Bankenaufsicht in Theorie und Praxis: Herausgeber: Bieg, Hartmut; Igl, Andreas; Waschbusch, Gerd; Krämer, Gregor [6 ed.] 9783956472145, 9783956472152, 3956472144

Das Kreditgewerbe zählt zu den am stärksten regulierten Branchen in Deutschland. Die von den Kreditinstituten zu beachte

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German Pages 828 [830] Year 2023

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Bankenaufsicht in Theorie und Praxis: Herausgeber: Bieg, Hartmut; Igl, Andreas; Waschbusch, Gerd; Krämer, Gregor [6 ed.]
 9783956472145, 9783956472152, 3956472144

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Hartmut Bieg Gregor Krämer Gerd Waschbusch Andreas Igl (Hg.)

Bankenaufsicht in Theorie und Praxis

6., durchgesehene Auflage

III

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Besuchen Sie uns im Internet: http://www.frankfurt-school-verlag.de

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ISBN (print): 978-3-95647-214-5 ISBN (pdf):

978-3-95647-215-2

6., durchgesehene Auflage 2023 © Frankfurt School of Finance & Management gGmbH, Frankfurt School Verlag, Adickesallee 32-34, 60322 Frankfurt am Main

IV

Vorwort

III

Vorwort zur 5. Auflage Die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 hatte eine Reihe von Schwachstellen in den nationalen und internationalen Regeln zur Beaufsichtigung von Banken offengelegt. In der Folge wurden zahlreiche Vorschläge für eine bessere Regulierung des Kreditgewerbes unterbreitet. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die unter dem Stichwort „Basel III“ bekannten Maßnahmen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht. Mit diesem Rahmenwerk wird in erster Linie das Ziel verfolgt, die Risikotragfähigkeit der Banken und damit die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors gegenüber Marktverwerfungen zu erhöhen, um hierdurch die Gefahr negativer Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu verringern. Durch die Überarbeitung und Ergänzung der internationalen Aufsichtsstandards soll ein funktionsfähiger internationaler Ordnungsrahmen geschaffen werden, der die Aufsichtsbehörden künftig in die Lage versetzt, Fehlentwicklungen im Kreditgewerbe rechtzeitig zu verhindern, sodass der Einsatz von Steuergeldern zur Rettung notleidender Institute vermieden wird. Auf der Ebene der EU sind die Bestimmungen von Basel III in das sog. Single Rulebook eingeflossen. Dieses Regelwerk – ein zentraler Bestandteil ist die Capital Requirements Regulation (CRR) – dient in der Europäischen Union der Schaffung eines gemeinsamen und einheitlichen Regulierungsrahmens. Es bildet zugleich das Fundament der Europäischen Bankenunion. Mit der Europäischen Bankenunion werden als Ziele die stärkere Integration der Finanzmärkte, die Verbesserung der Resilienz von Kreditinstituten sowie die Durchbrechung des Staaten-Banken-Nexus verfolgt. Die hier vorgelegte fünfte Auflage des Buches „Bankenaufsicht in Theorie und Praxis“ greift diese Entwicklungen auf. Dabei wurde die Konzeption des Buches gegenüber den Vorauflagen grundlegend geändert. So präsentiert sich die fünfte Auflage als Herausgeberbuch. Hierdurch sowie durch die Erweiterung des Kreises der Herausgeber über das bisherige Autorenteam hinaus war es möglich, auf den Sachverstand weiterer Autoren aus Wissenschaft und Praxis zurückzugreifen. Dies zeigt sich auch in der inhaltlich breiteren Aufstellung des Buches gegenüber den Vorauflagen. So werden in den einzelnen Kapiteln des Buches – die Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit, – die Notwendigkeit und Ziele bankenaufsichtsrechtlicher Regelungen, – die Entwicklungslinien der Bankenaufsicht, – die institutionellen Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union, – die Marktzugangsregelungen für Institute,

IV

Vorwort

– die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Eigenmittel der Institute gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute, – die Begrenzung des Risikos einer übermäßigen Verschuldung durch die Verschuldungsquote, – die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Liquiditätsausstattung der Institute, – der aufsichtliche Überprüfungs- und Bewertungsprozess, – die Mindestanforderungen an das Risikomanagement, – die Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten, – die Zweckadäquanz der Rechnungslegung nach IFRS als Informationsinstrument der Bankenaufsicht sowie – das Krisenmanagement in Kreditinstituten behandelt. Zudem bleibt der Praxischarakter des Buches dadurch erhalten, dass die theoretischen Ausführungen durch Fallstudien zu ausgewählten Themenfeldern ergänzt werden. Der Rechtsstand der Ausarbeitungen ist Juni 2021. Ohne die tatkräftige Unterstützung durch Dritte wäre es den Herausgebern nicht möglich gewesen, ein derart ambitioniertes Buchprojekt auf dem Gebiet des Bankenaufsichtsrechts zu verwirklichen. Die Herausgeber bedanken sich sehr herzlich bei allen Autorinnen und Autoren für die stets angenehme Zusammenarbeit und das große Engagement bei der Erstellung dieses Gemeinschaftswerks. Unser großes Dankeschön gilt zudem Frau Catherine Schroeder, Betriebswirtin (VWA), für ihren herausragenden Einsatz bei der formalen Gestaltung dieses Buches und ihre unermüdliche Unterstützung im Umfeld der Publikation. Herzlich bedanken möchten wir uns des Weiteren bei Frau Sabrina Kiszka, M. Sc., für die hervorragende Koordinierung der Arbeiten bei der Neuauflage dieses Buches. Unser besonderer Dank gilt ferner Herrn Jonathan Biehl, B. Sc., Herrn Philipp Boßung, B. Sc., Herrn Julius Burr, B. Sc., Frau Elena Hafner, B. Sc. und Herrn cand. rer. oec. Maximilian Walter für die vielfältige Hilfe bei der Erstellung des vorliegenden Buches. Schließlich danken wir Herrn Dr. Thomas Lorenz und Herrn Dipl.-Betriebswirt Ulrich Martin vom Frankfurt School Verlag für die konstruktive und jederzeit angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der Entstehung dieses Buches. Saarbrücken, Alfter und Beratzhausen im Juni 2021

Hartmut Bieg Gregor Krämer Gerd Waschbusch Andreas Igl

Inhaltsübersicht

V

Inhaltsübersicht Vorwort zur 5. Auflage.......................................................................................... III Inhaltsübersicht ....................................................................................................... V Inhaltsverzeichnis ................................................................................................. XV Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... XXXI Fallstudienverzeichnis ................................................................................. XXXVII Abkürzungsverzeichnis ................................................................................. XXXIX Herausgeber- und Autorenverzeichnis ............................................................... LV 1. Kapitel: Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit ................................................. 1 Teil A: Risikotheoretische Grundlagen ..................................................................... 1 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Risikobegriff...................................................................................... 1 II. Systematisierungsansätze .................................................................. 1 III. Abgrenzung von Erfolgs- und Liquiditätsrisiken .............................. 3 IV. Beziehungen zwischen den Erfolgs- und Liquiditätsrisiken .............. 3 Teil B: Erfolgsrisiken................................................................................................ 6 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Operationelle Risiken ........................................................................ 6 II. Adressenrisiken ............................................................................... 23 III. Marktpreisrisiken............................................................................. 31 IV. Credit-Valuation-Adjustment-Risiko .............................................. 48 Teil C: Liquiditätsrisiken ........................................................................................ 49 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Definition und Ausprägungen ......................................................... 49 II. Direkte Liquiditätsrisiken in Form von temporalen und quantitativen Liquiditätsrisiken ............................................................... 50 III. Indirekte Liquiditätsrisiken in Form von bonitätsinduzierten und technikbasierten Geldanschlussrisiken ..................................... 54 Teil D: Sonstige Risiken ......................................................................................... 57 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Nachhaltigkeitsrisiken ..................................................................... 57 II. Systemische Risiken ........................................................................ 60 III. Allgemeines Geschäftsrisiko ........................................................... 62

VI 2. Kapitel:

Inhaltsübersicht

Notwendigkeit und Ziele bankenaufsichtsrechtlicher Regelungen ................................................................................................ 65 Teil A: Rechtfertigung einer besonderen staatlichen Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute ............................................................................................. 65 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Vorbemerkungen ............................................................................. 65 II. Erfordernis einer konsistenten Zielvorgabe für die Bankenaufsicht ............................................................................................ 66 III. Mögliche Zielsetzungen der Bankenaufsicht .................................. 67 IV. Rechtfertigung des Schutzes der Gläubiger als Ziel der Bankenaufsicht ................................................................................ 68 V. Rechtfertigung der Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens als Ziel der Bankenaufsicht ...................................... 71 Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland ............................................................................................................. 76 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Überblick......................................................................................... 76 II. Aufsicht über die Kreditinstitute ..................................................... 77 III. Einschreiten gegen Missstände im Kreditwesen ............................. 79 3. Kapitel: Entwicklungslinien der Bankenaufsicht ........................................ 81 Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht ................................................... 81 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Vorbemerkungen ............................................................................. 81 II. Veränderungen in der Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute als Ausgangspunkt für die Internationalisierung der Bankenaufsicht ............................................................................................ 82 III. Gründe für die Internationalisierung der Bankenaufsicht ............... 87 IV. Umsetzung der internationalen Bankenaufsicht .............................. 89 Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III .............................................................. 94 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht als internationaler Standardsetter im Bereich der Bankenregulierung .......................... 94 II. Basel I ............................................................................................. 96 III. Basel II ............................................................................................ 98 IV. Basel II.5 ....................................................................................... 102 V. Basel III......................................................................................... 103

Inhaltsübersicht

VII

Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene ................... 106 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Umsetzung auf Ebene der EU ....................................................... 106 II. Umsetzung in Deutschland ............................................................ 108 4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union ..................................................................................... 111 Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht (European System of Financial Supervision – ESFS) ................................................................. 111 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Überblick ....................................................................................... 111 II. Beaufsichtigung auf der Mikroebene durch nationale und EUAufsichtsbehörden ......................................................................... 113 III. Beaufsichtigung auf der Makroebene durch den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB)......................................................................................... 123 Teil B: Europäische Bankenunion ....................................................................... 127 I. Aufbau und Ziele der Europäischen Bankenunion ........................ 127 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Gabriela Reinstädtler, M. Sc., Saarbrücken II. Einheitlicher Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) ....................................................................... 134 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Gabriela Reinstädtler, M. Sc., Saarbrücken III. Einheitlicher Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism – SRM)....................................................................... 155 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken IV. Europäische Einlagensicherung (European Deposit Insurance Scheme – EDIS) ............................................................................ 190 von Gabriela Reinstädtler, M. Sc., Saarbrücken 5. Kapitel: Marktzugangsregelungen für Institute ........................................ 223 Teil A: Rechtfertigung besonderer Vorschriften für den Marktzugang von Instituten ................................................................................................... 223 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg I. Vorbemerkungen ........................................................................... 223 II. Von den Marktzugangsregelungen betroffene Unternehmen – der Institutsbegriff ...................................................................... 223 III. Zweck erschwerter Marktzugangsregelungen für Institute............ 225

VIII

Inhaltsübersicht

Teil B: Erlaubnisverfahren ................................................................................... 226 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs ..................................................................................... 231 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg I. Einführung .................................................................................... 231 II. Ausgewählte zwingende Versagungsgründe ................................. 232 III. Versagungsgründe mit behördlichem Ermessensspielraum .......... 236 Teil D: Folgen einer Betätigung ohne Erlaubnis .................................................. 237 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg 6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute ............................. 239 Teil A: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und den Funktionen des Eigenkapitals der Institute............................................... 239 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Grundsätzliches ............................................................................. 239 II. Funktion der Errichtungsgrundlage (Ingangsetzungsfunktion) ..... 239 III. Haftungsfunktion .......................................................................... 241 IV. Verlustausgleichsfunktion ............................................................. 242 V. Repräsentationsfunktion................................................................ 242 VI. Geschäftsführungsfunktion ........................................................... 243 VII. Finanzierungsfunktion .................................................................. 244 VIII. Dauerhaftigkeit der Kapitalbereitstellung ..................................... 245 IX. Fazit .............................................................................................. 246 Teil B: Bestandteile der Eigenmittel .................................................................... 248 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter, Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken und Julius Burr, B. Sc., Saarbrücken I. Überblick über die Grundstruktur der Eigenmittel........................ 248 II. Hartes Kernkapital ........................................................................ 252 III. Zusätzliches Kernkapital ............................................................... 279 IV. Ergänzungskapital ......................................................................... 286 V. Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittel eines Instituts .......... 292

Inhaltsübersicht

IX

Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel nach der ersten Baseler Säule ............................................................................................ 309 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Aufsichtsrechtliche Kapitalquoten ................................................ 309 II. Aufsichtsrechtliche Kapitalpuffer.................................................. 311 III. Fallstudien zur Berechnung der aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten und Kapitalpuffer eines Instituts ........................................ 338 Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags ...................................................... 341 I. Zusammensetzung des Gesamtrisikobetrags ................................. 341 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken II. Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko ............................................ 345 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Dr. Markus Rose, Leverkusen III. Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko aus der Handelsbuchtätigkeit ................. 398 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg, Dr. Joachim Hauser, Luxembourg und Dr. Sven Mühlenbrock, Luxembourg IV. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für die Handelsbuchtätigkeit des Instituts für das Positionsrisiko sowie für Großkredite oberhalb bestimmter Obergrenzen ............................ 403 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen V. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko, das Warenpositionsrisiko und das Abwicklungsrisiko ..................................................................................... 408 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen VI. Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für ausgewählte Marktpreisrisiken eines Instituts ............................... 415 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter, Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken und Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken VII. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Risiko einer Anpassung der Kreditbewertung bei OTC-Derivaten (CVA-Risiko) ................................................................................ 428 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg, Dr. Joachim Hauser, Luxembourg und Dr. Sven Mühlenbrock, Luxembourg

X

Inhaltsübersicht

VIII. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko ................................................................................... 439 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter, Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken und Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken Teil E: TLAC und MREL .................................................................................... 473 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I. Mindestanforderung an berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten zur Steigerung der Resilienz von Banken........................... 473 II. TLAC – Total Loss-Absorbing Capacity ...................................... 475 III. MREL – Minimum Requirement for own funds and Eligible Liabilities ...................................................................................... 479 Teil F: ICAAP ...................................................................................................... 483 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen I. Rechtlicher Rahmen und Definition .............................................. 483 II. ICAAP in der Gesamtbanksteuerung ............................................ 485 III. ICAAP-Grundsätze im SSM zur aufsichtlichen Beurteilung ........ 486 IV. Besonderheiten in der deutschen LSI-Aufsicht ............................. 490 7. Kapitel: Begrenzung des Risikos einer übermäßigen Verschuldung durch die Verschuldungsquote ..................................................... 491 Teil A: Zielsetzung der Verschuldungsquote ....................................................... 491 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote ................................................... 494 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg 8. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Liquiditätsausstattung der Institute ..................................................................... 505 Teil A: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und der Liquiditätsausstattung der Institute........................................................... 505 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg und Susen Claire Biewer, M. Sc, Stuttgart Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen ..................................................... 507 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg und Susen Claire Biewer, M. Sc, Stuttgart I. Liquiditätsdeckungsquote ............................................................. 507 II. Strukturelle Liquiditätsquote......................................................... 513 III. Additional Monitoring Metrics for Liquidity Reporting ............... 519 Teil C: ILAAP ...................................................................................................... 521 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen I. Rechtlicher Rahmen und Definition .............................................. 521 II. ILAAP in der Gesamtbanksteuerung ............................................ 523

Inhaltsübersicht

XI

III. ILAAP-Grundsätze im SSM zur aufsichtlichen Beurteilung......... 524 9. Kapitel: Aufsichtlicher Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) ............................................................................................. 529 Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP..................................................... 529 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I. Grundlegendes zum SREP ............................................................ 529 II. Umsetzung des SREP .................................................................... 531 Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP..................................................... 533 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I. Rahmenkonzept des SREP ............................................................ 533 II. Ablauf des SREP ........................................................................... 534 Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP ........................ 538 von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I. Säule-2-Anforderung (P2R) und Säule-2-Empfehlung (P2G) ....... 538 II. Gesamteigenmittelanforderungen an Banken unter Berücksichtigung der Kapitalvorgaben aus dem SREP ............................ 540 Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde ........................ 544 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Tom John Geie, Hannover I. SREP-Element „Geschäftsmodellanalyse“ .................................... 544 II. SREP-Element „Governance & interne Kontrollen“ ..................... 548 III. SREP-Element „Kapitalrisiken“ .................................................... 552 IV. SREP-Element „Liquiditätsrisiken“ .............................................. 558 Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch....................................................... 563 von Dipl.-Kffr. Andrea Rapp, Saarbrücken I. SREP-Kapitalfestsetzung und Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch.................................................................................... 563 II. Quantifizierung der SREP-Kapitalfestsetzung für Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch .................................................. 565 Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM ...................................................................... 571 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Tom John Geie, Hannover I. Einführung zur Fallstudie .............................................................. 571 II. Vorstellung der hypothetischen Beispielbank ............................... 571 III. Vorstellung des Geschäftsmodells der hypothetischen Beispielbank .................................................................................. 572 IV. Beurteilung des Geschäftsmodells................................................. 574 Teil G: Umsetzung des SREP im internationalen Vergleich................................. 578 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen

XII

Inhaltsübersicht

10. Kapitel: Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) ......................................................................................... 579 Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk der qualitativen Bankenaufsicht in Deutschland .............................................................................................. 579 von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken I. Grundlage der qualitativen Bankenaufsicht .................................. 579 II. Qualitative Anforderungen an das Risikomanagement auf nationaler Ebene............................................................................ 579 Teil B: Anwenderkreis der MaRisk ...................................................................... 584 von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken Teil C: MaRisk als flexibler Rahmen zur Ausgestaltung des Risikomanagements ........................................................................................................ 586 von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken I. Das Proportionalitätsprinzip der MaRisk ...................................... 586 II. Erweiterung des flexiblen Rahmens durch Öffnungsklauseln ...... 587 Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk ........................................... 588 von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken I. Grundsätzlicher Aufbau der MaRisk............................................. 588 II. Allgemeiner Teil (AT) der MaRisk ............................................... 588 III. Besonderer Teil (BT) der MaRisk................................................. 597 IV. Ergänzung der MaRisk um die Betrachtung von Nachhaltigkeitsrisiken .................................................................................... 607 11. Kapitel: Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten ............ 609 Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin ....................... 609 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Notwendigkeit der Säule 3 ............................................................ 609 II. Wirkungsmechanismus der Marktdisziplin ................................... 612 III. Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Marktdisziplin ............ 614 IV. Beeinträchtigung der Marktdisziplin ............................................. 615 V. Möglichkeiten der Aufsicht zur Durchsetzung der Offenlegungsanforderungen ................................................................... 617 Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3 .......................... 620 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. Allgemeine Offenlegungsprinzipien ............................................. 620 II. Offenlegungsbereiche ................................................................... 625

Inhaltsübersicht

XIII

12. Kapitel: Zweckadäquanz der Rechnungslegung nach IFRS als Informationsinstrument der Bankenaufsicht .............................. 627 Teil A: Rechnungslegung als Informationsinstrument für die Bankenaufsicht..... 627 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg Teil B: Bestimmung der Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen ............... 628 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg I. Zur Anwendbarkeit der IFRS-Rechnungslegung im aufsichtsrechtlichen Kontext ....................................................................... 628 II. Überblick über die fair value-Bewertung von Finanzinstrumenten gemäß IFRS ...................................................................... 629 III. Implikationen der fair value-Bewertung für das bankenaufsichtliche Eigenkapital................................................................... 630 Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz der IFRS-Rechnungslegung als Informationsinstrument für die Bankenaufsicht ....................................... 634 von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg I. Fair value-Bewertung von Finanzinstrumenten aus aufsichtsrechtlicher Perspektive .................................................................. 634 II. Das Spannungsfeld divergierender Zielsetzungen von IFRSRechnungslegung und Bankenaufsicht .......................................... 641 13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten ........................................ 647 Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten...................................................... 647 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I. Einführung und Motivation ........................................................... 647 II. Grundsätzliche Struktur von Sanierungsplänen in Kreditinstituten ........................................................................................ 647 III. Kernelemente eines Sanierungsplans ............................................ 650 IV. Umsetzung der Proportionalität in der Sanierungsplanung ........... 654 Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen ................................................................. 656 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I. Verantwortlichkeit und Grundsätze der Bewertung ...................... 656 II. Ergebnisse ausgewählter Benchmark-Analysen der Aufsichtsbehörden ............................................................................... 658 III. Verstärkte Integration in das Risikomanagement .......................... 659 Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden ......................................................... 662 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I. Verantwortlichkeiten und Zielsetzung........................................... 662 II. Prozess der Abwicklungsplanung .................................................. 663

XIV

Inhaltsübersicht

Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung ............................................... 666 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I. Abwicklungsstrategie .................................................................... 666 II. Abwicklungsanordnung ................................................................ 669 III. Abwicklungsinstrumente............................................................... 670 IV. MREL ........................................................................................... 674 Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements ................................... 677 von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I. Aktuelle Erwartungen im SRM an Kreditinstitute ........................ 677 II. Abgrenzung der behördlichen Abwicklung zum frühzeitigen Eingreifen der Aufsichtsbehörden ................................................. 679 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 683 Verzeichnis der Rechtsquellen ............................................................................ 751

Inhaltsverzeichnis

XV

Inhaltsverzeichnis Vorwort zur 5. Auflage.......................................................................................... III Inhaltsübersicht ....................................................................................................... V Inhaltsverzeichnis ................................................................................................. XV Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... XXXI Fallstudienverzeichnis ................................................................................. XXXVII Abkürzungsverzeichnis ................................................................................. XXXIX Herausgeber- und Autorenverzeichnis ............................................................... LV 1. Kapitel: Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit ................................................. 1 Teil A: Risikotheoretische Grundlagen ..................................................................... 1 I. Risikobegriff...................................................................................... 1 II. Systematisierungsansätze .................................................................. 1 III. Abgrenzung von Erfolgs- und Liquiditätsrisiken .............................. 3 IV. Beziehungen zwischen den Erfolgs- und Liquiditätsrisiken .............. 3 Teil B: Erfolgsrisiken................................................................................................ 6 I. Operationelle Risiken ........................................................................ 6 1. Definition und Ausprägungen ................................................... 6 2. Personelle Risiken ..................................................................... 9 3. Sachlich-technische Risiken ................................................... 13 4. Ablaufstrukturelle Risiken ...................................................... 16 5. Rechtliche Risiken .................................................................. 18 6. Externe Ereignisrisiken ........................................................... 21 II. Adressenrisiken ............................................................................... 23 1. Definition und Ausprägungen ................................................. 23 2. Ausfallrisiko............................................................................ 25 3. Erfüllungsrisiko....................................................................... 28 III. Marktpreisrisiken............................................................................. 31 1. Definition und Ausprägungen ................................................. 31 2. Fremdwährungsrisiko.............................................................. 32 3. Rohwarenpreisrisiko ............................................................... 39 4. Aktienkursrisiko ...................................................................... 41 5. Zinsänderungsrisiko ................................................................ 42 6. Risiko der Wertminderung des Sachanlagevermögens und sonstiger Vermögensgegenstände .................................... 47 IV. Credit-Valuation-Adjustment-Risiko .............................................. 48

XVI

Inhaltsverzeichnis

Teil C: Liquiditätsrisiken ........................................................................................ 49 I. Definition und Ausprägungen ......................................................... 49 II. Direkte Liquiditätsrisiken in Form von temporalen und quantitativen Liquiditätsrisiken .............................................................. 50 III. Indirekte Liquiditätsrisiken in Form von bonitätsinduzierten und technikbasierten Geldanschlussrisiken ..................................... 54 Teil D: Sonstige Risiken ......................................................................................... 57 I. Nachhaltigkeitsrisiken ..................................................................... 57 II. Systemische Risiken ....................................................................... 60 III. Allgemeines Geschäftsrisiko ........................................................... 62 2. Kapitel: Notwendigkeit und Ziele bankenaufsichtsrechtlicher Regelungen ................................................................................................ 65 Teil A: Rechtfertigung einer besonderen staatlichen Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute ............................................................................................. 65 I. Vorbemerkungen ............................................................................. 65 II. Erfordernis einer konsistenten Zielvorgabe für die Bankenaufsicht ............................................................................................ 66 III. Mögliche Zielsetzungen der Bankenaufsicht .................................. 67 IV. Rechtfertigung des Schutzes der Gläubiger als Ziel der Bankenaufsicht ................................................................................ 68 V. Rechtfertigung der Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens als Ziel der Bankenaufsicht ...................................... 71 Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland ............................................................................................................. 76 I. Überblick......................................................................................... 76 II. Aufsicht über die Kreditinstitute ..................................................... 77 III. Einschreiten gegen Missstände im Kreditwesen ............................. 79 3. Kapitel: Entwicklungslinien der Bankenaufsicht ........................................ 81 Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht ................................................... 81 I. Vorbemerkungen ............................................................................. 81 II. Veränderungen in der Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute als Ausgangspunkt für die Internationalisierung der Bankenaufsicht ............................................................................................ 82 1. Internationalisierung des Bankwesens .................................... 82 2. Securitisation und Disintermediation...................................... 83 3. Einführung des Euro als gemeinsame Währung im Euro-Raum ............................................................................. 85 4. Technologisierung des Bankensektors.................................... 86 III. Gründe für die Internationalisierung der Bankenaufsicht ............... 87

Inhaltsverzeichnis IV.

XVII

Umsetzung der internationalen Bankenaufsicht .............................. 89 1. Überblick ................................................................................ 89 2. Basismodelle ........................................................................... 90 a) Kooperation der nationalen Bankenaufsichtsbehörden .................................................................................. 90 b) Harmonisierung der bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen unter Beibehaltung der nationalen Zuständigkeit .................................................................. 90 c) Errichtung einer supranationalen Bankenaufsichtsbehörde mit umfassenden Eingriffsbefugnissen ............. 91 3. Bisherige Entwicklungen ........................................................ 92 Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III .............................................................. 94 I. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht als internationaler Standardsetter im Bereich der Bankenregulierung .......................... 94 II. Basel I .............................................................................................. 96 III. Basel II ............................................................................................ 98 1. Drei-Säulen-Konzept .............................................................. 98 2. Säule 1 von Basel II ................................................................ 99 3. Säule 2 von Basel II .............................................................. 100 4. Säule 3 von Basel II .............................................................. 101 5. Implementierung von Basel II............................................... 102 IV. Basel II.5 ....................................................................................... 102 V. Basel III ......................................................................................... 103 Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene ................... 106 I. Umsetzung auf Ebene der EU ....................................................... 106 II. Umsetzung in Deutschland ............................................................ 108 4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union ..................................................................................... 111 Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht (European System of Financial Supervision – ESFS) ................................................................. 111 I. Überblick ....................................................................................... 111 II. Beaufsichtigung auf der Mikroebene durch nationale und EU-Aufsichtsbehörden .................................................................. 113 1. Institutionelle Struktur der europäischen Finanzaufsicht auf der Mikroebene ............................................................... 113 2. Mikroaufsicht auf europäischer Ebene.................................. 114 3. Die Rolle der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) .................................................................................... 116 4. Mikroaufsicht auf nationalstaatlicher Ebene ......................... 118 a) Überblick ...................................................................... 118

XVIII

Inhaltsverzeichnis b) c)

Mikroaufsicht durch die EZB....................................... 119 Mikroaufsicht in Deutschland durch die BaFin und die Deutsche Bundesbank ............................................ 121 III. Beaufsichtigung auf der Makroebene durch den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB) ........................................................................................ 123 1. Struktur des ESRB ................................................................ 123 2. Tätigkeit des ESRB .............................................................. 125 Teil B: Europäische Bankenunion ....................................................................... 127 I. Aufbau und Ziele der Europäischen Bankenunion........................ 127 1. Der Weg zur Errichtung einer Europäischen Bankenunion und die damit verfolgten Ziele.................................... 127 2. Grundstruktur der Europäischen Bankenunion und ihr rechtliches Fundament .......................................................... 130 II. Einheitlicher Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) ....................................................................... 134 1. Errichtung und Grundzüge des SSM .................................... 134 2. Rechtsquellen und sonstige Vorgaben für die praktische Ausgestaltung der Aufsichtstätigkeit des SSM ..................... 137 3. Räumlicher und persönlicher Geltungsbereich des SSM ...... 141 4. Organisationsstruktur des SSM und innerhalb des SSM vereinbarte Aufgabenteilung zwischen der EZB und den NCAs .................................................................................... 146 III. Einheitlicher Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism – SRM) ...................................................................... 155 1. Einleitender Überblick über den SRM und dessen Geltungsbereich .......................................................................... 155 2. Bedeutendste Rechtsquellen des SRM auf europäischer und nationaler Ebene ............................................................ 160 a) BRRD und SRM-VO ................................................... 160 b) Weitere ergänzende europarechtliche Vorgaben und das zwischenstaatliche Übereinkommen für die Zwecke des SRF ..................................................... 162 c) Deutsches Sanierungs- und Abwicklungsgesetz zur Umsetzung der Vorgaben aus der BRRD..................... 164 d) Ausgewählte weitere nationale Vorgaben im Rahmen der Sanierung und Abwicklung von Banken ........ 165 3. Behördliches Zusammenspiel – Verteilung der Kompetenzen innerhalb des SRM .................................................... 166 a) Unterscheidung zwischen zuständigen Abwicklungsbehörden und zuständigen Aufsichtsbehörden im SRM ........................................................................ 166

Inhaltsverzeichnis

XIX b)

IV.

SRB und Verteilung der Aufgaben innerhalb des SRM ............................................................................. 168 4. Sanierung der Bank und Frühintervention als Maßnahmen zur Abwendung einer Bankenabwicklung..................... 170 5. Abwicklung einer Bank innerhalb des SRM ......................... 174 a) Zum Begriff der Abwicklung und zu den mit einer Abwicklung verbundenen Zielen .................................. 174 b) Abwicklungsvoraussetzungen und Abwicklungsverfahren ....................................................................... 176 c) Den Behörden zur Verfügung stehende Abwicklungsinstrumente........................................................... 181 d) Finanzierung einer Abwicklung innerhalb des SRM ............................................................................. 184 da) Überblick über die bei einer Abwicklung zu beachtende Haftungskaskade ............................... 184 db) Single Resolution Fund ........................................ 186 dc) Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM) und seine zukünftige Rolle als common backstop für den SRF .................................................. 188 Europäische Einlagensicherung (European Deposit Insurance Scheme – EDIS) ............................................................................ 190 1. Ziele einer Einlagensicherung ............................................... 190 2. Derzeitige gesetzliche Verankerung der Einlagensicherung in Europa und derzeit bestehende Regelungen in Deutschland .......................................................................... 190 a) Erlass einer europäischen Einlagensicherungsrichtlinie ............................................................................... 190 b) Regelungsinhalte der Deposit Guarantee Schemes Directive ....................................................................... 192 c) Umsetzung der Deposit Guarantee Schemes Directive in Deutschland ....................................................... 195 d) Einlagensicherungssysteme in Deutschland ................. 199 3. Das in Aussicht stehende gemeinsame Europäische Einlagensicherungssystem .......................................................... 204 a) Gründe für die Schaffung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems .................... 204 b) Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015................................................. 206 c) Berichtsentwurf von Esther de Lange aus dem Jahr 2016 .............................................................................. 211 d) Mitteilung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2017 ...................................................................... 214

XX

Inhaltsverzeichnis e)

Diskussionspapier des Europäischen Stabilitätsmechanismus aus dem Jahr 2019 ................................. 215 f) Vorschlag von Olaf Scholz aus dem Jahr 2019 ............ 216 g) Die wesentlichsten Streitpunkte zu EDIS .................... 217 h) Notwendige Schritte vor einer Vergemeinschaftung zu einem Europäischen Einlagensicherungssystem und Status Quo ................................................. 219 5. Kapitel: Marktzugangsregelungen für Institute ....................................... 223 Teil A: Rechtfertigung besonderer Vorschriften für den Marktzugang von Instituten ................................................................................................... 223 I. Vorbemerkungen ........................................................................... 223 II. Von den Marktzugangsregelungen betroffene Unternehmen – der Institutsbegriff ...................................................................... 223 III. Zweck erschwerter Marktzugangsregelungen für Institute ........... 225 Teil B: Erlaubnisverfahren ................................................................................... 226 Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs ..................................................................................... 231 I. Einführung .................................................................................... 231 II. Ausgewählte zwingende Versagungsgründe ................................. 232 1. Betriebsbezogene Gründe ..................................................... 232 2. Personenbezogene Gründe.................................................... 234 III. Versagungsgründe mit behördlichem Ermessensspielraum .......... 236 Teil D: Folgen einer Betätigung ohne Erlaubnis .................................................. 237 6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute ............................. 239 Teil A: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und den Funktionen des Eigenkapitals der Institute............................................... 239 I. Grundsätzliches ............................................................................. 239 II. Funktion der Errichtungsgrundlage (Ingangsetzungsfunktion) ..... 239 III. Haftungsfunktion .......................................................................... 241 IV. Verlustausgleichsfunktion ............................................................. 242 V. Repräsentationsfunktion................................................................ 242 VI. Geschäftsführungsfunktion ........................................................... 243 VII. Finanzierungsfunktion .................................................................. 244 VIII. Dauerhaftigkeit der Kapitalbereitstellung ..................................... 245 IX. Fazit .............................................................................................. 246 Teil B: Bestandteile der Eigenmittel .................................................................... 248 I. Überblick über die Grundstruktur der Eigenmittel........................ 248 II. Hartes Kernkapital ........................................................................ 252

Inhaltsverzeichnis

XXI

1. Vorbemerkungen................................................................... 252 2. Posten des harten Kernkapitals ............................................. 253 3. Anpassungen durch aufsichtliche Korrekturposten ............... 267 4. Abzüge von den Posten des harten Kernkapitals .................. 271 III. Zusätzliches Kernkapital ............................................................... 279 1. Posten des zusätzlichen Kernkapitals.................................... 279 2. Abzüge von den Posten des zusätzlichen Kernkapitals......... 285 IV. Ergänzungskapital ......................................................................... 286 1. Posten des Ergänzungskapitals ............................................. 286 2. Abzüge von den Posten des Ergänzungskapitals .................. 291 V. Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittel eines Instituts .......... 292 Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel nach der ersten Baseler Säule ............................................................................................ 309 I. Aufsichtsrechtliche Kapitalquoten ................................................ 309 II. Aufsichtsrechtliche Kapitalpuffer.................................................. 311 1. Überblick .............................................................................. 311 2. Kapitalerhaltungspuffer ........................................................ 313 3. Antizyklischer Kapitalpuffer................................................. 313 a) Prozyklizität von Basel II und Basel III ....................... 313 b) Konzeption des antizyklischen Kapitalpuffers ............. 314 c) Methodik der Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers durch die BaFin .......................... 316 d) Nationale Quoten des antizyklischen Kapitalpuffers........................................................................... 317 e) Bestimmung der institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote ........................................... 319 f) Bestimmung des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers ..................................................... 321 4. Kapitalpuffer für systemische Risiken (Systemrisikopuffer) ................................................................................... 321 5. Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute (G-SRI) ................................................................................. 324 6. Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute (A-SRI) ................................................................................. 326 7. Zusammenwirken der Kapitalpuffer für systemische Risiken, für global systemrelevante Institute und für anderweitig systemrelevante Institute ................................... 332 8. Kombinierte Kapitalpufferanforderung................................. 334 III. Fallstudien zur Berechnung der aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten und Kapitalpuffer eines Instituts ........................................ 338

XXII

Inhaltsverzeichnis

Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags ...................................................... 341 I. Zusammensetzung des Gesamtrisikobetrags ................................. 341 II. Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko ........................................... 345 1. Vorbemerkungen .................................................................. 345 2. Allgemeine Grundsätze ........................................................ 346 3. (Kreditrisiko-)Standardansatz (KSA) ................................... 348 a) Überblick ...................................................................... 348 b) Konzeption ................................................................... 348 c) Ausgewählte Risikopositionsklassen und Risikogewichte ....................................................................... 351 ca) Vorbemerkungen ................................................. 351 cb) Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten oder Zentralbanken .............................................. 351 cc) Risikopositionen gegenüber Instituten ................. 352 cd) Risikopositionen gegenüber Unternehmen .......... 353 ce) Risikopositionen aus dem Mengengeschäft ......... 354 cf) Durch Immobilien besicherte Risikopositionen ....................................................................... 354 cg) Risikopositionen in Form gedeckter Schuldverschreibungen ................................................... 355 ch) Verbriefungspositionen........................................ 356 d) Bonitätsbeurteilungen von ECAI ................................. 357 4. Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRBAnsatz).................................................................................. 358 a) Überblick ...................................................................... 358 b) Charakterisierung des IRB-Ansatzes............................ 359 c) Risikoparameter im IRB-Ansatz .................................. 360 d) Regulatorische Mindestanforderungen an die Nutzung des IRBA ....................................................... 361 e) Ermittlung der Eigenmittelanforderungen im IRBA ............................................................................ 363 ea) Grundsätzliche Vorgehensweise .......................... 363 eb) Zuordnung zu Forderungsklassen ........................ 364 ec) Bestimmung des Risikopositionswerts ................ 364 ed) Berechnung des Risikogewichts über PD/LGD-Ansätze ................................................. 365 ee) Vorgaben für die Risikoparameter PD, LGD und Laufzeit im IRBA ......................................... 369 ef) Einfache Risikogewichtsmethoden im IRBA ...... 370

Inhaltsverzeichnis

eg) Wertberichtigungsvergleich im IRBA.................. 370 Kreditrisikominderung .......................................................... 371 a) Vorbemerkungen .......................................................... 371 b) Definition und Systematisierung .................................. 371 c) Allgemeine Mindestanforderungen an Sicherheiten ..... 372 d) Spezifische Mindestanforderungen an einzelne Sicherheiten .................................................................. 373 e) Wertansatz berücksichtigungsfähiger Sicherheiten ...... 374 ea) Vorbemerkungen .................................................. 374 eb) Finanzielle Sicherheiten ....................................... 375 ec) Garantien .............................................................. 376 ed) Immobilien ........................................................... 376 f) Sicherheitenanrechnung und Eigenmittelunterlegung ........................................................................... 376 fa) Vorbemerkungen .................................................. 376 fb) Risikominderung im KSA .................................... 377 fc) Risikominderung im IRBA .................................. 377 6. Ausblick auf die Veränderungen durch die Basel IIIFinalisierung ......................................................................... 379 7. Abschließende Fallstudie ...................................................... 382 Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko aus der Handelsbuchtätigkeit ................. 398 1. Überblick .............................................................................. 398 2. Spezifikationen im Rahmen der Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge im Handelsbuch ..................... 401 Berechnung der Eigenmittelanforderungen für die Handelsbuchtätigkeit des Instituts für das Positionsrisiko sowie für Großkredite oberhalb bestimmter Obergrenzen ............................ 403 1. Handelsbuchtätigkeit des Instituts für das Positionsrisiko ..................................................................................... 403 2. Großkredite oberhalb bestimmter Obergrenzen .................... 406 Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko, das Warenpositionsrisiko und das Abwicklungsrisiko ..................................................................................... 408 1. Fremdwährungsrisiko............................................................ 408 2. Warenpositionsrisiko ............................................................ 410 3. Abwicklungsrisiko ................................................................ 413 Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für ausgewählte Marktpreisrisiken eines Instituts ............................... 415 5.

III.

IV.

V.

VI.

XXIII

XXIV

Inhaltsverzeichnis VII.

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Risiko einer Anpassung der Kreditbewertung bei OTC-Derivaten (CVA-Risiko) ................................................................................ 428 1. Anwendungsbereich ............................................................. 428 2. Vorgehensweise der Berechnung ......................................... 430 VIII. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko ................................................................................... 439 1. Kontinuum der Messansätze für das operationelle Risiko.................................................................................... 439 2. Basisindikatoransatz ............................................................. 443 3. Standardansatz ...................................................................... 447 4. Fortgeschrittene Messansätze ............................................... 455 5. Ausblick auf die Veränderungen durch die Basel IIIFinalisierung ......................................................................... 460 6. Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts ............... 464 Teil E: TLAC und MREL .................................................................................... 473 I. Mindestanforderung an berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten zur Steigerung der Resilienz von Banken........................... 473 II. TLAC – Total Loss-Absorbing Capacity ...................................... 475 III. MREL – Minimum Requirement for own funds and Eligible Liabilities ...................................................................................... 479 Teil F: ICAAP ...................................................................................................... 483 I. Rechtlicher Rahmen und Definition .............................................. 483 II. ICAAP in der Gesamtbanksteuerung ............................................ 485 III. ICAAP-Grundsätze im SSM zur aufsichtlichen Beurteilung ........ 486 1. Vorbemerkungen .................................................................. 486 2. Verantwortung des Leitungsorgans ...................................... 486 3. Integraler Bestandteil des Gesamtsteuerungsrahmens .......... 487 4. Normative und ökonomische Perspektive ............................ 487 5. Wesentliche Risiken ............................................................. 488 6. Internes Kapital .................................................................... 488 7. Risikoquantifizierungsmethoden .......................................... 489 8. Stresstests ............................................................................. 489 IV. Besonderheiten in der deutschen LSI-Aufsicht ............................. 490 7. Kapitel: Begrenzung des Risikos einer übermäßigen Verschuldung durch die Verschuldungsquote ..................................................... 491 Teil A: Zielsetzung der Verschuldungsquote ....................................................... 491 Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote ................................................... 494

Inhaltsverzeichnis 8. Kapitel:

XXV

Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Liquiditätsausstattung der Institute...................................................................... 505 Teil A: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und der Liquiditätsausstattung der Institute ........................................................... 505 Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen ..................................................... 507 I. Liquiditätsdeckungsquote .............................................................. 507 II. Strukturelle Liquiditätsquote ......................................................... 513 III. Additional Monitoring Metrics for Liquidity Reporting ............... 519 Teil C: ILAAP ...................................................................................................... 521 I. Rechtlicher Rahmen und Definition .............................................. 521 II. ILAAP in der Gesamtbanksteuerung ............................................. 523 III. ILAAP-Grundsätze im SSM zur aufsichtlichen Beurteilung......... 524 1. Vorbemerkungen................................................................... 524 2. Verantwortung des Leitungsorgans....................................... 524 3. Integraler Bestandteil des Gesamtsteuerungsrahmens .......... 525 4. Normative und ökonomische Perspektive ............................. 526 5. Wesentliche Risiken.............................................................. 526 6. Interner Liquiditätspuffer und Refinanzierungsquellen ........ 526 7. Risikoquantifizierungsmethoden........................................... 527 8. Stresstests .............................................................................. 527 9. Kapitel: Aufsichtlicher Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) ............................................................................................. 529 Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP..................................................... 529 I. Grundlegendes zum SREP ............................................................ 529 II. Umsetzung des SREP .................................................................... 531 Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP..................................................... 533 I. Rahmenkonzept des SREP ............................................................ 533 II. Ablauf des SREP ........................................................................... 534 Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP ........................ 538 I. Säule-2-Anforderung (P2R) und Säule-2-Empfehlung (P2G) ....... 538 II. Gesamteigenmittelanforderungen an Banken unter Berücksichtigung der Kapitalvorgaben aus dem SREP ............................ 540 Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde ........................ 544 I. SREP-Element „Geschäftsmodellanalyse“ .................................... 544 1. Zielsetzung ............................................................................ 544 2. Ablauf ................................................................................... 545 3. Zentrale Informationsquellen ................................................ 545 4. Ausgewählte Prüfungselemente und -methoden ................... 546 5. Aktuelle Ergebnisse .............................................................. 547

XXVI

Inhaltsverzeichnis II.

SREP-Element „Governance & interne Kontrollen“ .................... 548 1. Zielsetzung ........................................................................... 548 2. Ablauf ................................................................................... 549 3. Zentrale Prüfungselemente ................................................... 550 4. Aktuelle Ergebnisse .............................................................. 551 III. SREP-Element „Kapitalrisiken“ ................................................... 552 1. Zielsetzung ........................................................................... 552 2. Bestandteile der Bewertung .................................................. 552 3. Zentrale Prüfungselemente bei der Bewertung der Risiken für das Kapital ......................................................... 554 a) Kreditrisiko .................................................................. 554 b) Marktpreisrisiko ........................................................... 555 c) Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch ............................ 556 d) Operationelles Risiko ................................................... 556 4. Aktuelle Ergebnisse .............................................................. 557 IV. SREP-Element „Liquiditätsrisiken“ .............................................. 558 1. Zielsetzung ........................................................................... 558 2. Bestandteile der Bewertung .................................................. 559 3. Zentrale Prüfungselemente bei der Bewertung der Risiken für die Liquidität ...................................................... 561 a) Kurzfristiges Liquiditätsrisiko...................................... 561 b) Längerfristiges Refinanzierungsrisiko ......................... 561 4. Aktuelle Ergebnisse .............................................................. 561 Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch ...................................................... 563 I. SREP-Kapitalfestsetzung und Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch ................................................................................... 563 II. Quantifizierung der SREP-Kapitalfestsetzung für Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch .................................................. 565 1. SREP-Kapitalzuschlag.......................................................... 565 2. Eigenmittelempfehlung ........................................................ 568 Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM ...................................................................... 571 I. Einführung zur Fallstudie.............................................................. 571 II. Vorstellung der hypothetischen Beispielbank ............................... 571 III. Vorstellung des Geschäftsmodells der hypothetischen Beispielbank .................................................................................. 572 IV. Beurteilung des Geschäftsmodells ................................................ 574 1. Analyse zentraler Kennzahlen .............................................. 574 2. Bewertung der Tragfähigkeit des aktuellen Geschäftsmodells („Viability“) ............................................................ 575

Inhaltsverzeichnis 3.

XXVII

Bewertung der Nachhaltigkeit der Strategie („Sustainability“) ................................................................................... 576 4. Gesamtbeurteilung ................................................................ 577 Teil G: Umsetzung des SREP im internationalen Vergleich................................. 578 10. Kapitel: Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) ......................................................................................... 579 Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk der qualitativen Bankenaufsicht in Deutschland .............................................................................................. 579 I. Grundlage der qualitativen Bankenaufsicht................................... 579 II. Qualitative Anforderungen an das Risikomanagement auf nationaler Ebene ............................................................................ 579 1. Bestandteile des Risikomanagements nach § 25a KWG....... 579 2. Konkretisierung der Anforderungen aus § 25a KWG durch die MaRisk .................................................................. 581 Teil B: Anwenderkreis der MaRisk ...................................................................... 584 Teil C: MaRisk als flexibler Rahmen zur Ausgestaltung des Risikomanagements......................................................................................................... 586 I. Das Proportionalitätsprinzip der MaRisk ...................................... 586 II. Erweiterung des flexiblen Rahmens durch Öffnungsklauseln ....... 587 Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk ............................................ 588 I. Grundsätzlicher Aufbau der MaRisk ............................................. 588 II. Allgemeiner Teil (AT) der MaRisk ............................................... 588 1. Aufbau des allgemeinen Teils ............................................... 588 2. Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung (AT 3) ............. 589 3. Allgemeine Anforderungen an das Risikomanagement (AT 4) ................................................................................... 590 4. Anforderungen an die Organisationsrichtlinien (AT 5) und die Dokumentation (AT 6) ............................................. 594 5. Anforderungen an die Ressourcen (AT 7) ............................ 594 6. Anforderungen an Anpassungsprozesse (AT 8).................... 595 7. Anforderungen an das Auslagerungsmanagement (AT 9) ................................................................................... 596 III. Besonderer Teil (BT) der MaRisk ................................................. 597 1. Aufbau des besonderen Teils ................................................ 597 2. Anforderungen an das Kreditgeschäft (BTO 1) .................... 599 3. Anforderungen an das Handelsgeschäft (BTO 2) ................. 602 4. Anforderungen an die Risikosteuerungs- und -controllingprozesse (BTR), samt Risikoberichterstattung (BT 3).................................................................................... 604 5. Anforderungen an die Interne Revision (BT 2)..................... 606

XXVIII

Inhaltsverzeichnis IV.

Ergänzung der MaRisk um die Betrachtung von Nachhaltigkeitsrisiken .................................................................................... 607 11. Kapitel: Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten ............ 609 Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin ....................... 609 I. Notwendigkeit der Säule 3 ............................................................ 609 II. Wirkungsmechanismus der Marktdisziplin ................................... 612 III. Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Marktdisziplin ............ 614 IV. Beeinträchtigung der Marktdisziplin ............................................. 615 V. Möglichkeiten der Aufsicht zur Durchsetzung der Offenlegungsanforderungen ................................................................... 617 Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3 .......................... 620 I. Allgemeine Offenlegungsprinzipien ............................................. 620 1. Grundsatz der Offenlegungspolitik ....................................... 620 2. Ausnahmen von der Offenlegungsverpflichtung .................. 621 a) Wesentlichkeit .............................................................. 621 b) Geschäftsgeheimnisse und vertrauliche Informationen............................................................................ 622 3. Häufigkeit, Umfang und Zeitpunkt der Offenlegungen ........ 623 II. Offenlegungsbereiche ................................................................... 625 12. Kapitel: Zweckadäquanz der Rechnungslegung nach IFRS als Informationsinstrument der Bankenaufsicht .............................. 627 Teil A: Rechnungslegung als Informationsinstrument für die Bankenaufsicht .... 627 Teil B: Bestimmung der Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen .............. 628 I. Zur Anwendbarkeit der IFRS-Rechnungslegung im aufsichtsrechtlichen Kontext ....................................................................... 628 II. Überblick über die fair value-Bewertung von Finanzinstrumenten gemäß IFRS ...................................................................... 629 III. Implikationen der fair value-Bewertung für das bankenaufsichtliche Eigenkapital .................................................................. 630 Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz der IFRS-Rechnungslegung als Informationsinstrument für die Bankenaufsicht ....................................... 634 I. Fair value Bewertung von Finanzinstrumenten aus aufsichtsrechtlicher Perspektive .................................................................. 634 II. Das Spannungsfeld divergierender Zielsetzungen von IFRSRechnungslegung und Bankenaufsicht ......................................... 641 13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten ....................................... 647 Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten ..................................................... 647 I. Einführung und Motivation ........................................................... 647 II. Grundsätzliche Struktur von Sanierungsplänen in Kreditinstituten ........................................................................................ 647

Inhaltsverzeichnis

XXIX

III. Kernelemente eines Sanierungsplans ............................................ 650 IV. Umsetzung der Proportionalität in der Sanierungsplanung ........... 654 Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen ................................................................. 656 I. Verantwortlichkeit und Grundsätze der Bewertung ...................... 656 II. Ergebnisse ausgewählter Benchmark-Analysen der Aufsichtsbehörden ......................................................................... 658 III. Verstärkte Integration in das Risikomanagement .......................... 659 Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden ......................................................... 662 I. Verantwortlichkeiten und Zielsetzung........................................... 662 II. Prozess der Abwicklungsplanung .................................................. 663 Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung................................................ 666 I. Abwicklungsstrategie .................................................................... 666 II. Abwicklungsanordnung ................................................................. 669 III. Abwicklungsinstrumente ............................................................... 670 IV. MREL ............................................................................................ 674 Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements ................................... 677 I. Aktuelle Erwartungen im SRM an Kreditinstitute ........................ 677 II. Abgrenzung der behördlichen Abwicklung zum frühzeitigen Eingreifen der Aufsichtsbehörden ................................... 679 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 683 Verzeichnis der Rechtsquellen ............................................................................. 751

Abbildungsverzeichnis

XXXI

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:

Systematisierung der bankbetrieblichen Risiken nach ihren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Bestandsfestigkeit eines Kreditinstituts ........................................................................... 2

Abbildung 2:

Zusammenhänge zwischen den Erfolgs- und Liquiditätsrisiken ................................................................................................ 4

Abbildung 3:

Überblick über die operationellen Risiken von Kreditinstituten ............................................................................................ 7

Abbildung 4:

Ausprägungen des Adressenrisikos ................................................. 24

Abbildung 5:

Ausprägungen des Marktpreisrisikos .............................................. 32

Abbildung 6:

Beispiel zu den Auswirkungen einer betragsmäßig geschlossenen fristeninkongruenten Fremdwährungsposition auf den Erfolgsbeitrag eines Kreditinstituts ................................................. 36

Abbildung 7:

Passivisches Zinsänderungsrisiko.................................................... 44

Abbildung 8:

Erfolgsbeeinflussungsmöglichkeiten verschiedener Zinspositionen bei geänderten Marktzinsen ........................................... 46

Abbildung 9:

Ausprägungen des Liquiditätsrisikos............................................... 51

Abbildung 10: Auswirkungen der Nachhaltigkeitsrisiken auf das bankbetriebliche Risikouniversum .................................................. 59 Abbildung 11: Vereinheitlichungsgrade internationaler Bankenregulierung .......... 89 Abbildung 12: Die drei Säulen von Basel II ............................................................ 99 Abbildung 13: Überblick über die wesentlichen Maßnahmen von Basel III ......... 104 Abbildung 14: Transformation der Basel III-Bestimmungen in europäisches und deutsches Recht ...................................................................... 107 Abbildung 15: Grundstruktur des Finanzaufsichtsrahmens der EU ...................... 113 Abbildung 16: Institutionelle Struktur der europäischen Finanzaufsicht auf Mikroebene.................................................................................... 114 Abbildung 17: Die 21 direkt durch die EZB beaufsichtigten Institute bzw. Institutsgruppen aus Deutschland .................................................. 120 Abbildung 18: Beispiel einer von der EZB direkt beaufsichtigten Institutsgruppe ............................................................................................ 121 Abbildung 19: Struktur des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken ........... 125 Abbildung 20: Aufbau der Europäischen Bankenunion ........................................ 131

XXXII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 21: ESFS unter Berücksichtigung des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus ................................................................................. 136 Abbildung 22: Aufbau des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus ........................ 147 Abbildung 23: Verfahren der impliziten Zustimmung .......................................... 149 Abbildung 24: Funktionsweise der gemeinsamen Aufsichtsteams ....................... 151 Abbildung 25: Eskalationsstufen des SAG im Rahmen der aufsichtlichen Frühintervention ............................................................................ 173 Abbildung 26: Abwicklungsverfahren nach Art. 18 SRM-VO unter Berücksichtigung der Abwicklungsvoraussetzungen ............................... 180 Abbildung 27: Haftungskaskade im europäischen Abwicklungsregime ............... 185 Abbildung 28: Systematisierung der Einlagen i. S. d. EinSiG .............................. 199 Abbildung 29: Systematisierung der Einlagensicherungssysteme in Deutschland................................................................................................ 203 Abbildung 30: Mindestzielausstattung der nationalen Einlagensicherungssysteme während der EDIS-Aufbauphase ..................................... 207 Abbildung 31: Überblick über die in den einzelnen Umsetzungsphasen von EDIS vorgesehene Gewährung von Hilfen zur Deckung der bei einem nationalen Einlagensicherungssystem auftretenden Liquiditätsdefizite bzw. Restverluste ............................................ 211 Abbildung 32: Verteilung der Zielausstattung innerhalb des semi-europäischen Einlagensicherungssystems nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange ...................................................................... 214 Abbildung 33: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und den Funktionen des Eigenkapitals ................................................. 247 Abbildung 34: Grundstruktur der Eigenmittel gemäß Art. 72 CRR...................... 250 Abbildung 35: Zusammensetzung der Eigenmittel nach Art. 25, 50, 61, 71 und 72 CRR................................................................................... 252 Abbildung 36: Zentrale Voraussetzung für die Genehmigung der Rückzahlung von Geschäftsguthaben aufgrund gekündigter Geschäftsanteile ............................................................................................ 261 Abbildung 37: Amortisation von Ergänzungskapitalinstrumenten gemäß Art. 64 Abs. 2 CRR ....................................................................... 288 Abbildung 38: Berechnung der Kapitalquoten gemäß Art. 92 Abs. 2 CRR.......... 310 Abbildung 39: Bestimmung des Pufferrichtwerts ................................................. 317

Abbildungsverzeichnis

XXXIII

Abbildung 40: Nationale Quoten des antizyklischen Kapitalpuffers im EWR (Stand: 15.03.2021) ....................................................................... 319 Abbildung 41: Bestimmung der institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote .................................................................................. 320 Abbildung 42: Bestimmung des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers............................................................................................ 321 Abbildung 43: Global systemrelevante Institute und deren Quoten des Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute (Stand: 2020) ........ 326 Abbildung 44: Kategorien und Indikatoren des Scoringmodells auf Stufe I ......... 328 Abbildung 45: Kategorien und erweiterte Indikatoren des Scoringmodells auf Stufe II ..................................................................................... 330 Abbildung 46: Kapitalpufferanforderungen der Kapitalpufferklassen .................. 331 Abbildung 47: Deutsche anderweitig systemrelevante Institute und deren Gesamtscores und Kapitalpufferquoten ......................................... 332 Abbildung 48: Zusammenwirken der drei systemischen Risikopuffer .................. 333 Abbildung 49: Kombinierte Kapitalpufferanforderung ......................................... 334 Abbildung 50: Berechnung der freien Gewinne nach § 37 Abs. 2 SolvV ............. 335 Abbildung 51: Berechnung des Quartilfaktors nach § 37 Abs. 3 SolvV ............... 336 Abbildung 52: Aufsichtsrechtliche Mindestkapitalquoten gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. a)–c) und Abs. 2 CRR ........................................... 342 Abbildung 53: Ermittlung des Gesamtrisikobetrags nach Art. 92 Abs. 3 und Abs. 4 CRR............................................................................. 344 Abbildung 54: Berechnung der risikogewichteten KSA-Positionsbeträge ............ 349 Abbildung 55: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten oder Zentralbanken ............................................................ 351 Abbildung 56: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Instituten mit einer Restlaufzeit von über drei Monaten ............................... 352 Abbildung 57: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Instituten ohne Bonitätsbeurteilung ............................................................... 353 Abbildung 58: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Unternehmen .... 353 Abbildung 59: Risikogewichte für Risikopositionen in Form gedeckter Schuldverschreibungen.................................................................. 356 Abbildung 60: Erwarteter und unerwarteter Verlust in einem Kreditportfolio...... 359 Abbildung 61: Bestimmung der Anrechnungsbeträge im IRBA ........................... 363

XXXIV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 62:

Zulässige Sicherheitenarten im KSA und im Basis-IRBA ......... 372

Abbildung 63:

Anrechnung von Sicherheiten im KSA ...................................... 377

Abbildung 64:

LGD-Werte für vorrangig und nachrangig besicherte Forderungen ............................................................................... 378

Abbildung 65:

Anrechnung von Sicherheiten im IRBA..................................... 378

Abbildung 66:

Formel zur Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR ............................................................................. 431

Abbildung 67:

Gewichtung einer Gegenpartei auf Basis ihrer externen Bonitätsbeurteilung durch eine benannte ECAI im Rahmen der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 Tabelle 1 CRR ..................... 432

Abbildung 68:

Verfahren zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts ...................................... 440

Abbildung 69:

Risikosensitivität der Verfahren und Umsetzungsaufwand bzw. Anforderungen an das Risikomanagement zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts .................................................................. 441

Abbildung 70:

Konzeption des Basisindikatoransatzes...................................... 444

Abbildung 71:

Berechnung des maßgeblichen Indikators nach Art. 316 CRR ............................................................................................ 444

Abbildung 72:

Berechnung des maßgeblichen Indikators nach Formblatt 3 RechKredV................................................................................. 446

Abbildung 73:

Zuordnung von Geschäftstätigkeiten zu den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern des Standardansatzes .................... 449

Abbildung 74:

Regulatorische Geschäftsfelder, Risikoindikatoren sowie Beta-Faktoren im Standardansatz ............................................... 450

Abbildung 75:

Konzeption des Standardansatzes .............................................. 452

Abbildung 76:

Konzeption des alternativen Standardansatzes ........................... 454

Abbildung 77:

Mindestanforderungen an die Nutzung des (alternativen) Standardansatzes bzw. fortgeschrittener Messansätze ............... 457

Abbildung 78:

Ereigniskategorien zur Zuordnung historischer interner Verlustdaten ............................................................................... 458

Abbildung 79:

Berechnung des Geschäftsindikators im neuen Standardansatz.......................................................................................... 461

Abbildungsverzeichnis

XXXV

Abbildung 80:

Größenintervalle zur Bestimmung der GeschäftsindikatorKomponente im neuen Standardansatz ....................................... 462

Abbildung 81:

Konzeption des neuen Standardansatzes .................................... 463

Abbildung 82:

Verlustabsorption und Rekapitalisierung mittels TLAC und MREL im Abwicklungsfall ........................................................ 475

Abbildung 83:

Verbindung zwischen Geschäftsstrategie, Risikostrategie, ICAAP und ILAAP .................................................................... 485

Abbildung 84:

Berechnung der Verschuldungsquote gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. d) CRR i. V. m. Art. 429 Abs. 2 CRR ........................... 494

Abbildung 85:

Überblick über die wesentlichen Bestandteile der Gesamtrisikopositionsmessgröße gemäß Art. 429 Abs. 4 CRR.............. 502

Abbildung 86:

Berechnung der LCR gemäß Art. 4 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61 ....................................................................................... 507

Abbildung 87:

Überblick über die Kategorisierung der hochliquiden Aktiva ......................................................................................... 512

Abbildung 88:

Berechnung der NSFR gemäß Art. 428b Abs. 1 CRR ................ 513

Abbildung 89:

Überblick über die ASF- und RSF-Faktoren gemäß Art. 428k–428ah CRR ................................................................ 518

Abbildung 90:

Verbindung zwischen Geschäftsstrategie, Risikostrategie, ICAAP und ILAAP .................................................................... 523

Abbildung 91:

Einordnung des SREP in das Baseler Rahmenwerk ................... 531

Abbildung 92:

Rahmenkonzept des SREP ......................................................... 533

Abbildung 93:

Kategorisierungskriterien und Anwendungshäufigkeit des SREP .......................................................................................... 535

Abbildung 94:

Bankenaufsichtliche Maßnahmen in Abhängigkeit von der SREP-Gesamtbewertung ............................................................ 537

Abbildung 95:

Eigenmittelanforderungen an SIs im SSM unter Berücksichtigung des SREP ................................................................... 541

Abbildung 96:

SREP-Gesamtkapitalanforderungen im Jahr 2019 mit Wirkung zum Jahr 2020 ............................................................. 543

Abbildung 97:

Zuschlagsmatrix für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch (in %) ................................................................................. 567

Abbildung 98:

SREP-Gesamtkapitalanforderung 2019 (Durchschnittswerte, Stand: 31.12.2019) ........................................................... 568

Abbildung 99:

Bilanz der hypothetischen Beispielbank ..................................... 573

XXXVI

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 100: GuV der hypothetischen Beispielbank ....................................... 574 Abbildung 101: Kennzahlen der hypothetischen Beispielbank ............................ 575 Abbildung 102: Bestandteile des Risikomanagements nach § 25a KWG ............ 580 Abbildung 103: Inhalte der MaRisk in Anlehnung an die Anforderungen des § 25a KWG .......................................................................... 582 Abbildung 104: Weiterentwicklung der MaRisk im Zeitverlauf .......................... 583 Abbildung 105: Aufbau des allgemeinen Teils (Modul AT) der MaRisk ............ 589 Abbildung 106: Aufbau des besonderen Teils (Modul BT) der MaRisk ............. 597 Abbildung 107: Funktionstrennung nach den MaRisk ......................................... 598 Abbildung 108: Kreditprozess nach den MaRisk ................................................. 600 Abbildung 109: Wirkungsmechanismus der Marktdisziplin ................................ 614 Abbildung 110: Überblick über die Berücksichtigung von Folgebewertungseffekten finanzieller Vermögenswerte im harten Kernkapital................................................................................................ 632 Abbildung 111: Bestimmung der Eigenmittelanforderungen unter Verwendung von IFRS-Abschlüssen ...................................................... 632 Abbildung 112: Berechnungsbasis für die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel bei Anwendung eines IFRS-Abschlusses ................................... 633 Abbildung 113: Branchenübliche Struktur eines Sanierungsplans....................... 648 Abbildung 114: Gesetzliche Umsetzung der Proportionalität bei der Ausgestaltung der Sanierungsplanung .............................................. 655 Abbildung 115: Schematischer Prozess der Abwicklungsplanung im SRM ........ 663

Fallstudienverzeichnis

XXXVII

Fallstudienverzeichnis Fallstudie 1:

Rückzahlung von Geschäftsguthaben aufgrund gekündigter Geschäftsanteile............................................................................. 292

Fallstudie 2:

Abzug von Software-Vermögenswerten von den Posten des harten Kernkapitals........................................................................ 295

Fallstudie 3:

Ermittlung des Ergänzungskapitals eines Instituts ........................ 302

Fallstudie 4:

Ermittlung der Eigenmittel eines Instituts ..................................... 305

Fallstudie 5:

Eigenmittelquoten ......................................................................... 338

Fallstudie 6:

Institutsspezifischer antizyklischer Kapitalpuffer ......................... 339

Fallstudie 7:

Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko ............................................ 382

Fallstudie 8:

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko eines Instituts ....................................................... 415

Fallstudie 9:

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Warenpositionsrisiko eines Instituts ........................................................ 419

Fallstudie 10: Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Aktienkursrisiko als Teil des Positionsrisikos eines Instituts ................... 425 Fallstudie 11: Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko ...... 436 Fallstudie 12: Basisindikatoransatz ...................................................................... 464 Fallstudie 13: Basisindikatoransatz und (alternativer) Standardansatz ................ 465 Fallstudie 14: Berechnung der Verschuldungsquote ............................................ 503 Fallstudie 15: Geschäftsmodellanalyse (BMA) anhand einer hypothetischen Beispielbank .................................................................................. 571

Abkürzungsverzeichnis

XXXIX

Abkürzungsverzeichnis A ABl.

Amtsblatt

ABS

Asset Backed Securities

Abs.

Absatz

Abt.

Abteilung

AbwMechG

Abwicklungsmechanismusgesetz

abzgl.

abzüglich

AC

Amortised Cost

AEUV

Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union

a. F.

alte Fassung

AFS

Ausschuss für Finanzstabilität

AG

Aktiengesellschaft

AIFM

Alternative Investment Fund Manager

A-IRB

Advanced Internal-Ratings Based Approach

AktG

Aktiengesetz

AMA

Advanced Measurement Approach

AMLD

Anti Money Laundering Directive

AMM

Additional Monitoring Metrics for Liquidity Reporting

AnlEntG

Anlegerentschädigungsgesetz

Anm.

Anmerkung

AnzV

Anzeigenverordnung

AQR

Asset Quality Review

Art.

Artikel(n)

ASA

Alternative Standardised Approach

ASF

Available Stable Funding

A-SRI

anderweitig systemrelevantes Institut

AT

allgemeiner Teil

AT1

Additional Tier One

Aufl.

Auflage

XL

Abkürzungsverzeichnis

B b

Laufzeitanpassungsfaktor

BA

Bankenaufsicht

BaFin

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht

BAIT

Bankenaufsichtliche Anforderungen an die IT

BAK

Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen

BAKred

Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen

Baseler Ausschuss

Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht

BauSparkG

Bausparkassengesetz

BAV

Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen

BAWe

Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel

BB

Betriebs-Berater

BCBS

Basel Committee on Banking Supervision

Bd.

Band

BdB

Bundesverband deutscher Banken e. V.

BGBl.

Bundesgesetzblatt

BGH

Bundesgerichtshof

BI

Business Indicator

BIA

Basic Indicator Approach

BIC

Business Indicator Component

Bill.

Billionen

BilMoG

Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz

BIP

Bruttoinlandsprodukt

BIS

Bank for International Settlements

BIZ

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

BL

Business Lines

BMA

Business Model Analysis

BMF

Bundesministerium der Finanzen

BP

Basispunkte

Brexit

Kurzform für „British Exit“

BRRD

Bank Recovery and Resolution Directive

B. Sc.

Bachelor of Science

Abkürzungsverzeichnis

XLI

bspw.

beispielsweise

BT

besonderer Teil

BT-Drucks.

Bundestags-Drucksache

BTO

Besonderer Teil Organisation

BTR

Besonderer Teil Risikosteuerungs- und -controllingprozesse

Buchst.

Buchstabe(n)

BVerfG

Bundesverfassungsgericht

BVR

Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V.

BVR-ISG

BVR Institutssicherung GmbH

BVR-SE

Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V.

bzgl.

bezüglich

bzw.

beziehungsweise C

ca.

circa

CAD

Kanadischer Dollar (Währungseinheit)

CAS

Capital Adequacy Statement

CCF

Credit Conversion Factor

CCR

Counterparty Credit Risk

CD

Compact Disc

CDS

Credit Default Swap

CDU

Christlich Demokratische Union

CEBS

Committee of European Banking Supervisors

CEIOPS

Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors

CESR

Committee of European Securities Regulators

cet. par.

ceteris paribus

CET1

Common Equity Tier One

CF

Corporate Finance

CFS

Center for Financial Studies

CHF

Schweizer Franken (Währungseinheit)

XLII

Abkürzungsverzeichnis

CIR

Cost-Income-Ratio

CLS

Continuous Linked Settlement

C&L

Coopers & Lybrand

Co.

Compagnie

COE

Cost of Equity

COREP

Common Solvency Ratio Reporting

Corp.

Corporation

COVID

Coronavirus Disease

CQS

Credit Quality Steps

CRD

Capital Requirements Directive

CRR

Capital Requirements Regulation

CSU

Christlich-Soziale Union

CVA

Credit Valuation Adjustment

CVaR

Conditional Value at Risk D

DelVO

Delegierte Verordnung

DG

Directorate General

DGS

Deposit Guarantee Scheme

DGSD

Deposit Guarantee Schemes Directive

d. h.

das heißt

DIF

Deposit Insurance Fund

Diss.

Dissertation

DM

Deutsche Mark (Währungseinheit)

Dr.

Doktor

DSGV

Deutscher Sparkassen- und Giroverband e. V.

DSGV-ISG

Institutssicherung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes e. V.

DVFA

Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management

DVO

Durchführungsverordnung E

e

Euler’sche Zahl

Abkürzungsverzeichnis

XLIII

E*

unbesicherter Forderungsbetrag

EaD

Exposure at Default

EAEG

Einleger- und Anlegerentschädigungsgesetz

EBA

European Banking Authority

EBA-VO

EBA-Verordnung

ECAI

External Credit Assessment Institution

ECOFIN

Economic and Financial Affairs Council

EdB

Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH

EDIS

European Deposit Insurance Scheme

EdÖ

Entschädigungseinrichtung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands GmbH

EDV

elektronische Datenverarbeitung

EFSF

Europäische Finanzstabilisierungsfazilität

EFSM

Europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus

EFTA

European Free Trade Association

eG

eingetragene Genossenschaft

EG

Europäische Gemeinschaft(en)

einschl.

einschließlich

EinSiG

Einlagensicherungsgesetz

EIOPA

European Insurance and Occupational Pensions Authority

EL

Expected Loss

EMIR

European Market Infrastructure Regulation

EntschFinV

Entschädigungseinrichtungs-Finanzierungsverordnung

ErwG

Erwägungsgrund

ESA

European Supervisory Authority

ESF BdB

Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken

ESF VÖB

Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands e. V.

ESFRC

European Shadow Financial Regulatory Committee

ESFS

European System of Financial Supervision

ESM

Europäischer Stabilitätsmechanismus

ESMA

European Securities and Markets Authority

XLIV

Abkürzungsverzeichnis

ESRB

European Systemic Risk Board

ESZB

Europäisches System der Zentralbanken

et al.

et alii (und andere)

etc.

et cetera

EU

Europäische Union

EuGH

Europäischer Gerichtshof

EUR

Euro (Währungseinheit)

e. V.

eingetragener Verein

EWG

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

EWR

Europäischer Wirtschaftsraum

EZB

Europäische Zentralbank F

f.

folgende

FC

Financial Component

FDP

Freie Demokratische Partei

ff.

fortfolgende

FinDAG

Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetz (Gesetz über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht)

FINREP

Financial Reporting

FinStabG

Finanzstabilitätsgesetz (Gesetz zur Überwachung der Finanzstabilität)

FinTechs

Finanztechnologieunternehmen

FKAG

Finanzkonglomerate-Aufsichtsgesetz

FMI

Financial Market Infrastructure

FMSA

Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung

Fn.

Fußnote

FOLTF

Failing or Likely to Fail

FRA

Forward Rate Agreements

FSB

Financial Stability Board

FVTOCI

Fair Value Through Other Comprehensive Income

FVTPL

Fair Value Through Profit And Loss

f(x)

Funktionswert

Abkürzungsverzeichnis

XLV

G G20

Gruppe der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und der Europäischen Union

GBP

Great Britain Pound (Währungseinheit)

GE

Geldeinheit(en)

GenG

Genossenschaftsgesetz (Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften)

GFC

Great Financial Crisis

GG

Grundgesetz

ggf.

gegebenenfalls

GHoS

Group of Central Bank Governors and Heads of Supervision

GL

Guideline, Guidelines

GmbH

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GmbHG

Gesetz betreffend die Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GroMiKV

Großkredit- und Millionenkreditverordnung

G-SIB

Global Systemically Important Bank

G-SRI

global systemrelevantes Institut

GuV

Gewinn- und Verlustrechnung

G(z)

inverse kumulative Verteilungsfunktion einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen H

HGB

Handelsgesetzbuch

HQLA

High Quality Liquid Assets

hrsg.

herausgegeben

HSBC

Hongkong & Shanghai Banking Corporation I

IAS

International Accounting Standards

IASB

International Accounting Standards Board

ICAAP

Internal Capital Adequacy Assessment Process

ID

Identification

I. D.

Iwan David

XLVI

Abkürzungsverzeichnis

i. d. F.

in der Fassung

i. d. R.

in der Regel

IFRS

International Financial Reporting Standards

IGA

Intergovernmental Agreement

i. H. v.

in Höhe von

IKS

Internes Kontrollsystem

IKT

Informations- und Kommunikationstechnologien

ILAAP

Internal Liquidity Adequacy Assessment Process

ILDC

Interest, Leases and Dividend Component

ILM

Internal Loss Multiplier

insb.

insbesondere

InsO

Insolvenzordnung

IRB

Internal Ratings-Based

IRBA

Internal Ratings-Based Approach

IRRBB

Interest Rate Risk in the Banking Book

IRT

Internal Resolution Team

IRTs

Internal Resolution Teams

i. S.

im Sinne

i. S. d.

im Sinne des (der) (dieser)

i. S. e.

im Sinne eines (einer)

i. S. v.

im Sinne von

IT

Informationstechnologie

ITS

Implementing Technical Standard

i. V. m.

in Verbindung mit

IWF

Internationaler Währungsfonds J

JPY

Japanischer Yen (Währungseinheit)

JST

Joint Supervisory Team

JSTs

Joint Supervisory Teams K

KAGB

Kapitalanlagegesetzbuch

Abkürzungsverzeichnis

KaMaRisk

Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Kapitalverwaltungsgesellschaften

Kat.

Kategorie

Kdg.-Frist

Kündigungsfrist

Kfz

Kraftfahrzeug

kg

Kilogramm

KG

Kommanditgesellschaft

KGaA

Kommanditgesellschaft auf Aktien

KMU

kleine und mittelgroße Unternehmen

KonÜV

Konzernabschlussüberleitungsverordnung

KRMT

Kreditrisikominderungstechniken

KSA

Kreditrisikostandardansatz

KWG

Kreditwesengesetz L

LAS

Liquidity Adequacy Statement

LC

Loss Component

LCR

Liquidity Coverage Ratio

LGD

Loss Given Default

LIBOR

London Interbank Offered Rate

LiqV

Liquiditätsverordnung

lit.

littera

ln (.)

natürlicher Logarithmus

LRE

Leverage Ratio Exposure

LSI

Less Significant Institution

LSIs

Less Significant Institutions

LTA

Look Through Approach

Ltd.

Limited M

M

Effective Maturity

MaBail-in

Mindestanforderungen zur Umsetzbarkeit eines Bail-in

XLVII

XLVIII

Abkürzungsverzeichnis

MaBewertung

Mindestanforderungen an Informationssysteme zur Bereitstellung von Informationen für die Bewertungen im Rahmen der Abwicklung

MaComp

Mindestanforderungen an die Compliance-Funktion

MaGo

Mindestanforderungen an die Geschäftsorganisation

MaH

Mindestanforderungen an das Betreiben von Handelsgeschäften

MaIR

Mindestanforderungen an die Ausgestaltung der Internen Revision

MaK

Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft

MaRisk

Mindestanforderungen an das Risikomanagement

MaSan

Mindestanforderungen an die Ausgestaltung von Sanierungsplänen

MaSanV

Sanierungsplanmindestanforderungsverordnung

MaSi

Mindestanforderungen an die Sicherheit von Internetzahlungen

max (.)

Maximum-Funktion

max.

maximal

MBA

mandatsbasierter Ansatz

mbh

mit beschränkter Haftung

MCD

Mortgage Credit Directive

MDA

Maximum Distributable Amount

MFIs

monetäre Finanzinstitute

MiFID

Markets in Financial Instruments Directive

min (.)

Minimum-Funktion

mind.

mindestens

Mio.

Million(en)

MoMiG

Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen

MPE-Ansatz

Multiple-Point-of-Entry-Ansatz

MPOE

Multiple Point of Entry

Mrd.

Milliarde(n)

MREL

Minimum Requirement for Own Funds and Eligible Liabilities

Abkürzungsverzeichnis

M. Sc.

Master of Science

m. w. N.

mit weiteren Nachweisen

XLIX

N NCA

National Competent Authority

NCAs

National Competent Authorities

NCWO-Prinzip

No-Creditor-Worse-Off-Prinzip

NJW

Neue Juristische Wochenschrift

No.

Number

NPE

Non-performing Exposures

NPL

Non-performing Loans

Nr.

Nummer(n)

NRA

National Resolution Authority

NRAs

National Resolution Authorities

NSFR

Net Stable Funding Ratio

N(x)

kumulative Verteilungsfunktion einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen

NZD

New Zealand Dollar (Währungseinheit) O

o. Ä.

oder Ähnliches

OCI

Other Comprehensive Income

OCR

Overall Capital Requirements

OECD

Organisation for Economic Co-operation and Development

OEM

Original exposure method

OGA

Organismen für gemeinsame Anlagen

OGAW

Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren

OHG

offene Handelsgesellschaft

o. J.

ohne Jahr

OLG

Oberlandesgericht

OR

operationelles Risiko, operationelle Risiken

o. S.

ohne Seite

OTC

Over the Counter

O.

ohne Verfasser

V.

L

Abkürzungsverzeichnis

OWiG

Gesetz über Ordnungswidrigkeiten P

p. a.

pro anno (pro Jahr)

P2G

Pillar 2 Guidance

P2R

Pillar 2 Requirements

PD

Probability of Default

PfandBG

Pfandbriefgesetz

PIA

Public Interest Assessments

PP

Prozentpunkte

Prof.

Professor

PSD

Payment Services Directive

PSI

potenziell systemgefährdende Institute Q

Q&A

Questions & Answers

Q2

2. Quartal

QIS

Quantitative Impact Study R

R

Korrelation mit dem ökonomischen Faktor

RAROC

Risk-Adjusted Return on Capital

RDP

Risikodeckungspotenzial

RechKredV

Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute

RegE

Regierungsentwurf

regEK

Eigenmittelunterlegung für das Kreditrisiko

RiG

Risikoreduzierungsgesetz

RL

Richtlinie

RLZ

Restlaufzeit

ROA

Return on Assets

ROE

Return on Equity

RORAC

Return on Risk-Adjusted Capital

RSF

Required Stable Funding

Abkürzungsverzeichnis

RStruktFG

Restrukturierungsfondsgesetz

RTF

Risikotragfähigkeit

RTS

Regulatory Technical Standard

RW

Risk weight

RWA

Risk weighted Assets S

S.

Seite, Seiten

S.A.

Société Anonyme

S.à.r.l.

Société à responsabilité limitée

SA-CCR

Standardised Approach for Measuring Counterparty Credit Risk

SAG

Gesetz zur Sanierung und Abwicklung von Instituten und Finanzgruppen (Sanierungs- und Abwicklungsgesetz)

Sars-CoV-2

Severe Acute Respiratory Syndrome-Coronavirus 2

SC

Services Component

SE

Societas Europaea

SEC

Securities and Exchange Commission

SEC-ERBA

auf externen Beurteilungen basierenden Ansatz für Verbriefungen

SEC-IRBA

auf internen Beurteilungen basierender Ansatz für Verbriefungen

SecReg

Securitisation Regulation

SEC-SA

Standardansatz für Verbriefungen

SI

Significant Institution

SIs

Significant Institutions

SMA

Standardised Measurement Approach

sog.

sogenannte, sogenannten, sogenannter, sogenanntes

SolvV

Solvabilitätsverordnung

S&P

Standard & Poor’s Ratings Services

Sp.

Spalte, Spalten

SPE-Ansatz

Single-Point-of-Entry-Ansatz

SPOE

Single Point of Entry

LI

LII

Abkürzungsverzeichnis

SRB

Single Resolution Board

SREP

Supervisory Review and Evaluation Process

SRF

Single Resolution Fund

SRM

Single Resolution Mechanism

SRM-VO

SRM-Verordnung

SRP

Supervisory Review Process

SSM

Single Supervisory Mechanism

SSM-RahmenVO

SSM-Rahmenverordnung

SSM-VO

SSM-Verordnung

St.

Stück

STA

Standardised Approach

STS

Simple, Transparent, Standardized

STS-Verbriefung

simple, transparente und standardisierte Verbriefung

T T2

Tier Two

Target

Trans-European Automated Real-Time Gross Settlement Express Transfer

TEUR

tausend EUR

TLAC

Total Loss-Absorbing Capacity

TLOF

Total Liabilities and Own Funds

TREA

Total Risk Exposure Amount

Trill.

Trillionen

TSCR

Total SREP Capital Requirements

TSE

Tokyo Stock Exchange

Tz.

Textziffer, Textziffern U

u. a.

und andere, unter anderem

UAbs.

Unterabsatz

UL

Unexpected Loss

UN

United Nations

Univ.

Universität

US

United States

Abkürzungsverzeichnis

USA

United States of America)

USB

Universal Serial Bus

USD

United States Dollar (Währungseinheit)

US-GAAP

United States Generally Accepted Accounting Principles

usw.

und so weiter V

Verf.

Verfasser

vgl.

vergleiche

VO

Verordnung

VÖB

Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands W

WA

Wertpapierdienstleistungsaufsicht

WTR

Wire Transfer Regulation

WuSolvV

Wohnungsunternehmen-Solvabilitätsverordnung

WWU

Wirtschafts- und Währungsunion

WWW

World Wide Web Z

ZAG

Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz

z. B.

zum Beispiel

ZGP

Zentrale Gegenpartei

Ziff.

Ziffer, Ziffern

z. T.

zum Teil

LIII

Herausgeber- und Autorenverzeichnis

LV

Herausgeber- und Autorenverzeichnis Herausgeber Prof. Dr. Hartmut Bieg, Diplom-Kaufmann, war vom 01.10.1985 bis zum 31.03.2010 Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Zusammen mit der größten saarländischen Sparkasse war er Initiator eines in Deutschland einzigartigen Projekts zur Doppelqualifikation. Dabei absolvieren Studierende während ihres betriebswirtschaftlichen Universitätsstudiums mit dem Abschluss als Bachelor im Rahmen einer dualen Ausbildung eine Berufsausbildung zur/zum Bankkauffrau/-mann. Seine Forschungsschwerpunkte sind Bankbetriebslehre und Finanzwirtschaft, externes Rechnungswesen nach deutschem wie internationalem Recht, vor allem im Bereich der Bankbilanzierung und der Bankenaufsicht. Von 1998 bis 2003 war er Mitglied des Arbeitskreises „Rechnungslegung der Banken“ des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee e. V. Von April 2004 bis März 2015 war er Studienleiter der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Saar e. V. (VWA Saarland) sowie der Akademie für Arbeit und Sozialwesen des Saarlandes (AfAS). Prof. Dr. Gregor Krämer, Diplom-Kaufmann, M. Mang. Sc., ist Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Banken, Finanzen und Rechnungslegung der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter. Zuvor war er Inhaber der Professur für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzwirtschaft und Bankenregulierung an der WHL Wissenschaftliche Hochschule Lahr. Seine Dissertation zum Thema „Ziele, Adressaten und Risiken der Bankenaufsicht“ wurde mit dem Dr. Eduard-Martin-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Er ist Editor-in-Chief des Journals „Banks and Bank Systems“, (Mit-)Verfasser zahlreicher Bücher und Aufsätze sowie Mitherausgeber der im Nomos Verlag erscheinenden Schriftenreihe „Wettbewerb und Regulierung von Märkten und Unternehmen“. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen nationales und internationales Bankenaufsichtsrecht, Social Banking und Social Finance sowie die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.

LVI

Herausgeber- und Autorenverzeichnis

Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Diplom-Kaufmann, ist seit April 2010 Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Zuvor war er an der gleichen Wirkungsstätte von Oktober 2003 bis März 2010 Inhaber der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rechnungswesen und Finanzwirtschaft. Von April 2015 bis September 2016 war er Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und Mitglied des erweiterten Präsidiums der Universität des Saarlandes. Seit Oktober 2015 ist er Mitglied des Senats der Universität des Saarlandes. Seine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Bankbilanzierung und Bankenaufsicht. Er ist (Mit-)Verfasser zahlreicher Bücher, Aufsätze und Beiträge in Kommentaren und Sammelwerken sowie Mitherausgeber des Gabler Banklexikons und der Schriftenreihe „Wettbewerb und Regulierung von Märkten und Unternehmen“ der NOMOS Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Baden-Baden. Seit April 2015 ist er zudem Studienleiter sowohl der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Saarland e. V. (VWA Saarland) als auch der Akademie für Arbeit und Sozialwesen des Saarlandes (AfAS). Prof. Dr. Andreas Igl, Diplom-Wirtschaftsinformatiker (Univ. Honors), ist Professor für Bankbetriebswirtschaftslehre, Bankenaufsicht und Geldwäsche an der Hochschule der Deutschen Bundesbank. Zuvor war er geschäftsführender Partner einer mittelständischen Beratungsgesellschaft. Zentraler Schwerpunkt seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit sind Fragestellungen rund um die Konzeption und Implementierung von Systemen zur Risikomessung und -steuerung in Kreditinstituten sowie die Umsetzung von aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Die aktuellen Arbeiten fokussieren sich dabei auf die Bereiche Sanierungs- und Abwicklungsplanung, Stresstests, kennzahlenbasierte Gesamtbanksteuerung (einschließlich ICAAP und ILAAP) sowie innovative Geschäftsmodelle von Kreditinstituten. Nach seinem Studium hatte er seit 2007 mit zwei mittelständischen Spezialberatungsunternehmen für Risikomanagementsysteme zahlreiche Kunden des Finanzsektors beraten. Seine Promotion thematisiert die Risikobewertung von strukturierten Kreditprodukten.

Herausgeber- und Autorenverzeichnis

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Autoren Dr. Johannes Biewer, M. Sc., ist bei einem technologieorientierten Finanzdienstleistungsunternehmen im Bereich Credit Risk & Governance tätig. Zuvor war er Berater bei einer international tätigen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft in der Abteilung Risk Advisory mit dem Fokus auf Unternehmen des finanziellen Sektors, insbesondere Banken. Seine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Bankenaufsicht und IFRS-Rechnungslegung. Susen Claire Biewer, M. Sc., ist Unternehmensberaterin in einer international tätigen Beratungsgesellschaft und zählt vornehmlich Finanzinstitutionen zu ihren Klienten. Zudem ist sie Doktorandin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt vor allem im Bereich der Bankenaufsicht, insbesondere der Liquiditätsrisikoregulierung. Dr. Robin Blaß, M. Sc, ist Vorstandsreferent und Aufsichtsrechtskoordinator bei der Vereinigte Volksbank eG Saarlouis – Losheim am See – Sulzbach/Saar. Weiterhin ist er seit Oktober 2015 als Dozent an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Saarland e. V. (VWA Saarland) und seit April 2016 an der Akademie für Arbeit und Sozialwesen des Saarlandes (AfAS) tätig. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Seine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Bankenaufsicht und Finanzierung. Julius Burr, B. Sc., ist seit September 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Weiterhin ist er seit April 2021 als Dozent an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Saarland e. V. (VWA Saarland) tätig. Vor seinem Studium absolvierte er eine Berufsausbildung zum Bankkaufmann in einer ortsansässigen Sparkasse. Seine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Bankenaufsicht und der Blockchain-Technologie. Tom John Geie, B. Sc., ist seit Oktober 2019 Bankgeschäftlicher Prüfer in der Hauptverwaltung Hannover der Deutschen Bundesbank. Vorrangig führt er Vor-Ort-Prüfungen bei LSIs und SIs im Bereich Gesamtbanksteuerung (ICAAP) durch. Zuvor absolvierte er ein Studium an der Hochschule der Deutschen Bundesbank mit Schwerpunkt Aufsichts- und Finanzstabilitätsfunktionen sowie eine Berufsausbildung zum Bankkaufmann bei der NORD/LB. Dr. Joachim Hauser, Diplom-Kaufmann, ist bei einem technologieorientierten Finanzdienstleistungsunternehmen im Bereich Credit Risk & Governance tätig. Zuvor war er Berater bei einer international tätigen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft im

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Herausgeber- und Autorenverzeichnis

Bereich Risk Advisory mit dem Fokus auf Unternehmen des finanziellen Sektors, insbesondere Banken. Dr. Hauser unterrichtet an der Universität des Saarlandes die Lehrveranstaltung „Aufsichtsrechtliche Regulierung von Derivaten“ in Master-Studiengängen der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaft. Dr. Christian Kakuk, Diplom-Kaufmann, ist Mitarbeiter im Risikocontrolling der Kreissparkasse Saarpfalz, Homburg. Zuvor war er zwischen 2013 und 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Seit November 2013 ist er zudem als Dozent an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Saarland e. V. (VWA Saarland) und an der Akademie für Arbeit und Sozialwesen des Saarlandes (AfAS) tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Unternehmensfinanzierung und Bankbilanzierung nach HGB und IFRS. Sabrina Kiszka, M. Sc., ist seit April 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Weiterhin ist sie als Dozentin an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Saarland e. V. (VWA Saarland) und an der Akademie für Arbeit und Sozialwesen des Saarlandes (AfAS) tätig. Zuvor war sie als Interne Revisorin in einer regionalen Genossenschaftsbank im Bereich der Gesamtbanksteuerung beschäftigt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Bankenaufsicht, Risikomanagement und Nachhaltigkeit im Finanzwesen. Dr. Sven Mühlenbrock, Diplom-Kaufmann, M. Sc. (Mathematik), CPA, FCCA, ist verantwortlicher Partner der Risk Advisory Gruppe bei einer international tätigen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mit Sitz in Luxembourg. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind das Risikomanagement, das Aufsichtsrecht und die IFRS-Rechnungslegung, insbesondere bei Unternehmen im Finanzsektor. Andrea Rapp, Diplom-Kauffrau, ist Leiterin der Bereiche Risikocontrolling, Aufsichtsrecht und Meldewesen bei der mediserv Bank GmbH. Zudem ist sie Doktorandin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, sowie Dozentin für rechnungsorientierte betriebswirtschaftliche Fächer. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt vor allem im Bereich der Bankenaufsicht. Gabriela Reinstädtler, M. Sc., ist seit Oktober 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Seit November 2016 ist sie als Dozentin an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Saarland e. V. (VWA Saarland) und an der Akademie für Arbeit und Sozialwesen des Saarlandes (AfAS) tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Investition und der Bankenaufsicht, insbesondere der Einlagensicherung.

Herausgeber- und Autorenverzeichnis

LIX

Dr. Markus Rose, Diplom-Ökonom, ist Partner bei dem Beratungsunternehmen 1 PLUS i. Fragestellungen im Bereich des Risikomanagements und deren aufsichtsrechtliche Behandlung bilden die thematischen Schwerpunkte seiner mehrjährigen Beratertätigkeit. In den genannten Themenfeldern ist er zusätzlich als Seminartrainer und Autor aktiv. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Wirtschaftswissenschaft mit den Schwerpunkten „Finanzierung/ Kreditwirtschaft“, „Außenwirtschaftstheorie“ und „Wirtschaft Ostasiens“. Daneben absolvierte er ein dreimonatiges Auslandsstudium an der Yonsei University in Seoul. Nach Abschluss seiner Promotion im Jahr 1997 begann er seine berufliche Tätigkeit als Vorstandsassistent und Risikocontroller in einer Hypothekenbank. Vor seinem Wechsel zu 1 PLUS i im Jahr 2009 befasste er sich als Leiter Risikocontrolling einer Hypothekenbank mit der permanenten Weiterentwicklung der internen Risikosysteme. Swen Warnecke, M Sc., ist Senior Expert bei der Finbridge GmbH & Co. KG. In seinen Beratungstätigkeiten betreut er Institute bei der Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen mit dem Fokus auf die Themengebiete ICAAP, ILAAP, Sanierungsund Abwicklungsplanung. Zuvor war er bei einem anderen mittelständischen Beratungsunternehmen sowie als bankgeschäftlicher Prüfer bei der Deutschen Bundesbank tätig.

1. Kapitel Teil A: Risikotheoretische Grundlagen

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1. Kapitel: Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit Teil A: Risikotheoretische Grundlagen von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Risikobegriff

Da die Zukunft dem Menschen nicht bekannt ist, Entscheidungen jedoch stets auf die Zukunft gerichtet sind, ist mit jeder Entscheidung auch ein gewisses Risiko verbunden. Ausgehend hiervon wird mit dem Begriff „Risiko“ der Tatbestand umschrieben, dass aus Sicht des Entscheidungsträgers ein zukünftig eintretender Wert von einem von ihm erwarteten bzw. geplanten Wert abweichen kann. Da eine solche Abweichung grundsätzlich in zwei Richtungen stattfinden kann, soll die Möglichkeit einer für den Entscheidungsträger in Bezug auf seine Zielsetzung günstigen Abweichung als „Chance“ und die Möglichkeit einer ungünstigen Abweichung als „Risiko in engerem Sinne“ bezeichnet werden. Diese beiden Begriffe – sie stellen die zwei Seiten ein und derselben Medaille dar – lassen sich unter dem Obergriff „Risiko in weiterem Sinne“ zusammenfassen.1 Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung wird im Folgenden statt des Begriffs „Risiko in engerem Sinne“ lediglich der Begriff „Risiko“ verwandt. Der Begriff „Risiko“ beschreibt somit die Möglichkeit einer ungünstigen Abweichung eines zukünftig eintretenden Werts von einem erwarteten bzw. geplanten Wert.

II.

Systematisierungsansätze

Bankbetriebliche Risiken lassen sich auf verschiedene Weise systematisieren. Im Wesentlichen erfolgt eine Systematisierung entweder nach der Art der Geschäfte, die den Risiken zugrunde liegen, oder aber nach den Auswirkungen der Risiken auf die wirtschaftliche Bestandsfestigkeit eines Kreditinstituts. Eine Klassifizierung nach der Art der Geschäfte, die den Risiken zugrunde liegen, enthält jedoch unweigerlich Redundanzen bei der Darstellung der Risiken, da sich einzelne Risikoarten durchaus

1

Zum Begriff des Risikos vgl. ausführlich KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 182–209.

2

1. Kapitel Teil A: Risikotheoretische Grundlagen

aus mehreren verschiedenen Geschäften ergeben können. Dieser Nachteil kann abgemildert werden, wenn die Risiken nach ihren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Bestandsfestigkeit eines Kreditinstituts untergliedert werden. Danach kann – wie in Abbildung 1 dargestellt – zwischen den Erfolgsrisiken auf der einen Seite1 sowie den Liquiditätsrisiken auf der anderen Seite2 als Teilkategorien der bankbetrieblichen Risiken unterschieden werden. Während mit dem Auftreten von Erfolgsrisiken zunächst einmal unmittelbar negative Einflüsse auf den Erfolg eines Kreditinstituts einhergehen, bedrohen Liquiditätsrisiken in erster Linie die Liquidität (Zahlungsfähigkeit) eines Kreditinstituts.3 Ergänzend dazu gibt es Risiken, die Berührungspunkte zu den unterschiedlichsten Arten der Erfolgs- und Liquiditätsrisiken aufweisen und nicht nur die wirtschaftliche Bestandsfestigkeit einzelner Kreditinstitute, sondern unter Umständen des gesamten Finanzsystems beeinträchtigen. Hierzu zählen insbesondere die Nachhaltigkeitsrisiken und die systemischen Risiken.4 Darüber hinaus gibt es ein Risiko, das in keiner direkten Beziehung zu den aus bilanziellen oder außerbilanziellen Geschäften eines Kreditinstituts resultierenden Erfolgsund Liquiditätsrisiken steht. Bei diesem übergreifenden Risiko handelt es sich um das allgemeine Risiko des Geschäftszweigs der Kreditinstitute (allgemeines Geschäftsrisiko).5

bankbetriebliche Risiken

Erfolgsrisiken

Liquiditätsrisiken

Abbildung 1: Systematisierung der bankbetrieblichen Risiken nach ihren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Bestandsfestigkeit eines Kreditinstituts 1 2 3 4 5

Vgl. das 1. Kapitel Teil B. Vgl. das 1. Kapitel Teil C. Vgl. dazu ausführlich das 1. Kapitel Teil A.III. Vgl. zu diesen Risiken das 1. Kapitel Teil D.I. und Teil D.II. Vgl. zu diesem Risiko das 1. Kapitel Teil D.III.

1. Kapitel Teil A: Risikotheoretische Grundlagen

3

III. Abgrenzung von Erfolgs- und Liquiditätsrisiken Unter den Erfolgsrisiken sind solche Risikoarten zu subsumieren, deren akutes Eintreten bei einem Kreditinstitut unter ansonsten gleichen Ausgangsbedingungen entweder zu einer Gewinnminderung (bis hin zu einem Verlust) oder (bei einem bereits vorliegenden Verlust) zu einer weiteren Verlusterhöhung führt. Erfolgsrisiken sind demzufolge dadurch gekennzeichnet, dass sie sich im Falle ihres Auftretens in der Gewinn- und Verlustrechnung eines Kreditinstituts als Aufwendungen niederschlagen, also GuV-wirksam sind, und somit eine negative Veränderung seiner Eigenkapitalgröße zur Folge haben. Demgegenüber wirken die Liquiditätsrisiken primär nicht als Eigenkapitalrisiko, sondern basieren als Fristigkeitsrisiken (Fristentransformationsrisiken) auf zeitlichen Inkongruenzen zwischen den bei einem Kreditinstitut auftretenden Liquiditätszuflüssen und -abflüssen, verbunden mit der Gefahr, dass das Kreditinstitut seine auszahlungswirksamen Verpflichtungen aus den laufenden Einzahlungen und dem noch vorhandenen Bestand an liquiden Mitteln nicht mehr erfüllen kann. Insofern stellen die Erfolgsrisiken die primär auslösenden Faktoren des Insolvenztatbestands der Überschuldung dar, während die Liquiditätsrisiken zu dem Extremgefährdungsfall der Zahlungsunfähigkeit führen können.1 Sowohl Erfolgs- als auch Liquiditätsrisiken haben von daher Auswirkungen auf die wirtschaftliche Bestandsfestigkeit eines Kreditinstituts. Im Falle der Gefahr der Aufzehrung des Eigenkapitals einer Bank durch Verluste wird auch vom Solvabilitätsrisiko gesprochen.2

IV.

Beziehungen zwischen den Erfolgs- und Liquiditätsrisiken

Zwischen den Erfolgsrisiken und den Liquiditätsrisiken eines Kreditinstituts bestehen die in Abbildung 2 schematisch dargestellten engen Beziehungen. Erfolgsrisiken – sie setzen sich zusammen aus den Teilkategorien operationelle Risiken, Adressenrisiken, Marktpreisrisiken und CVA-Risiko3 – können bei einem Eintreten des jeweiligen Risikos durchaus auch Liquiditätsprobleme nach sich ziehen. Diese sich aus Erfolgsrisiken ergebenden Liquiditätsrisiken werden als quantitative Liquiditätsrisiken bezeichnet.4 Ein einfaches Beispiel: Kann der Schuldner eines Kredits diesen nicht mehr bedienen, so tritt für das Kreditinstitut ein Schadensfall ein; das Adressenrisiko wird schlagend und wirkt sich negativ auf den Erfolg des Kreditinstituts aus. Da der Schuldner seine Schuld nicht mehr begleicht, ergibt sich hieraus für das Kreditinstitut zugleich auch ein fehlender Zufluss an liquiden Mitteln, mit dem ursprünglich in der Liquiditätsplanung gerechnet worden war. Mithin besteht aufgrund des Adressenrisi-

1 2 3 4

Vgl. hierzu sowie zum Vorhergehenden CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 110. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Solvabilitätsrisiko), S. 1848. Zur Zuordnung des CVA-Risikos zu den Erfolgsrisiken vgl. das 1. Kapitel Teil B.II.3. und Teil B.IV. Vgl. dazu das 1. Kapitel Teil C.IV.

4

1. Kapitel Teil A: Risikotheoretische Grundlagen

kos ein diesem Risiko nachgelagertes quantitatives Liquiditätsrisiko. Analoge Beispiele für quantitative Liquiditätsrisiken lassen sich auch für die anderen Bereiche der Erfolgsrisiken finden.

Erfolgsrisiken

operationelle Risiken

Adressenrisiken

Marktpreisrisiken

CVA-Risiko

Geldanschlussrisiken

temporale Liquiditätsrisiken

quantitative Liquiditätsrisiken

Liquiditätsrisiken

Abbildung 2: Zusammenhänge zwischen den Erfolgs- und Liquiditätsrisiken Umgekehrt können Liquiditätsrisiken auch Einfluss auf Erfolgsgrößen nehmen. Wird beispielsweise eine Einlage früher als erwartet von einem Kunden wieder zurückgefordert, so ergibt sich für das Kreditinstitut zunächst ein temporales Liquiditätsrisiko in Form des Abzugsrisikos. Als Folge hiervon stehen dem Kreditinstitut die finanziellen Mittel nicht mehr wie geplant für die Rückzahlung fälliger Verbindlichkeiten oder für Ausleihungen an Kreditnehmer zur Verfügung. Da die bestehende Lü-

1. Kapitel Teil A: Risikotheoretische Grundlagen

5

cke nun anderweitig geschlossen werden muss, besteht die Gefahr, dass dem Kreditinstitut die Anschlussfinanzierung nicht mehr oder nur noch unter erschwerten Bedingungen gelingt (Geldanschlussrisiko). So muss sich das Kreditinstitut beispielsweise durch die Hereinnahme neuer Einlagen refinanzieren. Haben sich hierbei zwischenzeitlich die Zinsen für Einlagen zu seinen Ungunsten verändert, also erhöht, so verteuert sich die Refinanzierung für das Kreditinstitut, was unmittelbare Erfolgseinbußen mit sich bringt. Aus dem Liquiditätsrisiko (genauer: aus dem Geldanschlussrisiko) resultiert also mitunter auch das Zinsänderungsrisiko als Bestandteil der Marktpreisrisiken und damit der Erfolgsrisiken eines Kreditinstituts. Interdependenzen bestehen allerdings nicht nur zwischen Erfolgsrisiken und Liquiditätsrisiken, sondern auch innerhalb der Erfolgsrisiken zwischen den einzelnen Teilkategorien. So kann beispielsweise das Adressenrisiko durch den Ausfall eines Vertragspartners zu einem ansonsten nicht existierenden Fremdwährungsrisiko oder Zinsänderungsrisiko führen (Aufbrechen geschlossener Positionen). Solche Zusammenhänge bestehen auch innerhalb der operationellen Risiken, z. B. wenn durch eine fehlerhafte Bedienung (personelles Risiko) die EDV-Anlage ausfällt (sachlich-technisches Risiko). Insofern können auch die einzelnen Erfolgsrisiken nicht als voneinander völlig unabhängig angesehen werden. Der grundlegende Zusammenhang zwischen den Erfolgs- und Liquiditätsrisiken eines Kreditinstituts wurde insbesondere von Stützel thematisiert. Auf ihn geht die zentrale Aussage zurück: „Liquidität folgt der Bonität, nicht umgekehrt.“1 Begründen lässt sich diese Aussage durch die Erkenntnis, „dass die Möglichkeiten eines Kreditinstituts, sich bei Bedarf Zahlungsmittel an den Geld- und Kapitalmärkten zu beschaffen, in erster Linie von seiner Bonität abhängen und nicht von irgendwie gearteten Fristenbeziehungen zwischen Finanzmittelaufnahme und -verwendung“2. Dementsprechend kommt Stützel auch zu dem Schluss, dass bankenaufsichtliche Vorschriften zur Aufrechterhaltung der jederzeitigen Zahlungsbereitschaft eines Kreditinstituts aus Gründen des Einlegerschutzes weder notwendig noch hinreichend seien.3 Diese Auffassung setzt allerdings voraus, dass es einem Kreditinstitut stets gelingt, seine Bonität glaubhaft nach außen hin zu signalisieren; darüber hinaus darf es an den Geld- und Kapitalmärkten, die dem Kreditinstitut zur Zahlungsmittelbeschaffung offen stehen, zu keiner Liquiditätsknappheit kommen.4 Sollte Letzteres eintreten, kann es sein, dass auch Banken mit guter Bonität in den Strudel einer Liquiditätskrise gezogen werden. 1 2 3 4

STÜTZEL, WOLFGANG (1975, Liquidität), Sp. 2523. An anderer Stelle führt Stützel aus, dass die Liquidität im Sinne eines ausreichenden Umfangs sichtbar vorhandener Bestände an liquiden Reserven der Bonität folgt und nicht umgekehrt. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 34, Tz. 60. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 379. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 34, Tz. 60; ferner PROFESSOREN-ARBEITSGRUPPE (1987, Reformvorschlag), S. 289. Vgl. hierzu SÜCHTING, JOACHIM; PAUL, STEPHAN (1998, Bankmanagement), S. 480.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

1. Kapitel: Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit Teil B: Erfolgsrisiken von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. 1.

Operationelle Risiken Definition und Ausprägungen

Die operationellen Risiken1 eines Kreditinstituts werden auch als „Risiken des internen Leistungsbereichs“ bzw. „Risiken des Betriebsbereichs“ (verkürzt: „Betriebsrisiken“) bezeichnet.2 Derartige Risiken entstehen nicht durch die einzelnen Bankgeschäfte an sich; sie sind vielmehr mit denjenigen Faktoren verbunden, die dazu notwendig sind, diese Geschäfte überhaupt erst anbieten bzw. abschließen zu können.3 Dementsprechend sind den operationellen Risiken eines Kreditinstituts alle diejenigen Risiken zuzuordnen, die sich aus der Beschaffung und dem Einsatz nicht monetärer Produktionsfaktoren sowie dem Zusammenwirken dieser Produktionsfaktoren im Betriebsablauf ergeben.4 Wesentliche operationelle Risiken haben – wie in Abbildung 3 dargestellt – personelle, sachlich-technische, ablaufstrukturelle oder rechtliche Gründe, können aber auch auf höherer Gewalt oder auf Einwirkungen Außenstehender (z. B. kriminelle Handlungen) beruhen und damit externer Natur sein.5

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4 5

Das Wort „operationell“ (synonym hierfür „operational“) bedeutet „verfahrensbedingt“. Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 869 und S. 885; z. T. auch SCHIERENBECK, HENNER; LISTER, MICHAEL; KIRMßE, STEFAN (2008, Risiko-Controlling), S. 4. Waschbusch/Lesch weisen darauf hin, dass die operationellen Risiken einer Bank in erster Linie auf die Schaffung der Voraussetzungen zum bankbetrieblichen Handeln sowie auf die laufenden Geschäftsprozesse selbst zurückzuführen sind. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; LESCH, STEFANIE (2004, Operationelle Risiken), S. 29. Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 885. Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 869.

qualitative sachlich-technische Risiken

qualitative personelle Risiken

externe ablaufstrukturelle Risiken

interne ablaufstrukturelle Risiken

ablaufstrukturelle Risiken

Abbildung 3: Überblick über die operationellen Risiken von Kreditinstituten

Irrtumsrisiko

Betrugs- und Diebstahlrisiko

Fahrlässigkeitsrisiko

quantitative sachlich-technische Risiken

sachlich-technische Risiken

quantitative personelle Risiken

personelle Risiken

operationelle Risiken

rechtliche Risiken

künstliche Katastrophenrisiken

natürliche Katastrophenrisiken

externe Ereignisrisiken

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken 7

8

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Die operationellen Risiken wirken sich im Falle ihres Eintretens in erster Linie negativ auf den Erfolg eines Kreditinstituts aus.1 Eine negative Liquiditätswirkung (quantitative Liquiditätsrisiken) ergibt sich zumeist nur mittelbar über die Beeinträchtigung des Erfolgs.2 Im Rahmen der technikinduzierten Geldanschlussrisiken kann sich das Eintreten operationeller Risiken aber auch unmittelbar auf die Liquiditätssituation eines Kreditinstituts auswirken.3 Dies ist bspw. dann der Fall, wenn aufgrund des Ausfalls oder der Fehlfunktion technischer Anlagen Kommunikationsprobleme auftreten und ein Kreditinstitut deshalb nicht in der Lage ist, mit potenziellen Geldgebern Kontakt aufzunehmen, um benötigte Zahlungsmittel zu beschaffen. Da in einer solchen Situation potenzielle Geldgeber erst gar nichts vom Kapitalbedarf eines Kreditinstituts erfahren, können sie ihm auch – trotz ausreichender Bonität – keine Zahlungsmittel zur Verfügung stellen. Außerdem ist es z. B. denkbar, dass es den Kreditinstituten zeitweise nicht möglich ist, sich Zahlungsmittel durch Verkauf von Aktien an einer Börse zu beschaffen, wenn der Aktienhandel an dieser Börse wegen technischer Probleme mehrere Stunden lang nicht aufgenommen werden kann. Dies war beispielsweise am 01.10.2020 der Fall, als es an der asiatischen Leitbörse in Tokio zum größten Handelsausfall in der Geschichte Japans gekommen ist. Die Tokyo Stock Exchange (TSE) musste wegen einer technischen Störung den Handel mit sämtlichen Aktien kurz nach der Öffnung wieder einstellen. Da der Versuch, auf das Back-up-System auszuweichen, scheiterte, kam es letztlich für einen Tag zum Totalausfall der Börse in Tokio.4 Eine unmittelbare Liquiditätswirkung von operationellen Risiken tritt aber auch dann auf, wenn einer der Mitarbeiter, die für die Liquiditätsplanung des Kreditinstituts verantwortlich sind, einen Fehler macht. Die operationellen Risiken eines Kreditinstituts stehen bereits seit geraumer Zeit im Fokus bankenaufsichtlicher Regelungen. Aus Sicht der Bankenaufsicht wird unter dem operationellen Risiko einer Bank die Gefahr verstanden, dass sich Verluste aus der Unangemessenheit oder dem Versagen von internen Verfahren, Systemen und Menschen oder aus dem Eintreten externer Ereignisse ergeben.5 In dieser Definition sind auch die rechtlichen Risiken mit eingeschlossen.6 Strategische Risiken sowie Reputations- bzw. Imagerisiken werden von dieser Definition zwar nicht erfasst,7 sind aber unserem Verständnis nach dennoch den operationellen Risiken eines Kreditinstituts zuzurechnen.8 1 2 3 4 5 6 7 8

Zur Begründung der Zuordnung der operationellen Risiken zu den Erfolgsrisiken eines Kreditinstituts vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 227–228. Vgl. dazu auch das 1. Kapitel Teil A.IV. sowie das 1. Kapitel Teil C.IV. Vgl. dazu auch das 1. Kapitel Teil A.IV. sowie das 1. Kapitel Teil C.V. Vgl. zu diesem Beispiel PUTZ, ULRIKE (2020, Totalausfall), S. 30. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 52 CRR; ferner BCBS (2006, Revised Framework), S. 144. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 52 CRR; ferner BCBS (2006, Revised Framework), S. 144. Vgl. BCBS (2006, Revised Framework), S. 144. Ebenso KAISER, THOMAS (2019, Risikokultur), S. 299.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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Es bleibt anzumerken, dass auch die meisten Kreditinstitute ihre operationellen Risiken als bedeutende Gefährdungspotenziale ansehen.1 „Die generelle Einschätzung der Banken ist, dass das operationelle Risiko bedeutsamer ist als das Marktrisiko.“2 Dies gilt sowohl für die operativen als auch für die strategischen operationellen Risiken.3 Da operationelle Risiken im Vergleich zu Adressen- und Marktpreisrisiken sehr viel schwieriger vorausschauend zu erfassen, geschweige denn zu messen sind, liegt gerade in ihnen ein besonderes Gefahrenmoment. Vor allem den Risiken aus strategischen Weichenstellungen kommt eine zunehmende Bedeutung zu. In einer Zeit starker Umwälzungen wächst die Gefahr, gerade im strategischen Bereich grundlegende Fehlentscheidungen zu treffen.4

2.

Personelle Risiken

Unter den personellen Risiken – auch „Mitarbeiterrisiken“ genannt – werden alle Risiken zusammengefasst, die sich aus der Neueinstellung, dem Einsatz oder der Kündigung von Mitarbeitern ergeben können.5 Dabei lassen sich quantitative personelle Risiken (1) und qualitative personelle Risiken (2) unterscheiden. Zu (1): Die quantitativen personellen Risiken beziehen sich auf Gefahren, die mit dem mengenmäßigen Einsatz und der mengenmäßigen Beschaffung von Mitarbeitern verbunden sind (Mangel an personellen Kapazitäten). So kann es beispielsweise sein, dass bei einem krankheits- oder urlaubsbedingten Ausfall von Mitarbeitern in einer Zweigstelle nicht schnell genug Ersatzpersonal beschafft werden kann, um den reibungslosen Betrieb in dieser Zweigstelle zu gewährleisten (Problem der Personaleinsatzplanung im Rahmen eines zu bewältigenden Arbeitspensums). Als ein weiteres Beispiel für ein Engpassrisiko im Personalbestand kann das Problem angeführt werden, nicht die als erforderlich angesehene Anzahl von Mitarbeitern mit einer angemessenen Qualifikation für die Durchführung anspruchsvoller Finanzdienstleistungen (z. B. im Bereich der Finanzderivate) zu finden. Allerdings zeigt sich häufig bereits bei der Suche nach Auszubildenden, dass es schwierig ist, genügend geeignetes Personal zu finden.6 Zu den quantitativen personellen Risiken zählt auch das Risiko des Know-how-Verlusts durch Personalabwanderung. Dieses Austrittsrisiko „besteht zum einen darin,

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Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2002, Eigenkapital), S. 47. DEUTSCHE BUNDESBANK (2002, Eigenkapital), S. 47. Vgl. zu dieser Differenzierung der operationellen Risiken einer Bank WASCHBUSCH, GERD; LESCH, STEFANIE (2004, Operationelle Risiken), S. 29–30. Vgl. zum Vorhergehenden CRAMER, JÖRG-E. (1999, Grenzen), S. 1307 und S. 1310. Vgl. auch BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 886–887. Vgl. hierzu sowie zum Vorhergehenden KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 229–230.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

dass neu eingestellte Mitarbeiter die Bank schnell wieder verlassen, da sich ihre Erwartungen nicht erfüllt haben, und zum anderen darin, dass die bereits (seit Längerem; Anm. der Verf.) beschäftigten Mitarbeiter wegen Unzufriedenheit oder Veränderungen privater Natur ihr Arbeitsverhältnis kündigen“1. So ist bei Fusionen oder Übernahmen von Banken häufig zu beobachten, dass sich Hauptleistungsträger der betroffenen Banken neu orientieren, d. h. zu Wettbewerbern wechseln.2 Zu (2): Qualitative personelle Risiken sind mit den fachlichen und charakterlichen Eigenschaften der Mitarbeiter verknüpft. Derartige Risiken resultieren entweder aus unbeabsichtigten, fahrlässigen oder vorsätzlichen Handlungen der Mitarbeiter. Unbeabsichtigte oder fahrlässige Handlungen, die sich nachteilig für das Kreditinstitut auswirken können, lassen sich in der Regel auf eine fehlende oder unzureichende Qualifikation von Mitarbeitern zurückführen. Ihnen fehlen unter Umständen die erforderliche Berufserfahrung und/oder die notwendigen Sachkenntnisse. So ist es vorstellbar, dass bei Kreditinstituten die Kreditbearbeitung – nicht zuletzt, weil ausreichend qualifiziertes Personal fehlt – zu wünschen übrig lässt. Als Konsequenz aus dieser Erkenntnis muss die Qualifikation der Mitarbeiter verbessert werden. Aber auch Nachlässigkeiten, Schlampereien, Pflichtvergessenheiten, Arbeitsüberlastung, ungenügende Arbeitsauslastung, private sowie berufliche Probleme von Mitarbeitern können qualitative personelle Risiken begründen. Daneben können sich qualitative personelle Risiken auch aus vorsätzlichen Handlungen von Mitarbeitern ergeben, die den betrieblichen Arbeitsablauf stören (z. B. Mobbing am Arbeitsplatz) oder sogar auf kriminelle Aktionen abzielen. Dementsprechend können die qualitativen personellen Risiken vor allem in (a) das Fahrlässigkeitsrisiko, (b) das Betrugs- und Diebstahlrisiko sowie (c) das Irrtumsrisiko untergliedert werden. Zu (a): Das Fahrlässigkeitsrisiko besteht in der bewussten oder unbewussten Nichtbeachtung von Vorschriften und Regeln. Beim bewussten fahrlässigen Handeln (z. B. einer Nichteinhaltung von Gesetzen oder einer Missachtung bestehender Arbeitsanweisungen, die den Ablauf der Arbeiten festlegen) nimmt der Mitarbeiter die Schädigung des Kreditinstituts gewollt in Kauf. Ein solches Verhalten kann die Vorstufe zum Betrug sein. Ein Beispiel für das Gefahrenpotenzial, das mit dem Fahrlässigkeitsrisiko verbunden sein kann, ist die aufgrund unzureichender Prüfung gravierende Falscheinschätzung von Kreditsicherheiten. Als weiteres Beispiel für die Bedeutung des Fahrlässigkeitsrisikos im Kreditgeschäft kann das Vorgehen der Sparkasse Kiel Ende 1998 angeführt werden. In einer Mitteilung des Vorstands dieser Sparkasse an die Beschäftigten einen Tag vor Weihnachten wurden die Mitarbeiter in einem ungewöhnlich harschen Ton 1 2

WASCHBUSCH, GERD; LESCH, STEFANIE (2004, Operationelle Risiken), S. 41. Vgl. CRAMER, JÖRG-E. (1999, Grenzen), S. 1311.

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auf ihre Sorgfaltspflichten im Kreditgeschäft hingewiesen.1 Danach gehöre ein hohes Maß an Sorgfältigkeit und Gewissenhaftigkeit bei der Bearbeitung jeglicher Art von Geschäftsvorgängen zu den Grundregeln eines geordneten Bankbetriebs. Nachlässigkeiten in der Sachbearbeitung erhöhten insbesondere im Kreditgeschäft die Risiken; sie könnten zu erheblichen Vermögensschäden führen. So habe die nicht sachgerechte oder sogar schlampige Bearbeitung von Geschäftsvorgängen in der Vergangenheit immer wieder unnötige Risiken und Schäden verursacht. Erforderlich sei daher die exakte Einhaltung der im Einzelnen eingeräumten Kompetenzen. Zuwiderhandlungen würden in Zukunft in verstärktem Maße mit den arbeitsrechtlich gebotenen Sanktionsmöglichkeiten geahndet. Zu (b): Beim Betrugs- und Diebstahlrisiko besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter einer Bank monetäre oder nicht monetäre Vermögenswerte unterschlagen. Dieses immer latent vorhandene Risiko beginnt schon bei der Mitnahme eines Bleistifts und endet beispielsweise bei dem Diebstahl von Geldmitteln aus der Kasse, der Entwendung sensibler (Kunden-)Daten, dem Spesenbetrug oder der Manipulation des Arbeitszeitkontos. Betrug und Diebstahl werden stets mit Vorsatz ausgeübt und in der Regel durch das Fehlen bzw. Versagen von Kontrollmaßnahmen begünstigt. So waren gravierende Betrugsfälle im Kreditgewerbe in der Vergangenheit u. a. auf die Durchführung nicht autorisierter Geschäfte mit offenen Index-Futureskontrakten, die Verletzung der Anlagevorschriften für Aktienfonds, die Manipulation des Handels- und Abwicklungssystems der Bank sowie die „Deckung“ umfangreicher Dollar-Yen-Spekulationen im Devisenhandel mit fiktiven Optionsgeschäften zurückzuführen.2 Zu (c): Während Betrugs- und Diebstahldelikte von einem Mitarbeiter mit Absicht vorgenommen werden, geschieht ein Irrtum dagegen nicht willentlich. Hierin zeigt sich der Charakter des Irrtumsrisikos. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. So kam es bei der Deutschen Bank am 23.03.2018 zu einer Fehlüberweisung in Höhe von 28 Mrd. EUR aufgrund des Tippfehlers eines Mitarbeiters sowie nicht funktionierender Sicherheitskontrollen bei den IT-Systemen.3 Letzteres war darauf zurückzuführen, dass IT-Mitarbeiter der Bank es irrtümlich (eventuell aber auch fahrlässig) unterlassen hatten, notwendige Software-Anpassungen vorzunehmen.4 Gründe für eine solche unzulängliche Aufgabenerfüllung können beispielsweise in einer arbeitsmäßigen Überlastung, einer nicht ausreichenden Qualifizierung oder auch in einem gutgläubigen Handeln des betreffenden Mitarbeiters liegen. Vor allem in Zeiten extremer Schwierigkeiten und Turbulenzen wie dem Zusammenbruch von Märkten kann es für einige 1 2 3 4

Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen O. V. (1999, Mitarbeiter-Schelte), S. 20. Vgl. zu diesen und weiteren Beispielen BIEG, HARTMUT; KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD (2011, Bankenaufsicht), S. 11–12. Vgl. OSMAN, YASMIN (2018, Bärenfalle), S. 38. Vgl. OSMAN, YASMIN (2018, Bärenfalle), S. 38. Vgl. zu weiteren Beispielen für das Irrtumsrisiko BIEG, HARTMUT; KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD (2011, Bankenaufsicht), S. 13–14.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Mitarbeiter schwierig werden, ihren Job richtig zu machen. Menschliches Versagen oder irrtümliches Fehlverhalten können die Folge sein. Über das vorstehend Angesprochene hinaus lassen sich qualitative personelle Risiken auch auf das Anpassungs- bzw. Motivationsrisiko zurückführen.1 Ein Anpassungsrisiko liegt vor, wenn sich Mitarbeiter nicht an den notwendigen Wandel oder neue kulturelle Anforderungen ihres Arbeitgebers anpassen können oder wollen. Beispiele für das Motivationsrisiko und damit zurückgehaltene Leistungen sind mangelndes Commitment von Mitarbeitern, innerlich Gekündigte, Ausgebrannte sowie ältere Mitarbeiter, denen keine Herausforderung mehr gegeben wird. Qualitative personelle Risiken der besonderen Art stellen strategische Fehleinschätzungen des Bankmanagements dar. Strategische Risiken beruhen vor allem darauf, dass alle Entscheidungen mit strategischem Charakter langfristig in die Zukunft wirken und dementsprechend falsche strategische Festlegungen gravierende Konsequenzen für eine Bank haben können. Die Ursache strategischer Risiken kann zum einen in einer unzureichenden Analyse der äußeren Umwelt der Bank und der sich hieraus ergebenden Chancen und Risiken liegen. So sind auf Basis einer Chancen-RisikenAnalyse immer wieder grundsätzliche Führungsentscheidungen über die Breite und Tiefe des bankbetrieblichen Leistungsprogramms, über Kundengruppen oder geografische Betätigungsbereiche zu treffen. Im Kern geht es bei solchen Entscheidungen der Geschäftsleitung einer Bank um die Sicherung und den Ausbau von gegenwärtigen bzw. zukünftigen Erfolgspotenzialen, d. h. sowohl um die Verbesserung der Wettbewerbsposition in traditionellen Geschäftsfeldern als auch um die Erschließung neuer strategischer Geschäftsfelder.2 Hierbei wird es regelmäßig erforderlich sein, sich unter (hoher) Unsicherheit zwischen zwei oder mehreren Möglichkeiten für eine grundsätzliche Marschrichtung entscheiden zu müssen.3 Die Ursache strategischer Risiken kann zum anderen aber auch in der Gefahr von Fehlinterpretationen bei der Beurteilung der eigenen Stärken und Schwächen liegen. Es ist Aufgabe der Führungsebene einer Bank, mit Hilfe einer Stärken-Schwächen-Analyse festzustellen, welche konkreten Aktivitäten die Bank unter Berücksichtigung der gegenwärtig und zukünftig zur Verfügung stehenden Ressourcen ergreifen sollte, um die sich aus der Chancen-Risiken-Analyse ergebenden Marktchancen zu nutzen bzw. den in der ChancenRisiken-Analyse festgestellten Marktrisiken (z. B. der Abwanderung von Kunden zu den sog. FinTechs4) zu begegnen. Hierzu zählen nicht nur Fragen der Aufbau- und

1 2 3 4

Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen dieses Absatzes KOBI, JEAN-MARCEL (2009, Sicherheitslücken), S. 80. Vgl. BROST-STEFFENS, HEIKE CHRISTINA (2020, strategische Risiken), S. 1928. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; LESCH, STEFANIE (2004, Operationelle Risiken), S. 35. Vgl. dazu WASCHBUSCH, GERD; HASTENTEUFEL, JESSICA; REINSTÄDTLER, GABRIELA (2018, FinTechs).

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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Ablauforganisation der Bank, sondern auch die Festlegung der Risikokultur1 und damit auch des Risikoappetits2 der Bank.

3.

Sachlich-technische Risiken

Die mitunter größte Gefahr für das einzelne Kreditinstitut wie auch für das gesamte Bankwesen im Bereich der operationellen Risiken stellen die sachlich-technischen Risiken – sie werden auch als „Betriebsmittelrisiken“ bezeichnet – dar.3 Hierunter sind alle Risiken zu verstehen, die aus der Beschaffung und dem Einsatz von Betriebsmitteln (z. B. Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Datenverarbeitungsanlagen) entstehen. Vor allem Informationstechnologien sind neben den Mitarbeitern das Herz jeder Bank. Die sachlich-technischen Risiken lassen sich ebenfalls in quantitative Risiken (1) und qualitative Risiken (2) einteilen. Zu (1): Die quantitativen sachlich-technischen Risiken stellen die Gefahr dar, dass sich aus einer falschen Dimensionierung der einzusetzenden Betriebsmittel nachteilige Auswirkungen für eine Bank ergeben. So kann beispielsweise eine zu groß dimensionierte Datenverarbeitungsanlage aufgrund einer zu geringen Kapazitätsauslastung zu unnötig hohen Leerkosten führen. Ist sie hingegen zu klein ausgelegt, so kann dies zu überhöhten Fehlfunktionen und verfrühtem Verschleiß durch Überbeanspruchung, aber auch zu zeitlichen Verzögerungen führen (qualitative Folgen). Zu (2): Im Gegensatz zu den quantitativen sachlich-technischen Risiken ergeben sich die qualitativen sachlich-technischen Risiken hauptsächlich daraus, dass die eingesetzten Betriebsmittel ihren Zweck nicht oder nicht in vollem Umfang erfüllen. Dies kann verschiedene Gründe haben. Einerseits ist es möglich, dass die eingesetzten Betriebsmittel nicht optimal auf die zu verrichtende Aufgabe abgestimmt sind (z. B. Fehlfunktionen bei der Neueinführung eines Wertpapierabwicklungssystems). Andererseits können die eingesetzten Betriebsmittel auch bei optimaler Auslegung auf die zu verrichtende Tätigkeit ausfallen oder fehlerhaft arbeiten. Durch computergestützte Abrechnungssysteme und weltweite Bankennetzwerke können heutzutage Zahlungen extrem schnell um den gesamten Globus geschickt werden. 1

2 3

Unter der Risikokultur einer Bank ist die Gesamtheit der Normen, Einstellungen und Verhaltensweisen zu verstehen, die die Bank in Bezug auf Risikobewusstsein, Risikobereitschaft, Risikomanagement und Risikokontrolle festlegt bzw. aufweist. Die Risikokultur beeinflusst die Entscheidungen des Managements und der Mitarbeiter einer Bank bei ihrer täglichen Arbeit und hat Auswirkungen auf die Risiken, die sie eingehen. Die Entwicklung und Förderung einer angemessenen Risikokultur ist somit eine originäre Aufgabe der Geschäftsführung einer jeden Bank. Die Risikokultur stellt einen integralen Bestandteil einer verantwortungsvollen Unternehmensführung dar. Der Risikoappetit einer Bank gibt unter Berücksichtigung der Risikotragfähigkeit Auskunft darüber, „welche Risikoarten in welchem Ausmaß und mit welcher Eintrittswahrscheinlichkeit zur Erreichung der Geschäftsziele bewusst eingegangen werden“. WIEDEMANN, ARND (2020, Risikoappetit), S. 1714. Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 888–889; KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 230–232.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Viele Bankgeschäfte sind nur noch durch den Einsatz von Computern und anderen Informationssystemen zu bewältigen. Da die Kreditinstitute in immer größerem Maße von solchen technischen Anlagen abhängig sind, bewirkt ein Ausfall dieser technischen Systeme eine reduzierte oder gar totale Handlungsunfähigkeit des betroffenen Kreditinstituts. Dies kann schwerwiegende Folgen für dieses Kreditinstitut und auch für andere Kreditinstitute haben. Ist beispielsweise ein Kreditinstitut aufgrund eines Systemausfalls nicht mehr in der Lage, seine fälligen Verbindlichkeiten termingerecht zu begleichen, so führt dies bei anderen Kreditinstituten zumindest zu einer zeitlichen Verzögerung des Eingangs von erwarteten Zahlungen. Dies kann zur Folge haben, dass diese Kreditinstitute ebenfalls zahlungsunfähig werden. Auf diese Weise kann der Zahlungsausfall eines Kreditinstituts immer weiter gereicht werden (Dominoeffekt) und das gesamte Zahlungssystem in Mitleidenschaft ziehen (Systemrisiko).1 Als Gründe für einen solchen Ausfall sind vor allem Naturkatastrophen (wie z. B. Brand, Überschwemmung, Blitzeinschlag), Sabotageakte (z. B. Einschleusung von Computerviren), Terroranschläge sowie eine unsachgemäße Bedienung oder Überlastung der Anlagen zu nennen. Neben dem Risiko des Ausfalls technischer Systeme besteht das Risiko einer Fehlfunktion technischer Anlagen. So können durch eine fehlerhafte externe Datenübermittlung Geschäfte abgeschlossen werden, bei denen die Kontrahenten von einer unterschiedlichen Datenbasis (z. B. hinsichtlich Laufzeit, Währung, Betrag) ausgehen. Bei einer fehlerhaften internen Datenübermittlung können dem Entscheidungsträger (z. B. Händler, Kundenberater) durch ein internes Informationssystem falsche Daten übermittelt werden. Dies kann zur Folge haben, dass Geschäfte mit Dritten getätigt werden, die bei Kenntnis der korrekten Daten in dieser Art nicht abgeschlossen worden wären, so aber Verluste nach sich ziehen können. Als weitere Fehlerquellen sind eine mangelhafte Überprüfung der erfassten Daten sowie der Einsatz fehlerbehafteter Software zu nennen. Die Gefahr einer Verwendung fehlerbehafteter Software ist dabei umso größer, je mehr standardisierte Software an spezifische Gegebenheiten eines Kreditinstituts angepasst werden muss.2 Neben einer fehlerhaften Datenverarbeitung bzw. Datenübermittlung besteht ein großes Risiko in der Gefahr eines unberechtigten Zugriffs auf interne Daten eines Kreditinstituts.3 Heutzutage werden die meisten Daten in Kreditinstituten direkt durch Datenverarbeitungsanlagen oder mit deren Unterstützung erzeugt. Diese Daten werden dann häufig mittels öffentlicher Telekommunikationsverbindungen, wie z. B. Telefonleitungen oder Satelliten, innerhalb eines Kreditinstituts oder zwischen ihm und 1 2 3

Vgl. BCBS (1989, Risks), S. 1. Zu den systemischen Risiken vgl. das 1. Kapitel Teil D.II. Vgl. zu Beispielen für den Einsatz fehlerbehafteter Software im Kreditgewerbe BIEG, HARTMUT; KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD (2011, Bankenaufsicht), S. 17–19. Vgl. hierzu sowie zum Folgenden BCBS (1989, Risks), S. 2.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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seinen Geschäftspartnern übermittelt. Kunden haben mit Hilfe von Telefonen, Tablets oder Computern Zugang zu einem bestimmten Teil dieser Daten. Viele dieser Daten sind vertraulich und nur für den internen Gebrauch bestimmt. Daher werden Kundenbeziehungen gestört, das Kreditinstitut kann verklagt werden oder sein guter Ruf kann beschädigt werden, wenn vertrauliche Daten in die falschen Hände geraten (Reputations- bzw. Imagerisiken). Beispiele für solche sensiblen Informationen sind Steuerbilanzen und Finanzpläne von Firmenkunden, den Kunden eingeräumte Überziehungslimits und deren Ausnutzung, vereinbarte Konditionen und Details über Kundentransaktionen sowie Jahressteuerbescheinigungen von Anlegern. Um derartige Risiken zu minimieren, sind Zugangsberechtigungen, Verschlüsselungen der Daten oder ähnliche Maßnahmen anzuwenden. Im Vergleich zu manuellen Aufzeichnungen stellt der unberechtigte Zugriff auf vertrauliche Daten in Datenverarbeitungsanlagen eine besonders große Gefahr dar. Hier können unter Umständen sehr schnell große Datenmengen in verarbeitbarer Form beiseitegeschafft werden, ohne dass es einen Hinweis auf einen unberechtigten Zugriff gibt. Datendiebstahl oder die Manipulation von Daten sind schlechthin eine Wachstumsbranche für Wirtschaftskriminelle.1 Nach Ansicht von Experten ist die entscheidende Schwachstelle auch hier immer der Mensch; 85 % der Täter sitzen hinter der Firewall.2 So können Mitarbeiter mitunter vergleichsweise einfach hochsensible Daten beispielsweise per USB-Stick oder CD aus ihrem Unternehmen „heraustragen“. Als Besonderheit im Bereich der qualitativen sachlich-technischen Risiken wird in der CRR das Modellrisiko angesprochen. Art. 4 Abs. 1 Nr. 12 CRR definiert mit Bezug auf Art. 3 Abs. 1 Nr. 11 CRD IV das Modellrisiko als „den potenziellen Verlust, der einem Institut als Folge von Entscheidungen entsteht, die sich grundsätzlich auf das Ergebnis interner Modelle stützen könnten, wenn diese Modelle Fehler bei der Konzeption, Ausführung oder Nutzung aufweisen“. Eine vergleichbare Formulierung findet sich in § 1 Abs. 34 KWG. Dort wird das Modellrisiko definiert als „der mögliche Verlust, den ein Institut als Folge von im Wesentlichen auf der Grundlage von Ergebnissen interner Modelle getroffenen Entscheidungen erleiden kann, die in der Entwicklung, Umsetzung oder Anwendung fehlerhaft sind“. Ein Grund dafür, dass das Modellrisiko3 in den Fokus der Aufsicht gerückt ist, liegt in der „Modellgläubigkeit“, die den Kreditinstituten vor allem während der Großen Finanzkrise (Great Financial Crisis) der Jahre 2007/2008 vorgeworfen wurde.4 Häufig sind allerdings Banken aufgrund ihrer Tätigkeit – etwa bei der Bewertung von Finanzinstrumenten, bei 1 2 3 4

Vgl. HARDT, CHRISTOPH (2002, Feind), S. 10. Vgl. HARDT, CHRISTOPH (2002, Feind), S. 10. Zu den Ursachen des Modellrisikos vgl. WIEDEMANN, ARND (2020, Modellrisiko), S. 1422–1423. Vgl. O. V. (2009, Risikomodelle), S. 1706; BARTETZKY, PETER (2012, Risiken), S. 78; CHROMIK, MARCUS J.; SCHWARZ, WILLI (2012, Risikosteuerung), S. 205. Zur Qualifizierung der Finanzkrise der Jahre 2007/2008 als Great Financial Crisis (GFC) vgl. GHOS (2020, Covid-19 risks), o. S.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

der Erstellung von Ratings oder im Risikocontrolling – auf die Nutzung interner Modelle auf Basis mathematisch-statistischer Daten angewiesen.1 Die Zuordnung des Modellrisikos – gewissermaßen als das Resultat der Unangemessenheit oder des Versagens interner Systeme2 – zu den qualitativen sachlich-technischen Risiken eines Kreditinstituts ist demzufolge sachgerecht.

4.

Ablaufstrukturelle Risiken

Die Risiken im Bereich der Ablauforganisation einer Bank – sie werden als interne ablaufstrukturelle Risiken bezeichnet – ergeben sich aus einer mangelhaften Geschäftsprozessordnung. Das Gefahrenpotenzial liegt hier sowohl in einer fehlerhaften Abstimmung der einzelnen Geschäftsprozesse als auch in einer zu akribischen Definition der Geschäftsprozesse selbst. So tritt das Risiko einer unzureichend organisierten Ablaufstruktur bzw. einer fehlenden oder unklaren Kompetenzabgrenzung vor allem bei der Neueinführung oder Umstrukturierung bankbetrieblicher Tätigkeiten auf.3 Aber auch fehlende oder unwirksame interne Kontrollmaßnahmen bzw. unzureichende Arbeitsanweisungen sind diesem Bereich der Organisationsrisiken zuzuordnen. Im Vergleich dazu beinhalten externe ablaufstrukturelle Risiken – auch „Reputationsrisiken“ bzw. „Imagerisiken“ genannt – die Gefahr, dass eine Bank durch ein erkennbar fehlerhaftes Verhalten bei ihrer Geschäftstätigkeit ihr Ansehen bzw. ihr Image in der Öffentlichkeit (z. B. bei Kunden, Geschäftspartnern, Anteilseignern, Mitarbeitern von Behörden, politischen Entscheidungsträgern) beschädigt.4 Besonders gravierend ist eine solche Rufschädigung im Falle einer umfassenden negativen öffentlichen Berichterstattung über das Fehlverhalten der Bank. Eine nicht unbedeutende Rolle bei der Beschädigung des Unternehmensleumunds spielen auch immer wieder die Mitarbeiter einer Bank. Sie sind die eigentlichen Repräsentanten der Bank. Ihr Handeln innerhalb und außerhalb der Bank überträgt sich auf die Meinungsbildung der unterschiedlichsten Stakeholder. „Reputationsrisiken können sowohl von ihrer Ursache her als auch in ihrer Wirkung sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.“5 So kann die Reputation eines Kreditinstituts „unter einem einzigen größeren Ereignis leiden; sie kann aber auch über einen längeren Zeitraum hinweg erodieren“6. Häufig ist das Aufkommen von Reputationsrisiken die Folge des vorherigen Eintretens von Adressen-, Marktpreis-, Liquiditätsrisiken 1 2 3 4 5 6

Vgl. BARTETZKY, PETER (2012, Risiken), S. 78–79; CHROMIK, MARCUS J.; SCHWARZ, WILLI (2012, Risikosteuerung), S. 213. Vgl. BARTETZKY, PETER (2012, Risiken), S. 79. Vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele) S. 229; BÜSCHGEN, HANS E. (2006, Bank-Lexikon), S. 3. Zum Begriff des Reputationsrisikos vgl. WASCHBUSCH, GERD; KNOLL, JESSICA; WEYERS DE VASCONCELOS, DANIEL (2013, Reputationsrisiken), S. 396–397. KAISER, THOMAS; HIRT-SCHLOTMANN, ANJA; KÜHN, FRIEDEMANN (2016, Reputationsrisiken), S. 39. HAUG, MATTHIAS (2013, Klassifizierung), S. 356.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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und/oder anderer operationeller Risiken, die in einem großen Umfang schlagend geworden sind.1 In einem solchen Fall können sie auch als derivative Reputationsrisiken bezeichnet werden.2 Hiervon abzugrenzen sind diejenigen Reputationsrisiken, die nicht zusätzlich aus anderen Risiken, sondern direkt aus einem bestimmten Ereignis heraus entstehen und bei einer Bank aufgrund des hervorgerufenen immateriellen Schadens zu (erheblichen) negativen wirtschaftlichen Auswirkungen in Form von zukünftigen Ertragsminderungen oder Aufwandserhöhungen führen können.3 Beispiele für originäre Reputationsrisiken sind ein unethisches Verhalten der Bank, die Durchführung von Geschäften mit umstrittenen Produkten oder Kunden (z. B. die Finanzierung von Unternehmen der Rüstungs-, Kohle- und Atomindustrie), die Verletzung von Rechtsvorschriften (z. B. beim Datenschutz), kommunikatives Fehlverhalten des Bankmanagements, die Vornahme von Massenentlassungen, fehlgeleitete Werbekampagnen, Beihilfe zur Geldwäsche oder Steuerhinterziehung (z. B. im Rahmen von Cum-Ex-Geschäften) sowie Untreue- oder Betrugsvorwürfe. Reputationsrisiken äußern sich aber auch, wenn bei einem Kontakt zwischen einer Bank und ihrer externen Umwelt (d. h. unternehmensfremden Personen oder Institutionen) diese Umwelt auf die Art und Weise dieses Kontakts oder der Geschäftsabwicklung in einer für die Bank negativen Art reagiert (z. B. durch den Verlust bestehender Kundenverbindungen oder die geringere Chance auf den Abschluss von Neugeschäften). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Reaktionen i. d. R. kunden(gruppen)spezifisch ausfallen. So ist es bspw. möglich, dass durch die fortschreitende Technisierung der Bankgeschäfte (z. B. Online-Banking, Mobile-Banking, Selbstbedienungsautomaten) der persönliche Kontakt zwischen der Bank und ihren Kunden verloren geht und die Kunden deswegen zu einer Bank wechseln, bei der sie den gewünschten persönlichen Kontakt noch vorfinden. Es ist allerdings auch der umgekehrte Fall denkbar, dass jemand den persönlichen Kontakt nicht wünscht, sondern den Umgang mit der Technik vorzieht. Negative Konsequenzen können sich aber auch durch den persönlichen Kontakt selbst ergeben. So beinhaltet z. B. eine unfreundliche Beratung durch einzelne Bankmitarbeiter die Gefahr einer verminderten Kundenzufriedenheit, die in diesem speziellen Fall auf Defizite in der Sozialkompetenz dieser Mitarbeiter zurückzuführen ist. Weitere Beispiele für Reputationsrisiken dieser Art stellen als zu lang empfundene Wartezeiten bei der Inanspruchnahme von Bankdienstleistungen sowie für den Bankkunden ungünstige Öffnungszeiten dar. 1 2 3

Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KNOLL, JESSICA; WEYERS DE VASCONCELOS, DANIEL (2013, Reputationsrisiken), S. 399; ferner HAUG, MATTHIAS (2013, Klassifizierung), S. 356. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KNOLL, JESSICA; WEYERS DE VASCONCELOS, DANIEL (2013, Reputationsrisiken), S. 399. Vgl. HAUG, MATTHIAS (2013, Klassifizierung), S. 356; WASCHBUSCH, GERD; KNOLL, JESSICA; WEYERS DE VASCONCELOS, DANIEL (2013, Reputationsrisiken), S. 399; JUDT, EWALD; KLAUSEGGER, CLAUDIA (2016, Reputationsrisiko), S. 56.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Aus Sicht des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht sind die Reputationsrisiken „für Banken besonders gravierend, da die Natur ihres Geschäfts verlangt, dass sie sich das Vertrauen ihrer Einleger, Gläubiger und des Marktes generell erhalten“1. Die Reputationsrisiken werden jedoch trotz dieser richtigen Einschätzung nicht von der Definition operationeller Risiken nach der CRR erfasst. Der Grund hierfür liegt darin, dass sie als nicht ausreichend quantifizierbar angesehen werden. Die Reputation von Kreditinstituten birgt indessen nicht nur Risiken, sondern sie bietet auch eine Vielzahl an Chancen. Eine gute Reputation erleichtert es einem Kreditinstitut beispielsweise, neue Kunden und Mitarbeiter zu akquirieren, diese stärker an das Unternehmen zu binden, die Kapitalkosten zu senken sowie zukünftige Investitionen zu befördern. Außerdem kann ein Kreditinstitut mit einem positiven Image auf einen grundsätzlich größeren Rückhalt in der Gesellschaft zählen. So wirkt sich das gesellschaftliche Engagement eines Kreditinstituts regelmäßig positiv auf seine Reputation aus. Dies ist auch einer der Gründe dafür, dass eine Vielzahl von Kreditinstituten im Bereich des Sponsorings aktiv ist.2 Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Aufbau einer guten Reputation ein langer Prozess ist und mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann. Ein gutes Image zu beschädigen oder dieses gänzlich zu zerstören, kann hingegen binnen kürzester Zeit geschehen.

5.

Rechtliche Risiken

Im Rahmen der bankbetrieblichen Tätigkeit sind eine ganze Reihe von gesetzlichen Bestimmungen sowie eine Vielzahl von Rechtsurteilen zu beachten. Hierin spiegelt sich zum einen wider, dass Kreditinstitute in einer Volkswirtschaft eine Sonderstellung einnehmen,3 zum anderen zeigt sich, dass Bankgeschäfte als abstrakte Leistungen vertragliche Vereinbarungen von Rechten und Pflichten darstellen.4 Die Geschäftstätigkeit eines Kreditinstituts vollzieht sich somit auf Basis bereits bestehender bzw. in naher Zukunft zu erwartender Gesetze sowie des gegenwärtigen bzw. sich abzeichnenden Stands der Rechtsprechung. Vor diesem Hintergrund stellt das rechtliche Risiko die Gefahr dar, dass sich negative Auswirkungen auf den Erfolg eines Kreditinstituts ergeben, wenn die für den Bankbetrieb relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen nicht beachtet bzw. geändert werden oder aber Verträge nicht durchgesetzt werden können.

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BCBS (1997, Grundsätze), S. 22. Vgl. grundlegend zur Bedeutung des Vertrauens im Kreditgewerbe WASCHBUSCH, GERD; SCHUSTER, HANNES; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Vertrauen). Zu den Sponsoringaktivitäten von Kreditinstituten vgl. WASCHBUSCH, GERD; KNOLL, JESSICA; STOLZ, BARBARA (2013, Sponsoringaktivitäten), S. 367–373. Vgl. dazu bspw. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 18–19. Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 890.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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Rechtliche Risiken können bei einem unveränderten Rechtsrahmen u. a. in der fehlerhaften Formulierung eines Kundenvertrags liegen, etwa wenn dieser unklare, unzulässige oder widersprüchliche Bestandteile enthält oder wichtige Vertragsbestandteile fehlen.1 Soll beispielsweise ein Bankdarlehen durch eine Lebensversicherung getilgt werden und bleibt die Auszahlungssumme der Lebensversicherung hinter dem Darlehensbetrag zurück, so kann das Kreditinstitut die verbleibende Differenz zum Darlehensbetrag nur dann von seinem Kunden verlangen, wenn sich dies eindeutig aus den Regelungen des Darlehensvertrags ergibt. Heißt es hingegen im Darlehensvertrag, der Kredit werde durch „eine Lebensversicherung als Tilgungslebensversicherung“ getilgt, so trägt die Bank das Risiko, dass bei Fälligkeit des Darlehens die Lebensversicherungssumme geringer ist als der Darlehensbetrag.2 Aber selbst dann, wenn Verträge ursprünglich dem aktuellen Recht entsprechend abgefasst wurden, können sich aus ihnen nachträglich in Verbindung mit einer Neufassung gesetzlicher Vorschriften bzw. einer Änderung der Rechtsprechung Risiken für die Bank ergeben.3 Zu erwähnen ist hier z. B. die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung bei einer vorzeitigen Kreditkündigung. Durch ein Urteil des BGH im Dezember 2000 wurden die zur Ermittlung der Vorfälligkeitsentschädigung heranzuziehenden finanzmathematischen Methoden konkretisiert, wodurch der berechnete Schaden, der einer Bank aufgrund der vorzeitigen Kündigung eines Kredits durch einen Kreditnehmer entsteht, auch geringer ausfallen kann als es bis dahin rechnerisch der Fall gewesen ist.4 Darüber hinaus kann das rechtliche Risiko auch darin liegen, dass z. B. Nettingabreden im Ernstfall rechtlich nicht durchsetzbar sind. Nettingabreden sind Einzelvereinbarungen zwischen den Vertragsparteien, die durch einen Rahmenvertrag derart miteinander verknüpft werden, dass bei einer Beendigung der Vertragsbeziehungen infolge von Leistungsstörungen oder Insolvenz einer der Vertragsparteien bei der Abwicklung nur der Saldo aus den Einzelvereinbarungen geschuldet wird. Daher kann ein Kreditinstitut im Fall der rechtlichen Undurchsetzbarkeit dieser Nettingabreden enorme Verluste erleiden. Der Erfolg eines Kreditinstituts kann außerdem dadurch beeinträchtigt werden, dass als Folge von Gerichtsurteilen oder Vergleichen Zahlungen an Dritte zu leisten sind (bspw. wegen einer fehlerhaften Beratung beim Kauf von Wertpapieren), Zahlungsansprüche nicht durchgesetzt werden können oder Kosten für den Rechtsstreit selbst

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Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 891. Vgl. OLG KARLSRUHE (2003, Tilgung), S. 2412–2414. Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 890–891. Vgl. WIMMER, KONRAD; RÖSLER, PATRICK (2000, Fairness), S. 47.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

entstehen.1 Nicht zu unterschätzen sind auch Bußgelder bzw. Strafzahlungen wegen eines fehlerhaften Verhaltens der Mitarbeiter einer Bank. Als Beispiele für solche (Fehl-)Verhaltensrisiken (Conduct Risks) können die Durchführung fragwürdiger Hypothekengeschäfte,2 Manipulationen von Referenzzinssätzen für Interbankengeschäfte wie den Libor3, die Abgabe unrichtiger Anträge auf Steuererstattungen im Zusammenhang mit Cum-ex-Transaktionen4 sowie die Beteiligung an Geldwäscheaktivitäten5 angeführt werden. Der Erfolg einer Bank kann schließlich auch durch Klagen entlassener oder unzufriedener Mitarbeiter erheblich beeinträchtigt werden. So führt ein Stellenabbau im Bankgewerbe unter Umständen zu sehr teuren und oft auch öffentlichkeitswirksam durchgeführten Gerichtsprozessen. Hier zeigt sich, dass Verträge für den Fall von Entlassungen häufig Mängel aufweisen. Aber auch aufgrund geschlechtlicher oder anderweitiger Diskriminierungen können den Banken erhebliche Schäden entstehen.6 Nach Auffassung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht sind die rechtlichen Risiken für Kreditinstitute besonders hoch, wenn sie sich auf neue Geschäftsbereiche einlassen oder „wenn die gesetzliche Berechtigung einer Gegenpartei, ein bestimmtes Geschäft zu tätigen, nicht sicher feststeht“7. Schließlich „kann sich infolge von unzulänglicher oder falscher Rechtsberatung oder Dokumentation der Wert von Forderungen als geringer oder die Höhe von Verbindlichkeiten als umfangreicher erweisen als erwartet“8.

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Im Februar 2014 zahlte die Deutsche Bank im Rahmen eines Vergleichs an die Erben des Medienunternehmers Leo Kirch einen Betrag in Höhe von 775 Mio. EUR als Schadensersatz. Hinzu kamen Zinsen für den fast zwölf Jahre dauernden Rechtsstreit und die Erstattung von Kosten. Insgesamt belief sich damit die Schadenssumme für die Deutsche Bank auf etwa 925 Mio. EUR. Hintergrund des Vergleichs war der Vorwurf von Leo Kirch an die Deutsche Bank, seinen Medienkonzern mit Interviewäußerungen des ehemaligen Vorstandschefs Rolf Breuer zu seiner Kreditwürdigkeit in den Ruin getrieben zu haben, um sich an der Zerschlagung seines Konzerns zu bereichern. Vgl. dazu O. V. (2014, Kirch-Einigung), S. 15; O. V. (2014, Kirch-Fehde), S. 1. Zu weiteren Beispielen vgl. BIEG, HARTMUT; KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD (2011, Bankenaufsicht), S. 23–24. Im Dezember 2013 akzeptierte die Deutsche Bank in den USA eine Strafzahlung in Höhe von 1,9 Mrd. USD im Rahmen eines Vergleichs mit einer Aufsichtsbehörde wegen des Verkaufs fragwürdiger Hypothekenverbriefungen. Vgl. KULS, NORBERT (2014, Strafe), S. 22. Die Deutsche Bank leistete im Zusammenhang mit Libor-Manipulationen im Dezember 2013 eine Strafzahlung in der EU in Höhe von 725 Mio. EUR. Im April 2015 folgten in den USA sowie in Großbritannien weitere Strafzahlungen wegen Manipulationen des Libors in Höhe von insgesamt 2,2 Mrd. EUR. Vgl. WELP, CORNELIUS; ESTERHÁZY, YVONNE (2016, Suche), S. 43. Die Hypo-Vereinsbank legte im Zusammenhang mit Cum-ex-Transaktionen für Privatkunden im Februar 2012 ein Geständnis ab und akzeptierte ein Bußgeld in Höhe von 9,8 Mio. EUR. Vgl. FISCHER, TOBIAS (2016, Cum-ex), S. 4. Im Dezember 2012 stimmte die HSBC in den USA einer Vergleichszahlung in Höhe von 1,92 Mrd. USD im Zusammenhang mit Versäumnissen bei der Umsetzung US-amerikanischer Vorgaben zur Verhinderung von Geldwäsche zu. Vgl. O. V. (2012, Geldwäsche), S. 3. Vgl. zu diesbezüglichen Beispielen BIEG, HARTMUT; KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD (2011, Bankenaufsicht), S. 24–25. BCBS (1997, Grundsätze), S. 21. BCBS (1997, Grundsätze), S. 21.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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Die vorstehend angesprochenen rechtlichen Risiken „sind seit jeher immanenter Bestandteil bankgeschäftlichen Handelns“1 und von daher „auch grundsätzlich nicht neu“2. Sie haben aber nach Auffassung der Deutschen Bundesbank in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen.3 Die Deutsche Bundesbank nennt hierfür die folgenden Ursachen:4 – die Internationalisierung des Bankgeschäfts, – die steigende Komplexität der Geschäfte und Finanzinstrumente, – die Stärkung des Verbraucher- bzw. Anlegerschutzes in der Gesetzgebung sowie – die zunehmende Digitalisierung des Bankgeschäfts. Weitgehend deckungsgleich mit einem breit gefassten Begriff der Rechtsrisiken und damit ebenfalls Teil der operationellen Risiken sind die Compliancerisiken. Diese „umfassen die Gefahr eines bestehenden oder zukünftigen Gewinnrückgangs bzw. einer Verlustentstehung als Folge der Verletzung oder der Nichteinhaltung von Gesetzen, Regelungen, Vorschriften, Vereinbarungen, vorgeschriebenen Praktiken oder ethischen Standards“5.

6.

Externe Ereignisrisiken

Die externen Ereignisrisiken umfassen sowohl natürliche als auch künstliche Katastrophenrisiken. Die Gefahr von Umwelteinflüssen, wie beispielsweise Brände, Blitzeinschläge, Erdbeben, Stürme, Sturzfluten oder Überschwemmungen, wird dabei als natürliches Katastrophenrisiko bezeichnet. Derartige Naturkatastrophen geschehen ohne die bewusste Einwirkung von Dritten und werden auch nicht durch die Bank selbst verursacht. Beim Eintreten einer größeren Naturkatastrophe ist in der Regel davon auszugehen, dass die betroffene Bank so stark geschädigt wird, dass der Geschäftsbetrieb eingestellt werden muss oder zumindest erheblich beeinträchtigt wird. Kreditinstitute können allerdings die unmittelbaren Folgen von Naturkatastrophen durch den Abschluss von Versicherungspolicen häufig abmildern. Ein natürliches Katastrophenrisiko der besonderen Art stellt die Coronavirus-Pandemie dar. Durch das erstmalige Auftreten des Coronavirus Sars-CoV-2 Ende 2019 in der Stadt Wuhan (Volksrepublik China) und dessen rasante weltweite Ausbreitung

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DEUTSCHE BUNDESBANK (2006, Finanzstabilitätsbericht), S. 58. DEUTSCHE BUNDESBANK (2004, Stabilität), S. 48. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2004, Stabilität), S. 8 und S. 47–48; DEUTSCHE BUNDESBANK (2006, Finanzstabilitätsbericht), S. 58–59. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2006, Finanzstabilitätsbericht), S. 58. WASCHBUSCH, GERD (2020, Compliancerisiken), S. 447.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

kam es in fast allen Ländern zu massiven wirtschaftlichen Einbrüchen.1 Für Banken stellt dieser exogene Schock die wohl bedeutendste Herausforderung seit der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 dar. So hat der Verwaltungsrat des Europäischen Ausschusses für Systemrisken (ESRB) auf seiner Sitzung am 25.06.20202 drei Kanäle identifiziert, durch die das Coronavirus das EU-Finanzsystem und seine Fähigkeit, Finanzdienstleistungen für die Realwirtschaft bereitzustellen, erheblich beeinträchtigen kann.3 Erstens könne der schwere wirtschaftliche Einbruch „zu weitverbreiteten Zahlungsausfällen in der Realwirtschaft führen – insbesondere bei Unternehmen und Haushalten, die bereits überschuldet waren und mit Einkommensunsicherheit konfrontiert sind. Zweitens bestünden – obwohl sich die Asset-Preise jüngst erholt hätten – weiterhin Risiken im Zusammenhang mit einer hohen Volatilität auf den Finanzmärkten. Drittens könne das Problem der Staatsverschuldung wieder auftreten.“4 Im Vergleich zu den natürlichen Katastrophenrisiken zeigt sich das künstliche Katastrophenrisiko insbesondere bei einem Banküberfall, einer Geiselnahme, einer Erpressung, einem Hackerangriff, einer Brandstiftung oder einem Terroranschlag. Künstliche Katastrophenrisiken werden im Gegensatz zu natürlichen Katastrophenrisiken von Dritten bewusst herbeigeführt; sie werden daher auch als „Delikte von Drittparteien“ bzw. „Drittparteirisiken“ bezeichnet.5 Bei einem Banküberfall – eventuell in Verbindung mit einer Geiselnahme – sind die betroffenen Personen einer extremen psychischen Belastung ausgesetzt. Es besteht das Risiko eines längeren krankheitsbedingten Ausfalls der beteiligten Mitarbeiter. Bei einer Brandstiftung oder einem Terroranschlag werden unter Umständen viele Menschen mit in den Tod gerissen, andere Menschen stehen unter Schock und benötigen lange Zeit ärztliche Hilfe. In all diesen Fällen findet ein Angriff auf die Persönlichkeit der beteiligten Menschen durch fremde Personen statt. Die künstlichen Katastrophenrisiken stellen ebenso wie die natürlichen Katastrophenrisiken für alle Banken ein Problem dar. Auf die grundsätzliche Entstehung und den Verlauf dieser Risiken hat die einzelne Bank in der Regel keinen besonderen Einfluss. Sie kann lediglich durch ausgewählte Maßnahmen – wie z. B. durch die Wahl des Standorts, die Installation von Alarmanlagen, den Einsatz von Wachpersonal, die Einrichtung von Sicherheitsschleusen – die Eintrittswahrscheinlichkeit von Katastrophenrisiken beeinflussen und mit dem Abschluss von Versicherungsverträgen – wie

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Die Mitglieder des Global Preparedness Monitoring Board beziffern die Kosten der zerstörerischen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft weltweit auf mehr als 11 Bill. USD. Vgl. O. V. (2020, Coronakosten), S. 7. Vgl. ESRB (2020, meeting), S. 1. Vgl. BAFIN (2020, Corona-Virus), S. 1. BAFIN (2020, Corona-Virus), S. 1. Vgl. SCHIERENBECK, HENNER (2003, Risiko-Controlling), S. 482.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

23

z. B. Feuer-, Wasser-, Glas-, Diebstahl- und Haftpflichtversicherungen – für die Schadensabdeckung im Ernstfall vorsorgen. Prägnantes Beispiel für das Eintreten eines künstlichen Katastrophenrisikos sind die verheerenden Terroranschläge auf das World Trade Center in New York vom 11.09.2001.1 Als Folge dieser Terroranschläge waren zahlreiche New Yorker Kreditinstitute (unter anderem Lehman Brothers) zunächst lahm gelegt. Die Schäden und der Schock der Anschläge hatten das globale Finanzsystem schwer belastet. Weil die Abrechnungskapazitäten der Bank of New York ausgefallen waren, übernahm u. a. die Deutsche Bank mit ihren Ersatzsystemen in New Jersey einen großen Teil des Clearingverkehrs. Wegen dieser Ausfälle mussten sich die Banken zudem häufig auf mündliche Zusagen verlassen und sich auf dieser Basis Kreditlinien einräumen, die z. T. über Tage hinweg offen standen. Um die Wiederholung eines solch riskanten Szenarios zu verhindern, wird von Banken zunehmend erwartet und auch gefordert, Notfallkapazitäten an Ausweichstandorten zu errichten. Alle wichtigen Systeme – vor allem Handelssysteme – müssen doppelt vorhanden sein und zwar an verschiedenen Standorten in ausreichender Entfernung voneinander. Sollte ein System ausfallen, so könnte in diesem Fall das Ersatzsystem am anderen Standort einspringen. Ergänzend dazu ist dafür Sorge zu tragen, dass ausreichend qualifiziertes Ersatzpersonal zur Verfügung steht, falls eine größere Anzahl von Mitarbeitern einem Anschlag zum Opfer fallen sollte.

II. 1.

Adressenrisiken Definition und Ausprägungen

Unter einem Adressenrisiko ist die Gefahr zu verstehen, dass ein Kreditinstitut eine Gewinnminderung bzw. eine Verluststeigerung aufgrund der verschlechterten Bonität, d. h. der verminderten Leistungsfähigkeit eines Geschäftspartners erfährt. Hierbei sind zwei Fallunterscheidungen vorzunehmen (siehe auch Abbildung 4). Einerseits kann das Kreditinstitut bereits Vorleistungen in Form von Zahlungen oder Lieferungen erbracht haben; es wird dann vom Ausfallrisiko gesprochen. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass das Kreditinstitut selbst noch keine Vorleistungen erbracht hat – dies ist regelmäßig bei schwebenden Geschäften (bspw. beim Kauf von Devisen per Termin) der Fall – und dass bei der Nichterfüllung seitens eines Kontraktpartners und der damit verbundenen Undurchsetzbarkeit der Leistungsforderung aus der Vertragsvereinbarung das Kreditinstitut seine Leistungsverpflichtung auch nicht mehr erbringen muss.2 Diese Gefahr für das Kreditinstitut wird mit dem Begriff „Erfüllungsrisiko“ (synonym hierfür auch „Eindeckungsrisiko“) bezeichnet. Während es sich 1 2

Vgl. zu diesem Beispiel O. V. (2003, Terroranschläge), S. 27; O. V. (2003, Terror), S. 25. Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 115.

24

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

somit beim Ausfallrisiko um ein einseitiges Risiko handelt, durch das nur eine der beiden Vertragsparteien, nämlich der Vorleistende, gefährdet wird, liegt beim Erfüllungsrisiko ein bilaterales Risiko vor, das für beide Vertragsparteien eine Gefahr beinhaltet.

Adressenrisiko

Ausfallrisiko

Gläubigerrisiko

individuelles Bonitätsrisiko

Erfüllungsrisiko

Anteilseignerrisiko

Länderrisiko

Abbildung 4: Ausprägungen des Adressenrisikos Sowohl beim Ausfallrisiko als auch beim Erfüllungsrisiko kann es zudem zu einem Klumpenrisiko kommen. Dieses Risiko beschreibt zum einen die Gefahr eines Verlusts, die sich aus der übermäßigen Konzentration von Geschäften auf einen einzigen Geschäftspartner oder eine Gruppe von verbundenen Geschäftspartnern ergibt.1 Zum anderen kann es sowohl auf dem Gleichlauf von Risikopositionen innerhalb einer Risikoart2 als auch auf dem Gleichlauf von Risikopositionen über mehrere Risikoarten hinweg beruhen. Das Klumpenrisiko zeichnet sich also durch Risikokonzentrationen bzw. -korrelationen aus und kann deshalb auch als Konzentrations- bzw. Korrelationsrisiko bezeichnet werden.

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Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Klumpenrisiko), S. 1196. Ein Gleichlauf von Risikopositionen innerhalb einer Risikoart (z. B. Ausfallrisiko) ist beispielsweise bei denjenigen Banken zu beobachten, die verstärkt Kredite an Unternehmen ausgereicht haben, die den besonders hart von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Wirtschaftszweigen – etwa dem Gastgewerbe-, dem Tourismus- und dem Verkehrssektor – angehören.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

2.

25

Ausfallrisiko

Beim Ausfallrisiko, d. h., wenn das Kreditinstitut bereits eine Vorleistung erbracht hat, ist die Gefahr darin zu sehen, dass sich eine negative Erfolgswirkung in Höhe der Abweichung zwischen dem vereinbarten bzw. erwarteten und dem tatsächlich zufließenden Geldbetrag ergibt.1 Diese Negativwirkung kann sowohl aus Gläubiger- als auch aus Anteilseignerpositionen resultieren (siehe auch Abbildung 4). In der Ausprägung als Gläubigerrisiko beinhaltet das Ausfallrisiko die Gefahr, dass vertraglich vereinbarte Zins- und Tilgungszahlungen entweder aus einem Kreditgeschäft oder aus festverzinslichen Wertpapieren oder aber Vorleistungen im Rahmen von Termingeschäften (z. B. bereits bezahlte Optionsprämien) ganz oder teilweise ausfallen. In solchen Fällen unterliegen die gesamten Gegenleistungen, soweit sie vom Kontrahenten noch nicht erbracht wurden, dem potenziellen Ausfall. Außerdem kann sich eine negative Erfolgswirkung ergeben, wenn Gläubigerrechte (z. B. börsennotierte Anleihen) aufgrund einer niedrigeren Bonität des Schuldners nur noch zu einem im Vergleich zur Ausgangssituation geringeren Preis veräußert werden können.2 Eine niedrigere Bonität des Schuldners kann auf zwei Ursachen zurückgeführt werden (siehe auch Abbildung 4). Zum einen kann sie auf verschlechterten wirtschaftlichen Verhältnissen des individuellen Schuldners basieren. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation des individuellen Schuldners lässt die Wahrscheinlichkeit ansteigen, dass er seinen vertraglich vereinbarten Zins- und Tilgungszahlungen nicht bzw. nicht in vollem Umfang nachkommen kann. Diese in der Person des Leistungsverpflichteten begründete Gefahr wird als individuelles Bonitätsrisiko bezeichnet.3 Sofern hierbei im Kreditgeschäft eine übermäßige Konzentration von Krediten auf einen einzigen Kunden oder eine Gruppe von verbundenen Kunden gegeben ist, besteht zudem ein Klumpenrisiko.4 In einem solchen Fall wird auch vom Großkreditrisiko gesprochen. Ein Klumpenrisiko im Kreditgeschäft kann zudem die Folge einer übermäßigen positiven Korrelation zwischen der Bonität des Sicherungsgebers und der Bonität des abgesicherten Kreditnehmers sein. Die Gefahr eines Verlusts kann zum anderen aber auch bei einer weiterhin guten Bonität des individuellen Schuldners entstehen. Dies ist der Fall, wenn der Transfer der geschuldeten Leistung durch politische oder ökonomisch ungünstige Entwicklungen

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Mitunter wird anstatt vom Ausfallrisiko auch vom Adressenausfallrisiko gesprochen. So bspw. HAUSER, JOACHIM (2013, Kreditderivate), S. 15. In dieser Ausarbeitung wird allerdings von einer Verwendung des Begriffs „Adressenausfallrisiko“ abgesehen, um keine Verwechslung mit dem Begriff „Adressenrisiko“ als dem übergeordneten Begriff für die beiden Kategorien „Ausfallrisiko“ und „Erfüllungsrisiko“ herbeizuführen. Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 117–118. Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 117–118. Vgl. auch das 1. Kapitel Teil B.II.1.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

eines Landes verhindert wird. Die sich hieraus ergebende Gefahr wird als Länderrisiko bezeichnet. Das Länderrisiko wiederum kann einerseits aus dem von einer Regierung verhängten Verbot resultieren, die geschuldete Leistung vom Schuldnerland in das Gläubigerland zu übertragen (Transferrisiko), andererseits kann sich das Länderrisiko aus der Unmöglichkeit ergeben, die eigene Währung (bspw. wegen Devisenknappheit) in die geschuldete Währung des Gläubigers zu konvertieren (Konvertierungsrisiko).1 Individuelles Bonitätsrisiko sowie Länderrisiko fallen dann zusammen, wenn das Schuldnerland selbst unmittelbar Verpflichteter ist. Das Länderrisiko ist insoweit dem individuellen Bonitätsrisiko vorgelagert. In den Bereich des Gläubigerrisikos sind zudem das Veritätsrisiko und das Verwässerungsrisiko einzuordnen. Das Veritätsrisiko ist hierbei „das hinsichtlich des Bestands und der Realisierbarkeit einer angekauften Forderung bestehende Risiko, dass der Schuldner der angekauften Forderung nicht verpflichtet ist, in vollem Umfang zu leisten“2. Das Verwässerungsrisiko hingegen ist gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 53 CRR das Risiko, dass sich der Betrag einer Forderung durch bare oder unbare Gegenansprüche des Schuldners vermindert. „Verwässerung meint in diesem Zusammenhang die Verminderung der Forderungshöhe gegenüber einem Schuldner beispielsweise aufgrund von Leistungsstörungen, vereinbarten Preisnachlässen oder Aufrechnungen.“3 Im Gegensatz zum Gläubigerrisiko ergibt sich das Anteilseignerrisiko aus einer Eigentümerposition einer Bank. In diesem Fall können Anteilsrechte (z. B. Aktien oder GmbH-Anteile) aufgrund einer niedrigeren Bonität des die Anteilsrechte ausgebenden Unternehmens nur noch zu einem geringeren Preis verkauft werden (bonitätsbedingter Marktpreisrückgang). Darüber hinaus sind auch laufende Erträge aus dem Erwerb solcher Anteile (z. B. Dividenden) von einem Ausfall des leistenden Unternehmens betroffen. Auch beim Anteilseignerrisiko kann das Länderrisiko zum Tragen kommen. Einen Spezialfall des Ausfallrisikos stellt das Vorleistungsrisiko dar, das sich durch seine Kurzfristigkeit auszeichnet.4 Das Vorleistungsrisiko ergibt sich beispielsweise aus Wertpapiergeschäften, bei denen das Kreditinstitut selbst bereits eine Vorleistung erbracht hat, die Gegenleistung des Vertragspartners aber noch aussteht.5 In einem solchen Fall, in dem die Leistungen des Kreditinstituts und des Kontrahenten nicht

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Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 118. WASCHBUSCH, GERD (2020, Veritätsrisiko), S. 2088. BLAß, ROBIN (2020, Verwässerungsrisiko), S. 2133. Vgl. hierzu sowie zum Folgenden WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 351–353. Vgl. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 199. Gemäß Art. 379 Abs. 1 Buchst. a) CRR liegt bei einem Institut ein Vorleistungsrisiko vor, „wenn es Wertpapiere, Fremdwährungen oder Waren bezahlt hat, bevor es diese erhalten hat, oder Wertpapiere, Fremdwährungen oder Waren geliefert hat, bevor es deren Bezahlung erhalten hat“.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

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Zug um Zug erbracht werden, besteht die Gefahr, dass der Kontrahent seinen Verpflichtungen nicht nachkommt und die Vorleistung verloren ist. Das Vorleistungsrisiko bezeichnet somit einen potenziellen Verlust des Kreditinstituts „aufgrund der Nichterfüllung der Gegenleistung des Kontrahenten nach Erbringung der eigenen Leistung“1. Dass das hier angesprochene Risiko eines Verlusts der Vorleistung selbst dann erheblich sein kann, wenn zwischen Vorleistung und Gegenleistung nur eine Zeitspanne von einigen Stunden liegt, zeigt der Fall des Kölner Bankhauses I. D. Herstatt. „Am 26.6.1974 hatte das Bankhaus Herstatt die Zahlungen aus Devisengeschäften mit amerikanischen Banken bereits erhalten, aber aufgrund der Zeitverschiebung die Gegenleistungen noch nicht erbracht, als das Bankhaus Herstatt durch die Bankenaufsicht geschlossen wurde.“2 Seit diesem Ereignis wird das Vorleistungsrisiko in der Bankpraxis auch als „Herstatt-Risiko“ bezeichnet.3 Als eine weitere Besonderheit im Bereich des Ausfallrisikos kann das Unterstützungsrisiko (Step-in Risk) angeführt werden. Dieses Risiko „beschreibt die Gefahr, dass ein Institut ein Unternehmen, mit dem es verbunden ist, das aber nicht Teil des aufsichtsrechtlichen Konsolidierungskreises ist, finanziell oder anderweitig unterstützt und zwar über die Verpflichtungen hinaus, die sich aus Verträgen oder aus Eigentumsverhältnissen ergeben. Eine solche Unterstützung verfolgt den Zweck, das Institut vor möglicherweise auftretenden Reputationsschäden zu schützen, die sich aus der Verbindung zu dem unterstützten Unternehmen ergeben können.“4 Die CRR verwendet nicht den Begriff „Ausfallrisiko“. Stattdessen liegt den Regelungen der CRR der Begriff „Kreditrisiko“ (Credit Risk) zugrunde, ohne dass dieser Begriff in der CRR eine Definition erfährt.5 So lautet die Überschrift von Teil 3 Titel II der CRR „Eigenmittelanforderungen für das Kreditrisiko“. Dieser Abschnitt der CRR beinhaltet sowohl Regelungen für das Ausfallrisiko als auch für das Erfüllungsrisiko, das aufsichtsrechtlich als Gegenparteiausfallrisiko bezeichnet wird.6 Von daher ist das in der Überschrift von Teil 3 Titel II der CRR genannte Kreditrisiko „als das dem Adressenrisiko gleichbedeutende Kreditrisiko i. w. S. zu verstehen, welches sich

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6

C&L DEUTSCHE REVISION AG (1998, 6. KWG-Novelle), S. 286. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 563–564; vgl. auch EUROPÄISCHE ZENTRALBANK (2003, Ziel), S. 59. Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 564. WASCHBUSCH, GERD (2020, Unterstützungsrisiko), S. 2048. Berg bemängelt diesbezüglich zurecht, dass die CRR neben der fehlenden Definition eine weitere Differenzierung des Begriffs „Kreditrisiko“ und somit auch eine trennscharfe Abgrenzung der dort insgesamt verwendeten Begrifflichkeiten vermissen lässt. Vgl. BERG, SUSEN CLAIRE (2019, Berücksichtigung), S. 14. Vgl. auch das 1. Kapitel Teil B.II.3.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

aufsichtsrechtlich in das Kreditrisiko i. e. S. und das Gegenparteiausfallrisiko differenzieren lässt“1. Demgemäß bezeichnet das Kreditrisiko i. e. S. das zuvor behandelte Ausfallrisiko.2 Auf eine synonyme Verwendung der Begriffe „Ausfallrisiko“ und „Kreditrisiko i. e. S.“ bzw. „Kreditrisiko“ wird allerdings in der Folge verzichtet, da der Begriff „Kreditrisiko“ allzu häufig nur mit der Vergabe klassischer Bankkredite in Verbindung gebracht wird. Der im Aufsichtsrecht verwandte Begriff „Kreditrisiko“ beschränkt sich aber nicht nur auf eine Geschäftsart, nämlich das Kreditgeschäft, sondern geht darüber hinaus. So definiert der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht den Begriff „Kreditrisiko“ wie folgt: „Credit risk is most simply defined as the potential that a bank borrower or counterparty will fail to meet its obligations in accordance with agreed terms.“3 An anderer Stelle führt der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht aus, dass das Kreditrisiko nicht nur bei Krediten auftritt, „sondern auch bei anderen bilanzwirksamen und außerbilanziellen Positionen, wie z. B. Garantien, Akzepten und Wertpapieranlagen“4. Art. 5 Nr. 1 CRR legt zudem fest, dass für die Zwecke des Kreditrisikos eine Risikoposition sowohl ein Aktivposten als auch ein außerbilanzieller Posten sein kann.5

3.

Erfüllungsrisiko

Beim Erfüllungsrisiko hat das Kreditinstitut noch keine Vorleistungen erbracht. Somit bestehen hier keine direkten Verlustmöglichkeiten durch den Ausfall des Geschäftspartners, da in einer solchen Situation das Kreditinstitut selbst seine Leistung auch nicht mehr zu erbringen braucht. Beispiele für derartige Geschäfte sind Terminkontrakte wie Swaps, Futures etc. Das Risiko ist bei diesen Geschäften darin zu sehen, dass das Kreditinstitut aufgrund eines Ausfalls des Kontraktpartners die noch nicht realisierten Gewinne aus dem nun nicht zur Ausführung kommenden Geschäft verliert. Soll die gleiche Position durch den Neuabschluss eines identischen Kontrakts (jedoch mit einem anderen Kontrahenten) wiederhergestellt werden, so entstehen dem Kreditinstitut Kosten in Höhe des Preises, der für den neuen Kontraktabschluss zu bezahlen ist. Denn dadurch, dass der ursprüngliche Kontrakt (nicht realisierte) Gewinne enthielt, der Kontrakt also dem Inhaber bei einer Glattstellung einen positiven Zahlungsstrom erbracht hätte, wird ein neuer Kontraktpartner einen Kontrakt mit denselben, allerdings aufgrund geänderter 1 2 3 4 5

BERG, SUSEN CLAIRE (2019, Berücksichtigung), S. 15. So auch KAKUK, CHRISTIAN (2019, Abbildung), S. 86–87 und S. 91. So wird auch in Teil 3 Titel II der CRR im Zusammenhang mit dem Kreditrisiko mehrmals vom Ausfallrisiko gesprochen. Vgl. z. B. Art. 115 Abs. 2 UAbs. 1 CRR, Art. 161 Abs. 2 CRR, Art. 170 Abs. 1 Buchst. c) CRR, Art. 180 Abs. 1 Buchst. f) CRR. BCBS (2000, Credit Risk), S. 1. BCBS (1997, Grundsätze), S. 19. Letzteres verdeutlicht auch Anhang I der CRR.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

29

Marktbedingungen für diesen Kontraktpartner nachteiligen Konditionen nur dann abschließen, wenn ihm ein entsprechender Ausgleichsbetrag gezahlt wird. In diesem Fall würde zum Zeitpunkt des Abschlusses des neuen Kontrakts eine Zahlung an den neuen Kontraktpartner zu leisten sein. Werden stattdessen die Konditionen des mit einem anderen Kontraktpartner neu abzuschließenden Kontrakts derart an die zu diesem Zeitpunkt geltenden Marktkonditionen angepasst, dass keiner der beiden Kontraktpartner eine Zahlung zu leisten hat, so führt dies dazu, dass sich aus dem neuen Kontrakt – im Vergleich zu dem bisher bestehenden Kontrakt – geringere Zahlungseingänge bzw. höhere Zahlungsausgänge ergeben. Die Kosten für das Ersatzgeschäft fallen dann erst im Zeitpunkt der Erfüllung des (neuen) Kontrakts an. Haben sich die Marktverhältnisse hingegen derart geändert, dass der Abschluss eines identischen Ersatzgeschäfts zu einem Gewinn des Kreditinstituts führt, so kann nicht von einem Risiko in engerem Sinne gesprochen werden. Vielmehr ergibt sich in einem solchen Fall für das Kreditinstitut aus dem Ausfall des Kontrahenten eine Chance, da es jetzt das ursprüngliche Geschäft kostenlos „glattstellen“ und die gleiche Position mit Gewinn wiederherstellen kann. Das Erfüllungsrisiko stellt mithin die Gefahr eines negativen Erfolgsbeitrags dar, wenn ein Kontrakt nicht mehr zu den ursprünglich mit dem Kontrahenten vereinbarten Konditionen abgewickelt werden kann. Für den vertragstreuen Partner besteht somit bei für ihn negativ veränderten Marktbedingungen die Gefahr einer Ertragsminderung bzw. eines Verlusts. Das Risiko umfasst dabei in der Regel nicht den Nominalbetrag eines Kontrakts, sondern lediglich einen Differenzbetrag zwischen dem Erfolgsbeitrag des Ursprungsgeschäfts und dem aufgrund veränderter Marktbedingungen tatsächlich erzielbaren Erfolg. Das Erfüllungsrisiko wird daher auch als (Wieder-)Eindeckungsrisiko bezeichnet. Beim Erfüllungsrisiko kann ebenso wie beim Ausfallrisiko neben dem individuellen Bonitätsrisiko das Länderrisiko (siehe auch Abbildung 4) zum Tragen kommen. Darüber hinaus kann beim Erfüllungsrisiko gleichermaßen ein Klumpenrisiko auftreten.1 Analog zum Ausfallrisiko existiert auch beim Erfüllungsrisiko ein Spezialfall für eine Erfolgsminderung bei den Kreditinstituten, nämlich das Abwicklungsrisiko.2 Das Abwicklungsrisiko – synonym hierfür Lieferrisiko – tritt beispielsweise bei Geschäften mit Schuldtiteln oder Anteilspapieren auf, die nach Ablauf des zwischen den beiden Vertragsparteien vereinbarten Erfüllungszeitpunkts weder von der einen Seite

1 2

Vgl. das 1. Kapitel Teil B.II.1. Vgl. hierzu sowie zum Folgenden WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 350.

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1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

noch von der anderen Seite abgewickelt sind.1 Im Falle einer solchen nicht vertragsgemäßen, d. h. verspäteten oder sogar ausfallenden Abwicklung der Geschäfte seitens der beiden Vertragspartner besteht die Gefahr, dass sich die Marktverhältnisse bis zur endgültigen Erfüllung der Geschäfte bzw. bis zur Durchführung von Ersatzgeschäften zum Nachteil eines Kreditinstituts entwickelt haben. Konkret bedeutet dies, dass infolge einer nicht fristgerechten oder ausbleibenden Erfüllung der Geschäfte ein Handelsverlust droht, weil ein Verkauf der Schuldtitel oder Anteilspapiere aufgrund eines zwischenzeitlich veränderten Marktpreises nur noch zu einem niedrigeren bzw. ein Kauf der Schuldtitel oder Anteilspapiere nur noch zu einem höheren Preis, letzlich also nur zu schlechteren Konditionen, möglich ist.2 Es droht somit ein Verlust in Höhe der Differenz zwischen dem ursprünglich vereinbarten Abrechnungspreis und dem aktuellen Marktwert des zugrunde liegenden Geschäftsgegenstands. Das Kreditinstitut seinerseits hat bei Eintreten des Abwicklungsrisikos selbst noch nicht geleistet und ist auch zukünftig von der Erbringung der eigenen Leistung freigestellt. In der CRR sucht man vergebens den Begriff des Erfüllungsrisikos. Stattdessen findet dort der Begriff „Gegenparteiausfallrisiko“ – synonym hierfür „Kontrahentenausfallrisiko“ – Verwendung.3 Gemäß Art. 272 Nr. 1 CRR ist unter dem Gegenparteiausfallrisiko – im Englischen als Counterparty Credit Risk (CCR) bezeichnet – „das Risiko des Ausfalls der Gegenpartei eines Geschäfts vor der abschließenden Abwicklung der mit diesem Geschäft verbundenen Zahlungen“ zu verstehen. Aufsichtsrechtlich ist das Gegenparteiausfallrisiko jedoch nicht alleine auf die Möglichkeit des Ausfalls einer Gegenpartei während der Laufzeit des Geschäfts beschränkt, sondern umfasst darüber hinaus auch das Risiko von Marktwertverlusten aus Geschäften mit Over-the-Counter-Derivaten (OTC-Derivaten) als Folge einer verschlechterten Bonität der Kontrahenten solcher Geschäfte.4 So nimmt auch Art. 381 CRR explizit Bezug auf Teil 3 Titel II Kapitel 6 der CRR, der die Regelungen der CRR zum Gegenparteiausfallrisiko beinhaltet. Danach ist die sog. „Anpassung der Kreditbewertung“ – im 1

2 3 4

Gemäß Art. 378 Abs. 1 CRR tritt das Abwicklungsrisiko (= Lieferrisiko) dann auf, wenn Geschäfte, „bei denen Schuldtitel, Aktieninstrumente, Fremdwährungen und Waren, mit Ausnahme von Pensionsgeschäften und Wertpapier- oder Warenverleih- und Wertpapier- oder Warenleihgeschäften, nach dem festgesetzten Liefertag noch nicht abgewickelt wurden“. Die CRR subsumiert unter dem Oberbegriff des Abwicklungsrisikos sowohl das eigentliche Abwicklungsrisiko (= Lieferrisiko) als auch das Vorleistungsrisiko. Insofern kann bei der Verwendung des Begriffs „Abwicklungsrisiko“ als Oberbegriff auch vom Abwicklungsrisiko i. w. S. und bei der hier vorliegenden Verwendung des Begriffs „Abwicklungsrisiko“ vom Abwicklungsrisiko i. e. S. (= Lieferrisiko) gesprochen werden. Vgl. auch BERG, SUSEN CLAIRE (2019, Berücksichtigung), S. 16 und S. 139. Zum Vorleistungsrisiko als der zweiten Komponente des Abwicklungsrisikos i. w. S. vgl. das 1. Kapitel Teil B.II.2. Vgl. auch HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 563. Mitunter wird auch nur vom Gegenparteirisiko bzw. Kontrahentenrisiko gesprochen. Nach Kakuk sind die Begriffe Erfüllungsrisiko und Gegenparteiausfallrisiko inhaltlich gleichzusetzen. Vgl. KAKUK, CHRISTIAN (2019, Abbildung), S. 86. Vgl. auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2011, Leitfaden), S. 23.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

31

Englischen als Credit Valuation Adjustment (CVA) bezeichnet – „ein Betrag zur Anpassung der Bewertung eines Portfolios von Geschäften mit einer Gegenpartei an die Bewertung zum mittleren Marktwert“1, wobei dieser Anpassungsbetrag den Marktwert des Kreditrisikos2 der Gegenpartei gegenüber dem Institut widerspiegelt.3 Dieses auch als Gegenpartei-Bonitätsrisiko bezeichnete Wagnis bezieht sich folglich auf adressenrisikobezogene Marktwertabschläge auf offene Forderungen gegenüber Kontrahenten von OTC-Derivaten.4 Vermindert (erhöht) sich also die Bonität der Gegenpartei eines OTC-Derivats, so erhöht (vermindert) sich der Marktwertabschlag auf die noch offenen Forderungen gegenüber diesem Kontrahenten.5 In der CRR werden allerdings die Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko nicht in dem gleichen Titel (Teil 3 Titel II der CRR) formuliert, in dem die Eigenmittelanforderungen für die Adressenrisiken geregelt werden; sie finden sich vielmehr in einem gesonderten Titel der CRR (Teil 3 Titel VI der CRR). Für das CVA-Risiko ist somit in der CRR – zumindest derzeit – eine gesonderte Kapitalanforderung vorgesehen.6 Der Grund für dieses Alleinstellungsmerkmal liegt darin, dass die Rolle des CVA-Risikos aufsichtsrechtlich noch nicht völlig geklärt ist.7

III. Marktpreisrisiken 1. Definition und Ausprägungen Als Marktpreisrisiko wird die Gefahr bezeichnet, dass Änderungen von (Markt-) Preisen negative Auswirkungen auf die Erfolgssituation eines Kreditinstituts haben können. Als relevante Marktpreise sind alle Preise zu betrachten, die den Wert der bilanziellen und außerbilanziellen Positionen eines Kreditinstituts beeinflussen können, also beispielsweise Kassa- und Terminpreise, und zwar unabhängig davon, ob sie an organisierten Märkten (z. B. Börsen) festgestellt oder individuell (z. B. bei sog. OTC-Geschäften) ausgehandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass ein Marktpreisrisiko – synonym hierfür auch Marktrisiko bzw. Marktpreisänderungsrisiko oder einfach nur Preisrisiko – lediglich bei einer zum Betrachtungszeitpunkt bzw. zu einem späteren Zeitpunkt offenen Position schlagend werden kann. Gemäß Art. 4 1 2 3 4 5 6 7

Art. 381 Satz 1 CRR. Das Kreditrisiko ist hier im Sinne des zuvor definierten Adressenrisikos zu verstehen. Vgl. das 1. Kapitel Teil B.II.2. Vgl. Art. 381 Satz 2 CRR. Vgl. SCHIWIETZ, MICHAEL (2014, Kontrahentenrisiken), S. 382. Vgl. KLEMENT, JOCHEN; SCHÖCHE, LINDA (2014, Gegenparteiausfallrisiken), S. 248; SCHIWIETZ, MICHAEL (2014, Kontrahentenrisiken), S. 382. In der hier vorliegenden Systematik der Erfolgsrisiken eines Instituts wird das CVA-Risiko dementsprechend neben den operationellen Risiken, den Adressenrisiken sowie den Marktpreisrisiken als eine eigene Risikokategorie angesehen. Vgl. das 1. Kapitel Teil B.IV. Zur Diskussion, ob das CVA-Risiko nicht den Marktpreisrisiken eines Instituts zugeordnet werden sollte, vgl. BCBS (2013, Fundamental review), S. 13 und S. 55.

32

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Abs. 1 Nr. 141 CRR ist das Marktrisiko „das aus Marktpreisbewegungen, einschließlich Wechselkurs- oder Warenpreisbewegungen, erwachsende Verlustrisiko“. Eine Unterteilung der Marktpreisrisiken bietet sich nach den sie verursachenden Geschäften an. Dies sind vor allem Fremdwährungsgeschäfte, Rohwarengeschäfte, Aktiengeschäfte sowie Zinsgeschäfte. Von daher lassen sich insbesondere die in Abbildung 5 aufgeführten Ausprägungen des Marktpreisrisikos unterscheiden.

Marktpreisrisiken

Fremdwährungsrisiko

Rohwarenpreisrisiko

Aktienkursrisiko

Zinsänderungsrisiko

variables Zinsänderungsrisiko

Wertänderungsrisiko des Sachanlagevermögens und sonstiger Vermögensgegenstände

Festzinsrisiko

Abbildung 5: Ausprägungen des Marktpreisrisikos

2.

Fremdwährungsrisiko

Das Fremdwährungsrisiko – synonym hierfür lediglich Währungsrisiko – bezeichnet „die Gefahr eines Verlustes aufgrund einer Veränderung der Wertrelation zwischen in- und ausländischer Währung, die in den Devisenkursschwankungen als Ausdruck der Verschiebung dieser Wertrelation ihren Niederschlag findet“1. Als eine Fremdwährung anzusehen sind hierbei alle nicht auf den Euro lautenden Währungen. Gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 142 beschreibt das Fremdwährungsrisiko „das aus Wechselkursbewegungen erwachsende Verlustrisiko“. Es kann daher auch vom Wechselkursrisiko gesprochen werden.

1

CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 128.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

33

Werden einzelne Währungspositionen eines Kreditinstituts lediglich isoliert betrachtet, so ergibt sich für das betreffende Kreditinstitut ein Verlust, falls sich der Wechselkurs in einer für das Kreditinstitut ungünstigen Weise entwickelt hat. Ob aus einer isolierten Währungsposition letztlich ein positiver oder negativer Erfolgsbeitrag für das Kreditinstitut resultiert, hängt hierbei zum einen von der Ausrichtung der Währungsposition (Fremdwährungsforderung oder Fremdwährungsverbindlichkeit bzw. Long- oder Short-Position) und zum anderen von der Richtung der Wechselkursänderung (Steigen oder Fallen) ab. Für die Höhe des positiven oder negativen Erfolgsbeitrags ist sodann das Ausmaß der Wechselkursentwicklung entscheidend. Da es somit für die Beurteilung des Fremdwährungsrisikos lediglich auf die Ausrichtung der Währungsposition sowie die Richtung und das Ausmaß der Wechselkursänderung ankommt, wird im Folgenden nicht zwischen den An- und Verkaufskursen einer Währung differenziert. Vereinfachend wird vielmehr davon ausgegangen, dass der Wechselkurs den Preis angibt, zu dem die jeweilige Währung sowohl gekauft als auch verkauft werden kann. In Bezug auf das Kriterium der Richtung der Wechselkursänderung ist zwischen den beiden Arten der Wechselkursnotierung, nämlich der Preis- und der Mengennotierung, zu unterscheiden.1 Im Falle der Preisnotierung gibt der Wechselkurs an, wie viele Einheiten der inländischen Währung für eine Einheit der ausländischen Währung zu bezahlen sind, d. h.: Wechselkurs bei Preisnotierung =

Anzahl der Einheiten inländischer Währung 1 Einheit ausländischer Währung

Diese Form der Wechselkursnotierung wurde in Deutschland früher zur Ermittlung des Außenwerts der Deutschen Mark (DM) angewendet. Ein Wechselkurs von 1,85 DM/USD bedeutete, dass für einen USD 1,85 DM zu bezahlen waren. Ein Steigen des Wechselkurses, also eine Erhöhung der Austauschrelation von DM zu USD bedeutete, dass für einen USD mehr DM als zuvor zu bezahlen waren, was eine Verteuerung des USD darstellte. Ein Sinken dieses Wechselkurses führte hingegen zu einem geringeren DM-Betrag, der nun für einen USD bezahlt werden musste; der USD verbilligte sich mithin. Seit der Einführung des Euro am 01.01.1999 wird dessen Außenwert in Deutschland in Form der Mengennotierung dargestellt. Im Falle der Mengennotierung gibt der Wechselkurs die Menge an ausländischen Währungseinheiten an, die für eine Einheit der inländischen Währung gezahlt werden müssen, d. h.: Wechselkurs bei Mengennotierung =

1

Anzahl der Einheiten ausländisc her Währun g 1 Einheit inländisch er Währung

Vgl. hierzu BEIKE, ROLF (1995, Devisenmanagement), S. 12–15.

34

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Ein Wechselkurs von 1,09 USD/EUR bedeutet nun, dass für einen EUR 1,09 USD gezahlt werden müssen. Steigt nun der Wechselkurs, so ist für einen EUR ein höherer USD-Betrag als zuvor zu zahlen, d. h., der EUR wird teurer oder – was denselben Sachverhalt aus einer anderen Perspektive darstellt – der USD wird billiger. Dementsprechend führt ein Sinken des Wechselkurses zu einer Verteuerung des USD, was gleichbedeutend mit einer – in Bezug auf den USD – Verbilligung des EUR ist; für einen EUR erhält man somit weniger USD als zuvor. Im Folgenden soll – den Gepflogenheiten der Märkte entsprechend – die Wechselkursangabe in der Form der Mengennotierung erfolgen. Bei einer auf fremde Währung lautenden Forderung bedeutet eine für das Kreditinstitut ungünstige Wechselkursentwicklung, dass der Wechselkurs gestiegen ist und dem Kreditinstitut somit – in inländischer Währung ausgedrückt – nur noch ein geringerer Gegenwert zur Verfügung steht. Ist das Kreditinstitut hingegen eine Fremdwährungsverbindlichkeit eingegangen, so verkörpert ein gesunkener Wechselkurs eine negative Entwicklung. In diesem Fall muss das Kreditinstitut nämlich einen höheren Betrag an inländischer Währung aufbringen, um die Verbindlichkeit in ausländischer Währung zu begleichen. Eine isolierte Betrachtung der einzelnen Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten gibt jedoch ein falsches Bild von der tatsächlichen Risikolage des Kreditinstituts. Steht nämlich einer Fremdwährungsforderung eine auf dieselbe Währung lautende Verbindlichkeit in gleicher Höhe gegenüber, so werden die durch ein Steigen des Wechselkurses verursachten Verluste aus der Fremdwährungsforderung durch Gewinne aus der Fremdwährungsverbindlichkeit im selben Umfang genau ausgeglichen. Dementsprechend kompensieren bei einem gesunkenen Wechselkurs die Verluste aus einer Fremdwährungsverbindlichkeit die sich aus der Fremdwährungsforderung ergebenden Gewinne. Ein Fremdwährungsrisiko ergibt sich demnach lediglich dann, wenn sich Forderungsund Verbindlichkeitspositionen derselben Währung betragsmäßig nicht entsprechen, wenn also eine sog. offene Fremdwährungsposition besteht. Umfang und Richtung der Erfolgsbeeinflussung hängen dann von der Höhe der jeweiligen offenen Fremdwährungsforderungs- bzw. -verbindlichkeitsposition sowie von dem Ausmaß und der Richtung der Änderung des Wechselkurses ab. Für die Betrachtung des Fremdwährungsrisikos sind also nicht die einzelnen Fremdwährungsforderungen bzw. -verbindlichkeiten maßgebend, vielmehr ist der für jede Währung getrennt zu ermittelnde Saldo aus diesen Positionen für die korrekte Beurteilung des Fremdwährungsrisikos relevant.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

35

Die bisherigen Ausführungen ließen die Fälligkeitsstruktur der Fremdwährungsforderungen und -verbindlichkeiten unberücksichtigt. Eine Berücksichtigung der Fälligkeitsstruktur ist jedoch insofern notwendig, als auch Fremdwährungspositionen, die zwar betragsmäßig identisch sind, bei denen die gegenläufigen Fremdwährungspositionen jedoch unterschiedliche Laufzeiten aufweisen, ein Verlustrisiko in sich bergen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Fremdwährungspositionen, die im Ausgangszeitpunkt geschlossen sind – man spricht in solchen Fällen von geschlossenen Fremdwährungspositionen – aufgrund unterschiedlicher Fristigkeiten in späteren Zeitpunkten zu offenen Fremdwährungspositionen werden können. Solange allerdings eine Fremdwährungsposition betragsmäßig geschlossen ist, birgt sie kein Fremdwährungsrisiko in sich. Zu dem Zeitpunkt aber, zu dem durch den Wegfall einer Fremdwährungskomponente (bspw. durch einen natürlichen Fristablauf) eine bis dahin betragsmäßig geschlossene Fremdwährungsposition geöffnet wird, entsteht in Höhe der offenen Position ein Fremdwährungsrisiko. Das nachfolgende Beispiel (siehe Abbildung 61) verdeutlicht diese Zusammenhänge. Im Zeitpunkt t0 werden eine USD-Forderung und eine USD-Verbindlichkeit in gleicher Höhe aufgebaut. Der Wechselkurs beträgt bei beiden Positionen 1,60 USD/EUR. Allerdings wird die USD-Forderung bereits im Zeitpunkt t1 fällig, während die USDVerbindlichkeit erst im Zeitpunkt t2, also später, fällig wird (t1 < t2). Es soll zudem davon ausgegangen werden, dass die beiden Fremdwährungspositionen jeweils bei ihrer Fälligkeit glattgestellt werden, d. h., dass die USD-Forderung bei Fälligkeit zum dann gültigen Wechselkurs sofort in EUR getauscht wird bzw. dass zur Begleichung der USD-Verbindlichkeit im Fälligkeitszeitpunkt der erforderliche EUR-Gegenwert zum gültigen Wechselkurs in USD getauscht wird.

1

Modifiziert entnommen aus KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 261.

1,60



Verpflichtung über 1 USD fällig in t2

Erfolgsbeitrag insgesamt



1,25

1,25

t1



1,00

1,00

t2



0,625

0,625

t0



0,80

0,80

t1

EUR-Gegenwert zum Zeitpunkt

0

– 0,175

+ 0,175

t0 bis t1



1,00



t2

EUR-Gegenwert zum Zeitpunkt

– 0,20

– 0,20



t1 bis t2

Erfolgsbeitrag der einzelnen Positionen in EUR für den Zeitraum

– 0,20

– 0,375

+ 0,175

t0 bis t2

Erfolgsbeitrag der einzelnen Positionen in EUR für den Zeitraum

Abbildung 6: Beispiel zu den Auswirkungen einer betragsmäßig geschlossenen fristeninkongruenten Fremdwährungsposition auf den Erfolgsbeitrag eines Kreditinstituts

1,60

Anspruch über 1 USD fällig in t1

t0

Wechselkurs [USD/EUR] zum Zeitpunkt

Erfolgsbeitrag der einzelnen Positionen in EUR für den Zeitraum

36 1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

37

Im Beispiel beträgt der Wechselkurs 1,25 USD/EUR zum Zeitpunkt t1 und 1,00 USD/EUR zum Zeitpunkt t2. Bis zur Fälligkeit der USD-Forderung in t1 besteht eine geschlossene Fremdwährungsposition, d. h., ein Fremdwährungsrisiko ist in diesem Zeitraum nicht vorhanden. Zwar beträgt der Erfolgsbeitrag der USD-Forderung für sich allein betrachtet auf einen USD bezogen in t1 0,175 EUR (da der Wechselkurs von 1,60 USD/EUR in t0 auf 1,25 USD/EUR in t1 gefallen ist); allerdings wird dieser positive Effekt durch einen mit der USD-Verbindlichkeit verbundenen negativen Erfolgsbeitrag in gleicher Höhe genau kompensiert, sodass der Erfolgsbeitrag aus diesen beiden Positionen zusammen zum Zeitpunkt t1 Null EUR beträgt. Da ab t1 der USDAnspruch wegfällt, die USD-Verpflichtung aber noch bis t2 bestehen bleibt, ergibt sich für den Zeitraum t1 bis t2 eine offene Fremdwährungsposition, aus der ein Fremdwährungsrisiko resultiert. Fällt der Wechselkurs in t2 auf 1,00 USD/EUR, so beträgt der Erfolgsbeitrag aus der USD-Verbindlichkeit auf einen USD bezogen für den Zeitraum t1 bis t2 -0,20 EUR. Es wird deutlich, dass ein Fremdwährungsrisiko erst ab t1 besteht, also erst ab dem Zeitpunkt, ab dem eine offene Fremdwährungsposition vorliegt. Um das Fremdwährungsrisiko, das sich aus den unterschiedlichen Fälligkeiten der Devisenpositionen ergibt, auszuschalten, muss eine zeitliche Übereinstimmung der Fälligkeiten der gegenläufigen Fremdwährungspositionen herbeigeführt werden. Hierzu stehen dem Kreditinstitut verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: – 1. Möglichkeit: Die Überbrückung des Zeitraums zwischen den beiden Fälligkeitsterminen kann durch die Wiederanlage bzw. Wiederaufnahme der früher fällig werdenden Mittel erfolgen, wobei die Fälligkeit des Neugeschäfts mit der Fälligkeit der gegenläufigen Position übereinstimmen muss. Auf das vorliegende Beispiel bezogen bedeutet dies, dass der Betrag aus der Fremdwährungsforderung nicht schon bei Fälligkeit dieses Geschäfts in inländische Währung gewechselt wird, sondern dass der Zeitraum bis zur Fälligkeit der gegenläufigen Fremdwährungsverbindlichkeit durch die Anlage der USD überbrückt wird. Da bei unterstellter Betragsgleichheit sich dann beide Positionen ausgleichen, ein Umtausch in inländische Währung also nicht mehr zu erfolgen braucht, kann das Fremdwährungsrisiko auf diese Weise ausgeschaltet werden. – 2. Möglichkeit: Eine andere Möglichkeit stellt der Abschluss eines Devisenswapgeschäfts dar. Unter einem Devisenswapgeschäft wird der Austausch (Swap) von Devisenpositionen verstanden, „indem der Besitzer einer Währungsposition einem Partner Devisen sofort zur Verfügung stellt und gleichzeitig den Rückkauf zu festem Termin und Kurs vereinbart“1. In dem vorliegenden Beispiel müssten somit

1

BECKER, ULRICH (1994, Terminhandel), S. 176.

38

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

die erhaltenen Devisen in t1 per Kasse verkauft werden und gleichzeitig ein Rückkauf zum Fälligkeitstermin der gegenläufigen Fremdwährungsverbindlichkeit (t2) vereinbart werden. Wenn das Fremdwährungsrisiko durch eine der beiden vorstehend beschriebenen Maßnahmen eliminiert werden soll, so ist zu beachten, dass dem Kreditinstitut bereits in t0 bekannt ist, dass sich die momentan geschlossene Devisenposition in t1 öffnen wird. Soll das Fremdwährungsrisiko erst zum Zeitpunkt t1 durch die Wiederanlage bzw. Wiederaufnahme der früher fällig werdenden Mittel oder durch den Abschluss eines Devisenswaps abgesichert werden, so muss sich das Kreditinstitut darüber im Klaren sein, dass sich die Kapitalmarktzinsen bzw. Terminkurse bis dahin verändert haben können und dem Kreditinstitut hierdurch – im Vergleich zu einer unveränderten Situation – geringere Erfolgsbeiträge entstehen können. Diese „ergeben sich entweder durch die Zinseinbuße, die sich bei einer Zwischenanlage bzw. einer Zwischenfinanzierung in Auslandswährung gegenüber der entsprechenden Transaktion in Inlandswährung einstellt, oder aber im Falle von Termingeschäften durch den vom Zinsniveauunterschied zwischen den beteiligten Währungsgebieten abhängigen Swapsatz“1. Als Swapsatz wird die Differenz zwischen Devisenterminkurs und Devisenkassakurs bezeichnet. Ist der Devisenterminkurs größer als der Devisenkassakurs, so wird von einem Report (Aufschlag) gesprochen, im umgekehrten Fall, d. h. wenn der Devisenterminkurs kleiner als der Devisenkassakurs ist, von einem Deport (Abschlag). – 3. Möglichkeit: Unterschiedliche Fälligkeiten von Fremdwährungsforderungsund -verbindlichkeitspositionen allein begründen für betragsmäßig geschlossene Positionen noch kein Fremdwährungsrisiko, da dieses – wie gezeigt wurde – durch Überbrückung der zeitlichen Inkongruenz eliminiert werden kann. Neben den zuvor beschriebenen, zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommenen Absicherungsmöglichkeiten, die zu einem geringeren, aber auch höheren Erfolgsbeitrag führen können, kann das Kreditinstitut bereits in t0 die sich später öffnende Devisenposition schließen und sich so gegen das Fremdwährungsrisiko und die damit verbundenen möglichen Erfolgseinbußen absichern. Hierzu muss das Kreditinstitut zwei Devisentermingeschäfte abschließen. Zum einen muss es die sich aus dem USDAnspruch ergebende USD-Position per t1 verkaufen; zum anderen muss es per t2 so viele USD kaufen, dass damit die dann fällig werdende USD-Verpflichtung beglichen werden kann. Als eine Besonderheit im Bereich des Fremdwährungsrisikos kann das Redenominierungsrisiko angeführt werden. Dieses Risiko beschreibt die „Gefahr, die von ei-

1

BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 379–380.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

39

nem möglichen Austritt eines Staates aus einer Währungsunion (z. B. der Europäischen Währungsunion) und der damit verbundenen Redenominierung bisheriger Staatsschulden in eine neue nationale Währung ausgeht“1.

3.

Rohwarenpreisrisiko

Als Rohwaren werden „Rohstoffe in ihrer ursprünglichen Form (z. B. Rohöl, Getreide) oder in bereits weiterverarbeitetem Zustand“2 bezeichnet. Die Weiterverarbeitung der Rohstoffe führt zu Halbfabrikaten (hierzu zählen bspw. Metalle, Legierungen und Raffinerieprodukte) oder zu Fertigprodukten (z. B. Zucker). Da somit auch bereits weiterverarbeitete Rohstoffe als „Rohwaren“ angesehen werden, wäre der Begriff „Waren“ bzw. „Warenbestände“ zutreffender. Bei Rohwaren handelt es sich definitionsgemäß um physische Gegenstände. Da auch Energie physisch vorhanden ist, wird sie ebenfalls von der hier verwendeten Definition des Begriffs „Rohwaren“ erfasst. Ein Handel von Energie findet beispielsweise an den Strombörsen in Skandinavien, den USA oder Deutschland statt, wo Energie als underlying für die dort notierten Terminkontrakte dient. Im physischen Vorhandensein einer Rohware ist auch das Abgrenzungskriterium zu denjenigen Finanzinstrumenten zu sehen, deren Vertragsgegenstände – bestehend aus abstrakten Rechten und Pflichten – physisch nicht vorhanden sind. Die Subsumierung von Halbfertig- und Fertigprodukten unter den Rohwarenbegriff führt dazu, dass ohne eine weitere Abgrenzung alle physisch vorhandenen Waren als Rohwaren zu betrachten wären. Im Hinblick auf das zu erörternde Rohwarenpreisrisiko sollen allerdings nur diejenigen Gegenstände als Rohwaren angesehen werden, die von einem Kreditinstitut mit der Absicht gekauft werden, diese – eventuell in weiterverarbeiteter Form – zu einem späteren Zeitpunkt an einen Dritten zu veräußern. Somit hängt es nicht vom Produkt an sich ab, ob es zu den Rohwaren zählt; es kommt vielmehr auf den Verwendungszweck an, den der Eigentümer dafür vorgesehen hat. Beispielsweise zählt eine Partie Zucker, die ein Unternehmen erworben hat, um sie abzupacken und in kleineren Einheiten zu verkaufen, zu den Rohwaren, während Zucker, der zum Endverbrauch im Unternehmen erworben wurde (bspw. um damit den Nachmittagstee zu süßen), nicht als Rohware anzusehen ist. Soll die Ware nämlich (im ursprünglichen oder weiterverarbeiteten Zustand) weiterverkauft werden, so besteht die Gefahr, dass der dann erzielbare Marktpreis sich derart verändert hat, dass die Veräußerung zu einer Erfolgsschmälerung führt. Genau dies ist mit dem Begriff Rohwarenpreisrisiko – synonym hierfür Warenpreisrisiko oder nur Warenrisiko – gemeint. Ist hingegen keine Weiterveräußerung der Ware vorgesehen, so besteht 1 2

WASCHBUSCH, GERD (2020, Redenominierungsrisiko), S. 1675. BIEG, HARTMUT (1998, Optionen), S. 19.

40

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

lediglich die Gefahr, dass die Ware zu einem späteren Zeitpunkt billiger als zuvor hätte bezogen werden können. Diese Gefahr soll aber als „Risiko der Wertminderung des Sachanlagevermögens und sonstiger Vermögensgegenstände“ bezeichnet werden.1 In der CRR wird anstatt vom Rohwarenpreisrisiko vom Warenpositionsrisiko gesprochen. Dieses Risiko beschreibt gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 143 CRR „das aus Warenpreisbewegungen erwachsende Verlustrisiko“ eines Instituts. Nach Ansicht der Aufsicht ist das Preisrisiko bei Rohwaren „oft komplexer und volatiler als bei Währungen und Zinssätzen“2. Es kommt hinzu, dass bei Rohwaren die Märkte oftmals weniger liquide sind „als bei Zinssätzen und Währungen, sodass Veränderungen von Angebot und Nachfrage schwerwiegendere Auswirkungen auf Preise und Volatilität haben können“3. Wird ein Gegenstand über einen bestimmten Zeitraum hinweg genutzt und danach verkauft, so ist er nicht als Rohware anzusehen. Ein eventuell niedrigerer Verkaufserlös ist in einem solchen Fall kein Ausdruck des Rohwarenpreisrisikos, sondern des zuvor bereits angesprochenen Wertminderungsrisikos des Sachanlagevermögens bzw. sonstiger Vermögensgegenstände. Da das Rohwarenpreisrisiko in der Gefahr einer Änderung der Rohwarenpreise liegt, bergen – ebenso wie z. B. beim Fremdwährungs- oder Aktienkursrisiko – Derivate, deren zugrunde liegende Geschäftsgegenstände Rohwaren oder davon abgeleitete Instrumente sind, ebenfalls ein Rohwarenpreisrisiko. Diese Derivate können nämlich Wertschwankungen unterliegen, wenn sich die Preise der relevanten Rohwaren ändern, sodass sich ein späterer Verkauf bzw. eine Glattstellung für den Inhaber negativ auswirken kann. Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass das Rohwarenpreisrisiko – abgesehen von den zum Endverbrauch im Unternehmen vorgesehenen Rohwaren –sämtliche bilanziellen und außerbilanziellen Geschäfte eines Unternehmens betrifft, die einen Rohwarenbezug aufweisen. Von dieser Abgrenzung werden grundsätzlich auch Goldbestände sowie Derivate in Gold erfasst. Das Goldpreisrisiko, das die Gefahr eines Vermögensverlusts aufgrund einer nachteiligen Veränderung des Goldpreises beinhaltet,4 wird allerdings aufsichtsrechtlich als Teilbereich des Fremdwährungsrisikos behandelt.5 Dies wird „historisch“ damit begründet, dass der Goldpreis eher eine Volatilität wie Fremdwährungen aufweise und Banken Gold in der Praxis ähnlich wie

1 2 3 4 5

Vgl. dazu das 1. Kapitel Teil B.III.6. BCBS (2005, Marktrisiken), S. 29. BCBS (2005, Marktrisiken), S. 29. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Goldpreisrisiko), S. 948. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.V.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

41

Fremdwährungen verwalten würden.1 Derzeit bestehen allerdings Überlegungen, Gold zukünftig – ebenso wie andere Edelmetalle – den Rohwaren zuzuordnen und somit als Teil des Rohwarenpreisrisikos zu erfassen.2

4.

Aktienkursrisiko

Zu den Marktpreisrisiken zählt auch das Aktienkursrisiko. Hierunter ist die Gefahr zu verstehen, dass sich eine negative Erfolgswirkung aufgrund einer unvorteilhaften Veränderung von Aktienkursen ergeben kann. Da Kursveränderungen von Aktien auch Aktienindizes sowie derivative Geschäfte mit Aktien als underlying beeinflussen können, bergen auch diese Geschäfte ein Aktienkursrisiko in sich. Das Aktienkursrisiko kann nach den Ursachen einer Aktienkursänderung in die beiden Komponenten „allgemeines Kursrisiko“ (1) und „spezifisches Kursrisiko“ (2) untergliedert werden. Zu (1): Das „allgemeine Kursrisiko“ beschreibt die Gefahr einer Marktpreisänderung bei einem Wertpapier, die – im Fall von Aktien oder davon abgeleiteter Instrumente – einer allgemeinen Bewegung am Aktienmarkt zuzuschreiben ist, welche in keinem ursächlichen Zusammenhang mit den spezifischen Merkmalen einzelner Wertpapiere steht.3 Das „allgemeine Kursrisiko“ erfasst somit Kursänderungen eines Wertpapiers, die sich aufgrund einer allgemeinen Marktentwicklung ergeben und nicht etwa einer Sonderentwicklung des betreffenden Wertpapiers, d. h. beispielsweise einer Veränderung in der Bonitätseinstufung des Wertpapieremittenten durch den Markt, zuzuschreiben sind.4 Je nach Ausrichtung der Position können die in den Kursnotierungen eines Wertpapiers zum Ausdruck kommenden allgemeinen Bewegungen des Aktienmarkts (z. B. als Folge politischer Ereignisse, konjunktureller Schwankungen oder veränderter Inflationserwartungen) zu positiven oder auch negativen Wertentwicklungen des Portfolios führen.5 Zu (2): Das „spezifische Kursrisiko“ bezeichnet im Unterschied zum „allgemeinen Kursrisiko“ die Gefahr einer Veränderung des Marktpreises bei einem Wertpapier „aufgrund von Faktoren, die auf seinen Emittenten oder (im Fall eines abgeleiteten Instruments) auf den Emittenten des zugrunde liegenden Instruments zurückzuführen sind“6. Hierunter fallen nicht nur Veränderungen in der Bonitätseinstufung des Wertpapieremittenten durch den Markt, sondern auch unvorhersehbare Ereignisse wie z. B. Übernahme- oder Fusionsangebote.7 Das „spezifische Kursrisiko“ stellt somit eine 1 2 3 4 5 6 7

Vgl. BCBS (2005, Marktrisiken), S. 25; BCBS (2006, Revised Framework), S. 179. Vgl. BCBS (2013, Fundamental review), S. 38. Vgl. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 153; ferner Art. 362 Satz 3 CRR. Vgl. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 153. Vgl. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 153. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 153; ferner Art. 362 Satz 2 CRR. Vgl. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 153.

42

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Sonderform des Adressenrisikos dar; es ist stets als Ausdruck der Bonitätsverbesserung oder -verschlechterung des Emittenten des einem Geschäft zugrunde liegenden Wertpapiers anzusehen.1 In der CRR ist das Aktienkursrisiko Teil des sog. Positionsrisikos eines Instituts. Dieses Positionsrisiko umfasst das Risiko einer Preisänderung bei Schuldtiteln und Aktieninstrumenten (jeweils einschließlich einer Preisänderung bei den von diesen Instrumenten abgeleiteten Derivaten), sofern sie Bestandteile des Handelsbuchs eines Instituts sind.2 Hierbei unterscheidet die CRR sowohl bei den gehandelten Schuldtiteln oder den davon abgeleiteten Derivaten als auch bei den gehandelten Aktieninstrumenten oder den davon abgeleiteten Derivaten ebenfalls zwischen dem allgemeinen Risiko und dem spezifischen Risiko.3 Die aufsichtsrechtlich geforderte Höhe der Eigenmittelanforderungen eines Instituts für das Positionsrisiko aus seiner Handelsbuchtätigkeit ergibt sich dementsprechend aus der Summe der Eigenmittelanforderungen für das allgemeine Risiko und das spezifische Risiko seiner gehandelten Positionen in Schuldtiteln und Aktieninstrumenten.4 Verbriefungspositionen im Handelsbuch des Instituts werden dabei wie Schuldtitel behandelt.5

5.

Zinsänderungsrisiko

Eines der bedeutendsten Marktpreisrisiken, denen Kreditinstitute ausgesetzt sind, ist das Zinsänderungsrisiko. Hierunter wird die Gefahr verstanden, dass „die erzielte (zinsänderungsabhängige) Bruttozinsspanne aufgrund von Zinsänderungen negativ von der erwarteten und angestrebten (zinsänderungsabhängigen) Bruttozinsspanne abweicht“6. Unter der Bruttozinsspanne eines Kreditinstituts versteht man hierbei das Verhältnis von Zinsüberschuss zum Geschäftsvolumen. Das Zinsänderungsrisiko eines Kreditinstituts lässt sich wiederum in das variable Zinsänderungsrisiko (1) und das Festzinsrisiko (2) unterteilen. Zu (1): Unter dem variablen Zinsänderungsrisiko ist die Gefahr zu verstehen, dass sich die Zinssätze der einzelnen Aktiv- und Passivpositionen, für die jeweils eine vom Marktzins abhängige Verzinsung vereinbart wurde, unterschiedlich schnell bzw. in unterschiedlichem Maße an eine Veränderung der Geld- und Kapitalmarktzinssätze anpassen. Diese Gefahr wird durch die unterschiedlichen Zinsanpassungselastizitäten der Aktiv- und Passivpositionen determiniert. In der Realität ist nämlich regelmäßig 1 2 3 4 5 6

Vgl. BAKRED (1997, Erläuterungen), S. 153. Vgl. Art. 362 Satz 1 CRR. Das Positionsrisiko umfasst somit neben den aktienkursbezogenen auch die zinsbezogenen Risiken aus den Handelsbuchtätigkeiten eines Instituts. Vgl. Art. 362 Satz 2 und Satz 3 CRR. Vgl. Art. 326 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 326 Satz 2 CRR. ROLFES, BERND (1985, Steuerung), S. 20.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

43

festzustellen, dass – obwohl eine rechtliche Zinsvariabilität sowohl der Konditionen im Aktiv- als auch derjenigen im Passivgeschäft besteht – eine Anpassung der einzelnen Geschäfte an veränderte Marktgegebenheiten nicht immer zur gleichen Zeit bzw. in gleichem Umfang erfolgt. „So reagieren beispielsweise bei einer Marktzinsänderung die Zinsen für Termineinlagen schneller und mit weiteren Ausschlägen als die Zinsen für Spareinlagen.“1 Zu (2): Im Gegensatz zum variablen Zinsänderungsrisiko ist das Festzinsrisiko in der rechtlichen Unmöglichkeit eines Kreditinstituts zu sehen, die Zinssätze an veränderte Marktgegebenheiten anpassen zu können. Dieses Risiko wird immer dann eintreten, wenn ein Kreditinstitut vertraglich festgeschriebene Festzinsvereinbarungen eingegangen ist und daraus eine offene Festzinsposition resultiert. Hierbei ist zu beachten, dass es verschiedene Konstellationen gibt, aus denen sich offene Festzinspositionen ergeben können. So liegt eine offene Festzinsposition vor, wenn – die Festzinsvereinbarungen auf der Passivseite die Festzinsvereinbarungen auf der Aktivseite betragsmäßig überwiegen (aktivisches Zinsänderungsrisiko bei einem passivischen Festzinsüberhang), – die Festzinsvereinbarungen auf der Aktivseite die Festzinsvereinbarungen auf der Passivseite betragsmäßig überwiegen (passivisches Zinsänderungsrisiko bei einem aktivischen Festzinsüberhang; dieses Risiko ist in Abbildung 72 beispielhaft dargestellt), – zwar der Umfang der Festzinsvereinbarungen sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite übereinstimmt, die Vertragsvereinbarungen sich jedoch hinsichtlich der Zinsbindungsfristen – diese beschreiben den Zeitraum bis zur nächstmöglichen Zinsanpassung, wobei dieser Zeitraum mit der Restlaufzeit der Vertragsvereinbarung identisch ist, sofern keine vorherige Konditionenanpassung möglich ist3 – unterscheiden, – sowohl der Umfang als auch die Zinsbindungsfristen der Festzinsvereinbarungen auf der Aktiv- und auf der Passivseite übereinstimmen, die Zinszahlungs- und Tilgungsmodalitäten der Geschäfte jedoch divergieren (Wiederanlagerisiko bzw. Finanzierungsrisiko).

1 2 3

CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 122. Modifiziert entnommen aus KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 255. Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 122.

44

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

Festzinsgeschäfte *

Festzinsgeschäfte *

Festzinsgeschäfte (aktivischer Festzinsüberhang)

variabel verzinste Geschäfte

variabel verzinste Geschäfte

variabel verzinste Geschäfte

passivisches Zinsänderungsrisiko

geschlossene Festzinsposition, d. h. kein Risiko, da die Bruttozinsspanne fixiert ist offene Festzinsposition, d. h. Risiko (Chance) aufgrund steigender (sinkender) Refinanzierungskosten * gleiche Volumina, gleiche Zinsbindungsfristen, gleiche Zinszahlungsund Tilgungsmodalitäten

Abbildung 7: Passivisches Zinsänderungsrisiko Abbildung 81 gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Erfolgsbeeinflussungsmöglichkeiten verschiedener Zinspositionen bei geänderten Marktzinsen: – Unter der Voraussetzung, dass die Festzinsvereinbarungen auf der Aktiv- und auf der Passivseite sowohl hinsichtlich Betrag, Zinsbindungsfrist und Zinszahlungsund Tilgungsmodalitäten übereinstimmen, resultiert aus einer geschlossenen Festzinsposition kein Risiko für die Erfolgssituation eines Kreditinstituts. Die zukünftige Bruttozinsspanne ist in einem solchen Fall bereits heute für die gesamte Zinsbindungsdauer fixiert. – Liegt hingegen ein passivischer Festzinsüberhang vor, so ergibt sich aus der Festschreibung der Verzinsung der Refinanzierungsmittel der Passivseite eine Chance zur Steigerung der Bruttozinsspanne bei gestiegenen Geld- und Kapitalmarktzinssätzen, da die Mittel der Aktivseite nun höher verzinslich angelegt werden können. Sinken hingegen die Geld- und Kapitalmarktzinssätze, so wird sich die Bruttozinsspanne verringern, da die Mittel der Aktivseite nur noch zu einem niedrigeren Zinssatz angelegt werden können, die Zinssätze auf der Passivseite aufgrund ihrer

1

Entnommen aus BIEG, HARTMUT (1992, Bankbetriebslehre), S. 67.

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

45

Festschreibung dem niedrigeren Zinsniveau jedoch nicht angepasst werden können. Analoge Effekte ergeben sich bei einem aktivischen Festzinsüberhang, jedoch mit entgegengesetztem Vorzeichen. – Sind sowohl die Positionen auf der Aktivseite als auch die Positionen auf der Passivseite variabel verzinslich, so hängen die gesamten Auswirkungen auf die Bruttozinsspanne von der Zinsreagibilität und der Höhe der jeweiligen Positionen sowie der Richtung der Zinsänderung ab. Eine pauschale Aussage über die aggregierten Erfolgsrisiken bzw. -chancen variabel verzinslicher Positionen aufgrund veränderter Geld- und Kapitalmarktzinssätze lässt sich somit nicht treffen. Neben der vorstehend angesprochenen Gefahr einer Verringerung der Bruttozinsspanne tritt das Zinsänderungsrisiko auch in der Form des Abschreibungsrisikos auf. Unter dem Abschreibungsrisiko ist die Gefahr zu verstehen, dass infolge einer Erhöhung der Geld- und Kapitalmarktzinssätze der Kurswert festverzinslicher Wertpapiere sinkt. Muss aus diesem Grund in der Handelsbilanz eine Abschreibung vorgenommen werden, so hat dies eine direkte negative Wirkung auf den Erfolg des Kreditinstituts. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass in der Handelsbilanz eine Abschreibungspflicht lediglich bei den Wertpapieren des Umlaufvermögens (konkret den Wertpapieren der Liquiditätsreserve) vorliegt, während bei den Wertpapieren des Finanzanlagevermögens ein Abschreibungswahlrecht für den Fall besteht, dass es sich lediglich um eine voraussichtlich nicht dauernde Wertminderung handelt.1 Von den Wertpapieren der Liquiditätsreserve sowie Finanzanlagevermögens sind diejenigen Wertpapiere zu unterscheiden, die dem Handelsbestand eines Kreditinstituts zugeordnet werden. Diese Wertpapiere sind gemäß § 340e Abs. 3 Satz 1 HGB generell zum beizulegenden Zeitwert abzüglich eines Risikoabschlags zu bewerten.2 Der Erfolg eines Kreditinstituts kann aber auch bei einem Verkauf der Wertpapiere negativ beeinflusst werden, und zwar dann, wenn nur ein unter dem Buchwert liegender Verkaufserlös erzielt werden kann. Werden die Wertpapiere hingegen bis zum Ende der Laufzeit gehalten, so wird – sofern nicht bereits zuvor das Wertaufholungsgebot des § 253 Abs. 5 Satz 1 HGB gegriffen hat – bei einem Buchwert, der geringer als der Rückzahlungsbetrag ist, eine Erhöhung des Erfolgs des Kreditinstituts im Zeitpunkt der Tilgung der Wertpapiere stattfinden, wenn die Wertpapiere tatsächlich zu dem (höheren) Rückzahlungsbetrag getilgt werden. Bei einem Halten der Wertpapiere bis zur Fälligkeit wird also in diesem Fall eine zuvor erfolgte Abschreibung spätestens im Zeitpunkt der Fälligkeit der Wertpapiere neutralisiert.

1 2

Vgl. dazu § 253 Abs. 3 und Abs. 4 HGB. Vgl. dazu ausführlich BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 431–438; ferner WASCHBUSCH, GERD (2009, Kurzkommentierung), S. 585–589; BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2018, Bilanzierung), S. 104–108, Tz. 294–305.

konstant

höher

höher

konstant

konstant

niedriger

konstant

niedriger

Chance aufgrund höherer Erträge aus dem Aktivgeschäft

Risiko aufgrund steigender Refinanzierungskosten Chance aufgrund höherer Erträge aus dem Aktivgeschäft, Risiko aufgrund steigender Refinanzierungskosten

Erträge aus Aktivpositionen

keine

Erfolgsrisiko/ -chance

niedriger

niedriger

konstant

konstant

sinkender Marktzins Aufwendungen für Passivpositionen

Chance aufgrund sinkender Refinanzierungskosten, Risiko aufgrund geringerer Erträge aus dem Aktivgeschäft

Chance aufgrund sinkender Refinanzierungskosten

Risiko aufgrund geringerer Erträge aus dem Aktivgeschäft

keine

Erfolgsrisiko/ -chance

gleiche Volumina, gleiche Zinsbindungsfristen, gleiche Zinszahlungs- und Tilgungsmodalitäten (in diesem Fall liegt weder ein Erfolgsrisiko noch eine Erfolgschance vor, d. h., die zukünftige Bruttozinsspanne ist fixiert)

höher

konstant

konstant

höher

steigender Marktzins Aufwendungen für Passivpositionen

Erträge aus Aktivpositionen

Abbildung 8: Erfolgsbeeinflussungsmöglichkeiten verschiedener Zinspositionen bei geänderten Marktzinsen

*

variabel verzinsliche Positionen

Art der Zinsposition geschlossene Festzinsposition * passivischer Festzinsüberhang = aktivisches Zinsänderungsrisiko aktivischer Festzinsüberhang = passivisches Zinsänderungsrisiko

Marktzinsänderung

46 1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

6.

