae compendium recusum.22 13tens Ciceronis epistolae elegantiores.23 14tens Melanchtonis epistloae responsoriae. 15tens Brentii Catechis.24 16tens Odium Calvinianorum ejusdem.25 17tens Gesangbuch.26 18tens Der kleine Katechismus Lutheri.27 |:Benkő Trans. II. p. 598, 599.:|
Auch er wurde indeßen den 1. September 1557 durch den Tod hinweggerafft und sein Verlust konnte so wenig ersetzt werden, daß die Pfarre seitdem bis 1561 offen stand. 9tens Um übrigens dieses dreyfache Kleeblatt nicht zu trennen, ruffen wir den Matthias Glatz |:Calvinus:| hier wider in unser Gedächtniß zurück. Seine Verdienste um die Reformation haben wir schon erwähnt. So schätzbar uns auch in Bezug auf diese, seine übrigen Lebensumstände wären, so wenig sind wir doch im Stande, etwas davon mitzutheilen, da uns die Alten nichts davon hinterlaßen haben. 10tens Neben diesen drey Reformatoren und dem mehrmals erwähnten Johann Fuchs, war es der oben benannte Johann Benkner, dessen Feuereifer in gleicher Zeit das zu verbeßernde Kirchen- und Schulwesen belebte. Wie thätig derselbe hiezu auch durch die Stiftung der Schulbibliothek mit dem M[agister] Honterus mitwirkte, haben wir schon oben gesehen. Eben auf seine Aufmunterung geschah es, daß der Stadtpfarrer M[agister] Valentin Wagner im Jahre 1550 den Catechismus ins griechische übersetzte und diesen sowohl als das Neue griechische Testament in Quarta hier in Cronstadt in Druck gab. Ja, um nicht nur die hiesigen Griechen, sondern auch die Wallachen umzubilden, ließ Benkner im Jahre 1560 die vier Evangelisten aus der Syrbischen28 Sprache in die Wallachische übersetzen und hiezu folgende Vorrede verfertigen: „Durch den Willen Gottes, des Vaters, wie auch mit Beystand des Sohnes und Vollbringung des H[eiligen] Geistes. Zu Zeiten Ihro Magnificenz Königs Johannis habe ich Johannes Benkner von Cronstadt Leid getragen wegen der H[eiligen] Christlichen Bücher, der vier Evangelisten und diese zur christlichen Lehre 22
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Valentin Wagner: Compendium grammatices Graecae. Coronae [Kronstadt] 1562. Vgl. die Ausgabe von 1569 in AHG: HB 988. Cicero: Epistolae elegantories ex familiaribus epistolis Ciceronis. Johannes Brenz: Catechismus. Coronae [Kronstadt] 1555. Vgl. Borsa (Hg.): Alte Siebenbürgische Drucke, 92. Valentin Wagner: Odium Calvinianorum. Coronae [Kronstadt], 1554-1557. Vgl. Borsa (Hg.): Alte Siebenbürgische Drucke, 92. Valentin Wagner: Geistliche Lieder und Psalmen. Cron [Kronstadt], 1555. Vgl. Borsa (Hg.): Alte Siebenbürgische Drucke, 84. AHG: HB 510, Martin Luther: Der kleine Catechismus. Für die Pfarherr un(d) Hausväter. Cron in Sybembürgen [Kronstadt] 1555. Serbisch, Kirchenslawisch.
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dienenden Bücher schriftlich verfassen |: i.e. aus dem Serbischen ins Blösche übersetzen laßen:| damit sie die Wallachischen Pfaffen verstehen möchten, und die Wallachen, so sich zum Christentum bekennen, erkennen lernten, wie auch Paulus der H[eilige] Apostel 1 Cor. 14 spricht: es sey in der H[eiligen] Gemeine besser zu reden fünf Worte, die man verstehet, denn 10.000 in fremder Sprache, die man nicht verstehet. Demnach bitten wir euch alle, ihr heiligen Väter, ihr seyd Bischöffe, Pfarrherren u[nd] s[o] w[eiter], denen diese Christlichen Bücher zu Händen kommen, daß sie vor allen Dingen dieselbigen lesen, welche sie aber nicht lesen wollen, selbe nicht urtheilen, oder Schmähworte darüber ergehen laßen. Auf Anspruch Johannis Benkners habe ichs Diacon Koresi von Tergovist und Thodor Deák oder Schreiber, geschrieben und ist angefangen den 3. May und zum Ende gebracht den 30. Jenner Anno 7069 in der Stadt Cronen Anno Christi 1569“ |:Thom. Tartler Collectanea in 4. § 103:|.
Und das that dieser rastlose Mann in der Zeit, da er sich von den oben beschriebenen Kriegs-Unruhen kaum zu erholen wußte, die doch schon alleine seine Aufmerksamkeit von 1550 bis 1556 gefeßelt halten mußten. Nun eilte aber auch die Stunde heran, wo er zu seiner Ruhe eingehen sollte. Er vollendete seine geschäftsvollen Tage den 11. Julii 1563, wenn ihm auch seine wohlthätigen Absichten mit der Aufklärung der Wallachen, die jeder Lichtstrahl, der nicht ein Widerschein von ihren Popen war, nur blendete, aber nicht beleuchtete, vereitelt worden waren, doch mit dem beruhigenden Bewußtseyn, daß er wenigstens an seiner Person keine Versuche gesparet hatte, auch unter ihnen gereinigte Sätze in Umlauf zu bringen. Wenn übrigens das Wallachische Volk auf der niedrigen Stufe stehen blieb, auf welche es die Natur gesetzt hatte, so erstreckten [sich] doch die von M[agister] Honterus und Johann Benkner zur Bildung der Jugend getroffenen politischen und mechanischen Anstalten ihren Einfluß außer der Gottesgelehrtheit und den Schul-Wißenschaften auch auf die Förderung der übrigen Kentniße. Neben den schon angeführten Werken ließ nemlich 11tens der Doctor Medicinae Paul Kyr29 |:Kirres:| in Cronstadt im Jahre 1551 1tens Sanitatis studium ad imitationem Aphorismorum compositum. 2tens Alimentorum vires breviter et ordine Alphabetico positas30 in Octav in Druck geben |:Benkő Tranniae. II. p. 352.:|. Mehreres ist von ihm nicht bekannt, vermuthlich aber sind die zwey Studenten Job und Ezechiel Kyr, deren der erstere 1554 der zweytere 1559 unter die hiesigen Studierenden bezeichnet ist, Söhne von ihm gewesen. Eben so hat
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Paul Kyrr, Stadtphysikus (Arzt) (1534-1559). AHG: HB 510; Paul Kyr: Sanitatis studium ad imitationem aphorismorum compositum. – [2] Item. Alimentorum uires breuiter et ordine Alphabetico positae. Transylvaniae Corona [Kronstadt], 1551.
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12tens der Thomas Bommel31, Notarius von Hermannstadt, deßen wir in unsern Grundverfassungen gedacht haben, den aber der Benkő für einen Cronstädter ausgibt |:Benkő Tranniae. II. p. 349.:| hier in Cronstadt eine Chronologiam rerum Hungaricarum von der Einrückung der Hunnen in Pannonien bis zum Jahre 1554 in Quart herausgegeben. Nur schade, daß alle diese Denkmäler des ehemaligen Fleißes durch so manche Unfälle fast ganz aus dem Umlauf gekommen sind. 13tens Nicolaus Fuchs |:Vulpinus:| war 1546 Rector, wurde aber gleich im folgenden 1547sten Jahr zur Neustädter Pfarre und von dort zuletzt nach Honigberg beruffen. Von hier wurde er als Decanus, nebst dem Decanus von Hermannstadt, wie wir oben gesehen im Jahre 1561 von der Sächsischen Universität nach Deutschland deputirt, um die Gutmeynungen der dortigen Gelehrten über die von der hiesigen Geistlichkeit gehegten Glaubensmeynungen einzuholen. Er wird als beredter und gelehrter Mann beschrieben. Er kam nebst den übrigen Deputirten zu Anfang des folgenden 1562ten Jahres zurück und brachte die Bestättigung des von der hiesigen Geistlichkeit aufgesetzten Glaubensbekenntnißes mit, und starb den 16. April 1569. Seinem Sohn Marcus Fuchs den wir unten werden kennen lernen, haben wir die schätzbarsten Nachrichten zu verdanken. 14tens Das Andenken des Matthias Fronius, Verfaßer der Sächsischen Municipialgesetze, deßen wir oben mit einem Worte erwähnt, wird nicht verblühen, solange die Sächsische Nation steht. Er wurde den 28. Februar 1522 geboren. Sein Vater starb als Pfarrer in Petersberg den 16. August 1567. Um dieser Umstände, das Geburtsjahr unseres Fronius und den geistlichen Stand seines Vaters miteinander zu vereinigen, müßen wir erinnern, daß sich damals, wo sich die Reformation so zu sagen noch in der Kindheit befand, in Ermangelung eigentlicher Gottesgelehrten, ihrer mehrere, bald in Kirchen-, bald in weltlichen Diensten gebrauchen ließen. So versah der M[agister] Valentin Wagner das Rectorat bey der Schule nur ein Jahr, ging hernach in den Magistrat hinüber und wurde aus demselben zum Stadtpfarrer beruffen. So ward der Petrus Apus Bogner als Licentiat beyder Rechte, aus dem weltlichen Stand zum Stadtpfarrer erwählt. Und so möge denn auch der Vater unseres Fronius, wie er schon geheirathet hatte, aus dem weltlichen Stande in den geistlichen hinüber getreten seyn. Ihn selbst setzte seine außerordentliche Geschicklichkeit in Verbindung mit einem unermüdeten Fleiß schon im Jahre 1545, also schon vor seinem 24. Lebensjahr in den Stand, dem von M[agister] Honterus errichteten Gymnasium als Rector ein Jahr lang vorzustehen und der studierenden Jugend die Rechte nach Anleitung der von M[agister] Honterus aus den Römischen 31
Thomas Bomel (gest. 1592), Provinzialnotar von Hermannstadt (1548), Pfarrer von Stolzenburg (1561-1592), Dekan des Hermannstädter Kapitels (1569).
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Rechten in wissenschaftlicher Form herausgezogenen nach der Verfaßung der Sächsischen Nation gemodelten und im Jahre 1542 in Druck gegebenen Lehrsätze vorzutragen. Allein er war auch in anderen Bestimmungen unentbehrlich. Daher trat er schon im Jahre 1546 wieder vom Katheder ab, und setzte sich in der practischen Kenntniß der Rechte immer fester, benützte in den Civil-Diensten, die er bekleidete, die ihm aufstoßenden Rechtsfälle, um zu urtheilen, in wie weit sich die gemeinen Römischen Rechte auf einer Seite mit dem Natur-Rechte, auf der anderen mit der ursprünglichen Verfaßung der Sachsen und ihren hergebrachten Gewohnheiten und Freyheiten vertrugen, und brachte sodann ein Gesetzbuch für die Sachsen in der Muttersprache zu Stande, das nach vorhergegangener genauer Prüfung von der Sächsischen Universität gewürdigt wurde, dem Stephan Báthori, König in Pohlen und Fürsten in Siebenbürgen zur Bestättigung unterlegt zu werden. Dieses geschah denn 1583. Späterhin, erst 1603 wurde er zum Stadthannen und 1608 zum Stadtrichter32 erwählt. Es traf dieses gerade in die trübseligen Zeiten, wo das Land der Zuchtruthe des Generalen Basta unterlag. Zumal waren die Beamten derselben vor anderen ausgesetzt. Daher führten ihre Stellen so wenige Reitze mit sich, daß sie vielmehr von jedem, der nur eine Entschuldigung anzuführen wußte, ausgeschlagen wurden. Man muß es also bloß für eine Wirkung des Edelmuthes und Gemein-Geistes erklären, daß Fronius, deßen Verdienste – wie zu allen Zeiten zu geschehen pflegt – erst 20 Jahre hernach, wo er schon ein abgelebter Greis war, der Cronstädter Communität in die Augen zu leuchten anfingen, ihren Anträgen Gehör gab und das Stadtrichteramt in Jahre 1608, wo er schon das 86te Jahr angetreten hatte, über sich nahm. Endlich aber unterlagen seine Kräfte den ihm aufgebürdeten Lasten. Er starb den 27. März 1609, wo er schon das 87te Jahr erfüllt hatte. Er war ein Vater von 12 Söhnen und einer Tochter. Diese starb in frühern Jahren grade auf ihrem HochzeitTag 1572. Von seinen Söhnen sind nur drey, die ihre Familie fortgepflanzt und in der Stadt bis in die neueren Zeiten, theils weltliche, theils geistliche Vorsteher geliefert haben, die merkwürdigsten werden in ihrer Reihe vorkommen. Uebrigens zeichneten sich unter den Cronstädtern auch im militärischen Fach 15tens zumal im Jahre 1597 Jeremias Theilisch mit seiner untergebenen Mannschaft bey der Belagerung von Temesvár aus, nur gingen seine Bemühungen durch die Treulosigkeit des Obergeneralen Stephan Josika fehl, der ihn nicht gehörig unterstützte |:Würgengel p. 177.:|. Mit mehrerem Glücke focht:
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Hier vermischt G. M. G. v. Herrmann die Lebensläufe von Matthias I. Fronius und Matthias II. Fronius. vgl. Joseph Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-litterärische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen. Bd. 1. Kronstadt 1868, 358-366.
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Neunter Abschnitt
16tens Sebastian Bloch bey Törtzburg und dem Bosauer Paß im Jahre 1600 und schlug die Feinde auch bey den Pässen zurück, wie wir oben gesehen haben. Aber doch über beyde strahlen 17tens die Verdienste des Michael Weiß hervor. Wer kann diesen Namen nennen, ohne seine vortrefflichen Talente, wenn er sie kennen lernt, zu bewundern und zu verehren? Ohne sich auch nur eine Kenntniß von seinen Lebensumständen zu wünschen? Mediasch war eigentlich der Geburtsort dieses würdigen Mannes. Hier erblickte er das Licht der Welt 1569. Er wußte sich aber in Sprachen, Wißenschaften und Sitten so frühe und so vollkommen zu bilden, daß er schon im Jahre 1590, wo er vom Hofe des Kaysers Rudolph nach Siebenbürgen und zwar nach Cronstadt kam, hier in eine angesehene Familie heyrathete und im Jahre 1591 in die Communität aufgenommen wurde. Allein ihm wurde gar bald eine glänzende Laufbahn eröffnet. Im Jahre 1595 hatte er die Ehre mit dem nachherigen Fürsten Stephan Botskai von Seiten des Landes nach Prag abgeschickt zu werden, und bey dem Hofe des Kaysers Rudolph für den Fürsten Sigismund Báthori um die österreichische Prinzessin Maria Christierna zu werben. Im Jahre 1600 wurde er in das Notariat und zugleich in den Magistrat befördert. Die zwey ersten Jahre mag er seiner Vaterstadt mit der Feder gedient haben. Vom Jahre 1603 an sehen wir ihn aber auch als Redner auftreten. Eine der kitzelichsten33 Gesandtschaften wozu er verwandt wurde, war die an den Székely Moyses und Bectes Bassa, eben im Jahre 1603. Beyde standen mit ihren Herren den 5ten Juli bey Helzdorf in der Zeit, da sich die Römisch-Kayserlichen und die Wallachischen Truppen bey Zernest gelagert hatten. Moyses forderte, wie wir oben gesehen haben die Cronstädter zur thätigen Hülfe und Beystand auf. Weiß ging zu ihm ins Lager hinaus und machte ihm im Namen der Cronstädter Gemeine die beherzte Erklärung, daß sie ihn zwar mit den nöthigen Truppen und Waffen unterstützen wollten, aber den Eyd der Treue, den er zugleich verlangte, ihm nicht ablegen könnten, ehe er sie nicht wegen anderweiter Anfälle vollkommen sicher stellte. Acht Tage darauf, den 17. Julii erfolgte die oben beschriebene Niederlage des Moyses bey der Papiermühle. Weiß, der sich bisher uns von Seiten seiner Geschicklichkeit und seiner Kenntniße gezeigt hat, offenbarte bey dieser Gelegenheit auch die Güte seines Herzens. Unter den zahlreichen ungrischen Edelleuten, die aus dem Heer des Székely Moyses in die Gefangenschaft verfielen, befand sich auch ein gewisser Allya Farkas. General Basta ließ diesen nebst seinen Unglücksgefährten heraus fordern. Was ihm bevorstand, ließ sich aus dem Benehmen des Basta gegen alle anderen, die sich zur Gegenparthey geschlagen hatten, voraus sehen. Weiß rettete ihn, und löste ihn von den siegreichen Truppen mit eignem Gelde aus, und stellte ihn auf freyen Fuß, verwickelte 33
Kitzelig: haarig, kompliziert, gefährlich.
