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German Pages 556 [560] Year 1820
Über den
W o r t r e i c h tum der
deutschen und französischen Sprache und
beider Anlage zur Poesie, n • b t t anderen Sprache
Bemerkungen,
und
Litteratur
betreffend, • on K a r l
W i l h e l m Doktor
der
K o l b e ,
Filoiofie.
— Fungar vice cot'u, acutum Redder» quae ftrrum palet, extort ipsa secandi.
Zweite,
Dritter Band. ganz umgearbeitete Ausgabe.
Berlin, 1820. In der Real• chulbuchhandlung.
IV.
W
ortversezung.
Wortversezung, Natürliche Ordnung der deutschen Sprache. D i e Wortversezung ist eine» der wirksamsten Mittel Lebhaftigkeit in den Ausdruk t u bringen. Denn mit ihrer Hülfe hebt die Leidenschaft die Begriffe , die ihr die wichtigsten sind, hervor, indem sie den Zeichen derselben in der Wortreihe eine Stelle a n w e i s t , die sie in der ruhigen Rede nicht einzunehmen pflegen. „Stelt euch zwei sinliche Geschöpfe vor, sagt H e r d e r in seinen F r a g m e n t e n , davon Einer spricht, der Andere hört. Dem Ersteren ist das Auge die Quelle seiner BegriiFe, und jeden Gegenstand kau er in verschiedenen Gesichtspunkten sehn. Dem Anderen zeigt er diesen Gegenstand, und es kan auf eben so verschiedenen Seiten geschehn. Nuu betrachtet die Redo als ein Zeichen dieser Gegenstände, so habt ihr den Ursprung der Inversionen. Je mehr sich also die Aufmeiksamkeit, die Empfindung, der A j f f e c t auf Einen Augenpunkt heftet, je mehr wil er dem Anderen auch eben diese Seite zeigen, am ersten zeigen, im heUteri Lichte zeigen, — und dies ist der Uisprung der luver•»¡orien. Ein Beispiel: F l e u c h die Schlangc! ruft mir III. x
«0*
a
-o-
Jemand z u , der mein Fliehen zu seinem Hauptaugenmerk macht, w e n n ich nicht fliehen w o l t e . Die S c h l a n g e fleuch! ruft ein A n d e r e r , der nichts ge» schwinder w i l als mir die Schlange zeigen. Fliehen w e r d e ich von seihst, sobald ich von ihr höre. Er hat mir das Geld gestolen, — und kein Anderer. Er h a t mir das Geld gestolen, ich w e i s es gewis. D a s G e l d hat er mir gestolen, — und keinen R i n g . M i-r hat er das Geld gestolen, — u n d keinem Anderen. G e s t o l e n hat er mir das Geld, — nicht abgehorgt. Wie in der viel Veränderung macht hier nicht die Inversion W e n d u n g des G e d a n k e n s ! " Schon unsere gewöhnliche Wortfolge, die fast uberal das Bestirnte dem Bestimmenden, die W i r k u n g der Ursache voransezt, und durch diese Eigenheit so uberaus geschikt ist die E r w a r t u n g zu spannen , indem sie durch stufenweise fortschreitende Steigerung die Aufmerksamkeit des Lesenden t u m Zeitworte f ü h r t , — das dan, w i e der Scblusstein den schwebenden B u g e n , so die noch lokker gefugten Glieder der Periode zusammenbindet und vollendend z u Einem Ganzen abrundet, — schon uasere gewöhnliche W o r t f o l g e ist mehr für das leidenschaftliche Gefühl berechnet, mithin zur Poesie geeigneter, als die französische, die fast immer das bes t r a f e n d e W o r t vor das bestirnte b r i n g t , und durch diese leichte Stellung mehr dem ordnenden Verstands fröhnt. W i e kraftvoller z. B . Er, der einst an dem Hügel, wo ruht der erhabene Hektor, Den obliegenden Butcs mir uneTtneslichen Gliedern, Der vom Bebrykerstamme des Amykos kommend einhertrat. N i e d e r s c h l u g und für todt h i n s t r ek t* im gelblichen S.uule.
Vofs.
«fr
J
Idemqat4 ad tumulum, quo maximus oeculat Fiitorem Buten, immani corpore, qui se liehrycia veniens Ainyci de »«nie ferebat, Perculit et fuIva moribundum eottendit
Hector,
arenae; Hrg. als: E r , der einst niederschlug und für todt ausstrekte den Butes, der, etc. Idemtjue perculit et moribundum extendit Buten, qui, etc. Nämlich der Gegenstand, auf den unmittelbar die Handlung geht, ist für den Radenden ungleich wichtiger als die Handlung selbst. Die Jeztere ist blos für «ind in Bezug auf den ersteren da. So wird also mit Recht jener zusamt seinem Anhange dem Zeitworte •orangeschikt, das dann mit seinen Bestimmungen folgt und sinvollendend die Periode schliest. In der französischen Reihe, die die Handlung an die Spize stelt und dan den Gegenstand derselben mit seinem Zubehör folgen last, ist gleich anfangs d.is Wichtigere ausgespro» eben: perculit Buten, und das Unwichtigere, der blofse Nebenumstend : ejui se Bebrycia de gente ferebat, schlept kraftlos hinterher. Er hat, w a s er beweisen wolte, w i r k l i c h b e w i e s e n . — W i e nachdrüklicher dies, und der Empfindung des Sprechenden angemessener als, was unsere eingeführte Wortstellung auch zulast: er hat wirklich bewiesen , was er beweisen wolte! Genug auch für die Nation, wenn der Väter hohes Andenken und das Gefühl der unzerstörbaren Bündnisse so lange im Yaterlande oder irgendwo Schweizer sind, sie belebt und verbindet; und wenn iri fernen Jahrhunderten, weit über Land und Meere, in ganz anderen Eidgenossenschaften , ein zweiter Tel den freien Mut an des unsrigen entzündet, und ein neuer Erlach oder Ilalwil die Feinde seines Taterlandes n i c h t z ä h l e n ,
«s*
4
t o n d e r n s c h l a g e n l e r n t . Job. Mül. — W i e würde liier der sinvolle, erhabene Gegensaz au K r a f t verlieren, wenn er nicht mit der Periode ausginge! M a n hat jener steigenden Wortordnung den Vorwurf gemacht dafs sie zum Schleppenden v e r f ü h r e , und es ist nicht zu leugnen dafs dieser Vorwurf in manchen Fällen trift. Unsere Wortreihe hat die Klarheit u n d Faslichkeit der französischen nicht. — Dennoch , wenn sie schlept, so geschieht es minder weil sie übeihaupt das grammatisch Bestirnte dein Bestimmenden voiansezt ( d e n n auch die griechische Sprache tut d i e s , und noch iqelir die römische, die man doch der umtappenden Weitschweifigkeit nicht bezichtigen w i r d ; ) als weil sie erstlich diese Form ( i n der Prosa nämlich; in der Poesie können wir w e c h s e l n ; ) zu oft wiederholt. D e n n liberal w o der Saz abhängig i s t , m u s das Zeitwort f o l g e n ; blos in unabhängigen Säzen steht es voran: mein Bruder s p r a c h t u m i r ; er b r a c h t e m i r d a s G e l d ; etc. — und dan weil sie gewisse W ö r t e r , die der Sin auf das engste verbindet, durch Einschaltungen gewaltsam auseinander reist. N u r dan mag ( w a s freilich auch in der lateinischen Sprache g e s c h i e h t ; ) die steigende W o r t o r d n u n g , als solche, Verworrenheit erzeugen, wan in Einer Periode mehrere Säze so gestelt w e r d e n , dafs die Zeitwörter derselhen zu dreien , vieren unmittelbar aufeinander f o l g e n ; z. B. Dieser w a r s , der den grofsen Kampf mit IWarbod, unter dein die Einwanderung nach Böhmen, w o Bojoheiin s t a n d , e r f o l g t e , u n t e r n a h m. Göires.— So dafs die Aussagen derjenigen, welche behaupten dafs astrologische Träumereien und die eben daher ilielsende W a r n u n g dafs er sich vor seinen nächsten Verwandten, ja sogar vor seinem eigenen Sohne h ü t e n s o l t e , ihn in diesem Stükke so unentschlüssig g e m a c h t , u n g o
5 mein wahrscheinlich w i r d . der
—
H i e r bedarf es freilich
g a n z e n angestrengten A u f m e r k s a m k e i t des L e s e r s
u m die B e z i e h u n g e n gehörig z u ordnen.
A b e r solche
Stellungen sind durch Sorgfalt des Schreibenden leicht zu
vermeiden. Die
trent,
Wörter,
die unsere
sind vornehmlich
wörter,
Wortfolge
der A r t i k e l
unnatürlich
und einige
die sie von ihren H a u p t w ö r t e r n , —
Hülfszeitwort,
das sie v o n seinem A n h a n g e , —
endlich des Z e i t w o r t ,
Für-
ferner das und
das sie von seiner Bestimmungs-
partikel entfernt. In dem T . I I ,
S. 134 angeführten S a z e : D i e v o n
Ihrem Bruder duichgesehenen und verbesserten Charten sind mir diesen M o r g e n eingehändigt w o r d e n , Artikel
der
von
seinem
Nenworte
w i r d der
Charten
durch
s i e b e n , und das H ü l f s w o r t s i n d von seinem A n h a n g e eingehändigt
worden
durch
drei W ö r t e r
abge-
rissen. B e i dem H u l f s w o r t e z w a r ,
und bei der von ihrem
Z e i t w o r t e gefreuten Partikel ist der Ubelstand so
gros
n i c h t , w e i l hier das voranstehende W o r t schon f ü r sich einen Sin g e w ä h r t : den;
sie s i n d —
mir eingehändigt w o r -
er r e i s t sich von seinen Verhältnissen los.
