Über den Wortreichtum der deutschen und französischen Sprache, und beider Anlage zur Poësie: Band 1 9783111473949, 9783111107059


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Table of contents :
Vorwort
I. Wortreichtum der Sprache
Einleitung
Biegungsfalle in beiden Sprachen
Endungen der Zeiten in den HandlnngawOrtern
Zeiten der Handlung»Wörter, einfache und zutammengetezte
Steigerungen
Verkleinungen
Nenwörtliche Zeitwörter
Sachwörtliche Beiwörter
Sichwörtliche Wechielwörter, leidentliche und tatliche
Zeitwörter von vielfacher Bedeutung
Hauptqnellen des Wortreichtums für beide Sprachen
Redensarten
Wortinhalt
Stamvvorter
Fortsezung
Fortsezung
Ableitungen, Zusammensezungen, landschaftliche und veraltete Wuiter
Zusammensezungen
Gegen Adelung, der viele unserer Zusammensezungen, vorzüglich solche, die elliptischer Natur sind, für undeutsch ausgibt
Vorlinge und Endlinge, die uns ganze Familien von Zusammensezungen liefern
Ableitungen
Fruchtbarkeit der Ableitungsformen
Über Adelungs Behauptung: dem Schriftsteller komme das Recht nicht zu neue Wörter einzuführen.
Un, nicht, los, leer, arm, frei, vol, reich
Ung
Gegen Herrn Cludius, der unsere Wörter in ung auf ihre ursprungliche unsinliche Bedeutung beschränken mochte
Foitsezung
Er
Ig
Ent
Zahl und Menge der Ableitungsformen
Sachwörter, — Nachsilben
Vorsilben
Über unser veränderliches und unveränderliches Beiwort
Einige Nebenbemerkungen
Beiwörter, — Nachsilben
Vorsilben
Gegen Herrn Makkensen, der die S. 401 angeführten, aus Umstandswörtern gebildeten Beiwörter unserer Sprache entziehen gern möchte.
Nebenworter
Partikeln, Umstandswörter, Vorwörter etc.
Zeitwörter
Zusammengesezle Zeitwörter
Untrertbare Zusammensezungen
Trenbare Zusammensezungen
Gegen Adelungs, der die Zusammenziehung der Zeitwörter mit Umstandswörtern verwirft
Einige Vorteile unserer zeitwörtlichen Zusammensezungen
Gegen Morizens Behauptung, dafs wir keine oder doch nur wenige Spondeen in unserer Sprache haben
Fortsezung
Zusainmengesezte Zeitwörter der Franzosen
Beispiele des Reichtums unserer Sprache in zeitwortlichen Zusammensezungen
Armut der deutschen Sprache in manchen Fachern und die Ursachen dieser Armut
Fortsezung
Anmerkungen
Drukfehler und Zusäze
Inhaltsangabe
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Über den Wortreichtum der deutschen und französischen Sprache, und beider Anlage zur Poësie: Band 1
 9783111473949, 9783111107059

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Über den

W o r t r e i c h tum der

deutschen und französischen Sprache, und

beider Anlage zur Poesie> n e b s t

a n d e r e n Sprach«

B e m e r k u n g , e n,

und

Litteratur

betreffend, von K a r l

W i l h e l m

Kolbe,

D o k t o r der F i l o a o f i «

— Fungar vice cotis, ßtddere quae ferrum valet,

' E r s t e r Zweite,

acutum exion ipsa

secandi.

B a n d .

ganz u m g e a r b e i t e t e Ausgabe. B e r l i n , i 8 * 8«

I n der R e a l a c h u l b u c l i h a n d l u p g .

V o r w o r t .

schrieb dieses Werk in den Jahren 179g bis 1803,

zu einer Zeit, w o aufmunternder Zuruf

an meine Mitbürger noch nicht ganz zweklos scheinen konte.

Widrige Umstände verzöger-

ten die Herausgabe desselben,

und als es spä-

teihin wirklich erschien, hätte ich es gern, wäre es mir anders möglich gewesen, wieder zurukgenommen.

Denn es ist mir aus den Ereignissen der lezten zehn Jahre hei geworden, dafs jeder Ver•a

V o r w o r t .

IV

such die erstorbene Kraft des gesunkenen Vaterlandes zu neuem Leben aufzuregen —- jezt wenigstens ,

da der Begeisterungstaumel

für

französische Unübertreflichkeit noch immer fortdauert, — durchaus vergeblich sein mus.

Für

das gegenwärtige Geschlccht ist meine Arbeit verloren.

Eine so niederschlagende Überzeugung hätte mich vermocht, von dieser Schuft, dem Lieblingskinde meiner Mufse, die Hand gänzlich abzuziehn, wenn nicht ein vielleicht tauschender Schimmer besserer Zul.unft mir fernher geleuchtet hätte; wenn nicht einige Iiofnung da wäre, dafs bei einer empfanglicheren Nachwelt der ausgestreute Samen etwa gunstigeren Boden finden mochte, als bei der stargewoxdenen Mitwelt.

Ich ub ergebe demnach meine Aibeit, zwar i)icht umgeschmolzen, aber doch verbessert und

V o r w o r t . mit nicht unwesentlichen Zusäzen vermehrt, zum andernmale dem deutschen Vaterlande. Zwar bescheide ich-mich' gern, dafs ein. grammatischfilologisches Weck seiner Natur nach nur auf wenig Leser rechnen und vorerst nur geringen Nuzen stiften kan.

Aber ich habe es zu-

nächst für Schulmänner bestirnt, also für Männer, denen ihr Beruf jugendliche Gemüter anzuregen und vielseitig auszubilden einen ausgedehnten "Wirkungskreis eröfnet, — einen Wirkungskreis, von dem unsere Regierungen in ihrer kurzsichtigen Weisheit sich nichts träumen lassen. Dennoch reichen meine Erwartungen nicht weit. Zu dem bedeutenden Werke der Wiederherstellung deutschen Sins und deutscher Kraft mns von mehreren Seiten her gewirkt werden, wenn es nicht Flikarbeit, sondern ein wolge-

VI

V o r w o r t .

gliedertes Ganzes,

nicht morsche Leimhütte,

sondern dauernder Pallast werden sol. Wol mir, wenn es mir zu dem grofsen Gebäude auch nur Ejinen armen Stein herbeizuschleppen gelang! Im Jahre 1810.

Nachschrift. D ie Wolke, die über Deutschland lag, als ich an dieser Schrift arbeitete, ist nun endlich weggezogen.

Auf eine pechschwarze Winternacht

ist ein heiterer Frühlingstag gefolgt, und siegreich sind durch die Begebenheiten meine Ahnungen und Besorgnisse widerlegt und vereitelt worden. Der deutsche Geist hat sich in Einzelen nicht n u r , er hat sich in Allen machtig geregt. Noch ehe der Aufruf z*un Kampf gegen Unterdrückung ertönte,

war der Wille der Völker

schon wach; die Fürsten brauchten ihn blos zu lenken.

Fiin Stam, der preufsische, ging mit'

derli grofsen Beispiele voran.

Das gesunkene,

zusammeqgeschrunipfte Preufsen, das in tödtliche Ohnmacht aufgelöst schien, hat unerwartet eine Kraft, einen Heldenmut entwikkelt, hat Tugenden des Burgers und des Kriegers entfaltet, die an die schönen Zeiten des Altertums

Nachschrift.

VIII

erinnern.

Andere Stämme folgten nach, und

jezt brent die Flamme der Begeisterung lichterloh durch das ganze Land.

Unaufgerufen wet-

eifern Tausende ihr Leben der Sache der Menschheit und des Vaterlandes zum Opfer zu bringen. Dennoch lasse ich , was ich in trüben Zeiten niederschrieb, unverändert stehn zn wolthtiger Erinnerung an die Tage unserer Schmach, — wie einst jener gefiirstete Sohn eines Topfers, zur Erinnerung an die Tage seiner Niedrigkeit, altaglich ein schlechtes, irdenes Gefas auf seine königliche Tafel stellen lies. Mochte eine geistreiche Feder, möchte ein anderer T a c i t u s die Drangsale, die Schande, das Weh und Elend der vergangenen Jahre mit Flammenzügen uns schildern, dafs die Fehler der Jeztzeit für die Nachzeit nicht verloren gehn; dafs der Enkel vor dem Gemälde zurükschaudre und zu dem Entschlus sich aufspanne, nie wieder so tief zu sinken als seine Väter einst sanken! Im Anfang des Jahres 1814.

V o r r e d e zur

e

v

r s t e n

A u s g a b e .

U m dem Leser über die Veranlassung and deifc eigentlichen Zweit dieser Schrift «inen Wink zu geben, sei es dem Verfasser erlaubt aus einem Briefe, den er im Jahre 1800 schrieb, folgende Stelle hier einzurukken: „Unter den Gründen,

die der Deutsche

anzuführen pflegt, um seine widernatürliche SelbstverAcluung zu beschönigen, ist einer, der allerdings einiges Gewicht zu haben scheint — aber auch nur scheint.

Deutschland, sagt man,

ist als Staatskorper betrachtet ein Ungeheuer; es ist in hundert kleinere Länder zersplittert, deren jedes sein abgeschlossenes Daseki, seine

Vorrede

X

eigenen Sitten und Verfassungen, seinen eigenen Strebepurikt und Zwek hat, der mit dem Zwekke der übrigen selten in Einklang, oft in Widerspruch steht.

Man schmelze diese Staa-

ten zu Einem Ganzen zusammen; man gebe ihnen einen Mittelpunkt,

an den sie sich an-

schliefsen, u m den sie sich sammeln können, und bald wird der Gemeingeist u n d mit ihm die Vaterlandsliebe erwachen. Jezt ist der Deutsche als Deutscher nichts; er ist gleichsam nur ein abgezogenes W e s e n , Fantasie.

ein leeres Geschöpf der

Genau geno'mmen

gibt es keine

Deutsche mehr, es gibt nur noch Österreicher, Brandenburger, Sachsen e t c . " Dieser Einwurf, so scheinbar er ist, hat n u r den Fehler,

dafs er einerseits zu wenig,

andrerseits zu viel beweist. E r beweist zu wenig. Denn wenn er auch das Rätsel unserer Kalte gegen Deutschland überhaupt zu losen scheint, so erklärt er uns doch mit nichten, warum der Deutsche den besonderen Staaten,

zur ersten Ausgabe.

XI

dpnen er angehört« und deren einigen es weder ata Einheit, noch an Umfang, noch an politischem Gewichte fehlt, fast eben so wenig zugetan ist als seinem gemeinschaftlichen Vaterlande; er erklärt uns nicht, warum die Bande, did den Österreicher an sein Österreich, den Brandenburger an sein Preufsen knüpfen, im Grunde eben so lose, eben so unfest und lokker sind, als die ihn mit Deutschland selbst zusammenhalten. Er beweist zu viel.

Denn wäre er, dieser

Einwurf, gegründet, so träfe er nicht Deutschland allein, er würde auch das neuere Italien und das alte Griechenland mittreffen. Griechenland war, wie Deutschland,

in

mehrere kleine Staaten zerstukkelt, deren jeder gleichfals seinen eigenen Kreis um sich gezogen hatte, der die Kreise der übrigen nur selten berührte.

Gleiche Bewandnis hat es noch jezt

mit dem heutigen Italien.

Und doch wer wird

es wagen, dem ltaliäner edles Volksgefuhl, wer dem Griechen die glühendste Liebe zu seinem

Vorrede

XII

gemeinsamen Vaterlande abzusprechen, auf das er so stolz war, dafs er nicht etwa als Athener, nicht etwa als Spartaner,

nein,

sondern als

Mitglied des grofsen Gemeinwesens, Griechenland genant, auf alle Nationen des Erdbodens wie auf Barbaren herabsah. Was ist es denn nun, was eben nur uns, eben nur den Deutschen so lauwarm und gleichgültig gegen sein Geburtsland macht?

Hier

ein Versuch, den sonderbaren Knoten,

wenn

nicht ganz, doch zum Teil zu lösen. Der Deutsche zeichnete sich früh in den rauhen Künsten des Krieges aus.

So lange nur

diese ausschliefsend zur Ehre führten, bewahrte er sein Selbstgefühl, und wie er sich selbst achtete, so wurde er auch von seinen Nachbaren geachtet.

Aber die Jahrhunderte der Unwissen-

heit gingen vorüber.

Es kam die Zeit, wo Bil-

dung des Geistes mehr galt als Tapferkeit und Stärke der Faust.

Die Italjaner zuerst und nach

ihnen die Franzosen streiften den Rost der alten

zur ersten Ausgabe. Barbarei von sich ab.

XIII

Ihre Sprachen, aas wei-

cheren Elementen geformt als die unsrige, nahmen schnei Gestalt und Farbe an.

Es bildete,

sich in ihrer Mitte eine schöne Litteratur, di« den angeregten Geist beider Nationen Zusehens abschlif und verfeinerte. Nicht so der Deutsche. Seis dafs seine natürliche Langsamheit ihn aufhielt,

seis dafs die gehäuften Drangsale ein^s

blutigen, dreifsigjhhrigen Krieges seinen anstrebenden Geist gewaltsam hemten, seis dafs die Zeit der Reife überal für ihn noch nicht gekommen war: er blieb an Ausbildung hinter seinen Nachbaren zurük.

Sein kaltes Blut, eine ge-

wisse Trokkenheit in seinem Wesen, vor allem seine Sprache t die rauh und widrig tönte t empörten f r ü h das feiner gewordene Gefühl jener Nationen, und das empörte Gefühl ging bald i n Verachtung über.

Sie gewöhnten sich almalig

unter dem Deutschen einen rohen, ungeschliffenen Barbaren, eine Art von Misgeschöpf sich zu denken, dessen Geist eben so ungeschlacht u n d rauh, eben so ungebildet und unbildsam sein müsse, als die ohrenzerreifsenden Töne, die

Vorrede

XIV

ihm über die Lippei} polterten.

Die Nachbar-

schaft, welche beide Völker, die Franzosen zumal, mit dem Deutschen unaufhörlich zusammenführte, unaufhörlich in neue Verhaltnisse mit ihm verflocht, verstärkte die einmal gewurzelten Eindrucke und gab jener Verachtung immer neue Nahrung.

Zwar

wurden

auch in Deutschland

die

Wissenschaften mit Eifer gepflegt,

aber ohne

Einflus auf die Bildung der Menge.

Denn der

Gelehrte,

stat wie bei anderen Volkern seine

Muttersprache zu heben,

schrieb und sprach

und dichtete lateinisch.

Jezt erwachte zuerst aus seinem tiefen Seelenschlafe der Vornehmere unter u n s , er, den der häufigere Umgang mit Fremden an seine rohe Einfalt mahnte.

unablässig

Er fühlte lebhaft

die Überlegenheit anderer Nationen;

er fühlte

wie tief er selbst stehe auf der Leiter geistiger Ausbildung, wie gegründet die Verachtung sei, die auf ihm laste.

Seinem Geiste war der erst«

zur ersten Ausgabe.

xv

Anstos gegeben worden, — u n d nun konte die rauhe, noch formlose Sprache seines Volkes mit seinen verfeinerten Empfindungen nicht meh? Schrit halten. sie,

Was blieb ihm denn übrig als

die zu star,

zu ungelenk war, an seine

neue Gedankenwelt sich anzuschmiegen , wie ein widerstrebendes Werkzeug lieber ganz wegzuwerfen und zu einer ausländischen, zu der französischen, zu greifen, — die n u n überal in Deutschland sich ansiedelte und aus jedem Zirkel, der auf Bildung Anspruch machte, die Muttersprache verdrängte. Hoc fönte

derivata

In patriam

clades

populumqut

Denn die Verachtung,

fiuxit.

die die Landes-

sprache traf, muste auch den Volkscharakter, dessen Formen sie a u f n a h m , notwendig mittreffen.

Die Muttersprache, die als AusAu^ und

Werkzeug des bestirnten Geistes eines bestirnten Volkes, mit den geistigen Eigenheiten desselben in allen ihren Teilen sich tief

durchdrungen

h a t , ist zugleich Abbild und Trägerin des Cha-

Vorrede

XVI

raklers dieses Volkes, — mit dessen Innerstem sie so fest zusammen hängt,

dafs sie von ihm

Glicht abgelöst werden mag, ohne, wie dort das Kleid des N e 5 s u s , Haut und Fleisch mit wegzunehmen.

Dies gilt nicht blos von der Ge-

samtheit, es gilt auch vom Einzelen.

Wer die

Muttersprache verschmäht, der verschmäht die geistigen Formen seiner Nation und kan keiner wahren Vaterlandsliebe empfanglich sein. Denn nicht die todte Natur um uns her, sondern die lebendige; nicht die Erdscholle, die uns werden sah, sondern die Menschen, unter denen wir aufwuchsen,

durch deren mittelbare oder un-

mittelbare Berührung wir gebildet wurden, sind das Vaterland.

Auch ging mif der Sprache der

Fianzosen zugleich ihre Denkart auf uns über und mit der feineren Sitte auch ihre Gering:schazung des deutschen Namens.

Der Dtutsche

fing an -sich seiner Deutschheit zu schämen.

Je

mehr seine Muttersprache von der angenommenen in Gehalt und Klang sich schied, desto widriger ward sie ihm, desto verächtlicher das Volk,

zur e r s t e n Ausgabe.

xvn

Volk, das sie redete und das nur durch dies ab« geschäzte Werkzeug seine Gedanken, seine Empfindungen, seinen ganzen inneren Menschen aussprechen konte.

Er hielt es für entehrend,

Mitglied eines solchen Volkes zu sein, und um den Schandflek seiner Geburt so viel als möglich zu tilgen, bestrebte er sich jede Spur des Volksgepräges von sich abzuwischen: dafs es ihm bald für das höchste Verdienst galt kein Deutscher zu scheinen.

Seine Kinder lies er von

früh auf gleichsam in französischer Luft atmen; sie wurden mit französischen Erziehern,

mit

französischen Büchern umgeben, — mit Erziehern, die Deutschlands plump ehrliche Bewohner herzlich gering schäzten und diese Geringschäzung auch ihren Zöglingen einzuflöfsen geschäftig waren;

mit Büchern, die dem auf-

wachsenden Deutschen sonst alles, nur sein Vaterland nicht, kennen lehrten; die früh und unauslöschlich ausschliefsende Bewunderung für Eine Nation, die französische, seiner noch zarten Seele einprägten; die mit fremden Sitten,

Vorrede

XVIII

jnit fieniden Empfindungen ihn umstellen; die endlich uberal,

wo es seine Landsleute galt,

in den Ton des bittersten Spottes einfielen, und so jeden noch etwa zurukgebliebenen Keim von Volksanhänglichkeit aus seinem Gemüt vertilgten.

Denn er weht,

dieser Geist des Hohns

und der Verachtung, in allen "Werken der franzosischen Litteratur, so oft von deutschem Eigentum und von deutscher Sitte die Bede ist. Was Wunder dafs unter solchen rastlos wiederholten Einwirkungen das Herz des jungen Deutschen seinem Vaterlande früh abstarb; dafs er schnöde e>> von sich slies und neben jedem anderen Volke früh verachten

lernte !

Was

Wunder dafs früh der schone Namen Vaterland zu einem bedeutungslosen Schal in seinem Ohre verklang! Von den oberen Klassen pflanzte diese widernatürliche Selbstabscliazung auf die unteren Klassen sich fort, die in allen Dingen den höheren als ihrun I\Tu>Ui naihlieten.

So^ar der

zur ersten

Ausgabe.

xix

gemeine Man blieb von der Anstehenden Seuche nicht frei.

Der Hohn seiner Oberen vergif-

tete sein Selbstgefühl.

Erst lies ihn seine ange-

borene Kalte Geringschazung ertragen; almälig glaubte er sie wirklich zu verdienen; bald gab er sie zurük, und aus dem Verhohneten wurde selbst ein Verhöhner.

So stelte denn der Deutsche -— in diesem einzigen Punkte kein Nachahmer, — derbare, auf,

das son-

nie gesehene Schauspiel eines Volkes

das die schonen Gefühle der Liebe, der

Verehrung,

der begeisterten Bewunderung so-

gar , mit giitherziger Freigebigkeit an alle seine Nebenvolker verschwendete, und für sich selbst nur die abwürdigenden des Widerwillens und der Verachtung behielt!

Zwar hat sich seitdem Vieles

verändert.

W i r sind die lallende Nation nicht mehr, die wir in jenen früheren Zeiten waren.

Das Band

uns«ier Zungen ist gelost, und wir haben reden

Vorrede

XX

gelernt.

Unsere Sprache, unsere Litteratur sind

mächtig vorgeschritten.

Ein algem einer Geist

des Emporstrebens ist unter uns lebendig.

Im

Gebiet der Wissenschaften, der Künste,

der

Gewerbe, der edleien Menschenbildung herscht die regste Betriebsamkeit.

W i r überragen jezt

a n Aufklärung — nicht der falschen des Scheins, sondern der echten des wirklichen Seins, — die mehresten Nationen Europas, und es vereinigt sich

so manches,

was dem schlummernden

Deutschen das Ervrache! laut« ins Ohr Aber wehe dem V o l k e ,

ruft.

das erst einmal sich

selbst zu achten veilernte! Entschlafenes Selbstgefühl ist fast n u r durch ein W u n d e r wieder zu erwekken.

So-tief ist der Deutsche gesunken,

dafs er in diesen Zeiten des Jammers sogar der Schande fcich f r e u t e , die ihn traf; dafs er seinen angebeteten Franzosen Auch da noch lauten Bei* fal zurief, als sie das Herz seines Vaterlandes zerfleischten u n d den schönsten Teil desselben hohnlachend i h m aus den Händen w a n d e n ; dafs selbst jezt, nachdem die Zeit den Schleier weggenommen und wir n u n sehen was i s t , in Tag-

zur e r s t e n A u s g a b e .

XXX

blättern und Jahrbüchern die Stimme der Bewunderung noch immer nicht aufhört sich heiser au schreien."

„Eine berühmte Akademie i n Deutschland gab vor mehreren Jahren die Freisfrage auf: Welches sind die Ursachen, die die französisch« Sprache zur Weltsprache erhoben haben? und sie krönte eine französisch geschriebene Beantwortung derselben, in der die Vorzüge dieser Sprache und des Volkes, so sie spricht, aus vollen Bakkcn gepriesen werden.

Einer d e u t -

s c h e n Akademie wäre es vielleicht würdig die für Deutschland ungleich wichtigere Frage aufzustellen : Wiefern kan die algemeine Verbreitung einer fremden Sprache und die unzertrenlich damit verbundene Anhänglichkeit an die Nation, der sie gehört, den Charakter eines Volkes verfalschen und abwurdigen ? die Vaterlandsliebe untergraben und ertödten?

Wiefern

xxn

Vorrede

hat in Deutschland die Algemein werdung der französischen Sprache diese verderblichen Folgen wirklich erzeugt?

(Ist der dreifsigjahrige

Krieg, wahrend dessen jene Sprache zuerst um sich zu greifen anfing, nicht das Grab des deutschen Gemeinsins gewesen?

Woher komt es,

dafs England fast das einzige Land Europas ist, in dem wahie Vaterlandsliebe noch gilt?)

Wo-

durch endlich t o n t e jezt, da es vielleicht noch Zeit ist, dem Unheil, welches das Eindringen der französischen Sprache liber Deutschland gebracht , am kräftigsten entgegengewirkt werden?

(Solte hier nicht ausschließende Achtung

der Landessprache von oben herab und dadurch erleichterte alnialige Verdrängung der fremden auf einer Seite, und auf der anderen talige Unterstuzung der einheimischen Litteratur,



nicht blos der wissenschaftlichen, sondern und vorzüglich der schonen, die ja am algemeinsten wirkt und auf Bildung und Sitte des Volks wie nicht minder auf Veredlung der Sprache selbst den unmittelbarsten Einflus hat, zwekmäfsigsten Mitteln gehören?)



zu den

zur ersten Ausgabe.

XXI I I

Auch d i e Frage vcrdiant etwa Beherzigung:

War es in politischer Hinsicht g u t , dafs

man eine noch lebende Sprache zur Algemeinsprache Europas emporkommen lies?

Hat die

Nation, der sie gehört, nicht unzuberechnende Vorteile vor den«i\ voraus, die sie von ihr anzunehmen sich demütigten?

Wird sie nicht

heimlich die Überzeugung nähren, sie sei bestirfit das Loos ihrer Sprache zu teilen und zu herschen wie sie?

Wird sie bei ihrer ung&-

messenen Eitelkeit sich nicht berechtigt glauben di« Volker, die sie ihrer Sprache, ihren Sitten, ihren Moden,

ihren albernsten Torheiten so

kindisch eifrig huldigen sieht, als ihre geborenen Sklaven, als ihre natürlichen Untertanen zu betrachten ?

Kurz, wird die Algemeinherschaft

der Sprache nicht auch die AI gemein her Schaft des Volkes, das sie spricht, früher oder spater nach sich ziehn ?

Was wars, Staatsumkehr,

das während jener greulichen die die Welt zerrüttet hat und

noch ferner zu zerrütten droht, das halbe Eu-

Vorrede

XXIV

ropa schwindeln machte? kehr selbst.

Nicht die Staatsum-

Eieignete sich diese unter einem

anderen Volke, sie hatte, wie ihr edleres Vorbild , die amerikanische, die Gemuter n u r leicht und fluchtig berührt.

Nicht die Sache wars, es

war die Nation, von der die Sache ausging; es war jene durch Ausbreitung der Sprache und der damit auf* das engste verbundenen Litteratur erzeugte und genährte Anhänglichkeit an dem französischen Namen,

die schon längst jede

neuste Torheit des algeliebten Volkes mit staunendem Ah aufzunehmen gtewohnt war.

Sie

wars, die auch jezt den Franzosen alle Gemütev zuwandte; die selbst ihren unsinnigsten Einfallen , ihren schauderhaftesten Untaten Bewunde« rung veischafte; sie wars, die ihre Eroberungsplane tatigst unterstuzte und ihnen liberal, wohin Herschsucht sie führte, heimlich und öffentlich die Hand bot und zum Siege den Weg ebnete.

Sie ist es, die jezt noch, nachdem diese

scheusliche Ausgeburt der Zeit ein ihrer würdiges Ende genommen und zur unbeschranktes t e n , "beispiellosesten Zwangherschaft sich um-

zur ersten Ausgabe.

xxv

gekehrt hat, mit leiser Begeisterung, die unter begünstigenden Umständen wieder laut werden kan, die Herzen von Millionen effült."

„ W i r haben das Schauderhafte erlebt, dafs aus unserer Mitte Männer, die einen Namen haben, Männer sogar von übrigens unbescholtenem Ruf, uneingedenk dessen, was sie dem Vaterlande schuldig waren,

dem Feinde sich

unaufgefodert in die Arme geworfen und i n seinem Dienste gegen ihr eigenes Volk wirksam tätig gewesen sind



mit einer Unbefangen-

heit und Unscheu, als ahneten sie bei einem so meineidigen Tipi kein Unrecht; dafs Andere im Ton schwärmender Begeisterung den Glauben an die weltzerstorende Nation öffentlich gepredigt und durch schwülstiges Lobpreisen ihrer Hochtaten die Gemüter 211 Tausenden vergiftet haben, während auch nicht Eine bedeutende Stimme sich hob dem verlassenen Vaterlande das Wort

Vorrede

XXVI

zu reden.