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sich aber dadurch selbst in große Gefahren. Indeßen bekamen endlich, wie wir oben gesehen, auch die Sachen der Kayserlichen in Jahre 1605 durch den Abzug des Generalen Basta und durch die glücklichen Fortschritte des Stephan Botskai eine andere Wendung. Die Cronstädter, die ehebevor dem Kayser Rudolph gehuldigt hatten, jetzt aber von den zwey anderen Nationen gedrängt wurden, dem Kayser abzusagen und dem Botskai zu schwören, hatten auf beyden Seiten die heftigsten Widersprüche zu bekämpfen. Um es mit zwey Nationen, um es mit dem Kayser nicht zu verderben, mußten sie sowohl, als die ganze Nation, nicht nur Schritte und Tritte, sondern selbst die Worte abwägen und an die Regeln der Politik anschmiegen. Weiß machte hier den Demostenes der Cronstädter sowohl, als er nachher der ganzen Sächsischen Nation vor den Landständen in Maros Vásarhely. Er führte die Stände, die sich noch nicht entwöhnen konnten, das bisherige Verhalten der Sachsen bloß einseitig, bloß für die Frucht eines Privat-Haßes gegen die Ungarn zu erklären, auf die vorigen Zeiten zurück, stellte ihnen mit vieler Beredtsamkeit vor, wie sich die Sachsen erst gegen den Fürsten Sigismund Báthori bey seinem Wankelmuth, wie sich die Cronstädter hernach gegen den Székely Moyses selbts betragen hätten, folgerte hieraus, daß sie gegen die Ungrische Nation immer brüderliche Gesinnungen gehegt, und daher auch jetzt nicht gesonnen seyen, sich von ihnen, in Absicht auf den Stephan Botskai zu trennen. Nur kämpften sie noch immer mit dem Zweifel, wie sie von dem einmal dem Kayser geschwornen Eyd, ohne meineydig zu werden, abstehen dürften. Die günstigen Wirkungen, die diese Vorstellungen in die Gemüther der ungrischen Großen gemacht, haben wir oben gesehen. Mehrere Schwierigkeit fand Weiß bey dem bald hernach den 19. Julii eintreffenden türkischen Feldherrn Ali Bassa. Mit welchem Muth er seine Drohungen entwaffnet, haben wir oben beschrieben. Den Ali Bassa verdroß die im Weiß erfahrene Unerschrockenheit, weiter hingegen durfte er seine Unzufriedenheit nicht erstrecken. Vielmehr eröffnete sich dem Weiß kurz darauf den 25. September eine neue Gelegenheit, seine Beredtsamkeit vor dem Fürsten Botskai selbst zu zeigen. Die von ihm hiebey gehaltene Rede machte einen so günstigen Eindruck auf den Fürsten, daß er sie mit der beruhigenden Antwort erwiederte: „Az Kegyelmetek jó mindem üdőben való maga viselése hozzank hires és betsűletes, nemtsak Erdelyben és Magyar Országban lako nemzeteknek, hanem sok országokban: kiert K[e]g[ye]lm[e]t[e]k felette igen ditsertetik. Az Isten se adná penig jót műnékűnk, ha az K[e]g[ye]lm[e]t[e]k szolgálatját meg nem hálálnok. De ha in instanti és hirtelen az műtölünk nem lehet, K[e]g[ye]lm[e] t[e]k eszszes emberek lévén gondolja meg annak okait, és meg ne itiljen. K[e]
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g[ye][lme]tek[ne]k sok joval akarunk minnájon lenni. Az várást K[e]g[ye]lm[e] t[e]k nehezzen ne végyen.“34
Endlich wurden denn auch vom Volk in Cronstadt die Verdienste des Weiß im Jahre 1608 durch dessen Erwählung zum Stadthannen gewürdigt, hingegen gereicht ihm die Ehre, die ihm hiemit zu Theil wurde, mehr zur Bürde, als zur Belohnung seiner Verdienste. Diese wurden dagegen im Lande so wenig verkannt, daß er, wie wir oben gesehen, bey dem Antritt der Regierung des Fürsten Gabriel Báthori zu den wichtigsten Staats- und Reichs-Angelegenheiten herbey gezogen, ja selbst mit den ersten geheimen Räthen bevollmächtigt wurde, mit dem Fürsten in der Wallachey Frieden zu schließen, der denn auch glücklich zu Stande kam. Hingegen bekam er in dem darauf folgenden 1609ten Jahre vom Fürsten Báthori einen von diesen Aufträgen ganz verschiedenen kizlichen Befehl an den Fürsten in der Moldau, den er in Vollzug setzen mußte, so gehäßig auch der Gegenstand der ihm gemachten Aufträge war, da sie eine gänzliche Zernichtung des bisher zwischen diesen beyden Provinzen bestandenen Bündnißes zum Vorwurf hatten. Weiß wußte auch dieses Geschäft mit einer solchen Klugheit und Mäßigung auszuführen, daß seinem persönlichen Werthe dabey nichts entging. Vielmehr wurde ihm selbst in dem darauf folgenden 1610ten Jahre vom Moldauer Fürsten ein Geschenk von einem Marderpelz, 300 Thalern und 50 Kühen gemacht. So wußte er sich bey Fremden und Einheimischen im Ansehen zu erhalten, ohne von seiner inneren Würde etwas zu vergeben, ohne sich von dem GemeinGeiste, der ihn beseelte, auf irgend eine Weise zu entfernen. Diese Grundsätze leiteten ihn auch bey der Gelegenheit, wie sich der Fürst Gabriel Báthori zu Anfang den 1610ten Jahres in Cronstadt befand. Weiß war nebst verschiedenen vom Magistrat an der Fürstlichen Tafel, der Discurs fiel unter anderem auf den ersten Eintritt der Sachsen in Siebenbürgen. Der Fürst schweifte hiebey in verschiedene verkleinerliche Urtheile über die Sachsen aus. Weiß konnte solches in die Länge nimmer vertragen und verfocht seine Nation mit ihren Freyheiten so freymüthig, daß der Fürst hierüber eiferte und die Tafel aufhub. Weiß wußte indeßen von keiner Furcht, wo ihn sein Gewißen freysprach. Wenn er auch bey dieser Gelegenheit in den Ton des Fürsten nicht eingestimmt hatte, so machte er sich doch auf der andern Seite wieder nothwendig. Daher geschah 34
Übersetzung aus dem Ungarischen: Euer gutes Verhalten uns gegenüber in allen Zeiten, ist bekannt und wird geschätzt, nicht nur von den Nationen die in Siebenbürgen und Ungarnland wohnen sondern auch in vielen anderen Ländern. Dafür werdet ihr besonders gelobt. Auch Gott gibt uns nichts Gutes, wenn Eure Dienste nicht durch Dankbarkeit erwidert werden. Aber wenn das sofort und gleich nicht von uns kommen kann, dann sollt ihr, als kluger Mensch, über die Gründe nachdenken und uns deswegen nicht verurteilen. Wir wollen Euch gegenüber alle gut gesinnt sein. Das Warten sollt ihr nicht über nehmen.
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es denn, daß ihn der Fürst noch in diesem Jahre bey der Gelegenheit mit sich hinausnahm, als er vom Ungrischen Palatin Thurzo zu der oben beschriebenen Zusammentretung auf der ungrischen Grenze nach Darotz berufen wurde. Zu Ende des Jahres aber, wie der Fürst obbeschriebener Maßen, seine langwierigen, feindseligen Entwürfe wider die Hermannstädter in Vollzug setzte und auch die Cronstädter mit ähnlichen Anfällen bedrohte, zeigte sich Weiß in seiner völligen Geistesgröße. Dem Fürsten und seinen Höflingen war daran gelegen, die Stadt Hermannstadt, wenn auch auf Kosten der Wahrheit aus ihrem politischen Daseyn herauszusetzen. Ehe er seine Absichten auskramte, wird auf seine Veranstaltung der Weiß, der eben in Hermannstadt gegenwärtig war, Abends vorher um 6 Uhr an Hof berufen. Hier wird ihm zuvörderst das dem Stephan Kendi Schuld gegebne Beginnen, wider den Fürsten aus Pohlen Truppen herbey zu bringen mit dem Zusatz vorgehalten, daß die Hermannstädter und Cronstädter mit dem Kendi dießfalls schon einverstanden seyen, wovon er, Weiß, nothwenig Wißenschaft haben müße. Er wird also aufgefordert, dieses, da es in der Wahrheit gegründet sey, auch nur mit seinem eignen Zeugniß zu bestättigen, im widrigen Falle hätte er das Schlimmste, ja selbst den Tod zu gewarten. Nun waren kurz vorher, wie wir oben angezeigt haben, wichtige Staatsbediente, ohne verhört zu werden, auf des Fürsten Befehl öffentlich hingerichtet worden. Weiß befand sich also hier in augenscheinlicher Lebensgefahr. Allein Ehrlichkeit und Vaterlandsliebe überwogen bey ihm alle Schreckniße. Er bekannte frey heraus, daß ihm hievon nicht das Geringste bekannt sey, und schlug das Zeugniß ab. Nun setzte ihm der Wolfgang Bethlen, der in die Geheimniße des Fürsten eingeweihet war, auf einer andren Seite zu. Da sich Weiß vorhin gegen ihn ganz offenherzig über das unsittliche Betragen des Fürsten heraus gelaßen hatte, so schreckte er ihn jetzt mit der Veroffenbarung seiner über den Fürsten geführten Reden. Aber Weiß ließ sich auch dadurch nicht erschüttern, wohl aber nahm er, da er einsah, was den Hermannstädtern, und nach ihnen den Cronstädtern bevorstehen durfte, aus eigner Bewegung eine beträchtliche Geldsumme auf, und bestach den Fürsten sowohl als seinen Rathgeber Imreffi und wandte dadurch den schreckhaften Zuspruch des Fürsten von Cronstadt ab. Wie männlich er hierauf diesem Tyrannen widerstanden, wie kraftvoll er seine entwürfe bis zum 12. October 1612, wo er den Märtyrertod für sein Volk starb, vereitelt, mit welcher Entschloßenheit er zumal zu Anfang dieses 1612ten Jahres den Fürsten mit seinen Drohungen abgewiesen, haben wir oben gesehen und ausführlich beschrieben. Weiß war das Opfer für die Freyheit, Hab und Gut der Cronstädter in einem Alter von 43 Jahren. Mit ihm fielen
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18tens auch der Stadthann Georg Heltner35. Noch können wir allhier 19tens den Thomas Chrestelschmidt nicht vorbeygehen. Soviel sich aus einem an denselben von Seiten der Marienburger Beamten 1612 erstatteten Berichte |:Weiß Annal.:| abnehmen läßt, muß er als Senator eine Abtheilung der bewehrten Cronstädter Mannschaft unter seinen Befehlen gehabt haben. Mehrere Umstände wißen wir von ihm nicht anzugeben, als daß er den 25. November 1631 gestorben, ob er gleich, wegen seiner in dem an die Marienburger erlaßenen Antwortschreiben erwiesenen Standhaftigkeit billig eine ausführlichere Lebensbeschreibung verdienen würde. Die Vollständigkeit der Geschichte erfordert von uns, 20tens hier auch des Matthaeus Zythopaeus36 |:Bierbrauer:|, wenn gleich nicht zu seinem Vortheil zu gedenken, da er in der Kirchengeschichte der Sächsischen Nation in Siebenbürgen viel Redens von sich gemacht hat. Er war 1613 Rector allhier und wurde 1615 als Pfarrer nach Tartlau beruffen. Zwölf Jahre hernach stirbt der Superintendet Franciscus Graffius37, die Birthälmer wählen statt seiner den Mediascher Stadtpfarrer Georg Theilesius38 zum Pfarrer, tragen ihm den Beruf auch zu zweymalen auf. Er schlägt es aber aus Bescheidenheit aus. Unbekannte Ursachen verleiten sie, den Zythopaeus zum künftigen Seelsorger auszuersehen. Ihm war dieser Beruf höchst willkommen. Nun hatte er vorhin einmal das Unglück gehabt, wider den Fürsten Gabriel Bethlen bey der Gelegenheit anzustoßen, wie derselbe Cronstadt heimgesucht und auch in Tartlau einkehret. Jetzt, da dem Fürsten angezeigt wird, daß gerade dieser Tartlauer Pfarrer von den Birthälmern gewählt worden, mithin auch die nächste Anwartschaft an die Superintendentur habe, äußert er sich vorläufig, daß er ihn nicht bestättigen würde. Zythopaeus ist deswegen unbekümmert. In der Hoffnung seine Wünsche in Nebenwegen durchzusetzen, macht er, da es zur Superintendenten-Wahl lange nicht kommen will, erst nur einen Weg nach Birthälm, seine neuen Zuhörer zu besuchen und sich vorläufig bey dem Fürsten zu empfehlen, da sich derselbe eben damals mit seinem Hof in Mediasch befand. Aus Eitelkeit bedient er sich im Heimweg einer schönen Kutsche, die mit sechs trefflichen Pferden bespannt ist. Unterwegs kehrt er in Meschen beym Georg May ein. Diesem ist der Aufzug auffallend. Er räth ihm, Pferde 35
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Georg Heltner (gest. 1612), Kronstädter Senator (1603-1608), Landtagsdeputierter (1603, 1605, 1607). Matthias Zytopäus (gest. 1631), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1613), Pfarrer von Tartlau (1615). Franz Graffius (gest. 1627), Pfarrer in Irmesch, Bußd, Waldhütten und Großkopisch, Pfarrer von Reichesdorf (1608), Stadtpfarrer von Bistritz (1612), ev. Superintendent (1621-1627). Georg Theilesius (1580-1646), Prediger in Birthälm (1608), Pfarrer in Jakobsdorf, Pfarrer in Keisd (1618), Stadtpfarrer in Mediasch (1621), Generaldechant, ev. Superintendent (1627-1646).
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und Wagen in Meschen zurück zu laßen, und sich, um Eifersucht zu verhüten, lieber seiner eigenen |:des May seiner:| zu bedienen, oder wenigstens nicht durch das Forkatsch-Thor über den Markt bey dem Fürstlichen Quartier vorbey, sondern lieber durch das Zekesch-Thor in Mediasch einzufahren. Alleine Zythopaeus schlägt diese Warnungen in den Wind, die Ahnungen des Georg May treffen ein. Der Fürst nimmt ihn, wie er in die Stadt kommt wahr, fragt seine Höflinge mit Eifer: „Kitsoda az Szép hintóban? Szép hat loja vagyon: nyilván az a mi Prásmári Pap. Mi nem confirmályuk?“39 Zythopaeus setzt indeßen alles in Bewegung, die Gunst des Fürsten zu gewinnen und trägt ihm am Schluß den halben Birthälmer Zehenden an. Die Aeltesten der Sächsischen Universität bekommen hievon Wind, und fertigen an den Fürsten, der sich mittlerweile auf Clausenburg begeben, eine Deputation ab, um hiewider Vorstellungen zu machen. Der Fürst gibt den beruhigenden Beschied: Er sey gar nicht gemeynt, die Geistlichkeit im Besitze ihres bisherigen Zehenden zu stören, viel mehr laße er sie in deßen ruhigen Besitze und erlaube ihnen auch eine neue Pfarrerswahl in Birthälm zu veranstalten. Inmittelst versammelt sich die Geistliche Universität in Hermannstadt und schreitet zur Superintendentenwahl, die dann eben auf den schon ehehin von den Birthälmern gewählten Georg Theilesius fällt. Nun wird aber auch Zythopaeus seiner Mißgriffe wegen zur Verantwortung gezogen. Er beruft mit einer widernatürlichen Dreistigkeit auf die Gültigkeit der Wahl und des damit verbundenen Berufs, der ihm von der Birthälmer Gemeine aufgetragen worden sey, schützt wegen des Zehnden vor, er habe ihn nur vom Most, und auch diesen nur von der seit der Erledigung der Superintendentur verfloßenen 18 Wochen angetragen, bald schiebt er wieder die Schuld auf die Erben des verstorbenen Superintendenten und beschuldigt sie, sie hätten selbst durch ihr Zudringen den Fürsten verleitet, sich nicht nur vom Most, sonder auch von den übrigen Früchten den Zehnden zuzueignen. Die Erben läugneten dieses gradeweg. Zythopaeus weiß sich nimmer heraus zu wickeln, zumal er von den Birthälmern selbst beschämt wird, die ihm ins Gesicht sagen, daß ers allein gewesen, der dem Fürsten den Zehnden angetragen habe. Am Schluß suchte er sich zwar dem Gerichtszwang der Geistlichen Universität zu entziehen, und berief sich auf eine andere Gerichtsbehörde, die er doch nicht einmal zu nennen wußte. Nun schritt man den zum Urtheil. Zythopaeus mußte den Birthälmern auf der Stelle, die bis dahin in Händen behaltenen Kirchenschlüßel zurückstellen, und wurde von seinem Amte in so lange beseitigt, bis er den Erben des verstorbenen Superintendenten den durch die Verschleuderung 39
Übersetzung aus dem Ungarischen: „Wer ist das in der schönen Kutsche? Er hat sechs schöne Pferde: Er ist bestimmt der Pfarrer aus Tartlau. [Wörtlich:] Wir bestätigen ihn nicht?“ [Sinngemäß: Der, den wir nicht bestätigt haben?]
