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German Pages 344 Year 1839
Beſchreibung
Vereinigten Staaten von
Nord - Amerika í
nach - ihren politiſchen , religiöſen , bürgerlichen und geſellſchafts
lichen Perbindungen , mit beſonderer Berücſichtigung deutſcher Anſiedelungen daſelbſt.
Den :
e
deutſchen Auswanderern gewidmet H . W . E . Eggerling.
Zweite durchaus vermehrte und verbefferte Auflage. Mit einer Karte von Nordamerika .
Mannheim Perlag von Tobias Loeffler . 18 3 9.
BLIOTHEQUE CANTONA > LAUSANNE UNIVERSITAIRE
Vorwort zur erſten Auflage.
Die ſchon ſeit vielen Jahren und beſonders in den legten Decennien und noch ſpåter in unſerm deutſchen Baterlande ftatt habenden zahlreichen Auswanderungen nach den Vereinigten Staaten
von Nord-Amerika und der gleiche Entſchluß meh rerer meiner Bekannten , jenes Land zu beſuchen , welches allerdings nicht ohne begründetes Recht
die Blicke eines großen Theils von Weſt- Europa auf ſich lenkt, erregten meine Aufmerkſamkeit und
den Vorſak, mich nåher von ſeinem Zuſtand und
dem der dort bereits anſäſſigen, vorzüglich deutſchen Anſiedler zu unterrichten und mich von ihren ein getroffenen Erwartungen zu überzeugen . 1 *
Ich nahm zu dem
Ende einſchlagende gute
Werke zur Hand und bewarb mich um die Be
kanntſchaft zweier höchſt achtungswürdiger Månner, die ſich der Auswanderungs -Angelegenheiten unſerer
deutſchen Landsleute gewiſſenhaft und thårig an
nehmen und ſelbſt um deren Wohlergehen jenſeits des Weltmeers ſich höchſt menſchenfreundlich inte refſiren. von ihnen erhielt ich manche 'wichtige Nachrichten über Territorial - und politiſche Ver
hältniſſe , über die religioſen und geſellſchaftlichen Verbindungen , ſo wie über den Charakter jener
freien Nation im Allgemeinen . Dieſe , ſo wie mir intereſſant ſcheinende Aus
zúge guter Schriften , als :: aus Sidons Werk
über die Vereinigten Staaten von Nord - Amerika , 1827 ; L. G . Blanks Handbuch des Wiſſens würdigſten aus der Natur und Geſchichte der Erde , und ihrer Bewohner , 1825 ; aus Sprengels
Bibliothek der neueſten Erdbeſchreibungen und aus dem großen Handbuch der Geographie von Gaspari u . a . ordnete ich zu einem Ganzen,
und zwar anfänglich nur zu, eigenem Gebrauch und angenehmer Verwendung müßiger Stunden , jugleich aber auch als Leitfaden für meine Freunde
in der Wahl ihrer zweiten Heimath und zur
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Gründung eines dort gewöhnlichen Höhern Wohl ſtandes.
So entſtand vorliegendes Werkchen . Zur Herausgabe aber wurde ich erſt bewogen durch die
Zuſtimmung eines wiſſenſchaftlich gebildeten wür digen Mannes und durch den Glauben , daß es von dem für jenes wichtige Land ſich intereſſirenden Publikum im Allgemeinen , insbeſondere aber von den Einwanderungsluſtigen , einer günſtigen Aufs
nahme ſich erfreuen dürfte. Leşteren vorzüglich iſt es gewidmet und ſoll ſie mit dem Rath und der Erfahrung länderkundiger Männer bekannt machen
und ihnen den Weg zum Wohlergehen zeigen . . Möchte denn ſo mein Wunſch erfüllt werden und dieſer kleine Verſuch ſeiner Beſtimmung volls
kommen entſprechen , und das Schickſal der zur
zweiten Heimath Eilenden recht günſtig begründen , auf daß dieſe jenſeits des großen Weltmeers gleich ?
vielen ihrer dort anſäſſigen deutſchen Schickſals genoſſen, in blühendem Wohlſtand, des Verfaſſers und ſeiner menſchenfreundlichen Abſicht, auch etwas
Gutes zur Beförderung ihres Glüdes beigetragen zu haben , in dankbarer Anerkennung freundlich und
wohlwollend gedenken ! ſchönſter Gewinn.
Dieſer Lohn fen mein
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Schließlich ren es mir vergönnt, den ſachkun digen gebildeten Leſer um einige Nachſicht zu bit ten ', wenn ſein prüfendes Auge etwa Fehler gegen den Styl und die Schreibart entdeckt. Die nach
ſtes Frühjahr ſchleunigſt erfolgende Abreiſe zahlrei cher Geſellſchaften von Auswanderern , welchen ich gerne noch manches Wiſſenswürdige über ihre zu =
künftige Heimath in dieſen Blåttern mittheilen wollte, verbunden mit dem verſpäteten Entſchluß
zur Herausgabe dieſer leßteren, auch etwa die Ents fernung vom Dru& ort — ſind die einzigen Ent ſchuldigungsgründe, die ich anzugeben vermag . ,
S . . . . im Nov. 1831.
Der Verfasser .
Vorrede zur zweiten Ausgabe.
Der Beifall, mit welchem die erſte Ausgabe diea ſes Werkchens aufgenommen wurde, ſo daß inner halb eines Jahres die ziemlich ſtarke Auflage faſt
vergriffen warb , war für mich eine angenehme Aufforderung, eine neue zu veranſtalten , und dabei - meinen Fleiß zu verdoppeln , um es der Vollkom menheit näher zu führen . Ich ließ es mir angelegen ſeyn , vorzügliche
Schriften neueſter Zeit, die vorzüglich geſchåßten Werke von Herrn G . Duden ; Herrn Dr,Brauns; Herrn Dr. Alexander Lips Statiſtik von Amerika ; Cannabichs und Wardens ſtatiſtiſche Beſchrei
bungen der vereinigten Staaten 2c. zu dieſem Zweck zu benußen und ſo das meinige mit vielen beleh renden und unterhaltenden Zuſaßen ſowohl, wie mit intereſſanten ſonſtigen Notißen zu bereichern .
Alle ſtatiſche Angaben kommen der Wirklichkeit
nåler, denn vollkommen låßt ſich dieſe nicht leicht darſtellen , da in jenem Lande geiſtiger und politi
ſcher Freiheit das Schaffen mit jedem Tag Neues
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bringt und Reiſebeſchreibungen von nur wenigen
Jahren her der Gegenwart ſchon nicht mehr voll fommen
entſprechen .
Jener Staat in ſeinem
Werden kennt keinen Stillſtand : alle Kräfte regen ſich jugendlich ; friſch verwiſcht das eben Entſtan bene das, was erſt wenige Jahre záhlt, -
ein
Hauptpunkt, worin er ſich vortheilhaft von Europa unterſcheidet.
Möchte nun dieſes Werkchen in ſeiner Umge ſtaltung ſein anerkanntes Guteswirken mit dem nämlichen Erfolg fortſeßen , womit es begonnen ,
und von dem Publikum , für welches es beſtimmt iſt, ſeiner mannigfachen Mångel wegen nachrichtig beurtheilt und ebenſo günſtig aufgenommen werden , nie bisher !
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Der Verfaire r.
E i n g a n g.
Nur mit innigem Schmerz kann der Menſchenfreund
es anſehen , wie ſo Mancher ſeiner Brüder mit einem harten Geſchick , mit Armuth und Nahrungsſorgen
kämpfen muß , obgleich er doch mit dem Glüdlichen
gleiche Anſprüche an die Freuden des Lebens theilt. Welche Aufforderungen bieten ſich nicht dem für fremdes Wohl und Wehe gefühlvollen Menſchen
ſtündlich dar, über die möglichen Mittel nachzudenken , wie dem
jammervollen Zuſtand abgeholfen und die
Lage der zahlreichen Bedrängten verbeſſert werden kann !
Man klagt in Deutſchland allgemein über Ab nahme der Ehen und oberflächliche Strafredner
ſchreien deßhalb über Sittenloſigkeit , ohne zu bedens fen , daß die Noth die wahre Urſache dieſer Erſchei nung, die Sittenloſigkeit hingegen lediglich die Folge,
und zwar die unvermeidliche Folge davon iſt. Das éſt nun freilich eine bejammernswürdige unnatürliche
Lage unſers armen Vaterlandes, welche ſich von ſelbſt nimmermehr ändern wird. Das einzige wahre Hilfes mittel iſt: Beförderung der Auswanderungen. Es
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gibt jeßt wahrlich keine heiligere Pflicht für die Staaten Deutſchlands , als für gute Leitung dieſer Auswanderungen zu ſorgen . Sie verhüten wollen,
heißt der Natur und Vernunft entgegenwirken , und alle unglücklichen Ausgänge ſind nicht dem Drang der rohen Maſſe , ſondern denjenigen allein beizumeſſen , deren Beruf es iſt , ihr in den Nöthen des Lebens
rathend und helfend zur Hand zu gehen , beizuſtehen . Wann die Verbindungen der vermögenden Auswan derer erleichtert und befördert werden , wenn ſich menſchenfreundliche Vereine bilden , auch den Unvers
mögenden in das Land zu helfen , wo die lodenden Anerbietungen der Natur ſelbſt den Bettler an eine regelmäßige Thätigkeit gewöhnen , dann werden die jammerverkündenden Berichte fehlgeſchlagener Ausman derungen ſicherlich ausbleiben.
fenfen wir unſere Blicke auf ein lano hin , wo
wir ſo viele Tauſende von Unglücklichen , Verfolgten und Heruntergekommenen wieder zu Wohlſtand , zur
Ruhe und zu wahrer Zufriedenheit gelangen ſehen , wo das theilnehuende Herz an dem heiteren Blick auf eine verjüngte Menſcheit ſich innig ergößt ! Liebe zum iſt gewiß eine höchſt ſchä g Vaterland ding zunicden ht eiSeinigen nmaligen aaber ber ,', der ahrheitili Tugend von n;oliebe WBenswerthe Pflicht der Selbſterhaltung nicht einmal zu gedenken , iſt unſtreitig von noch höherem Werth . Von dieſer
Wahrheit überzeugt, frage ich : wer handelt wohl am würdigſten , derjenige, welcher einzeln , oder mit Fami:
lie , färglich und von Nahrungsforgen für jeßt oder die Zukunft gebeugt, da ſo fort lebt, wo er einmal
eriſtirt, -
oder derjenige, welcher , vom Verſtand
geleitet, getroſt und muthig einem glücklichen , wenn
auch ihm noch fremden Lande zuwandert , wo ſeiner Arbeit ſowohl gebührender Lohn wird , als auch ſein
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Fleiß von erwünſchtem Erfolg iſt , wo ihn weder Mangel an Gelegenheit zur Anwendung ſeiner Kunſt, noch läſtige Schuldigkeiten an ein politiſches Staats verband niederbeugen ? - Seine Familie ſieht er dort heranwachſen als einen wahren Segen des Herrn, in der feſten und angenehmen Ueberzeugung, daß auch
fie einſt ſich gleicher Unabhängigkeit und Wohlhaben heit zu erfreuen haben werbe , und bis dahin wids
met dieſe mit Freude ihre Kräfte dem Urheber ihrer Tage, deſſen männlicher Sinn ſie einem Leben zu führte, das ſie nur frohe Blicke in die heitere Zukunft werfen läßt.
Wäre der leidenden und darbenden Menſchheit kein Mittel vergönnt, ihre elende lage zu verbeſſern, '
wäre ſie durch ein hartes Schickſal verdammt, dieſe Uebel unvermeidlich ewig zu tragen, o dann wäre es fündlich , muthwiligerweiſe die leidende Menſchheit
anzugreifen , ihr Mittel und Wege von ferne zu zet gen , welche ſie zum Wohlſtand führen würden , wenn es ihnen vergönnt wäre , ſie benußen zu dürfen . Aber ſie darf , fie fann und ſoll nach dem Willen ,
des Schöpfers nächſt der Vervolkommnung ihres Geiſtes auch auf die ihrer zeitlichen Güter bedacht ſeyn .
Die Furcht vor den Opfern , Beſchwerden und
Gefahren , allerdings nicht erdichtet , ſollte aber dies jenigen , deren Wünſche, bürgerliche und Vermögens
Verhältniſſe ſie zu einer Ueberſiedelung in die neue Welt veranlaſſen , keineswegs zurückſchrecken . Was die lekteren angeht, ſo möchten dieſe bei zweckmäßiger Vereinigung Vieler , der Reichen zu vortheilhafter Verwendung ihrer Capitalien , der Armen zur nüß lichen Anwendung ihrer Kräfte für erſtere , bei ſorg fältiger Auswahl der allein ſich hierzu eignenden ,
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,
rechtſchaffenen , charakterfeſten Individuen und bei den
nicht außer Acht zu laſſenden nöthigen Vorſichts maaßregeln , wohl ſelten , ja nie, ganz unüberſteigliche Hinderniſſe abgeben . Mangelten auch einer ſolchen Geſellſchaft die Mittel, nach beſtrittenen Ueberfahrtss
und Reiſekoſten , zum wirklichen Ankauf von ländes reien , ſo ſteht ihnen kein Hinderniß entgegen, die er ſten Jahre auf Staats - Eigenthum zu wirthſchaften
(zu temporiſiren ) und hier ihre Vermögensverhältniſſe zu verbeſſern . . Wenn dann einſt nach dem natürlichen Lauf des
Steigens und Fallens aller Staaten und Nationen auch die Größe und Cultur Europas dahin geſunken ſeyn wird, dann wird in jenem ſchönen neuen Abend
lande das Andenken Deutſchlands ſtets gefegnet bleis ben. Man wird mit Freude bekennen , daß man deutſchem Fleiß den ſchönſten Anbau der abendländi
ſchen Fluren dankt ; daß vorzüglich Deutſche es waren , welche die grenzenloſe Einöde, Wälder und Sümpfe in liebliche Auen und Gefilde verwandelten .
Und wenn die Deutſchen jenes Aſyl, wie bisher, auch fernerhin ſich auserſehen werden , um dort die ſchöns
ſten Früchte ihres Fleißes , ihrer Frömmigkeit und Rechtſchaffenheit zu hinterlaſſen , ſo werden deutſche Sprache, deutſche Sitten , deutſche Wiſſenſchaften und Künſte ſich über jenes ungeheure Feſtland ausbreiten , wie die belebenden Strahlen der Frühlingsſonne über die winterliche Erde.
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1.
· Der weſtliche Continent, als allgemeine Einleitung . " Bekanntlich ward Amerika, jenes die ganze neuere Geſchichte umgeſtaltende land 'im Jahr 1492 von dem
fühnen Weltumſegler Chriſtoph Columbus ents deckt * ). Eine Bulle Pabſt Aleranders VI. ſchenkte alle bereits von ihm entdeckten und noch zu eroberns
den Länder Amerikas der Krone Spanien für erb und eigenthümlich , und verbot allen andern Völkern , je Eroberungen in der neuen Welt zu machen . Allein die Wunderdinge , die Reichthümer, welche man rühs men hörte, zogen andere Völker an , und ſo bildete
rich ſpäter ein anderes Recht, daß nämlich das bis jeßt noch unbekannte: Land der Macht gehören ſollte, deren Flagge es zuerſt berührte, welches aber wieder
um , indem auch dieſes Recht Streit verurſachte, einem dritten Recht , dem
des Stärkeren , weichen mußte.
Bei dieſen drei gleich ungerechten Grundſäßen wurde das Recht der Eingebornen gar nicht berückſichtigt ; fie erlagen den europäiſchen Feuergewehren . So ward die ganze ſüdliche Hälfte Amerikas , mit Ausnahme Braſiliens, und die ganze nördliche, oder ganz Merico, mit Ausnahme des heutigen Nordamerikas , welches * ) Er machte vier Seereiſen, entdeďte auf den beiden er: e
t mehrere große Inſeln Weſtindiens, und betrat bei fften
ab :
.
'
der dritten das feſte Land von Südamerika , an der Mündung des Orinoko. Seine leßte Erpedition ging 1502 nach der Honduras-Küſte in Mittel-Amerika , im
Du
Hintergrund des mericaniſchen Golfes , und nach der Landenge von Panama.'
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man nicht achtete, weil man hier feine edle Metalle vermuthete , von Spanien erobert. Und was ward dem fühnen großen Entdecer dafür ? Gefängniß und Ketten , die ihm die hinterher geſchäftige Mittels
mäßigkeit eines Ameritus Vespucci ſchmiedete, der dem Verdienſte den Lorbeer vom Haupte riß und
ſeine unwürdige Stirn damit ſchmückte , und deſſen Eitelkeit ſelbſt das unverdiente Glück hatte, den gan;
gen Fund bis dieſen Tag nach ſeinem Namen benannt zu ſehen ; eine Ungerechtigkeit , die erſt ein Theil Amerikas wieder gut zu machen ſuchte , der: Freiſtaat Columbia nämlich . Was Columbus und Vespucci begonnen hatten , ward von Cortez und Pizarro
vollendet, der größte Cheit von Amerika erobert uno auf die grauſamſte Weiſe dem ſpaniſchen Scepter unterworfen **). : . Nordamerika ward 1498 von dem Venetianer
Giovanni Sabotta unter engliſcher Flagge ents dedt, aber erſt 80 Jahre ſpäter wurden Coloniſations verſuche baſelbſt unternommen , unglücklich unter Eliſabeth , mit Glück aber unter ihrem Nachfolger Jakob I. Die Franzoſen wandten ſich in der erſten Hälfte des 16ten . Jahrhunderts nad, Canada. Im 17ten Jahrhundert ward die Colonie durch ihren
Handel mit Pelzwerk und Bauholz ſchon ſehr wichs
tig. Im 18ten Jahrhundert ſtiftete Frankreid die Colonie Louiſiana,
Die Holländer gründeten im Ti ,
,
*) Um die Erforſchung dieſes Welttheils überhaupt haben ſich beſonders verdient gemadt: N . Balbao , 1513 ;
Magelha e n , 1520 ; COOF, im isten Jahrhundert, und überhaupt die Britten um Nordamerika , und un : Ter Zeitgenoſſe A . yon Humbold in der neueren Zeit um Súdamerika.
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Mittelpunkt der brittiſchen Befißungen die Golonie Neu-Niederlanden , die aber der Uebermacht der enga liſchen Marine und der Stärke der Solonie endlich
weichen mußte.
Zuleßt warb im Frieden 1763 ganz
Nordamerika , mit Ausnahme von Merico , Louiſiana
und Florida, welche beide leßtere Frankreich an Spas nien abgetreten und welche dieſes wieder ſpäter an den nordamerikaniſchen Freiſtaat abgab, - engliſch , doch nicht lange , indem bald der größte Theil ridy
unabhängig erklärte und ein Muſterſtaåt für alle fich
ſpäter gebildete amerikaniſche Republiken abgab. Spanien erhielt Cuba und Portorico, Frant reich Domingo Cießt Haiti) und einige andere
Antilen, England eignete Rich Famaika gu ; Holland hatte ſich auf dem feſten Land, auf der Küſte von
Guyana , Surinam und Demara rý Befigthum erworben . Die wenigen Urbewohner ( höchſt wahrſcheinlich wurde die weſtliche Erdfeſte erſt vor kaum 12 Jahr hunderten bevölfert) , welche überdieß noch ſeit der
Entdeckung in die Urwälder des Innern verſcheucht und durch den Goldburſt und die Barbarei civiliſir :
ter Unmenſchen in Sclaverei-und Elend geſtürzt wur: den , ſtarben in mehreren Landſtrichen faſt ganz aus,
und in andern rieben ſie ſich, in eine Menge Völkers ſchaften zerſpalten , von den geiſtigen Getränken der Europäer vergiftet , bei einem rohen Jäger - und
Kriegerleben ſo auf, daß man ihre Zahl zu höchſtens 16 Millionen auf dem Continent noch annimmt! Bis zum Erſcheinen dieſer und anderer Eroberer
wanderten die Eingebornen in ihren waldigen Gebir gen und wohlbewäſſerten Ebenen frei und ſelbſtſtän : dig einher und fanden Freude und Lebensunterhalt an der Jagd. Sie ſollten aber das Schlachtopfer des
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barbariſchen Geizes ihrer civiliſirten , aber auch ents arteten Mitmenſchen werden.
Wenige Scenen in der ſpaniſchen Geſchichte , die ſelbſt nicht ausgenommen , welche die Gräuelthaten
des Herzogs Albą veranlaßten , bieten uns größere Abſcheulichkeiten dar , als die, welche das aller:
chriſtlichſte Volt an den harmloſen Bewohnern der neuen Welt verübte. Raub und Mord bezeichneten ihren Weg und bei dem Namen Montezuma * )
ſpricht man unwillführliche Verwünſchungen über ſeine treuloſen barbariſchen Sieger aus. Andere europäiſche Nationen, die eben ſo ſehr nach fremdem Gebiet ſtrebs ten, legten Colonien an den Ufern von Nord- Amerika an. Die frühere Geſchichte derſelben iſt voll von Ungerechtigkeiten und Grauſamkeiten von Seiten der
Weißen und von Rache und Mord von Seiten der
Indianer. Doch eben hier , als die heftigſten leis denſchaften aufgeregt waren , als Wilde und Civiliſirte
ſich gleichſtehend bezeigten , legten einzelne Indivis duen einer wenn auch bereits weit vorgerückten , doch * ) Montezuma war Raiſer von Meriko , als Cortez 1518 in dies Reich einfiel. Er wurde durch Hinterliſt
in Feffeln geſchlagen und ſtarb bald darauf an den von ſeinen eigenen Unterthanen erhaltenen Wunden .
Er
hatte ſich dieſen nämlich, um den über ſeine Gefangen nehmung entſtandenen Aufruhr zu dåmpfen , zur Ruhe mahnend gezeigt ; die Merikaner aber aufgebracht über
ſeine Ergebung empfingen ihn mit einem Steinregen . Untróftlich über dieſe von den Seinigen erlittene Be Tchimpfung riß er den Verband ab und ſtarb bald
darauf. Montezuma hinterließ 2 Söhne und 3 Tóch
ter, welche alle das Chriſtenthum annahmen . Seit 1821 lebte der lebte Abkommling des unglüdlichen
Kaiſers zu Paris und 1826 fchiffte er ſich nach Meriko ein , um ſeine Familien - Angelegenheiten zu _ordnen .
immer ihren grauſamen Eroberern noch an Civiliſation nachſtehenden Nation Characterzügė. ) an Zag, welche
den Gebildetften unſerer Zeit geehrt haben würden ; aber ſie wurden ihnen auf die niedrigſte Weiſe zur Schande der Weißen vergolten , zu deren ſelbſtſüchtis. , gen Zweden die Armen benußt wurden . !
1: Noch zu Columbus Lebzeiten gelangte ein gewiffer Alvarez auf feiner Reiſe nach Oftindjen (durch Sturm dahin verſchlagen ) an die Küſte von Braſilien . Dies große kand ward indeſſen von den Portugiefen lange Zeit nur wenig geſchäßt , denn ſie, fanden hier wohl. höchſt fruchtbaren Boden , alleju ihr Abgott, Gold , Silber:: und Edelſteine a'; wollte ſich ihren
gierigen Blixen nicht ſogleich freiwillig darſtellen , daher fchichte man nur Verbrecher als Coloriſten das hin .... Erſt als dieſe Verbannte das Zuckerrohr von
Madeira aus hierher mit dem günſtigſten Erfolg vers pflanzten, ward die Regierung aufinerfſam und ſchicte einſichtsvolle Männer ab, um das Land näher zu: ua terſuchen . Es wurden Pflanzſtädte, angelegt; die gutmüthigen , aber arbeitsſcheuen Braſilianer wurden durch kleine Geſchenke gewonnen und zum Vortheil der mit reichen Erndten : lohnenden Pflanzungen bes
nugt. Wichtiger ward-rden Portugieſen jenes neue fand , als man 1695 Gold und ſpäter Diamantert entdeckte , welche auf der ganzen Erde ſonſt nirgends .: * ) Die alten Meritaner ſtanden fchon im zten Jahr: 1 i hundert auf einer bedeutenden Stufe der Cultur. Sie .;
verſtanden die Baukunft und Bildhauerei, waren mit
der Schrift vertraut und in der Aſtronomie erfahren ,
ſie hatten ihre eigene Zeitrechnung und befaßen vies Terlei fonſtige Geſchicklichkeiten und Künſte ; ſie ſtanden 1
i den Chineſen in Ausbildung würdig, zur Seite. 61 5
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CLIOTHEQUE CANTONA
LAUSANNE TAIR UNIVERSI
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to groß und fchön gefunden werden . Außerbem lies
fert 'Braſilien eins der ſchönſten Farbehölzer , beſons ders auf der Küſte Fernambuko , wovon die Engläntis der allein jährlich an 30,000 Gentner erhalten . Utes berhaupt iſt das Kaiſerthum Braſilien eins der reichſten und bei der noch zu erwartenden allgemeineren Bes
bauung und Civiliſation eins der ſchönſten und in jeder Hinſicht der geſegnetſten länder der Erde. " Ik 11 . Die Spanier , welche indeffen das Goldland noch
enmer nicht gefunden hatten , mißbrauchten die uns
glücklichen Indianer auf alle Weiſe ; ſie zwangen ' file den fruchtbaren Boden zu- bebauen , um durch den Gewinn reiderer Erndten ſich noch mehr Schäße zu fammeln . Porzüglich pflanzte man Zuckerrohr., wels
ches auch jeßt noch der vorzüglichſte Reichthum ber Hveſtindiſchen Inſeln iſt. Die Indianer aber unters Tagen der ungewohnten Arbeit undBeren ſtarbenSchnell unter den. tager or show orairement sobir Mißhandlungen ihrer grauſamen Herren ſchnell dahin , ſo daß von einer Mill. auf Hiſpaniola nach 15 Jahs ren nur noch etwa 60,000 übrig blieben. Einti,i 1 . Noch wilder - øerfuhr man indeſſen mit denen , welche ſich der ſpaniſchen Herrſchaft zu entziehen ſuche
ten : man hekte große Hunde auf die Nackten und
hieb und ſchoß, auf die armen Wehrloſen .
Ihre
Dverhäupter oder Sazifen verbrannte man bei langs famem Feuer zum warnenden Beiſpiel. Und zu dieſen
und andern Gräuelthaten konnten Prieſter der Lehre Jeſu die Menſchen noch aufmuntern ! – - Doch nicht alle vergaßen ſo ihres ſchönen Berufs . Beſonders eiferte ein Mann , las Casas , gegen die Unmenſchlichkeiten , mit welchen die armen Ein
gebornen behandelt wurden. Er ſelbſt gab ſeinen Sclaven die Freiheit und da man auf den Inſeln ſeine Vorſtellungen nicht beachtete, unternahm er
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mehrere , Reiſert nach Spanien , um den König zur Abſtellung dieſer Schandthaten zu bewegen . Es ges
fang ihm theilweis auf kurze Zeit. Es ward in zwiſchen immer allgemeinere Sitte, ſtatt der ſchwädys lichen Indianer die ſtärkeren Neger aus Afrifa zum
Plantagenbau zu benußen und einzuführen.
Ges
wöhnlich wird nun Las Casas als derjenige betrachtet, der zuerſt aus Schonung der Fndianer gerathen habe, Neger aus Afrifa zu holen , allein der ehrliche Mann iſt an dieſem : entehrenden - Hanbel ganz unſchuldig , denn er beſtand ſchon lange vor ſeiner Zeit. is
. . . Die Zahl der untergegangenen Indianer wurde indeffen überreichlich durch eingewanderte Europäer der meiſten Nationen erfekt. Man unterſcheidet jeßt
in Amerika Weiße , Farbige, und Schwarze: Die erſteren , wenn ſie in Amerika geboren ſind , heißen
Areolen ; die Miſchlinge von Europäer und Indianer : Meſtizen , und die der Europäer und Neger : Mus latten . Der Grad der Abſtammung wird überdies noch beſtimmt durch die Ausdrücke : Lerzerolen , Quars
terolen , Quinterolen , 26.: Die : Schwarzen machen endlich noch einen bedeutenden Theil der amerif. Bes
völkerung aus. Sie ſind am zahlreichſten in Süda merika und in den ſüdlichen Provinzen von Nordas merika . Ehedem wurden alljährlich 100,000 eingeführt und jeßt wohl immer noch mehr als die Hälfte. Die geſammte Bevölkerung von Amerika ſchäßt man
auf etwa 40 Mil . auf einem Flächenraum von 750,000 geographiſchen [] Meilen . !.!.! .
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Geographiſche Bemerkungen. " in Oſtwärts von Aſien , weſtwärts von Europa und Áfrika dehnen ſich in beiden Polrichtungen jenſeits
des, Grabes einer verfunkenen Ländermaſſe, des", ats Irintiſchen Oceans und des ſtillen Weltmeers ungeheuren Waſſerbedens, welches Anſtralieu und Aſien von der Weſtfeſte unſeres Erbförpers fcheidet, zwei durch die
Bergenge von Panaman ( die Verbindung der beiden Weltmeere mittelſt Durchbruch dieſer Landenge vom Nikaraguaz See aus iſt jeßt im Wert und wird eine neue Aera in dem Welthandel und in der Seefahrt für Amerita abgeben ) : aneinandergefettete Welttheile aus : in qüdöſtlicher Richtung Südamerikai, in nordweſtlicher Richtung Nordamerika.. Da' wo jener Felfendamm die beiden Meere trennt; ragt aus.
der großen :weſtlichen Einbuchtung des : atlantiſchen Meeres ; die den Golf von Merico bildet, eine Ruine
der Urwelt: hervor, die große auf Felſengrund ge lagerte, von vulkaniſchen Ausbrüchen und von Meer : gewürmſdaalen geſtaltete Eilands - Flur der An tillen oder Weſtindien.T
1
o
Set
Das Erſte und Wichtigſte., was bei einem der
Entwickelung von Menſchen-Leben fähigen Schauplaß in Betracht kommen muß, iſt das Klima, jene Miſdung vont licht und Wärme, von : Feuchtigkeit und luft ,
welche über die Oberfläche eines Landes ausgegoſſen dahinſtrömt und das Gedeihen der Pflanzen und
Thiergattungen beſtimmt. Es wird moderirt durch die mehr nach den Polen oder nach dem Aequator, mehr oder weniger von Seen , Gebirgen und Wäldern bedeckte lage eines Erbſtrichs.
Das Klima von Amerika iſt, wie ſchon ſeine Ausdehnung durch alle Zonen der nördlichen und
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füblidhjen Breite ahnen läßt, höchſt verſchieden . Es zeigt die unerträgliche Hike Afrikas ebenſo , wie den
erſtarrenden Froſt Lapplands oder der Pole mit allen Abſtufungen der zwiſchen den heißen und kalten Zonen gelegenen gemäßigten Erdſtriche und es vermag das her Amerika, ſowohl dem Néger, wie dem Europäer , dem Aſiaten , wie dem Neuſeeländer ein Vaterland
zu bieten , ihin aber auch, verderblid zu werden .
: Dieſes ſchon geographiſch fo verſchiedene Klima wird aber durch mancherlei Einflüſſe dahin geſtimmt, daß man im Allgemeinen als klimatiſchen Grundton in Amerika, die Kälte annehmen kann . Abgeſehen von
der wohlthätigen Einwirkung, welche die Hochgebirge, welche fühlend längs dem Aequator um die ganze
Erde hinlaufen, durch ihre Erhöhung über der Meer resfläche die furchtbare Hiße aller Tropen , fo auch die amerik. 'milderni , alteriren nämlich folgende phys ſikaliſche Umſtände die Einwirkung derSonnenſtrahlen
und mäßigen die Gluth des Himmels : Urwälder, die noch nie eines Sterblichen Fuß betrat, Urgewäſſer,
Seen und Sümpfe , die noch kein menſchlicher Fleiß entfernte und austrocknete , himmelhohe Felſenwände, die weithin über das land ihren gigantiſchen Schats ten werfen und die Entwicelung von Licht, Luft und
Wärme hindern, ſo daß ſich nirgends jene auszehrende Trockenheit, jene durch den heißen Sand und Staub
fo drüdend werdende Hiße Afrifas wiederfindet. Auch erfriſcht eine regelmäßig wiederkehrende lange Regen zeit , durch jene Gebirge , Wälder und die zu beiden Seiten liegenden Weltmeere genährt und verändert,
das urſprüngliche Kelima des Landes. Man kann annehmen , daß Amerika unter allen
Welttheilen der fälteſte iſt, d. h . es iſt unter gleichem
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Breitegrad ) in Amerika weit fälter , als irgend in einem Lande der Erde. (Gewöhnlich nimmt man den . * ) Auf der Erdkugel nennt man die beiden Punkte , um welde ſie ſich dreht, die beiden pole, von welchen der
eine (der Nordpol) gegen Mitternacht , oder Norden , der andere (der Súdpol') gegen Mittag oder Süden: liegt. Eine erdachte gerade Linie führt von einem
i
derſelben , durch den Mittelpunkt der Erde bis zum andern unter dem Namen der Erbare. Sin gleich
weiter Entfernung von beiden Polen umringt der des guator oder der Gleicher , als eine erdachte , die Erdkugel in zwei Hälften , die nördliche und jüdliche
Breite, theilende Kreislinie, die Erde. Mit ihm läuft gleich , oder paralell , eine willkührliche Anzahl fos genannter Paralellreiſe in gleichweiten Entfernungen , gewöhnlich von 300 zu 300 Stunden , (von 10 zu 10
Grad ) rings . um die Erde , die Pole immer enger
einſchließend. Unter ihnen zeichnen Tidy 4 durch beſon . dere Wichtigkeit aus , nämlich dem Uequator zunächſt :
die beiden Wendekreiſe , der nördlice, der Wens detreis des Krebres , der ſüdlide, der des Steins bod boa 6. Sle beißen Wendekreiſe, weil, wenn die Sonne 6. Sie am långſten und am kürzeſten Tag diere Kreiſe in ihs rem fcheinbaren Lauf beſchreibt, ſie wieder zum Aequas
tor zurüđkehrt. Die beißen , oder mit einem urſprungs lich griechiſchen Wort, die tropiſchen Länder, auch der heiße Erdgúrtel , die heiße Zone, ebenfalls altgriechi fchen Urſprungs, werden von dieſen beiden Wendezirkeln eingeſchloſſen ; den Polen am nächſten befinden ſich die Polarkreiſe , welche mit den Wendekreiſen die gemäßigten Zonen , die nördliche mit dem Wendekreis
Deb Krebſes, und die ſüdliche mit dem des Steinbods, bilden , in ſich ſelbſt aber die nördliche und ſúdliche
kalte zone umgrenzen.
Ein anderer eingebildeter
Streis geht unter dem Namen des erſten Meridians oder des Mittagspreiſe 8 über die unfern der
afrikaniſchen Küſte liegende Inſel Ferro , die Pote ,
Polar- und Paraleltreiſe ſowie den Hequator duro
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Unterſchied zu 10 Graden im Verhältniß zu Europa an : der Anbau unſeres. Getraides , der in Europa den 60. Grad noch überſteigt,-reicht hier nur bis zum 50. ). Eine 2 . Eigenheit des amerikaniſchen Klima's ſind die ſchnellen Uebergänge in der Witterung. Ges
genden in Nordamerika namentlich , die mit Süds: deutſchland unter gleicher Breite liegen , haben ſtrena
gere Winter und heißere Sommer als dieſes ,, und wje im nördlichen Rußland , einen plößliden Uebers,
gang von dem einen zum andern , ohne der lieblichen Tage ſich ſo erfreuen zu dürfen , wie wir. Die uns endlichen Eisflächen des Nordens und ſeine Eismeere und die daher,wehenden Winde, durch fein bedeus tendes Gebirg gehemmt, üben den ungünſtigen Eins ſchneitend und die Erde in zwei andere Hälften , die oftliche und weſtliche, theilend : erſtere von uns bes
wohnt , lektere vom Welttheil Amerika durozogen . Neben ihm denkt man ſich ebenfalls, in denſelben Ents fernungen , wie beiden Paralelkreiſen noch viele andere,
welche die Pole und obige Kreiſe ebenfalls durchſchnei
dend, mit ihnen gleichſam ein Neş bilden, weldjes die Beſtimmung der einzelnen Orte auf der Erdoberfläche erleichtert. Beiderlei Kreiſe werden námlich in 360 Tbeile oder Grade getheilt , deren ieder 15 geogra . phiſche oder 75 , engliſche Meilen oder 30 deutſche Stunden betragt. Die Grade auf dem Meridian zeigen daher die Entfernung vom Nord - oder Südpol, unter
dem Namen der nördlichen oder ſú dlichen Breite an ; die Grade auf dem Wequator aber beſtimmen die Entfernung gegen
Oſten oder
Weſten som
erſten
Meridian , und heißen : Grade der öſtlichen oder w e ſtlichen Lánge. Um nun einen Ort auf der
Charte aufzufinden , wird nur ſein Breitegrad auf dem Meridian , und fein Långegrad auf dem Aequator auf: geſucht , beide Richtungen verfolgt ,
und mit dem
Durchſchnittspunkt iſt auch der fragliche Ort gefunden ,
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fluß auf die Zemperatur Nordamerikas aus , denn die beffer geſchüßte Weſtküſte und die Binnenländer
haben ein ungleidy milderes , angenehmeres und ges funderes Klima , als die freien atlantiſchen Küſtens länder. Dagegen haben die länder zwiſchen den Wendekreiſen zwar ein tropiſches Klima , aber nicht die brennende Sonnenhiße Afrika's , inden ſie erflichy von geringerer Ausdehnung von Oſten nach Weſtent
von Seewinden und Ausdünſtungen zahlreicher mäch tiger Ströme abgefühlt werden. " · Die Natur hat die Oberfläche der neuen Welt in größeren Formen geſtaltet und ihr Inneres mit fris ſcherer Lebensfraft' ausgerüſtet als die Erdhülle der alten Welt. Amerika hat die größten Halbinſeln , die größten Ströme, die größten Landſeen , die längſten Pergrücken , die weiteſten Hochebenen , die üppigſten und größten Grasflächen und die reichſten Erz - und Steinlager. Ueber das Ganze verbreitet ſich in der wundervollſten Abſtufung das üppigſte Pflanzens und
Thierleben . Pon dem Rennthiermoos der Buffinsbay und von den Flechten ayf Feuerland's Klippen era
hebt ſich von beiden Polen her die Vegetation bis zu der 185 Fuß hohen Palme und dem Säulenförs migen Cactus, welcher der üppigſten Tropenwelt dies ſer Erdfeſte angehört.
Wer kennt nicht die einheimiſchen Erzeugniſſe des Amerikaniſchen Bodens, den Mais , die Kartoffel, den
Labat, die Kakaobohne , das Cochenilles Inſeft, die Vanille und die Farbenhölzer und die edlen Holzars ten ? Ebenſo mannichfaltig iſt die thieriſche Schöpfung.
Der ſüdliche Peſcherä (Bewohner von Feuerland) und der nördliche Polarmenſch , der Eskimo, gleichen der Zwergkiefer, wie der Patagone und Karaibe dem
ſtolzen Ahorn . Ebenſo find Gewürmer und Inſets
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ten (nur die nüßliche ;11.weit hat: Europa gegeben ) , Fiſche, bien in reichſter Abwechſelung und Farben : vorhanden , am
ausgebreitete Bierto Geflügel und Umphis von Geſtalt , Größe ausgezeichnetſten und
eigenthümlichſten in den Wildniſſen der Anden ( von
Andis , fupferberg ). : Die Meinung mehrerer Natura forfcher , daß die 4 füßigen Thiere Amerikas minder. groß und wild :: feyen , als dieſelben Arten in der neuen Welt , haben andere nicht minder berühmte
Beobachter widerlegt , indem ſie behaupten , der Jas guar der neuen Welt rey eben ſo furchtbar, wie der Tiger der alten , der landbär von Nordamerika rey größer und ' grauſamer als der europäiſche und nur der före am Ganges rey dem nordamerikaniſchen Puma an Größe und fraft überlegen , ſowie das
Strokodil bem amerikaniſdien Alligator und Kaiman. Noch weniger begründet iſt es, daß die europäiſchen
Land - und Hausthiere (man hat die nußbarſten aus, Europa berüber gebracht) -
in Amerika ausarteten
und ſchwächer würden . Am wenigſten gilt dies vom
Menſdien und ſeiner Geiſtesbildung.
Die fruchtbara
ſten Ideen für das practiſche Leben , als Duldung, Freiheit , Gleichheit , Selbſtſtändigkeit , Verdienſtehre und Verfaſſung haben in dem Boden von Amerika
mitten unter dem Schlingfrant der Rohheit und des Eigennukes tiefere Wurzeln geſchlagen als ſonſt ir gendwo , ſo daß aus ihnen da , wo das Recht der
eigenen Geſeßgebung hinzutrat , in Kurzem ein kräfs. tiger Volksgeiſt erwuchs, welcher die verſchiedenartigen Nationen zu einem Ganzen vereinigte. . ; Der Boden Amerikas erfreut ſich faſt durchgängig bes kräftigſten Pflanzenwachsthums. Der Welttheil hat auch nicht eineSandwüſte und die unermeßlichen
Ebenen prangen im üppigſten Grün. Amerifa vera
:
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eint jeßt in fich Thiere und Früchte zweier Hemis fphären und iſt durch die freundſchaftliche Umarmung der Thier - und Pflanzenwelt zweier Theile zu einem in materieller Hinſicht fehr glücklichen kande und
zwar, was nie vergeſſen werden darf, durch den Fleiß des Europäers erhoben worden ! Alles , was es ges genwärtig iſt , iſt es durch Fleiß , Betriebſamkeit und
Ausdauer des fich dort angeſiedelten Europäers ges worben . Der Bewohner der transatlantiſchen Erbfeſte wird daher nie vergeſſen , wie viel dieſer Welttheil
dem Slima von Europa verdankt und daß ſeine vor: herrſchenden Vögel, Inſekten und Amphibienwelt ihm nie den Rang in der Geſchichte würde verſchafft has
ben , den es durch europäiſche Civiliſation bereits fdon darin erlangt hat und wahrſcheinlich in der Zukunft nochmehr erlangen wird. Dhne die Europäer wäre namentlich Nordamerika' nur eine ungeheure abſtoßende Wüſte ,
abwechſelnd mit
gränzenloſen
Wäldern und ungeſunden Sümpfen , und belebt von gräßlichen und eckelhaften Geſchöpfen des Inſekten und Amphibienreichs und einer ſchön gezierten , aber
größtentheils ſtummen Vögelwelt. Durch den Euro päer iſt dieſe läſtige Thierwelt in ihre Schranken zurückgewieſen und der Herrſchaft der Vernunft und Hoheit des Menſchen untergeordnet worden , damit dieſer nun um ſo mehr der unendlich größeren Majes ſtät und Aumadit ſeines Schöpfers ſich unterordne , Shn durch Ihm wohlgefällige Thaten
der Liebe und
Ehrfurcht preiſe, Ihm diene und überall Seinen glors ·
reichen Namen verherrliche.
. ?
Faſt alle unſere Hausthiere , das Pferd, der. Erel, der Dchs , das Schaaf, das Schwein , der Hund, die Kaße ; vicle europäiſche Gewächſe, der Weinſtoc , der
Delbaum , alle unſere Getraide- Arten , Hanf, Flacho,
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Reis, Zuder, Staffee und die meiſten unſerer Obſtará ten , alles dies wurde erſt von Europa und andern Welttheilen nac , Amerika perpflangt. Von den urs ſprünglich einheimiſchen Produkten verdienen nux vorzügliche Erwähnung, und zwar aus dem Thierreich in Nordamerika : ihres Pelzwerks wegen geſchäfte Land - und Eisbären , Seeottern , Fiſchottern, Biber ,
Wölfe , Füchſe , Hermeline, Haſen und Waſchbären ;
ihres Fleiſches und zum Theil auch ihres Fettes wes gen werden gejagt: der Biſon , eine große Art wilder
Dchſen , mehrere Arten Hirſche, und zuweilen einige Antiloppen, ein ſchönes, ſchlank gebautes Thier, ähns lich dem Hirſch und der Ziege ; es liebt beſonders die Gebirggegenden wärmerer länder. In Mittel- Amerika find zu Haus : der Jaguar , oder der amerikaniſche
Tiger , ein dem Panther und leoparden von Arien und . Afrika ähnliches ſtarfes , muthiges Thier , höchs ſtens 5 Fuß lang tödtet es dennoch die größten Thiere und fchwimmt mit Pferden und Ochſen durch die breiteſten Flüſſe und Ströme; ferner die Ligerkaße und die wilde Kaße. - An Hausthieren in Süda Amerifa verdienen Erwähnung : das fama oder die amerikaniſche Kameelziege , etwas größer als der
Hirſch , hat es weder Geweihe noch Hörner und Feis nen Bucel ; den Hals trägt es hoch , ſein Gang ift ſtolz, fein Tritt iſt feſt und ſicher , weshalb es oft zum Reiten und Fahren geringer laſten gebraucht wird ;
es iſt leicht zähmbar und wird dann ein zärtliches Hausthier. Sein Leib iſt mit ſehr feinen ſchwärzlis chen , zimintbraunen und oft weißen Haaren befeßt.
Ferner ſind in Südamerika zu Haus : der Tapir , ein in der lebensart dem Flußpferd ähnliches ſchüchternes Thier , von der Größe des Maulefels , mit einem
großen langen in einen Rüſſel endigenden Kopf; es
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liebt ſumpfige Gegenden und ſtürzt ſich bei dem ges. ringſten Geräuſch , ins Waſſer , worin es ſo lange fortläuft, bis es durch mangelnden Athem gezwungen wird , wieder aufzutauchen ; das Vikunna , ein dem
lama ſehr ähnliches furchtſames , ſcheues Thier , von der Größe einer Ziege , es wird wegen ſeiner koſta baren feinen Wolle geſchäßt; bas. Faulthier , mehrere
Arten Gürtelthiere, und das Beutelthier, ein ſeltſam wunderliches . Thier von der Größe des Maulwurfs
bis zu der des Schaafs , lebt im freien Felde , in Gebüſchen und in hohem Gras, von Früchten , Inſets ten , Mäuſen und Vogeleiern . Die Weibchen haben
hinten am Leib cine große Taſche, worin ſie ihre Jungen herumtragen und ſäugen ; : bei herannahens der Gefahr ſpringen dieſe auch den Alten auf den
Rüden , ſchlingen ihre Schwänzchen um den der Muts ter und entkommen , auf dieſe Art rich feſthaltend, ſprungweiſe aufs ſchnellſte der Verfolgung ; ihr Gang gber iſt langſam und ihre Hinterfüße ſind wie die
Hände geſtaltet, auch faſſen ſie mit dieſen , was ihnen vorkommt. Zur Vertheidigung dient ihnen ſcheulich riechender Unrath .
ihr abs
· Die Wälder Südamerikas ſind voller Papagayen , Fledermäuſe und geſchwänzter Affen von verſchiedener
Größe. Die Amphibien ſind zahlreich und läſtig. Fröſche und Kröten ſind in den wärmern Gegenden in größter Menge vorhanden ; viele Arten Schlangen ,
worunter die giftige Königs - und Klapperſchlange;. viele Gattungen Eidechſen , wovon einige , wie der Leguan , in Südamerika gegeſſen werden . Dieſer gehört unterdie größeren Eidechſen -Arten , oft erreicht
er die Größe eines Mannes . Sein großer platter Kopf iſt mit Schwielen und der Leib mit ſchwarzen
Schuppen bedeckt. Auf dem Rücken hat er einen
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ſtachlichen Kamm , an der Rehle einen Sad , an den Füßen ſpiße Nägel und im Raden ein ſcharfes Ges
biß . Von Farbe ift er grün, gelb und blau ſchillernd. Sein Vaterland iſt vorzüglich auf den Weſtindiſchent
Inſeln , wo er ſich am liebſten auf Baumäſten in die Sonne legt und auf kleine Thiere lauert, von denent
er ſich nährt. Gereizt geräth er in Wuth ; ſein Biß iſt heftig und geht tief. Gefangen wird er durch Liſt : man naht ſich ihm pfeifend, fißelt ihn mit einer Stange und hierdurch eingeſchläfert , wird er im übergeworfenen Net durch Keulenſchläge: getödtet.
Die größten Schildkröten finden ſich bei den weſtini diſchen Inſeln ; in den Flüſſen der heißen Zone iſt der Alligator oder das amerikaniſche Krokodil zu
Hauß. Die Inſekten -Welt iſt zahlreich und zum Theil höchſt läſtig : die Erdflöhe, die ſich unter die Nägel der Füße einbohren und Geſchwüre verurſachen ; die alles zerſtörenden Ameiſen ; die in vielen waſſer -'und
holzreichen Gegenden unausſprechlich plagenden Moss fiten und andere ſtechende Inſekten ;" ferner iſt bes merkenswerth : das Cochenille - Inſekt. Es iſt der Größe, Geſtalt und Farbe nach der Wanze Tehr ähns
lich und lebt vorzüglich in Merico auf der ſogenann ten Cactus-Pflanze. Das Männchen iſt felten, wird auch nur wenig beachtet, da nur das weibliche Infekt
zurBereitung der bekannten Purpurfarbe benußt wird . Man ſtreift ſie 5 mal des Jahres von den Blättern
ab , tödtet ſie in einem heißen Bactofen oder in fies dendem Waſſer und verkauft ſie hierauf pfundweis
in großen Quantitäten . Das Pfund , worauf etwa 70 ,000 Stück gerechnet werden , wird mit 13 und
mehr Thalern bezahlt. Da nach Europa jährlich an 1 Mil . Pfund verſendet werden, ſo läßt fic ermeſſen ,
weld ,einen einträglichen Handelsartikeldies kleine Inſekt
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für Mittel und Südamerita abgibt. Man gewinnt des Jahrs 3 Erndten , wovon aber die lekte mit vies
ler Mühe verbunden iſt , denn die ganze Regenzeit über muß die jungeBrut in den Häuſern aufbewahrt und mit Blättern verſehen werden .
Mehrere Arten
leuchtender Käfer und unzählige der ſchönſten Schmet ferlinge ſind vorzüglich in Südamerifa zu Haus.
1 . Amerika iſt reich an eigenthümlichen Pflanzen . Unter den Waldbäumen gibt es etwa 26 Arten vou
Gichen , Tannen , Fichten , Cypreſſen , viele ſchöne Palmenarten, Cedern, Ahorn, Nußbäume 2c. ferner viele edle Holzarten : der Mahagoni- Baum , und ets fiche Farbenhölzer, als das Braſilien - Holz und der
Campäſchebaum ; eßbare oder ſonſt nüßliche einheis miſche Gewächre ſind : die Startoffel , der Mais , die Katao - Bohne , Vanille , der Zabak , das Zuckerrohr,
der Paraguai- Thee und die Maniokwurzel, eine höchſt näbliche Pflanze, deren Wurzel vielen Tauſenden der Bewohner des wärmeren Amerika eine geſunde Nahs rung liefert. Die Wurzel, auf welcher ein manns
hoher Strauch mit handförmigen Blättern ruht, wird ausgegraben , ſorgfältig ausgepreßt, getrocknet, zu
Mehl gerieben , und aus dieſem ein treffliches nahrs haftes Brod:gebacken, obgleich die Wurzel an ſich giftig iſt : das Gift aber iſt blos im Saft enthalten und aus ihm bereiten die Indianer ein berauſchendes Getränke.
Das ganze land im ſüdlichen Südamerika , im Süden und Weſten von Braſilien - und Buenos-Ayres ſieht
überhaupt noch aus wie am Tag der Schöpfung und wird wegen ſeiner geringen Bevölkerung auch noch lange ſo bleiben . Unabſehbare Strecken des fruchts barſten Landes, die man in Europa mit Mill . bezah. len würde, kann man dort um einige tauſend Thaler
haben.' Ueber ſich ſteht dort der Menſch die Sterne
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in ihrem am Eropenhimmel eigenthümlichen Glanz im tiefen Blau : des nächtlichen Himmels in ihrer ger heimnißvollen Drdnungen ſtehen und ihre Strahlen weithin durch das feile Reich der Nacht ausgießen : 3 arjun Mineralien der edelſten Art iſt Amerika eins
der reichſten Länder. , Die Diamanten und Smarags
deri aus Peru und Braſilien ſind bekannt und ges ſchäßt u das Gold und Silber findet ſich nicht allein in den , reichen Bergwerfen von Columbien, Merito . Peru und Chili , fondern wird auch durch zahlreiche
Goldwaſchen gewonnen. Die jährliche Goldausbeute Amerikas wird überhaupt angenommen auf 17, 200,000 Thalera
,
' tiis '
1 ,
1
., ?
... Die erſten Einwohner von Amerita ſtammen wahrs ſcheinlich aus Aſien ; die auffallende Aebnlichkeit der Ess fimos, Bewohner der nordamerikaniſchen Polarländer ,
mit der mongoliſchen Menſchenraçe , den Samojeben , begründen dieſe Vermuthung.:. Die übrigen Ureins wohner Amerikas , gewöhnlich Indianer: genannt, bilden bei aller flimatiſchen Perſchiedenheit doch ims
mer eine und dieſelbe Menſchenart. Der Indianer iſt meiſt von :kräftiger, oft hoher Statur ; die Haut
farbe iſt zimmtbraun ; : ſein Haupthaar iſt ſchwarz, lang, grob, ſtraff und glänzend ; der Bart dünn und -regellos in Büſcheln , ſtehend ; die Stirne iſt niedrig , der Winkel der lang geſpaltenen Augen ſchräg gegen
die Stirne zulaufend. Die Augenbraunen und Aus genknochen find hervortretend ; hierzu kommt eine ſtumpfe Naſe ; etwas aufgeworfene Lippen , gedrängte
ſpiße Zähne, ein ziemlich breites Geſicht mit hervors ſpringenden Zügen , platte Schläfe und ein ſtark rück wärts gebogenes Stirnbein , endlid ; ein fanfter Zug um den Mund , der höchſt ſeltſam mit dem düſtern und gefühlloſen Blick contraſtirt. Geſunder Verſtand,
:
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felbſt Scharfſinn , iſt bei Ihnen gewöhnlich und die nördlichen Indianer ?' zeichnen ſich durch beſondere Schaufe der Sinne, unbegrenzte Freiheitsliebe , Los deb-Berachtung und faſt eine übermenſchliche Ertras
gung der fürchterlichſten Dualen aus; dagegen ſcheint ein Grundzug des indianiſchen Charakters auch die Grauſamkeit zu ſeyn .
Ihre Anzahl hat ſeit der Ents
dedung unglaublich abgenommen und nach vielleicht 100 Jahren werden nur noch wenige Spuren von ihnext vorhanden feyn. Sie haben allgemein eine höchſt einfache, die nördlichen felbſt eine nicht unwürs dige Borſtellung von einem höchſten Weſex . In dert ſpaniſchen Beſißungen ſind ſie faſt allgemein zum Chriſtenthüm bekehrt, in Nordamerika aber erſtwenige.
Angebaut und bewohnt iſt erſt der beiweitem kleinſte
t mans MeernesErdtheils. Cheil diefes Othetis . Im Ganzen ſind ndeunermeßliche es nur die Rüſten des Meeres und die Ufer der Ströme. Städte findet man im Innern nur wenige, Dörfer faft gar keine;. die Wohnungen der Pflanzer liegen einzeln und einfam ; ein tiefes Schweigen umgibt fle und nichts als der reine tiefblaue Himmel, ſchwer mit Sternen überſäet , der Mond und das belebende
Geſtirn der Sonne blicken ſeit Jahrtauſenden ſchon
auf die rieſenhaften Wälder herab , in denen noch kein Sdlag ein Echo wiederhallen ließ.lliam Was
endlich die in Amerika gewöhnliche Sprache angeht, Yo 'müſſen wir die Abſtammung der Bevölkerung bes rüdſichtigen . Etwa 8 .Millionen
indianiſche Einge:
borne befißen ihre eigene indiſche Sprache in höchſt mannichfachen Dialekten , (ro daß die meiſten nur die Sprache ihres eigenen Stammes verſtehen ) ; die civilis ſírten Indianer aber reden die Landesſprache der
Staaten ihrer Niederlaſſungen , als nämlich die engs
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lifdhe , ſpaniſche, franzöſiſche, portugieſiſche oder hols ländiſche Sprache. . .. Der Welttheil Amerika , hinſichtlich ſeiner Gebirge
und Gewäſſer betrachtet , bietet etwa folgendes Bild dar: von einem Ende des Landes bis zum andern zieht von Süden bis gegen Norden , als eine unun
terbrochene Kette , das mächtige fordillerens Gebirg oder die Andes tette (von Andis — Kupfer
berg).
Es beginnt in der Südſpiße Amerikas in
niedrigen Hügeln , erhebt ſich aber bald bis zur
Sdıneelinie * ) und durchzieht, ſich immer dicht an der Weſtküſte haltend , ganz Süd-Amerika. Gegen ben Aequator hin ſtreicht das Gebirg in nordweſts
licher Richtung und bildet mehr als einen Höhen-Zug, zwiſchen welchen Peru mit ſeinen reichſten Bergwerken
liegt. Unter dem Aequator vereinigen ſich wieder dieſe Verzweigungen und hier erreicht das Gebirg " ſeine größte Höhe : der mächtige Chimboraffo, der Rotopari, der Antiſana lc. ſind ſeine höchſten Pünfte ; ſie ſind mit ewigem Schnee und Eis bedeckt, aber mitten unter dieſen Eisfeldern zeigt ſich oft dem
Auge das überraſchende Schauſpiel eines im höchſten Contraſt. der Elemente initten aus einem in Eis er
ſtarrten Siegel auflodernden Vulkans, deſſen Flamme an den umliegenden Eiswänden leckt und ſie zu
Flüſſen ſchmilzt. Vom Aequator aus theilt ſich die Kette in drei Richtungen : der Hauptſtamm verläns gert ſich in nordweſtlicher Nichtung durch die lands
*) Diejenige Höhe , biß zu welcher fich z. B . Berge in ei nem
Erdſtrich erheben müſſen , wenn der Schnee dort
dauernd liegen bleibt ; ſie iſt nach Berſdiedenheit der Breite verſchieden . . 3
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enge von Panama* ) ; 'ein zweiter Zug geht in nörds licher Ridtung und ein dritter Arm verbreitet ſich öftlich in mehreren Zweigen . Das Hauptgebirg ſteigt von Panama aus empor und bildet ſpäter die Hocha
ebene von Merico. Dom 30 . Grad nördlicher Breite an zieht es ſich nun 'mehr gegen die Mitte Nords Amerikas , und vom 42. Gr. an iſt das Felſengebirg
als feine Fortſetzung zu betrachten , welches , von mittlerer Höhe , rich endlich als niedere Hügel in die Polar - Ebenen verliert. Den Gebirgsboden Nords Amerikas werden wir bei der Beſchreibung der vers einigten Staaten näher kennen lernen . In Süds
Amerika füllt ein noch wenig bekanntes Gebirg dert Raumt zwiſchen dem Orinoko und dem Maranons Strom , und ganz Braſilien wird von vielen zuſam menhängenden Gebirgsketten Durchzogen. . . . Un Zahl 'und Größe der Seen und Flüſſe übers trifft Amerika alle übrigen Welttheile : bei weitem . Wir erwähnen zuerſt im Allgemeinen die verſchiede: nen Zheile des die Küſten beſpülenden Oceans. Im Norden befindet ſich das Polarmeer , die Baffins-Bai und Davis -Straße ; der Lancaſter Sund, die Hudſons. Straße und die gleichnamige Bai mit ihrem füdlichen
Theil : der Jamesbai. Der atlantiſche Ocean beſpült die ganze Dſtküſte und bildet, iin Norden beginnend, den St. Lorenz -Meerbuſen , die Fundi - Bai und die Cheſapeaf- Bai. Eine merkwürdige Erſcheinung an :
dieſer Küſte iſt der ſogenannte Golf-Strom , eine * ) Die Verbindung des fillen Weltmeers mit dem atlan :
tiſchen Ocean mittelſt Durchbrechung dieſer Landenge vom ſúdlichen Ufer deb Nikaraguaflufſeß aus , iſt im
Wert und wird Epoche machen im amerikaniſchen Welt: handel.
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mächtige, etwa 6 . Meilen breite Strömung im Meer , deren Waſſer durch die dunkelblaue Farbe und eine
höhere Temperatur ſich auszeichnet. . . . . Der größte Meerbuſen von Amerika im atlantis . fchen Meer iſt der von Merico , welchen die vorlies gende Reihe der Antillen vom Dcean ſcheidet, der i
nördliche Theil oder der eigentliche Golfvon Merico wird durch die Inſel Cuba, Jamaifa u . a., und von
der Halbinſel Jukatan von dem ſüdlichen Karais bifchen Meer getrennt, und bildet im Südweſten . die Campeſchebai, während dieſes die Honduras- und
die Bai von Guatimala bildet.
• Die ſüdamerikaniſchen Küſten haben nur wenige und unbedeutende Buchten , worunter die Mündung des Maranon , oder Amazonen - Stroms, die Bahia
Bai und die Mündung des la-Plata, die St. Joſephs und St. Georgsbai die vorzüglichſten ſind.
An der
ſüdlichen Spiße verbindet die Magelhaens - Straße den atlantiſchen mit dem Auſtral- Ocean ; legterer,
die ganze Weſtküſte des Welttheils beſpülend , bildet bei weitem wenigere Buſen als jenes , und an der Südweſtküſte ſind nur als ſolche bemerkbar : der Bus ſen von Trinidat, Penas und Chiloe ; der Meerbuſen von Quayaquil unterm 4 . Gr. ſüdl. Breite ; nördiich lich , vom Aequator die Bai von Panama ; der große Meerbuſen bon Californien , der Königin Charlotten
Sund , die Buditen des Prinz Wales Archipels und
endlich der Prinz Williams-Sund, ſämmtlich an der Nordweſtküſte.
Die Binnengewäſſer Nordamerikas ſind : der große Sclaven-, Athapeskov- und Winipeg-See in Kanada, und die die Gränzen der vereinigten Staaten bilden den und in der Beſchreibung dieſes landes vorkom
menden Seen. Süd - Amerika hat außer dem Mara -
3
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taibo, eigentlich auch nur ein Buſen des Karaibiſchen Meeres , dem
Parima- und Titikaka -See keine bedeut:
tenden Binnengewäfſer. Die Hauptflüſſe Nord-Ames rifas find., . in nördlicher Abdachung : der große Friedensfluß, der Makenzis, der Sclaven -, der Churs
chill-, der Nelſon-, der Kupferminen- Fluß , der rothe Fluß und Saskahavan - oder Bourbon- Fluß ; iſt öſts
licher Abdachung ſind der große St. Lorenz- Strom und die Küſtenflüſſe der vereinigten Staaten , welche nebſt denen
in
den Golf von Merico und in das
ftille Weltmeer mündenden Flüſſen ſpäter angegeben werden .
:
In Süd ='Amerita find bemerkenswerth : an der
Nordküſte der Magdalenenfluß ; an der Nord-Oſtfüſte der Drinoto mit ſeinen vielen Strümmungen und
Nebenflüſſen ; an der Oſt - und Süd - Oſtküſte der Eſequebo , la - Plata , St. Francisko , der Paraquai, St. Joſeph , Colorado u . a . Die ganze Weſtfüſte kann , der Cordilleren-Kette wegen , feine bedeutenden Flüſſe aufweiſen . "
“. Der ganze Welttheil wird zur bequemeren Uebers ficht in Nord-, Mittel- und Süd-Amerika eingetheilt, wovon erſteres die Nord - Polarländer , das brittiſche Nord - Amerika oder Kanada , und die vereinigten Staaten von Nord-Amerika umfaßt; das zweite das Reich Merico, Quatimala * ) und Weſtindien , und das leßtere die Staaten : Columbia , Peru , Chile,
Gujara, Braſilien , Paraquay oder La-Plata **), basi Magelhaens-Land und die Inſeln begreift.
*).Die vereinigten Staaten von Mittel- Umerita . * * ) Die vereinigten Staaten von Súd : Amerika .
.
:
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Allgemeine Bemerkungen über die vereinigten Sir
Staaten von Nordamerika . ..
!!
Das Land der Vereinigten Staaten von Nordic Amerika , von einem gewiſſen Cabot im Jahr 1497 entdeckt, und von Walther Raleigh, auf Befehl der
Königin Eliſabeth von England , 1584 näher ers forſcht , war noch vor 2 Jahrhunderten eine völlige
Wildniß , der Aufenthalt von ſchwachen , umherſtreis . fenben , von Jagd und Fiſcherei lebenden Indianers
ſtämmen .
Der Anbau begann mit der Ankunft der
Europäer, Anfangs an der Küſte, wo man am beſten die gewonnenen Erzeugniſſe verſilbern fonnte ; dann
zog er rich an den Ufern der Flüſſe herauf, bis an die Gebirge, überſtieg endlich auch , diefe, nachdem die ,
drückenden Feſſeln , die Amerika an das Mutterland, Britannien, banden , gebrochen waren , und verbreitete ſich nach und nach vom atlantiſchen Ocean bis zum Miſſiſippi. Es fehlt zwar immer noch viel bis zur
allgemeinen Bebauung des ganzen Landes zwiſchen dem St. Lorenzſtrom , .den kanadiſchen Seen , dem Mirriſippi, dem mericanifchen Golfe und dem atlans tiſchen Ocean. Der größte Theil dieſer ungeheuern ;
fandesfläche liegt noch öde, zum Theil noch in uns durchdringlicher Wildniß , den Indianern und wilden Thieren überlaſſen und nur ſelten vom Fuße eines jagenden Europäers betreten. ?
Es find nun über 50 Jahre , daß die nordameris kaniſchen Freiſtaaten ihre Unabhängigkeit erklärten . Sie haben alle Vorausſagungen europäiſcher Politik, die nur den Keim zu Anarchie und Bürgerkriegen in ihnen erblicken wollte , zu nichte gemacht und bes wieſen , daß der Menſch frei und doch geſeßlich und.
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geſellig leben könne. Ihre ſindheit iſt aber jeßt vors über : frei und unabhängig ſteht dieſer Staaterbund als eine fräftige, felbſtſtändige Nation da. Er iſt ſeiner Bevölkerung , ſeinen Sitten, der Staatseinrich
tung, ſeiner Kraft und ſeinem Reichthum nach im Stande der Mündigkeit. Seine Bevölkerung beſteht nicht mehr , wie früher , aus Einwanderern : feine Bewohner find jeßt im Lande geboren . Die vereinig ten Staaten haben aufgehört , ein Sammelplaß von
Abentheurern und Auswanderern aller Klaſſen und Völker zu ſeyn. Eine ſolide, nationelle und fräftige Bevölkerung nimmt nun den Einwanderer zwar willig auf, läßt ihn aber wohl fühlen, daß er zur freieſten , unabhängigſten Nation kommt. Der Landmann , der Handwerfer, der Gelehrte, der Staatsmann wie der Fürſt , wird nun schon in Amerika die Zirkel finden ,
die ſeinen Verhältniſſen angemeſſen ſind , zwar nicht dem Namen und dem Betragen , aber dem Reichthuin ,
der politiſchen Wichtigkeit, den Kenntniſſen und der Geſchidlichkeit nach . - Washington und ſeine Nach: folger Jefferſon 2c . lebten ſtets in größter Einfacha heit. . Fern von allem Glanz waren und wollten
dieſe Biedermänner nur ächte Bürger ihres geliebten Vaterlandes feyn. Ungeachtet der Würde des Res Präſentanten , des Erſten in einem Staat , der an
Flächengehalt etwa 45 von unſerem ganzen Welttheil gleichkommt, pflegte der Vice-Präſident der vereinig ten Staaten (denn der Präſident betritt es nur eins
mal bei ſeiner Erwählung) ſtets ohne alle Begleitung nad, dem Capitol oder dem Congreßgebäude zu Washington zu reiten und das Pferd nach ſechsſtün diger Sißung wieder am Thorgitter zu löſen und
den Rückweg auf die nämliche ſchlichte Weiſe wieder anzutreten. Dieſer einzige Zing ſtellt uns ſchon den
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- .
Nationalgeiſt des Bürgers der Vereinigten Staaten gur. Genüge dar , wenn wir hinzufügen , daß nach
dieſem Maaßſtab faſt alle Stände dieſes vorurtheile freien Landes zu beurtheilen ſind. Wenn man auch hin und wieder nod) ariſtokratiſchen und Reichthums . · ſtolz antrifft , ſo verliert ſich dieſer unter der Maſſe ,
So iſt noch immer das republikaniſche Verhältniß in den vereinigten Staaten . Es gibt den Gefeßen nach
feine erbliche Standesverſchiedenheit , feinen Adel, Feinen privilegirten Stand, obgleich Männer, die früs
her ein Amt begleiteten , noch jeßt mit Beibehaltung des Titels nicht das mindeſte Vorrecht verbinden. ' .
Demungeachtet aber treffen wir im freien Nord amerika . zwei Klaſſen von Menſchen an , die an den
Rechten der Menſchheit nur einen ſehr untergeordnes ten Theil nchmen . Es find 1) die Negerſclaven, die noch immer nicht als Perſonen angeſehen, ſondern als
Waare den Gegenſtand eines dieMenſchheit entehrenden Handels ausmachen . Der Staat duldet die Sclaven Wirthſchaft zwar noch , da ohne ſie der Plantagens Bau im Süden wohl ſchwerlich beſtehen könnte , und
der dortige indolente Pflanzer einmal nicht gewohnt iſt, relbſt zu arbeiten , auch die nöthige Hilfe von Dienſtboten ihm fehlt , weil dieſe lekteren in ſämmt
lichen Provinzen der Union nur ſehr ſchwer zu haben find und theuer bezahlt werden . (Eine Folge der Leichtigkeit , mit welcher ein jeder mit geringem Kra pital Grundeigenthum rich erwerben und ſelbſtſtändig
werden kann.) – Aber die Sclaverei in Nordamerika erſcheint in einem weit gemilderten lidite , als in Weſtindien : der Sclave kann ein Eigenthum erwer
ben , es werden ihm Zeit und Mittel dazu gegeben ; und er kann ſich ſolchergeſtalt , wenn er will , ſelbſt
die Freiheit erkaufen ; auch iſt ſein Verhältniß als
,
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40 zi
Sclave nicht viel von dem eines europäiſchen Dienſts boten verſchieden , und nur ſeine eigene Schuld iſt es oft, wenn ſein Zuſtand ihm drüdend wird. Indefjest iſt dieſe Milde doch nicht überall in Ausübung und der Neger in den füdlichen Staaten oft noch den emÝörendſten Mißhandlungen preißgegeben ; es fehlt hier noch viel , daß er auch nur die allgemeinſten
Menſdenrechte genöffe. Das Gereß gewährt dem Sclavenhandel zwar feinen Schuß , iſt aber bei den häufigen Uebertretungen nach richtig. ! :
Die Neger ſind entweder unmittelbar aus Afrika,
oder mittelbar aus Deſtindien "auf Sclavenſchiffent eingebracht, oder es ſind Nachfömmlinge der früher hierher verpflanzten Schwarzen , die dann auch auf diefem Boden der Freiheit in Sclavenfeffeln geboren ſind und darin gefangen gehalten werden , wenn ſie
nicht durch Geld oder beſonders gute Aufführung die Freiheit fich erwerben. Eine andere Klaffe Bedauerungswürdiger sind die Rademptioners , oder Menſchen , die aus Europa
arm herüberkommen , und ſich zur Bezahlung der
Ueberfahrtskoſten auf Jahre nicht vermiethen , ſondert geradezu verkaufen , auch noch häufig von den Schiffss herrn , die ſie herüber brachten , verkauftwerden . Der
Berkauf dieſer Menſchen iſt nur auf einige Zeit güls tig, und der Käufer ſucht daher aus ſeinem Rademps tioner ſo vielen Nußen wie möglich zu ziehen ; ſein Zuſtand war daher früher oft ſchlimmer , als die
Sclaverei * ). ; * ) In der neueren Zeit haben die Gereße mehrerer Stag ten auch das Loos dieſer Unglüdlichen gemildert, und es rollen dermalen Anſtalten beſtehen , die beſonders auf
das Goie ſal dieſer Einwanderer wohlthátig einwirken .
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145 Tiefe Ruhe und Frieden und Wohlſtand herrſcht
übrigens in dem großen Lande;'noch finden fich zwar Spuren des alten Gegenſages. von Föderaliſten im Norden und Democraten im Süden , allein ſo lange das Finanzweſen fo gut geordnet bleibt und das ſtehende Heer ſo gering iſt, ſteht davon nichts zu -bes fürchten ; im Gegentheil, alles verheißt ihm die ſchönſte Zukunft. Alles gedeiht in dieſem glücklichen lande,
und wenn ſeine Verfaſſung ſich noch 50 Jahre ſo rein wie bisher erhält, wie nicht anders zu erwartett, ſo wird ſie auch von ihren Gegnern als die beſte
auf dem Erdboden anerkannt werden müſſen . - Bis
jeßt hat ſie nur Großes , Schönes und Gutes ents widelt. Nordamerifas blühender Freiſtaat ſteht jeßt ba als ein Gegenſtand der Liebe und Bewunderung der Bölfer, mit blühendem Aferbau und Handel, mit trefflich gedeihenden Wiſſenſchaften , Gewerben und
Künſten . Aber auch als eine Achtung gebietende Macht erſcheint dieſer Staatenbund in ſeiner unges heuern Kraft , die ſich aus den einfachen Elementen
einer Regierung entwidelt , die öffentlich und rein durch Selbſtvertretung daſteht und nichts anderes als das wirkliche Organ des Volkes ift und ſeyn wil .
Serchichtliche 6. ! Wie Eingangs erwähnt, hatte Cabot mehrere Jahre nach der Entdedung von Amerika durch
Chriſtoph Columbus den Engländern den Weg 'nach Nordamerika gezeigt, und der ſpäter von der Königin Eliſabeth von England zur Erforſchung des Landes abgeſchidte Raleigh nahm von dem Diſtrikt, wo er landete, Beliß , und nannte es ſeiner
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Königin zu Ehren : Virginia. So war dieſer Staat
die erſte brittiſche Belitung in Nordamerika. Die erſten Anſiedler kehrten aber bald darauf wieder zus
rüd , weil ſie zu ſchwach waren , den Indianern zu widerſtehen . Erſt im Anfang des 16. Jahrhunderts gelang es , bleibende Niederlaſſungen in Virginien zů
gründen und die Niederlaſſungen der Holänder am Hudſon wieder zu zerſtören , lange nachher aber erſt, fie ganz aus Nordamerika zu entfernen , ſo wie die Schweden im ſpätern Penſylvanien der nun ſo weit ausgedehnten Herrſchaft Englands zu unterwerfen. ' Unter einer drückenden Regierung * ) flohen viele mißvergnügte Engländer nach Amerika und bevölkers
ten nebſt vielen Abentheuerern und Flüchtlingen ans derer Nationen die öden Gefilde dieſes neuen Landes . Im
Jahr 1763 beſtand ſchon der neue Staat aus
13 Provinzen , ihre Bevölferung hatte bedeutend zus
genommen , mehrere Diſtricte hatten von der Arone Freibriefe und Privilegien erhalten , welche ihnen ihre innern Angelegenheiten faſt ſelbſtſtändig zu bes rathen erlaubten , ſo daß ſie nach und nach immer mehr an innerer Macht und äußerer Ausdehnung gewannen . Das Mutterland erkannte die Wichtig keit des jungen Staatenbundes an , die natürlichent
Vorzüge des neuen Landes wurden immer einleuch tender und loďten immer mehr Unzufriedene herbei.
Von jeßt an hielt England, indem es ſeinen Dreizace über beide Halbkugeln ſchwang, ſeine transatlantiſchen Provinzen für den ſchönſten Theil ſeines geſammten Ländergebiets. Unter flugen Statthaltern blühten die nordamerikaniſchen Colonien auf, dankbar für die * ) Des Hauſes Stuart zu Anfang des 17. Jahrhunderts .
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Segnungen , die fie genoſſen , und voll aufrichtiger Anhänglichkeit an das Mütterland. Hätte Britannien fich die Vorwürfe der Unterdrückung nicht zu Sculs den kommen laſſen und eine liberale Politik forts während befolgt, ſo würde ſeine Land- und Seemacht
nicht jene Demüthigende, Niederlage erfahren und eis nen ſo unerſetzlichen Verluſt vielleicht noch nicht erlitz ten haben , den es in der nördlichen Hälfte Amerifas erduiden mußte. Aber jeßt feimte die Zwietracht mit England in den neuen Staaten . Mancherlei Bés
fchränkungen des Handels und willführliche Maaß regeln von Seiten des erſteren hatten ſchon ſeit län gerer Zeit Unwillen unter den ihre Rechte eifrigſt bewahrenden Goloniſten 'erregt. Die Einführung des
Stempelpapiers 1765 veranlaßte aber ſo ernſthafte Unruhen , daß das brittiſche Parlament weislich dieſe . 17* *** jl . Finanzſpeculation wieder aufhob. .
3. Die ojkindiſche Compagnie , welche ein Monopol in Thee befaß , von dem die brittiſche Regierung bes deutende Zölle bezog, hatte in London einen zu - gro Ben Vorrath Thee angehäuft ; den ſie nicht unterzus A brigr " wußte. coulfrenuncomdieſer Compagnie einen bringen en brasse Um o i ſchnellen Abraß zu verſchaffen , erhielt ſie die Erlaubs niß , ihren Thee zoufrei auszuführen , in den neuen transatlantiſchen Staaten Magazine zu errichten und
eine geringere Abgabe dafür zu zahlen , als die übris gen amerikaniſchen Kaufleute. Hierdurch erlitten dieſe begreiflicherweiſe Nachtheil, und dies empörte um ſo mehr , da ihnen kurz vorher ihr Geſuch , ihre Vors räthe direct aus China' einführen zu dürfen , abges ſchlagen worden war. Nun brad, die Gährung aufs Neue aus ; man beſchloß, gar keinen Thee mehr zu trinken und keinen 'mehr einführen zu laſſen , und perlangte namentlich , daß drei zu Boſton eingelaufene
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Cheeſchiffe, ohne auszuladen , wieder nach England zurücfehren ſollten. Als dies der brittiſche Statt halter und das fönigliche Zollamt verweigerten , übers fiel ein Haufen verkleideter Boſtoner die im Hafen liegenden Schiffe und warf 27 Kiſten mit Thee, an Werth 8000 Pf. Sterlinge ,, ins Meer . Dies war nun das Signal zur Revolution. Die Selbſthilfe Boſtons beleidigte den Stolz Großbritanniens im
höchſten Grad und man beſchloß eine Demüthigung der Rebellen mit bewaffneter Macht. Am 1. Juni 1774. erſchien der engliſche General Gage unit 4 engl. Regimentern, um die Colonie und namentlich Boſton
zu beſtrafen , den Hafen zu ſperren und allen Han delsverkehr aufzuheben. England ſtrengte nun in der
Folge vergeblich alle Sträfte an ;; es erfaufte von deutſchen Regenten ( !) 20 ,000 Mann Hilføtruppen ; allein allem dem ungeachtet erfolgte das Jahr darauf
die definitive Unabhängigkeits-Erklärung von den 13 vereinigten Staaten Nordamerikas. - . - Spanien und Frankreich ſchloffen Bündniſſe mit
dem jungen Freiſtaat; lafayette , Rodziusto und andre ſpäter berühmt gewordene Männer fochten mit franzöſiſchen Hilfstruppen für die Amerikaner , bis
endlich gegen Ende 1782 , nachdem
der General
Cornwallis mit 6000 Mann in Virginien gefan
gen worden war, die Anerkennung der Unabhängigkeit des jungen Staatenbundes von Seiten Englands und
das Jahr darauf der Pariſer Friede erfolgte. Eine feſtere Verfaſſung wurde 1789 in dem juns gen Freiſtaat eingeführt und ſeit dem iſt der Theil von Nordamerika ſeiner jebigen Größe mit Rieſen ſchritten zugeeilt. ,
Ihrer mit Glück gekrönten Ausdauer bei Vertheis digung ihrer bürgerlichen und religiöſen Freiheiten
:
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wegen , verdienen die Anglo-Amerikaner die Achtung aller Menſchen . Man irrt ſehr , wenn man glaubt,
daß dieſes land, welches fo viele Vorzüge des Bou dens , des Klimas u . r. w . beſißt, dadurch , daß es fich unabhängig von fremder Gewalt machte und an
Macht und Reichthum zunahm , eine Veränderung ers fahren habe, wodurch es die verächtlichen Beinament
verdiente, die ihm ſelbſt im 19. Jahrhundert noch ers theilt werden .