Woher solche ungeheure, bei jedem

anderen Volke seltene, bei uns nur zu gemeine Erscheinungen ?

Woher anders als weil bei uns

der aufwachsende Knabe nur zum Menschen, nicht zum Bürger erzogen wild;

weil man in

Schulen ihn alles lehrt, nur nicht der Sohn, der Freund seines Vateilan des zusein;

weil die

Lehrer, selbst gleichgültig gegen Burgerpflicht, eine Begeisterung nicht mitteilen können, nicht xnitteileii wollen, die ihnen fremd ist; weil sie, stat Biirgersin und Liebe zum Vaterlande in die Herzen ihrer Zöglinge zu pflanzen oder durch Pflege auszubilden, den etwa dazu vorhandenen Keim nur zu oft durch Kalte, ja nicht selten durch

laut

ausgesprochene

Verachtung

und

schnöden Hohn geflissentlich zu efstikken bemuht sind.

Sol in Deutschland Gemeinsin aufkommen, so mus in Schulen der Grund dazu gelegt werden.

In der Erziehungskunst haben unsere

Filosofen so manches versucht; nur eins nicht: neben dem Menschen auch den Burger zu bil-

zur ersten Ausgabe. den.

xxvn

Der Knabe lerne von früh auf sein Vater-

land kennen; er lerne es achten und TOT federn anderen Lande der Welt liebgewinnen!

Das

Vaterland werde ein ergänzender Teil seinei Ichs,

gleichsam ein stehender Gedanke in ¿ei-

ner Seele!

Er lebe nur für das Vaterland;

er

sehe alles nur in Bezug auf das Vaterland! Dan werden die Gemüter, die jezt getrent olm* Mittelpunkt und Ziel umherschwanken, von selbst vereinigen.

sich

Dan wird Deutschland

Bürger erhalten, und das in so mancher Hinsicht schazbare Volk,

das der Fremde ver-

kent, weil es ihm an Einheit fehlt, zu einer harmonisch tätigen Gesamtheit,

zu einer N a

t i o n zusammenfließen.

Deutsche männer,

Fürsten

und

deutsche

Staats-

wenn durch die Ereignisse der lez-

ten fünfzehn Jahre eure Augen über das Eine, was not ist, sich noch nicht geofnet haben! *

*

*



Vorrede

XXV1ZI

Nur weniges das Werk selbst betreffend seze ich noeh hinzu. Die auffallenden Mängel in der Form: Anhäufung der Noten, die nicht selten den Text erdrukken,

(ich habe die längsten

in

diesem neuen Abdruk an das £nde jeder Abteilung zurükgeworfen;) Gedanken , gleichheit

Wiederholungen

Worten und Wendungen, der Schreibart ,

in Un-

die oft für den

Ernst des Inhalts zu spielend ist, etc. wird die Entstehungsart dieser Schrift entschuldigen. Sie war ursprünglich nicht zum Drukke bestirnt, sondern erwuchs teilweise und in Zwischenräumen, mehr zu eigener Belehrung als in anderer Absicht.

Spaterhin glaubte ich,

sie könne vielleicht etwas beitragen den gesunkenen Gemeinsin der Deutschen anzuregen, und

dies

bewog mich

sie

herauszugeben.

Gern hatte- ich sie in einer edleren Gestalt erscheinen lassen.

Aber dan muste ich sie

gänzlich umschmelzen: mir,

und hiezu gebrach es

dem Schriftstellerei nur Erholung sein

darf, an Mufse.

zur e i s t e n

Ausgabe.

XXIX

Der gemachte Versuch das Tonmaas der Franzosen zu entwirren, wird,

ich weis es,

von Manchem belächelt werden.

Man \fird

es für kekke Anmaßung ausgeben,

dafs ein

Deutscher etwas zu leisten unternimt, selbst

die Grammatiker

möglich erklärt haben. meiner

was

der Nation für unAber die Einfachheit

Theorie und ihre fast

Übereinstimmung mit dem,

durchgängige

was die Dichter

ausübend in ihren Werken aufgestelt, glaube

ich

spricht

mir Mut ein.

Auch

dafs hier

dem Deutschen,

wenn er nur der Aussprache

Herr ist, vor dem Franzosen selbst der Vortrit gebührt.

Denn ihm beut das feste Ton-

maas seiner eigenen Sprache-einen Faden, der ihn

bei

seinen

Untersuchungen

leiten

kan,

indes der Franzose -ohne Leuchte und Wegweiser im Finsteren herumtapt. es bekant genug,

Überdies ist

dafs die Nation für Takt

uud prosodisöhes Verhältnis nur

wenig Ohr

hat. Um dem Vorwurf der Parteilichkeit

zu

entgehn, habe ich überal die Meinungen der

Vorrede

XXX

Franzosen selbst über ihre Sprache angeführt nnd,

wo ich tadeln muste,

meinen

Tadel

durch ihr gleichstimmiges Urteil unterstüzt.

Mit Beispielen, vorzuglich zu den grammatischen wesen,

Formen,

bin ich

nicht

karg ge-

weil oft eine Form nur unter ande-

ren und wieder anderen Umgebungen in der ganzen Fülle ihier Kraft und Ausdruksamkeit gefast wird.

Endlich wo ein Schriftsteller, zu sagen oblagt sagt,

was mir

schon gesagt und besser ge-

als ich es zu tun vermocht hatte,

habe ich

kein Bedenken

getragen

mit

da

Nen-

nung seines Namens seine eigenen Worte anzuführen. tun,

nicht

E s war mir hier um die Sache zu um

das

eitle Vergnügen

mich

•elbst zu behorchen.

Dafs ich ubngens in dem gegenwärtigen Werke die Sprache mehr von der astheti.sclien als von der grammatischen Seite genommen,

zur ersten Ausgabe.

xxxi

wird bei dem Ziele, so ich mir zunächst vorgesteht,

hoffentlich

Niemanden

Ich bin kein Grammatiker. men zu verdienen ,

befremden.

Um diesen Na-

mus man tiefer in die

Sprache eingedrungen sein,

als die Umstand«

mir zu tun erlaubt. — Möge diese Schrift ihren Endzwek, wenn auch nur zum Teil, erreichen! gelingen

den Deutschen

Möge es ihr

auf sein Eigentum

aufmerksam zu machen, — und so den Funken des Selbstgefühls, der etwa noch in ihm glimt,

gegen die Anfeindungen so mancher

Schriftsteller, zu verwahren! Erzieher

die ihn gern Völlens erträten, Die Schriftsteller solten die

der Nationen

sein.

Ein mutloses

Volk nicht durch geflissentliche Herabsezung eigenes Verdienstes und schwulstige Überpreisung des fremden niederzuschlagen,

sondern

durch Zuruf,- durch aufmunterndes L o b , durch Vorhaltung angeborener und erworbener Vorzuge aufzurichten, zu kraftigen, zu entflammen , dies wäre ihr schöner Beruf.

Nur dem

xxxn

Vorrede zur ersten Ausgabe.

liekken Knaben,

der auf seine Kräfte trozt,

tut der Zügel des Tadels not.

Der furchtsa-

me, der sich miskent, wil durch Beifal gespornt sein, oder er sinkt ganzlich zusammen. Geschrieben im Jahre 1904.

I.

Wortreichtum der Sprache. E i n l e i t u n g . W e l c h e von beiden Sprachen, der deutschen und de* französischen, ist die reichste? an Wörtern oder Begrifszeichen die reichste? Die öffentliche Meinung hatte bisher für die deutsche entschieden. Eine Ursprache, die als ein selbständiges Ganses fiir sich besteht; die aus eigenen Elementen erwuchs, und diese Elemente fast unvei ändert immerfort noch fest* halt; die nach bestirnte* Analogien Gestalt und Bildung gewan, und das R e c h t l i c h vorbehält nach diesen Analogien sich weiterhin noch fortzubilden; die des Vorzuges O sich erfreut Wörter zusammensetzen zu dürfen,' und diesen Vorzug frdlichen Mutes geltend macht, — eine solche Sprache scheint allerdings ihrer gluklichen Anlage nach wesentlich reicher sein zu müssen als eine abgeleitete, die aus fremdem Stof sich mühsam und ungleich und oft ganz ohne Regel und Geiez entwikkelte. iu der. die Analogien grtfstenteils verdunkelt und schwer zu fassen sind; die d«s Rechtes freiwillig sich tiegeben I.

«fr

8

0-

t i s c h e r als die kantischen selbst. P l a u t u s , der uberal die Sprache seinein geistreichen Mutwillen zu gehorchen zwingt, steigert auch die Wörter ocàsus und eiclusus, deren Begrif der Steigerung eigentlich widerstrebt : Occisissimus tum omnium, qui vivunt. — Abiit intro ; occlusit aedes ; nunc ego sum ex c lu sis s im u f . Die Franzosen, ,die stat der Endung die Partikel sezen, kennen die erstere Form gleicbfals: elle est -plut homme que femme; il est plus Hercule qu'Hercule lui-même; il est plus soldat que prêtre, plus historieti que polte ; ce prince est plus esclave que le dernier de ses sujets i etc. (So sagt auch der Romer: poêta m a gis eu quam orator, und der Deutsche: er ist m e h r S o l d a t als Priester.) Selbst die zweite Steigerung würde in einigen Fällen mit dem Nenworte sich v e r t a g e n : c'est le plus philo sophe d'entre 1er trois; c'est le plus fanfaron des hommes. V e r k l e i n u n g e n . Hier sind die Franzosen wiederum sehr arm: f ï l lette, femmelette, animalcule, arbrisseau, dameret ; ete. In- unserer Sprache nehmen fast alle Wörter von sinlieher, beschränkter, und auch einige von uasinlicher Bedeutung, die verkleinende Form a n , deren Ausgang zwiefach ist: d a s M ä d c h e n , d a s T i s c h l e i n . Viele haben zugleich die doppelte Endung : d a s M u t t e r c h e n , d a s M i i t t e r J e i n ; das Tochteichen, das Toçhterlein ; das Manchen, das Manlein ; das Weibchen, da« Weiblein; da* Söhnchen, das Söhnlein; etc. Viel des Luftschwangs liebt den Dircier«chwan auf, Wenn er auch, Antonius, dringt in hohe WoLkenrium'. Ich selbst, dem Ma t i n e i b i e u l e i n Ähnlich gearter,

«O»

37

Das (ich Kost am Thymus in Fleis und Arbeit Nippend sucht: So ring« im Gehölze Tiburs Und der Bich' Umuferung, btld' ich Kleiner Mühsame L i e d l e i n . Vof.. D i e Form in l e i n hat etwas Altertümliches; daher die Romane«, die dem Verjährten, die Voreeit Vergegenwärtigenden nachgeht, sich ihrer gern bedient: Ich kenn' ein B l f l x n l e i n Wandert chön. Und trage darnach Verlangen,

Göthe.

Das R ö s - l e i n hat gar stolsen Braach, Und strebet immer nach oben;

Göth«.

Und als es sich ermant vony Schlag, 6ieht er drei L i c h t l e i n schleiahen.

GCthe.

Und als er zu Hanse vom R & s s e l e i n stieg, Da fand er sein S c l i l O s s e l e i n oben, Doch Diener und Habe zerstoben. Göthe. Abgekürzt geht d i e s e T o r m in e l aus: Der liatt' ein armes M i d e l jnng Gar oft in Arm genommen. Er sieht sein S o l r t z e l untenaw (Mit weifsen Kleidern angetan.

Göthe. Göthe.

In Suddeutschland noch sehr lebendig: M a n n e ) , H a u s e l , Uhrel, Mutterl, Schiffet, Niebel. Kindel, Hundel; etc. Sie scheint mit dem rdmischcn ellus und ulus verwandt z u sein. D e r Ausgang c h e n ist ursprünglich niederdeutsch: — E i n s t macht' ich von Binsen ein kleines Keiicht. E i n H e u p f e r d c h e n tat ich drein und gab dir das Geschenk. D u nahmst es heraus um mit ihm zu spielen; du hieltest «s. Aber gewaltsam weit* es entfliehn und

•«!>• 58 lies ein B e i n c h e n

in deinen Fingern

Schmerzen zitternd sas es

zxlriik.

da auf einem

Vor

Gräschen.

Sieh, o sieh das arme T i e r-c h e n t sieh 'Wie es zittert! Ge»n. Das Schauspiel freilich w a r so schon, 80 schon , dafs v o n benachbarten Z w e i g e n Mitten in lhiem Lustgetuh D i e kleinen Vogelein plozlich schweigen, Bis auf die dünsten Aste steigen, Und m i t gestrekten I I a I s c h e n sich Es anzuschaun herunterneigen.

Wiel.

W a r i i c h zui Kette sol das K e t c h e n w e i d e n ,

o Dora;

Neunmal umgebe lie dh , lokker g e w u n d e n , das H a a r ! GOthe. wo

das K e t c h e n

der K e t t e

bedeutend

gegenüber

Längst schon hatt' ich euch gern v o n jenen

Tierchen

steht. gesprochen. D i e so zierlich und schnei fahlen dai lin und daher. S c h l ä n g e l c h e u scheinen sie g l e i c h , doch vieigefüfset; sie laufen, Kiiechen

und

schleichen

und

leicht

schleppen

die

S c h w ä n z c h e n sie nach. Gothe. D i c h hat die Iland der Venus berührt; sie deutet dir leise, Dafs sie das K O r p e r e h e n

bald,

a c h , unaufhalt-

sam entstefu Bald veidirbt s i e ,

die schwanke G e s t a l t ,

die zierlichen

Brü'stchen; Alles s c h w i l t n u n ; es past nirgends das neuste Gewand. Sei nur ruhig. Es deutet die fallende Blühte dem Gärtner, Dal* die licbliche F l u c h t schWcllend i m Herbste gedeiht.

Guthe.

39 Warum lekst du dein M ä u l c h e n , indem du mir eilig begegnen ? VVol dein Z & a g e l c h e n «igt m i r wie gesprächig es •el. Göthe. I n Z ü n g e l c h e n ( w i e in B l i c h e l c h e n , Scblingelchen, T ü c h e l c h e n , K r ü g e l c h e n , Sdchelchen, S p r ü c h e l c h e n , Ringelchen u n d anderen Verkleinungen aus W ä r t e r n , die in g u n d ch a u s g e h n ; ) scheint eigentlich eine doppelte Schwächung de« Begrifs zu «ein; e 1 u n d c h e n , — w i e in dem lateinischen agellulus. Mit leichter Brust und frölichem Gewissen Schmiegt sie im R ü k c h e n nun sich in i h r Bet hinein. Legt, sanft beglinzt vom schwachen Monden schein, Ihr E n g e l s h ü p f c h e n auf ihr Kässen, Empfiehlt sich Unsier F l a u , und schlummert ruhig ein. Wiei. Ein T o r q i i s t e h e n , ein süfses Kind, Lieg' im Schoofse des M ü t t e r c h e n s , Strekke freundlich die H S n d c h e n aus, Lächle lieblich den Vater an Mit halboffenem M ü n d c h e n . Raml. Torquatos volo parvuIns Matrit e gremio iuae Porrigens teneras manus Dulce rideat ad patrtm Semihiante lab eil o.

Catul.

In allen diesen Beispielen k ö n t e stat Z u n g e 1c l i e n , R ö k c h e n ; etc. auch Z ü n g l e i n , Röklein, K n o p f l e i n , M u t t e r l e i n , Händlein, Mundlein, etc. stehn. D i e lezteie F o r m hat mehr E r n s t , die andere mehr Naives u n d glcichsam Kindliches. D e r W o r t e r , die mehr oder minder Unsinliches, Algeineines b e z e i c h n e n , gibt es bei uns nur wenige.

«|>

40

4*

so der Veiklcinung sieb fügen: A m t c h e n , Seelchen, Schlafchen, Spruohelchen, Lustchen, Ränschlein, Mütlein, Giündlein, W o l f ; Und sie strebet — — — — — zu anderer Red' antwortendem Sieg mit Gedänltc k e 11 Gedanken zu stechen. Wolf. Hier gehen uns die Römer zuvor. Vornehmlich vertiagen sich in ihrer Sprache mit dieser Form viele der handlungbezeichnenden Woitei in io, solche fieilich zumeist, deren Bedeutung sich mehr oder minder zum Besonderen hingewandt hat: in ter rogatiuneula, ratiuncula^ cjuaestiuncula, sessiuneula, disputatiuneula, moriiuncula, oppressiuncula ¡ salcatiuncula , actiuncula, oratiuneula, adnotatluncula ; Cavillaliones, atsentatiuneulat Ae pe 1 juratiunculai parasíticas.

Plaut.

Mit unseren Bezeichnungen in u n g , die gleichfals die Handlung angeben und oft aus dem Kreise des Algemeinen heraustreten, kommen wir hier nicht nach. Diese stof>cn unbedingt sowol die Endung l e i n als auch die Endung c h e n von sich ab. So sind auch die Römer reicher als wir an Ausgängen für ¡lue schwächenden Wolter: melius, catella, cerebellum , hacillus, scortillum, filiólas, gloriola, mendaciolum, adolescentulus , aetatula , verbulum, acuItus , hiimuleus, fratereulus, ßosculus , nubécula, animaleulum, homunculus, ratiuneula, homuncio, senecio, rubcllio, swrdasur; etc. Einige bilden sich zwiefach: ager, agellus, agtllulus / poi'cus, porculus, portcllus f pusus, pusio, pusillus; etc. Doch scheint die Anzahl der Yerkleinungen bei ihnen geschlossen gewe-

..$> «eil zu sein.

i^x

«J.,

E i n e überaus beträchtliche M e n g e von B e -

zeichnungen w i l sich dieser F o r m nicht b e q u e m e n , die übrigens in der lateinischen Sprache ( w i e aus

— den

angeführten Beispielen e r h e l t ; ) den W ö r t e r n ihr angestamtes Geschlecht l a s t ,

indes sie in der unsrigen nur

das Sachgeschlecht kent. N o c h lialien w i r f ü r u n s e r e Z e l t w ö r t e r den A u s gang e i n : l ä c h e l n , l i e b e l n , b ü b e l n , h o r c h e i n , klügeln , reiineln, s ü f s e l n , w i i e l n , s p ö t t e l n , grämein, s c h w ä z e l n , W o l f ; etc. gewöhnlich mit dein N e b e n b e grif der Verachtung. S e h r 6chön sagt K l o p s t o k j indem er abwürdigend von E r o b e r e i n s p r i c h t : Und wenn es nun gai mit ihm K l e i u e l t und z w e r g e l t , »obald Hoclischreitend eiiihergetrewn komiU«n Die Attila und di« Tamerlane! w o das k l e i n n l t u n d s w e r g e l t H o h n a u s - * spricht, und durch die langgedehnten W ö r t e r h o c h s c h r e i t e n d , e i n h e r g e t r e t e n der s t o l z e , w e i t a u s greifende G a n g der M e n s c h e n w ü r g e r l e b h a f t versinlicht wird. A u c h ist die sehr absichtlich g e w ä h l t e p e r s o n l o s e F o r m der Zeitwörter als verstärkender A u s d r u k der Verachtung nicht z u übersehn. S o an einem anderen Orte mit bedeutender Gegenstcllung: R i c h t e r sehen die Fehler des W e r k s , die Schönheit; allein mehr. Andere nicht, denn es hat. R i c h t e l n d e könnens mit Tadel bestäuben, doch dies auch Können die Wähnenden nur. D a s leztere p o e t i s c h , s t a t :

mit-Lobe;

sie w ä h n e n nur e? 7-j

•'S» können. Aber staubeii!

wie

42

sinschwer das

m i t L o b e b e -

D i e s f e r F c r m i n e i n k ö n n e n die F r a n z o s e n ihre Zeitw ö r t e r in iiier entgegenstellen, deren A n z a h l aber sehr bes c h r ä n k t i s t : v nn cii 11 er, petiller, fretiilcr, semillfr j i^tc. — a u s dein lateinischen illare, w e l c h e s gleichi'ais der A b l e i t u n g e n n u r w e n i g e l i e f e r t : cantillare, sorhillare, conscribillare; etc. D o c h hat bei den R ö m e r n rl;e V o r s i l b e sub n o c h s c h w ä c h e n d e K r a f t : ' subt i d c r ef (saurire;) subrubere, subblandiri, subirasci; etc. So reich w i r a n n e n w ö r t l i c h e n Verkleinunge;s '•; ]VLi dedit plagam fera quam pusillü, Quantula q n an tarn! Illa subridens: Similis feraeqae Nonne t u , f i l i , quoties paella Tantula

tarn

M i t gleichem Gegensaz Qu antat

tum! Plautus:

— Ilaeccine sunt meae filiae? e q u c n t i l l i s jam sunt factae

!

Selbst d e r gesteigerten F o r m in ihren B e i w o r t e r n und N e b e n w ö r t e r n hängten sie manchmal die V e r k l e i nungsilbe a n : d u r i u s c u l u s , longiusculus, putidiusculus , majusculus, ntinusculus. meliusculus; niticLiuS' culum caput; Plaut, pulmentum u n c t i u s c u l u m , Flaut. *) meliuscule, plusculum , saepiuscule, nitidiuseule; etc. — w i e w i r in manchen F ä l l e n dem A u s gÖ a n gOe der

» ) Diese Form behält in der Silbe der Steigerung das Sachgeschlecht selbst dan, wan das Beiwort sich, auf Män= liebes odm Weibliches bezieht: llle Cltnlae servus tar-

44.

«G«

Mehrzahl unser c h e n anhängen: B i i c h e r c h e n , Lichtercheu, Kinderchen, Gesichterchen, Hörnerchen; etc.

Nenwörtliche Zeitwörter. NenwÖrtliche Zeitwörter kcnt die französische Sprache fast gar nicht: le m a n g e r , le boire, te parler, le dire, le f a i r e , (Ze f a i r e du Corrcge;) le lever, le coucher: dies ist fast ihr ganzer Vorrat. M é n a g e ändert einige Verse M a l h e r b e s w i e f o l g t : Les muses hautaines et hraves Tiennent le f l a t t e r odieux. wobei aber S t . M a r c bemerkt: „ £ e f l a t t e r au lieu de là f l a t t e r i e ne •passerait aujourd'hui





'ö"

Das W e i l c h e n L a u n e Dämmert schon auf ihrer Stirn.

Klop.

Bald hat der W u r m T o d des Gewächs v e r e h r t . Vofs. Wist ihr — — Wem ich dieses Beets duftende Melone, Dieses Feigenbaums Honigfi lichte schone, Diesen F r e m d 1111 g A n a n a s Mit der königlichen K i o n e ? Raml. Euch brütet dei M u t t e i Scheidebilk.

Natur Gothe.

H i e b e r g e b o t e n a u c h d e r F r a n z o s e n W ö r t e r in eur, die eigentlich N e n w o r t e r sind a b e r o f t als B e i w o r t e r a u f t r e t e n : un Komme reveur, un (inimal imitateur; etc. W i r s a g e n : d i e I J e b e n e r Ii a l t e i i n E r d e , d i e R e t t e r i n Nacht, d i e V e r f ü h r e r i n Sunde, d e r S c h r e i e r Kibiz, Vofs ; d i e Menschenerleucht e r i n E o s ; Vofs. N u r ein heulender Sunder honte d e n T o d ein G e r i p s c h e l t e n . E s ist ein h o l d e r , n i e d l i c h e r K n a b e , b l ü h e n d w i e sie d e n L i e b c s g c t m a l e n , a b e r so t u k k i s c h n i c h t ; ein s t i l l e r , d i e n s t b a r e r G e n i u s , d e r der e r s c h ö p f t e n P i l g e r i n S e e l e * ) d e n A r m biet e t ü b e r d e n G r a b e n der Z e i t , das F e e n s c h l o s der e w i g e n I l e r l i c h k c i t a u f s c h l i e s t , f r e u n d l i c h n i k t u n d vers c h w i n d e t . Schill. D o c h i s t z w i s c h e n der f r a n z ö s i s c h e n W e n d u n g u n d d e r d e u t s c h e n der U n t e r s c h i e d :

Pilger, gein;



zusammengezogen für P i l g e r e r , von p i 1wenn schon Andere es von peregrmus,

dorben pelegrinus,

heileiten.

vei-

"> Daf» dort das das Beiwort s t e h t , es neben «ich noch köpfige Hyder

73

81

Wörtern: S a l i i g e t , Bittere*, H o b e * , Niedrige«, Grofse«; etc. — In demselbigen Körper Übete K a l t e * den Kampf mit H i z i g e i f k , Feuchtes mit Troknem, W e i c h e r e » rang mit H a r t e m und L a s t e n d e s gegen d u Leichte. Voli. — Da zog sich T r ü b e » einst um den himlischen Stral. Klop. Sieh 4a einbrennen in feurigem Kampf die eifernden Kiäfte; G r o f s e * wirket ihr Süeit, G r ö f s e r e s wirket ihr Bund. Schill. Gern erwählen sie sich ( d i e Götter,} der Einfalt kindliche Seele; In das bescheidneGefis schlieften sie G ö t l i c h e » ein. Schill. Nicht Z u k a n f t i g e s nur verkündet B a k i s ; auch jez» noch S t i l v e r b o r g e n e » zeigt er als ein Kundiger an. Gothe.

G u t e s aus G u t e m ,

das kan jedweder Verständige bilden ; Aber der Genius ruft G u t e s aus S c h l e c h t e m hervor. An G e b i l d e t e m nur darfst du, Nachahmer, dich üben; S e l b s t g e b i l d e t e s ist Stof nur dem höheren Geist. Schill.

Vermittelst dieser Form können Wirdes V i r g i l i u « bekante« T r i s t e lupus s t a b u l i s ; — ganp ohne Z w a n g in unsere Sptache wörtlich ubertragen: T r a u r i g e s ist den Hürden der Wolf.' Bäumen ist winternder Sturm V e r d e r b l i c h e * . — E b e n so : Nicht dafs gänzliche I.

6

••*>•

82

Verdrängung des periodischen Stils in unserer Sprache W u n s c l i e n s w ü r d i g e s wäre. T urp e senex miles,

t u r p e senilis

amor.

S c h n ö d e » ist greiser Soldat, S c h n ö d e s «uch greifende Brunst. Im Lateinischen fehlt hier gleichfals ein aliyuid oder (juiddnm, das am häufigsten ausgedrukt w i r d : Altum ( j u i d d a m est virtui, exceltum, renale, inmctum, infw tigabiU. Sen. A d e l u n g erwähnt der eb^n bemerkten F o r m , die fieilich im Gespräch des Umgangs nicht sehr häufig •Vorkoint, in seinem L e h r g e b ä u d e gar nicht. Schon die Zusammenstellung mit dem Artikel e i n : ein G a n z e s , ein H a l b e s ; es gibt e i n g e i s t i g e s S c h ö n e s und e i n s i a l i c h e s ; e i n S e l b s t ä n d i g e s ; etc. Ich glaube genug gesagt zu haben für J e d e n , dem die Sprache nicht eine wächserne Nase i s t , die man nach W i l ltuhr diehen und wenden und sich auf und zu stuzen k a n w i e man nur eben w i l , sondern e i n S t e h e n d e s , von eigentümlicher Natur und A r t , so w i r iein und in seinem W e s e n unvei fälscht und unverlext unseren Enkeln zu überliefern verpflichtet sind; — weist er beekelnd zuriik. D e r Franzose hat meines Erinnerns, ohne liiuzukommendes B e i w o r t , nur un taut. D i e Römer gaben dem sachwortlichen Wechselworte — dem tätlichen versteht »ich , — noch den W n k fal z u : Aut teeto assuetuM coluber succrdere et ufnbrae Fovit humum. Cape saxa manu, cape robora, pastor, Tellentemqut minat et tibila colla tumentem Dejice. Füg. Potores bibuli media Odeiunt porrtela

dt nocte negaatem

Falerni pocula.