47

Risiko der Wertminderung des Sachanlagevermögens und sonstiger Vermögensgegenstände

Von einer eher untergeordneten Bedeutung im Rahmen der gesamten bankbetrieblichen Risiken ist das Risiko der Wertminderung des Sachanlagevermögens und sonstiger Vermögensgegenstände. Die geringe Bedeutung dieses Wertminderungsrisikos liegt in der Relation des Sachanlagevermögens und der sonstigen Vermögensgegenstände zu den übrigen risikobehafteten Bilanzpositionen eines Kreditinstituts begründet. Da Kreditinstitute in ihrer Eigenschaft als Dienstleistungsunternehmen traditionell nur ein relativ kleines Sachanlagevermögen benötigen, um ihre Bankleistungen anbieten zu können, ist es offensichtlich, dass auch die Verlustmöglichkeiten, die sich aus einer ungünstigen Wertentwicklung dieser Bilanzpositionen ergeben, auf den vergleichsweise geringen wertmäßigen Umfang dieser Bilanzpositionen beschränkt sind. So betrug das aggregierte Sachanlagevermögen der Banken (MFIs) in Deutschland Ende des Jahres 2019 lediglich 29,332 Mrd. EUR. Im Verhältnis zur aggregierten Bilanzsumme der Banken (MFIs) in Deutschland Ende des Jahres 2019 in Höhe von 8.358,519 Mrd. EUR ergibt sich lediglich eine Quote von ca. 0,35 %.1 In dieser relativen Bedeutungslosigkeit ist der Grund zu sehen, weshalb diese Vermögenspositionen in den banaufsichtsrechtlichen Regelungen hinsichtlich ihrer Marktpreisrisiken keine eigenständige Berücksichtigung finden. Sachanlagen werden in der CRR allerdings den Adressenrisikopositionen eines Kreditinstituts zugeordnet.2 Der größte Schaden im Bereich des Sachvermögens eines Kreditinstituts dürfte durch den vollständigen Untergang seines Sachanlagevermögens entstehen. Gründe für solche Katastrophen sind u. a. Brände, Erdbeben, Orkane, Überschwemmungen und politische Unruhen. Gegen derartige Katastrophen können sich die Kreditinstitute aber im Allgemeinen versichern. Außerdem dürfte ein Kreditinstitut sein Sachanlagevermögen in der Regel nicht konzentriert an einem Ort, sondern an verschiedenen Orten (Zweigstellen am gleichen Ort und in anderen Orten, Auslandsfilialen etc.) halten, sodass der totale Verlust des gesamten Sachanlagevermögens eines Kreditinstituts relativ unwahrscheinlich ist. Es ist jedoch zu beachten, dass dem Sachanlagevermögen der Banken in der heutigen Zeit eine immer größere Relevanz zukommt. Um mit der rasanten Entwicklung des technischen Fortschritts mithalten zu können und somit konkurrenzfähig zu bleiben, sind immer größere Investitionen in neue Technologien auch und gerade für Bankbetriebe notwendig. Zu nennen sind hier vor allem Investitionen in neue Datenverarbeitungsanlagen, Telekommunikationsmedien, Online-Dienste sowie Bildschirmhandelsplätze. 1 2

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Bankenstatistik), S. 6–7. Vgl. Art. 134 Abs. 1 CRR.

48

1. Kapitel Teil B: Erfolgsrisiken

IV.

Credit-Valuation-Adjustment-Risiko

Unter dem Credit-Valuation-Adjustment-Risiko (CVA-Risiko) ist das Risiko einer Wertveränderung von Geschäften mit Over-the-Counter-Derivaten (OTC-Derivaten) als Folge einer Bonitätsverschlechterung beim Kontrahenten (der Gegenpartei) des Derivats zu verstehen. Das CVA-Risiko beschreibt somit die Gefahr, dass sich der positive Wiederbeschaffungswert eines OTC-Derivats aufgrund des Anstiegs der Risikoprämie für die Gegenpartei vermindert, ohne dass es zum tatsächlichen Ausfall der Gegenpartei kommt.1 Die besondere Relevanz dieser Risikoart geht auf die Erfahrungen in der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 zurück, „in der umfangreiche Verluste bei derivativen Geschäften nicht aus den tatsächlichen Ausfällen von Kontraktpartnern erwuchsen, sondern aus deren Bonitätsverschlechterung“2.

1

2

Vgl. zu den bisherigen Ausführungen dieses Absatzes WASCHBUSCH, GERD (2020, Credit-ValuationAdjustment-Risiko), S. 465. Die EBA definiert das CVA-Risiko wie folgt: „CVA is the risk of loss caused by changes in the credit spread of a counterparty on derivatives transactions due to changes in its credit quality.“ EBA (2014, credit valuation adjustment risk), o. S. NEISEN, MARTIN; SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2018, Änderung), S. 47.

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

49

1. Kapitel: Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit Teil C: Liquiditätsrisiken von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Definition und Ausprägungen

Mit dem Begriff „Liquidität“ können verschiedene Sachverhalte beschrieben werden. Dabei kann sich der Liquiditätsbegriff entweder auf Vermögensobjekte oder auf Wirtschaftssubjekte beziehen. In Verbindung mit Vermögensobjekten beschreibt der Liquiditätsbegriff die Eigenschaft dieser Vermögensobjekte, mehr oder weniger leicht in Zahlungsmittel umgewandelt oder als solche verwendet werden zu können (objektbezogene Liquidität).1 Wie schnell Vermögensobjekte ohne erhebliche Abschläge in Zahlungsmittel umgewandelt werden können (Geldnähe der Vermögensobjekte), wird hierbei von der Aufnahmefähigkeit des Markts, auf dem das Vermögensobjekt verkauft werden soll, abhängen. Der Begriff „Liquidität“ kann daher auch die Aufnahmefähigkeit dieses Markts bezeichnen. Eine solche Interpretation stellt allerdings keine inhaltlich neue Auffassung des Liquiditätsbegriffs dar, sondern betrachtet den objektbezogenen Liquiditätsbegriff lediglich aus einer anderen Perspektive. Der Begriff „Liquidität“ kann sich aber auch auf Wirtschaftssubjekte beziehen. In diesem Fall bezeichnet der Liquiditätsbegriff die Fähigkeit von Wirtschaftssubjekten, ihren zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen zu jedem Zeitpunkt uneingeschränkt nachkommen zu können (subjektbezogene Liquidität).2 Da die Zielerreichung der Bankenaufsicht insbesondere von der Zahlungsfähigkeit der Institute abhängt, wird der Begriff „Liquidität“ in diesem Zusammenhang subjektbezogen verstanden. Dabei darf allerdings der Einfluss der objektbezogenen Liquidität auf die subjektbezogene Liquidität nicht übersehen werden. Je leichter nämlich ein Institut Vermögensgegenstände in Zahlungsmittel umwandeln oder als solche verwenden kann und je höher der dabei bestehende Gegenwert dieser Vermögensgegenstände ist, umso eher wird dieses Institut dazu in der Lage sein, seinen Zahlungsverpflichtungen 1 2

Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1959, Liquidität), S. 622. Vgl. WITTE, EBERHARD (1983, Finanzplanung), S. 24.

50

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

nachkommen zu können. Insofern besitzt die objektbezogene Liquidität einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die subjektbezogene Liquidität. Ob ein Institut zu einem bestimmten Zeitpunkt zahlungsfähig ist oder nicht, wird von dem sich zu diesem Zeitpunkt ergebenden Saldo aus verfügbaren Zahlungsmitteln sowie fälligen Zahlungsverpflichtungen determiniert.1 Der Begriff „Liquiditätsrisiko“ bezeichnet daher die Gefahr, dass zukünftige Ereignisse dazu führen, dass ein Institut zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr dazu in der Lage ist, seinen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachkommen zu können. In einem solchen Fall der Zahlungsunfähigkeit einer Bank kann auch vom Illiquiditätsrisiko gesprochen werden.2 Die Liquiditätsrisiken können danach eingeteilt werden, ob sich die unmittelbare Bedrohung der Liquidität des Instituts durch Asynchronitäten hinsichtlich des Betrags bzw. des Zeitpunkts von Zahlungsmittelzu- oder -abflüssen ergibt (direkte Liquiditätsrisiken)3 oder ob auf die Gefahr abgestellt wird, dass dem Institut die aufgrund des Eintretens von direkten Liquiditätsrisiken erforderlich werdende Zahlungsmittelbeschaffung nicht in hinreichendem Maße gelingt und es somit in Zahlungsschwierigkeiten kommt (indirekte Liquiditätsrisiken). Wie in Abbildung 94 dargestellt, können die direkten Liquiditätsrisiken in die – ihrerseits noch weiter zu unterteilenden – temporalen Liquiditätsrisiken sowie in die quantitativen Liquiditätsrisiken gegliedert werden, während bei den auch als Geldanschlussrisiken bezeichneten indirekten Liquiditätsrisiken zwischen den bonitätsinduzierten und den technikinduzierten Geldanschlussrisiken unterschieden werden kann.

II.

Direkte Liquiditätsrisiken in Form von temporalen und quantitativen Liquiditätsrisiken

Wird unterstellt, dass ein Institut seinen zukünftigen Zahlungsmittelbestand und seine zukünftigen Zahlungsverpflichtungen derart aufeinander abstimmt, dass es erwartet, die zu einem bestimmten Zeitpunkt fälligen Zahlungsverpflichtungen mit den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Zahlungsmitteln begleichen zu können, so ergibt sich das Liquiditätsrisiko aus der Möglichkeit, dass zukünftige Zahlungsmittelzu- bzw. -abflüsse entweder (1) nicht zu dem vom Institut erwarteten Zeitpunkt (temporale Liquiditätsrisiken) oder (2) nicht in der erwarteten Höhe (quantitative Liquiditätsrisiken) erfolgen (siehe hierzu auch Abbildung 9).

1 2 3 4

Vgl. WITTE, EBERHARD (1983, Finanzplanung), S. 25–26. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Illiquiditätsrisiko), S. 1023. Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 136. Geringfügig modifiziert entnommen aus KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 218.

Geldanschlussrisiken

Zahlungsmittelbeschaffung erforderlich

Abrufrisiken

Abbildung 9: Ausprägungen des Liquiditätsrisikos

bonitätsinduzierte Geldanschlussrisiken

Eingangsrisiken

temporale Liquiditätsrisiken

zum erwarteten Zeitpunkt

technikinduzierte Geldanschlussrisiken

Abzugsrisiken

und/oder

Zahlungsmittelzu- bzw. -abflüsse erfolgen nicht

Liquiditätsrisiken

indirekte Liquiditätsrisiken

direkte Liquiditätsrisiken

quantitative Liquiditätsrisiken

in der erwarteten Höhe

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken 51

52

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

Zu (1): Die temporalen Liquiditätsrisiken, die auch als „Fristigkeitsrisiken“ bezeichnet werden,1 lassen sich danach einteilen, welcher Sachverhalt jeweils für die zeitliche Asynchronität ursächlich ist. Dabei ist zwischen den Eingangsrisiken, den Abrufrisiken sowie den Abzugsrisiken zu differenzieren. Die Eingangsrisiken werden häufig auch als „Terminrisiken“ bezeichnet.2 Da eine zeitliche Abweichung hinsichtlich des erwarteten Zufluss- bzw. Abflusstermins allerdings auch die Abruf- und Abzugsrisiken kennzeichnet, soll hier zur sprachlichen Unterscheidung von den übrigen temporalen Liquiditätsrisiken die Bezeichnung „Eingangsrisiken“ verwendet werden. Bei den Eingangsrisiken und den Abrufrisiken sind die Geschäfte, die dieses Risiko verursachen, auf der Aktivseite der Bilanz des Instituts angesiedelt,3 sodass sie auch unter der Bezeichnung „aktivische temporale Liquiditätsrisiken“ zusammengefasst werden können. Im Gegensatz dazu basieren die Abzugsrisiken auf Geschäften, die sich auf der Passivseite der Bankbilanz niederschlagen; insofern können sie auch als „passivische temporale Liquiditätsrisiken“ bezeichnet werden. Die Eingangsrisiken bezeichnen die Gefahr, dass die tatsächlichen Zeitpunkte, zu denen Zahlungsmittel aus Vermögensgegenständen dem Institut zufließen, von den vom Institut erwarteten Zuflusszeitpunkten in einer für das Institut ungünstigen Weise abweichen. Liegt keine zeitliche Asynchronität vor, sondern weichen die tatsächlichen Beträge von den erwarteten Beträgen ab, so ergibt sich daraus eine (i. d. R. negative) Erfolgswirkung (dieser Sachverhalt wird nachfolgend im Rahmen der quantitativen Liquiditätsrisiken erläutert). Da im Rahmen der Eingangsrisiken die Zuflüsse von Zahlungsmitteln aus Aktivpositionen des Instituts für dessen Liquiditätssituation relevant sind, liegt eine ungünstige Zuflusssituation für das betroffene Institut dann vor, wenn die tatsächlichen Zeitpunkte der Zahlungsmittelzuflüsse den erwarteten Zuflusszeitpunkten zeitlich nachgelagert sind. In einem solchen Fall können nämlich die tatsächlichen Zahlungsmittelzuflüsse – anders als vom Institut erwartet – nicht dazu genutzt werden, Zahlungsverpflichtungen, die vor dem Zeitpunkt des tatsächlichen Mittelzuflusses fällig sind, zu begleichen. Handelt es sich lediglich um eine Verzögerung des Zahlungsmitteleingangs, d. h., fallen die Ansprüche des Instituts nicht aus, so hat dies vorerst keine erfolgsbeeinflussenden Konsequenzen; es ergibt sich zunächst nur eine liquiditätsbeeinflussende Wirkung. Diese kann jedoch dann einen negativen Einfluss auf den Erfolg des Instituts haben, wenn beispielsweise zur Begleichung fälliger Zahlungsverpflichtungen nicht 1 2 3

Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 136–137. Vgl. DÜLFER, EBERHARD; KRAMER, JOST W. (1991, Schwachstellenanalyse), S. 147; CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 137–139; BÜSCHGEN, HANS E. (1999, Grundlagen), S. 246–247; WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 389. Vgl. PFEIFER, UWE (1991, Management), S. 22–24.

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

53

die erwarteten Zahlungsmittelrückflüsse verwendet werden können, sondern eine Ersatzmittelbeschaffung zur Überbrückung des Zeitraums bis zum tatsächlichen Mittelzufluss erforderlich ist. Allerdings muss diesbezüglich auch berücksichtigt werden, dass dem Kunden gegenüber wegen des verspäteten Zahlungsmitteleingangs Zinsen – eventuell sogar erhöhte Zinsen – berechnet werden können, die für das Institut einen Zinsertrag darstellen, der unter Umständen den Zinsaufwand aus der Ersatzmittelbeschaffung übersteigt. Trotzdem bleibt bei einem nicht rechtzeitigen Geldeingang das Liquiditätsproblem bestehen. Neben der Gefahr verspäteter Zuflüsse von Zahlungsmitteln stellt auch die Gefahr, dass Kunden des Instituts liquide Mittel vorzeitig, also früher als vom Institut erwartet, im Rahmen der ihnen eingeräumten Finanzierungsmöglichkeiten abrufen, ein aktivisches temporales Liquiditätsrisiko dar, das als Abrufrisiko bezeichnet wird.1 Während sich die Eingangsrisiken und die Abrufrisiken aus Transaktionen ergeben, die sich auf der Aktivseite der Bilanz des Instituts niederschlagen, sind die Abzugsrisiken mit den Passivgeschäften der Institute verbunden. Die Abzugsrisiken bezeichnen die Gefahr, dass Kunden des Instituts über ihre Einlagen vor deren vertraglich vereinbarter Fälligkeit, also vor dem vom Institut erwarteten Abzugszeitpunkt verfügen. Auch wenn das Institut vertraglich nicht zur Bereitstellung noch nicht fälliger Mittel verpflichtet ist, so kann sich aus Bonitätsgründen bzw. zur Vermeidung eines Runs dennoch ein faktischer Zwang zur vorfälligen Mittelbereitstellung ergeben.2 Zu (2): Die quantitativen Liquiditätsrisiken bezeichnen die Gefahr, dass sich die tatsächliche Höhe von Zahlungsmittelzu- bzw. -abflüssen von der vom Institut erwarteten Höhe unterscheidet. Da im Rahmen der Analyse der bankenaufsichtlichen Risiken der Begriff „Risiko“ als Risiko i. e. S. verstanden wird,3 sind lediglich solche Abweichungen hinsichtlich der Höhe der Zahlungsmittelflüsse als quantitative Liquiditätsrisiken anzusehen, die eine ungünstige Wirkung auf die Liquiditätssituation des Instituts haben. Ob die quantitative Abweichung eines tatsächlichen Zahlungsstroms von dem erwarteten Zahlungsstrom eine für das Institut günstige oder ungünstige Abweichung darstellt, hängt in erster Linie davon ab, ob es sich um von dem Institut zu erhaltende oder von ihm zu leistende Zahlungen handelt. Erwartet das Institut den Eingang eines bestimmten Zahlungsmittelbetrags, so wirkt sich eine Abweichung des tatsächlichen Zahlungsmittelzuflusses vom erwarteten Zufluss dann negativ auf seine 1

2 3

Vgl. SCHIERENBECK, HENNER (1987, Bilanzstruktur-Management), S. 187. BÜSCHGEN, HANS E. (1999, Grundlagen), S. 247, subsumiert unter dem Begriff „Abrufrisiken“ neben den hier dargestellten Abrufrisiken auch die Abzugsrisiken. Da Abrufrisiken und Abzugsrisiken aber auf unterschiedlichen Sachverhalten basieren, soll hier eine Differenzierung zwischen diesen beiden Begriffen vorgenommen werden (so auch CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 139; WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 389). Vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 59. Vgl. hierzu das 1. Kapitel Teil A.I.

54

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

Liquiditätssituation aus, wenn der tatsächlich zufließende Zahlungsmittelbetrag geringer als der von ihm erwartete ist. Handelt es sich hingegen um eine Zahlungsverpflichtung des Instituts, so stellt ein Zahlungsmittelabfluss, der den von ihm erwarteten Betrag übersteigt, eine für das betroffene Institut negative Abweichung dar. Im Gegensatz zu den temporalen Liquiditätsrisiken bietet sich eine Einteilung nach der Seite der Bankbilanz, auf der die dieses Risiko verursachenden Geschäfte angesiedelt sind, bei den quantitativen Liquiditätsrisiken nicht an, da die Bilanzseite, auf der sich bestimmte Geschäfte niederschlagen, kein Unterscheidungskriterium dafür darstellt, ob Asynchronitäten hinsichtlich der Höhe von Zahlungsströmen positive oder negative Auswirkungen auf die Liquiditätssituation eines Instituts besitzen. So ist beispielsweise mit dem Kauf eines Aktivums dann eine negative Liquiditätswirkung für das Institut verbunden, wenn der tatsächliche Kaufpreis und damit auch der tatsächliche Zahlungsmittelabfluss den erwarteten Kaufpreis bzw. Mittelabfluss übersteigt. Wird dieses Aktivum vom Institut hingegen wieder veräußert, so ergibt sich ein negativer Effekt auf die Liquiditätssituation des Instituts, wenn der aus dem Verkauf resultierende tatsächliche Zahlungsmittelzufluss geringer als der vom Institut erwartete Zufluss liquider Mittel ist. Anders als bei den temporalen Liquiditätsrisiken können also ganz unterschiedliche Sachverhalte dazu führen, dass sich aus einer bestimmten Vermögensposition negative Liquiditätswirkungen aufgrund quantitativer Asynchronitäten ergeben (analoge Überlegungen können auch für Schuldpositionen angestellt werden). Außerdem kann das Institut bei quantitativen Liquiditätsrisiken selbst darüber entscheiden, ob es im Falle geänderter Preise das Geschäft abschließen will, ob es also bereit ist, von der erwarteten Höhe abweichende Zahlungsmittelzubzw. -abflüsse in Kauf zu nehmen; bei temporalen Liquiditätsrisiken entzieht sich der Zeitpunkt des Liquiditätszu- bzw. -abflusses hingegen weitgehend dem Einfluss des Instituts.

III. Indirekte Liquiditätsrisiken in Form von bonitätsinduzierten und technikbasierten Geldanschlussrisiken Führt – trotz einer sorgfältigen Abstimmung der zukünftig erwarteten Zahlungsmittelzuflüsse mit den zukünftig erwarteten Zahlungsmittelabflüssen – das Eintreten der durch die temporalen und quantitativen Liquiditätsrisiken gekennzeichneten Sachverhalte dazu, dass ein Institut nicht über ausreichend liquide Mittel verfügt, um seinen fälligen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können, so muss es sich – will es nicht illiquide werden – die benötigten Zahlungsmittel auf einem anderen Wege beschaffen. Die Geldanschlussrisiken – synonym hierfür Refinanzierungsrisiken – bezeichnen dementsprechend die Gefahr, dass einem Institut die Beschaffung der benötigten Zahlungsmittel nicht gelingt. Da eine derartige Geldbeschaffung immer dann

1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

55

erforderlich wird, wenn temporale oder quantitative Liquiditätsrisiken schlagend geworden sind, sind die Geldanschlussrisiken diesen direkten Liquiditätsrisiken nachgelagert und werden daher auch als indirekte Liquiditätsrisiken bezeichnet. Die Geldanschlussrisiken eines Instituts können – wie aus Abbildung 9 ersichtlich – in die bonitätsinduzierten Geldanschlussrisiken (1) und in die technikinduzierten Geldanschlussrisiken (2) unterteilt werden. Zu (1): Ein Institut kann sich die benötigten Zahlungsmittel auf verschiedene Arten beschaffen. So kann es in seinem Eigentum befindliche Vermögensgegenstände veräußern oder beleihen; es kann sich aber auch durch Verschuldung bei Dritten (hierunter ist neben der Neuverschuldung durch das Institut auch die Prolongation fälliger Mittel durch Gläubiger des Instituts zu verstehen) die erforderlichen Zahlungsmittel beschaffen. Die Gefahr, dass dem Institut die Zahlungsmittelbeschaffung wider Erwarten nicht gelingt, lässt sich auf zwei Sachverhalte zurückführen. So ist es zum einen denkbar, dass das Institut sich aufgrund einer unzureichenden Bonität nicht bei Dritten verschulden kann, weil diese davon ausgehen, dass das Institut der Verzinsung und Tilgung des Kredits nicht vertragsgemäß nachkommen wird. In diesem Zusammenhang ist lediglich von Interesse, wie die potenziellen Kapitalgeber die Bonität des Instituts einschätzen. Ob diese subjektive Bonität mit der tatsächlichen Leistungsfähigkeit und -willigkeit des Instituts übereinstimmt, ist hingegen irrelevant. Die Bonität eines Instituts spielt aber nicht nur im Rahmen der Zahlungsmittelbeschaffung durch Verschuldung des Instituts eine Rolle, sondern kann zum anderen auch beim Verkauf oder der Beleihung von Vermögensgegenständen von Bedeutung sein. Hat die Zahlungsmittelüberlassung durch den Kapitalgeber beispielsweise in der Weise zu erfolgen, dass dieser die Zurverfügungstellung der Zahlungsmittel veranlasst, bevor er die Vermögensgegenstände bzw. die Verfügungsgewalt über diese erhält (eine solche zeitliche Diskrepanz kann sich aus der Art und Weise der Abwicklung der Geschäfte (Handelsusancen) ergeben; sie kann aber auch daraus resultieren, dass die beiden Kontraktpartner in verschiedenen Zeitzonen ansässig sind), und befürchtet er aufgrund der niedrigen Bonität des kapitalsuchenden Instituts, die Vermögensgegenstände von diesem nicht den Vereinbarungen entsprechend zu erhalten, so wird er gegebenenfalls auf den Abschluss des Vertrags mit dem Institut verzichten. Bonitätsinduzierte Geldanschlussrisiken bezeichnen somit die Gefahr, dass eine unzureichende Bonität eines Instituts – hier verstanden als die Erwartung eines Dritten bezüglich der Fähigkeit und Bereitschaft des Instituts, die einem Gläubiger gegenüber bereits bestehenden oder noch einzugehenden Verbindlichkeiten vertragsgemäß zurückzuzahlen (Leistungsfähigkeit und -willigkeit des Instituts) – die Beschaffung der erforderlichen Zahlungsmittel verhindert.

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1. Kapitel Teil C: Liquiditätsrisiken

Zu (2): Verfügt ein Institut hingegen über eine ausreichende Bonität, würden sich Dritte also durchaus dazu bereit erklären, dem Institut Zahlungsmittel auf Kreditbasis oder gegen Verkauf oder Beleihung von Vermögensgegenständen zur Verfügung zu stellen, so kann die tatsächliche Beschaffung der benötigten Zahlungsmittel dennoch daran scheitern, dass das Institut nicht dazu in der Lage ist, mit den potenziellen Geldgebern in Kontakt zu treten und einen entsprechenden Finanzkontrakt abzuschließen. Da die potenziellen Kapitalgeber in einem solchen Fall erst gar nichts vom Kapitalbedarf des Instituts erfahren, werden sie ihm auch keine Zahlungsmittel zur Verfügung stellen können. So kam es am 23.10.2020 zu einem gravierenden Ausfall des sogenannten Target2-Systems, dem wichtigsten Abwicklungssystem der Eurozone für den Zahlungsverkehr. Ab ca. 14:40 Uhr waren alle Abwicklungsdienste nicht mehr verfügbar. In der Folge konnten mehrere Stunden lang keine Zahlungen, Anweisungen des Zusatzsystems oder anderweitige Liquiditätsübertragungen verarbeitet werden.1 Hauptursache dieses IT-Ausfalls war ein Software-Defekt in einem Netzwerkgerät eines Drittanbieters, das im internen Netzwerk der Zentralbanken verwendet wird, die den Target2-Dienst im Auftrag des Eurosystems betreiben.2 Da derartige Kommunikationsprobleme eines Instituts vor allem auf Ausfälle oder Fehlfunktionen technischer Anlagen zurückzuführen sind, werden sie als technikinduzierte Geldanschlussrisiken bezeichnet.

1 2

Vgl. EZB (2020, TARGET incident), S. 1. Vgl. EZB (2020, Communication), S. 1.

1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

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1. Kapitel: Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit Teil D: Sonstige Risiken von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Nachhaltigkeitsrisiken

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist einer der Schlüsselbegriffe der modernen Gesellschaft 1 und beruht aus betriebswirtschaftlicher Sicht auf den drei als gleichberechtigt angesehenen Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales. 2 Zwischen diesen drei Dimensionen soll durch ein verantwortungsvolles Wirtschaften ein bestmögliches Gleichgewicht erreicht werden. Dies setzt voraus, dass derzeitige Bedürfnisse nur insoweit befriedigt werden dürfen als hierdurch die Fähigkeiten zukünftiger Generationen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, nicht beeinträchtigt werden. 3 Ein solches Nachhaltigkeitsverständnis bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit und damit auch die Risikosituation der Banken. Vor allem dürften die Risiken aus den Folgen des Klimawandels nicht spurlos an den Kreditinstituten vorbeigehen. Von daher verwundert es auch nicht, dass sich die Bankenaufsicht zunehmend dieser Thematik zuwendet. Die BaFin definiert Nachhaltigkeitsrisiken als „Ereignisse oder Bedingungen aus den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung, deren Eintreten tatsächlich oder potenziell negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie auf die Reputation eines beaufsichtigten Unternehmens haben können“ 4. Bezugnehmend auf die englischen Begriffe für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance) werden Nachhaltigkeitsrisiken auch als ESG-Risiken bezeichnet. 5 1 2 3

4 5

Dombret spricht diesbezüglich von einem Megathema der Finanzindustrie. Vgl. DOMBRET, ANDREAS (2020, Megathema), S. 48. Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA; RUNCO, FABIO (2020, Nachhaltigkeitsrisiken), S. 615–622; WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA (2021, Orientierungsleitfaden). Diese Voraussetzung entspricht der weithin bekannten Definition von Nachhaltigkeit der auch als „Brundtland-Kommision“ bekannten World Commission on Environment and Development: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“ WORLD COMMISSION ON ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT (1987, Report), S. 54. BAFIN (2020, Umgang), S. 13. Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 22; BAFIN (2020, Umgang), S. 12–13.

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1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

Mit den Nachhaltigkeitsrisiken werden zurzeit vornehmlich Klima- und Umweltrisiken assoziiert, die ihrerseits in physische Risiken und transitorische Risiken unterteilt werden können.1 Physische Risiken ergeben sich sowohl aus einzelnen extremen Wetterereignissen wie Stürme, Starkregen, Überflutungen, Hagel, Schneefall, Hitze, Trockenheit oder Waldbränden als auch aus langfristigen klimatischen Veränderungen wie dem Anstieg des Meeresspiegels, der Veränderung von Meeres- und Luftströmungen, der Übersäuerung der Ozeane oder der Erhöhung von Durchschnittstemperaturen mit regionalen Extremen.2 Transitorische Risiken – auch als Transitionsrisiken bezeichnet – stellen hingegen Übergangsrisiken dar, die entweder aus politisch motivierten Entscheidungen (z. B. Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, Vorgaben zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, Erhöhung des Preises für CO2Emissionen, Durchführung von Klimaschutzinvestitionen), aus geänderten Verbraucherpräferenzen (z. B. Abschluss nachhaltiger Stromverträge, veränderte Ernährungsgewohnheiten) oder aus technologischen Veränderungen (z. B. Hinwendung zur Elektromobilität) resultieren.3 Während physische Risiken also mögliche negative Auswirkungen des Klimawandels auf das Finanzsystem beschreiben, beziehen sich transitorische Risiken auf mögliche negative Auswirkungen klimapolitischer Maßnahmen auf das Finanzsystem.4 Physische und transitorische Risiken sind nicht unabhängig voneinander. Vielmehr bestehen zwischen ihnen Interdependenzen.5 So kann eine schleppende Transformation hin zu einer emissionsärmeren Wirtschaft physische Risiken verstärken, wohingegen ein starker Anstieg der physischen Risiken eine abrupte Umstellung der Wirtschaft hervorrufen kann, die wiederum zu erhöhten transitorischen Risiken führt.6 Nachhaltigkeitsrisiken stellen nicht notwendigerweise eine eigene Risikokategorie dar, sondern sie beeinflussen – wie Abbildung 107 veranschaulicht – zunächst einmal die klassischen Risikokategorien wie etwa die Adressenrisiken sowie die Marktpreisrisiken.8 Nachhaltigkeitsrisiken sind insofern zunächst einmal als Risikotreiber traditioneller Risikoarten einzustufen.9 „De facto werden alle Risikokategorien der Finanzdienstleistungsindustrie von veränderten Nachhaltigkeitsbedingungen direkt und

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Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 22; BAFIN (2020, Umgang), S. 13. Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 22; BAFIN (2020, Umgang), S. 14. Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 22–23; BAFIN (2020, Umgang), S. 14. Vgl. hierzu ausführlich DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Finanzstabilitätsbericht), S. 116–119; ferner BAFIN (2020, Umgang), S. 16–17. Vgl. BAFIN (2020, Umgang), S. 14. Vgl. BAFIN (2020, Umgang), S. 14. Modifiziert entnommen aus RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 23. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Finanzstabilitätsbericht), S. 115; BAFIN (2020, Umgang), S. 18. Vgl. BAFIN (2020, Umgang), S. 17; KLEIN, JASMINA; PANKIEWICZ, ARI (2020, Herausforderungen), S. 32.

1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

59

indirekt beeinflusst.“1 Es kommt allerdings hinzu, dass Nachhaltigkeitsrisiken durchaus das Potenzial aufweisen, die Stabilität des Finanzsystems als Ganzes zu beeinträchtigen (z. B. Auswirkungen, die eine Branche, eine Region oder einen Markt gesamthaft treffen). Sie können somit Quelle systemischer Risiken (Finanzstabilitätsrisiken) sein,2 die sich ihrerseits wiederum auf die klassischen Risikokategorien auswirken. Adressenrisiken

physische Risiken

 Neubewertung der Kapitaldienstfähigkeit von Kreditnehmern sowie von gestellten Sicherheiten  Ratingabstufungen

Marktpreisrisiken  Ratingabstufung und Kursverluste von Vermögenswerten nach Katastrophen und durch schleichend sinkende Produktivität

operationelle Risiken  physische Schäden belasten die Bilanz; Beeinträchtigung der Verfügbarkeit von Bankdienstleistungen

 Risikoverlagerungen

transitorische Risiken

Finanzstabilitätsrisiken

 plötzliche extreme  Reputationsschäden Preisschwankungen durch unterlassene bei Aktiva, AufUmstellung auf  Auswirkungen auf treten von stranded nachhaltiges WirtAusfallwahrscheinassets3 schaften lichkeit und Ver langfristige Preisluste bei Ausfall anstiege infolge von Umwelt- und sozialen Veränderungen  Betroffenheit ganzer Branchen und Märkte  Wirtschaft ist nicht mehr zu vernünftigen Kosten versicherbar

 marktgefährdende Auswirkungen durch Klima- und Umweltschäden in einer ganzen Region

 Reputationsschäden für ganze Branchen bzw. ganze Märkte  Zusammenbruch großer Teile der Finanzinfrastruktur eines Landes bzw. einer Region

Die vorgenannten Risiken können mit Liquiditätsrisiken einhergehen bzw. diese auslösen.

Abbildung 10: Auswirkungen der Nachhaltigkeitsrisiken auf das bankbetriebliche Risikouniversum 1 2 3

DOMBRET, ANDREAS (2020, Megathema), S. 48. Zu Einzelheiten vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Finanzstabilitätsbericht), S. 116–119; RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 24–25; BAFIN (2020, Umgang), S. 18. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Finanzstabilitätsbericht), S. 114–115; FSB (2020, Climate Change), S. 3–16. Vgl. auch das 1. Kapitel Teil D.II. Unter „gestrandeten Vermögenswerten“ versteht man Vermögenswerte (z. B. Unternehmensanteile), „deren Ertragskraft oder Marktwert unerwartet drastisch sinkt, bis hin zu ihrer weitgehenden oder vollständigen Wertlosigkeit“. REMER, SVEN (2020, Stranded Asset), S. 1922.

60

II.

1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

Systemische Risiken

Unter systemischen Risiken – synonym hierfür Systemrisiken – sind solche Risiken zu verstehen, die zu „einer Gefährdung der Funktionsfähigkeit und der Stabilität des gesamten Finanzsystems“1 führen. Sie beruhen auf (zumeist unerwarteten) Ereignissen, die umfassende Vertrauensverluste oder andere ökonomische Schocks zur Folge haben.2 So kann die Schieflage eines oder mehrerer Marktteilnehmer (z. B. einer systemrelevanten Bank) eine Kettenreaktion (z. B. einen allgemeinen Bankenrun) verursachen, die erhebliche wirtschaftliche Probleme bei einer Vielzahl anderer Marktteilnehmer mit sich bringt. „Dies kann wiederum den funktionellen Zusammenbruch von Teilen des Finanzsystems oder des Finanzsystems in seiner Gesamtheit bewirken.“3 Da systemische Risiken somit das Potenzial aufweisen, die Stabilität des gesamten Finanzsystems zu erschüttern, können sie auch als Finanzstabilitätsrisiken bezeichnet werden. Dementsprechend fällt ihre Erfassung und Steuerung in das Aufgabenfeld der sog. „makroprudentiellen Aufsicht“.4 Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) und die Deutsche Bundesbank verstehen unter Finanzstabilität einen Zustand, in dem das Finanzsystem jederzeit dazu in der Lage ist, seine zentralen volkswirtschaftlichen Funktionen – diese umfassen sowohl die Allokation der finanziellen Mittel und Risiken als auch die Abwicklung des Zahlungsverkehrs – zu erfüllen.5 „Ein stabiles Finanzsystem kann somit beständig sowohl finanz- als auch realwirtschaftliche Schocks absorbieren – und zwar gerade auch im Falle unvorhersehbarer Ereignisse, in Stresssituationen und strukturellen Umbruchphasen.“6 Sollte dies nicht mehr der Fall sein, so hat dies nicht nur gravierende negative Auswirkungen auf die Akteure an den Finanz- und Kapitalmärkten, sondern auch auf wesentliche Bereiche der Realwirtschaft. „Damit bezieht sich das Ziel der Finanzstabilität auf das gesamte Finanzsystem und umfasst mehr als die Stabilität einzelner Akteure wie beispielsweise Banken und Versicherer.“7 „Systemische Risiken sind aufgrund komplexer Wirkungszusammenhänge im Finanzsystem schwer vorhersehbar und beeinflussbar.“8 Sie können zudem auf unter-

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RAPP, ANDREA (2020, systemisches Risiko), S. 1951. Vgl. KLEINOW, JACOB; MORSCHER, CHRISTOF; HORSCH, ANDREAS (2015, Finanzinstitute), S. 75. RAPP, ANDREA (2020, systemisches Risiko), S. 1951. In Art. 4 Abs. 1 Nr. 11 CRR wird mit Bezug auf Art. 3 Abs. 1 Nr. 10 CRD IV das systemische Risiko definiert als „das Risiko einer Störung des Finanzsystems mit möglicherweise schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf das Finanzsystem und die Realwirtschaft“. Die gleiche Definition findet sich in § 1 Abs. 33 KWG. Vgl. BUCHMÜLLER, PATRIK; IGL, ANDREAS (2018, Risikosteuerung), S. 60. Vgl. AFS (2020, Siebter Bericht), S. III; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Finanzstabilitätsbericht), S. 5. DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Finanzstabilitätsbericht), S. 5; siehe auch AFS (2020, Siebter Bericht), S. III. BMF (2020, COVID-19-Pandemie), S. 17. RAPP, ANDREA (2020, systemisches Risiko), S. 1951.

1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

61

schiedliche Ursachen zurückzuführen sein. Neben den zuvor angesprochenen systemischen Problemen, die sich aus der Schieflage eines oder größerer Marktteilnehmer, aber auch aus der engen Vernetzung von Marktteilnehmern1 ergeben können, sowie den bereits aufgezeigten Nachhaltigkeitsrisiken2 hat der Ausschuss für Finanzstabilität weitere Themenfelder identifiziert, die die Gefahr in sich bergen, zyklische und strukturelle systemische Risiken zu begründen. So weist der Ausschuss für Finanzstabilität darauf hin, dass sich in Deutschland in den vergangenen Jahren zyklische Systemrisiken3 aufgebaut haben.4 Konkret identifiziert er zurzeit drei zyklische Systemrisiken, die sich gegenseitig verstärken und die Stabilität des deutschen Finanzsystems gefährden können: 1. die Unterschätzung von Kreditrisiken, 2. Risiken aus der Immobilienfinanzierung und 3. Zinsrisiken, sofern die Zinsen noch über eine längere Zeit sehr niedrig bleiben oder abrupt ansteigen.5 „Sollten diese Risiken eintreten, könnten Banken ihre Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte einschränken. Dadurch könnte das Finanzsystem einen negativen Schock auf die Realwirtschaft noch verstärken.“6 Eine Gefahr für die Stabilität des gesamten Bankensektors in Deutschland wird vom Ausschuss für Finanzstabilität zudem darin gesehen, dass deutsche Banken einen großen Anteil der bail-in-fähigen Verbindlichkeiten anderer deutscher Banken halten.7 Dies kann dazu führen, dass sie im Falle der Abwicklung eines Instituts direkt nach der Inanspruchnahme der Eigentümer zur Verlustdeckung herangezogen werden (sog. Bail-in). Bei wechselseitigen Halterstrukturen innerhalb des Bankensektors kann dies wiederum gegenseitige Ansteckungen zwischen Banken zur Folge haben. Derartige Ansteckungsrisiken stellen im Extremfall eine Destabilisierung des gesamten Bankensektors dar. Ein weiteres ernstzunehmendes Problem für die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Finanzsystems besteht angesichts der voranschreitenden Digitalisierung in den Verwundbarkeiten der Finanzmarktakteure gegenüber den sich aus unterschiedlichen Cybervorfällen ergebenden Cyberrisiken.8 Diese umfassen „alle Arten 1 2 3

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Vgl. zu den sich aus der Vernetzung im deutschen Finanzsystem ergebenden Problemen DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Finanzstabilitätsbericht), S. 91–112. Vgl. das 1. Kapitel Teil D.I. Der Begriff „zyklisches Systemrisiko“ bezeichnet nach Auffassung der BaFin „das Risiko einer Störung des Finanzsystems mit möglicherweise schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf das Finanzsystem und die Realwirtschaft, die auf einer zyklischen Komponente beruht (z. B. wirtschaftlicher Abschwung)“. BAFIN (2019, Quote), o. S. Vgl. AFS (2020, Siebter Bericht), S. 5. Vgl. AFS (2020, Siebter Bericht), S. 5; ebenso AFS (2019, Sechster Bericht), S. 1. AFS (2020, Siebter Bericht), S. 5. Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen AFS (2020, Siebter Bericht), S. 8–9. Vgl. AFS (2020, Siebter Bericht), S. 11–12. Auf die Gefahr schwerwiegender Störungen in den global vernetzten Finanzsystemen aufgrund von Cyberrisiken verweist auch die Europäische Zentralbank. Vgl. EZB (2020, Cyberbedrohungen), S. 2. Zu den systemischen Auswirkungen von Cybervorfällen

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1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

von Informationssicherheitsverletzungen als Folge einer unbefugten oder fehlerhaften Nutzung von informationsverarbeitenden Systemen. Sie führen zu einer Beeinträchtigung der Verfügbarkeit, der Vertraulichkeit, der Integrität und der Authentizität elektronischer Daten und haben das Potenzial, die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems zu erschüttern.“1 Der Begriff des Cybervorfalls (Cyber Incident) umfasst hierbei nach dem Verständnis des Financial Stability Board sowohl Ereignisse, deren Ursache eine böswillige Aktivität ist, als auch solche, welche andere Ursachen haben („whether resulting from malicious activity or not“).2 Schließlich können auch unvorhersehbare Ereignisse wie die Ende 2019 entstandene Coronavirus-Pandemie die Stabilität des Finanzsystems gefährden.3 So bezeichnet der Verwaltungsrat des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) die Coronavirus-Pandemie als einen exogenen Schock, der alle Länder und Sektoren und damit auch das Finanzsystem massiv treffen werde.4 Die Folgen des Coronavirus seien geeignet, das EU-Finanzsystem und seine Fähigkeit, Finanzdienstleistungen für die Realwirtschaft bereitzustellen, erheblich zu beeinträchtigen.5 Nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Coronavirus sieht auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA ein zentrales Risiko für die Finanzmärkte darin, dass als Folge einer Entkopplung zwischen Vermögensbewertungen und wirtschaftlichen Fundamentaldaten plötzliche Marktkorrekturen auftreten, dass also Investoren ihre Bewertung der Finanzmärkte korrigieren und es dadurch an diesen Märkten zu plötzlichen Preisanpassungen kommt.6

III.

Allgemeines Geschäftsrisiko

Beim allgemeinen Geschäftsrisiko einer Bank handelt es sich um die Gefahr einer unvorteilhaften Veränderung der Marktbedingungen für die Erbringung bankbetrieblicher Leistungen. Bei diesem Risiko handelt es sich somit nicht um die individuellen Risiken eines ganz bestimmten Kreditinstituts, sondern um das Risiko des gesamten Geschäftszweigs der Kreditinstitute. Es geht also um das allgemeine Branchenrisiko

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5 6

auf die Finanzstabilität vgl. auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Finanzstabilitätsbericht), S. 65–66; ESRB (2020, cyber risk), S. 22–23. WASCHBUSCH, GERD (2020, Cyberrisiken), S. 476. Vgl. FSB (2018, Cyber Lexicon), S. 9. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Finanzstabilitätsbericht), S. 5; ferner WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA (2020, Coronakrise), S. 6. Vgl. auch das 1. Kapitel Teil B.I.6. Vgl. ESRB (2020, meeting), S. 1; siehe auch BAFIN (2020, Corona-Virus), S. 1. Zu den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf das deutsche Bankensystem vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Finanzstabilitätsbericht), S. 55–73; WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA (2020, Coronakrise), S. 3–4. Vgl. ESRB (2020, meeting), S. 1; siehe auch BAFIN (2020, Corona-Virus), S. 1. Vgl. ESMA (2020, Risk Dashboard), S. 3; siehe auch BAFIN (2020, Gefahr), S. 1.

1. Kapitel Teil D: Sonstige Risiken

63

der Banken, das auch als das allgemeine Risiko des Geschäftszweigs der Kreditinstitute bzw. als geschäftszweigspezifisches Risiko bezeichnet werden kann. Das allgemeine Geschäftsrisiko einer Bank entspricht demzufolge ihrem allgemeinen Unternehmenswagnis. Aus kostenrechnerischer Sicht ist das allgemeine Unternehmenswagnis vergleichbar mit dem allgemeinen Unternehmerrisiko. Das allgemeine Unternehmerrisiko, das jeder unternehmerisch Tätige, also auch eine Bank, eingehen muss, ergibt sich aus grundlegenden Bestimmungsgrößen für den Erfolg eines Unternehmens wie der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die u. a. im Konjunkturverlauf ihren Ausdruck findet,1 dem allgemeinen technischen Fortschritt, der verstärkten Konkurrenz sowie dem Verlust von Absatzgebieten, also aus Ursachen, die „überwiegend in der außerbetrieblichen Sphäre liegen“2. Es betrifft das Unternehmen als Ganzes,3 d. h., es umfasst alle Risiken, „die das Unternehmen als Ganzes gefährden“4. Das allgemeine Unternehmerrisiko „ist weder vorhersehbar noch im Voraus berechenbar“5 und daher auch nicht kalkulierbar.6 In der Kostenrechnung geht man deshalb davon aus, dass das allgemeine Unternehmerrisiko – im Gegensatz zu den speziellen Einzelwagnissen wie z. B. das Wagnis für Gewährleistungen7 – aus dem Gewinn des Unternehmens zu decken ist und keine eigene Kostenart begründet.8 Vorstehendes verdeutlicht, dass das allgemeine Geschäftsrisiko – im Kreditgewerbe ebenso wie in anderen Branchen – im Sinne des zuvor aufgezeigten allgemeinen Unternehmerrisikos zu verstehen ist. Es ist keinesfalls mit den von einem Kreditinstitut im Rahmen seiner üblichen geschäftlichen Aktivitäten eingegangenen Erfolgs- und Liquiditätsrisiken gleichzusetzen. Das allgemeine Geschäftsrisiko gründet sich nicht auf den Abschluss konkreter Bankgeschäfte, hat also seine Ursache nicht in irgendwelchen bilanziellen oder außerbilanziellen Positionen des Kreditinstituts. Das allgemeine Geschäftsrisiko ist vielmehr abstrakter Natur.

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8

Vgl. SCHWEITZER, MARCELL et al. (2016, Kosten- und Erlösrechnung), S. 130. FREIDANK, CARL-CHRISTIAN (2012, Kostenrechnung), S. 137. Vgl. HABERSTOCK, LOTHAR (2008, Kostenrechnung I), S. 100; OLFERT, KLAUS (2013, Kostenrechnung), S. 141. COENENBERG, ADOLF GERHARD (2003, Kostenrechnung), S. 131. Ähnlich FREIDANK, CARL-CHRISTIAN (2012, Kostenrechnung), S. 137. OLFERT, KLAUS (2013, Kostenrechnung), S. 141; ähnlich FREIDANK, CARL-CHRISTIAN (2012, Kostenrechnung), S. 137. Wöhe/Döring/Brösel bezeichnen das allgemeine Unternehmerrisiko als „unkalkulierbar“; WÖHE, GÜNTER; DÖRING, ULRICH; BRÖSEL, GERRIT (2020, Betriebswirtschaftslehre), S. 864. Spezielle Einzelwagnisse – auch als betriebsbedingte Wagnisse bezeichnet – sind direkt mit der betrieblichen Leistungserstellung eines Unternehmens verbunden und beziehen sich z. B. auf einzelne Tätigkeiten oder Produkte des Unternehmens. Vgl. HABERSTOCK, LOTHAR (2008, Kostenrechnung I), S. 100. Vgl. SCHWEITZER, MARCELL et al. (2016, Kosten- und Erlösrechnung), S. 130; ferner HABERSTOCK, LOTHAR (2008, Kostenrechnung I), S. 100; FREIDANK, CARL-CHRISTIAN (2012, Kostenrechnung), S. 137; OLFERT, KLAUS (2013, Kostenrechnung), S. 141.

2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

65

2. Kapitel: Notwendigkeit und Ziele bankenaufsichtsrechtlicher Regelungen Teil A: Rechtfertigung einer besonderen staatlichen Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Vorbemerkungen

In vielen Staaten geht die Beaufsichtigung der Banken1 weit über die Gewerbeaufsicht anderer Wirtschaftszweige hinaus.2 Die Märkte für Bankleistungen zählen zu den am stärksten reglementierten Märkten. Diese bereits seit vielen Jahrzehnten existierenden starken regulatorischen Eingriffe und Kontrollen des Staates im Bankensektor führen gemeinhin dazu, „die Ordnungspolitik auf dem Gebiet des Kreditwesens weithin als selbstverständlich“3 erscheinen zu lassen. Allerdings kann allein aufgrund der Tatsache, dass kaum noch ein Land den Bankensektor sich selbst überlässt, nicht auf die Notwendigkeit einer staatlichen Aufsicht über das Kreditwesen geschlossen werden. Eine Sonderstellung des Kreditgewerbes in ordnungspolitischer Hinsicht mit der empirischen Feststellung der historischen Existenz von Bankenaufsicht zu begründen, genügt nicht. Staatliche Beschränkungen des geschäftspolitischen Handlungsspielraums von Banken dürfen niemals Selbstzweck sein und können nicht aus sich selbst heraus begründet werden.4 Es ist nicht von vornherein ersichtlich, aus welchem Grund eine spezielle Beaufsichtigung des Bankensektors erforderlich ist. Die durch die in der überwiegenden Zahl der Staaten bestehende Sonderaufsicht implizierte Sonderstellung des Bankensektors wirft allerdings die Frage auf, ob diesem Wirtschaftszweig tatsächlich eine Sonderstellung zukommt, die zur Rechtfertigung einer speziellen Beaufsichtigung des Bankwesens herangezogen werden könnte. Die Begründung einer ordnungspolitischen Sonderstellung der Banken ist – neben der Beurteilung der Rechtmäßigkeit der Beschränkung der wirtschaftlichen Handlungsfreiheit der Kreditinstitute – maßgeblich 1 2 3 4

Die Bezeichnungen „Bank“ und „Kreditinstitut“ werden im Folgenden, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, synonym verwendet. Vgl. WELCKER, JOHANNES (1978, Neuordnung), S. 12. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 9, Tz. 4. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 8.

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2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

für die Rechtfertigung der Tätigkeitsziele von Bedeutung, welche mit der staatlichen Regulierung und Kontrolle verfolgt werden sollen.1

II.

Erfordernis einer konsistenten Zielvorgabe für die Bankenaufsicht

Eine präzise und widerspruchsfreie Formulierung der Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht ist erforderlich, da nur anhand der durch die Aufsicht angestrebten Ziele überprüft werden kann, ob die auf die Beaufsichtigung der Kreditinstitute abzielenden ordnungspolitischen Regelungen erforderlich und geeignet sind, zur Zielerreichung beizutragen.2 Eine Präzisierung der angestrebten Ziele ist daher unabdingbar.3 Die Vorgabe eines Zielsystems, bei dem angestrebt wird, mehr als ein Ziel zu verwirklichen, ist immer dann problembehaftet, wenn es sich um konkurrierende Ziele handelt, d. h. wenn mit der Annäherung an ein Ziel gleichzeitig ein Abrücken von mindestens einem anderen Ziel verbunden ist.4 Wird nämlich in einem solchen Fall keine konkrete Rangfolge oder Gewichtung der Ziele vorgegeben, so ist es nicht möglich zu beurteilen, ob bestimmte Regelungen auch tatsächlich zur Zielerreichung beitragen oder ob sie der Zielsetzung entgegenwirken. Außerdem ist es dann im Falle des Auftretens von Zielkonflikten in das freie Ermessen der Aufsichtsbehörde gestellt zu entscheiden, welchem Ziel sie zu einem bestimmten Zeitpunkt den Vorrang gibt.5 Gerade diese Willkür soll aber durch die Vorgabe der Zielsetzung, an der die Aufsichtsbehörde sich zu orientieren hat, vermieden werden. Durch die Vorgabe einer konsistenten Zielsetzung soll somit nicht nur die Grundlage zur Beurteilung der Aufsichtsregelungen gelegt werden, sondern auch verhindert werden, dass die Bankenaufsicht in Ausübung ihrer Tätigkeit willkürliche, d. h. nicht anhand eines bestimmten für die Gesamtheit aller Handlungen geltenden Leitbildes6 nachvollziehbare Entscheidungen treffen kann.7 Während die Vorgabe konkurrierender Ziele „nur“ Probleme hinsichtlich der Beurteilung des Zielerreichungsgrades aufwirft, die allerdings durch Zielgewichtung oder 1 2

3 4

5 6 7

Vgl. MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 17 und S. 24. Vgl. HARTMANN, MANFRED (1977, Aspekte), S. 22–24; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1983, Bankenaufsichtsziele), S. 12; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1985, Probleme), S. 96; NIETHAMMER, THOMAS (1990, Ziele), S. 20–21; REGNERY, PETER (1994, Bankenaufsicht), S. 5; BLUMER, ANDREAS (1996, Bankenaufsicht), S. 47. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1983, Bankenaufsichtsziele), S. 12. Vgl. HARTMANN, MANFRED (1977, Aspekte), S. 68; HAUSCHILDT, JÜRGEN (1977, Entscheidungsziele), S. 27; MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 25; TUCHTFELDT, EGON (1982, Wirtschaftspolitik), S. 186; SEIFERT, EKKEHARD (1984, Privilegierung), S. 208; BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 505. Vgl. STARKE, OTTO-ERNST (1967, Rezension), S. 236. Vgl. PÜTZ, THEODOR (1960, Konzeption), S. 11. Vgl. NIETHAMMER, THOMAS (1990, Ziele), S. 21; ebenso BLUMER, ANDREAS (1996, Bankenaufsicht), S. 47.

2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

67

Mindestanforderungen an die zu erreichenden Ziele gelöst werden können,1 ist es nicht möglich, antinome Ziele, die dadurch gekennzeichnet sind, dass die Realisierung eines Ziels die Verwirklichung eines anderen ausschließt, miteinander zu vereinbaren. Da antinome Tätigkeitsziele in ihrer Gesamtheit nicht realisiert werden können, scheiden sie als Zielvorgabe für die Bankenaufsicht aus. Dagegen lassen sich einander neutral gegenüberstehende Ziele, also Ziele, deren Realisierung gänzlich ohne Wirkung auf die Verwirklichung anderer Ziele bleibt, sowie miteinander korrespondierende Ziele ohne Probleme in ein Zielsystem integrieren.

III. Mögliche Zielsetzungen der Bankenaufsicht In einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung lassen sich regulatorische Eingriffe des Staates in die Gewerbefreiheit der Banken nur rechtfertigen, wenn sie aus Gründen des Gemeinwohls geboten sind.2 Dieses Erfordernis ist im Bankensektor dann als gegeben anzusehen, wenn öffentliche Interessen nachgewiesen werden können, die im Rang dem individuellen Recht der Banken auf freie unternehmerische Entfaltung vorgehen und in einer nicht zu vernachlässigenden Weise durch die geschäftliche Betätigung der Kreditinstitute gefährdet sind. Solche übergeordnete Allgemeininteressen, die als Argumente zur Begründung einer gewerbepolizeilichen Sonderstellung von Kreditinstituten vorgebracht werden könnten, sind:3 1. der Schutz der Gläubiger (Einleger) von Banken vor Vermögensverlusten aus ihren Geldanlagen bei Kreditinstituten und zwar über den allgemein üblichen Schutz hinaus, den Gläubiger von Nichtbanken genießen, sowie 2. der Schutz der „Wirtschaft“, d. h. der Gemeinschaft der Rechtsgenossen, vor Störungen des Geld- und Vermögensverkehrs durch Funktionsunfähigkeit des Kreditgewerbes als einer seiner wesentlichen Träger. Im Folgenden ist zu untersuchen, mit Hilfe welcher Argumente sich der „Schutz der Gläubiger“ (Gläubigerschutz) einerseits und die „Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens“ („Funktionenschutz“) andererseits als Zielsetzungen der Bankenaufsicht rechtfertigen lassen, d. h., es ist zu zeigen, dass diese Ziele tatsächlich so bedeutsam sind, dass die zu ihrer Realisierung erforderlichen staatlichen Einschränkungen der wirtschaftlichen Handlungsfreiheit der Kreditinstitute zu akzeptieren sind, dass den Instituten also eine ordnungspolitische Sonderstellung zukommt. 1 2 3

Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 505. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 19; KUPITZ, ROLF (1983, Kreditwirtschaft), S. 56; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1984, Schutzzweck), S. 475; DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 24; CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 5; KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 6–7. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1984, Schutzzweck), S. 475; DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 22; BALTENSPERGER, ERNST (1988, Regulierung), S. 54. Zu weiteren Theorien über die Beaufsichtigung von Kreditinstituten vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 18–34.

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2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

IV.

Rechtfertigung des Schutzes der Gläubiger als Ziel der Bankenaufsicht

Zur Rechtfertigung eines besonderen Gläubigerschutzes im Kreditwesen, der über die Gläubigerschutzvorschriften, die sich aus den allgemeinen schuldrechtlichen Bestimmungen des Zivilrechts ergeben, hinausgeht, ist in einem ersten Schritt der Frage nachzugehen, ob sich unter den Bankgläubigern überhaupt eine Gruppe von Wirtschaftssubjekten befindet, deren Vermögensinteressen in einer besonderen Weise schutzwürdig sind. Zu den Gläubigern von Kreditinstituten zählen neben dem vermögenden Teil der Bevölkerung häufig „auch viele wirtschaftlich schwache Personen, die nur über geringes Vermögen verfügen, wesentliche Teile dieses Vermögens aber in eigenverantwortlicher Vorsorge für das Alter und für Wechselfälle des Lebens als Bankeinlagen halten“1. Ein Verlust ihrer den Kreditinstituten anvertrauten Einlagen würde diese sogenannten „Kleinanleger“ (oder auch „Kleinsparer“) besonders hart treffen und eventuell sogar in ihrer ökonomischen Existenz bedrohen.2 Mit dieser allein auf sozialpolitischen Aspekten beruhenden Begründung lässt sich allerdings lediglich der Kreis der Kleinanleger als besonders schutzwürdige Gruppe von Bankeinlegern rechtfertigen.3 Aus diesem Grund ist das Merkmal der wirtschaftlichen Schwäche bestimmter Bankeinleger um sicherheits- und informationspolitische Aspekte zu ergänzen, welche z. T. aus der Marktmacht der Vertragspartner resultieren. Den gewöhnlichen Bankeinlegern fehlt es – im Gegensatz zu den Großgläubigern – an ausreichender Zeit, Erfahrung und Verhandlungsmacht, Informationswünsche und andere Risikominimierungsbedingungen gegenüber ihrem Kreditinstitut geltend zu machen und durchzusetzen.4 Die Mehrzahl der Bankeinlagen wird in Beträgen erbracht, die diesen gewöhnlichen Einlegern eine benachteiligte Verhandlungsposition einräumen und ihnen keinerlei Möglichkeiten bieten, ihre Interessen durch individuelle Regelungen mit der kreditnehmenden Bank zu schützen. Insbesondere zur Durchsetzung risikoreduzierender Vertragsbedingungen fehlt den gewöhnlichen Bankeinlegern die notwendige Verhandlungsstärke; sie können also nicht – wie im sonstigen kaufmännischen Verkehr üblich – die Sicherung ihrer Einlagen durch von

1 2 3 4

BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 26–27. Vgl. DÜRRE, GÜNTER (1974, Problematik), S. 132; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 528; MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 38; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1983, Bankenaufsichtsziele), S. 93. Zu der damit verbundenen Abgrenzungsproblematik vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 50–52. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 31, Tz. 53.

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der Bank zu stellende Sicherheiten erreichen.1 Für die Mehrzahl der Bankeinleger reduziert sich somit die Vertragsfreiheit aufgrund ihrer fehlenden bzw. geringen Verhandlungsmacht auf die Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung der standardisierten Vertragsvorgaben der Kreditinstitute.2 Darüber hinaus scheitert die zur Einschätzung der Gefährdung ihrer Forderungen erforderliche Bonitätsbeurteilung der Kreditinstitute durch die gewöhnlichen Bankeinleger regelmäßig bereits an einer unzureichenden Informationsbasis über die wirtschaftliche Lage einer Bank, da zu bezweifeln ist, dass die aufgrund gesetzlicher Vorschriften den Gläubigern zur Verfügung stehenden Informationen eine ausreichende Analyse der Bonität erlauben.3 Die tatsächlich erforderlichen und über den Inhalt der gesetzlich vorgesehenen Berichterstattungspflicht hinausgehenden Informationsansprüche lassen sich i. d. R. von den gewöhnlichen Bankgläubigern nicht durchsetzen.4 Aber selbst wenn ausreichende Informationen zur Verfügung stünden, würde dies der überwiegenden Zahl der Bankgläubiger nichts nützen, da diese aufgrund ihres zumeist unzureichenden ökonomischen Sachverstands selbst nicht dazu in der Lage sind, die Informationen auszuwerten, um so die Bonität ihres Kreditinstituts beurteilen zu können.5 Diese charakteristischen Eigenarten eines Großteils der Bankgläubiger, die das Merkmal der wirtschaftlichen Schwäche ergänzen bzw. überlagern, führen insgesamt zu einer umfassenden Abgrenzung des Kreises besonders schutzwürdiger Gläubiger von Banken.6 Nachdem somit für die Mehrheit der Bankeinleger, namentlich vor allem der breiten Privatkundschaft von Banken, angesichts ihrer Eigenarten eine besondere Schutzwürdigkeit unterstellt werden kann, ist in einem zweiten Schritt darzulegen, inwieweit Bankgläubiger, deren Vermögensinteressen als besonders schutzwürdig einzuordnen sind, aus ihren Geldanlagen bei Banken auch besonderen, d. h. sektorspezifischen Vermögensverlustgefahren ausgesetzt sind. Kann ein solcher Sachverhalt ebenfalls bestätigt werden, so sind die besonders schutzwürdigen Vermögensinteressen dieser Bankeinleger, weil besonders bedroht, auch besonders schutzbedürftig. 1 2 3 4 5

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Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 31, Tz. 53; SCHNEIDER, MANFRED (1973, Wettbewerb), S. 123; ERDLAND, ALEXANDER (1981, Eigenkapital), S. 39; KUPITZ, ROLF (1983, Kreditwirtschaft), S. 144–145; DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 25. Vgl. CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 7. Vgl. BRENDLE, ARMIN (1987, Amtshaftung), S. 21; WIENBERG, KLAUS (1993, Allfinanzkonglomerate), S. 135. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 31, Tz. 53; ERDLAND, ALEXANDER (1981, Eigenkapital), S. 39; KUPITZ, ROLF (1983, Kreditwirtschaft), S. 150–151; WIENBERG, KLAUS (1993, Allfinanzkonglomerate), S. 135. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 31, Tz. 53; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 528; ENGELS, WOLFRAM (1978, Bankensolvenztheorien), S. 23; ERDLAND, ALEXANDER (1981, Eigenkapital), S. 39; BÖSL, KONRAD (1993, Risikobegrenzung), S. 12; WIENBERG, KLAUS (1993, Allfinanzkonglomerate), S. 135; CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 7; REGNERY, PETER (1994, Bankenaufsicht), S. 10. Vgl. kritisch hierzu und mit einem anderen Ergebnis KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 53–58.

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2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

Der Umfang der von Banken übernommenen Risiken ist im Vergleich zu der ihnen zur Verfügung stehenden Nettohaftungsreserve, d. h. zum „Überschuss des gesamten haftenden Vermögens über die Schulden“1, verhältnismäßig groß. Er ist – worauf es in diesem Zusammenhang besonders ankommt – regelmäßig größer als der Umfang der von Unternehmen anderer Branchen übernommenen Risiken im Verhältnis zu dem dort jeweils zur Verfügung stehenden Eigenkapital. So betrug in der Bundesrepublik Deutschland bspw. Ende November 2019 der durchschnittliche Anteil des Eigenkapitals2 der zur Bankenstatistik berichtenden Kreditinstitute an ihrer Bilanzsumme3 lediglich 5,96 %.4 Die deutschen Unternehmen des nichtfinanziellen Sektors5 kamen dagegen Ende 2019 auf einen durchschnittlichen Anteil der Eigenmittel6 an der Bilanzsumme7 in Höhe von 31,47 %.8 Die verhältnismäßig niedrigen Nettohaftungsreserven der deutschen Banken führen dazu, dass die Einlagen von Gläubigern bereits bedroht sind, sobald ihre Bank auch nur einen relativ geringen Bruchteil ihres gesamten Vermögens (im Durchschnitt etwa 1/17) verliert, wohingegen Gläubiger anderer Unternehmen erst dann einen Verlust erleiden, wenn das Unternehmen im Durchschnitt knapp ein Drittel seiner Aktiva verliert. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass es auch Branchen gibt, bei denen das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme noch niedriger als in der Bankbranche ist.9 Der Umstand, dass Banken über wesentlich niedrigere Nettohaftungsreserven für übernommene Risiken verfügen als Unternehmen anderer Branchen, führt dazu, dass bei Banken die Gefahr einer Schädigung der Gläubiger regelmäßig relativ größer ist als bei Unternehmen anderer Wirtschaftszweige.10 Insbesondere wächst mit sinkender Eigenkapitalausstattung die Gefahr, dass bereits einzelne übernommene Risiken die vorhandenen Nettohaftungsreserven übersteigen.11 Die geringe Eigenkapitalquote im

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STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 28, Tz. 46. Kapital einschließlich offener Rücklagen, Genussrechtskapital und Fonds für allgemeine Bankrisiken. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2021, Statistischer Teil), Tabelle IV.2, S. 25*. 3 Einschließlich derivativer Finanzinstrumente des Handelsbestands. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2021, Statistischer Teil), Tabelle IV.2, S. 24*. 4 Eigene Berechnung nach Angaben von DEUTSCHE BUNDESBANK (2021, Statistischer Teil), Tabelle IV.2, S. 24*–25*. Im internationalen Vergleich des Kreditgewerbes zeigen sich ähnlich niedrige Eigenkapitalquoten. 5 Es handelt sich um Unternehmen aus den Wirtschaftszweigen produzierendes Gewerbe, Handel, Verkehr und Gastgewerbe, Information und Kommunikation sowie Unternehmensdienstleistungen (ohne Holdinggesellschaften). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Ertragslage), S. 70 i. V. m. DEUTSCHE BUNDESBANK (2011, Unternehmensabschlussstatistik), S. 34–35. 6 Abzüglich Berichtigungsposten zum Eigenkapital. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Ertragslage), S. 45. 7 Abzüglich Berichtigungsposten zum Eigenkapital. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Ertragslage), S. 45. 8 Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Ertragslage), S. 45. 9 Vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 41. 10 Vgl. DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 27. 11 Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 29, Tz. 49.

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Kreditgewerbe führt dazu, dass ansonsten gleiche Risiken eine – im Vergleich zu Unternehmen anderer Wirtschaftszweige – andere Qualität erlangen.1 Die Bankeinleger sind somit aus ihren Geldanlagen bei Kreditinstituten sektorspezifischen Vermögensverlustgefahren ausgesetzt. Diese können jedoch den gewöhnlichen Bankgläubigern in Anbetracht ihrer bereits dargestellten Eigenschaften nicht ohne Weiteres zugemutet werden; ihre schutzwürdigen Vermögensinteressen sind daher auch in besonderer Weise schutzbedürftig.2 Unter dem Gesichtspunkt des Gläubigerschutzes lässt sich somit aufgrund der fehlenden Möglichkeit der Mehrheit des Bankpublikums zur Durchführung hinreichender vermögenssichernder Selbstschutzmaßnahmen auf der einen Seite und der im Verhältnis zu den eingegangenen Risiken vergleichsweise geringen Eigenkapitalausstattung der Banken auf der anderen Seite eine Sonderstellung des Kreditgewerbes in ordnungspolitischer Hinsicht ableiten. Die beiden Tatbestände lassen die besondere Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit der Masse der Bankeinleger erkennen und rechtfertigen in ihrem Zusammentreffen ein überwiegendes öffentliches Interesse an einer gläubigerschutzmotivierten gewerbepolizeilichen Regulierung des geschäftspolitischen Handlungsspielraums der Banken.

V.

Rechtfertigung der Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens als Ziel der Bankenaufsicht

Neben dem Ziel des Schutzes der Gläubiger von Banken als Argument zur Rechtfertigung der Notwendigkeit einer staatlichen Wirtschaftsaufsicht auf dem Gebiet des Kreditwesens lässt sich als zweites Argument die besondere Bedeutung der kreditwirtschaftlichen Transformationsleistungen3 für die Funktionsfähigkeit einer Gesamtwirtschaft anführen.4 Da Banken nicht zuletzt aufgrund der von ihnen erbrachten Transformationsfunktionen „über eine besonders ausgeprägte Beziehungsvielfalt und

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Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1961, Aufgaben), S. 120–121 und S. 167–168. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 31, Tz. 53. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 40– 48, kommt in einer empirischen Analyse allerdings zu einem anderen Ergebnis. Zu den von Banken erbrachten Transformationsfunktionen zählen insbesondere die Informationstransformationsfunktion, die Losgrößentransformationsfunktion, die Fristentransformationsfunktion, die Risikotransformationsfunktion sowie die räumliche und zeitpunktbezogene Transformationsfunktion. Vgl. hierzu KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 82–92. Vgl. u. a. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 19; WIRTSCHAFTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES (1961, Bericht), S. 2; BRESSER, KARL-LUDWIG (1978, Kontrolle), S. 12; MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 37; MERTENS, HANS-JOACHIM (1984, Gruppenkonsolidierung), S. 228; SCHNEIDER, UWE H. (1990, Bankenrecht), S. 6; CHRISTIAN, CLAUS-JÖRG (1992, Informationsbasis), S. 19–20; ARTOPOEUS, WOLFGANG (1994, Freiheit), S. 1085; FALTLHAUSER, KURT (1994, Hauptproblem), S. 1079; ZIMMERMANN, FELIX A. (1994, Wandel), S. 23; BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 271.

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2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

-intensität verfügen“1, ihnen also eine zentrale Stellung im Wirtschaftskreislauf zukommt, werden Funktionsstörungen im Kreditsektor nicht auf diesen Bereich der Wirtschaft beschränkt bleiben, sondern können „mit gleichsam multiplikativer Wirkung auf die gesamte Wirtschaft durchschlagen“2.3 Die Bedeutsamkeit eines reibungslos funktionierenden Bankwesens für die gesamte Volkswirtschaft eines Landes und aufgrund der bestehenden weitreichenden finanziellen und wirtschaftlichen Verflechtungen sogar für die Weltwirtschaft wird oftmals erst dann ersichtlich, wenn eben diese Funktionsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist.4 Neben der deutschen Bankenkrise des Jahres 1931 belegt insbesondere die letzte große internationale Bankenkrise, die im Jahr 2007 – ausgelöst durch hohe Ausfallquoten gering besicherter Kredite im US-Immobilienmarkt – von den USA ausging und sich in negativer Weise auch über deren Landesgrenzen hinaus auf die Volkswirtschaften anderer Staaten auswirkte, die Bedeutung der Funktionsfähigkeit des Kreditsektors in eindrucksvoller Weise. Die Aufrechterhaltung der gesamtwirtschaftlichen Funktionsfähigkeit des Kreditwesens, welche die Erbringung von Transformationsfunktionen durch Banken für die gesamte Volkswirtschaft umfasst und durch den Zusammenbruch des kreditwirtschaftlichen Sektors bedroht ist, bedingt aufgrund ihres Nutzens für die Gesamtwirtschaft ein öffentliches Interesse an der Existenz von Banken sowie – wegen der mit einer Dysfunktion des Kreditgewerbes verbundenen Nachteile für die Gesamtwirtschaft5 – an der Verhinderung des Zusammenbruchs des Kreditsektors.6 In Analogie zum Gläubigerschutz kann hier von der Schutzwürdigkeit der gesamtwirtschaftlichen Funktionsfähigkeit des Kreditgewerbes gesprochen werden. Ein gesetzliches Verbot von Banken, durch das die sich aus dem Zusammenbruch des Kreditsektors ergebenden Nachteile sicherlich vollständig verhindert werden könnten, ist jedoch aufgrund des bestehenden öffentlichen Interesses an der Erbringung der Transformationsfunktionen durch Banken dann zurückzuweisen, wenn der Zusammenbruch des Kreditsektors vermieden werden kann. Genau dieses versucht eine Bankenaufsicht, die das Ziel der Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens ver-

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WASCHBUSCH, GERD (1992, Jahresabschlusspolitik), S. 171. BRESSER, KARL-LUDWIG (1978, Kontrolle), S. 12. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 19; WIRTSCHAFTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES (1961, Bericht), S. 2; MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 37; MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 22; HOFFMANN, DIETHER (1990, Börsenrecht), S. 15; DÜRSELEN, KARL E. (1994, Novellierung), S. 101; KUNTZE, WOLFGANG (1994, Bankenaufsicht), S. 43; ARTOPOEUS, WOLFGANG (1998, Erfordernis), S. 133. Vgl. ISSING, OTMAR (1996, Einführung), S. 36. Vgl. MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 22. Vgl. DIAMOND, DOUGLAS W.; DYBVIG, PHILIP H. (1983, Bank Runs), S. 67; KARIGER, JÖRG C. (1991, Ausgestaltung), S. 18.

2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

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folgt, zu erreichen. Insofern ist im Folgenden darzulegen, wodurch die gesamtwirtschaftliche Funktionsfähigkeit des Kreditwesens gefährdet wird. Es geht somit um die Frage der besonderen Schutzbedürftigkeit der Funktionsfähigkeit des Kreditgewerbes. Die breite Masse der Bankeinleger sieht sich nicht in der Stellung als Kreditgeber ihrer Bank und ist deshalb auch nicht dazu bereit, deren Risiko auch nur zu einem kleinen Teil mitzutragen.1 Entsprechend sensibel würden diese Einleger daher auf negative Informationen über die wirtschaftliche Entwicklung ihres Kreditinstituts reagieren,2 wenn im Kreditwesen keine wirksamen Gläubigerschutzvorkehrungen bestünden, die ihnen das berechtigte Gefühl vermitteln, dass in diesem Wirtschaftszweig der Gläubigerschutz weitaus stärker ausgebildet ist als in anderen Branchen. Aus Furcht vor Vermögensverlusten und sicherlich begünstigt durch die fehlende Möglichkeit der selbstständigen Beurteilung der wirtschaftlichen Lage ihrer Bank würden die Bankeinleger bereits beim geringsten Gerücht über eine wesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Schuldnerbank danach trachten, ihre Einlagen bei dieser Bank ohne Rücksicht auf Fälligkeiten und Kündigungsfristen schnellstmöglich abzuziehen.3 Der Abzug der Einlagen einiger weniger Einleger erweist sich i. d. R. noch als unproblematisch für ein Kreditinstitut, wohingegen ein in zeitlich unmittelbarem Zusammenhang erfolgender massiver und sich gegenseitig verstärkender Abzug der Einlagen sehr vieler oder gar aller Gläubiger eines Kreditinstituts dazu führen kann, dass dieses Kreditinstitut hierdurch Vermögensverluste erleidet, „deren Ausmaß die Bedienung aller Auszahlungsbegehren der Einleger ausschließt“4 und zur Einstellung seiner Geschäftstätigkeit führt. Ohne das Bestehen wirksamer Gläubigerschutzvorschriften bleibt der Zusammenbruch einer einzelnen Bank infolge eines auf die Schalter dieser Bank begrenzten Gläubigerruns5 kein singuläres Ereignis.6 Die Bankeinleger reagieren nämlich nicht 1 2

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Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 528; MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 100; DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 31; BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 271. Nach den Erfahrungen aus Bankzusammenbrüchen und -schieflagen handelt es sich hierbei „um Informationen über gefährdete Großkredite, über bedeutende Verluste aus kurs-(zins-)abhängigen Engagements oder um größere fraudulöse Vorgänge, nicht dagegen um Nachrichten über die andauernde Unrentabilität einer Bank“; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1984, Schutzzweck), S. 479. Vgl. auch STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 36, Tz. 68. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1968, Liquiditätssicherung), S. 266; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 528; BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 271–272. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1976, Begrenzung), S. 183. Vgl. SEIFERT, EKKEHARD (1984, Privilegierung), S. 188 und S. 189–190. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 19–20; WIRTSCHAFTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES (1961, Bericht), S. 2; MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 38; MERTENS, HANS-JOACHIM (1984, Gruppenkonsolidierung), S. 228; FRANKE, GÜNTER (1987, Organisation), S. 438.

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2. Kapitel Teil A: Rechtfertigung einer Wirtschaftsaufsicht über Kreditinstitute

nur auf schlechte Nachrichten oder Gerüchte über Verluste oder Zahlungsschwierigkeiten ihres Kreditinstituts mit dem Abzug von Einlagen, vielmehr bewirken bereits Informationen über Schwierigkeiten bei anderen Kreditinstituten einen Einlagenabzug dieser Gläubiger unabhängig davon, ob diese Informationen zutreffend sind, und ohne Rücksicht darauf, dass es sich bei ihrem Kreditinstitut um einen bis dahin solventen und von keinerlei Schwierigkeiten bedrohten Schuldner handelt.1 Nicht nur die Gläubiger einer sich in Schwierigkeiten befindlichen Bank lösen demnach ihre Einlagen ohne Beachtung der Fälligkeit auf, sondern auch Gläubiger anderer Banken ziehen in einer Art Schneeballeffekt – wegen der Gleichartigkeit der betriebenen Geschäfte, die eine ähnliche Risikostruktur und eine ähnliche Eigenkapitalausstattung vermuten lässt – ihre Einlagen ab. Ein solcher allgemeiner Run2 auf die Schalter aller Banken beinhaltet neben der Gefahr eines partiellen bis totalen Zusammenbruchs des Kreditsektors auch das Risiko einer gravierenden Schädigung der gesamten Volkswirtschaft mit der Folge von Gläubigerverlusten in allen Bereichen.3 Die Sicherstellung der volkswirtschaftlichen Funktionsfähigkeit des Bankensektors durch die Verhinderung eines Runs der Gläubiger auf die Schalter aller Kreditinstitute ist somit – neben dem Gläubigerschutz – als ein weiteres zentrales Anliegen bankenaufsichtlichen Handelns anzusehen. Das übergeordnete öffentliche Interesse an einem gesunden und stabilen Kreditwesen darf allerdings nicht dahingehend interpretiert werden, dass stets jede einzelne Bank vor einem Zusammenbruch zu bewahren ist.4 Die totale Existenzsicherung eines jeden einzelnen Kreditinstituts würde zwar einen lückenlosen Schutz der Gläubiger von Kreditinstituten vor Vermögensverlusten und damit auch den Schutz des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Funktionsfähigkeit des Kreditwesens garantieren, aber gleichzeitig die Beendigung des marktwirtschaftlichen Systems mit seinem Ausleseprozess unter den Konkurrenten im Kreditsektor bedeuten. Neben einer Bevorzugung der Eigentümer von Banken gegenüber anderen Unternehmenseigentümern durch die Aufhebung der Gefahr, Vermögensverluste zu erleiden, würde sich die Gefahr einer Bankenschieflage sogar noch weiter erhöhen, wenn auf

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Vgl. KUPITZ, ROLF (1983, Kreditwirtschaft), S. 160–161. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1964, Bankpolitik), S. 29, Tz. 50. Zum Gläubigerrun vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2020, Gläubigerrun), S. 195. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 20; WIRTSCHAFTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES (1961, Bericht), S. 2; WELCKER, JOHANNES (1978, Neuordnung), S. 20–22; MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 22–23; KUPITZ, ROLF (1983, Kreditwirtschaft), S. 161–162; BALTENSPERGER, ERNST (1988, Regulierung), S. 56; BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 272. Vgl. MÖSCHEL, WERNHARD (1975, Bankenrecht), S. 1028; MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 39; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1984, Schutzzweck), S. 485.

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Ebene der Unternehmensleitung die sogenannte moral hazard-Problematik1 entstünde „mit der Folge einer überhöhten Risikoaufnahme, um höhere Renditen zu erzielen im Vertrauen darauf, dass im Misserfolgsfall öffentliche Hilfe geleistet wird“2. Des Weiteren hätte eine staatliche Bestandsgarantie zweifelsohne außerordentlich starke staatliche Eingriffe zur Folge, die eine Steuerung des Kreditgewerbes ausschließlich nach den Vorstellungen und Zielen des Staates beinhalten würde. Eine totale Existenzsicherung für Banken und eine Wettbewerbswirtschaft schließen sich damit aus.3 Die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens kann demzufolge nicht gleichbedeutend mit der Erhaltung aller Kreditinstitute sein. Damit kann auch kein öffentliches Interesse an der Existenzsicherung eines jeden einzelnen Kreditinstituts bestehen, sondern es gilt, dem möglichen Ansteckungseffekt eines Bankzusammenbruchs, also der Gefahr, welche sich aus der Insolvenz bereits einer einzelnen Bank für die Sicherheit und Stabilität des Kreditgewerbes in seiner Gesamtheit ergeben kann, auf eine andere Art und Weise wirkungsvoll entgegenzutreten. Es ist ein umfassendes Geflecht von gläubigerschützenden Maßnahmen im Kreditgewerbe zu schaffen, das von Bankeinlegern allgemein als ausreichend erachtet wird. Sobald sie also uneingeschränkt auf die Sicherheit ihrer Einlagen vertrauen können, greifen die gläubigerschützenden Maßnahmen über den individuellen Gläubigerschutz hinaus. Bei Eintreten von Schwierigkeiten bei einer einzelnen Bank wird es dann i. d. R. nicht zu einem Run auf die Schalter dieser Bank kommen, vor allem wird aber die in einer Marktwirtschaft nicht auszuschließende Insolvenz eines einzelnen Kreditinstituts nicht zu einem allgemeinen Run auf die Bankschalter führen. Die Funktionsfähigkeit des Kreditwesens wird dann durch einzelne Insolvenzen innerhalb dieses Wirtschaftszweigs nicht mehr gefährdet. Es ist allerdings zu beachten, dass mit dem sogenannten Bankenkollaps und den sogenannten Simultanauswirkungen4 neben der Gefahr eines allgemeinen Runs zwei weitere systemische Risiken existieren, die die Funktionsfähigkeit des Kreditwesens gefährden. Da insofern allein durch Maßnahmen des Gläubigerschutzes der Funktionenschutz nicht gewährleistet werden kann, ist der Gläubigerschutz als Unterziel zu charakterisieren, der nur einen Teil zur Erreichung des alleinigen Oberziels Funktionenschutz beitragen kann und sich diesem daher unterzuordnen hat.5

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Vgl. dazu GRAMLICH, LUDWIG (2020, Moral Hazard), S. 1434. MEISTER, EDGAR (1999, Banks), S. 7. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 530; MERTENS, HANS-JOACHIM (1984, Gruppenkonsolidierung), S. 228; SCHIEBER, HELMUT (1993, Aspekte), S. 7. Vgl. hierzu ausführlich KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 96–120. Vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 121–122.

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2. Kapitel Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in Deutschland

2. Kapitel: Notwendigkeit und Ziele bankenaufsichtsrechtlicher Regelungen Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in der Bundesrepublik Deutschland von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Überblick

Das Gesetz über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz, KWG) bildet in der Bundesrepublik Deutschland – zusammen mit der EU-Verordnung CRR – die maßgebende Rechtsgrundlage der allgemeinen staatlichen Bankenaufsicht. Die Vorschriften des KWG werden in Gestalt von Rechtsverordnungen und Verwaltungsmaßnahmen der für die Abwicklung der Bankenaufsicht zuständigen Organe sowohl ergänzt als auch inhaltlich präzisiert. Daneben existieren für ausgewählte Teilbereiche des Kreditsektors zahlreiche Sonderaufsichtsgesetze mit Vorgaben bankenaufsichtsrechtlicher Relevanz, wie bspw. für Pfandbriefbanken das Pfandbriefgesetz (PfandBG) und für Bausparkassen das Gesetz über Bausparkassen (BauSparkG). Der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit Sitz in Bonn und Frankfurt am Main obliegt gemäß § 6 Abs. 1 KWG die Aufsicht über die Kreditinstitute in der Bundesrepublik Deutschland.1 Insbesondere bei der laufenden Überwachung der Banken arbeitet die BaFin gemäß § 7 KWG mit der Deutschen Bundesbank zusammen. In § 6 Abs. 1 bis Abs. 2 KWG werden der BaFin im Rahmen der Bankenaufsicht verschiedene Aufgabenbereiche – synonym hierfür auch Tätigkeitsziele – zugewiesen.2 Demnach hat die BaFin insbesondere 1. die Aufsicht über die Kreditinstitute nach den Vorschriften des Kreditwesengesetzes und weiterer Bestimmungen auszuüben und 2. Missständen im Kreditwesen entgegenzuwirken, welche a. die Sicherheit der den Kreditinstituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden, 1 2

Die BaFin übt als integrierte Finanzmarktaufsicht neben der Aufsicht über Banken auch die Aufsicht über Finanzdienstleister, Versicherer und den Wertpapierhandel aus. Ergänzend dazu obliegt der BaFin gemäß § 4 Abs. Ia Satz 1 FinDAG der Schutz der kollektiven Verbraucherinteressen. Vgl. dazu WASCHBUSCH, GERD (2020, Verbraucherschutz), S. 1198–1199.

2. Kapitel Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in Deutschland

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b. die ordnungsmäßige Durchführung der Bankgeschäfte beeinträchtigen oder c. erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft herbeiführen können. Während das erstgenannte Tätigkeitsziel insbesondere auf das Verhalten einzelner Kreditinstitute abzielt, richtet sich das zweitgenannte Tätigkeitsziel auf Fehlentwicklungen des Bankensektors in seiner Gesamtheit oder zumindest in wesentlichen Teilen.1 Eine eindeutige Abgrenzung beider Tätigkeitsziele ist allerdings nicht möglich; die Übergänge sind vielmehr fließend.2

II.

Aufsicht über die Kreditinstitute

Das erste Tätigkeitsziel enthält „die Generalklausel für die ‚eigentliche‘ Bankenaufsicht, die eine Aufsicht über die einzelnen Kreditinstitute ist“3. Die BaFin hat die Einhaltung der durch den Gesetzgeber aufgestellten Vorschriften, die zu einer gesunden inneren Struktur und einer soliden Geschäftsführung der Kreditinstitute beitragen sollen, laufend zu überwachen.4 Im Rahmen der ihr gesetzlich zugewiesenen Aufgaben obliegt der BaFin gemäß § 6 Abs. 3 KWG eine Anordnungskompetenz gegenüber den Kreditinstituten sowie ihren Geschäftsleitern, die es ihr ermöglicht, Anweisungen zu treffen, „die geeignet und erforderlich sind, um Verstöße gegen aufsichtsrechtliche Bestimmungen zu verhindern oder zu unterbinden oder um Missstände in einem Institut zu verhindern oder zu beseitigen, welche die Sicherheit der dem Institut anvertrauten Vermögenswerte gefährden können oder die ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte (…) beeinträchtigen“5. Solche Missstände können beispielsweise in Versäumnissen in der internen Organisation einer Bank sowie in der Einhaltung der Grundsätze ordnungsmäßiger Geschäftsführung und Sicherung der Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung begründet liegen.6 Durch solche bei den einzelnen Kreditinstituten ansetzenden Aufsichtsbemühungen der BaFin und unterstützt durch deren Anordnungskompetenz7 soll die Schaffung und die Aufrechterhaltung eines relativ hohen Bonitätsniveaus erreicht werden, so dass individuelle Gefährdungen der Banken gar nicht erst auftreten.8 Der Tendenz nach wird durch das Kreditwesengesetz eine Unternehmenssicherung angestrebt,9 wobei 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Vgl. BGH, Urteil vom 15.02.1979 (Wetterstein-Entscheidung), III ZR 108/76, NJW 1979, S. 1354– 1355. Vgl. MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 25. BGH, Urteil vom 15.02.1979 (Wetterstein-Entscheidung), III ZR 108/76, NJW 1979, S. 1354–1355. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 20. § 6 Abs. 3 Satz 1 KWG. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1997, Entwurf), S. 74. Vgl. BGH, Urteil vom 15.02.1979 (Wetterstein-Entscheidung), III ZR 108/76, NJW 1979, S. 1354– 1355. Vgl. MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 42; MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 29. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1975, Bericht), S. 17.

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2. Kapitel Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in Deutschland

allerdings der Zusammenbruch einzelner Kreditinstitute im Rahmen der Auslesefunktion des Wettbewerbs akzeptiert wird.1 Was jedoch mit den Aufsichtsnormen des Kreditwesengesetzes grundsätzlich verbunden sein soll, ist eine Verminderung der Krisenanfälligkeit der Kreditinstitute.2 Die der BaFin nach den Vorschriften des Kreditwesengesetzes aufgetragene Aufsicht ist daher auch nicht im Sinne einer unbedingten oder absoluten Existenzsicherung zu interpretieren, sondern im Sinne einer Verringerung der Insolvenzwahrscheinlichkeiten im Kreditsektor.3 Die Beschränkung der Gefahr des Zusammenbruchs eines Kreditinstituts durch aufsichtsrechtliche Maßnahmen der BaFin bildet indessen kein eigenständiges bankenaufsichtsrechtliches Ziel, sondern dient vielmehr der Absicht, die Gläubiger dieses Wirtschaftszweigs vor Vermögensverlusten infolge von Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung ihrer Bank zu bewahren.4 „Der Kerngedanke des Kreditwesengesetzes lautet demnach: Schutz der Vermögensansprüche der Gläubiger von Kreditinstituten (…) durch vorbeugende Institutserhaltung.“5 Ein solcher mittelbarer Gläubigerschutz über die vorsorgliche Sicherung der Liquidität und Solvabilität einzelner Banken geht zudem regelmäßig einher mit einer allgemeinen Stärkung des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des Kreditsektors.6 Die auf die grundsätzliche Bestandssicherung von (einzelnen) Kreditinstituten ausgerichteten Einwirkungsmöglichkeiten der BaFin leisten aber damit – unterstützt durch weitere gläubigerschützende Maßnahmen7 – zugleich einen Beitrag zur Sicherung der Funktionsfähigkeit des gesamten Kreditwesens und darüber hinaus der gesamten Volkswirtschaft, indem sie einen allgemeinen Run auslösende Vermögensverlusterwartungen der Gläubiger von Banken reduzieren. Die in der Regierungsbegründung

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4 5

6 7

Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 20; BUNDESREGIERUNG (1975, Bericht), S. 17. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 20. Vgl. PROFESSOREN-ARBEITSGRUPPE (1981, Bestimmung), S. 8–9; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1984, Schutzzweck), S. 485 und S. 487; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1987, Finanzierungsformen), S. 41–42; DEUTSCHE BUNDESBANK (1992, Einlagensicherung), S. 31; HEIN, MANFRED (1993, Einführung), S. 98. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 524; PROFESSOREN-ARBEITSGRUPPE (1981, Bestimmung), S. 8; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1983, Bankenaufsichtsziele), S. 11 und S. 79–81; BÄHRE, INGE LORE; SCHNEIDER, MANFRED (1986, KWG-Kommentar), S. 113. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 166–167. Vgl. auch DÜRRE, GÜNTER (1973, Möglichkeiten), S. 1189; DÜRRE, GÜNTER (1975, Nochmals), S. 896; BÄHRE, INGE LORE (1975, Möglichkeiten), S. 411–412; BECKER, WOLF-DIETER (1975, Thesen), S. 760; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1975, Normen), S. 525 und S. 545; WELCKER, JOHANNES (1978, Neuordnung), S. 27; ZEITLER, ISABELLA (1984, Bankgeschäft), S. 41. Zur Bedeutung des Vertrauens im Kreditgewerbe vgl. ausführlich WASCHBUSCH, GERD; SCHUSTER, HANNES; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Vertrauen). Hier ist neben geeigneten handelsrechtlichen Rechnungslegungs- und Publizitätsvorschriften insbesondere auf den unmittelbaren Gläubigerschutz durch Einlagensicherungs- oder Anlegerentschädigungssysteme hinzuweisen. Zu den Zielen einer Einlagensicherung vgl. das 4. Kapitel Teil B.IV.1.

2. Kapitel Teil B: Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht in Deutschland

79

zum Kreditwesengesetz explizit als Gesetzeszweck bezeichneten Zielsetzungen Gläubigerschutz und Funktionenschutz1 sind somit Ziele der bundesdeutschen Bankenaufsicht, die nicht völlig unabhängig voneinander zu betrachten sind, sondern vielmehr als miteinander verwobene Aufsichtsvorstellungen.

III. Einschreiten gegen Missstände im Kreditwesen Im Rahmen des zweiten Tätigkeitsziels stellt „der Kreditapparat als Ganzes oder mindestens in fachlichen oder regionalen Teilen“2 das Objekt der bankenaufsichtsrechtlichen Überwachung dar. Neben der Aufsicht über die Einhaltung der einzelnen bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften muss die BaFin die allgemeine Entwicklung des Kreditwesens laufend überwachen, um Tendenzen, die den Zwecken des Kreditwesengesetzes zuwiderlaufen und insofern als Missstände anzusehen sind, rechtzeitig zu erkennen und ihnen entgegenwirken zu können.3 In diesem Zusammenhang betont die erste Zielkomponente dieses zweiten Tätigkeitsziels den besonderen Gläubigerschutz im Kreditwesen („Sicherheit der den Kreditinstituten anvertrauten Vermögenswerte“), wohingegen die zweite und dritte Zielkomponente die Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens besonders hervorheben („ordnungsmäßige Durchführung der Bankgeschäfte“, Vermeidung „erheblicher Nachteile für die Gesamtwirtschaft“). Damit werden aber auch hier letzten Endes dieselben Postulate angesprochen wie bereits im erstgenannten Tätigkeitsziel. Sowohl die Überwachung der Einhaltung der Vorschriften des Kreditwesengesetzes bei den einzelnen Instituten als auch die Überwachung des Kreditsektors als Ganzes dienen folglich zugleich dem Gläubigerschutz und der Sicherung der Funktionsfähigkeit des Kreditwesens.

1 2 3

Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 20. BGH, Urteil vom 15.02.1979 (Wetterstein-Entscheidung), III ZR 108/76, NJW 1979, S. 1354. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 30.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

81

3. Kapitel: Entwicklungslinien der Bankenaufsicht Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Vorbemerkungen

In den meisten Staaten unterliegen die Kreditinstitute seit längerer Zeit einer speziellen Gewerbeaufsicht, der Bankenaufsicht.1 Diese Beaufsichtigung der Kreditinstitute erfolgt üblicherweise auf nationaler Basis, d. h., die nationale Aufsichtsbehörde eines Staates überwacht ausschließlich die Kreditinstitute mit Sitz in diesem Staat. Besäße jeder Staat eine eigene Bankenaufsicht, so würden alle Regionen dieser Erde erfasst und sämtliche Kreditinstitute einer Überwachung durch die jeweils zuständige Aufsichtsbehörde unterliegen, sodass es keine aufsichtsfreien Gebiete geben würde. In einem solchen Fall könnte zunächst vermutet werden, dass die Beaufsichtigung der Kreditinstitute keinerlei Probleme verursacht und es sich mithin um einen von der Bankenaufsicht anzustrebenden Idealzustand handeln würde. Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine rein national ausgerichtete Bankenaufsicht dazu in der Lage ist, die Kreditinstitute angesichts zunehmend grenzüberschreitender Bankgeschäfte sowie der weltweiten Verflechtung der Finanzmärkte adäquat zu überwachen. Außerdem ist zu beachten, dass – falls die nationalen bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften unterschiedlich streng sind – sich Verzerrungen im Wettbewerb der Kreditinstitute untereinander ergeben können. Insbesondere die Große Finanzkrise (Great Financial Crisis) der Jahre 2007/2008 hat die Bedeutung der systemischen Risiken durch grenzüberschreitende Geschäfte aufgezeigt und verdeutlicht, dass die Folgen von Bankzusammenbrüchen nicht auf das Gebiet eines Staates beschränkt sind, sondern auch negative Folgen für Kreditinstitute und die Wirtschaft anderer Staaten haben können. Eine ordnungsgemäße Überwachung der Kreditinstitute, die die Wahrscheinlichkeit von Bankzusammenbrüchen reduziert, muss daher nicht nur im Interesse des Heimatstaates sein, sondern kann auch für andere Staaten und deren Kreditinstitute von Bedeutung sein.

1

Vgl. u. a. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 14–15.

82

II.

1.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

Veränderungen in der Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute als Ausgangspunkt für die Internationalisierung der Bankenaufsicht Internationalisierung des Bankwesens

Würden Kreditinstitute lediglich auf ihren Heimatmärkten präsent sein und auch nur dort Bankgeschäfte mit inländischen Wirtschaftssubjekten tätigen, so würde kein Grund für eine Internationalisierung der Bankenaufsicht bestehen, da die inländische Bankenaufsicht die gesamte Geschäftstätigkeit der inländischen und damit ihrer Aufsicht unterliegenden Kreditinstitute überwachen könnte und Schieflagen von Kreditinstituten, die ihrer Aufsicht unterliegen, keine Auswirkungen auf Kreditinstitute mit Sitz im Ausland haben würden. Allerdings haben sich in den letzten Jahrzehnten gravierende Veränderungen in der Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute ergeben, die eine adäquate Überwachung der Kreditinstitute allein auf nationaler Basis unmöglich machen. Ausgangspunkt für die tiefgreifenden Veränderungen im Bankgewerbe ist der internationale Warenverkehr. Seit den 1960er-Jahren ist eine zunehmende güterwirtschaftliche Verflechtung zwischen den wichtigsten nationalen Volkswirtschaften festzustellen, der zunächst verstärkte Außenhandelsbeziehungen zugrunde lagen.1 Unternehmen produzierten Waren üblicherweise in ihrem Heimatland und exportierten sie dann in die Länder, in denen diese Güter nachgefragt wurden. Um die Transportkosten zu reduzieren und um in engeren Kontakt mit den jeweiligen nationalen Märkten zu treten, weiteten die Industrie- und Handelsunternehmen ihre Aktivitäten über die geografischen Grenzen ihrer Heimatländer aus und errichteten neue Produktionsstätten im Ausland.2 Dieser Prozess wurde durch die Schaffung des europäischen Binnenmarktes noch verstärkt, und es entstanden multinational tätige Konzerne, die einen hohen Kapitalbedarf besaßen und das Bankgewerbe weltweit beeinflussten. Während amerikanische Kreditinstitute diesem Trend folgend ihre Geschäftstätigkeit vergleichsweise früh auf andere Länder, insbesondere auf die europäischen Staaten, ausdehnten, begnügten sich die europäischen Kreditinstitute zunächst mit der Außenhandelsfinanzierung sowie der Abwicklung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs.3 Bedingt durch die zunehmende Konkurrenz amerikanischer Kreditinstitute, aber auch weil die multinationalen Konzerne aufgrund ihrer nun internationalen Geschäftstätigkeit bei ihren Hausbanken neben dem herkömmlichen Bankgeschäft neuartige Leistungen (z. B. Marktstudien über ausländische Märkte, Unterstützung bei Unternehmensgründungen und -übernahmen im Ausland) nachfragten, weiteten 1 2 3

Vgl. RÖMER, MONIKA (1977, Harmonisierung), S. 22. Vgl. KARIGER, JÖRG C. (1991, Ausgestaltung), S. 1. Vgl. KARIGER, JÖRG C. (1991, Ausgestaltung), S. 1.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

83

auch die europäischen Kreditinstitute ihre Geschäftstätigkeit über die nationalen Grenzen ihres Sitzlandes aus. Die Kreditinstitute versuchten dabei auf verschiedene Arten, auf ausländischen Finanzmärkten präsent zu sein. So waren neben dem Aufbau von Korrespondenzbankbeziehungen auch Kooperationen zwischen Kreditinstituten aus unterschiedlichen Ländern sowie gemeinschaftliche Bankgründungen durch Kreditinstitute aus verschiedenen Staaten üblich. Aber auch die Errichtung von Repräsentanzen und Zweigstellen sowie die Gründung von rechtlich selbstständigen Tochtergesellschaften im Ausland oder der Erwerb von Minderheitsbeteiligungen an ausländischen Kreditinstituten waren weit verbreitet. Die Wahl der jeweiligen Strategie hing vor allem von den Zielen sowie den Ressourcen des jeweiligen Kreditinstituts ab.1 Dadurch, dass sich die Kreditinstitute in wachsendem Maße an den wichtigsten internationalen Finanzplätzen engagierten, und aufgrund der rasanten Entwicklung neuer Informationstechnologien wurde eine weitgehende Verzahnung der verschiedenen Finanzmärkte ermöglicht, die in einem Zusammenwachsen der internationalen Finanzzentren zu einem einheitlichen Markt gipfelte.2 Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Globalisierung der Industrie- und Handelsunternehmen zu einer Globalisierung des Bankgewerbes sowie der Finanzmärkte geführt hat.

2.

Securitisation und Disintermediation

Die Globalisierungsbestrebungen der multinationalen Industrie- und Handelskonzerne beeinflussten deren Finanzierungsbedarf und hatten Änderungen in ihrem Finanzierungsverhalten zur Folge, die sich wiederum auf die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute auswirkten und zu bedeutenden Veränderungen auf den Finanzmärkten führten. Zum einen stieg – aufgrund des Zusammenbruchs des Systems von Bretton Woods im Jahre 1973 und des damit verbundenen Übergangs zu flexiblen Wechselkursen – das Bedürfnis international tätiger Unternehmen nach einer Absicherung ihrer Wechselkursrisiken. Die Kreditinstitute, an die sich die Unternehmen zu diesem Zweck wandten, mussten ihrerseits auf den internationalen Devisenmärkten aktiv werden, um die von ihren Kunden übernommenen Wechselkursrisiken abzusichern. Zum anderen änderten sich mit der Verbriefung von Forderungen (Securitisation) gegen Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-Jahre die Rahmenbedingungen auf den Finanzmärkten, wodurch sich gravierende Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute ergaben, die noch bis heute spürbar sind. Ausgangspunkt für diesen Veränderungsprozess waren Änderungen im Finanzierungsverhalten der Kreditnehmer sowie im Anlageverhalten der Investoren. So sahen sich die Kreditinstitute 1 2

Vgl. HERRHAUSEN, ALFRED (1988, Bankpolitik), S. 246; SEIPP, WALTER (1988, Europa), S. 254. Vgl. ESCHLE, WALTER (1990, Finanzinnovationen), S. 49–51.

84

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

verstärkt dem Wunsch der Kapitalnachfrager nach flexibleren und kostengünstigeren Finanzierungsmöglichkeiten sowie dem Wunsch der Kapitalanbieter nach Investitionsmöglichkeiten in Titel erstklassiger Schuldner bei gleichzeitig hoher Liquidität gegenüber.1 Während sich zuvor Kreditnehmer die benötigte Liquidität vor allem durch Kreditaufnahmen bei den Kreditinstituten beschafften und die Kreditinstitute ihrerseits die dazu erforderlichen Mittel von ihren Kunden in Form von Einlagen erhielten, wurde mit der zunehmenden Verbriefung von Forderungen (Securitisation) ein Prozess in Gang gesetzt, der diese Finanzintermediation der Kreditinstitute umging und damit die Beziehungen zwischen den Kreditinstituten und ihren Kreditnehmern nachhaltig beeinflusste. In seiner weiten Bedeutung bezeichnet der Begriff „Securitisation“ die Entwicklung von Märkten für handelbare Kreditsubstitute (z. B. Note Issuance Facilities), die die Finanzierung von Unternehmen über Bankkredite zurückdrängen, indem durch direkte Kreditbeziehungen zwischen Investoren und Kapitalnachfragern die Kreditinstitute und ihre Transformationsfunktionen umgangen werden.2 Kreditinstitute können nämlich als Finanzintermediäre angesehen werden, da sie sich zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer schalten „und den bei diesen bestehenden Finanzmittelüberschuss (Anlagebedarf) bzw. deren Defizit an finanziellen Mitteln (Kapitalbedarf) dadurch ausgleichen, dass sie gegen das Versprechen späterer Rückzahlung einerseits finanzielle Mittel von den originären Kapitalgebern entgegennehmen und andererseits den originären Kapitalnehmern die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung stellen“3. Aus dieser Intermediationsleistung der Kreditinstitute ergeben sich die Transformationsfunktionen der Kreditinstitute (z. B. Losgrößentransformationsfunktion, Fristentransformationsfunktion, Risikotransformationsfunktion), die für die beteiligten Marktteilnehmer von Nutzen sind. Durch die Intermediation der Kreditinstitute wird also die ursprünglich direkte Vertragsbeziehung zwischen dem Kapitalgeber und dem Kapitalnehmer durch zwei indirekte Vertragsbeziehungen (zwischen Kapitalgeber und Kreditinstitut einerseits sowie zwischen Kreditinstitut und Kapitalnehmer andererseits) ersetzt. Diese für die Kreditinstitute typische Tätigkeit ist durch den Verbriefungsprozess jedoch in einigen Bereichen stark zurückgedrängt worden. So verzichten vor allem international bekannte Unternehmen mit einer sehr guten Bonität immer häufiger auf die bislang übliche Kapitalbeschaffung bei den Kreditinstituten und wenden sich mit der Emission von Schuldtiteln auf den internationalen Geld- und Kapitalmärkten direkt an die Investoren. Da die Intermediationsleistung der Kreditinstitute hierbei umgangen wird, 1 2 3

Vgl. BESTMANN, UWE (1988, Innovationen), S. 226. Vgl. STUDY GROUP ESTABLISHED BY THE CENTRAL BANKS OF THE GROUP OF TEN COUNTRIES (1986, Innovations), S. 266. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 73.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

85

wird dieser Vorgang auch als „Disintermediation“ bezeichnet. Die Rolle der Kreditinstitute beschränkt sich dabei – sofern sie nicht selber als Kapitalanbieter oder als Kapitalnachfrager auftreten – im Wesentlichen auf die Abgabe von Übernahmegarantien, um den Platzierungserfolg der zu emittierenden Papiere sicherzustellen. In seiner engen Bedeutung bezeichnet der Begriff „Securitisation“ das Phänomen, dass Kreditinstitute die von ihnen vergebenen „traditionellen“ Bankkredite in Form von unverbrieften Buchforderungen vor allem aus Rentabilitäts- oder Liquiditätsgründen, aber auch aufgrund bankenaufsichtsrechtlicher Überlegungen, in verbriefte Forderungen in Form von handelbaren Wertpapieren transformieren, die dann von Kapitalsammelstellen oder Nichtbanken erworben werden können. Als eine der bekanntesten Erscheinungsformen dieser Verbriefungstendenzen ist sicherlich das Finanzinstrument „Asset Backed Securities“ (kurz: ABS)1 anzusehen. Während die Kreditinstitute also einerseits neue Produkte schufen, mit denen sie die Risiken aus ihren Kreditengagements auf andere Marktteilnehmer übertragen konnten, erlitten sie andererseits durch die zunehmende Substitution von Bankkrediten durch Unternehmensanleihen empfindliche Rentabilitätseinbußen. Dies umso mehr, als vor allem Unternehmen mit einem hohen Kapitalbedarf und einer sehr guten Bonität sich über die Finanzmärkte finanzierten.

3.

Einführung des Euro als gemeinsame Währung im Euro-Raum

Mit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) am 01.01.1999 wurde der Euro als gemeinsame Währung in einigen Mitgliedstaaten der EU eingeführt.2 Seitdem wird das Gebiet derjenigen EU-Mitgliedstaaten, die den Euro eingeführt haben, als Euro-Raum bezeichnet.3 Mittlerweile hat der Euro in den Staaten des Euro-Raums die bisherigen nationalen Währungen abgelöst und ist dort nun alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Somit existiert jetzt ein Währungsraum, der mehrere Staaten umfasst und in dem es eine gemeinsame Währung – den Euro – gibt. Diese neuartige Situation war einer weitgehenden Internationalisierung der Bankgeschäfte außerordentlich dienlich, da die Barriere unterschiedlicher Währungen und 1 2

3

Vgl. zur Funktionsweise von ABS-Transaktionen WASCHBUSCH, GERD (1998, Securities), S. 409– 414; BIEG, HARTMUT; KUßMAUL, HEINZ; WASCHBUSCH, GERD (2016, Finanzierung), S. 420–424. Der Euro wurde zunächst in den folgenden EU-Mitgliedstaaten als gemeinsame Währung eingeführt: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien. Am 01.01.2001 wurde der Euro auch in Griechenland eingeführt. Es folgten Malta und Zypern (01.01.2008), Lettland (01.01.2014) und Litauen (01.01.2015). Zu den EU-Mitgliedstaaten, in denen der Euro bislang noch nicht gesetzliches Zahlungsmittel ist, zählen neben Dänemark und Schweden auch die folgenden Staaten: Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Kroatien. Vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2020, Euro-Raum), S. 694.

86

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

ein damit verbundenes Währungsrisiko mit der Einführung des Euro in dem gemeinsamen Währungsraum wegfielen. Mit dieser Entwicklung verbunden sind die folgenden Faktoren, die für die Internationalisierung des europäischen Bankwesens von großer Bedeutung sind. Zum einen ist seit der Einführung des Euro der Anreiz für Kunden von Kreditinstituten gestiegen, Bankgeschäfte nicht mehr ausschließlich im Inland zu tätigen; vielmehr steht ihnen nun – ohne ein Währungsrisiko eingehen zu müssen – der gesamte Euro-Raum mit einer Vielzahl von Kreditinstituten zur Verfügung. Hierdurch haben sich der Wettbewerb und die Produktvielfalt erhöht sowie die Konditionen für die Kunden verbessert. Zum anderen sind die Kreditinstitute – ebenfalls aufgrund des weggefallenen Währungsrisikos sowie des erhöhten Wettbewerbs – verstärkt dazu übergegangen, ihre Geschäftstätigkeit auf den gesamten Euro-Raum bzw. auf ausgewählte Teilgebiete des Euro-Raums auszudehnen.1 Daneben bewirkte die gemeinsame Währung eine rasche Integration der Geld- und Kapitalmärkte. „Die währungsbasierte Segmentierung der Märkte für unbesicherte Interbank-Einlagen war beispielsweise sehr schnell nach Einführung des Euro verschwunden.“2 Außerdem war bereits ein Jahr nach Einführung des Euro der Anteil grenzüberschreitender Interbankengeschäfte sowohl im unbesicherten als auch im Repo-Interbankenmarkt auf mehr als 50 % gestiegen.3

4.

Technologisierung des Bankensektors

Auch im Bereich des Bankensektors ist in den vergangenen Jahrzehnten eine zunehmende Technologisierung festzustellen gewesen, die sich in den letzten Jahren sogar deutlich beschleunigt hat. Neben dem allgemeinen technischen Fortschritt haben insbesondere die Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation einen nachhaltigen Einfluss auf das Bankwesen gehabt. Durch den Einsatz neuer Telekommunikationstechniken ist es den Kunden von Kreditinstituten möglich, Bankdienstleistungen in einem bislang nicht gekannten Maße unabhängig von Ort und Zeit in Anspruch nehmen zu können. Hervorzuheben ist hierbei vor allem der Einsatz des Internets, mit dessen Hilfe der Vertrieb von Bankdienstleistungen in neue Dimensionen vorstieß. Indem Bankprodukte über das Internet angeboten und von den Kunden in Anspruch genommen werden können, ist das grenzüberschreitende Betreiben von Bankgeschäften für die Kreditinstitute wesentlich einfacher geworden, da der kostenintensive Aufbau und der laufende Unterhalt der erforderlichen Organisationsstrukturen sowie die 1 2 3

So auch die bereits zu Beginn der Währungsunion abgegebene Einschätzung durch die EZB (1999, Jahresbericht 1998), S. 116–117; EZB (1999, Effects), S. 1. DUISENBERG, WILLEM F. (2000, Zukunft), S. 14. Vgl. EZB (2000, WWU), S. 55.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

87

physische Präsenz vor Ort durch global erreichbare Internetseiten weitgehend substituiert werden können. Durch diese neuartigen Möglichkeiten ist die Internationalisierung des Bankwesens vorangetrieben worden und der Wettbewerb der Kreditinstitute untereinander hat an Schärfe zugenommen, da die Markteintrittsbarrieren für ausländische Kreditinstitute nun deutlich niedriger sind. Die Auswirkungen des Einsatzes neuer Technologien waren aber nicht nur auf das Kundengeschäft beschränkt, sondern haben auch Einfluss auf das Interbankengeschäft gehabt. So sind sowohl die Vernetzung der internationalen Finanzmärkte als auch die grenzüberschreitende Verflechtung der Geschäftsbeziehungen der Kreditinstitute untereinander in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

III. Gründe für die Internationalisierung der Bankenaufsicht Eine Beaufsichtigung der Kreditinstitute allein auf nationaler Basis ist nur solange sinnvoll, wie die Kreditinstitute lediglich auf dem inländischen Markt tätig sind und nur mit inländischen Kontraktpartnern Geschäfte abschließen. In diesem Fall ist es der nationalen Bankenaufsicht möglich, die erforderlichen Informationen von den nationalen Kreditinstituten zu erhalten und diese adäquat zu beaufsichtigen, weil sie die von ihr als notwendig erachteten Maßnahmen gegenüber den beaufsichtigten Instituten durchsetzen kann. Da in einer solchen Situation eine Internationalisierung der Bankenaufsicht keinen nennenswerten Nutzen für die nationalen Bankenaufsichtsbehörden mit sich bringen würde, könnte auf sie ohne Weiteres verzichtet werden. Sobald aber die Stabilität des nationalen Bankensystems nicht ausschließlich vom inländischen Markt und von inländischen Geschäftspartnern der Kreditinstitute abhängt, ist eine rein national ausgerichtete Bankenaufsicht überfordert und eine zielgerichtete Beaufsichtigung der Kreditinstitute nicht mehr möglich.1 Die vorangehenden Ausführungen im 3. Kapitel Teil A.II. haben nun aber deutlich gemacht, dass von einem rein nationalen Bankenmarkt nicht mehr die Rede sein kann. Da die Kreditinstitute ihre Präsenz über die nationalen Grenzen hinaus ausgedehnt haben, ist es für die Bankenaufsicht sehr viel schwieriger geworden, die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute adäquat zu beaufsichtigen. Außerdem sind durch die Internationalisierung des Bankwesens die Kredit- und Finanzmärkte sowie die Geschäftsbeziehungen der Kreditinstitute untereinander mittlerweile weitgehend miteinander verzahnt. Daher wirken sich Schocks von anderen Märkten sehr viel schneller und in sehr viel stärkerem Maße auf die inländischen Kreditinstitute aus, als dies noch in den 1950er- und 1960er-Jahren der Fall war. Die Einführung des Euro hat diesen Effekt – zumindest für den Euro-Raum – noch einmal deutlich verstärkt. Hinzu 1

Zur Notwendigkeit einer Internationalisierung der Bankenaufsicht vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 31–32 und S. 80–81.

88

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

kommt, dass sich solche negativen Auswirkungen aufgrund der fortgeschrittenen Technologisierung im Kredit- und Finanzwesen mit einer sehr hohen Geschwindigkeit fortpflanzen und andere Märkte und Marktteilnehmer in kürzester Zeit treffen können. Es reicht somit nicht länger aus, dass eine nationale Bankenaufsichtsbehörde ausschließlich nationale Informationen sammelt und verarbeitet. Vielmehr ist für die Beaufsichtigung der Kreditinstitute eine umfassende Datenbasis erforderlich, die auch Informationen über die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute im Ausland sowie die dortigen Märkte enthält. Aber auch der Trend zur Securitisation hat bankenaufsichtliche Auswirkungen, da sich hieraus bedeutende Änderungen in der Risikostruktur der Kreditinstitute ergeben, die von der Bankenaufsicht nicht vernachlässigt werden dürfen. Die Disintermediation hat nämlich zur Folge, dass sich Unternehmen nicht mehr in dem Maße wie zuvor bei den Kreditinstituten verschulden. Damit reduziert sich der Anteil der Kredite an bonitätsmäßig erstklassigen Unternehmen am gesamten Kreditvolumen der Kreditinstitute, wodurch die Qualität der Kreditportfolios der Kreditinstitute sinkt bzw. die Ausfallwahrscheinlichkeit und damit das Adressenrisiko entsprechend steigen.1 Anstelle der Gewährung klassischer Bankkredite geben die Kreditinstitute heutzutage häufig Übernahmegarantien ab, die zwar aufgrund ihrer Bilanzunwirksamkeit nicht aus den Bilanzen der Kreditinstitute ersichtlich sind, mit denen aber dennoch ein Adressenrisiko verbunden ist. Derartige Finanzinstrumente werden vor allem auf den internationalen Finanzmärkten begeben und gehandelt. Ein weiterer Grund, der gegen eine rein national ausgerichtete Bankenaufsicht spricht, ist die Gefahr, dass Lücken in den bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften bestehen, wobei sich solche aufsichtsrechtlichen Lücken aus der rein national ausgerichteten Sichtweise der gesetzlichen Bestimmungen ergeben. So wurde beispielsweise die Gründung von Tochtergesellschaften mit Sitz im Ausland durch Kreditinstitute zunächst durch die rein national orientierten Bankenaufsichtsregelungen begünstigt. Da nämlich eine bankenaufsichtsrechtliche Berücksichtigung ausländischer Tochtergesellschaften bis in die 1980er-Jahre nicht vorhanden war, konnte ein Kreditinstitut seine Geschäfte über diese Tochterunternehmen ausbauen, ohne den Beschränkungen des Heimatlandes zu unterliegen.2 Die intensive Nutzung dieser bankenaufsichtsrechtlichen Lücke durch die Kreditinstitute macht deutlich, dass damals zumindest eine Harmonisierung der verschiedenen nationalen bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften dringend geboten war. Schließlich spricht für eine Internationalisierung der Bankenaufsicht noch die Neigung von Banken, Aufsichtsarbitrage zu betreiben. Es lässt sich nämlich beobachten, 1 2

Vgl. EZB (1999, Jahresbericht 1998), S. 117. Vgl. HAFKE, HEINZ-CHRISTIAN (1984, Bankrechtskoordinierung), S. 8.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

89

dass Banken ihre Geschäfte nach Möglichkeit dort durchführen wollen, wo die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen am wenigsten restriktiv sind. Dies kann dazu führen, dass Banken Teile ihrer Geschäftstätigkeit in solche Regionen verlagern, die ihnen aufgrund laxer Aufsichtsvorschriften eine höhere Flexibilität und geringere durch die Einhaltung der aufsichtsrechtlichen Vorschriften verursachte Kosten verheißen. Im Extremfall kann dies dazu führen, dass Banken sogar ihren Sitz in Regionen mit relativ lockeren Aufsichtsvorschriften verlegen, um sich den strengeren bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen ihres Herkunftslands zu entziehen. Das Problem der Aufsichtsarbitrage würde sich allerdings dann nicht stellen, wenn die bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften weltweit einheitlich wären. Aber auch eine weitgehende Angleichung der wesentlichen Bestimmungen könnte bereits zur Lösung des Problems ausreichen.

IV. 1.

Umsetzung der internationalen Bankenaufsicht Überblick

In der Praxis stellt sich im Rahmen der Internationalisierung der Bankenaufsicht insbesondere die Frage, wie stark die bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften sowie die institutionelle Beaufsichtigung der Banken vereinheitlicht werden sollen. Hierbei kann zwischen drei Basismodellen differenziert werden, die sich – wie Abbildung 11 zeigt – im Hinblick auf den Grad der Vereinheitlichung der bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften und der Bankenaufsichtspraxis unterscheiden.

Harmonisierung der Kooperation der

bankenaufsichtsrecht-

Errichtung einer supranationalen Banken-

lichen Bestimmungen nationalen Banken-

aufsichtsbehörde unter Beibehaltung

aufsichtsbehörden

der nationalen Zuständigkeit

mit umfassenden Eingriffsbefugnissen

zunehmende Vereinheitlichung der bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften sowie der Bankenaufsichtspraxis

Abbildung 11: Vereinheitlichungsgrade internationaler Bankenregulierung

90

2. a)

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

Basismodelle Kooperation der nationalen Bankenaufsichtsbehörden

In dem Modell mit dem geringsten Vereinheitlichungsgrad der nationalen Bankenaufsichtsbestimmungen besitzt jeder Staat eigene nationale bankenaufsichtsrechtliche Regelungen sowie eine eigene nationale Bankenaufsichtsbehörde, die für die Überwachung der Kreditinstitute in ihrem Hoheitsbereich zuständig ist. Weder die Aufsichtsvorschriften noch die Organisationsstruktur der Aufsichtsbehörden sind auf internationaler Ebene abgestimmt worden. Die Internationalisierung der Bankenaufsicht kommt in diesem Modell lediglich dadurch zum Ausdruck, dass die jeweiligen nationalen Bankenaufsichtsbehörden in Fragen der Beaufsichtigung grenzüberschreitend tätiger Kreditinstitute verstärkt miteinander kooperieren. Die Kooperation besteht dabei vor allem in der gegenseitigen Information der nationalen Bankenaufsichtsbehörden. Hierdurch soll das Problem gelöst werden, dass eine nationale Bankenaufsichtsbehörde ein Kreditinstitut mit umfangreicher grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit nicht adäquat überwachen kann, wenn sie die erforderlichen Informationen über die außerhalb ihres Aufsichtsgebiets betriebenen Bankgeschäfte nicht erhält. Dieses Modell ist zwar von der Struktur und den erforderlichen Maßnahmen her sehr einfach und schlank umzusetzen, jedoch greift es vom Ansatz her zu kurz. Denn durch eine derartige zwischenstaatliche Kooperation nationaler Bankenaufsichtsbehörden kann zwar sichergestellt werden, dass die Kreditinstitute die nationalen Bankenaufsichtsvorschriften durch grenzüberschreitende Geschäftstätigkeiten nicht vollständig unterlaufen können, jedoch bestehen nach wie vor unterschiedliche nationale Bankenaufsichtsvorschriften, wodurch es zu Wettbewerbsverzerrungen kommen kann. Den Kreditinstituten bieten sich somit weiterhin Anreize, Aufsichtsarbitrage zu betreiben. Darüber hinaus ist z. B. im Falle der Schieflage einer grenzüberschreitend tätigen Bank nicht sichergestellt, dass die erforderlichen Aufsichtsmaßnahmen auch von allen beteiligten nationalen Bankenaufsichtsbehörden durchgeführt werden können, eben weil die nationalen Aufsichtsvorschriften nicht aufeinander abgestimmt sind.

b)

Harmonisierung der bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen unter Beibehaltung der nationalen Zuständigkeit

Um derartige Wettbewerbsverzerrungen und Abstimmungsprobleme zu vermeiden, ist eine Mindestharmonisierung der bankenaufsichtsrechtlichen Regelungen erforderlich.1 Dies bedeutet, dass in den beteiligten Staaten ein bestimmtes Niveau für

1

Zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen als Ziel einer Internationalisierung der Bankenaufsicht vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 34–36.

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

91

die Bankenaufsichtsbestimmungen vorgegeben wird. Dieses Niveau darf nicht unterschritten werden, jedoch steht es den einzelnen Staaten frei, für ihr Aufsichtsgebiet strengere bankenaufsichtsrechtliche Regelungen zu erlassen und diese auf die der jeweiligen nationalen Bankenaufsicht unterliegenden Kreditinstitute anzuwenden. Jeder Staat hat somit ein eigenes – wenn auch harmonisiertes – bankenaufsichtsrechtliches Regelwerk sowie eine eigene Bankenaufsichtsbehörde, die für die Überwachung der Kreditinstitute in ihrem Hoheitsgebiet zuständig ist. Der Vorteil einer derart ausgestalteten internationalen Mindestharmonisierung ist insbesondere in der Nähe der nationalen Aufsichtsbehörden zu den von ihnen beaufsichtigten Kreditinstituten zu sehen. Hierdurch sowie durch die Möglichkeit, die Bankenaufsichtsvorschriften in gewissem Maße landesindividuell gestalten zu können, kann den regionalen Besonderheiten des Kreditsektors Rechnung getragen werden. Außerdem stellen in diesem Modell die unterschiedlichen nationalen Rechtssysteme kein unüberwindbares Hindernis dar, da die vorgegebenen Aufsichtsbestimmungen von den einzelnen Staaten in ihr nationales Rechtssystem zu integrieren sind und dabei die nationalen Besonderheiten des jeweiligen Rechtssystems angemessen berücksichtigt werden können. Die Bankenaufsichtsvorschriften der einzelnen Staaten sind somit vergleichbar, d. h. einander ähnlich, und grenzüberschreitend miteinander kompatibel.

c)

Errichtung einer supranationalen Bankenaufsichtsbehörde mit umfassenden Eingriffsbefugnissen

Von dem eben beschriebenen Modell der Harmonisierung der bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen unter Beibehaltung der nationalen Zuständigkeit unterscheidet sich das Modell der Errichtung einer supranationalen Bankenaufsichtsbehörde mit entsprechenden länderübergreifenden Kompetenzen. Gemäß diesem Modell geben die nationalen Bankenaufsichtsbehörden ihre Kompetenzen zur Überwachung der Kreditinstitute auf und übertragen diese auf eine supranationale Aufsichtsbehörde, der sämtliche Kreditinstitute in ihrem Überwachungsbereich unterstellt sind. Die Beaufsichtigung der Kreditinstitute erfolgt dabei auf Basis eines Regelwerks, das in sämtlichen Staaten identisch ist. Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise liegt darin, dass die vielfältigen nationalen Meldevorschriften für international tätige Kreditinstitute entfallen, da diese nur noch an eine einzige Aufsichtsbehörde melden müssen. Außerdem kann sichergestellt werden, dass die Bankenaufsichtsvorschriften von der Aufsichtsinstanz länderübergreifend einheitlich angewendet werden, da den aus unterschiedlichen Rechtssystemen stammenden nationalen Aufsichtsbehörden, die häufig nationale Interessen verfolgen, keine Entscheidungsbefugnis mehr zusteht. Allerdings stellt sich der supranationalen

92

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

Aufsichtsbehörde das Problem, die (einheitlichen) bankenaufsichtsrechtlichen Regeln auf Kreditinstitute aus Staaten mit unterschiedlichen Rechtssystemen und mit unterschiedlicher Finanzmarktinfrastruktur einheitlich anzuwenden. Außerdem wird die Nähe der Aufsichtsinstanz zu den ihr unterstellten Kreditinstituten in dem Modell der supranationalen Beaufsichtigung zurückgehen, wodurch regionale Besonderheiten des Bankwesens weniger Beachtung finden werden. Grundlegende Voraussetzung für die Realisation dieses Modells ist allerdings, dass die jeweiligen nationalen Regierungen bereit sind, die Aufsicht über die in ihrem Hoheitsgebiet ansässigen Kreditinstitute aus der Hand zu geben und an eine supranationale Aufsichtsbehörde, auf die sie selbst wenig oder gar keinen Einfluss haben, zu übertragen. Angesichts der Tatsache, dass eine nationale Regierung durchaus ihre eigenen Vorstellungen über die Stützung eines in Schieflage geratenen Kreditinstituts (beispielsweise zum Erhalt von Arbeitsplätzen) und den damit möglicherweise verbundenen Einsatz von Steuergeldern hat, erscheint es fraglich, ob die einzelnen Regierungen zur vollständigen Aufgabe ihrer nationalen Aufsichtsbefugnis bereit sind.

3.

Bisherige Entwicklungen

Lange Zeit lag die Ausgestaltung der bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften in der alleinigen Verantwortung und Zuständigkeit der einzelnen Staaten. Die nationalen Bankenaufsichtsbehörden agierten unabhängig voneinander; lediglich in einigen wenigen Fällen kam es zu einer Kooperation der Aufsichtsbehörden untereinander. Auch die bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen waren in den einzelnen Staaten individuell ausgestaltet. Diese erste Phase währte bis ungefähr Mitte der 1970er-Jahre, als in den EU-Mitgliedstaaten ein sukzessiver Übergang zur Mindestharmonisierung der Bankenaufsichtsvorschriften bei gleichzeitiger Kooperation der teilnehmenden Aufsichtsbehörden und gegenseitiger Anerkennung stattfand. Die Europäische Kommission erarbeitete bankenaufsichtsrechtliche Richtlinien, die die Mitgliedstaaten in nationales Recht zu transformieren hatten, wobei es den einzelnen Mitgliedstaaten freigestellt war, schärfere Anforderungen an die Kreditinstitute in ihrem Aufsichtsgebiet zu stellen. Eine in zeitlicher und inhaltlicher Hinsicht vergleichbare Entwicklung, die jedoch Staaten von mehreren Kontinenten umfasste, bestand hinsichtlich der vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht erarbeiteten Bestimmungen. Diese werden nicht unmittelbar geltendes Recht, sondern müssen erst von den im Baseler Ausschuss vertretenen Mitgliedstaaten jeweils in nationales Recht umgesetzt werden. Auf EU-Ebene erfolgten im Jahr 2014 wesentliche Schritte zur Anwendung des Modells mit dem stärksten Vereinheitlichungsgrad der Bankenaufsicht. Die Ver-

3. Kapitel Teil A: Internationalisierung der Bankenaufsicht

93

einheitlichung betrifft dabei a) die bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften, b) die Interpretation dieser Vorschriften sowie c) die direkte Beaufsichtigung der Kreditinstitute durch die Bankenaufsichtsbehörde. So wurden (a) mit der Capital Requirements Regulation (CRR) bankenaufsichtsrechtliche Vorschriften erlassen, die in allen Mitgliedstaaten der EU einheitlich gelten. In Bezug auf diese Vorschriften wurde also der Übergang von einer Mindestharmonisierung zu einer Maximalharmonisierung vollzogen. Die (b) Interpretation dieser Vorschriften erfolgt nun für alle EU-Mitgliedstaaten einheitlich durch die Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA). Eine unterschiedliche Auslegung der (identischen) Bestimmungen durch verschiedene nationale Aufsichtsbehörden ist insofern nicht mehr möglich. Und schließlich hat (c) die Europäische Zentralbank (EZB) die direkte Aufsicht über eine Vielzahl von Kreditinstituten aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten übernommen, sodass nun auch sichergestellt ist, dass die praktische Anwendung der (identischen) Vorschriften durch dieselbe Aufsichtsbehörde in einheitlicher Weise erfolgt. Zwar ist damit nun in der EU bereits ein erheblicher Grad an Vereinheitlichung erfolgt, jedoch kann noch lange nicht von einer vollständigen Vereinheitlichung der Bankenaufsicht gesprochen werden. So ist mit der CRR nur ein Teil der Bankenaufsichtsvorschriften EU-weit vollständig vereinheitlicht worden. Ein großer Teil des Bankenaufsichtsrechts wird weiterhin im Rahmen der Mindestharmonisierung durch EU-Richtlinien in nationales Recht transformiert. Darüber hinaus hat die EZB die direkte Aufsicht nur über einen Teil der Kreditinstitute aus der Eurozone übernommen. Die übrigen Institute aus der Eurozone sowie aus denjenigen EU-Mitgliedstaaten, die nicht am einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) teilnehmen,1 unterliegen auch weiterhin der direkten Beaufsichtigung durch nationale Aufsichtsbehörden. Diese Aufsichtsbehörden übernehmen nicht nur die praktische Beaufsichtigung der ihnen unterstellten Kreditinstitute, sondern auch die Auslegung der nationalen bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen. Während also auf EU-Ebene zumindest teilweise ein Übergang hin zu einer einheitlichen internationalen Bankenaufsicht erfolgt ist, ist auf globaler Ebene höchstens eine Harmonisierung der Aufsichtsvorschriften unter Beibehaltung der alleinigen Zuständigkeit der nationalen Aufsichtsbehörden zu konstatieren. Aufgrund der unterschiedlichen nationalen Rechts-, Verwaltungs- und Finanzsysteme und insbesondere auch aufgrund der in vielen Staaten geringen politischen Bereitschaft, auf einen unmittelbaren Einfluss auf die Bankenaufsichtsbehörde zu verzichten, ist auf globaler Ebene eine analoge Entwicklung wie in der EU in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

1

Vgl. zum SSM das 4. Kapitel Teil B.II.

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3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

3. Kapitel: Entwicklungslinien der Bankenaufsicht Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht als internationaler Standardsetter im Bereich der Bankenregulierung

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (kurz: Baseler Ausschuss) wurde Ende des Jahres 1974 unter dem Namen „Ausschuss für Bankbestimmungen und -überwachung“ (Committee on Banking Regulations and Supervisory Practices) gegründet. Diese Gründung war eine Reaktion auf den Zusammenbruch des Kölner Bankhauses I. D. Herstatt im Sommer des Jahres 1974,1 durch den eine internationale Bankenkrise ausgelöst worden war.2 Da die Bankenaufsichtsbehörden ihre Tätigkeit bis dahin lediglich an nationalen Aspekten ausgerichtet hatten und weder eine internationale Kommunikation noch eine länderübergreifende Kooperation zwischen den nationalen Bankenaufsichtsbehörden bestand, wurde der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht auf Initiative der Zentralbankgouverneure der Länder der Zehnergruppe (sog. G10), der Schweiz sowie Luxemburgs ins Leben gerufen, um die Sicherheit und die Stabilität des internationalen Banken- und Finanzsystems zu fördern. Seinen jetzigen Namen „Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht“ (Basel Committee on Banking Supervision) erhielt er erst im Jahre 1989.3 Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat seinen Sitz in Basel (Schweiz) in den Räumlichkeiten der BIZ, ist von dieser aber unabhängig. Er besteht aus hochrangigen Vertretern der Zentralbanken und der Bankenaufsichtsbehörden seiner Mitglieder, die 28 Staaten bzw. Hoheitsgebiete umfassen. Aus der EU sind Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Schweden und Spanien im Baseler Ausschuss vertreten. Auch die EU ist inzwischen Mitglied des Baseler Ausschusses. Die Bundesrepublik Deutschland wird im Baseler Ausschuss durch Mitarbeiter der 1 2 3

Zur Pleite der Herstatt-Bank vgl. BRORS, PETER; KNÜWER, THOMAS (2004, Fall), S. 12. Zum sog. „Herstatt-Risiko“ vgl. das 1 Kapitel Teil B.II.2. Zur Organisation, den Aufgaben und den Kompetenzen des Baseler Ausschusses vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 81–85. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (1992, Organisationen), S. 168.

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

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Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie der Deutschen Bundesbank repräsentiert. Seit seiner ersten Sitzung im Februar 19751 tagt der Baseler Ausschuss regelmäßig drei- bis viermal pro Jahr unter dem Vorsitz seines Präsidenten. Er berichtet an die Gruppe der Zentralbankpräsidenten und die Leiter der Bankenaufsichtsinstanzen (Group of Central Bank Governors and Heads of Supervision, kurz: GHoS)2 der Mitgliedstaaten sowie – über den Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, kurz: FSB) – an die G20-Staats- und Regierungschefs. Seine operative Tätigkeit erfolgt weitgehend in Unterausschüssen, Arbeitsgruppen und Task-Forces. Zu beachten ist allerdings, dass der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht formal weder eine supranationale Aufsichtsinstanz ist noch jemals als solche geplant gewesen war. Insofern besitzen seine Verlautbarungen keinen rechtsverbindlichen Charakter3 und müssen daher – im Gegensatz zu EU-Verordnungen – von den Kreditinstituten nicht zwingend befolgt werden. Durch die einstimmige Beschlussfassung im Baseler Ausschuss ist allerdings weitestgehend sichergestellt, dass seine Verlautbarungen von sämtlichen Mitgliedstaaten getragen werden. Daher erwartet der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, dass die von ihm erarbeiteten Bestimmungen freiwillig in die jeweiligen nationalen bankenaufsichtsrechtlichen Regelwerke eingearbeitet werden.4 Hinzu kommt, dass die Regelungen des Baseler Ausschusses aufgrund seines hohen Ansehens häufig auch von anderen Staaten freiwillig in ihr jeweiliges nationales Bankenaufsichtsrecht integriert werden. Der Baseler Ausschuss wendet sich mit seinen Bestimmungen allerdings nicht an alle Banken. Vielmehr sind die von ihm erarbeiteten Regelungen grundsätzlich nur für Großbanken mit umfangreichem grenzüberschreitendem Geschäft gedacht. Die Mitgliedstaaten des Baseler Ausschusses müssen daher die Vorschriften des Baseler Ausschusses nicht für alle Kreditinstitute in ihrem Hoheitsgebiet übernehmen; es steht ihnen jedoch offen, dies freiwillig zu tun. Eine solche freiwillige Übertragung der Bestimmungen des Baseler Ausschusses auf alle Kreditinstitute erfolgt regelmäßig in der EU. Hierdurch müssen auch kleinere, lokal oder regional tätige Banken, zu denen beispielsweise auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken zählen, Regelungen einhalten, die für sie gar nicht konzipiert worden sind. In der Vergangenheit beschäftigte sich der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht mit einer Reihe bankenaufsichtsrechtlich relevanter Fragestellungen. Hierzu gehörte z. B. das Management von Adressenrisiken, Länderrisiken und Marktpreisrisiken. In der

1 2 3 4

Vgl. dazu BADER, UDO-OLAF (1990, Eigenkapitalanforderungen), S. 4. Bei dieser Gruppe handelt es sich um das Leitungsgremium des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht. Vgl. dazu WASCHBUSCH, GERD (2020, Group), S. 959. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2011, Zusammenarbeit), S. 96. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2003, Organisationen), S. 210.

96

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

Hauptsache jedoch befasste er sich mit der Frage der Angemessenheit der Eigenmittelausstattung von Kreditinstituten. Diese Bestimmungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht sind einer breiten Öffentlichkeit unter den Begriffen „Basel I“, „Basel II“ und „Basel III“ bekannt.

II.

Basel I

Zu Beginn der 1980er-Jahre nahm der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht die Arbeit an der Entwicklung einer multinationalen Eigenkapitalvereinbarung zur Regelung der angemessenen Eigenkapitalausstattung international tätiger Kreditinstitute auf. Anlass war das besorgniserregend niedrige Niveau, auf dem sich das Eigenkapital der wichtigsten Kreditinstitute weltweit befand. Dabei verfolgte der Baseler Ausschuss mit seinen Bemühungen nicht nur das Ziel, durch die Sicherung einer angemessenen Eigenkapitalausstattung der Kreditinstitute einen Beitrag zur Stabilisierung und Sicherung des internationalen Banken- und Finanzsystems zu leisten. Gleichzeitig sollten auch Wettbewerbsnachteile, die aus unterschiedlichen Eigenkapitalanforderungen einzelner Staaten resultierten, verringert werden1. Die Ergebnisse seiner Arbeit fasste der Baseler Ausschuss im Juli 1988 in der „Internationalen Konvergenz der Eigenkapitalmessung und Eigenkapitalanforderungen“2, die auch als „Baseler Eigenkapitalvereinbarung“, „Baseler Akkord“, „Baseler Eigenkapitalübereinkunft“ oder kurz als „Basel I“ bezeichnet wird, zusammen. Basel I trat Ende 1992 in Kraft und beeinflusste seitdem maßgeblich die entsprechenden Richtlinien der Europäischen Union, weshalb die Baseler Eigenkapitalvereinbarung auch als Basis für die entsprechenden deutschen bankenaufsichtsrechtlichen Regelungen angesehen werden kann. Basel I forderte von international tätigen Kreditinstituten zur Abdeckung des von ihnen eingegangenen Adressenrisikos eine 8%ige Mindesteigenkapitalunterlegung ihrer zuvor gewichteten Risikoaktiva. Durch diese Eigenkapitalunterlegung sollte sichergestellt werden, dass die Kreditinstitute dazu in der Lage sind, Verluste, die sich im Wesentlichen aus dem Kreditgeschäft ergeben, aufzufangen. Da jedoch die Höhe des Adressenrisikos von der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kontraktpartners (bei Krediten ist dies typischerweise der Schuldner) abhängt, ist es nicht angebracht, auf den Nominalbetrag des Kredits abzustellen. Der Kreditbetrag stellte daher lediglich die Ausgangsgröße dar, die mit einem Risikogewicht, das sich prinzipiell an der Ausfallwahrscheinlichkeit des jeweiligen Kreditnehmers orientierte, zu multiplizieren war. Daher wurde auch von den risikogewichteten Aktiva oder den Risikoaktiva gespro-

1 2

Vgl. BCBS (1988, Konvergenz), S. 2. Vgl. BCBS (1988, Konvergenz).

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

97

chen. Dieses Grundkonzept von Basel I ist auch heute noch in den aktuellen Bestimmungen von Basel III zu finden, nur sind die einzelnen Bestimmungen mittlerweile sehr viel ausgefeilter und detaillierter. Die Bestimmungen von Basel I wiesen allerdings von Anfang an verschiedene Unzulänglichkeiten auf. Eine der wesentlichen Schwachstellen war die sehr einfache Art und Weise der Bestimmung des zu verwendenden Risikogewichts. So sah Basel I eine pauschale und recht simple Einteilung der Schuldner vor, um auf dieser Grundlage das zur Anwendung kommende Risikogewicht zu ermitteln. Vereinfacht ausgedrückt galt, dass – Kredite an OECD-Mitgliedstaaten mit 0 %, – Kredite an Kreditinstitute mit Sitz in einem OECD-Mitgliedstaat mit 20 %, – Kredite an alle anderen Schuldner (also insbesondere Nichtbanken und Privatpersonen) mit 100 % zu gewichten waren.1 Der sich nach der Multiplikation mit dem relevanten Risikogewicht ergebende Betrag war dann von dem Institut mit 8 % haftendem Eigenkapital zu unterlegen. Dies bedeutete faktisch, dass die Banken beispielsweise Kredite an die Bundesrepublik Deutschland (z. B. in Form von Bundesanleihen) überhaupt nicht und Kredite an andere deutsche Banken lediglich mit 1,6 % haftendem Eigenkapital zu unterlegen hatten, während für Unternehmenskredite sowie Konsumentenkredite generell – und damit unabhängig von der tatsächlichen Bonität des Schuldners – 8 % haftendes Eigenkapital vorzuhalten war. Insbesondere diese sehr grobschlächtige Vorgehensweise bei der Bestimmung der Risikogewichte sollte durch die Einführung von externen und internen Ratings unter Basel II verbessert werden. Allerdings gab es bereits vor Beginn der Arbeiten zu Basel II Änderungen an den Bestimmungen von Basel I. Hierbei handelte es sich im Wesentlichen um kleinere Anpassungen und Erweiterungen, wie beispielsweise die Berücksichtigung von Nettingvereinbarungen.2 Eine Ausnahme stellt jedoch die „Änderung der Eigenkapitalvereinbarung zur Einbeziehung der Marktrisiken“ (die sogenannten „Baseler Marktrisikoregelungen“) dar, die größere Modifikationen mit sich brachte und im Januar 1996 nach zwei Konsultationsprozessen veröffentlicht wurde.3 Diese Erweiterung des Anwendungsbereichs von Basel I war erforderlich, da in der ursprünglichen Fassung lediglich die Adressenrisiken4 der Kreditinstitute begrenzt 1 2 3 4

In bestimmten Fällen konnte auch ein Risikogewicht von 10 % bzw. 50 % zur Anwendung kommen. Vgl. BCBS (1988, Konvergenz), S. 14–15. Vgl. BCBS (1994, Netting-Änderungen). Vgl. BCBS (1996, Marktrisiken). Siehe zu den Adressenrisiken die Ausführungen im 1. Kapitel Teil B.II.

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3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

wurden. Zwar stellen die Adressenrisiken typischerweise die bedeutendste Gefahr für den Erfolg eines Kreditinstituts dar, was durch eine genauere Betrachtung der Gründe, die für die in den letzten Jahrzehnten zu beobachtenden Schieflagen bei deutschen Kreditinstituten verantwortlich waren, belegt werden kann; jedoch existieren neben den Adressenrisiken noch andere Risiken, die für die Existenz eines Kreditinstituts bedrohlich werden können. Hierzu zählen die Marktpreisrisiken, die sich im Wesentlichen in das Zinsänderungsrisiko, das Aktienkursrisiko, das Fremdwährungsrisiko sowie das Rohwarenpreisrisiko untergliedern lassen.1

III. Basel II 1. Drei-Säulen-Konzept Durch die im Rahmen der Baseler Marktrisikoregelungen vorgenommenen Änderungen an Basel I wurden die gravierenden Mängel aus dem Bereich der Adressenrisiken allerdings nicht behoben. Da sich in den vielen Jahren seit Verabschiedung von Basel I im Jahre 1988 zudem das Bankgeschäft, die Praktiken des Risikomanagements, die Bankenaufsichtsansätze sowie die Finanzmärkte grundlegend verändert hatten, war Basel I nicht mehr zeitgemäß und auch nur noch bedingt zur Erreichung der Ziele des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht geeignet. Aus diesen Gründen hielt der Baseler Ausschuss eine grundlegende Erneuerung der Baseler Eigenkapitalvereinbarung für erforderlich und begann im Jahr 1998 mit den Arbeiten an Basel II. In Abgrenzung gegenüber der bis dahin geltenden Regelung (Basel I) stellt Basel II die üblich gewordene Bezeichnung für die ab Ende 2006 geltenden internationalen Eigenkapitalregelungen (New Basel Capital Accord) dar, die der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht in enger Konsultation mit nationalen Bankenaufsichtsbehörden, Zentralbanken sowie dem Bankensektor erarbeitet hat. Diese Neuregelung sollte nicht nur ein „level playing field“2 auf internationaler Ebene schaffen, sondern auch Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der nationalen Bankenlandschaften vermeiden. Der Ansatz zur Neufassung von Basel I basierte – wie in Abbildung 12 dargestellt – auf den drei Säulen „Mindesteigenmittelanforderungen“, „bankenaufsichtliches Überprüfungsverfahren“ und „Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten“. Neben einer risikoadäquaten Eigenmittelausstattung (Säule 1) ist nämlich das von der Geschäftsleitung bestimmte Risiko- und Ertragsprofil eines Instituts in Verbindung mit dessen Fähigkeit, die eingegangenen Risiken auch steuern und dauerhaft tragen zu können, von entscheidender Bedeutung für den Fortbestand des Instituts. Eine Überprüfung durch die Bankenaufsicht scheint daher angebracht (Säule 2). Als

1 2

Siehe zu den Marktpreisrisiken die Ausführungen im 1. Kapitel Teil B.III. Vgl. zu diesem aufsichtlichen Aspekt WASCHBUSCH, GERD (2020, Level), S. 1323.

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

99

Ergänzung zu den Anforderungen der Bankenaufsicht sollen als ein weiteres Regulativ die disziplinierenden Kräfte der Märkte wirksam werden (Säule 3). Deshalb sahen die Regeln von Basel II auch erweiterte Offenlegungsvorschriften für Kreditinstitute vor. Diese drei Säulen, die gleichberechtigt nebeneinanderstehen, sollten sich gegenseitig ergänzen und verstärken, um so gemeinsam zu einer erhöhten Sicherheit und Stabilität im internationalen Banken- und Finanzsystem beizutragen. Dieses DreiSäulen-Konzept hat auch nach den durch Basel III vorgenommenen Änderungen immer noch Bestand.

Stabilität des internationalen Banken- und Finanzsystems Basel II (2004/2007) Säule 1

Säule 2

Säule 3

Mindesteigenmittelanforderungen

Bankenaufsichtliches Überprüfungsverfahren

Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten

(Minimum Capital Requirements)

(Supervisory Review Process)

(Market Discipline)

Basel I (1988)

Abbildung 12: Die drei Säulen von Basel II

2.

Säule 1 von Basel II

Die erste Säule von Basel II befasste sich näher mit den Mindesteigenmittelanforderungen. Dabei wurden – im Vergleich zu den Bestimmungen von Basel I – die Bonitätsgewichte besser auf das tatsächliche Ausfallrisiko ausgerichtet und neben Kreditrisiken und Marktrisiken auch explizit operationelle Risiken berücksichtigt. Unter die operationellen Risiken fällt jede Gefahr von unmittelbaren oder indirekten Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, von Menschen, von Systemen oder von externen Ereignissen eintreten.1 Für die Bemessung der Adressenrisiken sahen die Bestimmungen der Säule 1 ein Spektrum verschiedener Ansätze vor, die die Kreditinstitute dazu veranlassen sollten,

1

Siehe zu den operationellen Risiken die Ausführungen im 1. Kapitel Teil B.I.

100

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

zunehmend differenziertere Verfahren zu verwenden und so das regulatorische (bankenaufsichtlich vorgeschriebene) Eigenkapital weiter dem ökonomischen Eigenkapital anzunähern. Beim Standardansatz wurden (ähnlich wie bei Basel I) das Adressenrisiko und die daraus folgende Eigenmittelunterlegung über externe Ratings bestimmt, indem verschiedenen Kreditnehmergruppen in Abhängigkeit von ihrer Bonität standardisierte Risikogewichte zugeordnet wurden. Im Unterschied dazu wurden die Risikogewichte im IRB-Ansatz (internal ratingsbased approach) auf Basis interner Ratings forderungsspezifisch ermittelt. Dabei bestand die Wahl zwischen einem Basisansatz (foundation approach, auch foundation IRB approach genannt), bei dem die Banken lediglich die Ausfallwahrscheinlichkeit (probability of default, PD) ihrer Kreditnehmer selbst schätzen durften, und einem fortgeschrittenen Ansatz (advanced approach, auch advanced IRB approach genannt). Bei Letzterem erfolgte auch die Schätzung der weiteren Parameter (loss given default, LGD – Verlust bei Ausfall; exposure at default, EaD – Höhe des Engagements bei Ausfall unter Berücksichtigung offener Kreditlinien; effective maturity, M – effektive Restlaufzeit) weitgehend durch die Kreditinstitute. Eine wesentliche Unterscheidung fand zwischen Krediten an Unternehmen, andere Kreditinstitute und Staaten einerseits sowie an Privatkunden (retail portfolio) andererseits statt. Bei Letzteren existierte im Rahmen des IRB-Ansatzes nur eine einzige Risikogewichtungsfunktion, in die lediglich PD und LGD eingingen, während die Retailkredite im Rahmen des Standardansatzes pauschal mit 75 % gewichtet wurden. Im Ergebnis waren Kredite an Privatkunden mit deutlich weniger Eigenmitteln zu unterlegen als unter Basel I. Im Juli 2002 verständigte sich der Baseler Ausschuss nach deutschem Drängen darauf, (auch) kleine und mittlere Unternehmen günstiger als Großunternehmen zu behandeln. Basel II legte ferner erstmals international harmonisierte Regelungen für die bankenaufsichtliche Behandlung von verbrieften Forderungen (asset backed securities, ABS) fest.

3.

Säule 2 von Basel II

Im Rahmen der zweiten Säule von Basel II (bankenaufsichtliches Überprüfungsverfahren) wurden verstärkt Vorgaben zur qualitativen Bankenaufsicht mit intensiven Kontakten der Bankenaufseher zu den Instituten gemacht. Das grundsätzliche Ziel der Bankenaufsicht bestand insbesondere darin, sicherzustellen, dass die Institute genügend Eigenmittel für die ihren Geschäften inhärenten Risiken vorhielten; daneben sollte die Bankenaufsicht die Institute auch dazu ermutigen, ihre internen Verfahren zur Beurteilung, Steuerung und Überwachung der institutsindividuellen Risikositua-

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

101

tion sowie ihrer Eigenmittelausstattung kontinuierlich zu verbessern, neuere Methoden des Risikomanagements und der internen Kontrollen ständig weiter zu entwickeln und sich geänderten Gegebenheiten anzupassen. Da die institutseigenen Verfahren nun viel stärker als Maßstab der bankenaufsichtlichen Beurteilung herangezogen wurden, führte das bankenaufsichtliche Überprüfungsverfahren zu einer Intensivierung des Dialogs zwischen den Instituten und den Aufsehern. Die Bankenaufsichtsbehörde hatte dabei das institutsinterne Risikomanagementsystem zu bewerten und somit zu beurteilen, inwieweit die Institute dazu imstande waren, die von ihnen eingegangenen Risiken zu identifizieren, zu messen, zu steuern und zu überwachen. Um eine weitgehende Vergleichbarkeit der Wettbewerbsbedingungen für die Institute verschiedener Länder zu gewährleisten, reichte es allerdings nicht aus, allein wichtige bankenaufsichtsrechtliche Regelungen (wie z. B. Mindestanforderungen an die Eigenmittelausstattung der Institute) international zu harmonisieren; auch die Aufsichtspraktiken der verschiedenen nationalen Bankenaufsichtsbehörden mussten aneinander angeglichen werden. Das Ziel der zweiten Säule war deshalb auch darin zu sehen, eine Mindestübereinstimmung der Praktiken der Bankenaufsichtsbehörden der im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht mitwirkenden bzw. zumindest aller politisch und wirtschaftlich bedeutenden Staaten zu erreichen. Als folgerichtige Ergänzung zu einer gestiegenen Eigenverantwortung der Institute im Zusammenhang mit präventiven Maßnahmen zu deren Solvenzsicherung (insbesondere Entwicklung und Zulassung des internen Ratings) war eine stärker qualitative Beurteilung der Funktionsfähigkeit des Risikomanagements der Institute vorgesehen. Der Bankenaufsichtsbehörde wurde damit die Kompetenz zugesprochen, auf der Grundlage einer Gesamtbeurteilung des einzelnen Instituts Maßnahmen zu ergreifen, die – soweit nötig – über die Mindesteigenmittelanforderungen hinausgingen. Dabei wurde die Auswahl der jeweiligen Maßnahmen (wie beispielsweise eine verstärkte Überwachung des Instituts oder die Forderung einer höheren Eigenmittelunterlegung) ins Ermessen der Bankenaufsichtsbehörde gestellt.1

4.

Säule 3 von Basel II

Durch die dritte Säule von Basel II sollte es professionellen Marktteilnehmern schließlich ermöglicht werden, die Risikosituation des einzelnen Instituts auf Grundlage einer erweiterten Berichterstattung (disclosure) besser einschätzen zu können. Dazu gehörten im Rahmen der sogenannten „Marktdisziplin“ (market discipline) insbesondere die erweiterten Offenlegungspflichten über die Eigenmittelstruktur der 1

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2001, Baseler Eigenkapitalvereinbarung), S. 31.

102

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

Institute sowie Informationen bezüglich der von ihnen eingegangenen Risiken.1 Ziel dieser dritten Säule war es, die Selbstregulierungskräfte des Marktes durch verbesserte Transparenz auszunutzen, sodass die Institute von den Marktteilnehmern – je nach Offenlegungsart und -umfang – belohnt oder bestraft werden konnten. Zudem wurde die Nutzung von erleichterten Anforderungen bei den Eigenmitteln an die Einhaltung der jeweiligen Veröffentlichungsstandards geknüpft.

5.

Implementierung von Basel II

Um die Auswirkungen der Änderungen bewerten zu können, führte der Baseler Ausschuss im Hinblick auf das jeweils vorgelegte Konsultationspapier mehrere „quantitative impact studies“ (QIS) durch. Basel II wurde 2004 verabschiedet und trat nach einer mehrjährigen Umsetzungsfrist, während der Banken und Aufsichtsbehörden die notwendigen Anpassungsmaßnahmen vornehmen konnten, in wesentlichen Teilen Ende 2006 in Kraft; die Bestimmungen für die am weitesten fortgeschrittenen Ansätze traten hingegen erst Ende 2007 in Kraft. Wie zuvor bei Basel I erfolgte auch die Übernahme der Bestimmungen von Basel II alsbald zunächst durch EG-Rechtsakte2 und sodann durch nationale Vorschriften.3

IV.

Basel II.5

Als Reaktion auf die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 nahm der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht Änderungen an den Bestimmungen von Basel II vor. In diesem Zusammenhang wird mit Basel II.5 ein erstes Maßnahmenpaket bezeichnet, das insbesondere höhere Kapitalanforderungen für Verbriefungsgeschäfte und Engagements im Handelsbuch sowie schärfere Offenlegungsanforderungen vorsah und das bis Ende 2011 umzusetzen war. Kernstücke von Basel II.5 waren die Veröffentlichungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht „Enhancements to the Basel II framework“4, „Revisions to the Basel II market risk framework“5 sowie „Guidelines for computing capital for incremental risk in the trading book“ 6 von Juli 2009. Weitere grundlegende Änderungen des Baseler Regelwerks erfolgten sodann im Rahmen von Basel III. 1 2 3

4 5 6

Vgl. BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 202. Dabei handelte es sich um die Richtlinie 2006/48/EG (neu gefasste Bankenrichtlinie) und um die Richtlinie 2006/49/EG (neu gefasste Kapitaladäquanz-Richtlinie). In Deutschland waren dies insbesondere das Gesetz zur Umsetzung der neu gefassten Bankenrichtlinie und der neu gefassten Kapitaladäquanzrichtlinie sowie die Verordnung über die angemessene Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen (Solvabilitätsverordnung – SolvV). Vgl. BCBS (2009, Enhancements). Vgl. BCBS (2009, Revisions). Vgl. BCBS (2009, Guidelines).

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

V.

103

Basel III

Die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 hatte nicht nur die zentrale Bedeutung des Banken- und Finanzsektors für die gesamte Volkswirtschaft deutlich gemacht, sondern auch zahlreiche Schwächen und Unzulänglichkeiten im nationalen ebenso wie im internationalen bankenaufsichtsrechtlichen Regelwerk erkennen lassen. Eine der vielfältigen Ursachen dieser Finanzkrise war die übermäßige Verschuldung in den Bankensektoren vieler Länder verbunden mit einer Verschlechterung – sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht – der Eigenmittelausstattung der Institute.1 Als Reaktion auf die Finanzkrise wurden deshalb verschiedene Initiativen zur Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen im Bankensektor gestartet. Von besonderer Relevanz waren die als Basel III bekannten Maßnahmen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht. Schwerpunkte bildeten hierbei das Reformpaket „Basel III: A global regulatory framework for more resilient banks and banking systems“2 sowie die Rahmenregelung „Basel III: International framework for liquidity risk measurement, standards and monitoring“3 des Baseler Ausschusses, die beide Ende 2010 verabschiedet und später überarbeitet wurden.4 Diese beiden Regelwerke verfolgten in erster Linie die Zielsetzung einer Stärkung der Risikotragfähigkeit und der Widerstandsfähigkeit des Bankensektors, um durch die Erhöhung der Stabilität des Finanzsystems die Gefahr negativer Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu verringern. Außerdem sollten durch die Reform der internationalen Aufsichtsstandards ein funktionsfähiger internationaler Ordnungsrahmen geschaffen, die Transparenz erhöht, die Offenlegung erweitert sowie die Vergleichbarkeit der Kapitalausstattungen von Instituten verbessert werden.5 Vor dem Hintergrund dieses Zielsystems lassen sich – wie auch in Abbildung 13 dargestellt – die im Regelwerk von Basel III enthaltenen wesentlichen Maßnahmen in drei Gruppen einteilen: 1. Änderung der Eigenmittelanforderungen durch die drei folgenden Maßnahmen: – Erhöhung der Qualität und Quantität der regulatorischen Eigenmittelbasis, – Einführung eines Kapitalerhaltungspolsters, – Einführung eines antizyklischen Kapitalpolsters, 2. Einführung einer Leverage Ratio sowie 3. Einführung eines globalen Liquiditätsstandards.

1 2 3 4 5

Vgl. BCBS (2010, Response), S. 1. Vgl. BCBS (2010, Regulatory Framework). Vgl. BCBS (2010, International Framework). Vgl. dazu BCBS (2011, Regulierungsrahmen); BCBS (2013, Mindestliquiditätsquote). Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), S. 1, Tz. 1–2 und S. 3, Tz. 9.

104

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

Wesentliche Änderungen an den bereits bestehenden Bestimmungen von Basel II wurden also lediglich in Bezug auf die Anforderungen an die regulatorische Eigenmittelbasis der Institute vorgenommen, wohingegen die übrigen genannten Maßnahmen durch Basel III neu eingeführt wurden.

Basel III

Änderung der Eigenmittelanforderungen

Einführung einer Leverage Ratio

Einführung eines globalen Liquiditätsstandards

Erhöhung der Qualität und Quantität der regulatorischen Eigenmittelbasis

Einführung eines Kapitalerhaltungspolsters

Einführung eines antizyklischen Kapitalpolsters

Abbildung 13: Überblick über die wesentlichen Maßnahmen von Basel III In den darauffolgenden Jahren wurde das Baseler Regelwerk weiter überarbeitet. Die Ergebnisse der Überarbeitung der Bestimmungen von Basel III1 wurden im Dezember 2017 von den Mitgliedern des Leitungsgremiums des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, der Group of Central Bank Governors and Heads of Supervision (GHoS), gebilligt. Da die Änderungen zum Teil recht umfangreich waren, wird in der Praxis häufig auch von „Basel IV“ gesprochen. Allerdings verwendet der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht den Begriff „Basel IV“ selbst nicht, sondern spricht von der Finalisierung von Basel III oder den Basel-III-Reformen. Das Basel-III-Reformpaket beinhaltet die folgenden wesentlichen Änderungen:2 – Überarbeitung des Standardansatzes zur Messung des Adressenrisikos, mit der die Risikosensitivität und Robustheit des bestehenden Ansatzes verbessert werden soll; – Überarbeitung des Internal Ratings Based Approach (IRBA) für das Adressenrisiko, wobei die Nutzung insbesondere des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes (A-IRB) stark eingeschränkt wird; 1 2

Vgl. BCBS (2017, Finalising). Vgl. BCBS (2017, Summary).

3. Kapitel Teil B: Der Weg von Basel I bis Basel III

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– Überarbeitung des Rahmenwerks für das Credit Value Adjustment (CVA) (Credit-Valuation-Adjustment-Risiko); dabei wird der auf internen Modellen basierende Ansatz abgeschafft und es wird ein überarbeiteter Standardansatz sowie ein Basis-Ansatz eingeführt; – Einführung eines neu konzipierten Standardansatzes für operationelle Risiken, der die bisherigen Standardansätze sowie die fortgeschrittenen Messansätze ersetzt; – Überarbeitung der Messung der Leverage Ratio sowie Einführung eines Leverage Ratio-Puffers für global systemrelevante Banken (G-SIBs), wobei Letzterer 50 % des bei der jeweiligen Bank zur Anwendung kommenden Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute beträgt und die erforderliche MindestLeverage Ratio dieser Bank entsprechend erhöht; – Überarbeitung der Mindesthöhe der risikogewichteten Aktiva bei Verwendung interner Modelle (Output Floor), wobei die aggregierte Summe der risikogewichteten Aktiva eines Kreditinstituts nicht weniger als 72,5 % der gesamten unter Verwendung der Standardansätze von Basel III berechneten risikogewichteten Aktiva betragen darf.1 Der Output Floor wird ab dem 01.01.2022 mit einer Höhe von 50 % eingeführt, steigt dann schrittweise über fünf Jahre (phase-in) sukzessive an und erreicht ab dem 01.01.2027 die volle Höhe von 72,5 %.

1

Vgl. zum Output Floor WASCHBUSCH, GERD (2020, Output Floor), S. 1535–1536.

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3. Kapitel Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene

3. Kapitel: Entwicklungslinien der Bankenaufsicht Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Umsetzung auf Ebene der EU

Die Bestimmungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht haben weder in der EU noch in Deutschland rechtlich bindende Wirkung. Trotzdem sind sie für die dort ansässigen Kreditinstitute von Bedeutung, denn sie stellen die Grundlage für entsprechende Aufsichtsnormen in der EU sowie in Deutschland dar. Die Mitglieder des Baseler Ausschusses haben sich nämlich im Rahmen eines Gentlemen’s Agreement dazu verpflichtet, die nach dem Einstimmigkeitsprinzip beschlossenen Regeln des Baseler Ausschusses in ihr eigenes Recht zu übernehmen. Auf der Ebene der EU sind die ursprünglichen Ende 2010 verabschiedeten Bestimmungen von Basel III durch die beiden folgenden Rechtsakte übernommen worden, wobei die beiden Rechtsakte – wie auch Abbildung 14 zeigt – ein zusammenhängendes Paket, das sog. CRR/CRD IV-Paket, bilden: – CRR (Capital Requirements Regulation) vom 26.06.2013,1 – CRD IV (Capital Requirements Directive IV) vom 26.06.2013.2 Obwohl die Bestimmungen von Basel III eine Umsetzung zum 01.01.2013 vorsahen, traten die CRR und die CRD IV erst mit einem Jahr Verspätung zum 01.01.2014 in Kraft. Mittlerweile sind die ursprünglichen Bestimmungen von CRR und CRD IV novelliert worden, sodass inzwischen von CRR II und CRD V gesprochen wird.3 Während die CRR eine EU-Verordnung ist und damit mit ihrem Inkrafttreten unmittelbar in allen Mitgliedstaaten der EU gilt, handelt es sich bei der CRD IV um eine EU-Richtlinie, die – ebenso wie alle anderen EU-Richtlinien – einer Transformation in das jeweilige nationale Recht der EU-Mitgliedstaaten bedurfte. Bis zum Zeitpunkt

1 2 3

Verordnung (EU) Nr. 575/2013. Richtlinie 2013/36/EU. Siehe hierzu auch die Ausführungen zum Single Rulebook im 4. Kapitel Teil B.I.2.

3. Kapitel Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene

107

der Verabschiedung des CRR/CRD IV-Pakets erfolgte in der EU die Umsetzung der Bestimmungen des Baseler Ausschusses nur über EU-Richtlinien, bei Basel III wurde jedoch eine Kombination aus Verordnung und Richtlinie gewählt. So stellt die CRD IV – wie an der römischen Nummer vier (IV) zu erkennen ist – eine Änderung der bereits bestehenden EU-Richtlinie dar, mit der frühere Bestimmungen des Baseler Ausschusses übernommen worden waren. Die CRR hingegen ist die erste diesbezügliche Verordnung der EU.

Baseler Standards (Basel III) Umsetzung in europäisches Recht

CRR/CRD IV-Paket CRR (Capital Requirements Regulation) (Verordnung (EU) Nr. 575/2013) Juni 2013

CRD IV (Capital Requirements Directive IV) (Richtlinie 2013/36/EU) Juni 2013

Umsetzung in deutsches Recht Anpassung des deutschen Rechts

unmittelbar geltendes Recht in allen EU-Mitgliedstaaten (aber: Anpassung des nationalen Rechts erforderlich)

insb. durch CRD IV-Umsetzungsgesetz August 2013 (Änderungen an KWG)

Abbildung 14: Transformation der Basel III-Bestimmungen in europäisches und deutsches Recht Warum wurde nun dieser zweispurige Weg gewählt, dass also ein Teil der Vorschriften über eine Verordnung und der Rest über eine Richtlinie umgesetzt wurden? Da eine EU-Verordnung unmittelbar geltendes Recht in allen Mitgliedstaaten der EU darstellt, können und dürfen die Bestimmungen der Verordnung nicht in das nationale Recht der EU-Mitgliedstaaten transformiert werden. Mit Hilfe einer EU-Verordnung kann also sichergestellt werden, dass in sämtlichen EU-Mitgliedstaaten identische Vorschriften gelten. Dies trägt zu einer höchst möglichen Vereinheitlichung des Single Rulebooks bei. Durch EU-Richtlinien werden hingegen lediglich bestimmte Regelungen in den EU-Mitgliedstaaten harmonisiert. Die konkrete Ausgestaltung kann sich deshalb in den verschiedenen Staaten unterscheiden.

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3. Kapitel Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene

Der Weg über eine EU-Verordnung ist also immer dann zu wählen, wenn nationale Gestaltungsspielräume reduziert und Wettbewerbsverzerrungen durch abweichende nationale Vorschriften vermieden werden sollen. Die CRR sieht dementsprechend nur wenige verbleibende nationale Gestaltungsspielräume und Wahlrechte sowie auf nationaler Ebene zu konkretisierende Regelungen vor. Demgegenüber enthält eine EURichtlinie Regelungen, die aufgrund nationaler Besonderheiten – wie beispielsweise der Struktur des Bankensystems, des Aufbaus des Rechts- und Verwaltungssystems, des unterschiedlichen Konjunkturzyklus – besser auf nationaler Ebene umgesetzt werden.

II.

Umsetzung in Deutschland

Die Bestimmungen der CRD IV sind – wie auch in Abbildung 14 dargestellt – durch das sogenannte CRD IV-Umsetzungsgesetz1 (eine sehr treffende Bezeichnung) vom 28.08.2013 in deutsches Recht transformiert worden. Die Vorschriften der CRR konnten und durften nicht transformiert werden. Dennoch waren Änderungen am nationalen Recht erforderlich, um eventuelle Widersprüchlichkeiten und Zweideutigkeiten zwischen der CRR und den nationalen Bestimmungen zu beseitigen. Diese Änderungen des nationalen Rechts – insbesondere des KWG – wurden in Deutschland im Rahmen des CRD IV-Umsetzungsgesetzes vorgenommen. Neben einer Änderung von Gesetzen mussten noch weitere nationale Rechtsvorschriften angepasst werden, um den Bestimmungen des CRR/CRD IV-Pakets Rechnung zu tragen. So wurde beispielsweise die (alte) Solvabilitätsverordnung2 durch eine neugefasste Solvabilitätsverordnung (SolvV)3 außer Kraft gesetzt. Die Neufassung der Solvabilitätsverordnung, die am 01.01.2014 in Kraft trat, war erforderlich geworden, weil viele in der (alten) Solvabilitätsverordnung enthaltenen Regelungen mittlerweile in der Capital Requirements Regulation (CRR) enthalten sind und es ansonsten zu unerwünschten Redundanzen gekommen wäre. Während die (alte) Solvabilitätsverordnung noch 340 Paragrafen enthielt, umfasst die neue Fassung der Solvabilitätsverordnung nur noch 39 Paragrafen. Neben allgemeinen Bestimmungen sowie Übergangs- und Schlussbestimmungen beinhaltet die Neufassung der Solvabilitätsverordnung nähere Bestimmungen zu den Eigenmittelanforderungen für Institute und Gruppen (Institutsgruppen, Finanzholding-Gruppen, gemischte Finanzholding-Gruppen),

1 2 3

Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2013/36/EU. Verordnung über die angemessene Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen (Solvabilitätsverordnung – SolvV) vom 14. Dezember 2006. Verordnung zur angemessenen Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen, FinanzholdingGruppen und gemischten Finanzholding-Gruppen (Solvabilitätsverordnung – SolvV) vom 6. Dezember 2013.

3. Kapitel Teil C: Umsetzung der Baseler Regelungen auf europäischer Ebene

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zur Ermittlung der Eigenmittel sowie zum antizyklischen Kapitalpuffer und zur kombinierten Kapitalpuffer-Anforderung. Darüber hinaus wurde die Zuschlagsverordnung1, in der die Festsetzung eines Zuschlags für die Berechnung des haftenden Eigenkapitals von Kreditinstituten in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (eG) geregelt war, durch das CRD IVUmsetzungsgesetz zum 01.01.2014 aufgehoben. Da die beschriebenen Neuerungen und Änderungen bereits zum 01.01.2014 in Kraft traten, blieb den Instituten, die diese Vorschriften zu befolgen hatten, nur wenig Zeit, um sich darauf einzustellen.

1

Verordnung über die Festsetzung eines Zuschlags für die Berechnung des haftenden Eigenkapitals von Kreditinstituten in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (Zuschlagsverordnung) vom 6. Dezember 1963.

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

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4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht (European System of Financial Supervision – ESFS) von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Überblick

Die im Jahr 2007 durch den Zusammenbruch des US-amerikanischen Immobilienmarktes ausgelöste sog. Subprime-Krise1 hatte massive Schwachstellen bei der Finanzaufsicht auf Einzel- und Systemebene offengelegt. Die Europäische Kommission setzte daher im Oktober 2008 eine Expertengruppe (die sog. de LarosièreGruppe) um den ehemaligen geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Jacques de Larosière, ein, deren Aufgabe darin bestand, Vorschläge zur Verbesserung der Regulierung und Überwachung des Finanzsektors in der EU zu erarbeiten. Nach Auffassung der de Larosière-Gruppe hatte sich in der EU zwar ein Binnenmarkt entwickelt, auf dem die Institute grenzüberschreitend tätig waren, allerdings sei die Beaufsichtigung der Institute, die überwiegend auf nationaler Ebene stattfand, unausgewogen und häufig sogar unkoordiniert gewesen.2 Die von der de LarosièreGruppe gegebenen Empfehlungen zur Umstrukturierung der Finanzaufsicht in der EU wurden von der Europäischen Kommission befürwortet und in verschiedenen Legislativvorschlägen zur Stärkung der Finanzaufsicht in der EU aufgegriffen. Auf Basis dieses Gesetzespakets wurde das Europäische System der Finanzaufsicht (European System of Financial Supervision, ESFS) errichtet. Das ESFS, das seine Arbeit zum 01.01.2011 aufgenommen hat,3 hat gemäß Art. 1 Abs. 2 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 die Aufgabe, die Aufsicht über den Finanzsektor der EU sicherzustellen. Sein Hauptziel „besteht darin, die angemessene 1 2 3

Vgl. zu deren Verlauf und Ursachen BIEG, HARTMUT (2009, Finanzmarktkrise), S. 66–75; STAUB, NADINE (2012, Wandel), S. 59–86. Zum Begriff der Subprime-Kredite vgl. RAPP, ANDREA (2020, Subprime), S. 1938. Vgl. THE HIGH-LEVEL GROUP ON FINANCIAL SUPERVISION IN THE EU (2009, Report), Anhang III, S. 80–84; EUROPÄISCHE KOMMISSION (2010, Finanzaufsichtspaket), S. 1. Vgl. EUROPÄISCHES PARLAMENT (2020, Finanzaufsichtssystem), S. 1.

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

Anwendung der für den Finanzsektor geltenden Vorschriften zu gewährleisten, um die Finanzstabilität zu erhalten und für Vertrauen in das Finanzsystem insgesamt und für einen wirksamen und ausreichenden Schutz der Kunden und Verbraucher, die Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen, zu sorgen“1. Um diese Aufgabe zu erfüllen bzw. dieses Ziel zu erreichen, umfasst das ESFS die folgenden Institutionen: – den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB), – die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority, EBA), – die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (European Insurance and Occupational Pensions Authority, EIOPA), – die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (European Securities and Markets Authority, ESMA), – den Gemeinsamen Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden, – die jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden bzw. zuständigen Behörden der EU-Mitgliedstaaten sowie – die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Funktion als Aufsichtsbehörde. Die Beaufsichtigung findet im ESFS sowohl auf Mikroebene als auch auf Makroebene statt. Während – wie auch aus Abbildung 15 ersichtlich ist – der ESRB für die Beaufsichtigung auf Makroebene zuständig ist, fällt die Beaufsichtigung auf Mikroebene in die Zuständigkeit der nationalen Aufsichtsbehörden, der EU-Aufsichtsbehörden sowie der EZB. Die Mikroaufsicht zielt auf die Überwachung des einzelnen Instituts ab, um durch die Verhinderung von Schieflagen im Finanzsystem zum Funktionenschutz und Gläubigerschutz beizutragen.2 Demgegenüber ist im Rahmen der Makroaufsicht der Blick auf das Finanzsystem als Ganzes gerichtet. Es sollen systemische Risiken und Finanzblasen frühzeitig identifiziert werden, damit rechtzeitig Maßnahmen zum Schutz des Finanzsystems ergriffen werden können. Auch hierdurch wird zum Funktionenschutz und Gläubigerschutz beigetragen. Beide Bereiche – Mikroaufsicht und Makroaufsicht – sind durch einen intensiven Informationsaustausch eng miteinander verbunden. So stellen die nationalen und EU-Aufsichtsbehörden sowie die EZB dem ESRB Informationen über mikroprudenzielle Entwicklungen zur Verfügung. Auf der anderen Seite wird der ESRB – unter Berücksichtigung der von der Mikroaufsicht erhaltenen Informationen – frühzeitig 1 2

Art. 2 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010. Zum Funktionenschutz und Gläubigerschutz als den beiden zentralen Zielen der Bankenaufsicht vgl. das 2. Kapitel.

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

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vor sich abzeichnenden Systemrisiken warnen und gegebenenfalls Empfehlungen für Abhilfemaßnahmen abgeben. Europäisches Finanzaufsichtssystem (European System of Financial Supervision, ESFS) Beaufsichtigung auf der Mikroebene durch die nationalen und EU-Aufsichtsbehörden sowie die EZB

Informationen über mikroprudenzielle Entwicklungen

frühzeitige Warnungen und Empfehlungen für die Aufsichtsbehörden

Beaufsichtigung auf der Makroebene durch den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB)

frühzeitige Warnungen und Empfehlungen für die Regierungen

EU und Mitgliedstaaten

Abbildung 15: Grundstruktur des Finanzaufsichtsrahmens der EU

II. 1.

Beaufsichtigung auf der Mikroebene durch nationale und EU-Aufsichtsbehörden Institutionelle Struktur der europäischen Finanzaufsicht auf der Mikroebene

Die Beaufsichtigung auf der Mikroebene stellt – neben der Beaufsichtigung auf der Makroebene – eine wesentliche Komponente des ESFS dar. Die Mikroaufsicht in der EU weist eine komplexe Struktur auf und wird von der Zusammenarbeit verschiedener Aufsichtsinstanzen geprägt. Grundsätzlich können die Beteiligten an der Mikroaufsicht – wie Abbildung 16 zeigt – in zwei Gruppen eingeteilt werden: die

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

Mikroaufsicht auf europäischer Ebene sowie die Mikroaufsicht auf nationalstaatlicher Ebene. Mikroaufsicht auf Ebene der EU Gemeinsamer Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden Europäische Aufsichtsbehörden (ESAs)

Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA)

Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA)

Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)

Mikroaufsicht auf nationalstaatlicher Ebene

EZB und nationale Bankenaufsichtsbehörden (SSM)

nationale Aufsichtsbehörden für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung

nationale Wertpapieraufsichtsbehörden

Abbildung 16: Institutionelle Struktur der europäischen Finanzaufsicht auf Mikroebene

2.

Mikroaufsicht auf europäischer Ebene

Zur Mikroaufsicht auf Ebene der gesamten EU zählen die sog. Europäischen Aufsichtsbehörden (European Supervisory Authorities, ESAs), also die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) mit Sitz in Paris, die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

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(EIOPA) mit Sitz in Frankfurt am Main sowie die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) mit Sitz in Paris. Diese Europäischen Aufsichtsbehörden haben die bis Ende des Jahres 2010 existierenden Europäischen Ausschüsse der Aufsichtsbehörden (sog. Stufe 3-Ausschüsse: CEBS, CEIOPS, CESR), die bis dahin für die Aufsicht auf der Mikroebene zuständig waren, ersetzt. Diese Stufe 3-Ausschüsse setzten sich aus hochrangigen Vertretern der jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden zusammen und hatten die Aufgabe, die Europäische Kommission bei der Entwicklung technischer Durchführungsbestimmungen zu unterstützen und zu beraten. Außerdem förderten sie die konsistente Umsetzung der europäischen Rechtsakte und unterstützten die nationalen Aufsichtsbehörden bei dem aufsichtlichen Informationsaustausch.1 Die Ablösung der Stufe 3-Ausschüsse durch die Europäischen Aufsichtsbehörden war erforderlich geworden, weil das bisherige Konzept der Stufe 3-Ausschüsse mit gewissen Mängeln behaftet gewesen war. Die 2011 neu errichteten Europäischen Aufsichtsbehörden haben nicht nur alle Funktionen der bisherigen Stufe 3-Ausschüsse übernommen, sondern wurden darüber hinaus mit weiteren Aufgaben betreut. Das Ziel der Europäischen Aufsichtsbehörden besteht darin, zur kurz-, mittel- und langfristigen Stabilität und Wirksamkeit des Finanzsystems beizutragen, um dadurch das öffentliche Interesse zu schützen. Zu diesem Zweck haben die ESAs die Aufgabe – das Funktionieren des Binnenmarkts insbesondere mittels einer soliden, wirksamen und kohärenten Regulierung und Überwachung zu verbessern, – die Integrität, Transparenz, Effizienz und das ordnungsgemäße Funktionieren der Finanzmärkte zu gewährleisten, – die internationale Koordinierung bei der Aufsicht auszubauen, – Aufsichtsarbitrage zu verhindern und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu fördern, – zu gewährleisten, dass die Übernahme von Risiken angemessen reguliert und beaufsichtigt wird, – den Verbraucherschutz zu verbessern sowie – die Angleichung der Aufsicht im gesamten Binnenmarkt zu verbessern.2 Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde soll darüber hinaus zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung beitragen. Die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ist außerdem für die unmittelbare Aufsicht über die in der EU registrierten Ratingagenturen 1 2

Vgl. COMMITTEE OF EUROPEAN BANKING SUPERVISORS (2005, Role), S. 3. Vgl. Art. 1 Abs. 5 der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010, Art. 1 Abs. 6 der Verordnung (EU) Nr. 1094/2010 und Art. 1 Abs. 5 der Verordnung (EU) Nr. 1095/2010.

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

zuständig. Um dieser Aufgabe adäquat nachkommen zu können, wurde die ESMA mit der Befugnis ausgestattet, Informationen von den Ratingagenturen anzufordern sowie Prüfungen und Nachforschungen vor Ort durchzuführen.1 Den Europäischen Aufsichtsbehörden wurden zwar weitreichende Kompetenzen übertragen, jedoch sind auch diese nicht unbegrenzt. Eine Kompetenzgrenze ergibt sich zum Beispiel immer dann, wenn die Finanzhoheit der EU-Mitgliedstaaten berührt wird. So wird explizit bestimmt, dass die Behörden im Zusammenhang mit Maßnahmen im Krisenfall und der Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zwischen zuständigen Behörden in grenzübergreifenden Fällen keine Beschlüsse treffen dürfen, die in die haushaltspolitischen Zuständigkeiten der EU-Mitgliedstaaten eingreifen.2 Aus diesem Grund kann beispielsweise die Europäische Bankenaufsichtsbehörde einen EU-Mitgliedstaat nicht dazu verpflichten, ein Institut, das sich in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet, zu retten, da sich hieraus haushaltspolitische Folgen für diesen EU-Mitgliedstaat ergeben können. Um eine sektorübergreifende Zusammenarbeit der Europäischen Aufsichtsbehörden zu erleichtern, wurde als ein weiteres Gremium der Gemeinsame Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden errichtet, der ebenfalls Bestandteil des ESFS ist. Er dient als Forum für eine regelmäßige und enge Zusammenarbeit mit den ESAs und soll eine sektorübergreifende Abstimmung der Behörden beispielsweise bezüglich Finanzkonglomeraten, Rechnungslegung und Rechnungsprüfung, Anlageprodukte für Kleinanleger oder Cybersicherheit gewährleisten. Falls ein Finanzinstitut sektorübergreifend tätig ist und Meinungsverschiedenheiten zwischen den ESAs hinsichtlich der Beaufsichtigung dieses Finanzinstituts bestehen, werden diese Differenzen vom Gemeinsamen Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden geregelt. Das Personal des Gemeinsamen Ausschusses wird von den ESAs bereitgestellt und übernimmt die Aufgaben eines Sekretariats.

3.

Die Rolle der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA)

Oberstes Ziel der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde ist – wie bereits erwähnt – der Schutz des öffentlichen Interesses. Dieses Ziel soll sie erreichen, indem sie zur Stabilität und Effektivität des Finanzsystems beiträgt. Dabei ist die Funktion der EBA im Gegensatz zur mikroprudenziellen Aufsicht der EZB und der nationalen Aufsichtsbehörden nicht in der direkten Beaufsichtigung von Instituten zu sehen. Vielmehr liegt ihre Aufgabe darin, zur Verbesserung des Funktionierens des Binnenmarkts der EU beizutragen, indem sie eine wirksame und insbesondere harmonisierte 1 2

Vgl. Art. 23d Abs. 1 der Verordnung (EG) 1060/2009. Vgl. Art. 38 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010, Art. 38 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1094/2010 und Art. 38 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1095/2010.

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

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Regulierung und Aufsicht innerhalb der EU sicherstellt. Durch eine einheitliche Regulierung und Beaufsichtigung der Institute trägt sie sowohl zur Verhinderung regulatorischer Arbitrage als auch zur Förderung gleicher Wettbewerbsbedingungen (level playing field) bei. Im Rahmen des einheitlichen Regelwerks sorgen die Verordnungen und Richtlinien der EU bereits für eine starke Vereinheitlichung des Aufsichtsrechts. Allerdings ist es nicht praktikabel, in diesen Rechtsnormen sämtliche Details zu regeln. Aus diesem Grund bleibt das Primärrecht an vielen Stellen unkonkret. Gleichzeitig wird dort aber bestimmt, dass der Europäischen Kommission die Befugnis übertragen wird, die gesetzlichen Bestimmungen mittels technischer Regulierungs- bzw. Durchführungsstandards zu konkretisieren. Solche Mandate sind in der CRR und der CRD IV an einer Vielzahl von Stellen vorgesehen. Die Ausarbeitung dieser technischen Standards erfolgt üblicherweise nicht durch die Europäische Kommission selbst. Vielmehr wird der Europäischen Kommission vom Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union häufig die Befugnis übertragen, technische Regulierungs- bzw. Durchführungsstandards mittels delegierter Rechtsakte zu erlassen. Die EBA kann dann Entwürfe solcher technischen Standards ausarbeiten und der Europäischen Kommission zur Annahme vorlegen. Gleichzeitig hat die EBA diese Entwürfe umgehend an das Europäische Parlament und den Rat der Europäischen Union weiterzuleiten. Falls die Europäische Kommission einen ihr von der EBA vorgelegten Entwurf eines technischen Standards nicht oder nur mit Änderungen billigt, wird sie den Entwurf an die EBA zur Überarbeitung zurücksenden. Billigt sie hingegen den vorgelegten Entwurf, so kann sie ihn mittels einer Verordnung oder eines Beschlusses annehmen. Die technischen Standards sind im Amtsblatt der EU zu veröffentlichen und in der Folge in allen EU-Mitgliedstaaten rechtlich bindend und unmittelbar anzuwenden. Eine nationale Umsetzung ist insofern weder erforderlich noch möglich. Die technischen Standards regeln technische Fragen der EU-Rechtsanwendung; sie beinhalten weder strategische noch politische Entscheidungen. Technische Standards können in den beiden folgenden Varianten vorkommen: technische Regulierungsstandards (Regulatory Technical Standards, RTS) und technische Durchführungsstandards (Implementing Technical Standards, ITS). Während technische Regulierungsstandards dazu dienen, das EU-Primärrecht inhaltlich zu konkretisieren (beispielsweise indem unbestimmte Rechtsbegriffe definiert werden), werden mit technischen Durchführungsstandards einheitliche Vorgaben bezüglich der praktischen Durchführung der Aufsicht (z. B. Festlegung von einheitlichen Anforderungen bezüglich aufsichtsrechtlicher Meldungen, Vorgabe von Meldeformularen, Festlegung von Stichtagen) gemacht.

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

Die EBA spielt auch bei der Schaffung einer gemeinsamen Aufsichtskultur in der EU eine zentrale Rolle. Durch Angleichung der Aufsichtspraktiken in den EU-Mitgliedstaaten sollen eine harmonisierte Vorgehensweise der nationalen Bankenaufsichtsbehörden sowie eine einheitliche Anwendung der aufsichtsrechtlichen Bestimmungen in der gesamten EU erreicht werden.1 Zu diesem Zweck kann sie Leitlinien und Empfehlungen für die nationalen Bankenaufsichtsbehörden sowie die Institute ausgeben. Die nationalen Bankenaufsichtsbehörden sind verpflichtet, alle erforderlichen Anstrengungen zu unternehmen, um diesen Leitlinien und Empfehlungen nachzukommen. Die EBA kontrolliert, ob die nationalen Bankenaufsichtsbehörden den Leitlinien und Empfehlungen nachkommen. Sofern eine nationale Bankenaufsichtsbehörde einer Leitlinie oder Empfehlung nicht nachkommt, wird dies von der EBA veröffentlicht.2 Die EBA informiert darüber hinaus die Europäische Kommission, das Europäische Parlament sowie den Rat der Europäischen Union darüber, welche Leitlinien und Empfehlungen sie herausgegeben hat. Durch eine Verbesserung des Informationsaustauschs zwischen den nationalen Bankenaufsichtsbehörden fördert die EBA ein abgestimmtes Vorgehen. Sie kann zudem sektorspezifische und sektorübergreifende Schulungsprogramme anbieten. Darüber hinaus erleichtert sie den Personalaustausch zwischen den einzelnen nationalen Bankenaufsichtsbehörden. Auch hierdurch trägt sie zur Schaffung einer gemeinsamen Aufsichtskultur bei. Schließlich kann die EBA – insbesondere dann, wenn ungünstige Entwicklungen die Stabilität des Finanzsystems in der EU gefährden könnten – eine Koordinationsfunktion zwischen den nationalen Bankenaufsichtsbehörden übernehmen.3

4. a)

Mikroaufsicht auf nationalstaatlicher Ebene Überblick

Auch wenn die Europäischen Aufsichtsbehörden wichtige Aufgaben übernommen haben, sind die nationalen Aufsichtsbehörden nicht überflüssig geworden. Im Gegenteil: Den nationalen Aufsichtsbehörden kommt nach wie vor eine zentrale Rolle im Rahmen der Mikroaufsicht zu. Aufgrund ihrer Nähe zu den Marktteilnehmern sowie ihrer besonderen Kenntnisse über die Eigenheiten des jeweiligen nationalen Marktes sind sie am besten dafür geeignet, die laufende Aufsicht auf nationaler Ebene zu übernehmen. Dabei sollen die verschiedenen nationalen Aufsichtsbehörden auf einzelstaatlicher Ebene – soweit erforderlich – sich gegenseitig informieren und 1 2 3

Vgl. hierzu auch die Ausführungen zur EBA im 4. Kapitel Teil B.I.2. Vgl. Art. 16 Abs. 3 der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010. Vgl. Art. 18 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010.

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

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miteinander kooperieren. Eine intensive Zusammenarbeit ist auch zwischen den nationalen Aufsichtsbehörden und den entsprechenden Europäischen Aufsichtsbehörden vorgesehen. Während die nationalen Aufsichtsbehörden weiterhin für die laufende Beaufsichtigung auf nationaler Ebene zuständig sind, übernehmen die Europäischen Aufsichtsbehörden beispielsweise die Aufgabe, die Rechtsanwendung durch die nationalen Aufsichtsbehörden zu überwachen und die kohärente Anwendung der EU-Rechtsvorschriften zu gewährleisten. Außerdem sollen sie im Falle von Streitigkeiten zwischen verschiedenen nationalen Aufsichtsbehörden als Vermittlerinnen für die Schlichtung und Beilegung der Streitigkeiten sorgen. Auf diese Weise wird in der EU ein eng verflochtenes Finanzaufsichtsnetzwerk auf Mikroebene geschaffen.

b)

Mikroaufsicht durch die EZB

Neben den nationalen Aufsichtsbehörden spielt die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen der Mikroaufsicht über die Kreditinstitute mittlerweile eine zentrale Rolle. Die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 sowie die sich daran anschließende Euro-Krise haben deutlich gemacht, dass in einer Währungsunion mit einer einheitlichen Geldpolitik, in der die Banken und Staaten in jeweils wechselseitiger Abhängigkeit voneinander stehen,1 eine vertiefte Integration des Bankensystems erforderlich ist. Es wurde daher beschlossen, eine Bankenunion innerhalb der EU zu schaffen, wobei sich die Bankenunion zunächst lediglich auf die Staaten der Eurozone erstreckte.2 Allerdings haben die übrigen EU-Mitgliedstaaten, die den Euro noch nicht eingeführt haben, die Möglichkeit, sich der Bankenunion anzuschließen (sog. Opt-in). Von dieser Möglichkeit haben Bulgarien und Kroatien Gebrauch gemacht und nehmen seit Sommer 2020 im Rahmen einer sogenannten „engen Zusammenarbeit“ mit der EZB an der Europäischen Bankenaufsicht teil.3 Im Rahmen der Bankenunion stellt eine gemeinsame europäische Aufsicht über die Banken eine zentrale Komponente dar. Eine solche einheitliche europäische Bankenaufsicht bietet insbesondere bei einer starken grenzüberschreitenden Tätigkeit der beaufsichtigten Institute Vorteile gegenüber einer nationalen Bankenaufsicht. Sie trägt darüber hinaus zu einer Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion bei und kann Risiken für das europäische Finanzsystem besser und früher erkennen. Außerdem wird durch eine Bankenaufsicht auf EU-Ebene der Tendenz entgegengewirkt, dass Banken aus nationalen Überlegungen heraus geschont werden (sog. home bias).4 1 2 3 4

Vgl. zum sog. Staaten-Banken-Nexus WASCHBUSCH, GERD (2020, Staaten-Banken-Nexus), S. 1883. Die Europäische Bankenunion und auch die dortige Rolle der EZB werden im 4. Kapitel Teil B ausführlich dargestellt. Vgl. EZB (2020, Bulgaria’s central bank) und EZB (2020, Croatia’s central bank). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2013, Bankenaufsicht), S. 16. Zum home bias vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2020, Home Bias), S. 1015.

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

Aus diesen Gründen wurde der EZB die Verantwortung für die Mikroaufsicht über die Banken in der Eurozone übertragen. Sie übt die direkte Aufsicht über die bedeutenden Institute und Institutsgruppen der an der Europäischen Bankenaufsicht teilnehmenden Staaten (Eurozone sowie Bulgarien und Kroatien) aus, während die direkte Aufsicht über die übrigen Institute weiterhin von den nationalen Aufsichtsbehörden wahrgenommen wird. Eine Übersicht über die direkt durch die EZB beaufsichtigten Institute bzw. Institutsgruppen aus Deutschland findet sich in Abbildung 171. – – – – – – – – – – –

Aareal Bank AG (1) Bayerische Landesbank (2) Commerzbank AG (3) DekaBank Deutsche Girozentrale (2) Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG (1) Deutsche Bank AG (9) Deutsche Pfandbriefbank AG (1) DZ Bank AG Deutsche ZentralGenossenschaftsbank (7) Erwerbsgesellschaft der S-Finanzgruppe mbH & Co. KG (4) Goldman Sachs Bank Europe SE (1)* HASPA Finanzholding (3)

– – – – – – – – – –

Hamburg Commercial Bank AG (2) J.P. Morgan AG (1) Landesbank Baden-Württemberg (2) Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (3) Münchener Hypothekenbank eG (1) Morgan Stanley Europe Holding SE (2)* Norddeutsche Landesbank - Girozentrale - (3) State Street Europe Holdings Germany S.à.r.l. & Co. KG (3) UBS Europe SE (1) Volkswagen Bank GmbH (1)

* Direkte Beaufsichtigung durch die EZB aufgrund eines Beschlusses der EZB gemäß Art. 6 Abs. 5 Buchstabe b) der Verordnung (EU) Nr. 1024/2013. Stand: 01.01.2021.

Abbildung 17: Die 21 direkt durch die EZB beaufsichtigten Institute bzw. Institutsgruppen aus Deutschland Die in Abbildung 17 hinter dem jeweiligen Institut in Klammern gesetzten Zahlen geben die Anzahl der Institute an, die im Rahmen der Institutsgruppe direkt von der EZB überwacht werden und aus Platzgründen hier nicht aufgeführt werden. Eine beispielhafte Aufzählung für die DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank findet sich in Abbildung 182. Insgesamt überwacht die EZB damit nun insgesamt 115 bedeutende Institutsgruppen aus 21 Staaten, die sich aus ca. 1.200 beaufsichtigten Unternehmen zusammensetzen. Gemessen an den Bilanzaktiva entspricht dies mehr als 80 % des Bankensektors in diesen Staaten.3 1 2 3

Vgl. EZB (2021, List), S. 1–2. Vgl. EZB (2021, List), S. 2. Vgl. EZB (2021, Aufsichtsmechanismus).

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

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Die laufende Aufsicht über die der direkten Aufsicht durch die EZB unterliegenden Institute wird von sog. Joint Supervisory Teams (JSTs) durchgeführt, die sich aus Mitarbeitern der EZB sowie der nationalen Aufsichtsbehörden aus denjenigen Staaten, in denen sich die zu beaufsichtigenden Institute befinden, zusammensetzen.1 Die übrigen ca. 3.200 Institute – sie werden als weniger bedeutende Institute bezeichnet – werden weiterhin von den zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden (unter der Überwachung der EZB) direkt beaufsichtigt.2 DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank zugehörige Institute: – Bausparkasse Schwäbisch Hall AG (Deutschland) – DVB Bank SE (Deutschland) – DZ Hyp AG (Deutschland) – DZ Privatbank S.A. (Luxemburg) – TeamBank AG Nürnberg (Deutschland) – VR Smart Finanz Bank GmbH (Deutschland)

Abbildung 18: Beispiel einer von der EZB direkt beaufsichtigten Institutsgruppe

c)

Mikroaufsicht in Deutschland durch die BaFin und die Deutsche Bundesbank

In Deutschland sind – neben der EZB, die die bedeutenden Institute und Institutsgruppen beaufsichtigt – insbesondere die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Deutsche Bundesbank für die Überwachung der Banken zuständig. Die BaFin ist zum 01.05.2002 durch Zusammenlegung des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen (BAKred), des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen (BAV) sowie des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) errichtet worden.3 Da diese drei Aufsichtsbereiche nun durch ein und dieselbe Institution beaufsichtigt werden, ist ein aufsichtlicher Informationsaustausch zwischen diesen drei Bereichen einfacher möglich als zuvor. Die BaFin, die der Rechts- und Fachaufsicht des Bundesministeriums der Finanzen untersteht, ist eine bundesunmittelbare, rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bonn und Frankfurt am Main.4

1 2 3 4

Vgl. EZB (2014, Leitfaden), S. 12 und S. 17. Zu den Joint Supervisory Teams vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2020, Joint Supervisory Teams), S. 1149–1150. Vgl. EZB (2014, Leitfaden), S. 12. Vgl. § 1 Abs. 1 FinDAG. Vgl. die §§ 1 und 2 FinDAG.

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

Im Rahmen der Bankenaufsicht arbeiten die BaFin und die Deutsche Bundesbank eng zusammen, jedoch werden von den beiden Institutionen unterschiedliche Aufgaben und Funktionen übernommen. Der BaFin, die gemäß § 6 Abs. 1 KWG die Aufsicht über die Institute nach den Bestimmungen des KWG ausübt, kommen vornehmlich hoheitliche Aufgaben zu. § 6 Abs. 3 KWG enthält eine Generalnorm, nach der die BaFin Anordnungen gegenüber den Instituten und ihren Geschäftsleitern treffen kann, „die geeignet und erforderlich sind, um Verstöße gegen aufsichtsrechtliche Bestimmungen zu verhindern oder zu unterbinden oder um Missstände in einem Institut zu verhindern oder zu beseitigen, welche die Sicherheit der dem Institut anvertrauten Vermögenswerte gefährden können oder die ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen beeinträchtigen“. So kann sie beispielweise Bußgelder zur Ahndung von Ordnungswidrigkeiten verhängen (§ 60 KWG), die Ausschüttung von Gewinnen untersagen oder beschränken (§ 45 Abs. 2 Nr. 5 KWG), die Abberufung der verantwortlichen Geschäftsleiter verlangen (§ 36 Abs. 1– 1b KWG) und als Ersatz für diese einen Sonderbeauftragten bestellen (§ 45c KWG). Außerdem ist sie – sofern diese Funktion nicht von der EZB übernommen wird – gemäß § 32 KWG für die Erteilung der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften oder zur Erbringung von Finanzdienstleistungen sowie für den Entzug dieser Erlaubnis gemäß § 35 KWG zuständig.1 Demgegenüber ist die Deutsche Bundesbank für den Großteil der operativen Bankenaufsicht zuständig und übernimmt gemäß § 7 Abs. 1 Satz 2 KWG die laufende Überwachung der Institute. Diese umfasst insbesondere – die Auswertung der von den Instituten eingereichten Unterlagen, der Prüfungsberichte nach § 26 KWG und der Jahresabschlussunterlagen, – die Durchführung und Auswertung der bankgeschäftlichen Prüfungen zur Beurteilung der angemessenen Eigenkapitalausstattung und Risikosteuerungsverfahren der Institute sowie – das Bewerten von Prüfungsfeststellungen.2 Damit Doppelarbeiten vermieden werden und der erforderliche Informationsfluss zwischen den beiden Institutionen gewährleistet wird, bestimmt § 7 Abs. 3 KWG, dass die BaFin und die Deutsche Bundesbank einander Beobachtungen und Feststellungen mitzuteilen haben, die für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich sind. Um einerseits die verschiedenen Aufgaben von BaFin und Deutscher Bundesbank transparent und möglichst überschneidungsfrei abzugrenzen und Verantwortlichkeiten klar zuzuordnen und andererseits ein einheitliches und qualitativ hochwertiges

1 2

Vgl. zu den Marktzugangsregelungen für Institute das 5. Kapitel. Vgl. § 7 Abs. 2 Satz 3 KWG.

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

123

bankenaufsichtliches Handeln sicherzustellen, hat die BaFin eine Richtlinie zur Durchführung und Qualitätssicherung der laufenden Überwachung der Institute durch die Deutsche Bundesbank (Aufsichtsrichtlinie)1 im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank erlassen. Bei der Durchführung der laufenden Überwachung haben BaFin und Deutsche Bundesbank diese Richtlinie zu beachten. In der Aufsichtsrichtlinie werden insbesondere die folgenden Aspekte geregelt: – die Aufgaben und Zuständigkeiten von BaFin und Deutscher Bundesbank bei der Aufsicht über weniger bedeutende Institute, – die Ausgestaltung des bankenaufsichtlichen Überprüfungs- und Evaluierungsprozesses für weniger bedeutende Institute, – die Instrumente der Erkenntnisgewinnung bei weniger bedeutenden Instituten (hierzu zählen z. B. Aufsichtsgespräche und Auskunftsersuchen, die Auswertung der Jahresabschlüsse und Prüfungsberichte nach § 26 KWG, die Anordnung und Auswertung von Prüfungen nach § 44 KWG sowie die Durchführung von Stresstests), – das Melde- und Anzeigewesen sowie – die Datenverarbeitung. Sollte es zwischen BaFin und Deutscher Bundesbank zu Meinungsverschiedenheiten im Rahmen der laufenden Überwachung der Institute kommen, so sollen diese einvernehmlich beigelegt werden. Sofern dies bei Meinungsverschiedenheiten von erheblicher Bedeutung nicht gelingt, entscheidet gemäß § 4a FinDAG das Bundesministerium der Finanzen im Benehmen mit der Deutschen Bundesbank.

III. Beaufsichtigung auf der Makroebene durch den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board – ESRB) 1. Struktur des ESRB Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB) ist für die makroprudenzielle Aufsicht über das Finanzsystem in der EU zuständig. Bei dem ESRB, der am 16.12.2010 errichtet wurde und seinen Sitz in Frankfurt am Main hat, handelt es sich um ein in dieser Form bisher nicht dagewesenes EU-Gremium, das als unabhängige Behörde ohne eigene Rechtspersönlichkeit fungiert.2

1 2

BAFIN (2016, Aufsichtsrichtlinie). Vgl. Erwägungsgrund Nr. 15 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010.

124

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

Der ESRB besteht – wie in Abbildung 19 dargestellt – aus einem Verwaltungsrat, einem Lenkungsausschuss, einem Sekretariat, einem Beratenden Wissenschaftlichen Ausschuss sowie aus einem Beratenden Fachausschuss.1 Das oberste Entscheidungsgremium des ESRB ist der Verwaltungsrat, der die Beschlüsse, die zur Erfüllung der dem ESRB übertragenen Aufgaben erforderlich sind, fasst. Der Lenkungsausschuss, dem 14 hochrangige Personen (darunter die jeweiligen Vorsitzenden der EBA, EIOPA und ESMA) angehören, hat die Aufgabe, die Fortschritte der laufenden Arbeit des ESRB zu überwachen sowie die Sitzungen des Verwaltungsrats vorzubereiten und die dort zu erörternden Unterlagen zu prüfen, um auf diese Weise den Entscheidungsprozess des ESRB zu unterstützen. Das Sekretariat, das bei der EZB in Frankfurt am Main angesiedelt ist, ist für die laufende Arbeit des ESRB zuständig. Es unterstützt den ESRB bei seiner Arbeit in analytischer, statistischer, administrativer und logistischer Hinsicht. Schließlich kann der ESRB im Rahmen seiner Tätigkeit auch auf den Beratenden Wissenschaftlichen Ausschuss sowie den Beratenden Fachausschuss zurückgreifen, die ihn in den für seine Arbeit maßgeblichen Fragen beraten und unterstützen. Den Vorsitz des ESRB führt der Präsident bzw. die Präsidentin der EZB.2 Der Verwaltungsrat setzt sich aus Mitgliedern mit Stimmrecht und Mitgliedern ohne Stimmrecht zusammen. Die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder stammt aus den Zentralbanken (Präsident und Vizepräsident der EZB sowie die Präsidenten der nationalen Zentralbanken). Demgegenüber kommt den ebenfalls im Verwaltungsrat tätigen Vertretern der nationalen Aufsichtsbehörden kein Stimmrecht zu. Diese unterschiedliche Stimmrechtsverteilung wird durch den Sachverstand und die bereits bestehenden Zuständigkeiten im Bereich der Finanzstabilität der Zentralbanken begründet.3 Hingegen sollen die nationalen Aufsichtsbehörden zwar ihr spezifisches mikroprudenzielles Expertenwissen einbringen, allerdings ohne die Möglichkeit der Mitbestimmung im Verwaltungsrat. Lediglich die Vorsitzenden der ESAs (EBA, EIOPA, ESMA) besitzen im Verwaltungsrat ein Stimmrecht, damit sichergestellt werden kann, „dass die Bewertung der Makrorisiken auf lückenlosen und genauen Informationen über die Entwicklungen im Finanzsystem beruht“4. Ein weiterer Grund für die unterschiedliche Stimmrechtsverteilung zwischen den Zentralbanken und den nationalen Aufsichtsbehörden könnte in der vergleichsweise größeren politischen Unabhängigkeit der Zentralbanken bestehen.

1 2 3 4

Vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen dieses Absatzes Art. 4 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010. Vgl. Art. 5 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 24 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010. Erwägungsgrund Nr. 24 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010.

4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

125

Europäischer Ausschuss für Systemrisiken (ESRB)

Verwaltungsrat

Lenkungsausschuss

Sekretariat

Beratender Wissenschaftlicher Ausschuss

Beratender Fachausschuss

Abbildung 19: Struktur des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken

2.

Tätigkeit des ESRB

Dem ESRB wurde die Makroaufsicht über das Finanzsystem der EU übertragen. Er soll gemäß Art. 3 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 dazu beitragen, Systemrisiken, die eine Bedrohung für die Finanzstabilität in der EU darstellen, einzudämmen oder abzuwenden. Ihm kommt insbesondere die wichtige Aufgabe zu, als eine Art Frühwarnsystem Risiken für die Finanzstabilität zu identifizieren und Warnungen sowie konkrete Empfehlungen zur Bekämpfung von Krisensituationen zu geben. Solche Warnungen und Empfehlungen können allgemeiner oder spezifischer Art sein. Der ESRB kann sie insbesondere an die nationalen Aufsichtsbehörden, die ESAs, die EU insgesamt oder an einzelne Mitgliedstaaten der EU richten, wobei die Empfehlungen zeitliche Vorgaben enthalten müssen, innerhalb derer die erforderlichen politischen Maßnahmen getroffen werden sollen.1 Allerdings ist der ERSB nicht befugt, den Adressaten seiner Warnungen und Empfehlungen verbindliche Maßnahmen vorzuschreiben. Vielmehr sollen sich die politischen Entscheidungsträger und Aufsichtsbehörden der „moralischen Autorität“2 des ESRB beugen. Um dennoch so weit wie möglich sicherzustellen, dass die vom ESRB ausgesprochenen Empfehlungen auch tatsächlich umgesetzt werden, sind die Adressaten verpflichtet, nicht nur dem ESRB, sondern auch dem Europäischen Parlament, dem Rat der Europäischen Union und der Europäischen Kommission die von ihnen zur Umsetzung der Empfehlungen ergriffenen Maßnahmen mitzuteilen; sind

1 2

Vgl. Art. 16 Abs. 2 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2009, Vorschlag), S. 5.

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4. Kapitel Teil A: Europäisches System der Finanzaufsicht

keine Maßnahmen ergriffen worden, so ist auch dies in angemessener Weise zu begründen (Prinzip: „act or explain“).1 Die von den Adressaten der Warnungen und Empfehlungen ergriffenen Maßnahmen bzw. Begründungen werden vom ESRB beurteilt. In einem vom ESRB herausgegebenen Handbuch wird der Beurteilungsprozess dargestellt, um die Transparenz, Konsistenz und Vergleichbarkeit der Beurteilungen sicherzustellen und den Beurteilungsprozess zu standardisieren.2 Sofern der ESRB die Reaktion der Adressaten als unangemessen bewertet (d. h.: Nichtbefolgung der Empfehlung oder keine angemessene Begründung für das Nichthandeln), hat er die Adressaten selbst sowie das Europäische Parlament, den Rat der Europäischen Union und die betroffene EU-Aufsichtsbehörde (z. B. EBA) hierüber zu unterrichten.3 Hierbei sind strikte Geheimhaltungsregeln zu beachten. Da der Druck auf die Adressaten, die Empfehlung des ESRB zu befolgen, regelmäßig größer sein wird, wenn die Empfehlung veröffentlicht wird, kann der Verwaltungsrat des ESRB gemäß Art. 18 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 von Fall zu Fall entscheiden, ob eine Warnung bzw. Empfehlung veröffentlicht oder vertraulich behandelt werden soll. Vor seiner Entscheidung hat der Verwaltungsrat den Rat der Europäischen Union darüber zu unterrichten, damit dieser die Gelegenheit hat, sich zu äußern. Sollte der Verwaltungsrat des ESRB die Veröffentlichung seiner Warnung oder Empfehlung beschließen, so hat er die Adressaten vorab darüber zu informieren.4 Die Adressaten haben dann nach Art. 18 Abs. 3 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 auch das Recht, ihre eigenen Ansichten und Argumente öffentlich kundzutun. Um die Zusammenarbeit im Bereich der Finanzstabilität zu stärken, wurde in Deutschland der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS), der gemäß § 2 Abs. 1 FinStabG beim Bundesministerium der Finanzen angesiedelt ist und am 18.03.2013 seine Tätigkeit aufgenommen hat,5 nach dem Vorbild des ESRB errichtet. Zu den stimmberechtigten Mitgliedern des Ausschusses zählen gemäß § 2 Abs. 3 Satz 1 FinStabG jeweils drei Vertreter des Bundesministeriums der Finanzen, der Deutschen Bundesbank sowie der BaFin. Neben der Erörterung der für die Finanzstabilität maßgeblichen Sachverhalte zählt insbesondere die Abgabe von Warnungen und Empfehlungen nach § 3 Abs. 1 und Abs. 2 FinStabG an die Bundesregierung, die BaFin oder eine andere öffentliche Stelle in Deutschland zu seinen Aufgaben.6

1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 17 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 sowie ESRB (2016, Handbook), S. 2. Vgl. ESRB (2016, Handbook), S. 2. Vgl. Art. 17 Abs. 2 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010. Vgl. Art. 18 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010. Vgl. AFS (2014, Erster BERICHT), S. (III). Vgl. § 2 Abs. 2 FinStabG i. V. m. § 3 Abs. 3 FinStabG. Vgl. ausführlich zum Ausschuss für Finanzstabilität BUCHMÜLLER, PATRIK; IGL, ANDREAS (2018, Risikosteuerung), S. 60–63.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union Teil B: Europäische Bankenunion von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Gabriela Reinstädtler, M. Sc., Saarbrücken I. 1.

Aufbau und Ziele der Europäischen Bankenunion Der Weg zur Errichtung einer Europäischen Bankenunion und die damit verfolgten Ziele

Die Errichtung der Europäischen Bankenunion „ist das größte europäische Projekt seit Einführung des Euro“1. So beurteilte Wolfgang Schäuble in seiner damaligen Funktion als Bundesminister der Finanzen im Jahr 2014 das in diesem 4. Kapitel Teil B beleuchtete europäische Großprojekt.2 Bereits zuvor wurden im Jahr 2011 mit der Etablierung des ESFS Schlüsse aus den negativen Erfahrungen der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 gezogen und die Struktur der EU-weiten Finanzaufsicht grundlegend geändert.3 Die alleinige Errichtung des ESFS wurde jedoch u. a. aufgrund der in Teilen zu geringen Kompetenzen der Behörden als nicht ausreichend erachtet, um langfristig das Vertrauen in die Finanzwirtschaft (wieder-)herzustellen.4 Überdies schwelte in einigen Staaten des Euro-Raums5 gerade eine schwere Staatsschuldenkrise, innerhalb derer einerseits die Problematik des Staaten-Banken-Nexus6 große Beachtung fand und die andererseits einen beachtlichen Widerstand einiger EU1 2 3 4 5 6

WOLFGANG SCHÄUBLE, zitiert in BUNDESREGIERUNG (2014, Bankenunion). Die Ausführungen in diesem 4. Kapitel Teil B.I. beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 83–94 sowie auf die dort angegebene Literatur. Vgl. BAFIN (2016, Aufsicht); ANDRAE, SILVIO (2020, Finanzaufsicht), S. 33; GISCHER, HORST; HERZ, BERNHARD; MENKHOFF, LUKAS (2020, Banken), S. 179. Zum ESFS vgl. das 4. Kapitel Teil A. Vgl. OHLER, CHRISTOPH (2015, Währungsunion), S. 139; OSMAN, YASMIN (2018, Bankenaufsicht), S. 24. Der Euro-Raum umfasst diejenigen EU-Mitgliedstaaten, die den Euro als Währung eingeführt haben. Er wird auch als „Euro-Währungsraum“ oder „Euro-Währungsgebiet“ bezeichnet. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Euro-Raum), S. 694. Der Begriff des Staaten-Banken-Nexus beschreibt die Wechselbeziehungen zwischen der wirtschaftlichen Stabilität von Staaten und der Resilienz von Kreditinstituten. So können wirtschaftliche Schieflagen von Staaten bei Banken zu hohen Abschreibungsbedarfen führen, wenn diese zuvor in großem Maße in Staatsanleihen dieser Staaten investiert waren. Im Umkehrschluss kann eine Bank in einer finanziellen Schieflage – in Abhängigkeit von ihrer Größe und ihrer systemischen Relevanz – ihren Sitzstaat dazu veranlassen, ihr Kapital und Liquidität zur Verfügung zu stellen, um sie dadurch vor dem finanziellen Zusammenbruch zu bewahren. Damit verbunden sind häufig eine massive Belastung des Staatshaushalts sowie eine gegebenenfalls steigende Staatsverschuldung. Vgl. hierzu WASCHBUSCH, GERD (2020, Staaten-Banken-Nexus), S. 1883.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Mitgliedstaaten gegen die EU als solche und gegen den Euro als Gemeinschaftswährung mit sich brachte. Entsprechend rief die Europäische Kommission die Mitgliedstaaten im Mai 2012 in einer Mitteilung dazu auf, sich politisch zum Euro zu bekennen. Hierzu solle die Errichtung einer Bankenunion angestrebt werden, innerhalb der Kreditinstitute einer einheitlichen Gesamtfinanzaufsicht unterliegen und welche ein einheitliches Einlagensicherungssystem in sich beherbergt. Zugleich sah die Kommission auch die Notwendigkeit der Schaffung eines einheitlichen Rahmens zur Sanierung und zur Rettung von Banken. In der Folge veröffentlichte der Europäische Rat am 26.06.2012 den von einer Expertengruppe1 verfassten Bericht „Auf dem Weg zu einer echten Wirtschafts- und Währungsunion“, der die Vision einer stabilen Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) beinhaltete, die als integrierter Finanzrahmen die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten und zur finanziellen Entlastung der Bürger der EU im Falle von Bankinsolvenzen beitragen sollte. Ohne die Vokabel „Bankenunion“ explizit aufzuführen, nennt der Bericht jedoch die drei Elemente der späteren Europäischen Bankenunion. So soll in dem integrierten Finanzrahmen innerhalb des Euro-Raums die Verantwortung für die Beaufsichtigung von Banken auf die europäische Ebene übergehen und es sollen gemeinsame Mechanismen für die Bankenrestrukturierung und für die Absicherung von Bankeinlagen geschaffen werden.2 Auf ihrem Gipfeltreffen am 28./29.06.2012 kamen die Staats- und Regierungschefs der EU überein, die von der Expertengruppe vorgelegten Vorschläge als „Europäische Bankenunion“ verwirklichen zu wollen und in einem ersten Schritt einen einheitlichen Aufsichtsmechanismus zu errichten. Hierzu wurde einerseits die Europäische Kommission damit beauftragt, konkrete Vorschläge für einen einheitlichen Aufsichtsmechanismus auszuarbeiten. Andererseits mandatierten die Staats- und Regierungschefs die Expertengruppe, auf Basis ihres vorgelegten Berichts und unter Berücksichtigung der genannten Entwürfe der Europäischen Kommission ein Konzept mit konkreten Empfehlungen zur Verwirklichung einer „echten WWU“ zu entwerfen.3 Die Europäische Kommission erfüllte ihren Auftrag zeitnah und veröffentlichte bereits im September 2012 ihren „Fahrplan für eine Bankenunion“, der die Verlagerung der Bankenaufsicht als zentralen Bestandteil enthält. Überdies war und ist die Europäische Kommission der Auffassung, dass die gemeinsame Bankenaufsicht

1 2 3

Die Expertengruppe setzte sich zusammen aus dem damaligen Ratspräsidenten Van Rompuy, dem damaligen Kommissionspräsidenten Barroso, dem ehemaligen Vorsitzenden der Euro-Gruppe Juncker sowie Draghi, der seinerzeit Präsident der EZB war. Vgl. ausführlich VAN ROMPUY, HERMAN (2012, Währungsunion), S. 1–4. Vgl. EUROPÄISCHER RAT (2012, Schlussfolgerungen), Tz. 4; ACHTELIK, OLAF (2019, Aufsicht), S. 13–14.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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durch ein integriertes Bankkrisenmanagement sowie eine gemeinsame Einlagensicherung ergänzt werden müsse, um den europäischen Binnenmarkt nachhaltig zu stärken. Dem Fahrplan legte die Europäische Kommission zugleich auch einen Verordnungsvorschlag bei, der die Übertragung von besonderen Aufgaben im Zusammenhang mit der Bankenaufsicht auf die EZB vorsieht. Erst in einem zweiten Schritt soll dem Fahrplan zufolge ein einheitlicher Abwicklungsmechanismus entstehen, dem in dritter Instanz eine gemeinsame europäische Einlagensicherung zur Vervollständigung der voll integrierten Europäischen Bankenunion folgen soll. Der ECOFIN-Rat begrüßte die Vorschläge in seiner Sitzung vom 13.12.2012 und ebnete so den Weg für Verhandlungen über Gesetzgebungsakte mit dem Europäischen Parlament. Auch die von den Staats- und Regierungschefs mandatierte Expertengruppe folgte dem Aufruf zur Ausarbeitung konkreter Ausgestaltungsvorschläge und legte am 05.12.2012 einen finalen Bericht vor, nach dem die „echte WWU“ mit den folgenden drei Schritten zu erreichen sei:1 1. Stufe (Ende 2012 bis 2013): – Stärkung der Haushalts- und Wirtschaftspolitik, – Erarbeitung eines operativen Rahmens für eine direkte Rekapitalisierung von Banken durch den ESM, – Umsetzung des CRD IV-Pakets sowie Errichtung eines einheitlichen Aufsichtsmechanismus und – Harmonisierung nationaler Einlagensicherungssysteme. 2. Stufe (2013 bis 2014): – Errichtung einer europäischen Bankenabwicklungsbehörde und einer Letztsicherung, um effiziente Abwicklungsbeschlüsse sicherzustellen, sowie – Schaffung eines Mechanismus zur Verbesserung strukturpolitischer Maßnahmen. 3. Stufe (nach 2014): – fiskalpolitische Maßnahmen zum Schutz der Eurozone vor wirtschaftlichen Erschütterungen, – verbesserte Abstimmung der Haushalts- und Wirtschaftspolitik. Im Zusammenhang mit diesem Drei-Stufen-Plan teilte der Europäische Rat mit, dass die Vollendung der echten WWU „mit der Annahme des einheitlichen Aufsichtsmechanismus und der neuen Regeln für die Sanierung und Abwicklung sowie die Einlagensicherung beginnen“2 wird. Korrespondierend dazu begrüßte der Europäische Rat 1 2

Die folgenden Jahresangaben in Klammern entsprechen den ursprünglich geplanten Zeiträumen und nicht den tatsächlichen Umsetzungszeitpunkten der einzelnen Aspekte. EUROPÄISCHER RAT (2012, Tagung).

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

die beschriebene Einigung des ECOFIN-Rats und forderte die Gesetzgebungsorgane dazu auf, den Aufsichtsmechanismus rasch einsatzfähig zu machen sowie eine Einigung über eine Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Banken und zur gemeinsamen Einlagensicherung zu erzielen. Zusammenfassend konnte so letztlich über alle wichtigen europäischen Institutionen hinweg ein Konsens bezüglich der schrittweisen Errichtung der Europäischen Bankenunion erzielt werden. Die Europäische Bankenunion soll als Ergänzung des europäischen Binnenmarkts und der WWU fungieren, indem die Kompetenzen der Bankenaufsicht, der Bankenabwicklung und der Einlagensicherung EU-weit zusammengeführt werden und indem sich insbesondere Kreditinstitute im Euro-Raum an dieselben Regeln halten müssen. Dadurch sollen gerade systemisch relevante Banken dazu gezwungen werden, lediglich handhabbare Risiken einzugehen und vor allem auch für die von ihnen erwirtschafteten Verluste einzustehen. Zudem soll es möglich sein, verlustreiche Banken im Zweifel abwickeln zu können, ohne dabei den Steuerzahler finanziell übermäßig zu belasten und ohne die Finanzstabilität zu gefährden.1 Als übergeordnete Ziele der Schaffung der Europäischen Bankenunion ist vor allem die stärkere Integration der Finanzmärkte zu nennen. Ebenso werden mit der Europäischen Bankenunion die Verbesserung der Resilienz von Kreditinstituten sowie die Durchbrechung des Staaten-Banken-Nexus angestrebt.2 Zur Erreichung der genannten Ziele soll jedes Element der Europäischen Bankenunion seinen Teil dazu beitragen, wobei erst ein Ineinandergreifen aller Elemente als ausreichend angesehen wird, die Zielerreichung sicherzustellen.

2.

Grundstruktur der Europäischen Bankenunion und ihr rechtliches Fundament

Wie aus den obigen Ausführungen bereits ersichtlich wird, besteht die Europäische Bankenunion aus drei sich einander ergänzenden Elementen, die zumeist auch als die drei Säulen der Europäischen Bankenunion bezeichnet werden. Diese Säulen sind ein Einheitlicher Aufsichtsmechanismus für die Eurozone (SSM), gemeinsame Regeln zur Sanierung und Abwicklung von Banken im Euro-Raum (SRM) und ein gemeinsames Europäisches Einlagensicherungssystem (European Deposit Insurance Scheme – EDIS) in denjenigen Mitgliedstaaten der EU, die den Euro als Währung eingeführt haben. Zum derzeitigen Zeitpunkt muss jedoch konstatiert werden, dass 1 2

Zu diesem Absatz vgl. auch EUROPÄISCHE KOMMISSION (2012, Fahrplan), S. 9; BUCH, CLAUDIA (2014, Weichenstellung); PAPE, CHRISTOPH (2015, Zukunft), S. 16–17; MAGNUS, MARCEL (2020, Bankenunion). Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BUCH, CLAUDIA (2014, Weichenstellung); SAUERMANN, MARTIN (2015, Bankenunion), S. 1056; BMF (2019, Zielbild), S. 8; RAPP, ANDREA (2020, Bankenunion), S. 151.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

131

diese Grundstruktur als eine Vision dessen zu bezeichnen ist, was erst in Zukunft in vollendeter Form entstehen soll. So sind bislang lediglich die ersten beiden Säulen – namentlich also der SSM und der SRM – als arbeitende Säulen installiert. Über die Einführung des gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems im EuroRaum wird zwar seit einigen Jahren verhandelt, seine Errichtung steht bis dato allerdings noch aus. Als rechtliche Grundlage für die Errichtung der beiden ersten Säulen gelten die Art. 114 und 127 Abs. 6 AEUV.1 Bereits vor Beginn der Errichtung der ersten beiden Säulen hat man sich EU-weit – und damit räumlich betrachtet breiter als mit der auf den Euro-Raum beschränkten Europäischen Bankenunion – auf die Schaffung eines gemeinsamen Regulierungsrahmens geeinigt, um u. a. das Ziel der Stärkung des europäischen Binnenmarkts zu erreichen. Dieses Regelwerk wird als Single Rulebook bezeichnet und bildet das Fundament der Europäischen Bankenunion. Abbildung 202 visualisiert die bisherigen Ausführungen zum Aufbau der Europäischen Bankenunion. Dabei sei nochmals darauf hingewiesen, dass die dritte Säule bislang noch nicht errichtet wurde.

Die Europäische Bankenunion

Single Supervisory Mechanism (SSM)

Single Resolution Mechanism (SRM)

European Deposit Insurance Scheme (EDIS)

Single Rulebook

Abbildung 20: Aufbau der Europäischen Bankenunion 1

2

Über die Verfassungsmäßigkeit des SSM und des SRM war ein jahrelanger Diskurs entstanden, der insbesondere die Frage zum Gegenstand hatte, ob die genannten Artikel des AEUV als rechtliche Grundlage geeignet sind. Im Jahr 2019 wurde die Verfassungsmäßigkeit jedoch höchstrichterlich bestätigt, was bei der Deutschen Bundesregierung, der Deutschen Bundesbank sowie bei zahlreichen Vertretern der Wirtschaft auf großen Zuspruch stieß. Vgl. dazu BMF (2019, Bankenunion), S. 10; SLEEGERS, ANNA (2019, Europakritiker), S. 3. Geringfügig modifiziert entnommen aus BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 92.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Das Single Rulebook ist eine Zusammenstellung von EU-weit geltenden harmonisierten Regeln zur Finanzaufsicht.1 Es ist damit gerade kein einzelner Gesetzestext, sondern setzt sich aus einzelnen Verordnungen und Richtlinien zusammen, mithilfe derer das europäische Aufsichtsrecht möglichst weitgehend harmonisiert werden soll und die verhindern sollen, dass es in einzelnen Mitgliedstaaten für Banken die Möglichkeit von Aufsichtsarbitrage gibt. Dadurch sollen faire und einheitliche Wettbewerbsbedingungen für die Marktteilnehmer innerhalb der EU geschaffen werden (level playing field).2 Dementsprechend ist das Single Rulebook auch keine starre Zusammenstellung von Rechtsakten, sondern vielmehr eine sich im Zeitverlauf weiterentwickelnde und gegebenenfalls auch verändernde Zusammenstellung regulatorischer Vorschriften. Ursprünglich waren die folgenden Regelwerke Teil des Single Rulebooks: – die europäische Eigenkapitalverordnung (CRR) sowie die europäische Eigenkapitalrichtlinie (CRD IV), – die Richtlinie über die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten (BRRD) sowie – die Richtlinie zu den Einlagensicherungssystemen (DGSD). Im Zuge der Verabschiedung des Bankenpakets3 im Jahr 2019 erfuhr das Single Rulebook einige Überarbeitungen und Erweiterungen. So wurden u. a. die CRR, die CRD und die BRRD novelliert und als CRR II, CRD V und BRRD II in das Single Rulebook aufgenommen. Zudem führt die EBA mittlerweile weitere Rechtsakte als Bestandteile des auf ihrer Website publizierten interaktiven Single Rulebooks auf. Diese sind die Geldwäscherichtlinie (AMLD), die Hypothekarkreditrichtlinie (MCD), die Zahlungsdiensterichtlinie (PSD 2), die Verbriefungsverordnung (SecReg) und die Überweisungsverordnung (WTR).4 Zusätzlich dazu enthält das Single Rulebook diverse Leitlinien und Empfehlungen der EBA sowie die bislang bereits von der Europäischen Kommission erlassenen und künftig zu erlassenden Technischen Regulierungs- und Technischen Durchführungsstandards (RTS und ITS)5, die im Zusammenhang mit den genannten Rechtsakten und der Europäischen Bankenunion stehen. 1 2 3

4 5

Vgl. KRÄMER, GREGOR (2020, Single Rule Book), S. 1831. Der Begriff des level playing fields zielt auf die Gewährleistung fairer und einheitlicher Wettbewerbsbedingungen für sämtliche Teilnehmer eines Markts. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Level), S. 1323. Das Bankenpaket ist ein Bündel aus jeweils zwei europäischen Richtlinien und Verordnungen, das im April 2019 vom Europäischen Parlament verabschiedet wurde. Die verbindliche Anwendung der Regeln des Reformpakets erfolgt schrittweise über mehrere Jahre hinweg. Vgl. BLAß, ROBIN (2020, Bankenpaket). Zum interaktiven Single Rulebook vgl. EBA (2020, Single Rulebook). Technische Standards leisten einen Beitrag zur Vereinheitlichung der europäischen Aufsichtskultur. Damit soll für die beaufsichtigten Kreditinstitute in allen Mitgliedstaaten Rechtssicherheit geschaffen

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

133

Die EBA reagiert überdies im Rahmen eines Q&A-Prozesses auf den teilweise vorhandenen Interpretationsspielraum diverser Regelungen in den genannten Rechtsakten, um den Gedanken des level playing fields weiter voranzutreiben. So sind die Marktteilnehmer dazu aufgerufen, an die EBA Anfragen zu möglichen Auslegungsoptionen von Vorschriften zu richten. Die EBA versucht, die erkannte Lücke dann zu schließen, um auf diese Weise ein einheitliches Verständnis für das Single Rulebook zu schaffen. Zwar sind die Q&A rechtlich unverbindliche Veröffentlichungen, dennoch wird ihre kohärente Anwendung vonseiten der EBA und von den sonstigen zuständigen Behörden erwartet und überprüft.1 Verweise auf die zu den jeweiligen Artikeln publizierten Q&A sind im interaktiven Single Rulebook zu finden. Die bereits arbeitenden beiden Säulen der Europäischen Bankenunion wurden jeweils durch eigens hierfür verabschiedete Rechtsakte mit der Maßgabe errichtet, dass die Europäische Bankenunion nur Kreditinstitute derjenigen Mitgliedstaaten der EU umfasst, deren Sitzstaat den Euro als Währung eingeführt hat oder deren Sitzstaat im Rahmen eines Opt-in freiwillig an der Europäischen Bankenunion teilnimmt. Letztgenannte Mitgliedstaaten müssen zuvor einen erfolgreichen Antrag auf Beitritt zur Europäischen Bankenunion stellen und in diesem erklären, dass sie eng mit den zuständigen Behörden der Europäischen Bankenunion zusammenarbeiten.2 Näheres zum SSM, zum SRM sowie zu EDIS findet sich im 4. Kapitel Teil B.II., Teil B.III. und Teil B.IV.

