Das 1 x 1 des Endspiels: Ein Lehr- und Lesebuch der Endspielkunst [2., bearb. u. erw. Aufl. Reprint 2019] 9783111646381, 9783110074314


174 15 9MB

German Pages 187 [192] Year 1981

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Zum Geleit
Inhaltsverzeichnis
Statt eines Vorworts
1. Kapitel. Schachpartie und Komposition
2. Kapitel. Der Kampf um das Tempo
3. Kapitel. Lenkung und Lockung
4. Kapitel. Schädliche Steine, Linien, Felder
5. Kapitel. Leicht- gegen Schwergewicht
6. Kapitel. Die letzte Zuflucht
7. Kapitel. Positionelles Remis
8. Kapitel. Der Trumpf des Freibauern
9. Kapitel. Leichte Figuren in schwerem Kampf
10. Kapitel. Zugzwang, Duelle und allerhand Begleiterscheinungen
11. Kapitel. Das schwierige Bauernendspiel
12. Kapitel. Der „Mehrbauer"
13. Kapitel. Das Endspielmatt
14. Kapitel. Nachlese
Nachwort
Verzeichnis der hauptsächlich benutzten Quellen
Namenregister der Autoren und Spieler
Recommend Papers

Das 1 x 1 des Endspiels: Ein Lehr- und Lesebuch der Endspielkunst [2., bearb. u. erw. Aufl. Reprint 2019]
 9783111646381, 9783110074314

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Staudte • Milescu Das i X i des Endspiels

Staudte • Milescu

Das i X i des Endspiels Ein Lehr- und Lesebuch der Endspielkunst 2. bearbeitete und erweiterte Auflage

w DE

G

W A L T E R DE G R U Y T E R • B E R L I N • NEW Y O R K

1981

Mit mehr als 250 erläuterten Beispielen aus Partie und Studie

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Staudte, Hans-Hilmar: [Das Einmaleins des Endspiels] Das 1 X 1 des Endspiels : e. Lehr- u. Lesebuch d. Endspielkunst / Staudte ; Milescu. - 2., erw. Aufl. / bearb. von Rudolf Teschner. - Berlin ; N e w York : de Gruyter, 1981. I S B N 3-11-007431-1 N E : Milescu, Milu:; Teschner, Rudolf [Bearb.]

© Copyright 1981 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer, Karl J. Trübner, Veit & Comp., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany. Satz und Druck: Druckerei Wagner, Nördlingen Bindearbeiten: Franz Spiller, Berlin Einbandentwurf: Ulrich Hanisch, Berlin

Zum Geleit

Die Jugend will lieber angeregt als unterrichtet sein. (Goethe)

Das i X i ist die Grundlage der Rechenkunst. Nun muß man ja auch im Schach rechnen und dies besonders im Endspiel. Erwarten Sie jedoch nicht von diesem höchst vergnüglichen Buch einen „Stein der Weisen", den es im Schach nun schon gar nicht geben kann. „Das i X i des Endspiels" ist also keine systematische Darstellung der Endspiele, und vielleicht sagen Sie deshalb, der Titel sei Spiegelfechterei. Mitnichten! Die klug getroffene Auswahl der zahlreichen Beispiele, deren Vergleich mit bestimmten Endspielregeln, Analogien in Hülle und Fülle gestalten das Buch ungemein anregend und lehrreich. Aus solchen Darstellungen lernt der Schachschüler mehr als aus ermüdenden Variantenanhäufungen, ein Erfahrungssatz, den ich zeit meines Lebens in eigenen Büchern befolgt habe, weswegen das vorliegende Buch auch von mir geschrieben sein könnte, was es aber leider nicht ist! Der ursprüngliche Gedanke des israelischen, früher rumänischen Studienfachmanns Milu Milescu bestand darin, an einer möglichst umfassenden Sammlung von Analogien zwischen Partie und Studie die Bedeutung und den Wert der Studienkomposition für die Entspielführung in der praktischen Partie darzulegen. Dr. Staudte entzündete sich an dieser Idee, schritt aber weit darüber hinaus und schuf praktisch ein Lehrbuch der Endspielkunst auf unsystematischer Grundlage. Man erkennt wieder einmal, wieviel Schwierigkeiten die richtige Behandlung der Endspiele selbst großen Meistern bereitet. Und woran liegt das? An einer Tatsache, die in der Eröffnung und im Mittelspiel doch längst nicht so ausgeprägt zur Geltung kommt: dem Erfordernis größtmöglicher Genauigkeit! Jeder Zug muß sitzen, kann man in vielen Endspielstellungen sagen. Und wenn man etwa im Mittelspiel einen Fehler häufig noch gutmachen kann, ist er im Endspiel meist sofort spielentscheidend. Man staunt über die ungeahnten schöpferischen Möglichkeiten im Endspiel, das wie übrigens das Schachspiel überhaupt - mehr Ausnahmen als Regeln enthält. Und man muß den Verfassern dankbar sein, daß sie uns so interessante und sehenswerte Einblicke in ein wichtiges, sehr zu Unrecht von manchen Spielern als „trocken" bezeichnetes Teilgebiet des Schachspiels vermittelt haben. Wer dieses Buch mit Anteilnahme studiert, der ist im i X i des Endspiels ein gutes Stück vorangekommen! Berlin, Herbst 1964.

Kurt Richter

Inhaltsverzeichnis Zum Geleit. Von Kurt Richter Statt eines Vorworts 1. Kapitel. Schachpartie und Komposition Studien kennen bringt Gewinn Die unterlassene Nutzanwendung Das Vorbild (1) Das Vorbild (2) Den Omnibus verpaßt Partie und Studie Nach fünfzig Jahren Zugzwanggedanken 2. Kapitel. Der Kampf um das Tempo Mit Tempo ins Quadrat! Auf schmalem Grat Ja, die „Ubergänge" Das einleitende Spiel Kritischer Punkt Auf Zugumstellungen achten! Pendeleien Die gute Gelegenheit Trumpf und Gegentrumpf Eines schickt sich nicht . . . für alle Das goldene Schach Es sieht so einfach aus Die doppelte Pointe Kampf ums Schach Sehr peinlich Eine widerlegte Analyse Kleiner Fehltritt Siegreich zurück Gelungener Übergang Zur „Wiederholung" Im Widerstreit 3. Kapitel. Lenkung und Lockung Eine berühmte Studie von Lasker

n 13 14 15 15 17 18 18 19 21 23 23 24 24 25 25 26 26 28 28 29 29 30 31 31 32 33 34 35 35 36 36 37 38 38 5

- und die Nutzanwendung Vor Lasker gab man remis Eine alte Regel „Herumgezwungener" Läufer Ablenkung ist auch Lenkung Von gewinnendem Wesen Ein kleines Zwischenschach Das Hineinziehungs-Echo Versäume keine Ablenkung Die Tauschfeldverlagerung Viermal Lenkungsopfer! Eindrucksvolle Deplacierung Nützliche Kenntnis Mit feinster Delikatesse Echt Bronstein! 4. Kapitel. Schädliche Steine, Linien, Felder Der geschonte Pattschädling Im Interesse des Patts Einer zuviel an Bord Fein überlegt Von klassischer Einfachheit Wer am Zuge ist Erst Versteckspiel Mit kunstvollen Manövern Freude am Besitz Das Pattversteck Niedergerissener Schutzwall Komplizierte Versteckwahl Der tiefe Schlaf Fehler im Kalkül Schädliche Schräge In Gedanken Der unterbrochene Kontakt Nicht der eine 5. Kapitel. Leicht- gegen Schwergewicht So muß es gemacht werden Nur der Turm! Den Zugzwang vermeiden Schachhistorischer Fehler Unsterblicher Saavedra Alle guten Geister . . . waren in Urlaub Zwei Urteilsfehler Einfacher Fall 6

38 39 40 40 41 42 42 43 43 44 44 45 45 46 46 47 48 48 49 49 SO 50 51 52 53 54 54 55 55 56 56 57 57 58 59 59 60 60 61 61 63 63 64 64

Schon ziemlich schwierig Ganz unwahrscheinlich! Mit „Probespiel" Noch einmal davongekommen Wie die Katze um den heißen Brei Zweimal Tabu Altes Thema, neu verbrämt Von der Seite gesehen Weise Zurückhaltung Drei kleine Negerlein 6. Kapitel. Die letzte Zuflucht Ruhe nach dem Sturm Lahmgelegter Verkehr Nach altem Vorbild Zum Ausgangspunkt zurück Die glänzende Pointe Kluger Läufer Zu früh aufgegeben Tief verborgen Hohe Schule der Pattkunst Klassiker der Pattwanderungen 7. Kapitel. Positionelles Remis Das Pattduell Ein Schritt zu weit Pattofferten Machtlose Dame Höchst eigenartig Die Remis-Schaukel Eine Schaukeldrohung Im Exil Daneben gelungen Die Festung 8. Kapitel. Der Trumpf des Freibauern Akute Turmlähmung Der Elfmeter Listige Strategie Der kleine David Einmal hin, einmal her Zwei Bauern - ein Tempo Gut gemacht, Läufer! Doppelter Zugzwang Gefährliche Freibauern Ähnlich - nicht gleich Feines Tempospiel des Königs

65 65 66 67 68 68 69 70 71 71 73 73 73 74 74 75 75 76 76 77 79 81 81 82 82 82 83 84 84 85 85 86 88 88 88 89 90 90 91 91 92 92 93 94 7

. . . und des Läufers Patt statt Matt Selbst gegen drei Das treue Roß Entschärfte Sperrzüge Schnöde getäuscht Aus alt mach neu 9. Kapitel. Leichte Figuren in schwerem Kampf Wie macht er das bloß? Noch einmal Schachhistorie Gerade noch mattgesetzt! Die vermeintliche Bindung Zwischengeschaltet Matt in der Geheimratsecke Rettung in letzter Sekunde Unterschätzte Gefahren Abenteuerliche Königsfahrt Ein Schritt zu wenig Eingeholt! Nicht alltäglich Tempo, Tempo! Der falsche Läufer Einmal hatte er's gesehen Tempoverlust wird Tempogewinn Schach ist kein Zählspiel! „Der hübsche Reinfall" Angebundener Springer Zerbrochene Ketten Es war nicht so einfach 10. Kapitel. Zugzwang, Duelle und allerhand Begleiterscheinungen Nicht Opposition - sonst Zugzwang! Das feine Gegenspiel Klassische Umgehung Vom Remis zum Verlust Erzwungene Feldräumung Langsam, aber sicher Ein Zugzwangsopfer . . . und vom Künstler gestaltet Verlagerte Deckung Auf engem Raum Zweimal Platzwechsel Auf dem Wege zur Quelle Parallelogramm der Kräfte Ein eleganter Läufer 8

. . . .

94 94 95 95 96 96 97 99 99 99 100 100 101 101 102 103 104 105 105 105 106 106 107 109 109 110 Iii Iii 112 114 114 115 115 116 117 118 118 119 119 120 120 121 121 122

Und doch Entgegen der Regel Ausmanövriert! Kleines Zugzwangsduell Gegenseitiger Zugzwang Der vergessene Freibauer Herrscher über zwei Figuren Verfolgt, gejagt, erobert Der Dauerangriff Geplagter Läufer Schönheit der Logik Freie Bahn dem Turm! Das große Duell Unvergängliche Fesselungskombination Über's Kreuz Kurz vor dem Ziel 1 1 . Kapitel. Das schwierige Bauernendspiel U m ein Haar Der große Bogen Zu menschenfreundlich Quo vadis? Er verteidigt sich selbst Autarkie des Doppelbauern Der übersehene Zugzwang Bauern gewinnen „von selbst" Klassischer Durchbruch Warum so pessimistisch? Raffiniertes Tempospiel Weiß fand den Weg Kaum zu glauben! Ein kritisches Feld Ein Remis ä la Halberstadt Der Schritt vom Wege Was sind das: „Gegenfelder"? Das schwebende Gleichgewicht Aber hier entschwebt es 12. Kapitel. Der „Mehrbauer" Felder gleicher Farbe Warum so eilig? Auch der Turm opfert sich Er glaubte es nicht Auf halbem Wege stehengeblieben Dreimal innerhalb eines Jahres Zu weit links zum Gewinn

123 123 124 124 125 125 127 127 128 128 129 129 130 130 131 131 133 133 134 134 135 135 136 136 137 138 139 140 140 141 141 142 143 144 145 145 147 147 148 149 149 150 152 152 9

Schon vor 75 Jahren So wär's gegangen Umweg führt ins Verderben Das unbekannte Vorbild In Sicherheit gewiegt 13. Kapitel. Das Endspielmatt Matt in drei Zügen! Zugzwang der Dame Ins Mattnetz gegangen Das ganze Endspielrepertoire! Mattwitz hilft siegen 14. Kapitel. Nachlese Der positioneile Weg In die Enge getrieben Intakte Dame, aber Vorpläne Einfach, doch lehrreich In Remisgefahr Wo der König steht In acht Zügen! Geistreich und brillant Wie gewonnen, so zerronnen Radulescus Fund Zweimal Damenfang „ U m die Ecke gezielt" Auch die Großmeister! Ein tragikomischer Springer Waagrecht gefangen Verbunden - gebunden Klassischer Fall Ein Freibauer, prächtig anzuschauen Der letzte Versuch Mit kombinatorischen Mitteln Capablancas Bauernopfer Die vermeintliche Rettung Positionelles Remis? Das Wandern ist des Königs Lust Ausgedehnte Exkursion Ein reizender Fischer-Zug Hinderliche Masse Ins Leere Der Turm im Kampf gegen den Läufer Nachwort Verzeichnis der hauptsächlich benutzten Quellen 10

154 154 155 155 156 158 158 158 159 160 160 163 163 164 165 165 166 166 167 167 168 169 169 169 170 170 171 171 172 173 173 174 174 175 175 176 177 177 178 178 179 180 181 182

Statt eines Vorworts „Das Endspiel ist langweilig! Einzige Aufgabe des Schachspielers ist es, öde Regeln, dürre, mechanische Technik auswendig zu lernen und den Gegner mit dem Gedächtnis, nicht mit der schöpferischen Phantasie auf die Knie zu zwingen."- So oder ähnlich hört man gelegentlich lautstark verkünden. Wir aber möchten diesen Propheten in aller Bescheidenheit empfehlen, auf der „Leiter der Erkenntnisse" doch noch einige weitere Sprossen zu erklimmen. Sie wollen etwa im Endspiel einen Mattangriff führen?! Nur zu, es bietet sich Ihnen mannigfache Gelegenheit! Oder es wäre Ihnen unangenehm, sich zum guten Schluß noch mattsetzen zu lassen?! Getrost, - es gibt vielerlei Ausflüchte, und manchmal bietet sich, wenn alles zu versagen scheint, noch „die letzte Zuflucht"! Allerdings können die Verfasser nicht verheimlichen, daß es zuweilen auch im Endspiel, w o nur ganz wenige Steine, gegnerische und eigene, das Brett unsicher machen, mißlich ist, Mattdrohungen abwehren zu müssen. Es kann Kopf und Kragen kosten, wenn auch sozusagen im Zeitlupentempo. - Doch sehen Sie selbst: I

2

Gligoric — Liberson (am Zuge) Moskau 1963

In Nr. i griff der junge Liberson (der jetzige Großmeister) zu dem seltsam anmutenden Manöver I . . . . K g 5 2. K g 3 (droht Matt) 2. . . . T h 6 , worauf sich die Gegner mit einem schiedlich-friedlichen Remis trennten. — Warum aber, so fragte man nach der Partie, zog Schwarz nicht i . . . . Tb6, um seinen Freibauern zu verwerten; wäre nicht Weiß nach 2. IA4 (auch auf 2. Lb2 hat Schwarz GewinnausII

sichten) 2. . . . b2 verloren gewesen? Die Antwort macht uns das Endspiel so interessant: Es geschieht 3. Lb6:!, und nun zeigt sich, daß der schwarze König in argen Mattgefahren schwebt, denen er nur unter Preisgabe des Freibauern entrinnen kann. 3. . . . Kg5 (es drohte Matt auf d8) 4. h4f! Kh6 (4. . . . KI14:? 5. Ld84=, oder 4. . . . Kf6 5. Ld4f) 5. LC5!. Wieder droht Matt, doch jetzt hat Schwarz keinen Zug mehr, als mit 5. . . . Kg7 die Schräge ai/h8 zu betreten: Nach 6. Ld4f fallen der Bauer und der Vorhang. Ja, sie fallen, — aber nicht so, wie sich das unser imaginärer Schachfreund wohl vorgestellt haben mag; Schwarz zieht 6. . . . Kh6ü und hat nach 7. Lb2: im „Haus zur letzten Zuflucht", nämlich dem Patt, eine sichere Bleibe gefunden! Ein Zufall will es, daß Schwarz, wenn der Gegner mit 4. Lcs? (statt 4. Inf) die Züge umstellt, „weil es ja doch remis ist", den Spieß umdrehen kann: „Sichern Sie sich nicht mit 4. I n f das Remis, verehrter Meister, dann gewinne ich mit 4. . . . h j ! " Der Vorstoß des h-Bauern verschafft dem Schwarzen das Fluchtfeld I17, und Weiß, unversehens zu einem armen Schlucker geworden, muß die Partie aufgeben. Liberson hat sich also kein Versäumnis zuschulden kommen lassen, als er auf Gewinnversuche verzichtete. Großmeister Gligoric seinerseits erkannte, daß er nach den Partiezügen 1. . . . Kg5 2. Kg3 Th6 nichts Besseres hatte, als Frieden zu schließen: Die Annahme des Qualitätsopfers mit 3. Lh6:f Kh6: hätte ihn nämlich mit einem „Mehrspringer" zurückgelassen, dessen einzige Aufgabe darin bestanden hätte, den Bb3 zu bewachen; — eine Pflicht, von der ihn seine Majestät, der weiße König, nicht entlasten könnte, da er vollauf damit beschäftigt wäre, seinen Thronund Kriegsschatz, den Bh2, vor Unbill zu bewahren.



Was aber hat die zweite Stellung, eine berühmte Studie des russischen Problem- und Studienmeisters L. I. Kubbel, mit Matt zu tun?! I. Sc6 „Das raffinierte Tier" — frei nach Christian Morgenstern — „tut's um des Mattes willen!" I. . . . Kc6: (erzwungen) 2. Lf6 Kds 3. (I3. Unwillkürlich hat man das Empfinden, daß Weiß reichlich spät daran denkt, die Entwicklung seines Damenflügels zu beenden! 3. . . . a2 4. c4f Kcs 5. Kb7Ü. Urplötzlich droht Matt! 5. . . . Kd6 6. IA4:, und Weiß gewinnt.



Beide Endspiele, die Analyse des Partieschlusses und die sogenannte „Kunststudie", haben etwas Wesentliches gemeinsam: In beiden Stellungen droht Weiß, den Gegner mit den bescheidensten Mitteln mattzusetzen. Wird in der Partie der schwarze König zur Schrägen ai/h8 „hingelenkt", so führt in der Studie die Mattdrohung umgekehrt zur „Weglenkung" des schwarzen Königs von der Deckung des Bd4. Beide Male aber war es die erzwungene Flucht aus dem Matt, die — wenn auch mit verschiedenem Ergebnis — die Entscheidung bestimmte. So lassen diese beiden Beispiele zwei Erkenntnisse wenigstens schon erahnen; erstens: Auch im Partie-Endspiel kann es zu Mattdrohungen kommen, und zweitens: Die künstlich erdachte Studie vermag es, Einsichten zu vermitteln, die unser Schachfreund im Kampf am Schachbrett zum eigenen Nutzen und zum Schaden seiner Gegner verwerten kann. 12

i. KAPITEL

Schachpartie und Komposition Unser Buch lädt den Leser an Hand einer großen Zahl von Stellungen aus Partie und Komposition zu einem Spaziergang in der reichen, vielgestaltigen Landschaft des Endspiels ein. So wenig es in den Absichten der Verfasser liegen kann, eine systematische Darstellung des Endspiels in der Schachpartie zu geben (dazu wären viele Bände nötig), so sehr hoffen sie, dem Endspiel und auch der Studie neue Freunde zu gewinnen und damit dem Königlichen Spiel einen bescheidenen Dienst zu leisten. In seinem grundlegenden Essay „Poesie des Schachs", der in der Übersetzung von Dr. Speckmann auch in deutscher Sprache vorliegt1), hat einer der bedeutendsten russischen Studienkomponisten, Abram Solomonowitsch G u r w i t s c h , die Ansicht vertreten, daß „die Komposition um enge Verbindung zur Schachpartie bemüht bleiben (müsse)", weil der Partieschachspieler - und auf diesen komme es an — „der Studie seine Aufmerksamkeit nur dann (zuwende), wenn er in ihr einer klaren Verkörperung von Ideen begegne, d i e i h n in d e r P a r t i e in i h r e n Bann ziehen". Gurwitsch meint, daß „die Darstellung schöner Kombinationen das einzige Ziel der Studienkomposition sei". —Damit aber, so will es uns scheinen, engt Gurwitsch den Bereich dessen, was der Komposition zugänglich ist, allzusehr ein: ganz erfaßt von jenem Unerklärbaren, sich der rationalen Deutung Entziehenden, nämlich von dem, was wir das S c h ö n e nennen, läßt Gurwitsch außer acht, daß es auch etwas gibt, was als die „eherne Schönheit des Gesetzmäßigen" bezeichnet werden könnte. Nicht umsonst haben sich große Studienkünstler wie Troitzky, Réti, Tschechower, Halberstadt, Herberg, Prokes, Rinck und Moravec darum bemüht, gesetzmäßigen Zusammenhängen auf dem Schachbrett nachzuspüren, die den Generationen vorher noch verschlossen geblieben waren. Und, wenn wir einmal ganz „rational" sprechen wollen: Der von Gurwitsch beschworene Partieschachspieler muß sich ganz zwangsläufig - weil er sonst im Turnierkampf unterliegen würde! — auch von den positioneilen Problemen „in seinen Bann ziehen" lassen, die Gurwitsch der Endspieltheorie vorbehalten möchte. Gewiß kann es sich ereignen, daß Erkenntnisse der Studienkunst - denken wir nur an die Forschungen Troitzkys und Chérons im Endspiel von zwei Springern gegen ') Gurwitsch/Speckmann: Meisterwerke der Endspielkunst, Berlin 1963

13

einen Bauern — Gemeingut werden und damit in den Bereich der endspieltheoretischen Wissenschaft einmünden; aber das besagt nichts weiter, als daß b e i d e s , kombinatorische Eingebung und vorausschauende Planung, zueinander gehören wie Geschwister. Bei der Auswahl der zahlreichen Studien, die der Leser in diesem Buch finden wird, haben die Verfasser auf Partiewahrscheinlichkeit Gewicht gelegt, — wie denn das „Außerordentliche" in der Schachkunst auch in den für das Buch ausgewählten Partiestellungen nur angedeutet werden konnte.