Hur.

-ï>

83

•welche» wir (aufser in Zusammensezungen: d e r M e n 6 c h e n w i i r g e n d e , der GeistbetäubeDde, der Schluinmererregende j etc.) ohne ins Schleppende, Verworrene zu fallen , nicht wol können: vornehmlich de« leidigen Artikels wegen oder eine» »einer Stelvertreter, eines persönlicheh oder anderen Fürwortes, die hier vor dem Wechselworte oder auch dem autgedriikten Nenworte nur selten fehlen dürfen. Man vergleiche n u r : Frolichen Trinkern erqulkkenden Schatten bietende Bäume, mit: der den frolichen Trinkern einen erquikkenden Schatten bietende Baum: *) wie geschmeidiger jene» als diese»! So sagt V i r g i l iu»: Jamque

ministranlem

-platanum potuntihut

ambram.

Fieilicli hatten die Römer vor uns noch den Vorteil dafs sie, wie in dem gegenwärtigen Beispiele, das Wechselwort ohne Zwang vor sein Gewirktes bringen kont e n : wodurch der Saz sich leichter auseinander wikkelte. Zwar G ö t h e hat auch in unserer Sprache diese Umstellung gefragt: Spielt er selbst nur mit d e n

Wogen

T r a g e n d e n die schöne Last.

stat: mit den die schöne Last tragenden Wogen,. Aber mit einer solchen Ordnung dürfte sich, zur Zeit wenigstens, nicht leicht ein deutsches Ohr befreunden.

Diese Wechsel wörtliche F o r m ,

die w i r doch ofe mit

Ghik gebiaiichen, ist der französischen Sprache gänzlich fremd. Sie lost liier durch qui auf aux buiturt

la frahhmr

dt leur

des arlris

ombrage. 6*

qui offrei.i



84

Ungezwungener nimt das leidentlirhe Wechselwort •inen Anhang hinter sich : W i e d e n B e z a u b e r t e n v o n R u n sc h u n d W a l i n Der Golheit Nahe leicht und völlig heilt. Gotlie. — Ich mit der Mutter des Hocheihabenen Lieder Singen, d i e u n g e w e i l i t e v o n G o t t e i F l a m m e ! KIop. Nun sinkt der T a g , and trauernd w i i f t die Nacht — Mitleidig ihre trübste Hülle Um» öde Eiland her, wo aus der tiefen Stille Nun keinen Morgen mehr der Freude Lied erwacht; Nur E i n V e r l a s s e n d ^ v o n a l l e m , w a s e r l i e b e t , Der Pflichten tchreUicliste durch stilles Dulden übet. Wiel. Auch den Tantalos «ah i c h ,

den liait b e d r ä n g t e n von Jammer. Vofs.

Ungleich geschmeidiger als: den von Jammer hart bedrängten Tautalo». So sagt V i r g i l i u s : Talis s» lata

nocte

tulit,

terraique

petivit.

Unsere sachwortlichen Bei - und Wechselworter stellen ferner, w i e andere Beneunungen, noch ein Beiw o r t neben sich: Ihr führet uns im Eiautgewande Die fürchterliche Unbekunte, Die unerweichte Parze vor.

Schill.

Trunknen vom lezten Stral Reis mich, — — Mich, den g e b l e n d e t e n T a u m e l n d e n In der Hülle nächtliches Toi Gotlie.

•'!>•

85

La* den getäuschten Blik f r o h e r e « K ü n f t i g e s sehn. Klop. — Der mitt Hohn trat Auf den Nakken der Unterjochten, d e r l e i d e n d e n Gut«n. Klop. — Gelindere Lfifte des stillen. Werdenden Tage» umsänselten sanft und kühlten d i e armen G l ü k l i c h e n , welche so schwer an der Sterblichkeit' Bürde noch trugen. Klop. So V i r g i l i u s : Sed ma Farnati deserta

-per ardua

dulcis

Raptat amor. — Qualis Berecynthia mater Invehitnr curru Phrygias .turrita per urbts, Laeta deäm partu, centum compier:a nrpotes, Otnnes coelicolas, omnts supera alta tenentts. Ennius: Adspict hot sublim»

eanden

t, quem invoca nt omnss

Jovem. Ovidius: Mint et Aesonides jaculum, quod casus ab ilio Vertit in immeriti Jatum latranti s,') Alle diese nachdrukliphen Wendungen,

die wol in

* ) D e r B e l l e n d e stnt: der Hund. So findet man bei den römischen Dichtern laniger, für W i d d e r ;

auritut,

filr H a s e ; fiinnient, für P f e r d ; silentes, für d i e Man e n : ille s ilent&m

concittum vocat; volantes, für d i e

V o g e l ; natantes, fiU d i e Fiscbe; etc.

Vergl. S. 6$.

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g6

-G"

w e n i g Sprachen fehlen durften u n d , w i e die angeführten Beispiele b e w e i s e n , auch in der romischen wirklich einheimisch sind, mus ihre T o c h t e r , die französische, die überhaupt den Ellipsen abhold ist, fast gänzlich entbehren. Eine höchst bedeutende L u k k e in ihrem Bcsiztuin ! — f u r den piosaischen Vortrag zwai minder qls f u r den poetischen. D e n n sie s i n d , diese Formen, ( die wechselwörtlichen besonders , dia durch Handlung der Rede Bewegung und malerische Kraft g e b e n ; ) eine Zieide der Poesie, und man kan mit Recht behaupten dafs der Mangel derselben den Franzosen ihren dichteriachen Ausdruk nicht wenig lihint. der Beurteiler der gegenwärtigen Schrift in der h a l l i s c h e n L i t t e r a t u r z c i t u n g , ein M a n , dem französische Jugendbildung entschiedene Vorliebe ftir französisches Eigentum eingefiöst zu haben scheint, — e r , der in seinem Auf saz durchaus als litterhcher Verfechter franzosischer Voitreflichkeit a u f t i i t , tut hier, bei deu W e c h s e h v o r t e f n , w i e früher bei den Beiwort e i n , einen Einspruch und behauptet, seine Begünstigte sei in Hinsicht auf diese Formen so dürftig u i c h t , als ich sie dargestelt. YYil er damit zu ve.stehen^ geben dafs sie mit dei deutschen wirklich w e t e i f e m k ö n n e ? D a n mus e r , was diesen F u n k t betrift, w e d e r die französische Sprache, noch seine eigene ]e auch nur mit dem flüchtigsten Auge angesehen haben. D e n n die Kluft, die beide t r e n t , ist unermeslich. E r versuche einmal le m o dei te, ( [ d e r B e s c h e i d e n e , ) le sérieux, l'affable, le grave, Vexpedilif, le gai, le triste, le mélancolique, Vaglie, le'dangereux, le doux, le frivole, le té' vere, le gracieux, le fier, le terrible , le hardi, Vhonnête, l'honorable, le raisonnable , le respectable, l'infatigable, Pavide, le célèbre, le fameux, le lubrique, le lascif, l'inflexible, l'austere, le vain, l'intrépide, le deplorable,

87



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des Tages umgeht,) hebe ich an» beiden Sprachen an*. Nicht etwa dafs ich besorgte mit unserem Vorrat hier nicht auszureichen; w e r sich in den Werkstätten der Handwerker ein wenig umgesehn, wird wissen w a s fur einen liberschwänglichen Reichtum w i r auch in die*eito Fache aufzuweisen haben: sondern weil Kunst» und Handwerksausdriikke eine eigene Abteilung in der Sprache ausmachen, die zunächst nur für Einzele, nicht fur die Gesamtheit der Nation bestirnt ist: daher sie auch ihre eigenen Wörterbücher haben. Eben so übergehe ich die wissenschaftlichen Bezeichnungen , die bekantlich (abermals mit Ausnahme weniger, so zugelassen w o r d e n , ) gleichfals eine Sprache für sich bilden, die mit der Sprache des Umgangs und der Darstellung nur selten in Berührung steht. Und so durfte das gegenseitige Verhältnis beider Sprachen in Hinsicht auf diesen Teil ihres Besizturaa in der franzosischen zu 4 , in der deutschen z u 3 angesezt werden können. Jene enthält etwa den vierten Teil mehr Stamwörter als diese. Dies Verhältnis «{gibt sich aus der Übersicht der Hauptbuchstaben im a d e l u n g s c h e n W ö r t e r b u c h e ( w o doch nicht alle unsere Wurzeln aufgeführt sind ; ) und dem Dictionnaire de l'Académie françoise, die der Verfasser, was diesen Punkt betrift, miteinander ret» glichen hat.

F ortsezung. Da» Übergewicht « u f Seiten der französischen Sprache scheint beträchtlich, — allein es scheint auch nur so.

D e n n e r s t e n i kan man annehmen dafs fast der vieite Teil der Stamwöiter in dieser Sprache entweder ganz unfruchtbai ist , oder höchstens nur diei vier Ableitungen hergibt. M a n darf n u r , um von der W a h i h e i t dieser Behauptung sich zu uberzeugen, die erbte Ausgabe des Dictionnmre de VAcadcnue durchblättern, welches die W o l t e r nach ihren W u r z e l n auffuhrt. Z w e i t e n s besteht ein grofser Teil dieses Uberschusses aus solchen Ausdrukken , die fast gänzlich in die Spiache des Gemeinlebens verwiesen sind, nnd entweder selten oder gar nicht in Büchern gebraucht werden. Denn die Schriftsprache der Franzosen ist weit ärmer als ihre Umgangssprache. Jene bedient sieb am liebsten der W ö r t e r , die aus dem L a teinischen «tammen und die ihr die edleren sind. D e n altgallischen klebt meur oder minder ein Nebenbegrif des Unedlen a n ; daher sie zur gewählteien Darstellung weniger taugen. Vielleicht ist die Umgangssprache des Franzosen um E i n Drittel reicher als seine Schriftsprache. Eingeschränkter und dürftiger n o c h , beides an W o r t e n und Wendungen dürftiger, ist seine poetische S p i a c h e : ein sonderbarer und sehr meikwuidiger Ums t a n d , d e r , scheint es, die franzosische Sprache von allen übrigen bekanten Sprachen unterscheidet. Bei andeien Völkern durebgehens ist der poetische Ausdruk reicher und vielseitigei als der prosaische. Bei den F u n z o s e n allein ist es anders. Schon diese Eigenheit der Sprache, — noch mehr ihr ganzlichei Mangel an malerlicher K r a f t , ihre unbewegliche Wortordnung und ihre Bildertcheu, die sie zum W e r k z e u g e der Fantasie und der Leidenschaft gleich unbequem machen, — sind wol Beweises g^nug dals

-fr

127

unter all^n gebildeten Nationen die französische z u r Pdesie die kümmerlichste Anlage hat. D e n « Sprache und Charakter eines Volkes stehen miteinander in der engsten Verbindung; und w o jene durch einen gar» eigentumlichen Z u g von ihresgleichen abweicht , da kan man mit Zuversicht annehmen dafs e r , dafs dieser Zug in der geistigen Beschaffenheit des Volkes, so die Sprache schuf und ausbildete, seinen G r u n ä haben mtu, Auch fehlt der N a t i o n , deren Seelenkräfte durchaus dem erkältenden W i z e untergeordnet sind, jener vom W i z e so völlig entfernte reine N a t n r s i n , jene stille W ä r m e des H e r z e n s , die zum Auffassen echter Poesie so unentbehrlich i s t : sie hat kein Gemüt. Hier liegt die Sache selbst so ganz aufser ihrem Kreide, dafs ihr sogar zu Bezeichnung derselben das W o r t gebricht. D a übrigens der dichterische Aasdruk hei den Franzosen kein eigenes Gebiet h a t , sondern ( d e r Ausnahmen gibt es w e n i g e , ) die poetische Sprache tiberal auch f ü r die Prosa gilt, so last sich leicht begreifen warum jene ärmer ist als diese. D i e Poesie der Franzosen ist nämlich weiter nichts als beschnittene oder ( u m ein minder anstofsiges W o r t zu g e b r a u c h e n , ) gewähltere Prosa. Sie haben aus der Masse ihres prösa¡sehen Ausdruks alles abgeschieden, was ihnen fiir die Fiacht der Poesie zu unedel schien; und w«is zurukgeblieben, bildet nun ihren dichterischen Wortschaz, der also notwendig dürftiger und beschränkter sein mus als ihr prosaischer, von dem er nur ein Teil ist. — D r i t t e n s gibt es wenige der durch die Stamwörter der Franzosen bezeicheten Hauptbegriffe, die w i r nicht gleichfals entweder duich Stamwörter oder, w e n n

"O1

128

diese fehlen, duich Ableitungen und Zusammcnsezungen w.edergeben honten. Uin dies so weit es in dei Kurze möglich zu bew e i s e n , hebe ich aus H ^ c i n c s F ä d r a eine bekanto Stelle a u s , — b e k a n t , weil ich g e m dem Verdacht auslenken möchte, als lwtte ich lange und mühsam zu mein e n Absichten gewählt. Auch scheint sie mir deswegen zwekniäfsig, weil sie nicht etwa nur sinliche Begriffe ( auf diesem Felde gesteht mau uns ja willig Reichtum z u ; ) sondern auch unsinliche auffuhrt. Ich Gtelle in der Grundsprache neben jedes W o r t die vorhandenen gleichbedeutenden oder wenigstens sinverwandten Ausdrucke ; dan lasse ich aus unserer Sprache die Bezeichnungen folgen , die mir jenen am besten zu entsprechen scheinen. M a n wird finden dafs wir im Ganzen weder an Zahl noch an Gehalt der W ö r t e r zurukstehn. Freilich darf man bei dieser Gegenstellung nicht völlige Erschöpfung der Begriffe erwarten. Eine solche ist von Sptache zu Sprache unmöglich. Jede Sprache geht bei ihrem Entstehen ihren eigenen W e g , der durch den Charakter, durch die sinliche und geistige Natur des Volkes, unter dem sie a u f k a m , bestirnt und vorgezeichnet wird. Untere Begriffe sind selten ganz einfach ; sie verbinden sich unmerklich mit Nebenbegriffen, die in die W ö r t e r , welche sie auszudrukken angewiesen • i n d , mehr oder minder Ubergehn ; und die Wahl und Beschaffenheit dieser Nebenbegriffe und Gcdankenbeatimmungen wird und mus bei jeder Nation verschieden •ein. Vont

voyez

D'un

téméraire

Moi,

devant

vous un prince

orgueil exemple

qui contre l'amour

4tun fers de tes captift

déplorable. mémoralile.

fièrement ai longtci.u

révolte, insulte ; Çui

Çui des foibles

mortels déplorant

les

naufrages,

Fensois toujours du bord contempler Asservi

maintenant

les orages.

sous la compiune

Par quel trouble me vois-je

loi.

emport.

Un moment a vaincu mon audace

loin de

moi?

imprudente.

Cette ame si superbe est enfin dépendante I Depuis près de six mois honteux, Portant

partout

Contre vous, Présente,

le trait,

contre moi vainement je

je vous fuis;

lumière du jour,

ïrw

les ombres de la

retrace à mes yeux

Mon

arc, mes javelots,

de mes soins

mon char,

seuls gémissement font

j'évite,

Hippolyte.

je me cherche et ne me trouve

Je ne me souviens plus des leçons de Mes

nuit,

les charmes que

mime pour tout fruit

Maintenant

trouve.

votre image me suit.

Tout vous livre à Venvi le rebelle Moi-

m*éprouve;

absente, je vous

Dans le fond des forets La

desespéré,

dont je suis déchiré,

superflus, plus.

tout ni importune : Neptune;

retentir les bois.

Et mes coursiers oisifs ont oublié ma

voix.*)

D a es zu weitläufig sein Wörde die W ö r t e r hier «IIa a u f z u f ü h r e n , so begnüge ich m i c h nach den zwölf ersten,

die ich m i t ihren Sinverwandten volstandig

her-

seze, aus den ubrigeu n u r die wichtigsten auszuheben. V o n den anderen gebe ich blos die aufgefundene Z a h l in beiden Sprachen an. Übrigens h a b e i c h , u m m i c h nicht auf mich allein zu v e i l a s s e n , einem geborenen Franzosen, dei seiner Sprache sehi m ä c h t i g i s t , m e i n e Handschrift zur D u r c h s i c h t mitgeteilt.

E s ist das Ergebnis unserer beiderseitigen

Bemühungen,

das ioli gegenwärtig dem Leser vorlege.

D e n n o c h m a g hier u n d da noch E i n französischer Ausd i u k fehlen,

so w i e auch i m Deutschen manches n o c h

"fr

130

Voir, revoir, regarder, aviser, contempler, envisager, considérer, appercevoir, bayer, entrevoir, exn» miner, lorgner, prévoir, fixer, observer. — Sehen, schauen, gukken , Llikken, gaflen, betrachten, besehen, beschauen, begykken, begaffen, ansehn, anschaun, an* gukken, anhlikken, angaffen, besichtigen, zuselin, zu* schauen, xugaffen, ersehn, erschauen, erblikken, ubersehn, überschauen, uberblikken, durchsehen, durchschauen, duichbhkken, umsehen, umschauen, umbhkkcn, umherschauen, uinherblikken, wiedersehen, wiederschauen, vorsehen, Vorschauen , zurukseben, zurukschauen, zuj ü k b h k k e n , wegsehen, wegschatien, wegblikken,- etc. wahrnehmen, gewahren, lugen, Schill, beäugen, beaugeln , glozen, anglozen, anschielen , beschielen, anstarren, anstieren, beobachten, bemerken.— Devant, avant. — V o r , vorn. — Prince, souverain, potentat, maitre, c h e f , seigneur, capitaine, gouverneur, dominateur, commandant, roi. — H e r r , Oberherr, HaVipt, Anfuhrer, Befehlshaber, Gewalthaber, Hauptman, Fürst, ( w i r s a g e n noch F ü r s t l e i n , Herrchen. Doch w i l ich' die Verkleinungen nur da angeben, w o die französische Sprache dergleichen zufällig ebenfals aufzuweisen h a t ; ) Hcrscher, Beherscher, (fremde Wörter wie R e g e n t , Reglerer, Souverain, Potentat, nehme ich natürlich nicht auf. Es wäre lächerlich wenn w i r debi Franzosen unsere Schuld aus seinem eigenen Beutel entrichten Wolfen. Nur Formen, wie etwa M o n a r c h , die durch langen und verständigen Gebrauch einen guten Ausdvük sieb angewonnen, mögen hier mit a u f t r e t e n ; ) Gewalt i g e r , Landesherr, Landpfleger, Landesvater, Vogt, Landvogt, Konig, Gebieter, Gebietender , Machthaber.

nachzuholen sein dflrfte. Immer wird im DuTChichiiit das aufge« teile Verhältnis bleiben.

«»

13»

— Déplorabley misérable, lamentable, pitoyable. B e w e i n e n i w e r t , beklagenswert, bejammernswert, bedauernswürdig, elend, erbarmungswürdig, erbarm« lieh, kläglich, jämmerlich. (Poetische Zusammensezungen wie a m m e r e r r e g e n d , tiänenweit, etc. nehme ich nicht auf. Die gilt auch für die Folge.) — Té* méraire, audacieux, hardi, e f f r o n t é , impudent, impertinent , insolent, éhonte, dévergondé, inconsidéré, cavalier, irrespectueux, incivil, impoli, lourd, rustique, grossier. — K e k , verwegen, kühn, tolkühn, vorlaut, naseweis, ungezogen, dreist, frech, stirnlos, entstirnt, Klop. vorwiaig, vermessen, unehterbietig, unverschämt, schamlos, grob, flegelhaft, ungeschlacht, unhöflich, unfein, ungehobelt, ungeschliffen, roh, ungebildet, plump, ungesittet, tölpelhaft, täppisch, unartig, bäueiisch. — Or g u e i l , fierté, vanité, suffisance, arrogance, morgue, prétomtion, hauteur, faste^ préten• ti on, amour -propre, egoisme. — S t o l z , HbiFart, Anniafsung, Hochmut, Ubermut, Aufgeblasenheit, Dünkel, Eigendünkel, Selbstgefälligkeit, Einbildung, Eitelkeit, Selbstliebe, Selbzufriedenheit, Selbstveiiiebtheit, Selbsucbt, Eigensucht, S^lbstheit, Eigenliebe, Selbstelei, Selbsüchtelei, Troe. — Exemple, modèle, norme, règle. — B e i s p i e l , Muster, Richtschnur, Vorschrift, Regel. — Memorable, remarquable, célèbre, fameux, illustre, glorieux, renommé, notable, marquant. — D e n k w ü r d i g , merkwürdig, gepriesen, hochgepriesen, vielgepriesen, bemerkungswert, berühmt, bochbe« ruhint, weltberühmt, gefeiert, hochgefeiert, namhaft, berufen, ruhm^ol, rühmlich, gloneich, ruchbar, berüchtigt. — J e , moi. —- I c h . — Ç u * t lequel. — D e r , welcher, so. — Çontre, vis d uts. — W i d e r , zuwider, gegen, entgegen, gegenüber, ^genuber. — ufmour, a f f e c t i o n , amitié, attachement, inclination, pemhaut, dévouement, tendresse, bienveillance, pente, 9*

propension, attache. •— L i e b e , M i n n e , Freundschaft, Anhänglichkeit, N e i g u n g , Z u n e i g u n g , H a n g , HuTd, E r g e b u n g , Ergebenheit, Zärtlichkeit, W o l w o l l e n , Gewogenheit, Zutulichheit, Wertschazung, Geneigtheit, Inbmnst. — Fieietnent, 7 Wörter f u r die französi»che Spiache, 11 fiii die deutsche. — Révolter, fr. 6, d. 5. — Fers, f i . 5 , (I. 7. — Captif, fr. 3 , d. 6. — Longtems, f r . 1 , d. 2. — Insult er, outrager, injuiier, offenser, léser, 1 ailler, se moquer, pernjlerf mistifer, plaisanter, ridiculiser, turlupiner, satiriser, bafouer, se jouej , se rire, berner, harceler, maudire. — S c h i m p f e n , beschimpfen, ausschimpfen, beleidigen, schmähen, -höhnen, ausholinen, verhöhnen, kränken, spotten, veispotten, spötteln, bespötteln, bewizeln, verlachen, auslachen, belächeln, sich aufhalten, a u f zieht! , durchziehn, narren, durchhecheln, nekken, zèrren, durchstriegeln, f o p p e n , beiuinpfen, nasnimpfen , fluchen , verfluchen , verwünschen, vermaledeien, verwettern. — Foible, fr. 2 3 , d. 24. — Mortel, fr. 1 , d. 2. — Déplorer, plaindre, regretter, pieurer, se plaindre, tompatir, gémir, sanglotter, soupirer, se lamenter. — W e i n e n , b e w e i n e n , bejammern, bemitleiden , b e s e u f i e n , bedauern, beklagen, klagen, sich beschweren, jammern, w e h k l a g e n , s e u f z e n , schluchzen, stöhnen, wimmern, w i n s e l n , ächzen. — Naufrage, f. £ , d. 2. — Penser, croire, s'imaginer, opiner, se représenter, river, songer, reßechir, peser, scruter, approfondir, mtdiler, sonder, estimer, rechet cher, considérer, observer, remarquer, imaginer, concevoir, saisir, comprend/e, entendre. Denken, w a h n e n , glauben, dafürhalten, meinen, sich einbilden, sich vorstellen, sinnen, nachsinnen, nachdenken, überlegen , überdenken , ubersinnen , durchdenken , umdenk e n , herumsinnen, erdenken, tiaumen , hinträumen, biubruten, verträumen, grübeln, foischen, erforschen,

133 ausforschen, ergründen, ermessen, ergrùbeln, untersuchen, nachforschen, nachgrübeln, merken, bemerken, aufmerken, Wahrnehmen, achten, beachten, bedenken, erwägen , beherzigen, beobachten, aussinnen, ausdenken , ausgrubein, ersinnen, fassen, begreifen, versteh e n , einsehen, ubersehen. — Toujours, fr. 5 , d. 13. — Bord, fr. 4 , d. 6. — Contempler; siehe voir. fr. 1, d. 4. — Asservir, fr. 4 , d. 3. — Orage, — Maintenant, fr. 4» d. - " Commun, fr. 3 , d. 4. — Loi, fr. 1 0 , d. 8- — Par, fr. 3 , d. 3. — Quel, fr. 1 , d. x. — Trouble, inquiétude, sollicitude, angoisse, agitation, peine, joue!, tourment, martire, souffrance, déplaisir, crainte, peur, frayeur,' effroi, épouvante, terreur, chagrin, dépit, humeur, affliction, amertume, mal-aise, tristesse, mécontentement, accablement, mélancolie, douleur, désolation, deuil, oppiession, çontriçion, anxiété, horreur, découragement, ennui, supplice, consternation, détresse, appréhension, dégoûts, crève• coeur, tressaillement, abattement, saisissement , serrement. — U n r u h e , Angst, Ängstlichkeit, Bekümmernis, Heizensangst, Sorge, Kummer, Qual, Pein, Marter, Leiden, Gemütsbewegung, Seelenkampf, Furcht, Furchtsamkeit, Bangigkeit, Besorgnis, Verzagtheit, Scheu, Schrekken, Entsezen, Giaun, Grausen, Verdius, Yerdrieslichkeit, Verdries, Gram, Harm, Grämlichkeit, Arger, Mutlosigkeit, Zaghaftigkeit, Unlust, Freudelosigkeit, Misvergnugen, Grillen, Ekel, Uninut, Ubellaune, Mislaune, Mismut, Verstimmung, Misstimmung, Misbehagen, Unaufgclegtheit, Betrübnis, Schwermut, Tiubsin, Schwersin, Düsternis, Traurigk e i t , Niedergeschlagenheit, Unzufriedenheit, Unbehaglichkeit, Schmerz, Tiauer, Wehmut, Trostlosigkeit, Jammer, Beängstigung, Zerknirschung, Beklemmung, Beklommenheit. — Emporter, f. 9 , d. 16. — Loin, f. 1 , d. 2. — Moment, f. 2 , d . 2. —Vaincre,

134 dom ter, Temporter, ¿¿faire, battre, abattre, atterrer, terrasser, maîtriser, surmonter, réduire. — S i e g e n , besiegen, überwinden, bezwingen, überwältigen, zwä*gen , bandigen , zähmen, bezähmen, ubermannen, schlagen , bemeistern, ubefrmögen, untertreten, niedertreten, niederkämpfen, niedei ringen, niederstürzen, niedeilegen, niederschlagen, niederschmettern, niederstofsen, uiederstrekken , uiederblauen, niederwerfen, niederschleudern, — So auch; n i e d e r h a u e n , niederschiefsen, niedermezeln, niedei bohren, niederstiirmen, nie» derstteiten, niederstechen, niederdonnern; ete, — Audace, f. 9 , d. 14. — Imprudent, f. 1 0 , d. 15. •Ame, esprit, intellect, intelligence, entendement, —• S e e l e , Geist, W i a , Verstand, Verstfindnis, Fasiungsk r a f t , Einsicht, Denkkraft, Gemüt, Gemütlichkeit. — Superbe, f. »9, d. 27. — Enfin, f. 3 , d. 5. — Dépendant, f. 1 0 , d, 16. — Depuis, f. 1 , d. t, f. 2 , d. 3, — Six, f. 1 , d. ». — Mois, — Pres, f. a , d. a. — Ho nteux, f. 9. d. 17. — Désespéré, f. d. 5. — Porter, f. 9 , d. 1 3 . — Partout, f. 1 , d. 5. — Trait, f. 5 , d. 7. — Déchirer, lacérer, hacher, dechit/ueter, morceler, estafdader, tailler, trancher, découper, dépéce)", anatomiser, dissoudre, diviser, desunir, décomposer, séparer, partager, casser, fracasser, briser, fendre, froisser, icacher, fouler, pi• 1er, ecraser, broyer, mutiler, tronçonner. —'- H e i f » en, zerreifscn, zerfezen, zerfleischen, zerzausen, zerraufen, zerfurchen, zeihakken, zerhauen, zerstiikkeln, »er« fletschen, hakken, zausen, serschneiden, «erlegen, zerfasern, zergliedern, »Ametschen, zerbrökkeln, teilen, «erteilen, trennen, zertrennen, lo trennen, ab» trennen, sondern, absondern, abteilen, einteilen, verteilen, austeilen, scheiden, abscheiden, brechen, ¿erbrechen, zerschmettern, malmen, zermalmen, spalten, irerspahen, zersplittern, zerschlagen, aerknikken, sei-

»fr

135

trümntern, zerdröschen, zerdrühken, z e r b e i ß e n , xerreiben, zerquetschen, quetschen, zerstofsen, stofsen, zerstampfen, stampfen, Stummeln, verstümmeln, zerstünuneln, abstünuneln. — Vainement, f. 4, d. 4 . — Eprouver, f. 5 , d. 10. — Prêtent, f. 5 , d. 7. — F u i r , f. 1 6 , d. a i . — Absent, f. 5, d. 6. — Trou• ver, f. 2 , d. 5. — Dans, f. 5 . d. 7. — Fond, f. 7, d. 7. — Foret, f. 1 1 , d. x i . — Image, f. Q, d. 14. — Suivre, f . 5 , d. 9. — L u m i t r i , f. i o , ( L i i , — Jour, f. B, d. ». — Ombre, f. 4* d. 9. — JSuit, f. &, d. 1. — Tout, f. 1 , d. 6. — Retracer, f. 1 0 ,

176

87 Jn co ni* tata, tilt

Jutwnit tempi* Pfl**f*t ?