1 2

werden. So leistet die EBA „einen Beitrag zur Festlegung qualitativ hochwertiger gemeinsamer Regulierungs- und Aufsichtsstandards und -praktiken, indem sie (…) Entwürfe für technische Regulierungsund Durchführungsstandards (…) ausarbeitet“. Art. 8 Abs. 1 Buchst. a) VO (EU) 1093/2010 in der durch VO (EU) 1022/2013 geänderten Fassung. Zu diesem Absatz vgl. auch BLAß, ROBIN (2020, Q&A-Prozess). Vgl. dazu auch Art. 2 Nr. 1 VO (EU) 1024/2013; ErwG 15 VO (EU) 806/2014; Art. 2 i. V. m. Art. 4 Abs. 1 VO (EU) 806/2014.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union Teil B: Europäische Bankenunion von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Gabriela Reinstädtler, M. Sc., Saarbrücken II. 1.

Einheitlicher Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) Errichtung und Grundzüge des SSM

Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus (SSM) stellt die erste von drei zu errichtenden Säulen der Europäischen Bankenunion dar.1 Die Idee der Schaffung einer gemeinsamen Bankenaufsicht wurde bereits im Jahr 2000 vom Europäischen Parlament geäußert, als dieses auf Schwachstellen in der Aufsichtsarchitektur der EU verwies.2 Nachdem die Errichtung der Europäischen Bankenunion als Reaktion auf die vergangene Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 sowie auf die europäische Staatsschuldenkrise beschlossen wurde, nahm der SSM als erste der drei aufzubauenden Säulen am 04.11.2014 seine Arbeit auf. Er ist neben dem Einheitlichen Abwicklungsmechanismus (SRM) und dem geplanten gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystem (EDIS) die zentrale Säule der Europäischen Bankenunion.3 Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus ist ein zur Beaufsichtigung von Kreditinstituten des Euro-Raums konstruiertes System, das sich aus der federführend tätigen Europäischen Zentralbank (EZB) sowie den nationalen Aufsichtsbehörden (NCAs) derjenigen Mitgliedstaaten zusammensetzt, die den Euro als Währung eingeführt haben (teilnehmende Mitgliedstaaten). Überdies dürfen im Rahmen eines sog. Opt-in auch solche EU-Mitgliedstaaten am SSM teilnehmen, die nicht den Euro eingeführt haben. Zuvor muss die Teilnahme allerdings beantragt werden und es muss sichergestellt sein, dass die antragstellenden Behörden des Nicht-Euro-Staats eine enge Zusammenarbeit mit der EZB vereinbaren. In dieser engen Zusammenarbeit verpflichtet sich der antragstellende Staat dazu, bei der Wahrnehmung der Aufsichtsbefugnisse über sämtliche im antragstellenden Staat niedergelassenen Banken die Leitlinien und Aufforderungen des SSM zu befolgen und der EZB alle von ihr geforderten Informationen über 1 2 3

Die Ausführungen in diesem 4. Kapitel Teil B.II. beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 95–120 sowie die dort angegebene Literatur. Vgl. PFAU, RAINER (2020, Beaufsichtigung), S. 251. Zu den letzten beiden Sätzen vgl. auch BMF (2018, Erfahrungen), S. 8.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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diese Kreditinstitute zur Verfügung zu stellen. Wird dem Antrag stattgegeben und wird der Beschluss im Amtsblatt der EU veröffentlicht, so steigt der sich außerhalb des Euro-Raums befindliche EU-Mitgliedstaat zum am SSM teilnehmenden Mitgliedstaat auf.1 Mit Beginn der Arbeit des SSM wurde die EZB de lege lata grundsätzlich dazu ermächtigt und verpflichtet, die bankenaufsichtlichen Befugnisse gegenüber allen Banken im Euro-Raum auszuüben. In der praktischen Ausgestaltung ist es allerdings so, dass innerhalb des SSM zwischen bedeutenden Banken (SIs) und weniger bedeutenden Banken (LSIs) mit der Maßgabe unterschieden wird, dass die EZB die Aufsicht über die bedeutenden Banken des Euro-Raums ausübt und die nationalen Aufsichtsbehörden weiterhin die Beaufsichtigung der LSIs in ihrem Staat übernehmen. Dennoch ist die EZB dazu ermächtigt, auch für die LSIs Leitlinien zu erlassen und Weisungen zu erteilen, da sie die Verantwortung dafür trägt, dass die Beaufsichtigung aller Banken im Euro-Raum ihre Wirkung nicht verfehlt. Ihr obliegt es ferner ausschließlich, Kreditinstituten eine Zulassung zur Aufnahme der Geschäftstätigkeit zu erteilen und eine solche auch zu entziehen. Zudem ist die EZB rechtlich legitimiert, die von den nationalen Behörden festgelegten makroprudenziellen Maßnahmen2 auf ihre Geeignetheit hin zu überprüfen und, sofern dies erforderlich erscheint, zur Sicherung der Finanzstabilität strengere Anforderungen an die Banken zu verhängen. Zwar üben die nationalen Aufsichtsbehörden entsprechend der zuvor angesprochenen Aufgabenteilung die Aufsichtsbefugnisse über den zahlenmäßig weitaus größeren Teil der Institute aus, jedoch ist der Anteil der LSIs im Euro-Raum mit insgesamt etwa 15 % bis 20 % am gesamten Geschäftsvolumen aller ca. 4.400 Kreditinstitute des Euro-Raums vergleichsweise gering. Dahingegen repräsentieren die derzeit (Stand: 01.01.2021) 115 von der EZB beaufsichtigten bedeutenden Banken des Euro-Raums rund 80 % bis 85 % des Geschäftsvolumens aller Kreditinstitute im Gebiet der gemeinsamen Währung.3

1 2

3

Zum Opt-in vgl. auch BLAß, ROBIN (2020, Opt-in), S. 1516. Makroprudenzielle Maßnahmen dienen der Förderung der Finanzstabilität. Die zuständigen Behörden sollen Risiken und Schwachstellen im Finanzsystem aufdecken und diesen mit entsprechenden Maßnahmen begegnen. Ziel ist es, die negativen Auswirkungen der erkannten Risiken so gering wie möglich zu halten, um zu verhindern, dass diese Risiken systemisch werden und sich negativ auf die Bereitstellung notwendiger Finanzdienstleistungen und -produkte auswirken. Beispiele für Risiken, die sich auf die Finanzstabilität auswirken können, sind Vermögenspreisblasen, eine übermäßige Risikoüberahme durch Banken oder auch ein zu hoher Verschuldungsgrad von Unternehmen und privaten Haushalten. Die zuständigen Behörden können, sofern sie solche Risiken erkennen, von Banken beispielsweise den Aufbau von Kapitalpuffern fordern oder auch die Vergabekonditionen bestimmter Kredite beeinflussen. Vgl. hierzu EZB (2017, Maßnahmen). Vgl. auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2014, Aufsichtsmechanismus), S. 48. Eine Liste mit den innerhalb des SSM von der EZB bzw. von den nationalen Behörden überwachten Banken wird von der EZB regelmäßig aktualisiert und online veröffentlicht. Mit der Anfrage „Who supervises my bank?“ ist die Liste über gängige Suchmaschinen im Internet zu finden.

136

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Mit dem Start des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus wurde die EZB zur Bankenaufsichtsbehörde, die ihre Befugnisse teilweise gemeinsam mit der jeweiligen NCA und teilweise anstelle derselben ausübt, sodass die EZB in das Europäische System der Finanzaufsicht (ESFS)1 einzugliedern ist. Zeitgleich sind durch die Übertragung bankenaufsichtsrechtlicher Aufgaben auf die EZB allerdings weder die Wertpapieraufsicht noch die Beaufsichtigung des Versicherungswesens innerhalb des ESFS betroffen.2 Die nachfolgende Abbildung 213 visualisiert die beschriebene Eingliederung des aus der EZB und den NCAs bestehenden SSM in das ESFS. Makroaufsicht

ESRB Europäischer Ausschuss für Systemrisiken

Mikroaufsicht

SSM

ESAs

Einheitlicher Aufsichtsmechanismus

Europäische Aufsichtsbehörden

gemeinsamer Ausschuss

EZB

EBA

ESMA

EIOPA

Europäische Zentralbank Beaufsichtigung der bedeutenden Banken der Eurozone

Europäische Bankenaufsichtsbehörde

Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde

Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersvorsorge

nationale Wertpapieraufsicht

nationale Bankenaufsicht beaufsichtigt alle nicht bedeutenden Banken

nationale Aufsicht für Versicherer und Pensionskassen

NCAs nationale Behörden

Abbildung 21: ESFS unter Berücksichtigung des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus Das zur Errichtung des SSM notwendig gewordene rechtliche Grundgerüst war in vergleichsweise kurzer Zeit geschaffen. Nachdem der ECOFIN-Rat am 13.12.2012 dem Legislativvorschlag der Europäischen Kommission zur Errichtung eines Einheitlichen Aufsichtsmechanismus zugestimmt hatte,4 wurden die Gesetzgebungsorgane der EU bereits am Folgetag vom Europäischen Rat aufgefordert, dem Legislativvorschlag der Europäischen Kommission ebenfalls zuzustimmen und so die schnellstmögliche Implementierung des SSM herbeizuführen. Die sich anschließenden Trilog-

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Zum ESFS vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil A. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BAFIN (2016, Aufsicht). Geringfügig modifiziert entnommen aus ANDRAE, SILVIO (2020, Finanzaufsicht), S. 34. Zum Weg hin zu einer Einigung auf die Errichtung der Europäischen Bankenunion vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil B.I.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

137

Verhandlungen1 führten bereits im ersten Quartal des Jahres 2013 zur weitgehenden Einigung bezüglich der wesentlichen Aspekte des SSM zwischen dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament. Nachdem sich die nationalen Parlamente der EU in den darauffolgenden Wochen zur Übertragung der Aufsichtsbefugnisse auf die EZB positioniert hatten, war der Weg zur Verabschiedung einer den SSM errichtenden europäischen Verordnung frei geworden.

2.

Rechtsquellen und sonstige Vorgaben für die praktische Ausgestaltung der Aufsichtstätigkeit des SSM

Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus fußt rechtlich auf der „Verordnung des Rates vom 15. Oktober 2013 zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank“ (VO (EU) 1024/2013 – SSM-VO). Diese Verordnung wurde am 29.10.2013 im Amtsblatt der EU veröffentlicht und trat fünf Tage später am 04.11.2013 in Kraft. Die erstmalige Ausübung der auf sie übertragenen Aufsichtsbefugnisse durch die EZB erfolgte dennoch – und wie bereits beschrieben – erst genau ein Jahr später am 04.11.2014. Durch den Erlass der SSM-VO musste zudem die mit der Etablierung des ESFS geschaffene Verordnung über die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) an die neuerlichen Bedingungen angepasst werden.2 In Bezug auf die Beaufsichtigung von Banken ist ferner die auf Juni des Jahres 2013 zu datierende Verabschiedung des CRD IV-Pakets von Bedeutung, durch welche die europäische Eigenkapitalverordnung (CRR) und die europäische Eigenkapitalrichtlinie (CRD IV) zur Umsetzung der damals jüngsten Regulierungsvorschläge des BCBS – namentlich Basel III – EU-weit Geltung erlangt haben. In den genannten Rechtsakten, die als Teil des Single Rulebooks unmittelbar mit der Europäischen Bankenunion in Verbindung zu bringen sind, werden insbesondere die Mindesteigenmittelanforderungen an Banken geregelt, denen zweifellos auch im SSM eine enorme Bedeutung zukommt.3 Da die SSM-VO europäisches Sekundärrecht darstellt und die EU lediglich die ihr durch die Mitgliedstaaten ausdrücklich übertragenen Kompetenzen ausüben darf, musste die SSM-VO nach dem Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung primär-

1 2 3

Als Trilog werden informelle Verhandlungen der drei wichtigsten an der europäischen Gesetzgebung beteiligten Institutionen bezeichnet. Die Gespräche führen das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und der Rat der Europäischen Union. Vgl. hierzu ausführlich die VO (EU) Nr. 1022/2013. Zur Thematik der Eigenmittelanforderungen an Banken vgl. ausführlich das 6. Kapitel.

138

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

rechtlich legitimiert sein. Sie stützt sich deshalb auf Art. 127 Abs. 6 AEUV, nach welchem es dem Rat der Europäischen Union erlaubt ist, der EZB besondere Aufgaben im Zusammenhang mit der Bankenaufsicht zu übertragen.1 Die SSM-VO regelt insbesondere, welche Kreditinstitute im Euro-Raum unmittelbar von der EZB beaufsichtigt werden, welche Aufgaben die Zentralbank dabei zu erfüllen hat und welche Befugnisse ihr zur Erfüllung dieser Aufgaben zustehen. Überdies finden sich in der SSM-VO die Regelungen zur engen Zusammenarbeit, die ein Mitgliedstaat bei einer freiwilligen Teilnahme am SSM mit ebenjenem im Rahmen des beschriebenen Opt-in vereinbaren muss. Zudem werden die Zusammenarbeit zwischen der EZB und den NCAs sowie auch organisatorische Grundsätze wie die Trennung der Geldpolitik von der Bankenaufsicht und die Schaffung eines Aufsichtsgremiums (Supervisory Board) innerhalb der EZB von den Regelungen der SSM-VO erfasst. Die von der EZB beaufsichtigten bedeutenden Banken (SIs) werden dazu verpflichtet, die durch ihre Beaufsichtigung entstehenden jährlichen Kosten durch die Entrichtung von Aufsichtsgebühren zu decken. Überdies müssen auch LSIs diejenigen Kosten an die EZB entrichten, die der Zentralbank für die Überwachung der Beaufsichtigung durch die NCAs entstanden sind. Weiterhin sind auch anfallende Kosten für Querschnittsaufgaben wie z. B. makroprudenzielle Aufgaben oder Kosten für das Sekretariat des Aufsichtsgremiums Teil der von den Banken zu tragenden Aufsichtsgebühren.2 Die Höhe der zu entrichtenden Gebühren wird den Banken per Gebührenbescheid mitgeteilt und stützt sich auf objektive Kriterien in Bezug auf die Bedeutung und das Risikoprofil, einschließlich der risikogewichteten Aktiva, der beaufsichtigten Bank.3 Auf Basis der SSM-VO wurde deshalb im Jahr 2014 die Verordnung über Aufsichtsgebühren (VO (EU) Nr. 1163/2014) erlassen, in der die Bestimmungen für 1

2 3

Vor der höchstrichterlichen Bestätigung der Rechtmäßigkeit des SSM wurde lange darüber gestritten, was unter „besonderen Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute“, die nach Art. 127 Abs. 6 AEUV auf die EZB übertragbar sind, zu verstehen ist und vor allem auch, ob die genannte Rechtsgrundlage die Übertragung weitreichender Befugnisse legitimiert. Kritisch wurde auch gesehen, ob die auf die EZB übertragenen Aufgaben überhaupt besonderer Natur seien oder ob es sich nicht um allgemeine Aufgaben handelt. Häufig wurde argumentiert, dass zumindest das Aufgabenfeld besonders sei, da die EZB die direkte Aufsicht lediglich über die bedeutenden Banken ausübt. Entgegengehalten wurde dann, dass ihr allerdings das jederzeitige Eintrittsrecht zusteht, nach welchem sie zugleich auch weniger bedeutende Banken beaufsichtigen darf, wenngleich diese Option – auch vonseiten der BaFin – als Drohkulisse für theoretische Fälle heruntergespielt wurde, in denen die nationalen Behörden nicht imstande sind, ihre eigenen Aufgaben zu erledigen. Im Fokus der Kritik am SSM stand zudem, dass mit der Übertragung von Aufsichtsbefugnissen auf die EZB die Bankenaufsicht und die Geldpolitik gemeinsam unter einem Dach beheimatet sind und dass sich daraus Interessenkonflikte ergeben könnten. Vielfach wurde deshalb eine strikte Trennung beider Bereiche gefordert, die nur mittels primärrechtlicher Vertragsänderung hätte herbeigeführt werden können. Die Trennung der Geldpolitik von der Bankenaufsicht innerhalb der praktischen Arbeit der EZB ist Teil der weiteren Ausführungen. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen EZB (2021, Aufsichtsgebühren). Vgl. ErwG 10 VO (EU) Nr. 1163/2014; Art. 30 Abs. 3 SSM-VO.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

139

die Berechnung der jährlichen Aufsichtsgebühr, die Methodik und die Kriterien für diese Berechnung sowie das Verfahren zur Einziehung der Gebühr geregelt sind.1 Während die Aufsichtsgebühren zu Beginn des SSM ex ante auf Basis von Schätzungen erhoben wurden, wurde die Verordnung über Aufsichtsgebühren Ende des Jahres 2019 dahingehend aktualisiert, dass die EZB die Gebühren mittlerweile erst nach Ablauf des jeweiligen Gebührenzeitraums (Kalenderjahr) erhebt. Damit müssen Banken nun nicht mehr eine zuvor geschätzte und im Nachhinein gegebenenfalls zu hohe oder zu niedrige Summe entrichten, sondern sie begleichen nur noch die tatsächlich entstandenen Kosten für ihre Beaufsichtigung.2 Die EZB schätzt, dass sich die gesamten Aufsichtsgebühren für das Jahr 2020 auf 603,7 Mio. EUR belaufen und dass hiervon 544,3 Mio. EUR von den SIs und 59,4 Mio. EUR von den LSIs zu tragen sein werden. Mit diesen Kosten kann jedoch ein Überschuss i. H. v. 22 Mio. EUR aus dem Jahr 2019 verrechnet werden. In diesem Gebührenzeitraum wurden die Aufsichtsgebühren noch im Voraus erhoben und letztlich um den genannten Überschuss zu hoch angesetzt. Wie bereits beschrieben, handelt es sich bei der genannten Höhe der Aufsichtsgebühren für das Jahr 2020 lediglich um Schätzungen. Die Entrichtung der im Jahr 2020 angefallenen Kosten für die Beaufsichtigung findet erst im Jahr 2021 statt, wobei für die Festsetzung der Aufsichtsgebühren dann nicht die geschätzte, sondern die tatsächliche Höhe der entstandenen Kosten maßgeblich ist.3 Art. 6 Abs. 7 SSM-VO verpflichtet die EZB zur Veröffentlichung eines mit den nationalen Aufsichtsbehörden abgestimmten Rahmenwerks, in dem die Gestaltung der praktischen Durchführung der Zusammenarbeit zwischen der EZB und den NCAs beschrieben ist. Dieses Rahmenwerk war nach Art. 33 Abs. 1 SSM-VO bis zum 04.05.2014 und somit bereits sechs Monate vor der Aufnahme der praktischen Tätigkeit des SSM zu erarbeiten. Ihrer Pflicht ist die EZB mit der Erstellung der SSMRahmenVO nachgekommen, die als VO (EU) 468/2014 am 14.05.2014 im Amtsblatt der EU veröffentlicht wurde.4 Die SSM-RahmenVO konkretisiert beispielsweise die Vorgaben der SSM-VO hinsichtlich der Methodik der Einstufung einer Bank als SI oder als LSI. Sie regelt zudem die Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen der EZB und den NCAs beim Vorliegen von Anträgen zur Aufnahme der Tätigkeit als Kreditinstitut und beim Entzug solcher Zulassungen.5 Nicht zuletzt präzisiert die SSM-RahmenVO die bei der Beaufsichtigung von Kreditinstituten zur Anwendung zu bringenden Verfahren unter Berücksichtigung der Aufgabenteilung zwischen der EZB und den NCAs. Enthalten sind überdies Regelungen zu Verwaltungssanktionen, 1 2 3 4 5

Vgl. Art. 1 Abs. 1 VO (EU) Nr. 1163/2014. Zur Thematik der Aufsichtsgebühren vgl. auch BLAß, ROBIN (2021, Aufsichtsgebühren). Vgl. zu diesem Absatz EZB (2021, Aufsichtsgebühren). Rechtlich legitimiert ist der Erlass der SSM-RahmenVO durch Art. 127 Abs. 6 AEUV i. V. m. Art. 132 AEUV und Art. 34 vom Protokoll (Nr. 4) über die Satzung des ESZB und der EZB. Zu den Regeln zum Marktzugang eines Kreditinstituts vgl. das 5. Kapitel.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

die die EZB bei einem Vorliegen von Regelverstößen gegenüber den Banken verhängen darf. Die Aufsichtspraxis innerhalb des SSM wird darüber hinaus von dem von der EBA erstellten European Supervisory Handbook beeinflusst. Dieses Handbuch ist eine Zusammenstellung von bewährten Aufsichtspraktiken innerhalb der gesamten EU, mit deren Hilfe die EBA das Ziel verfolgt, eine konvergente aufsichtliche Verwaltungspraxis sicherzustellen.1 Speziell für den Euro-Raum und somit für den Einheitlichen Aufsichtsmechanismus gestaltet zudem die EZB ein sog. Aufsichtshandbuch2 (Supervisory Manual), das als weiterer zentraler Bestandteil für die Ausgestaltung der Aufsichtstätigkeit innerhalb des SSM anzusehen ist. Das Aufsichtshandbuch dient der Beschreibung des organisatorischen Rahmens des SSM und „definiert die Methoden, Prozesse und Verfahren der Bankenaufsicht im Euro-Währungsgebiet“3. Innerhalb des Aufsichtshandbuchs werden die Zusammenarbeit der EZB mit anderen Behörden, die Organisation des SSM und seine Aufsichtsaufgaben sowie die praktische Durchführung der Aufsicht innerhalb des SSM erläutert. Dabei ist das Handbuch nicht rechtsverbindlich und es definiert weder neue regulatorische Anforderungen noch ist es dazu gedacht, an die Stelle der für den SSM maßgeblichen Rechtsvorschriften zu treten. Vielmehr erläutert es lediglich den von der EZB gewählten Aufsichtsansatz innerhalb des SSM und gibt der EZB zugleich den Spielraum, in begründeten Einzelfällen von diesem Vorgehen abzuweichen, insoweit dadurch keine geltende EU-Vorschrift verletzt wird. Das vom EuGH zwar nicht als Rechtsnorm, sondern als von der aufsichtlichen Verwaltungspraxis zu beachtende Verhaltensnorm anerkannte Aufsichtshandbuch wird vonseiten der EZB im Rahmen ihrer Transparenzpolitik online veröffentlicht.4 Nicht zuletzt bieten die von der EZB jährlich veröffentlichten SSM-Aufsichtsprioritäten eine gute Orientierungshilfe für die beaufsichtigten Kreditinstitute. Die Aufsichtsprioritäten sind das Ergebnis einer Einschätzung der für die Banken als wesentlich angesehenen Herausforderungen im aktuellen Umfeld. Gemeinsam mit den NCAs identifiziert die EZB deshalb aktuelle Risikoquellen im Bankensektor und setzt auf Basis dessen die Schwerpunkte für ihre Aufsichtstätigkeit fest. Zu den für das Jahr 2020 identifizierten wesentlichen Risikofaktoren zählt die EZB „Herausforderungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Schuldentragfähigkeit im Euro-Raum“, die „Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle der Banken“, „Cyberkriminalität und IT-Män-

1 2 3 4

Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BABIS, VALIA (2018, Authority), S. 6–7; EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 42; EBA (2019, EBA). Zum Aufsichtshandbuch, dessen derzeit aktuellste Fassung auf März 2018 datiert ist, vgl. ausführlich EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch). EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 3. Vgl. zu diesem Absatz EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 3.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

141

gel“ sowie zahlreiche weitere Aspekte wie Geldwäsche, gelockerte Kreditvergaberichtlinien, den Brexit und die durch den Klimawandel bedingten Risiken. Lag der Fokus der Bankenaufseher mit Beginn des SSM noch insbesondere auf der Wiederherstellung der Solidität der Bankbilanzen nach der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 sowie nach der durch diese Krise verursachten Eurokrise, so hat sich der Schwerpunkt mittlerweile vor allem auf die künftige Widerstandskraft der Kreditinstitute und die nachhaltige Tragfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle verlagert. So weist die EZB derzeit die folgenden drei übergeordneten Prioritätsbereiche für ihre Aufsichtstätigkeit aus: „Weiterführung der Bilanzsanierung“, „Stärkung der künftigen Widerstandsfähigkeit“ und „andere Prioritäten“.1 Wenngleich einige der genannten Vorgaben zur Ausgestaltung der aufsichtlichen Praxis innerhalb des SSM keine unmittelbare rechtliche Verbindlichkeit entfalten, so haben sie dennoch eine zumindest mittelbare Wirkung. Einerseits verpflichten sich die Aufsichtsbehörden zur Einhaltung der Vorgaben, um eine über den gesamten EuroRaum kohärente Aufsichtspraxis zu gewährleisten. Andererseits determinieren die Vorgaben für die Kreditinstitute die aufsichtliche Praxis und es ist so, dass sich die Banken anhand der Ergebnisse messen lassen müssen, die aus den von den Aufsehern gewählten Verfahren resultieren.

3.

Räumlicher und persönlicher Geltungsbereich des SSM

Hauptaufgabe des SSM ist es, einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des Finanzsystems zu leisten, indem in allen teilnehmenden Mitgliedstaaten eine Gleichbehandlung der Kreditinstitute in der aufsichtlichen Verwaltungspraxis gewährleistet wird. Während die EZB dabei die Verantwortung für den Erfolg des SSM trägt und zugleich auch die ihr übertragenen Aufsichtsaufgaben erfüllt, sind auch die NCAs Teil des SSM, um sicherzustellen, dass deren breites regionales und – bezogen auf den nationalen Bankensektor – spezifisches Fachwissen bestmöglich innerhalb des SSM genutzt wird.2 Gleichwohl wäre der Bankensektor des Euro-Raums wohl auch zu groß, um seine Beaufsichtigung lediglich einer einzigen europäischen Institution zu übertragen. Die Übertragung der Verantwortung auf die EZB und deren gleichzeitige Zusammenarbeit mit den NCAs sichert nicht nur die Nutzung der schon vor dem Start des SSM über Jahre erarbeiteten nationalen Aufsichtsexpertise, sondern sie gewährleistet auch über Landesgrenzen hinweg und ganz im Sinne des level playing fields einheitliche, qualitativ hochwertige und vergleichbare Aufsichtsstandards.

1 2

Zu diesem Absatz vgl. ausführlich EZB (2019, Aufsichtsprioritäten). Zu den letzten beiden Sätzen vgl. auch EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 4.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Als europäische Verordnung ist die SSM-VO zwar „in allen Teilen verbindlich und gilt unmittelbar in jedem Mitgliedstaat“1. Am SSM „teilnehmende Mitgliedstaaten“ sind jedoch nur diejenigen EU-Mitgliedstaaten, die den Euro als Währung eingeführt haben. Daneben erstreckt sich der SSM aufgrund der Möglichkeit einer freiwilligen Teilnahme (Opt-in) auch auf solche EU-Mitgliedstaaten, die zwar nicht Teil des EuroRaums sind, deren Regierung aber nach Maßgabe des Art. 7 SSM-VO eine sog. „enge Zusammenarbeit“ zwischen ihrer national zuständigen Aufsichtsbehörde (NCA) und der EZB vereinbart hat.2 Das Zustandekommen einer solchen engen Zusammenarbeit setzt nach Art. 7 Abs. 2 SSM-VO die Erfüllung von drei Bedingungen voraus. Einerseits muss der nicht dem Euro-Raum angehörige EU-Mitgliedstaat den anderen EU-Mitgliedstaaten, der Europäischen Kommission sowie auch der EZB und der EBA sein Ersuchen mitteilen, wonach er mit der EZB eine enge Zusammenarbeit hinsichtlich der Wahrnehmung der Aufsichtsaufgaben betreffend die in seinem Hoheitsgebiet niedergelassenen Kreditinstitute eingehen möchte. Zudem muss der antragstellende Staat sicherstellen, dass seine NCA allen Leitlinien und Aufforderungen der EZB nachkommen wird und dass er der EZB alle Informationen über die in seinem Hoheitsgebiet niedergelassenen Kreditinstitute zukommen lässt, die diese im Zuge ihrer Tätigkeit gegebenenfalls anfordert, um die Banken umfassend zu bewerten. Nicht zuletzt muss die NCA des antragstellenden Staats de jure dazu verpflichtet werden, sämtliche Aufsichtsmaßnahmen gegenüber Kreditinstituten zu ergreifen, zu denen die EZB sie im Einklang mit Art. 7 Abs. 4 SSM-VO auffordert. Zur Erfüllung einer entsprechend auferlegten Pflicht hat die EZB den nationalen Behörden 48 Stunden Zeit einzuräumen, wenn nicht eine frühere Pflichterfüllung unabdingbar ist, um einen Schaden abzuwenden, der ansonsten nicht zu beheben wäre.3 Von der Möglichkeit eines Opt-in haben bislang Bulgarien und Kroatien Gebrauch gemacht, deren Kreditinstitute seit dem 01.10.2020 innerhalb des SSM beaufsichtigt werden.4 Weitere Staaten bekunden derzeit öffentlich ihr Interesse an einem Beitritt zur Europäischen Bankenunion.5 Im Ergebnis erstreckt sich der räumliche Geltungsbereich des SSM damit derzeit auf die 19 Staaten des Euro-Raums6 sowie auf Bulgarien und Kroatien.

1 2 3 4 5 6

Art. 288 Abs. 2 AEUV. Vgl. auch Art. 34 SSM-VO. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen Art. 2 Nr. 1 SSM-VO. Vgl. Art. 7 Abs. 4 SSM-VO. Vgl. EZB (2020, Bulgaria’s central bank); EZB (2020, Croatia’s central bank). So haben beispielsweise die Regierungen von Schweden und Dänemark bereits offen mit einem Beitritt zur Europäischen Bankenunion geliebäugelt. Vgl. MEISSL, INGRID (2017, EU-Bankenunion); RUDORFER, FRANZ (2020, Bankenunion), S. 158. Die an der Gemeinschaftswährung teilnehmenden Mitgliedstaaten sind (Jahr der Euro-Einführung in Klammern): Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien (jeweils 1999), Griechenland (2001), Slowenien (2007), Malta und Zypern (beide 2008), Slowakei (2009), Estland (2011), Lettland (2014) und Litauen (2015).

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

143

Während mit der EZB die europäische Aufsichtsbehörde innerhalb des SSM bereits klar definiert ist, ist die NCA eines teilnehmenden Mitgliedstaats gemäß Art. 2 Nr. 2 SSM-VO diejenige Instanz, die von diesem Staat in Einklang mit den Vorgaben der CRR und der CRD als Aufsichtsbehörde benannt worden ist. In Deutschland wird die nationale Aufsicht über Banken von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ausgeübt. Sie ist in § 6 Abs. 1 Satz 2 KWG als „zuständige Behörde“ (NCA) i. S. d. SSM-VO definiert, sofern nicht die EZB zuständig ist. Gleichzeitig definiert das KWG die Deutsche Bundesbank in § 6 Abs. 1 Satz 3 KWG als „zuständige Stelle“, sofern nicht die EZB nach der SSM-VO als zuständige Behörde eingesetzt ist. Die Deutsche Bundesbank arbeitet in Deutschland mit der BaFin zusammen und übernimmt die laufende Überwachung der Banken.1 Die laufende Überwachung umfasst gemäß § 7 Abs. 1 Satz 3 KWG vor allem die Auswertung der von den beaufsichtigten Banken eingereichten Unterlagen, Prüfungsberichte und Jahresabschlüsse. Zudem sind die Durchführung sowie Auswertung bankgeschäftlicher Prüfungen zur Beurteilung der Angemessenheit der Eigenmittelausstattung und der Risikomanagementverfahren und die Bewertung von Prüfungsfeststellungen Teil der laufenden Überwachung durch die Deutsche Bundesbank. Wann innerhalb des SSM die EZB und wann die NCA die zuständige Aufsichtsbehörde darstellt, bemisst sich nach der Bedeutung der in den Anwendungsbereich der SSM-VO fallenden zu beaufsichtigenden Bank. Demnach ist die EZB für die direkte Aufsicht über diejenigen Banken innerhalb der am SSM teilnehmenden Mitgliedstaaten zuständig, die zuvor als „bedeutend“ (SIs) klassifiziert wurden. Die direkte Beaufsichtigung der als „weniger bedeutend“ eingestuften Banken (LSIs) obliegt hingegen – wie bereits vor der Errichtung des SSM – den NCAs. Unbenommen bleibt der EZB jedoch das Recht, nach der Konsultation einer NCA oder auf Antrag einer NCA die Beaufsichtigung auch von LSIs zu übernehmen, wenn dadurch eine kohärente Anwendung aufsichtlicher Standards sichergestellt wird.2 Die Kriterien für die Klassifizierung eines Kreditinstituts als „bedeutendes Institut“ sind in der SSM-VO und in der SSM-RahmenVO niedergelegt. Grob wird die Bedeutsamkeit einer Bank anhand der Merkmale „Größe“, „Relevanz für die Wirtschaft der Union oder eines teilnehmenden Mitgliedstaats“ und „Bedeutung der grenzüberschreitenden Tätigkeiten“ bestimmt. Die EZB legt in Abstimmung mit der jeweiligen NCA fest, welche Banken innerhalb des teilnehmenden Mitgliedstaats als bedeutend eingestuft werden. Konkret gilt ein Kreditinstitut nach Art. 6 Abs. 4 SSMVO „nicht als weniger bedeutend“ – und damit als bedeutend –, wenn bereits eines der folgenden Kriterien erfüllt ist: 1 2

Vgl. § 7 Abs. 1 KWG. Vgl. Art. 6 Abs. 5 Buchst. b) SSM-VO.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

– die Bilanzsumme1 der Bank übersteigt 30 Mrd. EUR (Größenkriterium), – das Kreditinstitut hat für den teilnehmenden Mitgliedstaat eine hohe wirtschaftliche Relevanz,2 – der Umfang der grenzüberschreitenden Tätigkeiten der Bank ist bedeutend,3 – das Kreditinstitut hat eine Unterstützung durch die EFSF4 oder den ESM5 beantragt bzw. bereits entgegengenommen oder – die Bank gehört zu den drei bedeutendsten Banken6 innerhalb des teilnehmenden Mitgliedstaats. Die EZB darf zudem jederzeit die direkte Aufsicht über ein Kreditinstitut übernehmen, wenn sie der Auffassung ist, dass dies zur Erreichung einer kohärenten Anwendung hoher aufsichtsrechtlicher Standards notwendig ist.7 Der Beschluss über die Festlegung, dass eine Bank als SI eingestuft wird, ist dem Kreditinstitut von der EZB mitsamt einer Begründung der Einstufung mindestens einen Monat vor Beginn der direkten Beaufsichtigung durch die EZB vorzulegen. Wurde eine direkte öffentliche Unterstützung beantragt oder entgegengenommen, so verringert sich die Frist auf mindestens eine Woche vor Beginn der Beaufsichtigung durch die EZB.8 Die EZB tritt ihre Position als Aufsichtsbehörde spätestens zwölf Monate, nachdem sie der Bank ihren Status als ein SI bekanntgegeben hat, an.9

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3

4

5 6 7 8 9

Die Bilanzsumme ist auf Basis der national geltenden Rechnungslegungsvorschriften zu ermitteln. Gemessen wird die Bilanzsumme entweder auf Einzelinstitutsebene oder – im Falle einer Gruppe von Unternehmen – auf konsolidierter Basis. Vgl. hierzu und weiterführend Art. 50–55 SSM-RahmenVO. Ein Kreditinstitut wird als für die Volkswirtschaft eines Teilnehmerstaats hoch relevant betrachtet, wenn der Gesamtwert der Aktiva in dem auf Basis der geltenden nationalen Rechtsvorschriften erstellten Jahresabschluss 20 % des nationalen Bruttoinlandsprodukts erreicht oder übersteigt und wenn der Gesamtwert der Aktiva größer gleich 5 Mrd. EUR ist. Vgl. Art. 6 Abs. 4 UAbs. 2 Buchst. ii) SSM-VO. Die grenzüberschreitende Tätigkeit einer Bank wird als bedeutend eingestuft, wenn die Bank in mindestens einem weiteren teilnehmenden Mitgliedstaat Tochterunternehmen betreibt. Diese Tochterunternehmen müssen selbst Banken sein und der Gesamtwert ihrer Aktiva muss jeweils 5 Mrd. EUR übersteigen. Außerdem muss der Anteil der grenzüberschreitenden Aktiva oder Passiva der Bank 20 % der gesamten Aktiva/Passiva übersteigen. Vgl. hierzu Art. 59–60 SSM-RahmenVO. Die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) war ein von den EU-Mitgliedstaaten im Mai 2010 gegründetes temporäres Investmentvehikel, das die Finanzstabilität in Europa sichern sollte. Die EFSF konnte sich aufgrund des Bestehens staatlicher Garantiezusagen günstig über den Kapitalmarkt finanzieren und war mit einem Ausleihvolumen von insgesamt 440 Mrd. EUR ausgestattet. Staatliche Garantiezusagen existierten sogar in einer Höhe von bis zu 780 Mrd. EUR. Der von Deutschland garantierte Anteil an der EFSF betrug rund 211 Mrd. EUR. Die EFSF hat im Zuge der Krisenbewältigung Kredite i. H. v. etwa 190 Mrd. EUR an Irland, Portugal und Griechenland ausgereicht und die Auszahlung an die Einhaltung von wirtschafts- und finanzpolitischen Auflagen geknüpft. Im Jahr 2013 wurde die EFSF durch den ESM abgelöst. Vgl. hierzu BMF (2020, Finanzstabilisierungsfazilität); GRAMLICH, LUDWIG (2020, Finanzstabilisierungsfazilität), S. 700–701. Vgl. zum ESM das 4. Kapitel Teil B.III.5.dc). Die Festlegung der drei bedeutendsten Banken innerhalb eines teilnehmenden Mitgliedstaats erfolgt mithilfe des beschriebenen Größenkriteriums. Vgl. Art. 65–66 SSM-RahmenVO. Vgl. Art. 6 Abs. 5 Buchst. b) SSM-VO. Zu den letzten beiden Sätzen vgl. auch Art. 45 Abs. 1 und Abs. 2 SSM-RahmenVO. Vgl. Art. 45 Abs. 4 SSM-RahmenVO.

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Sollte ein Kreditinstitut eines der oben genannten Kriterien zur Einstufung als „bedeutend“ erfüllen, so können dennoch „besondere Umstände“ es rechtfertigen, dass diese Bank weiterhin als ein LSI gilt.1 Solche besonderen Umstände sind gemäß Art. 70 Abs. 1 SSM-RahmenVO gegeben, „wenn spezifische und tatsächliche Umstände vorliegen, aufgrund derer die Einstufung eines beaufsichtigten Unternehmens als bedeutend unter Berücksichtigung der Ziele und Grundsätze der SSM-Verordnung und insbesondere des Erfordernisses der Sicherstellung der kohärenten Anwendung hoher Aufsichtsstandards unangemessen ist“. Dabei ist der Begriff der besonderen Umstände gemäß Art. 70 Abs. 2 SSM-RahmenVO eng auszulegen. Zur Anwendung kam diese Regel vor einigen Jahren in Deutschland bei der Wüstenrot-Gruppe, die grundsätzlich als ein SI hätte eingestuft werden sollen, deren Struktur als Bankengruppe mit einem Rückversicherungsunternehmen an der Spitze eine Aufsicht durch die EZB jedoch als unangemessen erscheinen ließ.2 Die von der EZB veröffentlichte mehrseitige Auflistung der innerhalb des SSM beaufsichtigten Banken ist in ihrem Aufbau zweigeteilt. In Teil A werden die derzeit (Stand: 01.01.2021) 115 von der EZB unmittelbar beaufsichtigten SIs in alphabetischer Reihenfolge für jeden teilnehmenden Mitgliedstaat aufgeführt. Die Mitgliedstaaten selbst sind ebenfalls alphabetisch aufgereiht. In Teil B erfolgt erneut eine alphabetisch sortierte Nennung der teilnehmenden Mitgliedstaaten, wobei in diesem Teil unter jedem Mitgliedstaat die in ihm beherbergten LSIs – ebenfalls alphabetisch gereiht – aufgezählt werden. Hinter den aufgelisteten SIs wird zudem mindestens dasjenige der oben genannten Kriterien aufgeführt, das die Bank erfüllt und dessen Erfüllung die Einstufung der Bank als bedeutend nach sich gezogen hat. Die Liste enthält aktuell 21 deutsche Banken(gruppen), die als SIs klassifiziert sind. Die Anzahl der SIs und der LSIs ist jedoch nicht starr und kann sich aufgrund der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Bank oder wegen besonderer Umstände, wie beispielsweise nach einer Geschäftsaufgabe oder Übernahme, verändern. Eine solche Änderung kann sogleich die Änderung des der Bank zugewiesenen Status eines SI oder eines LSI zur Folge haben. In solchen Fällen gilt es, dennoch eine ununterbrochene und effektive Beaufsichtigung des betroffenen Kreditinstituts sicherzustellen. Im Zuge dessen sollen vor allem häufige Wechsel der zuständigen Aufsichtsbehörden vermieden werden, wenn eine Bank z. B. lediglich aufgrund ihrer Größe (Größenkriterium) in einem Jahr „x“ gerade so als SI klassifiziert werden würde und wenn dieselbe Bank im Folgejahr „x+1“ das Größenkriterium schon wieder nicht mehr erfüllt, wodurch sie grundsätzlich wieder den Status eines LSI hätte. Innerhalb des SSM

1 2

Vgl. Art. 6 Abs. 4 UAbs. 2 SSM-VO. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2014, Aufsichtsmechanismus), S. 48.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

kommt deshalb ein Moderationsmechanismus zur Anwendung, nach welchem die einmalige Erfüllung eines der genannten Signifikanzkriterien bereits dazu führt, dass die Bank als SI klassifiziert wird und fortan der Beaufsichtigung der EZB untersteht. Eine Herabstufung eines SI hin zum LSI erfolgt nach Art. 47 Abs. 1 SSM-RahmenVO grundsätzlich jedoch erst, wenn die betroffene Bank in drei aufeinanderfolgenden Jahren keines der Kriterien erfüllt hat. Hat ein Kreditinstitut öffentliche finanzielle Unterstützung beantragt und wurde der Antrag abgelehnt, so beschließt die EZB gemäß Art. 47 Abs. 2 SSM-RahmenVO unmittelbar die Beendigung des Status dieses Kreditinstituts als SI, wenn nicht die Erfüllung eines anderen Relevanzkriteriums diesen Status rechtfertigt. Hat die EZB die Beaufsichtigung einer Bank im eigenen Ermessen zur Sicherstellung einer kohärenten Anwendung hoher Aufsichtsstandards übernommen und ist diese Bank aus keinem anderen Grund als SI zu klassifizieren, so kann die EZB die Beendigung ihrer direkten Aufsicht und somit den Übergang der Bank vom SI zum LSI unmittelbar dann beschließen, wenn sie die eigens durchgeführte direkte Beaufsichtigung der Bank für nicht mehr notwendig hält.1 Dem betroffenen Kreditinstitut ist ein solcher Beschluss mit den Gründen und dem Tag der Beendigung der Beaufsichtigung durch die EZB mindestens einen Monat vor diesem Tag zuzuleiten. Diese Mitteilung kann der Bank zusammen mit dem Beschluss über ihre Statusänderung vom SI zum LSI zugehen.2

4.

Organisationsstruktur des SSM und innerhalb des SSM vereinbarte Aufgabenteilung zwischen der EZB und den NCAs

Wie bereits kurz beschrieben, setzt sich der SSM aus der EZB und aus den NCAs zusammen. Durch die Zusammenarbeit zwischen der europäischen und der nationalen Ebene wird gezielt das Vorhaben verfolgt, die Stärken und das angesammelte Wissen der national zuständigen Behörden zu nutzen, um eine kohärente Anwendung hoher Aufsichtsstandards in den Teilnehmerstaaten zu gewährleisten. Trotz eines gemeinsamen Aufsichtsansatzes werden die im Rahmen der Beaufsichtigung zu erfüllenden Aufgaben und Befugnisse in Abhängigkeit von der Bedeutung des Kreditinstituts der EZB oder den NCAs zugewiesen, um so die Bankenaufsicht im SSM möglichst effizient zu gestalten.3 Dabei sind innerhalb der EU, jedoch außerhalb des SSM, wie schon vor der Errichtung des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus weiterhin die national zuständigen Aufsichtsbehörden für die Beaufsichtigung aller in diesen Staaten niedergelassenen Kreditinstitute verantwortlich. Innerhalb des SSM übernehmen die NCAs hingegen lediglich die Beaufsichtigung der weniger bedeutenden Institute 1 2 3

Vgl. Art. 47 Abs. 4 SSM-RahmenVO. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen Art. 46 SSM-RahmenVO. Vgl. EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 9.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

147

(LSIs). Als bedeutend eingestufte Institute (SIs) werden innerhalb des SSM von der EZB beaufsichtigt. Die nachfolgende Abbildung 221 illustriert zunächst, über welche Kreditinstitute die genannten Institutionen innerhalb der EU die Aufsicht übernehmen, ehe sich hiernach eine detaillierte Betrachtung anschließt. Der Fokus der Darstellung liegt dabei auf dem hier betrachteten Euro-Raum, innerhalb dessen die Regeln des SSM Geltung erlangen.

NichtEuroRaum, aber EU

Single Supervisory Mechanism

EuroRaum

optional

nationaler Aufseher (NCA)

EZB

Geldpolitik

Bankenaufsicht

Vorgaben

nationaler Aufseher (NCA)

alle Banken

Aufsicht

bedeutende Banken

JST

Aufsicht

*1Recht, direkte Aufsicht zu

*1

*2

übernehmen

*2 NCAs unterstützen EZB auf Anfrage

Aufsicht

weniger bedeutende Banken

Abbildung 22: Aufbau des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus Wie in der Abbildung 22 ersichtlich ist, übt die EZB nach wie vor das ihr nach Art. 127 AEUV innerhalb des ESZB2 zukommende geldpolitische Mandat im Rahmen der Gemeinschaftswährung aus. Die sich hieraus ergebende Doppelrolle der EZB hatte bereits im Vorfeld des SSM für Diskussionen aufgrund womöglich aufkommender Interessenkonflikte innerhalb der EZB gesorgt.3 So könnte die EZB in ihrer Rolle als Hüterin der Preisstabilität (Geldpolitik) beispielsweise daran interessiert sein, die Banken zu einer konjunkturstimulierenden Ausweitung der Kreditvergabe zu motivieren. Zeitgleich kann es jedoch sein, dass von Banken im Zuge der Erhaltung oder des Ausbaus ihrer Kapitalausstattung ein im Widerspruch zum genannten geldpolitischen Ziel stehender Risikoabbau (Bankenaufsicht) gefordert wird. Ebenso wäre es möglich, dass eine aus Sicht der Bankenaufseher notwendige bzw. gewollte Marktbereinigung ausbleibt, wenn die EZB im Rahmen ihrer quantitativen 1 2

3

Modifiziert entnommen aus QUINTEN, DANIEL A.; WEHN, CARSTEN S. (2017, SSM), S. 9. Das ESZB besteht nach Art. 282 Abs. 1 AEUV aus der EZB und den nationalen Zentralbanken. Die grundlegenden Aufgaben des ESZB regelt Art. 127 Abs. 2 AEUV. Zu unterscheiden ist das ESZB vom Eurosystem, welches sich als Teilmenge des ESZB aus der EZB und den nationalen Zentralbanken derjenigen Staaten zusammensetzt, die den Euro als Währung eingeführt haben. Zu diesem Interessenkonflikt vgl. u. a. JÜRGEN STARK, zitiert in MÜNCHRATH, JENS (2014, EZB), S. 30–31.

148

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Lockerung marode Wertpapiere von den Banken kauft. Auch und gerade die von der EZB getätigten oder auch unterlassenen Zinsentscheidungen beeinflussen die Ertragslage der Bankenlandschaft unmittelbar.1 Um der auch seitens der EZB erkannten Gefahr solcher Interessenkonflikte zu begegnen, wurde innerhalb der EZB eine aufbauorganisatorische Trennung der beiden Bereiche beschlossen.2 Zur Erfüllung der bankenaufsichtlichen Aufgaben wurde mit dem Aufsichtsgremium (Supervisory Board) ein unabhängiges Organ installiert. Das Supervisory Board übernimmt uneingeschränkt die Planung und Ausführung der Aufgaben, die der EZB im Rahmen des SSM übertragen wurden. Es setzt sich aus einem Vorsitzenden, einem aus dem Kreis des EZB-Direktoriums gewählten Stellvertreter, vier weiteren Vertretern der EZB und Vertretern der NCAs zusammen. Gemeinsam mit dem EZB-Rat steht das Aufsichtsgremium an der Spitze bankenaufsichtlicher Entscheidungsprozesse. Unterstützung findet es durch einen Lenkungsausschuss3, der auch die im dreiwöchigen Rhythmus stattfindenden Sitzungen des Supervisory Boards vorbereitet. Weiterhin bleibt jedoch der EZB-Rat das oberste Beschlussorgan innerhalb der EZB mit der Maßgabe, dass ihm aufgrund der gewollten Trennung der geldpolitischen von der bankenaufsichtlichen Aufgabe in Angelegenheiten des SSM nur eine formale Rolle zukommen soll. So unterbreitet das Aufsichtsgremium dem EZB-Rat Aufsichtsbeschlussentwürfe, die der Rat annehmen oder innerhalb von zehn Arbeitstagen ablehnen, nicht jedoch ändern kann (Verfahren der impliziten Zustimmung). Im Falle eines Widerspruchs durch den EZB-Rat kann eine Schlichtungsstelle4 eingeschaltet werden. Weiterhin werden Sitzungen des EZB-Rats, in denen über Fragen der Bankenaufsicht beraten wird, strikt von dessen Beratungen zu anderen Aufgabenbereichen der EZB getrennt. Darüber hinaus darf auch ein Informationsaustausch zwischen beiden Aufgabenbereichen nur in begründeten Fällen stattfinden und auch nur dann, wenn der Austausch das Erreichen der Ziele beider Bereiche nicht gefährdet. Auf Mitarbeiterebene wird die Trennung der Aufgabenbereiche mittels der für die Bankenaufsicht eigens eingerichteten fünf Generaldirektionen5 (Directorate General, 1 2 3 4

5

Zu den Beispielen eines möglichen Interessenkonflikts innerhalb der EZB vgl. WITTKOWSKI, BERND (2014, EZB), S. 8. Vgl. EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 11. Der Lenkungsausschuss setzt sich aus dem Vorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Supervisory Boards, einem Vertreter der EZB und fünf jeweils für ein Jahr gewählten Vertretern der NCAs zusammen. Vgl. EZB (2021, Aufsichtsgremium). Im Falle der Ablehnung eines Beschlussentwurfs durch den EZB-Rat kann eine von dem Beschluss betroffene NCA beim Aufsichtsgremium die Schlichtung der Meinungsverschiedenheit beantragen. Die Schlichtungsstelle umfasst ein Mitglied je teilnehmendem Mitgliedstaat, wobei diese Mitglieder aus dem Kreis der Mitglieder des EZB-Rats und des Supervisory Boards ausgewählt werden. Vgl. hierzu EZB (2021, Schlichtungsstelle). Die fünf Generaldirektionen sind die DG I bis IV und die DG Sekretariat. Die DG I und DG II sind für die direkte mikroprudenzielle Beaufsichtigung der bedeutenden Banken innerhalb des SSM zuständig. Die DG III überwacht die von den NCAs vorgenommene direkte Beaufsichtigung der LSIs. Die DG

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

149

DG), namentlich die DGs I bis IV und die DG Sekretariat, realisiert. Das zuvor beschriebene Verfahren der impliziten Zustimmung findet sowohl bei Aufsichtsbeschlüssen als auch bei Rechtsakten der EZB Anwendung, soweit diese die Aufsichtstätigkeit, Grundsatzdokumente oder auch sonstige Kommunikationsformen betreffen und wenn diese nach außen für die EZB bindend sind.1 Abbildung 232 skizziert das Verfahren der impliziten Zustimmung.

legt Beschlussentwurf vor Aufsichtsgremium

a) widerspricht nicht EZB-Rat

Widerspruch Rücksendung an das Aufsichtsgremium zur Vorlage eines neuen Beschlussentwurfs

b) widerspricht

Schlichtung vermittelt bei Meinungsverschiedenheiten zu einem Widerspruch zwischen den NCAs

Annahme

betroffene juristische oder natürliche Personen können eine Prüfung durch den Administrativen Überprüfungsausschuss verlangen

Schlichtungsstelle

Überprüfung übermittelt dem Aufsichtsgremium eine unverbindliche Stellungnahme zur Vorlage eines neuen Beschlussentwurfs

Administrativer Überprüfungsausschuss

Juristische Person

Abbildung 23: Verfahren der impliziten Zustimmung Für die praktische Ausübung ihrer bankenaufsichtlichen Tätigkeit bedient sich die EZB sog. gemeinsamer Aufsichtsteams (JSTs), die sich als gemischte Arbeitsgemeinschaften jeweils aus Mitarbeitern der DG I und DG II der EZB und der NCAs aus denjenigen Staaten zusammensetzen, in denen sich die zu beaufsichtigende Bank, ihre Tochterbanken oder bedeutende ausländische Zweigstellen3 der Bank befinden.

1 2 3

IV übernimmt Querschnitts- und Expertenaufgaben für alle im SSM beaufsichtigten Banken und stellt den DG I und II Fachwissen bereit. Die DG Sekretariat leistet in der Abteilung „SSM-Beschlussfassung“ Hilfestellung, indem sie das Aufsichtsgremium bei der Vorbereitung von Sitzungen und in damit verbundenen Rechtsangelegenheiten unterstützt. Zudem werden in dieser DG auch Querschnittsaufgaben in den drei dort angesiedelten Abteilungen „Zulassungsverfahren“, „Aufsichtliche Qualitätssicherung“ und „Durchsetzung und Sanktionen“ übernommen. Vgl. hierzu EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 12. Zu der hier beschriebenen Trennung des geldpolitischen Mandats von dem bankenaufsichtlichen Mandat der EZB vgl. auch EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 11–22; EZB (2021, Aufsichtsgremium). Entnommen aus EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 19. Eine Zweigstelle ist nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 17 CRR „eine Betriebsstelle, die einen rechtlich unselbstständigen Teil eines Instituts bildet und sämtliche Geschäfte oder einen Teil der Geschäfte, die mit der

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Ein JST existiert für jedes beaufsichtigte SI.1 Die beschriebene Vorgehensweise führt dazu, dass die NCAs einerseits ihr gegebenenfalls über Jahre hinweg gesammeltes Know-how über die vor dem SSM lediglich durch sie beaufsichtigte Bank und andererseits das Wissen um die nationalen rechtlichen Gegebenheiten in das JST mit einbringen. Die Größe, die Zusammensetzung und die Organisation der JSTs können sich im Hinblick auf die Art, die Komplexität, die Größe, das Geschäftsmodell und das Risikoprofil der beaufsichtigten Bank voneinander unterscheiden. Das gemeinsame Aufsichtsteam ist für die Organisation und die Ausarbeitung des bankenaufsichtlichen Prüfungsprogramms zuständig sowie für die Aufsichtsarbeit, zu der insbesondere auch die Durchführung des SREP2, die Durchführung von Vor-Ort-Prüfungen und der beständige Dialog mit dem beaufsichtigten Institut zählen.3 Die gemeinsamen Aufsichtsteams werden jeweils von einem aus dem Hause der EZB stammenden und für die Umsetzung der Aufsichtstätigkeiten verantwortlichen JSTKoordinator geleitet, der regelmäßig nicht dieselbe Nationalität besitzt wie das zu beaufsichtigende Kreditinstitut.4 Die JST-Koordinatoren leiten ein JST über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren und sollen danach – wie auch die restlichen JSTMitglieder – rotieren, wobei nie das gesamte Team auf einmal ausgetauscht werden soll.5 Unterstützt werden die JST-Koordinatoren von Sub-Koordinatoren, die von den NCAs ausgewählt und gestellt werden und somit das nationale Know-how in das JST mit einbringen. Einen Sub-Koordinator muss eine NCA nach Art. 6 Abs. 2 SSMRahmenVO dann benennen, wenn sie mehr als einen Mitarbeiter in ein JST entsendet. Die auch als NCA-Unterkoordinatoren bezeichneten Mitarbeiter können gemeinsam mit dem JST-Koordinator ein JST-Kernteam (Core-JST) bilden, wenn die zu beaufsichtigende Bank in mehr als einem Mitgliedstaat eine bedeutende Präsenz hat. Die Unterkoordinatoren stammen dann von allen NCAs aus den Staaten, in denen die Bank ihre Tochterbanken oder Zweigstellen betreibt. Das JST-Kernteam verantwortet sodann die Koordination der aufsichtlichen Tätigkeit mit den restlichen JST-Mitgliedern und führt die Auffassungen aller JST-Mitglieder zusammen.6 Haben wahrzunehmende Aufgaben einen besonderen Themenschwerpunkt oder erfordern sie ein spezielles Fachwissen, so können die JSTs auch die Unterstützung von Querschnitts- und

1 2 3 4 5 6

Tätigkeit eines Instituts verbunden sind, unmittelbar betreibt“. Sie bildet demnach einen Teil einer Bank, der räumlich von den anderen Betriebsstellen getrennt ist und in dem Publikumsverkehr stattfindet. Vgl. hierzu und weiterführend auch KREIS, NINA (2020, Zweigstelle), S. 2328–2329. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen EZB (2014, Leitfaden), S. 17. Zum SREP vgl. ausführlich das 9. Kapitel. Zu den Ausführungen in diesem Absatz vgl. auch EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 13. Vgl. Art. 6 Abs. 1 SSM-RahmenVO; EZB (2014, Leitfaden), S. 18. Vgl. EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 14. Zu den letzten drei Sätzen vgl. Art. 6 SSM-RahmenVO; EZB (2014, Leitfaden), S. 18; EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 15.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Fachabteilungen der EZB anfordern, die den JSTs zugleich Informationen und Verfahren zur Verfügung stellen, die der Entwicklung eines gemeinsamen Aufsichtsverständnisses dienen sollen.1 Die nachfolgende Abbildung 242 bereitet die Funktionsweise der JSTs noch einmal grafisch auf.

EZB-Rat

genehmigt Beschlüsse

Aufsichtsgremium zwischengeordnete Strukturen der EZB (DGs)

JST-Koordinator (Vorsitzender)

unterstützen JSTs JST-Kernteam Querschnitts- und Fachabteilungen

(unterstützt JST-Koordinator)

Sub-Koordinatoren Expertenteam (bestehend aus Experten von NCAs und EZB)

Abbildung 24: Funktionsweise der gemeinsamen Aufsichtsteams Die Aufteilung der Aufsichtsaufgaben zwischen der EZB und den NCAs wurde rechtlich verankert. So enthält Art. 4 SSM-VO eine Aufzählung der Aufgaben, zu deren Wahrnehmung die EZB unter Beachtung der Vorgaben zur Zusammenarbeit mit den NCAs gemäß Art. 6 SSM-VO ausschließlich zuständig ist. Die Einschränkung, dass die EZB die Vorgaben über die Zusammenarbeit mit den NCAs zu beachten hat, führt dazu, dass die EZB die ausschließliche Zuständigkeit nicht für alle Aufsichtsaufgaben übernimmt, sondern sich bezogen auf die LSIs oftmals der Hilfe der NCAs bedient. Bei der Ausübung ihrer Tätigkeit wird die EZB zur Erreichung hoher Aufsichtsstan-

1 2

Vgl. EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 14. Geringfügig modifiziert entnommen aus EZB (2018, SSM-Aufsichtshandbuch), S. 14.

152

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

dards zur Anwendung des einschlägigen Unionsrechts verpflichtet bzw. zur Anwendung der nationalen Rechtsvorschriften, wenn das anzuwendende Unionsrecht aus Richtlinien besteht und diese Richtlinien in nationales Recht transferiert worden sind. Besteht das Unionsrecht aus unmittelbar anzuwendenden Verordnungen und enthalten diese Verordnungen Wahlrechte, so übt die EZB diese Wahlrechte so aus, wie sie auch auf nationaler Ebene ausgeübt werden.1 Bei ihrer Tätigkeit als Aufseherin über die SIs im Euro-Raum nimmt die EZB nach Art. 4 Abs. 1 SSM-VO die folgenden komprimiert dargestellten Aufgaben wahr. Diejenigen Aufgaben innerhalb der Aufzählung, die mit einem * gekennzeichnet sind, sind hingegen gemäß Art. 6 Abs. 6 SSM-VO von den NCAs bei der Beaufsichtigung der LSIs zu erfüllen. Dies bedeutet zugleich, dass die EZB nicht nur alle nachfolgend genannten Aufgaben in Bezug auf SIs zu erfüllen hat, sondern auch alle nicht explizit gekennzeichneten Aufgaben im Rahmen der Beaufsichtigung von LSIs wahrnimmt: – Zulassung von Kreditinstituten und der Entzug ihrer Zulassung,2 – Ausübung der Aufgaben der zuständigen Behörde des Herkunftsmitgliedstaats einer Bank, sofern diese in einem teilnehmenden Mitgliedstaat niedergelassen ist und eine Zweigstelle in einem nicht teilnehmenden Mitgliedstaat eröffnen oder grenzüberschreitende Dienstleistungen erbringen möchte,* – Beurteilung der Anzeige einer geplanten Veräußerung oder eines geplanten Erwerbs von qualifizierten Beteiligungen3 an Kreditinstituten, – Gewährleistung der Einhaltung der Anforderungen beispielsweise an die Eigenmittelausstattung, die Verbriefung, die Liquidität und die Verschuldung,* – Gewährleistung der Einhaltung von Vorgaben bzgl. eines soliden Risikomanagements und weiterer angemessener interner Verfahren,* – Durchführung von aufsichtlichen Überprüfungen und von Stresstests4 in Abstimmung mit der EBA sowie auf Basis der hierbei gewonnenen Ergebnisse Festlegung zusätzlicher Eigenmittelaufschläge, zusätzlicher Liquiditätsanforderungen oder besonderer Offenlegungspflichten,*

1 2 3

4

Zu den letzten beiden Sätzen vgl. Art. 4 Abs. 3 SSM-VO. Zu den Marktzugangsregelungen vgl. das 5. Kapitel. Eine qualifizierte Beteiligung an einem anderen Unternehmen liegt nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 36 CRR vor, wenn 10 % oder mehr der Stimmrechte oder des Kapitals dieses Unternehmens gehalten werden oder wenn auf eine andere Weise maßgeblicher Einfluss auf die Geschäftsführung des Unternehmens genommen werden kann. Vgl. hierzu und weiterführend KRÄMER, GREGOR (2020, Beteiligung), S. 1651– 1652. Mithilfe von Stresstests stellen die Aufsichtsbehörden regelmäßig die Widerstandsfähigkeit von Kreditinstituten fest. Hierzu werden verschiedene extreme Marktentwicklungen vorgegeben und deren Auswirkungen auf die Bankbilanzen simuliert. Dadurch können die Bankenaufseher die Ertragslage und die Liquiditätsausstattung der Banken besser beurteilen und zusätzlich die Auswirkungen der hypothetischen Szenarien auf die Eigenmittelausstattung bestimmen. Die EBA führt i. d. R. alle zwei

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– Beaufsichtigung von Muttergesellschaften auf konsolidierter Basis in teilnehmenden Mitgliedstaaten und Teilnahme an der Beaufsichtigung von Muttergesellschaften, die ihren Sitz nicht in einem teilnehmenden Mitgliedstaat haben,* – Wahrnehmung der Aufgaben eines Koordinators sowie Mitwirkung bei der Beaufsichtigung von Finanzkonglomeraten bzgl. der ihnen zugehörigen Kreditinstitute, – Wahrnehmung der Aufgaben in Bezug auf Sanierungspläne1 und ein frühzeitiges Eingreifen, wenn ein Kreditinstitut die aufsichtlichen Anforderungen nicht oder voraussichtlich nicht mehr erfüllt mit Ausnahme der Wahrnehmung von Abwicklungsbefugnissen.* Zur Erfüllung der Aufgaben können im Rahmen des SSM sog. Aufsichtskollegien (Supervisory Colleges) gebildet werden, die von der EBA unterstützt werden und mit deren Hilfe eine effektive Beaufsichtigung von länderübergreifend tätigen Kreditinstituten sichergestellt werden soll.2 Hierzu richtet die zuständige Aufsichtsbehörde des Herkunftsstaats der Bank ein von ihr geleitetes Aufsichtskollegium ein, innerhalb dessen die Zusammenarbeit dieser Behörde mit den Behörden der Aufnahmestaaten der Tochterbanken koordiniert wird. Die Interaktion und der Informationsaustausch der Behörden sollen das gemeinsame Verständnis für das Risikoprofil sowie für Schwachstellen der beaufsichtigten Bank stärken und die Abstimmung gemeinsamer aufsichtlicher Maßnahmen erleichtern. Die EZB kann in ihrer Rolle als Aufsichtsbehörde der SIs an einem Aufsichtskollegium einerseits als zuständige (konsolidierende) Aufsichtsbehörde des Herkunftsstaats teilnehmen, wobei die ansonsten vertretenen Aufsichtsbehörden entweder aus nicht teilnehmen EU-Mitgliedstaaten stammen können (europäische Kollegien) oder aus Staaten außerhalb der EU (internationale Kollegien). Andererseits kann die EZB auch in einer nicht leitenden Rolle Teil eines Aufsichtskollegiums sein, wenn sie Aufseherin einer Tochterbank in einem Aufnahme-staat ist und wenn die zuständige (konsolidierende) Aufsichtsbehörde aus einem nicht teilnehmenden Mitgliedstaat oder auch einem Staat außerhalb der EU stammt. Auch die BaFin richtet gemäß § 8e KWG Aufsichtskollegien ein, wenn sie die auf konsolidierter Basis zuständige Aufsichtsbehörde einer grenzüberschreitend tätigen Bank ist.3

1 2 3

Jahre einen EU-weiten Stresstest durch. Die EZB und die NCAs sollen hingegen die von ihnen beaufsichtigten Banken gemäß Art. 100 CRD V jährlich einem Stresstest unterziehen, dessen Ergebnis Teil des SREP ist. Zum SREP vgl. ausführlich das 9. Kapitel. Zur Sanierungsplanung vgl. insbesondere das 13. Kapitel Teil A und Teil B. Vgl. ausführlich Art. 116 CRD V. Zur Thematik der Aufsichtskollegien vgl. ausführlich EZB (2014, Leitfaden), S. 12–13; EZB (2018, Aufsichtskollegien); WASCHBUSCH, GERD (2020, Aufsichtskollegien), S. 136.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Während der SSM bereits vor seiner Errichtung in der Kritik stand, hat sich das Meinungsbild der Bankenlandschaft und der Aufsichtspraxis zum SSM in den vergangenen Jahren überwiegend positiv entwickelt. Der SSM „ist ein europäisches Erfolgsmodell, das allerdings immer noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hat“1. Nach wie vor wird die Einheit von Bankenaufsicht und Geldpolitik unter dem Dach der EZB als problematisch angesehen, wenngleich beide Aufgabenbereiche innerhalb der EZB räumlich getrennt sind und für bankenaufsichtliche Beschlussentwürfe das Aufsichtsgremium eingerichtet wurde. Zwar wird es als positiv angesehen, dass die praktische Bankenaufsicht entgegen diverser Vorschläge nicht bei der EBA angesiedelt wurde, da diese sonst Regelsetzerin und zugleich Aufsichtsbehörde wäre. Dennoch ist zu bemängeln, dass auch die EZB in der Vergangenheit im Rahmen ihrer Leitlinienkompetenz oder durch die von ihr gelebte Aufsichtspraxis gesetzliche Regelungen teilweise dupliziert oder gar vorweggenommen hat. Für Banken bedeutete dies, dass sie sich oftmals auf temporär parallel bestehende Regelwerke einstellen mussten, die ihrerseits in Teilen widersprüchliche Vorgaben enthielten. Diese Tatsache führte zu einer nicht gewollten Rechtsunsicherheit für die betroffenen Kreditinstitute und zu der Kritik, dass die Trennung von Regelsetzung und Aufsicht in praxi zukünftig auch tatsächlich gelebt werden müsse. Zugleich hat sich die mit der Errichtung des SSM erhoffte Kosteneinsparung bei der Beaufsichtigung von Banken nicht eingestellt. So hat auch die BaFin – trotz der bewussten Aufgabe von Kompetenzen und des zeitgleichen Verzichts auf Teile der eigenen Souveränität – vor allem auch aufgrund der engen Koordination innerhalb des SSM nun höhere Kosten als zuvor und insgesamt sogar Aufsichtspersonal aufgebaut. Diese Kosten sind von den beaufsichtigten Instituten zu tragen. Weitere Kritikpunkte am SSM betreffen die gestiegene Komplexität der Prüfungen, die durch eine Vielzahl von Meldebögen entstandene Informationsflut sowie die in Teilen fehlende Transparenz von Entscheidungen durch die EZB. Dennoch gilt es, die bisherigen und in der Kürze der Zeit erbrachten Leistungen des SSM anzuerkennen. Die Vereinheitlichung der Regeln und aufsichtlichen Standards im europäischen Markt hat die Aufsichtspraxis im Euro-Raum merklich harmonisiert. Zudem sind Kreditinstitute – wenngleich dies zu einem nicht unwesentlichen Teil auch auf die Umsetzung von Basel III zurückzuführen ist – bezüglich ihrer Eigenkapitalbasis heute erkennbar krisenfester aufgestellt als noch vor der Errichtung des SSM. Seine wahre Stärke wird der Einheitliche Aufsichtsmechanismus jedoch sicher erst in einer künftigen Krise unter Beweis stellen müssen.2

1 2

OSSIG, CHRISTIAN (2019, Aufsichtsmechanismus), S. 2. Zu diesem Absatz sowie weiterführend vgl. KOTTMANN, ALEXANDER; MEHLHORN, FRANK (2019, SSM), S. 1087–1089; OSSIG, CHRISTIAN (2019, Aufsichtsmechanismus), S. 2.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union Teil B: Europäische Bankenunion von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken III. Einheitlicher Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism – SRM) 1. Einleitender Überblick über den SRM und dessen Geltungsbereich „Die Finanzkrise hat gezeigt, dass es auf der Ebene der Union eindeutig an angemessenen Instrumenten für den wirksamen Umgang mit unsoliden oder ausfallenden Kreditinstituten (…) mangelt. Derartige Instrumentarien werden vor allem zur Verhinderung einer Insolvenz benötigt oder, falls eine solche eintritt, zur Minimierung der negativen Auswirkungen, indem die systemisch wichtigen Funktionen des jeweiligen Instituts aufrechterhalten werden.“1 Nicht zuletzt diese Erkenntnis war es, die zur Errichtung des Einheitlichen Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism, SRM) als der zweiten Säule der Europäischen Bankenunion neben dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) geführt hat.2 Der SRM wurde mit Wirkung zum Jahr 2016 installiert und soll die Regeln für den Umgang mit in eine finanzielle Schieflage geratenen Kreditinstituten innerhalb des Euro-Raums vereinheitlichen. Zudem ist man mit der Errichtung des SRM einem Problem entgegentreten, das aufgrund des bis dahin alleinigen Bestehens des SSM aufgekommen war. So bestand der Konflikt, dass die Kreditinstitute im Euro-Raum zwar nach einheitlichen Regeln entweder – im Falle von bedeutenden Banken (SIs) – zentral von der EZB oder – wenn es sich um weniger bedeutende Banken (LSIs) handelt – dezentral von der zuständigen nationalen Behörde (NCA) beaufsichtigt wurden.3 Im Falle einer finanziellen Schieflage war es jedoch so, dass sowohl die auf nationaler Ebene beaufsichtigten LSIs als auch die auf Unionsebene überwachten SIs aufgrund des Fehlens von gemeinsamen Regeln zur Bewältigung einer Insolvenzlage nach unterschiedlichen nationalen Regelwerken behandelt wurden. Diesen Mangel soll der SRM beseitigen. Die Errichtung des Einheitlichen Abwicklungsmechanismus 1 2 3

ErwG 1 BRRD. Die Ausführungen in diesem 4. Kapitel Teil B.III. beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 169–433 sowie die dort angegebene Literatur. Zur Beaufsichtigung von Kreditinstituten innerhalb des SSM vgl. das 4. Kapitel Teil B.II.

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als zweite Säule der Europäischen Bankenunion und die gleichzeitige Verknüpfung dieser Säule mit dem SSM ist daher der logische Schritt, mit dem einerseits die Beaufsichtigung einer Bank und andererseits die gegebenenfalls notwendig werdende Abwicklung dieser Bank auf derselben – nationalen oder europäischen – Ebene durchgeführt werden. Der Wunsch nach einer Zentralisierung der Zuständigkeiten für Abwicklungsfragen wurde vonseiten des Europäischen Parlaments schon im Jahr 2010 geäußert, als dieses die Ansiedlung einer europäischen Abwicklungsbehörde bei der EBA forderte. Dieser Gedanke wurde so jedoch nie realisiert. Stattdessen wurde im November 2010 das FSB1 von den G20-Staaten angewiesen, ein rechtlich unverbindliches Rahmenwerk mit Vorgaben zur Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten zu entwerfen. Entsprechend dieser Anweisung wurde im November 2011 ein auf Oktober desselben Jahres datiertes Rahmenwerk zu allgemeinen Anforderungen an ein funktionierendes Abwicklungsregime unter dem Titel „Key Attributes of Effective Resolution Regimes for Financial Institutions“2 veröffentlicht. Etwa zur gleichen Zeit einigten sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf die Errichtung der Europäischen Bankenunion.3 Der Einheitliche Abwicklungsmechanismus adressiert insbesondere die mit der zunehmenden Größe einer Bank einhergehende „too big to fail“-Problematik4. So wurde in der Vergangenheit häufig die Erfahrung gemacht, dass die Einleitung eines nationalen Regelinsolvenzverfahrens sich bei (zu) großen Banken als nicht zielfüh-

1

2

3 4

Das Financial Stability Board (deutsch: Finanzstabilitätsrat) ist als ein internationales Gremium mit Aufgaben im Rahmen der Finanzstabilität betraut. Das FSB soll vermeintliche Schwachstellen wie systemische Risiken im internationalen Finanzsystem aufdecken und Vorschläge unterbreiten, die zur Lösung der erkannten Probleme beitragen. Entsprechend kommt dem FSB auch eine koordinierende Rolle zu, da es die Kommunikation und die Zusammenarbeit der Marktteilnehmer und der Behörden verbessern soll. Das FSB setzt sich aus Vertretern der Zentralbanken, Finanzministerien und Aufsichtsbehörden der G20-Staaten und aus Hongkong, den Niederlanden, Spanien, Singapur und der Schweiz zusammen. Hinzu kommen Vertreter internationaler Standardsetzer – wozu das BCBS, die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden und die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden gehören – und bedeutender Finanzinstitutionen, darunter der Internationale Währungsfonds, die Weltbank, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sowie Repräsentanten der EZB und der Europäischen Kommission. Für Deutschland sind das BMF, die BaFin und die Deutsche Bundesbank vertreten. Vgl. hierzu RAPP, ANDREA (2020, Finanzstabilitätsrat), S. 781–782. Vgl. hierzu ausführlich FSB (2011, Key Attributes). Im Oktober 2014 publizierte das FSB eine erweitere Version der Key Attributes, ohne jedoch die Schlüsselmerkmale des ursprünglichen Dokuments aus dem Jahr 2011 zu ändern. Zu den Key Attributes aus dem Jahr 2014 vgl. ausführlich FSB (2014, Key Attributes). Zur Errichtung der Europäischen Bankenunion vgl. das 4. Kapitel Teil B.I. Wenn eine Bank aufgrund ihrer Größe und wegen ihrer mangelnden Substituierbarkeit als für das Finanzsystem so relevant angesehen wird, dass ihr plötzliches Ausscheiden aus dem Markt nicht tolerierbare negative Auswirkungen auf die Finanzstabilität hätte, dann wird diese Bank als „too big to fail“ bezeichnet. Vgl. hierzu und weiterführend KRÄMER, GREGOR (2020, too big to fail), S. 1983.

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rend darstellte mit der Folge, dass letztlich der Steuerzahler für die Rettung von gefährdeten oder ausgefallenen Banken eintreten musste (Bail-out)1. Die Ungeeignetheit einer gewöhnlichen Insolvenz bei solchen Kreditinstituten liegt – neben der Tatsache, dass es innerhalb der EU kein inhaltlich und verfahrensmäßig harmonisiertes Insolvenzrecht gibt – vor allem darin begründet, dass Insolvenzverfahren zumeist nicht die in solchen Fällen gebotene Flexibilität und Geschwindigkeit aufweisen, um die für das Funktionieren des Finanzsystems kritischen Funktionen2 der maroden Bank aufrechtzuerhalten. Überdies ist es vor allem die Zäsurwirkung einer Insolvenz, welche durch die abrupte Unterbrechung der Leistungspflichten aus vertraglichen Beziehungen zu anderen Marktteilnehmern und durch das unmittelbare Einfrieren des täglichen Geschäftsbetriebs hervorgerufen wird, die eine Regelinsolvenz als unzweckmäßig klassifiziert.3 Dabei ist es nicht zwingend allein die Größe einer Bank, die die Finanzstabilität im Falle einer finanziellen Schieflage der Bank ins Wanken bringen kann.4 So hat die Pleite der US-amerikanischen Bank „Lehman Brothers“ im Jahr 2008 gezeigt, dass die Regelinsolvenz eines Kreditinstituts aufgrund seiner internationalen Vernetzung („too interconnected to fail“)5 zu Ansteckungseffekten6 im Markt führen kann. Auch sonstige Aspekte wie beispielsweise gruppeninterne finanzielle oder rechtliche Verflechtungen eines oder mehrerer Marktteilnehmer („too complex to fail“)7 können für die adäquate Durchführung eines Insolvenzverfahrens hinderlich sein. 1 2

3 4 5 6

7

Als Bail-out wird im Allgemeinen eine finanzielle Rettungsmaßnahme bezeichnet, die von einem Dritten oder von mehreren Dritten für ein stark verschuldetes Unternehmen oder einen stark verschuldeten Staat ergriffen wird. Vgl. hierzu HÖLSCHER, REINHOLD; HELMS, NILS (2020, Bail-out), S. 173. Kritische Funktionen sind nach Art. 2 Abs. 1 Nr. 35 BRRD definiert als „Tätigkeiten, Dienstleistungen oder Geschäfte, deren Einstellung (…) wahrscheinlich in einem oder mehreren Mitgliedstaaten die Unterbrechung von für die Realwirtschaft wesentlichen Dienstleistungen oder eine Störung der Finanzstabilität zur Folge hat, besonders mit Blick auf die Substituierbarkeit dieser Tätigkeiten, Dienstleistungen oder Geschäfte“. Zu diesen wichtigen Funktionen zählt insbesondere die Erbringung von Finanzdienstleistungen wie die Sicherstellung des Zahlungsverkehrs, die Kreditvergabe und das Einlagengeschäft sowie auch die Vermögensverwaltung. Deren plötzliche Beendigung kann erhebliche nachteilige Folgen für die Gesamtwirtschaft und die Bankkunden nach sich ziehen. Überdies sind auch kritische Infrastrukturen wie bspw. wichtige IT-Systeme zu beachten, die als Unterstützungsleistung kritischer Funktionen angesehen werden können und deren plötzlicher Ausfall zumindest zu einer erheblichen Beeinträchtigung der unterstützten kritischen Funktion führen würde. Vgl. hierzu auch BLAß, ROBIN (2020, Funktionen). Zur Bedeutung kritischer Infrastrukturen vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Kritische Infrastrukturen), S. 1285–1286. Zu den letzten beiden Sätzen vgl. auch ErwG 4 BRRD. Vgl. KRÄMER, GREGOR (2020, too big to fail), S. 1983. Vgl. dazu WASCHBUSCH, GERD (2020, too interconnected to fail), S. 1983–1984. Von einem Ansteckungseffekt (englisch: contagion effect) wird gesprochen, wenn sich die Krise eines einzelnen Wirtschaftssubjekts oder einer Branche ausweitet und sich letztlich auf die gesamtwirtschaftliche bzw. internationale Ebene überträgt. Vor allem in der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 waren solche Effekte zu beobachten. Begünstigt werden Ansteckungseffekte häufig auch durch eine asymmetrische Informationsverteilung zwischen den Marktteilnehmern, wenn beispielsweise Anleger die Erwartungen von aus ihrer Sicht besser informierten Anlegern übernehmen und deren Verhalten kopieren. Vgl. hierzu BLAß, ROBIN (2020, Ansteckungseffekt), S. 100–101. Vgl. dazu WASCHBUSCH, GERD (2020, too complex to fail), S. 1983.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Um der mangelnden Durchführbarkeit einer Regelinsolvenz vor allem bei großen und komplexen Kreditinstituten zu begegnen und um künftig solche Banken ohne den Einsatz von Steuergeldern abwickeln zu können, wurden auf europäischer Ebene zwei Rechtsakte1 initiiert, auf denen der SRM fußt. Zunächst sollte durch die Verabschiedung der europäischen Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten (BRRD) erreicht werden, dass künftig das marktwirtschaftliche Prinzip der Haftung für eigene Verluste wiederhergestellt wird, indem zunächst die Eigentümer und Gläubiger einer in eine finanzielle Schieflage geratenen Bank für die aufgekommenen Verluste haften müssen. Hierdurch sollte zugleich eine Reduzierung des zuvor erkannten „moral hazard“-Problems erreicht werden, bei dessen Vorliegen die Risikobereitschaft von Geldgebern der Kreditinstitute umso größer ist, je wahrscheinlicher von diesen Geldgebern die Sozialisierung späterer womöglich auftretender Verluste der Bank angenommen wird.2 Die BRRD weist die europäischen Banken und die zuständigen Behörden zudem an, zu präventiven Zwecken bereits im gesunden Zustand einer Bank Sanierungspläne3 und Abwicklungspläne4 zu erstellen und diese fortlaufend zu aktualisieren, um im Fall der Fälle rasch und vor allem effektiv reagieren zu können. Überdies harmonisiert die BRRD EU-weit die frühzeitigen Eingriffsmöglichkeiten der Aufsichtsbehörden, die der Abwendung einer Bankenabwicklung dienen sollen.

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4

Eine detailliertere Betrachtung der beiden Rechtsakte erfolgt an späterer Stelle in diesem 4. Kapitel Teil B.III. Vgl. dazu auch GRAMLICH, LUDWIG (2020, Moral Hazard), S. 1435. Kreditinstitute müssen nach Art. 5 Abs. 1 BRRD einen Sanierungsplan erstellen und regelmäßig aktualisieren. Er soll die Banken auf einen möglichen Krisenfall vorbereiten. Zu diesem Zweck sind im Sanierungsplan Maßnahmen darzulegen, mit denen das Institut in eigener Verantwortung auf eine Verschlechterung seiner finanziellen Lage mit dem Ziel reagiert, die eigene finanzielle Stabilität wiederherzustellen. Banken, die einer Gruppe angehören, sind von der Planerstellung befreit, da alleine das übergeordnete Unternehmen einen Sanierungsplan zu erstellen hat, der alle ihm untergeordneten Unternehmen miteinschließt. Auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken sehen sich grundsätzlich Erleichterungen bei der Sanierungsplanung nach der BRRD gegenüber, da sie einem Institutssicherungssystem angehören und weil ihre Insolvenz regelmäßig keine negativen Auswirkungen auf die Finanzstabilität mit sich bringen würde. Es genügt auch, wenn das Institutssicherungssystem die Sanierungsplanung für die ihm angeschlossenen Banken übernimmt. Die inhaltliche Ausgestaltung von Sanierungsplänen hängt von der Größe und Komplexität der jeweiligen Bank ab. Vgl. hierzu BLAß, ROBIN (2020, Sanierungsplan), S. 1748–1749. Zu den Institutssicherungssystemen vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil B.IV. Zur Sanierungsplanung von Banken vgl. das 13. Kapitel Teil A und Teil B. Die Abwicklungsplanung erfolgt im Vorfeld einer womöglich notwendig werdenden Bankenabwicklung zum Zwecke der Identifikation von Abwicklungshindernissen und zur frühzeitigen Behebung derselben. Solche Hindernisse liegen vor, wenn sich die Bank nicht ohne wesentliche negative Auswirkungen auf ihre kritischen Funktionen oder auf die Finanzstabilität abwickeln lässt. Der Abwicklungsplan einer Bank ist fortlaufend zu aktualisieren. Er wird – im Gegensatz zum Sanierungsplan – jedoch nicht von der Bank selbst, sondern von ihrer zuständigen Abwicklungsbehörde unter Mitarbeit der Bank erstellt. Im Abwicklungsplan sind auch die Maßnahmen beschrieben, die von den zuständigen Behörden im Falle einer notwendig gewordenen Abwicklung ergriffen werden. Vgl. hierzu BLAß, ROBIN (2020, Abwicklungshindernis); BLAß, ROBIN (2020, Abwicklungsplan), S. 20. Zur Abwicklungsplanung vgl. weiterführend das 13. Kapitel Teil C.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Tatsächlich errichtet wurde der SRM jedoch erst durch den Erlass der zugehörigen europäischen Verordnung (EU) Nr. 806/2014 (SRM-VO), deren Bestandteile schrittweise bis zum 01.01.2016 in Kraft getreten sind. Dennoch können die SRM-VO und die BRRD „nur in einer Gesamtschau sinnvoll betrachtet werden, da die materiellen Regelungen weitgehend deckungsgleich sind“1. So verweist die SRM-VO auch an zahlreichen Stellen auf die Regelungen in der BRRD. Mit der SRM-VO wurden der für Abwicklungsfragen im Euro-Raum zuständige Abwicklungsausschuss (Single Resolution Board, SRB) und der Einheitliche Abwicklungsfonds (Single Resolution Fund, SRF) installiert. Sowohl das SRB als auch der SRF werden an späterer Stelle detailliert betrachtet. Im Gegensatz zur SSMVO als der für die Errichtung des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus maßgeblichen Verordnung, enthält die SRM-VO jedoch keine Definition des SRM. Korrespondierend zum SSM, der als Finanzaufsichtssystem betitelt ist, kann man den SRM auch als Abwicklungssystem oder Abwicklungsregime, bestehend aus dem SRB, dem Europäischen Rat, der Europäischen Kommission und den nationalen Abwicklungsbehörden (NRAs), bezeichnen. Zusätzlich wird der SRM durch die EZB und die nationalen Aufsichtsbehörden (NCAs) sowie durch den SRF unterstützt.2 Unter die Regelungen des SRM fallen grundsätzlich alle Banken in teilnehmenden Mitgliedstaaten. Als teilnehmende Mitgliedstaaten sind nach Art. 4 Abs. 1 SRM-VO alle Staaten anzusehen, die auch teilnehmende Mitgliedstaaten des SSM sind, sei es aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Euro-Raum oder weil sie dem SSM im Rahmen einer freiwilligen Vereinbarung einer engen Zusammenarbeit (Opt-in) beigetreten sind.3 Damit wird der Teilnehmerkreis des SRM mit dem Teilnehmerkreis des SSM untrennbar verknüpft. Eine mangelnde Verknüpfung beider Säulen, bei der auch Banken in nicht am SSM teilnehmenden Mitgliedstaaten in den SRM einbezogen werden, könnte indes Fehlanreize setzen. So könnten die Heimataufseher der nicht am SSM teilnehmenden Staaten die dort ansässigen Banken laxer beaufsichtigen als die Aufseher innerhalb des SSM in dem Wissen, dass sie aufgrund der Zugehörigkeit zum SRM nicht das volle finanzielle Risiko für den Zusammenbruch von Kreditinstituten tragen müssen.4 Nahmen also mit seinem Start zunächst lediglich diejenigen 19 Staaten am SRM teil, die den Euro als Währung eingeführt haben, so sind es seit dem 01.10.2020 im Gleichlauf mit dem SSM zusätzlich auch Bulgarien und Kroatien.

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DEUTSCHE BUNDESBANK (2014, Sanierung), S. 34. Zu Details vgl. das 4. Kapitel Teil B.III.3. Zu den teilnehmenden Mitgliedstaaten sowie zur freiwilligen Teilnahme am SSM vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil B.II. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen auch ErwG 17 SRM-VO.

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2. a)

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Bedeutendste Rechtsquellen des SRM auf europäischer und nationaler Ebene BRRD und SRM-VO

Mit dem Erlass der am 12.06.2014 im Amtsblatt der EU veröffentlichten Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten (BRRD) wurde der zentrale Ausgangspunkt für die seither etablierten Sanierungs- und Abwicklungsregeln innerhalb der EU gesetzt. Der europäische Gesetzgeber hat mit der BRRD das Ziel verfolgt, die zuvor im Rahmen der nationalen Gesetzgebung unterschiedlich geregelten Vorgehensweisen bei der Sanierung und Abwicklung von Banken innerhalb der EU weitgehend zu harmonisieren, um damit dem Grundgedanken des level playing fields1 Rechnung zu tragen und die Finanzstabilität nachhaltig zu stärken. Die Mitgliedstaaten dürfen jedoch auch über die Vorgaben der BRRD hinausgehende strengere nationale Regeln anordnen oder Regeln erlassen, die zusätzlich zu denen der BRRD gelten, sofern solche Regeln nicht im Widerspruch zum europäischen Recht stehen.2 Der Geltungsbereich der BRRD erstreckt sich auf alle 27 Mitgliedstaaten der EU. Die BRRD war bis Januar 2015 von den EU-Mitgliedstaaten in nationales Recht zu überführen. Mit der Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie soll erreicht werden, dass Kreditinstitute ihre erwirtschafteten Verluste im Falle eines Scheiterns grundsätzlich selbst tragen (Bail-in der Eigentümer und der Gläubiger). Erst im Anschluss daran sollen die finanziellen Mittel der auf Ebene der Mitgliedstaaten einzurichtenden und von den Banken schrittweise aufzubauenden nationalen Abwicklungsfinanzierungsmechanismen zur Verlusttragung herangezogen werden.3 Diese Finanzierungsmechanismen wurden innerhalb des Euro-Raums im Zuge der Errichtung des SRM bereits im Jahr 2016 durch den Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) ersetzt. Zur Vermeidung einer finanziellen Schieflage einer Bank oder auch zu deren Handhabung im Falle ihres Eintretens wird den zuständigen Behörden zudem ein breit gefächertes Instrumentarium an die Hand gegeben. So sind die NCAs beispielsweise für die Überwachung der Sanierungsplanung der Banken zuständig und sie sind mit weitreichenden Eingriffsbefugnissen ausgestattet, mit deren Hilfe sie verhindern sollen, dass die wirtschaftliche Schieflage einer Bank so schwerwiegend wird, dass diese am Ende nicht mehr aus eigener Kraft zu retten ist und abgewickelt werden muss. Sollte der Abwicklungsfall dennoch eintreten, so sind die NRAs mit dem entsprechenden Werkzeug ausgestattet, um die Abwicklung der Bank möglichst zielführend zu begleiten.

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Vgl. dazu WASCHBUSCH, GERD (2020, Level), S. 1323. Vgl. Art. 1 Abs. 2 BRRD. Vgl. dazu und zur BRRD im Allgemeinen auch BLAß, ROBIN (2020, Richtlinie), S. 1710–1711.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Mit der Verabschiedung des Bankenpakets1 im Jahr 2019 hat die BRRD ihre ersten umfangreichen Anpassungen erfahren. Diese zielen vor allem darauf ab, die effektive Anwendbarkeit des Abwicklungsinstruments „Bail-in“ sicherzustellen, weshalb in der auch als BRRD II bezeichneten Änderungsrichtlinie erweiterte Anforderungen an die Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungsfähigkeit2 von Banken formuliert sind. Die Änderungsrichtlinie war von den EU-Mitgliedstaaten bis spätestens zum 28.12.2020 in nationales Recht umzusetzen. Die „Verordnung (EU) Nr. 806/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Juli 2014 zur Festlegung einheitlicher Vorschriften und eines einheitlichen Verfahrens für die Abwicklung von Kreditinstituten und bestimmten Wertpapierfirmen im Rahmen eines einheitlichen Abwicklungsmechanismus und eines einheitlichen Abwicklungsfonds sowie zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010“ (SRMVO) ist am 19.08.2014 in Kraft getreten.3 Vollumfänglich anzuwenden waren die Vorschriften der SRM-VO jedoch erst zum 01.01.2016, nachdem einzelne Bestandteile der Verordnung bereits zuvor Gültigkeit erlangten.4 Inhaltlich lehnt sich die SRM-VO vielfach an die Vorgaben der BRRD an und konkretisiert diese in Teilen. Im Verhältnis zur BRRD hat die SRM-VO als unmittelbar geltende EU-Verordnung jedoch Anwendungsvorrang. Im Unterschied zu der Richtlinie setzt die SRM-VO auf eine zentrale Entscheidungsfindung in Abwicklungsangelegenheiten innerhalb des Euro-Raums. Zudem ist mit der Übertragung der zunächst in nationalen Fonds gesammelten Finanzmittel auf den mittels der SRM-VO installierten Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) auch der Aspekt der Abwicklungsfinanzierung zentralisiert und vereinheitlicht worden. Diesem Schritt ging die Erkenntnis voraus, dass das zuvor bestehende Netzwerk aus verschiedenen nationalen Behörden und Fonds für einen Staatenverbund mit gemeinsamer Währung und einer vereinheitlichten Bankenaufsicht ungeeignet ist. Damit errichtet die SRM-VO den SRM als einen institutionellen Mechanismus, der innerhalb des Euro-Raums für die zentrale Entscheidungsfindung in Abwicklungsfragen zuständig ist und dessen Kompetenzen demnach über diejenigen Kompetenzen hinausgehen, die den auf nationaler Ebene zuständigen Behörden der EU-Staaten durch die BRRD zugestanden werden. 1

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Das Bankenpaket ist ein Bündel gesetzgeberischer Maßnahmen auf europäischer Ebene. Es setzt sich aus je zwei Richtlinien und Verordnungen zusammen und wurde im Mai 2019 im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Im Einzelnen besteht das Bankenpaket aus der Verordnung zur Änderung der europäischen Eigenmittelverordnung (CRR II), der Richtlinie zur Änderung der europäischen Eigenmittelrichtlinie (CRD V), der Verordnung zur Änderung der SRM-VO (SRM-VO II) und der Richtlinie zur Änderung der BRRD (BRRD II). Das Reformpaket wird als ein weiterer Baustein zur Vervollständigung des als Reaktion auf die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 erlassenen Regulierungsrahmens gesehen und soll die Widerstandsfähigkeit der Banken in der EU stärken. Vgl. hierzu BLAß, ROBIN (2020, Bankenpaket). Zu dieser Thematik vgl. ausführlich das 6. Kapitel Teil E. Zur SRM-VO vgl. ausführlich BLAß, ROBIN (2020, SRM-Verordnung), S. 1881–1882. Zum schrittweisen Inkrafttreten einzelner Bestandteile der SRM-VO vgl. Art. 99 Abs. 2–6 SRM-VO.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Ähnlich wie innerhalb des SSM, wo die EZB die oberste operativ tätige Aufsichtsbehörde darstellt, ist es im SRM das Abwicklungsgremium (SRB), das als europäische Behörde innerhalb des Anwendungsbereichs des SRM über weitreichende Befugnisse verfügt und die Abwicklung einer Bank einleiten kann. Das SRB bedient sich jedoch der Mitarbeit nationaler Behörden und die Letztentscheidungskompetenz über die Abwicklung einer Bank obliegt grundsätzlich der Europäischen Kommission.1 Im Zuge der Verabschiedung des oben genannten Bankenpakets im Jahr 2019 hat auch die SRM-VO Anpassungen erfahren. Ebenso wie bei der BRRD zielen diese Anpassungen jedoch überwiegend auf die effektive Anwendung des Bail-in-Instruments durch die Sicherstellung einer ausreichend hohen Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungsfähigkeit einer Bank ab.2 Die auch als SRM-VO II bezeichnete Änderungsverordnung ist seit dem 28.12.2020 anzuwenden.

b)

Weitere ergänzende europarechtliche Vorgaben und das zwischenstaatliche Übereinkommen für die Zwecke des SRF

Neben die BRRD und die SRM-VO treten vor allem eine Delegierte Verordnung3 (DelVO) und eine Durchführungsverordnung4 (DVO), die einerseits die Beitragspflichten zu den auf nationaler Ebene bestehenden nationalen Abwicklungsfonds und andererseits die Pflicht zur Leistung eines Beitrags an den Einheitlichen Abwicklungsfonds für die Zwecke des SRM regeln. So steht die DelVO (EU) 2015/63 konkretisierend neben der BRRD und regelt die Berechnungsmethodik der in Abhängigkeit von dem Risikoprofil der Bank zu zahlenden Beiträge zu den gemäß den Vorgaben der BRRD einzurichtenden nationalen Abwicklungsfinanzierungsmechanismen innerhalb der EU. Überdies verpflichtet die genannte DelVO die Kreditinstitute beispielsweise zur Bereitstellung von für die Beitragsberechnung essenziellen Informationen und sie macht Vorgaben zu den Abführungsmodalitäten dieser Beiträge. Zudem konkretisiert der delegierte Rechtsakt die Maßnahmen, mit deren Hilfe die 1 2 3

4

Der Ablauf eines Abwicklungsverfahrens sowie die Entscheidungskompetenzen werden im 4. Kapitel Teil B.III. beschrieben. Für weitere Informationen zu dieser Thematik sei auf das das 6. Kapitel Teil E verwiesen. Ein delegierter Rechtsakt ist ein von der Europäischen Kommission erlassener Rechtsakt, der zwar allgemeine Geltung entfaltet, ohne jedoch den Charakter eines Gesetzes zu haben. Die Europäische Kommission muss jedoch im zugehörigen Gesetzgebungsakt zum Erlass des delegierten Rechtsakts befugt worden sein. Der delegierte Rechtsakt kann sodann nicht wesentliche Vorschriften des zugehörigen Gesetzgebungsakts ergänzen oder ändern. Der delegierte Rechtsakt muss stets den Begriff „delegiert“ im Titel beinhalten. Vgl. hierzu und weiterführend Art. 290 AEUV. Grundsätzlich obliegt es den EU-Mitgliedstaaten, alle notwenigen Anstrengungen nach innerstaatlichem Recht zu unternehmen, um die auf europäischer Ebene erlassenen verbindlichen Rechtsakte durchzuführen. Sollten jedoch einheitliche Bedingungen für die Durchführung von verbindlichen Rechtsakten vonnöten sein, so können der Europäischen Kommission oder – in Sonderfällen – dem Rat der EU in den verbindlichen Rechtsakten gesonderte Durchführungsbefugnisse eingeräumt werden. Die im Zuge dessen erlassenen Durchführungsrechtsakte müssen stets den Begriff „Durchführungs-“ im Titel tragen. Vgl. hierzu und weiterführend Art. 291 AEUV.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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zuständigen Abwicklungsbehörden die pflichtgemäße Entrichtung der zu leistenden Beiträge der Banken kontrollieren können. Demgegenüber legt die im Januar 2015 im Amtsblatt der EU veröffentlichte DVO (EU) 2015/81 Modalitäten zur einheitlichen Anwendung der SRM-VO im Hinblick auf im Voraus erhobene Beiträge zum SRF fest, die für alle am SRM teilnehmenden Mitgliedstaaten gelten. Zusätzlich zur Berechnungsweise dieser Beiträge spezifiziert die genannte DVO insbesondere die Modalitäten zur Umsetzung der dem Abwicklungsausschuss (SRB) übertragenen Verpflichtung zur jährlichen Beitragserhebung und sie enthält Anpassungen bei der Beitragsberechnung in der Aufbauphase des SRF.1 Die DVO trat zusammen mit der SRM-VO am 01.01.2016 in Kraft.2 Zwar erzielten bereits die Teilnehmer des G20-Gipfels in Toronto im Jahr 2010 eine Übereinkunft darüber, dass der Finanzsektor zukünftig einen finanziellen Ausgleich für die Rettung oder für die Abwicklung einer Bank leisten soll. Dennoch wurde die Thematik der Abwicklungsfinanzierung im Rahmen der Errichtung des SRM auf politischer Ebene hoch kontrovers diskutiert. So installiert die SRM-VO zwar den SRF und sie deklariert, dass das Abwicklungsgremium Eigentümerin und Verwalterin des SRF ist. Dennoch setzten die kritischen Vertreter im Diskurs um den Abwicklungsfonds ihre Ansicht durch, nach der beispielsweise die Pflicht zur Übertragung von Beiträgen von der nationalen Ebene auf den SRF nicht mit dem europarechtlichen Fundament des Art. 114 AEUV vereinbar ist. Dementsprechend wurde die SRM-VO um ein zwischenstaatliches Übereinkommen3 (IGA) ergänzt, auf dessen Grundlage die Finanzierung des SRF und vor allem auch die Übertragung der vor dem SRM auf nationaler Ebene erhobenen Beiträge auf den SRF sowie seine Inanspruchnahme während der Aufbauphase geregelt werden. Zusätzlich zu den genannten Vorschriften hat die EBA in den vergangenen Jahren zahlreiche klarstellende und konkretisierende technische Standards sowie Leitlinien in Bezug auf den SRM erarbeitet, zu deren Veröffentlichung sie an zahlreichen Stellen4 in den Rechtsakten ermächtigt wurde. Auch mit Erlass der BRRD II wurde der EBA an verschiedenen Stellen5 die Pflicht auferlegt, im Wege der Erarbeitung von Leitlinien und technischen Standards Konkretisierungen auszuarbeiten und es ist davon auszugehen, dass die Behörde solche Aufgaben im Rahmen ihres Mandats auch zukünftig wird erfüllen müssen. 1 2 3 4 5

Vgl. auch Art. 1 DVO (EU) 2015/81. Vgl. Art. 9 DVO (EU) 2015/81. Gemeint ist das „Agreement on the transfer and mutualisation of contributions to the Single Resolution fund“. Vgl. hierzu RAT DER EU (2014, Agreement). Vgl. u. a. Art. 4 Abs. 5, Abs. 6 und Abs. 11 BRRD, Art. 5 Abs. 7 und Abs. 10 BRRD, Art. 6 Abs. 8 BRRD, Art. 9 Abs. 2 BRRD, Art. 10 Abs. 9 BRRD, Art. 11 Abs. 3 BRRD. Vgl. u. a. Art. 45c Abs. 4 BRRD II, Art. 45f Abs. 6 BRRD II, Art. 45i Abs. 5 und Abs. 6 BRRD II, Art. 45j Abs. 2 BRRD II.

164

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Auch das SRB als europäische Abwicklungsbehörde veröffentlicht anlassbezogen Vorgaben, mit denen es sich an die Kreditinstitute unter seiner direkten Verantwortung richtet. So hat das Abwicklungsgremium bspw. im August 2020 vier Dokumente veröffentlicht, mit deren Hilfe die Abwicklungsfähigkeit einer Bank gesteigert werden soll, indem die effektive Anwendung des Bail-in-Instruments sichergestellt wird. Zu diesem Zweck umfassen die Dokumente einen Playbook-Leitfaden1, häufige Q&A, Datenanweisungen und zugehörige Erläuterungen.2

c)

Deutsches Sanierungs- und Abwicklungsgesetz zur Umsetzung der Vorgaben aus der BRRD

Im Gegensatz zur SRM-VO, die als europäische Verordnung in all ihren Teilen verbindlich ist und in jedem Mitgliedstaat unmittelbar Geltung erlangt hat, war die BRRD als Richtlinie der EU lediglich hinsichtlich ihres zu erreichenden Ziels verbindlich, musste jedoch von den Mitgliedstaaten in innerstaatliches Recht transferiert werden.3 In Deutschland hat man die Vorgaben der BRRD im Jahr 2014 mit dem BRRD-Umsetzungsgesetz in deutsches Recht überführt und damit zugleich das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz (SAG) geschaffen, das am 01.01.2015 in Kraft getreten ist.4 Im Zuge der Umsetzung der BRRD wurden zudem einige bereits bestehende deutsche Gesetze – wie bspw. das KWG – geändert und so an die neue Rechtslage angepasst. Durch diesen Vorgang wurden viele Regelungen zur Sanierung und Abwicklung von Banken, die in Deutschland bereits vor der BRRD in ähnlicher Form Geltung hatten und im KWG verankert waren, vom KWG in das SAG übertragen, welches seither die primäre nationale Anlaufstelle für Fragen zum genannten Themenkomplex ist. Im Verhältnis zur SRM-VO gelten die Regelungen des SAG nur insoweit, wie nicht die SRM-VO maßgeblich ist.5 Dieses Verhältnis des SAG zum europäischen Rechtsakt wurde im Jahr 2015 durch die Umsetzung des Abwicklungsmechanismusgesetzes (AbwMechG) unmissverständlich in das SAG aufgenommen. Neben Regelungen zur Übertragung der in Deutschland gesammelten Bankenabgaben auf den SRF wurde

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Dieser Leitfaden betrachtet Aspekte, die eine Bank bei der Vorbereitung eines Bail-in beobachten muss. So müssen Banken ihre Ablauf- und Aufbauorganisation, ihre Krisenkommunikation und ihre Identifikation von (berücksichtigungsfähigen) Verbindlichkeiten sowie ihre interne und externe Umsetzung des Bail-in definieren und in dem Playbook beschreiben. Vgl. hierzu BAFIN (2020, Bail-inImplementierung), S. 9. Vgl. zu den Ausführungen in diesem Absatz BAFIN (2020, Bail-in-Implementierung), S. 9. Zur Operationalisierung eines Bail-in mittels TLAC und MREL vgl. das 6. Kapitel Teil E. Vgl. Art. 288 AEUV. Zum SAG vgl. auch BLAß, ROBIN (2020, Abwicklungsgesetz), S. 1747. Vgl. § 1 Abs. 1 SAG.

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durch das AbwMechG insbesondere auch eine Abgrenzung im SAG dahingehend vorgenommen, welche Kompetenzen der BaFin – als deutscher Abwicklungsbehörde – zustehen und wann das SRB für Abwicklungsfragen zuständig ist. Bis Ende Dezember 2020 war überdies die in dem bereits beschriebenen Bankenpaket enthaltene BRRD II in nationales Recht zu überführen. In Deutschland ist man dieser Aufforderung mit dem Risikoreduzierungsgesetz (RiG) nachgekommen, das als Artikelgesetz verabschiedet wurde und die Anpassung der betroffenen nationalen Gesetze an die Vorgaben des Bankenpakets zum Inhalt hatte. Durch Art. 5 RiG wurde das SAG im Einklang mit den Vorgaben aus der BRRD II umfassend an die aktualisierten sanierungs- und abwicklungsrechtlichen Gegebenheiten angepasst.

d)

Ausgewählte weitere nationale Vorgaben im Rahmen der Sanierung und Abwicklung von Banken

Die Regelung des § 21a Abs. 1 Satz 1 SAG erlaubt es dem BMF, ohne Zustimmung des Deutschen Bundesrats und im Benehmen mit der Deutschen Bundesbank eine Rechtsverordnung zu erlassen. Diese Rechtsverordnung soll Konkretisierungen im Hinblick auf die Ausgestaltung von Sanierungsplänen von Banken, auf den Inhalt von vereinfachten Anforderungen an diese Pläne und bezüglich der Modalitäten im Zusammenhang mit einer Befreiung von der Sanierungsplanung1 enthalten. Die genannte Ermächtigung zum Erlass einer Rechtsverordnung darf das BMF nach § 21a Abs. 1 Satz 2 SAG auf die BaFin mit der Maßgabe übertragen, dass diese die näheren Bestimmungen im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank ausarbeitet. Von dieser Möglichkeit der Übertragung der Verordnungsermächtigung auf die BaFin hat das BMF Gebrauch gemacht. Im Ergebnis wurde am 31.03.2020 die „Verordnung zu den Mindestanforderungen an Sanierungspläne für Institute (Sanierungsplanmindestanforderungsverordnung – MaSanV) vom 12. März 2020“ im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Die MaSanV gilt seit dem 01.04.2020 und setzt Leitlinien der EBA um, die diese im Hinblick auf die den Sanierungsplänen zugrunde zu legende Bandbreite an möglichen Szenarien veröffentlicht hat.2 Zudem wurden auch die Leitlinien EBA/GL/2015/02 umgesetzt, die den Banken eine Liste mit Indikatoren vorgeben, welche in den Sanierungsplan aufzunehmen sind und bei deren Erreichen bzw. Auslösen eine Sanierung eingeleitet werden kann. Überdies konkretisiert die MaSanV die DelVO (EU) 2016/1075, die die BRRD in Teilen ergänzt hat. Nicht zuletzt definiert die MaSanV fortan die deutsche Verwaltungspraxis in Bezug auf vereinfachte Anforderungen an

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Zur Thematik der Sanierungsplanung vgl. ausführlich das 13. Kapitel Teil A und Teil B. Zu diesen Leitlinien vgl. EBA/GL/2014/06.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Sanierungspläne und sie enthält Regelungen hinsichtlich der Erstellung von Sanierungsplänen durch institutsbezogene Sicherungssysteme.1 So wie sich das SRB auf europäischer Ebene mit den oben beschriebenen Dokumenten zur Operationalisierung des Bail-in-Instruments an die Kreditinstitute unter ihrer direkten Verantwortung richtet, so hat die BaFin für Banken, deren Abwicklungsbehörde sie auf nationaler Ebene darstellt, im Jahr 2019 erstmals die „Mindestanforderungen zur Umsetzbarkeit eines Bail-in (MaBail-in)“2 publiziert.3 Das Rundschreiben enthält Mindestanforderungen an die Bereitstellung von Informationen und die technisch-organisatorische Ausstattung von Banken, welche als notwendige Voraussetzung für eine rasche und effektive Implementierung des Bail-in-Instruments angesehen werden.4 Im September 2019 hat die BaFin die MaBail-in mit einem Merkblatt weiter konkretisiert.5 Mit dem Rundschreiben zu den „Mindestanforderungen an Informationssysteme zur Bereitstellung von Informationen für die Bewertungen im Rahmen der Abwicklung (MaBewertung)“6 will die BaFin überdies künftig Vorgaben formulieren, nach denen Banken geeignete Systeme und Prozesse vorzuhalten haben, um der Abwicklungsbehörde die für eine effiziente Abwicklung wesentlichen Informationen bei Bedarf innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung stellen zu können. Die in den MaBewertung angesprochenen wesentlichen Informationen beziehen sich auf die bewertungsrelevanten Daten zur möglichst exakten Bestimmung der Werthaltigkeit der Vermögenswerte und der Verbindlichkeiten der Bank. Die Bewertung soll der BaFin bei der Einschätzung helfen, ob die Bank sich in einer finanziellen Schieflage befindet und welche Abwicklungsmaßnahmen gegebenenfalls zu treffen sind.7

3. a)

Behördliches Zusammenspiel – Verteilung der Kompetenzen innerhalb des SRM Unterscheidung zwischen zuständigen Abwicklungsbehörden und zuständigen Aufsichtsbehörden im SRM

Innerhalb der Europäischen Bankenunion kommt es vor allem „im Bereich der Krisenprävention und der Abwicklung aufgrund der inhaltlichen Überschneidungen der

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Vgl. zu diesem Absatz den Aufbau der MaSanV sowie BAFIN (2020, Sanierungsplanung). Zu dem Rundschreiben vgl. ausführlich BAFIN (2019, MaBail-in). Vgl. BAFIN (2020, Bail-in-Implementierung), S. 9. Vgl. BAFIN (2019, MaBail-in), S. 7. Zum Inhalt des Merkblatts vgl. ausführlich FIEDLER, ANTONIA; SCHNEIDER, JOHANNES; THÖNE, TOBIAS (2019, Schritt), S. 10–15. Zum Merkblatt selbst vgl. BAFIN (2019, Merkblatt). Vgl. zum Entwurf des Rundschreibens BAFIN (2020, MaBewertung). Vgl. zu diesem Absatz ÖLGER, MEHTAP et al. (2020, Daten), S. 27.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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verschiedenen Regelkomplexe zu einem nur schwer zu entwirrenden Kompetenzgefüge zwischen den verschiedenen beteiligten Institutionen“1. Um die Kompetenzen im Rahmen der Krisenprävention – bzw. im Rahmen des Umgangs mit einer Bankenkrise, die jedoch noch nicht so gravierend ist, dass sie die Abwicklung der Bank zur Folge hat – zu beleuchten, hilft beispielsweise der Blick ins SAG. Dieses enthält Vorschriften zur Sanierung und zur Frühintervention und setzt dabei nicht nur die Vorgaben der BRRD um, sondern weist als nationaler Rechtstext Europarechtskonformität auf und steht deswegen auch nicht im Widerspruch zu den Vorgaben der SRM-VO. Zur Schaffung eines Überblicks ist es dabei essenziell, dass eine institutionelle Differenzierung in „Aufsichtsbehörden“ einerseits und „Abwicklungsbehörden“ andererseits vorzunehmen ist. In Deutschland hat mit Wirkung zum 01.01.2018 die BaFin die Zuständigkeit als nationale Abwicklungsbehörde (NRA) von der zuvor seit 2015 mandatierten FMSA übernommen. Zu diesem Zweck wurde innerhalb der BaFin eine eigens für die Bewältigung der Aufgaben als Abwicklungsbehörde zuständige Einheit geschaffen. Auf europäischer Ebene ist im Euro-Raum das Abwicklungsgremium (SRB) die zuständige Abwicklungsbehörde. Als Aufsichtsbehörde hingegen ist innerhalb des SRM nach § 3 Abs. 2 SAG die in § 1 Abs. 5 KWG genannte Aufsichtsbehörde anzusehen. Daraus folgt, dass grundsätzlich die EZB als Aufsichtsbehörde anzusehen ist und in dieser Funktion die ihr nach Art. 4 Abs. 1 Buchst. a) bis i) und Abs. 2 SSM-VO übertragenen Aufgaben wahrnimmt, soweit diese Aufgaben – bezogen auf Deutschland – nicht gemäß Art. 6 Abs. 6 SSM-VO von der BaFin wahrgenommen werden.2 Auch in allen nicht von der SSM-VO abgedeckten Fällen bleibt die BaFin zuständige Aufsichtsbehörde (NCA) auf nationaler Ebene. Für sanierungsrechtliche Fragen bleibt damit diejenige Behörde die Aufsichtsbehörde, die ohnehin bereits im Rahmen des SSM als Aufsichtsbehörde benannt ist. Zugleich ergibt sich aus den beschriebenen Zusammenhängen, dass die BaFin in Deutschland zugleich Aufsichtsbehörde und Abwicklungsbehörde ist. Dieser Fall ist jedoch durch die BRRD legitimiert, sofern eine ausreichende Trennung beider Funktionen innerhalb der Behörde sichergestellt ist.3 Die Ausübung der Befugnisse im Rahmen der Sanierung einer Bank obliegt weit überwiegend der zuständigen Aufsichtsbehörde und somit der EZB im Falle von SIs bzw. der jeweiligen NCA im Falle von LSIs. Die NCA hat jedoch die Vorgaben der EZB zur Sicherstellung einer hochwertigen Aufsichtspraxis zu beachten. Der Abwicklungsbehörde kommt im Bereich der Sanierung einer Bank eine vorwiegend beratende

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ACHTELIK, OLAF; SCHMIDT-SEIDL, JAN (2016, Sanierung), S. 27. Zur Kompetenzverteilung im Rahmen der Beaufsichtigung von Banken innerhalb des SSM vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil B.II. Vgl. Art. 3 Abs. 3 BRRD.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Rolle zu, wenngleich die Aufsichtsbehörde Entscheidungen auf dem genannten Gebiet häufig lediglich mit der Zustimmung der Abwicklungsbehörde treffen darf. Die Abwicklungsbehörde darf jedoch beispielsweise bei der Erstellung und der Aktualisierung des Abwicklungsplans auf alle hierfür notwendigen Informationen der betroffenen Bank zurückgreifen, zu deren Übertragung die Aufsichtsbehörde das Kreditinstitut auffordert.1

b)

SRB und Verteilung der Aufgaben innerhalb des SRM

Im europäischen Abwicklungsregime hat das in Brüssel sitzende Abwicklungsgremium (SRB) eine tragende Rolle. Es formt gemeinsam mit dem von ihm verwalteten Abwicklungsfinanzierungsmechanismus (SRF) und den zuständigen nationalen Abwicklungsbehörden (NRAs) den SRM. In der SRM-VO wird das Abwicklungsgremium zuweilen auch lediglich als „Ausschuss“ bezeichnet.2 Das SRB ist nach Art. 42 SRM-VO eine europäische Agentur mit eigener Rechtspersönlichkeit, der in allen Mitgliedstaaten nach nationalem Recht die weitestgehend mögliche Rechts- und Geschäftsfähigkeit einzuräumen ist. Das SRB wird durch seinen Vorstand vertreten, dessen Vorsitzende Elke König ist, die durch den stellvertretenden Vorsitzenden Jan Reinder De Carpentier unterstützt wird. Dieser ist jedoch bei Abstimmungen nur dann stimmberechtigt, wenn die Vorsitzende verhindert ist. Darüber hinaus gehören dem Vorstand vier weitere stimmberechtigte Mitglieder an. Erweitert wird das SRB durch je ein stimmberechtigtes Mitglied der nationalen Abwicklungsbehörden sowie um jeweils einen stimmrechtslosen Vertreter der Europäischen Kommission und der EZB, die an den Präsidiumssitzungen3 und an den Plenarsitzungen4 sowie an Aussprachen des SRB teilnehmen und denen Zugang zu allen Unterlagen zu gewähren ist. Die vollen Kompetenzen innerhalb des SRM darf das SRB seit dem 01.01.2016 ausüben. So wie es der EZB innerhalb des SSM obliegt, eine qualitativ hochwertige und möglichst einheitliche Aufsicht über die Banken im Euro-Raum sicherzustellen, so liegt es gemäß Art. 7 Abs. 1 SRM-VO in der Verantwortung des SRB, dass der SRM „wirkungsvoll und einheitlich funktioniert“. Das SRB verdrängt insoweit die NRAs, wie 1 2 3

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Vgl. § 36 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Buchst. f) SAG. Vgl. Art. 42 SRM-VO. Präsidiumssitzungen finden nach Bedarf statt und werden durch den Vorstand des SRB sowie durch Vertreter der Abwicklungsbehörden durchgeführt, für die die anstehende Entscheidung relevant ist. Die Präsidiumssitzungen bereiten die Beschlüsse vor, die von der Plenarsitzung zu fassen sind. Vgl. hierzu und weiterführend Art. 53–55 SRM-VO. An Plenarsitzungen nehmen alle Mitglieder des SRB teil. Der Zweck von Plenarsitzungen ist beispielsweise die jährlich zum 30. November stattfindende Verabschiedung des Jahresarbeitsprogramms des SRB für das Folgejahr. Neben weiteren Grundsatzentscheidungen trifft die Plenarsitzung insbesondere individuelle Abwicklungsentscheidungen, wenn 5 Mrd. EUR oder mehr aus dem SRF zur Abwicklung genutzt werden sollen. Es sind mindestens zwei Sitzungen pro Jahr abzuhalten. Vgl. hierzu und weiterführend Art. 49–52 SRM-VO.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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diesen durch die BRRD Kompetenzen übertragen wurden, die nun durch die SRMVO im Verantwortungsbereich des SRB stehen. Dies geschieht jedoch unter Beachtung einer ständigen Zusammenarbeit mit den NRAs. In praxi verfährt das SRB gemäß Art. 31 Abs. 1 SRM-VO dabei wie folgt: – das SRB erarbeitet Leitlinien und erteilt den NRAs Anweisungen, nach denen diese die anstehenden Aufgaben zu erfüllen und Abwicklungsbeschlüsse auszuführen haben, – der Ausschuss darf jederzeit Untersuchungsbefugnisse1 gemäß den Art. 34–37 SRM-VO ausüben, – das Abwicklungsgremium darf sich von den NRAs jederzeit Informationen darüber einholen, wie diese die ihnen übertragenen Aufgaben erledigen, – das SRB erhält von den NRAs ausgearbeitete Entscheidungsentwürfe und darf die NRAs beispielsweise auf die Unvereinbarkeit der Entwürfe mit der SRM-VO oder mit den vom SRB erteilten Anweisungen hinweisen. Die Ausgestaltung der Zusammenarbeit des SRB mit den NRAs wird in einem Rahmenwerk2 weiter konkretisiert, zu dessen Ausarbeitung das SRB gemäß Art. 31 Abs. 1 Satz 2 SRM-VO verpflichtet war. Ähnlich wie bei den durch die SSM-RahmenVO konkretisierten JST-Regelungen innerhalb des SSM spezifiziert das hier genannte Rahmenwerk die Aufgaben der innerhalb des SRM einzurichtenden gemeinsamen Abwicklungsteams (IRT), die sich aus Mitarbeitern des SRB und der NRAs zusammensetzen. Ähnlich der EZB im SSM hat das SRB im SRM eine rechtsgestaltende Kompetenz, da es Anweisungen und Leitlinien zur Durchführung der SRM-VO erlassen darf. Die Kernaufgaben des SRB sind es, für die sich innerhalb seiner Zuständigkeit befindlichen Kreditinstitute Abwicklungspläne3 zu erstellen bzw. die NRAs zu deren Erstellung anzuweisen und Abwicklungskonzepte zu beschließen. Das SRB ist dabei grundsätzlich für dieselben SIs zuständig wie die EZB innerhalb des SSM.4 Wird der Beschluss über eine durchzuführende Abwicklung gefällt, so weist das SRB die für die abzuwickelnde Bank zuständige NRA des Sitzstaats der Bank zur Durchführung der im Abwicklungsbeschluss enthaltenen Maßnahmen an. Kommt die NRA dem Beschluss nicht oder nur fehlerhaft nach, handelt das SRB selbst gegenüber der abzuwickelnden Bank. Für alle nicht in die Zuständigkeit des SRB fallenden Kreditinstitute 1

2 3 4

Zu diesen weitreichenden Befugnissen gehört bspw., dass das SRB sich jegliche zur Erfüllung seiner Aufgaben notwendigen Informationen über Banken beschaffen darf, ohne dass dies einen Verstoß gegen das Berufsgeheimnis darstellt. Auch dürfen unangekündigte Vor-Ort-Prüfungen vorgenommen werden, sofern diese verhältnismäßig sind. Zu dem Rahmenwerk vgl. ausführlich SRB (2018, Framework). Zur Abwicklungsplanung vgl. das 13. Kapitel Teil C. Vgl. Art. 7 Abs. 2 SRM-VO.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

im Euro-Raum bleiben die NRAs unmittelbar zuständig, wenngleich diese sich auch dann zur Sicherstellung einheitlicher Abwicklungsstandards an Vorgaben des SRB halten müssen. Eine Liste der Aufgaben, zu deren Wahrnehmung die NRAs verpflichtet sind, enthält Art. 7 Abs. 3 SRM-VO: – Erstellung von Abwicklungsplänen und Prüfung der Abwicklungsfähigkeit der Banken, – Ergreifung von Maßnahmen in der Phase der Frühintervention nach Art. 13 Abs. 3 SRM-VO, die eine wahrscheinlich anstehende Abwicklung vorbereiten, – Beschlussfassung über vereinfachte Anforderungen an die Abwicklungsplanung oder Beschluss auf Verzicht auf die Erstellung eines Abwicklungsplans, – Festlegung der MREL-Quote1, – Anwendung von Abwicklungsinstrumenten, wenn hierzu nicht der SRF beansprucht wird, – Herabschreibung und Umwandlung von relevanten Kapitalinstrumenten2. Die Anwendung der Abwicklungsmaßnahmen durch die NRAs hat stets in enger Abstimmung mit dem SRB vonstatten zu gehen. Überdies sollen Abwicklungsbeschlüsse grundsätzlich unter Berücksichtigung des für die Bank erstellten und vom SRB geprüften Abwicklungsplans gefasst werden, sofern nicht aufgrund aktueller Umstände eine Abweichung von diesem Plan sinnvoll ist.

4.

Sanierung der Bank und Frühintervention als Maßnahmen zur Abwendung einer Bankenabwicklung

Bevor das Kernstück der hiesigen Ausführungen – die Abwicklung einer Bank mithilfe der Abwicklungsinstrumente sowie deren Finanzierung – beleuchtet wird, sollen in diesem Abschnitt zwei einer Abwicklung regelmäßig vorgelagerte Prozesse kurz dargestellt werden: die Sanierung bzw. der Versuch einer Sanierung durch die angeschlagene Bank selbst sowie das frühzeitige Eingreifen durch die Aufsichtsbehörden. Der Begriff der Sanierung leitet sich vom lateinischen Terminus „sanare“ (zu Deutsch: heilen) ab und steht im betriebswirtschaftlichen Sinne für Maßnahmen, die auf den Erhalt eines Unternehmens und damit auf dessen Fortführung abzielen. Im Abwicklungsregime soll mit der Sanierung versucht werden, das mit der Schieflage einer Bank verbundene Unheil bestenfalls bereits im Vorfeld zu vermeiden. Sollte das 1 2

Zur Thematik „MREL“ vgl. das 6. Kapitel Teil E. Relevante Kapitalinstrumente sind nach Art. 3 Abs. 1 Nr. 51 SRM-VO die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals und des Ergänzungskapitals. Im Rahmen der Herabschreibung wirken diese Instrumente in erster Linie verlusttragend. Ihre Umwandlung (in Eigenkapital) wirkt rekapitalisierend. Dennoch können diese Instrumente auch nach ihrer Umwandlung in Eigenkapital herabgeschrieben werden und somit weitere Verluste tragen.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

171

Kreditinstitut dennoch in eine prekäre Situation geraten, soll mit der Sanierung als dem im Vergleich zur Abwicklung milderen Mittel der Weg aus dieser Krise gefunden werden. Damit dies gelingt, ist die mögliche Sanierung bereits im gesunden Zustand der Bank in einem Sanierungsplan vorzubereiten, der in regelmäßigen Abständen zu aktualisieren ist und von der zuständigen Aufsichtsbehörde geprüft wird.1 Die Aufsichtsbehörde wird im Falle von Mängeln im Sanierungsplan (Sanierungshindernis)2 von der Bank weitreichende Anpassungen des Plans verlangen. So soll das Gelingen der Sanierung wahrscheinlicher gemacht werden, weil sich die Geschäftsleitung der Bank nicht erst im Krisenfall mit der Ausarbeitung von Konzepten zur Krisenbewältigung auseinandersetzt. Grundsätzlich darf – konsistent mit den Zielen des SRM – bei der Planung der Sanierung nicht davon ausgegangen werden, dass die Bank mit öffentlichen Geldern gestützt wird. Erste Überlegungen bezüglich des Einsatzes von Sanierungsmaßnahmen sollten dann bereits bei der Wahrnehmung erster krisenhafter Situationen innerhalb der Bank angestellt werden. Dabei ist die Bandbreite der Handlungsoptionen sehr groß. Denkbar sind beispielsweise Kapital- oder Liquiditätsmaßnahmen, risikoreduzierende Maßnahmen oder auch aufbauorganisatorische Anpassungen. Die Maßnahmen sind jedoch so auszugestalten, dass sie mit überwiegender Wahrscheinlichkeit dazu geeignet sind, die Überlebensfähigkeit der Bank wiederherzustellen oder zu sichern.3 Durch die Umsetzung der BRRD steht der zuständigen Aufsichtsbehörde überdies das Recht zu, die Bank im Rahmen des frühzeitigen Eingreifens – im Zweifel auch gegen ihren Willen – zur Einleitung sanierungstechnischer Maßnahmen anzuweisen. Die gewählten Maßnahmen sollen dabei stets verhältnismäßig sein. Die Frühintervention zielt darauf ab, das Kreditinstitut aus einer Schieflage zu befreien, die unter Umständen zwar bereits schwer, aber zugleich noch nicht so gravierend ist, dass die Bank abgewickelt oder im Rahmen einer Regelinsolvenz liquidiert werden muss. Die Vorschriften zur Frühintervention sind in Deutschland insbesondere in den §§ 36–39 SAG niedergelegt. Zwar obliegt die Ergreifung von Frühinterventionsmaßnahmen der zuständigen Aufsichtsbehörde. Schon allein aufgrund der Möglichkeit, dass die Frühintervention erfolglos bleibt, ist jedoch die zuständige Abwicklungsbehörde über die getroffenen Maßnahmen zu unterrichten. Dadurch kann die Abwicklungsbehörde bereits frühzeitig und unter Beachtung der Frühinterventionsmaßnahmen eine mögliche

1 2

3

Zur Sanierungsplanung und zur bankpraktischen Umsetzung des Krisenmanagements vgl. ausführlich das 13. Kapitel. Nach § 16 Abs. 3 SAG ist ein Sanierungshindernis eine erkannte Unzulänglichkeit, die die Sanierung einer Bank im Falle einer Krise erschwert oder unmöglich macht. Stellt die Aufsichtsbehörde solche Hindernisse fest, ist die Bank dazu anzuhören und hat die Mängel zu beseitigen. Gelingt dies dem Kreditinstitut nicht, so kann die Aufsichtsbehörde selbst in die Geschäftstätigkeit und in die Organisationsstruktur der Bank eingreifen. Vgl. hierzu auch BLAß, ROBIN (2020, Sanierungshindernis). Vgl. § 13 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 SAG.

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Abwicklung der Bank vorbereiten und gegebenenfalls den Abwicklungsplan an die neuen Gegebenheiten anpassen. Maßnahmen der Frühintervention sind zu ergreifen, wenn der Bank die Eintrübung der finanziellen Situation1 droht und sie wahrscheinlich in naher Zukunft gegen aufsichtsrechtliche Vorgaben verstoßen wird oder bereits verstößt. Die EBA hat diesbezüglich drei Ereignisse definiert, bei deren Eintritt die zuständige Aufsichtsbehörde die Einleitung von Frühinterventionsmaßnahmen zumindest prüfen sollte: – der SREP-Gesamtscore2 wird auf den Wert „4“ festgesetzt oder er ist „3“ und mindestens eines der vier SREP-Teilelemente ist mit „4“ bewertet, – die Überwachung der Schlüsselindikatoren innerhalb des SREP deckt wesentliche Veränderungen oder Anomalien auf, – sonstige wesentliche Ereignisse3 zeigen an, dass ein frühzeitiges Eingreifen geboten ist. Den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und das Proportionalitätsprinzip berücksichtigend haben die verschiedenen Frühinterventionsmaßnahmen unterschiedliche Eingriffsintensitäten. Sie können von der reinen Beschaffung von Informationen bis hin zur Absetzung der Geschäftsleitung oder dem aufbauorganisatorischen Umbau der Bank reichen. Eine nicht abschließende Liste der Eingriffsmöglichkeiten der ersten Intensitätsstufe enthält § 36 Abs. 1 Satz 3 SAG. Der genannten Norm zufolge darf die Aufsichtsbehörde von der Bank beispielsweise die Aktualisierung des Sanierungsplans oder die Änderung der Geschäftsstrategie verlangen. Reichen die Maßnahmen der ersten Stufe nicht aus, so kann die zuständige Aufsichtsbehörde nach den Regeln des § 37 SAG die Enthebung der Geschäftsleitung oder des Aufsichts- bzw. Verwaltungsorgans des Kreditinstituts durch die Bank selbst verlangen. Die anschließende Neubestellung der abberufenen Organe bedarf der Zustimmung der Aufsichtsbehörde. Die EBA hat klargestellt, dass die Aufsichtsbehörde ausdrücklich nicht alle Möglichkeiten der ersten Stufe vollumfänglich und erfolglos ausgeschöpft haben muss, um die Maßnahmen dieser zweiten Eskalationsstufe zu ergreifen.4

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2 3

4

Von der Eintrübung der finanziellen Situation einer Bank ist auszugehen, wenn sich ihre Finanzlage insbesondere aufgrund ihrer Liquiditätssituation, ihrer Fremdkapitalquote, wegen Kreditausfällen oder Klumpenrisiken signifikant verschlechtert und das Kreditinstitut dadurch gegen aufsichtsrechtliche Anforderungen verstößt. Vgl. § 36 Abs. 1 Satz 1 SAG. Zum SREP und dazu, wie sich der SREP-Gesamtscore ergibt, vgl. ausführlich das 9. Kapitel. Der Begriff der sonstigen wesentlichen Ereignisse ist auslegungsbedürftig und umfasst vor allem besondere Ereignisse im laufenden Geschäftsbetrieb. Dazu gehören beispielsweise Ereignisse mit einem erhöhten operationellen Risiko, eine wesentliche Verringerung der MREL-Quote, wesentliche Hinweise des Wirtschaftsprüfers im Jahresabschluss der Bank oder auch der Abzug eines bedeutenden Teils der Einlagen der Bank. Vgl. EBA (2015, Early intervention).

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Reichen auch die Maßnahmen des § 37 SAG nicht zur Beseitigung der finanziellen Schieflage aus, so darf die Aufsichtsbehörde nach § 38 SAG – der als dritte Eskalationsstufe zu sehen ist – einen sog. vorläufigen Verwalter einsetzen. Dieser ersetzt die Geschäftsleitung oder das Aufsichts- bzw. Verwaltungsorgan des Kreditinstituts oder arbeitet zumindest mit den Personen dieser Organe zusammen. Die Aufgaben und Befugnisse des vorläufigen Verwalters sind von der Aufsichtsbehörde festzulegen, wodurch zumindest mittelbar die Leitung der Geschäfte der Bank in die Hände der Aufsichtsbehörde gelegt wird. Die Amtszeit eines vorläufigen Verwalters ist grundsätzlich auf maximal ein Jahr zu beschränken, sofern nicht die Voraussetzungen zu seiner Bestellung auch nach dieser Zeit noch vorliegen. Eine Abberufung ist jederzeit möglich, wobei die Amtszeit des vorläufigen Verwalters spätestens mit der Einsetzung eines Sonderverwalters nach § 87 SAG im Rahmen einer Bankenabwicklung endet. Um beispielsweise eine Aufgabenteilung zu betreiben oder auch Einarbeitungszeiten zu verkürzen, erlaubt das Gesetz ausdrücklich auch die Bestellung mehrerer vorläufiger Verwalter zur gleichen Zeit.1 Abbildung 25 stellt die den Behörden zur Verfügung stehenden drei Eskalationsstufen der Frühinterventionsmaßnahmen im europäischen Sanierungs- und Abwicklungsregime noch einmal überblicksartig dar. •

§ 36 SAG (Stufe 1)



Aufsichtsbehörde verlangt die Ergreifung von einzelnen Maßnahmen (§ 36 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 SAG) Abberufung eines oder mehrerer Mitglieder der Geschäftsleitung oder des Aufsichts- oder Verwaltungsorgans durch die Bank aufgrund von fehlender Eignung (§ 36 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 SAG)



§ 37 SAG (Stufe 2)

§ 38 SAG (Stufe 3)

Anordnung der Abberufung einzelner oder aller Geschäftsleiter oder Mitglieder des Aufsichts- oder Verwaltungsorgans, wenn Maßnahmen der ersten Stufe nicht ausreichen • Neubestellungen bedürfen der Zustimmung der Aufsichtsbehörde (§ 37 Abs. 1 SAG)

• •

Bestellung eines vorläufigen Verwalters Bestellung endet spätestens mit Beginn der Bestellung eines Sonderverwalters nach § 87 SAG im Rahmen einer Abwicklung (§ 38 Abs. 1 SAG i. V. m. § 87 Abs. 3 SAG)

Abbildung 25: Eskalationsstufen des SAG im Rahmen der aufsichtlichen Frühintervention 1

Vgl. § 38 Abs. 2 SAG.

174

5. a)

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Abwicklung einer Bank innerhalb des SRM Zum Begriff der Abwicklung und zu den mit einer Abwicklung verbundenen Zielen

Die Abwicklung einer Bank ist bei gegebenen Abwicklungsvoraussetzungen der nächste konsequente Schritt, wenn der durch die angeschlagene Bank selbst vorgenommene Versuch einer Sanierung sowie eine Frühintervention durch die Aufsichtsbehörde erfolglos waren. Gleichwohl kann die Abwicklung eines Kreditinstituts auch dann angezeigt sein, wenn die beiden genannten Krisenmanagementmaßnahmen bereits vor deren Ergreifen keinen Erfolg versprechen und das Ergreifen dieser Maßnahmen deshalb ausbleibt. Das Erfordernis und die Durchführung eines Abwicklungsverfahrens durch die Einsetzung einer Abwicklungsbehörde ziehen Eingriffe nach sich, die bis tief in die Rechte der Anteilseigner und Gläubiger der Bank reichen können. Eine Abwicklung innerhalb des SRM steht per Gesetz für die Anwendung eines Abwicklungsinstruments oder mehrerer Abwicklungsinstrumente zur Erreichung eines Abwicklungsziels oder mehrerer Abwicklungsziele.1 Der Begriff der Abwicklung konkretisiert sich demnach insbesondere in den Abwicklungsinstrumenten, die den Behörden zur Handhabung einer Bankschieflage zur Verfügung stehen. Dabei kann die Übersetzung des englischen Terminus „resolution“ mit der Vokabel „Abwicklung“ zunächst durchaus missverständlich sein und ist deshalb als missglückt zu bezeichnen. So steht die Abwicklung einer Gesellschaft im betriebswirtschaftlichen Sinne regelmäßig für die Auflösung derselben, bei der die vermögensrechtlichen und persönlichen Bindungen der Gesellschafter von der Gesellschaft dergestalt gelöst werden, dass diese von einer werbenden in eine sterbende Gesellschaft überführt wird und letztlich aus dem Markt ausscheidet. Dieses Verständnis deckt sich jedoch eher mit der Vorstellung von der Liquidation eines Unternehmens, die regelmäßig auch das Ziel einer Regelinsolvenz ist. Im Kontext des SRM jedoch steht die Abwicklung gerade nicht für die Vollbeendigung der Gesellschaft im Rahmen einer Liquidation. Vielmehr bezweckt die Abwicklung die Bewältigung der Insolvenzlage einer Bank, bei der eine Regelinsolvenz aufgrund der bereits beschriebenen Unzulänglichkeiten dieses Verfahrens gerade nicht infrage kommt. Diese Bewältigung der Insolvenzlage kann beispielsweise durch die Restrukturierung der Passivseite der Bank und durch eine Reorganisation des Kreditinstituts erfolgreich gestaltet werden. Lediglich im Hinblick auf die Ziele der Vermeidung einer Inanspruchnahme öffentlicher Mittel und des Schutzes der Finanzstabilität ist die Abwicklung determiniert, bei ansonsten ergebnisoffenen und innerhalb des rechtlichen Rahmens weitestgehend frei wählbaren Handlungsoptionen. Der Begriff „resolution“ wäre deshalb in der Sache richtiger – zugleich aber auch sperriger – übersetzt mit „Krisen- oder Insolvenzbewältigung“. 1

Vgl. Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 BRRD.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Die Abwicklung eines Kreditinstituts innerhalb des SRM soll nach dem beschriebenen Verständnis also als Alternative zur Insolvenz verstanden werden, um die mit der Eröffnung einer Regelinsolvenz verbundene Zäsur für das Verhältnis der abzuwickelnden Bank zu anderen Marktteilnehmern zu vermeiden. Die Bankenabwicklung ist deshalb auch als zu begründende Ausnahme für solche Fälle zu bezeichnen, in denen tradiertes Insolvenzrecht an seine Grenzen stößt und eine Regelinsolvenz die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems massiv zu stören imstande wäre. Aus diesem Grund zielt eine Abwicklung darauf ab, zumindest die für das Finanzsystem wichtigen Funktionen der maroden Bank zu erhalten. Dies bedeutet zugleich, dass diejenigen Banken, bei denen die Durchführung einer Insolvenz keine Schäden für die Finanzstabilität erwarten lässt, auch künftig nicht nach den Regeln des SRM abgewickelt werden, sondern weiter nach nationalstaatlichem Insolvenzrecht zu liquidieren sind, sofern sie nicht – wie zumeist Sparkassen und Kreditgenossenschaften – in einem gemeinsamen Haftungsverbund aufgehen und somit ohne spürbare Auswirkungen für ihre Gläubiger gerettet werden. Die mit einer Bankenabwicklung zu erreichenden Ziele sind inhaltlich deckungsgleich sowohl in der BRRD als auch im SAG und in der SRM-VO verortet.1 Hiernach sind die Ziele einer Abwicklung die Sicherstellung der Fortführung von kritischen Funktionen der abzuwickelnden Bank, die Vermeidung erheblicher negativer Auswirkungen auf die Finanzstabilität, der Schutz öffentlicher finanzieller Mittel durch eine möglichst geringe Inanspruchnahme derselben und der Schutz der Einleger und Anleger der Bank sowie derer Vermögenswerte und Gelder. Diese Ziele sind als grundsätzlich gleichrangig anzusehen und es gilt sie von Fall zu Fall gegeneinander abzuwägen. Das bedeutet, dass insbesondere die anzuwendenden Abwicklungsinstrumente im Vorhinein so zu wählen sind, dass sich die im Einzelfall relevanten Abwicklungsziele bestmöglich erreichen lassen. Die Betrachtung der Abwicklungsziele zeigt jedoch vor allem auch, dass gerade nicht das Schicksal der betroffenen Bank im unmittelbaren Fokus einer Bankenabwicklung steht, sondern dass vielmehr die Sicherstellung der Integrität des Finanzsystems und der Schutz von (öffentlichen) Geldern an erster Stelle stehen. Eng verknüpft mit den Abwicklungszielen sind die Abwicklungsgrundsätze, die als verfahrenstechnische Grundsätze die Erreichung der Abwicklungsziele garantieren sollen und sozusagen als Leitplanken den vorhandenen Ermessensspielraum der Abwicklungsbehörden steuern. Im Wesentlichen ist gemäß diesen Grundsätzen darauf zu achten, dass im Falle einer Abwicklung die Anteilseigner und Gläubiger der betroffenen Bank vorrangig zur Haftung für aufgekommene Verluste herangezogen werden, wobei dadurch jedoch zugleich kein Geldgeber schlechter gestellt werden soll, 1

Vgl. ausführlich Art. 14 SRM-VO, Art. 31 Abs. 2 BRRD, § 67 SAG.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

als es bei der Durchführung einer Regelinsolvenz der Fall wäre (no creditor worse offPrinzip). Eine solche Schlechterstellung ist bei der Anwendung der Abwicklungsinstrumente zwar nicht zwingend zu vermeiden, sie ist aber im Falle ihres Entstehens nachträglich finanziell durch den SRF auszugleichen. Die Höhe einer Benachteiligung ist von einem unabhängigen Prüfer zu ermitteln, indem dieser die finanzielle Situation der Geldgeber nach der Abwicklung mit deren hypothetischer Befriedigungsquote in einem Insolvenzverfahren vergleicht.

b)

Abwicklungsvoraussetzungen und Abwicklungsverfahren

Damit die Abwicklung eines Kreditinstituts nach den Regeln des SRM überhaupt erst eingeleitet werden kann, müssen gewisse in Art. 18 SRM-VO vordefinierte Voraussetzungen strikt erfüllt sein. Diese Voraussetzungen sind kumulativ zu erfüllen: – die Bank ist ausgefallen oder zumindest ausfallgefährdet (failing or likely to fail, FOLTF), – es besteht nicht die Hoffnung, dass innerhalb einer angemessenen Zeitdauer mildere Maßnahmen des privaten Sektors ergriffen werden können, die den Ausfall der Bank verhindern, – die Abwicklung der Bank muss im öffentlichen Interesse liegen. Wesentlich für die Abwicklung eines Kreditinstituts ist damit zunächst das Vorliegen einer Bestandsgefährdung. Diese ist regelmäßig im laufenden Aufsichtsbetrieb von der zuständigen Aufsichtsbehörde festzustellen, die sich dann mit der zuständigen Abwicklungsbehörde abstimmt. Die Einstufung einer Bank als (wahrscheinlich) ausfallend kann jedoch in Ausnahmefällen auch von der Abwicklungsbehörde vorgenommen werden, wenn diese die Aufsichtsbehörde über die Missstände bei der Bank unterrichtet und die Aufsichtsbehörde dann nicht innerhalb von drei Kalendertagen die Bestandsgefährdung des Kreditinstituts feststellt. Von einer Bestandsgefährdung ist immer dann auszugehen, wenn das Kreditinstitut in einer Weise gegen aufsichtsrechtliche Anforderungen verstößt, dass ihr der Entzug ihrer Banklizenz droht, oder wenn ein solcher Zustand wahrscheinlich bald eintritt. In diesem Zusammenhang sind auch die Insolvenztatbestände der Überschuldung und der (drohenden) Zahlungsunfähigkeit zu nennen. Die Bestandsgefährdung einer Bank sollte in praxi aber schon vor dem Erreichen klassischer Insolvenztatbestände erkannt und erklärt werden, da es die Regelinsolvenz ja gerade zu vermeiden gilt, sofern die sonstigen Voraussetzungen für eine Bankenabwicklung auch gegeben sind. Aus diesem Grund sollen nach den Vorstellungen der EBA bereits besonders hohe Verluste oder gravierende Mängel in der Organisationsstruktur der Bank in die Bewertung ihrer Überlebensfähigkeit miteinbe-

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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zogen werden. In der praktischen Arbeit der Behörden sollte die (drohende) Schieflage einer Bank bestenfalls innerhalb der laufenden Aufsicht und damit auch innerhalb des SREP festgestellt werden.1 Konsistent mit dem Ziel der Vermeidung einer übermäßigen Inanspruchnahme öffentlicher Mittel gilt ein Kreditinstitut zudem grundsätzlich auch dann als in seinem Bestand gefährdet, wenn es eine öffentliche außerordentliche finanzielle Unterstützung benötigt, die nicht ausschließlich der Abwendung einer Störung der gesamten Volkswirtschaft dient. Die Abwicklung einer Bank ist jedoch erst dann zu rechtfertigen, wenn nicht auch mildere Mittel die erkannten Probleme lösen können, ohne die Finanzstabilität dadurch zu gefährden. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass die Ergreifung von Abwicklungsmaßnahmen stets die ultima ratio darstellen soll, wenn nur dadurch die Abwicklungsziele erreicht werden können. Zu diesen milderen Mitteln zählen u. a. Maßnahmen der Institutssicherung2, Frühinterventionsmaßnahmen durch die Aufsichtsbehörde und die Herabschreibung bzw. Umwandlung von Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals oder des Ergänzungskapitals in hartes Kernkapital.3 Auch (sonstige) Kapitalerhöhungen sowie die Sanierung der Bank in Eigenregie können dazu beitragen, die Abwicklung einer Bank zu vermeiden. In jedem Fall ist vor einer Bankenabwicklung abzuwägen, ob solche und andere mildere Maßnahmen bereits erfolglos durchgeführt wurden oder ob in Anbetracht der Dringlichkeit oder aufgrund der wahrscheinlichen Erfolglosigkeit solcher Maßnahmen auf diese verzichtet werden kann bzw. muss. Ein öffentliches Interesse an der Abwicklung der betroffenen Bank ist dann anzunehmen, wenn nur mittels Abwicklungsmaßnahmen die Abwicklungsziele erreicht werden können und wenn die Maßnahmen mit Blick auf die zu erreichenden Ziele verhältnismäßig sind. Dies setzt auch voraus, dass die Durchführung einer Regelinsolvenz nicht denselben oder gar einen größeren Erfolg als die geplante Abwicklung der Bank in Aussicht stellt. Dieser Umstand wird jedoch insbesondere in solchen Fällen vorliegen, in denen das marode Kreditinstitut keine ausreichende systemische Relevanz aufweist. Bei einer auch in solchen Fällen nicht vorliegenden Möglichkeit der Rettung der Bank mit milderen Mitteln wird deshalb stets der Insolvenz Vorrang einzuräumen sein, wenn nicht durch deren Durchführung die Abwicklungsziele unerreicht bleiben und hieraus eine Gefahr für die Finanzstabilität droht. Aus den beschriebenen Zusammenhängen wird deutlich, dass eine Abwicklung innerhalb des SRM lediglich für größere und systemisch relevante Banken infrage kommt.

1 2 3

Zum SREP vgl. das 9. Kapitel. Zur Institutssicherung vgl. das 4. Kapitel Teil B.IV. Zu den Bestandteilen aufsichtsrechtlicher Eigenmittel vgl. das 6. Kapitel Teil B.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Die Feststellung des Vorliegens aller Abwicklungsvoraussetzungen wird in praxi regelmäßig durch das SRB in dessen Präsidiumssitzung getroffen, gegebenenfalls nach einer Mitteilung der NRA in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Aufsichtsbehörde, welche aufgrund der notwendigen Größe der abzuwickelnden Bank i. d. R. die EZB sein wird. Zuvor wird die Initialzündung für eine Abwicklung regelmäßig von der EZB ausgehen, wenn sie im Rahmen ihrer laufenden Tätigkeit bzgl. einer Bank zur FOLTF-Einschätzung gelangt und diese Einschätzung dem SRB und der Europäischen Kommission mitteilt. Die Überprüfung des Vorliegens der weiteren Abwicklungsvoraussetzungen obliegt sodann dem SRB. Liegt eine der drei genannten Voraussetzungen nicht vor, so wird die Bank nicht innerhalb des SRM abgewickelt. Kommt das SRB zu dem Entschluss, dass alle Abwicklungsvoraussetzungen vorliegen, kann das Abwicklungsverfahren eingeleitet werden. Hierzu stellt die Abwicklungsbehörde den Abwicklungsfall zunächst fest und erarbeitet sodann ein Abwicklungskonzept, über welches sie im Anschluss die Europäische Kommission informiert. Nicht erst danach, sondern bereits vor der Ausarbeitung dieses Konzepts ist die Europäische Kommission hingegen dann zu informieren, wenn das Konzept eine Inanspruchnahme des Abwicklungsfonds beinhalten soll oder wenn die geplante Abwicklungsmaßnahme als staatliche Beihilfe i. S. d. Art. 107 Abs. 1 AEUV anzusehen ist. Die Bank wird dann nach dem finalen Abwicklungskonzept abgewickelt (Abwicklungsanordnung),1 in welchem insbesondere auch die zur Anwendung zu bringenden Abwicklungsinstrumente festgelegt sind. Das Konzept sollte sich am zuvor erstellten Abwicklungsplan orientieren, sofern sich die äußeren Umstände seit der Erstellung oder seit der letzten Aktualisierung dieses Plans nicht in einer Weise geändert haben, die eine Abweichung vom Abwicklungsplan sinnvoll machen. Die Europäische Kommission hat nach Erhalt des Abwicklungskonzepts 24 Stunden Zeit, entweder Einwände zu erheben oder aber das Konzept zu billigen, wodurch es ohne die zusätzliche Einschaltung des Rats der EU in Kraft tritt. Erhebt die Europäische Kommission Einwände, so kann sie dies unter Ausnutzung eines gewissen Ermessensspielraums tun, innerhalb dessen sie beispielsweise das gewählte Abwicklungsinstrument infrage stellen darf, ohne aber die grundsätzliche Entscheidung über die Notwendigkeit der Abwicklung dergestalt zu bezweifeln, dass die Bank in der Folge doch nicht abgewickelt wird. Dieses Recht steht jedoch dem Rat der EU zu. Dieser kann, sofern er von der Europäischen Kommission innerhalb eines Zeitraums von zwölf Stunden, nachdem diese das Abwicklungskonzept erhalten hat, eingeschaltet wurde, mit einfacher Mehrheit den Einwand erheben, dass die Abwicklung der Bank nicht im öffentlichen Interesse liegt. Die Bank wird dann nicht abgewickelt,

1

Vgl. Art. 18 Abs. 6 Buchst. a) SRM-VO.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

179

sondern nach nationalem Insolvenzrecht liquidiert.1 Überdies kann die Europäische Kommission dem Rat der EU im selben zwölfstündigen Zeitraum vorschlagen, einer erheblichen Änderung2 des im Abwicklungskonzept vorgeschlagenen Betrags der Inanspruchnahme des SRF zuzustimmen oder diese Änderung abzulehnen. Der Rat der EU kann dem ihm von der Europäischen Kommission unterbreiteten Vorschlag lediglich zustimmen oder ihn ablehnen, darf ihn jedoch nicht ändern. „Das Abwicklungskonzept kann nur in Kraft treten, wenn weder der Rat noch die Kommission innerhalb von 24 Stunden nach seiner Übermittlung durch den Ausschuss Einwände erheben.“3 Sollte jedoch eines der beiden genannten Organe Einwände erheben oder billigt der Rat der EU den von der Europäischen Kommission unterbreiteten Änderungsvorschlag, so hat das SRB von da an acht Stunden Zeit, das Abwicklungskonzept unter Beachtung der erhobenen Einwände anzupassen. Diese Vorgehensweise ist Ausdruck der Meroni-Rechtsprechung, nach welcher es nicht gestattet ist, einer nicht als EU-Organ in den europäischen Verträgen genannten Agentur wie dem SRB umfassende hoheitliche Entscheidungskompetenzen zu übertragen. Abbildung 264 illustriert die vorstehenden Ausführungen zum Abwicklungsverfahren und beinhaltet im oberen Teil nochmals die drei erläuterten Abwicklungsvoraussetzungen. Das finale und nicht abgelehnte Abwicklungskonzept wird in der Folge als Abwicklungsbeschluss an die zuständige nationale Abwicklungsbehörde (NRA) weitergeleitet, die das Kreditinstitut nach dem nationalen Umsetzungsrecht der BRRD – in Deutschland also nach den Regeln des SAG – abwickelt, sofern nicht die SRM-VO anderweitige Abwicklungsvorgaben macht. Die NRA unterrichtet das SRB regelmäßig und vollumfänglich über den Fortschritt des Abwicklungsverfahrens und das SRB ist seinerseits dazu verpflichtet, die Umsetzung des Abwicklungskonzepts sorgfältig zu überwachen. Nach Beendigung der Bankenabwicklung ist dem SRB durch die NRA ein Abschlussbericht zuzuleiten. Wichtig im Zusammenhang mit dem Abwicklungsverfahren innerhalb des SRM ist das Recht der EZB, einer Bank die Erlaubnis zur Fortführung des Geschäftsbetriebs zu entziehen, sollte diese die Voraussetzungen für die Aufnahme des Geschäftsbetriebs nicht mehr erfüllen.5 Insbesondere in einem Abwicklungsfall werden die Verfehlungen der Bank zumeist derart groß sein, dass ein solcher Entzug der Erlaubnis 1 2 3 4 5

Vgl. Art. 18 Abs. 8 SRM-VO. Sofern eine Änderung des ursprünglich vom SRB vorgeschlagenen Betrags der Inanspruchnahme des SRF i. H. v. 5 % oder mehr angestrebt wird, ist diese als erheblich anzusehen. Vgl. ErwG 26 Abs. 2 Satz 1 SRM-VO. Art. 18 Abs. 7 UAbs. 5 SRM-VO. Geringfügig modifiziert entnommen aus DEUTSCHE BUNDESBANK (2014, Finanzstabilitätsbericht), S. 90. Zu den diesbezüglich zu erfüllenden Voraussetzungen vgl. das 5. Kapitel Teil C.

180

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

grundsätzlich infrage kommt. Die hieraus folgende Einstellung des Geschäftsbetriebs würde jedoch unter Umständen den Abwicklungszielen entgegenlaufen, nach denen es zumindest um den Erhalt der für das Finanzsystem kritischen Funktionen der Bank geht. Die EZB kann deshalb innerhalb einer mit der Abwicklungsbehörde vereinbarten Frist davon absehen, die Erlaubnis zur Fortführung des Geschäftsbetriebs zu entziehen. Vielmehr noch ist sie sogar gemäß Art. 14 Abs. 5 Satz 2 SSM-VO dazu verpflichtet, dass sie „vor einem Beschluss über den Entzug einer Zulassung den nationalen Behörden ausreichend Zeit einräumt, um über die notwendigen Korrekturmaßnahmen, einschließlich etwaiger Abwicklungsmaßnahmen, zu entscheiden“.

Bank in Schieflage

Europäische Zentralbank (SSM) •

failing or likely to fail (SREP) (bei Untätigkeit der EZB auch durch SRB)

Single Resolution Board (SRM) • •

keine alternativen privaten Maßnahmen öffentliches Interesse Einwände

Abwicklungskonzept

Änderung des Abwicklungskonzepts

kein öffentliches Interesse

Europäische Kommission Ermessensentscheidungen Vorlage in zwei Fällen

Rat der EU • •

fehlendes öffentliches Interesse wesentliche Änderungen der Fondsmittel

Insolvenzverfahren keine Einwände

Abwicklung

Abbildung 26: Abwicklungsverfahren nach Art. 18 SRM-VO unter Berücksichtigung der Abwicklungsvoraussetzungen

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

c)

181

Den Behörden zur Verfügung stehende Abwicklungsinstrumente

Der Begriff der durch die zuständige Abwicklungsbehörde zu ergreifenden Abwicklungsmaßnahmen ist in Art. 3 Abs. 1 Nr. 10 SRM-VO gesetzlich definiert und meint die Fassung des Beschlusses über eine Bankenabwicklung und damit die Einleitung des Abwicklungsverfahrens. Daneben umfasst der Begriff der Abwicklungsmaßnahme gemäß der genannten Norm jedoch vor allem auch die Anwendung eines Abwicklungsinstruments sowie die Ausübung einer oder mehrerer Abwicklungsbefugnisse, die den Behörden für eine effektivere Durchsetzung des Abwicklungsinstrumentariums an die Seite gestellt werden. Die Abwicklungsbefugnisse sind dabei sehr weitreichend, da sie ihre Wirkung über das betroffene Kreditinstitut hinaus bis auf dessen Vertragspartner entfalten können und regelmäßig nur durch das Verhältnismäßigkeitsprinzip beschränkt sind. Als Beispiele seien an dieser Stelle die umfänglichen Kontrollbefugnisse der Abwicklungsbehörde zu nennen, die es ihr z. B. auch gestatten, über den Zeitraum von zwei Jahren einen sog. Sonderverwalter einzusetzen. Dieser löst zugleich einen gegebenenfalls zuvor eingesetzten vorläufigen Verwalter ab und übernimmt die Geschäftsleitung der Bank mit allen Befugnissen des Leitungsorgans sowie der Anteilseigner. Der Sonderverwalter steht jedoch unter der Kontrolle der Abwicklungsbehörde und hat seine Tätigkeit an der Erreichung der Abwicklungsziele auszurichten. Darüber hinaus darf die Abwicklungsbehörde umfassende Eingriffe in vertragliche Pflichten der Bank vornehmen und hier beispielsweise die Zahlungs- und Lieferverpflichtungen für den laufenden und den nächsten Geschäftstag aussetzen. Aufgrund der Sensibilität solcher Maßnahmen und deren Nähe zur beschriebenen Zäsurwirkung einer Insolvenz sollten diese allerdings mit Bedacht eingesetzt werden.1 Durch die Ausübung von Abwicklungsbefugnissen kann sich die Abwicklungsbehörde insbesondere auch Zeit verschaffen, in der sie die weiteren Maßnahmen der bestenfalls auf ein Abwicklungswochenende zu beschränkenden Bankenabwicklung vorbereiten und in die Wege leiten kann. Die von der Abwicklungsbehörde erlassene Abwicklungsanordnung enthält vor allem auch die Abwicklungsinstrumente, mit deren Hilfe die Behörde die Abwicklungsziele bestmöglich zu erreichen gedenkt. Das europäische Abwicklungsregime kennt grundsätzlich vier Abwicklungsinstrumente: – das Instrument der Unternehmensveräußerung (sale of business tool), – das Instrument des Brückeninstituts (bridge institution tool),

1

Vgl. § 82 Abs. 1 SAG.

182

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

– das Instrument der Ausgliederung von Vermögenswerten (separation of assets tool) sowie – das Bail-in-Instrument (bail-in tool). Die ersten drei der genannten Abwicklungsinstrumente bewirken eine Separierung bzw. Übertragung zumindest der wesentlichen oder systemsensiblen Unternehmensteile oder Unternehmensfunktionen und werden deshalb häufig auch als die Gruppe der Übertragungsanordnungen bzw. Übertragungsinstrumente bezeichnet. Grundsätzlich dürfen die Abwicklungsinstrumente sowohl einzeln als auch miteinander kombiniert und damit gleichzeitig angewendet werden. Einzig das Instrument der Ausgliederung von Vermögenswerten darf nur zusammen mit mindestens einem weiteren Abwicklungsinstrument angewendet werden. Zudem ist vor der Anwendung von Abwicklungsinstrumenten sicherzustellen, dass die Inhaber von Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals und des Ergänzungskapitals (relevante Kapitalinstrumente) die aufgelaufenen Verluste der Bank im größtmöglichen Umfang tragen und dass keines der vier genannten Abwicklungsinstrumente zum Einsatz kommt, wenn diese Verlustbeteiligung zur Erreichung der Abwicklungsziele bereits ausreicht. Mit dem Instrument der Unternehmensveräußerung kann die Abwicklungsbehörde die gesamte marode Bank, einzelne Geschäftsbereiche oder Vermögenswerte sowie Rechte und Verbindlichkeiten an einen privaten Dritten veräußern, ohne dass es hierzu der Zustimmung der zu veräußernden Bank bedarf. Dadurch sollen insbesondere die erhaltenswerten und systemrelevanten Teile des abzuwickelnden Kreditinstituts fortgeführt werden, während für den gegebenenfalls nach der Übertragung übriggebliebenen Teil der Bank die Aufnahme eines Insolvenzverfahrens beantragt werden kann, ohne dass dadurch die Finanzstabilität gestört wird. Somit adressiert das beschriebene Instrument die oben aufgezeigte Unzulänglichkeit einer Regelinsolvenz zur Liquidation vor allem großer Kreditinstitute. Der Erwerber der maroden Bank ist in einem fairen Vermarktungsprozess zu ermitteln, es sei denn, dieser Prozess würde die Erreichung der Abwicklungsziele beeinträchtigen. Das bedeutet beispielsweise auch, dass die Erzielung eines möglichst hohen Verkaufserlöses im Rang hinter die Erreichung der Abwicklungsziele rückt. Das Instrument des Brückeninstituts erlaubt es der Abwicklungsbehörde, Anteile sowie Vermögenswerte, Rechte und Verbindlichkeiten des abzuwickelnden Kreditinstituts auf ein eigens für diese Zwecke errichtetes Brückeninstitut zu übertragen. Das Instrument unterscheidet sich demnach vom Instrument der Unternehmensveräußerung insbesondere durch den die marode Bank übernehmenden Rechtsträger. Das Brückeninstitut muss sich im Eigentum der Abwicklungsbehörde oder einer anderen öffentlichen Stelle befinden und zumindest unter der Kontrolle der zuständigen Ab-

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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wicklungsbehörde stehen. Der Zweck der Anwendung dieses Instruments ist es, systemisch relevante von systemisch nicht relevanten Teilen der maroden Bank zu trennen. Erstere sollen auf das Brückeninstitut übertragen werden, welches die ihm übertragenen Teile innerhalb von zwei Jahren zu angemessenen Bedingungen an private Erwerber veräußern soll und danach aus dem Markt austritt. So stehen die kritischen Funktionen der Bank den Marktteilnehmern auch während der Abwicklung zur Verfügung. Zudem entfällt zunächst die ansonsten ad hoc durchzuführende und unter Umständen komplizierte Suche nach einem privaten Erwerber, wie sie bei Anwendung des Instruments der Unternehmensveräußerung durchzuführen ist. Zudem können die auf das Brückeninstitut übertragenen Teile der abzuwickelnden Bank durch den zeitlich nachgelagerten Prozess ihrer Vermarktung zu gegebenenfalls besseren Konditionen und in einem ruhigeren Marktumfeld veräußert werden als zum Zeitpunkt des Scheiterns der Bank. Das Instrument der Ausgliederung von Vermögenswerten darf nur gemeinsam mit mindestens einem weiteren Abwicklungsinstrument zur Anwendung gebracht werden. Es wird gelegentlich auch als Bad Bank-Modell bezeichnet, da hier nicht die kritischen Funktionen der abzuwickelnden Bank, sondern vielmehr die nicht erhaltenswerten, stark wertgeminderten und problembehafteten Teile der maroden Bank auf eine zum Zwecke der Vermögensverwaltung gegründete Zweckgesellschaft übertragen werden. Da diese Unternehmensteile nicht fortgeführt werden sollen, kommt eine Übertragung von Anteilen der abzuwickelnden Bank auf die Zweckgesellschaft im Vergleich zu den bereits beschriebenen Abwicklungsinstrumenten nicht in Betracht. Die zumindest unter der Kontrolle der Abwicklungsbehörde stehende oder aber sich in ihrem Eigentum befindliche Zweckgesellschaft hat lediglich die Aufgabe, die ihr übertragenen Teile zu veräußern und dabei den Veräußerungserlös weitestmöglich zu maximieren. Daneben ist zur Vermeidung von ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteilen mindestens ein weiteres Abwicklungsinstrument zur Anwendung zu bringen. Geldhäuser könnten ansonsten dazu angetrieben werden, hochriskante Geschäfte einzugehen in dem Wissen, dass sie die diesen Geschäften inhärenten Risiken im Zweifel bilanzwirksam und aufsichtsrechtlich anerkannt auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft auslagern können. Das Instrument der Ausgliederung von Vermögenswerten flankiert demnach die sonstigen Abwicklungsinstrumente vor dem Hintergrund einer effektiven Erreichung der Abwicklungsziele. Mit der Einführung des Bail-in-Instruments haben die europäischen Regelsetzer aufsichtsrechtliches Neuland betreten. Es ist gemäß Art. 3 Abs. 1 Nr. 33 SRM-VO definiert als das Instrument zur „Ausübung der Herabschreibungs- und Umwandlungsbefugnisse (…) in Bezug auf Verbindlichkeiten eines in Abwicklung befind-

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

lichen Instituts“. Damit erlaubt dieses Instrument den Abwicklungsbehörden, diejenigen Verluste, die noch übrig geblieben sind, nachdem die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel bereits vollständig zur Verlusttragung herangezogen wurden, durch die Herabschreibung von sog. bail-in-fähigen Verbindlichkeiten aufzufangen. Überdies darf die Abwicklungsbehörde solche Verbindlichkeiten auch in aufsichtsrechtliches hartes Kernkapital umwandeln, um die Bank zu rekapitalisieren, sodass diese bestenfalls die aufsichtsrechtlichen Mindesteigenmittelquoten (wieder) erfüllt und im Anschluss restrukturiert werden kann.1 Gleichwohl kann die Umwandlung bail-in-fähiger Verbindlichkeiten in hartes Kernkapital beispielsweise aber auch der Kapitalisierung eines Brückeninstituts dienen. Damit das Bail-in-Instrument effektiv und schnell anwendbar ist, müssen Banken jederzeit – in Abhängigkeit von ihrer Größe und systemischen Relevanz – eine bestimmte Mindesthöhe an bail-in-fähigen Verbindlichkeiten vorhalten.2 Die Reihenfolge, in der solche Verbindlichkeiten der Bank zur Herabschreibung bzw. Rekapitalisierung herangezogen werden dürfen, ist jedoch keineswegs willkürlich, sondern in einer Haftungskaskade vorgegeben.

d) Finanzierung einer Abwicklung innerhalb des SRM da) Überblick über die bei einer Abwicklung zu beachtende Haftungskaskade Mit der Haftungskaskade innerhalb des SRM werden die Rangverhältnisse der Anteilseigner und Gläubiger einer Bank festgelegt, nach denen diese im Falle einer Abwicklung an den Verlusten des Kreditinstituts zu beteiligen sind. In Anlehnung an den Ablauf einer Regelinsolvenz, bei der zunächst die Gläubiger des insolventen Unternehmens einen finanziellen Ausgleich erhalten, ehe an die eventuelle Befriedigung der Anteilseigner zu denken ist, legt die Haftungskaskade fest, dass die Verluste der maroden Bank in erster Linie von den Eigenkapitalgebern zu tragen sind. Erst wenn die Eigenkapitalinstrumente nicht ausreichen, sollen nachrangige Verbindlichkeiten noch offene Verluste tragen. Vorrangige Verbindlichkeiten hingegen sind erst heranzuziehen, soweit nicht die Herabschreibung bzw. Umwandlung aller vorgenannten Instrumente bereits zur Erreichung der Abwicklungsziele ausgereicht hat. In aufsichtsrechtlichen Termini ausgedrückt bedeutet das nicht anderes, als dass zunächst die Inhaber von Instrumenten des harten Kernkapitals Verluste tragen, ehe Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals und – danach – des Ergänzungskapitals herangezogen werden dürfen. Erst wenn diese Instrumente auf einen Wert von Null herab-

1 2

Zu den aufsichtsrechtlichen Mindesteigenmittelquoten vgl. das 6. Kapitel Teil C. Zur Thematik der bail-in-fähigen Verbindlichkeiten und dazu, dass Banken eine Mindesthöhe an bailin-fähigen Verbindlichkeiten vorweisen müssen, vgl. das 6. Kapitel Teil E.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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geschrieben wurden, dürfen im Rahmen eines Bail-in die bail-in-fähigen Verbindlichkeiten sowie im Anschluss daran gegebenenfalls noch vorhandene weitere berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten verlusttragend oder rekapitalisierend eingesetzt werden.1 Abbildung 272 veranschaulicht die Haftungskaskade im europäischen Abwicklungsregime. Hierbei ist zu beachten, dass die jeweils nächste Stufe der Haftungskaskade immer erst dann genutzt werden darf, wenn die ihr vorgeschaltete Stufe völlig ausgeschöpft ist. Innerhalb derselben Stufe sind hingegen alle Geldgeber im gleichen Umfang an den Verlusten zu beteiligen (pari-passu-Prinzip).

primäre Verlusttragung (mindestens 8 %)

privater Sektor

hartes Kernkapital (CET1)

Abschreibung oder bei positivem Nettowert Verwässerung durch Umwandlung sonstiger Instrumente

zusätzliches Kernkapital (AT1)

relevante Kapitalinstrumente

Ergänzungskapital (T2) sonstige nachrangige Verbindlichkeiten

Abschreibung oder Umwandlung berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten

weitere berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten nicht gedeckte Einlagen (Privatpersonen und KMU) Beitrag Einlagensicherung

Barleistung der Einlagensicherung

Abwicklungsfonds (SRF) = sofern nicht ausreichend

Abbildung 27: Haftungskaskade im europäischen Abwicklungsregime Wie aus der Abbildung 27 ersichtlich wird, können bei Anwendung des Bail-in-Instruments auch „nicht gedeckte Einlagen“ zur Verlusttragung herangezogen werden. Dies sind Einlagen von Privatpersonen oder KMU, deren Höhe über den von der gesetzlichen Einlagensicherung garantierten gesetzlichen Mindestschutz von 100.000 EUR pro Bank und pro Einleger hinausgeht.3 Überdies sind auf der letzten Stufe des privaten Sektors der Haftungskaskade – streng genommen – grundsätzlich auch die Einlagen von Bankkunden bis zu dem Betrag von 100.000 EUR pro Bank und pro 1 2 3

Zu den Begrifflichkeiten der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten sowie der bail-in-fähigen Verbindlichkeiten, die eine Teilmenge der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten darstellen, vgl. das 6. Kapitel Teil E. Geringfügig modifiziert entnommen aus DEUTSCHE BUNDESBANK (2014, Finanzstabilitätsbericht), S. 90. Zur Einlagensicherung vgl. das 4. Kapitel Teil B.IV.

186

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Einleger nicht vor einem Bail-in sicher. Im Falle der Inanspruchnahme dieser Stufe der Haftungskaskade ist es jedoch so, dass nicht unmittelbar die finanziellen Mittel der Einleger herangezogen werden. Vielmehr leistet das Einlagensicherungssystem den finanziellen Beitrag zur Verlusttragung, sodass der Einleger selbst zumindest bis zu seiner Sicherungsgrenze keine Verluste erleidet. Grundsätzlich ist die Haftung des Einlagensicherungssystems aber auf 50 % seiner eigenen finanziellen Zielausstattung begrenzt, um die Funktionsfähigkeit des Einlagensicherungssystems auch nach dessen Beteiligung an einer Bankenabwicklung sicherzustellen. Reichen die Kapitalinstrumente der beschriebenen Stufen des privaten Sektors der Haftungskaskade nicht aus, um im Rahmen einer Bankenabwicklung die Abwicklungsziele zu erreichen, so sieht der SRM letztendlich eine Beteiligung des Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) an der Bankenabwicklung vor, wenn die Anteilseigner und Gläubiger der Bank zuvor bereits Verluste i. H. v. mindestens 8 % der gesamten Verbindlichkeiten und Eigenmittel der Bank getragen haben.

db) Single Resolution Fund Der mit dem SRM errichtete Einheitliche Abwicklungsfonds (SRF) soll die Antwort auf die Frage nach der Finanzierung von Abwicklungsmaßnahmen innerhalb des Abwicklungsregimes im Euro-Raum darstellen. Der SRF ist Eigentum des Abwicklungsgremiums (SRB), das den SRF zugleich auch verwaltet. Seit dem Jahr 2016 leisten alle Kreditinstitute des Euro-Raums – unabhängig davon, ob ihre zuständige Aufsichtsbehörde die EZB oder eine NCA ist – eine Bankenabgabe an den SRF, deren Höhe sich an der Größe und Komplexität der zahlenden Bank orientiert. Das SRB darf die dem SRF zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel grundsätzlich zur effizienten Anwendung der Abwicklungsinstrumente und Abwicklungsbefugnisse verwenden, wenn dadurch die Abwicklungsziele erreicht werden. Zwar soll der SRF keine Verluste der abzuwickelnden Bank tragen und auch nicht zu deren Rekapitalisierung herangezogen werden. Er darf jedoch als Letztsicherung bis zu einem Betrag von maximal 5 % der Gesamtverbindlichkeiten und Eigenmittel des Kreditinstituts herangezogen werden, wenn zuvor bereits die Geldgeber der maroden Bank im Umfang von mindestens 8 % der genannten Bezugsgröße zur Verlusttragung herangezogen wurden und wenn dies nicht ausgereicht hat, um die Abwicklungsziele zu erreichen. Art. 76 Abs. 1 SRM-VO listet die Zwecke auf, zu denen der SRF genutzt werden darf. Dazu zählen beispielsweise die Besicherung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten der abzuwickelnden Bank, die Gewährung von Darlehen an dieses Kreditinstitut, der Erwerb von Vermögenswerten der Bank oder die Leistung von Entschädigungszahlungen an Geldgeber des abzuwickelnden Geldhauses, wenn diese

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

187

durch die Abwicklung finanziell stärker geschädigt wurden als in einer hypothetischen Regelinsolvenz (Verstoß gegen das no creditor worse off-Prinzip). Die finanzielle Inanspruchnahme des SRF hat dabei stets im Einklang mit europäischem Beihilferecht zu stehen. Der SRF soll am Ende seiner achtjährigen Aufbauphase (ab 2016 bis Ende des Jahres 2023) sein geplantes Zielvolumen i. H. v. 1 % der gedeckten Einlagen1 im Euro-Raum erreichen. Lag das Zielvolumen zu Beginn der Aufbauphase aufgrund dieser Regelung noch bei ca. 55 Mrd. EUR, so liegt es derzeit aufgrund gestiegener Einlagenvolumina im Euro-Raum bei etwa 65 bis 70 Mrd. EUR. Im Jahr 2019 betrug die Zahlung aller 1.469 beitragspflichtigen deutschen Kreditinstitute 1,998 Mrd. EUR, was einem Anteil von 25,5 % des in 2019 von allen 3.186 beitragspflichtigen Banken entrichteten Beitrags entspricht.2 Kleine und zugleich wenig komplexe Kreditinstitute zahlen dabei aufgrund des geringen Risikos ihres potenziellen Ausfalls für die Finanzstabilität erheblich weniger ein als systemisch relevante(re) Banken. So beläuft sich die Höhe der von kleinen Geldhäusern zu entrichtenden jährlichen Bankenabgabe auf pauschale 1.000 EUR bis 50.000 EUR. Ohnehin ist es äußerst fraglich, ob solche Banken im Falle ihrer Schieflage und aufgrund der Tatsache, dass für sie eine Abwicklung nach den Regeln des SRM regelmäßig nicht infrage kommt, überhaupt auf finanzielle Mittel des SRF zurückgreifen könnten. Ein häufig ins Feld geführtes Argument für die dennoch bestehende Zahlungspflicht solcher Banken ist, dass der SRF imstande sei, die Finanzstabilität auch bei einer Schieflage großer Banken zu schützen und dass aus dieser erhöhten systemischen Resilienz letztlich auch die kleinen Banken ihren Nutzen ziehen könnten. Während der Aufbauphase entrichten die Banken ihre zu zahlenden Beiträge noch an nationale Kammern, die innerhalb des SRF für jeden Staat des Euro-Raums eingerichtet wurden. Die gezahlten Beiträge in den einzelnen Kammern werden jedoch nach und nach stärker im SRF vergemeinschaftet, sodass die nationalen Kammern am Ende der Aufbauphase aufgelöst werden. Durch diese Vorgehensweise wollte man vor allem in der Startphase des SRM erreichen, dass im Falle einer potenziell schon kurz nach dem Start des SRM notwendig werdenden Bankenabwicklung der gegebenenfalls durch den SRF beizusteuernde Beitrag zum größten Teil aus den Mitteln der nationalen Kammer desjenigen Staats stammt, in dem die marode Bank ihren Sitz hat. Dadurch sollte eine Vergemeinschaftung von Altlasten vermieden werden.

1 2

Zum Begriff der gedeckten Einlagen vgl. das 4. Kapitel Teil B.IV.2.c). Zu den letzten beiden Sätzen vgl. KÖNIG, ELKE (2020, Anfrage), S. 1.

188

dc)

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM) und seine zukünftige Rolle als common backstop für den SRF

Schon vor der Errichtung des SRM und damit auch des SRF wurde auf europäischer Ebene der Wunsch laut, den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)1 mit Befugnissen auszustatten, Banken in Schieflage finanziell unterstützen zu können. Nach den derzeit geltenden Reglungen ist es deshalb so, dass der ESM unter Einhaltung strenger Voraussetzungen eine direkte Rekapitalisierung von Banken vornehmen darf. Zuvor war lediglich eine indirekte Rekapitalisierung des Bankensektors möglich, indem der ESM Darlehen an die Mitgliedstaaten mit dem Verwendungszweck der Rekapitalisierung betroffener Banken vergeben hatte. Durch die Möglichkeit der direkten Rekapitalisierung sollen nun Krisen im Bankensektor von Krisen der öffentlichen Haushalte entkoppelt werden. So kann durch eine direkte Darlehensvergabe an ein Kreditinstitut im Vergleich zur indirekten Darlehensvergabe vermieden werden, dass mit der Kreditvergabe der Schuldenstand des Sitzstaats der Bank ansteigt. Die Möglichkeit des Erhalts eines solchen Darlehens haben jedoch prinzipiell nur solche Banken, die als grundsätzlich lebensfähig eingestuft sind und sich lediglich in einer akut bedrohlichen Lage befinden, die nicht auf anderem Wege abgewendet werden kann, ohne dabei die Stabilität des Sitzstaats der Bank oder des gesamten EuroRaums zu gefährden. Auch wenn zwar die angeschlagene Bank die finanziellen Mittel unmittelbar erhält, so zielt die Maßnahme des ESM nicht primär auf das Wohlergehen dieses Kreditinstituts ab, sondern sie erfolgt vielmehr im Interesse der Stabilität des Finanzsystems. Die Vergabe der finanziellen Mittel an ein Kreditinstitut durch den ESM ist an die Vorgabe geknüpft, dass es einen Plan zur Restrukturierung der betroffenen Bank gibt. Darüber hinaus sind Auflagen zu vereinbaren, die in einer Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) festzuschreiben und zu erfüllen sind und die sich inhaltlich nach dem Schweregrad der zu behebenden Schwachpunkte richten. Sollte die betroffene Bank nicht ohnehin bereits aufgrund ihrer systemischen Relevanz durch die EZB beaufsichtigt worden sein, so ist die EZB spätestens ab dem Zeitpunkt des Antrags auf eine finanzielle Unterstützung durch den ESM die zuständige Aufsichtsbehörde der Bank innerhalb des SSM.2

1

2

Der ESM ist die im Juli 2013 gegründete Nachfolgeinstitution der EFSF und des bis dahin existierenden Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM). Der ESM soll EU-Mitgliedstaaten, die sich in Zahlungsschwierigkeiten befinden, mit gemeinschaftlich finanzierten Krediten unterstützen. Der Errichtung des ESM ging eine Erweiterung des Art. 136 AEUV um einen dritten Absatz voraus, nach welchem die Euro-Mitgliedstaaten einen Stabilitätsmechanismus einrichten dürfen, der dann aktiviert wird, wenn nur durch ihn die Stabilität des Euro-Raums gewährleistet werden kann. Finanzhilfen dürfen deshalb lediglich unter Einhaltung strenger Auflagen gewährt werden. Vgl. hierzu auch GRAMLICH, LUDWIG (2020, Stabilitätsmechanismus), S. 711. Zur Verteilung der Zuständigkeiten innerhalb des SSM vgl. das 4. Kapitel Teil B.II.

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Zukünftig soll der ESM als Letztsicherung (common backstop) für den SRF dienen. Dieses Vorhaben haben die Mitglieder der Euro-Gruppe1 im Dezember 2019 erneut bekräftigt. Sollten die finanziellen Mittel des SRF erschöpft sein, kann der ESM künftig die notwendigen Mittel als Kredite an den SRF ausleihen, um so die geplanten Abwicklungsmaßnahmen zu finanzieren. Zu diesem Zweck wird der ESM eine revolvierende Kreditlinie zur Verfügung stellen, deren maximale Gesamthöhe sich an der Höhe der im SRF zur Verfügung stehenden Mittel orientieren soll. Damit beträgt das Ausleihvolumen etwa 65 Mrd. EUR. Der common backstop des ESM kann demnach als eine weitere Stufe der bereits beschriebenen Haftungskaskade2 interpretiert werden, die als Auffangnetz unterhalb des SRF anzusiedeln ist. Sollte der SRF von der Kreditlinie des ESM Gebrauch machen, so ist der Kredit innerhalb von drei Jahren zurückzuzahlen, wobei diese Frist um bis zu zwei weitere Jahre verlängerbar ist. Die Letztsicherung sollte zunächst spätestens am 01.01.2024 eingerichtet sein. Die Möglichkeit einer früheren Einrichtung hielt man sich jedoch unter der Bedingung offen, dass der europäische Bankensektor bereits vor dem genannten Datum adäquate Fortschritte beim Abbau angesammelter Risiken vorweisen kann. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die möglichen Folgen der derzeit grassierenden Coronavirus-Pandemie haben sich die EU-Finanzminister im Dezember 2020 darauf verständigt, den geplanten ESM-Backstop bereits zwei Jahre früher als geplant und damit ab dem Jahr 2022 zu installieren. Eine Billigung dieses Vorhabens durch die nationalen Parlamente der EU wird für das Jahr 2021 erwartet.3. Die Letztsicherung durch den ESM wird mit ihrem Inkrafttreten das derzeit anwendbare Instrument der direkten Rekapitalisierung durch den ESM ersetzen.4

1

2 3 4

Die Euro-Gruppe ist ein im Jahr 2001 gegründetes informelles Gremium der Wirtschafts- und Finanzminister derjenigen Staaten der EU, die den Euro als Währung eingeführt haben. Die Euro-Gruppe soll die Wirtschafts- und Fiskalpolitik dieser Staaten koordinieren. Vgl. hierzu GRAMLICH, LUDWIG (2020, Euro-Gruppe), S. 692. Zur Haftungskaskade vgl. Abbildung 27. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen GREIVE, MARTIN; SIGMUND, THOMAS (2020, Reform), S. 8. Vgl. zu diesem Absatz auch ESM (2019, ESM).

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

4. Kapitel: Institutionelle Grundlagen der Aufsicht in der Europäischen Union Teil B: Die Europäische Bankenunion von Gabriela Reinstädtler, M. Sc., Saarbrücken IV. 1.

Europäische Einlagensicherung (European Deposit Insurance Scheme – EDIS) Ziele einer Einlagensicherung

Primäres Ziel einer Einlagensicherung ist es, Bankkunden vor dem teilweisen oder sogar dem vollständigen Verlust ihrer bei Banken gehaltenen Einlagen zu bewahren.1 Eng verbunden mit dieser Zielsetzung ist der Schutz der Funktionsfähigkeit des gesamten Finanzsystems.2 Bedingt durch die Sensibilität der Bankenbranche reagieren Einleger auf Unsicherheiten in der Finanzbranche höchst empfindlich, woraus für Banken – vor allem in einer Runsituation – das Risiko des verstärkten Abzugs von Einlagen (Abzugsrisiko) entstehen kann.3 Um diesem Risiko zu begegnen, liegt der Zweck einer Einlagensicherung auch darin, Vertrauen bei Einlegern zu schaffen und deren Angst vor dem Verlust ihrer Einlagen zu schmälern.4

2.

a)

Derzeitige gesetzliche Verankerung der Einlagensicherung in Europa und derzeit bestehende Regelungen in Deutschland Erlass einer europäischen Einlagensicherungsrichtlinie

Vor dem Hintergrund der Ziele, die mit einer Einlagensicherung verbunden sind, wurde in Europa bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts und während fast des gesamten 20. Jahrhunderts aufgrund fehlender Sicherungsmechanismen für Einlagen immer wieder die Notwendigkeit einer gesetzlichen Einlagensicherung diskutiert. 1 2

3 4

Vgl. BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 459 sowie die dort angegebene Literatur. Vgl. NEEFF, HANS (1980, Einlagensicherung), S. 1; HISSNAUER, CHRISTIAN (2013, Einlagensicherung), S. 26; BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 36; HARTMANNWENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 231; WASCHBUSCH, GERD (2020, Gläubigerrun), S. 195. Vgl. HISSNAUER, CHRISTIAN (2013, Einlagensicherung), S. 26; SCHIRRA, CHRISTOPH (2013, Bankeinlagen), S. 27; CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 934. Vgl. LEIKEB, JOBST (2006, Einlagensicherung), S. 110; BIGUS, JOCHEN; LEYENS, PATRICK C. (2008, Einlagensicherung), S. 279; HISSNAUER, CHRISTIAN (2013, Einlagensicherung), S. 26; WASCHBUSCH, GERD (2013, Zukunft), S. 86.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

191

So fanden vor allem auch in Deutschland Debatten über das Erfordernis einer gesetzlichen Einlagensicherung statt. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten geht jedoch in Deutschland die Tradition der Absicherung von Einlagen weiter zurück, da die hiesigen Bankenverbände bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf freiwilliger Basis verschiedene Vorkehrungen zur Einlagensicherung getroffen haben. Eine gesetzliche Verankerung der Einlagensicherung wurde deshalb hierzulande bis in die 1990er-Jahre bewusst nicht vorgenommen, sondern vielmehr vehement abgelehnt. Letztlich wurde aber nach langen Überlegungen und Diskursen die Einlagensicherung in Europa durch die Verabschiedung der „Richtlinie 94/19/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Mai 1994 über Einlagensicherungssysteme“ gesetzlich verankert.1 Damit wurde in Europa erstmals eine Mindestharmonisierung der Regelungen zu einer Einlagensicherung erreicht. Dies bedeutete, dass den Mitgliedstaaten der EU zwar das Recht zugestanden wurde, in gewissen Fällen über die harmonisierten Regelungen der Richtlinie 94/19/EG hinauszugehen. Eine Unterschreitung der in der Richtlinie 94/19/EG vorgegebenen und verpflichtend harmonisierten Bestimmungen durch nationale Vorschriften war allerdings nicht gestattet.2 Trotz der Verabschiedung der Richtlinie 94/19/EG auf europäischer Ebene lehnte Deutschland ihre Umsetzung in nationales Recht zunächst ab und erhob vielmehr im Jahr 1997 vor dem EuGH Klage gegen die europarechtliche Einführung einer gesetzlichen Einlagensicherung. Die Klage verlief jedoch erfolglos und wurde vom EuGH mit Urteil vom 13.05.1997 abgewiesen.3 Konsequenterweise erfolgte in Deutschland am 16.07.1998 die nationale Umsetzung der Richtlinie 94/19/EG durch das Einlegerund Anlegerentschädigungsgesetz (EAEG). Seit dem Inkrafttreten des EAEG zum 01.08.1998 besteht in Deutschland für sämtliche Kreditinstitute, die das Einlagengeschäft betreiben, die Pflicht, einer gesetzlichen Einlegerentschädigungseinrichtung anzugehören.4 Die Geschehnisse während der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 haben indessen gezeigt, dass die Regelungen der Richtlinie 94/19/EG nicht ausreichend waren. Als Reaktion auf diese Erkenntnis und zur Aufrechterhaltung des Vertrauens der Einleger in die Verfügbarkeit ihrer Einlagen wurde daher im Eiltempo mit der „Richtlinie 2009/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2009 zur Änderung der Richtlinie 94/19/EG über Einlagensicherungssysteme im Hinblick auf die 1 2 3 4

Vgl. HOEREN, THOMAS (1994, Einlagensicherung), S. 750; DEUTSCHE BUNDESBANK (2000, Anlegerentschädigung), S. 29–30. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 54. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen EuGH, Urteil vom 13.05.1997, Rs C-233/94, WM 1997, S. 1839– 1846; DEUTSCHE BUNDESBANK (2000, Anlegerentschädigung), S. 30; CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2000, Anlegerentschädigung), S. 917. Vgl. FRAKTIONEN DER CDU/CSU UND FDP (1998, Umsetzung), S. 1; DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 52.

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Deckungssumme und die Auszahlungsfrist“ eine Überarbeitung der bisherigen Regelungen der Richtlinie 94/19/EG beschlossen. Kerninhalte dieser Änderungsrichtlinie sind die Herabsetzung der Entschädigungsfrist und eine Aufstockung der Deckungssumme.1 Die Richtlinie 2009/14/EG trat am 16.03.2009 in Kraft und führte in Deutschland zu einer Anpassung des EAEG. Aufgrund der großen Eile, mit der die Änderungsrichtlinie verabschiedet wurde, und wegen der Änderung des Art. 12 Abs. 1 der Richtlinie 94/19/EG durch Art. 1 Nr. 7 der RL 2009/14/EG wurde die Europäische Kommission dazu aufgefordert, wesentliche Inhalte der geänderten Richtlinie 94/19/EG zu einem späteren Zeitpunkt zu überprüfen und erforderlichenfalls geeignete Vorschläge zur Änderung dieser Richtlinie vorzulegen. Das Ergebnis dieser Überprüfung durch die Europäische Kommission führte schließlich im Jahr 2014 zu einer generellen Neufassung der europäischen Einlagensicherungsrichtlinie. Bei dieser grundlegend überarbeiteten europäischen Einlagensicherungsrichtlinie handelt es sich um die „Richtlinie 2014/49/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über Einlagensicherungssysteme“. Diese Richtlinie – nachfolgend als Deposit Guarantee Schemes Directive (DGSD) bezeichnet – ist am 03.07.2014 in Kraft getreten und musste in großen Teilen bereits ein Jahr später national umgesetzt sein.2 Mit dem Inkrafttreten der DGSD wurde die Richtlinie 94/19/EG einschließlich ihrer Änderung durch die Richtlinie 2009/14/EG nach Maßgabe des Art. 21 DGSD und unter Berücksichtigung der in der DGSD vorgesehenen Umsetzungsfristen mit Wirkung vom 04.07.2019 endgültig aufgehoben.

b)

Regelungsinhalte der Deposit Guarantee Schemes Directive

Im Unterschied zu der ehemaligen Richtlinie 94/19/EG einschließlich ihrer Änderung durch die Richtlinie 2009/14/EG wird mit der Deposit Guarantee Schemes Directive (DGSD) nicht mehr der Grundsatz der Mindestharmonisierung, sondern der Grundsatz der Maximalharmonisierung verfolgt.3 Dies bedeutet, dass in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU keine über die Regelungen der Richtlinie 2009/14/EG hinausgehenden Schutzmöglichkeiten mehr bestehen sollen.4 Der räumliche Anwendungsbereich der DGSD erstreckt sich nicht nur auf alle Mitgliedstaaten der EU.5 Gemäß ihrem Titel bzw. ihrer Eingangsformel ist sie vielmehr für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) von Bedeutung, weshalb es 1 2 3 4 5

Vgl. BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 36. Vgl. BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 36; HANTEN, MATHIAS (2018, Einlagensicherung), Tz. 56. Vgl. auch GURLIT, ELKE (2020, Anlegerentschädigung), Tz. 18. Vgl. ErwG 6 und ErwG 19–20 DGSD. Vgl. dazu Art. 23 DGSD.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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den EFTA-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen auf freiwilliger Basis überlassen bleibt, die Vorgaben von europäischen Rechtsvorschriften wie der DGSD in ihr jeweiliges nationales Recht umzusetzen.1 Der sachliche Anwendungsbereich der DGSD erstreckt sich gemäß Art. 1 Abs. 2 i. V. m. Art. 4 Abs. 2 DGSD nicht nur auf gesetzliche Einlagensicherungssysteme, sondern auch auf amtlich anerkannte vertragliche Einlagensicherungssysteme und amtlich anerkannte institutsbezogene Sicherungssysteme sowie auf die jeweils den genannten Systemen angeschlossenen Kreditinstitute i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 CRR2 (im Folgenden CRR-Kreditinstitute). Entsprechend müssen sämtliche zugelassenen CRR-Kreditinstitute, d. h. solche, die das Einlagen- und das Kreditgeschäft gemeinsam betreiben, zwingend einem nationalen Einlagensicherungssystem i. S. d. Art. 1 Abs. 2 Buchst. a)–c) DGSD angehören. Explizit ausgeschlossen vom Anwendungsbereich der DGSD sind dagegen die nicht als Einlagensicherungssysteme amtlich anerkannten vertraglichen Systeme sowie institutsbezogenen Sicherungssysteme.3 Mit dem Inkrafttreten der DGSD sind verstärkte Informationspflichten für Einlagensicherungssysteme und für die ihnen jeweils zugeordneten CRR-Kreditinstitute verbunden.4 Im Vergleich zu der ehemaligen Richtlinie 94/19/EG einschließlich ihrer Änderung durch die Richtlinie 2009/14/EG beträgt die Entschädigungsfrist nach der DGSD nur noch sieben statt 20 Arbeitstage.5 Außerdem ist durch das Inkrafttreten der DGSD die Möglichkeit zur gegenseitigen Aufrechnung von Verbindlichkeiten und Forderungen eines Einlegers im Entschädigungsfall weitgehend weggefallen.6 Mit dem Erlass der DGSD wurde zudem eine verbesserte finanzielle Ausstattung der europäischen Einlagensicherungssysteme angestrebt. So müssen gemäß Art. 10 Abs. 2 UAbs. 1 DGSD bis zum 03.07.2024 in den Mitgliedstaaten der EU die verfügbaren Finanzmittel eines jeden nationalen Einlagensicherungssystems i. S. d. Art. 1

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Bei dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) handelt es sich um eine Freihandelszone zwischen der EU und drei Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA). Zu den EFTA-Staaten zählen Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Seit dem Jahr 1994 existiert ein Vertrag zwischen der EU und den EFTA-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen (also ohne die Schweiz) über den EWR, der dazu dienen soll, binnenmarktähnliche Beziehungen zwischen den Vertragspartnern aufzubauen. Zu dem Abkommen zählen die Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrsfreiheit, die nach Maßgabe des AEUV einzuhalten sind, sowie Anpassungen, die von den betroffenen EFTA-Staaten zu übernehmen sind, wie beispielsweise Vorschriften zum europäischen Bankrecht. Vgl. WEERTH, CARSTEN; WINTER, EGGERT (2019, EWR), S. 1157; GRAMLICH, LUDWIG (2020, Europäischer Wirtschaftsraum), S. 711. Vgl. dazu Art. 2 Abs. 1 Nr. 9 DGSD. Vgl. Art. 1 Abs. 3 UAbs. 1 Buchst. a)–b) DGSD. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 61; CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 922. Vgl. ErwG 38 DGSD. Gemäß ErwG 24 DGSD sollen Einlagensicherungssysteme nur noch dann Verbindlichkeiten eines Einlegers gegen dessen Erstattungsforderungen verrechnen dürfen, wenn diese Verbindlichkeiten zum oder vor dem Zeitpunkt der Nichtverfügbarkeit fällig geworden sind.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Abs. 2 Buchst. a)–c) DGSD 0,8 % der gedeckten Einlagen1 seiner Mitglieder betragen. Die Beitragszahlungen der CRR-Kreditinstitute an die einzelnen Einlagensicherungssysteme sind dabei primär ex ante finanzierte Regelbeiträge, die bei Bedarf um ex post erhobene Sonderbeiträge der CRR-Kreditinstitute ergänzt werden.2 Unverändert geblieben ist in der DGSD der bereits durch die Richtlinie 2009/14/EG eingeführte Entschädigungsanspruch eines jeden Einlegers, der sich der Höhe nach auf den Gegenwert von maximal 100.000 EUR pro Einleger und Bank beschränkt (Deckungssumme).3 In dieser Deckungssumme sind anfallende Zinsansprüche inkludiert.4 Zudem bezieht sich die Deckungssumme i. H. v. maximal 100.000 Euro pro Einleger und Bank auf die Gesamtheit der Einlagen, die ein einzelner Einleger gegenüber demselben Kreditinstitut hält, weshalb es nicht darauf ankommt, wie viele Konten ein Einleger bei diesem Kreditinstitut hat.5 In Sonderfällen kann für eine Dauer von mindestens drei und höchstens 12 Monaten nach Gutschrift des Betrags der Einlagen oder nach dem Zeitpunkt, ab dem diese Einlagen auf rechtlich zulässige Weise übertragen werden, die Deckungssumme einen höheren Gegenwert als 100.000 Euro pro Einleger und Bank annehmen.6 Dies ist jedoch nur möglich, wenn die in Art. 6 Abs. 2 DGSD genannten Kriterien erfüllt werden. Darüber hinaus wurde mit der DGSD der Anspruch, dass Einlagen stets von dem Herkunftsmitgliedstaat des CRRKreditinstituts7 gesichert werden müssen, aufrechterhalten, selbst wenn sie bei einer Zweigniederlassung dieses CRR-Kreditinstituts in einem anderen europäischen Mitgliedstaat getätigt wurden.8 Die Vorgaben der DGSD werden durch verschiedene von der EBA erlassene Leitlinien ergänzt. Diese Leitlinien dienen dazu, die Anwendung und Ausgestaltung der europäischen Einlagensicherungsrichtlinie kohärenter zu machen.9 Bei diesen EBALeitlinien handelt es sich um – die EBA-Leitlinien zur Zusammenarbeit der Einlagensicherungssysteme (EBA/GL/2016/02)10, – die EBA-Leitlinien zu Stresstests (EBA/GL/2016/04)11,

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Zum Begriff der gedeckten Einlagen vgl. das 4. Kapitel Teil B.IV.2.c). Vgl. ErwG 27, ErwG 34 DGSD und Art. 14 Abs. 4 UAbs. 2 Satz 2 DGSD. Vgl. CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 920; WOJCIK, KARL-PHILIPP (2020, Bankenaufsichtsrecht), S. 15. 4 Vgl. Art. 7 Abs. 7 DGSD. 5 Vgl. Art. 6 Abs. 1 DGSD i. V. m. Art. 7 Abs. 1 DGSD. 6 Vgl. Art. 6 Abs. 2 DGSD. 7 Der Herkunftsmitgliedstaat ist derjenige Mitgliedstaat der EU, in dem ein CRR-Kreditinstitut oder eine CRR-Wertpapierfirma seine bzw. ihre Zulassung erhalten hat. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 43 CRR. 8 Vgl. HANTEN, MATHIAS (2018, Einlagensicherung), Tz. 53. 9 Vgl. CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 926. 10 Vgl. EBA (2016, cooperation). 11 Vgl. EBA (2016, stress tests).

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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– die EBA-Leitlinien zur Beitragsberechnung (EBA/GL/2015/10)1 und – die EBA-Leitlinien zu Zahlungsverpflichtungen (EBA/GL/2015/09)2.

c)

Umsetzung der Deposit Guarantee Schemes Directive in Deutschland

Die Umsetzung der Deposit Guarantee Schemes Directive (DGSD) in nationales Recht erfolgte in Deutschland zum 28.05.2015 in Form des Einlagensicherungsgesetzes (EinSiG), das am 03.07.2015 in Kraft getreten ist.3 Gleichzeitig wurde das bis dahin geltende Einleger- und Anlegerentschädigungsgesetz (EAEG) vom 16.07.1998 vollständig abgelöst.4 Die bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im EAEG enthaltenen Regelungen zur Anlegerentschädigung wurden jedoch aufrechterhalten, indem sie in ein separates Gesetz, das als Anlegerentschädigungsgesetz (AnlEntG) bezeichnet wird, überführt wurden.5 Diese Zweiteilung ist darauf zurückzuführen, dass sich die europäische Anlegerentschädigungsrichtlinie (Richtlinie 97/9/EG) an der ursprünglichen Fassung der europäischen Einlagensicherungsrichtlinie (Richtlinie 94/19/EG) orientiert.6 Aufgrund der Verabschiedung der überarbeiteten Fassung der europäischen Einlagensicherungsrichtlinie (Richtlinie 94/19/EG) – sprich der DGSD – war eine gleichlaufende Handhabung der Anleger- und der Einlegerentschädigung in einem gemeinsamen nationalen Gesetz nicht mehr zweckgemäß, so dass diese in zwei separaten Gesetzen – dem EinSiG und dem AnlEntG – geregelt werden mussten.7 Seit seinem Inkrafttreten am 03.07.2015 regelt das EinSiG die Mindestanforderungen, die von den nationalen Einlagensicherungssystemen i. S. d. § 2 Abs. 1 EinSiG und den ihnen angeschlossenen Banken im Rahmen der Einlagensicherung eingehalten werden müssen. Danach sind CRR-Kreditinstitute i. S. d. § 1 Abs. 3d Satz 1 KWG8 gemäß § 1 Satz 1 EinSiG dazu verpflichtet, die Einlagen ihrer Einleger nach Maßgabe des EinSiG durch die Zugehörigkeit zu einem Einlagensicherungssystem i. S. d. § 2 Abs. 1 EinSiG zu sichern. Das EinSiG unterscheidet hierbei für die Durchführung der gesetzlich erforderlichen Einlegerentschädigung zwei Arten von Sicherungseinrichtungen: 1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. EBA (2015, guidelines). Vgl. EBA (2015, payment commitments). Vgl. BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 467. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 56–57. Vgl. CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 939. Vgl. FRAKTIONEN DER CDU/CSU UND FDP (1998, Umsetzung), S. 1; DEUTSCHE BUNDESBANK (2000, Anlegerentschädigung), S. 30. Vgl. KRÄMER, GREGOR (2020, Anlegerentschädigungsgesetz), S. 629. Der Begriff des CRR-Kreditinstituts umfasst nach dem Verständnis des EinSiG auch Zweigstellen im Inland, die von Unternehmen mit Sitz im Ausland unterhalten werden und zumindest das Einlagengeschäft nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 KWG und das Kreditgeschäft nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 KWG gemeinsam betreiben. Vgl. § 1 Satz 2 EinSiG i. V. m. § 53 KWG.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

– Einlagensicherungssysteme, die Einleger ausschließlich im Falle der Zahlungsunfähigkeit eines CRR-Kreditinstituts entschädigen (gesetzliche Entschädigungseinrichtungen), und – institutsbezogene Sicherungssysteme, bei denen die Stützung der angeschlossenen CRR-Kreditinstitute im Vordergrund steht, die jedoch bei Bedarf auch Einlagen entschädigen und die von der BaFin als Einlagensicherungssysteme anerkannt sind (als Einlagensicherungssysteme amtlich anerkannte institutsbezogene Sicherungssysteme).1 Die spezifischen Vorschriften für die gesetzlichen Entschädigungseinrichtungen finden sich in Teil 3 Kapitel 2 des EinSiG (§§ 22–42 EinSiG) und die Regeln für die als Einlagensicherungssysteme amtlich anerkannten institutsbezogenen Sicherungssysteme sind in Teil 3 Kapitel 3 des EinSiG (§§ 43–49 EinSiG) verortet. Für etwaige institutsbezogene Sicherungssysteme und Einlagensicherungssysteme ohne amtliche Anerkennung sieht Teil 4 des EinSiG (§ 61 EinSiG) bestimmte Anforderungen vor. Den Nukleus des EinSiG bilden – neben den allgemeinen Vorschriften für die gesetzlichen Entschädigungseinrichtungen und die als Einlagensicherungssysteme amtlich anerkannten institutsbezogenen Sicherungssysteme – die Regelungen zur Verankerung eines gesetzlichen Entschädigungsanspruchs für Einleger, zum Eintritt des Entschädigungsfalls, zum Entschädigungsverfahren, zur erhöhten Transparenz der Einlagensicherung und zur finanziellen Ausstattung der Sicherungssysteme.2 Darüber hinaus regelt das EinSiG im Einklang mit der DGSD, was unter dem Begriff der Einlagen zu verstehen ist. Sinngemäß nach Art. 2 Abs. 1 Nr. 3 DGSD und nach dem Wortlaut des § 2 Abs. 3 Satz 1 EinSiG sind Einlagen „Guthaben, einschließlich Festgeld und Spareinlagen, die 1. sich aus Beträgen, die auf einem Konto verblieben sind, oder aus Zwischenpositionen im Rahmen von Bankgeschäften ergeben und 2. vom CRR-Kreditinstitut nach den geltenden gesetzlichen und vertraglichen Bedingungen zurückzuzahlen sind“. Schützenswert und somit Einlagen i. S. d. EinSiG sind also nach Art und Fälligkeit im Wesentlichen Sichteinlagen (Giroeinlagen), Termineinlagen, Spareinlagen sowie auf Namen lautende Sparbriefe, soweit diese Einlagenarten unter die Definition des § 2 Abs. 3 Satz 1 EinSiG fallen. Darüber hinaus gelten gemäß § 2 Abs. 3 Satz 3 EinSiG als Einlagen i. S. d. EinSiG auch Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften eines CRR-Kreditinstituts, das auch die Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 und Nr. 10 KWG oder zur Erbringung von Finanzdienstleistungen i. S. d. § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1–4 KWG besitzt, „sofern die Verbindlichkeiten des CRR-Kreditinstituts darin bestehen, den Kunden Besitz oder Eigentum an Geld zu verschaffen“. Vom Begriff der Einlagen i. S. d. 1 2

Vgl. auch PEPPMEIER, ARNO; KURZ, GEROLD (2020, Bankbetriebslehre), S. 179. Vgl. hierzu die Inhaltsübersicht des EinSiG.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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EinSiG sind hingegen gemäß § 2 Abs. 3 Satz 2 EinSiG diejenigen Guthaben ausgenommen, – deren Existenz nur durch ein Finanzinstrument i. S. d. § 2 Abs. 4 WpHG nachgewiesen werden kann, es sei denn, es handelt sich um ein für eine bestimmte Person verbrieftes Sparprodukt i. S. e. Einlagenzertifikats, das bereits zum 02.07.2014 bestand, – die nicht zum Nennwert rückzahlbar sind oder – die nur im Rahmen einer bestimmten vom CRR-Kreditinstitut oder von einem Dritten gestellten Garantie oder Vereinbarung rückzahlbar sind.1 Sofern Einlagen i. S. d. EinSiG vorliegen, besteht gemäß § 5 EinSiG grundsätzlich ein Rechtsanspruch auf Entschädigung der Einlagen. Die Höhe dieses Rechtsanspruchs beläuft sich gemäß § 8 Abs. 1 EinSiG auf einen Gegenwert von bis zu 100.000 EUR pro Einleger und Bank (gedeckte Einlagen). Abweichend hiervon kann jedoch unter bestimmten Bedingungen gemäß § 8 Abs. 2 EinSiG ein Entschädigungsanspruch von bis zu 500.000 EUR pro Einleger und Bank gegeben sein. Dies kommt bei einem zeitlich begrenzten Eintreten des Entschädigungsfalls dann in Frage, wenn und soweit die Gesamtforderung des Einlegers gegen das CRR-Kreditinstitut den Betrag von 100.000 EUR pro Einleger und Bank durch die Gutschrift folgender nicht regelmäßig ausgezahlter Beträge übersteigt: – Beträge, die aus Immobilientransaktionen im Zusammenhang mit privat genutzten Wohnimmobilien resultieren (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. a) EinSiG), – Beträge, die gesetzlich vorgesehene soziale Zwecke erfüllen und an bestimmte Lebensereignisse eines Einlegers geknüpft sind, wie z. B. Heirat, Scheidung, Renteneintritt, Ruhestand, Kündigung, Entlassung, Geburt, Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Invalidität, Behinderung oder Tod (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. b) EinSiG i. V. m. § 8 Abs. 3 EinSiG), – Beträge, die bestimmte Zwecke erfüllen und auf der Auszahlung von Versicherungsleistungen oder Entschädigungszahlungen für aus Gewalttaten verursachte gesundheitliche Schädigungen oder für durch nicht zu Recht erlittene Strafverfolgungsmaßnahmen verursachte Schäden beruhen (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. c) EinSiG i. V. m. § 8 Abs. 4 EinSiG), – Beträge, die aus Zahlungen nach dem Recht anderer Staaten stammen, die mit den zuvor genannten Leistungen und Zahlungen vergleichbar sind (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. d) EinSiG).

1

Vgl. auch HANTEN, MATHIAS (2018, Einlagensicherung), Tz. 131.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Von den entschädigungsfähigen Einlagen1 sind diejenigen Einlagen abzugrenzen, bei denen kein Rechtsanspruch auf Entschädigung besteht, obwohl sie vom Begriff der Einlagen i. S. d. EinSiG erfasst werden. § 6 EinSiG listet diejenigen Einlagen auf, bei denen dies zutrifft. Danach sind folgende Einlagen nicht entschädigungsfähig: – Einlagen, die andere CRR-Kreditinstitute im eigenen Namen und auf eigene Rechnung getätigt haben, – Eigenmittel (Kern- und Ergänzungskapital) i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 118 CRR,2 – Einlagen, die im Zusammenhang mit Transaktionen entstanden sind, aufgrund derer Personen in einem Strafverfahren wegen Geldwäsche nach der Geldwäscherichtlinie verurteilt worden sind, – Einlagen von Finanzinstituten i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 26 CRR, – Einlagen von Wertpapierfirmen i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 MiFID, – Einlagen, die nicht mehr verfügbar sind und bei denen die Identität ihres Inhabers nie nach Art. 9 Abs. 1 der Richtlinie 2005/60/EG in Erfahrung gebracht wurde, – Einlagen von Versicherungsunternehmen und von Rückversicherungsunternehmen i. S. d. Art. 3 Nr. 1–6 der Solvency II-Richtlinie, – Einlagen von Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 7 CRR, – Einlagen von Pensions- und Rentenfonds, insbesondere von Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung i. S. d. Art. 6 Buchst. a) der Richtlinie 2003/41/EG, – Einlagen staatlicher Stellen, worunter insbesondere staatliche Stellen des Bundes, eines Landes, eines rechtlich unselbstständigen Sondervermögens des Bundes oder eines Landes, einer kommunalen Gebietskörperschaft, eines anderen Staats oder einer Regionalregierung oder einer örtlichen Gebietskörperschaft eines anderen Staats zu subsumieren sind, – Schuldverschreibungen eines CRR-Kreditinstituts und Verbindlichkeiten aus eigenen Akzepten und Solawechseln. Abbildung 283 gibt einen Überblick über die zuvor vorgenommene Systematisierung der Einlagen i. S. d. EinSiG.

1 2 3

Vgl. dazu § 2 Abs. 4 EinSiG. Zu den aufsichtsrechtlichen Eigenmitteln eines Instituts vgl. das 6. Kapitel Teil B. Abbildung geringfügig modifiziert entnommen aus BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 476.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Einlagen i. S. d. § 2 Abs. 3 EinSiG

nicht entschädigungsfähige Einlagen (gemäß § 6 EinSiG)

entschädigungsfähige Einlagen (gemäß § 2 Abs. 4 EinSiG)

nicht gedeckte Einlagen (Umkehrschluss zu § 2 Abs. 5 EinSiG) Sicherungssumme > 100.000 EUR pro Einleger und Bank (Umkehrschluss zu § 8 Abs. 1 EinSiG) bzw. Sicherungssumme 500.000 EUR pro Einleger und Bank (Umkehrschluss zu § 8 Abs. 2–5 EinSiG)

gedeckte Einlagen (gemäß § 2 Abs. 5 EinSiG) Sicherungssumme 100.000 EUR pro Einleger und Bank (gemäß § 8 Abs. 1 EinSiG ) bzw. Sicherungssumme 500.000 EUR pro Einleger und Bank (gemäß § 8 Abs. 2–5 EinSiG)

Abbildung 28: Systematisierung der Einlagen i. S. d. EinSiG

d)

Einlagensicherungssysteme in Deutschland

Auch wenn mit der DGSD und ihrer nationalen Umsetzung in Deutschland in Form des EinSiG viele Änderungen einhergingen, sieht das EinSiG die Aufrechterhaltung zweier hierzulande historisch gewachsener gesetzlicher Entschädigungseinrichtungen vor.1 Nach wie vor bestehen auch nach der Umsetzung der DGSD die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) für privatrechtliche CRR-Kreditinstitute und die Entschädigungseinrichtung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands GmbH (EdÖ) für öffentlich-rechtliche CRR-Kreditinstitute.2 Beide Entschädigungseinrichtungen sind juristische Personen des Privatrechts, denen kraft einer Rechtsverordnung durch das Bundesministerium der Finanzen (BMF)3 die Aufgaben und Befugnisse einer gesetzlichen Entschädigungseinrichtung zugewiesen wurden. Als derart gesetzlich beliehene Entschädigungseinrichtungen4 haben sowohl die EdB als auch die EdÖ Beiträge von den ihnen jeweils zugeordneten CRR-Kreditinstituten zu erheben, diese Mittel nach Maßgabe des EinSiG anzulegen und im Entschädigungsfall die Gläubiger eines ihnen zugeordneten CRR-Kreditinstituts für nicht zurückgezahlte Einlagen zu entschädigen.5 Die BaFin weist ein CRR-Kreditinstitut in Abhängigkeit von seiner Rechtsform einer der beiden gesetzlichen Entschädigungseinrichtungen zu. Diese stellt von diesem

1 2 3 4 5

Vgl. CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 934. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 52 und S. 57. Vgl. dazu § 23 Abs. 1 EinSiG. Vgl. dazu § 22 Abs. 2 Nr. 1 EinSiG. Vgl. § 22 Abs. 1 EinSiG.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Zeitpunkt an die zuständige Entschädigungseinrichtung dieses Kreditinstituts dar.1 Die BaFin kann allerdings auf Antrag ein einzelnes CRR-Kreditinstitut bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen einer anderen gesetzlichen Entschädigungseinrichtung zuordnen.2 Das Gleiche ist auf Antrag auch für alle einer Entschädigungseinrichtung angehörenden CRR-Kreditinstitute möglich, sofern jedes dieser Kreditinstitute die Zuordnung zu einer anderen Entschädigungseinrichtung beantragt hat und die andere Entschädigungseinrichtung der beantragten Zuordnung zustimmt.3 Es ist allerdings zu konstatieren, dass mit dem am 09.12.2020 vom Deutschen Bundestag beschlossenen Risikoreduzierungsgesetz (RiG) die baldige Auflösung der EdÖ angestrebt wird.4 Das BMF beabsichtigt, durch die „Entleihung“ der EdÖ kraft einer Rechtsverordnung die bisherige getrennte Zuordnung von privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen CRR-Kreditinstituten zu jeweils einer eigenen gesetzlich beliehenen Entschädigungseinrichtung aufzuheben. Das BMF möchte hierdurch die derzeit bestehende Einlagensicherung in Deutschland stärken.5 Diese Bestrebung des BMF ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass mit dem Inkrafttreten des RiG die Förderbanken aus dem Anwendungsbereich der CRD V und der CRR 2 und damit letztlich auch aus dem Anwendungsbereich des EinSiG ausgeschieden sind. Als Folge hiervon sind statt der ehemals 17 nur noch fünf CRR-Kreditinstitute Mitglied der EdÖ.6 Bis zur Einführung des EinSiG bestand nach § 12 Abs. 1 EAEG die Ausnahme, dass CRR-Kreditinstitute, die den Sicherungseinrichtungen der Sparkassen-Finanzgruppe oder der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) angeschlossen waren, keiner gesetzlichen Entschädigungseinrichtung angehören mussten, solange diese Sicherungseinrichtungen aufgrund ihrer Satzungen die angeschlossenen Institute selbst schützten, insbesondere deren Liquidität und Solvenz gewährleisteten, und über die dazu erforderlichen Mittel verfügten (sog. „institutssichernde Einrichtungen“).7 Mit der Umsetzung der DGSD durch das EinSiG ist diese Befreiungsmöglichkeit entfallen. Seitdem müssen in Deutschland alle CRR-Kreditinstitute einem Einlagensicherungssystem i. S. d. § 2 Abs. 1 EinSiG angehören. Vor diesem Hintergrund entschieden sich die bis dahin als 1 2 3 4

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Vgl. § 24 Abs. 1 EinSiG. Vgl. § 24 Abs. 2 EinSiG. Vgl. § 24 Abs. 3 EinSiG. Vgl. ECKARDT, JAN; MÖLLER, ANDREAS; SCHREYER, NATHALIE (2020, Risikoreduzierungsgesetz), S. 32–33. Bislang sind nur Teile des RiG in Kraft getreten. Seit Ende Dezember 2020 sind die Art. 1, Art. 2, Art. 5, Art. 6, Art. 7, Art. 8 und Art. 9 RiG in Kraft getreten. Die Art. 3 und Art. 10 RiG treten am 28.06.2021 bzw. die Art. 4 und Art. 11 RiG treten am 01.01.2023 in Kraft. Vgl. hierzu Art. 13 RiG. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen WEFERS, ANGELA (2020, Einlagensicherung), S. 6. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BUNDESREGIERUNG (2020, Proportionalität), S. 127; ECKARDT, JAN; MÖLLER, ANDREAS; SCHREYER, NATHALIE (2020, Risikoreduzierungsgesetz), S. 33. Vgl. auch ErwG 11 RL 94/19/EG; Art. 3 Abs. 1 UAbs. 2 RL 94/19/EG; § 1a Abs. 2 Statut der Sicherungseinrichtung des BVR.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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alternative Systeme außerhalb des gesetzlichen Rahmens des EAEG bestehenden institutsbezogenen Sicherungssysteme der Sparkassen-Finanzgruppe und des BVR, sich als Einlagensicherungssysteme i. S. d. EinSiG von der BaFin anerkennen zu lassen. Hierzu mussten die Voraussetzungen des § 43 EinSiG erfüllt werden. Dies bedeutet vor allem, dass ein institutsbezogenes Sicherungssystem die Entschädigung der Einleger der dem System angehörenden CRR-Kreditinstitute in gleichem Maße übernehmen muss wie es bei einer gesetzlichen Entschädigungseinrichtung der Fall wäre. Sowohl das institutsbezogene Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe als auch das institutsbezogene Sicherungssystem des BVR wurden in der Folge von der BaFin aufgrund der Erfüllung der Voraussetzungen des § 43 EinSiG jeweils als Einlagensicherungssysteme anerkannt. Sie unterliegen damit im vollen Umfang der Aufsicht durch die BaFin nach Maßgabe des § 50 Abs. 1 EinSiG. Folglich sind CRR-Kreditinstitute, die einem von der BaFin anerkannten institutsbezogenen Sicherungssystem angehören, gemäß § 24 Abs. 5 EinSiG von der Zuordnung zu einer gesetzlichen Entschädigungseinrichtung befreit. Gemäß § 1 EinSiG besteht für alle CRR-Kreditinstitute die Pflicht, einem Einlagensicherungssystem anzugehören. Die Organisation, die Finanzausstattung und die Mittelverwendung von anerkannten institutsbezogenen Sicherungssystemen müssen sich dabei an den gesetzlichen Erfordernissen ausrichten. Die Grundlage für die Anforderungen an ein anerkanntes institutsbezogenes Sicherungssystem stellt dabei jeweils die eigene Satzung dar. In dieser sind die Anforderungen des EinSiG an ein Einlagensicherungssystem umzusetzen.1 Mit Inkrafttreten der DGSD wurde den Mitgliedstaaten der EU die Möglichkeit eingeräumt, dass Einlagensicherungssysteme ihre Finanzmittel unter bestimmten Voraussetzungen auch für Stützungsmaßnahmen einsetzen können, um den Ausfall eines CRR-Kreditinstituts zu verhindern.2 In Deutschland wurde diese Möglichkeit durch § 49 Abs. 1 EinSiG umgesetzt. Danach ist es einem anerkannten institutsbezogenen Sicherungssystem gestattet, Maßnahmen zur Abwendung einer Bestandsgefährdung eines ihm angehörenden CRR-Kreditinstituts zu ergreifen, sofern die in § 49 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1–6 EinSiG genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Neben den beiden bereits genannten gesetzlichen Entschädigungseinrichtungen – dies sind die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) und die Entschädigungseinrichtung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands GmbH (EdÖ) – besteht das duale System des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken e. V. (BVR). Dieses setzt sich aus der als institutsbezogenes Sicherungssystem anerkannten BVR Institutssicherung GmbH (BVR-ISG) und der freiwilligen 1 2

Vgl. zu den letzten beiden Sätzen DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 59–60. Vgl. Art. 11 Abs. 3 UAbs. 1 DGSD.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Sicherungseinrichtung des BVR (BVR-SE) zusammen. Während die BVR-ISG als Folge der Verabschiedung des EinSiG vom BVR als 100-prozentige Tochtergesellschaft eigens für den Betrieb eines anerkannten institutsbezogenen Sicherungssystems gegründet wurde, existierte die BVR-SE bereits vor dem Inkrafttreten des EinSiG. Die BVR-SE wird somit trotz ihrer nicht vorhandenen Anerkennung als institutsbezogenes Sicherungssystem auf Verbandsebene auf freiwilliger Basis fortgeführt.1 Im Vergleich dazu setzt sich das als Einlagensicherungssystem anerkannte institutsbezogene Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe (DSGV-ISG) aus 13 eigenständigen Sicherungseinrichtungen zusammen. Im Einzelnen sind dies elf regionale Sparkassenstützungsfonds, die Sicherungsreserve der Landesbanken und Girozentralen und der Sicherungsfonds der Landesbausparkassen.2 Diese Sicherungseinrichtungen bilden einen Haftungsverbund, d. h., sie gewährleisten gemeinschaftlich die Sicherung eines angeschlossenen CRR-Kreditinstituts, sofern die eigentlich zuständige Sicherungseinrichtung hierzu nicht mehr in der Lage ist.3 Auf freiwilliger Basis kommen schließlich noch zwei weitere nicht als institutsbezogene Sicherungssysteme anerkannte Einlagensicherungssysteme hinzu. Zum einen ist dies der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (ESF BdB) und zum anderen der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands e. V. (ESF VÖB). Abbildung 29 gibt einen abschließenden Überblick über die Struktur der Einlagensicherungssysteme in Deutschland nach Maßgabe des EinSiG. In den §§ 17–21 EinSiG werden einheitliche Anforderungen an die finanzielle Ausstattung der Einlagensicherungssysteme i. S. d. § 2 Abs. 1 EinSiG gestellt.4 So müssen Einlagensicherungssysteme gemäß § 17 Abs. 1 Satz 1 EinSiG „über angemessene Finanzmittel im Verhältnis zu ihren bestehenden und potentiellen Verbindlichkeiten verfügen (verfügbare Finanzmittel)“. Die Vorschriften der §§ 17–21 EinSiG werden zudem im Hinblick auf die Beitragsberechnungsmethoden durch die von der EBA erlassenen Leitlinien zu Zahlungsverpflichtungen (EBA/GL/2015/09)5 und zur Beitragsberechnung (EBA/GL/2015/10)6 konkretisiert.7 Darüber hinaus gilt für die gesetzlich beliehenen Entschädigungseinrichtungen seit dem Jahr 2016 die Verordnung über die Finanzierung der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. zum Vorhergehenden DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 61–62. Vgl. DSGV (2020, Einlagensicherung), S. 3. Vgl. HANTEN, MATHIAS (2018, Einlagensicherung), Tz. 91; PEPPMEIER, ARNO; KURZ, GEROLD (2020, Bankbetriebslehre), S. 183. Vgl. BUNDESREGIERUNG (2015, Umsetzung), S. 60. Vgl. EBA (2015, payment commitments). Vgl. EBA (2015, guidelines). Vgl. Art. 13 Abs. 3 UAbs. 1 DGSD.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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GmbH und der Entschädigungseinrichtung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands GmbH (EntschFinV).1 In dieser Verordnung wurden ebenfalls, soweit erforderlich, die von der EBA erlassenen Leitlinien berücksichtigt.2

institutsbezogenes Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe (DSGV-ISG) Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) Entschädigungseinrichtung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands GmbH (EdÖ) Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (ESF BdB)

freiwillige Sicherung von Einlagen i. S. d. § 61 EinSiG

Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands e. V. (ESF VÖB)

anerkannte Einlagensicherungssysteme

Sicherung von Einlagen

gesetzliche Entschädigungseinrichtungen i. S. d. § 22 EinSiG

BVR Institutssicherung GmbH (BVR-ISG)

nicht anerkannte Systeme

von der BaFin anerkannte institutsbezogene Sicherungssysteme i. S. d. § 43 EinSiG

Sicherungseinrichtung des BVR (BVR-SE)

Abbildung 29: Systematisierung der Einlagensicherungssysteme in Deutschland Gemäß § 7 Abs. 1 EntschFinV erfolgt die Berechnung des Jahresbeitrags für die EdB und die EdÖ nach der folgenden Formel: Ci = max {MCi; (CR ꞏ ARWi ꞏ CDi ꞏ µ)} mit den Variablen: Ci:

Jahresbeitrag des CRR-Kreditinstituts,

MCi:

Mindestbeitrag gemäß § 5 Abs. 2 EntschFinV,

CR:

Beitragsrate,

ARWi: aggregiertes Risikogewicht des CRR-Kreditinstituts, CDi:

gedeckte Einlagen des CRR-Kreditinstituts,

µ:

Korrekturfaktor.

1 2

Vgl. HÜSEMANN, RALPH; ZILCH, CHRISTOPHER (2018, Bescheinigungen), S. 146. Vgl. HANTEN, MATHIAS (2018, Einlagensicherung), Tz. 140; CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLERFEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 940–941.

204

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Dem Korrekturfaktor µ kommt hierbei die Aufgabe zu, die Summe der Jahresbeiträge aller CRR-Kreditinstitute an die Jahreszielausstattung der jeweiligen Entschädigungseinrichtung anzupassen.1 Er wird gemäß § 7 Abs. 5 Satz 2 EntschFinV nach der folgenden Formel ermittelt: Jahreszielausstattung

µ=

Summe der nicht angepassten Jahresbeiträge

Die Methoden zur Berechnung der Beiträge zu den als Einlagensicherungssysteme anerkannten institutsbezogenen Sicherungssystemen werden hingegen gemäß § 48 Abs. 1 EinSiG durch die jeweilige Satzung dieser Systeme bestimmt. Hierbei sind die Vorgaben des § 48 Abs. 2 und Abs. 3 EinSiG ebenso zu beachten wie die von der EBA diesbezüglich verfassten Leitlinien.

3. a)

Das in Aussicht stehende gemeinsame Europäische Einlagensicherungssystem Gründe für die Schaffung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems

Mit der Errichtung der Europäischen Bankenunion mit ihren drei Säulen eines Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM)2, eines Einheitlichen Abwicklungsmechanismus (SRM)3 und eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems (European Deposit Insurance Scheme – EDIS) wird das Ziel verfolgt, eine echte Wirtschafts- und Währungsunion zu realisieren.4 Während der SSM und der SRM als die ersten beiden Säulen der Europäischen Bankenunion bereits installiert und zur Anwendung gebracht wurden, unterblieb bislang die Umsetzung von EDIS. Mit dem Inkrafttreten der Deposit Guarantee Schemes Directive (DGSD) wurde aber ein wichtiger Schritt hin zur Errichtung der dritten Säule der Europäischen Bankenunion – namentlich EDIS – vollzogen, da sie zu einer weitgehenden Harmonisierung der Vorschriften zur Einlagensicherung in den Mitgliedstaaten der EU geführt hat.5 Hintergrund der Forderung nach einem gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystem ist die Ansicht der Europäischen Kommission, dass ein supranationales System zur Sicherung von Einlagen sowohl die Anfälligkeit nationaler Einlagensicherungssysteme gegenüber starken lokalen Schocks verringert als auch die Verbindung zwischen Banken und ihren Herkunftsstaaten, den sog. Staaten-BankenNexus, weiter lockert. Es kommt hinzu, dass bereits bei der derzeitigen Ausgestaltung 1 2 3 4 5

Vgl. § 7 Abs. 5 Satz 1 EntschFinV. Vgl. zum SSM das 4. Kapitel Teil B.II. Vgl. zum SRM das 4. Kapitel Teil B.III. Vgl. zum Aufbau und zu den Zielen der Europäischen Bankenunion das 4. Kapitel Teil B.I. Vgl. zu den Regelungen der DGSD das 4. Kapitel B.IV.2.b).