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ihres Zehndantheils verursachten Schaden ersetzte. Zugleich wurde ihm in Cronstadt bis zur Beseitigung der ganzen Sache der Hausarrest angekündigt |:Acta Synod. p. 170-173.:|. Hingegen wurde Zythopaeus im folgenden 1628ten Jahr zu Hause auch wegen der Uebertretung des 6ten Gebotes40 seines Amtes völlig entsetzt, und lag nun seine übrige Lebenszeit der Medicin ob |:Th. Tartler Catal. Past. Barc.:| Zur Erholung gedenken wir nunmehr: 21tens des vom vorigen ganz unterschiedenen Simon Albelius. Aus seinen frühezeitigen Beförderungen möge man auf die außerordentlichen Talente schließen, mit welchen sich dieser Mann vor anderen ausgezeichnet. Kaum war er 1615 von der Wittenberger Universität zurückgekehrt, so wurde er zum Rector allhier ernannt und dieses in seinem 22ten Jahre. Diese Stelle verwaltete er mit einem solchen Beyfall, daß er drey Jahre darauf den 4. April 1619 zum Stadtpfarrer erwählt wurde. Er bekleidete diesen Posten bis 1654, wo er den 19ten Julii im 67ten Jahr seines Alters starb. Neben seinen ausgebreiteten Kenntnißen in den übrigen Wißenschaften, wovon er schon auf der Hohen Schule ein Probestück in einer Dissertation de Iride Halone Virgis Pareliis et Paratelenis41 lieferte, gab er sich auch mit der Chemie ab, die Spuren eines von ihm hiezu unterhaltenen Laboratoriums finden sich noch auf dem hiesigen Pfarrhof. Seine Stimme soll übrigens so hell gewesen sein, daß man ihn, wenn er in der Pfarrkirche gepredigt, nicht nur auf dem Markt, sondern auch auf dem Raupenberg gehört und verstanden hat. 22tens Die Verdienste des Michael Herrmann, der als Stadtrichter und Fürstlicher Geheimer Rath gestorben, haben wir schon oben hin und wieder berührt. Hier finden wir nur noch seine vornehmsten Lebensumstände nachzuhohlen. Er stammte eigentlich aus Grätz in Steyermark her. Sein Vater war ein Hauptmann in Kayserlichen Diensten und Commandant im Schloß Muran42 in Ungarn. Hier kam er den 13. August 1602 zur Welt und besuchte bey weiteren Jahren die Hohe Schule, wo er sich in den Rechtswißenschaften ausbildete. Nebenher erlernte er die Tonkunst und benutzte sie 1626 als ein Hülfsmittel bey der Catharina Brandenburgica, wie sie als Braut des Fürsten Gabriel Bethlen nach Siebenbürgen kam, als Hofmusicus anzukommen und sie bis herrein zu begleiten. Bey dieser Gelegenheit sah er sich in Cronstadt um. Man trug ihm hiebey den Dienst eines Stadtorganisten an. Er nahm ihn an, so wenig er auf seinen Haupt-Zwecke paßte, blos in der Absicht, sich dadurch den Weg zu nähern Verhältnißen zu bahnen. Daß er keine unwichtige Person vorgestellt, 40 41
42
Du sollst nicht ehebrechen. Simon Albelius: Dissertatio de Iride, Halone, Virgis, Pareliis et Paraselinis. Wittebergae 1615 [Dissertation über Regenbogen, Halo-Lichteffekt, Lichtsäulen, Nebensonnen und Nebenmonde]. Muráň (slowak.), Murányalja (ung.), Untermuran (dt.), Kreis Revúca.
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gibt die Heyrath zu erkennen, die er im Jahre 1629 mit der Wittib des eben 1626 den 22. May gestorbenen Zeidner Pfarrers Marcus Benkner43 einging, die eine Tochter des nach 1610 verstorbenen Tartlauer Pfarrers Petrus Fronius44 und Enkelin des oben erwähnten Stadtrichters Matthias Fronius war. Mittelst dieser Verbindungen gelangte er 1632 in die Communität im Jahre 1641 in den Magistrat, vier Jahre darauf, 1645 wurde er zum Stadthannen und 1646 zum Stadtrichter gewählet. Dieses traf grade in die critischen Zeiten hinein, wo auf einer Seite der Adel wegen seiner Besitzungen vom Fiscus außerordentlich angefochten und manche Grundherren unter allerhand Vorwänden um ihre Güter gebracht wurden, um sie dem Fürsten und seiner Familie zuzuwenden, auf der andern Seite das Land und die Sächsischen Städte mit ihren Beamten durch die Nachwehen der von den zwey Rákotzischen angezettelten Kriege in so manche Verlegenheiten versetzt wurde. Was den ersten Punct betrifft, so hatten die Cronstädter auch an ihrem Theil wegen dem Törzburger Dominium, das ihre wichtigsten Besitzungen ausmachte, schon seit den Zeiten des Fürsten Gabriel Bethlen mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie hatten sich darin unter manchen Abwechslungen in die 150 Jahre erhalten, aber bis noch kein anderes als ein Pfandrecht darin behaupten können. Dabey waren sie bald diesen, bald jenen willkührlichen Forderungen ausgesetzt gewesen, denen sie doch auch immer, um diese Herrschaft ja nicht auszulaßen, genug gethan hatten. Nichts desto weniger war ihnen schon 1617 das Dominium streitig gemacht, ja auch die Urkunden, auf welche sie sich beriefen, für ungültig erklärt worden. Die Cronstädter hatten sich dabey nicht beruhigt. Auf ihr unabläßiges Anhalten war es geschehen, daß man an den Bedingungen, die noch etwa zuzusetzen kämen, von Zeit zu Zeit so lange gekünstelt und gemodelt hatte, bis darüber endlich der Vertrag zu Stande kam, der auch seiner Art nach einzig ist, weil man ihn sogar den Landesgesetzen als eine Grundverfassung einverleibt hat. Michael Herrmann und Michael Goldschmied45 waren die damaligen Stadtrichter. Ihrer Thätigkeit und Anstrengung die in der Urkunde selbst als Antrieb angegeben wird, hat die Stadt dieses schätzbare Kleinod, und deßen Befestigung auf ewige Zeiten zu danken. Vieles mag man dabey auf Rechnung der brüderlichen Eintracht schreiben, mit welcher diese beyden Richter Hand in Hand zum gemeinsamen Wohl des Cronstädter Publicum einwirkten, wie es denn eine Folge hievon war, daß sie sich beyde den 15. Juni 1656, wie die Stadt wegen der mit dem Besitze des Törzburger Dominium zusammenhängende Maut-Arrende 43
44 45
Markus Benkner (ca. 1598-1626), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1622), Pfarrer von Zeiden. Petrus Fronius (1572-1610), Pfarrer von Tartlau (1603-1610). Michael Goldschmied (gest. 1659), Kronstädter Senator (1622-1638), Landtagsdeputierter (1623), Kronstädter Stadthann (1633-1636, 1641, 1645), Kronstädter Richter (1639, 1640, 1642-1652, 1657-1658).
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gedrängt wurde, zu einem freywilligen baaren Vorschuß von 40.000 Gulden herbey ließen, und durch ihr Beyspiel den Magistrat und die Communität zu einem ähnlichen Beytrag stimmten |:L. Kusch Diar.:|, auch war es die so sehr zum gemeinen Besten einwirkende Eintracht, die von ihnen beyden 1657 durch die eheliche Verbindung ihrer Kinder, des jüngeren Michael Hermann mit der Enkelin des Michael Goldschmied versiegelt wurde. Indeßen war es immer der überwiegende Einfluß des Michael Hermann bey Hofe, der ihre beyderseitigen, auch zum gemeinen Besten führenden Bemühungen sowohl in Absicht auf das schon erwähnte Törzburger Dominium, als auch auf die übrigen Gegenstände begünstigte. Eine Wirkung dieses Einflußes war die höchste Würde, die der Michael Herrmann, wie wir oben erwähnet im Jahre 1658 als Fürstlicher Geheimer Rath und dann, wie sich der Fürst Rakotzi des Krieges wegen aus dem Lande entfernte, nebst dem nachherigen Fürsten Achatius Bartsai und dem Szekler Ober-Generalen Stephan Petki, auch als Landesverweser erstieg. Noch in diesem Jahre wurde Burzenland von Tartarischen und andern Volkshaufen überschwemmt. Herrmann war damals nicht fungierender Richter. Nichts desto weniger entschloß er sich mit großer Lebensgefahr, ebendaselbst in Begleitung des Stadthannen und eines Rathsverwandten den 23. August dem Tartarenchan entgegen zu gehen und durch seine Vorstellung die Verheerung der Vorstädte abzuwenden. Mit gleicher Betriebsamkeit führte er 1660 mit dem Rakotzischen Generalen Michael Mikes den Frieden aus, deßen Wirkung zwar durch die Chicanen des Mikes nicht so gleich sichtbar wurden, aber doch späterhin die Zurückgabe des Törzburger Schloßes und der Siebendörfer von Seiten des Fürsten nach sich zogen. Mit der Unerschrockenheit aber, womit er seiner Vaterstadt zu liebe feindlichen Heeren entgegenging, setzte er sich auch den Gefahren aus, welche die in diesem Jahre besonders wütende Seuche um sich her verbreitete. Hingegen wurde er auch das Opfer derselben. Den 28. October 1660 an welchem Tage in Cronstadt 44 Personen auf einmal durch dieses Uebel hinweggerafft wurden, unterlag er ihm auch selbst im 59sten Jahr seines Alters. 23tens Neben demselben verdient denn auch der mit ihm zugleich an der Spitze gestandene Stadtrichter Michael Goldschmied, eben seiner beschriebenen Mitwirkungen, zumal aber auch wegen seiner langwierigen treuen Dienste, hier aufgeführt zu werden. Noch im Jahre 1634 wurde er zum Stadthann, und 1639 zum Stadtrichter gewählt und bekleidete diesen Posten von der Zeit an, mit dem Michael Herrmann abwechselnd bis 1658, er füllte also die Hälfte seiner Jahre, die er bis auf 80 brachte, im Magistrat und starb endlich mit Ehren gekrönt, den 12. May 1659 |:L. Kusch Diar.:|. Zwey Männer trafen damals
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zusammen, die ihren Rang bloß persönlichen, nicht angeerbten Verdiensten zu verdanken hatten. Goldschmidt war der eine. Der 2te war 24tens Der Stadtpfarrer M[agister] Petrus Mederus46. Dieser war von Zeiden gebürtig, fühlte aber in seiner ersten Jugend einen so überwiegenden Hang zum Studieren, daß er den Pflug seines Vaters verließ und sich hier in der Stadt als Mendicant 47 auf der Schule ansiedelte. Wie sein Lehrer, der zugleich sein Dienstherr war, auf Rostock auf Universitäten ging, wanderte er ihm nach. Wahrscheinlich muß er von denen, die seinen lehrbegierigen Kopf haben schätzen lernen, auch etwas Zehrgeld erhalten haben. Nur wußte hiezu seine Mutter nicht mehr als ein 5 Kreuzer Stück beyzutragen. Damit machte er denn seine Fußreise auf die Hohe Schule in Rostock, und gab sich daselbst vorzüglich mit der Dichtkunst ab. Um sich indeßen ein dürftiges Auskommen zu verschaffen, begibt er sich als Hauslehrer zu einem Müller. Ein Edelmann in der Nähe lernte ihn hier kennen, und nimmt ihn in sein Haus als Hofmeister bey seinen Kindern auf. Von diesem wird er so großmüthig belohnt, daß er bald darauf nach abgelegten Proben den Titel eines Magister, ja auch eines gekrönten Poeten erringt. Nun kehrt der denn nach vollendeten Studien nach Hause zurück, und stellt zuvörderst seiner Mutter, die von ihr auf die Reise erhaltenen 5 Kreuzer zurück. Aus Neugier betrachtet sie, wie er schlafen gegangen, seine aus Deutschland mitgebrachten Kleider, und nähet die Falten zu. Bey dem Anziehen wir er diese Neuerungen gewahr und bittet sie die Nahten aufzutrennen, weil die Deutschen die Kleider so zu tragen pflegten. Sie antwortet: „Du armer Pilz, ich dachte, das Kleid wäre dir so zerrissen, deswegen wollte ich die Löcher zunähen.“ So wie er sich indeßen bey den Ersten in Cronstadt meldet, wird er gleich 1638 als Lector, und 1640 als Rector angestellt, dann 1649 auf Honigberg, 1653 auf Zeiden und endlich 1654 auf Cronstadt zum Stadtpfarrer berufen. Man erzählt übrigens von ihm eine Anectote, daß sich in gleicher Zeit mit ihm auch obenerwähnter Stadtrichter Michael Goldschmied, der von Wolkendorf gewesen, als Mendicant auf der Schule aufgehalten, und wie diese beyden von künftigen Dingen mit einander sprechen, Goldschmied sich gegen ihn verlauten laßen, wenn ich Kroner Richter bin, will ich dir viel Gutes erzeigen, worauf Mederus geantwortet, wenn du Croner Richter bist, so werde ich Croner Pfarrer seyn, beydes wäre hier eingetroffen. Goldschmied lebte noch als Stadtrichter, wie Mederus Stadtpfarrer wurde. Letzterer hatte gleich bey dem Eintritte in Cronstadt das Glück in das Haus des Michael Forgáts, eines ansehnlichen Senators zu heyrathen, 46
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Petrus Mederus (1606-1678), Lehrer am Kronstädter Gymnasium (1638), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1640), Pfarrer in Honigberg (1649), Zeiden (1654), Stadtpfarrer von Kronstadt (1655-1678). Mendicant: Bettler.
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und sich durch diese Verbindung sowohl, als durch seine bald hintereinander erfolgten Beförderungen Vermögen und Ansehen zu erwerben. Er erreichte ein Alter von 76 Jahren und hinterließ bei seinem den 11ten Jenner 1678 erfolgten Absterben zwey Kinder. Die Tochter Namens Asnath ist diejenige, die nach dem Absterben ihres ersten Mannes Johann Krestels den seiner Gelehrsamkeit wegen berühmten Samuel Köleseri48 geheirathet, und durch den langwierigen Proceß, der aus ihrem Testament unter zahlreichen Concurrenten entstanden, so viel Redens von sich gemacht hat. Der Sohn Asarela Mederus49 wurde ihm den 28ten Juli 1660 geboren, dieser studierte in Padua und kam mit dem Ruf eines Polyhistors zurück und würde sein Glück gemacht haben, wenn ihn nicht der Tod schon 1689 den 19. December übereilt hätte. Ein Bruchstück ist von ihm noch übrig, das die Erzählung des im Jahre 1689 in Cronstadt entstandenen Brandes enthält, wovon an seinem Orte ausführlicher gehandelt werden wird. 25tens M[agister] Martin Albrich50 kam in Mediasch den 10. November 1630 zur Welt und hatte sich hernach erst in Ungarn, dann in Deutschland in Sprachen und Wißenschaften auf den Hohen und niederen Schulen in Neusohl, Iglau, Frankfurth an der Oder, Greifswald, Rostock, Leipzig und endlich in Wittenberg gebildet. Nach seiner Zurückkunft diente er kurze Zeit bey der Schule als Lector und Rector, kam aber auf den Ruf des Stadtrichters Michael Herrmann auf Cronstadt, um seinen drey Söhnen den Unterricht hier zu ertheilen. Allein der Magistrat hielt es für nöthiger, denselben bey den öffentlichen Schulen anzustellen. Er wurde also 1655 bey dem hiesigen Gymnasium zum Rector ernannt, und gab hier gleich in diesem Jahr eine Logik und Methaphysik in Quart heraus51. Viele andere Werke hat er im Manuscript hinterlaßen, wozu er um so mehr Muße gewonnen, da er schon 1660 als Pfarrer nach Rosenau berufen worden, und auch dort den Wißenschaften emsig obgelegen, bis ihn endlich der Tod den 27ten September 1694 aus der Laufbahn hinausgerückt. Mehrere andere hat der Joseph Benkő in seiner Transsylvania im IIten Band § 274 als Gelehrte des 17ten Jahrhunderts angeführt und den Anlaß hiezu von 48 49 50
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Samuel Kölescheri von Keresch-Eer (1663-1732). Asarela Mederus (1660-1689), Sekretär in Kronstadt. Martin Albrich (1630-1694), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1655), Pfarrer in Rosenau (1660), ab 1684 mehrfach Dechant des Burzenländer Kapitels. Vgl. AHG: HB 733 und 921, Martinus Albrich: Opvscvlvm Metaphysicvm, In quo Primo, Praecepta in debita sua universalitate sunt proposita, & post expeditas Distictiones Nominales, fideliter explicata. Secundo, Controversiae Nobiliores breviter decisae, solutis potioribus objectionibus. Tertio, Canones utiliores limitati, confirmati, & exemplis illustrati. Quarto, Ubique ferme usus, quem tum hi, tum istae & illa in Theologia habent, insinuatus. Adornatum a M. Martino Albrichio Mediense Transylvano, p. t. Gymnasii Coronensis Rectore. Coronae [Kronstadt] 1657. AHG: HB 974; ders.: Synopsis logica in qua Praecepta selectiore exemplis illustrantur, Controversiae nobiliores breviter deciduntur, Canones utiliores declarantur. Collecta In usum Iuventutis Scholasticae Coronensis opera et studie Martini Albrichii. Coronae [Kronstadt] 1655.