Serta proeul tantum capiti

¿tippta

— Net jerae meminit ¿»teiere

Prop.

jafebant. no cti.

„ E tenim sntis exploratum est, sagt M i t s c h e r l i c h in der Vorrede za seinem H o r a . t j u s , Romanot, maxime puetas, ad graeca ingema sese prorsus (omposnisse., graecaque exempla aut piane oxprésijsfet aut imitando nelumbi asse ; tum Horatium, qui novum ¡.yiici carmini! genus e Gì aecia Latto- iuferret--, qd graeeos lyricos txprilli indo s se applicuisse, etiamsi nulla istorum , quae rei fidem adstruerent , jragmenta superessent , neque ipse aperte, uade pi oferisset, fateretur, ipsa tanfen plurium carminum, qua argumenti indolem, tnunciationisque vim pluiie graecam, ratio istud abunde coraprobat. Quo in genere admodum probabile est poetam ita versatum esse ut, cum assidua poetarum graecorum, maxime lyricorum, dedisset, lectione bene penitus sese in eorum famiUnritatem graecorumque versuum tentaminibus ingenium ad eos plant coiiformasset, primum, quo sermo latinus horridus adhuc et praefiaitae asperitalis emolliretur, rotundiorque exs\s* tei et, ns ad verbàm vertendit insudai et, tum liberiore imitatione spiriutm grajae Camoenae ezeipertt, inventaque ejus sua Jacere conc.retur, donec tandem assidua hae contentionis aspentate vires perjeclas consfitutasque noe• tus, operi suo Uà suffcerei ut, quum ad argumentum, ut ita dieam , lomanum. deferretur, non tam a Graecìs lumen suum accendisse, aut ab lis tantum defluxisse, quam omnes ex tese virtutes eipromsisse videretur Dies Verfalnen des H o r a t i m durfte wol da» Verfahren der mehresten guten Dichter der Römer gewesen sein, die ihfe noch starre Sprache zum poetischen Vortlage geschmeidigen wolten. Sie schlössen sich dea Formen einer auf das vielseitigste ausgebildeten, im

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herlichsten Schmukke prangenden Litteratur, so eng sie nur ialmer Jconten, a n , und bestrebten sich die duftendsten Blum in derselben, auch was die Weise des Ausdruks betrift, in ihren Boden, so weit dessen Natui es zulies, su verpflanzen. Einen gleichen Weg hat unter uns V o f s eingeschlagen, der als Ubersezer seinen Vortrag ganz im Sin der Alten bearbeitet, und unsere Sprache mit mancher treflichen Wendung bereichert h a t , die spätere Dichter zu benuzen wissen werden. Sein unpoetisches Zeitalter, welches in das schöne Leben des Altertums nur spät und kümmerlich eindrang, und des Sins für geisti eiche Ausbildung des Ausdruks und der sprachlichen Darstellung fast gänzlich baar und blos ist, hat ihn schnöde misverstanden. Die Kunstrichter, an ihrer Spize A d e l u n g , schrien ihn an wie einst die B a v i e n und M ä v i o n einen V i r g i l i u s und H o r a t i u s . Lezterer klagt an mehreren Stellen seiner S a t i l e n und E p i s t e l n laut und bitter über den Dumpfsin der Mitlebenden. Sein Zeitalter fasse ihn nicht; er stehe allein, und wolle allein stehn. Auch V o s s e n ist dies Loos gefallen. Seine Mitwelt verkante ihn. Eine gereiftere Nachwelt wird gerechter urteilen. — Doch nicht blos durch die Eigenheiten dei Fugung, so die genanten römischen Dichter der griechischen Sprache entwendet, haben sie ihren Vortrag von dem gemeinen Vortrag des Lebens geschieden; ihre Werke wimmeln zweitens, ndch von ungewöhnlichen Wortversezungen , die hart und schrof von den prosaischen Formen abweichen. Beispiele werden weiter unten, im Abschnit d e r W o r t u m s t e l l u n g , vorkommen. Drittens, sind sie reich an veralteten Wörtern und Wendungen, die sie nicht sowol nicht vermieden, als geflissentlich gesucht zu haben scheinen.

189 Weiter. Sprache und Form des Vortrag» hanget auf das genaueste zusammen. Wenn der Ausdruk de* Schriftsteller» andere» nicht* i s t a l s der gewähltere Aus* druk des Umgangs, *o darf, scheint es, der Schreibende in einzelen Wörtern und Wendungen nicht nur, er darf auch in Ton und Farbengelrang roa diesem nicht abgehn. Die Schreibart und der ganze Vortrag de* T a c i t u » trit auffallend grel ron dem Tone des geselschaftlichen Umgange» ab. Wer so spräche wie T a c i t u » sohreibt, dem würde man bedenklich ins Auge sehn. Gleichwol gilt T a c i t n s für einen vortreflichen Schriftsteller, nicht nur in Hinsiebt auf Gediegenheit des Inhalts, sondern auc.h auf Einkleidung und Ton. Noch mehr. Form und Inhalt sind bei ihm auf das engste versebwistert. Er würde der grofse Schriftsteller nicht sein der er ist, wenn er zu seinen Gemälden sich andere Farben gewählt hätte. Doch ich sehe aus dem M a g a s i a d a f j A d e l u n g e n ähnliche Einwurfe bereits gemacht worden sind. B l a n k e n b u r g hat ihm zu Widerlegung seines Saze* namentlich den V i r g i l i u s entgegengestelt. Was hat er darauf geantwortet f Die Griechen (von V i r g i l i u s schweigt e r ; ) waren rohe Anfänger in der Kunst, und die gebildeten Neueren haben Unrecht sie in Dingen, wo E r , bekantlich Deutschlands zierlichste und kunstreichste Fedei! sie geschmaklos findet und ungeschlacht, das heist, wo sie mit ihm nicht übereinstimmend gefühlt , au Mustern nehmen« Diese sonderbare Behauptung steht dem Buchstaben zwar nicht, aber wol dem Geiste nach, S. 43 flg. seines M a g a z i n s . (Zweiten Bandes zweitem Stük.)

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A d e l u n g scheint überhaupt seine Grunds : ize über Sprache fast nur aus den neueren abgeleiteten, vornehmlich aus der französischen, die er für gebildeter und vollkommener hält, als die beiden alten, sieb abgezogen zu haben. Aber offenbar w i l eine Ursprache wie die unsrige i s t , nach eigenen Gesezen gerichtet sei und es w ä r e eben so unbillig sie dem Maasstabe einer abgeleiteten Halbsprache zu unterwerfen , als es unbillig sein würde die grofsen dramatischen Schöpfungen eines S h a k e s p e a r e nach den engen und wilkübi eben Sazungen des französischen Trauerspiels zu beurte len, Abgeleitete Sprachen , die regellos aus wild zusammengeraften Elementen e r w u c h s e n , müssen in ihren Bewegungen wesentlich beschränkt sein und dürfen, ohne Gefahr in ein verworrenes Chaos auszuarten, den engen Kreis, den Z u f a l . u n d Umstände um sie hergezogen, nicht überschreiten. So sind Z w e i g e , die von ihrem Muttecstamoie gefallen sind, die nur durch Kunst erhalten w e e d e n , ohne innere L e b e n s k r a f t , ohne Fähig? k e i t aus eigenem Vermögen f o r t z u w a c h s e n , neue Blätter und neue Blüten hervorzutreiben. Daher so viele Forinen in ihnen — expressions consacrées uent sie der Franzose, — die nur einzel dastehn und nach deren Muster keine ähnliche gebildet werden dürfen. Daher ihre Scheu vor neuen Ableitungen : weil ihre Ableitungssilben zum Teil die bedeutende Kraft verloren haben; ihre Scheu vor neuen Wörtern- überhaupt : weil es ihnen an eigenen Stariiwörtern gebricht; weil die entlehnten durch W i l k ü h r in ihrem Inhalt getrübt, in ihrer Form zerrüttet sind; w e i l tieue W ö r t e r aus der Stamsprache lierübergenommen, als Fremdlinge der Mehrzahl unverstanden bleiben würden. Daher endlich 'ihr Staunen her jêder F o r m , die von dem Algeméingebrâuchlichen nur im mindesten abweicht. Anders ist es mit unserer Sprache. Diese ruht noch auf ihren W u r z e l n , die ihr

19t

4-

in immer reger Wirksamkeit unablässig neue Nabrungssäfte zufuhren. Unsere Analogien stehen fest. Jedes neugeprägte W ö r t ist selbst dem Ungebildeten sogleich verständlich. Lebendige Kraft durchströmt die Masse im Ganzen w i e im Einzelen; und seihst solche Formen, die durch Sorglosigkeit der Schriftsteller oder durch Eigensin des Gebrauchs verjährt oder auf eine gering« Familie beschränkt sind, kßnnen, ohne dafs Härte oder Duukelheit entstehe, durch gesdhikre Behandlung dort aufgefrischt und neugewekt, hier fruchtbar und erzeugend gemacht werden. — W i e sehr, es wesentlicher Charakter unserer Rede' ist treibend und «proascnd und hervorbringend zu sein, erhelt schon daraus dafs Wir s » viele Analogien haben, die selbst des Umgangssprache noch taglich neue Ableitungen liefern: j r o l , los, reicht suchtig; etc. Schon dieser Umstand muate A d e l u n g e n , — si mens non laroa fmisset, auf den jjrofsen Unterschied fuhreu, der zwischen einer Uispräche und einer abgeleiteten besteht; und waic ihm dieser Unterschied liberal gegenwärtig gewesen , so möchten viele seiner Entscheidungen doch wol etwas anders ausgefalleu sein als geschehen ist. — Ursprachen lehen ein wahres Leben; sie leben in ihren Elementen. Abgeleitete Sprachen sind in ihren Elementen todt. Dennoch mögen sie fortwacbsen, wie die englische, — dnreh Anschichtung, ( J u x t a p o t i t i o n ; ) sofern sie immer mehr fremde Elemente an sich reitsen, und so ihren Kreis eiweiternd ausdehnen. Ursprachen wacbsen durch innere Aufnahme, (Intussusception;) indem sie ihr Angeborenes zu neuen Schöpfungen anwenden, und in immer reger Tätigkeit, aus sich selbst sich ergänzend, ihren Umfang anschwellen. D e r Französin ist beides, ihr inneres und ihr äufseTes Wachstum gehemt: — eine fast einzige Erscheinung in der Sprachen» weit!

19a

4>

Vorliege und Endlinge, die uns ganze Familien von Zusammensezungen liefern. Unter unseren Ableitungsformen gibt es einige, die für sich schon oder doch durch ihre Stamwörter als selbständige Begrifszeichen ihre Stelle in der Sprache einnehmen. D i e damit verbundenen Wörter können also gleichfali fiir Zusammensezungen gelten. Hieher gehören unter anderen die Vorwörter und Richtungspartikeln, womit sich unsere zusammengesezten Zeitwörter verschmelzeu. Da indes diese zeitwörtliche Wortklasse den Hauptreichtum unserer Sprache begriiudet, >0 widme ich ihr weiterhin einen eigenen Abschnit. Z u den übrigen sind vornehmlich die folgenden zu - ziehn, die teils Beiwörter und Nebenwörter, teils Sachwörter bilden. Sie werden dem Hauptworte entweder vorgesezt oder nachgestelt. Durch das Sachwörtern zugegebene m ä f s i g deuten w i r a n , dafs etwas dem im Hauptworte ausgedrukten Begrif g e m ä s ist: p f l i c h t m ä f s i g , begrifsmifsig, •chriftmäTsig, dorfmäfsig, regelmäßig, zwekmdfsig, naturmäfsig, standesmäfsig, vernunftmäfsig; etc. Diese Wörter werden durch das Anhängsel k 3 i t wiederum zu Sachwörtern gemacht: P f l i c h t m ä f s i g k e i t , Begrifsmäüsigkeit, Gesezmäfsigkeit; etc. — Auch g e m a f brauchen wir in dieser Beziehung: z e i t g e m a s , naturgemäs, pflichtgemäs, kunstgemäs; etc. A r t i g , — bezeichnet die Art und Weise einer Sache: g u t a r t i g , bösartig, vielartig, gleichartig, Widerartig, löwenartig, lamartig, blumenprtig, steinartig; eine p e s t a r t i g e Seuche; das majcstätlschc, e r d b e b e n a r t i g e Krachen dazwischen. Ileinsc. Was

193

•0-

W a s sagt* er n i c h t , ihr Herz mit Liebe zu besteche*! W i e bat er sie! w i e s e h 1 a n g e n a r t i g wand Er sich um ihren Fu$ ! Wie!.

Auch diese können zu Sa ch Wörtern umgebildet werden: G u t a r t i g k e i t , Vielartigkeit, Löwenartigkeit, Schlangenartigkeit; etc. F ä h i g , — gesebikt zu einer Sache: r e c h t s f ä h i g , amtsfihig, sprachfähig, heiratsfähig, stimfähig, tonfähig, vernunftfähig;etc. — Amtsfähigkeit, Rechtsfähigkeit; etc. G l e i c h , — weist auf eine Ähnlichkeit h i n : f e l s e n g l e i c h , wolkengleich, schlangengleich, riesengleich, löwengleich, jungfraungleich, Vofs; ein e n g e l g l e i c h e s W e i b , Wiel. der g ö t t e r gl e i c h e Odysseus, Vofs; s t u r m g l e i c h rennende Rosse, Vofs; der m e e r g l e i c h e Benakus. M i t Perlen , glänzender als Tau, W i r d s c h n e k k e n g l e i c h ihr schwarzes HaaT durchflochten. Wiel. Gönn' ihr den kleinen Rahm sieh p f a u e n g l e i c h zu blihn. WieL Kaum aber hat dem Tag in seine goldae Bahn Aurorens Rosenhand die Pforten aufgetio. So senkt sict^ n e b e l g l e i c h ein Zhimt von Mohn und Flieder Und Lilienduft auf seine Augen niedei. WieL

W i d r i g , — d^s Gegenteil von m e i s i g : a m t s w i d r i g , zwekwidrig, pflichtwidrig, gesezwidrig, ordnungswidrig; etc.*) — Z w e k w i d r i g k e i t , Gesez-

In a m t s w i d r i g , ordnungswidrig, etc. scheint das s r.

1 3

194 W i d r i g k e i t ; etc. —

Überhaupt lassen sich fast alle disse

in i e ausgehenden Zusainmensezungen mittels des in* gehängten k e 11 zu Sachwörtern umbilden.

Dies

jilt

auch von den folgenden. Fertig, — fluchtfertig,

r e i s e f e r t i g , dienstfertig, reitfrrtig,

»rhlachtfertig, kampffertig, hülffertig, J. P .

s p r u n g f e r t i g , J. 1'. fahrfertig, J. P . f e r t i g , J. P. faustfeitig, Schlüter.

straffertig,

spiel-

E r vrar k ü h n , heun-

t u k k i s c h , wandelbar, gesclnkt z u jeder Art von Heuchelei und Verstellung,

lechzend nach f r e m d e m ,

ver-

schwenderisch «nit eigenem G u t e , v o l glühender Begier, r e d f e r t i g g e n u g , w e n i g überlegend. SchlüL — loyucntiac,

Satis

sapieniiae parum.

Förmig,



diachenförmig,

kugelförmig,

k a h n f o r m i g , t richtet f ö r m i g , ruderförmig , becherförmig, dachförmig, blatformig, k r e i s f ö r m i g , galgenförmig, tell e r f ö r m i g , scheibenförmig, gabelförmig, ringförmig, z y linderförmig, w a l z e n f ö r m i g , säbelförmig, sensenförmig, nisselfbrmig»

sägenförmig,

kegelförmig,

sichelförmig,

schildförmig, k a m f ö i m i g , stierformig; etc. Vofs. Recht,



senkrecht,

lotrecht,

schnurrecht,

J a h n ; erdrecht, w a g e r e c h t , w u r f i e c h t , stosr&bt, regelr e c h t , folgerecht, wasserrecht,

steilrecht, J. P . form-

r e c h t , gewichtrecht, maasrpeht, schulrecht, kunstrechr, schusrecht, faustrecht;

eine M u h l e w i n d r e c h t

stel-

l e n ; etc.

wiederum

nicht Z e i c h e n

des Z e u g e i a l s sein z u k ö n n e n .

U n d w a r u m sagt m a n n i c h t z w e k i w i d r i g , widrig? chen.

Solche B e m e i k u n g e n , hefsen

S o z. B . b e g l 1 f s ra a f s i g ,

fesmdfsig;

sicli

gesezei-

häufig ma-

aber nicht

begrif-

standejin.ifsig, aber n i c h t s t a n d m a f s i g

oder s t a n d s in ä [ « l g ; «mieiwiiirig.

b u n d e sm ä fsi g,

aber

uicht

-fr

195

H o c h . — J a h n s a g t : „ D i e vorzüglichsten Sprangh ö b e n s i n d : k n ö c h e l h o c h , w a d e n h o l h , kniehoch, s c h e n k e l b o c h , h ü f t h o c h , n a b e l h o c h , h e r z h o c h , brustb o c h , h a l s h o c h , s c h u l t e r h o c h , k i n h o c h , mundhoch, -nasenhocb, augenhoch, s t i r n h ^ c h , scbeitelhßch. 1 4 I n t u r m h o c h , h a u s h o c h , berghoch find ähnlichen ist Vergleichung. F e s t , — s a t t e l f e s t , regelfest, t a k t f e s t , tonf e s t , b i b e l f e s t , kopffest, V o f s ; probefest, W i e l . sturmf e s t , e h r e n f e s t , k u g e l f e s t , h a n d f e s t , l u f t f e s t , wasserf e s t , h i e b f e s t s c h w i n d e l f e s t , J a h n . Und n u n laufe ich p r u g e l - s c h u s - und s t i c h f e s t in der ganzen W e l t u m h e r . In f e l s e n f e s t , e h e n f e s t , ist der Begrif ver* gleichend; in n i e d f e s f , klammerfest, nagelfest, bandf e s t , etc. denkt man sich d u r c h ; in f e u e r f e s t , wass e r f e s t , etc. g e g e n : F e u e r f e s t e Naturen sol es g e b e n ; s c h a u d e f e a t e gibt e» wirklieb. Ortfeste Flazhaberei. Jahn. W u r d i g , — e h r w ü r d i g , bewundernswürdig, l o b w ü r d i g , liebenswürdig , f achtungswürdig , naebahm u n g s w u r d i g , i c h ä z e n s w ü r d i g , preiswürdig m e r k w ü r d i g , s e h e n s w ü r d i g , a n b e t u n g s w ü r d i g , d e n k w ü r d i g ; ein t o d w ü r d i g e s V e r b r e c h e n ; — Auch w e r t : e h r e n w e r t , w ü n s c h e n s w e r t , erbarmungswert, aefatungsvrert, n e i d e n s w e r t , h a s s e n s w e r t , w i s s e n s w e r t ; etc. F a r b i g , — ( a u c h f ä r b e n und f ä r b : lesteres ist oberdeutsche F o r m , ir w o l l i c h t v a r w e r schien. Minnes. Ja ward da gtehusset maaich r o s e n v a r w e r munc. Niebel. im Lateinischen color oder colorus: mult ico lor, ticolor, tncolor, — La cocarde tricolor; — vei ncotor, ommcolor, decolor; etc.) e i n f a r b i g , vielfarbig, eisenf a r b i g , r o s t f a r b i g , r o s e n f a r b , Wie), t o d t e n f a r b , W i e l . i3#

Schon längst ein s c h w a n e n f a r b n e r Greis.

Raml.

Aus ihren Fenstern sieht mit s i l b e r f a r b e n ! Glau Die Königin den Homoiit sich malen.

Schill.

Doch zu dei Uinkelii brach das entscheidende Faizenge spinst ab; Nie trägt nach Hause dich die m e e r f a r b i g e Mutter zurük. Vofs. H a l t i g , — w a s enthält: e i s e n h a l t i g , goldhaltig, silberhaltig, erzhaltig, bleihaltig, werthaltig; etc. auch r e i c h h a l t i g , volhaltig; etc. K u n d i g , — b o g e n k u n d i g , lanzenkundig, w a g e n k u n d i g , schlachtkuiidig, w e g k u n d i g ; der S t e r n e n k u n d i g e Lenker des Schiffes, Vpfs ; — In s t a d t k u n d i g , wonach man d o r f k u n d i g , .landkundig, reichskundig, w e l t k u n d i g , gebildet h a t , steht k u n d i g mit leidentliclier Kraft und gilt für b e k a n t , Eben so hat in dem römischen l y r a n n i c i d a , jinrricida, etc. das Endstuk tätliche, in hucida leidentliche Bedeutung: tfui loris bubulis iaedilur. So auch circumßuus, umf Uel s e n d : c i r c u m f l u u m maie, Plin. umflossen: tnsula c i r c u m j l u a Thibridis alveo. Ovid. S c h e u , — m e n s c h e n s c h e u , weiberscheu, • c r n u n f t s c l i c u , wasserscheu, sonnenschcu, wundeis c h e u , manncrscheu, eliosclieu, 'liclitschcu; ein t a g s c h e u e r Bösewicht; eine b i 1 d e i s c h e u c Sprache; unser k r a f t s c h e u e s Jahrhundert; V e r n i c h t u n g s s e h e u e Gotteslästerer; Klop. — Auch die Nenwörter M e n s c h e n s c h e u , Weihet scheu, Mannerscheu, Bilderschcu; etc. L u s t i g , — e h e l u s t i g , lcselustig, schaulustig, spiellubtig, sililailustig, tanzlustig, arbeitlustig, leise-

••I>

197

l a t t i g , badelustig, sehreiblustig ; etc. Spiellust, Eslust, Schlafluit; etc.



Ehelust,

S ü c h t i g , — e h r s ü c h t i g , pralsüöhtig, streitsüchtig, mansüchtig, wassersüchtig, glaubenssüchtig, weibersüchtig ; der f r a u e n s ü c h t i g e Stromgot, Vofs; —• E h r s u c h t , Weibersucht, Wassersucht; etc. Einige ähnliche nach dem Lateinischen gebildet« Wortformen finden sich auch im Französischen : s omni fière, soporifique, prolifique, parricide, detcide, inJanticide, régicide, homicide, liberticide ; etc. in denen aber das bestimmende Endwort für den nicht gelehrten Franzosen todt ist. In den folgenden Wärtern steht der Ableitungsteil voran : W u n d e r , — verstärkt den Begnf des Hauptwort e s : w u n d e r s c h ö n , (schon in den N i e b e l u n g e n ; ) wunderköstlich, wunderselig, wunderseltsam, Wunderzart, wunderfein, wunderlieblich, wunderselten, w u n derklug , wunderfreundlich, wunderherlich, wunderprächtig , wunderhel ; der w u n d e r k ü h n e Man ; Nieb. — E s wird fast nur mit solchen Wörtern ver* bunden, die etwas Gutes und Schönes ausdrükken. Endlich kam Kvthereia, die w u n d c r h o l d e . Vor«. Er wolte fast vorgaben Vor w u n d e r s ü f t e n W'ejien.

Bürg.

So sagt V i r g i l i u s : timulacra modis pallentia mi' ris. Der Franzose wurde es durch merveilleusement auflösen. W o 1, — (das griechische f u ; ) Wollaut, Woltat, Wolklangj etc. w o l k l i n g e n d , wolgeetemend, woltätig ; wolkundig, wolanstSndig, wolgefällig, wolversta'ndig; etc. — vorzüglich in lefdent-

198 liehen Wechsel Wörtern: w o l g e s i t t e t , wolgeglättet, wolhergehracht, wolgestaltet, auch abgekürzt: wolgestalt: und den w o l g c i t a l t e n Echion; Vofs; wolgeordnet, wolgeebnet, wolgerustet, wolverbunden, wolgerustet, wolverbunden, wolgeründet, wolgeschlossen, wolvernegelt wolgegrundot, wolgeflochten, wolbewafnet; das w o l g e n a b r e t e Mastschwein, Vofs; w ö l b e w e h r t e Männer, Göthe; des hochgesinten Erechtheu< w o l g e b a u e t e Stadt, Vofs; ein w o 1 g fis c h n i z t e r Becher, Gotbe; das w o l g e p f l a s t e r t e Ufer, Gothe; das w o l v e r w a l i r t e Miletos, Vofs; der w , o l u m h e g t e Vorhof, Vofs; der w o l g e h o h l e t e Tiegel; Vofs. Hieher dreliete nie dar sidoniscbe Schiffer die Segel, Der w o l g e p l a g t e Trup des Laemden nie. Rainl. Aber bei dem w o l b e s t e l t e n Essen Wild die Lust der Speise nicht e n r g t . Gothe. S c h ö n . — Die Ableitungen sind fast durchgängig Wechselwörter: die s c h o n g e b ^ > r d e t e n SchiiTe; die • c h ö n g e l o k t e Nymfe; ein « c h ö n g e f i e d c i t e r Vogel; ein s c h ö n g e b i l d e t e r Sessel; der s c h o n g e w ö l b e t e Saal, Vofs; die s c h ö n b e k r a n z t c Kleeia, Vofs; da* s c h ö n g e z i m m e r t e Meerschif, Vofs; der s c h ö n f l u t e n d e Fasis; Vofs. ß c h b n g e s e h l u n g n e , seelenvolle Tanze Kl eisten um den prangenden Altar. r

6

Schill.