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

205

der Europäischen Bankenunion, in der die Zuständigkeiten für die Bankenaufsicht und für die Bankenabwicklung auf europäischer Ebene zusammengelegt sind, die Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme nationaler Einlagensicherungssysteme nicht mehr allein auf nationaler Ebene festgelegt sind. So enthalten sowohl die RL 2014/59/EU (BRRD) als auch die VO (EU) Nr. 806/2014 (SRM-VO) Bestimmungen über die Möglichkeit, bei Bankenabwicklungen auf Mittel der nationalen Einlagensicherungssysteme zurückzugreifen. Von daher wird die Einrichtung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems als ein logischer nächster Schritt zur Vollendung der Europäischen Bankenunion angesehen, mit dem die Verantwortungs- und Entscheidungsebenen verschiedener Bereiche in Einklang gebracht werden können.1 Ziel eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems ist es, eine Architektur für die Sicherung von Einlagen zu schaffen, die von den nationalen Systemen losgelöst ist, um hierdurch die Finanzstabilität zu stärken, die Sicherheit der Einlagen unabhängig vom Ort der Niederlassung eines CRR-Kreditinstituts zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass für CRR-Kreditinstitute ungeachtet des Ortes ihrer Niederlassung keine Wettbewerbsnachteile entstehen. Ohne ein gemeinsames Europäisches Einlagensicherungssystem lassen sich nach der Auffassung der Europäischen Kommission die Vorzüge des europäischen Binnenmarkts und insbesondere der Europäischen Bankenunion aufgrund von Nachteilen sowohl bei der Festlegung des Ortes der Niederlassung eines CRR-Kreditinstituts als auch beim Vertrauen der Einleger in die Sicherheit ihrer Einlagen nicht vollumfänglich ausschöpfen.2 Trotz der Vorgabe der DGSD, dass sämtliche Mitgliedstaaten der EU nationale Einlagensicherungssysteme errichten müssen und jedes CRR-Kreditinstitut einem solchen System angehören muss, konnten die Mitgliedstaaten der EU bei der konkreten Umsetzung der DGSD in nationalstaatliches Recht zahlreiche Ermessensspielräume nutzen. Hierbei besteht die Sorge der Europäischen Kommission, dass es aufgrund des unterschiedlichen Ausnutzens dieser Ermessensspielräume durch die einzelnen Mitgliedstaaten der EU zu einem Vertrauensverlust der Einleger in die nationalen Einlagensicherungssysteme kommen kann, wodurch das Funktionieren des europäischen Binnenmarkts beeinträchtigt werden könnte. Aus Sicht der Europäischen Kommission sollten daher diese Ermessensspielräume im Wege der Errichtung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems abgebaut werden.3

1 2 3

Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 6–7. Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 3–4. Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 6.

206

b)

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015

Am 22.06.2015 wurde von dem damals amtierenden Präsidenten der Europäischen Kommission in enger Zusammenarbeit mit den damals amtierenden Präsidenten des Euro-Gipfels, der Euro-Gruppe, der Europäischen Zentralbank und des Europäischen Parlaments ein Fahrplan für die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion bis spätestens 2025 vorgelegt.1 In diesem auch als „Bericht der fünf Präsidenten“2 bezeichneten Dokument wird unter anderem die Errichtung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems als dritte Säule einer Europäischen Bankenunion vorgeschlagen.3 Grund hierfür war vor allem die Argumentation, dass eine echte Wirtschafts- und Währungsunion nur existieren kann, wenn ein europaweites Vertrauen in die Sicherheit von Bankeinlagen besteht und die Sicherung der Einlagen von den einzelnen Mitgliedstaaten der EU losgelöst ist.4 Auf Basis des „Berichts der fünf Präsidenten“ wurde von der Europäischen Kommission am 24.11.2015 ein Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf die Schaffung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems (European Deposit Insurance Scheme – EDIS) vorgelegt.5 Nach diesem Vorschlag soll das gemeinsame Europäische Einlagensicherungssystem für sämtliche Einlagensicherungssysteme, die in einem teilnehmenden Mitgliedstaat des Euro-Raums amtlich anerkannt sind, sowie für alle an diese Systeme angeschlossenen CRR-Kreditinstitute gelten. Zu diesen Einlagensicherungssystemen zählen nach dem Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 gesetzliche Einlagensicherungssysteme, amtlich als Einlagensicherungssysteme anerkannte institutsbezogene Sicherungssysteme und amtlich als Einlagensicherungssysteme anerkannte vertragliche Systeme.6 Grundsätzlich soll EDIS aber nicht nur von allen Einlagensicherungssystemen in den Mitgliedstaaten des Euro-Raums, sondern auch von den Staaten außerhalb des Euro-Raums, die von dem sog. Opt-in Gebrauch machen, in Anspruch genommen werden können, sofern ein Entschädigungsfall eingetreten ist oder ein Beitrag zur Abwicklung einer Bank geleistet werden muss.7 Mit dieser Festlegung des räumlichen Anwendungsbereichs von EDIS soll eine Parallelität zum SSM und zum SRM hergestellt werden.8 1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. JUNCKER, JEAN-CLAUDE (2015, Währungsunion). Bei den fünf Präsidenten dieses Berichts handelt es sich um Jean-Claude Juncker, Donald Tusk, Jeroen Dijsselbloem, Mario Draghi und Martin Schulz. Vgl. JUNCKER, JEAN-CLAUDE (2015, Währungsunion), S. 1. Vgl. JUNCKER, JEAN-CLAUDE (2015, Währungsunion), S. 13. Vgl. JUNCKER, JEAN-CLAUDE (2015, Währungsunion), S. 13. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 1. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 35. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 26–27. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 26.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

207

Nach dem Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 soll EDIS bis zum Jahr 2024 in drei Phasen im Euro-Raum eingeführt werden.1 Anstelle der Existenz einer Vielzahl an national kapitalisierten Einlagensicherungssystemen soll im Rahmen eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems ein Einlagensicherungsfonds (Deposit Insurance Fund – DIF) errichtet werden, in den die CRR-Kreditinstitute der an EDIS teilnehmenden Mitgliedstaaten des EuroRaums Beiträge verpflichtend einzahlen müssen. Da allerdings während der Aufbauphase dieses Fonds bis zum Jahr 2024 auch noch die einzelnen nationalen Einlagensicherungssysteme zu kapitalisieren sind, soll eine doppelte finanzielle Belastung der CRR-Kreditinstitute dadurch vermieden werden, dass der Gesamtbetrag der Beiträge, die an den DIF und an das jeweils zuständige nationale Einlagensicherungssystem zu zahlen sind, im Sinne einer Kostenneutralität konstant gehalten wird.2 Während also die Beitragszahlungen der CRR-Kreditinstitute an die nationalen Einlagensicherungssysteme in der Aufbauphase des DIF sinken, steigen zeitgleich ratierlich die Beiträge, die die CRR-Kreditinstitute an den DIF leisten müssen.3 Der DIF soll bis zum Jahr 2024 schrittweise aufgebaut werden. Damit die teilnehmenden nationalen Einlagensicherungssysteme aber auch während seiner Aufbauphase von den finanziellen Mitteln des DIF profitieren können, müssen die verfügbaren Finanzmittel eines nationalen Einlagensicherungssystems, die es über die in Art. 10 Abs. 1 DGSD genannten Beiträge hinaus aufgebracht hat, bis zum Jahr 2024 zum 3. Juli eines jeden Jahres zumindest die in Abbildung 304 genannten Prozentsätze der Gesamtsumme der gedeckten Einlagen aller dem jeweiligen nationalen Einlagensicherungssystem zugeordneten CRR-Kreditinstitute erreicht haben.5 Jahr

2017

2018

2019

2020

2021

2022

2023

2024

Mindestzielausstattung der nationalen DGS

0,14 %

0,21 %

0,28 %

0,28 %

0,26 %

0,20 %

0,11 %

0%

Abbildung 30: Mindestzielausstattung der nationalen Einlagensicherungssysteme während der EDIS-Aufbauphase Neben seiner bereits bestehenden Aufgabe der Verwaltung des Single Resolution Fund (SRF) soll das Single Resolution Board (SRB)6 auch Eigentümer und Verwal-

1 2 3 4 5 6

Vgl. hierzu ausführlich EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 9 und S. 34. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 20, S. 29 und S. 55–56. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 55–56; ferner BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 479 sowie die dort angegebene Literatur. Abbildung modifiziert entnommen aus EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 42. Vgl. dazu EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 42; VAN ROOSEBEKE, BERT; BARAN, ANNE-KATHRIN; ECKHARDT, PHILIPP (2016, Einlagenversicherungssystem), S. 2. Vgl. zum Single Resolution Board das 4. Kapitel Teil B.III.

208

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

ter des Einlagensicherungsfonds innerhalb des gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems sein.1 Als eine unabhängige Behörde soll das SRB die Aufgabe übernehmen, von den am gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystem teilnehmenden CRR-Kreditinstituten risikoangepasste Beiträge zu erheben, diese zu verwalten und bei Bedarf Einlagen zu entschädigen. Indem beim SRB somit die Zuständigkeiten sowohl in Abwicklungs- als auch in Einlagensicherungsangelegenheiten zusammengeführt werden sollen, erhofft sich die Europäische Kommission eine Erzielung von Synergieeffekten.2 Ein weiterer Grund für die Verwaltung des Einlagensicherungsfonds durch das SRB besteht darin, dass zwischen dem SRM und der DGSD inhaltlich dahingehend eine Verbindung besteht, dass Einleger im Rahmen der Abwicklung eines CRR-Kreditinstituts eine besondere Stellung einnehmen.3 So wird die Abwicklung eines CRRKreditinstituts unter anderem mit dem Ziel durchgeführt, die Gelder und Vermögenswerte von Einlegern zu schützen.4 Dementsprechend können die bislang (noch) national zuständigen Einlagensicherungssysteme und auch das vorgesehene gemeinsame Europäische Einlagensicherungssystem nicht nur für die Entschädigung von Einlegern herangezogen, sondern auch vorbeugend an den Kosten der Abwicklung eines CRR-Kreditinstituts beteiligt werden, um damit den Eintritt eines Entschädigungsfalls zu verhindern.5 Damit das SRB seiner Aufgabe im Rahmen des gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems nachkommen kann, ist es vorgesehen, bei seinen Leitungsstrukturen Anpassungen an die zu übernehmende Einlagensicherungsfunktion vorzunehmen. Hintergrund dessen ist das Vermeiden möglicher Interessenkonflikte zwischen Abwicklungs- und Einlagensicherungsangelegenheiten.6 So sollen beispielsweise in Einlagensicherungsangelegenheiten in den stattfindenden Präsidiums- und Plenarsitzungen des SRB die Mitglieder der Abwicklungsbehörden durch Repräsentanten der Einlagensicherung ersetzt werden.7 Darüber hinaus sollen die Teilnehmer in den Plenarsitzungen des SRB im Hinblick auf das gemeinsame Europäische Einlagensicherungssystem besondere Aufgaben erhalten, wie beispielsweise die Bewertung der Anwendung von EDIS, worunter auch die Inanspruchnahme des DIF fallen

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 29, S. 34 und S. 54. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vollendung), S. 7; HANTEN, MATHIAS (2018, Einlagensicherung), Tz. 75. Vgl. GREVE, GITTA; PODUSCHNIK, MELANIE (2014, Richtlinie), S. 20. Vgl. Art. 31 Abs. 2 Buchst. e) BRRD. Vgl. BRANDI, TIM OLIVER; GIESELER, KONRAD (2013, Bail-in), S. 895; GREVE, GITTA; PODUSCHNIK, MELANIE (2014, Richtlinie), S. 20. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vollendung), S. 7. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 21.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

209

soll, sowie die Unterbreitung von Leitlinien oder der Beschluss über freiwillige Darlehen.1 Entscheidungen, die sowohl die Abwicklung als auch die Einlagensicherung betreffen, sollen hingegen in gemeinsamen Plenarsitzungen des SRB getroffen werden.2 Gemäß dem Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 soll die Umsetzung des gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems (EDIS) bis zum Jahr 2024 in drei Stufen erfolgen:

– Stufe 1 (Jahre 2017–2019): die Rückversicherungsphase, – Stufe 2 (Jahre 2020–2023): die Mitversicherungsphase, – Stufe 3 (ab dem Jahr 2024): die Vollversicherungsphase.3 Auch wenn bislang keine dieser drei Phasen realisiert wurde, ist es nicht auszuschließen, dass der Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 in der jetzigen oder einer ähnlichen Ausgestaltung doch noch zu einem späteren Zeitpunkt bzw. in späteren Zeiträumen umgesetzt wird. Die erste Phase von EDIS – die Rückversicherungsphase – sollte bereits im Jahr 2017 beginnen und bis zum Ende des Jahres 2019 abgeschlossen sein.4 Der Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 sieht für diese Phase vor, dass ein Rückgriff auf EDIS nur dann erfolgen soll, wenn ein nationales Einlagensicherungssystem – obwohl es nach einem detaillierten Kapitalisierungsplan5 von den angeschlossenen CRR-Kreditinstituten Beiträge im Voraus erhoben hat – entweder selbst nicht mehr dazu in der Lage ist, Entschädigungszahlungen an die Einleger zu leisten, oder es überfordert ist, finanziell für Abwicklungsmaßnahmen einzustehen.6 Der innerhalb von EDIS errichtete DIF soll in der Rückversicherungsphase bei Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfällen nur Restverluste und Liquiditätsdefizite i. H. v. jeweils maximal 20 % decken.7 Zudem sollen die von EDIS über den DIF zur Verfügung gestellten Mittel von den nationalen Einlagensicherungssystemen zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgezahlt werden.8 Bereits ab dem Jahr 2020 sollte die Rückversicherungsphase in die bis zum Ende des Jahres 2023 andauernde Mitversicherungsphase übergehen. In dieser Phase von EDIS sollen Finanzmittel bereits „ab dem ersten Euro“ bereitgestellt werden, indem

1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 49. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 21. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 63; EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 9 und S. 34. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 11. Vgl. zum Kapitalisierungsplan EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 42. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 27–28. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 13. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Einlagensicherung), S. 63.

210

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Liquiditätsdefizite bzw. Verluste der nationalen Einlagensicherungssysteme aus dem Eintritt eines Entschädigungsfalls und den damit verbundenen Entschädigungszahlungen oder aus ihrer Inanspruchnahme im Falle der Abwicklung eines CRR-Kreditinstituts mit im Zeitverlauf zunehmenden Anteilen des DIF gedeckt werden. So soll der vom DIF übernommene Anteil im ersten Jahr der Mitversicherungsphase 20 % des Liquiditätsdefizits bzw. Restverlusts des nationalen Einlagensicherungssystems betragen. In jedem weiteren Jahr der Mitversicherung soll sich der vom DIF übernommene Anteil bei einem auftretenden Liquiditätsdefizit bzw. Restverlust um jeweils 20 %-Punkte erhöhen, sodass der Anteil des DIF im letzten Jahr der Mitversicherung bei 80 % liegen soll.1 Ab dem Jahr 2024 sieht der Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 den Eintritt in die Vollversicherungsphase vor.2 In dieser Phase sollen die bei einem nationalen Einlagensicherungssystem in Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfällen auftretenden Liquiditätsdefizite und Restverluste zu 100 % durch den DIF des gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems abgesichert werden.3 In der Vollversicherungsphase sollen also die nationalen Einlagensicherungssysteme zwar weiter existieren, ihnen wird jedoch in dieser Phase keine größere Rolle mehr beigemessen, da sie nicht mehr durch die ihnen angeschlossenen Kreditinstitute kapitalisiert werden sollen und auch keine eigenen Mittel mehr vorhalten müssen.4 Abbildung 31 gibt einen Überblick über die nach dem Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 in den einzelnen Umsetzungsphasen von EDIS vorgesehene Gewährung von Hilfen seitens des DIF zur Deckung der bei einem nationalen Einlagensicherungssystem auftretenden Liquiditätsdefizite bzw. Restverluste. Phase von EDIS Rückversicherung

Kommissionsvorschlag Liquiditätsdefizit: Deckung i. H. v. max. 20 % Restverlust: Deckung i. H. v. max. 20 %

Mitversicherung

Liquiditätsdefizit: Deckung i. H. v. … 20 % im 1. Jahr der Mitversicherung … 40 % im 2. Jahr der Mitversicherung … 60 % im 3. Jahr der Mitversicherung … 80 % im 4. Jahr der Mitversicherung

1 2 3 4

Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 14. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 15 und S. 41. Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 15. Vgl. HOFMANN, GERHARD (2016, Idee), S. 6.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

211

Restverlust: Deckung i. H. v. … 20 % im 1. Jahr der Mitversicherung … 40 % im 2. Jahr der Mitversicherung … 60 % im 3. Jahr der Mitversicherung … 80 % im 4. Jahr der Mitversicherung Vollversicherung

Liquiditätsdefizit: Deckung i. H. v. 100 % Restverlust: Deckung i. H. v. 100 %

Abbildung 31: Überblick über die in den einzelnen Umsetzungsphasen von EDIS vorgesehene Gewährung von Hilfen zur Deckung der bei einem nationalen Einlagensicherungssystem auftretenden Liquiditätsdefizite bzw. Restverluste

c)

Berichtsentwurf von Esther de Lange aus dem Jahr 2016

Der im Jahr 2015 von der Europäischen Kommission vorgelegte Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf die Schaffung eines Europäischen Einlagensicherungssystems führte in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU zu sehr unterschiedlichen Reaktionen. Es entstand über die Frage der Einführung und Ausgestaltung von EDIS eine kontroverse Diskussion, die bis heute zu keiner Übereinkunft geführt hat. Um die unterschiedlichen Interessenlagen der einzelnen Mitgliedstaaten der EU zusammenzuführen, legte Esther de Lange am 04.11.2016 in ihrer Funktion als Berichterstatterin des Ausschusses für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments den Entwurf eines Berichts über den Kommissionsvorschlag aus dem Jahr 2015 vor.1 In diesem Berichtsentwurf wurde die Idee eines dualen Systems geäußert, bestehend aus der Aufrechterhaltung und Kapitalisierung der einzelstaatlichen Einlagensicherungssysteme mit ihren jeweiligen nationalen Fonds und der Errichtung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems, das einen Europäischen Einlagensicherungsfonds (DIF) als finanzielles Fundament beinhaltet. Aufgrund dieser Ausgestaltung handelt es sich bei diesem Berichtsentwurf de facto um den Vorschlag eines semi-europäischen Einlagensicherungssystems.2 Nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange soll die Einführung des semi-europäischen Einlagensicherungssystems in zwei Phasen – bestehend aus einer Rückversicherungs- und einer Versicherungsphase – erfolgen.3 Während der Rückversicherungsphase, deren Beginn für den 01.01.2019 vorgesehen war und die im Falle ihrer 1 2 3

Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 1. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen VAN ROOSEBEKE, BERT (2016, EU-Einlagensicherung), S. 2. Vgl. GABRIEL, KOLJA (2019, Brüssel), S. 135–136.

212

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Einführung einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren umfassen soll,1 soll beim Eintreten von Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfällen der Europäische Einlagensicherungsfonds nur eine Liquiditätshilfe i. S. e. Kreditgewährung an die nationalen Einlagensicherungssysteme zur Verfügung stellen. Dies würde bedeuten, dass erhaltene Hilfen zu einem späteren Zeitpunkt von den nationalen Einlagensicherungssystemen wieder zurückgezahlt werden müssten.2 Der Berichtsentwurf von Esther de Lange sieht allerdings für die Gewährung von Liquiditätshilfen an die nationalen Einlagensicherungssysteme ein gestuftes Vorgehen vor. So ist für das erste Jahr der Rückversicherungsphase eine Beschränkung der vom Europäischen Einlagensicherungsfonds an die nationalen Einlagensicherungssysteme für Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfälle gewährten Liquiditätshilfen auf 20 % der Liquiditätsdefizite vorgesehen. In den weiteren Jahren der Rückversicherungsphase sollen diese Liquiditätshilfen jährlich um jeweils 20 %-Punkte angehoben werden, sodass am Ende eine 100 %ige Abdeckung von Liquiditätsdefiziten erreicht würde. Eine Übernahme von Restverlusten aus Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfällen der nationalen Einlagensicherungssysteme durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds ist nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange während der Rückversicherungsphase nicht vorgesehen.3 Die sich an die Rückversicherungsphase anschließende Versicherungsphase soll nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange frühestens im Januar 2024 beginnen.4 Neben einer vollständigen Übernahme von Liquiditätsdefiziten durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds sollen ab diesem Zeitpunkt auch die Restverluste, die die nationalen Einlagensicherungssysteme im Rahmen von Entschädigungszahlungen an Einleger bzw. bei der Abwicklung von Banken erleiden, mit im Zeitverlauf zunehmenden Anteilen gedeckt werden.5 Im ersten Jahr der Versicherungsphase soll die Verlustdeckung für Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfälle auf 20 % beschränkt sein. Dieser Anteil soll sich in den folgenden vier Jahren jährlich um jeweils 20 %Punkte erhöhen, so dass nach fünf Jahren eine vollständige Verlustübernahme durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds erreicht wird. Eine Rückerstattung ge-

1 2 3 4 5

Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 19. Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 17 und S. 20–23; ferner HOFMANN, GERHARD (2016, Diskussion), S. 7. Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 21; HOFMANN, GERHARD (2016, Diskussion), S. 7–8. Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 26; HOFMANN, GERHARD (2016, Diskussion), S. 7–8. Vgl. HOFMANN, GERHARD (2016, Diskussion), S. 7. Ein Liquiditätsdefizit ergibt sich, wenn die von dem nationalen Einlagensicherungssystem zu leistenden Entschädigungen die ihm zur Verfügung stehenden Finanzmittel übersteigen. Ein Restverlust liegt vor, wenn die zu leistenden Entschädigungen größer sind als die Summe aus den Finanzmitteln, über die das DGS verfügen muss, und aus den Mitteln, die das DGS im Rahmen der Abwicklung von dem Kreditinstitut zurückgewinnen konnte. Vgl. VAN ROOSEBEKE, BERT (2016, EU-Einlagensicherung), S. 2–3.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

213

währter Finanzhilfen seitens der nationalen Einlagensicherungssysteme an den Europäischen Einlagensicherungsfonds soll in der Versicherungsphase nicht mehr erfolgen.1 Damit die Versicherungsphase, die mit einer Risikoteilung im Euro-Raum einhergeht, eingeläutet werden kann, sieht der Berichtsentwurf von Esther de Lange diverse Bedingungen vor, die zunächst erfüllt sein sollen. Diese Voraussetzungen umfassen – die Überprüfung der Europäischen Aufsichtsarchitektur bis zum Ende des Jahres 2021 sowie die Durchführung eines Asset Quality Reviews (AQR), – die Durchführung und Publikation einer Auswirkungsstudie betreffend den Übergang von der Rückversicherungs- in die Versicherungsphase, – eine sachgerechte Überprüfung internationaler Standards für die aufsichtliche Behandlung von Staatsanleihen und – die Initiierung von Moratoriumsrechten für die Aufsichts- und Abwicklungsbehörden.2 Darüber hinaus soll die Europäische Kommission dazu ermächtigt werden, in einem noch zu beschließenden delegierten Rechtsakt darüber zu entscheiden, wann genau die Versicherungsphase beginnen soll.3 Für die Befüllung des semi-europäischen Einlagensicherungssystems mit Finanzmitteln ist nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange eine Gesamtzielausstattung i. H. v. 0,8 % der gedeckten Einlagen im Euro-Raum vorgesehen. Hiervon soll die eine Hälfte der geforderten Zielausstattung (= 0,4 % der gedeckten Einlagen) auf die fortbestehenden nationalen Einlagensicherungssysteme entfallen und die andere Hälfte der geforderten Zielausstattung (= 0,4 % der gedeckten Einlagen) auf den Europäischen Einlagensicherungsfonds (DIF), wobei hier wiederum die eine Hälfte (= 0,2 % der gedeckten Einlagen) von einen gemeinsamen europäischen Subfonds (Gemeinschafts-DIF-Subfonds) und die andere Hälfte (= 0,2 % der gedeckten Einlagen) von den länderindividuellen Subfonds (individuelle nationale DIF-Subfonds) übernommen werden soll.4 Abbildung 32 veranschaulicht die im Berichtsentwurf von Esther de Lange vorgeschlagene Verteilung der Zielausstattung innerhalb des semi-europäischen Einlagensicherungssystems.

1 2 3 4

Vgl. zu den letzten beiden Sätzen VAN ROOSEBEKE, BERT (2016, EU-Einlagensicherung), S. 3. Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 25–26; HOFMANN, GERHARD (2016, Diskussion), S. 8. Vgl. DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 25. Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 64; HOFMANN, GERHARD (2016, Diskussion), S. 7–8.

214

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

verfügbare Finanzmittel des semi-europäischen Einlagensicherungssystems mit einer Zielausstattung in Höhe von mindestens 0,8 % der gedeckten Einlagen

nationale Einlagensicherungssysteme

von der geforderten Zielausstattung der DGSD verbleiben 50 % (= 0,4 % der gedeckten Einlagen) in der Hoheit der nationalen Einlagensicherungssysteme; Verwendung gemäß den Vorgaben der DGSD

Europäischer Einlagensicherungsfonds (DIF)

von der geforderten Zielausstattung der DGSD werden 25 % (= 0,2 % der gedeckten Einlagen) den individuellen nationalen DIF-Subfonds zugeordnet; Verwendung nur für EDISZwecke

von der geforderten Zielausstattung der DGSD werden 25 % (= 0,2 % der gedeckten Einlagen) einem Gemeinschafts-DIF-Subfonds zugeordnet; Verwendung nur für EDISZwecke

Abbildung 32: Verteilung der Zielausstattung innerhalb des semi-europäischen Einlagensicherungssystems nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange Dem Grundgedanken des semi-europäischen Einlagensicherungssystems folgend sollen beim Auftreten von Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfällen zuerst die einzelstaatlichen Einlagensicherungssysteme, die weiterhin von den ihnen zugeordneten CRR-Kreditinstituten kapitalisiert werden, in Anspruch genommen werden, bevor auf den Europäischen Einlagensicherungsfonds zurückgegriffen wird. Sollte Letzteres erforderlich sein, so ist nach dem Berichtsentwurf von Esther de Lange zunächst vorgesehen, dass aus Sicht der an EDIS teilnehmenden Mitgliedstaaten der EU als erstes der eigene länderindividuelle Subfonds in Anspruch genommen wird, dem sich dann bei nicht ausreichend verfügbaren Finanzmitteln der Gemeinschafts-DIF-Subfonds anschließt. Erst in letzter Instanz soll dann ein Rückgriff auf die länderindividuellen Subfonds der anderen an EDIS teilnehmenden Mitgliedstaaten der EU erfolgen.1

d)

Mitteilung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2017

Die Deutsche Kreditwirtschaft hat den von Esther de Lange im Jahr 2016 vorgelegten Entwurf eines Berichts über den Kommissionsvorschlag aus dem Jahr 2015 zwar begrüßt, jedoch Bedenken dahingehend geäußert, dass im Unionsrecht eine Rechtsgrundlage fehlt, die es erlauben würde, Finanzmittel von der nationalen Ebene auf die europäische Ebene zu übertragen.2 Letztlich wurde der Berichtsentwurf von Esther de

1 2

Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes DE LANGE, ESTHER (2016, Entwurf), S. 41 und S. 64. Vgl. DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Bericht).

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

215

Lange auf europäischer Ebene nicht weiter vertieft oder diskutiert, sodass im Nachgang zu diesem Berichtsentwurf auch kein entsprechender Legislativvorschlag vorgelegt wurde. Der Berichtsentwurf von Esther de Lange diente allerdings als Grundlage für weitere Überlegungen der Europäischen Kommission. Diese unterbreitete am 11.10.2017 in einer Mitteilung zur Vollendung der Europäischen Bankenunion eine Alternative, die als ein Kompromissvorschlag betrachtet werden kann.1 In dieser Mitteilung regt die Europäische Kommission an, dass von einem Europäischen Einlagensicherungsfonds in einer ersten Phase lediglich Liquiditätshilfen an die nationalen Einlagensicherungssysteme geleistet werden sollen, dem sich erst in einer späteren Phase eine Verlustdeckung für nationale Einlagensicherungssysteme anschließen soll.2 Damit eine Deckung von Verlusten durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds greifen kann, müssten aber zunächst die Voraussetzungen hierfür geschaffen und die dabei festgelegten Bedingungen eingehalten werden.3 Zu diesen Bedingungen zählt beispielsweise eine gezielte Überprüfung der Qualität der Aktiva der Banken, um hierdurch insbesondere den Bestand an notleidenden Krediten im EuroRaum erheblich zu mindern.4 Darüber hinaus wird auch immer wieder gefordert, dass Banken die von ihnen gehaltenen Staatsanleihen mit Eigenmitteln unterlegen müssen, bevor es im Rahmen eines Europäischen Einlagensicherungsfonds zu einer Verlustdeckung kommt. Diese Forderung ist allerdings von der Europäischen Kommission in ihrer Mitteilung aus dem Jahr 2017 nicht kommentiert worden.

e)

Diskussionspapier des Europäischen Stabilitätsmechanismus aus dem Jahr 2019

Nachdem es einige Zeit etwas ruhiger um die einzelnen Streitpunkte zu EDIS geworden war, veröffentlichte der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) im Oktober 2019 ein 60-seitiges Diskussionspapier zur Einführung von EDIS,5 welches als Fundament für erneute Gespräche dienen sollte. Wie bereits die Vorschläge aus den Jahren zuvor beinhaltet auch das ESM-Diskussionspapier eine stufenweise Vergemeinschaftung der Einlagensicherung und Vorschläge zu Risikominderungsmaßnahmen. Zu diesen Risikominderungsmaßnahmen zählen die Harmonisierung der Insolvenzregeln in der Europäischen Union, der Abbau von Non Performing Loans, die Geldwäschebekämpfung, die Regulierung von Schattenbanken sowie die aufsichtsrechtliche Behandlung von Staatsanleihen.

1 2 3 4 5

Vgl. ausführlich zu diesem Vorschlag EUROPÄISCHE KOMMISSION (2017, Mitteilung); ferner ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 62. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2017, Mitteilung), S. 11. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2017, Mitteilung), S. 11. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2017, Mitteilung), S. 11–12. Vgl. ESM (2019, banking union).

216

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

Hinsichtlich der Verwirklichung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems schlägt das Diskussionspapier des ESM ein Vorgehen in drei Phasen vor. Dabei soll die erste Phase – die Rückversicherungsphase – ab dem Jahr 2021 beginnen und sich über drei Jahre hinweg erstrecken. In dieser Phase sieht das Diskussionspapier des ESM im Falle von Verlusten eines nationalen Einlagensicherungssystems keine Vergemeinschaftung dieser Verluste vor, sondern lediglich eine Gewährung von Liquiditätshilfen durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds. In der sich im Jahr 2024 anschließenden dreijährigen Mitversicherungsphase sollen sodann von den Banken risikoorientierte Beiträge sowohl für das Halten von notleidenden Krediten als auch für das Halten von Staatsanleihen erhoben werden. In dieser Phase ist über die Gewährung von Liquiditätshilfen hinaus auch eine teilweise Verlustübernahme durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds geplant, soweit den nationalen Einlagensicherungssystemen Verluste durch Entschädigungszahlungen an Einleger oder durch ihre Inanspruchnahme im Zuge einer Bankenabwicklung entstanden sind. Sobald die qualitativen und quantitativen Maßnahmen zur Risikoreduktion durchgeführt worden sind, sieht das Diskussionspapier des ESM als dritte Phase den Beginn der Vollversicherung durch das gemeinsame Europäische Einlagensicherungssystem frühestens ab dem Jahr 2028 vor.1

f)

Vorschlag von Olaf Scholz aus dem Jahr 2019

Im Nachgang zu dem Diskussionspapier des Europäischen Stabilitätsmechanismus vom Oktober 2019 unterbreitete Bundesfinanzminister Olaf Scholz am 06.11.2019 einen Vorschlag zur Einführung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems in Form eines achtseitigen Dokuments, in welchem vier Elemente thematisiert werden. Hierzu zählen: – ein effizientes Aufsichtsregime und Krisenmanagement durch gemeinsame Insolvenz- und Abwicklungsmechanismen für alle Banken, – die Reduktion von Risiken durch die Aufhebung der Privilegierung von Staatsanleihen und den weiteren Abbau notleidender Kredite, – die Verhinderung von Arbitrage durch ein überarbeitetes Steuerrecht und – die vergemeinschaftete Europäische Einlagensicherung. Auch dieses Dokument schlägt eine mehrstufige Verwirklichung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems vor, wobei allerdings hierfür kein präziser Zeitplan vorgelegt, sondern eher allgemein beschrieben wird, wie bei der Einführung

1

Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes FRÜHAUF, MARKUS (2019, Schutz); HEITKER, ANDREAS (2019, ESM), S. 2.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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einer vergemeinschafteten Europäischen Einlagensicherung vorgegangen werden sollte.1 Trotz des jüngsten Vorstoßes von Bundesfinanzminister Olaf Scholz ist aufgrund der Sensitivität seiner Vorschläge und der offiziell noch ablehnenden Haltung Deutschlands sowie anderer Mitgliedstaaten der EU wie beispielsweise den Niederlanden und Österreich eine zügige Einigung über die Einführung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems tendenziell unwahrscheinlich und zeitnah nicht zu erwarten.2

g)

Die wesentlichsten Streitpunkte zu EDIS

Der große Widerstand Deutschlands, der Niederlande und anderer nördlich gelegener Staaten der Europäischen Union hat bislang dazu geführt, dass die dritte Säule der Europäischen Bankenunion noch nicht realisiert werden konnte. Dennoch wird deren Errichtung sowohl von zahlreichen Vertretern der Politik als auch von europäischen Institutionen, wie beispielsweise der EZB und der Europäischen Kommission, weiterhin gefordert.3 Eine Realisierung der dritten Säule der Europäischen Bankenunion dürfte jedoch nur dann möglich sein, wenn zuvor wichtige Streitpunkte einer Lösung zugeführt werden. Aus deutscher Perspektive werden Argumente gegen EDIS insbesondere vonseiten der Deutschen Kreditwirtschaft und hier vor allem von den Verbänden des DSGV und des BVR angeführt.4 Aber auch die Bundesregierung hat sich gegen ein vergemeinschaftetes Europäisches Einlagensicherungssystem ausgesprochen, zumindest solange, wie keine hinreichenden Maßnahmen zur Risikoreduktion erzielt werden können.5 Die zuvor genannten Institutionen wie die Deutsche Kreditwirtschaft und die Bundesregierung führen kollektiv an, dass der von der Europäischen Kommission angeführte Art. 114 AEUV keine ausreichende Rechtsgrundlage für ein vergemeinschaftetes Europäisches Einlagensicherungssystem darstelle.6 Vor allem würde die Europäische Kommission in ihrem EDIS-Verordnungsvorschlag aus dem Jahr 2015 keine quantitativen oder qualitativen Beweise bzw. Argumente dafür vorlegen, dass es durch die

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Vgl. zu den vorstehenden Ausführungen BMF (2019, Bankenunion), S. 12; BMF (2019, Position paper); SCHOLZ, OLAF (2019, Germany). Vgl. VAN ROOSEBEKE, BERT (2019, Anlauf), S. 6. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 943. Vgl. BVR; DSGV (2016, Einlagenschutz), S. 1; DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Stellungnahme), S. 2. Vgl. BUNDESREGIERUNG (2018, Antwort), S. 1; BUNDESREGIERUNG (2018, Einlagensicherung), S. 5. Vgl. BUNDESREGIERUNG (2018, Einlagensicherung), S. 2; DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Stellungnahme), S. 6.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

lediglich harmonisierten nationalen Einlagensicherungssysteme tatsächlich zu erheblichen Diskrepanzen komme, die die „Integrität des Binnenmarkts“1 zu stören vermögen, so dass Art. 114 AEUV als Rechtgrundlage für die Rechtfertigung der Einführung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems herangezogen werden könne.2 Der von der Europäischen Kommission vorgelegte EDIS-Verordnungsvorschlag würde auch nicht thematisieren, dass die Funktionsfähigkeit des europäischen Binnenmarkts durch die Errichtung von EDIS tatsächlich verbessert werden könne. Vielmehr würde in diesem Vorschlag nur angeführt werden, dass durch EDIS und den zu schaffenden DIF aufgrund eines höheren Volumens an Finanzmitteln die Glaubwürdigkeit der Einlagensicherung erhöht und damit die Finanzstabilität gestärkt werden könne.3 Dementsprechend vertritt die Deutsche Kreditwirtschaft auch den Standpunkt, dass sich die Verwirklichung des Legislativvorschlags der Europäischen Kommission negativ auf die Integrität und die Funktionsfähigkeit des europäischen Binnenmarkts auswirken würde. So würde EDIS dazu führen, dass Kreditinstitute innerhalb des Euro-Raums anders behandelt werden würden als Kreditinstitute, die nicht Teil von EDIS sind.4 Darüber hinaus würde sich ebenso wenig die Funktionsfähigkeit des Binnenmarkts im Euro-Raum verbessern, da EDIS die Aufrechterhaltung nationaler Einlagensicherungssysteme nicht ausschließen würde. So könnten sich in den einzelnen teilnehmenden Mitgliedstaaten der Europäischen Bankenunion Unterschiede dahingehend ergeben, dass in einigen teilnehmenden Mitgliedstaaten Beitragslasten für die dort ansässigen Banken unverändert fortbestehen bleiben, während von den Banken in anderen teilnehmenden Mitgliedstaaten keine Beiträge mehr erhoben, sondern die an die nationalen Einlagensicherungsfonds gezahlten Beiträge vielmehr zurückerstattet würden.5 Aus Gründen der Rechtssicherheit müsste deshalb, wie es bereits bei dem SRF gemacht wurde, ein zwischenstaatliches Abkommen abgeschlossen werden.6 Weiterhin führt die Deutsche Kreditwirtschaft an, dass sich das SRB aufgrund von Interessenkonflikten zwischen dem SRM und EDIS womöglich nicht als zuständige Behörde eignen werde. Das SRB sei bei einer Verwirklichung von EDIS nicht nur für den SRF zuständig, sondern auch für die Verwaltung des DIF, wodurch mittelfristig die Zusammenlegung der zweiten und dritten Säule der Europäischen Bankenunion zu befürchten sei. Die Folge könne sein, dass es zu einer Fehlallokation von Mitteln kommt, da bei einer solchen Zusammenlegung die Gefahr besteht, dass das 1 2 3 4 5 6

EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vorschlag), S. 5. Vgl. KEMPER, MARKUS (2017, Bankenunion), S. 128. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BARAN, ANNE-KATHRIN (2016, Rechtsetzungsbefugnis), S. 8. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Stellungnahme), S. 6. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BARAN, ANNE-KATHRIN (2016, Rechtsetzungsbefugnis), S. 6. Vgl. BUNDESREGIERUNG (2018, Einlagensicherung), S. 7.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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SRB die eigentlich für die Einlegerentschädigung angesparten Mittel für die Abwicklung von Banken heranzieht.1 Die Deutsche Kreditwirtschaft argumentiert überdies, dass bereits seit dem Jahr 2014 durch die Verabschiedung der DGSD ein umfassender Schutz der Einlagen in der EU gegeben sei, was in Deutschland nicht nur durch die Umsetzung der DGSD durch das EinSiG gewährleistet würde, sondern auch durch zusätzliche freiwillige bzw. institutssichernde Systeme, die zwar nicht amtlich als Einlagensicherungssysteme anerkannt seien, die aber einen über den gesetzlichen Mindestschutz hinausgehenden Schutz böten und so das Vertrauen der Einleger in die Kreditinstitute förderten.2 Aufgrund der europaweiten Harmonisierung der Einlagensicherung durch die DGSD mache dies die Einführung eines vergemeinschafteten Europäischen Einlagensicherungssystems nicht notwendig.3 Des Weiteren monieren der DSGV und der BVR, dass diejenigen Banken, die einer der beiden amtlich anerkannten institutsbezogenen Sicherungssysteme zugeordnet wurden, durch die Mitgliedschaft in EDIS einer finanziellen Doppelbelastung ausgesetzt werden würden. Einerseits müssten in einem solchen Fall Mittel zur Institutssicherung auf nationaler Ebene vorgehalten und andererseits Beiträge zum Europäischen Einlagensicherungsfonds zur Sicherung der Einlagen geleistet werden. Die Folge dessen wäre, dass die Institutssicherung vermutlich wegfallen würde, weil ansonsten die finanzielle Belastung in einem vergemeinschafteten Europäischen Einlagensicherungssystem für die Banken nicht mehr tragbar wäre. Auch die Behauptung der Europäischen Kommission, dass die Kosten für ein vergemeinschaftetes Europäisches Einlagensicherungssystem möglichst neutral gehalten werden, trifft nach Auffassung des DSGV und des BVR nicht zu. Vielmehr sei es so, dass Banken, die einem amtlich anerkannten institutsbezogenen Sicherungssystem angehören, nicht als Empfänger von finanziellen Mitteln aus dem DIF infrage kommen würden, solange eine Institutssicherung existiere und voll funktionsfähig sei.4

h)

Notwendige Schritte vor einer Vergemeinschaftung zu einem Europäischen Einlagensicherungssystem und Status Quo

Abgesehen von den wichtigsten Streitpunkten, die bereits einen ausreichenden Grund für die Uneinigkeit zu EDIS darstellen, sind als ein weiterer Anlass für Diskussionen

1 2 3 4

Vgl. zu diesem Absatz DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Stellungnahme), S. 9. Vgl. DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Stellungnahme), S. 2. Vgl. DIE DEUTSCHE KREDITWIRTSCHAFT (2016, Stellungnahme), S. 2–3. Vgl. BVR (2016, Transferunion).

220

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

betreffend EDIS die Vorbedingungen zu einer Risikoreduzierung in der EU und insbesondere im Euro-Raum zu nennen, die vor der Einführung eines vergemeinschafteten Europäischen Einlagensicherungssystems zu erfüllen sind. Bereits in ihrer Mitteilung „Auf dem Weg zur Vollendung der Bankenunion“, die am 24.11.2015 publiziert wurde, hat die Europäische Kommission parallel zur Einrichtung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems sechs Maßnahmen zur Risikoreduktion in der EU und vor allem im Euro-Raum benannt.1 Hierzu zählen insbesondere eine Überarbeitung der aufsichtlichen Behandlung der Risikopositionen von Banken gegenüber Staaten, eine größere Konvergenz des Insolvenzrechts und von Restrukturierungsverfahren und damit verbunden eine Überarbeitung der Handhabung notleidender Kredite, die seit der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 aufgrund ihres hohen Bestands in den Bilanzen der Banken eine wesentliche Rolle spielen.2 Auch der ECOFIN-Rat nennt in seinen Schlussfolgerungen zu einem Fahrplan zur Vollendung der Bankenunion (ECOFIN-Roadmap) vom 17.06.2016 als risikoreduzierende Maßnahmen schärfere Vorgaben zum Abbau notleidender Kredite durch eine Änderung der CRR, eine Überarbeitung des Insolvenzrechts sowie eine geänderte Risikogewichtung von Staatsanleihen.3 Nach Ansicht des ECOFIN-Rats können erst dann politische Verhandlungen zu EDIS aufgenommen werden, „sobald hinreichende weitere Fortschritte bei den Maßnahmen zur Risikominderung“4 erzielt wurden. Die gleiche Position vertritt die Bundesregierung. Auch sie ist der Auffassung, dass zuerst ausreichende Maßnahmen zur Reduktion von Risiken in der EU und insbesondere im Euro-Raum in die Tat umgesetzt werden müssen, bevor politische Verhandlungen zu EDIS aufgenommen werden können.5 Wichtig für die Reduzierung von Risiken als Voraussetzung für die Einführung von EDIS ist die Aufhebung der Nullgewichtung von Staatsanleihen bei der Eigenmittelunterlegung der Kreditinstitute. Dies hätte zur Folge, dass Banken fortan für riskantere Staatsanleihen Eigenmittel vorhalten müssten, wodurch auch dem sog. Home Bias6 entgegengewirkt würde, da bei einer Aufhebung der Nullgewichtung von Staatsanleihen – so die Hoffnung – davon auszugehen ist, dass Kreditinstitute ihre Risiken stärker diversifizieren und zukünftig beispielsweise mehr ausländische als inländische

1 2 3 4 5 6

Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vollendung), S. 1 und S. 10. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2015, Vollendung), S. 10. Vgl. RAT DER EU (2016, Schlussfolgerungen); ferner BUNDESREGIERUNG (2018, Antwort), S. 2; BMF (2019, Finanzpolitik), S. 71–72; CUPEI, DIRK; BOEGL, MARTIN; MÜLLER-FEYEN, DOMINIK (2020, Anlegerentschädigung), S. 944. RAT DER EU (2016, Schlussfolgerungen). Vgl. BUNDESREGIERUNG (2018, Einlagensicherung), S. 5. Home Bias „bezeichnet das Phänomen, dass Anleger eine deutlich stärkere Präferenz für heimische Anlagen aufweisen als es die Vorteile der internationalen Portfolio-Allokation nahelegen“. WASCHBUSCH, GERD (2020, Home Bias), S. 1015.

4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

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Staatspapiere erwerben werden. Durch eine aufsichtsrechtliche Änderung der Risikogewichtung für Staatsanleihen könnte also dem Staaten-Banken-Nexus begegnet werden, indem die Bilanzen der Kreditinstitute entlastet werden. Ohne eine solche Abschwächung des Staaten-Banken-Nexus besteht die Gefahr, dass sich Schieflagen von Staaten mit voller Wucht in den Bilanzen der Banken niederschlagen und als Folge hiervon – bei der Verwirklichung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems – für Entschädigungs- bzw. Abwicklungsfälle einer Bank gesamtschuldnerisch im Rahmen des DIF gehaftet werden müsste. Für die Einführung von EDIS ist neben einer geänderten Risikogewichtung für Staatsanleihen auch der Abbau der notleidenden Kredite (Non Performing Loans) von erheblicher Bedeutung. Seit der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 sind diese verstärkt in den Bilanzen der Banken zu finden. Im Rahmen eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems würden allerdings die Risiken aus den Non Performing Loans vergemeinschaftet werden, da sie letztlich von sämtlichen Instituten des Euro-Raums geschultert werden müssten. Zwar sinkt in der EU der Bestand an Non Performing Loans seit wenigen Jahren kontinuierlich, ihr Anteil bei den Banken südeuropäischer Staaten ist bislang dennoch überdurchschnittlich hoch.1 Um den Bestand an notleidenden Krediten weiter zu vermindern, wurde deshalb mit der VO (EU) 2019/630 eine aufsichtsrechtliche Letztsicherung für notleidende Risikopositionen (sog. Prudential Backstop) geschaffen. Danach müssen Kreditinstitute aufsichtsrechtlich eine bestimmte Deckungshöhe vorhalten, um hierdurch einer unzureichenden Risikovorsorge für zukünftig notleidende Kredite entgegenzuwirken.2 Zuvor wurde bereits am 14.03.2018 von der Europäischen Kommission ein Richtlinienvorschlag über Kreditdienstleister, Kreditkäufer und die Verwertung von Sicherheiten (COM(2018) 135 final) mit dem Ziel unterbreitet, notleidende Kredite abzubauen und ihr Auflaufen zukünftig zu verhindern.3 Bislang hat es zu diesem Richtlinienvorschlag jedoch noch keine Einigung gegeben.4 Um das Projekt eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems weiter voranzutreiben, wurde von der Euro-Gruppe5 im Dezember 2018 die „High-Level Working Group für technische Arbeiten“ (HLWG) eingerichtet, die mit der Erarbeitung eines Fahrplans für die Aufnahme eines politischen Diskurses zu einem 1 2 3 4 5

Vgl. zum Vorhergehenden BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 483–485 sowie die dort angegebene Literatur. Vgl. WOJCIK, KARL-PHILIPP (2019, Gesetzgebungsvorschläge), S. 276; ANDRAE, SILVIO (2020, Eigenmittel), S. 473. Vgl. zu dieser Richtlinie EUROPÄISCHE KOMMISSION (2018, Kreditdienstleister), S. 1–2. Vgl. WOJCIK, KARL-PHILIPP (2019, Gesetzgebungsvorschläge), S. 277. Die Euro-Gruppe ist ein im Jahr 2001 gegründetes informelles Gremium der Wirtschafts- und Finanzminister derjenigen Staaten der EU, die den Euro als Währung eingeführt haben. Die Euro-Gruppe soll die Wirtschafts- und Fiskalpolitik dieser Staaten koordinieren. Vgl. hierzu GRAMLICH, LUDWIG (2020, Euro-Gruppe), S. 692.

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4. Kapitel Teil B: Europäische Bankenunion

gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystem beauftragt wurde.1 Die HLWG legte daraufhin im Juni 2019 einen Zwischenbericht vor, der nicht nur die Einführung von EDIS zum Gegenstand hat, sondern auch die Überarbeitung der Regelungen für die Abwicklung und Insolvenz von Banken, eine effektivere Gestaltung der Aufsicht über grenzüberschreitend tätige Bankengruppen sowie die Überarbeitung der Risikogewichtung von Staatsanleihen thematisiert.2 Bei dem Treffen der EuroGruppe am 04.12.2019 und dem darauffolgenden Zusammenkommen des ECOFINRats am 05.12.2019, bei dem abermals die Stärkung der Europäischen Bankenunion durch ein gemeinsames Europäisches Einlagensicherungssystem postuliert wurde, legte die HLWG einen Brief über die Gespräche der vergangenen Monate sowie eine Roadmap mit einem persönlichen Vorschlag des Vorsitzenden der HLWG vor, wobei aber auch in diesen Runden die Diskussionen letztlich ergebnislos beendet wurden.3 Stattdessen wurde die HLWG damit beauftragt, ihre Überlegungen zu den möglichen zukünftigen Elementen der Europäischen Bankenunion, einschließlich der Roadmap, fortzusetzen.4 Bisher blieben trotz der jüngsten Vorstöße zu einem gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystem nennenswerte Fortschritte und weitere politische Verhandlungen aus. Nicht zuletzt wegen der seit dem Jahr 2020 grassierenden Coronavirus-Pandemie steht das Projekt eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems derzeit nicht im Fokus der Politik. Bei dem am 11.12.2020 stattgefundenen Euro-Gipfel zogen die 27 Staats- und Regierungschefs der EU eine Bilanz der Fortschritte bei der Wirtschafts- und Währungsunion. Im Wesentlichen begrüßten die Staats- und Regierungschefs der EU die in der Euro-Gruppe erzielte Einigung über die Reform des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) gemäß dem Mandat des Euro-Gipfels vom Juni 2018 sowie die frühzeitige Einführung des gemeinsamen Backstops für den Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) bis Anfang des Jahres 2022. Aufgrund fehlender Fortschritte bei der Einführung eines gemeinsamen Europäischen Einlagensicherungssystems forderte der Euro-Gipfel in seinem Treffen die Euro-Gruppe dazu auf, einen schrittweisen und zeitgebundenen Arbeitsplan für die noch ausstehenden Elemente zu erstellen, die zur Vollendung der Europäischen Bankenunion erforderlich sind.5

1 2 3 4 5

Vgl. WOJCIK, KARL-PHILIPP (2019, Gesetzgebungsvorschläge), S. 276. Vgl. HLWG (2019, Report); ferner VAN ROOSEBEKE, BERT (2019, Anlauf), S. 2. Vgl. BMF (2019, Eurogruppe). Vgl. BMF (2019, Eurogruppe). Vgl. RAT DER EU (2020, Bankenunion).

5. Kapitel Teil A: Rechtfertigung besonderer Vorschriften

223

5. Kapitel: Marktzugangsregelungen für Institute Teil A: Rechtfertigung besonderer Vorschriften für den Marktzugang von Instituten von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg I.

Vorbemerkungen

Das vorliegende 5. Kapitel schafft einen Überblick über die für Institute geltenden Regelungen für den Marktzugang, die über das für sonstige Unternehmen geltende gewöhnliche Maß hinausgehen. Zugleich werden die als Rechtfertigung dieser besonderen Regelungen herangezogenen Gründe beschrieben. Klarstellend sei erwähnt, dass sich die folgenden Ausführungen in erster Linie auf den deutschen Rechtsraum beziehen. Auf Abweichungen hiervon wird explizit hingewiesen.

II.

Von den Marktzugangsregelungen betroffene Unternehmen – der Institutsbegriff

Adressaten der aufsichtsrechtlichen Marktzugangsregelungen sind Institute. Dementsprechend ist zunächst der Begriff des Instituts nach deutschem Recht zu klären. Ein Institut ist nach § 1 Abs. 1b KWG entweder ein Kreditinstitut oder ein Finanzdienstleistungsinstitut.1 Dabei umfasst der Begriff des Kreditinstituts gemäß § 1 Abs. 1 Satz 1 KWG diejenigen „Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreiben, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert“.2 Der Gesetzgeber hat zudem in § 1 Abs. 1 Satz 2 KWG abschließend geregelt, welche Geschäfte als Bankgeschäfte gelten. Zu nennen sind hier beispielsweise das Kreditgeschäft, das Einlagengeschäft oder auch das Depotgeschäft, bei welchem das Kreditinstitut die Verwahrung und die Verwaltung von Wertpapieren für andere übernimmt. Kreditinstitute werden in den vorliegenden Ausführungen – entsprechend dem allgemeinen Sprachgebrauch – auch als Bank bezeichnet.3 In Abgrenzung zum Kreditinstitut sind Finanzdienstleistungsinstitute gemäß § 1 Abs. 1a

1 2 3

Vgl. auch WASCHBUSCH, GERD (2020, Institut), S. 1069. Vgl. auch WASCHBUSCH, GERD; REINSTÄDTLER, GABRIELA (2020, Kreditinstitut), S. 1263–1264. Zu dieser Vorgehensweise und zur Herleitung des Begriffs der Bank vgl. auch BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 39–48.

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5. Kapitel Teil A: Rechtfertigung besonderer Vorschriften

Satz 1 KWG solche „Unternehmen, die Finanzdienstleistungen für andere gewerbsmäßig oder in einem Umfang erbringen, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert, und die keine Kreditinstitute sind“. Auch die Dienstleistungen, die als Finanzdienstleistungen einzustufen sind, hat der Gesetzgeber abschließend definiert. Dazu zählen u. a. die Anlageberatung, das Factoring sowie das Finanzierungsleasing. Ein Unternehmen nimmt bereits dann die Stellung eines Kreditinstituts oder eines Finanzdienstleistungsinstituts ein, sobald es – mit behördlicher Erlaubnis – nur eines der Bankgeschäfte betreibt bzw. nur eine der Finanzdienstleistungen anbietet. Ein Finanzdienstleister wird jedoch unmittelbar zum Kreditinstitut, wenn er auch nur eines der Bankgeschäfte zusätzlich zu seinen ohnehin bereits angebotenen Finanzdienstleistungen betreibt. Umgekehrt bleibt ein Kreditinstitut weiterhin ein Kreditinstitut, auch wenn es zusätzlich zu seinen angebotenen Bankgeschäften Finanzdienstleistungen erbringt. In Abgrenzung zum deutschen Institutsbegriff ist zu berücksichtigen, dass der europäische Gesetzgeber mit dem Erlass der CRR den Begriff des Instituts i. S. d. CRR geprägt hat. Nach diesem Begriffsverständnis ist ein Institut entweder ein Kreditinstitut oder eine Wertpapierfirma,1 wobei diese beiden Ausprägungsformen eines Instituts für die Zwecke der vorliegenden Ausführungen als „CRR-Kreditinstitut“ bzw. als „CRR-Wertpapierfirma“ bezeichnet werden. Als CRR-Kreditinstitut sind Unternehmen zu bezeichnen, die sowohl das Einlagengeschäft als auch das Kreditgeschäft betreiben.2 Damit ist der Begriff des CRR-Kreditinstituts enger gefasst als der Kreditinstitutsbegriff nach nationalem Recht, da die beiden genannten Geschäfte zwingend kumulativ betrieben werden müssen. Allerdings müssen auch solche „rein nationalen“ Kreditinstitute, die nicht die Definition des CRR-Kreditinstituts erfüllen, weil sie beispielsweise nur eines der beiden genannten Geschäfte oder aber ein anderes Bankgeschäft gemäß § 1 Abs. 1 Satz 2 KWG betreiben, die bankenaufsichtlichen Regelungen der CRR anwenden.3 Der Begriff der CRR-Wertpapierfirma steht hingegen für Unternehmen, die eine oder mehrere Wertpapierdienstleistungen für Dritte erbringen oder eine oder mehrere Anlagetätigkeiten ausüben.4 Der europäische Gesetzgeber hat jedoch hierzu einige an dieser Stelle nicht weiter zu betrachtende Ausnahmen5 definiert. Damit Unternehmen ihre Tätigkeit als eines der hier definierten Unternehmen 1 2 3 4 5

Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 3 CRR; WASCHBUSCH, GERD (2020, Institut i. S. der CRR), S. 1069. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 CRR; WASCHBUSCH, GERD (2020, Kreditinstitut i. S. der CRR), S. 1263. Vgl. § 1a KWG. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 2 CRR i. V. m. Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 Richtlinie 2004/39/EG sowie weiterführend WASCHBUSCH, GERD (2020, Wertpapierfirma), S. 2233–2234. Ausgenommen von der Definition der CRR-Wertpapierfirma sind CRR-Kreditinstitute, lokale Firmen sowie Firmen, denen es nicht erlaubt ist, bestimmte Nebendienstleistungen zu erbringen, die lediglich gewisse Wertpapierdienstleistungen oder Anlagetätigkeiten erbringen und die weder Geld noch Wertpapiere ihrer Kunden halten dürfen. Vgl. hierzu und weiterführend Art. 4 Abs. 1 Nr. 2 CRR i. V. m. Anhang I Abschnitte A und B der Richtlinie 2004/39/EG.

5. Kapitel Teil A: Rechtfertigung besonderer Vorschriften

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aufnehmen dürfen, bedarf es indessen einer behördlichen Erlaubnis. Diese Notwendigkeit wird im Folgenden begründet.

III. Zweck erschwerter Marktzugangsregelungen für Institute Dem Kreditgewerbe1 wird in der Volkswirtschaft eine besondere Stellung zugeschrieben. Daraus leitet sich einerseits die Notwendigkeit des Erlasses besonderer Vorschriften über die Beaufsichtigung dieser Unternehmen ab.2 Andererseits lassen sich jedoch hiermit auch die für Kreditinstitute bestehenden und in ihrer Strenge über das für andere Unternehmen gewöhnliche Maß hinausgehenden Markteintrittsvorschriften rechtfertigen. Diese Vorschriften unterwerfen das Betreiben von Bankgeschäften und die Erbringung von Finanzdienstleistungen einem Betätigungsverbot mit Erlaubnisvorbehalt. Der Grundgedanke der bestehenden Markteintrittsregelungen besteht darin, dass nicht geeignete Personen oder finanziell unzureichend ausgestattete Unternehmen davon ausgeschlossen werden sollen, Bankgeschäfte zu betreiben oder Finanzdienstleistungen zu erbringen.3 Vielmehr sollen diese Geschäftsaktivitäten solchen Unternehmen vorbehalten sein, die dazu imstande sind, den mit diesen Tätigkeiten verbundenen speziellen und hohen Anforderungen gerecht zu werden. Die Notwendigkeit einer staatlichen Erlaubnis für das Betreiben von Bankgeschäften wurde bereits im Jahr 1934 mit dem Reichsgesetz über das Kreditwesen eingeführt und sodann nach dem Zweiten Weltkrieg in das Gesetz über das Kreditwesen (KWG) von 1961 übernommen. Die Marktzugangsregelungen stellen damit eine Art Eingangsbestimmungen für die Anwendung des geltenden Bankenaufsichtsrechts dar. In ihrer Zielsetzung adressieren die genannten Regeln somit offenkundig den Funktionenschutz und den Gläubigerschutz. Ein solch weitreichender Eingriff in die Berufs- und Gewerbefreiheit ist aufgrund der Schlüsselfunktion der Kreditinstitute für die Wirtschaft durch die Rechtsprechung des BVerfG als zulässig eingestuft worden.4

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Die vorliegenden Ausführungen beziehen sich zwar grundsätzlich auf Institute im Allgemeinen. Schon allein die thematische Schwerpunktsetzung dieses Lehrbuchs für bankenaufsichtsrechtliche Fragen erfordert jedoch eine stärkere Fokussierung auf Kreditinstitute. Zudem ist die Tätigkeit einer Bank aufgrund der regelmäßig größeren Schutzbedürftigkeit ihrer Kunden im Vergleich zu Finanzdienstleistungsinstituten mit Risiken behaftet, deren Eintritt tendenziell eher zur Gefährdung der Finanzstabilität führt als dies bei Finanzdienstleistungsinstituten der Fall ist. Vgl. hierzu auch ErwG 4 Richtlinie (EU) 2019/2034. Zur Notwendigkeit aufsichtsrechtlicher Sondervorschriften für Banken vgl. WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 559–561. Vgl. zudem das 2. Kapitel. Zur Sonderstellung von Banken in einer Volkswirtschaft vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 18–19. Vgl. hierzu und zu den nachfolgenden Ausführungen BUNDESREGIERUNG (1959, Entwurf), S. 26; FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 1; BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 1–2. Vgl. BVerfG, Urteil vom 11.06.1958, I BvR 596/56, NJW 1958, S. 1035–1040; ferner FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 5.

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5. Kapitel Teil B: Erlaubnisverfahren

5. Kapitel: Marktzugangsregelungen für Institute Teil B: Erlaubnisverfahren von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg Das gewerbsmäßige oder in vollkaufmännischem Umfang erfolgende Betreiben von Bankgeschäften im Inland – das Gleiche gilt für das Erbringen von Finanzdienstleistungen – erfordert gemäß § 32 Abs. 1 Satz 1 KWG eine schriftliche Erlaubnis der Aufsichtsbehörde.1 Dazu müssen die Institute2 zunächst einen Erlaubnisantrag stellen, der konkret definierte Angaben enthalten muss, die in § 32 Abs. 1 Satz 2 KWG genannt werden. So müssen beispielsweise ein geeigneter Nachweis über die zum Geschäftsbetrieb erforderlichen Mittel erbracht sowie Angaben zur Beurteilung der für die Leitung eines Instituts erforderlichen fachlichen Eignung der Geschäftsleiter gemacht werden. Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich nur auf Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen, die in einem gewerbsmäßigen oder in einem einen kaufmännischen Geschäftsbetrieb erfordernden Umfang3 betrieben werden. Nicht erlaubnispflichtig sind somit vergleichbare Geschäfte oder Dienstleistungen, die nur in einem geringfügigeren Umfang angeboten werden. Daraus ergibt sich in einzelnen Fällen – u. a. beim Einlagengeschäft4 – ein Abgrenzungsproblem. Letztlich entscheidet allerdings

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Vgl. BAFIN (2021, Bankgeschäfte); KRÄMER, GREGOR (2020, Erlaubniserteilung), S. 669–670. Das Erlaubnisverfahren ist unabhängig von seinem Ausgang gebührenpflichtig. Vgl. dazu BAFIN (2021, Bankgeschäfte). Zu einer ausführlichen Beschreibung der einzelnen Bankgeschäfte sowie Finanzdienstleistungen vgl. BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 45–61 und S. 64–80. Konsequenterweise umfasst der Institutsbegriff in diesem Kontext auch die CRR-Kreditinstitute. Zur Definition des Institutsbegriffs vgl. das 5. Kapitel Teil A.II. Vgl. dazu das 5. Kapitel Teil A.II. In diesen Bereich fallen z. B. auch die Gesellschafterdarlehen. Vgl. zu einer kritischen Würdigung FISCHER, NICOLAI (2014, Gesellschafterdarlehen) sowie umfassend zu diesem Thema RUPP, JULIA KATHARINA (2019, Gesellschafterdarlehen). Die BaFin hat erst im Jahr 2014 ein Merkblatt zum Einlagengeschäft veröffentlicht, das speziell auch für die Gesellschafterdarlehen Klarheit schaffen soll. Vgl. BAFIN (2014, Einlagengeschäft). Neben der BaFin können aber auch Gerichte eine Erlaubnispflicht feststellen, wie dies z. B. bei dem Urteil zu den „Winzergeldern“ seitens des BGH im Jahr 2013 der Fall war. Vgl. dazu OLG ZWEIBRÜCKEN, Urteil vom 12.01.2012, 4 U 75/11, BB 2012, S. 266; BGH, Urteil vom 19.03.2013, VI ZR 56/12, BB 2013, S. 1089. Relevant dürfte dies allerdings nur für die Fälle sein, in denen nachträglich festgestellt wird, dass eine Erlaubnis seitens der BaFin notwendig gewesen wäre und wenn daraus beispielsweise eine entsprechende Schadenersatzzahlung resultiert.

5. Kapitel Teil B: Erlaubnisverfahren

227

die BaFin für jeden Fall individuell, wobei teilweise eine weite Auslegung der Erlaubnispflicht vorgenommen wird.1 Im Grunde sollte dabei als Maßstab für die Beurteilung der Zweck der Erlaubnispflicht dienen, nämlich der Schutz der Stabilität des Finanzsystems. Bei hinsichtlich ihrer Größe unbedeutenden Marktteilnehmern bzw. bei einem verhältnismäßig geringen Umfang der Geschäftsaktivitäten sind potenzielle Auswirkungen auf die Finanzstabilität kaum zu befürchten, weshalb in solchen Fällen eine Erlaubnis durch die BaFin nicht erforderlich wäre.2 Letztlich stellt die Erlaubnispflicht im Grunde auf die Institutsdefinition ab und ist somit nur bei Instituten relevant.3 Unter der in § 32 Abs. 1 Satz 1 KWG genannten Aufsichtsbehörde ist grundsätzlich die BaFin zu verstehen. Allerdings obliegt der EZB durch die Einführung des SSM die Zuständigkeit für die Zulassung aller CRR-Kreditinstitute und somit für die Zulassung des Einlagen- und Kreditgeschäfts.4 Für alle anderen Institute sowie alle anderen Erlaubnistatbestände in Form der in § 1 Abs. 1 und Abs. 1a KWG aufgeführten sonstigen Bankgeschäfte bzw. Finanzdienstleistungen verbleibt die Zuständigkeit ausschließlich bei der BaFin. Diese hat aber auch in den Fällen einen Beschlussentwurf für die Erteilung einer Bankerlaubnis zu erstellen und an die EZB zu übermitteln, in denen die Entscheidung letztlich bei der EZB selbst liegt.5 Dieses Erlaubnisverfahren ist im Grunde als zweistufiges Verfahren aufgebaut. So ist der Antrag auf Zulassung bei der BaFin einzureichen, welche dann bei gegebenen Voraussetzungen einen Beschlussentwurf erlässt, mit dem der EZB die Erteilung der Zulassung vorgeschlagen wird. Dieser Beschlussentwurf wird zusätzlich auch dem Antragsteller mitgeteilt. Der Antrag gilt als von der EZB angenommen, wenn sie nicht innerhalb eines Zeitraums von höchstens zehn Arbeitstagen widerspricht. In hinreichend begründeten Fällen kann diese Frist um den gleichen Zeitraum verlängert werden. Die EZB erhebt hierbei nur dann Widerspruch, wenn die Voraussetzungen des einschlägigen Unionsrechts für die Zulassung nicht erfüllt sind. Die Gründe für eine Ablehnung werden schriftlich mitgeteilt. Allerdings kann auch bereits die BaFin den Antrag ablehnen,

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5

Vgl. zu diesen Ausführungen FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 7 und Tz. 17. Vgl. dazu ebenfalls FISCHER, REINFRID; BOEGL, MARTIN (2017, Bankenaufsicht), Tz. 5. Vgl. sinngemäß dazu auch RUPP, JULIA KATHARINA (2019, Gesellschafterdarlehen), S. 74. Somit fallen auch diejenigen Institute nicht unter die Erlaubnispflicht, die gemäß § 2 Abs. 1, Abs. 6 und Abs. 10 KWG qua Gesetz nicht als ein Kreditinstitut bzw. ein Finanzdienstleistungsinstitut definiert sind. Vgl. auch FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 25. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Buchst. a) SSM-VO; FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 6; BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 39; BAFIN (2021, Bankgeschäfte). In dem genannten Artikel wird ganz allgemein der Begriff „Kreditinstitut“ verwendet. Gemäß Art. 2 Satz 1 Nr. 3 SSM-VO ist unter einem Kreditinstitut im Sinne dieser Verordnung ein CRR-Kreditinstitut zu verstehen, weshalb sich die Zuständigkeit für die Zulassung auch nur auf diese Kreditinstitute beschränkt. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BUNDESREGIERUNG (2014, Sanierung), S. 196.

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5. Kapitel Teil B: Erlaubnisverfahren

wenn der Antragsteller nicht alle Zulassungsbedingungen nach nationalem Recht erfüllt.1 Der Erlaubnisantrag ist vom zukünftigen Erlaubnisträger2 formlos schriftlich bei der Aufsichtsbehörde einzureichen. Der Antragsteller hat dabei einen Rechtsanspruch auf Erlaubniserteilung, dem nur die in § 33 KWG aufgeführten Versagungsgründe entgegenstehen.3 Formelle und inhaltliche Regelungen zu den erforderlichen Angaben und Unterlagen für den Erlaubnisantrag nach § 32 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1–8 KWG finden sich in § 14 AnzV. Die wichtigsten Aspekte zu den Anforderungen an das Anfangskapital bzw. an die Inhaber und Geschäftsleiter werden im Rahmen der Versagungsgründe4 ausführlicher betrachtet. Neben den zuvor angesprochenen Nachweisen hat ein Erlaubnisantrag auch Angaben zu bedeutenden Beteiligungen und zu besonderen Verbindungen zu anderen natürlichen Personen oder anderen Unternehmen zu enthalten.5 Unter einer bedeutenden Beteiligung ist gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 36 CRR „das direkte oder indirekte Halten von mindestens 10 % des Kapitals oder der Stimmrechte eines Unternehmens oder eine andere Möglichkeit der Wahrnehmung eines maßgeblichen Einflusses auf die Geschäftsführung dieses Unternehmens“ zu verstehen.6 Die Checkliste der BaFin für die Vorbereitung einer Zulassung als Kreditinstitut enthält einige notwendige Angaben zu den Beteiligungen wie z. B. die Benennung der Inhaber der bedeutenden Beteiligung, Angaben zu den Kapital- und Stimmrechtsanteilen oder auch Angaben und Nachweise zur Identität bzw. der Existenz der Inhaber der bedeutenden Beteiligung.7 Diese Angaben sind erforderlich, da auch der Inhaber einer bedeutenden Beteiligung bzw. der Gesellschafter oder gesetzliche Vertreter des beteiligten Unternehmens die Bestimmungen hinsichtlich der Zuverlässigkeit und der Gewährleistung einer soliden und umsichtigen Führung des Instituts nach § 33 Abs. 1 Nr. 3 KWG zu erfüllen hat.8 Werden an einem Institut keine bedeutenden Beteiligungen gehalten, da sich alle Anteile im Streubesitz befinden, so sind in dem Erlaubnisantrag die 20 größten Anteilseigner zu nennen.9 Zusätzlich sind auch Angaben zu Tatsachen zu machen, die auf 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Vgl. hierzu Art. 14 Abs. 1–3 SSM-VO; GÖREN, EROL (2019, Aufsichtsmechanismus), S. 155–157. Die Erlaubnis wird einer natürlichen oder juristischen Person gewährt und ist nicht übertragbar. Vgl. FISCHER, REINFRID; BOEGL, MARTIN (2017, Betriebserlaubnis), Tz. 6. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 35 und Tz. 42; GÖREN, EROL (2019, Aufsichtsmechanismus), S. 37. Vgl. dazu das 5. Kapitel Teil C. Vgl. § 32 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6, 6a, 7 KWG; KRÄMER, GREGOR (2020, Erlaubniserteilung), S. 670–671. In der CRR wird der Begriff „qualifizierte Beteiligung“ verwendet. Die „bedeutende Beteiligung“ im KWG wird allerdings als qualifizierte Beteiligung im Sinne der CRR definiert. Vgl. § 1 Abs. 9 KWG. Vgl. BAFIN (2017, Checkliste), S. 10–12. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 52. Vgl. dazu und auch weiterführend FISCHER, REINFRID; BOEGL, MARTIN (2017, Betriebserlaubnis), Tz. 21–23. Vgl. § 32 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6a KWG; ferner FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 55.

5. Kapitel Teil B: Erlaubnisverfahren

229

eine enge Verbindung zwischen dem Institut und anderen natürlichen Personen oder anderen Unternehmen hinweisen.1 Dabei ist der Antragsteller gehalten, alle relevanten Tatsachen anzugeben, selbst wenn er zu dem Ergebnis kommt, dass keine enge Verbindung besteht.2 Der ursprüngliche Zweck dieser Regelung lag darin, dass die Aufsichtsbehörde die Zulassung versagen konnte, wenn die Gefahr bestand, dass solche engen Verbindungen sie bei der ordnungsgemäßen Erfüllung ihrer Beaufsichtigungsaufgabe behindern könnten.3 Die BaFin kann die Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften oder zur Erbringung von Finanzdienstleistungen unter Auflagen erteilen.4 Die Auflagen müssen sich dabei allerdings im Rahmen des mit dem KWG verfolgten Zwecks bewegen.5 Somit dürfen durch die Auflagen keine über die in § 33 KWG geregelten Versagungsgründe hinausgehenden Tatbestände geschaffen werden, die eine Erlaubniserteilung verhindern können, wodurch letztlich der grundsätzliche Rechtsanspruch des Antragstellers unterlaufen würde.6 Als Auflage käme beispielsweise ein über den im Gesetz kodifizierten Mindestbetrag des Anfangskapitals hinausgehender Betrag infrage. An diesem Beispiel wird ersichtlich, dass es sich bei den Auflagen im Vergleich zur Versagung der Erlaubnis um ein milderes Mittel handelt, welches allerdings auch nur dann angewandt werden darf, wenn die Aufnahme des Geschäftsbetriebs vor dem Hintergrund des den Marktzugangsregelungen inhärenten Schutzzwecks angemessen erscheint.7 Die BaFin kann zudem die Erlaubnis auf einzelne Bankgeschäfte bzw. Finanzdienstleistungen beschränken.8 Dies dürfte insbesondere dann der Fall sein, wenn der Antragsteller bereits von sich aus nur eine eingeschränkte Erlaubnis beantragt. Eine solche Teilkonzession kommt beispielsweise bei Bürgschaftsbanken und bei Ratenkreditbanken in Betracht.9 Eine von der Aufsichtsbehörde ausgehende Einschränkung eines umfassenderen Erlaubnisantrags kann letztlich nur auf den Versagungsgründen des § 33 KWG oder anderen gesetzlichen Bestimmungen basieren, wie sie z. B. im Bausparkassengesetz zu finden sind.10 Vor Erteilung der Erlaubnis hat die BaFin die für das Institut in Betracht kommende Sicherungseinrichtung zu hören.11 Dies soll einerseits der BaFin die Möglichkeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Vgl. § 32 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 KWG. Vgl. BUNDESREGIERUNG (1996, Harmonisierung), S. 89. Vgl. ErwG 3 Richtlinie 95/26/EG; FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 56. Vgl. § 32 Abs. 2 Satz 1 KWG. Vgl. BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 40. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 76. Vgl. dazu FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 76. Vgl. § 32 Abs. 2 Satz 2 KWG; REINSTÄDTLER, GABRIELA (2020, Erlaubnis), S. 669. Vgl. KRÄMER, GREGOR (2020, Erlaubniserteilung), S. 671. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 80. Vgl. § 32 Abs. 3 KWG. Zur Einlagensicherung vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil B.IV.

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5. Kapitel Teil B: Erlaubnisverfahren

geben, von der Sicherungseinrichtung Informationen aus dem von ihr durchgeführten Prüfungsprozess1 zu erhalten, um beispielsweise die Tragfähigkeit der Geschäftsplanung des Antragstellers besser beurteilen zu können.2 Andererseits wird den Sicherungseinrichtungen hierdurch ein Recht auf Anhörung eingeräumt. Dadurch erlangen sie zwar nicht die Möglichkeit, eine potenzielle Erlaubniserteilung anzufechten, allerdings können sie eventuelle Bedenken hinsichtlich des Antragstellers bei der BaFin äußern, da mit der Zuordnung eines Instituts letztlich auch ein potenzielles Risiko für die aufnehmende Sicherungseinrichtung einhergeht.3 Die BaFin hat sowohl die Erlaubniserteilung als auch die Aufhebung bzw. das Erlöschen der Erlaubnis im Bundesanzeiger bekannt zu machen.4 Zudem hat sie auf ihrer Internetseite ein Institutsregister zu führen, in das sie alle inländischen Institute, denen eine Erlaubnis nach § 32 Abs. 1 KWG erteilt worden ist, mit dem Datum der Erteilung und dem Umfang der Erlaubnis und gegebenenfalls dem Datum des Erlöschens oder der Aufhebung der Erlaubnis einzutragen hat.5

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Reicht ein Unternehmen einen Erlaubnisantrag gemäß § 32 Abs. 1 Satz 2 KWG bei der BaFin ein, so darf die Entschädigungseinrichtung, der das Unternehmen bei einer Erlaubniserteilung zugeordnet würde, Prüfungen zur Einschätzung der Gefahr des Eintritts eines Entschädigungsfalls vornehmen. Vgl. § 35 Abs. 2 EinSiG. Vgl. FISCHER, REINFRID; BOEGL, MARTIN (2017, Betriebserlaubnis), Tz. 29. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 62. Vgl. §§ 32 Abs. 4, 38 Abs. 3 KWG. Vgl. § 32 Abs. 5 KWG.

5. Kapitel Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis

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5. Kapitel: Marktzugangsregelungen für Institute Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg I.

Einführung

Ursprünglich sollte das bankenaufsichtliche Ziel der Stabilisierung des Bankensystems insbesondere durch eine Beschränkung des Wettbewerbs erreicht werden.1 So wurde mittels der Vornahme einer behördlichen Prüfung festgestellt, ob am Markt überhaupt Bedarf für einen weiteren Marktteilnehmer und damit für die Eröffnung einer weiteren Bank besteht (Bedürfnisprüfung). Im Juli des Jahres 1958 wurde allerdings vom Bundesverwaltungsgericht2 in Anlehnung an das sog. Apothekenurteil des Bundesverfassungsgerichts3 aus dem Vormonat desselben Jahres beschlossen, dass die Bedürfnisprüfung bei der Zulassung von Banken zum Geschäftsbetrieb nicht vereinbar ist mit dem Grundrecht auf Berufs- bzw. Gewerbefreiheit des Art. 12 Abs. 1 GG. Antragsteller haben seitdem bei Vorliegen der erforderlichen Voraussetzungen einen rechtlich durchsetzbaren Anspruch auf die Erteilung einer Bankerlaubnis, wenn nicht Versagungsgründe vorliegen, welche als im Interesse des Allgemeinwohls gesetzte Schranken der durch Art. 12 Abs. 1 GG gesicherten Gewerbefreiheit zu interpretieren sind. Gestützt wird diese Aussage durch die unmissverständliche Formulierung des § 33 Abs. 3 KWG, nach der die Erlaubnis zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs nicht aus anderen als den zuvor in derselben Norm abschließend aufgezählten Gründen versagt werden darf. Dabei formuliert § 33 Abs. 1 KWG zwingende quantitative sowie qualitative Versagungsgründe, bei deren Vorliegen die Erlaubnis nicht erteilt werden darf. Hierbei besteht für die Aufsichtsbehörde kein Ermessensspielraum. Das bedeutet zugleich, dass ein späteres Wegfallen der Voraussetzungen – also nachdem die Erlaubnis erteilt wurde und nachdem der Antragsteller seine Ge-

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Vgl. hierzu und zu den nachfolgenden Ausführungen in diesem Absatz auch KUNTZE, WOLFGANG (1994, Bankenaufsicht), S. 47. Vgl. BVerwG, Urteil vom 10.07.1958, I C 177.54, NJW 1959, S. 592–595. Vgl. BVerfG, Urteil vom 11.06.1958, I BvR 596/56, NJW 1958, S. 1035–1040.

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5. Kapitel Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis

schäftstätigkeit als Kreditinstitut aufgenommen hat – zu aufsichtsrechtlichen Sanktionen der §§ 45 ff. KWG führen kann oder dass der Bank die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb nach § 35 Abs. 2 KWG wieder entzogen wird. In § 33 Abs. 2 KWG sind hingegen Versagungsgründe niedergelegt, bei deren Vorliegen der zuständigen Aufsichtsbehörde ein Ermessensspielraum gewährt wird, innerhalb dessen sie dem Antragsteller die Aufnahme des Geschäftsbetriebs untersagen kann, ohne es jedoch zwingend zu müssen.1

II. 1.

Ausgewählte zwingende Versagungsgründe Betriebsbezogene Gründe

Die gesetzlichen Gründe, bei deren Erfüllung die Erlaubnis zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs zwingend zu versagen ist, lassen sich grob in „betriebsbezogene Anforderungen“ und in „Anforderungen an den Antragsteller, die Inhaber und Geschäftsleiter“ (personenbezogene Gründe) unterteilen.2 Innerhalb der betriebsbezogenen Anforderungen ist zunächst zu nennen, dass der Antragsteller ausreichende zum Geschäftsbetrieb erforderliche Mittel sowie insbesondere ein aus harten Kernkapitalinstrumenten3 bestehendes ausreichend hohes Anfangskapital vorweisen muss.4 Der erforderliche Umfang des Anfangskapitals ist eine in Euro ausgedrückte Größe, deren Höhe sich nach der beantragten und somit nach der geplanten künftigen Tätigkeit des Antragstellers bemisst, wobei die geforderten Mittel ausreichen sollen, die Ausführung der in Aussicht stehenden Geschäfte über einen Zeitraum von mindestens etwa drei bis fünf Jahren zu sichern. Überdies soll das Anfangskapital eine Vertrauensbasis schaffen, auf deren Grundlage die Refinanzierung der getätigten Geschäfte stattfinden kann.5 Möchte der Antragsteller als Finanzdienstleistungsinstitut tätig sein, so reicht die Spanne des hierzu erforderlichen Anfangskapitals in Abhängigkeit von der geplanten Tätigkeit von 25.000 EUR beispielsweise für bestimmte Anlageberater6 bis hin zu 730.000 EUR, sofern der künftige Finanzdienstleister auf eigene Rechnung

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Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes auch FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 2–3; BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 66–67; KRÄMER, GREGOR (2020, Erlaubniserteilung), S. 670. Vgl. zu dieser Vorgehensweise auch FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 5 und Tz. 25; BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 68 und Tz. 71. Vgl. zu den Bestandteilen der aufsichtsrechtlichen Eigenmittel das 6. Kapitel Teil B. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 KWG. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 6. Die Höhe des erforderlichen Anfangskapitals beläuft sich gemäß § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. f) KWG für Anlageberater, Anlagevermittler und Abschlussvermittler lediglich dann auf nur 25.000 EUR, wenn diese „nicht befugt sind, sich bei der Erbringung von Finanzdienstleistungen Eigentum oder Besitz an Geldern oder Wertpapieren von Kunden zu verschaffen, und nicht auf eigene Rechnung mit Finanzinstrumenten handeln“.

5. Kapitel Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis

233

mit Finanzinstrumenten handeln möchte, er das eingeschränkte Verwahrgeschäft1 erbringen will oder wenn er als Wertpapierhandelsbank am Markt tätig werden will. Will der Antragsteller hingegen ein Kreditinstitut gründen, dann ist die Erlaubnis zu versagen, wenn nicht ein Anfangskapital im Gegenwert von mindestens 5 Mio. EUR zur Verfügung steht.2 Soll beispielsweise auch das Pfandbriefgeschäft angeboten werden, so muss eine Bank vor Aufnahme dieses Geschäfts bereits mindestens 25 Mio. EUR in Kernkapitalinstrumenten vorhalten.3 Der genannte zusätzliche Verweis auf die Erforderlichkeit ausreichender zum Geschäftsbetrieb erforderlicher Mittel neben dem Anfangskapital stellt klar, dass der Antragsteller mit der Aufnahme der Geschäftstätigkeit zugleich genügend Mittel vorweisen muss, um die bankenaufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen4 zu erfüllen, soweit diese auf die ausgeübten Geschäfte anwendbar sind.5 Dies folgt jedoch bereits aus Art. 92 Abs. 1 CRR, demzufolge ein Institut die Mindesteigenmittelanforderungen „zu jedem Zeitpunkt“ erfüllen muss. Die Erlaubnis zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs ist weiterhin stets dann zu versagen, wenn das Institut nicht dazu in der Lage ist, die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, die zum ordnungsgemäßen Betreiben der geplanten Geschäfte erforderlich sind.6 Neben beispielhaft zu nennenden Anforderungen an das Vorhandensein adäquater Regelungen zur jederzeitigen Bestimmung der Finanzlage des Instituts sowie an die Erstellung von Notfallkonzepten für die IT-Systeme gilt es in diesem Zusammenhang bei Kreditinstituten, insbesondere die Einhaltung der Vorgaben aus den MaRisk7 sicherzustellen. Die Bestimmung der als notwendig anzusehenden organisatorischen Vorkehrungen hängt dabei untrennbar mit der Art, der Komplexität und dem Risikogehalt der geplanten Tätigkeit zusammen.8 So muss beispielsweise ein Kreditinstitut, das auch das Pfandbriefgeschäft anbieten möchte, gemäß § 2 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 PfandBG „über geeignete Regelungen und Instrumente (…) zur Steuerung, Überwachung und Kontrolle der Risiken für die Deckungsmassen und das darauf gründende Emissionsgeschäft verfügen“. Innerhalb der betriebsbezogenen Anforderungen gilt es zudem zu beachten, dass einem Antragsteller gemäß § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 KWG der Zugang zum Geschäftsbetrieb zu untersagen ist, wenn das Institut seine Hauptverwaltung und seinen juristischen Sitz nicht in Deutschland hat.9 Ausnahmen gelten für Zweigstellen nach § 53 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Zum eingeschränkten Verwahrgeschäft vgl. § 1 Abs. 1a Satz 1 Nr. 12 KWG. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. d) KWG. Vgl. § 2 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 PfandBG. Zu den Eigenmittelanforderungen gegenüber Banken vgl. das 6. Kapitel. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 6. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 7 KWG. Zu den MaRisk vgl. das 10. Kapitel. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 22. Vgl. auch Art. 13 Abs. 2 Buchst. a) CRD V.

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5. Kapitel Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis

KWG. Diese Regelung stellt keinen Verstoß gegen die innerhalb der EU zu gewährleistende Niederlassungsfreiheit dar, sondern dient der Bestimmung der zuständigen nationalen Aufsichtsbehörde für die Erlaubniserteilung bzw. für die Vorbereitung derselben, falls die EZB die für die Erteilung der Erlaubnis zuständige Behörde ist.1 Soll eine Tochterbank eines ausländischen Kreditinstituts im deutschen Inland eröffnet werden, so wird dem zugehörigen Erlaubnisantrag dann nicht stattgegeben, wenn nicht die für das Mutterinstitut zuständige Aufsichtsbehörde dieser Gründung zugestimmt hat.2 Hierdurch soll eine effektive grenzüberschreitende Beaufsichtigung der Banken sichergestellt werden.3

2.

Personenbezogene Gründe

Die Anforderungen an den Antragsteller sowie an die Inhaber und Geschäftsleiter des zu gründenden Instituts, deren Nichterfüllung zum Versagen der Erlaubnis führt, adressieren insbesondere die persönliche Zuverlässigkeit und die fachliche Eignung des genannten Personenkreises.4 Geregelt sind die Anforderungen insbesondere in § 25c KWG für Geschäftsleiter und in § 25d KWG für Verwaltungs- und Aufsichtsorgane. Hiernach ist beispielsweise sicherzustellen, dass die Mitglieder des Leitungsorgans eines zu betrachtenden Instituts über ausreichend viel Zeit verfügen, um ihre Aufgaben zu erfüllen und dass sie diese Zeit auch dazu nutzen.5 Zudem gilt, dass sie – vor allem zur Vermeidung von Interessenkonflikten – weitere Leitungs- und Aufsichtsmandate nur in einem Umfang annehmen dürfen, der die Art, den Umfang und die Komplexität der Geschäfte des betrachteten Instituts berücksichtigt.6 So dürfen Mitglieder der Geschäftsleitung eines Instituts, das aufgrund der genannten Kriterien „von erheblicher Bedeutung“7 ist, beispielsweise entweder nur ein Leitungs- sowie zwei Aufsichtsmandate oder aber nur vier Aufsichtsmandate gleichzeitig innehaben, wobei innerhalb desselben Instituts das Gebot der Mandatstrennung gilt, nach dem eine als Geschäftsleiter eingesetzte Person beispielsweise nicht zugleich ein Aufsichtsmandat ausüben darf. Die genannten Anforderungen an die persönliche Zuverlässigkeit und an die fachliche Eignung gelten im Zeitpunkt der Erlaubniserteilung

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Vgl. auch FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 23; BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 70. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8 KWG. Vgl. BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 70. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 KWG sowie § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 i. V. m. Abs. 2 KWG. Vgl. Art. 91 Abs. 2 CRD V; § 25c Abs. 1 Satz 1 KWG; ferner BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 71. Vgl. zu diesem und zum folgenden Satz Art. 91 Abs. 3 CRD V; § 25c Abs. 2 KWG. Art. 91 Abs. 3 Satz 2 CRD V. In diesem Zusammenhang ist ein Institut gemäß § 25c Abs. 2 Satz 6 KWG bereits dann von erheblicher Bedeutung, „wenn seine Bilanzsumme im Durchschnitt zu den jeweiligen Stichtagen der letzten drei abgeschlossenen Geschäftsjahre 15 Milliarden Euro erreicht oder überschritten hat“.

5. Kapitel Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis

235

und sind darüber hinaus auch im laufenden Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, da ansonsten der Entzug der Geschäftserlaubnis oder zumindest die Abberufung der Geschäftsleiter droht.1 Die Beurteilung der fachlichen Geeignetheit bezieht sich auf die Geschäftsleiter und erfolgt nicht stets gleich, sondern sie ist als Einzelfallprüfung immer mit der vom Antragsteller geplanten Geschäftstätigkeit in Verbindung zu bringen, sodass die betroffenen Personen in Bezug auf die Art der geplanten Geschäfte ausreichende theoretische Fähigkeiten und praktische Erfahrungen vorweisen müssen.2 Die besondere Bedeutung der Geeignetheitsprüfung rührt daher, dass die Geschäftsleitung als Adressat bankenaufsichtlicher Maßnahmen die volle Verantwortung für den Erfolg des Instituts innehaben muss (Grundsatz der Alleinverantwortlichkeit der Geschäftsleitung).3 Dabei ist zu beachten, dass Kreditinstitute und unter bestimmten Bedingungen auch Finanzdienstleistungsinstitute das Vier-Augen-Prinzip beachten müssen, nach dem stets mindestens4 zwei geeignete nicht ehrenamtliche Geschäftsleiter einzusetzen sind und bei dessen Nichtbeachtung gemäß § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 KWG die Versagung der Erlaubnis droht. Grundsätzlich ist der Nachweis über die Eignung einer Person durch die wahrheitsgemäße Offenlegung aller persönlichen Verhältnisse und durch die Darlegung aller Informationen über die Person und ihre Entwicklung zu erbringen.5 Die fachliche Eignung eines Geschäftsleiters ist beispielsweise regelmäßig dann anzunehmen, wenn dieser eine dreijährige leitende Tätigkeit in einem vergleichbaren Institut nachweisen kann.6 Die persönliche Eignung muss beim Geschäftsleiter und beim Antragsteller gegeben sein.7 Als Antragsteller gilt bei Personenhandelsgesellschaften jeder persönlich haftende Gesellschafter, sodass die Erlaubnis versagt werden kann, wenn auch nur einer dieser Gesellschafter als nicht zuverlässig gilt. Für juristische Personen gilt, dass ihre gesetzlichen Vertreter zuverlässig sein müssen.8 Persönliche Unzuverlässigkeit wird dann anzunehmen sein, wenn die betreffende Person – in Abhängigkeit vom Umfang und von der Geschäftsart des Instituts – den Anschein erweckt, ihre anstehende Tä-

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Vgl. § 35 Abs. 2 Nr. 3 KWG; ferner DI PRIMA, PASCAL; BAUERFEIND, TOBIAS (2016, Leitungsorgane), S. 75; FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 26. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 KWG; ferner DI PRIMA, PASCAL; BAUERFEIND, TOBIAS (2016, Leitungsorgane), S. 75; FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 50. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 27. Je nach Komplexität des Instituts kann die Erlaubniserteilung demnach auch davon abhängig gemacht werden, dass mehr als zwei geeignete Geschäftsleiter bestellt werden. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 58. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 32 und Tz. 49. Vgl. DI PRIMA, PASCAL; BAUERFEIND, TOBIAS (2016, Leitungsorgane), S. 75. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 KWG. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen § 14 Abs. 5 AnzV i. V. m. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 KWG; ferner FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 36.

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5. Kapitel Teil C: Gründe für die Versagung der Erlaubnis

tigkeit aufgrund ihres Verhaltens oder ihrer Persönlichkeit nicht ordnungsgemäß ausüben zu können.1 Die BaFin hat die Anforderungen an die fachliche Eignung und an die Zuverlässigkeit von Geschäftsleitern in einem Merkblatt konkretisiert.2

III. Versagungsgründe mit behördlichem Ermessensspielraum Nach § 33 Abs. 2 Satz 1 KWG liegt es im Ermessen der zuständigen Behörde, die Erlaubnis zu versagen, „wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass eine wirksame Aufsicht über das Institut beeinträchtigt wird“. Der Gesetzgeber gibt in Satz 2 der genannten Norm zugleich drei nicht abschließende Möglichkeiten wieder, bei deren Vorliegen eine wirksame Aufsicht „insbesondere“ gefährdet ist. Diese Regeln zielen darauf ab, dass Banken nicht aufgrund von solchen Vorgängen in eine Schieflage geraten, die sich der Überwachung durch die Aufsicht entziehen.3 Entsprechend werden unübersichtliche Konzernstrukturen, die Beeinträchtigung der effektiven Aufsicht durch Auslandsvorschriften und eine unzureichende Beaufsichtigung des in einem Drittstaat angesiedelten Mutterunternehmens bzw. eine nicht hinreichende Kooperationsbereitschaft der für dieses Mutterinstitut zuständigen Behörden als Beispiele aufgeführt, bei deren Vorliegen die Behörde die Erlaubnis versagen kann.4 Weiterhin kann die Aufsichtsbehörde nach § 33 Abs. 2 Satz 3 KWG die Erlaubnis versagen, wenn der Antrag nicht die bereits erwähnten Mindestangaben und Unterlagen enthält, die in § 32 Abs. 1 Satz 2 KWG als Voraussetzungen für die Erlaubniserteilung genannt sind. Die praktische Bedeutung dieses Versagungsgrunds dürfte jedoch nicht besonders hoch sein, da dem Antragsteller im Falle des Fehlens von Angaben oder Unterlagen regelmäßig eine angemessene Frist einzuräumen sein wird, innerhalb derer er den Antrag vervollständigen kann.5

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Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 37–38. Vgl. zu diesem Merkblatt ausführlich BAFIN (2020, Merkblatt). Vgl. BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 76. Vgl. zu den Beispielen § 33 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1–3 KWG. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Versagung), Tz. 77; BINDER, JENS-HINRICH (2020, Zulassungsverfahren), Tz. 75.

5. Kapitel Teil D: Folgen einer Betätigung ohne Erlaubnis

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5. Kapitel: Marktzugangsregelungen für Institute Teil D: Folgen einer Betätigung ohne Erlaubnis von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken und Dr. Christian Kakuk, Homburg Wer ohne Erlaubnis nach § 32 Abs. 1 Satz 1 KWG Bankgeschäfte betreibt oder Finanzdienstleistungen erbringt, wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe belegt.1 Handelt der Täter lediglich fahrlässig, so verkürzt sich eine mögliche Freiheitsstrafe auf bis zu drei Jahre.2 Darüber hinaus ist es auch strafbar, Bankgeschäfte über die beschränkte Erlaubnis hinaus zu betreiben bzw. Finanzdienstleistungen über diesen Rahmen hinaus zu erbringen.3 Das Strafmaß kann sich auch auf leitende Angestellte oder Gehilfen erstrecken.4 Die ohne Erlaubnis betriebenen Bankgeschäfte oder erbrachten Finanzdienstleistungen sind grundsätzlich wirksam. Allerdings können sich in solchen Fällen Schadenersatzansprüche aus positiver Forderungsverletzung ergeben, speziell wenn der Kunde bei Geschäftsabschluss darauf vertrauen konnte, dass es sich um ein zugelassenes Kredit- oder Finanzdienstleistungsinstitut gehandelt hat und er ohne das Vertrauen darauf die Geschäfte nicht abgeschlossen hätte.5 Der BaFin stehen für den Fall des Betreibens von Bankgeschäften bzw. für das Erbringen von Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis weitreichende Kompetenzen zu. So kann sie in einem solchen Fall gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 KWG die sofortige Einstellung des Geschäftsbetriebs und die unverzügliche Abwicklung der unerlaubten Geschäfte gegenüber dem Unternehmen und den Mitgliedern seiner Organe anordnen. Die Befugnisse der BaFin erstrecken sich sogar gemäß § 37 Abs. 1 Satz 4 KWG auf die „Unternehmen, die in die Anbahnung, den Abschluss oder die Abwicklung dieser Geschäfte einbezogen“ sind. Zusätzlich kann gegenüber dem Unternehmen, das ohne Erlaubnis tätig wird, eine Geldbuße im Falle einer vorsätzlichen Straftat in Höhe von bis zu 10 Mio. EUR und im Falle einer fahrlässigen Straftat in Höhe von bis zu 5 Mio. EUR verhängt werden.6 1 2 3 4 5 6

Vgl. § 54 Abs. 1 Nr. 2 KWG. Vgl. § 54 Abs. 2 KWG. Vgl. FISCHER, REINFRID; MÜLLER, CHRISTIAN (2016, Erlaubnis), Tz. 29. Vgl. FISCHER, REINFRID; BOEGL, MARTIN (2017, Betriebserlaubnis), Tz. 9. Vgl. FISCHER, REINFRID; BOEGL, MARTIN (2017, Betriebserlaubnis), Tz. 9; RUPP, JULIA KATHARINA (2019, Gesellschafterdarlehen), S. 31. Vgl. § 30 OWiG; ferner RUPP, JULIA KATHARINA (2019, Gesellschafterdarlehen), S. 32.

6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

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6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil A: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und den Funktionen des Eigenkapitals der Institute von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Grundsätzliches

Die Bedeutung der Eigenmittel eines Instituts misst sich an den von der Bankenaufsicht verfolgten Zielsetzungen, bei denen es sich – wie bereits im 2. Kapitel erläutert wurde – um den Gläubigerschutz sowie den Funktionenschutz handelt. Deshalb muss überprüft werden, ob und inwieweit einzelne Funktionen der Eigenmittel von Instituten einen Beitrag zur Erreichung dieser Zielsetzungen leisten. Sofern bestimmte Kapitalpositionen der Institute die relevanten Funktionen erfüllen und somit zur Zielerreichung der Bankenaufsicht beitragen, ist ihre Anerkennung als aufsichtsrechtliche Eigenmittel gerechtfertigt. Vor diesem Hintergrund werden nachfolgend einige Funktionen der Eigenmittel von Instituten daraufhin untersucht, ob sie zur Unterstützung der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen geeignet sind.

II. Funktion der Errichtungsgrundlage (Ingangsetzungsfunktion) Grundsätzlich sind Eigenmittel sowohl zum Betreiben von Bankgeschäften als auch zur Erbringung von Finanzdienstleistungen nicht notwendig. Es wäre durchaus vorstellbar, dass die zur Durchführung der Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen notwendigen Mittel vollständig über die Aufnahme von Fremdkapital finanziert werden. Da jedoch bei einer solchen Konstellation die Wahrscheinlichkeit des Ausfalls des so handelnden Instituts relativ hoch und der Gläubigerschutz somit nicht gewährleistet wäre, hat der Gesetzgeber zu Recht vorgesehen, dass Institute zum Betreiben von Bankgeschäften und für die Erbringung von Finanzdienstleistungen über ein Mindestmaß an Eigenmitteln verfügen müssen. So bestimmt § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Halbsatz 1 KWG, dass einem Institut die Erlaubnis zu versagen ist, wenn „die

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6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

zum Geschäftsbetrieb erforderlichen Mittel, insbesondere ein ausreichendes Anfangskapital … im Inland nicht zur Verfügung stehen“. Der Sinn dieser Vorschrift liegt darin, bei Instituten die Ingangsetzung eines ordentlichen Geschäftsbetriebs zu gewährleisten und sicherzustellen, dass neu gegründete Institute über ein ausreichendes Haftungspotenzial verfügen, um damit die üblicherweise zu erwartenden Anfangsverluste auffangen zu können. Es sollen letztlich nur solche Institute neu eröffnet werden, die von vornherein überlebensfähig sind.1 Die hinsichtlich der Höhe der erforderlichen Mittel recht allgemeine Aussage des § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Halbsatz 1 KWG wird in § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Halbsatz 2 KWG mit Bezug auf unterschiedliche Arten von Instituten konkretisiert. Dort heißt es unter anderem, dass einem CRR-Kreditinstitut2 ein Betrag im Gegenwert von mindestens 5 Mio. EUR als Anfangskapital zur Verfügung stehen muss.3 Bei einer Wertpapierhandelsbank4 wird dagegen bereits ein Anfangskapital in Höhe von 730.000 EUR als ausreichend angesehen.5 Zu den Eigenmittelkomponenten, die hierbei als geeignet angesehen werden, als Anfangskapital zu dienen, zählen allerdings gemäß § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Halbsatz 1 KWG lediglich die in Art. 26 Abs. 1 Buchst. a) bis Buchst. e) der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 aufgeführten Bestandteile des harten Kernkapitals, also das eingezahlte Kapital, die einbehaltenen Gewinne, das kumulierte sonstige Ergebnis, die sonstigen Rücklagen sowie die übrigen Kapitalinstrumente des harten Kernkapitals inklusive eines etwaigen Agios.6 Darüber hinaus existieren für Pfandbriefbanken, Bausparkassen und Kapitalverwaltungsgesellschaften hinsichtlich der Aufnahme ihrer Geschäftstätigkeit eigenständige Eigenmittelanforderungen. So ist – für Pfandbriefbanken ein anfängliches Kernkapital in Höhe von mindestens 25 Mio. EUR,7 – für Bausparkassen ein anfängliches Kernkapital in Höhe von mindestens 20 Mio. EUR,8 1 2

3 4

5 6 7 8

Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 206. CRR-Kreditinstitute sind gemäß § 1 Abs. 3d Satz 1 KWG Kreditinstitute i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013. Demnach ist ein CRR-Kreditinstitut „ein Unternehmen, dessen Tätigkeit darin besteht, Einlagen oder andere rückzahlbare Gelder des Publikums entgegenzunehmen und Kredite für eigene Rechnung zu gewähren“. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Halbsatz 2 Buchst. d) KWG. Wertpapierhandelsbanken sind gemäß § 1 Abs. 3d Satz 3 KWG Kreditinstitute, die keine CRR-Kreditinstitute sind und die Bankgeschäfte i. S. d. § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 oder Nr. 10 KWG (Finanzkommissionsgeschäft, Emissionsgeschäft) betreiben oder Finanzdienstleistungen i. S. d. § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 bis Nr. 4 KWG (Anlagevermittlung, Anlageberatung, Betrieb eines multilateralen Handelssystems, Platzierungsgeschäft, Abschlussvermittlung, Finanzportfolioverwaltung, Eigenhandel) erbringen. Vgl. § 33 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Halbsatz 2 Buchst. c) KWG. Zu diesen Posten des harten Kernkapitals vgl. das 6. Kapitel Teil B.II.2. Vgl. § 2 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 PfandBG. Vgl. § 2 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 BauSparkG.

6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

241

– für interne Kapitalverwaltungsgesellschaften ein Anfangskapital von mindestens 300.000 EUR1 und – für externe Kapitalverwaltungsgesellschaften ein Anfangskapital von mindestens 125.000 EUR2 vorgesehen.3 Es kann somit festgehalten werden, dass die Höhe des Anfangskapitals eines Instituts im Grunde von Art und Umfang der jeweils beantragten Geschäftsbetriebserlaubnis abhängig ist. Vorstehende Ausführungen verdeutlichen, dass für den Beginn des Betreibens von Bankgeschäften und der Erbringung von Finanzdienstleistungen kein allgemein gültiger „natürlicher“ Mindest- oder Höchstbetrag an Eigenmitteln vorgesehen ist. Es handelt sich bei der Ingangsetzungsfunktion der Eigenmittel von Instituten vielmehr um eine derivative Funktion, die sich aus gesetzlichen Vorgaben ergibt. Insofern kann nicht die Frage gestellt werden, ob Kapitalpositionen, die die Ingangsetzungsfunktion erfüllen, zu den bankenaufsichtlichen Zielsetzungen beitragen und damit als Eigenmittel anerkannt werden sollen, da ja die Ingangsetzungsfunktion bestimmten Kapitalpositionen vom Gesetzgeber explizit zugeschrieben wird.

III. Haftungsfunktion Die Haftungsfunktion der Eigenmittel bezieht sich auf den Insolvenzfall eines Instituts (sog. „gone concern-Fall“). Ist über das Vermögen eines Instituts das Insolvenzverfahren eröffnet worden, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gläubiger dieses Instituts auch ohne Sicherheiten eine befriedigende Insolvenzquote erhält, umso größer, je höher der Anteil der Eigenmittel an den gesamten Mitteln ist. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass ein Gläubiger mit einer umso höheren Insolvenzquote rechnen kann, je höher der nicht durch Gläubigeransprüche belastete Anteil des Vermögens am Gesamtvermögen des insolventen Instituts ist, je größer also die Relationen Eigenmittel/Gesamtmittel bzw. Eigenmittel/Fremdmittel des Instituts sind.4 Damit jeder Gläubiger seine Forderung in voller Höhe zurückerhalten kann, dürfen die Erlöse aus dem vorhandenen und veräußerbaren Vermögen im Zeitpunkt der Liquidation des Instituts nicht geringer als die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Verbindlichkeiten sein. Solange also die vorhandenen Eigenmittel (hier verstanden als der Überschuss des Vermögens über die Verbindlichkeiten) eines Instituts die aus den übernommenen Risiken im Insolvenzfall entstehenden Verluste übersteigen, können

1 2 3 4

Vgl. § 25 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. a) KAGB. Vgl. § 25 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. b) KAGB. Zur Unterscheidung zwischen internen und externen Kapitalverwaltungsgesellschaften vgl. § 17 Abs. 2 KAGB. Vgl. BIEG, HARTMUT (1992, Bankbetriebslehre), S. 77.

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6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

alle Gläubiger sicher davon ausgehen, dass das Restvermögen, das dem Institut nach Eintritt des Verlusts verbleibt, im Falle einer anschließenden Liquidation des Instituts zur vollständigen Rückzahlung sämtlicher Verbindlichkeiten ausreicht. Da Kapital, das die Haftungsfunktion übernimmt, die Gefahr des Vermögensverlusts von Bankgläubigern reduziert und damit zur bankenaufsichtlichen Zielsetzung „Gläubigerschutz“ beiträgt, ist die Anerkennung dieses Kapitals als bankenaufsichtsrechtliche Eigenmittel gerechtfertigt.

IV.

Verlustausgleichsfunktion

Während die vorstehend angesprochene Haftungsfunktion der Eigenmittel auf den Insolvenzfall eines Instituts abstellt, bezieht sich die Verlustausgleichsfunktion der Eigenmittel auf den sog. „going concern-Fall“, also auf die Weiterführung des Instituts. Hinter dieser Funktion steckt die Überlegung, dass Eigenmittel dazu herangezogen werden können, um Verluste aus dem laufenden Geschäft (Jahresfehlbeträge bzw. Bilanzverluste) buchmäßig auszugleichen. Somit müssen bei ausreichend hohen Eigenmitteln die Gläubiger des Instituts nicht zum Zwecke des Verlustausgleichs herangezogen werden.1 Verfügt ein Institut über ausreichend Kapital, das die Verlustausgleichsfunktion übernimmt, so kann es Verluste aus dem laufenden Geschäft hiermit ausgleichen und insofern eine Überschuldung und damit den Insolvenzfall vermeiden. Sind eine Vielzahl von Instituten oder im Idealfall sogar alle Institute dazu in der Lage, ihre Verluste aus dem laufenden Geschäft mit entsprechendem Kapital zu tragen, so wird es ausreichend viele Institute geben, die die banktypischen Transformationsfunktionen übernehmen. Da also Kapital, das die Verlustausgleichsfunktion übernimmt, die Gefahr der Funktionsunfähigkeit des Kreditsektors reduziert und damit zur bankenaufsichtlichen Zielsetzung „Funktionenschutz“ beiträgt, ist die Anerkennung dieses Kapitals als bankenaufsichtsrechtliche Eigenmittel gerechtfertigt.

V.

Repräsentationsfunktion

Die Repräsentationsfunktion der Eigenmittel spielt für Institute bei der Geschäftsanbahnung mit Neukunden sowie bei der Beurteilung der Bonität durch die Geschäftspartner eine große Rolle. So wird insbesondere im internationalen Geschäftsverkehr oft anhand der Eigenmittel entschieden, ob einem Institut, mit dem bisher keine Geschäftsverbindung bestand, ein bestimmter Auftrag zugeleitet wird oder nicht.2 1 2

Vgl. BIEG, HARTMUT (1992, Bankbetriebslehre) S. 77–78. Vgl. HAGENMÜLLER, KARL FRIEDRICH; DIEPEN, GERHARD (1993, Bankbetrieb), S. 81.

6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

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Im Allgemeinen wird der Beurteilung der Bonität eines Instituts die Faustformel „je mehr Eigenmittel, desto besser die Bonität“ zugrunde gelegt. So sind beispielsweise Kunden umso eher bereit, Gelder bei einem Kreditinstitut anzulegen, je höher die Eigenmittel dieses Kreditinstituts sind (allerdings ist für die Beurteilung der Sicherheit der Einlagen nicht so sehr die absolute Höhe der vorhandenen Eigenmittel, sondern vielmehr die Eigenmittelquote, also das Verhältnis der vorhandenen Eigenmittel zu den Gesamtmitteln relevant). Voraussetzung für die Erfüllung der Repräsentationsfunktion der Eigenmittel ist allerdings, dass die Eigenmittelgröße offen ausgewiesen wird und dem relevanten Personenkreis damit auch bekannt ist.1 Da die Repräsentationsfunktion weder zur Insolvenzvermeidung noch zur Sicherung der Gläubiger von Instituten dient, trägt sie nicht zur Erreichung der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen bei.

VI.

Geschäftsführungsfunktion

Die Eigenmittel verkörpern neben der Repräsentationsfunktion auch eine Geschäftsführungsfunktion, da mit der Erbringung der Eigenmittel grundsätzlich eine Einflussnahme auf die Geschäftsführung des Instituts verbunden ist. So besteht bei Instituten in der Rechtsform einer Personenhandelsgesellschaft eine direkte Einflussnahme der persönlich haftenden Gesellschafter auf die Geschäftsführung, da diese zur Geschäftsführung berechtigt und verpflichtet sind.2 Kommanditisten, die den Gläubigern der Gesellschaft lediglich bis zur Höhe ihrer jeweiligen Einlage haften,3 sind dagegen nicht zur Geschäftsführung berechtigt.4 Bei Instituten in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft hingegen ist mit der Erbringung der Eigenmittel lediglich eine indirekte Einflussnahme auf die Geschäftsführung der Gesellschaft verbunden. Bei Kapitalgesellschaften sind die Eigentümer nämlich nicht direkt zur Geschäftsführung berechtigt. Sie können nur indirekt über die Bestellung der Organmitglieder der Gesellschaft Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen. Bei der Aktiengesellschaft geschieht dies in der Hauptversammlung über die Bestellung der Mitglieder des Aufsichtsrats,5 welche ihrerseits die zur Leitung (Geschäftsführung, Vertretung) der Gesellschaft berechtigten Personen (Vorstandsmitglieder)6 bestellen.7 Bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung erfolgt die Bestellung der zur Geschäftsführung und Vertretung der Gesellschaft berechtigten 1 2 3 4 5 6 7

Vgl. REGNERY, PETER (1994, Bankenaufsicht), S. 83. Vgl. für die OHG § 114 Abs. 1 HGB sowie für die KG § 161 Abs. 2 HGB i. V. m. § 114 Abs. 1 HGB. Vgl. § 171 Abs. 1 HGB. Vgl. § 164 Satz 1 Halbsatz 1 HGB. Vgl. § 101 Abs. 1 Satz 1 AktG. Vgl. die §§ 76 Abs. 1, 77, 78 AktG. Vgl. § 84 Abs. 1 Satz 1 AktG.

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6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

Personen (Geschäftsführer)1 direkt durch die Gesellschafter bzw. im Gesellschaftsvertrag.2 Auch bei Genossenschaften sind nicht die Eigenkapitalgeber (also die Mitglieder), sondern der Vorstand zur Vertretung der Genossenschaft berechtigt.3 Er wird von der Generalversammlung gewählt, sofern die Satzung nichts anderes bestimmt.4 Bei Genossenschaften mit bis zu 1.500 Mitgliedern erfolgt die Wahl direkt, d. h. durch alle Mitglieder. Besitzt die Genossenschaft mehr als 1.500 Mitglieder, so kann die Satzung bestimmen, dass sich die Generalversammlung nicht aus allen Mitgliedern, sondern nur aus von allen Mitgliedern zu wählenden Vertretern (Vertreterversammlung) zusammensetzt,5 welche ihrerseits den Vorstand wählen. Insofern ist in diesem Falle nur eine indirekte Einflussnahme auf die Geschäftsführung der Genossenschaft möglich. Eine lediglich indirekte Einflussnahme ergibt sich aber auch dann, wenn die Satzung der Genossenschaft eine andere Art der Bestellung des Vorstands,6 beispielsweise durch den von der Generalversammlung bzw. Vertreterversammlung zu wählenden Aufsichtsrat,7 vorsieht. Da die Geschäftsführungsfunktion weder zur Insolvenzvermeidung noch zur Sicherung der Gläubiger von Instituten dient, trägt sie nicht zur Erreichung der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen bei.

VII. Finanzierungsfunktion Während bereits durch die Repräsentationsfunktion der Eigenmittel ein gewisser Finanzierungseffekt, nämlich eine Erhöhung des Fremdmittelzuflusses, erzielt werden kann, ist die eigentliche Finanzierungsfunktion der Eigenmittel in der Bereitstellung von Risikokapital insbesondere zur Durchführung von Investitionen zu sehen. Da dieses Risikokapital auch der Insolvenzvermeidung und der Sicherung der Gläubiger von Instituten dient, trägt die Finanzierungsfunktion grundsätzlich zur Erreichung der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen bei. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass die Eigenmittel, damit sie die Finanzierungsfunktion überhaupt erst erfüllen können, auch tatsächlich eingezahlt sein müssen. Der Grundsatz der effektiven Kapitalaufbringung findet folgerichtig im Rahmen der Ermittlung der Eigenmittelausstattung der Institute Anwendung.8 1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. § 35 Abs. 1 GmbHG. Vgl. § 6 Abs. 3 Satz 2 GmbHG i. V. m. § 46 Nr. 5 GmbHG. Vgl. § 24 Abs. 1 Satz 1 GenG. Vgl. § 24 Abs. 2 Satz 1 und Satz 2 GenG. Vgl. § 43a Abs. 1 Satz 1 i. V. m. Abs. 3 Satz 1 GenG. Vgl. § 24 Abs. 2 Satz 2 GenG. Vgl. § 36 Abs. 1 Satz 1 GenG. Vgl. Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. b), Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a), Art. 63 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR.

6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

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Werden allerdings die Größenverhältnisse in die Betrachtung mit einbezogen, so spielt die Finanzierungsfunktion der Eigenmittel im deutschen Kreditgewerbe eine eher untergeordnete Rolle. So betrug das über sämtliche Banken (MFIs) in Deutschland gerechnete Verhältnis der Eigenmittel – bestehend aus dem gezeichneten Kapital, den offenen Rücklagen und dem Fonds für allgemeine Bankrisiken (abzüglich ausgewiesener Verluste) – zur Bilanzsumme zum Ende des Jahres 2019 durchschnittlich lediglich rund 6,5 % (= 544,626 Mrd. EUR  8.358,519 Mrd. EUR).1

VIII. Dauerhaftigkeit der Kapitalbereitstellung Im Rahmen der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen kommt der dauerhaften Bereitstellung von Eigenmitteln aus zwei Gründen eine besondere Bedeutung zu. Erstens kann nicht verlässlich gesagt werden, zu welchem Zeitpunkt ein Institut Verluste erleidet, wann also die Eigenmittel wegen ihrer Verlustausgleichs- bzw. Haftungsfunktion benötigt werden. Insofern ist es wichtig, dass die Eigenmittel dem Institut dauerhaft, d. h. bis zur Erfüllung der Verlustausgleichs- bzw. Haftungsfunktion zur Verfügung stehen. Zweitens ist zu beachten, dass es zur Sicherstellung der Verlustausgleichs- bzw. Haftungsfunktion nicht möglich sein darf, dass die Eigenmittelgeber im Falle einer drohenden Insolvenz des Instituts ihre Mittel vorzeitig abrufen und sich somit aus der Verantwortung ziehen. Während sich der erste Grund auf die Ursprungslaufzeit der Eigenmittel bezieht, stellt der zweite Grund auf die Kündigungsfristen – oder genauer – auf die Mindestrestlaufzeit der Eigenmittel ab. Der Begriff der Dauerhaftigkeit kann dahingehend interpretiert werden, dass die Eigenmittel dem Institut während der gesamten Tätigkeitsdauer zur Verfügung stehen müssen. Wird davon ausgegangen, dass der Geschäftsbetrieb nicht nur befristet ausgeübt werden soll, so sind Eigenmittel dann dauerhaft, wenn sie nicht zurückgezahlt werden müssen, dem Institut sozusagen „ewig“ zur Verfügung stehen. Es lässt sich aber auch die Auffassung vertreten, dass Eigenmittel auch dann dauerhaft zur Verfügung stehen, wenn das Institut im Falle der Rückzahlung der Eigenmittel für einen gleichwertigen Ersatz sorgt (Substitution der Eigenmittel). Sofern dies dem Institut stets gelingt, ist eine Mindesthöhe der Eigenmittel bis zu ihrer Inanspruchnahme durch Verluste ebenso gewährleistet wie im Falle der ewigen Zurverfügungstellung durch die Eigenmittelgeber. Allerdings ist es ziemlich ungewiss, ob die jeweils erforderliche Anschlussfinanzierung auch tatsächlich immer durchgeführt werden kann. Das Institut wird nämlich vor allem dann umso größere Schwierigkeiten haben, eine Anschlussfinanzierung zu erhalten, je niedriger seine Bonität wegen des Eintretens von Verlusten ist. Aus diesem Grunde sollten Finanzierungsmittel dann 1

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2021, Bankenstatistik), S. 9.

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6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

nicht mehr – zumindest aber nicht mehr in vollem Umfang – als Eigenmittel anerkannt werden, wenn sie aufgrund von Fälligkeit oder Kündigung der Mittel dem Institut nur noch eine bestimmte begrenzte Zeit zur Verfügung stehen. Wie lange die Eigenmittel dem Institut mindestens noch zur Verfügung stehen müssen, wie groß also ihre Mindestrestlaufzeit sein muss, kann allerdings nicht pauschal gesagt werden. Dieser Zeitraum ist von der wirtschaftlichen und finanziellen Situation des Instituts abhängig, die sich in seiner Fähigkeit niederschlägt, eine Ersatzmittelbeschaffung durchführen zu können. Aus Gründen der Operationalität hat der Gesetzgeber jedoch in der CRR bei bestimmten Eigenmittelelementen einen für alle Institute einheitlichen Zeitraum vorgegeben.

IX.

Fazit

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass von den vorstehend erläuterten Funktionen der Eigenmittel von Instituten vor allem die Verlustausgleichsfunktion, die Haftungsfunktion, die Finanzierungsfunktion (effektive Kapitalaufbringung) sowie die Dauerhaftigkeit der Kapitalbereitstellung geeignet sind, einen Beitrag zur Erreichung bankenaufsichtlicher Zielsetzungen zu leisten. Von diesen Funktionen wiederum stehen die Verlustausgleichsfunktion sowie die Haftungsfunktion der Eigenmittel im Vordergrund des bankenaufsichtlichen Interesses.1 Sie können als die originären Funktionen der Eigenmittel von Instituten bezeichnet werden.2 Der Zusammenhang zwischen diesen bankenaufsichtlichen Zielen und den Eigenmitteln der Institute wird in Abbildung 33 dargestellt. Die Qualität einzelner Eigenmittelkomponenten für Zwecke der Bankenaufsicht ist insofern vor allem daran zu messen, inwieweit sie diese beiden Funktionen übernehmen. Mit anderen Worten: Für den Erhalt der Bestandsfestigkeit von Instituten ist die Güte der ihnen zur Verfügung stehenden Eigenmittel von maßgebender Bedeutung.3 Nur soweit die bei ihnen anrechenbaren Eigenmittelbestandteile auch den bankenaufsichtlich relevanten Funktionen des Eigenkapitals ausreichend gerecht werden, können die Eigenmittel tatsächlich zur Vermeidung von Gläubigerverlusten und zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Kreditgewerbes beitragen.4 1

2 3 4

Ausführlich dazu BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 15–19; BIEG, HARTMUT (1989, Bankrichtlinien), S. 8–9; BIEG, HARTMUT (1992, Bankbetriebslehre), S. 77–78 und S. 80–81. Gaddum sieht in den bankenaufsichtsrechtlichen Eigenmitteln der Institute ein Sicherheitsnetz für die vielfältigen Risiken, die diese Institute im nationalen und internationalen Geschäft eingehen (vgl. GADDUM, JOHANN WILHELM (1989, Rahmenbedingungen), S. 52). Süchting spricht von Risikoträgern „in ihrer Eigenschaft als Verteidigungslinien zum Auffangen möglicher Verluste“ (SÜCHTING, JOACHIM (1992, Bankmanagement), S. 357). Vgl. REGNERY, PETER (1994, Bankenaufsicht), S. 80–82. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 210; ferner WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2014, Qualität), S. 82. Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 259.

6. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Funktionen des Eigenkapitals

Bankenaufsichtsziele

Funktionenschutz

Gläubigerschutz

247

Eigenkapitalfunktionen

trägt bei zu*

Verlustausgleichsfunktion (going concern-Fall)

trägt bei zu*

Haftungsfunktion (gone concern-Fall)

* grundsätzliche Voraussetzungen: effektive Kapitalaufbringung und Dauerhaftigkeit der Kapitalbereitstellung

Abbildung 33: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und den Funktionen des Eigenkapitals

248

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil B: Bestandteile der Eigenmittel von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter, Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken und Julius Burr, B. Sc., Saarbrücken I.

Überblick über die Grundstruktur der Eigenmittel

Die regulatorischen Eigenmittel nehmen innerhalb des Kreditgewerbes eine herausragende Rolle ein, da die aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen sich unmittelbar auf die Geschäftsmodelle und die Rentabilität der Institute auswirken. Die Aufgabe der Eigenmittel besteht hierbei vor allem darin, zum einen Verluste abzufedern und zum anderen die mit der Tätigkeit eines Instituts einhergehenden Risiken zu begrenzen.1 Im Zuge der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 wurde jedoch offenkundig, dass die regulatorischen Eigenmittel die Fähigkeit zur Abfederung von Verlusten nicht im vorgesehenen Umfang erfüllten. Zurückzuführen war dies auf eine häufig mangelnde quantitative und qualitative Eigenmittelausstattung der Institute. Es kam hinzu, dass die qualitative Eigenmittelausstattung zwischen verschiedenen Ländern erheblich variierte, da die Definitionen für einzelne Eigenmittelbestandteile einen großen Interpretationsspielraum zuließen.2 In der Folge kam es daher innerhalb der G20-Staaten unter anderem zu einer Übereinkunft darüber, dass die Anforderungen an die Eigenmittel der Institute einer qualitativen und quantitativen Verbesserung und Vereinheitlichung unterzogen werden müssten. Anknüpfend an diese Übereinkunft publizierte der Baseler Ausschuss im Dezember 2010 unter dem Namen Basel III3 Vorgaben, die eine Novellierung der Eigenmittelanforderungen konkretisierten.4 Zur Erreichung der qualitativen und quantitativen Verbesserung setzte der 1 2 3 4

Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil A; ferner GROß, CARSTEN; NEUMANN, MADLEN; STAWITZKE, THOMAS (2015, Eigenkapital), S. 415. Vgl. MAIER, STEFFEN (2012, Eigenmittel), S. 56. Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen); BCBS (2013, Mindestliquiditätsquote). Nachdem die im Dezember 2010 veröffentlichten Basel III-Vorschriften im Juni 2011 bzw. Januar 2013 aktualisiert wurden, erfolgte im Dezember 2017 ihre Finalisierung. Vgl. BCBS (2017, Finalising). Vgl. zu den letzten beiden Sätzen GROß, CARSTEN; KÜSTER, MADLEN (2011, Eigenkapital), S. 345.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

249

Baseler Ausschuss dabei vor allem auf strengere Anerkennungsvoraussetzungen für Eigenmittelbestandteile, schärfere Abzugsvorgaben bei der Berechnung der Eigenmittel und umfangreichere Offenlegungsvorschriften. Die Basel III-Vorschriften des Baseler Ausschusses wurden innerhalb der EU durch das CRD IV-Paket in erster Linie mit der CRR umgesetzt. Diese Verordnung ist zum 28.06.2013 in Kraft getreten und findet zum größten Teil seit dem 01.01.2014 Anwendung. Aufgrund ihres Charakters als Verordnung sind die Vorschriften der CRR unmittelbar geltendes Recht in allen Mitgliedstaaten der EU. Über die CRR hinaus wurden jedoch einzelne Bestimmungen von Basel III in den Regelungsumfang der CRD IV übernommen. Die CRD IV hat den Charakter einer Richtlinie und musste deshalb in nationales Recht überführt werden, was in Deutschland durch das CRD IVUmsetzungsgesetz erfolgt ist. Dieses Gesetz führte zu einem großflächigen Umbau des KWG, indem es zum einen neue Vorgaben in das KWG aufnahm und zum anderen jene Vorgaben aus dem KWG entfernte, die seitdem in den Regelungsumfang der CRR fallen oder den Vorgaben der CRR entgegenstanden. Präzisiert werden die Eigenmittelanforderungen der CRR und der CRD IV durch verbindliche technische Standards der EBA. Diese Standards sollen eine einheitliche Aufsichtspraxis gewährleisten. Vorbehaltlich der Zustimmung des Europäisches Rates und des Parlaments sowie ihres Erlasses durch die Europäische Kommission sind diese Standards von den Instituten unmittelbar anzuwenden.1 Durch die Neugestaltung der Eigenmittelanforderungen wurde die Struktur der Eigenmittel erheblichen Änderungen unterzogen. Die Eigenmittel der Institute setzen sich seit der Basel III-Reform gemäß Art. 72 CRR nur noch aus zwei Qualitätsstufen zusammen, dem Kernkapital (Tier 1 Capital) und dem Ergänzungskapital (Tier 2 Capital),2 wodurch die Anzahl der Qualitätsstufen deutlich reduziert wurde. Hierbei stellt das Kernkapital die höhere Qualitätsstufe und das Ergänzungskapital die niedrigere Qualitätsstufe dar. Mit der Unterteilung der Eigenmittel in zwei Qualitätsstufen erfolgte zugleich eine getrennte Zuweisung der aus aufsichtsrechtlicher Sicht beiden wichtigsten Funktionen des Eigenkapitals zu diesen beiden Eigenmittelkategorien. So soll das Kernkapital im going-concern-Fall, also im Fall der Unternehmensfortführung, dazu dienen, Verluste des Instituts aus dem laufenden Geschäft auszugleichen, wodurch es in erster Linie die Verlustausgleichsfunktion des Eigenkapitals3 erfüllt. Im Unterschied dazu soll das Ergänzungskapital im gone-concern-Fall, also im Fall der Unternehmensinsolvenz, die Haftungsmasse des Instituts stärken, um die Ansprüche der Gläubiger befriedigen zu können, wodurch es vor allem im Zusammenhang 1 2 3

Vgl. ausführlich zu diesem Absatz WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2014, Qualität), S. 83–84; ferner das 3. Kapitel Teil C. Vgl. auch Art. 4 Abs. 1 Nr. 118 CRR. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil A.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

mit der Haftungsfunktion des Eigenkapitals1 zu sehen ist. Mit Blick auf die unterschiedlichen Qualitätsstufen der beiden Eigenmittelkategorien lässt sich hieraus eine unterschiedliche Gewichtung der Verlustausgleichs- und der Haftungsfunktion ableiten. Durch die Verknüpfung der Verlustausgleichsfunktion mit der höheren der beiden Qualitätsstufen zeigt sich, dass das Hauptaugenmerk der Basel III-Reform auf der Stärkung dieser Eigenkapitalfunktion liegt. Der Verbesserung der Haftungsfunktion kommt hingegen durch ihre Verknüpfung mit der niedrigeren der beiden Qualitätsstufen ein eher geringerer Stellenwert zu.2 Notwendig sind die regulatorischen Eigenmittel zur Abdeckung der Erfolgsrisiken von Instituten.3 Institute müssen sowohl auf Einzelinstitutsebene als auch auf Institutsgruppenebene über eine angemessene Eigenmittelausstattung verfügen. Hierbei haben die unterschiedlichen Qualitätsstufen keinen Einfluss auf den Anerkennungsumfang der einzelnen Eigenmittelbestandteile; dieser ist unbegrenzt. Ebenso haben die unterschiedlichen Qualitätsstufen keinen Einfluss auf die Verwendung der einzelnen Eigenmittelbestandteile, da alle Qualitätsstufen zur Unterlegung sämtlicher Erfolgsrisiken vorgesehen sind. Institute müssen jedoch für jede Qualitätsstufe unterschiedliche Mindesthöhen an Eigenmitteln vorhalten.4 Abbildung 34 veranschaulicht die zuvor beschriebene Grundstruktur der Eigenmittel.

Abbildung 34: Grundstruktur der Eigenmittel gemäß Art. 72 CRR

1 2 3 4

Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil A. Vgl. zu den letzten drei Sätzen BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 259–260. Vgl. zu den Erfolgsrisiken das 1. Kapitel Teil B. Vgl. zu den Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel das 6. Kapitel Teil C.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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Zusätzlich zu der aufgezeigten Untergliederung der Eigenmittel sieht Art. 25 CRR eine Untergliederung des Kernkapitals vor, nach der sich das Kernkapital eines Instituts aus der Summe des harten Kernkapitals (CET1 Capital) und des zusätzlichen Kernkapitals (AT1 Capital) ergibt. Dabei stellt das harte Kernkapital im Vergleich zum zusätzlichen Kernkapital die höhere Qualitätsstufe dar. Es lässt sich somit festhalten, dass sich die Eigenmittel eines Instituts aus drei Kategorien unterschiedlicher Qualität zusammensetzen. Hierbei repräsentiert das harte Kernkapital die Eigenmittelbestandteile mit der höchsten Qualität, das zusätzliche Kernkapital die Eigenmittelbestandteile mit der mittleren Qualität und das Ergänzungskapital die Eigenmittelbestandteile mit der geringsten Qualität. Zum Verständnis der spezifischen Komponenten der regulatorischen Eigenmittel ist es wichtig, die regulatorischen Eigenmittel nicht mit dem bilanziellen Eigenkapital eines Instituts zu verwechseln, welches sich als Residualgröße aus der „Differenz zwischen den Aktivposten und den Verbindlichkeiten, Rückstellungen und passiven Rechnungsabgrenzungsposten“1 eines Unternehmens ergibt. Aus historischer Sicht war solch eine Gleichstellung der beiden Eigenkapitalbegriffe zwar bis in die 1990erJahre durchaus gerechtfertigt, da sich die regulatorischen Eigenmittel bis auf wenige Ausnahmen aus dem bilanziellen Eigenkapital speisten. Seitdem hat der Begriff der regulatorischen Eigenmittel – nicht zuletzt durch die Basel III-Reform – jedoch einen erheblichen Bedeutungswandel erfahren. Dabei haben sich die regulatorischen Eigenmittel, auch wenn das bilanzielle Eigenkapital in Teilen weiterhin die Grundlage zur Berechnung der regulatorischen Eigenmittel darstellt, zusehends von dem bilanziellen Eigenkapital entfernt. Somit ist bei der Ermittlung der regulatorischen Eigenmittel – wie sich im Folgenden bei der Darstellung der einzelnen Komponenten zeigen wird – keine ausschließliche Ableitung von dem bilanziellen Eigenkapital (mehr) möglich. Anders als in früheren Normen zur Bestimmung der regulatorischen Eigenmittel eines Instituts sieht die CRR keine enumerative Auflistung zugelassener Kapitalinstrumente vor. Zurückzuführen ist dies auf die Kreativität der Institute bei der Entwicklung neuer Kapitalinstrumente in der Vergangenheit. Deren Bemühungen brachten immer komplexere und ausgefallenere Kapitalinstrumente hervor, sodass eine abschließende Auflistung nicht mehr zielführend war. Stattdessen wurde mit der CRR ein prinzipienorientierter Ansatz2 umgesetzt. Dieser sieht für die Zuordnung eines Kapitalinstruments zu einer der drei Eigenmittelqualitätsstufen jeweils unterschiedlich ausgestaltete Anerkennungskriterien vor. Neben den Kapitalinstrumenten sind 1 2

BIEG, HARTMUT; KUßMAUL, HEINZ; WASCHBUSCH, GERD (2016, Finanzierung), S. 60. Vgl. ferner hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 364–365. Dieser prinzipienorientierte Ansatz wird teilweise auch als substance over form-Ansatz bezeichnet.

252

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

in den einzelnen Eigenmittelqualitätsstufen zudem weitere Posten, Anpassungen bzw. Ausnahmen zu berücksichtigen. Zur Ermittlung der letztendlichen Höhe der Eigenmittel der jeweiligen Eigenmittelqualitätsstufe sind schließlich von den Posten noch Abzüge vorzunehmen. Die nachfolgende Abbildung 35 veranschaulicht das beschriebene Vorgehen.

Abbildung 35: Zusammensetzung der Eigenmittel nach Art. 25, 50, 61, 71 und 72 CRR

II. 1.

Hartes Kernkapital Vorbemerkungen

Hinsichtlich der grundsätzlichen konzeptuellen Ausrichtung der Anerkennung von Eigenmittelbestandteilen orientiert sich das Basel III-Regelwerk an großen international ausgerichteten Instituten, die zumeist in einer der Aktiengesellschaft ähnlichen Rechtsform organisiert sind. Daher sieht dieses Regelwerk das von Aktiengesellschaften aufgenommene Grundkapital und die damit verbundenen offenen Rücklagen (hier vor allem die Kapitalrücklage) als Anknüpfungspunkt für das harte Kernkapital eines Instituts an. Eine ausschließliche Orientierung an diesem Vorgehen hätte allerdings in der EU aufgrund der fragmentierten Institutslandschaft mit zahlreichen verschiedenen Rechtsformen zu erheblichen Schwierigkeiten geführt. Deshalb ist die europäische Umsetzung des Basel III-Regelwerks rechtsformneutral gestaltet.1 1

Vgl. ähnlich zu den Ausführungen dieses Absatzes GUTMANN, MATTHIAS; NEISEN, MARTIN (2014, Eigenmittel), S. 52–53, Tz. 100–101.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

253

Die konkreten Bestandteile des harten Kernkapitals werden durch Art. 50 CRR bestimmt. Demnach setzt sich das harte Kernkapital eines Instituts zunächst aus den Posten des harten Kernkapitals nach Anwendung der in den Art. 32–35 CRR spezifizierten aufsichtlichen Korrekturposten zusammen. Darüber hinaus sind die in Art. 36 CRR vorgesehenen Abzüge von den Posten des harten Kernkapitals vorzunehmen. Schließlich finden bei der Ermittlung der Höhe des harten Kernkapitals die in den Art. 48, 49 und 79 CRR beschriebenen Ausnahmen und Alternativen Anwendung.

2.

Posten des harten Kernkapitals

Gemäß Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 CRR existieren verschiedene Posten des harten Kernkapitals, die entweder von klassischer oder innovativer Natur sind.1 Unter den klassischen Posten versteht man dabei jene Posten, die dem wirtschaftlichen Eigenkapital eines Instituts entsprechen. Zu ihnen zählen das eingezahlte Kapital, die einbehaltenen Gewinne, das kumulierte sonstige Ergebnis, die sonstigen Rücklagen und der Fonds für allgemeine Bankrisiken. Die letzten vier der hier aufgezählten Posten gelten jedoch nur dann als hartes Kernkapital, sofern „sie dem Institut uneingeschränkt und unmittelbar zur sofortigen Deckung von Risiken oder Verlusten zur Verfügung stehen“2. Zu den innovativen Posten des harten Kernkapitals werden sämtliche Instrumente des harten Kernkapitals einschließlich der mit diesen Instrumenten verbundenen Agien gezählt, welche die Bedingungen der Art. 28 und 29 CRR auf Dauer und in Summe erfüllen. Die bereits angeführte Rechtsformneutralität wird besonders anhand des eingezahlten Kapitals deutlich. Gemäß Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR fallen hierunter auch die von Gegenseitigkeitsgesellschaften, Genossenschaften, Sparkassen und ähnlichen Instituten gemäß ihrer Satzung begebenen Kapitalinstrumente. Voraussetzung ist jedoch gemäß Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. b) CRR, dass die Bedingungen der Art. 28 und 29 CRR erfüllt sind. Somit lässt sich festhalten, dass das Geschäfts-, Grund-, Stamm- oder Dotationskapital, die Geschäftsguthaben sowie die Vermögenseinlagen der persönlich haftenden Gesellschafter einer KGaA, die nicht auf das Grundkapital geleistet worden sind, sowie das mit diesen Instrumenten verbundene Agio – je nach vorliegender Rechtsform – dem harten Kernkapital eines Instituts zugerechnet werden.3 Zu den einbehaltenen Gewinnen zählen sowohl die im letzten Jahresabschluss festgestellten und fortgeschriebenen Gewinne als auch die im laufenden Geschäftsjahr 1 2 3

Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen dieses Absatzes WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2014, Qualität), S. 87. Art. 26 Abs. 1 UAbs. 2 CRR. Vgl. ähnlich zu den Ausführungen dieses Absatzes WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2014, Qualität), S. 87.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

erzielten Gewinne, die bisher noch nicht offiziell festgestellt wurden. Für die Einbeziehung offiziell noch nicht festgestellter Gewinne – es kann sich hierbei um Zwischengewinne oder den Jahresendgewinn handeln – ist allerdings gemäß Art. 26 Abs. 2 UAbs. 1 CRR die Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde notwendig. Diese wird nach Art. 26 Abs. 2 UAbs. 1 Buchst. a) und Buchst. b) CRR erteilt, sofern solche Gewinne von unabhängigen und mit der Abschlussprüfung des Instituts befassten Personen überprüft wurden und von diesen Gewinnen die vorhersehbaren Abgaben und Dividenden abgezogen wurden. Eine Spezifizierung der vorhersehbaren Abgaben und Dividenden erfolgt in der DelVO (EU) Nr. 241/2014. Nach Art. 3 Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 zählen zu den vorhersehbaren Abgaben neben Steuern auch Beträge, die sich aus gewinnvermindernden Verpflichtungen oder Umständen ergeben, bei denen die zuständige Aufsichtsbehörde weder ausreichend vorgenommene Bewertungsanpassungen noch ausreichend gebildete Rückstellungen feststellt. Hinsichtlich der Bestimmung der vorhersehbaren Dividenden wird gemäß Art. 2 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 bei Vorliegen eines Beschlusses oder Vorschlags des Leitungsorgans des Instituts zur Festlegung der Dividende auf diesen Beschluss bzw. Vorschlag zurückgegriffen. Somit wird die angesetzte Dividendenhöhe von dem Zwischen- oder Jahresendgewinn abgezogen. Sofern kein solcher Beschluss oder Vorschlag des Leitungsorgans des Instituts vorliegt, ergibt sich die vorhersehbare Dividende als Produkt aus dem Zwischenoder Jahresendgewinn und der Dividendenauszahlungsquote. Diese Dividendenauszahlungsquote basiert gemäß Art. 2 Abs. 5 und Abs. 6 DelVO (EU) Nr. 241/2014 auf der vom Leitungsorgan festgelegten Dividendenpolitik und entspricht bei Vorliegen einer Dividendenspanne dem höchsten Wert der angegebenen Spanne. Falls das Institut keiner festgelegten Dividendenpolitik folgt oder von einer Abweichung von der festgelegten Dividendenpolitik auszugehen ist, wird nach Art. 2 Abs. 7 DelVO (EU) Nr. 241/2014 als Dividendenauszahlungsquote der höhere Wert aus der durchschnittlichen Dividendenauszahlungsquote der dem betroffenen Geschäftsjahr vorangegangenen drei Geschäftsjahre und der Dividendenauszahlungsquote des dem betroffenen Geschäftsjahr vorangegangenen Geschäftsjahrs zugrunde gelegt. Gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 100 CRR wird das kumulierte sonstige Ergebnis „im Sinne des nach Maßgabe der Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 anwendbaren internationalen Rechnungslegungsstandards (IAS) 1“ definiert. Dementsprechend ist dieser Bestandteil des harten Kernkapitals ausschließlich für Institute von Relevanz, die für aufsichtliche Zwecke ihren IFRS-Abschluss zugrunde legen müssen. Das kumulierte sonstige Ergebnis umfasst nach IAS 1.7 diejenigen Ertrags- und Aufwandsposten (einschließlich der Umgliederungsbeträge), die nach den einzelnen IFRS ohne Berührung der

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

255

Gewinn- und Verlustrechnung, d. h. erfolgsneutral, direkt im Eigenkapital erfasst werden.1 Die sonstigen Rücklagen umfassen nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 117 CRR die Rücklagen eines Instituts, die gemäß dem geltenden Rechnungslegungsrahmen offen ausgewiesen werden müssen. Hierbei ist es gleichgültig, ob sie aufgrund gesetzlicher Regelungen oder freiwillig gebildet wurden. Beträge, die bereits im kumulierten sonstigen Ergebnis oder in den einbehaltenen Gewinnen ausgewiesen sind, gelten allerdings nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 117 CRR nicht als Bestandteil der sonstigen Rücklagen. Der Fonds für allgemeine Bankrisiken beinhaltet gemäß § 340g HGB die auf der Passivseite der Bilanz offen ausgewiesenen versteuerten Vorsorgereserven, die von Instituten zur Absicherung allgemeiner Bankrisiken gebildet werden können, soweit dies nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung wegen der besonderen Risiken ihres Geschäftszweigs notwendig ist.2 Daneben ist dem Fonds für allgemeine Bankrisiken gemäß § 340e Abs. 4 Satz 1 HGB jährlich ein Betrag in Höhe von mindestens 10 % des Nettoertrags des Handelsbestands (nach Vornahme des Risikoabschlags i. S. d. § 340e Abs. 3 Satz 1 HGB, aber vor der Veränderung des Sonderpostens i. S. d. § 340e Abs. 4 Satz 1 HGB) zuzuführen. Der gemäß § 340e Abs. 4 Satz 1 HGB in den Fonds für allgemeine Bankrisiken insgesamt eingestellte Betrag ist in einem Davon-Vermerk („darunter: Sonderposten nach § 340e Abs. 4 HGB“) gesondert auszuweisen. Da es sich auch bei den in diesem Sonderposten ausgewiesenen Beträgen um versteuerte Reserven handelt, die uneingeschränkt und unmittelbar zur sofortigen Deckung von Risiken und Verlusten herangezogen werden können,3 kann der Fonds für allgemeine Bankrisiken in seiner gesamten Höhe dem harten Kernkapital eines Instituts zugerechnet werden.4 Wie zuvor bereits angesprochen, werden Kapitalinstrumente sowie die mit diesen Instrumenten verbundenen Agien nur dann dem harten Kernkapital eines Instituts zugerechnet, wenn sie die nachfolgend betrachteten Anerkennungskriterien vollständig erfüllen: – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR muss vor der Begebung der Kapitalinstrumente die Zustimmung der Anteilseigner eingeholt werden. Ersatzweise 1 2

3 4

Vgl. hierzu sowie zu weiteren Einzelheiten BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 269–270. Zu der sonstigen Ergebnisrechnung als Teil der Gesamtergebnisrechnung eines Instituts nach IFRS vgl. ausführlich BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 368–375. Vgl. weitergehend zum Fonds für allgemeine Bankrisiken, insbesondere auch im Verhältnis zu den stillen Vorsorgereserven nach § 340f HGB, u. a. WASCHBUSCH, GERD (1992, Jahresabschlusspolitik), S. 394–398; BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2005, Vorsorgereserven), S. 145–147; BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 274–277 und S. 498–505. Vgl. dazu auch § 340e Abs. 4 Satz 2 HGB. Vgl. kritisch zur Anrechenbarkeit der § 340g HGB-Reserven als hartes Kernkapital BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 276 und S. 499–500; WASCHBUSCH, GERD; BLAß, ROBIN; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Anerkennungsfähigkeit), S. 453.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

ist – wenn dies nach einzelstaatlichem Recht zulässig ist – auch eine Zustimmung des Leitungsorgans des Instituts nach einer vorherigen Ermächtigung durch die Anteilseigner, wie dies bspw. beim genehmigten Kapital der Fall ist, erlaubt. 1 Darüber hinaus müssen die Kapitalinstrumente durch das Institut direkt begeben werden; eine indirekte Ausgabe über sog. Finanzierungsvehikel ist somit nicht möglich. 2 Das Verbot der indirekten Begebung von Kapitalinstrumenten ist auf das Verhalten von Instituten vor und während der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 zurückzuführen, in der Institute häufig über Zwischengesellschaften mit Sitz in steuerlich vorteilhaften Staaten hartes Kernkapital aufgenommen hatten, diese Zwischengesellschaften das harte Kernkapital jedoch über nachrangig besicherte Wertpapiere refinanziert hatten. Hierdurch wurde die für das harte Kernkapital vorgesehene laufende Verlusttragung unterminiert. – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. b) CRR müssen Kapitalinstrumente voll eingezahlt sein. 3 Mit dieser Regelung, die auch als Grundsatz der effektiven Kapitalaufbringung bezeichnet wird, 4 soll gewährleistet werden, dass die zur Verlusttragung erforderlichen Mittel bei Bedarf auch tatsächlich vorhanden sind. Daher darf der Erwerb des Eigentums an den Kapitalinstrumenten gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. b) CRR auch weder direkt noch indirekt durch das Institut finanziert werden. Andernfalls könnte sich das Institut über eine direkte Finanzierung des Investors das harte Kernkapital mittelbar selbst beschaffen. Aber auch eine indirekte Finanzierung des Investors durch ein Unternehmen, das sich mit dem Institut in einem Konsolidierungskreis befindet, ist kritisch zu beurteilen, da in einem solchen Fall das Kapital nur scheinbar extern bereitgestellt wurde. 5 Die Begriffe der direkten und indirekten Finanzierung werden in Art. 8 und Art. 9 DelVO (EU) Nr. 241/2014 näher definiert. Gemäß Art. 8 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 ist unter einer direkten Finanzierung die Gewährung eines Darlehens oder einer anders gearteten Finanzierung zum Erwerb eines Kapitalinstruments des Instituts zu verstehen. 6 Neben diesen Finanzierungen sind nach Art. 8 1

2 3 4 5 6

Vgl. BORNEMANN, ALEXANDER (2015, Einführung), S. 86, Tz. 167. Emittierte Kapitalinstrumente dürfen gemäß Art. 26 Abs. 3 UAbs. 1 CRR nur dann als Instrumente des harten Kernkapitals eingestuft werden, wenn die zuständige Aufsichtsbehörde zuvor die Erlaubnis hierzu gegeben hat. Gemäß Art. 26 Abs. 3 UAbs. 2 CRR kann unter bestimmten Voraussetzungen bei der wiederholten Emission von identischen Instrumenten des harten Kernkapitals auf eine erneute Erlaubnis verzichtet werden. Vgl. auch nachfolgend GUTMANN, MATTHIAS; NEISEN, MARTIN (2014, Eigenmittel), S. 58, Tz. 113. Art. 28 Abs. 1 UAbs. 3 CRR stellt hierzu ergänzend klar, dass bei Kapitalinstrumenten, die nur zum Teil eingezahlt sind, nur der eingezahlte Teil ein Instrument des harten Kernkapitals sein kann. Vgl. dazu BIEG, HARTMUT; KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD (2011, Bankenaufsicht), S. 76. Vgl. KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 164, Tz. 55. Hierzu muss das Institut jedoch Kenntnis über eine solche Verwendung der bereitgestellten Finanzierungsmittel haben bzw. sich Kenntnis über die Verwendung der bereitgestellten Finanzierungsmittel verschaffen. Bei Vorliegen eines allgemeinen Finanzierungsrahmens gestaltet sich dies allerdings schwierig. Vgl. KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 162, Tz. 43.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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Abs. 3 DelVO (EU) Nr. 241/2014 auch solche Finanzierungen als direkte Finanzierungen anzusehen, die für andere Zwecke als den Erwerb von Kapitalinstrumenten natürlichen oder juristischen Personen gewährt wurden, die eine qualifizierte Beteiligung an dem Institut halten oder die als nahestehende Personen oder Unternehmen des Instituts gelten. Sofern das Institut allerdings nachweisen kann, dass eine solche Finanzierung zu Konditionen abgeschlossen wurde, die mit denen einer Finanzierung eines Dritten vergleichbar sind, und dass die betreffende natürliche oder juristische Person nicht auf Ausschüttungen oder eine Veräußerung der gehaltenen Kapitalinstrumente zur Sicherstellung der Zins- und Tilgungszahlungen angewiesen ist, liegt keine direkte Finanzierung vor. Als indirekt ist eine Finanzierung gemäß Art. 9 Abs. 1 Buchst. a) DelVO (EU) Nr. 241/2014 dann zu klassifizieren, wenn der Erwerb eines Kapitalinstruments durch ein Unternehmen, das der direkten oder indirekten Kontrolle durch das Institut unterliegt, finanziert wird. Zusätzlich liegt eine indirekte Finanzierung vor, wenn das finanzierende Unternehmen – zum selben Konsolidierungskreis wie das Institut gehört, – in die konsolidierte Bilanz oder in eine einer konsolidierten Bilanz gleichwertige erweiterte Zusammenfassungsrechnung einbezogen ist oder – einer zusätzlichen Beaufsichtigung nach der Richtlinie 2002/87/EG (sog. Konglomeratsrichtlinie) unterliegt. Nach Art. 9 Abs. 1 Buchst. b) DelVO (EU) Nr. 241/2014 ist auch dann von einer indirekten Finanzierung auszugehen, wenn die Finanzierung des Erwerbs des Kapitalinstruments zwar über ein externes Unternehmen erfolgt, das Kreditrisiko jedoch mittels einer Garantie, eines Kreditderivats oder auf eine andere Weise auf das Institut oder auf Unternehmen, die der direkten oder indirekten Kontrolle durch das Institut unterliegen, übertragen wird. Gleiches gilt für die Übertragung des Kreditrisikos auf Unternehmen, auf die eines der zuvor aufgezählten Kriterien zutrifft. Eine indirekte Finanzierung liegt zudem gemäß Art. 9 Abs. 1 Buchst. c) DelVO (EU) Nr. 241/2014 bei einer Finanzierung für einen Darlehensnehmer vor, „der die Finanzierung zum Zwecke des Erwerbs von Kapitalinstrumenten eines Instituts […] an den Endanleger weiterreicht“. – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. c) CRR müssen die Kapitalinstrumente als Kapital i. S. d. Art. 22 Bankbilanzrichtlinie gelten. Art. 22 Bankbilanzrichtlinie sieht konkret die Bestimmung des Gezeichneten Kapitals vor. Danach sind wortlautunabhängig alle Eigenkapitalbeträge, welche entsprechend der Rechtsform des Instituts von den Gesellschaftern oder anderen Eigentümern gezeichnet wurden, als Gezeichnetes Kapital anzusehen. Ergänzend dazu müssen die Kapitalinstru-

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

mente auch Eigenkapital nach dem jeweils zugrunde gelegten Rechnungslegungsrahmen darstellen. In Deutschland sind die Bilanzierung nach IFRS und die Bilanzierung nach HGB die einzigen anwendbaren Rechnungslegungsrahmen. Darüber hinaus müssen die Kapitalinstrumente im Fall eines durch Überschuldung ausgelösten Insolvenzverfahrens des Instituts als Eigenkapital gelten. – Nach Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. d) CRR sind die Kapitalinstrumente in der Bilanz des Instituts eindeutig und gesondert offenzulegen. In Deutschland wird diese Offenlegung für Institute, die nach HGB bilanzieren, durch das Formblatt 1 der RechKredV sichergestellt. Dieses Formblatt sieht in der Passivposition 12 den Ausweis des Eigenkapitals eines Instituts – untergliedert in die Unterpositionen Eingefordertes Kapital (bestehend aus dem Gezeichneten Kapital abzüglich nicht eingeforderter ausstehender Einlagen), Kapitalrücklage, Gewinnrücklagen und Bilanzgewinn/Bilanzverlust – vor.1 Für Institute, die nach IFRS bilanzieren, ist eine vergleichbare Offenlegung vorgesehen.2 – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. e) CRR müssen die Kapitalinstrumente in zeitlich unbefristeter Form vorliegen. Dieses Anerkennungskriterium dient dazu, die dauerhafte Bereitstellung von Eigenmitteln sicherzustellen. – Eine weitere Voraussetzung für die Sicherstellung der dauerhaften Bereitstellung von Eigenmitteln ist in Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. f) CRR festgelegt. Danach darf eine teilweise oder vollständige Rückzahlung der Kapitalinstrumente nur bei einer Liquidation des Instituts oder nach einer gemäß Art. 77 Abs. 1 CRR erteilten Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörde erfolgen. Eine solche Genehmigung erteilt die zuständige Aufsichtsbehörde nach Art. 78 Abs. 1 UAbs. 1 CRR bei Vorliegen eines von zwei Gründen. Der erste Grund besteht darin, dass die zurückzuzahlenden Kapitalinstrumente durch qualitativ zumindest gleichwertige Kapitalinstrumente, die zudem im Hinblick auf die zukünftigen Ertragsmöglichkeiten des Instituts nachhaltig sind, ersetzt werden. Die Formulierung „im Hinblick auf die Ertragsmöglichkeiten des Instituts nachhaltig“ wird in Art. 27 DelVO (EU) Nr. 241/2014 näher spezifiziert. Nachhaltige Ertragsmöglichkeiten sind demzufolge dann anzunehmen, wenn die zuständige Aufsichtsbehörde in Folge des Austauschs der Kapitalinstrumente von einer mindestens gleichbleibenden Rentabilität des Instituts – auch in Stresssituationen – ausgeht. Der zweite Grund für eine Genehmigung der (Teil-)Rückzahlung von Kapitalinstrumenten durch die zuständige Aufsichtsbehörde liegt vor, wenn das Institut sowohl die Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 Abs. 1 CRR als auch die kombinierte Kapitalpuffer-

1 2

Vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 67 und S. 277; ferner KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 156, Tz. 8. Vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 296.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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Anforderung gemäß Art. 128 CRD IV i. V. m. § 10i KWG um einen von der zuständigen Aufsichtsbehörde festzulegenden Wert überschreitet.1 Gemäß Art. 28 Abs. 2 UAbs. 2 CRR gilt Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. f) CRR unbeschadet einer Herabschreibung der Kapitalbeträge von Instrumenten infolge von Abwicklungsmaßnahmen. – Der Sicherstellung der dauerhaften Bereitstellung von Eigenmitteln dient auch Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. g) CRR. Danach dürfen in den für ein Kapitalinstrument geltenden Ausgabebestimmungen weder explizite noch implizite Hinweise auf eine teilweise oder vollständige Rückzahlung des Kapitalbetrags gegeben werden. Sofern ein Institut allerdings öffentlich die (teilweise) Rückzahlung von Kapitalinstrumenten ankündigt, muss es gemäß Art. 28 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 den zurückzuzahlenden Betrag vom harten Kernkapital abziehen. Ausgenommen von dem Verbot der Aufnahme von expliziten und impliziten Hinweisen auf eine (teilweise) Rückzahlung des Kapitalbetrags in den Ausgabebestimmungen eines Kapitalinstruments sind Hinweise auf Rückzahlungen im Zusammenhang mit einer Liquidation des Instituts. Zudem ist es nach Art. 28 Abs. 2 UAbs. 3 CRR unschädlich, wenn die Ausgabebestimmungen der Kapitalinstrumente explizit oder implizit eine durch Abwicklungsmaßnahmen ausgelöste Herabschreibung der Kapitalbeträge der Instrumente vorsehen. Das Verbot der Aufnahme von expliziten und impliziten Hinweisen auf eine (teilweise) Rückzahlung des Kapitalbetrags in den Ausgabebestimmungen eines Kapitalinstruments stellt für Institute mancher Rechtsformen ein erhebliches Problem dar. So ist es bspw. bei Kreditgenossenschaften üblich, dass die Mitglieder ihre Genossenschaftsanteile satzungsmäßig kündigen können. Mit der Kündigung verbunden ist die zeitlich nachgelagerte Rückzahlung der Geschäftsguthaben. Ein solche Kündigungsmöglichkeit stellt jedoch einen Verstoß gegen das vorgenannte Verbot dar, weshalb es Kreditgenossenschaften folgerichtig nicht erlaubt wäre, Geschäftsguthaben ihrem harten Kernkapital zuzurechnen. Dies würde allerdings in einem eklatanten Widerspruch zu der eingangs erwähnten rechtsformneutralen Umsetzung der Basel III-Regelungen in europäisches Recht stehen. Deswegen ermöglicht Art. 29 Abs. 2 CRR den in Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR genannten Instituten (Gegenseitigkeitsgesellschaften, Genossenschaften, Sparkassen, ähnliche Institute und Institute, die sich im vollständigen Eigentum eines der vorgenannten Institute befinden) unter Einhaltung der folgenden Voraussetzungen trotz eingeräumter Kündigungsmöglichkeiten das Begeben von Instrumenten des harten Kernkapitals. Danach muss das Institut, sofern es das einzelstaatliche Recht

1

Vgl. zu diesen Anforderungen ausführlich das 6. Kapitel Teil C.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

zulässt, die Rückzahlung der Instrumente verweigern können.1 Lässt das einzelstaatliche Recht eine solche Verweigerung nicht zu, so muss dem Institut in den für das Instrument geltenden Ausgabebestimmungen die Möglichkeit gegeben sein, die Rückzahlung zu beschränken.2 Unter einer solchen Beschränkung ist gemäß Art. 10 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 sowohl die Zurückstellung der Rückzahlung als auch die Begrenzung des Rückzahlungsbetrags zu verstehen. Beide Formen der Beschränkung müssen auf unbegrenzte Zeit möglich sein. Als weitere Voraussetzung ist festgehalten, dass eine Verweigerung oder Beschränkung der Rückzahlung der Instrumente keinen Ausfall des Instituts bedeutet.3 Trotz der somit grundsätzlich vorhandenen Möglichkeit der Kündigung und Rückzahlung von genossenschaftlichen Geschäftsanteilen muss die zuständige Aufsichtsbehörde gemäß Art. 77 Abs. 1 Buchst. a) CRR i. V. m. Art. 78 Abs. 1 Buchst. b) CRR die Erlaubnis zur Rückzahlung erteilen. Zur Erteilung dieser Erlaubnis muss die zuständige Aufsichtsbehörde prinzipiell jede Kündigung einzeln prüfen. Wegen der innerhalb eines Jahres üblicherweise großen Anzahl der Kündigungen von genossenschaftlichen Geschäftsanteilen und der mit diesen Kündigungen oftmals verbundenen lediglich geringfügigen Rückzahlungsbeträge würde dies für die zuständige Aufsichtsbehörde und die Institute allerdings einen unverhältnismäßig hohen Zeit- und Arbeitsaufwand darstellen. In Deutschland hat die BaFin daher als zuständige Aufsichtsbehörde eine Allgemeinverfügung erlassen, die das Verfahren zur Genehmigung von Rückzahlungen von Geschäftsguthaben vereinfacht.4 Gültig ist diese Allgemeinverfügung für alle Kreditinstitute gemäß § 1 Abs. 3d Satz 1 KWG in der Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft, die nicht unter direkter EZB-Aufsicht5 stehen. Die Allgemeinverfügung der BaFin zur Genehmigung von Rückzahlungen von Geschäftsguthaben hat eine Laufzeit von einem Jahr und wird regelmäßig durch die BaFin verlängert. Sie kann von der BaFin jederzeit sowohl gegenüber allen Instituten als auch gegenüber einzelnen Instituten widerrufen werden. Hierdurch wird gewährleistet, dass die BaFin auf nachteilige Veränderungen der Solvabilitätslage der genossenschaftlichen Institute reagieren kann. Die Genehmigung der Rückzahlung von Geschäftsguthaben gilt als durch die BaFin erteilt, wenn neben einer zentralen Voraussetzung weitere Voraussetzungen kumulativ erfüllt sind. Die zentrale Voraussetzung für die Genehmigung der Rückzahlung von Ge-

1 2 3 4 5

Vgl. Art. 29 Abs. 2 Buchst. a) CRR. Vgl. Art. 29 Abs. 2 Buchst. b) CRR. Vgl. Art. 29 Abs. 2 Buchst. c) CRR. Vgl. BAFIN (2021, Geschäftsguthaben). Vgl. zu den Kriterien, gemäß denen ein Institut unter direkter bzw. indirekter EZB-Aufsicht steht, das 4. Kapitel Teil B.II.3.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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schäftsguthaben aufgrund gekündigter Geschäftsanteile fordert, dass das Verhältnis des Nettoabflussbetrags zum harten Kernkapital des Instituts vor Rückzahlung den Schwellenwert von 0,5 % nicht übersteigt. Sollte hingegen der ermittelte Wert 0,5 % überschreiten, so muss das betroffene Institut allerdings nur für diejenigen Rückzahlungsbeträge einen Erlaubnisantrag bei der BaFin stellen, die oberhalb des Schwellenwerts von 0,5 % liegen. Der zur Berechnung notwendige Nettoabflussbetrag setzt sich dabei aus der Summe der Rückzahlungsbeträge aus allen noch nicht zurückgezahlten Kündigungen zum Ende des Geschäftsjahrs abzüglich der Summe aller im Geschäftsjahr neu begebenen und eingezahlten Geschäftsanteile eines Instituts zusammen. Das harte Kernkapital vor Rückzahlung besteht aus dem harten Kernkapital zum Ende des Geschäftsjahrs zuzüglich der Summe der Rückzahlungsbeträge aus allen noch nicht zurückgezahlten Kündigungen zum Ende des Geschäftsjahrs. Die nachfolgende Abbildung 36 verdeutlicht das beschriebene Vorgehen.

Abbildung 36: Zentrale Voraussetzung für die Genehmigung der Rückzahlung von Geschäftsguthaben aufgrund gekündigter Geschäftsanteile Wie bereits angeführt, muss das jeweilige Institut, um die Genehmigung zur Rückzahlung von Geschäftsguthaben aufgrund von Kündigungen von Geschäftsanteilen gemäß der Allgemeinverfügung erteilt zu bekommen, neben der zuvor beschriebenen zentralen Voraussetzung weitere Voraussetzungen – auch nach der Rückzahlung von Geschäftsguthaben – kumulativ erfüllen:1 So müssen sowohl die gesetzlichen Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel nach Art. 92 Abs. 1 CRR als auch die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung nach § 10i KWG erfüllt sein.2 Zudem muss das Institut den zum Zeitpunkt der Meldung bestehenden SREP-Zuschlag (P2R) einhalten.3 Sollte ein Institut keinen SREP-Bescheid erhalten haben, muss es stattdessen die zusätzlichen Anforderungen aus der Allgemeinverfügung der BaFin zur Anordnung von Eigenmittelanforderungen für 1 2 3

Vgl. zu den nachfolgenden Ausführungen dieses Absatzes BAFIN (2021, Geschäftsguthaben). Vgl. detailliert zu diesen Anforderungen das 6. Kapitel Teil C. Vgl. ausführlich zu den Säule 2-Kapitalanforderungen das 9. Kapitel Teil C.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch erfüllen.1 Zusätzlich müssen eventuell bestehende weitere Kapitalzuschläge, die von der BaFin gemäß § 10 Abs. 3 oder Abs. 4 KWG angeordnet wurden, eingehalten werden. Darüber hinaus muss die Einhaltung eines Sicherheitspuffers in Höhe von 0,75 % ebenso sichergestellt sein wie die Einhaltung des den Kapitalerhaltungspuffer gegebenenfalls übersteigenden Teils der Eigenmittelzielkennziffer (P2G).2 – Die Kapitalinstrumente müssen gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR in Bezug auf Ausschüttungen die nachfolgenden sieben Bedingungen erfüllen: Die erste Bedingung verbietet eine Vorzugsbehandlung einzelner Inhaber von Kapitalinstrumenten in Bezug auf die Ausschüttungsreihenfolge. Eine solche Vorzugsbehandlung liegt dann vor, wenn mindestens einer der folgenden vier Sachverhalte gemäß Art. 7d DelVO (EU) Nr. 241/2014 vorliegt: a) Die Ausschüttungsbeschlüsse werden zu verschiedenen Zeitpunkten gefasst. b) Die Ausschüttungsauszahlungen erfolgen zu verschiedenen Zeitpunkten. c) Das Institut unterliegt einer Verpflichtung, die die Zahlung der Ausschüttung auf eine Art von Instrumenten des harten Kernkapitals vor der Zahlung der Ausschüttung auf eine andere Art von Instrumenten des harten Kernkapitals vorsieht. d) Es erfolgt eine Ausschüttung nur auf bestimmte Instrumente des harten Kernkapitals, während andere Instrumente des harten Kernkapitals keine Ausschüttung erhalten. Die einzige im Zusammenhang mit dem Verbot der Vorzugsbehandlung einzelner Inhaber von Kapitalinstrumenten verbundene zulässige Ausnahme sieht Art. 28 Abs. 4 CRR vor. Danach sind Unterschiede bei der Ausschüttung statthaft, sofern sie Ausdruck von Unterschieden bei den Stimmrechten sind. Eine höhere Ausschüttung darf allerdings nur bei denjenigen Instrumenten des harten Kernkapitals vorgenommen werden, an die weniger oder keine Stimmrechte geknüpft sind. Die zweite Bedingung fordert, dass die Ausschüttungen an die Inhaber von Kapitalinstrumenten nur aus ausschüttungsfähigen Posten vorgenommen werden dürfen. Obwohl kein ausdrücklicher Verweis erfolgt, ist unter den ausschüttungsfähigen Posten der in Art. 4 Abs. 1 Nr. 128 CRR definierte ausschüttungsfähige Posten zu verstehen.3 Gemäß der dritten Bedingung und in Anlehnung an den Charakter einer Aktie darf eine Ausschüttung der Höhe nach nicht begrenzt werden. Ausgenommen hiervon sind Kapitalinstrumente, die von den in Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR genannten Instituten (u. a. Genossenschaften, Sparkassen) emittiert wurden. 1 2 3

Vgl. dazu BAFIN (2016, Zinsänderungsrisiken). Zu den Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch vgl. das 9. Kapitel Teil E. Vgl. ausführlich zu den Säule 2-Kapitalempfehlungen das 9. Kapitel Teil C. Vgl. KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 157, Tz. 16.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

263

Diese Institute dürfen in ihren Statuten eine Ausschüttungsbegrenzung festlegen.1 Zulässig für alle Institute ist nach Art. 28 Abs. 3 UAbs. 1 CRR hingegen die Zahlung einer Mehrfachdividende, sofern diese bei einem Institut nicht zu einem unverhältnismäßig hohen Abfluss bei den Eigenmitteln führt. Gemäß Art. 7a Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 verursachen Ausschüttungen in Form einer Mehrfachdividende keinen unverhältnismäßig hohen Abfluss an Eigenmitteln, wenn die folgenden Kriterien insgesamt erfüllt sind: a) Die Mehrfachdividende ist ein Vielfaches der Dividende, die auf die mit Stimmrechten verbundenen Instrumente gezahlt wird. Somit darf die Mehrfachdividende kein vorab festgelegter Festbetrag sein. b) Die Mehrfachdividende muss vertraglich oder in der Satzung des Instituts vorgeschrieben sein. c) Es muss sichergestellt sein, dass die Mehrfachdividende nicht geändert werden kann und d) für alle Instrumente, die eine Mehrfachdividende erhalten, gleich hoch ist. e) Der Betrag der Ausschüttung auf ein Instrument mit Mehrfachdividende darf den Betrag der Ausschüttung auf ein mit Stimmrechten verbundenes Instrument des harten Kernkapitals nicht um mehr als 25 % übersteigen.2 f) Der Gesamtbetrag der auf alle Instrumente des harten Kernkapitals ausgezahlten Ausschüttungen darf auf Jahressicht nicht mehr als 5 % über dem Betrag liegen, der ausgezahlt worden wäre, wenn die Instrumente mit weniger oder gar keinen Stimmrechten Ausschüttungen in derselben Höhe erhalten hätten wie Instrumente mit vollen Stimmrechten.3 Die vierte Bedingung verbietet die Kopplung der Höhe der Ausschüttung an die Höhe des Emissionsbetrags der Kapitalinstrumente. Eine solche Kopplung kann als Zinssatz interpretiert werden. Ausgenommen von diesem Verbot sind die von den in Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR genannten Instituten (u. a. Genossenschaften, Sparkassen) ausgegebenen Kapitalinstrumente. Diese Institute können somit einen solchen Zinssatz vereinbaren. Aufgrund der letztendlich freien Ermessensentscheidung der Institute im Hinblick auf die Festlegung von Ausschüttungen darf ein derart vereinbarter Zinssatz allerdings rechtlich nicht bindend sein.4 Das im Hinblick auf die Festlegung von Ausschüttungen freie Ermessen der Institute ergibt sich aus der fünften Bedingung. Danach darf in den für Instrumente 1 2

3

4

Vgl. KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 158, Tz. 17. Sollte eines der bisher genannten Kriterien nicht erfüllt sein, so wird gemäß Art. 7a Abs. 3 DelVO (EU) Nr. 241/2014 für alle sich im Umlauf befindenden Instrumente mit Mehrfachdividende davon ausgegangen, dass sie einen unverhältnismäßig hohen Kapitalabfluss verursachen. Folglich werden diese Instrumente nicht mehr als hartes Kernkapital anerkannt. Sollte nur dieses Kriterium nicht erfüllt sein, so wird gemäß Art. 7a Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 lediglich bezüglich des die Schwelle überschreitenden Betrags der Instrumente mit Mehrfachdividende davon ausgegangen, dass er einen unverhältnismäßig hohen Kapitalabfluss verursacht. Folglich wird dieser Betrag nicht mehr als hartes Kernkapital anerkannt. Vgl. KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 158, Tz. 18.

264

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

des harten Kernkapitals geltenden Ausgabebestimmungen keine Ausschüttungspflicht für das Institut vorgesehen sein. Auch anderweitig darf sich eine solche Verpflichtung nicht ergeben. Ursprünglich wurde auch die Vereinbarung eines Tochterunternehmens mit seinem Mutterunternehmen, in der eine Ausschüttungspflicht ausschüttungsfähiger Gewinne vorgesehen war (sog. Ergebnisabführungsvertrag), als eine Ausschüttungspflicht i. S. d. der fünften Bedingung eingestuft.1 Mittlerweile wurde diese Auffassung jedoch relativiert. Gemäß Art. 28 Abs. 3 UAbs. 2 CRR ist eine Ausschüttungspflicht in Verbindung mit einem Ergebnisabführungsvertrag zulässig, wenn die folgenden Bedingungen insgesamt erfüllt sind: a) Mindestens 90 % der Stimmrechte und des Kapitals des Tochterunternehmens befinden sich im Eigentum des Mutterunternehmens. b) Das Mutterunternehmen und das Tochterunternehmen sind in demselben EU-Mitgliedstaat niedergelassen. c) Der Ergebnisabführungsvertrag wurde aufgrund von steuerlichen Gründen, die rechtlich zulässig sind, abgeschlossen. d) Das Tochterunternehmen hat bei der Erstellung seines Jahresabschlusses vor der Ermittlung des Ausschüttungsbetrags die Möglichkeit, Gewinne ganz oder teilweise den eigenen Rücklagen oder dem Fonds für allgemeine Bankrisiken zuzuweisen. e) Das Mutterunternehmen muss nach dem Ergebnisabführungsvertrag dazu verpflichtet sein, dem Tochterunternehmen einen vollen Ausgleich für alle Verluste des Tochterunternehmens zu gewähren. f) Die Kündigung des Ergebnisabführungsvertrags darf nur am Ende eines Geschäftsjahrs – mit Wirkung der Kündigung frühestens ab dem Beginn des folgenden Geschäftsjahrs – möglich sein. Dabei muss sichergestellt sein, dass das Mutterunternehmen dem Tochterunternehmen einen vollen Ausgleich für alle während des laufenden Geschäftsjahrs entstandenen Verluste gewährt. Die sechste Bedingung legt fest, dass die Unterlassung von Ausschüttungen keinen Ausfall des Instituts darstellt. Nach der siebten Bedingung dürfen einem Institut als Folge der Streichung von Ausschüttungen keine Beschränkungen auferlegt werden. Aus deutscher Sicht sind die vorstehend beschriebenen Bedingungen des Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR durchaus von Bedeutung: So erfüllten stimmrechtslose Vorzugsaktien gemäß § 139 AktG a. F. diese Bedingungen nicht vollständig. Dies lag daran, dass diese Aktiengattung nach alter Rechtslage nur in Form eines vorweg entfallenden Gewinnanteils (sog. Vorabdividende) ausgestaltet werden konnte. Eine solche Vorabdividende steht allerdings im Widerspruch zur ersten Bedingung des Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR, der zufolge Ausschüttungsauszahlungen zu verschiedenen Zeitpunkten untersagt sind. Dies

1

Vgl. EBA (2014, Question ID 2013_408), S. 1–2.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

265

hatte zur Folge, dass derart ausgestaltete Aktien nicht mehr dem harten Kernkapital eines Instituts zugerechnet werden durften. Durch die im Jahr 2016 vorgenommene Aktienrechtsnovelle haben sich die Anforderungen an stimmrechtslose Vorzugsaktien indessen gewandelt. Nach neuer Rechtslage ist bei Vorzugsaktien gemäß § 139 Abs. 1 Satz 2 AktG neben der Vereinbarung einer Vorabdividende insbesondere auch eine Vereinbarung in Form eines erhöhten Gewinnanteils (sog. Mehrdividende) möglich. Die Ausgestaltung einer stimmrechtslosen Vorzugsaktie in Form einer Mehrdividende ist dabei konform zur ersten Bedingung des Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR. Ein weiterer Grund für die Nichtübereinstimmung stimmrechtsloser Vorzugsaktien nach alter Rechtslage mit den Anforderungen des Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR war in der erforderlichen zwingenden Nachholung ausgefallener Dividendenzahlungen zu sehen. Eine solche Nachzahlungsverpflichtung stellt allerdings einen Verstoß gegen die siebte Bedingung des Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR dar, der zufolge einem Institut wegen der Streichung von Ausschüttungen keine Beschränkungen auferlegt werden dürfen. Mit der Aktienrechtsnovelle im Jahr 2016 wurde auch dieses Problem gelöst. Gemäß § 139 Abs. 1 Satz 3 AktG kann die Nachzahlung einer Vorabdividende per Satzung ausgeschlossen werden. Somit ist es nach deutschem Recht wieder möglich, stimmrechtslose Vorzugsaktien entsprechend den Bedingungen des Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR auszugestalten.1 – Die Instrumente des harten Kernkapitals müssen gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. i) CRR beim Auftreten von Verlusten den – gemessen an allen vom Institut begebenen Kapitalinstrumenten – ersten und proportional größten Anteil der Verluste tragen. Darüber hinaus muss jedes Instrument des harten Kernkapitals Verluste in gleicher Höhe wie alle anderen Instrumente des harten Kernkapitals tragen. Mit diesen Anforderungen wird zum Ausdruck gebracht, dass in erster Linie die Instrumente des harten Kernkapitals die Verlusttragung zu gewährleisten haben. – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. j) CRR müssen die Instrumente des harten Kernkapitals bei einer Insolvenz oder einer Liquidation des Instituts nachrangig im Verhältnis zu allen anderen Ansprüchen ausgestaltet sein. – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. k) CRR müssen die Instrumente des harten Kernkapitals ihren Eigentümern im Liquidations- oder Insolvenzfall nach Begleichung sämtlicher vorrangiger Forderungen einen Anspruch auf einen Anteil am Liquidationsüberschuss gewähren. Dieser Anspruch ist proportional zur Summe

1

Vgl. grundlegend zu diesem Absatz BORNEMANN, ALEXANDER (2015, Einführung), S. 88, Tz. 171; ARNOLD, MICHAEL (2018, § 139 AktG), S. 886, Tz. 7.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

aller ausgegebenen Instrumente des harten Kernkapitals auszugestalten. Für diesen Anspruch darf zudem kein fixer Wert festgelegt sein. Zugleich darf für diesen Anspruch keine Obergrenze gelten. Der Ausschluss eines fixen Werts oder einer Obergrenze ist grundsätzlich sinnvoll, da ansonsten ein gegebenenfalls darüber liegender Liquidationsüberschuss nicht zweckmäßig verteilt werden kann. Hiervon ausgenommen sind Kapitalinstrumente, die von Instituten nach Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR (u. a. Genossenschaften, Sparkassen) begeben wurden. Bei den Kapitalinstrumenten dieser Institute ist somit im Hinblick auf die Verteilung eines Liquidationsüberschusses die Festschreibung eines fixen Werts oder einer Obergrenze erlaubt, sodass ein möglichweise über den fixen Wert bzw. die Obergrenze hinausgehender Betrag nicht an die Eigentümer der Kapitalinstrumente ausgezahlt wird. Stattdessen kann dieser Betrag im Fall öffentlich-rechtlicher Institute der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt respektive für gemeinwohlorientierte Zwecke genutzt werden. Bei den anderen in Art. 27 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR genannten Instituten erfolgt die Verteilung anhand spezialgesetzlicher Regelungen.1 – Gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. l) CRR ist bei Instrumenten des harten Kernkapitals die Gewährung eines höheren Rangs der Ansprüche im Wege der Besicherung der Instrumente oder der Übernahme einer Garantie durch das Institut, das Mutterunternehmen des Instituts, die Mutterfinanzholdinggesellschaft, die gemischte Holdinggesellschaft, die gemischte Finanzholdinggesellschaft oder den jeweiligen Tochterunternehmen nicht erlaubt. Gleiches gilt für die Besicherung bzw. Garantieübernahme durch jedes Unternehmen, das in einer engen Verbindung i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 38 CRR zu einem der zuvor genannten Unternehmen steht. – Im Einklang mit Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. l) CRR sieht Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. m) CRR vor, dass bei Instrumenten des harten Kernkapitals keine vertraglichen oder sonstigen Vereinbarungen vorliegen, die im Liquidations- oder Insolvenzfall des Instituts den Ansprüchen aus diesen Instrumenten einen höheren Rang verschaffen. Sollte ein Instrument des harten Kernkapitals die Anforderungen des Art. 28 CRR oder gegebenenfalls des Art. 29 CRR nicht mehr erfüllen, so wird das Instrument gemäß Art. 30 CRR mit sofortiger Wirkung nicht mehr länger als Posten des harten Kernkapitals anerkannt. Ebenso gilt in einem solchen Fall das mit dem Instrument verbundene Agio mit sofortiger Wirkung nicht mehr länger als Posten des harten Kernkapitals. 1

Vgl. ausführlich zu diesem Absatz KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Instrumente), S. 159, Tz. 26 und Tz. 28.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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Gemäß Art. 26 Abs. 3 UAbs. 4 CRR obliegt es der EBA, auf der Grundlage der Angaben der zuständigen Aufsichtsbehörden der einzelnen EU-Mitgliedstaaten ein Verzeichnis zu erstellen, zu führen und zu veröffentlichen, in dem sämtliche Arten von Kapitalinstrumenten in jedem EU-Mitgliedstaat, die als Instrumente des harten Kernkapitals anerkannt werden, aufgelistet sind (sog. CET1-Liste).1

3.

Anpassungen durch aufsichtliche Korrekturposten

Zu Beginn des 6. Kapitels Teil B.II.1 wurde bereits aufgezeigt, dass das bilanzielle Eigenkapital – wenn auch mit abnehmender Tendenz – immer noch die Ausgangsbasis zur Ermittlung der regulatorischen Eigenmittel und somit auch des harten Kernkapitals eines Instituts darstellt. Insbesondere bei einer Anwendung der Rechnungslegung nach IFRS, die häufig eine Zeitwertbilanzierung vorsieht, kann es allerdings bei der Überleitung des bilanziellen Eigenkapitals in das harte Kernkapital zu ungewollten Bewertungseffekten kommen. Diese Bewertungseffekte können dazu führen, dass die geforderte Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit der Bereitstellung der Posten des harten Kernkapitals nicht mehr gewährleistet ist, wodurch letztendlich der Gläubigerschutz als eine der Zielsetzungen der Bankenaufsicht gefährdet würde.2 Daher sollen aufsichtliche Korrekturposten (sog. prudential filter) vor allem die Bewertungseffekte der IFRS-Rechnungslegung korrigieren. Einschlägig für diese aufsichtlichen Korrekturposten sind die Art. 32–35 CRR.3 Art. 32 CRR befasst sich mit verbrieften Aktiva. Anders als es der genaue Wortlaut zunächst erwarten lässt, handelt es sich bei den verbrieften Aktiva jedoch nicht um sämtliche Positionen der Aktivseite einer Institutsbilanz, die in verbriefter Form vorliegen. Schuldverschreibungen werden von diesem Artikel der CRR beispielsweise nicht erfasst. Stattdessen werden unter dem Begriff „verbriefte Aktiva“ vor allem Verbriefungstransaktionen in Form von Asset Backed Securities (kurz: ABS) subsumiert. Im Rahmen einer solchen ABS-Transaktion4 werden von einem Institut Vermögenswerte an eine ausschließlich hierfür gegründete Zweckgesellschaft veräußert, deren einzige Aufgabe es ist, den Kaufpreis dieser Vermögenswerte durch die Ausgabe von Asset Backed Securities zu refinanzieren. Die Zahlungsansprüche der Inhaber dieser Wertpapiere (securities) werden hierbei durch die Vermögenswerte („assets“) gedeckt („backed“), die von dem Institut auf die Zweckgesellschaft übertragen wurden. Sofern bei der Durchführung einer solchen ABS-Transaktion der von dem Institut erzielte Verkaufserlös der Vermögenswerte höher ist als deren Buchwert, 1 2 3 4

Zur CET1-Liste (Stand 19.12.2019) vgl. EBA (2019, Capital instruments). Vgl. zum Gläubigerschutz als eines der Tätigkeitsziele der Bankenaufsicht das 2. Kapitel Teil B.II. Vgl. grundlegend zu diesem Absatz SCHÖNING, STEPHAN (2019, Filter), S. 2834. Vgl. zur Funktionsweise von ABS-Transaktionen WASCHBUSCH, GERD (1998, Securities), S. 409– 414; BIEG, HARTMUT; KUßMAUL, HEINZ; WASCHBUSCH, GERD (2016, Finanzierung), S. 420–424.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

muss der hieraus resultierende bilanzielle Gewinn vor der Überführung des bilanziellen Eigenkapitals in das harte Kernkapital herausgefiltert werden.1 Art. 33 Abs. 1 Buchst. a) CRR befasst sich mit der aufsichtlichen Behandlung abgesicherter Zahlungsströme. Die Absicherung von Zahlungsströmen ist unter Instituten weit verbreitet. Die Idee hinter der Anwendung von Absicherungsgeschäften besteht für die Institute darin, ihre Vermögenspositionen (sog. Grundgeschäfte) gegen Risiken abzusichern, die auf die Vermögenspositionen einwirken. Zu diesen Risiken zählen insbesondere Marktpreisrisiken.2 Erreicht wird die Absicherung, indem das mit dem Grundgeschäft verbundene Risiko durch ein – häufig in derivativer Form abgeschlossenes – Sicherungsgeschäft eliminiert wird. Mit dem Sicherungsgeschäft wird zu diesem Zweck eine entgegengesetzte Position zu dem Grundgeschäft eingegangen, wodurch bei einer vollständigen Absicherung Wertsteigerungen (Wertverluste) des Grundgeschäfts durch entsprechende Wertverluste (Wertsteigerungen) des Sicherungsgeschäfts ausgeglichen werden.3 Sofern sich also sowohl die Wertänderungen des Grundgeschäfts als auch die Wertänderungen des Sicherungsgeschäfts betragsmäßig entsprechen und auch innerhalb der gleichen Periode abgebildet werden, ist die Absicherung von Zahlungsströmen bei der Ermittlung des harten Kernkapitals eines Instituts aufgrund der letztlich nicht erfolgenden Eigenkapitaländerung unproblematisch. Anders verhält es sich jedoch, falls eine divergierende Wertentwicklung der beiden Geschäfte aufgetreten ist und die Bewertung des Sicherungsgeschäfts, wie innerhalb der IFRS gefordert, zum Zeitwert vorgenommen wird und parallel dazu die Bewertung des Grundgeschäfts nicht zum Zeitwert erfolgt. In diesem Fall tritt die bilanzielle Wirkung der Wertentwicklung des Grundgeschäfts erst in einer der folgenden Perioden ein. Die hieraus resultierenden Verzerrungen müssen vor der Überführung des bilanziellen Eigenkapitals in das harte Kernkapital herausgefiltert werden.4 In Art. 33 Abs. 1 Buchst. b) CRR ist die Behandlung eigener Verbindlichkeiten des Instituts, die zum beizulegenden Zeitwert bewertet werden, geregelt. Hintergrund dieser Norm ist, dass die Zeitwertbilanzierung von eigenen Verbindlichkeiten bei einer Verschlechterung der Bonität des Instituts zu einem niedrigeren Bilanzausweis dieser Verbindlichkeiten führt. Dies führt dazu, dass die Verschlechterung der Bonität des Instituts eine Erhöhung seines bilanziellen Eigenkapitals zur Folge hat. Damit dieser kuriose Effekt sich nicht auch auf die Höhe des harten Kernkapitals auswirkt, fordert Art. 33 Abs. 1 Buchst. b) CRR, dass durch Veränderungen der eigenen Bonität

1 2 3 4

Vgl. ähnlich zu diesem Absatz MIELK, HOLGER (2018, Art. 25–35 CRR), S. 53–54, Tz. 83. Vgl. vertiefend hierzu BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 274–276. Vgl. zu den Marktpreisrisiken das 1. Kapitel Teil B.III. Vgl. zu den Absicherungsgeschäften auch UEBERSCHÄR, HELKO (2020, Hedging), S. 1003–1004. Vgl. ähnlich zu diesem Absatz BERG, TOBIAS (2020, Eigenmitteldefinition), S. 59. Vgl. vertiefend hierzu BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 277–279.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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bedingte Gewinne und Verluste des Instituts aus zum beizulegenden Zeitwert bewerteten eigenen Verbindlichkeiten nicht in das harte Kernkapital überführt werden dürfen.1 Ausgenommen von der Filterung des Art. 33 Abs. 1 Buchst. b) CRR sind gemäß Art. 33 Abs. 3 Buchst. a)–d) CRR diejenigen aus dem eigenen Kreditrisiko resultierenden Zeitwertgewinne und -verluste, die die folgenden Bedingungen vollständig erfüllen: a) Die zum beizulegenden Zeitwert bewerteten eigenen Verbindlichkeiten sind gedeckte Schuldverschreibungen i. S. d. Art. 52 Abs. 4 OGAW-Richtlinie. b) Die Bonitätsänderung des Instituts muss sowohl bei den gedeckten Schuldverschreibungen als auch bei den ihnen zugrunde liegenden Vermögenswerten zu einer Veränderung der beizulegenden Zeitwerte führen. c) Zwischen dem beizulegenden Zeitwert der gedeckten Schuldverschreibungen und dem beizulegenden Zeitwert der ihnen zugrunde liegenden Vermögenswerte muss eine enge Übereinstimmung bestehen. Von einer solchen engen Übereinstimmung ist gemäß Art. 2 Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 523/2014 auszugehen, wenn die folgenden Bedingungen kumulativ erfüllt sind: ca) Jede Veränderung des beizulegenden Zeitwerts der gedeckten Schuldverschreibungen entspricht stets der Veränderung des beizulegenden Zeitwerts der ihnen zugrunde liegenden Vermögenswerte. cb) Die Hypothekenkredite, die den vom Institut zu ihrer Finanzierung begebenen gedeckten Schuldverschreibungen zugrunde liegen, können vom Kreditnehmer im Wege der Ausübung der Lieferoption – siehe hierzu die Bedingung unter d) – jederzeit durch den Kauf der gedeckten Schuldverschreibungen zum Nenn- oder Marktwert und deren Lieferung an das Institut vorzeitig abgelöst werden. cc) Der beizulegende Zeitwert der gedeckten Schuldverschreibungen wird ebenso wie der beizulegende Zeitwert der ihnen zugrunde liegenden Hypothekenkredite in einem transparenten Verfahren ermittelt. Hierbei ist in die Berechnung des beizulegenden Zeitwerts der Hypothekenkredite der nach etablierten Marktpraktiken ermittelte beizulegende Zeitwert der eingebetteten Lieferoption einzubeziehen. Eine enge Übereinstimmung liegt allerdings nicht vor, falls aus Zeitwertänderungen bei den gedeckten Schuldverschreibungen oder bei den ihnen zugrunde liegenden Hypothekenkrediten mit Lieferoption ein Nettogewinn oder -verlust resultiert.2 d) Es muss für den Kreditnehmer möglich sein, die gedeckten Schuldverschreibungen, die seinen Hypothekenkredit finanzieren, zum Nenn- oder Marktwert zu kaufen und dem Institut als vorzeitige Rückzahlung des Kredits zu liefern (Lieferoption). Aus vergleichbaren Gründen wie bei den zum beizulegenden Zeitwert bewerteten eigenen Verbindlichkeiten sieht Art. 33 Abs. 1 Buchst. c) CRR vor, dass Gewinne und

1 2

Vgl. ähnlich zu diesem Absatz BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 192–193. Vgl. vertiefend hierzu BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 279–282. Vgl. Art. 2 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 523/2014.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Verluste aus zum beizulegenden Zeitwert bewerteten Derivateverbindlichkeiten des Instituts, die auf Veränderungen seines Kreditrisikos zurückzuführen sind, nicht in das harte Kernkapital des Instituts überführt werden dürfen. Es ist hierbei gemäß Art. 33 Abs. 2 CRR auch nicht gestattet, dass Institute Zeitwertgewinne oder -verluste nach Art. 33 Abs. 1 Buchst. c) CRR gegen solche aus ihrem Gegenparteiausfallrisiko aufrechnen. Art. 34 CRR sieht zusätzliche Bewertungsanpassungen vor.1 Danach müssen Institute bei der Berechnung ihrer Eigenmittel die Anforderungen des Art. 105 CRR auf alle zum beizulegenden Zeitwert bewerteten Vermögenswerte anwenden und den hieraus resultierenden Unterschiedsbetrag, der sich aus dem Vergleich zwischen der bilanziellen Bewertung und der vorsichtigen Bewertung nach Art. 105 CRR ergibt, vom harten Kernkapital abziehen. Da sich die Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts von Vermögenswerten hinsichtlich der bestehenden Unsicherheit nicht von der Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts von Verbindlichkeiten unterscheidet und auch Erwägungsgrund Nr. 65 CRR keine unterschiedliche Behandlung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten vorsieht, ist trotz der ausschließlichen Erwähnung der Vermögenswerte in Art. 34 CRR davon auszugehen, dass mit dieser Norm ein Ausschluss der Verbindlichkeiten nicht intendiert ist. Gleichermaßen kommt die in Art. 105 Abs. 1 CRR vorgesehene Anwendung der vorsichtigen Bewertung lediglich auf Positionen des Handelsbuchs im vorliegenden Zusammenhang nicht zum Tragen. In Art. 34 CRR wird klargestellt, dass sich der Anwendungsbereich des Art. 105 CRR für Zwecke der Eigenmittelberechnung auf sämtliche zum beizulegenden Zeitwert bewerteten Vermögenswerte und – nach unserer Auffassung – Verbindlichkeiten erstreckt. In Art. 105 CRR werden insbesondere folgende Standards im Hinblick auf eine vorsichtige Bewertung festgelegt: – die Einführung und Aufrechterhaltung angemessener Systeme und Kontrollen zur Generierung vorsichtiger und zuverlässiger Schätzwerte, – die Vornahme von Neubewertungen mindestens einmal täglich, – die Verwendung von Markt- bzw. Modellpreisen zur Bewertung (einschließlich der Einhaltung der Anforderungen zur Bestimmung der Markt- und Modellpreise), – die Durchführung einer unabhängigen Preisüberprüfung, – die Einführung und Aufrechterhaltung von Verfahren für die Berücksichtigung von Bewertungsanpassungen sowie

1

Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes KARNAOUKH, TIMOFEI (2016, Bewertungsanpassungen), S. 229, Tz. 1–2. Vgl. vertiefend hierzu BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 283–296.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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– die Einführung und Aufrechterhaltung von Verfahren zur Bewertung von weniger liquiden Positionen. In letzter Konsequenz sollen durch die aufsichtlichen Korrekturposten allerdings nicht sämtliche durch die Zeitwertbilanzierung bedingten unrealisierten Gewinne und Verluste vor der Überführung des bilanziellen Eigenkapitals in das harte Kernkapital herausgefiltert werden. Art. 35 CRR verbietet daher ein solches Vorgehen grundsätzlich. Ausgenommen von diesem Verbot sind die in Art. 33 CRR genannten Sicherungsgeschäfte für Zahlungsströme und Wertänderungen eigener Verbindlichkeiten. Obwohl die zusätzlichen Bewertungsanpassungen nach Art. 34 CRR nicht explizit von dem Verbot des Art. 35 CRR ausgenommen sind, ist die Filterung dieser Bewertungsanpassungen konsequenterweise dennoch möglich.1

4.

Abzüge von den Posten des harten Kernkapitals

Neben den Anpassungen durch aufsichtliche Korrekturposten haben Institute zusätzlich Abzüge von den Posten des harten Kernkapitals vorzunehmen. Zweck der Abzugspositionen des harten Kernkapitals ist es, dass Vermögenswerte, die im Insolvenz- oder Liquidationsfall des Instituts keinen oder nur einen unzureichenden Zahlungszufluss herbeiführen, nicht im harten Kernkapital enthalten sind. Abschließend aufgezählt sind die Abzugspositionen des harten Kernkapitals in Art. 36 Abs. 1 CRR. Aufgrund der sehr umfangreichen Ausgestaltung dieser Abzugspositionen wird im Folgenden aber nur auf einige ausgewählte Abzugspositionen detailliert eingegangen. Die erste zu betrachtende Abzugsposition betrifft die in Art. 36 Abs. 1 Buchst. a) CRR genannte und in Art. 13 DelVO (EU) Nr. 241/2014 spezifizierte Abzugspflicht von Verlusten des laufenden Geschäftsjahrs. Die Notwendigkeit dieser Abzugsposition ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die einbehaltenen Gewinne als Posten des harten Kernkapitals zum Teil aus den im letzten Jahresabschluss festgestellten und fortgeschriebenen Gewinnen zusammensetzen und eine ausbleibende unterjährige Verlustberücksichtigung die laufende Verlusttragung beeinträchtigen könnte. Art. 13 Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 schreibt daher jedem Institut – unabhängig von der tatsächlichen Erstellung von Zwischenabschlüssen – vor, unterjährig Gewinn- und Verlustrechnungen anzufertigen und etwaige unterjährige Verluste – hierzu zählen insbesondere auch unterjährige Zuführungen zu den Einzelwertberichtigungen und Kreditrückstellungen – vom harten Kernkapital abzuziehen. Art. 13 Abs. 2 Satz 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 fordert zudem, dass die unterjährigen Gewinn- und Verlustrechnungen nach derselben Methode und auf der Grundlage desselben Rechnungs-

1

Vgl. KARNAOUKH, TIMOFEI (2016, Zeitwertbilanzierung), S. 232, Tz. 9.

272

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

legungsrahmens wie der Jahresendbericht erstellt werden. Die Ermittlung der Aufwendungen und Erträge hat hierbei gemäß Art. 13 Abs. 2 Satz 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 mittels vorsichtiger Schätzungen zu erfolgen, wobei eine angemessene Verteilung wiederkehrender Aufwendungen und Erträge auf die einzelnen Zwischenberichtsperioden sichergestellt werden muss. Wesentliche und nicht wiederkehrende Aufwendungen und Erträge müssen hingegen gemäß Art. 13 Abs. 2 Satz 3 DelVO (EU) Nr. 241/2014 in voller Höhe in der Zwischenberichtsperiode erfasst werden, in der sie angefallen sind. Sofern unterjährige Verluste bereits durch Zwischen- oder Jahresendberichte erfasst wurden, ist gemäß Art. 13 Abs. 3 DelVO (EU) Nr. 241/2014 ein zusätzlicher Abzug nicht mehr notwendig. In Art. 13 Abs. 4 DelVO (EU) Nr. 241/2014 wird zudem ergänzend klargestellt, dass die in den Abs. 1–3 vorgesehenen Regelungen in gleicher Weise für die im kumulierten sonstigen Ergebnis enthaltenen Gewinne und Verluste gelten. Ein weiterer relevanter Abzug von den Posten des harten Kernkapitals betrifft gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR immaterielle Vermögenswerte i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 115 CRR. Danach ergeben sich die immateriellen Vermögenswerte eines Instituts aus dem angewandten Rechnungslegungsrahmen einschließlich der Geschäfts- oder Firmenwerte im Sinne dieses Rechnungslegungsrahmens.1 Gemäß Art. 37 Buchst. a) CRR ist der in Abzug zu bringende Betrag der immateriellen Vermögenswerte um den Betrag der verbundenen latenten Steuerschulden zu vermindern, die bei einer Wertminderung oder Ausbuchung der immateriellen Vermögenswerte entfallen würden. Der in Abzug zu bringende Betrag der immateriellen Vermögenswerte umfasst zudem gemäß Art. 37 Buchst. b) CRR nur den in den Wertansätzen der wesentlichen Beteiligungen des Instituts enthaltenen Geschäfts- oder Firmenwert. In der ursprünglich geltenden Fassung der CRR war noch vorgesehen, dass sämtliche immateriellen Vermögenswerte von den Posten des harten Kernkapitals abzuziehen sind. Da ein solches Vorgehen in Bezug auf Software-Vermögenswerte allerdings die Gefahr in sich birgt, sich hemmend auf die notwendige Digitalisierung des Finanzsektors auszuwirken, was wiederum Wettbewerbsnachteile für die Institute (u. a. gegenüber nicht regulierten technologiegetriebenen Akteuren auf den Finanzmärkten) zur Folge haben kann, wurde auf EU-Ebene im Hinblick auf diese Abzugsposition eine Änderung vorgenommen. So müssen Institute gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR vorsichtig bewertete Software-Vermögenswerte, auf deren Wert die Abwicklung, Insolvenz oder Liquidation des Instituts keine negativen Auswirkungen hat, nicht von den Posten des harten Kernkapitals abziehen.2 Im Ergebnis bedeutet dies, 1 2

Vgl. dazu auch Art. 4 Abs. 1 Nr. 113 CRR. Erwägungsgrund Nr. 27 der Verordnung (EU) 2019/876 führt hierzu aus, dass unter Software ein weiter Begriff zu verstehen ist, der viele verschiedene Arten von Vermögenswerten beinhaltet, von denen nicht alle im Insolvenzfall ihren Wert behalten.

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dass Software-Vermögenswerte nicht generell vom Abzug vom harten Kernkapital befreit sind, sondern nur, wenn die entsprechenden Voraussetzungen und Anforderungen an die vorsichtige Bewertung der Software-Vermögenswerte erfüllt werden. Hiervon wird ausgegangen, wenn die Summe der kumulierten bilanziellen Abschreibungen und Wertminderungsaufwendungen eines Software-Vermögenswerts die aufsichtsrechtliche kumulierte Amortisation (synonym hierfür aufsichtsrechtliche kumulierte Abschreibung) dieses Software-Vermögenswerts übersteigt. Im umgekehrten Fall wird der Differenzbetrag von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen. Konkretisiert wird diese Berechnung in Art. 13a DelVO (EU) Nr. 241/2014. So sieht Art. 13a Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 vor, dass ein für Software-Vermögenswerte eventuell in Abzug zu bringender Betrag unter Zugrundelegung des Betrags der aufsichtsrechtlichen kumulierten Abschreibung zu ermitteln ist. Wie der Betrag der aufsichtsrechtlichen kumulierten Abschreibung zu berechnen ist, legt Art. 13a Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 fest. Danach ergibt sich dieser Betrag aus der Multiplikation zweier Faktoren. Ausgangspunkt des ersten Faktors ist der Betrag, mit dem der Software-Vermögenswert von dem Institut ursprünglich aktiviert wurde. Dieser Betrag wird durch die für Zwecke der Bilanzierung geschätzte Anzahl der Nutzungstage des Software-Vermögenswerts dividiert. Sollte die geschätzte bilanzielle Nutzungsdauer des Software-Vermögenswerts länger als drei Jahre sein, so muss der Betrag stattdessen durch drei Jahre, ausgedrückt in Tagen, dividiert werden. Die Tage werden hierbei ab dem Zeitpunkt gezählt, ab dem der Software-Vermögenswert von dem Institut genutzt werden kann und seine bilanzielle Abschreibung beginnt. Der zweite Faktor besteht aus der Anzahl der Tage, die seit dem Zeitpunkt, zu dem der SoftwareVermögenswert zur Nutzung zur Verfügung steht und seine bilanzielle Abschreibung beginnt, vergangen sind. Dabei darf die Anzahl dieser Tage den Zeitraum, der der Berechnung des ersten Faktors zugrunde liegt, nicht überschreiten. Ein vom harten Kernkapitel in Abzug zu bringender Betrag ergibt sich sodann gemäß Art. 13a Abs. 5 DelVO (EU) Nr. 241/2014 aus der positiven Differenz zwischen dem Betrag der aufsichtsrechtlichen kumulierten Abschreibung des Software-Vermögenswerts und der Summe der kumulierten bilanziellen Abschreibungen und Wertminderungsaufwendungen dieses Software-Vermögenswerts. Falls diese Differenz negativ ist, erfolgt kein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals. Es ist hierbei wichtig zu beachten, dass nach Art. 13a Abs. 6 DelVO (EU) Nr. 241/2014 bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Software-Vermögenswert zur Nutzung bereits zur Verfügung steht, ab dem die bilanzielle Abschreibung aber erst beginnt, der bilanzielle Buchwert des Software-Vermögenswerts in voller Höhe von den Posten des harten Kernkapitals abzuziehen ist.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Neben den bereits besprochenen Abzugspositionen müssen gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. f) CRR von den Posten des harten Kernkapitals die von einem Institut direkt, indirekt und synthetisch gehaltenen Positionen in eigenen Instrumenten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Eine Definition direkter Positionen erfolgt in der CRR allerdings nicht. Gleichwohl liegt eine solche direkte Position in eigenen Instrumenten des harten Kernkapitals vor, wenn ein Institut eigene Instrumente des harten Kernkapitals ohne das Zwischenschalten einer Holdinggesellschaft oder anderer Unternehmen hält. Im Gegensatz dazu erfordert eine indirekte Position nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 114 CRR das Zwischenschalten eines Intermediärs. Solche Intermediäre können gemäß Art. 15a Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 bspw. Organismen für gemeinsame Anlagen, Pensionsfonds oder Zweckgesellschaften sein. Unter einer synthetischen Position wird hingegen die Investition eines Instituts in ein Finanzprodukt verstanden, dessen Wertentwicklung an die Wertentwicklung der harten Kapitalinstrumente des Instituts anknüpft.1 Bei der Ermittlung der Höhe des Abzugsbetrags für Positionen des Instituts in eigenen Instrumenten des harten Kernkapitals ist nach Art. 42 CRR grundsätzlich die Bruttokaufposition heranzuziehen. Darunter versteht man den Buchwert der Kauf- oder Verkaufsposition. Bei der Bruttokaufposition dürfen die Kauf- und Verkaufspositionen nicht miteinander verrechnet werden.2 Sofern zwei Bedingungen kumulativ erfüllt werden, ist allerdings auch die Zugrundelegung der Nettokaufposition, bei der die Kauf- und Verkaufspositionen miteinander verrechnet werden, zulässig.3 Die erste dieser beiden Bedingungen fordert, dass die Kauf- und Verkaufspositionen sich auf die gleiche Risikoposition beziehen und die Verkaufspositionen zudem keinem Gegenparteiausfallrisiko ausgesetzt sind. Die zweite Bedingung sieht vor, dass die Kaufund die Verkaufsposition entweder beide im Handelsbuch oder beide im Anlagebuch gehalten werden. Art. 42 Buchst. b) CRR regelt den Umgang mit aus Indexpapieren resultierenden Positionen in eigenen Instrumenten des harten Kernkapitals. In einem solchen Fall entspricht der Abzugsbetrag vom harten Kernkapital der Summe der in einem Index enthaltenen Risikopositionen eigener Instrumente des harten Kernkapitals. Dabei darf gemäß Art. 42 Buchst. c) CRR, falls zwei Bedingungen erfüllt sind, eine Verrechnung der Kauf- und Verkaufspositionen aus Positionen in Indexpapieren auch dann vorgenommen werden, wenn für die Verkaufspositionen ein Gegenparteiausfallrisiko besteht. Die erste dieser beiden Bedingungen sieht vor, dass die Kauf- und Verkaufspositionen sich auf dieselben Indizes beziehen. Die zweite Bedingung legt fest, dass

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Vgl. zu Details Art. 15b DelVO (EU) Nr. 241/2014. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Abzug), S. 257, Tz. 1. Vgl. Art. 42 Buchst. a) CRR.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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die Kauf- und die Verkaufsposition beide im Handelsbuch gehalten werden. Alternativ ist es auch hier möglich, dass beide Positionen im Anlagebuch gehalten werden. Weitere Abzugspositionen von den Posten des harten Kernkapitals stellen bestimmte von einem Institut gehaltene Instrumente des harten Kernkapitals von anderen Unternehmen der Finanzbranche dar. Als eine dieser Abzugspositionen gelten nach Art. 36 Abs. 1 Buchst. g) CRR sämtliche direkten, indirekten und synthetischen Positionen eines Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, die nach Auffassung der zuständigen Aufsichtsbehörde eine Überkreuzbeteiligung mit dem Institut mit dem Ziel eingegangen sind, dessen Eigenmittel künstlich zu erhöhen. In Art. 4 Abs. 1 Nr. 27 CRR wird hierzu klargestellt, dass ein Unternehmen der Finanzbranche u. a. ein Institut, ein Finanzinstitut oder ein bestimmtes Versicherungsunternehmen sein kann. Der Begriff der Überkreuzbeteiligung wird hingegen in Art. 4 Abs. 1 Nr. 122 CRR bestimmt. Danach ist unter einer Überkreuzbeteiligung die Beteiligung eines Instituts an Eigenmittelinstrumenten oder anderen Kapitalinstrumenten von Unternehmen der Finanzbranche zu verstehen, die ihrerseits Eigenmittelinstrumente des Instituts halten. Allerdings ist in der CRR nicht dargelegt, unter welchen Umständen die zuständige Aufsichtsbehörde von einer künstlichen Erhöhung der Eigenmittel des Instituts bei Vorliegen einer Überkreuzbeteiligung ausgeht. Deshalb muss in diesem Fall auf den allgemeinen Grundsatz zurückgegriffen werden, der besagt, dass eine doppelte Verwendung von Eigenmittelbestandteilen auszuschließen ist.1 Die spezifische Berechnung der Höhe des Abzugsbetrags für Positionen des Instituts nach Art. 36 Abs. 1 Buchst. g) CRR erfolgt gemäß Art. 44 Buchst. a) CRR auf der Grundlage der Bruttokaufpositionen. Hierbei wird das Kernkapital von Versicherungsunternehmen gemäß Art. 44 Buchst. b) CRR für die Zwecke der Berechnung der Höhe des Abzugsbetrags wie Positionen in Instrumenten des harten Kernkapitals behandelt. Von den Posten des harten Kernkapitals sind gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. h) und Buchst. i) CRR auch sämtliche direkten, indirekten und synthetischen Positionen eines Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche abzuziehen, an denen das Institut entweder keine wesentliche Beteiligung oder eine wesentliche Beteiligung hält. Eine wesentliche Beteiligung an einem Unternehmen der Finanzbranche liegt gemäß Art. 43 CRR dann vor, wenn eine der drei folgenden Voraussetzungen erfüllt ist: a) Es befinden sich mehr als 10 % der von dem Unternehmen der Finanzbranche ausgegebenen Instrumente des harten Kernkapitals im Eigentum des Instituts.

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Vgl. zu den letzten beiden Sätzen KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Posten), S. 249, Tz. 25.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

b) Das Institut unterhält eine enge Verbindung zu dem Unternehmen der Finanzbranche und ist darüber hinaus Eigentümer von Instrumenten des harten Kernkapitals, die von diesem Unternehmen ausgegeben wurden. Eine enge Verbindung beschreibt gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 38 CRR eine Situation, in der mindestens zwei natürliche oder juristische Personen entweder – durch eine Beteiligung mittels des direkten Haltens oder der Kontrolle von wenigstens 20 % der Stimmrechte oder des Kapitals an einem Unternehmen, – durch Kontrolle1 oder – durch ein dauerhaftes Kontrollverhältnis mit einer dritten Partei miteinander verbunden sind. c) Das Institut ist Eigentümer von Instrumenten des harten Kernkapitals, die von dem Unternehmen der Finanzbranche ausgegeben wurden. Das Unternehmen der Finanzbranche darf allerdings nicht aufsichtsrechtlich konsolidiert werden. Es muss aber im Zusammenhang mit dem anzuwendenden Rechnungslegungsrahmen im gleichen Abschluss konsolidiert werden wie das Institut. Ob ein Institut eine wesentliche Beteiligung oder keine wesentliche Beteiligung an einem Unternehmen der Finanzbranche hält, ist hinsichtlich der Grundlage für die Berechnung des Abzugsbetrags für Positionen des Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals eines solchen Unternehmens unerheblich. Die Berechnung der Höhe des Abzugsbetrags erfolgt bei diesen Positionen grundsätzlich ebenfalls nach Art. 44 Buchst. a) CRR auf der Grundlage der Bruttokaufpositionen. Ein Institut kann jedoch gemäß Art. 45 Buchst. a) CRR die Berechnung der Höhe des Abzugsbetrags auch auf der Grundlage der Nettokaufposition in der gleichen zugrunde liegenden Risikoposition durchführen, falls die beiden folgenden Bedingungen kumulativ erfüllt sind: a) Der Fälligkeitstermin der Verkaufsposition ist zeitlich identisch mit dem Fälligkeitstermin der Kaufposition oder dem Fälligkeitstermin der Kaufposition zeitlich nachgelagert. Sofern die Restlaufzeit der Verkaufsposition nicht größer als ein Jahr ist, gilt diese Bedingung ebenfalls als erfüllt. b) Die Kauf- und die Verkaufsposition werden entweder beide im Handelsbuch oder beide im Anlagebuch gehalten. Für die Berechnung der konkreten Höhe des Abzugsbetrags für Positionen eines Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals eines Unternehmens der Finanzbranche ist es hingegen sehr wohl von Relevanz, ob das Institut eine wesentliche Beteili-

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Unter Kontrolle ist gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 37 CRR das Verhältnis zwischen einem Mutter- und einem Tochterunternehmen i. S. d. Art. 1 der Bankbilanzrichtlinie oder der Rechnungslegungsstandards zu verstehen, die gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1606/2002 für ein Institut gelten. Hiervon erfasst wird auch ein vergleichbares Verhältnis zwischen einer natürlichen oder juristischen Person und einem Unternehmen.

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gung oder keine wesentliche Beteiligung an diesem Unternehmen hält. So erfolgt gemäß Art. 46 CRR die Berechnung der konkreten Höhe des Abzugsbetrags für Positionen eines Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, an denen das Institut keine wesentliche Beteiligung hält, indem zunächst die Summe sämtlicher Positionen des Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals, des zusätzlichen Kernkapitals und des Ergänzungskapitals von Unternehmen der Finanzbranche, an denen es keine wesentliche Beteiligung hält, gebildet wird. Anschließend wird das eigene harte Kernkapital unter Anwendung der aufsichtlichen Korrekturposten, bestimmter Abzugspositionen von den Posten des harten Kernkapitals und der Art. 44 und 45 CRR bestimmt. Danach werden von der zuvor berechneten Summe der Eigenmittelinstrumente 10 % des eigenen harten Kernkapitals abgezogen. Die verbleibende Differenz muss sodann auf die Kapitalklassen hartes Kernkapital, zusätzliches Kernkapital und Ergänzungskapital aufgeteilt und von den Posten der jeweiligen Kapitalklasse abgezogen werden. Die Aufteilung erfolgt basierend auf dem Anteil der Positionen des Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals der Unternehmen der Finanzbranche, an denen es keine wesentliche Beteiligung hält, an der Summe aller Positionen des Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals, des zusätzlichen Kernkapitals und des Ergänzungskapitals dieser Unternehmen der Finanzbranche.1 Die Berechnung der konkreten Höhe des Abzugsbetrags für Positionen eines Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, an denen das Institut eine wesentliche Beteiligung hält, erfolgt gemäß Art. 48 CRR. Zunächst wird die Summe dieser Positionen gebildet. Anschließend wird das eigene harte Kernkapital unter Berücksichtigung der aufsichtlichen Korrekturposten und bestimmter Abzugspositionen von den Posten des harten Kernkapitals berechnet. Der Teil der Summe der Positionen in Instrumenten des harten Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, an denen das Institut eine wesentliche Beteiligung hält, der 10 % des zuvor berechneten eigenen harten Kernkapitals übersteigt, wird sodann direkt von dem eigenen harten Kernkapital abgezogen. Der verbleibende Betrag wird mit einem Teil bestimmter latenter Steueransprüche aufsummiert. Diese neue Summe wird wiederum mit dem eigenen harten Kernkapital2 verglichen. Der Teil der neuen Summe, der 17,65 % des eigenen harten Kernkapitals übersteigt, wird ebenfalls direkt von dem eigenen harten Kernkapital abgezogen. Im Unterschied dazu muss der Teil der Summe, der 17,65 % des eigenen harten Kernkapitals nicht übersteigt, mit einem

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Vgl. zu den Ausführungen dieses Absatzes auch GUTMANN, MATTHIAS; NEISEN, MARTIN (2014, Eigenmittel), S. 160–161, Tz. 392–393. Zu beachten ist, dass in diesem Fall das eigene harte Kernkapital unter Berücksichtigung der aufsichtlichen Korrekturposten und sämtlicher Abzugspositionen von den Posten des harten Kernkapitals ermittelt wird.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Risikogewicht von 250 % versehen und mit Eigenmitteln unterlegt werden. Dieser Teil ist zudem proportional auf bestimmte aktive latente Steuern und die Positionen des Instituts in Instrumenten des harten Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, an denen es eine wesentliche Beteiligung hält, aufzuteilen.1 Neben dem zuvor angesprochenen Art. 48 CRR enthält auch Art. 49 CRR Ausnahmen, die innerhalb des harten Kernkapitals Anwendung finden können. Gemäß Art. 49 Abs. 1 CRR kann die zuständige Aufsichtsbehörde den Instituten bei Erfüllung bestimmter Bedingungen gestatten, die Positionen in Eigenmittelinstrumenten eines Unternehmens der Finanzbranche, an dem das Mutterinstitut, die Mutterfinanzholdinggesellschaft oder gemischte Mutterfinanzholdinggesellschaft oder das Institut eine wesentliche Beteiligung hält, bei ihrem harten Kernkapital nicht in Abzug zu bringen. In Art. 49 Abs. 2 CRR ist festgelegt, dass auf konsolidierter Basis beaufsichtigte Institute bei der Berechnung ihrer Eigenmittel auf Einzel- und auf teilkonsolidierter Basis Positionen in Eigenmittelinstrumenten von Unternehmen der Finanzbranche, die in den Konsolidierungskreis einbezogen sind, nicht von ihrem harten Kernkapital abziehen müssen. Dieser Grundsatz gilt jedoch nur dann, wenn die zuständige Aufsichtsbehörde nicht festlegt, dass diese Positionen für spezifische Zwecke (z. B. für die strukturelle Trennung von Banktätigkeiten) oder für die Abwicklungsplanung doch abzuziehen sind. Gemäß Art. 49 Abs. 3 CRR kann die zuständige Aufsichtsbehörde einem Institut, das eine Beteiligung an einem anderen Institut innerhalb desselben institutsbezogenen Sicherungssystems hält, unter gewissen Voraussetzungen erlauben, Positionen in Eigenmittelinstrumenten auf Einzel- oder auf teilkonsolidierter Basis nicht von ihrem harten Kernkapital abzuziehen. Die gemäß Art. 49 Abs. 1–3 CRR nicht in Abzug gebrachten Beteiligungen gelten nach Art. 49 Abs. 4 CRR in der Folge als Risikopositionen und müssen insofern mit dem für sie vorgesehenen Risikogewicht versehen werden. Art. 79 Abs. 1 CRR beinhaltet zudem eine weitere Ausnahme vom Abzug von den Eigenmitteln. So kann die zuständige Aufsichtsbehörde einem Institut, das Instrumente des harten Kernkapitals eines Unternehmens der Finanzbranche hält, eine befristete Ausnahme von den ansonsten für diese Instrumente geltenden Abzugsbestimmungen gewähren. Hierzu ist jedoch notwendig, dass das Halten dieser Instrumente nach Auffassung der zuständigen Aufsichtsbehörde dem Zweck einer finanziellen Stützungsaktion zur Sanierung und Wiederherstellung der Existenzfähigkeit des Unternehmens der Finanzbranche dient. Die Anforderungen an diese Zweckbestimmung werden durch Art. 33 DelVO (EU) Nr. 241/2014 näher bestimmt. So sieht Art. 33 Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 vor, dass die befristete Ausnahme nicht länger als 1

Vgl. ähnlich zu diesem Absatz KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Schwellenwerte), S. 262– 263, Tz. 3–5.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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die geplante finanzielle Stützungsaktion und insgesamt nicht länger als fünf Jahre sein darf. Nach Art. 33 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 gilt die befristete Ausnahme zudem ausschließlich für neu erworbene, nicht jedoch für bereits bestehende Positionen in Instrumenten des harten Kernkapitals des Unternehmens der Finanzbranche, das Gegenstand der finanziellen Stützungsaktion ist. Damit die zuständige Aufsichtsbehörde von einer finanziellen Stützungsaktion zur Sanierung und Wiederherstellung der Existenzfähigkeit eines Unternehmens der Finanzbranche ausgehen kann, ist es nach Art. 33 Abs. 3 DelVO (EU) Nr. 241/2014 schließlich erforderlich, dass diese Stützungsaktion auf der Grundlage eines von der zuständigen Aufsichtsbehörde genehmigten Plans durchgeführt wird. Dieser Plan muss dabei klare Angaben zu den einzelnen Phasen, dem Zeitplan, den Zielen sowie zu den Wechselwirkungen zwischen der befristeten Position und der finanziellen Stützungsaktion enthalten. Als letzte relevante Abzugsposition von den Posten des harten Kernkapitals soll die Abzugsposition gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. j) CRR angesprochen werden. Bei dieser Abzugsposition handelt es sich um den nach Art. 56 CRR von den Posten des zusätzlichen Kernkapitals abzuziehenden Betrag, der die Posten des zusätzlichen Kernkapitals des Instituts überschreitet.

III. Zusätzliches Kernkapital 1. Posten des zusätzlichen Kernkapitals Gemäß Art. 61 CRR besteht das zusätzliche Kernkapital eines Instituts aus den Posten des zusätzlichen Kernkapitals nach Abzug der in Art. 56 CRR genannten Posten und nach Anwendung des Art. 79 CRR. Als Posten des zusätzlichen Kernkapitals gelten nach Art. 51 UAbs. 1 Buchst. a) CRR alle Kapitalinstrumente, die sämtliche Voraussetzungen des Art. 52 Abs. 1 CRR erfüllen. Ergänzend kommt gemäß Art. 51 UAbs. 1 Buchst. b) CRR das mit diesen Kapitalinstrumenten verbundene Agio hinzu. In Art. 51 UAbs. 2 CRR wird zudem festgelegt, dass die unter Art. 51 UAbs. 1 Buchst. a) CRR genannten Kapitalinstrumente nicht zugleich einen Posten des harten Kernkapitals oder des Ergänzungskapitals darstellen dürfen. Die für die Anerkennung von Kapitalinstrumenten als Posten des zusätzlichen Kernkapitals festgelegten Voraussetzungen des Art. 52 Abs. 1 CRR ähneln in mehreren Aspekten den für die Instrumente des harten Kernkapitals formulierten Voraussetzungen.1 In Teilen sind die Anerkennungsvoraussetzungen für die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals aber liberaler gestaltet. Im Folgenden werden nur die wichtigsten Anerkennungsvoraussetzungen für die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals näher betrachtet: 1

Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil B.II.2.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

– Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR müssen die Kapitalinstrumente unmittelbar von dem Institut ausgegeben werden und vollständig eingezahlt sein. Im Unterschied zu der vergleichbaren Anerkennungsvoraussetzung für Instrumente des harten Kernkapitals muss allerdings vor der Begebung der Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals die Zustimmung der Anteilseigner bzw. ersatzweise die Zustimmung des Leitungsorgans des Instituts nach einer vorherigen Ermächtigung durch die Anteilseigner nicht eingeholt werden. Art. 52 Abs. 1 UAbs. 3 CRR stellt zudem ergänzend klar, dass bei Kapitalinstrumenten, die nur zum Teil eingezahlt sind, nur der eingezahlte Teil ein Instrument des zusätzlichen Kernkapitals sein kann. – Die Kapitalinstrumente dürfen gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. b) CRR nicht im Eigentum des Instituts, eines seiner Tochterunternehmen oder eines Unternehmens stehen, an dem das Institut eine Beteiligung in Form des unmittelbaren Haltens oder durch Kontrolle von mindestens 20 % der Stimmrechte oder des Kapitals hält. – Der Erwerb des Eigentums an den Kapitalinstrumenten darf gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. c) CRR weder direkt noch indirekt durch das Institut finanziert worden sein. – Im Einklang mit den drei Qualitätsstufen der regulatorischen Eigenmittel ist in Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. d) CRR festgelegt, dass im Insolvenzfall des Instituts die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals nachrangig gegenüber den Instrumenten des Ergänzungskapitals sein müssen. Im Unterschied zu der vergleichbaren Regelung für Instrumente des harten Kernkapitals1 wird in dieser Vorschrift dem Wortlaut nach allerdings nur die Nachrangigkeit im Insolvenzfall, nicht aber im Liquidationsfall des Instituts angesprochen. Nach Auffassung der BaFin und der Deutschen Bundesbank handelt es sich hierbei augenscheinlich um einen redaktionellen Fehler, sodass davon auszugehen ist, dass die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals auch im Liquidationsfall des Instituts nachrangig gegenüber den Instrumenten des Ergänzungskapitals ausgestaltet sein müssen.2 – In Analogie zu den Regeln für Instrumente des harten Kernkapitals dürfen Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals nicht durch ein in Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. e) CRR genanntes Unternehmen besichert werden oder durch eine von diesen Unternehmen gestellte Garantie einen höheren Rang erhalten. – Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. f) CRR dürfen für Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals keine vertraglichen oder sonstigen Vereinbarungen getroffen

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Vgl. dazu Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. j) CRR. Vgl. BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2015, Ergebnisprotokoll), S. 7.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

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werden, die den Ansprüchen aus den Instrumenten bei einer Insolvenz oder Liquidation des Instituts einen höheren Rang verleihen. – Die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals müssen gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. g) CRR ebenso wie die Instrumente des harten Kernkapitals eine unbefristete Laufzeit haben. Abhängig von der jeweiligen konkreten Ausgestaltung ist jedoch eine Kündigung der Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals grundsätzlich möglich. Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. g) CRR dürfen diesbezüglich aber keine Tilgungsanreize für das Institut bestehen. Solche Tilgungsanreize sind nach Art. 20 Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 alle Merkmale, die zum Zeitpunkt der Ausgabe des Kapitalinstruments die Erwartung einer Rückzahlung hervorrufen. Präzisiert werden mögliche Tilgungsanreize in Art. 20 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014. Danach liegen Tilgungsanreize u. a. vor, wenn sich durch einen Verzicht auf die Kündigungsmöglichkeit des Kapitalinstruments dessen Credit Spread oder zukünftiger Rückzahlungsbetrag erhöht. Aber auch die Vermarktung des Kapitalinstruments in einer Weise, die für die Anleger den Schluss nahelegt, dass das Kapitalinstrument gekündigt werden wird, stellt einen Tilgungsanreiz dar. – Sofern Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals Tilgungs- oder Kündigungsmöglichkeiten aufweisen, dürfen diese gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. h) CRR nur nach Ermessen des Instituts ausgeübt werden. – Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. i) CRR erlaubt i. V. m. Art. 77 Abs. 1 CRR die Kündigung, die Rückzahlung oder den Rückkauf von Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals grundsätzlich frühestens fünf Jahre nach dem Emissionsdatum und nur nach vorheriger Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde. Die frühere Erteilung einer Erlaubnis durch die zuständige Aufsichtsbehörde ist nach Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. i) CRR i. V. m. Art. 78 Abs. 4 CRR nur dann möglich, wenn die beiden Bedingungen des Art. 78 Abs. 1 CRR erfüllt sind1 sowie wenigstens eine der Bedingungen des Art. 78 Abs. 4 CRR zutrifft. Letzteres ist beispielsweise dann der Fall, wenn sich die aufsichtsrechtliche Einstufung von Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals ändert und diese deshalb voraussichtlich nicht mehr zu den Eigenmitteln des Instituts zählen oder nur noch dem Ergänzungskapital des Instituts zugerechnet werden. Aus Sicht der zuständigen Auf-

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Die erste der beiden Bedingungen des Art. 78 Abs. 1 CRR fordert, dass die zurückzuzahlenden Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals durch qualitativ zumindest gleichwertige Kapitalinstrumente zu ersetzen sind, die zudem im Hinblick auf die zukünftigen Ertragsmöglichkeiten des Instituts nachhaltig sein müssen. Die zweite Bedingung sieht vor, dass das Institut sowohl die Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 Abs. 1 CRR als auch die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung gemäß Art. 128 CRD IV i. V. m. § 10i KWG um einen von der zuständigen Aufsichtsbehörde festzulegenden Wert überschreiten muss.

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sichtsbehörde muss eine solche Änderung der aufsichtsrechtlichen Einstufung jedoch mit ausreichender Sicherheit stattfinden. Darüber hinaus muss das Institut der zuständigen Aufsichtsbehörde hinreichend nachweisen, dass mit einer solchen Änderung der aufsichtsrechtlichen Einstufung zum Emissionszeitpunkt der Kapitalinstrumente vernünftigerweise nicht zu rechnen war. – Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. j) CRR dürfen die für die Kapitalinstrumente geltenden Ausgabebestimmungen weder explizit noch implizit erkennen lassen, dass das Institut die Instrumente – außer im Falle der Insolvenz oder der Liquidation des Instituts – gegebenenfalls kündigen, tilgen oder zurückkaufen wird; das Institut darf auch nicht anderweitig dahingehende Hinweise geben. – Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. k) CRR darf das Institut keine expliziten oder impliziten Hinweise darauf geben, dass die zuständige Aufsichtsbehörde einem Antrag auf Kündigung, Rückzahlung oder Rückkauf der Kapitalinstrumente stattgeben könnte. – Ähnlich zu den Voraussetzungen für Instrumente des harten Kernkapitals sind gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. l) CRR Ausschüttungen auf Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals an verschiedene Voraussetzungen geknüpft. Zu diesen Voraussetzungen zählt, dass Ausschüttungen gleichlautend zu den Voraussetzungen für Instrumente des harten Kernkapitals aus den ausschüttungsfähigen Posten nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 128 CRR ausgezahlt werden müssen. Die Höhe der Ausschüttungen auf die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals darf zudem nicht aufgrund der Bonität des Instituts oder seines Mutterunternehmens angepasst werden. Darüber hinaus muss das Institut das Recht haben, Ausschüttungen auf die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals jederzeit nach freier Ermessensentscheidung für unbefristete Zeit und auf nicht kumulierter Basis ausfallen zu lassen,1 und die Mittel aus den ausgefallenen Auszahlungen uneingeschränkt zur Erfüllung seiner eigenen Verpflichtungen bei deren Fälligkeit nutzen zu können. In Analogie zu den Voraussetzungen für Ausschüttungen auf Instrumente des harten Kernkapitals sehen die Voraussetzungen für Ausschüttungen auf Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals außerdem vor, dass der Ausfall von Ausschüttungen keinen Ausfall des Instituts darstellen darf. Der Ausfall von Ausschüttungen darf

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Aufgrund der in § 139 AktG a. F. zwingend vorgeschriebenen Nachholung ausgefallener Dividendenzahlungen entsprachen stimmrechtslose Vorzugsaktien nicht dieser Ausschüttungsvoraussetzung. Sie konnten daher auch nicht als Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals anerkannt werden. Durch die bereits diskutierte Änderung des Aktienrechts (siehe das 6. Kapitel Teil B.II.2) ist es nunmehr bei stimmrechtslosen Vorzugsaktien erlaubt, die Nachzahlung einer Vorabdividende satzungsmäßig auszuschließen, so dass mittlerweile die Möglichkeit besteht, stimmrechtslose Vorzugsaktien in Übereinstimmung mit den Bedingungen, die an die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals gestellt werden, auszugestalten.