Die trans-atlantiſche Republik hat
bereits längſt eine Feſtigkeit und Kraft erlangt, daß fie allen hochmüthigen Drohungen ihres eiferſüchtigen
Mutterlandes und jeder andern Macht Iroß bieten fann . ' '
Der Gründer der freieſten Verfaſſung, die je eris ſtirte,' war Washington. * ) . Nie ' kannte ein * ) G . Washington , Nord - Amerikas erſter Bürger ,
Feldherr und oberſter Beamter , wurde 1733 in Virgis nien geboren , wo ſein Vater ein reicher Pflanzer war und rein Großvater 60 Jahre früher aus England, der
damaligen Unruhen wegen ſich niedergelaſſen hatte. Seis nen erſten Unterricht empfing er im våterlichen Haus
und lebte nach beendigten Studien , beſonders der Mathematik , auf der Pflanzung ſeines Vaters ; dann trat er unter die Miliz und würde nach mehrfach
bewieſener Tapferkeit und glücklich vollführten Unter:
nehmungen General.
1759 gab er den Kriegsdienſt
auf, beirathete eine reide Erbin und bewohnte feine
Pflanzung, rich ganz den Wiſſenſchaften widmend. Im Ausbruch der Feindſeligkeiten mit England, bewaffnete Washington auf eigene Koſten die Miliz von
Virginien und ſtellte ſich an ihre Spiße. Bald darauf ward er zum General der Unionsarmee ernannt. Nad Anerkennung der Unabhängigkeit verlebte Washing
ton einige Jahre in Dank und Achtung feiner freien
Mitbürger auf ſeinen Befißungen , bis er 1787 allges
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Staatsmann das,wahre Intereſſe ſeines Vaterlandes beſſer , als er , nie ſuchte er es auf eine einfachere und weiſere Art zu befördern ; nie war aber auch
der Staatsmann mehr Bürger ſeines Staats . und fein Intereſſe ihm theuerer. Es läßt ſich nichts Ruhigeres , Gelaſſeneres und bei aller Einfachheit Würdevolleres denken , als Washington zu Haus, im
Felde, wie in ſeinem Cabinet war, und diefen Cha rafter prägte er der Politit der Vereinigten Staaten ein . Sein Abſchied - Schreiben , welches er kurz vor
Teinem Ende an ſeine Mitbürger erließ , wird auch der Fremde nicht ohne Rührung und Verehrung leſen.
Der Befolgung des in dieſem berühmten Vermächtniß enthaltenen Rathes haben die vereinigten Staaten
zuverläſſig einen ſehr großen Theil ihres gegenwärs tigen Flors zu verdanken . Erfahrungen ſeines lan
gen , glänzenden , thatenreichen Lebens hat er in ihm mein zum Präſidenten des Congreſſes erwählt wurde. 1797 , nachdem ſein Umt als Präſident beendigt war, bezog er wieder ſeine Güter, wohin er das Bewußtſeyn redlich erfüllter Pflicht und den Beifall aller Guten
mit ſich nahm . Er ſtarb hier 1799 in einem Alter von 67 Jahren . Sein ruhmvolles Denkmal iſt in der Ge: ſchichte . Washington hatte eine edle Geſtalt , das Herz eines Weiſen , den Geiſt eines Staatsmannes und den Muth eines freien Bürgers. Ausdauernde Kraft
bei rings umher fich anháufenden und mehrmals zu ei: ner furchtbaren Große anwachſenden Schwierigkeiten ; unerſdütterliche Treue gegen ſein Vaterland , auch bei
Krankungen , Beſcheidenheit bei dem lebhafteſten Ehr: gefühl, Feſtigkeit ohne ſtolze Hartnädigkeit und die (dóne Verbindung vernünftiger Strenge mit vernünf
tiger Milde : dieſe Eigenſchaften bezeichnen den Tha: rakter des eben ſo liebreichen , alb kraftvollen , eben .ro großen -alb guten Mannes.
- 47 mit einer Wärme empfohlen , die aus der Uebergeu
gung floß, nur in der Befolgung feiner Rathſchläge könne fein geliebtes Vaterland glüdlich werden . Und és ward es . • ,,Niemand zu fürchten, von niemand
auch gefürchtet zu werden . Rechte zu achten , von jedem
Jedes fremden Staates auch ſich Achtung zu
verſchaffen , feinen zu beleidigen ,aber auch keine fremden Beleidigungen zu erdulden. Mit jeder Macht in gu tem Vernehmen, mit feiner aber in Allianz zu ſtehen ; fick in die Angelegenheiten Anderer nicht zu miſchen ,
aber auch keine fremde Einmiſchung in die eigenen zu geſtatten , und rich blos mit diefen , beſonders dem Handel zu beſchäftigen , “ das war der Weg, den er feinen Mitbürgern zu Wohlſtand und Größe empfahl, und auf dem dieſelben auch mit Hilfe und durch Mitwirkung der Wiſſenſchaften und Erfahrungen der alten Welt, eines kräftigen Schlags Menſchen , eines höchſt fruchtbaren Bodens mit gemäßigtem Klima ,
einer 3000 engliſche Meilen fangen , mit den treff
lichſten Häfen begünſtigten Seeküſte, einer vorzüglis chen Waſſerverbindung im Innern und durch große und mächtige Flüſſe – gelangten .
Gränzen und umfang. Sie erſtrecken rich , im Norden von den brittiſchen Beſißungen , im Oſten von dem atlantiſchen Meer, im Süden von dem merikaniſchen Reich und Meerbuſen , und im Weſten vom großen ſtillen Weltmeer umges ben , quer durch Nordamerika , einen Flächenraum von
112 ,000 D . Meilen in dieſen Gränzen umfaſſend. Genauer beſtimint, haben die vereinigten Staaten den St. forenz- Strom im Norden zur natürlichen
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Gränze, welcher die großen Seer hierauf durchſchneis det und ſo das freie land von den britt. Beſißungen trenint. Im Weſten des Obernfees zieht fich die
Gränze demnächſt durch den Regenſee bis an das äußerſte nordweſtliche Ende des Wälderſees ; dann
läuft file in gerader Richtung bis zum Felſengebirg
und in einem nördlichen Bogen das Columbia-Gebiet begränzend, bis zum ſtillen Weltmeer. Im Oſten bes fpült dieſes Meer die Küſten am Oregan -Gebiet: Der 42. Gr. 'n . Br. ſcheidet hierauf das land bis zur Quelle des Kio del Norte von den merikaniſchen Provinzen ; die etwas nach Süden gebogene Gränze
berührt nun die Arkanzas -Quelle , welcher Fluß fie hierauf am 81. Gr. weſtl. länge in einer geraden finie nad Süden ſendet , wo der beide länder von einander ſcheidende Sabina - Fluß ſich in den mer . Golf mündet, welcher die ſüdlichen Küſten beſpült,
ſowie der atlant. Ocean das öftliche. * Nur das mächtige Ruffiſche und das große Chis neriſche Reich ſteht daher dem Gebiete der vereinigten Staaten an Ausdehnung voran , es würde beide
Reiche aber an Macht bedeutend übertreffen , wenn ganz allgemeine Bebauung und eine mit jenen vers - hältnißmäßig gleiche Bevölkerung ſtatt fände , denn
Nordamerika hat in dieſen Gränzen kein Sibirien oder unwirthbare aſiatiſche Hochebenen und Steppen .
Boden , Gebirge und Gewäffer. . ' Das ganze Gebiet der vereinigten Staaten wird durch zwei Hauptgebirgszüge in drei Abtheilungen
gebracht. Der öſtliche Abfall des Landes , zwiſchen dem atlantiſchen Meer und dem Aleghanygebirg , iſt
- 49 der kleinſte , aber der angebauteſte - und bevölkertſte Theil der Union ; in Weſten des Aleghany und im
Often des Felſengebirgs breitet ſich das unermeßliche Stromgebiet des Miſſiſippi und ſeiner Nebenflüſſe aus.
Es beſteht aus hügeligem Land und unendlis
chen wellenförmigen Niederungen , ( Savannen ges nannt, ) die ſich , vom fetteſten Boden , mit hohem Gras und üppigen Pflanzenwuchs , einer unermeßlis
chen Wieſe gleich , dahin ziehen . Dieſer Strich ums faßt die durch vorzügliche Fruchtbarkeit ſich auss zeichnenden Ufer des Ohio , Jüinois, und Miſſiſippi,
welche mit ihren Staatengebieten bereits durch viele blühendeAnſiedelungen geziert ſind und für noch weit mehr dergleichen die vortheilhafteſten Lagen darbies ten . Der weſtliche Abfall endlich erſtreckt ſich vom Felſengebirg nach Weſten bis gegen die Meeresküſte
von der er aber durch ein von Kalifornien herauf ziehendes Gebirg noch getrennt wird , das geſegnete Thal von Columbia bildend.
.
. . .
Die Apalad en ziehen als Hauptgebirg von - dem Staat Georgien bis gegen die Mündung des
St. Lorenz - Stroms- und führen in verſchiedenen Verzweigungen und Gegenden verſchiedene Namen ,
als die Aleghany oder endloſen Gebirge, die weis Ben, blauen und die Cumberlands- Gebirge. Im Weſten des großen Miſſiſippi ſtreicht das Felſen
gebirg , und dehnt ſich in vielen Verzweigungen hes rab in die merikaniſchen Staaten , die Waſſers olußbis gebzwiſchen leimat dem Miſſiſippi - und dem Columbias fcheide
e
re o Flußgebiete bildend. Sämmtliche Flüſſe und Ströme
der vereinigten Staaten münden entweder in das m der der Oſtküſte des Landes , oder atlantiſche Meer , an
in den Miſſiſippi und in dener merikaniſchen Meers
buſen , oder das große ſtille Weltmeer nimmt ſie an 4
=
30
=
der Weſtküſte auf. Zu den erſten verdienen vorzugs weiſe gezählt zu werden : 1 . der Connectikut, 2. der Hudſon, 3 . der Delaware, 4 . der Susquehan
nah , 5. der Potomaf, 6. James , 7. Neuß, 8 ! Saphe a'r fluß , 9. Santee, 10. Savannah ; zu den mittlern gehören : 1. der Wabaſh , 2 . der Ohio , 3. Cumberland, 4. Teneffee , 5. Alas bama , 6. der rothe , 7. der weiße Fluß, 8 . der
St. Francois, 9. der Arkanſas, 10. der Miss ſuri, 11. der Illinois. Unter den lebten aber iſt
nur die Columbia mit ihren Nebenflüſſen : M u Its nomah, Saptin , Clarkes und den Seen einer
Erwähnung werth . An Seen befinden ſich an der nördlichen Gränze gegen Canada hin : der Sham .
plain, Ontario, Erie, Huron ,Mifchigan und de Oberſee oder Superior. Noch manche Binnenſeen der ſind ebenfalls nicht unbedeutend.
Von den obigen
aber ſtehen durch gute Kanäle in Verbindung mit einander und durch den Syudſonfluß mit dem Oceait : der Champlain , Ontario und Erie- s ee; dies fer wird mit dem 'Huronſee mittelſt des Detroits Kanal8 und des Sees und der Straße von St. Clair in Verbindung gefekt ; den Hitronfee vers
einigt die Straße von Santa -Maria mit dem Superior und die Straße Midillimakinak mit dem gleichſam nur einen Arm von ihm bildenden
Mifchigan. .
.
Die geſammte Waſſerfläche der vereinigten Staa:
ten kommt an Flädiengehalt der Hälfte von ganz
Deutſchland gleich.
*
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Klima, Produkte, Einwohner . Mit Ausnahme des Gebiets von Florida , wers ches dem warmen tropiſchen und des nördlichen Theils von Oregan, welches dem rauhen kanadiſchen Klima nahe kommt, iſt die Temperatur der nordamerikanis
fchen Freiſtaaten im ganzen gemäßigt, kälter jedoch im Oſten als im Innern und Weſten , rauher als die känder Europas unter gleicher Breite. Vieles mag hierzu beitragen, daß das Land mehr den eiſigen Ge filden des Nordpols sich nähert als die nördlichent
Theile unſers Welttheils ; vieles ferner , daß die kal ten Nordwinde, durch keine ſchüßende Gebirgs-Maffe
aufgehalten , dass Landi ungehindert durchſtreidjen ; aber das Meiſte verſchuldet doch wohl der Mangel an Kultur , da das Binnenland und der ganze Nors den , mit wenigen Ausnahmen noch als eine große Wüſte daliegt. Schon haben die angebauten Diſtricte eine weit mildere Temperatur und es wird der auch in dieſer Hinſicht wohlthätige Einfluß der fortſchrei tenden Civiliſation nicht mehr lange vermißt werden .
Eine andere Eigenthämlichkeit des Klimas der ver cinigten Staatent - iſt der ſchnelle Witterungswedſel. Die bedeutendſten Veränderungen ereignen ſich in den Frühlingsmonaten : März , April lundi Mai; hier
wechſelt dann oft der Stand des Thermometers um 20 Grad an einem Tag , und daß dieſer Umſtand höchſt nachtheilig auf dieſe Geſundheit einwirkt , bes
weiſen die Fieberfrankheiten , die alljährlich beſonders die öſtlichen Gegenden heimſuchen . Im Nord - Oſten oder in Neuengland iſt der Winter ſehr kalt und der
Sommer ſehr heiß.
Im nordweſtlichen Theil , zwis
ſchen dem Felſengebirge und dem californiſchen Höhen zug weht eine milde luft: Im Südoſten längs dem 4 *
:
.
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merikaniſchen Golf drückt, ein ſchwüler Sommer die Erde und der Winter'iſt abwechſelnd: zuweilen herrſcht eine Kälte, von 5 - 6 Gr. und die Flüſſe ſind oft
mit Fingerdicem Eis bedeckt , das freilich höchſt fel ten den Strahlen der Mittagsſonne widerſteht. Die Gebirge des Nordens haben eine rauhe , aber heitere und geſunde Luft und im Süden ſchwebt auf dem Bergland ebenfalls eine reineAthmosphäre, die Ebene aber und die Wälder ſind ſumpfig und ungeſund.
Auf den Hochebenen zwiſchen den Apalac en und dem Felſengebirg iſt das Klima durchaus mild und lieblich ; die höhere lage; über dem Meer äußert nämlich eine vortheilhafte Einwirkung auf dieſe Ges genden und bloß die feuchten Umgebungen der großen Ströme ziehen durch ihre Auftretungen und zurüds gelaſſenen ſtehenden Gewäſſer mancherlei Krankheiten 1 herbei.
Der ſüdweſtliche Theil , oder der Staat
Louiſiana ,iſt ein heißes, und theilweis ungeſundes Land, aber dem ſchädlichen Einfluß des Klimas weiß der einſichtsvolle europäiſche Pflanzer, auszuweichen ; im Charakter des Amerikaners aber liegt eine gewiſſe ſc ;onungsloſe Härte und Gleichgültigkeit gegen ſeine Geſundheit , welche er dem zu erwerbenden Gewinn
bei weitem nachſeßt. Dieſer Umſtand iſt als Haupts urſache anzuſehen , daß die mancherlei Fieberfrankhei ten alljährlich ſo um ſich greifen . . 1. .
Die Erzeugniſſe dieſes meiſt fruchtbaren landes find je nach der verſchiedenen Lage ſehr mannichfaltig .
Im Nørben unterſcheiden ſich die Produkte der Agris kultur nur wenig von denen Mitteldeutſchlands ; der
Anbau des Flachſes, als ein Haupt-Handels - Artifel, iſt bedeutend ; alle Getraide-Urten gedeihen gut ; die
Kartoffel iſt bekanntlich in Amerika zu Haus, ſie liebt aber wie in Europa mehr einen magern Boden und
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roll daher in ſehr 'fruchtbaren Gegenden 4.) Bent unf rigen etwas nachſtehen . ** ) .
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.
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1 Die Wieſen ſind fett und liefern hohes , aber oft
rauhes , nicht jeder Viehgattung zuträgliches Gras ; es giebt viele wilde Wieſen , die ' ohne Beſitzer den
Heerden der nächſten Anſiedler zur Weide dienten , welche ſie frei und ohne Hirten ſich ſelbſt überlaſſen und nur an die regelmäßige Heimkehr durch etwas
Futter Morgens und Abends gewöhnen . ; Der Waizen iſt ein Hauptgegenſtand der Felders
beſtellung ; er' gedeiht am beſten in den mittleren Provinzen , deren Haupt-Reichthum er ausmacht. Der Ertrag iſt verſchieden . In den öſtlichen Küſtenſtaas ten fol er auf reichem Boden im Durchſchnitt 32, auf ſchlechtem nur 9 Bushel à 6212 Pfund geben , in den Binnenſtaaten Dhio, Kentuky , Teneſſee wers
den auf gutem 40 , auf ſchlechtem 25. Bushel per Acer angenommen . cinsi : Der Mais iſt die zweite Kornart der Vereinigten Staaten und fein Anbau faſt eben ſo allgemein , wie
der des Waizens. Er wird 10 – 124, in Ohio ſelbſt oft 14' hoch , und gibt im Durchſchnitt 30 – 70 fäl
tige , in Dhio aber auch 90 und 100 fältige Erndte.
Der Mais gehört mehr dem Süden als dem Norden * ) Es iſt wohl zu merken , da in Amerika unter gutem Boden mehr zu verſtehen iſt als in Deutſchland ; denn dieſer bedarf hier wohl in dem erſten Jahrhundert
keine Düngung, iſt ſelbſt in den erſten Decennien für Waizen noch zu fett.
* *) Die Kartoffeln , dies herrliche Erzeugniß deb ameri: kaniſchen Bodens , arten gern aus , erlangen zwar bedeutende Größe , ' haben aber bei weitem den
Wohlgeſchmack der europäiſdhen nicht, daher häufig bedeutende Transporte dorthin ausgeführt werden .
54 an. Er macht die gewöhnliche Nahrung des Norda Amerikaners aus , der daraus mannichfache Gerichte und Kuchen bereitet, ... 6 . 138i : - Der Roggen , die Gerſtes: und der Hafer gehört
allein dem Norden an ; der Reis: dagegen iſt nur dem Süden eigenthümlich und dieſem ſo wichtig , wie jenem der Waizen und der Mais . Er gibt in Louis
ſana, Carolina und Pirginien 20 - 30 Bushel vom Ader. * )
.
.
- Der Obſtbau iſt noch in ſeiner Kindheit, und im Ganzen ſollen alle Obſtſorten denen in Europa ges pflanzten an Geſchmack , aber nicht an Größe'nadis ſteben . * * ) " *
.
.
.
. .:
Der Süden unterſcheidet ſich auch hinſichtlich der Erzeugniſſe und ihrer Gewinnung merklid , pom .Nors den i Während dort die landwirthſchaft nur von mehr oder weniger bemittelten Farmers betrieben
wird , laſſen hier reiche Pflanzer ihre ausgedehnte Bucers, Baumwolle oder Labak- Plantagen von Sctaven bebauen . Der Boden iſt durchgängig höchſt : * ) An einheimiſchen und aus Europa eingeführten Futter: ener Kräutern iſt Amerika febr reich . Das Gras iſt der
"
Schaafzucht günſtig und der Amerikaner hat den ges ringen Wollenertrag ſeiner Heerde meiſtens ſeiner Nach láßigkeit in der Behandlung und Pflege zuzuſchreiben , Der Kleebay iſt bei gehöriger Ubwechslung vom beſten Erfolg . Der amerik. Landwirth aber bindet ſich ſelten an einen regelmäßigen Fruchtwechſel und muß daber den Nachtheil davon oft bitter empfinden .
* * ) Die Zwetſchgen gedeihen in Amerika gar nicht und die ! Aepfel . Pfirſiche und einige andere Obſtarten kom men denen in Europa erzogenen Sorten an Bobl:
geſchmad bei weitem nicht gleich , übertreffen ſie aber an Große,
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frudytbar und man kann 50 Jahre , annehmen , bis ſeine durch ununterbrochene Bebauung erſchöpfte Pro ductions-Kraft durch Düngung erneuert werden muß. Dies gilt vorzüglich von den Staaten Ohio, stentuky, Indiana und Illinois. Der Weinſtock wädiſt - wild
an den Ufern des Miſriſippi und bildet zwiſchen him melhohen Platanen ganze Lauben und Gänge uns im Gebiete Arfanſas ., welches, ſich überhaupt durch
einen noch größtentheils unbekannten muthmaßlichen Reichthum an Natur- Produkten der drei Reiche aus zeidynen roll , übertreffen ſie an aromatiſchem Geruch und Geſchmack ſelbſt die der ſpaniſchen , franzöſiſchen und Capweine. Ale Südfrüchte gedeihen vortrefflich . Unter den Waldbäumen zeichnen
ſich aus.: die Cy
preſſens, Ahorn - , Nußbäume , mehrere Eichenarten , der Maulbeerbaum , der amerikaniſche Delbaum , der Tulpenbaum , der forbeer - ,, der Mandel - , Feigen und ſüße Kaſtanienbaum im Süden. Das Thierreich
liefert : Wölfe und Bären , den Biſon im Binnenland, die Tigerfaße, das Oboſſum u . a . Don Vögeln finden ſich die meiſten auch bei uns einheimiſchen Gattungen
und außer dieſen noch der Schwan , die Löffelgans, eine Art Paradiesvögel, und eine Gattung der Kolibri. In den zu Nordamerika gehörenden wilden Ges
genden , an den Waſſerfällen des Miſſuri, bei St. Anton bis zum Oberſee findet man Kupfer in ganzen
Blöcken , und in ſolcher Menge und ſo gediegen , daß die Indianer es blos mit dem Hammer bearbeiten . -Desgleichen findet ſich viel Meteoreiſen . Ueberhaupt iſt -
dies Land voll Naturwundern , dahin gehört audy das Bergöl * ), das beſonders im Ohioſtaat im Ueberfluß * *) 20 .deutige Meilen oberhaló Pittsburg in Penſylvanien
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vorhanden iſt und ſehr gut zur Beleuchtung dient. Das ſüdliche, öſtliche , und nördliche Penſylvanien
hat Steinkohlen , Eiſenerze und andere unbenuşte Metalle.
Die Bewohner der vereinigten Staaten find ein
Zuſammenfluß aus den verſchiedenſten Völfern der Erde, eine Miſchung der heterogenſten Elemente. · Demohngeachtet iſt die engliſche Sprache die Haupts landesſprache. Im Allgemeinen iſt der Nordamerika ner von ſtarker kräftiger Natur, denn aus allen Nas
tionen waren gewöhnlich nur die geſundeſten und fühnſten zur Auswanderung geneigt ; das Küſtenles ben ſowohl , wie die Anrottung des Landes im In
nern hat ſie ſtark und geſund erhalten und ihre Kräfte .
geübt. * ) Man lebt dabei gut und kann es auch , weil die Staatsauflagen gering ſind und dem Far mer fein Boden im Ueberfluß alle lebensmittel liefert.
Europäiſche Sparſamkeit in dem Punkt iſt hier gänz lich unbekannt. .. fällt in den Aleghani eine Quelle , die unter dem Nas men der Delquelle bekannt iſt. An dem Orte , wo ſie
entſpringt, iſt ſie an der Oberfládze mit ſoviel Bergól bedeďt, daß man taglid) leicht einige Galonen davon einſammeln konnte. Es heißt im Handel Seneka :Del und hat zugleich einen mediziniſchen Nußen , indem es bei rheumatiſchen Schmerzen als Einreibungsmittel dient. * ) Kraftige Ruderer mit von der Sonne verbrannten Ge
Richtern , mit offener Bruſt , zurückgerdlagenen Hemds . krauſen , in turzen blauen Jaden , langen Pantalons,
úberhaupt in leichter , natürlicher , reinlider Kleidung,
mit hellen Augen , von breiten Stroh - oder Binſen Húten beſchattet , begrüßen den Ankömmling. Ueberall bewegen fict Luftwandelnde an den Ufern , deren ein :
fache , böchſt reinliche Tradit dem Fremden die beſte
Idee eines foliden Wohlſtander mit Necht gibt .
Da die Bevölferung wie die Größe des Landes und alle Unternehmungen in ſtetem ununterbroches
nem Fortſchreiten und Wachſen begriffen und Still ſtand nirgends zu finden iſt, ro läßt ſich die Zahl der Einwohner der amerikaniſchen Freiſtaaten nicht
genau beſtimmen. 14 Mil . mögen wohl der Wahrs heit am nächſten kommen , worunter wohl 400,000
freie Farbige.
Kein land der Welt hat je eine ſo ſchnelle Zunahme erlebt , und dieſe beruht keineswegs auf der Eins wanderung Fremder allein , welche auf jährlich 40 bis 50,000 Seelen angenommen werden mag, fons dern ſie wird vorzüglich durch die Leichtigkeit bewirkt, womit hier ein jeder Grundeigenthum erwerben und eine Familie gründen kann , Freilich geht von den neuen
Ankömmlingen mancher Europäer , den ein
widriges Schickſal aus der Heimath verjagt und ſeine Hoffnungen ' dem neuen lande zuführt, verloren , aber
die Schuld hiervon trägt weniger die Natur und das
Alima , als der Menſch ſelbſt, der in einer andern Hemisphäre dort eine andere lebensweiſe und andere Nahrungsmittel fich ångewöhnen muß. Eben dieſem unterliegt ja auch der Goloniſt in den Wüſteneien Rußlands, und überhaupt jeder, der eine neue Heis math ſucht und gefunden hat. Es ſey hierinit nicht geläugnet , daß es in Amerika auch endemiſche und
epidemiſche Krankheiten gibt , 'worunter das furcht bare gelbe Fieber ſich auszeichnet. – Die Einwohner
Zerfallen in Europäer und deren Nachkommen , in Indianer und Reger. - Die europäiſche Bevölkerung iſt die unendlidy überwiegende , beſonders in den nördlichen Staaten , wo es nur wenige Indianer und faſt keine Neger
gibt. Die Britten machen wieder die größere Mehr
-
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=
zahl, beſonders in den 6 . nördlichen Staaten , aus. Deutſche mögen wohl über 14 der Bevölkerung Pen
fylvaniens ausmachen, ſind aber faſt in allen Staaten ,
beſonders Ohio , in großer Anzahl zerſtreut. : Nieders länder finden ſich beſonders in Neu - York, Franzoſent in Louiſiana ) und Spanier in
Florida. Die allge
meine Landesſprache iſt die engliſche, doch haben aud andere Völker , beſonders die Deutſchen, den Gebrauch der ihrigen , da wo ſie in Menge bei einander woh
nen, beibehalten . Wenn irgendwo, ſo iſt es hier uri möglich , den Charakter eines ſo gemiſchten Volkes anzugeben . Ein edles Selbſtbewußtſeyn der Freiheit
gibt auch dem ärmſten Nordamerikaner eine Unges zwungenheit und eine Selbſtſtändigkeit , die man in andern Staaten nicht findet , und demſelben oft mit Unrecht für Stolz und Grobheit auðlegt.
Im größ
ten Theil des Landes herrſcht Sittenreinheit , Ein
fachheit und frommer Sinn. Nur der Kentukyer wird mit Recht der Inſolenz, der Rohheit und ſelbſt der Religionsverachtung beſchuldigt; daß es, aber auch unter ihnen ſehr rechtlidie Menſchen gibt , iſt nicht zu bezweifeln . Den Bewohner der ſüdlichert Staaten ſtimmt das warme Klima ſeines Landes gern
zur Trägheit. Der Handel, die Fabrifen und Ges werbe ſind in den Händen der Britten und Deutſchen ,
welche lektere, auch vorzüglich der Landwirthſchaft noch obliegend , ſich durch Ordnungsliebe , Fleiß und
Sittlichkeit vortheilhaft auszeichnen. Der Franzoſe treibt Sprachen , Muſik und Tanzunterricyt , kleine Krämereien mit lurus - Artikeln und liebt die Jagd
und Geſelligkeit. Die Indianer haben meiſtens eine anſäſſige Lebensweiſe angenommen , und werden nur noch im äußerſten Weſten des Miſſiſippi in urſprüng
lidher Wildheit angetroffen . Die Neger endlich dies
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nen, wie oben erwähnt, in den füdlichen Staaten den Pflanzern als Sclaven im Plantagenbau und werden
n gedenſelben erheit degut rniovon e handelt. IInn nießen Sibehandelt. ble oder Sichweniger mehr allen Staaten der Union genießen die Bürger die
größte Sicherheit der Perſon und des Eigenthums ; es herrſcht Freiheit der Religion und der Preſſe ; es gibt keinen Unterſchied unter den Bürgern als den ,
welchen Berdienſt oder ein wirklich verwaltetes Amt begründen . Da die Nordamerikaner ein gemeinſames
Intereſſe in Aufrechthaltung der Freiheiten in ihrem fande haben , ſo genießen die Bürger der vereinigten
Staaten manche Vorzüge vor den Unterthanen der europäiſchen Mächte, welche oft unter Abgaben , laſten und Bedrückungen ſeufzend , hier als Vebauer des Bodens und als Handarbeiter , (diejenigen Klaſſent von Einwanderern , welche hier vorzügliche Perbeſſes
rung ihres Zuſtandes erwarten dürfen,) Hülfe ſuchen und finden können. Alle haben etwas Gemeinſchafts liches in ihrem Weſen , das ſie gleichſam zu Vers
wandten macht. Es iſt in den amerikaniſchen Städs ten , durch alle Klaſſen hindurc ;, eine gewiſſe Sitten freiheit , ein Gefühl für das Anſtändige und Edle
verbreitet , das aus dem Bewußtſeyn des eigenen Rechts und aus Achtung der Menſchheit entſpringt.
Selbſt die Einwanderer ſchleifen bald ihre, rohen Staſtenvorurtheile ab ; die ſtolze Leutſeligkeit des Vors
nehmen , die Rangſeligkeit des ſpießbürgerlichen Kleins ſtädters , die unbehülfliche Steifheit des Handwerkers, die unterthänige Kriecherei und die paßige Frechheit
des Herrndieners in Europa findet hier nirgends ſtatt. Der Menſch gilt nur als Menſch etwas , nur
Thätigkeit macht Ehre, und nur da, wo folche Grund-. fäße herrſchen , iſt ächter Menſchenadel.
Jeder
fühlt ſich frei und handelt darnadı. Selbſt der Dies.
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ner iſt frei, und hat nur ſeinen Dienſt , nicht aber
ſeine Perſon vermiethet. Man iſt zwar höflich, fennt aber feine feinen, nichts ſagenden Complimente ; Keiner kümmert und genirt rich uin den andern. In der
amerikaniſchen Geſellſchaft findet daher wenig Zwang ſtatt , doch herrſcht überall Anſtand. Immer auf rich ſelbſt geſtüßt, ſind die Amerikaner offen , freimüthig ,
ohne Rüchalt in ihrem Umgang. Es deckt ſie eine etwas rauhe Hülle , beſonders ſind ſie etwas harts * köpfige Republikaner , aber ein kluges , fühnes, tapfes
res und unternehmendes Volf, offen und freundſchafts lich . Im Schoos des Ueberfluſſes , unabhängig von Menſchengunſt , ſind ſie oft nur zu rund weg. Die große Maſſe hat Kenntniſſe und Geiſt , obgleich wes
niger wiſſenſchaftliche Bildung als in Europa. Reicha
thum gilt bei ihnen mehr als Gelehrſamkeit. Man iſt voll Thätigkeit und ſehr vielſeitig . Dies iſt alles
Folge der eigenthümlichen Verhältniſſe des Landes: Man kann im Allgemeinen ſchon annehmen , daß ein Menſch , der ſich über das Meer wagt, um ein andes » res Vaterland zu ſuchen , fein Menſch gewöhnlichen Schlags iſt. Das Reiſen ſelbſt erweitert ſchon ſein
Herz und ſeine Anſichten , während in Europa ganze Geſchlechter
Jahrhunderte lang auf einer Scholle
- bleiben , aber auch auf einem Punkte ihrer Welt bürgerbildung. Hierzu kommt das öffentliche Leben , die volfsthümliche Verfaſſung, das dem Verwaltungos weſen in Europa geradezu entgegengeregte Regierung8
ſyſtem , was alles den größten Einfluß auf die Nation und deren Handlungsweiſe haben muß. Der treff liche Volksunterricht, der ein allgemeines Streben
I
nach Wiſſen erzeugt, macht dieſes Volk zu dem aufs geklärteſten und durchbildetſten der Erde, und bewirft, daß ſelbſt der gemeinſte Arbeiter mit dem Spaten in
der Hand mit der Verfaſſung und den Gefeßen des
Baterlandes bekannt und über die gewöhnlichen Natur
erſcheinungen aufgeklärt iſt.
Jeder, ſelbſt der. Bauer
und der gewöhnliche Handwerker , verſteht die Geos
graphie und die Charte ſeines Landes, das geſammte Gebiet der amerikaniſchen Staaten liegt wie eine Charte vor ſeinem Geiſte da ; man hört den ſchlich , teſten fandmann über Politik , Recht und Verfaſſung des Paterlandes und über die Verſchiedenheit Ames rifas von Europa ſprechen mit der bewunderungss
würdigſten , richtigſten Beſtimmtheit . Es iſt eine all gemeine Leſeluſt unter dem
Volk verbreitet ;, felbſt
Dörfer haben ihre Bücherſammlungen . In jeder Schenke findet man Schriften zur Unterhaltung , und
zu dem erſten Hausgeräth einer neuen Wohnung ges
hört eine kleine Bibliothef.
Städteweſen , Landſtraßen und Kanäle. Ale Städte Nordamerikas unterſcheiden ſich ſchon gleich in ihrem erſten Werden merklich von allen eus ropäiſchen : ſie entſtehen, dort durch einen Beſchluß
oder Regierung , noch ehe ſie da ſind. Dieſe zeichnet häufig (häufiger jedoch die bauende Gemeinde ſelbſt)
die Straßen , öffentlichen Pläße 2c. vor. Die jungen Städte kommen daher ganz anders zu Stande , und entwickeln ſich regelmäßiger , als die vom Zufall ers ſchaffenen der alten Welt , wie denn überhaupt in einem , von einem civiliſirten Volf aufgeführt werden den neuen Staate Alles regelmäßiger ſeyn kann , als
in einem alten ', allmählig und durch eine Reihe von Zufällen zu Stande kommenden , im langſamen lauf
der Jahrhunderte ſich entwickelnden Staatenleben .
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Ein planloſes Bauen , wie es in Europa ſo häu fig angetroffen wird, iſt dem Amerikaner ein Gräue . Die Regelmäßigkeit aber aller nordamerikaniſchen
Städte , welche doch gewöhnlich aus der freien Vers rinigung einzelner Bürger hervorgingen , beurfunden zugleich ziemlich ſtarf die Mündigkeit der Nordameri
kaner für öffentliche Angelegenheiten . . : In Nordamerika findet' der Unterſchied unter Städten , Marktflecken , Dörfern und Weilern , wie
in Europa nicht ſtatt... Die Städte unterſcheiden ſich von den übrigen Ortſchaften nicht durdy Mauern , -
dieſe beſikt feine neuere nordamerifaniſche Stadt, nicht durch beſondere bürgerliche Gerichtsbarfeit, ron
dern allein durch das Zuſammendrängen der Woh nungen , durch größere Volksmenge , durch lebhaftere Betreibung der bürgerlichen Gewerbe , die aber nir gends in ihren Bann eingeſchloſſen oder ihr aus:
ſchließliches Vorredhit ſind, und durch den Handel, der fich in ihnen concentrirt hat und dem ſie hauptſäch . lich ihre Entſtehung zu danken haben . ; Dai flache Land :beſikt feine geſchloffenen Dörfer ,
wie wir sie in Europa haben , ſondern Ortſchaften Townſhips, ( ſpridy Taunſchips), das heißt eine An zahl Niederlaſſungen auf ciner Fläche Landes voit
134 G . D . Meilen , oder 6 Stunden im Umfang. So bald rich 60 Familien zuſammen finden, die eine Kirs die zu bauen und einen Prediger und Schullehrer zu
beſolden verſprechen , bekommen ſie vom Staat ein Privilegium , und zugleich Sitz und Stimme anf dem fandtag. Es wird ihnen ſofort ein ſolcher Diſtrict
angewieſen und dieſer in 63 Theile getheilt, und voit
dieſen ein loos dem fünftigen Prediger, eins der Kirche und eins der Schule beſtimmt; alle übrigen
werden gleichheitlich unter die Familien vertheiſt.
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Indeffen weicht die Einrichtung dieſer Ortſchaften fri den verſchiedenen Staaten von einander ab : ' in den weſtlichen Staaten hat man einen Plan angenommen , wonach jeder erwerbsfähige Staatsbürger in den
Stand geſeßt wird , ein Freigutshefiber zu werden . Die Städte der Vereinigten Staaten ſind durchaus
Sinder der neueren Zeit, die meiſten ſind regelmäßig angelegt und größtentheils nach brittiſcher Art gebaut; im Süden findet man meiſt ſteinerne, im Norden
mehr Fachwerkgebäude." Die öffentlichen Gebäude in den Hauptſtädten ſind meiſtens in einem edlen einfachen Styl, und manche würden felbſt europäis ſchen Städten zur Zierde gereiden ; beſonders ift dies der Fall in den erſt ſeit der Unabhängigkeit entſtandenen Staaten und in den Städten , die erſt in
neuerer Zeit zu Hauptſtädten erhoben wurden .
Auch die Gebäude auf den Pflanzungen ſind zum Theil recht gut und bequem ; zwar pflegt der ſich neu einrichtende Pflanzer anfänglich ein "Blodhaus zu erbauen , aber ſobald er es vermag , verſchwindet die Baraque , und an ihrer Stelle erhebt ſich ein bes
quemeres ſchönes Haus , das Wirthſchafts - Gebäude uud Gärten um ſich her liegen hat. . Anders baut inz!viſden der Fariner oder der Landwirth , und ans
ders der Pflanzer oder Plantagenbeſitzer und über haupt weicht die Bauart nach den verſchiedenen Nas tionen , die den Boden der vereinigten Staaten bes wohnen , ungemein ab.
Die Communicationsmittel find in ſtetem Fort ſchreiten begriffen . Das Poſtweſen verbreitet ſich bereits durch die ödeſten Diſtricte der Union ; die
ſchönſten Diligencen eilen durchs land , wo keine Dampfſchiffe gehen können , deren über 100 aứcint
auf dem Miffiſippi gehen .
Es eriſtiren jest wcit
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über 7000 Poſtämter, deren Einnahme ſich jährlich auf 2 Mill. Dol . belaufen ſoll. Die Schifffahrt iſt im höchſten Flor : : man zählt über 15,000 große Handelsſchiffe und an 200 prächtige Dampfſchiffe ,
wovon das größte über 1 Mil. Pfund ladungsfähig. feit beſikt * ). ... *) Das amerikaniſche Dampfſchiff übertrifft an Elegang und Bequemlichkeit das europäiſche bei weitem . Vor
ne befinder ſich ſtets die Maſchine, im Hintertheil find sie Zimmer der Herren ' und Damen . Gewöhnlich iſt
daß der Herren 25 bis 35 Fuß lang und 20 Fuß breit. Zu beiden Seiten der Wand laufen in zwei Reiben
die Betten mit rothſeidenen Vorhängen hin , die von der Decke des Schiffs bis auf den Boden gelaſſen wer: ten und den Tag über in vergoldeten Ringen befeſtigt ſind. Der Fußboden iſt mit feinen , mit Blumen durdis wirften Teppichen belegt. Im Vordergrund des Saas
fed befindet ſich ein zierlicher Ofen oder Kamin , mit
metallenem Geráthe. Die Einrichtung. Tafeln , Stühle, Sopha 'B ſind durchgängig von Mahagonibolj, alles ver:
goldet und in der beſten Ordnung erhalten. Auf den neueren Dampfſchiffen ſind ſtatt der Vorhänge Thüren
vor den Betten, und immer zwei Paſſagiere haben ein kleines Zimmer , worin ſie ſich ankleiden , raſiren , kurz alles mit der größten Bequemlichkeit thun können . Ueber dem Schenktiſch hängt die auf dem Schiff zu beobachtende Ordnung in einem Rahmen . Geſellſchafts
ſpiele bis úber 10 libr des Abends ſind verboten , des
gleichen das Anreden des Steuermanns, das Beſuchen der Damen ohne ihre Erlaubniß , Cigarren rauchen
und dergl. mehr. Das Staatszimmer der Damen iſt über dem der Herren und auf dieſelbe Weiſe einge:
riditet , nur darf darin nicht geſpeist werden . Jedes Dampfſchiff befißt ſeine eigene Schiffsbibliothek, welche, nebst den manderlei Zeitungen , dem Paſſagier in dem an Pracht und Bequemlidikeit dem erſten Gaſthof nichts nachgebenden Staatszimmer zur angenehmſten Unter:
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,: Der Straßenbau iſt dagegen im Allgemeinen nods nicht weit gediehen , nimmt aber ſtets 30. Gute Landſtraßen gehen bis in das äußerſte weſtliche Binnenland und von dorten zu den Küſten . Die
Straßen ſind in einem Normalmaas ale zu : 25 Fuß Breite angelegt.'' Von jeder engliſchen Meile zur an
dern iſt ein Meilenſtein , der die Entfernungen von den beiden Städten anzeigt, die an den beiden Enden
der Hodſtraße liegen . Man hat unter andern rieſens haften Unternehmungen auch
eine · Verbindung zu
Lande zwiſchen den am entgegengeſeßten ſtillen Ocean befindlichen' amerikaniſchen Niederlaſſungen , die bisher nur einzelne Jäger unter unſäglichen Beſchwerden und lebensgefahren erreichen konnten , oder wohin
nur durch Schifffahrt um Südamerika berum auf
einem endloſen Weg , der den Bedürfniſſen nie zu entſprechen vermochte, zu gelangen war, aufgefunden , und bereits mit ihr ein Werk begonnen , das zum
allgemeinen Intereſſe des Staatenbundes mächtig beitragen wird .
Kanäle find vorhanden und mit
vorzüglicher Zweďmäßigkeit , Eleganz und Bequem lichkeit angelegt und ausgeführt, und es vermehren haltung dient. Das Frühſtüđ , die Mittag - und Abend mahlzeit wird mit einer Blode verkündet.
Erſtered
beſteht aus Kaffee , Thee, Weißbrod , Pleinen Kuchen ,
engliſchen Braten ( Roaſtbeef ) , Geflügel , Schinken ,
Eiern , Fritaſfees 26 . Die Zeit iſt um 8 Uhr. Das Mittageſſen (Diner ) beſteht aus : Gemüſe , gewöhnlich Kartoffeln , Pudding , Roaſtbeef ic . und die Mittags
ſtunde iſt um 3 Uhr. Das Nachteſſen (Souper) iſt nach 7 Uhr und beſteht aus : Fiſchen , Schinken ,
Geflügel, Kaffee und Thee. Die ganze Schiffs geſellſchaft fpeibt immer an einer gemeinſchaftlichen
Tafel , aber jeder nach Belieben . .
66 fich folche künſtliche Waſſerſtraßen auch von Jahr zu
Jahr mit berwunderungswürdiger Schnelligkeit “). . *) Sämmtliche Kanále der vereinigten Staaten zuſammen is igenommen wurden eine Länge von Philadelphia bis ·
nach London ausmaden . Unter den 27. großen Haupts
Kanalen verdienen folgende eine ganz beſondere Er: wähnung : Der große Grie: oder Weſtkanal vonl e Albany an den Grieſee. Er iſt wohl der größt Kana
1 in der Welt ; oben 40 , unten 28 ' breit und. 4 " tief. Er
iſt auf ſeinem bødſten Punkt 849' über der Meeres:
fläche erbaben , hat 97 Schleußen und trágt Schiffe von 200,000 Pfund. Die Schifffahrt auf demſelben iſt hódít
angenehm , denn die Gegenden ſind abwechſelnd, ana muthig und fruchtbar. Man erſtaunt über die Anlage und über die unſägliche Mühe und Koſten bei der Aus : führung dieſes Rieſenwerts , Der Kanal führt oft
weite Stređen durch mächtige Felſen und trägt ſeine Schiffe mittelſt der Sæleußen über 15 Stocwert Höhe. Eine ſolche rieſenmäßige Waſſerſtraße kann aber auch nur in den vereinigten Staaten von Nordamerika an : gelegt werden , wo der Handel blúbt , politiſche und religioſe Freiheit herrſcht ; wo es keine øerren gibt,
die in froßendem Ueberfluſie leben , während dadurch Tauſende zu Armuth und Elend verdammt ſind ; wo es Feine ſtehenden Heere (dieſes Krebsúbel am europäiſchen Vóllerwohl) gibt, die, im Múßiggang lebend, das Mark der Völker aufzehren , dafür aber mitunter wehrloſe Bürger mißhandeln ; 'wo eine vollkommen freie Preſſe Aufklärung nach allen Seiten hin verbreitet, und wo
es feine ſo dumme Vollsmaſſe gibt, die in ftupider Gleichgültigkeit für das öffentliche Wohl dahin lebt. Zwiſchen Utika und Montezuma führen 100 Brúden und 50 Straßen über denſelben , und bei Rocheſter
führt ein 780' langer Aquadukt den Kanal úber den darunter hinweglaufenden Geneſieefluß . Man arbeitet
jest daran , dieſes mächtige Kunſtwert mit dem Sus: qúebannab und mit dem Aleghany und durch dieſen
mit dem Ohio zu verbinden , wodurch die großen Panad':
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Alle dieſe Dinge kommen indeſſen in Amerika ganz anders zu Stande, als in Europa. Die Regies rung befaßt ſich dort damit durchaus nicht, ſondern überläßt ſie der Privatthätigkeit. Alle ſolche Bauten
entſtehen von Privatgeſellſchaften auf Actien , welche gewöhnlich die dem projectirten Werk zunächſt wohs nenden Gutsberiker an ſich kaufen , weil daſſelbe den
Werth der Erzeugniſſe ihrer Befigung ſteigert. Nach Pollendung wird die Rechnung mit allen Belegen der Regierung vorgelegt, und ſie beſtimmt nun nach einer
annähernden Berechnung, mit Rücklicht der Unters haltungskoſten , das Brüden-, Weg - oder Kanalgeld, gewöhnlich von 3 zu 3 Stunden . So kommen in Amerika auf die leichteſte und einfachſte Weiſe die größten ,, und obſchon nur Private die Unternehmuns gen ausführen , die zweckmäßigſten Anſtalten , bei des
nen keine Koſten geſpart werden , dadurch zu Stand, lichen Seen mit dem Miſſiſippi und ſeinen zahlreichen großen
Nebenflüſſen
in
Gommunication
treten .
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Ferner iſt bemerPeniswerth : Der Ohiokanal, wel: cher den Grieſee mit dem Ohio vereinigt; der Midd leſer Kanal in
Maſſachuſets , der den Hafen von
Boſton mit dem Merrimal verbindet ; der Delawares Nanal, der den gleichnamigen Fluß mit dem Hudſon
vereinigt ; der Cherapeat - Delaware - Kanal; der Penſylvania -Kanal , welcher Philadelphia mit Pittsburg in Verbindung rept und aus zwei A6
theilungen beſteht, wovon die beiden inneren Endpunkte
durch eine Eiſenbahn über das Aleghany - Gebirg ver : einigtwerden ; der 74 engl. Meilen lange Cheſapeaks Ohio - kanal, der von Pittsburg nach Georgetoun
führen , die blauen Berge mittelſt 398 Schleußen durch : Tchneiden und eine unterirdiſde Paſſage von faſt zwei
Stunden erhalten wird . ( Der Koſten -Anſchlag beträgt 27 Mil. Dodars.)
5 *
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daß die Regierung ſich nicht in dieſe Angelegenheiten ,
miſcht, ſondern den Bürgern freie Hand läßt. , 1 . Ti
is
: ! :,.
V e rifarfung, ( Staatsdienft, Geiſt der Verwaltung , Gerichtsverfaſſung, ' : : 2 1 : : : Polizei und Bürgerthum .) . is Das , was man den nordamerikaniſchen Freiſtaat nennt, iſt kein einzelner Staat' im gewöhnlichen Sinn des Worts , ſondern ein Verein von jetzt 31 Pro vinzialſtaaten ; ' welche alle unter fich ' unabhängig ,
ihre eigene Verfaſſung und Staatswappen führen , in Abricht auf ihre äußeren “ wichtigen , gemeinſchafts lichen, fo wie inneren ſie gemeinſchaftlich ängehenden Ängelegenheiten aber eine aus allen Staaten gemeins ſchaftlich gebildete höhere Centralbehörde dafür be:
gründet und dieſen einen Theil ihrer darauf rich be ziehenden Gewalt übertragen haben , um dieſe durch fie deſto kräftiger und beſſer ausführen zu laſſen , in ihren übrigen Angelegenheiten aber durchaus ganz unabhängig und, ſouperain find *). Dieſe Sentral
behörde, mit der geſeßgebenden Gewalt beauftragt, iſt der Congreß aus zwei Kammern , aus dem Senat und der Rammer der Repräſentanten beſtehend. An ſeiner Spiße ſteht der Präſident der vereinig ten Staaten , die erecutive Gewalt ausübend. Der
General-Congreß , das höchſte Landes-Collegium , ver * ) Ihre Vereinigung gründet ſich auf die Unions-Acte vom Jahr 1778 , ihre Unabhängigkeit auf den Pariſer Frie
i
den 1783 „ und ihre serbeſſerte Verfaſſung auf das Conſtitutions- Edict von 1789. co . i ..
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ſammelt fich jedes Jahr am erſten Montag im De's
cember und alle vier Jahre einmal außergewöhnlich zur Wahl des neuen Präſidenten ") ;
2 . Die Mitglieder des Congreſſes find als Stellvers treter des Volfs mit der geſekgebenden Gewalt bes auftragt, bei Abfaſſung ihrer Beſchlüſſe unimſuhränkt und an keine Vollmacht oder Inſtructionseinholung gebunden. Die Mitglieder des Unterhauſes , oder die
Repräſentanten des Volfs werden alle zwei Jahre von je 40,000 Seelen Einer gewählt ; überſteigt aber auf dieſe Weiſe ihre Unzahl 200 , ſo wird die Sees
lenzahl auf 50,000 erhöht. Der Wählbare muß wes nigſtens 25 Jahre alt, ſieben Jahr lang Bürger der vereinigten Staaten und in dem Staat wohnhaft reyn ,
der ihn zum Abgeſandten erwählte. * * Für den Senat, in weldjem der Vicepräſident den Vorſitz führt, erwählt jeder Staat : nur zwei
Mitglieder auf ſect;s Jahre. Ale zwei Jahre wird ein Dritttheil des Senats erneuert. Ein Senator muß mindeſtens 30 Jahre alt , und neun Jahre lang
Bürger der Union geweſen ſeyn ; der Präſident aber muß bei einem Alter von 35 Jahren , 14 Jahre lang * ) Wer von der Sentral-Regierung oder von Präſidenten eine Staats - oder Beamtenſtelle erhalten hat , kann
nicht zugleich Mitglied der geſeßgebenden Verſammlung werden ; denn wo Beamte , ſeyen ſie auch immerhin zugleich Grundbeſitzer , in die geſeßgebende Verſamm lung gewählt werden und eine Stimme im Rath des Voltes haben , da ſteht es um leßteres übel. Wo von
Geſeßgebung die Rede iſt , da gehören keine Beamte hin , die allein mit deren Anwendung zu thun haben . Eine Einrichtung entgegengeſekter Art gibt das Volk
nur feiler Kriecherei der Beſoldeten preiß und ver : kauft es in der Form .
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Unionsbürger feyn , und wird dann auf vier Jahre unter dem Titel eines Präſidenten der verein nigten Staaten zum Chef des Congreffes ernannt. Zur Wahl deſſelben ernennt jeder Staat ſo viele Wähler , als er Senatoren und Repräſentanten ſens det ; dieſe ernennen alsdann zwei Candidaten , wovon
einer der Bürger eines andern Unionſtaats feyn muß. · Die Gewalt des Präſidenten iſt wohl ſehr groß, aber doch der Controlle des Senates unterworfen .
Er ernennt alle Staatsbeamte , alle Conſuls bei ans dern Staaten , empfängt die fremden Geſandten und repräſentirt den Staat überhaupt bei allen feierlichen Gelegenheiten, er iſt der Erſte im Krieg und im Fries den , im Militair und Civil. Er iſt aber auch vers
antwortlich , und kann noch nach niedergelegtem Amte angeklagt werden .
Er iſt , ſowie jeder von ihm ans
geſtellte Beamte von jeder der beiden Kammern auss geſchloſſen , und erſcheint überhaupt nie im Umfang
des Capitols , als nur bei ſeiner Inſtallation. Wollte er den Verhandlungen beiwohnen , ſo könnte er dies
nur als privater Zuhörer unter dem Volt und dies würde ſich nicht ziemen und geſchieht nie. In den amerikaniſchen Freiſtaaten iſt der Staatsdienſt von dem in Europa ganz und gar verſchieden . In Nords amerika nährt ſich der Beamte nicht vom Regieren
oder vom Staat, ſondern von ſeinem
Vermögen .
( Nur die oberſten Mitglieder des Staats erhalten
Beſoldung ). Vom
Friedensrichter bis hinauf zum
Präſidenten iſt jeder nur Bürger und bleibt nur
Bürger. Alle Auszeichnungen durch Drden und Adel find dem Amerikaner fremd , wo nicht lächerlich . Hier iſt fein Hochfahren der Beamten denkbar. Der amerikaniſche Staatómann paart ſchlichte Würde mit
Einfachheit , die den europäiſchen Geſandten ſehr
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überraſcht, ja oft in Verlegenheit feßt , wenn er bei der Audienz vergeblich auf das Zeichen der Ents fernung wartet , wie er es pon den europäiſchen
Regenten gewohnt iſt, wenn er ſich nicht im Staats Kleid mit Orden und Stern , ſondern im einfaden Bürgerrode empfangen ſieht ; daher müſſen euros ,
päiſche Geſandte, die ſich hier geltend machen und populär werden wollen , dieſelbe Form annehmen . Der Europäer glaubt nicht beſtehen zu können , wenn er nicht überal Rang - Unterſchied , Stände und
Würde bemerkt. Das Staatsoberhaupt, der Staats beamte roll da immer mit Glanz und Würde umges
ben reyn , rou blenden , verplüffen, und dieſe Hofetis quette und die Amtsmiene , die Amtsehre muß dem
großen Haufen Furcht und Gehorſam gebieten. : ) Das mag wohl in Europa paſſen , in Nordamerika aber iſt es anders. Dort iſt das Volk ein Wert der Regierung; hier umgekehrt, denn die Regierung geht aus dem Volk hervor !
Nordamerikas Gerichtsverfaſſung iſt einfach und ein Werk des geſunden Verſtandes und unterſcheidet ſich in zwei Punkten weſentlich von mancher euros päiſchen : ſie bedarf keines zahlreichen ſubalternen * * ) „ Die europäiſchen Staatsmanner “ ſagt ein neuerer Reiſender, glauben häufig in ihrer Selbſtgefälligkeit,
es rey unmöglich , daß ein Staat regiert werden könne, wenn nidt Leute ihres Herkommens , mit Sternen ,
Kreuzen und Bändern geziert, Hand'ans Wert legten . Möchten ſie ſich in Amerika vom Gegentheil davon überzeugen und ſehen , wie Wohlſtand , Reichthum und Madt fortſchreitet und erfahren , daß dies Alles von ganz fchlichten Männern ohne Orden , Stammbaum und Titel , b108 von Landeigentbúmern , Fabrikanten ,
Kaufleuten , Kúnſtlern und Gelehrten bewirkt wird !
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Gerichtsperſonals und hat keine barbariſchen Geſete und Strafen , welche z. B . England To fehr herabs würdigen . Die Lodesſtrafe ſteht nur auf erwieſenem vorfäßlichem Morbi felbſt körperliche Züchtigungen finden nirgends mehr ſtatt. Ale Strafen beſchränken fich auf Gefängniß mit eigener Verföſtigung und auf
Zwangarbeit gum Vortheil des Staats und beabſich tigen immer nur Beſſerung, nie aber iſt Rache oder Luſt am Strafen der Zwed . Die Einrichtung der
Gefängniſſe iſt wohl nirgends ro vollkommen und die Behandlung der Gefangenen nirgends' fo mild : (doch ſollen neuerdings ſchmerzliche Erfahrungen etwas mehr Strengé veranlaßt haben ) und dieſe Humanis tät , dieſer Fortgang der Civiliſation findet ſich in
einem lande, das mit durch die Hefe der Menſchheit : bevölfert wurde! . .. Eine Polizei , wie ſie ſich in Europa entwickelt . hat , gibt es in Nordainerifa nicht , und es bedarf deren audy nicht. Das Volk iſt der Regierung erges ben . Sie geht nur den Weg der Vernunft und bes darf daher keiner geheimen Polizei im europäiſchen Sinn , feiner Gensd’armerie , feiner Cenſur und ſte
hender Heere 2c. die man in Europa für ſo höchſt nothwendig erachtet. Aber auch die Privat - Sicher:
heito - Polizei drängt ſich hier nicht in alles ro ein , wie in der alten Welt, wo, leider, ſo wenig Glaube an menſchliche Jugend mehr ſtatt findet , ſondern jes der ſich mit Vorſicht waffnen zu müſſen glaubt! (und es auch wirklich muß ). Man feßt in Amerika voraus, pie Mehrheit der Reiſenden beſtelle aus rechtlichen Menſchen und unterwirft dieſe nicht jenen beuns
ruhigenden und beleidigenden Verfügungen , die man einiger Nichtswürdiger wegen erfunden hat. Hier gibt es auch keine auf Forſt- Strafe - Laren oder
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Schadenerſaß - und Pfandgelder hungrige Forſtbes. amten , denn die Natur bietet alle Lebensbedürfniſſe
in reichſter Fülle und Holz im Ueberfluß umſonſt dar. i Und demohngeachtet herrſcht überall die volkom ,
menſte innere und äußere öffentliche Ordnung und
Sicherheit. Die nächtliche Ruhe wird durch Bürgers wachen gehandhabt und gegen Feuersgefahren ſind die trefflidiſten Anſtalten getroffen und in den Straßen
aller amerikaniſchen Städte herrſcht die größte Reins lichkeit. ;
Ebenſo verſchieden wie der amerikaniſche Staatss dienſt vom enropäiſdhen , ſo iſt es auch das dortige Bürgerthum . Nordamerika kennt keine Kaſten und Stände , keine Privilegirten , feinen Adel , ſondern nur Bürger, die alle gleiche Rechte und gleidyen Rang
haben . (Geldariſtocratie iſt ausgenommen , denn wo iſt das Land , wo dieſe nicht ihr Recht behauptet ? Bürger wird man nach fünfjährigem Aufenthalt im lande , wenn man nicht im Dienſt oder Gehalt einer europäiſchen Macht ſteht oder unbekannt auf Staatss eigenthum in den weſtlichen Diſtricten wohnt. . Man hat dann an allen Rechten des älteren
Staatsbürgers Theil , wählt in den Verſammlungen die Obrigkeit und läßt ſich wählen durch die Wahl: herrn .
Nach der oben erwähnten Conſtitutionsacte bes ſteht nun dermalen ' der Staatenbund aus 25 Provins zialſtaaten , dem Diſtrict Columbien und 6 Gebieten,
welche die Normal-Seelenzahl von 60,000 zur Auf nahme unter die Staaten noch nicht aufweiſen können .
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Münzen , Maas und Gewichte . Die allgemeinſte Silber - Münze iſt der Dollar , etwa 2 fl. 30 fr. Rheiniſch an Werth . Er wird in 100 Centimen zu 1?2 fr. in Kupfer geprägt, ges theilt. Die Goldmünze iſt der Adler zu 10 , der Halbe zu 5 , und der Viertel Adler zu 27 Dollar.
· Das hier eingeführte fängen - Maas iſt ganz das Brittiſche: der Yard hält 3 Fuß , und 3 engliſche Yards ſind gleich 5 Frankfurter Elen. Der Poole oder die Ruthe beträgt 5 % Yards. Das Flächens maas iſt : 1 D . Yard hält 9 Fuß ; 1. 2 . Poole hat
30% Yards und 40 Pooles iſt gleich 1 Rood. 4 Rood ſind 1 Akre. 1 amerikaniſcher Adre iſt ets wa gleich 1 % Rh. Morgen . Das trodene Maas verhält ſich : 1 Gallone
iſt gleich 8 Pinten ; 1 Ped iſt gleich 2 Gallonen und etwa 15 Pfund ſchwer;* 15 Gallonen find gleich 38 Franffurter altes Maas. 4 Peds ſind ein Buss hel oder deutſcher Scheffel , ( etwa 62 Pfund ).
15 Bushel ſind gleich 19 Frankfurter Simmern.
II.
Wiſſenſchaftliche Bildung des Nord Amerikaners. Die wiſſenſchaftliche Bildung des Nordamerikaners
ift neu , wie ſein Staat. Von der europäiſchen hat fie nur die allgemeinen Züge, unterſcheidet ſich aber weſentlich von ihr. Sie iſt eine Tochter Englands, die ſich auf ihre eigne Welt beſchränkt, und für wels
175 che die übrige nur inſofern Intereſſe hat, als ſie mit ihr in Verbindung ſteht.
Doch auch von der englis
(dhen Bildung iſt die nordamerikaniſche verſchieden , Der wiffenſchaftlich gebildete Amerikaner hat nicht die vollendete Bildung des Britten ; mit der ſyſtemas tiſchen Gelehrſamkeit des Deutſchen hat er gar nichts gemein ; aber in der Kunſt, das Praktiſche herauszus heben und auf das leben anzuwenden , darin übers
trifft er beide. Er ſtudirt nicht ſeiner Bildung wes gen , ſondern um aus dem
Gelernten ſo bald wie
möglich Vortheil zu ziehen . Er wil geſchwind lers nen , und nur dasjenige , was ihin zu ſeinem Brods
erwerb unumgänglich nöthig iſt. Er begnügt ſich mit
den Grundzügen der Wiſſenſchaft und erſetzt das Fehlende durch Erfahrung , Lectüre und natürlichen Scharfſinn. Daher ſelbſt bei vorzüglichern Staats dienern das ſeltſame Gemiſch von Gelehrſamkeit und praktiſchem Wiſſen . Geld zu machen (to make money) . iſt ihm die Hauptſache, und hierauf bezieht fein fauf
männiſcher Geiſt auch alles. Philoſophie überläßt er ſeinem Prediger , Poeſie den Frauen .
Für den ,
Bürger der vereinigten Staaten haben nur Staats wiſſenſchaft , Rechtsgelehrſamkeit , Mathematik und Phyſit in allen ihren Zweigen , und jeßt allmählig aud, Medizin , eigentliches Intereſſe. Die drei erſten Wiſſenſchaften ſind populär geworden und in ihnen hat er es ſehr weit gebracht. Muſik , Poeſie und Philoſophie gelten bei ihm nur wenig . . Die große Maſſe des nordamerikaniſchen Volks übertrifft die aller andern Nationen an Schlauheit, Verſtand und praktiſcher Behendigkeit, ſich in alle
fremde Verhältniſſe ſchnell zu finden , ſich in Unters nehmungen mit Glüd einzulaſſen . Nordamerika beſigt Männer von Genie in mehr als einem Fache. (Das
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erſte Dampfboot lief von einem nordamerikaniſchen
Stappel am Hudſon.) Daß aber die weſtlichen Nord amerikaner namentlich mancher europäiſchen Nation nod in der Verfeinerung der Kunſt, in der Vervolls kominnung und Ausbildung der Wiſſenſchaften und in dem Schimmer der Gelehrſamkeit nachſtehen , liegt in dem geſellſchaftlichen Zuſtand des Landes. Eine verhältnißmäßig ſparſame Bevölkerung über eine an ermeßliche Erdfläche zerſtreut , ſtellt dem Entſtehen
und Umlauf litferariſcher Erzeugniſſe bedeutende Hins
derniſſe entgegen . Die nordamerikaniſchen Wälder können noch keinen afademiſchen Schatten werfen ,
wie der Hain bei Athen . Der Amerifaner muß noch felbſt init eigner Hand zum Schwerte greifen , wäh
rend er mit der andern den Pflug führt.'
'
Die Erziehung der Jugend , ſo wichtig für das
Wohl der Geſellſchaft und für die Entwickelung des Nationalreichthums , iſt in neuerer Zeit ein Gegen ſtand der beſonderen Aufmerkſamkeit der Regierung.
Für die geiſtige Entwickelung der Bürger und für den Unterricht:wird ſehr viel gethan und verwendet. Der öffentliche Unterricht iſt der lichtpunkt der Ver waltung und die Krone der politiſchen Inſtitutionen Nordamerifas . Man betrachtet ihn als die Baſis aller politiſchen Kraft und darum als erſte Staats angelegenheit, denn es liegt am Tag, daß, ſowie der einzelne Menſch nur durch höhere Einſicht gegen an
dere ein Uebergewicht erlangt, auch ein Volf nur durch Geiſtesentwicklung und Intelligenz andern über legen werden könne. Nuf Volfs - und. Elementar ſchulen , ſowie überhaupt auf Verbreitung der im bürgerlichen
Leben nüßlichen Kenntniſſe , als der
Baſis des Staats , iſt ganz vorzüglich das Augens
merk der Regierung gerichtet und für ſie werden die reichſten Fonds errichtet. : ' )
:
..
f?" Die Unterrichts -Anſtalten in der Union haben ,
daher eine ganz praktiſche Richtung und ihre Lehr gegenſtände ſind nur : leſen , Schreiben und Grams matit der engliſchen und der im betreffenden Staate . allgemein eingeführten Sprache , Mathematik und
vaterländiſche Geſchichte und Geographie, nebſt etwas Weltgeſchichte und Latein . ;; Dieſer Unterricht iſt gründlicy, da die Schulehrer , die angeſtellt werden
wollen , ſich zuvor einer Prüfung unterwerfen müſſen , Die :Koſten des Unterrichts in den Freis oder Volksſchulen werden von einer Auflage beſtritten ,
die ſowohl von den Verehelichten , wie von den Uns verehelichten entrichtet werden muß: Dieſen Schulen haben die nördlichen Staaten unſtreitig den hohen Grad von Aufklärung zu danken , der in ihnen
herrſcht. In vielen Städten eriſtiren Sonntagss Schulen , welche von Männern und Damen aus allen Ständen gehalten werden.
Schulbücher und
Bibeln werden von dem Vorſtand unentgeldlich ver theilt.
Nirgends ſpricht ſich der humane Bürgerſinn
des Amerikaners ſo deutlid) aus, als in dieſen Schu len. Die Gelaſſenheit und Geduld , mit der die er: ſten Rechtsgelehrten und ſonſtige angeſehene Männer den Kindern des ärmſten Farmers Unterricht ertheis
len , iſt ein ſprechender Zug ihres Gleichheitsſinnes . Indeſſen finden ſid , in Nordamerika aục höhere wiſſenſchaftliche Lehranſtalten : es beſtehen Gymnaſien
und Univerſitäten (ſogenannte Collegien , nad, engli ſcher Manier) , ſo wie Vorbereitungsſchulen in allen volfreichen Städten für die , welche jene: Collegien
beſuchen und ſich den höhern Wiſſenſchaften widmen wollen . ,, i
, duri
. . So iſt der Unterricht durchaus nur aufs fünftige bürgerliche Leben und den Beruf des Menſchen als Erwerber , Vater, Bürger und Menſch berechnet und deßhalb findet man oft ſchon beim Knaben eine überras ſchende Klarheit, Vorurtheilsloſigkeit, Fülle und Ridh tigkeit der Begriffe , welche man ſonſt nur aus dem
Umgang und den Schriften der weiſeſten Männer fchöpft und deren ſich in der alten Welt oft ſelbſt die Aufgeklärteſten kaum bewußt werden . Als wes
ſentliche Beförderung der amerikaniſchen Erziehung muß aber die Art der Behandlung der Jugend ans geſehen werden : man achtet im ' Knaben ſchon den freien Bürger und weit entfernt von demüthigendem
Zwang (von körperlicher Züchtigung , dieſem Hohn der Menſchheit, iſt gar keine Rede ) wird in ihm ein edlés Selbſtgefühl genährt. Er benußt feine Freiheit mit Anſtand ; ſie iſt ihm
fein unbekanntes
Gut und darum mißbraucht er ſie nicht zur Ausges laſſenheit und Rohheit. Alles dies zuſammengenom
men hat die herrlichſten Früchte getragen und jenes Streben nad Wiſſen und Kenntniſſen erzeugt, jenen allgemeinen Sinn und Durſt nach Belehrung und Einſicht hervorgebracht, durch welche ſich der nordas merikaniſche Bürger ſo ſehr vor allen Völkern der
Erde auszeichnet. Die einzige litterariſche Sprache, welche auch in den höhern Lehranſtalten eingeführt iſt , iſt die eng
liſche. Bis zum Jahr 1800 war die litteratur in den werdenden Staaten Nordamerikas der kaufmäns niſchen Induſtrie ganz untergeordnet, der Gelehrten
ſtand ohne das mindeſte Anſehen und das ganze Wife ſen des Nordamerikaners auf die erſten Elemente bes ſchränkt. Alles,was vor der Periode der Unabhängigkeit geſchrieben wurde, war nur religiöſen Inhalts . Man
begnügte fich, die wiſſenſchaftlichen Werke des Muts terlands zu ſtudiren 'und fandte die Jugend auf fremde Univerſitäten . Erſt mit dem Erſcheinen des großen
Franklin * ) Verbreitete ſich ein helles licht auch
*) Benjamin Franklin , geboren zu Boſton den 17. Ja nuar 1706 von unbemitteften Eltern .
Er mußte aus
Mangel an den nöthigen Mitteln die theologiſchen Studien aufgeben und ſeinem Vater beim Lichterziehen und Seifenſieden helfen. In den Mußeſtunden las er ſeines Vaters theologiſche Schriften . Im 12. Jahr
lernte er bei ſeinem Bruder die Buchdruderei. Er ver band ſich mit dieſem eine Zeitlang und verfertigte alt: gemein beifällig aufgenommene litterariſche Auffäße und verſuchte ſich in der Dichtfunſt : ſeine eifrige Lec: túre vorzüglicher Werke hatten ſeinen ausgezeichneten Geiſt gebildet. Bald aber entzweite er ſich mit ſeinem
Bruder und trat in Philadelphia in Arbeit. Hier ent:
ſchloß er ſich zur Gründung einer eigenen Druderei und reiſie, unterſtúkt von einem Wohitháter nach Eng : land, um ſich das Erforderliche zum Etabliſſement an zuſchaffen , fand ſich aber da in aller Hoffnung ſehr ges
tauſcht. Er ward durch eine herausgegebene Schrift mit mehreren Gelehrten bekannt und kehrte nad 18 monatlichem Aufenthalt nach Philadelphia zurüď , nahm aufs neue reine Zuflucht zur Druckerei und ſtiftete eine
litterariſche Geſellſchaft , die ſich mit Moral; Phyſik und Politik berhaftigte. Endlich errichtete er 1730 eine
eigene Druckerei und trat als politiſcher Schriftſteller mit ungetheiltem Beifall auf. Um dieſe Zeit verband
er ſich mit ſeiner früher verlaſſenen Braut. Seine litterariſchen Arbeiten verſchafften ihm einen Ruf und er ward zum Doctor der Rechte an die Orforder Unis verſitát ernannt. Nach einer zweiten Reiſe nach London ward Franklin zum Generalpoſtmeiſter über alle amerikaniſchen Colonien erhoben , allein dieſer mit anſehnlichen Einkünften serbundene Poſten beſtach ihn nicht zum Nachtheit der Sache ſeines Vaterlandes.
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über dieſen Zweig der höhern Civiliſation." Die kits teratur erhielt ihren erſten Umſchwung und man vers
ſuchte Kunſt und Wiſſenſchaften auch auf den heis mathlichen Boden zu verpflanzen. Es entſtanden nach
und nach höhere und wiſſenſchaftliche Schulen aller Art : es wurden in allen cultivirten Staaten Akades mien , Collegien und kleine Univerſitäten , alle nach
engliſcher Art, errichtet * ). Sie ſind in jedem Staat gereßlich korporirt und ſtehen unter der Auf Ficht eines Schulraths. Die ſpäter entſtandenen Staaten im Süden und Weſten haben den 36 . Theil jedes Stadtgebietes zur Beſtreitung des öffentlichen , , Denn ald man bei den zunehmenden Unruhen in den Colonien alle Agenten vor die Sdranken lud , erſchien
auch Franklin und ſprady eben ſo freimuthig wie ein
ſichtsvoll und erließ Sendſchreiben , welche allenthalben Begeiſterung erregten . Er ward ſeines Poſtens entſett und nahe daran verhaftet zu werden , kehrte Franklin
1775 nach Philadelphia zurúd . Von jeßt an wirkte er thätig zur Behauptung der Unabhängigkeit und ging in
ſeinem 71. Jahr nach Paris und unterzeichnete 1783 mit den engliſchen Commiſſarien die Friedens : Prális
minarien , welche ſeinem Vaterlande die Unabhängigkeit zuſicherten . Nach Philadelphia zurüdgekehrt, bekleidete er in ſeinem 78. Jahr noch die Stelle des Präſidenten der Verſammlung von Penſylvanien und ſtarb , 'bis an
ſeinen Tod für das Wohl ſeiner Mitbürger durch beil ſame Einrichtungen ununterbrochen thátig , den 17ten April 1790 .
* ).Von den Univerſitäten ſind die Harvard8- Univerſitat zu Charlestoun , die Univerſitäten von Neu-York und Philadelphia die vorzüglichſten. Erſtere hat 20 Profeſ foren, 4 Prorectoren, 1 Rector und einen Präſidenten ,
welche Vorträge halten úber Phyfit mit ihren Zweigen, Philoſophie , Medicin , Theologie und Jurisprudenz.
Die beiden andern haben nur 17 Profeſſoren.
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Unterrichts angewieſen . : Für höhere lehranſtalten iſt , noch beſonders geſorgt : jeder Univerſität sind 36,000 Adres landes dotirt. , Nur iſt das Schlimme, daß dieſe Ländereien bis jeßt noch wenig oder nichts eintragen . Viele gelehrte Anſtalten umfaſſen außer den gewöhnlichen Gegenſtänden wiſſenſchaftlicher Bils
dung noch Kunſtfleiß , landwirthſchaft und ſchöne Künſte. Es beſteht eine philoſophiſche Societät und
eine Acerbau - Geſellſchaft 34 Philadelphia , eine der Künſte und Wiſſenſchaften zu Neu - York und Boſton ;
das Atheneum in letterer Stadt beſigt einen Fond yon mehr als 80, 000 fl. In den meiſten größeren Städten ſind Bibliotheken , Muſeen und litterariſche Anſtalten . Auch in der Kunſt find bedeutende Forts
fahritte geſchehen : man befißt geſchäßte Meiſterwerke von nordamerikaniſchen Geſchichts - und Landſchaftss malern. Die porzüglichſten Modelle von Antifen und anderen Kunſtgegenſtänden werden aus Europa bes zogen .
In keinem andern fand möchten wohl für die Bildung des weiblichen Geſchlechts mehr vorzügliche
Anſtalten beſtehen , als in den vereinigten Staaten . Eine ganz ungebildete Amerikanerin iſt eine Seltens heit und nur unter den deutſchen Amerikanern und Creolen anzutreffen . Es gibt weibliche Erziehungs Anſtalten von verſchiedenen Abſtufungen . Die erſten
in den Städten Boſton , Neu - Yorf, Philadelphia und Baltimore werden von den Töchtern der Reis
dhen aus dem
entfernteſten Süden mit 600 und.
mehr. Dollars alljährlicher Penſion beſucht. Die Fehrgegenſtände find : leſen , Schreiben und Gram matik der gewöhnlichen Sprachen ( italieniſch und franzöſiſch nicht ausgenommen ) , Mathematif , allges
meine und vaterländiſche Geographie und Geſchichte,
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$2 =
# fttonomie, Zeichnen , Landchárten - Entwürfe , Dela
und Sammt-Malerei , Geſang , Mufit ; ſowohl Pias noforte - als Harfenſpiel und alle feine weibliche Årbeiten. "- " . 9 . Da einer freien , weifen Regierung nichts gefähr licher und gemeinſchädlicher iſt, als Unwiſſenheit und Dummgläubigkeit der Bürger , weil in einem freient C Staat nur der Berſtand das Staatsruder führen " kann , und nur wenn diefer im Volt vorhanden ift, ſeine Regierung durch die Wogen der Freiheit durchs zugelangen hoffen kann , ſo läßt es die Regierung nicht bei der bloßen Bildung der Jugend bewenden, ſondern bemüht ſich auch , das Volk in der begonnes nen Aufflärung fortſdireiten zu laſſen , indem nur der
despotiſchen Regierung Volksbildung gefährlich und ungelegen feyn kann . Die Aufklärung des Bürgers der 'nordamerikaniſchen Freiſtaaten vermag die Wunder zu bewirken , welche man in aufblühenden Staatenbund gewahrt, Einführung alles Beſſern und Schönen in
auch allein dieſem neu die leichte allen Fins
richtungen des Lebens , die Anmuth der Dörfer , die
Einfachheit , Reinlichkeit und Zweckmäßigkeit der Wohnungen , die Einfachheit und ſoliden Grundfäße der Bewohner und ihre lebendige Theilnahme an Allein ; was bas Vaterland angeht.
.
Zu dieſer fortſchreitenden Aufklärungnun gebraudyt die Regierung die Preſſe und das Zeitungsweſen , denn ſie iſt überzeugt , daß die Freiheit der Preſſe
nur Auftlärung verſchafft. Zunächſt betrachtet ſie dieſe als das Mittel , den etwaigen Gährungsſtoff abzuleiten und gleichſam den Brennſtoff in dem Knall
pulver der Pamphlets , Brochüren und Zeitungen wie
ein Brillantfeuer verpuffen zu laſſen , während der ſelbe Stoff, in die Brúft des Bürgers zurückgedrängt,
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nur durch eine furchtbare Erploſion rich fuft machen könnte . und ſo dem Staatsgebäude gefährs lich werden würde. Ale jene offenen Ergünė der verſchiedenartigſt aufgeregten Gemüther ergößen Die Maffe der Nation rehr , und die Regierung weiß recht wohl, daß die Nation zwiſchen diefert Schreiern und ihr ſelbſt wie ein Fels ſteht, an dem ſich die Wogen der Oppoſition brechen , die ihr nime mer zu ſchaden vermögen ; denn ſo lange eine Regies rung offen und mit Feſtigkeit die Gerechtigteit nur ausübt, kann ſie mit Gleidigültigkeit jeder Oppos ſition entgegenſtehen , überzeugt, daß fie, deren Hands lungen am licht des Tages offen daliegen , nichts zu fürchten hat, als ihr eigenes verfaſſungswidriges Verfahren . Das geläuterte Gold wird aus dem Reinigungsfeuer der Preſſe nur den Staatsſchat bies reichern. Aber auch auf unmittelbare vortheilhafte Weiſe wirkt die thätige unbeſchränkte Preſſe auf das Gouvernium ein ; denn welche wohlfeilere Controlle über ſeine Diener wäre ihm möglich , als dieſe P Feder Beamte iſt der Preſſe wegen auf ſeiner Hüth , einen Fehltritt zu thun , weil folcher bald vor aller Augen aufgedeckt und gerügt ſeyn würde. . . Die öffentlichen Blätter der Vereinigten Staas ten dürfen deßhalb mit Recht ebenfalls unter die Bildungsmittel gerechnet werden . Der Amerikaner hält ſich ſeine Zeitung nicht, um wie der Europäer von politiſchen Neuigkeiten ſprechen zu können : ihm ſind ſeine Zeitungen gleichſam Muſterkarten des öfs fentlichen und Privatlebens. Aus ihnen entnimmt er aufs genaueſte die Maasregeln ſeiner Regierung , und er hat das Recht, hierüber allen Uufſchluß zu verlangen , — und erfährt unumwänden die Beſchwers den des einen Staats gegen den andernt. Der Reis 6 *
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ſende macht in ihnen ſeine Zufriedenheit mit der Bes handlung ſeiner Wirthe bekannt, oder bringt ihre Unbilligkeit und Rohheit warnend zur öffentlichen Runde. Der Farmer theilt ſeine Erfahrungen , der Künſtler ſeine Erfindungen , und der Naturforſcher
ſeine Entdeckungen mit. Es erſcheinen alljährlich über tauſend politiſche , gelehrte , kaufmänniſche und religiöſe Zeitſchriften in den vereinigten Staaten . ..