Studien kennen bringt Gewinn (oder jedenfalls einen halben Punkt)

3

Frau B y k o w a — Frau Rubzowa (am Zuge) Damenweltmeisterschaft 1958

Frau Rubzowa zog I. . . . h3? und gab nach 2. T g 3 ! (Zugzwang!) die Partie auf. Hätte sie dagegen i. . . . K h i ü gespielt, so wäre ein überraschendes Unentschieden ihr Lohn gewesen; z. B. 2.Kg4h3! 3. KI13: Tg7: 4. Tg7:, und Schwarz ist patt!

14

4

I. A . Kantorowitsch 2. ehr. Erw. in einem russischen Studienturnier 1952 Weiß gewinnt

Die Ausgangsstellung der Studie von Kantorowitsch läßt einstweilen nur erkennen, daß — im Verhältnis zur Partie Bykowa-Rubzowa — gleichartige Bauern auf dem Brett sind und der „falsche" König in der Ecke steht. Doch sehen Sie: 1. g 7 T d 8 2. T e ä f ! Kf3(4)!.

Aber nicht 2. .. . Kd4? 3. Td6f! mit

Gewinn. 3. T£6f Kg3(!) 4. Tg6f Kh3!.

Ein Witz: 5. g8D? Tg8:! Tg8:, und Schwarz ist patt. Daher 5. K g i ! Tg8 6. K f 2 Kh2, und jetzt sind wir bei der kritischen Stellung angelangt.

Die unterlassene Nutzanwendung

5

Barcza — Portisch (am Zuge) Stichkampf um die Meisterschaft von Ungarn i960

Stellung nach 6. ... XI12

Das Vorbild (i) Wie das Bild zeigt, unterscheidet sie sich von der Partiestellung nur durch den — hier unwesentlichen — Umstand, daß der weiße König nicht auf f4, sondern auf f2 steht. Weiß muß sich nun vor drei Verführungen in acht nehmen: a) 7. Th6? I13! 8. TI17 Ta8, oder b) 7. T g 2 f ? KI13 8. Kf3 Tf8f!, oder schließlich c) 7. Kf3?. Das ist die Parallele zu unserer Weltmeisterschaftspartie! Es folgt 7. . . . Khi! (nicht 7. . . . h3?, wie Frau Rubzowa zog) 8. Kg4 h3 9. KI13: Tg7:! mit Remis. Richtig ist nur 7. Tg4! h3 8. T g 3 (so gewann Frau Bykowa nach dem Fehler ihrer Gegnerin!), oder 7. . . . KI13 8. K f 3 , in beiden Fällen mit tödlichem Zugzwang.

7

N. D. Grigoriew „ 6 4 " , 1 9 3 2 , 1 . Preis Weiß gewinnt

Hier wird sich die Frage aufdrängen, was denn wohl diese beiden Stellungen mit-

15

einander zu tun haben. Nun, lieber Schachfreund, Ihr Blick ist schon etwas geschärft, und es wird Ihnen sofort aufgefallen sein, daß die Bauernkonstellationen am Königsflügel ähnlich sind: In beiden Fällen steht ein g-Bauer einem Doppelbauern auf der h-Linie gegenüber. Sehen wir aber zunächst zu, wie es in der Partie weiterging: Großmeister Portisch entschloß sich zu 1. . . . Kd2, möglicherweise in der Hoffnung, daß sein Großmeisterkollege mit 2. d6? fortsetzen würde. Dann wäre 2. . . . La4.! gefolgt; Schwarz wäre auf den g-Bauern losgegangen, hätte den indirekten Tausch seiner beiden h-Bauem gegen die beiden weißen Bauern erzwungen und wäre siegreich seinem freien a-Bauern zur Hilfe geeilt. — Barcza aber durchkreuzte nachdrücklich diese Rechnung; er zog 2. K b 3 ! und machte dadurch seinen Springer für die Unterstützung des d-Bauern frei. Nach 2. ... Ke3 3- d6 Kf3 4- Sd5! Kg3: 5Sf6 endete die Partie unentschieden; die Gegner hatten sich davon überzeugt, daß 5. . . . Lc6 6. Sh5:|! Kf3 7. Sf6 h6 8. dj IA7: 9. Sd7: I15 10. Sesf zum Remis führt. Hätte aber Portisch die Studie von Grigoriew gekannt (wir wissen es nicht), oder hätte er erkannt, daß er zwangsläufig eine Stellung aus dieser Komposition (mit vertauschten Farben natürlich) hätte erreichen können, — nun, dann würde er zweifellos nicht gezögert haben, 2. . . . Kb2! (statt. . . Kd2?) zu ziehen! Die Folge wäre gewsen: 2. d6 a2 3. Sa2: Ka2:4. K d j Kb3 (. . . Ld7 ergibt schließlich dieselbe Stellung) j. Ke6 KC4 6. d7 L d 7 : | 7. Kd7: Kds 8. Ke7 Kes 9. Kf7 K f i 10. Kg7. Aber jetzt müssen wir zunächst einen Blick auf die Studie von Grigoriew werfen! 16

Bei Grigoriew beginnt Weiß mit 1 . K g 3 ! , was Schwarz am besten mit 1 . . . . K f i beantwortet (1. . . . Ke3 2. h4 Ke4 3. Kg4 K e j 4. Kg 5 Ke4 5. hs! K f 3 6. K f j usw. mit Gewinn). 2. I14 g6!.

8

Barcza — Portisch Stellung nach 10. Kg7 (Variante)

9

Grigoriew Stellung nach }. . . . Kg2

Schwarz darf den h-Bauern nicht nach h5 k o m m e n lassen. 3. K f 4 Kg2. Wir erkennen nun, daß beide Stellungsbilder einander genau entsprechen! Weiß zieht bei Grigoriew 4. I15! g h s : 5. h4! und gewinnt, — und Portisch würde „Studienhaft fein" mit 10. (Kg7) I14!! 11. gh4: hs! gewonnen haben. Immerhin war, das muß der Kritiker zugeben, Grigoriews Gewinnführung in der Stellung Barcza-Portisch kleidsam und anmutig, aber doch recht wirksam verborgen. Damit stoßen wir auf einen grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Partie-Endspiel und der Studienkomposition: V o m Standpunkt des Komponisten aus enthält das in der praktischen Partie entstehende Endspiel vielfach „unnötiges B e i w e r k " , dessen sich der Schöpfer einer Studie nach Möglichkeit zu entledigen trachtet, u m dem Gedanken, den er gestalten will, die künstlerisch reinste Darstellungsform zu geben. Ähnlich verfährt der Endspieltheoretiker, wenngleich von einem grundsätzlich anderen Ausgangspunkt aus: A u c h er vermeidet alles „Störende", damit die Idee in „abgelöster", d. h. abstrakter Form erscheine und zukünftig als R e g e 1 (oder auch als Ausnahme von der Regel) die schuldige Reverenz erfahre. Dennoch kann man in der Partiestellung, genau betrachtet, in ökonomischer Form alle Elemente einer Studie wiederfinden; die Z ü g e von 1. . . . Kb2! ab bis zu 7. . . . K d j erscheinen dabei als die Einleitung, bei der Schwarz die starke Verführung 1. . . . Kd2? vermeiden muß, und nach 8. Ke7 usw. entsteht in völlig reiner Gestalt das Grigoriewsche Studienthema! Anders liegen die Verhältnisse in den beiden folgenden Beispielen.

Das Vorbild (2) 10

L. Prokes „Schackvärlden", 1939 — ehr. Erw. Weiß hält unentschieden

In dieser bekannten Studie des tschechoslowakischen Komponisten Professor Ladislav Prokes scheint Weiß den furchtbaren Bauern machtlos gegenüberzustehen. A b e r mit Hilfe des von Prokes' Landesmann, dem Studienkomponisten Dr. J. Fritz, so genannten „ P r o kes-Manövers" gelingt es Weiß, unter Aufopferung seines Turms die Bauernphalanx unschädlich zu machen: I . Kg4 e2. O d e r i . . . . d2 2. Kf3 Kd3 3. T a i ! e2 4. T a 3 t Kc2 5. T a 2 | K c i 6. T a i f K b 2 7. Ke2: mit Remisschluß. 2. T c l f K d 4 3. Kf3 d2 4. T c 4 f ü Kd3 (oder . . . KC4: 5Ke2:) 5. T d 4 t ! K d 4 : (nun hat Schwarz nichts Besseres) 6. Ke2: Kc3 7. K d i ; Remis. Wenn Schwarz 2. . . . Kb3 zieht, so folgt 3. Kf3 d2 4. T b l J- KC2 5. Ke2:, und auf 2. . . . K d s geschieht 3. Kf3 d2 4. T c s j KC5: 5. Ke2:. Viermal Turmopfer!

17

Den Omnibus verpaßt Ii

Schachar — Aloni (am Zuge)

Bemerkenswert ist an dieser Partiestellung, daß das Turmopfer ä la Prokes nur dem Zweck dient, die beiden Freibauern unter günstigeren Umständen zu erobern, als es mit 2. Kd3: möglich war. Vergleicht man die Positionen nach dem vierten Zuge, so bringt 2. Tb5f dem Weißen nicht weniger als zwei volle Tempi ein (die Verbesserung der weißen Königsstellung nicht einmal eingerechnet). Und gerade diese beiden Tempi braucht Weiß, um ganz knapp den Sieg davonzutragen. Hier hatte also das Studienthema nur eine begrenzte Funktion innerhalb der Gesamtproblematik des Endspielkampfs am Schachbrett.

Meisterschaft von Israel 1962

H. Aloni, der spätere Turniersieger, hatte in kritischer Lage den schönen Einfall gehabt, seinen Lf6 auf b2 gegen einen Bauern zu opfern; mit I . . . . c3 spielte er nun den Trumpf aus, von dem er Remis erhoffte. — Nur eine Kleinigkeit war Aloni bei seiner Kombination entgangen! Doch Weiß zog 2. Kd3:?, und nach 2. . . . cb2: 3. Kc2 Kd4 4. Kb2: Ke4 5. Kc3 K f 4 : 6. Kb4 K g 4 : usw. endete die Partie unentschieden. Der Führer der Weißen hätte sich nur darüber klar werden müssen, daß der Turm, die beiden schwarzen Freibauern und die beiden Könige in der „ProkesKonstellation" standen! Dann wäre er sicherlich auf den Gewinnzug (1. . . . C3) 2. T b i f ü verfallen, der ihm einen glänzenden Sieg eingebracht hätte. Nach 2. . . . K b j : (erzwungen) 3. Kd3: C2 (oder 3. . . . Kc5 4. KC3: mit leichtem Gewinn) 4. Kc2: Kc4 5. gs Kd4 6. £5! K e j (oder 6. . . . hgs: 7. f6!) 7. f6 gf6: 8. gh6:! wäre Schwarz verloren gewesen. 18

Partie und Studie 12

Breazu (am Zuge) — Orban Cluj 1958, zugleich: Studie von P. Farago „Schachmaty", 1958

Dem Umstand, daß Studienmeister Paul Farago dem Turnier von Cluj (Rumänien) als Schiedsrichter beiwohnte, verdankt die Schachwelt eine hübsche klei-

ne Studie! Doch zunächst zur Partie: Breazu zog I. K f s : ? und mußte sich nach I. . . . Kds: 2. Kg5 Kes 3. KI15: Kfs 4. Kh6 Kf6 5. hs c6! 6. KI17 Kf7 7. h6 05! mit Remis zufrieden geben. Der Leser, der den Partieschluß aufmerksam verfolgt hat, ist sich im klaren darüber, daß Schwarz den glücklichen Ausgang der Partie den beiden „Reservezügen" 5. . . . c6 und 7. . . . es zuzuschreiben hat. Farago aber erkannte sofort, daß es dem Weißen mit I. d6ü gelingen würde, seinen Gegner ganz ohne materiellen Aufwand um einen dieser Reservezüge zu bringen: Nach 1. . . . cd6: 2. K f i : Kds 3. Kgs Kes 4KJ15: Kf5 5- Kh6 Kf6 6. h5 ds 7• KJ17 KÌ7 8. h6 muß Schwarz die Segel streichen. Zwar hat er nach 1. . . . cd6: 2. KÌ5: die zusätzliche Möglichkeit gewonnen, den d-Bauern sofort vorzustoßen (2. . . . dj), aber das nützt ihm nichts: 3. Kg5 d4 4. KI15: K d i (oder 4. . . . dc3: 5. dc3: Kds 6. Kg4 Ke4 7. I15 usw.) 5. Kg4 Ke4 6. h5 Kd3 7. cd4: Kd2: (auch nach 7. . . . Kd4: kommt Schwarz zu spät) 8. h6 C3 9. I17 C2 10. h8D c i D i l . D h ó f , und Weiß gewinnt. Wie fast alle Studien hat auch diese „Partiestudie reinsten Wassers" eine handfeste Verführung: es ist der Partiezug 1. K f j : . Hier gingen also Partie und Studie gewissermaßen Hand in Hand, und es ist ganz in der Ordnung, wenn sich der Studienkomponist von der praktischen Partei inspirieren läßt. Auch von dem großen Réti weiß man, daß er — zum Schaden seiner Turniererfolge — die Eingebungen zu seinen Studien-Meisterwerken vielfach empfing, während ihm etwa Dr. Tartakower, Yates oder Bogoljubow im ernsten Kampf gegenübersaß.

Nach fünfzig Jahren 12 A

Lang-Spitz BR Deutschland 1965, Weiß gewinnt

Wir begegnen hier dem „DoppelEcho", einer Studienidee, die schon vor 50 Jahren vorgestellt worden ist. 1. Ta8f Ta6 2. Tb8! Ka 4 (2. . . . T a 7 3 . T b l Ka6 4. Kc6: und gewinnt) 3. Tbl! T a s f 4. Kc4. Schwarz, mit einem Bauern mehr, verliert. Etwas besonderes sind die beiden Echo-Varianten. Die gleiche Idee finden wir in der folgenden Studie.

12 B

'.".Vi A. S. Selesniew Schweizerische Schachzeitung 1915. Weiß gewinnt

19

I . Ta8! (i. K£6:f? führt zum Remis nach i. . . . Kh6 2. Tg5 Tay! 3. g7 Ta6f) 1. . . .Tg6:2.Th8tTh63-Tg8!.Weiß gewinnt wie in der Partie, obwohl Schwarz zwei Bauern mehr hat! In der folgenden Stellung kannte der Führer der weißen Steine die Studienidee nicht. Erst nach nächtlicher Analyse entdeckte er den richtigen Plan.

12 C

12 D

K. A. L. Kubbel Rigaer Tageblatt 1914. Weiß gewinnt

Gergeli-Nemtschin (am Zug) Meisterschaft von Kasachstan 1966)

Nach den Zügen I . . . . Kc4 2. Sd4 K c 5 3. Ke4 KC4 4. Keß (versiegelter Zug) wurde die Partie abgebrochen. In der schlaflosen Nacht entdeckte Weiß, daß der Springer den Ba3 nicht von oben, sondern von unten decken mußte, um den schwarzen König entscheidend abzudrängen. 4. . . . K c 3 5. Ke4! Kc4 6. K e s K c s 7. S f 3 Kc4 8. Sd2f K c 3 9- S b i f K b 2 10. Kd4 K b i : 1 1 . KC3. Schwarz gab auf.

Kenntnis der Studienliteratur hätte dem Führer der weißen Steine geholfen. Vor vielen Jahren hat Kubbel das Gewinnmanöver gezeigt: I . I13! (Nach 1. Sgsj" Kg4! bleibt das Spiel remis.) I . . . . K g 3 2. Sg5 K f 4 3. Se4 Kfß 4. K d 4 Kf4.< 5. K d s K f s ! 6. SC3! (Nicht 6. Sf2? K f 4 7. Ke6 Kf3 8. K f j Kf2: 9. Kg4 Ke3 mit Remisschluß.) 6. . . . K f 4 7. Se2f K f 3 8. S g i f K g 2 9. Ke4 K g i : 10. K f 3 und gewinnt. Hier schließlich ein noch neuerer Fall dieser Art.

12 E

Nikolajewski — Taimanow UdSSR-Meisterschaft 1967

20

Nach I . ¿ 4 Sg6 (cd4: 2. 05! und Weiß gewinnt) 2. dc5: des: 3. L g 6 : K g 6 : sieht es so aus, als ob Weiß mit seinem gedeckten Freibauern leicht gewinnt. Es folgte 4. Kf2 Kf6 5. K g 3 K f s 6. KI13

Zugzwanggedanken 12 G

Kf6 7. Kh4 Kg6 8. d6 Kf6 9- KJ15: Ke6

10. K g 5 K d 6 : 1 1 . K f s . Weiß erobert den Bc5, aber Taimanow rettet sich mit einer Pattidee. 11. . . . K c 6 12. Ke6 K b 6 13. K d s K a s ! 14. K e s : patt!. O b er die folgende Studie kannte?

12 F

N. D. Grigoriew Schachmati 1938. Gewinn Ehrende Erwähnung

A. S. Selesniew Deutsche Schachzeitung 1918. Remis

1. K c 6 K d 8 2. K d s Kdy: 3. Ke4. Nicht 3. Ke5 ?, weil nach 3. . . . Ke7 4. Kd4 Kf6 5. Ke4 g4 Schwarz die Opposition hat und gewinnt. 3. . . . K d 6 4. Kf3 Kes 5. K g 4 Kf6 6. K h s K f s : . Patt. Diese Studie dürfte durch folgende Partiestellung angeregt worden sein: Tschigorin-Tarrasch, Ostende 1905. Weiß K f 4 B f 5 g5 h4 — Schwarz Kd5 Bf6 g7 h7. Weiß konnte der Niederlage mit I. K g 4 Kes 2. g 6 h6 3. K h s ! K f s : patt entgehen (er spielte jedoch 1. gf6: gf6: 2. K g 4 K e 5 3. Kh3 Kf4 und gab auf).

Hier sehen wir eine einfache Oppositions-Idee. I . a4 Kb7 2. K g s K c 7 3. Kf6 Kd6 4. b3 (Weißfeldrige Opposition der Bauern. Der schwarze König vermag nicht zu verhindern, daß sein Gegenspieler ins schwarze Lager eindringt.) 4. . . . K d 7 5 - K f 7 ¡ K d 6 (Auf 5. . . . Kd8 6. Ke6 Kc7 7- Ke7 Kc6 8. Kd8 Kb7 9- Kd7 Ka8 10. Kc6! Ka7 11. Kc7 ist der Gewinn elementar.) 6. K e 8 K e s 7- K d 7 K d 4 8. Kc6 Kc3 9. Kb6: Kbß: 10. Kbs! und gewinnt. Und hier das Gegenstück aus der Praxis.

21

12 H

Kortschnoj — Petrosjan (am Zug) 3. Matchpartie 1974

22

Es herrscht Zugzwang. In der Partie folgte: 40. . . . Se4 41. L e 4 : fe 4: 42. K e 4 : KI15 43. K f s KJ14: 44. g 6 h g 6 : f 45- K g 6 : K g 4 46. K f 6 K f 4 47. K e 6 K e 4 48. K d 6 K d 4 49. K c 6 Keß 50. K b 6 : K b 3 : 51. K b s ! . Schwarz gab auf.

2. K A P I T E L

Der Kampf um das Tempo Mit T e m p o ins Quadrat! Wohl jeder Schachspieler, der schon einmal einen Blick in ein Schachbuch geworfen hat, kennt eine Studie von Réti, in der ein schwarzer Bauer, scheinbar uneinholbar, vor einem König, „der es noch nicht gemerkt hat", davonläuft, wo aber dieser mit einem raffinierten „Knicktrick" ein remisbringendes Tempo gewinnt: Kh8, Bc6 — Ka6, BI15 („Kagans Neueste Schachnachrichten", 1922). I . K g 7 h4 2. K f 6 , und jetzt muß Schwarz, wenn er nicht nach 2. . . . h3 3. Ke6 (7) auch eine weiße Dame entstehen lassen will, 2. . . . Kb6 ziehen. Dann aber geschieht 3. Kes! mit der Doppeldrohung 4. Kd6(f4), die Schwarz nicht abwehren kann. Entweder holt sich Weiß ebenso wie Schwarz eine neue Dame, oder er holt den Bauern ein; Remis!