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darüber hinaus auch keine Beschränkungen für das Institut nach sich ziehen. Konkretisiert wird das letztgenannte Verbot durch Art. 53 CRR. Danach darf eine Ausschüttungspflicht für ein Instrument des zusätzlichen Kernkapitals nicht dadurch entstehen, dass Ausschüttungen auf andere gleich- oder nachrangige Instrumente vorgenommen werden. Ebenso darf der Ausfall einer Ausschüttung auf ein Instrument des zusätzlichen Kernkapitals nicht den Ausfall der Ausschüttung auf ein anderes Eigenmittelinstrument zur Folge haben. Gleichfalls untersagt ist die Vornahme von Umgehungstatbeständen, um den Ausfall der Auszahlung von Zinsen oder Dividenden durch andersartige Zahlungen zu kompensieren. – Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. m) CRR dürfen Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals nicht zu der Feststellung beitragen, dass die Verbindlichkeiten eines Instituts seine Vermögenswerte überschreiten, wenn eine solche Feststellung gemäß dem einzelstaatlichen Recht einen Insolvenztatbestand darstellt. Die Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals müssen daher vertraglich so ausgestaltet werden, dass sie im Falle der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen der Überschuldung des Instituts auf der Passivseite der Überschuldungsbilanz nicht als Verbindlichkeiten ausgewiesen werden. – Gemäß Art. 52 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. n) CRR muss in den Ausgabebestimmungen der Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals ein Mechanismus festgeschrieben sein, der es dem Institut ermöglicht, bei Eintreten eines Auslöseereignisses entweder den Kapitalbetrag der Instrumente vorübergehend1 oder auf Dauer herabzuschreiben oder die Instrumente in Instrumente des harten Kernkapitals umzuwandeln. Durch diesen Mechanismus soll gewährleistet werden, dass Investoren beim Auftreten von Verlusten entweder durch die Minderung ihres Rückzahlungsanspruchs oder durch ihre Qualifikation als Anteilseigner an den Verlusten des Instituts beteiligt werden. Näher bestimmt wird dieser Mechanismus in Art. 54 CRR. So regelt Art. 54 Abs. 1 Buchst. a) CRR, wann ein Auslöseereignis, durch das der Mechanismus automatisch in Gang gesetzt wird, vorliegt. Danach liegt ein Auslöseereignis vor, wenn die gemäß den Vorgaben des Art. 92 Abs. 1 Buchst. a) CRR berechnete harte Kernkapitalquote2 des Instituts unter 5,125 % fällt. Sofern das Institut in den Ausgabebestimmungen des Instruments einen höheren Wert als Auslöseereignis festgelegt hat, ist dieser Wert maßgebend. In den Ausgabebestimmungen des Instruments können darüber hinaus gemäß Art. 54 Abs. 1 Buchst. b) CRR weitere Auslöseereignisse festgehalten werden.

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Von einer nur befristeten Herabschreibung kann ausgegangen werden, wenn die Bedingungen des Art. 21 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 kumulativ erfüllt sind. Vgl. zur harten Kernkapitalquote gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. a) CRR das 6. Kapitel Teil C.I.

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6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Falls das Institut in den Ausgabebestimmungen der Instrumente bei Eintreten eines Auslöseereignisses eine Umwandlung der Instrumente in Instrumente des harten Kernkapitals vorsieht, muss es gemäß Art. 54 Abs. 1 Buchst. c) CRR in den Ausgabebestimmungen eine Umwandlungsquote mitsamt einer Obergrenze für die mögliche Umwandlungsmenge festsetzen. Alternativ zur Umwandlungsquote kann das Institut in den Ausgabebestimmungen der Instrumente auch eine Spanne, innerhalb derer die Instrumente in Instrumente des harten Kernkapitals umgewandelt werden, fixieren. Sofern das Institut in den Ausgabebestimmungen der Instrumente bei Eintreten eines Auslöseereignisses eine Herabschreibung des Kapitalbetrags der Instrumente vorsieht, muss dies gemäß Art. 54 Abs. 1 Buchst. d) CRR zur Folge haben, dass im Insolvenz- oder Liquidationsfall des Instituts die Forderungen der Inhaber der Instrumente vermindert werden. Es muss zudem sichergestellt sein, dass sich auch die bei Kündigung oder Rückzahlung der Instrumente an die Inhaber auszuzahlende Summe entsprechend vermindert. Gleiches gilt für die Ausschüttungen auf die Instrumente. Gemäß Art. 54 Abs. 2 CRR müssen sich aus der Herabschreibung oder Umwandlung eines Instruments des zusätzlichen Kernkapitals nach dem von dem Institut anzuwendenden Rechnungslegungsrahmen solche Posten ergeben, die innerhalb der Posten des harten Kernkapitals anerkannt werden können. Art. 54 Abs. 3 CRR regelt, dass letztendlich nur der Betrag der Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals anerkannt wird, der im Fall einer Herabschreibung oder Umwandlung auch tatsächlich herabgeschrieben oder gewandelt werden kann. Sollte ein Institut demnach in Bezug auf die Umwandlung in den Ausgabebestimmungen eines Instruments des zusätzlichen Kernkapitals eine Umwandlungsquote gemäß Art. 54 Abs. 1 Buchst. c) CRR festgelegt haben, die keine vollständige Umwandlung aller Instrumente zur Folge hat, so sind die Instrumente nur in Höhe des umwandelbaren Betrags innerhalb des zusätzlichen Kernkapitals anrechenbar. In vergleichbarer Weise gestaltet sich der Sachverhalt, wenn gemäß Art. 54 Abs. 1 Buchst. c) CRR eine Umwandlungsspanne festgelegt wurde. Auch in einem solchen Fall ist der Anrechnungsbetrag in der Höhe auf den tatsächlich in Instrumente des harten Kernkapitals umwandelbaren Teil begrenzt. Der bei Eintreten eines Auslöseereignisses herabzuschreibende oder umzuwandelnde Gesamtbetrag der Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals wird durch Art. 54 Abs. 4 CRR genauer bestimmt. Demzufolge sind als Vergleichswerte zum einen der Betrag, der zur vollständigen Wiederherstellung der harten Kernkapitalquote des Instituts in Höhe von 5,125 % bzw. des institutsindividuellen höheren

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

285

Werts benötigt wird, und zum anderen der vollständige Kapitalbetrag des Instruments heranzuziehen. Herabgeschrieben oder umgewandelt werden muss schlussendlich mindestens der niedrigere der beiden Werte. Sobald ein definiertes Auslöseereignis eintritt, muss das Institut gemäß Art. 54 Abs. 5 CRR unverzüglich die zuständige Aufsichtsbehörde darüber in Kenntnis setzen und die Inhaber der Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals entsprechend informieren. Zudem muss das Institut unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb eines Monats, die Herabschreibung oder Umwandlung der Instrumente vornehmen. Falls ein Institut die Umwandlung von Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals in Aktien vorsieht, hat es gemäß Art. 54 Abs. 6 CRR dafür Sorge zu tragen, dass ab der Ausgabe der Instrumente zu jeder Zeit genehmigtes Stammkapital1 in ausreichender Menge zur Durchführung der Umwandlung zur Verfügung steht. Schließlich muss ein Institut nach Art. 54 Abs. 7 CRR sicherstellen, dass einer Umwandlung von Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals keine verfahrenstechnischen Hindernisse aufgrund satzungsmäßiger oder vertraglicher Regelungen entgegenstehen. Gemäß Art. 55 CRR hat ein Verstoß gegen eine der Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 52 Abs. 1 CRR zur Folge, dass das betreffende Instrument des zusätzlichen Kernkapitals mit sofortiger Wirkung nicht mehr länger als Posten des zusätzlichen Kernkapitals anerkannt wird. Ebenso gilt in einem solchen Fall das mit dem Instrument verbundene Agio mit sofortiger Wirkung nicht mehr länger als Posten des zusätzlichen Kernkapitals.

2.

Abzüge von den Posten des zusätzlichen Kernkapitals

Art. 56 CRR legt fest, welche Abzüge von den Posten des zusätzlichen Kernkapitals von einem Institut vorzunehmen sind. Zu diesen Abzügen zählen unter anderem gemäß Art. 56 Buchst. a)–b) CRR direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in eigenen Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals sowie direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, mit denen das Institut

1

Der genaue Wortlaut der CRR fordert zwar das Vorliegen von genehmigtem Stammkapital. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die CRR an dieser Stelle allein darauf abzielt, dass in aktienrechtlich gestatteter Weise in ausreichender Menge geeignetes Kapital vorhanden ist. Da im deutschen Recht innerhalb des genehmigten Kapitals nach den §§ 202–206 AktG keine Umwandlung von Wertpapieren in Aktien vorgesehen ist, ist unter dem Begriff des „genehmigten Stammkapitals“ gemäß Art. 54 Abs. 6 CRR vielmehr das bedingte Kapital gemäß den §§ 192–201 AktG zu verstehen. Vgl. ausführlich zum bedingten Kapital BIEG, HARTMUT; KUßMAUL, HEINZ; WASCHBUSCH, GERD (2016, Finanzierung), S. 118–120.

286

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

nach Auffassung der zuständigen Aufsichtsbehörde eine Überkreuzbeteiligung zur künstlichen Erhöhung seiner Eigenmittel eingegangen ist. Zu den Abzugspositionen vom zusätzlichen Kernkapital zählen nach Art. 56 Buchst. c)–d) CRR zudem direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in Instrumenten des zusätzlichen Kernkapitals von Unternehmen der Finanzbranche, an denen das Institut entweder keine wesentliche Beteiligung oder eine wesentliche Beteiligung hält. Im letzteren Fall sind jedoch diejenigen Kapitalinstrumente von einem Abzug ausgenommen, die mit einer Übernahmegarantie versehen sind und die das Institut seit höchstens fünf Arbeitstagen hält.1 Darüber hinaus sieht Art. 56 Buchst. e) CRR vor, dass ein Institut von den Posten des zusätzlichen Kernkapitals denjenigen Betrag abziehen muss, der nach Art. 66 CRR von den Posten des Ergänzungskapitals in Abzug zu bringen ist, den Betrag dieser Posten in der Höhe jedoch übersteigt. Art. 56 Buchst. f) CRR legt schließlich fest, dass ein Institut jede vorhersehbare steuerliche Belastung aus Posten des zusätzlichen Kernkapitals von den Posten des zusätzlichen Kernkapitals abzuziehen hat, „es sei denn, das Institut passt den Betrag der Posten des zusätzlichen Kernkapitals in angemessener Form an, wenn eine solche steuerliche Belastung die Summe, bis zu der diese Posten zur Deckung von Risiken oder Verlusten dienen können, verringert“. Gemäß Art. 79 Abs. 1 CRR kann die zuständige Aufsichtsbehörde einem Institut, das Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals eines Unternehmens der Finanzbranche hält, eine befristete Ausnahme von den ansonsten für diese Instrumente geltenden Abzugsbestimmungen gewähren, sofern sie der Auffassung ist, dass das Halten dieser Instrumente dem Zweck einer finanziellen Stützungsaktion zur Sanierung und Wiederherstellung der Existenzfähigkeit des Unternehmens der Finanzbranche dient.2

IV. 1.

Ergänzungskapital Posten des Ergänzungskapitals

Art. 71 CRR normiert die Zusammensetzung des Ergänzungskapitals. Danach besteht das Ergänzungskapital eines Instituts aus den Posten des Ergänzungskapitals nach Abzug der in Art. 66 CRR genannten Posten und nach Anwendung des Art. 79 CRR. Die Posten des Ergänzungskapitals umfassen nach Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR zunächst diejenigen Kapitalinstrumente, die die Voraussetzungen des Art. 63 CRR 1 2

Da die in Art. 56 Buchst. a)–d) CRR aufgeführten Positionen in vergleichbarer Weise ermittelt werden wie die ihnen jeweils entsprechenden Abzugspositionen von den Posten des harten Kernkapitals, kann auf die dortigen Ausführungen verwiesen werden. Vgl. 6. Kapitel Teil B.II.4. Zu den Anforderungen an diese Zweckbestimmung vgl. die Ausführungen im 6. Kapitel Teil B.II.4.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

287

erfüllen. Ergänzend kommt gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. b) CRR das mit diesen Kapitalinstrumenten verbundene Agio hinzu. In Art. 62 UAbs. 2 CRR wird zudem festgelegt, dass die unter Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR genannten Kapitalinstrumente nicht zugleich einen Posten des harten Kernkapitals oder des zusätzlichen Kernkapitals darstellen dürfen. Die Höhe, in welcher Ergänzungskapitalinstrumente als Posten des Ergänzungskapitals anerkannt werden, richtet sich indes nach Art. 64 CRR. Die für die Anerkennung von Kapitalinstrumenten als Posten des Ergänzungskapitals festgelegten Voraussetzungen des Art. 63 CRR sind vollständig zu erfüllen. Im Folgenden werden nur die wichtigsten Anerkennungsvoraussetzungen für Ergänzungskapitalinstrumente näher betrachtet: – Gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. a) CRR müssen die Instrumente des Ergänzungskapitals unmittelbar von dem Institut ausgegeben werden und voll eingezahlt sein. Art. 63 UAbs. 2 CRR stellt hierzu ergänzend klar, dass bei Kapitalinstrumenten, die nur zum Teil eingezahlt sind, nur der eingezahlte Teil ein Instrument des Ergänzungskapitals sein kann. – Die Instrumente des Ergänzungskapitals dürfen gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. b) CRR nicht im Eigentum des Instituts, eines seiner Tochterunternehmen oder eines Unternehmens stehen, an dem das Institut eine Beteiligung in Form des direkten Haltens oder durch Kontrolle von mindestens 20 % der Stimmrechte oder des Kapitals hält. – Der Erwerb des Eigentums an den Ergänzungskapitalinstrumenten darf gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. c) CRR weder direkt noch indirekt durch das Institut finanziert worden sein. – Gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. d) CRR sind Ergänzungskapitalinstrumente gegenüber etwaigen Ansprüchen aus berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten nachrangig auszugestalten.1 – Ebenso wie bei den Instrumenten des harten Kernkapitals und des zusätzlichen Kernkapitals dürfen Ergänzungskapitalinstrumente nicht durch ein in Art. 63 UAbs. 1 Buchst. e) CRR genanntes Unternehmen besichert werden oder durch eine von diesen Unternehmen gestellte Garantie einen höheren Rang erhalten. – Nach Art. 63 UAbs. 1 Buchst. f) CRR dürfen bei Ergänzungskapitalinstrumenten keine Vereinbarungen bestehen, aus denen ein höherer Rang der Ansprüche aus Ergänzungskapitalinstrumenten hervorgeht. – Anders als bei den Instrumenten des harten Kernkapitals und des zusätzlichen Kernkapitals darf die Laufzeit von Ergänzungskapitalinstrumenten befristet sein. 1

Vgl. zu den berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten das 6. Kapitel Teil E.

288

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

So ist gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. g) CRR eine Befristung zulässig, wenn die Ursprungslaufzeit des Instruments mindestens fünf Jahre beträgt. Sofern ein Ergänzungskapitalinstrument mit einer befristeten Laufzeit ausgegeben wurde, ist jedoch zu beachten, dass dieses Instrument gemäß Art. 64 Abs. 1 CRR nur dann in voller Höhe als Posten des Ergänzungskapitals anerkannt wird, wenn seine Restlaufzeit mehr als fünf Jahre beträgt. Sobald die Restlaufzeit eines Ergänzungskapitalinstruments nicht größer als fünf Jahre ist, erfolgt seine Anerkennung als Posten des Ergänzungskapitals gemäß Art. 64 Abs. 2 CRR nur noch zeitanteilig. Der noch anerkennungsfähige Betrag des Ergänzungskapitalinstruments ist in einem solchen Fall wie folgt zu berechnen: Zunächst wird der Buchwert des Instruments am ersten Tag der letzten Fünfjahresperiode der vertraglichen Laufzeit durch die Anzahl der Tage in dieser Fünfjahresperiode geteilt. Hierbei müssen bei der Ermittlung der Anzahl der Tage Schaltjahre berücksichtigt werden. Aufgrund der Tatsache, dass Schaltjahre üblicherweise alle vier Jahre auftreten, beinhaltet eine Fünfjahresperiode im Regelfall ein oder zwei Schaltjahre. Somit umfasst eine Fünfjahresperiode normalerweise entweder 1.826 Tage (vier Nicht-Schaltjahre à 365 Tage und ein Schaltjahr à 366 Tage) oder 1.827 Tage (drei Nicht-Schaltjahre à 365 Tage und zwei Schaltjahre à 366 Tage). Der errechnete Quotient wird sodann mit der Anzahl der verbleibenden Tage der vertraglichen Laufzeit des Instruments multipliziert. Alternativ kann der anerkennungsfähige Betrag eines Ergänzungskapitalinstruments bei einer Restlaufzeit von nicht mehr als fünf Jahren auch wie in Abbildung 37 dargestellt berechnet werden.

Abbildung 37: Amortisation von Ergänzungskapitalinstrumenten gemäß Art. 64 Abs. 2 CRR – Gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. h) CRR dürfen die Ausgabebestimmungen für Ergänzungskapitalinstrumente für das Institut keinen Anreiz enthalten, den Kapitalbetrag der Instrumente vor dessen Fälligkeit zu tilgen oder zurückzuzahlen. – Sofern Ergänzungskapitalinstrumente vorzeitige Rückzahlungs- oder Kündigungsmöglichkeiten aufweisen, dürfen diese gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. i) CRR nur nach Ermessen des Instituts ausgeübt werden. – Gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. j) CRR i. V. m. Art. 77 Abs. 1 CRR dürfen Ergänzungskapitalinstrumente nur dann vorzeitig gekündigt, getilgt, zurückgezahlt oder zurückgekauft werden, wenn seit dem Zeitpunkt der Emission mindestens fünf Jahre vergangen sind und die zuständige Aufsichtsbehörde zuvor die

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

289

Erlaubnis hierzu erteilt hat. Sofern die Voraussetzungen des Art. 78 Abs. 4 CRR erfüllt sind, kann gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. j) CRR auch eine frühere Erteilung der Erlaubnis durch die zuständige Aufsichtsbehörde erfolgen.1 – Gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. k) CRR dürfen die für Ergänzungskapitalinstrumente geltenden Ausgabebestimmungen weder explizit noch implizit erkennen lassen, dass das Institut die Instrumente – außer im Falle der Insolvenz oder der Liquidation des Instituts – gegebenenfalls vorzeitig kündigen, tilgen, zurückzahlen oder zurückkaufen wird; das Institut darf auch nicht anderweitig dahingehende Hinweise geben. – Gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. l) CRR dürfen die Ausgabebestimmungen eines Ergänzungskapitalinstruments seinem Inhaber nicht das Recht einräumen, die künftige planmäßige Auszahlung von Zinsen oder des Kapitalbetrags zu beschleunigen. Im Falle einer Insolvenz oder einer Liquidation des Instituts ist eine solche Beschleunigung der Auszahlung allerdings zulässig. – Die Anforderungen an die Vornahme von Ausschüttungen sind bei den Ergänzungskapitalinstrumenten im Vergleich zu den Instrumenten des harten Kernkapitals und des zusätzlichen Kernkapitals weniger strikt ausgestaltet. So müssen beispielsweise Ausschüttungen auf Ergänzungskapitalinstrumente nicht aus den ausschüttungsfähigen Posten nach Art. 4 Abs. 1 Nr. 128 CRR ausgezahlt werden. Gleichwohl dürfen Ausschüttungen wie Zins- und Dividendenzahlungen gemäß Art. 63 UAbs. 1 Buchst. m) CRR der Höhe nach nicht aufgrund der Bonität des Instituts oder seines Mutterunternehmens angepasst werden. Gemäß Art. 65 CRR hat ein Verstoß gegen eine der Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR zur Folge, dass das betreffende Ergänzungskapitalinstrument mit sofortiger Wirkung nicht mehr länger als Posten des Ergänzungskapitals anerkannt wird. Ebenso gilt in einem solchen Fall das mit dem Instrument verbundene Agio mit sofortiger Wirkung nicht mehr länger als Posten des Ergänzungskapitals. Im Unterschied zu den Instrumenten des harten Kernkapitals und des zusätzlichen Kernkapitals resultiert aus der Kündigung eines Ergänzungskapitalinstruments aufgrund der erlaubten Befristung der Laufzeit dieser Instrumente nicht der unmittelbare Wegfall der Anrechenbarkeit. Sofern der neue Fälligkeitstermin innerhalb der kommenden fünf Jahre liegt, ist ein solches Instrument ab dem Zeitpunkt der Wirksamkeit der Kündigung bis zum neuen Fälligkeitstermin zu amortisieren. Neben den Ergänzungskapitalinstrumenten sowie den mit diesen Instrumenten verbundenen Agien können Institute, die ihre risikogewichteten Positionsbeträge mit dem Kreditrisikostandardansatz berechnen,2 gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. c) CRR 1 2

Zu den Voraussetzungen des Art. 78 Abs. 4 CRR vgl. das 6. Kapitel Teil B.III.1. Vgl. zum Kreditrisikostandardansatz das 6. Kapitel Teil D.II.

290

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

allgemeine Kreditrisikoanpassungen – vor dem Abzug von Steuereffekten – bis zu einer Höhe von 1,25 % ihrer risikogewichteten Positionsbeträge als Posten des Ergänzungskapitals anrechnen. Was unter dem Begriff „Kreditrisikoanpassungen“, der als Oberbegriff für allgemeine und spezifische Kreditrisikoanpassungen verwendet wird, zu verstehen ist, wird in Art. 4 Abs. 1 Nr. 95 CRR i. V. m. Art. 1 Abs. 1 UAbs. 1 DelVO (EU) Nr. 183/2014 näher präzisiert. Danach entsprechen die Kreditrisikoanpassungen der Summe aller Beträge, die vom harten Kernkapital des Instituts abgezogen wurden, um ausschließlich kreditrisikobedingten und gemäß dem anzuwendenden Rechnungslegungsrahmen aufwandswirksam erfassten Verlusten Rechnung zu tragen, unabhängig davon, ob sie sich aus Wertminderungen, Bewertungsanpassungen oder Rückstellungen für außerbilanzielle Posten ergeben. Die allgemeinen Kreditrisikoanpassungen unterscheiden sich hierbei gemäß Art. 1 Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 183/2014 von den spezifischen Kreditrisikoanpassungen dadurch, dass sie jederzeit in voller Höhe frei und uneingeschränkt verfügbar sind, um Verluste aus noch nicht eingetretenen Kreditrisiken zu decken. Darüber hinaus müssen sie den kreditrisikobedingten Verlusten bei einer Gruppe von Risikopositionen entsprechen, für die dem Institut zum aktuellen Zeitpunkt keine Hinweise dafür vorliegen, dass ein Verlustereignis eingetreten ist. Die spezifischen Kreditrisikoanpassungen umfassen im Umkehrschluss alle sonstigen Kreditrisikoanpassungen.1 Zu ihnen zählen u. a. Verluste infolge aktueller oder vergangener Ereignisse, die sich auf eine signifikante einzelne Risikoposition oder auf Risikopositionen auswirken, die zwar für sich genommen nicht signifikant sind, aber einzeln oder kollektiv bewertet werden, sowie Verluste, bei denen historische, um aktuelle Daten bereinigte Werte darauf hinweisen, dass der Verlust eingetreten ist, das Institut aber noch nicht erkennen kann, welche Risikoposition davon genau betroffen ist.2 Die allgemeinen und spezifischen Kreditrisikoanpassungen grenzen sich somit im Wesentlichen hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit zur Verlusttragung voneinander ab.3 Allgemeine Kreditrisikoanpassungen stellen zwar ebenso wie spezifische Kreditrisikoanpassungen aufwandswirksam erfasste Verlustvorsorgebeträge dar. Im Gegensatz zu den spezifischen Kreditrisikoanpassungen werden sie aber für künftige, ex ante noch nicht exakt identifizierbare Verluste aus Kreditrisiken gebildet. Sie stehen daher frei zur Verfügung, um in Folgeperioden möglicherweise schlagend werdende kreditrisikobedingte Verluste abzudecken. Im Unterschied dazu sind bei den spezifischen Kreditrisikoanpassungen die kreditrisikobedingten Verluste entweder bereits eingetreten oder deren Eintreten ist zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten. 1 2 3

Vgl. Art. 1 Abs. 3 DelVO (EU) Nr. 183/2014. Vgl. Art. 1 Abs. 5 Buchst. b) und Buchst. c) DelVO (EU) Nr. 183/2014. Vgl. hierzu sowie zu den nachfolgenden Ausführungen dieses Absatzes BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 317.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

291

Aus dieser Abgrenzung resultiert letztlich auch die unterschiedliche Handhabung der allgemeinen und spezifischen Kreditrisikoanpassungen im Rahmen der Eigenmittelberechnung. Da nur die allgemeinen Kreditrisikoanpassungen zur Verlusttragung frei zur Verfügung stehen, ist auch nur deren Anrechnung – in dem aufgezeigten begrenzten Umfang – als Posten des Ergänzungskapitals erlaubt. Als allgemeine Kreditrisikoanpassungen gelten in Deutschland die stillen Vorsorgereserven nach § 340f HGB.1 Da diese Vorsorgereserven weder unmittelbar von einem Institut ausgegeben noch voll eingezahlt sind, erfüllen sie nicht die Anerkennungsvoraussetzung des Art. 63 UAbs. 1 Buchst. a) CRR und stellen dementsprechend auch kein Ergänzungskapitalinstrument dar. Als allgemeine Kreditrisikoanpassungen finden sie jedoch zumindest bis zu einer Höhe von 1,25 % der risikogewichteten Positionsbeträge eines Instituts Eingang in die Berechnung der Posten des Ergänzungskapitals. Einzelwertberichtigungen, pauschalierte Einzelwertberichtigungen (z. B. für Länderrisiken), Pauschalwertberichtigungen2 sowie (Kredit-)Rückstellungen für außerbilanzielle Geschäfte zählen hingegen zu den spezifischen Kreditrisikoanpassungen, deren Anrechnung als Posten des Ergänzungskapitals untersagt ist. Institute, die zur Berechnung ihrer risikogewichteten Positionsbeträge einen IRB-Ansatz verwenden,3 können gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. d) CRR die sich ggf. aus der Durchführung des sog. Wertberichtigungsvergleichs nach den Art. 158 und 159 CRR ergebenden Wertberichtigungsüberschüsse – vor dem Abzug von Steuereffekten – bis zu einer Höhe von 0,6 % ihrer risikogewichteten Positionsbeträge als Posten des Ergänzungskapitals anrechnen. Bei diesen Instituten werden die allgemeinen Kreditrisikoanpassungen und mit ihnen die stillen Vorsorgereserven nach § 340f HGB im Rahmen des Wertberichtigungsvergleichs berücksichtigt.4

2.

Abzüge von den Posten des Ergänzungskapitals

Art. 66 CRR legt fest, welche Abzüge ein Institut von den Posten seines Ergänzungskapitals vornehmen muss. Zu diesen Abzügen zählen:

1

2

3 4

Vgl. etwa SCHABER, MATHIAS (2015, Art. 62–71), S. 1762, Tz. 9; BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 233; HÖLSCHER, JASMIN (2016, Eigenkapitalvorgaben), S. 139; KONESNY, PETER; GLASER, JESSICA (2016, Art. 62), S. 288, Tz. 6; BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 318. Zu den stillen Vorsorgereserven nach § 340f HGB vgl. ausführlich BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 458–498. Vgl. kritisch zur Anerkennungsfähigkeit stiller Vorsorgereserven im Rahmen der allgemeinen Kreditrisikoanpassungen WASCHBUSCH, GERD; BLAß, ROBIN; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Anerkennungsfähigkeit), S. 451. Mitunter werden auch Pauschalwertberichtigungen den allgemeinen Kreditrisikoanpassungen zugeschrieben. Vgl. dazu SCHABER, MATHIAS (2015, Art. 62–71), S. 1761–1762, Tz. 6–7; BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 233; BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 318. Vgl. zu den IRB-Ansätzen das 6. Kapitel Teil D.II. Vgl. auch BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 234.

292

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

– direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in eigenen Ergänzungskapitalinstrumenten,1 – direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in Ergänzungskapitalinstrumenten von Unternehmen der Finanzbranche, mit denen das Institut gegenseitige Überkreuzbeteiligungen hält, die nach Ansicht der zuständigen Aufsichtsbehörde dem Ziel dienen, die Eigenmittel des Instituts künstlich zu erhöhen,2 – direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in Ergänzungskapitalinstrumenten von Unternehmen der Finanzbranche, an denen das Institut keine wesentliche Beteiligung hält,3 – direkte, indirekte und synthetische Positionen eines Instituts in Ergänzungskapitalinstrumenten von Unternehmen der Finanzbranche, an denen das Institut eine wesentliche Beteiligung hält, mit Ausnahme der mit einer Übernahmegarantie versehenen Positionen, die das Institut seit weniger als fünf Arbeitstagen hält,4 – der Betrag, der nach Art. 72e CRR von den Posten der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten abzuziehen ist, diese Posten aber überschreitet.5 Gemäß Art. 79 Abs. 1 CRR kann die zuständige Aufsichtsbehörde einem Institut, das Instrumente des Ergänzungskapitals eines Unternehmens der Finanzbranche hält, eine befristete Ausnahme von den ansonsten für diese Instrumente geltenden Abzugsbestimmungen gewähren, sofern sie der Auffassung ist, dass das Halten dieser Instrumente dem Zweck einer finanziellen Stützungsaktion zur Sanierung und Wiederherstellung der Existenzfähigkeit des Unternehmens der Finanzbranche dient.6

V.

Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittel eines Instituts

Fallstudie 1:

Rückzahlung von Geschäftsguthaben aufgrund gekündigter Geschäftsanteile

Die Rückzahlung von Geschäftsguthaben einer eingetragenen Genossenschaft aufgrund von Kündigungen von Geschäftsanteilen kommt in der Praxis sehr häufig vor. Um seitens der Aufsichtsbehörde keine Einzelprüfung jeder Kündigung durchführen zu müssen, hat die BaFin als zuständige Aufsichtsbehörde eine Allgemeinverfügung erlassen, die das Verfahren zur Genehmigung von Rückzahlungen von Geschäftsgut-

1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 66 Buchst. a) CRR i. V. m. Art. 67 CRR. Vgl. Art. 66 Buchst. b) CRR i. V. m. Art. 68 CRR. Vgl. Art. 66 Buchst. c) CRR i. V. m. Art. 68 CRR, Art. 69 und Art. 70 CRR. Vgl. Art. 66 Buchst. d) CRR i. V. m. Art. 68 CRR und Art. 69. Vgl. Art. 66 Buchst. e) CRR. Zu den Anforderungen an diese Zweckbestimmung vgl. die Ausführungen im 6. Kapitel Teil B.II.4.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

293

haben vereinfacht. Wenn alle Anforderungen dieser Allgemeinverfügung erfüllt werden, gilt die Rückzahlung von Geschäftsguthaben aufgrund gekündigter Geschäftsanteile als genehmigt. a) Welche Voraussetzungen müssen gemäß der Allgemeinverfügung der BaFin erfüllt sein, damit die Rückzahlung von Geschäftsguthaben nach einer Kündigung von Geschäftsanteilen als genehmigt gilt? b) Die Saarland-Bank eG wies zum 01.01.2021 eingezahlte Geschäftsanteile (= Geschäftsguthaben) i. H. v. 1.000 Mio. EUR auf. Im Verlauf des Geschäftsjahrs 2021 wurden 20 Mio. EUR Geschäftsguthaben von den Mitgliedern der Saarland-Bank eG gekündigt, die am 31.12.2021 noch nicht ausgezahlt sind. Im Gegenzug wurden im Geschäftsjahr 2021 neue Geschäftsanteile begeben und i. H. v. 6 Mio. EUR eingezahlt. Die weiteren Bestandteile des harten Kernkapitals der Saarland-Bank eG belaufen sich am 31.12.2021 auf 15 Mio. EUR. Berechnen Sie anhand der vorliegenden Angaben, in welcher Höhe die Rückzahlung der gekündigten Geschäftsguthaben im Rahmen der Vorgaben der von der BaFin erlassenen Allgemeinverfügung als genehmigt gilt! Bestimmen Sie anschließend den Teil der Rückzahlungsbeträge, der über den im Rahmen der Vorgaben der von der BaFin erlassenen Allgemeinverfügung genehmigten Teil der Rückzahlungsbeträge hinausgeht! Wie muss die Saarland-Bank eG mit diesem Teil verfahren? Überprüfen Sie zu diesen Zwecken nur die in dieser Allgemeinverfügung festgelegte zentrale Voraussetzung; die weiteren in der Allgemeinverfügung formulierten Voraussetzungen sind als erfüllt anzusehen. Lösung der Fallstudie 1: Teilaufgabe a) Einhaltung des nachfolgenden Schwellenwerts (zentrale Voraussetzung): Summe der Rückzahlungsbeträge aus allen noch nicht zurückgezahlten Kündigungen zum Ende des Geschäftsjahrs – Summe aller im Geschäftsjahr neu begebenen und eingezahlten Geschäftsanteile ≤ 0,5 % hartes Kernkapital zum Ende des Geschäftsjahrs + Summe der Rückzahlungsbeträge aus allen noch nicht zurückgezahlten Kündigungen zum Ende des Geschäftsjahrs

Außerdem sind folgende weitere Voraussetzungen zu erfüllen bzw. einzuhalten: – die gesetzlichen Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel nach Art. 92 Abs. 1 CRR, – die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung nach § 10i KWG,

294

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

– der zum Zeitpunkt der Meldung bestehende SREP-Zuschlag oder, falls ein Institut keinen SREP-Bescheid erhalten hat, die zusätzlichen Anforderungen aus der Allgemeinverfügung der BaFin zur Anordnung von Eigenmittelanforderungen für Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch, – eventuell bestehende weitere Kapitalzuschläge, die von der BaFin gemäß § 10 Abs. 3 oder Abs. 4 KWG angeordnet werden, – einen Sicherheitspuffer i. H. v. 0,75 % und – einen den Kapitalerhaltungspuffer gegebenenfalls übersteigenden Teil der Eigenmittelzielkennziffer. Die zentrale Voraussetzung sowie die weiteren Voraussetzungen müssen kumulativ erfüllt werden. Teilaufgabe b) Geschäftsguthaben zum 01.01.2021: 1.000 Mio. EUR Summe aller im Geschäftsjahr 2021 neu begebenen und eingezahlten Geschäftsanteile: 6 Mio. EUR weitere Bestandteile des harten Kernkapitals am 31.12.2021: 15 Mio. EUR Höhe der Rückzahlung der gekündigten Geschäftsguthaben, die gemäß der Allgemeinverfügung der BaFin als genehmigt gilt: x x – 6 Mio. EUR = 0,5 % (1.000 Mio. EUR + 6 Mio. EUR + 15 Mio. EUR – x) + x x – 6 Mio. EUR ⟺ = 0,5 % (1.021 Mio. EUR – x) + x ⟺ x – 6 Mio. EUR = 0,5 % ∙ (1.021 Mio. EUR – x + x) ⟺ x – 6 Mio. EUR = 0,005 ∙ 1.021 Mio. EUR ⟺ x – 6 Mio. EUR = 5,105 Mio. EUR

⟺ x = 5,105 Mio. EUR + 6 Mio. EUR ⟺ x = 11,105 Mio. EUR

Im Rahmen der Vorgaben der von der BaFin erlassenen Allgemeinverfügung gelten maximal 11.105.000 EUR als genehmigt. Für den darüber hinausgehenden Teil i. H. v. 8.895.000 EUR (= 20.000.000 EUR – 11.105.000 EUR) muss die SaarlandBank eG bei der BaFin einen Erlaubnisantrag stellen.

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Fallstudie 2:

295

Abzug von Software-Vermögenswerten von den Posten des harten Kernkapitals

Aufgrund häufiger Kundenbeschwerden und langer Kreditbearbeitungszeiten hat der Vorstand der Saarland-Bank AG beschlossen, dass die Kreditprozesse der Bank vermehrt digitalisiert werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Vorstand ein Software-Entwicklungsprojekt ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Entwicklungsprojekts soll in zwei Schritten ein geeigneter Software-Vermögenswert entwickelt werden. Der erste dieser beiden Entwicklungsschritte ist zum 30.06.2023 abgeschlossen und hat bis dahin Entwicklungsaufwendungen in Höhe von 100 Mio. EUR verursacht. Der zweite Entwicklungsschritt ist am 31.12.2023 beendet und hat seinerseits zu Entwicklungsaufwendungen i. H. v. 20 Mio. EUR geführt. Ab dem 01.01.2024 steht der Software-Vermögenswert zur Nutzung zur Verfügung. Seine bilanzielle Nutzungsdauer beträgt vier Jahre. Bilanziell wird der Software-Vermögenswert in Höhe der Entwicklungsaufwendungen aktiviert und linear abgeschrieben. a) Erläutern Sie, wie Software-Vermögenswerte vor der Novellierung der CRR innerhalb der Abzugspositionen des harten Kernkapitals behandelt wurden! Nennen Sie Gründe, weshalb es auf EU-Ebene bei Software-Vermögenswerten zu einer Änderung der Vorgehensweise gekommen ist! Erläutern Sie anschließend, was sich seit der Novellierung der CRR im Hinblick auf den Abzug von SoftwareVermögenswerten von den Posten des harten Kernkapitals geändert hat! b) Berechnen Sie den durch den Software-Vermögenswert verursachten Abzug von den Posten des harten Kernkapitals der Saarland-Bank AG für die Zeitpunkte 30.06.2023, 31.12.2023, 31.12.2024, 31.12.2025, 31.12.2026 und 31.12.2027! c) Gehen Sie – abweichend von der bisherigen Aufgabenstellung – davon aus, dass die bilanzielle Nutzungsdauer des Software-Vermögenswerts nur zwei Jahre beträgt. Ermitteln Sie den durch den Software-Vermögenswert verursachten Abzug von den Posten des harten Kernkapitals der Saarland-Bank AG für die Zeitpunkte 30.06.2023, 31.12.2023, 31.12.2024, 31.12.2025, 31.12.2026 und 31.12.2027! Lösung der Fallstudie 2: Teilaufgabe a) Behandlung von Software-Vermögenswerten vor der Novellierung der CRR Gemäß Art. 50 CRR ergibt sich das harte Kernkapital eines Instituts aus den Posten des harten Kernkapitals nach Anwendung der in den Art. 32–35 CRR spezifizierten aufsichtlichen Korrekturposten, nach Anwendung der in den Art. 48, 49 und 79 CRR beschriebenen Ausnahmen und Alternativen sowie unter Beachtung der Abzugspositionen nach Art. 36 CRR. Innerhalb der Abzugspositionen des Art. 36 CRR waren vor

296

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

der Novellierung der CRR gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR sämtliche in der Bilanz ausgewiesenen immateriellen Vermögenswerte von den Posten des harten Kernkapitals abzuziehen. Hiervon betroffen waren auch die bilanzierten SoftwareVermögenswerte. Gründe für die Änderung der Vorgehensweise: – notwendige Digitalisierung der Institute, – Vermeidung möglicher Wettbewerbsnachteile von Instituten gegenüber nicht regulierten technologiegetriebenen Akteuren auf den Finanzmärkten, – Vermeidung möglicher Wettbewerbsnachteile von Instituten gegenüber internationalen Wettbewerbern, die keine Software-Vermögenswerte von den Posten des harten Kernkapitals abziehen müssen. Behandlung von Software-Vermögenswerten nach der Novellierung der CRR Im Wege der Novellierung der CRR wurde Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR neu gefasst. Gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR sind zwar immer noch grundsätzlich alle immateriellen Vermögenswerte von den Posten des harten Kernkapitals abzuziehen. Dies gilt jedoch nicht mehr für vorsichtig bewertete Software-Vermögenswerte, auf deren Wert die Abwicklung, Insolvenz oder Liquidation des Instituts keine negativen Auswirkungen hat. Allerdings müssen die Voraussetzungen und Anforderungen erfüllt werden, die es gestatten, von einem Abzug vorsichtig bewerteter Software-Vermögenswerte vom harten Kernkapital abzusehen. Konkret geregelt ist die Frage des Abzugs vorsichtig bewerteter Software-Vermögenswerte vom harten Kernkapital in Art. 13a DelVO (EU) Nr. 241/2014. So sieht Art. 13a Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 241/2014 vor, dass ein für Software-Vermögenswerte eventuell in Abzug zu bringender Betrag unter Zugrundelegung des Betrags der aufsichtsrechtlichen kumulierten Abschreibung (Amortisation) dieses Software-Vermögenswerts zu ermitteln ist. Sollte dieser Betrag größer sein als die Summe der kumulierten bilanziellen Abschreibungen und Wertminderungsaufwendungen des Software-Vermögenswerts, so stellt der Differenzbetrag die Abzugsgröße vom harten Kernkapital dar. Im umgekehrten Fall ergibt sich kein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals. Art. 13a Abs. 2 DelVO (EU) Nr. 241/2014 beschreibt, wie der Betrag der aufsichtsrechtlichen kumulierten Abschreibung für einen Software-Vermögenswert zu ermitteln ist. Danach ist dieser Betrag das Ergebnis der Multiplikation zweier Faktoren. Der erste Faktor ist der Betrag, mit dem der Software-Vermögenswert von dem Institut ursprünglich aktiviert wurde, geteilt durch die Anzahl der Kalendertage der geschätzten bilanziellen Nutzungsdauer dieses Software-Vermögenswerts. Sofern die geschätzte bilanzielle Nutzungsdauer des Software-Vermögenswerts länger als drei

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

297

Jahre ist, ist der Betrag stattdessen durch drei Jahre, ausgedrückt in Tagen, zu dividieren, wobei die Tage ab dem Zeitpunkt gezählt werden, ab dem der Software-Vermögenswert von dem Institut genutzt werden kann und seine bilanzielle Abschreibung beginnt. Der zweite Faktor besteht aus der Anzahl der Tage, die seit dem Zeitpunkt, zu dem der Software-Vermögenswert zur Nutzung zur Verfügung steht und seine bilanzielle Abschreibung beginnt, vergangen sind, sofern die Anzahl dieser Tage den Zeitraum, der der Berechnung des ersten Faktors zugrunde liegt, nicht überschreitet. Ein vom harten Kernkapitel in Abzug zu bringender Betrag liegt gemäß Art. 13a Abs. 5 DelVO (EU) Nr. 241/2014 nur dann vor, wenn die Differenz zwischen dem Betrag der aufsichtsrechtlichen kumulierten Abschreibung des Software-Vermögenswerts und der Summe der kumulierten bilanziellen Abschreibungen und Wertminderungsaufwendungen dieses Software-Vermögenswerts positiv ist. Bei einer negativen Differenz ist hingegen kein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals vorzunehmen. Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Software-Vermögenswert zur Nutzung bereits zur Verfügung steht, ab dem die bilanzielle Abschreibung aber erst beginnt, ist allerdings der bilanzielle Buchwert des Software-Vermögenswerts nach Art. 13a Abs. 6 DelVO (EU) Nr. 241/2014 in voller Höhe von den Posten des harten Kernkapitals abzuziehen. Durch dieses Vorgehen wird sichergestellt, dass eine im Vergleich zur bilanziellen Abschreibung höhere aufsichtsrechtliche Abschreibung Berücksichtigung in den Abzugspositionen des harten Kernkapitals findet. Gleichzeitig wird hierdurch dem vorsichtigen und am Gläubigerschutz orientierten Charakter der Eigenmittelzusammensetzung eines Instituts Rechnung getragen. Teilaufgabe b) Vorbemerkungen: – Da die bilanzielle Nutzungsdauer des Software-Vermögenswerts größer als drei Jahre ist, muss zur Bestimmung der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibung der bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts durch drei Jahre, ausgedrückt in Tagen, dividiert werden. – Da die Nutzung des Software-Vermögenswerts am 01.01.2024 beginnt und das Jahr 2024 ein Schaltjahr darstellt, beträgt die Anzahl der Tage der Dreijahresperiode 1.096 Tage (= 1 ‧366 Tage + 2 ‧ 365 Tage).

298

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Bilanzielle Betrachtung des Software-Vermögenswerts in Mio. EUR

30.06.2023

31.12.2023

31.12.2024

31.12.2025

31.12.2026

31.12.2027

aktivierte Entwicklungsaufwendungen

100

20

0

0

0

0

Bruttobuchwert

100

120

120

120

120

120

bilanzielle Abschreibung des Jahres1





30

30

30

30

kumulierte bilanzielle Abschreibungen





30

60

90

120

Nettobuchwert2

100

120

90

60

30

0

31.12.2026

31.12.2027

Aufsichtsrechtliche Betrachtung des Software-Vermögenswerts in Mio. EUR

30.06.2023

31.12.2023

31.12.2024

aktivierte Entwicklungsaufwendungen

100

20

0

0

0

0

Bruttobuchwert

100

120

120

120

120

120

seit der bilanziellen Aktivierung vergangene Tage3





366

731

1.096

1.461

Abschreibungsbetrag pro Tag4





0,109489051 0,109489051 0,109489051



kumulierte aufsichtsrechtliche Abschreibungen5

0

0

40,07299267 80,03649628

Nettobuchwert6

100

120

79,92700733 39,96350372

1

2 3 4

5

6

31.12.2025

120 0

120 0

Da der Software-Vermögenswert erst ab dem 01.01.2024 genutzt werden kann, beginnt auch erst ab diesem Zeitpunkt seine bilanzielle Abschreibung. Die bilanzielle Abschreibung des Jahres ergibt sich im Falle einer linearen Abschreibung aus der Division des Bruttobuchwerts durch die bilanzielle Nutzungsdauer (im vorliegenden Fall 4 Jahre) des Software-Vermögenswerts (120 Mio. EUR ÷ 4 Jahre = 30 Mio. EUR/Jahr). Der Software-Vermögenswert ist somit im vorliegenden Fall erst Ende des Jahres 2027 vollständig abgeschrieben. Nettobuchwert = Bruttobuchwert – kumulierte bilanzielle Abschreibungen Bei dieser Berechnung ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dem Jahr 2024 um ein Schaltjahr handelt. Der Abschreibungsbetrag pro Tag ergibt sich aus der Division des Bruttobuchwerts durch die aufsichtsrechtlich vorgegebene Dreijahresperiode in Tagen (120 Mio. EUR ÷ 1.096 Tage = 0,109489051 Mio. EUR). Der Software-Vermögensgegenstand ist somit aufsichtsrechtlich bereits nach 3 Jahren, also am 31.12.2026, vollständig abgeschrieben. Der Betrag der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen ergibt sich durch die Multiplikation der seit der bilanziellen Aktivierung vergangenen Tage mit dem Abschreibungsbetrag pro Tag. Für das Jahr 2024 ergibt sich somit ein Betrag in Höhe von 40,0729923 Mio. EUR (= 366 Tage ‧ 0,109489051 Mio. EUR). Nettobuchwert = Bruttobuchwert – kumulierte aufsichtsrechtliche Abschreibungen

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

299

Ermittlung der Abzugsbeträge 30.06.2023 Der Software-Vermögenswert steht noch nicht zur Nutzung zur Verfügung, d. h., die bilanzielle Abschreibung hat noch nicht begonnen. Daher muss der bis zu diesem Zeitpunkt bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Die Höhe des Abzugs beträgt 100 Mio. EUR. 31.12.2023 Der Software-Vermögenswert steht auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Nutzung zur Verfügung. Daher muss auch hier der bis zu diesem Zeitpunkt bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts (120 Mio. EUR) von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Dieser Betrag setzt sich aus den Entwicklungsaufwendungen des ersten Entwicklungsschritts (100 Mio. EUR) sowie des zweiten Entwicklungsschritts (20 Mio. EUR) zusammen. 31.12.2024 Der Software-Vermögenswert steht der Saarland-Bank AG ab dem 01.01.2024 zur Nutzung zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt ist zu prüfen, ob sich aus dem Vergleich der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen mit den kumulierten bilanziellen Abschreibungen ein Abzugsbetrag von den Posten des harten Kernkapitals ergibt. Da für diesen Software-Vermögenswert im Jahr 2024 die Differenz zwischen den kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen und den kumulierten bilanziellen Abschreibungen positiv ist, ergibt sich in Höhe des Differenzbetrags ein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals (40,07299267 Mio. EUR – 30 Mio. EUR = 10,07299267 Mio. EUR). 31.12.2025 Im Jahr 2025 ist die Differenz der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen und der kumulierten bilanziellen Abschreibungen des Software-Vermögenswerts ebenfalls positiv, sodass auch in diesem Jahr ein Abzug in Höhe des Differenzbetrags von den Posten des harten Kernkapitals vorgenommen werden muss (80,03649628 Mio. EUR – 60 Mio. EUR = 20,03649628 Mio. EUR). 31.12.2026 Im Jahr 2026 ist die Differenz der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen und der kumulierten bilanziellen Abschreibungen des Software-Vermögenswerts wiederum positiv. Die Höhe des Abzugs von den Posten des harten Kernkapitals beträgt in diesem Jahr 30 Mio. EUR (= 120 Mio. EUR – 90 Mio. EUR).

300

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

31.12.2027 Ende des Jahres 2027 ist der Software-Vermögenswert sowohl bilanziell als auch aufsichtsrechtlich vollständig abgeschrieben. Daher ist in diesem Jahr die Differenz der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen und der kumulierten bilanziellen Abschreibungen des Software-Vermögenswerts gleich Null. Es ist somit in diesem Jahr kein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals vorzunehmen, weil der aufsichtsrechtliche Werteverzehr nun auch bilanziell vollständig erfasst wurde. Teilaufgabe c) Vorbemerkungen – Da die bilanzielle Nutzungsdauer des Software-Vermögenswerts nun kleiner als drei Jahre ist, muss zur Bestimmung der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen der bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts durch die für Zwecke der Bilanzierung geschätzte Anzahl der Nutzungstage (bilanzielle Nutzungsdauer in Tagen) dividiert werden. – Da die Nutzung des Software-Vermögenswerts am 01.01.2024 beginnt und das Jahr 2024 ein Schaltjahr darstellt, beträgt die zweijährige bilanzielle Nutzungsdauer 731 Tage (= 1 ‧366 Tage + 1 ‧ 365 Tage). Bilanzielle Betrachtung des Software-Vermögenswerts in Mio. EUR

30.06.2023

31.12.2023

31.12.2024

31.12.2025

31.12.2026

31.12.2027

aktivierte Entwicklungsaufwendungen

100

20

0

0

0

0

Bruttobuchwert

100

120

120

120

120

120

bilanzielle Abschreibung des Jahres1





60

60

0

0

kumulierte bilanzielle Abschreibungen





60

120

120

120

Nettobuchwert2

100

120

60

0

0

0

1

2

Da der Software-Vermögenswert erst ab dem 01.01.2024 genutzt werden kann, beginnt auch erst ab diesem Zeitpunkt seine bilanzielle Abschreibung. Die bilanzielle Abschreibung des Jahres ergibt sich im Falle einer linearen Abschreibung aus der Division des Bruttobuchwerts durch die bilanzielle Nutzungsdauer (im vorliegenden Fall 2 Jahre) des Software-Vermögenswerts (120 Mio. EUR ÷ 2 Jahre = 60 Mio. EUR/Jahr). Der Software-Vermögenswert ist somit im vorliegenden Fall bereits Ende des Jahres 2025 vollständig abgeschrieben. Nettobuchwert = Bruttobuchwert – kumulierte bilanzielle Abschreibungen

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

301

Aufsichtsrechtliche Betrachtung des Software-Vermögenswerts in Mio. EUR

30.06.2023

31.12.2023

aktivierte Entwicklungsaufwendungen

100

20

0

Bruttobuchwert

100

120

seit der bilanziellen Aktivierung vergangene Tage1





Abschreibungsbetrag pro Tag2



kumulierte aufsichtsrechtliche Abschreibungen3 Nettobuchwert4

31.12.2024

31.12.2025

31.12.2026

31.12.2027

0

0

0

120

120

120

120

366

731

1.096

1.461



0,164158687 0,164158687





0

0

60,08207944

120

120

120

100

120

59,91792056

0

0

0

Ermittlung der Abzugsbeträge 30.06.2023 Der Software-Vermögenswert steht noch nicht zur Nutzung zur Verfügung, d. h., die bilanzielle Abschreibung hat noch nicht begonnen. Daher muss der bis zu diesem Zeitpunkt bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Die Höhe des Abzugs beträgt 100 Mio. EUR. 31.12.2023 Der Software-Vermögenswert steht auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Nutzung zur Verfügung. Daher muss auch hier der bis zu diesem Zeitpunkt bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts (120 Mio. EUR) von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Dieser Betrag setzt sich aus den Entwicklungsaufwendungen des ersten Entwicklungsschritts (100 Mio. EUR) sowie des zweiten Entwicklungsschritts (20 Mio. EUR) zusammen. 1 2

3

4

Bei dieser Berechnung ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dem Jahr 2024 um ein Schaltjahr handelt. Der Abschreibungsbetrag pro Tag ergibt sich aus der Division des Bruttobuchwerts durch die für Zwecke der Bilanzierung geschätzte Anzahl der Nutzungstage (bilanzielle Nutzungsdauer in Tagen) (120 Mio. EUR ÷ 731 Tage = 0,164158687 Mio. EUR). Der Software-Vermögensgegenstand ist somit aufsichtsrechtlich am 31.12.2025 vollständig abgeschrieben. Der Betrag der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen ergibt sich durch die Multiplikation der seit der bilanziellen Aktivierung vergangenen Tage mit dem Abschreibungsbetrag pro Tag. Für das Jahr 2024 ergibt sich somit ein Betrag in Höhe von 60,08207944 Mio. EUR (= 366 Tage ‧ 0,164158687 Mio. EUR). Nettobuchwert = Bruttobuchwert – kumulierte aufsichtsrechtliche Abschreibungen

302

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

31.12.2024 Der Software-Vermögenswert steht der Saarland-Bank AG ab dem 01.01.2024 zur Nutzung zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt ist zu prüfen, ob sich aus dem Vergleich der kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen mit den kumulierten bilanziellen Abschreibungen ein Abzugsbetrag von den Posten des harten Kernkapitals ergibt. Da für diesen Software-Vermögenswert im Jahr 2024 die Differenz zwischen den kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen und den kumulierten bilanziellen Abschreibungen positiv ist, ergibt sich in Höhe des Differenzbetrags ein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals (60,08207944 Mio. EUR – 60 Mio. EUR = 0,08207944 Mio. EUR). 31.12.2025, 31.12.2026, 31.12.2027 Ende des Jahres 2025 ist der Software-Vermögenswert sowohl bilanziell als auch aufsichtsrechtlich vollständig abgeschrieben. Daher sind in diesem Jahr – ebenso wie in den Jahren 2026 und 2027 – die kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen und die kumulierten bilanziellen Abschreibungen des Software-Vermögenswerts gleich hoch (jeweils 120 Mio. EUR). Es ist somit in diesen Jahren kein Abzug von den Posten des harten Kernkapitals vorzunehmen. Sofern die bilanzielle Nutzungsdauer kleiner als drei Jahre ist und innerhalb der bilanziellen Nutzungsdauer kein Schaltjahr liegt, entsprechen die kumulierten aufsichtsrechtlichen Abschreibungen den kumulierten bilanziellen Abschreibungen. In diesem Fall ist ab dem Zeitpunkt, ab dem der Software-Vermögenswert zur Nutzung zur Verfügung steht, für diesen Software-Vermögenswert kein Kapitalabzug von den Posten des harten Kernkapitals vorzunehmen, da bilanziell bereits der volle Amortisationsbetrag berücksichtigt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt muss jedoch der bis zum jeweiligen Zeitpunkt bilanziell aktivierte Betrag des Software-Vermögenswerts von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Fallstudie 3:

Ermittlung des Ergänzungskapitals eines Instituts

Der Baratheon-Bank eG, die ein Nicht-IRBA-Institut ist, liegen am 31.12.2022 die folgenden Daten vor: – eingezahlte Geschäftsanteile (Geschäftsguthaben) 80 Mio. EUR – Fonds für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB 15 Mio. EUR – Genussrechte (Nennbetrag) 10 Mio. EUR – nachrangige Verbindlichkeiten (Nennbetrag) 8 Mio. EUR – davon: kurzfristige nachrangige Verbindlichkeiten (Nennbetrag) 3 Mio. EUR – stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB 25 Mio. EUR – Summe der risikogewichteten Positionsbeträge 1.000 Mio. EUR

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

303

Die Genussrechte erfüllen die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR und stellen damit Ergänzungskapitalinstrumente gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR in dem in Art. 64 CRR festgelegten Umfang dar. Die Genussrechte wurden zum Kurs von 105 % begeben. Zu Zwecken der Marktpflege hat die Baratheon-Bank eG eigene Genussrechte für 1,5 Mio. EUR erworben, die sie zurzeit in ihrem Bestand hält. Die Genussrechte laufen am 31.12.2033 aus. Die kurzfristigen nachrangigen Verbindlichkeiten weisen eine Ursprungslaufzeit von 900 Tagen auf und sind in 300 Tagen fällig. Die restlichen nachrangigen Verbindlichkeiten erfüllen die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR; sie stellen damit Ergänzungskapitalinstrumente gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR in dem in Art. 64 CRR festgelegten Umfang dar. Sie wurden am 01.01.2019 zum Kurs von 100 % begeben und sind am 31.12.2025 zurückzuzahlen. Bestimmen Sie für die Baratheon-Bank eG die maximale Höhe des am 31.12.2022 anerkennungsfähigen Ergänzungskapitals! Beziehen Sie dabei zu allen oben genannten Positionen hinsichtlich ihrer Zuordnung zu den einzelnen Eigenmittelkategorien Stellung! Lösung der Fallstudie 3: Die eingezahlten Geschäftsanteile (Geschäftsguthaben) sowie der Fonds für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB sind bei der Ermittlung des Ergänzungskapitals der Baratheon-Bank eG nicht relevant, da diese beiden Positionen dem harten Kernkapital dieser Bank zugerechnet werden. Auch die kurzfristigen nachrangigen Verbindlichkeiten finden im Ergänzungskapital der Baratheon-Bank eG keine Berücksichtigung, da ihre Ursprungslaufzeit mit 900 Tagen kleiner als fünf Jahre ist und sie damit die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR für Ergänzungskapitalinstrumente nicht erfüllen. Ermittlung des Ergänzungskapitals: – Genussrechte Der Nennbetrag der Genussrechte beträgt 10 Mio. EUR. Da die Genussrechte jedoch über pari begeben wurden, zählt der über 100 % hinausgehende Betrag (10 Mio. EUR ‧ 5 % = 0,5 Mio. EUR) als Agio. Als Abzugsposten ist der Bestand an eigenen Genussrechten i. H. v. 1,5 Mio. EUR anzusehen. Demnach sind im Ergänzungskapital der Baratheon-Bank eG Genussrechte im Umfang von 9 Mio. EUR (= 10 Mio. EUR + 0,5 Mio. EUR – 1,5 Mio. EUR) anerkennungsfähig.

304

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

– nachrangige Verbindlichkeiten Insgesamt hält die Baratheon-Bank eG nachrangige Verbindlichkeiten im Nennbetrag von 8 Mio. EUR. Da darin nicht anerkennungsfähige kurzfristige nachrangige Verbindlichkeiten im Nennbetrag von 3 Mio. EUR enthalten sind, beläuft sich der Nennbetrag der grundsätzlich anerkennungsfähigen nachrangigen Verbindlichkeiten auf 5 Mio. EUR. Diese können allerdings nur dann in voller Höhe dem Ergänzungskapital der Baratheon-Bank eG zugerechnet werden, wenn ihre Restlaufzeit mehr als fünf Jahre beträgt. Im vorliegenden Fall trifft dies nicht zu, so dass sie nur zeitanteilig berücksichtigt werden dürfen. Zu diesem Zweck muss für die nachrangigen Verbindlichkeiten i. H. v. 5 Mio. EUR zuerst die Anzahl der Tage der letzten Fünfjahresperiode bestimmt werden. Da innerhalb dieser Periode mit dem Jahr 2024 nur ein Schaltjahr liegt, beträgt die Anzahl der Tage der letzten Fünfjahresperiode 1.826 (= 4 ‧365 Tage + 1 ‧ 366 Tage). Als nächstes ist die Restlaufzeit dieser nachrangigen Verbindlichkeiten zu bestimmen. Diese umfasst mit den Jahren 2023, 2024 und 2025 (darunter das Schaltjahr 2024) drei Jahre. Hieraus ergibt sich für die nachrangigen Verbindlichkeiten eine Restlaufzeit von 1.096 Tagen (= 2 ‧ 365 Tage + 1 ‧ 366 Tage) und damit eine Anerkennungsquote i. H. v. 60,02 % (= 1.096 Tage ÷ 1.826 Tage). Im Ergebnis können demnach dem Ergänzungskapital der Baratheon-Bank eG 3,001 Mio. EUR (= 5 Mio. EUR ‧ 60,02 %) der grundsätzlich anerkennungsfähigen nachrangigen Verbindlichkeiten zugerechnet werden. – stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB Institute, die den Kreditrisikostandardansatz zur Berechnung ihrer risikogewichteten Positionsbeträge verwenden, können stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB im Rahmen der allgemeinen Kreditrisikoanpassungen bis zu einer Höhe von 1,25 % ihrer risikogewichteten Positionsbeträge ihrem Ergänzungskapital zurechnen. Dies trifft auf die Baratheon-Bank eG als Nicht-IRBA-Institut zu, so dass sie in ihrem Ergänzungskapital für die stillen Vorsorgereserven nach § 340f HGB einen Betrag in Höhe von 12,5 Mio. EUR (= 1.000 Mio. EUR ‧ 1,25 %) ansetzen kann. Fazit: Die maximale Höhe des am 31.12.2022 anerkennungsfähigen Ergänzungskapitals der Baratheon-Bank eG beträgt 24,501 Mio. EUR (= 9 Mio. EUR + 3,001 Mio. EUR + 12,5 Mio. EUR).

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Fallstudie 4:

305

Ermittlung der Eigenmittel eines Instituts

Der Bank2Mosel eG, die ein Nicht-IRBA-Institut ist, liegen am 31.12.2023 die folgenden Daten vor: – – – – – – – –

Geschäftsanteile 90 Mio. EUR Geschäftsguthaben 70 Mio. EUR Ergebnisrücklagen 20 Mio. EUR Fonds für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB 10 Mio. EUR immaterielle Vermögenswerte (ohne Software-Vermögenswerte) 7 Mio. EUR Vermögenseinlagen stiller Gesellschafter 20 Mio. EUR stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB 30 Mio. EUR nachrangige Verbindlichkeiten (Nennbetrag) 52 Mio. EUR – davon: kurzfristige nachrangige Verbindlichkeiten (Nennbetrag) 12 Mio. EUR

Daneben verfügt die Bank2Mosel eG am 31.12.2023 über Genussrechte, die die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR erfüllen und damit Ergänzungskapitalinstrumente gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR in dem in Art. 64 CRR festgelegten Umfang darstellen. Die Genussrechte wurden am 31.12.2018 in einem Volumen von 30 Mio. EUR (Gesamtnennbetrag) begeben und sind am 31.12.2024 fällig, was einer aktuellen Restlaufzeit von 366 Tagen entspricht. Der Gesamtnennbetrag der Genussrechte ist über die gesamte Laufzeit hinweg als konstant zu betrachten. Die Vermögenseinlagen stiller Gesellschafter erfüllen die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 52 CRR und stellen damit zusätzliches Kernkapital gemäß Art. 51 CRR dar. Die kurzfristigen nachrangigen Verbindlichkeiten wurden am 31.12.2022 begeben und sind am 31.12.2025 fällig. Die restlichen nachrangigen Verbindlichkeiten, die am 31.12.2029 fällig sind, erfüllen die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR; sie stellen damit Ergänzungskapitalinstrumente gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR in dem in Art. 64 CRR festgelegten Umfang dar. Die nach dem Kreditrisikostandardansatz berechneten risikogewichteten Positionsbeträge belaufen sich am 31.12.2023 auf 1.600 Mio. EUR. Berechnen Sie zum 31.12.2023 die maximale Höhe der Eigenmittel der Bank2Mosel eG!

306

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

Lösung der Fallstudie 4: Ermittlung des harten Kernkapitals: – Geschäftsanteile/Geschäftsguthaben Nach § 7 Nr. 1 GenG muss in der Satzung einer Genossenschaft ein Betrag festgelegt sein, bis zu welchem sich die einzelnen Mitglieder mit Einlagen beteiligen können. Diese Beteiligung stellen die Geschäftsanteile dar. Für die Anerkennung als Posten des harten Kernkapitals müssen Kapitalinstrumente jedoch gemäß Art. 28 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. b) CRR voll eingezahlt sein. Da dies gemäß § 7 Nr. 1 GenG bei den von einer Genossenschaft ausgegebenen Geschäftsanteilen nicht zwingend erforderlich ist, kann auf Grundlage der Geschäftsanteile allein keine Aussage über die Höhe ihrer Anerkennungsfähigkeit als hartes Kernkapital getroffen werden. Vielmehr sind hierfür die Geschäftsguthaben heranzuziehen. Bei den Geschäftsguthaben einer Genossenschaft handelt es sich nach § 19 Abs. 1 GenG um die auf den Geschäftsanteil tatsächlich geleisteten Einzahlungen zuzüglich Gewinnzuschreibungen und abzüglich Verlustabschreibungen. Dementsprechend kann die Bank2Mosel eG lediglich ihre Geschäftsguthaben in die Berechnung ihres harten Kernkapitals, im vorliegenden Fall 70 Mio. EUR, einbeziehen. Die Geschäftsguthaben einer Genossenschaftsbank stellen somit Kapitalinstrumente i. S. d. Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. a) CRR dar. – Ergebnisrücklagen Bei den Ergebnisrücklagen einer Genossenschaft handelt es sich um thesaurierte Jahresüberschüsse, die im Rahmen von Gewinnverwendungsentscheidungen in diese Rücklagen eingestellt worden sind. Hierbei ist es gleichgültig, ob ihre Bildung gesetzlich vorgeschrieben wird oder freiwillig erfolgt. Bei einer Genossenschaft wird diesbezüglich gemäß § 337 Abs. 2 HGB zwischen der gesetzlichen Rücklage und den anderen Ergebnisrücklagen unterschieden. Die Ergebnisrücklagen der Bank2Mosel eG stellen somit einbehaltene Gewinne i. S. d. Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. c) CRR dar und sind dementsprechend i. H. v. 20 Mio. EUR dem harten Kernkapital dieser Bank zuzurechnen. – Fonds für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB Der Fonds für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB stellt nach Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. f) CRR einen Posten des harten Kernkapitals dar und wird daher in voller Höhe (10 Mio. EUR) bei der Ermittlung des harten Kernkapitals der Bank2Mosel eG berücksichtigt. – immaterielle Vermögenswerte Immaterielle Vermögenswerte sind gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR vom harten Kernkapital eines Instituts abzuziehen. Hiervon ausgenommen sind vorsichtig bewer-

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

307

tete Software-Vermögenswerte, auf deren Wert die Abwicklung, Insolvenz oder Liquidation eines Instituts keine negativen Auswirkungen hat. Da bei der Bank2Mosel eG die immateriellen Vermögenswerte keine Software-Vermögenswerte umfassen, ist das harte Kernkapital dieser Bank in Höhe von 7 Mio. EUR zu kürzen. – Zusammenfassung Die Höhe des harten Kernkapitals der Bank2Mosel eG beträgt 93 Mio. EUR (= 70 Mio. EUR + 20 Mio. EUR + 10 Mio. EUR – 7 Mio. EUR). Ermittlung des zusätzlichen Kernkapitals: Das zusätzliche Kernkapital der Bank2Mosel eG besteht laut Aufgabenstellung nur aus einem Posten. Es handelt sich hierbei um die Vermögenseinlagen stiller Gesellschafter i. H. v. 20 Mio. EUR. Ermittlung des Ergänzungskapitals: – stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB Institute, die den Kreditrisikostandardansatz zur Berechnung ihrer risikogewichteten Positionsbeträge verwenden, können stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB im Rahmen der allgemeinen Kreditrisikoanpassungen bis zu einer Höhe von 1,25 % ihrer risikogewichteten Positionsbeträge in ihr Ergänzungskapital einbeziehen. Bei der Bank2Mosel eG belaufen sich die risikogewichteten Positionsbeträge auf 1.600 Mio. EUR. Die Bank2Mosel eG kann somit als Nicht-IRBA-Institut in ihrem Ergänzungskapital stille Vorsorgereserven nach § 340f HGB in Höhe von 20 Mio. EUR (= 1.600 Mio. EUR ‧ 1,25 %) ansetzen. – nachrangige Verbindlichkeiten Der Nennbetrag der von der Bank2Mosel eG insgesamt ausgegebenen nachrangigen Verbindlichkeiten beläuft sich auf 52 Mio. EUR. Da in diesem Betrag nachrangige Verbindlichkeiten enthalten sind, deren Ursprungslaufzeit unter fünf Jahren liegt, ist er um den Nennbetrag dieser kurzfristigen nachrangigen Verbindlichkeiten, dies sind 12 Mio. EUR, zu kürzen. Die verbleibenden nachrangigen Verbindlichkeiten erfüllen die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR; insbesondere liegt bei ihnen die Restlaufzeit (und damit auch die Ursprungslaufzeit) über fünf Jahren. Sie können daher in voller Höhe (40 Mio. EUR) dem Ergänzungskapital der Bank2Mosel eG zugerechnet werden. – Genussrechte Die von der Bank2Mosel eG ausgegebenen Genussrechte erfüllen die Anerkennungsvoraussetzungen des Art. 63 CRR und stellen demnach grundsätzlich Ergänzungskapitalinstrumente gemäß Art. 62 UAbs. 1 Buchst. a) CRR dar. Sie können allerdings

308

6. Kapitel Teil B: Bestandteile der Eigenmittel

nur dann in voller Höhe dem Ergänzungskapital der Bank2Mosel eG zugerechnet werden, wenn ihre Restlaufzeit mehr als fünf Jahre beträgt. Im vorliegenden Fall trifft dies nicht zu, so dass sie nur zeitanteilig berücksichtigt werden dürfen. Zu diesem Zweck muss für die Genussrechte der Bank2Mosel eG i. H. v. 30 Mio. EUR (Gesamtnennbetrag) zuerst die Anzahl der Tage der letzten Fünfjahresperiode bestimmt werden. Da innerhalb dieser Fünfjahresperiode mit den Jahren 2020 und 2024 zwei Schaltjahre liegen, beträgt die Anzahl der Tage der letzten Fünfjahresperiode 1.827 (= 3 ‧ 365 Tage + 2 ‧ 366 Tage). Als nächstes ist die Restlaufzeit dieser nachrangigen Verbindlichkeiten zu bestimmen. Diese umfasst laut Aufgabenstellung 366 Tage. Hieraus ergibt sich für die nachrangigen Verbindlichkeiten eine Anerkennungsquote i. H. v. 20,03 % (= 366 Tage ÷ 1.827 Tage). Dem Ergänzungskapital der Bank2Mosel eG können somit Genussrechte i. H. v. 6,009 Mio. EUR (= 30 Mio. EUR ‧ 20,03 %) zugerechnet werden. – Zusammenfassung Die Höhe des Ergänzungskapitals der Bank2Mosel eG beträgt 66,009 Mio. EUR (= 20 Mio. EUR + 40 Mio. EUR + 6,009 Mio. EUR). Fazit: Die maximale Höhe der Eigenmittel der Bank2Mosel eG beträgt zum 31.12.2023 179,009 Mio. EUR (= 93 Mio. EUR + 20 Mio. EUR + 66,009 Mio. EUR).

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

309

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel nach der ersten Baseler Säule von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Aufsichtsrechtliche Kapitalquoten

Die Umsetzung der Bestimmungen von Basel III durch das CRR/CRD IV-Paket hat zu einigen Änderungen hinsichtlich der quantitativen aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen geführt. So müssen die Institute mittlerweile nicht mehr nur eine einzige Kennziffer – dies war früher der sogenannte Solvabilitätskoeffizient in Höhe von 8 % – zwingend einhalten, vielmehr gibt der Gesetzgeber mit den sogenannten Kapitalquoten mittlerweile drei Kennziffern vor, zu deren Einhaltung die Institute verpflichtet sind. Bei diesen drei Kapitalquoten handelt es sich um die harte Kernkapitalquote, die Kernkapitalquote sowie die Gesamtkapitalquote, deren Berechnung in Abbildung 38 dargestellt ist. Darüber hinaus haben die Institute ab dem 28.06.2021 die Eigenmittelanforderungen aus der Verschuldungsquote einzuhalten.1 Im Zähler der Kapitalquoten steht die jeweilige Kapitalgröße, also das harte Kernkapital2, das Kernkapital als Summe aus hartem Kernkapital und zusätzlichem Kernkapital3 bzw. die Eigenmittel als Summe aus Kernkapital und Ergänzungskapital4. Im Nenner der Kapitalquoten steht immer der Gesamtrisikobetrag, der sich – vereinfacht ausgedrückt – als Summe der folgenden Größen ergibt:5 – die risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko,

1 2 3 4 5

Zur Verschuldungsquote vgl. das 7. Kapitel. Zu den einzelnen Komponenten des harten Kernkapitals vgl. das 6. Kapitel Teil B.II. Zu den einzelnen Komponenten des zusätzlichen Kernkapitals vgl. das 6. Kapitel Teil B.III. Zu den einzelnen Komponenten des Ergänzungskapitals vgl. das 6. Kapitel Teil B.IV. Zur genauen Definition des Gesamtrisikobetrags vgl. das 6. Kapitel Teil D.I. Zur Berechnung der einzelnen Komponenten des Gesamtrisikobetrags vgl. das 6. Kapitel Teil DII. bis Teil D.VII.

310

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

– die mit dem Faktor 12,5 multiplizierten Eigenmittelanforderungen für die Handelsbuchtätigkeiten des Instituts, – die mit dem Faktor 12,5 multiplizierten Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko und das Warenpositionsrisiko, – die mit dem Faktor 12,5 multiplizierten Eigenmittelanforderungen für das Abwicklungsrisiko, – die mit dem Faktor 12,5 multiplizierten Eigenmittelanforderungen für das Risiko einer Anpassung der Kreditbewertung bei OTC-Derivaten, – die mit dem Faktor 12,5 multiplizierten Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko sowie – die risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko aus der Handelsbuchtätigkeit des Instituts.1

harte Kernkapitalquote

=

Kernkapitalquote

=

hartes Kernkapital Gesamtrisikobetrag Kernkapital* Gesamtrisikobetrag

* Kernkapital = hartes Kernkapital + zusätzliches Kernkapital Gesamtkapitalquote

=

Eigenmittel** Gesamtrisikobetrag

** Eigenmittel = Kernkapital + Ergänzungskapital

Abbildung 38: Berechnung der Kapitalquoten gemäß Art. 92 Abs. 2 CRR Durch die Vorgabe von drei gleichzeitig einzuhaltenden Kapitalquoten wird dem Umstand Rechnung getragen, dass – im Gegensatz zu den bis Ende 2013 geltenden Bestimmungen – eine quantitative Begrenzung der verschiedenen Eigenmittelkategorien nach oben nicht vorgesehen ist. So wird beispielsweise das Ergänzungskapital eines Instituts nicht mehr nach der Überschreitung einer Obergrenze gekappt, was zu einer entsprechend höheren Gesamtkapitalquote führt. Eine vergleichsweise höhere Ausstattung mit Ergänzungskapital wirkt sich hingegen nicht auf die beiden übrigen Kapitalquoten aus. Dementsprechend wirkt sich auch ein höheres Volumen an

1

Vgl. Art. 92 Abs. 3 und Abs. 4 CRR.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

311

zusätzlichem Kernkapital zwar positiv auf die Kernkapitalquote sowie die Gesamtkapitalquote aus, nicht jedoch auf die harte Kernkapitalquote. Eine Substitution von Eigenmitteln ist im Rahmen der Kapitalquoten nur „von oben nach unten“ möglich. Eigenmittel einer Kapitalkategorie können im Rahmen der Eigenmittelquoten nur durch Eigenmittel einer Kapitalkategorie besserer Qualität ersetzt werden. Hartes Kernkapital als Eigenmittel bester Qualität kann somit Kapital der beiden anderen Eigenmittelkategorien im Rahmen der drei Kapitalquoten ersetzen, nicht jedoch von diesen ersetzt werden. Damit ist das harte Kernkapital, das auch bei den Kapitalpuffern von wesentlicher Bedeutung ist, zum zentralen Risikobegrenzungsinstrument der Bankenaufsicht geworden. Den Vorgaben von Basel III entsprechend, müssen die Institute gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. a) bis Buchst. c) CRR grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt die folgenden aufsichtsrechtlichen (Mindest-)Eigenmittelanforderungen erfüllen: – harte Kernkapitalquote in Höhe von (mindestens) 4,5 %, – Kernkapitalquote in Höhe von (mindestens) 6,0 %, – Gesamtkapitalquote in Höhe von (mindestens) 8,0 %. Aus diesen Vorgaben lässt sich die geringere Bedeutung des zusätzlichen Kernkapitals sowie des Ergänzungskapitals erkennen. Denn dadurch, dass die harte Kernkapitalquote bereits 4,5 % betragen muss, ist zur Erfüllung der Kernkapitalquote zusätzliches Kernkapital nur noch im Volumen von 1,5 % erforderlich. Analog gilt für das Ergänzungskapital, dass aufgrund der geforderten Kernkapitalquote in Höhe von mindestens 6,0 % Ergänzungskapital nur noch im Volumen von 2,0 % erforderlich ist, um eine Gesamtkapitalquote in Höhe von 8,0 % zu erreichen. Es wird deutlich, dass die Institute zwar nach wie vor Eigenmittel in Höhe von 8,0 % ihres Gesamtrisikobetrags vorhalten müssen, dass durch die Einführung der beiden anderen Kapitalquoten jedoch ein gewisses Mindestvolumen an hartem Kernkapital explizit gefordert wird.

II. 1.

Aufsichtsrechtliche Kapitalpuffer Überblick

Die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 hat gezeigt, dass höhere aufsichtsrechtliche Eigenmittelanforderungen in einer Krise wenig hilfreich sind, wenn die erhöhten Eigenmittel von den Instituten nicht auch zur Abfederung der Risiken eingesetzt werden können, da ein Unterschreiten der aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen gravierende Konsequenzen – bis hin zum Entzug der Banklizenz – nach sich

312

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

ziehen kann.1 Daher ist zur Förderung der Kapitalerhaltung im Bankensektor und zur Stärkung der Verlustabsorptionsfähigkeit der Institute nunmehr der zusätzliche Aufbau von Kapitalpuffern vorgesehen. Werden die Kapitalpufferanforderungen von einem Institut nicht erfüllt, so sind weniger drastische Konsequenzen wie z. B. die Beschränkung von Gewinnausschüttungen vorgesehen. Die Institute haben somit über die regulatorischen Mindesteigenmittelanforderungen hinaus weitere Eigenmittel in Form der folgenden Puffer vorzuhalten: – Kapitalerhaltungspuffer, – antizyklischer Kapitalpuffer, – Kapitalpuffer für systemische Risiken (sogenannter Systemrisikopuffer), – Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute sowie – Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute. Während die ersten drei Kapitalpuffer grundsätzlich für alle Institute gelten, sind der Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute sowie der Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute lediglich für die entsprechenden Institute von Relevanz. Die BaFin kann gemäß § 2 Abs. 4 Satz 1 KWG bestimmen, dass auf ein Institut die sich aus den Kapitalpuffern ergebenden Eigenmittelanforderungen sowie weitere gesetzliche Bestimmungen insgesamt nicht anzuwenden sind, solange dieses Institut wegen der Art der von ihm betriebenen Geschäfte insoweit nicht der Aufsicht bedarf. In Deutschland findet sich die Gesetzesgrundlage für die fünf genannten Kapitalpuffer in den §§ 10b bis 10i KWG. Zur Erfüllung der Eigenmittelanforderungen, die sich aus den genannten Kapitalpuffern ergeben, müssen die Institute über hartes Kernkapital in entsprechendem Umfang verfügen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Institute zur Erfüllung der Kapitalpufferanforderungen kein hartes Kernkapital verwenden dürfen, das benötigt wird um 1. die Eigenmittelanforderungen, die sich aus der harten Kernkapitalquote, der Kernkapitalquote sowie der Gesamtkapitalquote ergeben, zu erfüllen, 2. die risikobasierte Komponente der Anforderungen nach den Art. 92a und 92b CRR zu unterlegen,2 3. die zusätzlichen Eigenmittelanforderungen nach § 6c KWG einzuhalten, 4. die Eigenmittelempfehlung nach § 6d KWG einzuhalten, 1 2

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2011, Leitfaden), S. 8. Diese Anforderung gilt nur für als Abwicklungseinheiten eingestufte Institute, bei denen es sich um global systemrelevante Institute (G-SRI) oder Teile eines G-SRI handelt, bzw. für Institute, bei denen es sich um bedeutende Tochterunternehmen von Nicht-EU-G-SRI handelt und die keine Abwicklungseinheiten sind.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

313

5. die von der BaFin angeordneten erhöhten Eigenmittelanforderungen nach § 10 Abs. 3 KWG einzuhalten, 6. die von der BaFin verlangten erhöhten Eigenmittelanforderungen nach § 10 Abs. 4 KWG einzuhalten, 7. eine der anderen anwendbaren Kapitalpufferanforderungen nach den §§ 10c bis 10g KWG einzuhalten sowie 8. die sich aus den §§ 49 bis 51 SAG ergebenden Eigenmittelanforderungen einzuhalten.

2.

Kapitalerhaltungspuffer

Die mit dem Kapitalerhaltungspuffer verbundene Idee besteht darin, dass die Institute diesen Kapitalpuffer in ökonomisch guten Zeiten aufbauen, damit sie ihn in einer Belastungssituation zum Auffangen von Verlusten verwenden können, ohne gleich die aufsichtsrechtlichen Mindesteigenmittelanforderungen zu unterschreiten. In wirtschaftlichen Krisenzeiten werden die Institute somit in die Lage versetzt, die Wirtschaft weiterhin mit Krediten zu versorgen. Dem Kapitalerhaltungspuffer kommt daher eine antizyklische Wirkung zu. Der Kapitalerhaltungspuffer ist in § 10c KWG geregelt. Demnach beträgt er 2,5 % des Gesamtrisikobetrags eines Instituts und muss ausschließlich aus hartem Kernkapital bestehen. Der Kapitalerhaltungspuffer soll von jedem Institut dauerhaft vorgehalten werden, und zwar zusätzlich zu den aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalanforderungen. Damit wird von den Instituten faktisch eine harte Kernkapitalquote in Höhe von 7,0 % (= 4,5 % + 2,5 %) gefordert.

3. a)

Antizyklischer Kapitalpuffer Prozyklizität von Basel II und Basel III

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den Bestimmungen von Basel II und Basel III ist ihre potenziell prozyklische Wirkung. So können insbesondere die ratingbasierten Anforderungen an die Unterlegung der Adressenrisiken der Institute mit Eigenmitteln zu einer Verstärkung des Konjunkturzyklus führen. In einer konjunkturellen Aufschwungphase sind die wirtschaftlichen Perspektiven für die kreditnehmenden Unternehmen i. d. R. sehr gut. Dies führt tendenziell zu geringeren Ausfallwahrscheinlichkeiten und damit besseren Ratings der Kreditnehmer. Folglich sinken die anzuwendenden Risikogewichte, sodass sich die Eigenmittelanforderungen an die Institute reduzieren. Die Institute sind damit in der Lage, mehr Kredite zu vergeben. Außerdem preisen die Institute ihre Finanzierungskosten in den Kreditzins ein. Da Eigenmittel

314

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

besonders teure Finanzierungsmittel darstellen, führen geringere Eigenmittelanforderungen tendenziell zu niedrigeren Kreditzinsen. Somit stehen den kreditsuchenden Unternehmen in einer Aufschwungphase vergleichsweise viele und günstige Kredite zur Verfügung, wodurch der Konjunkturaufschwung (unerwünschterweise) verstärkt wird. In einer konjunkturellen Abschwungphase verhält es sich genau umgekehrt. Die wirtschaftlichen Aussichten verschlechtern sich, sodass die Ausfallwahrscheinlichkeiten der Unternehmen steigen und ihre Ratings sich verschlechtern. Die Institute benötigen daher mehr Eigenmittel zur Unterlegung ihrer Adressenrisiken und können folglich nur noch weniger Kredite zur Verfügung stellen, die dazu noch teurer sind. Gerade im Konjunkturabschwung, wenn die Unternehmen die Kredite am dringendsten benötigen, stehen ihnen damit nur vergleichsweise wenige und teure Kredite zur Verfügung. Dies bremst die Konjunktur (unerwünschterweise) noch weiter ab. Mithin besteht das aufsichtsrechtliche Paradoxon, dass regulatorische Maßnahmen mit stabilisierender Intention selbst zur Verschärfung der Krise und zur Destabilisierung des Finanzsystems beitragen können.

b)

Konzeption des antizyklischen Kapitalpuffers

In Anbetracht des Anstiegs systemweiter Risiken durch exzessives Kreditwachstum steigt die Bedeutsamkeit einer soliden Kapitalbasis der Institute. Vor diesem Hintergrund wurde ein antizyklischer Kapitalpuffer eingeführt, der als Erweiterung des Kapitalerhaltungspuffers verstanden werden kann. Durch die Variation der von den Instituten anzuwendenden Quote des antizyklischen Kapitalpuffers über den Kreditzyklus soll der beschriebenen prozyklischen Wirkung des Baseler Regelwerks, die den risikobasierten Eigenmittelanforderungen für das Adressenrisiko eines Instituts immanent ist, entgegengewirkt werden. Darüber hinaus soll die Festlegung eines antizyklischen Kapitalpuffers dazu beitragen, einem übermäßigen Kreditwachstum im Bankensektor entgegenzuwirken. In Phasen eines übermäßig starken Kreditwachstums, das zu einem Anstieg systemweiter Risiken führen kann, soll die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers erhöht werden, wodurch die Kreditvergabe für die Institute eingeschränkt und teurer wird. Hierdurch sollen (ansonsten) geringere Eigenmittelanforderungen ausgeglichen und durch Aufsichtsvorschriften verursachte Konjunktureffekte eliminiert werden. Ist ein solches systemweites Risiko nicht länger vorhanden, so kann die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers reduziert werden, sodass die Institute Kredite günstiger und in einem größeren Volumen vergeben können. Im Idealfall führt der antizyklische Kapitalpuffer zu einem aufsichtsrechtlichen Regelwerk, das zwar risikosensitiv ist, aber nicht prozyklisch wirkt.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

315

In Deutschland findet sich die gesetzliche Grundlage des antizyklischen Kapitalpuffers in § 10d KWG. Der antizyklische Kapitalpuffer ist aus hartem Kernkapital zu bilden. Die Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers obliegt grundsätzlich der BaFin. Die Quote ist sowohl von direkt als auch von indirekt durch die EZB beaufsichtigten Instituten auf im Inland gelegene Risikopositionen anzuwenden. Allerdings hat die EZB unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, die anzuwendende Quote über die von der BaFin festgelegte Quote hinaus zu erhöhen. Grundsätzlich sind auch antizyklische Kapitalpuffer-Quoten, die von einer ausländischen Behörde für in dem betreffenden Staat belegene Risikopositionen festgelegt werden, von deutschen Instituten zu berücksichtigen. Die Bandbreite der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers reicht – in Schritten von 0,25-Prozentpunkten – von 0 % bis 2,5 % des Gesamtrisikobetrags, wobei die BaFin auch einen höheren Prozentsatz festlegen kann, soweit dies erforderlich ist. Durch die Schrittweite von 0,25-Prozentpunkten wird allerdings nur das Raster für die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers festgelegt. Dies bedeutet nicht, dass die BaFin die antizyklische Kapitalpufferquote dreimal anheben müsste, um von einer Quote in Hohe von 0 % zu einer Quote in Höhe von 0,75 % zu gelangen. Möglich wäre auch eine Anhebung der Quote in einem Schritt von 0 % auf 0,75 %. Hingegen wäre eine Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers auf einen Wert in Höhe von 0,8 % nicht möglich, da dieser Wert nicht in das vorgegebene Raster passt. Die Höhe der Quote für den (inländischen) antizyklischen Kapitalpuffer wird von der BaFin quartalsweise bewertet. Grundlage dieser Bewertung ist die Entwicklung der Relation von Krediten und Bruttoinlandsprodukt. Setzt die BaFin die Quote für den antizyklischen Kapitalpuffer auf einen Wert größer null fest, so bestimmt sie, ab welchem Tag die Institute die erhöhte Quote zur Berechnung ihres antizyklischen Kapitalpuffers anzuwenden haben. Da dieser Tag gemäß § 10d Abs. 4 Satz 2 KWG nicht mehr als zwölf Monate in der Zukunft (gemessen vom Tag der Veröffentlichung) liegen darf, haben die Institute i. d. R. maximal ein Jahr Zeit, um sich die zur Einhaltung der erhöhten Anforderungen benötigten Eigenmittel zu beschaffen. Nur bei Vorliegen außergewöhnlicher Umstände kann die BaFin einen kürzeren Zeitraum festsetzen. Die Festsetzung eines längeren Zeitraums ist hingegen nicht möglich. Senkungen der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers gelten unmittelbar, sodass sich der Kreditvergabespielraum der Institute sofort vergrößert. Im Falle einer Senkung hat die BaFin die Institute darüber zu informieren, in welchem Zeitraum sie die Quote des inländischen antizyklischen Kapitalpuffers voraussichtlich nicht wieder erhöhen wird. Gleichwohl kann die BaFin eine Erhöhung der Quote vor Ende des benannten Zeitraums vornehmen.

316

c)

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Methodik der Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers durch die BaFin

Die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers wird von der BaFin im Rahmen einer regelgeleiteten Ermessensentscheidung festgelegt. Dabei werden eine regelbasierte Komponente und eine diskretionäre Komponente im Rahmen einer Gesamtrisikobetrachtung miteinander kombiniert. Der sogenannte Pufferrichtwert stellt die regelbasierte Komponente dar. Er wird gemäß § 33 Abs. 1 SolvV anhand der sogenannten Kredit/BIP-Lücke ermittelt, die die zentrale Größe für die Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers darstellt. Zur Bestimmung der Kredit/BIP-Lücke wird das aggregierte inländische Kreditvolumen (bestehend aus den Buch- und Wertpapierkrediten inländischer Banken an den privaten nichtfinanziellen Sektor) zum Bruttoinlandsprodukt ins Verhältnis gesetzt. Die Differenz zwischen der aktuellen Kredit/BIP-Relation und ihrem langfristigen Trend (gemessen in Prozentpunkten (PP)) ergibt dann die Kredit/BIPLücke. Sie ist ein Indikator dafür, inwieweit die Kredite eines Landes im langfristigen Vergleich schneller als die Wirtschaftsleistung dieses Landes wachsen, wobei ein übermäßiges Kreditwachstum zu systemweiten Risiken führen kann. Die Kredit/BIP-Lücke und der Pufferrichtwert können anhand einer standardisierten Berechnung nach den Vorgaben des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht1 ermittelt werden. Darüber hinaus kann zusätzlich eine nationale Methode angewandt werden. Die nationale Methode unterscheidet sich in Deutschland von der standardisierten Methode insbesondere durch einen enger gefassten Kreditbegriff sowie eine Nicht-Erhöhung des Pufferrichtwerts im Falle einer negativen Jahreswachstumsrate des BIP.2 Wie aus Abbildung 393 ersichtlich ist, beträgt der Pufferrichtwert bei einer Kredit/BIP-Lücke bis zwei PP 0 %. Er steigt von dort linear an und hat ab einer Kredit/BIP-Lücke von zehn PP sein Maximum von 2,5 % erreicht. Zu beachten ist, dass es sich bei dem Pufferrichtwert nicht um einen Automatismus handelt, der zwangsläufig zu einer Anpassung der Quote des antizyklischen Kaitalpuffers führt, da „ein zuverlässiger Indikator [...], der den Einsatz und die Dosierung des antizyklischen Kapitalpuffers steuern könnte“4, bislang nicht existiert. Vielmehr dient er der BaFin als regelbasierte Orientierungsgröße.

1 2 3 4

BCBS (2010, Guidance). Vgl. BAFIN (2019, Quote). Entnommen aus TENTE, NATALIA et al. (2015, Kapitalpuffer), S. 15. TENTE, NATALIA et al. (2015, Kapitalpuffer), S. 3.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

317

Abbildung 39: Bestimmung des Pufferrichtwerts Die diskretionäre Komponente umfasst eine Reihe von Indikatoren der Finanzstabilität, die sich beispielsweise auf die Kredit- und Verschuldungsentwicklung, den Immobilienmarkt, die Solidität der Banken und den Stress im Finanzsystem beziehen.1 Im Rahmen einer Gesamtrisikobetrachtung, bei der sowohl die regelbasierte als auch die diskretionäre Komponente berücksichtigt werden, erfolgt dann die Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers. Die Berücksichtigung der diskretionären Komponente führt dazu, dass die festgelegte Quote des antizyklischen Kapitalpuffers vom Pufferrichtwert abweichen kann. Je stärker die diskretionäre Komponente vom Pufferrichtwert abweicht, umso ausschlaggebender wird sie für die Festlegung der Quote.2 Der BaFin steht insofern ein gewisser Entscheidungsspielraum bei der Festlegung der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers zu (regelbasierte Ermessensentscheidung), um flexibel und situationsangepasst reagieren zu können. Ein solcher Ermessensspielraum erfordert aber auch eine entsprechende Transparenz über das Zustandekommen der Quote des antizyklischen Kapitalpuffers. Um die Entscheidung nachvollziehbar zu machen, sollte eine Abweichung der tatsächlichen Quote des antizyklischen Kapitalpuffers vom Pufferrichtwert klar kommuniziert werden. Folgerichtig verpflichtet § 34 Satz 2 Nr. 3 SolvV die BaFin, eine Begründung für die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers zu veröffentlichen.

d)

Nationale Quoten des antizyklischen Kapitalpuffers

Wie bereits erwähnt, legt in Deutschland die BaFin die Höhe der inländischen (deutschen) Quote des antizyklischen Kapitalpuffers fest. In anderen Staaten steht diese 1 2

Vgl. TENTE, NATALIA et al. (2015, Kapitalpuffer), S. 13. Vgl. TENTE, NATALIA et al. (2015, Kapitalpuffer), S. 4.

318

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Kompetenz den dortigen zuständigen Behörden zu. Diese nationalen Quoten beziehen sich auf die im jeweiligen Staat belegenen Risikopositionen. Die von einer zuständigen Behörde eines anderen Staats festgelegte Quote für den (dortigen nationalen) antizyklischen Kapitalpuffer ist von deutschen Instituten bei der Ermittlung ihrer institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote grundsätzlich zu berücksichtigen. Übersteigt die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers eines anderen Staates den Wert von 2,5 %, so kann die BaFin gemäß § 10d Abs. 6 KWG diese Quote anerkennen, mit der Folge, dass die deutschen Institute diese Quote für die in diesem Staat belegenen Risikopositionen anzuwenden haben; andernfalls – d. h. solange die BaFin die höhere Quote nicht anerkannt hat – ist eine Quote von 2,5 % zu verwenden. Sofern in einem Drittstaat – also in einem Staat, der nicht Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ist – keine Quote für den antizyklischen Kapitalpuffer festgelegt wurde, ist die BaFin nach § 10d Abs. 7 KWG berechtigt, für die in Deutschland zugelassenen Institute diejenige Quote festzulegen, die sie bei der Bestimmung der Höhe ihres institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers für die Risikopositionen, die in diesem Drittstaat belegen sind, anzuwenden haben. Ist in einem Drittstaat hingegen eine Quote für den antizyklischen Kapitalpuffer festgelegt worden, so ist die BaFin berechtigt, für die in Deutschland zugelassenen Institute eine höhere Quote festzulegen, die diese bei der Bestimmung der Höhe ihres institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers für die Risikopositionen, die in diesem Drittstaat belegen sind, anzuwenden haben. Voraussetzung hierfür ist gemäß § 10d Abs. 8 KWG allerdings, dass die BaFin „hinreichend sicher davon ausgehen kann, dass die von der zuständigen Behörde des Drittstaates festgelegte Quote nicht ausreicht, um die Institute angemessen vor den Risiken eines übermäßigen Kreditwachstums in dem betreffenden Drittstaat zu schützen“. Abbildung 401 bietet einen Überblick über die in den Mitgliedstaaten des EWR gültigen Quoten des antizyklischen Kapitalpuffers (Stand: 15.03.2021). In den meisten Ländern liegt die Quote bei 0 %, so auch in Deutschland. Die BaFin hatte zwar die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers per Allgemeinverfügung mit Wirkung zum 01.07.2019 auf 0,25 % angehoben, sodass die Institute diese (erhöhte) Quote ab dem 01.07.2020 bei der Berechnung ihres institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers hätten berücksichtigen müssen.2 Allerdings wurde – als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie – die Quote per Allgemeinverfügung mit Wirkung

1 2

Modifiziert entnommen aus ESRB (2021, capital buffer). Vgl. BAFIN (2019, Quote).

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

319

zum 01.04.2020 wieder auf 0 % herabgesetzt,1 sodass die zur Anwendung kommende Quote des antizyklischen Kapitalpuffers in Deutschland bislang tatsächlich noch nie größer als 0 % war. Staat

Quote

gültig seit

Staat

Quote

gültig seit

Belgien

0,0 %

01.04.2020

Malta

0,0 %

01.01.2016

Bulgarien

0,5 %

01.04.2020

Niederlande

0,0 %

01.01.2016

Dänemark

0,0 %

12.03.2020

Norwegen

1,0 %

13.03.2020

Deutschland

0,0 %

01.04.2020

Österreich

0,0 %

01.01.2016

Estland

0,0 %

01.01.2016

Polen

0,0 %

01.01.2016

Finnland

0,0 %

16.03.2015

Portugal

0,0 %

01.01.2016

Frankreich

0,0 %

01.04.2020

Rumänien

0,0 %

01.01.2016

Griechenland

0,0 %

01.01.2016

Schweden

0,0 %

16.03.2020

Irland

0,0 %

01.04.2020

Slowakei

1,0 %

01.08.2020

Island

0,0 %

18.03.2020

Slowenien

0,0 %

01.01.2016

Italien

0,0 %

01.01.2016

Spanien

0,0 %

01.01.2016

Kroatien

0,0 %

01.01.2016

Lettland

0,0 %

01.02.2016

Tschechische Republik

0,5 %

01.07.2020

Litauen

0,0 %

01.04.2020

Ungarn

0,0 %

01.01.2016

Luxemburg

0,5 %

01.01.2021

Zypern

0,0 %

01.01.2016

Liechtenstein

0,0 %

01.07.2019

Abbildung 40: Nationale Quoten des antizyklischen Kapitalpuffers im EWR (Stand: 15.03.2021)

e)

Bestimmung der institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote

Zur Berechnung der Höhe des von einem Institut vorzuhaltenden antizyklischen Kapitalpuffers muss es seine institutsspezifische antizyklische Kapitalpuffer-Quote bestimmen. Diese wird gemäß § 10d Abs. 2 KWG als gewichteter Durchschnitt der nationalen antizyklischen Kapitalpuffer-Quoten derjenigen Staaten berechnet, in denen die maßgeblichen Risikopositionen des Instituts belegen sind. Die institutsindividuelle Gewichtung der in den einzelnen Staaten geltenden Quoten ergibt sich dabei als der Quotient aus 1

Vgl. BAFIN (2020, Herabsetzung).

320

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

a) der Gesamtsumme der gemäß den Art. 107–311 und 325–377 CRR bestimmten Eigenmittelgesamtanforderungen für das Kreditrisiko eines Instituts in diesem Staat und b) der Eigenmittelgesamtanforderung für das Kreditrisiko bei allen maßgeblichen Risikopositionen des Instituts. Dieser Zusammenhang ist in Abbildung 41 mathematisch dargestellt.

institutsspezifische antizyklische Kapitalpuffer-Quote

=

naKQi



EMi gEM

mit c

=

naKQi =

Anzahl der Länder, in denen die maßgeblichen Risikopositionen des Instituts belegen sind nationale antizyklische Kapitalpuffer-Quote des i-ten Lands

EMi

=

Eigenmittelgesamtanforderung für das Kreditrisiko des Instituts für die maßgeblichen Risikopositionen des i-ten Lands

gEM

=

Eigenmittelgesamtanforderungen für das Kreditrisiko aller maßgeblichen Risikopositionen des Instituts

Abbildung 41: Bestimmung der institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote Als maßgebliche Risikopositionen ist gemäß § 36 Abs. 1 SolvV jede Risikoposition eines Instituts anzusehen, die keiner der folgenden Risikopositionsklassen angehört: – Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten oder Zentralbanken, – Risikopositionen gegenüber regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften, – Risikopositionen gegenüber öffentlichen Stellen, – Risikopositionen gegenüber multilateralen Entwicklungsbanken, – Risikopositionen gegenüber internationalen Organisationen, – Risikopositionen gegenüber Instituten und die mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt: – sie unterliegt den Eigenmittelanforderungen für Kreditrisiken gemäß den Art. 107–311 CRR; – wird die Risikoposition im Handelsbuch geführt, sind die Eigenmittelanforderungen für spezifische Risiken gemäß den Art. 326–350 CRR oder für zusätzliche Ausfall- und Migrationsrisiken gemäß den Art. 362–377 CRR anzuwenden;

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

321

– handelt es sich bei der Risikoposition um eine Verbriefung, so sind die Eigenmittelanforderungen gemäß den Art. 242–270 CRR anzuwenden. Damit zählen insbesondere Forderungen, die den Risikopositionsklassen – Risikopositionen gegenüber Unternehmen, – Risikopositionen aus dem Mengengeschäft und – durch Immobilien besicherte Risikopositionen zugeordnet sind, zu den maßgeblichen Risikopositionen eines Instituts.

f)

Bestimmung des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers

Auf Basis der ermittelten institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote hat jedes Institut seinen institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer zu ermitteln. Dieser gibt die Höhe des harten Kernkapitals an, die das Institut zur Erfüllung der Anforderungen des § 10d KWG (antizyklischer Kapitalpuffer) vorzuhalten hat. Der institutsspezifische antizyklische Kapitalpuffer ergibt sich – wie aus Abbildung 42 zu entnehmen ist – durch die Multiplikation des Gesamtrisikobetrags des Instituts mit seiner institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote.

institutsspezifischer antizyklischer Kapitalpuffer

=

Gesamtrisikobetrag



institutsspezifische antizyklische Kapitalpuffer-Quote

Abbildung 42: Bestimmung des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers

4.

Kapitalpuffer für systemische Risiken (Systemrisikopuffer)

§ 10e KWG eröffnet der BaFin die Möglichkeit, neben dem Kapitalerhaltungspuffer und dem antizyklischen Kapitalpuffer einen weiteren Puffer, den Kapitalpuffer für systemische Risiken (kurz: Systemrisikopuffer) anzuordnen. Der Zweck des Kapitalpuffers für systemische Risiken besteht darin, zusätzliche Eigenmittelreserven bei den Instituten zu schaffen, indem diese für bestimmte Risikopositionen erhöhte Eigenmittel vorzuhalten haben. Die Institute sollen dadurch noch besser in der Lage sein, „systemische oder makroprudenzielle Risiken abzudecken, bevor sie den Bestand des Instituts und infolge auch das Finanzsystem gefährden können“1.

1

Vgl. BUNDESREGIERUNG (2012, Zugang), S. 79.

322

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Folglich sieht § 10e Abs. 2 Satz 1 KWG die Möglichkeit der Anordnung des Systemrisikopuffers vor, um hierdurch systemische oder makroprudenzielle Risiken zu vermindern oder abzuwehren, die zu einer Störung mit bedeutenden (negativen) Auswirkungen auf das deutsche Finanzsystem und die inländische Realwirtschaft führen können. Da der Systemrisikopuffer nur zur Verminderung oder Abwehr solcher Risiken angeordnet werden kann, die nicht durch die CRR oder den antizyklischen Kapitalpuffer, den Kapitalpuffer für global systemrelevante Banken und den Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Banken abgedeckt sind, handelt es sich typischerweise um Risiken langfristiger nicht zyklischer Art. Die BaFin darf einen Systemrisikopuffer allerdings nur dann anordnen, wenn dieser „keine unverhältnismäßige Beeinträchtigung des Finanzsystems oder von Teilen des Finanzsystems eines anderen Staates oder des Europäischen Wirtschaftsraums insgesamt darstellt, so dass das Funktionieren des Binnenmarkts oder des Europäischen Wirtschaftsraums behindert wird“1. Der Gesetzgeber hat der BaFin beim Kapitalpuffer für systemische Risiken im Vergleich zum antizyklischen Kapitalpuffer eine größere Flexibilität eingeräumt. So kann die BaFin gemäß § 10e Abs. 1 Satz 1 KWG einen Systemrisikopuffer entweder für alle Institute oder aber nur für bestimmte Arten oder Gruppen von Instituten anordnen. So wäre es beispielsweise möglich, dass die BaFin einen Kapitalpuffer für systemische Risiken nur für Institute des genossenschaftlichen Finanzverbunds anordnet, sofern die BaFin dies für zweckmäßig hält. Hingegen ist die Anordnung eines Systemrisikopuffers für lediglich ein einziges Institut grundsätzlich nicht vorgesehen.2 Der Systemrisikopuffer kann für alle Risikopositionen im Inland, in einem anderen Staat des EWR oder in einem Drittstaat festgelegt werden oder nur für eine Teilgruppe dieser Risikopositionen. Zu beachten ist allerdings, dass der Systemrisikopuffer gemäß § 10e Abs. 2 Satz 4 KWG nur dann für Risikopositionen, die in einem anderen Staat des EWR belegen sind, angeordnet werden kann, wenn dies für alle in Staaten des EWR belegenen Risikopositionen einheitlich erfolgt. Diese Bestimmung gilt jedoch nicht für die Anerkennung eines Systemrisikopuffers, der in einem anderen Staat des EWR angeordnet wurde, durch die BaFin. Der von den Instituten vorzuhaltende Kapitalpuffer für systemische Risiken muss aus hartem Kernkapital bestehen. Für die Festsetzung der Quote des Systemrisikopuffers durch die BaFin ist – ähnlich wie beim antizyklischen Kapitalpuffer – ein bei 0 % beginnendes Raster mit einer Schrittweite von 0,5-Prozentpunkten vorgesehen. Die

1 2

§ 10e Abs. 2 Satz 2 KWG. Vgl. BUNDESREGIERUNG (2012, Zugang), S. 79.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

323

BaFin hat die Höhe des Kapitalpuffers für systemische Risiken gemäß § 10e Abs. 2 Satz 3 KWG mindestens alle zwei Jahre zu überprüfen. Die Höhe der Quote des Systemrisikopuffers ist nach oben unbeschränkt, jedoch steigen die Anforderungen an die Festsetzung der Quote mit zunehmender Höhe. Ordnet die BaFin einen Kapitalpuffer für systemische Risiken an, so hat sie dies auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen. In der Veröffentlichung sollen gemäß § 10e Abs. 7 KWG zumindest die folgenden Angaben enthalten sein: – die Höhe des angeordneten Systemrisikopuffers, – die zur Einhaltung des Systemrisikopuffers verpflichteten Institute bzw. Arten oder Gruppen von Instituten, – die Risikopositionen oder die Teilgruppen von Risikopositionen, auf die der Systemrisikopuffer anzuwenden ist, – eine Begründung für die Anordnung des Systemrisikopuffers – diese Angabe darf nicht veröffentlicht werden, wenn zu befürchten ist, dass die Veröffentlichung zu einer Gefährdung der Stabilität der Finanzmärkte führen könnte –, – der Zeitpunkt, ab dem die Institute den Systemrisikopuffer einzuhalten haben, – die Staaten, in denen Risikopositionen belegen sind, die in die Anordnung des Systemrisikopuffers einfließen. Die BaFin hat dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) die Anordnung eines Systemrisikopuffers vor der Veröffentlichung anzuzeigen. Die Anzeige hat einen Monat vor der Veröffentlichung zu erfolgen, sofern die Quote des Systemrisikopuffers eine Höhe von drei Prozent für jede betroffene Risikoposition nicht überschreitet.1 Beträgt die Quote des Systemrisikopuffers für eine der betroffenen Risikopositionen mehr als drei Prozent und bis zu fünf Prozent, so hat die BaFin gemäß § 10e Abs. 4 Satz 1 KWG im Rahmen ihrer Anzeige an den ESRB um eine Stellungnahme der Europäischen Kommission zu ersuchen. Diese legt ihre Stellungnahme innerhalb eines Monats nach Eingang der Anzeige vor.2 In diesem Fall kann die BaFin einen Systemrisikopuffer für im Inland oder in Drittstaaten belegene Risikopositionen erst nach Abgabe einer zustimmenden Empfehlung durch die Europäische Kommission anordnen. Hat die Europäische Kommission hingegen eine ablehnende Empfehlung abgegeben, so kann die BaFin dennoch einen entsprechenden Systemrisikopuffer anordnen, nachdem sie „gegenüber der Europäischen Kommission begründet hat, dass die

1 2

Vgl. § 10e Abs. 3 Satz 4 KWG. Vgl. Art. 133 Abs. 11 UAbs. 1 Richtlinie 2013/36/EU.

324

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Anordnung des Kapitalpuffers entgegen der Empfehlung der Europäischen Kommission erforderlich ist“1. Beträgt die Quote des Kapitalpuffers für systemische Risiken für eine der betroffenen Risikopositionen mehr als fünf Prozent, so muss die BaFin vor der Umsetzung des Systemrisikopuffers die Erlaubnis der Europäischen Kommission einholen. Diese prüft, ob durch die Anordnung des Systemrisikopuffers das reibungslose Funktionieren des EU-Binnenmarkts behindert wird und sich dadurch negative Auswirkungen für die Gesamtheit oder Teile des Finanzsystems anderer EU-Mitgliedstaaten oder für das Finanzsystem der EU insgesamt ergeben. Werden keine unverhältnismäßigen nachteiligen Auswirkungen festgestellt, ermächtigt die Europäische Kommission innerhalb von drei Monaten nach Eingang der Anzeige an den ESRB die BaFin mittels eines Rechtsakts, die vorgeschlagene Systemrisikopufferquote festzusetzen.2 Das Ersuchen einer Stellungnahme oder das Einholen einer Erlaubnis der Europäischen Kommission ist gemäß § 10e Abs. 8 Satz 2 KWG nicht erforderlich, wenn die Neufestsetzung eines Kapitalpuffers für systemische Risiken zu einer niedrigeren Systemrisikopufferquote führt.

5.

Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute (G-SRI)

Es gibt Institute, die für die Stabilität des Finanzsystems von besonderer Bedeutung sind. Da die Schieflage solcher systemrelevanten Institute die Stabilität des Finanzsystems gefährden kann, sind sie für die Bankenaufsicht von besonderem Interesse. Um die Widerstandskraft dieser Institute zu stärken, aber auch um ihr vergleichsweise höheres Risiko für das Finanzsystem auszugleichen und um negative Effekte, die aus einer impliziten staatlichen Garantie (too big to fail-Problematik) resultieren, zu kompensieren, wurde das Instrument des Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute eingeführt.3 Im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank bestimmt die BaFin gemäß § 10f Abs. 2 Satz 1 KWG mindestens jährlich, welche Institute4 mit Sitz in Deutschland als global systemrelevant eingestuft werden (sog. global systemrelevante Institute). Die Identifizierung der global systemrelevanten Institute erfolgt auf Basis einer quantitativen Analyse auf konsolidierter Basis, bei der die folgenden Kategorien berücksichtigt werden:5

1 2 3 4 5

§ 10e Abs. 4 Satz 2 Nr. 2 KWG. Vgl. Art. 133 Abs. 12 UAbs. 3 Richtlinie 2013/36/EU. Vgl. 1. Erwägungsgrund der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 1222/2014. In die Betrachtung einbezogen werden alle Institute, EU-Mutterinstitute, EU-Mutterfinanzholdinggesellschaften und gemischten EU-Mutterfinanzholdinggesellschaften mit Sitz in Deutschland. Vgl. § 10f Abs. 2 Satz 2 KWG.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

325

– Größe der Gruppe, – grenzüberschreitende Aktivitäten der Gruppe, – Verflechtungen der Gruppe mit dem Finanzsystem, – Ersetzbarkeit hinsichtlich der angebotenen Dienstleistungen und Finanzinfrastruktureinrichtungen der Gruppe sowie – Komplexität der Gruppe. Die Methode zur Bestimmung und Einstufung global systemrelevanter Institute ist EU-weit harmonisiert, indem einheitliche und transparente Parameter für die Gesamtbewertung eines Instituts zur Messung seiner Systemrelevanz verwendet werden.1 Ist ein Institut als global systemrelevant identifiziert worden, so weist die BaFin dieses Institut auf Basis der Ergebnisse der quantitativen Analyse einer von fünf Größenklassen zu und ordnet an, dass das Institut einen Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute auf konsolidierter Ebene vorzuhalten hat.2 Dieser Kapitalpuffer muss aus hartem Kernkapital bestehen. Die Höhe der Quote des von dem Institut vorzuhaltenden Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute hängt von der Größenklasse ab, der das Institut zugeordnet ist, und beträgt 1,0 %, 1,5 %, 2,0 %, 2,5 % oder 3,5 % des Gesamtrisikobetrags des Instituts. Die BaFin hat den ESRB sowie die als global systemrelevant eingestuften Institute darüber zu informieren, welche Institute von der BaFin als global systemrelevant eingestuft wurden, welchen Größenklassen diese Institute zugeordnet wurden und wie hoch die Quote des Kapitalpuffers für systemrelevante Institute ist, die für das jeweilige Institut angeordnet wurde. In Abbildung 433 sind die Institute aufgeführt, die weltweit von den zuständigen Behörden als global systemrelevant bestimmt worden sind. Aufgeführt sind auch die von diesen Instituten einzuhaltenden Quoten des Kapitalpuffers.

1 2 3

Vgl. 3. Erwägungsgrund der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 1222/2014. Vgl. § 10g Abs. 1 und Abs. 3 KWG. Modifiziert entnommen aus FSB (2020, List), S. 3.

326

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Quote des Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute

Institut

3,5 %



2,5 %



2,0 %

Citigroup; HSBC; JP Morgan Chase

1,5 %

Bank of America; Bank of China; Barclays; BNP Paribas; China Construction Bank; Deutsche Bank; Industrial and Commercial Bank of China; Mitsubishi UFJ FG

1,0 %

Agricultural Bank of China; Bank of New York Mellon; Credit Suisse; Goldman Sachs; Groupe BPCE; Groupe Crédit Agricole; ING Bank; Mizuho FG; Morgan Stanley; Royal Bank of Canada; Santander; Société Générale; Standard Chartered; State Street; Sumitomo Mitsui FG; Toronto Dominion; UBS; UniCredit; Wells Fargo

Abbildung 43: Global systemrelevante Institute und deren Quoten des Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute (Stand: 2020)

6.

Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute (A-SRI)

Wie aus dem vorherigen Abschnitt deutlich wurde, sind weltweit nur wenige Institute global systemrelevant. Hingegen existieren deutlich mehr Institute, die für kleinere Gebiete – beispielsweise für den EWR, den Euro-Raum oder für einzelne Staaten – systemrelevant sind. Für diese als anderweitig systemrelevant bezeichneten Institute kann die BaFin einen Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute anordnen. Dieser muss gemäß § 10g Abs. 1 KWG aus hartem Kernkapital bestehen. Seine Quote kann grundsätzlich bis zu drei Prozent des Gesamtrisikobetrags eines Instituts betragen. Sofern die Europäische Kommission einwilligt, kann die BaFin die Quote des Kapitalpuffers für anderweitig systemrelevante Institute auch auf einen Wert größer als drei Prozent festlegen.1 Die BaFin darf einen Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute allerdings nur dann anordnen, wenn dieser „keine unverhältnismäßige Beeinträchtigung 1

Vgl. § 10g Abs. 1a KWG.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

327

des Finanzsystems oder von Teilen des Finanzsystems eines anderen Staates oder des Europäischen Wirtschaftsraums insgesamt darstellt, so dass das Funktionieren des Binnenmarkts oder des Europäischen Wirtschaftsraums behindert wird“1. Gemäß § 10g Abs. 3 Satz 1 KWG muss die BaFin mindestens jährlich überprüfen, ob und – wenn ja – in welcher Höhe der Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute erforderlich ist. Die Vorgehensweise zur Identifizierung der anderweitig systemrelevanten Institute ähnelt derjenigen für global systemrelevante Institute. Im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank bestimmt die BaFin gemäß § 10g Abs. 2 Satz 1 KWG mindestens jährlich, welche Institute2 mit Sitz in Deutschland als anderweitig systemrelevant eingestuft werden (sog. anderweitig systemrelevante Institute), wobei die Einstufung auf konsolidierter oder teilkonsolidierter Basis oder auf Einzelinstitutsebene erfolgen kann. Die Identifizierung der anderweitig systemrelevanten Institute erfolgt auf Basis einer quantitativen und – hilfsweise – auch qualitativen Analyse auf der relevanten Ebene, bei der für die untersuchte Einheit insbesondere die folgenden Kategorien berücksichtigt werden:3 – Größe, – wirtschaftliche Bedeutung für den EWR und für Deutschland, – grenzüberschreitende Aktivitäten sowie – Verflechtungen mit dem Finanzsystem. Zur internationalen und EU-weiten Harmonisierung der Methode zur Identifizierung anderweitig systemrelevanter Institute haben der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht prinzipienorientierte Anforderungen zum Umgang mit national systemrelevanten Banken4 und die EBA Leitlinien zur Bewertung anderer systemrelevanter Institute5 veröffentlicht. Die von der BaFin zusammen mit der Deutschen Bundesbank entwickelte Methode zur Bestimmung anderweitig systemrelevanter Institute berücksichtigt neben den gesetzlichen Vorgaben des § 10g KWG auch die Bestimmungen aus diesen beiden Veröffentlichungen.6 Im Rahmen dieser Methode werden die anderweitig systemrelevanten Institute in einem zweistufigen Verfahren ermittelt. In Stufe I werden die Institute nach einem

1 2 3 4 5 6

§ 10g Abs. 3 Satz 3 KWG. In die Betrachtung einbezogen werden alle Institute, EU-Mutterinstitute, EU-Mutterfinanzholdinggesellschaften, gemischten EU-Mutterfinanzholdinggesellschaften, Mutterinstitute, Mutterfinanzholdinggesellschaften und gemischten Finanzholdinggesellschaften mit Sitz in Deutschland. Vgl. § 10g Abs. 2 Satz 2 KWG. BCBS (2012, Rahmenregelung). EBA (2014, Leitlinien). Vgl. BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 2.

328

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

von der EBA entwickelten, EU-weit einheitlichen Scoringmodell mit EBA-Standardindikatoren bewertet. Durch die Standarisierung wird eine in der gesamten EU vergleichbare und transparente Ermittlung der anderweitig systemrelevanten Institute sichergestellt. Um Besonderheiten des nationalen Bankensystems berücksichtigen zu können, wird in Stufe II ein Scoringmodell mit nationalem Ermessensspielraum verwendet. Hierdurch können die nationalen Aufsichtsbehörden weitere Institute als anderweitig systemrelevant klassifizieren.1 In Stufe I wird für jedes Institut ein Gesamtscore anhand der in Abbildung 442 aufgeführten Indikatoren aus vier Kategorien ermittelt. Kategorie Größe wirtschaftliche Bedeutung*

grenzüberschreitende Aktivitäten**

Vernetztheit

Indikatoren –

Bilanzsumme



Volumen abgewickelter Zahlungstransaktionen im Inland



Einlagen des Privatsektors in der EU



Kredite an den Privatsektor in der EU



Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland



Forderungen gegenüber dem Ausland



Nominalwert der OTC-Derivate



Verbindlichkeiten gegenüber Finanzinstituten



Forderungen gegenüber Finanzinstituten



verbriefte Verbindlichkeiten

* einschließlich Ersetzbarkeit/Infrastruktur des Finanzinstituts ** einschließlich Komplexität

Abbildung 44: Kategorien und Indikatoren des Scoringmodells auf Stufe I Zur Bestimmung des Gesamtscores eines Instituts wird für jeden Indikator der jeweilige Wert (Indikatorwert) des Instituts ermittelt. Jeder dieser Indikatorwerte wird zur Summe der über alle Institute aggregierten Indikatorwerte des jeweiligen Indikators ins Verhältnis gesetzt. Als Ergebnis ergibt sich für jeden Indikator der Punktwert des Instituts. Um diesen Punktwert in Basispunkten auszudrücken (Basispunktwert), wird er mit dem Faktor 10.000 multipliziert. Der Basispunktwert des Instituts in einer Kategorie ergibt sich als das arithmetische Mittel der Basispunktwerte der Indikatoren

1 2

Vgl. BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 2. Modifiziert entnommen aus BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 3–4.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

329

des Instituts dieser Kategorie. Der Gesamtscore des Instituts ergibt sich als das arithmetische Mittel der Basispunktwerte des Instituts der vier Kategorien.1 Beträgt der auf diese Weise ermittelte Gesamtscore eines Instituts mindestens 350 Basispunkte, so wird dieses Institut automatisch als anderweitig systemrelevant klassifiziert. Bei einem Gesamtscore von mindestens 4,5 Basispunkten bis unter 350 Basispunkten kann das Institut in Stufe II als anderweitig systemrelevant eingestuft werden. In Stufe II kommt ein indikatorbasiertes Scoringmodell mit nationalem Ermessensspielraum zum Einsatz. Im Rahmen dieses Scoringmodells wird erneut für alle Institute jeweils ein Gesamtscore ermittelt. Diesmal werden jedoch im Vergleich zur Stufe I detailliertere und ergänzende Indikatoren verwendet, mit denen die Besonderheiten des deutschen Bankensektors besser berücksichtigen werden sollen. Die erweiterten Indikatoren sind in Abbildung 452 aufgeführt. Die Berechnung des Gesamtscores eines Instituts auf Stufe II erfolgt nach derselben Vorgehensweise wie auf Stufe I.

1 2

Vgl. zur Berechnung des Gesamtscores BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 4 sowie EBA (2014, Leitlinien), S. 5. Modifiziert entnommen aus BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 3–4.

330

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Kategorie Größe

wirtschaftliche Bedeutung*

grenzüberschreitende Aktivitäten**

Vernetztheit

erweiterte Indikatoren –

Bilanzsumme + Eventualverbindlichkeiten



Volumen abgewickelter Zahlungstransaktionen für Nichtbanken im Inland***



Stückzahl abgewickelter Zahlungstransaktionen für Nichtbanken im Inland



Einlagen des Privatsektors in der EU



Kredite an den Privatsektor in der EU



Forderungen gegenüber ausländischen Nichtbanken



Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Nichtbanken



Forderungen gegenüber ausländischen Banken



Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Banken



Anzahl finanzieller Tochterunternehmen im In- und Ausland



Nominalwert der OTC-Derivate



Buchwert der OTC-Derivate



Verbindlichkeiten gegenüber Banken



Verbindlichkeiten gegenüber Versicherern und sonstigen Finanzinstituten



Forderungen gegenüber Banken



Forderungen gegenüber Versicherern und sonstigen Finanzinstituten



verbriefte Verbindlichkeiten

* einschließlich Ersetzbarkeit/Infrastruktur des Finanzinstituts ** einschließlich Komplexität *** erfasst werden Transaktionen von Nicht-Zahlungsdienstleistern als Kunden inländischer Payment Service Provider.

Abbildung 45: Kategorien und erweiterte Indikatoren des Scoringmodells auf Stufe II Ergibt sich für ein Institut auf Stufe II ein Gesamtscore von mindestens 100 Basispunkten, so wird das Institut als anderweitig systemrelevantes Institut klassifiziert. Auf diese Weise wird der Kreis der bereits auf Stufe I als anderweitig systemrelevant eingestuften Institute erweitert. Zum Schluss erfolgt eine Plausibilisierung des Ergebnisses dieses Klassifizierungsprozesses durch Experten der BaFin und der Deut-

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

331

schen Bundesbank. Hierbei wird vor allem geprüft, ob Institute mit einem Gesamtscore auf Stufe II von weniger als 100 Basispunkten dennoch als anderweitig systemrelevant eingestuft werden müssen.1 Auf Basis des ermittelten Gesamtscores wird ein als anderweitig systemrelevantes Institut einer von zwölf Kapitalpufferklassen zugeordnet. Die Höhe der Quote des Kapitalpuffers für anderweitig systemrelevante Institute, die das Institut anzuwenden hat, richtet sich nach der Kapitalpufferklasse, der es zugeordnet ist, und steigt – wie Abbildung 462 zeigt – in Intervallen mit zunehmender Höhe des Gesamtscores. Die Bandbreite der Kapitalpufferquote reicht von 0,25 % bis 3,0 % des Gesamtrisikobetrags eines Instituts.

Kapitalpufferklasse

Intervall des Gesamtscores (in Basispunkten)

Quote des Kapitalpuffers für anderweitig systemrelevante Institute

1

100 – 209

0,25 %

2

210 – 299

0,50 %

3

300 – 429

0,75 %

4

430 – 619

1,00 %

5

620 – 889

1,25 %

6

890 – 1.279

1,50 %

7

1.280 – 1.839

1,75 %

8

1.840 – 2.589

2,00 %

9

2.590 – 3.339

2,25 %

10

3.340 – 4.089

2,50 %

11

4.090 – 4.839

2,75 %

12

≥ 4.840

3,00 %

Abbildung 46: Kapitalpufferanforderungen der Kapitalpufferklassen In Deutschland hat die BaFin eine Reihe von Instituten auf Basis der oben beschriebenen Methode als anderweitig systemrelevant eingestuft. Abbildung 473 gibt einen Überblick über die 13 deutschen anderweitig systemrelevanten Institute und deren Gesamtscores auf Stufe I und Stufe II. Außerdem ist die Quote des Kapitalpuffers für anderweitig systemrelevante Institute, die von dem jeweiligen Institut ab 01.01.2021 einzuhalten ist, angegeben. 1 2 3

Vgl. BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 5. Modifiziert entnommen aus BAFIN; DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Grundzüge), S. 7. Modifiziert entnommen aus BAFIN (2020, Institute).

332

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

ab 01.01.2021 anzuwendende Kapitalpufferquote

Stufe I Gesamtscore

Stufe II Gesamtscore

(in Basispunkten)

(in Basispunkten)

Deutsche Bank AG

2.459

2.418

2,00 %

Commerzbank AG

763

809

1,25 %

DZ Bank AG

515

499

1,00 %

UniCredit Bank AG

447

475

1,00 %

Landesbank BadenWürttemberg

374

360

0,75 %

Landesbank HessenThüringen Girozentrale

280

309

0,75 %

Bayerische Landesbank

276

281

0,50 %

ING-DiBa AG

189

175

0,25 %

J.P. Morgan AG*

168

168

0,25 %

Norddeutsche Landesbank – Girozentrale –

160

158

0,25 %

NRW.BANK

179

147

0,25 %

DekaBank Deutsche Girozentrale

144

133

0,25 %

Landwirtschaftliche Rentenbank**

137

103

0,25 %

Institut

*

Der Gesamtscore der J.P. Morgan AG wurde mit Daten per 30.06.2020 berechnet.

** Vorbehaltlich des Abschlusses der Verwaltungsverfahren.

Abbildung 47: Deutsche anderweitig systemrelevante Institute und deren Gesamtscores und Kapitalpufferquoten

7.

Zusammenwirken der Kapitalpuffer für systemische Risiken, für global systemrelevante Institute und für anderweitig systemrelevante Institute

Mit dem Kapitalpuffer für systemische Risiken, dem Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute und dem Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute gibt es drei systemische Risikopuffer, die darauf abzielen, die Volkswirtschaft und

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

333

insbesondere das Finanzsystem vor den negativen Auswirkungen, die von systemischen Risiken und von systemrelevanten Instituten ausgehen können, zu schützen.1 Allerdings bezieht sich der Kapitalpuffer für systemische Risiken auf systemische Risiken allgemein, während die anderen beiden Kapitalpuffer sich auf systemrelevante Institute beziehen. Dieser Unterschied kommt auch beim Zusammenwirken der drei systemischen Kapitalpuffer zum Ausdruck, d. h., wenn ein Institut Kapitalpufferanforderungen aus mehreren dieser drei Kapitalpuffer zu erfüllen hat. Muss ein Institut Kapitalpufferanforderungen sowohl aus dem Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute als auch aus dem Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute erfüllen, so ist gemäß § 10h Abs. 1 KWG nur die höhere der beiden Kapitalpufferanforderungen einzuhalten.2 Besteht neben dieser Kapitalpufferanforderung auch noch eine Kapitalpufferanforderung aus dem Kapitalpuffer für systemische Risiken, so sind diese beiden Kapitalpufferanforderungen zu addieren. Der Kapitalpuffer für systemische Risiken ist also dem höheren der beiden Kapitalpuffer für global bzw. anderweitig systemrelevante Institute hinzuzurechnen, woraus sich die kumulativ einzuhaltende Kapitalpufferanforderung für diese drei Kapitalpuffer ergibt. Dieser Zusammenhang ist in Abbildung 48 dargestellt. Ist die gesamte Kapitalpufferanforderung aus den drei systemischen Risikopuffern größer als fünf Prozent, so hat die BaFin die Einwilligung der Europäischen Kommission einzuholen.

Kgesamt mit Kgesamt

Kg Ka Ks

=

max (Kg; Ka)

+

Ks

= gesamte Kapitalpufferanforderung aus den Kapitalpufferanforderungen der Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute, anderweitig systemrelevante Institute und systemische Risiken = Kapitalpufferanforderung des Kapitalpuffers für global systemrelevante Institute = Kapitalpufferanforderung des Kapitalpuffers für anderweitig systemrelevante Institute = Kapitalpufferanforderung des Kapitalpuffers für systemische Risiken

Abbildung 48: Zusammenwirken der drei systemischen Risikopuffer

1 2

Vgl. ORTGIES, JÖRG (2016, Zusammenwirken), Tz. 1. Vgl. auch BUNDESREGIERUNG (2012, Zugang), S. 79.

334

8.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Kombinierte Kapitalpufferanforderung

Aus den in den §§ 10c bis 10g KWG vorgesehenen Bestimmungen zu den fünf Kapitalpuffern können sich entsprechende Kapitalpufferanforderungen für ein Institut ergeben. Die Höhe des harten Kernkapitals, das erforderlich ist, um die Gesamtheit der sich aus den fünf Kapitalpuffern ergebenden Kapitalpufferanforderungen zu erfüllen, wird als kombinierte Kapitalpufferanforderung bezeichnet. Unter Berücksichtigung des Zusammenwirkens der drei systemischen Risikopuffer (Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute, Kapitalpuffer für anderweitig systemrelevante Institute und Kapitalpuffer für systemische Risiken)1 ist die kombinierte Kapitalpufferanforderung gemäß § 10i Abs. 1 KWG das gesamte harte Kernkapital eines Instituts, das – wie in Abbildung 49 dargestellt – erforderlich ist, um – die Kapitalanforderung des Kapitalerhaltungspuffers (§ 10c KWG), – die Kapitalanforderung des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers (§ 10d KWG) und – die gesamte Kapitalpufferanforderung aus den Kapitalpufferanforderungen für die drei systemischen Risikopuffer (§§ 10e–10g KWG) einzuhalten. Kkomb mit Kkomb Ke Kanti Kgesamt

=

= = = =

Ke

+

Kanti

+

Kgesamt

kombinierte Kaitalpufferanforderung Kapitalpufferanforderung des Kapitalerhaltungspuffers Kapitalpufferanforderung des antizyklischen Kapitalpuffers gesamte Kapitalpufferanforderung aus den Kapitalpufferanforderungen der Kapitalpuffer für global systemrelevante Institute, anderweitig systemrelevante Institute und systemische Risiken

Abbildung 49: Kombinierte Kapitalpufferanforderung Das Nicht-Einhalten der kombinierten Kapitalpufferanforderung hat gewisse negative Konsequenzen zur Folge, die jedoch – im Vergleich zum Unterschreiten der aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen – weniger drastisch sind. Sogar für Institute, die die kombinierte Kapitalpufferanforderung erfüllen, gibt es gewisse Beschränkungen. So ist es einem Institut, das die kombinierte Kapitalpufferanforderung erfüllt, gemäß § 10i Abs. 2 KWG nicht gestattet, eine Ausschüttung aus dem harten

1

Siehe hierzu das 6. Kapitel Teil C.II.7.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

335

Kernkapital oder auf harte Kernkapitalinstrumente nach § 10i Abs. 5 KWG vorzunehmen, wenn dies ein derart starkes Absinken seines harten Kernkapitals zur Folge hätte, dass die kombinierte Kapitalpufferanforderung nicht mehr erfüllt wäre. Erfüllt ein Institut die kombinierte Kapitalpufferanforderung nicht oder nicht mehr, so hat es den maximal ausschüttungsfähigen Betrag zu berechnen und der zuständigen Aufsichtsbehörde (also der BaFin bzw. der EZB) und der Deutschen Bundesbank anzuzeigen. Der maximal ausschüttungsfähige Betrag ist in § 37 SolvV definiert. Er ergibt sich, indem die freien Gewinne1 (die Berechnung der freien Gewinne ist in Abbildung 50 dargestellt) mit dem Quartilfaktor2 (die Berechnung des Quartilfaktors ist in Abbildung 51 dargestellt) multipliziert werden. Zu beachten ist, dass sich der so berechnete maximal ausschüttungsfähige Betrag um jede nach § 10i Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 bis Nr. 3 KWG durchgeführte Maßnahme (also solche Maßnahmen, die nach der Genehmigung des Kapitalerhaltungsplans durch die Aufsichtsbehörde zulässig sind; hierzu zählen beispielsweise Gewinnausschüttungen in bar sowie der Rückkauf eigener Aktien) reduziert. Zwischengewinne und Jahresgewinne* – Steuern, die zu zahlen wären, wenn die obigen Zwischengewinne und Jahresgewinne einbehalten würden = freie Gewinne nach § 37 Abs. 2 SolvV *

Voraussetzungen: Die Zwischengewinne bzw. Jahresgewinne 1. sind nicht bereits im harten Kernkapital enthalten und 2. wurden erst nach der letzten Entscheidung über die Gewinnausschüttung oder eine Maßnahme nach § 10i Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 bis Nr. 3 KWG erwirtschaftet.

Abbildung 50: Berechnung der freien Gewinne nach § 37 Abs. 2 SolvV Zu der in Abbildung 51 dargestellten Berechnung des Quartilfaktors sind noch die folgenden Punkte kritisch anzumerken. Zum einen wird bei der Bestimmung von QhKK, also der Quote des vorgehaltenen harten Kernkapitals, das nicht zur Einhaltung der Gesamtkapitalquote in Höhe von 8 % verwendet wird, vom harten Kernkapital ausgegangen, obwohl der Gesetzgeber auf das Kernkapital abstellt. Da allerdings in dem für diese Bestimmung maßgeblichen Art. 141 Abs. 6 Richtlinie 2013/13/EU auf das harte Kernkapital Bezug genommen wird, ist davon auszugehen, dass es sich um ein Versehen des deutschen Gesetzgebers handelt.3 Zum anderen ist der Gesetzestext dahingehend unpräzise, als dass der Fall, dass QhKK genau auf der 1 2 3

Der Gesetzgeber verwendet in § 37 Abs. 2 SolvV die Bezeichnung „der zu multiplizierende Betrag“. Der Gesetzgeber spricht in § 37 Abs. 3 SolvV von dem „Faktor“. So auch ORTGIES, JÖRG (2016, Betrag), Tz. 6.

336

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Grenze zweier benachbarter Quartile liegt, nicht eindeutig geregelt ist. Es bleibt offen, welcher Quartilfaktor zu verwenden ist, wenn QhKK z. B. genau ein Viertel der Quote der kombinierten Kapitalpufferanforderung (QKkomb) beträgt. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass ein Quartilfaktor in Höhe von 0,6 nicht mehr zur Anwendung kommt (sondern ein Quartilfaktor in Höhe von 1), wenn QhKK mindestens so hoch ist wie QKkomb. Und schließlich ist der Gesetzestext insofern nicht korrekt, als dass die Berechnung des Quartilfaktors auf Basis der kombinierten Kapitalpufferanforderung erfolgt. Da die kombinierte Kapitalpufferanforderung als ein Euro-Betrag definiert ist und sie mit QhKK – also einer Quote – zu vergleichen ist, würde die vom Gesetzgeber vorgegebene Berechnungsweise nicht zu sinnvollen Ergebnissen führen. Richtigerweise müsste also – so auch die Vorgehensweise in Abbildung 51 – die kombinierte Kapitalpufferquote ins Verhältnis zum Gesamtrisikobetrag gesetzt werden, woraus sich QKkomb ergibt. 1. Schritt: Bestimmung der Quote des vorgehaltenen harten Kernkapitals, das nicht zur Einhaltung der Gesamtkapitalquote in Höhe von 8 % verwendet wird (QhKK) vorgehaltenes hartes Kernkapital, das nicht zur Einhaltung der Gesamtkapitalquote in Höhe von 8 % verwendet wird Gesamtrisikobetrag

=

QhKK

2. Schritt: Bestimmung des Quartilfaktors anhand von QhKK Höhe von QhKK 0

≤ QhKK ≤ 1/4 QKkomb

Quartilfaktor 0

1/4 QKkomb < QhKK ≤ 2/4 QKkomb

0,2

2/4 QKkomb < QhKK ≤ 3/4 QKkomb

0,4

3/4 QKkomb < QhKK < QKkomb

0,6

mit QhKK

=

QKkomb =

Quote des vorgehaltenen harten Kernkapitals, das nicht zur Einhaltung der Gesamtkapitalquote in Höhe von 8 % verwendet wird Quote der kombinierten Kapitalpufferanforderung (= kombinierte Kapitalpufferanforderung ÷ Gesamtrisikobetrag)

Abbildung 51: Berechnung des Quartilfaktors nach § 37 Abs. 3 SolvV

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

337

Neben der Berechnung und Anzeige des maximal ausschüttungsfähigen Betrags muss ein Institut, das die kombinierte Kapitalpufferanforderung nicht oder nicht mehr erfüllt, gemäß § 10i Abs. 6 Satz 1 KWG einen Kapitalerhaltungsplan erstellen. Dieser Kapitalerhaltungsplan ist der Aufsichtsbehörde und der Deutschen Bundesbank vorzulegen, und zwar innerhalb von fünf Arbeitstagen, nachdem das Institut festgestellt hat, dass es die kombinierte Kapitalpufferanforderung nicht erfüllt. In dem Kapitalerhaltungsplan hat das Institut die folgenden Informationen aufzuführen:1 – eine Schätzung seiner Einnahmen und Ausgaben sowie eine Bilanzprognose, – Maßnahmen zur Erhöhung seiner Kapitalquoten, – einen Plan sowie einen Zeitplan für die Erhöhung der Eigenmittel, um die kombinierte Kapitalpufferanforderung (wieder) zu erfüllen, sowie – weitere Informationen, die von der Aufsichtsbehörde zur Bewertung des Kapitalerhaltungsplans für notwendig gehalten werden. Beabsichtigt das Institut, ausschüttungsfähige Gewinne auszuschütten oder eine Maßnahme nach § 10i Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 bis Nr. 3 KWG durchzuführen, so hat es der Aufsichtsbehörde und der Deutschen Bundesbank diese Absicht mitzuteilen und ihnen noch weitere Informationen, die die Aufschlüsselung seiner Eigenmittel sowie die Höhe seiner Zwischen- und Jahresgewinne, des maximal ausschüttungsfähigen Betrags sowie der ausschüttungsfähigen Gewinne betreffen, zur Verfügung zu stellen.2 Der eingereichte Kapitalerhaltungsplan wird von der Aufsichtsbehörde bewertet. Ist diese der Meinung, dass dem Institut durch Umsetzung des Kapitalerhaltungsplans sehr wahrscheinlich genügend Kapital zufließen wird, um die kombinierte Kapitalpufferanforderung innerhalb des Zeitraums, der von der Aufsichtsbehörde als angemessen angesehen wird, zu erfüllen, so genehmigt sie ihn.3 Über die Genehmigung des Kapitalerhaltungsplans hat die Aufsichtsbehörde innerhalb von 14 Tagen zu entscheiden. Wird der Kapitalerhaltungsplan von der Aufsichtsbehörde genehmigt, so ist das Institut gemäß § 10i Abs. 7 Satz 3 KWG berechtigt, bis zur Höhe des maximal ausschüttungsfähigen Betrags ausschüttungsfähige Gewinne auszuschütten und Maßnahmen nach § 10i Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 bis Nr. 3 KWG durchzuführen. Wird der Kapitalerhaltungsplan hingegen nicht genehmigt, so ordnet die Aufsichtsbehörde entweder die Fortgeltung der Ausschüttungsbeschränkungen an oder erlaubt dem Institut die Durchführung von Maßnahmen nach § 10i Abs. 3 Satz 3 Nr. 1 bis 1 2 3

Vgl. § 10i Abs. 6 Satz 3 KWG. Vgl. § 10i Abs. 4 KWG. Vgl. § 10i Abs. 7 Satz 1 KWG.

338

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Nr. 3 KWG bis zur Höhe eines von ihr festgesetzten Betrags, der allerdings nicht höher als der maximal ausschüttungsfähige Betrag sein darf.1 Darüber hinaus kann die Aufsichtsbehörde von dem Institut die Aufstockung seiner Eigenmittel auf eine von ihr vorgegebene Höhe innerhalb eines von ihr bestimmten Zeitraums verlangen.

III. Fallstudien zur Berechnung der aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten und Kapitalpuffer eines Instituts Fallstudie 5:

Eigenmittelquoten

Die Norfer Bank eG ist ein Nichthandelsbuchinstitut aus dem norddeutschen Raum, das zum 31.12.2021 die folgenden aufsichtsrechtlich relevanten Informationen ermittelt hat: – hartes Kernkapital:

70,0 Mio. EUR

– zusätzliches Kernkapital:

10,5 Mio. EUR

– Ergänzungskapital:

36,5 Mio. EUR

– Gesamtrisikobetrag:

1.350,0 Mio. EUR

Überprüfen Sie, ob die Norfer Bank eG die Anforderungen an die aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten einhält! Diskutieren Sie, welche grundsätzlichen Möglichkeiten die Norfer Bank eG ergreifen kann, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen! Lösung der Fallstudie 5: Die relevanten Eigenmittelgrößen der Norfer Bank eG berechnen sich wie folgt: hartes Kernkapital

=

70,0 Mio. EUR.

Kernkapital

=

70,0 Mio. EUR + 10,5 Mio. EUR

=

80,5 Mio. EUR

Eigenmittel

=

80,5 Mio. EUR + 36,5 Mio. EUR

=

117,0 Mio. EUR

Die drei aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten betragen demnach: harte Kernkapitalquote = 70,0 Mio. EUR ÷ 1.350,0 Mio. EUR

=

5,19 %

Kernkapitalquote

= 80,5 Mio. EUR ÷ 1.350,0 Mio. EUR

=

5,96 %

Gesamtkapitalquote

= 117,0 Mio. EUR ÷ 1.350,0 Mio. EUR

=

8,67 %

Während die harte Kernkapitalquote mit 5,19 % die aufsichtsrechtliche Anforderung von mindestens 4,5 % erfüllt, unterschreitet die Kernkapitalquote mit 5,96 % die gesetzliche Vorgabe von mindestens 6,0 %. Mit einer Gesamtkapitalquote in Höhe von 8,67 % wird wiederum das gesetzlich gefordert Mindestniveau von 8,0 % erreicht.

1

Vgl. § 10i Abs. 8 Satz 1 KWG.

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

339

Insgesamt hält die Norfer Bank eG damit die Anforderungen an die aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten nicht ein. Um die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten, kann die Norfer Bank eG entweder ihren Gesamtrisikobetrag reduzieren, was allerdings häufig zu einem geringeren Geschäftsvolumen bzw. zu einem niedrigeren Erfolg führt, oder aber ihre Eigenmittelausstattung erhöhen. Dabei ist zu beachten, dass eine Erhöhung des Ergänzungskapitals nicht zielführend ist, da sich dies lediglich auf die Gesamtkapitalquote auswirken würde. Die Norfer Bank eG muss sich also zumindest zusätzliches Kernkapital besorgen, was nur durch eine Emission von entsprechenden Kapitalinstrumenten möglich ist. Alternativ ist auch eine Erhöhung des harten Kernkapitals möglich, wodurch sich neben der Kernkapitalquote gleichzeitig auch die harte Kernkapitalquote der Norfer Bank eG verbessern würde. Fallstudie 6:

Institutsspezifischer antizyklischer Kapitalpuffer

Die Inter-Bank AG ist ein deutsches Kreditinstitut, das Kredite in Deutschland (D), Frankreich (F) und Belgien (B) vergeben hat. Die BaFin hat die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers für Deutschland auf 1,5 % festgesetzt; für die Länder Frankreich und Belgien beträgt die Quote des antizyklischen Kapitalpuffers 2,0 % bzw. 1,0 %.

Land i

Eigenmittelanforderung für das Kreditrisiko (EMi)

nationale Quote des antizyklischen Kapitalpuffers (naKQi)

D

400 Mio. EUR

1,5 %

F

280 Mio. EUR

2,0 %

B

120 Mio. EUR

1,0 %

Der Gesamtrisikobetrag der Inter-Bank AG beträgt am 31.12.2021 15.000 Mio. EUR. Bestimmen Sie für die Inter-Bank AG a) die institutsspezifische antizyklische Kapitalpuffer-Quote sowie b) die Höhe des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers! Lösung der Fallstudie 6: Teilaufgabe a) Bestimmung der institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffer-Quote: gesamte Eigenmittelanforderungen für das Kreditrisiko aller maßgeblichen Risikopositionen des Instituts (gEM) = 400 Mio. EUR + 280 Mio. EUR + 120 Mio. EUR =

800 Mio. EUR

340

6. Kapitel Teil C: Anforderungen an die Mindesthöhe der Eigenmittel

Land i

nationale Quote des antizyklischen Kapitalpuffers (naKQi)

Gewichtungsfaktor (EMi ÷ gEM)

naKQi ∙ (EMi ÷ gEM)

D

1,5 %

50 %

0,75 %

F

2,0 %

35 %

0,70 %

B

1,0 %

15 %

0,15 %

institutsspezifische antizyklische Kapitalpuffer-Quote = 0,75 % + 0,7 % + 0,15 % =

1,6 %

Teilaufgabe b) Bestimmung der Höhe des institutsspezifischen antizyklischen Kapitalpuffers: institutsspezifischer antizyklischer Kapitalpuffer = 15.000 Mio. EUR ∙ 1,6 % =

240 Mio. EUR

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

341

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken

I.

Zusammensetzung des Gesamtrisikobetrags

Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Eigenmittel der Institute beruhen auf der Grundidee, dass die Institute zur Sicherstellung des Gläubiger- und Funktionenschutzes1 zu jedem Zeitpunkt ein Mindestmaß an Eigenmitteln vorhalten müssen, „dessen Höhe sich in Abhängigkeit vom Gesamtrisikobetrag ergibt und mit Hilfe von Mindestkapitalquoten formuliert wird“2. Je nach der Qualität der einzelnen Eigenmittelbestandteile sind dabei gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. a)–c) und Abs. 2 CRR unterschiedlich strenge aufsichtsrechtliche Kapitalquoten einzuhalten. Für die Eigenmittel mit der höchsten Haftungsqualität, das harte Kernkapital, gilt – bezogen auf den Gesamtrisikobetrag – ein Mindestprozentsatz von 4,5 %, das Kernkapital insgesamt, also die Summe aus hartem Kernkapital und zusätzlichem Kernkapital, muss mindestens 6 % des Gesamtrisikobetrags ausmachen, wohingegen die Gesamtkapitalquote als erfüllt angesehen wird, wenn die gesamten Eigenmittel eines Instituts, bestehend aus Kern- und Ergänzungskapital, sich auf mindestens 8 % des Gesamtrisikobetrags belaufen. Allen drei aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalquoten ist hierbei gemeinsam, dass sie mit dem Gesamtrisikobetrag eine einheitliche Bezugsbasis aufweisen.3 Abbildung 524 veranschaulicht dies nochmals im Überblick.

1 2 3 4

Vgl. zu diesen beiden Zielen des Bankenaufsichtsrechts das 2. Kapitel. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 321. Zu den aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten vgl. das 6. Kapitel Teil C.I. Zu den vorhergehenden Ausführungen dieses Absatzes vgl. auch HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 355; BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 320–321. Modifiziert entnommen aus HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 355.

342

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Abbildung 52: Aufsichtsrechtliche Mindestkapitalquoten gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. a)–c) und Abs. 2 CRR Wie Abbildung 52 zeigt, bildet der Gesamtrisikobetrag jeweils den Nenner der aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalquoten. Er spiegelt das Verlustpotenzial wider, das sich aus den von einem Institut eingegangenen Erfolgsrisiken ergibt.1 Von daher „kommt seiner Zusammensetzung eine äußerst gewichtige Bedeutung zu“, zumal der Gesetzgeber mit dem Gesamtrisikobetrag nicht zuletzt auch seine Vorstellungen darüber zum Ausdruck bringt, „welche Erfolgsrisiken er [für ein Institut; Anm. der Verf.] als bestandsgefährdend erachtet“2. Die einzelnen Bestandteile des Gesamtrisikobetrags sind in Art. 92 Abs. 3 CRR geregelt. Danach berechnen Institute den Gesamtrisikobetrag – unter Berücksichtigung der Anforderungen des Art. 92 Abs. 4 CRR – als Summe der in Art. 92 Abs. 3 Buchst. a)–f) CRR genannten Sachverhalte. Demgemäß sind die nachstehenden Elemente in die Berechnung des Gesamtrisikobetrags eines Instituts einzubeziehen: – die nach Teil 3 Titel II der CRR und Art. 379 CRR3 ermittelten risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko und für das Verwässerungsrisiko in allen Geschäftsfeldern des Instituts mit Ausnahme der risikogewichteten Positionsbeträge aus der Handelsbuchtätigkeit des Instituts,4 – die nach Teil 3 Titel II der CRR ermittelten risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko aus der Handelsbuchtätigkeit des Instituts für a) die in Anhang II der CRR genannten Geschäfte einschließlich Kreditderivate, b) Pensionsgeschäfte, Wertpapier- oder Warenverleih- oder -leihgeschäfte, 1 2 3 4

Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 325. Zu den Erfolgsrisiken eines Instituts vgl. das 1. Kapitel Teil B. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 325. Art. 379 CRR regelt die Eigenmittelanforderungen für Vorleistungen. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.V.2. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.II.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

343

c) Lombardgeschäfte auf der Grundlage von Wertpapieren oder Waren sowie d) Geschäfte mit langer Abwicklungsfrist,1 – die Eigenmittelanforderungen für die Handelsbuchtätigkeiten des Instituts für a) das nach Teil 3 Titel IV der CRR ermittelte Marktrisiko,2 das in diesem Zusammenhang auch als Positionsrisiko bezeichnet wird,3 sowie b) die nach Teil 4 der CRR ermittelten Großkredite oberhalb der Obergrenzen gemäß Art. 395– 401 CRR, soweit dem Institut eine Überschreitung dieser Obergrenzen gestattet ist, jeweils multipliziert mit dem Faktor 12,5,4 – die nach Teil 3 Titel IV der CRR ermittelten Eigenmittelanforderungen für das Marktrisiko für sämtliche Geschäftstätigkeiten, die ein Fremdwährungsrisiko oder ein Warenpositionsrisiko beinhalten,5 multipliziert mit dem Faktor 12,5,6 – die nach Teil 3 Titel V der CRR ermittelten Eigenmittelanforderungen für das Abwicklungsrisiko,7 multipliziert mit dem Faktor 12,5,8 – die nach Teil 3 Titel VI der CRR ermittelten Eigenmittelanforderungen für das Risiko einer Anpassung der Kreditbewertung bei OTC-Derivaten (CVA-Risiko) außer bei anerkannten Kreditderivaten zur Verringerung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko, multipliziert mit dem Faktor 12,5,9 sowie – die nach Teil 3 Titel III der CRR ermittelten Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko, multipliziert mit dem Faktor 12,5.10 Abbildung 5311 fast die Regelungen zur Ermittlung des Gesamtrisikobetrags nach Art. 92 Abs. 3 und Abs. 4 CRR im Überblick zusammen.

1 2 3

Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.III. Hiervon ausgenommen sind die Ansätze in Teil 3 Titel IV Kapitel 1a und Kapitel 1b der CRR. Das Positionsrisiko umfasst die zins- und aktienkursbezogenen Risiken aus den Handelsbuchtätigkeiten eines Instituts. Vgl. dazu auch das 1. Kapitel Teil B.III.4. Während also das Marktrisiko in Form des Fremdwährungsrisikos sowie des Warenpositionsrisikos sowohl bei Anlage- als auch bei Handelsbuchtätigkeiten des Instituts mit Eigenmitteln zu unterlegen ist (siehe den nächsten Spiegelstrich), muss das Positionsrisiko (bestehend aus zins- und aktienkursbezogenen Risiken) lediglich bei den Handelsbuchtätigkeiten eines Instituts mit Eigenmitteln unterlegt werden. Die Zinsänderungsrisiken des Anlagebuchs finden allerdings im Rahmen der zweiten Baseler Säule Berücksichtigung. Vgl. hierzu das 9. Kapitel Teil E. 4 Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.IV. 5 Hiervon ausgenommen sind die Ansätze in Teil 3 Titel IV Kapitel 1a und Kapitel 1b der CRR. 6 Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.V. 7 Hiervon ausgenommen sind die Eigenmittelanforderungen für Vorleistungen gemäß Art. 379 CRR (siehe dazu den ersten Spiegelstrich). 8 Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.V. 9 Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.VII. 10 Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.VIII. 11 Modifiziert entnommen aus HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 360.

344

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Abbildung 53: Ermittlung des Gesamtrisikobetrags nach Art. 92 Abs. 3 und Abs. 4 CRR

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

345

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Dr. Markus Rose, Leverkusen II. 1.

Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko Vorbemerkungen

Für eine Vielzahl an Instituten stellen die risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko eindeutig die größte Komponente innerhalb des Gesamtrisikobetrags dar. Zur Jahresmitte 2020 entfielen innerhalb der Europäischen Union 82,6 % der risikogewichteten Aktiva auf diese Risikoart, in Deutschland lag dieser Anteil bei 76,5 %.1 Der Begriff Kreditrisiko wird in der CRR zwar nicht näher konkretisiert. Die auf Basis der CRR ermittelten risikogewichteten Positionsbeträge umfassen jedoch insbesondere das Ausfallrisiko und das Gegenparteiausfallrisiko.2 Im Gegensatz dazu wird das Verwässerungsrisiko in Art. 4 Abs. 1 Nr. 53 CRR definiert. Es bezeichnet danach ein Verlustrisiko, das sich daraus ergeben kann, dass sich der Betrag einer Forderung durch bare oder unbare Ansprüche des Schuldners vermindert. Dieses Risiko tritt insbesondere beim Ankauf einer Forderung auf, sobald der eigentliche und bilanzierte Wert weniger werthaltig ist als ursprünglich angenommen. Innerhalb der risikogewichteten Positionsbeträge von Instituten überwiegt weitestgehend der Anteil des Kreditrisikos; das Verwässerungsrisiko ist hingegen zumeist vernachlässigbar klein. Zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko definiert die CRR in Teil 3 Titel II umfangreiche Anforderungen, deren wesentlichen Inhalte im weiteren Verlauf dargestellt und mittels Beispielen erläutert werden.

1 2

Vgl. EBA (2020, Risk Dashboard). Vgl. dazu auch das 1. Kapitel Teil B.II.1.

346

2.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Allgemeine Grundsätze

Zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko kann das Institut gemäß Art. 107 Abs. 1 CRR entweder einen Standardansatz (synonym hierfür auch Kreditrisikostandardansatz, kurz: KSA) oder einen auf internen Beurteilungen basierenden Ansatz (IRB-Ansatz) verwenden. Der Einsatz eines IRB-Ansatzes setzt jedoch eine Genehmigung durch die zuständige Aufsichtsbehörde voraus.1 Für Handelsrisikopositionen, für Beiträge zum Ausfallfonds einer zentralen Gegenpartei sowie für unterschiedliche Risikopositionen gegenüber zentralen Gegenparteien gelten spezifische Regelungen. Während für die ersten beiden Elemente die Eigenmittelanforderungen gemäß Teil 3 Titel II Kapitel 6 Abschnitt 9 der CRR ermittelt werden, differenzieren die Reglungen für Risikopositionen zwischen qualifizierten (analoge Behandlung wie Institute) und nicht qualifizierten (analoge Behandlung wie Unternehmen) Gegenparteien.2 Darüber hinaus gibt es auch für Risikopositionen gegenüber Unternehmen der Finanzbranche (z. B. Kreditinstituten, Wertpapierfirmen, Börsen) in Drittstaaten spezielle Regelungen. Diese dürfen gemäß Art. 107 Abs. 3 CRR nur dann vergleichbar zu Instituten innerhalb der Europäischen Union behandelt werden, wenn die aufsichtlichen und rechtlichen Anforderungen des Drittlandes vergleichbar sind. Im Rahmen der Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko kann auch die Technik der Kreditrisikominderung zum Einsatz kommen. Gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 57 CRR handelt es sich hierbei um ein vom Institut eingesetztes Verfahren, um das mit einer oder mehreren Risikopositionen verbundene Kreditrisiko herabzusetzen. Dies gilt ausschließlich für Engagements, die das Unternehmen in seinem Bestand hält. Die Verwendung der Verfahren zur Kreditrisikominderung im KSA und Basis-IRB-Ansatz unterscheidet sich von der im fortgeschrittenen IRB-Ansatz, bei dem das Unternehmen eigene Schätzungen der LGD und der Umrechnungsfaktoren CCF vornimmt.3 Die Anwendung der Kreditrisikominderung wird im 6. Kapitel Teil D.II.5. dargestellt. Ebenfalls erfolgt die Behandlung von Verbriefungen außerhalb der beiden Ansätze zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko. Als Verbriefung wird gemäß Art. 2 Nr. 1 der Verordnung (EU) 2017/2402 eine Transaktion oder eine Struktur bezeichnet, durch die das mit einer Risikoposition oder einem Pool von Risikopositionen verbundene Kreditrisiko in Tranchen unterteilt wird. Dabei hängen die im Rahmen der Transaktion oder der Struktur getätigten Zahlungen von der Wertentwicklung der Risikoposition oder des Pools von Risikopositionen ab. Zudem 1 2 3

Die zuständigen Bankenaufsichtsbehörden sind in Deutschland die EZB für bedeutende Institute und die BaFin für weniger bedeutende Institute. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 88 CRR. Vgl. Art. 108 Abs. 1 und Abs. 2 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

347

entscheidet die Rangfolge der Tranchen über die Verteilung der Verluste während der Laufzeit der Transaktion oder der Struktur. Die spezifischen Anforderungen zur Berechnung der Eigenmittelunterlegung für Verbriefungen sind in Teil 3 Titel II Kapitel 5 der CRR festgelegt. Die wesentlichen Inhalte des KSA werden im 6. Kapitel Teil D.II.3. kurz erläutert. Bei der Ermittlung von risikogewichteten Positionsbeträgen für das Kreditrisiko sind auch etwaige Kreditrisikoanpassungen zu berücksichtigen. Gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 95 CRR definiert die Kreditrisikoanpassung den Betrag der spezifischen und allgemeinen Rückstellungen für Kreditverluste zur Unterlegung der Kreditrisiken, die gemäß dem geltenden Rechnungslegungsrahmen im Jahresabschluss des Instituts anerkannt wurden. Allgemeine und spezifische Kreditrisikoanpassungen eines Instituts gleichen gemäß Art. 1 Abs. 1 DelVO (EU) Nr. 183/2014 der Summe sämtlicher Beträge, die vom harten Kernkapital des Instituts abgezogen wurden, um ausschließlich kreditrisikobedingten Verlusten Rechnung zu tragen, die nach dem geltenden Rechnungslegungsrahmen in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst werden, unabhängig davon, ob sie sich aus Wertminderungen, Bewertungsanpassungen oder Rückstellungen für außerbilanzielle Posten ergeben. Bankpraktisch werden spezifische Kreditrisikoanpassungen im Handelsrecht auch als Einzelwertberichtigungen, allgemeine Kreditrisikoanpassungen als Pauschalwertberichtigungen bezeichnet. Als allgemeine Kreditrisikoanpassungen gelten Beträge des Instituts, die jederzeit in voller Höhe frei und uneingeschränkt verfügbar sind, um Verluste aus noch nicht eingetretenen Kreditrisiken zu decken. Zudem müssen diese gleichzeitig den kreditrisikobedingten Verlusten bei einer Gruppe von Risikopositionen entsprechen, für die dem Institut zum aktuellen Zeitpunkt keine Hinweise dafür vorliegen, dass ein Verlustereignis eingetreten ist.1 Alle sonstigen Beträge werden in die spezifischen Kreditrisikoanpassungen einbezogen.2 Die allgemeinen Kreditrisikoanpassungen können vor Abzug von Steuereffekten in Abhängigkeit vom verwendeten Ansatz durch das Institut als aufsichtsrechtliches Ergänzungskapital angerechnet werden.3 Die Berücksichtigung von allgemeinen und spezifischen Kreditrisikoanpassungen beeinflusst bei der Berechnung von risikogewichteten Positionsbeträgen für das Kreditrisiko den zu betrachtenden Wert des jeweiligen Engagements.

1 2 3

Vgl. Art. 1 Abs. 2 und Abs. 4 DelVO (EU) Nr. 183/2014. Vgl. Art. 1 Abs. 3 und Abs. 5 DelVO (EU) Nr. 183/2014. Bei KSA-Instituten ist dies bis zu 1,25 % der risikogewichteten Positionsbeträge möglich. Vgl. Art. 62c CRR. Bei IRBA-Instituten stellen 0,6 % der risikogewichteten Positionsbeträge die Obergrenze dar. Vgl. Art. 62d CRR. Vgl. dazu ausführlicher das 6. Kapitel Teil B.IV.1.

348

3. a)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

(Kreditrisiko-)Standardansatz (KSA) Überblick

Der Standardansatz (synonym hierfür auch Kreditrisikostandardansatz, kurz: KSA) kann von allen Instituten ohne Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörden zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko genutzt werden. Nachfolgend wird zunächst die Konzeption des Standardansatzes beschrieben. Anschließend erfolgt die Vorstellung ausgewählter Forderungsklassen sowie der mit diesen verbundenen Risikogewichte. Diese finden eine praktische Verwendung in der abschließenden Fallstudie im 6. Kapitel Teil D.II.7. Die grundsätzliche Abhängigkeit des Standardansatzes von externen Bonitätsbeurteilungen motiviert die Darstellung der Anforderungen an externe Ratingagenturen (External Credit Assessment Institution, kurz: ECAI). Erst nach der Zulassung oder Zertifizierung einer ECAI dürfen deren Bonitätsbeurteilungen im Standardansatz zur Anwendung kommen.

b)

Konzeption

Der risikogewichtete KSA-Positionsbetrag ergibt sich gemäß Art. 113 Abs. 1 CRR durch die Zuweisung eines KSA-Risikogewichts zu einer Risikoposition, sofern diese nicht von den Eigenmitteln abgezogen wird. Als Risikoposition definiert Art. 5 Nr. 1 CRR einen Aktivposten (Vermögenswert) oder einen außerbilanziellen Posten. Die Zuweisung der KSA-Risikogewichte richtet sich dabei nach der Risikopositionsklasse (synonym hierfür auch Forderungsklasse) gemäß Art. 112 CRR, der die Risikoposition zugeordnet wird, sowie in einigen Forderungsklassen auch nach deren Bonität. Für die Zuweisung eines Risikogewichts wird der KSA-Risikopositionswert gemäß Art. 111 CRR mit dem festgelegten oder ratingabhängig ermittelten KSA-Risikogewicht multipliziert. Zur Ermittlung der Bonität können die externen Einschätzungen der ECAI zur Anwendung kommen. Die Abbildung 54 veranschaulicht die Vorgehensweise dieser Berechnung. Den KSA-Risikopositionswert gemäß Art. 111 CRR berechnet man in Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Position. Neben einem Forderungswert kann hier auch ein Umrechnungsfaktor zur Anwendung kommen. Liegt eine Aktivposition des Instituts vor, so berechnet man den KSA-Risikopositionswert als Buchwert der Forderung abzüglich spezifischer Kreditrisikoanpassungen und unter Berücksichtigung zusätzlicher Bewertungsanpassungen. Zudem wird der Buchwert auch um Abzüge von den Posten des harten Kernkapitals und um weitere mit der Aktivposition verknüpften Verringerungen der Eigenmittel reduziert. Grundlage für den KSA-Risikopositionswert der im Anhang I der CRR genannten außerbilanziellen Position bildet der Nominalwert. Auch hier erfolgt eine Reduktion des Werts um spezifische Kreditrisiko-

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

349

anpassungen sowie die Berücksichtigung der Abzüge von den Posten des harten Kernkapitals. In Abhängigkeit vom Risiko wird der verbleibende Wert mittels eines Umrechnungsfaktors gewichtet: – 100 % bei Positionen mit hohem Risiko (z. B. Kreditderivate, Termingeschäfte), – 50 % bei Positionen mit mittlerem Risiko (z. B. Versandgarantien, Zoll- und Steuerbürgschaften), – 20 % bei Positionen mit mittlerem/niedrigem Risiko (z. B. Dokumentenakkreditive), – 0 % bei Positionen mit niedrigem Risiko (z. B. nicht in Anspruch genommene Kreditfazilitäten, die jederzeit uneingeschränkt und fristlos widerrufen werden können).

Abbildung 54: Berechnung der risikogewichteten KSA-Positionsbeträge Der Risikopositionswert einer derivativen Position wird nach den Anforderungen zum Gegenparteiausfallrisiko gemäß Teil 3 Titel II Kapitel 6 der CRR bestimmt. Hierzu umfasst der Anhang II der CRR eine Liste an einbezogenen Derivaten. Die Besicherung einer Risikoposition durch eine Sicherheitsleistung ermöglicht die Anwendung der Verfahren zur Kreditrisikominderung. Für die Zuordnung einer Risikoposition zu einer KSA-Risikopositionsklasse sieht Art. 112 CRR insgesamt die nachfolgenden 17 möglichen Forderungsklassen vor: – Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten oder Zentralbanken, – Risikopositionen gegenüber regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften, – Risikopositionen gegenüber öffentlichen Stellen, – Risikopositionen gegenüber multilateralen Entwicklungsbanken, – Risikopositionen gegenüber internationalen Organisationen,

350

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– Risikopositionen gegenüber Instituten, – Risikopositionen gegenüber Unternehmen, – Risikopositionen aus dem Mengengeschäft, – durch Immobilien besicherte Risikopositionen, – ausgefallene Risikopositionen, – mit besonders hohen Risiken verbundene Risikopositionen, – Risikopositionen in Form von gedeckten Schuldverschreibungen, – Positionen, die Verbriefungspositionen darstellen, – Risikopositionen gegenüber Instituten und Unternehmen mit kurzfristiger Bonitätsbeurteilung, – Risikopositionen in Form von Anteilen an Organismen für gemeinsame Anlagen (OGA), – Beteiligungsrisikopositionen, – sonstige Posten. Grundsätzlich wird eine Risikoposition genau einer Forderungsklasse zugeordnet. Eine Ausnahme hiervon bildet die KSA-Risikopositionsklasse „durch Immobilien besicherte Risikopositionen“, die eine besondere Behandlung von Vermögenswerten vorsieht, für die eine Immobiliensicherheit (z. B. in Form einer Grundschuld) vorliegt. Einer Risikoposition, für die keine Berechnungsformel vorgesehen ist, wird gemäß Art. 113 Abs. 5 CRR ein (standardisiertes) Risikogewicht von 100 % zugewiesen. Darüber hinaus bestehen in Art. 113 Abs. 6 und Abs. 7 CRR zahlreiche Spezialregelungen für die Anwendung des KSA. Beispielsweise muss ein Institut die Anforderungen des KSA nicht auf Risikopositionen gegenüber einer Gegenpartei anwenden, wenn diese Gegenpartei sein Mutterunternehmen, eines seiner Tochterunternehmen, ein Tochterunternehmen seines Mutterunternehmens oder ein verbundenes Unternehmen ist.1 In diesem Zusammenhang wird ein Risikogewicht von 0 % zugewiesen. Entsprechendes gilt für Risikopositionen gegenüber Gegenparteien, mit denen das Institut ein institutsbezogenes Sicherungssystem gebildet, d. h. eine vertragliche oder satzungsmäßige Haftungsvereinbarung geschlossen hat, die Institute absichert und insbesondere bei Bedarf ihre Liquidität und Solvenz sicherstellt, um einen Zusammenbruch zu vermeiden. In Deutschland betrifft dies explizit die institutsbezogenen Sicherungssysteme sowie die damit verbundenen Haftungsverbünde der Sparkassen sowie des genossenschaftlichen Sektors.2

1 2

Eine vorherige Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörden ist notwendig. Zu den Einlagensicherungssystemen in Deutschland vgl. das 4. Kapitel Teil B.IV.2.d).

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

c) ca)

351

Ausgewählte Risikopositionsklassen und Risikogewichte Vorbemerkungen

Nachfolgend werden ausgewählte Forderungsklassen sowie die mit diesen Forderungsklassen verbundene Zuweisung von Risikogewichten, die zum Teil bonitätsabhängig ist, vorgestellt. Die dabei vorgenommene Selektion ergibt sich insbesondere vor dem Hintergrund der Bedeutung für deutsche Institute sowie der praktischen Anwendung in der abschließenden Fallstudie. Die Zuordnung von Risikogewichten erfolgt in einigen Forderungsklassen in Abhängigkeit von der Bonität der Risikoposition. Grundsätzlich kann sich innerhalb der EU jedes Unternehmen als ECAI qualifizieren, wenn es die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt und das notwendige Zulassungsverfahren von ihm erfolgreich durchlaufen wurde. Um eine Überführung der agenturspezifischen Ratingskala in die aufsichtlichen Risikogewichte zu ermöglichen, führt die CRR sogenannte Bonitätsstufen (Credit Quality Steps) ein. Diese ermöglichen auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Überleitung der gesetzlichen Vorgaben auf eine neu zugelassene externe Ratingagentur, ohne dass die CRR einer Anpassung bedarf.

cb)

Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten oder Zentralbanken

Einer Risikoposition gegenüber Zentralstaaten und Zentralbanken, für die eine Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vorliegt, wird gemäß Art. 114 Abs. 2 CRR ein Risikogewicht gemäß Abbildung 55 zugewiesen. Bonitätsstufe externes Rating (z. B. nach S&P) Risikogewicht

1

2

3

4

5

6

AAA und AA

A

BBB

BB

B

CCC und weniger

0%

20 %

50 %

100 %

100 %

150 %

Abbildung 55: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten oder Zentralbanken Einer Risikoposition gegenüber der EZB wird gemäß Art. 114 Abs. 3 CRR ein Risikogewicht von 0 % zugewiesen. Darüber hinaus wird auf Basis von Art. 114 Abs. 4 CRR einer Risikoposition gegenüber Zentralstaaten und Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten, die auf die Landeswährung dieses Zentralstaats und dieser Zentralbank lauten und in dieser Währung refinanziert sind, ein Risikogewicht von 0 % zugewiesen. Gemäß Art. 500a CRR gilt diese Nullgewichtung bis zum 31.12.2022 auch für

352

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Forderungen gegenüber Zentralstaaten und Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten, die auf die Landeswährung eines anderen EU-Mitgliedstaats lauten und refinanziert sind. Allen anderen Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten und Zentralbanken wird ein Risikogewicht von 100 % zugewiesen.

cc)

Risikopositionen gegenüber Instituten

Bei der Zuweisung von Risikogewichten für Risikopositionen gegenüber Instituten differenzieren die aufsichtlichen Anforderungen gemäß Art. 119 Abs. 1 CRR dahingehend, ob eine Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vorliegt oder nicht. Den Risikopositionen gegenüber Instituten mit einer Restlaufzeit von über drei Monaten, für die eine Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vorliegt, wird gemäß Art. 120 Abs. 1 CRR ein Risikogewicht gemäß Abbildung 56 zugewiesen. Bonitätsstufe externes Rating (z. B. nach S&P) Risikogewicht

1

2

3

4

5

6

AAA und AA

A

BBB

BB

B

CCC und weniger

20 %

50 %

50 %

100 %

100 %

150 %

Abbildung 56: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Instituten mit einer Restlaufzeit von über drei Monaten Ergänzend hierzu umfasst der Regelungstext in Art. 120 Abs. 2 CRR auch noch geringfügig reduzierte Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Instituten mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Monaten. Gemäß Art. 121 Abs. 1 CRR wird einer Risikoposition gegenüber Instituten, für die keine Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vorliegt, ein Risikogewicht nach derjenigen Bonitätsstufe zugewiesen, die den Risikopositionen gegenüber dem Zentralstaat zugewiesen wurde, in dessen Hoheitsgebiet das Institut seinen Sitz hat. Dieses als „Sitzstaaten“-Prinzip bezeichnete Vorgehen veranschaulicht Abbildung 57. Für den Fall, dass der Zentralstaat unbeurteilt ist, in dem das unbeurteilte Institut seinen Sitz hat, wird dieser Risikoposition gemäß Art. 121 Abs. 2 CRR ein Risikogewicht von 100 % zugewiesen. Darüber hinaus sind noch weitere Spezialregelungen in der CRR enthalten. So dürfen beispielsweise Risikopositionen gegenüber einem Institut in Form von Mindestreserven, die von einem Institut aufgrund von Auflagen der EZB oder der Zentralbank eines EU-Mitgliedstaats zu halten sind, mit demselben Risikogewicht belegt werden wie Risikopositionen gegenüber der Zentralbank des

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

353

betreffenden EU-Mitgliedstaats.1 Diese Reserven müssen auf Grundlage einer Mindestreservepflicht gehalten werden und müssen im Falle des Zusammenbruchs oder der Insolvenz des Instituts, bei dem sie gehalten werden, rechtzeitig in vollem Umfang an das Institut zurückgezahlt werden. Gleichzeitig dürfen sie nicht zur Deckung anderer Verbindlichkeiten des Instituts zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sind Risikopositionen gegenüber Finanzinstituten (z. B. Holdinggesellschaften) wie Risikopositionen gegenüber Instituten zu behandeln, sollten die Finanzinstitute einer vergleichbaren Zulassung und Beaufsichtigung unterliegen. Bonitätsstufe des Zentralstaats

1

2

3

4

5

6

externes Rating (z. B. nach S&P)

AAA und AA

A

BBB

BB

B

CCC und weniger

20 %

50 %

100 %

100 %

100 %

150 %

Risikogewicht

Abbildung 57: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Instituten ohne Bonitätsbeurteilung

cd)

Risikopositionen gegenüber Unternehmen

Einer Risikoposition gegenüber Unternehmen, für die eine Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vorliegt, wird nach Art. 122 Abs. 1 CRR ein Risikogewicht gemäß Abbildung 58 zugewiesen. Bonitätsstufe externes Rating (z. B. nach S&P) Risikogewicht

1

2

3

4

5

6

AAA und AA

A

BBB

BB

B

CCC und weniger

20 %

50 %

100 %

100 %

150 %

150 %

Abbildung 58: Risikogewichte für Risikopositionen gegenüber Unternehmen Sollte für eine Risikoposition gegenüber Unternehmen keine Bonitätsbeurteilung vorliegen, wird grundsätzlich ein Risikogewicht von 100 % zugewiesen. Das Risikogewicht für eine Risikoposition gegenüber Unternehmen wird dann zusätzlich erhöht, falls der Zentralstaat, in dessen Hoheitsgebiet das Unternehmen seinen Sitz hat, ein

1

Vgl. Art. 119 Abs. 4 CRR.

354

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Risikogewicht von größer 100 % besitzt. Folglich entspricht das Risikogewicht des Unternehmens dann dem des Zentralstaats.

ce)

Risikopositionen aus dem Mengengeschäft

Einer Risikoposition aus dem Mengengeschäft wird gemäß Art. 123 Abs. 1 CRR ein bonitätsunabhängiges Risikogewicht von 75 % zugewiesen. Die Qualifizierung einer Risikoposition als Mengengeschäft setzt die Erfüllung der folgenden Kriterien voraus: – die Gegenpartei sind natürliche Personen oder kleine und mittlere Unternehmen (KMU), – die Risikoposition ist eine von vielen Risikopositionen mit ähnlichen Merkmalen (Diversifikationseffekt), – der insgesamt geschuldete Betrag des Kunden – mit Ausnahme der vollständig durch Wohnimmobilien besicherten Risikopositionen – ist nicht höher als 1 Mio. EUR. Gleichzeitig werden Wertpapiere in der Risikopositionsklasse „Mengengeschäft“ nicht anerkannt.

cf)

Durch Immobilien besicherte Risikopositionen

Die Behandlung von durch Immobilien besicherten Risikopositionen unterscheidet sich nach der Art der Sicherheit zwischen Wohnimmobilien und Gewerbeimmobilien. Gemäß Art. 125 Abs. 1 CRR wird einer durch Grundpfandrechte auf Wohnimmobilien vollständig besicherten Risikoposition ein Risikogewicht von 35 % zugewiesen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Wohnimmobilie vom Eigentümer gegenwärtig oder künftig selbst genutzt oder vermietet wird. Zudem gelten nur Positionen als vollständig besichert, wenn (1) der Wert der Immobilie nicht wesentlich von der Bonität des Schuldners abhängt1 und (2) das Risiko des Schuldners nicht wesentlich von der Wertentwicklung der zugrunde liegenden Immobilie oder des Projekts abhängt und er somit in der Lage ist, seinen Kredit aus anderen Einkommensquellen zurückzuzahlen,2 und (3) (in der EU) der durch ein Risikogewicht von 35 % privilegierte Teil des Darlehens 80 % des Marktwerts bzw. 80 % des Beleihungswerts der betreffenden Immobilie nicht übersteigt. Institute sind zudem verpflichtet, regelmäßig gemäß Art. 430a CRR die erlittenen Verluste in dieser Forderungsklasse zum Nachweis 1 2

Dann ist die Ausfallunabhängigkeit bzw. Drittverwendungsfähigkeit der Immobilie gegeben. Dies wird als Cashflow-Unabhängigkeit bezeichnet.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

355

der Einhaltung von Höchstverlustraten1 zu melden (sogenannter „Hard-Test“), um auch für Cashflow-abhängige Finanzierungen von Wohnimmobilien ein privilegiertes Risikogewicht von 35 % nutzen zu können. Gemäß Art. 126 Abs. 1 CRR wird einer durch Grundpfandrechte auf Gewerbeimmobilien vollständig besicherten Risikoposition ein Risikogewicht von 50 % zugewiesen. Voraussetzung hierfür ist, dass Grundpfandrechte insbesondere auf Bürooder sonstige Gewerbeimmobilien bestehen. Analog zu den Wohnimmobilien gelten nur solche Positionen als vollständig besichert, die die im vorhergehenden Absatz aufgelisteten Bedingungen (1) und (2) erfüllen. Hinsichtlich des Kriteriums (3) gilt für diese Kreditart in der EU, dass der durch ein Risikogewicht von 50 % privilegierte Teil des Darlehens 50 % des Marktwerts oder 60 % des Beleihungswerts der betreffenden Immobilie nicht übersteigt. Auch hier sind zwecks Nachweises der Einhaltung von Höchstverlustraten die mit diesen Finanzierungen verbundenen Verluste durch das Institut regelmäßig gemäß Art. 430a CRR zu melden.2 Allen (verbleibenden) anderen Risikopositionen oder Teilen einer Risikoposition, die durch Grundpfandrechte auf Immobilien vollständig besichert sind, wird gemäß Art. 124 Abs. 1 CRR ein Risikogewicht von 100 % zugewiesen. Dem Teil einer Risikoposition, der über den Wert des Grundpfandrechts an der Immobilie hinausgeht, wird hingegen das Risikogewicht für unbesicherte Risikopositionen gegenüber der beteiligten Gegenpartei zugewiesen. Schließlich werden die zuständigen Aufsichtsbehörden gemäß Art. 124 Abs. 2 CRR dazu verpflichtet, regelmäßig die Angemessenheit der Risikogewichte für Wohnimmobilien und Gewerbeimmobilien zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.3

cg)

Risikopositionen in Form gedeckter Schuldverschreibungen

Gedeckten Schuldverschreibungen wird gemäß Art. 129 Abs. 4 CRR ein Risikogewicht gemäß Abbildung 59 zugewiesen. Eine Schuldverschreibung gilt erst dann als besichert (synonym hierfür auch gedeckt)4 und damit qualifiziert für ein privilegiertes Risikogewicht, wenn mindestens halbjährlich umfangreiche Portfolio-Informationen5 durch den Emittenten zur Verfügung gestellt werden und das Finanzinstrument durch einen der folgenden anerkennungsfähigen Vermögenswerte besichert ist (Auswahl): 1 2 3 4 5

Vgl. Art. 125 Abs. 3 CRR. Vgl. Art. 126 Abs. 3 CRR. Zu den Auswirkungen der geplanten Änderungen im Kreditrisikostandardansatz auf die Eigenmittelunterlegung von durch Immobilien besicherten Krediten vgl. WASCHBUSCH, GERD et al. (2021, Verteuerung), S. 317–325. Vgl. Art. 52 Abs. 4 der Richtlinie 2009/65/EG. Vgl. Art. 129 Abs. 7 CRR.

356

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– Risikopositionen gegenüber Zentralstaaten, Zentralbanken des ESZB, öffentlichen Stellen oder regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften in der EU, – Risikopositionen gegenüber dem Zentralstaat dritter Länder, Zentralbanken dritter Länder, multilateralen Entwicklungsbanken, internationalen Organisationen der Bonitätsstufe 1, – Risikopositionen gegenüber Instituten, die der Bonitätsstufe 1 zuzuordnen sind, – Darlehen, die besichert sind durch Wohnimmobilien bis zur Höhe des Werts der Grundpfandrechte einschließlich aller vorrangigen Grundpfandrechte oder 80 % des Werts der als Sicherheit gestellten Immobilien, falls dieser niedriger ist, – Darlehen, die besichert sind durch Gewerbeimmobilien bis zur Höhe des Werts der Grundpfandrechte einschließlich aller vorrangigen Grundpfandrechte oder 60 % des Werts der als Sicherheit gestellten Immobilien, falls dieser niedriger ist, – durch Schiffspfandrechte besicherte Darlehen, deren Betrag höchstens der Differenz zwischen 60 % des Werts des als Sicherheit gestellten Schiffs und aller vorrangigen Schiffspfandrechte ausmacht. Bonitätsstufe externes Rating (z. B. nach S&P) Risikogewicht

1

2

3

4

5

6

AAA und AA

A

BBB

BB

B

CCC und weniger

10 %

20 %

20 %

50 %

50 %

100 %

Abbildung 59: Risikogewichte für Risikopositionen in Form gedeckter Schuldverschreibungen In Deutschland weit verbreitete gedeckte Schuldverschreibungen sind Hypothekenpfandbriefe, öffentliche Pfandbriefe sowie Schiffspfandbriefe. Im internationalen Kontext firmieren gedeckte Schuldverschreibungen oftmals als „Covered Bonds“.

ch)

Verbriefungspositionen

Risikogewichtete Positionsbeträge für Verbriefungspositionen werden gemäß Art. 130 CRR nach den Anforderungen aus Teil 3 Titel II Kapitel 5 der CRR ermittelt. Im Nachgang zur Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 erfolgte eine umfassende Überarbeitung der aufsichtlichen Vorgaben. Insbesondere die Anerkennung der Übertragung des signifikanten Risikos bei traditionellen und synthetischen Verbriefungen sowie die Anforderungen an die Transparenz und Offenlegung der Verbriefungsprodukte wurden detailliert und erweitert. Zudem definiert der Gesetzgeber nun Kriterien

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

357

für eine einfache, transparente und standardisierte Verbriefung (simple, transparent, standardized, kurz: STS-Verbriefung). Im Gegensatz zu komplexeren Verbriefungsprodukten sieht die Eigenmittelunterlegung für STS-Verbriefungen Vereinfachungen und Erleichterungen vor. Analog zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko kann bei der Ermittlung risikogewichteter Positionsbeträge für Verbriefungen zwischen einem Standardansatz (SEC-SA)1 und einem auf internen Beurteilungen basierenden Ansatz (SEC-IRBA)2 unterschieden werden. Darüber hinaus kann die Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für Verbriefungen mit einem auf externen Beurteilungen basierenden Ansatz (SEC-ERBA)3 erfolgen. Für Wiederverbriefungen, also Verbriefungen, die in ihrem Forderungspool Tranchen von anderen Verbriefungen enthalten, definiert Art. 269 CRR Anforderungen, die über die Risikogewichte von „Einfach“-Verbriefungen hinausgehen.

d)

Bonitätsbeurteilungen von ECAI

Für die Bestimmung des Risikogewichts einer Risikoposition dürfen gemäß Art. 135 Abs. 1 CRR nur externe Bonitätsbeurteilungen verwendet werden, die von einer ECAI stammen. Alle derzeit in der EU zugelassenen externen Ratingagenturen werden von der EBA in einem Verzeichnis auf ihrer Webseite veröffentlicht.4 Im gemeinsamen Ausschuss erarbeiten EBA, EIOPA und ESMA einheitliche Vorgaben, um eine Zuordnung der in der CRR genannten Bonitätsstufen (Credit Quality Steps) auf die jeweilige Bonitätsbeurteilung der ECAI zu ermöglichen. Nach Art. 136 Abs. 1 CRR ist bei der Zuordnung objektiv und einheitlich zu verfahren. Hierbei nutzen die Behörden verschiedene Kriterien. Quantitative Faktoren umfassen beispielsweise die langfristige Ausfallrate aller Posten mit derselben Bonitätsbeurteilung. Darüber hinaus stellen der von der ECAI beurteilte Emittentenkreis, die Bandbreite ihrer Bonitätsbeurteilungen, die Bedeutung jeder Bonitätsbeurteilung und die von der ECAI verwendete Ausfalldefinition gemäß Art. 136 Abs. 2 Buchst. b) CRR qualitative Kriterien dar. Zudem muss ein Benchmarking zwischen den ECAIs erfolgen, um eine hinreichende Vergleichbarkeit zwischen den Bonitätsbeurteilungen zu ermöglichen. Die vorgenommene Zuordnung kann durch den gemeinsamen Ausschuss bei Bedarf auch wieder angepasst werden.

1 2 3 4

Vgl. Art. 259–260 CRR. Vgl. Art. 261–262 CRR. Vgl. Art. 263–264 CRR. Vgl. EBA (2018, ECAI).

358

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Ebenso müssen die Institute bei der Verwendung von Bonitätsbeurteilungen einer ECAI zur Bestimmung des KSA-Risikogewichts einige Anforderungen erfüllen. Gemäß Art. 138 Abs. 1 CRR kann ein Institut eine oder mehrere ECAI benennen, die für die Ermittlung der den Aktiva und außerbilanziellen Posten zuzuweisenden KSA-Risikogewichte herangezogen werden. Diese Benennung einer ECAI kann jederzeit durch das Institut widerrufen werden. Jedoch ist eine selektive Nutzung einzelner Bonitätsbeurteilungen nicht zulässig, um ein sogenanntes „Cherry-Picking“ durch Institute zu vermeiden. Zieht ein Institut die von einer ECAI für eine bestimmte Forderungsklasse abgegebenen Bonitätsbeurteilungen heran, muss es diese Bonitätsbeurteilungen durchgängig für sämtliche zu dieser Klasse gehörenden Risikopositionen anwenden. Der Einsatz der externen Ratings hat fortlaufend und im Zeitablauf einheitlich zu geschehen. Liegen für eine zu beurteilende Position zwei oder mehr Bonitätsbeurteilungen von benannten ECAIs vor, so muss das Institut die externe Einschätzung nutzen, die zum zweitniedrigsten Risikogewicht führt.1 Es gelten zudem weiterführende Anforderungen im KSA für Bonitätsbeurteilungen von Emittenten und Emissionen2, für lang- und kurzfristige Bonitätsbeurteilungen3 sowie für Positionen in der Landeswährung und in ausländischer Währung4.

4. a)

Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Überblick

Neben dem im 6. Kapitel Teil D.II.3. erläuterten KSA können die Institute gemäß Art. 107 Abs. 1 CRR zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge – synonym hierfür risikogewichtete Aktiva (RWA) – in der ersten Baseler Säule, sofern sie über eine Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörden verfügen, einen IRB-Ansatz anwenden. Nachfolgend wird zunächst die Grundidee dieses gegenüber dem KSA risikosensitiveren Ansatzes aufgezeigt, der auf bewährten internen Kreditrisikomessund -steuerungsmethoden der Institute aufbaut. Daran schließt sich die Vorstellung der für die Bestimmung der Risikogewichte im IRBA maßgeblichen Risikoparameter an. Nach der Darstellung der Mindestanforderungen an die Verwendung des IRBA wird die Berechnung der Eigenmittelunterlegung für ausgewählte Forderungsklassen erläutert, die auch der abschließenden Fallstudie im 6. Kapitel Teil D.II.7. zugrunde liegen.

1 2 3 4

Vgl. Art. 138 Buchst. e) und Buchst. f) CRR. Sind die beiden niedrigsten Risikogewichte identisch, so wird dieses Risikogewicht zugewiesen. Vgl. Art. 139 CRR. Vgl. Art. 140 CRR i. V. m. Art. 131 CRR. Vgl. Art. 141 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

b)

359

Charakterisierung des IRB-Ansatzes

Der IRBA macht die Eigenmittelunterlegung für das Kreditrisiko stärker abhängig vom ökonomischen Risiko, also der Gefahr, dass die ex ante kalkulierten und in den Kreditmargen berücksichtigten Kosten für die durchschnittlich erwarteten Ausfälle nicht ausreichen, um mögliche höhere Verluste abzudecken.1 Dieser sogenannte unerwartete Verlust ist durch Eigenkapital zu unterlegen, wie die Verlustverteilung in Abbildung 60 und die Formel (3) verdeutlichen. Dadurch nähert sich dieser Ansatz den institutsinternen Risikosteuerungsmethoden an.

Abbildung 60: Erwarteter und unerwarteter Verlust in einem Kreditportfolio Die Quantifizierung des unerwarteten Verlusts erfolgt im IRBA über aufsichtlich vorgegebene Formelgleichungen, die auf dem Ein-Faktor-Kreditportfoliomodell von Gordy beruhen (Gordy-Modell).2 Die dafür erforderlichen Inputgrößen sind die mittels eigener Ratingverfahren intern geschätzten und/oder aufsichtlich vorgegebenen Risikoparameter; zu ihnen gehören insbesondere die einjährige Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default, PD) eines Kreditnehmers, die Verlustquote bei Ausfall (Loss Given Default, LGD) und der Umrechnungsfaktor (Credit Conversion Factor, CCF). Diese Risikoparameter bestimmen die Höhe des für einen Kredit anzuwendenden Risikogewichts RW und der RWA als Produkt aus RW und dem bei einem Ausfall ausstehendem Kreditbetrag (EaD):3 1 2 3

Vgl. GOEBEL, RALF (2001, Basel II), S. 312. Vgl. hierzu auch das 6. Kapitel Teil D.II.4.ed). Die Restlaufzeit der Forderung (M) ist Bestandteil der Formel zur Ermittlung des Risikogewichts in den Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.II.4.ed).

360

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

(1) RW = f PD, M ∙ LGD ∙ 12,51 (2) RWA = RW ∙ EaD Schließlich werden – wie im KSA – die RWA mit 8 % multipliziert, um die Eigenmittelunterlegung für das Kreditrisiko, den unerwarteten Verlust, zu errechnen: (3) regEK = 8 % ∙ RWA

c)

Risikoparameter im IRB-Ansatz

Wegen der Heterogenität seiner Geschäftsfelder verwendet ein IRBA-Institut grundsätzlich mehrere portfoliobezogene Ratingverfahren. Die Abgrenzung der Portfolien im aufsichtsrechtlichen Sinne erfolgt also entlang von Ratingsystemen.2 Gemäß Art. 142 Abs. 1 Nr. 1 CRR umfassen Ratingsysteme alle Methoden, Verfahren, Kontrollen, Datenerhebungs- und IT-Systeme, die zur Beurteilung von Kreditrisiken, zur Zuordnung von Risikopositionen zu Bonitätsstufen oder -kategorien sowie zur Quantifizierung von Ausfall- und Verlustschätzungen für eine bestimmte Risikopositionsart dienen. Damit geht diese weite Begriffsdefinition zum einen über die Methodik zur Bonitätsbeurteilung hinaus und umfasst neben der bonitätsorientierten Dimension (PD-Rating) auch eine transaktionsbasierte Dimension (LGD-Grading) sowie die Berechnung von Umrechnungsfaktoren (CCF).3 Zum anderen enthält sie aber auch eine prozessorientierte Komponente, weil die bei der Einschätzung des Kreditrisikos eingesetzten Verfahrensabläufe, Steuerungs- und Überwachungsprozeduren sowie Datenerfassungs- und Datenverarbeitungssysteme ebenfalls Bestandteil der Definition eines Ratingsystems sind.4 Schätzt ein Institut ausschließlich die PD selbst und nutzt für die weiteren Inputparameter LGD und CCF die aufsichtsrechtlich vorgegebenen Werte der CRR, so wendet es den sogenannten Basis-IRBA an. Institute, die auch eine Zulassung für eine eigene Schätzung von LGD und CCF besitzen, verwenden den fortgeschrittenen IRBA. Die PD nimmt eine herausgehobene Stellung ein, denn ein Institut muss sie sowohl im Basis-IRBA als auch im fortgeschrittenen IRBA mittels seiner internen Ratingverfahren immer selbst schätzen. Die PD gibt die Wahrscheinlichkeit des Ausfalls einer Gegenpartei im Laufe eines Jahres an;5 die Institute haben sie im Einklang mit Art. 180 CRR für die einzelnen Bonitätsstufen (Ratingklassen) ausgehend vom Langfristdurchschnitt der jährlichen realisierten Ausfallraten zu schätzen. Ein Ausfall ist 1 2 3 4 5

Der erste Faktor in der vereinfacht dargestellten Formel (1) enthält bereits den Abzug für den erwarteten Verlust. Die detaillierte Formel zur Bestimmung des Risikogewichts im IRB-Ansatz wird im 6. Kapitel Teil D.II.4.ed) angegeben und erläutert. Vgl. LOCH, FRIEDEMANN (2016, Grundsätze), S. 598. Vgl. LOCH, FRIEDEMANN (2016, Begriffsbestimmung), S. 518. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2007, IRBA), S. 2–3. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 54 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

361

gemäß Art. 178 CRR dann gegeben, wenn einer oder beide der folgenden Fälle eingetreten sind: – das Institut sieht es als unwahrscheinlich an, dass der Schuldner seine Verbindlichkeiten in voller Höhe begleichen wird, ohne dass es auf die Verwertung von Sicherheiten zurückgreift („Unlikely to pay“-Kriterium), – der Schuldner ist mit einem wesentlichen Teil seiner Verbindlichkeit mehr als 90 Tage im Verzug. Die Erheblichkeitsschwellen werden durch die Delegierte Verordnung (EU) 2018/171 konkretisiert, die seit dem 01.01.2021 anzuwenden ist.1 Die LGD ist der prozentuale Anteil am EaD, der bei einem Schuldnerausfall einschließlich wesentlicher Diskontierungseffekte sowie wesentlicher direkter und indirekter Kosten der Beitreibung „verloren“ ist, also für das Institut zu einem wirtschaftlichen Verlust führt.2 Sie stellt also denjenigen Anteil am dann ausstehenden EaD eines Vertrags dar, der nicht durch Verwertungserlöse von Sicherheiten und sonstige Zahlungen abgedeckt werden kann. Im Einklang mit Art. 181 Abs. 1 Buchst. b) CRR muss ein Institut im fortgeschrittenen IRBA für einzelne Fazilitätsarten jeweils die einem Konjunkturabschwung angemessene sogenannte „Downturn-LGD“ schätzen.3 Der CCF als dritter Risikoparameter gibt bei außerbilanziellen Positionen – differenziert nach ihrem jeweiligen Risikogehalt – die Wahrscheinlichkeit an, aus einer solchen Position in Anspruch genommen zu werden. So rechnet ein Institut bei einer Kreditzusage mit einem CCF von z. B. 75 % damit, dass drei Viertel der aktuell offenen Kreditlinie bei einem unterstellten Ausfall im Laufe eines Jahres vom Kreditnehmer ausgenutzt sein wird und daher als mit einem Adressenausfallrisiko behaftete Position mit Eigenmitteln zu unterlegen ist.

d)

Regulatorische Mindestanforderungen an die Nutzung des IRBA

Anders als beim KSA erfordert die Anwendung des IRBA eine Zulassung durch die Aufsicht, die ein Institut zuvor für jedes einzelne von ihm verwendete Ratingsystem einzuholen hat.4 Die Institute genießen zwar Methodenfreiheit bei der Ausgestaltung

1 2 3

4

Weitere Konkretisierungen nehmen die Leitlinien der EBA zur Anwendung der Ausfalldefinition gemäß Art. 178 CRR vor, die ebenfalls seit dem 01.01.2021 gelten. Vgl. EBA (2017, Ausfalldefinition). Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 55 CRR i. V. m. Art. 5 Nr. 2 CRR. Die Leitlinien der EBA für die PD-Schätzung, die LGD-Schätzung und die Behandlung von ausgefallenen Risikopositionen detaillieren die Anforderungen der Art. 159 und 169–191 CRR an die Schätzung der Risikoparameter PD und LGD; sie gelten seit dem 01.01.2021 und richten sich an alle Institute mit zugelassenen IRB-Verfahren. Vgl. EBA (2018, Behandlung). Vgl. Art. 143 CRR.

362

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

ihrer Ratingsysteme, müssen für den erstmaligen Erhalt und die Beibehaltung der erforderlichen Genehmigung aber zahlreiche Mindestanforderungen bei der Schätzung der Risikoparameter erfüllen: – ein Institut hat für die Forderungsklassen, für die es den IRBA beantragt, mindestens drei Jahre lang Ratingsysteme genutzt, die den Anforderungen der Art. 169– 191 CRR an die interne Risikomessung und das interne Risikomanagement im Wesentlichen entsprechen. Dies gilt analog für diejenigen Institute, die darüber hinaus die Anwendung eigener Schätzungen der LGD und des CCF beantragen,1 – Einhaltung des maximal fünfjährigen Umsetzungsplans: Innerhalb dieses Zeitraums ist der IRB-Ansatz grundsätzlich auf alle Risikopositionen (Kredite) anzuwenden. Zu Beginn dieser Umsetzungsfrist muss die IRBA-Eintrittsschwelle, nach spätestens zweieinhalb Jahren der aufsichtliche Referenzpunkt und nach maximal fünf Jahren die IRBA-Austrittsschwelle erreicht sein,2 – vollständige Erfassung des Neugeschäfts und des zu berücksichtigenden Bestandsgeschäfts für das jeweilige Ratingsystem,3 – Einhaltung der Offenlegungsanforderungen des Art. 452 CRR, – Einhaltung der Anforderungen u. a. an die Ausgestaltung der Ratingsysteme, die Risikoquantifizierung, die Validierung der internen Schätzungen der Risikoparameter sowie an die interne Unternehmensführung und Überwachung.4 Entsprechend der ihr verliehenen Mandate hat die EBA die im letzten Aufzählungspunkt genannten Anforderungen umfassend konkretisiert.5 Die Nutzung des IRBA erfordert folglich nicht nur die Einhaltung von quantitativen Anforderungen an die Schätzung der Verlustparameter, sondern auch von qualitativen Vorgaben an die Ausgestaltung der mit der Ratingermittlung verbundenen institutsinternen Prozesse einschließlich der dazu erforderlichen Daten. Ergibt sich im Laufe der Zeit Anpassungsbedarf an den zugelassenen Ratingsystemen, so muss ein Institut gemäß seiner internen „Model Change Policy“6 zwischen wesentlichen und nicht wesentlichen Änderungen differenzieren. Bei wesentlichen Änderungen des Anwendungsbereichs oder bei wesentlichen Änderungen eines Ratingsystems ist eine vorherige Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörden obligatorisch.

1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 145 CRR. Zur Festlegung der Umsetzungsfrist und zur Berechnung der erwähnten Schwellen vgl. Art. 148 CRR i. V. m. §§ 8–13 SolvV. Vgl. Art. 143 CRR i. V. m. § 7 Abs. 1 Nr. 3 SolvV. Vgl. Art. 144 Abs. 1 CRR und Art. 169–191 CRR. Vgl. EBA (2016, IRB Approach); EBA (2017, Ausfalldefinition); EBA (2018, Behandlung). Die Ausgestaltung der „Model Change Policy“ hat im Einklang mit den Anforderungen der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 529/2014 zu erfolgen.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

363

Ein IRBA-Institut hat – wie aus den obigen Ausführungen deutlich wird – nach dem Ende der maximal fünfjährigen Umsetzungsfrist grundsätzlich alle Risikopositionen mittels zugelassener interner Ratingsysteme im IRBA zu führen. Es gibt jedoch folgende Ausnahmen von dieser Regel – der sogenannte „Partial Use“: – Gemäß Art. 148 Abs. 3 CRR i. V. m. § 9 Abs. 1 SolvV und im Umkehrschluss zu § 10 Abs. 3 SolvV kann ein Institut bis zu 8 % seiner Positionswerte (EaD) und risikogewichteten Positionswerte (RWA) weiterhin im KSA führen. – Ein Institut darf nach vorheriger Erlaubnis der Aufsicht auf die in Art. 150 CRR aufgeführten Risikopositionen weiterhin den KSA anwenden. Die Nutzung dieses dauerhaften Partial Use ist aus Sicht der Aufsicht dann gerechtfertigt, wenn das mit diesen Positionen verbundene Kreditrisiko gering ist oder die Entwicklung eines Ratingsystems für diese Risikopositionen mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden wäre. Daher fallen beispielsweise Forderungen gegenüber Zentralstaaten und Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten unter diese Regelung.

e) ea)

Ermittlung der Eigenmittelanforderungen im IRBA Grundsätzliche Vorgehensweise

Die Ermittlung der Anrechnungsbeträge für das Kreditrisiko im IRBA erfolgt nach dem in Abbildung 61 dargestellten Grundschema.

Abbildung 61: Bestimmung der Anrechnungsbeträge im IRBA Im 6. Kapitel Teil D.II.7. wird in der Fallstudie ein Beispielportfolio eines Instituts vorgestellt, das Anleihen und Darlehen an Zentralstaaten, Institute und Unternehmen sowie Mengengeschäftsforderungen enthält. Die Darstellungen und Erläuterungen in den folgenden Abschnitten eb) bis ed) erfolgen daher unter besonderer Berücksichtigung der Positionen dieses Musterportfolios.

364

eb)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Zuordnung zu Forderungsklassen

Ein Institut hat eine Risikoposition einer und genau einer der in Art. 147 Abs. 2 CRR aufgeführten Forderungsklassen zuzuordnen: – Zentralstaaten und Zentralbanken, – Institute, – Unternehmen, – Mengengeschäft, – Beteiligungen, – Verbriefungen, – sonstige (kreditrisikounabhängige) Aktiva. Der Forderungsklasse „Mengengeschäft“ dürfen Forderungen zugeordnet werden, die die Kriterien des Art. 147 Abs. 5 CRR erfüllen: – sie bestehen gegenüber einer oder mehreren natürlichen Personen oder – gegenüber einem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), sofern der vom KMU insgesamt geschuldete Betrag nicht über 1 Mio. EUR hinausgeht,1 – sie werden vom Institut im Risikomanagement dauerhaft kohärent und in vergleichbarer Weise zu gleichartigen Positionen behandelt und sind Teil einer größeren Zahl ähnlich behandelter Forderungen, – sie werden nicht individuell wie Forderungen an Unternehmen verwaltet. Als KMU gilt ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. EUR.2

ec)

Bestimmung des Risikopositionswerts

Wie Abbildung 61 verdeutlicht, ergibt sich der Risikopositionswert (EaD) auch im IRBA aus der Multiplikation der Bemessungsgrundlage mit dem CCF. Gemäß Art. 166 CRR wird hierbei zwischen bilanziellen, außerbilanziellen und derivativen Risikopositionen unterschieden: – Bei bilanziellen Forderungen ist der Buchwert ohne etwaige Kreditrisikoanpassungen (z. B. Wertberichtigungen) maßgeblich. Das EaD entspricht hier betragsmäßig der Bemessungsgrundlage. – Bei außerbilanziellen Risikopositionen entspricht das EaD dem zugesagten, aber noch nicht in Anspruch genommenen Betrag, multipliziert mit einem CCF. Dieser

1 2

In die Berechnung des Betrags werden etwaige überfällige Positionen mit einbezogen, während wohnwirtschaftlich besicherte Risikopositionen ausgenommen werden. Vgl. Art. 501 Abs. 2 Buchst. b) CRR und Empfehlung 2003/361/EG.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

365

beträgt im Basis-IRBA z. B. für jederzeit bedingungslos kündbare Kreditlinien 0 % und für sonstige (unwiderrufliche) Kreditlinien 75 %.1 – Bei den in Anhang II der CRR genannten Arten von Derivategeschäften besteht das Kreditrisiko in Form des Kontrahentenausfallrisikos. Der Forderungswert wird nach dem Standardansatz, dem vereinfachten Standardansatz, der Ursprungsrisikomethode oder der Interne-Modelle-Methode bestimmt.2

ed)

Berechnung des Risikogewichts über PD/LGD-Ansätze

Wie aus der Formel (1) im 6. Kapitel Teil D.II.4.b) ersichtlich ist, determinieren die selbst geschätzten und/oder aufsichtlich vorgegebenen Risikoparameter PD und LGD die Höhe des Risikogewichts und damit schließlich die Eigenmittelunterlegung zur Abdeckung unerwarteter Kreditverluste im IRB-Ansatz. Der IRBA fußt auf dem EinFaktor-Kreditportfoliomodell von Gordy, das mit einer regulatorisch vorgegebenen Parametrisierung jeweils auf ein unendlich granulares Kreditportfolio angewendet wird.3 In einem solchen Fall ist das Kreditportfolio eines Instituts nur noch dem systematischen Risiko ausgesetzt, über das alle Kreditnehmer und Kontrahenten in gleicher Weise durch eine uniforme Assetkorrelation verbunden sind. Dieses systematische Risiko wird z. B. als die aktuelle Konjunktursituation interpretiert und über einen makroökonomischen Faktor y modelliert. Unter diesen Annahmen lässt sich zeigen, dass die vom aktuellen standardnormalverteilten Konjunkturzustand y abhängige Ausfallwahrscheinlichkeit p(y) eines Schuldners gegeben ist durch:4 (4) p y = N(

G PD + √R ∙ y √1 – R

)

Über die Vorgabe eines Konfidenzniveaus von 99,9 % – das einen äußerst schlechten Zustand der Konjunktur impliziert – und einer Korrelation R wird im IRBA die intern geschätzte, erwartete PD in eine bedingte Ausfallwahrscheinlichkeit („Gordy-PD“) transformiert.5 Formal ist dabei diese „Gordy-PD“ p (y) gegeben durch: (5) p y = N(

G PD + √R ∙ G(0,999) √1 – R

)

Das Gesamtkreditrisiko unter Vorgabe der intern geschätzten PD, des Konfidenzniveaus von 99,9 % und der Assetkorrelation R ergibt sich damit wie folgt:

1 2 3 4 5

Vgl. Art. 166 Abs. 8 CRR. Vgl. Art. 273–294 CRR. Vgl. HAHN, RONNY; HOFMANN, BERND (2014, Ansatz), S. 149. N(.) = kumulierte Standardnormalverteilung, G(.) = Inverse der kumulierten Standardnormalverteilung. Die „unerwartete PD“ ergibt sich somit als Differenz von „Gordy-PD“ und intern geschätzter PD für jeden Kreditnehmer.

366

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

(6) Gesamtkreditrisiko = N

G PD + √R ∙ G(0,999)

∙ LGD ∙ EaD

√1 – R

Das Gesamtkreditrisiko lässt sich sodann aufteilen in den erwarteten Verlust (EL) und den mit Eigenmitteln zu unterlegenden unerwarteten Verlust (UL): (7) EL = PD ∙ LGD ∙ EaD (8) UL = (N(

G PD + √R ∙ G(0,999) √1 – R

) – PD) ∙ LGD ∙ EaD

Ausgehend von diesen grundsätzlichen Zusammenhängen werden im IRBA unterschiedliche Risikogewichtungsfunktionen für Forderungen an Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken einerseits und Mengengeschäftsforderungen andererseits angewendet. Diese werden nachfolgend vorgestellt und erläutert. Darüber hinaus erfolgen Ausführungen zu Risikopositionen in Investmentfonds sowie zur Risikogewichtung bei ausgefallenen Forderungen: – Risikopositionen gegenüber Unternehmen, Instituten, Zentralstaaten und Zentralbanken Nach vorheriger Genehmigung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden darf ein Institut seine Forderungen an Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken entweder im Basis-IRBA oder im fortgeschrittenen IRBA führen. Gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR wird das Risikogewicht für Kreditforderungen gegenüber dieser Gruppe wie folgt bestimmt: (9)

RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R 1–R

∙ G 0,999

– LGD ∙ PD ∙

1 + M – 2,5 ∙ b 1 – 1,5 ∙ b

∙ 12,5 ∙ 1,06

Der erste Term der Gleichung repräsentiert für einen Risikohorizont von einem Jahr den mit der LGD gewichteten und um den erwarteten Verlust bereinigten unerwarteten Verlust je Krediteinheit bei einem vorgegebenen Konfidenzniveau von 99,9 %. Der zweite Faktor in dieser Gleichung stellt den Restlaufzeit-Korrekturfaktor dar, über den eine Anpassung an die tatsächliche Restlaufzeit erfolgt; der Laufzeitanpassungsfaktor b ist hierbei wie folgt definiert: (10)

b = (0,11852 – 0,05478 ∙ ln(PD))2

Inhaltlich wird mit dem zweiten Faktor in Gleichung (9) das Migrationsrisiko als Teil des Kreditrisikos mit adressiert, weil eine größere Restlaufzeit M ein höheres RW und damit einen höheren Anrechnungsbetrag bedeutet. Die regulatorische Assetkorrelation R ist wie folgt festgelegt: (11)

R = 0,12 ∙

1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50

+ 0,24 ∙ (1 –

1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50

R kann folglich Werte zwischen 0,12 und 0,24 annehmen. Mit steigender PD sinkt die Assetkorrelation, sodass die regulatorisch vorgegebene Risikogewichtungsfunktion

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

367

implizit unterstellt, dass Schuldner mit einer besseren Bonität stärker vom systematischen Faktor – der (sehr schlechten) Konjunktursituation – beeinflusst werden. Für Forderungen an große Unternehmen der Finanzbranche und nicht beaufsichtigte Finanzunternehmen1 wird der Korrelationskoeffizient gemäß Art. 153 Abs. 2 CRR mit dem Faktor 1,25 multipliziert, um das höhere systemische Risiko gegenüber solchen Adressen zu adressieren. Wegen der Bedeutung der KMUs als „Rückgrat“ der europäischen Wirtschaft ist für die Aufsicht die Sicherstellung einer angemessenen Darlehensvergabe an kleine und mittlere Unternehmen wichtig.2 Die Privilegierung von KMU-Forderungen gibt es daher auch im IRBA, und zwar in zweifacher Hinsicht. Zum einen wird die Formel (11) um eine Umsatzkomponente ergänzt:3 (12)

R = 0,12 ∙

1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50

+ 0,24 ∙ (1 –

1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50

– 0,04 ∙ 1 –

;

;

Abhängig vom Jahresumsatz des KMU, der formelmäßig Werte zwischen 5 und 50 Mio. EUR erreichen kann, reduziert sich die Assetkorrelation um maximal 0,04 und führt so ceteris paribus zu einem geringeren RW und damit schließlich zu einer geringeren Eigenmittelunterlegung. Zum anderen sinkt die Eigenmittelunterlegung für KMU-Finanzierungen durch die Anwendung des KMU-Unterstützungsfaktors gemäß Art. 501 CRR. Dieser beläuft sich für Kredite bis 2,5 Mio. EUR auf 0,7619. Die diese Grenze übersteigenden Beträge an KMUs werden mit einem Faktor von 0,85 belegt, sodass für Darlehen an KMUs jenseits von 2,5 Mio. EUR ein durchschnittlicher KMU-Unterstützungsfaktor zwischen 0,7619 und 0,85 resultiert. – Risikopositionen aus dem Mengengeschäft Im Unterschied zu Forderungen an Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken gibt es im Mengengeschäft keine Unterscheidung zwischen einem BasisIRBA und einem fortgeschrittenen IRBA; vielmehr müssen die Institute hier alle Risikoparameter selbst schätzen und validieren. Die Formel zur Ermittlung des Risikogewichts im Retailgeschäft gibt Art. 154 Abs. 1 CRR vor: (13)

RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R 1–R

∙ G 0,999

– LGD ∙ PD ∙ 12,5 ∙ 1,06

Darüber hinaus haben die Institute ihre Retailgeschäfte jeweils einer von drei Unterforderungsklassen zuzuordnen, für die unterschiedliche Assetkorrelationen gelten:4 1 2 3 4

Vgl. Art. 142 Abs. 1 Nr. 4 CRR. Vgl. Erwägungsgrund 44 der CRR. Vgl. Art. 153 Abs. 4 CRR. Vgl. Art. 154 Abs. 1, Abs. 3 und Abs. 4 CRR.

368

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– immobilienbesichertes Mengengeschäft: Korrelation R = 0,15, – qualifizierte revolvierende Retailpositionen: Korrelation R = 0,04, – sonstiges Mengengeschäft: Die Korrelation R ergibt sich hier nach der folgenden Formel: (14)

R = 0,03 ∙

1 – e–35 ∙ PD 1 – e–35

+ 0,16 ∙ (1 –

1 – e–35 ∙ PD 1 – e–35

Innerhalb des Mengengeschäfts ist die anzusetzende Assetkorrelation zwar bei immobilienbesicherten Retailforderungen am höchsten. Dennoch dürften bei diesen das RW und damit auch die Eigenmittelunterlegung wegen deutlich niedrigerer Verlustquoten (LGD) letztlich geringer ausfallen als bei den beiden anderen Unterforderungsklassen des Mengengeschäfts. – Risikopositionen in Investmentfonds Für die Ermittlung der Risikogewichte für Anteile an Organismen für gemeinsame Anlagen (OGA) gemäß Art. 152 CRR steht den Instituten auch im IRBA seit dem 28.06.2021 nur noch der Transparenzansatz („Look Through Approach“, LTA) oder der mandatsbasierte Ansatz (MBA) zur Verfügung. Werden die für diese Ansätze kodifizierten Mindestanforderungen des Art. 132 Abs. 3 CRR nicht erfüllt, ist immer ein RW von 1.250 % anzusetzen. Beim LTA werden die indirekt über den Fonds gehaltenen Positionen den Direktanlagen des Instituts grundsätzlich gleichgestellt. Im MBA berechnet ein Institut die RWAs seiner Fondsanlagen gemäß den im Mandat des OGA festgelegten Höchstgrenzen.1 Institute, die den LTA anwenden und die Bedingungen für den Partial Use nach Art. 150 CRR erfüllen oder die Voraussetzungen des IRBA für alle oder einen Teil der zugrunde liegenden Risikopositionen des OGA nicht erfüllen, dürfen die RWA gemäß Art. 152 Abs. 4 CRR mittels modifiziertem KSA bestimmen.2 Sollten keine ausreichenden Informationen zur Berechnung der RWA verfügbar sein, können sich die Institute unter den in Art. 152 Abs. 8 CRR genannten Bedingungen auf Berechnungen Dritter stützen. Sofern sie keinen uneingeschränkten Rückgriff auf diese detaillierten Berechnungen haben, sind die daraus resultierenden RWA mit dem Faktor 1,2 zu multiplizieren.

1 2

Die Berechnungslogik des MBA ist in Art. 132a Abs. 2 CRR beschrieben. Dieser sieht – mit Ausnahme von Beteiligungen (Anwendung des einfachen Risikogewichtsansatzes nach Art. 155 Abs. 2 CRR) und Verbriefungen (Behandlung gemäß Art. 254 CRR) – einen Rückgriff auf die KSA-Risikogewichte der zugrundeliegenden Positionen vor.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

369

– Risikogewichtung ausgefallener Forderungen Während das Risikogewicht ausgefallener Engagements im Basis-IRBA 0 % beträgt, wird es im fortgeschrittenen IRBA und damit auch im Retailgeschäft mittels folgender Formel berechnet:1 (15) RW = max(0; 12,5 ∙ (LGD – ELBE ) Dabei stellt ELBE die bestmögliche eigene Schätzung des Instituts für den erwarteten Verlust unter Berücksichtigung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und des Forderungsstatus dar. Der Parameter LGD berücksichtigt als „Downturn-LGD“ das in einem wirtschaftlichen Abschwung bestehende Risiko eines Werteverfalls und/oder längerer Verwertungsdauern bei Sicherheiten ausgefallener Engagements.

ee)

Vorgaben für die Risikoparameter PD, LGD und Laufzeit im IRBA

Für die zur Berechnung des RW benötigten Risikoparameter im IRBA werden in den Art. 160, 161 und 163–165 CRR bestimmte bei der Schätzung zu beachtende Wertuntergrenzen oder feste Werte vorgegeben: – PD – im Basis- und im fortgeschrittenen IRBA immer intern zu schätzen: – Mindest-PD von 0,03 % für die Forderungsklassen Unternehmen, Institute und Mengengeschäft sowie von 0,09 % für die Forderungsklasse Beteiligungen (je nach Art der Beteiligung auch 0,40 % oder 1,25 %),2 – PD = 100 % für ausgefallene Schuldner, – LGD – im Basis-IRBA für Staaten, Institute, Unternehmen, Beteiligungen aufsichtlich vorgegeben mit: – 45 % für vor-, 75 % für nachrangig unbesicherte Forderungen, – gedeckte Schuldverschreibungen (z. B. Pfandbriefe): 11,25 %, – Beteiligungen: 65 % (hinreichend diversifiziert), 90 % (sonstige), – LGD – fortgeschrittener IRBA und Mengengeschäft: immer selbst zu schätzen,3 – Restlaufzeit (M)4 – Basis-IRBA: – 0,5 Jahre für Pensions- und Leihe-Geschäfte, Verwässerungsrisiko ein Jahr, Beteiligungen: 5 Jahre, – alle anderen Risikopositionen: 2,5 Jahre, 1 2 3 4

Vgl. Art. 153 Abs. 1 Ziff. (ii) CRR und Art. 154 Abs. 1 Ziff. (ii) CRR. Somit sind nur für Forderungen an Zentralstaaten/Zentralbanken geringere PD-Schätzungen zulässig. Mindest-LGD von 10 % (15 %) für durch Wohnimmobilien (Gewerbeimmobilien) besicherte Kredite im Mengengeschäft, für die keine Garantie eines Zentralstaats besteht. Der Parameter M ist für die Forderungsklasse „Mengengeschäft“ nicht relevant. Vgl. dazu Formel (13).

370

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– Restlaufzeit (M) – im fortgeschrittenen IRBA intern zu ermitteln: – über laufzeitgewichtete Cashflows, sodass sich für M ein Wert zwischen ein und fünf Jahren ergibt,1 – für Derivate, Pensions- und Leihe-Geschäfte sowie angekaufte Forderungen gelten detaillierte Vorgaben in Art. 162 CRR.

ef)

Einfache Risikogewichtsmethoden im IRBA

Für Beteiligungen und für Spezialfinanzierungen können die Institute häufig keine eigenen PDs schätzen. Hier steht ihnen jeweils eine einfache Risikogewichtsmethode zur Verfügung: – Beteiligungen Gemäß Art. 155 Abs. 2 CRR werden die Risikogewichte vorgegeben für – private Beteiligungen in ausreichend diversifizierten Portfolios mit 190 %, – börsengehandelte Beteiligungspositionen mit 290 % und – alle sonstigen Beteiligungen mit 370 %. – Spezialfinanzierungen Spezialfinanzierungen ordnet ein Institut entsprechend ihrer jeweiligen Restlaufzeit einer von fünf vorgegebenen Kategorien (stark, gut, befriedigend, schwach, ausgefallen) mit vorgegebenen Risikogewichten zu und berücksichtigt dabei folgende Faktoren: Finanzkraft, politische und rechtliche Rahmenbedingungen, Merkmale der Transaktion oder der Vermögenswerte, Stärke des Geldgebers und des Trägers unter Berücksichtigung etwaiger Einkünfte aus öffentlich-rechtlichen Partnerschaften sowie das Absicherungspaket.2

eg)

Wertberichtigungsvergleich im IRBA

Um die regulatorische Perspektive stärker an das tatsächliche ökonomische Risiko im Kreditgeschäft anzunähern, bezieht sich die Eigenmittelunterlegung im IRBA nur auf unerwartete Verluste. Ihre erwarteten Kreditverluste sollten die Institute dagegen durch eine ausreichende Risikovorsorge abdecken; das ist sowohl unter betriebswirtschaftlichen Gründen als auch aus Gründen der Sicherstellung der Finanzstabilität geboten. Zu diesem Zweck müssen die IRBA-Institute einen sogenannten „Wertberichtigungsvergleich“ gemäß Art. 158 CRR und Art. 159 CRR durchführen: Hierzu wer-

1 2

Vgl. die Formel in Art. 162 CRR. Vgl. Art. 153 Abs. 5 CRR. Ausgefallene Spezialfinanzierungen erhalten ein RW von 0 %.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

371

den die gemäß Formel (7) berechneten erwarteten Verlustbeträge von den hierfür gebildeten Kreditrisikoanpassungen (Einzel- und Pauschalwertberichtigungen) abgezogen. Eine negative Differenz – also der dann verbleibende erwartete Verlust (EL) – wird vom harten Kernkapital eines Instituts abgezogen, während eine positive Differenz – die Risikovorsorge ist höher als der EL – bis zu 0,6 % der RWA dem Ergänzungskapital zugeführt werden kann.1

5. a)

Kreditrisikominderung Vorbemerkungen

Die Institute verlangen bei der Kreditgewährung grundsätzlich die Stellung von Sicherheiten durch den Darlehensnehmer. Sollte dieser nämlich während der Kreditlaufzeit seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen, kann eine Bank durch die Verwertung der Sicherheiten die finanziellen Beeinträchtigungen des Schuldnerausfalls mindern. Die regulatorische Berücksichtigung und Anrechnung von Sicherheiten bei der Eigenmittelunterlegung ist in Teil 3 Titel II Kapitel 4 der CRR geregelt. Um Sicherheiten kreditrisikomindernd verwenden zu dürfen, sind zahlreiche allgemeine und sicherheitenspezifische Mindestanforderungen qualitativer Art zu erfüllen. Erst dann wird die Höhe des aufsichtlichen Sicherheitenwerts bestimmt, der bei der Ermittlung des Anrechnungsbetrags für das Kreditrisiko eigenmittelreduzierend berücksichtigt wird. Dieser Chronologie folgt die Darstellung in den folgenden Gliederungspunkten.

b)

Definition und Systematisierung

„Kreditrisikominderung“ stellt ein Verfahren dar, bei dem die Institute Sicherheiten nutzen, um das mit ihren Risikopositionen verbundene Kreditrisiko und damit ihre Eigenmittelanforderungen zu reduzieren.2 Die einzelnen Kreditrisikominderungstechniken (KRMT) bzw. Sicherheiten lassen sich wie folgt systematisieren: – Besicherung mit Sicherheitsleistung:3 Bei diesem Verfahren vermindert sich das mit der Risikoposition verbundene Kreditrisiko durch das Recht des kreditgebenden Instituts, bei Eintritt bestimmter Kreditereignisse, wie z. B. dem Ausfall eines Kreditnehmers, die von ihm gestellten Sicherheiten zu verwerten oder einzubehalten. Zu dieser Kategorie gehören u. a. das bilanzielle Netting, finanzielle Sicherheiten, Immobilien und verpfändete Lebensversicherungen.

1 2 3

Vgl. Art. 36 Abs. 1 Buchst. d) CRR und Art. 62 Buchst. d) CRR. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 57 CRR. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 58 CRR.

372

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– Absicherung ohne Sicherheitsleistung:1 Bei diesem Verfahren vermindert sich das Kreditrisiko einer Risikoposition durch die Verpflichtung eines Dritten, bei einem Kreditereignis eine Ausgleichszahlung an das kreditgebende Institut zu leisten, wie z. B. bei Bürgschaften und Kreditderivaten. Jedes Institut kann frei entscheiden, ob es KRMT nutzt und welche berücksichtigungsfähigen Sicherungsinstrumente es auswählt. Der Kreis der zulässigen Sicherheiten ist – wie auch Abbildung 62 zeigt – im Basis-IRBA größer als im KSA und im fortgeschrittenen IRBA grundsätzlich nicht beschränkt.2

Abbildung 62: Zulässige Sicherheitenarten im KSA und im Basis-IRBA Zur Vermeidung einer Doppelanrechnung dürfen Sicherheiten, die bereits im KSA oder IRBA beim risikogewichteten Forderungsbetrag berücksichtigt wurden, nicht noch einmal im Rahmen der Sicherheitenanrechnung angerechnet werden.3

c)

Allgemeine Mindestanforderungen an Sicherheiten

Die allgemeinen qualitativen und prozessualen Mindestanforderungen für alle Sicherheitenarten finden sich in Art. 194 CRR. Hierzu gehören u. a. eine rechtswirksam und durchsetzbar ausgestaltete Besicherung sowie angemessene Risikosteuerungsverfahren, um beispielsweise aus Konzentrationen auf wenige Sicherheitenarten oder Garantiegeber erwachsende Risiken wirksam kontrollieren zu können. Zudem muss das Institut das Recht haben, bei z. B. einem Ausfall des Kreditnehmers die von diesem 1 2 3

Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 59 CRR. Vgl. ANDRAE, SILVIO (2020, Kreditrisikominderungstechniken), S. 158. Bei der Nutzung einer der beiden IRBA sind auch die KRMT zur Zulassungsprüfung durch die Aufsichtsbehörden anzumelden. Vgl. Art. 193 Abs. 2 CRR. Dies gilt beispielsweise für harte Patronatserklärungen, die im IRBA bereits bei der Ermittlung der PD berücksichtigt werden.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

373

Kreditnehmer als Sicherheit gestellten Vermögenswerte zeitnah zu liquidieren oder einzubehalten. Weiterhin werden die Anforderungen an die möglichen Besicherungen mit Sicherheitsleistung sowie durch Verweis auf Art. 201 CRR und Art. 202 CRR der Kreis der zulässigen Sicherungsgeber (Garanten) definiert.

d)

Spezifische Mindestanforderungen an einzelne Sicherheiten

Zu den zulässigen Formen der Besicherung mit Sicherheitsleistung1 gehören die in den Art. 195–200 CRR aufgeführten Arten. In den Art. 201–204a CRR werden die zulässigen Absicherungen ohne Sicherheitsleistung aufgeführt. Mit Blick auf das Beispielportfolio im 6. Kapitel Teil D.II.7. werden im Folgenden die spezifischen Anforderungen an die Anerkennung von finanziellen Sicherheiten und Immobiliensicherheiten2 sowie Garantien in den Blick genommen, die sowohl im KSA als auch im Basis-IRBA zulässig sind. Die finanziellen Sicherheiten als Teil der Besicherung mit Sicherheitsleistung werden in Art. 197 CRR und Art. 198 CRR definiert. Hierzu gehören neben Bareinlagen beim kreditgebenden Institut u. a. Staatsanleihen, Bankschuldverschreibungen und Unternehmensanleihen mit einem jeweils vorgegebenen externen Mindestrating sowie börsengehandelte Aktien und Wandelanleihen.3 Sie müssen die speziellen Anforderungen des Art. 207 CRR erfüllen. So darf u. a. zwischen ihnen und der Bonität des Schuldners des zu besichernden Kredits keine wesentliche positive Korrelation bestehen. Daher werden z. B. von einem Unternehmen derselben Gruppe wie der des Kreditnehmers emittierte Anleihen nicht als finanzielle Sicherheit anerkannt, weil ein solches Wertpapier bei einem Ausfall des Kreditnehmers nur eine unzureichende Absicherungsqualität für das Institut böte. Darüber hinaus müssen die Institute spezielle operationelle Vorgaben einhalten, z. B. eine angemessene Dokumentation der Sicherungsvereinbarung, der Art und Höhe der akzeptierten finanziellen Sicherheiten sowie eine mindestens halbjährliche Berechnung ihrer Marktwerte. Immobilien können nur dann als Sicherheit anerkannt werden, wenn ein Institut zum einen die speziellen prozessualen Anforderungen des Art. 208 CRR befolgt: – Gewährleistung der Rechtssicherheit,

1 2 3

Die spezifischen Anforderungen an Sicherheiten sind in den Art. 205–217 CRR niedergelegt und für KSA- und Basis-IRBA-Institute anzuwenden. Gemäß Art. 181 Abs. 1 Buchst. f) CRR haben die Institute mit fortgeschrittenen IRB-Ansätzen sie „im Großen und Ganzen“ zu beachten. Immobilienbesicherte Forderungen erreichen im KSA eine Eigenmittelentlastung über ein privilegiertes Risikogewicht in der Forderungsklasse „durch Grundpfandrechte an Immobilien besicherte Risikopositionen“. Der Kreis der anerkennungsfähigen Aktien hängt davon ab, ob ein Institut für die Berücksichtigung finanzieller Sicherheiten die einfache oder die umfassende Methode nutzt. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.II.5.eb).