Mediciniſche Anſtalten. : : Es kann wohl Niemand geben , der in Hinſicht ſeiner Geſundheit und ſeines Lebens gleichgültiger
wäre, als es der Nordamerikaner iſt. So willig er die überſpannte Forderung ſeines Arztes und die Koſten ſeiner Krankheiten beſtreitet — , über den Auss gang, iſt er unbekümmert.
Seine Geſundheit und
fein leben war ſo oft Beſchwerden , Gefahren und Angriffen zur See und zu Lande ausgeſetzt , daß er
mit einer gewiffen Apathie dem guten oder ſchlimmen · Ende ſeiner Krankheit entgegen ſieht. Und ſelbſt wenn ſein Leben nicht ſo abentheuerlich geweſen feine falte Natur läßt ihn ſtets feinen Gleichmuth behalten .
Die meiſten Krankheiten der Einheimiſchen ents ſtehen durch deren eigenes Verſchulden . Das Klima trägt im Allgemeinen ſo wenig dazu bei, daß eine
Lebensweiſe, die hier die gewöhnliche iſt, in Deutſch land rehr bald die halbe Bevölkerung hinwegraffen würde. Kinder , wie Erwachſene eſſen und trinken im Winter wie im Sommer , ſie mögen geſund oder
frant feyn , alles was ihnen ſchmeđt. In Krankhei:
ten diåt zu leben oder gar zu faſten , hält man für
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übertriebene Vorſicht, ja wohl gar für Thorheit. Sich vor Erfältung zu hüten , fällt Niemanden
ein .
Man ſieht die Kinder unmittelbar aus dem Bett oder
aus dem Badwarmen Zimmer oft nur leicht betleis det bei jeder Witterung ins Freie laufen . Viele Wohnungen ſind ſo leicht gebaut, daß der Wind von allen Seiten eindringen kann . Die Eingewanderten
aber ziehen ſich gewöhnlich allerlei Uebel durch uns mäßigkeit zu oder durch verſäumte Anwendung der
gewöhnlichen zweckdienlichen Mittel gegen Krankheis ten , welche das fremde Klima bei ihnen zu erzeugen .. pflegt. . . ; ;" B * : " . . *** Hoy 3 . Mag immerhin das Klima der Vereinigten Staas.
ten plößlichen und heftigen Veränderungen der Gems peratur unterworfen ſeyn und dieſe Abwechslungen von Kälte und Hiße, von Trockenheit und Feuchtig keit, indem ſie auf den menſchlichen Körper einwirken , die Ausdünſtung ſtören und Krankheiten veranlaffen , was nicht geläugnet werden kann , ſo iſt es doch un
wahr, daß ſie die Lebensperiode mehr verkürzen , als in den europäiſchen Ländern. Die Kälte des Nora dens iſt nicht der Geſundheit -nachtheilig" und die große Hiße wird häufig durch reichliche Regen abs gefühlt, und es gibt mehr heitere Tage, mehr Sons nenſchein und ſtilles Wetter , als in dem größten Theil von Europa. Aber den überzeugendſten Beweis
liefert die überaus ſtarke Zunahme der Bevöfferung.
Wenn eine Krankheit häufiger in den vereinigten Staaten vorkommt, als in Europa, ſo find andere hingegen hier feltener , als sorten , ja manche ſogar unbekannt.
Ohne Uebertreibung kann man behaupten , daß unter allen civiliſirten Ländern , Nordamerika am ſchlechteſten in ärztlicher Hinſicht verſorgt, und das
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cm
Leben und die Geſundheit feiner Bürger nm' unvera zeihlichſten preisgegeben iſt.: ; ; - ,.. : In den Seeſtädten Boſton , Neu - York, Philadel phia , Baltimore , Waſhington , Neu Orleans, und in ben größern Binnenſtädten , gibt es gebildete uno
kenntnißreiche Aerzte. Mehrere haben in England und Paris ſtudirt, die meiſten aber im kande ſelbſt
und dann durch Privatfleiß nachgeholt , was ihnen ihre Studien nid )t gaben. Aber die Anzahl dieſer iſt , wenn auch nicht gering , doch unverhältnißmäßig für die Bedürfniſſe felbſt dieſer größern Städte. Nur der Vermögende kann auf die Hilfe eines geſchidten
Arztes Anſpruch machen , der ſich ſeinen Beſuch ſelbſt in der Stadt nie unter 3 Dollars bezahlen läßt. Der
Arme,muß zu Hausmitteln (die gleichfalls in Apothes ken bereitet werden ), ſeine Zuflucht nehmen . - Das Studium der Mediein fängt erſt ſeit einiger Zeit an , den Amerikanern mehr Geſchmack einzuflößen. De : : . Die Bildungsanſtalten für den fünftigen Arzt find
jeßt portrefflich, obgleich die Gereße der Quacjalberei Npd zu wenig Einhalt thun.
Die Univerſität zu
Neu - Yorf iſt befonders der Medicin gewidmet, und
in Philadelphia und Cambridge exiſtiren vorzügliche mediciniſche Schulen. . , . * Menn das Studium der Medicin in einem
oder
zwei Jahren , und zwar zu Hauſe oder bei einem
Arzte. (dieſes Leßtere geſchieht noch ſehr häufig), volls endet werden könnte, dann würden auch in den vers einigten Staaten die guten Aerzte, allgemeiner feyn . Da aber zum vollſtändigen Studium wenigſtens pier
bis rechs Jahre Unterricht gehören , und dies natür Licherweiſe bedeutende Auslagen perurſacht, ſo iſt der große Haufe mit ein wenig Apothekergelehrſamkeit,
die ihm auf dem Lande gerade ſo viel einträgte als wenn er förmlich ſtudirt bätten; zufrieden. 1903 Borläufig bleibt dem Arzte nichts übrig , als ſelbſt Arzneien zu verkaufen , was auch faſt von allenges
fchieht. Nur in größeren Städten eriſtiren Apothes ken , die ſich indeſen ebenfalls nur durch ihren Ruf erhalten . Gewöhnlich iſt. Der Arzt , wie geſagtynius gleich Wundarzt und Apotheker und erwirbt ſich Fehr
bald bedeutendes Vermögen . - - !
ging
- Die gewöhnlichen Doctoren , deren es in jeder Countyſtadt drei bis fünf gibt, find deutſche oder irs ländiſche Barbiergeſellen , die als Unterärzte in irgend einer Armee, gedient haben , und mit einem felbftage
ſchriebenen Zeugniß verſehen , ihre Laufbahn, antreten . Gewöhnlich fündigt der gute Mann in der Zeitung an,, er rey ſo eben von Dublin oder Paris gekommen , und bietet nun den Einwohnern dieſes County ſeine Erfahrungen und Dienſte an . Gewöhnlich , halten ſie
ſich ein bis zwei Jahre in einem County auf, ſchar ren ſo viel Geld zuſammen , als ſie nur können , ind
ziehen , wenn ihre Lodtſchlägerei zu laut;wird , wei ter. leute dieſer Art gibt es unter den deutſchen Einwanderern nur zu viele, und es iſt kein Wunder, wenn der Amerikaner gegen Ankömmlinge dieſer Nas
tion nun ſehr auf feiner Hut zu ſeyn anfängt.
Auf
dem Lande und in den weſtlichen Staaten kennt das Uebel wirklich keine Gränzen , da jeder prakticiren
darf, der nur immer Luft dazu hat. Ein Geſek zur Beſchränkung dieſer gefährlichen Freiheit wurde in der Assembly von Penſylvanien vorgeſchlagen , ging jebody nicht durch . Dhio und einigeder weſtlichen Staaten ſind,
wie in vielen andern Beziehungen , ſo auch in dieſer , Penſylvanien zuvorgekommert. Die Aerzte haben da,
so wie die Prediger , eine Verbindung, in welche Nies
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mand'aufgenommen wird, er fer denn zuvor geprüft. So wenig dié Glieder dieſes Körpers außer Chirurs
gie auch wiffen , ſo iſt doch fchon dieſe genauere Aufs fícht und Beſchränkung Wohlthat für das Ganze.
** * Deutſche Aerzte, die Amerika zu ihrem Vaterlande wählten , würden då ein richeres und reichliches Forts kommen mit Gewißheit erwarten fönnen . ' Die Ach tung , die man in den vereinigten Staaten für deut fche Gelehrſamkeit überhaupt, und beſonders für deuts
' fche Arzneiwiſſenſchaft hat , würden einem ſolchen Einwanderer gewiß eine gute Aufnahme verſchaffen . Ich ſpreche 'von wirklichen -Medicinern , und wünſche
nicht, daß mith Taugenichtſe der oben erwähnten Art mißverſtänden . Dieſe würden in Amerika das dops pelt: finden , welchem ſie in ihrem Vaterlande zu ents gehen ſuchten .
" . 13
. '
do
?
Religiöſer Zuſtand der vereinigten Staaten . i Da in Nordamerika dié Grundlage des gefellſdafts
lichen Vereins eine vollfommene Gewiſſensfreiheit iſt, fo 'gibt es daſelbſt keine herrſchende Religion. Jeder fann ſeinen Gott anbeten , wie er will, genießt dabei alle bürgerlichen Rechte und iſt zu jedem Amte im orden iſiſtt nur der Im NNorden u uund iten hettommus nd imim Süden die Zahl der Kathos lProteſtantis Staatenbundé släsſbar.
lifen überwiegend. ' _ Hier leben friedlich neben und
unter einander : Congregationaliſten , Presbyterianer ,
Reformirte, Episcopalen , Quäfer, Methodiſten , Bapa tiſten , lutheraner , Ratholiken , Herrnhuter , Menos
niten , Dunfers , Juden und Fetiſchanbeter. Das theologiſche Studium wird mit dem wenigs
ſten Gifer betrieben . Das geiſtliche Amt iſt zwar ges achtet, aber kein Ehrgeiz ſtrebt darnach . Der Predigers
-
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ſtand iſt hier der mühfamſte und gewährt feine Auss fichten zu Gewinn oder einträglichen Beförderungen .
Weil Niemand verpflichtet iſt , für den Religions unterricht zu ſorgen , außer da , wo eine biſchöflidhje
Kirche ſteht, wo jeder Bürger ſeinen Beitrag zu ent richten hat, ſo muß ſich ein ſehr großer Theil der
Bevölkerung mit herumziehenden Methodiſten bes gnügen * ). . !
:
?. .
. "
..
in
some
Audy der größte Zweifler oder der erſtorbenſte Gleichgültigemuß ſich zum Nachdenken bewogen fins den , wenn er in einem ro abſolut freieh Lande, wo es ſo ganz jedem überlaſſen bleibt, eine Religion, die in den gebildeten Staaten der alten Welt oft ein
Gegenſtand des frivolen Spottes oder falter Gleich gültigkeit geworden iſt , nicht nur zahlloſe Kirchen erbaut ſieht, ſondern auch ihr ſtarfes Beſuc;twerden und die ernſte Andacht ihrer Beſucher zu beobachten Gelegenheit hat. Der Amerikaner iſt wirklich religiös, und ſey er dieſes auch nicht meør als der Europäer ,
ſo erſcheint es wenigſtens mehr an ihm . In Philas delphia ſind an 100 Kirchen , und jede derſelben iſt an Sonntagen ſo you Menſchen , wie man in Europa ſchwerlich eine findet. Nimmt man hiezu noch , daß
der Amerikaner Kirche und Prediger ſelbſt unterhalten muß, und daß dieſe Ausgabe mehr beträgt, als ſeine geſammten Abgaben , dann erſcheint ſeine Religioſität
in einem um ſo achtungswertheren lichte. Der Narg
heit fann man ihn in dieſem Falle gewiß nicht bes. ſchuldigen . In Boſton , Neu - York, Philadelphia und
andern großen Seeſtädten , herrſcht ſowohl in der * ) Nach der legten Zahlung beſist die ganze Union nur 3000 eigentliche Prediger , die ihr Amt mit einiger
Porbereitung zum Beruf angetreten haben. . .
.
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Bauart der Kirchen , als in der innern Einrichtung derſelben, eine Pracht, die , England ausgenommen ,
alles übertrifft, :was in dieſer Art in Europa zu fehen iſt.
Der Fußboden , die Stühle (pews) find
gewöhnlich mit den ſchönſten Teppichen belegt, Altar tiſch und Stanzel auf das gefchmadvolſte verziert, die
Kronleuchter und die Kanzel aufs reichſte vergoldet. Alles zeugt von hoher Bereitwilligkeit , dazu beizus tragen , daß das Gotteshaus auch in anſtändigem
Gewande erſcheine. Daß auch Eitelkeit hier im Spiele fen , verſteht ſich von ſelbſt ; aber daß dieſe fich im Gemeingeiſt die Kirche zu ihrem Gegenſtande wählt,
ſpricht zwar für die dem Menſchen angeborneSchwäche, läßt ſich jedoch durch ihren Gegenſtand am leichteſten
entſchuldigen . Auf dem flachen lande your Philadels phia nach Harrisburgh , eine Strecke von 100, engl. Meilen Länge und Breite , findet man durchgängig Kirchen, deren ſich keine europäiſche Mittelſtadt ſchä
men dürfte, und die alle von einzelnen landgemeinden auf ihre Koſten erbaut, erhalten werden. - Es iſt nichts ungewöhnliches , einen eben nicht ſehr reichen
Farmer für eine Kirche zwei bis dreihundert Dollars unterſchreiben zu ſehen . Pittsburg, das etwas über 10 Jahre beſteht, zählt 10 Kirchen , und darunter die im
Jahre 1825 vollendete Trinity Churchi, im gothi:
fchen Style erbaut, die der europäiſchen Hauptſtadt zur Zierde gereichen würde. Mehrere Glieder dieſer Kirche unterzeichneten 500 Dollars ; und Pittsburg iſt zwar wohlhabend , doch nichts weniger als reich .
:
Zu dieſen Ausgaben für die Kirchen kommt auch
nodi der Beitrag für die Prediger, der einen bis
hundert Dollars beträgt, und wirklich die größte Zare iſt , die der Nordamerikaner zu entrichten hat,
und die für manchen nur dadurch erträglic wirbe
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daß er ſich dieſe felbſt auflegt und ſich ſeigen Predis ger auch ſelbſt wählt. Sonſt , theils noch unter der
engliſchen Regierung , die in religiöfer. Hinſicht zwar
für manches ſorgte, für manches aber willführliche Ges ſtaltung zuließ , theils im Anfange der Unabhängig
feit, wo das Herkömmliche alle straft verloren hatte, ohne daß etwas der Zeit und den Umſtänden Anges
meſſenes an ſeiner Stelle geweſen wäre, nahmen die
Gemeinden den Erſten Beſten , der ihnen aufſtieß, und ſtellten ihn als ihren Prediger an. 1:Dahlloſe Streitigkeiten und unangenehme Vorfälle waren die gewöhnlichen Folgen . Wenn der Predigera oft nyt
ein Schullehrer , einer Parthei gefiel , ſo konnte man ficher darauf rechnen, daß er von der entgegengefekten verworfen werden würde. Und waren alle Schwierig feiten beſeitigt, und der Prediger in voller Ausübung feiner Funktionen , dann kamen Zeitungsberichte, Briefe, mündliche Ueberlieferungen , die den Herrn Prediger als ein verdächtiges Subject dilderten , und ihn
zwangen , ſeinen Wanderſtab weiter zu feßert. Dieſem Unweſen zu ſteuern , traren ſowohl in den 'engliſchen ,
als in den deutſchen Kirchen eine Anzahl angeſehener, in Europa ordinirter Prediger zuſammen , und erricha teten nach dem Bilde der aus früherer Zeit beſtandes nen presbyterianiſchen Synoden , Geſellſchaften , in
welche blos diejenigen aufgenommen wurden , die ſich entweder , wie ſie , über die Drdinirung answeifert
konnten , oder ſich einer Prüfung unterwarfen und tauglich befunden wurden .
Der gegenwärtige Geldmangel hat auch die Eins fünfte der Kirche und ihrer Glieder geſchmälert, und
ſie müſſen ſich nun mit etwas weniger , in den weſts lichen Gegenden großentheils mit Fruchtbezahlung begaügen .
Dies iſt befonders bei dem Landprediger
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der Fall, von deſſen Beſoldung ( gewöhnlich zwiſchen drei bis ſechshundert Dollars) wenigſtens vier Fünfs
theite in Frucht bezahlt werden . Die Lutheriſchen , zwiſchen Philadelphia und Pittsburg , beiläufig huns dert an der Zahl, haben gewöhnlich ein ſolides Aus kommen , das ſie jedoch vollkommen 'verdienen , da die Entfernung ihrer Gemeinden von einander , die oft über 20 Meilen beträgt, ihre Amtsverrichtungen ſehr
erſchwert. : Doch kommt dieſes nod in feinen Ver gleich mit den Mühſeligkeiten , die der Prediger des nördlichen Penſylvaniens und Ohios auszuſtehen hat,
dert oft fünf bis ſechstauſend engliſche Meilen 'des
Fahres reiten muß , wenn er nur in ſeinen Gemein den herumkommen will.
in
! . ti
.
Europäer haben nun einige Schwierigkeit , als Prediger anzukommen , da einem Beſchluſſe mehrerer
Synoden zu Folge, Ankömmlinge erſt drei Jahre im fande gewohnt haben müſſen , ehe ſie zur Synode zu gelaſſen werden . Ausgenommen ſind nur diejeniger, die von Europa aus berufen find. . . "
Die Glaubenspartheien , die hier keine Stüße fins den, müſſen , lediglich auf ſich ſelbſt geſtüßt, einträch tig neben einander leben , und können nur noch durch
ihr Betragen ſich hervorzuheben ſuchen. Da ihre Prieſter verzweifeln müſſen , , über ſo viele Secten je einen Sieg zu erringen, ſo hört man hier auch nichts von den elenden Religionszänkereien , womit ſich die Europäer häufig ro abquälen. Auch zeichnen ſich die Prieſter durch nichts , ſelbſt nicht durch die Kleidung,
. die nur ſchwarz iſt , von einander aus.
Dieſe Ver
ſchmelzung , dieſe Nachbarſchaft der Kirchen bringt' daher nirgends Reibungen hervor , vielmehr iſt eine
anſtändige Beobachtung der religiöſen Gebräuche die
Folge davon . Jeder beſucht ſeine Kirche ohne Groll
-
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gegen den Nachbarn und geht in dasjenige Gottesa baus, wohin ihr fein Herz und ſein Glaube rufen . Die Prediger der vier Konfeſſionen werden mit den katholiſchen Seelſorgern als eigentliche Miniſters ( Pfarrer ) angeſehen und leber mit einander in volls kommener Eintracht. Selten gibt es unter ihnen Reibungen . Oft pereinigen ſich die Deutſch - Refors
mirten und Lutheriſchen zum gemeinſchaftlichen Kirchens bau, ſeltener die Engliſch -Lutheriſchen mit den Engliſch
Biſchöflichen, nie jedoch dieſemit den Presbyterianern . So unterſchreiben auch Familien für drei bis vier Prediger verſchiedener Konfeffionen. In neueren Zeiten fängt jedoch auch die engliſche Hochkirche an , etwas eifriger zu werden , wozu die vielen Abtrüns
nigen ihrer Gemeinde, beſonders aber der Neulinge,
Anlaß geben mögen .
"
Der Handelsſtand. Dem Amerikaner iſt unter allen Beſchäftigungen
der Handel die liebſte. Dazu iſt er geboren . Er iſt durchgängig mehr oder weniger Kaufmann .
Der
Schuhmacher , der ſich einige Dollars zuſammenges ſpart, fängt einen Schuhhandel, der Schneider einen Kleiderhandel an. Der Farmer handelt mit ſeinen Produften tauſend bis zwei tauſend Meilen in die Ferne, fauft Vieh und Getraide zuſammen , und lies fert es in die Seeſtädte, oder handelt mit ländereien .
Der Arzt hat bei ſeiner Praris ſeinen Medicinfauf laden. Der Character der Nation iſt faufmänniſch, und ſo iſt es auch die Regierung .
Ihre Politif , in
Bezug auf auswärtige Mächte, beſchränkt ſich auf in Bezug auf das Inland aber Handelstractate,
94 auf Beförderung des Handels Qurd Straßen , stas näle; Schifffahrt. Ihre Einfünfte fließen beinahe gang aus dem Handel.
mon .
Der Handelsmann in Amerika ( der eigentliche) ift entroeder Großhändler , Kommiſſionär, Kaufmannt
oder Hauſirer. Der Großhändler iſt in der Regel in Seeftädten , und ſein Verhältniß daſſelbe, wie das des engliſchen oder europäiſdhen Großhändlers. Der Kreis ſcines Wirfens könnte ungeheuer ſeyn , wenn er das Kapital hätte. į
• Seine Schiffe gehen nach China , nad Oſtindien , an die Weſt- und Südküſte von Amerika, nach Weſts indien , Kleinaſien und ganz Europa .. Seine Schiffe
find die beſten , geſdwindeſten und ſchönſten der Erde:
Sein Handel iſt durch nichts gebunden , und bewegt ſich frei mit allen Nationen , mit denen die vereinigs ten Staaten in Verbindung ſtehen .
Der amerikaniſche Großhändler ſteht indeſſen in
ſeinen Unternehmungen noch auf zu ſchwachen Füßen, und daher die häufigen Fallimente. Er hat weder den richtigen Taft, noch die Ausdauer des Holländers
oder Deutſchert , um einen mäßigen Gewinn einem ſdnellen, aber unſichern , vorzuziehen. .
Seine einzige Speculation geht dahin , ſchnell reich zu werden . Wenn eine Unternehmung ihm das verſpricht, ro reßt er ſich allen Gefahren aus . Sein Handelsprincip hat noch ziemlich viel von dein
Füdiſch -Kleinlichen. Deffnet irgend eine Nation ihre
Seehäfen , dann kann man ſicher darauf rechnen , die amerikaniſchen Schiffe zuerſt da zu finden , beladen mit allem , was nur denkbar iſt. ' Man glaubt auf
einem Gemüſemarkt zu ſeyn, wenn man die Zwiebeln , Knoblaucy, Kartoffeln , Pepfel, Eier und alle andre Dinge ſieht, die der Speculationsgeiſt şuſaminenges
95 , häuft hat. Der Engländer macht ſich über dieſeni niedrig komiſchen Handel luſtig , und mit Rechts Ift irgend eine Speculation geglückt, dann find in drei Monaten gewiß - zwanzig Nachfolger auf bema, felben Wege. 1. . .. . . . .. .. ! Sid fo , wie der Holländer oder der Deutſche
eine Bahn brechen , und dieſe dann , felbſt wenn ſie Anfangs nicht ſo viel Gewinn verſpräche, fortgehen ,
fann er nicht. Er iſt in ſeinem Handel Abentheurer . Darum läßt fidy der europäiſche ſolide Großhändler
nur ungern mit ihm in dauernde Handelsverbinduna gen ein , und er wird noch manchen Stoß leider müſſen , ehe er einſieht, daß Banknoten feine Golda ſtücke, und ein fingirtes Kapital-kein wirkliches ſey .
In Boſton , Philadelphia , Baltimore , fängt mart jedoch don an , ſolider zu werden , und es iſt nur, noch Neu - York und einige andere Städte , wo die Speculationsſucht ins Große geht. ; ? Hve. . . ? " Die Handelsgeſchäfte im Innern von Nordamerika find größtentheils "den Geſchäften auf Meſſen zu vers.
gleichen . Faſt jeder Kaufmann bietet ſeine Waarent in einem offenen laden feil. Ausſchließlich dem Großöandel widmet ſich im Innern faſt Niemand.
Nur dort , wo Federmann ſo beweglich iſt, wo das Reiſen fo' wenig foſtet und in jeder Jahreszeit ſo viele
Reize darbietet , können ſich die Raufleute auf eine ſolche Art des Abſatzes beſchränken . Muſterträger und Hauſirer befördern hier den Abſaß ſehr wenig ,
denn den Käufern würde kein Gefallen geſchehen , wenn ihnen die Reiſe zu den Einkäufen
erſpart
würde.
In Europa glaubt man allgemein , daß auch der Staufmann im Innern von Nordamerika nur durch
die größten Entbehrungen und die muthigſte Ausdauer
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96
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min mancherlei Berdhwerden und Gefahren ein anſehns
liches Vermögen ſich zu erwerben im Stande ſey ; allein dieſe Anſicht iſt ſehr irrig. Das Leben des Kaufmanns im Innern der vereinigten Staaten iſt weit weniger mit Mühe, Beſchwerden und Gefahren verbundent , als in Europa ; ſchon der Umſtand , daß
er wegen des Abſaßes nicht einmal aus dem laden zu gehen braucht, läßt dies vermuthen .
.
Sene Sorge und das Nothwendigſte , welche den
landwirth im Innern feine dringenden Lebensbedürfs niffe im Haus zu beſorgen und baare Geldauslagen zu umgehen veranlaßt , macht ihn um ſo unabhängiger
und läßt ihn auf Anhäufen des Ueberfluſſes weitwenis ger bedacht ſeyn , als dies in Europa gewöhnlich der
Fall iſt, und ſo verwendet er mit weit leichterem Sinn einen Theil des Erübrigten an lurusgegenſtände, ohne dadurch im mindeſten die Familie leiden zu laſſen oder ſeiner liebhaberei ſolche harte Opfer zu
bringen , wie es in Europa gewöhnlich geſchieht. Hiermit verbinde man nun den Gedanken, daß es in Nordamerika feine europäiſchen Landleute gibt , daß vielmehr jede Landbewohnerin ebenſo empfindlich iſt für die Mode als die Städterin und dem vermögens
den Farmer die ſtädtiſchen Lebensbedürfniffe nicht fremd find : ro wird man hieraus ſchließen können, daß der nordamerikaniſche Verbrauch eine ungleich größere Stüße habe, als der Handel in irgend einem andern land der Welt. Es kann der Kaufmann in einem Lande , wo der Gutsbeſiber ohne Beſchwerden ſeinem Grund und Boden den höchſten Ertrag abges winnt und ohne Bedenken ſeine Bedürfniſſe und Ges räthſchaften in der Nähe zu hohen Preiſen einzukaus
fen im Stande iſt , in kurzer Zeit ſich große Reicha thümer erwerben , wenn er auch nur ſeineWaaren in
den Seeſtädten einfauft und ſie in den Kolonien des Innern wieder abſeßt. Der
. Unumgänglich iſt jedoch zu wiſſen , was in den Familien ſelbſt verfertigt wird und welche Gegenſtände die meiſte Nachfrage haben und dies läßt ſich nur im fande ſelbſt erfahren, denn die Bewohner der Küſtens ſtaaten von Amerika wiſſen von ihren entfernteren Mitbürgern im Innern gar nicht viel mehr, als wir in Europa, und dieſe halten fich nicht für verbunden,
den Grad ihrer Geſdicklichkeit und Induſtrie auss zupoſaunen . Wendet nun der forſchende Kaufmann ſeinen Blick auf die Zukunft , ſo bietet auch dieſe ihm nur heitere Bilder dar, denn die Bevölkerung nimmt von Jahr zu Jahr unglaublich zu und die Colonien, fich immer mehr ausbreitend , bieten dem Unterneha
menden immer mehr Gelegenheit zu den vortheilhaf
teſten Etabliſſements dar.
Falls auch in fünftigen
Kriegen das ganze Land auf den Handel über das Meer verzichten müßte , ſo haben die Freiſtaaten eine
ſolche Ausdehnung durch verſchiedene Klimate , daß auch der bloße Verkehr im Innern , begünſtigt durch treffliche Waſſerſtraßen , die in den Miſirippiländern wohnenden Kaufleute in Thätigkeit erhalten würde. Für einen ſoliden Kaufmann , der Kenntniſſe und ein mäßiges Kapital beſikt , ſind unſtreitig die vers einigten Staaten das vorzüglichſte land der Welt.
Boufommene Sicherheit des Eigenthums ; eine feſte und liberale Regierung; unbeſchränkte Handelsfrei
heit mit den ſämuintlichen Nationen des Erdbodens ;
ſehr geringe Abgaben , und eben bei dem Umſtand der Abentheuerlichkeit des Amerikaners ein ausgebreis
tetes Feld zu weniger glänzendem , aber ſolidem und dauerndem Gewinn . Deiii.
98
Induſtrie, Handwerker und Künſtler. Nordamerika iſt ſeiner ganzen lage nach mehr ein ' Ackerbau - als Induſtrie -Staat, demohngeachtet ſteht die Induſtrie daſelbſt höher , als man von ſeiner Bevölkerung erwarten route.
Gerade nämlich dieſer
Mangel an Bevölkerung und deren Verwendung für dén in dieſen Ländern fo ergiebigen Ackerbau iſt es, der die Bewohner derſelben zwingt , unaufhörlich
darauf zu finnen , ſich durch mechaniſche Verrichtungen die Menſchenhand zum Zweck der Fabrikatur zu ers reßen ; daher arbeitet auch nirgends dié Induſtrie ro
Häufig mit Maſchinen und mit mehr Sorgfalt , als Hier. Sie ſteht daher in mandjen Zweigen höher als irgendwo , beſonders im Maſchinenbau und in der
Verfertigung von Anſtrumenten der mannichfaltigſten Art. Auch ſcheint der Nordamerikaner ein angebornes Talent für mechaniſche Arbeiten zu haben. - Er bes
fist eine bewunderungsrürdige Geſchicklichkeit für
Øufgaben der Induſtrie, und iſt unermüdet, jeđe neue glückliche wiſſenſchaftliche Idee fogleich aufs Leben in Anwendung zu bringen . So gelang es Franklin und Fulton ,' die Dampfmaſchine zu
erfinden .
Hierzu
kommt endlich , daß in Amerika vermöge der ganzen Offenheit des Volks - Charakters Niemand das ents dedte Beſſere zurüchält, ſondern es in wechſelſeitiger
Belehrung zu immer höherer Vollkommenheit ſteigernd, rückſichtslog mittheilt , ſo daß einer den andern uns terridytet und auf dieſem Weg die tauſendjährige
Uebung der Europäer beſchämtwird .
! .
* * Nordamerika iſt demnach das Land der Maſchinen, beſonders der Dampfmaſchinen , deren Gebrauch alls
gemein im Rande verbreitet iſt, und welche die wahre Seele der Induſtrie und des Handels ſind.
Bei ala
99
len Gewerben verrichten die Dampfmaſchinen die
wichtigſten Dienſte , ſelbſt die Brunnen verſehen ſie mit Waſſer. . Man findet deren , welche zugleich mehs fere Mahl- und Schneide- Mühlen , ein Diſtiúirwert, eine Baumwollenſpinnerei und endlich noch eine Wolfrempelmaſchine in Bewegung reßen , die Kraft von einigen hundert Pferden ausübend. ?
So hat man für alles die ſinnreidiſter Maſchinen erfunden ; es gibt weldje , mittelſt welchen täglich
20 ,000 Nägel fabricirt werden "; andere, welche 11/12 der Arbeit europäiſcher Mühlen enfbehrlie machen ; wieder andere, mittelſt welchen ist einer Viertelſtunde
die einzelnen Stücke einés Paars Schuhe oder Stie fel mit Nägeln und Eiſendraht zuſammengefügt wers den. Ein Amerikaner erfand die Methode , das Innere der Kauffahrtei und Kriegsſchiffe durch Glass
cylinder zu erleuchten ; ein Anderer entdeckte dieKunſt, das ungenießbare Seewaſſer am Bord der Schiffe zu dtſtilliren. Beſonders vervolkommnet ſind der Brüdens
und Kanalbau , die Buchdrucker - und Kupferſtechers funſt. Die Gewerbe und Fabrifert nehmen mit jes
dein Jahr außerordentlidy zu ; beſonders hat die Hans deldſperre mit England derfelben , namentlicí den Wollenfabriken , aufgeholfen Die zahlreichen Mas fchinen, Sie hier in ihrer volfоmmenſten Ausdehnung beſtehen , werden durch Dampf betrieben . Ueberhaupt
iſt der Gebrauch der Dämpfmaſchinen allgemein un18 man wendet ſie auf alle mögliche Art' auf die finns reiciſté. Wéife an 1 Auch die Baumwollenfabriken ſind anſehnlich , waren aber in ihrer Blüthe zur Zeit
der Handelsſperre. Was den noch höheren Aufſchwung des Fabrikweſens hindert, iſt die luſt der Einwohner
am freien kandleben z denn an Anſtalten zur Beför derung von Gewerben und Verkehr fehlt es wahrs ng *
-
!
100
lich nicht. , Grobe Eiſen ? und Holzwaaren aller Art, plattirte Waaren , Gewehre, Leber, Schuhe 2c. Mehl, Whisky , Bier , Esſig 20.,macht man vortrefflich und
in großer Menge. : Die größten Schuhfabriken ſind zu Lynn bei Boſton , wo man jährlich 142 Mill. Pr.
Schuhe verfertigt, welche beſonders ſtark nach Süda merika gehen . “fft . So übertri Nordamerikas Induſtrie die erſte, die es gibt, die engliſche , daß ſelbſt nordamerikaniſche
Künſtler nach England berufen werden .
) ;
: : Für den auswärtigen Fabrikanten , welcher ets was Capital :beſikt , iſt gegenwärtig , ein günſtiger
Zeitpunkt. Der Amerikaner bemißt den Grad der Ausgeichnung , den er einem Individuum zout, nach den Zalenten , der Geſchicklichkeit und dem Erfolge ,
den 'er dadurch bewirkt. Der eifrige, beredte Predis ger genießt der allgemeinen und höchſten Achtung ; der talentvolle Advokat iſt ſein Orakel ; während er die bloßen Namensträger dieſes und des vorigen Standes über die Achſel anſieht.
Wer Thätigkeit
und Geſchicklichkeit beſikt, und dabei populär zu ſeyn nicht vergißt , der kann auf allgemeine Theilnahme und Unterſtüßung rechnen. Der unternehmende, thås tige und verſteht ſich , wohlhabende Handwerksmann
ſteht in den nördlichen Staaten mit dem lawyer ( Advokaten ) auf gleidhyer Rangſtufe , und kann auf die bedeutendſten Stellen im Staate und ſelbſt im Congreffe Anſpruch machen .
;
4. Ueber den eigenthümlichen republikaniſchen Bürs Es eriſtirt in Nordamerika eine Tuchmanufactur , die * in 'g Stunden, 15"Minuten die Wolle vom Schaaf weg . . ^ ; ' in einen fertigen Rod verwandelt , wozu man in Eng ... Jand 1312 Stunde bedarf!.. ito... } Iman . . ..
*). Immer thut der vermogende Reiſende am beſten , zur Ueberfahrt die Sajute in einem Paquetboot zu wählen ; er iſt dann mit Allem hinlänglich und reichlich verſehen , was nur ein ſchwimmendes Wirthshaus geben kann.
Er empfángt die beſten Weine', jeden Tag eine Auss . wahl von friſch geſchlachtetem Fleiſch , friſches Brod pr . und friſche Mild ) ; furz, er kann ſich alle Tage an eine
gut verſehene Table d'hôte regen . Dabei erhålt er Thee, Saffee , Bouillon 2 . nach Belieben jeden Augenblid ;
er hat einen angenehmen, reinlichen Aufenthaltsort, iſt in gebildeter Geſellſchaft und Pann wabrlich auf der
See nid)t mehr verlangen .
Der Unbemittelte aber ,
der die Summe von etwa 350 fl. nicht zur Ueberfahrt
verwenden darf, wähle ja tein Schiff, wo ſchon zu viele Menſchen in den Raum aufgenommen ſind. Bei den
Paquetbooten ſind 50, bei den mittleren Handelsſchiffen böchſtens 200 das Marimum ; denn das Zuſammenleben von zu vielen Leuten in einem beengten Raum verur: facht unbeſchreitliche Beſchwerden und Unannehmlich : Feiten . Um dem läſtigen Kochen in der allgemeinen
L . Küche , der immerwährenden Veranlaſſung von Handeln gli aller Art, auszuweichen , iſt es zweckmäßig , einen nach den Bedürfniſſen der Perſon oder der Familie einges : richteten Pleinen Stochapparat von ſtartem Sturzblech , mit einer Alkohol- Lampe beizbar, mit an Bord zu neha
men , in welchem jedoch , wie in einer guten Laterne,
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128
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Fracht eines geräumigen großen Dreimaſters toſtet
etwa 24,000 fl. (von Bremen bis nach Neu-Orleans), und wenn ſich nun eine Geſellſchaft von etwa 300 Perſonen vereinigt und ein ſolches zu eigenem Ges brauch ſid , miethet , ſo werden die Koſten für den Einzelnen geringer , die Fahrt angenehmer und das Verhältniß der Paſſagiere auf dem Schiff freier.
Daß eine ſoldie Geſellſchaft den beſtimmteſten , vom das Feuer gut verſchloſſen ſein muß, indem ſonſt rein Gebrauch auf dem Schiff verboten iſt. Jeder Paſſagier,
der ſich ſelbſt verkóſtigen will , hat ſich auf wenigſtens .60 Tage , nach Neu- Orleans aber auf 90 Tage, zu ver ſehen. Bei Anſchaffung des Proviants iſt die größte Sorgfalt nöthig , daß man ſich nicht mit dem Entbehrs lichen und Unnußen , ſtatt des Nothigen und Nüſliden
verſieht. Man ſchaffe ſich hauptſächlich Mehl, Reib,
Gerſte, Hülſenfrüchte, Gyer, gut geſalzene Butter, und beſonders túchtigen Vorrath von Kartoffeln , dem Köſtlich
ſten zurSee, nebſt dem gehörigen , gut gebadenen Zwie bad an. Wenn es möglich iſt , verſehe man ſich mit 5 . Bouillon- Tafeln , Thee, Caffee, Citronen und Kamillen :
: .
Thee ; einige gewöhnliche Medikamente , wie Weinſtein
rahm u . , guter Wein , etwas Cognak, gedörrtes Obſt und Suppenwerk , ſpaniſche Nudeln , Muskatnuß, Sali
. .. in gehöriger Menge und andere Gewürze , Eſig und Del mit Gurken oder rothen Rüben, ſelbſt ein Faschen Waſſer, find lauter höchſt ſcháßbare, ja unentbehrliche Dinge auf dem Schiff. Zum Bett dient am beſten eine
gute Matrazze und einige gute Teppiche. Das Geſchirr beſteht aus Blech mit Dedel und Henke. ' Gegen die
lange Weile dienen Spiele und gute Bücher , womit
' fich der Paſſagier alſo auch verſorgen mag.
Etliche
Gdhiffsſtühle und Laternen mit Lichtern ſind ebenfalls höchft zweđmäßig. Um jedoch das Capital beſtmoglidſt
zuſammenzuhalten, überlege man zeitlich alle Erforder: niſſe der Reiſe, um der hungrigen Mátler, die ſich dem : : Fremden am Hafen aufdringen , entbehren zu können.
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129 -
: Conſul ratificirten Contract mit dem Schiffsherrn
ſchließt, verſteht ſich von ſelbſt ;' es müſſen demſelben alle einzelnen Punkte der Bequemlichkeit 2c. von einem mit Seereiſen bekannten Mitgliede beſtimmt werden,
was in dieſem Fall ſehr wohl. angeht, bei einzelnen Frachtaccorden aber nothwendig wegfällt.
Die Gefahren des trügeriſchen Weltmeers find zwar noch immer dieſelben , allein der unermüdliche Forſcher - und Erfindungsgeiſt des Menſchen hat nun
ihre Furchtbarkeit theilweis gebannt : die heutigen Seereiſen , beſonders nach dem weſtlichen Continent,
find alltäglich geworden , und die Unglücksfälle wers den ſo wenig mehr gefürchtet, daß man in den Sees häfen einen Weſtindienfahrer oder das Neu - Yorker
und Baltimorer Handelsſchiff faſt eben ſo gleichgültig beſteigt, wie das Dampfboot , das zwiſchen Rotters dam und fondon wechſelt. .
- Nachdem der Paſſagier bei dem höchſt achtungs würdigen , menſchenfreundlichen Conſul ſeiner künfs tigen Heimath mit den nöthigen Papieren verſehen und deſſen wohlwollende Rathſchläge und Verhal tungsregeln auf der Reiſe, begleitet vom aufmunterns den Glückwunſd , empfangen hat , geht er getroft an
Bord juid ſieht den gekupferten amerikaniſchen Schnell ſegler * ), ausgerüſtet mit allen Erfindungen der Vors Ficht und Bequemlichkeit , unter dem Abfeuern des kleinern Geſchüßes und frohem , erheiterndem Gefang :
feiner Gefährten , die Anker lidten . So gleitet das *) Leichte Fahrzeuge, deren Kiel und untere Flädien zum
Sduß gegen das Eindringen des ſcharfen Seewaſſers mit Kupfer beſchlagen iſt. Sie haben einen etwas abs weichenden Bau und übertreffen an Schnelligkeit alle übrigen größeren Schiffe. 9
130
-
Fahrzeug mit geblähtem Segel den Strom hinab und bald verräth das häufige Schwanken des Schiffes der ſorgloſen Geſellſchaft die grundloſe Liefe des
Meeres. Mit gemiſchten Gefühlen des Abſchieds vom heimathlichen Lande und der freudigen Hoffnung eis nes ſorgenfreieren Lebens im neuen ſind Auer Blicke nach der verſchwindenden Küſte gerichtet. . .
Rurze Zeit nach der Abfahrt werden die Paſſas giere gewöhnlich reefrank.
Der Blutümlauf wird
nämlich durch das Schwanken des Schiffs geſtört
und dieſe Störung erzeugt im Gehirn einen Druck und Schwindel , und dies iſt das Weſen der Sees. Frankheit, und allein daher rührt das Erbrechen. Die Seeluft , von welcher man vieles ableiten will , iſt
fchuldlos ; ſie iſt in der Regel reiner , als die lands. luft. Dhne beſondere Unfälle iſt die Seefrankheit nur denen gefährlich , deren Gehirn ſehr empfindlich und deren Verdauung ſehr ſchwach iſt.
Die meiſten
Seekranken geneſen nach zwei bis drei Tagen und erfreuen ſich dann einer deſto beſſeren Geſundheit * ), und zwar , wie es ſcheint , allein dadurch , weil die Organe, anfänglich durch, den fremden Eindruck übers
wältigt , nach und nach ihre Empfänglichkeit dafür verlieren und der Magen mit friſcher Verdimtungs kraft begabt wird. Die Empfänglichkeit für die Ein flüſſe des Schwankens verliert ſich aber nie ganz und häufig werden die älteſten Matroſen noch vom Er:
brechen überfallen. Reine, fühle Luft , gutes Waſſer mit Weinſteinrahm als Getränke , Reis oder Gerſtena
ſchleim als Speiſe, und der Gebrauch von Schwefels * ) Bekanntlich berordnen die engliſhen Aerzte ſehr häufig Seereiſen .
;
=
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Aether, ſchüßen vor einem heftigen Grad der Sees frankheit. Nichts erleichtert das Erbrechen mehr, als Mandel - oder Oliven - Del , und ein Eßlöffel davon iſt für eine Gabe genug. Wo möglich , halte man
ſich immer aufrecht, denn dadurch wird ebenfalls das nothwendige Uebergeben befördert. Was die Diät betrifft, ſo iſt gedörrtes Obſt fehr zu empfehlen . Morgens nüchtern gute Häringe oder Sardelen gez noſſen und dann bis Mittag gefaſtet , bekommt dent
Patienten ſehr wohl. - Obgleich dieſes Uebel, weis ter nicht gefährlich , gewöhnlich unbeachtet bleibt , iſt es doch rehr empfindlich ten Behandlung eine Magens verurſachen. man einen Eckel gegen
, und kann bei einer unrechs anhaltende Erſchlaffung des Während der Krankheit hat alle Arten von Nahrung und
Getränke. Man ſoll aber den Magen nicht ganz leer werden laſſen , und das von Vielen beobachtete 3 - 4tägige Faſten iſt höchſt nachtheilig . Das Ein athmen der verdorbenen Luft im Schiffsraum veru
ſchlimmert die Krankheit, wogegen die Bewegung im Freien auf dem Verbeck dieſelbe bald hebt. Mäßig
feit im Eſſen iſt überall, vorzüglich auf dem Schiffe, wo die freie Bewegungthis unvermeidlicherweiſe ſehr ber I ſchränkt ſeyn muß , nöthig .
.
Wenn eine bedeutende Geſellſchaft auswandert, ſo fann die Anlage eines Städtdens großen Vortheil
darbieten , weil das nahe gelegene land dadurch zu einem hohen Werthe ſteigt. (Die Gelder werden am beſten in Wechſeln auf Holland oder Bremen und von
da nach Nordamerika mitgenommen .) Die Paſſagiere • verſehen ſich gewöhnlich mit geiſtigen Getränken, mit Mineralwaſſer, gutem Bier, mit fogenanntem hollän diſdem Zwieback , mit Schinken , Citronen , Orangen ,
Honigfuchen, gedörrtem Obſt 26., theils aus Vorſicht 9 *
3 . - . 132
-
wegen der Seefrankheit , und für den Fall, daß die herzhafte Schiffskoſt nicht wohl bekommen möchte. ( In Handelsſchiffen muß auf friſche Milch , verzichtet
werden , nur in den Paquetbooten werden auch Kühe * zu dieſem Zweck gehalten .)
Die , conſulariſche Befräftigung der Contracts Urkunde iſt um der Vorſicht willen nothwendig, weil der Capitain auf mannichfache Weiſe die Contrahent
ten hintergehen , und eine rohe Creatur ſeyn kann, dem
ein Dußend Menſchenleben nicht ſonderlich am
Herzen liegt. . Die Vereinigung von Auswanderern zu einer Ges ſellſchaft von ſoliden Grundſäßen und feſtgelegten
Statuten gewährt unſtreitig die größten Vortheile : die Koſten der Reiſe und Ueberfahrt werden vers mindert und legtere unterhaltender und angenehmer ; die Anſiedelung wird erleichtert, und über alle lebens
verhältniſſe verbreitet ſich ein wohlthuender, heimi :
ſcher Gemeingeiſt ; die Unfenntniß des Landes und : ſeiner Bewohner , die fremde Sprache , die Gefühle des Heimwens , die Schwierigkeiten des Ankaufs der
Ländereien und die Unbekanntſchaft mit der dort nothwendigen Wirthſchaftsweiſe verlieren an nachs
theiligem
Einfluß auf den fremden Ankömmling.
Dagegen entſtehen beträchtliche Vortheile für jedes
Mitglied der Geſellſchaft : der Austauſch der Erzeug, niſſe unter ſich und auswärts , gemeinſchaftlicheUnters nehmungen und Einrichtungen zum Vortheile des
Handels und zur Bequemlichkeit und Verſchönerung der Colonie, worauf jedes Mitglied , einzeln ſtehend, nothwendig verzichten müßte, und andere weſentliche Vorzüge mehr gehen aus einer Vereinigung, hervor,
die zugleich mit dem gemeinſchaftlichen großen Capis tal mehr auszurichten vermag , als der Einzelne mit
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133
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anſehnlicheren Summen auszuführen im Stande iſt, und ſelbſt Unbemittelte dem Gemeinwohl entſprechend
beſchäftigen kann. : Von den Gegenden, welche für Colonien die vor: theilhafteſten Ausſichten darbieten , wird enin der Schil:
ugen oerfelb Im . AAugemeis lan 's ſeyn. .einRede derung der Provinzen Bdie nen wird freilich in der Wahl derſelben immer zur Richtſchnur dienen : daß ein land, welches ein mildes
Klima ; fruchtbaren Boden und die beſten Handels
verbindungen zum Abſaß der Erzeugniſſe beſißt, das vorzüglichere iſt. Der Norden wie der Süden hat hier ſeine Vorzüge, die Binnenſtaaten wie die Küſtens
länder ſind mehr oder weniger zur Cultur ſehr ge eignet und dankbar ; nur der Rath fenntnißreicher , ers fahrner Männer, verbunden mit eigenen Forſchungen an Ort und Stelle , müſſen hier entſcheiden * ). Jedenfalls ſind aber die weſtlichen Binnenländer ganz vorzüglich zu Anſiedelungen zu empfehlen , denn *) Dem fremden Einwanderer iſt beim Ankauf der Láns dereien alle mögliche Vorſicht dringend anzurathen ; denn Landſpeculationen und Commiſſionsverkäufe haben
manchen bei unterlaſſener größter Behutſamkeit um ſein halbes , ja ganzes Vermogen gebracht.
Er wird
ftets am beſten thun , den Rath eines redlichen Udvos caten vor deren Kauf einzuholen , von dem er allein Aufſchluß über die Beſikurkunde erhalten kann . Dies wird doppelt nöthig , wenn er von Privateigenthúmern
kauft. Vorzüglich gilt dies im Staate Penſylvanien . In andern Staaten ändert wieder die Conſtitution mandes. Wer nach den Geſeken Penſylvaniend 21 Jahre
auf demſelben Grundſtuck wohnt , ohne daß ihm wah : rend dieſer Zeit ſein Beliş ſtreitig gemacht worden · wäre, iſt rechtmäßiger Beſiber derſelben , und der Eigen :
thúmer , der ſich binnen der Zeit nicht meldet, hat ſein Recht verloren .
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hier kauft der Einwanderer ſehr billig , und dann iſt hier auch das Land zu temporiſiren , um im neuen Lande vorerſt heimiſch zu werden . Es gibt Familien , die Zeitlebens auf Staatseigenthum wohnen , ohne
babei irgend etwas zu befürchten zu haben , als daß, wenn das fand einen Käufer bekommt, rie genöthigt ſind, ihre Wohnſtätte zu verlaſſen und wo anders
ihre Hütten zu bauen.
Der vorſichtig gewählten Anſiedelung in den Miſſiſippiländern ſteht binnen 20 Jahren eine 12 fache Erhöhung des Capitalwerths bevor. Die bloße Wohl
feilheit des Bodens darf jedoch nie über die Wahl entſdeiden , und nur da , wo die übrigen Bedingun
gen , die eine glückliche Eriſtenz verſprechen , zutrefs fen , kommt der Preiß deſſelben in Betracht. Der Einwanderer als Ackerwirth halte rich mehr
an die mittleren und nördlichen Miſfilippiländer ; denn in den füblichen reßt er ſich zu ſehr den Eins flüſſen des vom heimathlichen zu ſehr abweichenden Klima's aus.
Die Ufer des oberen Arkanſas , des
Dhio mit ſeinen Zuflüſſen , des Illinois und Miſſuri find ihm am zuträglichſten . Später mag er ſich ſdon mit weniger Wagniß dem Süden nähern. Was die dortige Landesſprache angeht, ſo iſt jes dem Auswanderungsluſtigen dringend, anzurathen , ſich
möglichſt vertraut mit dem Engliſchen zu machen , weil dieſe Sprache allgemein üblich , und der Nords amerikaner , wenn er nicht gerade ein eingewanderter
Deutſcher iſt , nur ungern und ſchwerfällig deutſch
ſpricht. Wer latein und Franzöſiſch verſteht, braucht zur Erlernung des Engliſchen nicht viele Zeit , da
dieſe Sprache eine Tochter jener und der deutſchen Sprache iſt.
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?
Sebenfalls aber muß die Coloniſirung mit Auss
rottung der Waldungen , deren die Niederlaſſung ſchon wegen Einhägung der Felder zum Schuß gegen das umherſtreifende Wild nothwendig bedarf, beginnen,
ſo daß wenigſtens ein Viertel des neuen Colonie
Gebiets in Wald beſtehen muß.
;
';
;
1 . Zur Urbarmachung eines Landes werden vorerſt die mächtigen Bäume gegürtelt , d . h . durch kräftige Einſchnitte in die Rinde derſelben ihr Wachsthum
Zerſtört , und ſo der Baum ſeinem Abſterben übers laſſen ; die ſchwächeren Stämme werden möglichſt dicht am Boden abgehauen und die Stücke der zers
ſtörenden Einwirkung der Witterung preis gegeben. Im Jahr darauf wird alles Holzwerk verbrannt, und
nach eingetretenem Regen , in den mit einem Starft aufgeriſſenen und mit der Aſche gedüngten Bodent
geſäet , der Saame eingeeggt und der kräftig wirkens den Natur überlaſſen . Bis zur Erndte , die je nach der Lage des Drts früher oder ſpäter eintritt, hat der landmann nur das üppig aufſchießende Unkraut
zu vertilgen . Die erſte Erndte iſt gewöhnlich Mais, die zweite Winterroggen , und dann behandelt man
den ſchon eingehägten bisherigen Neubruch als als tes land nach Landesſitte mit Pflug und Egge, und wendet, wo es nöthig iſt, auch Düngung an . Einen
geregelten Fruchtwechſel kennt man noch wenig in den vereinigten Staaten , alles hängt vom Gutdünken des Beſißers ab , der ſich ſelten an beſtimmte Regeln bindet.
- Ein Haupthinderniß des A & erbaues iſt durchaus der Mangel an Taglöhnern und Konechten . Die wes nigen , die man haben kann , werden überaus theuer bezahlt, und bleiben nur ſo lange in Dienſt, bis ſie
eine hinreichende Summe' erſpart haben , um damit
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5
ins Innere" wandern und freie Anſiedler werden zu
können ; und hierzu kommt er bald, da eine jährlicher Erſparniß von 2000 Dollars ſehr gewöhnlich iſt. , . . Doch alle diejenigen , welche über die See fahren mit der thörichten Hoffnung , in Amerika ein halbes
Paradies zu finden , wo die Natur ihre Reichthümer auch dem Müßigen in vollem Maaße ſpende, 'wo der üppigſte Boden nur des anvertrauten Saamenkorns
harre, um die unglaublichſten Erndten dem glüdlichen Ankömmling , ich möchte ſagen , entgegenzubringen , alle , welche ſich dort ein ruhiges , befchaulich glück
liches Leben träumen und feiner mühſamen Bears beitung eines nod; wilden Bodens , verbunden mit
Beſchwerden aller Art, ſich unterziehen wollen , wers ben ſich getäuſcht finden , und ſollen lieber alle Kos
ſten , Mühen und Gefahren einer langen Seereife ſich erſparen und ruhig in ihrem einmal gewohnten Geleiſe fortleben , denn ſie werden eben ſo wenig in Amerika, wie in Europa, und überall, wo ihre Kräfte zu emſiger Thätigkeit angeſprochen werden , rich glück lich fühlen ,
i . ..
" Die Auswanderer hingegen , welche reine Grunds
fäße, ein geſundes Urtheil, eine glückliche Stimmung und beſcheidene Wünſche mitbringen , werden volls . kommene Befriedigung derſelben erlangen . Sie wers ben aber auch auf Unbequemlichkeiten , mannichfache Entbehrungen , auf Arbeit , Ausdauer und Mäßigkeit nicht vergebens gerechnet haben ; doch erheitert ſie die Ausſicht in eine beſſere Zukunft , die ihnen eine
unverdroſſene anhaltende Thätigkeit verſpricht. Ihre Beſißungen erhalten mit jedem Streich der Are, mit jeder Pflugfurche mehr Werth . Da ſie eine Stimme
bei der Verfaſſung des Landes haben , zögern ſie nicht, Geſeken mit Freuden zu gehorchen , die ſie ſelbſt ges .
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ben halfen , oder die mit ihrer Einwilligung aufges legten Abgaben zu entrichten.
Eintheilung und topographiſche Beſchreibung. Nach der Seite 68. angeführten Conſtitutions-Acte beſteht dermalen der Staatenbund aus 25 Staaten und 6 Gebieten oder Territorien , welche die zur Aufnahme in die Bundesſtaaten beſtimmte Normals
Seelenzahl von 60,000 noch nicht aufweiſen können , nebſt dem
Diſtrict Columbien mit der Bundesſtadt
Washington. Wir gehen nun zu der Beſchreibung dieſer ſämmts
lichen Unionsprovinzen äber , und beginnen mit den nordöſtlichen oder mit den ehemaligen Neuenglands Staaten , verfolgen die ſüdligen und weſtlichen Pros:
vinzen , wenden uns hierauf zu den nördlichen Gräns zen und ſchließen mit den mittleren Binnenſtaaten .
Neuengland enthielt ehedein die Staaten : Maine,
Maſſachuſets , Connectikut, Rhodeisland , Vermont .. und Neuhamſhire. Es iſt der Vereinigungspunkt des Handels - und Seefahrergeiſtes und der Siß der am allgemeinſten verbreiteten Bildung. Unterrichtet und
arbeitſam weiß das Volk ſeine bürgerlichen Rechte zu Tchäßen und zu vertheidigen . ' '
.
.
-
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*? .5 Plin.' Der ståät M a iné.. ' ". .
.
Er iſt der nördlidíte von allen , aränzt im Norden an Kanada , im Oſten an Neu - Braunſchweig , im
Süden an das Meer , im Weſten an Neu -Hamſhire, und enthält auf 1500 2 . Meilen gegen 300,000 Eins wohner .
Das land ſteigt vom Meer aus bedeutend
gegen das Innere empor , iſt fruchtbar , reich an Waldungen , gut bewäſſert und an der zerriſſenen Küſte ſehr fiſdreich . Das Clima iſt ſtreng. Der kalte Winter beginnt mit Ende November und weicht plößlich mit Ende Aprils dem heißeſten Sommer. Das Land, iſt geſund und die Einwohner erreichen
ſehr häufig ein hohes Alter. Der Akerbau iſt Haupt Erwerbszweig und liefert gutes Getraide, da der Boden an der Küſte, obgleich mager und ſandig , doch für Waizen, Korn , Hafer und Gerſte ſich eignet ; im Innern aber iſt er für jede Cultur empfänglich und dankbar. Der Waizen liefert hier 15 fältige Erndten .
Roggen , Hülſenfrüchte und Kartoffeln ſind Haupt Erzeugniſſe, nächſt dieſen ſind es Bohnen , Rübent, Flachs und Hopfen . Der Landmann iſt Eigenthümer
ſeines Guts , denn der Pachtungen ſind wenig und die Taglöhner eben ro geſucht , wie in den übri gen Provinzen. Der Ackerbau ſelbſt geſchieht, wie in ganz Nordamerika durchs Pferd , und Ddſen ſieht man ſelten vor dem Pflug. . Das land hat ſchöne Weiden , die Viehzucht würde daher bedeutend ſeyn, wenn die langen Winter die Production des Futters
nicht beſchränkten. Das Rindvieh iſt ſchön , aber klein , denn ein gemäſteter Ochs von 700. Pfund iſt fchon felten .
Die Pferde find klein , aber lebhaft,
ausdauernd und arbeitſam , obgleich ſie den ganzen Winter im Freien bleiben , wo ſie ſich das Futter
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139
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felbſt ſuchen müſſen. Schweine werden in Menge gezogen , Schaafe weniger. : , Eigentliche Städte findet man nur wenige, und unter dieſen iſt Portland die erſte , welche ſich
durch beſſere Bauart und Gewerbe auszeichnet. Die ſchlechten Blodhäuſer ſind in der neueren Zeit vers
ſchwunden . Die meiſten Einwohner leben zerſtreut auf ihren Plantagen , und nur an den Mündungen
der Flüffe finden ſich Städtchen und Dörfer . Das fand enthält 8 Grafſchaften , und an Haupt
ſtädten ſind nur zu erwähnen : Portland, Haupts ſtadt des Staats , mit etwa 9000 Einwohnern , zwei
Banfen und ſchönen Gebäuden *). M a ch ias ; an der Bai gl. N . , mit einem vortrefflichen Hafen und bedeutendem Handel. Sa ſtine, mit einem Hafen und anſehnlichem Handel ; es beſteht hier eine bes
rühmte Freimaurerloge. Bangor , Aug.uſta, Belfaſt, W iscaffet, York, Paris find junge Städte von einiger Bedeutung.
2. Der Staat Neuhamſhire. Einer der älteſten Staaten der Union und im
Rang der erſte derſelben , gränzt im Norden an Atas nada , im Oſten an Maine , im Südoſten an den Ocean , im Süden an Maſſachuſets und im Weſten
bildet der Fluß Connectikut die Gränze gegen Vera mont. Sein Flädjengehalt iſt 446 D . Meilen , wors * ) Es iſt eine undenklide Múhe , wo nicht ganz unmög
lich , den gegenwärtigen Zuſtand der Städte in Nords amerika der Wirklichkeit ganz getreu anzugeben , indem alle Dinge , in ununterbrochenem Fortichreiten begriffen ,
jede Beſchreibung von einem Jahr ber ſchon weit über: treffen .
-
140 :
auf 250,000 Menſchen einſchließlich etwa 970 Negeri wohnen . Das land iſt hoch , bergig , mit Waldung und Seen bedeckt und nur im Süden bebaut ; der Boden iſt fruchtbar und liefert vorzüglich :. Mais ,
Waizen und Gerſte. Erſterer gedeiht beſonders am Connectikut, wo man oft 40 : - 50 Bushel vom Ader erndtet. Mais ſchüttet 30 - 40 fach . Von Obſt werden beſonders viel Aepfel und Birnen gezogen und ein guter Cider daraus bereitet.
Die fetten
Wieſen begünſtigen die Viehzucht: das Neu-Hamſhirer Vieh gehört unter das beſte der Union . Die Schaaf zucht iſt weit ausgebreiteter , als in Maine. Das
Mlima zeichnet ſich durch Heiterkeit und Beſtändigkeit aus.
Der Winter beginnt Ende September und en
det Ausgangs April. Die anhaltende Kälte kommt im December und dauert bis Ende März. . . Die hieſigen Gebirge ſind unter dem Namen der
weißen und blauen Berge eine Fortſeßung der Aleghany und ihr höchſter Punkt der 6000! hohe . Washington .
Die Gefeßgebung befördert auf alle Weiſe die Errichtung von Schulen, Akademien und Bibliotheken . Das Dortmouths- Colleg iſt die vornehmſte Unterrichtss.
Anſtalt. Der Staat enthält 6 Grafſchaften und fols gende bemerkenswerthe Städte : Concord , Haupts ſtadt des Staats , Sitz des Gouverneurs, und der . Gerichtsbehörden, hat ein ſchönes Staatenhaus, Afa demie , Buchdruckereien und zwei Banten . Port82
mouth , eine Seeſtadt mit gutem Hafen und ſchös nen Gebäuden . Amherſt , mit einem ſchönen Markt plaß und hübſchen Gebäuden.
In een , , in einer
freundlichen Lage. Charlestown , am Connectikut, iſt gut gebaut. Plainfield , mit einer privilegir ten Akademie. Lankaſter ; Adams; Jeffers
3 -
141
:- fon ; Northumberland ; Paulsburg ; Dover; Neuport ac. find kleine Städte. " Die Familien breiten ſich bei der Leichtigkeit, ſich in den nördlichen Gegenden anzubauen , immer mehr aus. Selten findet man einen Mann von 30 Jah : ren , der nicht Familienvater wäre ; die Weiber und
Löchter ſpinnen , weben und ſtricken , beſtellen Haus . . und Garten , während der Mann ſich mit Iagd, Fi
ſcherei , Aderbau und Holzfällen beſchäftigt.
Im
Süden ſind große Landgüter , von ihren reichen Bes fißern ſelbſt bebaut ; denn die Arbeiter ſind ſchwer
zu haben und werden theuer bezahlt. Ein National Vergnügen iſt der Tanz.
* .- Der Charakter des Neu - Hamſhirers wird im Allgemeinen vortheilhaft geſchildert. Er iſt frafts voll und ſtark, ausbauernd in der Arbeit , uners fchroden in der Gefahr und muthig in Gefechten ; ſeine lebensart härtet ihn, ab , indeſſen hat in der · ', neuern Zeit der lurus ſich auch hier Eingang
verſchafft. •
3 . Der Staat Vermont. Er gehört zu den jüngern Staaten der Union
und war, ehedem : ein großer , zuſammenhängender Wald. Im Norden iſt Kanada ; im Oſten Neu Hamſhire, im Südweſten Maſſachuſets , im Weſten Neu - York und im Nordweſten . der See Champlain , der die vortheilhafte Verbindung mit Kanada und Neu - Yorf gewährt, die Gränze. Ueberall ſieht man niedrige Berge und Hügel, und zwiſchen ihnen weite oder engere Thäler, die nach und nach , der Wälder
. . beraubt , in das Leben der Cultur eintreten . Dieſe immer grünen Berge, denen der Staat ſeinen Namen verdankt, find eine Verzweigung der Aleghany-Gebirge.
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142
Das flima greicht dem des vorigen Staats . Det Süden erfreut ſich beſſerer Kultur und Bebauung als
der Norden , wo noch vieles Land unvermeſſen iſt. Die Cultur hat indeſſen doch bedeutende Fortſchritte gemacht , und der Ackerbau iſt als die große Trieb
feder des Wohlſtandes zu betrachten . Der Staat zählt auf 482 Q . Meilen über 240,000 Einwohner, worunter über 700 freie Neger. Der Boden iſt reich , ſtrichweiſe üppig , und die langen, aber beſtän :
digen Winter ſchaden den Früchten wenig , nur der
Mais leidet zuweilen in den gebirgigſten Gegenden vom frühen Froſt.
Sobald im März die Strahlen
der Sonne die Erde erwärmen , verliert ſich der Schnee, der in den Gebirgsgegenden oft 2 – 4' tief
liegt , und die Vegetation entwickelt ſich ſo ſchnell, daß bis zur Mitte April alle Wälder belaubt ſind ;
die wahre Blüthezeit fällt indeſſen in den Mai, und es ſcheint daher ſchon ein längerer Frühling einzu :
treten , als in den benachbarten Küſtenſtaaten . Der Waizen wird im April gefäet und im Auguſt geerndtet, den Mais pflanzt man in der Mitte des Monats Mai und erndtet im October.
Die Erzeugniſſe der Agricultur ſind hier wie in den meiſten benachbarten Staaten : Mais , Waizen , Roggen , Gerſte und Hafer, Erbſen , Bohnen , Flachs und Hanf; leşterer wächſt im SW . wild. Die Wies fen ſind vortrefflich , beſonders am Sonnectifut und Champlain ; der Graswuchs iſt ſchön , und die fünſts lichen Wieſen ſind mit weißem und rothem Klee bes
deckt ; der Rübenbau kommt immer mehr in Aufnahme. Die Jagd iſt ein einträgliches , freies Nebengeſchäft für Jeden . Das Pelzwild wird hier ſchon ſelten ; Raubthiere aber gibt es in Menge : der Bär, die
fchwarze Bergkaße, der kanadiſche Hirſch , vier Arten
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143
-
von Füchſen und ſonſtiges Wild , und die slappers fchlange, welche hier aber ſo wenig gefürchtet iſt, daß felbſt Kinder auf ſie. Jagd machen , ſind beſonders bemerkenswerth.
Das Rindvies iſt groß , ſtark und
fett , und kömmt dem öſtreichiſchen am nächſten. Un ter dem Geflügel iſt beſonders bemerkenswerth : die Wandertaube. Sie kommt um den 20. März in gros
Ben Schaaren an und zieht Anfangs October wieder ab. Ehedem wurden oft weit ausgedehnte Landſtredert dermaßen von ſolchen gefiederten Fremdlingen in Besi rik genommen , daß ſich 24 und mehr Neſter auf eis
nem Baum befanden und ganze ladungen davon eins gebracht wurden .
Der Staat umfaßt 13 Graffchaften und folgende Hauptſtädte : Montpellier gilt als Hauptſtadt des Staats , hat einen Regierungs-Palaſt, ein Staatens
haus und über 3,000 Einwohner ; die Lage iſt freund lich in einer fruchtbaren Gegend. Rutland, Pin
mouth , Windfor und Benington find alle jugendlich aufblühende Städte. Die
Bewohner von
Vermont im
Allgemeinen
zeichnen ſich durch Freiheitsliebe und Patriotismus aus , und gleichen in Sitten und Lebensweiſe ganz ihren Nachbarn zu Neu -Hamſhire. 4. Der Staat Marrachyuret 8.
Im Norden von Vermont und Neu - Hamſhire, im Weſten von Neu-York, im Süden von Connectikut
und Rhodeisland begränzt, enthält er auf 300 D . Meilen über 530,000 Einwohner. Er gehört zu den älteſten Staaten der Union , .und hat ſich von jeher durch Betriebſamkeit vortheilhaft ausgezeichnet. Seine Fabriken und Schulen ſind die zahlreichſten und ſeine Fiſderei die bedeutendſte ; die Landſtraßen ſind guta
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144
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und befördern nebſt .guten Kanälen die Verbinduns gen mit vielen gut gebauten Städten . Die Küſte iſt ſehr zerriſſen und bildet unter andern die große.
Godsbai. Der Boden an der Küſte flady , im In nern bergig , eignet ſich mehr für Viehzucht als zum Ackerbau . * Es eriſtiren mehrere Bergwerke auf Blei und Eiſen , auch wird Sdwefel gewonnen . Das Klima iſt fälter als das der benachbarten Staas
ten . Die Winter ſind ſtrenger als in irgend einem europäiſchen Land unter gleicher Breite ; er kommt
mit dem December und endet im März. Der Frühs ling dauert nur kurze Zeit : ſogleich macht die Ves getation die erſtaunlichſten Fortſchritte und der Soms
mer naht plößlich mit außerordentlicher Hiße. Nord lichter ſieht man zu allen Jahreszeiten, zuweilen auch Nebenſonnen , Mondregenbogen und andere Lufters ſcheinungen. Die Landwirthſchaft hat ungeachtet
des ihr nicht überall günſtigen Bodens bedeutende Fortſchritte gemacht und man bemüht ſich um die
Einführung einer auf europäiſche Art geregelten Fruchtfolge und Bewirthſchaftung. Das Haupterzeugniß der Ackerbeſtellung iſt der Mais , der am beſten gedeiht; er gibt auf guten Feldern 60 bis 80 Bushel. Der Waizen geräth an der Küſte gar nicht und kommt nur im Weſten des Connectikut fort. ' Die andern Getraide- Arten ſind
aber nicht ausgeſchloſſen und ihr Anbau gleicht dem in den nördlichen Nachbarſtaaten ; außer ihnen wers den wie dort Hanf, Flachs , auch Hopfen , Rüben ,
Erbſen , Klee und andere FutterD-i Kräuter gebaut.
Garte erziehiſten nicht Auch der alle punbedeutend ie chzucht, und die der Gartenbau Auch Wohlhabendern erziehen alle europäiſden Gartenges wächſe , ſelbſt Melonen . Die Viehzucht aber iſt
Haupterwerb. Das Rindvieh iſt ſtark und mildreich ;
145
-
.
eine Auh gibt wohl täglich bei guter Behandlung über 8 Maaß Milch , und gewährt , wenn man ihren Ànfauf auf 50 Gulden und ihre Unterhaltung jährs lich auf '42 Gulden "rechnet, in zwei Jahren einen reinen Gewinn von 100 Gulden . sonno Cutį Der Ochs hat allein der Acerzug , und öft fieht man 4 2 5 Paar in ſteinigem Boden vor einen
Pflug geſpannt. Die Pferde-ſind, obgleich von nords männiſcher oder engliſcher Racé, klein ", unanfehnlich
und mager , " aber lebhaft und dienen meiſtens zum Reitien .
Mein Staat der Union hat esito weit in
Der Manufactur gebracht als dieſer, er veredelt nicht
nur die meiſten - einheimiſchen Producte , ſondern
auch die aus andern Staaten , ſelbſt aus andern Welt: theilen.E. Der Bewohneri son Maſſachuſets fcheint überhaupt mehr Sinn für Gewerbe , Fiſcherei undi
Handel zu habew , als für die Landwirthſchaft. Fast briken ſind durch das ganze Land Verbreitetin in fit den Städten finden ſich allerlei Handwerters: # :Hina : reichender Anzahl, auf dem Rande aber, mit Ausnahme
der Schmiede und Weber 'Wenige. Unter::den . Mda
nufacturen zeichnen ſich aus , die Wolls-und Baumst . wolwebereien , die Leinen - und Hanfwebereten fes
dermanufacturen ; die Eiſen - und andere Metalwaas ren - Fabriken ; die Holzgewerbe und der Schiffbau find beträchtlich . ... .
. . io
no, " : "
. -
... Nirgends: findet man einen regeren Geiſt zur Bea. förderung der Künſte und Wiſſenſchaften , welcher Rich durch zahlreiche gelehrte Anſtalten und Freiſchulen
kund giüt: das Harwards Collegium zu Cambridge iſt ſehr berühmt und beſigt eine Bibliothek von mehr als 20,000 Bänden . min
.,
10
{":
146
=
" 5. Der Staat' Rhode Island. "
* * Dieſer Staat beſteht aus drei größeren and et Kchen kleineren Inſeln in und vor, N a raganrets bai und einem kleinen Küſtenſtrich an beiden Ufern derfelben . Das Ganze umfaßt, etwa: 60 ; – 70 2 . Meilen mit etwa 86,000 Einwohnern und liegt zwis
ſchen Maßachuſetß und Connectikut. Auch hier, eiga net , ſide der Boden mehr für Viehzucht , als zum # derbau. Die Hauptbeſchäftigung der Einwohner iſt der Handel- und die Fabrifen ; für Schulen : ift
noch wenig geforgt. , Rhode Island hat unter alen Staaten Neu - Englands pas ,mildeſte Klima i beſona bers an der Rüfter Der; Monat April iſt noch kalt
und regnigte im Mai macht die Vegetation aber bes deutende Fortſchritte rr. Inni7 Fuly und.Auguft find heiß , der September und October bringen einen ana, genehmen Herbſt, im November wird eg falt und im December, bleibt der Schnee liegen bis Ende März. ; 9. Dico rzeugniſſe des Ackerbaues . Tind : vorzüglich
Mais , dann etwas. Roggen , Gerſte und Hafer. Hüls ſenfrüchte und Handelsp,flanzen , finden ſich meiſt in
den Gärten , die mit den meiſten europäiſchen Rüa dhenkräutern beſtellt ſind. in Viehzucht iſt der por nehmſte Zweig der landwirthſchaft , begünſtigt von
gutem Wieſenland , beſonders zwiſchen der Bai und
dem Sonnectikut. Alle Weiben ſind eingehägt. Die vorzüglichſten
Hauptſtädte find :
Providence ,
nett gebaut, eine ſchöne Brücke über den Fluß theilt die Stadt in zwei Theile , welche mehrere öffentliche Gebäude, ein Theater , Univerſität , Akademie, Buch
druderei und 14 ,000 Einwohner hat, die bedeutend Handel und gute Fabriken betreiben . Neuport,
auf der SW . Seite der Inſel Rhode - Island,
147 Southlingſton, Charlestouni Greter, Roths king ſton , Richmond ſind aufblühende Städte den .' , 3.. .,
in
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n ; '-' S!" Og
Sini
2. Die ſämmtlidhen Bewohner des Staats zeichnen Fech im Augemeinen durch vorzüglichen Unterneh mungsgeiſt für Fabriken und Manufacturen aus, das gegen ſind ſie für wiſſenſchaftliche Kenntniſſe nicht
geneigt, die ihnen bei ihrer Lebensweiſe auch ents behrlich zu ſeyn ſcheinen . , , ! ". Fin' , ; 6. Der Staat connectilut. : ; 74 : Zwiſchen Maſſachuſets , Rhode Island , Neus
York und dem Meer enthält derſelbe auf: 220 D . Meilen etwa 280 ,000 Einwohner . Der Boden iſt fehr fruchtbar , das Silima dem von Mafſachuſets ähnlich ; Acerbau und Viehzucht find blühend , und das. Land . durchaus angebaut, weswegen viele der
Einwohner jährlich nach andern Staaten der Union
auswaudern . Die Einwohuer find für gute Schulen beſorgt fleißig , treiben Handel und Fabrifen . Die Landwirthſchaft wird mit großem
Fleiß betrieben .
Alle Ortſchaften ſind in Berißungen Wertheilt von 50 - :500 Adres landes . ..
si
'
. Seder Grund Eigenthümer wohnt auf ſeinem Gut , und hat ſeine Felder, Wieſen , Weiden und Wälder um rich herum , die hier alle eingehägt und eingepfählt ſind. Der Boden eignet ſich für alle eus ropäiſche Feldproducte , nur ſchadet der Brand und
die ſogenannte Heffiſde Fliege i* ). ſehr dem per
.
.
.
. .
..
..
.* ) Die Heſſiſche Fliege iſt eine kleine ſchwarzliche Fliege mit kleinen Füblhörnern und dünnen , fangen , durch
lichtigen Flügeln , welche weit über den Körper binaug gehen . Das Inſect iſt dem Waizen febr (chádlich und 10
*
148
Waizen , der auch nur wenig deswegen gebaut wird
und dem Roggen : und Mais nachſteht. Außerdem werden gezogen : viele Kartoffeln , Hülſenfrüchte und Gurken ,
än den Gärten Rüben und Kohlarten ,
Zwiebeln und andere Gartenkräuter.
Feder : Lands
befißer hat:neben feinem Haus den Garten, angefüllt mit Fruchtbäumen , vorzüglich mit Aépfeln, aus denen 631
er ſeinen Cyder bereitet;" :
,
Ueberhaupt ſchmückt den Boden Connectikuts dent ganzen Sommer über jenes friſche Grün , welches
die nördliden Staaten vor den mittleren und füdli chen voraus haben ',''und, dass der Einwohner Felbſt auf den Höhen durch künſtliche Bewäſſerung zu ers ! Adidas ! ¡ 1. 7B ? halten 'weiß.12 . 2l 7 . An fchönen: Wiefent und Weiden iſt beſonders an ben Flüſſen Ueberfluß. Die :dichteſten Waldungen
finden ſich in den nördlichen Gegenden und unter den Waldbäumen zeichnen: fidz aus : die Weihmuths kiefer , Weihrauchstiefer , Cypreſſe ; rothe und:weiße
Riefer , dann verſchiedene Eichen -Arten , Birken , Bus chen , Ahorn , Pappeln ; Platanen , Walla und Butter: nüſſe , Tulpenbäume und Kaſtanien .si
i
s,
Die Einwohner, größtentheils Anglo- Umerikaner find wohlhabende Landwirthe, Handwerker, Fabrikan fångt ſchon ſeine Verheerungen an , ſobald im Herbſte 1.
der Waizen aufgeht. Es frißt nämlich die zarten Stengel und Blatter ab, und fährt damit fort, bis der Froſt eintritt. : Sobald aber : der Frühling kommt, er: ſcheint es auch wieder ,
um
auf die aufſchiebenden
Stengel reine Gier zu legen. Die Raupe arbeitet ſich demnächſt bei den Knoten in den Stengel hinein ,
1 und man ſpürt ſie nicht eher , bis die Körner in den å ,
c.
Uehren in die Milch treten ; Jestere werden dann zu
ſchwer und brechen ab. ; ;
,
. .. ?
149
ten und Schiffer und ihr Charakter, iſt unverdorbener als der der Bewohner der benachbarten Staaten . An Wißbegierde ſollen ſie alle übrigen Nord-Amerikaner, * übertreffen und es gerne ſehen , wenn ihre Kinder eine etwas gelehrte Bildung erhalten . Die Geſege befolgen ſie mit großer Bereitwilligkeit und eben ſo
große Achtung, bezeigen ſie den Kirchengebräuchen : Ihre Bergnügungen ; beſtehen in Tanzen , Reiten ; Piz ſiten und lectüre: Nach neun Uhr Abends findet man Niemanden mehr auf den Straßen . . . ' , Die Viehzucht iſt der pornehmſte Zweig der landa
wirthſchaft , und die Milchwirthſchaft ihr Hauptges genſtand.