13

C. J. de Feyter „Deventer Dagblad", 1939 Weiß hält unentschieden

Wir führen hier ein anderes Beispiel an, in dem der Gedanke von Réti womöglich noch sinnfälliger zum Ausdruck kommt: I . K b 7 a 5 2. K c 7 Kcs(!). Oder 2. . . . a4 3. usw. 3. K d 7 K d s 4. Ke7. Wieder droht der Vormarsch des fBauern; daher 4. . . . Ke4 5. Ke6!. Hält die Remisdrohung aufrecht und zwingt daher den Schwarzen, mit 5. . . . K f 4 : das entscheidende Tempo zu verlieren; nach 5. Kd6? a4! hingegen wäre Weiß verloren. Aber jetzt folgt 6. K d s , und der weiße König hat „auf dem nächsten Umwege", wie man wohl sagen darf, das Quadrat des Freibauern betreten; Remis. Selbstverständlich hat Réti die geknickte

23

Königsreise nicht „erfunden"; sie ist schon lange vor 1922 in der Großmeisterpraxis vorgekommen. Mehr als hinreichend bekannt dünkt uns die Stellung Lasker-Tarrasch aus dem Petersburger Turnier 1914: Kg7, Bb2, b3, h2 — K f j , Ba5, b j , C5 (Weiß am Zuge). Schwarz hatte diese Position in der Erwägung angestrebt, daß nach 1.114 Kg4 2. Kf6 C4 3. bc4: bc4: 4. K e j C 3 ! 5. bc3: a4 der weiße König den schwarzen Freibauern nicht mehr erreichen kann, da er, obgleich im Quadrat stehend, durch seinen eigenen Bauern behindert wird. In der Tat eine lobenswerte Konzeption! Indessen gescheh I . h4 K g 4 2. Kg6!! mit der für Schwarz fatalen Folge, daß sich nach 2. . . . KI14: der weiße König nicht auf der Schrägen ai/h8 bewegen muß, sondern seinem gefährdeten Damenflügel auf dem Wege über fs zur Hilfe eilen kann. 3. K f s sichert das Remis ( . . . . 04 4. bc4: bc4: 5. Ke4C3 6. bc3: a4 7. Kd3 usw., oder 3. . . . Kg3 4. Ke4 Kf2 5. K d j Ke3 6. Kcs: Kd3 7. Kbs: Kc2 8. Kaj: Kb3:; Remis).

Dies ist das älteste (und zugleich ein sehr schönes!) Beispiel aus der internationalen Praxis, das wir gefunden haben. Weiß scheint verloren, da der schwarze König viel besser steht. Es folgte I . Ke6 K b 3 : 2. K d 7 Kc4:. Den Ba3 darf Schwarz nicht nehmen (2. . . . Ka3: 3. KC7: Kb3 4. Kd6:), und das bringt die Rettung für Weiß! 3. Kc7: K d s : 4. Kb6:! (Kb7:? Kcs) 4. • - • K c 4 5- K b 7 : ds 6. a4! K b 4 7. Kb6!; das Spiel ist

Ja, die .Übergänge"! 15

Auf schmalem Grat 14

Yates (am Zuge) — Marshall Karlsbad 1929

Schlechter (am Zuge) — Marco Wettkampfpartie, Wien 1893

24

Marshall war einer der raffiniertesten Turnierfüchse der Schachgeschichte, was hier zu seinem Leidwesen auch Meister Yates erfuhr. Anstatt mit i. Dc2 a3 (erzwungen) 2. Kc3 Kai 3. Db3 b i D 4. Da3:j" nebst Damentausch leicht zu gewinnen, wählte Yates „die noch einfachere Fortsetzung" 1 . Kc4(??) b i D 2. D b i : f K b i : 3. K b 4 und sah sich nach 3. . . . Kb2Ü um den so sicheren Sieg

betrogen! Nach 4. Ka4: (erzwungen) 4. . . . Kc3 hat der schwarze König (wieder einmal!) das Quadrat erreicht.

Kritischer Punkt

Das einleitende Spiel 16

»Im , ,V.V W. A. Korolkow Lob in einem russischen Studienturnier 1950 Weiß hält unentschieden

Nach dem siebten Zuge dieser Studie entsteht die Ausgangsstellung einer Komposition von Prokes (vgl. das nächste Stellungsbild). „Neu ist hier — bei Korolkow — nur das einleitende Spiel", bemerkt J. Maiselis in Awerbachs Endspielwerk. — Richtig, sagen wir, aber gerade die „Einkleidung" macht die Komposition Korolkows für den Partiespieler so wertvoll: In der Partie wird einem ja die Remisstellung nicht gratis ins Haus geliefert, sondern man wird oft hart darum kämpfen müssen, den richtigen „Übergang" zu ihr zu finden!

L. Prokes „Sathove umeni", 1 9 1 7 Weiß hält unentschieden (Korolkow: Stellung nach dem siebten Zuge)

8. Kc8! (wir behalten die Zugnummern, der Korolkow-Studie bei) 8. . . . Kc6 9. Kb8! (immer noch darf der Bauer nicht vorgestoßen werden) 9. . . . K b s . Und jetzt geht er „nach bekanntem Muster" sogar verloren! Aber: 10. K b 7 ! (nun kennen wir diesen Trick schon gut) 10. . . . K a s : 1 1 . Kc6, und er ist glücklich, der weiße König!

1. e6! Kd6 2. erj Key: 3. Kc7 d2 4. d6f

Ke6(!) 5. d7 d i D 6. d8D Dd8:f (offensichtlich das Einzige) 7. Kd8: Kd6.

25

Auf Zugumstellungen achten!

Loewenton (am Zuge) — Panaitescu Bukarest 1953

L. Loewenton, der nicht nur ein starker Spieler, sondern auch ein namhafter Problem- und Studienkomponist war, sah sich nach I. a6 g3 2. v j g 2 3. a8D g i D 4. D h 8 f K g 3 5. D g 8 t K k z 6. D g i r f K g i : in der erfreuhchen Lage, mit 7. K d 6 den feindlichen Bauern aufhalten zu können, während seinem Gegner solches verwehrt war. 7. . . . K f 2 . U n d Schwarz versucht es trotzdem? Er tut es ganz mit Recht, und gerade hier war der kritische Punkt! Es ist klar, daß Schwarz versuchen muß, durch „Beschäftigungslenkung" des weißen Königs das notwendige Tempo zu gewinnen; aber in unserer Stellung ist noch ein weiteres Element mitbestimmend vorhanden: die Gefahr der mechanischen Absperrung. Schwarz war der Lage gewachsen; er vermied es, sich in vorzeitiger Sorglosigkeit zu wiegen und sich etwa zu sagen: Ach, es ist ja ziemlich gleich, was ich ziehe: ich kann genau so gut mit 7. . . . is beginnen (8. Ke5 Kf2 9. K f j : 26

Ke3 mit Remis). Hätte Schwarz tatsächlich so argumentiert (und gezogen), dann wäre er vermutlich nach (7. . . . £5?? 8. Kes Kf2) 9. Kf4! aus allen Wolken gefallen. Im Gegensatz zu den vorigen Beispielen ist nämlich hier der weiße König keineswegs genötigt, den f-Bauern sofort zu schlagen („der Bauer läuft nicht davon"), sondern er kann sich in aller Gemütsruhe der behaglichen Tätigkeit widmen, für einen entscheidenden Augenblick dem gegnerischen Kollegen den Weg nach e3 zu verlegen! Nach 7. . . . K f 2 ! 8. b4 {5! hingegen (nicht 8. . . . Ke3? 9. bs!, und Weiß gewinnt) ergibt sich ein Remisspiel, gleichgültig, ob Weiß mit 9. Ke5 K e j ! oder mit 9. b5 fortsetzt (9. . . . £4 10. b6 f3 11. b7 K g i 12. b8D f2 usw.); Weiß kann nicht gewinnen.

Pendeleien

Blasbalg — Herland (am Zuge) Bukarest 1938

S. Herland, Meister der Partie und der Komposition, erfand ein Manöver —

„Turm im Pendelschlag" könnte man es nennen —, das seinem Charakter nach eine „logische Kombination" ist und das Endspiel in den Rang einer künstlerisch hochstehenden „Studie" erhebt. Zwar gehört die Stellung zum eisernen Bestand der Schachliteratur, aber wir wollen sie dem Leser ins Gedächtnis zurückrufen, weil gerade sie verdeutlichen kann, wie sehr — und zumal im Endspiel! — das Schach doch K u n s t ist. Alexander Aljechin hat stets betont, daß das Künstlerische im Schach ihn besonders angezogen habe und daß er unbeugsamer Kämpfer, der er war, die Partie, und gerade die Turnierpartie, als schachliches Kunstwerk ansehe. Er beklagte es, daß ihn oft seine Gegner, wenn sie nicht die stärksten Antworten fänden, daran hinderten, Kunstwerke von bleibendem Wert zu schaffen. Aljechin schrieb einmal, daß er glücklich sein würde, wenn er v ö l l i g a l l e i n schaffen könnte, ohne durch „aufgezwungene Mitarbeiter", nämlich seine Partiegegner, beeinträchtigt zu werden. Hat damit Aljechin nicht, so fragen wir, klar zu erkennen gegeben, daß es im Grunde das Schaffen des Studienkünstlers ist, wo sich das Schöne im Schach voll entfalten kann, wo das Schach als Kunstwerk seine eigentliche Heimat findet? Allein der Studienkomponist ist imstande, herrliche, Auge und Herz erfreuende Kombinationen zu ersinnen und sie — darin unterscheidet sich die Studie von der Partie — in ihrer ganzen Schönheit s i c h t b a r zu machen! Dem Meister der Partie ist dies nur selten vergönnt. Wie oft schlummern doch die verborgensten, überraschendsten und genialsten Eingebungen in den A n m e r k u n g e n der Glossatoren, weil der

Partiegegner die Kombination — aus welchen Gründen auch immer — nicht zugelassen und die Partie ein vielleicht ganz prosaisches Ende genommen hat! Nun zurück zu unserem „Turmpendel"! Herland spielte i . . . . g2, setzte aber nach 2. T d i nicht mit 2. . . . T f i ? fort, weil dies dem Gegner die Möglichkeit gegeben hätte, mit 2. Td8! g i D (oder 2. . . . Tf6 3. Tdi) 3. Tg8f K f 5 4- T g i : T g i : 5. bs unübersehbar und nachdrücklich auf seine Freibauern aufmerksam zu machen (z. B. 5. . . . T b l 6. C4 mit voraussichtlichem Remis). Schwarz zog daher 2. . . . Tf8f!! 3- Kc7 T f i 4. Td8 Tfr}-!. Durch das Schach auf f8 ist der schwarze Turm nun mit Tempogewinn auf die siebte Reihe gelangt; nach 5. Kc8 wurde daher 5. . . . Kg6! möglich; Schwarz gewann (6. T d i T f i 7. Td8 Kg7 usw.).

I. Bilek „Magyar Sakkelet", 1971, I. Preis Weiß gewinnt

Einen lehrreichen Vergleich bietet diese preisgekrönte Studie des ungarischen Großmeisters: i . T g 8 T e l 2. T g 4 f Ka3

27

3. Khs (3. Tg5? Tc8 4 . Tbj: a 4 5 . Tg5

Th8 remis) 3. . . . Tc8 4. T g 8 T e l 5. T g 3 f Ka2 (Das typische Manöver im Hintergrund ist 5. . . . K a 4 6. T g 4 f und

7. h8D) 6. Kh 4 Tc8 7. Tg8 Tel 8. Tg2f Kbi 9. Kh3 Tc8 10. Tg8 Tel 11. Kh2 und Weiß gewinnt. Der Unterschied gegenüber der Partie liegt in der längeren Königswanderung.

Die gute Gelegenheit

Trumpf und Gegentrumpf

.».V ,w J. Moravec

„Leipziger Neueste Nachrichten", 1937 Weiß gewinnt

T. R. Dawson „Magyar Sakkvilag", 1923 Weiß gewinnt

Auch diese Stellung zeigt eine hübsche Pendelei mit „Begleiterscheinungen". Dawson war ein berühmter Problemkomponist; er hat aber auch eine Anzahl guter Studien verfaßt. 1. Ta 4 !. Nicht jedoch i. Th 4 ? Kc8! 2.

Ta 4 Kb8! 1. . . . Ke8 2. Th4 Test 3-

Kd2. Raffiniert nähert sich jetzt unter ständigen Tempogewinnen der weiße König! 3. . . . Kd8 4. T a 4 T d s f 5- Ke3 Ke8 6. TI14. Der letzte Pendelschlag . . . 6. . . . T e s t 7- Kd4, und Weiß gewinnt. 28

Es gibt eine bekannte Stellung aus einer Simultanpartie Laskers (London 1913, Schwarz: Lotnan), die so aussieht: Kg3, Bg2, h2, h7 — Kf8, TC2, Ba6, b j , b7, h2, H 7 — Kf8, TC2, Ba6, B 5 , B 7 , D 5 , g7Schwarz (am Zuge) ist trotz seines gewaltigen materiellen Übergewichts verloren, weil der BI17 nicht aufzuhalten ist. Lomans Zug I . . . . T c 3 f hat daher nur noch den Charakter eines Racheschachs, — und siehe da: die Rache gelang! Der vielfach beschäftigte Weltmeister zog 2. Kg 4 ?? und gab nach 2. . . . T c 4 f (jetzt ist es keineswegs mehr ein Racheschach!) 3. Kg5 (Kg3 hätte nichts geändert) 3. . . . Th 4 ! ( 4 . Kh 4 : g j f n e b s t . . . Kg7) die Partie auf, die er mit 2. K f 2 usw. leicht hätte gewinnen können.

Loman zog die Nutzanwendung aus einem Gedanken, den zuerst A . A . T r o -

itzky in der „Nowoje Wremja" 1889 dargestellt hat: K g i , T à j , Se6, Ba4, f2, h2 — Kg4, Lb6, Bc6, cj, e2, hj; Weiß gewinnt. 1. h3f ! Kf5. Oder 1. . . . KI14 2. Td4f! Ld4: 3. Sd4: e i D 4. Kg2! nebst S f 3 f , und Weiß gewinnt. 2. Sd4"f! Ld4: 3. Te7! Les 4. Te5:t Kes: 5. f4f und Weiß hält den Bauern auf. (Wie sich inzwischen herausgestellt hat, gewinnt Schwarz trotzdem, indem er den Be2 hält, den weißen K vor den B auf die 1. Reihe zwingt und dann mit dem c-B mit Schachgebot in die Dame läuft, also 5. . . . Ke4! 6. Kf2 Kd3 7. Kei C5 und so fort.)

• In unserem Studienbeispiel hat Moravec der Idee die wohl am meisten künstlerische Fassung gegeben: 1 . Td8f! Kd8:2. b7 Tb4! 3- K b * e s t 4- K b s ü Kcj 5. Ka6, und Weiß appliziert dem Gegner gerade noch rechtzeitig ein Zwei-Bauern-Matt (5. . . . Kb8 6. Kb6 usw.).

Weiß erkannte nicht, daß es auf ein einziges Tempo ankam; vielleicht unterschätzte er auch die Kraft seines Springers. So kam I . Sb3:? K b 3 : 2 . g8D Tg8: 3. Kg8: Kc3 4. K f 7 K d 3 : 5 . Ke6 es, und Weiß gab auf. Dabei war es gewiß nicht schwer zu sehen, daß nach 1. g8D! Tg8: 2. Kg8: b2 3. Sa4"t" Kc2 4. Sb2: in sonst gleicher Stellung der schwarze König nicht auf C3, sondern „weit entfernt" auf b2 gestanden hätte! Das genügt zum Remis: 5. Kf7 Kc3 6. Ke6 Kd3: 7. Kd6, Unentschieden. Tempo verloren, Partie verloren — eine alte Weisheit.

. . . für alle 23

Eines schickt sich nicht. . . 22

Dommes (am Zuge) — Sosonko Leningrad 1963

Genes (am Zuge) — Barcza (simultan) Budapest 1961

Weiß vergab einen halben Punkt, weil er seinen Bauern ohne Verzug umwandelte, also das tat, was in unserer vorigen 29

Stellung Weiß hätte tun sollen! Die günstige Stellung des weißen Turms auf a5, wo dieser den schwarzen König von seinem Bauern trennt, hätte den Weißen aber veranlassen können — und müssen —, die Umwandlung mit Hilfe des Königs und nicht des Turms zu vollziehen. Allerdings muß auch der strengste Richter zugestehen, daß diese Behauptung zunächst geradezu widersinnig anmutet, den wie soll Weiß ein Tempo gewinnen, wenn er i. Kb7 zieht und damit seinen König noch weiter vom Schauplatz der Geschehnisse entfernt? Doch zuerst der Partieverlauf: I . a8D? T a 8 : 2 . Ta8: K f s 3. Th8 K g 4 4- K c s h3 5. Kd4 K g 3 5. Ke3 Kg2!. Eine beherzigenswerte Feinheit: Mit 5. . . . h2? hätte Schwarz verloren, weil der schwarze König nun zu wenig Bewegungsfreiheit hat (6. Tg8|! KI13 7. Kf2! h i S f erzwungen 8. Kf3 Kh2 9. Tg7 mit Gewinn). 6. Ke2 (oder 6. T g 8 | Kfi!) 6. . . . h2 7. T g 8 f K h i , und die Partie war remis! Das geistreiche und nicht ganz einfache Gewinn verfahren beginnt mit I . K b 7 ! T f 7 t ( ! ) 2. Ka6!. Damit wird auf den Rückzug 2. . . . Tf8 die Antwort 3. Tbs! vorbereitet; z. B. 3. . . . I13 4. Tb3! (jedoch nicht 4. Tb8? Tf3! 5. Th8(!) Kgs! mit Remis) 4. . . . h2 5. Th3 T f ö f 6. Kb5 T f s t 7- Kb4 T f 4 t 8. Kb3! (Weiß nutzt die Tatsache, daß der Turm auf der f-Linie steht!) 8. . . . T f 3 t (auch 8. . . . Tf8 verliert nach 9. Th2:) 9. Tf3: h i D 10. a8D, und der weiße König bringt sich schließlich auf g2 in Sicherheit. 2. . . . T£6f 3- K b s T f 8 4. a8D Ta8: 5. Ta8: K f s 6. K c 4 h3 7- Kd3 IU4 8. Ke2 Kg3 9K f i ! ; die Partie ist für Weiß gewonnen. — Ein feines Endspiel von studienhaftem Gepräge, das zeigt, wie weit man zuweilen ausholen muß, um ein simples Tempo zu gewinnen.

30

Ein beliebtes Mittel zu Tempogewinnen ist das berühmte Zwischenschach. Dafür zum Schluß noch ein amüsantes Beispiel:

Das goldene Schach 24

Staudte (am Zuge) — Hilden Aachen 1951

In seiner nicht eben erfreulichen Lage zog Weiß a tempo — es handelte sich um eine freie Partie — I . SC3!?, geriet aber nach der selbstverständlichen Antwort 1. . . . C4 für einige Augenblicke in peinliche Verlegenheit. Jedoch 2. Sa4!, Remis! Vier Varianten: a) 2. . . . T g 4 f 3. Ke3 cd3: (oder 3. . . . T g 3 f 4. Ke4) 4. Sb2:; b) 2. . . . Tg2 3. Sb2:; c) 2. . . . Td3: 3. Sb2: Tc3 4. Kd4, oder schließlich d) 2. . . . cd3:(!) 3. Sb2: d2 4. S c 4 | (das goldene Zwischenschach!). —

Es sieht so einfach aus

Die doppelte Pointe

25

26

O . Duras

Papp — Erdös (am Zuge)

„Narodni Listy", 1905, Weiß gewinnt

In dieser klassischen Studie des Schachgroßmeisters Oldrich Duras gelingt es dem Weißen, durch geschicktes Manövrieren mit seinem König den schwarzen Monarchen auf ein Feld zu locken (I12), w o er einem Schach durch die auf b8 entstehende weiße Dame ausgesetzt ist. Hilfsmittel ist hierbei wieder das Quadrat! 1. K c 5 g5- Aussichtlos wäre 1. . . . K g 6 2. b4 Kf7 3. bs! Ke7 4. Kc6! Kd8, weil sich auch hier der Bauer mit Schach verwandeln wird: 5. Kb7 g5 6. b6 g4 7. Ka7 g3 8. b7 g2, und Schwarz kommt um einen Z u g zu spät. 2. b4 g4 3. Kd4!. Das Quadrat ist erreicht, so daß der schwarze König seinen Bauern unterstützen muß. 3. . . . K g 5 4. b s g3 (oder . . . K f 4 5. b6 mit Schachdrohung auf b8) 5. K e 3 K g 4 (erzwungen) 6. b6 K h 3 7. b7 g2 8. K f z ! . Weiß ist am Ziel (8. . . . Kh2 9. b8Dt!). Ein tempogewinnendes Schach durch Lenkung des feindlichen Königs gehört zu den typischen Elementen, wenn es um die Verwandlung eines Freibauern geht, — und beileibe nicht nur im Bauernendspiel!

Budapest i960

M i t i . . . . g3Ü betrat Schwarz die Pf ade der Duras-Studie, diesmal aber gar mit einer doppelten Schachpointe! Weiß gab schon hierauf die Partie auf, und zwar mit Recht: 2. Ka6 gf2: führt zu dem vernichtenden Schach auf f i , und nach 2. fg3: hg3: 3. Ka6 g2 4. b7 hätte Schwarz mit 4. . . . KC7! den weißen König nach z j gelockt oder „gelenkt", — genau wie bei Duras!

26 A

'mVmfi m m \m m m m m . ; •

i

Uhlmann — Robatsch (am Zuge) Marienbad 1965

Schwarz hatte den Z u g abgegeben und bot seinem Gegner in der Pause Remis

3i

an. Uhlmann: „Ja, aber nur, wenn Sie den richtigen Königszug aufgeschrieben haben!" Schwarz hatte richtig i. . . . Kg7¡ abgegeben. Uhlmann nahm das Remis an, weil der schwarze König rechtzeitig am Damenflügel erscheint, wenn Weiß dort mit seinen Bauern läuft. Liefe der weiße König ebenfalls mit, käme Schwarz mit h7—h6 und g6—g5 zum Gegenspiel. Der „aktive" Königszug I. . . . KI15? aber hätte studienartig verloren: 2. b4 KI14: 3. b j g5 4. as g4 5. b6ab6:6. abó: g3 7. KÍ3Ü (Die Idee ist, den schwarzen König nach hz zu locken, damit der weiße Bauer mit Schachgebot die 8. Reihe betritt.) 7. . . . KI13 8. b7 g2 9. Kf2¡ Kh2 10. b8Df und Weiß gewinnt. Wir fügen noch ein Gegenstück zur Duras Studie (Nr. 25) aus der Praxis an.