Den-
noch w e n n die eingeschobenen W ö r t e r z u sehr sich häufen , überschleicht auch hier den L e s e r das G e f ü h l der Unbehaglichkeit: Bald f i n g sie mit dem Morgenrot, Warum es denn wol ohne Not Entglühe, gleich ergosnen Herzensadern, Bald mit dem Mond, warum er blas sei, a u zu hadern. A l s der erste F r ü h l i n g b l ü h t e , Wand,
erzeugt aus K r o n o s B l u t ,
Göttin Venus Afrodite, B e i gelinder W o g c u f l u t ,
6 Sich almälig aus de» grauen Ozeans v e r b o r g n e m Schoos, Angestaunet v o n den blauen Wasserungeheuern, l o t . Barg.
Wievvol in diesem lezten Beispiele der lebhafte Gang de» Verses dem Schleppenden .etwas entgegenzuwirken scheint. E r rükt durch seine Raschhcit Anfang und Ende der Periode gleichsam näher zusammen. — Sonst kan in unseren zusammengesezten Zeitwör'tern diese Trennung der Elemente sogar zur Schönheit des Ausdruks beitragen, — wenn nämlich zur Verstärk u n g der Lebhaftigkeit das Bestimmungswort sich öfter wiederholt: Häufiger f l i e g t das Geschos, wie winternder Hagel, Jegliche Seite v o r b e i , und die Augen v o r b e i und die Ohren. Vofs. L a n g e h a l t es den Hochverrätern der Menschlichkeit n a c h , d u m p f , W e i t h a l t « n a c h , vol Entsezens n a c h iu den Klüften Gehennas. Klop. L a d e t euch e i n ,
seliges V o l k , in der Rebe
Schalten euch e i n ,
o V e r s ö h n t e , zu dem kühlen
Feigenbäume!
Klop.
AI» m i t Getos n i e d e r eT s t ü r z t ' ,
in die Holle
N i e d e r m i t S t u r m , da entsezten sich die Völker. Klop. Stürmendes
Fluges
—
ihm
schwebte Schimmer,
Flamme z u r ü k , Erster.
zurük
sein
des Schwertes
— ereilte den Mitler der Todesengel Klop.
Oder wenn des Nachdruks wegen das Bestimmungsw o r t , stat dem Zeitworte zu folgen, demselben vorant r i t : H i n , ach, s a n k Arkadias Spros, h i n s a n k e n E t r u s k e r . Vof». A u f mit grol'sem Geschrei f ä h r t sämtlich die Schaar. Vofs. Dumpf h i n k r a c h t ' er
«fr im F a l , Und
7
«I-
u n d die A u g e n u m s c h a t t e t e D a n k e t . V o f s .
der Ä t n a
zurük
aus
krummem
Geklüft
—
halt.
Vofs.
Ordnung der französischen Sprache. umstellungen der Franzosen. „Je
mehr
eine v o n
weiterhin H e r d e r , gebildet w o r d e n ,
Von-
den neueren Sprachen,
von Grammatikern
sagt
und Filosofen
desto h ä r t e r e F e s s e l n
tiägt
sie;
m e h r sie i h r e m u r s p r ü n g l i c h e n Z u s t a n d e n a h i s t , f r e i e r w i r d sie sein. Versionen-,
J e m e h r sie l e h t ,
je
desto
d e s t o mehr I n -
j e m e h r sie z u r t o d t e n B ü c h e r s p r a c h e z u r ü k -
g e s e z t i s t , d e s t o minder. Sprache.
Diderot
A l l e s b e w e i s t die f r a n z ö s i s c h e
k l a g t dafs i h r
die
Grammatiker
der mitleren Z e i t , die ihre S p r a c h k u n s t g e b i l d e t , angelegt,
anter denen
sie
wirklich
noch
Fesseln
jezt
seufzt.
W e g e n dieses e i n t ö n i g e n G a n g r s m a g es v i e l l e i c h t s e i n d a f s m a n sie e i n e S p r a c h e der V e r n u n f t n e n t ; eine
so
schöne Büchersprache
f ü r das p o e t i s c h e Genie ein F l u c h ;
dafs sie
ist.
u n d diese s c h ö n e B ü c h e r s p r a c h e h a t , u m im
sen T r i t a n n e h m e n
müssen,
diese galante
flüchtigen
und ungewis-
der f ü r die h o h e
Decla-
Sprache nervenlos macht.
Wenn
es v o n u n s e r e n j e z i g e n S p r a c h e n g i l t ,
„dafs wir
Menge
b e s o n d e r e r Z w e k k e g a r n i c h t d u r c h die
fügung
anzuzeigen
müssen
aus
(Litter.
Aber
ist diese S p r a c h e d e r V e r n u n f t
R e d e n n i c h t z u s c h l e p p e n , den mntion
zum Lesen
dem
vermögend
sind,
Zusammenhange
Briefe,
T . 1 7 , S . i8>.>So
viel ich aus den Monatschriften absehe, hat sich w e n i g stens bei den jüngeren Dichtern
der Gcschmak i n
der
D i c h t k u n s t v ö l l i g geändert, und w i r sind zu prosaisch goworden um Dichter zu s e i n , so w i e w i r im Jahre 1732 z u veisticgeu w a i a n . " "
Konte der grofse Man auf eine
feinere und zugleich bescheidnere Art sagen, i n Periode
der g u t e
deutsch« Gcschmak
welche fält?"
"I>
59
Auch der Kardinal D u P e r r o n ( e r lebte zu den Zeiten Heinrichs I V ; ) erblikte s e i n e Sprache bereit» an dein Ziele ihres Strebens: „ J e crois
C/f
2 ) Oder sie h a t i h r e F l e h k e n und L ü k f c e n . Aber dies e lassen sich nicht andere t i l g e n , nicht anders a u s f a l l e n , eis dais mehr oder minder ihre a n d e r w e i t i g e n V o r z ü g e dadurch auf die S c h w e b e g e r a t e n . Und auch dan könte m a n s a g e n , sie h a b e i h r , , M a x i m u m * > e r s t i e g e n ; a u c h dan müste durch vorgebliche Veredlung die S p r a c h e w i r k l i c h ^entwürdigt w e r d e n . D a f s e i n i g e ihrer F l e k k e n von der Art s i n d , w e r w i r d das l e u g n e n ? Ihre A r t i k e l , um Ein Beispiel anz u f ü h r e n , machen sie ( i n w e c h s e l w ö r t l i c h e n F ü g u n g e n z u m a l , ) oft schleppend und breit. D e n Gebrauch derselben beschränken dürfen w i r z w a r w o l , aber nicht sie g ä n z l i c h a u t s t o f s e n : w i e sehr dadurch unser A u s d r u k a n R a s c h h e i t u n d F e u e r g e w ö n n e . D e n n diese R a s c h h e i t könte nur auf Kosten e i n e s anderen V o r z u g e s , der D e u t l i c h k e i t und B e s t i m t h e i t , erzielt w e r d e n . * ) GehöDa Ts durch den Artikel der Ausdruk an Bestimtheit sehr gevrint, i i t nicht zu leugnen. H o r a t i u s sagt: Ut pictura poesis erit. Der Leser w i r d auf den ersten B l i k verleitet zu glauben dafs hier von d e r Poesie, von d e r U a l e i e i i m Algemeinen die Rede sei; und erst die Folge belehrt ihn dafs H o r a t i u s e i n e bestirnte Poesie, e i n Gedicht, e i n e bestirnte Malerei, e i n Gemälde, gemeint. Man weis w i e die Kritiker um diese Stelle heiumgetapt haben. — Wiederum wenn T i b u l l u s sagt: Ecct super Jenas volitat victoria puppet; Tandem ad Trojanos diva s u p er b a venit; so ergibt sich nur aus dem Zusammenhange dais diva superba auf victoria sich bezieht, und folglich nicht e i n e stolze Göttin, sondern d i e stolze Gottin übersezt werden miisse. — T a c i t u s sagt: Non ultra paueos diest quanqua-n acribus iniliis inCfplum, mendacium valuit. Ex'iterat qu'tdam Seribonianus st Camminum feisus; etc. wo die Folge erst zeigt dafs
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0~
G e h ö r e n denn aber alle i b r e Gebrechen in diese K l a s s e ? Lassen sie alle sich nicht anders heilen als dafs w e s e n t l i c h e E i g e n s c h a f t e n der Sprache dadurch ins Gedning k ä m e n ? Dies w i r d wol kein K u n d i g e r behaupten. U n d w e n n d e m n a c h T) viilen Mangeln unserer Sprache w i r k l i c h abgeh o l f e n w e r d e n kan o h n e dafs ihren wesentlicheren V o r zügen E i n t r a g g e s c h e h e , so last sich f ü r w a h r doch nicht einsehn w a r u m durch jeden mit G e f ü h l und Bescheidenheit g e w a g t e n Versuch einem so schönen Ziele z u z u streben die Sprache d u r c h a u s entedelt w t r d e n müsse. W i e ? Iii jedem anderen Felde w ä r e es u n s erlaubt, w ä r e es Pflicht sogar immer w e i t e r v o r z u s c h r e i t e n ? d e m Ziele der V o l k o m m e n h e i t uns immer näher z u r i n g e n ? U n d n u r im Felde der S p r a c h e , die w i e jedes M e n s c b e n w e i k des G e b r e c h l i c h e n , also Verbesserlichen, so viel hat u n d haben i n u s , solte ein solches Bestreben T a d e l vei dienen ? N i e h l die F o r t b i l d u n g der Sprache an u n d f ü r sich selbst kan diese in G e f a h r b r i n g e n , sondern die A r t w i e diese F o r t b i l d u n g geschieht. L e i t e t die Bildner n i c h t Geschmak u n d F e i n s i n ; achten sie hei ihren B e m ü h u n g e n n u r auf E i n e n V o r z u g , e t w a auf Reichtum u n d F ü l l o der Begriffe, ohne zugleieh a u c h auf andere die Augijn a u r i c h t e n , so w i r d freilich u n t e r ihren H ä n d e n die Sprache entarten. Verwilderte die lateinische in d e n späteren Zeiten ihres L e b e n s , so Irig der Grund n i c h t darin dafs sie sich v e r ä n d e r t e , sondern dafs sie so u n d nicht anders sich veränderte. D e r Sin des Volkes w a r durch Barbaiei v e r d u m p f t ; die Analogien w u r d e n r o h g e h a n d h a b t , der Geist und die Geseze der Sprache nicht mehr b e r ü k s k h t i g t . E s w a r dem damaligen Geschlecbte dafs nicht v o n d e r L u g e , Rede ist.