Butter und Käſe find bedeutende Ause
fuhrartikel. Die Pferde zeichnen ſich durch ſchlanken Wudis , ſchönen Hals und Nacken , langen Schweif und Mähnen aus. Unter, dem Geflügel Gonnectifuts verdient die Wandertaube, beſondere Erwähnung, die in großen Schwärmen hier anlangt. " Ini ! ! "
Der Staat enthält acht Grafſchaften und darin folgende Städte : Neuha wen, mit einem Hafen am
Connectikut, Eiſenhämmern, Steinbrüchen, ſchönen Ges bäuden , Elementarſchulen , gelehrten Geſellſchaften , Univerſität und Bibliothek. Fairfield, mit 9000: Einwohnern , ein ſchön aufblühendes Countyſtädtchen ; Neu - london , Berlin , Harford , Mittleton
haben höchſtens etwa 6000 Einwohner und: hübſche öffentliche Gebäude. . .
.
7. Der Staat Neu -Mörk
. .
,
mis
Zwiſchen dem Ontario - und Erie -See , dem St. Lorenz - Strom weſten ; im
und Kanada im Norden und Nords Dſten an Vermont , Maſſachuſets und
Connectifut, im Süden an Neu- Jerſey und Penſyl vanien gränzend und im Südoſten mit einem kleinen
150
-
Stůd das Meer berührend, wo die Inſel Long Island
fictz an der Küſte von Connectifüt der Mündung des Hudſon gegenüber hinzieht, enthält dieſer Staat über 2000 D . Meilen , worauf faſt 1 /2 Mil . Menſchen mit einſdzließlich 40, 000 . farbigen Freien leben . Was den Produkten - Reichthum des Landes angeht , ſo iſt beſonders zu bemerken aus dem Thierreich : der.
Hirſd , das' Elenthier , der Damhirſch , der graue und der rothé Fuchs , der graue und der ſchwarze Wolf,
Bären , deren Fleiſch gegeſſen wird , beſonders das der jungen Bären , der amerikaniſche Panther , find
alle in den weſtlichen Waldgegenden noch anzutreffen . Schlangen und große Fröſche von verſchiedener Art bewohnen die
fumpfigen Diſtrikte. - Das Pflanzen :
reich liefert: den Ahornbaum , Cypreſſen , Cedern , Nußbäume, viele Eichenarten, Afazien , Weihrauch tiefern , Kaſtanien und Magnolien und mehrere Arten
wilder Reben wachſen in der ganzen Ausdehnung des Staats .
Es gibt eine unerſchöpfliche Menge Eiſenerze iit den Hochgegenden des Staats ; Magneteiſen findet rich am Champlain und ſogar gediegenes Silber will
man ' entdedt haben . Das land iſt waſſerreich und zählt" außer den großen Seen im Norden noch mehs
rere Binnenſeen . Unter ſeinen Flüſſen verdient der Hudſon und Susquehannah Erwähnung. Im Innern
wird der Staat von den Apalachen durdizogen . Das Klima iſt milder und geſunder an den Seen als an
der Küſte. Die Sommer ſind ſehr heiß und 6 – 8 Wochen herrſcht gewöhnlich große Dürre mit heftigen
Gewittern und ſtarkem Regen . " Auch in der heißen Jahrszeit iſt der Witterungswechſel ſehr ſchnell. Die Nordlichter ſind ſehr glänzend und nebſt andern Lufts erſcheinungen häufig. Der Boden eignet ſich fehr
-
151
für den Aderbau, der den Händel, Fabriken 'unb Gez werbe weit überwiegend , mit günſtigem Erfolg die Hauptbeſchäftigung der Bewohner ausmacht, weshalb auch dieſer Staat die Fruchtfammer der vereinigten
Staaten heißt. Die fruchtbarſten Gegenden ſind außer einigen Strichen auf Long Island , die Nies derungen am obern Hudſon , an den Flüſſen Mo: havf, Genéſpee Senefa und die Umgebungen der kanad'ſchen Seen . Man baut vorzüglich Waizen und Mais . Der Acre gibt im Durchſchnitt 25 -
30 Bushel Waizen. Beim Mais aber rechnet man am Geneſſee an 100' Bushel per Ackre. Von Hülſenfrüch.
ten werden vorzüglich Erbſen häufig gebaut;", dié Kartoffeln ſind ſchmad hafter als die neuengliſden
Rüben . Alle obigen Früdyte reifen ſchnell und MiB: wachs iſt ſelten . Alle Felder ſind mit Stafetten uns geben. Die Wieſen und Weiden ſind zahlreich , und -
überall mit den beſten Gräſern und Kleearten bedeckt, die Viehzucht iſt daher beträchtlich. Der Bergbait
geht auf Eiſen . Der Staat enthält 50 Countys und hat folgende Hauptſtädte : Neu - York, die volfreichſte und be:
deutendſte Handelsſtadt der Union , wenn nicht von ganz Amerika . Sie liegt auf der vom Hudſonfluß gebildeten Inſel Manhattam , iſt im Ganzen nert ges baut, gut gepflaſtert und des Nachts erleuchtet. Das Stadthaus iſt ein wahres Prachtgebäude von Mar mor und Sandſtein .
·
Die äußerſte Reinlichkeit herrſcht nach ächt holläns
diſcher Sitte überall , ( ein großer Theil iſt von hou . Abkunft) die Häuſer werden von innen und a'ußen wöchentlich gefegt, und alles Meſſingwerf polirt. Das Innere der Wohnungen iſt in den Städten wie bei
den landbewohnern einfach und ſchön , bei den meiſten
- 152 Städtern find die Wände der Zimmer elegant tapes zirt und die Fußboden mit koſtbaren franzöſiſchen und engliſchen Teppichen belegt und das Zimmerges räthe iſt von Mahagoniholz.
Alle Einwohner der
Stadt wie des ganzen Staats ſind im Allgemeinen ſehr gebildet. Die verſchiedenen Stände ſind beſons ders an Sonn - und Feſttagen nicht von einander zu unterſcheiden . Dieſe werden übrigens im eigentlichen Sinne gefeiert, und alle Wirthshäuſer , worin ſonſt Reich und Arm ohneUnterſchied , einmüthig unter ein
ander fißt, ſowie alle Comptoirs und läden geſchloſs ſen .
( Zur Erholung und fröhlichen Unterhaltung
wählt man den Samſtag Nachmittag). Die Stadt zählt 60 Kirchen , Univerſität , ein Theater , ein großes Hoſpital, ein Armenhaus und mehrere wohlthätige Anſtalten, Akademien und Schus
len und über 200,000 Einwohner. , Der Hafen iſt portrefflid ). Albany , Hauptſtadt des Staats , Sig des Gouverneurs und der Behörden , iſt nett gebaut, mit ſchönen Gebäuden und zählt über 18,000 Eins
wohner , die den bedeutendſten Binnenhandel der Union betreiben . Saratoga , am Hudſon , iſt wichtig durch das von den Engländern verlorne Ges
fecht 1777. Zro ; in einer ſchönen offenen Ebene, iſt gut gebaut, hat Fabriken , lebhaften Handel und Schifffahrt. Saratago -Springs , am Mohavf, mit berühmten Heilquellen und Bequemlichkeiten für
das Churpublikum . Minderbedeutende Städtchen ſind : Salem , Dundansburg , Shentetaty , Hemſtead, mit einem jährlidien Pferderennen. . . Im Augemeinen werden die Sitten im Staate Neu - York ohngeachtet der verſchiedenen Abſtammung der Einwohner immer gleichförmiger. Die Nachkoms
men der Holländer im
Süden zeichnen ſich durch
-
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große Liebe zur Reinlichkeit, Drdnung und Sparſam keit aus. Man ſieht in allen Klaſſen vom Ocean bis zu den Seen ſehr viele robuſte und fraftpolle Mens
fchen , eine Folge des Ueberfluſſes der Nahrungsmitteln der Wohlhabenheit und der Freiheit. Der Tanz iſt überall Lieblingsvergnügen und
die Dheeparthien
ſind die gewöhnlichen geſellſchaftlichen Vergnügungen,
Begünſtigt durch fruchtbaren Boden und treffliche Waſſerverbindungen haben Manufacturen und Fas brifen , den ſchönſten Fortgang und der Kunſt- und Gewerbfleiß iſt ausgezeichnet. Für den Unterricht iſt ſeit der Revolution ſehr viel geſchehen . Das Columbia-Colleg zu Neu -York und das Unions-Solleg zu Shenectaky undmehrere Akademien ſind vortrefflich. 8. Der Staat Neu : Yerjev. .
. .
.
· Zwiſchen Neu-York, Penſylvanien, Delaware und dem Ocean beſteht dieſer Staat eigentlich aus einer Halbinſel, gebildet durch den weſtlich mündenden De
lawarefluß- und durch das Meer ;.Cer enthält auf 390, D . Meilen nebſt 10,000 Sclaven und 7000 , farbis gen Freien zuſammen wohl 200,000 Einwohner. . . Das Klima wird hier ſchon bedeutend milder; der Sommer dauert von Anfang. März bis Ende Des tober , iſt aber noch einem großen Temperaturwecha,
fel unterworfen .
Der Winter fängt in der Mitte
December an und dauert etwa bis zur Hälfte März:
Im
Innern des Landes ähnelt das Klima dem
von Maſſachuſets und Vermont. Nadtfröſte treten noch im Mai und Juni, ein und ſelbſt im Juli gibt es noch kalte Nächte mit Reif. Ackerbau und Vieha zucht find Hauptnahrungszweige der Bewohner. Die landwirthſchaft wird aber beſonders von holländis {chen Abkömmlingen ganz nach altem Brauch und Sitte
-
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-
.
betrieben . Man verſteht ſich To wenig auf Frucht wechfel als 'auf Düngerarten und erſt in der neueren Zeit bei eingetretenem Mangel an Neubrüchen hat man auf leßtern etwas Aufmerkſamkeit verwendet Der Waizen iſt Hauptproduct und man gewinnt wohl
auf gutem lande 20 - 40 Bushel.
Nach dieſem
kommt der Roggen mit 20 fachem Ertrage am häus figſten vor ; dann der Mais , der ſelbſt in den Tandi gen Gegenden , wo ſonſt kein Getraide gedeiht, treff
lich fortfommt, und oft bis an 8 Fuß hoch wird ; Gerſte hat einen Ertrag von 30
50 Bushel auf
dem Afre. Die übrigen Feldfrüchte ſind vorzüglich Hanf, Flachs und Tabak. Der Gartenbau wird mit gutem Erfolg betrieben . 1 Der Staat enthält 13 - Grafſchaften und folgende
vorzügliche Städte :
Irenton , Hauptſtadt des
Staats , liegt am Delaware, hat mehrere gute Ges
bäude und über 7000 Einwohner. Andere minders bedeutende Städtchen find : Newton , Princeton ,
mit der vorzüglichen Lehranſtalt Naſſau-Hall-Cell. Die Einwohner zeichnen ſich alle durch Freis heitsliebe und Patriotismus aus . Der größte Theit lebt in gutem Wohlſtand , doch iſt der Lurus unter
den Wohlhabenderen und das Rumtrinken
allges
mein einheimiſch geworden . Der Holländer unterſcheidet ſich nächſt feiner Phis Tiognomie noch durch ſtärferes Zabafrauchen , große Vorliebe zur Landwirthſchaft , durch Ordnung und
Kleinlichkeitsgeiſt ; - der Deutſche lebt wie in feis nem Vaterland , hält feſt an ſeinen Förmlichkeiten und ſeiner Sprache. Die erſteren ſollen die reins
lichſten unter alleit landleuten , die Anglo - Amerikas ner die ſchmußigſten und neugierigſten , aber die gaſt:
freieſten und hellſehendſten ſeyn. - Der kandmann
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lebt bequem und in einem gewiſſen Grad von Wohls ſtand , denn rein Feld bedarf nur wenige Sorgfalt
und gibt reiche Erndten , die er leicht zu Geld mas chen kann.
s
i
9. Der Sta at penſuisanien. Er wird im
..
Norden vom Erie - See ' und Neu
Yorf, im Süden von Delaware , Maryland , Virgis nien ; im Weſten vom Staat und Fluß Ohio und dem Erie - See begränzt. Der Flächenraum beträgt 2000 . D . Meilen , worauf weit über eine Million
zur Hälfte deutfche und ſchweizeriſche Einwohner leben . Die Deutſchen , vorzüglich aus Schwaben und aus der Pfalz , wohnen meiſtens an den blauen Bergen
und in der Grafſchaft kanfaſter , York, Dauphin und Nordhamton , wo die Namen : Berlin , Heidelberg , Mannheim , Straßburg 2c. die Erinnerung an Deutſchland zurückrufen .
Die Aleghany-Gebirge durchſtreichen das land in vielen waldigen Zügen, und der Delaware und Sus
quehannah bewäſſern es im Innern. Das Klima iſt gemäßigt, die Winter falt und die Sommer heiß und ungeſund ; daher die häufigen Ausbrüche dés gelben Fiebers. Man vergleicht den penſylvaniſchen Winter mit der Kälte Norwegens, den Frühling mit der Feuchtigkeit Englands , den Sommer mit der
Hiße Afrifas , und den Herbſt mit dem ägyptiſchert Himmel.
Die Monate October und November , wo
es bei uns gewöhnlich anhaltend ſtürmt,. regnet und ſchneit , find in Penſylvanien und mehr noch in den
ſüdlicher gelegenen Staaten die angenehmſten im Jahr. Der Himmel iſt heiter und die Luft meiſtens mild .
Oft fann man noch im December bei offenen
Fenſtern arbeiten , doch ſtellen ſich dann auch ziemlidi
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kalte Lage ſchon ein . -- Im Januar fängt es erſt an zu ſchneien und es erhebt ſich ein ſchneidender Nord weſtwind, durch welchen es.plößlich ſo faltwird, daß in 2 - 3 Lagen die Flüſſe überfrieren .
nien liegt mit dem
Penſylva
ſüdlichen Italien unter gleicher
Breite , hat aber der früher erwähnten Urſachen wes gen das Klima des ſüdlichen Deutſchlands. Der
Winter kommt mit Ende October, wechſelt, wie oben
geſagt, mit Froſt, Regen , Schnee und Eis bis Mitte December , dann tritt Kälte ein und dauert bis zur Hälfte März. : Immer jedoch iſt. plößlicher - Wittes
rungswechſel dieſem Staat wie ganz Nordamerika eigenthümlich und weder Kälte noch Hiße dauern ununterbrochen Wochen lang an . Der Frühling iſt kurz , feucht und unangenehm ; der Sommer , wie ges. ſagt, ſehr heiß mit fühlen Nächten , und häufig mit ſehr furchtbaren Gewittern, weshalb faſt alle Häuſer
durch Gewitter - Ableiter geſchüßt ſind. Nur die öſta lichen Gegenden ſind ganz angebaut. Der Gewerbs fleiß und Handel iſt bedeutend , Ackerbau und Viehs zucht aber Hauptnahrungszweige.
· Der lurus herrſcht in Philadelphia wiè in Eus ropa und hat ſich ſelbſt unter die höchſt einfachen Quäder - Familien eingeſchlichen .
Dagegen iſt Ars .
beitſamkeit und Fleiß allgemein , und die größte Thä- . tigkeit auch vorzüglich unter den Penſylvanierinnen gewöhnlich , welche ſich , nach dem Anerkenntniß ſelbſt
der Britten , durch liebenswürdigkeit im Allgemeinen ſehr vortheilhaft auszeichnen.
Bettler und Tagdiebe
ſind in Penſylvanien nicht zu finden.
Freiwillige
Müſliggänger werden von oben zur Thätigkeit ans:
gehalten , und Arbeitsunfähige durch die Ortſchaften ,
denen ſie angehören , erhalten . Der Penſylvanier iſt aufgeklärter , als ſein Nachbar im Staate Neu-York,
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buldſamer als der Neuengländer und doch der Sclas venwirthſchaft des Südländers entgegen ; ſeine relis
giöſe Duldung kennt keine andern Gränzen als die
der allgemeinen Sittenlehre und ides dem Menſchent inwohnenden Gewiſſens. Die gute Beſchaffenheit des Bodens, die Geſundheit : des Klimas , (wenige
Diſtricte etwa ausgenommen ) : der vortheilhafte Ers trag des Ackerbau's , das von den Quäfern gegebene Beiſpiel der Arbeitſamkeit und Regelmäßigkeit eines
ſittlichen Lebenswandels haben aus dem Vorferdiefes Staates eins der freieſten und der glücklichſten der
Union gemacht.: . Für gute Schulanſtalten und für die höhere wifferiſchäftliche Bildung iſt man fehr bei
ſorgt : 'es eriſtirenivorzügliche Elementarſchulen und für Arme die ſogenannten Freifchul en, und Colles gien mit bedeutenden Fonds.is it i Man findet in vielen Gegenden einen Ackerbau wie in Europa , eine gute Felderbeſtellung und richa tigen Fruchtwechſel ; überhaupt ſtehen die öſtlichen
Grafſchaften auf einer ziemlich hohen Stufe der Cultur, wozu der Fleiß der hier anſäſſigen Deutſchen viel beigetragen hat. · Auch verdient die Ackerbaus
Geſellſchaft zu Philadelphia das Lob, daß ſie ſich mit dem beſten Erfolg bemüht habe , bei den Ackerbauern
beſſeren Methoden Eingang zu verſchaffen , und das Staatsgeſeß , welches die Zerſtückelung der großen
Güter von 500 – 1000 Ackre in kleine Meiereien von 50 – 100 Ackre vorſchreibt , hat eben ſo wohls thätig auf den Umſchwung des Ackerbaus gewirkt. Die weſtlichen Grafſe ;aften treten dagegen erſt noch in den Stand der Cultur ein ; da gibt es noch meis .
lenlange Strecken von Wildniſſen , deren Urbarma chung den kommenden Generationen vorbehalten bleibt.
Ein Hauptprodukt des Ackerbaues iſt der Waizen ,
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movon man auf beſſerem fande bei 1 bis 1 Bushel Ausſaat 25 - 40 Bushel als Erndte erwarten kann . Das Land wird nur einmal gepflügt , und nach eins geeggter Ausſaat ſich ſelbſt überlaſſen . Die Erndte fält in die Hälfte Suni. Die. Viehzucht ift auch
hier bedeutend und die Aufzucht der Pferde ein Hauptgegenſtand derſelben . . ::.. Penſylvanien zerfält in 51 Grafſchaften
und
zählt folgende vorzügliche Städte : Philadelphia , an der Vereinigung der beiden FlüffeShuitfyu * ),und Delaware, iſt an Größe die zweite, an Schönheit und Regelmäßigkeit die erſte Stadt der Union . Philadels phia ;, eine Stadt, die in Hinſicht ihrer zum Handel trefflid , geeigneten Page , der Eleganz ihrer regels
mäßigen , ſich in Quadraten durchſchreidenden Stras Ben weder in der neuen noch in der alten Welt ihres Gleichen findet, wurde mit ihren geſchmackvollen und eleganten , zum Theil prachtvollen Gebäuden von den in Deutſchland fo verſpotteten Myſtifern und Pieti ſten angelegt und bevölkert. Sieht man dieſe ſchöne Stadt, ſo wird man von inniger Hochachtung für ihren Gründer, Penn, reine Helfer und Freunde durch: drungen , einſehend, daß Frömmigkeit und die feinſte Weltflugheit ſich ſehr wohl mit einander vereinigen laſſen ! Sie hat außer dem Staatenhaus und mehs reren Regierungsgebäuden an 100 Kirchen * * ) gute : *) Der Anblid , den dieſer 250 Klafter breite Fluß gewährt, iſt prachtig .
Die Ufer ſind hoch und mit niedlichen
Landhäuſern und Garten bereßt , die im Sommer von
reichen Philadelphiern bewohnt werden . * * ) Von der 'Religioſitát der Anglo - Amerikaner in den
nórdlichen Staaten der Union iſt bereits die Rede ge . weſen.
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Univerſität, gelehrte,und frommeGeſellſchaften , wohts thätige Anſtalten , und weit über 180,000 Einwohner, die bedeutende Gewerbe und Handel treiben. Der Delas
ware trägt in der Stadtnod linjenſchiffe. Der Hafen ift geräumig und faßt über 300 große Fahrzeuge. Sie hat ſchöne öffentlid e Pläße , beſonders den Washings tonsplaß mit der Statue Washingtons zu Pferde, Ferner ſind die hieſigen Manufacturen und Fabriken
mit höchſt fünſtlichen Maſchinen ſehenswürdig ; der Schiffbau iſt ſehr bedeutend. Der Einwohner von Philadelphia iſt im Allgemeinen zurückhaltend gegen den Fremden, wofern er ihm nicht beſonders empfohs len iſt.
Seine Lebensweiſe , Kleidung und häusliche
Einrichtung gleicht der des Einwohners von Neua York oder des freichen Städters in Europa. Pittsburg, Hauptſtadt der Grafſchaft Aleghany und
die zweite des Staats , iſt eine der blühendſten und gewerbſamſten Städte der Union , in Weſten , der Aleghany - Gebirgecam Zuſammenfluß des Aleghany
und der Monongahela , der beiden ſchiffbaren Arme des Dhip . Sie treibt bedeutenden Binnenhandel, hat
eine Kanonengießerei, 5 Glashütten , iſt in Form eis nes Dreiecks regelmäßig gebaut, mit ſchönen breiten , mit Drottoirs und Wachhäuſern verſehenen , Nachts erleuchteten Straßen und ſchönen Gebäuden und. Fas
briken , und hat über 25,000 Einwohner. Handwerker aller Art füllen die Stadt , und der Verdienſt iſt ro gut, daß ſich einer auf 4 ff. des Tages ſtehen fann * ). *) Kein Profeſſioniſt route indeſſen hierher kommen , wenn er nicht außer dem Handwert ſich auch auf Landwirth ſchaft verſteht.
Bei neuen Niederlaſſungen iſt freilich
ein Schmied , Zimmermann, Schuhmacher und Schnei der unentbehrlich , aber dieſe kommen auch alsbald im
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Harmony, ein blühendes Städtchen in einer zwar rauhen , aber in seiner Umgebung gut angebauten
Gegend',- gegründet von einer Geſellſchaft Separatiſten aus Würtemberg , deren Stifter, G . Rapp , 1785 Hië Hauptwahrheiten der chriſtlichen Religion in - ein
Ganzes zuſammenfaßte und solche zum Hauptbetennts
niß einer Secte erhob, welche dem damaligen allges mein vorgeſchriebenen Lutheranismus zuwider , pom Conſiſtorium verfolgt, " einen Zufluchtsort in Amerika fuchte , wo ſie ihren gediegenen Gläuben ungehindert
befennen und ihre ſchönen , lobenswerthen , gemeins heitlichen Inſtitutionen in Ausübung 'bringen konnte.
Sie iſt durch Fleiß und Rechtfchaffenheit der Gemeindeglieder , die ihren Vorſteher als Vater liebs ten , reich geworden , und verehrt jeßt mit derſelben
Anhänglichkeit in dem Sohn den Pater Rapp.
Der
Grünbſaß der Geſellſchaft iſt etwa in wenigen Wors tén : Liebe zu Gott,AlWohlwollen gegen die Menſcfölgender eghatnie. Sund hapsraft Reinheit rafídGüters Menſchheit, ya s imLebenswandels * ). Kittdes gemeinſchaft * ). Kittaning , Countyſtädtchen der Srafſchaft Armſtrong, am Aleghanyfluß, hat über 250 ' Häuſer und 2000 Einwohner , die Grafſchafts
und andere öffentliche Gebäude, 3. Kirchen , Poſts haus und anſehnlichen Handel. - Bethlehem , eint Hauptort der Herrnhuter , iſt gut gebaut, mit geraden breiten Straßen , 2 Erziehungs-Anſtalten , 1 Bruders
Ueberfluß aus den altern Städten . Der Landmann. aber wird ſich wohl befinden , und bei geringerer An ſtrengung , als in europäiſchen Landern , bier bald un :
abhängig werden und die Producte ſeines Guts ſelber genießen , ohne ſie wie dort der zu entrichtenden Ab
. . gaben wegen eiligſt zu verſilbern. 1:.. *) Siebe den Anhang. . .
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und 1 Schweſternhaus und etwa 2599 Einwohner. Carlisle , iſt angenehm
gelegen und regelmäßig
gebaut, hat einen ſchönen Marktplaß und anſehnliche Gebäude, 6 Kirchen , 2 Banken , Bibliothek und etwa 4000 Einwohner , die mancherlei Gewerbe treiben
und: regelmäßige Jahr - und Wochenmärkte halten . Cocalico , mit dem Kloſter Ephrata ; M a n ns heim , York , Hannover , Berlin , Heidel berg find junge Städte meiſt deutſcher Anſiedler ,
die bald,empor fommen werden . lankaſt er, Countys ſtadt und eine der anſehnlichſten der Union , iſt (dön und gut gebaut , hat öffentliche Gebäude , Schulen
und ein Kollegium . Die 7000 Einwohner ſind meis ſtens Deutſche von allen Confeſſionen . Erie, County ſtadt , liegt ſehr angenehm am See gleiches Namens, hat etwa : 600 Einwohner , einen ſchönen Hafen für
kleinere Fahrzeuge auf dem See: und öffentliche Gebäude. Andere nicht minder bedeutende Städte find : Wherling, Union, Huntington, Harriba burg mit dem Siß der , Staatsregierung , Clears
field , libanon , Washington , Indian a , Beaver und Franklinton.
10. Der Staat Delaware. Ein ſchmaler Küſtenſtrich am rechten Ufer des Fluſſes und der Bai gleiches Namens , von Penſyls vanien und Maryland umgeben. Auf 100 D . Meilen leben hier über 78,000 Einwohner , worunter etwa 12,000 freie Farbige und einige Tauſend Neger . Der
Boden iſt mit wenigen Ausnahmen ſumpfig, und dem Ackerbau , den die Einwohner möglichſt zu heben ſus chen , nicht fehr günſtig . Das Klima iſt der Boden beſdaffenheit wegen der Geſundheit nicht zuträglid ,
ain geſundeſten aber iſt es noch auf dem kleinen Hochs 11
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lande, nordwärts vom Chriſtianiafluß. Die füdlichen Ebenen und die mittleren von Wald entblößten Ges
genden ſind am meiſten den nachtheiligen Einflüſſen dieſes Klimas ausgeſeßt und werden von mancherlei bösartigen Krankheiten alljährlich heimgeſucht.
Die
fühlenden Seewinde reinigen die Athmosphäre an der
Küſte und mildern das herrſchende Uebel; ſo iſt der daſelbſt gelegene Drt Lewistoun einer der geſundes fter an der ganzen nordamerikaniſchen Küſte. Der
Ackerbau ſteht noch auf einer niederen Stufe ; man kennt noch keinen Fruchtwechſel, und benüßt das Land,
nach amerikaniſcher Sitte ſo lange, bis es , ganz ers ſchöpft , eine Zeitlang wieder brad, liegen bleibt * ). Gewöhnlich bereitet man daſſelbe für den Waizen das
durch vor, daß man es vorher, mit Mais beſtellt. Nach geſchehener Erndte wird es mit einem einfachen
Pflug' bearbeitet und die Waizenſaat ſofort mit, fdweren dreieckigen Eggen untergebracht. Den Neus brud reißt man im Winter oder Anfang des Früh
lings um und bringt die Saat nach zweimaligem Wenden, im Sommer und Herbſt, unter. Das Waizens land pflügt man ſehr flach , höchſtens 4 - 6 Zoll tief. Die Ausſaat fdwankt nach den Localverhältniſſen zwiſchen 12 – 1 Bushal Waizen und 1 - 12 Bushel Gerſte. Das Winterkorn wird gewöhnlich iin Sep tember, das Sommerkorn im März gefäet; Gerſte,
Roggen , Waizen, Hafer und Flachs werden von Mitte Juni bis Mitte Juli, in derſelben Ordnung, wie ſie
hier angegeben ſind, reif. Die Sommerfrüchte leiden *) Es iſt möglich , daß es in dem Lauf der lekten Jahre durch die Zunahme der Bevölkerung dem rúhmlichen Fleiß der Bewohner gelungen iſt, eine beſſere Bewirth ſ thaftung allgemein einzuführen .
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.
häufig durds Dürre, ſelten durch Nachtfröſte. Waizer und Roggen werden 3 - 6 Fuß , Gerſte und Hafer
2 - 3, der Mais Ý – 14 Fuß hoch . Dieſer gibt 15 – 50 , Gerſte und Noggen 10 – 35 , Hafer und
Buchwaizen 15. - 30 Bushel vom Adre, je nachdem der Bopen gut oder ſchlecht iſt.
:
. :
Der Staat enthält nur drei Grafſchaften und wenig bedeutende Städte : Dover , Hauptſtadt des
Staats , iſt regelmäßig gebaut, aber ungeſund gelegen , hat ein Staatenhaus und etwa 2000 Einwohner, die mit Philadelphia anſehnliden Handel treiben . Wils
mington , iſt ebenfalls regelmäßig und gut gebaut, hat ſchöne breite Straßen und Pläße, 8 firden und etwa 8000 Einwohner , die rich von Handel , Gewer ben , Fiſderei und Schifffahrt nähren . Neu - Caftel, Countyſtadt, am Delaware'; auf dem Stadthaus wer
. ben die Unionsgerichte gehalten. Smyrna, ein auf blühender Ort , deſſen Einwohner lebhaften Handel mit Korn , Mehl und Holz treiben. Lewistoun, befannt durch ſeine geſunde lage , unfern des Delas
ware, hat 5 Kirchen , Akademie und lebhaften Handel. 11. Der Staat Marvlaud. Er beſteht faſt nur aus den beiden Ufern der Cheſapeaf - Bai. Delaware und der Ocean begrenzer den Staat im Oſten, Penſylvanien im Norder , Virs
ginien im Weſten , wo der Potovmat die Gränze macht und die Vai im Süden . Dieſe, eigentlich die Mündung des Susquehannah , bildet in einer länge
pon 39 Meilen einen Waſſerſpiegelvon 125 Q .Meifen und mehrere gute Häfen .
Der Staat enthält an
500 Q . Meilen . Das Silima iſt milder als in den bisher genannten Staaten , die Sommer aber , beſons
ders in den Thälern , ſehr heiß . Die Oſtküſte iſt der 11 *
.
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Sümpfe wegen ungeſund. Neben dem Acerbau wird hier : (chon Tabak * ) und Baumwolle plantagenmäßig
gezogen . Der Handel iſt ſehr bedeutend. Die Volks menge wird einſchließlich 106,000 Negerſclaven und 40,000 farbigen Freien auf 411,000 Seelen gerechnet. Man ſchildert zwar die Maryländer im Ganzen als gaſtfreie, geſellige Menſchen , legt ihnen aber auch Großthuerei, Verſchwendung, Faulheit und Sinnlichs keit zur laſt , wozu freilich die Erziehung und das Aufwachſen unter den Sclaven das Meiſte beitragen mag. Jndeſſen gibt es unter ihnen auch Männer von wahrer Bildung und ausgezeichneter Feinheit.
Der größte Theil der Einwohner lebt abgeſchieden auf ſeinen Landgütern und Plantagen , nur der Bals timorer hat den Handel zu ſeinem
Erwerbszweige
gemacht. Mäßigkeit iſt in der Regel keine Zugend
des Maryländers und fein Tiſch iſt gewöhnlich reich befekt, und geiſtige Getränke werden in großem Uebers
maaße genoſſen . Der hieſige Deutſche hat ſeinen Fleiß mit herübergebracht und iſt dadurch wohlhabend geworden , wenn er gleich in der Civiliſation etwas
Rückſchritte gemacht haben ſoll. Es gibt in Marys land keinen Mittelſtand : der gemeine landmann iſt
abhängig von dem reichen Pflanzer, der ſich ganz dem Genuſſe des Wohllebens hingibt, während der Arme mit Sorge von einem Tag zum andern leben muß. Neger hat der Staat mehr im Verhältniß des lans des als Virginien und die ſüdlichen Staaten , aber
n noko , oameroon Drogerlore . na es jegt
* ) Der Marylánder Tabat hat, da es jeßt an Neubruch -mangelt , an Güte verloren. Man gewinnt etwa jáhr:
lich an 20,000 Orhoft. Die beſte Sorte iſt der Ori: noko , dann folgt der Kiteſoot, der vorzüglich nach Deutſchland geht.
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gegen die der Weißen iſt ihre Anzahl hier in Marys
land geringer. Sie werden noch immer hart behan delt, obgleich das Gefeß die harten Strafen verboten hat. Für den öffentlichen Unterricht beſtehen mehrere Collegien , Akademien und öffentliche Schulen , : für deren Unterhaltung alljährlich 50,000 Gulden ausges reßt ſind. Die Produkte ſind in dieſem Staat denen ſeiner nördlichen Nachbarſtaaten im Ganzen noch gleiche welche wieder nur höchſt wenig von denen im Staat . Neu-York aufgeführten abweichen . Die blauen Berge
liefern gediegenes Kupfer , und Eiſen befindet ſich überflüſſig beſonders in der Gegend von Baltimore.
Die Erzeugniſſe des Ackerbaues ſind vorzüglich fols gende : der Waizen init 5 - 10 facher und Mais mit 20 – 30 facher Erndte ; Hafer, Gerſte und Roggen
find ſeltener ; an Hülſenfrüchten werden beſonders Erbſen und Bohnen gezogen ; Kartoffeln und füße: Pataten ſind in Menge im Bau , leştere finden ſich : hier ſchon in ihrer Heimath und verfünden , daß man ſich jeßt in der ſüdlichen Breite der vereinigten Staa
ten befindet. Europäiſche Gemüſe und Obſt füllen die Gärten der Pflanzer. Die Viehzucht iſt in ſchlechtem Zuſtand ; das Rindvieh ſtreift Sommers und Winters frei in den Wäldern herum . Maryland zerfält in den öſtlichen und weſtlichen
Theil, jener auf der Oſts, dieſer auf der Weſtſeite der Bai, und enthält folgende Hauptſtädte : Baltis
more, Hauptſtadt der Grafſchaft Baltimore, iſt halbmondförmig um die Patapsfobai, welche in die
Cheſapeakbai mündet , gebaut.
Erſtere bildet einen
großen , aber nicht ſchr tiefen Hafen ; der Bevölkes :
rung nach iſt Baltimore die dritte Stadt, der Hans - delswichtigkeit nach aber die zweite der Union ; fie:
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m
fft nicht ſehr regelmäßig, aber gut gebaut; auf einem Hügel ſteht Washingtons marmornes Denkmal, ein anderes wurde den 1814 bei Vertheidigung der
Stádt gefallenen Kriegern errichtet. Die Stadt zählt
etwa 75,000 Einwohner , 31 Kirchen , mit einem fa tholiſchen Biſchof , mehrere gelehrte Schulen und ein Theater. Annapolis , die eigentliche Hauptſtadt des Staats , ift ohne fonſtige Bedeutung , mit wenig
Handel und Gewerbe ; fie hat 1 Staatenhaus, 2 Kirs
chen , 1 Banf, 1 Collegium , etwas Schiffbau, Schiffs fahrt und einen Hafen . Andere wenig bedeutende
Städte ſind : Bladensburg, mit 1000 Einwohnert und etwas Betriebſamkeit, in der Nähe ſind Minerals quellen . Frederiftoun, Countyſtadt mit 7 Kirchen ,
einer Bank, Arſenal, Akademie , 7000 Einwohnern und breiten , ſchönen Straßen . Portland, mit einem etwa 40 Fuß tiefen Hafen , worin die nach Baltimore Regelnden Schiffe anlegen . Cheſtertoun,
mit einem Collegium und Hafen .. 12. Der Staat Virginien. . Er iſt die erſte engliſche Beſitzung in Nordamerika,
wird im Norden von Penſylvanien , im Oſten von Maryland und dem Ocean , im Süden von Nord Carolina, im Weſten von Kentufy. und Ohio begränzt und umfaßt über 3000 2 . Meilen.
Die Küſte iſt
zerriſſen ; der öſtliche Theil des Landes ſteigt gegen das Innere empor , der weſtliche aber iſt eine Hochs ebene. Im Ganzen gehört Virginien zu den frucht barſten Provinzen . Das Klima iſt in dieſem großen Staate höchſt verſchieden ; längs der Küſte und in
den öftlichen Theilen ähnelt es dem von Maryland, hat ſehr heiße Sommer und gewöhnlid milde Wins: ter , aber auch eine fehr wechſelnde Lemperatur.
In
.
•
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.
den Niederungen und in der Nähe von Maryland iſt die luft ungeſund ; das Bergland und die dazwis fchen liegenden Zhäler haben beſtändigere Witterung :
mehr Froſt und Schnee im Winter , mehr Hiße im Sommer. Im Ganzen gehört Virginien ſchon zu den abrici dderer wVereinigten hne mere Skändern ie Staaten : es hat owärmeren nur zwei Jahrszeiten -
Sommer und Winter
ohne merklichen Uebergang.
Die Hiße beginnt mit
Ende April und endigt im
November , aber ihre
ſtärkſten Grade fallen in den Juni, Juli und Auguſt ; die beiden erſten Monate ſind trocken , der letzte mit häufigen Plaßregen begleitet. Der Winter fängt im December an und endigt im Februar. Der April iſt der naſſeſte Monat. Die Gewitter find furchtbar und entſtehen den ganzen Sommer hindurch häufig. Unter den Produkten ſind hier aus dem Thierreich
zu bemerken : der amerikaniſche Ortolan , ein Zugs
vogel aus den ſüdlichen Staaten . Auf einer Art Cactuspflanze lebt ein kleines , der Cochenille ähnliches Inſect.
Die Larven zweier Inſecten , des Erds
w urmes und des Horn w urmes, ſind den Zabaks pflanzen ſchädlich . Unter andern gibt es auch zwei
Arten Milben , welche Menſchen und Vieh hödyſt läs ſtig fallen ; ſie gleichen an Geſtalt der Wanze, leben
auf Bäumen und Binſen und verurſachen auf der Haut beträchtliche Entzündung. Unter den Walds bäumen zeichnen ſich aus : der Ahornbaum , die rothe Kaſtanie, die Cypreſſe, die weiße Ceder, die Perſinon pflanze, der Saſſafras -Lorbeer , der Tulpenbaum , die Magnolie, der Maulbeerbaum , einige Arten Mispeln ,
die Weymuths - Kiefer , die Wachspalme. An Mes tallen hat man Golderze , gediegenes Kupfer , viel Salz (es gibt unter andern eine Saline, welche tägs
lich 400 Bushels Salz producirt) , viele Mineral
i .
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quellen , worunter auch ſtark beſuchte heiße; auch fins den ſich einige brennendeQuellen am Fluß Kanhava : aus einer Höhle ſteigt bei denſelben ein Dampf, der ,
mit Feuer in Berührung gebracht, oft 2 – 3 Tage fortbrennt , indem dann eine Feuerſäule von 4 bis 5 Fuß Höhe und 18 Zoll im Durchſchnitt ſich bildet. Man findet hier ſchon Pfirſiche , Mandeln., Feigen
und Granat- Aepfel. Die Pferdezucit iſt bedeutend. Der Ackerbau iſt noch in der Kindheit und hat uns gleich geringere Fortſchritte gemacht, als in den nords
öftlichen Staaten ; der Grund liegt in dem allgemein verbreiteten Plantagenſyſtem , in der Sclavenwirths ſchaft und in dem Vorurtheil , das man allgemein gegen alle neueren Methoden hat. Das wenige in Cultur' genommene Aderland , kaum ein Zehntel des
Landes , wird ganz wie zur Zeit der erſten Anſiedler noch bearbeitet. Im Weſten treibt man den lands bau faſt nur als Nebenbeſchäftigung, und der Pflans
zer widmet ſich faſt ausſchließlich der Jagd . Der Tabatsbau iſt der älteſte und wichtigſte Zweig des virginiſchen Plantagenbaues ; er iſt. ſeit 1621 eins
geführt und hat ſeitdein den Reichthum des Staats begründet. Der gewöhnliche Ertrag eines mit 5000 Pflanzen beſtellten Adres iſt etwa 1000 Pfund , oder
im Durchſchnitt bei mittleren Preißen jährlich 200 bis 500 fl. auf 2 - 3 Jahr.
Nächſt dem Tabak iſt
der Mais ein Haupterzeugniß ; er iſt das gewöhn lichſte Nahrungsmittel des Pflanzers , wie des Sclas ven , und gebeint auch auf ausgeſogenem Boden . Ein
Ader producirt 15 – 20 Bushel. Der Waizen gibt auf Neubruch wohl bas 25 – 30. Korn , aber der Zabat behauptet auf dieſem das Vorrecht, und jener muß daher mit altem land bei 15 Bushel Ertrag sorlieb nehmen . Der Hanf iſt nach dieſen das erſte
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Feldproduct ; er geräth vortrefflich , beſonders in den Fluß - Niederungen und geht in großen Quantitäten außer Land. Baumwolle wird in den Umgebungen
des Roanoke mit beſtem Erfolg gezogen . Die übris gen Feldfrüchte ſind : : Kartoffeln mit 60 – 150 Bushel
vom Adre , ſüße Pataten , Bohnen , Rüben , Kohl, Spargeln und Zwiebeln , und faſt alle europäiſche
Obſtſorten. Der Tabak iſt das älteſte und jeßt noch eins der vorzüglichſten Handelsprodufte der vereinigten Staas ten , und wird in Virginien in vorzüglicher Ausdeh
nung und mit beſtem Erfolg gebaut. Er erfordert rehr gutes und fettes Erdreich , weshalb man ihn am liebs ſten im Neubruch pflanzt , wo er gewöhnlich zwei reiche Erndten gibt , worauf erſt wieder eine Düns
gung erfolgt. Für das beſte Erdreich zu ſeinem Ans bau hält man das etwas röthlich braune, milde Berg? land , das leichte , fette zwiſchen den Bergen und die fetten Niederungen an den Flüſſen . Hier gedeiht er
im Neubruch am üppigſten , zwar auch auf gedüngtem altem land, aber dieſer gehört ſchon unter die dritte Sorte, da der Dünger den reinen Geſchmack verdirbt und den Tabak, zu ſtreng macht * ). Hat man ein
Feld zur Tabakspflanzung gewählt, ſo wird es nach läſſig eingehägt und ein geſchüßter Winkel zum Pflanzenbeet abgeſteckt, der zwar trocken , aber nicht weit von einem Fluſſe entfernt ſeyn darf. Dieſen bereitet man im März und Anfangs April durch
Dünger und verbrannte Aſche zur Aufnahme des Saamens vor , der eingetreten und mit Zweigen bes * ) Man unterſcheidet ſchon in der Bildung der Pflanzen die vier Sorten : den gemeinen Tabak , den Bauern Tabak, den Soldaten - und den Jungfern- Tabak,
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bedt wird, um die aufſchießenden Pflanzen gegen die
Vögel zu ſchüßen ; auch leiden erſtere oft durch die Larven jener Inſecten , die ihre Wurzeln angreifen ,
und daher ſorgfältig aufgeſucht werden müſſen . Bei trocenem Wetter gibt man den Pflanzen durch laus warmes Waſſer Nahrung. Daß land , wohin man
die Pflanze ſetzen will , das oft eine Strecke von 50, ſelten unter 5 Adres einnimmt, wird ſchon im Win ter bereitet , indem man entweder bei Neubruch das
Gebüſch verbrennt, die Erdflöße zerſchlägt und in kleine Haufen aufwirft , oder auf altem land dieſe
Haufen ſtark düngt.
In jeden dieſer Haufen wird
eine Pflanze, wenn ſie 3 – 4 Zo
hoch iſt und die
Blätter wenigſtens die Größe eines Thalers haben , von den Beeten geſeßt. Dies geſchieht vom April bis zum
Juni, je früher, je beſſer , und zwar an
Tagen , wo ein mäßiger Regen gefallen iſt. Von nun
an wird der Boden fleißig gejätet und behackt, auch wohl Rinder und Schaafe in die Pflanzung getries ben , die das Unfraut abfreſſen , die Pflanzen aber unberührt laſſen .
Iſt die Pflanze 2 Fuß hoch , ro
pflückt man ihr mit dem Daumennagel die Spiße. ab, damit ſich ſtärkere Blätter erzeugen , und läßt höch
ſtens auf einem Acre 50 Stauden ſtehen , um Saas men zu bekommen , auch nimmt man ſorgfältig alle jungen Nebenſproſſen und die unterſten vier Blätter wie auch den Hornwurm , eine blaßgrüne Raupe, die oft ganze Pflanzungen verwüſtet, ab . Ihre Reife erlangt die Pflanze Ende Juli und Mitte Auguſt.
Man ſchneidet dann die Stengel nahe am Fuße ab, läßt ſie über Nacht, auch wohl einige Tage, wenn das Wetter darnach iſt, auf ihren Haufen liegen und
bringt ſie weiter zum Austrocknen unter ein bedectes Gerüſt ( das Tabaks - Haus genannt ) , welches bei
jeder Pflanzung beſonders errichtet iſt. Bei zu feuchs ter Witterung zündet man auch unter den Stangen , worauf die Blätter ausgebreitet ſind , kleine Feuer
an. Haben die Blätter die gehörige Erodenheit, fe werden ſie son den Negern abgeſtreift und in kleinen Bündelu in dem
Labafshaus auf Bretter hingelegt,
wo man ſie ausſchwißen läßt. Hier fondert man ſie ab und legt ſie dann in einem Magazin auf Haufen , die man bedeckt und wohl von Zeit zu Zeit mit
Salzwaſſer beſprengt.
Lauſend Pfund Blätter wers
den jedesmal ſorgfältig in ein Orhoft *) gepadt und fo verſendet. Etwa 6000 gute Pflanzen geben ein Drhoft Blätter, Ein guter Arbeiter fann 12,000 und
mehr Pflanzen und 6 Acres Mais beſorgen .
Dieſe
Arbeiter find durchaus Neger ; ſie arbeiten in Zügen ,
d. h . 7 - 8 Neger unter einem Aufſeher.
.
Der Bevölkerung nach , weit über eine Million ,
iſt Virginien nach Neu - York der erſte Staat.' Die Einwohner ſind meiſt Nachkommen der alten englis fchen Anſiedler mit mehr als 100,000 Deutſchen.
Der Virginier iſt im Augemeinen groß , ſchlank und gut gebaut; er zeichnet ſich durch auffallende Geſichts bildung und bräunlid;e Farte aus. Der Deutſche' iſt einigermaßen dieſer Naturalität entſprechend'; er iſt
wohlhabend , gefällig , höflich und fleißig . Der virs gintſche Pflanzer iſt republikaniſch geſinnt ; fein Chas rafter iſt ſtolz , aufbrauſend , zum Zorne geneigt und
von oft zu lockern moraliſchen Grundfäßen . Sein ſteter Begleiter foll früherhin der Dolch geweſen ſeyn . An Geiſtesfähigkeit fehlt es ihm nicht; aus ſeiner Mitte ſind die erſten Männer der Union hervorges
- *) Etwa 14; Ohm haltende Fäſſer.
172
-
gangen . Er liebt keine Art von Anſtrengung, weder
des Körpers , noch des Geiſtes , und ſeine Anlagen bleiben daher meiſt unausgebildet. Seine Gaſtfrei
heit, wird dagegen in ganz Amerika gerühmt. Die geringern Claſſen zeichnen ſich aus ; ſie haben nichts • Dölpelhaftes , beſißen faſt durchgängig einige Kennts niß der Welt und betreiben ihr Gewerbe mit Sach
funde, lebhaftigkeit und Fleiß. Die Sclaven machen wohl die Hälfte der Bevölkerung aus, ſie werden zu landwirthſchaftlichen und häuslichen Arbeiten gebraucht,
aber nicht mit Peitſchen angetrieben und auch in ih rer Mahlzeit nicht beſchränkt, wie beides in den ſüds lichen Staaten der Fall iſt. Der Sclave in Virgi: nien iſt im Staate' geboren , daher im Augeineinen
von beſſerem Charakter , gutmüthiger, ruhiger und ſeinem Herrn ergebener , als der zu Weſtindien . . . Virginien zerfällt in 91 Grafſchaften und enthält folgende Hauptſtädte : Nich m o ud , Hauptſtadt des Staats am Jamesfluß, hat ſchöne öffentliche Gebäude ; vor dem
großen Staatenhaus ſteht Washingtons
Statue; der Gouverneurs- Palaſt iſt anſehnlich , das Rathhaus , Waiſen - und Armenhaus nicht weniger . Die Fabriken und Gewerbe ſind in gutem Betrieb und der Handel nicht unbedeutend. Williams burg, ehemalige Hauptſtadt des Staats , beſteht aus etlichen langen paralell laufenden Straßen und einem ſchönen öffentlichen Plaß , hat gelehrte Schulen , das
William - Colleg mit einer Bibliothef und etwa 2000 Einwohner. Petersburg, hat 5 Kirchen , Afa demie , mehrere Schulen , Spinnereien und ſonſtige Gewerbe und anſehnlichen Handel. Norfolf, an der Küſte, nahe an der Mündung des Eliſabethfluſſes ,
in einer nicht ganz geſunden Gegend. Der Ort iſt unregelmäßig gebaut, hat mehrere gelehrte Anſtalten,
-
173 =
1 Armen - und Waiſenhaus , Akademie , 6 Kirchen , lankaſterſchule, Atheneum , Seehoſpital und ein Theas
ter ; ſeine 10,000 Einwohner treiben den bedeutends ſten Handel von Virginien und dürften leicht die Stadt zur erſten des Staats dereinſt noch erheben ; der Hafen iſt gut und faßt 1300 Schiffe. Andere minder bedeutende Städte ſind: Þorftoun , mit
lebhaftem Handel'; Harriſonburg , Norfolf, ferington , Levistoun , Jeruſalem , Franks
lin , Jefferſonville, Danesville, Ports mouth.
Zwiſchen Virginien und -Maryland , am Potov mak, liegt der Diſtrift Columbia , eine Fläche von vier D . Meilen , welcher 1790 von beiden Staa
ten zur Anlegung einer gemeinſamen Bundesſtadt dem Congreſſe überlaſſen wurde. Der nicht ſonderlich fruchtbare Boden iſt gartenmäßig angebaut. Die Bevölkerung beläuft ſich mit etwa 5000 Sclaven und 2400 , farbigen Freien auf 36 ,000 Einwohner ; die
rich mit Erzeugung von Gemüſen , Obſt , Gartenges wächſen und Tabak beſchäftigen , ihren Getraidebe darf aber einführen müſſen , da Ackerbau im Großert
nur an einzelnen Orten ſtatt findet. Der Handel hat ſich in der neueren Zeit gehoben ; der Potovmak iſt für die größten Handels- ſelbſt Kauffarthei-Schiffe fahrbar. Der Diſtrikt ſteht unter vorzüglicher Dbhut
des Congreſſes , und enthält zwei Grafſchaften : die von Washington und die von Alerandria ; in erſterer find die Maryländiſchen , in leßterer die Gefeße Pirs
giniens in Kraft. Darin die noch unvollendete Bun desſtadt :
- Washington , Siß des Congreſſes , des Präs ..
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sidenten und aller oberſten Gerichtsbehörder , und der
fremden Geſandten bei der Union.
Sie breitet fide
am Dſtufer des Potovmak aus, und wird vom Fluffe
Liber durchfloffen . Alle Straßen durchſchneiden fich rechtwinklich und ſind nach dem Namen der Staaten
benannt ; ba wo ſie ſich durchſchneiden , find ſchöne Pläße, diemit Statuen und Denkmälern geziert wers
Den ſollen , Hauptgebäude find: das Kapitol, in der Mitte der Stadt auf einem Hügel;, das Marines Hospital, der Palaſt des Präſidenten , die Kaſerne,
einige vorzügliche Privatwohnungen und Miniſterial gebäude, das neue Gebäude der gelehrten Schule und das Fort. Die Einwohnerzahl wird zu 15,000 Sees ler angenommen . Die Stadt hat 12 Kirchen , mehs
rere litterariſche Inſtitute , Schulen , gelehrte Geſells schaften ,wohlthätige Anſtalten , viele Gewerbe und nicht
unanſehnlichen Handel. Das Leben zu Washington ſelbſt iſt koſtbar ; denn die Lebensmittel find thcuer ;
die ländereien werden mit 50 bis 100 fl. bezahlt.
Georgetoun, im Weſten , nahe bei Washington, und nur durch den Rodrit von der Bundesſtadt ge trenut, enthält fünf Kirchen , eine Univerſität, eine
Banf, und 8000 Einwohner. Aler andria , am rechten Ufer des Potoymak , iſt regelmäßig gebaut, hat feche Kirchen , drei Banten , bedeutenden Handel und über 9000 Einwohner , worunter etwa 1000
Sclaven und 1000 farbige Freie. 13. Der Staat Nord - Carolina. Er wird im Norden von Virginien , im Diten vom Dcean , im Süden von Süds Carolina , im Wes ften vom Teneſſee begränzt und enthält über 2000 Q . Meilen und im Allgemeinen 700,000 Einwebner ,
cinſdließlich 200 ,000 Sclaven und 14,000 freier Førs
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biger.',, Der Küſtenſtrid , iſt flach , fandig , voller Sümpfe und ungeſund. Im Weſten erhebt ſich der Boden , wird, fruchtbar und iſt mit ſchön bewäſſerter Gebirgen bedeckt. Das Klima iſt ſüdlich , - beſtäne diger und warm . Der ſchwarze fruchtbare Boden liefert im Ganzen dieſelben Produkte , wie der bes nachbarte Staat Virginien . . Die Sommer find heiß , die Winter gelind , und die zarten Südpflanzen fins
den hier ihre Heimath .
Die Vegetation beginnt
Ende Februar und im März ſtehen die Bäume in
voller Blüthe. . . : In den füblidhen und füdweſtliden Staaten brei tet die amerikaniſche Flora ihre Hauptwunderwerke
aus : das ewige Grün weithin ausgebreiteter Savan nen , die majeſtätiſche Pracht der Urwälder und die
wilde üppige. Fruchtbarkeit der Niederungen nehmen durch den Reiz .der Farbe; Geſtalt und des Wohlge ruchs ihrer Gewächſe alle Sinne ein . Unter den dieſein landſtriche eigenthümlichen Bäumen verdienen
ihrer Schönheit und Sonderbarkeit wegen eine vors zügliche Erwähnung : die weiße Ceder. Der Stamm , wie er aus der Erde hervorkommt, beſteht gleichſant
aus 4 - 5 großen Gewölbpfeilern , die , nachdem ſie ſich in einer Höhe von etwa 60 – 70 Fuß vereinigt haben , eine Art Gewölbe bilden , aus welchem eine gerade Säule von etwa 20' Höhe emporſteigt, welche mit einem platten Capital in der Geſtalt eines Res genſchirms rich endet, welches mit geſchmadvoll aus geſchnittenen Blättchen vom zarteſten Grün befekt iſt. Der Adler horſtet auf dieſem Luftdach und der
Kranich baut ſein Neſt darauf; die Papageien, welche man beſtändig umher hüpfen fieht, werden durch den öligten Saamen dieſes Wunderbaums, der in kleinen kes
gelförmigen Kapſeln an ſeinen Aeſten hängt, angezogen .
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: Die landwirthſchaft theilt ſich in Plantagen - und Ackerbau ; jener allein durch die Sclaven betrieben, iſt das Eigenthum des Oſtens , oder der Ebene, dies ſer des Weſtens , oder der Gebirge. Die trockenen Ländereien im Innern des Landes liefern Mais , hier
füßer und mehlreicher , als in den nördlichen Staas ten ; die übrigen Getraidearten werden in geringerer Menge neben dieſen gebaut , und find nebſt dem
Flachs mehr im Weſten des Staats cultivirt. Reis , Indigo , Baumwolle und Tabac find Erzeugs niſſe der öſtlichen Ebenen und feuchten Niederungen .
:: Ueber den Anbau des Mais , der Hauptgetraides art der mittleren und ſüdlichen Staaten iſt Folgendes zu bemerken : den Mais fannte man vor der Ents deckung von Amerika in den andern Erdtheilen gar
nicht, ſo wie er auc, in jenem Welttheil das einzige Getraide ausmachte. Seit dieſer Zeit aber iſt er reis
nes mannichfachen Nußens wegen über die ganze Erdé, ſoweit das Klima feinen Anbau geſtattet, vers breitet worden. Es gibt fünf Arten , die kleinere wird nur vier Fuß hoch und die größere erreicht eine Höhe von 18 Fuß.
Die Halme ſind im Durchmeſſer
1 - 2 Zoll dick , die ſchilfähnlichen Blätter herabs hängend , bei der kleinen Gattung geringelt , bei der
großen breit. Wenn die Saamenkörner in der Erde nahe bei einander liegen , ſo treibt jedes gewöhnlid ; nur einen Halm , ſonſt aber wohl 1 – 4 , auch 5 . Er verlangt feinen ſchweren , ſondern einen ſandigen
gemiſchten Boden , denn , ob er gleich in jenem an fehnlicher wächſt, bringt er doch weniger Körner . Das Land wird im Herbſte gepflügt und etwas ges
düngt, alsdann im
Frühjahr gegen Ende Aprils noch
mals bearbeitet, hierauf der Saame nicht gefäet,
ſondern reihenweis in Furchen, zwei Schuh von ein
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ander gelegt oder in Löcher geſtedt. ' Die Behands
lungsart iſt verſchieden , häufig wird in jedes loch etwas Dünger gethan, dieſer zwei Zou hoch mit Erde bededt, und dann etliche Maiskörner dazu eingeſteckt
und die Zwiſchenräume mit Rüben 2c. befäet.
In
der Folge wird ſorgfältig gejätet und der Mais ges häufelt. Im Herbſt werden die Aehren abgeſchnitten und in Büſcheln zum Zrodnen aufgehängt; der Stens
gel iſt mit einem weißen ſüßen Mark angefüllt, wels cher mit Vortheil zur Zuckerbereitung dienen fönnte. Er wird nämlich zu dieſem Zweck auf dieſelbe Weiſe
wie aus dem Zuckerrohr ausgepreßt. Man hat in Amerika und Frankreich , wo dieſe Getraideart ro alls
gemein gebaut wird , glückliche Verſuche damit ges macht, und weder der Zucker noch der Syrup ließ
etwas zu wünſchen übrig. Der Preiß dieſes Zuckers käme freilich zu hoch , wollte man die auf trodenen
- ſandigen Feldern erzogenen , eine reicheGetraide-Erndte liefernden Pflanzen dazu benußen ; allein zu dieſem Zweck erwählt man moraſtige oder allzufette Ländes
reien , wo ſelbſt die Maispflanze nur höchſt wenig ins Maas gibt, aber deſto ſtärker in den Halm treibt. Hier iſt ohne Zweifel der Maisbau ganz vorzüglich zu empfehlen . Indeſſen aud auf den zum Mais ganz vorzüglich ſich eignenden ſandigen , trodenen Feldern , fann die Zudergewinnung mit dem Haupts
zweck vereinigt werden , denn die Maispflanzen müſ ſen durchrauft werden , damit ſie deſtu reichlicheren Ertrag liefern und dieſe ausgezogenen Halme, welche man erſt die zu dieſem Zwed erforderliche Größe ohne Nachtheil der übrigen erlangen läßt, miſcht man uns
ter die zu dieſem Zweck beſonders angebauten . Der Halm hat oben einen ſehr ſchönen Blüthenbuſch , der
weiße, rothe und gelbe Blüthen trägt. Die Mais :
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ähren aber kommen an den Seiten des Halms aus
Knoten ohne Blüthe hervor , werden nach und nach etwa Fauſtendid und einen Fuß lang. Je mehr Raum
der Stengel hat, deſto mehr ſolcher Aehren treibt er, gewöhnlich 3 - 4 in gutem Boden, in Amerika auch 5 - 16 und noch mehr.
Wird eine Nehre , wie es
dort gewöhnlich geſchieht, zum Röſten 26. abgebro chen , ſo erfeßt ſie ſich von ſelbſt wieder an einem andern Drt. Eine jede Mehre, hat an 600 und oft
noch mehr. erbſenähnliche, aber etwas ſtärkere Rörs ner. . Was ſeinen Anbau angeht, ſo iſt dieſer ganz einfach .
Er verlangt kein fettes Erdreich und bedarf
daher höchſtens nur ganz wenig Dünger (bei trođes ner lage und Witterung iſt dieſer ihm offenbar mehr
fchädlid als nüßlich ). Der Acer wird in Amerika bis zur Beſtellạita Ausgangs April, umgepflügt, lies
gen gelaſſen. ( Feuchte Felder mit bindendem Boden werden beſſer im Herbſt geſtürzt und vor der Beſtels lung zum zweitenmal gepflügt). Man legt gewöhn lich 4 - 5 Körner , (bei gutem Land und Saamen noch weniger ) an einen Platz . Jede Pflanzſtelle kommt beim großen Mais vier Fuß, die beim kleinen etwas weniger, von einander . Gewöhnlich pflügt man
den Acker in die länge und Quere immer eine Furche übergehend. Auf die hierdurch entſtehenden Hügel pflanzt man den Mais etwa 2" tief ein . Auch wird der Mais, auf die Weiſe des übrigen Getraides ausgefäet, jedoch mit weniger gutem Erfolg). Wenn die Pflanzen zwei Fuß ctwa hoch ſind , ſo werden
fie durdyrauft und auf jedem Hügel nur zwei ſtehen
gelaſſen und die übrigen zum Biehfutter oder, wie oben angegeben , benußt. Die zur Reife ſtehen gez bliebenen Halme werden ſofort gehackt und die Erde von allen Seiten beigezogen , damit der Stengel dem
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Wind widerſtehe und das land vom Unfraut rein , bleibe , welches leßtere fortwährend bis zur Reife vertilgt werden muß. Die üppig ſproſſenden Nebenis triebe werden ſorgfältig abgenommen und der Blüs
thenbuſch zur Zeit, wenn die Aehren noch nicht ganz reif find , abgeſchnitten und als
ein vorzügliches
Futter fürs Pieh benußt. ( Die ganze Maisähre gibt grün und getrocknet ein vortreffliches Viehfutter und die reifen Maisförner werden mit beſtem Erfolg als gewöhnliches Futter für Pferde 20. ſowie als
Maſtfutter für Kindvieh , Schweine und Geflügel bes nugt). Die Erndte erfolgt hierauf im Auguſt , je nach der Lage des Landes 'und der Ausſaat auch früher oder ſpäter. Die Aehren werden mit der Hand abgepflückt , die äußere Hülle ſogleich auf dem
Felde ſchon abgelößt und die Wehren ſofort etliche Lage in der Luft und Sonne ausgebreitet, damit die Körner ſich deſto beſſer auspflücken laſſen . Am beſten werden ſie zu dieſem Behuf in Fäden gereiht auf dem Speicher aufgehangen , auf welche Weiſe rich der Mais ſowohl zur Ausfaat als zur Speiſe viele Jahre lang brauchbar erhält, um die Körner aus der
Uehrenhülſen zu bringen, bedient man ſich in Amerika
großer hölzerner. Mörſer mit Keulen , worin man die Aehren gelind ſtößt *). Kälte ſchadet dem Mais * ) Es unterliegt Peinein Zweifel , daß der Mais auch in unſeren Gegenden gut fortlomme, da er in Amerika
bis zum 48 Gr. n . Br. welcher mit dem 52 Gr. in
Europa übereinſtimmt, alb faſt die Haupt- Getraide Art gebaut wird , und wir konnten ſomit auf unſeren
feuchten Feldern ſeinen Nußen als Zuderſurrogat, und auf unſern leichten Feldern ſeinen hohen Werth alb
vorzügliches Nahrungsmittel für Menſchen und Dieb uns zu eigen machen .
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ſo leicht nicht, und wenn wirklich bei heftigem Froſt der Stengel bis auf die Wurzel erfriert, ſo ſchrecke dies den Landwirth nicht ab, denn dieſe ſchlägt von neuem aus , treibt denſelben fruchtbaren Stengel und der
eingeführte Mais gewöhnt ſich bald an das fältere Klimades Landes. Will er auch anfangs nicht reifen , man befürchte ' deßhalb nichts für die Zukunft und
überlaſſe ihn ohne die mindeſte Vorſorge der Nas tur. Wird der Sommer nur einmal gut, ſo nimmt
der Fremdling gewiß die Natur des Landes ro an, daß er bald eben ſo ſchnell reift ; und wenn er auch
nicht ganz dieſelbe reiche Erndte liefert , wie in den wärmeren Ländern , ſo wird er dennody den Vorzug vor den andern Getraide- Arten unſtreitig verdienen . Der Gebrauch dieſer Getraideart iſt mannichfach .
Man bereitet ein nahrhaftes Mehl daraus ; benüßt fie zum Bierbrauen und Branntweinbrennen und vors
Die noch unreifen mil
züglich auch zur Maſtung.
chigen Körner werden geröſtet oder gebraten gegeſſen
und die grünen Blätter und Halme dienen als treff liches Futter fürs Vieh.
Der Staat hat keine große Stadt, wenig Handel, wenig Schulen, und wird eingetheilt in 62 Grafſchaf
ten , in denen folgende Hauptorte bemerkenswerth find : .. .
.
. .
Raleigh, Hauptſtadt des Staats , iſt regelmäßig und fd ;ön gebaut, mit ſchönen breiten Straßen und
Pläßen , zählt erſt etwa 3000 Einwohner, und einige anſehnliche Gebäude. Heu- Bern, iſt jeßt die größte
Stadt des Staats , treibt anſehnlichen Handel , und hat etwa 6000 Einwohner ;, Halifar, Fayettes ville , Wilmington ſind jugendlich aufblühende Städte .
Träg im Schooß ciuer herrlichen fruchtbaren Gegend,
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poll natürlicher Zalente, aber des Unterrichts beraubt, gaſtfreundſchaftlich , aber zu ſehr den finnlichen Vers gnügungen ergeben , lebt ein Theil der Nord - Caros . liner , ohne ſich ſogar zu einer Religion zu bekennen.
Im Gebirg aber behalten die Koloniſten ihre Relia gion und liebe zur Arbeit und ihre ſtrengen Sitten
bei. Für den Unterricht iſt nothdürftig geſorgt und es beſteht eine ſogenannte Univerſität von Nord - Cas rolina und mehrere Akademien ſind in den vorzüge lichſten Städten errichtet.
14 . Der Staat Sud - Carolina. Er liegt im Süden vom vorigen und gränzt im Dſten und Südoſten an den Ocean und im Weſten an den
Staat Georgien , enthält im Ganzen wohl über 500,000 Menſchen auf 1200 2 . Meilen . Der Boden iſt im Ganzen dem von Nord-Carolina ähnlich : die öſtliche Seite bis zu den Sandhügeln eine vollkommene , aus
aufgeſchwemmtem Erdreich , Sand und Moräſten bes. ſtehende , mit Cypreſſen bewachſene Ebene, wogegen die Fichte noch die Haiden des Innern bedeckt. Der
Weſten oder das Gebirgsland hat fruchtbare Lhäler mit vorherrſchender Dammerde und ein geſundes ges mäßigteres Klima ; der Oſten iſt ſehr heiß . Die
Winter ſind mild .
Der Wachsthum der Pflanzen
fängt im Febr. an und die Sämereien geſchehen von jeßt an bis in den Juni; der höhere Stand der
Sonne vermehrt in dieſem Monat die Hiße bedeutend nige Regſtellen engürecſichi eeinin ;; iimm ;Juli und Auguſt m SediepteiFieber iund fallen häufige Regengüſſe bei heftigen Gewittern und im September treten fühle Nächte ein ; gegen das Aequinoktium iſt das Wetter ſtürmiſch , im Oktober
mild und die Luft rein , Anfangs November zeigen ſich nächtliche Reife und das Fieber iſt verſchwunden .
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Der December bringt Froſt und Kälte, die Vegetation bleibt ſtehen und die Berge werden mit Schnee bedeckt.
Dies iſt die angenehmſte Jahreszeit, welche den nad Norden gezogenen Pflanzer zurüdruft und zur Thätigs
teit aufmuntert. Der Froſt dauert keine drei Tage ununterbrochen und bringt nicht 2 " tief ein.
.
Die Landwirthſchaft beſteht aus Plantagen - und
Aderbau ; erſterer , durch die Sclaven betrieben , iſt jedoch am weiteſten ausgebreitet und eigentlicher Acers bau gehört nur dem Hoch lande an , doch geht mit ihm der Plantagenbau Hand in Hand. Im öſtlichen Zheil find Reis und Baumwolle und etwas Mais die Hauptprodufte.
Im Mittel- und Hochlande wird
dagegen mehr Waizen und andres Getraide, Kartoffeln , Labat, Mais und Baumwolle gezogen . Die lands wirthſchaft überhaupt hat in der neueren Zeit bedeus
tende Fortſchritte gemadit ; jeßt iſt ein geregelter Fruchtwechſel mit angemeſſener Düngung eingeführt
und das land , früher bis zur Erſchöpfung benußt und dann verlaſſen, iſt jeßt einer ſorgfältigen Cultur unterworfen . Der Gemüſebau iſt wie im übrigen
Nordamerika ; europäiſche Sorten arten bald aus.
Das vorzüglichſte Obſt iſt der Pfirſich , er erreicht eine ſolche Größe, daß eine Frucht nicht ſelten einen
Fuß im Durchmeſſer hält; der Weinſtoc gedeiht auſs ferordentlich : eine Traube wiegt oft an drei Pfund ;
er wird aber bis jeſt wenig oder gar nicht im Groſs ſen gebaut. Süße und bittere Orangen gedeihen Tehr gut, die Olive, die Feige und der Granatapfel,
die Citronen , Pomeranzen , Mandeln , der forbeers baum , die Myrthe und Aloe wachſen im Freien , ohne beſondere Pflege ; das Zuckerrohr iſt mit Erfolg eina geführt worden ; der Seidenwurin kommt zwar auch
ſehr gut fort, der Seidenbau aber wird vernachläa
– 183 – Bigt, da andere Gegenſtände den Fleiß beſſer zu bes lohnen ſcheinen . . Unter den allgemeinen Produkten dieſes ſüdlichen
Staats verdienen beſonderer Erwähnung : aus dem
Thierreich finden ſich in den weſtlichen Waldgegenden wilde reißende Thiere des Nordens : Bären , Wölfe, Kuguare , Füchſe 2c. in den Flüſſen trifft man Ali gatoren und Kaimons an , Kröten und Fröſche von
verſchiedener Art und 17 Gattungen von Schlan
gen . Das Pflanzenreich liefert unter den Waldbäus n lne rt ußbäverſchiedene ume en men% bisſchon nizeZwergpalme, latele ,, zu dedie A F s , PCypreſſen den Tulpenbaum , mehrere Magnolien , Platanen, Akazien , Maulbeer - und Nußbäume, die Weymouth · Kiefer und einzelne Arten wilder Reben ſchlingen ſich bis zu den Gipfeln der höchſten Bäume. Die Wieſen und Weiden von Süd - Carolina ha
ben im
Ganzen Mangel an geſunden nahrhaften
Grasarten . Die Viehzucht iſt nicht von Bedeutung ; das Hornvieh kommt nur wenig in den Stall und verwildert faſt in den Wäldern ; Schaafe werden in
Menge gezogen .
Der Reis iſt hier von vorzüglicher Güte. Ueber ſeine Behandlung iſt Folgendes zu bemerken : Der Neis treibt einen 3 – 4 Fuß hohen rohrartigen Halm
von der Dice ciner Gänſefpule.
Die Aehre gleicht
Anfangs einer Gerſtenähre , breitet ſich aber nacher in einen großen Büſchel aus. Es gibt zwei Arten von Reis : den Bergreis und Sumpfreis . Jener ges deiht nur in einem trockenen Boden und auf Anhöhen und braucht nur etwas Regen zu ſeinem Fortkoms
men ; dieſer aber verlangt ein niedriges , ſumpfiges Erdreich , das häufigen Ueberſchwemmungen ausgeſeßt
iſt. Erſterer iſt geſdjäßter als der leştere, denn er hat weißere, ſchmadhaftere und härtere Körner, als
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cm
lein ,er iſt weniger ergiebig und kommt, wegen ſeines
höheren Preißes , faſt gar nicht nach Europa. Man fäet ihn entweder Anfangs April auf ein mit Arche gedüngtes Erdreidy wie unſer Getraide , oder man
ſticht mit einem Stock ſpiße Löcher in gleichen Ents fernungen von einander , und wirft in jedes etliche Saamenkörner, alsdann hat man bis zur Erndte, die in drei Monaten erfolgt, wenig mehr damit zu thun.
Allein er mißräth oft. Einträglicher und ſicherer, obgleich mühſamer , iſt der Anbau des Sumpfreiſes, der jedoch , wie geſagt, an Güte jenem nachſteht, im Kochen nicht ſo aufquilt und wegen ſeiner wäſſeris gen Beſchaffenheit eher verdirbt. Für dieſen richtet man tiefliegende Gründe zu , indem man das Waſſer abläßt, den Boden walzt, und das ganze Stück durch
Dämme in mehrere Reviere abtheilt, um das Waſſer nad Belieben abs und zuleiten zu können . Auf eis nen dieſer Pläße fäet man in der Hälfte März bis
Ende Mai den Saamen ziemlich dick und bewäſſert ihn. Wenn nun die Halmen 5 - 6 Zoll hoch ſind, werden ſie in ein größeres Revier reihenweis 1/2 Fuß von einander gepflanzt, und ebenfalls einen Fuß hoch unter Waſſer gereßt. Das Waſſer bleibt nun ro
lange ſtehen , bis die Aehren hervorfommen , wo man es dann ableitet und rings umher Klappermühlen für
Vögel anbringt. Im vierten Monat nach der Auss ſaat geht die Erndte an * ). Die Wehren werden mit *) Bei herannabender Reife iſt ihm das Waſſer , welujes viele Pflanzer dhon frúber mehrmal zu - und ablaſſen ,
unentbehrlich , weil ſonſt viele taube Nehren entſtehen . Man waffert ihn daber , indem man mehrmals das
Waſſer abs und friſches wieder zuláßt, bis wenige Tage por der Erndte . Die ganze Verfahrungsart beim Heide
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einem Meſſer abgeſchnitten und entweder von Dchſen oder von Sclaven ausgetreten, nadidem ſie getrocknet auf Matten ausgebreitet worden . Das Enthülſen geſchieht auf Mühlen , wobei der unterſte Stein mit Kork überzogen wird . Zur Verſendung wird er erſt durch Dörren in Defen oder in der Sonnenhiße geeignet, und je ſorgfältiger dies geſchieht, deſto bef ſer und haltbarer iſt der Reis . Der nicht gedörrte
Reis erhißt ſich leicht , und geräth in Gährung oder zieht Inſekten an , die ihn verzehren . Die Cultur des Reiſes iſt ſehr verſchieden , ſo findet z. B . das Verpflanzen nicht überall ſtatt * ).
Im Allgemeinen gilt der Süd-Caroliner für einen gaſtfreien , auf ſeine Unabhängigkeit ſtolzen , freimüs thigen Mann , dabei iſt er höflich und freundlich ; jeder Fremde, der ſich einer Pflanzung nähert, wird aufgenommen und bewirthet ; fein Nordamerikaner iſt milder gegen die Armuth und unterſtüßt mehr das Elend. Dabei hält er auf Ehre und ahndet aus.
genblicklich jede Beleidigung. Die lebensart der Reichen iſt im Ganzen wie bei denen anderer auch europäiſcher Nationen .
Ihre Launen und Thorheia
ten machen auch ſie zu Sclaven der Mode, die bei ihnen ebenſo oft eine andere Geſtalt annimmt, wie
bei jenen. Die mittlere und niedere Klaſſe des Volks iſt ihren Sitten gerade und anſtändig und bei ihren
bau , die Zeit der Ausſaat und die Erndte, ſowie Ein ficheurungs- und Nacarbeiten ſind in den verſchiedenen
Gegenden nach Klima und Unſicht der Pflanzer ſelbſt ſehr mannidfach.
* ) Bei trodener Witterung wird der grünende Reis oft
von einem Inſekt angegriffen , das ihm eben ſo gefábrs lich iſt, wie dem Waizen die Heſſiſche Fliege.
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Geſchäften unter ſich und mit Fremden freundſchaftlich . National-Vergnügen ſind Lanz, Pferderennen , Ball: ſpiel und Scheibenſchießen . * ) Die Hirſchjagd iſt ein lieblingsvergnügen der Reichen. Gewöhnlich gehen
ganze Geſellſchaften 14 Tage und noch länger nach den Küſten und Wäldern , wo es ſehr viel Wild gibt.
Der Süd - Caroliner iſt gewöhnlich von ſtarkem , re gelmäßigem Körperbau, ſeine Geſichtsfarbe iſt bräun lich und geſund, zuweilen gelblich blaß , als Folge der Hiße und der ſchädlichen Ausdünſtungen an den
Küſten . Auch verurſacht die Beſchäftigung mit dem Reisbau ein fränkliches Anſehen , das auch ſehr oft in wirkliche Kränklichkeit übergeht. Der Staat zerfällt in 28 Diſtrikte und zählt fols gende vorzügliche Städte der neuern Zeit : Colum
bia , Siß der Regierung in einer fandigen Ebene, iſt in Hinſicht der Geſundheit allen ſüdlichen Orten des Staats vorzuziehen ; fie hat regelmäßige Stra Ben , ſchöne öffentliche Gebäude, ein Collegium , mit
einer guten Bibliothef , eine Bank ic. Sharles toun , iſt regelmäßig gebaut , hat ſchöne an 100 Fuß breite Straßen , anſehnliche öffentliche Gebäude,
worunter das Staatenhaus , das Rath -, 301l - und Markthaus , mehrere vorzügliche Kirchen , das Thea
ter und das Gefängniß. Es eriſtiren milde Stiftun * ) Ihre Geſchidlichkeit im Scheibenſchicßen iſt außeror dentlid ) ; eine Scheibe von ncun 300 im Durchmeſſer ,
von Anderen zwiſchen den Beinen gehalten , iſt das ri chere Ziel des in ſeiner Kunſt gewiſſen Schüßen . Sie ſchießen immer mit gezogenen Gewehren und kleinen
Kugeln . Der Lauf iſt inwendig (ohnedenförmig gewun : den , ſo daß die Kugel im Fortfliehen eine wirbelnde Bewegung macht , und den getroffenen thieriſchen Kór: per ſchrecklich zerreißt.
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gen , worunter das große Waiſenhaus , das Hospital und Armenhaus , gelehrte und andere Geſellſchaften ,
Schulen , Akademien ic. Die 30,000 Einwohner, wo runter jedoch 12,000 Sclaven und 1500 freie Schwarze
zeichnen ſich durch Geſelligkeit und Gaſtfreiheit aus und leben von Gewerben , Schifffahrt und Handel.
Andere minderbedeutende Orte ſind : Beaufort mit einer Univerſität ; Samden , Edge field, Drana
geburg, Georgtoun 2c.
.
15. Der Sta at Georgien. Er wird begränzt im Nord - Oſten von Süd - Cas rolina, im Oſten vom Ocean , im Süden von Oſtflos
rida , im Süds Weſten von Weſtflorida , im Weſten von Alabama und im Norden von Leneſſee und ents hält in dieſen Gränzen etwa 2700 2 . Meilen mit einer Geſammtbevölkerung von 360,000 Menſchen , worunter wohl 150,000 Sclaven und 15,000 Indias ner , die ihr eignes Jagdgebiet bewohnen. Der Bos
den an der Küſte iſt hier auch fandig und ſumpfig ; , die höher liegenden Gegenden ſind fruchtbarer. Das Klima iſt heiß , aber beſtändiger als in Süd-Carolina ; wie dort ſchwebt hier über den niedrigen Gegendert
eine feuchte , dichte und höchſt ungeſunde luft , die von vielen ſtehenden Gewäſſern aufſteigt und durch
den Reisbau noch vermehrt wird. Der Frühling bringt anhaltende Regen , der Sommer eine erſtickende Hiße , Drfane und heftige Gewitter ; der Winter,
obgleich zuweilen empfindlich kalt, gilt für die anges
nehmſte Jahreszeit. Im Weſten iſt auch in dieſem Staat die Temperatur mild und angenehm . In Georgien hat ſich der Ackerbau , der in den vorigen Staaten abnahm , faſt ganz verloren : man ſieht nur
noch in wenigen Strichen den Pflug und überall iſt
der Plantagenbau vorherrſchend. Die vornehmſten Erzeugniſſe ſind Baumwolle und Indigo von vorzüg licher Güte , Tabaf, Reis , Mais , und in den höhes
ren Gegenden etwas Waizen . Der Indigo wird im April geſäet und im Juli zum erſtenmal bei 242 Fuß Höhe der Pflanzungen geſchnitten * ). Der gemeine Indigo hat einen gegen vier Fuß hohen Stengel mit
Zweigen und gefiederten Blättern ; die Blüthen , wels
che in kurzen Trauben beiſammen ſtehen , ſind röthlich und auf dieſelben folgen walzenförmige , knotige, fchwärzliche Schoten mit rundem Saamen . Dieſer wird in ein wohl gereinigtes , loderes , feuchtes und fettes Erdreich geſäet. Zu dem Ende macht man vier Zoll tiefe Gruben , 1 Schuh weit von einander,
legt in jede derſelben 10 – 12 Saamenkörner und ſcharret ſie zu .