26 B

Schijanowski — Schwidenko Semifinale U d S S R 1971 Weiß am Zuge gewinnt

Schwarz hatte diese Stellung angestrebt. Er war sicher, mit Ldi—hj—g6 Remis erzielen zu können. Aber nach I . Kd4 L h s 2. K C 4 L g 6 3.117 K g 7 4. Lg6: fg6: 5. Kb4: Kh7: 6. K c s ! haben wir die Gewinnstellung von Duras. Lehrreich und witzig.

32

Kampf ums Schach

27

N. D. Grigoriew „Isvestija", 1928 Weiß gewinnt

Auch in dieser ungemein vielseitigen Studie — sie hat eine so ungezwungene Stellung, daß sie erst gerade gestern im Schachklub vorgekommen zu sein scheint! — spielen Schachgebote die entscheidende Rolle: I . Kd4! b5. Ganz andere Bilder ergeben sich, wenn Schwarz versucht, mit 1. . . . Kbs 2. K d j ! Ka6 dem weißen Bauern den Weg zu verlegen: 3. f4 Kb7 4. f j KC7 5. Ke6! Kd8 (jetzt ist wieder die Umwandlung des f-Bauern mit Schach gesichert!) 6. Kf7, und Weiß gewinnt (6. . . . b^ 7. f6 b4 8. Kg7 usw.). — In diesem Abspiel kann Schwarz nach 1. Kd4 Kbs 2. Kd5 auch mit 2. . . . Ka4 fortsetzen; wir erhalten dann mit 3. f4 b j 4. f j b4 5. KC4! b3 6. Kc3 Ka3 7. f6 um zwei Züge später eine Stellung des Hauptspiels. 2. {4 b4 3. f s b3 4. KC3 Käß. Sie sehen es schon, das Schach auf f8! Obgleich Schwarz zuerst eine Dame erhält, verliert er wegen der Randstellung seines Königs: 5. f6 b2 6. £7 b i D 7. f 8 D t , und Weiß setzt entweder matt oder gewinnt die Dame.

27 A

27 B

J. Hoch Ljubojevic — Browne (am Zug) IBM-Tumier Amsterdam 1972

In dieser Partie ergab sich fast die gleiche Stellung wie in 27 (Grigoriew). Wie dort Weiß mit 1. Kd4 gewinnt, hätte Browne hier mit 1. . . . Kds, einem keineswegs naheliegenden Zug, der dem weißen König rechtzeitig den Weg verlegt, den Sieg erringen können (auf 2. Kb4 folgt 2. . . . Kd4l). Z w a r erreicht nun der weiße Bauer zuerst die Umwandlungsreihe, der schwarze marschiert jedoch mit Schachgebot ein. Danach wirkt sich die ungünstige weiße Königsstellung verhänignisvoll aus: 2. b4 f j 3. b j f4 4. b6 Kc6! 5. Ka6 f3 6. bj lz 7. b8D f i D f 8. Ka5 (auf 8. Ka7 D a i f ) 8. . . . D a i f 9Kb4 D b i f erobert Schwarz die Dame. Vermutlich in Zeitnot, vergab Browne den Gewinn, indem er mit dem scheinbar selbstverständlichen Z u g I. . . . fs? fortfuhr. Natürlich verlöre dann 2. b4? f4 3. Ka6 f3 4. b s t Kcs 5. b6 iz 6. b7 f i D f . Weiß spielt aber 2. Ki>4!, brachte den König in das „Quadrat des Bauern" und erzwang das Remis. Eine gute Lektion!

1972. Weiß gewinnt

Der israelische Studienkomponist hat zu diesem Thema viele Aufgaben verfaßt. 1. Kg7:? Kg3! führt nur zum Remis. Richtig ist nur 1. K e 6 (1. Kg6? Kg3 2. K f 5 Kf3 3- C4 gsD 1. • - - Kh3 2. Kfs! KI14 (oder 2. . . . g ö f 3. K g j ! und gewinnt) 3. C4! (nicht 3. Kg6? Kg4, remis) 3. . . . g5 4- C5 g4 5- K f 4 g3 6. KJ3 IÜ13 7. c6 g2 8. C7 g i D 9. c 8 D f K h 4 10. D h 8 f und Weiß gewinnt.

Sehr peinlich 28

N . D. Grigoriew „Isvestija", 1928 Weiß gewinnt

33

Hier hat der schwarze König „programmgemäß" schon mit dem Schach von g8 her zu rechnen; aber er verfügt über die nicht minder scharfe Waffe, auch seinerseits ein Schach zu drohen (auf b3). Kann Weiß etwas dagegen tun? — Er kann, obwohl man es nicht glauben möchte! i . KC3!. Das kostet kein Tempo, weil Schwarz die weißen Königsbewegungen nachmachen muß. I . . . . Ka3 2. K c 4 K a 4 3. g 4 b s f . Aber was hat Weiß erreicht, außer den schwarzen König dem potentiellen Schach zu entziehen und sich selbst ein tempogewinnendes Schach zuzuziehen?!

Stellung nach 3. ... bsf 4. Kd3Ü. Das ist der Witz! Der König zwingt den schwarzen König, angesichts der Drohung Kc2 auf die dritte Reihe zurückzukehren. Nach 4. . . . Ka3 aber sind wir plötzlich auf dem vertrauten Gebiet der Duras-Stellung Nr. 25! 5. g5 b4 6. g6 b3 7. g7 b2 8. Kc2!. Nun, da der schwarze Bauer das kritische Feld b3 ohne Schachgebot überschritten hat, kehrt der weiße König froher Laune auf die c-Linie und sein Ursprungsfeld zurück. 8. . . . K a 2 9. g 8 D f , und das Spiel ist aus. 34

Eine widerlegte Analyse 30

Kmoch — van Scheltinga (am Zuge) Amsterdam 1936 (Variante) Zunächst müssen wir darauf hinweisen, daß sich die Stellung in der Partie nicht wirklich ereignet hat; es handelt sich vielmehr um eine hypothetische Position, die hätte entstehen können, wenn van Scheltinga eine Möglichkeit wahrgenommen hätte, die zum Remis führt (?!). Großmeister Fine hat sie untersucht und in seinen „Basic Chess Endings" (1941) die Auffassung vertreten, daß Schwarz mit I. . . . K f s ! 2. K f 3 K e s ü (Ausrufungszeichen von Fine) das Remis erzwingen könne: 3. K g 4 (das Einzige, da 3. h j ? Kf5 den Bauern kostet) 3. . . . K e 4 4. h5 f 5 f 5- K g 3 K e 3 6. h6 f 4 f mit Remis, „da beide Parteien gleichzeitig eine Dame erhalten". Wer aber die vorige Stellung Grigoriews aufmerksam studiert hat, sieht sogleich den Pferdefuß: Weiß zieht nicht 5. Kg3(??), sondern 5. KI13! und macht damit die schwarze Bemühung zunichte: 5. . . . f4 (ohne Schach!) 6. h6 f3 7. h7 h 8. Kg2, und Weiß gewinnt. Übrigens ist, wie Maiselis in A w e r bachs Endspielwerk mit Recht bemerkt, auch bei Fines Fortsetzung 5. Kg3 das

Unentschieden noch nicht klar, da Weiß nach 5. . . . Ke3 6. h6 f 4 t 7- Kg4! £3 8. h7 {2 9. h8D f i D mit 10. D e j f Kd2(!) 11. D d 4 f Kc2 (erzwungen) 12. Db4: den letzten schwarzen Bauern erobern kann; Schwarz wird dann, wenn überhaupt, nur unter großen Schwierigkeiten Remis erzwingen können. *

Mit demselben Gedanken gibt es übrigens auch eine Studie von B o t w i n n i k , der eine ähnliche Stellung in einer seiner Simultanvorstellungen erlebt hatte. Die Studie hat die Stellung K g i , Bb4, g2,114 - Kg6, B b 5 , £6, h 5 ( „ V O K S " , 1945) und die Lösung 1. Kf2 K f j . Auf 1. . . . f 5 geht der weiße König nach f4 (mit „Reservezug" g2—g3!) und erobert einen Bauern. 2. Kf3 Kej(!) 3. g4 hg4:f 4. Kg4: Ke4 5. h j i s t 6. KI13! usw. wie bei Kmoch — van Scheltinga. In der Simultanpartie standen die Bauern wie in der Studie und die beiden Könige auf f5 und ds. Botwinnik hatte 1. g4 gezogen und gewann nach 1. . . . hg4:2. K g 4 : Ke6(?) 3. h 5 K f 7 4- K f 5 K g 7 5. h6f usw. leicht.

Nach 1. . . . K f 7 ? wurde die Partie remis: 2. Sb6: Lb6: 3. K b 6 : es (die einzige, natürlich vorbedachte Möglichkeit) 4. K c 5 e4 5. fe4: (Kd4? e3) 5. . . . £3 6. es f2 6. e6"j". Wieder dieses unangenehme Schachgebot! 6. . . . Ke6:. Es gibt nichts Besseres. 7. I17 f i D 8. H8D; Remis. Wenn Meister Kan das nach dem Figurentausch auf b6 entstehende Bauernendspiel ganz gründlich durchdacht hätte, wäre er mit dem König nach f8 gegangen (1. . . . Kf8! statt . . . Kf7?); Weiß hätte dann nicht über das tempogewinnende Schach im sechsten Zuge verfügt und aller Voraussicht nach die Partie schnell verloren. Ein lehrreiches Beispiel für einen nicht ganz richtig überlegten Übergang vom Figuren-Endspiel zum Bauernendspiel! — Ihm schließt sich die folgende Stellung würdig an.

Siegreich zurück 32

Kleiner Fehltritt 3i

Pilnik — Oolafsson (am Zuge) Reykjavik 1956

Subarew — Kan (amZuge) Russische Meisterschaft 1929

Olafsson zog I. . . . D f 4 f und wartete nach 2. D f 4 : f K f 4 : darauf, daß Weiß im Hinblick auf die Fortsetzung 3. h6 e3 4.

35

h7 e2 5. h8D e i D f mit Damengewinn die Partie aufgeben würde. Pilnik erwiderte jedoch 3. KJ13!!, und nun gab S c h w a r z die Partie auf!! Schwarz könnte jetzt die Verwandlung des e-Bauern nur noch mit 3. . . . Kf3 durchsetzen, was aber, einem Schachgebot der neuen schwarzen Dame ausgesetzt ist, zum Damentausch und zu einem für Weiß leicht gewonnenen Bauernendspiel führen würde. Die Bauernendspiele nach 3. . . . e3 4. Kg2 oder 3. . . . Kg5 4. Kg3 sind gleichfalls ganz hoffnungslos für Schwarz

Gelungener Übergang 33

I

• •• • • •

Kc6!. Der scheinbar gleichwertige Z u g nach c8 hätte eine verborgene Schwäche der schwarzen Stellung enthüllt: 3. . . . Kc8? 4. Te7 Kd8 5. Te6! (lenkend und lockend . . .) 5. . . . Kd7 6. Te5Ü (erstaunlich, daß dies möglich ist!) 6. . . . Sd3f (erzwungen) 7. Ke3! Ses: 8. Sc5:j-!, und Schwarz bleibt mit einem nutzlosen Springer auf der Strecke. 4. Te7- Der Springer ist gerettet, nicht aber die Partie! 4. . . . Se4: 5. Te4: K d s ! . Mit Recht wählte Schwarz den Übergang ins Bauernendspiel. 6. T d 4 : f K d 4 : 7. K f 3 . Weiß erkannte, daß er nach 7. a4 C4 8. Kf 3 (sonst verwandelt sich der Bauer mit Schach) 8. . . . Kd3 9. a5 C3 usw. mit (12.). . . D h i f seine neue Dame verloren hätte. 7. . . . K d 3 8. K f 2 04 9. K e i . Das hatte Schwarz gewollt: die Umwandlung des c-Bauern mit Schach ist zum zweiten Mal erkämpft! 9. . . . Kc2!. Die Vollstreckung. 10. a4 03 11. as K b 2 . Weiß gab auf.

Zur „Wiederholung' 34

Perneder — Post (am Zuge) Berlin 1932

Post war nicht nur ein starker Meister; er hat auch die Studienliteratur mit zwar wenigen, aber bedeutsamen Werken bereichert. Auch unser Partiebeispiel zeigt durchaus studienhafte Züge! Nach 1. . . . Sf2 mußte Weiß mit 2. T b 6 f den Versuch machen, die e-Linie für seinen Turm zu gewinnen. 2. . . . K d 7 3. T b 7 f . Nun stand Schwarz vor der Wahl; er entschied sich für 3. . . .

36

S. Isenegger Urdruck Weiß am Zuge

Und jetzt wird es Ihnen sicher nicht mehr schwer fallen, selbst herauszufinden, ob Weiß in dieser hübschen Stellung (herzlichen Dank dem Verfasser!) das Spiel remis macht oder ob er gewinnen kann; wenn nein: warum nicht; wenn ja: wie? Aber wir können den alles entscheidenden ersten Zug ruhig verraten oder vielmehr bestätigen, weil Sie ihn ohnehin sofort (?!) gefunden haben: Es ist I . Ke2Ü. Wegen der Drohung Kf3 wird der schwarze König nach h.2 genötigt, denn auf g2 würde er seinem eigenen Bauern den Weg verlegen. Auf h2 ist er aber dem Schachgebot der künftigen weißen Dame ausgesetzt; der schwarze Bauer kommt also nur bis g2. Daher: Weiß gewinnt! Übrigens reicht auch i. K f 2 Kh2 2. Kf3! analog der Stellung Nr. 28 (Grigoriew) zum Gewinn aus. Die Studie ist also nebenlösig.

Im Widerstreit 35

Colle (am Zuge) — Grünfeld

Wir haben gesehen, daß man aus Tempo-Gründen einem vorrückenden feindlichen Freibauern möglichst keine Gelegenheit zum Schachbieten geben sollte, und man weiß, daß es einen halben Punkt kosten kann, wenn ein König auf der a- oder h-Linie „kollegial eingesperrt wird". — In unserem Beispiel sah sich Belgiens Meister Colle beiden Problemen zugleich gegenüber: Nach I . f s g f s : 2. g6 f 4 f Faßte er den ersten richtigen Entschluß: Er zog nicht etwa 3. KJ12?, um Schachgeboten des Bauern zu entgehen, sondern er wählte 3. K g 2 ! , weil er nach der Umwandlung der beiden Freibauern ein „zweites" Bauernendspiel anstrebte. Nach 3. Kg2 sah sich Schwarz nämlich genötigt, 3. . . . K e 2 zu antworten (3. . . . f 3 t 4. Kfi!) und damit nicht nur auch seinerseits ein Tempo zu verlieren, sondern gleichzeitig seinem Gegner den Damentausch zu ermöglichen. 4. g7 f 3 f 5. K g 3 ! . Wieder ein richtiger Entschluß! 5. . . . { 2 6 . g 8 D f i D 7. D c 4 f K e i 8. D f i : f K f i : 9. K f 4 ! . Hätte Weiß Kh2? (statt Kg3) gespielt, so stände der weiße König jetzt erst auf g3; Schwarz hätte das so wichtige Tempo — jetzt fehlt es ihm —, um den weißen König auf der h-Linie einzusperren. 9. . . . K e 2 10. K g 5 , und Weiß gewinnt. Was wir aus dieser Stellung lernen können: Es gibt nur wenige Endspiele, ausgenommen reine „Theoriestellungen", in denen man sklavisch bestimmten Regeln folgen darf. In unserer Stellung hatte sich Colle mit z w e i Strategemen auseinanderzusetzen: Schachgebote des schwarzen Freibauern und zugleich die Einsperrung auf hs zu vermeiden. Colle nahm die Schachgebote auf sich, um nicht eingesperrt zu werden!

Karlsbad 1929

37

3. K A P I T E L

Lenkung und Lockung

Eine berühmte Studie von Lasker Sie ist als Schöpfung des damals 21 jährigen Emanuel Lasker 1890 im „Deutschen Wochenschach" veröffentlicht worden und hat folgende Stellung: Kc8, Tf7, Bc7 — Ka6, Tc2, Bf2. Weiß gewinnt mit I . Kb8! (sonst . . . Ka7) 1 . . . . T b 2 f 2. Ka8! T c 2 3. T f 6 t K a s 4. K b 7 ! T b 2 f 5. K a 7 T c 2 6. T f s t Ka4 7. K b 7 T b 2 f 8. K a i T c 2 9. T f 4 f K a 3 10. Kb6 T b 2 f 1 1 . K a s ! T c 2 12. T f 3 f Ka(b)2 1 3 . T i 2 : ! .

Der Gedanke ist schon alt: Der italienische Theoretiker D . L . Ponziani zeigte in seinem „Giuoco degli Scaccchi" aus dem Jahre 1786(1) die Stellung Kh8, Tb7, Bh7 — Kf6 T f 2 mit den Zügen I . K g 8 T g 2 f 2. K f 8 ! T h 2 3. T b 6 f K f s ( ! ) 4. K g 7 T g 2 f 5- K f 7 T h 2 6. T b 5 t K f 4 7K g 7 T g 2 f 8. Kh6! T h 2 t 9- T h s . Lasker hat die Idee erweitert und die Darstellung zu einem vollkommenen Kunstwerk gestaltet, — das indessen von höchster Partiewahrscheinlichkeit ist. Zunächst wird bei Lasker der schwarze König durch ein Manöver, in dem Ver-

38

teidigung und Angriff einander abwechseln und das sich mehrmals wiederholt, auf dieselbe Reihe gelenkt oder besser genötigt, auf der der Turm steht, und dann wird mittels einer sogenannten „Halbfesselung", die zugleich ein Ablenkungsopfer enthält, die vertikale Wirkungskraft des schwarzen Turms ausgeschaltet. Diese Ablenkungsaktionen sind für Turmendspiele, in denen Freibauern vorhanden sind, geradezu typisch (vgl. etwa Stellung 50).

- und die Nutzanwendung 36

Opocensky — Keres (am Zuge) Schacholympiade Buenos Aires 1939

Fast genau die Lasker-Stellung mit vertauschten Farben! Keres siegte in der Manier, die Ponziani und Lasker gezeigt hatten: i . . . . K b 2 2. T b 8 f K a 2 3. Tc8 Th4f 4- K a s K b 2 5. T b 8 f K a 3 6. Tc8 T h 5 f 7- Ka6 K b 3 8. T b 8 f Ka4 9. Tc8 Th6f 10. K a 7 T h 7 : t , und das Spiel ist gewonnen.

36 A

36 B

Nemkov — Zelinski (am Zug) Riga 1978

ÜWI i W , •

Najdorf



Czerniak Zug)

Äußerst lehrreich ist diese neuere Partie. Schwarz zog I . . . . Ka5:? und verlor wie bei Lasker nach 2. K b 7 T b 2 f 3. K a 7 TC2 4. Test und so fort. Dabei hätte er die Partie wie folgt retten können: 1. . . . Ka7Ü, zum Beispiel a) 2. Kd8 Td2f 3. Ke8 Kb7 4. a6f Kc8 remis, oder b) 2. Te6 Td2 3. Te3 Ka8, und der schwarze König pendelt zwischen a7 und a8 hin und her.

Ii

(Schwarz

am

Tumierzyklus Buenos Aires 1939

Eine interessante Erweiterung des Laskerschen Manövers. Nach I . . . . T f 3 ? gewann Weiß mit 2. Th8. Weltmeister Aljechin, der bei dieser Partie „kiebitzte", glaubte, daß i. . . . Ta3! die Partie remis hält. 2. Kdy Tdßf 3. Kc7 Te3 4. T h j f Kb4!. Oder 4. . . . Kc4 5. Kd6. 5. Kd7 Td3f 6. Kc6 Te3 7. T h 4 f Ka5 8. Kd6 Td3f 9. KC5! gewinnt nach Bolbochan dennoch (9. . . . Te3 10. Th3:! Te7: 1 1 . T a 3 # , oder 9. . . . Tc3f 10. Kd4).

Vor Lasker gab man remis. . . 37



i

,VVi Tullidge — Witton (am Zuge) Adelaide 1887

39

Und hier noch ein Beispiel aus der Turnierpraxis; es ist das älteste, das wir gefunden haben: Schwarz zog I. . . . Thl, und die Gegner einigten sich auf Unentschieden. Nach der Partie aber stellte man fest, daß Weiß in der uns wohlbekannten Weise hätte gewinnen können: 2. 07! h2 3. Kt>7 T b i f 4. Ka6 Tci 5.Kb6Tbif6.Ka5 Tci7.Th3fKa2 8. Th2:f, und Weiß ist am Ziel. Auf 1. . . . Tb3 hätte Weiß übrigens mit 2. C7 Kb2 3. T d j ! gewonnen.

Eine alte Regel 38

T c i 5. d8D T e i f 6. Kf8 leicht gewinnt. 2. Th2 TC4(!). Falls 2. . . . Tc3, so 3. Tf2f nebst Ke7, was auch auf 2. . . . T d i folgt, und wenn 2. . . . Tc2, so 3. Td2! Td2:4. Kc7- 3- Tf2f K g 7 4. Tdil Tdi 5Ke7- Aber was soll das alles?! 5. . . . T e 4 f 6 - K d 6 T d 4 t 7- Ke6. Jetzt deutet sich an, daß der Turm räumlich recht beschränkt wohnt! 7. . . . Kf8. Nach 7. . . . KI17 kommt es zu dem gleichen Spiel, während 7. . . . Kg6 mit 8. T g 2 | Kh5(!) 9. Tg8 d2 io. d8D beantwortet wird. 8. Tfi-J- K g 7 9. T f 4 ! Sogar ohne Schachgebot! Weiß gewinnt. Also hat sich die Tarrasch-Regel trotz der scheinbar sinnwidrigen Einleitung doch wieder bewährt: Damit Weiß gewinnen konnte, mußte der Turm aus dem Paradies d4, in das er hineingelenkt worden war, wieder vertrieben werden!