in.
londern von e i n e r L ü g e die
5
«©•
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cinzlg um das Vielsagen zu t u n , und so nahmen sie alles a u f , w a s nur Begriffe ausdriikte, um die Form und den Bau der Zeichen völlig unbekümmert. Ein ungeheurer Schwann fremder, widi-rartiger W ö r t e r , die in Bildung , Klang und Betonung mit der Natur des Ganzen im Streit lagen und neben den angestamten Elementen ihren W e g abgesondert fiir sich gingen , überschwemte die Sprache, verwirte ihre Grammatik und führte endlich das ursprünglich edle und herliche, aber nun entMelte und geschändete Gebilde unaufhaltsam seiuer Auflösung entgegen. „ Eo namejue potissimum, sagt A n d r e a s B o r r i c h i u s , a primaeva et nafiva eleganlia compertum est latinam linguam (praesertim pust IIadrianum,') magis et magis degeneravisse, ut tandem aliarum quam latinae rejerret indolem,4' Durch wilkuhrliches Einschieifen ausländischer Ungesezlichkeiten verderbt ihr zunächst und unmittelbar die Sprache, nicht durch ferneren Anbau derselben auf erlaubtem Wege. Fast möchte man glauben dafs die M ä n n e r , die über Ausarturg unserer Rode so laut und unabläfsig j a m m e r n , * ) mit dem Ausdruk: eine verdorbene, aus• ) Welchen auch- W i e 1 a n d sich ansclilos. Man erinnert •ich w i e leidenschaftlich heftig er V o s • e n i n seinem M e r k u r wegen der in seinen Ubersezungen £so meinte e r , ) Ton ihrer Natur und Art abgewendeten Sprach« a n g i i f . Koch in seinen B r i e f e n d e s C i c e r o spricht « r von dem Deutsch, w i e e r es gelernt Labe, mit gehässigem Scitenblik auf Schi iftsteller, die ein lateinisches Deutsch schreiben. Und eben dieser M a n , der für dis Sprache Gefahren sieht w o keine s i n d , und für i h r Heil u n d W o l die zärtlichste Besorgnis äufsert, tragt'kein Bedenken durch die ausgelassenste Wortmisclierei. sie ahnungslos Cdeun aus seinen Schriften geht nur zu klar
«©•
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geartete S p r a c h e , selbst keinen bestirnten Begrif verbinden. W e n d e t euch doch u m hier eure Gedanken festzustellen, s o einem bereits vorhandenen, algemnin b e k a n t e n , berühmten und berüchtigten Beispiele. F r a g t euch warum alle Jahrhunderte das Latein des Mittelalters eine verdorbene, verwilderte Sprache immer genant. Haltet dan u n s e r ' D e u t s c h , wie es jezt i s t , mit diesem L a t e i n zusammen. Freilich werdet ihr es verdorben finden, und höchst verdorben, verdorbener als irgend eine der jezt lebenden S p r a c h e n , verdorbener sogar als das Zwitterlatein selbst, aber warlich aus ganz anderen Gründen verdorben, als die i h r euch zu erträumen scheint. In der T a t w a s mag man mit F u g und Recht eine a u s g e a r t e t e Sprache wol n e n n e n ? Uustreitig doch eine solche, die a u s ihrer A r t gewichen i s t ? oder, um es anders zu s a g e n , eine s o l c h e , die mit einer Unzahl Wörter ( d i e ganze Sprache besteht eben nur a u s Wörtern — w i e ein Strom aus Wassertropfen oder ein Kriegsheer aus Soldaten; die einzelen Wörter zusammen oder als eine Einheit gedacht heifsen S p r a c h e ; ) sich überfült h a t , welche den Gesezen sich nicht f ü g e n , die sie zu d e r Z e i t , da sie zu einem selbständigen Ganzen tich festsezte, ihren Elementen ohne Ausnahme z u »trenger Befolgung vorgeschrieben. Alles w a s gegen die Grammatik, das heist gegen die Geseze der Sprach© v e r s t o s t , ist fehlerhaft und bei s e i n e « rechten Namen genant, ein Donatschnizer. E s gibt vielleicht fernere Arten eine Sprache zu verderben: eine rohere, giobere, plumpere, als r e g e l l o s e s Einschleppen solcher F o r men , die mit ihren Gesezen in schreiendein Widerh e r v o r dafs er ü b e r diesen G e g e n s t a n d n i e reiflich nachgedacht;)
in
iluem
Herzen anzugreifen
L e b e n s q u c l l e n zu v c i g i i c e n l
5*
und
in
ihren
«•o*
Cg
jezt noch unverkürzt. D e n n sie ist eine Ursprache; und Ursprachen erfreuen sich — weil sie aus dem Geiste der N a t i o n , in deren Kreise sie w u r z e l t e n , unmittelbar sich entwikkelt und ein f e s t e s , in sich selbst begründetes, gleichsam aus Einem Stükke gegossenes, in allen Teilen auf das engste zusammenhangendes Ganzes bilden , — des Vorrechts in ihren Grundelementen mehr als abgeleitete gegen die Einwirkungen der Zeit gesickert zu sein. L u t h e r s Bibeliibersezung springt troz ihrem hohen Alter dem Verständnisse des Lesenden auch jezt noch so lebendig und (einige wenige verjährte W ö r t e r und Fügungen abgerechnet,) so jugendlich frisch entgegen , als wäre sie nicht das Erzeugnis des sechzehnt e n , sondern des achtzehnten Jahrhunderts. Freilich grif der grofse M a n , wie in allem, so auch in Stil und Darstellung und in der Ausbildung der Sprache seinem Zeitalter weit voraus.
«fr
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W a s untere Sprache i s t , wird sie im Ganzen bleiben. Sie »ol in ihrem Charakter nicht gestört, an ihren bestehenden Vorzügen nicht verkümmert werden; sie sol die Schäze, die sie gegenwärtig besizt, auch fiir die Zukunft behalten. Mit Einem W o r t , sie sol nicht ein» büfsen, nur erwerben; nicht ausgeben, nur einnehmen; — versteht sich auf erlaubtem, gesezmäfsigem W e g e nur erwerben und einnehmen. Die Sprache ist ein gleicbgeartetes, einfaches Ganzes, ein Körper, der als solcher seinen bestirnten Gesezen Untertan i s t , welche ihm Einheit und inneren Zusammenhang geben und zu» nächst w a s man seine Natur und sein Wesen nent, begründen. So länge sie aus dem Kreise dieser Geseze nicht heraustrit; so lange sie in ihren Stoffen sowol als in deren Bearbeitung diesen Gesezen unbedingt getreu bleibt, k a n sie eigentlich gesprochen weder verartea noch verderben.
Fortsezung. In der Tat scheint einer stets fortschreitenden, in und durch sich selbst regsamen Ursprache w i e die unsrige ist, das Recht nicht wol abgesprochen werden zu können, neue Formen, wenn Feinsin sie aushob oder schuf, als wolerworbenes, in Handel und W a n d e l brauchbares, gediegenes Gut wilfährig aufzunehmen und mütterlich zu pflegen. Ich sage: wenn Feinsin sie aushob oder schuf. Denn es ist freilich nicht genug dafs ein W o r t aualogisch gebildat sei um Aufnahme zu verdienen. Die gröfsere oder geringere Wichtigkeit desBegrifs, so w i e nicht minder der Wolklang, mus hier in Anschlag gebracht werden; und der>neuep Prägung darf ein Etwas nicht abgehen (man vergleiche meine Schrift ü b e r W o r t m e n g e r e i , S. 318 flg.) w a s sie dem Zartgefühl des Lesenden schmeichelnd anempfehle.