V i e l . — (Dasgriechische iroXv, da« dem H o m e » r u t sogeläufig ist, im Römischen multi: m u l t i p l e x , multisonui, multipotens, multmodus; .etc.) Auch hier «ind die mehresten Ableitungen Wechsel Wörter :• v i e l g e l i e b t , vielgeehrt, vielgewandert, Voit^multivagus;

»O

199

«

aoi

••

S c h a u , — S c h a u s p i e l , S c h a u l u s t , Schauger ü s t , S c h a u m ü n z e , S c h a u g e p r ä n g , S c h a u p l a z , Schaubühne; Repräsentation ist eine M e n g e S c h a u g e h e r , Schausteller, S c h a u s i z e r , Schausprecher, Schaustimmer, S c h a u r a t e r , Schauleber und endlich Schausünder, die von Sein - und Scheinsucht geplagt sich alle M i t t a g e zum Schlekmahl in die Quikküclie hegeben, des Abends; zum Biihnennaukel und wöchentlich z w*i e r in* Bulhaus. o J a h n . — Zum Schauen oder auch w a s zur Schau ist oder geschieht. S c h e i n , — w a s Schein h a t : S c h e i n t a g e n d , S c h e i n g r u n d , Scheinreichtum, S c h e i n a r m u t , Scheingut, S c h c i n ü b e l , Scheintod , Scheinleben ; seine Kraft ist blofse S c Ii e i n l s r a f t ; Scheinzorn, Scheingrol, Scheinb.esiz, Schcinmilde, S c h e i n k r i e g , S c h e i n f r i e d e , Sclifeinf r e u n d , Scfieinfeind , S c h e i n f ü r s t r Scheinkönig, Scheink a i s e r , Scheinbesserung, Scheinhestattung, Scheinver» dienst, Scheinlob, S c h c i n t a d e l , S c h e i n l e i c h e , Scheintreue , Scheinliebe, S c h e i n g e l d , Scheinglanz ; scheink e u s c h , scheinfrom , s c i i e i n k r a n h ; etc. N o t , — w a s die Not eingibt und g e b i e t e t , w a s durcli die Not veranlast w i r d : N o t b e h e l f , Notfal, N o t l ü g e , N o t s a z , Notgeständnis, Notbrükke , Notfried e n , N o t v e r s u c h , N o t h ü l f e ; des unterdrükten Volkes S c h w e i g e n rührt nicht von dumpfer Gleichgültigkeit h e r ; es ist ein N o t s c l i w e i g e n ; Notschei^kung, Notvertrag , Notbündnis , N o t f r e u n d s c h a f t , Notverzichtung, N o t d i e n s t ; ejnen N o t s c h r i t tun'; Nothuldigung, Nots c h ä z u n g , Notheirat, Notversprechen, Notbewilligung, N o t w a h l , Notausflucht, N o t w e h r , N o t r e c h t , Notnage), Notreise, Nottaufe, Notpfennig, N o t w e g , N o t f e u e r ; etc. W e c h s e l , — w a s w e c h s e l s e i t i g , oder auch w a s , veränderlich, abwechselnd ist, w a s w e c h s e l t : W e c h sel Wirkung, Wcchselzahn, Wechselgeschdecht,

aoa W e c h s e l r e i n , W e c b s e t g e u n g , Wechsellied , Wechseltausch; W e c h s e l s t r o m , sagt K l o p s t o k , der Ort w o « w e i Ströme «ich begegnen, »ich gleichsam gegeneinander auswechseln; Wechseltanz, Wechselspiel, Wechselschers ; der W e c h s e l s c h w u r de» Liebe ; Wechsellicht, W e c h s e l g r u s , Wechselbund , VVechselhas, Wechselkus, Wechseltrieb, Wechselstreich, Wechselstos; die W e c h s e l s c h l a g e des Schiitsali; W e c b •elstimme, WCchselchor, Wechselfluch , das W e c h . s e i b a n d der L i e b e ; die W e c h r e l s o r g e n des Ehestandes-; der W e c h s e l f a l des staubenden Sturzbaches; der Schaufeln dumpfer W e c h s e l k l a n g , Vofs; W e c h s e l l s u f , Wechselfiber, Wechselfarbe; die W e c h s e i s c h e i.b e des M o n d e s , — die abwechselnde, veränderliche Scbeihe ; W«chselgcspräch , Wechselkampf, Wechselneigung. Und über den Jammer Apol bewegt, den Parken einen W e c h s e l t o d abdringend; Gothe; — gleichsam einen Todestausch. Heere zum W e c h s e l m o r d e dingen. Raml. Aber gotge«andte W e e l i a e l w i n d « treiben Seitwärts ihn der voigcstekten Fahrt ab.

Göthe. — Und in eigner Mordlust fallen sofort durch W e c h s e l w u n d e die Bieder. Vofs. H a u p t , — ( p r i n c i p a l , capital;") Hauptinhalt, Hauptubel, Hauptfehler, Ilauptverbrechen, Hauptsache, Hauptbegrif, H a u p t w o r t , Hauptman, Hauptpunkt; etc. G r t r n d , — G r u n d l a u t , Grundsaz, Grundstof, Grundlage, Grundfarbe, Grundton, Grundfeste, Grundsaule; etc. g r u n d v e r d e r b t , aus dem Grunde; grundehrlich , grundfalsch , grundhaslich , grundschlecht, grundhose; etc. — das römische per und prae in praevalidut, permpgnus; etc. Diese Form ( i a Beiwortein,)

"t»

203

1105

M i t t e l w e s e n , Mittelstand , M i t t e l f i n g e r , Mittelpunkt, Mitteliosel, M i t t e l z i m m e r , M i t t e l t ü r ; etc. D o p p e l , — ( d o u b l e ; ) D o p p e l a d l e r , Doppellaut, Doppelgestalt, Doppelton, Doppelbegrif, Doppelsin . D o p p e l w o r t , D o p p e l g e i c h l e c h t , Doppelquel, D o p p e l p u n k t , D o p p e l r a h l , D o p p e l f e s t , Doppeifas, Doppelchor, Doppelkin, Doppelschwanz, Doppelhüg e l , Doppelflinte, D o p p e l t i r a n n e i , G ö t h e ; Doppelantl i z , V o f » ; das vultus ambiguus des H o r a z ; das canusische D o p p e l g e p l a u d e r , V o f s ; Canusini mort bi• Unguis. — So sagten die K ö m e r : bicornit, doppelh o r n i g ; bigentrus, bicolorus, doppelfarbig; biceps, dopp e l b a u p t i g ; bitlinium, D o p p e l s i z ; bivium, D o p p e l w e g ; bicorpor, doppelleibig, biJoris, bifurcus, doppelzinkig; hijorus, doppellöcherig; bimaris, bivertex; etc. D o p pelgestade , D o p p e l a n f u r t , D o p p e l s i e g , J. P , Doppell e b e n , J. P . D o p p e l f l ö t e , D o p p e l s p r a c h e , Doppellarve, J . P. D o p p e l g e s i c h t , D o p p e l g e s c h e n k , J. P . der d o p p e l r u d r i g e K a h n , V o f s ; birtmis. Lieblich, horch, zur feinen D o p p e l l i p p « Hat der Hirt« sich ein Blat geschaffen. Und verbreitet früh schon durch die Auen Heitern Vorgesang mittagiger Heimchen. Göthe. C a m p e h a t das französische alternative durch W e c h s e i f a ] ausgeJrukt. D i e F o r m ist untadelhaft. D o c h möchte ich f ü r einige Fälle D o p p e l w a h l in Vorschlag bringen. E r hat die D o p p e l w a h l zn siegen oder zu sterben. H i e r w ü r d e , d ü n k t mich, W e c h s e l f a l nicht so gut sein. D e m lateinischen bi entspricht auch unser z w i e in z w i e f a c h , Z w i e l i c h t , Z w i e t r a c h t , Zwiegespräch, zwiefältig zwiegespalten, bifidus; zwiegestaltet, biformis; Z w i l l i n g e , ( f ü r Z w i e l i n g e ; ) z w i e g e t e d t , zwiejje-

"O*

ao6

Spumea

909

t e m i f e r o tuh pectore

murmurat

in

Ja. Virg.

Diese Forin war in Beiwöitern und Wechselwörtern zumal den Römern sehr gelaufig: S e m i p u t a t a

tibi Jrondosa

vitis

m ulmo

est. Virg.

— Semiusta

madescunt

Roboia. Sem

V'Tg' es am

praedani

et vestigia

foeda

relinquunt. Virg.

Semibovem

que

virum

,

s emiv

irumque

Die Franzosen umschreiben sie durch a

bovem Oitd. demi

oder

demi.

Noch bemerke ich dafs in vielen der angeführten deutschen Bezeichnungen: H a l b s t i e r ^ Halbro*, halb» f a u l , halbtodt, halbnaht, halbgothch; etc. das Schlusw o i t , ganz gegen die W e i s e unserer nie fixesten Zusammensezungen, den Ton auf sich zu ziehen scheint. Auch die -Endungen unserer Zahlwörter lasse ich hier auftreten, die giöstenteils in die Klasse der eben aufgestelten Worteinungen gehören: Fach,



( p l e x : simplex,

duplex, triplex,

multi-

Ctc auch duptus, t r i p l u s , cjuadruplus; etc.) Der Franzose hat hier sein s i m p l e , double, tnpley aber ei geht nur bis z e h n , und schon- ( j u i n t u p l e t sextuple, s e p t u p l e , o c t u p l e , nonuple, dccuple klingt fremd. W i r t a g e n : e i n f a c h , mcbrfach , vielfach, zwiefach, dreifach; ctc. zehnfach, clffach; etc. zwanzigfach, einundzwanzigfach , etc. dreifsigfach, etc. hundertfach, ctc. Hier hat der Fianzose auch centuple. Tausendfach, millionenfach ; etc. plex;

I.

••©•

210

Schil. — ucr in die Runde umgeht; Zurtikruf 1 , V o i s ; Fortschwung, V o f s ; Fortlauf, Umlauf, Vorhaus, Vôrhàlle, Voi werber, Mitwerber, Nach Werber, Göthe; Mitschwester, Mitbrudèr, Andrang, Anlauf, Nebenverdienst, Nebenerwerb, Anfsenglanz, Aufsenseite, AufsenweTt, Aufsentat, Klop. — gleichsam das Aiifsere, der Schein der T a t ; Zusammenkunft, Zusämmenlauf; — weil die Musik nichts anderes ist als ein H i n s p i e l zu allen Gestalten, ja gleichsam ein V o f s p i e l aller Gestalten. A r n d t ; rükgängig, zugänglich, mitkundig, Umschwung, Emporschwang, umgehbar, Mitgefühl, Misgeschik, Mislaut, Miston, Mishauch, V o f s , Abflus, Zusainmenfius, Veiflus, Nachflus, Einflus, Uberflus , Ausflus , Umdammerung , Umscbattung , Uberfras , Ubertiunk, J. P. aufsergewohnlich, übernächtig, Schill. Ein ü b e r n a c h t i g e s Geschöpf der Hofgunst, — das in Einer Nacht aufgegangen ist: ein gediegener Ausdruk, den auf»er dei unsrigen keine andere Sprache kent. Ephémère, t a g w i e r i g , Wiel. ist etwas auderes. Man konte daraus das Nenwort U b e r n a c k t l i n g bilden , um ciuen schnei emporgekommenen Glukspilz zu

««

ais

A"

bezeichnen. Da» Aufserweltlicbe, J . P. das Aufserraenschlicbe , Götbe ; aufserbäuslich; a u f s e r a m t l i c h e Tätigkeit, W o l f ; a u f s e r g ^ r i c h t l i c h e Eimordungen, alg. Zeit, da« Vorsiináflutliche, J . P. der Vorl e z t e , l'avant - dernier. — S o : v o r a d a m i s c h , vorroosaisch , vorhomerisch, vorhesiodisch, Vofs; vorgermanisch, vorchristlich, vornizenisch, vorkantisch ; etc. und umgekehrt: n a c h k a n t i s c h , nachhomeriscb; etc. Solcher aus einem Vorworte und einem von diesem bestirnten Nenworte bestehenden Beiworter ( v o i a d a m i s c h heist, was v o r A d a m w a r ; } besizen die Roiper nicht w e n j g e , — eine Form, gegen die unsere Sprache sich oft stráuht. Die bald anzuführenden Zusaipuiensezungen e x t i n g u í s , exlex, depihs, deplumis, amtns, segiex, etc. gehören, zum Teil wenigstens, hieher. So sagten s i e : c i t c u m f o r a n e u s , subarmaUf, lispadanus, transpadanus, cisrkeuanus, transrhennnus, uberrheinisch;) cisalpinas, (cir a l p i n ; ) transalpines, sublucanus, anlelucanus , perdius, pernox, iompernis, inauris, ( d i e s W o r t komt zwar nur als Nenwort vor. ein O h r g e h ä n g e ; scheint aber eigentlich ein Beiwoit zu sein: i n o h r i g ; } subcoelestis, transmannus, intermestris, ultramundanas, extramundanus, (aufserweltl i c h ; ) extramuranus, perennis, (woraes perennare, welches W o r t ' W o l k e durch das neugeprägte f o r t j ä h r e n , w i e wich dünkt, íecht gut ubersezt h a t ; vielleicht konte man auch mit Beibehaltung der lateinischen

•) Reimarus zudrucken , sekten.

gebraucht,

um das griechische ftlT8i aus-

das W o r t o h n f ü f « i g :

o h n f u f s i g e In-

Eine widerstrebend^ Zusnnvmensezung.

Gef.it-

liget und dem Geiste unserer Sprache angemessener ist

1 u s 1 o 8.

319 Form t i b e r j a h r e n sagen , w i e ü b e r n f t c h « t e n ; ) antenuptialis, postauctumnqlis, ( vorhochzeitlich, nachhochzeitlich, vorherbstlich, nachherbstlich, würde w o l Zu ertragen s e i n ; ) posterganeus, Arnob'. für -postier gantus; pomeridianus , fiir postmeridianus; anlemeridianus, (vormittagig, nachmittagig;) subrunuis, JJ'Hcerus , (sine cera , — sincere,•) tramfretanus, transmontanus, circumtnuranus, interamnus, intertus, interlunis, sublunaris, ub l u n airelubjugus oder subjugis, subotularis y subrennlis, subfolaneus , (iuA solo subsolar nus, (sub sule subtegulaneus, subterraneus, (Souterrain, unterirdisch;) subaquaneus, subvesperns, sttburbanus; eto, TNIanche solcher Wörter bildeten sie wieder zu Nenwörtern um: 1 n t e rmundi um , interlunium , internodium, i'i/e/ nundinium , inlerscalmium , i/ifij tignium ; etc. Auch Stipendium ( s o u r c i l , ) möchte w o l hieber gehören, von einem alteien Beiworte supercilius, um, ü b e r w 1 m p r i g odei besser u b e r w i m p e r l i c h , w a s über den Wimpern ist. S. S. 69. — Ursprüngliche Nenwörter nach dieser Form hatten sie nur wenige: t x e o n * s u l , extjuatstor, (auch getrent: co 11 sule, ex

aao.

in

den L i t t e r a t u r e n

lebhaft empfanden,

2 2/f

anderer auf

g e g e n , z u , wider, nach, vor, das trenbare -dureh und um widerstreben oft: u n e n t g a g e n g e s t o f s e n , unzugewälzt, un vorgepredigt ; ein u n d u r c h g e s t o » Ts en er Degen; etc. Tätlicher Wechselwörter mit der Verneinung gibt es in beiden Sprachen, der deutschen und der französischen, nicht v i e l : nent,

ignorant,

impuissant,

intolerant,

impudent,

imprévoyant,

imperti' indépendant,

238 insignifiant, intempérant, insouciant, inconùstant, insuffisant; — u n w i s s e n d , unbedeutend, unzusammenhängend, ungelmlirend, unversiegend, unentsclicidend , ungeziemeßd , unzureichend , unvermögend. I>och haben unsere Schriftsteller auch diese gute Foun Ifu bearbeiten angefangen. V o f » hat o n b c l o h n c n d , unschonend, unbe*eichnend, u n e r b a r m e n d e r S i n ; u n a l t e r n d e s Gold; u n e i n l a d e n d e s Felsenge» kluft; u n l i e b e n d e Seele; u n w a i i k e n d e Treue; u n d a n k e n d e Aschc, — Und nie u l i b e l a s t e n d und unschwer Kan die pelitche Lanz' unkriegriseben Almen erscheinen. W i e l a n d : unwissende und u n d e n k e n d e Ausleger; S c h i l l e r : Zu der Mutter will ich dich führen, Eine u n b e g l ü k k e n d e Last. Joli. M ü l l e r : u n b e l e i d i g e n d ; Klopstok. t i n b e w e i s e n d , u n a n s t o f s e n d e s Schrittes. G ö t h e sagt sogar: Hoch baut die Schwalb' am Architrav, U n f i l h l e n d welche Zienat sie Verklebt. und V o i s : — u n w i s s e n d dafs Vater Homer dich umschwebte. w o da» Wechselwort nicht als blofses stellt, sondern zeitwortlich wirkt.

Beiwoit

So wurden die Wörter u n v e r z a g e n d , nnerq u i k k e n d , unbelustigend, uuergozend nichts W i d e r s t i e bendes haben. Auch bei den Romern w a r diese Form nur uneig i b i g : i n s c i e n s , msperans, inopinans, impottns,

239 innocem, insipiens, ineogitans, inerrant, immerent, inelens, Lucr. mtemperans, inkolerans, inconveniens. Nott nie in dieent

e haec fiunt.

Hiebet sagt D o n a t u i : »st, sed apta irascenti."

„ Nimü dum

Ter. eomppritio

D e n französischen Zeitwörtern immortalitert imputierter, improviser, improuver, iitcommoder, indemniser , inßrmer , invalider , ignorer , innocenter, intfuiiter können w i r unsere v e r u n t r e u e n , veru n g l ü k k e n , verunedeln , beunruhigen , veruneioen, verunreinigen K v e r u n l a u t e r n , verunglimpfen, v e r u n e h ren , verunstalten, v e r u n z i e r e n , v e r u n s i n l i c h e n , verundeutlichen , verundeutschen, v e r u n r i c h t i g e n , etc. entgegenstellen. V o f s sagt mit einer leichteren u n d gefälligeren F o r m : u n z i e r e n , Unehren, — w;ie u n t r ö s t e n . Nieb. D i e s e W ö r t e r sind alle aus N e n w ö r t e r n oder Beiwörtern gebildet: U f i t r e u e , Ungliik, u n e d e l , Ungestalt; etc. Von reinen Zeitwörtern haben w i r keine Ableitungen dieser A r t , — das aus den N i e b e l u n g e n angeführte u n t r ö s t e n etwa abgerechnet, w e i c h e t sich aus der Sprache wieder verloren hat. C r t m e r , der freilich alles niederschrieb, was ihm eben in die Feder l i e f , sagt u n v o r h e r s e h n ; w o r ü b e r er sieb jezt f r e u t (ltfs ers im Ditcours nicht u n v o r h e r g e s e h n . — W i e er wol die Gegenwart hier w ü r d e gebildet h a b e n ? o b : ich sehe u n v o r h e r ? o d e r : ich unsehe v o r h e r ? o d e r : ich unvorheTsehe? D i e R ö m e r , die übrigens w i e die Franzosen di« Form u n t r ö s t e n k e n n e n , besieen der verneinenden Zeitwörter im G a n z e n gleichfal» n i c h t viel: incestare,

ignornrg, inf.amare, insipere, infelicitare, Plaut, improiare v imßrma'-re, uic/uietare, incommodfire, injutuiri, indecorare.* P f l i n i u s sagt: Nam juvenes adhuc conjusa yunedant et ifuaJi turbata non indecent. Unsere sächwörtlichen Zeitwörter machen w i r durrli den V o i l i n j h i c h t ?u verneinenden: D a s Sein und das N i c h t s e i n , das N i c b t d e n k e n , das N i c h t w o l l e o , da» N i c h t k ö n n e n , das N i c h t e s s e n , das N i c h t t r i n k e n , das Nicbtlicben, das Nichthasten , d a s N i c b t t u n , das Nicht lassen, das Nichtschlafen , das N i c h t w a c h e n , das Nicht» hören, das Nichtfuhlen, das Nichtschmekken, das Nichtr i e t b e n , das Nichtgehen, das N i c b t r e n n e n , das Nichtl a u f e n ; da» N i c h t t c h w i z e n bei dieser K r a n k h e i t ist äufsertt gefährlich; Dasein oder N i c h t d a s e i n ; etc. A u c h u n t e r e Verbalwörter in u n g und c r und a f t u n d n i s : Die D e h n u n g und N i c i i t d e h n u n g der Selbttlaute; die N i c h t r a u m u n g einer F e s t u n g ; ein N i c h t d e n k e r , ein Nichtdichtei'; Herd. N i c h t t e i l n a h m e an einer Sache; N i c h t u b u n g , Nicht Vermischung; Herd. Nichtkenner, Nichthöflichkeit, — e t w a s milder als U n h ö f l i c h k e i t ; N i c h t h a l t u n g eines Versprechens ; Nichtgemeinschaft; N i c h t a c h t u n g , schwächer als V e r a c h t u n g ; N i c h t e r s c h e i n t a n g vor Gericht; ein Nichtgelehrter; Bildung oder N i c h t b i l d u n g des Geistes; N i c h t t a t , — U n t a t w ä r e etwas ganz Anderes. N i c h t c h r i s t , — von Unchrist ganz verschieden , — wie Nichtmensch von Unmensch* Diesen Vorling können w i r , in Gegensäzen z u m a l , unzähligen W ö r t e r n vorheften: D a s Ich und das N i c h t i c h ; das D e i n und das N i c h t d e i n ; das L i c h t und das N i c h t l i c h t ; G o t h e ; der Glaube und der N i c h t g l a u b e ; B a s e d o w ; der Besiz und der N i c h t b e s i z ; das Schone u n d das N i c h t s c h o n e ; das Gute und das N i c h t g u t e ; das Wirkliche u n d das N i c h t w i r k l i c h e ; das

das Schikllche und daa N i c h t * c h i k 1 i c h e ; etc. Nach der Analogie von : entmannen, entweihen, entj u n g f e r n , die Manheit, 3ie W e i b h e i t , die Jungferschaft n e h m e n ; zum N i c h t m a n n e , N i c h t w e i b e , zur N i c h t j u n g f e i machen, kan entkönigen sehr gut heifsen : die Köni®swurde, das Königtum n e h m e n , oder zum N i c b t k o n i g c machen. — D i e Franzosen kennen auch diese F o r m , w e n n schon sie sie ungleich seltener anwenden als wir : des drames non-drames, la non • existence, non-existant,- etc. Die Römer gebrauchten gleichfals neben ihrem in noch ns oder nec: Ego viridis algida IJae ne am ic t a loca colam. Cat. „Neamicta, sagt J o s . S k a l i g e r , ut neemancupi, nefunera, nesapus. Ç. Ter. Scaurus Nam, induit, ne pro non positum est apud antiquos, ut ne fr ende s porci, qui jabam jrendere non possunt; ne f ap u s, qui non sapit ; e t c . " Auch ne ja s und nef arius und nefandus und nefastus gehören hieher ; auch nescius, nullus, nemo, (nehemo, nehomo : wenn schon man nemo homo findet — iin F l a n t u s , z . B . im T e r e u t i u s , ja selbst im C i c e r o ; ) nusquam, necjueo, ne quam, neij uitiei, nolo, (nevis, nevolt hat P l a u t u s ; ) negotium , négligent, needum , necopinans ; etc. — eben wie bei uns: N i e m a n d , nimmer, nirgends, nie, noch; — das leztere aus a u c h , wie nec aus ac. Sonst dnikken die Franzosen die Verneinung noch durch de, des oder dis und durch me a u s : déi ais ou, deculore, déshonorer, detromper, de,)laire, ( duphcere ; ) demiler, déshabiller, (debrutaliser, welches die Maikisin von R a m b o u i l l e t nach dieser Analogie gebildet, scheint nicht Wurzel gefast zu h a b e n ; ) dts°race, disconvenur, mécontent, dépourvu ; etc. (decoLor are, deI. 16

242

> Jaemie,

dtjuiare

suescrre

, drmcns;

eine B e r a u b u n g , heiligen, wirren, Klop.

Plaut,

1

auf e i n e E n t b l o f s u n g h i n d e u t e t :

ciitc t u e n ,

entkleiden,

verhant,

encsinlichen , e n t t a u s c l i e n , entzaknt,

fntscluuiracit,

mis:

n i c h t l i t l f e n ; dediscere,

de-

etc.) — w i e w i r d u r c h e i l t , das auf

entgrast;

entniastet, etc.

durch

entent-

entlastet, Vet

uad

misvergnugt.

N e b e n diesen F o r m e n haben w i r noch eine andere, die gleichfals fiu verneinend g e h e n französische hat.

I t a n , u n d dei d i e

Sprache nicht» Ähnliches

entgegenzustellen

E s ist da» S a c l ^ w o i t e r n a n g e h ä n g t e l o s ,

g e l t e n d m i t d e m »Ipha privntivum

(gleich-

der G r i e c h e n ; )

wo-

d u r c h w i r die A b w e s e n h e i t d e s im I T a u p t w o r t e a u s g e driil.ten B e g i i f s b e z e i c h n e n . * )

D u r c h dies A n h a n g s e i ge-

w i n n e n w i r eine unubeisehliche M e n g e von B e i w ö i t e r n u n d N e b e n w o i t e r n : h u i ( l o s , g i u m l l o s , heillos, k r a f t los,

spiachlos, sinlos, sorglos, luchlos, treulos, trost-

los, tonlos, wehrlos,

dienstlos,

ehrlos,

gewissenslos,

furchtlos, herrenlos, lieblos, leblos, n o d o s , Wiel. unnötig: eine



brodlose

ist n o t l o s Fiuust;

uferlos,

stimmlos,

harmlos,

gohoilos,

los,

gefühllos,

Gotlie;

zu

schlaflos,

rastlos,

geschniahlos,

b a h n l o s , Schill,

ein f r o ^ l e l o s e r t a c h ;

Diese

bugellcs,

zopflos, J. P.

gesichtslos,

aervenlos,

beschreiben;

für

brodlos, hirnlos, geistlos, geruchfarbenlos,

Niebel;

A n a l o g i e stellt s o - f e s t ,

d.il's w i r n a c h

drr-

felben noch mit jedem Tage n e u e W o r t e r uns schallen durten.

Beispiele liefern u n s e i e D i c h t e r zu l l u n d e i t e n .

das h a l t e ,

f l a m m e u l o s e Jaln hundert;

die

gatten-

*) P i e s e Torni gcliuit, so wie die folgenden, zu den S. >92 11g. angeführten bciwuitlitlien Zusiuiimtiisezuiigcn.