,Herumgezwungener' Läufer Dr. A. Wotawa „Deutsche Schachzeitung", 1952 Weiß gewinnt

U m zu gewinnen, muß Weiß den schwarzen Turm, der berühmten Tarrasch-Regel widersprechend („Türme gehören hinter eigene und fremde Freibauern!"), gerade dorthin treiben, wohin er „gehört"! i . T h 7 f ! K£8. A m besten, da auf i. . . . Kg6 Weiß mit 2. Th2 Tc2 3. T h i d2 (oder 3. . . . Kf7 4. T f i t nebst Ke7 und evtl. Kd6) 4. Ke7 40

In einer Studie von Selesniew (Stellung 139) werden wir sehen, daß im Kampf gegen feindliche Freibauern die Läuferpartei der Gefahr gegenseitiger Behinderung von König und Läufer noch gerade entgehen kann: Zwar muß der weiße König das Feld e4 betreten, aber das bleibt ohne Schaden, weil der Läufer nach 7. . . . b2 nicht darauf angewiesen ist, die Verwandlung des Bauern von f5 aus zu verhindern, sondern diesen Auftrag von a2 aus erfüllen kann. Nun gibt es aber Situationen, in denen es dem „Bauernkönig" gelingt das gegnerische Verteidigungssystem durcheinan-

derzubringen. Der bekannteste Fall dieser Art ist wohl eine berühmte Studie von H. Otten (Ke4, Ba4, g4 — Kf6 Lg7; „ T h e Boy's O w n Paper", 1892), in der Weiß wie folgt gewinnt: 1. as Lf 8 2. Kds! Lh6. Es droht. . . Le3, und Weiß steht vor der Frage, wie er der Gefahr des Remis entgegenwirken soll. 3. Kd4 sieht zwar gut aus (3. . . . Lf8 4. a6 und gewinnt), läßt jedoch 3. . . . U 4 4. 3.6 Lb8 zu. 3. g5"f"ü. Mit diesem Lenkungsopfer erreicht Weiß zweierlei: Einmal wird der Läufer daran gehindert, zukünftig auf dem Wege über f8 Unruhe zu stiften, und zum anderen steht er nach 3. . . . Lg5: auf einer Schrägen, in der sein Bereich durch den eigenen König sozusagen halbiert wird. Die Folge: 4. Ke4 Lh4 5. Kf3!, und Weiß gewinnt. — Viele kennen die Studie von Otten, aber wenige werden mit dem Mechanismus der „erzwungenen Selbstbehinderung" vertraut sein. Wir haben es daher für zweckmäßig gehalten, die Lösung noch einmal ausführlich zu erläutern.

Bei Sackmanns Studie finden wir ein ähnliches Lenkungsmanöver, aber mit einer ganz anderen Zielsetzung: I. Lc8! L f i . Erzwungen, weil I. . . . Le6: ein verlorenes Bauernendspiel ergibt und 1. . . . Kd6 den Vorstoß 2. trj nicht verhindert. 2. e7 L b s 3. C4fü Kc4: 4. La6!. Siegreiche Rückkehr auf das Ausgangsfeld; Schwarz ist wegen der „Halbfesselung" des Läufers gegen die Umwandlung eines Bauern machtlos. Die prinzipielle Ähnlichkeit des Läuferzuges 4. La6 mit dem Zuge 13. Tf2: in der Studie von Lasker ist unverkennbar. Den besonderen Reiz der Sackmannschen Studie macht es aus, daß die Entscheidung nicht, wie es die Ausgangsstellung vermuten läßt, am K ö nigsflügel, sondern auf der anderen Seite des Bretts fällt.

Ablenkung ist auch Lenkung

f•!• • W.! F. Sackmann „Deutsche Schachblätter", 1909 Weiß gewinnt

Bannik (am Zuge) — Nikolajewsky UdSSR (Ukrainische Meisterschaft) 1958

41

Mit I . Lb6:! L c 3 (natürlich darf Schwarz den Läufer nicht nehmen) 2. La5Ü führte Weiß ein TempogewinnManöver durch, durch das er den wichtigen Bauern auf bs retten konnte. Der schwarze Läufer steht jetzt, ob er den weißen Kollegen verspeist oder nicht, den beiden Bauern hilflos gegenüber; Weiß gewinnt.

wirklich gewinnendes (Tempi gewinnendes!) Wesen. 6. . . . lAyj 7. d6 Lc6 8. L g 2 ! . Alles ist von der Sorge um den unersetzlichen a-Bauern bestimmt. Mit 8. a6? KC5! dagegen würde Weiß nicht mehr als Remis erreichen (9. d7 Ld7: 10. Ld7: Kb6). 8. . . . Kcs(!). Oder 8. . . . Ld7(bs) 9. a6.9. Lc6: K d 6 : 1 0 . Le8, und das Spiel ist gewonnen; z. B. 10.. . . Kcs 1 1 . Ka2 hs 12. Ka3: h4 13. Ka4 I13 14. Lhj.

Von gewinnendem Wesen 41

Ein kleines Zwischenschach 42

C. Raina Rumänische Studienmeisterschaft 1948, I. Preis Weiß gewinnt

Csanadi (am Zuge) — Forintos Budapest 1963

Ein ähnlicher Bauerngewinn, dem sich aber noch ein heftiger weiterer Kampf anschließt, wird in der Studie von Raina vorgeführt: I . Le4! K d 2 ! . Den BI13 darf Schwarz wegen 2. Lb7 nicht nehmen. 2. L b 7 K c 3 3. d5. Verfrüht wäre 3. La6:? LI13:! 4. d j Kb4! mit Remis. 3. . . . K b 4 4. La6: Lh3:(!). Dies ist stärker als 4. . . . La6: 5. d6! oder 4. . . . Lg2 5. d6 Lc6 6. Lb7!, und Weiß gewinnt. 5. L f i ! . Dasselbe Bild wie in der Partie! 5. . . . Lc8 6. Lh3Ü. Der Läufer zeigt ein 42

Nach 1 . Tc8?? LC3! gab Weiß die Partie, die er für klar remis gehalten hatte, enttäuscht verloren (2. Tc3:f Kg2). Verloren wurde auf diese Art eine Partie, die in der Tat „remis war"; Csanadi hatte da ganz recht! Er hätte nur ein kleines Zwischenschach geben müssen: 1 . T h 8 f K g 4 — d e n n 1. . . . K g 2 2 . T g 8 f ist ja nutzlos — und jetzt (jetzt erst!) 2. Tc8! (Thi? Lei), und das Spiel ist „klar

Wer sich in terminologischen Spielereien ergehen will, könnte den Zug i. . . . Lc3 als ein „lenkendes Sperropfer" bezeichnen; — lenkend deshalb, weil dem Turm nach 2. Tc3: Kg2 nicht mehr das Schach auf der g-Linie zur Verfügung steht.

Versäume keine Ablenkung . . . (. . . es könnte Matt sein!)

44

Das Hineinziehungs-Echo

43

Losew — Mititelu (am Zuge) Junioren-Länderkampf Bulgarien—Rumänien 1952

L. Prokes

UJCS-Turnier 1943, II. Preis Weiß gewinnt

Hineinziehungsopfer gibt es in vielerlei Gestalt. Entfalten sie sich aber in der Studie in voller Schönheit, so bleiben sie in der Partie nicht selten Angelegenheit des Glossators, der wieder einmal eine „ausgelassene Gelegenheit" vermerkt. Die Studie von Prokes zeigt in einfachster Form, und zwar mit zwei EchoVarianten, ein kombiniertes Sperr- und Hineinziehungsopfer mit nachfolgender Ablenkung ä la Lasker: I . b7 mit den beiden Möglichkeiten I . . . . K a s 2. L b s ! T b s : 3. T c s ! und 1 . . . . Käß 2. L b 3 ! T b 3 : 3. TC3!; Weiß gewinnt.

Der weiße König steht, wie man im Schach-Jargon so schön sagt, „auf Matt"; — eine Tatsache, die (auch) den Schwarzen hätte nachdenklich machen sollen. Mititelu aber war anscheinend der Ansicht, daß er Aussichten habe, seinen Freibauern durchzubringen; oder wollte er Remis forcieren? Wir wissen es nicht; jedenfalls spielte Schwarz I . . . . Tbl??, und nach 2. T a 6 f endete die Partie unentschieden. Wie aber wäre es mit i. . . . f2Ü 2. Tf2: Ta8! gewesen?! Mit diesem Opfer, das man je nach Geschmack als Ablenkungsopfer (Ablenkung von a6) oder als Hineinziehungsopfer bezeichnen kann (Hinlenkung auf die „tote" f-Linie), hätte Schwarz die Partie effektvoll beenden können.

Ein ähnliches Opfer bringt der Partie-, Problem- und Studienmeister H . Wee43

nink in folgender ebenso einfacher wie hübscher Studie: Kb2, LI14, Ba6 — Ke5, T g i ; Weiß gewinnt („Tijdschrift", 1917). 1. a7 T g 2 f (oder 1. . . . Tg8 2. Lg3f usw.) 2. Kbi(!). Nicht 2. Kb3? Tg8!3.Lg3t?Tg3:t.2. . . .Tgit3-Lei! Teirf 4. Kb2; der weiße König findet auf b5 einen sicheren Platz, weil ihm der Turm, behindert durch seinen eigenen König, nicht auf e5 Schach bieten kann.

2. K f i , weil 2. DI14: gh4: eben wegen jener getrennten Bauern sofortigen Verlust bedeutet hätte. — Aber was hat Schwarz nach dem Königszug erreicht? 2. . . . D h i f . im Hinblick auf 3. D g i Dgi.-f 4. K g i : d2 gab Weiß auf. — Eigentlich war es daher gar kein Tempogewinn, sondern eine ohne Zeitverlust erzwungene Verlagerung des Tauschfeldes von f2 nach g l , also ein Lenkungsmanöver. Aber das kommt hier auf dasselbe heraus.

Die Tauschfeldverlagerung 45

Viermal Lenkungsopfer!

Rieger — Starck (am Zuge) Kühlungsborn 1963

Der DDR-Meister Starck erzwang in einer Position, die wohl mancher für remis halten würde, durch ein lehrreiches Tempogewinn-Manöver den Sieg. Grundlage war die weltbekannte Tatsache, daß im Bauernendspiel zwei getrennte Freibauern manchmal stärker sind als verbundene. Allgemein gültige Regeln hierfür gibt es nicht; der Leser wird es in diesem Buch selbst des öfteren feststellen können. Schwarz zog I . . . . DI14! und erzwang dadurch die Antwort 44

A. A. Troitzky „Chess Amateur", 1916 Weiß gewinnt

Springer gegen Springer bei gegnerischem Freibauern, das ist eine Konstellation, die bei der kurzbeinigen Konstitution dieser Figuren immer die Gefahr von Ablenkungsmanövern mit sich bringt. Die Komposition Troitzkys ist ein klassisches Beispiel. I . d4 Kf4(!). Nach 1. . . . Ke4? 2. Sd6f (. . . Sd6: 3.37) hätten wir schon den ersten Streich. 2. Se7. Mit der bösen Absicht 2. . . . Sa7

3. Sc6!. Dies muß v o r dem Vorstoß des d-Bauern geschehen, denn 3. d j ? wird mit 3. . . . Ke5 4. Sc6f Kds:! 5. Say: b j ! 6. Sbs: Kc6 7. Ke2 Kb6 8. 37 Kb7 widerlegt, wonach eine theoretische Remisstellung erreicht ist. 3. . . . S b s . Natürlich darf Schwarz den Springer nicht schlagen, da sich nach 3. . . . Sc6: 4. d5 die beiden Bauern durchsetzen. 4. ds!. Der Springergewinn 4. a7? wäre trügerisch: 4. . . . Sa7: 5. Sa7: Ke4 6. Sbs Kds 7. Ke2 Kc4 8. Ke3 Kb5: mit Remis. 4. . . . K f s . Schwarz muß sich ins Unvermeidliche fügen (4. . . . Kg5 5. d6 Kf6 6. d 7 ) 5- Sd4t*. Z u m vierten Mal hat sich der Springer geopfert; Weiß gewinnt.

oder 1. g7? Sc6 2. Sf6 Se7 3. g8D Sg8: 4. Sg8: Kb4 5. Sf6 KC3; oder 1. Sf6? Sc6 2. Sd5 eds:! 3. edj: Sb4"t"! nebst. . . Sdj:. In allen Fällen behält Schwarz die Oberhand. Daher I . Se7! Sd7! 2. Sc6"j-!. Mit einer raffinierten Idee. 2. . . . K b 6 . Erzwungen. 3. Ses:! Sf6 4. SdrJ"! Sd7: 5. es!!. Weiß gewinnt. Mehrere Lenkungen auf Grund von Opferangeboten, und dann eine „Deplacierung" des schwarzen Springers durch einen einfachen Bauernzug (5. es), — ein eindrucksvolles Bild!

Nützliche Kenntnis 48 Eindrucksvolle Deplacierung

47

Wolf (am Zuge) — Dr. Balogh Fernpartie 1930

H. Rinck „L'Italia Scacchistica" 1920, III. Preis Weiß gewinnt

Weiß ist in hoher Verlustgefahr; wenn sich der schwarze Springer gegen den gefährlichen Freibauern opfern kann, sieht es böse für Weiß aus; z . B . i. Sh6? Sc6! 2. Sfi ef5:!! 3. efs: Se7 4. g7 Sg8!;

1. e6 Se4 2. e7 Sd6 3. Sd4 KJ17:4. Sbs:! Se8 5. SC7! Sc7: 6. b s K g 7 7. b6, und Schwarz gab auf. Die Gewinnführung hat einige Ähnlichkeit mit der in der Rinckstudie; diese war dem Führer der Weißen bekannt. Auf 2. . . . Sf6 hätte Weiß mit 3. Sd4 Kh7:4. Sbs: Kg7 (oder. . . Se8 5. SC7!) 5. Sd6 leicht gewonnen.

45

Mit feinster Delikatesse

Echt Bronstein!

49

50

Parma (am Zuge) — Gligoric

Bronstein (am Zuge) — Minie

Bled 1961

Länderkampf UdSSR — Jugoslawien, Lemberg 1962

Ein Wunder, daß sich Weiß nach 1 . Sa5: (Absicht: 1. . . . La5: 2. b4 mit Gewinnstellung) mit einem halben Punkt begnügen mußte! Gligoric antwortete

1 . g 4 f ü war ein genialer, echt Bronsteinscher Einfall. I . . . . Kg4:!?. Das war die Absicht von Weiß; der schwarze König sollte auf die vierte Reihe gelockt werden! Immerhin ist es fraglich, ob 1. . . . K e j oder . . . Kf6 besser gewesen wäre. 2. a6 es?. Wenn der jugoslawische Meister den teuflischen Plan seines Gegners durchschaut hätte, würde er wohl zu 2. . . . K f f ! gegriffen haben, was ihm nach 3. Tc7 Tb3 (es drohte bs) 4. Tc6: Tb 4 : 5 ; T e s t e 5 6. Ta 5 (g 4 f Kfc!) 6. . . . Tb8 7. a7 Ta8 noch Widerstand ermöglicht hätte. Nach dem Bauernzug kam es zur „Hauptvariante" Bronsteins: 3. Tc7 T b 3 4. Tc6: Tb4: 5. a7!, und Schwarz gab plötzheh auf, weil auf 5. . . .Ta4mit 6. Tc4f! ein uns wohlvertrautes typisches Ablenkungsopfer gefolgt wäre. — Ein Kabinettstück!

I.

. . . K b 2 Ü , u m auf 2. b 4 m i t 2. K a 3 !

einen der beien Bauern zu erobern. Zugleich enthielt der Königszug aber auch noch einen raffinierten LenkungsTrick: Da 2. K b j wegen 2. . . . Ka3 keinen Erfolg gehabt hätte, sah sich der damalige Jugendweltmeister zu 2. Kc4 genötigt, was zwar Schwarz in Zugzwang brachte, aber auch ein Geschenk für ihn enthielt. Jetzt war nämlich 2. . . . Las:! 3. b4 Lb6ü möglich geworden, und die Besetzung der Schräge a7/gi sicherte dem Schwarzen das Remis! 4. a5 L f 2 5. a6. Auch 4. bs hätte nach 4. . . . Ka3! 5. b6 (oder a6) 5. . . . Ka4! nichts am Ergebnis geändert. 5. . . . La7 6. K b s K c 3 7. Ka4 Lb6; Remis.

46

4- K A P I T E L

Schädliche Steine, Linien und Felder Eine der bekanntesten Studien in der gesamten Schachliteratur ist ein Werk des tschechoslowakischen Komponisten J. Moravec (Kh8, Ta2 — K g i , Bg7,115; „La Stratégie", 1913, X . (!) Preis). I . KJ17Ü h4 2. Kg6 h3 3. Kg5 hz 4. Kg4 h i D 5. Kg3, und Schwarz kann das Turmmatt auf ai wegen des „stehen gebliebenen" Bg7 nicht verhindern. Auch die Umwandlung des Bauern in einen Springer bleibt erfolglos: 4. . . . h i S f 5. K f 3 g 5 6. Td2! g 4 f 7- K g 4 : Sf2f 8. Kf3, und Weiß gewinnt (8 Shi 9. Ta2, Zugzwang, 8. . . . Sh3 9. Kg3). Wenn Schwarz, um allen diesen Mißhelligkeiten zu entgehen, nicht 1. (KI17) I14, sondern I . . . . g5 zieht, so folgt 2. Kg6 g4 3. K g s ! (auch hier muß Weiß materiellen Gelüsten widerstehen: 3. KI15:? macht nur remis!) 3. . . . g3 4. Kh4 g2 5. Kh 3 , und jetzt kann Weiß, weil der BI15 noch da ist, 5. . . . Khi mit 6. Tg2: beantworten (im anderen Falle wäre Schwarz patt!). Wenn ein Spieler solche Studien kennt, hat er in seinen eigenen Partien einen Kompaß für richtiges Verhalten. Kennt er sie nicht, kann er hereinfallen.

50 A

Klanski — Rodriguez (Israel 1965)

Ohne den ominösen Bauern b2 (entsprechend dem Bg7 in der Moravec-Studie) wäre die Partie in jedem Fall remis. Mit dem Bauern verlor Weiß, weil er nach 1. . . . T h 7 f fehlerhaft 2. Kb8? (statt richtig 2. Ka6!) spielte und nun ä la Moravec den kürzeren zog: 2. . . . K b s ! 3. a8D Kb6! und Weiß gab auf. Ein gutes Beispiel zum Thema „störender Bauer".

47

Der geschonte Pattschädling

P. Farago „Ceskoslovensky Sach", 1937 Weiß gewinnt

Wenn Weiß sofort i. g6? spielt, so kann Schwarz seine „überflüssigen" Bauern am Damenflügel zum Schlagen anbieten: 1. . . . a4f!. Es ist interessant, daß der Komponist in seinem Buch „Idei noi in Sahul Artistic" (Neue Ideen im Kunstschach) angibt, daß dadurch die Bauern „liquidiert werden" und Schwarz Remis erreicht: 2. Ka4: b3! 3. Kb3: h3 4. g7 h2 5. Kc2 K g i 6. g8Df K h i ; Unentschieden. — Zwar ist es richtig, daß Weiß nicht gewinnen kann, aber die Liquidation der Bauern wird Schwarz nicht erreichen, wenn Weiß auf 1. . . . a4f mit 2. Kb2(!) (oder Ka2) fortsetzt; z. B. 2. . . . aj-f (. . . b3 kommt nach 3. Ka3 im Endergebnis auf dasselbe heraus) 3. Kb3 a2 4. Ka2: b3f 5. Kb2 I13 6. g7 h2 7. Kc(a)i! (nach 7. g8D ist Schwarz Patt) 7. . . . b2f 8. K b i K g i 9. g8Df K h i , und das Spiel ist remis. Auch wenn der weiße König auf b2 und der

48

Bauer auf b3 stände, könnte Weiß nicht gewinnen, wie wir bei der Betrachtung der Lösung sehen werden: 1 . Ka4! b3 2. K b 3 : a4f 3- K a 3 ! . Daß jetzt König und Bauer auf der dritten und vierten Reihe stehen, macht den ganzen Unterschied aus! Es folgt 3. . . . h3 4. g6 hz 5. g7 K g i 6. g 8 D t K f i 7. D d s ! K g i 8. D g s f K f i 9. DI14 K g 2 1 0 . D g 4 t K f i 1 1 . D h 3 t K g i 12. D g 3 f K h i (erzwungen) 1 3 . Kb4! aj. Weiß hat einen Zug Zeit! 14. D f 2 ! nebst 15. Dfi+. Es leuchtet ein, daß das Ausweichmanöver des weißen Königs keinen Erfolg haben könnte, wenn der schwarze Bauer, gleichgültig, ob a- oder b-Bauer, schon auf der dritten Reihe stände: (13.) Kb3 a2, und dem Weißen bleibt keine Muße zu Df2. In diesem Fall ist also der schwarze Bauer unschädlich für Schwarz, und erst recht natürlich, wenn er schon auf a2 steht.

Im Interesse des Patts 52

P. Farago „Ceskoslovensky Sach" 1937, 1. ehr. Erw. Weiß hält unentschieden

Nach den Erkenntnissen, die wir aus dem vorigen Beispiel gewonnen haben, wird Ihnen, lieber Schachfreund, der Lösungszug I. a6ü wie eine reife Frucht in den Schoß fallen. Auf 1.115? hingegen würde Schwarz mit 1. . . . Ka6! den weißen a-Bauern „zu einem schädlichen deklarieren" und das Spiel nach bewährtem Muster gewinnen.

fSS?