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den Dißertationen genommen, die sie in der damaligen Gewohnheit nach mehrentheils zur Erlangung des Magister-Würde, über verschiedene theologische und philosophische Sätze in Druck gegeben. Wir begnügen uns der Kürze wegen dieselben nur dem Namen nach anzuführen. Es sind solche: 26tens M[agister] Johann Albrich52, des vorigen Sohn, der 1683 in Wittenberg studiert, allein schon 1690 hier als Lector gestorben ist. 27tens M[agister] David Czáko53 der 1666 in Wittenberg gelebt. 28tens Thomas Fogarascher54, Rector in Cronstadt 1626. 29tens D[octor] Johann Francisci55 1678. 30tens Johann Fuchs56, Verfasser verschiedener philosophischer Disputationen in Danzig von 1653 bis 1654, die er hernach in Cronstadt herausgegeben. 31tens M[agister] Johann Gorgias57, Rector von 1679 bis 1684. 32tens Franz Rheter58, Rector von 1678 bis 1679. Noch sind wir dem Leser von den Chronik- und Geschichtsschreibern Rechenschaft zu geben schuldig, deren Nachrichten wir bisher benutzt haben, um zu erweisen, inwieweit sie an den von ihnen erzählten Gegebenheiten Theil genommen haben, oder sie wenigstens als Augenzeugen benützet. Chroniken von 1tens Hieronymus Ostermayer war ein Organist. Seine Chronik umfaßt die Begebenheiten von 1520 bis 1561, in welchem Jahr derselbe gestorben. Das von ihm verfindige Diarium ist von dem unten vorkommenden Andreas Hegyes aus seinem eigenhändigen Manuscripte abgeschrieben und bis 1570 fortgesetzt worden. 2tens Johann Benkner hat die Geschichte von 1600 bis 1618 beschrieben. Er hatte darinn einen vorzüglichen Einfluß, wurde auch, wie wir oben gesehen, den 19. October 1612 als Senator an die Pforte abgeschickt, um wider den Fürsten Gabriel Báthori Hülfe zu erbitten, war 1615 und 1616 Stadthann, wurde aber im Jahre 1616 wegen Einverständniß mit der Gegenparthey des Fürsten Gabriel Bethlen wieder entsetzt. 3tens Simon Massa Stadtpfarrer starb den 8. November 1605 und hatte den Marcus Fuchs, Sohn des oben erwähnten Nicolaus Fuchs zum Nachfolger. 52 53
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Johann Albrich (1663-1690), Lector am Kronstädter Gymnasium. David Czako (gest. 1681), Lector am Kronstädter Gymnasium, Prediger in der Stadtkirche. Thomas Fogrescher, Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1625). Johann Francisci (gest. 1696), Lector am Kronstädter Gymnasium (1694). Johann Fuchs (gest. 1686), Lector am Kronstädter Gymnasium (1657), Pfarrer in Weidenbach (1662). Johann Gorgias (gest. 1684), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1679-1684). Franz Rether (gest. 1679), Rektor des Kronstädter Gymnasiums (1678-1679).
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Beide haben nacheinander eine Chronik von Ungarn und Siebenbürgen von 990 bis zum November 1618 in einem zierlichen Latein beschrieben. Nur wurde Marcus Fuchs an der Fortsetzung seines Werkes den 27. Jenner 1619 durch den Tod gehindert. 4tens Michael Seybriger ein Goldschmidt, hat ein Tagbuch von 1599 bis 1611 hinterlaßen, der zumal die Schlacht zwischen dem Rádul Serbán und Gabriel Báthorischen Truppen den 9. Juli 1611 mit Augen gesehen. 5tens Simon Nössner59 ist als Pfarrer in Helzdorf den 12. April 1619 gestorben und hat die Begebenheiten von 1570 bis 1619 unter dem Titel: Res quaedam in partibus Hungariae et Trannsylvaniae zusammengetragen. Nur müßen hier die Erzählungen von den eigenen Urtheilen des Verfaßers wohl unterschieden werden, weil diese in einem sehr leidenschaftlichen Ton verfaßt sind, und er fast allein von den übrigen Siebenbürgern durch eine widernatürliche hohe Meynung von der Herzensgüte des Fürsten Gabriel Báthori unterschieden, und sich in seinem Eifer in sie seltsamsten Lästerungen wider alle, dem Báthori abgünstigen Patrioten verstiegen hat. 6tens Paul Sutoris ist ein Cronstädter Bürger gewesen und fängt seine Chronik von A. C. 251 an und schließt sie mit 1620. Allem Ansehen nach hat er die Geschichte seiner Zeiten aus eigenen Wißenschaften 1603 zu schreiben angefangen, weil er von diesen Zeiten als von gegenwärtig spricht, und ihre Folgen als muthmaßliche, angibt, die sich jetzt noch nicht vorsehen ließen. Da seine Nachschriften nicht durchgängig das Gepräge historischer Glaubwürdigkeit haben, so sind sie von uns nur in so weit benützt worden, in wie weit sie mit anderen Nachrichten nicht in Widerspruch stehen, dienen aber an sich selbst zu einiger Unterhaltung, in wie weit sie den Geist damaliger Zeiten auch am Verfaßer verrathen. 7tens Ungleich zuverläßiger ist Andreas Hegyes60, der bey den Begebenheiten von 1603 bis 1618 die er beschrieben, seit 1613 als Senator eine Hauptrolle gespielt, und den 27. August 1627 als Stadthann gestorben. Zum Beweise dienet, was er selbst |:S. 247:| von seiner Deputation in Gesellschaft des Götzi András 1613 angeführt |:Hegyes Diar. 222; vergl. Fogárts Diar. 3. Jun. 1613:| wie auch seine eignen Erzählungen von den Feindseligkeiten, die er mit den übrigen das Heer des Magyarogli nach Hermannstadt begleitende Truppen den 28. September 1613 von Seiten der in Foagarasch liegenden Gabriel Báthorischen Mannschaft im Durchzug erfahren. Am gewichtigsten sind aber: 59
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Simon Nössner (gest. 1619), Rektor zu Bartholomä bei Kronstadt (1586), Rektor in Weidenbach (1589), Rosenau (1590), Prediger in Rosenau (1591), Prediger am Martinsberg bei Kronstadt (1595), Stadtprediger von Kronstadt (1597-1599). Andreas Hegyes (1578-1627), Kronstädter Senator (1612-1625), Landtagsdeputierter (1614, 1615, 1616, 1619, 1623, 1625), Kronstädter Stadthann (1625-1626).
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8tens Die Annalen des Michael Weiß von 1590 bis 1620. Ihre Glaubwürdigkeit ist um so mehr über allen Zweifel erhoben, je fähiger derselbe gewesen, seine Nachrichten als Notarius, als Senator und beständiger Deputirter, als Stadthann, als Stadtrichter, aus der Quelle selbst zu schöpfen je reicheren Stoff er hiezu selbst geliefert, je stärker sein Einfluß in die Angelegenheiten, nicht nur der Stadt, sondern auch der Nation, ja des ganzen Landes gewesen. Da seine lehrreiche Geschichte durch seinen Tod unterbrochen worden, so sind an diese vom fleißigen Hegyes die Geschichten der nachfolgenden Jahre angereihet worden. 9tens In diesen verdienstvollen Cirkel ist der Michael Forgáts hineingetreten, der seine Chronik zwar von 1383 hergeholt, sofort aber bis 1631 fortgeführt hat. Er wurde den 24. September 1563 geboren und war seinem Gewerbe nach ein Fleischhacker, kam 1596 in die Communität, 1604 in den Magistrat, mußte aber schon 1603 als Deputirter einen Augenzeugen der im Landtag unter dem Generalen Basta vorfallenden Schreckensscenen abgeben. Den 17. März 1612 begleitete der den Wallachen Capitaine Petru Wayda auf Rosenau, wie derselbe von hier aus zur Verstärkung der Besatzung im dasigen Schloß wider den Gabriel Báthori ausging, verfügt sich den 4. Junii mit mehreren Mitgliedern aus dem Magistrat und der Communität in das Lager zu den Báthorischen Truppen, um mit demselben den Frieden zu unterhandeln, wiewohl ohne Erfolg, wurde mit dem Stadthannen Georg Heltner den 27. September 1612 auch in die Wallachey zum Woywoden Rádul geschickt, von welchem jedoch in der Folge die Cronstädter meineydigerweise verlaßen wurden, knüpfte hernach den 20. Februar 1613 mit dem Gabriel Báthori selbst in Hermannstadt die ersten Unterhandlungen wegen des Friedens an, der doch erst den 14. May zu Stande kam, ging hierauf den 3. Junii nebst dem Andreas Hegyes und Götzi András als Deputirter zum Gabriel Báthori auf Salzburg und wurde hier vom Fürsten mit dem Eibesdörfer |:Ebesfalva:| Zehnden beschenkt, den er selbst in seinem Tagebuch mit 8 ½ Fäßer Wein, 82 Kübel Korn, 58 Kübel Haber, 18 Kübel Haritsch berechnet, gerieth noch in diesem Jahr beym Türkischen Feldherrn Magyarogli Bassa wegen seiner Anhänglichkeit an den Fürsten Gabriel Báthori in große Gefahr, woraus er sich nebst den übrigen, die dem Báthori anhingen, mit beträchtlichen Geschenken loswand |:siehe oben:|, hatte im Jahre 1614 die Ehre bey dem Fürsten Gabriel Bethlen, wie dieser auf Cronstadt kam, nebst mehreren aus dem Magistrat, zusammt den Ehefrauen zur Tafel gezogen zu werden, und wurde noch in diesem Jahr den 27. Juli an den Rádul Wayda in die Wallachey, vermuthlich dem Skender Bassa entgegengeschickt, weil dieser den 3. August darauf mit fürstlichen Geschenken aus der Wallachey auf Cronstadt herauskam. Aus alle diesem erhellt, daß derselbe in den Jahren, deren Begebenheiten er bezeichnet, keine unwichtige Rolle gespielet, und seine
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Erzählungen zu verbürgen im Stande gewesen. Indeßen mußte er seinen Platz im Magistrat, den er von je her mit Würde bekleidet, endlich den 16. Jenner 1636 in seinem 73ten Jahre, mit dem Leben verlaßen. 10tens Als Hülfsmittel zu den Geschichten von 1586 bis 1642 sind auch einige Auszüge aus dem Kalender den Martin Bánfi61 gebraucht worden. Daß er das Jahr 1604 gelebt, davon liefert er selbst einen Zeig, indem er beschreibt, wie er mit Augen sehen müßen, wie sich wegen großen Viehmangels acht Mannsbilder selbst an den Pflug gespannt, um ihren Acker zu bauen |:siehe oben:|,im Jahre 1625 aber den Tag angibt, an welchem er geheyrathet. 11tens Vollständiger und verlässlicher ist der Trostfried Hegenitius62, von Geburt aus Görlitz, der aber als Mediciner sich in Cronstadt niedergelaßen, hier als Stadt-Physicus angestellt und im Jahre 1660 auch zum Communitätsvormund erwählet worden. Die von ihm bloß von diesem Jahr aufgezeichneten und auch dem Communitätsprotocoll einverleibten Geschichten, sind selbstredenter Beweis seines ernstlichen Fleißes, Diensteifers und Treue. Jeder Monat, beinahe jede Woche zeugt von seiner Thätigkeit und dieses zu einer Zeit, wo Krieg und Pest, wie wir oben gezeigt, die Stadt, so zu sagen, um die Wette verheerten. Hegenitius war der Gefahr des Pestübels als Stadtphysicus, am meisten ausgesetzt. Doch leistete er auch in diesem Fache seine Dienste mit unerschrockenem Muthe bis zum 30. August. Von nun an aber war die Natur zu schwach, diesem Uebel länger zu widerstehen, und den 10. September 1660 war er schon nicht mehr. An ihn schließt sich 12tens Daniel Nekesch oder Schuller63 an, der die Chronik von 1660 vom Tod des Hegenitius an, bis 1664 fortgeführt, aber auch von früheren Jahren seit 1421 aus älteren Manuscripten hergeholt. Er war aus Schönen gebürtig und des dortigen Pfarrers Sohn und kam 1631 auf die hiesige Schule. Hier wurde er nach einiger Zeit zum Zins- oder Quartals-Schreiber, wie auch zum Mautschreiber in Törzburg angestellt. Mit diesen Tagbüchern vereinigt sich das vom Communitätsverwandten 13tens Laurentius Kusch64 von 1658 bis 1661 hinterlaßene Tagebuch, und erhält eben dadurch seinen Werth, weil er als Mitglied von der Communität von den hier aufgezeigten Begebenheiten, in wie weit sie auf dem Rathhause verhandelt worden, ein Augenzeuge gewesen ist. 14tens In gleicher Betrachtung verdient endlich auch das Diarium des Martin Schuller, bürgerlicher Riemer-Meister und Communitäts-Verwandter von 1653 bis 1689 eine besondere Rücksicht. Alle diese Tagebücher sind, wenn 61 62 63
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Martin Bánfi, Mitglied des Kronstädter Magistrats (1608). Trostfried Hegenitius (gest. 1660). Daniel Schuller oder Nekesch (geb. 1606), Zins- und Quartalsschreiber in Kronstadt (1640), Mautschreiber am Törzburger Pass (1658). Lorenz Kusch (gest. 1670).
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auch nicht mit einem Meisterpinsel gezeichnet, doch wegen der schlichten Bemerkungen von den Begebenheiten des Tages nicht zu verwerfen, die ihre Verfaßer selbst erlebt und mit Augen gesehen, die wenigstens zur Bestättigung deßen dienen, was davon auch andere verläßlichere Scribenten verkündigen. Außer diesen Chroniken sind zwar noch andre Schriftsteller, die wir, wie der Augenschein zeigt, in unsern bisherigen Nachrichten benützt haben. Wir entübrigen uns aber dieselben hier besonders anzuführen, da sie das Ansehen verläßlicher Geschichtsschreiber schon für sich haben und ihre Erzählungen, wie es selbst ihr Stand und Amt ergiebt, durch öffentliche über alle Zweifel erhabene Actenstücke bewährt worden sind. Ende des ersten Bandes.
ABKÜRZUNGEN
AHG
Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt
Archiv VfSL Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde, Neue Folge. Kronstadt, Hermannstadt, Bistritz 1853-1944 Qu. Kr.
Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt, 9 Bde. und 3 Beihefte. Kronstadt 1886-2002
Schriften
Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens, Köln, Weimar, Wien ab 1976
Siebg. Arch.
Siebenbürgisches Archiv, Köln, Weimar, Wien ab 1962
STAH
Staatsarchiv Hermannstadt
STAK
Staatsarchiv Kronstadt
Stud. Trans.
Studia Transylvanica, Köln, Weimar, Wien ab 1968
Ub.
Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, 7 Bde. Hermannstadt, Bukarest 1892-1991
ZfSL
Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde
ORTS- UND PERSONENREGISTER Zusammengestellt von Bernhard Heigl
Das Register folgt dem Orts- und Personennamengebrauch George Michael Gottlieb von Herrmanns und gibt seine Schreibweise wieder. Darüber hinaus werden als Querverweise Formen der Ortsnamen in der deutschen, rumänischen und ungarischen Sprache gebracht. Sofern es Berührungen zur kroatischen, serbischen, slowakischen, türkischen oder ukrainischen Sprache gibt, kommen diese desgleichen als Querverweise vor. Die heutigen Schreibweisen von Familiennamen werden zur leichteren Orientierung als Querverweis auf Herrmanns Begriff im Index mit aufgenommen. Bei den Vornamen der Personen wurde auf sprachliche Vielfalt bewusst verzichtet, da sie zur Identifizierung der Person irrelevant sind. Es wurden allenfalls Entlatinisierungen bei einigen Personen vorgenommen, aber grundsätzlich die deutsche Vornamensform, die Herrmann verwendete, beibehalten. Um Personen gleichen Namens zu unterscheiden, wurden dem Registereintrag entweder eine Zählung (z. B. bei Regenten) oder eine bestimmte Funktion im öffentlichen Leben (z. B. bei Kronstädter Beamten) beigefügt. Wenn Personen gleichen Namens auch die gleichen Ämter inne hatten, wurde außerdem ihre Dienstzeit angegeben. Eine Ausnahme bilden die Herrscher der Moldau bzw. der Walachei mit dem Vornamen „Radu“, die von Herrmann fast ausnahmslos mit „Rádul“ angeführt werden. Sie wurden, sofern bekannt, unter ihrem in der Forschungsliteratur gängigen Beinamen im Register aufgenommen. Aachen 36, 38 Aaron 80, 83, 92, 93, 96, 102 Abtsdorf → Monostor Accaron → Acre Acre 3, 5 Adorijàn 171 Agnetheln → Szent Agatha Agnita → Szent Agatha Aiton → Ajton Aiud → Enyed Ajton 162 Alba Iulia → Weißenburg Albelius, Simon 370, 388 Albert (König von Ungarn) 39, 42 Albrecht von Habsburg → Albert (König von Ungarn) Albrich, Johann (II.) 393 Albrich, Martin 392 Alesius, Dionysius 346, 350 Alexander, Matthäus 164 Ali-Magyarogli → Magyarogli Bassa Almage 4 Almakerék 280 Almás 60 Almásd 171 Almașu → Almás Álmosd → Almásd
Alsózsuk → Suk Alstedt, Johann Heinrich → Altstedt, Johann Heinrich Altenberg → Kőrősbánya Altfluß 137, 138, 214 Altstadt 9, 10, 21, 23, 120, 198, 200, 202, 240, 250 Altstedt, Johann Heinrich 227 Alt-Tohan → Tohán Alvinc → Alwinz Alwinz 61, 264 Amicinus, Michael → Amitinus, Michael Amicinus, Titus → Amitinus, Titus Amitinus, Michael 348 Amitinus, Titus 347, 371 Amnaș → Omlasch Amurath II. 36, 37, 39 András, Götzi 207 Andreas II. (König von Ungarn) 4-6, 29, 291, 303, 328 Apáca → Apátza Apafi, Michael 240, 246, 256, 259, 260, 264, 266, 268, 269, 271-273, 279, 280, 313, 366, 371 Apafi, Michael II. 271, 280, 281 Apața → Apátza Apátza 153, 312, 314, 370
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Register
Apor, Stephan 279 Appel, Johann 312 Araci → Arapatak Arad → Orod Arapatak 373 Árapatak → Arapatak Arco, Graf 22, 64 Ardud → Erdöd Argyis 190 Arini → Liget Ariușd → Erösd Armenierstadt → Szomos Ujvár Armenus, Thomas 323, 326 Arndorf → Arapatak Aron Vodă → Aaron Attila 272 Auranus, Thomas → Armenus, Thomas Baciu → Bátsfalu Baco, Stephan 255 Bácsfalu → Bátsfalu Bădeni → Bájon Bágyon → Bájon Baia → Bánya Baia de Criș → Kőrősbánya Bajazeth 34, 35 Bájon 88 Bakó, Stephan → Baco, Stephan Balásfalva 276 Balási, Franciscus 176 Balássa, Emericus 53, 54, 55 Balássa, Melchior 67, 69, 71 Balassa, Menyhért → Balássa, Melchior Balásy de Szent Demeter, Franz → Balási, Franciscus Balázsfalva → Balásfalva Bánffi, Georg 276, 280 Bánffi, Sigismund 242 Bánffy, Dionysius → Bánfi, Dionysius Bánffy, Georg → Bánffi, Georg Bánffy, Sigismund → Bánffi, Sigismund Bánfi, Balthasar 53 Bánfi, Dionysius 268, 269 Bánfi, Martin 396 Bánfi, Paul 227 Bán, Michael 131 Banská Bystrica → Neusohl Bánya 42 Barbiani, Jacob 167, 169, 170-173, 182
Barbiano von Belgioioso, Johann Jacob → Barbiani, Jacob Barcarozsnyó → Rosenau Barcaszentpéter → Petersberg Barcaújfalu → Neudorf Barcsai, Achatius → Bartsai, Achatius Bartsai, Achatius 239, 240-249, 251-258, 390 Bartsai, Andreas 145, 257, 258 Bartsai, Caspar 255, 256 Basarab, Constantin Șerban 234, 235 Basarab I. → Bazaradas (Woywode der Walachei) Basarab, Matei → Matthe Basilius Lupul 234 Bassa Mehemet 46 Bassenheim, Heinrich Walpot von 3 Basta, Georg 102, 103, 105, 118-120, 122, 124-148, 150, 152, 155-166, 172-176, 182, 188, 189, 194, 308, 365, 381, 382, 383, 395 Báthori, Andreas 86, 103-106, 111, 113116, 197 Báthori, Balthasar 84-91, 102, 103, 105, 113 Báthori, Christoph 73, 75, 309, 311, 355, 356 Báthori, Gabriel (Fürst von Siebenbürgen) 22, 179, 181, 186, 188, 189, 191, 193-209, 211-213, 215-219, 221, 222, 226, 285, 286, 301, 309, 368, 384, 393395 Báthori, Sigismund 75, 78, 80-84, 86, 87, 91-93, 95-98, 100-105, 114, 116, 122, 124-128, 130, 133-146, 153, 154, 163, 183, 185, 287, 292, 308, 311, 322, 363, 383 Báthori, Stephan 42, 45 Báthori, Stephan (1533-1586) 71, 73-76, 78, 105, 110, 288, 292, 295, 299, 311, 354, 355, 359, 363, 368, 381 Báthori, Zsófia 236 Báthory, Andreas → Báthori, Andreas Báthory, Christoph → Báthori, Christoph Báthory, Gabriel → Báthori, Gabriel (Fürst von Siebenbürgen) Báthory, Stephan → Báthori, Stephan Batschen → Bátsfalu Bátsfalu 312 Batthány, Urban 340 Batthyáni, Urban 48
Orte und Personen
Baurin, Jaques → Beauri, Jacob de Bāyezīd I. (Sultan des Osmanischen Reiches) → Pajazites u. Bajazeth Bazaradas (Woywode der Walachei) 30 Beauri, Jacob de 131, 161, 165 Bebek de Pelsőc, Ferenc → Bebek, Franciscus Bebek, Franciscus 66, 67 Beclean → Bethlen Bedner-Rücken 210 Bedő de Kálnok, Stephan → Bedő, Stephan Bedő, Stephan 201 Beiuș → Beleynes Békes, Caspar 73, 74, 75 Békes de Kornyát, Caspar → Békes, Caspar Bektaş Paşa 153, 155, 161, 170 Bela IV. (König von Ungarn) 29, 30, 373 Béldi, Paul 269, 270 Béldische Wiesen 107 Belényes → Beleynes Beleynes 88 Belgrad 39, 45, 72, 103, 141, 157, 158, 162, 169, 171, 185, 186, 187, 264 Belin → Bölön Benker, Johann 44, 45 Benker, Paul 339 Benkner, Johann (der Jüngere) 224, 393 Benkner, Johann (Stadtrichter) 62, 65, 214, 343, 347, 349, 375, 378, 379 Benkner, Marcus 389 Benkner, Markus 90 Bereck → Beretzk Berethalom → Birthälm Beretzk 58 Besztercebánya → Neusohl Bethlen 64 Bethlen de Iktár, Peter → Bethlen, Petrus Bethlen de Iktár, Stephan → Bethlen, Stephan Bethlen, Gabriel 149, 155, 158, 162, 169, 170, 172, 179, 186, 188-190, 211-213, 216, 218, 219, 221, 223-226, 231, 267, 285, 310-313, 365, 367, 386, 388, 389, 393, 395 Bethlen, Gregorius 280 Bethlen, Johann 246, 248, 256 Bethlen, Paul 281 Bethlen, Petrus 231 Bethlen, Stephan 223, 227-231, 238 Bethlen, Wolfgang 176, 385
401
Betlanu → Bethlen Beza, Theodor 350 Biandrata, Georg → Blandrata, Georg Biengärten 315 Biertan → Birthälm Bihar 154, 251 Bihar (Gespanschaft) 72 Biharia → Bihar Bihor (Gespanschaft) → Bihar Biro, Georg 309 Birthälm 175, 177, 339, 347, 354, 386, 387 Bisterfeld, Johann Heinrich → Bitterfeld, Johann Heinrich Bistritz 45, 126, 129, 136, 139, 140, 151, 160, 166, 192, 241, 242, 256, 257, 386 Bitterfeld, Johann Heinrich 227 Blaj → Balásfalva Blandrata, Georg 349-351, 355-357 Blasendorf → Balásfalva Blesch, Sebastian 112 Bloch, Sebastian 120, 290, 382 Blumenau 14, 21, 23, 24, 62, 136, 217, 240, 250, 370 Blumendorf → Bölön Bocskai, Stephan → Botskai, Stephan Bod → Brenndorf Bodeln → Bodola Bodola 107, 270 Bodoni, Stephan 88, 124 Bodzai-szoros → Bosau Pass Bogathi, Melchior 150 Bogathi, Nicolaus 140, 145, 150, 155 Bogáthi, Nicolaus → Bogathi, Nicolaus Bogner, Petrus Apus 24, 358-360, 380 Böhmen 16, 19, 22, 32, 33, 37-44, 70, 103, 143, 184, 185, 193, 333 Böhm, Johann 208, 210 Bolgárszeg → Obere Vorstadt Bolhos, Joseph → Bolotsch, Joseph Bölön 307 Bolotsch, Joseph 250 Bomel, Thomas → Bommel, Thomas Bommel, Thomas 380 Bonchida → Bontzida Bonisbruck → Bontzida Bonţida → Bontzida Bontzida 259, 307 Borbely, Georg 133, 135, 136, 138, 145, 157, 158, 161, 162, 164 Bornemissa, Balthasar 127
402
Register
Bornemissa, Johann 89, 90, 91 Bornemissa, Paul 345 Bornemisza, Balthasar → Bornemissa, Balthasar Bornemisza de Kálnó, Johann → Bornemissa, Johann Bornemisza Pécsi, Paulus II. → Bornemissa, Paul Bosau Pass 120 Bosnien 35, 38, 81 Botfalu → Brenndorf Botskai, Stephan 86, 87, 90, 91, 95, 96, 98, 101, 103, 105, 162, 169-186, 267, 308, 365, 382, 383 Böttcher-Rücken → Bedner-Rücken Bran → Törzburg Brandenburg, Johann Sigismund von 227 Brandenburg, Katharina von 227, 230, 310, 312 Brașov → Cronstadt Brassó → Cronstadt Brenndorf 88, 117, 120, 146, 210, 326 Breslau 98 Brețcu → Beretzk Bretzdorf → Beretzk Brodfeld → Kenyérmező Broos → Szászváros București → Bukurest Buda → Ofen Budai de Besenyő, Franz → Budai, Franciscus Budai, Franciscus 141, 143 Budai, Peter 265 Budila → Bodola Bukarest → Bukurest Bükreş → Bukurest Bukurest 56, 95 Bulgarey → Obere Vorstadt Bulgarien 25, 31, 124 Burghals 208 Burglos → Dées Burzen (Fluss) 30, 43, 121, 214 Burzenland 3-8, 30, 36, 37, 39, 43, 55, 61, 63, 64, 75, 80, 108, 112, 113, 117, 118, 121, 133, 138, 146, 147, 153, 164, 166, 167, 178, 196, 198, 201, 202, 205, 207, 208, 210, 213, 218, 224, 225, 240, 249, 251, 253, 300, 317, 336, 355, 374, 390 Călimănești → Kelementelke
Călugăreni → Kalugeréni Camerás, Michael 189, 190 Câmpul Pâinii → Kenyérmező Căpeni → Köpetz Capreoli, Thomas de 150, 157, 166 Caraffa, Antonio 278-280 Caransebeș → Karansebes Carillius, Alphonsus 80, 85, 164, 364 Carillo, Alfonso → Carillius, Alphonsus Carl der Kleine (König von Ungarn) 33 Carl, Erzherzog 91 Carl, Herzog von Lothringen 276 Carl I. (König von Ungarn) 30, 31 Carl IV. (römisch-deutscher Kaiser) 32 Carl V. (römisch-deutscher Kaiser) 44 Cârța → Kerz Castaldo, Giovanni Battista → Castaldus Castaldus/Castaldo 60-62 Cața → Katzendorf Cenad → Tsanád Cenk → Kapellenberg Cernatu → Csernátfalu Cetatea Ciceului → Csicso Cetatea de Baltă → Kükülövár Chichiș → Kökös Chilia → Kilia Chinan Bassa 239 Chioar → Kővár Chotin 116 Chotyn → Chotin Chrestelschmidts, Johann → Chrestelschmied, Johann Chrestelschmidt, Thomas 205, 386 Chrestelschmied, Johann 179 Chrestels, Johann 218 Christiani, Georg 347 Cilli, Barbara von → Zilley, Barbara von Cilli, Hermann II. von → Zilley, Hermann von Cincu [Mare] → Großschenk Cisnădie → Heltau Claudiopolitanus, Dionysius 349 Clausenburg 14, 45, 60, 61, 75, 81, 85, 87, 90, 97, 101, 103, 106, 115, 124-126, 129, 136, 138, 140, 145, 146, 149, 150, 151, 158, 160-164, 166, 180, 186-190, 192, 197, 201, 204, 218, 224, 240, 252, 259, 262, 264, 274, 275, 277, 345, 348, 351, 352, 356, 357, 362-365, 387 Clemens V. (Papst) 319
Orte und Personen
Closius, Stephan (Orator, Senator) 11 Clump, Simon 322 Codlea → Zeiden Cölestin III., Papst 3, 4 Colțești → Thorotzko Szent György Colțul Putinarilor → Bedner-Rücken Conrad (Herzog von Masowien und Cujavien) 6 Constantinopel 35, 38, 47, 48, 55, 60, 67, 76-81, 86, 95, 117, 209, 224, 234, 242, 247, 270, 365 Corvinus, Johannes 43 Corvinus, Matthias → Matthias (König von Ungarn) Coșeni → Szotyor Cracau 32, 38, 236, 336, 375 Craiova → Krajova Crasna → Kratzna Cresche, Nicolaus 321 Crihalma → Királyhalma Criș → Kreisch (Fluss) Cristian → Großau Cristuru Secuiesc → Keresztur Crizbav → Krizba Croatien 32, 33, 183 Cronerbühel 200 Cronstadt 2, 3, 9, 19, 20, 27, 29-32, 34, 3642, 44-49, 51, 53, 55, 56, 58, 59, 61-63, 65, 66, 70, 72, 76, 79, 80, 82, 92, 93, 96, 100, 104, 107, 112, 114-116, 119, 120, 121, 127, 133, 134, 136-138, 140-142, 150-156, 160, 161, 163-165, 167, 177, 178, 182, 187, 189, 191-193, 196-199, 201, 202, 205, 207, 210, 213-217, 223, 224, 227, 231, 242, 247, 252, 253, 262, 265, 267, 287, 291-293, 296, 297, 300, 305, 308, 319, 321, 327, 328, 336, 338, 339, 341-343, 347, 352, 359, 366, 373, 374, 376, 378-380, 382, 384-386, 388393, 395, 396 Csaki, Michael 340 Csáki, Stephan 124, 125, 129, 135, 138, 145, 188, 228 Csanád → Tsanád Csernátfalu 121, 312 Csesselintzki, Balthasar 89 Cseszelicky, Balthasar → Csesselintzki, Balthasar Csicso 70 Csicsóvár → Csicso