A43

««

l o s e E u l e ; V o f s ; der t a u m e i l o t e W e i n ; I f j o p . da» k l a n g l o s dumpfe Hohlenreich der Nacht ; Götlie; der b l a t l o s e Steugèl^ G o t h e ; ein w e g e n l o s e r Scliatten ; Schill ein w i l l e n l o s e r F ü r s t ; ¿er a ü g e n l o s e Gre is ; Schill, die h ü l l e n l o s e U r a n i a ; Schill, das s c r h l u i n m e r l o s e L a g e r ; Bürg, die ganze Natur schwieg h a u c h i o > ; Bagg. eine b u c h e r l o s e M a f s e ; W o l f . V o f s s a g t : Zevs schaffmafilige, l a u t l o s e H u n d e ; die f l u g e . U q s e n B o t e a d e n ; die w u r z e l l o s e E i c h e ; g e l e n k . l o s e Glieder t das Gewässer schimmerte . w i n d l o s ; der g a u l l o s e M a n r ; des Lesbiers' r a u s c h l o s e B e c h e r ; k a m p f l o s J a n ao)t' euch das Ehrengeschenk s e i n ; s t im l o s e s G e m u r m e l ; die g u i t l o s trozehtfen F r e u n d e ; s c h m u k l o s e Benenn u n g ; w u t l o s e P o n t e n ; der j ä c h l o s e K a n t a b r e r ; der t r ä n e n 1 o s e P l u t o ; „ der l o b l o s e G a s t ; die s t a u b l o s e P a l m e ; der h a u s l o s e M i e t l i n g ; die g e s c h e n k l o s e H a n d ; des Kaukasus g a s 11 o s e Jähen ; der Vögel f e d e r l o s e B r u t ; der z o t t e n l o s e Bok ; die b l u t l o s e Kehle. — U m s o n s t ; denn o h r l j o s ut^ er u n d h e r z l o s . G r a b l o s meinst du die stygischo Flut und der Furien eru9te Strömungen anznschaun? — Dich, o du Teurer, Hascht' er am Schwaaz und fügte die zottige Leud' auf den Schleifsteui, Den der berufne Gesel umdreheto, dafs du g e s i s l o * Schriest. W ie1an d : Auf einmal stürzt au* w o l k e n l o s e n Hbhn Zikzak ein feurger Stral herab. 16 •

»D*

£44-

Klopstok: — Denn e r d l o s Kirnen »om Ganges — Seelen ¿er Kinder. Widerstehst du vielleicht t a u l o i dem Ozean, Wütet?

Wan

— das N a m e n l o s e war j e « von den Schwestern geweiht —

fl57

069

«

ist blos Z u s a z : m cdioamen, medicnm entumi fundamcn, fundamtntum/ strömen, stramentum; monimen, monimentum ; levamen, levamentum; cognomen, cognomontum; tegumtn, tegumentum, e t c . ) fuod blanditur; levamen,

391

994

^

Malerisch auch durch Gegensaz. — Und «clieint .nicht jeder Kus Sein kleiner JVIuod d e m i h r e n t u e n t s i o g e s ? Wiel. Und in der Hand der Diener e n t w i r b e l t e den F ak k e 1 n Fernhin stralender Glanz. Da umschwirt dich kein Insekt, Kein», d u d e i n e r B r u s t u n d Rah' und Heiterkeit e n t n e k t .

brennenVofs.

Wange Bürg.

W a h r h a f t , oder zum Schein e n t w i m m e r t e n klagende Seufzer J e n e m S c h e i t , da ein Raub unwilliger Flammen er biante. Vofs. Jezt e n t w u i c h *ie zuerst in Ambrosia jede Beflekknng I h r e m r e i z e n d e n W u c h t , und salbt' ihn mit lauterem Ole, Fein und ambrosischer K r a f t , von würzigem Dufte durchbaisam t. Vofs. Aus dem Geklüft vorbrechend des stets unfreundlichen Abgrunds, Kam mit Alckto Tisifone her, und die grause Megära, Welche d e m t r o k k e n e n K i e n e n t s c h ü t t e 11 e u Flammeu des Todes. Vofs. — Aber der Hausknecht Fing den sprühenden Funken des Stall in schwammigen Zunder, Fast' ihn in tiokkene« L a u b , und schwang m i t Gewalt, bis d e m d i k k e r n O u i l m aufleuchtendes Feuer e n t l o d e r t e . Vofs.

..?>

295

jo6

auch zum T e i l die aus der W u r z e l des Zeitwortes unmittelbar entstandenen B e n e n n u n g e n : T r u n k , Dank, L i e b e , Z u g , S o i ^ e , R i s ; ctc. D i e Formen , welche diese sehr ergibige und w e i t durch die Sprache reichende Analogie uns l i e f e i t , zerfallen in Hinsicht auf ihr Aiifseres in solche, die vich mit einein M i t l a u t schliefsen: H a n g , S c h i c k , G a n g , T i i t , B r a n d , F r a s , Trank, . T r u n k , Z w e i « , S c h w u n g , S p i u n g , D a n k , F l u g , Zug, B u g , Bült, S a z , Verlag, Verlust, Spa», S i e g , Kneg, S i « , B u n d , B r u c h , Z w a n g , Has, F l u g , B l i » , Abschied, Schnit, H f e h , S t i c h , G n f , S t o s , S c h l a g , Scherz, Schirm, G e w i n , Verkehi , Verstand, V e r h a l t , Ortsvors t a n d , Mrgistrat des Ortes, H e i d d b . Jahrb. Verderb, Verschlus, V e r h a k , V e r b a u , T r i e b , T r u g , Schrei, S c h a l , F u n d , Bei eich, H a i , T o n , Schlus , Fal, F a n g , F l u » , W i n d , Strom, W i n k , S c h a u d e r , Umtausch, Bedacht, D r u k , A u s h u b ; etc. D i e s e sind manltches Geschlechts; die folgenden w e i b l i c h e s : G l u t , T a t , M i t g i f t , S t l i l a c h t , D a u e i , L a u e r , Tracht, Flucht, G r u f l , Trauei , H u t , A n t w o r t , T r i f t , V e r n u n f t , Ank u n f t , A c h t , S c h e u , Scham,- K l u f t , S c h a u , Rast, W a h l , S c h r i f t , F l u t ; etc. Geschlechtlos sind nur w e n i g e : S p i e l , G i f t , Band« etc. und in solche, die mit dem gesenkten e a u s g e h n : W e t t e , R a c h e , L u g e , R ü g e , Leuchte, Schneide, Aussage, F i e u d e , Klouune, St uze, Scheide, S p r a c h e , R e d e , F r a g e , S c h w e b e , S c h w e m m e , L a g e , K l a g e , Rolle, Gabe, Habe, Wegnahme, Weinlese, Quelle, (das m.iuüche ist Q u e l , ) B a r e , ( v o n b a i e n ; ) T r a g e , S o r g e , S p i n n e , F l i e g e , S c h w i n g e , B l u t e , Blume, ( w o l aus einem veralteten b l u m e n , w i e N ^ n i e n aus n i e m e n , wclches noch in einigen Gegenden gc-

»fr

307

H. Vi 11 e r s diesen Saz so unbedingt hinstellen? Unsere Endsilben l i n g und e l , fiir die Zeitwörter e i n , entsprechen völlig den französischen ace und nüle und aillei(rimailler.) Auch sie hingen oft drin Worte, dem sie «ich anschliefsen, einen verächtlichen Nebenbegrif an : ein K l i i g l i n g , ein Zartling, ein Wizling, ein Diiraling, ein Duokling, ein Frostling, ein Selbstling, ein Finsterling, ein Gräml.ng, ein Höfling, ein Reimimg, (Reimschmidt, auch Renn» b o l d . Denn auch die Silbe, b o l d — ehemals m a c h t i g , k ü h n , — spricht jezt in den Wörtern, mit denen sie sich verbindet, einen tadelnden Nebenbegrif aus: T r u n k e n b o l d , Kaufbold, Zietbold, Schmukkebold, Schlagebold, Wizbold , Saufbold , Jagebold , Minnebold; etc.) — ein Wisling, ein Wimmcrling, ein Wollüstling, ein Dichterling, ein Wustlihg, ein Siisling, en ai •

M i e t l i n g , ein T J r r s c h e r ü n g , ein S p ä s l i n g , ein Sclionl h i g , ein Z i t r l i n g , ein W c i b l i n g , ein S c h w ä c h l i n g , W e i c h l i n g , ein E i n d r i n g l i n g , ein Scheitiling, J a h n ; ein V o r z i i n m e r l i i i g ; J a h n ; ein K ü m m e r l i n g ; J i » h n ; ein Schrift: i ng ; Vofs ; ein schlechter S c h r i f t s t e l l e r ; ein S c h m i e d i n g , ein A u s w ü r f l i n g , ein F e i g l i n g ; Kaiser und K a i s e r l i n g c ; Göthe. l i l o p s t o k s a g t : W i r weinten TJninut, dafs uns der R ö m e r Rom Z w a r nicht beherschte, aber doch peinigte; Und blutig ist die andre Träne, Dafs nns der R ö m l i n g e Rom beherschet.

W i e b e d e u t e n d hier der Gegensaz z w i s c h e n R öm e r und R ö m l i n g e ! — D i e s e F o r m gilt zunächst f ü r Personen. In e l : M ä d e l , L i e d e l , G e s i n d e l ; etc. Doch ist diese in Siiddeutscbland sehr lebendige A n a l o g i e f ü r die Schriftsprache bisher n u r w e n i g bearbeitet w o i d e n . — Auch die W ö r t e r G e s p r ä c h s e l , G e m e n g s e i , Ges s h r e l b s e l , etc. w e n n schon zu einer anderen F o r m geh ö r i g , treten oft mit detn A u s d r u k der V e r a c h t u n g a u f . In e i n : ( Z e i t w ö r t e r ; ) l i e b e l n , k l ü g e l n , reim o l n , ü b e n n ü t e l n , alg. Zeit, g e i z e i n , k a r g e i n , sorgein, s c b e l m r l n , siifseln, h o r c h e i n , w i z e l n , spötteln, fra$eln, S c h i n l i ; g r ä m e l n , s c h ö n g e i s t e l n d e F r a u e n ; Vergl. S . 41. D i e s e B e z e i c h n u n g e n geben uns P e r s o n w ö r t e r : D i e b l e r , Klüglet-, R e i m l e r , S e l b s t l e r , Andächtler, E m p n n d l e r , E i n b i l d l e r , D u n k l e r , K r i t l e r , Frömler, W i z l e r , G r ä m l e r , V e r s l e r , Su-sler, I l o r c h l e r , R ö m l c r , B ! u n a o e r ; D c u t s c h t ü m l e r ; A l g . Zeit. etc. — u n d W ö r ter f ü r die H a n d l u n g : A n d ä c h t e l e i , L i e b e l e i , Klüg e l e i , R e i m e l e i , S e l b s t e l e i , H e r s c h e l e i , Frömmelei, Empiiudelei, Einbildelei, Eifersüchtelei, (von e i f e r s ü c h t e l n , l.lcinliche E i f e r s u c h t h e g e n ; ) l i r i t e i e i ,

3=5


, Sprachfegerei, Pralerei, Yielwisserci, Kriecherei, Wortklauberei, Wahrsagerei, Wortmenger e i , Sprachinischerei, Dolmetscherei , Augendienerel, Vornehmtuerei , Allessagerei , Schmiererei , Reimerei, Schreiberei, Schönheitsucherei, Je6uitenriccherci, Schönredneiei, W o l f , etc. Auch die unmittelbar aus Nenwoitern geprägten : V i e l s p r a c h e r e i , Jahn ; Schulfuchserei, Gekkerei, Vielweiberei, Vielmännerei, Vielhomererei, VoCs; Schelmerei, Buherei, Schufteiei, P e d a n t e m , Sofisterei, Poeterei; etc. A u f k l ä r u n g ? Nein! A u f k l a r e r e i ! sagt V o f s in seinem L i c h t s c h e u e n . — A u s 1 ä n d e i e i nent K l o p s t o k veidchtlich den ungezügelten Gebrauch ausländischer Wortformen. Durch das W o r t R e « e n s b u r g e r e i , ( von l e g e n s b ü r g e r n , ) bezeichnet er den abenteueilichen, lächerlich steifen Reichskanzleistil. So D u l d e r e i , in Gegensaz der D u l d u n g ; A u s s p r e c h e r e i , in Gegensaz der guten A u s s p r a c h e ; AI w i s s e r e i , in Gegensaz dei Alw i s s e n h e i t ; W i s s e r e i , des W i s s e n s ; D o l m e t s c h e r e i , der D o l m e t s c b u n g ; T J r t e i l e r e i , des U r t e i l e n s : W i e mus über solchen aus dem Sumpfe der schnödesten Unwissenheit geschöpften Tacjel Bagg£sen lachen, wenn der Zufnl ihm diese U r t c i l e r e i in die Hände f ü h r t ! D i e Verskunst, sagt K l o p s t o k , geht in Ansehung der W i e d e r h o l u n g eben den W e g , den die Musik geht. W a r e es doch uberilufsig a n z u m e r k e n , dafs hier diejenige W i e d e i l i o l e r c i nicht könne mitverstanden w e r d e n , die uns unaufhoi-

5»7

368

350

35 6

H a i u n d S c h a l von gleicher B e d e u t u n g , die nicht m m c W an Ableitungen fruchtbar s i n d : W i e d e r h a i , f i a c h h a l , Urhal, Nebenhai; M i s l a u t , Umlaut, Unl a u t , N e b e n l a u t , V o r l a u t , Nnchlaut, S e l b s t l a u t , M i t l a u t , B e i l a u t , U r l a u t , Z w i s t h e n l a u t , W o l l a u t , Übel« l a u t , G l e i c h l a u t , Gesamtlaut, M i t t e l l a u t , Doppellaut, A f t e r l a u t , " G r u n d l a u t ; etc. — Hierzu noch die F o r m e n : G e t ö n , M i s g e t ö u ; etc. das V e r h a l l e n , Vertonen, Verklingen, Zusammenklingen, M i l l i n g e n , Auskling e n , A n k l i n g e n , F o r t k l i n g e n , N a c h k l i n g e n , Austönen, Ü b e r t ö n e n ; etc. F e r n e r die P a a r u n g e n m i t N e n w o r tern: S i l b e r t o n , Trompetenklang, Schalrohr, Donn e r h a l , T o n k u n s t , T o n l e i t e r ; etc. — und mit B e i w ö r t e r n ; k l a n g r e i c h , tonlos, tonreich, klanglos, klangv o l , t o n v o l , h e l t ö n i g , e i n t ö n i g , e i n h ä l l i g , vieltönig, v o l t ö n i g , e i n t ö n i g , h o c h t o n i g , t i e f t o n i g ; etc. nebst den d a r a u s gebildeten N e n w ö r t e r n : T o n l o s i g k e i t , K l a n g losigkcit , Heltönigkeit, Emhalligkeit, Lautlosigkeit, V i e l t ö n i g k e i t , H o c h t o n i g k e i t , T i e f t o n i g k e i t , ctc. — die Z e i t w ö r t e r : e r t ö n e n , erklingen, erschallen, voitonen, n a c h t o u e n , n a c h h a l l e n , n a c h k l i n g e n , u i i s t ü n e n , misk l i n g e n , m i s l a n t e n , misb a l l e n , e n t t ö u e n , cnthallen, e n t s c h a l l e n , Tüop. e n t l d i n g e n , e n t l a u t e n , Völklingen, v e r l a u t e n , ü b e r t ö n e n , u m t ö n e n , u m h a l l e n , um klingen, u m l a u t e n , d u r c h k l i n g e n , durchhallen, durchschallen, ü b e r s c h a l l e n , tutönen , zuklingen , läuten , einläuten, zusammenlaufen, wiedertönen, wiederklingen, wiederh a l l e n , k l i n g e l n , h e r b e i k l i n g e l n , dahertönen, zurukliall e n , h i n u b e r k l i n g e n , e n t g e g e n t o n e n , Busammenlauten, z u s a m m e n k l i n g e n , v e r h a l l e n ; ctc. b e t o n e n , b e t o n t , u n b e t o n t , B e t o n u n g ; etc. G e l u u t , E i n b l u t u n g ; e t c . — die tätlichen W e c h s e l w ö r t e r : t o n e n d , u m t ö n e n d , mist ö n e n d , e r t ö n e n d , schallcnd , e r s c h a l l e n d ; etc. — Hier Ein. Beispiel unter v i e l e n , w i e f r e i urtd l i u h n unsere S p r a c h e i h r « Elemente vewi beitet.

357 Diesem ganzen Schwarme von Ableitungen, der •ich weit über die Hälfte noch vermehren liefse, wird der Franzose etwa 16 bis 2o Wörter entgegenzustellen haben. —• Auch die Römer, wenn schon reicher, kön» nen hier mit uns nicht in die Schränke;* treten. Sonui liefert nach G e s n e r 6$> Wörter. Tonus, welches 1 9 bietet, ist kaum hielier zu ziehn, da die Ableitungen mehr in das griechische Wörterbuch gehören, als in .das lateinische. E s sind durchaus nur wissenschaftlich» oder Kunstausdrukke. Clangor, ( K l a n g , ) und tonitus, selbst nur Ableitungen, ('aus clangare und sonore;') ha» ben keine Sipschaft. Endlich hesizt unsere Sprache eine fast grenzenlose Freiheit aus den Beiwortein in b a r , ig, lieh, sam, seligCTund haft vermittelst der Schlussilben h e i t und k e i t neue Sachwörter zu Jbilden, die den abgezogenen Begrif dieser Wörter gleichsam persönlichen. So können wir, aufser den schon angeführten Formen in m ä f s i g , artig, haltig, fähig, widrig, fertig, förmig, würdig, sinnig, süchtig, fatbig, heriig, such f e s t und l o s : K u g e l f e s t i g k e i t , FeueiCestigkeit, G i f t l o s i g k e i t , Sprachlosigkeit, etc. — noch eine Menge Zusammensezungen: g l a t l e i b i g , engbrüstig, vielsilbig, hartleibig, kaltblütig, volbliitig, vieldeutig, doppelzüngig, volgultig, voltönig, breitschultrig, schnelfüfsig; etc. mit Hülfe des Endlings k e i t zu Sachwörtern umschaff e n : G l a t l e i b i g k e i t , Engbrüstigkeit, Vielsilbigkeit, Ilartleibigkeit, Kaltblütigkeit, Volblütigkeit, Vieldeutigkeit; etc. — wobei die Franzosen wiederum zurukbleiben. Denn bekantlich wimmelt ihre Sprache von Nenwörtern, die ohne Beiwörter, und wiederum von Beiwörtern, die ohne Nenwörter sind: indes bei uns fast jedes Nenwort sein Beiwort bat und umgekehrt.

H>

358

Diese Leichtigkeit aus Beiwortern Nenwörter fur abgezogene BegiilTe au bilden, fehlt selbst dei lateininisrfun Sprache, d i e , wenn schon w e i t öfter als dir», französische, doch in Vergleich mit der unsrigen nur selten Beiworter zu Nenwörtern umschaft: c j u a l i t a s , Ulililas, mngnißcentia, procacutis, speciositrfl, humani• tat; etc. Die Ligenschaft von ihrem Gegenstände abzusondern uud als ein für sich Bestehendes hinzustellen, lag nicht in dem Geiste eines Volkes, dem fiuher die Tat alles, der Gedanke wenig oder nichts galt, und das •o sehr es in späteren Zeiten, von griechischein Beispiele gereizt, mit Filosofie sich abgab, doch nie einen Filosofen zu eizeugen taugte. — Zu jenen Vorteilen l;omt noch dafs w i r , w i e schon mehrmals bemerkt worden, unseie Zeitwoiter* unsere Bei- und Wechselwörter beinah r L u f t , und die l a u e L u f t ; die M i l d e , und die m i l d e \Yärme; etc. gleichfals zu Einer Wortklasse zu ziehn. Sol die Form die Wörter ordnen, so müssen wir unser veränderliches Beiwoit wiederum in zwei Klassen bringen. Denn bekantlich eischeint es anders, w a n der Artikel es begleitet: d e r g r o f s e ,

368

«a»

Yolltg unser k n r z gekleidet. — "Wiederum hat di« Framsosin manchmal das Nebenwort, wo in der Regel das Beiwort eintraten muste: cela eis bien, cela est malt il est bien loin, il est piis, être debout; etc. ganz nach der deutschen Weise : das ist g u t , s c h l e c h t ; er ist f e r n , w e g ; etc. I o : cet hommeci 1 cette femme-là, der Man h i e r , das Weib d o r t ; D u d o r t mit dem Stabe in der IIan'1! ist Auslassung: qui es t ici, (¡ui est là. Sich erlaubten! — D i e NebenwÖTter, wie schon oben gesagt worden, veibinden sich' nicht nur mit Z e i t w ö r t e r n , sondern auch mit Beiwörtern. G ö t h e und nach ihm S c h i l l e r haben oft vor Beiwörtern die unveränderlichen Formen so gebraucht, d fruchtlos

grünenden

lende K e h l e ; Fruchtland.

die

blutlos

g e h ö l z r e i c h

lech«

walleode«

Hier steht stat des z w e i t e n B e i w o r t e s ein das durch die B e z i e h u n g aufgelöst w e r -

die W ä l d e r ,

verdissent,

» u n g e s ä u m t , s c h n e i , u r s c h n e ] , h a s t i g , ei) D o c h : Ausgeartetes Kind einer unsterblichen Mutter, hast du d o c h mehr Herzen erobert4 all. Die weit edleres Gangs, edleres Anselms ist. Deine Schwester Iberilia. Raml. A b s e i t s , beiseit, seitab, seitweg, nebenbin, seitwärts , n e b e n , d a n e b e n , n e b e n b e i , n e b e n a n , nebenher, w e i t a b ; de coté, à, part, A l'écart, auprès, pris. — H e i m w ä r t s , auswärts, e i n w ä r t s , h i n e i n w i r t s , G ö t h e ; introrsum, (intro versum;) a u f w ä r t s , sursum ; abwärts, h e r a b w ä r t s , n i e d e r w ä r t s , deorsum ; a f t ^ à r t s , V o i s ; herwärts, hinwärts, landwärts, stadtwärts, wandwärts, Jahn ; m e e r w ä r t s , s t r a n d w ä r t s , r h e i n w ä r t s ; Göthe ; h i m m e l w ä r t s , e r d w ä r t s , Klop. o s t w ä r t s , n o r d w ä r t s , Südwärts, w e s t w ä r t s , t a l w ä r t s , t a l a b w ä r t s , stromauf« wärts; Göthe; s e e w ä m . bergwarts, waldwärts, windw ä r t s , alg. Zeit, herauswärt», »echtswärts, dextror-um ; l i n k s w a r t s , sinistrórsum ; anderwärt» „ aliorsum ; ail' leurs. — Z u r ú k , r ü k w ä r t i , retrorsum; «uklings ; en arriérera reculons. — H i n t e r , d a h i n t e n , hinten, dahinter, d o r t h i n t e n , h i n t e r w ä r t s , z u h i n t e r s t , hinter-

h e r , hintenher, hiritf rruks ; derrière, par derrière. — V o l a u f , z u h a u f , vorPeb, heim, dalieim, diesseits, jenseits, Lüben, d m b e n j céans, en deçà, au delà. — A b s e i t e n , allerseits. — B i s w e i l e n , zuweilen, jez u w e i l e u , unterwejlen, manchmal, mitunter, dazwischen, zwischendurch, zwisclienein ; L a v a t . quelquefois, parfois, de tems en tems, de tems à autre. — H a l b e r , w e g e n , meinethalb, deinet halb, seinethalb, meinetwegen , deinetwegen, seinetwegen ; etc. meinetwillen , deinetwillen ; etc. deswegen, deshalb, dieserhalb, daher, darum, dieseiwegen; à cause, c'est pourquoi, c'est pour cela que. — J J n l j n g s t , kuizlich, jungst, jungsthin, neulich, neuerdings; avant peu, naguires, recemment. — E i n a n d e r , miteinander, um« einander, nacheinander, übereinander, nebeneinander, durcheinander, auseinander, ineinander, voneinander, aneinander, aufeinander, hintereinander ; etc. l'un l'autre, l'un aprir l'autre, l\.n sur l'autre; etc. (einige Formen f e h l e n ; ) pèle-mele. — M i t , samt, zusamt; Sprachs, und m i t s a m t dem Mantel erhub er sich, fassend die Scheibe. V o f s ; nebst, benebst; avec. O h n e , sonder; sans. — G e n u g , satsam, (satis ¡) hinreichend, hinlänglich, zureichend, genügend; assez, snjffhnmment. — A b h a n d e n , vorhanden, zuhanden, überhand, allerhand; toute sorte. — Al» l e r w ä r t s , allerwegs, allenth^ben, uberal, alorts; partout, en tout lieu. — B i n n e n , anbeim, überein, faoehher, hochbin, f ü r b a s , barfus, baihaupt. — H i e r a u f , dun, alsdan, drauf, nachher, hernach, hiernächst, nochmals, #0

436

fend gemachter (eingeschlrifeiter) R a u s c h , ein giefsend gemachtes Glas , ein springend gemachtes (gesprengte) Ufei wäre baarei l^nsin. Man sieht aus die»eu Beispielen wie oft die Lemeikte Figur mit der oben eiwahnten Regel feindselig zusammeurent. K l o p s t o k sagt: Es t o n e t sein L o b — eigentlich hat er fieihch t o n e t ; aber aus dem Folgenden ist klar dafs er sich das Zeitwort als unuberleitend gedacht hat; denn er gebraucht auch r a u s . c h c n und l i s p e l n in dciselLen Beziehung; Es t o n e t sein Lob Feld und Wald, Tal und Gebüg; Das Gestad' 1i r i l l e t , e» d o n n e r t das Meer duirpfs bi ausend Des Unendlichen Lob. Es r a u s c h e t dei I l u n , und lein Bach l i s p e l t es auch Mit ernpoi. Gilt uns hier die Regel, so hat er sich fehlerhaft au»gcdruht; es müste heifsen : t o n e n , lullen, donnern, läuschen. Gilt uns aber die Figur, so hat ei ganz richtig gesprochen. Denn der W i r k f a l L o b geht dan nicht von t o n e n , hallen, donnern, rauschcn aus, sondern von dein verschwiegenen v e i k ü n d e n : sie v e r k u n d e n tonend, hallend, donnernd, lauschend s e i n L o b . Diese F i g u r , von dei weiterhin öfter die Rede sein wird , ist

4:37

fl-

ehen, exsecrari; verschlingen, deglutire ; verbieten, irtterdueret verändern, commutare; vmlachen, irridere; verflechten, implicate ; verharren , immunere i entsagen, renunciarei entblöfsen, denudare; entfliehen, e f f tigere t ernennen , denominare; erfüllen, implere; eröfnen, aperiref ergreifen, nssequi; erstikken, sußoeare; erdiclrten, effingere erneuen , renovare { erlernen, educere. — Dafs die lateinische Sprache einzelen Wörtern dieser Klasse völlig oder fast völlig gleichbedeutende entgegenstellen könne, hat.wol Niemand noch bezweifelt. Hier ist aber nicht von einseien Wörtertr die R e d e , sonderti von F o r m e n , geeignet eine unbestimte und unbestiaibare Anzahl von Wörtern zu liefern, die fclle Einen und denselben Nabenbegtif aussprechen; 1 und dfc möchten wir doch m/inche aufzuweiten haben, die uns Aus•schliefsend zugehören, mitbin aufser dem Kreise der Römerin liegen. Ich wil hier nur die Vorsilbe e r mit dem Nebenbegrif der Erreichung: etwa» e r r e i t e n , er« .springen, ersingen, -erspielen', erweinea, ferküsseri, er'tanzen, erknien; etc. die Vorsilbe v e t mit dem Nebenbegrif des almäligen Verschwinden»: v e r h a l l e n , vert o n e n , verrieseln, v « r o l l e n , verrauschen, verbrausen, verrauchen, verqualinen, verduften, verflattern ; etc. vnd mit dem Nebenbegrif einer Erschöpfung: sein Vermögen v e r t a n z e n , verrriten, verfahren, vertrinken, verschwelgen, verholen, vexspielen;-etc. auch den Vorliog m i s in m i s g r e i f e n , misverwandeln, misbessern, misempfeblcn, etc. hier anführen. W o hätte der Römer wol stäte Formen, (6eis Vorsilben oder Nachsilben -oder Umbildungen in dem Körper seiner Sprachelemerri» t e ; ) durch welche er diese Nebenbegriffe und Bettitamungen in j e d e s Z e i t w o r t , dessen Inhalt sie verträgt, hinüberzuleiten vermöchte? — Doch was T r e n d e i n b ü r g über unsere Zeitwörter sagt, ist überhaupt nicht die bessere Seite seines Werkes. E r ist zu flüchtig dat>

«fr

467

4-

über w(ggeicUü)ift, und scheint ditieb m höchst wich* tigen Teil unterer Sprache weniger mit «einen eigenen, als mit A d e l u n g * Augen angesehn i n haben, der hier manches nur leicht berührte, manches ganz zurüksties, — e r , welchem alles Poetische, Kernhafte, Ge* diegene ein Greuel w a r , und dem übetal w o er nicht klares Wasser sah, sogleich bis Sur Ohtimacht übel wurde.