Gewöhnlich gehen
die Pflanzen in
6 Lagen ſchon auf und dann muß fleißig gejätet werden. In den leßten Tagen des zweiten Monats nach der Saat , ſchneidet man die Blätter ab , noch ehe die Pflanze blühet , am liebſten bei feuchtem
Wetter . Dieſes Abſchneiden wird alle 6 - 8 Wos
chen wiederholt ; wann aber die Pflanzen zwei Jahre geſtanden haben , ſo reißt man ſie aus, und fäet von Neuem ; denn ob ſie gleich nod länger dauern, ſo find
doch nachher die Blätter zur Benußung untauglich . Das abgeſchnittene Kraut wird in Bündel gebunden , in großen Kübeln mit Steinen oder Gewichten bes
ſchwert und mit Waſſer begoſſen . Nach 16 – 18 Stunden kommt die Maſſe in Gährung , braußt auf
und wenn ſie ausgegohren hat , wird das grün ges färbte Waſſer in andere Gefäße abgezapft und mit * ) In der Regel ſahneidet man dreimal deb Jahrb .
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Stöden oder Schaufeln ſo lange umgerührt , bis ſich ein blauer Satz ſcheidet und das Waſſer gelb gewors der iſt. Dieſes wird , wenn ſich der Saß völlig zu
Boden geſeßt hat, durch Hahne abgelaſſen , der Sat felbſt in ſeinene Beutel gefüllt und mit flarem Waſ
ſer ausgeſpült. Nachdem man ihn dann hat ablaufen laſſen und er in hölzernen Kaſten hart und in der
Sonne völlig trocken geworden iſt, wird er in Stüde zerbrochen und zum Verkauf eingepackt. Der beſte
Indigo iſt ſchwarzblau, ſpielt, auf dem Nagel zerries ben , ins Kupferfarbene und iſt ſehr leicht. Die übrigen Produkte Georgiens gleichen denen
Süd - Carolinas. Die Kaimanns ſind zahlreich in dieſen Flüſſen , aber gar nicht gefürchtet. Sie vers ſchwinden im Herbſt und kommen im Frühjahr wies der zum Vorſchein , wo ſie ſich an der Oberfläche des
Waſſers an den Sonnenſtrahlen wärmen . Bei Ans näherung von Regenwetter geben ſie einen ſchnarchen den Zon von fidy. Unter den Waldbäumen findet man ſchon mehrere Palmenarten. Der Georgier unterſcheidet ſich vom Caroliner nur wenig ; er iſt von bleicher Geſichtsfarbe und has
ger, aber eben ſo geſellig und gaſtfrei; Pferderennen , Hahnenkämpfe und Glücksſpiele ſind National - Vers
gnügen. Die Sclaven , obgleich durch die Gefeße geſchüßt , werden härter behandelt, als in Virginien . Der Staat enthält 53 Grafſchaften und folgende Hauptorte : Savannah, die größte und volfreichſte Stadt des Staats , liegt am gleichnamigen Fluß,
iſt ziemlich regelmäßig gebaut, hat anſehnlidze öffent
liche Gebäude; drei Banten , wohlthätige Anſtalten , ein Theater und etwa 10,000 Einwohner , die von Handwerfen , Handel und Schifffahrt leben ; der Has
fen iſt gut.
Milledgeville , Hauptſtadt des
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Staats und Siß der Gentraſbehörden, hat anſehnliche Gebäude und 1 Akademie. , Der Ort wächſt ſchnell heran und wird bald Savannah den Vorrang ſtreitig
machen. fuisville, mit einer Akademie , Manus fakturen und etwas Handel. Jefferſon , Athens
mit einer Univerſität, Washington , Monron , Brunswick , Darien , Richmond, Auguſta ſind
lauter, heranwachſende Städte von einiger Bedeutung. Von den Gebieten der im
Lande ſaß haften
Indianer im weſtlichen Winkel des Staat8 .
Ihre Bewohner gehören unter die civiliſirteſten aller indianiſchen Stämme **) , ſie treiben Acerbau
und Handwerke, leben in hölzernen Häuſern, die den europäiſchen an Bequemlichkeit wenig nachgeben und
beſigen ſelbſt Sclaven zur landarbeit. Viele Euros päer leben mitten unter ihnen und haben die cultis virte lebensart allgemein eingeführt. . Durch die Herrnhuter und amerikaniſchen Miſſionäre iſt das Chriſtenthum unter ihnen mit dem günſtigſten Erfolg
verbreitet worden . Das Klima des Landes iſt höchſt angenehm und geſund ; der Boden mit dichten Wal dungen und üppigem Graswuchs bedeckt. Das andere ' *) DieKrihts-Indianer ſindein Hauptvolferſtamm im Staate Georgien.
Die Männer ſind von ſehr hohem Wuchs
und andern Stammen gegenüber, trokig, ſtolz und an :
maßend , im Kriege tapfer und eroberungsſüchtig , find ſie gegen die überwundenen Feinde , die ſich ihrem Schuß anvertrauen , großmuthig und gültig . Immer nehmen ſie den beſiegten Stamm unter ſich auf und ge:
währen ihm gleiche bürgerlichen Rechte . Im Krieg ſind ſie grauſam .
Ihre Weiber ſind auffallend klein ,
aber gut gebildet, mit ſchönen regelmäßigen Zügen und großen ſchwarzen ausdrudsvollen Augen.
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-
Gebiet bildet eine wellenförmig mit großen Warbuns
gen bedeckte Ebene, in der Nähe der Flüſſe Flint und, Chattahochen . Die Bewohner treiben Aders bau auf Neis,Mais , Zabak, halten Rindvieh, Schweine
und Geflügel ; betreiben Baumwollemanufakturen und
haben Schulen , worin die Kinder Leſen , Schreiben und Redinen lernen. Doch haben nur erſt wenige das Chriſtenthumn angenommen . 16. Das Gebiet Florida. O wie ſchön biſt du, Natur ! In deiner kleinſten Verzierung wie ſchön ! Die reinſten Freuden entbehrt Der , welcher nachläßig an deinen Schönheiten vorübers wandelt, deſſen Gemüth, durch tobende leidenſchaften
und falſche Freuden verderbt, der reinſten Freuden
unfähig iſt. Seelig iſt der , deſſen Seele durch feine trüben Gedanken verfinſtert, durch keine Vorwürfe verfolgt, jeden Eindruc deiner Schönheiten empfins det. Wo Andere mit ecler Unempfindlichkeit vorübers
gehen , da lächeln mannichfaltige Freuden um ihn her. Ihm ſchmücfet ſich die ganze Natur, alle ſeine Sinne finden immer unendliche Quellen der Freude auf jes
dem Fußſteig , wo er wandelt, in jedem Schatten, in dem er ruht. Sanfte Entzückungen ſprudeln aus jes
der Quelle, duften aus jeder Blume ihm zu , ertönen und liſpeln ihm aus jedem Gebüſche. Kein Eckel vers
dirbt ihm die immer neuen Freuden , welche die Schöns heiten der Natur in endloſer Mannichfaltigkeit ihm anbieten , auch in der kleinſten Verzierung unendlich
mannichfaltig und ſchön , jedes zum beſten Endzwed , in allen ſeinen Verhältniſſen ſchön und gut. Seelig ,
o ſeelig, wer aus dieſer unerſchöpflichen Quelle ſeine unſchuldigen Vergnügungen ſchöpft. Heiter iſt ſein Gemüth , wie der ſchönſte Frühlingstas , ſanft und
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.
rein jede ſeiner Empfindungen , wie der Zephyr, der mit Blumendüften ihn umſäuſelt.
... Das Gebiet von Florida gränzt im Nord-Weſten an den Staat Alabama, im Orien an den Ocean , im Süd-Oſten und Süden an den Golf von Florida und im Weſten an den 'mericaniſchen Meerbuſen . 7 . Florida beſteht aus zwei Zheilen, die vormals im
Weſten durch den Fluß Apalachicola getrennt waren : Ditflorida , einer langen Halbinſel, die ſich zwiſchen dem
Ocean und dem
Golf von Merico hinabzieht,
und Weſtflorida , welches ehedem von obengenanntem Gränzfluß bis zu den Mündungen des Miſfilippi reichte. In der neueren Zeit iſt alles land im Weſten des Fluſſes Perdido abgetreten worden, ſo daß dieſer
nun die weſtliche Gränze des Gebiets ausmacht. -
Die Halbinſel bildet gleichſam einen Anhang zu Ges orgien , beſteht aus einem ebenen , meiſt dürren , fans digen Land , längs den Küſten aus Savannen , oder naſſen , mit Schilf und Gras bewachſenen landſtreden
und Waldmooren . In dem Innern zieht ſich eine Hügels
reihe- bis zum 28. Grad und verliert ſich dann in die Ebene. In Weſtflorida reßt ſich das ebene Land fort,
die Umgebungen der Flüſſe und der Küſtenländer ſind auch hier mit Sümpfen und Savannen bededt, der Boden im Innern iſt dürr und ſandig. Das Klima nähert ſich dem Tropen- Klima : über Florida (dwebt
fchon der heiße Himmel Weſtindiens, aber auf der Halbinſel wird die Hiße durch fühlende Seewinde gemildert und Weſtflorida iſt durch die Apalachen
vor den heftigen NW . Winden geſchüßt. Ueberhaupt herrſcht vom October bis zum Juni eine äußerſt ans genehme Temperatur. Die Winter ſind gewöhnlich ohne allen Froſt und Schnee. Heftige Stürme und
Gewitter treten gewöhnlich mit der Lag- und Nachts
- 193 gleiche ein .
Beide Floridaß ſind, noch erſt wenig
cultivirt ; in den leßten Jahren erſt find zahlreiche
Auswanderungen dahin unternommen worden. Euros
päiſche Cultur findet rich faſt ausſchließlich in der Nähe von Auguſtine , längs den tuntern Gewäſſern des St. Johns, und in Weſtflorida in der Nähe von
Penſacola.
Der Boden iſt trotz feiner ſandigen und !
moorigen Beſchaffenheit höchſt dankbar uud gibt, was
man ihm anvertraut, mit Wucher zurück. Man baut außer der Baumwolle, der Stapelwaare der Provinz, noch Mais , Reis, Pataten , Waizen , Zuckerrohr und
ſelbſt in der neueſten Zeit verſuchsweiſe auch Kaffee ; der Seidenbau würde bei gehöriger Sorgfalt ohne Zweifel mit beſtem Erfolg gedeihen. Europäiſche
Obſtarten gedeihen zwar , verlieren aber an Wohls geſchmack. Dagegen aber ſind die edlen Südfrüchte, als : Feigen , Granatäpfel, limonen , Apfelſinen , Orangen und Oliven , hier wie in ihrem wahren Vaterland.
Das Pflanzenreich bietet eine große
Mannichfaltigkeit dar ; unter den Forſtbäumen zeich nen ſid ; aus : Palmen , Mahagoni, vier Gattungen
Nußbäume, der Tulpenbaum , Feigen , Sypreſſen , Myrthen , forbeer , prachtvolle Magnolien , föſtliche
Citronen und Pomeranzen , welche hier viel edler ſind, als in Europa ; man trifft ganze Wälder der herrlichſten Maulbeerbäume an , weit ſchöner, als jene im
übrigen Nordamerika .
Die wilde Rebe ſchlängelt
ſich auf der Erde fort oder windet ſich bis auf die Gipfel der höchſten Bäume. Die hier beſonders wohl
gedeihende Wachsmyrthe liefert ein ſchönes grünliches Wachs, das ſeiner Feſtigkeit wegen ſich vorzüglich für dieſes warme Klima eignet ; um es zu gewinnen,
zerquetſcht man nur die Beeren , riedet fie in Waſſer ab, und ſchöpft mit einem Schaumlöffel das Wachs 13
,
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ab. – Die Cypreffe , welche den Trutthühnern , den Stranichen , Störchen und ſelbſt dem Adler zum Zus fluchtsort dient , iſt einer der ſchönſten Bäume in
Amerika. Ihre majeſtätiſche Geſtalt erwecft Ehrfurcht. Gewöhnlich wächſt rie im Waſſer oder auf Flächen niedrigen Landes , dicht an den Ufern großer Flüſſe und Seen .
Der Stanım bildet eine gerade, 80 bis
90 FUB hohe Säule von oft 10 – 12 Fuß im Durch meſſer und 36 Fuß im Umfang. Um den Baum zu fällen , muß rings herum ein Gerüſt gebaut werden ,
weldies 8 – 10 Neger mit Aerten beſteigen ; denn an der Erde iſt das Holz zu feſt.
Die Thiere ſind die nämlichen , wie in den benachs barten füdweſtlichen Provinzen der Union .
Unter den Schlangen , welche ſich in den ſüdlichen Staaten und beſonders in Florida einheimiſch finden ,
ſind die bemerkenswertheſten : die Klapperſdılange ; es gibt deren im Allgemeinen 5 Gattungen , alle find giftig und auf ihren Biß folgt gewöhnlich der Tod. Die gemeine Klapperſchlange wird über 5 - 6 Fuß lang und über armsdick. Von Farbe ſind ſie gelb ,
braun , weiß und ſchwarz geſtreift und gefleckt. ‘Am
Ende des Schwanges befinden ſich 20 – 40 horn artige Gelenke, womit die Schlange flappert, wenn ſie in Wuth geräth oder Gefahr ahndet. Sie rollt
ſich dann ſpiralförmig zuſammen , der Sdwanzmacht eine ſchnelle, wirbelnde Bewegung, und dadurch ent ſteht ein raſſelnder Schall ; der leib fchwilt auf, ſteigt und fält abwechſelnd , ihre ſchöne, bunte Haut
wird rauh und unanſehnlid , Kopf und Hals breiten ſich aus , die Backen ſchwellen an und die eingezoges
nen lippen zeigen die tödlichen Zähne; die rothen Augen werden wie brennende Rohlen , die ſich ſchwin gende geſpaltene Zunge wird entzündet und droht
195 unaufhörlich Tod und Verderben ; . doch ſucht der mörderiſche Zahn nicht eher zu verwunden , als bis
er ſeines Ziels gewiß iſt; es ſchnellt ſich alsdann die Schlange auf den ſcharf erzielten Gegenſtand 108,
und reißt ihm mit den Giftzähnen eine ſchnell'töds liche Wunde. Anfänglich ſchmerzt die Wunde nicht ſehr , bald aber wird der Verwundete ängſtlich , bes kommt Fieber ;. die angeſchwollene Wunde theilt die Geſchwulſt dem ganzen Körper mit und bald endet
der Tod die qualvolſten Schmerzen. Die unglücks lichen Thierdien , vom drohenden Blick der Schlange wie bezaubert, ſuchen auf alle Weiſe zu entfommen : alle ihre Anſtrengungen ſind aber umſonſt , fie bewes
gen ſich langſam wider Willen dem offenen Rachen entgegen , oder laſſen ſici) ſtilliegend greifen. Unges reizt fällt jedoch die Klapperſchlange Niemanden an . Ihr Fleiſch iſt unſchädlich und wird als Leckerbiſſen gegeſſen . Die Glas r d lange iſt ganz unſchädlich und verdankt ijren Namen ihrer bläulich grünen
Glasfarbe und der ſonderbaren Sprödigkeit des Sdiwanzes , welcher bei einem leiſen Schlag abbricht.
Ausgewachſen iſt diefe Schlange 24 Fuß lang und 34 Zoll did .
Eine andere bewunderungswürdige
Schlange iſt die ſchöne Peitſdien ſchlange. Sie wird 6 – 7 Fuß lang ; ihr ſtärfſter Theil iſt nicht dicker , als ein Spazierſtöckchen . Der Kopf iſt fingers . dick, der Hals dünn , und vom Leib an nimmt ſie immer noch mehr ab. Kopf und Hals ſind raben
fdwarz , Kehle und Baud fchneeweiß , der Rüden chocoladebraun und der Schwanz wieder ſchwarz. Sie iſt ſehr ſchnell und kann, auf den Schwanz aufgerich
tet , einen Reiter in ſchnellem Trabe eine anſehnliche , Strecke begleiten . Vor dem Menſchen äußert ſie nicht die geringſte Scheu . 13 *
-
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Gewiß bietet Florida ſeinen fünftigen Bewohntern
große Schäße aus allen Naturreichen dar. Es eignet fich beſonders zum Plantagenbau , und würde, da es zugleich bei ſeinen ſchönen Weiden eine ausgebreitete Viehzudit unterhalten kann , und das ſchönſte Baus
und Brennholz beſißt, denſelben bei weitem beſſer bes gründen können , als ſelbſt die weſtindiſchen Inſeln . Die Seminolen bewohnten ehedem ausſchließ lich die weſtliche Hälfte von Oſtflorida. Ihre Ges bräuche beweiſen viele Vorliebe für ſpaniſche Sitten . Die meiſten verſtehen und ſprechen ſpaniſch , deſſen
ungeachtet waren ſie immer die erbittertſten Feinde der Spanier .
nommen .
Viele haben das Chriſtenthum anges
Ihre Dörfer beſtehen aus einer Anzahl
Wohnungen , deren jede zwei Häuſer von etwa gleis cher Größe, 30 Fuß länge und 12 .Fuß Breite , ums faßt, die ganz gut eingerichtet von einem geräumigen Hof umſchloſſen werden . Das eine dient zur Sommers
wohnung und zum Magazin , wird von Pfeilern ges tragen und von einem Teichten Dach beſchüßt ; das
andere enthält die Küche und die Wohnungen wäh
rend der rauhern Jahrszeit. .
.
Das ganze Gebiet Florida zerfällt in Oſt - und Weſtflorida und enthält nur folgende wenige Haupt
orte : St. Auguſtine, Hauptſtadt des Gebiets , Sit des Gouverneurs und des oberſten Gerichtshofes
von Oſtflorida ; ſie iſt regelmäßig gebaut, mit recht winkelig ſich durchſchneidenden Straßen . Der Hafen iſt geräumig und gut. Die Luft iſt ſo geſund , daß ſelbſt Einwohner von Cuba den Sommer hier zus bringen. Penſacola , an der Weſtſeite der ſdös
nen Bai gleiches Namens , die einen der ſchönſten , geräumigſten Häfen darbietet, worin die Schiffe vor
allen Winden geſichert ſind. Sie iſt der Siß des
.
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oberſten Gerichtshofes von Weſtflorida , und ziemlich gut, gebaut. Die luft iſt geſund , das Trinkwaſſer gut, und die Stadt ganz geeignet , einſt ein bedeu : is d 'us ? tender Handelsplaß zu werden . , , 17. Der Staat Alab a ma., pa
je
Er iſt einer der jüngſten der Union , und konnte
1819 erſt beitreten .
Zwiſchen Florida , Georgien ,
Teneſſee, Miſſiſippi und dem Meerbuſen von Merico
gelegen ; umfaßt er einen Flächenraum von :2000 Di Meilen . Auch hier, wie in allen dieſen Küſtenſtaaten , ſenkt ſich das Land allmählig nach dem Meer hin ; man hat mithin drei Landſtriche : Gebirgsland, Hoch ebene und Küſtenland. Erſteres, obgleich ſteinig und felfig , hat reizende Thäler ; die Niederungen ſind in deſſen minder ungeſund , als in den benachbarten Staaten ; die höheren Gegenden haben eine milde;
angenehme und geſunde Temperatur und höchſt frucht: baren Boden . Der geringe Küſtenſaum gegen den Golf hin , früher einen Theil von Florida bildend,
iſt ſehr zerriſſen und hat vor ſich die weite, ſchöne Mobilebai. Der ganze Staat iſt noch im Entſtehen,
aber ſeine Bevölkerung nimmt reißend zu .
Man
zählt jeßt wohl 200,000 Seelen , worunter etwa 15,000 ihre eigenen Gebiete bewohnenden Indianer, 40,000 Sclaven und 600 freie Farbige. ; . .
An der Küſte findet man durchaus Plantagenbau,
im Gebirgsland gehen Acer - und Plantagenbau Hand. in Hand.
Die große Stapelwaare des Landes iſt
die Baumwolle ; das Hauptbrodkorn iſt der Mais ; im Gebirgsland wird Waizen , Roggen , Gerſte zum Branntweinbrennen , Hafer zum Viehfutter , Kartof feln und andere Feld - und Gartenfrüchte gezogen . Es gedeihet alles vortrefflich, und das Land zwiſchen
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dem Alabama- und Zombigbefluß gilt für das fruchts barfte und fetteſte der Union . Reis wird in den Niederungen an der Mobilebai und Zombigbe ges pflanzt. Garten - und Obſtbau find noch in der Kinds
heit. Edle Früchte würden recht gut gedeihen , find aber noch ſehr wenig eingeführt. Herrliche Wieſen
und Weiden ziehen ſich an den Abhängen des Hoch lands herunter , und auch im
Bergland findet ſich
guter Graswuchs ; der Viehſtand iſt jedoch noch ge ringi " Das Hornvieh und die Schweine bleiben das ganze Jahr über in den Wäldern und ſind ſelbſt ſtrichweiſe ganz verwildert. Der Maulbeerbaum , die Palme, die Myrthe, der Tulpenbaum , der amerifaniſche
Delbaum *ic:-zeichnen sich unter den Forſtbäumen aub. i Kunſtfleiß im Großen findet noch nicht Statt, und die häusliche Betriebſamkeit beſdýäftigt rich meiſtens mit Bauinwolleſpinnerei und Weberei zum eigenen Bedarf. -
.
, .
: : .
.
" . Das Land wird in Grafſchaften eingetheilt, wozu
noch die Iagogebiete der Judianer kommen .
i
Die Hauptorte find :- Blakely , ſeit 1813 erſt regelmäßig angelegt , mit fdyönen breiten Straßen ; der Hafen iſt eben ſo gut, wie der von Mobile, an der Bai gleiches Namens , mit bedeutendem Hans del; Huntsville , der bedeutendſte Ort des Staats ,
mit öffentlichen Gebäuden und anſehnlichem Handel. Dieſe, ſo wie alle andere Städtchen des Staats , ſind noch in der Kindheit , als : Montgomerie, Fort - facron und andere 'mehr.
. . in
Der indianiſchen Jagdgebiete ſind 4 , worin an 15,000 Indianer mehr oder weniger cultivirt leben . Das Chriſtenthum hat bei ihnen Eingang gefunden ,
und zu ſeiner Verbreitung ſind viele Schulen errichs tet und Kirchen erbaut.
,
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199 199
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16. Der Staat misriſippi. Er umfaßt über 2000 D . Meilen , und wird bes gränzt im Norden vom Staat Teneſſee , im Dſten
von Alabama, im SO . vom mericaniſchen Golfe, im SW . von Louiſiana und im NW . vom Gebiete Ars kanſas.
Der Boden beſteht aus Küſtenland , Hoch
terraſſe und Gebirgsland. Das erſtere hat mehrere Savannen und Sümpfe , und nimmt beinahe alles
land ein , was jekt von Europäern bewohnt iſt. Sand iſt der Hauptbeſtandtheil, der wenig mehr als Fichten producirt, aber dem Baumwollenbau ſehr zus ſagt. Auf der Hochebene bedeckt ein höchſt fruchts barer , reifenartiger und afchgrauer Thonſand die Oberfläche ; ein herrlicher Baumwud;8 und weite, üppige Wieſen zeichnen dieſen landſtrich aus ;, doch gibt es auch hier Ausnahmen , wie die Gegend um Natchez , welche an Fruchtbarkeit den Küſtenländereien nachſteht. : Die Seeküſte , welche jeßt zum Staat Miffiſippi gehört, früher aber einen Theil von Flo : rida ausmachte, iſt durd verſchiedene Flußmündungen ſehr zerriſſen. Das Klima iſt hier ſehr heiß ; doch ſoll es gefunder ' ſeyn , als das des Küſtenlandes von
Louiſiana. Bei weitem angenehmer iſt die Tempes ratur der Gebirgsgegenden ; hier ſind Schnee und Eis zwar nicht ſelten , verſchwinden aber bald , und die Winter ſind angenehm . . Der Plantagenbau iſt in allen europäiſchen Colo nien eingeführt und fein Haupterzeugniß der Mais
und die Baumwolle. leßtere gibt gewöhnlich eine Erndte von 1000 Pfund auf 1 Afre und wird Ans fangs März gepflanzt. Der Mais kommt ebenfalls
im März in die Erde und wird im Juli geerndtet ; er iſt beſonders nahrhaft und mehlreich : der Busbel 3
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liefert wohl 70 Pfund Mehl. In den Marſchländern gedeiht der Reiš vorzüglich , das Zuckerrohr gibt an den Ufern des Miffiſippi reichliche Erndten ; der An bau des Tabaks und des Indigo wird vernadıläſſigt.
Den Kaffee hat man an der Mobilebai mit Erfolg
einzuführen verſucht. Die Plantagen ſind mit Pflau men , Pfirſichen und Feigen umgeben , und Drangen
und andere Südfrüchte gedeihen , wie im benachbar ten Staat Louiſiana , im Freien. . . Die Viehzucht iſt beträchtlich : es gibt viele Pflan zer , die ihre 1000 Stück Rindvieh beſigen , andere Viehgattungen nicht zu erwähnen , welche aber beſtän
dig unter freiem Himmel bleiben . An wilden Thie ren finden ſich dieſelben , wie ſie in louiſiana vor kommen . Die Wälder ſind wie dort mit Papageien
und Kolibri's bevölkert. i . . · Die erſten Anſiedler waren Franzoſen , die aus Louiſiana herüberfamen ; allein dieſe verlieren
ſich
jeßt unter den Anglo - Amerikanern , die in der neu ern Zeit ſich hier niedergelaſſen haben, und bedeutende Züge von Sclaven mitbrachten . Ihre Lebensweiſe iſt die aller amerikaniſchen Pflanzer in Süden : die Sclaven verrichten die Arbeiten und der Herr iſt
ihr Aufſeher . Ein Sclave in den beſten Jahren wird mit 1600 – 2000 fl. bezahlt, und ſeine Unterhaltung foſtet wohl jährlich 400 fl. ; dagegen beträgt wohl
ſein Nußen , nämlich 3 Ackres Baumwolle in Cultur zu erhalten , circa 600 fl. Die Sclaven ſind ganz in Leinen gekleidet und im Winter noch mit einem grob
tuchenen Ueberrock gegen den Regen geſchüßt. In der Regel ſteht der Sclave um 5 Uhr auf, arbeitet
,
bis um 7 Uhr und frühſtückt dann , was ihm von der Sclavenköchin zubereitet worden iſt ; gewöhnlich eineSuppe mit Wälſchfornbrot, das in einer Pfanne
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geröſtet wird, und ein Stück Fleiſch oder Sped . Die Arbeiten werden vom Herrn, oder , erlauben es deſſen Verhältniſſe, von einem Sclaven- Aufſeher angegeben . Ein Zheil iſt in der Baumwollenmühle, ein anderer mit
Verfertigung von Tiſchler- Arbeiten 2c. beſchäftigt ;
Handmetſind auf jeder gewöhnlich thunädPflanzung einige Neger , n
c
sie Handwerkeernverſtehen zu n ihre haben in den die , dieheübrigen Plantagenfeldern zu thun.
Gleicherweiſe ſind den
(dwarzen Weibern und Mädchen ihre Verrichtungen dienſten best angewieſen ; eine oder zwei ſind zu Hausdienſten bes ſtimmt, eben ſo viele zum Kochen für die Herrſchaft und die Sclavenfamilie. Den älteren Weibern liegt das Waſchen u . ſ. w . 06.
Die Mittagsmahlzeit bes
ſteht wieder aus Wälſchkornbrot , einem desgleichen
Pudding , geſalzenem Fleiſch oder Speck. Etwas Fleiſch erhalten die Sclaven gewöhnlich , um ſie bei Sträften zu erhalten. Das Nachteſſen beſteht wieder aus Wälſchfornbrot und einer Suppe , aber ohne
Fleiſch . Whisky erhalten ſie nur ſelten , und allen Wirthen iſt's bei Geldſtrafe verboten , ihnen ſolchen zu verkaufen . Den Sonntag haben alle Sclaven gänzlich frei , und können ihn nach Belieben verwens den . Verdienen ſie ſich etwas durch eine Nachleſe
auf den Baumwollenfeldern , ſo gehört dieſes ihnen, und oft ſammelt ridy ein Sclave an einem Sonntage an 60 Pfund Baumwolle. Ihre Behandlung iſt jes
doch , im Ganzen genommen , nicht ſo gut, wie im Norden , und dieſe fürchten daher nichts mehr , als die Transportirung nach Louiſiana und Miſſiſippi. Der Amerikaner behandelt jedoch ſeine Sclaven weit
beſſer, als der Franzoſe, der ſie nur für wenig beſſer, als ſein Bieh betrachtet. . Die Indianer haben ihre eigenen Iagogebiete und
treiben Ackerbau auf Waizen , Mais , Kartoffeln , In
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digo und Baumwolle, und haben ſtarke Heerden von Pferden , Kühen, Schaafen , Schweinen und Federvieh .
Sie halten Sclaven , wie ihre Brüder in Georgien . Die Baumwollen - 3 ucht hat bei weitem woes
niger Schwierigkeiten , als der Zuckerrohr-Bau, erfor dert weniger Koſten - und Zeitaufwand und iſt daher für alle Coloniſten , die zu jenem das nöthige Betriebs Capital nicht beſiken, viel geeigneter. Während einer Zeit von 6 Monaten , vom Anfang October bis Ende März , iſt der Zuckerpflanzer mit dringenden , unauf ſchieblichen Geſchäften , die dann ſchnell hinter einander folgen , überladen, als die Getraides und Heu- Erndte,
die Zucker : Fabrikatur , die Beſtellung der Ländereien und die Anpflanzungen , ' - nur den übrigen Theil des Jahrs kann er ſeine Geſchäfte nach Belieben ein
richten . Der Baumwollenpflanzer aber fängt nach bei weitem weniger mühſeligen Vorarbeiten zur Beſtels lung ſeiner Ländereien und Beſorgung ſeiner Plans
tagen , womit ér ebenfalls im Februar und März zu thun hat , um die Mitte oder Ausgangs Auguſt an , ſeine Baumwolle zu erndten , fährt damit bis in den
December fort und'verrichtet ſie gemächlich und ohne beſowerliden Zwang mit Ordnung. Zur nämlichen Zeit werden ſeine Getraide- und Futter-Vorräthe eins geſcheuert , und nach dieſen Arbeiten bleibt ihm nur noch die Reinigung der Baumwolle vom Saamen und das Verpacken derſelben zu beſorgen übrig . Ers ſteres geſchieht mittelſt einer von einem Pferde ges triebenen Mühle , durch eine angebrachte Kamm Maſchine, und letzteres mit einem beſondern Werkſtuhl
derſelben. Dieſe drei Gegenſtände ſind alles , was Tichy der bemitteltere Pflanzer anzuſchaffen braucht, und ſie erfordern eine weit einfachere Behandlung,
als die Werkzeuge zur Zuckerfabrifation. Der uns
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bemittelte Pflanzer verkauft ſeine Baumwolle roh art den wohlhabenderen , der mit ſolchen Mühlen . ver's reben iſt. Die Baumwolle gibt dabei einen trefflichen Ertrag. Der Morgen Landes fann bei guter Bes handlung jährlich 400 Pfund reine Baumwolle liez
fern, welche eine Einnahmevon 100 Dollars bewirken . Freilich iſt dabei wohl zu bemerken , daß der Erfolg
des Baumwollenbaues noch weit mehr vom Zufall abhängt , als der des Zuckerrohrs., indem Raupen ,
übermäßige Regengüße und andere Zufälle der Baum wollenzucht ſchaden und oft den Ertrag bedeutend verringern, weßhalb man die Nußung im Allgemeinen
füglich auf ²3 herunterſeßen kann. ; Man unterſcheidet die baumartige, die ſtrauch artige und die frautartige Baumwollenſtaude ; lektere
iſt wegen der vorzügliden Feinheit der Wolle die geſchäßteſte. Die baumartige wird 14 Fuß hoch und armsdid . Die frautartige iſt die gemeinſte und nüblichſte Gattung ; ſie iſt ein Sommergewächs, fommt in einem Sommer aus der Erde, blühet, trägt Früchte und ſtirbt ab.
Der Stengel,, etwas dicker als ein
Pfeifenſtiel, erreicht eine Höhe von 2 - 3 Fuß und theilt ſich oben in 6 Zou lange Nebenſtengel; die glockenförmige Blüthe fommt im Juni aus den Wins
keln der Blätter hervor, und aus dieſen bilden ſich die Früchte oder Saamengehäuſe.
Sie beſtehen aus
einer trockenen , inwendig in vier Fächer getheilten Schaale , worin ſieben eirunde Saamenkörner , wie Widen , ganz in Wolle eingehüllt, liegen . Die runds liche Saamenkapſel iſt etwa ſo groß, wie eine Haſel nuß ; allein zur Zeit der Reife , wenn ſie aufſpringt und die Wolle hervorquilt, hat ſie den Umfang eines
kleinen Apfels. Obgleich die Pflanze, wie geſagt, gewöhnlich nur einen Sommer dauert , ſo kann ſie
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doch bei gehöriger Behandlung auch 2 Jahre und länger erhalten werden . Sie verlangt einen fetten Boden und viele Sonne , auch geräth ſie bei troches ner Witterung am beſtent. Nachdem das Land durch mehrmaliges Pflügen zubereitet worden iſt, jäet man
Anfangs April den Saamen ganz dünn aus und pflügt ihn einen halben Zoll tief unter. Die aufges gangenen Pflanzen reinigt man in der Folge mit einer Hacke vom Unkraut, und wann ſie etwa 8 Zoll hoch aufgewachſen ſind , bricht man die unterſten Nebenſtengel ab und läßt nur die drei oberſten ſtes hen ; ſollten dieſe zu ſchnell in die Höhe ſchießen , ſo
werden die Spißen abgeſchnitten . Nun bleibt Alles bis zur Erndte , welche im September anfängt und bis December dauert, der Natur überlaſſen. So wie aber die Saamenkapſeln plaßen , ſammelt man ſie ein und ſondert die äußere Schaale und die inwendig
liegenden Saamenkörner von der Wolle ab.
Das
Erſtere iſt ſehr leicht , das lektere aber hat viele
Sdwierigkeit, denn die Wolle hängt, beſonders wenn ſie ſchon trocken iſt , ſo feſt mit dem Saamen zuſam
men , daß ſie mit Gewalt losgeriſſen werden muß. Hierauf packt man die Wolle zum Verkauf ein . Wes gen ihrer außerordentlichen Elaſticität läßt ſie ſich mittelſt gewiſſer Maſchinen * ) ſo zuſammenpreſſen ,
daß ein Ballen von 2 - 3 Centner nur 3 Fuß lang, etwas über einen halben Fuß breit und einen halben Fuß hoch wird. Der vieles Del enthaltende Saamen wird verſchiedentlich benußt , als zur menſchlichen
Nahrung , zur Viehmaſtung und Delgewinnung. Der Staat wird in Kirchſpiele getheilt und der
... * ) Der Cotton -Preſſen . S . Neu:Orleans.
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eigentliche Hauptort iſt : Monticello , in einer
geſunden , angenehmen Gegend ; die Stadt iſt noch im Entſtehen und bis jeßt von wenig Bedeutung. Wichtiger iſt Natchez, am Miſſiſippi, Haupthandels plaß des Staats. Die Stadt beſteht aus zwei Lheis
Ien , der Vor- oder Unterſtadt, und der eigentlichen Hauptſtadt. Erſtere kann mit allem Recht das ames rikaniſche Sodom und Gomorrha der neueren Zeit
genannt werden , und der Aufenthalt in ihr dürfte mit derſelben lebensgefahr für Leib und Seele ver bunden ſeyn , wie in jener . Schon viele habent ihre Neugierde mit dem leben in dieſem Winkel des verworfenſten Geſindels von Amerika gebüßt,
ohne daß je wieder eine Spur von ihnen entdeckt worden iſt. Die Hauptſtadt wird durch einen breiten Weg mit der Vorſtadt verbunden. Sie iſt
ſchön und regelmäßig gebaut, die Gebäude haben meiſtens Golonaden und verkünden einen hohen Grad
von Wohlſtand. Die Stadt zählt mehrere öffentliche ſchöne Gebäude, Druckereien und 50,000 Einwohner , meiſtens Eingeborne , welche Pflanzer , Kaufleute , Doctoren und Advocaten ſind. Handwerker finden
fich wenige. Rechts und links erſcheinen die Hoch ebenen mit ihrer , trok des Novembers , noch immer
grünenden üppigen Vegetation. Andere minder bes
deutende Städtchen ſind : Schietsborough , Gibs pon, Washington, facron , Columbia, Carmel, Wincheſter, Woodville, Monron ic.
Die indianiſchen Jagogebiete befinden ſich zwiſchen Arkanſas und Alabama , zeichnen ſich durch Frucht barkeit aus , und beſißen ein geſundes , angenehmes Klima. Der Boden iſt mit dem üppigſten Graswuchs
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und herrlichen Hochwaldungen bedeckt. Die Bewoh · Hier leben theils von Jagd und Fiſcherei , theils treis ben ſie Acerbau auf Waizen , Mais , Baumwolle und Indigo ; fie beſigen große Heerden von Pferden , Kühen , Schaafen , Sd;weinen und haben ſelbſt Scla
ven wie ihre Brüder in Georgien , und leben mit den Europäern in Frieden und Freundſchaft.
Am mittleren Miſſiſippi iſt der Baumwollenbau die Hauptbeſchäftigung auf den meiſten Plantagen. Piehzucht und Wälſchfornbau werden in der Regel
als Nebengegenſtände und zur Erhaltung des Sclavens perſonals betrieben . Es gibt jedoch auch Pflanzer , die bedeutende Summen aus dem Verkauf von Rind
vieh und Schweinen löſen . -
Auf einer Plantage, die in Ordnung iſt, ſind ges
wöhnlich 50 - 100 Stück Rindvieh und doppelt ro viele Sdwcine. Den Winter und Sommer hindurch
finden ſie Futter im Ueberfluß in den Waldungen , und nur wenn ſie gemäſtet werden , füttert man ſie mit Baumwollen -Saamen , der ſie in kurzer Zeit fett
macht. Trutthühner, Enten und gemeine Hühner ſind auf den Pflanzungen in großer Menge vorhanden, theils zu eigenen Gebrauch , theils für die landenden Dampfſchiffe.
Im Sommer trägt der Pflanzer eine leinene oder kattunene Jacke und dergleichen Beinkleider, im Wins ter Zuch - und Baumwollenhemden.
Das Leben des
ſüdlichen Pflanzers iſt dem des nördlichen ganz ähn
lich , nur daß er mehr hißige Getränke zu ſich nimmt, ſtatt Waizen - Wälſchifornbrot ißt, und ſtatt zu ars beiten , nur ſeinen Sclaven nachſieht. Der amerikani ſche Pflanzer lebt im großen Style, denn rein großes
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Einkommen, erlaubt es ihm . Seine Hauptausgaben erfordern ſeine Reiſen nach dem Norden , wo er ſeine Herrlichfeit in gewiſſer prahleriſcher Verſchwendung zeigt. Dies iſt beinahe allgemeiner Fehler : er ver fagt ſich lieber Bequemlichkeiten , um deſto mehr in
Boſton und Neu - Yorf glänzen zu können .
Der
Pflanzer iſt in den ſüdlichen Staaten der angeſehen fte und wohlhabendſte Einwohner des Staats . Er lebt angenehm , obwohl ſeine Zufriedenheit durch die mit dem Sclavenbeſitz unvermeidlichen Unannehmlicha
keiten öfters getrübt wird . Wenn er ſein Geſchäft verſteht, und dazu gehört außer geſundem Menſchen
verſtand und Thätigkeit nur wenig , ſo muß er in kurzer Zeit reich werden .
Viele famen mit 10,000
Dollars und erwarben ſich in 8 – 10 Jahren ein Vermögen von mehr als 100,000 Dollars. Der Pflans
zer des Südens gibt dem des Nordens gar nichts nach an Thätigkeit und Energie. Selbſt arbeiten kann er zwar nicht ; er hat dieſes aber auch nicht nöthig , und die Aufſicht ſeiner Sclaven beſchäftigt
ihn mehr als hinlänglich .
Die Wohnungen der
Pflanzer ſind oberhalb Natchez im amerikaniſchen leichten , unterhalb dieſer Stadt im altſpaniſchen Styl bequem , mit breiten Dächern und dem Klima anges meſſen . " Gewöhnlich ruhen die Häuſer auf 3 Schuh
hohen Pfeilern , des austretenden Miſſiſippi wegen . Die Fenſter ſind hoch und mit Gittern verſehen . Auf dem
einen oder dem
andern Flügel des Hauſes bes
findet ſich das Sommer - Speiſezimmer , und der von allen Seiten vergitterte Erker , der die friſche Luft durchläßt. Die Hütten der Neger ſind von rohen Baumſtämmen , weiter gegen NO . aber von gezim
mertem Holz. Der große Unterſchied zwiſchen dieſen Plantagen und jenen des Nordens iſt, daß die Pros
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dučte des jüdlichen Pflanzers ſtets Nachfrage haben und auf ſichern
Abſaß rechnen
dürfen.
Daher
der bedeutend höhere Preiß derſelben gegen erſtere. Die Städte ſind in Miffiſippi, Louiſiana und im Südweſten überhaupt , vorzügliche Handelspunkte, wie Neu - Orleans und Natchez , ausgenommen nicht
ſo ſchön und wohlhabend , wie im Norden.
Man
würde jedoch ſehr irren , wenn man aus den winzig kleinen und ärinlichen Städtchen auf den Reichthum und die Kultur des Landes ſchließen wollte. Mit
wenigen Ausnahmen ſind die Städte von Miſſiſippi
größtentheils der Aufenthalt der ärmeren Claſſe , ans fangender Saufleute, Krämer, Wirthe, Handwerker 2c., die mit wenigen Mitteln hier ärmlich anfangen , aber ſpäter von Wohlſtand oft zu Reichthum gelangen .
Wer ein Capital beſikt, fauft ſich Land, und errichtet
eine Pflanzung, Anfangs im Kleinen , dann bei zus nehmenden Kräften im Großen . Der Ertrag iſt im mer ſicher und hoch , da die Producte immer ihren
Preiß behalten müſſen . Gewöhnlich überſteigt der Ertrag das urſprüngliche Capital in 4 – 5 Jahren ,
und daher der außerordentliche Reichthum der Pflans zer und das Drängen nach dem Südweſten . Wer
10,000 Dollars beſigt * ) , 4000 auf den Ankauf der Ländereien verwendet, für die er etwa 2000 Ackres erhält , der kann für 5000 Dollars 10 Sclaven ha ben , und ſo viel iſt für den Anfang hinreichend. Es
gehört fein beſonderer Unternehmungsgeiſt dazu , denn es gibt ſelbſt Damen , die Plantagen von 500 Ballen jährlichen Ertrags beſiken und denſelben muſterhaft
* ) Und ſeven es auch ganze Geſellſchaften, die dieſe Summe gemeinſchaftlich beſigen .
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verſtehen . Das bedeutende Capital, das zur Ans ſiedelung in dieſem Staate nöthig iſt , hat die Zus nahme der Bevölkerung bisher verhindert. Obwohl Miſſiſippi an Fruchtbarkeit die Staaten Miſſuri und
Indiana weit übertrifft, ſteht es doch beiden Staaten an Bevölkerung nach . Nach louiſiana und Miſſiſippi kann nur der reiche Landwirth oder Capitalbefißer auswandern . Die mittlere und ärmere Claſſe fann
hier auf beſonderes Fortfommen keine Rechnung mas chen , da nur Sclaven die Beſchwerden eines heißen
Klimas ertragen können.
.
19. Der Staat Louiſiana.
Dieſer Staat wurde im Jaór 1762 von den Fran joſen, den erſten Beſitzern deſſelben an Spanien abs
getreten . Mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts fam Frankreich wieder zu ſeinem Beſik , verkaufte aber das etwa 57,000 Q . Meilen haltende land im
Jahr 1803 an die vereinigten Staaten für 15 Mils lionen Dollars - ein Erwerb für die Union , der
ihr wohl 10 mal mehr werth iſt , als die gegebene Summe. Dieſe ländermaſſe bildet den Schlußſtein für geographiſchen lage der Vereinigten Staaten und hat in ihre Verhältniſſe einen Umſchwung gebracht, der dem durch die Revolution bewirkten nicht viel nach ,
ſteht. Ihr größter und bedeutendſter Fluß entſpringt und mündet nun in ihrem eigenen Gebiete und der
Binnenhandel hat eine ungeheure Ausdehnung erhal ten , welche weder Zöle noch ſonſtige Beſchränfungen feffeln . Die nördlichen Staaten haben nun in ihrem lande die Früchte und Produkte des Südens und
dieſer beſigt die Fabrikate des Nordens. Das jeßige Louiſiana, der ſüdliche Theil des frü hern , wird begränzt im Norden von dem Gebiete 14
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Arkanſas', im Oſten vom Miſfifippi, im S . und W . vom Golfe und Staat Merito undi enthält etwa 2000 2 . M . mit mehr als 200, 000 Bewohnern , welche Zahl aber noch immer durch bedeutende Anſiedelun gen im Wachſen iſt. Etwas mehr als drei Viertheile des Staats ſind urbar gemacht. Das ganze land
beſteht faſt aus einer ungeheuren fruchtbaren , aber ſumpfigen Ebene, welche der Miffiſipni, der das Land durchſtrömt, alljährlich überſchwemmt. Die luft iſt daher bei der großen Hiße des Klimas meiſtens unges fund. - Der Boden iſt aufgeſchwemmtes Erdreich ,
die Höhen mit Sand, die Niederungen Sumpf- oder Marſchland. louiſiana hat am meiſten Aehnlichkeit mit Aegypten , mit welchem es auch unter gleicher Breite liegt; was jenem der Nil , iſt dieſem der
Miſfifippi- Strom , an deſſen Ufern Schnee und Eis ſchon unter die ſeltenen Naturerſcheinungen gehören. Ueberhaupt herrſdt hier ganz das tropiſche Klima.
Vom December bis Ende Januar iſt Winter, d. h . eine weniger warme, regnigte Jahrszeit , im März tritt fdyon die Hiße ein , die Waldbäume ſtehen
alle im ſchönſten Grün und die Fruchtbäume haben abgeblüht. Alle Getraidearten gelangen im Juli zur Reife und die Hülſenfrüchte werden im Juni geernd tet.
Die nördlichen Gegenden haben eine mildere
Temperatur und Sdynee mit Froſt iſt häufiger , das Klima iſt geſünder , die Luft rein und heiter . Der Süden des Landes wird durch die Ausdünſtungen
zahlreicher ſtehender Gewäſſer, durch die Ueberſetzwem mungen des Miſſiſippi verurſacht , ungeſund.
Die
Ufer ſind mit üppigen Schmaroker-Pflanzen bedeckt, die ihre Austrocnung verhindernd, die Luft verpc ſten . - Doch wollen Reiſende behaupten , daß das
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platte land son louiſiana von ſchweren Krankheiten
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wenig heimgeſucht werde und lebensgefährliche.Seus chen ungemein ſelten wären , daß die Menſchen häus fig ein ſehr hohes Alter erreichten und 60 jährige
Greiſe gewöhnlich friſch und geſund ihr Tagewerk mit kräftiger Hand vollführter. Nach ihrer Anſicht iſt Louiſiana eines der ſchönſten und fruchtbarſten
Länder der Erde. Das Klima fey geſund und der Boden mit einer friſchen Vegetation bedeckt ; die Vers ſchiedenheit der Naturprodukte gehe ins Unendliche
und die Früchte und Pflanzen aller Klimate gediehen und bereicherten das Land.
Es mag aber wohl dies
res unſtreitig vorzügliche Land mit vielen Menſchen gleiches Schickſal haben : die Einen ſind nicht geneigt,
ihm die gebührende Gerechtigkeit wiederfahren zu laſs ſen ; Andere dagegen ſind übertriebene lobredner def felben und erheben es zu einem irdiſchen Paradies .
In der Mitte liegt die Wahrheit.
. ..
Gehen wir zur genauern Beſchreibung über ! ,
Der Boden zwiſdien dem Misriſippi längs dieſem Strom , ſeinen Zuflüſſen und Mündungen , überhaupt das Küſtenland bis zum 31 Grad eignet ſidy zum
Plantagenbau : die ungeheuren Savannen ſind dem Anbau des Zuckerrohrs , der Baumwolle und des Reiſes * ) vorzüglich günſtig, welche nebſt dem Mais, * ) Der Louiſianiſche Reis iſt ſehr weiß und kocht ſich vor: trefflich. Er wird in außerordentlicher Menge zu Brod verbraudt und wirklich kann man nichts wohlfeileres
eſſen , denn der ganze Centner wird mit etwa 3 – 4 fl. bezahlt.
In Louiſiana wird er häufig in Waſſer ſo
did gekocht, daß er eine Maſie ro feſt wie Brod aus:
macht. Inſtreitig iſt er eins der geſundeſten Nab : rungsmittel und ein vorzüglidhjeb Práſervativ gegen das Faylfieber. Wird auf einem Schiff die Mannſchaft 14 *
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dem Indigo und Tabať die Hauptgegenſtände der Cultur ausmachen . Dieſe iſt vorzüglich an die Ufer des Fluſſes beſchränkt, und wird durch Sclaven bes trieben . Der Mais wird hier im März , April und
Mai gepflanzt und im Auguſt bis November ges erndtet.
Ein überſchwemmt geweſenes Land gibt
wohl 50 – 60 , auch 100 Bushel Ertrag, wogegen auf Sandäder nur 15 - 20 gezogen werden , er wird vorzüglich bei Neu-Orleans und in allen Gegen
den , die bewäſſert werden können , gebaut: Der Ackre gibt hier gewöhnlich 50 - 60 Centner. Der Haupts gegenſtand des Plantagenbaus iſt das Zuckerrohr, ſeit 1762 hier einheimiſch . Der Ackre liefert etwa 20 Centner Zucker * ) und 2 Barrels Syrup. Der jähr
liche Ertrag aller Zucker - Plantagen louiſianas darf wohlauf 250,000 Centner angenommen werden . Man
pflanzt das Rohr in den erſten 3 Monaten des Jahrs.
Der Stamm wird 8 : - 9 Fuß hoch und hält zwei Zoll im Durchmeſſer . Die Anlage der Zuckerplanta gen erfordert mit dem Anfauf des tauglichen Landes und der Sclaven ungeheure Summen, allein der Ges winn iſt außerordentlich , da Mißerndten ſelten und
der Abfaß mit guten Preißen ſicher iſt. Die Baum
wolle iſt Stapelwaare des Staats. Auf einen Adre mit Reis genährt, ſo reißt ſelten der Scharbod unter ihr ein . Auch haben die Indianer kein 'wirkſameres Mittel gegen Ruhr und andere Krankheiten dieſer Art, als einen Reistrank.
* ) Das Pfund Zucer wird in Louiſiana mit etwa 10 kr . bezahlt und das Faß Syrup Poſtet ungefähr 40 fl. An: genommen , 1 Morgen Landes liefert 2000 Pfund Zuder .
und 3 Faß Syrup , ſo wäre die baare Einnahme auf circa 450 fl. zu tariren . .
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guten landes werden 400 Pfund reine Baumwolle
gerechnet ; 5 Acres können von einem Sclaven bes ſorgt, mithin durch dieſen eine jährliche Einnahme
von 600 fl., den Centner Baumwolle zu 30 fl. ges rechnet, bewirkt werden.
Der Mittelpreis eines kräftigen Negers ſchwankt zwiſchen 800 und 1000 fl. und das gute land am Miſſiſippi wird mit noch nicht 100 fl. der Adre bes zahlt. Die Miſſiſippi- Ufer ſind mit zahlloſen der ſchönſten Plantagen wie befäet , und im Weſten von dieſem Strom erblickt man dicht neben einander eine
Menge von Flüſſen , die in tauſend Krümmungen fich durch undurchdringliche Wälder von Baumwolls
bäumen , Sypreſſen , Cedern und Weiden hindurch winden. Sowie ſich der mächtige Strom dem Golfe
von Meriko nähert, breitet ſich ſeine Waſſermaſſe über das niedere land aus , und bildet einen unge heuren See, aus dem nur hier und da ein kurzes Rohr hervorragt. Die Landſchaft hat etwas fürch terlidy Dedes und bietet einen Anblick dar , der der Idee , die wir von dem Chaos haben , ähnlich iſt.
Die Savannen ſind durchaus mit dem nahrhafteſten Gras und vorzüglichen Klee-Arten und Sträutern bes deckt und dienen ganzen Heerden von Hornvieh,
Pferden und Schweinen zu üppigen Weiben ; es iſt nichts Seltenes , wenn die Heerde eines einzigen Pflanzers 6 – 7000 Stück ohne Pferde und Maules ſel zählt. Die Landes - Produkte aus dem Thierreich find an wilden Thieren : der Tiger , dem der alten Welt
aber bei weitem nicht gleichkommend ; der leopard , der Büffelochs , der Wolf und der Bär ; in den Ge birgen : die braſilianiſche Staße, das wilde Pferd, das
Stachelſchwein und das wilde Schwein, viele Kanin
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chen , Eichhörnchen , Haſen , Rehe, Dammhirſche und
Antilopen. Unter den Schlangen und Eidechſen ſind die Klapperſchlange und der jedoch hier minder gefährliche Alligator die bedeutendſten . Die Klaſſe der Vögel liefert unter andern den Papagai und den Kolibri , den Ortolan und den Kardinalsvogel, das
wälſche und indianiſche Rebhuhn , die Nachtigal und den Königsvogel. Die Inſekten ſind ſehr zahls reich und von tauſenderlei verſchiedenen , zum Theil wenig bekannten Arten , worunter der Flicgenträger * ) . *) Eine der Seidenraupe áhnliche , aber größere und Fehr fchöne 3 – 4 Zoll lange Raupe ſchlüpft im Juni aus
dem En . Sie iſt ſebr gefräßig, und lebt von den Ma niorbláttern. Im Auguſt kommt ſeine Verwandlung : er vertauſcht dann ſeine bunte Haut mit einer ſeegrú :
nen und wird beſtürmt von einer Menge Schlupfwess pen oder Ichneumonfliegen , von denen jede einen Po : ren des Wurms in Belib nimmt und ihre Gyer hinein :
legt. Nachdem dies geſchehen , verlaſſen alle den eine Stunde lang betäubt und erſtarrt daliegenden Wurm .
Hierauf erwacht er wieder mit reiner frühern Gefräßig :
keit und ſeine Farbe 'wird dunkler . Nach 14 Tagen verlaſſen kleine Würmchen ihre Gyer in den Poren des Wurms und ſpinnen dieſen alsbald mit ihrem weißen Geſpinnſt ganz ein . - Nach vielen Anſtrengun gen gelingt es jedoch erſterem
ſich zu befreien , aber
bald unterliegt er reiner zweiten Verwandlung zur
Puppe. Ende September erſcheint er hierauf als Schmetterling , in der lebten Periode ſeines Dareyns..
Das zurúdbleibende Geſpinnſt , von den ſehr kleinen Fliegen mit vier Flügeln verlaſſen , iſt von bleibender Weiße und mit einer Art Baumwolle zu vergleiden ; ſie übertrifft dieſe an Reinheit und Feinheit bei weitem und kann ſogleich ohne weitere Vorbereitung geſponnen werden . Da die Maniokwúrmer äußerſt zahlreich ſind,
und da feiner zu der angegebenen Zeit obne die ge
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durch ſeine Schädlichkeit für die Maniof- Plantagen ſich auszeidnet , dagegen auch wieder durch ſeine Nüglichkeit wegen der von ihm gewonnenen Art feis
ner animaliſcher Baumwolle , bemerkenswerth iſt. . Unter, die Hauptprodukte des Pflanzenreichs ges
hören : der Weinſtock , mit wenig Sorgfalt fönnte der beſte Wein gezogen werden ; das Zuckerrohr ges •räth , wie oben erwähnt, ſehr gut; der Indigo würde
dem ſchönſten der Tropenländer gleich kommen , wenn man ſich beſſer auf die Fabrikation deſſelben verſtände, Gartengewädiſe und Küchenkräuter haben ſich ins Unendliche vervielfältigt ; alle Dbſtarten gedeihen
zwar, arten aber gerne aus ; alle Südfrüchte ges
rathen im Freien ; die Feige iſt in 4 Sorten und die Olive ſehr häufig vorhanden , Citronen , Granatäpfel, Ananas , Pfirſiche und Apfelſinen ſind von vorzüglis cher Güte. In den Waldungen finden ſich alle Forſt
bäume der heißen Zone, als : die Sypreffe, von 120 Fuß Höhe und 40 Fuß im Durchmeſſer , der forbeer-,
Citronen- und Pomeranzenbaum , der Maulbeerbaum und die Myrthe.
Den Stamm der Bevölkerung von Louiſiana bil den eines Theils die Nachkommen derim 17. Jahre
hundert eingewanderten Franzoſen , die ſich jezt Creo len nennen . Der Charakter dieſer Eingebornen wurde
durch eine anfänglich drückende Colonial - Regierung, durch eine demüthigende Behandlungsweiſe der ältes ren Unionsbürger , ſowie durch die Einflüſſe eines
entnervenden feuchten Klimas , ſanft und niederges beugt : der Creole iſt keiner heftigen Leidenſchaft, aber dachte Baumwollenbekleidung erſcheint, ro läßt ſich leicht abnehmen , daß man mit weniger Mühe dieſe animas liſche Baumwolle gewinnen Pann .
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auch keiner ſtarfen Anſtrengung fähig ; fein Benehs men iſt mild , Streit und Rauferei: ſind ihm verhaßt, ſeine Lebensweiſe iſt einfach und Unmäßigkeit gilt in ſeinen Augen für ein verabſcheuungswürdiges faſter ;
er iſt weder falſch noch heimtückiſd . Von Geſtalt iſt er leicht gebaut, meiſt von blaſſer Geſichtsfarbe, ohne
beſondere Leibesſtärke, aber nichts weniger als feige ; ſein Auge iſt ſchwarz und ſprechend, aber ohne Feuer ; ſeine Geſichtszüge verrathen wenig Geiſtes -Vorzüge, wie denn auch unter ihnen noch wenige geiſtvolle
Männer aufgetreten ſind. - Seine Schattenſeite iſt unbezähmbare Vergnügungsſucht, Sinnlict;feit, Unens
pfindlichkeit und Härte gegen die Armen und Noths leidenden , die er mit faltem Stolz zu behandeln ges
wohnt iſt, in welcher Hinſicht der. Creole gewiß noch viel von dem Amerikaner zu lernen hat. Seit der
Vereinigung iſt erſt der_ thätige männliche Geiſt des leşteren auch auf ihn übergegangen , obgleich er noch immer zur Erlernung eines Handwerks nicht zu bes wegen reyn ſoll. Ferner madien die Unionsbürger aus andern Staaten etwa % . der Bevölkerung aus. ,
Der Amerikaner iſt in ſeinem Vaterlande überal, und daher eigentlich nirgends zu Haus. Wenu er
ſich irgendwo niedergelaſſen , Wälder gelichtet und Häuſer gebaut hat, ſo hindert ihn nichts , ſeinen Aus fenthalt ſchnell wieder zu verlaſſen , ſobald ſich ihin wo anders eine beſſere Anſiedelungs-Gelegenheit dars zubieten ſcheint – und es fey der Ort 3 - 400 Stun
den Wegs entfernt, ſo wandert er in großen Zügen von Norden nadı Süden, und Weſten , immer in der Abſicht reid , zu werden , was ihm in Louiſiana häu
fis glückt, wo er durch Plantagenbau und Commiſ ſionshandel zu Wohlſtand und Reichthuin gelangt. Der eingewanderte Franzoſe , als dritte Abtheilung
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der Einwohner iſt gewöhnlich Tonkünſtler , Tanzmeis
ſter u . ſ. w ., überhaupt aber ein arbeitsſcheuer Abens theurer und hier wie überall in Nordamerika eine üble Acquiſition ; verſchwenderiſch , vergnügungsſüchtig und oft unmoraliſch , wirft er verderblich auf ſeine Umges bung, die Beſſeren im lande, und ſelbſt ſeinem eiges
nen Auffominen entgegen. Eine vierte Klaſſe der Bevölferung find die Deutſchen . Es iſt bedaurungss würdig , von den Einwanderern des Volkes , das in den nördlichern Staaten ro treffliche Nachfömmlinge
zählt, fein beſſeres , dieſen entſprechenderes Bild hier aufſtellen zu können . Schon die Art ihres Erſcheis nens wirft ein nad theiliges Licht auf rie. Es ges hört unſtreitig ſchon ein gewiſſer Grad von eigener
Werthloſigkeit dazu , ohne Geld und Empfehlung, felbſt ohne nähere Kenntniß von dem fremden lande
auf geradewohl dahin zu -wandern , wo Verachtung und mancherlei Ungemach , epidemiſche Krankheiten , ja ſelbſt der Tod auf der Ueberfahrt , den Einwan derer auch nur bedrohen. Mit den Negern in glei
diem Dienſtverhältniß , ſind ſie derſelben Behandlung unterworfen ; ſie laſſen ſich zu allem gebrauchen, wo
zu fèiner' einer andern Nation ſich verſteht. Die ges ringſten und niedrigſten Dienſte werden von Deut ſchen verſehen und ihr ungeregeltes Leben macht ſie gewöhnlich im erſten Sommer ſchon zum Opfer ih rer Unflugheit. Der Reſt der Bevölkerung beſteht
endlich aus den freien Farbigen und den Sclaven . Erſtere ſind frei gelaſſene oder frei gefaufte Sclaven und deren Nachkommen und Mulatten , oder Miſd
linge von Schwarzen und Europäern. Die anderen ſind Neger , eine Menſchenrace von einem angebornen
kalten , heimtückiſchen und rachſüchtigen Charakter . Aber wer wollte dieſem unterdrückten Geſchlechyte , eia
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nen ſolchen Grundzug ſeines Temperaments verärgen ? Man laſſe jedes andere Bolt in die Sclaverei vera ſinken , und die Wirkung auf den National-Charakter wird jenem ziemlich entſprechen.
Daß es unter ih
nen auch Individuen gibt, die ſich durch Treue und Anhänglichkeit an ihre Herrſchaft vortheilhaft auss zeichnen , iſt nicht zu widerſprechen. Die Behandlung der Schwarzen iſt übrigens hier, namentlich bei den
franzöſiſchen Pflanzern , härter als im Norden und im Weſten der Union. Der in Louiſiana anſäſſige Anglo - Amerikaner aus
den nördlichen Provinzen , zeichnet ſich auch hier, in dieſem zur Sinnlichkeit aufreizenden lande durch die lobenswertheſte Häuslichkeit , Religioſität und Sitts
lichkeit höchſt vortheilhaft aus , und ſeine Familien ſind die geachtetſten und geſittetſten im Lande. Die meiſten anſäſſigen Deutſchen in Louiſiana find wohl habend , leben ſtill und zufrieden , bauen ihre Felder ſelbſt und haben reichlichen Abſaß . Die in dem Staat lebenden Indianer nähren ſich in abgeſonderten Ges
bieten von Jagd und Fiſcherei, einige treiben dabei Mais - und Tabaksbau und beſigen bedeutendeHeerden
von Rindvieh und Schweinen . Wenige haben das Chriſtenthum angenommen .
Ihre Anzahl mag rich
auf etwa 4000 belaufen . Die freien Farbigen werden
auf 10 ,000 und die Anzahl der Sclaven auf 70,000 angenommen .
Der außerordentliche Reichthum dieſes Staates und die Fruchtbarkeit des Miffifippi- Thales, von der man ſich nur dann eine richtige Vorſtellung machen
kann, wenn man ſich ſelbſt an Ort und Stelle davon überzeugt hat, müſſen , vereint mit dem auswärtigen
Handel die Hauptſtadt von louiſiana zu einer der
erſten und reichſten Städte der Welt machen und
- 219 durch dieſe den Staat auf einen hohen Grad von Bedeutung bringen , ter wieder höchſt wichtig auf das Geſammtgebiet der Union einwirken 'wird. Im Rücken das unermeßliche Flußgebiet mit der ausges dehnteſten Waſſerverbindung bis zu den großen Gas nadiſchen Seen ; im Nord-Weſten die Schweſterſtaas ten der Union , vor fich den Meerbuſen von Meriko, die weſtindiſchen Inſeln und ganz Süd-Amerika und
endlich zur Seite unſern einflußreichen Welttheil iſt fie unſtreitig jeßt ſchon einer der bedeutendſten Han delspunfte der Welt , den ſeine große Produktens
Verſendung mittelſt 200 vorzüglicher Dampfſchiffe,
die an Pracht, Eleganz und Bequemlichkeit alle eus ropäiſchen weit übertreffen , bewirkt. Die erſte und vorzüglichſte Kidſſe von Einwandes rern find jene, die kommen , um bleibende Anſiedler zu
werden . Der reiche Einwanderer , der nach Louiſiana zieht, um ſich da bleibend niederzulaſſen , findet noch immer Hunderttauſende von Aedern , ſowohl zu Zucker als zu Baumwollen - Plantagen. Die Ufer des Miſſiſippi ſind nicht ungeſund, nur muß man nicht muthwillig
ſelbſt den Krankheitsſtoff aufſudjen . Gewöhnlich kom men die Fremden in den Wintermonaten an, um ſich im Frühjahr, wo die Hiße mit jedem Augenblick ſteigt, anzuſiedeln . Von einem Ertreme zum andern übergehend, madıen ſie ihren Körper empfänglich für alle Arten der im Lande herrſchenden Krankheiten . Nun nehmen ſie noch hißige Getränke in einem Maaße zu ſich ,
das auch im Norden ihr Verdauungsſyſtem abſolut vers derben müßte.
Der Magen iſt ſomit für das Gal
len - und gelbe Fieber recht methodiſch vorbereitet.
Troß aller Warnung, ſich der Sonnenhiße nidt auss zuſeßen , überhören ſie dieſe , und ſtrengen ſich , um geſchwind reich zu werden , über die Gränzen der
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hier iavernünftigen Gewöhnlich cht.nger die an. uAnfänger winnſArbeitſamkeit pfer ihrer übel en Geſolche louiſ nadann werden die OOpfer verſtandenen Gewinnſucht. Wer das erſtemal nach louiſiana fommt, mit dem Borſaß, da Pflanzer zu werden, kaufe rich land an den Ufern des Miſſiſippi
oder des rothen Fluſſes * ). ( Es ſind noch immer faſt 12 Millionen Acres unbebautes, zu Baumwollens pflanzungen taugliches, und wohl bei zweimalhunderts
tauſend zum Zuckerbau paſſendes land vorhanden ). Hat er ſein land ausgemeſſen , die nöthigen Gebäude
für ſich , ſeine Familie und ſeine Neger aufgeführt, die Arbeiten angegeben , die den Sommer hindurch verrichtet werden ſollen und ſich der Ausführung ſeis ner Befehle durch einen rechtlichen Sclaven- Aufſeher
verſichert, dann gehe er mit Anfang des Juni wieder nach dem Norden , und gewöhne rich ro almählig an das ſüdliche Klima des neuen Landes. Laſſen ſeine Ver
hältniſſe keine Reiſe in die nördlichen Provinzen zu , ſo vermeide er wenigſtens Anſtrengungen aller Art, ſoviel wie möglidy,- feße ſich der Hiße eben ſo wenig, wie den Morgen - und Abendausdünſtungen der hinter ſeiner Plantage anfangenden Sümpfe aus. Sein Haus legt er am beſten ſo nahe wie möglich am Ufer an , und ſichert es gegen die Ueberſchwemmungen , nach der im Land gebräuchlichen Weiſe. Im Rücken ſeiner Pflan zung baut er Sonnenblumen zu Tauſenden an , die für die Verbeſſerung der Luft ein außerordentlich
wirkſames Mittel ſind. leichte und nicht ermüdende Beſchäftigungen ausgenommen , überläßt er alle Ar beiten den Sclaven , die ſich ſelbſt , wenn ſie auch
* ) Auch Redriver , in engliſcher Spradie , unter welchem Namen er künftig vorkommt.
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aus dem Norden kommen, an die Hiße leidit gewöh nen , und den ſchädlichen Einwirkungen des Klimas
nicht ſo leicht ausgeſeßt ſind. Mit einem Capital von 10,000 Dollars kauft man noch an 1400 Acres Landes und 8 – 10 . Scla ven , die im erſten Jahr noch etwa 1000 Dollars zu
unterhalten koſten . Im zweiten Jahr kann der Pflan zer ſchon 50 Acres Landes urbar gemacht haben , und dieſe geben ihm 25 Procent Intereſſen. Im dritten und vierten Jahr kann man auf 40 – 60
Procent rechnen . Fehljahre kommen in louiſiana bei Zuckerplantagen nie, und bei Baumwollenpflanzungen
ſehr ſelten vor. Die Einrichtung einer Zuđerplantage mit 30 Negern kommt in Pouiſiana auf 25,000 Dols
lars. Der Ertrag von 150 Adres cultivirten Landes
iſt im dritten Jahr 150 ,000 Pfund Zucker ; das Pfund zu 8 Cents gerechnet, macht 12 ,000, Dollars, ſo daß jeder Sclave eiuen reinen Gewinn von 400 Dollars
abgibt. Hierzu kommt noch der Syrup , der auch auf einige Tauſend Dollars angeſchlagen werden kann.
An zum Baumwollenbau tauglichem lande find, wie oben bemerkt , in louiſiana an 1/ 2 Millionen Acre am Mirriſippi und Redriver noch unbebaut und als
ſolche Staatseigenthum . Die Einrichtung einer Baum wollenpflanzung von 25 Negern mit 4000 Adres lan des koſtet 20 ,000 Dollars und nach Verhältniß mehr
oder weniger.
Im dritten Jahr gibt die angelegte
Pflanzung einen reinen Gewinn von 6000 bis 8000,
im vierten Jahr von 8000 bis 10 ,000 Dollars ; näin :
lidh 200 Ballen ' Baumwolle, den Ballen zwiſchen 370 und 400 Pfund , das Pfund zu 15 Cents gerechnet. Der Ertrag eines Sclaven beläuft ſich auf 300 bis 360 Dollars .
An Reisländerrien finden ſich in Louiſiana vor
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züglich am Rédriver gegen 25,000 Adres noch unbes bauten Landes.
Gewöhnlich wird Reis mit Baum
wolle und Zucker zugleich cultivirt. Von 30 Sclaven
auf 150 Adres cultivirten landes erhält man ges wöhnlich 700: Barrels Reis, die etwa 2200 Dollars reinen Gewinn abwerfen .
Ein Sclave trägt beim
Neis etwa 140 Dollars ein . Beiläufig findet daſ ſelbe Verhältniß beim Tabafsbau ſtatt, welcher vors züglich im weſtlichen Theil des Staats gebaut wird . Der Indigobau wurde in der neueren Zeit wenig bes
triében , weil man ihn für die Geſundheit der Scla
ven nachtheilig hält. Erſchöpfung des Bodens darf man nicht befürchten .
Die Zucker - und Baumwolles
Plantagen in der Umgebung von Neu - Drlears ſind
nun ſchon über 80 Jahre in Cultur, die Felder wers den regelmäßig bebaut, und gleichwohl iſt der Ertrag ſtets derſelbe. Es iſt nur der in den vereinigten Staaten herr
fchenden Geldnoth zuzuſchreiben , daß die beſten und
herrlichſten ländereien noch nicht aufgetauft ſind. Lange wird es jedoch nicht mehr dauern , ſolche noch im Staatspreiße zu erhalten. Wer ein bedeutendes Capital beſitzt und Feldwirthſchaft oder Plantagen bau anfangen will , findet kein land der Erde, das zu ſeinem Vorhaben günſtiger wäre. Die Ausfuhr
iſt leicht und bequem ; die Schiffe fommen bis an die Plantagen , um die Producte einzunehmen . Der
Abſaß iſt ſtets . ſicher , und die Einwanderer , die Pflanzungen angelegt haben , ſammelten faſt durch gängig in kurzer Zeit ein im Verhältniß zu ihrem
früheren Capital ungeheures Vermögen. Der Pflan zer oder Landwirth mit wenigerem Vermögen , d. h. mit nicht wenigſtens 10,000 Dollars , hat hier feine
andere Wahl, als Hochland zu kaufen und ſich mit
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wenigerem Gewinn zu begnügen . Es gibt im Weſten des Redriver und im
Oſten des Sees Ponchartraint
treffliches Oberland , das reiche Erndten an Wälſcha
korn und Waizen liefert und ſich für Viehzucht vors züglich eignet. Auf dieſem Hochlande gedeihen Zucker , Baumwolle und Reis nicht, ſo wie in dem fetten Uferland am Miſſiſippi und Redriver der Waizen nicht fortkommt und das Wälſchkorn auswächſt. Die
Hochlande von Louiſiana ſind durd;gehends geſund und im Sommer der Zufluchtsort der Bewohner der · Hauptſtadt. Hier kann auch der nordiſche landwirth , ohne das Gallen - oder gelbe Fieber zu befürchten ,
den ganzen Sommer hindurch arbeiten . Auf Abraß darf er ſicher zählen ; in der Nähe der Hauptſtadt durch dieſe, in der Ferne durch die ſchiffbaren Flüſſe. In jedem Jahr ſind gewiſſe Monate, wo Neu- Orleans an friſchen Producten , wie Milch , Eier , Butter 2c. Mangel leidet ; ein landwirth jenſeits des Sees Ponchartrain , in der Nähe der Städte Madiſon, Covington dc. könnte hier wenigſtens auf einen viers
mal größern Erlöß rechnen , als er im Norden für
ſeine Producte erhalten kann . Das Pfund friſche Butter wird zu jeder Zeit mit 30 Sents (45 kr.) be zahlt, und ſo verhältnißmäßig auch die Gartenfrüchte. Dieſe ländereien ſind bisher wenig benutzt. Selbſt
der ärmere Landwirth will ſogleich Pflanzer werden , um mit dem Reichen ſo ſchnell als möglich gleiches Einkommen zu theilen . Die natürliche Folge iſt, daß folche Leute iin erſten Jahr Dpfer ihrer Gewinnſucht werden . Der Menſch kann ſehr vieles, wenn er will,
aber ein tödliches Klima vermag er nicht zu beſiegen . An dieſes muß er ſich erſt gewöhnen , und wer unter
dem ſüdlichen Himmel Louiſianas und in den Niedes rungen die näinlichen Arbeiten verrichten zu können
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glaubt, die ihn im Norden fräftig und geſund erhal ten , wird hier unfehlbar den Tod finden . Perſonen, die von Gewinnſucht oder durd übelberichtete , etwa dabei intereſſirte Menſchen mißgeleitet , ſich in Plans tagenbau cingelaſſen haben , hatten gewöhnlich eine fürchterliche Enttäuſchung zu erfahren und der Ver
luſt der Geſundheit und des Vermögens waren oft die geringſten Uebel dabei. Gewöhnlich ſtarben ſie ſchnell dahin , und hinterließen elende, allem Mangel
ausgeſekte fränkliche Kinder. Neu - Orleans hat, wegen der dort ſtattfindenden ungemeinen leichtigkeit, Vermögen zu erlangen , das
Unglück , der Sammelplaß von Auswürflingen Euro pa's und Amerika 's zu reyn. Alles drängt ſich hier zuſammen , und haufenweis fommen
Abentheuerer
ohne einen Cent im Vermögen an ; Tauſende folcher Glüdsjäger verlieren Geſundheit und leben . Es iſt aber auch Thatſache, daß die reichſten Kaufleute von Neu -Orleans mit wenig oder nichts hier anges fangen haben. Viele derſelben handelten mit Spiel
zeug und Stecknadeln , ihr Vermögen betrug nicht einen Dollar und jeßt ſind fie Millionäre. Solche Beiſpiele, deren es freilich Hunderte in dieſer Stadt
gibt, werden aber den Vernünftigen nicht beſtimmen . Der ordentliche Kaufmann und Commiſſionär, der aus Europa hier ankommt und Geſchäfte anfängt,
wird ſeine ſichere Rechnung finden . . Europäiſche Kunſt - und Manufaktur - Gegenſtände haben in Neus Orleans mehr als irgendwo Abſak, und der Commiſs Tionshandel dieſer Stadt mit Europa iſt ſehr bedeus tend. Es iſt faſt kein Commiſſions-Kaufmann, er rey
Deutſcher, Franzoſe oder Engländer, der hier nicht reid ; geworden , und junge Deutſche , die der französ
fiſchen Sprache vollkommen mächtig ſind und ein
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mäßiges Capital beſißen , werden ſelten einen Ort finden, der ihren höchſten Wünſchen ſo ſehr als Neu Orleans entſpricht ; dies gilt doppelt , wenn ſie mit
europäiſchen Häuſern in Sommiſſions - Verhältniſſen ſtehen . Hingegen kann der Handwerker in einem Sclavenſtaate bei ſeinem Abſaß nur auf die Hälfte der Bevölkerung rechnen , denn die Sclaven bedürfen
feiner nicht. Dabei kommen manche Nahrungsmittel zu Zeiten hoch zu ſtehen : darnac muß er ſich mit den Preißen ſeiner Arbeit richten und dieſe ſind daher
in Neu -Orleans bedeutend.
Für die Fertigung eis
nes Rocks zahlt man daſelbſt 10, für ein Paar Sties fel 6 – 8 und das Paar Schuhe wird mit 3 - 4
Dollars bezahlt und in demſelben Verhältniß ſind Die Einwohner
alle übrigen Profeſſions- Gegenſtände.
beziehen daher viele Artikel aus den nördlichen Haupt ſtädten , wie Kleidung, Schuhe und Stiefel, Hüte 2c.
und der Reiche Täßt ſich ſeinen Bedarf an Ort und Stelle machen . Wagner , Sattler , Gold - und Silbers
Arbeiter , Bierbrauer und Fabrikanten 2c. werden ſehr gut bezahlt.
Zuckerbäder , beſonders wenn ſie Eis
verſtehen, Deſtillas und fühlende Getränke zu machen t hier forParfümeurs tfommeurs uund nd sSchneider wer : elichgeſchickte estern mſehr Tteurs,
den ſehr gut hier fortkommen ; es gibt unter den feßtern welche, die ſich in 10 Jahren an 50,000 Dol lars ' erworben haben.
Es hält für den Einzelnen
ſchwer, einen Anfang zu erhalten , und wenn er dies ſeni nicht hat, ſo ſebt ihn Theurung der Lebensmittel der Gefahr aus , ſein mitgebrachtes Kapital zu ver zehren und ſich in Schulden zu ſtürzen. Die beſten
Geſchäfte machen die Mezger , Maurer, Ziegeldecker, Bäcker und Hufſchmiede , welche meiſtens Deutſche
ſind , die oft das Mezger - und Bäckerhandwerk erſt
in Neu -Orleans lernten . Sie haben dabei gewöhn 15
226
-
.
fich die Wein und Whisky +)-Schenken . Der Stand der Handwerker iſt jedoch nicht geachtet und die Kluft zwiſchen ihnen und der höheren Klaſſe ſo groß, daß man nie einen Handwerker in einem guten Haus oder in beſſerer Geſellſchaft , wie es im Norden der
Fal iſt , finden wird . Man hält den Handwerker
für wenig beſſer als den freigelaſſenen Sclaven .
.