»|>
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W e r sich eben hinsezt und blos auf Sprachähnlichkeit h o r c h e n d , oder auch n u r d e t B e s t i m t h c i t u n d d< in Sinerschöpfenden n a c h g e b e n d , raschgeschnftig örter zu Tausenden h i n s c h i i l t e t , der l ä u f t G e f a h r manches widerstrebende Gebilde an den T a g z u fördern , w o f ü r ihm t e i n F e i n f ü h l e n d e r D a n k wissen w i r d . V o f s und andere unserer Meister haben viele B e i w ö r t e r in i g ( a u s iNen Wörtern g e b i l d e t , ) mit Glük g e w a g t , z. B. h l i p p i g , z w e i g i g , pal in i g ; etc. Aber P r ä g u n g e n w i e g e s e l l m a k k i g : eine g e s c h ni a k k i g e S c h r i f t ; g e f i i h l i g : ein g e f u h l i g e s H e r z ; g e r n e Ii i g : eine g e r u c h i g e B l u m e ; ctc. w u r d e n docli w o l nur bei sehr w e n i g e n L e s e r n , und eben nicht den gcistvolsten, sich Beifal g e w i n n e n . U n d doch haben die völlig gleicbge» f o r m t e n W ö r t e r v e r n ü n f t i g , v e r s t ä n d i g , gar nichts Ungefälliges. — Unsere Endsilbe s c h a f t bildet manchmal Sammel w ö r t e r ; und so sagen w i r M a n s c h a f t , K a u f m a n s c h a f t , B e k h e r s c h a f t , um eine Gesamtheit von M ä n n e r n , K a u f l e u t e n , B e k k e r n , etc. z u bezeichnen. M a n verfolge diese Analogie und s p r e c h e , um eine geschlossene Anzahl S c h a f e , R i n d e r , P f e r d e a n z u d e u t e n , von S c h a f s c h a f t e n , R i n d e r s c h a f t e n , P f e r d e s c h a f t e n , * ) so wird man W ö r t e r g e m ü n z t h a b e n , vor denen, w e r nicht mit allein vorlieb n i r n t , w a s man ihm eben z u w i r f t , das O h r vol E k e l s a b w e n d e n w i r d . D e m Schriftsteller, der mit Glük n e u e W o r t b i l dungen in Umlauf bringen w i l , liegt ob die W i r k u n g zu e r r a t e n , die sie auf das G e f ü h l seiner L e s e r etwa hervorbringen möchten , der S p r a c h e , w a s sie gern gestat-
Docli fand ich neulich in einer Zeitung das Wort D i o h Ii en s c h a f t , um die in Einem Schwarme befindliche Gesamtheit Drohnen zu bezeichnet!; — nicht ftbelt
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-O-
tet und was nicht, erst abzufragen, ihr Zustreben und Abstreben schnei und lebendig zu erkennen, ihren W i l len, ihre Neigung, ihre Launen und ihren Eigensin gleichsam spähend zu erprüfen uud wie mit leise versuchendem Fühlhorn tastend auszuforschen. Durch den Gebrauch, meint Mancher, werde das Widerstrebende jeder neu aufgebrachten Form sich leicht verlieren. Dies mag von einzelen Wörter« gelten, aber nicht von ganzen Wortschaaren. Einzele Steinchen auf geebnete Strafse gestreut versihwinden freilich bald unter den Füfsen der Gehenden. Aber wenn man sie in Haufen aufschüttet, so bedarf es Jahre um sie einzutreten und die verholperte Bahn wieder zu glätten. Und leint uns nicht die Erfahrung dafs es selbst einzele Formen gibt, d i e , wenn schon untadelhaft in Inhalt und B a u , dennoch weder durch die Zeit noch durch wiederholten Gehrauch geschmeidigt werden mög e n ? W i e oft ist d.is Wechselwort s e i e n d und die Mehrheit M ü n d e r von unseren Schriftstellern nicht schon versucht worden! Gleichwol wil mit beiden unser Gefühl sich noch immer nicht befreunden. Das vom C i c e r o geprägte Wort ettentia, so analogisch richtig gebaut es w a r , so unentbehrlich es schien, kontc troz Q u iin t i 1 i a n u s Empfehlung doch nie in der römischen Sprache Wurzel fassen. Eine verwandte Frage ist die: ob wir wirklich bestehende Formen, von tadelhaften) Bau z w a r , aber denen die Zeit ihren Stempel aufgedrükt und zu welchen Geist und Ohr sich gewöhnt, rasch und massenweise abändern und unter die Regel zurükführen dürfen ? ob der Gewin, der hier unserer Sprache zuwachsen möcht e , die Nachteile a u f w i e g t , die aus einer solchen |>loz. liehen Umgestaltung der Sprachelcmente hervoiplien können? Diese Frage habe ich in meiner kleinen
74 Schrift: A b g e r i s s e n e B e m e r k u n g e n über S p r a c h e , S. 7 7 , flg. so w i e in meinem W e r k e ü b e r W o r t m n n g e r e i , S. 3 i 0 « flg« beantworten versucht , worauf ich hier meine L e s e r verweisen mus.
N
ebenbetrachtungen.
M a n erstaunt, wenn man sieht dafs bei den Römern schon die ältesten Schriftsteller, nicht etwa ein C i c e r o , ein S a l l u s t i u s , ein L i v i u s , nein, ein E n n i i i s , ein F a c u v i u s , ein N ä v i u s , ein A c c i u s , ihre Spra» che fast nach dem ganzen Umfange ihrer K r a f t , ihres R e i c h t u m s , ihrer Gewandtheit und Beweglichkeit mit dem auffallendsten Feingefühl zu handhaben wüsten: indes bei u n s , wiewol seit sechzig Jahren bereits unsere Litteratur sich aus dem Rohen gearbeitet, der Sin f ü r K r a f t und Schönheit und Bestirntheit des Ausdruks selbst bei vielen unserer Besseren noch immer zu schlummern scheint. Doch wird sich das Erstaunen mäfsigen, wenn man bedenkt dafs die R ö m e r i n , selbst eine Ursprache. obschon nur beschränkter Natur, in die Spuren, oder hesser in das Gebiet einer anderen, mit ihr nah v e r w a n d t e n , eher ungleich reicheren, üppigeren, geschmeidigeren, ausgreifenderen Ursprache eintrat, als 6ie selbst w a r , und so gleichsam auf unbegräoztem Felde , w o nichts sie hemt«, schon dadurch dafs sie. ihrem Vorbilde unbedingt sich anschmiegte, jede, auch die unbedeutendste ihrer Anlagen rasch und schnei entwikk e i n , jede auf das vielseitigste und verständigste ausbilden konte. Bei uns w a r der Fal umgekehrt. Unsere in ihren Anlageu reiche, kühne, vielgewandte Ursprache rouste früh in das Bet einer abgeleiteten, und z w a r der beschränktesten, zaghaftesten, regungslosesten aller abgeleiteten Sprachen ganz widernatürlich sich einklemmen
75 lasten. Kein W u n d e r dafs sich unter dem D r u k k e ihr« angestamte Beweglichkeit verlor, dafs'ihre straffen Glieder almälig erschlaften, und der von der Natur nicht kärglich ausgestattete Körper vor der Reife w e l k zusammensank; kein W u n d e r dafs auch jezt n o c h , w e n n schon seit Jahren die Schuppen von unseren Augen gef a l l e n , und w i r , w a s gefehlt w u r d e w i e d e r gut z a m a c h e n , das Schiefgestelte zn richten, das Verrenkte einzulenken rasch geschäftig gewesen sind, dem Vortrage selbst unserer ersten Schriftsteller immer noch nachbleibende Spuren jener unnatürlichen Verbildung unverkenbar anhaften. Quo semel est imbuta recens servabit Testa
öderer»
diu.
E t w ä r e g u t , w e n n wir mit dem Gedanken uns befreundeten: D a s während der dumpfen Periode des dreifsigjährigen Krieges durch sklavische Nachäfferei dar Franzosen auf das scheuslichste verzerte unii breitgeschlagene Deutsch ist nicht die deutsche Sprache. U n ser Ausdiuk würde die Fesseln, unter deren L a s t er noch immerfort k e u c h t , schnei abgestreift und zu dem S c h w ü n g e , w o z u die Natur seines Werkzeugs ihn aufr u f t , die Fittige sehr bald entfaltet haben. Auch w ü r den wir nicht mehr so o f t Klagen über n e u e r e * U n d e u t s c b hören müssen.
F
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.
E s hat seinen eigenen Reiz in jene Zeiten znrük» zuschauen, w o K l o p s t o k zuerst die Fesseln z u sprengen versuchte, an denen unsere früheren Schriftsteller die Sprache der französischen nachzuschleppen . und sie so in ewiger Kindheit zu erhalten um die W e t t o sich beeiferten. W i e schnöde wurden dem W a k k e r e n
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7G
seine B e m ü h u n g e n gelohnt! D i e damaligen K u n s t r i r h ter , die fast o h n e Ausnahme untr r dem I'.iiifluisi- !t*r g o t s c h e d i s c h e n Schule stamien, eiregten finstere S t a u b w o l k e n u n d w a r f e n bald mit K o t , bald init Stein e n nach ihm. Von allen Seiten erhob sich ein u n " e stiimes Geschrei über die K e k h e i t de» E i n z e l e u , der an der Vater heiligsten Nachlas freventlich die Hand zu legen w a g e ; der R u i n der Sprache schien e n t s c h i e d e n ; das W o l ueserer L i t t e r a t u r stand auf der gefälu liebsten S c h w e b e , und es erging an die Vorsteher unserer Gelehrtenrcpublik ein feierlicher A u f r u f : viderent consules ne quid detrimenli reijjublica cnperet. K l o p s t o k lies ruhig das G e w i t t e r vertoben. D i e Schreier w u r d e n des L ä r u i c n s überdriifsig. D a s O h r g e w ö h n t e sich almälig an die n e u e n , eigentlich n u r w i e d e r e r w e k t e n oder abgestäubten F o r m e n . Andere Dichter nahmen sie auf. Sie w u r d e n als reiner Gew in dem Bestände u n t e r e r p o e tischen Sprache zugeschlagen; und j e z t , stat den grofsen D i c h t e r zu t a d e l n , weis man es ihm vielmehr D a n k dafs er den M u t hatte die k ü h n e UmschaiTung zu wagen. D i e s e r A u f t n t , der sich wiederholt hat so o f t ein k r a f t v o l l e r Geist die Gränzen unseres dichterischen Ausd r u k s zu erweitern u n t e r n a h m , konte unsere heutigen K r i t i k e r zu heilsamem N a c h d e n k e n a u f r e g e n , u n d es hatte vielleicht seinen N u z e n , w e n n dies Blat in der Geschichte unserer L i t t e r a t u r immer aufgeschlagen vor i h n e n läge. J e a n P a u l R i c h t e r hat folgende Stelle in seiner Vorschule der Ästhetik: „ S i e ei liegen, sorge i c h , B ö o t a r c h e n , es seien n u n ihrer sieben oder elf. W i r brauchen nur miteinander ins Paulinum in die l//iiverjitnisbiblmtliek zu » e h n , welche z u m Glük in der M e s s e täglich offen steht. L e s e n Sie hier in des H e r r n von S c h ö n a i c h g a n z e r Ä s t h e t i k i n E i n e r N u s
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"fl-
o r i e r neologischem'WörterbDcbe, 1754, w a * dieser Epopeenschmierer gegen K l o p s t o k und H a l l e r weniger geschrieben als gebollen. Ihm ist geschmaklos an K l o p s t o k : f a l l e n d e r F l u g ; die Augen saugen; — ( w a s auch die damalige g ö t t i n g e r Z e i t u n g ta» delte , und was W i e l a n d nachher fast zu »ft miteinander reimte ; ^ der Abend der W e l t , stat: jiingsterTagj mit segnenden Blikken belohneu; das Leben herabbluten; ein einweihender B l i k ; weinende W o l k e n ; w a n delndes Jauchzen ; Fähigkeiten entfalten. An H a l l e r : g r ü n e N a c h t ; furchtbare» Meer der ernsten E w i g k e i t , nebst den fünf nächsten Versen; Kleid der Dinge; den Ernst dem Spiele vermalen; und endlich die neuen W ö r t e r : h i m m e l a b , felsenan, entStürzen, enttronen, anstarren, Endpunkt, betaut, ausschaffen, ausbilden, Ausgus, F e r n e . " Hier sieht man recht deutlich w i e eng uad ängstlich jene berüchtigten Wassermänner der g o t s c h e d i s c h e n Schule, die unsere Litteratur in ihrem Einstellen zu leiten unternahmen, den-Franzosen, und nur den Franzosen, sich anschlössen; w i e sie hei Beurteilung poetischer W e i k e überal den Maasstab ihrer Sprache anlegten, und nur das für gut und schön gelten liefsen, w a s 6ich diesem willig bequemte. Denn freilich sind fast durchgängig die angeführten Formen dem zagen Genius der Französin durchaus entgegen. — „ G o t , w i e arm, so fährt J e a n P a u l fort, w a r der Deutsche anno 1734' s a gen Sie anno 11)04. Aber werden nicht sogar B ö o t a r c h e n dasselbe anno iß54 von unserer Jahreszahl sagen? Gibt es einen besseren Beweis als diesen rohen S c h ö n a i c h ^ der jezt nur nocli stiller Geistesrcdacieur einiger Institute ist, w i e sehr das kühne Genie am Ende einen ltühnen Geschmak •erschaft?"