403
Csik 108, 110, 152, 177, 178, 214, 247, 255, 258, 279 Csíkszenttamás → Szent Tamás Csissár, Georg 144, 163 Csiszár de Borberek, Georg → Csissár, Georg Csürüllyei 252 Curtea de Argeș → Argyis Czak, Daniel 240 Czak, David → Czak, Daniel Czáko, David 393 Czibak, Emericus (Bischof von Wardein) 13, 48, 49 Czoron, Josa de 43 Dabija, Eustratie → Dobritza Dalmatien 30, 32, 33, 35, 36, 47, 183 Dan II. (Woiwode der Walachei) 36 Danzig 126, 393 Daróc → Darotz Darotz 193, 385 Darotzi, Franciscus 190 Datzá, Johann 48, 49 Datzo de Sepsiszentgyörgy, Johann → Datzo, János Datzo,Franciscus 309 Datzo, János 249, 264 Davidis, Franz 158, 345, 346, 349, 350-357 Debrecen → Debrezin Debreţin → Debrezin Debrezin 72, 171, 345, 351 Dées 138, 139, 150, 157, 225 Dej → Dées Dés → Dées Desch → Dées Despota, Jacob 70 Despot Vodă (Ion Voievod) → Despota, Jacob Deutschdorf → Lona Deva → Déva Déva 87, 113, 124, 125, 135, 136, 138, 143145, 158, 161, 180, 212, 213, 245, 246, 257, 274, 277, 356 Diemrich → Déva Dieterich, Simon (Stadtrichter) 26 Dnjestr (Fluss) → Niester Dobó, Stephan 63-65 Dobritza 265 Donau (Fluss) 31, 35, 82, 92, 95, 181, 264 Dosa, Nicolaus 306, 323 Draconites, Johann 345
404
Register
Drákul (Woiwode der Walachei) 40, 41 Draudt, Johann (Senator) 25 Drauth, Georg 271 Drauth, Johann (Stadtrichter) 161, 218 Drauth, Simon (Stadtrichter) 13 Drei Stühle → Háromszék Dumbrăveni → Ebesfalva Dumbrăvița → Szunyogszég Dumitra → Mettesdorf Dumitreni → Szent Demeter Duvall, Heinrich 170 Ebesfalva 177, 256, 259, 395 Eceda Mare → Etsed Edelény → Edelyen Edelyen 173 Eger → Erlau Einsiedel → Venek Eisenburg → Thorotzko Eiserne Pforte 149, 157, 218, 258 Eisernes Tor → Eiserne Pforte Elienmarkt → Illye Elisabethstadt → Ebesfalva Elisabeth (von Luxemburg) 39, 42 Elisabeth (Zarin des Russischen Reiches) 25 Enyed 59, 60, 119, 129, 164, 349, 354 Enyeter, Georg 177 Enyeter, Lucas 158 Eperies 173, 175 Eperjes → Eperies Eppeschdorf → Ebesfalva Erdeed → Erdöd Erdély Vaskapu → Eiserne Pforte Erdöd 342 Erdőd → Erdöd Erdőfelek → Felek Ereschd → Erösd Erlau 97, 131, 154, 168, 173, 248 Ermeland 111 Ermesch → Örményés Erösd 373 Erősd → Erösd Érsekújvár → Neuhäusel Erszebetváros → Ebesfalva Esseg 264 Eszék → Esseg Esztergom → Gran Etsed 169, 188, 220, 226, 231, 237, 252, 254
Făgăraș → Fogaras Farkas, Allya 382 Farkas, Nicolaus 175 Farnasi Veres, Benedek → Veres, Benedictus Faulbach → Hollbach Feketehalom → Zeiden Fekete, Johann 89 Feldioara → Marienburg Feleac(u) → Felek Felek 126 Felmer → Felmern Felmér → Felmern Felmern 48 Felső 189 Felsővadász → Felső Vadász Felsőzsuk → Suk Feneșu Săsesc → Fenyes Fenyes 346, 349 Ferdinand I. von Habsburg (König von Ungarn) 22, 44-50, 53, 54, 57, 59-62, 64-66, 68-71, 291, 296, 310, 311, 336, 344, 374 Fiľakovo → Filek Fileck → Filek Filek 172 Fiotta, Johann 154, 155 Florești → Fenyes Fogaras 40, 46, 54, 119, 124, 131, 133, 137, 142, 144, 160, 178, 222, 226, 229, 230, 240, 249, 257, 258, 265, 279, 280 Fogarasch → Fogaras Fogarascher, Thomas 393 Fogrescher, Thomas → Fogarascher, Thomas Földvár → Marienburg Forgáč, František II. → Forgáts, Franciscus Forgács, Ferenc II. → Forgáts, Franciscus Forgács, Sigismund → Forgáts, Sigismund Forgáts, Franciscus 168 Forgáts, Michael 218, 391, 395 Forgáts, Sigismund 22, 201-204, 312 Forró de Hárporton, Johann → Forro, Johann Forro, Johann 87, 89, 90 Forro, Michael 307 Forro, Nicolaus 307 Forro, Simon 307 Frangepan, Franciscus 268 Frankapani, Fran Krsto → Frangepan, Franciscus Frankfurt an der Oder 347, 392 Frantzen, Christian 235
Orte und Personen
Frater Georg 50, 53, 55-62, 340, 341, 344, 376 Fronius, Daniel 218 Fronius, Marcus 295 Fronius, Matthias (Senator) 75, 342, 380 Fronius, Matthias (Stadtrichter) 108 Fronius, Michael 218 Fronius, Petrus 389 Fuchs, Johann (Lector) 393 Fuchs, Johann (Stadtrichter) 44, 338, 340, 375, 378 Fuchs, Marcus 393 Fuchs, Nicolaus 347, 380 Fülek → Filek Fulkun 30, 373, 374 Furka, Christian 309 Furka, Christoph 307, 308 Fürstenberg → Hidvég Fürstenburg → Hidvég Fütten, Stephan 374 Galambóc → Galambotz Galambotz 36 Gálffy de Maroskocsárd, Johann → Gálfi, Johann Gálfi, Johann 87, 88 Galgenberg 121, 199 Galt 4 Garai, Nikolaus II. → Gara, Nicolaus von Gara, Nicolaus von 35 Gáspár de Szövérd, Johann → Gáspár, Johann Gáspár, Johann 190 Gaudi, András 252 Gayst → Apátza Gdańsk → Danzig Geist → Apátza Gela → Gyalu Gelau → Gyalu Gelău → Gyalu Gentile, Giovanni Valentino → Gentilis, Valentin Gentilis, Valentin 350 Gerendi, Johann 89 Gerendi, Nicolaus 45 Gesprengberg 21, 36, 48 Gesti, Franz 92 Geszti, Franz → Gesti, Franz Getzi, Petrus 124 Geysa (König von Ungarn) 7, 283, 299
405
Géza II. (König von Ungarn) → Geysa (König von Ungarn) Gheorge Ștefan → Stephan Györgyitze Gherla → Szomos Ujvár Ghica, Gheorghe 239 Ghiczy, Johann → Götzi, Johann Ghimbav → Weydenbach Ghimes, Franciscus 185 Gilău → Gyalu Giurgevo → Györgyu Giurgiu → Györgyu Glatz, Matthias 338, 340, 378 Goldschmied, Michael 389-391 Goldschmied, Simon (Stadtrichter) 58, 69 Golubac → Galambotz Golumbei → Galambotz Gönc → Göntz Göntz 173 Gontzaga, Ferdinand 127, 167 Gonzaga, Ferdinand von → Gontzaga, Ferdinand Görgen → Görgeny Görgeny 124, 129, 150, 151, 256-258, 352 Görgényszentimre → Görgeny Gorges, Martin 179, 204 Gorgias, Johann 393 Gorgias, Martin → Gorges, Martin Gorosslo 128, 130, 133, 186 Goroszló → Gorosslo Gottsmeister, Georg 177 Gottsmeister, Joseph 250 Götzi, András 209, 210, 213-215, 217-219, 222 Götzi, Johann 76-78 Gradec → Grätz Graffius, Franciscus 386 Gran 14, 47, 168, 172, 306, 320, 321, 326, 327, 335, 342, 367 Grätz 104, 388 Graz → Grätz Greifswald 392 Greissing, Cyrillus 107, 112, 161, 218 Grid → Gritt Gritt 309, 312, 313 Gritti, Andreas 47 Gritti, Ludwig 47, 48, 50 Großau 194, 360 Groß Maitingen → Majtin Groß-Scharosch → Sáros Großschenk 117, 166
406
Register
Großwardein 13, 37, 45, 48, 50, 53, 58, 59, 71, 76, 81, 87, 88, 101, 102, 123, 133, 136, 141, 154, 167-171, 204, 218, 219, 224, 239, 248, 251, 252, 254, 265, 266, 291, 363, 364 Gualdo Tadino 317 Güns → Göntz Gurghiu → Görgeny Guruslău → Gorosslo Guşteriţa → Hammersdorf Gyalu 65, 66, 90, 91, 252 Györgyitze, Stephan 234 Györgyu 95 Gyulaféhervár → Weißenburg Gyulaffi, Ladislaus 129, 176-180, 279 Gyulaffy, Ladislaus → Gyulaffi, Ladislaus Gyulai, Franciscus 251 Gyulai, Paul 74, 87, 88, 98 Gyulay de Abafája, Paul → Gyulai, Paul Hadad 69 Hăghig → Hidvég Hălchiu → Helzdorf Haller de Hallerkő, Gabriel (I.) → Haller, Gabriel (I.) Haller de Hallerkő, Gabriel (II.) → Haller, Gabriel (II.) Haller, Gabriel (I.) 139, 178, 179 Haller, Gabriel (II.) 254-256, 264, 266 Halmagen → Almage Halmágy → Almage Halmágyi, Stephan 154, 155 Hălmeag → Almage Halo, Pervica 308 Hamlesch → Omlasch Hammersdorf 109, 226 Hamvai, Georg 160 Hărman → Honigberg Háromszék 14, 30, 58, 62, 107, 108, 152, 179, 200, 201, 213, 214, 247, 253, 255, 268, 269, 309, 373 Házi Mustapha Beg 241 Hebler, Matthias 345 Hecht, Johann 335 Hegenitius, Trostfried 250, 396 Hegyes, Andreas 394 Heisler von Heidersheim, Donath 276 Heldsdorf → Helzdorf Heltau 109, 347, 360 Helth, Caspar → Heltus, Caspar
Heltner, Georg 386, 395 Heltner, Martin 227 Heltus, Caspar 345, 347 Helzdorf 77, 108, 120, 340, 382, 394 Heraclides, Jacob 351 Heraclid, Ioan Iacob → Heraclides, Jacob Hermannstadt 23, 55, 58, 59, 61, 70, 79, 91, 106, 108, 110, 115, 136, 140, 146, 150, 154, 157, 158, 166, 176, 177, 189, 194196, 201, 202, 204, 209, 215, 218-222, 226, 238, 249, 251-253, 258, 264, 265, 274-279, 284, 285, 287, 307, 327, 334336, 338, 344, 345, 347-349, 354, 360, 380, 385, 387, 394, 395 Herrmann, Michael 239, 240, 250, 388-390, 392 Hétfalu → Siebendörfer Hidvég 192, 373 Hielen → Illye Hintz, Lucas 79 Hirscher, Apollonia 18, 375 Hirscher, Georg 77 Hirscher, Johann 108, 113, 135, 154 Hirscher, Johann (Senator) 218 Hirscher, Lucas (Sprecher der Hundertmannschaft) 107 Hirscher, Lucas (Stadtrichter) 18, 44, 374, 375 Hirscher, Lucas (Stadtrichter 1235-1250) 373 Hirscher, Valentin (Stadtrichter) 80, 100, 107, 112, 113, 127, 161 Hoch, Johann (Stadthann) 46 Hodod → Hadad Hoffmann, Georg 166 Hofkircher 174 Hohlbach → Hollbach Holbák → Hollbach Holbav → Hollbach Hollbach 309, 312 Höltövény → Helzdorf Homonay, Georg 223, 224 Homonay, Valentin 173, 181, 185-187, 188 Homonnay (Drughet), Valentin → Homonay, Valentin Homonnay, Georg → Homonay, Georg Homye Bassa 207 Honigberg 77, 120, 121, 146, 156, 200, 208, 253, 340, 347, 359, 374, 380, 391 Honorius III. (Papst) 6
Orte und Personen
Honterus, [Johannes] 295, 336-343, 348, 375, 376, 378-380 Hopfseifen 307 Hopșu → Hopfseifen Hortobágy (Fluss) 251 Hosszúfalu → Hoszszufalu Hoszszufalu 312 Hotin → Chotin Huet, Albert → Hutter, Albert Hunedoara, Ioan de → Hunyad, Johann von Hunyadi János → Hunyad, Johann von Hunyad, Johann von 22, 39, 40, 325 Hus, Jan → Huß, Johann Huß, Johann 333 Husst 77, 88, 136, 141, 154, 185 Huszár de Brenhida, Peter → Huszár, Petrus Huszár, Petrus 124 Huszt → Husst Hutter, Albert 79, 92, 100, 106, 158, 162 Iadra 291 Iancu Sasul → Jankola Iarași → Nyáraspatak Iernut → Radnoth Iffju, Johann → Jffju, Johann Iglau 392 Ilgendorf → Illyefalva Ilia → Illye Iliaș, Alexandru 225 Ilieni → Illyefalva Illye 145, 149 Illyefalva 213, 214 Illyésházi, Stephan 184 Imets, Michael 153 Imhoff, Carl 166 Imreffi, Johann 186, 188, 190, 199, 200, 385 Ineu → Jenő Inselburg → Szighet Irmesch → Örményés Isabella Jagiellonica → Isabella (Regentin von Ungarn) Isabella (Regentin von Ungarn) 49, 50, 5362, 65-67, 304, 311, 340, 343-347, 367, 375 Istanbul → Constantinopel Italien 37, 38, 86 Jacobinus, Marcellus 325, 339 Jankola 77 Jekel, Jeremias 339, 340, 341
407
Jenő 136, 181, 218, 228, 239, 240, 242, 254 Jenopolj → Jenő Jerusalem 3-5, 355 Jffju, Catharina 308 Jffju, Johann 86, 87, 89, 90, 104, 113, 152, 307-309 Jilău → Gyalu Jimbor → Sommerburg Johann Albert (König von Polen) 43 Johann I. Albrecht (König von Polen) → Johann Albert (König von Polen) Johann II. Kasimir Wasa (König von Polen) 235 Johann Sigismund 53 Jósika de Branyicska, Stephan → Josika, Stephan Josika, Stephan 93, 98, 99, 101, 102, 381 Jucu → Suk Julius II. (Papst) 321 Julmarkt → Gyalu Kaca → Katzendorf Kallo 171 Kálmáncsehi, Márton → Kalmann Csehi, Martinus Kalmann Csehi, Martinus 345, 346 Kálnoki, Johann 179 Kálnoki, Mihály 249 Kalocsa → Kolotza Kalugeréni 94 Kapellenberg 21, 22, 25, 40 Kaprontzai, Lucas 356 Karansebes 126, 133, 149, 154, 156-158, 161-164, 363 Karánsebes → Karansebes Karansebesch → Karansebes Karl der Kleine → Carl der Kleine (König von Ungarn) Karl I. Robert (König von Ungarn) → Carl I. (König von Ungarn) Karlsburg → Weißenburg Karl X. Gustav (König von Schweden) 235 Károli, Susanna 221, 227 Károlyfehérvár → Weißenburg Kaschau 60, 61, 77, 81, 98, 99, 126, 127, 146, 167-170, 172, 173, 180, 183, 184, 189, 201, 227, 365 Kassa → Kaschau Katai, Michael 171, 173, 184, 185 Katzendorf 58
408
Register