374

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– Überprüfung des Immobilienwerts mindestens einmal jährlich bei Gewerbe- und mindestens alle drei Jahre bei Wohnimmobilien durch einen unabhängigen Sachverständigen, – klare Dokumentation der als Sicherheiten akzeptierten Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie der diesbezüglichen Grundsätze der Kreditvergabe, – Überwachung der angemessenen Versicherung gegen Standardrisiken (z. B. Feuer, Sturm) durch interne Verfahren. Zum anderen muss ein Institut die Bewertungsgrundsätze des Art. 229 CRR erfüllen (Bewertung höchstens zum Marktwert der Immobilie). Schließlich sind die Anforderungen des Art. 125 Abs. 2 CRR und des Art. 126 Abs. 2 CRR (KSA) bzw. des Art. 199 Abs. 2–4 CRR (IRB) an die Ausfallunabhängigkeit bzw. Drittverwendungsfähigkeit und die Cashflow-Unabhängigkeit1 der Immobiliensicherheiten zu beachten. Eine Absicherung über Garantien wird anerkannt, wenn sie die besonderen Anforderungen des Art. 213 CRR und des Art. 215 CRR erfüllt: Hierzu gehört u. a. eine eindeutige und klare Festlegung des Absicherungsumfangs. Zudem darf der Vertrag keine Klausel enthalten, deren Einhaltung sich dem direkten Einfluss des kreditgebenden Instituts entzieht, wie z. B. ein einseitiges Kündigungsrecht des Sicherungsgebers (Garanten). Unter den weiten Garantiebegriff der CRR fallen neben Garantien im engeren Sinne z. B. auch Bürgschaften oder harte Patronatserklärungen.2 Hinzu kommen die in Art. 204 CRR aufgelisteten Kreditderivate. Schließlich können – sofern sie die materiellen Voraussetzungen3 erfüllen – auch Bareinlagen bei Drittinstituten und Schuldverschreibungen, die auf Verlangen des Inhabers zurückgekauft werden müssen, wie eine Garantie des Drittinstituts bzw. des emittierenden Instituts behandelt werden, denn für die Werthaltigkeit dieser Sicherheitenarten ist die Bonität des Dritt- bzw. emittierenden Instituts ausschlaggebend.

e) ea)

Wertansatz berücksichtigungsfähiger Sicherheiten Vorbemerkungen

In welcher Höhe ein Institut Sicherheiten jeweils risikomindernd anrechnen kann, hängt neben dem verwendeten Ansatz – KSA oder IRBA – von der Sicherheitenart ab. Aus dem Zusammenspiel dieser beiden Dimensionen ergibt sich ein Sicherheitenwert, der bei finanziellen Sicherheiten und Garantien anschließend noch um etwaige 1

2 3

Cashflow-Unabhängigkeit bedeutet, dass die Rückzahlung des Kredits nicht wesentlich von den Zahlungsströmen der als Sicherheit gestellten Immobilie abhängt. Vielmehr kann der Kreditnehmer sein Darlehen aus anderen Quellen zurückzahlen. Sie gilt in der EU als erfüllt wegen niedriger Verlustraten bei Realkrediten („Hard-Test“), die einen seit langem etablierten Immobilienmarkt belegen. Vgl. ACHTELIK, OLAF (2016, Garantien), S. 739. Vgl. Art. 212 Abs. 1 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

375

Währungs- und Laufzeitinkongruenzen in Bezug auf den abzusichernden Kredit bereinigt wird. Die Ermittlung der Wertansätze für diese beiden Sicherheitenarten sowie für Immobiliensicherheiten wird im Folgenden näher beleuchtet.

eb)

Finanzielle Sicherheiten

Für die Berücksichtigung finanzieller Sicherheiten bieten Art. 222 CRR und Art. 223 CRR zwei Ansätze an: die einfache und die umfassende Methode. Die einfache Methode folgt dem Grundgedanken des Substitutionsprinzips. Bei dem durch den Marktwert der finanziellen Sicherheit besicherten Teil des Kredits wird das Risikogewicht des Schuldners durch dasjenige der Sicherheit ersetzt. Die Anwendung der einfachen Methode, die nur KSA-Instituten offensteht, setzt voraus, dass die Restlaufzeit der Sicherheit mindestens so lang ist wie die des mit ihr besicherten Kredits und dass die Sicherheit mindestens halbjährlich neu bewertet wird. Bei der umfassenden Methode werden die Sicherheiten wie beispielsweise Anleihen mit ihrem schwankungsbereinigten Marktwert angerechnet. Das ist auch betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, denn diese Sicherungsinstrumente sind während der Laufzeit des durch sie besicherten Kredits selbst Marktpreisschwankungen ausgesetzt. Die Anwendung von Volatilitätsanpassungen bzw. Haircuts (H) – für etwaige Marktpreisschwankungen des Kredits (HE), für Wertschwankungen der Sicherheit (HC) und im Falle von Währungsinkongruenzen (HFX) – soll die abgesicherte Forderung vor einer marktpreisinduzierten Unterdeckung schützen.1 Diese Haircuts sind dann unter Berücksichtigung einer geschäftsartenspezifischen regulatorischen Verwertungsdauer und im Falle einer nicht täglichen Neubewertung durch das Institut mittels vorgegebener Formeln2 zu skalieren. Schließlich hat ein Institut für den so bestimmten volatilitätsangepassten Sicherheitenwert noch etwaige Laufzeitinkongruenzen3 zu berücksichtigen: Wenn die Restlaufzeit der finanziellen Sicherheit geringer ist als die der mit ihr besicherten Kreditforderung, führt dies zu einer weiteren Minderung des Sicherheitenwerts. Nach Abzug des so ermittelten Werts der finanziellen Sicherheiten verbleibt ein unbesicherter Forderungsbetrag E* in Höhe von: (16)

E* = max 0; E ∙ 1 + HE – C ∙ 1 – HC – HFX ∙

t – 0,25 T – 0,25

mit

t = min (RLZ in Jahren der Sicherheit; T); T = min (RLZ in Jahren der Forderung; 5) 1 2 3

Die Haircuts werden in Art. 224 CRR vorgegeben, können nach Erlaubnis durch die Aufsicht vom Institut aber auch selbst geschätzt werden. Vgl. Art. 224 CRR und Art. 226 CRR. Die Laufzeitinkongruenz wird in Art. 237 CRR definiert; ihr wird in den Formeln in Art. 239 Abs. 2 und Abs. 4 CRR Rechnung getragen. Darüber hinaus gilt: Besicherungen mit Laufzeitinkongruenzen können nur anerkannt werden, wenn die Ursprungslaufzeit der Sicherheit mindestens ein Jahr beträgt und die Restlaufzeit der Besicherung über drei Monate liegt.

376

ec)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Garantien

Für Garantien (im weiten Sinn) ist der regulatorische Wertansatz der mit dem Sicherungsgeber vereinbarte Betrag. Dieser wird bei etwaigen Währungsinkongruenzen um einen Haircut (HFX) vermindert, der seinerseits wieder – analog zu den finanziellen Sicherheiten – gemäß Verwertungsdauer und Neubewertungsfrequenz heraufskaliert wird.1 Sollte die Restlaufzeit der Garantie kleiner sein als die des mit ihr besicherten Kredits, ist schließlich noch ein Laufzeitanpassungsfaktor zu berücksichtigen, der wie bei den finanziellen Sicherheiten dargestellt zu berechnen ist.

ed)

Immobilien

Im KSA wird der vollständig durch Immobilien besicherte Realteil eines Kredits2 – bei Wohnimmobilien: 80 % Beleihungswert; bei Gewerbeimmobilien: min(50 % Marktwert; 60 % Beleihungswert) – der Forderungsklasse „durch Grundpfandrechte an Immobilien besicherte Risikopositionen“ zugewiesen. Im Basis-IRBA wird zunächst eine Mindestbesicherung als Quotient aus Sicherheitenwert (C) und Forderungswert (E) von 30 % verlangt. Der besicherte Forderungsteil hat dann eine Übersicherung von 140 % aufzuweisen.3 Da die Immobilie im Basis-IRBA höchstens zum aktuellen Marktwert bewertet werden darf, beläuft sich der regulatorisch ansetzbare Immobilien-Sicherheitenwert daher auf 71,43 % des Marktwerts (= (1 ÷ 1,4) ‧ C).

f) fa)

Sicherheitenanrechnung und Eigenmittelunterlegung Vorbemerkungen

Institute verfolgen mit der Anrechnung von Sicherheiten das Ziel, das Adressenausfallrisiko ihres Kreditportfolios zu reduzieren und damit eine geringere Eigenmittelunterlegung zu erreichen. Dazu gibt die Aufsicht in der CRR für den KSA und den Basis-IRBA4 vor, wie Sicherheiten das Risikogewicht des besicherten Teils einer Forderung verringern.5 Zu beachten ist, dass die Sicherheiten immer auf die Bemessungsgrundlage angerechnet werden, also den Forderungswert vor Anwendung eines entsprechenden CCF.6 Sollten für ein Darlehen mehrere Sicherheiten vorliegen, so muss das Institut das Darlehen in verschiedene Teilbeträge aufsplitten, die jeweils durch 1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 233 CRR. Vgl. Art. 125 Abs. 2 Buchst. d) CRR und Art. 126 Abs. 2 Buchst. d) CRR. Vgl. Art. 230 CRR. Im fortgeschrittenen IRBA dürfen die Institute neben der PD auch die LGD selbst schätzen und damit auch die risikomindernden Effekte ihrer Sicherheiten selbst ermitteln. Der besicherte Teil der Bemessungsgrundlage ist der einer Forderung zugewiesene Anteil des regulatorischen Werts einer Sicherheit. Vgl. ANDRAE, SILVIO (2020, Kreditrisikominderungstechniken), S. 174. Diese Vorgabe führt bei außerbilanziellen Positionen mit einem CCF kleiner eins zu einer Verringerung der Sicherheitenwirkung, weil der Sicherheitenwert noch mit dem CCF multipliziert werden muss.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

377

eine Sicherheitenart besichert sind, und für jeden Forderungsteil den Wertansatz seiner Sicherheit ermitteln. Anschließend wird die Eigenmittelunterlegung für jeden Forderungsteil separat berechnet und aufaddiert.

fb)

Risikominderung im KSA

Die Risikominderung im KSA wird grundsätzlich dadurch erreicht, dass ein Institut für den durch eine anerkennungsfähige Sicherheit im KSA besicherten Forderungsteil das Risikogewicht des Schuldners durch das Risikogewicht der Sicherheit ersetzt. Diese sind wie folgt festgelegt: – finanzielle Sicherheiten: RW = 0 %,1 – Garantien und Kreditderivate: RW = Risikogewicht des Garanten, – durch Grundpfandrechte an Immobilien besicherte Risikopositionen: – wohnwirtschaftlich: RW = 35 %, – gewerblich: RW = 50 %. Bei Nettingvereinbarungen wird die Nettoforderung angesetzt. Die Wirkungsweise von Sicherheiten im KSA stellt sich schematisch wie in Abbildung 632 gezeigt dar.

Abbildung 63: Anrechnung von Sicherheiten im KSA

fc)

Risikominderung im IRBA

Auch im IRBA wirken Sicherheiten auf das Risikogewicht des besicherten Kreditteils, das seinerseits durch die Risikoparameter PD und LGD determiniert wird. Aufgrund 1 2

Dies gilt für die umfassende Methode. Bei der einfachen Methode ist nach dem Substitutionsprinzip das RW des Emittenten der Sicherheit für den besicherten Teil anzusetzen. Vgl. Art. 222 Abs. 3–6 CRR. Eigene Darstellung in Anlehnung an ANDRAE, SILVIO (2020, Kreditrisikominderungstechniken), S. 176.

378

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

ihrer Charakteristika wirken Garantien und Kreditderivate PD-verbessernd, weil das Kreditrisiko eines z. B. verbürgten Darlehens letztlich nicht durch das Adressenausfallrisiko des Schuldners, sondern durch dasjenige des Bürgen bestimmt wird. Alle anderen Sicherheiten mindern im Falle eines Kreditnehmerausfalls die Verlustschwere und wirken daher auf die LGD. Für die im Beispielportfolio im 6. Kapitel Teil D.II.7. enthaltenen finanziellen Sicherheiten und Realsicherheiten verringern sich im Basis-IRBA die aufsichtlich vorgegebenen LGD-Werte von 45 % für vorrangige Kredite ohne anerkannte Sicherheit und 75 % für nachrangige Kredite ohne anerkannte Sicherheit wie in Abbildung 64 dargestellt. Sicherheitenart

LGDvorrangig

LGDnachrangig

finanzielle Sicherheiten

0%

0%

Immobilien

35 %

65 %

Abbildung 64: LGD-Werte für vorrangig und nachrangig besicherte Forderungen Bei Nettingvereinbarungen kann – analog zum KSA – der Saldo der aufgerechneten Forderungen als EaD angesetzt werden. Im fortgeschrittenen IRBA quantifizieren die Institute die kreditrisikomindernden Effekte aus der Anrechnung der von ihnen berücksichtigten Sicherheiten im Rahmen eigener LGD-Schätzungen selbst. Die Wirkungsweise von Sicherheiten im IRBA zeigt die folgende Abbildung 65.1

Abbildung 65: Anrechnung von Sicherheiten im IRBA

1

Eigene Darstellung in Anlehnung an ANDRAE, SILVIO (2020, Kreditrisikominderungstechniken), S. 177.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

379

Schließlich offeriert die CRR für den Basis-IRBA noch zwei Wahlrechte zur alternativen Berücksichtigung von Sicherheiten, die die besondere Berücksichtigung des sogenannten „Double Default“-Effekts bei Garantien und die Möglichkeit der Anwendung eines alternativen Risikogewichts bei durch Immobilien besicherten Krediten betreffen. Auf ihre Darstellung wird hier aber verzichtet.1

6.

Ausblick auf die Veränderungen durch die Basel III-Finalisierung

Am 07.12.2017 hat die Gruppe der Zentralbankgouverneure und der Chefs der Aufsichtsbehörden das endgültige Basel III-Reformpaket beschlossen.2 Vorausgegangen waren intensive und schwierige Verhandlungen, um eine Einigung über die notwendigen Veränderungen des Baseler Rahmenwerks zu erwirken. Die vereinbarten Neuregelungen umfassen insbesondere die Vorgaben zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für Kreditrisiken und operationelle Risiken. Übergeordnetes Ziel der Überarbeitung ist die Erhöhung der Risikosensitivität des Baseler Standards. Zudem sollen für Institute, die interne Modelle zur Risikoquantifizierung verwenden, die Freiheitsgrade bei der Ausgestaltung dieser Verfahren eingeschränkt werden.3 Beide Veränderungen basieren auf den quantitativen Analysen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, die im Quervergleich unangemessene Abweichungen in den Berechnungsergebnissen identifiziert haben. Das Basel III-Reformpaket wird derzeit in europäisches und nationales Recht überführt, da es sich bei dem aktualisierten Rahmenwerk nur um eine gemeinsame Absichtserklärung der teilnehmenden Länder handelt. Eine Umsetzung der neuen Anforderungen ist durch die Teilnehmer nach Vorstellungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht bis spätestens 01.01.2023 vorzunehmen. Zentrales Ziel der Änderungen am KSA ist die Reduzierung der übermäßigen Variabilität von risikogewichteten Aktiva. Auf dem Höhepunkt der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 verloren zahlreiche Akteure das Vertrauen in die von Instituten gemeldeten risikogewichteten Kapitalquoten. Eine glaubwürdige Berechnung der RWAs ist allerdings ein fundamentales Element im risikogewichteten Kapitalrahmen. Folglich besteht an die risikogewichteten Kapitalquoten der Institute die Anforderung, dass diese ausreichend transparent berechnet werden und auch über Institute hinweg vergleichbar sein sollten. Nur so ist es möglich, dass die verschiedenen Stakeholder

1 2 3

Vgl. Art. 153 Abs. 3 CRR (besondere Berücksichtigung von Garantien – Double Default) und Art. 230 Abs. 3 CRR (alternatives Risikogewicht für durch Immobilien besicherte Kredite). Vgl. BCBS (2017, Finalising). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Basel III).

380

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

das jeweilige Risikoprofil der Institute angemessen beurteilen können.1 Auch die Erfahrungen aus jüngeren Verlustereignissen werden im neuen KSA angemessener berücksichtigt. Gegenüber den bereits etablierten KSA-Vorgaben aus den Art. 111–141 CRR sind folgende Forderungsklassen von z. T. signifikanten Änderungen in Bezug auf die Risikogewichte betroffen: – Risikopositionen gegenüber multilateralen Entwicklungsbanken, – Risikopositionen gegenüber Instituten, – Risikopositionen in Form gedeckter Schuldverschreibungen, – Risikopositionen gegenüber Unternehmen, – Risikopositionen aus Beteiligungen und nachrangigen Forderungen, – Risikopositionen aus dem Mengengeschäft, – mit Immobilien besicherte Forderungen,2 – sonstige Forderungsklassen. Zudem erfolgen Anpassungen hinsichtlich Risikogewichtungszuschlägen für Fremdwährungskredite, und es wird zukünftig eine Kapitalunterlegung auch für jederzeit und unbedingt kündbare Kreditzusagen geben. Auch eine Anpassung bei der Anerkennung von Sicherheiten wird thematisiert. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht schlägt zudem Veränderungen für die internen Modelle zur Quantifizierung von Kreditrisiken vor. Auch hier war das vorrangige Ziel des Gremiums, die übermäßige RWA-Variabilität bei den Instituten durch eine Überarbeitung der IRBA-Regelungen zu vermindern. Als RWA-Variabilität wird das Phänomen bezeichnet, dass vergleichbare Risiken von den Instituten unterschiedlich bewertet werden. In der Folge unterscheiden sich auch die Eigenmittelanforderungen signifikant. Als mögliche Gründe für diese divergierenden Einschätzungen sind insbesondere eine unzureichende Datengrundlage für die Schätzung der Risikoparameter sowie unterschiedliche Verfahren bei der Entwicklung und Genehmigung der internen Ansätze zu nennen.3 Als Folge sieht das finalisierte Reformpaket mit Bezug auf den IRBA folgende Änderungen vor: – keine Anwendung des IRBA mehr für Beteiligungen, – keine Anwendung des fortgeschrittenen IRBA mehr für „low default“-Portfolios, – Erhöhung der PD-Floors von 0,03 % auf 0,05 %, – Einführung eines EaD-Floors, 1 2 3

Vgl. BCBS (2017, Finalising). Vgl. dazu ausführlich WASCHBUSCH, GERD et al. (2021, Verteuerung), S. 317–325. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Basel III).

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

381

– Einführung von LGD-Floors für unbesicherte und besicherte Exposures, – Überarbeitung der LGD-Werte im Basis-IRBA, – Einschränkung der Modellierung des CCF für offene revolvierende Zusagen und Abstellen der CCF auf die Werte aus dem KSA für außerbilanzielle Geschäfte, – Anpassung der CCFs im Basis-IRBA, – Klarstellung der Ermittlung der effektiven Laufzeit (M) bei revolvierenden Forderungen, – Anpassung der Anrechnungslogik von Garantien und Bürgschaften im Rahmen der Kreditrisikominderungstechniken, – Abschaffung des Skalierungsfaktors in Höhe von 1,06 in der Risikogewichtungsformel des IRBA. Mit der Finalisierung von Basel III geht des Weiteren die Einhaltung einer verbindlichen Verschuldungsquote einher. Hierbei gehen explizit die Vorgaben für global systemrelevante Institute über die Mindestanforderungen von drei Prozentpunkten hinaus. Durch die Festlegung einer Eigenmitteluntergrenze (auch: „Output Floor“) sollen schließlich die Spielräume für Institute, die eigene Risikomessverfahren anwenden, weiter begrenzt werden. Nach den vereinbarten Übergangsfristen sieht der neue Baseler Standard eine Kalibrierung des Output-Floors in Höhe von 72,5 % vor. Dies bedeutet, dass die Eigenmittelanforderungen für Institute mit internen Ansätzen maximal 27,5 % (= 100 % minus Eigenmitteluntergrenze in Höhe von 72,5 %) unter den Anforderungen liegen dürfen, die sich aus den Standardansätzen ergeben würden. In der Folge gewinnt die Berechnung des KSA, der als eine Berechnungsgrundlage für den Output Floor zukünftig dienen wird, auch für (große) IRBA-Institute mehr an Bedeutung.1 Die neuen Baseler Vorschriften sollen grundsätzlich zum 01.01.2023 angewendet werden, wobei für den Output Floor eine zeitlich und betragsmäßig gestaffelte Einführung bis zum 01.01.2028 vorgesehen ist.2 Die geplanten Änderungen im finalisierten Basel III-Rahmenwerk zielen auf eine weitere Stärkung der Widerstandsfähigkeit der internationalen Finanzmärkte sowie eine Verbesserung der Wettbewerbsgleichheit auf den globalen Märkten ab. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine konsequente und zeitgerechte Umsetzung der beschlossenen Regelungen in allen Baseler Mitgliedsländern.3

1 2 3

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Basel III). Vgl. BCBS (2017, Finalising). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Basel III).

382

7.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Abschließende Fallstudie

Fallstudie 7:

Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko

Die Fallstudie behandelt ein in Deutschland zugelassenes Kreditinstitut gemäß § 1 Abs. 1 KWG, welches die risikogewichteten Positionsbeträge für das Kredit- und das Verwässerungsrisiko nach dem Kreditrisikostandardansatz berechnet. Zudem besitzt das hypothetische Kreditinstitut die Genehmigung zur Nutzung des Basis-IRBA. Es gilt der Stand der gesetzlichen Regelungswerke zum 28.06.2021. Das Portfolio des Kreditinstituts umfasst insgesamt 18 Engagements mit einem gesamten Nominal von 40.410.000 EUR. Zur besseren Veranschaulichung werden die Engagements thematisch in sieben getrennten Teilaufgaben zusammengefasst: – Teilaufgabe 1: Engagements gegenüber Zentralstaaten und Zentralregierungen, – Teilaufgabe 2: Engagements gegenüber Firmenkunden/Unternehmen (unbesichert), – Teilaufgabe 3: Engagements gegenüber Instituten, – Teilaufgabe 4: Engagements gegenüber Privatkunden, – Teilaufgabe 5: Investition in einen deutschen Pfandbrief, – Teilaufgabe 6: Engagements in Payer Swap, – Teilaufgabe 7: Engagements gegenüber Firmenkunden/Unternehmen (besichert). Die einzelnen Teilaufgaben sind immer identisch gegliedert. Nach einer detaillierten Beschreibung der Engagements erfolgt zunächst die Behandlung nach dem Kreditrisikostandardansatz. Anschließend werden die risikogewichteten Positionsbeträge nach dem Basis-IRBA ermittelt. Es erfolgt sodann ein kurzer Ausblick auf derzeit geplante Änderungen im KSA auf Basis der Finalisierung von Basel III. Am Ende der Besprechung der einzelnen Teilaufgaben werden die Ergebnisse nochmals vergleichend zusammengefasst. Für die Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge nach dem Basis-IRBA werden für die Risikoparameter LGD und M die in den Art. 161, 162 und 164 CRR aufsichtlich vorgegebenen und im 6. Kapitel Teil D.II.4.ee) aufgeführten Werte verwendet. Für die Teilaufgabe 4 wird eine vom Institut selbst geschätzte LGD von 60 % zugrunde gelegt. Die Eigenmittelunterlegung in der ersten Baseler Säule ergibt sich gemäß folgender Formel: regEK = 8 % ‧ RWA.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

383

Lösung der Fallstudie 7: Teilaufgabe 1: Berechnen Sie für folgende (hypothetische) Engagements die risikogewichteten Positionsbeträge nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA: #1 Staatsanleihe des Königreichs der Niederlande, Laufzeit 10 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating AAA, #2 Staatsanleihe der Republik Montenegro, Laufzeit 10 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating B, #3 Staatsanleihe der Republik Portugal, Laufzeit 10 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating BBB, #4 Staatsanleihe der Republik Polen, Laufzeit 10 Jahre, begeben in polnischen Zloty, umgerechnetes Volumen 1.000.000 EUR, Rating A-, #5 Staatsanleihe der Republik Polen, Laufzeit 10 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating A-. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in den risikogewichteten Positionsbeträgen? Lösung der Teilaufgabe 1: Kreditrisikostandardansatz Alle Engagements sind der Forderungsklasse „Zentralstaaten und Zentralregierungen“ gemäß Art. 114 CRR zuzuordnen. Folgende Risikogewichte (RW) und risikogewichteten Positionsbeträge ergeben sich: #1 Staatsanleihe des Königreichs der Niederlande: RW = 0 % gemäß Rating AAA (Bonitätsstufe 1 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) RWA = 0 EUR #2 Staatsanleihe der Republik Montenegro: RW = 100 % gemäß Rating B (Bonitätsstufe 5 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) RWA = 1.000.000 EUR #3 Staatsanleihe der Republik Portugal: RW = 0 % trotz Rating BBB (Bonitätsstufe 3 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) wegen der Sonderregel „EU-Mitgliedstaat“ nach Art. 114 Abs. 4 CRR RWA = 0 EUR

384

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

#4 Staatsanleihe der Republik Polen in Zloty: RW = 0 % trotz Rating A- (Bonitätsstufe 2 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) wegen der Sonderregel „EU-Mitgliedstaat“ nach Art. 114 Abs. 4 CRR („Heimatwährung“) RWA = 0 EUR #5 Staatsanleihe der Republik Polen in Euro: Fallunterscheidung gemäß Art. 500a CRR i. V. m. Art. 114 Abs. 2 CRR: bis 31.12.2022: RW = 0 % (= 0 % ‧ 20 %) trotz Rating A- (Bonitätsstufe 2 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) RWA = 0 EUR nachrichtlich: im Jahr 2023: RW = 4 % (= 20 % ‧ 20 %) trotz Rating A- (Bonitätsstufe 2 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) RWA = 40.000 EUR im Jahr 2024: RW = 10 % (= 50 % ‧ 20 %) trotz Rating A- (Bonitätsstufe 2 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) RWA = 100.000 EUR ab 01.01.2025: RW = 20 % gemäß Rating A- (Bonitätsstufe 2 nach Art. 114 Abs. 2 CRR) RWA = 200.000 EUR Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln1 gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR: – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD + 0,24 ∙ (1 – ) –50 1–e 1 – e–50 – zur Bestimmung des Laufzeitanpassungsfaktors b R = 0,12 ∙

b 1

0,11852 – 0,05478 ∙ ln PD

2

Vgl. die Formeln (9) und (11) im 6. Kapitel Teil D.II.4.ed).

1 + M – 2,5 ∙b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

385

#1 Staatsanleihe des Königreichs der Niederlande: PD = 0,01 %

LGD = 45 %

M = 2,5

b = 0,11852 – 0,05478 ∙ ln 0,01 %

≈ 0,3882

–50 ∙ 0,01 %

R = 0,12 ∙

1–e 1 – e–50

+ 0,24 ∙ 1 –

1 – e–50 ∙ 0,01 % ≈ 0,2394 1 – e–50

G PD = G 0,01% ≈ –3,7190 G 0,999 ≈ 3,0902 N

1 √1 – R

N

∙ G PD +

2,5306

RW = LGD ∙ N

R ∙ G 0,999 1–R

N

1 1 – 0,2394

∙ –3,7190 +

0,2394 ∙ 3,0902 1 – 0,2394

0,0057 1 √1 – R

∙ G PD +

R ∙ G 0,999 1–R

RW = 45 % ∙ 0,0057 – 45 % ∙ 0,01 % ∙

– LGD ∙ PD ∙

1 + M – 2,5 ∙ b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

1 + 2,5 – 2,5 ∙ 0,3882 ∙ 12,5 ∙ 1,06 ≈ 7,98 % 1 – 1,5 ∙ 0,3882

RW = 7,98 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 7,98 % ∙ 1.000.000 EUR = 79.842 EUR #2 Staatsanleihe der Republik Montenegro: PD = 1,00 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 97,86 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 97,86 % ∙ 1.000.000 EUR = 978.558 EUR #3 Staatsanleihe der Republik Portugal: PD = 0,20 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 46,53 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 46,53 % ∙ 1.000.000 EUR = 465.282 EUR #4 Staatsanleihe der Republik Polen in Zloty: PD = 0,10 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 1.000.000 EUR = 314.332 EUR #5 Staatsanleihe der Republik Polen in Euro: PD = 0,10 %1

1

LGD = 45 %

M = 2,5

Implizit wird hier angenommen, dass das interne Rating von Polen als Zentralstaat in inländischer Währung und in Fremdwährung gleich ist.

386

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 1.000.000 EUR = 314.332 EUR Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Standardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III Nach dem derzeitigen Kenntnisstand unterliegen die Positionen #1 bis #5 keiner Änderung. Teilaufgabe 2: Berechnen Sie für folgende (hypothetische) Engagements die risikogewichteten Positionsbeträge nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA: #6 Kredit an Unternehmen A, Laufzeit 5 Jahre, begeben in Euro, Volumen 2.000.000 EUR, Rating A, #7 Kredit an Unternehmen B, Laufzeit 5 Jahre, begeben in Euro, Volumen 2.000.000 EUR, nicht geratet, erfüllt die Anforderungen eines KMU, Jahresumsatz 10 Mio. EUR, #8 Kredit an Unternehmen C, Laufzeit 5 Jahre, begeben in Euro, Volumen 3.000.000 EUR, nicht geratet, erfüllt die Anforderungen eines KMU, Jahresumsatz 10 Mio. EUR, Berücksichtigung der Anpassung von Art. 501 CRR (seit 27.06.2020) wegen COVID-19 Pandemie, #9 Unwiderrufliche Kreditlinie an Unternehmen D, Volumen 2.000.000 EUR, Rating A, Ursprungslaufzeit 2 Jahre. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in den risikogewichteten Positionsbeträgen? Lösung der Teilaufgabe 2: Kreditrisikostandardansatz Alle Engagements sind der Forderungsklasse „Unternehmen“ gemäß Art. 122 CRR zuzuordnen. Folgende Risikogewichte (RW) und risikogewichteten Positionsbeträge ergeben sich: #6 Kredit an Unternehmen A: RW = 50 % gemäß Rating A (Bonitätsstufe 2 nach Art. 122 Abs. 1 CRR) RWA = 1.000.000 EUR #7 Kredit an Unternehmen B: Nicht geratet => RW = 100 %

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

387

Anwendung des KMU-Unterstützungsfaktors i. H. v. 0,7619 gemäß Art. 501 Abs. 1 CRR RW = 76,19 % RWA = 1.523.800 EUR #8 Kredit an Unternehmen C: Nicht geratet => RW = 100 % Anwendung der KMU-Unterstützungsgleichung gemäß Art. 501 Abs. 1 CRR RW = (2.500.000 EUR ‧ 76,19 % + 500.000 EUR ‧ 85 %) ÷ 3.000.000 EUR = 77,66 % RWA = 2.329.750 EUR #9 Kreditlinie an Unternehmen D: Anwendung eines Umrechnungsfaktors (CCF) nach Art. 111 CRR i. V. m. Anhang I der CRR von 50 % für unwiderrufliche Kreditlinien mit einer Ursprungslaufzeit von mehr als einem Jahr RW = 50 % gemäß Rating der Bonitätsstufe 2 nach Art. 122 Abs. 1 CRR RWA = 2.000.000 EUR ‧ 50 % ‧ 50 % = 500.000 EUR Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR: – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙

1 + M – 2,5 ∙ b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD + 0,24 ∙ (1 – 1 – e–50 1 – e–50 Zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R für die Kredite #7 und #8 – Forderungen an KMUs – ist die Formel gemäß Art. 153 Abs. 4 CRR anzuwenden:1 R = 0,12 ∙

R = 0,12 ∙

1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD min max 5; S ; 50 + 0,24 ∙ (1 – – 0,04 ∙ 1 – -50 –50 1–e 1–e 45

#6 Kredit an Unternehmen A: PD = 0,10 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 2.000.000 EUR = 628.665 EUR 1

Vgl. die Formel (12) im 6. Kapitel Teil D.II.4.ed).

5

388

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

#7 Kredit an Unternehmen B: PD = 0,30 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 46,77 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) Anwendung der KMU-Unterstützungsgleichung gemäß Art. 501 Abs. 1 CRR:1 RWA* =RWA ∙

min E* ; 2.500.000 EUR ∙ 0,7619 + max E* – 2.500.000 EUR; 0 ∙ 0,85 E*

RWA = RW ∙ EaD = 46,77 % ∙ 2.000.000 EUR RWA* = (2.000.000 EUR ‧ 46,77 %) ∙ 76,19 % = 712.750 EUR #8 Kredit an Unternehmen C: PD = 0,50 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 59,88 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) Anwendung der KMU-Unterstützungsgleichung gemäß Art. 501 Abs. 1 CRR RWA∗

RWA ∙

min E ∗ ; 2: 500.000 EUR ∙ 0,7619

max E ∗

2.500.000 EUR; 0 ∙ 0,85

E∗

RWA = RW ∙ EaD = 59,88 % ∙ 3.000.000 EUR RWA* = (2.500.000 EUR ‧ 76,19 % + 500.000 EUR ‧ 85 %) ‧ 59,88 % = 1.395.000 EUR #9 Kreditlinie an Unternehmen D: PD = 0,10 %

LGD = 45 %

M = 2,5

CCF = 75 %

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) EaD = Forderungswert ∙ CCF = 2.000.000 EUR ∙ 75 % = 1.500.000 EUR RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 1.500.000 EUR = 471.498 EUR Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Standardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III #6 Kredit an Unternehmen A: keine Veränderung #7 Kredit an Unternehmen B: voraussichtlich Wegfall des Unterstützungsfaktors i. H. v. 0,7619 in der CRR III für KMUs2 => RW = 75 % für „Retail KMU“ und 85 % für ungeratete „Corporate-KMU“ #8 Kredit an Unternehmen C: Einheitliches RW = 85 % für ungeratete Corporate-KMUs vorgesehen 1 2

In Art. 501 CRR wird die Abkürzung RWEA anstelle von RWA verwendet. Vgl. EBA (2019, Basel III), S. 9.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

389

#9 Kreditlinie an Unternehmen D: einheitlicher Umrechnungsfaktor (CCF) von 40 % für „normale“ unwiderrufliche Kreditzusagen Teilaufgabe 3: Berechnen Sie für folgende (hypothetische) Engagements die risikogewichteten Positionsbeträge nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA: #10 Anleihe Kreditinstitut Inland, Restlaufzeit > 3 Monate, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating A, #11 Anleihe Kreditinstitut Ausland (außerhalb der EU), Restlaufzeit > 3 Monate, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, kein Rating, Rating des Sitzlands BBB. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in den risikogewichteten Positionsbeträgen? Lösung der Teilaufgabe 3: Kreditrisikostandardansatz Alle Engagements sind der Forderungsklasse „Institute“ gemäß Art. 119–121 CRR zuzuordnen. Folgende Risikogewichte (RW) und risikogewichteten Positionsbeträge ergeben sich: #10 Anleihe Kreditinstitut Inland: RW = 50 % gemäß Rating A (Bonitätsstufe 2 nach Art. 120 Abs. 1 CRR) RWA = 500.000 EUR #11 Anleihe Kreditinstitut Ausland (außerhalb der EU): ohne Rating => Anwendung von Art. 121 CRR („Sitzstaatsprinzip“) RW = 100 % gemäß Rating BBB des Sitzstaats (Bonitätsstufe 3 nach Art. 121 Abs. 1 CRR) RWA = 1.000.000 EUR Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR: – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙

1 + M – 2,5 ∙ b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

390

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD + 0,24 ∙ (1 – 1 – e–50 1 – e–50 #10 Anleihe Kreditinstitut Inland: R = 0,12 ∙

PD = 0,10 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 1.000.000 EUR = 314.332 EUR #11 Anleihe Kreditinstitut Ausland PD = 0,40 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 66,48 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 66,48 % ∙ 1.000.000 EUR = 664.808 EUR Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Standardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III Nach dem derzeitigen Kenntnisstand unterliegen die Positionen #10 und #11 keiner Änderung. Teilaufgabe 4: Berechnen Sie für das folgende (hypothetische) Engagement den risikogewichteten Positionsbetrag nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA: #12 Privater Konsumentenkredit (ausgezahlt), Laufzeit 5 Jahre, begeben in Euro, Volumen 10.000 EUR, kein Rating. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in dem risikogewichteten Positionsbetrag? Lösung der Teilaufgabe 4: Kreditrisikostandardansatz Das Engagement ist der Forderungsklasse „Mengengeschäft“ gemäß Art. 123 CRR zuzuordnen. Folgendes Risikogewicht (RW) und folgender risikogewichteter Positionsbetrag ergeben sich: #12 Privater Konsumentenkredit (ausgezahlt): RW = 75 % gemäß Art. 123 CRR RWA = 7.500 EUR

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

391

Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln gemäß Art. 154 Abs. 1 CRR:1 – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Risikopositionen aus dem Mengengeschäft RW

LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙ 12,5 ∙ 1,06

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–35 ∙ PD 1 – e–35 ∙ PD 0,16 ∙ 1 – 1 – e–35 1 – e–35 #12 Privater Konsumentenkredit (ausgezahlt): R

0,03 ∙

PD = 1,60 %

LGD = 60 %

RW = 77,00 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 77,00 % ∙ 10.000 EUR = 7.700 EUR Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Standardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III Nach dem derzeitigen Kenntnisstand unterliegt die Position #12 keiner Änderung. Teilaufgabe 5: Berechnen Sie für das folgende (hypothetische) Engagement den risikogewichteten Positionsbetrag nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA: #13 (Öffentlicher) Pfandbrief, Laufzeit 30 Jahre, begeben in Euro, Volumen 10.000.000 EUR, Emissions-Rating AAA. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in dem risikogewichteten Positionsbetrag? Lösung der Teilaufgabe 5: Kreditrisikostandardansatz Das Engagement ist der Forderungsklasse „Gedeckte Schuldverschreibung“ gemäß Art. 129 CRR zuzuordnen. Folgendes Risikogewicht (RW) und folgender risikogewichteter Positionsbetrag ergeben sich:

1

Vgl. die Formeln (13) und (14) im 6. Kapitel Teil D.II.4.ed).

392

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

#13 (Öffentlicher) Pfandbrief: RW = 10 % gemäß Rating AAA (Bonitätsstufe 1 nach Art. 129 CRR) RWA = 1.000.000 EUR Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR: – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙

1 + M – 2,5 ∙ b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD 0,24 ∙ 1 – –50 1–e 1 – e–50 Der Pfandbrief wurde emittiert von einer Bank mit einer PD von 0,10 %. R

0,12 ∙

#13 (Öffentlicher) Pfandbrief: PD = 0,10 %

LGD = 11,25 %

M = 2,5

RW = 7,86 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = 7,86 % ∙ 10.000.000 EUR = 785.831 EUR Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Standardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III Nach dem derzeitigen Kenntnisstand unterliegt die Position #13 keiner Änderung. Teilaufgabe 6: Berechnen Sie für das folgende (hypothetische) Engagement den risikogewichteten Positionsbetrag nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA: #14 Payer Swap mit einem Nominalwert von 10.000.000 EUR, aktueller Marktwert 200.000 EUR, Kontrahent: Institut mit Rating A, Restlaufzeit: 3 Jahre, Bewertung erfolgt mittels (überarbeiteter) Ursprungsrisikomethode (OEM = original exposure method) des Art. 282 CRR. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in dem risikogewichteten Positionsbetrag?

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

393

Lösung der Teilaufgabe 6: Kreditrisikostandardansatz Das Engagement ist der Forderungsklasse „Zentralstaaten und Zentralregierungen“ gemäß Art. 114 CRR zuzuordnen. Folgendes Risikogewicht (RW) und folgender risikogewichteter Positionsbetrag ergeben sich: #14 Payer Swap: Risikopositionswert (EaD):

1,4 ‧ (200.000 EUR + 1,5 % ‧ 10.000.000 EUR) = 490.000 EUR

Forderungsklasse Institute RW = 50 % gemäß Rating der Bonitätsstufe 2 nach Art. 120 Abs. 1 CRR RWA = 245.000 EUR Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken RW = LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD +

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙

1 + M – 2,5 ∙ b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD + 0,24 ∙ (1 – 1 – e–50 1 – e–50 #14 Payer Swap: R = 0,12 ∙

PD = 0,10 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) Risikopositionswert (EaD) = 490.000 EUR RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 490.000 EUR = 154.023 EUR Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Kreditrisikostandardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III Nach dem derzeitigen Kenntnisstand unterliegt die Position #14 keiner Änderung. Teilaufgabe 7: Berechnen Sie für folgende (hypothetische) Engagements die risikogewichteten Positionsbeträge nach dem Standardansatz und dem Basis-IRBA. Nehmen Sie hierbei an,

394

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

dass es sich bei den folgenden Krediten an Unternehmen nicht um KMU-Forderungen handelt: #15 Kredit an Unternehmen E, Restlaufzeit 5 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating A, ohne Besicherung, #16 Kredit an Unternehmen F, Restlaufzeit 4 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating BBB, besichert mit Bundesanleihe Restlaufzeit 5 Jahre mit aktuellem Marktwert 500.000 EUR und Rating AAA, #17 Kredit an Unternehmen G, Restlaufzeit 4 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.000.000 EUR, Rating B+, besichert durch die Garantie einer Sparkasse, Restlaufzeit der Garantie beträgt 3 Jahre, Garantiebetrag umfasst 300.000 EUR, #18 Kredit an Unternehmen H, Restlaufzeit 4 Jahre, begeben in Euro, Volumen 1.400.000 EUR, nicht geratet, besichert durch Gewerbeimmobilie in der EU, Verkehrswert der Immobilie = 1.600.000 EUR, Beleihungswert der Immobilie = 1.200.000 EUR. Ergeben sich aus der Finalisierung von Basel III nach dem derzeitigen Stand Veränderungen in den risikogewichteten Positionsbeträgen? Lösung der Teilaufgabe 7: Kreditrisikostandardansatz Die Engagements #15 bis #17 sind der Forderungsklasse „Unternehmen“ gemäß Art. 122 CRR zuzuordnen. Das Engagement #18 wird aufgeteilt auf die Forderungsklassen „durch Immobilien besichert“ und „Unternehmen“ (sogenanntes „Realkreditsplitting“). Folgende Risikogewichte (RW) und risikogewichteten Positionsbeträge ergeben sich: #15 Kredit an Unternehmen E: RW = 50 % gemäß Rating A (Bonitätsstufe 2 nach Art. 122 Abs. 1 CRR) RWA = 500.000 EUR #16 Kredit an Unternehmen F: Zunächst wird der Wert der Sicherheit über die umfassende Methode bestimmt. Haircuts gemäß Art. 224 CRR. Es erfolgt eine tägliche Neubewertung. Haircut für die Art der Sicherheit – Bundesanleihe mit fünfjähriger Restlaufzeit, Bonitätsstufe 1 (Rating AAA) – und für den für eine besicherte Kreditvergabe anzusetzenden zwanzigtägigen Verwertungszeitraum gemäß Art. 224 CRR: 2,828 % (=2 % ∙

20 10

)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

395

Da die Bundesanleihe in EUR denominiert, entfällt ein Währungshaircut. Wert der Sicherheit = 500.000 EUR ‧ 1– 2 % ‧

20 10

+ 0 % = 485.858 EUR

EaD besichert = 485.858 EUR EaD unbesichert = 1.000.000 EUR – 485.858 EUR = 514.142 EUR RW = (485.858 EUR ‧ 0 % + 514.142 EUR ‧ 100 %) ÷ 1.000.000 EUR = 51,41 % RWA = 514.142 EUR #17 Kredit an Unternehmen G: Wert der Sicherheit = 300.000 EUR ‧

min 5; 4; 3 – 0,25 min 5; 4 – 0,25

= 220.000 EUR

EaD besichert = 220.000 EUR EaD unbesichert = 1.000.000 EUR – 220.000 EUR = 780.000 EUR RW = (220.000 EUR ‧ 20 % + 780.000 EUR ‧ 150 %) ÷ 1.000.000 EUR = 121,40 % RWA = 1.214.000 EUR #18 Kredit an Unternehmen H: Wert der Sicherheit = min (50 % ‧ 1.600.000 EUR; 60 % ‧ 1.200.000 EUR) = 720.000 EUR EaD besichert = 720.000 EUR EaD unbesichert = 1.400.000 EUR – 720.000 EUR = 680.000 EUR RW = (720.000 EUR ‧ 50 % + 680.000 EUR ‧ 100 %) ÷ 1.400.000 EUR = 74,29 % RWA = 1.040.000 EUR Auf internen Beurteilungen basierender Ansatz (IRB-Ansatz) Nutzung der Formeln gemäß Art. 153 Abs. 1 CRR: – zur Berechnung des Risikogewichts (RW) im Basis-IRBA für Forderungsklassen Unternehmen, Institute, Zentralstaaten und Zentralbanken RW

LGD ∙ N

1 √1 – R

∙ G PD

R ∙ G 0,999 1–R

– LGD ∙ PD ∙

1

– zur Bestimmung der regulatorischen Assetkorrelation R 1 – e–50 ∙ PD 1 – e–50 ∙ PD 0,24 ∙ 1 – 1 – e–50 1 – e–50 #15 Kredit an Unternehmen E: R

0,12 ∙

PD = 0,10 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 31,43 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet)

M – 2,5 ∙ b ∙ 12,5 ∙ 1,06 1 – 1,5 ∙ b

396

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

RWA = RW ∙ EaD = 31,43 % ∙ 1.000.000 EUR = 314.332 EUR #16 Kredit an Unternehmen F: Die anzuwendenden Haircuts bzw. Abschläge auf den Wert der Sicherheit bei der Anwendung der umfassenden Methode sind in Art. 224 CRR niedergelegt und auch im Basis-IRBA anzuwenden. Wert der Sicherheit = 500.000 EUR ‧ 1 – 2 % ‧

20 10

+ 0 % = 485.858 EUR

EaD besichert = 485.858 EUR EaD unbesichert = 1.000.000 EUR – 485.858 EUR = 514.142 EUR PD = 0,50 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW = 73,79 % (auf zwei Nachkommastellen gerundet) RWA = RW ∙ EaD = (485.858 EUR ‧ 0 % + 514.142 EUR ‧ 73,79 %) = 379.377 EUR #17 Kredit an Unternehmen G: Wert der Sicherheit = 300.000 EUR ‧

min 5; 4; 3 – 0,25 min 5; 4 – 0,25

= 220.000 EUR

EaD besichert = 220.000 EUR EaD unbesichert = 1.000.000 EUR – 220.000 EUR = 780.000 EUR PD = 1,20 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW Unternehmen G = 104,23 % (gemäß Formel) RW Garantie Sparkasse = 25,47 % (für die Sparkasse sei annahmegemäß intern eine PD von 0,07 % ermittelt worden) RWA = (220.000 EUR ‧ 25,47 % + 780.000 EUR ‧ 104,23 %) = 869.022 EUR #18 Kredit an Unternehmen H: Wert der Sicherheit = 1.600.000 EUR ÷ 1,4 = 1.142.857 EUR EaD besichert = 1.142.857 EUR EaD unbesichert = 1.400.000 EUR – 1.142.857 EUR = 257.143 EUR PD = 0,30 %

LGD = 45 %

M = 2,5

RW Unternehmen H = 57,64 % (gemäß Formel, auf zwei Nachkommastellen gerundet) RW Immobilie = 44,83 % (gemäß Formel, auf zwei Nachkommastellen gerundet; LGD von 35 % für den durch Gewerbeimmobilie vollständig besicherten Teil des Kredits) RWA = (1.142.857 EUR ‧ 44,83 % + 257.143 EUR ‧ 57,64 %) = 660.608 EUR

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

397

Geplante Anpassungen durch die Überarbeitung des Standardansatzes im finalisierten Rahmenwerk Basel III Nach dem derzeitigen Kenntnisstand unterliegen die Position #15 bis #17 Änderungen durch die Erhöhung der aufsichtlich vorgegebenen Haircuts und der Überarbeitung der Methodik für die Anerkennung von Garantien. Bei Engagement #18 könnte sich das Risikogewicht durch die beabsichtigen Änderungen in der Forderungsklasse „durch Immobilien besicherte Forderungen“ und die risikosensitivere Ausgestaltung der Sicherheitenwertansätze erhöhen. Fazit: In der Zusammenfassung ergeben sich für das gesamte Portfolio folgende risikogewichteten Positionsbeträge: – Kreditrisikostandardansatz (bestehend): 12.374.192 EUR, – Kreditrisikostandardansatz (geplant): 12.966.642 EUR, – Basis-IRBA 9.510.292 EUR. In Bezug auf den KSA (bestehend) erhöhen sich die risikogewichteten Aktiva um ca. 4,8 % für den geplanten neuen KSA. Demgegenüber reduzieren sich die risikogewichteten Aktiva des Portfolios bei Anwendung des Basis-IRBA um etwa 23,0 %.

398

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg, Dr. Joachim Hauser, Luxembourg und Dr. Sven Mühlenbrock, Luxembourg III. Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko aus der Handelsbuchtätigkeit 1. Überblick Im Rahmen ihrer Handelsbuchtätigkeit sind Institute verschiedenartigen Risiken ausgesetzt.1 Neben dem Marktpreisrisiko birgt insbesondere auch das Gegenparteiausfallrisiko – synonym hierfür „Kontrahentenausfallrisiko“ – weiterreichende Verlustgefahren, die negative Rückwirkungen auf die Solvenzfähigkeit eines Instituts entfalten können.2 Um potenziell schlagend werdende Verluste aus dem Gegenparteiausfallrisiko der Handelsbuchtätigkeit auffangen zu können, unterliegen bestimmte Handelsbuchgeschäfte einer Eigenmittelunterlegungspflicht. Gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. f) CRR sind Institute verpflichtet, für das Gegenparteiausfallrisiko aus ihrer Handelsbuchtätigkeit für die in Art. 92 Abs. 3 Buchst. f) Ziff. i)–iv) CRR genannten Geschäfte risikogewichtete Positionsbeträge zu ermitteln. Mit vorstehender Verpflichtung weicht die CRR vom geltenden Grundsatz ab, wonach Institute ihre Risiken aus Handelsbuchgeschäften nach den Regeln des Marktpreisrisikorahmenwerks quantifizieren und mit Eigenmitteln unterlegen.3 Aus risikotheoretischer Perspektive trägt dieser Grundsatz dem Umstand Rechnung, dass Geschäfte mit kurzfristiger Haltedauer primär dem Risiko sich verändernder Marktpreise 1

2 3

Vgl. zu den Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit das 1. Kapitel. Vgl. zum Begriff des aufsichtsrechtlichen Handelsbuchs Art. 4 Abs. 1 Nr. 86 CRR. Vgl. zur Differenzierung zwischen Anlage- und Handelsbuch HAUSER, JOACHIM (2013, Kreditderivate), S. 255–261; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2018, Neugestaltung), S. 104. Mitunter wird auch nur vom Gegenparteirisiko bzw. Kontrahentenrisiko gesprochen. Der Begriff des Gegenparteiausfallrisikos im Rahmen der CRR kann zudem als Synonym des Begriffs des Erfüllungsrisikos verstanden werden. Vgl. dazu sowie generell zum Erfüllungsrisiko das 1. Kapitel Teil B.II.3. Vgl. etwa SCHULTE-MATTLER, HERMANN; TRABER, UWE (1997, Marktrisiko), S. 105; GLEESON, SIMON (2012, Banking), Tz. 12.01; SCHIWIETZ, MICHAEL (2014, Abgrenzung), S. 175; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2018, Neugestaltung), S. 104.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

399

ausgesetzt sind, mithin das Ausfallrisiko des Schuldners hier tendenziell eine weniger bedeutende Rolle einnimmt.1 Für Gegenparteiausfallrisiken aus Derivaten, Wertpapierfinanzierungsgeschäften und ähnlichen Geschäften formuliert das Aufsichtsrecht allerdings eine davon abweichende Vorgehensweise und fordert, dass Institute bei diesen Geschäften eine Eigenmittelanforderung getrennt von der Eigenmittelberechnung für allgemeine und besondere Kursrisiken berechnen müssen.2 Der Anwendungsbereich für die Eigenmittelunterlegungspflicht bestimmt sich gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. f) CRR und umfasst die dort genannten Geschäfte und Instrumente aus der Handelsbuchtätigkeit des Instituts. Es handelt sich hierbei um 1. die in Anhang II CRR genannten Derivategeschäfte sowie Kreditderivate, 2. Pensionsgeschäfte, Wertpapier- oder Warenverleih- oder -leihgeschäfte, 3. Lombardgeschäfte auf der Grundlage von Wertpapieren oder Waren sowie 4. Geschäfte mit langer Abwicklungsfrist. Zu 1.: Die grundsätzliche Berechnungsweise zur Quantifizierung des Gegenparteiausfallrisikos für die in Anhang II CRR genannten Derivategeschäfte sowie Kreditderivate3 des Handelsbuchs erfolgt analog zu den Regeln für Derivate, die im Anlagebuch gehalten werden.4 Nach Art. 273 Abs. 1 UAbs. 1 CRR berechnen Institute den Risikopositionswert dieser Geschäfte gemäß einer der in Teil 3 Titel II Kapitel 6 Abschnitte 3 bis 6 CRR dargelegten Methoden, d. h. dem Standardansatz für das Gegenparteiausfallrisiko (SA-CCR), dem vereinfachten SA-CCR, der Ursprungsrisikomethode oder der auf einem internen Modell beruhenden Methode. Zu 2.–4.: Pensionsgeschäfte, Wertpapier- oder Warenverleih- oder -leihgeschäfte und Lombardgeschäfte auf der Grundlage von Wertpapieren oder Waren können unter dem Begriff des „Wertpapierfinanzierungsgeschäfts“ gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 139 CRR subsumiert werden und dienen insbesondere dem Zweck der vorübergehenden 1 2 3 4

Vgl. SCHULTE-MATTLER, HERMANN; TRABER, UWE (1997, Marktrisiko), S. 105; GLEESON, SIMON (2012, Banking), Tz. 12.01; SCHIWIETZ, MICHAEL (2014, Abgrenzung), S. 175. Vgl. BCBS (2006, Überarbeitete Rahmenvereinbarung), Tz. 702. Vgl. zu Derivaten sowie grundlegend zu Gestaltungsformen, Einsatzmöglichkeiten und Risiken bei Kreditderivaten HAUSER, JOACHIM (2013, Kreditderivate), S. 39–233. Hierbei gilt es anzumerken, dass Institute im Falle von Kreditderivaten des Anlagebuchs keine Eigenmittelanforderung für das Gegenparteiausfallrisiko berechnen müssen, da Kreditderivate im Anlagebuch nicht von Anhang II CRR erfasst werden. Vgl. Art. 271 Nr. 1 CRR i. V. m. Art. 273 Abs. 1 UAbs. 1 CRR. Für Kreditderivate des Handelsbuchs spezifiziert indessen Art. 299 Abs. 1 CRR, dass Anhang II CRR einen Verweis auf die in Anhang I Abschnitt C Nr. 8 der (durch Richtlinie 2014/65/EU aufgehobenen) Richtlinie 2004/39/EG „genannten derivativen Instrumente für die Übertragung von Kreditrisiken“ enthält. Aufgrund dieses Zusatzes in Art. 299 Abs. 1 CRR i. V. m. Art. 92 Abs. 3 Buchst. f) Ziff. i) CRR unterliegen Kreditderivate des Handelsbuchs somit auch einer Eigenmittelunterlegungspflicht für das Gegenparteiausfallrisiko.

400

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Beschaffung von Barmitteln gegen Wertpapiere oder Waren und umgekehrt.1 Wertpapierfinanzierungsgeschäfte haben demzufolge eine Vereinbarung zwischen zwei Parteien zum Gegenstand, wonach Wertpapiere oder Waren im Austausch mit Barmitteln oder anderen Wertpapieren an die jeweils andere Partei veräußert, übertragen bzw. bei dieser als Sicherheit hinterlegt werden, wobei oftmals eine Verpflichtung zum Rückkauf bzw. zur Rückübertragung des hingegebenen Wertpapiers oder der hingegebenen Ware – ersatzweise ist oftmals auch die Rückgabe eines Wertpapiers oder einer Ware mit denselben Merkmalen möglich – besteht.2 Neben einem Kursrisiko bzw. einem Ausfallrisiko in Bezug auf den Emittenten des Wertpapiers begründen solche Geschäfte auch ein Gegenparteiausfallrisiko, welches z. B. im Falle eines echten Pensionsgeschäfts, d. h. eines Geschäfts mit verpflichtender Rückübertragung, für den Pensionsgeber darin besteht, dass die Gegenpartei ihre Rückübertragungsverpflichtung nicht erfüllen kann und der erhaltene Barmittelbetrag den zum Zeitpunkt des Ausfalls realisierbaren Marktpreis des Wertpapiers nicht deckt.3 Bei Geschäften mit langer Abwicklungsfrist verpflichtet sich eine Gegenpartei, ein Wertpapier, eine Ware oder einen Betrag in Fremdwährung gegen Bargeld, andere Finanzinstrumente oder Waren zu liefern oder abzunehmen. Der Liefertermin liegt dabei jedoch nach der für diesen Geschäftstyp marktüblichen Frist oder – wenn diese Zeitspanne kürzer ist – fünf Geschäftstage nach dem Geschäftsabschluss, sodass auch bei diesen Geschäften ein Gegenparteiausfallrisiko besteht.4 Zur Berechnung des Risikopositionswerts für die in Art. 92 Abs. 3 Buchst. f) Ziff. ii)–iv) CRR genannten Geschäfte können Institute zwischen zwei Methoden wählen. Sie können zum einen gemäß Teil 3 Titel II Kapitel 4 CRR verfahren und die Kreditrisikominderungstechniken zur Berücksichtigung finanzieller Sicherheiten anwenden.5 Zum anderen ist es aber auch möglich, auf die Berechnungsmethodik für derivative Geschäfte gemäß Teil 3 Titel II Kapitel 6 CRR abzustellen.6 Für diesen Fall schränkt Art. 273 Abs. 2 CRR jedoch die Methodenauswahl ein und schreibt vor, dass Institute den Risikopositionswert mit einer auf einem internen Modell beruhenden 1 2 3

4 5 6

Vgl. exemplarisch in Bezug auf Wertpapierpensionsgeschäfte etwa BIEG, HARTMUT; KUßMAUL, HEINZ; WASCHBUSCH, GERD (2016, Finanzierung), S. 238–240. Zur regulatorischen Definition von Pensionsgeschäften, Wertpapier- oder Warenverleih- oder -leihgeschäften und Lombardgeschäften vgl. Art. 3 Nr. 7–10 der Verordnung (EU) 2015/2365 sowie Art. 4 Abs. 1 Nr. 82–83 CRR. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 355. Aus der Perspektive des Pensionsnehmers besteht die Gefahr hingegen darin, dass der Pensionsgeber den vereinbarten Geldbetrag nicht zahlt und der realisierbare Marktpreis des Wertpapiers zum Zeitpunkt des Ausfalls zur Deckung des Rückübertragungsbetrags nicht ausreicht. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 355. Zu den letzten beiden Sätzen vgl. Art. 272 Nr. 2 CRR. Vgl. Art. 111 Abs. 2 Satz 2 CRR und Art. 271 Nr. 2 CRR. Vgl. zur Berücksichtigung von Kreditrisikominderungstechniken bei der Ermittlung der risikogewichteten Positionsbeträge etwa BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 363–366. Vgl. Art. 111 Abs. 2 Satz 2 CRR und Art. 271 Nr. 1 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

401

Methode berechnen. Eine Anwendung des Standardansatzes für das Gegenparteiausfallrisiko (SA-CCR), des vereinfachten SA-CCR oder gar der Ursprungsrisikomethode ist somit nicht gestattet.

2.

Spezifikationen im Rahmen der Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge im Handelsbuch

Art. 299 CRR enthält nachfolgende Spezifikationen für die Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko bei Handelsbuchpositionen:1 – Zur Berücksichtigung finanzieller Sicherheiten darf nicht auf die einfache Methode zur Berücksichtigung finanzieller Sicherheiten gemäß Art. 222 CRR zurückgegriffen werden.2 – Finanzinstrumente und Waren, die für eine Aufnahme in das Handelsbuch in Frage kommen, dürfen als Sicherheit bei Pensionsgeschäften und Wertpapieroder Warenverleih- oder -leihgeschäften berücksichtigt werden respektive Waren, die für eine Aufnahme in das Handelsbuch in Frage kommen, dürfen als Sicherheit bei OTC-Derivaten berücksichtigt werden.3 – Besondere Regelungen im Rahmen der Berechnung der aufsichtsrechtlichen Volatilitätsanpassung gemäß Teil 3 Titel II Kapitel 4 Abschnitt 3 CRR für Finanzinstrumente und Waren, die die Anforderungen für Kreditrisikominderungstechniken nicht erfüllen: Bei Anwendung der Volatilitätsanpassung sind solche Instrumente, die mittels einer Sicherheit oder anderweitig verliehen, veräußert oder bereitgestellt bzw. ausgeliehen, angekauft oder entgegengenommen werden, wie Aktien eines Nebenindexes, die an einer anerkannten Börse notiert sind, zu behandeln.4 Bei Verwendung von auf eigenen Schätzungen beruhenden Volatilitätsanpassungen für Finanzinstrumente und Waren sind die Volatilitätsanpassungen für jede einzelne Position zu berechnen.5 Bei Erlaubnis zur Verwendung der auf internen Modellen beruhenden Methode für Zwecke der Kreditrisikominderungstechniken darf diese Methode auch im Handelsbuch angewendet werden.6 – Handels- und Anlagebuch übergreifende Netting-Rahmenvereinbarungen bei Wertpapierfinanzierungsgeschäften bzw. anderen Kapitalmarkttransaktionen 1 2 3 4 5 6

Die vormals in Art. 299 CRR enthaltenen Regelungen zur Berechnung der risikogewichteten Positionsbeträge von Kreditderivaten im Handelsbuch werden nunmehr im Rahmen der jeweils geltenden Methode zur Quantifizierung des Gegenparteiausfallrisikos berücksichtigt. Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. b) CRR. Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. c) bzw. Buchst. d) CRR. Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. e) CRR. Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. f) Satz 1 CRR. Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. f) Satz 2 CRR.

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6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

werden nur bei einer täglichen Neubewertung aller Geschäfte zu Marktkursen sowie bei einer Anerkennung der Posten als finanzielle Sicherheit im Rahmen der Kreditrisikominderungstechniken – ohne die Anwendung von Art. 299 Abs. 2 Buchst. c)–f) CRR – anerkannt.1 – Ist ein im Handelsbuch geführtes Kreditderivat Teil eines internen Absicherungsgeschäfts und findet diese Absicherung gemäß Art. 204 CRR bezüglich anerkennungsfähiger Arten von Kreditderivaten Berücksichtigung, so ist entweder so zu verfahren, als bestünde bei der Position in diesem Kreditderivat kein Gegenparteiausfallrisiko, oder alle im Handelsbuch geführten Kreditderivate, die Bestandteil interner Absicherungsgeschäfte sind oder zur Absicherung einer CCRRisikoposition für Gegenparteiausfallrisiken („CCR-Risikoposition“) erworben wurden und bei Anerkennungsfähigkeit der Besicherung gemäß Kreditrisikominderungstechniken dienen, sind durchgängig einzubeziehen.2

1 2

Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. g) CRR. Vgl. Art. 299 Abs. 2 Buchst. h) CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

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6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen IV.

1.

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für die Handelsbuchtätigkeit des Instituts für das Positionsrisiko sowie für Großkredite oberhalb bestimmter Obergrenzen Handelsbuchtätigkeit des Instituts für das Positionsrisiko

Institute sind gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. b) Nr. i CRR dazu verpflichtet, für ihre Handelsbuchtätigkeiten die Eigenmittelanforderungen für das Positionsrisiko1 nach Teil 3 Titel IV der CRR zu berechnen und im Gesamtrisikobetrag – multipliziert mit dem Faktor 12,5 – zu berücksichtigen.2 Dieses Positionsrisiko umfasst das Risiko einer Preisänderung bei denjenigen Schuldtiteln und Aktieninstrumenten, die dem Handelsbuch eines Instituts zugeordnet sind. Folglich umfasst diese Definition das Zinsänderungsrisiko sowie das Aktienkursrisiko im Handelsbuch. Die Eigenmittelanforderungen des Instituts für das Positionsrisiko entsprechen dabei der Summe der Eigenmittelanforderungen für das allgemeine und das spezifische Risiko seiner Positionen in Schuldtiteln und Aktieninstrumenten.3 Folglich werden für beide Fälle jeweils ein allgemeines Risiko und ein spezifisches Risiko (welches nur die einzelne Position betrifft) unterschieden. Zudem behandelt die CRR Verbriefungspositionen, die im Handelsbuch des Instituts gehalten werden, wie Schuldtitel.4 Zur Bestimmung der Eigenmittelanforderungen für das Positionsrisiko werden zunächst jeweils Nettopositionen berechnet. Gemäß Art. 327 Abs. 1 CRR ist die Nettoposition in Bezug auf jedes dieser Instrumente definiert als der absolute Wert des Überschusses der Kauf- bzw. Verkaufspositionen des Instituts über seine Verkaufs- bzw. Kaufpositionen in den gleichen Aktien, Schuldtiteln und Wandelanleihen5 1 2 3 4 5

Zur Definition des Positionsrisikos vgl. das 1. Kapitel Teil B.III.4. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.I. Vgl. Art. 326 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 326 Satz 2 CRR. Gemäß Art. 327 Abs. 2 CRR ist eine Aufrechnung der Positionen in Wandelanleihen gegen Positionen in den zugrundeliegenden Instrumenten nur unter bestimmten Auflagen der zuständigen Aufsichtsbehörde zulässig.

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6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

sowie in identischen Finanzterminkontrakten, Optionen, Optionsscheinen und Fremdoptionsscheinen. Alle Nettopositionen werden analog zu anderen Marktpreisrisiken unabhängig von ihrem Vorzeichen vor der Summierung auf Tagesbasis zum jeweiligen Devisenkassakurs in die Währung der Rechnungslegung des Instituts umgerechnet.1 Darüber hinaus gibt es noch weiterführende Vorgaben zur aufsichtlichen Behandlung von einzelnen Finanzinstrumenten und -produkten: – Zinsterminkontrakte, Zinsausgleichsvereinbarungen („Forward Rate Agreements“, FRA) und Terminpositionen gemäß Art. 328 CRR, – Zinsoptionen und -optionsscheine sowie Optionen und Optionsscheine auf Schuldtitel, Aktien, Aktienindizes, Finanzterminkontrakte, Swaps und Fremdwährungen gemäß Art. 329 CRR, – Swaps gemäß Art. 330 CRR, – Zinsrisiko von Derivaten gemäß Art. 331 CRR, – Kreditderivate gemäß Art. 332 CRR, – im Rahmen von Rückkaufsvereinbarungen übertragene oder verliehene Wertpapiere gemäß Art. 333 CRR. In Bezug auf die Schuldtitel im Handelsbuch sowie das damit verbundene Zinsänderungsrisiko werden gemäß Art. 334 CRR die Eigenmittelanforderungen für das allgemeine und das spezifische Risiko für jede Währung getrennt und auf Basis der jeweiligen Nettopositionen berechnet. In Bezug auf das spezifische Zinsänderungsrisiko werden Positionen, die aus Instrumenten resultieren, die keine Verbriefungspositionen sind, grundsätzlich nach ihren jeweiligen Risikogewichten gemäß dem Kreditrisikostandardansatz in vier Gruppen eingeteilt.2 Spezielle Vorgaben gibt es darüber hinaus für Verbriefungsinstrumente3 und für das Korrelationshandelsportfolio4 (z. B. n-ter-Ausfall-Kreditderivate). Insgesamt kann ein Institut jedoch die Eigenmittelanforderungen für das spezifische Zinsänderungsrisiko einer Nettoposition in einem Schuldtitel gemäß Art. 335 CRR auf den höchstmöglichen Verlust aus dem Ausfallrisiko beschränken. Für das allgemeine Zinsänderungsrisiko erfolgt eine laufzeitbezogene Berechnung gemäß den Art. 339 und 340 CRR. Zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das allgemeine Zinsänderungsrisiko sind alle Positionen gemäß ihrer Laufzeit zu gewichten. Hierzu dient die Tabelle 2 des Art. 339 Abs. 4 CRR als Grundlage. Als Kriterien zur Einordnung sind sowohl der gezahlte Coupon (größer gleich 3 %; kleiner 1 2 3 4

Vgl. Art. 327 Abs. 3 CRR. Vgl. Art. 336 Abs. 1 CRR für eine ausführliche Darstellung der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das spezifische Zinsänderungsrisiko. Vgl. Art. 337 CRR. Vgl. Art. 338 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

405

3 %) als auch die Restlaufzeit zugrunde zu legen. Zudem werden verschiedene Laufzeitbänder zu sogenannten Zonen zusammengefasst. Hieraus leiten sich dann die entsprechenden Gewichtungsfaktoren im Bereich von 0 % bis 12,50 % ab. Die Eigenmittelanforderung für das allgemeine Zinsänderungsrisiko verringert sich, wenn sich innerhalb des gleichen Laufzeitbands gewichtete Positionen mit entgegengesetzten Vorzeichen gegenüberstehen. Anschließend ermittelt das Institut gemäß Art. 339 Abs. 3 CRR für jedes Laufzeitband die Summe der gewichteten Kaufpositionen sowie die Summe der gewichteten Verkaufspositionen. Hierbei ergeben sich für jedes betreffende Laufzeitband eine ausgeglichene gewichtete Position (von identisch großen Kauf- oder Verkaufspositionen) sowie eine nicht ausgeglichene gewichtete Position. Anschließend wird die Gesamtsumme der ausgeglichenen gewichteten Positionen sämtlicher Laufzeitbänder errechnet, wobei unter gewissen Voraussetzungen auch ein Ausgleich über Laufzeitbänder innerhalb einer Zone sowie zwischen verschiedenen Zonen möglich ist. Gemäß Art. 339 Abs. 9 CRR errechnet sich die Eigenmittelanforderung des Instituts für das allgemeine Zinsänderungsrisiko als gewichtete Summe der verschiedenen ausgeglichenen Positionen (unterschiedlicher Zonen) sowie des Restbetrags der nicht ausgeglichenen gewichteten Positionen. Die Institute dürfen zur Berechnung der Eigenmittelanforderung für das allgemeine Zinsänderungsrisiko von Schuldtiteln anstelle des dargestellten Ansatzes einen auf der (modifizierten) Duration aufbauenden Ansatz verwenden.1 In diesem Fall nutzt das Institut zur Eigenmittelunterlegung nicht mehr die verbleibende Restlaufzeit, sondern einen durationsbasierten Ansatz. Das Institut muss dieses Verfahren jedoch durchgängig anwenden. In Bezug auf die Aktieninstrumente im Handelsbuch sowie das damit verbundene Aktienkursrisiko werden gemäß Art. 341 CRR die Eigenmittelanforderungen für das allgemeine und das spezifische Risiko auf Basis der jeweiligen Nettopositionen berechnet. Gemäß Art. 341 Abs. 1 Satz 1 CRR ermittelt das Institut zunächst für jedes Eigenkapitalinstrument im Handelsbestand Nettokaufpositionen und Nettoverkaufspositionen, bevor diese getrennt voneinander über alle Eigenkapitalinstrumente hinweg addiert werden. Die Summe der absoluten Werte dieser beiden (kumulierten) Zahlen ergibt sodann gemäß Art. 341 Abs. 1 Satz 2 CRR die Bruttogesamtposition des Instituts. Zur Errechnung seiner Eigenmittelanforderung für das spezifische Aktienkursrisiko multipliziert das Institut gemäß Art. 342 CRR seine Bruttogesamtposition mit 8 %. Die Eigenmittelanforderung für das allgemeine Aktienkursrisiko ist gemäß Art. 343 CRR die mit 8 % multiplizierte Nettogesamtposition eines Instituts. Für die Berechnung der Nettogesamtposition bedarf es einer Unterscheidung

1

Vgl. Art. 340 Abs. 1 CRR.

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6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

nach unterschiedlichen Märkten.1 Das Institut berechnet anschließend gemäß Art. 341 Abs. 2 Satz 1 CRR die Differenz zwischen der Summe des Nettogesamtbetrags der Kaufpositionen und des Nettogesamtbetrags der Verkaufspositionen für jeden Markt getrennt. Die Summe der absoluten Werte dieser Differenzbeträge ergibt gemäß Art. 341 Abs. 2 Satz 2 CRR seine Nettogesamtposition, welche als Bezugsgröße für die Ermittlung der Eigenmittelanforderung für das allgemeine Aktienkursrisiko dient. Darüber hinaus wird die Behandlung von Aktienindizes in Art. 344 CRR konkretisiert. Zudem ist eine Absicherung des spezifischen Risikos durch Derivate gemäß den Art. 345 und 346 CRR möglich. Für das Positionsrisiko können auch interne Modelle zum Einsatz kommen. Hierzu benötigt das Institut gemäß Art. 363 CRR eine Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde zur Verwendung des internen Modells. Sind Institute nicht gemäß Art. 325a CRR von den besonderen Meldepflichten für das Marktrisiko nach Art. 430b CRR befreit, so müssen sie das Positionsrisiko mittels des alternativen Standardansatzes gemäß Art. 325c bis 325ay CRR sowie mittels des alternativen auf einem internen Modell beruhenden Ansatzes gemäß Art. 325az bis 325bp CRR berechnen.2

2.

Großkredite oberhalb bestimmter Obergrenzen

Seit Ende Juni 2021 qualifiziert sich gemäß Art. 392 CRR die Risikoposition eines Instituts gegenüber einem Kunden oder einer Gruppe verbundener Kunden als Großkredit, wenn der Wert der Risikoposition 10 % des Kernkapitals erreicht oder überschreitet. Bis Ende Juni 2021 waren die anrechenbaren Eigenmittel des Instituts die relevante Bezugsgröße zur Bestimmung eines Großkredits. Dadurch, dass die anrechenbaren Eigenmittel eines Instituts durch das aufsichtliche Kernkapital des Instituts ersetzt wurden, werden mittlerweile wegen der damit verbundenen Reduzierung der Basis tendenziell mehr Kredite als Großkredite qualifiziert. Nach Art. 395 Abs. 1 UAbs. 1 Satz 1 CRR darf ein Institut gegenüber einem Kunden oder einer Gruppe verbundener Kunden nach Berücksichtigung der Wirkung der Kreditrisikominderung gemäß den Art. 399–403 CRR keine Risikoposition halten, deren Wert 25 % seines Kernkapitals übersteigt. Umfasst die Gruppe verbundener Kunden ein oder mehr als ein Institut oder ist der Kunde ein Institut, so darf der Risikopositionswert nach Art. 395 Abs. 1 UAbs. 1 Satz 2 CRR den jeweils höheren Wert von entweder 25 % des Kernkapitals des Instituts oder 150 Mio. EUR unter Berücksichtigung der Kreditrisikominderung nicht übersteigen.

1 2

Derzeit wird zwischen dem Euro-Markt (dieser umfasst alle Aktien, die an Börsen innerhalb des EuroRaums gelistet sind) und dem Nicht-Euro-Markt unterschieden. Vgl. Art. 325 Abs. 3 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

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Die Institute sind grundsätzlich dazu verpflichtet, die Anforderungen für Großkredite einzuhalten. Wird bei Krediten die Obergrenze ausnahmsweise überschritten, so meldet das Institut gemäß Art. 396 Abs. 1 UAbs. 1 CRR den Risikopositionswert unverzüglich der zuständigen Aufsichtsbehörde. Diese kann dem betroffenen Institut eine begrenzte Frist einräumen, bis zu deren Ablauf die Obergrenze wieder eingehalten werden muss.1 Die Obergrenzen des Großkreditregimes dürfen für Risikopositionen im Handelsbuch des Instituts überschritten werden, wenn das Institut (neben weiteren Bedingungen) gemäß Art. 395 Abs. 5 Satz 1 Buchst. b) CRR eine zusätzliche Eigenmittelanforderung in Bezug auf die Überschreitung der Obergrenzen erfüllt.2 Die Berechnung der zusätzlichen Eigenmittelanforderung für die Überschreitung der Obergrenzen erfolgt grundsätzlich anhand der Elemente des gesamten Handelsbuchrisikos gegenüber dem Kunden oder der Gruppe verbundener Kunden.3 Ist eine Obergrenze nicht länger als zehn Tage überschritten worden, entspricht die zusätzliche Eigenmittelanforderung 200 % der Anforderungen, die nach dem Standardansatz für das Positionsrisiko sowie das Gegenparteiausfall- und Abwicklungsrisiko berechnet werden.4 Nach Ablauf von zehn Tagen nach Eintreten der Überschreitung erfolgt hingegen eine differenziertere Betrachtung.5 Diese berechnet man abschnittsweise auf Basis der jeweiligen Überschreitung der Obergrenzen in % des Kernkapitals:6 – bis 40 % ergibt sich ein Faktor von 200 %, – zwischen 40 % und 60 % ergibt sich ein Faktor von 300 %, – zwischen 60 % und 80 % ergibt sich ein Faktor von 400 %, – zwischen 80 % und 100 % ergibt sich ein Faktor von 500 %, – zwischen 100 % und 250 % ergibt sich ein Faktor von 600 %, – über 250 % ergibt sich ein Faktor von 900 %. Die zusätzliche Eigenmittelanforderung entspricht der Summe der spezifischen Risikoanforderungen nach dem Standardansatz für das Positionsrisiko sowie das Gegenparteiausfall- und Abwicklungsrisiko multipliziert mit dem entsprechenden Faktor.7 Zudem etabliert Art. 398 CRR Verfahren zur Vermeidung einer Umgehung der zusätzlichen Eigenmittelanforderung durch Institute.

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. Art. 396 Abs. 1 UAbs. 1 CRR. Vgl. auch das 6. Kapitel Teil D.I. Vgl. Art. 397 Abs. 1 CRR. Vgl. Art. 397 Abs. 2 CRR. Vgl. dazu Art. 397 Abs. 3 Satz 1 CRR. Vgl. die Tabelle 1 des Art. 397 Abs. 3 CRR. Vgl. Art. 397 Abs. 3 Satz 2 CRR.

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6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen V.

1.

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko, das Warenpositionsrisiko und das Abwicklungsrisiko Fremdwährungsrisiko

Institute sind gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. c) CRR dazu verpflichtet, für sämtliche Geschäftstätigkeiten die Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko1 nach Teil 3 Titel IV der CRR zu berechnen und im Gesamtrisikobetrag – multipliziert mit dem Faktor 12,5 – zu berücksichtigen.2 Voraussetzung für eine notwendige Unterlegung des Fremdwährungsrisikos mit Eigenmitteln ist allerdings gemäß Art. 351 Satz 1 CRR, dass die Summe der gesamten Netto-Fremdwährungsposition und der Netto-Goldposition eines Instituts (einschließlich der Fremdwährungs- und Goldpositionen, für die Eigenmittelanforderungen mit Hilfe eines internen Modells berechnet werden) 2 % des Gesamtbetrags seiner Eigenmittel übersteigt (Bagatellregelung). Ist dies der Fall, so ergeben sich die Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko gemäß dem Standardansatz aus der mit 8 % multiplizierten Summe der gesamten Netto-Fremdwährungsposition und der Nettogoldposition in der Währung der Rechnungslegung.3 Zur Berechnung der gesamten Netto-Fremdwährungsposition sind mehrere Schritte notwendig. Zunächst wird gemäß Art. 352 Abs. 1 Satz 1 CRR die offene Nettoposition des Instituts in den einzelnen Währungen (einschließlich der Währung der Rechnungslegung) und in Gold als Summe der folgenden Elemente (positiv oder negativ) berechnet: – Netto-Kassaposition, d. h. alle Aktiva abzüglich aller Passiva (einschließlich der aufgelaufenen und noch nicht fälligen Zinsen) in der betreffenden Währung oder im Fall von Gold die Netto-Kassaposition in Gold, 1 2 3

Zur Definition des Fremdwährungsrisikos vgl. das 1. Kapitel Teil B.III.2. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.I. Vgl. Art. 351 Satz 2 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

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– Netto-Terminposition, d. h. alle ausstehenden Beträge abzüglich aller zu zahlenden Beträge im Rahmen von Währungs- und Goldtermingeschäften, einschließlich der Währungs- und Gold-Terminkontrakte und des Kapitalbetrags der Währungsswaps, die nicht in der Kassaposition enthalten sind, – unwiderrufliche Garantien und vergleichbare Instrumente, die mit Sicherheit in Anspruch genommen werden und aller Voraussicht nach uneinbringlich sind, – mit Hilfe des Delta-Faktors oder auf Basis des Delta-Faktors ermittelter NettoGegenwert des gesamten Bestands an Fremdwährungs- und Gold-Optionen, – Marktwert anderer Optionen. Ein Institut kann gemäß Art. 352 Abs. 2 Satz 1 CRR alle Positionen, die es bewusst eingegangen ist, um sich gegen die nachteilige Auswirkung einer Wechselkursänderung auf seine Eigenmittelquoten abzusichern, bei der Errechnung der offenen NettoFremdwährungspositionen ausschließen. Voraussetzung hierfür ist eine Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörde. Gleiches gilt für Positionen eines Instituts im Zusammenhang mit Posten, die bereits bei der Berechnung der Eigenmittel in Abzug gebracht wurden.1 Zudem darf ein Institut bei der Berechnung der offenen Nettoposition in den einzelnen Währungen und in Gold den jeweiligen Nettogegenwartswert heranziehen, sofern es diesen Ansatz durchgängig einsetzt.2 Nachdem die offenen Nettopositionen des Instituts in den einzelnen Währungen und in Gold bestimmt sind, werden diese zum Kassakurs in die Währung der Rechnungslegung umgerechnet.3 Anschließend werden diese Positionen gemäß Art. 352 Abs. 4 Satz 2 CRR getrennt addiert, um die gesamte Netto-Kaufposition und die gesamte Netto-Verkaufsposition zu ermitteln. Der höhere dieser beiden Gesamtbeträge entspricht der gesamten Netto-Fremdwährungsposition (einschließlich der Netto-Goldposition) des Instituts;4 er dient bei Überschreitung der 2 %-Schwelle als Referenzwert für die Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko des Instituts. Fremdwährungsrisiken, die in einem Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren auftreten können, sind gemäß den Regelungen von Art. 353 CRR mit Eigenmitteln zu unterlegen. Gemäß Art. 354 Abs. 1 Satz 1 CRR dürfen Institute zudem für Positionen in relevanten eng verbundenen Währungen niedrigere Eigenmittelanforderungen erfüllen. Für die ausgeglichene Position in zwei eng verbundenen Währungen betragen die Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 354 Abs. 1 Satz 3 CRR lediglich 4 % des Werts der ausgeglichenen Position. Im Ergebnis führt dies zu 1 2 3 4

Vgl. Art. 352 Abs. 2 Satz 3 CRR. Vgl. Art. 352 Abs. 3 CRR. Vgl. Art. 352 Abs. 4 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 352 Abs. 4 Satz 3 CRR.

410

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

einer Halbierung der Eigenmittelanforderungen bei Vorliegen einer ausgeglichenen Position in zwei eng verbundenen Währungen. Eine enge Verbindung zwischen zwei Währungen darf gemäß Art. 354 Abs. 1 Satz 2 CRR jedoch nur dann unterstellt werden, wenn bei Zugrundelegung der täglichen Wechselkurse für die vorangegangenen drei (fünf) Jahre eine Wahrscheinlichkeit von mindestens 99 % (95 %) besteht, dass aus gleich hohen und entgegengesetzten Positionen in diesen Währungen über die folgenden zehn Arbeitstage ein Verlust von maximal 4 % des Werts der betreffenden ausgeglichenen Position entsteht. Für das Fremdwährungsrisiko können auch interne Modelle zum Einsatz kommen. Hierzu benötigt das Institut gemäß Art. 363 CRR eine Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde zur Verwendung des internen Modells. Sind Institute nicht gemäß Art. 325a CRR von den besonderen Meldepflichten für das Marktrisiko nach Art. 430b CRR befreit, müssen sie das Fremdwährungsrisiko mittels des alternativen Standardansatzes gemäß Art. 325c bis 325ay CRR sowie mittels des alternativen auf einem internen Modell beruhenden Ansatzes gemäß Art. 325az bis 325bp CRR berechnen.1

2.

Warenpositionsrisiko

Gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. c) CRR sind Institute dazu verpflichtet, für sämtliche Geschäftstätigkeiten die Eigenmittelanforderungen für das Warenpositionsrisiko2 nach Teil 3 Titel IV der CRR zu berechnen und im Gesamtrisikobetrag – multipliziert mit dem Faktor 12,5 – zu berücksichtigen.3 Institute können hierbei im Standardansatz zwischen den drei Methoden „Vereinfachtes Verfahren“ (Art. 360 CRR), „Laufzeitbandverfahren“ (Art. 359 CRR) und „Erweitertes Laufzeitbandverfahren“ (Art. 361 CRR) wählen.4 Diese Verfahren unterscheiden sich stark in ihrer Ausgestaltung und Komplexität. Bei der Berechnung des Warenpositionsrisikos sind gemäß Art. 357 Abs. 1 CRR alle Positionen in Waren und in warenunterlegten Derivaten zu berücksichtigen, wobei der Kassakurs der einzelnen Waren in der Währung der Rechnungslegung anzugeben ist.5 Analog zu anderen Risikoarten werden auch beim Warenpositionsrisiko Nettopositionen als Überschuss der Kauf- bzw. Verkaufspositionen eines Instituts

1 2 3 4 5

Vgl. Art. 325 Abs. 3 CRR. Zur Definition des Warenpositionsrisikos vgl. das 1. Kapitel Teil B.III.3. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.I. Vgl. Art. 355 CRR. Positionen in Gold oder in goldunterlegten Derivaten gelten allerdings als dem Fremdwährungsrisiko unterliegend. Vgl. Art. 357 Abs. 2 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

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über seine Verkaufs- bzw. Kaufpositionen in derselben Ware und in identischen Warenterminkontrakten, Optionen und Optionsscheinen bestimmt.1 Für die Zwecke der Berechnung einer Position in Waren werden folgende Positionen gemäß Art. 357 Abs. 4 CRR als Positionen in derselben Ware behandelt: – Positionen in verschiedenen Unterkategorien derselben Ware, wenn diese Unterkategorien bei der Lieferung untereinander austauschbar sind, – Positionen in ähnlichen Waren, wenn sie nahe Substitute sind und ihre Preisentwicklung für einen Zeitraum von mindestens einem Jahr eine eindeutige Mindestkorrelation von 0,9 aufweist. Zudem werden die Positionen in Derivaten gemäß Art. 358 CRR als Positionen in der zugrundeliegenden Ware behandelt. Hierzu sind Warenterminkontrakte und Terminpositionen bezüglich des Kaufs oder Verkaufs bestimmter Waren als fiktive, in einer Standardmaßeinheit ausgedrückte Nominalbeträge in das Risikomesssystem aufzunehmen und gemäß ihrem Fälligkeitstermin in das entsprechende Laufzeitband einzustellen.2 Betreibt ein Institut neben den originären Bankgeschäften gemäß § 1 Abs. 1 KWG nur ergänzende Warengeschäfte mit Agrarerzeugnissen, so sind gemäß Art. 356 CRR Vereinfachungen bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen möglich. Zentrale Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die durchschnittlichen Eigenmittelanforderungen für das Warenpositionsrisiko nicht 5 % der Eigenmittel des Instituts oder 1 Mio. EUR übersteigen. In der Folge dürfen Institute bereits zum Jahresende die Eigenmittelanforderungen für ihren physischen Warenbestand für das Folgejahr bestimmen. Ebenso sind sie weitgehend von einer fortlaufenden Überwachung des Warenpositionsrisikos befreit. Im Rahmen des „vereinfachten Verfahrens“ gemäß Art. 360 CRR errechnet man die Gesamteigenmittelanforderung eines Instituts zur Unterlegung des Warenpositionsrisikos als die Summe der Eigenmittelanforderungen für jede Ware. Diese wiederum errechnen sich je Ware als die Summe aus 15 % der Nettoposition multipliziert mit dem Kassakurs der Ware (unabhängig davon, ob es sich um eine Kauf- oder Verkaufsposition handelt) und 3 % der Bruttoposition (Kaufposition plus Verkaufsposition) multipliziert mit dem Kassakurs der Ware. Das „Laufzeitbandverfahren“ gemäß Art. 359 CRR basiert auf einem Laufzeitbandfächer, den das Institut für jede Ware gesondert anlegt. Alle Positionen in der betreffenden Ware werden gemäß Art. 359 Abs. 1 CRR in die entsprechenden Laufzeitbänder eingestellt, wobei Warenbestände in das erste Laufzeitband eingruppiert werden.3 1 2 3

Vgl. Art. 357 Abs. 3 CRR. Vgl. Art. 358 Abs. 1 CRR. Zu den einzelnen Laufzeitbändern vgl. Tabelle 1 des Art. 359 Abs. 1 CRR.

412

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Gemäß Art. 359 Abs. 2 CRR dürfen Positionen in derselben Ware gegeneinander aufgerechnet und als Nettoposition in das entsprechende Laufzeitband eingestellt werden, wenn sie die Anforderungen an Laufzeitkongruenz und täglicher Lieferbarkeit erfüllen. Anschließend erfolgt die getrennte Summierung der Kauf- bzw. Verkaufspositionen innerhalb jedes Laufzeitbands.1 Durch den Ausgleich der errechneten Summen ergeben sich ausgeglichene Positionen sowie nicht ausgeglichene Positionen (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufsposition).2 Die Eigenmittelanforderung eines Instituts für die Summe aller ausgeglichenen Positionen errechnet man als Produkt aus dem Kassakurs und einem vorgegebenen Spread-Satz von 1,5 %.3 Alle nicht ausgeglichenen Positionen können in Laufzeitbänder mit längerer Fristigkeiten vorgetragen und damit ausgeglichen werden.4 Bei derartig ausgeglichenen Positionen wird der Kassakurs mit einem „vortragenden“ Gewichtungssatz (Carry Rate) in Höhe von 0,6 % multipliziert.5 Bei den weiterhin nicht ausgeglichenen Positionen wird der Kassakurs hingegen mit einem „einfachen“ Gewichtungssatz (Outright Rate) in Höhe von 15 % multipliziert.6 Alle drei Werte addiert ergeben die Eigenmittelanforderungen eines Instituts für diese Ware.7 Die Gesamteigenmittelanforderung eines Instituts zur Unterlegung des Warenpositionsrisikos errechnet man sodann als die Summe der berechneten Eigenmittelanforderungen für jede Ware.8 Als drittes Verfahren zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das Warenpositionsrisiko steht den Instituten die „erweiterte Laufzeitbandmethode“ zur Verfügung. Gemäß Art. 361 CRR stellt der Einsatz dieser Methode jedoch folgende Voraussetzungen an das Institut: – sie müssen Warengeschäfte in einem erheblichen Umfang tätigen, – sie müssen ein angemessen diversifiziertes Portfolio von Warenpositionen halten, – sie sind noch nicht in der Lage, interne Modelle für die Berechnung der Eigenmittelunterlegung des Warenpositionsrisikos einzusetzen. In einem solchen Fall kann das Institut von den Gewichtungssätzen des „Laufzeitbandverfahrens“ abweichen und für einzelne Warenarten spezifische Gewichtungssätze zur Anwendung bringen.9 Für das Warenpositionsrisiko können auch interne Modelle zum Einsatz kommen. Hierzu benötigt das Institut – analog zum Fremdwährungsrisiko – gemäß Art. 363 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Vgl. Art. 359 Abs. 3 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 3 Satz 2 CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 5 Buchst. a) CRR i. V. m. Tabelle 1 des Art. 359 Abs. 1 CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 4 CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 5 Buchst. b) CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 5 Buchst. c) CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 5 CRR. Vgl. Art. 359 Abs. 6 CRR. Vgl. dazu die Tabelle 2 des Art. 361 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

413

CRR eine Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde zur Verwendung des internen Modells. Sind Institute nicht gemäß Art. 325a CRR von den besonderen Meldepflichten für das Marktrisiko nach Art. 430b CRR befreit, so müssen sie das Warenpositionsrisiko mittels des alternativen Standardansatzes gemäß Art. 325c bis 325ay CRR sowie mittels des alternativen auf einem internen Modell beruhenden Ansatzes gemäß Art. 325az bis 325bp CRR berechnen.1

3.

Abwicklungsrisiko

Im Rahmen ihrer Geschäftsaktivitäten können Institute Verpflichtungen eingehen, die dazu führen, dass sie zu einem festgesetzten Termin Finanztitel an einen Vertragspartner liefern müssen. Im Fall von Geschäften, bei denen Schuldtitel, Aktieninstrumente, Fremdwährungen und Waren nach dem festgesetzten Liefertag noch nicht abgewickelt wurden, muss das Institut die Eigenmittelanforderungen für das Abwicklungsrisiko2 gemäß Art. 378 CRR berechnen und im Gesamtrisikobetrag – multipliziert mit dem Faktor 12,5 – berücksichtigen.3 Hiervon ausgeschlossen sind Pensionsgeschäfte sowie Wertpapier- oder Warenverleih- und Wertpapier- oder Warenleihgeschäfte.4 Zur Bestimmung der Eigenmittelanforderungen für das Abwicklungsrisiko berechnet das Institut zunächst eine Preisdifferenz für die betroffenen (d. h. verspäteten) Finanztitel. Diesen Wert bestimmt man als Differenz zwischen dem vereinbarten Abrechnungspreis und dem aktuellen Marktwert des jeweils betroffenen Finanztitels, sofern diese Differenz mit einem Verlust für das Institut verbunden sein könnte.5 In Abhängigkeit von der Anzahl der Arbeitstage nach dem festgesetzten Abwicklungstermin ergeben sich sodann die Eigenmittelanforderungen für das Abwicklungsrisiko aus der Multiplikation des Differenzbetrags mit einem (Verspätungs-)Faktor.6 In Tabelle 1 des Art. 378 CRR sind hierzu vier Faktoren definiert: – 8 % für eine Verspätung von 5 bis 15 Arbeitstagen, – 50 % für eine Verspätung von 16 bis 30 Arbeitstagen, – 75 % für eine Verspätung von 31 bis 45 Arbeitstagen sowie – 100 % für eine Verspätung von 46 Arbeitstagen und mehr.

1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 325 Abs. 3 CRR. Zur Definition des Abwicklungsrisikos vgl. das 1. Kapitel Teil B.II.3. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil D.I. sowie Art. 378 UAbs. 1 CRR. Vgl. Art. 378 UAbs. 1 CRR. Vgl. Art. 378 UAbs. 2 CRR. Vgl. Art. 378 UAbs. 3 CRR.

414

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Darüber hinaus müssen Institute gemäß Art. 379 CRR auch Eigenmittel für Vorleistungen1 vorhalten. Hierbei handelt es sich insbesondere um Situationen, bei denen das Institut Wertpapiere, Fremdwährungen oder Waren bezahlt hat, bevor es diese erhalten hat, oder Wertpapiere, Fremdwährungen oder Waren geliefert hat, bevor es deren Bezahlung erhalten hat.2 Zudem können Vorleistungen auch bei grenzüberschreitenden Geschäften auftreten, wenn seit der Zahlung bzw. der Lieferung mindestens ein Tag vergangen ist.3 Bis zur ersten vertraglich vereinbarten Zahlung oder zum ersten vertraglich vereinbarten Lieferabschnitt ist noch keine Eigenmittelunterlegung für die erbrachte Vorleistung notwendig.4 Daran anschließend ist die erbrachte Vorleistung von der ersten vertraglich vereinbarten Zahlung oder von dem ersten vertraglich vereinbarten Lieferabschnitt bis zu vier Tagen nach der zweiten vertraglich vereinbarten Zahlung oder dem zweiten vertraglich vereinbarten Lieferabschnitt vom Institut als eine Risikoposition zu behandeln.5 Ab dem fünften Geschäftstag nach der zweiten vertraglich vereinbarten Zahlung oder dem zweiten vertraglich vereinbarten Lieferabschnitt muss die erbrachte Vorleistung vom Institut bis zur Abwicklung des Geschäfts als eine Risikoposition mit einem Risikogewicht von 1.250 % behandelt6 oder alternativ gemäß Art. 379 Abs. 3 CRR von den Posten des harten Kernkapitals abgezogen werden. Grundsätzlich ist auch eine Aussetzung der Eigenmittelanforderungen für das Abwicklungs- und das Vorleistungsrisiko möglich. Diese kann von der zuständigen Aufsichtsbehörde gemäß Art. 380 Satz 1 CRR bis zur Behebung des Schadens bei einem systemweiten Ausfall eines Abwicklungssystems, eines Clearingsystems oder einer zentralen Gegenpartei angeordnet werden. In diesem Falle wird das Versäumnis einer Gegenpartei zur Abwicklung des Geschäfts gemäß Art. 380 Satz 2 CRR nicht als ein kreditrisikorelevanter Ausfall angesehen.

1 2 3 4 5 6

Zur Definition des Vorleistungsrisikos vgl. das 1. Kapitel Teil B.II.2. Vgl. Art. 379 Abs. 1 Buchst. a) CRR. Vgl. Art. 379 Abs. 1 Buchst. b) CRR. Vgl. Spalte 2 der Tabelle 2 des Art. 379 CRR. Vgl. Spalte 3 der Tabelle 2 des Art. 379 CRR. Vgl. Spalte 4 der Tabelle 2 des Art. 379 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

415

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter, Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken und Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken VI.

Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für ausgewählte Marktpreisrisiken eines Instituts

Fallstudie 8:

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko eines Instituts

Die Felsberger Bank eG hält am 27.01.2021 folgende Devisenpositionen: – Forderung an die F-Bank AG in Höhe von 97,904 Mio. USD und 29,84021 Mio. GBP; – Guthaben bei der K-Bank AG in Höhe von 71,1415 Mio. CAD, 74,347 Mio. CHF sowie 75,58727 Mio. NZD; – Forderung an die J-Bank AG in Höhe von 939,8263 Mio. JPY; aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten der J-Bank AG hat die Felsberger Bank eG auf diese Forderung eine Einzelwertberichtigung in Höhe von 400 Mio. JPY gebildet; – Verbindlichkeiten gegenüber der V-Bank AG in Höhe von 49,808 Mio. USD sowie 88,9945 Mio. CAD; – mit der T-Bank AG wurde ein Devisentermingeschäft mit der Maßgabe abgeschlossen, dass die Felsberger Bank eG 30 Mio. USD in drei Monaten an die T-Bank AG zum Kurs von 0,95 USD/EUR zu liefern hat; – Verbindlichkeit gegenüber der G-Bank AG in Höhe von 91,75985 Mio. CHF, 119,62181 Mio. NZD, 14,63577 Mio. GBP sowie 808,5462 Mio. JPY.

416

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Aus einem mit der Z-Bank eG abgeschlossenen Termingeschäft ergibt sich für die Felsberger Bank eG die Verpflichtung, in fünf Monaten 250 kg Gold zu einem Terminkurs von 10.300 EUR/kg Gold zu liefern. Außerdem lagert die Felsberger Bank eG in ihrem Tresor Goldbarren mit einem Gewicht von insgesamt 200 kg. Die Stichtagskurse für die einzelnen Währungen und für Barrengold – es handelt sich jeweils um fiktive Kurse – betragen am 27.01.2021: 0,9280 USD/EUR; 1,3525 CAD/EUR; 1,5652 CHF/EUR; 2,1428 NZD/EUR; 0,5986 GBP/EUR; 95,460 JPY/EUR; 10.600 EUR/kg Gold. a) Ermitteln Sie die Höhe der Eigenmittel, über die die Felsberger Bank eG am 27.01.2021 mindestens verfügen muss, um damit die aus den genannten Positionen resultierenden Fremdwährungsrisiken gemäß den Vorgaben der CRR unterlegen zu können! Der Schwellenwert des Art. 351 Satz 1 CRR zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das Fremdwährungsrisiko sei erfüllt. b) Wie verändert sich das Ergebnis aus Teilaufgabe a), wenn es sich bei dem Währungspaar USD/CAD um nachweislich eng verbundene Währungen handelt und die Felsberger Bank eG von dem Wahlrecht nach Art. 354 Abs. 1 CRR Gebrauch macht? Lösung der Fallstudie 8: Anmerkungen zu Teilaufgabe b) Gemäß Art. 354 Abs. 1 CRR dürfen für Positionen in relevanten eng verbundenen Währungen niedrigere Eigenmittelanforderungen erfüllt werden. Für die ausgeglichene Position in zwei eng verbundenen Währungen betragen die Eigenmittelanforderungen 4 % des Werts der ausgeglichenen Position (50 % der üblichen Kapitalunterlegung von 8 %). Gegenläufig ausgerichtete und nach Umrechnung in Euro betragsmäßig gleiche Positionen (ausgeglichene Währungspositionen) in nachweislich eng verbundenen Währungen können damit bei der Ermittlung der offenen Einzelwährungspositionen außer Ansatz bleiben. Bei Ausnutzung dieses Institutswahlrechts ist die offene Nettowährungsposition um 50 % des Betrags der ausgeglichenen Währungsposition zu erhöhen. Die Zahlen in Klammern in der nachfolgenden Tabelle unterstellen eine solche Situation für das Währungspaar USD/CAD.

Summe

Japanischer Yen (JPY)

Britisches Pfund Sterling (GBP)

Neuseeland Dollar (NZD)

Schweizer Franken (CHF)

Kanadischer Dollar (CAD)

US-Dollar (USD)

(1)

Teilaufgabe a) und b)

offene Einzelwährungspositionen Summe der Aktivpositionen Summe der Passivpositionen Beträge mit aktivi- Beträge mit passivi(umgerechnet in EUR) (umgerechnet in EUR) scher Ausrichtung scher Ausrichtung (Pluspositionen) (Minuspositionen) (2) (3) (4) (5) 1 97,904 Mio. USD 79,808 Mio. USD 19,5 Mio. EUR –  0,9280 USD/EUR  0,9280 USD/EUR (6,3 Mio. EUR) = 86 Mio. EUR = 105,5 Mio. EUR 71,1415 Mio. CAD 88,9945 Mio. CAD – 13,2 Mio. EUR –  1,3525 CAD/EUR  1,3525 CAD/EUR (0 Mio. EUR) = 52,6 Mio. EUR = 65,8 Mio. EUR 74,347 Mio. CHF 91,75985 Mio. CHF – – 11,125 Mio. EUR  1,5652 CHF/EUR  1,5652 CHF/EUR = 47,5 Mio. EUR = 58,625 Mio. EUR 75,58727 Mio. NZD 119,62181 Mio. NZD – – 20,55 Mio. EUR  2,1428 NZD/EUR  2,1428 NZD/EUR = 35,275 Mio. EUR = 55,825 Mio. EUR 29,84021 Mio. GBP 14,63577 Mio. GBP 25,4 Mio. EUR –  0,5986 GBP/EUR  0,5986 GBP/EUR = 49,85 Mio. EUR = 24,45 Mio. EUR 539,8263 Mio. JPY2 808,5462 Mio. JPY – – 2,815 Mio. EUR  95,46 JPY/EUR  95,46 JPY/EUR = 5,655 Mio. EUR = 8,47 Mio. EUR 44,9 Mio. EUR – 47,69 Mio. EUR 296,38 Mio. EUR 299,17 Mio. EUR (31,7 Mio. EUR) (– 34,49 Mio. EUR)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags 417

49,808 Mio. USD + 30 Mio. USD = 79,808 Mio. USD. Gebildete Einzelwertberichtigungen sind unabhängig von der Art ihres Bilanzausweises von den zugehörigen Aktivpositionen abzuziehen. Daher erfolgt keine Berücksichtigung der 400 Mio. JPY. 939,8263 Mio. JPY – 400 Mio. JPY = 539,8263 Mio. JPY.

48,22 Mio. EUR ꞏ 8 % = 3,8576 Mio. EUR (41,62 Mio. EUR ꞏ 8 % = 3,3296 Mio. EUR)

47,69 Mio. EUR + 0,53 Mio. EUR = 48,22 Mio. EUR (41,09 Mio. EUR + 0,53 Mio. EUR = 41,62 Mio. EUR)

| 2,12 Mio. EUR – 2,65 Mio. EUR | = 0,53 Mio. EUR

250 kg ꞏ 10.600 EUR/kg = 2,65 Mio. EUR

Unter der Annahme, dass es sich bei dem Währungspaar USD/CAD um nachweislich eng verbundene Währungen handelt (siehe Teilaufgabe b)), zeigt sich eine reduzierte Eigenmittelanforderung in Höhe von 3,8576 Mio. EUR – 3,3296 Mio. EUR = 0,528 Mio. EUR. Dies entspricht 4 % der ausgeglichenen Währungsposition in Höhe von 13,2 Mio. EUR.

1 2

offene Goldposition (der Saldo der Beträge aus Spalte 2 und Spalte 3 ohne Beachtung des Vorzeichens) offene Währungsgesamtposition (offene Nettowährungsposition + offene Goldposition) Bestimmung der Eigenmittelanforderung (offene Währungsgesamtposition ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor)

200 kg ꞏ 10.600 EUR/kg = 2,12 Mio. EUR

47,69 Mio. EUR + 0,5 ꞏ 0 Mio. EUR = 47,69 Mio. EUR (34,49 Mio. EUR + 0,5 ꞏ 13,2 Mio. EUR = 41,09 Mio. EUR)

offene Nettowährungsposition (der größere Betrag aus Spalte 4 und Spalte 5 ohne Beachtung des Vorzeichens + 50 % der ausgeglichenen Währungsposition)

Gold

0 Mio. EUR (13,2 Mio. EUR)

ausgeglichene Währungsposition

418 6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Fallstudie 9:

419

Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Warenpositionsrisiko eines Instituts

a) Die Rodener Bank eG hält am 07.04.2021 folgende Rohwarenpositionen (jeweils in Euro umgerechnete Kassamarktpreise): Ausrichtung

long

short

Kartoffeln

18 Mio. EUR

15 Mio. EUR

Rapssaat

10 Mio. EUR

6 Mio. EUR

Weizen

24 Mio. EUR

29 Mio. EUR

Platin

8 Mio. EUR

19 Mio. EUR

Silber

13 Mio. EUR

7 Mio. EUR

Rohware

Ermitteln Sie unter Anwendung des vereinfachten Verfahrens des Art. 360 CRR die Höhe der Eigenmittel, über die die Rodener Bank eG am 07.04.2021 mindestens verfügen muss, um damit die aus den genannten Rohwarenpositionen resultierenden Rohwarenpreisrisiken gemäß den Vorgaben der CRR unterlegen zu können! b) Die Rohwarenposition in Kartoffeln der Rodener Bank eG gliedert sich am 07.04.2021 wie folgt auf: Ausrichtung

long

short

5,0 Mio. EUR

2,0 Mio. EUR

über einem Monat bis zu drei Monaten



6,5 Mio. EUR

über drei Monate bis zu sechs Monaten





über sechs Monate bis zu einem Jahr

3,0 Mio. EUR

3,0 Mio. EUR

über einem Jahr bis zu zwei Jahren

6,0 Mio. EUR



über zwei Jahre bis zu drei Jahren

4,0 Mio. EUR





3,5 Mio. EUR

Fälligkeit bis zu einem Monat

über drei Jahre Summe

18,0 Mio. EUR

15,0 Mio. EUR

420

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Ermitteln Sie unter Anwendung des Laufzeitbandverfahrens des Art. 359 CRR die Höhe der Eigenmittel, über die die Rodener Bank eG am 07.04.2021 mindestens verfügen muss, um damit die aus der Rohwarenposition „Kartoffeln“ resultierenden Rohwarenpreisrisiken gemäß den Vorgaben der CRR unterlegen zu können!

13.000.000 EUR 73.000.000 EUR

Silber

Summe

76.000.000 EUR

7.000.000 EUR

19.000.000 EUR

– 16.000.000 EUR

29.000.000 EUR ꞏ 15 % = 4.350.000 EUR

149.000.000 EUR ꞏ 3 % = 4.470.000 EUR

4.350.000 EUR + 4.470.000 EUR = 8.820.000 EUR

Eigenmittelanforderung aus der Bruttoposition (Bruttoposition im Rohwarenbereich ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 3 %)

gesamte Eigenmittelanforderung = Eigenmittelanforderung aus der Nettoposition + Eigenmittelanforderung aus der Bruttoposition





– 11.000.000 EUR

– 5.000.000 EUR





Beträge mit passivischer Ausrichtung (Minuspositionen)

29.000.000 EUR

13.000.000 EUR

6.000.000 EUR





4.000.000 EUR

3.000.000 EUR

Beträge mit aktivischer Ausrichtung (Pluspositionen)

offene Rohwareneinzelpositionen

Eigenmittelanforderung aus der Nettoposition (Nettoposition im Rohwarenbereich ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 15 %)

149.000.000 EUR

8.000.000 EUR

Platin

29.000.000 EUR

Bruttoposition im Rohwarenbereich (Summe aller Aktiv- sowie Passivpositionen in den einzelnen Rohwaren ohne Beachtung der Vorzeichen)

24.000.000 EUR

Weizen

6.000.000 EUR



10.000.000 EUR

Rapssaat

15.000.000 EUR

Summe der Passivpositionen (in EUR umgerechnete Kassamarktpreise)

Nettoposition im Rohwarenbereich (Summe aller offenen Rohwareneinzelpositionen ohne Beachtung der Vorzeichen)

18.000.000 EUR

Summe der Aktivpositionen (in EUR umgerechnete Kassamarktpreise)

Kartoffeln

Lösung der Fallstudie 9: Teilaufgabe a)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags 421

aktivische Ausrichtung passivische Ausrichtung

– – 3.500.000

verbleibende aktivische Ausrichtung offene Position passivische Ausrichtung

vorgetragene Position

– – 3.500.000

– –







aktivische Ausrichtung passivische Ausrichtung

– – 3.500.000

verbleibende aktivische Ausrichtung offene Position passivische Ausrichtung

vorgetragene Position

3.000.000 –

aktivische Ausrichtung passivische Ausrichtung

vorgetragene Position

– – – 6.500.000

2.000.000

ausgeglichene Bereichspositionen (Aufrechnungen innerhalb der Laufzeitbänder)

6.500.000

offene Bereichs- aktivische Ausrichtung 3.000.000 positionen passivische Ausrichtung –

2.000.000

Summe der Passivpositionen



bis zu einem über einem über drei Monat bis Monate bis Monat zu drei Mo- zu sechs naten Monaten 5.000.000

Laufzeitbänder (Zeitfächer)

– – 3.500.000

– –

3.000.000

3.000.000

3.000.000

6.000.000 –





6.000.000

4.000.000 –





4.000.000

über sechs über einem über zwei Monate bis Jahr bis zu Jahre bis zu zu einem zwei Jahren drei Jahren Jahr

Rohwarenposition „Kartoffeln“ (bewertet zum Kassamarktpreis) (alle Angaben in EUR)

Summe der Aktivpositionen

Teilaufgabe b)

– – 3.500.000



3.500.000



über drei Jahre

5.000.000

15.000.000

18.000.000

Summe (Absolutwert)

422 6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

3.000.000





vorgetragene Positionen

3.000.000

– 3.500.000 – 3.500.000 – 3.500.000

2.500.000

6.500.000



3.500.000

ausgeglichene Positionen über Laufzeitbandgrenzen hinweg (Aufrechnungen zwischen Laufzeitbändern)



3.000.000 –

verbleibende offene Position aktivische Ausrichtung (= Nettoposipassivische Ausrichtung tion) 3.500.000

6.500.000 –

über drei Jahre

aktivische Ausrichtung passivische Ausrichtung

6.500.000 –

verbleibende aktivische Ausrichtung offene Position passivische Ausrichtung

vorgetragene Position

2.500.000 –

aktivische Ausrichtung passivische Ausrichtung

vorgetragene Position

2.500.000 –

verbleibende aktivische Ausrichtung offene Position passivische Ausrichtung

– – 3.500.000

über sechs über einem über zwei Monate bis Jahr bis zu Jahre bis zu zu einem zwei Jahren drei Jahren Jahr

– – 3.500.000



bis zu einem über einem über drei Monat bis Monate bis Monat zu drei Mo- zu sechs naten Monaten

aktivische Ausrichtung passivische Ausrichtung

vorgetragene Position

verbleibende aktivische Ausrichtung offene Position passivische Ausrichtung

Laufzeitbänder (Zeitfächer)

Rohwarenposition „Kartoffeln“ (bewertet zum Kassamarktpreis) (alle Angaben in EUR)

22.500.000

10.000.000

3.000.000

Summe (Absolutwert)

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags 423

424

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Berechnung des Eigenmittelbedarfs für die Rohwarenposition „Kartoffeln“: Eigenmittelanforderung 1 Summe der ausgeglichenen Kauf- und Verkaufspositionen (Ausgleich innerhalb der Laufzeitbänder und Ausgleich zwischen zwei Laufzeitbändern) ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 1,5 % (5.000.000 EUR + 10.000.000 EUR) ꞏ 3,0 %1 =

450.000 EUR

Eigenmittelanforderung 2 Summe der vorgetragenen Positionen ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 0,6 % 22.500.000 EUR ꞏ 0,6 % =

135.000 EUR

Alternative Berechnung für die Eigenmittelanforderung 2 jeweils vorgetragene Position ꞏ Anzahl des Vortragens in längerfristige Laufzeitbänder ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 0,6 % 3.000.000 EUR ꞏ 1 ꞏ 0,6 %

=

18.000 EUR

+ 3.500.000 EUR ꞏ 3 ꞏ 0,6 %

=

63.000 EUR

+ 2.500.000 EUR ꞏ 1 ꞏ 0,6 %

=

15.000 EUR

+ 6.500.000 EUR ꞏ 1 ꞏ 0,6 %

=

39.000 EUR

=

135.000 EUR

Eigenmittelanforderung 3 verbleibende offene Position des letzten Laufzeitbandes (Absolutwert) ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 15 % 3.000.000 EUR ꞏ 15 % =

450.000 EUR

gesamte Eigenmittelanforderung: Summe der Eigenmittelanforderungen Nr. 1 bis Nr. 3 450.000 EUR + 135.000 EUR + 450.000 EUR =

1.035.000 EUR

Vergleichsrechnung nach dem vereinfachten Verfahren: Eigenmittelanforderung aus der Nettoposition Nettoposition im Rohwarenbereich für die Rohwarenposition „Kartoffeln“ ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 15 % 3.000.000 EUR ꞏ 15 % = 1

450.000 EUR

Da sowohl Kauf- als auch Verkaufspositionen in Höhe von 15.000.000 EUR geschlossen wurden, fällt der Spread-Satz von 1,5 % doppelt an. Alternativ kann die Summe der geschlossenen Kauf- und Verkaufspositionen in Höhe von 30.000.000 EUR mit dem Spread-Satz von 1,5 % multipliziert werden.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

425

Eigenmittelanforderung aus der Bruttoposition Bruttoposition im Rohwarenbereich für die Rohwarenposition „Kartoffeln“ ꞏ Eigenmittelunterlegungsfaktor in Höhe von 3 % 33.000.000 EUR ꞏ 3 % =

990.000 EUR

gesamte Eigenmittelanforderung Eigenmittelanforderung aus der Nettoposition + Eigenmittelanforderung aus der Bruttoposition 450.000 EUR + 990.000 EUR =

1.440.000 EUR

Durch das Laufzeitbandverfahren ergibt sich eine reduzierte Eigenmittelanforderung in Höhe von 1,44 Mio. EUR – 1,035 Mio. EUR = 0,405 Mio. EUR. Fallstudie 10: Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Aktienkursrisiko als Teil des Positionsrisikos eines Instituts Am 22.08.2021 hält die Picarder Bank eG, die ein Handelsbuchinstitut ist, die folgenden aktienkursbezogenen Positionen in ihrem Handelsbuchportfolio: Longpositionen (Aktienmarkt)

Stückzahl

Kurs (in EUR/St.)

1.250

45,80

200.000

5,15

Deutsche Bank (Deutschland)

38.000

50,30

Telefonica (Spanien)

25.000

180,50

IBM (USA)

15.000

205,75

Stückzahl

Kurs (in EUR/St.)

BASF (Deutschland) Dell Technologies (USA)

Shortpositionen (Aktienmarkt) Dell Technologies (USA)

80.000

5,15

Deutsche Bank (Deutschland)

30.000

50,30

5.000

205,75

McDonald’s (USA)

12.000

60,25

RWE (Deutschland)

1.000

44,5

IBM (USA)

Ermitteln Sie die Höhe der Eigenmittel, über die die Picarder Bank eG am 22.08.2021 mindestens verfügen muss, um damit die aus den genannten Positionen resultierenden Aktienkursrisiken gemäß den Vorgaben der CRR unterlegen zu können!

426

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Lösung der Fallstudie 10: Nettoposition in der Aktie BASF = |Long – Short| = |57.250 EUR – 0 EUR| =

57.250 EUR bestandsvermehrend

Nettoposition in der Aktie Dell Technologies = |Long – Short| = |1.030.000 EUR – 412.000 EUR| =

618.000 EUR bestandsvermehrend

Nettoposition in der Aktie Deutsche Bank = |Long – Short| = |1.911.400 EUR – 1.509.000 EUR| =

402.400 EUR bestandsvermehrend

Nettoposition in der Aktie Telefonica = |Long – Short| = |4.512.500 EUR – 0 EUR| =

4.512.500 EUR bestandsvermehrend

Nettoposition in der Aktie IBM = |Long – Short| = |3.086.250 EUR – 1.028.750 EUR| =

2.057.500 EUR bestandsvermehrend

Nettoposition in der Aktie McDonald‘s = |Long – Short| = |0 EUR – 723.000 EUR| =

723.000 EUR bestandsvermindernd

Nettoposition in der Aktie RWE = |Long – Short| = |0 EUR – 44.500 EUR| =

44.500 EUR bestandsvermindernd

spezifisches Aktienkursrisiko: Nettokaufposition in der Aktie BASF

57.250 EUR

+ Nettokaufposition in der Aktie Dell Technologies

+

618.000 EUR

+ Nettokaufposition in der Aktie Deutsche Bank

+

402.400 EUR

+ Nettokaufposition in der Aktie Telefonica

+ 4.512.500 EUR

+ Nettokaufposition in der Aktie IBM

+ 2.057.500 EUR

= gesamte Nettokaufposition

= 7.647.650 EUR

Nettoverkaufsposition in der Aktie McDonald‘s

723.000 EUR

+ Nettoverkaufsposition in der Aktie RWE

+

44.500 EUR

= gesamte Nettoverkaufsposition

=

767.500 EUR

gesamte Nettokaufposition

7.647.650 EUR

+ gesamte Nettoverkaufsposition

+

767.500 EUR

= Bruttogesamtposition

= 8.415.150 EUR

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

427

Eigenmittelanforderung für das spezifische Aktienkursrisiko gemäß Art. 342 CRR: 8.415.150 EUR ꞏ 8 % =

673.212 EUR

allgemeines Aktienkursrisiko: bestandsvermehrend

Aktienmarkt Euro-Raum

bestandsvermindernd

BASF Deutsche Bank Telefonica

57.250 EUR RWE 402.400 EUR 4.512.500 EUR Saldo

4.927.650 EUR

Summe

4.972.150 EUR Summe

4.972.150 EUR

bestandsvermehrend

Aktienmarkt Nicht-Euro-Raum

44.500 EUR

bestandsvermindernd

Dell Technologies IBM

618.000 EUR McDonald’s 2.057.500 EUR Saldo

723.000 EUR 1.952.500 EUR

Summe

2.675.500 EUR Summe

2.675.500 EUR

Nettogesamtposition des Aktienmarktes Euro-Raum

4.927.650 EUR

+ Nettogesamtposition des Aktienmarktes Nicht-Euro-Raum

+ 1.952.500 EUR

= Nettogesamtposition

= 6.880.150 EUR

Eigenmittelanforderung für das allgemeine Aktienkursrisiko gemäß Art. 343 CRR: 6.880.150 EUR ꞏ 8 % =

550.412 EUR

Eigenmittelanforderung für das spezifische Aktienkursrisiko

673.212 EUR

+ Eigenmittelanforderung für das allgemeine Aktienkursrisiko +

550.412 EUR

= Eigenmittelanforderung für das Aktienkursrisiko

= 1.223.624 EUR

Für die Unterlegung der aus den genannten aktienkursbezogenen Positionen des Handelsbuchs resultierenden Aktienkursrisiken benötigt die Picarder Bank eG am 22.08.2021 gemäß den Vorgaben der CRR Eigenmittel in Höhe von 1.223.624 EUR.

428

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg, Dr. Joachim Hauser, Luxembourg und Dr. Sven Mühlenbrock, Luxembourg VII. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Risiko einer Anpassung der Kreditbewertung bei OTC-Derivaten (CVA-Risiko) 1. Anwendungsbereich Gemäß Art. 381 Satz 1 CRR bezeichnet der Begriff „CVA“ (Credit Valuation Adjustment) einen „Betrag zur Anpassung der Bewertung eines Portfolios von Geschäften mit einer Gegenpartei an die Bewertung zum mittleren Marktwert“, wobei der Anpassungsbetrag gemäß Art. 381 Satz 2 CRR „den Marktwert des Kreditrisikos der Gegenpartei gegenüber dem Institut wider[spiegelt], jedoch nicht den Marktwert des Kreditrisikos des Instituts gegenüber der Gegenpartei“.1 2 Um potenzielle Verluste im Zusammenhang mit kreditrisikobedingten Bewertungsanpassungen bei außerbörslichen Derivaten (sog. „over the counter-Derivate“ bzw. „OTC-Derivate“) auffangen zu können, müssen Institute seit Inkrafttreten der CRR das CVA-Risiko mit aufsichtsrechtlichen Eigenmitteln unterlegen.3 Die nach den Vorschriften der Art. 381–386 CRR zu berechnende Eigenmittelanforderung ist gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. d) CRR Bestandteil des Gesamtrisikobetrags. Der Anwendungsbereich der Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko umfasst gemäß Art. 382 Abs. 1 CRR grundsätzlich alle – nicht einer Clearingpflicht un-

1 2 3

Zum Begriff des CVA-Risikos vgl. ausführlich das 1. Kapitel Teil A; ferner BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 366–369. Zum Verständnis und zur Modellierung des CVA-Risikos vgl. auch HULL, JOHN; WHITE, ALAN (2012, CVA), S. 58–68. Die Ausführungen in diesem 6. Kapitel Teil D.III. beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 370–377. Vgl. etwa WEBER, MAX (2020, CVA-Risiko), S. 649.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

429

terliegenden – OTC-Derivate; hiervon ausgenommen sind Kreditderivate, die anerkanntermaßen die risikogewichteten Positionsbeträge für das Kreditrisiko mindern.1 Folgende Geschäfte fließen nach Art. 382 Abs. 3 und Abs. 4 CRR ebenfalls nicht in den Anwendungsbereich der Eigenmittelanforderungen ein: – Geschäfte mit einer qualifizierten zentralen Gegenpartei und Geschäfte eines Kunden mit einem Clearingmitglied, das als Intermediär zwischen der qualifizierten zentralen Gegenpartei und dem Kunden auftritt, sofern das Geschäft für das Clearingmitglied gegenüber der qualifizierten zentralen Gegenpartei eine Handelsrisikoposition begründet, – Geschäfte mit nichtfinanziellen Gegenparteien gemäß Art. 2 Nr. 9 EMIR oder Geschäfte mit in einem Drittland niedergelassenen nichtfinanziellen Gegenparteien, sofern diese Geschäfte die Clearingschwellen nach Art. 10 Abs. 3 und Abs. 4 EMIR nicht überschreiten, – bestimmte gruppeninterne Geschäfte gemäß Art. 3 EMIR, – bestimmte den Übergangsbestimmungen des Art. 89 Abs. 1 EMIR unterliegende Geschäfte mit Altersversorgungssystemen gemäß Art. 2 Nr. 10 EMIR, – bestimmte Geschäfte mit einem Bezug zur staatlichen Schuldenverwaltung mit öffentlichen Gegenparteien nach Art. 1 Abs. 4 EMIR (z. B. Mitglieder des ESZB, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Zentralbanken bestimmter Länder) und Art. 1 Abs. 5 EMIR (z. B. multilaterale Entwicklungsbanken, die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität, der Europäische Stabilitätsmechanismus) sowie Geschäfte mit öffentlichen Gegenparteien, für die nach Art. 114 Abs. 4 CRR (bezugnehmend auf Zentralstaaten und Zentralbanken der Mitgliedstaaten der Europäischen Union) bzw. Art. 115 Abs. 2 CRR (bezugnehmend auf regionale oder lokale Gebietskörperschaften) ein Risikogewicht von 0 % für Risikopositionen vorgesehen ist. Im Ergebnis bleiben für die Eigenmittelunterlegungspflicht des CVA-Risikos somit insbesondere diejenigen OTC-Derivate übrig, die einer Produktkategorie angehören, die gemäß Art. 5 Abs. 2 EMIR keiner Clearingpflicht unterliegt; dabei bestehen Ausnahmen für nur in einem geringen Umfang OTC-Derivategeschäfte tätigende nichtfinanzielle Gegenparteien, bestimmte Intragruppengeschäfte sowie bestimmte öffentliche Gegenparteien mit einem Bezug zur staatlichen Schuldenverwaltung.2

1 2

Bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen sind gemäß Art. 382 Abs. 2 CRR auch Wertpapierfinanzierungsgeschäfte mit einzubeziehen, sofern die zuständige Aufsichtsbehörde feststellt, dass die mit diesen Geschäften verbundenen CVA-Risiken des Instituts wesentlich sind. Vgl. ähnlich LANGE, ANDREAS (2016, Behandlung), Tz. 89.

430

2.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Vorgehensweise der Berechnung

Zur Bestimmung der Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko können Institute zwischen drei Methoden wählen. Nach dem aufsteigenden Grad ihrer Komplexität aufgelistet handelt es sich um eine Alternative zur Verwendung der CVA-Methoden nach Art. 385 CRR, die Standardmethode nach Art. 384 CRR und die fortgeschrittene Methode nach Art. 383 CRR: – Mit der Alternative zur Verwendung der CVA-Methoden (sog. „Alternativmethode“) nach Art. 385 CRR hat der Gesetzgeber ein verhältnismäßig einfaches, tendenziell aber wohl eher nur in Ausnahmefällen angewendetes Quantifizierungsverfahren für das CVA-Risiko geschaffen. Der Ausnahmecharakter dieser Verfahrensweise ergibt sich bereits aus Art. 385 CRR, wonach Institute, welche die Ursprungsrisikomethode gemäß Art. 282 CRR verwenden, „[a]lternativ zu Artikel 384“ CRR nach vorheriger Genehmigung durch die zuständige Aufsichtsbehörde einen Multiplikationsfaktor von 10 auf die sich ergebenden risikogewichteten Positionsbeträge für das Gegenparteiausfallrisiko dieser Positionen anwenden dürfen. – Institute, die weder die Alternativmethode nach Art. 385 CRR nutzen noch in den Anwendungsbereich der fortgeschrittenen Methode nach Art. 383 CRR fallen, berechnen die Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR. Die Berechnung ist hierbei auf Portfolioebene und unter Anwendung der in Art. 384 Abs. 1 CRR beschriebenen Formel unter Beachtung von anerkennungsfähigen CVA-Absicherungsgeschäften nach Art. 386 CRR vorzunehmen. Ähnlich wie die IRB-Risikogewichtungsfunktion basiert auch der CVA-Formelansatz der Standardmethode auf einem value at risk mit einem Konfidenzniveau von 99 % und einem Zeithorizont von einem Jahr.1 Im Detail ist die Formel inklusive der Parameter in Art. 384 Abs. 1 CRR normiert. Unter Zugrundelegung des angestrebten Konfidenzniveaus i. H. v. 99 %2 und unter Berücksichtigung einer vorgegebenen Faktorkorrelation zwischen dem kontrahentenspezifischen (idio-

1

2

Zur Quantifizierung der potenziellen credit spread-Änderungen von OTC-Derivaten findet in diesem Zusammenhang ein Varianz-Kovarianz-Ansatz Anwendung, der vereinfacht unterstellt, dass sich der Wert eines OTC-Derivats bei Bonitätsänderungen der Gegenpartei wie eine Nullkuponanleihe mit einem Nominal in Höhe des Forderungswerts verhält. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 264. Im Unterschied zur Risikogewichtungsformel für die IRB-Ansätze muss der value at risk hier allerdings nicht in ein Risikogewicht transformiert werden. Außerdem ist auch kein Abzug des erwarteten Verlusts erforderlich. Unter Zugrundelegung eines 99 %igen Konfidenzniveaus und bei unterstellter Normalverteilung ist zur Berechnung des value at risk mit dem Varianz-Kovarianz-Ansatz die Multiplikation mit dem Wert 2,33 erforderlich. Vgl. PEPPMEIER, ARNO; KURZ, GEROLD (2020, Bankbetriebslehre), S. 527–528.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

431

synkratischen) und dem systematischen Faktor i. H. v. 0,5 ist die Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko (K), wie in Abbildung 66 dargestellt, zu berechnen.1 ⃓ ⃓ hedge ⃓ 0,5∙wi ∙(Mi ∙EADtotal M ∙ Bi wind ∙Mind ∙Bind i ⃓ ⃓ ⃓ i ind K=2,33∙√h∙⃓ ⃓ 2 hedge ⃓ + 0,75∙w2i ∙(Mi ∙EADtotal Mi ∙Bi ) ⃓ i ⎷ i Dabei gilt: h = einjähriger Risikohorizont (h = 1) wi = Risikogewichtung der Gegenpartei i total EADi = Gesamtwert der Risikopositionswerte gegenüber Gegenpartei i unter Berücksichtigung von Netting und Sicherheiten Bi = Nominalwert (bei mehreren Positionen der Gesamt-Nominalwert) gekaufter und zur Absicherung des CVA-Risikos verwendeter Einzeladressen-Kreditausfallswaps auf die Gegenpartei i, abgezinst mit dem Faktor 1

e

2

hedge -0,05 ∙ Mi hedge

0,05∙Mi

Bind

= Nominalwert eines oder ggf. mehrerer gekaufter und zur Absicherung des CVA-Risikos verwendeter Index-Kreditausfallswaps, abgezinst mit dem Faktor 1

e-0,05 ∙ M ind 0,05∙Mind

wind Mi hedge Mi Mind

= = = =

Risikogewichtung von Index-Absicherungsgeschäften effektive Laufzeit der Geschäfte mit Gegenpartei i Laufzeit des Absicherungsinstruments mit Nominalwert Bi Laufzeit des Index-Absicherungsgeschäfts

Abbildung 66: Formel zur Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR Der vorstehenden Abbildung 66 ist zu entnehmen, dass die Bonität der jeweiligen Gegenparteien (wi), die effektive Laufzeit der mit den jeweiligen Gegenparteien

1

Vgl. Art. 384 Abs. 1 CRR sowie ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 264.

432

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

abgeschlossenen Derivategeschäfte (Mi) sowie der Gesamtwert der gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen gegenüber den jeweiligen Gegenparteien (EADtotal ) zu den wesentlichen Einflussfaktoren auf die Höhe der Eigenmittelani forderung für das CVA-Risiko im Rahmen der Standardmethode gehören. Schließt ein Institut anerkennungsfähige Sicherungsgeschäfte mittels (Einzeladressenbzw. Index-)Kreditausfallswaps zur Absicherung des CVA-Risikos ab, kommen noch die Parameter Bi bzw. Bind hinzu. Ohne die Berücksichtigung dieser Sicherungsgeschäfte kann die Formel für das CVA-Risiko im Rahmen der Standardmethode vereinfacht wie folgt dargestellt werden: 2

0,5∙wi ∙ Mi ∙EADtotal i

K=2,33∙√h∙

0,75∙w2i ∙(Mi ∙EADtotal ) i

+

2

i

i

Das Risikogewicht der Gegenpartei (wi) ist gemäß Art. 384 Abs. 1 CRR auf Basis der externen Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI zu bestimmen. Die Gegenpartei i wird dabei in Abhängigkeit von ihrem externen Rating einer der sechs Bonitätsstufen der Tabelle 1 des Art. 384 CRR zugeordnet (siehe Abbildung 67), woraus sich dann das bonitätsspezifische Risikogewicht wi ergibt. Dieser Gewichtungsfaktor wi kann zwischen 0,7 % und 10 % betragen und wird im Schrifttum auch „als mittleres Spread-Niveau bei einer unterstellten Credit-Spread-Volatilität in einem gestressten Marktumfeld“1 interpretiert. Bonitätsstufe

Gewichtung wi

1

0,7 %

2

0,8 %

3

1,0 %

4

2,0 %

5

3,0 %

6

10,0 %

Abbildung 67: Gewichtung einer Gegenpartei auf Basis ihrer externen Bonitätsbeurteilung durch eine benannte ECAI im Rahmen der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 Tabelle 1 CRR

1

ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 264. Vgl. ähnlich auch SCHMIDT, HANSJÖRG (2012, CVA), S. 283.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

433

Liegt keine solche Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vor, so legen Institute, die den Standardansatz verwenden, grundsätzlich ein Risikogewicht wi i. H. v. 1 % zugrunde.1 Institute, die auf den IRB-Ansatz zurückgreifen, wenden hingegen eine interne Bonitätsbeurteilung an.2 Die Berechnung der effektiven Laufzeit (Mi) erfolgt grundsätzlich nach Art. 162 Abs. 2 Buchst. b) CRR. Mi entspricht daher der nominalgewichteten durchschnittlichen Restlaufzeit der Risikoposition, sofern Institute bei der Ermittlung des Gegenparteiausfallrisikos keine auf internen Modellen beruhende Methode anwenden. Institute, die bei der Ermittlung des Gegenparteiausfallrisikos eine auf internen Modellen beruhende Methode anwenden, berechnen die effektive Laufzeit gemäß der in Art. 162 Abs. 2 Buchst. g) CRR aufgeführten Formel. In beiden Fällen ist die effektive Laufzeit auf die längste vertragliche Restlaufzeit im Netting-Satz beschränkt, sie muss allerdings mindestens ein Jahr betragen.3 Der Gesamtwert der gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen gegenüber ) ergibt sich aus den – über alle Netting-Sätze hineines Kontrahenten i (EADtotal i weg – addierten Risikopositionswerten, die gemäß der jeweils maßgebenden Methode nach Teil 3 Titel II Kapitel 6 Abschnitte 3 bis 6 CRR zu bestimmen sind.4 Maßgeblich ist der undiskontierte mittels Ursprungsrisikomethode, vereinfachtem SA-CCR oder SA-CCR berechnete Risikopositionswert für das Gegenparteiausfallrisiko des OTC-Derivats.5 Instituten ist es hierbei gestattet, die Auswirkungen gestellter Sicherheiten zu berücksichtigen, wobei dies in Abhängigkeit von den entsprechenden methodischen Vorgaben zur Messung des Gegenparteiausfallrisikos zu erfolgen hat. Da die Effekte erhaltener Sicherheiten nunmehr unmittelbar bei der Risikopositionswertermittlung mittels Ursprungsrisikomethode, vereinfachtem SA-CCR oder SA-CCR Beachtung finden,6 besteht keine Notwendigkeit, auf den vollständig angepassten Risikopositionswert i. S. d. Art. 223 Abs. 5 1 2 3 4 5

6

Vgl. Art. 384 Abs. 1 CRR. Bei mit besonders hohem Risiko verbundenen Positionen gemäß Art. 128 CRR erhalten die entsprechenden Gegenparteien ein Risikogewicht wi i. H. v. 3 %. Vgl. Art. 384 Abs. 1 CRR; ferner BANH, MINH; CLUSE, MICHAEL; SCHWAKE, DANIEL (2011, Behandlung), S. 499–500. Vgl. zur Vorgehensweise, wenn keine Bonitätsbeurteilung einer benannten ECAI vorliegt, ACHTELIK, OLAF (2016, Standardmethode), Tz. 3. Vgl. zu diesem Absatz Art. 384 Abs. 1 CRR i. V. m. Art. 162 Abs. 2 Buchst. b) und Buchst. g) CRR. Vgl. Art. 384 Abs. 1 CRR. Vgl. ausführlich zur Berechnung des Risikopositionswerts für das Gegenparteiausfallrisiko das 6. Kapitel Teil D.II. Die bisher bestandene Verpflichtung zur Diskontierung des EADtotal für den Fall, dass i der Risikopositionswert nicht mittels eines auf einem internen Modell basierenden Ansatzes abgeleitet wird, ist seit Geltungsbeginn der CRR II-Vorschriften zum Gegenparteiausfallrisiko nicht mehr in Art. 384 CRR geregelt. Der Europäische Gesetzgeber hat im Zuge der CRR II-Gesetzgebung die Formulierung des Art. 384 CRR geändert, sodass der EADtotal nun als undiskontierter Wert in die CVAi Formel einfließt. Gleichwohl hält der Baseler Ausschuss sowohl im ursprünglichen Basel III-Rahmenwerk von 2010 als auch in der für 2023 vorgesehenen Neufassung der Regelungen zum CVA-Risiko weiterhin an der Diskontierungspflicht fest. Vgl. etwa BCBS (2020, credit valuation adjustment), S. 5. Vgl. Art. 223 Abs. 5 UAbs. 2 CRR.

434

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

CRR abzustellen. Auch Netting-Vereinbarungen können, sofern sie im Insolvenzfall Bestand haben, bei der Bestimmung des Gesamtwerts der gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen berücksichtigt werden.1 Die risikomindernden Effekte von CVA-Absicherungsgeschäften werden gesondert berücksichtigt.2 Diese Geschäfte sind bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko nur dann anerkennungsfähig, wenn sie die Bedingungen des Art. 386 CRR erfüllen und auch tatsächlich zur Minderung des CVA-Risikos verwendet werden. In Betracht kommen hier sowohl Einzeladressen-Kreditausfallswaps (sog. „single name credit default swaps“ bzw. „Einzeladressen-CDS“) oder andere äquivalente Sicherungsinstrumente mit direkter Referenz auf die Gegenpartei als auch Index-Kreditausfallswaps (sog. „index credit default swaps“ bzw. „Index-CDS“).3 Für Index-CDS gilt die Anforderung, dass der spread der einzelnen Gegenpartei über den Index-CDS im Risikopotenzial und im Risikopotenzial unter Stressbedingungen hinreichend abgebildet wird;4 bei einer nach Auffassung der zuständigen Aufsichtsbehörde nicht hinreichenden Abbildung darf das Institut lediglich 50 % des Nominalwerts der indexbasierten Absicherungen im Risikopotenzial und im Risikopotenzial unter Stressbedingungen berücksichtigen.5 Andernfalls dürfen diese Geschäfte nicht in die Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko einbezogen werden.6 Gemäß Art. 386 CRR anerkennungsfähige Einzeladressen-CDS finden innerhalb des CVA-Formelansatzes dergestalt Berücksichtigung, dass der abgezinste Nominalbetrag des Einzeladressen-CDS auf die Gegenpartei i (Bi), multipliziert hedge mit seiner Laufzeit Mi , vom laufzeitgewichteten Gesamtwert der Risikopositotal tionswerte (Mi  EADi ) abzuziehen ist. Damit lässt sich grundsätzlich sowohl 1 2 3

4 5 6

Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 265. Vgl. Art. 386 Abs. 1 CRR; ferner LANGE, ANDREAS (2016, Behandlung), S. 716. Vgl. Art. 386 Abs. 1 UAbs. 1 CRR. Einzeladressen-CDS und Index-CDS gelten als typische Sicherungsgeschäfte, um Wertänderungen von Derivaten, die auf Bonitätsverschlechterungen der Gegenparteien zurückzuführen sind, abzusichern. Schwierigkeiten ergeben sich beim Einsatz dieser CDS allerdings vor allem daraus, dass Einzeladressen-CDS regelmäßig nur für wenige Kontrahenten gehandelt werden und Index-CDS nicht zur Absicherung des kontrahentenspezifischen (idiosynkratischen) Teils des CVA-Risikos geeignet sind. Vgl. dazu BEINKER, MARK; FÖHL, MATTHIAS (Kontrahentenrisiken 2012), S. 36. Vgl. grundlegend zu Gestaltungsformen, Einsatzmöglichkeiten und Risiken bei Kreditderivaten HAUSER, JOACHIM (2013, Kreditderivate), S. 43–233. Vgl. Art. 386 Abs. 1 UAbs. 2 CRR. Vgl. Art. 386 Abs. 1 UAbs. 4 CRR. Keine anerkennungsfähigen Sicherungsgeschäfte sind gemäß Art. 386 Abs. 2 Satz 2 CRR insbesondere tranchierte Kreditausfallswaps, n-ter-Ausfall-Swaps und synthetische Unternehmensanleihen, sog. „Credit Linked Notes“. Darüber hinaus gilt gemäß Art. 386 Abs. 3 CRR, dass anerkennungsfähige Sicherungsgeschäfte, die bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das CVA-Risiko berücksichtigt werden, nicht bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das spezifische Risiko aus Schuldtiteln berücksichtigt oder als Kreditrisikominderungstechniken behandelt werden dürfen, außer im Zusammenhang mit dem Gegenparteiausfallrisiko für dasselbe Transaktionsportfolio.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

435

der Betrag des ersten quadratischen Terms als auch der Betrag des zweiten quadratischen Terms unter der Wurzel reduzieren.1 Während die Absicherungseffekte von anerkennungsfähigen Einzeladressen-CDS bei beiden quadratischen Termen des Radikanden berücksichtigt werden, bezieht sich die risikoreduzierende Wirkung von anerkennungsfähigen Index-CDS lediglich auf den ersten quadratischen Term, indem der abgezinste Nominalbetrag des Index-CDS auf den Index ind (Bind), multipliziert mit der Laufzeit des Index-Absicherungsgeschäfts Mind sowie der Gewichtung von Index-Absicherungsgeschäften wind, vom ersten Summenterm des ersten quadratischen Terms zu subtrahieren ist.2 In der Systematik des CVA-Formelansatzes sichern Index-CDS somit lediglich den sog. „systematischen Anteil“ des CVA-Risikos ab, wohingegen Einzeladressen-CDS neben dem systematischen Anteil auch den bonitätsspezifischen Anteil reduzieren.3 – Voraussetzung zur Anwendung der fortgeschrittenen Methode nach Art. 383 CRR ist neben einem zugelassenen internen Modell für das spezifische Risiko von Schuldtiteln gemäß Art. 363 Abs. 1 Buchst. d) CRR auch die Zulassung zur Verwendung einer auf einem internen Modell beruhenden Methode zur Bestimmung des Risikopositionswerts des Gegenparteiausfallrisikos gemäß Art. 283 CRR.4 Im Gegensatz zur Standardmethode, die auf einer einheitlichen Formel basiert, wird die Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko im Rahmen dieser Methode modelliert.5 Institute wenden hierbei ihr internes Modell zur Ermittlung der Eigenmittelanforderung für das spezifische Risiko von Schuldtiteln mit einem 99 %igen Konfidenzniveau und einer Haltedauer von zehn Tagen an.6 Die konkrete Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko richtet sich bei der fortgeschrittenen Methode nach der in Art. 383 Abs. 1 UAbs. 3 CRR dargestellten Formel, wobei die weiteren Vorgaben des Art. 383 Abs. 2–7 CRR einschließlich der dazugehörigen Delegierten Verordnung7 zu beachten sind. Darüber hinaus sind anerkennungsfähige CVA-Absicherungsgeschäfte nach Art. 386 CRR zu berücksichtigen.8 1

2 3 4 5 6 7 8

Übersteigt das Produkt aus dem abgezinsten Nominalbetrag des Einzeladressen-CDS und der Laufzeit des Absicherungsinstruments den laufzeitgewichteten Gesamtwert der Risikopositionswerte gegenhedge ∙ Bi > Mi  EADtotal ), so nimmt der Absicherungseffekt der über einer Gegenpartei (d. h. ist Mi i Einzeladressen-CDS ab, da die Klammerterme beider Summanden quadriert werden. Durch die quadratischen Terme unter der Wurzel besteht für Institute also kein Anreiz, über die laufzeitgewichteten Risikopositionswerte hinaus zu besichern. Vgl. dazu SCHMIDT, HANSJÖRG (2012, CVA), S. 284. Vgl. Art. 384 Abs. 1 CRR. Die Ermittlung der Gewichtung von Index-Absicherungsgeschäften wind erfolgt durch die Berechnung des gewichteten Durchschnitts der Risikogewichte der jeweiligen Gegenpartei wi, die für die einzelnen Bestandteile des Index gelten. Vgl. SCHMIDT, HANSJÖRG (2012, CVA), S. 283. Vgl. Art. 383 Abs. 1 UAbs. 1 CRR. Vgl. Art. 383 Abs. 1 UAbs. 1 CRR. Vgl. Art. 383 Abs. 1 UAbs. 2 Satz 1 CRR. Vgl. DelVO (EU) Nr. 526/2014. Vgl. Art. 383 Abs. 1 UAbs. 1 CRR.

436

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Fallstudie 11: Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko Die Rodener Bank AG schließt mit zwei finanziellen Gegenparteien i1 und i2 folgende nicht der Clearingpflicht unterliegende derivative Geschäfte ab, wobei keine risikomindernden CVA-Absicherungsgeschäfte in Form von Einzeladressen- und IndexCDS abgeschlossen wurden: – Die Rodener Bank AG hat mit der Gegenpartei i1 ein nicht der Clearingpflicht unterliegendes Derivat mit einem Nominalwert N1 = 100 EUR und einer entsprechenden gegenparteiausfallrisikobehafteten Position EAD1 = 5 EUR abgeschlossen. Die entsprechende Restlaufzeit beträgt M1 = 1 Jahr. Gegenpartei i1 hat die Bonitätsstufe 4 gemäß Art. 384 Tabelle 1 CRR. – Die Rodener Bank AG hat mit der Gegenpartei i2 zwei nicht der Clearingpflicht unterliegende und im Insolvenzfall Bestand habende derivative Netting-Sätze mit Nominalwerten N2,1 = 1.000 EUR sowie N2,2 = 500 EUR und entsprechenden gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen EAD2,1 = 20 EUR sowie EAD2,2 = 10 EUR abgeschlossen. Die entsprechenden Restlaufzeiten betragen M2,1 = 2 Jahre sowie M2,2 = 5 Jahre. Gegenpartei i2 hat die Bonitätsstufe 2 gemäß Art. 384 Tabelle 1 CRR.1 Wie hoch ist die Eigenmittelanforderung der Rodener Bank AG für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR – unter der Prämisse, dass die Rodener Bank AG keine auf internen Modellen beruhende Methode anwendet? Lösung der Fallstudie 11: Die Formel zur Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR lautet:

⃓ ⃓ ⃓ ⃓ ⃓ K=2,33∙√h∙⃓ ⃓ ⃓ ⃓ ⃓ ⎷

2

0,5∙wi ∙(Mi ∙EADtotal i

hedge Mi

∙ Bi

i

wind ∙Mind ∙Bind ind

0,75∙w2i ∙(Mi ∙EADtotal i

+

hedge

Mi

∙Bi )

2

i

Unter Berücksichtigung des gesetzlich vorgegebenen einjährigen Risikohorizonts h = 1 sowie der Tatsache, dass keine risikomindernden CVA-Absicherungsgeschäfte in Form von Einzeladressen- und Index-CDS abgeschlossen wurden und somit die

1

Falls in dieser Fallstudie die zwei derivativen Netting-Sätze durch zwei nicht der Clearingpflicht unterliegende Derivate mit denselben Parametern ersetzt werden würden, würde sich die Berechnung nicht ändern.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

437

entsprechenden Parameter null sind, d. h. Bi = 0 und Bind = 0, reduziert sich die Formel zur Berechnung der Eigenmittelanforderung für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 386 CRR wie folgt: 2

0,5∙wi ∙ Mi ∙EADtotal i

K=2,33∙

2

0,75∙w2i ∙(Mi ∙EADtotal ) i

+ i

i

Für die beiden Gegenparteien i1 sowie i2 ergeben sich folgende Parameter: – Gegenpartei i1: Die Risikogewichtung der Gegenpartei i1 beträgt gemäß Art. 384 Tabelle 1 CRR bei der Bonitätsstufe 4 w1 = 2 % = 0,02. Die effektive Laufzeit nach Art. 162 Abs. 2 Buchst. b) CRR entspricht der nominalgewichteten durchschnittlichen Restlaufzeit der Risikopositionen. Bei einem Derivat mit einem Nominalwert N1 = 100 EUR und einer entsprechenden Restlaufzeit von M1 = 1 Jahr ergibt sich – intuitiv und wenig überraschend – die effektive Laufzeit M1 = 1 Jahr. Der Gesamtwert der gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen gegenüber einer Gegenpartei ergibt sich aus den addierten Risikopositionswerten, die gemäß der jeweils maßgebenden Methode nach Teil 3 Titel II Kapitel 6 Abschnitte 3 bis 6 CRR zu bestimmen sind. Bei einem Derivat und einer entsprechenden gegenparteiausfallrisikobehafteten Position EAD1 = 5 EUR ergibt sich – intuitiv und wenig überraschend – der Gesamtwert der mit einem Gegenparteiausfallrisiko behafteten Position EADtotal = 5 EUR. 1 – Gegenpartei i2: Die Risikogewichtung der Gegenpartei i2 beträgt gemäß Art. 384 Tabelle 1 CRR bei der Bonitätsstufe 2 w2 = 0,8 % = 0,008. Die effektive Laufzeit nach Art. 162 Abs. 2 Buchst. b) CRR entspricht der nominalgewichteten durchschnittlichen Restlaufzeit der Risikopositionen. Bei zwei derivativen Netting-Sätzen mit Nominalwerten N2,1 = 1.000 EUR sowie N2,2 = 500 EUR und entsprechenden Restlaufzeiten M2,1 = 2 Jahre sowie M2,2 = 5 Jahre ergibt sich die effektive Laufzeit M2 =

1.000 EUR 1.500 EUR

∙ 2 Jahre +

500 EUR 1.500 EUR

∙ 5 Jahre = 3 Jahre.

Der Gesamtwert der gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen gegenüber einer Gegenpartei ergibt sich aus den – über alle Netting-Sätze hinweg – addierten Risikopositionswerten, die gemäß der jeweils maßgebenden Methode nach Teil 3 Titel II Kapitel 6 Abschnitte 3 bis 6 CRR zu bestimmen sind. Bei zwei derivativen

438

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Netting-Sätzen und entsprechenden gegenparteiausfallrisikobehafteten Positionen EAD2,1 = 20 EUR sowie EAD2,2 = 10 EUR ergibt sich der Gesamtwert der mit einem Gegenparteiausfallrisiko behafteten Positionen EADtotal = 20 EUR + 10 EUR = 30 EUR. 2 Für die Rodener Bank AG ergibt sich somit für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR unter Berücksichtigung der für die beiden Gegenparteien i1 sowie i2 ermittelten Parameter die Eigenmittelanforderung K = 2,33 ∙

0,5 ∙ 0,02 ∙ (1 ∙ 5) + 0,5 ∙ 0,008 ∙ (3 ∙ 30) 2 + (0,75 ∙ 0,022 ∙ (1 ∙ 5)2 + 0,75 ∙ 0,0082 ∙ (3 ∙ 30)2 )

K = 2,33 ∙

0,5 ∙ 0,02 ∙ 1 ∙ 5 + 0,5 ∙ 0,008 ∙ 3 ∙ 30 2 + 0,75 ∙ 0,022 ∙ 12 ∙ 52 + 0,75 ∙ 0,0082 ∙ 32 ∙ 302

K = 2,33 ∙

0,1681 + 0,0075 + 0,3888 = 2,33 ∙

0,5644 ≈ 1,75 EUR.

Die Eigenmittelanforderung der Rodener Bank AG für das CVA-Risiko nach der Standardmethode gemäß Art. 384 CRR beträgt K ≈ 1,75 EUR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

439

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter, Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken und Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken VIII. Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko 1. Kontinuum der Messansätze für das operationelle Risiko Gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. e) CRR müssen Institute ihre operationellen Risiken mit Eigenmitteln unterlegen. Unter dem operationellen Risiko eines Instituts wird hierbei aus aufsichtsrechtlicher Sicht die Gefahr verstanden, dass sich Verluste aus der Unangemessenheit oder dem Versagen von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder aus dem Eintritt externer Ereignisse ergeben.1 Diese Definition umfasst auch die Rechtsrisiken eines Instituts.2 Die Festlegung von Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts resultiert aus der Erkenntnis, dass Institute insbesondere vor dem Hintergrund einer wachsenden IT-Abhängigkeit und einer zunehmend höheren Komplexität ihrer Aktivitäten „erhebliche operationelle Risiken tragen“3. Für die Berechnung der zur Unterlegung der operationellen Risiken erforderlichen Eigenmittel sieht die CRR ein Stufenkonzept vor. Gemäß Teil 3 Titel III CRR darf ein Institut zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko – wie auch in Abbildung 68 dargestellt – entweder den Basisindikatoransatz, den (alternativen) Standardansatz oder einen sog. fortgeschrittenen Messansatz verwenden.

1 2 3

Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 52 CRR. Vgl. Art. 4 Abs. 1 Nr. 52 CRR. Zur Definition und zu den verschiedenen Ausprägungen des operationellen Risikos vgl. ausführlich das 1. Kapitel Teil B.I. BMF (2007, Begründung), S. 116.

440

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Verfahren zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts

Basisindikatoransatz

(alternativer) Standardansatz

fortgeschrittene Messansätze, z. B.: – interner Bemessungsansatz – Verlustverteilungsansätze – Scorecardansätze

Abbildung 68: Verfahren zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts Die verschiedenen Messverfahren des Teils 3 Titel III CRR zeichnen sich – wie in Abbildung 69 dargestellt – durch einen unterschiedlich hohen Grad an Risikosensitivität und Umsetzungsaufwand bzw. Anforderungen an das Risikomanagement aus. Sie geben damit die grundsätzliche Reihenfolge vor, in der diese Verfahren von den Instituten angewandt werden sollen.1 Bei Erfüllung bestimmter qualitativer und quantitativer Mindeststandards kann allerdings auch bereits von Beginn an ein risikosensitiverer Messansatz genutzt werden.2 Der Einsatz eines fortgeschrittenen Messansatzes anstelle des Basisindikatoransatzes oder (alternativen) Standardansatzes wird von international tätigen Instituten sowie von Instituten mit einer erheblichen Gefährdung durch operationelle Risiken (z. B. von auf die Abwicklung von Geschäften spezialisierten Banken) ohnehin erwartet.3 Die verschiedenen Messverfahren sind deshalb so aufeinander abgestimmt, dass Institute für Verbesserungen ihres Risikomanagements belohnt werden sollen, denn je fortgeschrittener das im Einzelnen verwendete Messverfahren ist, umso niedriger werden die voraussichtlich vorzuhaltenden Mindesteigenmittel sein.4

1 2 3 4

Vgl. auch BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 157. Vgl. auch BCBS (2001, Operational Risk), S. 4. Vgl. BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 157. Vgl. auch BCBS (2001, Operational Risk), S. 14; BUZZIOL, STEFFI (2004, Systematik), S. 16–17; DEUTSCHE BUNDESBANK (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 86; SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2007, Messansätze), S. 58.

hoch

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

fortgeschrittene Messansätze

Risikosensitivität niedrig

441

(alternativer) Standardansatz

Basisindikatoransatz

niedrig Umsetzungsaufwand/Anforderungen an das Risikomanagement

hoch

Abbildung 69: Risikosensitivität der Verfahren und Umsetzungsaufwand bzw. Anforderungen an das Risikomanagement zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts Um den Instituten die Entwicklung hin zu einem risikosensitiveren Messverfahren zu erleichtern, wird ihnen bei Erfüllung bestimmter Mindestanforderungen – zumindest vorübergehend – die Möglichkeit eingeräumt, sich nur teilweise entlang des vorgesehenen Spektrums der Messverfahren fortzubewegen, also zunächst nur für einzelne Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit risikosensitivere Messverfahren zu verwenden (sog. „partielle Anwendung“).1 Eine Kombination verschiedener Ansätze erfordert allerdings stets eine Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde.2 Voraussetzung für eine solche Erlaubnis ist die Erfassung sämtlicher operationeller Risiken des Instituts durch die gewählte Kombination der Verfahren. Zudem ist die vom Institut verwendete Methodik zur Erfassung der verschiedenen Tätigkeiten, geografischen Standorte, Rechtsstrukturen oder sonstigen wesentlichen intern vorgenommenen Aufteilungen durch die zuständige Aufsichtsbehörde für überzeugend zu befinden.3 Darüber hinaus sind die Bedingungen des Art. 320 CRR zur Anwendung des Standardansatzes und die Anforderungen nach Maßgabe der Art. 321 und 322 CRR zur Anwendung der fortgeschrittenen Messansätze für diejenigen Tätigkeiten, auf die der Standardansatz oder die fortgeschrittenen Messansätze angewandt werden, zu erfüllen.4 Zusätzliche

1 2 3 4

Vgl. auch BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 157 und S. 170–171. Vgl. Art. 314 Abs. 1 CRR. Vgl. Art. 314 Abs. 2 Buchst. a) CRR. Vgl. Art. 314 Abs. 2 Buchst. b) CRR. Vgl. hierzu ausführlich Abbildung 77.

442

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Erfordernisse für eine übergangsweise Zulassung der Kombination eines fortgeschrittenen Messansatzes mit dem Basisindikatoransatz oder mit dem Standardansatz sind, dass zum Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung des fortgeschrittenen Messansatzes ein erheblicher Teil der operationellen Risiken des Instituts mit dessen Hilfe erfasst wird und dass sich das Institut dazu verpflichtet, den fortgeschrittenen Messansatz nach einem durch die zuständige Aufsichtsbehörde genehmigten Zeitplan auf einen wesentlichen Teil seiner Tätigkeiten anzuwenden.1 Zweck dieser Anforderungen ist es, dass Institute einen fortgeschrittenen Messansatz, mit dem eine Verbesserung des Managements operationeller Risiken einhergeht, in einem möglichst großen Bereich ihrer geschäftlichen Aktivitäten einführen. Es soll also sichergestellt werden, dass nahezu die gesamte Geschäftstätigkeit eines Instituts in einem fortgeschrittenen Messansatz erfasst und aus Praktikabilitätsgründen allenfalls ein unbedeutender Teil der Geschäftstätigkeit eines Instituts auf Dauer mit einem einfacheren Messverfahren abgebildet wird.2 Nur in Ausnahmefällen – z. B. bei der Übernahme eines neuen Geschäfts, auf das der Standardansatz möglicherweise erst nach einer Übergangszeit angewandt werden kann – darf hingegen eine Genehmigung für die Verwendung einer Kombination aus dem Basisindikatoransatz und dem Standardansatz durch das Institut beantragt werden.3 Auch hier muss sich das Institut dazu verpflichten, den Standardansatz nach dem durch die zuständige Aufsichtsbehörde genehmigten Zeitplan anzuwenden.4 Hierdurch soll letztlich ein einheitliches Verfahren für die Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts etabliert und damit eine Kapitalarbitrage vermieden werden.5 Das Fortschreiten von einem einfachen Messverfahren hin zu einem risikosensitiveren Messverfahren stellt für die Institute i. d. R. eine „Einbahnstraße“ dar. Gemäß Art. 313 Abs. 1 und Abs. 2 CRR darf ein Institut, das zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko einen Standardansatz oder einen fortgeschrittenen Messansatz verwendet, nur dann zu einem weniger komplizierten Ansatz zurückkehren, wenn das Institut der zuständigen Aufsichtsbehörde nachweisen kann, „dass es die Anwendung eines weniger komplizierten Ansatzes nicht vorschlägt, um die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko des Instituts zu verringern, und dass die Anwendung eines solchen Ansatzes angesichts der Art und der Komplexität des Instituts notwendig ist und weder die Solvenz des Instituts noch dessen Fähigkeit, operationelle Risiken wirksam zu steuern, wesentlich beeinträchtigen“6 wird.

1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 314 Abs. 3 CRR. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 134. Vgl. Art. 314 Abs. 4 UAbs. 1 CRR. Vgl. Art. 314 Abs. 4 UAbs. 2 CRR. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 124. Art. 313 Abs. 3 Buchst. a) CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

443

Die Genehmigung zur Rückkehr zu weniger komplizierten Verfahren ist hierbei von dem Institut bei der zuständigen Aufsichtsbehörde vorab zu beantragen.1

2.

Basisindikatoransatz

Der Basisindikatoransatz (basic indicator approach, BIA) stellt das einfachste Verfahren zur Ermittlung der Eigenmittel dar, die von einem Institut für seine operationellen Risiken vorzuhalten sind. Nach den Regelungen dieses Messverfahrens erfolgt die Berechnung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für die operationellen Risiken eines Instituts auf der Grundlage eines einzigen Risikoindikators, der als Näherungswert für die gesamten operationellen Risiken dieses Instituts dient. Konkret handelt es sich bei diesem Risikoindikator um den sog. maßgeblichen Indikator. Gemäß Art. 315 Abs. 1 UAbs. 1 CRR betragen die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts im Falle der Anwendung des Basisindikatoransatzes 15 % des Dreijahresdurchschnitts des maßgeblichen Indikators. Die Bestimmung des Dreijahresdurchschnitts des maßgeblichen Indikators wird hierbei aus den letzten drei Zwölfmonatsbeobachtungen zum Abschluss des Geschäftsjahrs vorgenommen.2 Liegen keine durch einen Abschlussprüfer geprüften Zahlen vor, so können der Berechnung auch institutsinterne Schätzungen dieser Jahreswerte zugrunde gelegt werden.3 Zweck der Verwendung eines Dreijahresdurchschnitts ist es, Schwankungen in den Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko zu vermindern.4 Bei der Ermittlung des Dreijahresdurchschnitts des maßgeblichen Indikators werden allerdings nur Jahreswerte mit einem positiven Wert berücksichtigt.5 Der Dreijahresdurchschnitt des maßgeblichen Indikators ergibt sich somit stets „als die Summe der positiven Werte, geteilt durch die Anzahl der positiven Werte“6. Tritt also in einem der letzten drei Jahre ein negativer maßgeblicher Indikator auf, so wird der Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko lediglich der Zweijahresdurchschnitt der Jahre mit einem positiven maßgeblichen Indikator zugrunde gelegt. Für Institute, deren maßgeblicher Indikator in allen drei betrachteten Jahren Null oder negativ ist, resultiert hieraus ein Eigenmittelunterlegungsbetrag für das operationelle Risiko i. H. v. Null. Dieser Fall dürfte allerdings in der Praxis kaum von Bedeutung sein. Mit der Regelung, dass nur Jahreswerte mit einem positiven Wert in die Berechnung einzubeziehen sind, soll sichergestellt werden, dass die den Geschäften der Institute immanenten operationellen Risiken auch bei einer negativen Ertragslage des Instituts 1 2 3 4 5 6

Vgl. Art. 313 Abs. 3 Buchst. b) CRR. Vgl. Art. 315 Abs. 1 UAbs. 2 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 315 Abs. 1 UAbs. 2 Satz 2 CRR. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 118. Vgl. Art. 315 Abs. 4 Satz 1 CRR. Art. 315 Abs. 4 Satz 2 CRR.

444

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

mit Eigenmitteln zu unterlegen sind.1 Abbildung 70 fasst die vorstehenden Ausführungen in einer Formel zusammen. 1 EAOR  = 0,15 ⋅   ⋅ n

n

mIi i=1

Dabei gilt: EAOR = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko i = Geschäftsjahr i n = Anzahl der Geschäftsjahre i mit einem positiven maßgeblichen Indikator (maximal drei Jahre) mIi = maßgeblicher Indikator des Geschäftsjahrs i (sofern positiv) Abbildung 70: Konzeption des Basisindikatoransatzes Die Definition des maßgeblichen Indikators erfolgt in Art. 316 CRR. Demnach ist der maßgebliche Indikator auf Grundlage der in Abbildung 71 aufgelisteten Posten unter Zugrundelegung der Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung von Instituten nach Art. 27 Bankbilanzrichtlinie zu berechnen.2 maßgeblicher Indikator = Zinserträge und ähnliche Erträge – Zinsaufwendungen und ähnliche Aufwendungen + Erträge aus Aktien, anderen Anteilsrechten und nicht festverzinslichen/festverzinslichen Wertpapieren + Erträge aus Provisionen und Gebühren – Aufwendungen für Provisionen und Gebühren +/– Ertrag/Aufwand aus Finanzgeschäften + sonstige betriebliche Erträge Abbildung 71: Berechnung des maßgeblichen Indikators nach Art. 316 CRR Die Auflistung in Abbildung 71 verdeutlicht, dass bei der Berechnung des maßgeblichen Indikators Abzüge in Form von Rückstellungen, Risikovorsorgebeträgen und Betriebsausgaben3 nicht vorgesehen sind.4 Aufwendungen für ausgelagerte Dienstleistungen, die durch Dritte erbracht werden, dürfen den maßgeblichen Indikator zudem nur dann vermindern, wenn die Aufwendungen von einem Unternehmen erhoben 1 2 3 4

Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 118. Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 1 CRR. Bei nach HGB bilanzierenden Instituten entsprechen die Betriebsausgaben den allgemeinen Verwaltungsaufwendungen. Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 2 Buchst. a) Satz 1 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

445

werden, das ebenfalls der CRR oder gleichwertigen Vorschriften unterliegt.1 Dies gilt auch dann, wenn sie in den Betriebsausgaben enthalten sind. Handelt es sich bei den Dritten um ein Mutter-, Tochter- oder Schwesterunternehmen des Instituts, sind Aufwendungen für ausgelagerte Dienstleistungen allerdings nicht als Bestandteil der Betriebsausgaben anzusehen und damit abzugsfähig.2 Darüber hinaus dürfen auch die folgenden Posten nicht in die Berechnung des maßgeblichen Indikators einbezogen werden:3 1. realisierte Gewinne/Verluste aus der Veräußerung von Positionen, die nicht dem Handelsbuch zuzurechnen sind, 2. außerordentliche oder unregelmäßige Erträge sowie 3. Erträge aus Versicherungstätigkeiten. Die Herausnahme der außerordentlichen oder unregelmäßigen Erträge sowie der realisierten Gewinne/Verluste aus der Veräußerung von Nichthandelsbuch-Positionen aus der Berechnung des maßgeblichen Indikators lässt sich grundsätzlich damit rechtfertigen, dass auf diese Weise größere Schwankungen des maßgeblichen Indikators vermieden werden können. Die Nichteinbeziehung der Erträge aus Versicherungstätigkeiten in die Berechnung des maßgeblichen Indikators kann hingegen mit der gesonderten eigenen Aufsicht der Unternehmen, die Versicherungsgeschäfte erbringen, begründet werden. Da Provisionserträge aus der Vermittlung von Versicherungsgeschäften allerdings nicht zu den Erträgen aus Versicherungstätigkeiten zählen, sind sie Bestandteil des maßgeblichen Indikators.4 Werden Neubewertungen von Handelsbuchpositionen in der Gewinn- und Verlustrechnung eines Instituts verbucht, so dürfen sie in die Berechnung des maßgeblichen Indikators einbezogen werden.5 Wendet ein Institut den Art. 36 Abs. 2 Bankbilanzrichtlinie an und bilanziert börsenfähige Wertpapiere, die nicht die Eigenschaft von Finanzanlagen haben, zum höheren Marktwert am Abschlussstichtag, so besteht die Pflicht, die in der Gewinn- und Verlustrechnung verbuchten Neubewertungen in die Berechnung des maßgeblichen Indikators einzubeziehen.6 Für in Deutschland nach HGB bilanzierende Institute erfolgt die Berechnung des maßgeblichen Indikators anhand der in Abbildung 72 dargestellten Posten der Gewinnund Verlustrechnung nach Formblatt 3 RechKredV.7 Art. 27 Bankbilanzrichtlinie

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 2 Buchst. a) Satz 3 CRR. Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 2 Buchst. a) Satz 2 i. V. m. Satz 1 CRR. Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 2 Buchst. b) CRR. Vgl. zu diesem Absatz BMF (2007, Begründung), S. 119. Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 2 Buchst. c) Satz 1 CRR. Vgl. Art. 316 Abs. 1 UAbs. 2 Buchst. c) Satz 2 CRR. Zum Formblatt 3 RechKredV vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 72–73.

446

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

wurde hierbei mit kleineren Modifikationen in nationales Recht umgesetzt. So werden in der Gewinn- und Verlustrechnung nach Formblatt 3 RechKredV in dem Posten „Zinserträge“ im Unterschied zu der in Abbildung 71 dargestellten Vorgehensweise sowohl die Zinserträge aus Kredit- und Geldmarktgeschäften als auch aus festverzinslichen Wertpapieren und Schuldbuchforderungen ausgewiesen. Alle anderen Unterschiede zwischen diesen beiden Abbildungen sind rein sprachlicher Natur. maßgeblicher Indikator = Zinserträge – Zinsaufwendungen + laufende Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren + Provisionserträge – Provisionsaufwendungen +/– Nettoertrag/Nettoaufwand des Handelsbestands + sonstige betriebliche Erträge Abbildung 72: Berechnung des maßgeblichen Indikators nach Formblatt 3 RechKredV Sofern ein Institut seinen Jahresabschluss nicht nach den Regelungen der Bankbilanzrichtlinie bzw. deren Umsetzung in nationales Recht, sondern nach anderen Rechnungslegungsvorschriften (z. B. nach den IFRS) erstellt, hat die Berechnung des maßgeblichen Indikators auf Daten zu basieren, die den Bestimmungen des Art. 316 CRR am nächsten kommen.1 Der Basisindikatoransatz stellt das Einstiegsverfahren dar, um die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts zu berechnen. Daher sieht die CRR auch keine speziellen Anforderungen zur Nutzung dieses Messverfahrens vor.2 Gleichwohl sind diejenigen Institute, die sich für den Einsatz des Basisindikatoransatzes entscheiden, dazu aufgefordert, den Leitlinien zu folgen, die der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht in dem Dokument „Principles for the Sound Management of Operational Risk“3 niedergelegt hat.4 Letztlich handelt es sich aber bei der Anwendung des Basisindikatoransatzes „um keine echte Risikomessung“5. Zwar 1 2 3

4 5

Vgl. Art. 316 Abs. 2 CRR. Vgl. auch BUZZIOL, STEFFI (2004, Systematik), S. 17; KÖHNE, MARC FELIX (2005, Management), S. 282. Vgl. BCBS (2011, Sound Management). Eine ausführliche Erläuterung dieser Prinzipien erfolgt in KISZKA, SABRINA (2018, Steuerung), S. 44–49. Im Jahr 2021 veröffentlichte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht eine aktualisierte Version dieser Prinzipien. Vgl. zu den Änderungen WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA (2020, Risikosteuerung); BCBS (2021, Revisions). Vgl. auch LENZMANN, BJÖRN (2008, Quantifizierung), S. 290. SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2007, Messansätze), S. 59.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

447

stellt der maßgebliche Indikator eine Größe dar, die aus dem Rechenwerk der Institute weitgehend problemlos abgeleitet werden kann, eine unmittelbare Beziehung zu den operationellen Risiken eines Instituts kann jedoch mit Hilfe des maßgeblichen Indikators nicht hergestellt werden.1 So wird lediglich ein einfacher Zusammenhang zwischen der Ertrags- und der operationellen Risikolage eines Instituts unterstellt.2 Insbesondere steht aber die mit dem Basisindikatoransatz einhergehende aufsichtsrechtliche „Bestrafung“ zusätzlich erwirtschafteter Erträge in einem diametralen Widerspruch zu den geschäftspolitischen Zielen eines Instituts.3 Schließlich handelt es sich auch bei der Festlegung des Multiplikationsfaktors in Höhe von 15 % nur um eine pauschale Schätzung seitens der Bankenaufsicht. Der Basisindikatoransatz dient insofern nicht der Identifizierung von Schwachstellen operationeller Art in einem Institut und kann folglich auch keinen nennenswerten Beitrag zur Steuerung operationeller Risiken leisten. So erhalten Institute keinen direkten Anreiz, ihr operationelles Risikoprofil oder das Risikomanagement zu verbessern, da letztlich nur eine Verminderung der erwirtschafteten Erträge eine Reduzierung der Eigenmittelanforderungen ermöglicht.4 Schlussendlich bewirken schlagend gewordene operationelle Risiken durch den von ihnen verursachten Ertragsrückgang bei einer Anwendung des Basisindikatoransatzes eine Verminderung in der vorgesehenen Eigenmittelunterlegung,5 statt aufgrund der gestiegenen Risikolage zu einer Erhöhung der Eigenmittelanforderungen zu führen.

3.

Standardansatz

Beabsichtigt ein Institut, zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko anstelle des Basisindikatoransatzes den Standardansatz (standardised approach, STA) zu nutzen, so ist es notwendig, dass das Institut die für den Standardansatz qualifizierenden Anforderungen des Art. 320 CRR erfüllt.6 Eine Nutzung des Standardansatzes hat das Institut den zuständigen Behörden anzuzeigen.7 Entscheidet sich ein Institut für die Nutzung des Standardansatzes, so muss es zunächst seine Geschäftstätigkeiten den in Tabelle 2 in Art. 317 Abs. 4 CRR genannten acht regulatorischen Geschäftsfeldern (business lines, BL) zuordnen,8 die in Abbildung 73 dargestellt werden. Der entsprechend den Vorgaben des Art. 316 Abs. 1 CRR 1 2 3 4 5 6 7 8

Das Bundesministerium der Finanzen spricht in diesem Zusammenhang von einem mittelbaren Maß für den Umfang der Geschäftstätigkeit und damit auch der operationellen Risiken eines Instituts. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 118. Vgl. AUER, MICHAEL (2008, Risikomanagement), S. 45. Vgl. SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2007, Messansätze), S. 59. Vgl. BUCHMÜLLER, PATRIK (2001, Eigenkapitalvereinbarung), S. 12. Vgl. CAPOBIANCO, CLAUDIA (2014, Position Paper), S. 4; ENRIQUE, JEFF (2015, Saudi banks), S. 8. Vgl. Art. 312 Abs. 1 UAbs. 1 Satz 1 CRR. Vgl. hierzu vertiefend Abbildung 77. Vgl. Art. 312 Abs. 1 UAbs. 1 Satz 2 CRR. Vgl. Art. 317 Abs. 1 CRR.

448

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

zu ermittelnde maßgebliche Indikator ist sodann anteilig diesen acht regulatorischen Geschäftsfeldern zuzuordnen.1 Entscheidend für die Berechnung des maßgeblichen Indikators sind auch im Standardansatz die letzten drei Geschäftsjahreswerte.2 Liegen keine geprüften Jahreswerte vor, so können für die Berechnung auch institutsinterne Schätzungen dieser Jahreswerte verwendet werden.3 regulatorische Geschäftsfelder

Geschäftstätigkeiten

Unternehmensfinanzierung und -beratung (Corporate Finance)

– Emission oder Platzierung von Finanzinstrumenten mit fester Übernahmeverpflichtung, – Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Emissionsgeschäft, – Anlageberatung, – Beratung von Unternehmen bezüglich Kapitalstruktur, Geschäftsstrategie und damit verbundenen Fragen sowie Beratungs- und sonstige Serviceleistungen im Zusammenhang mit Verschmelzungen und Übernahmen, – Investment Research und Finanzanalyse sowie andere Arten von allgemeinen Empfehlungen zu Transaktionen mit Finanzinstrumenten.

Handel (Trading and Sales)

– Eigenhandel, – Geldmaklergeschäfte, – Entgegennahme und Weiterleitung von Aufträgen im Zusammenhang mit einem oder mehreren Finanzinstrumenten, – Auftragsausführung für Kunden, – Platzierung von Finanzinstrumenten ohne feste Übernahmeverpflichtung, – Betrieb multilateraler Handelssysteme. Entsprechende Geschäfte mit Retailkunden sind dem Geschäftsfeld Wertpapierprovisionsgeschäft zuzuordnen.

Zahlungsverkehr und Verrechnung (Payment and Settlement) Depot- und Treuhandgeschäfte (Agency Services)

– Geldtransferdienstleistungen, – Ausgabe und Verwaltung von Zahlungsmitteln. – Verwahrung und Verwaltung von Finanzinstrumenten für Rechnung von Kunden, – Depotverwahrung und verbundene Dienstleistungen (z. B. Liquiditätsmanagement und Sicherheitenverwaltung).

(Fortsetzung nächste Seite)

1 2 3

Vgl. Art. 317 Abs. 2 Satz 2 CRR. Vgl. Art. 317 Abs. 2 Satz 1 i. V. m. Abs. 4 UAbs. 1 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 317 Abs. 4 UAbs. 1 Satz 2 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

regulatorische Geschäftsfelder

449

Geschäftstätigkeiten

Firmenkundengeschäft (Commercial Banking)

– Annahme von Einlagen und sonstigen rückzahlbaren Geldern, – Kreditvergabe, – Finanzierungsleasing, – Bürgschaften und Verpflichtungen. Entsprechende Geschäfte mit Retailkunden sind dem Geschäftsfeld Privatkundengeschäft zuzuordnen.

Privatkundengeschäft (Retail Banking)1

– Annahme von Einlagen und sonstigen rückzahlbaren Geldern, – Kreditvergabe, – Finanzierungsleasing, – Bürgschaften und Verpflichtungen.

Vermögensverwaltung (Asset Management)

– Portfolioverwaltung, – OGAW-Verwaltung, – sonstige Arten der Vermögensverwaltung.

Wertpapierprovisionsgeschäft (Retail Brokerage)1

– Entgegennahme und Weiterleitung von Aufträgen im Zusammenhang mit einem oder mehreren Finanzinstrumenten, – Auftragsausführung für Kunden, – Platzierung von Finanzinstrumenten ohne feste Übernahmeverpflichtung.

1

Es handelt sich hierbei um Geschäfte mit Retailkunden. Zu den Geschäften mit Retailkunden zählen Geschäfte mit natürlichen Personen oder kleinen und mittleren Unternehmen, die in analoger Anwendung der Kriterien des Art. 123 CRR als Mengengeschäft einzustufen sind.

Abbildung 73: Zuordnung von Geschäftstätigkeiten zu den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern des Standardansatzes Ergänzend zur Zuordnung der Geschäftstätigkeiten eines Instituts zu den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern bestimmt die CRR für jedes der acht aufgeführten regulatorischen Geschäftsfelder einen Beta-Faktor in Form eines fixen Prozentsatzes.1 Diese Beta-Faktoren stehen für das Verhältnis zwischen den branchenweit erzielten operationellen Verlusten in einem bestimmten Geschäftsfeld und den branchenweit aufaddierten maßgeblichen Indikatoren dieses Geschäftsfelds.2 Ein Beta-Faktor von bspw. 12 % im Geschäftsfeld „Vermögensverwaltung“ bedeutet also, dass die operationellen Verluste, die in diesem Geschäftsfeld aufgetreten sind, branchenweit 12 % des maßgeblichen Indikators betragen, der im Geschäftsfeld „Vermögensverwaltung“ erwirtschaftet wurde. Abbildung 74 gibt zusammenfassend einen Überblick über die im Standardansatz festgelegten regulatorischen Geschäftsfelder, Risikoindikatoren und Beta-Faktoren. 1 2

Vgl. Art. 317 Abs. 2 Satz 2 CRR i. V. m. Tabelle 2 in Art. 317 Abs. 4 CRR. Vgl. dazu BCBS (2001, Working Paper), S. 7; BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 160.

450

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Die Zuweisung des maßgeblichen Indikators aus den eigenen aktuellen Geschäftsfeldern und Tätigkeiten eines Instituts zu den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern hat nach Maßgabe der Bestimmungen des Art. 318 CRR zu erfolgen. Art. 318 Abs. 1 CRR sieht diesbezüglich vor, dass ein Institut, das den Standardansatz nutzt, institutsspezifische Vorschriften und Kriterien entwickeln muss, um seine Geschäftstätigkeiten und den damit verbundenen maßgeblichen Indikator den in Abbildung 73 aufgelisteten regulatorischen Geschäftsfeldern zuzuordnen. Diese Vorschriften und Kriterien sind zu dokumentieren, zu überprüfen und hinsichtlich neuer oder geänderter Geschäftstätigkeiten und -risiken anzupassen. regulatorische Geschäftsfelder

Risikoindikatoren

Beta-Faktoren

Unternehmensfinanzierung und -beratung (Corporate Finance)

maßgeblicher Indikator 1

1 = 18 %

Handel (Trading and Sales)

maßgeblicher Indikator 2

2 = 18 %

Zahlungsverkehr und Verrechnung (Payment and Settlement)

maßgeblicher Indikator 3

3 = 18 %

Depot- und Treuhandgeschäfte (Agency Services)

maßgeblicher Indikator 4

4 = 15 %

Firmenkundengeschäft (Commercial Banking)

maßgeblicher Indikator 5

5 = 15 %

Privatkundengeschäft (Retail Banking)

maßgeblicher Indikator 6

6 = 12 %

Vermögensverwaltung (Asset Management)

maßgeblicher Indikator 7

7 = 12 %

Wertpapierprovisionsgeschäft (Retail Brokerage)

maßgeblicher Indikator 8

8 = 12 %

Abbildung 74: Regulatorische Geschäftsfelder, Risikoindikatoren sowie BetaFaktoren im Standardansatz Art. 318 Abs. 2 CRR formuliert weiterhin folgende Anforderungen an die Entwicklung von Grundsätzen und Kriterien zur Geschäftsfeldzuordnung im Standardansatz:

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

451

1. Jede Geschäftstätigkeit ist genau einem regulatorischen Geschäftsfeld zuzuordnen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die regulatorisch vorgegebenen Geschäftsfelder nicht notwendigerweise „mit den aus der institutsinternen Organisation stammenden internen Geschäftsfeldern oder Geschäftsbereichen übereinstimmen müssen“1. Im Bedarfsfall ist daher eine entsprechende Überleitung erforderlich. 2. Unterstützende Tätigkeiten, die nicht unmittelbar einem regulatorischen Geschäftsfeld zugewiesen werden können, sind demjenigen regulatorischen Geschäftsfeld zuzuordnen, welches sie unterstützen. Sofern eine Tätigkeit mehrere Geschäftstätigkeiten unterstützt, die unterschiedlichen regulatorischen Geschäftsfeldern zuzuordnen sind, ist ein objektives Kriterium für die Zuordnung dieser unterstützenden Tätigkeit zu verwenden. 3. Geschäftstätigkeiten einschließlich der sie unterstützenden Tätigkeiten, die keinem regulatorischen Geschäftsfeld zugeordnet werden können, sind im vollen Umfang einem regulatorischen Geschäftsfeld mit dem höchsten Beta-Faktor zuzuordnen. 4. Bei der Zuordnung des maßgeblichen Indikators auf die einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder können interne Verfahren zur Verrechnung des maßgeblichen Indikators verwendet werden. Dies muss allerdings sachlich begründet sein. Darüber hinaus dürfen Aufwendungen, die innerhalb eines Geschäftsfelds entstehen, aber ein anderes Geschäftsfeld betreffen, diesem Geschäftsfeld zugewiesen werden. 5. Die Kriterien für die Zuordnung der Geschäftstätigkeiten auf die regulatorischen Geschäftsfelder müssen widerspruchsfrei zu denjenigen Kriterien sein, die im Adressen- und Marktrisikobereich verwendet werden. 6. Die unmittelbare Verantwortung für die Grundsätze zur Zuordnung der Geschäftstätigkeiten und des maßgeblichen Indikators auf die einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder trägt die Geschäftsleitung unter Aufsicht des Leitungsorgans. 7. Der Zuordnungsprozess muss durch unabhängige interne oder externe Prüfer geprüft werden. Darunter ist eine Person zu verstehen, die nicht mit der Person, die die Zuordnung vorgenommen hat, identisch und auch nicht von Letzterer unmittelbar weisungsabhängig ist.2 Die Vorgehensweise zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts, das den Standardansatz verwendet, ist in Art. 317 Abs. 2 CRR geregelt. Danach entsprechen die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts dem „Dreijahresdurchschnitt der Summe der jährlichen 1 2

BMF (2007, Begründung), S. 122. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 133.

452

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Eigenmittelanforderungen in sämtlichen Geschäftsfeldern“1. Die Eigenmittelanforderung in einem Geschäftsfeld ergibt sich hierbei für ein bestimmtes Geschäftsjahr aus der Gewichtung des dem betreffenden Geschäftsfeld zugeordneten maßgeblichen Indikators mit dem diesem Geschäftsfeld zugewiesenen Beta-Faktor.2 Ergibt sich in einem Geschäftsjahr eine negative Eigenmittelanforderung in einem Geschäftsfeld, die aus einem negativen Wert des dem Geschäftsfeld zugeordneten maßgeblichen Indikators resultiert, so darf diese negative Eigenmittelanforderung unbegrenzt mit den positiven Eigenmittelanforderungen in anderen Geschäftsfeldern dieses Geschäftsjahrs verrechnet werden.3 Sollte die Summe der Eigenmittelanforderungen aller Geschäftsfelder in einem Geschäftsjahr negativ sein, so ist dieser Wert für die Berechnung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für das operationelle Risiko eines Instituts mit dem Wert Null anzusetzen.4 Im Gegensatz zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts nach dem Basisindikatoransatz vermindert sich in einem solchen Fall der Wert des Nenners des Dreijahresdurchschnitts nicht; er beträgt vielmehr weiterhin „3“.5 Die nachfolgende Abbildung 75 fasst die vorstehenden Ausführungen in einer Formel zusammen.

1 EAOR  =   ⋅  3

k

n

max 0; i=1

mIj ꞏ βj j=1

i

Dabei gilt: EAOR = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko i = Geschäftsjahr i (i = 1, 2, 3) n = Anzahl der bei der Durchschnittsberechnung zu berücksichtigenden Geschäftsjahre i (n = 3) j = regulatorisches Geschäftsfeld j (j = 1, …, 8) k = Anzahl der regulatorischen Geschäftsfelder j (k = 8) mIj = maßgeblicher Indikator für das regulatorische Geschäftsfeld j j = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld j mIj ∙ j = Eigenmittelanforderung im regulatorischen Geschäftsfeld j Abbildung 75: Konzeption des Standardansatzes

1 2 3 4 5

Art. 317 Abs. 2 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 317 Abs. 2 Satz 2 CRR. Vgl. Art. 317 Abs. 3 Satz 1 CRR. Vgl. Art. 317 Abs. 3 Satz 2 CRR. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 121.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

453

Art. 319 CRR eröffnet den Instituten die Möglichkeit, anstelle des Standardansatzes den sog. alternativen Standardansatz (alternative standardised approach, ASA) zu verwenden. Im alternativen Standardansatz ist es einem Institut erlaubt, für die Berechnung der Eigenmittelanforderungen in den regulatorischen Geschäftsfeldern „Firmenkundengeschäft“ und „Privatkundengeschäft“ den maßgeblichen Indikator durch den alternativen Indikator zu ersetzen, welcher dem 0,035-fachen des nominalen Kreditvolumens1 entspricht.2 Ansonsten entspricht die Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts der Vorgehensweise im Standardansatz. Insbesondere gelten für diese beiden regulatorischen Geschäftsfelder dieselben Beta-Faktoren wie im Standardansatz. Abbildung 76 zeigt die Berechnung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für die operationellen Risiken eines Instituts im Falle der Anwendung des alternativen Standardansatzes. Die Nutzung des alternativen Standardansatzes für die Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts ist nur gestattet, wenn folgende Voraussetzungen kumulativ erfüllt sind:3 – Mindestens 90 % der Erträge des Instituts stammen aus den beiden regulatorischen Geschäftsfeldern „Privatkundengeschäft“ und „Firmenkundengeschäft“. – Ein wesentlicher Teil der Geschäftstätigkeit im Firmenkundengeschäft oder Privatkundengeschäft besteht aus Krediten mit einer hohen Ausfallwahrscheinlichkeit. – Der alternative Standardansatz bietet eine angemessene Grundlage für die Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko. Die Anwendung des alternativen Standardansatzes ist zudem an die vorherige Zulassung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden gebunden.4

1

2 3 4

Das nominale Kreditvolumen im Privatkundengeschäft und Firmenkundengeschäft entspricht gemäß Art. 319 Abs. 1 Buchst. b) Satz 1 CRR der gesamten Kreditinanspruchnahme in den jeweiligen Kreditportfolien. Im Firmenkundengeschäft sind zudem gemäß Art. 319 Abs. 1 Buchst. b) Satz 2 CRR die im Anlagebuch gehaltenen Wertpapiere hinzuzurechnen. Vgl. Art. 319 Abs. 1 Buchst. a) CRR. Vgl. Art. 319 Abs. 2 CRR. Vgl. Art. 312 Abs. 1 UAbs. 2 CRR.

454

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

1 EAOR  =   ⋅  3

k

n

max 0; i=1

(mIj ꞏ βj ) + m ꞏ nKFK ꞏ βFK + m ꞏ nKPK ꞏ βPK j=1

i

Dabei gilt: EAOR = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko i = Geschäftsjahr i (i = 1, 2, 3) n = Anzahl der bei der Durchschnittsberechnung zu berücksichtigenden Geschäftsjahre i (n = 3) j = regulatorisches Geschäftsfeld j (j = 1, …, 6); hiervon nicht erfasst werden die beiden regulatorischen Geschäftsfelder „Firmenkundengeschäft“ und „Privatkundengeschäft“ k = Anzahl der regulatorischen Geschäftsfelder j (k = 6) mIj = maßgeblicher Indikator für das regulatorische Geschäftsfeld j j = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld j mIj ∙ j = Eigenmittelanforderung im regulatorischen Geschäftsfeld j m = fester Faktor i. H. v. 0,035 nKFK = nominales Kreditvolumen des regulatorischen Geschäftsfelds „Firmenkundengeschäft“ nKPK = nominales Kreditvolumen des regulatorischen Geschäftsfelds „Privatkundengeschäft“ FK = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld „Firmenkundengeschäft“ PK = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld „Privatkundengeschäft“ Abbildung 76: Konzeption des alternativen Standardansatzes Die im Standardansatz vorgenommene Zuordnung der Geschäftstätigkeiten sowie des maßgeblichen Indikators eines Instituts zu den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern stellt gegenüber der Vorgehensweise des Basisindikatoransatzes grundsätzlich einen Fortschritt dar. Sofern es gelingt, die regulatorischen Geschäftsfelder eines Instituts sinnvoll voneinander abzugrenzen und die Beta-Faktoren so zu bestimmen, dass sie die spezifischen operationellen Risiken der einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder in Relation zum jeweils zugeordneten maßgeblichen Indikator hinreichend genau abschätzen, besitzt der Standardansatz verglichen mit dem Basisindikatoransatz eine höhere Risikosensitivität. Es liegt auf der Hand, dass die Berücksichtigung von Tätigkeitsschwerpunkten prinzipiell zu einer realistischeren Abbildung der

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

455

operationellen Risiken eines Instituts führt als die Verwendung einer einzigen pauschalen Größe, die stellvertretend für die gesamten operationellen Risiken eines Instituts steht. In der Praxis stößt allerdings die trennscharfe Abgrenzung der acht regulatorischen Geschäftsfelder auf große Probleme. Die Zuweisung der unterschiedlichen Geschäftstätigkeiten eines Instituts zu den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern verursacht in aller Regel einen hohen Implementierungsaufwand. Darüber hinaus geben die von der Bankenaufsicht vorgegebenen Beta-Faktoren keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen den operationellen Risiken und dem maßgeblichen Indikator der einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder wieder.1 Der Standardansatz dürfte daher eher nicht dazu geeignet sein, die den einzelnen regulatorischen Geschäftsfeldern eines Instituts inhärenten operationellen Risiken adäquat abzubilden. Der Standardansatz ermöglicht ebenso wie der Basisindikatoransatz keine genaue Messung der operationellen Risiken eines Instituts.2 Dies ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass in beiden Messverfahren der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts keine institutsspezifischen Verlustdaten zugrunde gelegt werden.3 Die vorstehende Einschätzung, dass sowohl der Basisindikatoransatz als auch der Standardansatz nicht an den tatsächlichen operationellen Risiken eines Instituts anknüpfen, gilt gleichermaßen für den alternativen Standardansatz.

4.

Fortgeschrittene Messansätze

Gemäß Art. 312 Abs. 2 UAbs. 1 CRR darf ein Institut zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko anstelle des Basisindikatoransatzes bzw. des (alternativen) Standardansatzes einen sog. fortgeschrittenen Messansatz (advanced measurement approach, AMA) verwenden. Die Nutzung eines fortgeschrittenen Messansatzes bedarf allerdings der vorherigen Zulassung durch die zuständige Aufsichtsbehörde. Hiervon abgesehen räumt die CRR den Instituten grundsätzlich ein hohes Maß an Flexibilität bei der Entwicklung fortgeschrittener Messansätze zur Berechnung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für die operationellen Risiken ein. So können die Institute Messansätze verwenden, die auf ihren eigenen Systemen für die Messung des operationellen Risikos basieren, solange diese sämtliche qualitativen und quantitativen Anforderungen der Art. 321 bzw. 322 CRR sowie die allgemeinen Risikomanagement-Standards der Artikel 74 und 85 CRD erfüllen.4 Abbildung 77

1 2 3 4

So stellte auch der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht in der Vergangenheit Unstimmigkeiten bei der Bewertung der Risikopotenziale der einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder fest. Vgl. BAFIN (2009, Basisindikatoransatz), S. 15; BCBS (2014, Revisions), S. 7. Vgl. ebenso SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2007, Messansätze), S. 59. Vgl. SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2007, Messansätze), S. 59. Vgl. Art. 312 Abs. 2 UAbs. 1 CRR.

456

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

fasst diese Mindestanforderungen kompakt zusammen. Wesentliche Änderungen und Erweiterungen eines bereits zugelassenen fortgeschrittenen Messansatzes bedürfen nach Art. 312 Abs. 2 UAbs. 2 CRR einer erneuten Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde. Zudem ist der zuständigen Aufsichtsbehörde jede an einem fortgeschrittenen Messansatz vorgenommene Änderung anzuzeigen.1 (alternativer) Standardansatz

fortgeschrittene Messansätze

Einrichtung eines gut dokumentierten Systems für die Identifizierung, Bewertung, Steuerung und Kontrolle des operationellen Risikos mit klar zugeordneten Zuständigkeiten und Verantwortungen regelmäßige unabhängige Überprüfung des Risikomanagementsystems operationeller Risiken durch die interne Revision oder externe Prüfer Einbindung des Systems zur Bewertung der operationellen Risiken in die Risikomanagementprozesse des Instituts Einrichtung eines Systems zur Berichterstattung an die Geschäftsleitung sowie Verfahren, um angemessene Korrekturmaßnamen ergreifen zu können Sammlung der relevanten Daten zum operationellen Risiko, einschließlich der Daten zu wesentlichen Verlusten Berücksichtigung der Ergebnisse des Systems zur Bewertung der operationellen Risiken als fester Bestandteil der Prozesse für die Überwachung und Kontrolle des operationellen Risikoprofils des Instituts

unabhängige zentrale RisikomanagementFunktion solide und wirksame Validierungsprozesse transparente und zugängliche Datenflüsse und Prozesse im Zusammenhang mit dem Risikomesssystem das Institut verfügt über Verfahren, die sowohl die erwarteten als auch die unerwarteten Verluste aus operationellen Risiken, schwerwiegende Ereignisse am Rande der Verteilung, die wichtigsten Risikotreiber und Korrelationen erfassen zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko werden interne Schadensdaten, externe Daten, Szenario-Analysen sowie institutsspezifische Geschäftsumfeld- und interne Kontrollfaktoren, unter Einbeziehung von Expertenurteilen, verwendet

(Fortsetzung nächste Seite)

1

Vgl. Art. 312 Abs. 3 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

(alternativer) Standardansatz

457

fortgeschrittene Messansätze Sicherstellung der internen Kohärenz des Risikomesssystems und Vermeidung von Mehrfachzählungen von qualitativen Bewertungen oder Risikominderungstechniken, die in anderen Teilen der CRR anerkannt werden mindestens fünfjähriger Beobachtungszeitraum für interne Schadensdaten (bei erstmaliger Zulassung des Verfahrens drei Jahre) Dokumentation des Grundgerüsts zur Risikomessung und institutsinterne Überprüfung sowie Prüfung durch die zuständige Aufsichtsbehörde

Abbildung 77: Mindestanforderungen an die Nutzung des (alternativen) Standardansatzes bzw. fortgeschrittener Messansätze Ergänzend zu diesen Mindestanforderungen werden für die fortgeschrittenen Messansätze in Art. 322 CRR weitere Anforderungen an die Verwendung interner sowie externer Daten, Szenarioanalysen und Faktoren, die das Geschäftsumfeld und die internen Kontrollsysteme des Instituts betreffen, formuliert. So muss ein Institut u. a. seine historischen internen Verlustdaten den Geschäftsfeldern des Standardansatzes nach Art. 317 CRR und den in Abbildung 78 dargestellten Ereigniskategorien nach Art. 324 CRR zuordnen.1 Ereigniskategorie

Verluste aus:

interner Betrug

– Handlungen mit betrügerischer Absicht, – Veruntreuung von Eigentum, – Umgehung von Verwaltungs-, Rechts- oder internen Vorschriften. Hiervon ausgenommen sind Verluste aufgrund von Diskriminierung oder sozialer und kultureller Verschiedenheit, wenn mindestens eine interne Partei beteiligt ist.

externer Betrug

– Handlungen mit betrügerischer Absicht, – Veruntreuung von Eigentum, – Umgehung von Rechtsvorschriften. Diese Verluste müssen jeweils durch einen Dritten verursacht sein.

(Fortsetzung nächste Seite)

1

Vgl. Art. 322 Abs. 3 Buchst. b) CRR.

458

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Ereigniskategorie

Verluste aus:

Beschäftigungspraxis und Arbeitsplatzsicherheit

– Handlungen, die gegen Beschäftigungs-, Gesundheitsschutzoder Sicherheitsvorschriften bzw. -vereinbarungen verstoßen, – Schadenersatzzahlungen wegen Körperverletzung, – Diskriminierung, auch aufgrund sozialer und kultureller Verschiedenheit.

Kunden, Produkte und Geschäftsgepflogenheiten

– unbeabsichtigter oder fahrlässiger Nichterfüllung geschäftlicher Verpflichtungen gegenüber bestimmten Kunden (einschließlich Anforderungen an Treuhänder und in Bezug auf die Angemessenheit der Dienstleistung), – Art oder Struktur eines Produkts.

Sachschäden

– Beschädigungen oder Verlust von Sachvermögen durch Naturkatastrophen oder andere Ereignisse.

Geschäftsunterbrechungen und Systemstörungen Ausführung, Lieferung und Prozessmanagement

– Geschäftsunterbrechungen, – Systemstörungen. – Fehlern bei der Geschäftsabwicklung oder im Prozessmanagement, – Beziehungen zu Geschäftspartnern und Lieferanten/Anbietern.

Abbildung 78: Ereigniskategorien zur Zuordnung historischer interner Verlustdaten Im Gegensatz zu den Bestimmungen beim Basisindikatoransatz sowie beim (alternativen) Standardansatz ist es den Instituten, die sich für die Verwendung eines fortgeschrittenen Messansatzes entscheiden, gestattet, bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko die risikomindernde Wirkung von Versicherungen und sonstigen Risikoübertragungsmechanismen zu berücksichtigen.1 Durch die Berücksichtigung von Versicherungen und sonstigen Risikoübertragungsmechanismen darf sich jedoch der Eigenmittelunterlegungsbetrag für das operationelle Risiko maximal um 20 % gegenüber seiner Höhe ohne die Berücksichtigung von Versicherungen und sonstigen Risikoübertragungsmechanismen reduzieren.2 Diese Begrenzung der Anerkennung der risikomindernden Wirkung von Versicherungen und sonstigen Risikoübertragungsmechanismen wird damit begründet, dass eine angemessene Eigenmittelausstattung der Institute zu gewährleisten ist.3 Damit die risikomindernde Wirkung von Versicherungsverträgen berücksichtigt werden kann, müssen sämtliche nachfolgenden Anforderungen erfüllt sein:4

1 2 3 4

Vgl. Art. 323 Abs. 1 CRR. Vgl. Art. 323 Abs. 5 CRR. Vgl. BMF (2007, Begründung), S. 131. Vgl. Art. 323 Abs. 2 und Abs. 3 CRR.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

459

– Der Versicherer besitzt die Zulassung zum Versicherungs- bzw. Rückversicherungsgeschäft. – Der Versicherer verfügt über eine angemessene Bonität. Diese wird als gegeben angesehen, wenn der Versicherer im Rahmen des Standardansatzes zur Bemessung der Kreditrisiken zumindest der Bonitätsstufe 3 zugeordnet wird. – Der Versicherungsvertrag besitzt eine Ursprungslaufzeit von mindestens einem Jahr. – Ist im Versicherungsvertrag eine Kündigungsfrist vorgesehen, so beträgt diese mindestens 90 Kalendertage. – Der Versicherungsvertrag beinhaltet weder Ausschlussklauseln oder Einschränkungen des Versicherungsschutzes im Falle aufsichtlicher Maßnahmen noch welche, die beim Ausfall des Instituts eine Erstattung verhindern. Hiervon ausgenommen sind Ereignisse, die nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder Liquidationsverfahrens des Instituts eingetreten sind. Durch den Versicherungsvertrag können jedoch Geldbußen, Strafen oder Zuschläge mit Strafcharakter aufgrund eines aufsichtlichen Eingreifens ausgeschlossen werden. – Der Versicherungsschutz wird nachvollziehbar und konsistent zur Verlustwahrscheinlichkeit und -höhe, die der Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko zugrunde liegen, gewährt. – Die Versicherung wird durch eine dritte Partei gewährt. Wird die Versicherung dahingegen durch firmeneigene Versicherungsunternehmen oder verbundene Gesellschaften gewährt, so muss das versicherte Risiko auf eine unabhängige dritte Partei übertragen werden. Mit dieser Regelung soll sichergestellt werden, „dass durch den Abschluss des Versicherungsvertrags tatsächlich eine zusätzliche Deckungsmasse zur Absicherung der Risiken geschaffen wird“1. – Der Rahmen für die Anerkennung von Versicherungsverträgen ist wohl begründet und dokumentiert. Ergänzend dazu bestimmt Art. 323 Abs. 4 Buchst. a) und Buchst. b) CRR, dass bei der Berücksichtigung der risikomindernden Wirkung von Versicherungen für Versicherungsverträge mit Kündigungsfristen oder Restlaufzeiten von weniger als einem Jahr geeignete Abschläge vorzunehmen sind. So nimmt das Institut beispielsweise bei Versicherungsverträgen mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr angemessene Sicherheitsabschläge vor, um die abnehmende Restlaufzeit des Versicherungsvertrags zu berücksichtigen, und zwar bis hin zu einem 100 %igen Abschlag für Versicherungsverträge mit einer Restlaufzeit von 90 Tagen oder weniger.2 Geeignete Ab-

1 2

BMF (2007, Begründung), S. 133. Vgl. Art. 323 Abs. 3 Buchst. a) Satz 2 CRR.

460

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

schläge sind auch dann vorzunehmen, wenn Zahlungsunsicherheiten sowie Inkongruenzen in der Deckung der Versicherungsverträge bestehen.1 Nur die fortgeschrittenen Messansätze, zu denen u. a. der interne Bemessungsansatz sowie verschiedene Arten von Verlustverteilungs- sowie Scorecardansätzen zählen, können eine risikoadäquate und individuelle Risikomessung ermöglichen, da ein konkreter Zusammenhang zwischen den schlagend gewordenen operationellen Risiken und der notwendigen Eigenmittelunterlegung besteht und somit zielführende Steuerungsmaßnahmen eingeleitet werden können.2 Diesem Vorteil der fortgeschrittenen Messansätze stehen allerdings die hohen Anforderungen gegenüber, die mit erheblichen Investitionen in das Managementinstrumentarium und das Fachpersonal einhergehen. Es ist jedoch anzumerken, dass auch die fortgeschrittenen Messansätze nicht zwangsläufig sicherstellen, dass die tatsächliche Risikolage wiedergegeben wird, da Qualitätsmängel, bspw. durch eine unzureichende Datenbasis oder die Wahl ungeeigneter Indikatoren bzw. Szenarien, den Aussagegehalt der Modelle negativ beeinträchtigen können. Zusätzlich besteht ein gewisser Manipulationsspielraum bei der Ausgestaltung der Modelle. Aus diesem Grund wurde bereits bei der Einführung der fortgeschrittenen Messansätze kritisiert, dass Institute die Modelle so ausgestalten können, wie sie möchten. Dies ist auch wegen abweichender Zielsetzungen als problematisch einzuschätzen. So liegen den internen Modellen gewöhnlich ShareholderValue-optimierende Bestrebungen zugrunde, wohingegen regulatorische Messansätze die Solvenz des Bankensektors zu gewährleisten versuchen. Diesen Manipulationsspielraum versucht man, durch die Genehmigung und Überwachung der Modelle durch die zuständigen Aufsichtsbehörden einzuschränken. Die Methodenfreiheit führt weiterhin zu einer mangelnden Vergleichbarkeit der unterschiedlichen fortgeschrittenen Messansätze. Letztlich hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht festgestellt, dass bei der Verwendung fortgeschrittener Messansätze große Unterschiede in der Eigenmittelausstattung von Instituten vorliegen, die aufgrund ähnlicher Risikoprofile dieser Institute allerdings nur schwer zu begründen sind.

5.

Ausblick auf die Veränderungen durch die Basel III-Finalisierung

Aufgrund der Erfahrungen, die in den letzten Jahren bei der Umsetzung der bisherigen Messansätze zur Unterlegung der operationellen Risiken der Institute mit Eigenmitteln gemacht wurden, und wegen des Sichtbarwerdens vieler der zuvor genannten

1 2

Vgl. Art. 323 Abs. 4 Buchst. c) CRR. Vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen KISZKA, SABRINA (2018, Steuerung), S. 91–94 sowie die dort angegebene Literatur.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

461

Schwachstellen der Messansätze erfolgte eine Überprüfung der Adäquanz des bisherigen Eigenmittelrahmens durch den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht.1 Am 07.12.2017 wurde als Ergebnis dieser Überprüfung das endgültige Basel III-Reformpaket beschlossen,2 welches derzeit in europäisches und nationales Recht überführt wird. Eine Umsetzung der neuen Anforderungen ist nach den Vorstellungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht bis spätestens zum 01.01.2023 vorzunehmen.3 Da sich bei Instituten, die einen fortgeschrittenen Messansatz zur Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko verwenden, kein einheitlicher Marktstandard etablieren konnte und daraus letztlich eine große Streubreite an berechneten Eigenmittelanforderungen resultierte, dürfen Institute zur Berechnung ihrer Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko künftig nicht mehr länger fortgeschrittene Messansätze verwenden.4 Stattdessen wurde ein neuer Standardansatz (standardised measurement approach, SMA) entwickelt, der den Basisindikatoransatz und den bisherigen Standardansatz ersetzt. Dieser neue Standardansatz ähnelt insofern dem Basisindikatoransatz, als auch bei ihm der Dreijahresdurchschnitt eines Indikators betrachtet wird. Da sich der bisherige maßgebliche Indikator allerdings in der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 als ungeeignet erwiesen hat, wird der Berechnung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für das operationelle Risiko künftig der sog. Geschäftsindikator (business indicator, BI) zugrunde gelegt, dessen Zusammensetzung in Abbildung 79 dargestellt ist. Geschäftsindikator (BI) ILDC

= Zins-, Leasing- und Dividendenkomponente (ILDC) + Provisionskomponente (SC) + Finanzkomponente (FC) min [Absolutbetrag (Zinsertrag – Zinsaufwand); 2,25 % ꞏ verzinsliche Aktiva] + Dividendenerträge

SC

max [sonstige betriebliche Erträge; sonstige betriebliche Aufwendungen] + max [Provisionserträge; Provisionsaufwendungen]

FC

Absolutbetrag (Ergebnis des Handelsbuchs) + Absolutbetrag (Ergebnis des Anlagebuchs)

Abbildung 79: Berechnung des Geschäftsindikators im neuen Standardansatz Der zukünftig anzuwendende Geschäftsindikator setzt sich demnach aus einer Zins-, Leasing- und Dividendenkomponente (interest, leases and dividend component, 1 2 3 4

Vgl. BCBS (2014, Revisions), S. 5; KPMG (2014, Kapitalansätze), S. 2; KISZKA, SABRINA (2018, Steuerung), S. 95. Vgl. BCBS (2017, Finalising). Ursprünglich war die Umsetzung bis zum 01.01.2022 geplant. Dieser Umsetzungstermin wurde allerdings aufgrund der Belastungen der Institute durch die Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA (2020, Coronakrise). Die Ausführungen in diesem 6. Kapitel Teil D.VIII.5. beziehen sich in weiten Teilen auf DEUTSCHE BUNDESBANK (2018, Basel III), S. 88–89 i. V. m. BCBS (2017, Finalising), S. 128–130.

462

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

ILDC), einer Provisionskomponente (services component, SC) und einer Finanzkomponente (financial component, FC) zusammen. Hierbei werden alle Komponenten jeweils mit einem positiven Vorzeichen berücksichtigt, sodass eine negative Komponente den Geschäftsindikator nicht schmälert. Der Dreijahresdurchschnitt wird für alle in Abbildung 79 unterstrichenen Teilpositionen gebildet. Aufgrund der Bedeutung der Institutsgröße für die operationelle Risikolage wird ein dynamischer Anrechnungsfaktor eingeführt. Hierzu wird der Geschäftsindikator des Instituts – wie in Abbildung 80 dargestellt – drei Größenintervallen zugeordnet. Intervall

Höhe des Geschäftsindikators (BI)

Anrechnungsfaktor

1

≤ 1 Mrd. EUR

12 %

2

1 Mrd. EUR < BI ≤ 30 Mrd. EUR

15 %

3

> 30 Mrd. EUR

18 %

Abbildung 80: Größenintervalle zur Bestimmung der GeschäftsindikatorKomponente im neuen Standardansatz Durch die Multiplikation des Geschäftsindikators mit dem Anrechnungsfaktor ergibt sich die sog. Geschäftsindikator-Komponente. Die jeweiligen Anrechnungsfaktoren beziehen sich hierbei auf denjenigen Anteil des Geschäftsindikators, der dem entsprechenden Intervall zugeordnet wurde, wodurch einem sprunghaften Anstieg in den Eigenmittelanforderungen bei Überschreitung der Intervallgrenzen entgegengewirkt werden soll.1 So ergibt sich für ein Institut, das einen Geschäftsindikator i. H. v. 35 Mrd. EUR aufweist, eine Geschäftsindikator-Komponente in Höhe von: 1 Mrd. EUR ꞏ 12 % + 29 Mrd. EUR ꞏ 15 % + 5 Mrd. EUR ꞏ 18 % = 5,37 Mrd. EUR. Zur Steigerung der Risikosensitivität des neuen Standardansatzes wurde weiterhin eine Verlustkomponente (loss component, LC) eingeführt, die das Verlustpotenzial eines Instituts repräsentiert, das aus seiner vergangenen Verlusterfahrung abgeleitet wird. Die Verlustkomponente berechnet man als 15-fachen Durchschnitt der jährlichen Verluste aus operationellen Risiken über die vergangenen zehn Jahre. Die Verlustkomponente wird dann über den sog. Verlustmultiplikator (internal loss multiplier, ILM) in den Eigenmittelanforderungen berücksichtigt, den man wie folgt berechnet: Verlustmultiplikator = ln exp 1 ̶ 1 +

Verlustkomponente Geschäftsindikator-Komponente

0,8

Letztlich ergeben sich die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko im neuen Standardansatz aus der Multiplikation der Geschäftsindikator-Komponente mit 1

Vgl. KISZKA, SABRINA (2018, Steuerung), S. 101.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

463

dem Verlustmultiplikator. Damit skaliert Letzterer die Geschäftsindikator-Komponente nach oben oder nach unten.1 Im Ergebnis bedeutet dies, dass die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko steigen, wenn die bei einem Institut eingetretenen Schäden im Langzeitvergleich überdurchschnittlich hoch sind. Durch die Verwendung einer logarithmischen Funktion steigt der interne Verlustmultiplikator jedoch mit steigender Verlustkomponente immer schwächer an. Sind hingegen vergleichsweise wenige Schäden eingetreten, kann die Eigenmittelunterlegung um etwa die Hälfte reduziert werden, sodass durch die Einbindung der Verlustkomponente ein Anreiz für ein effektives Risikomanagement gesetzt wird. Die vorstehenden Ausführungen werden in Abbildung 81 in einer Formel zusammengeführt. EAOR  = BIC ꞏ ILM Dabei gilt: EAOR = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko BIC = Geschäftsindikator-Komponente ILM = Verlustmultiplikator Abbildung 81: Konzeption des neuen Standardansatzes Bei Instituten mit einem Geschäftsindikator, der 1 Mrd. EUR nicht übersteigt, findet die Verlustkomponente keine Anwendung, sodass die Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko bei kleinen Institute künftig der Geschäftsindikator-Komponente entsprechen werden (= 12 % des Geschäftsindikators). Diese Regelung soll der Entlastung kleinerer Institute dienen, wurde allerdings bereits in der Konsultationsphase der neuen Regelungen kritisiert. So würden kleinere Institute, trotz einer möglicherweise vorhandenen Datenbasis über historische Verluste, diskriminiert werden und ungleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen.2 Grundsätzlich ist die Verlustkomponente jedoch nicht obligatorisch und kann daher im nationalen Ermessen auch unberücksichtigt bleiben, wodurch der neue Standardansatz aber stark an Risikosensitivität einbüßen würde. Die Deutsche Börse Group kommt zu dem Ergebnis, dass der neue Standardansatz nach 20 Jahren des Austauschs und der Entwicklung eines neuen Messverfahrens eine angemessene Methode für die Berechnung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für das operationelle Risiko eines Instituts darstellt,3 auch wenn die vorgenannten Kritikpunkte an den bisherigen Verfahren zum Teil weiterhin Gültigkeit besitzen. 1 2

3

Vgl. KISZKA, SABRINA (2018, Steuerung), S. 118. Vgl. CAPOBIANCO, CLAUDIA (2016, Position Paper), S. 8. In diesem Zusammenhang wurde in der Konsultationsphase der neuen Regelungen ein Wahlrecht zur Ermittlung und Anwendung des Verlustmultiplikators für kleine Institute vorgeschlagen, welches allerdings in das finale Baseler Papier nicht aufgenommen wurde. Vgl. THOMPSON, MARCUS; HILLEN, JÜRGEN (2016, Position Paper), S. 5.

464

6.

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Fallstudien zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko eines Instituts

Fallstudie 12: Basisindikatoransatz Ermitteln Sie für eine Genossenschaftsbank unter Verwendung des Basisindikatoransatzes die Höhe der Eigenmittel, die zur Unterlegung des operationellen Risikos erforderlich ist, wenn Ihnen die folgende verkürzte Gewinn- und Verlustrechnung dieser Genossenschaftsbank für die Jahre 2019 bis 2021 vorliegt: Positionen (Beträge in TEUR)

Jahr 2019

Jahr 2020

Jahr 2021

2.220.000

1.917.000

2.437.500

Zinsaufwendungen

577.500

504.000

615.000

laufende Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren

190.500

144.000

267.000

Provisionserträge

645.000

585.000

780.000

18.000

27.750

35.700

228.525

-111.000

144.000

94.500

77.100

85.950

720.000

765.000

787.500

Zinserträge

Provisionsaufwendungen Nettoertrag/Nettoaufwand des Handelsbestands sonstige betriebliche Erträge allgemeine Verwaltungsaufwendungen Lösung der Fallstudie 12:

1. Schritt: Ermittlung des maßgeblichen Indikators für die einzelnen Geschäftsjahre Positionen (Beträge in TEUR) Zinserträge

Jahr 2019

Jahr 2020

Jahr 2021

2.220.000

1.917.000

2.437.500



Zinsaufwendungen

577.500

504.000

615.000

+

laufende Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren

190.500

144.000

267.000

+

Provisionserträge

645.000

585.000

780.000



Provisionsaufwendungen

18.000

27.750

35.700

+/– Nettoertrag/Nettoaufwand des Handelsbestands

228.525

-111.000

144.000

94.500

77.100

85.950

2.783.025

2.080.350

3.063.750

+

sonstige betriebliche Erträge

=

maßgeblicher Indikator

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

465

Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen sind nicht Bestandteil des maßgeblichen Indikators der einzelnen Geschäftsjahre. 2. Schritt: Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko 1 EAOR  = 0,15 ⋅   ⋅ n

n

mIi i=1

Dabei gilt: EAOR = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko i = Geschäftsjahr i n = Anzahl der Geschäftsjahre i mit einem positiven maßgeblichen Indikator (maximal drei Jahre) mIi = maßgeblicher Indikator des Geschäftsjahrs i (sofern positiv) 2.783.025 TEUR + 2.080.350 TEUR + 3.063.750 TEUR 3 7.927.125 TEUR         = 0,15 ⋅  3         = 396.356,25 TEUR EAOR  = 0,15 ⋅ 

Die Höhe der Eigenmittel, die zur Unterlegung der operationellen Risiken der Genossenschaftsbank erforderlich ist, beträgt 396.356,25 TEUR. Fallstudie 13: Basisindikatoransatz und (alternativer) Standardansatz Eine Genossenschaftsbank steht vor der Entscheidung, welches Verfahren sie zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko anwenden soll. Da der Bank sowohl das technische als auch das personelle Know-how zur Implementierung eines Risikomessverfahrens für ihre operationellen Risiken, das den Anforderungen an einen fortgeschrittenen Messansatz genügt, fehlen, schwankt der Vorstand dieser Bank bei der Wahl des Verfahrens zwischen der Anwendung des Basisindikatoransatzes und des Standardansatzes. a) Entscheiden Sie, welches Verfahren die Genossenschaftsbank zur Ermittlung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für die operationellen Risiken unter der Prämisse einer möglichst weitgehenden Schonung ihrer Eigenmittel wählen sollte, wenn die Mindestanforderungen der CRR an die Verwendung des Standardansatzes von der Genossenschaftsbank erfüllt werden können und Ihnen für die Jahre 2019 bis 2021 die folgenden Daten vorliegen:

466

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

regulatorische Geschäftsfelder

maßgeblicher Indikator

(Beträge in TEUR)

Jahr 2019

Jahr 2020

Jahr 2021

Unternehmensfinanzierung und -beratung

-11.000

14.000

23.000







Zahlungsverkehr und Verrechnung

-378.000

-17.000

-19.000

Depot- und Treuhandgeschäfte







Firmenkundengeschäft

288.000

853.000

627.000

Privatkundengeschäft

107.000

864.000

986.000

-7.000

-4.000

-11.000

Wertpapierprovisionsgeschäft

-13.000

19.000

20.000

maßgeblicher Indikator

-14.000

1.729.000

1.626.000

Handel

Vermögensverwaltung

b) Nehmen Sie an, dass die Genossenschaftsbank auch die Voraussetzungen der CRR für die Nutzung des alternativen Standardansatzes erfüllt. Wie ändert sich das Ergebnis aus Teilaufgabe a), falls sich die Genossenschaftsbank für die Anwendung des alternativen Standardansatzes entscheiden sollte? Das nominale Kreditvolumen in den beiden regulatorischen Geschäftsfeldern „Firmenkundengeschäft“ und „Privatkundengeschäft“ ergibt sich für die letzten drei Geschäftsjahre aus der nachfolgenden Tabelle: regulatorische Geschäftsfelder

nominales Kreditvolumen

(Beträge in TEUR)

Jahr 2019

Jahr 2020

Jahr 2021

Firmenkundengeschäft

20.500.000

21.300.000

22.100.000

Privatkundengeschäft

16.300.000

17.200.000

17.900.000

Lösung der Fallstudie 13: Teilaufgabe a) Anwendung des Basisindikatoransatzes: 1 EAOR  = 0,15 ⋅   ⋅ n

n

mIi i=1

Dabei gilt: EAOR = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko i = Geschäftsjahr i

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

n mIi

467

= Anzahl der Geschäftsjahre i mit einem positiven maßgeblichen Indikator (maximal drei Jahre) = maßgeblicher Indikator des Geschäftsjahrs i (sofern positiv)

1.729.000 TEUR + 1.626.000 TEUR 2 3.355.000 TEUR         = 0,15 ⋅  2         = 251.625 TEUR EAOR  = 0,15 ⋅ 

Die Höhe der Eigenmittel, die zur Unterlegung der operationellen Risiken der Genossenschaftsbank bei Anwendung des Basisindikatoransatzes erforderlich ist, beträgt 251.625 TEUR. Anwendung des Standardansatzes: 1. Schritt: Berechnung der Eigenmittelanforderungen für die einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder in den letzten drei Geschäftsjahren regulatorische Geschäftsfelder maßgeblicher Indikator

Jahr 2019 BetaFaktor

Eigenmittelanforderung (4) = (2) ∙ (3)

(Beträge in TEUR) (1)

Unternehmensfinanzierung und -beratung Handel Zahlungsverkehr und Verrechnung Depot- und Treuhandgeschäfte Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft Vermögensverwaltung Wertpapierprovisionsgeschäft Summe der Eigenmittelanforderungen

(2)

(3)

(4)

-11.000

18 %

-1.980

0 -378.000

18 % 18 %

0 -68.040

0 288.000 107.000 -7.000 -13.000 ––

15 % 15 % 12 % 12 % 12 % ––

0 43.200 12.840 -840 -1.560 -16.380

468

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

regulatorische Geschäftsfelder maßgeblicher Indikator

Jahr 2020 BetaFaktor

Eigenmittelanforderung (4) = (2) ∙ (3)

(Beträge in TEUR) (1)

Unternehmensfinanzierung und -beratung Handel Zahlungsverkehr und Verrechnung Depot- und Treuhandgeschäfte Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft Vermögensverwaltung Wertpapierprovisionsgeschäft Summe der Eigenmittelanforderungen

(2)

(3)

(4)

14.000

18 %

2.520

0 -17.000

18 % 18 %

0 -3.060

0 853.000 864.000 -4.000 19.000 ––

15 % 15 % 12 % 12 % 12 % ––

0 127.950 103.680 -480 2.280 232.890

regulatorische Geschäftsfelder maßgeblicher Indikator

Jahr 2021 BetaFaktor

Eigenmittelanforderung (4) = (2) ∙ (3)

(Beträge in TEUR) (1)

Unternehmensfinanzierung und -beratung Handel Zahlungsverkehr und Verrechnung Depot- und Treuhandgeschäfte Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft Vermögensverwaltung Wertpapierprovisionsgeschäft Summe der Eigenmittelanforderungen

(2)

(3)

(4)

23.000

18 %

4.140

0 -19.000

18 % 18 %

0 -3.420

0 627.000 986.000 -11.000 20.000 ––

15 % 15 % 12 % 12 % 12 % ––

0 94.050 118.320 -1.320 2.400 214.170

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

469

2. Schritt: Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko 1 EAOR  =   ⋅  3

k

n

max 0; i=1

mIj ꞏ βj j=1

i

Dabei gilt: = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko = Geschäftsjahr i (i = 2019, 2020, 2021) = Anzahl der bei der Durchschnittsberechnung zu berücksichtigenden Geschäftsjahre i (n = 3) j = regulatorisches Geschäftsfeld j (j = 1, …, 8) k = Anzahl der regulatorischen Geschäftsfelder j (k = 8) mIj = maßgeblicher Indikator für das regulatorische Geschäftsfeld j j = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld j mIj ∙ j = Eigenmittelanforderung im regulatorischen Geschäftsfeld j

EAOR i n

1 EAOR  =   ⋅ (0 TEUR + 232.890 TEUR + 214.170 TEUR) 3 1   =   ⋅ 447.060 TEUR 3         = 149.020 TEUR Die Höhe der Eigenmittel, die zur Unterlegung der operationellen Risiken der Genossenschaftsbank bei Anwendung des Standardansatzes erforderlich ist, beträgt 149.020 TEUR. Der Standardansatz führt somit im Vergleich zum Basisindikatoransatz zu einer Reduzierung des Eigenmittelunterlegungsbetrags für die operationellen Risiken i. H. v. 102.605 TEUR. Die Genossenschaftsbank sollte sich daher für die Nutzung des Standardansatzes entscheiden.

470

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

Teilaufgabe b) Anwendung des alternativen Standardansatzes: 1. Schritt: Berechnung der Eigenmittelanforderungen für die einzelnen regulatorischen Geschäftsfelder in den letzten drei Geschäftsjahren (mit Ausnahme der beiden regulatorischen Geschäftsfelder „Firmenkundengeschäft“ und „Privatkundengeschäft“ (siehe die Lösung zu Teilaufgabe a)) regulatorische Geschäftsfelder (Beträge in TEUR)

Unternehmensfinanzierung und -beratung Handel Zahlungsverkehr und Verrechnung Depot- und Treuhandgeschäfte Vermögensverwaltung Wertpapierprovisionsgeschäft Summe der Eigenmittelanforderungen der Geschäftsfelder (außer Firmenkundengeschäft und Privatkundengeschäft)

Eigenmittelanforderungen Jahr 2019 Jahr 2020 Jahr 2021 -1.980 2.520 4.140 0 -68.040

0 -3.060

0 -3.420

0 -840 -1.560 -72.420

0 -480 2.280 1.260

0 -1.320 2.400 1.800

2. Schritt: Berechnung der Eigenmittelanforderungen für die beiden regulatorischen Geschäftsfelder „Firmenkundengeschäft“ und „Privatkundengeschäft“ regulatorische Geschäftsfelder

nominales Kreditvolumen

Faktor m

(2)

(3)

BetaFaktor

Eigenmittelanforderung (4) = (2) ∙ (3) ∙ (4)

(Beträge in TEUR)

(1)

Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft

Jahr 2019 20.500.000 0,035 16.300.000 0,035 Jahr 2020 21.300.000 0,035 17.200.000 0,035 Jahr 2021 22.100.000 0,035 17.900.000 0,035

(4)

(4)

15 % 12 %

107.625 68.460

15 % 12 %

111.825 72.240

15 % 12 %

116.025 75.180

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

471

3. Schritt: Berechnung der Summe der Eigenmittelanforderungen aller Geschäftsfelder regulatorische Geschäftsfelder (Beträge in TEUR)

Summe der Eigenmittelanforderungen der Geschäftsfelder (außer Firmenkundengeschäft und Privatkundengeschäft) Firmenkundengeschäft Privatkundengeschäft Summe der Eigenmittelanforderungen aller Geschäftsfelder

Eigenmittelanforderungen Jahr 2019 Jahr 2020 Jahr 2021 -72.420 1.260 1.800

107.625 68.460 103.665

111.825 72.240 185.325

116.025 75.180 193.005

4. Schritt: Ermittlung der Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko 1 EAOR  =   ⋅  3

k

n

max 0; i=1

(mIj ꞏ βj ) + m ꞏ nKFK ꞏ βFK + m ꞏ nKPK ꞏ βPK j=1

Dabei gilt: = Eigenmittelanforderungen für das operationelle Risiko = Geschäftsjahr i (i = 2019, 2020, 2021) = Anzahl der bei der Durchschnittsberechnung zu berücksichtigenden Geschäftsjahre i (n = 3) j = regulatorisches Geschäftsfeld j (j = 1, …, 6); hiervon nicht erfasst werden die beiden regulatorischen Geschäftsfelder „Firmenkundengeschäft“ und „Privatkundengeschäft“ k = Anzahl der regulatorischen Geschäftsfelder j (k = 6) mIj = maßgeblicher Indikator für das regulatorische Geschäftsfeld j j = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld j mIj ∙ j = Eigenmittelanforderung im regulatorischen Geschäftsfeld j m = fester Faktor i. H. v. 0,035 nKFK = nominales Kreditvolumen des regulatorischen Geschäftsfelds „Firmenkundengeschäft“ nKPK = nominales Kreditvolumen des regulatorischen Geschäftsfelds „Privatkundengeschäft“ FK = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld „Firmenkundengeschäft“ PK = Beta-Faktor für das regulatorische Geschäftsfeld „Privatkundengeschäft“ EAOR i n

i

472

6. Kapitel Teil D: Berechnung des Gesamtrisikobetrags

1 EAOR  =   ⋅ (103.665 TEUR + 185.325 TEUR + 193.005 TEUR) 3 1         =  ⋅ 481.995 TEUR 3         = 160.665 TEUR Die Höhe der Eigenmittel, die zur Unterlegung der operationellen Risiken der Genossenschaftsbank bei Anwendung des alternativen Standardansatzes erforderlich ist, beträgt 160.665 TEUR. Der alternative Standardansatz führt somit im Vergleich zum „normalen“ Standardansatz zu einer Erhöhung des Eigenmittelbedarfs für die operationellen Risiken i. H. v. 11.645 TEUR. Die Genossenschaftsbank sollte daher von einer Nutzung des alternativen Standardansatzes absehen. Gegenüber der Anwendung des Basisindikatoransatzes führt allerdings auch der alternative Standardansatz zu einer deutlichen Eigenmittelentlastung.

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

473

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil E: TLAC und MREL von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I.

Mindestanforderung an berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten zur Steigerung der Resilienz von Banken

Die Einführung einer Mindestanforderung an berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten als zusätzliche Anforderung neben der ohnehin bereits bestehenden Mindesteigenmittelanforderung ist mit der Etablierung des Einheitlichen Abwicklungsmechanismus (SRM)1 innerhalb der Europäischen Bankenunion in Verbindung zu bringen.2 So war der Grundgedanke der Einführung des SRM insbesondere die künftige Vermeidung der in der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 gemachten negativen Erfahrungen beim Umgang mit in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Banken. Häufig war es so, dass der Staat maroden Banken im Rahmen eines Bail-out zur Seite sprang, um diese vor der Insolvenz zu bewahren. Damit rettete letztlich der Steuerzahler die in Schieflage geratenen Institute unter Missachtung des marktwirtschaftlichen Prinzips der Haftung für eigene Verluste. Vor allem bei systemrelevanten Banken war jedoch zu beobachten, dass die Durchführung eines Regelinsolvenzverfahrens statt eines Bail-out nicht als ein probates Mittel angesehen werden kann. Aufgrund der Größe und der internationalen Verflechtungen solcher Kreditinstitute kann die mit einer Insolvenz einhergehende Zäsurwirkung zu großen Verwerfungen am Markt führen und so die Finanzstabilität derart gefährden, dass es zu einer erneuten Finanzkrise kommt. Insbesondere für große Banken in finanzieller Schieflage kommt deshalb statt einer Insolvenz eine Abwicklung innerhalb des SRM infrage, um so die kritischen Funktionen des Kreditinstituts3 zu schützen. Um überdies den Einsatz von Steuergeldern zur Rettung von Banken zu vermeiden, wurde mit dem SRM das Abwicklungsinstrument „Bail-in“4 eingeführt, bei 1 2 3 4

Zum Einheitlichen Abwicklungsmechanismus vgl. das 4. Kapitel Teil B.III. Die Ausführungen in diesem 6. Kapitel Teil E beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 361–370 und S. 382–402 sowie die dort angegebene Literatur. Zu den Ausführungen im 6. Kapitel Teil E.I. vgl. auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2016, Abwicklung), S. 66–68. Zu den kritischen Funktionen einer Bank vgl. das 4. Kapitel Teil B.III.1. Vgl. zum Bail-in-Instrument ausführlich REINSTÄDTLER, GABRIELA (2020, Bail-in), S. 172–173.