Der Zucker-Anbau in louiſiana iſt einer von den großen Vortheilen , welche dieſes land der Verwirrung
in St. Domingo zu danken hat * ). Das traurige Schickſal dieſer Inſel veranlaßte mehrere Pflanzer zur Nuswanderung nach dein Continent, wo ſie in Louis
Fiaya den Anbau dieſer Rohrart ** ) einführten. Es wird im Januar, Febr. und ſelbſt noch im März * **) gepflanzt , ſchlägt Wurzeln und kommt im Frühling, Anfang April, ſchon hervor , kränkelt hierauf etwas im Mai und Juni,während der herrſchenden Dürre,
erholt ſich jin Juli wieder und binnen drei Monaten +) Eine Art Branntwein von Walſchkorn . * ) Der große Neger- Aufſtand im Anfang dieſes Jahrhun :
i
derts , der. die Unabhängigkeit der Jnſel zur Folge hatte.
.
.
* * ) Der Halm des Zuderrohrs iſt knotig, und hat eine ſehr zarte weiche Rinde , ſo daß man ſie auch zur Zeit
der Reife leicht mit dem Nagel eindrüden kann . Unter
derſelben befindet ſich ein weißes (dhwammiges , mit visiem ſüßen Safte angefülltes Mark. Nach der Blúthe
wird das Rohr gelb und das Mark bräunlich , lekteres · vertrocknet, die Wurzel aber treibt von Neuem . * * *) Viele ziehen die Pflanzungen im Auguſt bis Decem : ber vor und beſtimmen 8 – 10 Monate bis zur Reife des Roh : 8 ; wahrſcheinlich iſt dieſe Verfahrungs - Art
in minder warmen Gegenden zuverläſſiger .
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wächſt es, begünſtigt von der Wärme, häufigem Res ģen in die Höhe,' wird zuſehends ſtärker , bildet int
October mit Jubegriff der die ganze Blüthe unge
benden' Blätter einen Stamm von 8 - 9 Fuß Höhe und iſt ſchon Ausgangs diefes Monats zur Erndte und ferneren Bearbeitung reif und zwar mit einem ſo reellen Nuben , daß ein Morgen gut vorbereitetest,
mit Rohr bepflanzten und dann forgfältig gepflegten Landes im Anfang November im Stande ift , einen Ertrag von 2000 Pfund Zuder und etwa zwei Ohm
Syrup zu geben . Er gedeiht vorzüglich in der Ums gegend von Neu - Orleans an den Ufern des Miſſi
Tippi. Der Anbau iſt plantagenmäßig. Man legt Schnittlinge von 15 Zoll Länge in löcher , welche man reihenweiſe in einem wohl zubereiteten und von
allem Unfraut gereinigten Boden * ) gemacht hat. Nady 8 - 14 Tagen zeigen ſich die jungen Triebe. Sie treiben , wie unſer Schilfrohr , einen Blüthen
büſchel an der Spige , dieſer wird zuerſt abgeſchnits ten und dient allen Hausthieren zum Futter , das Rohr ſelbſt aber wird wo möglich mit einem Schnitt
abgeſchnitten , von den Blättern gereinigt und bün delweis zur Mühle gebracht. Dieſe vom Waſſer und . häufiger noch von Odiſen in Bewegung geſett , bes
ſteht aus drei ſtarfen eiſernen , Tenfrecht ſtehenden Walzen , zwiſchen welchen das Rohr zweimal ausges *) Ein lockered , tief liegendes und etwas feuchter Land mit viel Sonne iſt das beſte. Dies wird zuerſt 12 Sauh reolt und in Quartiere eingetheilt. Hierauf
zieht man 6 Zoll tiefe und eben ſo breite Furchen ,et wa zwei Schuh von einander entfernt. Die eingeleg ten Schnittlinge múſien 3 - 4 Knoten haben , horizori: tal liegen und mit 5 304 Erde bededt werden . 15 *
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preßt wird. - Das ausgepreßte Rohr iſt das einzige Feuerungsmaterial bei der Siedung des Zuckers.
Der Saft wird unterhalb der Walzen aufgefangen
und ſogleich in große Keſſel zum erſten Sieden und Abſchäumen gebracht , wobei man etwas geſtoßenen Kalt zuſeßt , um die Flüſſigkeit beſſer zu läutern . Nachdem ſie in andern Gefäßen noch 2 — 3 mal ges fotten und gereinigt worden , kommt ſie in Fäſſer
mit durchlöchertem Boden , worin ein Theil der Flüf rigkeiten kryſtalliſirt und die Musko w ade oder
den Rohrzucker gibt , und der flüſſigere oder ſchlech tere , die Melaffe , abläuft , woraus durch Deſtil lation der Rum gewonnen wird , welcher im erſten Jahre der Geſundheit nachtheilig ſeyn roll.
Die
ganze Arbeit iſt höchſt beſchwerlich und wird durch die fräftigſten Neger verrichtet. Eine wohl anges
legte Zuckerplantage braucht erſt nac, 20 Jahren wies
der neu gepflanzt zu werden , allein der Ertrag iſt doch nicht ſo bedeuteud und ſicher, als man gewöhn
lich glaubt und aus den Angaben der Reiſenden ent nimmt; denn theils iſt das Zuckerrohr zahlreichen
Feinden , worunter beſonders die Ratten und Ameiſen gehören , ausgeſest , theils erfordert der Anbau viele Sclaven und iſt anſtrengend , ſelbſt lebensgefährlich
und endlich iſt die ganze Fabrikanlage ſtets in Ges
fahr, da das Zuckerrohr ſehr gern Feuer fängt. Louiſiana hat ſeine alte Eintheilung in Kirdiſpiele beibehalten ; nur die weſtlichen Gebietstheile führen die Titel : Grafſchaften . Im Kirchſpiel Neu- Orleans liegt die Hauptſtadtdes Staates : Neu - Orleans, am
öſtlichen Ufer des Miſſiſippi, im Süden von dem See Ponchartrain .
Ehemals ein armſeliger
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Schlupfwinkel von Auswürflingen Spaniens und von Frankreich , die ſich nicht 20 Schritte entfernen durf
ten , ohne bis unter die Arme" im Sdlamm zu ver ſinken oder von Alligatoren verſchlungen zu werden, iſt ſie nun eine der ſchönſten Städte Nordamerikas, bewohnt von 50,000 Menſchen , die mit der halben Welt im Verkehr ſtehen .
Es inag eine eigene Ems
pfindung erwecken , in den Mauern uralter Städte einher zu wandern , wo uns mit jedem Schritt der
Geiſt einer großen Vorwelt anzuwehen ſcheint und
die Trümmer der Vergangenheit uns auf das bedeus tungsvolſte Wort : Vergänglichkeit , aufmerkſam ma chen ; es muß ein erhebendes und zugleich niederſchla
gendes Gefühl ſeyn , das uns innerhalb Roms, Her kulanums und Pompejis prächtigen Ruinen
erfügt;
ganz eine andere Empfindung ergreift uns aber beim Anblick amerikaniſcher Städte , dem Werke weniger Jahrzehnten , oft ſelbſt weniger Jahre. Hier ſieht der Menſch , was er wirfen kann , wenn ſeine Kraft
nicht durch die eigenmächtige faune eines Despoten gehemmt wird. Es iſt ein entzückender Anblick, wenn man den Strom hinabfährt, der faſt eine halbe Stunde breit, eine ungeheure Waſſermaſſe in einem 200 Fuß
tiefen Bette majeſtätiſch dahin wälzt , und gleichſam ſeiner Kraft rich bewußt, ruhig auf das Getriebe der armen Menſchenkinder hinſieht. Rechts und links liegen die herrlichen Plantagen , aus deren Mitte ſich das ſchöne Wohnhaus des reichen Pflanzers einer ita
lieniſchen Villa nicht unähnlich , mit den Hütten und Fabrikgebäuden im Hintergrund erhebt, das Ganze verſteckt in einem Drangen -, Citronen -, Feigens und Bananen - Hain ." Bald darauf ſchweifen die Blicke
des erſtaunten Reiſenden über liebliche Gruppen fleis
ner Häuſer, die ſich ſeit wenigen Jahren an die Ufer
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des Stroms neugierig hindrängten , um des Anblics der Tauſende von Fahrzeugen auf der ſpiegelnden Fläche der Mutter der Flüſſe zu genießen ; plößlich umfängt der Halbzirkel Neu -Orleans mit ſeiner Herrs
lidhfeit das pfeilſchnell dahin gleitende Dampfſchiff und der Fremde betritt eine freundliche, regelmäßige,
mit breiten und ſchön gepflaſterten Straßen und eles ganten Gebäuden nach engliſchem Geſchmack gezierte Stadt, die ihren Hauptaufſchwung den leßten zehn Jahren verdankt. Die öffentlichen Gebäude find
würdevoll einfach ; es zeichnen ſich aus : die Kat thedralkirche in der Mitte der Stadt.
Zu beiden
Seiten dieſer Kirche befindet ſich die Stadthalle und das Presbytery. Die erſtere iſt der Siß der Stadts
obrigkeit ; in leßterem hielt der oberſte Gerichtshof von Louiſiana und das Criminal- Geridt von Neu
Orleans ſeine Sißungen . Die Gebäude haben Ars kaben und bilden mit der Kirche ein erhabenes Ganzes . Ferner ſind bemerkenswerth : das Zollhaus, drei pro
teſtantiſche Kirchen und eine anglikaniſche Hochs firche; die Presbyteriankirche, das Gollegiumgebäude, zwei Theater , wovon das eine amerifaniſche das vors züglichſte iſt ; vier Banken , rechs Freimaurer - logen , drei Markthallen und der Waffenplaß . Die Cottons
preſſen ( Preſſen der Baumwollen -Ballen ) verdienen einer vorzüglichen Erwähnung. Die Bauinwollenbal len werden von den Plantagen eingeſendet und hier zur bequemeren Verſendung auf Koſten der Schiffs
herrn nochmals gepreßt. Manche faſſen 10 ,000 Bal len und preſſen täglich 500 derſelben .
In Neu - Orleans reſidiren Geſandte von Engs ſand, Frankreich,Spanien , Portugal,den Niederlanden , Dänemark, Norwegen , Schweden , Rußland, Preußen uno Hamburg.
Unter der Bevölkerung ſind 15 ,000
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einheimiſche Weiße, 14,000 Fremde, 3700 farbige Freie und etwa 12,000 Sclaven. Neu - Qrleans rollte und fönnte übrigens , feiner dermaligen Größe und Bes
deutung ungeachtet , ſeiner lage nach noch viel mehr, ja noch einmal ſo viel ſeyn , als es iſt, wenn nicht
der Egoismus darin ſeine Herrſchaft in ſeiner gans zen verabſcheuungswürdigen Größe ausübté. lurus herrſcht weniger als in Neu-york, Boſton und ſelbſt in Richmond ; der Amerikaner macht hier keinen Auf wand , wenn audy louiſiann ſeine Heimath iſt , weil '
ihm ſehr wenig daran liegt, vor den Creolen zu glänzen ; er geht nach dem Norden , um da ſeine Pradit und ſeinen Reichthum zu zeigen .
Was man
von der Sittenloſigkeit in Neu- Orleans erzählt , iſt übertrieben ; obwohl mit Einwanderern aller Natio
nen und nicht mit den beſten reichlich verſehen, wird man ſolche Aufforderungen wie in Paris 2c. nie ſehen oder hören , nid ;t weil die Menſchen beſſer find, ſon
dern weil ihnen ihr Geld lieber iſt.
An eine Ver
beſſerung des geſellſchaftlichen Zuſtandes wird hier weniger als irgendwo gedacht und Gemeingeiſt iſt faſt fremd. Jedermann ſorgt für ſich und bemüht ſich ſobald alsmöglich wieder wegzukomment. Sic Geld zu machen iſt der Hauptzweck aller Ankommenden . Unter
haltung, Bildung, Religion ſind alle Nebenſachen . Die gewöhnlichſten Leſeanſtalten oder ein Muſeum fehlen . Die Stadt mit ihren 50 ,000 Bewohneru hat nur 4
Kirchen und dieſe werden troß der lobenswerthen Bemühungen der Geiſtlichkeit nur nachläſſig beſucht.
Die Erziehungsanſtalten ſind noch iin Entſtehen , wers den aber mit wenig Eifer befördert. Alles iſt hier nur Kaufmann und die 14 jährige Miß fragt in der
erſten Stunde der Bekanntſchaft, ob man auch reich
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iſt, wie viel Baumwollen -Ballen und Zuckerfäſſer man jährlich produciren könne 2c. . . Die eigentliche Jahrszeit für die Geſchäfte iſt der
Winter, im Sommer geht jeder, deſſen Umſtände es nur einigermaßen erlauben , nach dem Norden auf das land. Im Winter und Frühling iſt Louiſiana
unſtreitig eins der angenehmſten Länder der Welt. Im Februar kommt der Frühling ; ·häufige Regen fallen und die Vegetation bricht äußerſt üppig hervor und mit dem März , dem lieblichſten Monat des Sahrs, tritt der Sommer ein Schnupfen und Vers
fältungsübel ſind freilich in dieſem Monat häufig und werden gefährlich ; es iſt ſehr rathſam , Flanell
hemden auf bloßem Leib zu tragen , da die Witterung oft an einem Tage mehrmals wechſelt. Mit Rieſen ſchritten entwickelt ſich jetzt alles in dem unbeſchreib lich fruchtbaren Boden ; die ganze Natur ſteht in der üppigſten Jugendblüthe, aber noch iſt die Hiße nicht
drückend, die Musquitos fangen an läſtig zu werden , die Nächte ſind aber noch fühl. Der Mai iſt ſchon ein Sommerinonat und im Juni herrſcht Grabesſtille in der volfreichen Stadt , nur zuweilen von dem Raſſeln eines Zodtenwagens unterbrochen . Die Läden
ſind meiſt geſchloſſen und außer den Negern findet man niemand auf den Straßen *). Dies iſt die Zeitpes . * ) Im Sommer werden von Herren und Damen Son:
nenſchirme und Strohhüte getragen , wie dies auch zu Philadelphia geſchieht.
Die Hiße nöthigt die Einwoh
ner hier wie dort nur die Abendſtunden zum Ausgeben zu beſtimmen und von 11 Uhr Vormittags bis nach Sonnenuntergang iſt daber die Stadt wie ausgeſtora ben . Alles Fleiſch und andere verderbliche Lebensmit: tel werden in beiden Städten nur zwiſchen Eis einge: Fauft und verſendet und dieſes iſt überall ein - dringen ,
des Bedürfniß.
- 233 miste des Spheit bemutadt ums
riode des gelben Fiebers. Es iſt nicht Hiße , welche dieſe Krankheit bewirkt, ſondern die tödlichen Aus: dünſtungen der die Stadt umgebenden Sümpfe , die
einem beinahe den Athem benehmen . Zentnerſchwer liegt die Luft auf der Bruſt und die wenige Kraft, die noch bleibt, rauben die ermattenden Südwinde. Doch nicht jedes Jahr ſchwingt dieſe furchtbare Krankheit ihre Geißel über der unglücklichen Stadt.
: ' Städte von weniger Bedeutung ſind : Madis ſonville , Covington , Natchitoſes, Sons cordia , am Miffiſippi, Natchez gegenüber , Opes louſas 26.
20. Das Gebiet Arkanſas. Dieſes Gebiet , vormals ein Zheil von Louiſiana, gränzt im Nord - Weſten an das Gebiet Miſſuri, im NO. an den Staat Miſſuri, im
Dſten an Lea
neſſee und Miſſiſippi, im Süden an Louiſiana und im Weſten an Meriko und enthält 5700 Q . Meilen mit 30 ,000 Menſchen. Das land gehört zu der
nordamerikaniſchen Hochebene. Es hat an den Flüſ ſen , die es durchſchneiden , fruchtbare Niederungen und zwiſchen den Gebirgen Thäler, die wohl den Ans bau lohnen . Der Miſſiſippi bildet die öſtliche Gränze
und feßt das Gebiet mit allen Staaten der. Union und mit dem Golfe von Meriko in Verbindung.
Das Klima iſt äußerſt milde und ähnelt, dem
von Miffiſippi, nur follen dieGegenden zwiſchen dem Miſſiſippi- Strom und der öſtlichen Gebirgs - Reihe höchſt ungeſund und die Heimath aller Arten von
Gallen - und Wechſelfiebern ſeyn. (? ) Von Çultur und Kunſtfleiß kann in dieſem noch wenig bekannten land , ſowie in ſeinen nördlis dhen und nordweſtlichen Nachbarländern keine Rede
.
reyn .
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-
Seiftesbildung darf man in dieſem
Gebiet
ebenfalls nicht erwarten . Der Pflanzer nimmt, wenn er Amerikaner iſt, ſeine Bibel und hat höchſtens Ges
legenheit , alle Jahr einmal einen Methodiſten -Miſs ſionär, predigen zu hören . Der Franzoſe fümmert fich weder um das eine noch um das andere. Blos in den drei Städtchen : Arkanſas, Arfopolis und lit: lerod ſind nun Elementarſchulen ; von Akademien ,
Collegien und literariſchen Inſtituten kann in einem land , das nur wenige Städtchen und eine zerſtreute Bevölkerung beſißt , die
ihre Hütten viele Meilen
weit von einander abgeſondert und nicht einmal ors dentliche Handwerfer beſiken , gar keine Rede ſeyn. Die begonnenen Niederlaſſungen verſprechen aber den beſten Erfolg. Mais, Waizen , Tabak und Baumwolle
machen ihre Haupterzeugniſſe aus.
Das land iſt
häufig mit den üppigſten Wieſen und Weiden bes deďt. Was indeſſen der Verbreitung einer allgemeis : nen Cultur am meiſten. im Wege ſteht , ſind die
häufigen Ueberſchwemmungen des Miffiſippi und Arkanſas, die ſich Meilen weit erſtrecken und zugleich Sümpfe zurücklaſſen , die nachtheilig auf das Klima wirken . Die Umgebungen des Arkanſas gehören
nach den Berichten eines Reiſenden , ſowohl in Hin richt der Temperatur des Klimas , als auch der Fruchtbarkeit des Bodens, «zu den ſchönſten und anges nehmſten in den vereinigten Staaten. Alle Reich thümer der Natur ſind im Ueberfluß vorhanden * ) ,
* ) Daß Arkanſas in ſeinem Innern ungeheure Schaße aus dem Thier:, Pflanzen - und Mineralreich aufzu weiſen habe , bezweifelt Niemand mehr, und es wird kein Jahrzehend vergehen , bis die warmen Heilquellen des Staato' (Hotſprings) eben ſo beſucht ſeyn werden ,
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die Gebirge enthalten alle Arten Mineralien und das Pflanzenreich iſt rieſenhaft. Bemerkenswerth iſt der ganz außerordentliche Salzreichthum dieſes Ges biets . Es gibt Gegenden , wo beinahe jeder Baum
oft von 200 Fuß Höhe, 2 – 3 außerordentliche Weinreben unterſtüßt, deren Trauben den beſten eus ropäiſchen Sorten nicht nachſtehen an Wohlgeſchmack und Größe und deren Wein ſelbſt dem Capwein an Feuer und Aroma an die Seite geſtellt zu werden verdient. Arkanſas hat dieſelben Produkte , wie Miffiſippi und das nördliche Louiſiana , ſeine Nach
barſtaaten , und ſteht, wie jener Bericht auch angibt, keinem dieſer Länder an Frudytbarkeit nach. Noch ſind erſt wenige Gegenden cultivirt. Unter den Thies ren zeichnen ſid aus : Büffel, Elenthiere, Rothwild ,
Bären , amerikaniſche Wölfe , und ganze Heerden wilder Pferde ; man fängt dieſe mit Schlingen , die ein geübter Reiter im Galopp ihnen überwirft.
Die Niederlaſſungen der Europäer im Oſten des Gebiets gegen den Miſſiſippi hin , beſtehen in Rieben Grafſchaften mit folgenden Orten : A rkopolis, fünftige Hauptſtadt des Staats am Miſriſippi mit erſt wenigen Gebäuden . Arkanſas, am nördlichen Ufer des gleichnamigen Fluſles , iſt die älteſte Nies derlaſſung und treibt einigen Handel. Andere beſtea
hende Anſiedelungsorte ſind : Napoleon , Montis cello , Godron 2c. wie die Saratoga- Quellen . Unſtreitig ſind ſie die vor zúglichſten , weldje Ameripa und vielleicht die Erde bes
fißt. Die Hiße des Waſſers iſt 136 Grad Fahrenheit.
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Der Reſervat- Gebiete der Indianer ſind ſechs, das der Quapavs, der Cherokeſen , der Dfagen, der Chok tavs und der Piankaſays. Die erſten leben als Ues berreſt der eigentlichen Arkanſas- Indianer und Urbes wohner des Gebiets in 4 Dörfern , etwa 600 Köpfe ſtarf, im Süden des Arkanſas und im Weſten des Miſſiſippi, und treiben Ackerbau . Die zweiten beſißen
eine fruchtbare Landesſtrecke im Süden vom Miſſuri und im Norden des Arkanſas. Die Cherokeſen , deren Wohnſiße eigentlich in Georgien , Alabama und Les neſſee gelegen ſind, hatten einen Theil der Union ab
getreten und dafür dieſe landſchaft erhalten , wohin 1810 5000 derſelben auswanderten ; ſie haben ihre junge Civiliſation mit hierher verpflanzt, wohnen in feſten Dörfern , treiben Ackerbau , Viehzucht, Baum wollenwebereien , und andere Gewerbe und leben in Freundſchaft mit den nahen Europäern. Sie haben
ihre patriarchaliſche Verfaſſung beibehalten , zählen jetzt an 8000 Seelen und haben zum größten Theil das Chriſtenthum angenommen. Die Dſagen bewoh nen das Land im Süden von Miſſuri, im Weſten
der Cherokeſen , im Norden und Oſten der Choftavs. Nur ein Theil dieſer Nation , die wir im Miſſuris Staat und Gebiet noch näher kennen lernen , wohnt
an den Ufern des Arkanſas, 2 – 3000 Röpfe ſtark. Es iſt ein braves gaſtfreies Völkchen , das ſchon be
deutende Schritte in der Civiliſation gemacht hat. Die Choktavs bewohnen den Ueberreſt zwiſchen dem Redriver und Arfanſas , ein großes wüſtes und noch faſt unbebautes land, durchzogen von großen Heer den von Büffein , Antilopen u . a . wilden Thieren. Die ſogenannte Grande-Saline iſt ein Salzſee in eis ner weiten Ebene, der bei heißem trockenem Wetter 4 - 6 Zou dick mit einer Salzrinde bedeckt iſt, und
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in dieſem Zuſtand einem mit Schnee bedeckten übers frornen Felde ähnlich ſieht. Zur Zeit der Uebers ſchwemmungen wird die ganze Ebene unter Waſſer geſeßt und das Salz aufgelößt, wodurch der benach
barte Fluß ſo ſalzig wird , daß ſein Waſſer nicht trinkbar iſt. Das land der Piankaſavs endlich bes findet ſich am St. Franziskofluß , ganz im Umfang
der europäiſchen Niederlaſſungen . Dieſe kleine Na tion , zum Stamm einer andern indianiſchen Völkers
ſchaft gehörig , lebt friedlich etwa 20 Röpfe ſtark, von Ackerbau, Jagd und Fiſcherei. 21. Der Staat Miffuri. . . Er iſt der jüngſte aller Staaten und der einzige ? 23 24 Binnenſtaat im Weſten des Miffiſippi. Der Haupts ſtrom des Landes gibt dieſem Staate den Namen, welcher von dem gleichnamigen Gebiet im Weſten und Norden , im Oſten von Ilinois und · Kentuky
und im Süden von Arkanſas begränzt , einen Flä chenraum von mehr als 2800 D . Meilen umfaßt. Durch den ſüdlichen Theil zieht ſich das Dzark - Ge birg als eine Verzweigung des Felſengebirgs. Der
nördliche Theil iſt flady, die Niederungen der Flüſſe ſind fruchtbar und die Höhen baumloſe randige Hais
den. Das Klima iſt lange nicht ſo warm wie in
Arkanſas : die Winter ſind oft ſchon falt und oft der Miſſiſippi ſo feſt zugefroren , daß er mit Laſtwagen paſſirt werden kann * ) .. Die Hiße im Sommer er : * ) Wenn námlich das nördliche Eis angeſchwommen Pommt, ſtammt es ſich häufig und erlangt auch bei ge ringem Froſt eine ſolche Feſtigkeit ; denn die Winter
im
ſüdlichen Miſſuri - Staat ſind noch immer gelind
und der Froſt dringt höchſtens nur. 14 Fuß tief in die Erde ein .
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reicht dagegen ebenfalls einen ziemlich hohen Grad. Der Frühling beginnt im März mit Regen ; im Mai wird die Witterung 'trocken und immer wärmer bis in den Auguſt. Die Gewitter ſind häufig und heftig. Die Kälte fällt in den December und Januar. Ueberhaupt iſt das Klima im Miſſuriſtaat beſtändiger und gleichförmiger als in den öſtlichen atlantiſchen
Küftenprovinzen . Hunderte von ( engl. ) Meilen kann man in den Urwäldern von Miſſuri hin wandern , ohne daß ein
Sonnenſtrahl den Scheitel berührt, obgleich im Aus gemeinen der amerikaniſche Himinel heiterer iſt und
die Sonne anhaltender die Erde mit ihren Strahlen belebt als in Europa.
Der Boden iſt von dem ſeit
Urzeiten angehäuften Pflanzenmoder faſt ſo ſchwarz, als wandle man auf Kohlenlagern . Mächtige Weins ftöcke mit Fußdicen Stämmen winden ſich von einem Baume zum andern und breiten ſich über hundert Fuß über die Erde auf den Kronen ſtolzer Ulmen und Ahornbäume majeſtätiſch mit ihren dickbelaubten
Ranfen aus. Der Zuckerahornbaum iſt in den Miſs furi- Wäldern ſo häufig , daß faſt jeder Anſiedler
ſeinen Zucker oft ganz nahe an ſeiner Hofſtelle gewinnt. Aber auch die Wälder auf Staatseigens thum werden von Reichen und Armen allgemein auf
dieſe Weiſe benußt. Die erſte Occupation gibt das bei das Vorzugsrecht und nur ein wirklicher Käufer des Grunds und Bodens fann Einſprache thun . Ges gen Mitte Februar kommt die Zeit der Zuckererndte .
Der ſchnelle Witterungswechſel bringt den Saft in den Bäumen in ſchnelle Bewegung, daß er aus einer bis zum Holz dringenden Verletzung nicht austropft, ſondern wahrhaft ausfließt.
Jeßt verfügt ſich die
ganze Familie feſtlich in den Wald , wo eine geräus
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mige Hütte ſie aufnimmt. Die Bäumewerden einige Fuß über der Erde angebohrt , in die löcher Holluns derröhren geſteckt und der Saft in untergeſtellten Löpfen aufgefangen . Eine Perſon fährt in Fäſſern auf Schlitten den gewonnenen Saft in die Hütte
und hier iſt die Hausfrau mit dem Einkochen deſſel ben beſchäftigt , indem ſie ihn nach und nach in fünf Keſſeln immer ſteifer werden läßt und endlich aus dem
lekten zum Abfühlen ausſchüttet, wo er denn endlich feſtgeworden dem
beſten gelben Rohrzucker vorgezo
gen wird, indem er geſünder als dieſer , nachhaltiger in ſeinem Gebrauch iſt. Zwei Perſonen gewinnen
mit aller Bequemlichkeit bei günſtigem Wetter in eis ner Woche 200 bis 300 Pfund, ohne dadurch in den Verrichtungen
für die tägliche Nahrung geſtört zu
werden . Der Preiß des Ahornzuckers iſt hier etwa 15 Kreuzer per Pfund.
Gegen 100 Pf. verbraucht
gewöhnlich jede Familie für ſich, wie denn überhaupt europäiſche Sparſamkeit in Nahrungsmitteln völlig unbekannt iſt.
Das ganze land iſt zwar bis in den äußerſten Weſten , das Reſervatgebiet der Indianer , in Cultur genommen , allein die Bevölkerung noch ſo rdwach , daß in jeder Grafſchaft , in welche der Staat ( frei:
lich bis jeßt hauptſächlich nur auf dem Papier eins getheilt iſt , erſt wenige Punkte angebaut ſind.
Die
bedeutendſten Niederlaſſungen finden ſich an der Müns dung des Miſſuri und längs des Miſſiſippi. Der Boden an beiden Strömen iſt höchſt fruchtbar und gibt die reichlichſten Erndten an Mais , der 80 100 , und Waizen , der an 50 Bushel Ertrag per Acer liefert. Flachs , Hanf und Tabak wird mit
beſtem Erfolg gebaut. Baumwolle kommt zwar fort;
ſteht aber der von Louiſiana und Arkanſas an Güte
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cm
nach , auch leidet die zarte Pflanze zuweilen durch Froſt.
Reis iſt auch hie und da Gegenſtand der
Cultur. Ueberhaupt ſind die Umgebungen der Flüſſe zu jeder Art der Kultur empfänglich . Gerſt , Rogs
gen , Hafer , Buchwaizen , Hülſenfrüchte, Kartoffeln und Gartenfrüchte gedeihen vortrefflich . Die Savan nen im Miſſiſippi- und Miſſuri- Zhal begünſtigen die
Viehzucht: mancher Landwirth hält ſeine 140 Stück Rindvieh , und Butter und Käſe find Ausfuhrartifel. Schweine mäſten ſich ſelbſt in den Waldungen und
ihr Fleiſch iſt Gegenſtand des Handels . Vieles Fes dervich bevölkert die Höfe und die Bienen ſchwärmen
wild in den Wäldern. .
- Das ganze leben und Treiben der Bewohner des cultivirten Theils von Miſſuri reßt den erſtaunten
Reiſenden wahrhaft in Träumereien und ſelbſt bei
längerem Aufenthalt vermag er ſich kaum die reichen Gaben der Natur vorzuſtellen.
• Der Miſſuriſtaat iſt wegen ſeines heiteren Him mels der Geſundheit angemeſſener als ſelbſt Deutſch
land. Mäßiges Vermögen , gute Leitung mit ärztli chem Beiſtand für die erſten zwei Jahre, ſind die Bedingungen , unter welchen jede Anfiedelung in dies fem
ſchönen Theil des mächtigen Ländergebiets der
nordamerikaniſchen Freiſtaaten ſeyn muß.
vom
beſten Erfolg
Wäre einmal eine kleine Stadt in dem
Geiſt gegründet , den amerikaniſchen Deutſchen als Mittelpunkt der Cultur zu dienen , ſo würde man
bald ein verjüngtes Germanien dort entſtehen fehent und die europäiſchen Deutſchen würden dann in
Amerika ebenſo ein zweites Waterland finden , wie die Britten . Kein Plan der heutigen Zeit kann dem Einzelnen wie dem Ganzen mehr verſprechen , als ein
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ſolcher zur Gründung einer deutſchen Pflanzſtadt im weſtlichen Nordamerika.
Der Urſtamm der Einwohner beſteht aus einges wanderten Franzofen aus Louiſiana und Canada ; in neuerer Zeit ſind' Anglo -Amerikaner aus allen ata lantiſden und inneren Provinzen hierher übergezogen .
Die Indianer haben größtentheils das land verlafa fen ; nur wenige Dagen ſind in dem weſtlichen lands ſtrich zurückgeblieben und leben friedlich in dem ih
nen überlaſſenen Gebiete. Alle Wohnpläke ſind noch in der Bildung begriffen , nur die Hauptſtadt St. louis hat ſich zu einer blühenden Stadt emporges ſchwungen . Man baut wie in den öſtlichen Staaten ,
allein noch ſieht man wenig mehr, als Blockhäuſer. St. Louis , die Hauptſtadt des Staats .
Die
Stadt liegt maleriſch an der Weſtſeite des Miſſiſippi. Die Häuſer ſind ſchön gebaut, mit Gallerien und
Gärten umgeben . Die Einwohner , etwa 7000, trei ben anſehnlichen Handel , begünſtigt durch den für die größten Fahrzeuge das ganze Jahr hindurch ſchiffs, baren Miſſiſippi. Die Verbindung mit Neu:Orleans, welche dieſer Strom
erleichtert , iſt bedeutend und
wichtig. Ueberhaupt kann der Handel als die alleis nige Achſe betrachtet werden , um welche rich der Wohlſtand des ganzen Staats dreht. Man hat in
St. Louis mehrere ſchöne öffentliche Gebäude, eine Bank der vereinigten Staaten , ein Muſeum , eine Lehranſtalt mit einer anſehnlichen Bibliothek und 2 Druckereien.
Man kann dieſe Stadt das kleine Neu -Orleans nennen , denn wie dort liebt auch hier der Franzoſe geſelliges ſinnliches Vergnügen ; auch iſt er zugleich
durch den Verkehr mit den Indianern roh, heimtückiſch
und gewiſſenlos und ſtelyt dem durch ein milderes 16
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Klima und durch den Umgang mit gebildeten Auss
ländern civiliſirten Creolen weit nach , indem er nur mit dem Auswurf der amerikaniſchen und ausländis fchen Bevölkerung bekannt wurde ; denn anders kann man im Ganzen die vielen Abentheurer und Pelzhänds ler, die im Staat Miſſuri ihr Weſen treiben , nicht
nennen * ). Der rauhe Stentukyer , der dieſe Gegen den alle wie ſeine Colonien betrachtet , iſt ebenfalls
der Mann nicht, der einem jungen Staat die Rich
tung zur Civiliſation geben kann. Die Umgebungen von St. Louis ſind mitunter unabſehbare Wieſenflächen , auf denen treffliche Farms zerſtreut ſind und zahlloſe Heerden von Rindvieh frei umherſtreifen. St. Genevieve, am Miſſuri, Madiſon , Neumadrid und Jefferſon , die Hauptſtadt des Staats und Siß der Regierung , ſind
alle noch im Werben begriffene, aber kräftig empor fommende Städtchen .
22. Das Gebiet Miſſuri.
Im Norden wird, es begränzt von den brittiſchen . Berikungen , im Dſten vom Nordweſtgebiet, Jlinois
und von dem Staat Miſſuri, im Süden von dem Ges biet Arkanſas - und den merikaniſchen Provinzen und
im Weſten wird es durch das Felſengebirg vom Dres gan - Gebiet geſchieden.
Dieſes Gebiet iſt mit ſeinen
40,000 D . Meilen noch völliges Eigenthum der India
ner, und die Union ſieht ſich blos als den Oberherrn deſſelben an , hat aber bisher noch keinen militäriſch beſeßten Punft im Lande, miſcht ſich in die inneren
* ) Die neueſte Zeit iſt Zeuge des erſtaunenswürdigſten Aufſchroungs des MiſſurreStaates .
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243 -
Angelegenheiten der Bewohner gar nicht und begnügt sich, zwiſchen den verſchiedenen Stämmen, die ſich alle
feindlich gegenüber ſtehen , Ruhe und Frieden zu ers halten. Die Indianer erkennen zum Theil auch die Oberhoheit der europäiſchen Amerikaner an und neh men von dem guten Vater (ſo nennen ſie den Präſidenten des Congreſſes ) Geſchenke an , pflanzen in ihren Dörfern die Unionsflagge auf und tragen amerikaniſche Säbel und Medaillen .
Demungeadytet
dauern die günſtigen Handels -Verhältniſſe der Britten noch fort und die nordweſtliche Handelscompagnie bes zieht das beſte Pelzwerk, das Einzige, was den Hans del in dieſem Gebiete belebt. Zur Verbindung dieſes ausgedehnten landes mit den weſtlichen Staaten der
Union iſt der Bau einer großen Landſtraße, durch das Miſſuri-Gebiet in Vorſchlag geweſen , zu deren Siche rung an beſtimmten Punkten Militärpoſten errichtet werden ſollten . Db, und in wie weit dieſes Vorhas
ben zur Ausführung, gediehen , darüber beſigen wir feine näheren Nachrichten . Gewiß wird aber dadurch
der europäiſchen Cultur in die noch wenig bekannten Gegenden der Weg gebahnt und der Schleier gelich
tet, der auf dem größten Theil derſelben ruht. Das Ganze iſt eine nur wenig von Hügeln unter
brochene , ziemlich dürre Ebene , auf welcher ſich nur wenig Baumwuchs und unendliche Savannen befinden . Gleichſam die Pulsader des ganzen Gebiets iſt der mächtige Miſſuri, deſſen ſchwarzes Waſſer ſich von den äußerſten nordweſtlichen Gränzen aus dem Fel
ſengebirg nac; SO . herabwälzt , um ſich zu einem Strome zu vereinigen , der , ihm eigentlich unterges ordnet, wohl mit Unrecht ſich zum Hauptſtrom erho
ben hat. Das Klima in einem ſo ausgedehnten landſtrich 16 *
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muß nothwendig ſehr verſchieden ſeyn. Bis zum 40. Gr. der Breite iſt es mild , weiter hinaus aber wird es rauh ; im Winter iſt's ſehr kalt, im Sommer
heiß. Erſterer dauert hier noch nicht lang und Früh ling und Herbſt ſind ſehr angenehme Jahreszeiten. Jenſeits dieſes : Breitegrades aber dauern die Winter
länger , und die Flüſſe werden ſchon mit ſtehendem Eis bedeckt. Uebrigens iſt das Klima überall geſund. Eine große Plage ſind die Schwärme zahlloſer Moss
kiten, die in den Savannen eigentlich zu Hauſe ſind. Europäiſche Cultur findet in dieſem Gebiete noch gar nicht Statt.
Des Indianers kunſtloſer Ackerbau
beruhet auf etwas Mais und Tabak.
Seine Haus
thiere ſind Pferde und Hunde , nur einige Stämme halten Rindvieh und Schweine. Die meiſten leben
von der Jagd, von der Fiſcherei , von den Wurzeln der Savannen -Gewächſe , den Stauden der Wälder und von den mannichfaltigen Beeren , die ſich ihnen überall darbieten . Die Thiere , die den Wilden in
dieſem Gebiet Nahrung und Kleidung geben, ſind der Büffel, das Elenthier und der Dammhirſch . Der erſte
zieht zu Tauſenden in den Savannen umher. Die beiden andern leben in zahlreichen Heerden an den
waldigen Ufern des Miſſuri. Andere Gattungen Wild als : Hirſche, Rehe , Haaſen , Bären , Wölfe, Füdhſe und Kaninchen ſind ebenfalls einheimiſch . Die Bewohner dieſer noch wüſten Gegenden bes
ſtehen ausſchließlich in Indianern, deren man 42 ver ſchiedene Stämme und etwa 200,000 Individuen zählt.
Die bedeutendſten ſind : die Siour , 21,000 Seelen ſtarf in 6 Dorfſchaften ; die Aſſinibolen , 6500 Seelen ſtark in 7 Dörfern ; die Chipewäer, 3000 Seelen ſtark ;
die Oſagen, 10,000 in 4 Dörfern ; die Panis , 7500 in 4 Dörfern ; die Watapahatoes , 11,800 Seelen ſtarf und
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zerſtreut lebend ; die Mandanen , 1500 -und zerſtreut; die Caſtahanes , 5000 Köpfe zählend ; und mehrere andere. Viele dieſer Völkerſdaften leben noch ganz im Stande der urſprünglichen Wildheit, andere: ſindmehr oder weniger cultivirt, treiben Ackerbau und ſtehen
in Handelsverbindung mit brittiſchen Pelzhändlern ; manche zeichnen ſich durch beſondere Grundzüge des Charakters aus ; ſo ſind viele- fanft und gelehrig , wie die Dſagen , Chipewäer ,, andere zeichnen ſich durdy
Rohheit aus , andere wieder durch einen auffallenden Grad von Ehrgefühl und Blutrache, wie die Siver oder Siour. Die indianiſchen Dörfer beſtehen , namentlich die der Dſagen , meiſtens aus unordentlich durcheinander gebauten Blockhäuſern. Zwanzig Fuß hohe Baum ſtämme ſind an der Spiße gabelförmig zugehauen , die Seitenwände und das Dach ſind mit dichten Matten
von Schilfrohr oder Raſen bedeckt, die Thüren bes finden ſich auf beiden Seiten des Gebäudes , weldes etwa 36 - 100 Fuß groß nur zum Sommeraufenthalt
dient, denn den Winter bringen ſie der Jagd wegen in den Wäldern zu . Andere errichten ihre Wohnun gen wieder anders und durchflechten die Wände mit Weiden.
• Im Allgemeinen iſt der Indianer von kupferrother Farbe* ) und glänzt von Fett und Rauch . Der Kopf wie der ganze Körper iſt gewöhnlich bloß. Die ſtraf * ) Sie werden nicht nur weiß geboren , ſondern bleiben es audi, bis die Sonnenſtrahlen , das Fett und die Säfte von Pflanzen die Haut róthlid färben . So werden auch die Neger weiß geboren, werden aber in den erſten 24 Stuns
den ſchon ſchwarz. ( Von andern Reiſenden wird dies jedody widerlegt).
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fen Haare ſind ſchwarz und das Geſicht oft eben jo oder blau und roth mit mannichfaltigen Figuren bes malt; es iſt dreieckig geſtaltet, die Stirn gut gebaut, die Augen ſind ſchwarz, tiefliegend, lebhaft und mehr
klein als groß. Die Badenknochen ragen hervor , die Naſe iſt grad und in derſelben tragen ſie fupferne oder ſilberne Ringe und in den Ohren ſchwere oft
bis zu den Schultern reichende Gewichte ; die Lippen ſind mehr fein als dick. Das Latoviren iſt allgemeine Sitte , man zieht nämlich mittelſt eines Pfriemens
einen in Kienruß getauchten Faden unter der obers ſten Haut durch und nachdem rich jener der Haut mits getheilt, wird dieſer wieder herausgezogen. Von Ges ſtalt iſt er fchlank und ſchön gewachſen , feine Sinne ſind überaus ſcharf, er hört in großer Entfernung
das liſtige verſtohlene Herannahen des Feindes und erkennt die Spuren des Wildes mit wahrhaft uns glaublicher Gewißheit. An den Fußtritten unterſcheis Det er die Nation des Porübergegangenen. Geſicht,
Farbe, Wuchs , Knie , Schenkel und Füße ſind ihm untrügliche Unterſcheidungszeichen der verſchiedenen Völkerſchaften . Im Walde beobad,tet er weder die Sonne noch Geſtirne, die Bäume geben ihm die Richtung des Weges an , deren Zweige an der Süds
ſeite ſtärker ſind als an der entgegengeſepten und das Moos, welches ihn die Nordſeite erfennen läßt. Mißgeſtaltete und Fehlerhafte werden unter ihnen nicht angetroffen , denn jeder von Geburt Schwache muß nothwendig wegen der Strapaben des indianis
fchen Lebens umkommen . Eltern nehmen keinen Ans ſtand, ein fehlerhaft gebildetes Kind zu verlaſſen oder
zu vernichten . Der ſtrenge Ausſpruch der wilden Na tur: , feyd ſtark oder verzichtet aufs Leben ,“ gebietet ihnen , Alte und Schwade, ſowie jeden zur Selbſter
haltung und zum Kampf untauglich Geworbenen zu tödten , in ihrer Landesſprache : in ein anderes Klima
zu ſenden . Eine gewiſſe indianiſche Nation pflegt dem neugebornen Kinde den Schädel etwas einzuz drücken , und ſo dem Kopf eine platte Fläche zit gea
ben , wodurch ſie ſich den Namen : Flachföpfe , Zu zog. - An den Schenkeln und Beinen tragen ſie häufig eine Art Zeug-Gammaſden und an den Füßen Socken von geräucherter Haut. In der rauhen Jah , reszeit fchüßen“, ſie ſich durch lange Hemden mit kur
zen 'weiten Aermeln von blauer und rother Farbe gegen den Einfluß der Witterung; auch werfeniſie nod ; ein viereckiges wollenes gece gdie porn Stück ot r über an Zeug e Schultern und binden ese vorn am i Hals: eoder in derm
Seite.
Zieht der Krieger zu Feld oder gilts ein
feſtliches Erſcheinen , ſo : flechtet er das Haar auf dem Wirbel zum Zopf und ſchmückt ſich mit Blumen , Kräutern und farbigen Federn, ſelbſt oft kleinen Kno chen und mit den Scalps getödteter Feinde; fupferne
und ſilberne Ringe zieren den Vorderarm und der
Kopf iſt umwunden mit einer Binde, und geſchmückt mit ſilbernen Blechen und Glaskugeln ; in der Hand trägt er ſeinen Tomahavk oder die Streitart , auch oft eine Keule ſtatt deſſen , das Meffer und eine Pfeife.
Die Weiber haben Röcke und über den Rücken einen Sack zuin Nachtragen der Kinder , deſſen Zipfel ſie über der Stirne befeſtigen . Schon von der Wiege an wird dem Indianer Härte des Charakters einges flößt, welche ſpäter namentlid ; bei ihren Ariegen in Grauſamkeit übergeht. Um die Kinder zu uner
ſchrockenen Kriegern zu bilden , ſind dieſen die Eltern unterthänig , und ertragen ſelbſt jede Mißhandlung von ihnen ; ihre Abendunterhaltungen haben die Hel
denthaten ihrer Vorfahren zum Gegenſtand, wie viele
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Feinde fie tödteten , ſcalpirten **) und brieten , oder wenn ſie gefangen wurden , wie heldenmüthig ſie mit falter Unerſchrockenheit die fürchterlichſten Qualen
erduldeten . Frühzeitig geben ſie ihnen Unterricht in der Verſtellung , im Haß , in der Nache und in der
Grauſamkeit ; bei jeder Hinrichtung ihrer Kriegsges fangenen führen ſie die Zöglinge der unmenſchlichkeit berbei und machen ſie vertraut init der Kunſt zu pei
nigen und mit der Erduldung der gräßlichſten Quas len. Ein ſolches Gemüth muß nothwendig in reifern Jahren jedem Gehorſam gram werden ; und alle Un terthänigkeit verſpotten ; Widerſpruch bringt es auf und der Groll verbirgt ſich in der eingepflanzten Vers ſtellung bis zum Augenblick blutiger Rache. Furcht:
bar iſt das Schickſal ihrer Kriegsgefangenen ; man bindet ſie gewöhnlich an einen Pfahl in der Nähe des brennenden Holzſtoßes und peinigt ſie hier mit
allen möglichen Martern , die nur die grauſamſte und verſchlagenſte Wuth erdenken kann . Die Umſtehenden bezeugen bei dieſen abſcheulichen Scenen eine fanniba
liſche Freude. Mit Heldenmuth und unerſchütterlich * ) Wenn der Wilde feinen Feind überwunden und nieder: geworfen hat , ergreift er gleich einen Büſchel Haare, widelt leptere feſt um die Barbaren - Hand und trennt,
indem er dem Unglücklichen das Knie gegen die Schul: ter ſtammt, die Haut von dem Schädel, ſchneidet ſolche ringdum 108 und reißt ſie mit den Zähnen , mit dem
Meſſer nachhelfend , ab. Die ganze Operation dauert höchſtens 2 Minuten und iſt nicht immer tódlich ; der
Scalpirte muß zum Schuß gegen die Kälte eine Müße von Silber oder Meſſingbled tragen . Die Schadelbaut
oder der Scalp wird hierauf zum Trocknen auf drei Reife geſpannt, roth gefärbt und als ruhmpolles Sie:
geszeichen aufbewahrt.
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faltem Blute duldet hingegen der leidende und weit entfernt, nur ein Zeichen des Schmerzes zu geben ,
bietet er vielmehr durch alles, was der Stolz ihm eingibt, ſeinen Henkern Troß. Verächtlich blickt er ſie
an und ſie müſſen von ihm den bitterſten Hohn und ſchimpflichſten Spott anhören.
Er beſingt ſeine ei
genen tapfern Thaten, nennt Eltern und Freunde der Zuſchauer , die er gemordet, und ſchilt lektere noch Kleinmüthige und Zaghafte, die nicht verſtänden zu martern . Das Fleiſch fällt ihm ſtückweis vom Leibe und ſeine von Wuth betäubten Feinde verſchlingen es vor ſeinen Augen und doch entflieht ihm kein laut der Klage, er verhöhnt ſeine Peiniger und erſt mit
dem erlöſchenden Lebensfunken verhalt der leßte Lon ſeiner ſtotternden Stimme* ).
Die religiöſen Begriffe der Indianer ſind hödyſt verſchieden : jeder ſchafft ſich ſein eigenes Glaubens
ſyſtem .
Im Augemeinen erkennen ſie ein höheres
Weſen an, welches die Erde und alle lufterſcheinun gen (nach ihrem Begriff alles, was die Welt in ſich
begreift) regiert, ohne ſich viel um dieſelbe zu befüm mern .
Ales übrige überläßt es dem Schickſal, wels
des älter und mächtiger iſt als es ſelbſt. Unter ſeis ner Bothmäßigkeit ſtehen beſondere Weſen , welche
auf der Erde und in der Luft, jedes' in dem ihm an * ) Die Herzte und Chirurgen in den Lazaretten der Binnen ftaaten verſichern , daß die Wilden bei Amputationen oder andern dirurgiſden Operationen vor Sdhmerz laut
aufldreien , wenn ihr Gemüthszuſtand ruhig iſt ; reizt man aber ihre Eigenliebe und ihr Ehrgefühl, beſchula
digt man ſie der Schwache , widerſpricht man ihnen, wenn ſie verſidern , ſtark genug zu ſeyn , die Operation
auszuhalten , ſo erdulden ſie die größten Schmerzen mit Gleidmuth.
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gewieſenen Fache, herrſchen .
Von ihnen ſind einige
gut , die andern böſe , jene verurſachen Alles , was Wohlthätiges in der Natur geſchieht und ſtehen auch mit dem Menſchen im beſten Vernehmen , dieſe aber
bewirken Alles , was legteren Uebles widerfährt und ſind deßwegen der Gegenſtand religiöſer Verehrung, ihnen bringt man Sühnopfer, um ihren Zorn zu bes ſänftigen . Die Furcht vor den böſen Geiſtern be gleitet den Wilden überall hin : der unerſchrodenſte Krieger iſt in dem Punkt nicht beherzter wie das Weib und das Kind. Er holt rich Troſt und guten Rath bei dem Zauberer , welcher gegen Belohnung
die gefürchteten Weſen beſchwichtigt und um das Schickſal der Menſchen befragt und anruft. dem
Nach
Tod hofft der Indianer in ein anderes Klima
zu kommen , wo er Wild und Fiſche im Ueberfluß antrifft , wo er ohne Sorgen und Kuminer in uns geſtörtem Glück leben und fettes Fleiſch eſſen fann ,
ſoviel ihm beliebt. Von einer fünftigen Vergeltung des Guten und Böſen ſcheint er nichts zu hoffen und zu fürchten . Sie beſigen kein einziges Mittel, etwas
Geſchichtliches auf ihre Nachkommen zu verpflanzen und ihre Sprachen ſind nicht viel mehr als unartícu lirte wilde Töne, die ſchwer zu verſtehen und nur durch langjährige Beobachtung der üblichen Geſticus
lationen begriffen werden können * ). Jeder Stamm hat ſeine eigene Sprache und ſelten verſteht einer die * ) Daß hier nur von dem eigentlichen wilden Urbewohner der innern amerikaniſdien Wildniſie die Mede war, verſteht ſich von ſelbſt , denn die ſchon halb civilifirten Indianer in den ſüdöſtlichen und ſüdlichen Staaten ſte hen nur wenig niedriger als der Bauer in manden ab geſonderten Gegenden Europas.
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des andern. Ihre Gräber haben die Geſtalt eines Zuckerhutes von 30 – 40. Fuß Höhe. Man fand in denſelben
außer den Ueberreſten
des Verſtorbenen
noch ſeinen Bogen , Pfeile und ſeinen Lomahavk oder die Streitart. 23 . Das Gebiet Oregan . . Es wird von den engliſchen Beſikungen in uns
beſtimmten Gränzlinien im Norden, durds Felſenges birg vom Gebiet Miſſuri im Oſten , von dem me rikaniſchen Reich im Süden und vom Ocean im
Weſten umgeben und umfaßt in dieſen Gränzen über 15,000 Q . Meilen. Zwiſchen dem an der Küſte ents lang ziehenden Gebirg und dem Felſengebirg breitet
ſich das große hügelidze und ganz mit Wald bedeckte Thal des Dregan - oder Columbia - Fluſſes mit ſeinen Nebenflüſſen aus. Das Felſengebirg hat eine Menge
tiefe Thäler , die zum Theil ſo weit ſind , daß ſie ganze indianiſche Stämme beherbergen können ; längs
dem Auſtral-Ocean beſteht die Küſte 30 Meilen breit aus aufgeſchwemmtem land voller Sand und Felfen . Stridweiſe liegt die Dammerde wohl 2 Fuß hoch über die Felſen und ſelbſt die weſtliche Gebirgsreihe
trägt Sedern und andere Forſtbäume vom ſtärkſten Wuchs, weshalb audy hier der Boden ſehr fruchtbar
zu ſeyn ſcheint. An den Flüſſen finden ſich herrliche und fruchtbare Niederungen und überhaupt würde das Land, wenn es europäiſche Cultur befäße, gewiß zu den angenehmſten und ſchönſten
Ländern Nords
Amerikas gezählt werden müſſen , da es eines milden und geſunden Klimas genießt und nicht die Einför migkeit hat, welche ſelbſt die fruchtbarſten Gegendent
des öſtlidzen Nord-Amerika begleitet. Der Fluß, der dem Lande den Namen gibt, hat einen äußerſt ſon:
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berbaren lauf; feine Quellen ſind noch nicht gehörig bekannt.
Eine Art von europäiſdier Cultur wird in dem Columbiathal noch nicht angetroffen : die Indianer ſind entweder Jäger oder Fiſcher und, nähren ſich ,
wenn beide Nahrungszweige nicht ausreichen , von ben Früchten des Waldes, von etlichen eßbaren Wur zeln und von Waldbeeren . Hungersnoth iſt freilich
in Oregan auch nichts Seltenes , weil die ewigen Nadyſtellungen das Wild ſcheu machen und die übris gen Gegenſtände , freiwillige Gaben der Na
tur, nicht regelmäßig wiederkehren . In der Umges bung von Aſtoria bauen die wenigen Europäer etwas Mais und Kartoffeln zur eigenen Nahrung.
: Hausthiere beſitzen die Indianer außer dem Pferd und dem Hund gar keine. Erſteres iſt klein , lebhaft und ſtarf, nährt ſich im Sommer auf üppigen Wie
ſen , muß ſich aber im Winter die ſpärlidie Nahrung unter dem Schnee hervorſuden.
An wilden Thieren
ſind in den Gebirgen zu Haus : der ſchwarze und der weißgrauliche Bär, ein beſonders furditbares Thier ;
einige Arten Rothwild , Wölfe , Füchſe, die Tiger kaße, Antilopen 2c. Das Pflanzenreich iſt nod; wenig bekannt, da alle Nachrichten , die wir von dieſem entlegenen lande beſitzen, von Reiſenden kommen , die nur kurze Zeit an der Küſte anlegteit , um ihre Fahrt nach einges nommenem friſchem Waſſervorrath alsbald wieder wei ter fortzuſeßen , ohne weit in das Innere einzudringen
und mit den noch uncultivirten Bewohnern zuſam menzutreffen . Man ſchätzt die Anzahl dieſer leßteren auf 120,000 Stöpfe. Die Flachköpfe und Schlangen indianer ſind die bedeutendſten Stämme. Erſtere werden als ein gutmüthiges, friedlides Polk geſchil:
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dert , das , fich von Jagd und Wurzeln 2c. nährend, in Hütten wohnt, welche zum Theil unter der Erde, mit geflochtenen Binſen ausgeſchlagen und mit Ces derrinden gedeckt ſind. Die Schlangenindianer ſind
friegeriſcher und. treuloſer als ihre Nachbarn , woh nen in Dörfern und wandelbaren hölzernen Hütten , welche meiſtens groß und geräumig aus Brettern zu
ſammengefügt ſind, welche mit Baumrinden und Stri den an Pfählen befeſtigt ſind.
Das Dach der meiſtent
iſt flach und das Aeußere und Innere zum Schuß gegen die Winde mit Matten behangen . Hütten leben oft 5 – 10
In ſolchent
Familien einmüthig beis
ſammen , von welchen jede in der Mitte der ihr an gewieſenen Abtheilung ihren eigenen Heerd beſīßt. An den Seiten befinden ſidy die Bettſtellen ; 1 Fuß hoch von Erde lagern hier auf Matten alle Glieder
der Familie unter einander ausgeſtreckt. Die Häuſer ſind mit grob geſchnişten Bildwerken geziert, welche die Bewohner Klamas oder Götter nennen , aber
nicht als ſolche zu verehren ſcheinen . Ihre Geräth ſchaften haben ſie in dichtgeflochtenen Sörben und Kiſten. Bei ihren Wanderungen laſſen ſie nichts zus
rück als die eingerammten Pfähle. Ihre Lebensweiſe iſt höchſt unreinlich) ; die Hütten werden nie gereinigt und die Eingeweide ic. der Fiſche bleiben bei allem übrigen Koth liegen , bis ſie abziehen , um anderswo
ihre Ställe aufzuſclagen . Das halbgebratene Fleiſch zerreißen ſie mit den Zähnen ; Fiſche und Gemüſe
werfen ſie in einen Korb, aus dem ſie, durch glühende Steine halb gebraten und halb verdorben , verzehrt werden .
Jagd und Fiſcherei beſchäftigen einzig die
Männer, welche im Allgemeinen aber ſehr träge ſind : junge Leute liegen oft Stundenlang am Ufer des Fluſſes in der Sonne, während die Weiber und
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- .
Mädchen Hüte und Matten verfertigen oder Beeren , Wurzeln und Holz rammeln . – Sie haben nicht den
mindeſten Begriff vom Ackerbau , fammeln ſich aber Vorräthe an Fiſchen , Wurzeln und Beeren für den Winter und bewahren ſie auf , indem rie ſolche mit
Lachs oder Robben- Fett vermiſchen und in der Sonne getrocknet in ihren Körben aufbewahren . Die Män
ner ſind ſtark und von ſchönem Wudys ; fie tragen ihr ſchön genähtes Gewand über die Achſel geworfen , es geht unter dem rechten Arm durch und wird auf der
linken Achſel mit einem hölzernen Häkchen befeſtigt, iſt auf der Seite aber offen , um dem Arm freien Ges
brauc, des Bogens und anderer Waffen zu laſſen . Die Weiber betreiben mit Eifer die ihnen obliegen den häuslichen Arbeiten und ſind in der Kleidung nicht viel von den Männern verſchieden . Beide Ges ſchlechter haben in den Dhren mehrere löder, worin
fie Stäbchen , mit kleinen Muſcheln behängt , tragen . Iit der Naſe tragen ſie Gänſe - und Schwanen federn . Ihre Waffen ſind : eine kleine Steule , 2 Fuß
lang und artig ausgeſchnitt, ein Bogen und Pfeile von leichtem Holz mit Spiken von Steinen , Kinos
chen oder Eiſen und ein Dolch von Eiſen oder Feuerſtein . Steinerne Beile und Meiſel von Holz dienen zum Behauen der Bäume. Ihre Kanots ſind leicht, geräumig (30 Perſonen haben darin Plat ), bemalt und mit Otterzähnen verziert. Sie ſind über trieben abergläubiſch. Der einzige Ort von Europäern bewohnt, iſt : Aftoria , auf der Nordſeite der Columbia mit eis nem Hafen , einem Fort und Vorrathshäuſern . .
24 .
. :
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Dal Nordweft . Gebiet.
Dieſes Gebiet , welches den Namen von ſeiner
nordweſtlichen lage hat , den es aber , ſobald ſeine
Wildniſſe angebaut (ſeyn werden , mit einem andern vertauſchen wird , gränzt in NW . an die brittiſchen
Beſißungen , im NO . an den Oberen - See , im Oſten
an den Huronſee und Michigan, im S . an Illinois , im Weſten an das Miſſuri- Gebiet, wovon es der
Miſſiſippi bis zu ſeinen Quellen und der Redriver bis zur Vereinigung mit dem Affiniboin ſcheiden und umfaßt in dieſen Gränzen einen Flächengehalt vont mehr als 6000 D . Meilen . Das land iſt faſt noch
ganz unbekannt, macht einen Theil des weſtlichen Miſſiſippilandes aus und ſoll niedrige landrücken
und ausgedehnte Wieſenflächen beſigen . Das Klima iſt bei der großen Ausdehnung des Landes ſehr ver ſchieben : es iſt weit fälter als in den benachbarten
Staaten Jlinois und Indiana , doch mäßigen die großen Seen an der Gränze des Landes die Tempes
ratur merklich und man ſieht Pflanzen , die eigentlich einer ſüdlicheren Breite angehören , üppig gedeihen . Europäiſche Cultur iſt auch in dieſem nur von wil den Horden bewohnten lande noch nicht anzutreffen ;
die Beſaßungen der beiden Forts bauen wie in Oregan nur etwas Mais , Obſt und Gemüſe zum eigenen Bes
darf. Das land würde indeſſen für eine bedeutende Cultur empfänglich ſeyn : der Boden iſt zum Theil fett und produktiv , wie ſchon der hohe Baumwuchs
bezeugt und mehrere unſerer Handelspflanzen ſchießen im natürlichen Zuſtand üppig empor ; ſo der wilde
Reis , der in ſo didytem Stand manche Gegend bes deckt, daß eine geübte Hand in der fürzeſten Zeit eine bedeutende Quantität einerndten kann , der wilde
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Hopfen , die wilde Rebe , die bis zu den höchſten Bäumen hinaufranft, und der Hanf. Die Savannen
ſind wohl mit 2 – 3 Fuß hohem üppigen Gras und nährenden Kräutern bededt. Die Wälder enthalten die gemeinen nordamerifaniſchen Bäume, vorzüglich Fichten - und Eidhenarten , Zucerahorn 2 . * ); in eis nigen Strichen erreichen dieſe Bäume eine ganz auſ
ſerordentliche Höhe und faſt unglaublichen Umfang. Das Thierreich liefert im Ganzen dieſelben wilden und Hausthiere, wie Dregan : der Büffel durchſtreicht
heerdenweis die Savannen und die Pelzthiere geben
die reichſten Beuten der amerikaniſchen Pelzhändler. Geflügel iſt in zahlloſer Menge vorhanden : Schwäne, Gänſe , Enten , Feldhühner und Wälſche mäſten fich mit dem wilden Reis . Nahe bei den Antoniusfäl
len horſtet der Adler. Sämmtliche des Pelzhandels * ) Aus dem Ahornſafte wird der bekannte Ahornzuder bereitet. – Ein Baum von 20 Zoll im Durchmeſſer liefert zu 5 Pfund Zuder jáhrlich den Saft und viele können 30 Jahre lang angebohrt werden . – Der im Frühjahr (im Márz) aufgefangene Saft wird, ebe er in Sáure úbergeht, ſo lange in Seſſeln geſotten , bis er
feſt wird. Ein Mann kann mit ſeinen Kindern in 3 – 4 Wochen , denn ſo lange dauert das Ausfließen
des Saftes , ganz bequem 1500 Pfund Zucker bereiten. Seine kleinen Gehúlfen braucien dabei nichts zu thun, als die Gefäße mit dem aufgefangenen Saft herbeizus tragen und unter dem Keſſel ein gelindes Feuer zu unterhalten . Den Zucker läßt man , wie er aus dem
Refſel kommt , in Geſtalt dider runder Ruchen von dunkler Farbe und außerordentlicher Härte. Um ihn zu gebrauchen wird er geſchabt und ſo zu Pulver ge
macht. Geläutert mit Kalk, Eiweis, Blut und andern Dingen , ſteht er weder an Feſtigkeit, nod) an Geſchmad
und Schönheit dem beſten Hut: oder Rohrzucer nach . '
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wegen ſich hier aufhaltende Europäer mögen höchs quus ſtens soo Seclen betragen , und haben ihre Nieders laſſungen größtentheils am Miſſiſippi. Die Indianer bauen etwas Mais und Kartoffeln und leben übris
gens von der Jagd und Fiſcherei. Das Fort Dears born , unfern des Michigan - Sees , iſt ein Militärpo: ſten der Union und das ſtarte maſſiv gebaute Fort
Hovard und noch wenige Anſiedelungsorte etlicher franzöſiſchen Canadier ſind die einzigen cultivirten
. Punkte. 25. Da 8 Huron- Gebiet.
Zwiſchen den Seen Michigan und Superior, dem Nordweſtgebiet und dem Staat Jlinois , gleichſam die öſtliche Hälfte des Nordweſtgebiets bildend, ward diefes territory erſt 1828 als ſolches anerkannt. Es hat ganz die Bodenbeſchaffenheit ſeines weſtlichen Nachbarlandes und iſt beſonders reich an Bleigruben . Außer den in den leßten Jahren etwa entſtandenen europäiſchen Anſiedelungen ſind nur wenige befes
ſtigte Drte wie Howard , Brady und Prä via dü Chien bemerkenswerth . 11 / 25€ Dieſer jüngſte aller Staaten warð erſt 1828 aufs ; ? genommen . Seine ſtatiſtiſchen Verhältniſſe ſind uns 26. Der Staat M i dy i gan.
indeſſen noch unbefannt. Er gränzt im Norden an den Oberen - See und
die Straße Michillimakinaf ; im Oſten an den Hus ronſee, im SD. an die Straße und den See St.
Clair, die Straße Detroit und den Erie-See, im S . an Ohio und Indiana und im Weſten , nachdem es jeßt die Weſtfüſte des gleichnamigen Sees erhalten hat , an das Nordweſtgebiet und umfaßt 2500 D . 17
.
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-
Meilen mit etwa 20 ,000 Menſchen .
Der größere
öſtliche Theil des Landes, die Halbinſel, zwiſchen den
Seen entlang iſt mit dem
ſchönſten Graswuchs bes
deckt und vor allen eignet ſich die Oſtfüſte der Stras Ben , die den Huron - und Erie - See vereinigen und weiterhin zu europäiſcher Cultur. Das Klima iſt in .
dieſem landſtrich ſtrenger als im Weſten des Michi gan, doch herrſcht noch keine kanadiſche Kälte.
Von
dem großen Gebiete iſt erſt eine kleine Strece längs der Straße Detroit bis zum St. Clair , etwa 120 tel des Ganzen in Cultur genommen. Die bedeutendſten Niederlaſſungen befinden ſich an den Flüſſen : Rachin ,
Huron , Redriver und an dem See St. Clair ; von dem ganzen übrigen Gebiet mit wenig oder gar feis
ner Ausnahme iſt nur die kleine Inſel Michilimaki nak europäiſch coloniſirt und den Reſt durchſchwärs men fchwache Indianerhorden . Woman den Ackerbau
verſuchte , lieferte er die glüdlichſten Reſultate : alle europäiſchen Getraidearten und Gemüſe gedeihen ſehr gut , und das Vieh kommt vortrefflich fort. Die Thiere des Waldes ſind Elenne , Hirſche, Rehe und alle übrigen des nördlichen Theils von Nordamerika. Auch einigen Kunſtfleiß trifft man bei den wenigen Eingebornen : ſie bereiten leder , wollene Zeuge , Leinwand , lichter 2c. Doch an eigentliche Fabrifen iſt noch nicht zu denken . Die günſtige Lage zum Handel wird noch nicht ro benußt, wie ſie es vers dient , und die ſpätern Einwanderer werden ohne
Zweifel ihre merkantiliſden Verbindungen mit den erſten Handelspunkten Nordamerikas bedeutender zu
heben wiſſen. Die Wohnpläße der anſäſſigen Euros
päer ſind zerſtreut: ſie leben einzeln auf ihren Pflans jungen . Sie beſtehen aus Anglo - Amerikanern , aus
– 259 Penſylvanien und Neu - York eingewandert und aus Abfömmlingen franzöſiſcher Sanadier. Michigan zerfällt in den Staat längs dem Geſtade
des Sees Erie und St. Clair , bis zum Huron - See, und an das Land der Indianer , dem größten übrigen Cheile der Halbinſel. In erſterem find Hauptorte :
Detroit, Hauptſtadt des Staats und Siß der Regierung, bildet ein regelmäßiges Viereck mit mehres
ren öffentlichen Gebäuden , einer Akademie, einer Bank
und Druckereien . Die Einwohner , etwa 3000 an der Zahl, treiben anſehnlichen Handel mit Neu - York und Philadelphia ; der Hafen iſt gut. Michillis mafinal, auf dem Eiland gleiches Namens , iſt noch unbedeutend ; die Einwohner ineiſt franzöſiſche
Canadier, treiben anſehnlichen Pelzhandel, wozu rich alljährlich mehrmals etliche und 1000 Indianer
im Städtchen verſammeln . Der kleine Hafen begüns ſtigt die Schifffahrt. so nahe an der Gränze von Canada, rey es uns vergönnt, einen kleinen Abſprung zu machen und das
jenſeitige Ufer von St. Clair zu betreten , um uns mit dieſem Nadibarlande der vereinigten Staaten auch einigermaßen bekannt zu machen . Canada iſt eine Beſibung der Engländer und war ehedem eine franzöſiſche Colonie. Brittiſche Flaggen
und Schildwachen , die franzöſiſche Sprad;e und Sit
ten der Bewohner , die fremde Bauart der Häuſer, Gruzifire, Kapellen und große fatholiſche Kirchen 2c. alles erinnert den Reiſenden , daß er das freie Ges biet der vereinigten Staaten verlaſſen und den Boden
eines fremden Landes betreten habe.
Das ganze land umfaßt die nördlichen Ufer der 17 *
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großen Seen und vom 56 Grad weſtlicher länge an
die beiden Ufer des St. Lorenz bis zu ſeiner Mündung. Dieſe Gegenden wurden zuerſt von Cabot, einem Benetianer in engliſchen Dienſten , 1497 geſehen , von dem Franzoſen Cartier 1534 aber unterſucht und
1608 zuerſt von franzöſiſchen Anſiedelungen beſeßt, welche durd, den Pelzhandel blühend wurden und ſich bald über die Seen hinaus ausbreiteten . Im Fries
den 1763 mußten die Franzoſen ganz Canada an England abtreten. Das Ganze beſteht aus den nörd lichen Uferländern der Seen und des St. Lorenz, und aus einem ſchmalen ſüdlidien Uferrand des let :
teren . . Im Norden und Süden ziehen ſich mäßige Gebirgsreihen hin und ſchließen das lorenzthal ein , welches ſelbſt eine ſchöne Abwechſelung von Berg und
Zhal darbietet. Nur die Flußufer und einige Seitens thäler ſind vollkommen angebaut; im Weſten und Norden liegen noch unendliche Strecken wüſte und ſind mit den ſchönſten Wäldern bedeckt. Das Klima
iſt rauher als unter gleicher Breite Frankreich und Süddeutſchland in Europa ; der Winter dauert im Dſten 5 Monate, wo alles unter Eis und Schnee
begraben iſt und die Kälte gewöhnlid , 20 – 25 Gr. beträgt ; ( ? ) im Weſten dauert er nur 3 Monate,
und das Klima iſt bedeutend milder, ſo daß ſelbſt der Mais in Obercanada noch gut geräth. Der Sommer, welcher läſtig heiß , tritt ſo ſchnell ein , und ver:
ſchwindet wieder ſo plötzlich , daß es keinen eigentlis
chen Frühling und Herbſt gibt; aber die Luft iſt durchaus geſund und der Boden äußerſt fruchtbar, nur über 50 Grad hinaus findet kein Anbau inehr
ſtatt. Das Ganze enthält etwa 11,500 D . Meilen mit nahe an 500,000 Einwohnern . Canada wird in
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Unter und Ober - Canada getheilt ; der in den St. lorenz fallende Utawa macht die Gränze: Unter - Canada erſtreckt ſich zu beiden Seiten · des St. lorenz, deſſen Ufer allein gut angebaut find. Die erſten Einwanderer waren Franzoſen , und ihre Nachkommen , welche die Sprache, die Religion und viel von den Sitten und dem Charafter ihrer Vors fahren beibehalten haben , machen noch ießt den größs ten Theil der Bevölkerung aus. Das land iſt aus früherer Zeit her in Seigneuries oder Herrſchaften
getheilt, deren Bauern indeß dem ſogenannten Grunds herrn nur einen äußerſt geringen Zins entrichten . Ales land, welches nicht zu den Herrſchaften gehört, wird von der Regierung vertheilt. DietBevölkerung ermehr ddurch urch 9Auss , hat ſich in neuren Zeiten ſchnellu.bvermehrt d n n ie meiſte aaus us EEngland ngla und dwanderer und Deutſchland., doch gehen die meiſten davon nach Ober- Canada , wo ſie lands leute finden . Von den Urbewohnern , den Indianern,
ſind vielleicht feine 20 ,000 mehr vorhanden ; ein Theil von ihnen iſt katholiſch und wohnt in Dörfern ; die meiſten aber behaupten ihre Freiheit in Wäldern und
erhalten ſogar Geſchenke von der Regierung , um ſie in Ruhe zu erhalten. Sie gehören zum Theil zu dem einſt mächtigen Stammeder Irokeſen oder Huronen . Das Klima geſtattet nur den Anbau von Sommers
getraide; unſere Obſtſorten kommen zwar fort , ſind aber nicht ro git als bei uns . Waizen wird vors züglich gebaut und ausgeführt. In den Wäldern finden ſich ſehr viele Zuckerahornbäume, aus deren Saft , welcher wie der Birkenſaft bei uns gewonnen wird , aller Zucker , den man im Lande braucht , be
reitet wird. Die Viehzucht iſt bedeutend, die Fiſches rei höchſt ergiebig ; nur Salz fehlt dem Lande gänz lich. Die Jagd iſt mehr ein Vergnügen als eine Beſchäfs
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tigung der Canadier ; die Zunahme der Bevölkerung
und die allzuhäufige Verfolgung hat das Wild in entlegene Gegenden verſcheucht. Dennoch iſt Unters Canada der Hauptſiß des amerikaniſchen Pelzhandeld . Eine Geſellſchaft von Kaufleuten , die nordweſtliche Geſellſchaft, unterhält faſt bis an den Auſtral-Ocean , an 3000 Agenten , welche auf einzelnen Punften des
unermeßlichen Binnenlandes zerſtreut wohnend , mit den wilden Indianer-Stämmen in Verkehr ſtehen und von ihnen die Pelzwaaren einſammeln und an den allgemeinen lagerplaß am weſtlichen Ende des Obes
ren - Sees befördern . – Unter-Canada wird von einem königlichen Statthalter regiert, deffen Aufſichtlich
über alle nördliche und weſtliché Binnenländer erſtreckt, in militäriſcher Hinſicht aber über das ganze brittiſche Nordamerika . Ihm zur Seite ſteht ein gereksebens der Rath, welchen der König ernennt, und Deputirte
des Volks , ganz nach Art des Ober- und Unterhauſes im brittiſchen Parlament. Die wichtigſten Städte in Unter - Canada ſind : Montreal , auf einer ſehr frudtbaren Inſel im
St. Lorenzi welche hier noch für große Seeſchiffe tief genug iſt. Sie wurde 1640 angelegt und zählt jeßt über 26 ,000 Einwohner.
Sie iſt gut gebaut,
auf dem Marftplaße ſteht auf einer 30 FUB hohen Säule eine Statue Nelſong. Der größte Theil der Einwohner iſt franzöſiſcher Abfunft und redet audi nur franzöſiſch . Montreal iſt , wie ſchon erwähnt,
der Hauptſtapelplaß für den Pelzhandel und hat auſs ſerdein großen Handel mit Ober - Canafa und mit den
vereinigten Staaten , vermittelſt des reißenden , aus dem Champlain - See ſtrömenden Sorel , an welchem eine ganz von Engländern bewohnte gleichnamige
Stadt liegt. Auf der Weſtſeite der Inſel liegt das
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Dorf China, deſſen Hafen der Sammelplaß aller Schiffe von und nach Ober-Canada iſt ; der Canal
zur Vermeidung der gefährlichen Stromſchnellen ver
bindet dieſen Hafen mit Montreal. Weiter abwärts an der Mündung des kleinen Fluſſes St. Maurice;
liegt die Stadt Trois rivières oder Tree rivers.
Die
Hauptſtadt von Unter - Canada , Quebec , liegt am nördlichen Ufer des St. Lorenz, welcher gleich unter
der Stadt ſich zum Meerbuſen erweitert und Linien (diffe aufnimmt. Die Stadt beſteht aus einer ſtark befeſtigten und hoch gelegenen Oberſtadt und einer Uns terſtadt, wovon leştere eng und ſchinußig iſt. Quebec iſt der Siß der Regierung und eines katholiſchen und eines anglifaniſchen Biſchofs , und hat an 20,000 Eins wohner . Doch ſteht ihr Handel dem von Montreal
etwas nach . Sie wurde 1608 angelegt und 1759 von
den Engländern erobert. Man ſpricht hier engliſch und franzöſiſch. Ober - Canada, im Weſten des Vorigen , breitet ſich nördlich an den Ufern der Seen und des St. Los
renz aus. Das Selima iſt bedeutend milder ; hier ges deiht rdjon der Mais , vorzüglich die Kartoffeln , viele Obſtſorten und Winterfrüchte, aber das land iſt nur
noch ſchwach bewohnt, von 170, 000 Menſchen , 'wor: unter etwa 12,000 Deutſdie, welche vorzüglich in der Gegend des Niagara wohnen ; der weſtliche Theil der Provinz iſt nodi faſt ganz mit Wäldern bedeckt.
Die Einwohner ſind meiſtens Amerikaner , aus den
vereinigten Staaten ausgewandert, Britten und Deuts ſche , und man findet hier alle chriſtliche Religions: parteien mit völlig gleichen Rechten ;' die Verfaſſung iſt gleich der von Unter -Canada . Die hier noch wobs
nenden Indianer , meiſt vom Stamme der Chipes wäer und Huronen find zum Theil Chriſten und wes
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nig' zahlreich . Die Viehzucht und die Iago ſind hier
noch bedeutend , aber nur die nothwendigſten Hands werfer, ſonſt wenig Kunſtfleiß, vorhanden. -
Der
Hauptort der Provinz iſt york, am Ontario, eine gut gebaute , etwas befeſtigte Stadt mit 3000 Eins wohnern ; ſie iſt der Siß der Regierung und des Par laments.
Außerdem hat Ober-Canada' nur eine Menge im Werden begriffener Städte, wovon wenige über 2000
Einwohner haben , und mehrere befeſtigte kleine Pläße * ). Die Hauptmerkwürdigkeit der Provinz iſt der Niagaras Fall. Es läßt ſich das Gefühl des ehrerbietig ſtaunenden Entzücfens beim Anblick dieſes Wunders der Schöpfung nicht wohl beſchreiben. Der
den Erie-See mit dem Ontario verbindende , etwa 7 deutſche Meilen lange, Niagara - Fluß bildet nämlich in der Mitte ſeines Laufs einen ſataract , wo rich
eine Waſſer- Fläche von beinahe 4000 Fuß ſenfrecht * ) Ober- Canada verdient úberhaupt bei weitem mehr Bes rúcſichtigung von deutſchen Auswanderern , als ihm ge
wöhnlich zu Theil wird.
Da dies Land bei uns noch
viel zu wenig bekannt iſt, obgleich es die weſentlichſten
Vortheile dem Coloniſten darbietet , und den vereinigten
Staaten mit Recht in dieſer Beziehung zur Seite ge: ſtellt zu werden verdient, intem es beſonders der un : bemittelten Slaſie von Einwanderern noch eher, möchte ich ſagen , zu empfehlen ist , es kann mit Recht des armen Mannes Land genannt werden ), ſo mache ich den Leſer ganz beſonders aufmerkſam auf : ,, Brauns
Skizzen von Amerika, 1830 ,“ welches vorzügliche Werk
ausführlicher die Eigenthümlichkeiten jenes Landes und ſeine dem ármeren Landwirthe ro rebr zu Gunſten kom
mende ſtatiſtiſchen Verhältniſſe angibt, fogar auch rehr
weſentlige Fingerzeige zur Ueberſiedelung dahin ents bált.