73 Aber w i e lange sol das Schaffen und Gestalfen und Erweitern in der Sprache w ä h r e n ? So lange eclit poetischer Geist unter uns daheim sein wird. Denn der wahre Dichter, der eine eigene W e l t i/n Busen trägt, braucht eigene Forinci um diese Welt aufser sich hinzu•teilen. Hört einst die Flamme des Genius unter uns zu leuchten a u f , ( u n d bei jedem Volke war die Periode der Dichtung nur eine vorübergehende;) d.111 wird die Sprache sich von selbst zuin Stihtand fügen; und was der begeisterte Vorfahr schuf und ordnete, das wird dem schwächeren Enkel unwcndelbares Gesez werden. Jener war selbstleuchtende Sonne der Poesie; dieser ist der Mond , der von erborgtem Schimmer glänzt. — Der geneigte Leser erlaube mir, atn Ende dieses Abschnitt noch Ein Wort über mich selbst zu sprechen. Ich befinde mich in einer seltsamen Stellung: hier bedrängt von Männern, die mich eines blinden Franzosenbasses beschuldigen und der Verwerfung selbst des Guten, wenn es von den Franzosen herrührt; dort von Männern, die mir französischen Geschmak und Vorliebe für französische Art und Kunst bitterlich klagend vorhalten. Da von den beiden äufsersten Enden auf mich eingestürmt w i r d , so möchte ich fast glauben dafs ich in der M i t t e , das heist, auf dem rechten Flelske, halte. — Auf jene Beschuldigung achtc ich es der Mühe nicht wert zu antworten. Die leztere macht mir Herr Prof. F a t s o w in den M u s e n , Erstem Bande, S. 371 , wo er sagt: „ E i n anderer algemeiner M a n g e l . der nur zu oft breite Schatten über K o l b e s Sprachforschungen w i r f t , Hegt darin, dafs er alles durch französische Brillen betrachtet. Wenn man zusammenstehe, was an zahllosen Orten über das den Franzosen angeborene feinere Gefühl für Ebre, Vaterlandsliebe, Ruhm der Nation, etc. von dem Ernste, mit dem sie über ihre
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79
4»
Sprache wachen und von der zartesten Vollendung ihrer Prosa gerühmt wird, welche hoch über der aller anderen neueren Völker otehe. und was dagegen wir über unsere Barbarei, unseren S t u m p f s i n , unseren gänzlichen Man* gel an Gefühl f ü r Schikliclikeit und Anstand hören müssen, warlich man würde glauben den ärgsten Feind aller Deutschheit vor sich zu haben. Hat man sich indessen durch Zusammenstellung und gegenseitige Ausgleichung aller Einzelheiten überzeugt data man einem Manne gegenüber ptelit, den in der T a t die wärmste und red» lichste Liebe für unser Volk e r f ü l t , so bleibt nur da> Bedauern übrig, dafs sein ästhetisches Gefühl sich nicht in deutscher L u f t entwikkeln k o n t e , und dafs seine Landesart ihn genötigt hat e n g h e r z i g e und s k i a » v i s c h e V o r u r t e i l e auf die freiste aller Sprachen überzutragen." — Ich möchte aus den lezteren W o r t e n schlieisen dafs er das gegenwärtige W e r k (auch in seiner früheren G e s t a l t , ) entweder n u r flüchtig und stük» w e i s e , oder gar uicht gelesen. W i e könte er sonst einen so schneidend grellen Ausspruch gegen mich sich gestatten? Ich dächte, ich hätte über unsere Sprache freisinnigere Meinungen geäufsert und aufgestelt als irgend einer meiner Vorgänger. Aber Freisinnigkeit (waa freilich die Hosenlosen unter unseren Federführenden nicht begreifen w o l l e n ; ) kan ihr Ziel überschreiten, und wird dan zur Zügellosigkeit. Ein wolgeordnetes, von Einem Leben beseelte» und bewegtes Ganzes mag ohne Grundgeseze nicht bestehn. Werden diese frech angetastet, so mus es sich früher oder später in Fäulnis auflösen. — Meine Ansichten der Sprache stehen weitab von den Ansichten der Franzosen, die sich kreuzen und seinen würden, wenn ihnen Kunde davon zu Ohren käme. D a s E i n z i g e , worin ich unbedingt mit ihnen übereinstimme, (und eben dies macht mir Herr Ptofessor P a s s o w zum Verbrechen;) ist — dafs die Sprach»
8 o von fremden Widerartigkeiten frei zu halten sei. Doch bitte ich ihn zu b e d e n k e n , dafs ich für diese Meinun" zunächst Vernunftgründe angeführt, — G r ü n d e , die doch wol unwiderleglich sein müssen, da weder K r noch irgend ein Anderer sie zu bestreiten unternommen; er bedenke dafs ich mich hier nicht auf das Beispiel der Franzosen allein, sondern auf das Reisniel aller gebildeten Nationen, der R ö m e r , der Italiäner, der Spanier, der Engländer, bezogen habe; er bedenke endlich dafs die beiden einzigen bekanten Sprachen, die •vrie die unsrige Freiheit mit Frechheit verwechselten und mit ihren Gesezen ein loses Spiel zu treiben leichtfertig sich erlaubten, sehr bald in Moder und V e r w e sung übergingen. Er sagt ja selbst unmittelbar nach der eben angeführten Stelle: „ u n s e r e Sprache müsse allerdings höchst misgesebafifen erscheinen, sobald man sie nach w i l k ü h r l i c h e r s o n n e n e n G e s e z e n modeln und stuzen wolte." Fühlte er denn nicht dafs er mit diesen W o r t e n mir gegen sich selbst die W a f f e n in die Hand g a b ? D a r f denn die deutsche Grammatik die Geseze der lateinischen und französischen unbedenklich zu den ihrigen machen? Oder sind etwa in Bezug auf unsere Sprache Geseze, die f ü r den Kreis einer ganz anderen ausschliefsend gelten und gelten nur könn e n , e t w a s Besseres als w i l k ü h r l i c h ersonnene Geseze? D i e andere Beschuldigung meines Anklägers, dafs ich der Franzosen nicht selten rühmlich gedenke, kan ich freilich von mir nicht ablehnen, bemerke aber doch , dafs es mir nicht Verbrechen dünkt selbst an dem natürlichen Feinde unseres V o l k e s , das G u t e , so er h a t , anzuerkennen und nach Verdienst zu l o b e n , solte es auch nur s«in um den D ' u t s c h e n , dem es f e h l t , zum E r w e r b desselben aufzuieizen. Doch dieser V o r w u r f ist wahrscheinlich der Feder meines Gegners
«•
8»
gescha»ten Gegners n u r — e n t s c h l ü p f t , und so mochte es überflüfsig scheineu ihn schärfer ins Auge zu fassen u n d mit E r n s t u n d N a c h d r u k z u beantworten.