474

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

dessen Anwendung neben den Anteilseignern auch bestimmte Gläubiger einen Teil der aufgelaufenen Verluste „ihrer“ Bank tragen müssen. Dies setzt jedoch voraus, dass im Abwicklungsfall auch ein ausreichend hohes Maß sog. bail-in-fähiger Verbindlichkeiten zur Verfügung steht. Aufgrund der Heterogenität von Bankbilanzen ist es jedoch schwierig, ex ante prognostizieren zu können, ob eine Bank ausreichend verlusttragende Verbindlichkeiten hält, um bei Bedarf ein Bail-in zeitnah und erfolgreich durchführen zu können. Zudem könnten Banken versucht sein, ihre Bilanzen so zu strukturieren, dass sie im eigenen Interesse und vor allem im Sinne ihrer Gläubiger nur solche Verbindlichkeiten aufbauen, die von einem Bail-in grundsätzlich ausgenommen sind. Diesen Aspekt greifen die Konzepte von TLAC und MREL auf. So entstand mit TLAC auf globaler Ebene und mit MREL zusätzlich auf europäischer Ebene die Idee, Banken zu verpflichten, über ihre Mindesteigenmittelanforderungen hinaus gewisse Anforderungen an die Verlustabsorptionsfähigkeit und die Rekapitalisierungsfähigkeit zu erfüllen. Seit der Einführung des europäischen Abwicklungsregimes sind die Abwicklungsbehörden deshalb dazu verpflichtet, europäischen Kreditinstituten im Rahmen der Abwicklungsplanung eine „Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten“ (MREL) aufzuerlegen, aufgrund derer die Institute ein Mindestmaß an solchen Verbindlichkeiten vorhalten müssen, die bei einem Bail-in herabgeschrieben oder in aufsichtsrechtliches Eigenkapital umgewandelt werden können. Mit der CRR II wurde innerhalb der EU sodann der globale TLACStandard eingeführt, wonach alle global systemrelevanten Institute zur Vorhaltung eines Mindestmaßes verlustabsorbierender Verbindlichkeiten verpflichtet werden. Abbildung 82 zeigt die Wirkungsweise von TLAC/MREL in einer stark vereinfachten Bankbilanz. In einem ersten Schritt (mittlerer Teil der Abbildung) wird der entstandene Verlust zunächst durch die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel und im Anschluss daran durch die Herabschreibung der zusätzlich zu den Eigenmitteln vorzuhaltenden TLAC/MREL-Kapitalinstrumente getragen (Verlustabsorption). Der danach noch in der Bilanz verbliebene Teil der TLAC/MREL-Kapitalinstrumente wird im nächsten Schritt (rechts in der Abbildung) in hartes Kernkapital (CET1) umgewandelt, sodass die Bank die aufsichtsrechtlichen Mindesteigenmittelanforderungen wieder erfüllt (Rekapitalisierung) und ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten kann.

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

Bankbilanz

Aktiva

475

nach Verlust

sonstige Verbindlichkeiten

Aktiva

TLAC/ MREL

Verlust

sonstige Verbindlichkeiten

TLAC/MREL

nach Abschreibung und Umwandlung

Aktiva

sonstige Verbindlichkeiten

CET1

Verlust

Abbildung 82: Verlustabsorption und Rekapitalisierung mittels TLAC und MREL im Abwicklungsfall1 Die beiden Konzepte „TLAC“ und „MREL“ werden in den nachfolgenden Ausführungen detailliert dargestellt und erläutert.2

II.

TLAC – Total Loss-Absorbing Capacity

Als Reaktion auf die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 wurde auf Ebene der G20 beschlossen, den erkannten Verfehlungen künftig mittels Reformen entgegenzutreten. Vor diesem Hintergrund hat der Finanzstabilitätsrat (FSB) im Jahr 2011 die „Key Attributes of Effective Resolution Regimes for Financial Institutions“ (kurz: Key Attributes) veröffentlicht und damit erstmals wesentliche Ausgestaltungsmerkmale eines effektiven Abwicklungsregimes benannt.3 Im Zuge der weiteren Ausarbeitung des regulatorischen Rahmens für Banken mandatierten die G20 im Jahr 2013 schließlich erneut das FSB, Vorschläge für Anforderungen an verlustabsorbierendes Kapital zu erarbeiten, die auf globaler Ebene gelten sollten, um die Abwicklungsfähigkeit von G-SRIs ohne die Inanspruchnahme öffentlicher Gelder sicherzustellen. Im November 2015 veröffentlichte das FSB den unter der Mitarbeit des BCBS entstandenen finalen TLAC-Standard,4 auf Basis dessen TLAC mit der Verabschiedung der CRR II im Jahr 2019 als verbindlich vorzuhaltende Säule-1-Anforderung für G-SRIs in europäisches Recht gegossen wurde.5

1 2 3 4 5

Darstellung geringfügig modifiziert entnommen aus DEUTSCHE BUNDESBANK (2016, Abwicklung), S. 69. Zu weiteren rechtlichen Vorgaben, die Behörden an die Banken stellen, um die effiziente Anwendung des Bail-in-Instruments sicherzustellen, vgl. das 4. Kapitel Teil B.III. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2016, Abwicklung), S. 66; BLAß, ROBIN (2020, Total), S. 1984. Zum finalen TLAC-Standard vgl. ausführlich FSB (2015, TLAC). Vgl. auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 43.

476

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

Konkret müssen Kreditinstitute gemäß Art. 92a CRR II jederzeit eine risikobasierte TLAC-Quote von mindestens 18 % einhalten, ausgedrückt als Quotient aus den „Eigenmitteln und berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten“ und dem „Gesamtrisikobetrag“ nach Art. 92 Abs. 3 und Abs. 4 CRR II. Zusätzlich ist eine nicht-risikobasierte Quote von 6,75 % einzuhalten, die ebenfalls die „Eigenmittel und berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten“ als Zählergröße ausweist. Um dem Charakter einer nicht-risikobasierten Quote gerecht zu werden, ist die Nennergröße allerdings der risikoungewichteten Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio)1 zu entnehmen und entspricht somit der Gesamtrisikopositionsmessgröße nach Art. 429 Abs. 4 CRR II. Der Abwicklungsausschuss (SRB) darf gegenüber einer Bank jedoch eine über die genannten Mindestquoten hinausgehende Anforderung an die Eigenmittel und berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten formulieren, wenn ansonsten die Abwicklungsfähigkeit der Bank gefährdet ist.2 Die genannten Quoten sind ab dem Jahr 2022 verbindlich einzuhalten. Bis dahin gilt eine Übergangsfrist, innerhalb der eine risikobasierte Quote von mindestens 16 % und eine nicht-risikobasierte Quote von jederzeit mindestens 6 % eingehalten werden muss.3 Zur Erfüllung der TLAC-Anforderung sollen neben den regulatorischen Eigenmitteln, welche grundsätzlich für den going-concern-Fall vorgesehen sind, auch bestimmte Fremdkapitalinstrumente vorgehalten werden, die im gone-concern-Fall im Rahmen einer Abwicklung herabgeschrieben und in regulatorische Eigenmittel umgewandelt werden können.4 Die vorzuhaltenden Kapitalinstrumente eines Instituts werden in der CRR II als „Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten“ bezeichnet und umfassen gemäß Art. 72l CRR II die „Summe seiner Eigenmittel und seiner berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten“ mit Ausnahme des harten Kernkapitals, das zur Erfüllung der kombinierten Kapitalpuffer-Anforderung5 vorgehalten wird. Damit soll eine Doppelanrechnung vermieden werden, welche die Funktionsfähigkeit der Puffer beeinträchtigen würde. Während die TLAC-Anforderung grundsätzlich jederzeit zu erfüllen ist, ist eine kurzzeitige Unterschreitung der Kapitalpuffer-Anforderung in Stressphasen erlaubt. Wäre das zur Erfüllung der Kapitalpuffer verwendete harte Kernkapital zugleich zur Erfüllung der TLAC-Anforderung anrechenbar und würde eine Bank die TLAC-Anforderung in diesem Fall gerade so erfüllen, so wäre die Pufferfunktion der Kapitalpuffer nicht mehr vorhanden, da das

1 2 3 4 5

Zur Leverage Ratio vgl. das 7. Kapitel. Vgl. Art. 12e SRM-VO II. Vgl. Art. 494 Abs. 1 CRR II. Vgl. BLAß, ROBIN (2020, Total), S. 1984. Die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung umfasst sämtliches hartes Kernkapital, das zur Erfüllung der folgenden Puffer verwendet wird: Kapitalerhaltungspuffer, institutsindividueller antizyklischer Puffer, G-SRI-Puffer oder A-SRI-Puffer und Kapitalpuffer für systemische Risiken. Vgl. § 10i KWG; ferner KRÄMER, GREGOR (2020, Kapitalpuffer-Anforderung), S. 1199.

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

477

Kreditinstitut im Falle eines Verlusts nicht – wie eigentlich gewünscht – die Kapitalpuffer nutzen könnte, ohne gleichzeitig – und verbotenerweise – die TLAC-Anforderung zu unterschreiten. Um als berücksichtigungsfähige Verbindlichkeit zu gelten, muss eine Verbindlichkeit im ersten Schritt bail-in-fähig sein und damit im Falle der Anwendung des Bailin-Instruments zunächst einmal grundsätzlich zur Herabschreibung bzw. Umwandlung verfügbar sein. Innerhalb der Gesamtverbindlichkeiten einer Bank sind jedoch einige Verbindlichkeiten entweder per Gesetz als nicht bail-in-fähig anzusehen oder aber weil die zuständige Abwicklungsbehörde den ihr in Art. 27 Abs. 5 SRM-VO II gewährten Spielraum nutzt und gewisse Kapitalinstrumente im Rahmen der Abwicklungsplanung vom Bail-in ausschließt. Dieser Spielraum ist allerdings auf solche Fälle begrenzt, in denen der Abwicklungsbehörde ein Bail-in der ausgeschlossenen Verbindlichkeit zeitnah unmöglich wäre, in denen der Ausschluss der Verbindlichkeit der Erhaltung von kritischen Funktionen der Bank oder der Erhaltung der Finanzstabilität dient oder in denen die Herabschreibung bzw. Umwandlung der Verbindlichkeit bei anderen Gläubigern zu höheren Verlusten führen würde als bei einem Ausschluss der Verbindlichkeit. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, die der abzuwickelnden Bank überlassenen Gelder eines industriellen Großunternehmens vom Bail-in auszuschließen, da es ohne den Ausschluss dazu kommen könnte, dass die Mittel dieses Unternehmens in aufsichtsrechtliche Eigenmittel umgewandelt werden. Das Unternehmen, das die Mittel eigentlich als frei disponible Gelder zur Erhaltung des eigenen Geschäftsbetriebs gebraucht hätte, wäre dann ungewollt (Mit-)Eigentümer der Bank. Der von den ausgeschlossenen Verbindlichkeiten nicht getragene Teil der Verluste muss dann von den restlichen berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten getragen werden oder kann vom Abwicklungsfonds (SRF) ausgeglichen werden. Die qua Gesetz von einem Bail-in ausgeschlossenen Kapitalinstrumente zählt Art. 72a Abs. 2 CRR II abschließend auf. Hierzu sind beispielsweise gedeckte Einlagen bis zu einer Gesamthöhe von 100.000 EUR pro Einleger pro Bank zu zählen oder auch Einlagen mit einer Ursprungslaufzeit von weniger als einem Jahr sowie Verbindlichkeiten aus der Verwaltung von Kundengeldern. Darüber hinaus sind Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von weniger als sieben Tagen als nicht bail-in-fähig zu betrachten, wenn diese gegenüber anderen Banken oder gegenüber Zahlungsverkehrssystemen bzw. Wertpapierliefer- oder Wertpapierabrechnungssystemen bestehen. Auch besicherte Verbindlichkeiten einschließlich gedeckter Schuldverschreibungen werden neben weiteren Verbindlichkeiten vom Gesetzgeber von einem Bail-in ausgenommen, um Ansteckungseffekte zu vermeiden und die Finanzstabilität zu schützen.

478

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

Um jedoch nicht nur als bail-in-fähige, sondern darüber hinaus auch als berücksichtigungsfähige und damit als zur Erfüllung der TLAC-Anforderung geeignete Verbindlichkeit zu gelten, muss ein nicht vom Bail-in ausgeschlossenes Kapitalinstrument eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen, die auf die Sicherstellung einer verlässlichen und rechtssicheren Anwendung des Bail-in-Instruments abzielen. So muss ein berücksichtigungsfähiges Kapitalinstrument eine Restlaufzeit von mindestens einem Jahr aufweisen. Ist diese Restlaufzeit gegeben, so wird auch der im Rahmen der Amortisation von Ergänzungskapitalinstrumenten gemäß Art. 64 CRR II nicht mehr als Ergänzungskapital anrechenbare Teil eines Ergänzungskapitalinstruments innerhalb der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten anerkannt. Die sonstigen kumulativ zu erfüllenden Bedingungen für eine Anerkennung eines Kapitalinstruments innerhalb der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten zählt Art. 72b Abs. 2 CRR II abschließend auf. Hiernach muss die Verbindlichkeit aus Gründen einer schnellen Verfügbarkeit voll eingezahlt sein. Auch darf sie beispielsweise nicht durch das abzuwickelnde Kreditinstitut oder durch ein angehöriges Institut besichert sein. Zudem schreibt das Gesetz vor, dass die Ansprüche auf den Kapitalbetrag aus der Verbindlichkeit grundsätzlich gegenüber allen nicht berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten nachrangig sind.1 Lediglich gegenüber den Eigenmittelbestandteilen darf Vorrangigkeit herrschen. Weiterhin dürfen die Bestimmungen des Kapitalinstruments keine Anreize enthalten, die das Kreditinstitut zu einer frühzeitigen Kündigung oder Tilgung motivieren. Ohnehin ist jede vorzeitige Kündigung des Kapitalinstruments nur nach einer vorherigen Erlaubnis der zuständigen Behörde möglich. Aufgrund der regelmäßig grenzüberschreitenden Tätigkeit von G-SRIs sind in deren Aufsicht bzw. Abwicklung zumeist mehrere Behörden involviert. Während die Behörden im Heimatland für die dort ansässige Abwicklungseinheit2 zuständig sind, werden die ausländischen Töchter von den dort zuständigen Behörden betreut. Daraus ergibt sich das Problem der grenzüberschreitenden Sicherstellung einer ausreichenden Verlustabsorptionsfähigkeit eines G-SRI im Falle einer Abwicklung, weshalb die Verteilung von TLAC-Kapitalinstrumenten innerhalb einer grenzüberschrei-

1

2

Das Kriterium der Nachrangigkeit war im Vorfeld kontrovers diskutiert worden. In Ausnahmefällen gestattet es Art. 72b Abs. 3 CRR II, Verbindlichkeiten, die mit Ausnahme der Nachrangigkeit alle Anforderungen an berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten erfüllen, in Höhe von 3,5 % (bis zum Jahr 2022 lediglich 2,5 %) des Gesamtrisikobetrags als TLAC-Instrumente anzurechnen. Vgl. zur Diskussion um die Einführung einer verpflichtenden Nachrangigkeit der Kapitalinstrumente DEUTSCHE BUNDESBANK (2016, Abwicklung), S. 74. Zu den Ausnahmeregelungen vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 48. Als Abwicklungseinheit wird innerhalb der EU eine vom SRB identifizierte juristische Person bezeichnet, für die im Abwicklungsplan Abwicklungsmaßnahmen vorgesehen sind. Ein Kreditinstitut kann in mehrere Abwicklungseinheiten aufgeteilt werden, wobei eine Abwicklungseinheit eine einzige rechtliche Einheit sein kann oder aus einer Gruppe rechtlicher Einheiten besteht. Vgl. hierzu BLAß, ROBIN (2020, Abwicklungseinheit).

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

479

tend tätigen Gruppe – insbesondere in Abhängigkeit von der gewählten Abwicklungsstrategie – geregelt werden musste. So ist beim SPOE-Ansatz1 davon auszugehen, dass vor allem das Mutterinstitut die Verluste trägt, während die Kapitalgeber der operativ tätigen Tochterunternehmen geschützt werden sollen. Dazu begeben bedeutende Tochterunternehmen TLAC-Instrumente, die von dem Mutterinstitut erworben und bilanziert werden. Gerät ein Tochterunternehmen nun in finanzielle Schwierigkeiten, so sollen die Verluste zunächst konzernintern getragen werden, sodass – sofern die Eigenmittelbestandteile der Mutter bereits erschöpft sind – zuerst die von der Mutter gehaltenen TLAC-Instrumente der Tochter verlusttragend herangezogen werden. Damit werden die Verluste des Tochterunternehmens zunächst an das Mutterunternehmen weitergegeben, bevor sonstige Gläubiger der Tochter herangezogen werden. Bei einer erfolgreichen Anwendung dieser Maßnahme können die kritischen Funktionen und die Kerngeschäftsbereiche des Tochterunternehmens in der Folge aufrechterhalten werden. Sollte hingegen der MPOE-Ansatz2 zum Tragen kommen, muss innerhalb der Abwicklungsgruppe3 dafür gesorgt sein, dass jede Abwicklungseinheit über ausreichende TLAC-Kapitalinstrumente verfügt.4

III. MREL – Minimum Requirement for own funds and Eligible Liabilities Als im Jahr 2015 der TLAC-Standard des FSB veröffentlicht wurde, hatte der europäische Gesetzgeber mit der Verabschiedung der BRRD im Jahr 2014 bereits die MREL-Anforderung eingeführt, deren Ziel ebenfalls die Sicherstellung von ausreichend bail-in-fähigem Kapital zur Verlustabsorption und zur Rekapitalisierung ist. Im Unterschied zu TLAC ist die MREL-Anforderung jedoch nicht ausschließlich für G-SRIs, sondern für alle Banken in EU-Mitgliedstaaten konzipiert worden und hat keine starre Zielgröße, sondern wird von der Abwicklungsbehörde institutsindividuell

1

2

3

4

Beim SPOE-Ansatz konzentrieren sich die Abwicklungsmaßnahmen auf einen Punkt, der in aller Regel die Konzernspitze darstellt. Dieser Ansatz eignet sich insbesondere dann, wenn das Mutterinstitut eine operativ nicht tätige Holdinggesellschaft ist. Vgl. hierzu ausführlich BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 263. Beim MPOE-Ansatz setzen die Abwicklungsmaßnahmen bei den betroffenen operativ tätigen Tochterbanken an. Zwar sichert dieser Ansatz dem Aufnahmestaat der Tochterbank die volle Autonomie beim Umgang mit der abzuwickelnden Bank. Gleichwohl kann die finanzielle und organisatorische Herauslösung eines solchen Einzelunternehmens aus dem Konzernverbund mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein. Vgl. hierzu ausführlich BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 263. Eine Abwicklungsgruppe ist eine von der Abwicklungsbehörde definierte Gruppe von Unternehmen, die sich aus einer Abwicklungseinheit und ihren Tochterunternehmen zusammensetzt, sofern diese Tochterunternehmen nicht selbst Abwicklungseinheiten sind. Vgl. hierzu ausführlich BLAß, ROBIN (2020, Abwicklungsgruppe). Vgl. zu diesem Absatz ausführlich DEUTSCHE BUNDESBANK (2016, Abwicklung), S. 74–75.

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6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

festgelegt.1 Einzuhalten ist die Anforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten seit dem Jahr 2016, wobei die Regelungen zu MREL mit dem Bankenpaket im Jahr 2019 durch die Verabschiedung der BRRD II und der SRM-VO II eine umfassende Angleichung an die TLAC-Anforderungen erfahren haben. So führt der europäische Gesetzgeber im Gleichlauf mit den bereits beschriebenen TLAC-Regelungen verbindliche MREL-Quoten für alle europäischen G-SRIs ein. Da diese Anforderung sich – wie auch die TLAC-Anforderung – aus einer nicht risikobasierten und einer risikobasierten Quote zusammensetzt und weil sowohl deren Berechnung und Höhe als auch die Anerkennungskriterien für berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten und die angesprochenen europäischen Banken dieselben sind wie im Rahmen von TLAC, sei hierzu auf die obigen Ausführungen verwiesen. Darüber hinaus hat man mit dem Bankenpaket eine weitere verbindlich einzuhaltende Quote für die neu geschaffene Gruppe der Top Tier Banken innerhalb der EU eingeführt. Als Top Tier Bank ist ein Kreditinstitut zu bezeichnen, wenn es zwar kein G-SRI ist, jedoch eine Bilanzsumme von mehr als 100 Mrd. EUR aufweist. Allerdings können auch Banken mit einer Bilanzsumme unterhalb dieser Schwelle als Top Tier Bank klassifiziert werden, wenn – innerhalb des SRM – die zuständige Abwicklungsbehörde zuvor das SRB konsultiert bzw. wenn – innerhalb der EU, aber außerhalb des SRM – die zuständige Abwicklungsbehörde die zuständige Aufsichtsbehörde in dieser Sache konsultiert.2 Ist eine Bank als Top Tier Bank eingestuft, so muss sie ab dem Jahr 2022 eine fixe MREL-Quote von 13,5 % des Gesamtrisikobetrags bzw. 5 % der Gesamtrisikopositionsmessgröße erfüllen. Wie schon im Rahmen von TLAC darf die Abwicklungsbehörde auch hier einen zusätzlichen institutsspezifischen Aufschlag verhängen, wenn ansonsten die Abwicklungsfähigkeit nicht gegeben ist. Auch stimmen die Kriterien für die Berücksichtigungsfähigkeit von Verbindlichkeiten mit denen der TLAC-Anforderungen überein. Als weitere Neuerung wird von G-SRIs und Top Tier Banken in der EU ab dem Jahr 2024 die Einhaltung einer Gesamtverbindlichkeitsquote (TLOF-Quote) i. H. v. 8 % gefordert. Diese nicht im TLAC-Rahmenwerk vorgesehene Quote ist eine europäische Besonderheit und damit zu begründen, dass ein Rückgriff auf den SRF im Abwicklungsfall grundsätzlich nur dann erfolgen darf, wenn die Eigentümer und Gläubiger im Rahmen eines Bail-in zuvor bereits mindestens Verluste im Umfang von 8 % der TLOF getragen haben. Damit sichert die TLOF-Quote, dass G-SRIs und Top

1 2

Vgl. zu den letzten beiden Sätzen DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 43; BLAß, ROBIN (2020, Mindestanforderung), S. 1400–1401. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 44; KIND, MAXIMILIAN NIKOLAUS (2020, Umwandlungsquote), S. 140.

6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

481

Tier Banken Zugang zum SRF erhalten können, wodurch sich ihre Abwicklungsfähigkeit erhöht und die Glaubhaftigkeit des SRM gesteigert wird.1 Gegenüber allen anderen europäischen Banken verhängt die zuständige Abwicklungsbehörde eine institutsindividuelle MREL-Quote, die sich an der Größe der Bank und an der von ihr im Falle eines Zusammenbruchs ausgehenden Gefahr für die Finanzstabilität orientiert und sich aus einem Verlustabsorptionsbetrag und einem Rekapitalisierungsbetrag zusammensetzt.2 Mit der Einhaltung der von der Abwicklungsbehörde auferlegten MREL-Quote soll garantiert sein, dass die Verluste einer in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Bank mittels Bail-in kompensiert werden können und dass die Bank auf ein Niveau rekapitalisiert wird, auf dem sie die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen kann. Die MREL-Anforderung wird – angepasst an die TLAC-Vorgaben – einerseits als risikoabhängige und andererseits als risikounabhängige Quote ausgesprochen, wobei die Zähler- und Nennergrößen der beiden Quoten denjenigen der TLAC-Quoten entsprechen. Lediglich die Zusammensetzung der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten unterscheidet sich bei den MREL-Vorgaben im Vergleich zu TLAC dahingehend, dass die Kapitalinstrumente nicht zwingend nachrangig sein müssen, um als berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten anerkannt zu werden. Die Abwicklungsbehörde kann jedoch Nachrangigkeit in einem gewissen Umfang vorschreiben, wenn dies den Zielen der Abwicklung zuträglich ist. Bei der Festlegung der risikoabhängigen MREL-Quote stellt die zuständige Abwicklungsbehörde auf die Eigenmittelanforderungen der ersten und zweiten Baseler Säule3 ab und erweitert diese, falls notwendig, um einen Marktvertrauenszuschlag, der im Anschluss an die Abwicklung das Vertrauen des Markts in die Überlebensfähigkeit der Bank wiederherstellen soll. Entsprechend dieser Maßgabe und vor dem Hintergrund, dass MREL zunächst verlustabsorbierend und im Anschluss daran rekapitalisierend wirken soll, gilt als Ausgangsformel zur Kalibrierung der institutsspezifischen risikoabhängigen MREL-Quote die Summe aus dem Zweifachen der Säule-1Anforderung und dem Zweifachen der Säule-2-Anforderung (P2R), erweitert um die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung und den Marktvertrauenszuschlag. Die Kalibrierung der risikounabhängigen MREL-Quote richtet sich dagegen an dem Leverage Ratio Exposure (Gesamtrisikopositionsmessgröße; LRE) aus, wobei sowohl für den Verlustabsorptionsbetrag als auch für den Rekapitalisierungsbetrag eine Mindestquote von jeweils 3 % erreicht werden soll, sodass sich als Ausgangsbasis für die 1 2 3

Vgl. zu diesem Absatz DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 45. Vgl. auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Abwicklung). Diese Eigenmittelanforderungen setzen sich zusammen aus den Mindesteigenmittelanforderungen nach der ersten Baseler Säule, erweitert um die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung und die Säule2-Anforderung (P2R).

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6. Kapitel Teil E: MREL und TLAC

Kalibrierung insgesamt eine Quote von 6 % des LRE ergibt. Ein Marktvertrauenszuschlag ist hier nicht vorgesehen. Zusätzlich zu den beiden genannten Quoten kann die Abwicklungsbehörde bei der institutsindividuellen MREL-Festsetzung im eigenen Ermessen die Einhaltung der oben beschriebenen TLOF-Quote fordern, um den Zugang zum SRF im Abwicklungsfall zu ermöglichen.1 Für die überwiegende Mehrheit der – vor allem auch in Deutschland ansässigen – kleinen Banken in der EU kommt aufgrund ihrer mangelnden Systemrelevanz eine Abwicklung innerhalb des SRM nicht infrage, sodass im Falle einer finanziellen Schieflage auch kein Bail-in zur Anwendung kommt, sondern gegebenenfalls ein Insolvenzverfahren nach nationalem Recht eingeleitet wird. Da in solchen Fällen die mittels Bail-in angestrebte Rekapitalisierung der Bank ausbleibt, wird die MRELQuote lediglich in Höhe des Verlustabsorptionsbetrags festgesetzt. Dieser entspricht dann den ohnehin vorzuhaltenden Mindesteigenmittelanforderungen, sodass die betroffene Bank keine über die Eigenmittelanforderungen hinausgehenden berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten vorweisen muss, um die MREL-Anforderung zu erfüllen.2 Ein Verstoß gegen die TLAC- oder MREL-Anforderung stellt in abwicklungsplanerischer Sicht ein Abwicklungshindernis dar und kann aufsichtsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Diese können sich beispielsweise in einem Verbot bestimmter Ausschüttungen oder in der Ergreifung von aufsichtlichen Frühinterventionsmaßnahmen niederschlagen. In einer Studie des SRB aus dem Jahr 2019, bei der Daten aus dem Jahr 2018 genutzt wurden, ist bei insgesamt 107 untersuchten Kreditinstituten ein Defizit an bail-in-fähigem Kapital i. H. v. 150 bis 200 Mrd. EUR bzw. 2 % bis 2,7 % der risikobasierten Quote aufgedeckt worden. Nachrangige Verbindlichkeiten fehlten in einem Umfang von 20 bis 70 Mrd. EUR. Nach Angabe des SRB haben jedoch alle Banken, die unter der Verwaltung des SRB stehen, im Jahr 2019 MREL-Instrumente im Umfang von 249 Mrd. EUR emittiert, wobei knapp ein Drittel des genannten Volumens auf G-SRIs entfiel. Im Vergleich zum Stand Ende des Jahres 2018 sind die ausstehenden MRELBeträge in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 um 5 % auf 2,3 Trill. EUR angestiegen. Die Banken haben angekündigt, ihr Bail-in-Kapital bis 2021 weiter erhöhen zu wollen.3

1 2 3

Vgl. zu diesem Absatz auch DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 45–48. Vgl. zu diesem Absatz DEUTSCHE BUNDESBANK (2020, Abwicklung). Vgl. zu diesem Absatz HEITKER, ANDREAS (2020, MREL-Politik), S. 2.

6. Kapitel Teil F: ICAAP

483

6. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Eigenmittel gemäß der ersten Baseler Säule und an die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten der Institute Teil F: ICAAP von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen I.

Rechtlicher Rahmen und Definition

Zusätzlich zur Erfüllung der Eigenmittelanforderungen müssen Institute gemäß Art. 73 CRD IV auch über solide, wirksame und umfassende Strategien und Verfahren verfügen, mit denen sie die Höhe, die Arten und die Verteilung des internen Kapitals, das sie zur quantitativen und qualitativen Absicherung ihrer aktuellen und etwaigen künftigen Risiken für angemessen halten, kontinuierlich bewerten und auf einem ausreichend hohen Stand halten können. Dieser interne Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung wird auch als ICAAP (abgekürzt von Internal Capital Adequacy Assessment Process) bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum finden für diesen internen Bankprozess oftmals auch die Begriffe „Risikotragfähigkeit“ (RTF) oder „Kapital-Risikotragfähigkeit“ Verwendung. Die europäischen Anforderungen sind mittels § 25a Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 KWG in nationales Recht überführt worden. Dieser Paragraf fordert von Instituten die Einrichtung von Verfahren zur Ermittlung und Sicherstellung der Risikotragfähigkeit, wobei eine vorsichtige Ermittlung der Risiken und des zu ihrer Abdeckung verfügbaren Risikodeckungspotenzials (RDP) zugrunde zu legen ist. Eine Spezifizierung dieser eher generischen Anforderungen findet sich sowohl im AT 4.1 MaRisk als auch im Leitfaden der Deutschen Bundesbank und der BaFin zur aufsichtlichen Beurteilung bankinterner Risikotragfähigkeitskonzepte und deren prozessualer Einbindung in die Gesamtbanksteuerung.1 Dieser nationale „RTF-Leitfaden“ definiert ICAAP erstmals konkret als internen Prozess zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit gemäß § 25a Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 KWG i. V. m. AT 4.1 Tz. 1 MaRisk, wobei dieser (interne) Prozess ein Risikotragfähigkeitskonzept mit einer Risikotragfähigkeitsrechnung und einer Kapitalplanung sowie ergänzende Stresstests umfasst und eine prozessuale Verknüpfung mit der Festlegung der Strategien einerseits und den Risikosteuerungs- und -controllingprozessen 1

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung).

484

6. Kapitel Teil F: ICAAP

andererseits vornehmen muss.1 Die EZB als zuständige Aufsichtsbehörde im SSM hat 2018 ebenfalls einen Leitfaden veröffentlicht, in dem sie vor dem Hintergrund der stark unterschiedlichen nationalen ICAAP-Anforderungen ihre spezifische Erwartungshaltung an bedeutende Institute formuliert.2 Der EZB-Leitfaden soll zur Transparenz beitragen, indem das spezifische Verständnis der zuständigen Aufsichtsbehörde öffentlich dargelegt wird.3 Die EZB unterstützt die Institute bei der Weiterentwicklung des ICAAP, indem aktuelle „Best Practice“-Ansätze im Leitfaden erläutert werden. Aus Sicht der zuständigen Aufsichtsbehörden fördern die veröffentlichten Leitfäden auch die Konsistenz und Wirksamkeit der Beaufsichtigung im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP).4 Die Ausgestaltung des ICAAP liegt im Verantwortungsbereich des Kreditinstituts. Im Gegensatz zu den spezifischen Anforderungen der ersten Baseler Säule gilt im internen Prozess grundsätzlich eine Methodenfreiheit. Folglich können die Kreditinstitute die aufsichtlichen Anforderungen an die internen Konzepte der (Kapital-) Risikotragfähigkeit durch unterschiedlich ausgestaltete Verfahren erfüllen.5 Bei deren Beurteilung berücksichtigen die zuständigen Aufsichtsbehörden das Prinzip der (doppelten) Proportionalität. Hierbei ist sowohl durch das Institut als auch im Rahmen der aufsichtlichen Praxis das Risikoprofil des beaufsichtigten Unternehmens einzubeziehen. Folglich ist nicht nur der Umfang der getätigten Geschäfte entscheidend, sondern auch das Geschäftsmodell des Instituts sowie die Komplexität der damit einhergehenden Risiken.6 Der Grundsatz der Proportionalität findet insbesondere in der prinzipienorientierten Beaufsichtigung gemäß der zweiten Baseler Säule Anwendung. Zur operativen Umsetzung der regelmäßig notwendigen Beurteilung des ICAAP konkretisieren die EBALeitlinien zum SREP das Prinzip der Proportionalität im Hinblick auf die Kriterien der Vollständigkeit, Solidität und Wirksamkeit.7 Ein ICAAP gilt als vollständig, wenn alle wesentlichen Einzelrisiken des Instituts abgedeckt sind und zudem alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind. Die Solidität ist gegeben, wenn das Konzept vor dem Hintergrund der Art, des Umfangs und der Komplexität der Geschäfte als angemessen bewertet wird und die Angemessenheit der Kapitalausstattung und damit die Sicherstellung der (Kapital-)Risikotragfähigkeit durch das Institut beurteilt werden

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung), Tz. 16. Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung). Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 3. Zum SREP vgl. ausführlich das 9. Kapitel. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung), Tz. 6. Vgl. BAFIN (2019, Regulierung), S. 18; WASCHBUSCH, GERD (2020, Proportionalitätsprinzip), S. 1637–1638. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung), Tz. 9; EBA (2018, Guidelines).

6. Kapitel Teil F: ICAAP

485

kann. Der Prozess wird zudem als wirksam beurteilt, wenn das RTF-Konzept in die Gesamtbanksteuerung sowie die Entscheidungsprozesse des Instituts eingebunden ist.

II.

ICAAP in der Gesamtbanksteuerung

Gemäß AT 4.1 Tz. 2 MaRisk ist der interne Prozess zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit mit der Geschäfts- und Risikostrategie gemäß AT 4.2 MaRisk zu verknüpfen. Darüber hinaus sind geeignete Risikosteuerungs- und -controllingprozesse (AT 4.3.2 MaRisk) für die wesentlichen Risiken zu etablieren, um die Umsetzung der Strategien und eine Gewährleistung der Risikotragfähigkeit zu unterstützen. Die Abbildung 83 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen Geschäftsmodell (einschließlich Geschäftsstrategie), Rahmenwerk der Risikobereitschaft (einschließlich Risikostrategie und Risikokultur) sowie ICAAP und ILAAP1.

Abbildung 83: Verbindung zwischen Geschäftsstrategie, Risikostrategie, ICAAP und ILAAP Ausgangspunkt eines Unternehmens, welches sich gemäß § 1 Abs. 1 KWG als Kreditinstitut qualifiziert, ist das Geschäftsmodell. Dieses umfasst insbesondere die Kundengruppen, die angebotene Wertschöpfung in Form von Produkten sowie die dafür notwendigen internen und externen Ressourcen. Zur langfristigen Fortführung der Unternehmenstätigkeiten legt ein Kreditinstitut regelmäßig eine Geschäftsstrategie fest, in der gemäß AT 4.2 Tz. 1 MaRisk die Ziele des Instituts für jede wesentliche Geschäftsaktivität sowie die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele dargestellt werden. Zur „Ertragsperspektive“ passend legt die verantwortliche Geschäftsleitung eine zur Geschäftsstrategie und den daraus resultierenden Risiken konsistente Risikostrategie fest (AT 4.2 Tz. 2 MaRisk). Sowohl ICAAP als auch ILAAP stehen in einem sehr engen Zusammenhang zur Geschäftsstrategie und zur Risikostrategie. Dem Ziel 1

Zum ILAAP vgl. das 8. Kapitel Teil C.

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6. Kapitel Teil F: ICAAP

der „Sicherstellung der (Kapital-)Risikotragfähigkeit“ folgend sind daher im bankinternen Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung die mit den Geschäftsaktivitäten verbundenen (Kapital-)Risiken fortlaufend den vorhandenen (Kapital-)Reserven gegenüberzustellen. Letztere erhöhen sich insbesondere dann, wenn laufende Erträge aus den Geschäftsaktivitäten (abgebildet als versteuerter Jahresüberschuss in der GuV) in die Gewinnrücklagen und damit in das Eigenkapital der handelsrechtlichen Bilanz überführt werden. Sowohl Anpassungen in den Geschäftsaktivitäten des Kreditinstituts als auch Veränderungen der internen und externen Rahmenbedingungen (z. B. steigende Bedeutung von Klimarisiken, Veränderungen von Kundenpräferenzen, geldpolitische Maßnahmen der Notenbanken) können dazu führen, dass die (Kapital-)Risiken und die (Kapital-)Reserven in ihrer Höhe betroffen sind. Hierzu ist es zwingend notwendig, dass der interne RTF-Prozess auch in die Entscheidungs- und Berichtswege des Instituts eingebunden ist. Der ICAAP muss als fortlaufender Prozess den verantwortlichen Führungsebenen im Institut Steuerungssignale für die operative Geschäftstätigkeit liefern. Folglich unterstützt der interne Prozess der (Kapital-)Risikotragfähigkeit sowohl das Management der (Kapital-)Risiken als auch eine angemessene Kapitalallokation im Kreditinstitut.1

III. ICAAP-Grundsätze im SSM zur aufsichtlichen Beurteilung 1. Vorbemerkungen Die Ausgestaltung eines vollständigen, soliden und wirksamen ICAAP erfolgt vor dem Hintergrund der Methodenfreiheit im hohen Maße institutsspezifisch. Die nachfolgende Beschreibung von zentralen Ausgestaltungsmerkmalen orientiert sich daher an den Grundsätzen des EZB-Leitfadens, die derzeit als „Best practice“ für das Konzept der (Kapital-)Risikotragfähigkeit im SSM gelten.2 Zudem veröffentlicht die EZB-Bankenaufsicht regelmäßig einen Vergleichsbericht zu den ICAAP-Konzepten bedeutender Institute im SSM.3

2.

Verantwortung des Leitungsorgans

Der ICAAP stellt innerhalb des Kreditinstituts einen sehr bedeutsamen Prozess dar. Daher erwartet die zuständige Aufsichtsbehörde, dass alle Kernelemente vom Leitungsorgan entsprechend den geltenden Regeln zur internen Governance genehmigt 1 2 3

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung), Tz. 14. Vgl. für eine bankpraktische Einführung zu ICAAP und ILAAP die Werke von IGL, ANDREAS; HEUTER, HENNING (2019, Methodenhandbuch) und BUCHMÜLLER, PATRIK; IGL, ANDREAS (2019, ICAAP). Vgl. EZB (2020, ICAAP).

6. Kapitel Teil F: ICAAP

487

werden. Der interne Prozess ist zudem sowohl vom Leitungsorgan als auch von der oberen Managementebene zu erörtern und regelmäßig zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang müssen bedeutende Institute im SSM einmal pro Jahr eine Erklärung zur Angemessenheit der Kapitalausstattung (Capital Adequacy Statement, CAS) abgeben. In dieser klaren, prägnanten und unterschriebenen Erklärung bringt das Leitungsorgan seine Einschätzung zur Angemessenheit der institutsspezifischen Kapitalausstattung zum Ausdruck. Aktuelle ICAAP-Ergebnisse sowie relevante methodische Informationen sind wesentliche Inhalte dieser Erklärung. Auch der ICAAP-spezifische Governance-Rahmen ist durch das Leitungsorgan zu genehmigen, um die Umsetzung des internen Prozesses im Institut sicherzustellen. Zentrales Element ist hier die klare und transparente Zuweisung der Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung des Prinzips der Funktionstrennung. Ebenfalls sind regelmäßige Überprüfungen der ICAAP-Komponenten im Rahmen einer Gesamtbank-Validierung zu etablieren.1

3.

Integraler Bestandteil des Gesamtsteuerungsrahmens

Zur Erfüllung der Anforderungen aus Art. 73 CRD IV müssen die Kreditinstitute angemessenes Kapital vorhalten, um derzeitige und zukünftige Risiken in ihrer Art und Höhe abdecken zu können. Hierzu ist ein Rahmenwerk an Strategien und Prozessen zu etablieren, das gemäß den EBA-Leitlinien zum SREP solide, wirksam und vollständig ist. Dieses Rahmenwerk muss sowohl quantitative (z. B. mittels Indikatoren) als auch qualitative (z. B. mittels Checklisten) Elemente umfassen, um die Angemessenheit der Kapitalausstattung aktiv steuern zu können. Die Elemente sind sowohl innerhalb des Rahmenwerks als auch mit der Geschäftsstrategie, der Risikobereitschaft und dem ILAAP zu verzahnen.2 Die gesamte „ICAAP-Architektur“, die Verzahnung der ICAAP-Elemente sowie die Integration des ICAAP in die Gesamtsteuerung ist zu dokumentieren. Ebenso sind die einzelnen ICAAP-Elemente, also alle Methoden und Verfahren zur Bewertung und Steuerung der Angemessenheit der Kapitalausstattung, ebenfalls zu genehmigen und regelmäßig zu überprüfen.3

4.

Normative und ökonomische Perspektive

Übergeordnetes Ziel des ICAAP ist die jederzeitige Sicherstellung der (Kapital-) Risikotragfähigkeit und damit die langfristige Fortführung der Unternehmenstätigkeiten. Die Sicherung des Fortbestands des Instituts muss dabei sowohl auf Basis der (eigenen) Ertragskraft als auch auf Basis der eigenen Substanz erfolgen. Hierzu muss ein solider und konservativ ausgestalteter ICAAP zwei komplementäre interne 1 2 3

Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 6. Vgl. dazu das 6. Kapitel Teil F.II. Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 8–9.

488

6. Kapitel Teil F: ICAAP

Perspektiven umfassen. Die normative Perspektive bezieht sich hierbei auf die Ertragskraft und beurteilt Szenario-basiert sowie über mehrere Jahre hinweg die Fähigkeit des Instituts, insbesondere alle regulatorischen und aufsichtlichen Kapitalanforderungen und -vorgaben zu erfüllen. In dieser mehrjährigen Kapitalplanung spiegeln sich auch weitergehende externe finanzielle Verpflichtungen wider. Die ökonomische Perspektive bezieht sich hingegen auf die Substanz des Instituts und ergänzt den ICAAP. Hierbei sind alle wesentlichen Risiken zu identifizieren und zu quantifizieren, die aus ökonomischer Sicht Verluste verursachen und das interne Kapital substanziell verringern können. Die Erkenntnisse aus einem Ansatz sind in dem jeweils anderen Ansatz zu berücksichtigen. Steuerungsimpulse aus beiden Perspektiven müssen in die wesentlichen Geschäftsaktivitäten und -entscheidungen einfließen.1

5.

Wesentliche Risiken

Die Identifikation von für das Kreditinstitut wesentlichen Risiken muss durch einen regelmäßigen, mindestens einmal jährlich durchzuführenden Prozess erfolgen. Diese sogenannte Risikoinventur bezieht sich dabei sowohl auf die normative als auch auf die ökonomische Perspektive, um sämtliche bestehenden oder potenziell eintretenden Risiken erfassen zu können. In der Verantwortlichkeit des Managements liegt auch die Definition einer intern festgelegten Risikotaxonomie, die in allen Entitäten der Institutsgruppe zur Anwendung kommt. Alle als wesentlich identifizierten Risiken stellen das Risikoinventar des Instituts dar. Diesen Risiken ist grundsätzlich Kapital zur Risikodeckung zuzuweisen. Eine Abweichung vom Grundsatz ist zu begründen und zu dokumentieren.2

6.

Internes Kapital

Im Rahmen der ökonomischen Perspektive werden die Risiken durch internes Kapital des Kreditinstituts abgedeckt. Für die institutsinterne Definition von internem Kapital sollte das Konzept der angemessenen Kapitalausstattung aus ökonomischer Perspektive und mit der internen Risikoquantifizierung des Instituts in Einklang stehen. Zudem ist das interne Kapital regelmäßig zu bewerten und umsichtig sowie konservativ zu bestimmen. Es liegt in der Verantwortung der Institute, die Verfügbarkeit von internem Kapital für die Absicherung von Risiken zu veranschaulichen. Hierbei können unterschiedliche Ansätze zur Anwendung kommen. Die Definition des internen Kapitals kann auf der Grundlage der regulatorischen Eigenmittel erfolgen, wobei z. B.

1 2

Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 14–15. Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 28.

6. Kapitel Teil F: ICAAP

489

stille Lasten, latente Steueransprüche und regulatorisches Ergänzungskapital reduzierend zu berücksichtigen sind. Alternativ kann die Definition des internen Kapitals auf der Grundlage von Nettobarwerten erfolgen.1

7.

Risikoquantifizierungsmethoden

In beiden ICAAP-Perspektiven benötigen die Kreditinstitute Quantifizierungsmethoden, um die Höhe und Auswirkung der wesentlichen Risiken für die Ertragslage sowie die Substanz des Unternehmens abschätzen zu können. Es besteht an die Institute die Anforderung, dass die Methoden grundsätzlich einem sehr konservativen Ansatz folgen. So kann sichergestellt werden, dass auch seltene und extreme Ereignisse angemessen berücksichtigt werden. Gleichwohl müssen die Institute in der normalen Perspektive auch Verfahren vorhalten, um adverse Entwicklungen angemessen in den risikogewichteten Positionsbeträgen über mehrere Jahre hinweg berücksichtigen zu können. Voraussetzung für einen wirksamen und soliden ICAAP ist eine über alle Risikoarten hinweg konsistente Parametrisierung und Ableitung von Annahmen. Im Rahmen der regelmäßigen Weiterentwicklung des ICAAP sind interne Validierungsroutinen für alle Risikoquantifizierungsmethoden vorzunehmen, die durch ein wirksames Datenqualitätsrahmenwerk unterstützt werden.2

8.

Stresstests

Darüber hinaus bestimmen Kreditinstitute ein angemessenes Stresstestprogramm für die normative und die ökonomische Perspektive. Ausgangspunkt hierfür ist eine mindestens jährlich durchzuführende Überprüfung der Schwachstellen des Instituts, in der institutsweit alle wesentlichen Risiken erfasst werden. Insbesondere sind in diesem Zusammenhang das Geschäftsmodell sowie das operative Umfeld zu betrachten, in denen sich Risiken aus makroökonomischen und finanziellen Stressbedingungen ergeben können. Explizit ein Teil des institutsspezifischen Stresstestprogramms sind die adversen Szenarien, die in der normativen Perspektive für die Kapitalplanung zur Anwendung kommen. Die Auswirkungen auf die regulatorischen Eigenmittel (und auch auf das interne Kapital) sind auf Basis außergewöhnlicher, aber plausibler makroökonomischer Annahmen zu ermitteln, wobei eine besondere Konzentration auf zentrale Schwachstellen der Institute stattfinden soll. Die fortlaufende Angemessenheit des internen Stresstestprogramms wird durch eine stetige Überwachung von neuen Bedrohungen, Schwachstellen und Veränderungen des Umfelds unterstützt. Als Folge der Überwachung kann eine Anpassung des Programms resultieren. Die

1 2

Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 32–34. Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 34.

490

6. Kapitel Teil F: ICAAP

Szenarioanalysen im institutsspezifischen Stresstestprogramm sind regelmäßig hinsichtlich ihrer Auswirkungen zu quantifizieren. Dem Prinzip der Proportionalität folgend führen bedeutende Institute im SSM die Berechnungen grundsätzlich einmal pro Quartal durch, weniger bedeutende Institute entsprechend in größeren Zeitabständen bis zu einem Jahr. Unabhängig von der Größe und Komplexität des Kreditinstituts müssen alle Unternehmen die Ergebnisse aus dem institutsinternen Stresstestprogramm in die Bewertung der Angemessenheit ihrer Kapitalausstattung im Jahresverlauf integrieren.1

IV.

Besonderheiten in der deutschen LSI-Aufsicht

Kreditinstitute, die im SSM als weniger bedeutend klassifiziert sind, werden direkt von nationalen Aufsichtsbehörden unter Nutzung von methodischen Vorgaben der EZB überprüft und bewertet. Dies trifft derzeit auf ca. 1.500 eigenständige Kreditinstitute in Deutschland zu. In diesem Zusammenhang beaufsichtigt die BaFin (mit Unterstützung der Deutschen Bundesbank) nicht erst seit der Einführung des SSM im Jahr 2014 den ICAAP bzw. die (Kapital-)Risikotragfähigkeit dieser Kreditinstitute. Bereits seit der Einführung der MaRisk im Jahr 2005 legt die normeninterpretierende Verwaltungsvorschrift einen besonderen Fokus auf die angemessene Ausgestaltung der Risikotragfähigkeitskonzepte. Im Gegensatz zu einer Vielzahl anderer Jurisdiktionen in Europa und der Welt haben sich durch diese besondere „RTF-Kultur“ in Deutschland verschiedene RTF-Konzepte als Marktstandard etabliert. Als sogenannte „Going Concern-Ansätze“ alter Prägung (auch: Fortführungsansatz) werden Konzepte für die Sicherstellung der Risikotragfähigkeit verstanden, die jenen Teil der regulatorischen Eigenmittel nicht zur Risikoabdeckung berücksichtigen, der mindestens für die Erfüllung der im Rahmen des SREP festgesetzten aufsichtlichen Gesamtkapitalanforderungen notwendig ist. Dieser Ansatz ist aus Sicht der Aufsichtsbehörden bis auf weiteres noch zulässig.2 Der aktuelle RTF-Leitfaden umfasst daher insbesondere wegen der häufigen Verwendung der Rechnungslegungsvorschrift HGB in deutschen Kreditinstituten zahlreiche Anmerkungen und Konkretisierungen. Darüber hinaus umfassen traditionelle RTF-Konzepte in Teilen auch sogenannte „Gone ConcernAnsätze“ (auch: Liquidationsansatz). Diese orientieren sich vergleichbar zur ökonomischen Perspektive am Substanzwert des Unternehmens und vergleichen barwertig ermittelte Risiken mit dem ökonomischen Risikodeckungspotenzial des Instituts. Regelmäßig veröffentlicht die Deutsche Bundesbank eine Vergleichsstudie zu den RTFKonzepten der weniger bedeutenden Institute in Deutschland.3

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Vgl. EZB (2018, Kapitalausstattung), S. 39–40. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung), S. 20. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Risikotragfähigkeit).

7. Kapitel Teil A: Zielsetzung der Verschuldungsquote

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7. Kapitel: Begrenzung des Risikos einer übermäßigen Verschuldung durch die Verschuldungsquote Teil A: Zielsetzung der Verschuldungsquote von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg Einer der zentralen Bestandteile des Basel III-Rahmenpakets ist die Einführung einer risikoungewichteten Verschuldungsquote.1 Als Ergänzung zu den risikobasierten Eigenmittelanforderungen möchte der Regelgeber hiermit Schwachstellen des Aufsichtsrechts beseitigen, die im Zuge der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 sichtbar wurden.2 Zwar befanden sich die Eigenkapitalquoten der Banken im Vorfeld dieser Krise auf einem durchaus „gesunden“ Niveau, jedoch hatte der Kreditsektor insbesondere durch kurzfristige Geldmarktpapiere und Pensionsgeschäfte eine übermäßige bilanzielle und außerbilanzielle Verschuldung aufgebaut.3 Mit fortschreitenden Krisenereignissen und zunehmenden Turbulenzen auf den Interbankenmärkten sahen sich die Banken dazu veranlasst, ihren Verschuldungsgrad abzubauen.4 Der so erzwungene Schuldenabbauprozess löste einen zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Preise der Vermögenswerte aus, führte aufgrund entstehender Verluste bei den Instituten zu einer negativen Rückwirkung auf deren Eigenkapitalbasis und verschärfte letztlich die Krise weiter.5 Mit einer Verschuldungsquote verfolgt die Bankenaufsicht verschiedene Zielsetzungen.6 So soll zum einen die ausufernde Verschuldung innerhalb des Bankensektors begrenzt werden, damit sich das Risiko destabilisierender Schuldenabbauprozesse reduziert.7 In diesem Zusammenhang geht es vor allem darum, unerwünschte 1 2 3

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Die Ausführungen in diesem 7. Kapitel Teil A beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 386–388. Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 1. Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 16; RIXTEL, ADRIAN VAN; GASPERINI, GABRIELE (2013, Financial crisis), S. 10. Zurückführen lässt sich diese Entwicklung auf die Hebelwirkung des Fremdkapitals, den sog. „leverage effekt“. Dieser besagt, dass der Anstieg der erwarteten Eigenkapitalrendite linear zum Anstieg des Verschuldungsgrads verläuft, sofern der Fremdkapitalzinssatz unterhalb der erwarteten Gesamtkapitalrendite liegt. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR; ROLLE, ANDREA (2011, Höchstverschuldungsquote), S. 147. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 90 der CRR; BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 16. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 90 der CRR; BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 16; WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR; ROLLE, ANDREA (2011, Höchstverschuldungsquote), S. 147. Vgl. KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2011, Einführung), S. 391. Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 16; EUROPÄISCHE KOMMISSION (2011, Vorschlag), S. 8; HERRMANN, MICHAEL; GABRIEL, JENS (2012, Leverage Ratio), S. 160.

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7. Kapitel Teil A: Zielsetzung der Verschuldungsquote

Nebeneffekte der potenziell prozyklisch wirkenden risikoadjustierten Eigenmittelanforderungen abzudämpfen.1 Prozyklische Effekte offenbaren sich bei Eigenmittelvorschriften insbesondere dann, wenn die Höhe der vorzuhaltenden Eigenmittel aus risikobasierten Messgrößen abgeleitet wird, was zu größeren Abhängigkeiten von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führt.2 In konjunkturellen Aufschwung- oder Boomphasen dürften die aggregierten Risikogewichte der Kreditinstitute angesichts eines allgemein guten Bonitätsniveaus bei den Unternehmen grundsätzlich rückgängig sein. Die geringere Kapitalbelastung liefert den Instituten wiederum Anreiz, ihre Geschäftsaktivitäten auszuweiten – mitunter auch in ertragsversprechende Bereiche mit höherem Risikoprofil.3 Kehrt der Trend um, sind regelmäßig rückläufige Wachstumsraten, zunehmende Bonitätsschwierigkeiten und vermehrte Insolvenzen die Folge. Höhere Ausfallraten in der Realwirtschaft implizieren wiederum höhere Kapitalanforderungen bei den Banken, so dass deren Kreditvergabepotenzial bei gleichbleibender nomineller Kapitalbasis begrenzt wird.4 Kommt es so zu einer Verknappung des Kreditangebots, schränkt dies auch die Finanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen und Haushalte ein, was die Wirtschaftslage zusätzlich belastet und den Abschwung befeuert.5 In Anbetracht der aufgezeigten Wirkungsmechanismen stehen die risikogewichteten Eigenmittelanforderungen im Verdacht, die prozyklische Tendenz des Kreditgewerbes zu verstärken.6 Mit einer risikoungewichteten Verschuldungsquote möchte die Bankenaufsicht hingegen gewährleisten, dass die Eigenmittelbasis der Institute im Verhältnis zum Geschäftsvolumen auch in Phasen des wirtschaftlichen Aufschwungs nicht unter ein vorgegebenes Minimum fällt.7 Zum anderen ist es erklärtes Ziel, mit der Verschuldungsquote einen zusätzlichen Schutzmechanismus gegen die Modellrisiken und Messfehler bankinterner Schätzsysteme zu implementieren.8 Solche Modellrisiken bestehen insbesondere im Zusammenhang mit der Festlegung von Risikogewichten und können beispielsweise durch Risikofehleinschätzungen aufgrund von unangemessenen Modellierungen, 1 2 3 4 5 6

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Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 20. Vgl. OPHER, GIL (2014, Kreditvergabe), S. 97; EUROPÄISCHE KOMMISSION (2018, Bericht), Tz. 23. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen OPHER, GIL (2014, Kreditvergabe), S. 97. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen GUBALOVÁ, JANA; POTT, DANIEL (2012, Prozyklizität), S. 199. Vgl. DIAMOND, DOUGLAS; RAJAN, RAGHURAM (2000, Bank Capital), S. 2439; WALTER, STEFAN (2012, Dämpfung), S. 2. Vgl. EZB (2005, Eigenkapitalverordnung), S. 59. Vgl. zur Prozyklizität der aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen BIEG, HARTMUT; SOPP, GUIDO (2009, IFRS), S. 491–493; GUBALOVÁ, JANA; POTT, DANIEL (2012, Prozyklizität), S. 198–201; OPHER, GIL (2014, Kreditvergabe), S. 97–98; VINCENTI, AURELIO; PILGER, BETTINA (2014, Prozyklizität), S. 95; ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 185; KRAUß, FELIX (2019, Bilanzpolitik), S. 81; BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 421–425. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2011, Leitfaden), S. 28; WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR; ROLLE, ANDREA (2011, Höchstverschuldungsquote), S. 148. Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 16. Die angesprochenen Messfehler beziehen sich nicht ausschließlich auf bankinterne Schätzsysteme. Auch eine Risikogewichtung auf Basis externer Ratings unterliegt der Gefahr ebenjener Schätzfehler.

7. Kapitel Teil A: Zielsetzung der Verschuldungsquote

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Messfehlern oder durch die opportunistische Ausnutzung bestehender Interpretationsspielräume hervorgerufen werden.1 In dieser Funktion dient die Verschuldungsquote folglich als Korrektiv für risikobasierte Kapitalquoten.2 Da die Verschuldungsquote im Wesentlichen aus bestehenden Größen des bilanziellen und aufsichtsrechtlichen Zahlenmaterials abgeleitet wird,3 ist die Durchführung zusätzlicher Quantifizierungsverfahren bei der Quotenermittlung grundsätzlich nicht erforderlich. Dieser Umstand korreliert zugleich positiv mit der Zielvorstellung des BCBS, „eine einfache, transparente und unabhängige Messung des Risikos“4 zu ermöglichen. Im Zuge des Gesetzgebungsprozesses zur Einführung der CRR sah die EU-Kommission in Übereinstimmung mit den Vorgaben des BCBS davon ab, die Verschuldungsquote unmittelbar als eine verbindliche Mindestquote einzuführen.5 Ersatzweise formulierte der Gesetzgeber zunächst nur eine Melde- und Offenlegungspflicht für die Quote, um sie auf Grundlage einer angemessenen Prüfung und Kalibrierung später als eine verbindliche Anforderung innerhalb der ersten Baseler Säule zu verankern.6 Infolge der Veröffentlichung der Verordnung (EU) 2019/876 („CRR II“) zur Änderung der CRR wurden im Juni 2019 schließlich neue Bestimmungen eingeführt und mehrere Artikel dieser Verordnung betreffend die Verschuldungsquote geändert. Seit dem 28.06.2021 müssen nunmehr alle Institute, die in den Geltungsbereich der CRD IV fallen, eine verbindliche Anforderung an die Verschuldungsquote berücksichtigen. Art. 92 Abs. 1 Buchst. d) CRR ergänzt dementsprechend die aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen an Institute um eine zusätzliche Anforderung an die Verschuldungsquote in Höhe von 3 % des Kernkapitals.

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Vgl. KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2011, Einführung), S. 391; MINH, BANH et al. (2011, Kapitalanforderungen), S. 9. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2011, Leitfaden), S. 28. Vgl. zur Ausgestaltung der Verschuldungsquote das 7. Kapitel Teil B. BCBS (2011, Regulierungsrahmen 2011), Tz. 16. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2011, Vorschlag), S. 17. Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2011, Vorschlag), S. 17. Neben einer Berichterstattungspflicht an die zuständigen Aufsichtsbehörden ist die Verschuldungsquote gemäß Art. 451 CRR auch im Rahmen der erweiterten Offenlegungsvorschriften zu veröffentlichen. Vgl. zur aufsichtsrechtlichen Offenlegungsanforderung an die Verschuldungsquote auch WASCHBUSCH, GERD; BERG, SUSEN CLAIRE; LANG, FLORIAN (2019, Vorsorgereserven), S. 37–41.

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7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

7. Kapitel: Begrenzung des Risikos einer übermäßigen Verschuldung durch die Verschuldungsquote Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg Gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. d) CRR sind Institute dazu verpflichtet, zu jedem Zeitpunkt eine Verschuldungsquote i. H. v. 3 %1 zu erfüllen.2 Konkrete Vorschriften zur Quotenermittlung und zu den hierbei zu verwendenden Parametern enthält die CRR in Teil 7 und den dort normierten Art. 429–429g CRR. Gemäß Art. 429 Abs. 2 UAbs. 1 CRR ist die Verschuldungsquote – wie in Abbildung 84 dargestellt – der Quotient aus der Kapitalmessgröße eines Instituts und seiner Gesamtrisikopositionsmessgröße. Die Quote wird als Prozentsatz angegeben und muss von den Instituten nach Art. 429 Abs. 2 UAbs. 2 CRR am Berichtsstichtag ermittelt werden.

Verschuldungsquote (Leverage Ratio)

=

Kapitalmessgröße  3% Gesamtrisikopositionsmessgröße

Abbildung 84: Berechnung der Verschuldungsquote gemäß Art. 92 Abs. 1 Buchst. d) CRR i. V. m. Art. 429 Abs. 2 CRR Die Kapitalmessgröße – der Zähler der Verschuldungsquote – wird in Art. 429 Abs. 3 CRR unter Verwendung des aufsichtsrechtlichen Begriffs des Kernkapitals i. S. v. Art. 25 CRR definiert. Für den Dividenden kommt es somit nicht auf das bilanzielle Eigenkapital an, sondern vielmehr auf die Summe aus hartem Kernkapital und zusätzlichem Kernkapital. Durch die Einbeziehung des zusätzlichen Kernkapitals beinhaltet die Kapitalmessgröße möglicherweise auch bilanzielles Fremdkapital, wobei diese Fälle jedoch grundsätzlich überschaubar sein dürften. Grundsätzliches Zielbild für die Gesamtrisikopositionsmessgröße – den Nenner der Verschuldungsquote – sind die Buchwerte der bilanziellen und außerbilanziellen

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Für global systemrelevante Institute i. S. v. Art. 4 Abs. 1 Nr. 133 CRR gelten darüber hinausgehende Anforderungen an die Verschuldungsquote. Sie müssen nach Art. 92 Abs. 1a CRR zusätzlich einen Puffer vorhalten, der 50 % der Pufferquote beträgt, die gemäß Art. 131 der Richtlinie 2013/36/EU (CRD IV) auf das Institut anwendbar ist. Die Ausführungen in diesem 7. Kapitel Teil B beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 388–396.

7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

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Posten eines Instituts,1 wenngleich aus Konsistenzgründen und zum Zweck der Vereinheitlichung verschiedener Bilanzsysteme Anpassungen an den Bilanzwerten vorzunehmen sind.2 Zur Berechnung der Gesamtrisikopositionsmessgröße sind nach Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 CRR folgende Risikopositionswerte aufzuaddieren: – Bilanzaktiva (ausgenommen Derivatekontrakte gemäß Anhang II CRR, Kreditderivate und die in Art. 429e CRR genannten Aufschläge für das Gegenparteiausfallrisiko von Wertpapierfinanzierungsgeschäften), berechnet nach den Vorgaben des Art. 429b Abs. 1 CRR, – Derivatekontrakte gemäß Anhang II CRR und Kreditderivate (einschließlich außerbilanzieller Derivatekontrakte und Kreditderivate), berechnet nach den Vorgaben des Art. 429c CRR und des Art. 429d CRR, – Aufschläge für das Gegenparteiausfallrisiko von Wertpapierfinanzierungsgeschäften (einschließlich außerbilanzieller Wertpapierfinanzierungsgeschäfte), berechnet nach den Vorgaben des Art. 429e CRR, – außerbilanzielle Geschäfte (ausgenommen Derivatekontrakte gemäß Anhang II CRR, Kreditderivate, Wertpapierfinanzierungsgeschäfte sowie die in Art. 429d CRR und Art. 429g CRR genannten Positionen), berechnet nach den Vorgaben des Art. 429f CRR sowie – zur Abwicklung anstehende marktübliche Käufe und Verkäufe, berechnet nach den Vorgaben des Art. 429g CRR. Gemäß Art. 429 Abs. 4 UAbs. 3 CRR dürfen Institute die in Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. a) und Buchst. d) CRR genannten Risikopositionswerte um den entsprechenden Gesamtbetrag der allgemeinen Kreditrisikoanpassungen an bilanziellen bzw. außerbilanziellen Posten bis auf eine Untergrenze von Null verringern, soweit das Kernkapital durch diese Kreditrisikoanpassungen reduziert wurde. Soweit sich aus den Vorschriften zur Verschuldungsquote nichts Gegenteiliges ergibt, gilt nach Art. 429 Abs. 7 Buchst. a) CRR, dass erhaltene physische oder finanzielle Sicherheiten, Garantien oder andere Kreditrisikominderungen nicht zur Verringerung der Gesamtrisikopositionsmessgröße verwendet werden dürfen. Vor diesem Hintergrund verbietet Art. 429 Abs. 7 Buchst. b) CRR auch die Aufrechnung von Vermögenswerten gegen Verbindlichkeiten,3 wobei etwa Ausnahmen für Vorfinanzierungsbzw. Zwischenkredite bestehen, bei denen das Institut dem Kreditnehmer Darlehen

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Vgl. BCBS (2014, leverage ratio), Tz. 12. Vgl. GROMANN, ANDREAS (2015, Art. 429, 430), Tz. 7. Die Unzulässigkeit von Aufrechnungen soll eine Nettodarstellung der Verschuldungsquote verhindern und somit sicherstellen, dass Unterschiede zwischen den verschiedenen Rechnungslegungsstandards nicht die internationale Vergleichbarkeit der Kennziffern gefährden. Vgl. hierzu sowie zum Folgenden KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2011, Einführung), S. 393.

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7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

für einen begrenzten Zeitraum gewährt, um Finanzierungslücken bis zur Gewährung des endgültigen Kredits zu überbrücken. Unter bestimmten Bedingungen darf das Institut hier den Risikopositionswert um den positiven Saldo auf dem Sparkonto des Schuldners vermindern.1 Zulässige Aufrechnungsmöglichkeiten ergeben sich – wie nachstehend noch zu zeigen ist – in bestimmten Fällen auch für Liquiditätsbündelungsvereinbarungen, Wertpapierfinanzierungsgeschäfte2 oder bei Derivaten. Von der Summe der in Art. 429 Abs. 4 CRR genannten Risikopositionswerte dürfen Institute bestimmte Positionen in Abzug bringen. Dieses Wahlrecht ist in Art. 429a CRR näher ausgestaltet und bezieht sich zum einen auf Sachverhalte, die gemäß CRR bereits vom Kernkapital abzuziehen sind. Damit eine konsistente Behandlung bei der Quotenermittlung gewährleistet wird, dürfen Institute diese Positionen auch aus der Gesamtrisikopositionsmessgröße herausrechnen. Zum anderen war es erklärtes Ziel des Gesetzgebers, zu verhindern, dass bestimmte Geschäftsmodelle oder Geschäftsbereiche durch eine verbindliche Quote in Höhe von 3 % mehr als andere beschränkt werden.3 Neben der bereits erwähnten Saldierungsmöglichkeit für Überbrückungskredite sieht das Aufsichtsrecht daher Ausnahmen für die öffentliche Kreditvergabe von staatlichen Entwicklungsbanken sowie bei öffentlich unterstützten Exportkrediten vor. Gemäß Art. 429a Abs. 1 UAbs. 1 CRR können Institute insbesondere die folgenden Sachverhalte aus ihrer Gesamtrisikopositionsmessgröße ausschließen:4 – Wertberichtigungsfehlbeträge, die bereits das harte Kernkapital gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. d) CRR reduzieren, – vom Kernkapital abgezogene Aktiva, – bestimmte Intragruppenforderungen i. S. d. Art. 113 Abs. 6 und Abs. 7 CRR,5 – bestimmte Risikopositionen von öffentlichen Entwicklungsbanken oder Risikopositionen von Instituten, die keine öffentlichen Entwicklungsbanken sind, die aber aus der Weitergabe von Förderdarlehen an andere Institute resultieren,6 – bestimmte garantierte Teile von Risikopositionen aus Exportkrediten,7

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Vgl. zu den Voraussetzungen für diese Ausnahmeregelung Art. 429 Abs. 8 CRR. Wertpapierfinanzierungsgeschäfte umfassen gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 139 CRR Pensionsgeschäfte, Wertpapier- oder Warenverleih- oder -leihgeschäfte sowie Lombardgeschäfte. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 11 der Verordnung (EU) 2019/876. Die nachfolgende Aufzählung bezieht sich lediglich auf ausgewählte Risikopositionen. Die Nichteinbeziehung von Intragruppenforderungen ist nur dann möglich, wenn eine Genehmigung von der zuständigen Aufsichtsbehörde vorliegt. Die Erteilung der Ausnahmegenehmigung ist abhängig davon, ob das Institut die Bedingungen nach Art. 113 Abs. 6 UAbs. 1 Buchst. a)–e) CRR erfüllt. Vgl. zu den Bedingungen für diese Ausnahmemöglichkeit Art. 429a Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. d) und Buchst. e) CRR sowie Art. 429a Abs. 2 und Abs. 3 CRR. Vgl. zu den Bedingungen für diese Ausnahmemöglichkeit Art. 429a Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. f) CRR.

7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

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– bestimmte Handelsrisikopositionen von Clearingmitgliedern gegenüber qualifizierten zentralen Gegenparteien (ZGP) sowie – innerhalb einer mehrstufigen Kundenstruktur – Handelsrisikopositionen von Instituten als Kunden auf höherer Ebene gegenüber Clearingmitgliedern oder anderen bestimmten Unternehmen,1 – Treuhandvermögen, das gemäß Art. 10 Bankbilanzrichtlinie nach nationalen Rechnungslegungsgrundsätzen bilanziell erfasst wird, jedoch die Ausbuchungskriterien nach IFRS 9 und die Entkonsolidierungskriterien nach IFRS 10 erfüllt, – bestimmte Risikopositionen gegenüber öffentlichen Stellen,2 – bestimmte gezahlte Barnachschüsse an Gegenparteien von Derivatetransaktionen, die gemäß der geltenden Rechnungslegung als Forderungen erfasst werden,3 – verbriefte Risikopositionen aus traditionellen Verbriefungen, bei denen die Übertragung eines signifikanten Risikos stattgefunden hat,4 – vorbehaltlich der Bedingungen gemäß Art. 429a Abs. 5 und Abs. 6 CRR5 Münzen und Banknoten der gesetzlichen Währung im Rechtsraum der Zentralbank des Instituts sowie Aktiva in Form von Forderungen gegenüber der Zentralbank, einschließlich der dort gehaltenen Reserven. 1

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Vgl. zu den Bedingungen für diese Ausnahmemöglichkeiten Art. 429a Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. g) und Buchst. h) CRR. Für eine Nichtberücksichtigung von Handelsrisikopositionen gegenüber ZGP sind zudem die Kriterien gemäß Art. 306 Abs. 1 Buchst. c) CRR zu beachten. Bei mehrstufigen Kundenstrukturen müssen auch die Bedingungen gemäß Art. 305 Abs. 2 CRR erfüllt werden. Zudem darf das Institut hier nicht dazu verpflichtet sein, dem Kunden entstehende Verluste für den Ausfall des Clearingmitglieds oder der qualifizierten ZGP zu erstatten. In beiden Fällen ist außerdem Art. 429a Abs. 4 CRR von Relevanz. Vgl. zu den Bedingungen für diese Ausnahmemöglichkeit Art. 429a Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. j) Ziff. i)– iii) CRR. Vgl. zu den Bedingungen für diese Ausnahmemöglichkeit Art. 429c Abs. 3 UAbs. 1 Buchst. a–e) CRR. Vgl. zu den Bedingungen für die Übertragung eines signifikanten Risikos Art. 244 Abs. 2 CRR. Gemäß Art. 429a Abs. 5 und Abs. 6 CRR können die zuständigen Behörden den Instituten gestatten, bestimmte Bargeldbestände und Risikopositionen gegenüber Zentralbanken bei der Berechnung der Gesamtrisikopositionsmessgröße für einen begrenzen Zeitraum von höchstens einem Jahr nicht zu berücksichtigen, um die Umsetzung geldpolitischer Maßnahmen zu erleichtern. Voraussetzung hierfür ist, dass „außergewöhnliche Umstände“ vorliegen, die einen solchen vorübergehenden Ausschluss rechtfertigen. Abweichend von Art. 92 Abs. 1 Buchst. d) CRR muss ein Institut, das von der Ausschlussmöglichkeit Gebrauch machen möchte, jedoch eine angepasste Verschuldungsquote nach Art. 429a Abs. 7 CRR berechnen. Das Vorliegen „außergewöhnlicher Umstände“ wurde von der EZBBankenaufsicht erstmalig in einem Beschluss vom 21.09.2020 (Beschluss (EU) 2020/1306) mit Blick auf die durch das Coronavirus verursachte COVID-19-Pandemie festgestellt. Diese habe nach Ansicht der EZB dazu geführt, dass ein hoher Grad an geldpolitischer Akkomodierung notwendig sei, der ein reibungsloses Funktionieren des bankbasierten Transmissionskanals zur Übertragung geldpolitischer Impulse voraussetzt. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 5 des Beschlusses (EU) 2020/1306. Nach Auffassung der Bankenaufseher lagen im Zeitpunkt der Beschlussfassung außergewöhnliche Umstände vor, die einen Ausschluss von Risikopositionen gegenüber Zentralbanken aus der Gesamtrisikopositionsmessgröße bis zum 27.06.2021 rechtfertigen. Vgl. Art. 2 Beschluss (EU) 2020/1306. Da die Verschuldungsquote erst zum 28.06.2021 verbindlich eingeführt wurde, konnten Institute die Regelung lediglich für Offenlegungs- und Kommunikationszwecke nutzen.

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7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

Mit Blick auf die Risikopositionswertermittlung für Bilanzaktiva – mit Ausnahme der in Anhang II CRR genannten Derivatekontrakte, der Kreditderivate und der in Art. 429e CRR genannten Positionen – schreibt Art. 429b Abs. 1 Buchst. a) CRR vor, dass auf die Risikopositionswerte i. S. d. Art. 111 Abs. 1 Satz 1 CRR abzustellen ist.1 Es handelt sich folglich um den (risikoungewichteten) bilanziellen Buchwert, der nach Abzug von spezifischen Kreditrisikoanpassungen gemäß Art. 110 CRR, zusätzlichen Wertanpassungen gemäß Art. 34 CRR und Art. 105 CRR sowie weiteren mit der Aktivposition verknüpften Eigenmittelverringerungen übrig bleibt.2 Die Gesamtrisikopositionsmessgröße für Bilanzaktiva speist sich demnach grundsätzlich aus allen bilanziell erfassten Risikopositionen, sofern es sich nicht um Derivate nach Anhang II CRR, Kreditderivate oder die Positionen gemäß Art. 429e CRR handelt, einschließlich erhaltener oder zur Verfügung gestellter Sicherheiten, aber ausschließlich vom Kernkapital abgezogener Bilanzpositionen. Gemäß Art. 36 Abs. 1 Buchst. b) CRR vom harten Kernkapital abgezogene immaterielle Vermögenswerte, abzugspflichtige aktive latente Steuern i. S. v. Art. 36 Abs. 1 Buchst. c) CRR oder (wesentliche) Beteiligungen an Unternehmen der Finanzbranche i. S. v. Art. 36 Abs. 1 Buchst. g)–i) CRR fließen somit nicht in die Gesamtrisikopositionsmessgröße ein. Wie vorstehend bereits erwähnt, ist die Anwendung bilanziellen Nettings grundsätzlich nicht gestattet, denn Art. 429 Abs. 7 Buchst. b) CRR verbietet die Aufrechnung von Vermögenswerten gegen Verbindlichkeiten.3 Eine Ausnahme von diesem Aufrechnungsverbot stellen die bereits zuvor erwähnten Liquiditätsbündelungsvereinbarungen (sog. „cash pooling“) dar, bei denen das Institut die Soll- und Habensalden verschiedener Einzelkonten von Kunden für Liquiditätsmanagementzwecke zusammenfasst. Unter den Bedingungen des Art. 429b Abs. 2–3 CRR sind solche Vereinbarungen vom grundsätzlichen Saldierungsverbot befreit.4 1 2

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Infolge des Wegfalls der Regelung gemäß Art. 429 Abs. 4 UAbs. 2 CRR a. F. ist für die Bestimmung der bilanziellen Risikopositionswerte lediglich der aufsichtsrechtliche Konsolidierungskreis relevant. Vgl. auch LEHNEN, CAROLIEN; PANDYA, JASMIN (2020, Verschuldungsquote), S. 817. Erhaltene Sicherheiten, die im Rahmen der Eigenmittelunterlegung als anerkannte Kreditrisikominderungstechniken den Risikopositionswert der Aktivposition herabsetzen, dürfen – wie bereits vorstehend erwähnt – bei der Risikopositionswertermittlung für die Verschuldungsquote nicht risikomindernd berücksichtigt werden. Da die bilanzielle Aufrechnung von Darlehen und Einlagen nicht in allen Rechnungslegungsvorschriften möglich ist, scheint der Gesetzgeber mit dieser Vorschrift eine über Rechnungslegungsstandards hinweg konsistente Berechnungsweise der Gesamtrisikopositionsmessgröße sicherstellen zu wollen. Insbesondere zwischen der IFRS-Rechnungslegung und den amerikanischen Rechnungslegungsstandards US-GAAP bestehen wesentliche Unterschiede, wenn es um die bilanzielle Aufrechnung auf Grundlage eines „Master Netting Agreement“ geht. Während die US-GAAP eine Saldierung bereits bei Vorliegen einer solchen Rahmenvereinbarung gestatten, sind die IFRS hier deutlich restriktiver. Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS (2016, Leverage Ratio), S. 121; LEHNEN, CAROLIEN; PANDYA, JASMIN (2020, Verschuldungsquote), S. 815. Vgl. zu den Anforderungen an eine Saldierung gemäß IAS 32 etwa BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 163–168. Neben der Voraussetzung, dass das Institut die Soll- und Habensalden der teilnehmenden Unternehmen tatsächlich auf ein getrenntes einziges Konto überträgt (vgl. Art. 429b Abs. 2 UAbs. 1 Buchst. a) CRR), was die Ausgangskonten auf null setzt, muss der Übertragungsvorgang auch täglich ausgeführt

7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

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Die vorstehend angesprochene Befreiung gilt in bestimmten Fällen auch für Wertpapierfinanzierungsgeschäfte. So dürfen Institute den Risikopositionswert von Barforderungen und Barverbindlichkeiten bei Wertpapierfinanzierungsgeschäften mit derselben Gegenpartei auf Nettobasis berechnen, sofern die Kriterien des Art. 429b Abs. 4 und Abs. 5 CRR erfüllt sind. So müssen die Transaktionen neben der Beschränkung auf Geschäfte mit derselben Gegenpartei nach Art. 429b Abs. 4 Buchst. a) CRR dasselbe explizite endgültige Erfüllungsdatum haben. Außerdem wird gemäß Art. 429b Abs. 4 Buchst. b) CRR eine rechtliche Aufrechnungsmöglichkeit vorausgesetzt – sowohl im normalen Geschäftsverlauf als auch im Falle des Ausfalls, der Insolvenz oder eines Konkurses. Überdies fordert Art. 429b Abs. 4 Buchst. c) CRR, dass die Parteien beabsichtigen, die Geschäfte tatsächlich simultan und auf Nettobasis abzuwickeln, oder dass für die Geschäfte ein Abrechnungsmechanismus gilt, der funktional auf eine Nettoabwicklung hinausläuft.1 Derivatekontrakte i. S. d. Anhang II CRR und Kreditderivate werden gemäß Art. 429c CRR und Art. 429d CRR behandelt. Für die Zwecke der Verschuldungsquote ist der Risikopositionswert dieser Geschäfte gemäß Art. 429c Abs. 1 UAbs. 1 CRR grundsätzlich mit dem Standardansatz für das Gegenparteiausfallrisiko (SACCR) gemäß Teil 3 Titel II Kapitel 6 Abschnitt 3 CRR zu ermitteln, wobei besondere Regeln Anwendung finden.2 Zwar müssen Institute auch hier zusätzlich zu den aktuellen Wiederbeschaffungskosten einen Aufschlag für potenzielle künftige Wertentwicklungen berücksichtigen,3 allerdings begrenzt Art. 429c Abs. 3 CRR die Berücksichtigung erhaltener Sicherheiten auf bestimmte in bar erhaltene Nachschüsse (sog. „variation margin“), was somit einen Unterschied zur generellen Berechnungsmethodik des SA-CCR darstellt, da dort grundsätzlich auch andere Arten von Sicherheiten

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werden (vgl. Art. 429b Abs. 2 UAbs. 1 Buchst. b) CRR). Letztgenannte Anforderung erfüllen lediglich sog. „physical cash pooling“-Vereinbarungen. Hier erfolgt regelmäßig ein echter (physischer) Übertrag von Geldmitteln. Bei sog. „notional (virtual) cash pooling“-Vereinbarungen findet hingegen die Zusammenführung nur rechnerisch auf einem Verrechnungskonto statt, wobei der fiktive Saldo vor allem zur Ermittlung von Soll- und Habenzinsen dient. Die Salden der Ausgangskonten bleiben dabei unverändert. Vgl. zum cash pooling etwa BÜSCHGEN, HANS E. (1995, In-house banking), S. 733–743; HÖMME, GERRIT (2015, Kapitalerhaltung), S. 24–31; HÖFER, ANDREAS; GSCHREY, ERHARD (2020, Cash Pooling), S. 419. Obgleich notional pooling-Vereinbarungen somit gegen Art. 429b Abs. 2 UAbs. 1 Buchst. b) CRR verstoßen, können sie unter den Bedingungen des Art. 429b Abs. 3 CRR auf Nettobasis berücksichtigt werden. Dem Institut muss hierbei insbesondere ein einklagbares Recht zustehen, die Salden der Ausgangskonten jederzeit durch Übertragung auf ein einziges Konto aufzurechnen. Im Zusammenhang mit der Bedingung des Art. 429b Abs. 4 Buchst. c) CRR ist zudem Art. 429b Abs. 5 CRR zu beachten. Abweichend hiervon ist gemäß Art. 429c Abs. 6 CRR die Verwendung der modifizierten Ursprungsrisikomethode oder des vereinfachten Standardansatzes möglich, sofern diese Methode auch bei der Bestimmung der Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 CRR Anwendung findet. Vgl. BCBS (2011, Regulierungsrahmen), Tz. 160. Auf diese Weise wird der Engagementwert aus Derivaten in einen Kreditäquivalenzbetrag umgerechnet. Vgl. KRÄMER, GREGOR; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA (2011, Einführung), S. 394.

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7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

Berücksichtigung finden können.1 Von dieser Möglichkeit dürfen Institute jedoch nur dann Gebrauch machen, wenn der Nachschuss gemäß dem geltenden Rechnungslegungsrahmen nicht bereits den Risikopositionswert des Derivats verringert und den Kriterien gemäß Art. 429c Abs. 3 UAbs. 1 Buchst. a)–e) CRR entsprechend Genüge geleistet wird. In diesen Fällen lässt sich der Baranteil des erhaltenen Nachschusses faktisch als eine Form der vorhergesehenen Glattstellung des Derivatekontrakts ansehen, weshalb eine Reduzierung des Risikopositionswerts – trotz des im Grundsatz geltenden Verbots der Berücksichtigung erhaltener Sicherheiten – gestattet wird.2 An eine Gegenpartei für Derivateverbindlichkeiten geleistete Barsicherheiten, die die Bedingungen des Art. 429c Abs. 3 UAbs. 1 Buchst. a)–e) CRR erfüllen, sind ebenfalls als „Nachschuss“ zu betrachten und müssen in die Berechnung der Wiedereindeckungskosten einbezogen werden.3 Für Derivate, deren Abwicklung im Rahmen des zentralen Clearings erfolgt, formuliert Art. 429c CRR eine generelle Vorzugsbehandlung, die ihren Niederschlag in den jeweiligen Absätzen des Artikels findet. Kreditderivate4 unterliegen im Zusammenhang mit der Verschuldungsquote einer weiteren Besonderheit. Zusätzlich zum Risikopositionswert für das Gegenparteiausfallrisiko begründen diese Kontrakte auch ein nominales Kreditrisiko in Abhängigkeit von der Bonität des Referenzschuldners.5 Zur Erfassung dieses nominalen Kreditrisikos müssen bei geschriebenen Kreditderivaten die in diesen referenzierten Nominalbeträge – herabgesetzt um negative Veränderungen des Zeitwerts – in die Gesamtrisikopositionsmessgröße einbezogen werden (sog. „gedeckter Nominalbetrag“). Der gedeckte Nominalbetrag lässt sich um den effektiven Nominalwert eines erworbenen Kreditderivats auf dieselbe Referenzadresse verringern, sofern die Bedingungen nach Art. 429d Abs. 3 UAbs. 1 Buchst. a)–e) CRR erfüllt sind.6

1 2

3 4

5 6

Ein weiterer Unterschied ist auch die Regelung des Art. 429c Abs. 5 CRR, wonach Institute den „Multiplikator“ i. S. v. Art. 278 Abs. 1 CRR für Überbesicherungen gleich eins setzen müssen. Vgl. TSCHILTSCHKE, JANA (2016, Verschuldungsquote), Tz. 6. Erhaltene Sicherheiten reduzieren zwar grundsätzlich den Risikogehalt von Derivatepositionen. Sie erhöhen aber möglicherweise die dem Institut zur Verfügung stehenden ökonomischen Ressourcen und somit den Verschuldungsgrad. Vgl. BCBS (2017, Finalising), S. 146. Vor diesem Hintergrund erlaubt die CRR nur in bestimmten Fällen eine Herabsetzung des Risikopositionswerts um erhaltene Sicherheiten. Vgl. Art. 429c Abs. 3 UAbs. 3 CRR. Wird durch bereitgestellte (Bar-)Sicherheiten die Höhe der Vermögenswerte des hingebenden Instituts nach dem geltenden Rechnungslegungsrahmen reduziert, so sind diese Reduzierungen gemäß Art. 429c Abs. 2 CRR rückgängig zu machen. Bei geschriebenen (ausgestellten) Kreditderivaten verkauft das Institut eine Kreditabsicherung und tritt demzufolge als Sicherungsgeber für eine bestimmte Referenzverbindlichkeit auf (sog. „protection seller“). Im Falle erworbener Kreditderivate kauft das Institut – als Sicherungsnehmer – hingegen eine Kreditabsicherung (sog. „protection buyer“). Vgl. ausführlich zu den Strukturen von Kreditderivaten HAUSER, JOACHIM (2013, Kreditderivate), S. 43–48. Vgl. BCBS (2014, leverage ratio), Tz. 29. Im Falle von Gesamtrendite-Swaps gelten jedoch die Besonderheiten nach Art. 429d Abs. 6 CRR. Bei erworbenen Kreditderivaten auf einen Pool von Referenzeinheiten ist Art. 429d Abs. 7 CRR zu beachten.

7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

501

Auch für Wertpapierfinanzierungsgeschäfte ist zusätzlich zu einem bilanziellen (oder außerbilanziellen) Risikopositionswert ein Aufschlag für das Gegenparteiausfallrisiko nach den Vorgaben des Art. 429e CRR einzuberechnen.1 Hinsichtlich der Bestimmung des Aufschlags gilt es zu unterscheiden, ob die jeweiligen Transaktionen einer Netting-Rahmenvereinbarung unterliegen oder nicht. Im letztgenannten Fall ist Art. 429e Abs. 2 CRR einschlägig und der Aufschlag (Ei*) für jedes Geschäft einzeln aus dem Maximum von Null und der Differenz des beizulegenden Zeitwerts der bei dem Geschäft i an die Gegenpartei verliehenen Wertpapiere oder Barmittel (Ei) und dem beizulegenden Zeitwert der bei dem Geschäft i von der Gegenpartei erhaltenen Wertpapiere und Barmittel (Ci) zu ermitteln.2 Bei Geschäften, die unter eine NettingRahmenvereinbarung i. S. d. Art. 206 CRR fallen, ergibt sich der Aufschlag (Ei*) hingegen gemäß Art. 429e Abs. 3 CRR aus dem Maximum von Null und der Differenz des beizulegenden Zeitwerts aller an die Gegenpartei verliehenen Wertpapiere oder Barmittel (Ei) und dem beizulegenden Zeitwert aller von der Gegenpartei erhaltenen Wertpapiere und Barmittel (Ci). Der Risikopositionswert für außerbilanzielle Geschäfte – mit Ausnahme der in Anhang II CRR aufgeführten Derivate, der Kreditderivate, der Wertpapierfinanzierungsgeschäfte und der in Art. 429d CRR und Art. 429g CRR genannten Positionen – wird nach Art. 111 Abs. 1 CRR berechnet. Die Berechnungsweise gestaltet sich daher analog dem Vorgehen nach dem Standardansatz bei der Eigenmittelunterlegung für das Kreditrisiko: Der Nominalwert des außerbilanziellen Geschäfts ist mit einem der Prozentsätze gemäß Art. 111 Abs. 1 CRR zu multiplizieren und dementsprechend mit seinem Kreditäquivalenzbetrag anzusetzen. Für außerbilanzielle Geschäfte mit einem „niedrigen Kreditrisiko“, die nach Art. 111 Abs. 1 Buchst. d) CRR einen Kreditumrechnungsfaktor i. H. v. 0 % erhalten würden, gilt indessen eine Untergrenze i. H. v. 10 % des Nominalwerts. Für Risikopositionen aus zur Abwicklung anstehenden marktüblichen Käufen und Verkäufen gelten weitere Besonderheiten, die in Art. 429g CRR geregelt sind. Barmittel im Zusammenhang mit marktüblichen Verkäufen sowie Wertpapiere im Zusammenhang mit marktüblichen Käufen, die bis zum Erfüllungstag in der Bilanz ver-

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2

Sofern ein Institut bei Wertpapierfinanzierungsgeschäften als Beauftragter zwischen zwei Parteien auftritt, sind die Vorgaben nach Art. 429e Abs. 7 CRR zu beachten. Übernimmt das Institut hierbei eine Haftung und garantiert die Differenz zwischen dem Wert des verliehenen Wertpapiers oder der Barmittel und der erhaltenen Sicherheit, so wird in die Gesamtrisikopositionsmessgröße nur der Aufschlag gemäß Art. 429e Abs. 2 oder Abs. 3 CRR einbezogen. Gewährt das Institut keinem der beiden Parteien eine Garantie, so findet auch keine Berücksichtigung in der Gesamtrisikopositionsmessgröße statt. Gesetzt den Fall, es kommt zur Übernahme eines über den Aufschlag hinausgehenden wirtschaftlichen Risikos, so berechnet das beauftragte Institut auch eine Risikoposition in Höhe des vollen Betrags des Wertpapiers oder der Barmittel. Vgl. zu diesen Ausführungen Art. 429e Abs. 7 CRR. Gemäß Art. 429e Abs. 2 CRR gilt somit: Ei* = max {0, Ei – Ci}.

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7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

bleiben, werden wie Bilanzaktiva gemäß Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. a) CRR behandelt. Darüber hinaus formuliert Art. 429g CRR bestimmte Aufrechnungsregeln für diese Geschäfte. Einen abschließenden Überblick über die Berechnung der Gesamtrisikopositionsmessgröße liefert die nachstehende Abbildung 85. Position

Rechtsgrundlage

(+) Bilanzaktiva, ausgenommen die in Anhang II CRR aufgeführten Derivatekontrakte, Kreditderivate und die in Art. 429e CRR genannten Positionen

Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. a) CRR i. V. m. Art. 429b CRR

(+) Risikopositionen aus den in Anhang II CRR aufgeführten Derivatekontrakten und Kreditderivaten

Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. b) CRR i. V. m. den Art. 429c und 429d CRR

(+) aktuelle Wiederbeschaffungskosten gemäß SACCR ohne Berücksichtigung von Sicherheiten

Art. 429c Abs. 1 CRR

(‒) anrechenbare erhaltene Barnachschüsse

Art. 429c Abs. 3 CRR

(+) Aufschlag für den potenziellen künftigen Risikopositionswert gemäß SA-CCR

Art. 429c Abs. 5 CRR

(+) angepasster gedeckter Nominalbetrag geschriebener Kreditderivate

Art. 429d CRR

(+) Aufschläge für das Gegenparteiausfallrisiko von Wertpapierfinanzierungsgeschäften

Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. c) CRR i. V. m. Art. 429e CRR

(+) außerbilanzielle Geschäfte unter Berücksichtigung des entsprechenden Umrechnungsfaktors, ausgenommen die in Anhang II CRR aufgeführten Derivatekontrakte, Kreditderivate, Wertpapierfinanzierungsgeschäfte und die in Art. 429d und Art. 429g CRR genannten Positionen

Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. d) CRR i. V. m. Art. 429f CRR

(+) zur Abwicklung anstehende marktübliche Käufe und Verkäufe

Art. 429 Abs. 4 UAbs. 1 Buchst. e) CRR i. V. m. Art. 429g CRR

Abbildung 85: Überblick über die wesentlichen Bestandteile der Gesamtrisikopositionsmessgröße gemäß Art. 429 Abs. 4 CRR

7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

503

Fallstudie 14: Berechnung der Verschuldungsquote Für die Saarbrücker Bank eG mit einem Kernkapital von 50 Mio. EUR sind folgende Daten gegeben: Risikopositionsklasse Unternehmen

Buchwert

Risikogewicht

300 Mio. EUR

spezifische Kreditrisikoanpassungen 5 Mio. EUR

Institute

250 Mio. EUR

1 Mio. EUR

20 %

Privatkunden

100 Mio. EUR

2 Mio. EUR

75 %

Zentralstaaten

300 Mio. EUR

0 Mio. EUR

0%

100 %

Zusätzlich hat die Saarbrücker Bank eG folgende Geschäfte abgeschlossen: – ein Wertpapierfinanzierungsgeschäft in Form eines echten Pensionsgeschäfts, bei dem die Bank als Pensionsnehmer auftritt. Der bilanzierte Forderungsbetrag aus dem Pensionsgeschäft beläuft sich auf 20 Mio. EUR, wohingegen der Zeitwert des von der Gegenpartei erhaltenen Wertpapiers aktuell 18 Mio. EUR beträgt. – ein nicht zentral abgewickeltes (gecleartes) OTC-Derivat. Zur Berechnung der Eigenmittelanforderung für Gegenparteiausfallrisiken verwendet die Bank den SA-CCR. (Anmerkung: Zur Berechnung des Risikopositionswerts muss nach Art. 274 Abs. 2 CRR ein Alpha-Faktor von 1,4 berücksichtigt werden.) Für das OTC-Derivat gelten folgende Daten: – aktuelle Wiederbeschaffungskosten:

5 Mio. EUR

– potenzieller künftiger Risikopositionswert:

2 Mio. EUR

– Multiplikationsfaktor („Multiplikator“):

0,8

– erhaltene anrechenbare Nachschüsse: 1 Mio. EUR (Anmerkung: Mit der Gegenpartei wurden keine Nachschuss-Schwelle und kein Mindesttransferbetrag vereinbart. Die Bank hat jedoch eine zusätzliche Sicherheit in Form einer Schuldverschreibung erhalten, deren Höhe unabhängig vom aktuellen Zeitwert der abzusichernden Position ist.) a) Ermitteln Sie den maximalen Betrag der risikogewichteten Positionsbeträge (ohne Berücksichtigung von Kapitalpuffern) und das maximale Kreditvolumen der Saarbrücker Bank eG bei einem gegebenen Kernkapital von 50 Mio. EUR! b) Ermitteln Sie die Höhe der Verschuldungsquote der Saarbrücker Bank eG unter der Annahme, dass keine Aufrechnungsvereinbarungen (Nettingvereinbarungen) abgeschlossen wurden und ausschließlich bilanzielle Risikopositionen vorliegen!

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7. Kapitel Teil B: Ausgestaltung der Verschuldungsquote

Lösung der Fallstudie 14: Teilaufgabe a): Der maximale Betrag der risikogewichteten Positionsbeträge der Saarbrücker Bank eG lässt sich berechnen, indem das verfügbare Kernkapital mit dem Kehrwert der Gesamtkapitalquote (8 %) multipliziert wird. Der maximale Betrag der risikogewichteten Positionsbeträge beträgt somit: 50 Mio. EUR ∙ 12,5 = 625 Mio. EUR. Für das maximale Kreditvolumen ist hingegen auf den Kehrwert der Verschuldungsquote (3 %) abzustellen. Das maximale Kreditvolumen beträgt somit: 50 Mio. EUR ∙ 33,33 = 1.666,5 Mio. EUR. Teilaufgabe zu b): Bestimmung des Risikopositionswerts für Bilanzaktiva Der Risikopositionswert für Bilanzaktiva umfasst sämtliche bilanzwirksamen Positionen. Hierbei ist auf den bilanziellen Buchwert nach Abzug von spezifischen Kreditrisikoanpassungen abzustellen, wobei bilanziell erfasste Forderungsbeträge aus Pensionsgeschäften ebenfalls zu berücksichtigen sind. (300 Mio. EUR – 5 Mio. EUR) + (250 Mio. EUR – 1 Mio. EUR) + (100 Mio. EUR – 2 Mio. EUR) + (300 Mio. EUR – 0 Mio. EUR) + 20 Mio. EUR = 962 Mio. EUR Bestimmung des Risikopositionswerts für Derivatepositionen Der Risikopositionswert für Derivate gemäß SA-CCR umfasst neben den aktuellen Wiederbeschaffungskosten auch einen Aufschlag für den potenziellen künftigen Risikopositionswert, wobei Institute den Multiplikator auf eins setzen müssen. Lediglich erhaltene anrechenbare Nachschüsse können zur Reduzierung der aktuellen Wiederbeschaffungskosten angesetzt werden. 1,4 ∙ (5 Mio. EUR – 1 Mio. EUR + (1 ∙ 2 Mio. EUR)) = 8,4 Mio. EUR Bestimmung des Aufschlags für das Gegenparteiausfallrisiko aus Wertpapierfinanzierungsgeschäften Der Aufschlag für das Gegenparteiausfallrisiko aus dem Pensionsgeschäft ist aus dem Maximum von Null und der Differenz der verliehenen Barmittel und dem beizulegenden Zeitwert der erhaltenen Wertpapiere zu ermitteln. 20 Mio. EUR – 18 Mio. EUR = 2 Mio. EUR Die Gesamtrisikopositionsmessgröße der Saarbrücker Bank eG beträgt demnach 972,4 Mio. EUR. Bei einem gegebenen Kernkapital in Höhe von 50 Mio. EUR beziffert sich die Verschuldungsquote folglich auf 5,14 % (= 50 Mio. EUR ÷ 972,4 Mio. EUR) und liegt somit deutlich über den erlaubten 3 %.

8. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Liquiditätsausstattung

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8. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Liquiditätsausstattung der Institute Teil A: Zusammenhang zwischen den Zielen der Bankenaufsicht und der Liquiditätsausstattung der Institute von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg und Susen Claire Biewer, M. Sc., Stuttgart Eine Gefährdung der aufsichtsrechtlichen Ziele des Gläubiger- und Funktionenschutzes besteht insbesondere dann, wenn die schutzwürdigen und schutzbedürftigen Bankeinleger Vermögensverluste aus ihren Geldeinlagen bei Kreditinstituten erleiden.1 2 Diese Verluste können eintreten, sobald das Schuldnerinstitut seinen laufenden Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, es mithin insolvent wird.3 Sofern die Gläubigerverluste nicht nur im Zusammenhang mit einem einzelnen Institut auftreten, sondern – infolge eines allgemeinen Runs oder eines Bankenkollaps4 – das gesamte Kreditgewerbe betreffen, sind die Ziele der Bankenaufsicht sogar in einem weitaus größeren Maße bedroht. Solche existenzbedrohenden Gefahren resultieren aus den Erfolgsrisiken (Solvabilitätsrisiken) und den Liquiditätsrisiken (Illiquiditätsrisiken), denen die Banken im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ausgesetzt sind.5 Soweit es den Kreditinstituten möglich ist, tatsächlich schlagend werdende Erfolgsund Liquiditätsrisiken aus eigener Kraft abzufangen, kann eine Insolvenzsituation nicht entstehen. Befinden sich die einzelnen Banken in einem solventen Zustand und rechtfertigen es die Erwartungen, dass sie auch künftig in diesem Zustand verbleiben, treten keine gläubigerschädigenden Vermögensverluste und funktionsgefährdenden Kettenreaktionen im Kreditgewerbe auf.6 Erforderlich ist also die Schaffung und Aufrechterhaltung eines stabilen Bonitäts- und Liquiditätsniveaus, mit dem individuellen

1 2 3 4 5 6

Vgl. etwa KRÜMMEL, HANS-JACOB (1976, Begrenzung), S. 181–182. Die Ausführungen in diesem 8. Kapitel Teil A beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 45–50. Vgl. DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 25. Vgl. zu den Insolvenztatbeständen des deutschen Insolvenzrechts die §§ 17–19 InsO. Vgl. zur Entstehung, den Wirkungen und zum Begriff des allgemeinen Runs und des Bankenkollaps KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 26. Vgl. KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 26. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen WELCKER, JOHANNES (1978, Neuordnung), S. 26; MAYER, HELMUT (1981, Bundesaufsichtsamt), S. 42; MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 29; DEGENHART, HEINRICH (1987, Zweck), S. 39; WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 165.

506

8. Kapitel Teil A: Ziele der Bankenaufsicht und Liquiditätsausstattung

Gefährdungen präventiv entgegengewirkt werden kann.1 Als Kerngedanke bankenaufsichtlicher Bestrebungen gilt daher ein Gläubigerschutz durch vorbeugende Solvenzsicherung.2 Für eine vorbeugende Solvenzsicherung ist es einerseits erforderlich, dass Banken einen Verlustpuffer in Form von verlustausgleichsfähigem Haftungskapital vorhalten, um den Eintritt des Insolvenztatbestands der Überschuldung zu verhindern.3 Eine ausreichende Solvabilität bedeutet umgekehrt jedoch nicht per se die Liquidität der Bank, da eventuell gebundenes Kapital nicht notwendigerweise zur Begleichung von Zahlungsverpflichtungen zur Verfügung stehen muss.4 Es bedarf daher auch einer ausreichenden Liquiditätsvorsorge, mit der die jederzeitige Fähigkeit zur termingerechten Einhaltung bestehender Zahlungsverpflichtungen gewährleistet wird.5 Andernfalls bestünde die Gefahr des Eintretens des Insolvenztatbestands der Zahlungsunfähigkeit gemäß § 17 InsO. Ausschlaggebend für die Zahlungsfähigkeit einer Bank in kurzfristiger Hinsicht ist dabei, ob genügend Zahlungsmittel rechtzeitig und in der erforderlichen Höhe zur Deckung etwaiger Nettozahlungsverpflichtungen zur Verfügung stehen, wobei es neben den vorhandenen auch auf potenziell verfügbare Zahlungsmittel ankommt.6 Um ergänzend zur kurzfristigen Sichtweise auch die langfristige bzw. strukturelle Komponente des Liquiditätsrisikos erfassen zu können, haben bankenaufsichtliche Liquiditätsnormen ferner die Begrenzung der Maximalrelation zwischen den Fristigkeiten der Aktiv- und Passivpositionen zum Gegenstand.7 Solche Finanzierungsregeln sind zumeist mittel- oder langfristiger Natur und zielen darauf ab, eine ausreichende Zahlungsfähigkeit durch die Begrenzung der kreditwirtschaftlichen Fristentransformation zu gewährleisten.8 1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. MÜLLER, WERNER A. (1981, Bankenaufsicht), S. 29. Vgl. ERDLAND, ALEXANDER (1981, Eigenkapital), S. 53; BIEG, HARTMUT (1992, Bankbetriebslehre), S. 78. Krümmel spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Vorlaufsicherung. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1983, Bankenaufsichtsziele), S. 80. Vgl. hierzu das 6. Kapitel Teil A. Vgl. zu den Zusammenhängen zwischen Solvabilität und Liquidität auch DUTTWEILER, RUDOLF (2008, Liquidität), S. 31; BODEMER, SEBASTIAN; VOLLENWEIDER, PETER (2017, Treasury), S. 33. Vgl. PROFESSOREN-ARBEITSGRUPPE (1987, Reformvorschlag), S. 289. Vgl. BIEG, HARTMUT (1977, Geschäfte), S. 183–184. Vgl. BURGHOF, HANS-PETER; RUDOLPH, BERND (1996, Bankenaufsicht), S. 178. Vgl. zur Liquiditätssicherung KRÜMMEL, HANS-JACOB (1968, Liquiditätssicherung), S. 247–307; KRÜMMEL, HANS-JACOB (1969, Liquiditätssicherung), S. 60–110. Vgl. BURGHOF, HANS-PETER; RUDOLPH, BERND (1996, Bankenaufsicht), S. 178. In der bankbetrieblichen bzw. betriebswirtschaftlichen Literatur lassen sich verschiedene Liquiditätstheorien für Banken finden. Zu den prominentesten Liquiditätskonzepten gehören insbesondere die von Hübner entwickelte „goldene Bankregel“ (vgl. HÜBNER, OTTO (1854, Banken), S. 28), die „Bodensatztheorie“ Wagners (vgl. WAGNER, ADOLPH (1857, Beiträge), S. 164–177) sowie die auf Moulton zurückgehende „shiftability-Theorie“ (vgl. MOULTON, HAROLD (1918, Banking), S. 484–508, S. 638–663, S. 705–731 und S. 849–881). Besondere Bedeutung ist überdies auch der „Maximalbelastungstheorie“ Stützels beizumessen, da sie eine in sich geschlossene und integrierte Betrachtung der Erfolgs- und Liquiditätsrisiken ermöglicht. Vgl. weiterführend zur Maximalbelastungstheorie STÜTZEL, WOLFGANG (1959, Richtschnur), S. 34–51; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 217–219; WASCHBUSCH, GERD (2020, Maximalbelastungstheorie), S. 1383.

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

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8. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Liquiditätsausstattung der Institute Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg und Susen Claire Biewer, M. Sc., Stuttgart I.

Liquiditätsdeckungsquote

Gemäß Art. 412 Abs. 1 CRR müssen Institute1 „über liquide Aktiva verfügen, deren Gesamtwert die Liquiditätsabflüsse abzüglich der Liquiditätszuflüsse unter Stressbedingungen abdeckt“.2 Eine detaillierte Anforderung an die allgemein gehaltene Verpflichtung des Art. 412 Abs. 1 CRR formuliert Art. 4 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61. Demnach entspricht die Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) „dem Verhältnis des Liquiditätspuffers eines Kreditinstituts zu seinen Netto-Liquiditätsabflüssen während einer Stressphase von 30 Kalendertagen“. Die LCR wird als Prozentsatz angegeben und lässt sich gemäß nachfolgender Abbildung 86 berechnen.

Liquiditätsdeckungsquote (LCR)

=

Liquiditätspuffer Netto-Liquiditätsabflüsse während einer Stressphase von 30 Kalendertagen

Abbildung 86: Berechnung der LCR gemäß Art. 4 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61 Seit Auslaufen der Übergangsbestimmungen zum 31.12.2017 müssen Kreditinstitute eine LCR von mindestens 100 % beibehalten.3 Bei einer LCR in Höhe von mindestens 100 % geht der Gesetzgeber folglich implizit davon aus, dass Kreditinstitute über 1 2 3

Während die Vorgaben der CRR für die Liquiditätsanforderung für sämtliche Institute gelten, beziehen sich die Regeln der DelVO (EU) 2015/61 lediglich auf Kreditinstitute, die gemäß der Richtlinie 2013/36/EU (CRD IV) beaufsichtigt werden. Vgl. dazu Art. 2 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61. Die Ausführungen in diesem 8. Kapitel Teil B.I. beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 399–406. Vgl. Art. 4 Abs. 2 DelVO (EU) 2015/61 i. V. m. Art. 38 DelVO (EU) 2015/61. Abweichend hiervon erlaubt Art. 4 Abs. 3 DelVO (EU) 2015/61, dass Kreditinstitute in Stressphasen liquide Aktiva zur Deckung der Netto-Liquiditätsabflüsse verkaufen dürfen, selbst wenn hierdurch die LCR unter 100 % sinkt. In diesen Fällen findet allerdings Art. 414 CRR Anwendung, wonach eine unverzügliche Meldung an die zuständige Aufsichtsbehörde zu erfolgen hat und dieser ein Plan für die rasche Wiedereinhaltung der Liquiditätsanforderungen vorzulegen ist.

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8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

einen ausreichenden Liquiditätspuffer verfügen, um sich einem möglichen Ungleichgewicht zwischen Liquiditätszuflüssen und -abflüssen unter erheblichen Stressbedingungen1 über eine Periode von 30 Kalendertagen stellen zu können.2 Die Regeln des Art. 412 Abs. 1 CRR und des Art. 4 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61 verdeutlichen, welche Zielrichtung der Liquiditätsdeckungsquote zugrunde liegt: Im Vordergrund steht die Begrenzung des Auseinanderfallens der über die nächsten 30 Tage erwarteten Mittelzu- und -abflüsse.3 Um etwaigen Inkongruenzen zwischen den Zu- und Abflüssen begegnen zu können, müssen Kreditinstitute unter der Annahme erheblicher Stresssituationen und ohne Rückgriff auf die Liquiditätsversorgung öffentlicher Zentralbanken dazu in der Lage sein, ihre liquiden Aktiva zügig in Bargeld umzuwandeln.4 Umgekehrt bedeutet dies, dass Ungleichgewichte zwischen den Zu- und Abflüssen der nächsten 30 Kalendertage bestehen dürfen – allerdings nur in der Höhe, in der das Kreditinstitut liquidierbare Aktiva vorweisen kann. Der Liquiditätsdeckungsquote liegt somit im Wesentlichen eine zahlungsstrombasierte ex anteBetrachtung zugrunde.5 Mithin nehmen rechnungslegungsspezifische Ansatz- und Bewertungsvorschriften und die strukturelle Zusammensetzung der Institutsbilanz für die Berechnung der LCR grundsätzlich eine geringere Bedeutung ein. Vorstehende Abbildung 86 zeigt, dass die LCR aus zwei Komponenten besteht: dem Bestand des Liquiditätspuffers in Form hochliquider Aktiva (High Quality Liquid Assets, HQLA) einerseits sowie den Netto-Liquiditätsabflüssen über einen Zeitraum von 30 Kalendertagen andererseits. Der Liquiditätspuffer – der Zähler der Liquiditätsdeckungsquote – wird in Teil II der DelVO (EU) 2015/61 definiert. Damit Vermögenswerte als Teil des Liquiditätspuffers überhaupt infrage kommen, müssen sie allerdings bestimmten Anforderungen genügen.6 So müssen sie die allgemeinen Anforderungen gemäß Art. 7 DelVO (EU) 2015/61 sowie die operativen Anforderungen gemäß Art. 8 DelVO (EU) 2015/61 erfüllen.

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Eine Liste möglicher Stressszenarien für die Zwecke der LCR enthält Art. 5 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 3 der DelVO (EU) 2015/61 i. V. m. Art. 412 Abs. 1 CRR. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 3 der DelVO (EU) 2015/61. In ihrer konzeptionellen Ausgestaltung basiert die Liquiditätsdeckungsquote somit im Wesentlichen auf der sog. „shiftability-Theory“. Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 426. Vgl. zur shiftability-Theory MOULTON, HAROLD (1918 Banking), S. 484–881; WASCHBUSCH, GERD (2020, Shiftability-Theorie), S. 1815–1816. Während des vorgegebenen 30 Tage-Fensters können aber durchaus nicht gedeckte Inkongruenzen zwischen den Zu- und Abflüssen – etwa in Bezug auf ein 7 Tage-Laufzeitintervall – entstehen. Dies liegt in der Systematik der LCR begründet, wonach Abflüsse zu Beginn der 30 Tage-Periode mit Zuflüssen am Ende des Betrachtungszeitraums kompensiert werden. Derartige Inkongruenzen müssen allerdings im Rahmen des internen Liquiditätsrisikomanagements berücksichtigt werden. Vgl. LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 33. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 325. Vgl. Art. 6 Buchst. a)–c) DelVO (EU) 2015/61.

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

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Bei den allgemeinen Anforderungen handelt es sich um Anforderungskriterien, mit denen sichergestellt wird, dass die Vermögenswerte in Stressphasen auch tatsächlich und unverzüglich liquidierbar sind.1 Für den Liquiditätspuffer eignen sich demnach nur gänzlich unbelastete Vermögenswerte, die entweder im Eigentum des Kreditinstituts stehen oder an denen das Kreditinstitut eine Berechtigung hat.2 Einschränkend gilt jedoch, dass Vermögenswerte, die vom Kreditinstitut selbst, von einem anderen Unternehmen derselben Gruppe oder von einem Unternehmen der Finanzbranche emittiert wurden, als hochliquide Aktiva ausgeschlossen sind.3 Um in den Bestand des Liquiditätspuffers aufgenommen werden zu können, ist weiterhin ein Nachweis über die Liquidität des einzelnen Vermögenswerts erforderlich.4 Dieser Nachweis wird durch die Einhaltung der entsprechenden Anforderungen an die Bewertbarkeit (Art. 7 Abs. 5 DelVO (EU) 2015/61)5 und die Handelbarkeit (Art. 7 Abs. 6 DelVO (EU) 2015/61)6 der einzelnen Vermögenswerte erbracht. Die operativen Anforderungen beziehen sich demgegenüber weniger auf einzelne Aktiva, sondern auf den Liquiditätspuffer in Gänze.7 Die Vorschriften des Art. 8 DelVO (EU) 2015/61 setzen dabei vor allem voraus, dass die liquiden Aktiva hinreichend diversifiziert sind und das Kreditinstitut auch während einer Stressphase von 30 Kalendertagen jederzeit auf die Bestände seines Liquiditätspuffers zugreifen kann.8 Hinzu kommt die Verpflichtung zur Errichtung einer institutsspezifischen Liquiditätsmanagementfunktion und zur jährlichen Durchführung 1 2

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Vgl. ROHDE, NORMEN (2017, Regionalbanken), S. 42. Vgl. Art. 7 Abs. 2 Satz 1 DelVO (EU) 2015/61; ferner ROHDE, NORMEN (2017, Regionalbanken), S. 42. Als unbelastet gelten Vermögenswerte, wenn keine rechtlichen, vertraglichen, regulatorischen oder sonstigen Beschränkungen bestehen, die eine Veräußerung – beispielsweise durch Verkauf, Übertragung oder ein umgekehrtes Pensionsgeschäft – verhindern. Vgl. Art. 7 Abs. 2 Satz 2 DelVO (EU) 2015/61. In einem Pool hinterlegte Vermögenswerte, die für den Einsatz als Sicherheiten bereitgehalten werden, um zusätzliche Mittel zu erhalten, und Vermögenswerte, die ein Kreditinstitut bei einem umgekehrten Pensionsgeschäft als Sicherheit erhalten hat und veräußern kann, sind als unbelastet anzusehen. Vgl. Art. 7 Abs. 2 Satz 3 DelVO (EU) 2015/61. Zu den nicht anerkennungsfähigen Emittenten der Gruppe gehören im Wesentlichen die Muttergesellschaft und Tochtergesellschaften des Kreditinstituts oder andere Tochtergesellschaften des Mutterunternehmens sowie Verbriefungszweckgesellschaften mit enger Verbindung zu dem Kreditinstitut. Zu den nicht anerkennungsfähigen Emittenten der Finanzbranche zählen Kreditinstitute, es sei denn eine oder mehrere Voraussetzungen gemäß Art. 7 Abs. 4 Buchst. a) Ziff. i)–iii) DelVO (EU) 2015/61 sind erfüllt, Wertpapierfirmen, (Rück-)Versicherungsunternehmen sowie (gemischte) Finanzholdinggesellschaften. Vgl. hierzu sowie zu Ausnahmen von diesem Ausschlussgebot Art. 7 Abs. 3 und Abs. 4 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 45. Vgl. hierzu die folgenden Ausführungen. Vermögenswerte des Liquiditätspuffers müssen nach Art. 7 Abs. 6 Satz 1 DelVO (EU) 2015/61 an einer anerkannten Börse durch direkten Verkauf oder durch ein einfaches Pensionsgeschäft an einem allgemein anerkannten Markt für Pensionsgeschäfte handelbar sein. Bei der Beurteilung, ob ein Handelsplatz dieser Anforderung entspricht, sind Geld-Brief-Spannen, Handelsvolumina, die Anzahl unterschiedlicher Marktteilnehmer sowie das Vorhandensein einer stabilen Marktinfrastruktur zu berücksichtigen. Vgl. Art. 7 Abs. 6 Satz 4 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 46. Vgl. Art. 8 Abs. 1 und Abs. 2 DelVO (EU) 2015/61.

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8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

von Testverkäufen, sofern einzelne Vermögenswerte nicht von dieser Pflicht befreit sind.1 Da sich der Liquiditätspuffer aus Stufen unterschiedlicher Liquiditätsgrade zusammensetzt, ist es zudem erforderlich, dass die jeweiligen Klassifizierungskriterien der Liquiditätsstufen erfüllt werden.2 Die DelVO (EU) 2015/61 kennt insgesamt drei Liquiditätsstufen: Stufe 1, Stufe 2A und Stufe 2B. Mit der Einteilung des Liquiditätspuffers in Stufen unterschiedlicher Liquiditätsgrade wird vor allem der unterschiedlichen Liquidierbarkeit und der unterschiedlichen Kreditqualität der Aktiva Rechnung getragen.3 Der gleichen Überlegung folgt auch die Vorschrift des Art. 17 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61, wonach für die Anteile von schlechteren Liquiditätsstufen am Gesamtliquiditätspuffer Höchstgrenzen vorgesehen sind.4 Zur Berechnung des Liquiditätspuffers ist gemäß Art. 9 DelVO (EU) 2015/61 auf den sog. „Marktwert“ der liquiden Aktiva abzustellen, der im Weiteren um Abschläge (sog. „Haircuts“) zu kürzen ist. Die Höhe der vorzunehmenden Abschläge bestimmt man in Abhängigkeit von der Liquiditätsstufe. Diese Abschläge sollen die aus Liquiditätsgesichtspunkten unterschiedliche Wertigkeit der Aktiva widerspiegeln.5 Während die Haircuts in den Art. 10–16 DelVO (EU) 2015/61 eine gesetzliche Fixierung erfahren, wird der Begriff des „Marktwerts“ demgegenüber nicht definiert.6 Ungeachtet der fehlenden Präzisierung des Marktwertbegriffs enthält die DelVO (EU) 2015/61 durchaus Mindestvoraussetzungen an die zu verwendenden Bewertungsparameter. Nach Art. 7 Abs. 5 Satz 1 DelVO (EU) 2015/61 muss „der Wert der Ver-

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Vgl. Art. 8 Abs. 3 und Abs. 4 DelVO (EU) 2015/61. Die durchzuführenden Testverkäufe dienen insbesondere zur Überprüfung des Marktzugangs und der tatsächlichen Liquidierbarkeit der Aktiva. Vgl. Art. 8 Abs. 4 Satz 2 Buchst. a)–c) DelVO (EU) 2015/61. In den Fällen des Art. 8 Abs. 4 Satz 3 DelVO (EU) 2015/61 sind Testverkäufe jedoch nicht zwingend durchzuführen. Zu den weiteren operativen Anforderungen, die sich insbesondere auf die Absicherung von Marktrisiken und die Währungsverteilung der liquiden Aktiva beziehen, vgl. Art. 8 Abs. 5 und Abs. 6 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. Art. 6 Buchst. c) DelVO (EU) 2015/61. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 4 der DelVO (EU) 2015/61. So muss der Liquiditätspuffer mindestens zu 60 % aus Aktiva der Stufe 1 und mindestens zu 30 % aus Aktiva der Stufe 1 (ausgenommen bestimmte gedeckte Schuldverschreibungen äußerst hoher Qualität) bestehen. Gleichzeitig darf der Anteil von Aktiva der Stufe 2B höchstens 15 % der hochliquiden Aktiva ausmachen. Vgl. Art. 17 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. auch Abbildung 87. Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 426. Es bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber hier weniger den Marktwert i. S. d. allgemeinen Gleichgewichtstheorie im Sinn hatte. Die Existenz eines vollkommenen und vollständigen Kapitalmarkts ist nicht nur realitätsfremd (vgl. etwa BRÖSEL, GERRIT; OLBRICH, MICHAEL (2007, Inkonsistenzen), S. 1544; RAPP, DAVID (2014, Reorganisationsentscheidung), S. 166), sondern steht auch im Widerspruch zur zentralen Zielrichtung der LCR. Mit der Liquiditätsdeckungsquote soll gerade sichergestellt werden, dass Kreditinstitute eine erhebliche über 30 Kalendertage andauende Stresssituation überleben. Auf vollkommenen Märkten stellt Kapital jedoch kein knappes Gut dar, sodass ebendiese „Stresssituation“ gar nicht entstehen dürfte. Folglich wird hier der tatsächlich beobachtbare Marktpreis der liquiden Aktiva gemeint sein.

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

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mögenswerte (…) auf der Grundlage weit verbreiteter und leicht zugänglicher Marktpreise“ ermittelbar sein. Fehlt es an marktbasierten Preisen, schadet dies der Anerkennungsfähigkeit als hochliquide Aktiva allerdings grundsätzlich nicht. In diesen Fällen ist aber sicherzustellen, dass der Wert des Vermögenswerts „auf der Grundlage einer leicht zu berechnenden Formel“ und unter Verwendung öffentlich verfügbarer Inputs ermittelt werden kann.1 Die Preisermittlung darf hierbei jedoch nicht wesentlich auf starken Modellannahmen beruhen.2 Abbildung 873 gibt einen Überblick über ausgewählte Kategorien der hochliquiden Aktiva gemäß Art. 10–13 DelVO (EU) 2015/61 unter Berücksichtigung der geltenden Höchstgrenzen und der anzuwendenden Abschläge auf den Marktpreis des Vermögenswerts. Die Netto-Liquiditätsabflüsse – der Nenner der Liquiditätsdeckungsquote – werden in Teil III der DelVO (EU) 2015/61 geregelt. Unter dem Begriff „Netto-Liquiditätsabflüsse“ ist hier die Summe der Liquiditätsabflüsse abzüglich der Summe der Liquiditätszuflüsse zu verstehen,4 wobei die Zuflüsse auf 75 % der gesamten Abflüsse begrenzt sind, es sei denn, ein spezifischer Zufluss ist von dieser Beschränkung ausgenommen.5 Demzufolge müssen Kreditinstitute im Regelfall zumindest einen Liquiditätspuffer in Höhe von 25 % der Zahlungsmittelabflüsse vorhalten, so dass die LCR kein negatives Vorzeichen aufweisen kann.6 Die Liquiditätsabflüsse umfassen gemäß Art. 20 Abs. 2 DelVO (EU) 2015/61 solche Abflüsse, die über eine Stressphase von 30 Kalendertagen auftreten können.7 Ihre Berechnung erfolgt durch Multiplikation der ausstehenden Verbindlichkeiten oder der außerbilanziellen Verpflichtungen mit vorgegebenen Abflussfaktoren (sog. „Run off Factors“) zwischen 0 % und 100 %.8 Die in Abhängigkeit von den verschiedenen Kategorien von Verbindlichkeiten anzuwendenden Abflussfaktoren spiegeln dabei die Wahrscheinlichkeit wider, zu der die offenen Salden der Zahlungsverpflichtungen voraussichtlich auslaufen oder in Anspruch genommen werden.9

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Vgl. Art. 7 Abs. 5 Satz 2 DelVO (EU) 2015/61. Diese Anforderung gilt jedoch nicht in den Fällen des Art. 7 Abs. 7 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. Art. 7 Abs. 5 Satz 2 DelVO (EU) 2015/61. Modifiziert entnommen aus ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 335–336. Vgl. Art. 20 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. Art. 33 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 30. Vgl. auch LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 39. Vgl. Art. 22 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61. Welche Abflussraten dabei anzusetzen sind, ist in den Art. 23–31a DelVO (EU) 2015/61 geregelt. Vgl. Art. 22 Abs. 1 DelVO (EU) 2015/61.

512

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

liquide Aktiva

Anteil am Liquiditätspuffer

Abschlag

Aktiva der Stufe 1 Münzen und Banknoten bestimmte Risikopositionen gegenüber Zentralbanken, Zentralstaaten, Regionalregierungen und sonstigen öffentlichen Stellen, denen ein Risikogewicht von 0 % zugewiesen wurde bestimmte Risikopositionen gegenüber multilateralen Entwicklungsbanken und internationalen Organisationen

0%

min. 30 %

0% min. 60 %

0%

bestimmte Risikopositionen gegenüber Förderinstituten

0%

bestimmte gedeckte Schuldverschreibungen äußerst hoher Qualität

7%

Aktiva der Stufe 2A bestimmte Forderungen gegenüber Regionalregierungen, lokalen Gebietskörperschaften oder öffentlichen Stellen in einem EU-Mitgliedstaat, denen ein Risikogewicht von 20 % zugewiesen wurde

15 % max. 40 %

bestimmte gedeckte Schuldverschreibungen äußerst hoher Qualität

15 %

bestimmte Unternehmensschuldverschreibungen

15 %

Aktiva der Stufe 2B bestimmte Verbriefungen von Wohnungsbaudarlehen, KfzDarlehen und Leasingdarlehen

25 %

bestimmte gedeckte Schuldverschreibungen äußerst hoher Qualität

30 %

bestimmte Verbriefungen von Gewerbedarlehen an KMU und Konsumentendarlehen

max. 15 % 35 %

bestimmte Unternehmensschuldverschreibungen

50 %

bestimmte Aktien eines wichtigen Hauptindex

50 %

Abbildung 87: Überblick über die Kategorisierung der hochliquiden Aktiva Für die Liquiditätszuflüsse gilt ebenfalls ein Betrachtungszeitraum von 30 Kalendertagen.1 Sie umfassen nach Art. 32 Abs. 1 Satz 2 DelVO (EU) 2015/61 allerdings „nur vertragliche Zuflüsse aus Forderungen, die nicht überfällig sind und hinsichtlich derer das Kreditinstitut keinen Grund zu der Annahme hat, dass sie innerhalb von 30 Kalendertagen nicht erfüllt werden“, wobei die bereits angesprochene Obergrenze für Liquiditätszuflüsse zu beachten ist. Gemäß Art. 32 Abs. 2 DelVO (EU) 2015/61 gilt grundsätzlich, dass Zuflussraten in Höhe von 100 % anzusetzen sind. Abweichend von diesem Grundsatz gelten in einigen Fällen jedoch niedrigere Zuflussfaktoren, wie beispielsweise 50 %.2 1 2

Vgl. Art. 32 Abs. 1 Satz 1 DelVO (EU) 2015/61. Vgl. Art. 32 Abs. 3 Buchst. a) DelVO (EU) 2015/61. Welche Zuflussraten dabei anzusetzen sind, ist in den Art. 32–34 DelVO (EU) 2015/61 geregelt.

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

II.

513

Strukturelle Liquiditätsquote

Gemäß Art. 413 Abs. 1 CRR müssen Institute sicherstellen, „dass ihre langfristigen Vermögenswerte und außerbilanziellen Posten angemessen durch eine breite Vielfalt von sowohl unter Normal- als auch unter Stressbedingungen stabilen Instrumenten der Refinanzierung unterlegt sind“.1 Konkrete Vorgaben an die Berechnung und die Einhaltung einer strukturellen Liquiditätsquote (Net Stable Funding Ratio, NSFR) sind seit dem 28.06.2021 in Titel IV Teil 6 der CRR bindend festlegt.2 Vor dem 28.06.2021, welcher den Geltungsbeginn der NSFR-relevanten Bestimmungen der CRR markiert,3 befand sich die strukturelle Liquiditätsquote in einer Beobachtungsphase. Unbeschadet des vorstehend erwähnten Art. 413 CRR waren Institute bis zu diesem Zeitpunkt lediglich dazu verpflichtet, vierteljährlich NSFR-Meldungen an die zuständigen Aufsichtsbehörden zu übermitteln. Gemäß Art. 428b Abs. 1 CRR entspricht die NSFR dem Verhältnis der verfügbaren stabilen Refinanzierung eines Instituts zur erforderlichen stabilen Refinanzierung des Instituts und wird als Prozentsatz ausgedrückt. Die Institute berechnen die NSFR gemäß der in Abbildung 88 dargestellten Formel, wobei eine Mindestquote von 100 % einzuhalten ist.4 strukturelle Liquiditätsquote = (NSFR)

verfügbare stabile Refinanzierung erforderliche stabile Refinanzierung

Abbildung 88: Berechnung der NSFR gemäß Art. 428b Abs. 1 CRR Die zentrale Zielrichtung der strukturellen Liquiditätsquote liegt darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Laufzeiten der Forderungen und denen der Verbindlichkeiten sicherzustellen.5 In diesem Zusammenhang soll die NSFR insbesondere das Entstehen übermäßiger Abhängigkeiten von kurzfristig zur Verfügung gestellten Finanzmitteln verhindern.6 Dem Grundgedanken der „goldenen Bankregel“

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Die Ausführungen in diesem 8. Kapitel Teil B.II. beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 407–411. Vgl. KRÖNER, HENRIETTE; PLANK, HOLGER (2018, NSFR), S. 461. Vgl. Art. 3 Abs. 2 der Verordnung (EU) 2019/876 (CRR II). Vgl. Art. 428b Abs. 1 und Abs. 2 CRR. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 354. Vgl. BCBS (2014, net stable funding ratio), Tz. 1. Hintergrund der Einführung einer NSFR ist, dass bis zum Ausbruch der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 viele Banken ihr langfristig gebundenes Aktivgeschäft über kurzfristige Mittelaufnahmen am Kapitalmarkt finanzierten. Aufgrund der betriebenen Fristentransformation waren die Finanzierungsprofile dieser Banken einem hohen Refinanzierungsrisiko (sog. „roll over-Risiko“ oder „Geldanschlussrisiko“) ausgesetzt. Die krisenbedingte Liquiditätsverknappung an den Geldmärkten hatte zur Folge, dass einige Banken auf der Suche nach Kapitalbeschaffungsalternativen erheblich unter Druck gerieten und höhere Refinanzierungskosten in

514

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

Hübners1 Rechnung tragend, schränkt die NSFR daher das exzessive Betreiben von Fristentransformation ein.2 Dies geschieht, indem die NSFR von den Instituten fordert, ihre langfristigen Aktiva mit in Bezug auf ihr Liquiditätsrisikoprofil stabilen Passiva zu refinanzieren.3 Im Unterschied zur LCR liegt der NSFR allerdings weniger eine rein zahlungsstrombasierte Betrachtung zugrunde.4 Da der Wertansatz für den Betrag der verfügbaren stabilen Refinanzierung und den Betrag der erforderlichen Refinanzierung auf Buchwerten basiert, wird die strukturelle Liquiditätsquote nicht unwesentlich von bilanziellem Zahlenmaterial determiniert.5 Die Mindestanforderung an die strukturelle Liquiditätsquote gilt als erfüllt, wenn die Summe der nach dauerhafter Verfügbarkeit gewichteten Passiva (Available Stable Funding, ASF) mindestens der Summe der nach langfristigem Finanzierungsbedarf gewichteten Aktiva (Required Stable Funding, RSF) entspricht.6 Der Betrag der verfügbaren stabilen Refinanzierung – der Zähler der NSFR – entspricht hierbei dem Anteil der gesamten Verbindlichkeiten und Eigenmittel, die einem Institut erwartungsgemäß über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr tatsächlich zur Finanzierung zur Verfügung stehen.7 Sofern keine abweichenden Regelungen einschlägig sind, wird der Betrag der verfügbaren stabilen Refinanzierung gemäß Art. 428i Abs. 1 Satz 1 CRR ermittelt, indem der Buchwert der verschiedenen Kategorien oder Arten von Verbindlichkeiten und Eigenmitteln mit dem entsprechend anzuwendenden ASF-Faktor gemäß den Art. 428k–428o CRR multipliziert wird. Die gesetzlich vorgegebenen ASF-Faktoren sind in fünf Kategorien zwischen 0 % und 100 % unterteilt und spiegeln die Stabilität der jeweiligen Finanzierungsquelle wider.8

1 2

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6 7 8

Kauf nehmen mussten. In einzelnen Fällen – wie etwa bei der Northern Rock – kam es sogar zur Zahlungsunfähigkeit. Vgl. HEIDORN, THOMAS; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2015, Fristentransformation), S. 643. Vgl. HÜBNER, OTTO (1854, Banken), S. 28. Vgl. SALM, CHRISTIAN; GOODFELLOW, CHRISTIANE (2013, Bankenaufsicht), S. 10; WALTER, KARLFRIEDRICH (2013, Fristentransformation), S. 294; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Niedrigzinsumfeld), S. 420; KRÄMER, GREGOR (2020, Net Stable Funding Ratio), S. 1461–1462. Vgl. ZERANSKI, STEFAN (2016, Positionen), Tz. 3. Vgl. LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 91. Vgl. LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 91. Zeranski definiert die NSFR etwa als „eine bilanzbasierte Kennzahl, die vorhandene Finanzierungsmittel (available stable funding, ASF) den zu finanzierenden Aktiva (required stable funding, RSF) gegenüberstellt“. ZERANSKI, STEFAN (Refinanzierung 2016), Tz. 3. Auch Andrae/Hellmich/Schmaltz schreiben der NSFR eine „Bilanzperspektive“ zu. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 325. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 354. Vgl. BCBS (2014, net stable funding ratio), Tz. 9; BRIXNER, JOACHIM; SCHABER, MATHIAS (2016, Bankenaufsicht), S. 583; ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 355. Vgl. LIERMANN, VOLKER (2012, Liquiditätsrisikomanagement), S. 121; BCBS (2014, net stable funding ratio), Tz. 12. Die RSF-Faktoren gemäß den Art. 428k–428o CRR betragen 0 %, 50 %, 90 %, 95 % sowie 100 %.

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

515

Dementsprechend kann der Betrag der verfügbaren stabilen Refinanzierung auch als der im Zeitverlauf erkennbare Mindestbestand an Finanzierungsmitteln interpretiert werden, dessen Abruf nicht zu erwarten ist.1 Somit spielt insbesondere die vertragliche Restlaufzeit2 der Verbindlichkeiten und Eigenmittel eine bedeutende Rolle für die Zuweisung von ASF-Faktoren,3 wobei grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Restlaufzeitbändern (kleiner sechs Monate, zwischen sechs Monaten und einem Jahr, größer oder gleich einem Jahr) unterschieden wird.4 Vor diesem Hintergrund erhalten beispielsweise Posten des harten Kernkapitals einen ASF-Faktor von 100 %,5 wohingegen bei bestimmten Verbindlichkeiten ohne feste Laufzeit ein ASF-Faktor in Höhe von 0 %6 einschlägig ist. Um den Gesamtbetrag der verfügbaren stabilen Refinanzierung zu ermitteln, werden nach Art. 428i Abs. 1 Satz 2 CRR die gewichteten Beträge der einzelnen Verbindlichkeiten und Eigenmittel aufaddiert. Der Betrag der erforderlichen stabilen Refinanzierung – der Nenner der NSFR – speist sich hingegen aus den nach Liquiditätsgesichtspunkten gewichteten Aktiva und außerbilanziellen Geschäften eines Instituts.7 Er kann gemeinhin als Funktion der Liquiditätsmerkmale und der Restlaufzeiten der Vermögenswerte und außerbilanziellen Engagements verstanden werden, wobei auch unterschieden wird, ob ein Vermögenswert belastet oder unbelastet ist.8 Die Höhe der vorzuhaltenden stabilen Refinanzierungsmittel hängt im Ergebnis somit von den aufsichtsrechtlichen Annahmen bezüglich des Liquiditätsrisikoprofils der Aktiva und der außerbilanziellen Positionen ab.9 De jure wird der Betrag der erforderlichen stabilen Refinanzierung – sofern die Vorgaben der CRR nichts Gegenläufiges festlegen – durch die Multiplikation des Buch-

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4

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Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 355. Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist werden entsprechend dieser Kündigungsfrist und Termineinlagen entsprechend ihrer Restlaufzeit behandelt. Vgl. Art. 428j Abs. 3 CRR. Vgl. Art. 428j Abs. 1 CRR. Im Falle von bestehenden Optionen ist davon auszugehen, dass es zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Ausübung der Kündigungsoptionen vonseiten der Gegenpartei kommt. Bei Optionen, deren Ausübung im Ermessen des Instituts steht, müssen auch mögliche Reputationsfaktoren, die die Ausübung der Option einschränken könnten, Berücksichtigung finden. Vgl. Art. 428j Abs. 2 CRR. Konträr zu diesen Regelungen berücksichtigen Institute Optionen für vorzeitige Einlagenabzüge nicht, sofern der Einleger hierfür erhebliche Vorfälligkeitsentschädigungen zahlen müsste. Vgl. Art. 428j Abs. 3 CRR. Mit der Einführung von unterjährigen Zeitfenstern wird die Transparenz über die Liquiditätssituation erhöht. Zudem schafft der Gesetzgeber Anreize, Passivpositionen von kurzfristigen in langfristigere Laufzeitbänder umzuschichten. Vgl. ANDRAE, SILVIO (2020, Liquidität), S. 780. Auf diese Weise wirkt die NSFR dem exzessiven Betreiben von Fristentransformation durch Institute entgegen. Vgl. Art. 428o Buchst. a) CRR Vgl. etwa Art. 428k Abs. 1 CRR. Vgl. LIERMANN, VOLKER (2012, Liquiditätsrisikomanagement), S. 122; BCBS (2014, net stable funding ratio), Tz. 9; ZERANSKI, STEFAN (2016, Vorbemerkungen), Tz. 4. Vgl. BCBS (2014, net stable funding ratio), Tz. 9; LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 102. Vgl. BCBS (2010, Rahmenvereinbarung), Tz. 129.

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8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

werts der verschiedenen Kategorien oder Arten von Aktiva und außerbilanziellen Posten mit den anzuwendenden RSF-Faktoren ermittelt.1 Zu diesem Zweck sehen die Art. 428r–428ah CRR insgesamt 17 verschiedene Kategorien an RSF-Faktoren zwischen 0 % und 100 % vor, die im Ergebnis somit deutlich granularer definiert sind als es bei den ASF-Faktoren der Fall ist.2 Vereinfachend gesagt, bringen die RSF-Faktoren hierbei den Anteil einer Aktivposition zum Ausdruck, der bei ihrer Veräußerung aufgrund des Liquiditätsrisikoprofils als Verlust hinzunehmen wäre und der infolgedessen eine stabile Refinanzierung erfordert.3 Es überrascht daher kaum, dass die Faktoren sowohl in Abhängigkeit von den vertraglichen Restlaufzeiten – jedoch ohne Berücksichtigung von Verhaltensannahmen4 – als auch in Abhängigkeit von etwaigen Belastungen5 eines Vermögenswerts differieren.6 Hochliquide Aktiva, die sich in Stresssituationen einfach in Barmittel umtauschen lassen, erhalten etwa einen niedrigeren RSF-Faktor (z. B. 0 %)7 als bestimmte belastete Aktiva (z. B. 100 %)8.9 Der Gesamtbetrag der erforderlichen stabilen Refinanzierung entspricht nach Art. 428p Abs. 1 Satz 2 CRR der Summe der einzelnen gewichteten Beträge der Aktiva und außerbilanziellen Posten. Vorstehende Zusammenhänge verdeutlichen, dass die strukturelle Liquiditätsquote, obgleich sie Risiken im Zusammenhang mit der Zahlungsunfähigkeit eines Instituts verhindern soll, zweifelsohne bilanzielle Bezüge aufweist. Signifikante Verbesserungen der strukturellen Liquiditätsquote lassen sich dementsprechend nur dann erzielen, wenn wesentliche Bilanzstrukturmaßnahmen getroffen werden, die möglicherweise eine grundlegende Neuausrichtung des Geschäftsmodells erfordern.10 Anders als im 1 2

Vgl. Art. 428p Abs. 1 Satz 1 CRR. Als RSF-Faktoren kommen die Werte 0 %, 5 %, 7 %, 7,5 %, 10 %, 12 %, 15 %, 20 %, 25 %, 30 %, 35 %, 40 %, 50 %, 55 %, 65 %, 85 % sowie 100 % in Betracht. Vgl. hierzu die Art. 428r–428ah CRR. 3 Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 357. 4 Im Hinblick auf die Restlaufzeit werden Zahlungsoptionalitäten so behandelt, als würde jegliche Option zur Verlängerung der Laufzeit des Aktivums ausgeübt werden (sog. „constant balance sheet“-Annahme). Bei Optionen, deren Ausübung im Ermessen des Instituts steht, sollen Institute auch Reputationsfaktoren berücksichtigen, die die Möglichkeit des Instituts, die Option auszuüben, einschränken könnten (z. B. Erwartungen von Märkten und Kunden, dass das Institut die Laufzeit bestimmter Aktiva bei Fälligkeit verlängert). Vgl. dazu Art. 428q Abs. 3 CRR. 5 Auf Vermögenswerte, deren Belastung eine Restlaufzeit von sechs Monaten oder mehr beträgt, ist entweder der nach den Art. 428r–428ah CRR entsprechend der Belastung vorgeschriebene RSF-Faktor anzuwenden oder derjenige, der anzuwenden wäre, wenn die Aktiva unbelastet wären, je nachdem welcher Faktor höher ist. Gleiches gilt im Falle einer im Vergleich zur Restlaufzeit der Transaktion, welche die Belastungsquelle ist, kürzeren Restlaufzeit der belasteten Aktiva. Vgl. Art. 428p Abs. 4 UAbs. 1 CRR. 6 Vgl. ANDRAE, SILVIO (2020, Liquidität), S. 782. 7 Vgl. etwa Art. 428r Abs. 1 Buchst. a) CRR. 8 Vgl. etwa Art. 428ah Abs. 1 Buchst. a) CRR. 9 Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 357. 10 Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 361; KRÖNER, HENRIETTE; PLANK, HOLGER (2018, NSFR), S. 461.

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

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Falle der Liquiditätsdeckungsquote ist für die strukturelle Liquiditätsquote weniger die Zahlungsstromperspektive, sondern primär eine bestandsgrößenorientierte Bilanzperspektive zugrunde zu legen. Da sowohl die Zählergröße als auch die Nennergröße der strukturellen Liquiditätsquote im Wesentlichen auf bilanziellen Buchwerten basieren, können vielfältige und komplexe Wechselwirkungen mit der jeweils maßgebenden Rechnungslegung entstehen.1 Abbildung 89 gibt einen vereinfachten Überblick über den Aufbau der NSFR unter Berücksichtigung der wesentlichen ASF-Faktoren gemäß den Art. 428k–428o CRR sowie der wesentlichen RSF-Faktoren gemäß den Art. 428r–428ah CRR.

1

Vgl. STEGMANN, CLAUS (2012, Aufsichtsrecht), S. 16.

NSFR =

zunehmende Stabilität der Passiva

90 %–95 % 100 %

Sichteinlagen, Einlagen von Privatkunden mit Kdg.-Frist < 1 Jahr, Termineinlagen von Privatkunden mit RLZ < 1 Jahr

Posten des harten Kernkapitals, des zusätzlichen Kernkapitals und des Ergänzungskapitals mit RLZ ≥ 1 Jahr, alle sonstigen Eigenkapitalinstrumente und besicherten und unbesicherten Kreditaufnahmen und Verbindlichkeiten mit RLZ ≥ 1 Jahr, für die keine anderen Regelungen einschlägig sind

5% 7% 10 % 15 %–50%

65 %–85% 100 %

ausstehende Zahlungen aus Wertpapierfinanzierungsgeschäften mit Finanzkunden mit RLZ < 6 Monaten, nicht in Anspruch genommene Teile zugesagter Liquiditäts- und Kreditfazilitäten, Netting-Sätze aus Derivatekontrakten mit negativem Zeitwert

unbelastete gedeckte Schuldverschreibungen äußerst hoher Qualität

ausstehende Zahlungen aus Transaktionen mit Finanzkunden mit RLZ < 6 Monate

unbelastete Aktiva der Stufe 2A, unbelastete gedeckte Schuldverschreibungen hoher Qualität, unbelastete Verbriefungen der Stufe 2B, unbelastete Aktiva der Stufe 2B, ausstehende Zahlungen mit RLZ < 1 Jahr aus Transaktionen mit Staaten und ähnlichen Stellen, ausstehende Zahlungen mit 6 Monate ≤ RLZ < 1 Jahr aus Transaktionen mit Finanzkunden

bestimmte durch Grundpfandrechte auf Wohnimmobilien besicherte unbelastete Darlehen, bestimmte unbelastete Darlehen mit RLZ ≥ 1 Jahr, unbelastete Wertpapiere mit RLZ ≥ 1 Jahr

alle Aktiva, die mit einer RLZ ≥ 1 Jahr belastet sind, alle Aktiva mit RLZ ≥ 1 Jahr, für die keine anderen Regelungen einschlägig sind, positiver Saldo von Derivateforderungen

unbelastete Vermögenswerte (ohne gedeckte Schuldverschreibungen) mit einem LCR-haircut von 0 %, Guthaben und Forderungen mit RLZ < 6 Monate bei Zentralbanken

0%

50 %

operative Einlagen, Verbindlichkeiten mit RLZ < 1 Jahr von Zentralstaaten und ähnlichen Stellen, nichtfinanziellen Firmenkunden, bestimmten Einlagenvermittlern, Verbindlichkeiten mit 6 Monate ≤ RLZ < 1 Jahr von EZB, Zentralbanken und Finanzkunden, alle Verbindlichkeiten mit 6 Monaten ≤ RLZ < 1 Jahr, für die keine anderen Regelungen einschlägig sind

Erforderliche stabile Refinanzierung (RSF)

0%

alle Positionen ohne RLZ, für die keine anderen Regelungen einschlägig sind (Ausnahme: latente Steuern und Minderheitsbeteiligungen), Verbindlichkeiten mit RLZ < 6 Monaten von EZB, Zentralbanken und Finanzkunden

Verfügbare stabile Refinanzierung (ASF)

Abbildung 89: Überblick über die ASF- und RSF-Faktoren gemäß Art. 428k–428ah CRR

abnehmende Marktliquidität der Aktiva

 100 %

518 8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

519

III. Additional Monitoring Metrics for Liquidity Reporting Um die Einhaltung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die dispositive Liquidität anhand der Liquiditätsdeckungsquote angemessen überwachen zu können, sind Institute dazu verpflichtet, regelmäßige Meldungen zur LCR und den Komponenten ihrer Berechnung abzugeben. Gleichzeitig benötigt die Aufsicht aber auch Informationen hinsichtlich der strukturellen Liquidität, so dass Institute darüber hinaus regelmäßige Meldungen zur NSFR und den Komponenten ihrer Berechnung übermitteln müssen. Die Meldungen zur LCR und NSFR liefern der Aufsicht zwar einen wichtigen ersten Einblick in die Liquiditätssituation eines Instituts, sie ermöglichen jedoch keineswegs eine umfängliche vollständige Erfassung des Liquiditätsrisikoprofils.1 Vor diesem Hintergrund haben die Normsetzer mit der DVO (EU) 2016/313 erstmalig zusätzlich zu meldende Parameter der Liquiditätsüberwachung (Additional Monitoring Metrics for Liquidity Reporting, AMM) normiert, die einen umfassenden Überblick über die Liquiditätssituation des Instituts gewährleisten, gleichzeitig aber auch dem Umfang und der Komplexität des Geschäftsmodells angemessen sein sollen.2 Anders als die LCR und NSFR sind die Additional Monitoring Metrics for Liquidity Reporting nicht als verpflichtend einzuhaltende Liquiditätskennzahlen zu verstehen. Es handelt sich vielmehr um bloße Meldeerfordernisse, die den zuständigen Aufsichtsbehörden dazu dienen, bedeutende Aspekte des Liquiditätsrisikoprofils des Instituts besser einschätzen zu können.3 Daher können sie auch für die Einschätzungen im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungsverfahrens der zweiten Baseler Säule herangezogen werden. Sie dienen zudem als Frühwarnindikatoren für die laufende Aufsicht, indem sie negative Trends bezüglich der Liquiditätsrisikosituation frühzeitig identifizieren und hierdurch ein rechtzeitiges Eingreifen vonseiten der Aufsicht ermöglichen.4 Letzteres ergibt sich vor allem daraus, dass sie nicht nur einen umfassenden Überblick über die gesamte Liquiditätssituation des Instituts geben, sondern darüber hinaus anhand individueller Kennzahlen den spezifischen Fokus auf einzelne Liquiditätsrisikoaspekte legen.

1 2 3 4

Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 428. Vgl. Art. 415 Abs. 3 Buchst. b) CRR; Erwägungsgrund Nr. 1 der DVO (EU) 2016/313; REINHARD, SONJA (2015, Art. 411), Tz. 16. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen STERN, THOMAS (2017, AMM), S. 172; LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 109. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen Erwägungsgrund Nr. 3 der DVO (EU) 2016/313; BCBS (2010, Rahmenvereinbarung), Tz. 138; SEIFERT, MARKUS (2012, Rahmenvereinbarung), S. 347; LAUFENBERG, STEFFEN (2018, Liquiditätsanforderungen), Tz. 109.

520

8. Kapitel Teil B: Quantitative Liquiditätsanforderungen

Die Frequenz und die Anwendungsebene der Meldungen entsprechen grundsätzlich denjenigen der LCR (d. h. monatliche Meldungen auf konsolidierter und unkonsolidierter Ebene).1 Es handelt sich hierbei um die folgenden sechs Meldebögen:2 C 66.01: Meldebogen Laufzeitband, C 67.00: Konzentration der Finanzierung nach Gegenparteien, C 68.00: Konzentration der Finanzierung nach Produktarten, C 69.00: Kosten für unterschiedliche Finanzierungszeiträume, C 70.00: Anschlussfinanzierung, C 71.00: Konzentration des Liquiditätsdeckungspotenzials nach Emittenten. Während der Meldebogen C 66.01 eine vertragliche Liquiditätsübersicht in Form einer Liquiditätsablaufbilanz darstellt, in der sowohl bilanzielle als auch außerbilanzielle Positionen mit Blick auf ihre vertraglich bindenden Fälligkeiten anhand der zum Meldestichtag bestehenden Restlaufzeit zu berücksichtigen sind, und damit das (vertraglich determinierte) Fristentransformationsprofil eines Instituts reflektiert,3 zielen die Meldebögen C 67.00 und C 68.00 darauf ab, Refinanzierungskonzentrationen und steuerungsrelevante Informationen zu identifizieren, um Gegenmaßnahmen, wie etwa eine Diversifizierung der Refinanzierungsquellen, ergreifen zu können. Meldebogen C 67.00 erfasst dabei Konzentrationen der Refinanzierung in Bezug auf die zehn größten Geschäftspartner bzw. Gruppen verbundener Kunden. Meldebogen C 68.00 widmet sich hingegen einer Darstellung aller bedeutsamen Refinanzierungsprodukte des Instituts, getrennt nach Privat- und Großkunden. Meldebogen C 69.00 fasst weiterhin die Informationen zum durchschnittlichen Refinanzierungsvolumen und zu den Refinanzierungskosten der in der vergangenen Berichtsperiode abgeschlossenen Geschäfte zusammen. Im Meldebogen C 70.00 sind für die letzten 31 Tage der Berichtsperiode Informationen über das Volumen der abgelaufenen, prolongierten und neu aufgenommenen Refinanzierungsmittel zu liefern. Meldebogen C 71.00 gibt den Behörden schließlich einen Einblick in potenzielle Konzentrationen der Liquiditätsrisikodeckungsmasse, die die Fähigkeit zur Begleichung von ausstehenden Zahlungsverpflichtungen in Stresssituationen – etwa wenn das Institut nicht dazu in der Lage ist, größere Bestände von Vermögenswerten desselben Emittenten am Markt zu veräußern – gefährden können.

1 2 3

Vgl. Art. 18 Abs. 1 DVO (EU) 2021/451; STERN, THOMAS (2017, AMM), S. 172. In bestimmten Fällen kann statt der monatlichen Meldung auch eine vierteljährliche Übermittlung der zusätzlichen Liquiditätsparameter erfolgen. Vgl. Art. 18 Abs. 2 DVO (EU) 2021/451. Vgl. zu den Anforderungen an die Ausgestaltung der AMM-Meldebögen sowie im Folgenden Anhang XVIII–XXIII DVO (EU) 2021/451. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen GOGARN, JÖRG (2015, Wandel), S. 96; STERN, THOMAS (2017, AMM), S. 172.

8. Kapitel Teil C: ILAAP

521

8. Kapitel: Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die Liquiditätsausstattung der Institute Teil C: ILAAP von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen I.

Rechtlicher Rahmen und Definition

Zusätzlich zur Erfüllung der Liquiditätsanforderungen der ersten Baseler Säule, insbesondere der Mindestliquiditätsquote (LCR) und der strukturellen Liquiditätsquote (NSFR), müssen Institute gemäß Art. 86 CRD IV auch über solide, wirksame und umfassende Strategien und Verfahren verfügen, mit denen sie die Höhe, die Arten und die Verteilung des internen Liquiditätspuffers und der internen Refinanzierungsquellen, die sie zur quantitativen und qualitativen Absicherung ihrer aktuellen und etwaigen künftigen Risiken für angemessen halten, kontinuierlich bewerten und auf einem ausreichend hohen Stand halten können. Dieser interne Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Liquiditätsausstattung wird auch als ILAAP (abgekürzt von Internal Liquidity Adequacy Assessment Process) bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum findet für diesen internen Bankprozess oftmals auch der Begriff „LiquiditätsRisikotragfähigkeit“ Verwendung. Die europäischen Anforderungen sind mittels § 25a Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 KWG in nationales Recht überführt worden. Dieser Paragraf fordert von Instituten die Einrichtung von Verfahren zur Ermittlung und Sicherstellung der Risikotragfähigkeit, wobei eine vorsichtige Ermittlung der Risiken und des zu ihrer Abdeckung verfügbaren Risikodeckungspotenzials (RDP) zugrunde zu legen ist. Eine Spezifizierung dieser eher generischen Anforderungen findet sich sowohl im AT 4.1 MaRisk als auch in den spezifischen Anforderungen des BTR 3 MaRisk. Analog zum nationalen „RTF-Leitfaden“ für Kapitalrisiken kann der ILAAP als interner Prozess zur Sicherstellung der Liquiditäts-Risikotragfähigkeit gemäß § 25a Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 KWG i. V. m. AT 4.1 Tz. 1 MaRisk und BTR 3 MaRisk definiert werden, wobei dieser (interne) Prozess ein Liquiditäts-Risikotragfähigkeitskonzept mit einer Berechnung für die kurzfristige Liquidität sowie die mittel- bis langfristige Refinanzierung umfasst. Zudem sind Planungen für die zukünftige Liquiditäts- und Refinanzierungslage samt ergänzenden Stresstests und eine prozessuale Verknüpfung mit der Festlegung der Strategien einerseits und den Risikosteuerungs- und

522

8. Kapitel Teil C: ILAAP

-controllingprozessen andererseits vorzunehmen. Die EZB als zuständige Aufsichtsbehörde im SSM hat 2018 analog zum ICAAP einen Leitfaden veröffentlicht, in dem sie vor dem Hintergrund der stark unterschiedlichen nationalen ILAAP-Anforderungen ihre spezifische Erwartungshaltung an bedeutende Institute formuliert.1 Der EZBLeitfaden soll zur Transparenz beitragen, indem das spezifische Verständnis der zuständigen Aufsichtsbehörde öffentlich dargelegt wird.2 Die EZB unterstützt die Institute bei der Weiterentwicklung des ILAAP, indem aktuelle „Best Practice“-Ansätze im Leitfaden erläutert werden. Aus Sicht der zuständigen Aufsichtsbehörden fördern die veröffentlichten Leitfäden auch die Konsistenz und Wirksamkeit der Beaufsichtigung im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP).3 Die Ausgestaltung des ILAAP liegt analog zur Kapital-Risikotragfähigkeit im Verantwortungsbereich des Kreditinstituts. Im Gegensatz zu den spezifischen Anforderungen der ersten Baseler Säule gilt im internen Prozess grundsätzlich eine Methodenfreiheit. Folglich können die Kreditinstitute die aufsichtlichen Anforderungen an die internen Konzepte der (Liquiditäts-)Risikotragfähigkeit durch unterschiedlich ausgestaltete Verfahren erfüllen. Bei deren Beurteilung berücksichtigen die zuständigen Aufsichtsbehörden das Prinzip der (doppelten) Proportionalität. Hierbei ist sowohl durch das Institut als auch im Rahmen der aufsichtlichen Praxis das Risikoprofil des beaufsichtigten Unternehmens einzubeziehen. Folglich ist nicht nur der Umfang der getätigten Geschäfte entscheidend, sondern auch das Geschäftsmodell des Instituts sowie die Komplexität der damit einhergehenden Risiken.4 Der Grundsatz der Proportionalität findet insbesondere in der prinzipienorientierten Beaufsichtigung gemäß der zweiten Baseler Säule Anwendung. Zur operativen Umsetzung der regelmäßig notwendigen Beurteilung des ILAAP konkretisieren die EBALeitlinien zum SREP das Prinzip der Proportionalität im Hinblick auf die Kriterien der Vollständigkeit, Solidität, und Wirksamkeit.5 Analog zum ICAAP gilt ein ILAAP als vollständig, wenn alle wesentlichen Einzelrisiken des Instituts abgedeckt sind und zudem alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind. Die Solidität ist gegeben, wenn das Konzept vor dem Hintergrund der Art, des Umfangs und der Komplexität der Geschäfte als angemessen bewertet wird und die Angemessenheit der Liquiditätsausstattung und damit die Sicherstellung der (Liquiditäts-)Risikotragfähigkeit durch das Institut beurteilt werden kann. Der Prozess wird zudem als wirksam beurteilt, wenn

1 2 3 4 5

Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung). Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 3. Zum SREP vgl. ausführlich das 9. Kapitel. Vgl. BAFIN (2019, Regulierung), S. 18; WASCHBUSCH, GERD (2020, Proportionalitätsprinzip), S. 1637–1638. Vgl. EBA (2018, Guidelines).

8. Kapitel Teil C: ILAAP

523

das RTF-Konzept in die Gesamtbanksteuerung sowie die Entscheidungsprozesse des Instituts eingebunden ist.

II.

ILAAP in der Gesamtbanksteuerung

Gemäß AT 4.1 Tz. 2 MaRisk i. V. m. BTR 3 MaRisk ist der interne Prozess zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit mit der Geschäfts- und Risikostrategie gemäß AT 4.2 MaRisk zu verknüpfen. Darüber hinaus sind geeignete Risikosteuerungs- und -controllingprozesse (AT 4.3.2 MaRisk) für die wesentlichen Risiken zu etablieren, um die Umsetzung der Strategien und eine Gewährleistung der Risikotragfähigkeit zu unterstützen. Die Abbildung 90 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen Geschäftsmodell (einschließlich Geschäftsstrategie), Rahmenwerk der Risikobereitschaft (einschließlich Risikostrategie und Risikokultur) sowie ILAAP und ICAAP1.

Abbildung 90: Verbindung zwischen Geschäftsstrategie, Risikostrategie, ICAAP und ILAAP Ausgangspunkt eines Unternehmens, welches sich gemäß § 1 Abs. 1 KWG als Kreditinstitut qualifiziert, ist das Geschäftsmodell. Dieses umfasst insbesondere die Kundengruppen, die angebotene Wertschöpfung in Form von Produkten sowie die dafür notwendigen internen und externen Ressourcen. Zur langfristigen Fortführung der Unternehmenstätigkeiten legt ein Kreditinstitut regelmäßig eine Geschäftsstrategie fest, in der gemäß AT 4.2 Tz. 1 MaRisk die Ziele des Instituts für jede wesentliche Geschäftsaktivität sowie die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele dargestellt werden. Zum jeweiligen Geschäftsmodell passend legt die verantwortliche Geschäftsleitung eine zur Geschäftsstrategie und den daraus resultierenden Risiken konsistente Risikostrategie fest (AT 4.2. Tz. 2 MaRisk). Sowohl ICAAP als auch ILAAP stehen

1

Zum ICAAP vgl. das 6. Kapitel Teil F.

524

8. Kapitel Teil C: ILAAP

in einem sehr engen Zusammenhang zur Geschäftsstrategie und zur Risikostrategie. Dem Ziel der „Sicherstellung der (Liquiditäts-)Risikotragfähigkeit“ folgend sind daher im bankinternen Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Liquiditätsausstattung die mit den Geschäftsaktivitäten verbundenen (Liquiditäts-)Risiken fortlaufend den vorhandenen (Liquiditäts-)Reserven gegenüberzustellen. Letztere erhöhen sich insbesondere dann, wenn neue Verbindlichkeiten wie Kundeneinlagen durch das Kreditinstitut eingegangen werden oder offene Forderungen wie Kredite von Kunden zurückgezahlt werden. Sowohl Anpassungen in den Geschäftsaktivitäten des Kreditinstituts als auch Veränderungen der internen und externen Rahmenbedingungen (z. B. steigende Bedeutung von Klimarisiken, Veränderungen von Kundenpräferenzen, geldpolitische Maßnahmen der Notenbanken) können dazu führen, dass die (Liquiditäts-)Risiken und die (Liquiditäts-)Reserven in ihrer Höhe betroffen sind. Hierzu ist es zwingend notwendig, dass der interne Prozess auch in die Entscheidungs- und Berichtswege des Instituts eingebunden ist. Der ILAAP muss entsprechend dem ICAAP als fortlaufender Prozess den verantwortlichen Führungsebenen im Institut Steuerungssignale für die operative Geschäftstätigkeit liefern. Folglich unterstützt der interne Prozess der (Liquiditäts-)Risikotragfähigkeit sowohl das Management der (Liquiditäts-)Risiken als auch eine angemessene Liquiditätsallokation im Kreditinstitut.1

III. ILAAP-Grundsätze im SSM zur aufsichtlichen Beurteilung 1. Vorbemerkungen Die Ausgestaltung eines vollständigen, soliden und wirksamen ILAAP erfolgt vor dem Hintergrund der Methodenfreiheit im hohen Maße institutsspezifisch. Die nachfolgende Beschreibung von zentralen Ausgestaltungsmerkmalen orientiert sich daher an den Grundsätzen des EZB-Leitfadens, die derzeit als „Best practice“ für das Konzept der (Liquiditäts-)Risikotragfähigkeit im SSM gelten.2 Im Gegensatz zum ICAAP hat die EZB-Bankenaufsicht noch keinen Vergleichsbericht zu den ILAAPKonzepten bedeutender Institute im SSM veröffentlicht.

2.

Verantwortung des Leitungsorgans

Der ILAAP stellt innerhalb des Kreditinstituts einen bedeutsamen Prozess dar. Daher erwartet die zuständige Aufsichtsbehörde, dass alle Kernelemente vom Leitungsorgan 1 2

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Gesamtbanksteuerung), Tz. 14 für die analogen Anforderungen im Kontext der Kapital-RTF. Vgl. für eine bankpraktische Einführung zu ICAAP und ILAAP die Werke von IGL, ANDREAS; HEUTER, HENNING (2019, Methodenhandbuch) und BUCHMÜLLER, PATRIK; IGL, ANDREAS (2019, ICAAP).

8. Kapitel Teil C: ILAAP

525

entsprechend den geltenden Regeln zur internen Governance genehmigt werden. Der interne Prozess ist zudem sowohl vom Leitungsorgan als auch von der oberen Managementebene zu erörtern und regelmäßig zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang müssen bedeutende Institute im SSM einmal pro Jahr eine Erklärung zur Angemessenheit der Liquiditätsausstattung (Liquidity Adequacy Statement, LAS) abgeben. In dieser klaren, prägnanten und unterschriebenen Erklärung bringt das Leitungsorgan seine Einschätzung zur Angemessenheit der institutsspezifischen Liquiditätsausstattung zum Ausdruck. Aktuelle ILAAP-Ergebnisse sowie relevante methodische Informationen sind wesentliche Inhalte dieser Erklärung. Auch der ILAAP-spezifische Governance-Rahmen ist durch das Leitungsorgan zu genehmigen, um die Umsetzung des internen Prozesses im Institut sicherzustellen. Zentrales Element ist hier die klare und transparente Zuweisung der Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung des Prinzips der Funktionstrennung. Ebenfalls sind regelmäßige Überprüfungen der ILAAP-Komponenten im Rahmen einer Gesamtbank-Validierung zu etablieren.1

3.

Integraler Bestandteil des Gesamtsteuerungsrahmens

Zur Erfüllung der Anforderungen aus Art. 86 CRD IV müssen die Kreditinstitute angemessene Liquidität und Refinanzierungsquellen vorhalten, um derzeitige und zukünftige Risiken in ihrer Art und Höhe abdecken zu können. Hierzu ist ein Rahmenwerk an Strategien und Prozessen zu etablieren, das gemäß den EBA-Leitlinien zum SREP solide, wirksam und vollständig ist. Dieses Rahmenwerk muss sowohl quantitative (z. B. mittels Indikatoren) als auch qualitative (z. B. mittels Checklisten) Elemente umfassen, um die Angemessenheit der Liquiditätsausstattung aktiv steuern zu können. Die Elemente sind sowohl innerhalb des Rahmenwerks als auch mit der Geschäftsstrategie, der Risikobereitschaft und dem ICAAP zu verzahnen.2 Die gesamte „ILAAP-Architektur“, die Verzahnung der ILAAP-Elemente sowie die Integration des ILAAP in die Gesamtsteuerung ist zu dokumentieren. Ebenso sind die einzelnen ILAAP-Elemente, also alle Methoden und Verfahren zur Bewertung und Steuerung der Angemessenheit der Liquiditätsausstattung ebenfalls zu genehmigen und regelmäßig zu überprüfen.3

1 2 3

Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 6. Vgl. dazu das 8. Kapitel Teil C.II. Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 9.

526

4.

8. Kapitel Teil C: ILAAP

Normative und ökonomische Perspektive

Übergeordnetes Ziel des ILAAP ist die jederzeitige Sicherstellung der (Liquiditäts-) Risikotragfähigkeit und damit die langfristige Fortführung der Unternehmenstätigkeiten. Die Sicherung des Fortbestands des Instituts bedarf einer angemessenen Liquiditäts- und Refinanzierungsposition. Hierzu muss ein solider und konservativ ausgestalteter ILAAP zwei komplementäre interne Perspektiven umfassen. Die normative Perspektive bezieht sich hierbei auf die regulatorischen Anforderungen und beurteilt Szenario-basiert sowie über mehrere Jahre hinweg die Fähigkeit des Instituts, insbesondere alle regulatorischen und aufsichtlichen Liquiditätsanforderungen und -vorgaben zu erfüllen. Im formellen Liquiditätsnotfallplan (Liquidity Contingency Plan, LCP) spiegeln sich auch weitergehende externe finanzielle Verpflichtungen wider. Die ökonomische Perspektive bezieht sich hingegen auf die ökonomische Position des Instituts und ergänzt den ILAAP. Hierbei sind alle wesentlichen Risiken zu identifizieren und zu quantifizieren, die die interne Liquiditätsposition substanziell verringern können. Die Erkenntnisse aus einem Ansatz sind in dem jeweils anderen Ansatz zu berücksichtigen. Steuerungsimpulse aus beiden Perspektiven müssen in die wesentlichen Geschäftsaktivitäten und -entscheidungen einfließen.1

5.

Wesentliche Risiken

Die Identifikation von für das Kreditinstitut wesentlichen Risiken muss durch einen regelmäßigen, mindestens einmal jährlich durchzuführenden Prozess erfolgen. Diese sogenannte Risikoinventur bezieht sich dabei sowohl auf die normative als auch auf die ökonomische Perspektive, um sämtliche bestehenden oder potenziell eintretenden Risiken erfassen zu können. In der Verantwortlichkeit des Managements liegt auch die Definition einer intern festgelegten Risikotaxonomie, die in allen Entitäten der Institutsgruppe zur Anwendung kommt. Alle als wesentlich identifizierten Risiken stellen das Risikoinventar des Instituts dar. Diesen Risiken ist grundsätzlich ein Liquiditätspuffer zur Risikoabdeckung zuzuweisen. Eine Abweichung vom Grundsatz ist zu begründen und zu dokumentieren.2

6.

Interne Liquiditätspuffer und Refinanzierungsquellen

Im Rahmen der ökonomischen Perspektive werden die Risiken durch interne Liquiditätspuffer und Refinanzierungsquellen des Kreditinstituts abgedeckt. Für die institutsinterne Definition von interner Liquidität sollte das Konzept der angemessenen Liqui-

1 2

Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 15–16. Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 22–23.

8. Kapitel Teil C: ILAAP

527

ditätsausstattung aus ökonomischer Perspektive und mit der internen Risikoquantifizierung des Instituts in Einklang stehen. Zudem sind der interne Liquiditätspuffer und die internen Refinanzierungsquellen regelmäßig zu bewerten und umsichtig sowie konservativ zu bestimmen. Es liegt in der Verantwortung der Institute, die Verfügbarkeit der internen Liquiditätspositionen für die Absicherung von Risiken zu veranschaulichen. Hierbei können unterschiedliche Ansätze zur Anwendung kommen. Die Definition der internen Liquiditätspuffer und der internen Refinanzierungsquellen kann auf der Grundlage der regulatorischen Anforderungen erfolgen, wobei z. B. stressbedingte und marktübliche Abschläge reduzierend zu berücksichtigen sind.1

7.

Risikoquantifizierungsmethoden

In beiden ILAAP-Perspektiven benötigen die Kreditinstitute Quantifizierungsmethoden, um die Höhe und Auswirkung der wesentlichen Risiken für die Liquiditätsposition des Unternehmens abschätzen zu können. Es besteht an die Institute die Anforderung, dass die Methoden grundsätzlich einem sehr konservativen Ansatz folgen. So kann sichergestellt werden, dass auch seltene und extreme Ereignisse angemessen berücksichtigt werden. Gleichwohl müssen die Institute in der normalen Perspektive auch Verfahren vorhalten, um adverse Entwicklungen angemessen in der Mindestliquiditätsquote (LCR) und der strukturellen Liquiditätsquote über einen längeren Zeitraum hinweg berücksichtigen zu können. Voraussetzung für einen wirksamen und soliden ILAAP ist eine über alle Risikoarten hinweg konsistente Parametrisierung und Ableitung von Annahmen. Im Rahmen der regelmäßigen Weiterentwicklung des ILAAP (analog zum ICAAP) sind interne Validierungsroutinen für alle Risikoquantifizierungsmethoden vorzunehmen, die durch ein wirksames Datenqualitätsrahmenwerk unterstützt werden.2

8.

Stresstests

Darüber hinaus bestimmen Kreditinstitute ein angemessenes Stresstestprogramm für die normative und die ökonomische Perspektive. Ausgangspunkt hierfür ist eine mindestens jährlich durchzuführende Überprüfung der Schwachstellen des Instituts, in der institutsweit alle wesentlichen Risiken erfasst werden. Insbesondere sind in diesem Zusammenhang das Geschäftsmodell sowie das operative Umfeld zu betrachten, in denen sich Risiken aus makroökonomischen und finanziellen Stressbedingungen ergeben können. Explizit ein Teil des institutsspezifischen Stresstestprogramms sind die adversen Szenarien, die in der normativen Perspektive für die Liquiditäts- und

1 2

Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 25. Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 26.

528

8. Kapitel Teil C: ILAAP

Refinanzierungsplanung zur Anwendung kommen. Die Auswirkungen auf die regulatorischen Kennzahlen LCR und NSFR (und auch auf die internen Liquiditätspuffer) sind auf Basis außergewöhnlicher, aber plausibler makroökonomischer Annahmen zu ermitteln, wobei eine besondere Konzentration auf zentrale Schwachstellen der Institute stattfinden soll. Die fortlaufende Angemessenheit des internen Stresstestprogramms wird durch eine stetige Überwachung von neuen Bedrohungen, Schwachstellen und Veränderungen des Umfelds unterstützt. Als Folge der Überwachung kann eine Anpassung des Programms resultieren. Die Szenarioanalysen im institutsspezifischen Stresstestprogramm sind regelmäßig hinsichtlich ihrer Auswirkungen zu quantifizieren. Dem Prinzip der Proportionalität folgend führen bedeutende Institute im SSM die Berechnungen (analog zum ICAAP) grundsätzlich einmal pro Quartal durch, weniger bedeutende Institute entsprechend in größeren Zeitabständen bis zu einem Jahr. Unabhängig von der Größe und Komplexität des Kreditinstituts müssen alle Unternehmen die Ergebnisse aus dem institutsinternen Stresstestprogramm in die Bewertung der Angemessenheit ihrer Liquiditätsausstattung im Jahresverlauf integrieren.1

1

Vgl. EZB (2018, Liquiditätsausstattung), S. 20–30.

9. Kapitel Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP

529

9. Kapitel: Aufsichtlicher Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I.

Grundlegendes zum SREP

Am 19.12.2014 hat die EBA mit den EBA/GL/2014/13 erstmals Leitlinien für den EU-weit einheitlichen aufsichtsrechtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) publiziert.1 Damit konkretisiert die Europäische Bankenaufsichtsbehörde die Art. 97 ff. der europäischen Eigenmittelrichtlinie „CRD V“ – bzw. vormals der CRD IV – mit dem Ziel, einheitliche und angemessene Aufsichtspraktiken in der europäischen Finanzaufsicht zu etablieren. So sind einerseits Banken zwar verpflichtet, ihre Risiken mittels interner Verfahren zu messen und zu steuern. Andererseits ist es innerhalb des SREP jedoch zugleich die Aufgabe der Aufsichtsbehörden, das Risikomanagement der Kreditinstitute auf seine Geeignetheit hin zu überprüfen und zu bewerten.2 Am 19.07.2018 wurden mit den EBA/GL/2018/03 erstmals umfassend überarbeitete SREP-Leitlinien veröffentlicht, ohne dass dabei jedoch die im Jahr 2014 aufgestellten Regeln völlig verändert oder ausgewechselt wurden. Vielmehr wurde das Regelwerk an einigen Stellen aktualisiert und es wurden beispielsweise die Vorgaben zu aufsichtsrechtlichen Stresstests erweitert, um das Ziel einer noch stärkeren Konvergenz aufsichtlicher Praxis innerhalb der EU in Bezug auf den SREP zu erreichen. Diese aktualisierten Leitlinien3 sind seit dem 01.01.2019 anzuwenden. Während die EZB innerhalb des SSM in ihrer Verwaltungspraxis bereits seit dem Jahr 2015 einen an den Leitlinien orientierten Ansatz gegenüber den signifikanten Banken (SIs) verfolgt, werden die ursprünglichen SREP-Leitlinien aus dem Jahr 2014 gegenüber weniger signifikanten Banken (LSIs) seit dem 01.01.2016 von den nationalen Behörden angewendet. Die Vorgaben zum SREP richten sich demnach nicht unmittelbar an die zu beaufsichtigenden Banken der EU, sondern primär an die zuständigen Behörden, welche die Leitlinien gemäß Art. 16 Abs. 3 EBA-VO nach dem comply or

1 2 3

Die Ausführungen in diesem 9. Kapitel Teil A beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 140–145 sowie die dort angegebene Literatur. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BLAß, ROBIN (2020, Bewertungsprozess), S. 134. Zu einer konsolidierten Fassung der SREP-Leitlinien vgl. EBA (2018, Guidelines).

530

9. Kapitel Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP

explain-Prinzip1 in ihre Verwaltungspraxis aufzunehmen haben. Als zuständige Behörden sind diejenigen Behörden anzusehen, welchen mittels Rechts- oder Verwaltungsvorschrift die Befugnis zur Beaufsichtigung von Kreditinstituten übertragen wurde. In Deutschland ist die BaFin die zuständige Behörde, sofern nicht die EZB zuständig ist.2 § 7 KWG verpflichtet zudem die Deutsche Bundesbank zur Zusammenarbeit mit der BaFin und gegebenenfalls mit der EZB mit der Maßgabe, dass diese „Zusammenarbeit die laufende Überwachung der Institute durch die Deutsche Bundesbank“ umfasst. Wenngleich die SREP-Leitlinien unmittelbar an die Aufsichtsbehörden gerichtet sind, lässt sich aus ihnen für Banken dennoch zumindest ein mittelbarer Handlungsbedarf ableiten, da die Leitlinien den Rahmen der aufsichtsrechtlichen Verwaltungspraxis determinieren. Zu verorten ist der SREP – wie Abbildung 913 zeigt – in der zweiten Säule des Baseler Drei-Säulen-Modells. In der Gesamtbetrachtung stellt er jedoch nicht etwa eine drastische Neuerung dar. Vielmehr lässt sich der SREP als eine Weiterentwicklung von bereits mit der Umsetzung von Basel II geschaffenen Elementen klassifizieren, welche neben den quantitativen Anforderungen der ersten Baseler Säule auch qualitative Anforderungen an das Risikomanagement der Banken formuliert haben und unter dem Begriff „aufsichtsrechtlicher Überprüfungsprozess“ (SRP) Einzug fanden. Innerhalb des SREP sollen solche Risiken identifiziert werden, die mit den quantitativen Mindesteigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule nicht oder nicht vollständig erfasst werden können. Aus diesem Grund hat sich für die Anforderungen aus dem SREP auch die Bezeichnung „Säule-1-plus“ etabliert.4 So ist innerhalb des SREP beispielsweise eine Prüfung dahingehend vorzunehmen, ob ein Kreditinstitut in seinem internen Risikomanagement die mittels der standardisierten Rechenverfahren der ersten Baseler Säule nicht quantifizierbaren Reputationsrisiken oder auch die Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch adäquat betrachtet. Mit der Einführung des SREP neu hinzugekommen ist indessen, dass die Aufsichtsbehörden auf Basis der

1

2 3 4

Das comply or explain-Prinzip dient der Festigung des einheitlichen Regelwerks, zu dessen Schaffung und Fortentwicklung die EBA mandatiert wurde. Da die EBA in der EU aber nicht zu den rechtsetzenden Organen gehört, entfalten ihre veröffentlichten Leitlinien keine unmittelbare rechtliche Bindungswirkung. Das comply or explain-Prinzip tritt diesem Umstand entgegen und verpflichtet die von EBALeitlinien und EBA-Empfehlungen angesprochenen Behörden dazu, alle erforderlichen Anstrengungen zu unternehmen, um den genannten Veröffentlichungen nachzukommen. Aus diesem Grund müssen die angesprochenen Behörden anzeigen, ob sie den Vorgaben der EBA nachkommen (comply) oder zumindest zeitnah nachkommen werden. Für den Fall einer Nichtbefolgung der Vorgaben muss die betreffende Behörde sich der EBA gegenüber erklären (explain). Vgl. zu diesen Ausführungen BLAß, ROBIN (2020, comply). Vgl. § 6 Abs. 1 KWG. Zur Fragestellung, wann die nationale Aufsichtsbehörde zuständig ist und wann die EZB die zuständige Behörde darstellt, vgl. das 4. Kapitel Teil B.II. Modifiziert entnommen aus KLOPF, GERHARD (2016, Überblick), S. 4. Vgl. hierzu ausführlich BLAß, ROBIN (2020, Säule-I-plus-Ansatz), S. 1750–1751.

9. Kapitel Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP

531

Erkenntnisse aus dem SREP nun automatisch zusätzliche Eigenmittelanforderungen an die bewertete Bank stellen.1

Baseler Rahmenwerk

Säule 1: Mindesteigenmittelanforderungen

ergänzt

Säule 2:

Säule 3:

aufsichtlicher Überprüfungsund Bewertungsprozess (SREP)

Marktdisziplin (durch erweiterte Offenlegungspflichten)

ergänzt

Abbildung 91: Einordnung des SREP in das Baseler Rahmenwerk

II.

Umsetzung des SREP

Seine rechtliche Grundlage hat der SREP in den Art. 97–107 CRD V, durch welche die EBA mandatiert wird, Leitlinien zur EU-weiten Angleichung der gemeinsamen Methode und der gemeinsamen Verfahren der aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung herauszugeben. Aufgrund des beschriebenen Charakters der Leitlinien und der Tatsache, dass die Behörden verpflichtet sind, jegliche Anstrengungen zu unternehmen, um den Vorgaben der EBA nachzukommen, bedarf es allerdings keiner unmittelbaren Übernahme der Leitlinien in nationales Recht. Dennoch finden sich einige innerhalb des SREP von den Aufsichtsbehörden zu betrachtende Aspekte in den an die Kreditinstitute gerichteten national geltenden Regelungen wieder, die z. T. sogar bereits in der Zeit vor dem Erlass der ersten SREP-Leitlinien im Jahr 2014 galten. Zum Beispiel verpflichtet in Deutschland § 25a KWG Banken zu einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation sowie zu einem adäquaten Risikomanagement. Schon seit dem Jahr 2005 konkretisiert die BaFin mit den mittlerweile mehrfach no-

1

Zu den zusätzlichen Eigenmittelanforderungen an Institute auf Basis des SREP vgl. das 9. Kapitel Teil C.

532

9. Kapitel Teil A: Grundlagen und Umsetzung des SREP

vellierten MaRisk die genannte Norm und gibt Banken damit einen flexiblen, praxisnahen Leitfaden für die Ausgestaltung ihres internen Risikomanagements an die Hand.1 Weiterhin sind beispielsweise auch § 6b KWG („Aufsichtliche Überprüfung und Beurteilung“), § 25b KWG („Auslagerung von Aktivitäten und Prozessen; Verordnungsermächtigung“) sowie die Anforderungen an Banken, interne Prozesse zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit (ICAAP) und zur Sicherstellung einer angemessenen Liquiditätsausstattung (ILAAP) einzurichten, mit dem SREP in Verbindung zu bringen. Bezogen auf die aufsichtsseitige praktische Umsetzung des SREP ist grundsätzlich zu konstatieren, dass zwar die von der EZB unmittelbar beaufsichtigten Banken innerhalb des Euro-Raums einen einheitlichen SREP durchlaufen. Jedoch können die Ansätze der nationalen Aufsichtsbehörden, die innerhalb des SSM weiterhin die Aufsichtsbefugnisse über die weniger bedeutenden Banken (LSIs) und innerhalb der nicht am SSM teilnehmenden sonstigen EU-Mitgliedstaaten über alle dort ansässigen Banken ausüben, durchaus leicht divergent sein. Dies ist einerseits Ausdruck des Proportionalitätsprinzips, nach welchem Banken umso stärker beaufsichtigt und geprüft werden sollen, je stärker ihr Systemgefährdungsgrad ist. Andererseits tragen die den Aufsichtsbehörden eingeräumten Freiräume beim SREP der Heterogenität der einzelnen nationalen Bankenlandschaften innerhalb der EU Rechnung.2

1 2

Vgl. MANGER-NESTLER, CORNELIA (2020, Risikomanagement), S. 1403. Zu den MaRisk vgl. ausführlich das 10. Kapitel. Vgl. zu diesem Absatz BLAß, ROBIN (2020, Bewertungsprozess), S. 134. Zum Gedanken der Proportionalität und zu den Freiräumen, welche die nationalen Aufsichtsbehörden bei der Umsetzung des SREP haben, vgl. ausführlich WEILAND, CHRISTIANE (2019, Proportionalität), S. 1100–1105; EZB (2020, Methodology); WASCHBUSCH, GERD (2020, Proportionalitätsprinzip), S. 1637–1638.

9. Kapitel Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP

533

9. Kapitel: Aufsichtlicher Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I.

Rahmenkonzept des SREP

Den Nukleus des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses stellt der sog. SREP-Kernprozess dar, an dessen Ende die SREP-Gesamtbewertung des betrachteten Kreditinstituts steht.1 Dieser Kernprozess beinhaltet nebst einer Überprüfung des Geschäftsmodells sowie der internen Governance und der institutsweiten Kontrollen des Kreditinstituts auch eine Bewertung der Kapitalrisiken und der Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken der Bank. Zusätzlich dazu sind weitere Elemente zu berücksichtigen, die dem SREP-Kernprozess teilweise vor- bzw. nachgelagert sind oder sein können und die zusammen mit dem Kernprozess das Rahmenkonzept des SREP (siehe dazu Abbildung 92)2 bilden.

Kategorisierung von Instituten quartalsweise Beobachtung von Schlüsselindikatoren SREP-Kernprozess

Geschäftsmodellanalyse

Bewertung der internen Governance und der institutsweiten Kontrollen

Bewertung der Kapitalrisiken

Bewertung der Liquiditätsund Finanzierungsrisiken

Bewertung des inhärenten Risikos und der Kontrollen

Bewertung des inhärenten Risikos und der Kontrollen

Bestimmung der Eigenmittelanforderungen und Stresstests

Bestimmung der Liquiditätsanforderungen und Stresstests

Bewertung der Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung

Bewertung der Angemessenheit der Liquiditätsausstattung

SREP-Gesamtbewertung Aufsichtsmaßnahmen quantitative Kapitalmaßnahmen

quantitative Liquiditätsmaßnahmen

andere Aufsichtsmaßnahmen

Frühinterventionsmaßnahmen

Abbildung 92: Rahmenkonzept des SREP 1 2

Die Ausführungen in diesem 9. Kapitel Teil B beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 145–155 sowie die dort angegebene Literatur. Abbildung geringfügig modifiziert entnommen aus EBA (2018, Guidelines), S. 11.

534

II.

9. Kapitel Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP

Ablauf des SREP

Den Beginn des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses markiert die Kategorisierung der Institute. Dieser von der zuständigen Aufsichtsbehörde vorzunehmende Schritt ist mit dem Proportionalitätsprinzip zu begründen, nach dem sich die Intensität der Beaufsichtigung eines Kreditinstituts an dessen Systemgefährdungsgrad orientieren soll. In praxi bedeutet das, dass jedes Institut in Abhängigkeit von seiner Größe, seiner Organisation, der Art und Komplexität seiner Geschäfte und dem dadurch von ihm ausgehenden systemischen Risiko einer von vier Kategorien zugeordnet wird. Während Banken der ersten Kategorie diejenige Gruppe darstellen, innerhalb der bereits der Ausfall von nur einem Kreditinstitut gravierende negative Auswirkungen auf die Finanzstabilität haben könnte, werden der vierten Kategorie lediglich nicht komplexe Banken ohne internationale Geschäftstätigkeiten zugeordnet. Die letztlich vorgenommene Eingruppierung determiniert maßgeblich die Häufigkeit und die Intensität, in der die Bank den SREP durchläuft. Ob die Kategorie, der eine Bank zugeordnet wurde, weiterhin zutreffend ist, wird in regelmäßigen Abständen oder aber bei Eintritt eines signifikanten Unternehmensereignisses – wie beispielsweise große Verkäufe oder Zukäufe von Unternehmensanteilen oder wichtige strategische Maßnahmen im Kreditinstitut – neu evaluiert. Abbildung 931 illustriert die beschriebenen Zusammenhänge und zeigt zudem die wesentlichen Kriterien für die Einordnung einer Bank in eine der vier Kategorien. Zusätzlich zur Einordnung einer jeden Bank in eine der vier genannten Kategorien wird von der Aufsichtsbehörde eine Auswahl finanzieller und nicht finanzieller Schlüsselindikatoren vorgenommen. Solche Schlüsselindikatoren können beispielsweise die aufsichtsrechtlichen Eigenmittelquoten, die LCR oder die NSFR der Bank oder auch marktbasierte Indikatoren wie Immobilienpreise sein. Die von der Kategorisierung der Bank unabhängige und mindestens quartalsweise Beobachtung dieser Schlüsselindikatoren soll die Aufsichtsbehörden in die Lage versetzen, Veränderungen von Prozessen, der Risikostruktur oder aber der pekuniären Bedingungen des beaufsichtigten Kreditinstituts frühzeitig zu erkennen. Werden – auch oder gerade in einem peer-group-Vergleich – von der Aufsichtsbehörde ungewöhnliche Verschlechterungen der Schlüsselindikatoren festgestellt, so können diese als Frühwarnindikatoren für institutsindividuelle oder systemisch adverse Entwicklungen angesehen werden, denen die Behörde mit entsprechenden Gegenmaßnahmen begegnen kann. Gegebenenfalls kann es sogar zu einer SREP-Neubewertung der Bank kommen.

1

Zu den in Abbildung 93 gemachten Angaben vgl. ausführlich EBA (2018, Guidelines), S. 27–28 und S. 34–38.

9. Kapitel Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP

Kat.

wesentliche Kriterien zur Einstufung

1

- systemrelevante Institute - andere große oder systemisch bedeutende Institute gemäß Einschätzung des Aufsehers

2

- große und mittelgroße Institute, die nicht der Kategorie 1 zugeordnet sind - Spezialinstitute mit signifikantem Marktanteil im jeweiligen Geschäftsfeld bzw. bei Zahlungssystemen oder Handelsplätzen

3

- kleine und mittelgroße Institute, die nicht der Kategorie 1 oder 2 zugeordnet sind, mit nicht signifikantem Auslandsgeschäft - begrenzte Anzahl an Geschäftsfeldern, in denen primär Kreditservices für Retail- und Corporate-Kunden angeboten werden; nur begrenztes Angebot an Finanzprodukten - Spezialinstitute mit weniger signifikantem Marktanteil im jeweiligen Geschäftsfeld bzw. bei Zahlungssystemen oder Handelsplätzen

4

Bewertung aller SREPElemente (mind.)

535

Schlüsselindikatoren

Ermittlung des SREP-Gesamtergebnisses

quartalsweise

jährlich

jährlich

alle 2 Jahre

alle 3 Jahre

- alle anderen kleinen, nicht komplexen Institute ohne Auslandsgeschäft, die nicht den Kategorien 1 bis 3 zugeordnet sind.

Abbildung 93: Kategorisierungskriterien und Anwendungshäufigkeit des SREP Die Grundlage der aus dem SREP resultierenden SREP-Gesamtbewertung bildet der oben bereits kurz beschriebene SREP-Kernprozess, dessen vier Elemente die „Geschäftsmodellanalyse“, die „Bewertung der internen Governance und der institutsweiten Kontrollen“, die „Bewertung der Kapitalrisiken bzw. -ausstattung“ und die „Bewertung der Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken bzw. Liquiditätsausstattung“ sind. Auf eine detaillierte Betrachtung der vier genannten SREP-Teilelemente wird jedoch an dieser Stelle verzichtet. Stattdessen sei hierzu auf das 9. Kapitel Teil D verwiesen. Von Bedeutung für die hiesigen Ausführungen ist allerdings, dass die genannten Elemente des SREP-Kernprozesses eine Bewertung erhalten. Diese Bewertung wird separat für jeden der vier Teilprozesse vorgenommen und beläuft sich auf einen ganzzahligen Wert von eins bis vier, wobei der Wert „eins“ die Bestnote darstellt. In Worten ausgedrückt würde eine Bewertung von „eins“ bspw. für das Element „Geschäftsmodellanalyse“ bedeuten, dass das Geschäftsmodell und die strategische Ausrichtung „ein geringes Risiko für die Überlebensfähigkeit des Instituts“1 darstellen. Würde der genannte Teilprozess hingegen mit „vier“ bewertet werden, so würden die Aufseher dem Geschäftsmodell und der Strategie ein „hohes Risiko für die Überlebensfähigkeit des Instituts“2 attestieren. Auf der Grundlage der aus der Bewertung der vier Elemente des SREP-Kernprozesses resultierenden vier Teilergebnisse leitet die Aufsichtsbehörde eine SREP-Gesamt-

1 2

EBA (2018, Guidelines), S. 48. EBA (2018, Guidelines), S. 50.

536

9. Kapitel Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP

bewertung ab, welche die „aktuelle Bewertung der gesamten Überlebensfähigkeit eines Instituts auf der Grundlage der Bewertung der SREP-Elemente“1 darstellt. Diese Gesamtbewertung wird im letzten Schritt in einen SREP-Gesamtscore und damit in einen „numerischen Indikator des Gesamtrisikos für die Überlebensfähigkeit des Instituts auf der Grundlage der SREP-Gesamtbewertung“2 übertragen, der nun eine Aussage über die potenzielle Überlebensfähigkeit des Kreditinstituts trifft. Auch der SREP-Gesamtscore nimmt einen ganzzahligen Wert von der Höchstnote „eins“ bis hin zum Wert „vier“ für jene Banken an, die als grundsätzlich überlebensfähig eingestuft werden, wobei der Gesamtscore nicht dem Mittelwert der vier Teilergebnisse entsprechen muss, sondern innerhalb eines den Behörden zugestandenen Gewichtungsspielraums festgelegt wird. Darüber hinaus kann es jedoch auch dazu kommen, dass eine Bank als nicht mehr überlebensfähig angesehen wird, woraufhin sie den SREP-Gesamtscore „F“ für „ausfallende oder wahrscheinlich ausfallende“ (failing or likely to fail, FOLTF) Banken erhält und gegebenenfalls in die Insolvenz geschickt wird oder zum Abwicklungsfall im SRM wird.3 Das Endergebnis des SREP wird der Bank jährlich in einem auf das Institut individuell zugeschnittenen behördlichen SREP-Beschluss mitgeteilt, der zugleich die dem Kreditinstitut auferlegten behördlichen Anforderungen enthält.4 Erhält eine Bank einen SREP-Gesamtscore von eins bis vier und wird sie damit als grundsätzlich überlebensfähig angesehen, so kann die Aufsichtsbehörde verschiedene überlebenssichernde Maßnahmen ergreifen, deren Intensität sich vom Gesamtscore ableitet und entsprechend steigt, je schlechter der SREP-Gesamtscore ist. Die Bandbreite der den Aufsichtsbehörden zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ist dabei sehr umfangreich. So wird es die Aufsichtsbehörde bei sehr gut situierten Banken mit dem SREP-Gesamtscore „eins“ regelmäßig dabei belassen können, das Kreditinstitut weiterhin turnusmäßig zu überwachen. Mit abnehmender prognostizierter Überlebensfähigkeit des Instituts kann die Behörde jedoch strengere Maßstäbe anlegen, die unter Umständen die Schließung ganzer Geschäftsbereiche der Bank nach sich ziehen oder den Wechsel der Geschäftsleitung im Rahmen der sog. Frühintervention zur Vermeidung einer Insolvenz oder Abwicklung des Instituts betreffen. Neben der Ergreifung solcher qualitativer Maßnahmen darf die Aufsichtsbehörde aber auch quantitative Vorgaben bezüglich der Liquiditäts- und Kapitalausstattung machen und bei-

1 2 3 4

EBA (2018, Guidelines), S. 24. EBA (2018, Guidelines), S. 24. Zur Abwicklung von Banken und zum Unterschied einer Insolvenz und einer Abwicklung vgl. das 4. Kapitel Teil B.III. Vgl. EZB (2017, SREP).

9. Kapitel Teil B: Rahmenkonzept und Ablauf des SREP

537

spielsweise eine über die Anforderungen der ersten Baseler Säule hinausgehende Eigenmittelanforderung an die Banken formulieren. Diesen zusätzlichen Kapitalanforderungen widmet sich das nachfolgende 9. Kapitel Teil C. Erhält eine Bank indessen den SREP-Gesamtscore „F“ und wird ihr damit ein (wahrscheinlicher) Ausfall attestiert, so hat die Aufsichtsbehörde den Fall grundsätzlich an die zuständige Abwicklungsbehörde weiterzuleiten. Diese entscheidet dann gemeinsam mit der Europäischen Kommission und gegebenenfalls dem Rat der EU darüber, ob die Abwicklungsvoraussetzungen des Art. 32 der Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie (BRRD)1 erfüllt sind und ob die Bank deshalb abgewickelt wird oder ob das nationale Insolvenzrecht Anwendung findet.2 Der SREP kann somit die Brücke schlagen zwischen der laufenden Beaufsichtigung lebensfähiger Banken und dem Krisenmanagement für sanierungs- oder abwicklungsbedürftige Banken. Abbildung 943 visualisiert noch einmal prägnant die Möglichkeit der Ergreifung verschiedener aufsichtlicher Maßnahmen in Abhängigkeit vom SREP-Gesamtergebnis.

numerische Einstufung für SREP-Gesamtergebnis

Score

1

Maßnahmen der Aufsicht gemäß SREP-Leitfaden

Implikation

aufsichtliche Interpretation des SREP-Ergebnisses bezüglich der Überlebensfähigkeit des Instituts niedriges Maß an Risiko

2

niedriges bis mittleres Maß an Risiko

3

mittleres bis hohes Maß an Risiko

4

hohes Maß an Risiko

F

ausfallend oder wahrscheinlich ausfallend (unter Berücksichtigung der Bedingungen gemäß Art. 32 BRRD)

in der Regel keine direkten Maßnahmen

• turnusmäßige Überwachung

aufsichtliche Maßnahmen

aufsichtliche Maßnahmen • Kapital- und Liquiditätsmaßnahmen • andere Maßnahmen

frühzeitiges Eingreifen (Art. 27 BRRD) Abwicklung (Art. 31 ff. BRRD)

frühzeitiges Eingreifen/Abwicklung • Anordnung zur Durchführung von Frühinterventionsmaßnahmen wie zum Beispiel Sanierungsmaßnahmen gemäß Sanierungsplan, Änderung der Geschäftsstrategie • Übergabe an die Abwicklungsbehörde und Abwicklung des Instituts

Abbildung 94: Bankenaufsichtliche Maßnahmen in Abhängigkeit von der SREP-Gesamtbewertung

1 2 3

Zur BRRD vgl. ausführlich BLAß, ROBIN (2020, Richtlinie). Zum SRM vgl. ausführlich das 4. Kapitel Teil B.III. Abbildung modifiziert entnommen aus QUINTEN, DANIEL A.; WEHN, CARSTEN S. (2017, SREP), S. 18.

538

9. Kapitel Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP

9. Kapitel: Aufsichtlicher Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP von Dr. Robin Blaß, Saarbrücken I.

Säule-2-Anforderung (P2R) und Säule-2-Empfehlung (P2G)

Unter Beachtung des im 9. Kapitel Teil B beschriebenen SREP-Gesamtergebnisses sind die Aufsichtsbehörden angehalten, sowohl qualitative Maßnahmen als auch zusätzliche quantitative Maßnahmen gegenüber der beaufsichtigten Bank zu ergreifen.1 Neben einer erhöhten Liquiditätsausstattung, die beispielsweise der Erfüllung von aufsichtsrechtlichen Liquiditätsquoten dienen kann, finden die zusätzlichen quantitativen Anforderungen ihren Niederschlag insbesondere in der Formulierung einer erhöhten und über die Mindesteigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule hinausgehenden Kapital- bzw. Eigenmittelanforderung. Die auf den Erkenntnissen des SREP beruhende automatisierte Festsetzung von zusätzlichen Eigenmittelanforderungen an Banken stellt dabei im Vergleich zum alten Recht nach Basel II eine Neuerung des mit den SREP-Leitlinien aus dem Jahr 2014 eingeführten gemeinsamen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses dar. Während die CRD IV, die ihrerseits die ursprüngliche rechtliche Grundlage für die aus dem SREP resultierenden zusätzlichen Eigenmittelanforderungen an Banken darstellt, diesbezüglich noch vergleichsweise wenig klarstellend formuliert war, enthält die CRD V weitaus detailliertere Regelungen. Diese lehnen sich erkennbar an die seit dem Inkrafttreten des SREP gelebte Verwaltungspraxis an, welche im Jahr 2018 schließlich Einzug in die überarbeiteten SREP-Leitlinien gehalten hat. Nach dieser Verwaltungspraxis unterscheiden die Aufsichtsbehörden bereits seit der Zeit vor den überarbeiteten Leitlinien zwischen einer an die Banken gerichteten harten Eigenmittelanforderung – der sog. Säule-2-Anforderung (pillar 2 requirement; P2R) – und einer weichen Eigenmittelempfehlung, die auch als Säule-2-Empfehlung (pillar 2 guidance; P2G) bezeichnet wird. Mit der CRD V wurde diese über Jahre gelebte Praxis der Behörden letztendlich in europäisches Recht gegossen.2

1 2

Die Ausführungen in diesem 9. Kapitel Teil C beziehen sich in weiten Teilen auf BLAß, ROBIN (2019, Abwicklung), S. 154–165 sowie die dort angegebene Literatur. Seit der Umsetzung der CRD V in deutsches Recht ist die P2R in § 6c KWG geregelt, während die P2G in § 6d KWG verankert ist.

9. Kapitel Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP

539

So gestattet es Art. 104 Abs. 1 Buchst. a) CRD V den Aufsehern, gegenüber einem Institut eine in Art. 104a CRD V geregelte Eigenmittelanforderung zu verhängen, die über die Mindesteigenmittelanforderungen der CRR hinausgeht und jederzeit zwingend einzuhalten ist.1 Diese zusätzliche Eigenmittelanforderung entspricht der oben genannten P2R und soll vordergründig als harter Kapitalzuschlag für alle Risiken ermittelt werden, die nicht oder nur unvollständig durch die Mindesteigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule abgedeckt sind.2 Dazu sind insbesondere auch die Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch zu zählen.3 Über die Höhe der festgesetzten Säule-2-Anforderung wird eine Bank informiert, sobald der SREP vollzogen wurde. Je nach der SREP-Kategorie der Bank4 wird die P2R jährlich, alle zwei Jahre oder nach drei Jahren neu festgesetzt und gilt von da an grundsätzlich für den Zeitraum bis zur nächsten Festsetzung, wobei eine häufigere Bewertung anlassbezogen möglich ist. Die meisten deutschen Banken befinden sich derzeit in der dritten oder vierten Kategorie und damit in einem dreijährigen Zyklus für die SREP-Kapitalquantifizierung.5 Die P2R soll de lege lata wie auch die Baseler Mindesteigenmittelanforderungen zu mindestens drei Vierteln mit Kernkapital erfüllt werden, welches selbst zu mindestens drei Vierteln aus hartem Kernkapital bestehen soll. Es ist den Aufsichtsbehörden jedoch gestattet, unter Angabe von Gründen strengere Anforderungen an die Qualität der zur Erfüllung der P2R verwendeten Eigenmittel zu formulieren.6 Bislang lässt sich in der Praxis beobachten, dass zumindest die von der EZB beaufsichtigten Banken die P2R vollständig aus hartem Kernkapital aufbauen müssen. Eine Verrechnung der P2R mit den sonstigen Eigenmittelanforderungen ist nach Art. 104a Abs. 4 CRD V nicht gestattet. Neben der beschriebenen P2R dürfen die Aufsichtsbehörden den beaufsichtigten Banken auf Basis des Ergebnisses aufsichtsrechtlicher Stresstests eine institutsindividuelle weiche Eigenmittelempfehlung (P2G) aussprechen, die auch als Eigenmittelzielkennziffer bezeichnet wird.7 Das durch die Einhaltung der P2G erreichte Eigenmittelniveau soll in der Folge ausreichen, damit Banken Verluste in Stressphasen absorbieren können, ohne die Mindesteigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule und die P2R zu unterschreiten.8 Aufgrund der Tatsache, dass die Ergebnisse der

1 2 3 4 5 6 7 8

Zur P2R vgl. ausführlich BLAß, ROBIN (2020, Pillar-2-Requirements), S. 1589. Zu einer vollständigen Auflistung der weiteren Gründe für die Festsetzung der P2R vgl. ausführlich Art. 104a Abs. 1 CRD V. Zu den Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch vgl. das 9. Kapitel Teil E. Zur Kategorisierung der Banken vgl. das 9. Kapitel Teil B. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen ALERT, STEFANIE (2018, Zyklus), S. 11 und S. 13. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen Art. 104a Abs. 4 CRD V; ferner DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 39. Zur P2G vgl. ausführlich BLAß, ROBIN (2020, Pillar-2-Guidance), S. 1588–1589. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2019, Bankenpaket), S. 39; FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23.

540

9. Kapitel Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP

aufsichtsrechtlichen Stresstests die Grundlage für die Festlegung der P2G darstellen, lehnt sich der Turnus für die Neufestsetzung der P2G an den Turnus der Stresstests an. In Deutschland werden bei den LSIs derzeit grundsätzlich alle zwei Jahre aufsichtsrechtliche Stresstests durchgeführt.1 Dieser Zeitraum ist auch im restlichen SSM grundsätzlich zu beobachten. Mit der Festlegung der Eigenmittelzielkennziffer im Jahr 2019 hat die BaFin die deutsche Verwaltungspraxis an die derzeitige Verwaltungspraxis der EZB dahingehend angepasst, dass die P2G vollständig mit hartem Kernkapital vorzuhalten ist.2 Auf deutscher Ebene gestattet die BaFin den LSIs allerdings ausdrücklich eine Verrechnung der P2G mit dem in Höhe von 2,5 % des Gesamtrisikobetrags vorzuhaltenden Kapitalerhaltungspuffer. Innerhalb des SSM wird dagegen eine solche Verrechnung seitens der EZB nicht offen kommuniziert. Dennoch wird auch hier bei der Festsetzung der P2G gegenüber den SIs berücksichtigt, dass mit dem Kapitalerhaltungspuffer prinzipiell ähnliche Risiken abgedeckt werden wie mit der P2G. Dementsprechend ist die von der EZB kommunizierte P2G eine Nettogröße, bei deren Festsetzung der Kapitalerhaltungspuffer bereits berücksichtigt wurde. Zusammenfassend wirken somit die beiden Vorgehensweisen der BaFin und der EZB trotz unterschiedlicher Kommunikation gleich. Während die BaFin die P2G als Bruttogröße kommuniziert und eine Verrechnung mit dem Kapitalerhaltungspuffer zulässt – woraus letztlich eine Netto-P2G resultiert –, teilt die EZB den Banken keine Bruttogröße mit, berücksichtigt jedoch bei der Festlegung der kommunizierten Nettogröße bereits den Kapitalerhaltungspuffer. Damit richten beide Institutionen ihre Verwaltungspraxis – wenn auch mit einer unterschiedlichen Vorgehensweise – an den in Tz. 396 der SREP-Leitlinien enthaltenen Vorgaben aus.

II.

Gesamteigenmittelanforderungen an Banken unter Berücksichtigung der Kapitalvorgaben aus dem SREP

Die Einführung des SREP und die damit einhergehenden zusätzlichen Erfordernisse an die Eigenmittelausstattung von Banken haben unweigerlich auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung der von den Instituten vorzuhaltenden gesamten bankenaufsichtsrechtlichen Eigenmittel. So setzt die P2R als harte Kapitalanforderung für bislang nicht adäquat abgedeckte Risiken unmittelbar auf den Mindesteigenmittelanforderungen gemäß der CRR auf. Die P2G als reine Empfehlung der Aufsichtsbehörden steht jedoch – zumindest bei SIs innerhalb des SSM – grundsätzlich additiv über allen sonstigen Eigenmittelanforderungen und demnach grundsätzlich auch über der kombinierten Kapitalpuffer-Anforderung.3 1 2 3

Vgl. ALERT, STEFANIE (2018, Zyklus), S. 13. Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23. Da den LSIs in Deutschland derzeit eine Verrechnung der P2G mit dem Kapitalerhaltungspuffer ausdrücklich gestattet ist, ergibt sich hier ein differenziertes Bild. Sollte die P2G für eine Bank auf einen

9. Kapitel Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP

541

Abbildung 951 skizziert die von den SIs innerhalb des SSM derzeit zu erfüllenden Gesamteigenmittelanforderungen. Dabei spiegelt die TSCR als gesamte aus dem SREP resultierende Kapitalanforderung per definitionem die Summe der Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 CRR und der im Einklang mit den SREP-Leitlinien erhobenen zusätzlichen harten Eigenmittelanforderung wider.2 Dies ist insoweit sinnvoll, als dass die P2R – wie beschrieben – dazu erhoben wird, die mit den Mindesteigenmittelanforderungen nicht (vollständig) abgedeckten Risiken zu berücksichtigen. Der in den SREP-Leitlinien aufgeführte Begriff der Gesamtkapitalanforderungen (OCR) beschreibt hingegen die Summe aller von Banken zwingend vorzuhaltenden Eigenmittel. Dies sind neben der TSCR auch sämtliche Puffer-Anforderungen, die ein Kreditinstitut zu erfüllen hat.3

P2G MDA

A-SRI-Puffer 0 % bis 2 %

G-SRI-Puffer 1 % bis 3,5 %

Systemrisikopuffer 1 % bis 5 %

antizyklischer Kapitalpuffer 0 % bis 2,5 %

kombinierte KapitalpufferAnforderung

Kapitalerhaltungspuffer 2,5 %

OCR

P2R erste Baseler Säule 8%

TSCR

Abbildung 95: Eigenmittelanforderungen an SIs im SSM unter Berücksichtigung des SREP Das Ausklammern der P2G aus der Definition der OCR, was dadurch kenntlich gemacht wird, dass die P2G in Abbildung 95 über der OCR steht, spiegelt den Charak-

1 2 3

Wert von bis zu 2,5 % festgesetzt werden, so kann grundsätzlich eine vollständige Verrechnung mit dem Kapitalerhaltungspuffer erfolgen, sodass zur Einhaltung der P2G keine zusätzlichen Eigenmittel aufgebaut werden müssen. Sollte die P2G für eine Bank jedoch auf einen Wert festgesetzt werden, der über 2,5 % liegt, dann ist der den Kapitalerhaltungspuffer übersteigende Teil und demnach alles, was über 2,5 % hinausgeht, als zusätzliche Eigenmittelempfehlung anzusehen, die über die kombinierte Kapitalpuffer-Anforderung hinaus vorzuhalten ist. Modifiziert entnommen aus EZB (2020, Methodology), S. 18. Vgl. BLAß, ROBIN (2020, SREP), S. 1984–1985. Vgl. BLAß, ROBIN (2020, Overall), S. 1538.

542

9. Kapitel Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP

ter der P2G als reine aufsichtliche Empfehlung wider. Zwar wird seitens der Aufseher eine gewisse Erwartungshaltung an die Einhaltung dieser Kennziffer formuliert, jedoch ist sie rechtlich nicht verbindlich vorzuhalten. Sie soll vielmehr eine Frühwarnschwelle darstellen und auch in Stressphasen sicherstellen, dass Banken die zwingenden aufsichtlichen Kapitalanforderungen der ersten beiden Baseler Säulen weiterhin erfüllen. Unabhängig davon ist es allerdings so, dass die zuständige Behörde Banken bei einem Unterschreiten der P2G intensiver beaufsichtigen wird, ohne aber unmittelbar aufsichtliche Maßnahmen zu ergreifen. Eine vollständige Nichteinhaltung der P2G führt jedoch dazu, dass die Bank die sog. MDA-Schwelle (ausschüttungsfähiger Höchstbetrag) erreicht. Diese Schwelle markiert einen Wert, ab dem das Kreditinstitut einen Betrag von maximal (noch) zulässigen Ausschüttungen auf Kapitalbeträge berechnen muss. Hierdurch wird die Geschäftsleitung in ihrer Tätigkeit dergestalt beschränkt, als dass die Bank Gewinne, gewinnabhängige Boni o. Ä. nicht mehr oder nur noch begrenzt ausschütten darf, um dem Kreditinstitut keine notwendige Haftungsmasse zu entziehen.1 Die Aufsichtsbehörden publizieren regelmäßig die durchschnittlichen Eigenmittelanforderungen an Banken aus dem SREP. Nachfolgende Abbildung 962 visualisiert die SREP-Gesamtkapitalanforderungen aus dem Jahr 2019 mit Wirkung zum Jahr 2020. Dabei werden die durchschnittlichen Anforderungen der EZB den durchschnittlichen Anforderungen der BaFin an die von ihnen jeweils beaufsichtigten Kreditinstitute einander gegenübergestellt. Um isoliert die Auswirkungen auf die Eigenmittel aus dem SREP darstellen zu können, zeigt Abbildung 96 die Eigenmittelanforderungen ohne systemische oder antizyklische Puffer-Anforderungen. Die angezeigte Eigenmittelzielkennziffer aus dem BaFin-SREP stellt aufgrund der ausdrücklich erlaubten Verrechnung mit dem Kapitalerhaltungspuffer denjenigen Teil der durchschnittlichen Säule-2-Empfehlung dar, der den Kapitalerhaltungspuffer übersteigt und somit nach der Verrechnung mit diesem übrig bleibt (Nettobetrachtung). In der Bruttobetrachtung würde sich demnach ein Wert von 3,83 % ergeben. Bezogen auf den EZB-SREP stellen die zur Erfüllung der P2G durchschnittlich vorzuhaltenden 1,5 % die oben bereits beschriebene Nettogröße dar, welche unter Berücksichtigung des Kapitalerhaltungspuffers entstanden ist. Eine offizielle Bruttogröße wird vonseiten der EZB nicht kommuniziert. Weil die dargestellten Werte lediglich die auf höchster Ebene aggregierten Durchschnittswerte des EZB-SREP bzw. des nationalen BaFin-SREP darstellen, können sich auf Einzelinstitutsebene durchaus erhebliche Abweichungen von diesen Werten 1 2

Vgl. zu diesem Absatz BLAß, ROBIN (2020, Höchstbetrag), S. 156–157; BLAß, ROBIN (2020, Pillar-2Guidance), S. 1588–1589; FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23. Zu den dargestellten Werten vgl. EZB (2020, SREP); FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23.

9. Kapitel Teil C: Erfordernis zusätzlicher Eigenmittel auf Basis des SREP

543

ergeben. Diese hängen vor allem auch mit dem SREP-Gesamtergebnis und dem daraus abgeleiteten SREP-Gesamtscore zusammen, wobei eine Bank regelmäßig höhere Anforderungen aus dem SREP erfüllen muss, je schlechter sie im SREP abschneidet.

16 % 14 % 12 %

1,50 % 2,50 %

10 %

1,33 % 2,50 %

2,10 %

1,32 %

8,00 %

8,00 %

EZB-SREP

BaFin-SREP

8% 6% 4% 2% 0%

Mindesteigenmittelanforderungen Säule-2-Anforderung (P2R) Kapitalerhaltungspuffer

Eigenmittelzielkennziffer (P2G)

Abbildung 96: SREP-Gesamtkapitalanforderungen im Jahr 2019 mit Wirkung zum Jahr 2020 Bestätigen lassen sich die getätigten Aussagen durch eine Betrachtung der Ergebnisse des EZB-SREP von 2019, aufgrund dessen die EZB 109 SREP-Bescheide an von ihr beaufsichtigte Banken versendet hat.1 Hiernach muss ein Kreditinstitut im Durchschnitt eine harte Kernkapitalanforderung2 i. H. v. 10 % des Gesamtrisikobetrags erfüllen, wenn sie den SREP-Gesamtscore „zwei“ erreicht hat. Bei einem SREP-Gesamtscore von „drei“ beträgt die Anforderung bereits durchschnittlich 10,8 %, während sie auf 11,8 % anwächst, wenn ein Gesamtscore von „vier“ erreicht wurde. Einen SREP-Gesamtscore von „eins“ und damit die Bestnote hat keine der untersuchten Banken erreichen können. 1 2

Zum EZB-SREP aus dem Jahr 2019 und zu den nachfolgenden Ausführungen vgl. ausführlich EZB (2020, SREP). Die harte Kernkapitalanforderung setzt sich aus der Mindesteigenmittelanforderung der ersten Baseler Säule (4,5 % hartes Kernkapital), der P2R, dem Kapitalerhaltungspuffer (2,5 % hartes Kernkapital) und der P2G zusammen. Der Systemrisikopuffer, der antizyklische Puffer sowie der A-SRI-Puffer bzw. der G-SRI-Puffer finden keine Berücksichtigung.

544

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

9. Kapitel: Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Tom John Geie, Hannover I. 1.

SREP-Element „Geschäftsmodellanalyse“ Zielsetzung

Die Geschäftsmodellanalyse (im Englischen als „Business model analysis“ oder kurz BMA bezeichnet) besitzt als eines der Elemente im SREP zwei primäre Ziele. Im Rahmen der regelmäßigen Überprüfungen sollen die zuständigen Aufsichtsbehörden sowohl die Tragfähigkeit des aktuellen Geschäftsmodells als auch die Nachhaltigkeit der Strategie des Instituts bewerten. Ein Geschäftsmodell wird als tragfähig erachtet, wenn es in den kommenden zwölf Monaten eine „akzeptable Rendite“ erwirtschaftet. Die (ökonomische) Nachhaltigkeit ist gegeben, wenn zukünftig aufgrund der strategischen Pläne und finanziellen Prognosen eine akzeptable Rendite über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren erzielt werden kann.1 Aus aufsichtsrechtlicher Sicht ist es zudem wichtig, dass diese Renditen durch eine angemessene Refinanzierungs- und Kapitalstruktur und eine angemessene Risikobereitschaft über einen vollständigen Geschäfts- und Wirtschaftszyklus hinweg erzielt werden.2 Der Geschäftsverlauf eines Instituts und damit seine Fähigkeit, Gewinne und Wachstum zu generieren, kann neben den klassischen bankgeschäftlichen Risiken auch durch die Art des jeweiligen Geschäftsmodells negativ beeinflusst werden. Dieses sog. Geschäftsmodellrisiko kann sowohl aus internen Faktoren (z. B. ineffiziente Preisgestaltung von Schlüsselprodukten, unzureichende Zielvorgaben, Vertrauen in unrealistische strategische Annahmen, übermäßige Risikokonzentrationen, schlechte Refinanzierungs- und Kapitalstrukturen oder unzureichende operative Ausführungskapazitäten) als auch aus externen Faktoren (z. B. ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld oder eine veränderte Wettbewerbslandschaft) resultieren.3 Die Geschäftsmodellanalyse bietet Einblicke in die wichtigsten Schwachstellen eines Instituts auf einer zukunftsorientierten Basis. Die Identifizierung der wichtigsten 1 2 3

Vgl. EBA (2018, Guidelines), Tz. 62. Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

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Schwachstellen dürfte dazu beitragen, spezifische Risiken für die Solvenz und Liquidität zu identifizieren, die für das Institut (zukünftig) wesentlich sind. Die Ergebnisse der Geschäftsmodellanalyse unterstützten auch die Bewertung anderer SREP-Elemente.1

2.

Ablauf

Die Durchführung der Geschäftsmodellanalyse erfolgt in drei Phasen: – Phase 1: Datenerfassung, – Phase 2: automatisiertes Scoring, – Phase 3: Bewertung des „Risk Levels“ (inhärentes Risikoniveau). Die Phase 1 der Geschäftsmodellanalyse dient dazu, das Geschäftsmodell des Instituts und die „Wesentlichkeit“ der einzelnen Geschäftsbereiche und Produkte zu identifizieren. Es werden Informationen gesammelt, um ein aktuelles Bild über die wichtigsten Geschäftsbereiche des Instituts zu erhalten. Zudem werden den Instituten entsprechende Peer-Groups für ein vergleichendes Benchmarking zugewiesen. In der Phase 2 der Geschäftsmodellanalyse wird dem Institut ein automatisch erzeugter Scorewert zugewiesen, der auf Basis von Rentabilitätsindikatoren ermittelt wird. Ziel dieser Phase ist die Bewertung, ob das Institut angemessene Renditen pro Geschäftsfeld erzielen kann. Gegenstand der Phase 3 der Geschäftsmodellanalyse ist die Analyse der Tragfähigkeit und der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells des Instituts mittelfristig und über den Zyklus hinweg. Ziel der abschließenden Bewertung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden ist es, abzuschätzen, was mit der Profitabilität des jeweiligen Geschäftsbereichs z. B. bei einem wirtschaftlichen Abschwung passieren könnte, welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden könnten und ob ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Geschäftsstrategie und Risikobereitschaft besteht. Hierzu kommen verschiedene Indikatoren zum Einsatz, die über die in der Phase 2 genutzten Kennzahlen zur Rentabilität hinausgehen und die Schwachstellen der verschiedenen Geschäftsmodelle besser aufzuzeigen. Diese Phase führt zu einer Gesamtbewertung des Geschäftsmodellrisikos des Instituts, die zu einer Anpassung des Phase-2-Scores um +2/-1 Notches führen kann.2

3.

Zentrale Informationsquellen

Zur Durchführung der BMA sollten die zuständigen Aufsichtsbehörden mindestens die folgenden Quellen für quantitative und qualitative Informationen nutzen:3 1 2 3

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EBA (2018, Guidelines), Tz. 66.

546

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

– strategische Pläne des Instituts mit Prognosen für das laufende Jahr und für die Zukunft sowie die zugrundeliegenden wirtschaftlichen Annahmen (z. B. Geschäfts- und Risikostrategie), – Finanzberichterstattung (z. B. Gewinn- und Verlustrechnung und bilanzielle Angaben), – aufsichtsrechtliches Berichtswesen (z. B. COREP, FINREP und Kreditregister), – internes Berichtswesen (z. B. Managementinformationen, Kapitalplanung, Liquiditätsberichte, interne Risikoberichte, Capital Adequacy Statement (CAS)), – Sanierungspläne der Institute und Abwicklungspläne der zuständigen Abwicklungsbehörden, – Berichte Dritter (z. B. Prüfungsberichte, Berichte von Aktien-/Kreditanalysten), – andere relevante Studien und Erhebungen mit Bezug zu dem Geschäftsmodell (z. B. vom Internationalen Währungsfonds, von makroprudenziellen Behörden und Institutionen, von europäischen Institutionen).

4.

Ausgewählte Prüfungselemente und -methoden

Zur Bewertung der Tragfähigkeit des aktuellen Geschäftsmodells müssen die zuständigen Aufsichtsbehörden bewerten, ob das Institut in den kommenden zwölf Monaten eine „akzeptable Rendite“ erwirtschaften kann. Die zukünftigen Renditen werden anhand der folgenden Kriterien beurteilt:1 – Eigenkapitalrendite (ROE) im Vergleich zu den Eigenkapitalkosten (COE): Die zuständigen Aufsichtsbehörden sollten prüfen, ob das Geschäftsmodell des Instituts auf der Grundlage der Eigenkapitalrendite im Vergleich zu den Eigenkapitalkosten eine über den Kosten liegende Rendite erwirtschaftet. Weitere Messgrößen wie die risikobereinigte Kapitalrendite (z. B. RORAC und RAROC) samt der Veränderung dieser Messgrößen im Laufe des Konjunkturzyklus können diese Bewertung unterstützen. – Refinanzierungsstruktur: Die zuständigen Aufsichtsbehörden müssen prüfen, ob die Form und die Struktur der Refinanzierung für das Geschäftsmodell und die Strategie des Instituts angemessen sind. Volatilitäten oder Inkongruenzen in der Refinanzierung können dazu führen, dass ein Geschäftsmodell in der Zukunft als nicht mehr tragfähig oder nachhaltig zu bewerten ist, selbst wenn derzeit noch eine über den Kosten liegende Rendite erwirtschaftet wird.

1

Vgl. EBA (2018, Guidelines), Tz. 82.

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– Risikobereitschaft: Die zuständigen Aufsichtsbehörden sollten prüfen, ob das Geschäftsmodell und die damit verbundene Strategie des Instituts auf einer angebrachten Risikobereitschaft beruhen. Diese erscheint nicht mehr als angemessen, wenn sie für einzelne Risikoarten oder in der Gesamtheit als zu hoch angesehen wird. Unterstützt wird diese Bewertung durch Analysen der Ertrags-/Risiko-Verhältnisse innerhalb der relevanten Vergleichsgruppe des Instituts. Darüber hinaus müssen die zuständigen Aufsichtsbehörden auch die Nachhaltigkeit der Strategie des Instituts beurteilen, akzeptable Renditen über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren zu erzielen. Hierzu betrachten die zuständigen Aufsichtsbehörden insbesondere die folgenden Elemente:1 – Plausibilität der Annahmen des Instituts und der prognostizierten finanziellen Leistungsfähigkeit im Vergleich zur aufsichtlichen Einschätzung des aktuellen und zukünftigen ökonomischen Geschäftsumfelds, – Auswirkungen der aufsichtlichen Einschätzung des ökonomischen Geschäftsumfelds auf die prognostizierte Ertragslage, – Komplexität und Ambition der Strategie im Vergleich zum aktuellen Geschäftsmodell, – Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Strategieumsetzung auf der Grundlage der bisherigen Umsetzungsfähigkeiten des Instituts. Auf der Grundlage dieser Bewertungen bilden sich die zuständigen Aufsichtsbehörden ein Gesamturteil über die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und die Nachhaltigkeit der Strategie sowie über alle potenziellen Risiken für die Tragfähigkeit eines Instituts. Dieses Gesamturteil bildet den SREP-Teilscore für die Geschäftsmodellanalyse.

5.

Aktuelle Ergebnisse

Die zuständigen Aufsichtsbehörden veröffentlichen regelmäßig aggregierte Ergebnisse zu den verschiedenen SREP-Elementen. Vor dem Hintergrund der COVID-19Pandemie erfolgte dies durch die EZB-Bankenaufsicht für bedeutende Institute letztmalig für das Berichtsjahr 2019. In insgesamt 109 institutsspezifischen Geschäftsmodellanalysen erhielten 4 % der Institute den bestmöglichen Score 1, 49 % den Score 2, 41 % den Score 3 und 6 % den schlechtesten Score 4.2 Im Berichtsjahr 2020 führten die zuständigen Aufsichtsbehörden einen „pragmatischen“ SREP durch und die EZB-Bankenaufsicht hat von der Veröffentlichung der

1 2

Vgl. EBA (2018, Guidelines), Tz. 84. Vgl. EZB (2020, SREP).

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9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

SREP-Teilscores für die Geschäftsmodellanalyse abgesehen. Stattdessen wurden zentrale Kernaussagen zur Geschäftsmodellanalyse veröffentlicht:1 – die Profitabilität der Institute sank im Jahr 2020 vor allem aufgrund einer höheren Risikovorsorge (z. B. Wertberichtigungen), eines geringeren Zinsüberschusses und eines Rückgangs bei den Gebühren und Provisionen, – sinkende Margen verstärkten den Druck auf die Institute, ihre Kostenbasis anzupassen, was zu einer Reihe von Kostensenkungsmaßnahmen (z. B. Filialkonsolidierung, Innovationsprojekte und Home-Office-Regelungen) führte, – die COVID-19-Pandemie hat den Trend zur Digitalisierung interner Prozesse forciert, – die Institute haben auch auf die Herausforderungen der COVID-19-Krise reagiert, indem sie breitere strategische Überarbeitungen sowie Konsolidierungsmaßnahmen verfolgten, – die zuständigen Aufsichtsbehörden haben Bedenken hinsichtlich der Verlässlichkeit der Geschäftspläne einiger Institute geäußert und sind diesen mit qualitativen Empfehlungen zur kurzfristigen Rentabilität begegnet (z. B. mit der Aufforderung, Rentabilitätsprognosen zu aktualisieren, Strategieüberprüfungen einzuleiten und den zuständigen Aufsichtsbehörden detaillierte Umsetzungspläne und Überwachungsinformationen vorzulegen).

II. 1.

SREP-Element „Governance & interne Kontrollen“ Zielsetzung

Das SREP-Element „Governance & interne Kontrollen“ zielt auf die Analyse des Risikomanagements und der internen Governance auf konzernweiter Ebene ab. Hierbei erfolgt eine Gesamtüberprüfung der betrieblichen und organisatorischen Struktur des Instituts, des gesamten Rahmens für Risikokontrolle und Risikomanagement sowie der zugehörigen Daten und IT-Architektur. Die Bewertung umfasst drei Hauptaspekte:2 – interner Governance-Rahmen des Instituts (einschließlich Organisationsstruktur, Auslagerung, Leitungsorgan, Risikomanagement- und Compliance-Funktion sowie interne Revision), – Rahmenwerk zur Risikobereitschaft und Risikokultur des Instituts, einschließlich seiner Vergütungspolitik, – Risiko-Infrastruktur, Datenaggregation und Berichterstattung. 1 2

Vgl. EZB (2021, SREP aggregate results). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

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Die interne Governance als Teil der gesamten Unternehmensführung umfasst die Definition der Rollen und Verantwortlichkeiten der relevanten Personen, Funktionen, Gremien und Ausschüsse innerhalb eines Instituts. Zudem wird ihre Zusammenarbeit bewertet, sowohl in Bezug auf einen Governance-Rahmen als auch in Bezug auf das tatsächliche Verhalten. Zu den genannten Rollen gehören auch Funktionen wie die interne Revision, das Risikomanagement und die Compliance.1 Der Umfang der Bewertung dieses SREP-Elements ist umfassend und zielt darauf ab, alle Risiken aufzudecken, die sich aus Schwachstellen und Fehlern in der Leitung, Organisation und Kontrolle des Instituts ergeben. Die zuständigen Aufsichtsbehörden berücksichtigen bei der Bewertung der Angemessenheit der vorhandenen Strukturen und Prozesse den Grundsatz der Proportionalität und dabei die Größe und Komplexität des Instituts.2

2.