Einer zuviel an Bord

53

Belkadi — Pachman (am Zuge) Schacholympiade München 1958

wäre ja nun frei) nicht gewinnen würde; sein König müßte auf b\ stehen! 7. 05 a2 8. c6 a i D 9. CJ. Aus den Lehrbüchern oder aus Erfahrung wissen wir, daß sich der König der schwächeren Partei bemühen muß, in die „kurze Ecke" zu gelangen, um sich dort notfalls pattsetzen zu lassen. Von Patt ist aber jetzt — eben wegen des Bc2! — keine Rede: 9. . . . D a 6 f 10. K d 7 D b s f 11. K d 8 D d s f 12. Ke8. „Normalerweise" würde statt dessen 12. Kc8 geschehen; aber hier hat dies keinen Erfolg, weil Schwarz mit 12. . . . Ka3! 13. Kb8 D b s f 14. Ka7 Dc6 15. Kb8 Db6"(" den König wieder nach c8 zurückzwingen würde. 12. . . . D c 6 f 13. K d 8 D d 6 f 14. K c 8 Ka3!. Natürlich hütet sich Schwarz, den Bc2 „pattzusetzen", d. h. zu stoppen! 15. 04 K b 4 1 6 . C5 K c s : Nun steht der schwarze König schon in der Gewinnzone, so daß er den Bauern verspeisen darf. 17. K b 7 D d 7 18. K b 8 K b 6 ; Schwarz gewinnt.

Fein überlegt

54 Zwar hinderte der Bc2 den Großmeister, sofort mit 1. . . . KC4:? ganze Arbeit zu leisten (nach 2. K f 4 Kc3 3. Ke4 ist es nur remis), aber auf I. . . . KC3! 2. K f 4 K b 2 ! gab der tunesische Meister Belkadi die Partie verloren; warum?! Einfach deswegen, weil jetzt plötzlich der Bc2 ein schädlicher Stein geworden ist! Schwarz hätte wie folgt gewonnen: 3. K e 4 K a 2 : 4 . K d s a4 5. K c s : a3 6. K d 6 K b 2 . Es ist bemerkenswert, daß Schwarz, wenn der Bc2 nicht vorhanden wäre, auch mit 6. . . . Kb3 (das Feld

Davidescu (am Zuge) — Niculescu Bukarest 1939

49

Schwarz erfreute sich des unangefochtenen Besitzes eines für das greifbar nahe Remis gar nicht nötigen Bauern auf g7; die Freude dauerte jedoch nur noch ganze zwei Züge. Weiß zog recht fein i . Ld6f!; er vermied es, sich mit i. 2rß um alle Aussichten zu bringen: i. . . . h2! 2. Ld6f KI13! mit Remis. 1. . . . Kf2. Oder 1. . . . Kf3, was nach 2. Lh2 Kf2 zu derselben Stellung führt. 2.

a7 giD 3. Lest Kfi 4- L g I : Kgi: 5.

des Turms — ein Gegenmittel: I . . . . IU12! Es folgt 2. Kd3 IU13 4- Ke4 KJ14 5. Kfs Khs, Doch nun macht 6. Tf8! Tay: 7. T h 8 t dem Schwarzen den Garaus. — Klassisch in seiner Einfachheit.

Wer am Zuge ist. . . 56

a8D h2 6. D a i f , und Weiß gewinnt dadurch, daß er den schwarzen König auf hi pattsetzt, indem er die D nach f2 bringt und nach einem Zug des Bg7 das Matt folgen läßt. — Ohne den Bg7 wäre das Spiel remis geblieben!

Von klassischer Einfachheit 55

A. Cheron (1895-1980) „La fin de partie une tour et un pion contre une tour", 1923 Schwarz am Zuge: Weiß gewinnt Weiß am Zuge: Remis

J. Gunst „Suomen Social Democrat" 1946, I. Preis Weiß gewinnt

Mit 1. Kc2 droht Weiß, den Turm von der h-Linie zu vertreiben und dadurch ein Turmschach auf h8 zu ermöglichen. Schwarz hat aber — unter dem Schutz 50

André Chéron, einer der bedeutendsten Endspieltheoretiker der Gegenwart und ein Meister des praktischen Spiels, hat diese Stellung in einem grundlegenden Aufsatz über das Endspiel von Turm und Bauer gegen Turm veröffentlicht. Nach 1. Ka2 Kc2 2. Ka3 Kc3 3. Ka4 Kc4 4. Kas Kc5 5. Ka6 hält Schwarz das Spiel mit 5. . . . Tc6f. 6. Kb7 Tb6f 7. Kc7(8) Ta6! remis; z. B. 8. Tc8 TaT-\ 9K b 8 j Kb6, oder 8. Kd7 Kdf! usw., oder 8. Kt>7 Tb6"|". Der weiße König kommt nicht dazu, den Bauern zu decken, ohne durch ein Schachgebot des schwarzen Turmes gestört zu werden.

Ist aber Schwarz am Zuge, so gewinnt Weiß! i . . . . KC2 2. Ka2 Kc3 3. Ka3 Kc4 4. Ka4 Kc5 5. Kas Kc6 (5. . . . KC4 5. Kb6 usw.) 6. Ka6 Kcs 7. Tb8. Zieht Schwarz2. ...Tc6(statt2. . . .Kc3),so folgt 3. Ka3 Ta6f (3. . . . Kc3 4. Ka4 Kc4 5. Kas) 4. Kb4 K b i 5. Kbs Ta2 6. Kb6! (6. Kc6 Kai! macht nur remis!) 6. . . . Tb2"t" 7. Kc6 Tc2f 8. Kdf usw. mit Gewinn. Auf 1 . . . . Tc6 endlich gewinnt Weiß mit 2. Ka2 Ta6f 3. Kb3 Kbi 4. Th8! (aber nicht 4. Kc4? Kai! 5. Kb5 Ta2, Remis) 4. Tb6f (es drohte Matt) j . Kc4, und Schwarz ist ohne Rettung.

Erst Versteckspiel (dann Wettlauf)

Spiel wäre es gekommen, wenn Schwarz 1. . . . K f j gezogen und Weiß darauf 2. Ta2 geantwortet hätte. 2. f4 würde in die Fortsetzung nach dem Partiezug 1. . . . Kf6 einmünden, und 2. Kh6? scheitert an 2.

...

Th4:t-

Also 1. . . . Kf5 2. Ta2 Ta6 3. f4 (Tai a2) 3. . . .Ta8 4.Kh6Ta7 5 . h 5 K f 6 6 . f 5 T a s 7. KI17 Ta8 8. h6 Kf7 9. f6 Ta6 10. Kh8 Ta7, und jetzt muß Weiß seinen König mit 1 1 . KI17 Ta8 pattsetzen lassen, worauf Schwarz leicht gewinnt. Nach dem in der Partie geschehenen (etwas stärkeren, weil dem Gegner nicht so viel Wahl lassenden) Zuge I. . . . KF6 fiel das Versteckspiel ganz und gar aus; im Gegenteil hätte es zu einem aufregenden Wettlauf kommen sollen! 2. ¿4! (2. Ta2? K f s 3. f4 Ta6!) 2. . . . K f s 3. K h 6 a2!. Nach 3. . . . Ta7? 4. Ta2! würde Schwarz bei der späteren Jagd um einen Zug zu spät kommen. 4. K g 7 T a j f 5. Kh6 (Kf8 würde auf dasselbe herauskommen) 5. . . . T a 6 f ! 6. K g 7 ! (6. Khs? Ta8 7. Kh6 Ta7 8.115 Kf6) 6. . . . T a 7 t 7- Kh6 T a 6 f (Zeitnoteinlage) 8. K g 7 K£4:!. Nicht jedoch 8. . . . Kg4? 9. hj! KJ15: 10. f j ! mit Remis. 9. h5?. Schade! Der auf Zeitnot beruhende Bauernzug bedeutet einen schwerwiegenden Tempoverlust. Es folgte 9. . . . K g 5 , und Weiß gab auf (10. h6 Ta7f 1 1 . Kf8 Kh6: 12. Ke8 Kg6 13. Kd8 Kfs 14. Kc8 Ke4 15. Kb8 Ta3 16. Kb7 Kds 17. Kb6 KC4).

Wamper — Staudte (am Zuge) Aachen 1948

Nicht nur hinter eigenen, sondern auch hinter fremden Bauern kann sich der König verstecken! Zu einem solchen

Hätte Weiß 9. Kf7.' (statt 9. hj) gezogen, so wäre ein höchst spannendes Wettrennen entstanden, bei dem Weiß nur um ein einziges Tempo zu spät ist: 9. (Kf7) Kg4 10. Ke7 KI14: 1 1 . Kd7 Kg4 12. Kc7 Kf4 13. Kb7 Ta3 14. Kb6 Ke4 15. K b j Kd3! (Kd4? macht nur remis!) 16. Kb4 Ta8 17. Kb3 Tb8j"! 18. Ka2: Kc2!, und Schwarz gewinnt den Turm. Auf 18. 5i

Ka3 KC2! 19. Ta2:F KC3! erhalten wir ein hübsches Echo.

Mit kunstvollen Manövern

H. Seyboth „Deutsches Wochenschach", 1899 Weiß hält unentschieden Stellung nach 17. Kb3 (Variante)

Selbstverständlich gibt es mit diesem Thema auch zahlreiche Studien. Abgesehen von der Studie Seyboths (vgl. die nächste Stellung), bei der das Motiv in der Verführung auftaucht, scheint uns das älteste Beispiel ein im „Deutschen Wochenschach" 1907 erschienenes Stück von L . Ahrend zu sein: Kf4, Tc6, Ba6 — K b i , Tei, Bb3; Weiß gewinnt. 1.

a7 Te8 2. Tb6 Ta8 3. Tb3:f Ka2 4. Tb7

Ka3 5. K e j Ka4 6. Kd6 usw. wie in der Partie.

Eine andere Studie stammt von F. Benesch („Wiener Neueste Nachrichten" 1935; Kes, Ta6, Ba7 — Kb3, Ta8, Be7; Weiß gewinnt). Die hier interessierende Variante lautet 1. K d j e6f(5) 2. Ke6(s): Kb4 3- Kd6 Kb5 4. Tai Kb6 5. T b i f , und Weiß gewinnt.

52

Wenn Weiß 1. Kb4? zieht, haben wir nach 1. . . . Kd3! 2. Kb3 steingetreu die Gewinnvariante der vorigen Stellung erreicht. Weiß kann aber besser spielen: 1. KC4Ü, worauf das Spiel nach I . . . . Kd2 2. Kb3 Tb8f 3. KC4! Tb2 remis ist, dem Weißen aber noch eine neue Aufgabe gestellt wird: 4. Kd4? wäre wegen 4. . . . T b 4 | ! nebst . . . Ta4! verfehlt, und nach 4. Thi! Kc2 (4. . . . Ke3 5. Tai) muß Weiß 5. Tai! (oder auch 5. Th2"t") spielen, was das Remis klarstellt. Falsch wäre aber (für Übergänge in dieses Endspiel zu merken!) der Abwartezug 5. T g i ? Tb8!, worauf wiederum Schwarz siegreich bleibt! Die Gewinnführung ist interessant: 6. T g 2 f K b i ! 7. T g i t Kb2 8. T g 2 t Ka 3 ! 9 - T g 3 f ( ! ) K a 4 10. T g 7 ( o d e r i o . T g i T b i n . T g 8 T c i f ) 10. . . . T b j ! 11. T g i Tbl nebst . . . T c i f , und der Bauer ist nicht mehr aufzuhalten.

Wir wollen in diesem Zusammenhang noch eine niedliche kleine TurmfangStudie von A. A. T r o i t z k y erwähnen, die 1896 in der Deutschen Schachzeitung veröffentlicht worden ist und folgende Stellung hat: Kg4, Ta8, Ba7 — Kg2, Tai; Weiß gewinnt. 1. Kf4 Kf2. Natürlich muß der schwarze König die Bewegungen des weißen Königs nachahmen. 2. Ke4Ke2 3. Kd4Kd2 4. KC5! Kc3 5. Tc8ü Ta7: 6. Kb6f, und der Turm fällt. Falls im vierten Zuge . . . T c i f , so 5. Kb4 T b i f 6. Ka3 T a i f 7. Kb2 mit Gewinn. Stehen jedoch die beiden Könige auf der fünften und siebten Reihe (wKg7, sKgj), dann bleibt, wie J. Berger 1922 nachgewiesen hat, das Spiel remis! 1. Kf7 Kf5 2.Ke7Ke5 3.Kd7Kd5 4. KC7KC5 5. Kb7 (oder 5. Tc8 Ta7.f 6. Kb8f Kb6) 5. . . . T b i f mit Remis.

Freude am Besitz (. . . bringt Verlust)

Mit I. C5? landete Weiß auf dem schnellsten Wege in der Seybothschen Verführungsvariante (vgl. die vorige Stellung): 1. . . . T h 6 f ! 2. Ke7 K d s 3. Kf7 Kcs: 4. Kg7 T h 3 5. Kg6 Kd4 6. Kg5 Ke3 7Kg4 Th8 8. Kg3 T g 8 f , und Schwarz gewann. Weiß hätte sich unverzüglich von seinem Bauern trennen müssen, — aber wer tut das gern?! Hier kam es auf die Erkenntnis an, daß Weiß den Bauern (durch dessen Forcierung unter Turmopfer er wohl bequem zu remisieren gedacht hatte) nicht über das Feld C5 hinaus vorstoßen konnte; Weiß mußte sich somit auf das Spiel mit Turm gegen Turm und Bauer einstellen. Der Partiezug 1. C5? bedeutete daher einen Temporverlust, den Weiß nicht mehr gutmachen konnte. So ergibt sich I . Ke6! als die richtige, zum Remis führende Fortsetzung, da Schwarz ebensoviele Züge benötigt, den Bauern auf C4 zu erobern wie auf C5. Nach 1. . . . Kd4 (1. . . . Th6f 2. Kf7 bringt keinen Nutzen) 2. Kf6 KC4: 3. Kg6 aber erweist sich, daß Schwarz um einen Zug zu kurz kommt: 3. . . . Th8 4. Kg5 Kd4 5- ^ 4 ! . Nach 5. Kg4? allerdings wäre alles vertan, weil Schwarz das Gewinnfeld e3 erreicht. Mit 5. Kf4 aber erzwingt Weiß einen nutzlosen Zug des Gegners, und nach 6. Kg3 fällt der Bauer.

Neustadt (am Zuge) — Wolkewitsch Moskau 1958

53

Das Pattversteck 61

ist eine uralte Ponziani-Stellung aus dem Jahre 1769 (!), die so aussieht: Khi, Ta8, Ba7 — Kg5, Ta2, Bh4. Schwarz am Zuge erzwingt in seiner mißlichen Lage mit 1. . . . Kg4! 2. Tg8f KI13! 3. a8D T a i f ! das Patt.

Niedergerissener Schutzwall 62

Kluger — Sandor (am Zuge) Ungarische Meisterschaft 1955

Der Zug I. . . . Kg4! war von der Tatsache bestimmt, daß der schwarze König eines sicheren Hafens bedurfte und ihm die Fortsetzung i. . . . Kf6? 2. a7! Kg7 (2. . . . Kf7? 3. Th8! mit der altbekannten Umgehung) 3. f6"f! einen schnellen Untergang beschert haben würde. 2. a7. Der Versuch 2. (5 würde nach 1. ... Ta2f 3. K f i Kf3 4. Kei Te2f keinen Erfolg gezeitigt haben; z. B. 5. Kdi Te7! 6. Th8 (oder 6. f6 Tf7, was auch auf 6. a7 geschehen würde) 6. . . . Ta7 7. Th6 (oder 7. Thj: Ta6:) 7. . . . Kg4 mit Remis. 2. ... Ta2f 3. K g l K f 3 ! . Der weiße f-Bauer bietet willkommenen Schutz! 4. K h i . Auf 4. fs würde Schwarz die Lage mit 5. . . . Tg2f 6. Khi Tg7! mühelos meistern. Aber jetzt droht dieser Vormarsch. 4. . . . I14!!. Ein schöner Gedanke. 5. £5 K g 3 ! . Erzwungen und zwingend. 6. T g 8 f KI13! 7. K g l . Denn nach 7. a8D T a i f ! 8. Dai: wäre Schwarz patt. 7. . . . T g 2 f ! 8. T g 2 : , Patt! Was wohl beide Spieler (und vermutlich auch die Preisrichter: Sandor erhielt einen Sonderpreis) nicht gekannt haben, 54

J. Kling 186«

Weiß gewinnt

Wir haben gesehen, wie Sandor in der vorigen Stellung seinen Bauern als Pattschutz für seinen König benutzt hat. In Klings klassischer Studie, in der es keine „letzte Zuflucht" gibt, verfügt jedoch Schwarz nach I. f 7 über eine scheinbar gleichwertige Verteidigung; sein König ist vor einem Turmschach gesichert. Aber der Schutzwall wird niedergerissen! 1 . . . . T i s 2. a4t-' Kb4(!) 3- as!, und Weiß gewinnt. Wenn Schwarz diesem Ungemach vorbeugen will, kann er 1. . . . Tc7(!) spielen, aber auch das rettet ihn nicht: 2. Kb3 (am einfachsten) 2. . . . Kcs (oder 2. . . Kc6 3. Kb4 b5 4. a3) 3. a4 Kc6 4. Kb4. Jetzt ist Schwarz in Zugzwang geraten;

entweder muß sich der König aus dem Schutz des Turms herausbegeben, oder der Turm muß das Schach auf c8 zulassen.

Komplizierte Versteckwahl

63

3. Kd5 KfsL Nicht aber 3. . . . Td7f? 4. Kc6 Tf7 5. Kb6, und Weiß gewinnt. 4. Kd6 (Kc6 Tf6f) 4. • • . Kf6! 5. Kc6 Kfs 6. Kcs Kf4! 7- Kb6 Tföf 8. Kc7 T f r t 9Kc6 Kfs! (dies folgt auch auf 9. Kd6) 10. Kb6 Tf6f 11. Kc7 T f 7 t 12. Kd6. Weiß kommt nicht weiter; Remis! Cheron hat diese „Versteckspielereien" systematisch untersucht; aber auch andere Komponisten, z. B. Grigoriew und Moravec, haben sich um das Thema bemüht. In den Anmerkungen zu der Studie von Seyboth (Stellung 59) findet der Leser zwei weitere Beispiele von Berger und Troitzky.

Der tiefe Schlaf . . . 64 A. Cheron „La fin de parue une tour et un pion contre une tour",

1923

Schwarz hält unentschieden (Stellung nach 2. Kd4)

In der Cheronschen Stellung steht der weiße König auf e4 und der schwarze Turm auf {7. Schwarz beginnt mit 1. . . . T e j f und fährt nach 2. K d 4 mit 2. . . . Tf7Ü fort. Es ist klar, daß der schwarze Turm dem weißen König den Weg zum Freibauern nicht verlegen kann. So scheint es gleichgültig, ob Schwarz den Textzug oder 2. . . . Ke6 wählt. Und dennoch ist der — an sich näherliegende — Königszug ein entscheidender Fehler! Auf 2. . . . Ke6? gewinnt Weiß mit 3. K c j Kes (erzwungen) 4. Kc6!, wonach Schwarz drei unzureichende Möglichkeiten hat: 4. . . . Ke4 5. Kd6!, oder 4. . . . Te6f 5. Kdy!, oder 4. . . . Ke6 5. Kb6 Ke5 6. Th8, in allen Fällen mit leichtem Gewinn für Weiß.

Thelen (am Zuge) — Florian Zlin 1945

Weiß zog 1. Ka7: Ta4:f 2. Kb6:??, und nach 2. . . . T b 4 : f erfreute sich Schwarz, vielleicht ein wenig erschöpft ob des ausgestandenen Schreckens, bester Gesundheit. Schlimm hätte es dagegen um den Patienten ausgesehen, wenn Meister Thelen auf 2. Kb7! (2. . . . Tb4:?? 3. Th4'j'!) verfallen wäre! Da der weiße Bauer erhalten bleibt, der schwarze 55

jedoch verloren geht, hätte Meister Florian vor einem harten Kampf um das Remis gestanden.

Fehler im Kalkül 65

hi usw. kommt er um ein Tempo zu spät.

66

/¡XX!" ttW, Vlk (am Zuge) — Nüsken Prins — Dr. Lehmann (am Zuge) Schacholympiade Leipzig i960

Schwarz wurde mit I. . . . Tg6?? das Opfer eines Fehlers im Kalkül; er „kalkulierte": 2. T i n geht nicht, weil der Turm gefesselt ist; also muß 2. Tg6: geschehen, oder Weiß gibt endlich auf. — Der raffinierte Holländer, ein ganz gewiegter Versteckspieler, zog jedoch 2. c6fü und unterbrach damit unter Tempogewinn die waagerechte Turmlinie!

Nach 2. ... bcti: 3. Tf2: Kd6 4. Td2t

Ke5 5. TC2 war Lehmann um einen halben Punkt ärmer. — Mit 1. . . . Key! hätte er leicht gewonnen; z. B. 2. Tf3 Tg6f nebst . . . Tf6.