Darf sich bei uns die poetische Wortfolge von der prosaischen unterscheiden? J e z t z u der unter uns w i e d e r in Gang gebrachten freieren Wortumstellung. Untersuchen wir zuvörderst ob durch sie der Sprache G e w a l t geschehe, oder n i c h t ? I n A d e l u n g s Grammatik findet man die Fälle a u f g e z ä h l t , w o bei uns W o r t u m s t e l l u u g e n erlaubt sein sollen. D i e s e W o r t n m s t e l l u o g e n , durchaus von der leichteren A r t , sind so b e s c h a f f e n , dafs sie nicht blos in der P o e s i e , sondern auch in jeder P r o s a , die nur nicht ganz am Boden k r i e c h t , unbedenklich gebraucht w e r d e n können. Bleiben w i r also bei diesen Versezungen s t e h n , so ist offenbar kein Unterschied zwischen derr darstellenden Sprache des Dichters uud der untersuchenden des P r o saikers. Beide gehen neben und mit einander fort. E s trit demnach die F r a g e e i n : D a r f sich bei u n s die erstere von der l e z t e r e n , w i e ü b e r h a u p t , so a u c h in Hinsicht der W o r t f o l g e , u n t e r s c h e i d e n ? D i e s geradehin z u verneinen w ü r d e n sich unser« Kunstrichter denn doch schämen. Sie gehen es also im Al/;emeinen z u , hüten sich aber wol auf geuauere Bc« Stimmungen sich einzulassen und etwa ohne Winkel« z ü g e , offen-und ehrlich festzusezen w i e weit in diesem P u n k t e des Dichters Freiheit reiche oder nicht. D i e Sprachrichtigkeit darf nicht verlczt w e r d e n . IN. 6
«©•
S9
H e i s t d a » : ihr d ü r f t ü b e r d i e von A d e l u n g an« g e g e b e n e n F ä l l e nicht binausge^in, so sinkt ja offenbar d i e P o e s i e z u r Prosa w i e d e r h e r a b , und es w a r blofse G a u k e l e i w e n n man dem D i c h t e r k ü h n e r e V e r s e z u n g e n e i n z u r ä u m e n schien. W a s heist denn h i e r S p r a c h r i c h t i g k e i t ? Verlebten d i e R ö m e r die S p r a c h r i c h t i g k e i t , als sie fiir die D i c h t u n g eine W o r t s t e l l u n g sich s c h u f e n , d i e dieser ausschlieslich eigen w a r u n d fast in jedem S a z e von den prosaischen F o r m e n mit a u f f a l l e n d e r Härte abwich? W o l , sagt man , bei ihnen w a r schon die prosaische W o r t f o l g e w e i t f r e i e r als bei u n s . S i e hatten allerdings V e r s e z u n g e n in ihrer P r o s a ; aber a u c h w i r haben deren in der unsrigen. — Oder meint man e t w a dafs die R ö m e r f ü r ihre Prosa gar k e i n e Geseze a n e r k a q t e n ? H e r r H o f r a t S c h w a b scheint dies w i r k l i c h a n z u n e h m e n , w e n n er s a g t : ,,Der R ö m e r w a r bei der A n o r d n u n g seiner W ö r t e r b e i n a h durch g a r k e i n e R e g e l e i n g e s c h r ä n k t . W e n n er n u r noch verstanden w e r d e n k o n t e , so f r a g t e er blos sein O h r , seine Imagination oder seinen E f f e c t ; und f e h l t e es ihm e t w a an Ohr u n d Gefühl, so w a r f er seine W o r t e h i n Wie sie ihm in den M u n d oder in die F c d r r k a m e n , u n d machte w e i t e r k e i n e n F e h l e r gegen vdie S p r a c h e . " E i n S a z , der in der T a t ein w e n i g ^>rel klingt. — F r e i lich haben unsere F i l o l o g e n die Geseze der prosaischen W o r t f o l g e im Römischen noch nicht a u f g e f u n d e n u n d bestirnt. * ) A b e r mau darf ja nur Prosa g e g e n P o e s i e R a m l e r hat in einer eigenen Abhandlung ( m a n sehe den Anhang zu seinem B a t l e u x : V o n d e r W o r t f ü g u n g iu d eT l a t e i n i s c h e n und d e u t s c h e n S p r a c h e u n d d e n Grundsäzen d e r Uber-
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83
halten, am (ich Ton dem wirklichen Dasein derselben sehr lebhaft t u überzeugen. Welcher Prosaiker würde sich wo] sine Wortstellung erlaubt haben wie die folgende: Nnm neyue adhuc Varo viitor, nec dicere Cinna Digna, sed argutos s t r e p e r e anser olores; wo das dicere und inter das inter einen ganz ungewöhnlichen Plaz einnehmen? caput — Eben so: Verum haec taut um alias inter extulit urbes, Quantum lentn solent inltr viburna ctt• pressi. — W i e anders stehn in den folgenden Beispielen die bezeichneten Redeteile als es in der prosaischen Reihe geschehen dürfte : Haec inter densas corylot modo n amtfue gemellos, Spem gregis, ah, silice in nudn connixa relic/uit. Virg. — Contra tjuis ferat arma deos? Tib. — Et nudam pressi corpus ad uttjue meum. O-vid. s e z n n g s k u n s t ; ) den Knoten, und zum Teil nicht u n g l ü k l i c h , w i e mich d ü n k t , zu loten versucht. — Auch in einer anderen Hinsicht verdient diese Abhandlung die Aufmerksamkeit des Deutschen. Da m a n , eing e w i e g t durch lange Bewunderung der franzosischen Sprac h e , die die metafysische Ordnung zu deT ihrigen gem a c h t , i m m e r noch nicht aufhört den V o r w u r f mechanisch zu wiederholen : unsere Wortfolge sei unnatürlich und den Gesezen des vernünftigen Denkens entgegen, ( K e i n e r hat i h n , diesen V o r w u r f , härter und schneidender ausgesprochen als J i e n i s c h ; ) so mus es anziehend sein zu hören w a s ein Man w i e R a m l e r , der feinen Sin für Sprache hatte, über die römische Wortstell u n g , die i m Wesentlichen der unsrigen sich völlig anschliest, m i t durchgreifendem Schaifsin bemerkt. Es mochte sich für den Kenner aus (einen Untersuchungen vielleicht ergeben, dafs nicht den Römern und uns dia Verkehrung der natürlichen Ordnung zur Last falt, sondern vielmehr den überpricsenen Franzosen selbst. 6 *
8f
la phrase
comporte
ce sens absurde
bien1 que le véritable. prendre
une autre
là reprehensible.
92
L'extrême tournure,
—
est ce qui peut rendre
qu'elle
mais
que le sens aide
pléant on,
est fausse,
devroit Pour
entendre
être ainsi,-
mande
entendre
ainsi.
qu'est
fau-
que les nôtres f il faudroit
des
lan-
par
d'un tigre
dont les mots n'eussent
jamais
pas presque qu'est
nombie,
des idéei principales
du discours,
dis-je?
rat'.oxe,
à l'intelligence du
sens
quelque-
Ensorte
dont les
conjugaisons
si parfaite un
à une autre
ces représentans
« tout cela,
que
nombre personne,
ni
qui
confusion.
si ce n'est pas le sens,
au pié de la lettre,
le sens ne concourre
perpétuels
y eussent des livrées
que ce qui sembleroit
des paroles,
l'accep-
si ce n'est pas le
à leurs objets sans embarras
est vrai
phi mes où
tous deux et
un mode à un autre mode ; etc.
surtout,
Qu'est ce qui supplée
vous
langues,
à un autre cas,
et que les pronoms les rapportasient
que
ce qui me fixe
une personne
un tems à un autre tems,
pat
des
d'une régularité
un cas ne fut semblable
à un autre
de-
que ee n'est
Car dèsqu'un mot a seu-
enfin des lungues fussent
métaphores. je vous
ou d'un aigle
en cette rencontre,
Il faudroit
de
Il faudroit
différentes.
significations,
tion qu'il doit avoir
point
métaphore,
ce qui m'apprend
fois dix lignifications
sens ?
au
il
qui n'admissent
et les déclinaisons
dit-
et non
de perfection,
parlez , si ce n'est pas le sens ?
deux
parceque,
le sens, Oui,
eut ce degré
d'un lion par exemple,
lement
sup-
mais qu'on me montre où cela est
mot est prit
un peu
ja-
en
cela
langues
dèsqu'un
ne doit
sans doute
gues premièrement,
TOUS
qu'on
celle-
ma time,
l'intelligence
les paroles.
que le discours
drait d'autres Car
et fausse
aux mots et aux tours des phrases, c'est aux mots à faire
sens à faire
aussi
qu'il y auroic (le
De là cette grande
aussi impraticable se eontcnter
à toute rigueur
Jacilité
qu'il
pour
que les paroles
d'abord y
a peu
le moins à
pa' de
autant
l'intelligence
H>
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O-
Selbst d e n A l t e n , w e n n schon in ihren Sprachen dem D o p p e l s i n n i g e n sich leichter ausweichen lies als in den u n s r i g e n , w i r ängstlich übertriebene B e h u t s a m k e i t in V e r m e i d u n g des m ö g l i c h e r w e i s e M i s s u d e u t e n d e n gänzlich f r e m d . Sie rerliefsen sich auf das gesunde G e f ü h l der G e b i l d e t e n , f ü r die sie zunächst schrieben. A u c h ihre W o r t e sind oft so gesteh dafs eine doppelte oder m e h r f a c h e E r k l ä r u n g s a r t zur N o t gelten k ö n t e . Aber der Z u s a m m e n h a n g w e i s t den L e s e r sogleich zurecht. W e n n H o r a t i u s s a g t : Sed nimis arcta premunt olidae convivia c ap r a e ; so k ö n t e ein Meisterer, w e i l alidae caprae auch die z w e i t e E n d u n g in der E i n h e i t ist, allerdings Unsin h e r a u s w i t t e r n , u n d von den beengenden Gelagen einer stinkenden Ziege t r ä u m e n , -— das figürlich gebrauchte W o r t im eigentlichen Sinne n e h m e n d . — Ut olim Gargilius, tjui manc piagas, venabula, strvos D i f j e r t um trtinsire forum, populumque jubebat. Hör. G e b t hier, möchte man fragen, der M a r k t durch das Jagdgerät'? oder das Jagdgerät durch den M a r k t ? — Nec vtreor ne — vepallida lecto Desiliat midier, miseram se conscia clantet; Hör. w o das conrcia auf mulier bezogen w e r d e n k ö n t e , obschon a u s dem F o l g e n d e n sich ergibt dafs hier eine Vertraute gemeint ist. — Et urtcta turpis ova ranae sanguine. Hör. Spricht hier der D i c h t e r von Eiern , mit des Frosches Blute gef.irbt? oder von den blutgefärbten Eiern des F r o s c h e s ? — Jejumis raro stomachus vulgaria temnit; llor. kan h e i f s e n : der selten n ü c h t e r n e M a g e n verschmäht das G e m e i n e ; oder a u c h : der n ü c h t e r n e M a g e n verschmäht selten das Gemeine. — Tu lene tormentum iiighiio admovet Plerumque dura. Ilor. Bezieht das plerumcjue sich auf duro oder auf admovet? — Somnus agre stium Lenis virorum non humilet casas Faiddit. Hör. Ist die R e d e hier von dein Schlafe ländlicher M ä n n e r , oder von ihren H ü t t e n ? G e h t das non auf