Zusammengesezle Zeitwörter. D a diese bei weitem den grösseren Reichtum unt r e r Sprache begründen, so sei es mir erlaubt etwas länger bei ihnen zu verweilen. Von den eben angeführten Formen unterscheidet! sie sich dadurch, dafs hier die vorgeheftete Partikel für sich als ein Selbständiges in dei Sprache besteht, —»• ausgenommen etwa m i t , das im Niederdeutschen doch auch als ein abgesondertes Wort seine Rolle spielL Ihrem Bau nach zerfallen sie in z w e i Klassen: treuharte Zusammengesungen a a l untrenbare.

Untrertbare Zusammensezungen. Untrenbare Zusammensezungen sind solche, in de» nen mit dem Hauptworte das vorgesezte Bestimmungswort 10 innig verschmolzen ist, dafs es nie und in keinem Fal — in der Prosa wenigstem, em P u n k t e ungleich beweglicher als die unsri^p. Si« k a n das Vorwort von dem Zeitworte nach W i l k u h r tren-

-fr

5*3

trennen oder nicht: Jeg har uddeelt: jeg har efterfuldt} jeg har deelt ud, jeg har fuldt efter; jeguddeeler, jeg uddeelte; jeg efterjolger, jeg efterfuldte; jeg deeler ud, jeg deelte ud; jeg folger efter, jeg fuldte efter.

Trenbare Zusammensezungen. Ungleich zahlreicher sind unsere trenbaren Zusammensezungen. Trenbar werden sie genant, weil in gewissen, von der Regel bestirnten Fullen das zugegebene Bestimmung», w o r t von seinem Zcitwoite sich ablöst, und manchmal v o r , manchmal hintei dasselbe tiit. Untrenbar ist in diesen Zeitwörtern die Zus&ramensezung in der unbestimten Weise und dem tatlichen W e c b s e h v o r t c : a u f s t e h e n , aufstehend; dan in dem leidenthchen Wechselworte und in allen zusammenge« sezten Z e i t e n : a u f g e s t a n d e n , ich bin aufgestanden; ctc. und durchaus in der leidenthchen F o r m , \vo uberal die Verniehrungsilbe g e unmittelbar vor das Hauptwort r u h t ; endlich in der Verbindung mit z u , w o dies Wörtchen sich g l e i c h f j h «wischen beide Teile der Zusamtnensezung einschaltet: a b z u l ö s e n , der Abzulösende. Ferner in den einfachen Zeiten — aber n u r w e n n der Saz abbangig ist, — liberal w o die Regel das Hauptw o i t vor das Zeitwort sezt: ( i n j Vordersaz;) wenn e r a u s g e h t ; als i c h h e r e i n k a m ; der Mensch, d e r da h e r k o m t . W i r d das Hauptwort hinter das Zeitw o r t zuiukgediangt, ( i m Vordersaz und N a c h s a z ; ) so löst sich die Zusammensezung a u f : sehe i c h i h n , so weint e r ; s e h e i c h ihn a n , so b r i c h t e r in Tränen a u s . 33

514 In unabhängigen Säzen erfolgt die Trennung durchau«: ich selic ilm, icli s e Ii e ihn a n ; er lächelte, er l ä c h e l t e mir z u ; etc. — dafs es demnach im Ganzen der Fälle doch weit mehr gibt, w o das Bestimmungsw o r t mit dem Zeitwortc zusammenwachst, als wo es von demselben abtrit. Ist das Bestimmungswort nicht trenbar, so steht et vor; ist es t r c n b a i , hinter dem Zeitworte. Doch sezt es auch hiei dci leidenschaftliche Dichter des Nachdiuks wegen nicht selten voi.in: a u f r a u s c h t e die W o g e ; n a c h s t u r i n t c der F e i n d ; — und stets n a c h t o b t e des liiu-gs Wut. Vofs. In diesem Fal verliert es den Ton de» auf das Zeitw o i t ubergeht: a u f s t i e g die S a n n e , ,i b s t u r / , t e der Bach ; h i n s j u s t der intern. In allen ubiigen Fall e n , getient oder nicht, l u t die Bestimmung den T o n : die Sonne s t i e g a u f ; wenn die Sonne a u i s t e i g t ; die Sonne ist a u f g e s t i e g e n . Auch lötf der Dichter durch Eingeschobenes die Zusammense zun"rt manchmal a u f : e i n zui Liebe rt" c w e i h t ; a u f zum llinuuel g e b l i k t ; etc. Bei den Römern eischeinen die zcitw örtlichen Zu^ammensezungen gleiclifal» nicht selten getrent: Etiusia praeter et v o l a t e Litioia. Hör. Ter conatm ibi collo d a r e brachia c i r i u in. Vi ig. Vo Ii' ant (j ut haec hitora circum. Vug. — wo die zwiefache Beziehung der beiden Wirkfalle in einer schembailich gleichen Foim zu bemeiken ist. Brachia wird durch dare bestirnt, und httora durch circum. — Nec tendere contra — potis est per tela virostjue. Viig. Uli aeijuoi e aper• to Ante Notos Zepliyrottjue volant. Vug. At tneretrix retro Perjura cedit. Jlor. — Vorzüglich mit deu V o r w o r t e n tnter, praeter, tubter, mper, letroj e t c . —

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*

5SO

Oder beule, Vorwort und Z e ' t v v o i t , werden zusammen f ü r ein einfaches, selbständiges YVoit genomm e n , (las seine eigene, von beiden Bestandteilen uuabhjngige Wirkung erhalt: ein Gefilde a b g r a s e n ; eine IYose abblättern; ein Kos absizen; den Rausch ausschlaf e n ; einen Bauin u i n r e n u c n ; (1er Stuim b r a u s t den "VYald u m ; — edormite crapu\am ; concrepare aera; Corpore tcla modo altjue oeuhs vigüanlibus ezit. nebulam. Jrirg.— atrjue Virg. Quae lenuem exkalat cm nein Cocyto eruetat arenam. VirKg. — So: de(urrere, debellaie, deßeie, cbuLliie, ejuraie, abjuraie, piaeitare, exiie uibem, egredi Limites; ctc. Auch hier scheint, wie in d e n F o i m e n : d i e T i . i n e vre gl» lis s e n , Einen niedertiinken, die Menschen zusammenlaufen; etc. — die W i i k u n sO eigentlich durch D ein verschwiegenes Zeitwort begründet zu werden: den Ilausch ausschlafend v e i t r e i b e n ; das llos absizend v e r l a s s e n ; den Raum rennend, den W a l d biausend u m w e r f e n ; crapulam dormiendo expelleie; acra erepantin concutere; arenam ruetando ejicere; urlem extundo d e reli n ej u er e ; liimtes egtedieiido 1 uperare. Indes gibt es Fidle, w o selbst in diesen Zusammensezungen das Yoiwort als solches 7u Stehen schcint, W e n n man sagt: der Hund belt, schnaubt, muit m i c l i n n ; der Mensch klozt m i c h a n ; die Schlange zischt « l i e h a n ; etc. ( w i e im Komischen: allatrare ejus magnitudinem solitus erat; Liv. Et m e saevus etjius Orient adjlavit anhelis. Virg. At Venus intetea Neptun um txercita curis Adloyuitur. Vi r°. — nf(jue imis Achetonta adfatui Avetnis. Virg.) so durfte vielleicht der W i i k f a l in i c h durch a n , das hier soviel als g e g e n bedeutet, w i e in den lateinischen Beispielen das magnitudinem, rrie, ISeptunum und Ach«-

521 ronta durch ad, begründet sein. M a n halte nur diete W ö t t e r mit den scheinbarlich verwandten zusammen: E i n e n a n k l a g e n , angeben L atischwarzen; etc. die, w i e w o l in der Fom völlig gleich, in den Beziehungen doch gänzlich abweichen. So scheint oft der Zwckfal unmittelbarer .Aiuflua des Vorwortes z u sein. dei Stunn weht d e m B a u m e die Blatter a h , — ab dem Baume; ( a b wurde ehemals f ü r v o n gebraucht. In der Schweiz sagt man noch j e z t : a b d e m B e r g e , ab der Kanzel, stat von dem Berge, von der K a n z e l ; ) er hat m i i dies abgeschmeichelt, — ab m u j m i r die Träne a b g e t r o k n e t , m i r da» Geld a b gedrungen; — ab mir; m i r a u g e w i n k t , z u g e l ä chelt, z u g e i a u n t ; — zu mir: die Menschen wimmeln, l a u f e n , schwärmen, l e n n e n , Sturzen d e r S t a d t z u , — zu der S t a d t ; E i n e m n a c h f l i e g e n , n a c h taumelt), n a c h flattern , — nach ilyn; — eben wie in den mit e n t gefugten Zeitwörtern: d e m W a l d e e i l t fliegen, e n t f l a t t e r n , e u t s t ü r z e n , — eilt dem Walde. ( S o a u c h : ei hat iii I r die Sache m i t g e t e i l t , i n i r m i t g e s p i e l t , — mit mir; E i n e m b e i s t f h n , e i - e n V o r s c h l a g e i a gelin; etc. D i e N i e b e l u n g e n haben: — will du m i r lofen in i t Ze wette zu dem brunnen? f ü r : wilst du m i r m i t l a u f e n ? — mit oiir.) Diese F o i m c n , die im Fianzosiscben durchaus und Kinn Teil auch iiu Römischen fehlen, sind bei uns au Ableitungen sein ergiebig und alle mclir oder minder noch lebendig: E i n e n a n l a c h e n , anlächeln, anschnauben , anschnauzen , anfahren, anpoltern , anrasen, Vofs , anlallen, Vofs; a n w i n k e n , Gothe; angluben, Giithe; anweinen, V o f s ; anheimeln, — ein schönes, gemütliches W o r t ; anfunkeln, Vofs; anekeln, anschaudern, ansin-

"fr

538

g e n , J. P. anblasen, J. P. anmurmeln, J. P. anmurren, unwuten, Vofs; anbellen, atunekkern, anatolfen, Vofs; anbelfern, anmuhen, anlispeln, anzwitschern, anschreien, angrunzen, anbrüllen, anbrummen, anblok e n , a n g i n e n , anschnarchen, anzischen, ansausen, ansäuseln, anschmachten, anwehen, anhauchen, antoben, angilbnen, anspeien, angreinen, anschnarren, anstieren, anstanen, anstaunen, auklozen, anwiehern, anknirschcn, angnurren; etc. So auch: E i n e n an« s p r i n g e n , anhupfen; den stolzen K h a m n e s w a n d e l t ' er a n ; Vofs; mit zukkendem Schwerte G i n g er E u r y a l o s a n ; Vofs; allein vor den Andern R e n t er d e n V o l s c e n s a n ; Vofs. — I n : W e i l Aneas Geschlecht Kapitoliums e w i g e n F c l s b e i g A n w o h n t ; Vofs; Nam qua PeLlaei gens jortuiiäla Cttnopi Aceolit e f f u s o stagnantem ßumine Nil um; Virg. fehlt der Begrif der Bewegung. E i n e m e t w a s a b z w i n g e n , ablisten, abdring e n , ( a b d r ä n g e n ; ) abnehmen, abborgen, abfodern, abhorchen, absehen, abbetteln, abringen, abkämpfen, abkosen, abschmeicheln., ahdrohen, ahwinseln, .ihjammern, abaigcrn, ablokken, abschwazen, abpiessen, abdrukken, abgewinnen,. abtrozen-, abmerken, abfrag e n , abpeinigen, abfoltein, abplagen, ahqualen, abschakern, abseberzen, abkaufen, abhandeln, abküssen, ahtroknen, abziehn, abreifsen, abbeifsen, ab/.eucn, abreiben, absagen, abschneiden, abschütteln, abkämmen , abschaben , abkrazen , abwaschen , etc. Auch mit dem Zwekfal der Sache hat G o t h e diese Form gebraucht: Aber gotgesandte Wechselwinde t r e i b e n Seitwäits ihn d e r vorgestellten F a h r t a b .

und V o f s :

— Er einst a b s c h e i d e n d

dei

523

•O"

H e i m a t , Kam gen H i e b e , zu flehn den heschildeten Ka^meioncu. Baggesen: N u r H«X;IJ ein Quelchen murmelte leis', a b g l e i t e n d d e r B e i g w a n d . I n : d e m w o l m a n c h e r S c Ii m u z f i e l t a b z u s t ä u b e n » e i n m ö c - h t e , kan d e m auch der Z w e k f a l des Gegenstandes s e i n , an welchem die Handlung vorg e b t , w i e i n : Weggescbnelt sind die Mähnen d e m H e l m . Y o f s ; w o der Zweltfal für den Zeugcfal stellt: die Mahnen des Helms sind weggescbnelt. E i n e m e t w a s a n s p r e c h e n , z u w e r f e n , zu» s c h w o r e n , z u w u g e n , zuraunen, zuflusterb, zumurmeln, zuzischeln, zusclireien, zusagen, zudpnnern, zuwins e l n , zubiiillen, z u s i u g e n , zujammetn, zuwimmern, z u a e b z e n , z u i o j l e n , z u w a l z e n , z u t i a g e n , zuschieben, z u h a u e n , zuzahlen, z u w i n k e n ; etc. — Eminem O r t e z u s c h w i m m e n , z u r e n n f n , zureiten, zufahren, zu» fliegen, zurasseln, zurauschen, zuschleichen, z u w a n k e n , z u s c h w a n k c n , zuzitterrt, zusinken, zuwakkeln, z u w a l s c h e l n , zubeben, zustolpern, z u s e b w e b e n , zuliinken, zuflattern, z u w a l l e n , zuströmen, zustürmen, zustutzen; etc. E i n e m e t w a s v o r g a u k e l n , vorspiegeln ( vor» jammern, voiplappern, voilosen, vorspielen, vorgeigen, vortrommeln, voil.l mpern; Als hier Tan sein ländliches L i e d h o l d s e l i g e n N y m f l e i n V o r b l i e s . Vofs. —V orden ken, vorspringen , vorpfeifen , vorpfliigpn, voiaibeiten, voisingen, etc. — zur Unterweisung. E i n e m v o r r e i t e n , vorfahren, v o i s c h w e b e o , vorfliegen , vorschwiinmen , vorgehen , vorlaufep; etc. E i n e m n a c h s c h w e b e n , nacbrasseln, nachtaum e i n , nachschwankcn, nachzittem, naebbeben, nachQuchen , nachsegnen , aachspringen , nachsprengen,

••D"

524

-Q"

nachstürmen, n a c h s t ü r z e n , nachflattern, nachfliegen, n a c h s e h e n , n a c h s c h a u e n , n a c h w a n k e n , nacliwakkeln, nachschleichen, nachschreiten, n a c h r u f e n , nachschreien, n a c h h i n k e n , n a c h s c h w i m m e n , nachbrausen; etc. L ü n e r n n a c h s p i e l e n , nachgeigen, nachtrommeln, nachtrillern , n a c h p f e i f e n , nachmalten, n a c h t a n z e n , nachspringen ; etc. — zur N a c h a h m u n g . D a f s diese Analogien p r so >l e s s a m und lebendign sind 1 möchte w o l eben daher r ü h r e n , w e i l hier ( w i e hei den Zusammeqsezungen mit u m , d u r c h und ü b e r , ) Vorwort

d.is

seinen Gehalt streng festhalt und als solches

ecine R o l l e spielt. Zu

diesei

hesondeicn K l a s s e trenbarei Zusammen-

sezungen müssen noch die mit e n t g e g e n Z e i t w o l t e r gezogen w e r d e n . Z w e l s f d l der P e i s o n ,

der hier unsticitig vom V o i w o i t c

ausfliest: E i n e m e n t g e g e n k o m m e n , entgegenarbeiten;

gefugteu

D i e s e w i r k e n uberal den

etc.

Und

entgogengehn,

hier trit das V o r w o r t

so

entschieden als solches a u f , dafs es als N e b e n w o r t nie gebraucht w e r d e n darf. D i e s e F o r m e n untei scheiden sich bemerkten untrenLarcu. d u r c h l a s e n , d o n n e m ; etc. tatlich i s t , nen:

dadurch,

dafs sie^

F. ¡ n e i n e i n e n

Stein

ihr Z c i t w o i t

entgegenschleudern ,

entgegensenden,

genbringen;

E i n e in e t w a s

nacliweifcn, vorsingen; zu,

ah,

angefühlten:

cjue ejecic.

Geschenk

zuwalzen,

ei-

entge-

abnehmen,

w o der Z w e k f a l von

entge-

und der W i r k f a l vom

S i e stehen also mit der S. 2 9 1 flg.

Einem

der lateinischen:

ein

nach und v o i ,

Z e i t w o r t e lierruhit.

insula

ubeitoncn, 11111-

wenn

in ihien beiden Elementen w i r k s a m erschei-

nen Roten

gen,

von den fi ulier

Cimon Cic.

etwas enticifscn, pos

sessoresveteres

und

mit

ut b e

«fr

5«5

•««

— Quis udo Deproperere apio corçnai Hor. CuraLve myrto? de apio properare, propere texere, völlig auf Einer Linie. Ungleich,Läufiger indes sind diè Fälle, w o in trenhären Zusammensezungen der Z w e k f a ] , wiewo} er lo» gisch von -dem Vorworte abhängig scheint, doch gram» inatisch von demselben unabhängig i s t : er> hat m i r das a u f g e t r a g e n , aufgebunden, — i h m den Orden u m . g c l i u n g t ; so wie in untrenbaren : er hat m i r w i d e r s p r o c h e n , widerstanden. Hier iniistc, wäre das Vorwort w i i k s a i n , uberal die vierte E n d u n g folgen. Malfcbmal knüpft in trenbaren Zusammensezungen der Anbang durch die wiederholte Partikel des Worte» sich au : Sich a n etwas a n schliefseq, anknüpfen | ^ n sezen, arifugen an e t w a s ; in etwas eingehn, eindringen; etc. So auch der R ö m e r : addere, adoedere, ad• jüngere, adjicere a 4 alitjüid; conjüngere cum n Ii quo ; etc. Ejectus e mari, incidit in febrim. Cic. Milites ex cppido jussit exire. Caes. Bidui spatio a best ab eo. Cic. Et simul ad Leittulum consulem adspexit, concidit. Cic. In quam tarn serae avaritia, luxuriaque immigraverinf. Liv. jldmonet pridie communicatae cum eç rei. Curt. .Auch die Franzosen haben zuweilen, wiewol Sufsorst selten, eine solche1 Wiederholung : la lune s'interpose entre le soleil et la terre. Im pot ter quelquechose dans un pays. Etre initie dans une société, dans une compagnie. Cet homme s'ingère toujours dans vor affaires; etc. Diese Verdoppelung de» Vorworte«, Sie Vielen in un;erer Sprache so anstöfsig d u n k t , w a r es den Römern in der ihrigen so w e n i g , dafs sie ( w i e einige der eben angefühlten Beispiele b e w e i s e n ; ) kein Bedanken trugen

..j>

526

507

D e r Zusammensesnngen mit o b , b e i , f ü r , gegen,, gibt e» nur w e n i g e ; mit i n gar keine. — D i e - R o m e r verbanden ihr in mit Zeitwörterr. selbst d a n , w a n diese Partikel auf keinen Orteswechsel hindeutete. V i r g U l i u s sagt: Ponto nox xncubat atra; Ovidius: Nec digitis annulus inest; an einem anderen Orte: Graves mulli netjueunt consurgere et ipsis Immori urf tur atfuis; und: lila sorori Im moritur. Wir durften hier nicht nachbilden: Die Nacht l i e g t s d e m M e e r e i n ockr a u f ; ddiii Wassern insterben; einem D i n g e i n s e i n ; etc. Nur e i n , das immer Bewegung ausdrukt, w i c h s t bei uns mit Zeitwörtern zusammen. I n * w o h n e n , inilegen sind blos im Wechselworte ge* bräuchlich: i n l i e g e n d , inwohnend. Im Stand der "Veibindung hat der Verfasser dei F a n t a s i e s t i i k k e i n C a l l o t s M a n i e r g e w a g t : D i e K r a f t und Übermacht, die uns in w o h n t . Im .Stand der Trennung wäre die Form ganz nnzulaTsig: D i e Übermacht w o h n t ihm in. — Dagegen sagt man: b e i w o h n e n , beilieg e n , obliegen, vorstehn, umsizen, umruhen; etc. D i e mit dem Vorworte m i.t verbundenen Zeitwörter sind gewöhnlich ohne den Z w e k f a l der Person: m i t e s s e n , mittiinken, mitgehn, mitreisen, mitspielen, mitsingen, mittanzen, mitherschen, mitschreien, mitbrullen, mitnehmen; etc. Doch sagl man auch : E r bat m i r seinen Segen m i t g e g e b e n , die Nachricht m i t g e t e i l t ; er hat i h m übel m i t g e s p i e l t . Auch haben sie, so wenig als die mit e n t g e g e n gefugten Bezeichnungen, eine vielfache oder abgewandte Bedeutung. 4 ) mit Nebenwörtern : w o 1 1 u n , wolschmekken, wolbekommeo, w o l w o l l e n , fehlschlagen, fehltreten, fehlgehen, fehlgreifen; etc. 5) mit Umstandswörtern. hinuuter, herunter, hinab,

Diese sind: h i n , her, berab, hinauf, herauf,

525 h i n ü b e r , h e r ü b e r , L i n a u s , L c r a u s , L i n e i n , herein, hina n , h e r a n , d a h i n , d a h e r , h i n w e g , h i n z u , hernieder, l i e r h e i , d a b e i , h e r v o r , h e r u m , u m h e r , z u s a m m e n , daz u , h i n t a n , davon , v o r h e r , d a , d a r , z u r ü k , voraus, v o r b e i , v o r ü b e r , z u v o r , f o i t , w e g , n i e d e r , umpor, h e i m , darein, w i e d e r , voran, dagegen, dazwischen, einher, hinterher. V i e l e dieser U m s t a n d s w ö r t e r sind e n t w e d e r aus Vorwörtern gebildet: h e r u n t e r , h i o u n t e r , herab, h i n a b , h e r b e i ; etc. oder e h e d e m V o r w ö r j e r g e w e s e n : w i e d e r , ( i n f r ü h e r e n Z e i t e n eins mit w i d e r ; ) her, h i n , oder haben g e g e n w ä r t i g noch in vielen Z u s a m m e n setzungen V o r w o r t s k r a f t . In d i e s e l e z t e K l a s s e g e h ö r e n h e r u n t e r , h i n u n t e r , h e r a b , h i n a b , h e r a u f , h i n a u f , h c i i i b e r , hinüber, h e r a n , h i n a n , d i e die v i e r t e E n d u n g w i r k e n . Zuvor, Voraus u n d voran Laijen die d r i t t e , v o r b e i u n d vorü b e r beide. D e n B e r g , d i e T r e p p e herunter- hinunterh e r a b - h i n a b - h e r a u f - - h i n a u f - hinansLeigen. Braust

ein verheerender Sturm auf des Abgrunds nächtlichem r i t t i g W i e d e r des ächzenden Piheius T r . i u b e n g c s t a d e h i n an? Brinkm.

Damals erhob ich mein Aug' und s a l i d i e h i n u u t e r.

Himmel Klop.

W i e i n n l e r i s c h ! — D a s , " d e i n U f e r vorbeivofübersegeln; d e m F e i n d e zuvor- voran- vorauseilen. — W i e ras oh H a r p a l i k a , T h r a z i e n s l l e l d i n , S p o r n e t die l\oss', u n d in E i l e d e m stürzenden H c h r u s z u v o n e n t . Vofs. F r e u d i g h ü p f t d a s F a n t o m v o r a n d e n v o r d e r s t e n S c h l a c h t r c i h n . Vofs. Die-

-B>

5flg

m e n b e l l e n . D i e H u n d e haben das W i l d z u s a n i m e n g c b e l t . Z u s a m m e n f a h r e n , in einem W a g e n . Z u s a m m e n f a h r e n , erschrekken, — oder a u c h : den U n r a t , den M i s t z u s a m m e n f a h r e n . Zusammen s p r e c h e n , gleichsam nebeneinander stehend. Der P f a r r e r h a t sie z u s a m m e n g e s p r o c h e n , von B r a u t u n d Bräutigam. E i n Buch z u s a m m e n l e s e n , miteinander. Blumen x u a a m m e n l e s e n .

Schon die Umstandswörter selbst werden, wo sie auf Bewegung hinweiten , zur Einheit zusammengezogen: h e r A b e r , hinunter, hinauf, dahinab; etc. wo nicht, auseinander gerakt; h i e r o b e n , hier unten, dort unten t etc.

537 I n den F ä l l e n , wo Z u s a m m e n auf keine B e t r e gung deutet, hängt das Zeitwort offenbar nicht so getauft mit dem Umstandsworte zusammen als w o es Bewegung bat. Auch ist hier die grammatisch« Verbindung loser. Denn ich kan eben so gut sagen: sie sind z u s a m m e n in den W a l d g e r i t t e n , a l t : sie sind in den W a l d z u sammen geritten. D i e erstere Stellung ist sog& die; gewöhnlichere. Aber wer möchte sich wol die W e n dung. erlauben; ein Pferd z u s a m m e n tüchtig r e i t e n ? die Hunde haben das Wild z u s a m m e n in dem Waide g e b e l t ? Gleiche Bewandnis hat es mit w i e d e r . Bezeichnet diese Bestimmung Wiederholung einer Handlung, a 1 a g. I n einigen Fullen.