Keenan, Pascha von Buda → Chinan Bassa Keisd → Szász-Keszd Kelementelke 176 Kemény, Balthasar 145 Kemény de Gyerőmonostor, Balthasar → Kemény, Balthasar Kemény, Johann 229, 233, 234, 236, 239, 242, 244, 245, 247, 255-263, 266 Kemény, Simon 267 Kendi, Alexander → Kendi, Anton Kendi, Alexander (Kanzler von Siebenbürgen) 76, 85-87, 89, 90, 364 Kendi, Anton 66, 67 Kendi, Franciscus 64, 66, 67, 77, 89-91 Kendi, Gabriel 89, 90 Kendi, Stephan 189, 192, 194, 195, 385 Kenyérmező 159 Kerc → Kerz Kereki 170 Kerelőszentpál → Szent Pál Keresztényfalva → Neustadt Kereszténysziget → Großau Keresztur 174 Kerz 36, 146 Kerzius, Paul 107, 359-361 Kezdivásárhely 116 Khust → Husst Kilia 40 Kilija → Kilia Király, Albert 94 Király de Lefkóc und Farkasfalva, Albert → Király, Albert Királyhalma 308 Kis, Lupus 150, 164 Kisselyk → Kleinschelken Klausenburg → Clausenburg Kleinschelken 260 Klein-Schlatten → Slathna Knäss, Johann 373 Koca Sinan Paşa → Sinan Bassa Koch, Franciscus 174 Koch, Thomas 77 Kőhalom → Reps Kokelburg → Kükülövár Kökös 309 Kölescheri von Keresch-Eer, Samuel → Köleseri, Samuel Köleseri, Samuel 392 Kollotschau → Kolotza Kolotza 169, 326
Kolozsmonostor → Monostor Komlós → Hopfseifen Königsberg → Királyhalma Konstantinopel → Constantinopel Konstanz → Kostnitz Köpec → Köpetz Köpetz 180 Korecki, Samuel → Kuretzi, [Samuel] Kornis, Balthasar 183, 192 Kornis, Caspar 92, 93, 98, 123-125, 129 Kornis, Georg 192 Kornis, Sigismund 192 Kornis, Wolfgang 118 Körös → Kreisch (Fluss) Kőrősbánya 123 Košice → Kaschau Kostnitz 36, 38, 333 Kovácsocsi, Wolfgang 76, 84-91, 99, 102 Kovacsóczi de Körtvélfája, Wolfgang → Kovácsocsi, Wolfgang Kővár 86, 87, 136, 141, 230, 239, 268 Krajova 127, 154 Krakau → Cracau Krakker, Stanislaus 152, 156 Kraków → Cracau Kratzna 72 Krausenegg, Paul von → Krausenek, Paul Krausenek, Paul 159, 166 Krazna → Kratzna Krebsbach → Krizba Kreisch (Fluss) 254 Kreutz → Keresztur Kreuzburg → Nyien Kriegsdorf → Hadad Krizba 120, 312, 314, 370 Kronstadt → Cronstadt Krug, Simon 306 Küçük Mehmed paşa → Kutsuk Bassa Küküllővár → Kükülövár Kükülövár 70, 367 Kun, István 249 Kun, Stephanus 175 Kuretzi, [Samuel] 223, 224 Kusch, Laurentius 396 Kusch, Lorenz → Kusch, Laurentius Kutsuk Bassa 260, 262, 263, 265, 266 Kyr, Ezechiel 379 Kyr, Job 379 Kyr, Paul 379
Orte und Personen
Ladányi, Michael 219, 222 Ladislaus V. Posthumus 40, 105, 291, 306, 322 Lala Mehmed Paşa 180 Lámba 11 Langendorf → Hoszszufalu Lăpușneanu, Alexandru 63, 70 Lázár, Georg 256 Lázár, Stephan 247, 255 Lebelius, Johannes 339 Lebel, Johannes → Lebelius, Johannes Léczfalva → Létzfalva Leipzig 318, 334, 347, 392 Leitmeritz → Leutmeriz Lemberg 77 Leo X. (Papst) 321, 327, 333 Leț → Létzfalva Létzfalva 122 Leutmeriz 103 Liget 373 Lipova → Lippa Lippa 54, 57, 61, 69, 131, 154, 161, 170, 181, 182, 218, 239, 254 Lippai, Blasius 129, 170, 172, 173 Lisnău → Liszno Liszno 309 Lisznyó → Liszno Litoměřice → Leutmeriz Litterati, Georgius 89, 90 Litterati, Johann 136, 159 Litthauen 38 Lobkovice → Lobkowiz Lobkowitz → Lobkowiz Lobkowiz 143, 146 Lona 252 Lonai, Albert 89 Lona Săsească → Lona Lórántffy, Zsuzsanna 236 Ludovici, Paul 177 Ludwig II. (König von Ungarn) 42, 44, 286, 291, 324, 325, 335, 336 Ludwig I. (König von Ungarn) 31, 32, 287, 291, 292, 295, 328 Lüget → Liget Lugoj → Lugos Lugos 86, 126, 138, 149, 154 Lugosch → Lugos Luna de Sus → Lona Luther, Martin 334, 335, 338, 378 Lutsch, Johann 242
409
Macedonien 15 Magyarogli Bassa 216-218, 394, 395 Mähren 1, 37, 38, 70, 146, 184, 232, 272 Măieruș → Nußbach Majláth, Gabriel → Maylath, Gabriel Majlath, Matthias → Maylath, Matthias Majláth, Stephan → Maylath, Stephan Majtin 118, 128, 155 Mako, Georg 117, 118, 153, 154 Makó, Georg → Mako, Georg Mălâncrav → Almakerék Malmkrog → Almakerék Mănăştur → Monostor Máramaros → Marmaros Maramureș → Marmaros Maramuresch → Marmaros Maria Christierna 91, 93, 101, 141, 382 Maria Christina von Innerösterreich → Maria Christierna Marienburg 45, 108, 117, 120, 138, 146, 166, 178, 201, 210, 213, 214, 311 Marietti, Marcus Antonius 141, 142 Marmaros 72, 85, 87, 154, 185, 231 Maros (Fluss) 113, 138, 140, 141, 145, 218, 251 Marosillye → Illye Maros (Stuhl) 214, 255 Marosvásárhely → Maros Vásarhely Maros Vásarhely 62-64, 70, 176, 241, 246, 256, 259, 352, 383 Martinusius, Georg (s.a. Frater Georg) 53 Martin V. (Papst) 319 Massa, Simon 77, 359, 360, 393 Matthe 234 Matthias II. (König von Ungarn) 193, 194, 201, 202, 204 Matthias (König von Ungarn) 7, 20, 40-43, 70, 105, 284, 285, 287, 291, 292, 296, 299, 300, 304, 306, 309, 323, 343 Máttyus, Johann 178 Maximilian, Erzherzog von Österreich 98102, 123, 148 Maximilian II. von Habsburg (König von Ungarn) 70-72, 333 May, Georg 386 Maylath, Gabriel 70, 73 Maylath, Matthias 307, 308 Maylath, Stephan 45-49, 53, 54, 309 Mederus, Asarela 392
410
Register
Mederus, Petrus 391 Mediaș → Mediasch Mediasch 49, 58, 61, 77, 104, 117, 136, 139, 146, 153, 166, 175-177, 180, 202, 222, 223, 238, 254, 258, 262, 307, 341, 346, 353, 363, 382, 386, 387, 392 Megyes → Mediasch Mehemet Aga 223 Mehmet IV. Giray 236 Mehmet Szatartsi Bassa 102 Melanchton, Philipp 338, 346 Melas, Georg 360 Melius, Petrus 346, 350, 351 Méliusz Juhász, Péter → Melius, Petrus Mellemberger, Jacob 348, 349 Mellembriger, Jakob → Mellemberger, Jacob Meschen 175, 386, 387 Mettersdorf → Mettesdorf Mettesdorf 150, 164 Mezed-Bey → Mezethes (Osmanischer Feldherr) Mezethes (Osmanischer Feldherr) 39 Micatzi, Nicolaus 168 Michael der Tapfere → Michael Vajda Michaelsdorf → Csernátfalu Michael Vajda 83, 91, 93, 94, 100, 102-110, 112-132, 148, 152, 161, 179, 188-190, 194, 197 Micloșoara → Miklosvár Miercurea Nirajului → Szereda Mihnea III. Radu 239, 242, 244, 246, 251 Mihnea Turcitul 78, 79 Mikácius, Nicolaus III. → Micatzi, Nicolaus Mikes, Clemens 247 Mikes, Michael 247, 249, 250, 301, 390 Miklosvár 5 Miko, Nicolaus 110, 111 Mirăslău → Miriszlo Mircea Ciobanul 55, 56, 63-66 Mircea der Alte → Myrche Miriszlo 119, 189 Miriszló → Miriszlo Moftinu Mare → Majtin Mogyilla, Constantin 191 Mogyilla, Gábriel 225 Mogyilla, Jeremias 95-97, 116, 122, 127, 130, 146, 151, 166, 223 Mohács → Moháts Moháts 44, 276, 336
Moise → Moyses (Woiwode der Walachei) Molart, Johann → Muralt, Johann Moldau 22, 33-36, 38, 39, 41, 42, 45, 46, 58-60, 63, 64, 70, 76, 77, 80, 83, 89, 9297, 104, 109, 112, 116, 117, 122, 127, 129, 130, 133, 138, 177, 180, 182, 188, 190, 191, 196, 197, 223-225, 234, 239, 247, 248, 265, 290-292, 304, 336, 351, 352, 375, 384 Moldenmarkt → Bánya Monostor 75, 106, 364, 365 Montecuccoli, Raimondo → Montecuculi, Raimund Montecuculi, Raimund 259, 261 Moșna → Meschen Movilă, Alexandru 223, 224 Movilă, Constantin → Mogyilla, Constantin Movilă, Gavril → Mogyilla, Gábriel Movilă, Ieremia → Mogyilla, Jeremias Movilă, Simion 127, 146, 152, 178-180, 225 Moyses (Woiwode der Walachei) 46 Mühlbach → Müllenbach Mukatschewe → Munkáts Müllenbach 57, 58-60, 100, 105, 118, 138, 143, 145, 157, 201, 243, 348 Muncács → Munkáts Munkacs → Munkáts Munkáts 229, 230 Murâd III. (Sultan des Osmanischen Reiches) 81 Murâd II. (Sultan des Osmanischen Reiches) 374 → Amurath II. Muralt, Johann 116 Muran 388 Muráň → Muran Murányalja → Muran Mureș → Maros (Fluss) Muresch → Maros (Fluss) [Szász-]Muzsna → Meschen Myrche 33 Nagyalmás → Almás Nagy, Andreas 194, 198, 205, 211, 213 Nagydemeter → Mettesdorf Nagydisznód → Heltau Nagyecsed → Etsed Nagyenyed → Enyed Nagykálló → Kallo Nagykereki → Kereki Nagymajtény → Majtin
Orte und Personen
Nagy, Michael 215 Nagyponor → Pános Nagysáros → Sáros Nagysink → Großschenk Nagyszeben → Hermannstadt Nagy Szegedi, Pál 124 Nagytálmács → Talmáts Nagy, Thomas 308 Nagyvárad → Großwardein Naprági, Demetrius 103, 126 Napragy, Demetrius III. → Naprági, Demetrius Neamţ (Kloster) → Nemetz Nekesch, Daniel 396 Nemeszsuk → Suk Nemethi, Georg 210 Nemeti, Franciscus 69 Németvásár → Nemetz Nemetz (Kloster) 130 Neudorf 307, 311, 314 Neuhäusel 266 Neumarkt am Mieresch → Maros Vásarhely Neuschloss → Szomos Ujvár Neusohl 226, 392 Neustadt 77, 108, 153, 192, 208, 210, 213, 347 Neustadt im Burzenland → Neustadt Neutra 168, 169, 226 Neydel, Paul 293 Niamtz → Nemetz Niarași → Nyáraspatak Nicolaus (Notarius) 44 Nicolaus V. (Papst) 320 Nicopel 33, 35, 38, 54, 79 Niester (Fluss) 93 Nikopol → Nicopel Nitra → Neutra Noják, Baba 108, 125, 126 Nössner, Simon 394 Novak, Baba → Noják, Baba Nové Zámky → Neuhäusel Nowigrad 33 Nußbach 77, 108, 120, 314, 369 Nyáraspatak 373 Nyárfi, Paul 185 Nyári, Paul 154, 169, 185 Nyén → Nyien Nyien 146 Nyitra → Neutra
411
Obere Vorstadt 15, 24-26, 210 Oderhellen → Udvarhely Odorheiu Secuiesc → Udvarhely Ofen 35, 49, 53-55, 58, 69, 181, 242, 243, 248, 251, 291, 335, 343 Oitos 70 Oituz-Pass → Oitos Ojtozi-szoros → Oitos Olmütz 98 Olomouc → Olmütz Omlás → Omlasch Omlasch 40 Opole → Oppeln Opoll → Oppeln Oppeln 57, 61, 97, 100, 101, 103, 142, 143, 226 Oradea [Mare] → Großwardein Óradna → Rodna Orăștie → Szászváros Őrdőg, Blasius 110, 111 Ormeniş → Örményés Örményes → Örményés Örményés 256 Orod 102 Osgyán → Ospyán Osiander, Andreas 344 Osijek → Esseg Ospyán 172 Ostermayer, Hieronymus 393 Ostrihom → Gran Ovár (Stadtteil von Klausenburg) 89 Ožďany → Ospyán Ozun → Uzon Pajazites 22 Palästina 3, 5-7 Panier, Simon (Orator) 71 Pános 164 Panyer, Simon → Panier, Simon Părău → Parro Parro 309, 310, 312, 313 Pasul Buzău → Bosau Pass Pasul Oituz → Oitos Pătrașcu der Gute → Petrásko Pătrașcu, Nicolae 113 Pauper, Georg 335, 336 Pemfflinger, Marcus → Pemphlinger, Marcus Pemphlinger, Marcus 335, 336, 338 Pérenyi, Péter → Perenyi, Petrus
412
Register
Perenyi, Petrus 45 Perneszy de Osztopán, Stefan → Pernezy de Ostropán, Stephan Pernezy de Ostropán, Stephan 309 Persán 309, 312 Perșani → Persán Persány → Persán Perschan → Persán Petersberg 120, 146, 178, 200, 327, 380 Peter (Woiwode der Moldau) 45 Pethe, Martinus 169 Petki, Johann 174, 194 Petki, Stephan 234, 239, 241, 258, 259, 390 Petnok 173 Petrásko 64-66 Petri, Urbanus 326 Petrovič, Peter → Petrovith, Petrus Petrovith, Petrus 53, 57, 61, 65, 73, 340, 344 Petrovna Romanova, Elizaveta → Elisabeth (Zarin des Russischen Reiches) Petru Cazacul 80 Petru Cercel → Petrus Radolivitz Petru Șchiopul 76, 77 Petrus Radolivitz 77, 78, 80 Petz, Bartholomäus 117 Petz, Johann 365 Petz, Joh[ann] Baptista 171 Pezzn, Bartholomäus → Petz, Bartholomäus Piscator, Philipp Ludwig 227 Plecker, Lukas → Pleker, Lucas Pleker, Lucas 339 Plintenburg → Wysegrad Ploiești → Plojest Plojest 235 Poarta de Fier a Transilvaniei → Eiserne Pforte Podibrad, Georg von (König von Böhmen) 42 Podiebrad, Georg von → Podibrad, Georg von (König von Böhmen) Podolien 93, 95 Ponor → Pános Postăvarul → Schuler-Gebirge Prag 44, 92, 96, 97, 123, 125, 146, 156, 185, 189, 291, 375, 382 Praznaglava, Radul 36 Prázsmár → Tartlau Prejmer → Tartlau Preschau → Eperies Prešov → Eperies
Preßburg 62, 163, 176, 226, 227 Preußen 6, 8 Prut (Fluss) → Pruth (Fluss) Pruth (Fluss) 234 Pudel, Simon 321 Purcăreni → Pürkeretz Purchuressen → Pürkeretz Pürkerec → Pürkeretz Pürkeretz 312 Putnok → Petnok Pyberstein, Friedrich 324 Raab 272, 273 Racibórz → Ratibor Radák 70 Radnót → Radnoth Radnot[en] → Radnoth Radnoth 74, 138, 176, 249, 276, 366 Radu Ilie 63 Radu Șerban 146, 147, 150-156, 165, 175, 177, 179, 180, 189-191, 193-203, 209, 394 Radul II. Prasnaglava → Praznaglava, Radul Rádul Michne 196-198, 202, 209, 214, 218, 224, 225 Radu Mihnea → Rádul Michne Radu Paisie 55 Rákóczi de Rákóc und Felsővadász, Ludwig → Rákotzi, Ludovicus Rákóczi, Franz → Rákotzi, Franciscus Rákóczi, Georg I. 285 → Rákotzi, Georg I. Rákóczi, Georg II. 256 → Rákotzi, Georg II. Rákóczi, Sigismund → Rákotzi, Sigismund Rákospatak → Krizba Rákotzi, Franciscus 243, 267, 268 Rákotzi, Georg I. 229-232, 267, 312 Rákotzi, Georg II. 231, 232, 235-239, 241255, 267, 301, 312 Rákotzi, Ludovicus 170 Rákotzi, Sigismund 180, 185-189, 229, 308, 312 Ramasi, Matthias 338, 339 Râmeţ → Venek Ramser, Matthias → Ramasi, Matthias Rareș, liaș 58, 59 Rareș, Petru → Peter (Woiwode der Moldau) Rareș, Ștefan 58, 61-63 Râșnov → Rosenau Ratibor 57, 61, 97, 103, 226 Rátz, Georg 152-155, 162, 164, 165, 175177, 179, 180, 194, 200
Orte und Personen