Schädliche Schräge (vgl. das Stellungsbild rechts oben)

Weiß zog 1. KC3? und gab nach I. . . . Kg4 2. Ki>3: KI14: den Kampf verloren; mit Recht, denn auf 3. Kb4 K g j ! 4. Kbs

56

Eisleben 1950

Ein unscheinbarer Bauernzug aber hätte dem Weißen zu einem schönen Remis verholfen: i. £3!!. Zunächst sieht das unverständlich aus, weil zwar Schwarz nun einen Zug länger braucht, um den BI14 zu erobern, aber auch Weiß einen Zug hat aufwenden müssen. Doch der feine Sinn des Bauernvorstoßes wird deutlich, wenn man einmal „stur weiterspielt": 1. (f3) Kf4 2. KC3 Kg3 3. Kb3: KI14: 4. Kb4 Kg3 s. Kbs I15 6. Kb6:114 7. as h3 8. a6. Nun wird es auch dem größten Skeptiker klar, daß der eigentliche Zweck des Zuges 1. f3 darin bestand, die Schräge a8/hi für die neue schwarze Dame zu sperren! 8. . . . h2 Jetzt steht der schwarze König zwei Freibauern gegenüber, die durch z w e i Linien voneinander getrennt sind. Solche Bauern können ungemein gefährlich sein (vgl. Stellung 192). Hier sind sie es aber nicht, weil der d-Bauer noch zurückgeblieben ist; Schwarz würde sogar dann gewinnen, wenn jetzt W e i ß am Zuge wäre. Es geschah 4. . . . Ke6 5. d4 K f s 6. ds K g s : 7- ¿6 K f 6 . Schwarz eroberte den Bauern und gewann durch Zugzwang. *

Zu derselben Stellung mit derselben Fortsetzung ist es in der russischen Damenmeisterschaft 1963 zwischen Frau Borissenko und Frau Sworykina gekommen! Ein Spiel des Zufalls.

Der übersehene Zugzwang 190

Goldberg (am Zuge) — Juk Ermolajew — Karpitzky (am Zuge) UdSSR 1950

Für den „autarken Doppelbauern" greifen wir eine einfache Stellung aus der praktischen Partie heraus: Mit I. . . . 34 gewann Schwarz ähnlich wie Weiß in der vorigen Stellung. Es folgte 2. Ke4 136

UdSSR 1933

Die weiße Stellung sieht gefährdet aus; genauer gesagt: sie ist verloren. Wie kann es zugehen, daß Weiß die Partie gewann?! Meister Goldberg zog I . hs; die Antwort war 1 . . . . a4, was zwar schon

ungenau war (besser i. . . . Ke7), aber noch nichts verdarb. 2. gsj - K f s ? . Der erste Fehler; er gibt den Gewinn aus der Hand. Richtig war es, mit dem König über e j und g8 nach I17 zu gehen und dann . . . f6 zu spielen; z. B. 2. . . . Ke7 3. KC3. Wenn Weiß 3. h6 zieht, geht der Bauer nach . . . gh6: nebst. . . Kf8! usw. verloren. Rückt aber Weiß mit dem £- und dem g-Bauern vor (3. £5 Kf8 4. g6), so wird der g-Bauer geschlagen, und der schwarze König kehrt über e j zurück; Weiß verliert sämtliche Bauern. 3. . . . Kf8 4. Kb2 Kg8 5. Kc3 KI17 6. Kb2 f6 7. Kc3 (g6f Kh6) 7. . . . fg5: 8. £g 5: Kg 8 mit siegreichem Rückmarsch des Königs. Nach dem Textzug 2. . . . Kfs ist der Weg zum Feld I17 endgültig versperrt. 3. K c 3 Ke6?. Nun verliert Schwarz sogar! Mit 3. . . . f6! 4. g6! Ke6 war noch Remis zu haben. 4. h6! gh6: 5. gh6: K£6 6. f s ! , und Weiß gewinnt wie bei Horwitz und Kling (Nr. 188).

Bauern gewinnen „von selbst" 191

Kopetzky — Michel (am Zuge)

Wien 1951

Schwarz zog 1 . . . . T d s , was Meister Kopetzky erstaunlicherweise mit 2. Ke4?? beantwortete. Obwohl dies der erste Zug nach der Wiederaufnahme der Partie war (Kopetzky hatte Tf2—f5 abgegeben), ließ sich Weiß mit dem Turmtausch (richtig 2. Tf2!) einen schweren Fehler zuschulden kommen; er hatte den Übergang ins Bauernendspiel falsch berechnet! Paul Michel erwiderte 2 . . . . T e 5 f ( ! ) , und nach 3. T e 5 : f f e s : war ein für Schwarz auf Gewinn stehendes Bauernendspiel entstanden. Dasselbe wäre der Fall gewesen, wenn Weiß 3. Kf4 (statt Te5:t) gespielt hätte. Es folgt dann 3. . . . Tf5:f 4. g f 5 : | Kd5 (dieses Feld freizumachen, war der Zweck von 2. . . . Te5"(") 5. g4 h6!. Verfrüht wäre 5. . . . C4 6. bc4: bc4: 7. Ke3; Schwarz muß zunächst den weißen Königsflügel schwächen (oder das Feld es gewinnen, ohne schon mit. . . C4 losgeschlagen zu haben). Auf (5. . . . h6) 6. Ke3 gewinnt Schwarz leicht mit 6. . . . K e j , während nach 6. h4 nun unbesorgt 6. . . . C4 usw. folgen kann. Aber auch der Tausch auf es rettete Weiß nicht. 4. g5 35 5. I14 04.

192

Stelung nach 5. . . . C4 137

6. bc4:(oder6. h5cb3:7. ab3:a4usw.) 6. . . . b4!. Das ist die Spitze der schwarzen Manöver! Weiß geht daran zugrunde, daß er Bauern gegenübersteht, die durch zwei Linien voneinander getrennt sind. Im Gegensatz zu Stellung 189 sind sie hier aber „gefährlich", und nicht nur das! 7. h5. Oder 7. Kd3 a4 8. KC2 (falls 8. hs, so 8. . . . b3 9. ab3: a3 10. K C 2 e4 usw.) 8. . . . e4 9. I15 e3 nebst. . . b3; Schwarz gewinnt. 7. . . . a4 8. g6 hg6: 9. H6 K f 6 10. I17. Ein typisches Manöver: Weiß sucht den schwarzen König auf die achte Reihe zu lenken (was ihn ja kein Tempo kostet), um seinen anderen Bauern mit Schach verwandeln zu können. Aber hier kommt er um einen Zug zu spät. 10. . . . K g 7 I I . h 8 D t K h 8 : 1 2 . 05 b3 13. abß: ab3:!. Aber nicht 13. . . . a3 (??), was zwar in ähnlichen Fällen empfehlenswert sein kann, hier aber wegen des Schachs auf c8 einen halben Punkt kosten würde. Weiß gab auf (14. c6 b2 — mit Schachdrohung! — oder 14. Kd3 e4f 15. Kc3 ej 16. c6 e2 — wieder mit Schachdrohung! — 17. Kd2 e i D f 18. Kei: b2, und Schwarz gewinnt). E i n Tempo hat den Kampf entschieden, und die Bauern haben „von selbst" gewonnen!

138

Klassischer Durchbruch 193

Svacina (am Zuge) — H. Müller Wien 1941

Ursprünglich standen die beiden Könige auf dl und d3(!). Warum hatte Meister Hans Müller durch „scheinbar klägliche Defensivzüge" (K. Richter in den unübertrefflichen „Kurzgeschichten um Schachfiguren") den weißen König nach vorn gelockt? Der Verlauf zeigt es: 1 . Kc6?. Der Verlustzug! Reumütig hätte der weiße König umkehren müssen (1. Kb4 usw.). 1 . . . . g4! (letzte Vorbereitung . . . ) 2. K c s f4Ü 3. ef4: (gf4: h4 usw.) 3. . . . I14!. Stünde der Bg3 noch auf h2, so hätte das ganze Unternehmen keinen Sinn gehabt. Wir sehen hier, daß trotz gleicher Bauernzahl der Doppelbauer eine entscheidende Schwäche in der weißen Stellung bedeutet. 4. gh4: g3! 5. f g 3 : e3, und Schwarz gewann. Das ist einer der schönsten — und zugleich lehrreichsten — Bauerndurchbriiche, die wir kennen.

Warum so pessimistisch? 194

mm • !

B ES B l I • ES 1

Dr. Trojanescu (am Zuge) — Ichim Jasy 1948

Die Partie wurde remis gegeben, da Schwarz glaubte, sein Bauernübergewicht wegen des gedeckten Freibauern auf e j nicht verwerten zu können. In der Analyse wurde aber ein lehrreicher Gewinn entdeckt: 1 . K g 2 . Nach 1. e4f? de4: 2. Ke3 g3 3. hg3: I13! (4. K f 2 e3f) hätten wir wieder einen Fall ä la Kopetzky — Michel. 1 . . . . Ke6! 2. K f 2 . Interessant wäre der Versuch 2. I13; Schwarz würde dann sowohl mit 2. . . . g3 als auch mit 2. . . . gh3:,j' gewinnen (vgl. unten). 2. ... K d 7 3. K g 2 KC7! 4. K f 2 b6! 5. a b 6 : f . A u f 5 . Kg2würde5. . . . b a s : 6. baj: Kd7 7. Kf2 Ke6! 7. Kg2 05! folgen, wonach Schwarz leicht gewinnt. 5. . . . Kb6: 6. K g 2 K c 7 7. K£2 K d 7 8. K g 2 Ke6 9. K f 2 C5Ü Selbst hier ist dieser Aufrollungs- und Durchbruchszug möglich. 10. bcs:. Erzwungen, denn nach 10. dcj: würde sich der schwarze König, nachdem er Be5 beseitigt hat, in aller Gemütsruhe nach c6 begeben und dann mit . . . a5 endgültig aufrollen (und aufräumen). 10. . . . Kd7!.

Immer noch muß er vorsichtig sein! Nach 10. . . . a5? würde 1 1 . c6 geschehen, und im nächsten Zuge würde Weiß seinerseits mit 12. e4! das kleine schwarze Zentrum aufrollen. Ergebnis: Mindestens Remis für Weiß. 1 1 . e4. Aber jetzt ist dieser (erzwungene) Versuch ohne Erfolg. 1 1 . de4: 12. ds. Nun kann Schwarz auf mehrere Arten gewinnen: Altbekannt ist bei dieser Bauernfront das Manöver 12. . . . Kd8!, womit der König die Bauern aufhält (13. c6 KC7!, 13. d6 Kd7! und 13. e6 Ke7!). Eine Studie von J . Bething (1929) veranschaulicht den Zugzwangscharakter solcher Stellungen eindringlich: Kg2, Bas, b7, c6 — Kb8, Bf4, g4, I14; Weiß gewinnt. 1. K g i ! (1. a6? g3!, oder 1. Kf(h)i? h(f)3! mit Gewinn für Schwarz!) 1. . . . Ka(c)7 2. b8Df! Kb8: 3. a6!, und Weiß siegt durch Zugzwang. In unserem Partie-Beispiel gewinnt Schwarz aber an Stelle von 12. . . . Kd8 auch mit 12. . . . g 3 | ohne Mühe; z. B. 13. hg3: I13 14. e6f Ke7 (auch . . . Kd8 würde ausreichen) 15. c6 Kd6. Wir müssen jetzt noch die Folgen von (1. K g 2 K e 6 2. hß betrachten. Antwortet Schwarz darauf mit 2. . . . g3, so kann er nach 3. Kf3 den gleichen Weg einschlagen wie oben dargestellt (3. . . . Kd7 usw.). Möglich ist aber auch ein Durchbruch am Königsflügel, wobei er bei bestem weißen Spiel ein gewonnenes Damenendspiel erhält. Man sehe: 3. . . . Kf5 4. Kg2 g5 5. Kf3 g4t 6. hg4:t Kg5 7. Ke2! (7. Kg2? Kg4:! führt zum „Mattangriff" 8. e6 h3t 9. K g i Kf3 10. ej h2f I i . Khi Kf2) 7. ... Kg4: 8. e6 g2 9. Kf2 Kh3 10. e7 (10. K g i ? Kg3) 10. . . . Kh2 1 1 . e8D g i D f 12. Kf3 Dg2f 13. Kf4 De4f und gewinnt. Nach 1. Kg2 Ke6 2. h3 gewinnt 139

Schwarz aber nicht nur mit 2. . . . g3, sondern auch mit 2. . . . gh3:f 3. KI13: g5. Auf 4. Kg4 bringt Schwarz den weißen König durch einen Dreiecksmarsch in Zugzwang; Weiß kann ihn nicht nachmachen: 4. . . . K e 7 5. Kf(h)3 Kfy! 6. Kg4 Ke6. Muß aber der weiße König seinem Kollegen den Weg nach f 5 freimachen, so ist der Gewinn leicht: 7. K f 3 K f 5 8. Kg2 g4 9- Kh2 g 3 t 10. IÜ13 Kg5 1 1 . Kg2 Kg4 usw. Ein reichhaltiges Bauernendspiel, das wir vor allem für die in dieser Endspielgattung weniger erfahrenen Schachfreunde so ausführlich untersucht haben.

Raffiniertes Tempospiel 195

wirklicht (oder als gewinnbringende Drohung verwandt) werden. 1 . K f 3 Ü . Nicht aber sofort 1. Ke4? 05! 2. Kd3 Ke8 (oder 2. Kf4 d3), und Weiß kann das benötigte Tempo nicht mehr gewinnen. Nach 1. Kf3 hat Schwarz verschiedene Möglichkeiten: 1. . . . d3? 2. Ke3, oder 1. . . . Ke8 2. Ke4! C5 3. Kdi! usw. wie im Hauptspiel, oder 1. . . . C 5 2 . Ke4Ke83. Den stärksten Widerstand (der das Spiel um einen Zug verlängert) leistet I . . . . c6!, was mit 2. K f 4 ! beantwortet werden muß. 2. . . . 05 ( 2 . . . . Ke8 3. Kes) 3. Ke4 Ke8 (jetzt erzwungen) 4. K d s ! Kd7!. Am besten. Auf 4. . . . Kf7 (Schwarz muß ja etwas gegen die Drohung Ke6 tun) folgt 5. Kd6 d3 6. Kd7 d2 7. e8Df mit Gewinn. 5. K c 4 Ke8 6. K c s : ! . Darauf kam es an! 6. . . . d3 7. Kd6, und Weiß gewinnt.

Weiß fand den Weg 196

J. Behring „Rigaer Tageblatt", 1894 Weiß gewinnt

Wenn der schwarze König auf e8 stünde, würde Weiß durch i. K e j mit der Doppeldrohung Kd4: und Ke6 nebst f7=t= sofort gewinnen. Wir kennen dieses Bauernmatt schon aus der vorigen Stellung (Dr. Trojanescu — Ichim); bei Behting kann es aber nur mit einem tiefdurchdachten Tempomanöver ver140

Sunyer (am Zuge) — Castilla Barcelona 1932

Erstaunlich, welche Überraschungen der alte Ben Akiba zuweilen beschert: So, wie „alles schon dagewesen ist", kann man auch sagen: „Alles kommt

wieder"! In unserer Stellung steht Weiß etwas besser als in Behrings Studie, weil sich, wenn Weiß den Gegner mit i. Kf 4? d5 2. Kgs umgehen will, der e-Bauer nicht mit Schach verwandelt. Aber dieser Umstand hilft dem Weißen nicht: 2. (Kg5) e3 3. Kh6 e2 4. KI17 e i D 5. g8Df Kf6: 6. Dg6f Key!. Auch mit 2. Ke3 hat Weiß wie bei Behring wegen 2. . . . Kg8 keinen Erfolg. Also 1. Kgß! (d6(!) 2. Kg4! ds 3- Kf4 Ke8 4. Kgs! IÜ17 (4. . . . Kf7 5. Kh6 usw.) 5. K f 5 e3 6. Ke6 Kg8 (oder 6. . . . e2 7. Kf7) 7. K e 7 , und Schwarz gab auf.

3. Ke4!. Nach 3. Kes? Ke7 4. Kd4(!) Kf6 wäre Weiß verloren, weil 5. Ke4 mit 5. . . . g4! beantwortet würde: 6. K f 4 g 3 7. K g 3 : K f 5 : 8 . Kf3 g6! (oder 8. . . . Kg5 9. Kg3 g6) führt zu einer Stellung, in der Schwarz auf Gewinn steht, weil er die Opposition hat. 3. . . . Kd6 4. K f 3 . Was hat Weiß noch zu hoffen?! 4. . . . Kes 5- Kg4 Kf6 6. KJ15Ü Kfs:, und Weiß ist patt! — Von einem König und einem Doppelbauern seitlich pattgesetzt zu werden: wirklich kaum zu glauben.

Ein kritisches Feld Kaum zu glauben! 197

(aber wo?!)

198

Ü4Vim 1• • ì i

W//////

tMÌM

A. S. Selesniew

V. Halberstadt

„Deutsche Schachzeitung", 1 9 1 8 Weiß hält unentschieden

„Journal de R o u e n " , 1930 Weiß gewinnt

„Studientechnisch" gesehen ist der Bd7 nur sozusagen vorgebaut (um eine lange Königs Wanderung darzustellen): es ist offensichtlich, daß Weiß ihn sogleich verlieren wird. I . Kc6 Kd8 2. K d s (erzwungen) 2. . . . K d 7 : . Jetzt beginnt die eigentliche Studie.

Der Gewinnplan ist klar vorgezeichnet: Weiß möchte mit dem c-Bauern durchbrechen, d. h. ihn opfern, um freie Bahn für seinen a-Bauern zu erhalten. Zunächst muß sich also der weiße König „ins Quadrat" begeben. Natürlich versuchen wir es — der „Raumbeherr141

schung" halber—miti. Kf4, und schon sind wir ein für allemal in eine tiefe Falle gestürzt! i. . . . Kf6 2. C4. Nach 2. Ke4 Ke6 kann Weiß bei seiner löchrigen Bauernstellung (Punkt C4!) nicht mehr gewinnen. 2. . . . bc4: 3. a4 Ke6 4. a5 baj: 5. baj: Kd6 6. Ke3.

Ein Remis à la Halberstadt

200

Flohr — Capablanca (am Zuge) Moskau 1935

Stellung nach 6. Ke3 (Variante)

Das kritische Feld! 6. . . . C5Ü 7. a6 cd4:-J-!, und das Spiel ist remis. Mit dieser nützlichen Erkenntnis fällt es nicht mehr schwer, die Ausführung des gut gedachten Plans durch I . K f 3 ! zu verbessern. Das Geschehen wickelt sich zunächst genau so ab wie in der Fallenoder Verführungsvariante: I. . . . Kfs(6) 2. c4 bc4: 3. a4 Ke6 4. as bas: 5. bas: Kd6. Erst jetzt scheiden sich die Wege: „Der König ist darauf bedacht, das gefährliche Feld e3 zu meiden" (Halberstadt in seinen „Curiosités Tactiques des Finales"). Es geschieht also 6. Ke2!, was den Schwarzen der Möglichkeit 6. . . . C5 beraubt (7. a6 Kc6 8. d5f mit Gewinn). 6. . . . K c 7 7. K d 2 K b 7 8. K c 3 Ka6 9. Kc4:, und es ist geschafft (9. . . . K a j : 10. Kc5)! 142

Wir wissen nicht, ob Capablanca die Studie von Halberstadt gekannt hat; er hat es jedenfalls verstanden, seine wegen des Doppelbauern höchst gefährdete Stellung durch dasselbe Strategem remis zu halten, das Weiß in der Studie durch den raffinierten Einleitungszug 1. Kf3! ausschalten konnte: Auch in der Partiestellung gibt es ein „kritisches Feld" oder eigentlich sogar zwei; es sind die Punkte d2 und f2, und zwar aus genau demselben Grunde wie bei Halberstadt! Das klingt unwahrscheinlich, doch der Partieverlauf beweist es. Capablanca zog I . . . . K e s ! . Wenn man sich ein wenig in die Stellung vertieft, wird man bald sehen, daß Schwarz sofort verloren wäre, wenn der weiße König auf f4 stünde. U m den Zugang zu diesem Felde geht es also. Gelingt es Weiß, mit Hilfe des ersten seiner beiden Reservetempi (h3 und I14) nach f4 zu gelangen, so kann er nach . . . Ke6 seinen zweiten Reservezug (I13—114) tun und damit den Gegner erneut in Zugzwang bringen. — Schwarz verfügt aber über ein wirksames Gegenmittel:

Wenn der weiße König auf dem Wege nach f4 das Feld e2 besetzt hat, wird Schwarz . . . Ke4.! ziehen und den Weißen — falls dieser nicht einen seiner Reservezüge opfern will — veranlassen, Kd2 oder K i i zu spielen. Dann aber folgt der Clou: . . . I14!!, gh4: £4.!. Dieses Manöver hat nur deshalb Erfolg, weil das Vorrücken des freien h-Bauern nach hs durch . . . fe3: mit S c h a c h beantwortet werden kann! Eine großartige Finesse, der es keinen Abbruch tun würde, wenn Capablanca sie während einer Partie-Unterbrechung durch eine Analyse gefunden haben sollte. Nun wird auch verständlich, daß an Stelle des Partiezuges 1. . . . K e j Schwarz mit 1. . . . Kd5? verloren hätte: 2. Kd2Ü Kes. Oder 2. . . . Ke4 3. Ke2! Kds (in der Erkenntnis, daß 3. . . . h4 nach 4. gh4: f4 5. hs! Kf5 — wegen des fehlenden Schachs auf e3 jetzt erzwungen—6. ef4: nicht ausreicht) 4. Kf3 Kes 5. h3! Kds 6. Kf4 Ke6, wonach Weiß mit seinem zweiten Reservezug (7. I14!) gewinnt. 3. Kei (lauter feine Königszüge) 3. . . . Kds 4. Kf2! Ke4 5. Ke2 (usw. wie im vorigen Absatz); Weiß gewinnt. Auf 1. . . . K e j spielte Flohr 2. Ke2. Oder 2. Kd2 I14! 3. gh4: f4 4. hs (was sonst?) 4. . . . fe3:f (wieder mit Schach!), und das Remis ist klar. 2. . . . Ke4! 3. I13. Erster Reservezug! Falls 3. Kf2, so wieder 3. . . . I14! mit der Schachmöglichkeit auf e3. 3. . . . K d s ! . Remis, denn nach 4. Kf3 Kes müßte Weiß, um nach f4 zu kommen, mit 5. I14 seinen letzten Reservezug in die Waagschale werfen. Nach 5. . . . Kd5 6. Kf4 Ke6 wäre aber das Remis eine vollzogene Tatsache; z. B. 7. e4 fe4: 8. Ke4: f s f mit völligem Ausgleich. Diese und viele andere Dinge kann man

kennen lernen, wenn man sich gelegentlich mit der Studienliteratur beschäftigt. Also, lieber Schachfreund und Turnierspieler: Studiere Studien, und du hast mehr vom Schach!