9i den ganzen S a z , oder blos auf humiles: der Männer siebt niedrige Hiitten? — Ille deüm vitam aeeipiet, divistjue videbit Permixtos heroas, et ipse videbitur Ulis, l'irg. Permixtus scilicet. „ D e r Sinforsclier, sagt V o f s , Endet sogleich diesen Sin. D e r Silbenstecher kan auch Unsin auftreiben: er wird ihnen ein Heros scheinen, von ihnen gesehen w e r d e n . " — Umgekehrt honten dem Unachtsamen die W o r t e des T a c i t u s : ara consecrata gleichbedeutend sein m i t : Vlyssi Ulyssi tacra, und dagegen die anderen : audita, scriptacjue senioribus tradam, z u : was ich erfahren und niedergeschrieben, teile ich jezt den Bejahrteren mit, von ihm verdeutelt werden. — Versibus insignem te pudet esse meis. Prop. Hier zeigt nur der Zusammenhang dafs me hinzuzudenken ist: me pudet te esse insignem; etc. D a s Vorwort a, ab drükt mehrere Verhältnisse aus, das Verhältnis d u r c h z. B. und das Verhältnis w e g , f o r t ; und so können die W o r t e des V a l e r i u s U l i x i i n u s : Attellani ab Oscis acciti sunt, bedeuten: D i e Attelluncr wurden aus der Oskerstadt w e g , oder auch: sie wurden durch die Osker herbeigerufen. „ Certe, sagt P e r i z o n i u s , longe alius est sensus in Ulis: navis a praedonibus abducitur, alius in his: uxor a marito abducitur. Illic praedones sunt c/ui navem abdueunt, hic maritns a quo alius abducit uxorem." Hunc yuotjuc, ubi nut morbo gravis, aut jam segnior annis Deficit, abde domo, nec turpi ignosce senectae. Virg. Hier erklären Einige: Entferne ihn (den Hengst,) vom Hause und schone seines schmachvollen Alters niebtj A n d e r e : Las ihn zu Hause und schone seines nicht unrühmlichen Alters. Die lezteren beziehen nämlich das nec auf lurpts: et ignosce senectae non turpi. — Dieser bei den Dichtern nicht selten vorkommende F a l , w o die in dem sazanfaugeudeu nec enthaltene Verneinung nicht,
95 wie gewöhnlich, auf da* Zeitwort, sondern auf ein ein» geflochtene* Beiwort geht, ist allerding* auf den ersten Blik rerwirrend: zumal, wenn, wie in einigen der folgenden Beispiele, die bestimmende Partikel nicht unmittelbar neben ihrer Bestimmung steht: N e c Zongae rursus rejerunlur vina ienectae; Ovid. senectae noti longae.*) — Nec Phineus ausus concurrert cominus hoiti, Intortjuet jaculum. Oeid. — Nec dextrae « r » ranti cUui adfuit. Virg. Zu den Worten im H o r a t i u s : — Namque Dierpiter Igni corusco nubila dir:Jens Plerumque per -purum tonantet Egit equos volucrtmque currum; bemerkt L e s s i n g : „Ich glaube nicht dafs man leichter ein klärer Beispiel finden könne, was für Zweideutigkeiten die lateinische Sprache unterworfen sei, als das gegenwärtige. H o r a z kan eben sowol gesagt haben: Diespiter igni corusco plerumque nubila dividit, als: plerumtjue per purum tonantes egit ecjuos. Beides aber kan er doch nicht zugleich gesagt haben, und man mus also dasjenige wählen, welches den ungezwungensten Verstand gibt. Nun ist es wol keine Frage ob es öfter alsdan donnert, wan der Himmel-mit Wolken umzogen ist. Sol also der Dichter nicht Ungereimtes gesagt haben, so kan nur die leztere Auslegung stat finden." Urit enim lini campum seges, urit avenae. Virg. Diese Stelle ist merkwürdig, weil dem zwiefachen — Fehler denn! der Zweideutigkeit und der ungewöhnlichen Wortstellung der Dichter durch eine leichte VerAuch der Zengefal könce hier m m Zwekfal gemisdeutet w e i d e n : die W e i n e weiden dem Alter zurükgebraclitI
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a n d e r u n g lintte a b h e l f e n k ö n n e n . E r d u r f t e n u r , w a s der Vers auch g e s t a t t e t e , campum vor lini sezen. T a t er e» gleichwol n i c h t , so ist das ein entscheidender B e w e i s , erstlich dafs ihm, als Dichter, diese u n g e w ö h n l i c h e Stellung besser gefiel als die g e m e i n e r e , — und dan daf» ihm eine Z w e i d e u t i g k e i t , die nur f ü r den Achtlosen eine Z w e i d e u t i g k e i t sein k i n , nicht erbeblich genug schien uin dem Ausweichen derselben L e b e n d i g k e i t des Vortrags , die lini als den wichtigeren Begrif an die Spize v e r l a n g t e , zum O p f e r zu bringen. Hurte si mobilium turba Quiritium
Hör. H i e r k a n gleicherwe erklärt w e r d e n : d u r c h dreifache E h r e n , u n d : z u dreifachen E h r e n , ad honores, — w i e V i r g i l i u s s a g t : it clamor coelo, f ü r ad coelum. W i e o f t lie nicht bei den A u s l e g e r n : non sexto easu, sed tertio, umgekehrt! I n des O v i d i u s : Junduntyue (latic cayacibus urnit, ist urnis der Ablativ, au Fundunt k ö n t e aber auch f ü r injundunt s t e h n , u n d wiire urnis der Z w e k f a l : in die U r n e n . — Schon tlafs z w e i F ä l l e , d i e , w i e der dritte u n d sechste, ganz entgegengesezte Verhältnisse b e z e i c h n e n , da jener z u , dieser ab w i l , in der F o r m dennoch so o f t zusammentreff e n , ist der Bestiujtheit u n d D e u t l i c h k e i t nicht förderlich. ni
s tollere honoribus.
A u c h gibt der sechste Fal oder der Ablativ im R ö mischen mehrere Verhältnisse zugleich a n : durch, v o n , a u s , etc. ein U m s t a n d , der allein s c h o n , k ä m e der Sin nicht zu H ü l f e , der leichten Faslichkeit sich in den W e g legen müste. H o r a t i u s s a g t : Justum ac tc nacem propositi virum —
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Auf den ersten Bilk glaubt man hier sei d u r c h gemeint. E s ergibt sich aber au* dem Zusammenhange dafs de gedacht w e r d e n m u s : excutit, dimovel de mente sohda. I n der an Mente ijuatit i-o Ii da.
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Janctaeque nymphis gratiae decentes Alter no terram tjuatiunt pede, d r ü k t der sechste Fal da* Verhältnis d u r c h oder m i t a a s : mit wechselndem Fufse. B e i : Non adytit tjuatit Mentem sacerdotum incola Py~ thius, mus in hinzugedacht werden. Adytis ist hier von dem Zeitworte quatit ganz unabhängig. — So last in des H o r a t i u s bekanten Versen: Nequidquam deua abscidit Prudens Oceano distociabili Terras, bei Oceano das Verhältnis ' d u r c h sich denken, und auch das Verhältnis v o n . D e r Zusammenhang entscheid det f ü r das erstere. In der Stelle des O r i d i u s : Nam coelo terras et terris abscidit undas, mus das lez« tere gedacht werden. — W o l w a r es ein unschäzbarer Vorzug der römischen Sprache dafs sie das Vorwort so häufig ausstieg. Aber doch hatte dieser Vorzug auch seine Kehrseite. D e n n der Fälle v w o diese Auslassung f ü r den Achtlosen Verwirrung, und Dunkelheit erzeugt, gibt es bei den alten Schriftstellern weit mehr als m a a wol glauben möchte. W i e o f t lassen die Römer das bestimmende F ü r w o r t w e g , w o dnreh dessen Verschweigung, w e r nur flüchtig liest« leicht ins Stolpern geraten k a n ! V i r g i l i u s sagt: Ipte tibi, tua maxima cura, Trinis jiristaeus P e n e i genitoris ad undam Stat lacrimans. W e s t e n Vaters? der C y r e n e , zu welcher, oder des A r i s t ä u s , von weichein gesprochen w i r d ? — T a c i t u s : Egrcssum cubiculo f espasianum pauci milius, solito assiscentes ordine, ut legatum salutaturi, imperalorem sa• lulavere. Tum caeteri accurrere , Caesarcm et Auguslum et omnia prineipatus voeahula cumulare. Mens a metu ad fortunam transierat; — des V e s p a s i a n u s nämlich. Aber mens könte grammatisch eben so leicht und leichter auf das zunächst stehende caeteri bezogen werden. III.
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Lacrimal dilectae pelle Creütae, cpricht in der Ä n e i s V e n u s t u ihrem Sohne Ä n i t i . — Diltcta* Creüsae, hier der Zeugefal, könte auch der Zwekfal •ein und da» Verhältnis f ü r andeuten: Unterdrükke die Träne K r e u t e n zulieb; oder auch: Trokne der K r e u t a die Träne. Ferner ist hier von den Tränen der K r e u t a oder de» Ä n e a t um K r e u a a die Rede? Ähnlich itt das bekante: Troat, reliquias Danaum atcjue immitis Achillei Artebnt longe Lotio. In dieser Stelle heist relitjuiae Danaum nicht d e r R e s t der Da« naer, wa» von ihnen übrig geblieben, sondern was ihnen entging, was ihrem Schwarte .entkam. Et vul~ nere tardut Ulyxeii wo U l y s s e s nicht als der Verwundete , sondern al» der Verwundende erscheint. Nec tu mensarum morius horresce futurot. Hier beist der Tisch nicht, wie etwa in dem c i c e r o n i s c h e n : s e r p e n t i s morsu vulneratus, die Schlange beist, sondem er wird gebissen. C i c e r o selbst sagt: Die, cjuaeso, num te illa terrent, trieeps apud injeros Cerberus, Cocyti Jremitus, transvectio Acherontit, mento summam aquam Otlingens siti entetut Tantalus? wo man beim ersten Blikke glauben möchte dafs von dem über den Strom gesesten A c h e r o n gesprochen werde. — Eben so auch K l o p s t o k : Ihn läse gdtigei Lob oder U n s t e r b l i c h k e i t D e f s , der Ehre vergeudet, kalt;
w o nicht der gemeint i s t , der selbtt unsterblich ist, sondern der unsterblich macht oder Unsterblichkeit gewährt. S. 04 wurden die v i r g i l i s c h e n Verse ange» führt: — Qui deind4 tecutut Ledaeam Hermionen Lacedaemonidsque hymenaeos, Me fainulo Jamulam/jue Helena trantinisit haben dam.