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in einen Abgrund von faſt 180 Fuß hinabſtürzt. Die linie des Abſturzes geht ſchräg durch den Fluß und der Fall wird durch eine größere und kleinere Inſel
in 3 Arme getheilt , wovon der nördliche, der ſoges nannte Hufeiſen -Fall, bei weitem der ſchönſte iſt. Es ſteigt aus ihm beſtändig eine Dampfſäule empor und in einer Entfernung von mehreren Meilen wird ſein Donner - ähnliches Geräuſch vernommen. Weht der
Wind ihm vom Fall entgegen, ſo wird der Reiſende, noch 1/2 Stunde von dieſem entfernt, von den ſprüs henden Waſſertheilchen , wie von einem heftigen Res gen durchnäßt. Einen nicht minder ſehenswerthen Fat bildet der in den St. Lorenz mündende Monts
morenci - Fluß. Er iſt etwa 50 Fuß breit und ſtürzt ſich in einen hirab.
140 Fuß tiefen
Abgrund ſenkrecht
27.* Der Staat Illinois. In der Gabel zwiſchen dem Miffiſippi und Was baſh , vom Glinois - Fluß durdyſtrömt und zwiſchen Miſſuri, Michigan , Indiana und Kentuky gelegen , enthält dieſer Staat über 2500. D . Meilen mit faſt 200,000 Einwohnern , er iſt ſeit 1818 in die Union
getreten .
In der Nähe der Flüſſe iſt der Boden
außerordentlich fruchtbar, und nur in NO . noch ganz bewaldet. Er bildet die äußerſte Abdachung des nörds
lichen Miſſiſippi-Thales . Gegen Norden beſtehen die
Ufer des Miſſiſippi aus niedrigen Bergketten , die nebſt den Jüinois - Gebirgen das Land in öſtlicher Richtung durchziehen und ſich am Michigan und Hu
ronſee verflächen . Im Ganzen iſt Illinois niedriger als Indiana und die eigentlich mehr Hügel als Berge zu nennenden Juinois -Gebirge ſchließen wieder Lhäler oder Ebenen ein , die mit Sümpfen und uns
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geheuern Wieſen abwechſeln . An Fruchtbarkeit über trifft es Indiana und Ohio. Die Bottom - (Nieder rung-) Ländereien ſind in dieſem Staate unerſchöpflich
und an Schönheit , Fruchtbarkeit und Abwechſelung mit den reichſten Ländern der Erde zu vergleichen . Die Natur gleicht ſo ziemlich der in Indiana , ſie iſt nur pittoresker , beſonders zwiſchen Vincennes und St. Louis , wo die ſchönſten Wieſen - und Wälder: parthieen das Auge des Reiſenden erfreuen . Nady
den Berichten von Reiſenden roll es unmöglich ſeyn, ſchönere landſchaften zu ſehen , als die , welche der
Illinois durchfließt. längs dem kleinen Wabaſh bes
ſteht das Erdreich aus ſchwarzer , hödsſt ergiebiger Gartenerde. Zwiſchen dem Miffiſippi und Flinois iſt die Fruchtbarkeit über alle Vorſtellung, und Wälder
von den herrlichſten Walnuß - , Eichens und Ahorn bäumen bedecken in großen Strecken das paradieſiſche Land. Das Klima iſt ſehr mild , der Winter faſt nicht bemerkbar. Das Laub fällt zwar früher als in
Frankreich, dennoch ſchneit "es felten , und der Winter ſoll ſelbſt vieles liebliche haben . Unter dem wilden
Gevögel ſind Schwäne, Pelikane , Faſanen , Falken und Papagaien.
Die Erzeugniſſe dieſes herrlichen
Landes ſind die der ſüdlichen und gemäßigten Zone.
Baumwolle könnte Stapel - Artikel ſeyn , wenn hins längliche Hände zum Anbau da wären . Der erzeugte
Tabak iſt vorzüglich und gut behandelt – beſſer wie ber von Virginien und Kentuky .
Er gedeiht vors
züglich in den Niederungen und nur Mangel an Ars beitern hat die größere Cultur dieſer Pflanze bisher
verhindert. Wälſchkorn gibt in den Niederungen huns dertfältige Erndten. Waizen fommt am beſten auf Anhöhen fort. Ilinois hat mehr als irgend einer
der Staaten die Producte des Südens. Die Walds
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bäume zeugen vom fetteſten Boden und erreichen eine
ungeheure Dicke und Höhe; die gewöhnlichſten längs dem Ohio-Ufer ſind : die Baumwollſtaude,der Maulbeers und Walnußbaum , die Ceber und Sycamore .
Die
Wälder durchziehen zahlloſe Heerden von Hirſchen wereien und andern Jagdthieren . Die üppigſten Ländereien ſind an den Ufern des Miſſiſippi und Wabaſh , an Sümpfen und ſtehenden Gewäſſern fehlt es aber auch nicht, doch iſt das Land im Ganzen geſund und wo
der Anſiedler die Vorſicht gebraucht, rich an einem
Hügel und nicht gerade mitten in einer Niederung anzubauen , fann er hundertfältige Erndten erwarten ,
ohne je ein Fieber befürchten zu dürfen . Der Boden an jenen Flüſſen beſteht aus 3 ~ 4 Fuß tief ſchwars zer Pflanzenerde, mit etwas Sand vermiſcht, der Uns
tergrund iſt Thon und Sandſtein . Das Klima iſt außerordentlich mild , der Winter wenig fühlbar. In den ſüdlichen Landſtrichen fällt ſelten Schnee und dies
ſer verſchwindet mit den erſten Sonnenbliden . Zuckerrohr fommt am Geſtade des Dhio fort. dem großen lande ſind erſt wenige Gegenden in tur genommen und zwar am Ohio , am Wabaſh
Das Von Culs und
an der Rasfaskia ; der Reſt beſteht aus undurchdring lichen Wildniſſen , worin ſchwache Indianerhorden der Fagd und Fiſcherei nachziehen . Aber die Menſchen maſſe mehrt ſich mit jedem Jahr, die Cultur gewinnt mit jedem Tag an Umfang und die Wildniſe vers
ſchwinden . Franzoſen ', Engländer und Amerikaner find die Hauptbeſtandtheile der gegenwärtigen Bevöls ferung, der Deutſchen ſind bis jeßt noch wenige. Gebäude und Sitten verkünden das land , wo die
Cultur nur erſt wenige Fortſchritte gemacht hat und der Einwohner auf Bequemlichkeiten mancherlei Art verzichten muß. Doch ſind in den leßten Jahren zahls
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reiche Geſellſchaften deutſcher Anſiedler dorthin übera gezogen . Flinois hat eine für den Handel weit güns ſtigere Lage als alle weſtliche Staaten : im Oſten den
großen Miſſiſippi , im Weſten den Wabaſh und im Süßen den Dhio und in ſeinem Innern den Illinois , iſt es von allen Seiten von bedeutenden Flüſſen bes
wäſſert, die ſeinen Bewohnern den Handel des Sü dens, Dſtens und Weſtens öffnen . Obgleich erſt in neueſter Zeit in eine politiſche Eriſtenz getreten , hat Juinois bereits über 50 Städte, die meiſtens an den Flüſſen angelegt, von Abentheurern aller Artwimmeln . Gewöhnlich verirrt ſich hierher die arbeitſcheue Klaſſe jener Landläufer, die, theils Amerikaner, theils Auss
länder, zum Arbeiten zu träge, für Hundert Dollars ſich einen kleinen Kram ankaufen , und mit beiden Händen im Sack und der Cigarre im Mund, ihre Waaren um 300 Procent theurer verkaufen , als ſie ihnen zu ſtehen famen . An den beiden Wabaſh zwis
fchen der Kaskaskia und dem Illinois, unſtreitig dem ſchönſten Theil von Illinois und vielleicht einem der ſchönſten Landſtriche der Erde, haben Feldbau , Vieh
zucht und Cultur die erfreulichſten Fortſchritte ges macht und die achtungswertheſten Coloniſten ſich nies
dergelaſſen .
Eine Menge eleganter Städtchen ſtiegen hier ſeit wenigen Jahren empor, unter denen Vandalia bie
Hauptſtadt des Staats , jeßt über 3000 Einwohner zählt. Der Ort nimmt ſchnell zu und eine Univers fität iſt bereits gegründet. Unter den Einwohnern herrſcht ein lobenswerther Gemeingeiſt und die Ums
gebungen der Stadt ſind außerordentlich ſchön. E d wardsville , ein neues Grafſchafts - Städtchen mit netten Gebäuden , 1 Bank , Druckerei 2c. und über 1500 Einwohnern, die Krämerei und Handel treiben .
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Amerika , am Ohio ; Cairo , ein in der Gabel des Miſſiſippi gelegenes Dorf, welches einſt eine wichs tiger Handelsort werden wird. Aurora , Bass kaskia , Vienna , Springfield , Brauns -
ville ſind alle im kräftigen Fortſchreiten begriffene Städtchen . 28. Der Staat Indiana. Indiana umfaßt in ſeinen Gränzen zwiſchen dem Michigan - See und den Staaten Ohio und Kentuky
in einem Flächenraum von 1600 2 . Meilen etwa 180 ,000 Einwohner.
Es bildet eine wellenförmige
Hochebene, nur der ſüdliche Theil iſt uneben und wech
relt mit Hügeln , Thälern und Ebenen ab. Die Ges ſtade der bedeutendſten Flüſſe , den Ohio ausgenoms men , ſind mit fettem aufgeſchwemmtem Erdreich bes
deckt. Im Ganzen iſt der Boden für alle Arten von Cultur enipfänglich und dankbar, nur wird die allents
halben herrſchende Feuchtigkeit dem Anbau große Hins derniſſe entgegen ſeben. Auf den hochgelegenen Theis len des Landes iſt das Klima geſund, in den Niedes
rungen aber erzeugen die Ausdünſtungen der Moräſte und die große Feuchtigkeit des Bodens mancherlei
bösartige Krankheiten ; indeſſen beweist die alljähr lich ſich mehrende Anzahl der Niederlaſſungen , daß das Land eben ſo ſehr übel nicht ſeyn mag, wie es manche Reiſende ſdyildern und auch die ſeit der Auf
nahme in den Staatenbund 1816 fich ſo außerordent lich vermehrte Seelenzahl der Einwohner bezeugt, daß das Klima dem Menſchen ſo nachtheilig nicht ſeyn kann . Der Winter in den ſüdlichen Theilen des
landes iſt milder und fürzer, als in den nördlicheren und öſtlichen Staaten , er fommt ſelten vor Weih nachten und um die Mitte Februar beginnt ſchon der
Frühling.
Der Feldbau im Staat Indiana gleicht
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dem der öſtlichen Staaten . Seine Cultur erhielt Sna dianá erſt in den leßten 25 Jahren von öſtlichen Auswanderern und die Fortſchritte darin halten mit denen der öſtlichen Nachbarſtaaten ziemlich gleichen Schritt. Sowie dort wird auch hier der Boden bes
arbeitet, 'man baut Waizen , Mais , Roggen , Gerſte ac. In manchen Gegenden iſt jedoch der Boden zu üppig und man baut zuvor etliche Jahre Tabaf oder foröpft die Getraidefelder mehrmal. Europäiſche Ges
müſe und Kartoffeln kommen . ſehr gut fort, eben ſo Nepfel, Birnen, Pflaumen und Pfirſiche. Der Weins
ſtock iſt mit beſtem Erfolg eingeführt worden und die Reben wurden vom Kap und Madeira hierhergebracht.
Im Ohiothal geräthy die Baumwolle. - Die frühes ften Einwohner des Staats waren franzöſiſd;. Canas dier , die ſich hier niederließen und ſich mit den Ins
dianern vermiſchten . Der Reim der Bevölkerung war alſo nicht der günſtigſte , denn keine Nation eignet ſich weniger zu Anſiedlern , als der Franzoſe.
• Eine ſolide Bevölkerung, wie Ohio, hat Indiana nicht ; es iſt meiſtens der Zufluchtsort armer stens tufyer, die Schulden und Verbrechen halber ihr Das
terland verlaſſen mußten . Die Farmes ſind im Durchſchnitt nicht mit denen .
in Dhio zu vergleichen : es iſt überall noch mehr Ans fang und der Mangel an capital ſehr ſichtbar. Für den foliden Einwanderer möchte daher Indiana der
Staat nicht ſeyn ; er trifft da die Vorzüge nicht an , die ein ſolcher wie Ohio beſißt , wo der geſell
ſchaftliche Zuſtand eben ſo geordnet iſt , wie in den öſtlichen Staaten und überall eine achtungswerthe Klaſſe von Staatsbürgern zu finden iſt * ). Wo Ames * ) Auch hier haben Cultur und Bevölkerung in den leßten
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rikaner, Engländer oder Deutſche die Mehrzahl der Bevölkerung ausmachen , kann der Anſiedler fich Unt
terſtügung verſprechen , aber hier, wo nur aus Aben theurern aus Frankreich , Deutſchland und Irland die Maſſe des Volfs beſteht , hat der ſolide Farmer wes
nig nachbarliche Hülfe zu erwarten , aufwelche, wenn nicht mehrere Familien ſich zu einer Geſellſchaft vers sinigen , ſtets ſehr viel ankommt. Für den armen Krämer mit höchſtens 200 Dollars iſt aber Indiana
das beſte land von der Welt ; faſt in jeder kleinen Stadt finden ſich Deutſche oder Franzoſen, von denen die erſteren neben dem Specerei - Handel auch das
Bäderhandwerk betreiben , ſich ihre Waaren yon Neu Orleans oder Louisville kommen laſſen und reich wer den. Der Preis des Landes iſt verſchieden , 4 - 5 fl. der Acker iſt der gewöhnliche , und um dieſen Preis iſt er in den unangebauten Diſtricten noch zu haben .
.
Es gibt 2. Arten von Wieſen in dieſem Staat:
die Flußwieſen ſind unbewaldet und tragen meiſtens die Spuren früherer Cultur : die Hochwieſen liegen
an 100. Fuß höher und ſind zwar verſchieden an Größe, im Ganzen aber ausgedehnter als jene. Sie werden in der Regel vom Walde begränzt und ſtrich weis von fleinen Hainen durchbrochen , die ſich auf dem
grünen
Teppich wie Inſeln ausnehmen.
Soinmer bedecken
Im
Gras , Blumen und nahrhafte
Kräuter dieſe Dieſen ſo üppig, daß man kaumn durch brechen kann und der Boden iſt fruchtbar und tief. Beſonders fett ſind die Wieſen längs dem Wabaſh : die productive Erde reicht oft an 22 Fuß und ruht Jahren die bewunderungswürdigſten Fortſchritte ge macht und es möchte ſich obige Angabe kaum mehr auf Ten jeßigen Zuſtand von Indiana anwenden laſſen .
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hier auf weißem Sand. Die gewöhnliche Liefe der fruchtbaren Ackererde iſt 2 - 5 Fuß. Daß cin ſo üppiger Wieſenwachs eine treffliche Viehzucht begün ſtigt, iſt natürlich . Das indianiſche Rindvieh iſt von
vorzüglicher Raçè und das Schwein hat Ueberfluß an Eicheln in den Wäldern , deren Bewohner aber
ſehr zahlreich und den Heerden theilweis gefährlich find .
Indiana zerfällt in 2 große Abtheilungen , den Staat ſelbſt, und die Reſervat-Gebiete der Indianer .
Erſterer begreift über 34 des Ganzen und enthält 35 Grafſchaften . Darin ſind die vorzüglid , bemerkenss werthen Orte :
Vincennes, die wichtigſte Stadt des Staats am öſtlichen Ufer des Wabaſh , iſt regelmäßig gebaut mit maſſiven ſchönen Gebäuden ; hat 1 Collegium
und 1 Afademie, Druckereien und literariſche Geſells ſchaften . Die Einwohner betreiben Gewerbe und an
fehnlichen Handel. Vevay , Hauptſtadt der Grafs ſchaft Schwißerland und bekannt durch ſeinen Wein bau ; ſie wurde 1813 von einer Colonie Schweizer,
die 1805 ſich in dem Diſtrict der jeßigen Grafſchaft niederließen, gegründet ; ſie kommt langſam empor, hat 1 oder 2 Kirchen , Schulanſtalten , literariſche Ges ſellſchaften und etwas Handel.
Madiſon , die
zweite Stadt des Staats , kommt ſchnell empor und beſikt ſchöne Gebäude und mehrere wiſſenſchaftliche Anſtalten. Charlestoun , auf einer fruditba ren Anhöhe gelegen ; die Stadt ſcheint noch beſſer
zu gedeihen , als die 14 Stunden entfernte Stadt Madiſon ; das Land gegen Norden iſt ziemlich ſtark bewohnt. Charlestoun hat etwa 1500 Einwohner. Der Weg nach Jefferson führt durch lauter ſehr
fruchtbares land; mehrere gut ausſehende Farms vers
:
273 m
fünden einen höheren Grað von Wohlſtand. Befons ders ſchön find etliche deutſche Anſiedelungen in der Nähe dieſer Stadt. Dieſer von 1000 Menſdhen be wohnte Hauptort liegt am oberen Ende der Dhior fälle, beſikt 1 Akademie, 1 Baumwollenfabrik, 1 press
byterianiſche Kirche und bedeutenden Handel. Neus Albany, mit etwa 1200 Einwohnern am Dhio , Ports Land in Kentuky gegenüber .
Dieſer Ort wird für
Indiana immer wichtiger und einer der vorzüglichſten
Stapelplätze werden. Wer ſich über ziemlich rohe Umgebungen hinwegzuſeßen vermag , kann hier mit mäßigem Capital weit mehr ausrichten als in Louiss ville. Bronkville, mit lebhaftem Handel und ans fehnlichen Gebäuden . Indianopolis , Hauptſtadt des Staats ; Neu - lerington , mit einer reichhals
tigen Saline. Coridon , Burlington , Mars tinsburg, Alinton , Princeton ! . find lauter aufblühende Städtchen. Harmony, ein Ort, von etwa 2000 Einwohnern, die ſämmtlich von einer Secte aus Würtemberg abſtammen, welche ihr Stifter Rapp
anfangs an den Dhio verpflanzte, ſpäterhin reine Nies
derlaſſung verfaufte und ſich hier anſiedelte, wo er bis 1826 als ein väterlicher Oberherr der Colonie
lebte. Sein Adoptiv-Sohn herrſcht nun ganz in dem ſelben Geiſt über dieſe faſt muſterhafte und durch ihre eigene Anſtrengung reid gewordene Gemeinde, die ihre
Niederlaſſung wieder in der Nähe von Pittsburg am Dhio beſißt.
Die Secte betreibt mit völliger Güters
gemeinſchaft Wollenzeug - Manufacturen und andere Gewerbe , beſitzt Säge - und Delmühlen und treibt
Acker - und Weinbau .
Das Städtchen wurde 1807
angelegt und hat , aus backſteinernen Häuſern beſtes
hend, ein nettes freundliches Anſehen.
Der Boden
der ganzen Grafſchaft, deren Hauptort18 es iſt, beſteht
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aus fruchtbarem Kornland und üppige Wieſen wers den von den Ueberſchwemmungen der beiden ſich ver :
einigenden Flüſſe Ohio uno Wabaſh noch mehr be fruchtet. ' .
.
is
. . 29. Der Staat Ohio. . Dieſer Staat trat 1802 in die Union und iſt ießt
eine der ſchönſten und kräftigſten Provinzen derſels ben. Nördlich vom Erie-See , öſtlich von Penſylva:
nien , ſüdlid) von dem Fluſſe, der dem Staat den Na men gibt, und weſtlich von Indiana begränzte umfaßt
er eine Fläche von 1800 Q . Meilen , welche in 71 Grafſchaften eingetheilt, von etwa 925,000 Menſchen
bewohnt werden . Er bildet das äußerſte öſtliche Ende des großen Miſſiſippi- Thales , iſt im
ebenes hochgelegenes Land :4 sim
Ganzen ein
Norden wechſeln
Sümpfe und Moräſte mit fruchtbaren Niederungen ab. Die fruchtbarſten Gegenden ſind die Umgebun gen der Flüſſe , Bottomländer genannt * ). Die Hü:
gel- im Süden und Oſten ſind mit einem gelben Lehm bedeckt und eignen ſich beſſer zu Wieſen als zum Aderbau ; nur wo Kalf die Unterlage bildet ; gedeis hen alle Getreide - Arten mit wahrhaft bewundernss
würdiger Weppigkeit.
In den nördlichen und nord
wcſtlichen Theilen haben die Ebenen viele Sümpfe
und find ungeſund. Die landſchaft zwiſchen dem Huron -See und dem Miami- Fluß Ttelit faſt nur einen
einzigen Wald dar, der mit Wieſen abwechſelt* *). 1 * ) Orgleich an 40 Jahre bebaut und nie gedüngt (aller
Dinger wird insWaſſer geworfen ) iſt eine 60 – 70fache Einste bier ganz gewöhnlich .
* *) Vieles Land:mag indeſſen auch hier inzwiſchen in Eur tur genommen worden ſeyn .. .
Vis
- 275 1: Daß dieſe Gegend der Erde großen Umwandluns gen unterworfen geweſen , bezeugen die vielen Trüm : iner per organiſchen Schöpfung, die man unter ihrer
Oberflädie findet; als : Mammuthsknodjen , vielerlei Abdrücke tropiſdier Gewächſe u ., daß ſie aber auch in neueren Zeiten der Tummelplaß der ·Friegeriſchen
Unternehmungen der Indianer war, die häufigen Grab: hügel, Ueberreſte der Verſchanzungen 2c. die fichi hier in Menge vorfinden * ). Das Klima iſt eins der ſchönſten und der gemäßigſten der Union ; die Hike . • * ) Die amerikaniſche Untiquarien -Geſellſchaft zu Bondon erwähnt im 1. Bande ihrer Denkſchrift Alterthümer, : welche den nordamerikaniſchen Indianern angehören und meiſtens aus rohen ſteinernen Beilen und Meſſern , aus Mörſerni , zum Stampfen des Mais , aus Pfeilſpißen und ähnlichen Dingen beſtehen und ſolche , die von
dem Volke herrühren , welches die Walle , Gråben und Feuerheerde in Nordamerika erbaut hat. Dieſes Volt
mußte, nach dieſen Werken zu urtheilen , weit gebildeter . und mit nüblichen Kunſten bekannter geweſen fenn, als die jebigen Indianer ſind. Aus den boben Bäumen , mit denen jene großen Werke úberwachſen fiird , ſchließt
man , daß ſeit der Zerſtörung jener Anlagen , die nabe bei einander , úber die große Ebene von dem Füdlichen
: llfer des Erie - Gees bis zum merikaniſchen Meerburen
hin verbreitet, meiſtens in der Nähe großer Strøme angetroffen werden , und ſeit dem Untergang des Dolls, das ſie errichtete und von dem
ſich nicht einmal die
Spur erhalten hat, ein langer Zeitraum von vielleidt 1000 Sabr, Verſtrichen ſeyn muß. Die Bauart iſt rea gelmäßig ; man will ſogar in der Mitte des Binnen landes vom Dhio die Spuren einer zerſtörten großen Stadt entdeďt haben . Merkwürdig find die ſogenann
ten Muinien , oder getrodnete , in grobe Zeuge einges húſíte Leichname, welde man in einigen Salpeterhöhlen
bon Kentuky gefunden hat. * *
18 *
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fällt im Sommer kaum ſo läſtig als in Verimont und der Winter iſt äußerſt gelind. Der Frühling beginnt
in der Hälfte März mit fruchtbarer Witterung ; im Mai- kommen, die warmen Tage und dauern bis Ende September. ; Der Ackerbau in Dhio iſt noch größten theils ungeregelt , jeder Einwanderer : hat die Sitte ſeines Landes beibehalten und ſolche nur nach den
Dertlichkeiten abgeändert. Hauptgegenſtände der Fel derbeſtellung ſind : Waizen , än manchen Orten mit
einem Ertrag von 110 Bushel; Mais . auf gutem Boden 100 Bushel per Ackre , Gerſte , forn , Hafer , Flachs, Hanf und im warmen Ohio - Thal Tabak und
Indigo. Den Roggen verwendet man allein zum Branntweinbrennen , das Stroh mit dem Hafer zum Pferdefutter und die Gerſte zit Malz.' Europäiſche
Gemüſe und Küchenkräuter werden faſt in allen Gär: ten gezogen . Das europäiſche Obit gedeiht überall, beſonders die Nepfel, die eine außerordentliche Größe erlangen .“ Die Wieſen * ernähren reichlich die zahl: reichſten Rindviehbeerden .
Die Weinrebe hat man
mit beſtem Erfolg aus Europa verpflanzt und wilde Reben begränzen die meiſten Hügel im ſüdlidyen Dhio : Thal, . " . + Dieſer ſchöne Fluß läuft im Schatten der Plas
tanen und Tulpenbäume, wie ein Kanal, der in eis
nem ungeheuren Luſtwalde ausgegraben worden wäre. Mandmal flechten die lianen von einem Baum zum andern , über einen Arm des Stroms eine Art von Brückenbogen von ſchönen Blumen und Blättern . Indem man nad Süden ſtromabwärts fährt, vermis
fchen " Tidy die wohlriechenden Citronen und Pomeran
zenbäume mit den gemeinen Waldbäumen ; – Maul beer - und' mächtige Ahornbäume ſtebeu unter den
fihlanfen Stämmen der Feigenbäume. . Eine beſtän
- 277 dige Nähe anmuthiger Hügel verleiht dieſer Fahrt auf dem Dhiv einen Reiz, wie er vielleicht auf keinem Strom der Erde zu finden iſt.
Die Ländereien ſind
dabei hier ſo überaus theuer nicht , wie man glaubt, nur in der Nähe der Städte : ſind hohe Preiſe get
wöhnlich. Indeſſen Landſtridie, wie am Miſſuri, darf man dennod , hier am oberen Ohio wenigſtens nidyt ſuchen . Am unternt iſt die Dammerde (don ausges
dehnter und tiefer, indeſſen die Thalebene iſt ſamal
und nicht hinlänglich vor Ueberſchwemmungen ges ſichert. Für anmuthige Landriße mit etwas Weinbau eignen ſich dieſe immer beſſer als zu ausgedehnter Wirthſchaft. Am Dhio haben die Landſchaften über's all einen heitern lieblichen Anſtrich , .,während die
Natur von Miſſuri mit einer eigenthümlichen Kraft und Würde daſteht.': . . : : :. . .. . . Ohio hat noch keine Manufacturen.1. Da aber der eingewanderte Pflanzer und Landwirth auch Niemand fand, der ihn mit den ihm nothwendigen Artikeln vers
ſehen konnte, ſo war er gezwungen , ſich ſelbſt damit
zu verſorgen. So iſt er zugleich : Weber , Liſthler, Zimnermann , Brauer , Sduhmacher und Sdneider in den Stunden des Tages , welche er nicht zur Ur's barmachung und Beſtellung des Feldes, zur Jagd ges gen wilde Thiere und zum Abhalten der Indianer verwenden muß. Der Abſtammung nach ſind die Eins wohner Amerikaner aus den öſtlichen Staaten, Frana 30ſen, Britten, Irländer, Deutfdie: und Schweizer .
Sie leben alle unter gleichen Geſehen und mit gleia chen Rechten , in der größten Verträglichkeit , bewah: ren zum Theil nody mit großer Vorliebe Sprache und
Sitten ihrer alten Heimath und ſind ſämmtlich mit Anhänglichkeit der neuen zugethan. -- Die Deutſchen gelten auch hier für ehrlide, fleißige und pünktliche
-
278
feute : ſie haben vieles zum blühenden Zuſtand der
Provinz beigetragen und ſind die reichſten angcſes
benſten landwirthe.
Schwarze ſind wenig
in
Dhio , da die Sclaverei hier nie ſtatt fand. Indianer leben zum Zheil ganz civiliſirt unter den übrigen Bewohnern . Wir gehen jeßt zur topographiſchen Beſchreibung der 71 Grafſchaften , in welche der Staat, eingetheilt
wird , indem wir die bemerkenswertheſten Orte ans geben :
· Columbus , Hauptſtadt des Staats ,am Scioto, in einer angenehmen Gegend an einer Anhöhe gele: gen , welche ſicky materiſch etwa. 80 Fuß über die Ebene srhebt. Sie zählt jeßt etwa 3000 Einwohner, iſt aber nod nicht ganz ausgebaut. Au öffentlichen Gebäu: den ſind bemerkenswerth : das Staatenhaus mit einem
doriſchen Portale, die Banf, und die engliſche Hodi:
kirche. Der Handel und die Gewerbe ſind anſehnlich . Erf 1812 wurde der Anbau in der Gegend begons nen und jetzt ſchon iſt dieſe junge Stadt im Begriffe
alle ihre Schweſtern gleichen Ranges zu überflügeln . Das Kand um
Columbus iſt höchſt fruchtbar, aber
häufigen Fiebern ausgeſetzt , die vom Anfang Auguſt bis Ende October wüthen . Gewöhnlich empfängt man den Reim dieſer in Dhio ſehr gefährlichen Krants
beit Morgens , wenn die Nebel und Ausdünſtungen am häufigſten ſind. Menſchen , die aus der Wärme Der Schlafſtube oder des Bettes in die Morgen-Mühle hinaustreten, beſonders wenn ſie nüdytern und nidt
ſorgfältig bekleidet ſind , werden ain geſchwindeſten Damit behaftet. Wollene Heniden auf bloßem Leibe getragen und der Genuß ſchwarzen Kaffees am Mor gen ſollen wirkſame Berwahrungsmittel ſeyn. Wer da
eine Farm befißt, wo nahe Sümpfe dię fuft vers
.
-
279
:
peſten , thut ſehr wohl, um ſein Haus und ſeine Fel der Sonnenblumen zu Tauſenden anzupflanzen. Die
außerordentliche Quantität lebensluft, die dieſe Blus men aushauchen , wirken den aufſteigenden Dünſten
fräftig entgegen eind die'Erfahrung lehrt, daß lands wirthe, die dieſen Rath befolgten , auch in den unges ſundeſten Gegenben ganz vom Fieber befreit bliebent.
Der Saame gibt ein vortreffliches Def und bezahlt die darauf verwandte Mühe hundertfältig
i
n
Sincinati, unſtreitig bis ießt noch die erſte
Binnenſtadt der vereinigten Staaten , hat in der legs ten Zeit ſelbſt Pittsburg hinter ſich zurückgelaſſen ; die Stadt iſt ſchön und regelmäßig gebaut, elegant und im vollen amerikaniſchen Sinn des Worts reins lich gehalten ; die Straßen ſind trefflich gepflaſtert, erleuchtet und mit guten breiten Trottoirs verſehen ;
ſie hat anſehnliche öffentliche Gebäude und Fabrifen , und 30,000 Einwohner . Für Handwerker und Fas brikanten find hier die beſten Ausſidten . Es gibt
ziemlich viele Deutſche, welde als Zuckerbäcker,Bäcker und Kaufleute zum Theil ſehr reich geworden ſind.
Es herrſcht hier ganz der Zon und der lurus der größeren Städte, die Lebensmittel find wohlfeil, gut und in Ueberfluß vorhanden ; ſund.
das Klima iſt ges
Neu - lisbon , mit 5000 Einwohnern , liegt in einer ſchönen fruchtbaren Gegend; hat ſchöne öffent
liche Gebäude 1 Afademie und 1 Bank. Die hier
wohnenden Dentſchen werden ihrer Rechtlichkeit wes gen gerühmt , und mehrere gehören unter die wohl habendſten und angeſehenſten Einwohner der Stadt.
Canton , mit 3000 meiſtens deutſchen Einwoh nern und ſchönen Gebäuden . Die landſchaft hat midts Unziehendes . Sechs Stunden von Canton liegen
pes
280
mehrere Farms, deren Aeußeres ſchon einen hohen Grad von Wohlſtand verräth. Neu - Philadelphia , ein noch wenig bedeus
tendes ſchlecht gebautes , alljährlich von dem Fieber heimgeſuchtes Städtchen . Der Ohio-Kanal, der dicht an der Stadt vorbeiläuft, hat viel zu ſeinem ſchnellen Emporkommen beigetragen.
Die Thäler der Lusfarova ſind höchſt fruchtbar, bas land jedoch noch wenig angeſiedelt. Die wenis
gen Hütten , die man antrifft, ſind häufig mit bleiden Fieberfranken angefüllt, doch wahrſcheinlich iſt in dem
leßtverfloſſenen Jahr auch hier durch zahlreiche Ans ſiedelungen und Austrocknung der Sümpfe eine güns ſtige Veränderung gefdhehen . Die Kanallinie zwiſchen Neu-Philadelphia und Zanesville iſt jedenfalls den
Anſiedelungsluſtigen vorzüglich zu empfehlen . Das beſte Land wurde zu Zanesville zu 141 Dollar vers
fauft. Zanesville , am öſtlichen Ufer des Mus: fingum - Fluſſes , 15 Stunden oberhalb ſeiner Mündung in den Ohio , in einem herrlichen von 2 Seiten mit anmuthigen Hügeln begränzten Thal; die Stadt zählt über 4000 Einwohner , die bedeutenden Handel treis
ben mit landwirthſchaftlichen Erzeugniſſen , beſißt eine Glasfabrik und Wollenmanufaktur, Säges, Dels und Schlagmühlen . Zanesville iſt ein Ort, der alle Vors
theile reichlich beſikt, und ſowohl Ausſichten für den Kauf - und Gewerbsmann , wie für den fandwirth und Fabrikanten darbietet.
Der Verdienſt iſt ſicher,
die Lebensmittel wohlfeil und die Gegend geſund .
Gewiß wird es bald eine der angenehmſten Städte des Staats werden. Das land iſt zwar nicht mager ,
doch mit den Tuskarova- Thälern nicht zu vergleichen . Mehrere deutſche Anſiedelungen ſind rings um die Stadt, die alle ſehr wohl gedeihen . Ein deutſcher
' – 281 Bierbrauer hat ſich in Geſellſchaft eines Faßbinders in der Nähe niedergelaſſen , und liefert der Stadt ein treffliches Bier.
Er hat ſich binnen drei Jahren
ein Eigenthum erworben , das ſein mitgebrachtes Ca pital ſechsfach überſteigt , und ſeine Gehülfen find eben ſo wohl daran . Immer werden Einwanderer wohlthun, wenn ſie ſich mit 3 bis 4 gleichgeſinnten Familien verbinden , ſie haben nicht die Hälfte der Schwierigkeit, die ſie beſonders als landwirthe oder
Fabrikanten ſonſt antreffen.
Der Amerikaner findet
überal Nachbarn , Freunde und Mitbürger , der Deuts (che aber fremde Gerichter, die ihn über die Achſel
anſehen , weil er ſich ihnen nicht einmal verſtändlich machen kann . Die von Zanesville nach Neu -lanfaſter führende Straße iſt gut unterhalten ; das Land nicht
ſo ausgezeichnet fruchtbar, aber doch gut angeſiedelt. Längs der Straße verſchwinden allmählig die Wäls der und Wälſchfornfelder wechſeln mit üppigen Wies ſen und Gärten ab. Neu - fanfaſter iſt regelmäa Big angelegt und gebaut wie, alle nordamerikaniſchen Städte, hat 2300 Einwohner und lashafte Betriebs
ſamkeit. Die Umgebungen ſind ſchön : herrliche Wies
ſenländereien begünſtigen die Rindviehzucht und einen ſchönen Schlag Pferde. Hier fängt die große Ebene
an , die ſich an 30 Stunden gegen SW . über Chilis fothe hinab und weſtlich über Columbus gegen Dais
ton hin erſtreckt, und mit Ausnahme von Ober- und Unter-Sandusky der ſchönſte Landſtrich des fruchtba ren Dhio-Thales iſt.
. : Die Heilquellen Yellovſprings bei ludlov in der Grafſchaft Green find 'beſonders für Nervens fchwache zu empfehlen . Auch wurden die hartnäckigs ſten rheumatiſchen Uebel durch ihren Gebrauch gehou
ben und Krebſe : und derlei Krankheiten geheilt.
-
282
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Dryton , am Miami- Fluß in einer fruchtbaren Dhio-landſchaft, iſt regelmäßig gebaut, freundlich und vortheilhaft gelegen und zählt an 2000 Einwohner, die lebhaften Handel treiben. Der Kanal, welcher dieſe Stadt unmittelbar mit dem Ohio verbindet, hat
Dryton zu einem der wichtigſten Handels - Drte des Staats erhoben . Unter den öffentlichen Gebäuden verdient das ſchloßähnliche Stadthaus befonderer Er wähnung.
Für Anſiedler aller Art bietet Dryton die
beſten Ausſichten dar. Germatoun , eine faſt nur von Deutſchen bewohnte landſtadt, in einem fruchtbas
ren Ihal, etwa 24 Stunden oberhalb Cincinati und
7 von Drytún ; es zählt an 800 Einwohner, hat 2 Kirchen und eben ſoviel Prediger . Die Fruchtbarkeit dieſes Thales iſt wahrhaft merkwürdig : der gewöhns
liche Ertrag des Wälſchforns iſt 90fältig ; der Boden
iſt faſt ſchwarz und ro ' fett, daß der Waizen nur dann gedeiht, wenn vorher 5 - 6 Jahr Wälſchkorn oder 1 – 2 Fahr Tabak gebaut worden. Sans dusfy , ein aufblühender Ort an dem Sandusky :
Fluß und der Bay gleiches Namens, mit einem Ha fen, der die Stadt einſt zu einem widytigen Handels
plaß erheben wird . Springfield , mit noch mehreren andern juns gen Städtchen , zählt erſt 2000 Einwohner. Steus benville , am Ohio , iſt regelmäßig gebaut, hat
fchon 5000 Einwohner und ſchöne Gebäude , 1 Afas demie, Manufakturen und anſehnliche Gewerbe, Schiff fahrt und Handel. St. Clairville, ein aufblü : hender Ort mit 2000 Handel treibenden Einwohnern . Cambridge, Salem
und fac fon rind nodi
von wenig Bedeutung. Athens, mit mehr als 2000 Einwohnern und der Ohio -Univerſität. Marietta , der erſte Ort in Ohio, wo ſich europäiſche Coloniſten
283
mm
niederließen , am Zuſammenfluß des Muskingum mit , dem Ohio ; iſt gut und regelmäßig gebaut, hat 1 Akademie und anſehnliche öffentliche Gebäude und ctwa 2000. Einwohner. Gallipolis , von französ
fiſden Auswanderern gegründet , welche anfangs mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen hatten . Jetzt
iſt die Stadt im Aufkommen , zählt 1000 Einwohner , 1 Akademie und anſehnliche Gebäude. Springfield, in der Grafſchaft Clark, mit 2000 Einwohnern und Woll-Manufakturen .
. . .
.
Chilifothe, in einer der ſchönſten Gegenden des Dhioſtaates , iſt regelmäßig gebaut, mit ſchönen
breiten Straßen und großen maſſiven Gebäuden , uns ter denen ſich die Stadt- Bank und die der vereinig ten Staaten , das Staatenhaus und die Episcopal firche auszeichnen . Die Stadt, iſt in jeder Hinſicht die zweite des Staats . An Fruchtbarkeit des Bodens
übertrifft es Cincinati bei weitem .
Der Landwirth :
findet in der Umgegend von Chilikothe die ſchönſten
Anſiedelungspläße , und es iſt noch nicht der dritte Theil des Landes in Bau genommen .
Die hieſigert
Farms ziehen vorzüglich Wälſchkorn , Waizen und
etwas Tabak ; der Seidenbau wird nicht mehr auf gegeben werden , da Klima und Boden das Gedeihen . der Maulbeerbäume begünſtigen .
Die Wieſen und
Gärten ſind überaus üppig . Pfirſiche , Aepfel und Melonen gedeihen vorzüglich und ſind von außers ordentlicher Größe und Güte. Der Landſtrich voit Neu - lanfaſter über Columbus nach Chilifothe kann mit Redit der Garten Ohios genannt werden ; oba
gleich von der Landſchaft Sandusky an Fruchtbarkeit übertroffen , bietet dieſe doch ſolche maleriſche Anſich ten nicht dar. Der Fremde mit wenigem Capital wird hier weit mehr ausrichten als ſonſtwo mit der
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284
vierfachen Summe, und wer ſich namentlich als Far mer niederzulaſſen gedenft , erwähle unbedingt dieſe Gegend zur Anſiedelung.
Wer als Kaufmann mit einem mäßigen Capital · anzufangen gedenkt, für den ſind die Städte Marietta , Steubenville und Wheeling am oberen Dhio vorzüge lich günſtig. Für den Farmer ſind die Gegenden an der Luskarova , am Neu -lanfaſter, Columbus, Frants
lintoun, Pickarai und Chilifothe und vorzüglich die Sandusky -landſchaft gegen den Erie- See hin zu wäh:
len . Der Handwerker wird in dieſen Gegenden ebens faus hinlängliche Beſchäftigung und gute Ausſichten
in die Zukunft finden , während der Fabrikant und Maſchinen -Arbeiter in Cincinati- und Pittsburg immer am beſten fortfommen wird. Eine von Reichthum und drückender Armuth gleich , weit entfernte Wohlhabens heit iſt über den ganzen Staat verbreitet , und ruht auf der ſichern Baſis der unerſchöpflichen Fruchtbars
keit des Bodens und der Thätigkeit ſeiner Bewohner. Das Volf beſitzt nicht die nordiſche Bildung des Neu Engländers, iſt jedoch aufgeklärt, kräftig und unters nehmend. Verbrechen ſind ſelten. Die Einwohner Ohios ſind aus den achtbarſten der vereinigten und fremden Staaten : nur die Mittelklaſſe fam an den
Ohio : den Reichen ſchreckten die Beſchwerden einer neuen Anſiedelung, den Armen der Umſtand ab, daß in Ohio nicht wie in den alten Staaten , vakantes Land umſonſt zu haben war. Der Ohioer iſt dagegen weniger religiös, wie ſein Nachbar, der Penſylvanier : er iſt liberal und ſeine Prediger haben nur wenig
Einfluß auf ihn. Ueberhaupt hat Ohio eben ſo wes nig das halb rohe und unentwickelte Aeußere der weſtlichen wie das Uebergebildete. der civiliſirten Dita Küſten Staaten .
Es iſt ein jugendlich aufblühender
-
285
-
. .
Staat, der ſelbſt in ſeiner ungebildeten Natürlichkeit Bewunderung verdient. 30 . Der Staat Kentuky.
..
. Dieſer Staat wird im Norden begränzt von Ins diana und Ohio, im Oſten von Virginien, im Südent von Leneſſee und im Weſten von den Staateni Mif
furi und Illinois , und umfaßt 1890 D . Meilen mit 600,000 Menſchen . Er ward 1792. in die Union aufgenommen .
Der öſtliche Theil iſt gebirgig und
bewaldet ; der weſtliche iſt wellenförmig, aber äußerſt fruchtbar.
Am Green- Fluß breitet ſich ein 30 Meis
len langer und 10 - 20 Meilen breiter Landſtrich aus, der für den fruchtbarſten Diſtrict im Staate ges halten wird : er hat durchaus ein faſt ſchwarzes Erds
reich und nur wenig Baumwuchs. Das Klima ähnelt dem von Ohio . Obgleich füdlicher gelegen , iſt die
Lemperatur dieſelbe wie dort. Die großen Abwecha ſelungen der öſtlichen Staaten ſind hier fremd. Der Winter kommt mit Weihnachten “ und dauert felten über 2 Monate. Die Luft iſt trocken und geſund. Der Ackerbau in Kentuky iſt bedeutend und wird auf diefelbe Art betrieben , wie im übrigen Amerika, d . h . der Landwirth bindet ſich an Feine beſtimmten Regeln , fondern benußt die außerordentlidien Kräfte des Bos
dens nach Willkühr und Gutdünfen .
Der Waizen
liefert gewöhnlich 30, Mais . 50 - 60 und im fetten
Boden 75 Bushel Ertrag und erreidit dabei eine Höhe von 10 – 12 Fuß. Der Roggen und Hafer von Kentuky wird in Nordamerika am hödyſten ges ſchäßt. Baumwolle wird am Ohio und Green gezo
gen , leidet aber zuweilen von Froſt. Beſſer ſagt das Klima dem Wein und dem Tabak zu , welcher jeßt Stapelartikel iſt. Die Getreideerndte fällt in die
—
286
erſten Zage des Juni. Der Obſtbait übertrifft den Gartenbau, faſt alle Pflanzungen ſind mit Nepfel und Pfirſichen - Plantagen umgeben , erſtere liefern den Cider , lettere einen geſchäßten Branntwein . Kentuky
hat Ueberfluß an guten Wieſen und Weiden und das her auch eine ſtarke Viehzucht. Die Wälder Kentufys zeichnen fich aus , durch den fräftigſten Baumwuchs.
Die Baumſtämme erlangen einen ganz ungewöhnlichen Umfang. Während des Revolutionsfrieges rollen ſich einſt 12 Reiter in einem Ahornſtamme verborgen ger halten und eine kleine Gemeinde ihren Gottesdienſt
mit Gefang und Predigt in einem andern gehalten haben . - Ungeheuré Schlingpflanzen umwinden die hödyſten Bäuine und vereinigen ſie gu ’undurchdring:
lichen Wänden . Wilde Reben umſchlingen wie am Miſſiſippi die himmelhohen Ahorn und Platanen. Die wilden Thiere, als Rothwild , Bären, Haſen, Füchſe,
Dppofſum 2c. haben die Kentukyſchen Wildniſfe mit denen ganz Nordamerikas gemein .
Bemerkenswerth
þeſonders wegen der großen Salpetermaſſe ſind die Höhlen in dieſem Staat. . Sie ſind zum Theil von
ganz außerordentlicher Ausdehnung und eine ſoll 1
Million Pfund Salpeter enthalten . Porzüglich bei merkenswerth iſt die,mächtige Mammuth - Höhle auf der Beſikungen der Hrn . Wilkins und Graß im
Warrenfreiſe von Kentuky. Sie wurde zuerſt vom Herrn Doctor Nahina Wards mit rühmlichſter Auss dauer in den gefährlichſten Gängen erforſcht und bes ſchrieben . ( Er wurde nach 19ſtündiger unterirdiſcher Reiſe durch
das Erlöſchen der Lampe an weiteren
Forſchungen verhindert. Man fchäßt die Ausdehnung der Höhle auf 25 engliſche Meilen .) . Man ' ſchildert den Kentukyer als höchft patriotiſch : ſein Vaterland iſt ihm das erſte land in der Welt
- 287 und alle übrigen Staaten Nord-Amerikas ſtellt er ihm weit nach , dabei iſt er roh und ſehr wenig religiös ,
aber- gaſtfrei und ſcharfſinnig. Da in Kentufy die
Sclaverei geduldet iſt, ſo überläßt der wohlhabende Pflanzer alle Arbeiten ſeinen Schwarzen und bemüht rich faum , ſie auch nur zur Arbeit anzuweiſen . Es
herrſcht weder der Wohlſtand hier , wie im jungen Dhio , noch hat die Bevölkerung ſo zugenommen wie ba , obgleich das land ſelbſt ein wahres Paradies und ſeine lage die günſtigſte iſt , die es geben kann : Hügel wechſeln mit Thälern ab und bilden landſdaft
liche Scenen , die, obgleich größtentheils nur Wald , höchſt maleriſch ſind. Man findet Parthien , 3. B . Lerington und ſeine Umgebungen , die an Schönheit alles übertreffen , was man in dieſer Art ſehen kann.
Man nehme hierzu noch die außerordentliche Fruchts barkeit und ein Klima, das dem des ſüdlichen Frank reichs ähnlich iſt , und man wird blos eine dunkle Idee von den Vorzügen eines Landes bekommen , von dem man ſich nur ungern trennen würde , wenn die
Bewohner im Allgemeinen dieſen Schmerz nid )t bes deutend linderten * ). Daß es in Kentuky auch ſehr ehrenwerthe Männer und höchſt achtbare Familien
gibt, wäre ungerecht zu läugnen . Die Frauen beſigen alle das Lob fleißiger, guter Wirthinnen . Kentuky iſt nicht der Staat für deutſche Einwan derer. Sclaverei, unſichere ländereien - Urkunden , ſchlechtes Papiergeld, getheilte und ſich ſelbſt feindlich * ) von andern neuern Reiſenden wird dieſer nachtbei: lige Nationalcharacter des Kentufrers in Abrede ge
ſtellt und dahin modificirt, daß hier , wie überall, Sitt lichkeit und Rohheit Hand in Hand gehe , keineswegs
aber leßtere vorherrſche.
-
288
gegenüberſtehende Gerichte und dergleichen mehr, mas
chen jede Unſiedelung Fremder unrathſam , es ſey denn, eine bedeutende Colonie' von Vielen erwähle , durch die Orts-Renntniß eines Bekannten geleitet , einen Diſtrict , wo obige Verhältniſſe weniger nachtheilig einwirken * ).
1 : Kentuky wird in 71 Grafſchaften getheilt und enthält folgende vorzüglich bemerkenswerthe Orte : Perington, in einer angenehmen Gegend , iſt res
gelmäßig angelegt, aber noch nicht vollkommen auss gebaut und gepflaſtert. - Die vorzüglichſten Gebäude ſind : 1 Rathhaus, Markthaus , 7 Kirchen , 1 Univers ſität mit einer Bibliothek von 3000 Bänden, 1 Thea
ter, literariſche und Lehr-Anſtalten, 1 öffentliche Bi bliothek von 15,000 Bänden , 3 Banken , gut eingerich tete Bäder , Manufakturen und an 7000 Einwohner , die anſehnlichen Handel treiben .
.
.
Louisville , die zweite Stadt des Staats und der wichtigſte Handelsplaß am Dhio. Dieſe Stadt
iſt bedeutend kleiner als ihre Nebenbuhlerin , Cinci: nati, aber ihre Einwohner ſind wohlhabender und der
Credit ſeines Handelsſtandes ſolider. Der Plan der Stadt iſt großartig entworfen ; die Straßen durch * ) Zu erwarten iſt , daß endlich auch hier das gute Prin : zip obſiegen und eine beſſere Ordnung der Dinge herbei
führen werde , die hier noch mehr als irgendwo von nóthen iſt. Wo nid )t Erziehung, Religion und Huma nität die Leidenſchaften zugeln , da múſien dieſe um ro
furchtbarer ſeyn , wenn Reichthum , unbedingtes Schal ten über Heerden von Sclaven und 30jährige Striege
mit blutdurſtigen Indianerſtammen den Reim zum ges ſeßloſeſten Hochmuthe und zu unbezáhmbarer Rachſucht
gelegt haben .
289
-
fichneiden rich rechtwintelig, find ſehr breit (die Haupta ſtraße sou faſt 44 Stunde in der Breite haben ) die
Šebäude größtentheils dreiſtödig. Unter den Haupts gebäuden zeichnen ſich aus : das Courthaus, 3 Banfen ,
1 Markthaus, 1 Akademie. Die 600 Einwohner treiben bedeutenden Handel und Gewerbe mancherlei Art. Das
Fabrikweſen und dieSchifffahrt ſind wichtig . (Von den
100 Dampfbooten , die den Miſſiſippi:befahren , ſind 50 mit dem Handel nach Louisville 9 Monate lang
beſchäftigt.) Obgleich viel kurus hier herrſcht , iſt doch Geſelligkeit und feine Bildung nicht zu finden, (?) denn die Bevölkerung beſteht aus Kentufyern, Frans zoſen und Deutſchen aus den öſtlichen Staaten . louis ville iſt der Ort nicht, wo der Ausländer eine güns
ſtige Aufnahme hoffen darf, er muß ſich Beleidiguns
gen aller Art gefallen laſſent. (?) Die Umgebungen der Stadt ſind reizend und ſehr gut angebaut. Nur gegen Portland zu iſt die Cultur vernachläſſigt, obgleich der Boden höchſt fruchtbar iſt. Der Weg nach Broos nerstoun , einem von amerikaniſchen Deutſchen bes wohnten , ſehr wohlhabenden County Städtchen , in deſſen Umgebung faſt : Alles . Deutſch iſt , führt durch
einen reichen Landſtrich mit trefflich eingerichteten Pflanzungen . Frankfurt , Hauptſtadt des Staats , iſt regels mäßig angelegt : die breiten , ſchön gepflaſterten Stras Ben durchſchneiden ſich rechtwinklig ; es enthält ein
gut gebautes Staatenhaus, 1 Rathhaus, 2 Kirchen , 1 Afademie, 1 Zuchthaus, worin Züchtlinge mit Fabrifs arbeiten beſchäftigt werden , 1 Theater und an 400 ſonſtige maſſive Gebäude mit nahe an 5000 Einwoh
nern, die Fabrifen und Manufacturen und Handel treiben .
. '
"
:
;
;
Maisville , Clarfsburg , Georgetour 19
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290
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find bald emporkommende Orte. Paris , Hauptort der Grafſchaft Bourbon mit 1000 Einwohnern , 1 Bank und andern öffentlichen Gebäuden . Manch es
fter , mit gleicher Einwohnerzahl und derſelben Aus dehnung. Verſailles., mit maſſiv und gut gebau : ten öffentlichen und Privatgebäuden ; Peter sburg
und Richmond ſind noch von wenig Bedeutung. Auguſta, am Dhio “ Desgleichen ; N euport, ein Marktfleden , mit 1 Akademie , Arſenal, einer Bank
und einer lanfaſterſchule. !. . . . “. Marville, Frederifß b urg, libanon ſind, noch unbedeutend. Ruſſilsville , in einer fruchtbaren Gegend , mit 4000 Einwohnernt, 1 Akades mie, 1 Bank- und hübſchen Gebäuden . . !
9
3 1. Der Staat Tene free.
11. Der Staat . Zeneſſee, zieht ſich in einein langen Bierect gegen Virginien und Nord -Carolina hin , und hat dieſe Staaten zit ſeinen öſtlichen und nordöſtlichen , Kentuky zu ſeinem nördlichen und Miſſiſippi, Alaba ma und Georgien zu ſeinen ſüdlichen und Arkanſas zu ſeinem weſtlichen Nachbarn. Sein Flächenraum beträgt an 1900 D . Meiten , worauf über. 445,000
Einwohner leben , worunter an 90, 000 Schwarze. Die Cumberlands - Gabel theilt den Staat in 2 Hälften , Oſt- und Weſtteneffee.
Tenies hat den fandigen Bos
den von Nord-Carolina , dieſes den Charakter des ſum pfigen Mirriſippithales. Das Mittelland iſt das vor züglichſte. Berge und Hügel ſind bis in ihre höchſten Spißen fruchtbar und mit den fdjönſten Forſtbäumen
bewachſent. Der Miffiſippi ſtrömt auf der Weſtſeite und nimmt mehrere , nicht unbedeutende Flüſſe , die bereits in der Einleitung zu den vereinigten Staaten erwähnt wurden , auf. Das Klima iſt äußerſt mild ;
- 291 die Vegetation beginnt 5 - 6 Wochen früher als in Virginien und der Winter bringt ſelten ſo viel
Froſt , daß die Flüſſe zugehen.
Die Gebirgsgegens
den haben eine reine geſunde luft ; in den weſtlichen Gegenden aber herrſchen der ſchädlichen Sumpfauss
dünſtungen wegen häufige Fieber - Krankheiten , die aber verſchwinden , wenn die Cultur, auch in jene fruchtbaren Gefilde eingedrungen ſeyn wird . Im Sommer fällt die Hiße in den Ebenen ſehr beſchwers lich und hält länger an als in Kentuky . – Teneſſee
hat dieſelben Erzeugniſſe , wie fein nördlicher Nach barſtaat, und der Ackerbau wird auf die nämliche Weiſe betrieben, nur ſteht er mehr mit dem Plantas
genbau in Verbindung. Jener liefert: Mais, Wais zen, Roggen , Gerſte, Hafer, Flachs und Hanf; dieſer : Reis , Baumwolle , Labak und etwas Indigo. Das land Hder erſten Faltbo wird mit Mais bertah und zweiten Qualität du
und anf
rlich 2 - 3
dert, ufig rch
und Hanf beſtellt, da es für den Waizen zu üppig
iſt ; es gibt jährlich 2 - 3 Erndten .
Das Erträg
niß iſt 50 – 90fältig . Der Kalkboden , auf dem die Baumwolle ro üppig gedeiht, leidet häufig durch Dürre, und muß öfters bewäſſert werden . Der Gar
tenbau iſt wie in ganz Nord-Amerika. Die europäis fchen Obſtarten gedeihen zwar , erreichen aber die Schmadhaftigkeit nicht, wie bei uns.
Von den jüds
lichen Früchten gedeihen Feigen ſehr gut, Melonen , Kaſtanien und Pfirſiche ſind vorzüglicy. Die Wieſen an den Flüſſen haben einen üppigen Graswuchs : man hält ſtarke Heerden von Kindvieh,
die beſtändig , im
Freien bleiben ; die Menge von
Soweinen nährt ſich in den Waldungen und wird außerdem mit Mais gefüttert.
Die ſüdlichen und
öftlichen Theile der beiden Lenefees ſind noch dichte Waldungen . Die Forſtbäume und Thiere ſind die 19 *
1. -
292 . -
der mittleren Länder Nord - Amerikas. In den ſum pfigen Niederungen, dem Miſſiſippi entlang, ſino Ses
dern , auf den Anhöhen Platanen und Baumwollen bäume vorherrſchend. Weiterhin gegen den Teneſſee und in den Thälern des Cumberlands-Gebirged Walls
nußbäume, Honig -Acazien, Ahorn und Platanen . Die Wohnpläße ſind wie in Virginien und Carolina ges
baut , meiſtens noch von Holz oder von Fachwerk, ſteinerne Gebäude trifft man nur in den Städtchen Nashville und Anorville an. ' Der Urs
ſtamm der europäiſchen Bevölkerung beſteht aus ein
gewanderten Carolinern ;' zu dieſen kamen in der Folge noch Nord- Amerikaner aus allen übrigen öftli chen Staaten und europäiſde Anſiedler aus England,
Franfreich , Deutſchland und der Schweiz.
Die
Einwohner ſind im Allgemeinen ein gaſtfreies , ge fittetes und lebensfrohes Volf. Man findet auf der Tafel des Farmers und ärmeren Landmannes ganz gewöhnlich Faſanen, Wachteln , Wildpret und Trutt hühner .' Nirgends hat die Sclaverei einen weniger
ungünſtigen Eindruck auf den Character des Volks gemacht, wie hier.
Man ſchildert den Pflanzer in
Leneſſee als rauh und tölpiſch , aber bieder, gaſtfrei und religiös : hoher Stolz auf Unabhängigkeit und Patriotismus verläugnet ſich auch bei ihm nicht. Er
iſt ein guter Reiter und Schüße; ſeine Kleider, ſeine
Peinwand, ſeine Schuhe, ſein Hausgeräth verfertigt er ſich ſelber , er iſt ſein eigner Zimmermann und Tiſchler und das weibliche Geſchlecht ſehr geſchickt im
Spinnen , Weben und Stricken und in den übrigen häuslichen Frauen - Geſchäften. Er hält ſeine Scla ven wie Hausbedienten und Feldarbeiter. Der Staat beſteht aus 52 Grafſchaften und ents
hält folgende bemerkenswerthe Orte :
- 293 Nashville ; bis jegt der Hauptort des Staats, zählt über 4000 Einwohner , hat meiſtens ſchöne mars five Gebäude , 2 Banken , 3 Kirchen , mehrere Bils dungsanſtalten ,worunter das Cumberlands-Colleg und eine Damenerziehungs -Anſtalt, eine öffentliche Biblio thek, 3 Zeitungen und eine leſe-Anſtalt. Geſelligkeit und Gaſtfreiheit herrſchen hier im
höchſten Grad.
Dieſen liberalen Geiſt befördert der Wohlſtand der Einwohner, der auf den Handel, beſonders mit dem Stapelartikel der Baumwolle, ruht. Hier iſt der Siß des Obergerichts für Weſtteneſſee. Um Nashville ſind
vorzügliche Pflanzungen . " It norville, die zweite Stadt des Staats ; die
Umgegend iſt bei weitem nicht ſo fruchtbar als die von Nashville ; es beſteht hier eine Banf, ein Colles gium und das Obergericht von Oſtteneſſee. Die Stadt iſt regelmäßig gebaut, hat ſchöne öffentliche Gebäude, 1 Akademie, 3 Kirchen 2c. Aưes iſt hier noch im Wers den , und die kleinen Orte : Greenville, Roggers
ville, Gallatin c. find von wenig Bedeutung. M urfr esborough , die Hauptſtadt der Staats ,
hat 3000 Einwohner, das Stadthaus, die Bank und mehrere Kirchen ſind die Hauptgebäude dieſer noch ganz
jungen Stadt. Ferner ſind bemerkenswerth : Paris, Memphis, lerington , Columbia, Wila liamsburg, Waſhington und Carthago. 2
S
ch I u f .
Ueberſchaut man ſo wie hier mit einem Blick dies Alles, ſo bietet Nord - Amerika ein vortreffliches Ge
mälde dar, ſowohl in ſeiner Verfaſſung, wie in ſei
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ner Verwaltung und phyſiſchen Beſchaffenheit. Ruhig ſchreiten die nordamerikaniſchen Freiſtaaten unter der Aegite ihrer Inſtitutionen in ihrer Größe dahin und
fort. Man erſtaunt gewöhnlich , wenn man dies Al les ſieht und begreift nicht , wie nur hier ſo vieles
Gute und Weiſe habe Wurzel faſſen können und wie dieſes Alles auf Europa gar keine Wirkung zur Nach ahmung habe , da doch hier ſo wenig Aehnliches bes
ſteht und noch zu Stand kommt ! Alein wie bei einzelnen Menſchen , ſo ſind auch
bei ganzen Völkerſchaften und Staaten Vorurtheile und falſche Gewohnheiten leichter in der Jugend als im Alter auszurotten . Daher mag es fommen , daß in europäiſchen Reichen , wo die alten Formen in 100jähriger Verhärtung eingerourzelt ſind, die ſchlichs
teſten Wahrheiten der Menſchen-Vernunft keinen Ein
gang mehr finden oder doch ſchwerer zum Durchbruch kommen , während ſie in einem ganz neu gebildetent vom Unkraut falſcher Politit und des alten Herkoms mens noch nicht beſegten Staate, von ſelbſt die ihnen gebührende Herrſcherſtelle einnehmen. Haben einmal
gewiſſe Anſichten Jahrhunderte lang geherrſcht, dann iſt es ſchwer , ſie zu vertilgen. Möchten Europa's Fürſten und Staatsmänner Nord-Amerika bereiſen ,
oder ſeinen Zuſtand und ſeine Verfaſſung kennen zu lernen nicht verſchmähen , dann würden bald To manche Vorurtheile fid ; verlieren und Preßzwang,
Gewerbszwang, Steuerüberlaſtung , Polizeiſpioniren und Soldatendruck verſcwinden , dann würden die Gefühle der Sehnſucht nach einem beſſern Seyn in
der Bruſt der Europäer ſich ſtillen und die Auswană derungen aufhören !
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Der Auswanderer erwäge nun woht, ob und in wiefern er idurch Ueberſiedelung in jenes vorzügliche Land unter den geſchilderten Verhältniſſen feine Page
zu verbeſſern gedenkt.
Er erwäge feine Familien
und Vermögensverhältniſſe ; ſeine eigenen : Körpers
kräfte, ſowie den Geſundheitszuſtand der Seinigen , die Unbequemlichkeiten einer langen Land - und Sees
reiſe , und ſeine Ausſichten an Ort und Stelle.
;)
Nidt leute von allen Ständen dürfen in den
vereinigten Staaten ein baldiges Emporkommen hof fen . Der landbauer und der Handwerker von foli
den Grundſätzen ſind faſt. die Einzigen, die ſich mit dieſer Hoffnung ſchmeicheln dürfen . Erſterer um ſo gewiſſer , wenn er Vermögen mitbringt, lekterer , wenn er wenigſtens in ſeinem vollkommen erlernten Handwerk ein fingirtes Capital beſigt. Beſondere
Glücksfälle brachten früherhin wohl. auch den von Allem Entblößten ſchnell empor ; folche Ereigniſſe ſind aber immer nur ungewiß. - Für denjenigen iſt vornweg jede Ueberſiedelung unrathſam , der ſein Brod mit der Feder verdienen muß, oder durch Aus
übung der ſchönen Künſte und Wiſſenſchaften ſein Glück in Amerika gründen will; denn für dieſen iſt der Sinn in Amerika noch nicht geweckt genug , um neben den einheimiſchen Künſtlern auch noch der Fremden zu bedürfen und der erſtere fann höchſtens ſein Unterkominen
beim
Handelsſtand noch
finden ,
inſofern er Schönheit der Schrift mit beſonderer Fer tigkeit vereinigt. Der Handwerker bekommt wohl
im Anfang auch noch einen harten Stand, denn alle Reiſende ſtimmen darin überein , daß der amerikani ſche Arbeiter in ſeinen Kunſtgriffen, ſowie in den
geringſten Beſchäftigungen eine bewundernswürdige Gewandtheit beſißt, welche der Deutſche ihm erſt
. .
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ablernen muß , um gleichen lohn mit dem Einges bornen anſprechen zu können .
Iſt ihm dies aber
erſt gelungen, hat er ſich jene amerikaniſche Gewandt
heit einmal angeeignet , da wird er ſich bald beſſer ſtehen , wie im Vaterland , er wird ſich bald ſo viel erſpart haben , um
ſich anzukaufen und unabhängig
zu werden , inſofern man den freien amerikaniſchen Landwirth ſo nennen kann ) .
' s
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a n h a n g. Geſchichtlicher Ueberblick der Zeitperioden . deutſcher Coloniſationen in Nord-Amerika. Durch die kirchlichen Streitigkeiten im 16ten und durch die verheerenden Kriege im 17ten Jahrhundert zurückgehalten , nahmen die Deutſchen erſt ſpät Theil an den von den Europäern in der neuen Welt ges gründeten Coloniſirungen . Ueber ein Jahrhundert
nach der zuerſt von Walter Ralaigh, in Virginien verſuchten Anfiebelung und beinahe 2 Jahrhunderte nach der Entdeckung des nördlichen Feſtlandes durch
Johann und Sebaſtian Cabot ſaben wir erſt ums Iahr 1683 die erſten Deutſchen in Penſylvanien ana landen und zwar unter Vermittelung von William Penn , welcher auf ſeinen Reiſen in Deutſchland von ihrem
Fleiß , ihrer Sparſamkeit und ihrem meiſters
haften landwirthſchaftlichen Betriebe ſich überzeugte. Als er nämlich in der Folge von der brittiſchen Res gierung jenen großen landſtrich in den nordamerika niſchen Colonien erhielt (welder noch jeßt von ihm
den Namen Penſylvanien führt ) als Vergütung für bedeutende Forderungen an dieſelbe, war er fogleich darauf bedacht, dieſe Wüſte durch Deutſche urbar zu machen " ). (Bekanntlich gehörte er zu den Quäfern , * ) Die jeßigen ſtillen friedlichen Quaker in der Union find mit den überſpannten Kopfen des 17ten Jahrhunderts
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jener fchwärmeriſchen im 17ten Jahrhundert entſtan denen Secte.) Ihm folgten bald zahlreiche Geſells in gar keinen Vergleich zu ſtellen. Längſt iſt der wú thende Fanatismus dieſer Secte verſchwunden, und war es ſchon zu Penn's Zeiten. Ihr Name Quaker oder Zitterer rúhrt von ihrem Stifter, Georg For (geboren in England 1624 ) ber, welder einſt vor Gericht geſagt
haben roll : „ ittert vor dem Worte des Herrn !“ Auch waren ihre Andachtsübungen anfänglich mit Begeiſte: rung, die ſich durch Verzuckungen und zittern Fund gab ,
begleitet. Sie ſelbſt nennen ſich nur
die Geſelſchaft
der Freunde,“ weil das Band der Freundſchaft und gleiche Geſinnung fie von der engliſchen Kirche abſon : derte. For fing 1649 ani, göttliche Offenbarungen , die er gehabt haben wollte, zu verfünden . Die Dreiſtigkeit, womit dieſer von aller wiffenſchaftlichen Bildung ent
blößte Schuſtergefelle hier auftrat, die · Lafter aller Stánde hernahm , die Geiſtlichkeit angriff , Gelehrſam : keit und Schulwiſſenſchaft für unnús erklärte und das
Volk zur Verweigerung der kirchlichen Abgaben anreizte, fand Beifall bei den gemeinen Leuten .' Seine Anhán :
ger vermehrten ſich ſchnell. Ihr Grundſaß iſt : jeder, der den göttlichen Geiſt ernſtlich ſucht, erhält unmittel bar göttliche Offenbarungen , deren Reim der menſch
liche Geiſt ſchon in ſich trágt (bei ihnen den inwoh: nenden Chriſtus, das innere Wort oder Licht genannt,
welches ſie im Nang noch über die Schrift ſtellen ), die heilige Sdrift gilt nur als untergeordnete Glaubens : regel , iſt ihnen aber nicht vollſtändig und anwendbar
genug auf die neuere Zeit. Die Erlöſung erneuert ſich ſtets im Innern des wahren Chriſten und alle Sacra :
mente ſind nur innere gemüthliche Handlungen , daher
es bei ihnen keine Taufe, Fein Abendmahl, und andere kirchliche Gebräudje gibt. Ihr Gottesdienſt iſt einfa cher , als bei irgend einer driſtlichen Secte , man ſieht keinen Altar, keine Kanzel , keine Bilder und hört tei
nen Geſang oder Muſik in den Verſammlungsſálen . Ohne Glodenklang kommt die Gemeinde zuſammen
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ſchaften , welche die erſte deutſche Stadt, das jeßt blühende Germantoun gründeten. Beſonders trieb die und barrt ſchweigend und mit bedeďtem Haupt aufden Geiſt und wer ſich endlich von ihm ergriffen fühlt, kúns digt ſeine Begeiſterung durch Seufzer an , in welche die Uebrigen einſtimmen ; und wenn er nun predigt oder betet, hören ihm alle ſtehend , die Männer mit ent:
bloßtem Haupte zu . Fühlt ſich aber Niemand berufen, ſo geht man nach ſtundenlangem
lautloſem Harren
ſtill wieder aus einander. Einen beſonderen geiſtlichen Stand gibt es bei ihnen nicht, Mánner und Wei: ber dürfen in den Verſammlungen predigen , denn der Geiſt erweđt, nach ihrer Meinung , wie zur Zeit der
Apoſtel, bei jedem Chriſten das innere Wort. Erſt in der neueſten Zeit ſind, beſtimmte Perſonen mit dem Predigeraint beauftragt worden , ohne daß jedoch den
Uebrigen dadurch die Freiheit zu predigen genommen iſt. Durch ihre eigentbúmlichen Grundſáße, von denen
fie nie abgehen , wird die Duldung der Quater in Eu ropa ſchwierig. Sie verweigern alle Kirchenabgaben
und Zehnten , ihre ſtrenge Moral verbietet den Eid , den Kriegsdienſt und Kriegsſteuern , den Genuß aller
ſinnlichen Vergnügungen , daher kein Quaker Theil nimmt an offentlichen Luſtbarkeiten, Theater , Spielen
und Jagden . Der Lurus iſt verboten , ja ſelbſt der Handel mit dergleichen Gegenſtänden unterſagt, und die Uebung in den rdónen Kunſten halten ſie für gefährlich .
Von allen Pflichten der üblichen Höflichkeit halten ſie ſich entbunden , daher ihre Anrede mit Du zu jedem mit bededtem Haupt. Ihre Kleiderordnung ſchreibt die großte Einfachheit vor: den Männern ſind dunkelfarbige lange Róde ohne Knöpfe und Hüte mit herabhängen den Krempen , den Frauen ſchwarze Kopfbededung und grüne Schürzen angeordnet. (Doch ſind, wie geſagt, .
die heutigen Quaker lange nicht mehr ſo gewiſſenhaft in der Befolgung ihrer Religions - und bürgerlichen Gefeße.)
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zu Ende des 17ten Jahrhunderts von den Franzoſen
ſo planmäßig betriebene Verwüſtung der Pfalzriwozu rich bald darauf die heftigſten Religionsbedrückungen
geſellten , jährlich viele Tauſende verfolgter und zu Grunde gerichteter Proteſtanten , aus dieſem ſchönen ,
aber unglücklichen lande in Amerika's Wüſten und vorzugsweiſe nach Penſylvanien.
Durch den Fleiß
und den muſterhaften Betrieb des Landbaues,wodurch die in Penſylvanien , ſich niedergelaſſenen Deutſchen vor Allen ſo rühmlichſt ſich auszeichneten und den Grund zu Penſylvaniens jeßigem blühenden Wohl
ſtand legten , bewogen , fandten die Gouverneure Commiſſionäre nach der Pfalz , dieſe lieblichen fruchts tragenden Bienen auch in ihre Provinzen zu locken.
Durch ſolche Verführungskünſte, begünſtigt durch den verruchten Religionsdruck geſchah es, daß im Anfang des 18ten Jahrhunderts in der Pfalz und am Rhein
überhaupt ganzé Gemeinden mit ihren Predigern die Heimath verließen , und ſich zur weiten Reiſe nach Amerika entſchloſſen. An 33,000 ſolcher Verblendeten
landeten plößlich in London, hoffend, mit der ihnen von jenen Verführern verheißenen königlichen Hülfe ihre Reiſe weiter fortzuſeßen . Alein die Miniſter wollten nichts von lekterer wiſſen , und die Armen
wurden troſtlos ihrem Schickſal überlaſſen , bis endlich des Königs Gnade rich ihrer erbarmte. Sie wurden
auf königliche Koſten längere Zeit verpflegt, während
man berathſchlagte, wo dieſe Menſchenmaſſe am vors theilhafteſten verwendet werden möchte. Die biedere engliſche Nation nahm ſich ebenfalls mit lobenswerther
Wohlthätigkeit der Unglücklichen an , bis ſid , ihr Schick ſal dahin entſchied , daß ein kleiner Theilwirklich nach
Nord - Carolina eingeſchifft , während der Ueberfahrt aber zum Theil ein Raub der Wellen wurde; eine
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andere Parthie nach Irland gebracht und ein dritter Theil auf uncultivirte Inſeln oder in Bergwerke zu
königlichen Arbeiten beſtimmt wurde ; 7000 aber wurden zum Theil ihres Glaubens wegen in dem ers
bärmlichſten Zuſtande wieder nach Deutſchland zurück geſchickt. " i
ill.,***Code II
Welcher denkende Menſchenfreund fühlt ſich nicht
von Bedauern und Mitleid durchdrungen über dieſe einſeitige kurzſichtige Politik des damaligen brittiſcher
Miniſteriums !:: Statt mit väterlicher Fürſorge auf die ſchleunige Einführung der trefflichen deutſchen
Landbauern in die ihrer fo höchſt bedürftigen transa atlantiſchen Provinzen bedacht zu ſeyn und ſich auf dieſe Weiſe durch eine bedeutende Anzahl Coloniſter
einer Nation, die an Gehorſamiund Fügſamkeit ges wöhnt nur einen Stüß - und Haltpunkt in den auf: geregten Colonien abgegeben hätte, ſendet man dieſe Volksklaſſe, zur Coloniſirung am geeignetſten , von der ihre Politik auch nicht das Mindeſte zu fürchten hatte, in den armſeligſten Umſtänden nach Deutſchland zu
rück , oder läßt ſie zum Theil in England ihre Kröfte in wenig vortheilhaften Bergwerken und Wüſteneien
aufopfern oder gar elend umkommen . Später ſuchte man den Mißgriff wieder zu verbeſſern und fandte . 5000 Schweizer nach Carolina, aber immer nichtmehr, als man gerade als Miethlinge oder Tagelöhner auf den landgütern unterbringen konnte. '
Aber auch die glücklich in Neu - York Gelandeten hatten noch lange nicht den Kelch ihrer leiden geleert, fondern 'mußten auch hier noch mit dem mannichfach
ften Ungemach und Elend fämpfen .
Falſchheit und
Tücke, Habſucht und Geldgier gewiſſenloſer Menſchen traten den armen Fremdlingen feindlich entgegen und
Viele mußten ihr ſauer erworbenes Eigenthum , ja
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felbft das Leben verlieren , bevor die Uebrigbleibendent zur lange erſehnten Ruhe gelangen und die Früchte ihres Fleißes in ungeſtörtem Frieden genießen fonnten .
In der Nähe von Neu - York wurden Anſiedeluns gen unternommen , welche bei gehöriger Behands lung der oberen Grundbeſißer und des Gouverneurs recht wohl gediehen wären ; allein dieſe bedrängten
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pie kaum zu fich gekommenen Coloniſten auf alle Weiſe und zwangen fie , ihr Heil weiter im Innern zu ſuchen. Hundert und fünfzig Familien verließen daher ihre Anſiedelungen und wandten ſich gegen 100 engliſche Meilen mehr weſtlich zu dem Indianers ſtamm der Irofeſen . Mit dieſen Naturmenſchen lebs ten ſie 10 Jahre lang in Friede und Eintracht, das ihnen von denſelben abgetretene anſehnliche Stüd fand nach gewohnter Weiſe mit deutſchem Fleiß bes arbeitend, als der verruchte Geiſt einer habſüchtigen vimmerſatten Kaſte . ſie auch aus dieſem friedlichen
Aſyl verſcheuchte. Nachdem die mit den Schlichen und Kniffen abgefeimter Weltmänner unerfahrnen armen Pfälzer ſich mit unſäglicher Mühe im rauhen Walde Wohnungen errichtet und unter Hunger und
fummer einen ſehr bedeutenden Theil des unter ih rem kräftigen Arm gefallenen Waldes in freundliche Saatfelder und Wieſenauen verwandelt hatten , bes nachrichtigte ſie der ſchlaue und liſtige Gouverneur,
von Gewinnſucht und beleidigtem Stolz getrieben : er habe das von ihnen angeſiedelte land (worauf ſie bereits ſchon 7 Dörfer angelegt hatten ) nach den lan
besgeſetzen verkauft und ſie hätten mithin folches ent weder unverzüglich , ohne Anſpruch an Entſchädigung
für Culturkoſten zu verlaſſen , oder ſich um die Pacha tung bei dem neuen Eigenthümer zu bewerben .
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Dieſe Schandthat erfüllte die redlichen Deutſchen mit Zorn gegen jenen nichtswürdigen Wucherer. Das Land der Moharks oder Jrokeſen war vollkommenes
Eigenthum dieſer Nation und jeden fremden Eingriff in daſſelbe würden dieſe blutig abgewehrt haben , da ſie es pon Urzeiten her als unangefochtenes Stamm
land beſaßen.
Sie hatten ihren neuen friedlichen
Nachbarn einen Theil davon käuflich abgetreten , und
es lag das vollkommenſte Eigenthumsrecht dieſer deut lid , am Lag. . Allein das ungerechte, leider oft ſo
ausgeübte Loſungswort ::... Gewalt geht vor Recht " . trat auch hier in Kraft und die Britten bewieſen , daß sie den unmenſchlichſten Tyrannen , den eroberns den Spaniern und Portugieſen auch in damaliger Zeit nichts nachgegeben haben würden . Die Pfälzer , antworteten in kräftigen Worten , daß sie nicht ihre Heimath verlaſſen hätten , um in einem andern Welt
theil die Feſſeln der Knechtſchaft zu tragen und keis nesweges geſonnen wären , die moderniſirten Sclavert
derer zu werden , welche in Schwelgerei und Ueppig feit die Früchte ihres Fleißes vergeuden wollten. Sie wandten ſich nach Penſylvanien, in die Provinz, wo die warme Liebe zu allen Menſchen das wahre Chris.
ſtenthum und der treue Glaube an den Weltverföh ner wohnt.