Der Schritt vom Wege 201

Beni (am Zuge) — Pilnik Prag 1959

Weiß war, um im besten (allerbesten!) Schachjargon zu sprechen, „im Mehrbesitz eines Minusbauern". Doch Meister Beni gab den Kampf beileibe nicht verloren (das tut er nie!), sondern rückte dem Gegner mit I . KJ15? auf den Leib. Dies war gradlinig gedacht und gespielt, aber Weiß trug damit den Absonderlichkeiten mancher Bauernendspiele — und auch dieses Endspiels — nicht Rechnung. Pilnik antwortete I . . . . K f 8 und verstand es, den Gegner nach 2. K g 4 (Kg 5 Kf7 usw.) 2. ... K e 7 3. K f 3 Kd7! siegreich zu umgehen; Weiß war verloren, wie leicht zu erkennen ist. Mit 1. Kg4Ü aber hätte Weiß das schon fast verlorene Spiel noch retten können: 143

i. . . . Kf8 2. K h j Kf7 3. Kgs! Ke7 4. Kg6 Kf8 5. Kh5!. Warum verlor Beni? Weil er die „Gegenfelder" nicht gewürdigt hatte! Darüber und über die Begründung für die seltsamen weißen Züge vergleichen Sie bitte die nächste Stellung (nach 4. . . . Kg8).

Was sind das: „Gegenfelder"? (ein wenig Theorie, aber interessant!)

202

V. Halberstadt „Thèmes 64", 1957 Weiß hält unentschieden

Nur mit 1. g4 kann Weiß etwas erreichen; nach etwa i . Kg2? IÜ17 2. Kf3 (oder gar 2. KI13? Kh6 3. IO14 e4! oder 3. g4 Kgs!) 1. ... Kh6 3. Ke4 Kgs 5. K e 5 : K g 4 6 . K e 6 K g 3 : 7 . K f 7 K g ( f ) 4 ! würde er ruhmlos untergehen. I . . . . hg4:. Ebenfalls das Einzige, denn 1. . . . KI17 2. gs! Kg8; oder 2. . . . e4 3. Kg3, oder 2. . . . I14 3. Kh3; der König hält die beiden Freibauern sicher, denn hier sind sie wieder einmal ungefährlich! 3. Kg3 Kf7 4. Kf3, und die Stellung ist im Gleichgewicht; Schwarz hat wegen der drohend stehenden weißen Bauern keine 144

Möglichkeit, seinen eigenen Bauern zur Hilfe zu kommen. 2. K g 3 K h 7 3. KI14!. Die erste Pointe! Nach3. K g 4 : ? K h 6 4 . K h 4 e 4 5 - Kg4e3 würde Schwarz den Bf5 erobern und leicht gewinnen. 3. . . . K h 8 (3. . . . Kh6? 4. Kg4: usw.) 4 K g 4 : K g 8 . Jetzt ist — mit dem hier unwesentlichen Unterschied, daß der weiße König nicht auf g4, sondern auf I14 steht — die Stellung aus unserem vorigen Partiebeispiel erreicht! 5. KI14!!. Nur mit diesem überraschenden Zuge (dem in der Stellung Beni—Pilnik 1. Kg4! entspricht) kann Weiß das Spiel halten. Verlieren würden: a) 5- Kf3 Kf7 6. Ke3 Ke7 7- Kf(d)3 Kd7 8. Ke3 Kc6 9. Ke4 Kd6; b) 5. KJ15 Kf8! 6. Kgs Kf7! nebst . . . Kf6. Wenn man die Stellung näher studiert, erkennt man, daß Schwarz über drei Drohungen verfügt: er kann versuchen, über h7, über f7 oder über e j und den Damenflügel in die weiße Verteidigungsstellung einzudringen. Gegen diese Mehrzahl von Plänen muß (und kann) sich Weiß folgendermaßen verteidigen. Geht der schwarze König nach h7, so genügt es für Weiß, wenn sein König in diesem Augenblick die Felder g$ oder hs betreten kann. Spielt Schwarz aber . . . Ke7, so muß Weiß Kg5! ziehen können, um dem schwarzen König den Weg nach f6 zu verlegen. Und wenn Schwarz endlich den König nach d7 bringt, muß Kg6 geschehen können. Damit haben wir die für dieses Endspiel wichtigen „Gegenfelder" (auch „zugeordnete" oder „korrespondierende" oder „kritische" Felder genannt) aufgezählt. Sie werden in folgender Tabelle veranschaulicht:

Schwarzer K: g8 £7 e7 f8 hr; Weißer K: h4(g4) gs g6 I15 gs(hs) Wir empfehlen, bei der Analyse von Endspielen, in denen es auf solche zugeordneten Felder ankommt, und das ist nicht selten, ähnliche Tafeln anzufertigen. Das erleichtert die Übersicht und das Verständnis ungemein! — In der Studie von Halberstadt ist es nun leicht, auf die schwarzen Züge die geeigneten Gegenzüge zu finden:

5. . . . Kf8 6. Kh5 Kf7 7. Kgs! Ke7

8. Kg6! Kf8 9. KI15!. Schwarz muß sich mit Remis begnügen, zumal auch das Vorrücken seines Freibauern nichts weiter als dessen Verlust einbringen würde.

Das schwebende Gleichgewicht 203



1 IA \

A

A

m m m m 1 V

Aber I . Kd6! sichert ein überraschendes Unentschieden! i . . . . es 2. Kc7 Ka6! Objektiv macht es keinen großen Unterschied, ob Schwarz hier 2. . . . Ka5 spielt; es folgt dann 3. Kc6!, was auf 3. . . .Ka64. Kd6Kb7(oder4. . . .Kbs 5. KC7) zum Hauptspiel führt. 3. Kd6! Nicht jedoch 3. Kc6?, denn dann könnte Schwarz mit 3. . . . Kaj! eine Zugzwangsstellung herbeiführen, aus der es kein Entrinnen mehr gäbe (4. Kc7 b j oder 4. Kd5(6) Kb4). Nun aber hat Schwarz nichts Besseres mehr, als es mit 3. . . . K b 7 zu versuchen (3. . . . K b i 4. KC7, oder 3. . . . Ka5 4. Kc6). Dies jedoch gibt Weiß die erwünschte Gelegenheit zum Bauerntausch: 4. Kds K c 7 (auf 4. . . . Ka6 könnte wieder 5. Kd6 folgen) 5. b4! cb4: 6. Kc4 mit Remisschluß.

Zu einem Bauernendspiel mit ganz ähnlichen Stellungselementen kam es vor einigen Jahren in einer wichtigen Turnierpartie:

Aber hier entschwebt es . . . 204

,

L. Prokes „Sachove Studie", 1951 Weiß hält unentschieden

Schwarz am Zuge würde mit i. . . . Kb4 (2. Kd6 C5) leicht gewinnen. Deshalb muß Weiß den c-Bauern angreifen; doch as darf er nicht mit i. Kd7? tun: i. . . . Kc5!2. Kc7b5 3- Kb7 b4, und Schwarz erobert den Bb3-

Fischer — Bisguier (am Zuge) Meisterschaft der U S A i960

145

Bisguier fand I . . . . K t t y 2. C4 K d 2 Ü , denn er erkannte, daß 2. . . . K d 4 w e g e n 3. Kb4! K d 3 4. K c j ! (und Weiß gewinnt) verfehlt wäre. H . I l l g e n , Bielefeld, hat entgegen früheren Analysen den N a c h w e i s erbracht, daß in diesem Fall statt 4. KC5 auch 4. C5! z u m Siege genügt, weil nach 4. . . . K c 2 5. K b j K b 3 nicht 6. Kb6? geschieht (darauf ist es tatsächlich remis: 6. .. . KC4! 7. b 3 f Kb4), sondern 6. K a j ! ; z. B . 6. . . . KC4 7. b4, und Schwarz ist verloren. 3. K A 4

KC2!

(.. .

Kd3?

4- KBS!)

4. K a 3 . Hätte Fischer hier 4. b3 gezogen, so würden wir uns (mit vertauschten Farben natürlich) der Prokes-Stellung nähern; nur steht in der Partie der schwarze b-Bauer noch nicht auf b6. Schwarz müßte dann 4. (b3) KC3! 5. Ka3 Kd3! ziehen, w o n a c h auf 6. K b 2 K d 4 7. K c 2 bs! die Schluß-Stellung v o n Prokes erreicht wäre. Versucht es Weiß aber mit (4. . . . Kc3) 5. e s , so folgt 5. . . . Kd3!

146

(nicht aber 5. . . . Kd4? 6. b4! K c 4 7. Ka5 mit Gewinn) 6. b4 (auch andere Z ü g e nützen nichts) 6. . . . Kd4! 7. Ka(b)5 Kc4(3)! mit Remis. 4. . . . K d 3 5. K b 3 b6?. Ein bedauerlicher Fehler, dessen Folgen allerdings keineswegs leicht zu berechnen waren. Schwarz hätte seinen b-Bauern erst dann vorrücken dürfen, w e n n der w e i ß e Gegenspieler schon auf b3 stand. N o t w e n d i g wäre daher das „ V e r h a r r e n " 5. . . . Kd2Ü gewesen; 6. C5 Kd3 7. K b 4 K C 2 8. b3 Kd3 9. K b j Kc3 10. B 4 K b 3 oder 10. Ka4 K d 3 11. b4 Kd4! wie bei Prokes. Spielt Weiß aber 6. K b 4 , so folgt 6. . . . KC2 7. b3 b6!, und wieder ist eine Remisstellung erreicht. N a c h dem unglücklichen Bauernzug verlor Schwarz klar: (5.. . . b6) 6. K b 4 ! K c 2 . D e r einzige Versuch. 7. K a 3 ! K d 3 (oder 7. . . . K d 2 8. b4) 8. K b 3 ! K d 2 (8. . . . K d 4 9. Kb4) 9. K a 4 Kc2 10. b4- Schwarz gab auf. So einfach — und so schwierig.!

12. K A P I T E L

Der „Mehrbauer" Felder gleicher Farbe 205

S. Loyd

6. La8 (nach 6. Ke2? würde . . . Sg3t nebst . . . Shi: folgen) 6. . . . Sf4 7. Lhi!; Remis.

Ein Beispiel aus der Partiepraxis: A d cock — Chambere, Glasgow 1 9 1 1 (Kei, Lc8 — Kg2, Se 3 , Bh2) mit Weiß am Zuge. I LbTf K g i 2. L h i ! K h i : 3. K f 2 ! mit Remisschluß. Auch die Loyd-Studie soll übrigens einer Partie Loyds (gegen S. Rosenthal) entstammen. Ein neueres Beispiel zeigt Diagramm 205 A.

„Chess Monthly". 18Ö0 Weiß hält unentschieden

Ein bekanntes Thema: I . Ld7! (es ist wichtig, den Bauern nach h2 zu treiben!) 1 . . . . h2 2. Lc6f K g i . (Oder 2. . . . Sf3f 3. Ke2 h i D 4. L f 3 : f ) 3. L h i ! K h i : 4. K f 2 ; Remis. Mit 4. K f i ? würde Weiß verlieren (4. . . . Sfs 5. K f 2 Se3). Weiß muß sich so einrichten, daß er bei der Wahl zwischen f 1 und {2 das Feld betritt, das dieselbe Farbe hat wie dasjenige, auf dem sich der Springer gerade befindet. Schwarz kann natürlich auf das Schlagen des Läufers verzichten und etwa 3. . . . Sg2f ziehen. Dann folgt 4. Ke2 Sf4t (oder 4. ... Khi: 5. Kfi!) 5. Kei SI15

205 A

Stein — Dorfman U d S S R 1970. Weiß am Z u g

H?

Weiß rettete sich mit I. LF6 SD3 2. L a i ! Sb2 3. K e i K b i 4. Kd2 K a i : 5. K c i ! Sc4 6. KC2. Ein theoretisches Remis, weil der schwarze König sich aus seinem Gefängnis nicht befreien kann. Nützlich dürfte auch das Studium der folgenden Studie sein.

Zug. 13. K b 8 K d 8 . U m Remis zu erzielen, müßte der schwarze König nach d7 gehen; doch auf Kd7 folgt 14. Sb6f und der Läufer fällt. 14. Sas K d 7 1 5 . Sb7 K c 6 16. Ka8: K c 7 17. Sd6 und gewinnt.

Warum so eilig? 206

205 B

C . } . de Feijter

Dr. Lehmann (am Zuge) — Stephan Berlin 1953

Tijdschrift 1936. Gewinn

Auf feine Weise gelingt es Weiß, seinen Bauern zu halten,- den feindlichen zu erobern und im richtigen Moment das entscheidende Tempo zu gewinnen: 1 . Sbs! K f 6 ! (1. . . . LC4? 2. Sd6f) 2. Sa7: LC4 3. Sbs! K e 7 ! 4. a7 L d s 5. Sd6 La8! Ein lehrreicher Augenblick. Weiß erobert jetzt durch richtiges Tempieren den schwarzen Läufer und hindert zugleich den schwarzen König, den Rettungsposten zu beziehen. 6. SC4! L d s 7- Kc8 Le4 8. Sas La8. (Erzwungen, weil Sb7 drohte. 9. Sb7 Ke8 10. S d 6 t K e 7 1 1 . K c 7 Ke6 12. Sc4 Ke7- Die Stellung wie beim 6. Zug ist entstanden, aber mit Weiß am 148

Nach 1 . L a i Sb2 2. K e 3 K b i 3. K d a K a i : 4. K c i ! endete die Partie zu Lehmanns hoher Befriedigung remis. Schwarz hätte aber mit 1. . . . Scsj"! (statt 1. . . . Sb2?) gewinnen können; z . B . 2. Ke3 K b i ! 3. Lh8(3. Kd2 Sb3f) 3. . . . Sa4! 4. Lai Kai:, und Schwarz gewinnt. Die Partie wäre selbst dann gewonnen gewesen, wenn der weiße König — günstiger — auf e2 gestanden hätte; dies weist Cheron in seinem Endspielwerk (Band II, Seite 278) für eine Stellung nach, die — auf unsere Partie übertragen — nach 1. Lai Sc5 entsteht. Man vergleiche dazu die Studie 205 B nach

6. Sc4-

Auch der Turm opfert sich

206 B

Für die Einsperrungsidee ist nicht nur der Läufer brauchbar. Im folgenden Beispiel wird der Zugzwang für den Spieler mit dem eingesperrten König tödlich.

206 A

Polerio 1585. Schwarz am Zuge gewinnt

1. . . . Ta8 2. Ka8: Kc7 3. g3 hg4: 4- h5 g3 5- h6 g2 6. I17 g i D 7. h8D D g 2 matt.

Welling — Pachman (am Zug)

Er glaubte es nicht 207

Simultanspiel England 1973

Ob Pachman bei seiner Gewinnführung an die anschließend gezeigte Studie von Polerio dachte?

1. . .. Tcrt 2- Kg8 Tc8f 3- Kg7

Th8! 4. Kh8:. Weiß kann das Schlagen des Turms hinauszögern, aber nicht vermeiden, zum Beispiel 4. h3 Ke7 5. h4 Ke8 6. I15 Ke7 7. h6 Ke8 8. Kf6 Th7: 9. Kg6 Th8 10. Kg7 Tf8 1 1 . h7 Th8!. 4. . . . K f 7 6. b4 ab3: e. p. und Schwarz gewinnt.

Staudte (am Zuge) — N. N. Handicapvorstellung, Kohlscheid 1949

Weiß glaubte zu Unrecht nicht an Gewinn und zog I. Sb6?, was nach I. . . . L g 2 2. Sc8f Ke8? doch noch zum Siege führte. Mit 2. . . . Ke6! hätte Schwarz dagegen remis erzielen können; z. B. 3. Sa7Kd5 4. Sc6 K c j , oder 3. b6 149

La8 4. Sd6Kd5 5. Sb7Kc4Ö. K b 8 K b s 7. Ka7 Kc6 8. Sd8f K b j ! (. . . K c j ? verliert nach 9. Se6f Kc6 10. Sc7 Lb7 1 1 . Sdi!), und das Spiel bleibt unentschieden. Nun aber folgte 3. b6 La8. Oder 3. . . . Lf3 4. Sa7 La8 5. Sc6 K£8 6. Sd8 Ke7 7. Sb7 Ke6 8. Kb8, und Schwarz kommt um ein Tempo zu spät. 4. Sd6f K e 7 5. Sb7, und Schwarz gab auf. Auf der Suche nach einem „rechtmäßigen" Gewinn fand Weiß nachträglich 1. Saj! Ke6 2. Sb7 Kds 3. Kb8 KC4 4. Sd6f! (diese Wendung hatte Weiß beim Spiel nicht berücksichtigt), und Weiß gewinnt.

• Der Zufall wollte es, daß sich kurze Zeit vorher in der Partie H. Herrmann — Rautenberg (Pyrmont 1949) genau derselbe Partieschluß ereignet hatte! Aber hier verfehlte (in der Stellung Kc4, Lhi — Ke3, SI14, Bg4) Rautenberg den Gewinnweg nicht: 1. . . . Kf2 2. Kd4 Sg2! 3. Ke 4 K g i 4. Kfs Se3f!, und Weiß gab auf.

das Feld C5 zu erreichen, d. h. also den Bauern von rückwärts anzugreifen. Nach 1. Sc6 jedoch kommt Weiß ihm zuvor: I. . . . L f i (oder 1. . . . LI13, was keinen Unterschied macht) 2. b6 La6 3. Kd6 Lb7 (sonst wird der Läufer durch Kc7 und Sb4 abgedrängt) 4. Kc7 La8 5. Sas(d8)Ke3 6. Sb7Kd4 7. Kb8, und Schwarz verliert, weil ihm das Feld c$ nicht zugänglich ist.

Auf halbem Wege stehengeblieben 208

mimAmÄmf\ i • • 01 rmmrnrm

• Wie solche Endspiele mit dem Springerbauern geführt werden müssen, hat übrigens schon vor vielen Jahren der tschechoslowakische Studienkomponist V . Kosek untersucht. Eine seiner Studien (aus dem Jahre 1910) hat die Stellung K c j , Sd4, B b j — Kf2, Lg2. Weiß, beginnt mit 1. Sc6!. Verfehlt wäre 1. b6? wegen 1. . . . La8. Auch 1. Kd6? würde zum Gewinn nicht ausreichen: 1. . . . La8 2. Sc6 Ke3 3. Kc7 Kd3 4. Kb8Kc45. Sa7Lf36. b6Kc57. Kc7 Lg2 mit Remis. Man sieht also auch hier, daß Schwarz den Verlust vermeiden kann, wenn es ihm gelingt, rechtzeitig 150

L. Schmid — Fairhurst (am Zuge) Dublin 1957

In diesem für die Spielmöglichkeiten von Läufer und Springer typischen Endspiel steht Weiß etwas besser; aber in Verlustgefahr schwebt der Gegner keineswegs. Wenn Fairhurst jetzt nach dem Vorschlage Euwes, von dessen ausführlichen Erläuterungen im „Schach-Echo" wir dankbar Gebrauch machen, 1. . . . C5! gezogen hätte, wäre ein baldiger Friedensschluß wahrscheinlich gewesen: 2. bc5: (am besten) 2. . . . LC5: 3. Se6 (nichtaber3. Sh7:?Le7 4. g3gs!)3- • • •

Lf8 (3. . . . Ld6? 4. S g 7 : | Kf7 5- Sh5 Lh2:(?) 6. g3), und es herrscht völliger Ausgleich. Fairhurst jedoch entschloß sich zu dem Bauernopfer I. . . . Ld4!? womit er zwar den BI17 preisgab, aber dafür Angriffsmöglichkeiten am Damenflügel eintauschte. 2. SI17: 85!. Ein guter Zug, durch den der Bb4 festgelegt wird. 3. cbs: abs: 4. Sg5 Ke7?. Schade! Schwarz hätte sofort 4. . . . LC3! ziehen sollen. Zwar kann darauf Weiß den Bauern mit dem Springer decken (5. Se6 Kd7 6. Sc^f nebst Sd3), aber dann dringt der schwarze König ein, und das materielle Übergewicht von Weiß genügt wahrscheinlich nicht zum Siege" 5. Se4 Lb2. Ein trauriger U m w e g ! 6. SC5! Lc3 7. Sa6!. Hier steht der Springer bemerkenswert gut; vor allen Dingen hindert er nicht — wie es auf d3 der Fall wäre — das Eingreifen des*1 weißen Königs. — Weiß hat nun einen völlig gesunden Mehrbauern und steht auch positionell nicht schlechter; man wird daher die schwarze Stellung von 4. . . . Ke7 ab als verloren einzuschätzen haben. Vor allem erweist sich von jetzt ab der Springer dem Läufer als deutlich überlegen; der Läufer hat eben nicht mehr viel zu laufen, der Springer aber noch sehr viel zu springen! Die Art, wie Schmid seinen materiellen Vorteil in rund zwanzig Zügen in Gewinn umwertet, ist lehrreich. 7. ... Kd6 8. Ke2 Kc6 9. Kd3 Les. Eine andere Möglichkeit bestand in 9. . . . Lei; aber nach 10. a 3 L f 2 i i . Ke4 Kd6 kann Weiß u. E. mit 12. g4 c6 13. I13! eine Zugzwangstellung herbeiführen: Schwarz muß dann entweder dem Springer das Feld c