Raupenberg 21, 26, 388 Ravazdi, Georg 90 Regéc → Regetz Regen 256 Regetz 232 Reghin[ul Săsesc] → Regen Reipchius, Daniel 359-361 Reivel, M. Anton 325, 339 Remete → Venek Remetea → Thorotzko Reps 117, 166, 205, 338 Repser Stuhl 4, 48 Reuchlin, Johannes 337 Revel, Antonius → Reivel, M. Anton Rezván, Stephan 93, 95, 96, 116 Rhedai, Franciscus 224, 238 Rhédey, Franz → Rhedai, Franciscus Rheter, Franz 393 Rodenau → Rodna Rodna 129 Rodna [Veche] → Rodna Rosenau 30, 77, 94, 108, 153, 155, 208, 210, 216, 340, 359, 360, 392, 394, 395 Rosenauer, Caspar 178 Roßbach 200 Rostock 347, 391, 392 Rotbav → Rothbach Roterturm → Rother Thurm (Pass) Rothbach 120, 156, 314, 369 Roth, Christian 322 Rother Thurm (Pass) 106, 108 Rucăr → Ruccur Ruccur 94, 119, 154, 155 Rudolph II. von Habsburg (König von Ungarn) 81, 91, 94, 96, 98, 99, 103, 115, 123, 168, 383 Rupea → Reps Săcele → Siebendörfer Sächsisch Fenesch → Fenyes Sächsisch Reen → Regen Sajó → Sajo Sajo (Fluss) 173 Sajósszentpéter → Szent Peter Salm, Maximilian von 150, 157 Salza, Herrman von 4, 6 Salzbach → Sajo Sander, Antonius 305, 307, 321 Sander, Petrus 306, 307 Sander, Thomas → Thomas Plebanus
413
Sânpaul → Szent Pál Sânpetru → Petersberg Sardaster 335 Šarišské Dravce → Darotz Sárkány 108, 206, 309, 310, 312-314 Sarmarsági, Sigismund → Sarmasegi, Sigismund Sarmasegi, Sigismund 190 Sáros 142, 188, 229 Sartor, Georg 168 Saschiz → Szász-Keszd Sathmar → Szathmár Satulung → Hoszszufalu Satu Mare → Szathmár Satu Nou → Neudorf Sávari, Nicolaus 44 Savonarola, Girolamo „Hieronymus“ → Savonarola, Hieronymos Savonarola, Hieronymos 333 Schankebank, Marcus 112, 164, 308 Schäßburg 59, 63, 70, 117, 136, 137, 139, 150, 151, 154, 166, 175, 177, 180, 202, 205, 220, 231, 241, 253, 260, 262 Șchei → Obere Vorstadt Schirkanyen → Sárkány Schirmer, Anton 142, 143 Schlatt → Slathna Schlesien 29, 57, 61, 184, 236 Schlossberg 22 Schnakendorf → Szunyogszég Schuler-Gebirge 11 Schuller, Daniel → Nekesch, Daniel Schuller, Martin 396 Schunkabunk, Marcus → Schankebank, Marcus Sebeș → Müllenbach Seck → Sek Segesvár → Schäßburg Şeica Mică → Kleinschelken Seidenschwanz, Johann 307 Sek 245 Selim II. (Sultan des Osmanischen Reiches) 72 Selneccer, Nicolaus 348 Selnecker, Nikolaus → Selneccer, Nicolaus Sennyei, Pancratius 124, 129, 159, 162, 183, 187, 192 Șercaia → Sárkány Sereda → Szereda Serwien 36
414
Register
Seybriger, Michael 394 Sibiu → Hermannstadt Sic → Sek Siculi de Sebus, Akadás 374 Siebendörfer 121, 240, 250, 251, 314, 370, 390 Sieglos → Sziklos Siget → Szighet Sighișoara → Schäßburg Sigismund (von Luxemburg) 19, 20, 22, 32-37, 285, 286, 288, 291, 292, 297, 299, 305, 307, 317, 322, 323, 325, 333 Siklós → Sziklos Šikloš → Sziklos Simler, Josias 350 Șimleu Silvaniei → Somlyó Simon Goldschmied 60 Sinan Bassa 81, 84, 94, 95, 131 Sîniob → Szent Job Șinteu → Solyomkö Sixtus IV. (Papst) 320 Skender Bassa 216, 218, 223, 224, 395 Slaná → Sajo Slathna 327 Slavonien 183 Socinus, Faustus 355, 356, 357 Șoimeni → Solyomkö Șoimuș → Solymos Sokollu Mehmed Paşa → Szokolovitz Sollnock → Szolnok Solymann (Sultan des Osmanischen Reiches) 44, 47, 49, 53, 54, 57, 72 Solymos 146 Solymosvár → Solymos Solyomi, David 229, 230 Solyomkö 170 Sombori, Ladislaus 76 Som, Jósza de → Czoron, Josa de Somlyó 151 Somlyokő → Solyomkö Sommerburg 58 Sommerus, Johann 351, 352 Somos Ujvár 174 Sotior → Szotyor Sozzini, Fausto → Socinus, Faustus Stancaro, Francesco → Stancarus, Franciscus Stancarus, Franciscus 344-346, 348, 349 Statileus, Johann III. 338, 341, 344 Stefan IX. Tomșa 223
Stefan Răzvan → Rezván, Stephan Ștefan Surdul 79 Stentzel, Johann → Stinzel, Johann Stephan (der Große, Woiwode der Moldau) 42 Stephan Györgyitze 234 Stephani, Nicolaus 340 Stephan I. (Woiwode der Walachei) 33 Steyermark 101, 272, 388 Stinzel, Johann 240 Strassburg am Mieresch → Enyed Strausius, Michael 49 Stuhlweissenburg 33 Suceava → Sutsova Sugesdi, Nicolaus 204 Suk 257 Sükösd de Nagyteremi, Nikolaus → Sugesdi, Nicolaus Sutoris, Paul 394 Sutschawa → Sutsova Sutsova 70, 234 Szabo, Blasius 88 Szadvár 142, 188 Szalánczy, Georg → Szalantzi, Georg Szalantzi, Georg 89 Szamosújvár → Szomos Ujvár Szapolyai, Johann I. → Zápolya, Johann von (König von Ungarn) Szápolyai, Johann Sigismund → Zápolya, Johann Sigismund Szartadzi Mehmed Pascha → Mehmet Szatartsi Bassa Szászalatana → Slathna Szászfenes → Fenyes Szászhermány → Honigberg Szász-Keszd 263 Szászkézd → Szász-Keszd Szászlóna → Lona Szászmagyarós → Nußbach Szászrégen → Regen Szászsebes → Müllenbach Szászváros 100, 149, 157-159 Szászveresmart → Rothbach Szászvolkány → Wolkendorf Szathmár 69, 71, 101, 114, 150, 155, 170, 185, 276 Szatmár Németi → Szathmár Szeben → Hermannstadt Szegnei, Nicolas 136 Szék → Sek
Orte und Personen
Székelykeresztúr → Keresztur Székely, Moses → Székely, Moyses Székely, Moyses 92, 102, 117, 122, 124, 128, 130, 133, 137, 138, 144-157, 160, 161, 164, 165, 200, 382, 383 Székelyudvarhely → Udvarhely Székelyzsombor → Sommerburg Szekler Neumarkt → Kezdivásárhely Szent Agatha 374 Szentágota → Szent Agatha Szent Demeter 256 Szenterzsébet → Hammersdorf Szentgyörgi, Johannes → Szent György, Johann Graf von Szent György, Johann Graf von 41 Szent Jenafalva 307 Szent Job 170, 172 Szentmihály → Csernátfalu Szentmihálykő → Szent Mihály Köve Szent Mihály Köve 363, 364 Szent Pál 74 Szent Peter 173 Szent Tamás 109 [Maros-]Szereda → Szereda Szereda 174 Szerencs 176, 181 Szigeth 72 Szigetvár → Szighet Sziklos 35 Szilágy (ehem. Komitat) 251 Szilágysomlyó → Somlyó Szilási, Johann 219, 222 Szokolovitz 180 Szolnok 69, 72, 154, 242, 269 Szomos Ujvár 65, 87, 90, 94, 127, 129, 150, 237, 241, 258 Szotyor 309 Szunyogszég 307, 309, 313, 314 Szunyogszégi, Anna 308 Szunyogszék → Szunyogszég Tălmaciu → Talmáts Talmáts 109 Talmesch → Talmáts Tamásfalvi, Johann 161 Tamerlan 272 Tâmpa → Kapellenberg Țânțari → Szunyogszég Târgovişte → Tergovist Târgu Mureș → Maros Vásarhely
415
Târgu Neamţ → Nemetz Târgu Secuiesc → Kezdivásárhely Târgu Trotuş → Tátros Tarkányi, Stephan 117 Tárkányi, Stephan → Tarkányi, Stephan Tărlungeni → Tatrang Tartlau 45, 46, 62, 65, 107, 108, 116, 120, 127, 135, 146, 147, 152, 178, 194, 198, 199, 200, 210, 227, 240, 265, 306, 331, 341, 374, 386, 387, 389 Tartler, Marcus 290 Tartler, Thomas 14, 122 Tatáros → Tátros Tatrang 121, 312 Tatros → Tátros Tátros 134 Tatrosvásár → Tátros Taubenburg → Galambotz Tauchen → Tohán Tăuţi → Szent Mihály Köve Teleac → Tellek Teleki, Michael 268-270, 273, 276, 278-280 Teliu → Nyien Tellek 251 Temeschburg → Temesvár Temeschvár 54 Temesvár 43, 61, 69, 74, 97, 98, 102, 114, 146, 148, 149, 153, 157, 158, 161, 170, 173, 181, 213, 242, 246, 249, 253, 254, 263, 266, 381 Temeswar → Temesvár Țepeș, Vlad → Drákul (Woiwode der Walachei) Tergovist 94, 95, 154, 180, 225, 379 Theilesius, Georg 386 Theilisch, Jeremias 381 Theiß (Fluss) 171 Theiß, Hans 293 Theke, Franciscus 100 Thell → Nyien Thököly, Emerich → Tököly, Emericus Tholdi, Stephan 139, 145, 151, 155, 198 Thomas Plebanus 305, 306, 321, 374 Thorda 41, 42, 60, 85, 86, 89, 90, 101, 118, 129, 131, 136, 138, 186, 219, 244, 346, 349 Thordai, Johann 192 Thorotzko 143 Thorotzko Szent György 174 Thurzo, Georg 193, 215
416
Register
Thurzó, Georg → Thurzo, Georg Timis (Fluss) 5, 134 Timișoara → Temesvár Timur Lenk → Tamerlan Tisza → Theiß Tohán 44, 249, 304-307, 311, 314, 321, 323, 370, 374 Tohanu Vechi → Tohán Tóhany → Tohán Tokaj → Tokay Tokay 133, 193, 229, 232, 336 Tököli, Emericus 270, 271, 273-275 Tomeşti → Szent Tamás Tőmőser Paß 11 Törcsvár → Törzburg Torday de Kolozsvár, Johann → Thordai, Johann Torockó → Thorotzko Torockószentgyörgy → Thorotzko Szent György Török, Johann 59 Tőrők, Stephan 224 Török, Valentin 45, 53 Török de Enying, Johann → Török, Johann Tőrők de Enying, Stephan → Tőrők, Stephan Török de Enying, Valentin → Török, Valentin Törzburg 31, 44, 46, 92, 94, 120, 152, 153, 208, 210, 216, 218, 225, 227, 249-251, 297, 305, 310-314, 396 Totházi, Michael 158 Tótvárad → Váragya Trausner, Lucas 158 Tsanád 102 Tschanad → Tsanád Turcheș → Turkos Türkeschdorf → Turkos Turkos 312 Türkös → Turkos Turnu Roșu → Rother Thurm (Pass) Udvarhely 109, 255, 365 Ugra, Ugravár → Galt Újcsongvaitelep → Tellek Ulpia Trajana 9 Ungarn (Königreich) 32, 42, 44, 190, 244, 296, 341, 357 Unglerus, Lucas 347, 354, 355, 364 Ungnad, David 114 Ungra → Galt
Ungvári, Johann 92 Untermuran → Muran Unter-Winz → Alwinz Urban V. (Papst) 319 Usendorff → Uzon Uzon 214 Vác → Waitzen Vadász 189 Vaji, Mihály 278 Vărădia de Mureș → Váragya Váragya 246 Vasile Lupu → Basilius Lupul Vassilie (Pope der St. Nikolauskirche v. Kronstadt) 25 Vay de Vaja, Michael → Vaji, Mihály Veľký Šariš → Sáros Venek 164 Veres, Benedictus 41 Veres, Daniel 187 Veselenyi, Franciscus 268 Veselenyi, Paul 270 Vidombák → Weydenbach Vințu de Jos → Alwinz Visegrád → Wysegrad Vlădeni → Vlédeny Vladény → Vlédeny Vlad Înecatul (Woiwode der Walachei) 46 Vladislaus II. (König von Ungarn) 16, 4143, 286, 287, 292, 296, 299, 300, 310, 322, 324, 333 Vladislaus Jagello (König von Polen) 33 Vladislaus von Pohlen (König von Ungarn) 39 Vlédeny 307, 309, 314 Vöröstorony → Rother Thurm (Pass) Vulcan → Wolkendorf Wagner, Valentin 338, 343, 345, 347, 376, 377, 378, 380 Waitzen 181 Walachei → Wallachey Waldpotten, Heinrich von → Bassenheim, Heinrich Walpot von Wallachey 22, 25, 35-40, 42, 46, 48, 55, 56, 63-66, 77-79, 82, 83, 92-95, 97, 106, 107, 112-115, 122, 127, 138, 146, 147, 151154, 156, 165, 175-177, 179, 180, 188191, 195-199, 202, 213, 217, 225, 234,
Orte und Personen
244, 246-249, 251, 260, 270, 290-292, 301, 304, 310, 333, 336, 364, 384, 395 Weidenbach → Weydenbach Weidenbach (Fluss) 9, 10, 121 Weihrauch, David 205 Weißenburg 45, 48, 55, 57-60, 65, 67, 73, 84-87, 91-93, 96-98, 100, 102-106, 112115, 117, 119, 123, 133, 138, 141, 143, 145, 147, 149, 150, 156, 157, 163, 185, 187, 189, 190, 201, 211, 212, 218, 220, 221, 226, 227, 233, 235, 237, 239, 240, 245, 326, 333, 340, 343, 345, 351, 356, 357, 362-365 Weißkirch 177-179, 256, 260 Weiß, Michael 92, 121, 131, 177-179, 187, 189-191, 193, 195, 196, 203, 205, 207, 213, 214, 220, 290, 382, 395 Wesselényi, Franz → Veselenyi, Franciscus Wesselényi, Paul → Veselenyi, Paul Weydenbach 115, 146, 192, 199, 208, 210, 213, 240, 327, 360 Weyrauch, Nicolaus 374 Wiener, Paul 344, 345 Wilhelm von Oesterreich 32 Winz → Alwinz Winzendorf → Alwinz Wittenberg 334, 335, 341, 347, 392, 393 Wladein → Vlédeny Wladislaus III. → Vladislaus von Pohlen (König von Ungarn) Wladislaus II. (Jagiello) → Vladislaus II. (König von Ungarn) Wladislaus II. Jagiello → Vladislaus Jagello (König von Polen) Władysław IV. Wasa 232 Wolkendorf 108, 155, 192, 202, 314, 369, 391 Wrocław → Breslau Wysegrad 35 Yahya-Pascha-zade Mehmed Bey → Bassa Mehemet Yanova → Jenő Yemișçi Hasan Pașa 141-144, 163
417
Yergöğü → Györgyu Zadar → Iadra Zaisendorf → Zaizon Zaizon 312 Zajzon → Zaizon Zamoscius, [Jan] 95, 126 Zamoyski, Jan → Zamoscius, [Jan] Zápolya, Johann Sigismund von (König von Ungarn) 44, 53, 64, 65, 69-73, 285, 344, 347-349, 352, 353, 357, 367, 371 Zápolya, Johann von (König von Ungarn) 43-49, 51, 53, 285, 291, 292, 296, 304, 309, 311, 336, 374 Zara → Iadra Zărnești → Zernest Zeiden 56, 77, 94, 107, 120, 146, 196, 207, 210, 222, 369, 389, 391 Zeidi Amhet Bassa 243 Zeidner Wald 46, 108, 153 Zengi Zade Ali Bassa 242, 245 Zernen → Zernest Zernendorf → Csernátfalu Zernescht → Zernest Zernest 249, 304-307, 311, 314, 321, 323, 370, 374, 382 Zilley, Barbara von 35, 36 Zilley, Hermann von 35 Zinne → Kapellenberg Zizin → Zaizon Zlagna → Slathna Znaim → Znaym Znaym 37, 38 Znojmo → Znaym Zolyomi, David → Solyomi, David Zrinski, Nikolaus → Zrinyi, Nicolaus Zrinski, Peter → Zrinyi, Petrus Zrinyi, Nicolaus 267, 268 Zrinyi, Petrus 267, 268 Zwingli, Ulrich → Zwinglius, Ulricus Zwinglius, Ulricus 345, 357 Zythopaeus, Matthaeus 386-388 Zytopäus, Matthias → Zythopaeus, Matthaeus