VofsDenn

o f t geschieht die Z u s a m «

539 meaxiehung nicht. M a n sagt gleicherweise* wie tri ¿m s t e h t ! und", wie er d a s t e h t ! Im ersten Falle sclieint der Nachdnik sich mehr auf das ¿ e i t w o r t , im andeien mehr auf d a j Umstandswoit t u sammeln; daher dort s t e h t und hier d a den T o n hat. D o r t kan man durch Eingeschaltete« d a von dem Z e i t w o r t e trenneih »vie er 4 a ausgestreut in seinem Blute l i e g t ! ILer darf das Umstandswort von seirifin Zeitwoite nicht weggerdkt w e r d e n : wie er ausgesCrtiht in seinem Blute d a l i e g t . Wiederum haben wir einige Umstandswörter, die Bewegung a u s d i u k k e n , und doch sieht in Zusammen» sezurrgen voiliomipen. Dalmi gehören die Ableitungen von w a r t s : a b w ä r t s , Tuh w i r t s , v o r w ä r t s , Stadt« w a i f s , s e e w ä r t s , ufei w i r t s ; etc, die W ö r t e r : a b s e i e t , dorthin, dorther, lingsher, ringsherum, rüklings, ineinander, auseinander, durcheinander, umeinander; otc. feiner die Zusjmmensezungen mit a n und a h und u n t e r : h i m m e l a n s t e i g e n ; bergab rollen; 'bergan, stroman, stromab, btrguuter; wenn die Sonne m e e r u n t e r g e h t . Hrtiul. In den inebresten dieser Formen bot sich der Dop» pelbegnf so bestirnt noth nicht vereinfacht, w i e in fcer» u n t e r , h i n u n t e r , dahin; etc. die, wei) an ihre einaele Bestandteile nicht mehr gedacht w i r d , 1)1 os für einfache W o l t e r gelten. Es scheint aber gegen die Art unserer Spisiche zu sein .die Elemente in Zus.iinmenseziingon zu häufen und entschiedene Doppclworter zu neuen Wortbildungen anzuwenden.* ( D i e Nenworter sind ausgenommen, deren niebt selten drei zu Einem Ganzen •*envachsen: L e n z r e i h n t a n z , Soinmcnnondnjcht'; etc. — welche Formen elliptisch und deshalb un» trenbar sind.) — So verbinden w i r : der w i l d f u n - '

H>

540

k e l n d e Blik; die t o d d r o h e n d e Miene. Aber wir trennen wiederum: der w i l d a n f u n k e l n d e B l i k ; die T o d h e r d r o h e n d e Miene; die f r u c h t l o s g r ü n e n d e n Wälder. Auch die Scbwerleibigkeit jeuer Wörter, ( e s sind grSstenteils Spondeen;) die gegen den leichten Gliederbau der übrigen beweglichen Umstandswort«: h i n u n t e r , zusammen, daher, etc. so auffallend absticht, scheint sich wider den Gebratich derselben in Zusammengesungen zu sträuben. Sie können ihres gedehnten Taktes wegen nicht schnei genug in das Zeitwort übergebn, um mit diesem durch die Aussprache zu Einem Ganzen sich leicht und zwanglos zu verbinden. Auch würde hier Länge ohne Absaz an Länge gelötet den nlschen Gang der Handlung aufhalten: a u f w ä r t s s t e i g t , abwärtsrent; etc. — Der wichtige und gleichsam stehende Begrif des Nenwortes dagegen verträgt und fodert oft einen langsamen Schrit. Dennoch ist nicht zu leugnen daf% wo es die Fr^ge gilt: wan sollen Wörter zusammengezogen werden und wan nicht? noch viel Schwankendes in unserer Sprache obherschend ist. Es wäre zu wünschen daf*, unsere Grammatiker die Lehre der Znsammensezungen überhaupt zu einem besonderen Gegenstande ihrer LnterBuchungen machten, und hier wo möglich bestirnte und unwandelbare Regeln festsezten, nach welchen der Schriftsteller uberal und mit Sicherheit sich richten könte. Nur müsten sie dabei nicht Eigensin und grillenhafte Wilkuhr zu Fuhrern sich nehmen, sondern auf die 1 tiiicre Stimme des Sprachgenius selbst achten, und diese aus dem was dei Gebrauch bereits gebilligt, liefr auszuhorchen suchen.

H>

¿41

554

m i t b i n k e i n e n U n t e r s c h i e d zwischen L ä n g e u n d T o n angenommen hat. N a c h ihm sind nur solche Silben, d i e den H a u p t t o n haben, auch im Gesprach des Umgangs d e n H a u p t t o n h a b e n , l a n g ; alle übrige k u i z . D a nun i n E i n e m W o r t e z w e i nebeneinander stehende Silben n i c h t gleich b e t o n t sein k ö n n e n , so ist seine Folgerung natürlich. E s ist w a h r , das flüchtige Gesprach schlupft über m a n c h e Stamsilbe u n a u f g e h a l t e n w e g u n d bildet sie der K u r z e ähnlich. Aber so w i e die Dichtersprache von der geineinen a b g e h t , so unterscheidet sich auch der dichterische V o r t r a g von dem T o n des gewöhnlichen Umgangs. I n allen Sprachen gibt u n d nimt der V e r s , selbst in der schwunglosesten a l l e r , der französischen. So t ö n t z. B. das e muet voller a u s , u n d das E n d - s , w e n n ein Selbstlaut f o l g t , w i r d scharf b e z e i c h n e t : wclches i m leichten Gespräch steif u n d schwerfällig klingen w ü r d e . Ja -die D a u e r der Silben wird durch den T a k t des Verses m e h r oder minder v e r ä n d e r t ; die Silbe, die ¡11 den Abschnit f ä l t , halt kräftiger a u s , als w e n n sie in einem anderen Teile des Verses s t e h t ; etc. D e r g u t e Vorleser last )

5^4

•ammenseznngen mit den beiden 1 eiteren Wortarten gibt es nicht amplifier,

viel:

edißer,

t e r g i v e r t e r , maintenir, iimplißer, bontfier; e t c .

vitipender, I n benir u n d

rtiaudire, so w i e in satisfaire, sind die Bestimmungen ¿eite und male und satii Nebcnworter, die aber uiigends wieder vorkommen. Viele dieser Bestimmungen werden blos in Zusam« mensezungen gebraucht. Das Urwort bat die Sprache, als sie sich bildete, mit heruberzunehmen vergessen: ein sehr nachteiliger Umstand! Denn nun sind von diesen Ableitungen viele verdunkelt und haben fiir den Franzosen, der des Lateinischen nicht kundig ist, nur eine schwankende Bedeutung. Ein anderer, nicht fninder wichtiger Nachteil ist d e r , dafs nun eine giofse Anzahl dieser Zusammensezungcn nur scheinbare Zusainmensezungen sind. Doppelwöitcr der Form nach, können sie doch im Grunde für einfache Bezeichnungen n u r gelten.

D a die B e s t i m m u n g e n prae,

trans,

cir'

cum, etc. nicht als selbständige Wörter in dei Sprache dastehn, so sind die feineren Tinten , die sie w i e einen geistigen Duft in der Grundsprache dem Hauptworte anbauchen, für den ungelehiteu Franzosen Verblasen nicht blos, sondern ganzlich verwischt und verloscht. Der Hauptbegrif besteht; aber w a s den Ausdiuk malerisch macht, die anschauliche, lebendige Iiiaft dcrNeben.begrifFe fehlt: — ein für die Poesie zumal höchst bedeutender Mangel. Cben hierin scheint auch der Grund zu liegen, warum die Spiachc keine Zusammensezungen dieser Art mehr bilden darf. Stunden die Bestimmungswörter für sich d a ; ja hätten sie auch nur eine unwandelbare Form, ( d e n n auch diese mangelt ihnen: pourvoir, produire; surseoir,

super

seder ; percevoir,

parcowrir;

trans-

porter, tra duire ; etc.) so wäre eine Analogie möglich,

"f> nach welcher könten.

sich

565 neue

Wortbildungen

entwikkeln

So bat die S p r a c h e siçh fa»t beschranken müssen die W o r t e i n u n g e n ihrer M u t t e r , d e r R ö m e r i n , sich a n z u e i g n e n . U n d doch hat sie bei w e i t e m nicht alle, vielleicht k a u m die H ä l f t e der w i r k l i c h vorhandenen a u f g e n o m m e n . M a n schlage n u r in einem lateinischen W ö r * t e r b u c h e die Ableitungen von praeter u n d circum n a c h , u n d vergleiche d a m i t der F i a n z o s e n kuuimeulicheu Vorr a t , der h ö c h s t e n s auf sechs bis sieben W ö r t e r sich bel ä u f t . Alles M a l e r i s c h e , Foctiscbe haben sie w i e geflissentlich ausgestofscn u n d n u r die derberen F o r m e n des unentbehrlichsten Lebensbedttifs zurul:behalten. — Sodau sind die B e s t i m m u n g e n n i c h t n u r , w i e schon bem e r k t w o r d e n , s o n d e r n auch die H a u p t w ö r t e r selbst u n t e r den H ä n d e n der planlos u n d hastig arbeitenden Spracbfcitiger durch die auffallendsten Verstummelungen duc ere; souffast unkentlich g e w o r d e n : con duire, ler, flare; poursuivie, perserjui; percevoir, peteiperej décheoir, deciderc j coniptei , computare; etc. W e i t e r . So w i e in vielen Z u s a m m e n s e z u n g e n das Bestimmungswort als selbständige B e z e i c h n u n g der Sprache f e h l t , so f e h l t . i h r gleicherweise auch o f t das Zeitw o r t : w o d u r c h die eigentliche B e d e u t u n g dieser W ö r ter w i e d e r u m mehr oder minder getrübt und verschleiert wird. So sieht iuan sich bei den A u s d r u k k e n : disculper, résister, inspirer, opprimer, circoncire, adminis' trer, insulter, indemniser, instiller, extorquer, exsuder, exhaler, adhérer u n d h u n d e r t a n d e r e n mehr vergeblich nach dem einfachen H a u p t w o r t e u m . Induire, de' duire, produire, traduire, introduire, enduite, conduire, séduire, reduire scheint duiref imtruire, construire, detruire, obstruer, struer oder struir« v o r a u s z u s e z e n j

u n d b e i d e s m a n g e l t in d e r S p r a c h e . D i e s e D o p p e l w ö r t e r s i n d w i e d e r u m Mos dein A u f s e r e n n a c h D o p p e l w o r t e r . * ) •

E i n e A u s n a h m e m a c h e n in d i e s e r H i n s i c h t die m i t me

oder

mes

gefügten Zusammcnsezungen.

B e s t i m m u n g in d e r „römischen S p r a c h e

D a diese

fehlt und

erst

s p ä t e r h i n in die f r a n z ö s i s c h e e i n g e d r u n g e n i s t , so h a b e n sich n u r l a u t e r scV>ständfge W ö r t e r ,

d i e f ü r sich u n d

e i n f a c h g e n o m m e n e i n e n Sin g e b e n ,

m i t d e i s e l b e n ver«

binden können.

A u c h d i e m i t entre b e h e f t e t e n F o r m e n : s'entretuer;

entr'ouvrir, sen

etc. die gleichfals dem G ä n -

e r s t z u r Z e i t s e i n e r f a s t volsta'ndigen R e i f e

w a c h s e n z u sein s c h e i n e n ,

zuge-

z e i c h n e n sich h i e r v o r d e n

ü b r i g e n au«. Die Bestimmungen, — Vorwörter und wörter,



vermalti

sind f o l g e n d e :

A,

ab:

a,

mit

cum;

pour;< per;

contra; tntre:

pre,

al> ,• de ; de;

ursprünglich par,

denen die F r a n z ö s i n

super, inter ;

super;

]i> o;

a,

anti:

post:

sou,

sous,

em ; in,

Solcher Z u i a m i n e r s e z u i i g e n ,

Zeitwörter ad:

< om , co : con,

circum;

i m , en,

in dei Spreche n i c h t ,

l a t . prae;

pour:

cinon:

sur: in,

c6n,

pro,

Umstands-

ihre

com , co,

ante;

post; sub:

ad; per, contre:

sub:

inter,

im ; ob ; ob;

Irans,

deren zeitwöitlielier T e i l

oder besser,

nicht m e h r bestellt,

b a t e n die E u m e r doch auch m a n c h e , und auch w i r sind daran nicht ganz arm- antecellere, dere,

praestulari,

extinguere, ltuere,

renidete,

compeicere,

deleit,

obliuisci,

induere, expenri,

complere,

contaminate,

tnßigere,

indagare,

defen*

interpretari, dividere,

refragari,

pare, alUceif, despuere; etc. — v e i t e i d i g e n ,

imdissi-

verlezm,

g e h ö j e n , v e r l i c i e n , g e w i n n e n , ergözen, b e g i n n e n ,

ge-

deihen , vei gössen, eiiunern , n a c h a h m e n , z u m u t e n , anm u t e n ; etc.

H> traf trarts', tra; «, ultra j tro 1 outrt: so w i e r « , se, amb ein: e n t ; me, mei,

567

•«-

ex: *, ex; retro: retro; intro: indi, dis: di, dis, im L a t e i n i s c h e n , uml sus, eine u n t i c n b a r e S i l b e ; en, mis..

V o n dieseu V o r w ö r t e r n b a t die französische Sprache^ n u r n e u n : pour, p u r , contre, sur y sous, entre, en, (dans,) ä, de, als selbständige W ö r t e r a u f g e n o m m e n . D i e - g r i e c h i s c h e n : para: par alyserf apo: apostasier: peri: periphraser; ana: analyser; epi: ¿pilo* guer; pro; prophetiser/ etc. gehoien nicht h i e h e r , weil sie gröstenteils n u r wissenschaftliche W o r t e r bilden u n d f ü r den u n g e l e h r t e n F r a n z o s e n Völlens o h n e alle Anschaulichkeit sind. Ab u n d ad haben in vielen W ö r t e r n einerlei L a u t : « t w i e w o l ihre B e d e u t u n g gerade entgegengeseat ist. I n aiattre u n d amener k l i n g t die V o r s i l b e , t r o z d e n gänzlich verschiedenen B e z i e h u n g e n , völlig gleich. Ahnliehe B e w a n d n i s hat es mit der Bestimmung en, em. In den mehresten Fällen d r u k t sie das lateinische in, im a ü s ; aber in einigen W ö r t e r n , w i e emmener, empörter , s'enjuir, s'envolqr, s'en aller, etc. deutet sie nicht auf eine V e t b i n d u n g , auf eiii H i b e i n g e h n , sondern u m g e k e h r t auf efne T r e n n u n g , auf ein D a v o n g e h n Inn. So ist auch in, im bald v e r n e i n e n d , bald entspricht es unserm e i n : im prou*er, imommoder; — in• duire, importer. D a s a der F r a n z o s e n scheint nicht immer mit dem lateinischen ab oder a ubeieiiizukommen. O f t bildet dieser V o r l i n g , u p d z w a r sehr regeluiafsig, Z e i t w ö r t e r aus B e i w ö r t e r n , in denen durch diesen Z u s a z der N e benbegrif des M a c h e n s a u s g e d i u k t w i r d : a b e t e (rettdrt lete; y ahrutir, adoucir; etc. Vergl. S. 445. Manchmal w i r d noch ein r v o r a n g e s e z t ; raccourcir, ro-

"D-

568

lenlir, raffiner, rappetisser; etc. Z w a r fiudet man anch im Römischen einzele Beispiele der A r t : adtenuare, adsiccare; etc. Dennoch scheint die Bild ungs weise dieser Formen, so wie auch der mehresten folgenden, zunächst aus der deutschen Sprachc entlehnt zu sein, in der sic bekantlich eu den lebendigsten Analogien n 0 ¡>e0 boren. E, ex, aus dem römischen e, ex, bat gewöhnlich die Bedeutung dieses V o r w o r t e s , und entspiicht dan unserm a u s und e n t : écouler, élire, emaner; etc. Doch steh sich an innerem Gehalte die Partikel e, tx (und zwai vorzüglich dan wan das Hauptwort aus einem Beiworte gebildet i s t ; ) nicht selten hart neben das eben erwähnte a. Sie drukt gleichfals derl Nebenbegrif des Machcns a u s : éborgnert éelaircir, ¿courter; etc. exaspérer, exalter: etc. Auch von dieser Form gibt es verlorene Spuren im Lateinischen : extenuare, exaltare, exinanire, exasperare; etc. B e i solchen Zusammensezungen, deren Hauptwort aus einem Nenworte entstanden i s t , (sie haben den Begrif eiuer E n t b l ö f s u n g ; ) geben w i r gewöhnlich diese Silbe durch e n t oder a b . J e n e Wörter sind im Französischen wiederum sehr regelmäfsig gefermet : e f feuiller, ebranchcr, échardotuier ; etc. D a s Gegenteil bezeichnet en oder em : (unser b e ; S. 4 6 3 ; ) embrasser, enfariner, emmancher, empoissonner,• etc. Auch dé ist su Wörtern dieser'Art die verneinende Silbe. So macht der Franzose ays engager, envelopper, embarasser, embourser, embrouiller, emmaillouer, emmancher, embarquer, empaqueter, empêtrer, encourager, engraisser, enlacer, enrouiller, enraciner; etc. Cvon welchen Formen doch manche nicht aus Benen-

«•

569

eln,

umquerlen,

umdrukken,

u m l e g e n , u m g e b e n , sieb u m s e h n , sich u m g u k k e n , umgaffen,

sich u m s c h a u e n ,

umfüllen,

umhängen,

gen , umdekken,

sich u m h ö r e u ,

umkippen,

umleiten,

umnehmen, gen,

ummessen,

umniieten,

umrändern,

umsägen, schikken, ttmschmieren,

unikrampen, umnieten,

umsatteln,

umpakken,

umschnallen, umschnüren, umstreichen,

umpräums.igen,

umscheeren,

umschleichen,

umstrikken,

uin-

umschmieden, unischweifen,

u m s e g e l n , u m s i z e n , u m z i e h e n , umstechen, umstören,

umla-

uinmunzen,

umsakken,

umschaffeu,

umschiffen ,

umfalzen,

umladen,

umlenken,

umräumen,

um-

umgestalten,

umbrechen, umsalzen, umgurten, umhaben, gern,

umfra-

umfärben , umfassen , umjagen ,

umkleiden,

sich

umfuhren,

umformen,

a k k e r n , unwahren, u m b e h a l t e n , u m b i l d e n , umhakken,

um-

umklap-

umstckken,

urostulpcn,

um-

s u c h e n , umtauschen, u m t u n , umtragen, umtreten,

um-

wechseln, umwandern, D e r untrenbaren: umfahren,

uuizahlen. einen G e g e n s t a n d

umschwirren,

umsausen,

umrennen,

umbrausen,

g e b e n , u m s i z e n , u m f l i e g e n ; etc. w o das u m

dem

um-

circurn

der R ö m e r entspricht und das Z e i t w o r t den T o n a u f s i c h z i e h t , gibt es noch ungleich mehr. Leser ermüden,

A b e r es w u r d e d e n

w e n n ich d i e s e W ö r t e r h i e r alle

auf-

•S-

573

fährt«. Auch ist ihre Zahl nicht einmal bestimbar, veil diese Aralogie vorzüglich mit zu denen gehört, die noch immerfort lebendig sind, und sich um mit jedem Zeitwqrte verbinden last, das den Begrif, so es ausspricht, verträgt. Bei einer flüchtigen Ubersicht habe ich deren 420 gezählt. Dies dürften etwa zwei Drittel der bereits wirklich gebrauchten sein. Schlagen fjrir also 210 mit dazu, so gibt dies, nebst den oben aüfgestelten 1 3 6 , die sehr beträchtliche Summe von 766 zeitwörtlichen Bildungen, trenbaven und untrenbaren y die jenes Bestimmungswort uns liefert. Fast jedes dieser Zeitwörter wird wieder zum Stamme einer neuen, mehr oder minder zahlreichen Familie; und so last sich — wenn man die ans denselben abgeleiteten Sachwörter: U m s c h l a g , Umgang, etc. die in u n g : U m g e b u n g , Umgrabung, Umgrän» zung; ctc. die Bei- und Nebenwörter, vorzüglich in b a r , l i e h und s a m , samt ihren Nenwörtern und Verneinungen: u m g e h b a r , umsezbar, Umgehbarkeit, Umsezbarkeit. unuingehbar, Unumgehbarkeit, etc. umgänglich, Umgänglichkeit; etc. wenn man die Umstandswörter: h e r u m , umhefr, darum, wiederum; etc. samt ihren Ableitungen: u m h e r s c h w i r r e n , umherfahren, herumziehn, herumflattern, Umherflug, Herumfuhrung; etc. die nenwörtlichen Zeitwörter: d a » U m b i e g e n , Umbrechen, Umschwirren, Umfahren, Umherschweifen, Herumziehn; etc. die Sacbwörter in e r und r i n : l i i n a e g l e r , Umseglerin, Umtauscher, Umtauscherin; etc. die leideatlichen Wechselwörter mit ihren Verneinungen: u m f l o g e n , unuroflogen, umwalt, unumwalt, etc. so wie auch die tätlichen: umf l i e g e n d , umbrausend; etc. die Zusammensezungen: Z e i t u m s t ä n d e , Staatsumkehr, Feldumzäunung, bor«tenumstart, blumenumkränzt; etc. — wenn man, sag«

*•©•

574

i c h , dies alles mit auf die W a g s c h a l e bringt, so lau sich ohne Ubcitreibung b e h a u p t e n , dafs dies einzigt V o r w o r t , dessen sin verwandtes 111 der französischei Sprache in allein nur sieben oder acht Ableitungen zahlt ? in der deutschen w e i t über tausend , ja über zweitausend derselben aufstelt. D i e römische Sprache hat z w a r auch der mit dem entsprechenden circum gefügten Zeitwörtei» und Verbalw o i t c r eine nicht unbetiächtlicbe Anzahl. Aber mit dei deutschen verglichen erscheint sie hier doch nur als äufserst arm und duiftig. M a n schlage den G e s n e r unter circum nach. N i c h t minder reichhaltig als u m sind unser d u r c h und unser ü b e r , die gleichfals ihre E r z e u g u n g e n schaarw e i s e a u f f u h r e n , indes die Familien der französischen per und sur nur wiederum sehr schwach und unbedeu« tead sind. Per oder par hat 2Q Ableitungen. D i e beträchtlichste Sipschaft zählen die Vorsilben de; con, com; a, ad; cn, in; re. Das Wolterbuch der Akademie f u h r t 396 mit de gefugte Z e i t w ö i t e r an. D i e s e r Bestimmung entspricht hei uns das V o r w o r t a b , das uns bei einer algemeinen Ubeischau wenigstens 5 5 0 Bezeichnungen liefert. *) Coit, lammen

com,

co zählt 1 1 1 Ableitungen";

unser

zu-

243.

D i e Wiedevholungsilbe re, auch ret und r, gibt den Franzosen die mehresten Wörter.

D a s W o r t e r b u c h der

Ich bin bei diesen Zahlbestimroungen grösstenteils dem a d e l n n g s c h e n Wörtejbuche gefolgt, das doch, wie jezt satsam bekant ist, unserer zeitwortlichen Zasamroensezuugen kaum die Hälfte aufgenommen hat.

575 Akademie bat — e» ist nicht Orol einzusebn w>mm: fdenß alle Zeitwörter bequemen diesem Votling «leb doch nicht, — die Ableitungen geparat nicht aufnehmen wollen. Der angeführten sind 343 Von unserem z u r u k habe ich 320, von unserm w i e d e r 62 gezählt. E n , ethi in, im,

i geben 3 1 0 Ableitungen.

Ein

4 3 1 ; a u f 416. A, ac, ad, ar, at, etc. £49. Unser a n 5xEj und unser z u fii7- £» 274. Unser a u s 5 4 9 ; u n s e r e n t 350.

Super,

sur,

trans,

tra u n d outre

geben zusammengenommen 55 Wörter. Unser ü b e r 319. Pré und pro gemeinschaftlich 74. V o r und h e r v o r 310. Mit post bildet die französische Sprache nur Eine Z u s a m m e n s e z u n g : postposer; mit rétro z w e i : rétro* ceder, rétrograder; mit anti z w e i : anticiper, antidater; mit intro E i n e : introduire; mit inter a c h t ; mit entre ein u n d dreifsig: s'entr'accuser, s'entravertir; etc. Colysée, où souvent ces peuples inhumains De î ' ent r ' assassiner se donnoient tablature. *) Searron.

Doch hat das französische Wörterbuch nur die gebrauchtesten Wörter dieser Klasse zugelassen. Ob bat 12 Ableitungen. Wir geben es .durch e n t g e g e n , des» sen Familie wiederum in die Hunderte gebt. Dis entspricht unserm z e r und T e r . Aber• die lezteren ge-

flier steht entre f ü r e i n a n d e r . Diese Form ist nur in rükwirkenden Eeitwüitern gebräuchlich, und gehurt zu den wenigen, die such jezt noch erzeugend sind, i n nicht rükwirkenden Zeitwörtern weicht die Bedeutung der VoTsilbe ab: entrevoir, entrouvrir, entreprendre, entremettra etc.

«fr

576

währen uns wenigstens sechsmal mehr Wortgebilde als den Franzosen jenes. Contre zählt 1 9 Ableitungen. Anch sou und sub und me sind sehr uneigibig. Unscrm m i t , e m p o r , n a c h , h i n t e r , h e r , bin, herein, heraus, h i n ü b e r , herüber, f o r t , w e g , vorüber, v o r b e i , h e i m , l o s , d a h e r , d a h i n , n i e d e r , h i n a u f , hinu n t e r , etc. deren E r z e u g u n g e n in dichtem Gewimmel z u Tausenden sich aneinander drängen, haben die Franzosen — nichts entgegenzusezen. Hier inus demnach z w i s c h e n beiden Nebenbulerinnen jede Vergleichung aufhören. Um indes die Überlegenheit unserer S p r a c h e , w a s diesen Punkt b e t r i f t , in ein helleres L i c h t z u stellen, w i l ich einige Hauptwörter mit ihren Z'isampnensezungen hier noch aufführen. M a n sehe wre mit H ü l f e jener Bestimmungen E i n und dasselbe W o r t in immer veränderter Gestalt auftrit und gleichsam nach gewechseltem K l e i d e , mit neuen NebenbegrilFen bereichert, o f t dreif s i g , vierzigmal als eine völlig neue Bezeichnung zumkhehrt. Fliegen. A n f l i e g e n , heranfliegen, herbeifliegen, zufliegen, vorfliegen, voranfliegen, zuvorfliegen, hinanfliegen, uberfliegen, auffliegen, emporfliegen, niederfliegen, herabfliegen, hinabfliegen, herunterfliegen, hinunterfliegen, hinüberfliegen, herüberfliegen , hinauffliegen , heraufflieg e n , w e g f l i e g e n , f o r t f l i e g e n , losfliegen: auf E i n e n l o s f l i e g e n ; befliegen , ausfliegen, hinausfliegen, herausfliegen, einfliegen, hereinfliegen, hineinfliegen, herfliegen, hinfliegen, daherfliegen, dahinfliegen, einheifliegen, verfliegen, zerfliegen: die M ü k k e bat sich die F l ü g e l gan»

577

ank dem Geldverkehie und durch diesen den eommerciellen und industriellen Unternehmungen die möglichste Erleichterung z u z u w e n d e n , zugleich ab^r den dazu gewidmeten disponiblen Bankfotid so b.-.e ete! im monde devenant! Für den lebhaften G e g e o s a z : M a n d e n k t sich W e r d e n d e s , nicht G e w o r d e n e s ; VoCs; m u i der R ö m e r u n d d e r F r a n z o s e eine U m s c h r e i b u n g suchen. E h e n dieser D i c h ter sagt in seiner U b e r s e z u n g der o v i d i s c h e n V e r wa nd1u n ge a:

«fr Nilkt A r

604