Fern von den Vampyrn in Menſdens
geſtalt, von jenen hohen Häuptern , die ſie in Dienſt barkeit ſchmiedend und ihrer Induſtrie allenthalbert
Feſſeln anlegend, auf weiter nichts zu finnen , als fie immer tiefer herabzudrücken , um ſich dadurch empor
zuſchwingen , zeigten ſie ſich auch hier am Ziel ihrer -, Wünſche , an einem Nebenfluß des Susquehannah,
als Männer voll hoher Thatkraft und bewundrungos werther Ausdauer , die es nicht bei bloßen Worten
bewenden ließen , ſondern der Freiheit wirklich würs
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ren . Sparſamkeit, Fleiß , warme Religiofität und andere treffliche häusliche und moraliſche Eigens
ſchaften zeichnen noch bis auf dieſen Tag die Nach kommen diefer würdigen Kämpfer vor allen Bewohs nern Penſylvaniens aus. " . : " Einem weit wehmuthsvolleren , betrübteren Ver hängniß ging das kleine Häufchen der nach Carolina Ausgewanderten entgegen. Ein großer Theil von ihnen mußte erſt auf die peinlichſte Weiſe umfommen, ehe die Uebrigen zu einer erträgliehen Poſition ge
langen könnten . Ackerbau und Induſtrie 'waren noch
weit zurück und die armen Eingewanderten wurden pon den Grundbeſißern auf ſolche Punkte geſtellt,wo Tie den Ueberfällen der wilden Urámerikaner am meis
ſten ausgefeßt waren .
In der Striegskunſt gänzlich
unerfahren und zu ſchwach zum Widerſtand unterlas.
gen ſie, und die Wilden , ' aüfgebracht über das bes ſtändige Vordringén " der. Weißen , beſchloſſen einen Hauptangriff auf alle Coloniſten. Mit Macht drans
gen ſie in die Colonien ein , überfielen die armen Anſiedler und raubten , plünderten und mordeten , was
ihnen vorkam . Von allen Seiten wurden die Harts bedrängten zwar unterſtüßt, . indeſſen waren die meis
ſten der Unglücklichen ein Opfer indianiſcher Wuth geworden und ſeitdem
blieben lange Jahre hindurch
dieſe Staaten von Einwanderern unbeachtet, während Penſylvanien in Wohlſtand und Bevölkerung fräftig aufblühte.
Im Jahr 1729 betrug die Einwanderung in Penſyl vanien allein 6 ,200 Seelen , meiſtens Deutſche und Irländer, und im Jahr 1742 belief ſich die Zahl
der ſeit 1683 Eingewanderten und deren Nadškommen auf 100,000. Nicht nur aus der Pfalz und den Rhein
gegenden , ſondern auch aus der Sdweiz waren Auss
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wanderungen hierher jeßt Tehr bedeutend. Auch nach Carolina wurden ſeit 1711 wieder Colonie - Verſuche gemacht, aber erſt 1733 die Stadt Purysburg an der Savannah gegründet von dem Obriſt Pury aus Neuen burg. Die damalige brittiſche Provinzial- Regierung begünſtigte die Coloniſten , theils um dadurch eine Vörmauer gegen die kriegeriſchen Indianer ſich zu verſchaffen , theils auch durch ſie den einträglichen Weinbau in dieſe Provinzen einzuführen . Bei ſeiner Rückkehr gab Pury eine Beſchreibung über Carolina heraus , betitelt : „ Der nunmehr in Amerika verjüngt und ohne Heimweh lebende Schweis welche Schrift noch viele ſeiner landsleute zer ;" zur Auswanderung anreizte. Eine der zahlreichſten Schaaren aus der öſtlichen Schweiz ging bald dars auf unter Leitung des Landeshauptmanns Tobler und des Predigers Zuberbühler nach Nord-Carolina ab. 1732 wanderten aus Salzburg viele Unzufriedene aus demſelben Grunde nach Georgien ,wie 1709 die Pfäl zer nach Neu -York, welchen bald ſo viele nachfolgten , daß in Georgien 2 Kirchen augsburgiſcher Confeſſion beſtehen , deren Prediger von der brittiſchen Regies rung beſoldet werden .
1734 kamen von 400 ausges :
wanderten Zürchern nach vielen Drangſalen und Ges fahren nur noch Wenige in Penſylvanien an. 1749 landeten in Philadelphia allein 25 Schiffe mit 7000 Deutſchen und im Jahr darauf waren die Einwandes rungen von derſelben Stärke. 1754 famen allein in Penſylvanien (andere Provinzen nicht zu erwähnen )
22,000 Seelen an. 1767 bis 1776 entführte ein ſchwärmeriſcher Spa nier in Verbindung mit einem gleichgeſinnten bayri fchen Abentheurer an 6000 Menſchen aus Schwabent und den Rheingegenden nach den wüſten Gegenden 20
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in der Sierra Morena in Spanien , wo ſich aber die Unglücklichen höchſt betrogen fanden und größtentheils umfamen .
1764 trafen wieder 400 Pfälzer in fons
don ein , verleitet von einem deutſchen Offizier, der
Pie nach Neu -Schottland, in Nord-Amerika, zu brin gen verſprach , fie aber in london verließ, von wo ſie
nach mancherlei ausgeſtandenen Drangſalen endlich durdy milde Beiträge nach Süd - Carolina gebracht
wurden , wo ſie die Stadt Charlestoun endlich glück lich erreichten . Während der Hungerjahre 1770 und 1771 waren die Auswanderungen beſonders ſtarf, ro
daß allein in Philadelphia jährlich 24 Schiffe mit Deutſchen aus den Rheingegenden und der Schweiz landeten . Durch den Krieg, welchen England gegen die vereinigten Provinzen führte und wobei es von deutſchen Fürſten an 30 ,000 Mann Hilfstruppen mies thete, ward auch in Nord - Deutſchland die Auswan derungsluſt angeregt, iſt aber wegen des ſtumpfen Charakters der niederen Bewohner nie von Belang
geworden . Nach abgeſchloſſenem Frieden blieb etwa der fünfte Theil dieſer Truppenmaſſe in den verei nigten nordamerikaniſchen Staaten zurück. Wie wuns derbar lenkte hier eine über Völker und Fürſten was
chende Vorſehung die von ihnen ſelbſt hervorgerufes nen Uebel zu deren Beſten ! Hierdurch ward nun auch der Auswanderungs - Geiſt in die Länder vers
pflanzt, wo ſich noch keine Spur davon bisher zeigte, nach den beiden Heſſen. Nadı dem Befreiungskriege aber waren die Aus wanderungen aus Deutſchland lange Zeit minder be:
deutend, indem jeßt der Zug deutſcher Coloniſten rich vorzüglich nach Rußland , Gallizien und Ungarn richtete.
Das 19te Jahrhundert führt uns erſt wieder eine
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bemerkenswerthe Emigranten - Familie auf, nämlich die
wegen ihres Erfolge und erregten Aufſehens wahr: haft welthiſtoriſch gewordené Verſeßung der großen würtembergiſchen Harmonie - Geſellſchaft unter G . Rapp an den Conaqueneſſing in Penſylvanien . Der zu Anfang des Vorigen Jahrhunderts von der fromment
halleſchen Schule unter einem Spener und Franfe auss geſtreute Saame hatte in Würtemberg tiefe Wurzeln geſchlagen .
Schon vor der Mitte des vorigen Jahr:
hunderts hatte v . Leiningen über die Sünden der Hofwelt und die Nachricht der Prediger gegen ſie ſich zurückgezogen , und ſo den Saamen zu Separati ſten ausgeſtreut. Sie bildeten und verbreiteten fich
nach der Mitte des 18ten Jahrhunderts hauptſächlich
dadurch , daß die in den Grundfäßen der frommen halleſchen Schule gebildeten Prediger die Empfänglis chen in ihren Gemeinden an Gebetſtunden gewöhnt
hatten, welche von dieſen auch allein gehalten und durch einen landesherrlichen Befehl erlaubt waren . Bald wuchſen ſie den geſeßlich gegenwärtigen Amts
predigern über den Kopf und mit den Neubeſtellten mochten ſie ſich leidyt zuin Theil durch dereit eigenes Verſchulden entzweien und ſo bildeten ſie denn zits
ſammentretende, jeder Beſchränkung widerſtrebende Separatiſten -Gemeinden und unter dieſen wohl etliche beſondere ſchwärmeriſche, die ſich nicht in den Gräns
zen des Anſtandes und der Schicklichkeit zu halten vermochten . Feſte Grundſätze hatten dieſe Separatis ſten Anfangs nicht, aber die Aehnlichkeit der Gemüths ſtimmung verband fie bald näher mit einander . Sie find abgeſagte Feinde des lurus, und völlig gleich gültig gegen die Staatsreligion , deren verordnete res gelmäßige Zuſammenfünfte ſie nidyt mehr beſuchen. Ihre religiöſen Verſammlungen , wo nach der Weiſe 20 *
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der älteſten Chriſtengemeinden Brüder und Schweſtern abgeſondert rißen , werden init Geſang, oft auch mit Muſik eröffnet, dann folgen Unterredungen, wobei die Dreiſteſten auftreten und ihre während der Woche
gemachten Erfahrungen mittheilen und Geſprächewed : ſeln , die Uebrigen aber zuhören.
Die Laufe behal:
ten ſie wohl aus Gewohnheit bei , die Einſegnung oder Confirmation aber verwerfen ſie ganz, dafür haltend : es ren beſſer, man gelobe nichts , als man
gelobe und halte es nicht.
Das heilige Abendmahl
beſteht in einer Mahlzeit , wobei zulett Brod und
Wein aufgetragen , geſegnet und ausgetheilt wird; vorher geht eine öffentliche und geheime Beichte vor dem Vorſteher.
Soldatendienſt verweigern ſie, weil
dadurch ihr innerer Friede geſtört werde. An der Spige dieſer Sectirer-Gemeinde ſtand der Bauer und
feinweber G . Rapp, geboren zu Ipptingen 1754 . Es iſt ſehr begreiflich , daß eine ſolche allen polis
tiſchen Inſtitutionen entgegenſtehende Gemeinde fich
nicht wohl lange in einem Staate erhalten konnte, wo man die Dienſtleiſtung jedes Einzelnen ſowohl im Krieg wie im Frieden ſtreng in Anſpruch nehmen muß. Dennoch wurde derſelben von der königlich
würtembergiſchen Regierung geſtattet, einen abgeſon derten Diſtrikt zu cultiviren , und ſo für ſich allein
ihren Gebräuchen und Eigenheiten gemäß zu leben . Der Ausbruch der franzöſiſchen Revolution nöthigte fie, auf eine andere Freiſtätte bedacht zu ſeyn . Sie wendeten ihre Blicke nach der neuen Welt , in das
Land der vollfominenſten politiſchen Geiſtes - und Glau bensfreiheit, in der Hoffnung, daß auch ihnen dort eine Freiſtätte ſich öffnen werde , wo ſie Realiſirung
ihrer Wünſche, weldie mit ihrein innerſten leben auf das genaueſte zuſammenhingen , finden würden . Der
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würdige Vorſteher Rapp wurde ſofort, mit unbes fchränkter Vollmacht, vorausgeſchickt, um das Land zu erforſchen , und für die Geſellſchaft ſolches da an : zukaufen , wo es ſeine Anſichten am zweckmäßigſten halten würden. Glücklich in ſeinem Unternehmen und
nachdem er in Penſylvanien feinen Wünſchen entſpres chend einen großen Strich Landes am großen Cona queneſſing angefauft hatte , verfündigte er bei ſeiner
Rückkehr den Seinen : Penſylvanien ſey das Land, wohin ein höheres Geſchick fie rufe, wo ſie Gott nach
den Ausſprüchen der heiligen Schrift und nach ihrer eigenen Ueberzeugung anbeten dürften. · Ungeſäumt wurden Anſtalten zur Abreiſe in das gelobte land
der Freiheit getroffen und ſchon zu Ende des folgens den Jahres landeten über 50 Familien glücklich in Philadelphia. Angelangt auf ihrem neuen Eigenthuin wurde ſofort auf die bekannte Weiſe die Coloniſation begonnen . Da aber gewöhnlich ſolche Verbindungen aus Wohlhabenden und Armen beſtehen, ſo vermochte Vater Napp , wie er jetzt heißt, die Erſtereri, ilir Vers
mögen mit den Armen zu theilen und dieſe gleiche Nechte mit ihnen genießen zu laſſen , das Land- ge meinſchaftlich zu..cultiviren und im Fall , wenn eint
Mitglied des Bundes etwa wieder auszutreten ge dächte, es bloß ſeine Einlage, aber ohne Zinſen oder Zuſchuß wieder herausbekommen ſollte.' Vater Rapp mit 7 Aeltéſten bildete den Vorſtand der brüderlidien
Gemeinde. Die Arbeiten gingen mit dem erwünſcha
teſten Erfolg von Statten ; es wurden bequeme Gea. bäude errichtet, Aecker gebaut, Fabriken , Manufaktu :
ren und alle übrigen Gewerbe gediehen , landwirth fchaft, Viehzucht, Obſt- und Weinbau blüheten balo durch den unermüdeten Fleiß der braven Schwaben . Nachdem ſie ihre Verfaſſung auf die Worte der
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Apoſtelgeſchichte IV . 32 : die Menge der Gläubigen nun war Ein Herz und Eine Seele und nicht Einer hielt etwas, das ihm gehörte, für ſein eigen , ſondern es war Ihnen alles gemein ," gegründet hatten , lega
ten ſie zur Verewigung ihres einmüthigen Sinnes und ihrer Bruderliebe im Anfang des Jahres 1805 die Stadt Harmonie an , erbauten anſehnlichere Häus ſer , cultivirten immer mehr land, vervollkommneten
die verſchiedenen Mühlen , Fabriken ac. veredelten die Schafzucht, auf welche vorzügliche Sorgfalt verwens det wurde, mit ſpaniſchen Merinoböcken , verbeſſerten die Wollſpinnereien und die Webſtühle. Welche reis Bende Fortſchritte die fleißige Gemeinde in allen dies ſen Zweigen gemacht hatte , beweißt folgende Ans gabe : Im
Jahr 1815 beſtand die Stadt. Harmonie
mit 3 dazu gehörigen Dorfſchaften aus etwa 180 be quemen Gebäudennenvon Backſteinen und Fachwerk mit nd Scheuern , einem den erforderlichen Bade Stallungen Fr Gansaund vollkommen eingeridyteten Gaſthof, foliden Fabrikge bäuden, einem guten Fruchtmagazin , Brennereien und
n Brauereien reie , Backſteinbrennereien , Eſſig -und Potaſches e b i mSiedereien , Hanf-, Säges , Dels, Walks und Mehl Mühlen 2¢. 1000 Morgen trefflichen Landes waren in beſter Cultur, Wein - und Obſtbau blühend. Nach Abzug der Reiſekoſten betrug ihr geſamintes Vermö: gen bei ihrer Ankunft in Harmonie etwa 20 ,000 Dollars, und als ſie 1815 ihre ganze Anſiedelung verließen und nach dem großen Wabaſh in Indiana
zogen , lößten ſie für das Immobiliar -Bermögen 100 ,000 .
Ihr ganzes Vermögen aber hatte ſich in
nerhalb 10 Jahren verſiebenfacht.
Ein Hauptgrund
aber, warum ſie die Golonie Harmonie in Penſylva nien verließen , und ſich nach Indiana begaben , roll
parin beſtanden haben , daß fie der fruchtbarere Boden
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und das milde Klima- beſſere Schaafweiden hier vers muthen ließ . . . . . .
Am Wabaſh waren die Harmoniten dieſelben thä tigen, ausdauernden, achtungswürdigen Menſchen , wie am Conaqueneſſing. Ihre Coloniſation war vom nämlichen Erfolg, ihr Vermögensſtand nahm in dem
ſelben Maas zit , wie in Penſylvanien , denn 1822 ſchäşte man ihre geſammte Befigung auf 1/2 Million Dollars ; allein hinſichtlich der gehofften Vortheile , die ihnen Klima und Boden für die Schaafzucht dar
bieten würde, mochte ſich Rapp wohl getäuſcht ha ben ; denn 1824 verließ er mit den Seinen auch Neu Harinonie , ſeine Colonie am Wabaſh , und kehrte in die Nähe der erſten Anſiedelung , jeßt Alt-Harmonie, an den amerikaniſchen Rhein , an den Ohio, zurück, wo jeßt noch dieſe muſterhafte Colonie in hohem
Wohlſtand beſteht. Sie nennen ihre jetzige: Nieder laſſung Dekonomie. Hier leben dieſe guten Menſchen in liebe und Eintracht , verſchönern ſich ihr Leben
durch freundſchaftliche heitere Unterhaltung , Muſik und liebliche Promenaden in die herrliche Natur. Hier komme der frivole Spötter " her und ſehe und überzeuge rich , wenn er es vermag, von der verladı: ten Schwärmerei dieſer Sectirer ! Wir aber wollen mit Mathiffon in die Worte einſtimmen :
Nur Tand find Ehre, Prad)t, Gold und Ruhmi Natur in deinem Heiligthum !
Das 19te Jahrhundert begann alſo mit der mit
dem glänzendſten Erfolg gekrönten Coloniſirung der Harmonie - Geſellſchaft und dicſer folgte zunächſt eine
Schweizer - Colonie , welche 1805 nach Indiana 308
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und daſelbſt Weinbau und Ahornzuđerbereitung treis bend die Stadt Neu - Veväy im Neu - Sdweizerlands Kreis gründete.
Während Napoleons Zwangsherrs
ſchaft wurden die Auswanderungen ſehr beſchränkt durch die von ihm verordnete Continentalſperre, ers
wachten aber mit verſtärkter Kraft nach dem Pariſer Frieden .
Das Jahr 1816 und noch inehr das Hun
gerjahr 1817 ſah außerordentliche Schaaren der neuen Welt zueilen ; in leßterem Jahr allein ſollen an 30,000 Deutſche aus der Schweiz , Würtemberg, Hef
ſen und der Pfalz dorthin abgegangen ſeyn. Eine
ebenſo ſtarke Anzahl Unglücklicher mußte aber im nämlichen Jahr elendiglich an den Seeſtädten wieder
umwenden , um ſich unter allen möglichen Drangſalen , in der Heimath dem Spott und der Verachtung preiß gebend ihr fümmerliches Leben durch Gaben des Mits leids zu friſten : ſie hatten die Mittel zur Ueberfahrt theils auf der Reiſe verbraucht, theils folche zu ges ring angeſchlagen . Ueberhaupt betrug die Geſammt: zahl der Auswanderer jenes ſchrecklid en Jahres an 13,000 Seelen , worunter ſelbſt mehrere Wohlhabende.
Im Jahr 1818 und 1819 regelten jährlich an 30,000 Menſchen den Rhein hinab, der erſehnten 2ten Hei
math entgegen. Zu Bern bildete ſich zu beſſerer Leis
tung der Auswanderer ein Verein und einige ange ſehene Schweizer führten eine große Zahl ihrer lands leute nach Nord-Ninerika, die ſich aber alsbald völlig zerſtreuten . Jin Jahr 1820 wurde eine Golonie nach Pandalia in Illinois unternommen , alein es fehlte
dem Führer Rapps Genie und den Coloniſten der
Geiſt der Harmoniten , - das Unternehmen ſcheiterte gänzlich. Seit 1820 aber nahm die Auswanderungs ſucht nad: Nord-Amerika mit den häufigen, aber miß
glüdten Perſuchen nach Braſilien ebenfalls ab. Erſt
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im
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Jahr 1825 veranlaßten die Ueberſchwemmungen
des Rheing abermalige bedeutende Auswanderungen
aus dem Badenfchen , ſo daß die großherzogliche Re gierung, ſowie ſpäter die Würtembergiſche und Heſ ſiſche dieſelben ſtreng verbot. Im Jahr 1827, aber bildeten ſich wieder die frühern zahlreichen Geſella
ſchaften zur Ueberſiedelung nach Nord-Amerika , ſo daß von 1827 auf 1828 in Neu - York allein 10,000 Deutſche und Schweizer und bis 1829 wieder an
3000 Deutſche , Schweizer und Holländer landeten . Im Jahr 1830 gingen aus der Bergſtraße und dem Odenwald , beſonders aus der heſſiſchen Provinz
Starfenburg, in Verbindung mit den Pfälzern, Wür tembergern und Schweizern bedeutende Geſellſchaften ab , vorzüglich nach Penſylvanien und Neu - York. Viele unter ihnen befaßen bedeutendes Vermögen und gaben als Grund zu ihrem Entſchluß den harten
Druck übermäßiger Abgaben und die unerträgliden Forſteinrichtungen , ſowie die häufigen wilführlichen
Bedrückungen der auf ihre Pfandgelder und Gebüh ren geſebzten Forſtbedienten an . Das Jahr 1831 nun übertraf vollends, alle früheren an den bedeutendſtest Auswanderungsgeſellſchaften . Aus Kurheſſen , Heſſen Darmſtadt und der Pfalz gingen ſchon ganz früh Mes
noniten und evangeliſch - chriſtliche Soloniſten theils nach Florida , theils nach Neu -York, namentlich an den Erie - See. Auch der bekannte Sectirer Broly aris Offenbach befand ſich unter den Auswanderern
jenes Jahrs.
Er gründete in Penſylvanien unweit
Rapps Dekonomie die Stadt Philippsburg, und läßt ſich unter dem Namen : Graf leo , von ſeinen Ges
meindegliedern ſchwärmeriſch als einen von Gott Ges ſandten verehren . Im Allgemeinen gibt man die Zahl der Auswanderer in jenem Jahr auf 25 ,000 an . Das
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verfloſſene Jahr gab dem vorhergehenden an Fruchts barkeit an Coloniſten für Amerikas jugendliche Ge filde nichts nach .
Auch im nördlichen Theile unſers
Vaterlandes regte ſich nun die Vorliebe für Amerikas freie Conſtitution und die Züge aus dem ſüdlichen und mittleren Deutſchland dauerten wie vorher fort,
ſo daß in den erſten 4 Monaten an 1500 Individuen und bis zum Spätherbſt follen ebenſoviel in den nie derländiſchen Häfen zur Ueberfahrt veraccordirt wors den ſeyn . Aus Darmſtadt wurden Commiſſäre nach den Häfen abgeſchickt und in Frankfurt ſah man bes
trächtliche Schaaren auswandernder Heſſen und Bad ner. Es war ein ergreifender Anblick, zu ſehen , wie die zierlich bekränzten Rheinſchiffe ſchwerbeladen mit
auf immer ſcheidenden deutſdien Brüdern und Schwe: ſtern jedes Alters, Standes und Geſchlechtes, die lieb lichen Rheinſtädtchen mit ihrem
frohen Geſang und
Geſchüß begrüßend,hoffnungsvoll dieſen deutſchen Ohio hinabſegelten . Hochbetagte Greiſe unterhielten ſich mit ihren Enkeln und dieſe mit ihren Kindern ſpie:
lend, träumten von den beſſern Tagen , die ihnen im fande der Freiheit und Unabhängigkeit aufgehen wür den . Auch in Rheinbaiern und an der Weſer, im Naſſauiſchen und in Sadſen haben ſich mitunter hödſt
bedeutende auswanderungsluſtige Geſellſchaften gebil: det. Aus Würtemberg meldeten ſich neuerdings 5000 Individuen und die rheinbaiernſchen Geſellſchaften find zahlreich und theilweis ſehr vermögend. Was dem
nach dieſes neubegonnene Jahr bringen wird , läßt
ſich einigermaßen ſchon vorher vermuthen , und es hat keinen Anſchein , als wollten dieſe reichen Quellen der vorzüglichſten nordamerikaniſchen Bevölkerung ſo bald verſiegen .
the
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As Amerika entdeckt ward , befand ſich hier fein einziges unſerer vielen ſo nüßliden Hausthiere eins heimiſch , ſondern Europens weltumſegelnden und ſich
in allen Welttheilen anſiedelnden Bewohnern war es vorbehalten , durch Einführung unſerer Hausthiere in die transatlantiſche Welt , dieſer eine ſchönere und freundlichere Gaſtalt zu geben .
Wie viel verdankt
Amerika blos durch die Einführung unſerer Hauss thiere unſerm fleinen Erdtheile, der ſich durch dieſe wahrhaft humane, friedvole Cultur um die Menſch heit mehr verdient gemacht hat, als dies je die Aras
ber , Sarazenen und Türken vermochten durch die blutigen Kriege, welche ſie über Europa verhängten, und durch die verwüſtenden Eroberungen , welche dieſe
Völfer , deren Nationalfraft faſt jedesmal in einem unumſdränkten Gewalthaber konzentrirt war, mehrere Fahrhunderte lang in drei Welttheilen unternahmen !
Durch europäiſche Betriebſamkeit ſind hier gegenwärs tig alle unſere Hausthiere einheimiſch geworden i ja
manche gedeihen ſelbſt wegen der fruchtbaren Weiden hier ganz beſonders gut. Das hieſige, von engliſcher Raçe abſtammende Pferd, iſt in einigen Staaten , wo man ihm gute Pflege angedeihen läßt, von vors züglicher Güte. In etlichen ſüdlichen Gegenden gibt es auch wilde Pferde.
Das hieſige Schaaf liefert
zwar nur höchſt mittelmäßige Wolle, allein hier trägt
weniger das Land und ſein Klima als der Amerika ner ſelbſt die Schuld . Einen Beweis hiervon liefern
diejenigen Amerikaner , welche die Ergiebigkeit der ſpaniſchen Schaafzucht von Deutſchland her., wo ſie ſich eine Zeitlang ihrer Studien oder Handelsver hältniſſe wegen aufhielten , kennend , aus dieſem ſo
verachteten und gering geſchätzten lande Schäfer , ja ſelbyt Schäferhunde kommen ließen, und die ſpaniſchen
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Schaafe ganz auf deutſchem Fuß behandelten und ſich vom beſten Erfolg ihrer vermehrten Sorgfalt
überzeugen mußten. Bei der großen Abneigung der
meiſten Amerikaner gegen Deutſchland und alles Deuts ſche, der alterthümlichen Apathie der Juden gegen Samaria und Nazareth faſt gleichkommend, - läßt
ſich nicht denken , daß die Maſſe der Amerifaner durch
deutſche Schäfer und Schäferhunde ſich belehren laſ ſen werde, wie ſpaniſche Schaafzucht mit Vortheil getrieben werden kann, obgleich gar nicht zu läugnen iſt, daß ſich fein land beſſer für dieſe. eignet als der Bundesſtaat von Nordamerika. Die Rind vieh zucht gedeiht ſehr gut, vorzüglich bei den deut
ſchen Landwirthen . Sowie es im Süden wilde Pferde gibt, ſo findet man auch in den unermeßlichen Flächen
des weſtlichen Binnenlandes große Heerden ipilden Rindviehes , gleich ſchätzbar wegen ſeines Fleiſches , als wegen ſeiner Haut. Die Schweine, welche
hier ſehr viel gezogen werden , kommen ganz ausneh mend gut fort. Viele daſelbſt nähren ſich in den
weſtlichen Staaten von denen daſelbſt ausgerotteten Schlangen und werden davon in kurzer Zeit fett, ohne daß dieſe natürliche Schweinemäſtung einen
ſchädlichen Einfluß auf die Conſumenten noch gezeigt,
hätte. Betrachtet man die zur Viehzucit, und insbes ſondere zur Schaafzucht wohl ſich eignenden großen Wieſen und Weiden im Binnenlande ,' . B . in Kien
tucky , in den ſüdlichen und weſtlidien Staaten ,welche man erſt in neueſter Zeit zu benußen anfängt, nimmt man daneben Rückſicht auf die bequeme Gelegenheit ,
alle daraus erzielten Produkte zu Waſſer durd, das ganze land hin zum Meer zu bringen , ſo zeigen ſich mier die vereinigten Staaten als das große Wollens.
magazin und den unerſchöpflichen Viehmarkt für
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Weſtindien , und" ſelbſt einen Theil von Süds Amerika.
Außer dieſen zahmen Hausthieren und denen von ihnen ausgegangenen verwilderten Naçen iſt das Ges ſchlecht der Amerikas Boden vor Entdeckung der Eus
ropäer einheimiſchen Säugthiere in den großen Wals dungen ſehr zahlreich . Die Ornithologie (Vögelfunde)
überhaupt, zählt jeßt mehr als 300 Arten von Vö geln , worunter über 30 Gattungen Raubvögel. Zahl reich ſind die ſogenannten Singvögel, wovon aber die meiſten ihrer Benennung feinesweges entſprechen . Obgleich Amerikas Vögel an Schönheit und Mans
nichfaltigkeit des Gefieders alle übrigen Vögel der Welt weit übertreffen , ſo ſtehen ſie dieſen , insbeſon
dere mehrern europäiſchen , an der ausdrucksvollen
Gabe eines lieblichen Geſanges, oder nur eines abs wediſelnden Gezwitſchers weit nach . Reine Nachtis gal belebt mit ihrem Geſang die dortigen Haine; vergeblich lauſcht man hier im Frühling auf den har moniſchen Gefang der Vögel , die unſere Felder und Wälder beleben ; fein Triumphlied der Lerche erſchallt, die Natur iſt verſtummt und in dem ſchönen Gefies der liegt allein der Erſaß ſanfter Melodien , die uns ſere Ohren- ergößen. Nur zuweilen hört man den
langſamen monotonen Ruf des Spottvogels * ). * ) Audy die amerikaniſche Nachtigall genannt. Sie iſt von der Größe der Schwarzdroſſel, zu deren Gattung lie gehört , aber falanter. Sie iſt auf dem Rüden aſch grau, am Bauche weiß. Sie ſoll, wie man ſagt, unſre Nachtigall an Unmuth und Geſang noch übertreffen und überhaupt der reizendſte Singvogel auf der Erde
reyn . Dabei beſißt ſie die Geſchicklichkeit , die Stim : men und Geſänge aller andern Vögel tauſchend nadzu :
ahmen , vom Colibri bis zum Adler, ſelbſt das Geräuſch
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Für den Putz fann faſt kein Theil der Erde fchör neres Federwerk aufweiſen als Amerika im Auges meinen und die ſüdlichen Staaten von Nord-Amerika insbeſondere. Nicht allein ergößt ſich hier das Auge
an dem in mannicyfaltigſter und in ſchönſter Abwechs ſelung ſtrahlendem Reichthume des Gefieders , ſondern der Gaumen des Menſchen erfreut ſich auch an dem
Wohlgeſchmad der vielen ebenſo wohlſchmeckenden als geſunden Fiſche, mit denen das Waſſergebiet der Union ſo reichlich verſorgt iſt.
Eine große Duelle
des Reichthums aus dem Thierreich bietet das Meer dar, das hier den Walfiſch , das Wallroß, den Sees hund und ſo viele Hunderte von Arten kleinerer Fi ſche in ſeiner Liefe nährt. Sehr große Vortheile bies ten ſich den vereinigten Staaten aus den Fiſchereien der Stocffiſche und der Mofralen dar , welche für Küſtenſtaaten ſicher ebenſo einträglich ſind , als das
beſte fornland.
Es finden ſich alle Arten der treffs
lidſten Fiſche an den Seeküſten , nur fällt die Häs ringsfiſcherei hier ärmlich aus. In keinem Lande der Erde hat ſich der Natur reichthum an Inſecten und Amphibien wohl reichlicher und überſchwenglicher entfaltet, als in Amerika . Faſt
überall , vorzüglich aber in den Wäldern , umſauſen den Wanderer unermeßliche Heere von Moskitos. oder den Schall lebloſer Dinge ſou fie nachmachen . In den warmen Gegenden von Amerika ſingt dieſe trans: atlantiſche Nachtigall unaufhörlich vom März bis Uu :
guſt Tag und Nacht hindurch . Sie fängt mit ihrer ei: genen Melodie an , geht dann zu den fremden úber und endigt mit den Tönen den ganzen Vögelchors .
Dabei tanzen ſie gleidſam , indem ſie während des Ge fanges fich mit den Füßen erheben und mit den Flu geln ſchlagen .
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:: Als eine höchſt gefährliche Landplage zeichnet ſich die
ſogenannte herrifche Fliege aus, welche in ihren nachtheiligen Wirkungen unſerer Feldſchnecke gleicht.
Die ſchönſten und blühendſten Waizenfelder werden oft von ihr in wenig Tagen gänzlich dadurch ver heert, daß ſie die reifenden Waizenkörner in der Aehren aushöhlend zernagt. Unter den Amphibien zählt man hier bereits gegen 40 Arten von Schlan gen , worunter die Klapperſchlange die merkwürdigſte
iſt.
In den längſt cultivirten Staaten ſind die
Sdlangen faſt in dem Grade ausgerottet, wie bei uns die Wölfe ; in den neuen Staaten des Südens
und Weſtens. ſind ſie aber noch ſehr zahlreich . Die Froſcharten ſind höchſt verſchieden , beſonders bemers
kenswerth iſt der Odiſenfroſch wegen ſeines aben theuerlichen Ausſehens.
Die Schildkröten ſind zahl
reich , ſowohl auf dem Land , in den Flüſſen als ant den Meeresküſten. Der Kaiman und Aligator iſt
über das ganze Gebiet des Bundesſtaates verbreitet, am häufigſten aber im Miſriſippi. Der Boden Amerikas iſt, wie allenthalben , ſehr
verſchieden . Im hohen Norden ſehr unfruchtbar, weil die Strenge des Klimas daſelbſt ſtets der Vegetation
entgegen trat, und folglich keine Dammerde ſich bil den ließ . Aus dieſem Grunde vermehrt ſich auch die Fruchtbarkeit des Bodens in dem Verhältniß , als das
land gegen Süden vorrückt.
Sobald nur erſt zu
ſammenhängende Wälder beginnen , bemerkt man auch eine ſehr reiche Dammerdeſdichte , die ſich verſtärkt,
je mehr man ſich dem Tropenlande nähert, wo die gigantiſche Vegetation den Humus in unermeßlicher Tiefe aufgeſchichtet hat. Ganze Wälder ſind hier
über einander hingeſtürzt und zuſammengefault, welche dem Anbauer einen unermeßlichen Schaß von Frucht
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barkeit und Pflanzennahrung darbieten , in welchem Alles mit ſehr geringer Mühe gedeiht und ewige Ernds
ten vorbereitet ſind; der Boden befindet ſich hier noch in ſeiner ganzen jungfräulichen Fülle und Naturkraft.
Rieſenhafte Bäume, auf den Cordilleren mitunter ſos genannte Urbäume, entſproſſen hier dem mütterlichen
Schooß der Erde, und ſtreben wie ungeheure Cylin der zum Himmel auf, der ſchweigſam mit ſeinen Sters nen auf ſie herabblickt. ' Aus dem Pflanzenreich bemerken wir beſonders den Zuckerahornbaum , von deſſen Benutzung zur Zucker:
bereitung oben ſchon die Rede war. Wie viele Mils
lionen Thaler könnte Europa jährlich erſparen , wenn die Gewinnung dieſes Ahornzuckers hier mit Erfolg
verſucht würde ! Da der Ahornbaum ſelbſt in Ober Canada , welches in klimatiſcher Hinſicht dem falten
Norden unſeres Vaterlandes gleich kommt, gedeiht, follte man da nicht mit Recht vermuthen , daß er auch hier gedeihen und die jeßt ſo verſtopften Erwerbsquel
len aufs Neue beleben würde ? Möchten einſichtsvolle, unternehmende Männer ſich doch zu ſeinem Anbau in
unſerer Hemiſphäre ermuntert fühlen ! Wir ſahen , wie alle zur Erhaltung und Ernährung des Menſchen und des von ihm gezähmten Viehes unentbehrliche Getraidearten und Früchte erſt durch den Fleiß des Europäers hierher verpflanzt wurden ;
alles Schöne hingegen , mehr für den Sinnenreiz als O " zur Erhaltung des phyſiſchen lebens dienende , Ames rika von der Natur urſprünglich verliehen iſt. Welch ein glücklicher Zufallswurf für Amerika, daß es von
Europäern entdeckt und angebaut werden mußte !
Von Europäern ; welche ſeinen ſchlammigen Boden , das wahre Element für Inſecten und Amphibien , in
einen Getraide- und Wieſenboden umzuſchaffen , und
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dem Menſchen die ihm gebührende Hoheit über die umgebende Thierwelt zu verſchaffen, verſtanden ! Welch ein ganz anderer Menſch , dieſer von unſerm Hauss
vieh , unſern Getraidearten , unſern Vegetabilien , uns ſern Obſtarten auf der transatlantiſchen Erdfeſte · wohlgenährte Neu - Europäer , und der vor der Entdeckung von Amerika ſo kümmerlich blos von Mais dahin lebende Ur- Amerikaner ! Nur unſer geſamms tes Sängerchor in Büſchen und Wäldern , der Seis denwurm , der Delbaum , der Zwetſchgenbaum und vor allen die edle Weinrebe, endlich die Pflanzen der heis
Ben Zone, als die feinen Gewürze der Moluden , vers ſchiedene Arten Palmen , etliche Färbe- und Arzeneis
Pflanzen ſcheinen der jenſeitigen Hemiſphäre von der Natur verſagt zu ſeyn , damit auch Amerika den uns
wandelbaren Ausſpruch erkenne: „ Nichts Volfommes nes hienieden !" Gehen wir nun auf die Empfänglichkeit der Bes wohner dieſer geſegneten weſtlichen Hemiſphäre für
die Reichthümer ihres Landes über , ſo müſſen wir freilich bemerken , daß der Amerikaner ebenſo unem pfindlich in der Regel an den herrlichſten Naturwuns dern vorüber geht, wie der Römer zwiſchen den mas jeſtätiſchen Ruinen ſeines goldnen Zeitalters. Anderers ſeits aber iſt es auch Thatſache , daß er in keiner
Wiſſenſchaft rich mehr auszeichnet , als in einer ſehr anziehenden Darſtellung der ihn umgebenden lebenden und unbelebten Natur. In den ihnen ſo nahe lies
genden und ſo großes practiſches Intereſſe darbieten den Naturwiſſenſchaften haben die Amerikaner wirf lich ſeit ein paar Jahrzehenten Rieſenſchritte gemacht und faſt keine Gegend ihres ſo ungeheuern Gebiets
in dieſer Rückſicht unerforſcht gelaſſen .
322 1 ; . Die Natur durchſchnitt das geſammte weite Gebiet des Bundesſtaates mit den größten Handelswegen ,
und dieſe ſelbſt wieder wurden noch erleichtert durch ihre fünſtliche Verbindung mit einander. Wie vor: theilhaft dies die Induſtrie thätiger , unternehmender Menſchen benüßt hat, haben wir bereits bei dem gros
Ben Kanalſyſtem geſehen. Keinem lande-hat die Nas tur eine zum Handel ro vortheilhafte Einfaſſung und lage verliehen , als dem Bundesſtaate. Im Südwes ften der ungeheure Miſſuri-Miſrifippi und das meris kaniſche Meer ; im Dſten das atlantiſche Meer ; im Norden ſechs große Binnenſeen , die durch ihre Ses wäſer den großen St. Lorenz zum Ausguſſe in den
nördlichen Ocean gebildet, und in der Mitte von wie vielen und von wie großen Tchiffbaren , jeßt meiſtens
durdy Kanäle vereinigten ', oder doch in Kurzem zu vereinigenden Strömen und Flüſſen durchſchnitten ! Dieſe großen , feltenen Naturvorzüge gewähren dem Bundesſtaate ale jene vielen Vorzüge , welche ein
völlig vom Waſſer umſpültes land genießt, ohne die Vortheile , im Fall der Noth ſeine Zuflucht zu dem übrigen feſten lande zu nehmen , ſid daraus ſogleich zu verſorgen , oder endlich gar ihr eigenes Gebiet zu
vergrößern., einzubüßen . Siehtiman auf dieſe Bils dung in Rückſicht des Handels , des Gewerbes , des leichten Fortbringens, aler Bedürfniſſe des Lebens,
der Völkerverbindungen und daraus entſpringenden Hilfsleiſtungen , ſo zeigt ſich hier ein ſehr großer Ge: winn ; beträchtlich wird dieſer aber noch vermehrt durch die Einrichtung der Meeresufer und durch die
Bewäſſerung des Binnenlandes.
Es war ſicher der
Genius des Handels ſelbſt, der die ganze Strecke der
Seeküſte von beinahe 500 deutſchen Meilen mit den tiefſten Einſchnitten, hervorſtehenden Landzungen und
- 323 Eilanden ausbildete; faſt alle bedeutenden Flüffe mit
tiefen Mündungen hoch ins Land hinaufführte, und fie durch hervorragende Süſten gegen das ſtürmende
Meer in ſichere kandungs - und Ankerpläße ums fchuf!
Das Sallenfieber folgt überall auf die Ausrottung
der Wälder, und es iſt eine, mehrere Jahre hindurch dauernde Cultur erforderlidi, um die Erſcheinung dies fer Krankheit zu verhindern , oder zu verringern. Das Seitenſtechen und andere rein entzündliche Uebel, welche ehemals beinahe allein herrſchend waren , jeßt
aber weniger vorkommen , beweiſen eine augenſchein liche Veränderung in der Reinheit der Luft. Hier aus iſt leicht zu erſehen , daß alle uncultivirten läns
der entweder ſchon vor oder gleich nach der Urbars machung des Bodens ungeſund ſind , und daß der Grad dieſes ungeſunden Zuſtandes mit dem Grade ihrer Temperatur im Verhältniß ſteht ; auf der ans
dern Seite geht aber daraus unwiderſprechlich hera vor , daß mit den längern Fahren der Cultur eines
landes, deſſen Klima gleichfalls der Geſundheit feis
ner Bewohner ſtets zuträglicher werde, eine Behaups tung , welche die Erfahrung in den vereinigten Staaa ten zur Genüge dadurch beſtätigt, daß deren früher
angebaute Gegenden jeßt vom gelben Fieber oder von epidemiſchen Krankheiten entweder gar nicht mehr, oder doch bei Weitem ſeltener als vorhin heimgeſucht
werden ; daher deren Bewohner ſich der freudigen Hoffnung überlaſſen dürfen , das gelbe Fieber werde
bei ihnen einſt ganz aufhören , eine Hoffnung, deren ſich die Bewohner des Südens und insbeſondere 21 *
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Louiſiana's und von Arkanſas “) auf keinen Fall er:
freuen fönnen , indem das heiße Klima, welches feine Kunſt und macht der Menſchen zu beſiegen vermag, aus dem oben angegebenen Grunde jene Krankheit, wenn nicht ſelbſt hervorruft, doch ſtets begünſtigt. :
So verſchieden hier das Klima , ebenſo verſchies
denartig iſt auch der Boden . Große Wüſten treffen wir noch im Innern und in den ſüdlichen Staaten an ; allein die amerikaniſchen Wüſten und unfrucht: baren Flächen unterſcheiden ſich von denen Afrika's weſentlich durch den Abſtand ihrer Größe. Während das Innere Afrika's faſt eine ungeheure Sandwüſte zu ſeyn ſcheint, auf welcher der Reiſende Wochen und ſelbſt Monatelang umherziehen kann , ſind jene Sumpf- und Sandöden in Nordamerika weit geringer, und wechſeln öfters mit fruchtbaren Thälern ab (lie
verdienen daher nicht einmal den Namen : Wüſten ),
Jenſeits des Dhio und Miſſiſippi gibt es der Nies derungen nicht wenige, welche durch die vielen Mo räſte und Sümpfe ſehr ungeſund ſind. Wir dürfen daher das Verhältniß der Bewohner von Frankreich ,
Italien und andern ſtark bevölkerten Staaten Euros pa's nicht bei Nord - Amerifa aufſtellen , und nicht glauben , daß dieſes auf einer Quadratmeile im Durch * ) Einer der ausgezeichnetſten Naturhiſtoriker und Stine: rographen Nordamerikas ſchildert und den amerikani: fchen Süden , insbeſondere Arkanſas , ſo wie auch das
Nordweſtgebiet , wo er in der größten Gefahr ſtand, ſeine geiſtige und körperliche Geſundheit dem ſchädlichen Einfluß des daſigen Klimas aufzuopfern , als ſehr nach :
theilig für die Geſundheit. ..
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ſchnitt fo viele Seelen ernähren
könne als jene.
Solche idealiſche Berechnungen für die Zukunftswers den ſich bald als irrig beweiſen . Will man Ameri:
ka's Bevölkerung nach der Bevölkerung Frankreichs und Italiens anſchlagen , ſo muß man ihm zuvor den Boden und das Klima jener ſüdlichen Länder geben ,
ſonſt iſt dieſe Berechnung faſt ebenſo widerſprechend, als :wenn iwir ſagen wollten : In Hannover , wo die großen unfruchtbaren Strecken der Lüneburger Haide
mit in Anſpruch gebracht werden müſſen , oder in Polen, deſſen große Sandebenen gleichfalls nicht aus Ber Acht gelaſſen werden dürfen, könnten eben ſoviel
Menſchen leben , als am Rhein und Main . Kaum iſt Maſſachuſetts zwei Jahrhundertes bevölkert , und ſchon vermag rein , mit vielem Sand und Kies ges
miſchter , färglicher und unfruchtbater Boden feine Bewohner nicht mehr behaglich zu ernähren , ſondern
treibt ſie jährlidi zu vielen Tauſenden über den Ohio ins Weſtland. -- Unmöglich kann man daher dieſen Gea genden einſt eine Bevölkerung Frankreichs und Itaa
liens zuſehreiben , die jetzt auf einer Quadratmeile mehr Tauſende als jene Hunderte von Seelen ernähren . Die fältern Gegenden Neu -Englands ſowohl als auch
Neujerſeys kann man eigentlich nicht zu den fruchta baren Gegenden rechnen , indem hier der Boden mit zu vielen Sand- und Riestheilen vermiſcht iſt, dages gen nicht in Abrede geſtellt werden kann , daß die
mittlern Staaten der Union, insbeſondere Néu -Yorf, Penſylvanien und Ohio , und die angränzenden Theile
von Maryland und Virginien , ingleichen mehrere Ges genden in Nord-Carolina und Kentuky von ungemein großer Fruchtbarkeit zeugen . Doch ſelbſt die mittlern Staaten über fft das erſt ſeit wenigen Jahrzehnten
cultivirte. Weſtland an der üppigſten Fruchtbarkeit.
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weit. Hier erndtet man auf dem Adre (ungefähr
142 rheinländiſchen Morgen ) : Waizen 10 Bushel à 70 Pfund, türkiſchen Waizen (Wälſchforn) 60 – 70 Bushel , Felderbſen 20 – 30 . Bushel , Kartoffeln 300 – 400 Bushel.
In gleichem Grade iſt auch der
Ertrag des Hafers und anderer Getraidearten und Gartengewächſe. Man findet dort z. B . Rettig, der 14 Pfund wiegt.
Die Obſtbäume werden oft von
der faſt ihrer ſchönen wohlſchmeckenden Frucht faſt erdrückt. Pfirſiche gedeihen nicht ſelten .fo üppig, daß man pie zur Schweinemaſt verwendet. Wo fins
den wir in Europa die ungeheuren Baumſtämme vom fruchtbarften Boden zeugend, wie wir ſie in Kentuky antrafen ? Betrachten wir ja nur die äußere phyſiſche
Beſchaffenheit des Landes, die Abwechſelung von Ges birgen, Seen , Lagunen , ungeheuern Waldungen mit
grängenlofen , unabſehbaren Wieſen , ſo können wir uns leicht die dieſer äußern entſprechende innere Bes fchaffenheit des amerifaniſchen Bodens erklären . Mehr aber noch als alles dies ; die erſtaunliche Berſdiedents heit der Pflanzen felbſt läßt uns bekanntlich auf eine große Mannichfaltigkeit des Bodens ſchließen . Neben ben fruchtbarſten üppigſten Gefilden finden wir hier
auch die unfruchtbarſten abſtoßendſten Gegenden. Der von rauher Kälte ſtarrende Norden und der von einer glühenden Sonnenhiße ſchwülheiße Süden müſs
fen unſtreitig höchſt verſchiedenen Boden und verſchie bene Pflanzen erzeugen , weldie durch die verſchiedes nen Abwechſelungen , durch Gebirge und entwäſſerte Sümpfe an Perſchiedenheit noch bedeutende Perändes rung erleiden.
Jeft fchon verbanken wir der neuen Welt, in wels cher ung der Menſch auf der unterſten Stufe dep
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Bildung , dem Stande der Natur ſo nahe, erſchienen
iſt, frei wie ihn der Weltgeiſt geſchaffen , in ſeiner glücklichen Dürftigkeit und Einfalt, unſerm elenden
Reichthume und unſerer Weisheit oft ein bitterer Vors wurf, ſehr viel. Es hat ſich daſelbſt eine Verfaſſung ausgebildet und bewährt, von der unſere Staatskunſt
kaum eine Ahnung hatte, und die ein Gegenſtand der
Sehnſucht Vieler geworden iſt, die da glauben , die Freiheit des Menſchen hänge einzig und allein von ſeiner Verfaſſung ab, und laſſe ſich mit ihr verpflan zen.
Europa , mit ſeinen Bedürfniſſen und Inſtitus
tionen , mit ſeinem geſellſchaftlichen und bürgerlichen Leben , mit ſeinen Sitten und ſeiner Cultur, dem Un terſchied der Stände, der Bildung und des Vermös gens, kann noch . Jahrhunderte ſich in ſeinem Kampf
zerfleiſchen , ehe ihm Friede und Ordnung werden . Es muß offenbar mehr Kraft und Opfer an die Zerſtøt rung wenden , um einer neuen Schöpfung Plaß zu machen , als Amerika je für ſeine neue braucht. Un ſer Welttheil übte zwar ſchon von jeher einen ent
ſcheidenden Einfluß über ſeine andern Brüder aus, und ſie werden denſelben ihm auc nidyt ſtreitig mas chen, bis der jüngſte, aber der größte , nach Jahrhuns
derten vielleicht, das durd , Alter , Sittenverderbniß , Ueberfluß und zugleich auch Armuth entfräftete Eus ropa an wahrer Bildung , Macht- und Einfluß über trifft.
Die vereinigten Staaten in der nördlichen Hälfte jenes Welttheils geben ein Beiſpiel von geſetzmäßiger Ordnung, von Freiheit , ohne eine Spur von jener Ausgelaſſenheit , die ſie ſonſt zu begleiten pflegt und von wachſendem Wohlſtand , welcher auf den beiden Halbfugeln nicht wieder angetroffen wird. Wir fina den bei ihnen die verwickeltſten Probleme der Geſetz
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gebung und Politik auf die einfachſte Weiſe gelöſt, die Staatsgewalten ohne bedenkliche Reibung im voll
kommenſten Einklang, die Gefahr des Despotismus und der Anarchie gleich weit entfernt. Womit die ſcharfſinnigſten Theorien bei uns nicht fertig werden, das ſehen wir dort in der Wirklichkeit.
Allein nur
Schwindler mögen verſuchen , dies glückliche Beiſpiel in Europa nachzuahmen.
Hier iſt ein ganz anderer
Øtoff und ſo höchſt verſchiedenartige Prämiſſen müss ſen nothwendig zu verſchiedenen Reſultaten führen ! Dort findet die Gefeßgebung noch zieinlich reinen Bos
den , und daher würde es , bei den Sitten , der Lebenss weiſe und Begriffen der tauſend Völfer , die noch keine feſte Geſtalt gewonnen haben , ebenſo ſchwer
werden , unſere politiſchen und bürgerlichen Einrich tungen unter iğnen zu begründen , als uns hier ſchwer
werden würde, ſie zu verändern oder abzuſchaffen . .
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Der Geſundheit des Menſchen, ſelbſt den Einges bornen , beſonders aber des durch Civiliſation Gea ſchwächten und von Jugend auf nicht daran gewöhn ten Europäers , fann ein folcher ewiger Wedſel des
Klimas , ein ſo übermäßiger Grad von Feuchtigkeit ro
wenig ,wie ein ro hoher Grad von Hiße zuſagen . Bes ſonders an der Küſte finden ſich nur wenig geſunde Punkte für den Aufenthalt der Menſchen , weil jene noch größtentheils in Sümpfen beſtehen , aus denen ſich eine tödtende Sumpfluft entwickelt , welche die verheerendſten Fieber erzeugt und die Menſchen auf
die höher liegenden Gebirgsgegenden zu flüchten zwingt, ſo erwünſcht und geſucht ſonſt jene Küſtens
ſtređen für den Handel auch wären. Rheumatismen , Gicht, Zahnſchmerzen , Fieber , und darunter vorzüge
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lich das gelbe Fieber, die Qualen dieſes ſchönen lans des, ſind daher ſehr häufige Erſcheinungen unter dies ſem Himmel. Doch verbeſſert ſich die Luft und das Klima durch die ſteigende Cultur und den Anbau des Bodens, die lichtung der Wälder , die Austrocknung
der Sümpfe, die Anlegung von Straßen , ſowie über
haupt durch die Unternehmungen der mittelſt Eins wanderung und inländiſcher Entwickelung täglich hös
her ſteigenden Bevölkerung, immer mehr. Amerika , viermal größer als Europa, hat eine fies benmal geringere Bevölkerung. In ihm finden wir ale Klimate zur Erzeugung aller Produkte geeignet, die wir zur Befriedigung unſrer künſtlichen Bedürfs
niſſe aus allen Gegenden der Erde zuſammenraufen oder kaufen .
Noch iſt dies unermeßliche Land und
ſein Himmel nicht, was ſie einſt werden , wenn eine
verhältnißmäßige Bevölkerung die Wälder gelichtet, die Einöden angebaut, die Sümpfe ausgetrodnet und die Ströme in ein regelmäßiges Bett zurückgewieſen haben wird. Noch hören weite Gegenden , von dem
Umfange europäiſcher Königreiche, nur das Brauſen der Wipfel ewiger Bäume, das dumpfe Wogen uns
befahrner Gewäſſer, den einſamen Ruf der Vögel und den Schrei des fichern Wildes .
Die Erde kann das
felbſt wenigſtens zwanzigmal mehr Menſchen ernähs ren, wenn die Hand des Fleißes den dankbaren Bos den unterſtüßt. Wilde irren hier nody frei, in der freien Natur , in der Nähe großer Völfer , die mit raſchem Schritte fortſchreiten in Civiliſation, Betrieb famfeit und Wohlſtand. Noch nicht viel über drei
Jahrhunderte iſt Amerika entdeckt, und ſchon ſehen wir es in der ſchönſten Blüthe einer fräftig aufſtre
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n er n rbre b ei vverbreitenden en ren,nonſichu aallgemein e Tbenden
Cultur. Was
wird es nun aber in den nächſten dreihundert Jah ren reyn ? Welchen Einfluß wird es einſt auf die übrigen Welttheile ausüben , wenn auch ſeine Scipione, Gäſaren und vielleicht Napoleone auftreten ? Seiner Minderjährigkeit entwachſen , wird Amerika
nicht mehr das Joch eines fremden Geſetzes tragen , und ſeine Schäße als einen ſchuldigen Tribut einem
entlegenen ſogenannten Mutterlande ſenden .
Die
Spanier hatten einen Theil von Amerika entvölfert;
nun geben Spanien und das übrige Europa einen Theil ihrer Bevölkerung an die neue Welt zurüc .
Die Spanier haben einen Theil von Amerika unter : jocht; den leßten Kriegen in Spanien hat derſelbe mit ſeine Unabhängigkeit zu verdanken .
Ein französ
fiſcher König unterſtüßte die Bemühungen der Nord
Amerikaner , ihre Freiheit zu erkämpfen und zu bes haupten ; aus Nord - Amerika zum Theil wurde der
Saame der Revolution auf franzöſiſchen Boden ges * bracht, der für den König ſo verderblich reifte. Wer
kann ragen , wie der unſichtbare Finger des Verhäng niſjes die Fäden in einander ſchlingt, an welche ſichy
die Ereigniſſe knüpfen , die das Schickſal der Völfer
und Menſden beſtimmen ? Zauſend und tauſend Mißvergnügte und Verbannte, welche die ſpätern Ereigniſſe aus unſerer Welt vers
trieben, ſind nach der neuen ausgewandert, oder zie hen dahin .
Noch lange werden Unzufriedene oder
Unglüdliche dort einen Zufluchtsort ſuchen gegen die Erſchütterungen in Europa, eine Freiſtätte gegen die politiſche oder religiöſe Intoleranz und gegen Armuth, die bei dem ſteigenden lurus , dem wachſenden Unter
331 fchiede des Vermögens und der Stände immer drückens der werden muß , und vielleicht auch Ruhe vor dent Wespenſtichen der tauſend kleinlichen Leidenſchaften ,
die den Menſchen in civiliſirten und einſeitig cultivirs ten Saaten quälen . Dort iſt ein unangebautes Land,
bereit, den Fleiß reichlich zu belohnen.
Eine zahl
reiche Familie wird dort nicht als ein hartes Schicks
ſal angeſehen, ſondern dem Himmel für dieſen Seegen
mit aufrichtigem Herzen gedankt. Cultur und Wohlſtand zeigt uns
die
Bes
fchichte nur vei Völfern , die Küſtenland und fchiffbare
Gewäſſer hatten . Amerika dehnt ſeinen Rieſenkörper vom höchſten unwirthbaren Norden bis zum
tiefen
Süden im Schooß der Meere aus. Buchten und In
ſeln ohne Zahl geben ihm die Vortheile des begüns ſtigten, lebendigen Griechenlands . Welche Rolle wird einſt Amerika ſpielen , wenn zahlreiche Nationen die weiten , noch größtentheils öden Länder bevölkern, der
Handel fie verbindet von Labrador bis zum Feuers land ? Und dieſer Welttheil wächſt ſeiner fünftigen
Größe ſchnell entgegen . Die Natur fchon hat ihn nach einem größern Maaßſtabe gebildet. Er hat den größten Umfang , die weitſchichtigſten zuſammenhäns
genden Länder, in denen die größten Ströme wogen, und die höchſten Gebirge thronen . Er iſt noch in ſeiner Kindheit oder Jugend, und fängt erſt an , reine noch friſche Kraft zu entwickeln . Von ſeinen unendo
lichen Küſten aus fann er ſeine Flotten , beinahe mit gleicher Leichtigkeit, nach allen Welttheilen fender . Seine fünftige überwiegende Größe läßt ridy, auet
ohne eine beſondere prophetiſche Anlage, vorausſagen . Nach einem großern Maaßſtabe von der Natur ſchon
- 332 gebildet, iſt dieſer Welttheil gewiß zu einer großen Rolle in der Weltgeſchichte berufen. .
Alle die unermeßlichen Länder im Norden und Sü den von Amerika, die noch einmal ſo groß als unſer Welttheil ſind, gehen raſchen Schrittes ihrer großen Beſtimmung entgegen . Der Kampf, den die ſpanis ſchen Colonien , an Umfang um ein Dritttheil größer
als Europa, über ein Jahrzehend gegen das Mutter: land beſtanden , hat den glüdlichſten Erfolg gehabt.
Es iſt ihnen gelungen, ihre Unabhängigkeit zu errin : gen, die ſie auch zu behaupten wiſſen werden . Alle
dieſe unermeßlichen Länder gelangen zu ihrer Freiheit, und fchwerlich dürfte ſich in einem derſelben die erb:
liche Monarchie begründen . In Braſilien , dem ſein alter Herr geblieben , an den es Gewohnheit , euros päiſche Sitte mit einem europäiſchen Hofe und euros
päiſchen Offizieren knüpfen , i dürfte es , bei großer Klugheit und Mäßigung, noch am erſten möglich ſeyn ; doch iſt nicht darauf zu zählen , ſo fehr ſtehen die
Natur der Dinge und die Verhältniſſe entgegen . Hier gibt es keine legitime Macht, deren Herr: ſchaft die Zeit, der Glaube und eine lange Angewöh: nung geheiligt haben , keine privilegirten Geſchlechter ,
keine ſo einflußreiche Geiſtlichkeit. . Man kennt nur einen Stand , den des Volks , und in dieſem Volfe
lebt nichts , was der Alleinherrſchaft oder gar ihrer Erblichkeit günſtig wäre.
Da ſind weder Lehre noch
Beiſpiel , keine hergebrachte Sitte , kein Vorurtheil,
keine Inſtitution und kein Intereſſe , die für eine Drdnung der Dinge ſprächen , welche mit tauſend Wurzeln ſo tief in das Herz der europäiſchen Staas ten gewachſen ſind , daß ſie nur mit ſchmerzlichem Bluten aus ihm geriſſen werden könnte. Auch vers wendet ſich für ſie in Amerika weder nachbarlider
- 333 Einfluß , noch aufmunterndes Beiſpiel, da fie viel mehr als fremdartig und mit dem Zwecke der bürs: gerlichen Einrichtungen unverträglich , zurückgeſtoßen wird. Die nordamerikaniſchen Freiſtaaten , die herr lich aufblühen , und das ſonſt ſo verwickelte Problem ,
wie Ordnung und Sicherheit Aller mit der Freiheit eines jeden zu erhalten ſey , ganz einfach gelößt zu
haben ſchéinen , ſind ein zu verführeriſches Muſter,
als daß es nicht Nachahmung finden ſollte. Amerika wird damit anfangen , womit man in Europa zu ens der wünſcht. Ihm fommt unſere Aufklärung zu ſtats
ten , ohne daß es mit unſern leidenſchaften , Vorurs theilen und Thorheiten , mit unſerer Verderbtheit und der Macht des Alterthums zu kämpfen hätte. Es findet zu ſeinem politiſchen Bau reinen Boden , taug liche Materialien vor ; uns würde das Niederreißen theurer als das Aufbauen zu ſtehen kommen . Nody lange wird der freie, entſchloſſene Menſch , um in der
alten Welt nicht zu dienen und zu hungern , nach der neuen Flüchten , und dieſe, vielleicht nach Jahrhunders
ten , an jene, eine Schuld abtragen , zu der ſie ſich , durch die Cultur, die ſie von uns empfangen , vers pflichtet fühlt.
Wer mag ſagen , welche Rolle Ames
rifa dann ſpielen wird , wenn wir noch den unents ſchiedenen Kampf fortkämpfen , um eine Ordnung der
Dinge, die wir, wie Moſes einſt das gelobte land, vor uns ſehen, ohne zu ihrein Beſik zu gelangen ? Es
iſt mit unſrer Zeit eine entſcheidende Epoche in der Geſchichte der Menſchheit eingetreten. Das Arte, dem die neuere Zeit entwadyſen iſt , kann ſich nicht be
haupten . Jede Art von Willkühr wird als ein Ver brechen gegen die Menſchheit getadelt und beſtraft, und was der Bürger in dem Staate von der Staats
gewalt ungern erträgt, das erträgt auch keine Colonie
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334 -
mehr von dem Mutterlande. , Eine gefeßmäßige Freia
beit, die Herrſchaft der Wahrheit und des Rechts, das fordert der Menſd ; allenthalbert als den Zwed des Staates ; und obgleich der Eigennuß und die Leidenſchaften allenthalben auch mit dieſem Heiligſten
und Höchſten , das wir kennen , ſchändlichen Mißbrauch treiben , und jeder nur ſeine Wahrheit und ſein Recht als ſolche will gelten laſſen, ſo muß doch dieſer Wider :
ſtreit von allen Seiten auch wieder nach allen Seiten treiben , und jenes Gleichgewicht in unſere Anſprüche und Ueberzeugung bringen, das jeder Sache das wahre Maaß gibt, und die Mäßigung erzeugt. Gerade die Erbitterung des Kampfes verkündet feine nahe Ents
ſcheidung ; und der Ausgang iſt nicht zweifelhaft. Die Natur thut keinen Schritt zurück , und auf das
achtzehnte Jahrhundert fann fein fünfzehntes folgen , ſondern das unſrige, wie es ſich aus der frühern Zeit entwideln mußte.
· Amerika weicht demnacy in Hinſicht auf Verfaſſung durchaus von Europa ab, und ſteht ihm gleichſam ebenſo gegenüber, wie es ihm durch ſeine geographis ſche Lage gegenüber liegt; in Amerika herrſcht näms
lich das demokratiſche oder republikaniſche Prinzip ebenſo vor , als in Europa das monarchiſche, o. h. ſowie hier unter ſo vielen Staaten nur noch eine Republik beſteht, nämlich die Schweiz , alle übrigen Staaten aber Monarchien ſind , ſo wird in Amerika nur eine einzige Monarchie - Braſilien - gefunden ; alle übrigen ſind Republifen . Dieſe allerdings im erſten Augenblicke befremdende Erſcheinung erklärt
rich indefſen balb , wenn man die Zeit und die Art der Entſtehung dieſer Staaten erwägt. Die Begrüna
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335
-
dung des erſten dieſer Staaten Nord -Amerika 's fiel in
jene Lage des 18ten Jahrhunderts, in welchen durch franzöſiſche Publiciſten das Staatsrecht eine gänzliche Umwandlung erlitt, und das monarchiſche Prinzip theils ſehr beſchränkt , theils ganz zurückgeſtellt ward; Staaten , welche in dieſem Augenblice rich gründeten ,
mußten nothwendig die Farbe ihrer Zeit annehmen . Der Handel kann für das, was er auf dem euros
päiſchen Continente und namentlich in Deutſchland durch Prohibitiv - und Zollgeſeße, durch Detroi's , Stapel- und andere Vorrechte, durch Proſcription und Verfolguns gen jeder Art erduldet, nur in Amerika Erfaß finden .
Aber es gehört eine genaue Kenntniß des Landes , ſeis ner Kräfte, Produkte und Reichthümer, wie auch ſeis ner Bedürfniſſe und feines Geſchmacks , reiner Inſtis tutionen, Gefeße und Verfaſſung , überhaupt alles deſſen ,was Natur, Zeit und Politik an ihm gethan has ben , dazu , wenn man in Berührung mit ihm treten und
in vortheilhafte Handelsverhältniſſe eingehen will, wie es für Deutſchlands Wohl ſo wünſchenswerth und uns erläßlich iſt. Man wird aber gewiß vor Allem den
Schauplak kennen lernen müſſen , wo dieſer Handel ſeine Wimpel erheben ſoll, wenn man ihn mit einis gem Erfolg betreiben will, und es ſcheint daher wirts lich bald nothwendiger zu werden , zu wiſſen , wie es
am Ohio und Miſriſippi, am St. Magdalenen - Fluß und am la Plata ausſieht, als wie an den Oſtfeeges ſtaden und im brittiſchen Binnenlande, auf der pyre näiſchen Halbinſel und in Griechenland . Wenn aber auch nicht ſchon unſer merkantiler Zus ſtand eine nähere Verbindung und Befanntſchaft mit den ländern der transatlantiſchen Erdfeſte ſo nahe
– 336 uns an ’s Herz Tegte , um für die Produkte unſerer Induſtrie neue Abſagpunkte und für unſere Bedürf niſſe aus jenen Ländern neue Zahlungsmittel aufzus finden ; wer wollte nicht an ſich ſchon ohne alles näs here Handels - Intereſſe ſeinen Blick gerne einmal auf die länder und Völker werfen , die hier ſo kräftig ems
porſtreben ; Wer wollte ſich nicht einmal hinwegwens
den von der drückenden beengenden Luft, die über Europa hinweht, von dem Gemengſel von Verfeines rung und von Ueberreſten barbariſcher Zeiten, von Geiſt und Vorurtheil, von unnüßer Gelehrſamkeit und tiefer Unwiſſenheit in den nüglichſten Dingen des Lebens ; von Sectengeiſt, Renegatenweſen , Heu chelei und Jeſuitismus ; von wieder aufblühendem
Mönchthum und Scholaſtik , von unfruchtbaren metas phyſiſchen Abſtractionen und ſpeculativen Theorien , pon leerem politiſchen Raiſonnement und Spießbürger
finn, von ſtaatswirthſchaftlichem Schulgeſchwäß und
grinſender Volfsarmuth , von politiſchen Freiheitss Phraſen , und gegenüber fich blähendem , - Kaſten und Privilegien - Wahne, überhaupt von dem ganzen
gothiſchen lehen - und Schnörkelweſen , das uns in Europa faſt mit jedem Schritt, – zerfallenen Ruinen gleich , begegnet, - fowie von dem ganzen durch Lau ſende von Armen aufrecht erhaltenen künſtlichen Glies derwerk, von Gewerbs-Privilegien , Conceſſionen - und Polizei-Zaren moderner Staaten – und ſich hinkehren zu dem Lande, wo'friſche luft ihm entgegen weht,wo
überall der geſunde Hausverſtand (dieſe köſtliche in Europa ro verkümmerte Pflanze) waltet , wo das Beſſere That iſt und nicht leerer Fiebertraum
– wo
alles groß und neu fich geſtaltet und ein regelmäßiger natürlicher Staatenbau aufſteigt, der feine bevorredha
teten Stände, kein Kaſten - und Privilegien -Weſen ,
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337
-
keine herrſchende Kirche (wenigſtens in den vereinigs
ten Staaten von Nord -Amerika ) kennt, ſondern Alen gleiche Rechte , gleiche Pflichten zutheilt , wo nichts
die menſchliche Kraft in ihrer Ausdehnung hemmtund noch überdies eine reizende Natur , ein tropiſcher Himmel , ein alles zum Leben entbindendes Klima, den Bedürfniſſen des Menſchen entgegen fömmt -
wer wollte nicht mit dem Allem , im Geiſte wenigſtens, fich befreunden ? ! -
Hier fühlt ſich die Geſellſchaft durchaus in einem glücklichen natürlichen Zuſtande. Wir treffen hier wes der Stockungen des Handels und der Gewerbe an , noch
jenes Händeringen nach Arbeit, wie in Europa ; weder die Mühſeligkeiten des europäiſchen Landlebens, noch die ſchreckliche Dürftigkeit der Lagearbeiter in den
brittiſchen Fabriken .
Jeder Thätige findet die loh
nendſte Beſchäftigung , die ihm noch Zeit zur Erho
lung übrig läßt ; und indem man auf dieſe Weiſe Urſache hat, mit dem Leben zufrieden zu ſeyn , liebt
man auch die Verfaſſung , die dieſen Zuſtand ſchuf, und ſo iſt man weder zu Begehung großer Laſter ,
noch zu Empörung und Aufruhr geneigt, ſondern ein gegenſeitiges Band der Anhänglichkeit umſchlingt alle Bürger , während Neid , Haß und Eiferſucht die Eu ropäer unter ſich und vom Staate entfernt hält. Hier
wird nicht, wie in England, jede neue Erfindung zum
Kummer für die Armen , vielmehr ſind Maſdyinen , welche die Arbeit vereinfachen und erleichtern , eine Wohlthat, da ſie Niemand außer Thätigkeit reßen , ſondern den Einzelnen Zeit erſparen laſſen , um ſich
noch mit andern Dingen befaſſen zu können , die ihm als Menſchen und als Bürger nüglich und wichtig ſind, 22
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338
-
férj és auch nur, mit lecture feine Muße auszufüllen, ſo daß ſchon darum nicht Einſeitigkeit und Mißmuth ihn beſchreichen fönnen . Woher aber dieſer Contraſt der Bürger beider Hemiſphären ? Von der Verſchiedenheit ihrer politiſchen Inſtitutionen ! Hier ſeufzt der Landbauer nicht unter einer Bürde öffentlicher und Privatlaſten, die ihn un rettbar niederhalten, als Zehnten, Handlohn , Feudal Gefälle , direfte und indirekte Steuern , welche in Eu:
ropa alle Früchte des Fleißes vornweg in Anſpruch
nehmen und den fruchtbarſten Boden ſteril machen ; fondern frei von allen Laſten genießt der Landwirth
Amerika's ſeinen Beſitz und verwendet den reinen Ertrag deſſelben zu reinen Erndten , oder ſpart ihn als Capital auf, während der europäiſche Landmann ſeinen Boden immer mehr ausſaugen und erſchöpfen muß, ohne ihm zu Hülfe kommen zu können . Ebenſo
iſt es auch mit der ſtädtiſchen Induſtrie. Der Hands werfer , der Fabrikant , der Bewohner volfreicher Städte an den Ufern der Flüſſe, an den Küſten der
Meere – Alle finden Arbeit vollauf, 'fobald ſie nur wollen . Hier hemmen keine Zunftſchranken , Negalien , Monopole den Arm des Bürgers , ſondern jeder bes treibt, was er verſteht und was ihm zuſagt. • Und nächſt dieſer freien Verfaſſung iſt endlich die Milde der öffentlichen Abgaben , möglich durch die wenigen öffentlichen Bedürfniſe, als der letzte Grund des bürgerlichen Glücks der Bewohner von Nord Amerika's (dönem Staaten- Bunde zu betradten . Eu
ropa hat mehr Staatsſchulden , als es abtragen kann ! Amerika hat ſie gehabt und hat ſie abgetragen ! Eu ropa bedarf für dieſe Staatsſchulden ſchon mehr
Mittel, als Amerika für alle ſeine öffentlichen Bes dürfniſſe zuſammengenommen . Ein Zweig der öffent
.
- 339 S
lichen Bedürfniſſe in Europa, die ſtehenden Heere allein verſchlingen in einem ganz mäßigen Staate Europa's mehr , als der geſammte nordamerikaniſche Staatsbedarf erfordert. . Es iſt gewiß das erſte Element politiſchen
Glücks ein ſparſames , wohlgeordnetes Finanzweſen , das nicht mehr als das Dringendſte i erhebt; daß zweite aber iſt eine freie aufgeklärte, durch keine Bajonette, ſondern von der Liebe und Anhänglichkeit
der Bürger bewachte Verfaſſung, die Arbeit und Ges nuß gibt.
Wo dafür geſorgt iſt , wo insbeſondere
nicht der Krebs hoher Auflagen am Herz des Staates nagt, da findet ſich auch Bürgerglück ein, und gerade dafür hat Nord-Amerika's Perfaſung in vollem Maaße geſorgt. .
.
.
i
ti
Man muß indeſſen , indem man gerecht gegen Amerika iſt , nicht ungerecht gegen Enropa werden . Eine Verfaſſung, wie ſie Amerika hat, iſt nur einem
Volfe möglich, das keine Geſchichte befitt, in die als les hineingewadiſen iſt , das heißt, in welchom fict; noch keine früheren Inſtitutionen als Bedürfniß frü herer Zeiten angeſekt und entwickelt haben , die es
binden und zwar reditlich binden und allmählig die
beiden Ertreme : Reidythum und Armuth hart an ein ander ſtehend erblicken laſſen. In einem ſolchen Lande
wird nur die Zeit, die dies ſchuf, die Wurzeln auch wieder erſterben laſſen . Amerika verhält ſich in dies fer Hinſicht zu Europa, wie dieſes zu Aſien . Sowie.
Teşteres nicht aus dem langen und ſchweren Traume des Deſpotismus erwachen kann , ſo weiß aud; Eu ropa nicht aus dem Panzerhemd und Rüſtzeug , wo mit es früher in den ritterlichen Tagen ſeiner Ju gend die erwachte Freiheit umgab und ſchirmte , hers
auszukommen . Amerika aber, das in einer ſpäterit 22 *
- 340 und beſſern Zeit erſchien , hat dieſes Schnür - und Ladelwerk gar nie gekannt.
· Obſchon es daher in die Augen fällt, daß fich die amerikaniſchen Inſtitutionen nicht auf Europa übers tragen laſſen, wegen der Verſchiedenheit der angebor nen Verhältniſſe , möchte ich ſagen , die zwiſchen bei:
den Welttheilen beſtehen , ſo deutet die Statiſtik von Amerika dod ungefähr und unverkennbar die Rich tung an , auf welche die Zukunft in Europa, wird
hinſteuern müſſen * ). * ) Nidhte kann in der That belehrender ſeyn für die euro påiſche Menſchheit , als der Blid auf dieſes Land,
Nord - Amerita , und die Folgen , welche hier Freiheit und maßige Abgaben entwideln . Statt unſere Staats-männer und Fürſten auf Akademieen und nach Italien zu ſchiden , ſollte man ſie hierher reiſen und ſich bier aufhalten laſſen , um
von Anſichten frei zu werden ,
welche ſie in Europa ſtets befangen halten . Und ebenſo
follte man unſere Jünglinge nicht immer und ewig die Geſchichte und Verfaſſung Griechenland und Roms ſtudieren laſſen , ſondern die Verfaſſung Nord-Amerika 's ihnen vorhalten , um ſie von Vorurtheilen (wobl audi von Eigendünkel ?) zu befreien . Aber aud Bürger ſou ten ihren Blid hierher wenden und Zutrauen zu rich
felbſt faſſen , von aller Kurzſichtigkeit fich heilen und das Auge an die Ferne gewohnen . Amerika gibt rei nen Bürgern freie Bewegung und kennt keinen
Beamten : und Soldatenſtand, und hierin ruht das Gez
beimniß des Glúdo reiner Bewohner,
- 341 n n h à 1 t. pag.
V orrede . . Eingang . .
-
.
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. .
. .
.
.
. .
. 3 9
I. Der weſtliche Continent, als all gemeine Einleitung .
.
.
13
Geographiſche Bemerkungen . . . . . . . . Allgemeine Bemerkungen über die vereinigten Staaten von Nordamerika .
.
.
.
. .
7 .
Geſchichtliches . . . . . . . . . . . . Grånzen und Umfang . . . . . . . . . Boden , Gebirge und Gewäſſer . . . . . . .
48
Klima , Produfte , Einwohner .
Stádteweſen , Landſtraßen und Kanále . . . . . Verfaſſung . . . . . . . . .
. .
Münzen , Maas und Gewichte . . . . . . "
II. Wiſſenſdyaftliche Bildung des Nord - Amerikaners .
.
i
Mediciniſche Anſtalten . . . . . . . . . .
84
Religióſer Zuſtand der vereinigten Staaten . . . 88 Handelſtand . .
.
.
93
Induſtrie , Handwerker und Künſtler . . . . . . 98 105 Der amerifaniſche Landwirth . ; Die Deutſch - Umerifaner und das Familienleben in
Nord - Amerika
. . . . . . . . . 117
Der in die nordamcrifaniſchen Freiſtaaten einwandernde Europåeć . . . 124
III. Sintheilung und topogra:
phiſche Berchreibung . . . . 1.
Der Staat Maine .
. .
.
. .
.
.
137 138
2. Der Staat Neuhamſhire . . . . . . . 139 •
3.
Der Staat Vermont .
. .
.
.
. .
141
4. Der Staat Maſſachuſets . . . . . . . 143
342 pag .
5. Der Staat Rhode - Jsland . . . . . . 146 Der Staat Connectifut i . . . 147 . . .
7 . Der Staat Neu - Vorf . . . . . .
Der Staat Neu - Yerſey . . Der Staat Penſylvanien . . . in Der Der Der Der
Staat Staat Staat Staat
Delaware . . Maryland . . Virginien . . Nord- Carolina .
. 149
153
155
. . . 161 . . . . . 163 . . . . . . 166 . . . . . 174
.. . . . .
10 . 11. 12. 13.
.
14 . Der Staat Süd - Carolina . . . . . . . 181 15 . Der Staat Georgien . . . . . . 187 16 . Das Gebiet Florida . . . . 191 17. Der Staat Alabama . . . . . . 197 18 . Der Staat Miſſiſippi ' . . . . 19 . Der Staat Louiſiana . . . . . ! . 20 . Das Gebiet Urfanſas . . . . . 21 . Der Staat Miſſuri . . .
22. Das Gebiet Miſſuri 23. Dag Gebiet Oregan
. . . . . . . .
24. Das Nordweſt - Gebiet . . . . 25 . Das Huron - Gebiet . . . . 26 . Der Staat Michigan . . . . . .
199 209
233 237 242 251
255 257
257 27. Der Staat Ilinois . . 265 28 . Der Staat Indiana . . . . . . . . . 269 · 274 29. Der Staat Dhio . ii . . . · · . . 30 . Der Staat Kentuky . i . 285 31. Der Staat Teneſſee . . . . . . . . . 290 Sdlusi . . . . . . . . . . . . 293
A n hang : Geſchichtlicher Ueberblick der Zeitperio Sen deutſcher Coloniſationen in Nordamerika . 297 TTT
- 343 -
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ftantiſden Kirde. Gehalten bei Eröffnung der gottesdienſt lichen Verſammlungen von Pfalzburg , nebſt dem franzöſ. Original zur Seite. gr. 8 . 1829. br . 48 kr. - 12 gr . Frælich , A . , Sermon sur l'Amour de Jésus-Christ envers
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-
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- -
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br. 24 kr. – 6 gr. beſtimmt. gr. 8. 1826. Stengel, Franziska von , die ufaſſinen. Ein geſchichtlicher
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1825. -
2 fl. - 1 Thl. 8 gr. Leben Theodore von der Linden . 2 Thle . Neue
· Orig. Aufl. 8. 1825. 2 fl. – 1 Thl. 8 gr. Zweifel und Glaube, oder Erleuchtung und Beruhigung eines br. 1 fl. 30 kr. – 21 gr. Zweiflers. 8. 1829.
ELIOTHÉDUE CANTONA " LAUSANNE ) CUM
TATRE