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H e 1 0 « i n s , dem da« yue mit dem Wechselworte secutus nicht >u geben scheint, «tost es ganz aus: Me ftunulo famulam Helena; und bringt dadurch einen häslichen hiatus in den Vers. H e i n e billigt erst die Änderung , seit aber doch hinzu: „ Ingratus est versus cjuocuntjue te verlas/" und trit dan mit eigenen Vorschlägen auf. Beide ohne Zustimmung ihres besseren ^Genius. D i e Auslassung des esse in den zusammengesezt^n Zeiten des teidentlichen Handlungswortes (secutus est,) ist den Römern so überaus geläufig, dafs man sich in der Tat wundern mus wie zwei so berühmte Gelehrte daran Anstos nehmen konten. Mag doch, wer ohne Geist liest, w«nn nicht über Zweideutigkeit, doch- über gram» statischen Unzusammenhang hier klagen: um solche Leser bekümmerte sich kein römischer Schriftsteller, am wenigsten ein römischer Dichter. Wenn V o f s übersezt: Götter verlieh der Gitair', und Göttersöhne, die Muse, Siegende Kämpfe der F a u s t , und den G a u l , der gewonnen im Wetlauf, Und d i r Janglinge Sorg', und entfesselnde Weine zu singen ;
so ruft ein Kritiker ans: Wie ? was heist das ? Die Muse verlieh der Gitarre Götter und Göttersöbne und den siegenden Gaul ? — Und doch hat das Römische dieselbe Bewegung: Musa dedit ßdibus divos,
puerosque
deorum.
Et pugiiem victorcm et equum ccrtamine primum,
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Wer heist denn aber auch den deutelnden Tadler in der Mitte der Periode halten und nicht bis zum Schlüsse auszulesen, wo das referre in der Urschrift, und das zu s i n g e n in der Ubersezung das Rätsel befriedigend löst?
lOO V o f s tagt in den E k l o g e n : — Blumen den Südwind Lies ich Betäubter hinzu und dem lauteren Quelle den Eber. „ W e r mag hier raten, spricht ein Kunstrichter in der L e i p z i g e r B i b l i o t h e k , — derselbe e t w a , der im lebhaften Gefühl seiner kritischen W ü r d e unserem Dichter androht, fals er seinem leitenden Kate sich nicht fügen w o l l e , ihm die W o l t a t seiner Zurechtweisungen für die Zukunft zu entziehn, und seine Lbersezungen als gar nicht vorhanden zu betrachten? — w e r mag hier raten ob der Dichter, dem wahrscheinlich die Furcht vor dem Gemeinen und Algemeinverständlichen Unterdrükkung des Artikels r i e t , d i e , d e r oder d e n Blum e n gemeint h a b e ? " Und doch i s t , da das Hauptwort i c h B e t ä u b t e r , und die vierte Endung d e n S ü d w i n d , deutlich ausgesprochen sind, für J e d e n , der nicht mutwillig da Staub erregt, w o keiner w a r , M i s verstand nicht möglich. Sobald ich d e n S ü d w i n d gelesen habe, weis ich bestirnt dafs B l u m e n nicht* anderes sein kan als der Zwekfal. Eben so verhält sichs mit der anderen, von demselben Kritiker angefochtenen S t e l l e : — wo die» Ungeordnete einsam Bergen umher und Gehölzen mit nichtigem Eifer er ausrief. Hier ist der Ilauptbegrif e r und die dritte Endung B e r g e n und G e h ö l z e n scharf und genau bestirnt. M i t h i n kan d i e s U n g e o r d n e t e durchaus nur der W i r k f a l sein. So sind fast durchgängig die kritischen R ü g e n unterer Meisterer beschaffen. M a n denkt, w e n n man sie l i e s t , unwilkührlich an die b a v i u s • m ä v i u s s c h e n z u r ü k : Ilordea cum dixit, superest ut tritica dicat; — tiudus ara, sere nuclus. llalelis f i igora, jebrim.
ioi F o r t s e z u n g . A d e l u n g , um seinen bekanten Grundsaz: daC» der poetische Vortrag vor dem prosaischen keine oder n u r geringe Freiheiten voraus h a b e , durch einen grofsen Namen zu s t ü z e n , beruft sich auf des H o r a t i u s Zeugnis. „ H o r n , sagt er, selbst ein D i c h t e r , und z w a r von dem feinsten Geschmak, berührt diese Freiheit mehrmals, aber immer so dafs man wol sieht, dafs er kein Frexind und Gönner derselben war. Nicht zu gedenken dafs er in seinem ganzen Briefe de arte poetica die Reinigkeit, Richtigkeit, etc. so oft und sehr ein* schärft: Non
quivis viJet immodulata
poemata
Et data romanis venia est indigna
judex.
poitis;
wodurch er dem Geschmak des grofsen römischen Publici seiner Z e i t , welches solche Flekken übersah, gewis keine Lobrede hielt." W i e ? die angeführten Verse solten f ü r A d e l u n g s Meinung streiten? E r mus in der Tat seine Leser f ü r sehr — gutmütig halten, dafs er ihnen so etwas auf sein W o r t hinzunehmen ansint; dafs er Stellen, die einzig von Nachläfsigkeiten des Versbaus handeln, als Verurteilungen des poetischen Ausdruks und der kühneren Formen desselben ihnen aufzuheften sich getraut. M i t eben dem Rechte könte er V o s s e n , weil dieser in seinen Schriften über das stumpfe Ohr der Zeitgenossen und die unförmlichen Hexameter unserer sudelnden Dichterlinge oft und nachdrüklich strafend sich auslast, als Mitveifechter jenes unpoetischcn Grundsazes aufführen. Nicht beweisender sind die folgenden Stellen : Sunt de' licta
tarnen;
e t c . u n d : Sic
mihi (¡ui multum
cessat;
etc.
w o nur von Fehlern des Stöfs und Inhalts, nicht des Ausdruks und der Form die Rede ist.
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altertümlichen, noch nicht veralteten, noch in ehrwürdigem Andenken schwebenden S p r a c h e , und z w a r nicht allein die Hauptwörter der Benennung und der Handlung , sondern zugleich die bestimmenden und dienenden W ö r t e r , die man uns aus dem gemeinen Umgang z u nehmen anmutet. Aber schon A r i s t o t e l e s hatte gegen unverständige Tadler die edlen Sprachwendungen und A u s d r ü c k e der Tragiker zu verteidigen."
Last sich bei uns die Wortumstellung durch bestirnte Geseze beschränken? M a n fragt w i e w e i t die Freiheit der Versezungen in unserer Sprache gehen dürfe ? und ob sich hier keine Regel festsezen lasse ? Ich glaube nein. Eben so w e n i g w i e in der römischen. Nicht einmal in ganz einfachen Säzen liefse sich e t w a s bestimmen. D e r M e n s c h l e b t . Hier, scheint e s , dürfte ( w e n n nämlich die W o r t e ohne Zusaz oder W e g n a h m e blieben; denn mit hinzugefügtem e s ist die Umkehrung l e i c h t : E s l e b t d e r M e n s c h ; ) auch der Dichter nicht umstellen, weil der umgestelte Saz zum fragenden werden w ü r d e : L e b t d e r M e n s c h ? Dennoch hat G ö t h e diese Umstellung nicht ohne Glük gew a g t : S a s i c h einst auf einer Felsenspize. — Z i e b n d i e S e g e l , z i e h n d i e hohen W o l k e n , J a u c h z e n an dem Ufer a l l e F r e u n d e . Und der Tag ward immer hei und heller, H ö r t ' i c h schon des Nachbars Türe gehen, Der den Taglohn zu gewinnen eilet; H ö r t ' i c h bald darauf die Wagen rasseln; W a r d a s T o r der Stadt nun auch eTofnet, Und es regta sich der ganze Flunder Des bewegten Marktes durcheinander.
io6 Ward
nun in d a m H a u t ' « i n G e h n u n d
Komme*
Auf und ab die S t i e g e n , hin und wieder, Kmrten Taren,
klapperten
die
Tritte;
U n d ich k o n t e , w i e v o m schönen L e b e n , M i c h noch nicht y o n rneineT H o f n u n g scheiden.
Und wer verkent das N a i v e , das diese Zellen da* durch e r h a l t e n ? * ) Auch mit einer einfachen Wirkung könte die Stellung unabänderlich bestirnt scheinen. D e r S o h n l i e b t d e n V a t e r . Hier s e i e n zwar Dichter und Prosaiker die Wirkung auch voran. Aber in diesem Falle mus selbst der erstere das Hanptwort hinter das Zeitwort bringen: D e n Vater l i e b t d e r S o h n . Indes auch diese Regel gilt nicht überal. Denn unsere Alten stehen häufig in gleichem Falle das tätliche Zeitwort an den Scblus des Sazes. Und wenn schon dieser Form Rost der Verjährung a n h a f t e t , so wird sie doch noch gebraucht, — in Knittelversen vornehmlich, und überhaupt in solchen Gattungen, deren ftihalt einen holzschnitmäfsigen Vortrag duldet oder fodert: Einen sauberen Feierwams er trägt. Göthe. — W i e er die Frühlingsonne s p ü r t , D i e Ruh' ihm neue M e r k w ü r d i g ist dafs der Dichter diese Verse* a n g nur mit diesem Silbenmaafs« «ich erlaubt hat.
Ein Beweis
welchen mächtigen Einflus der R h y t h m u s auf die A n der Umstellung ausübt.
Tm iambischen
oder
daktylischen
T i i c w ü i d e die gegenwärtige so gefällig sich nicht ausnehmen.
A m wenigsten i m S c h w u n g des Hexameters.
Doch haben die Gebrüder G r i m i n ihre* Terteatsehten E d d a
sie häufig aufgeführt.
U n d w i r k l i c h ecfceinc
sie zu der eigentümlichen F ä r b u n g ,
dw d i « Übrreexer,
dem Urbilde sich anschmiegend, ihrer Anise« nberaut w o l zu stimmen.
gegebfn,
«•
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