Ablauf

Die Bewertung des SREP-Elements „Governance & interne Kontrollen“ nimmt eine „breite“ Perspektive ein, um die gesamte organisatorische Kompetenz und Fähigkeit eines Instituts zu bewerten. Die Bewertung von risikoartenspezifischen Kontrollen erfolgt in den beiden Elementen „Risk to Capital“ und „Risk to Liquidity“, wobei eine konsistente Integration in das hier betrachtete Gesamtrahmenwerk notwendig ist. Die Durchführung der Bewertung des SREP-Elements „Governance & interne Kontrollen“ erfolgt ebenfalls in drei Phasen:3 – Phase 1: Datenerfassung, – Phase 2: formaler Compliance-Check, – Phase 3: Hauptbewertung der „Risk Control“ (Risikokontrollen). Die Phase 1 der Datenerfassung nutzt primär interne Dokumente, die Informationen in Bezug auf das Leitungsorgan in seiner Aufsichts- und seiner Managementfunktion sowie hinsichtlich der Unterausschüsse (z. B. Charta, Rollenbeschreibung, Zusammensetzung, Nachfolgeplanung und die Fähigkeiten und Erfahrungen ihrer Mitglieder, relevante Protokolle zu ausgewählten Themen) enthalten. Auch die Rahmenwerke zur Risikobereitschaft und zur Vergütungspolitik umfassen relevante Informationen. Darüber hinaus nutzen die zuständigen Aufsichtsbehörden Informationen zur Organisationsstruktur (z. B. Organigramm mit Angabe der wichtigsten Funktionen und Ausschüsse) sowie zu Berichtslinien und zur Zuweisung von Verantwortlichkei-

1 2 3

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

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9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

ten, einschließlich der Inhaber von Schlüsselfunktionen, und Informationen über deren Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen, das Nichtvorhandensein von Interessenkonflikten und Reputation. Zudem kommen die relevanten internen Richtlinien zum Einsatz, in denen Governance-bezogene Prozesse und organisatorische Vorkehrungen festgelegt sind, einschließlich derjenigen, die sich auf die internen Kontrollfunktionen beziehen (z. B. Richtlinien für die interne Revision, das Risikomanagement und die Compliance). In der Phase 2 nutzen die zuständigen Aufsichtsbehörden eine umfassende Liste von Fragen, die auf regulatorischen Verweisen beruhen und sich auf interne Governance- und Risikomanagement-Vereinbarungen beziehen. Gegenstand dieser Phase ist die Durchführung eines formalen Compliance-Checks. Die anschließende Phase 3 zielt darauf ab, zu überprüfen, ob das interne GovernanceRahmenwerk in der Praxis funktioniert und es dem Institut ermöglicht, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Institutsstruktur wird hierbei eine ganzheitliche gruppenweite Perspektive eingenommen.1

3.

Zentrale Prüfungselemente

Die zuständigen Aufsichtsbehörden sollten beurteilen, ob die interne Unternehmensführung eines Instituts dem Risikoprofil, dem Geschäftsmodell, der Art, der Größe und der Komplexität des Instituts angemessen ist oder nicht. Zudem sollte im Rahmen der Bewertung festgestellt werden, ob wesentliche Risiken durch mangelhafte interne Governance-Regelungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit des Instituts bestehen.2 Hierzu haben die zuständigen Aufsichtsbehörden eine Beurteilung der folgenden Bereiche vorzunehmen:3 – gesamter interner Governance-Rahmen, – Zusammensetzung, Organisation und Arbeitsweise des Leitungsorgans und seiner Ausschüsse, – Unternehmens- und Risikokultur, – Vergütungspolitik und -praxis, – interner Kontrollrahmen, der eine klare Organisationsstruktur und gut funktionierende unabhängige interne Risikomanagement-, Compliance- und Audit-Funktionen umfassen sollte, – Rahmen für das Risikomanagement, einschließlich ICAAP- und ILAAP-Dokumentation sowie Genehmigungsverfahren für neue Produkte, – Verwaltungs- und Rechnungslegungsverfahren, 1 2 3

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EBA (2018, Guidelines), Tz. 88. Vgl. EBA (2018, Guidelines), Tz. 89.

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

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– Outsourcing-Vereinbarungen, – Informationssysteme und Geschäftsfortführung, – Konsistenz und Glaubwürdigkeit der aufsichtlichen Sanierungsplanung.

4.

Aktuelle Ergebnisse

Auch im SREP-Element „Governance & interne Kontrollen“ wurden letztmalig für das Berichtsjahr 2019 entsprechende SREP-Teilscores veröffentlicht. In insgesamt 109 institutsspezifischen Analysen des SREP-Elements „Governance & interne Kontrollen“ erhielt keines der Institute den bestmöglichen Score 1, 18 % erhielten den Score 2, 76 % den Score 3 und 6 % den schlechtesten Score 4. Die Trends und die Entwicklung des Scores in diesem SREP-Element sind ein Bereich, der den zuständigen Aufsichtsbehörden zunehmend Sorge bereitet. Zentrale Schwachstellen identifiziert die EZB-Bankenaufsicht bei bedeutenden Instituten insbesondere in folgenden Prüfungselementen:1 – schwache Effektivität des Vorstands, – schwaches Risikomanagement und schwache Kontrolle von Risiken im Zusammenhang mit Auslagerungen, – mangelhafte Fähigkeiten zur Datenaggregation, wobei viele Institute eine schwache Ausrichtung an den BCBS 239-Prinzipien aufweisen, – schwache Anti-Geldwäsche-Kontrollen und -Verfahren, – etwa 10 % der bedeutenden Institute, die Probleme mit ihren Kapitalquoten aufweisen, erhalten die Note 3 oder 4 bei der Vergütung, da sie keine angemessenen Anreizsysteme vorhalten. Die Ergebnisse im Berichtsjahr 2020 sind wiederum stark von der COVID-19-Pandemie geprägt. Insgesamt gelang es den Instituten, ihre Governance-Regelungen anzupassen, um die aus der COVID-19-Krise resultierenden Risiken angemessen zu steuern und zu überwachen. So bewerteten die zuständigen Aufsichtsbehörden beispielsweise die Fähigkeit positiv, als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie effektive Krisenausschüsse einzurichten. Einige Institute stehen jedoch aufgrund der COVID-19Pandemie vor größeren Herausforderungen im SREP-Element „Governance & interne Kontrollen“, insbesondere in Bezug auf:2 – unzureichende Einbindung des Leitungsorgans sowie unzureichende Weiterverfolgung und Überwachung der Geschäftsfunktionen, insbesondere in Bezug auf die Angemessenheit der Berichterstattung, 1 2

Vgl. EZB (2020, SREP). Vgl. EZB (2021, SREP aggregate results).

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9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

– Probleme im Kreditrisikomanagement, die auch innerhalb der internen Kontrollfunktionen festgestellt wurden, – anhaltende strukturelle Schwächen im Bereich der Risikodatenaggregation und -berichterstattung, die durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft wurden.

III. SREP-Element „Kapitalrisiken“ 1. Zielsetzung Die Institute müssen regelmäßig das Kapital bestimmen, welches sie zur Deckung ihrer kapitalbezogenen Risiken benötigen. Die zuständigen Aufsichtsbehörden nehmen diesbezüglich eine Analyse und Bewertung vor, die sich aus drei Bestandteilen zusammensetzt. Dadurch ist es möglich, die Kapitalposition des Instituts aus drei verschiedenen und sich ergänzenden Blickwinkeln zu analysieren. Die Bewertung jedes der drei Elemente ist hierzu in detaillierte Einzelschritte unterteilt.1

2.

Bestandteile der Bewertung

Im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses wird das SREP-Element „Kapitalrisiken“ anhand der nachfolgenden drei Bestandteile, die in den englischsprachigen Veröffentlichungen auch als „Blocks“ bezeichnet werden, analysiert: – Block 1: Bewertung der Risiken für das Kapital, – Block 2: kritische Würdigung der internen Einschätzung des Kapitalbedarfs eines Instituts, – Block 3: kritische Würdigung der internen Schätzungen des gestressten Kapitals eines Instituts. In Block 1 erfolgt eine Bewertung der Risikoniveaus und Risikokontrollen durch die zuständigen Aufsichtsbehörden für die kapitalbezogenen Risiken. Im Allgemeinen handelt es sich um die vier Risikoarten Kreditrisiko, Marktrisiko, operationelles Risiko und Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch, die je nach Geschäftsmodell des Instituts um weitere wesentliche Kapitalrisiken ergänzt werden. Vergleichbar zu den beiden SREP-Elementen „Geschäftsmodellanalyse“ und „Governance & interne Kontrollen“ werden die Risikoniveaus und die Risikokontrollen der jeweiligen Risikoart in drei sich ergänzenden Phasen bewertet: – Phase 1: Phase der Daten-/Informationssammlung,

1

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

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– Phase 2: Scoring-Phase, die auf vordefinierten Indikatoren (Risikoniveau) oder Compliance-Checks (Risikokontrollen) basiert, – Phase 3: aufsichtliche Bewertungsphase. Die in Phase 2 ermittelten SREP-Teilscores für die Risikoniveaus und die Risikokontrollen können von den zuständigen Aufsichtsbehörden in der Phase 3 in einem vorgegebenen Intervall angepasst werden. Die Bewertungen der Phase 3 müssen begründet und dokumentiert werden. Zudem unterliegen die Ergebnisse einer horizontalen Konsistenzprüfung über verschiedene ausgewählte Institute hinweg. Für jede Risikoart werden die in Phase 3 durchgeführten Bewertungen des Risikoniveaus und der Risikokontrolle anschließend zu einer kombinierten Begründung und einem kombinierten SREP-Teilscore zusammengefasst. Abschließend werden die Bewertungen der einzelnen Risikoarten zu einer kapitalbezogenen Gesamtrisikobewertung zusammengefasst.1 In Block 2 bewerten die zuständigen Aufsichtsbehörden die internen Prozesse des Instituts zur Identifizierung und Schätzung des zur Deckung der eingegangenen Risiken erforderlichen Kapitals (ICAAP). Diese Beurteilung erfolgt sowohl aus einer qualitativen als auch aus einer quantitativen Perspektive mit dem Ziel, ob der ICAAPRahmen des Instituts zuverlässig und der Art, dem Umfang und der Komplexität der Tätigkeiten des Instituts angemessen ist. Hierzu werden die verschiedenen Elemente des ICAAP beurteilt (z. B. die Risikoidentifikation, die Einbindung des ICAAP in den täglichen Managementprozess, Umsetzung der internen Kontrollen und der Validierung als Teil des Governance-Rahmens des ICAAP, Verbindung zur Kapitalplanung des Instituts).2 Die gesamtheitliche Bewertung des ICAAP beeinflusst auch die Beurteilung des SREP-Elements „Governance & interne Kontrollen“. Zudem spielt die Überprüfung sowohl der qualitativen als auch der quantitativen Aspekte des ICAAP eine wichtige Rolle bei der Festlegung der zusätzlichen Kapitalanforderungen3 durch die Aufsicht.4 In Block 3 bewerten die zuständigen Aufsichtsbehörden – unter der Annahme gestresster wirtschaftlicher und finanzieller Entwicklungen – die Fähigkeit des Instituts, seinen Kapitalbedarf aus einer zukunftsorientierten Perspektive zu decken. Hierzu nutzen die zuständigen Aufsichtsbehörden verschiedene Informationsquellen wie beispielsweise die Ergebnisse des internen Stresstestprogramms des Instituts sowie die Ergebnisse von aufsichtlichen Stressanalysen (z. B. SSM-/EBA-Stresstest, LSI-

1 2 3 4

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. das 6. Kapitel Teil F. Vgl. das 9. Kapitel Teil C. Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

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9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

Stresstest der Deutschen Bundesbank). Die Institute nutzen eine Vielzahl interner Szenario- und Sensitivitätsanalysen, um ihren Kapitalverlauf und ihre Fähigkeit zur Aufnahme von Eigenmitteln zu einem bestimmten Zeithorizont zu bestimmen. Diese helfen den Instituten bei der Identifikation und Vorbereitung von Gegenmaßnahmen, um im Falle des Eintretens negativer Szenarien frühzeitig gegensteuern zu können. Die internen Szenario- und Sensitivitätsanalysen ergänzen somit den bestehenden ICAAP des Instituts. Zur Überprüfung der Stresstests folgen die zuständigen Aufsichtsbehörden Grundsätzen und Empfehlungen, die diesbezüglich von internationalen und nationalen Aufsichtsgremien festgelegt wurden.1 Die Bewertung der Kapitaladäquanz eines Instituts zielt darauf ab, seine Fähigkeit zu bewerten, die Kapitalanforderungen der ersten Baseler Säule und der zweiten Baseler Säule sowohl zum Zeitpunkt als auch zu einem bestimmten Zeithorizont unter normalen und gestressten Bedingungen zu erfüllen. Nachdem die zuständigen Aufsichtsbehörden die drei Blöcke bewertet haben, resultiert daraus ein Blick auf den Kapitalbedarf des Instituts aus drei sich ergänzenden Blickwinkeln.2

3. a)

Zentrale Prüfungselemente bei der Bewertung der Risiken für das Kapital Kreditrisiko

Das Kreditrisiko ist definiert als die Möglichkeit, dass ein Institut Verluste erleidet, die daraus resultieren, dass ein Schuldner einen Kredit nicht zurückzahlt oder anderweitig eine vertragliche Verpflichtung nicht in Übereinstimmung mit den vereinbarten Bedingungen erfüllt. Für die meisten Institute sind Kredite die größte Quelle des Kreditrisikos. Kreditrisiken können sich jedoch auch aus anderen Aktivitäten ergeben, unabhängig davon, ob sie im Bankbuch oder im Handelsbuch, bilanzwirksam oder außerbilanziell gebucht werden. Es gibt zudem einige Risiken (z. B. Kontrahentenrisiko, Risiko aus Verbriefungspositionen), die aufgrund ihrer Art sowohl unter das Kredit- als auch unter das Marktpreisrisiko fallen können. Diese Risiken wurden allerdings in Anlehnung an den aufsichtsrechtlichen Risikorahmen in die breite Kreditrisikokategorie aufgenommen. Die typischen Dimensionen, die bei der Überprüfung des Kreditrisikos eines Instituts zu berücksichtigen sind, sind die folgenden:3 – Umfang der Kreditengagements, – Art und Zusammensetzung des Kreditportfolios, einschließlich seiner Konzentration,

1 2 3

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

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– Entwicklung des Kreditportfolios, – Qualität des Kreditportfolios, – Kreditrisikoparameter, einschließlich der auf internen Ratings basierenden (z. B. Ausfallwahrscheinlichkeit, Verlustquote bei Ausfall, Kreditumrechnungsfaktoren) und anderer intern geschätzter Parameter, – Kreditrisikominderungen und -abdeckungen. Zudem sind externe Faktoren (z. B. das wirtschaftliche Umfeld und Marktentwicklungen) zu berücksichtigen.

b)

Marktpreisrisiko

Das Marktpreisrisiko ist definiert als das Risiko von Verlusten in bilanziellen und außerbilanziellen Positionen aufgrund von Marktpreisschwankungen mit Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung oder auf die Kapitalposition des Instituts. Es umfasst das Risiko, das sich ergibt aus:1 – Risikofaktoren, die den gehaltenen Instrumenten zugrunde liegen: – Zinsänderungsrisiko (ohne Positionen im Anlagebuch), – Aktienrisiko, – Credit-Spread-Risiko, – Fremdwährungsrisiko (einschließlich der Goldposition), – Warenrisiko (einschließlich der Edelmetallposition); – Merkmale der eingegangenen Positionen: – Bewertungsrisiko im Zusammenhang mit komplexen und illiquiden Positionen, – nichtlineares Risiko, – Gap-Risiko; – Beziehung zur Gegenpartei der Geschäfte: – Kreditbewertungsanpassungsrisiko, – Erfüllungsrisiko; – Risikomanagementpraktiken des Instituts: – Absicherungsstrategien, – Basisrisiko, – Konzentrationsrisiko. 1

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

556

c)

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch

Das Zinsänderungsrisiko ist das Risiko eines Instituts, das sich aus ungünstigen Veränderungen der Zinssätze ergibt. Das IRRBB umfasst das Zinsänderungsrisiko, das aus potenziellen Änderungen der Zinssätze resultiert, die sich negativ auf die Nichthandelsaktivitäten eines Instituts auswirken. Die aufsichtliche Bewertung des IRRBB umfasst zwei sich ergänzende Analysen:1 – Analyse aus einer ökonomischen Wertperspektive, die sich darauf konzentriert, wie Zinsänderungen den Barwert der erwarteten Netto-Cashflows beeinflussen, – Analyse aus einer Ertragsperspektive, die sich auf die Auswirkungen von Zinsänderungen auf die kurzfristigen Erträge konzentriert. Die Institute sollten nachweisen, dass sie in der Lage sind, die verschiedenen Komponenten des IRRBB (insb. Gap-Risiko, Basisrisiko und Optionsrisiko) zu identifizieren und zu bewerten.

d)

Operationelles Risiko

Das operationelle Risiko ist definiert als die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder von externen Ereignissen eintreten. Diese Definition schließt das Rechtsrisiko, das Compliance-Risiko, das Verhaltensrisiko, das Modellrisiko von Modellen, die sich nicht auf andere SREP-Risikokategorien beziehen, und das informationstechnologische (IT- oder IKT-) Risiko ein. Gleichzeitig schließt die Definition aber das strategische Risiko und das Reputationsrisiko aus. Infolge des starken Zusammenhangs wird das Reputationsrisiko dennoch in Verbindung mit dem operationellen Risiko bewertet. Diese aufsichtliche Bewertung unterteilt das operationelle Risiko in sieben Ereignisarten:2 – interner Betrug, – externer Betrug, – Beschäftigungspraktiken und Sicherheit am Arbeitsplatz, – Kunden, Produkte und Geschäftspraktiken, – Schäden an physischen Vermögenswerten, – Geschäftsunterbrechungen und Systemausfälle, – Ausführung, Lieferung und Prozessmanagement.

1 2

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

4.

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Aktuelle Ergebnisse

Im SREP-Element „Kapitalrisiken“ wurden letztmalig für das Berichtsjahr 2019 entsprechende SREP-Teilscores veröffentlicht. In insgesamt 109 institutsspezifischen Analysen des Kreditrisikos erhielten 3 % der Institute den bestmöglichen Score 1, 53 % den Score 2, 31 % den Score 3 und 13 % den schlechtesten Score 4. Insbesondere steht der institutsspezifische Umgang mit notleidenden Krediten (NPL) im Fokus der zuständigen Aufsichtsbehörden. Zentrale Erkenntnis der EZB-Bankenaufsicht für das Berichtsjahr 2019 war, dass der Abbau der NPLs sich in den letzten zwei Jahren zwar beschleunigt hat (und sich damit die großen Anstrengungen der Institute bei der Verfolgung dieses Ziels und die Wirksamkeit der aufsichtlichen Maßnahmen zeigen), aber dennoch weiterhin ein Bedarf an Folgemaßnahmen von bedeutenden Instituten zur Auflösung von NPLs besteht.1 Diese Erkenntnis gewinnt für das Berichtsjahr 2020 vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie weiter an Bedeutung. Die zuständigen Aufsichtsbehörden stellen fest, dass die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen während der COVID-19-Pandemie das Tempo des laufenden Abbaus notleidender Kredite verlangsamten. Große Sorge bereitet den zuständigen Aufsichtsbehörden das zukünftige Auslaufen der fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen, die Klippeneffekte in Bezug auf die Qualität der Aktiva der Institute auslösen könnten. Der Fokus der zuständigen Aufsichtsbehörden liegt darauf, sicherzustellen, dass die Institute Risiken in ihren Bilanzen angemessen klassifizieren und messen und dass sie operativ darauf vorbereitet sind, notleidende Schuldner zeitnah festzustellen.2 Identifizierte ICAAP-Schwächen in den Kapitalplanungs- und Stresstest-Prozessen werfen aus Sicht der EZB-Bankenaufsicht zudem Fragen hinsichtlich der Verlässlichkeit von zukunftsgerichteten Kapitalprognosen auf, was wiederum die Fähigkeit der Institute einschränken könnte, ihre Kapitalposition erfolgreich durch die COVID-19-Krise zu steuern.3 Bei den Analysen des Marktpreisrisikos erhielten von 109 bedeutenden Instituten 6 % der Institute den bestmöglichen Score 1, 76 % den Score 2, 12 % den Score 3 und 1 % den schlechtesten Score 4. Für 5 % der bedeutenden Institute stellt das Marktpreisrisiko keine wesentliche Risikoart dar. Die Marktrisiko-Teilscores haben aus Sicht der zuständigen Aufsichtsbehörden die Volatilität an den Finanzmärkten seit 2018 erfasst. Folglich wird das Credit-Spread-Risiko für etwa die Hälfte der bedeutenden Institute als wesentlich bewertet. Zwischen der aufsichtlichen Bewertung und

1 2 3

Vgl. EZB (2020, SREP). Vgl. EZB (2021, SREP aggregate results). Vgl. EZB (2021, SREP aggregate results).

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9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

der Wahrnehmung der Institute durch den Markt ergibt sich ein kausaler Zusammenhang, sodass CDS-Spreads bei bedeutenden Instituten mit schlechteren SREP-Scores tendenziell höher sind.1 In insgesamt 109 institutsspezifischen Analysen des Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch erhielten 2 % der Institute den bestmöglichen Score 1, 58 % den Score 2, 39 % den Score 3 und 1 % den schlechtesten Score 4. Aus Sicht der zuständigen Aufsichtsbehörden war das IRRBB-Risiko für das Berichtsjahr 2019 im Allgemeinen stabil.2 Bei den Analysen des operationellen Risikos erhielten von 109 bedeutenden Instituten 1 % der Institute den bestmöglichen Score 1, 12 % den Score 2, 77 % den Score 3 und 10 % den schlechtesten Score 4. Einige bedeutende Institute, die wesentliche operative Verluste gemeldet haben, werden im Berichtsjahr 2019 mit einem SREPTeilscore von 3 oder 4 bewertet. Diese Verluste sind hauptsächlich auf Verhaltensrisikoereignisse zurückzuführen. Zudem unterschätzten einige Institute ihre realisierten Verluste im Jahr 2018 sogar im Stressszenario. Folglich sollten Validierungshandlungen wie das Backtesting und die kontinuierliche Überwachung der Risikoparameter für die Institute verstärkt im Fokus stehen.3 Die Bewertung des operationellen Risikos war im Berichtsjahr 2020 ebenfalls stark von den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie geprägt. Die SREP-Bewertungen der operativen Widerstandsfähigkeit angesichts von COVID-19 waren zumeist positiv in Bezug auf die insgesamt recht schnelle und angemessene Reaktion auf die wesentlichen Auswirkungen der Pandemie. Die Institute hielten ihren Betrieb während der Krise weitgehend aufrecht, sodass es zu keinem signifikanten Anstieg der operativen Verluste aufgrund von Geschäftsunterbrechungen oder Systemausfällen kam. Dennoch formulieren die zuständigen Aufsichtsbehörden eine Aktualisierung der Business-Continuity-Pläne, eine Reduzierung der Abhängigkeiten kritischer Bankdienstleistungen von Dritten oder ausländischen Standorten sowie eine Behebung von IT- und Cybersicherheitsproblemen als Verbesserungsvorschläge.4

IV. 1.

SREP-Element „Liquiditätsrisiken“ Zielsetzung

Analog zu den kapitalbezogenen Risiken stützt sich die Bestimmung der Liquiditätsadäquanz des Instituts zur Abdeckung seiner liquiditäts- und refinanzierungsbezogenen Risiken durch die zuständigen Aufsichtsbehörden auf drei Bestandteile. 1 2 3 4

Vgl. EZB (2020, SREP). Vgl. EZB (2020, SREP). Vgl. EZB (2020, SREP). Vgl. EZB (2021, SREP aggregate results).

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

559

Dadurch ist es möglich, die Liquiditäts- und Refinanzierungsposition des Instituts aus drei verschiedenen und sich ergänzenden Perspektiven zu analysieren. Die Bewertung jedes der drei Elemente ist hierzu in detaillierte Einzelschritte unterteilt.1

2.

Bestandteile der Bewertung

Im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses wird das SREP-Element „Liquiditätsrisiken“ anhand der nachfolgenden drei Bestandteile, die in den englischsprachigen Veröffentlichungen auch als „Blocks“ bezeichnet werden, analysiert: – Block 1: Bewertung der Risiken für die Liquidität, – Block 2: kritische Würdigung der internen Einschätzung des Liquiditätsbedarfs eines Instituts, – Block 3: kritische Würdigung der internen Schätzungen der gestressten Liquiditätsposition eines Instituts. Im Block 1 bewerten die zuständigen Aufsichtsbehörden analog zu den Kapitalrisiken die Risikoniveaus und Risikokontrollen für das kurzfristige Liquiditätsrisiko und das längerfristige Refinanzierungsrisiko in drei sich ergänzenden Phasen. Infolge der Fristentransformation von kurzfristigen Einlagen in langfristige Kredite sind Institute unterschiedlichen Formen von Liquiditätsrisiken ausgesetzt. Diese können sowohl institutsspezifischer Natur sein als auch die Märkte insgesamt betreffen. Ein effektives Liquiditätsrisikomanagement trägt dazu bei, die Fähigkeit eines Instituts zur Erfüllung seiner Zahlungsverpflichtungen sicherzustellen. Die Bewertungen des kurzfristigen Liquiditätsrisikos und des längerfristigen Refinanzierungsrisikos werden am Ende des Prozesses zu einer einzigen Bewertung der Liquiditätsrisikostufe zusammengefasst. Die Beurteilung der Risikokontrollen erfolgt gemeinsam für beide Teilrisikoarten und mündet in einer kombinierten Risikokontrollnote. Das Endergebnis wird in einer Gesamtbewertung des Liquiditätsrisikos für Block 1 zusammengefasst. Es spiegelt die dynamische Natur des kurzfristigen Liquiditätsrisikos und des längerfristigen Refinanzierungsrisikos wider, die sich beide (im Vergleich zu Kapitalrisiken) sehr schnell materialisieren können.2 In Block 2 bewerten die zuständigen Aufsichtsbehörden die internen Prozesse des Instituts zur Identifizierung und Schätzung der zur Deckung der eingegangenen Risiken erforderlichen Liquidität (ILAAP). Diese Beurteilung erfolgt sowohl aus einer qualitativen als auch aus einer quantitativen Perspektive mit dem Ziel, ob der ILAAPRahmen des Instituts zuverlässig und der Art, dem Umfang und der Komplexität der 1 2

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

560

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

Tätigkeiten des Instituts angemessen ist. Hierzu werden die verschiedenen Elemente des ILAAP beurteilt (z. B. die Risikoidentifikation, die Einbindung des ILAAP in den täglichen Managementprozess, Umsetzung der internen Kontrollen und der Validierung als Teil des Governance-Rahmens des ILAAP, Verbindung zur Funding-Planung des Instituts).1 Die gesamtheitliche Bewertung des ILAAP beeinflusst auch die Beurteilung des SREP-Elements „Governance & interne Kontrollen“. Zudem spielt die Überprüfung sowohl der qualitativen als auch der quantitativen Aspekte des ILAAP eine wichtige Rolle bei der Auferlegung von Liquiditätsmaßnahmen durch die Aufsicht.2 In Block 3 bewerten die zuständigen Aufsichtsbehörden die Fähigkeit des Instituts, seinen Liquiditätsbedarf aus einer zukunftsorientierten Perspektive zu decken. Hierzu sind gestresste wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen anzunehmen. Nach Abschluss der Bewertung sollten die zuständigen Aufsichtsbehörden prüfen, ob die Notwendigkeit für die Festsetzung von institutsspezifischen Liquiditätsmaßnahmen besteht. Die SREP-Maßnahmen sollten die in der Liquiditätsrisikobewertung festgestellten Schwachstellen und Anfälligkeiten widerspiegeln. Diese können sowohl qualitative als auch quantitative Anforderungen umfassen. Aufsichtliche Liquiditätsstresstests spielen eine Schlüsselrolle bei der quantitativen Bewertung des Liquiditätsbedarfs von Instituten und ihrer Fähigkeit, ihre Geschäftstätigkeit in Stressphasen aufrechtzuerhalten. Sie unterstützen die kritische Würdigung des institutsspezifischen Stresstestprogramms für Liquiditätsrisiken. Zudem helfen die Szenarioanalysen den zuständigen Aufsichtsbehörden, in Verbindung mit den internen Stresstests der Institute die inhärenten Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken des Instituts vorausschauend zu identifizieren.3 Die Bewertung der Liquiditätsadäquanz eines Instituts zielt darauf ab, seine Fähigkeit zu bewerten, die Liquiditätsanforderungen der ersten Baseler Säule und der zweiten Baseler Säule sowohl zum Zeitpunkt als auch zu einem bestimmten Zeithorizont unter normalen und gestressten Bedingungen zu erfüllen. Nachdem die zuständigen Aufsichtsbehörden die drei Blöcke bewertet haben, resultiert daraus ein Blick auf den Liquiditätsbedarf des Instituts aus drei sich ergänzenden Blickwinkeln. Quantitative Maßnahmen sollten insbesondere dann in Betracht gezogen werden, wenn wesentliche Risiken bestehen, die nicht durch die LCR abgedeckt sind, und das Institut diese Risiken nicht angemessen über seinen ILAAP abmildert.4

1 2 3 4

Vgl. das 8. Kapitel Teil C. Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

3. a)

561

Zentrale Prüfungselemente bei der Bewertung der Risiken für die Liquidität Kurzfristiges Liquiditätsrisiko

Das kurzfristige Liquiditätsrisiko ist das Risiko, dass ein Institut nicht dazu in der Lage ist, seine kurzfristigen finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit zu erfüllen. Formen von derartigen Geschäften sind Zahlungsverpflichtungen (zur Lieferung von Bargeld) oder Verpflichtungen zur Lieferung von Sicherheiten (Vermögenswerten). Das Risiko entsteht in der Regel, wenn ein Institut mit Abflüssen konfrontiert ist, die seine Zuflüsse übersteigen. Zumeist umfasst das kurzfristige Liquiditätsrisiko einen Zeithorizont von bis zu einem Jahr. Das Risiko materialisiert sich, wenn das Institut nicht ausreichend Liquidität generieren kann. Als Konsequenz sind potenzielle Fristeninkongruenzen bei Bargeld- und Sicherheitenströmen über Regionen, Währungen und Netting-Vereinbarungen hinweg durch die zuständigen Aufsichtsbehörden zu bewerten1.

b)

Längerfristiges Refinanzierungsrisiko

Bei dem längerfristigen Refinanzierungsrisiko handelt es sich um das Risiko, dass ein Institut nicht dazu in der Lage ist, seine Bilanz mittel- bis langfristig auf nachhaltige Weise zu refinanzieren. Die Ausweitung und Prolongation von Refinanzierungsmitteln wird insbesondere durch schlechte Kapitalquoten, einen hohen Bestand an notleidenden Positionen, eine unklare Geschäftsstrategie sowie negative Meinungen am Kapitalmarkt (z. B. negative Ratingeinschätzungen) gestört. Institute müssen deshalb in Abhängigkeit von ihrem Geschäftsmodell ein ausgewogenes Verhältnis zwischen kurz- und langfristiger sowie besicherter und unbesicherter Refinanzierung anstreben. Insbesondere die Diversifikation der Refinanzierungsquellen in Bezug auf Kontrahenten, Instrumente, Kosten, Währungen und Märkte ist hier entscheidend, um in Krisenphasen infolge von Konzentrationen in bestimmten Refinanzierungssegmenten und übermäßigen Laufzeitinkongruenzen die Situation nicht weiter zu verschärfen. Die zuständigen Aufsichtsbehörden bewerten daher im Hinblick auf das längerfristige Refinanzierungsrisiko eines Instituts seinen mittel- bis langfristigen Refinanzierungsbedarf und seine Fähigkeit, die notwendigen Mittel im Laufe der Zeit aufzubringen.2

4.

Aktuelle Ergebnisse

Im SREP-Element „Liquiditätsrisiken“ wurden letztmalig für das Berichtsjahr 2019 entsprechende SREP-Teilscores veröffentlicht. In insgesamt 109 institutsspezifischen 1 2

Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology). Vgl. EZB (2020, Supervisory methodology).

562

9. Kapitel Teil D: Durchführung des SREP aus Sicht der Aufsichtsbehörde

Analysen des gesamten Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiko erhielten 4 % der Institute den bestmöglichen Score 1, 76 % den Score 2, 14 % den Score 3 und 6 % den schlechtesten Score 4. Die EZB-Bankenaufsicht kritisiert, dass viele bedeutende Institute die Ziele in ihren eigenen Refinanzierungsplänen für 2018 verfehlt haben. Die Gesamtergebnisse zeigen jedoch im Allgemeinen eine gute Liquiditätsposition der Institute und stehen im Einklang mit den Ergebnissen des Liquiditätsstresstests aus der ersten Jahreshälfte 2019. Hierbei handelt es sich um eine Sensitivitätsanalyse des Liquiditätsrisikos. Ziel des Stresstests 2019 war die Bewertung der institutsspezifischen Fähigkeit, verschiedenen hypothetischen idiosynkratischen Liquiditätsschocks standzuhalten. Die Ergebnisse fließen in die SREP-Bewertung ein und wurden mit den Instituten besprochen. Die beiden zentralen Kennzahlen des Stresstests (die Überlebensdauer und die vorhandene Liquiditätslücke nach sechs Monaten) hatten einen Einfluss auf den Liquiditätsadäquanz-Score (SREP-Element 4). Ergänzend haben qualitative Informationen zur Datenverfügbarkeit und -qualität sowie zur Aktualität der Einreichungen das SREP-Element 2 („Governance & interne Kontrollen“) beeinflusst. Die Ergebnisse hatten jedoch keinen Einfluss auf die SREP-Kapitalanforderungen.1

1

Vgl. EZB (2020, SREP).

9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

563

9. Kapitel: Aufsichtlicher Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch von Dipl.-Kffr. Andrea Rapp, Saarbrücken I.

SREP-Kapitalfestsetzung und Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

Basierend auf den Erkenntnissen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) setzt die Aufsicht für jedes Institut einen spezifischen Kapitalzuschlag fest (sog. SREP-Kapitalfestsetzung). Dieser spezifische Kapitalzuschlag setzt sich aus zwei unterschiedlichen Komponenten zusammen: dem sog. SREP-Kapitalzuschlag (pillar 2 requirement, P2R) einerseits und der sog. Eigenmittelempfehlung bzw. Eigenmittelzielkennziffer (pillar 2 guidance, P2G) andererseits.1 Ihre (aktualisierte) SREP-Kapitalentscheidung teilt die Aufsicht dem Institut per SREP-Bescheid sowie mittels eines Schreibens mit.2 Beim SREP-Kapitalzuschlag handelt es sich um eine harte Kapitalanforderung, die das Institut jederzeit erfüllen muss und deren Unterschreiten aufsichtliche Maßnahmen nach sich ziehen kann.3 Er soll vor allem dazu dienen, diejenigen Risiken bankbetrieblicher Geschäftstätigkeit abzudecken, die nicht oder nicht ausreichend durch die Eigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule abgedeckt sind (sog. Säule 1-Plus-Ansatz).4 In diesem Zusammenhang bewertet die Aufsicht insbesondere auch „die wesentlichen Zinsänderungsrisiken aus Positionen des Anlagebuchs“5 (Interest Rate Risk in the Banking Book, IRRBB) von Instituten.6 1 2 3 4 5

6

Die bislang als Eigenmittelzielkennziffer bekannte Kennzahl wurde jüngst unter dem Namen „Eigenmittelempfehlung“ in § 6d KWG verankert. Die Begriffe „Eigenmittelempfehlung“ und „Eigenmittelzielkennziffer“ werden im Folgenden bedeutungsgleich verwendet. Vgl. REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 87. Vgl. § 6c Abs. 1 Satz 1 KWG (vormals § 10 Abs. 3 Satz 1 KWG a. F.) und § 45 Abs. 1 KWG. Vgl. § 6c Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 KWG (vormals § 10 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 KWG a. F.). § 6c Abs. 2 Satz 2 Nr. 3 KWG. Gemäß § 6c Abs. 3 KWG können Zinsänderungsrisiken aus Positionen des Anlagebuchs „insbesondere als wesentlich gelten, wenn 1. sich der Barwert eines Instituts auf Grund einer plötzlichen und unerwarteten Zinsänderung, wie sie sich aus einem der sechs aufsichtlichen Zinsschockszenarien ergibt, um mehr als 15 Prozent seines Kernkapitals verringert oder 2. der Nettozinsertrag eines Instituts auf Grund einer plötzlichen und unerwarteten Zinsänderung, wie sie sich aus einem der zwei aufsichtlichen Zinsschockszenarien ergibt, stark rückläufig ist. Wenn die Aufsichtsbehörde im Rahmen des Überprüfungs- und Beurteilungsverfahrens nach § 6b [KWG] zu dem Ergebnis kommt, dass die Steuerung des sich aus Geschäften des Anlagebuchs ergebenden Zinsänderungsrisikos durch das Institut angemessen ist und dass das Institut diesem Zinsänderungsrisiko nicht übermäßig ausgesetzt ist, werden diese Risiken als nicht wesentlich betrachtet.“ Vgl. zum Begriff der Zinsänderungsrisiken das 1. Kapitel Teil B.III.5.

564

9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

Dem Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch wird seit jeher, vor allem aber auch vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrig- und Negativzinsumfelds, sowohl aus einzelwirtschaftlicher als auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht eine besondere Bedeutung beigemessen.1 Dies liegt primär darin begründet, dass sich der wirtschaftliche Erfolg insbesondere der sogenannten weniger bedeutenden deutschen Institute (Less Significant Institutions, LSIs) aufgrund ihres Geschäftsmodells maßgeblich aus dem Zinsgeschäft speist,2 gerade diese Bankgeschäfte wegen ihrer Zinssensitivität aber auch ein hohes Maß an Zinsrisiken im Anlagebuch aufweisen.3 Die LSIs bilden die zahlenmäßig größte Gruppe innerhalb der deutschen Bankenlandschaft.4 In Anbetracht der anhaltenden Niedrig- und Negativzinsphase sehen sich die als weniger bedeutend eingestuften deutschen Institute vor allem Risiken aus künftig steigenden Zinsen ausgesetzt. Da das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch jedoch nicht von den Eigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule erfasst wird, wird ihm innerhalb des SREPKapitalzuschlags in Form eines institutsspezifischen Teilzuschlags Rechnung getragen. Für die als weniger bedeutend eingestuften deutschen Institute stellt das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch gewiss die bedeutendste nicht von den harten Eigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule erfasste Risikokategorie dar.5 Dementsprechend haben die BaFin und die Deutsche Bundesbank für das Jahr 2020 das Zinsänderungsrisiko als eines von sechs wesentlichen Risiken für die als weniger bedeutend eingestuften deutschen Institute ausgemacht.6 Die Eigenmittelempfehlung drückt die „aufsichtliche Erwartungshaltung“7 an die Eigenmittelausstattung der Institute aus, über die die Institute gemäß § 6d KWG zusätzlich zu den harten Eigenmittelanforderungen verfügen sollen.8 Die Einhaltung dieser Empfehlung soll Institute so gut kapitalisieren, dass sie selbst in Stressperioden die Mindesteigenmittelanforderungen der ersten Baseler Säule sowie den SREP-Kapitalzuschlag nicht unterschreiten müssen.9 Im Gegensatz zum SREP-Kapitalzuschlag handelt es sich bei der Eigenmittelempfehlung allerdings nicht um eine verbindliche 1 2 3 4 5 6 7 8

9

Vgl. stellvertretend für viele BCBS (2006, Überarbeitete Rahmenvereinbarung), S. 240–241; DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Finanzstabilitätsbericht), S. 72–73. Vgl. EZB (2020, EZB-Jahresbericht 2019). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2012, Zinsänderungsrisiken), S. 56. Vgl. BAFIN (2020, Jahresbericht 2019), S. 64. Vgl. BLOCHWITZ, STEFAN (2017, Proportionalität), S. 61 Vgl. BAFIN (2020, Aufsichtsschwerpunkte), S. 22. Aus den vorstehend genannten Gründen widmet sich das 9. Kapitel Teil E.II der Quantifizierung der SREP-Kapitalfestsetzung für Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch für die als weniger bedeutend eingestuften deutschen Institute. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49. Vor ihrer Verankerung in § 6d KWG wurde die Eigenmittelzielkennziffer durch die überarbeiteten Leitlinien der EBA zu gemeinsamen Verfahren und Methoden für den aufsichtlichen Überprüfungsund Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) sowie für die aufsichtlichen Stresstests (EBA/GL/2018/03) legitimiert. Vgl. REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 87. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49; FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23.

9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

565

Kapitalanforderung; „sie entfaltet als aufsichtliche ‚Erwartungsgröße‘ für Stressphasen jedoch eine gewisse Leitwirkung dahingehend, dass die Aufsicht deutlich macht, welche Gesamtkapitalausstattung sie bei Eintritt von bestimmten adversen Szenarien als erforderlich ansieht bzw. ansehen wird“1. Das Unterschreiten der Eigenmittelempfehlung leitet zwar unmittelbar keine aufsichtlichen Maßnahmen ein, führt aber zumindest zu einer gesteigerten aufsichtlichen Überwachung.2 Insofern fungiert die Eigenmittelempfehlung als „eine Art Frühwarnindikator“3. Die Ermittlungsmethodik der Eigenmittelempfehlung bedient sich institutsindividueller Stresstestergebnisse;4 aufgrund der im Rahmen der durchgeführten Stresstests getroffenen Annahmen gibt die Eigenmittelzielkennziffer auch eine aufsichtliche Empfehlung zur Abdeckung der Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch ab.5

II. 1.

Quantifizierung der SREP-Kapitalfestsetzung für Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch SREP-Kapitalzuschlag

Der SREP-Kapitalzuschlag setzt sich aktuell aus mehreren Teilzuschlägen zusammen, von denen ein Teilzuschlag das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch adressiert. Die von der BaFin entwickelte Methodik leitet den Teilzuschlag für das Zinsänderungsrisiko aus dem Anlagebuch bisher – mithilfe eines sog. Bucket-Ansatzes – anhand eines quantitativen und eines qualitativen Kriteriums her.6 Während sie mit dem quantitativen Kriterium das Ausmaß des eingegangenen Zinsänderungsrisikos aus dem Anlagebuch berücksichtigt, bewertet sie mit dem qualitativen Kriterium die Qualität des Zinsänderungsrisikomanagements.7 Die spezifische Höhe des Teilzuschlags für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch bestimmt die Aufsicht aus diesem Grund anhand einer zweidimensionalen Zuschlagsmatrix.8 Diese kategorisiert die Institute anhand des quantitativen Merkmals einerseits und des qualitativen Merkmals andererseits. Durch die Segmentierung der beiden Dimensionen erhält die Zuschlagsmatrix 16 Klassen, denen jeweils ein spezifischer Teilzuschlag für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch zugewiesen wird.

1 2 3 4 5 6 7 8

DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2018, Beurteilung), Tz. 32, Fn. 6 (Hervorhebung durch die Autorin). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49; FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23. REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 88. Vgl. § 6d Abs. 1 KWG. Vgl. hierzu das 9. Kapitel Teil.II.2. Vgl. GRAMATKE, WOLF C.; FRANKE, TIMO; KOLLMEYER, MANUEL (2016, Kapitalanforderungen); SCHIELE, CHRISTIAN; ABRAHAM, DANILO; FRANKE, TIMO (2020, LSI-SREP). Vgl. QUINTEN, DANIEL A.; WEHN, CARSTEN S. (2017, SREP), S. 52. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51.

566

9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

Zur Klassifizierung der Institute anhand des quantitativen Kriteriums greift die Aufsicht auf deren Ergebnisse aus der Simulation des sog. Baseler Zinsschocks zurück.1 Hierbei handelt es sich um einen standardisierten Stresstest, der aus zwei aufsichtlich vorgegebenen Zinsszenarien besteht: einer Parallelverschiebung der Zinsstrukturkurve um 200 Basispunkte nach oben und nach unten.2 Die Institute berechnen dabei die Auswirkungen eines hypothetischen abrupten, d. h. plötzlichen und unerwarteten Zinsanstiegs sowie -rückgangs in Höhe von 200 Basispunkten über alle Laufzeiten hinweg auf den Barwert ihrer einem Zinsänderungsrisiko ausgesetzten Aktiva und Passiva aus dem Nichthandelsgeschäft.3 Der höhere Barwertverlust aus den beiden Zinsszenarien wird schließlich ins Verhältnis zum Gesamtrisikobetrag gemäß der CRR (Total Risk Exposure Amount, TREA) gesetzt.4 Das Ergebnis wird einer von vier Klassen der ersten Dimension der Zuschlagsmatrix zugeordnet. Damit erfolgt eine Beurteilung des Ausmaßes des von dem betrachteten Institut eingegangenen Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch. Das quantitative Kriterium wird ergänzt um eine qualitative Risikoprofilnote zum Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch in Höhe von eins bis vier (qualitatives Kriterium).5 Diese Note resultiert aus dem von der Aufsicht ermittelten Risikoprofil des Instituts.6 Im Rahmen dieses Risikoprofils bewertet die Aufsicht – wie zuvor bereits erwähnt – die Qualität des Managements der Zinsänderungsrisiken des Instituts.7 Das Risikoprofil eines Instituts wird maßgeblich durch die Qualität und die Organisation des Risikomanagements vor dem Hintergrund des Ausmaßes und der Komplexität der von ihm übernommenen Zinsänderungsrisiken bestimmt.8 Eine vergleichsweise schlechte Beurteilung des Risikomanagements, so die Überlegung, zeige ein entsprechend höheres Zinsänderungsrisiko an, dem sich das Institut ausgesetzt sieht und das deshalb durch einen höheren Zuschlag abgedeckt werden müsse. Anhand der beiden Kriterien kann sodann aus der einheitlichen Zuschlagsmatrix für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch der für das jeweilige Institut relevante Teilzuschlag in Prozent abgeleitet werden.9 Da im aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess im SREP-Kapitalzuschlag – entgegen den starken Stressannahmen des Baseler Zinsschocks – lediglich ein milderer Zinsschock in Höhe von etwa 100 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49. Die Durchführung des Baseler Zinsschocks wird von der BaFin in dem „Rundschreiben 06/2019 (BA) – Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch“ konkretisiert. Vgl. BAFIN (2019, Zinsänderungsrisiken). Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Zinsrisikokoeffizient), S. 2307. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Zinsrisikokoeffizient), S. 2307. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51. Vgl. GRAMATKE, WOLF C.; FRANKE, TIMO; KOLLMEYER, MANUEL (2016, Kapitalanforderungen). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51. Vgl. GRAMATKE, WOLF C.; FRANKE, TIMO; KOLLMEYER, MANUEL (2016, Kapitalanforderungen). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51–52.

9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

567

Basispunkten Berücksichtigung finden soll, liegt der Festlegung der Teilzuschläge konzeptionell nur etwa die Hälfte des berechneten Barwertverlusts zugrunde.1 Aus diesem Grund decken die vorgesehenen Teilzuschläge der Zuschlagsmatrix im Mittel auch nur rund die Hälfte des mithilfe des Barwertverlusts infolge des Baseler Zinsschocks berechneten Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch ab.2 Die nachfolgende Abbildung 973 zeigt die Zuschlagsmatrix für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch. negative Barwertänderung (± 200 Basispunkte) / Gesamtrisikobetrag (gemäß CRR) Risikoprofilnote

0% bis 2,75 %

> 2,75 % bis 3,75 %

> 3,75 % bis 4,75 %

> 4,75 %

1

0,00

1,00

1,50

2,00

2

0,50

1,25

1,75

2,50

3

1,00

1,50

2,00

3,00

4

1,50

2,00

2,50

3,50

Abbildung 97: Zuschlagsmatrix für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch (in %) Die Zuschlagsmatrix findet also wie folgt Anwendung: Gegenüber einem Institut, bei dem der Baseler Zinsschock beispielsweise zu einer negativen Barwertänderung von maximal 2,75 % seines Gesamtrisikobetrags geführt hat und dem eine Risikoprofilnote von zwei vergeben wurde, wird die Aufsicht eine zusätzliche Eigenmittelanforderung für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch in Höhe von 0,50 % anordnen. Innerhalb der vom SREP-Kapitalzuschlag erfassten wesentlichen Risiken bankbetrieblicher Tätigkeit stellt das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch von Instituten „das prominenteste und zugleich quantitativ bedeutendste Risiko“4 dar.5 Der Teilzuschlag für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch macht – über alle LSIs betrachtet – nämlich einen verhältnismäßig hohen Anteil am SREP-Kapitalzuschlag aus.6 Während sich der Teilzuschlag für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch aus dem Jahr 2019 durchschnittlich auf 0,98 % belief, betrug der Teilzuschlag für weitere wesentliche Risiken hingegen im Schnitt lediglich 0,34 %.7 Dies spiegelt die große Relevanz des

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51, Fn. 1. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51. Geringfügig modifiziert entnommen aus DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 52. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 50. Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23.

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9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch für die deutschen Institute wider.1 Den Anteil des Teilzuschlags für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch an der SREP-Kapitalfestsetzung 2019 zeigt die nachfolgende Abbildung 98.2

Abbildung 98: SREP-Gesamtkapitalanforderung 2019 (Durchschnittswerte, Stand: 31.12.2019)

2.

Eigenmittelempfehlung

Während der SREP-Kapitalzuschlag – im Sinne einer Ist-Betrachtung – der Berücksichtigung bereits bestehender Risiken dienen soll, soll die Eigenmittelempfehlung hingegen – im Sinne einer zukunftsgerichteten Betrachtung – zukünftige Stressfaktoren der Institute erfassen.3 So ist es die Zielsetzung der Aufsicht, mithilfe der Eigenmittelempfehlung die Anfälligkeit der Institute für bestimmte Stressfaktoren abzudecken.4 Aus diesem Grund wird der SREP-Kapitalzuschlag auch als Risikoanteil und

1 2 3 4

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 50. Geringfügig modifiziert entnommen aus FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23. Vgl. BLOCHWITZ, STEFAN (2017, Proportionalität), S. 61; QUINTEN, DANIEL A.; WEHN, CARSTEN S. (2017, SREP), S. 65. Vgl. REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 87.

9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

569

die Eigenmittelzielkennziffer als Stressanteil der SREP-Kapitalfestsetzung bezeichnet.1 Die Ermittlung der Eigenmittelzielkennziffer basierte in Deutschland in den vergangenen Jahren auf den individuellen Stresstestergebnissen der Institute aus den regelmäßigen institutsübergreifenden Erhebungen der Deutschen Bundesbank und der BaFin.2 Zu diesen Erhebungen gehören beispielsweise die Auskunftsersuchen „Ertragslage und Widerstandsfähigkeit deutscher Kreditinstitute im Niedrigzinsumfeld 2017“3 oder „LSI-Stresstest 2019“4.5 Die Stresstests sollen der Aufsicht grundsätzlich dazu dienen, mögliche Folgen einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Eigenmittelsituation der Institute einschätzen zu können.6 Die Institute simulierten im Rahmen der jüngsten Erhebung sowohl in einem Basisals auch in einem Stressszenario die Entwicklung ihrer Ertragslage und ihrer Widerstandsfähigkeit für die Jahre 2019, 2020 und 2021.7 Die im Rahmen des adversen Stressszenarios getroffenen Annahmen dienen der Simulierung der Auswirkungen eines drastischen konjunkturellen Abschwungs.8 Das Stressszenario unterstellt infolgedessen eine gravierende Verschlechterung der Wirtschaft, mit der der Eintritt beispielsweise von Adressenrisiken, Zinsänderungsrisiken und weiteren Marktpreisrisiken einhergeht.9 Im Zuge der jüngsten Erhebung stellte die Aufsicht zur Ermittlung der Eigenmittelzielkennziffer auf die größte Verschlechterung der harten Kernkapitalquote im adversen Stressszenario in den Jahren 2019, 2020 und 2021 im Vergleich zum 31.12.2018 ab.10 Dieser negative Effekt wurde als maßgeblicher Stresseffekt für das jeweilige Institut verstanden. Um eine Überzeichnung des Risikos in einzelnen Fällen zu vermeiden, wurde der relevante Stresseffekt anschließend mit dem Faktor 0,65 multipliziert.11 Der Stresstest vernachlässigte nämlich zum Beispiel ein mögliches Gegensteuern der Geschäftsführung angesichts der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen.12

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 51. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49 und S. 52. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2017, Niedrigzinsumfrage). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2019, LSI-Stresstests). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2017, Überprüfungs- und Bewertungsprozess), S. 49 und S. 52. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2019, Ergebnisse). Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2019, Ergebnisse). Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 22. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK; BAFIN (2019, Ergebnisse). Vgl. FACHGREMIUM MARISK (2019, Protokoll), S. 1; REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 90 m. w. N. 11 Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 22; REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 90 m. w. N. 12 Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 22–23.

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9. Kapitel Teil E: Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch

Das Ergebnis wurde schließlich auf die erste Nachkommastelle abgerundet.1 Die Eigenmittelzielkennziffer war zudem in ihrer Höhe begrenzt: Sie musste sich – vor Verrechnung mit dem Kapitalerhaltungspuffer – einerseits auf mindestens 0,1 % belaufen und wurde andererseits bei 10 %-Punkten gekappt.2 Diese Kappung begrenzt etwa Ausreißer aufgrund institutsindividueller Besonderheiten.3 Die so ermittelte Eigenmittelzielkennziffer vor Verrechnung mit dem Kapitalerhaltungspuffer belief sich per 31.12.2019 durchschnittlich auf 3,83 %.4

1 2 3 4

Vgl. FACHGREMIUM MARISK (2019, Protokoll), S. 1. Vgl. FACHGREMIUM MARISK (2019, Protokoll), S. 1; REUSE, SVEND (2020, Eigenmittelzielkennziffer), S. 90. Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23. Vgl. FISCHER, JOHANNES; BERGHEIM, RALF; KELP, TORSTEN (2020, Gut), S. 23.

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

571

9. Kapitel: Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Tom John Geie, Hannover I.

Einführung zur Fallstudie

Anknüpfend an die theoretischen Grundlagen der SREP-Methodik aus dem 9. Kapitel Teil D wird in diesem Teil des 9. Kapitels eine Geschäftsmodellanalyse (BMA) anhand einer hypothetischen Beispielbank (Fallstudie 15) durchgeführt. Hierfür erfolgt zuerst eine kurze Vorstellung des zugrundeliegenden Kreditinstituts, anschließend wird eine Beurteilung von wesentlichen Elementen einer Geschäftsmodellanalyse vorgenommen. Dabei ist zu betonen, dass die nachfolgende Analyse nicht den Anspruch der Vollständigkeit erhebt. Vielmehr wird auf wesentliche Aspekte eingegangen, welche einen ersten Einblick in praxisrelevante Fragestellungen eines Aufsehers geben sollen.

II.

Vorstellung der hypothetischen Beispielbank

Die Beispielbank ist ein Kreditinstitut in einer deutschen Großstadt (< 600.000 Einwohner). Das Kreditinstitut gehört einem klassischen deutschen Verbundsystem an und besitzt daher eine Vielzahl an Verbundbeteiligungen. Die Geschäftsaktivitäten konzentrieren sich auf das regionale Kredit- und Einlagengeschäft mit Privat- und Firmenkunden. Insbesondere rückte die private und gewerbliche Immobilienfinanzierung in den Vordergrund. Dennoch ist die Beispielbank aufgrund ihrer Größe auch überregional aktiv (bspw. in den Bereichen Erneuerbare Energien und Projektfinanzierungen). Zudem stellen die Eigenanlagen (Depot A) eine weitere Geschäftsaktivität dar. In Folge des Projekts „Strategie 2020“ hat das Institut in den letzten Jahren eine Vielzahl an Veränderungen angestoßen und einen deutlichen Strategiewechsel vorgenommen. Als wesentlichste Veränderungen sind der Abbau von Präsenzfilialen, die Eröffnung eines Online-Kundencenters und weitere Investitionen in die IT-Infrastruktur zu nennen (z. B. vollständige Digitalisierung des Produktangebots).

572

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

III. Vorstellung des Geschäftsmodells der hypothetischen Beispielbank Die konjunkturelle Entwicklung innerhalb der Metropolregion (ca. 1.100.000 Einwohner) der Beispielbank hat sich in den letzten Jahren als äußerst robust erwiesen. Es herrschen breit diversifizierte Wirtschaftsstrukturen und positive demographische Aussichten. Nichtsdestotrotz hat sich auch in dieser Region die wirtschaftliche Entwicklung seit 2019 etwas abgekühlt und wird seit diesem Jahr deutlich durch Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie belastet. Für die nächsten Jahre ist es daher deutlich schwieriger, wirtschaftliche Prognosen abzugeben und die Auswirkungen verschiedener makroökonomischer Risiken (z. B. Handelskonflikte, Brexit, Coronavirus-Pandemie) zu prognostizieren. Dies könnte ggf. auch die mittelständisch geprägte Wirtschaftsregion der Beispielbank treffen und zu hohen Kreditausfällen sowie einem Abschreibungsbedarf im Depot A führen. Im direkten Geschäftsumfeld gilt die Beispielbank als jahrelanger Marktführer. Dennoch herrscht ein hoher Wettbewerbsdruck, da viele Kreditinstitute mit einem vergleichbaren Geschäftsmodell am Markt agieren und Direktbanken deutliche Kundenzuwächse zu verzeichnen haben. Dementgegen besitzt das Kreditinstitut aufgrund seiner Größe nicht zu vernachlässigende Kostenvorteile gegenüber einer Vielzahl von Mitbewerbern und konnte sich im Rahmen der Digitalisierungsstrategie auch online positionieren. Die Bilanzsumme der Beispielbank wuchs in den vergangenen beiden Jahren mit jeweils ca. 3,50 % (ca. 0,45 Mrd. EUR) deutlich an. Zurückzuführen ist dies weiterhin auf die Ausweitung des Kreditgeschäfts bei Privat- und Firmenkunden. Zudem wurde aktivseitig das Depot A zuletzt leicht ausgebaut (+ 0,10 Mrd. EUR p. a.). Auf der Passivseite erfolgt weiterhin eine deutliche Zunahme der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden (+ 0,35 Mrd. EUR p. a.). Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten steigen dagegen nur leicht an. Das Kreditinstitut will auch in den kommenden Jahren sein Kreditgeschäft weiter ausbauen und sieht hierfür aufgrund historischer Erfahrungswerte weiterhin das notwendige Potenzial. Abbildung 99 gibt einen Überblick über die wichtigsten Bilanzpositionen der Beispielbank für die Jahre 2018 bis 2020 sowie die daran anknüpfenden Planzahlen für die Jahre 2021 bis 2023. Innerhalb der GuV der Beispielbank dominiert erwartungsgemäß der Zinsüberschuss. Aufgrund des anhaltenden niedrigen Zinsumfelds verringerte sich dieser jedoch zuletzt um ca. 2 Mio. EUR p. a. Dahingegen gewinnt der Anteil des Provisionsüberschusses an Bedeutung (Zunahme um ca. 3 Mio. EUR p. a). Der Vorstand der Beispielbank möchte aufgrund des weiterhin zu erwartenden niedrigen Zinsniveaus die-

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

573

sen Anteil weiter ausbauen und somit unabhängiger von der künftigen Zinsentwicklung werden. Nach einem leichten Anstieg der Verwaltungsaufwendungen im Jahr 2019 (+ 1 Mio. EUR), konnten diese im Jahr 2020 bereits deutlich reduziert werden (- 6 Mio. EUR). Im Bewertungsergebnis kommt es in den letzten Jahren zu keinen großen Auffälligkeiten. Zu erwähnen ist hingegen das sonstige Ergebnis von - 30,5 Mio. EUR aus dem Jahr 2019. Dieses resultiert aus der Abschreibung einer Verbundbeteiligung des Instituts. Für die Zukunft wird bei dieser Verbundbeteiligung derzeitig kein weiterer Abschreibungsbedarf festgestellt. Vollständig auszuschließen ist dies jedoch nicht. Trotz der unerwarteten Abschreibung im Jahr 2019 konnte das Institut diese eigenständig aus dem laufenden Ergebnis bewältigen und es kam zu keinem Substanzverzehr. Das endgültig verfügbare Ergebnis brach dementsprechend im Jahr 2019 ein, konnte sich aber im Jahr 2020 wieder vollständig erholen und auch das Ergebnis aus dem Jahr 2018 deutlich übertreffen. Abbildung 100 gibt einen Überblick über die wichtigsten GuV-Positionen der Beispielbank für die Jahre 2018 bis 2020 sowie die daran anknüpfenden Prognosezahlen für die Jahre 2021 bis 2023.

(in Mio. EUR) Bilanzsumme Aktiva Forderungen an Kunden Forderungen an Kreditinstitute Depot A Passiva Verbindlichkeiten gegenüber Kunden Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Eigenkapital

Jahresende 2018 11.012,00

Jahresende 2019 11.486,63

Jahresende 2020 11.929,00

Planung 2021 12.052,00

Planung 2022 12.300,00

Planung 2023 12.450,00

8.122,00

8.471,63

8.778,38

8.900,00

9.150,00

9.287,00

620,00 2.270,00

635,00 2.380,00

647,00 2.503,63

660,00 2.492,00

662,00 2.488,00

620,00 2.543,00

8.350,00

8.709,00

9.030,00

9.100,00

9.274,00

9.176,76

1.570,00 1.092,00

1.620,00 1.157,63

1.694,00 1.205,00

1.674,36 1.277,64

1.680,25 1.345,75

1.845,00 1.428,24

Abbildung 99: Bilanz der hypothetischen Beispielbank Eine Analyse der Bilanz- und GuV-Zahlen1 zeigt, dass die Beispielbank zurzeit über eine Gesamtkapitalrentabilität (ROA) von 0,61 % und eine Cost-Income-Ratio (CIR) von 60,01 % verfügt. Der ROA konnte im Vergleich zum Jahr 2018 konstant gehalten werden, wohingegen die geringeren Verwaltungsaufwendungen und der ansteigende Provisionsüberschuss zu einem Absinken der CIR im Vergleich zu den beiden Vorjahren geführt haben. Darüber hinaus erzielte das Institut eine Eigenkapitalrentabilität 1

Zur Vorgehensweise der Berechnungen vgl. das 9. Kapitel Teil F.IV.1.

574

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

(ROE) zwischen 4,09 % bis 6,03 %, wohingegen die Eigenkapitalkosten (COE)1 bei ca. 3 % vergleichsweise stabil blieben. GuV

GuV-Prognose

(in Mio. EUR)

Jahr 2018

Jahr 2019

Jahr 2020

Zinsüberschuss

Planung 2021

Planung 2022

Planung 2023

190,80

188,90

186,00

185,40

185,80

185,60

Provisionsüberschuss

80,20

83,50

88,60

91,30

93,00

94,00

Verwaltungsaufwendungen

-170,30

-171,00

-164,80

-163,40

-155,80

-152,10

Ergebnis vor Bewertung

100,70

101,40

109,80

113,30

123,00

127,50

Bewertungsergebnis

-10,80

-6,00

-10,30

-20,00

-10,00

-10,00

95,40

99,50

93,30

113,00

117,50

-

-

Ergebnis nach Bewertung

89,90

Sonstiges

-

Ergebnis vor Steuern Steuern

-30,50

-

-

89,90

64,90

99,50

93,30

113,00

117,50

-24,27

-17,52

-26,87

-25,19

-30,51

-31,73

Verfügbares Ergebnis

65,63

47,38

72,64

68,11

82,49

85,78

Dividendenanspruch

35,00

35,00

35,00

35,00

35,00

35,00

Bilanzgewinn

30,63

12,38

37,64

33,11

47,49

50,78

Abbildung 100: GuV der hypothetischen Beispielbank Zukünftig plant das Institut – trotz anhaltendem Niedrigzinsumfeld – mit einer Stabilisierung des Zinsüberschusses. Ursächlich hierfür seien maßgeblich ein noch stärkeres Wachstum im Kundenkreditbereich. Unter Berücksichtigung des Projektabschlusses „Strategie 2020“ geht das Institut von einem weiter ansteigenden Provisionsüberschuss und einem Absinken der Verwaltungsaufwendungen aus. Mit diesen Entwicklungen seien auch positive Auswirkungen auf die genannten Rentabilitätskennziffern zu erwarten.

IV. 1.

Beurteilung des Geschäftsmodells Analyse zentraler Kennzahlen

Nachfolgend werden in Abbildung 101 mit der Gesamtkapitalrentabilität (ROA), der Cost-Income-Ratio (CIR), der Eigenkapitalrentabilität (ROE) und den Eigenkapitalkosten (COE) zentrale Kennzahlen aus der Bilanz und der GuV der hypothetischen Beispielbank für die Historie und den Planungshorizont berechnet.

1

Die COE der hypothetischen Beispielbank wurden mit einem vereinfachenden Ansatz bestimmt (Dividendenanspruch ÷ Eigenkapital).

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

575

Basis: GuV

Basis: GuV-Prognose

(in Mio. EUR)

Jahr 2018

Jahr 2019

Jahr 2020

Planung 2021

Planung 2022

Planung 2023

ROA

0,60 %

0,41 %

0,61 %

0,57 %

0,67 %

0,69 %

CIR

62,84 %

ROE

6,01 %

62,78 %

60,01 %

59,05 %

55,88 %

54,40 %

4,09 %

6,03 %

5,33 %

6,13 %

6,01 %

COE

3,21 %

3,02 %

2,90 %

2,74 %

2,60 %

2,45 %

Abbildung 101: Kennzahlen der hypothetischen Beispielbank Exemplarisch für das Geschäftsjahr 2020 ergeben sich die Werte wie nachfolgend dargestellt: Gesamtkapitalrentabilität (ROA) = verfügbares Ergebnis ÷ Bilanzsumme = 72,64 Mio. EUR ÷ 11.929,00 Mio. EUR = 0,61 % Cost-Income-Ratio (CIR) = Verwaltungsaufwendungen ÷ (Zinsüberschuss + Provisionsüberschuss) = 164,80 Mio. EUR ÷ (186,00 Mio. EUR + 88,60 Mio. EUR) = 60,01 % Eigenkapitalrentabilität (ROE) = verfügbares Ergebnis ÷ Eigenkapital = 72,64 Mio. EUR ÷ 1.205,00 Mio. EUR = 6,03 % Eigenkapitalkosten (COE) = Dividendenanspruch ÷ Eigenkapital = 35,00 Mio. EUR ÷ 1.205,00 Mio. EUR = 2,90 %

2.

Bewertung der Tragfähigkeit des aktuellen Geschäftsmodells („Viability“)

Die Beispielbank hat in den vorangegangenen Jahren in einem schwierigen Marktumfeld bewiesen, dass sie dazu in der Lage ist, konstant Erträge aus ihrem Kerngeschäft zu erzielen, was auch in Relation zur Peer-Group hervorzuheben ist. Vergleichbare Kreditinstitute im Verbandsgebiet hatten mit deutlicheren Ertragseinbrüchen zu kämpfen. Zudem konnte die Sonderbelastung im Jahr 2018 im Rahmen der maßgeblichen Abschreibung einer Verbundbeteiligung aus der eigenen Ertragskraft (ohne Substanzverzehr) gestemmt werden. Mit Blick auf die Durchführbarkeit des Geschäftsmodells im einjährigen Betrachtungshorizont ist weiterhin von einer überaus soliden Ertragskraft auszugehen. Das

576

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

Institut plant mit einem leicht ansteigenden Betriebsergebnis vor Bewertung im Vergleich zum Vorjahr, was sich vor allem auf ein höheres erwartetes Provisionsergebnis zurückführen lässt. Das Institut konnte die geplanten Steigerungen durch einige bereits in der Vergangenheit angestoßenen Maßnahmen (z. B. Ausbau des Versicherungsgeschäfts mit Verbundpartnern) begründen. Zudem verfügt die Geschäftsleitung des Instituts insbesondere im Marktbereich über eine langjährige Erfahrung und konnte bereits in den vergangenen Jahren wesentliche geplante Ertragssteigerungen und Kosteneinsparungen stets umsetzen. Im Bewertungsergebnis plant das Institut aufgrund der unsicheren Situation rund um die Folgen der Coronavirus-Pandemie mit einer deutlich höheren Belastung als im Vorjahr. Diese Annahme wird generell als vertretbar eingeschätzt, obwohl die Folgen der Coronavirus-Pandemie dem Institut noch höhere Verluste im nächsten Jahr bescheren könnten. Dennoch besitzt das Institut ausreichend Puffer, um derartige Ereignisse ohne Substanzverlust tragen zu können. Dies wirkt sich weiterhin positiv auf die wesentlichen Rentabilitätskennziffern aus. Insbesondere der ROE (5,33 %) kann trotzt höherer Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie deutlich über den COE (2,74 %) gehalten werden. Die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells ist demnach vollständig gegeben.  Vorgeschlagene Teilnote: 1

3.

Bewertung der Nachhaltigkeit der Strategie („Sustainability“)

Für die kommenden drei Betrachtungsjahre plant das Institut mit einer schnellen Erholung der ökonomischen Rahmenbedingungen, weshalb insbesondere weiterhin Steigerungen im Kundenkreditgeschäft geplant sind. Hierbei soll vor allem die mittlerweile fest verankerte Multikanalstrategie helfen, um die Kunden auch vermehrt online für einen Geschäftsabschluss (z. B. Privatkredit oder Immobilienfinanzierung) zu gewinnen. Zudem plant das Institut mittelfristig mit einem leicht steigenden Zinsniveau, was ein weiteres Absinken der Zinserträge verhindern soll. Aufgrund der erwarteten positiven konjunkturellen Entwicklung wird für das Bewertungsergebnis nach erhöhten Ausfällen im ersten Betrachtungsjahr anschließend wieder mit einem Niveau wie in Vorkrisenzeiten gerechnet. Zudem ergeben sich deutlich absinkende Verwaltungsaufwendungen aufgrund weiterer Personalreduktionsmaßnahmen im Rahmen von Filialschließungen und der weiteren Digitalisierung von Prozessen. Es ist festzuhalten, dass insbesondere die Entwicklung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und die Zinsmeinung als sehr ambitioniert einzustufen sind. Besonders unter Berücksichtigung der Unsicherheiten rund um die Coronavirus-Pandemie sind Vorhersagen über eine schnelle konjunkturelle Entwicklung derzeit äußerst schwierig. Ein Ausbleiben des erwarteten Neugeschäfts im Kundenkreditgeschäft

9. Kapitel Teil F: Fallstudie „SREP“ im SSM

577

kann daher mittelfristig nicht ausgeschlossen werden. Des Weiteren zeigen die aktuellen Entwicklungen der EZB-Zinspolitik, dass vorerst nicht mit Zinserhöhungen zu rechnen ist. Dies könnte den Zinsertrag – im Vergleich zur Planung – zusätzlich belasten. Dennoch hat das Institut durch das Forcieren des Provisionsgeschäfts weitere Rahmenbedingungen geschaffen, um zusätzliche Einnahmequellen zu generieren. Zudem könnten die Folgen der Coronavirus-Pandemie noch deutlich höhere Abschreibungseffekte im Kundenkredit- und Eigenanlagengeschäft ergeben, weshalb die Annahme auch hier äußerst optimistisch erscheint. Hinsichtlich der bereits angesprochenen Verbundbeteiligung bleibt abzuwarten, ob ein erneuter Bewertungsbedarf notwendig wird. Das Institut berücksichtigt dies im Betrachtungshorizont vorerst nicht. Es ist positiv zu bewerten, dass die strategische Ausrichtung des Instituts in den kommenden Jahren weitgehend konstant bleiben soll und demnach keine neuen Risiken aus möglichen Strategiewechseln resultieren. Die seit Jahren angespannte Mitbewerbersituation hat das Institut bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich bestritten, weshalb auch aufgrund der geplanten Erhöhung der Ertragsdiversifikation und weiterer Kosteneinsparungen diesbezüglich keine Beeinträchtigungen der Ertragslage zu erwarten sind. Die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells ist demnach gegeben. Dabei ist jedoch zu betonen, dass einige Annahmen (z. B. Konjunktur, Zinsentwicklung, CoronavirusPandemie) als äußerst ambitioniert zu bewerten sind. Zudem berücksichtigt das Institut derzeit keinen weiteren möglichen Bewertungsbedarf hinsichtlich der Verbundbeteiligungen. Insgesamt muss dem Institut jedoch bescheinigt werden, dass es über eine außerordentliche Ertragskraft verfügt und ambitionierte Ziele in der Vergangenheit stets erfüllt werden konnten. Mögliche Planverfehlungen könnte das Institut demnach aus der jährlichen Ertragskraft auffangen.  Vorgeschlagene Teilnote: 2

4.

Gesamtbeurteilung

Das Institut verfügt über eine außerordentliche Ertragskraft, welche seit einigen Jahren permanent unter Beweis gestellt werden konnte. Hierbei ist insbesondere hervorzuheben, dass vergleichbare Institute trotz ähnlicher Ausgangsbedingungen diese Entwicklung nicht vollziehen konnten und mit erheblichen Ertrags- und Aufwandsproblemen zu kämpfen hatten. Unter Berücksichtigung der aktuell angespannten und ungewissen Situation der realwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleibt abzuwarten, ob das Institut den ambitionierten Weg weiterhin fortsetzen kann. Aufgrund des außerordentlichen Erfolgs bei der Umsetzung der Planungen in den vergangenen Jahren und des erfolgreichen Geschäftsjahrs 2020 wird in der Gesamtbeurteilung des Geschäftsmodells die Note 1 vergeben.

578

9. Kapitel Teil G: Umsetzung des SREP im internationalen Vergleich

9. Kapitel: Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) Teil G: Umsetzung des SREP im internationalen Vergleich von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen Der aufsichtliche Überprüfungsprozess der Säule 2 ist ein integraler Bestandteil des Baseler Rahmenwerks. Er soll sicherstellen, dass die Institute über angemessenes Kapital für alle Risiken in ihrem Geschäft verfügen. Darüber hinaus sind die Institute gefordert, bessere Risikomanagementtechniken bei der Überwachung und Steuerung dieser Risiken zu entwickeln und anwenden. Gleichzeitig verpflichtet die Säule 2 des Baseler Rahmenwerks die zuständigen Aufsichtsbehörden, die Institute hinsichtlich ihres Risikomanagements sowie der damit verbundenen Einschätzung der Risiken sowie der Ergreifung von Gegenmaßnahmen regelmäßig zu überprüfen.1 Im Gegensatz zu den sehr spezifischen und detaillierten Anforderungen der Säule 1 (z. B. im Hinblick auf die Eigenmittelanforderungen für Kapitalrisiken und die Ermittlung von Liquiditätskennzahlen) enthält die Säule 2 des Baseler Rahmenwerks keine normativen oder regelbasierten Anweisungen zu Aufsichtsansätzen. Vielmehr sind die Anforderungen prinzipienbasiert aufgebaut. Somit sollen sie den Risiken, Bedürfnissen und Umständen der jeweiligen Finanzmärkte Rechnung tragen. Während die Prinzipien in allen Mitgliedsländern des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht gleich sind, gibt es einige Unterschiede in der Art und Weise, wie die einzelnen Mitgliedsländer diese umsetzen. In der Folge verwenden die zuständigen Aufsichtsbehörden in ihren Rechtsordnungen eine Reihe von unterschiedlichen Methoden und Strategien zur Durchführung ihres aufsichtlichen Überprüfungsprozesses, um die Gesamtziele eines soliden Aufsichtsansatzes gemäß der Säule 2 des Baseler Rahmenwerks zu erreichen.2 Zur Sicherstellung einer weltweit konsistenten Anwendung der Prinzipien erfolgt ein fortlaufender Austausch zwischen den Mitgliedsländern des Baseler Ausschusses durch die Zusammenarbeit in den Aufsichtsgremien und andere Formen der Kooperation.3 Zudem helfen regelmäßige Veröffentlichungen des Baseler Ausschusses, einen Überblick über die länderspezifischen Interpretationen des SREP zu erhalten.

1 2 3

Vgl. BCBS (2019, Pillar 2). Vgl. BCBS (2019, Pillar 2). Vgl. BCBS (2019, Pillar 2).

10. Kapitel Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk

579

10. Kapitel: Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk der qualitativen Bankenaufsicht in Deutschland von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken I.

Grundlage der qualitativen Bankenaufsicht

Das Baseler Rahmenwerk und korrespondierende EU-Richtlinien bilden die Grundlage für ein umfassendes Regelwerk, das einen qualitativen Rahmen für das Risikomanagement der Institute vorgibt.1 So widmet sich die zweite Säule des Baseler DreiSäulen-Modells in erster Linie den qualitativen Aufsichtsanforderungen an das Risikomanagement, welche die quantitativen Anforderungen der ersten Baseler Säule ergänzen. Im Rahmen der zweiten Baseler Säule soll durch den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess2 sichergestellt werden, dass die internen Verfahren zur Identifizierung, Bewertung, Steuerung und Überwachung der institutsindividuellen Risikosituation angemessen und jeweils den aktuellen Gegebenheiten angepasst sind. Dementsprechend liegt der Fokus innerhalb dieser Säule vor allem auf einer Bewertung und Beurteilung der institutseigenen Strukturen, Prozesse und Instrumente innerhalb des Risikomanagementsystems durch die Bankenaufsicht.3

II. 1.

Qualitative Anforderungen an das Risikomanagement auf nationaler Ebene Bestandteile des Risikomanagements nach § 25a KWG

Rechtliche Grundlage für die Umsetzung der qualitativen Anforderungen an das Risikomanagement von Instituten im deutschen Recht bildet der § 25a KWG.4 Dieser fordert ein „angemessenes und wirksames Risikomanagement […], auf dessen Basis ein Institut die Risikotragfähigkeit laufend sicherzustellen hat“5. 1 2 3 4

5

Vgl. HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 11. Vgl. dazu das 9. Kapitel. Vgl. hierzu sowie zu dem Vorhergehenden auch das 3. Kapitel Teil B.III.3. Vgl. GRAMLICH, STEFAN (2009, Risikomanagement), S. 373; AMBERG, MICHAEL; DEY, ROBERT (2012, Revision), S. 349; BECKER, AXEL (2012, Risikofrüherkennung), S. 273; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 104. Auf europäischer Ebene wurden die Anforderungen der zweiten Baseler Säule in der CRD fixiert, weshalb eine Umsetzung in nationales Recht erforderlich war. Vgl. HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 18 und Tz. 23. § 25a Abs. 1 Satz 3 KWG.

580

10. Kapitel Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk

Die geforderten Bestandteile des Risikomanagements nach § 25a KWG umfassen – wie in Abbildung 102 dargestellt – zunächst eine auf die nachhaltige Entwicklung des Instituts ausgerichtete Geschäftsstrategie, eine damit konsistente Risikostrategie sowie die Einrichtung von Prozessen zur Planung, Umsetzung, Beurteilung und Anpassung dieser Strategien.1 Darüber hinaus bedarf es der Etablierung interner Kontrollverfahren innerhalb des internen Kontrollsystems (IKS), das zum einen aufbauund ablauforganisatorische Regelungen mit einer klaren Abgrenzung der Verantwortungsbereiche und zum anderen Prozesse zur Identifizierung, Beurteilung, Steuerung sowie Überwachung und Kommunikation der Risiken beinhaltet. Zusätzlich ist eine Risikocontrolling- sowie eine Compliance-Funktion einzurichten.2 Unabdingbar sind zudem Verfahren zur Ermittlung und Sicherstellung der Risikotragfähigkeit unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus der Durchführung von Stresstests.3 Dies sind solche Verfahren, „mit denen die Angemessenheit der internen Kapitalausstattung im Verhältnis zur Risikosituation eingeschätzt werden kann“4. Das gesamte IKS unterliegt letztlich einer unabhängigen Überprüfung durch die Interne Revision.5

Geschäfts- und Risikostrategie Interne Revision

Notfallmanagement

Aufbau- und Ablauforganisation mit klaren Verantwortlichkeiten

Verfahren zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit

Risikocontrolling- & Compliance-Funktion

Risikoidentifizierung Risikoüberwachung & -kommunikation

Risikobeurteilung

angemessene Vergütungssysteme

Internes Kontrollsystem

Risikosteuerung

angemessene personelle und technisch-organisatorische Ausstattung

Abbildung 102: Bestandteile des Risikomanagements nach § 25a KWG Voraussetzung für die Umsetzung der vorgenannten Anforderungen sind eine angemessene personelle sowie technisch-organisatorische Ausstattung des Instituts.6 1 2 3 4 5 6

Vgl. § 25a Abs. 1 Nr. 1 KWG. Vgl. hierzu sowie zu dem Vorhergehenden § 25a Abs. 1 Nr. 3 KWG. Vgl. § 25a Abs. 1 Nr. 2 KWG. GRAMLICH, STEFAN (2009, Risikomanagement), S. 373. Der Risikotragfähigkeitsprozess wird synonym auch als Internal Capital Adequacy Process (kurz: ICAAP) bezeichnet. Vgl. § 25a Abs. 1 Nr. 3 KWG. Vgl. § 25a Abs. 1 Nr. 4 KWG.

10. Kapitel Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk

581

In personeller Hinsicht sind überdies angemessene, transparente und auf eine nachhaltige Entwicklung des Instituts ausgerichtete Vergütungssysteme einzurichten.1 Letztlich ist die Widerstandsfähigkeit eines Instituts auch durch ein angemessenes Notfallmanagement, insbesondere für die IT-Systeme, zu gewährleisten.2

2.

Konkretisierung der Anforderungen aus § 25a KWG durch die MaRisk

Die allgemeinen Anforderungen an das Risikomanagement des § 25a KWG werden mithilfe der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) im Sinne einer Best-Practice-Betrachtung konkretisiert.3 Die MaRisk fungieren insofern als eine normeninterpretierende Verwaltungsvorschrift,4 denn auch wenn die Rundschreiben der BaFin als rechtlich unverbindliche Maßnahmen anzusehen sind, ist den MaRisk aufgrund von § 25a KWG dennoch eine rechtliche Verbindlichkeit zuzusprechen.5 Von daher stellen die MaRisk das zentrale Regelwerk der qualitativen Bankenaufsicht in Deutschland dar.6 Abbildung 103 verdeutlicht die Regelungsbereiche der MaRisk überblicksartig in Anlehnung an die Anforderungen des § 25a KWG.

1 2

3

4

5 6

Vgl. § 25a Abs. 1 Nr. 6 KWG. Vgl. § 25a Abs. 1 Nr. 5 KWG. Der Aspekt der operationellen Widerstandsfähigkeit eines Instituts ist vor allem aufgrund der Coronavirus-Pandemie zunehmend in den Fokus der Bankenaufsicht gerückt. So veröffentliche der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht im Jahr 2021 Leitlinien, die sich der Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Instituten widmen. In diesem Zusammenhang wurden auch aktualisierte Leitlinien zum Management operationeller Risiken publiziert. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA (2020, Risikosteuerung); BCBS (2021, Revisions); BCBS (2021, Principles). Vgl. SCHNECK, OTTMAR (2011, Rechtsgrundlagen), S. 93; AMBERG, MICHAEL; DEY, ROBERT (2012, Revision), S. 349; BOTTERWECK, BIRGIT et al. (2015, Überprüfungsprozess), S. 543; PREUß, NORBERT; SCHÖNE, LARS BERNHARD (2016, Real Estate), S. 419; HELLENKAMP, DETLEF (2018, Bankwirtschaft), S. 92; KISZKA, SABRINA (2018, Steuerung), S. 50–51 sowie die dort angegebene Literatur; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 136. Die Anforderungen an die Vergütungssysteme werden durch die Institutsvergütungsverordnung konkretisiert. Vgl. STEINBRECHER, IRA (2015, Risikokultur), S. 23; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 196. Vgl. AMBERG, MICHAEL; DEY, ROBERT (2012, Revision), S. 349; BOTTERWECK, BIRGIT et al. (2015, Überprüfungsprozess), S. 543; MARINOVA, MILENA (2018, Konzeption), Tz. 54; ROSE, MARKUS (2018, Anwendungsbereich), S. 6; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 127 und Tz. 136. Vgl. KUNZE, BRITTA (2007, Überwachung), S. 147; ROSE, MARKUS (2018, Anwendungsbereich), S. 6. Vgl. AT 1 Tz. 2 MaRisk; SCHNECK, OTTMAR (2011, Rechtsgrundlagen), S. 93; PREUß, NORBERT; SCHÖNE, LARS BERNHARD (2016, Real Estate), S. 419. Ergänzend konkretisiert werden die MaRisk im IT-Bereich durch die bankenaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT). Neben den MaRisk existieren noch weitere Mindestanforderungen für bestimmte spezielle Funktionen und Geschäftsbereiche wie bspw. die Mindestanforderungen an die Compliance-Funktion (MaComp), die Mindestanforderungen an die Ausgestaltung von Sanierungsplänen (MaSan), die Mindestanforderungen an die Sicherheit von Internetzahlungen (MaSi) sowie die Mindestanforderungen an die Geschäftsorganisation (MaGo). Für die Versicherungswirtschaft existieren derweil eigene Mindestanforderungen an das Risikomanagement und die IT.

10. Kapitel Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk

Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung (AT 3) und Strategiefindung (AT 4.2) Interne Revision (AT 4.4.3, BT 2) Internes Kontrollsystem (AT 4.3) Aufbau- und Ablauforganisation (AT 4.3.1; BTO)

RisikocontrollingFunktion (AT 4.4.1) ComplianceFunktion (AT 4.4.2)

Stresstests (AT 4.3.3)

Risikosteuerungs- & -controllingprozesse (AT 4.3.2, BTR, BT 2)

Datenmanagement (AT 4.3.4)

Risikoidentifizierung Risikoüberwachung & -kommunikation

Risikobeurteilung

Anpassungsprozesse (AT 8)

Organisationsrichtlinien (AT 5) und Dokumentation (AT 6)

582

Risikosteuerung

Ressourcen (AT 7) und Auslagerung (AT 9)

Abbildung 103: Inhalte der MaRisk in Anlehnung an die Anforderungen des § 25a KWG Erstmals veröffentlicht wurden die MaRisk im Jahr 2005.1 Damals erfolgte eine Zusammenfassung der zuvor bestehenden Regelungen, wie der Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft (MaK), der Mindestanforderungen an das Betreiben von Handelsgeschäften (MaH) und der Mindestanforderungen an die Ausgestaltung der Internen Revision (MaIR), zu einem einheitlichen und konsistenten Regelwerk. Seither wurden die Mindestanforderungen bereits mehrmals überarbeitet, um beispielsweise Vorgaben des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht oder der EBA einzuarbeiten,2 mit dem Ziel ein ganzheitliches Rahmenwerk zu schaffen, das sich den Anforderungen an das Risikomanagement widmet.3 Abbildung 1044 stellt die Weiterentwicklung der MaRisk im Zeitverlauf dar. Die 6. MaRisk-Novelle ist mit Veröffentlichung am 16.08.2021 in Kraft getreten.5 Hierin werden insbesondere die Leitlinien über das Management notleidender und gestundeter Risikopositionen (EBA/GL/2018/06)6, die Leitlinien zu Auslagerungen 1 2

3 4 5 6

Vgl. BOTTERWECK, BIRGIT et al. (2015, Überprüfungsprozess), S. 543; HELLENKAMP, DETLEF (2018, Bankwirtschaft), S. 92; FINGERLOS, UWE RUDOLF et al. (2020, Risikoreporting), S. 10. Vgl. hierzu sowie zu dem Vorhergehenden SCHNECK, OTTMAR (2011, Rechtsgrundlagen), S. 94; BOTTERWECK, BIRGIT et al. (2015, Überprüfungsprozess), S. 543; PAUL, STEPHAN (2015, Marktwirtschaft), S. 580–581; PREUß, NORBERT; SCHÖNE, LARS BERNHARD (2016, Real Estate), S. 419; ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 370– 371; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 17–61. Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2017, Anschreiben), S. 2. Modifiziert entnommen aus MORGENSTERN, ULF; WITTE, CHRISTIAN; BUCHHOLZ, FRERICH (2020, MaRisk). Vgl. KELP, THORSTEN (2021, MaRisk), S. 35. Die inhaltlichen Ausführungen zu den MaRisk in diesem 10. Kapitel basieren auf jener 6. MaRisk-Novelle. Vgl. BAFIN (2021, MaRisk). Vgl. EBA (2018, Risikopositionen).

10. Kapitel Teil A: MaRisk als zentrales Regelwerk

583

(EBA/GL/2019/02)1 sowie die Leitlinien für das Management von IKT- und Sicherheitsrisiken (EBA/GL/2019/04)2 der EBA umgesetzt.3 Am 26.09.2022 veröffentlichte die BaFin einen Konsultationsentwurf der 7. MaRisk-Novelle4. Mit dieser Novelle sollen die Anforderungen der Leitlinien für die Kreditvergabe und Überwachung (EBA/GL/2020/06)5 umgesetzt und Erkenntnisse aus der Aufsichts- und Prüfungspraxis, mitunter im Hinblick auf das Immobiliengeschäft, die Risikomanagementmodelle sowie Handelsgeschäfte im Homeoffice, eingebunden werden. Zuletzt werden Anforderungen an das Risikomanagement von Nachhaltigkeitsrisiken formuliert.6

Reifegrad der Mindestanforderungen

7. MaRisk-Novelle: Konsultation 06/2022 September 2022 6. MaRisk-Novelle: Rundschreiben 10/2021 (BA) August 2021 5. MaRisk-Novelle: Rundschreiben 9/2017 (BA) Oktober 2017 4. MaRisk-Novelle: Rundschreiben 10/2012 (BA) Dezember 2012 3. MaRisk-Novelle: Rundschreiben 11/2010 (BA) Dezember 2010 2. MaRisk-Novelle: Rundschreiben 15/2009 (BA) August 2009 1. MaRisk-Novelle: Rundschreiben 5/2007 (BA) Oktober 2007 Rundschreiben 18/2005 (BA) MaRisk Dezember 2005

Jahre

Abbildung 104: Weiterentwicklung der MaRisk im Zeitverlauf Gemäß AT 2 Tz. 1 Satz 1 MaRisk sollen die MaRisk letztlich dazu beitragen, „Missständen im Kredit- und Finanzdienstleistungswesen entgegenzuwirken, welche die Sicherheit der den Instituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden, die ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen beeinträchtigen oder erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft herbeiführen können“. Bei der Erbringung von Wertpapierdienstleistungen und Wertpapiernebendienstleistungen steht gemäß AT 2 Tz. 1 Satz 2 MaRisk zudem der Schutz der Interessen der Wertpapierdienstleistungskunden im Fokus. 1

2 3 4 5 6

Vgl. EBA (2019, Auslagerungen). Die rechtliche Grundlage für die Anforderungen zur Einbeziehung von Auslagerungssachverhalten in das Risikomanagement von Instituten bildet im deutschen Recht der § 25b KWG. Vgl. MARINOVA, MILENA (2018, Konzeption), Tz. 73; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 112–115. Vgl. EBA (2019, Sicherheitsrisiken). Vgl. BAFIN (2020, Novelle). Vgl. BAFIN (2022, Konsultation). Vgl. EBA (2020, Kreditvergabe). Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2022, Risikomanagement); zu den Anforderungen an das Risikomanagement von Nachhaltigkeitsrisiken 10. Kapitel Teil D.IV.

584

10. Kapitel Teil B: Anwenderkreis der MaRisk

10. Kapitel: Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) Teil B: Anwenderkreis der MaRisk von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken Die MaRisk wenden sich vornehmlich an Kreditinstitute im Sinne des KWG einschließlich deren Zweigniederlassungen im Ausland.1 Bei Unternehmen mit Sitz in einem anderen Staat des Europäischen Wirtschaftsraums sind deren Zweigstellen in Deutschland von der Pflicht zur Einhaltung der MaRisk befreit, sofern sie die Anforderungen des § 53b KWG erfüllen. Dies ist der Fall, „wenn das Unternehmen von den zuständigen Stellen seines Herkunftsmitgliedstaates zugelassen worden ist, die Geschäfte von der Zulassung abgedeckt sind und das Unternehmen von den zuständigen Stellen nach Maßgabe der Richtlinien und Verordnungen der Europäischen Union beaufsichtigt wird“2. Die in den MaRisk enthaltenen Anforderungen an ein angemessenes Risikomanagement auf Gruppenebene (AT 4.5) sind von übergeordneten Unternehmen bzw. Finanzkonglomeratsunternehmen einer Institutsgruppe, einer Finanzholdinggruppe oder eines Finanzkonglomerats zu beachten. Hieraus resultiert allerdings keine gruppenweite Anwendung der MaRisk, sodass nachgeordnete Unternehmen, die nicht unmittelbar den Vorschriften des § 25a KWG unterliegen, auch nicht durch die Gruppenzugehörigkeit mittelbar zu einer uneingeschränkten Erfüllung der MaRisk verpflichtet sind. Vielmehr sind alle wesentlichen3 Risiken der gesamten Gruppe in das Risikomanagement auf Gruppenebene einzubeziehen, „unabhängig davon, ob diese von konsolidierungspflichtigen Unternehmen begründet werden oder nicht“4. Für Finanzdienstleistungsinstitute und Wertpapierhandelsbanken ist die Einhaltung der MaRisk nur insoweit relevant, „wie dies vor dem Hintergrund der Institutsgröße sowie von Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt der Geschäftsaktivitäten

1 2 3

4

Die Ausführungen in diesem 10. Kapitel Teil B beziehen sich in weiten Teilen auf AT 2.1 i. V. m. AT 4.5 MaRisk; ferner ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, MaRisk), S. 5–7. § 53b Abs. 1 Satz 1 KWG. Der Begriff der „Wesentlichkeit“ stellt einen Kernbestandteil und gleichsam eine der wichtigsten Öffnungsklauseln der MaRisk dar, denn die Auslegung dieses Begriffs obliegt den Instituten. Grundsätzlich sollten bei der Abgrenzung wesentlicher Aspekte neben der Relevanz für das institutsindividuelle Risikoprofil auch eine Kosten-Nutzen-Betrachtung und der damit verbundene Ressourcenaufwand berücksichtigt werden. Vgl. DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 31. AT 4.5 Tz. 1 Satz 2 MaRisk.

10. Kapitel Teil B: Anwenderkreis der MaRisk

585

zur Einhaltung der gesetzlichen Pflichten aus §§ 25a und 25b KWG geboten erscheint“1. Hierdurch ergibt sich ein sehr weit gefasster individueller Ermessensspielraum zur Anwendung der MaRisk. Ein besonderes Augenmerk wird von der BaFin allerdings auf die Einhaltung der Anforderungen zur Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung, zu Organisationsrichtlinien, zu Ressourcen, bestehend aus Personal, technisch-organisatorischer Ausstattung sowie Notfallmanagement, und zu Auslagerungen gelegt. Somit werden in den MaRisk auch diejenigen Anforderungen der europäischen Finanzmarktrichtlinie (MiFID)2 umgesetzt, die sowohl für Kreditinstitute als auch für Finanzdienstleistungsinstitute gleichermaßen gelten.3 Kapitalverwaltungsgesellschaften unterliegen derweil separaten Mindestanforderungen an das Risikomanagement (KAMaRisk), welche die Delegierte Verordnung (EU) Nr. 231/2013 zur Ergänzung der AIFM-Richtlinie4 konkretisieren.5

1 2 3 4 5

AT 2.1 Tz. 2 Satz 1 MaRisk. Richtlinie 2014/65/EU. Vgl. ROSE, MARKUS (2018, Anwendungsbereich), S. 9; BEHRENDS, TIMO; WELTER, CHRISTINE (2019, MaRisk), S. 10. Richtlinie 2011/61/EU. Vgl. BAFIN (2017, KAMaRisk); HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 184–186.

586

10. Kapitel Teil C: MaRisk als flexibler Rahmen

10. Kapitel: Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) Teil C: MaRisk als flexibler Rahmen zur Ausgestaltung des Risikomanagements von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken I.

Das Proportionalitätsprinzip der MaRisk

Die MaRisk formulieren einen flexiblen und praxisnahen Rahmen, in dem das Risikomanagement der Institute ausgestaltet werden kann.1 Dabei steht die BaFin laufenden Fortentwicklungen der Prozesse und Verfahren im Risikomanagement offen gegenüber, sofern eine angemessene und ganzheitliche Betrachtung aller wesentlichen Risiken sichergestellt wird, unter die zumindest die Adressenausfallrisiken (einschließlich Länderrisiken), Marktpreisrisiken (einschließlich Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch), Liquiditätsrisiken und operationellen Risiken sowie die mit diesen Risiken verbundenen Risikokonzentrationen2 fallen.3 Das bedeutet gleichermaßen, dass die MaRisk keine konkreten Methoden oder Risikomanagementinstrumente innerhalb der Ausgestaltung des Risikomanagements vorgeben, sodass für die Institute Methodenfreiheit besteht, „solange dem Sinn und Zweck der Anforderungen entsprochen wird“4. Daher werden die MaRisk auch als ein prinzipienorientiertes Regelwerk verstanden, das Gestaltungsspielräume für unterschiedliche Umsetzungslösungen lässt.5 Die MaRisk basieren hierbei auf dem sogenannten Proportionalitätsprinzip, wodurch die Umsetzung der Anforderungen abhängig von der Institutsgröße, der Komplexität der Geschäftsaktivitäten sowie der institutsindividuellen Risikosituation ist, um einen möglichst angemessenen Spielraum bei der Implementierung der Anforderungen zu ermöglichen.6 Dies bedeutet zunächst, dass grundsätzlich sämtliche Regelungen der MaRisk für alle Institute Relevanz besitzen. Institute, die besonders groß sind oder deren Geschäftsaktivitäten durch eine besondere Komplexität, Internationalität oder eine besondere Risikoexponierung gekennzeichnet sind, müssen darüber 1 2 3 4 5 6

Vgl. AT 1 Tz. 1 MaRisk; ferner PREUß, NORBERT; SCHÖNE, LARS BERNHARD (2016, Real Estate), S. 420. Vgl. zur Definition des Konzentrationsrisikos das 1. Kapitel Teil B.II.1. Vgl. AT 1 Tz. 5 MaRisk i. V. m. AT 2.2 Tz. 1 MaRisk. Vgl. HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 158. Vgl. HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 152–135. Vgl. PAUL, STEPHAN (2015, Marktwirtschaft), S. 583.

10. Kapitel Teil C: MaRisk als flexibler Rahmen

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hinaus allerdings, dem Proportionalitätsprinzip folgend, weitergehende Vorkehrungen im Bereich des Risikomanagements treffen als weniger große Institute mit weniger komplex strukturierten Geschäftsaktivitäten, die keine außergewöhnliche Risikoexponierung aufweisen.1 Dies hat zur Folge, dass „Institute im Einzelfall über bestimmte, in den MaRisk explizit formulierte Anforderungen hinaus weitergehende Vorkehrungen treffen [müssen], soweit dies zur Sicherstellung der Angemessenheit und Wirksamkeit des Risikomanagements erforderlich sein sollte“2. Ebenfalls sind solche Institute dazu verpflichtet, in eigenverantwortlicher Weise einschlägige Veröffentlichungen zum Risikomanagement des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht und des Financial Stability Boards in das institutseigene Risikomanagement einzubeziehen.3

II.

Erweiterung des flexiblen Rahmens durch Öffnungsklauseln

Der bereits flexible Rahmen der MaRisk zur Ausgestaltung des Risikomanagements wird durch zusätzliche Öffnungsklauseln erweitert, um der heterogenen Institutsstruktur und der Vielfalt der Geschäftsaktivitäten Rechnung zu tragen.4 Diese Öffnungsklauseln sind abhängig von der Größe, den Geschäftsschwerpunkten und der Risikosituation des jeweiligen Instituts. Sie ermöglichen eine vereinfachte Umsetzung der in den MaRisk enthaltenen Anforderungen, wodurch vor allem kleinere Institute entlastet werden sollen.5 So können kleinere Institute beispielsweise Erleichterungen bei der Umsetzung der Anforderungen an die Aufbau- und Ablauforganisation im Kredit- und Handelsgeschäft, bei der Funktionstrennung sowie bei der Einrichtung einer Revisionseinheit nutzen.6

1 2 3 4

5 6

Vgl. hierzu sowie zu dem Vorhergehenden AT 1 Tz. 3 MaRisk; ferner BIERNAT, HOLGER (2019, Datenverarbeitung), S. 8; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 156. AT 1 Tz. 3 Satz 1 MaRisk. Vgl. AT 1 Tz. 3 Satz 3 MaRisk. Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, MaRisk), S. 5; HELLENKAMP, DETLEF (2018, Bankwirtschaft), S. 92; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 155. Eine Auflistung der in den MaRisk enthaltenen Öffnungsklauseln kann dem Interpretationsleitfaden des DSGV entnommen werden. Vgl. DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 29–34 Vgl. AT 1 Tz. 5 MaRisk. Vgl. DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 30.

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10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

10. Kapitel: Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk von Sabrina Kiszka, M. Sc., Saarbrücken I.

Grundsätzlicher Aufbau der MaRisk

Die MaRisk sind modular aufgebaut, um künftige Änderungen durch eine gezielte Überarbeitung der betroffenen Module zeitnah in das Regelwerk integrieren zu können. Falls erforderlich, können auf diese Weise ebenfalls problemlos neue Regelungsbereiche in Form von neuen Modulen in die MaRisk integriert werden.1 Grundsätzlich erfolgt innerhalb der MaRisk eine Unterteilung in den allgemeinen Teil (Modul AT), der sich grundlegenden Begrifflichkeiten und Anforderungen an die Ausgestaltung des Risikomanagements zuwendet, und den besonderen Teil ( Modul BT), welcher sich insbesondere der Organisation des Kredit- und Handelsgeschäfts sowie den Risikosteuerungs- und -controllingprozessen widmet.2

II. 1.

Allgemeiner Teil (AT) der MaRisk Aufbau des allgemeinen Teils

Der allgemeine Teil der MaRisk definiert grundlegende Begrifflichkeiten und stellt elementare Anforderungen an die Ausgestaltung des institutsindividuellen Risikomanagements, wie bspw. zur Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung, zu den Organisationsrichtlinien, der Dokumentation oder den notwendigen Ressourcen in personeller sowie technisch-organisatorischer Hinsicht sowie zu Notfallkonzepten. Ebenso werden Anforderungen zum Umgang mit Auslagerungen formuliert. Der Aufbau des allgemeinen Teils der MaRisk kann Abbildung 1053 entnommen werden. Die durch die MaRisk angestrebte Steuerung der wesentlichen Risiken setzt eine Risikoinventur, also eine vollständige Bestandsaufnahme aller Risiken, voraus.4 Diese Untersuchung und Bewertung der Risiken ist indes nicht losgelöst von den übrigen 1

2 3 4

Vgl. AT 1 Tz. 8 MaRisk; ferner KUNZE, BRITTA (2007, Überwachung), S. 145; MARINOVA, MILENA (2018, Konzeption), Tz. 99; ROSE, MARKUS (2018, Anwendungsbereich), S. 11; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), Teil I, Tz. 171. Trotz des modularen Aufbaus verfolgen die MaRisk einen vernetzten, integrativen und ganzheitlichen Managementansatz. Vgl. BEHRENDS, TIMO; WELTER, CHRISTINE (2019, MaRisk), S. 8. Vgl. AT 1 Tz. 8 MaRisk; ferner HELLENKAMP, DETLEF (2018, Bankwirtschaft), S. 92. Modifiziert entnommen aus DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 26. Vgl. AT 2.2 Tz. 2 MaRisk; ferner DEUTSCHE BUNDESBANK (2013, Risikotragfähigkeit), S. 35.

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

589

Risikosteuerungs- und -controllingprozessen zu sehen, sondern ist vielmehr ein wichtiger Bestandteil dieser Prozesse, denn erst durch die bewusste Analyse der Risikosituation können geeignete Maßnahmen zur Steuerung und Begrenzung der Risiken eingeleitet werden.1 Es ist zu untersuchen, welche Risiken die Vermögens-, Ertragsoder Liquiditätslage eines Instituts wesentlich beeinträchtigen könnten.2 Die Risikoinventur hat dabei regelmäßig sowie anlassbezogen, wie bspw. bei einer geschäftspolitischen Neuausrichtung, zu erfolgen.3 Modul AT (Allgemeiner Teil) AT 1 Vorbemerkung AT 2 Anwendungsbereich AT 2.1 Anwenderkreis AT 2.2 Risiken AT 2.3 Geschäfte

AT 3 Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung AT 4 Allgemeine Anforderungen an das Risikomanagement AT 4.1 AT 4.2 AT 4.3 AT 4.4 AT 4.5

Risikotragfähigkeit Strategien Internes Kontrollsystem Besondere Funktionen Risikomanagement auf Gruppenebene

AT 5 Organisationsrichtlinien AT 6 Dokumentation AT 7 Ressourcen AT 7.1 Personal AT 7.2 Technisch-organisatorische Ausstattung AT 7.3 Notfallmanagement

AT 8 Anpassungsprozesse AT 8.1 Neu-Produkte-Prozess AT 8.2 Änderungen betrieblicher Prozesse und Strukturen AT 8.3 Übernahmen und Fusionen

AT 9 Auslagerungen

Abbildung 105: Aufbau des allgemeinen Teils (Modul AT) der MaRisk

2.

Gesamtverantwortung der Geschäftsleitung (AT 3)

Die Verantwortung für eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation – und somit sämtliche wesentlichen Elemente des Risikomanagements – tragen alle Geschäftsleiter, und zwar unabhängig von internen Zuständigkeitsregelungen.4 Um dieser Anforderung gerecht zu werden, müssen die Geschäftsleiter dazu in der Lage sein, die Risiken zu beurteilen und erforderliche Maßnahmen zu ihrer Begrenzung treffen zu können. Die Gesamtverantwortung befreit die einzelnen Geschäftsleiter nicht davon, angemessene Kontroll- und Überwachungsprozesse im jeweiligen Zuständigkeitsbereich zu implementieren. Ebenfalls in den Verantwortungsbereich der Geschäftsleitung fällt die Etablierung einer einheitlichen Risikokultur. Diese bezeichnet „die Gesamtheit aller Normen, Einstellungen und Verhaltensweisen in Bezug auf Risikobewusstsein, Risikobereitschaft und Risikomanagement inklusive der entsprechenden 1 2 3 4

Vgl. RIEDIGER, HENNING (2020, Prüfungserfahrungen), Tz. 103. Vgl. AT 2.2 Tz. 2 MaRisk. Vgl. RIEDIGER, HENNING (2020, Prüfungserfahrungen), Tz. 104. Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 3 MaRisk.

590

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

Kontrollen“1. Die Risikokultur muss sich hierbei in die bestehende Geschäfts- und Risikostrategie und das Geschäftsmodell einfügen und dauerhaft im Unternehmen verankert werden; sie geht daher über das Aufstellen eines Verhaltenskodexes hinaus.2 Hierdurch soll ein bewusster Umgang mit Risiken durch alle Mitarbeiter forciert werden.3

3.

Allgemeine Anforderungen an das Risikomanagement (AT 4)

Gemäß AT 4.1 ist ein Institut dazu verpflichtet, einen Prozess zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit einzurichten, der sowohl das Ziel der Fortführung des Instituts als auch den Schutz der Gläubiger gewährleistet.4 Dabei sind sowohl die normative als auch die ökonomische Perspektive einzubeziehen.5 Während die normative Perspektive mit der institutsinternen Kapitalplanung einhergeht und damit gewährleisten soll, dass sowohl aktuell als auch künftig alle relevanten regulatorischen Kapitalgrößen sowie alle internen Anforderungen eingehalten werden, widmet sich die ökonomische Perspektive unter Zuhilfenahme von barwertigen oder barwertnahen Verfahren der langfristigen Sicherung der Substanz des Instituts durch eine risikoorientierte Betrachtung künftiger Entwicklungen in Gewinn- und Verlust-, Eigenmittel- und Gesamtrisikobetrag-Positionen.6 So ist die Risikotragfähigkeit eines Instituts gegeben, wenn das Risikodeckungspotenzial die wesentlichen Risiken vollständig und laufend abdeckt.7 Das Risikodeckungspotenzial umfasst hierbei alle Kapital- und Ergebnisbestandteile sowie Reserven, die eingesetzt werden können, um eingetretene Verluste aufzufangen.8 Die Risikotragfähigkeit ist auch innerhalb des Strategieprozesses zu berücksichtigen, der in AT 4.2 MaRisk geregelt wird.9 Die MaRisk fordern von der Geschäftsleitung eines Instituts die Festlegung einer nachhaltigen Geschäftsstrategie, die – unter Einbeziehung sowohl externer als auch interner Einflussfaktoren – Ziele für alle we-

1 2 3 4 5 6 7

8 9

RUDOLF, MICHAELA; DREWES, GUIDO (2019, Risikokultur), S. 32. Vgl. hierzu sowie nachfolgend RUDOLF, MICHAELA; DREWES, GUIDO (2019, Risikokultur), S. 32. Vgl. Erläuterung zu AT 3 Tz. 1 MaRisk. Vgl. AT 4.1. Tz. 2 MaRisk. Vgl. SCHULTE-MATTLER, MARIUS; SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2021, MaRisk 7.0), S. 24–25. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2013, Risikotragfähigkeit), S. 34–35; HOFER, MARKUS (2018, Risikotragfähigkeit); hierzu ausführlich PFEIFER, GUIDO (2018, Risikotragfähigkeitskonzepte), Tz. 458–511; SEUTHE, ANDREAS (2020, Risikotragfähigkeit), Tz. 157–169. Vgl. AT 4.1 Tz. 1 MaRisk; ferner DEUTSCHE BUNDESBANK (2013, Risikotragfähigkeit), S. 42; BENZLER, MARC; KRIEGER, KAI (2020, Organisatorische Anforderungen), Tz. 16 und Tz. 26; SEUTHE, ANDREAS (2020, Risikotragfähigkeit), Tz. 124; WASCHBUSCH, GERD (2020, Risikotragfähigkeitskonzept), S. 1721. Vgl. HEUTER, HENNING (2015, Gesamtbank), S. 10. Vgl. HEUTER, HENNING (2015, Gesamtbank), S. 16–17.

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

591

sentlichen Geschäftsaktivitäten sowie Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele festlegt.1 Zudem ist zur Steuerung der bankbetrieblichen Risiken eine zur Geschäftsstrategie konsistente Risikostrategie aufzusetzen.2 Innerhalb dieser Strategieentwicklung ist auch der sog. Risikoappetit des Instituts, sprich die Risikoneigung,3 zu bestimmen, wobei das bestehende Risikoprofil des Instituts, die Risikotragfähigkeit sowie die Risikotoleranz4 zu berücksichtigen sind.5 Je kleiner das Risikodeckungspotenzial ist, über das ein Institut verfügt, desto niedriger dürfen die Risikotoleranz und damit verbunden die Limite, die für die einzelnen Risikoarten vergeben werden, ausfallen.6 Institute mit einem hohen NPL-Bestand7 müssen darüber hinaus eine Strategie für notleidende Positionen entwickeln, um deren zeitlichen Abbau über einen realistischen Zeithorizont zu fixieren.8 Dies wirkt sich auch auf die Regelungen anderer Module innerhalb der MaRisk aus. So unterliegen Institute mit einer hohen NPL-Quote künftig höheren Anforderungen an die Ausgestaltung der Risikocontrolling-Funktion. Sie müssen zudem eine spezialisierte Abwicklungseinheit einrichten und den Risikobericht um eine gesonderte Darstellung der notleidenden und Forborne-Risikopositionen9 erweitern. Auf diesen strategischen Überlegungen aufbauend, sind in AT 4.3 MaRisk Regelungen zum Aufbau eines angemessenen Internen Kontrollsystems (IKS) enthalten. Dieses Modul gibt durch die enthaltenen Anforderungen an die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an die Risikosteuerungs- und -controllingprozesse einen Rahmen für den gesamten Risikomanagementprozess vor, der zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit beiträgt.10 Bei den aufbau- und ablauforganisatorischen Anforderungen 1

Vgl. AT 4.2 Tz. 1 i. V. m. Tz. 4 MaRisk; ÖYNHAUSEN, HAUKE CHRISTIAN (2019, Strategiearbeit), S. 17. Während unter die externen Einflussfaktoren bspw. die Marktentwicklung, die Wettbewerbssituation oder das regulatorische Umfeld fallen, sind interne Einflussfaktoren z. B. die Liquidität, die Ertragslage sowie personelle und technisch-organisatorische Ressourcen. Vgl. AT. 4.2 Tz. 1 MaRisk. 2 Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 4.2 Tz. 2 MaRisk. 3 Vgl. NEUMANN, FRANK (2020, Bewertung), Tz. 296. 4 Risikotoleranz wird definiert als „akzeptable Höhe der Volatilität der Performance […], die ein Unternehmen bereit ist, bei der Verfolgung seiner Ziele einzugehen“. WIEDEMANN, ARND; WILHELMS, JAN HENDRIK (2019, Transparenz), S. 185. 5 Vgl. WIEDEMANN, ARND; WILHELMS, JAN HENDRIK (2019, Transparenz), S. 184–185. 6 Vgl. HEUTER, HENNING (2015, Gesamtbank), S. 16–17. 7 Bei Instituten mit einer hohen NPL-Quote beträgt der Anteil der Kredite, die mehr als 90 Tage überfällig sind oder bei denen es unwahrscheinlich erscheint, dass der Schuldner seine Verbindlichkeiten ohne die Verwertung von Sicherheiten in voller Höhe begleichen wird, mindestens 5 % des gesamten Kreditbestands. Vgl. OPALA, NOEL; WELLMANN, MICHAEL (2021, MaRisk 7.0), S. 6–10. 8 Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 4.2 Tz. 3 MaRisk; ferner LIENLAND, DIETER; MAIFARTH, MICHAEL (2020, Weiterentwicklung), S. 1225–1226; GLOS, ALEXANDER; HILDNER, ALICIA; KÜHNE, CAROLIN (2021, Pandemie), S. 39. 9 Eine Risikoposition gilt als forborne, „wenn der Kreditnehmer finanzielle Schwierigkeiten hat und deshalb Zugeständnisse gemacht werden“. Erläuterung zu BTO 1.3.2 Tz. 3 MaRisk. Hierbei darf sich die Beurteilung finanzieller Schwierigkeiten ausschließlich an der spezifischen finanziellen Situation, ohne Berücksichtigung von Sicherheiten, ausrichten. Vgl. LIENLAND, DIETER; MAIFARTH, MICHAEL (2020, Weiterentwicklung), S. 1226. 10 Vgl. HEUTER, HENNING (2015, Gesamtbank), S. 17.

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10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

liegt der Fokus auf der Gestaltung klar definierter und abgestimmter Prozesse.1 Ebenfalls sind die mit den einzelnen Prozessen verbundenen Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortlichkeiten, Kontrollen und Kommunikationswege festzulegen. Grundsätzlich sollen hierbei Interessenkonflikte, vor allem im Falle des Mitarbeiterwechsels von Markt- oder Handelsbereichen in nachgelagerte und Kontrollbereiche, vermieden werden, sodass es notwendig ist, dass unvereinbare Tätigkeiten durch unterschiedliche Mitarbeiter durchgeführt werden. Darüber hinaus müssen die Prozesse des Risikomanagements eine Identifizierung, Beurteilung, Steuerung sowie Überwachung und Kommunikation der wesentlichen Risiken und der damit verbundenen Risikokonzentrationen – auch aus ausgelagerten Aktivitäten und Prozessen – gewährleisten, um unter Berücksichtigung des Risikoappetits und der Risikotragfähigkeit des Instituts eine wirksame Begrenzung der Risiken zu ermöglichen.2 Um ein frühzeitiges Erkennen der Risiken zu gewährleisten, sind Frühwarnindikatoren abzuleiten. Als Frühwarnindikatoren können bspw. steigende Limitauslastungen, Zahlungsrückstände, Ratingveränderungen, Volatilitäten, die aufsichtsrechtlichen Liquiditätskennzahlen oder Kundenbeschwerden dienen.3 Die gesamten Prozesse, Methoden und Verfahren innerhalb des Risikomanagements sind stets auf ihre Angemessenheit zu überprüfen und gegebenenfalls an sich ändernde Bedingungen anzupassen.4 Zu den Instrumenten des Risikomanagements gehört ebenfalls die regelmäßige sowie anlassbezogene Durchführung von Stresstests,5 die als Oberbegriff für alle Methoden verwendet werden, „mit denen Institute ihr individuelles Gefährdungspotenzial auch bezüglich außergewöhnlicher, aber plausibler Ereignisse […] überprüfen“6. Mittels Stresstests soll demnach durch die Veränderung eines oder mehrerer Risikofaktoren das Gefährdungs- bzw. Verlustpotenzial ermittelt werden, um festzustellen, ob die Risikotragfähigkeit auch in Stressphasen gewährleistet ist.7 Hierdurch ist zu ergründen, ob ein Handlungsbedarf, wie bspw. eine höhere Kapitalunterlegung oder eine verschärfte Überwachung der Risiken, besteht.8 Sogenannte inverse Stresstests sollen untersuchen, „welche Ereignisse das Institut in seiner Überlebensfähigkeit gefährden können“9. Es werden also Szenarien abgeleitet, die zu einer Zahlungsunfähigkeit oder

1 2 3 4 5 6 7 8 9

Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 4.3.1 Tz. 1 und Tz. 2 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 4.3.2 Tz. 1 und Tz. 2 i. V. m. AT 9 Tz. 9 MaRisk. Vgl. DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 254. Vgl. AT 4.3.2 Tz. 5 MaRisk i. V. m. AT 4.3.3 Tz. 5 MaRisk. Vgl. AT 4.3.3 Tz. 1 MaRisk. HEUTER, HENNING (2015, Gesamtbank), S. 17–18. Vgl. HEUTER, HENNING (2015, Gesamtbank), S. 17–18. Vgl. BAUMGARTEN, DANIEL (2020, Kapitalplanung), Tz. 1363. Erläuterung zu AT 4.3.3 Tz. 4 MaRisk.

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

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Überschuldung des Instituts führen könnten, um anschließend eine Beurteilung vorzunehmen, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese Szenarien und die damit verbundenen Parameterveränderungen eintreten.1 Die Geschäftsleitung ist des Weiteren regelmäßig sowie gegebenenfalls anlassbezogen über die aktuelle Risikosituation des Instituts zu informieren.2 Grundvoraussetzung hierfür ist eine angemessene Datenbasis. Mit dem Modul AT 4.3.4 setzen die MaRisk die diesbezüglichen Erwartungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht zur Stärkung des Risikomanagements in Bezug auf die Risikodatenaggregation von global sowie anderweitig systemrelevanten Instituten um.3 So sind gruppenweit geltende Regeln für das Datenmanagement, die Datenqualität und die Aggregation der Risikodaten zu definieren, bei der die gesamte Prozesskette, von der Datenerfassung über die Verarbeitung bis hin zur Auswertung der Risikodaten und die damit verbundene Risikoberichterstattung, berücksichtigt wird. Hierbei muss die Genauigkeit und Vollständigkeit der Risikodaten, die Auswertungen nach verschiedenen Risikokategorien und Kriterien wie Geschäftsfeld, Konzerngesellschaft, Art des Vermögenswerts, Branche, Region usw. ermöglichen, gewährleitet sein. Relevante Risikodaten müssen zudem jederzeit, d. h. insbesondere auch in Stressphasen,4 zeitnah verfügbar sein. Auch die Auswertung von Ad-hoc-Informationen nach verschiedenen Kategorien ist durch die institutsindividuellen Systeme zu gewährleisten. Die Zuständigkeit für die Überwachung und Kommunikation der Risiken obliegt einer unabhängigen Risikocontrolling-Funktion, die die Geschäftsleitung in allen risikopolitischen Fragen unterstützt.5 Die wesentlichen Risiken sind auch auf Gruppenebene zu steuern.6 Zusätzlich ist für die Steuerung derjenigen Risiken, die sich aus der Nichteinhaltung rechtlicher Regelungen und Vorgaben ergeben können, eine unabhängige Compliance-Funktion einzurichten.7 Letztlich ist die Wirksamkeit und Angemessenheit des Risikomanagements durch die Interne Revision zu prüfen.8 Hierbei hat die Interne Revision unmittelbar der Geschäftsleitung zu unterstehen und ist dieser berichtspflichtig. 1 2 3 4

5 6 7 8

Vgl. BUCHMÜLLER, PATRIK et al. (2018, Stresstests), Tz. 712–717. Vgl. AT 4.3.2 Tz. 3 und Tz. 4 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend FINGERLOS, UWE RUDOLF et al. (2020, Risikoreporting), S. 6 und S. 10–12. Das Modul AT 4.3.4 basiert auf den Erfahrungswerten während der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008, die verdeutlichten, dass einige Institute nicht über eine robuste IT- und Dateninfrastruktur verfügten, die es ermöglichte, Risiken zeitnah auszuwerten. Vgl. BCBS (2013, Aggregation), S. 1; HOFFNER, PETER; DHAMOTHARAN, SELVAM (2014, Regulierung), S. 22; THUN, CHRISTIAN (2015, Stresstest), S. 48–49; HORN, CHRISTOPH (2018, Ad-hoc-Risikoberichterstattung), Tz. 334. Vgl. AT 4.4.1 Tz. 1 i. V. m. Tz. 2 MaRisk. Vgl. AT 4.5 Tz. 1 MaRisk. Vgl. AT 4.4.2 Tz. 1 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 4.4.3 Tz. 1–3 MaRisk. Diese drei Kontrollinstanzen werden in den MaRisk auch als „besondere Funktionen“ betitelt. Vgl. AT 4.4 MaRisk; ferner BENZLER, MARC; KRIEGER, KAI (2020, Organisatorische Anforderungen), Tz. 62.

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4.

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Anforderungen an die Organisationsrichtlinien (AT 5) und die Dokumentation (AT 6)

Alle Geschäftsaktivitäten des Instituts sind in Organisationsrichtlinien, bspw. in Handbüchern, Arbeitsanweisungen oder Arbeitsablaufbeschreibungen, schriftlich zu fixieren, die den betroffenen Mitarbeitern in der jeweils aktuellen Fassung zur Verfügung gestellt werden müssen. Hierbei hat der Detailierungsgrad je nach Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt der jeweiligen Geschäftsaktivität zu variieren.1 Es müssen alle bisher in diesem Kapitel behandelten Sachverhalte von den Organisationsrichtlinien abgedeckt werden, d. h., es müssen Regelungen zur Aufbau- und Ablauforganisation sowie zur Aufgabenzuweisung, zur Kompetenzzuordnung und zu den Verantwortlichkeiten, zur Ausgestaltung der Risikosteuerungs- und -controllingprozesse, zu den Verfahren, Methoden und Prozessen der Aggregation von Risikodaten, zur Einhaltung rechtlicher Regelungen und Vorgaben, zur Internen Revision sowie zu Auslagerungen festgehalten werden.2 Die für die Einhaltung der MaRisk wesentlichen Handlungen sowie Festlegungen, bspw. hinsichtlich der Inanspruchnahme von Öffnungsklauseln, sind zudem nachvollziehbar zu dokumentieren.3 Darüber hinaus sind Geschäfts-, Kontroll- und Überwachungsunterlagen systematisch und für Dritte nachvollziehbar abzufassen und fünf Jahre aufzubewahren.

5.

Anforderungen an die Ressourcen (AT 7)

Die personelle Ausstattung eines Instituts bildet einen der Grundsteine für ein angemessenes Risikomanagement. Daher hat sich die quantitative sowie qualitative Personalausstattung an den betriebsinternen Erfordernissen, den Geschäftsaktivitäten sowie der Risikosituation des Instituts zu orientieren.4 Die Mitarbeiter müssen in Abhängigkeit von ihren Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten über ein angemessenes Qualifikationsniveau verfügen.5 Vor allem die Leitungen der Risikocontrolling-Funktion, der Compliance-Funktion und der Internen Revision müssen besonderen qualitativen Anforderungen, entsprechend ihrem jeweiligen Aufgabengebiet, genügen.6 Ebenfalls ist, bspw. durch Personalentwicklungsmaßnahmen sowie angemessene Vertretungsregelungen,7 sicherzustellen, dass die Abwesenheit oder das Ausscheiden von Mitarbeitern nicht zu nachhaltigen Störungen der Betriebsabläufe führt.8 1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. dazu sowie zu dem Vorhergehenden AT 5 Tz. 1 und Tz. 2 MaRisk. Vgl. AT 5 Tz. 3 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 6 MaRisk. Vgl. AT 7.1 Tz. 1 MaRisk. Vgl. AT 7.1 Tz. 2 MaRisk. Vgl. Erläuterung zu AT 7.1 Tz. 2 MaRisk. Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, MaRisk), S. 17 Vgl. AT 7.1 Tz. 3 MaRisk.

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Daneben ist eine angemessene technisch-organisatorische Ausstattung des Instituts zu gewährleisten, denn aufgrund der steigenden Abhängigkeit der Institute von ITSystemen nimmt das inhärente Risikopotenzial stetig zu. Daher sind auch für die ITRisiken angemessene Überwachungs- und Steuerungsprozesse zu etablieren.1 Alle ITSysteme sind vor ihrem erstmaligen Einsatz sowie nach wesentlichen Veränderungen zu testen und durch die technisch zuständigen Mitarbeiter abzunehmen.2 Die IT-Systeme müssen hierbei die Integrität, Authentizität, Vertraulichkeit sowie Verfügbarkeit der Daten gewährleisten.3 Während die Integrität die Sicherstellung der Datenvollständigkeit und -richtigkeit sowie die Verhinderung von Datenmanipulation bezeichnet, versteht man unter der Authentizität die Echtheit bzw. Rechtsgültigkeit der Daten.4 Die Vertraulichkeit ist gekennzeichnet durch einen Schutz der Daten vor unbefugter Preisgabe. Letztlich ist im Hinblick auf die Verfügbarkeit der Daten eine maximal tolerierbare Ausfalldauer durch das Institut festzulegen. Zur Absicherung möglicher Systemausfälle oder anderer Notfälle formuliert das Modul AT 7.3 Anforderungen an einen Notfallmanagementprozess, der auf zuvor definierten Zielen beruht. Vor allem für zeitkritische Aktivitäten und Prozesse, bei deren Beeinträchtigung für definierte Zeiträume ein nicht mehr akzeptabler Schaden für das Institut zu erwarten ist, sind Vorkehrungen zu treffen, um das Ausmaß möglicher Schäden zu reduzieren und die Rückkehr zum Normalbetrieb innerhalb eines angemessenen Zeitraums zu ermöglichen. Die Wirksamkeit und Angemessenheit des Notfallkonzepts, das sowohl Geschäftsfortführungs- als auch Wiederherstellungspläne zu enthalten hat, ist regelmäßig sowie anlassbezogen zu überprüfen. Hierbei sind zumindest die folgenden Notfallszenarien zu betrachten: (Teil-)Ausfall eines Standorts, erheblicher Ausfall von IT-Systemen oder der Kommunikationsinfrastruktur, Ausfall einer kritischen Anzahl von Mitarbeitern sowie Ausfall von Dienstleistern.5

6.

Anforderungen an Anpassungsprozesse (AT 8)

Veränderungsprozesse sind stets mit Risiken verbunden. Daher definieren die MaRisk im Modul AT 8 zunächst Leitplanken zur Entwicklung neuer Produkte bzw. zur Erschließung neuer Märkte. Diesbezüglich ist ein Produktkatalog der aktuellen Bestandsprodukte zu führen, der regelmäßig sowie anlassbezogen überprüft werden

1 2 3 4 5

Vgl. AT 7.2 Tz. 4 MaRisk. Vgl. AT 7.2 Tz. 3 MaRisk. Vgl. AT 7.2 Tz. 2 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 107. Vgl. zu diesem Absatz LIENLAND, DIETER; MAIFARTH, MICHAEL (2020, Weiterentwicklung), S. 1223–1224; SCHULTE-MATTLER, MARIUS; SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2021, MaRisk 7.0), S. 25 und S. 28.

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muss.1 Ist die Einführung eines neuen Produkts geplant, so hat das Produkt den sog. Neu-Produkt-Prozess zu durchlaufen, in dem der Risikogehalt des neuen Produkts analysiert wird. Jede in den Prozess involvierte Abteilung hat die Produkteinführung, ggf. unter Auflagen, zu befürworten. Letztlich ist es die Geschäftsleitung oder eine von ihr beauftragte Abteilung, die die formelle Genehmigung über die Einführung des neuen Produkts erteilt. In diesen Entscheidungsprozess sind die RisikocontrollingFunktion, die Compliance-Funktion und die Interne Revision einzubeziehen. Wird das Produkt von einer der involvierten Abteilungen nicht genehmigt, so ist dessen Einführung abzulehnen oder nur unter Auflagen vorzunehmen. Ähnlich verhält es sich nach AT 8.2 MaRisk bei wesentlichen Veränderungen in der Aufbau- und Ablauforganisation oder den IT-Systemen. So sind die Auswirkungen der geplanten Veränderung auf die bestehenden Kontrollverfahren durch die später in die Arbeitsabläufe eingebundenen Abteilungen zu analysieren, wobei auch hier die vorgenannten Kontrollinstanzen einzubinden sind. Letztlich verlangen die MaRisk auch bei der Übernahme von Unternehmen oder der Fusion mit anderen Unternehmen die Erarbeitung eines Konzepts, das die wesentlichen strategischen Ziele, die voraussichtlichen wesentlichen Konsequenzen für das Management der Risiken und die wesentlichen Auswirkungen auf das Gesamtrisikoprofil des Instituts, einhergehend mit notwendigen Anpassungen der Risikosteuerungs- und -controllingprozesse sowie der IT-Systeme, darstellt.2 Die Aufstellung dieses Konzepts fordert zudem die Analyse mittelfristiger Entwicklungen in der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie möglicher rechtlicher Konsequenzen.

7.

Anforderungen an das Auslagerungsmanagement (AT 9)

Die Steuerung und Überwachung von Auslagerungen stehen im Fokus der letzten beiden Novellen der MaRisk. Eine Auslagerung liegt hierbei vor, „wenn ein anderes Unternehmen mit der Wahrnehmung solcher Aktivitäten und Prozesse im Zusammenhang mit der Durchführung von Bankgeschäften, Finanzdienstleistungen oder sonstigen institutstypischen Dienstleistungen beauftragt wird, die ansonsten vom Institut selbst erbracht würden“3. Dahingehend wird von den Instituten eine vertiefende Risikoanalyse gefordert, die eigens für jedes Auslagerungsunternehmen durchgeführt werden muss. Im Rahmen dieser Analyse sollen relevante potenzielle Risikotreiber identifiziert und bewertet werden, sodass die Leistung des Auslagerungsunternehmens sichergestellt werden kann. Zudem beinhalten die MaRisk Anforderungen an 1 2 3

Vgl. hierzu sowie nachfolgend HELLER-HEROLD, GINA; SCHNEIDER, OLIVER; KESSLER, BERNHARD (2020, Mehrwert), S. 44–45. Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 8.3 Tz. 1 MaRisk. AT 9 Tz. 1 Satz 1 MaRisk.

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die Erstellung eines Auslagerungsregisters, die Einrichtung eines zentralen Auslagerungsmanagements sowie die Ausgestaltung der Auslagerungsverträge.1 So ist in den Verträgen bspw. die Dienstleistungsgüte anhand quantitativer und qualitativer Leistungsziele festzulegen.2 Weiterhin sind bei wesentlichen Auslagerungen nicht nur Informations- und Prüfungsrechte zu fixieren, sondern auch Zugangsrechte zu berücksichtigen.3

III. Besonderer Teil (BT) der MaRisk 1. Aufbau des besonderen Teils Der besondere Teil der MaRisk widmet sich – wie in Abbildung 1064 dargestellt – der Organisation der beiden Bereiche Kredit- und Handelsgeschäft sowie der Identifizierung, Beurteilung, Steuerung und Überwachung sowie Kommunikation der wesentlichen Risikoarten, bestehend aus Adressenausfallrisiken, Marktpreisrisiken, Liquiditätsrisiken und operationellen Risiken, unter Berücksichtigung entsprechender Risikokonzentrationen.

Modul BT (Besonderer Teil) BT 1 Besondere Anforderungen an das interne Kontrollsystem BTO Anforderungen an die Aufbau- und Ablauforganisation BTO 1 Kreditgeschäft BTO 1.1 Funktionstrennung und Votierung BTO 1.2 Anforderungen an die Prozesse im Kreditgeschäft BTO 1.3 Anforderungen an die Verfahren zur Früherkennung von Risiken BTO 1.4 Risikoklassifizierungsverfahren

BTO 2 Handelsgeschäft BTO 2.1 Funktionstrennung BTO 2.2 Anforderungen an die Prozesse im Handelsgeschäft

BTR Anforderungen an die Risikosteuerungsund -controllingsprozesse BTR 1 Adressenausfallrisiken BTR 2 Marktpreisrisiken BTR 2.1 Allgemeine Anforderungen BTR 2.2 Marktpreisrisiken des Handelsbuchs BTR 2.3 Marktpreisrisiken des Anlagebuchs (einschließlich Zinsänderungsrisiken)

BTR 3 Liquiditätsrisiken BTR 3.1 Allgemeine Anforderungen BTR 3.2 Zusätzliche Anforderungen an kapitalmarktorientierte Institute

BTR 4 Operationelle Risiken

BT 2 Besondere Anforderungen an die Ausgestaltung der Internen Revision BT 3 Anforderungen an die Risikoberichterstattung

Abbildung 106: Aufbau des besonderen Teils (Modul BT) der MaRisk

1

2 3 4

Vgl. hierzu sowie zu dem Vorhergehenden LIENLAND, DIETER; MAIFARTH, MICHAEL (2020, Weiterentwicklung), S. 1224–1225; BÜTTEL, PETER; NEISEN, MARTIN; SAWAHN, WIEBKE (2021, Agenda), S. 132; SCHULTE-MATTLER, MARIUS; SCHULTE-MATTLER, HERMANN (2021, MaRisk 7.0), S. 28–31. Das Auslagerungsregister hat alle Auslagerungsvereinbarungen zu umfassen. Vgl. AT 9 Tz. 14 MaRisk. Vgl. AT 9 Tz. 7 MaRisk. Vgl. GLOS, ALEXANDER; HILDNER, ALICIA; KÜHNE, CAROLIN (2021, Pandemie), S. 39. Modifiziert entnommen aus DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 26.

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Die Grundlage für die aufsichtsrechtlichen Organisationsanforderungen ist das Prinzip der Funktionstrennung, das in Abbildung 1071 dargestellt wird. So ist hinsichtlich des Kreditgeschäfts zwischen dem Bereich Markt, der die Kreditgeschäfte initiiert und bei den Kreditentscheidungen über ein Votum verfügt, sowie dem Bereich Marktfolge, der bei den Kreditentscheidungen über ein weiteres Votum verfügt, zu unterscheiden.2 Hinsichtlich des Handelsgeschäfts ist eine klare Unterteilung in den Handelsbereich und die Abwicklung und Kontrolle der Handelsgeschäfte vorzunehmen. Das Risikocontrolling ist jeweils losgelöst hiervon zu betrachten. Das Rechnungswesen ist zudem in einer vom Markt und Handel unabhängigen Stelle anzusiedeln.3 Während ein Bereich somit aufbauorganisatorisch bis einschließlich der Ebene der Geschäftsleitung getrennt sein muss, kann bei einer Stelle die aufbauorganisatorische Trennung unterhalb der Geschäftsleiterebene enden.4 Aufgrund der Bewertungsspielräume bei bestimmten Handelsgeschäften sollte das Rechnungswesen allerdings bei handelsintensiven Instituten in einem vom Handel unabhängigen Bereich angesiedelt werden.5

Funktionstrennung nach den MaRisk Marktbezogene Geschäftsleitung

Markt (Kreditgeschäft)

Marktfolgebezogene Geschäftsleitung      



Handel

 

Marktfolge (Kreditgeschäft) Abwicklung und Kontrolle (Handelsgeschäft) Funktionen des Risikocontrollings Bewertung von Sicherheiten Verantwortung für Entwicklung und Qualität der Kreditbearbeitungsprozesse Verantwortung für Entwicklung, Qualität und Überprüfung der Kriterien für die Zuordnung zur Intensivbetreuung, Sanierung oder Abwicklung Federführung und Überwachung der Problemkreditbearbeitung Entscheidungen über Risikovorsorge Verantwortung für Entwicklung, Qualität und Überwachung der Risikoklassifizierungsverfahren

Rechnungswesen (vom Markt und Handel unabhängige Stelle, bei handelsintensiven Instituten im Marktfolgebereich)

Abbildung 107: Funktionstrennung nach den MaRisk

1 2 3 4 5

Modifiziert entnommen aus ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 30. Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTO Tz. 2 i. V. m. BTO 1.1 Tz. 1 und BTO 2.1 Tz. 1 MaRisk; ferner ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 29–30. Vgl. BTO Tz. 7 MaRisk. Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 30 Vgl. Erläuterung zu BTO Tz. 7 MaRisk.

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Grundsätzlich verlangen die MaRisk damit eine Trennung derjenigen Bereiche und Stellen, die Risiken eingehen, von denjenigen Bereichen und Stellen, die Risiken identifizieren, beurteilen, steuern, überwachen und kommunizieren, um hierdurch eine größtmögliche Objektivität des Risikomanagements zu gewährleisten.1

2.

Anforderungen an das Kreditgeschäft (BTO 1)

Den MaRisk liegt der weite Kreditbegriff des § 19 KWG zugrunde, wonach sowohl Bilanzaktiva, Derivate als auch andere außerbilanzielle Geschäfte betrachtet werden müssen, die einem Adressenausfallrisiko unterliegen.2 So sind neben klassischen Darlehen auch Kreditzusagen, Bürgschaften, Beteiligungen und Handelsgeschäfte, wie bspw. Anleihen, als Kreditgeschäft anzusehen, losgelöst von einer vorliegenden Verbriefung. Der grundsätzlichen Funktionstrennung im Kreditbereich folgend, sind für eine positive Kreditentscheidung3 zwei zustimmende Voten von den Bereichen Markt und Marktfolge notwendig.4 Durch Mindestvorgaben, wie bspw. eine Plausibilitätsprüfung, sind Gefälligkeitsvoten durch die Marktfolge zu vermeiden und stattdessen eine materielle Kontrolle der Entscheidung des Marktes zu gewährleisten.5 In diesem Zusammenhang ist eine klare und konsistente Kompetenzordnung, mitsamt Eskalationsverfahren bei abweichenden Voten, festzulegen.6 Auf ein zweites Votum kann im nicht risikorelevanten Kreditgeschäft7, z. B. im standardisierten Mengengeschäft, verzichtet werden.8 Zusätzlich kann jeder Geschäftsleiter im Rahmen seiner Krediteinzelkompetenz eigenständige Kreditentscheidungen treffen.9 Der Kreditprozess wird in den MaRisk – wie in Abbildung 10810 dargestellt – grundsätzlich in die Prozessschritte Kreditgewährung, Kreditweiterbearbeitung, Kredit-

1

Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 31; HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), BTO Tz. 41. 2 Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 2.3 Tz. 1 MaRisk; ferner ROSE, MARKUS (2018, Anwendungsbereich), S. 16. 3 Unter einer Kreditentscheidung verstehen die MaRisk „jede Entscheidung über Neukredite, Krediterhöhungen, Beteiligungen, Limitüberschreitungen, die Festlegung von kreditnehmerbezogenen Limiten sowie von Kontrahenten- und Emittentenlimiten, Prolongationen und Änderungen risikorelevanter Sachverhalte, die dem Kreditbeschluss zugrunde lagen (z. B. Sicherheiten, Verwendungszweck)“. AT 2.3 Tz. 2 Satz 1 MaRisk. 4 Vgl. BTO 1.1 Tz. 2 MaRisk. Bei Handelsgeschäften sind die Kontrahenten- und Emittentenlimite durch eine Votierung aus dem Bereich Marktfolge zu bestimmen. Vgl. BTO 1.1 Tz. 3 MaRisk. 5 Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 31. 6 Vgl. BTO 1.1 Tz. 6 MaRisk. 7 Die Abgrenzung zwischen risikorelevantem und nicht risikorelevantem Kreditgeschäft ist institutsindividuell festzulegen. Vgl. Erläuterung zu BTO 1.1 Tz. 4 MaRisk. 8 Vgl. BTO 1.1 Tz. 4 Satz 1 MaRisk. Auch für das von Dritten initiierte Kreditgeschäft, bspw. durch Förderbanken, sind Vereinfachungen möglich. Vgl. BTO 1.1 Tz. 4 Satz 2 MaRisk. 9 Vgl. BTO 1.1 Tz. 5 MaRisk. 10 Geringfügig modifiziert entnommen aus ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 35.

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bearbeitungskontrolle, Intensivbetreuung, Problemkreditbetreuung sowie Risikovorsorge unterteilt,1 für die jeweils Bearbeitungsgrundsätze zu formulieren sind.2 Zudem sind die akzeptierten Sicherheitenarten sowie die Verfahren zur Wertermittlung, Verwaltung und Verwertung der Sicherheiten festzulegen.

Standard-Kreditprozess Kreditbearbeitung Kreditgewährung

Kreditweiterbearbeitung

Kreditbearbeitungskontrolle

Intensivbetreuung

Problemkreditbearbeitung

Risikovorsoge

Abbildung 108: Kreditprozess nach den MaRisk Das Adressenausfallrisiko eines Kreditengagements ist grundsätzlich turnusmäßig mithilfe eines Risikoklassifizierungsverfahrens zu beurteilen, das sowohl quantitative als auch qualitative Kriterien berücksichtigt. Hierdurch soll abgeschätzt werden, inwieweit der Kreditnehmer dazu in der Lage ist, künftig ausreichende Erträge zu erwirtschaften, um den Kredit zu bedienen.3 Die Kreditgewährung, die alle Arbeitsabläufe beinhaltet, welche bis zur Bereitstellung des Kredits erforderlich sind, umfasst daher vornehmlich eine erstmalige Beurteilung der Kreditwürdigkeit sowie eine Einstufung in das Risikoklassifizierungsverfahren unter Berücksichtigung der bereitgestellten Sicherheiten.4 Werden hierzu externe Bonitätseinschätzungen genutzt, so dürfen diese nicht unreflektiert übernommen werden, sondern sind durch eigene Erkenntnisse über das Adressenausfallrisiko zu ergänzen.5 Die Risikoeinstufung sollte zudem nachgelagert in die Konditionengestaltung einfließen.6 Um Rechtsrisiken zu minimieren, sind standardisierte Kreditvorlagen und rechtlich geprüfte, aktuelle Standardtexte zu verwenden.7 So dürfen vertragliche Vereinbarungen letztlich nur auf Grundlage rechtlich geprüfter Unterlagen abgeschlossen werden.8

1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. BTO 1.2 Tz. 1 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTO 1.2 Tz. 2 MaRisk. Vgl. hierzu und zu dem Vorhergehenden BTO 1.2 Tz. 5 i. V. m. BTO 1.4 MaRisk. Vgl. BTO 1.2.1 Tz. 1 i. V. m. Tz. 3 MaRisk. Vgl. BTO 1.2 Tz. 6 MaRisk; ferner HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), BTO 1.2, Tz. 50–52. Vgl. BTO 1.2 Tz. 9 MaRisk. Vgl. BTO 1.2 Tz. 12 und Tz. 14 MaRisk. Vgl. BTO 1.2 Tz. 13 MaRisk.

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Innerhalb der Kreditweiterbearbeitung ist zu überwachen, ob der Kreditnehmer die vertraglichen Vereinbarungen einhält und ob die Mittel bei einer vorhandenen Zweckbindung wie vereinbart eingesetzt werden.1 Außerdem ist das inhärente Adressenausfallrisiko jährlich zu beurteilen und die Werthaltigkeit der Sicherheiten in Abhängigkeit von der Sicherheitenart zu überwachen.2 Zeichnet sich durch externe oder interne Informationen eine wesentliche negative Änderung der Risikoeinschätzung des Engagements oder der Sicherheiten ab, so hat eine außerordentliche Überprüfung des Engagements einschließlich der Sicherheiten zu erfolgen.3 Im Rahmen der Kreditbearbeitungskontrolle sind prozessabhängige Kontrollen einzurichten, die eine Einhaltung der Organisationsrichtlinien und des Kompetenzsystems gewährleisten sollen.4 Engagements, „bei denen die Erwartung einer möglichen Störung der Kapitaldienstleistung über das […] zu erwartende Maß hinausgeht“5, sind der Intensivbetreuung zu unterziehen. Hierbei sind klare Kriterien festzulegen, ab wann ein Engagement dieser gesonderten Beobachtung zu unterziehen ist,6 wie z. B. rückläufige Umsätze in den letzten sechs Monaten, mehr als zwei Monate andauernde Limitüberschreitungen, Stundungsanträge, Tilgungsaussetzungen oder Lastschriftrückgaben.7 Ziel der Intensivbetreuung ist eine zeitnahe Einleitung risikomindernder Maßnahmen und die Rückführung des Engagements in die Normalbetreuung.8 Zur rechtzeitigen Identifizierung von Kreditnehmern, bei deren Engagements sich erhöhte Risiken abzeichnen, verlangen die MaRisk in diesem Zusammenhang die Einrichtung von Frühwarnverfahren.9 Die Engagements in der Intensivbetreuung sind zudem turnusmäßig zu überprüfen und auf Basis festgesetzter Kriterien gegebenenfalls in den Problemkreditbereich, bestehend aus Abwicklung und Sanierung, abzugeben,10 um die Risiken bzw. Verluste aus nicht störungsfrei verlaufenden Engagements zu minimieren.11 Als Übergangskriterien können hier Pfändungen, andauernde Limitüberschreitungen, eine fehlende nachhaltige Kapitaldienstfähigkeit, ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens oder die Einleitung einer Zwangsversteigerung dienen.12 Bei der Festlegung dieser Kriterien sind ebenfalls Kreditengagements einzubeziehen, bei denen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Vgl. BTO 1.2.2 Tz. 1 MaRisk. Vgl. BTO 1.2.2 Tz. 2 und Tz. 3 MaRisk. Vgl. BTO 1.2.2 Tz. 4 MaRisk. Vgl. BTO 1.2.3 Tz. 1 und Tz. 2 MaRisk. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 37. Vgl. BTO 1.2.4 Tz. 1 MaRisk. Vgl. HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), BTO 1.2.4, Tz. 7. Vgl. BTO 1.2.4 Tz. 2 MaRisk. Vgl. BTO 1.3.1 Tz. 1 MaRisk. Vgl. BTO 1.2.4 Tz. 3 i. V. m. BTO 1.2.5 Tz. 1 MaRisk. Hierbei durchläuft nicht jedes Engagement zwangsläufig alle Prozessschritte. So können unerwartete Ereignisse auch dazu führen, dass ein Engagement von der Normalbetreuung sofort in die Sanierung oder Abwicklung überführt wird. Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 38. 11 Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 38. 12 Vgl. HANNEMANN, RALF; STEINBRECHER, IRA; WEIGL, THOMAS (2019, MaRisk), BTO 1.2.5 Tz. 7.

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Zugeständnisse zugunsten des Kreditnehmers gemacht wurden (Forbearance-Maßnahmen).1 Das Institut hat dabei vorab zu entscheiden, ob von einer Sanierungswürdigkeit ausgegangen werden kann.2 Ist dies nicht der Fall, so ist unter Einbeziehung der Sicherheitenverwertung ein Abwicklungskonzept zu erstellen. Demgegenüber ist ein Sanierungskonzept zu erarbeiten, wenn das Institut die Sanierungswürdigkeit grundsätzlich als gegeben ansieht. Letztlich sind Kriterien zur Bildung von Wertberichtigungen, Abschreibungen und Rückstellungen für das Kreditgeschäft unter Beachtung der angewandten Rechnungslegungsnormen festzulegen.3

3.

Anforderungen an das Handelsgeschäft (BTO 2)

Die MaRisk subsumieren unter Handelsgeschäften grundsätzlich alle Abschlüsse, die ein Finanzinstrument i. S. d. § 1 Abs. 11 KWG in Form eines Geldmarktgeschäfts, Wertpapiergeschäfts, Devisengeschäfts oder Geschäfts in handelbaren Forderungen, Waren, Derivaten oder Kryptowerten zur Grundlage haben und in eigenem Namen für eigene Rechnung abgeschlossen werden.4 Zusätzlich fallen Geschäfte mit Namensschuldverschreibungen, die Wertpapierleihe, Rückgabe- oder Rücknahmeverpflichtungen sowie Pensionsgeschäfte unter die Definition der Handelsgeschäfte. Bei dem Abschluss von Handelsgeschäften sind alle Konditionen, einschließlich der Nebenabreden, vollständig zu vereinbaren,5 wobei die MaRisk hier ein besonderes Augenmerk auf die Vereinbarung marktgerechter Bedingungen legen.6 Wie im Kreditbereich sind auch bei Handelsgeschäften, soweit möglich und zweckmäßig, standardisierte Vertragstexte zu verwenden.7 Vor dem Abschluss der Verträge, insbesondere bei Rahmenvereinbarungen, Nettingabreden und Sicherheitenbestellungen, ist die rechtliche Durchsetzbarkeit durch eine vom Handel unabhängige Stelle zu prüfen,8 um hierdurch die Risiken bei Geschäftsabschluss zu reduzieren.9 Vornehmlich 1 2 3 4 5 6

7 8 9

Vgl. BTO 1.3.2 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 39. Vgl. AT 1.2.6 Tz. 1 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend AT 2.3 Tz. 3 MaRisk. Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 1 MaRisk. Vgl. hierzu sowie zu den weiteren Erläuterungen in dieser Fußnote BTO 2.2.1 Tz. 2 MaRisk; DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 208. Ausnahmen sind lediglich im Einzelfall möglich, wenn sie auf Kundenwunsch erfolgen, sachlich begründet sind und die Abweichung aus den Geschäftsunterlagen klar ersichtlich ist, sie aufgrund von internen Vorgaben erfolgen und sie bei entsprechender Bedeutung an die Geschäftsleitung berichtet werden. Vgl. dazu und zu dem Vorhergehenden BTO 2.2.1 Tz. 1 MaRisk. Vgl. auch BTO 2.2.1 Tz. 2 MaRisk. Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 8 MaRisk. Vgl. ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 43. In diesem Zusammenhang sind Geschäftsabschlüsse außerhalb der Geschäftsräume nur im Rahmen interner Vorgaben zulässig und sog. Spätgeschäfte, sprich Handelsgeschäfte, die nach Erfassungsschluss der Abwicklung abgeschlossen werden, sind als solche zu kennzeichnen und bei den Positionen des Abschlussstichtags zu berücksichtigen, wenn sie zu wesentlichen Veränderungen führen. Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 3 und Tz. 7 MaRisk.

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zum Zwecke der Nachweisbarkeit gegenüber den Geschäftspartnern sind Geschäftsgespräche der Händler auf Tonträgern aufzuzeichnen und für mindestens drei Monate aufzubewahren.1 Nach Geschäftsabschluss sind unverzüglich alle maßgeblichen Abschlussdaten, wie bspw. Geschäftsart, Volumen, Konditionen, Fälligkeit, Kontrahent und Nebenabreden, zu erfassen und an die Abwicklung weiterzuleiten.2 Dies kann auch automatisiert über ein Abwicklungssystem erfolgen. Erfasst der Händler die Geschäfte direkt in einem IT-System, so muss sichergestellt sein, dass er nur unter seiner eigenen Händleridentifikation agieren kann und der Erfassungstag sowie die Erfassungsuhrzeit mitsamt einer fortlaufenden Geschäftsnummer automatisch und unveränderbar vom System vorgegeben werden.3 Hierdurch soll die Möglichkeit doloser Handlungen eingeschränkt werden. In diesem Zusammenhang dürfen Mitarbeiter des Handelsbereichs nur gemeinsam mit Mitarbeitern eines handelsunabhängigen Bereichs über Zeichnungsberechtigungen für Zahlungsverkehrskonten verfügen.4 Ebenfalls ist durch das Institut sicherzustellen, dass die Positionsverantwortung von Händlern jährlich für einen ununterbrochenen Zeitraum von mindestens zehn Handelstagen an einen anderen Mitarbeiter übertragen wird und der abwesende Händler währenddessen keinen Zugriff auf die zu verantworteten Handelspositionen besitzt,5 um mögliche dolose Handlungen aufzudecken bzw. deren Verschleierung zu erschweren.6 Handelsgeschäfte sind grundsätzlich elektronisch abzuwickeln.7 Die Abwicklung hat auf Basis der vom Handel erhaltenen Abschlussdaten unverzüglich eine Geschäftsbestätigung bzw. die Abrechnung anzufertigen, die mit der Gegenbestätigung des Geschäftspartners abzugleichen ist. Hierbei ist sicherzustellen, dass die Gegenbestätigung zuerst und direkt in die Abwicklung gelangt,8 um Manipulationen durch den Marktbereich auszuschließen. Weiterhin sind die Handelsgeschäfte einer laufenden Kontrolle zu unterziehen.9 So sind die Vollständigkeit und zeitnahe Vorlage der Geschäftsunterlagen, die Vollständigkeit und Richtigkeit der Händlerangaben, die Ein-

1 2 3 4 5 6 7 8

9

Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 4 MaRisk; ferner ALTHOFF, FRANK; THEILEIS, ULRICH (2008, Organisation), S. 43. Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTO 2.2.1 Tz. 5 MaRisk. Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 6 MaRisk. Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 9 MaRisk. Vgl. BTO 2.2.1 Tz. 10 MaRisk. Vgl. ANDRAE, SILVIO; HELLMICH, MARTIN; SCHMALTZ, CHRISTIAN (2018, Risikomanagement), S. 393; DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 212. Vgl. Erläuterung zu BTO 2.2.2 Tz. 1 MaRisk. Vgl. dazu und zu dem Vorhergehenden BTO 2.2.2 Tz. 1 i. V. m. Tz. 2 MaRisk. Erfolgt ein automatischer Abgleich der maßgeblichen Abschlussdaten durch die Abwicklungs- oder Bestätigungssysteme und werden die Handelsgeschäfte nur ausgeführt, wenn die Daten der beiden Kontraktpartner übereinstimmen, kann auf das Bestätigungsverfahren verzichtet werden. Von dem Verfahren kann auch abgesehen werden, wenn beiden Kontraktpartnern der jederzeitige Abruf der Abschlussdaten und eine Kontrolle dieser Daten im System ermöglicht wird. Vgl. BTO 2.2.2 Tz. 3 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTO 2.2.2 Tz. 4 MaRisk.

604

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

haltung der festgesetzten Limite, die marktgerechten Bedingungen sowie eine Abweichung von vorgegebenen Standards zu prüfen. Im Falle von Unstimmigkeiten oder Auffälligkeiten ist ein angemessenes Eskalationsverfahren einzurichten.1 Letztlich sind die den Handelsgeschäften inhärenten Risiken unverzüglich im Risikocontrolling abzubilden.2

4.

Anforderungen an die Risikosteuerungs- und -controllingprozesse (BTR), samt Risikoberichterstattung (BT 3)

Das Modul BTR formuliert weitergehende Anforderungen zur Ausgestaltung der Risikosteuerungs- und -controllingprozesse für die wesentlichen Risikoarten, bestehend aus Adressenausfallrisiken, Marktpreisrisiken, Liquiditätsrisiken sowie operationellen Risiken. So sind zur Begrenzung der Adressenausfallrisiken im Kreditgeschäft zunächst Kreditnehmer- sowie Kreditnehmereinheitenlimite festzulegen, bevor ein Kreditgeschäft abgeschlossen werden darf.3 Für Handelsgeschäfte sind sowohl Kontrahenten- als auch Emittentenlimite zu bestimmen,4 um Konzentrationsrisiken zu reduzieren. Diese sind gesondert zu identifizieren, zu steuern und zu überwachen.5 Jedes Geschäft ist dabei unverzüglich auf die entsprechenden Limite anzurechnen.6 Ab einer unter Risikogesichtspunkten festgelegten Überschreitung der Limite sind zudem die zuständigen Geschäftsleiter zu informieren. Weitergehend ist eine Erlösquotensammlung anzulegen, die die Erlöse aus der Abwicklung von Kreditengagements sowie der zugehörigen historischen Werte der Kreditsicherheiten erfasst, um diese Erkenntnisse in der Steuerung der Adressenausfallrisiken zu berücksichtigen.7 Gleichermaßen ist für die Marktpreisrisiken, zu denen das Fremdwährungsrisiko, das Rohwarenpreisrisiko, das Aktienkursrisiko sowie das Zinsänderungsrisiko zählen,8 ein Limitsystem unter Berücksichtigung von Risikokonzentrationen einzurichten, denn ohne ein solches Marktpreisrisikolimit dürfen von einem Institut keine mit Marktpreisrisiken behafteten Geschäfte abgeschlossen werden.9 Hierbei ist darauf zu achten, dass die Verfahren zur Steuerung der Marktpreisrisiken auch bei schwerwiegenden Marktstörungen verwertbare Ergebnisse liefern.10 Im Gleichklang mit dem

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Vgl. BTO 2.2.2 Tz. 6 MaRisk. Vgl. BTO 2.2.3 Tz. 1 MaRisk. Vgl. BTR 1 Tz. 2 MaRisk. Vgl. BTR 1 Tz. 3 und Tz. 4 MaRisk. Vgl. BTR 1 Tz. 6 MaRisk. Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTR 1 Tz. 5 MaRisk. Vgl. BTR 1 Tz. 7 MaRisk. Das Wertänderungsrisiko des Sachanlagevermögens und sonstiger Vermögensgegenstände ist derweil nicht zu berücksichtigen. Vgl. dazu Erläuterung zu BTR 2.1 Tz. 1 MaRisk. 9 Vgl. BTR 2.1 Tz. 1 und Tz. 2 MaRisk. 10 Vgl. BTR 2.1 Tz. 3 MaRisk.

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

605

Umgang mit Adressenausfallrisiken ist jedes mit Marktpreisrisiken behaftete Geschäft des Handelsbuchs unverzüglich auf die einschlägigen Limite anzurechnen. Bei Limitüberschreitungen ist ein Eskalationsverfahren einzurichten.1 Die Institute sind dazu verpflichtet, die mit Marktpreisrisiken behafteten Positionen des Handelsbuchs täglich zu bewerten.2 In diesem Zusammenhang ist ein Backtesting durchzuführen, ob die modellmäßig prognostizierten Risikowerte mit den tatsächlichen Ergebnissen übereinstimmen.3 Die mit Marktpreisrisiken behafteten Positionen des Anlagebuchs sind vierteljährlich zu bewerten.4 Allerdings ist ein kürzerer Zeitraum einzurichten, sofern die Komplexität und der Risikogehalt der Geschäfte dies erfordern.5 Es ist zudem sicherzustellen, dass Limitüberschreitungen durch zwischenzeitliche Veränderungen der Risikopositionen vermieden werden.6 Hinsichtlich der Steuerung der Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch kann primär entweder auf einen barwertigen oder ertragsorientierten Steuerungskreis abgestellt werden, wobei die Auswirkungen der jeweils anderen Steuerungsperspektive angemessen zu berücksichtigen sind.7 Weitergehend ist durch aussagekräftige Liquiditätsübersichten, die die Liquiditätslage im kurz-, mittel- und langfristigen Zeithorizont darstellen, zu gewährleisten, dass das Institut jederzeit seine Zahlungsverpflichtungen erfüllen kann.8 Gleichermaßen ist die untertägige Liquidität sicherzustellen. Es sind Verfahren einzurichten, die gewährleisten, dass sich abzeichnende Liquiditätsengpässe frühzeitig erkannt werden.9 Hierbei ist die Zahlungsfähigkeit auch bei angespanntem Marktumfeld sicherzustellen,10 was regelmäßig mit Stresstests zu überprüfen ist.11 Zudem ist ein Notfallplan für Liquiditätsengpässe aufzustellen.12 Das Institut ist weiterhin dazu verpflichtet, einen Refinanzierungsplan aufzustellen, der die Strategien, den Risikoappetit und das Geschäftsmodell des Instituts angemessen widerspiegelt.13 Zuletzt müssen Institute ein geeignetes Verrechnungssystem zur verursachungsgerechten internen Verrechnung der jeweiligen Liquiditätskosten, -nutzen und -risiken etablieren.14

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Vgl. dazu sowie zu dem Vorhergehenden BTR 2.2 Tz. 1 MaRisk. Vgl. BTR 2.2 Tz. 2 MaRisk. Vgl. BTR 2.2 Tz. 4 MaRisk; ferner DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 322. Vgl. BTR 2.3 Tz. 1. Vgl. BTR 2.3 Tz. 4; ferner AHNERT, SASCHA (2008, Risikosteuerung), S. 65. Vgl. BTR 2.3 Tz. 3 MaRisk. Vgl. BTR 2.3 Tz. 6 MaRisk; ferner DSGV (2019, Interpretationsleitfaden), S. 324. Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTR 3.1 Tz. 1 i. V. m. Tz. 3 MaRisk. Vgl. BTR 3.1 Tz. 2 MaRisk. Vgl. BTR 3.1 Tz. 4 MaRisk. Vgl. BTR 3.1 Tz. 8 MaRisk. Vgl. BTR 3.1 Tz. 9 MaRisk. Vgl. BTR 3.1 Tz. 12 MaRisk. Vgl. BTR 3.1 Tz. 5 MaRisk. Große Institute mit komplexen Geschäftsaktivitäten müssen ein Liquiditätstransferpreissystem einrichten. Vgl. dazu BTR 3.1 Tz. 6 MaRisk. Für kapitalmarktorientierte Institute gelten darüber hinaus die erweiterten Anforderungen des BTR 3.2 MaRisk.

606

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

Letztlich ist zur Steuerung der operationellen Risiken eine Schadensfalldatenbank zu führen, in der alle Schadensereignisse oberhalb angemessener, vom Institut festzulegender Schwellenwerte zu erfassen sind.1 Die Schadensfälle sind hinsichtlich ihrer Ursachen zu analysieren und gegebenenfalls ist auf dieser Basis über Risikosteuerungsmaßnahmen, wie beispielsweise Versicherungen, die Neuausrichtung der Geschäftsaktivitäten oder Maßnahmen des Notfallmanagements, zu entscheiden. Hierbei sind nicht nur historische Schadensfälle und aktuelle Schwächen, wie bspw. Prozessschwächen oder Schwachstellen aus Revisionsberichten, sondern auch Beinaheverluste2, Boundary Events3 und potenzielle Schadensereignisse in die Überlegungen einzubeziehen.4 Die operationellen Risiken müssen zumindest jährlich identifiziert und beurteilt werden.5 Hierauf aufbauend formuliert das Modul BT 3 MaRisk Anforderungen an die mindestens vierteljährliche Risikoberichterstattung an die Geschäftsleitung, die die Darstellung und Beurteilung der Risikosituation unter Einbeziehung künftiger Entwicklungen und die Ergebnisse der Stresstests mitsamt deren Auswirkungen auf das Risikodeckungspotenzial zu beinhalten hat.6 Neben diesen turnusmäßigen Risikoberichten muss das Institut – anknüpfend an die Anforderungen an die Risikodatenaggregation – dazu in der Lage sein, bei Bedarf Ad-hoc-Risikoinformationen zu generieren.7

5.

Anforderungen an die Interne Revision (BT 2)

Der Tätigkeit der Internen Revision hat ein risikoorientierter Prüfungsansatz zugrunde zu liegen.8 Hierzu ist ein umfassender und jährlich fortzuschreibender Prüfungsplan aufzustellen, der sicherstellt, dass alle Aktivitäten und Prozesse des Instituts grundsätzlich innerhalb von drei Jahren geprüft werden.9 Bei Aktivitäten oder Prozessen mit besonderer Risikoexponierung hat derweil eine jährliche Prüfung zu erfolgen. Zusätzlich ist sicherzustellen, dass anlassbezogene Sonderprüfungen kurzfristig anberaumt werden können.10 Die Interne Revision agiert hierbei selbstständig sowie unabhängig, sodass die dort tätigen Mitarbeiter, um Interessenskonflikte zu vermeiden, 1 2

Vgl. hierzu sowie nachfolgend BTR 4 Tz. 3 i. V. m. Tz. 5 MaRisk. Beinaheverluste sind durch Fehler oder Mängel ausgelöste Ereignisse, die noch zu keinem Verlust geführt haben, aber Schwachstellen offenbaren, wie bspw. eine Rückzahlung einer ursprünglich fehlerhaften Zahlung an einen falschen Kontrahenten. Vgl. Erläuterung zu BTR 4 Tz. 1 MaRisk. 3 Zu den Boundary Events zählen Verluste, „die zwar einem anderen Risiko zugerechnet werden oder bereits wurden (z. B. Kreditverluste), die aber ihren Ursprung in Ereignissen wie z. B. mangelhaften Prozessen und Kontrollen haben oder hatten“. Erläuterung zu BTR 4 Tz. 1 MaRisk. 4 Vgl. Erläuterung zu BTR 4 Tz. 1 und Tz. 4 MaRisk. 5 Vgl. BTR 4 Tz. 2 MaRisk. 6 Vgl. BT 3.1 Tz. 1, Tz. 2 und Tz. 4 i. V. m. BT 3.2 MaRisk. 7 Vgl. BT 3.1 Tz. 3 MaRisk. 8 Vgl. BT 2.1 Tz. 1 MaRisk. 9 Vgl. hierzu sowie nachfolgend BT 2.3 Tz. 1 MaRisk. 10 Vgl. BT 2.3 Tz. 4 MaRisk.

10. Kapitel Teil D: Aufbau und wesentliche Inhalte der MaRisk

607

keine revisionsfremden Aufgaben übernehmen dürfen und die Interne Revision bei der Wertung von Prüfungsergebnissen und der abschließenden Berichterstattung keinen Weisungen unterworfen sein darf.1 So ist über jede Prüfung ein Bericht anzufertigen, der eine Darstellung des Prüfungsgegenstands und der Prüfungsfeststellungen, ggf. einschließlich der vorgesehenen Maßnahmen, beinhaltet und den fachlich zuständigen Mitgliedern der Geschäftsleitung vorgelegt wird.2

IV.

Ergänzung der MaRisk um die Betrachtung von Nachhaltigkeitsrisiken

Die Bankenaufsicht wendet sich zunehmend der Thematik der Nachhaltigkeitsrisiken3 zu, mit denen aktuell vornehmlich Klima- und Umweltrisiken assoziiert werden.4 So wird unter anderem eine Analyse der Auswirkungen von Klima- und Umweltrisiken auf das Geschäftsumfeld und das institutsindividuelle Risikoprofil gefordert, um diese in das bestehende Risikomanagement zu integrieren.5 Die BaFin veröffentlichte diesbezüglich als eine Orientierungshilfe für die Institute ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken,6 das als eine sinnvolle Ergänzung der MaRisk zu verstehen ist.7 So beinhaltet das Merkblatt Good-Practice-Ansätze zur Integration der Nachhaltigkeitsrisiken in die Geschäftsorganisation, den Strategieprozess, die Risikosteuerungs- und -controllingprozesse, einschließlich Stresstests sowie Ratings, und das Auslagerungsmanagement. Jene Anforderungen an das Nachhaltigkeitsrisikomanagement sollen durch die 7. MaRisk-Novelle verpflichtend werden.8

1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. BT 2.2 Tz. 2 MaRisk. Vgl. BT 2.4 Tz. 1 MaRisk. Vgl. zum Begriff der „Nachhaltigkeitsrisiken“ das 1. Kapitel Teil D.I. Vgl. RÖSELER, RAIMUND (2019, Nachhaltigkeit), S. 22. Vgl. hierzu sowie zu dem Vorhergehenden EZB (2020, Umweltrisiken), S. 17–21 und S. 33–48; BÜTTEL, PETER; NEISEN, MARTIN; SAWAHN, WIEBKE (2021, Agenda), S. 124 und S. 133. Vgl. BAFIN (2020, Umgang); BÜTTEL, PETER; NEISEN, MARTIN; SAWAHN, WIEBKE (2021, Agenda), S. 133. Vgl. hierzu sowie weiterführend WASCHBUSCH, GERD; KISZKA, SABRINA; RUNCO, FABIO (2020, Nachhaltigkeitsrisiken), S. 620–621. Vgl. 10. Kapitel Teil A.II.2.

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

609

11. Kapitel: Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I.

Notwendigkeit der Säule 3

Das Kreditgewerbe gehört zu den weltweit am stärksten regulierten Wirtschaftsbereichen.1 Aus diesem Grund werden immer wieder Stimmen laut, die die hohen Kosten, die den Instituten durch die intensive Beaufsichtigung und das Einhalten der häufig recht komplexen bankenaufsichtsrechtlichen Bestimmungen entstehen, kritisieren. Dies gilt umso mehr, wenn gravierende Veränderungen im Bereich der Bankenregulierung anstehen, die zu einer Verschärfung der Aufsichtssituation führen. Es ist daher zu überlegen, wie der Zielerreichungsgrad der Bankenaufsicht verbessert werden kann, ohne dass damit eine übermäßige Belastung der Institute verbunden ist. Um dieses Ziel zu verwirklichen, werden die häufig quantitativ ausgestalteten Risikobegrenzungsnormen durch Vorschriften zur Offenlegung von Informationen durch die Institute ergänzt. Es sollen dadurch die disziplinierenden Kräfte des Marktes durch eine Erweiterung der Offenlegungspflichten der Institute zu Zwecken der Bankenaufsicht eingesetzt werden. Eine Analyse verschiedener nationaler und internationaler bankenaufsichtsrechtlicher Regelungen zeigt, dass es eine große Vielfalt bankenaufsichtlicher Zielsetzungen gibt.2 Aus der Fülle der unterschiedlichen Zielsetzungen ragen jedoch zwei Zielsetzungen heraus, denen eine besondere Bedeutung zukommt. Es sind dies der Gläubigerschutz sowie der Funktionenschutz.3 Sie stellen auch die einzigen Ziele dar, die sowohl von der Wissenschaft als auch von der Praxis weitgehend akzeptiert werden. Als Gläubigerschutz wird der besondere Schutz der Bankgläubiger vor Vermögens-

1 2 3

Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 8. Vgl. NADIG, RETO (Grundlagen, 1991), S. 11–16; GRUNER-SCHENK, PETRA (1995, Harmonisierung), S. 47–51. Zur Herleitung und Diskussion der Zielsetzungen der Bankenaufsicht vgl. die Ausführungen im 2. Kapitel.

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11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

verlusten aus ihren Geldanlagen bei Banken verstanden, während das Ziel, die Funktionsfähigkeit des Kreditgewerbes insgesamt zu erhalten, als Funktionenschutz bezeichnet wird.1 Um ihre Ziele zu erreichen, kann die Bankenaufsicht auf eine Reihe verschiedener Instrumente zurückgreifen, die sich in präventive und protektive Instrumente einteilen lassen.2 Erstere zielen in der Form von schadensvorbeugenden Aufsichtsvorschriften darauf ab, zu verhindern, dass Situationen eintreten, die den Bestand einzelner Institute gefährden. Hingegen wird mit den schadensbegrenzenden Aufsichtsvorschriften der Möglichkeit Rechnung getragen, dass Institute trotz präventiver Aufsichtsvorschriften zusammenbrechen.3 Für derartige Fälle hat der Gesetzgeber der Bankenaufsicht in Deutschland ein protektives Instrumentarium zur Verfügung gestellt, mit dem akute Problemfälle der Kreditwirtschaft effizient abgewickelt werden können, ohne die Zielsetzungen des Gläubigerschutzes oder Funktionsschutzes zu gefährden. Während also die schadensbegrenzenden Vorschriften der Bankenaufsicht insbesondere für den Fall von Schieflagen im Kreditgewerbe gelten und damit für die reguläre Geschäftstätigkeit der Institute nur von untergeordneter Bedeutung sind, ergeben sich aus den schadensvorbeugenden Aufsichtsvorschriften nicht zu vernachlässigende Konsequenzen für den laufenden Geschäftsbetrieb der Institute. Unter der Vielzahl der präventiven bankenaufsichtlichen Vorschriften kommt den Risikobegrenzungsnormen eine besondere Rolle zu. Sie sollen sicherstellen, dass die Institute über ein ausreichendes Haftpotenzial verfügen, um die von ihnen eingegangenen Risiken abdecken zu können. Zu diesem Zweck hat jedes Institut sein Risikodeckungspotenzial unter Berücksichtigung der detaillierten Vorschriften der Bankenaufsicht zu ermitteln. Dieses Risikodeckungspotenzial, das sich aus dem Kern- und Ergänzungskapital des Instituts zusammensetzt, wird zu den von ihm eingegangenen Risiken in Beziehung gesetzt. In Abhängigkeit von der Art des betrachteten Risikos gelten unterschiedliche Begrenzungen. Diese auf die Erfolgsrisiken ausgerichteten Vorschriften werden durch Regelungen zur Begrenzung der Liquiditätsrisiken ergänzt.4 Die Risikobegrenzungsnormen haben präventiven Charakter, da sie darauf ausgerichtet sind, zu verhindern, dass ein Institut Risiken eingeht, die im Verhältnis zu seinem Risikodeckungspotenzial unangemessen hoch sind. Hierdurch soll nach Möglichkeit der Zusammenbruch des Instituts vermieden und auf diese Weise Gläubigerschutz und Funktionenschutz gewährleistet werden.

1 2 3 4

Vgl. BIEG, HARTMUT (1983, Bankbilanzen), S. 33 und S. 36–38, KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 32; WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 10. Vgl. RUDOLPH, BERND (1991, Gestaltungsformen), S. 598. Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht), S. 26. Zu einer ausführlichen Darstellung der Risiken, des Risikodeckungspotenzials sowie der Risikobegrenzungsnormen von Instituten vgl. die Ausführungen im 1., 6., 7. und 8. Kapitel.

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

611

Es ist allerdings fraglich, ob die genannten Regelungen allein dazu in der Lage sind, das Erreichen der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen sicherzustellen. Dazu müssten zum einen sämtliche Risiken von der Bankenaufsicht begrenzt werden. Dies ist bislang jedoch noch nicht der Fall. Zwar wird inzwischen eine Fülle verschiedener Risiken in die bankenaufsichtlichen Risikobegrenzungsnormen einbezogen, jedoch existiert z. B. mit dem Risiko der Wertminderung des Sachanlagevermögens ein Risikobereich, der keiner expliziten Begrenzung durch die Bankenaufsicht unterliegt. Zum anderen bietet selbst eine vollständige Erfassung und Begrenzung aller bankbetrieblichen Risiken durch die Bankenaufsichtsbehörde keine Gewähr dafür, dass Schieflagen im Kreditgewerbe ausgeschlossen werden können. Die vorgegebenen Risikobegrenzungsnormen basieren nämlich auf durchschnittlichen Erfahrungswerten. Die Bankenaufsichtsbehörde kann mit ihrer Hilfe daher nur für den Regelfall beurteilen, ob die Erfolgs- und Liquiditätsrisiken eines Instituts angemessen sind. Ein bloßes Abstellen auf die Einhaltung der starren Risikobegrenzungsnormen ohne Berücksichtigung der konkreten Risikosituation des jeweiligen Instituts scheint daher für die Erreichung der bankenaufsichtlichen Zielsetzungen nicht ausreichend zu sein. Zwar könnte versucht werden, das ohnehin schon sehr engmaschige Netz der bankenaufsichtlichen Risikobegrenzungsnormen noch enger zu knüpfen und alle nur denkbaren Risiken und Sachverhalte detailliert zu reglementieren. Dadurch würde jedoch die Komplexität des Bankenaufsichtsrechts enorm zunehmen, und die damit verbundenen Kosten für die beaufsichtigten Institute würden eine nicht mehr zu vertretende Höhe erreichen.1 Um die Beaufsichtigung der Institute zu verbessern und den Zielerreichungsgrad der Bankenaufsicht zu erhöhen, sind die bankenaufsichtlichen Vorschriften mittlerweile nicht mehr primär auf die Einhaltung der quantitativ ausgestalteten Risikobegrenzungsnormen ausgerichtet. Vielmehr sind ihnen zwei neue Konzepte zur Seite gestellt, sodass sich das bankenaufsichtliche Regelwerk aus drei Säulen zusammensetzt.2 Während die Säule 1 die Mindesteigenmittelanforderungen beinhaltet,3 werden in der Säule 2 die Vorschriften zum bankenaufsichtlichen Überprüfungsverfahren festgelegt.4 Die Säule 3 enthält schließlich Regelungen über die Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten der Institute. Um die Zielsetzungen der Bankenaufsicht zu verwirklichen, ist sicherzustellen, dass es nicht zu Kettenreaktionen im Kreditgewerbe kommt, durch die die Stabilität des Bankensystems gefährdet wird. Hierzu ist es erforderlich, dass die Institute in der

1 2 3 4

Zu den Gründen für die zunehmende Komplexität des Bankenaufsichtsrechts vgl. auch KRÄMER, GREGOR (2003, Auswirkungen), S. 14–15. Das Drei-Säulen-Konzept wird im 3. Kapitel Teil B.III.1 erläutert. Vgl. hierzu die Ausführungen im 6. Kapitel. Vgl. hierzu die Ausführungen im 9. Kapitel.

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11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

Lage sind, die von ihnen eingegangenen Risiken auch tatsächlich auffangen zu können, sollten diese Risiken einmal schlagend werden. Aus Sicht der Bankenaufsicht wäre es wünschenswert, wenn die Institute von sich aus stets über ein – in Bezug auf ihr individuelles Risikoprofil – ausreichend hohes Risikodeckungspotenzial verfügen würden. Hiervon kann jedoch nicht in jedem Fall ausgegangen werden, da das Vorhalten des erforderlichen Risikodeckungspotenzials Kosten verursacht und der Verzicht auf zusätzliche risikobehaftete Geschäfte die Geschäftsmöglichkeiten und damit auch die potenziellen Erträge der Institute beschneidet. Aus diesem Grund wird versucht, die disziplinierenden Kräfte des Marktes zu nutzen, um Anreize für die Institute zu schaffen, aus eigenem Antrieb und unabhängig von den bankenaufsichtsrechtlichen Vorschriften ein angemessen hohes Risikodeckungspotenzial vorzuhalten. Es kann also festgehalten werden, dass mit der Säule 3 das Ziel verfolgt wird, die Marktdisziplin durch die vermehrte Offenlegung von Informationen durch die Institute zu stärken und dadurch einen ergänzenden Beitrag zu einer erhöhten Sicherheit und Solidität im internationalen Banken- und Finanzsystem zu liefern. Mit Hilfe der Erweiterung der Offenlegungspflichten für Institute sollen die disziplinierenden Kräfte der Märkte komplementär zu den regulatorischen Anforderungen der Bankenaufsicht genutzt werden. Eine Verbesserung der Markttransparenz in der Rechnungslegung von Instituten – insbesondere hinsichtlich der Eigenmittelstruktur und des Risikoprofils der einzelnen Institute – soll dazu führen, dass die Institute durch die Marktteilnehmer diszipliniert werden. Auf diese Weise soll durch eine verbesserte Risiko- und Eigenmittelpublizität zu einer adäquaten Eigenmittelunterlegung und Risikobegrenzung bei den Instituten beigetragen werden.

II.

Wirkungsmechanismus der Marktdisziplin

Wie können nun durch die Offenlegung von Informationen Anreize für die Institute geschaffen werden, ein angemessen hohes Risikodeckungspotenzial vorzuhalten? Ausgangspunkt des in Abbildung 109 dargestellten Wirkungsmechanismus der Marktdisziplin ist die Überlegung, dass ein Institut im Rahmen der Säule 3 dazu verpflichtet ist, bestimmte Informationen über seine Eigenmittelausstattung und die von ihm eingegangenen Risiken zu veröffentlichen (Nr.  in Abbildung 109). Diese Informationen werden von den Marktteilnehmern aufgenommen und fließen in deren Entscheidungen ein. Hat sich die Risikosituation des Instituts verschlechtert, sodass seine Risikopositionen als unangemessen hoch angesehen werden, so kann das Institut disziplinierende Maßnahmen durch die Marktteilnehmer erfahren. Diese disziplinierenden Maßnahmen können zu negativen Konsequenzen für das Institut in unterschiedlicher Art und Weise führen (Nr.  in Abbildung 109).

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

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Ein wesentliches Steuerungsinstrument stellt in diesem Zusammenhang der Preis dar. So wird ein Institut, das über ein gutes Risikomanagement verfügt und ein ausreichendes Risikodeckungspotenzial aufweist, mit seinen Kontraktpartnern Geschäfte zu besseren Konditionen abschließen können, als dies einem Institut, bei dem die Geschäftspartner ein höheres Risiko unterstellen, möglich ist. Hat beispielsweise ein Institut handelbare Finanzinstrumente ausgegeben und hat sich das Risiko bei diesem Institut erhöht, so werden die Inhaber der Finanzinstrumente versuchen, diese Vermögensgegenstände zu veräußern. Diese Verhaltensweise wird zu fallenden Preisen und damit einer höheren Rendite dieser Vermögensgegenstände führen. Das betroffene Institut wird sich dann in Zukunft nur noch zu schlechteren Konditionen am Markt finanzieren können. Ganz allgemein werden die Marktteilnehmer bei einem Institut mit höherem Risiko einen Risikozuschlag fordern. Allerdings ist der Preis nicht das einzige Instrument, mit dem die Institute diszipliniert werden können. Sollte sich die Risikosituation eines Instituts verschlechtert haben, so ist es denkbar, dass die Fremdkapitalgeber zusätzliche Sicherheiten von diesem Institut fordern. Es ist auch möglich, dass die Kontraktpartner ihre Geschäftsbeziehungen zu diesem Institut einschränken und die Kapitalgeber ihr früher dem Institut zur Verfügung gestelltes Kapital abziehen. Schließlich kann es sogar passieren, dass die Kontraktpartner vollständig auf den Abschluss neuer Geschäfte verzichten. In solchen Fällen wird es für das Institut zunehmend schwieriger, fällige Zahlungsverpflichtungen durch neue Gelder zu substituieren, wodurch die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit für das Institut steigt. Die beschriebenen Maßnahmen der Marktteilnehmer führen dazu, dass sich die Finanzierungssituation des Instituts verschlechtert (Nr.  in Abbildung 109). Hinzu kommt, dass Eigenkapitalgeber auch mittelbar über das Aufsichtsorgan oder unmittelbar auf die Geschäftsführung des Instituts einwirken und versuchen können, diese dazu zu bewegen, die Risiken des Instituts wieder zu reduzieren (Nr.  in Abbildung 109). Müssen die Institute Informationen bezüglich der von ihnen eingegangenen Risiken sowie der Angemessenheit ihrer Eigenkapitalausstattung offenlegen, so werden sie – so die Überlegungen im Konzept der Marktdisziplin – aus eigenem Interesse bestrebt sein, stets ein angemessenes Risikodeckungspotenzial vorzuhalten, um disziplinierende Maßnahmen durch die Marktteilnehmer zu vermeiden (Nr.  in Abbildung 109).

614

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

veröffentlicht Informationen über eine Verschlechterung seiner Risikosituation 1

Institut

Marktteilnehmer Fremdkapitalgeber Eigenkapitalgeber

Finanzierungssituation des Instituts verschlechtert sich

3

4

Institute und institutionelle Investoren

2 reagieren mit – Erhebung eines Risikozuschlags – Zurückforderung des hingegebenen Kapitals – Verzicht auf Geschäftsabschluss – Forderung zusätz- – Einwirken auf licher Sicherheiten Geschäftsführung

Institut führt Risiken auf ein adäquates Niveau zurück

3

Abbildung 109: Wirkungsmechanismus der Marktdisziplin

III. Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Marktdisziplin Grundlegende Voraussetzung für die Wirksamkeit der Marktdisziplin ist zunächst, dass die Institute am Markt aktiv sind. Nur dann ist es überhaupt möglich, dass Marktteilnehmer disziplinierende Maßnahmen ergreifen können, die sich auf das Institut auswirken. In Anbetracht der Tatsache, dass die Institute heutzutage in vielfältiger Art und Weise am Markt aktiv sind, kann regelmäßig davon ausgegangen werden, dass diese Voraussetzung erfüllt ist. Die disziplinierenden Kräfte des Marktes können außerdem nur dann wirksam werden, wenn die Marktteilnehmer über Informationen verfügen, mit denen sie sich ein genaues Bild von der Risikosituation des Instituts verschaffen können, und sie ihre Anlageentscheidungen auch tatsächlich an dieser Einschätzung ausrichten. Es ist allerdings festzustellen, dass die Geschäfte und Strukturen der Institute im Laufe der Zeit immer komplexer geworden sind. Insofern ist es den Marktteilnehmern häufig nur noch bei ausreichender Transparenz möglich, die Risikosituation eines Instituts adäquat einzuschätzen. Transparenz bedeutet in diesem Zusammenhang die Offenlegung von umfassenden, relevanten, aktuellen, verlässlichen, vergleichbaren und wesentlichen Informationen, die die Nutzer dieser Informationen in die Lage versetzen,

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

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die finanzielle Situation, die Erfolgslage, die Geschäftstätigkeit, das Risikoprofil und das Risikomanagement des Instituts akkurat zu beurteilen.1 Die Wirksamkeit der Marktdisziplin hängt auch von dem Verhalten der Marktteilnehmer ab. Nur wenn die Marktteilnehmer aus den ihnen zur Verfügung gestellten Informationen eine Bewertung der Risikosituation des Instituts ableiten und diese Bewertung dann auch tatsächlich bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, können die disziplinierenden Kräfte des Marktes genutzt werden. Hierzu gehört, dass diejenigen Institute, die über ein solides Risikomanagement sowie über eine risikobewusste Geschäftsführung verfügen, von den Marktteilnehmern durch verbesserte Konditionen belohnt werden, wenn sie die entsprechenden Informationen zur Verfügung stellen. Auf der anderen Seite sollten die Marktteilnehmer ein Institut durch verschlechterte Konditionen abstrafen, wenn es Informationen offenlegt, die auf ein erhöhtes Risiko dieses Instituts schließen lassen. Dieselben disziplinierenden Maßnahmen sollten auch solche Institute erfahren, die die relevanten Informationen nicht offenlegen, und zwar unabhängig davon, ob diese Institute von den Marktteilnehmern – würden ihnen die benötigten Informationen zur Verfügung stehen – als gute oder als schlechte Kontraktpartner eingeschätzt werden würden. Die disziplinierenden Kräfte des Marktes müssen darüber hinaus unwirksam bleiben, wenn die Impulse, die von den Marktteilnehmern ausgehen, im betroffenen Institut nicht adäquat umgesetzt werden. So sollen im Konzept der Marktdisziplin die Anteilseigner Druck auf das Aufsichtsorgan ausüben, eine risikobewusste Geschäftsführung durchzusetzen; das Aufsichtsorgan soll diesen Druck dann an die Geschäftsleitung weitergeben und diese soll ihn schließlich auf die nachgeordneten Instanzen bis hin zu den operativen Einheiten übertragen. Die Marktdisziplin wird jedoch dann nicht zum Tragen kommen, wenn Anreize für die Mitarbeiter des Instituts bestehen, trotz bestehender Sanktionen unerwünscht hohe Risiken einzugehen. Überwiegen beispielsweise bei Eingehen erhöhter Risiken die Vorteile, die die Mitarbeiter in Form von Erfolgsprämien erhalten, die damit verbundenen Nachteile (schlimmstenfalls die Entlassung), so ist ein vorsichtiges Verhalten der Mitarbeiter nicht zu erwarten.2

IV.

Beeinträchtigung der Marktdisziplin

Wie bereits erläutert wurde, kann das Konzept der Marktdisziplin nur dann seine volle Wirkung entfalten, wenn die Marktteilnehmer ihre Anlageentscheidungen auch tatsächlich an dem von ihnen gefällten Urteil über die Risikolage des Instituts ausrichten. Es können sich jedoch Rahmenbedingungen menschlicher sowie institutioneller Art ergeben, die die Wirksamkeit der Marktdisziplin limitieren. 1 2

Vgl. BCBS (1998, Transparency), S. 4; BCBS (2001, Pillar 3), S. 5. Vgl. hierzu BCBS (1998, Transparency), S. 9.

616

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

So ist es zum einen denkbar, dass es einigen Marktteilnehmern (zu denken ist hier insbesondere an die große Masse der privaten Bankeinleger) aufgrund ihres unzureichenden ökonomischen Sachverstands auch bei vollständiger Transparenz nicht selber möglich ist, die zur Verfügung stehenden Informationen auszuwerten und die Risikolage der jeweiligen Institute adäquat einzuschätzen. Sie sind daher nicht in der Lage, durch die Auswahl des in Hinsicht auf die Risikolage besten Instituts einen Selbstschutz im Sinne einer Minimierung des Vermögensverlustrisikos zu betreiben. Da aufgrund der fehlenden Disziplinierung durch diese Marktteilnehmer keine Anreize für die Institute bestehen, ihre Risiken in einem angemessenen Rahmen zu halten, muss in einem solchen Fall die Marktdisziplin ins Leere laufen. Allerdings ist die eigenständige Informationsauswertung durch die Marktteilnehmer keine unabdingbare Voraussetzung für die Wirksamkeit der Marktdisziplin. Es würde genügen, wenn (mindestens) eine Institution existierte, die die Informationsbeschaffung und Informationsauswertung für die Marktteilnehmer übernehmen und ihre Einschätzung der Risikolage des Instituts den daran interessierten Marktteilnehmern zur Verfügung stellen würde. Hierdurch könnte nicht nur den Marktteilnehmern eine ausreichende Informationsgrundlage zur Verfügung gestellt werden; auch die bei jedem Marktteilnehmer anfallenden Kosten der Informationsbeschaffung und Informationsauswertung ließen sich durch eine derartige Zentralisierung und Spezialisierung erheblich reduzieren. Es müsste jedoch sichergestellt werden, dass die Einschätzung der Risikolage des zu bewertenden Instituts durch diese Institution den vorliegenden Informationen angemessen ist und keinerlei Manipulationsmöglichkeiten bestehen.1 Zum anderen kann die Wirksamkeit der Marktdisziplin auch durch institutionelle Rahmenbedingungen beeinträchtigt werden. Dies wird immer dann der Fall sein, wenn Anreize für die Marktteilnehmer fehlen, sich risikoadäquat zu verhalten. Existiert beispielsweise für die Einlagen der Marktteilnehmer bei einem Institut ein als ausreichend angesehener Ausfallschutz durch eine Einlagensicherung, so besteht für diese Marktteilnehmer kein Anreiz, auf Verschlechterungen der Risikosituation bei diesem Institut z. B. durch den Abzug ihrer Einlagen zu reagieren. Gleiches gilt auch für den Fall, dass die Sicherheit der Forderungen gegenüber einem Institut nicht vertraglich gewährleistet ist, sondern von den Marktteilnehmern lediglich vermutet wird. Eine solche Situation kann sich insbesondere bei großen Instituten ergeben, wenn die Marktteilnehmer aufgrund der gravierenden Auswirkungen auf die Volkswirtschaft, die der Zusammenbruch dieses Instituts nach sich ziehen würde, auf Stützungsmaßnahmen durch den Staat spekulieren (too big to fail-Problematik).

1

Vgl. zu diesem Gedankengang KRÄMER, GREGOR (2000, Ziele), S. 53–58.

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

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Fehlende Anreize für eine vorsichtige Verhaltensweise können sich auch aus einer besonderen Risikobereitschaft der Marktteilnehmer ergeben. So werden Eigenkapitalgeber grundsätzlich dazu bereit sein, ein höheres Risiko einzugehen als Fremdkapitalgeber. Dies allein bedeutet aber noch keine Beeinträchtigung der Marktdisziplin. Allerdings sind Konstellationen denkbar, bei denen die Risikobereitschaft der Eigenkapitalgeber darin gipfelt, das Institut aufzufordern, möglichst hohe Risiken einzugehen. Ist beispielsweise das Eigenkapital des Instituts durch in der Vergangenheit eingetretene Verluste nahezu aufgebraucht, so haben die Eigenkapitalgeber – im Gegensatz zu den Fremdkapitalgebern – nur noch wenig zu verlieren. Insofern bietet sich für sie kein Anreiz, eine vorsichtige Verhaltensweise von dem Institut zu fordern. Es könnte für sie stattdessen von Vorteil sein, wenn das Institut hohe Risiken eingeht, da sie von einem günstigen Verlauf übermäßig profitieren würden. Somit wäre ihr Verhalten den disziplinierenden Kräften der Marktdisziplin genau entgegengerichtet.

V.

Möglichkeiten der Aufsicht zur Durchsetzung der Offenlegungsanforderungen

Die Art und Weise sowie die Effektivität der Durchsetzung von Offenlegungsanforderungen gegenüber den Instituten durch die Aufsichtsbehörde hängt von der rechtlichen Umsetzung der Offenlegungspflicht ab. Diese können von Land zu Land unterschiedlich sein. Grundsätzlich kann die Offenlegung von Informationen durch Institute auf die folgenden Arten ausgestaltet sein: – Offenlegung aufgrund gesetzlicher Vorschriften, – Offenlegung als Voraussetzung zur Anwendung spezifischer aufsichtsrechtlicher Gewichtungssätze oder Methoden, – freiwillige Offenlegung. Am unproblematischsten dürfte die Verpflichtung der Institute zur Offenlegung von Informationen aufgrund gesetzlicher Vorschriften sein. In diesem Fall kann die Verletzung der Offenlegungspflicht zu einer Bestrafung (z. B. in Form einer Geldbuße) des jeweiligen Instituts führen. Ob die Bestrafung durch die Aufsichtsbehörde selbst angeordnet werden kann, hängt von der konkreten rechtlichen Umsetzung der Vorschriften ab. Da jedoch die aufsichtsrechtliche Überwachung der Institute und damit auch die Beurteilung, ob sie den Offenlegungspflichten nachkommen, der Aufsicht obliegt, scheint es angebracht zu sein, die Aufsichtsbehörde mit der erforderlichen Bestrafungskompetenz auszustatten. Eine andere Möglichkeit, die Institute zur Offenlegung von Informationen zu bewegen, besteht darin, ihnen Anreize zur Offenlegung zu geben. Diese Anreize können darin bestehen, dass bestimmte aufsichtsrechtliche Gewichtungssätze oder Methoden,

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11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

die beispielsweise zu günstigeren aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen führen, nur dann verwendet werden dürfen, wenn den geforderten Offenlegungspflichten nachgekommen wird. In diesem Fall besteht die „Bestrafung“ eines Instituts, das den Offenlegungserfordernissen nicht nachkommt, in einem erhöhten aufsichtsrechtlichen Eigenmittelbedarf, der wiederum mit erhöhten Kosten für das Institut verbunden ist. Eine derartige Regelung ist in den Vorschriften der CRR vorgesehen. So bestimmt Art. 431 Abs. 2 CRR, dass Institute, denen die aufsichtsrechtliche Verwendung bestimmter Instrumente und Methoden (hierzu zählen z. B. die Verwendung des IRBAnsatzes für Kreditrisiken, die Verwendung fortgeschrittener Messansätze für operationelle Risiken sowie die Verwendung interner Modelle für das Marktrisiko) erlaubt wurde, die in den Art. 452–455 CRR geforderten detaillierten Informationen offenzulegen haben. Die Durchsetzung der Offenlegung von Informationen durch die Institute dürfte der Aufsichtsbehörde am schwersten fallen, wenn weder definitive noch fakultative gesetzliche Offenlegungspflichten existieren. In diesem Fall wird darauf gebaut, dass die Institute dem Markt die erforderlichen Informationen auf freiwilliger Basis zur Verfügung stellen. Befriedigt ein Institut die Informationsbedürfnisse der Marktteilnehmer nicht, so muss es mit einer Abstrafung durch seine Kontraktpartner rechnen. Aber auch der Aufsichtsbehörde steht eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, um auf eine freiwillige Offenlegung hinzuwirken. Dazu zählen beispielsweise Appelle der Aufsichtsbehörde (moral suasion) an die Geschäftsführung des betroffenen Instituts, ihre Verhaltensweise entsprechend zu ändern.1 Außerdem könnte die Aufsichtsbehörde die unzureichende Offenlegung des Instituts öffentlich machen, um den Druck der Marktteilnehmer auf das Institut zu erhöhen. Dies dürfte umso besser gelingen, je stärker vergleichbare Offenlegungsempfehlungen international akzeptiert und angewendet werden. Schließlich könnte die Aufsichtsbehörde von den Instituten verlangen, dass sie ihr gegenüber bestimmte Informationen offenlegen. Wie weit diese Möglichkeiten der Aufsichtsinstanz gehen, hängt allerdings von den ihr zugewiesenen Kompetenzen ab. Die Aufsichtsbehörde könnte dann diese Informationen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Der zulässige Umfang dieser Veröffentlichung durch die Aufsichtsbehörde wird wiederum durch den jeweils gültigen Rechtsrahmen bestimmt. Es lassen sich zwei Arten von aufsichtlicher Informationsveröffentlichung unterscheiden. So könnte die Aufsichtsbehörde die Informationen auf aggregierter Basis, also für alle von ihr beaufsichtigten Institute, der Öffentlichkeit zur Verfügung

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Vgl. BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 203.

11. Kapitel Teil A: Theoretische Grundlagen des Modells der Marktdisziplin

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stellen. In diesem Fall könnten die Marktteilnehmer jedoch aus den verfügbaren Informationen nicht auf die Risikolage eines einzelnen Instituts schließen, sodass die disziplinierenden Kräfte des Marktes nicht zur Geltung gelangen würden. Die Aufsichtsinstanz könnte aber auch institutsspezifische Informationen veröffentlichen und auf diese Weise die Offenlegung durch das Institut selbst substituieren. Ob und in welchem Umfang sie die ihr zur Verfügung stehenden Informationen auf Einzelinstitutsbasis veröffentlichen darf, hängt wiederum von der jeweiligen Rechtsordnung ab. Die Aufsichtsbehörde sollte in diesem Fall jedoch darauf achten, dass sie lediglich solche Informationen veröffentlicht, die ihr von den jeweiligen Instituten zur Verfügung gestellt wurden. Eigene Einschätzungen der Risikosituation des Instituts sollten nicht veröffentlicht werden, da dadurch die Marktteilnehmer in ihrer Meinungsbildung beeinflusst werden könnten. Außerdem könnten Informationen über geplante aufsichtliche Maßnahmen (z. B. eine intensivere Überwachung eines Instituts) die Bemühungen der Aufsicht, bei diesem Institut ein solides Risikomanagement wieder herzustellen, untergraben, da durch Überreaktionen der Marktteilnehmer dieses Institut erst recht in Schwierigkeiten geraten könnte. Diese Gefahr hätte zur Folge, dass die Aufsichtsbehörde die Risikosituation der Institute nicht mehr objektiv beurteilen könnte, da sie stets die potenziellen negativen Effekte ihres Urteils vor Augen hätte.1

1

Vgl. BCBS (1998, Transparency), S. 12.

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11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

11. Kapitel: Marktdisziplin durch erweiterte Offenlegungspflichten Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3 von Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken, Prof. Dr. Gregor Krämer, Alfter und Prof. Dr. Gerd Waschbusch, Saarbrücken I. 1.

Allgemeine Offenlegungsprinzipien Grundsatz der Offenlegungspolitik

Bei der Offenlegung von Informationen haben die Institute bestimmte Grundsätze zu befolgen.1 Der zentrale Grundsatz betrifft die Offenlegungspolitik des Instituts. So hat die Geschäftsführung eines Instituts gemäß Art. 431 Abs. 3 UAbs. 1 Satz 1 CRR förmliche Verfahren festzulegen, in denen geregelt ist, wie die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Offenlegungspflichten erfüllt werden sollen. Außerdem sind interne Abläufe, Systeme und Kontrollen einzuführen und aufrechtzuerhalten, mit denen die Angemessenheit der Offenlegungen des Instituts sowie deren Compliance mit den gesetzlichen Anforderungen zu überprüfen sind. Die Bedeutung dieses Grundsatzes wird dadurch unterstrichen, dass von mindestens einem Mitglied der Geschäftsführung schriftlich bestätigt werden muss, dass das Institut die Offenlegungen in Übereinstimmung mit seinen förmlichen Verfahren sowie seinen internen Abläufen, Systemen und Kontrollen vorgenommen hat. Diese schriftliche Bestätigung ist zusammen mit den wichtigsten Elementen seiner förmlichen Verfahren zur Erfüllung der Offenlegungspflichten in die Offenlegungen des Instituts aufzunehmen.2 Dieser zentrale Grundsatz wird durch weitere Grundsätze sowie spezielle Anforderungen an die offenzulegenden Informationen ergänzt. So haben die Institute gemäß Art. 431 Abs. 3 UAbs. 3 Satz 1 CRR zu prüfen, ob den Marktteilnehmern durch ihre Offenlegungen ein umfassendes Bild ihrer Risikoprofile vermittelt wird und erforderlichenfalls weitere über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehende Informationen offenzulegen. Legt das Institut quantitative Informationen offen, so hat es diesen eine qualitative Beschreibung und ergänzende Informationen beizufügen, soweit

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Die Offenlegungsgrundsätze werden von der EBA in ihren Leitlinien zu den Offenlegungspflichten gemäß Teil 8 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 konkretisiert. Vgl. hierzu EBA (2017, Offenlegungspflichten), S. 8–16. Vgl. Art. 431 Abs. 3 UAbs. 1 Satz 2 und Satz 3 CRR.

11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

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diese erforderlich sind, damit die quantitativen Offenlegungen von den Nutzern dieser Informationen verstanden werden können.1 Haben sich im Vergleich zu früheren Offenlegungen Informationen bestimmter Offenlegungen geändert, so hat das Institut darauf hinzuweisen.

2. a)

Ausnahmen von der Offenlegungsverpflichtung Wesentlichkeit

Die Wesentlichkeit stellt das wichtigste Anforderungskriterium an die von den Instituten offenzulegenden Informationen dar. Demnach müssen gemäß Art. 432 Abs. 1 UAbs. 1 CRR – bis auf wenige Ausnahmen2 – ausschließlich wesentliche Informationen offengelegt werden, um eine Informationsüberflutung zu vermeiden, die eine akkurate Einschätzung der Risikolage des Instituts durch die Marktteilnehmer beeinträchtigen könnte (sog. information overkill). Die Offenlegungsverpflichtung gilt also nicht für Informationen, die nicht als wesentlich anzusehen sind. Dabei gelten Informationen immer dann als wesentlich, „wenn ihre Auslassung oder fehlerhafte Angabe die Einschätzung oder Entscheidung eines Nutzers, der sich bei wirtschaftlichen Entscheidungen auf diese Informationen stützt, ändern oder beeinflussen könnte“3. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht weist darauf hin, dass diese Definition der Wesentlichkeit (der sog. Nutzertest) mit den internationalen Rechnungslegungsstandards sowie mit vielen nationalen Rechnungslegungsbestimmungen übereinstimmt.4 Der Nutzertest wird einer konkreten Vorgabe spezifischer Schwellenwerte für die Offenlegungspflicht vorgezogen, da solche Werte leichter zu manipulieren sind. Außerdem bietet der Nutzertest den Vorteil, dass bei seiner Anwendung die Bedeutung der Information für die Risikolage des Instituts zu berücksichtigen ist. Dies kann sinnvollerweise dazu führen, dass ein bestimmtes Risiko, das von zwei Instituten eingegangen wurde und bei beiden Instituten denselben Wert aufweist, für das eine Institut wesentlich und damit von ihm zu veröffentlichen ist, für das andere Institut hingegen von untergeordneter Bedeutung ist und es daher auf die Offenlegung verzichten kann. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass der Nutzertest den Instituten einen nicht unerheblichen Spielraum bei der Beurteilung lässt, ob eine Information wesentlich ist oder nicht. Die Aufsichtsbehörden sollten daher darauf achten, dass dieser Spielraum

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Vgl. Art. 431 Abs. 4 CRR. Zu diesen Ausnahmen zählen die Offenlegungen nach Art. 435 Abs. 2 Buchst. c) CRR (Offenlegung der Diversitätsstrategie für die Mitglieder des Leitungsorgans), Art. 437 (Offenlegung von Eigenmitteln) und Art. 450 CRR (Offenlegung der Vergütungspolitik). Art. 432 Abs. 1 UAbs. 2 CRR. Vgl. BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 204.

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11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

von den Instituten nicht dazu missbraucht wird, die Offenlegungspflichten zu manipulieren. Zu diesem Zweck hat die EBA Leitlinien1 veröffentlicht, in denen die Anwendung des Kriteriums der Wesentlichkeit auf die Offenlegungspflichten der Institute erläutert wird.2

b)

Geschäftsgeheimnisse und vertrauliche Informationen

Eine Ausnahme von der Offenlegungsverpflichtung besteht gemäß Art. 432 Abs. 2 UAbs. 1 CRR außerdem für Informationen, die aus Sicht des Instituts, das der Offenlegungsverpflichtung unterliegt, Geschäftsgeheimnisse darstellen oder als vertraulich einzustufen sind. Voraussetzung ist allerdings, dass es sich nicht um Offenlegungen nach Art. 437 CRR (Offenlegung von Eigenmitteln) oder Art. 450 CRR (Offenlegung der Vergütungspolitik) handelt. In diesem Zusammenhang sind Informationen immer dann als Geschäftsgeheimnis anzusehen, „wenn ihre Offenlegung die Wettbewerbsposition des jeweiligen Instituts schwächen würde“3.Würde bspw. die Bekanntgabe von Informationen über Systeme und Produkte eines Instituts gegenüber seinen Konkurrenten zu einer Minderung des Werts seiner einschlägigen Investitionen führen, so können diese Informationen zu den Geschäftsgeheimnissen des Instituts zählen. Als vertraulich gelten Informationen dann, „wenn das Institut gegenüber Kunden oder anderen Vertragspartnern bezüglich dieser Informationen zur Vertraulichkeit verpflichtet ist“4. Die EBA hat Leitlinien5 veröffentlicht, in denen die Anwendung der Kriterien des Geschäftsgeheimnisses und der Vertraulichkeit auf die Offenlegungspflichten der Institute erläutert wird.6 Sieht ein Institut von der Offenlegung bestimmter Informationsbestandteile aus Gründen eines Geschäftsgeheimnisses oder der Vertraulichkeit ab, so hat es gemäß Art. 432 Abs. 3 CRR 1. im Rahmen seiner Offenlegung auf die Nicht-Veröffentlichung dieser Informationsbestandteile hinzuweisen, 2. eine Begründung für deren Nicht-Veröffentlichung abzugeben und 3. allgemeinere Angaben zum Gegenstand der verlangten Offenlegung zu veröffentlichen, sofern es sich bei diesem Gegenstand selbst nicht um ein Geschäftsgeheimnis oder um vertrauliche Informationen handelt.

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EBA (2014, Wesentlichkeit). Vgl. hierzu vertiefend WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 580–581. Art. 432 Abs. 2 UAbs. 2 Satz 1 CRR. Art. 432 Abs. 2 UAbs. 3 CRR. EBA (2014, Wesentlichkeit). Vgl. hierzu vertiefend WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 582–583.

11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

3.

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Häufigkeit, Umfang und Zeitpunkt der Offenlegungen

Aus dem Wesentlichkeitsprinzip kann auch das Kriterium der Aktualität abgeleitet werden. So werden Informationen die Entscheidungen der Marktteilnehmer nur dann beeinflussen, wenn sie über ein Mindestmaß an Aktualität verfügen und damit für die Entscheidungen der Marktteilnehmer relevant sind. Da die Aktualität der Informationen jedoch von deren Inhalt abhängt, können sich bei unterschiedlichen Informationen auch unterschiedliche Offenlegungsintervalle ergeben. So wird bspw. bei Informationen, „die einen allgemeinen Überblick über Zielsetzung und Verfahren des Risikomanagements, das interne Berichtswesen und die Definitionen vermitteln“1, ein längeres Offenlegungsintervall angebracht sein, als bei Informationen, die nicht lange Bestand haben, wie z. B. Informationen aus dem Marktrisikobereich oder über die Eigenmittelkennziffern. Dementsprechend sind in Art. 433 CRR drei Offenlegungsintervalle vorgesehen: jährliche, halbjährliche und vierteljährliche Offenlegung. Die Häufigkeit der Offenlegungen wird jedoch nicht nur an den Inhalt der Informationen gekoppelt, sondern auch an die Größe des Instituts. Dabei wird zwischen großen Instituten, kleinen und nicht komplexen Instituten sowie anderen Instituten differenziert, wodurch dem Proportionalitätsgedanken2 Rechnung getragen wird.3 Als großes Institut gilt gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 146 CRR ein Institut, das mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt: – es ist ein global systemrelevantes Institut, – es ist ein anderweitig systemrelevantes Institut, – gemessen am Gesamtwert seiner Vermögenswerte zählt es zu den drei größten Instituten des EU-Mitgliedstaats, in dem es zugelassen ist, – der Gesamtwert seiner Vermögenswerte beträgt mindestens 30 Mrd. EUR. Als kleines und nicht komplexes Institut gilt hingegen ein Institut, das kein großes Institut ist und sämtliche Bedingungen des Art. 4 Abs. 1 Nr. 145 Buchst. b) bis Buchst. i) CRR erfüllt. Mit dem Begriff „andere Institute“ werden Institute bezeichnet, die nicht den Offenlegungspflichten für große sowie kleine und nicht komplexe Institute unterliegen.4 Die Einteilung in große Institute, kleine und nicht komplexe Institute sowie andere Institute ist nicht nur für die Offenlegungsfrequenz, sondern auch für den Offen-

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BCBS (2004, Eigenkapitalanforderungen), S. 203. Zum Proportionalitätsgedanken im Bereich der Bankenaufsicht vgl. WASCHBUSCH, GERD (2020, Proportionalitätsprinzip), S. 1637–1638. Vgl. dazu auch WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 576–578. Vgl. Art. 433c Abs. 1 CRR.

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11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

legungsumfang relevant. Auch hierdurch wird dem Proportionalitätsgedanken Rechnung getragen. Große Institute haben die Offenlegungsanforderungen in vollem Umfang zu erfüllen. Für sie wird in Art. 433a Abs. 1 CRR neben der jährlichen und halbjährlichen Offenlegung auch eine vierteljährliche Offenlegung bestimmter Informationen gefordert. Ist ein großes Institut weder börsennotiert noch als global systemrelevantes Institut eingestuft, so hat es – bis auf die Schlüsselparameter nach Art. 447 CRR, für die eine halbjährliche Offenlegungsfrequenz gilt – alle erforderlichen Angaben jährlich offenzulegen. Im Vergleich zu den großen Instituten sind für kleine und nicht komplexe Institute Offenlegungsfrequenz und Offenlegungsumfang deutlich reduziert. Diese Institute haben nur einige wenige Angaben1 jährlich und lediglich die Schlüsselparameter nach Art. 447 CRR halbjährlich offenzulegen. Ist ein kleines und nicht komplexes Institut nicht börsennotiert, so muss es auch die Schlüsselparameter nur jährlich offenlegen.2 Eine vierteljährliche Offenlegung ist für kleine und nicht komplexe Institute nicht vorgesehen. Für andere Institute gelten gemäß Art. 433c Abs. 1 CRR grundsätzlich dieselben Anforderungen an Offenlegungsfrequenz und Offenlegungsumfang wie für große Institute, die weder börsennotiert noch als global systemrelevantes Institut eingestuft sind. Sie haben damit – bis auf die Schlüsselparameter nach Art. 447 CRR, für die eine halbjährliche Offenlegungsfrequenz gilt – alle erforderlichen Angaben jährlich offenzulegen. Auch für andere Institute, die nicht börsennotiert sind, gibt es Erleichterungen. Diese Institute müssen lediglich bestimmte Angaben3 jährlich offenlegen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Offenlegungen orientiert sich am Zeitpunkt der Veröffentlichung der einschlägigen Abschlüsse (Jahresabschlüsse bzw. halbjährlich oder vierteljährlich veröffentlichte Finanzberichte) des Instituts. Die Offenlegungen sollten gemäß Art. 433 CRR am selben Tag wie die einschlägigen Abschlüsse veröffentlicht werden oder so bald wie möglich danach, wobei zeitliche Abstände zwischen der Veröffentlichung der einschlägigen Abschlüsse und der Offenlegungen des Instituts vertretbar sein müssen.

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Hierbei handelt es sich um die Angaben nach Art. 435 Abs. 1 Buchst. a), e) und f) CRR, Art. 438 Buchst. d) CRR sowie Art. 450 Abs. 1 Buchst. a) bis d), h), i) und j) CRR. Vgl. Art. 433b Abs. 2 CRR. Hierbei handelt es sich um die Angaben nach Art. 435 Abs. 1 Buchst. a), e) und f) CRR, Art. 435 Abs. 2 Buchst. a), b) und c) CRR, Art. 437 Buchst. a) CRR, Art. 438 Buchst. c) und d) CRR und Art. 450 Abs. 1 Buchst. a) bis d) und h) bis k) CRR sowie die Schlüsselparameter nach Art. 447 CRR.

11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

II.

625

Offenlegungsbereiche

Die allgemeine Verpflichtung zur Offenlegung von Informationen durch die Institute findet sich in Art. 431 Abs. 1 CRR. Demnach haben die Institute – unter Berücksichtigung der Ausnahmen von der Offenlegungsverpflichtung aufgrund der Wesentlichkeit oder der Institutsgröße oder weil es sich bei den offenzulegenden Informationen um Geschäftsgeheimnisse oder vertrauliche Informationen handelt – bestimmte vom Gesetzgeber geforderte Angaben aus den folgenden Bereichen offenzulegen:1 – Risikomanagementziele und -politik (Art. 435 CRR), – Anwendungsbereich der CRR (Art. 436 CRR), – Eigenmittel (Art. 437 CRR),2 – Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten (Art. 437a CRR),3 – Eigenmittelanforderungen und risikogewichtete Positionsbeträge (Art. 438 CRR),4 – Gegenparteiausfallrisiko (Art. 439 CRR), – antizyklischer Kapitalpuffer (Art. 440 CRR), – Indikatoren der globalen Systemrelevanz (Art. 441 CRR),5 – Kredit- und Verwässerungsrisiko (Art. 442 CRR), – belastete und unbelastete Vermögenswerte (Art. 443 CRR), – Verwendung des Standardansatzes (Art. 444 CRR),6 – Marktrisiko (Art. 445 CRR),7 – Steuerung des operationellen Risikos (Art. 446 CRR), – Schlüsselparameter (Art. 447 CRR), – Zinsrisiken aus nicht im Handelsbuch gehaltenen Positionen (Art. 448 CRR), – Risiko aus Verbriefungspositionen (Art. 449 CRR),8

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Vgl. dazu auch WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 575–576. Vgl. hierzu vertiefend WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 586–591. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für Institute, die den Art. 92a und 92b CRR unterliegen. Vgl. hierzu vertiefend WASCHBUSCH, GERD; KAKUK, CHRISTIAN (2020, Governance), S. 591–592. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für global systemrelevante Institute. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für Institute, die ihre risikogewichteten Positionsbeträge gemäß den Bestimmungen von Teil 3 Titel II Kapitel 2 der CRR (Standardansatz – Art. 111–141 CRR) berechnen. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für Institute, die ihre Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 92 Abs. 3 Buchst. b) und Buchst. c) CRR berechnen. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für Institute, die die risikogewichteten Positionsbeträge gemäß den Bestimmungen von Teil 3 Titel II Kapitel 5 der CRR (Verbriefung – Art. 242–270e CRR) oder die Eigenmittelanforderungen gemäß Art. 337 CRR (Eigenmittelanforderung für Verbriefungsinstrumente) oder Art. 338 CRR (Eigenmittelanforderung für das Korrelationshandelsportfolio) berechnen.

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11. Kapitel Teil B: Praktische Ausgestaltung der Marktdisziplin in Säule 3

– Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsrisiken („environmental, social and governance risks“ – ESG-Risiken) (Art. 449a CRR),1 – Vergütungspolitik (Art. 450 CRR), – Verschuldungsquote (Art. 451 CRR),2 – Liquiditätsanforderungen (Art. 451a CRR)3. Darüber hinaus fordert der Gesetzgeber in Art. 431 Abs. 2 CRR von den Instituten die Offenlegung spezifischer Informationen bei Anwendung bzw. Verwendung der folgenden Instrumente und Methoden: – Anwendung des IRB-Ansatzes auf Kreditrisiken (Art. 452 CRR), – Verwendung von Kreditrisikominderungstechniken (Art. 453 CRR), – Verwendung fortgeschrittener Messansätze für operationelle Risiken (Art. 454 CRR), – Verwendung interner Modelle für das Marktrisiko (Art. 455 CRR).

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Diese Offenlegungsanforderung gilt erst ab dem 28.06.2022 und nur für große Institute, die Wertpapiere emittiert haben, die zum Handel auf einem geregelten Markt eines EU-Mitgliedstaats i. S. d. Art. 4 Abs. 1 Nr. 21 der Richtlinie 2014/65/EU zugelassen sind. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für Institute, die den in Teil 7 der CRR enthaltenen Bestimmungen zur Verschuldung (Art. 429–429g CRR) unterliegen. Diese Offenlegungsanforderung gilt nur für Institute, die den in Teil 6 der CRR enthaltenen Bestimmungen zur Liquidität (Art. 411–428az CRR) unterliegen.

12. Kapitel Teil A: Rechnungslegung als Informationsinstrument

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12. Kapitel: Zweckadäquanz der Rechnungslegung nach IFRS als Informationsinstrument der Bankenaufsicht Teil A: Rechnungslegung als Informationsinstrument für die Bankenaufsicht von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg Die bankenaufsichtsrechtlichen Risikobegrenzungsregeln entfalten grundsätzlich eigenständig und unabhängig von anderen Rechtsvorschriften Wirkung, greifen jedoch in wesentlichem Maße auf bilanzielles Zahlenwerk zurück.1 2 Dies betrifft nicht nur die aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten, wo sowohl Zähler- als auch Nennergrößen von den rechnungslegungsspezifischen Ansatz- und Bewertungsvorschriften beeinflusst werden. Auch die Verschuldungsquote und die strukturelle Liquiditätsquote (NSFR) fußen zu großen Teilen auf bilanziellen Buchwerten, wohingegen die zahlungsstromorientierte Liquiditätsdeckungsquote (LCR) weniger bilanzielle Bezüge aufweist. Zusätzlich ist anzumerken, dass das im Rahmen der externen Rechnungslegung erstellte Datenmaterial ein wichtiges Informationsinstrument für die Bankenaufsichtsträger darstellt, was u. a. durch die Pflicht zur Vorlage von Jahresabschluss, Lagebericht und Prüfungsbericht nach § 26 KWG und die Anforderungen an die Meldung von Finanzinformationen gemäß DVO (EU) Nr. 680/2014 zum Ausdruck gebracht wird. Für die Aufsichtsbehörden sind solche Informationen unerlässlich, um diejenigen Risiken und Schwachstellen des Kreditsektors identifizieren zu können, die einen wirksamen Gläubiger- und Funktionenschutz gefährden. Da der geltende Rechnungslegungsrahmen eines Instituts das Fundament der bankenaufsichtsrechtlichen Risikobegrenzungsregeln bildet, müssen die Bilanzierungsvorschriften verlässliche und qualitativ hochwertige Informationen vermitteln. Ein wirksamer Gläubiger- und Funktionenschutz dürfte schließlich kaum zu gewährleisten sein, wenn bereits die dem Risikobegrenzungskonzept zugrundeliegenden Abbildungsregeln für die Vermögensdarstellung auf tönernen Füßen stehen.

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Vgl. bereits HANENBERG, LUDGER; HILLEN, KARL-HEINZ (2003, Sicht), S. 574; MEISTER, EDGAR; HILLEN, KARL-HEINZ (2004, Einschätzung), S. 335 und S. 347; BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative 2008), S. 2551; SOPP, GUIDO (2010, Bankenaufsichtsrecht 2010), S. 1; FLICK, PETER; NEISEN, STEFAN (2015, Maßgeblichkeit), S. 234, NEUS, WERNER; RIEPE, JAN (2018, Regulierung), Tz. 54. Die Ausführungen in diesem 12. Kapitel Teil A beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 412–413.

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12. Kapitel Teil B: Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen

12. Kapitel: Zweckadäquanz der Rechnungslegung nach IFRS als Informationsinstrument der Bankenaufsicht Teil B: Bestimmung der Eigenmittel auf Basis von IFRSAbschlüssen von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg I.

Zur Anwendbarkeit der IFRS-Rechnungslegung im aufsichtsrechtlichen Kontext

Für bankenaufsichtliche Zwecke sind gemäß Art. 24 Abs. 1 CRR die Vermögenswerte und außerbilanziellen Posten nach dem geltenden Rechnungslegungsrahmen zu bewerten.1 In Deutschland ist der Jahresabschluss auf Einzelinstitutsebene verpflichtend nach den Vorgaben der HGB-Rechnungslegung aufzustellen, die somit auch bei der Ermittlung der Eigenmittel und der Bewertung der Risikopositionen heranzuziehen sind.2 Für die aufsichtsrechtliche Konsolidierung bildet im Rahmen des Konzernabschlussverfahrens allerdings der Konzernabschluss die Grundlage zur Ermittlung der aggregierten Eigenmittel und der aggregierten Risikopositionen.3 Dementsprechend muss ein konsolidierungspflichtiges übergeordnetes Unternehmen, welches seinen Konzernabschluss (freiwillig oder verpflichtend) nach den Vorschriften der IFRS aufstellt, bei der Ermittlung bankenaufsichtlicher Kapitalquoten gemäß § 10a Abs. 5 Satz 1 und Satz 2 KWG die IFRS als Datenbasis zugrunde legen. Die Anwendung der IFRS für aufsichtsrechtliche Zwecke besteht auch dann, wenn das Institut zwar keinen (verpflichtenden oder befreienden) IFRS-Konzernabschluss aufstellt, die zuständige Aufsichtsbehörde aber von der Option gemäß Art. 24 Abs. 2 CRR Gebrauch macht. Für die Bewertung der Vermögenswerte und der außerbilanziellen Posten sowie für die Ermittlung der Eigenmittel sind dann ebenfalls die IFRS nach Maßgabe der Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 zu verwenden. Art. 24 Abs. 2 CRR beschränkt die behördliche Befugnis aber nicht ausschließlich auf die konsolidierte Lage, so dass die zuständigen Aufsichtsbehörden auch eine IFRS-Anwendung auf Einzelinstitutsebene vorschreiben können.4

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Die Ausführungen in diesem 12. Kapitel Teil B beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 173–181, S. 195–204, S. 256–258 sowie S. 425–429. Vgl. § 340a Abs. 1 HGB. Vgl. § 10a Abs. 5 Satz 1 KWG. Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 256.

12. Kapitel Teil B: Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen

II.

629

Überblick über die fair value-Bewertung von Finanzinstrumenten gemäß IFRS

Leitstern und Aushängeschild der angelsächsischen IFRS-Rechnungslegung ist der Wertmaßstab des fair value (beizulegender Zeitwert), dessen Grundidee darin besteht, Vermögenswerte und Schulden mit ihren Marktwerten in der Bilanz abzubilden.1 Gemäß IFRS 13.9 wird der fair value „als der Preis definiert, der in einem geordneten Geschäftsvorfall zwischen Marktteilnehmern am Bemessungsstichtag für den Verkauf eines Vermögenswerts eingenommen bzw. für die Übertragung einer Schuld gezahlt würde“. Es handelt sich also um einen hypothetischen Abgangspreis (exit price), der unter typisierten Umständen zwischen typisierten Marktteilnehmern am Absatzmarkt zum Bewertungsstichtag zustande käme, unbeschadet davon, ob der Preis unmittelbar beobachtbar ist oder mithilfe von Bewertungstechniken geschätzt wird.2 Für die in das Bewertungskalkül einfließenden Parameter legt IFRS 13.72 eine dreistufige Bemessungshierarchie fest, wobei den Inputfaktoren der Stufe 1 (notierte Preise von identischen Vermögenswerten oder Schulden in aktiven Märkten) die höchste und den Inputfaktoren der Stufe 3 (nicht beobachtbare Parameter, für die keine öffentlichen Preisinformationen verfügbar sind und die auf unternehmenseigenen Einschätzungen basieren) die niedrigste Priorität eingeräumt wird.3 Obgleich der fair value in einer Vielzahl von IFRS-Standards als Wertmaßstab für Vermögenswerte und Schulden Anwendung findet, gilt die Bewertung von Finanzinstrumenten4 im IFRS-Abschluss von Banken zweifelsohne als ein besonders prominenter Anwendungsfall des fair value. Welche Finanzinstrumente in der Folgebewertung zum fair value abzubilden sind, ergibt sich aus den Klassifizierungsvorschriften des IFRS 9.5 Mit Blick auf die Bilanzierung von finanziellen Vermögenswerten fordert dieser Standard eine Zuordnung zu einer der drei dafür vorgesehenen

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2 3 4

5

Vgl. HITZ, JÖRG-MARKUS (2005, Rechnungslegung 2005), S. 14. Vgl. kritisch zum fair value etwa OLBRICH, MICHAEL; BRÖSEL, GERRIT (2007, Zeitwertbilanzierung), S. 1543; BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2549; SCHILDBACH, THOMAS (2009, Rechnungslegung), S. 104; BIEG, HARTMUT (2011, Verbesserung), S. 346. Vgl. HITZ, JÖRG-MARKUS (2012, Zeitbewertung), Tz. 26. Vgl. zu den Inputfaktoren BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 167–181. Finanzinstrumente sind nach IAS 32.11 Verträge, die gleichzeitig bei dem einen Unternehmen zu einem finanziellen Vermögenswert und bei dem anderen Unternehmen zu einer finanziellen Verbindlichkeit oder einem Eigenkapitalinstrument führen. Als finanzielle Vermögenswerte gelten insbesondere Zahlungsmittel, Eigenkapitalinstrumente eines anderen Unternehmens (z. B. Aktien) oder vertragliche Rechte, Zahlungsmittel oder andere finanzielle Vermögenswerte zu erhalten (z. B. Anleihen oder Darlehen aus Sicht des Gläubigers) oder finanzielle Vermögenswerte oder finanzielle Verbindlichkeiten zu potenziell vorteilhaften Bedingungen zu tauschen (z. B. Derivategeschäfte). Vgl. IAS 32.11. Vor dem Hintergrund dieses Definitionsansatzes dürfte ein Großteil der bankbetrieblichen Geschäfte dem Begriff des Finanzinstruments zu subsumieren sein. Vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 628. Vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 662.

630

12. Kapitel Teil B: Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen

Bewertungskategorien.1 Neben der Bewertung zu fortgeführten Anschaffungskosten („AC-Kategorie“) handelt es sich hierbei um die erfolgsneutrale fair valueBewertung („FVTOCI-Kategorie“) sowie die erfolgswirksame fair value-Bewertung („FVTPL-Kategorie“).2 Die Zuordnung eines Finanzinstruments zu einer dieser drei Bewertungskategorien orientiert sich im Wesentlichen an den mit dem jeweiligen Finanzinstrument verfolgten Zwecksetzungen sowie an dessen Beschaffenheit.3 Maßgeblich ist zum einen das Geschäftsmodell zur Steuerung des Finanzinstruments (Geschäftsmodellbedingung) sowie zum anderen die Art der aus dem Finanzinstrument resultierenden Zahlungsströme (Zahlungsstrombedingung).4 Ein finanzieller Vermögenswert ist gemäß IFRS 9.4.1.2 zu fortgeführten Anschaffungskosten zu bewerten, sofern er lediglich zur Vereinnahmung vertraglicher Zahlungsströme gehalten wird (Erfüllung des AC-Geschäftsmodellkriteriums) und ausschließlich aus Zins- und Tilgungszahlungen auf den ausstehenden Kapitalbetrag besteht (Erfüllung der Zahlungsstrombedingung). Finanzielle Vermögenswerte sind erfolgsneutral zum fair value im sonstigen Ergebnis zu bewerten, sofern sie sowohl zur Vereinnahmung vertraglicher Zahlungsströme als auch zur Generierung von Zahlungsströmen durch Veräußerung gehalten werden (Erfüllung des FVTOCI-Geschäftsmodellkriteriums) und ausschließlich aus Zins- und Tilgungszahlungen auf den ausstehenden Kapitalbetrag bestehen (Erfüllung der Zahlungsstrombedingung).5 Nach dem Klassifizierungskonzept des IFRS 9 fungiert die FVTPL-Kategorie als Residualgröße, die vor allem bei Nichterfüllung der Zahlungsstrombedingung oder bei Nichterfüllung der beiden Geschäftsmodellbedingungen „Halten“ sowie „Halten und Veräußern“ zum Tragen kommt.6

III. Implikationen der fair value-Bewertung für das bankenaufsichtliche Eigenkapital Findet die IFRS-Rechnungslegung im aufsichtsrechtlichen Kontext Anwendung, können sich aus den Klassifizierungs- und Folgebewertungsvorschriften finanzieller Vermögenswerte gemäß IFRS 9 weitreichende Implikationen für das harte Kernkapital eines Instituts ergeben.7 Wie vorstehend gezeigt wurde, legen die Regelungen des IFRS 9 fest, ob Gewinne und Verluste aus fair value-Änderungen bilanziell im Eigenkapital zu erfassen sind oder aufgrund entsprechender Wahlrechte erfasst werden dürfen. Im bilanziellen Eigenkapital ausgewiesene unrealisierte Gewinne aus der 1 2 3 4 5 6 7

Vgl. IFRS 9.4.1.1. Vgl. IFRS 9.4.1.2–9.4.1.4. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2018, Neugestaltung), S. 106. Vgl. IFRS 9.4.1.1. Vgl. IFRS 9.4.1.2A. Vgl. IFRS 9.4.1.4. Vgl. ausführlich zur Maßgeblichkeit der Klassifizierungsvorschriften für finanzielle Vermögenswerte aus aufsichtsrechtlicher Perspektive BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 425–429.

12. Kapitel Teil B: Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen

631

fair value-Bilanzierung gelten aber auch zugleich als positive Bestandteile des harten Kernkapitals.1 Unbeschadet der generellen Hinwendung zu einer prinzipienorientierten Kapitaldefinition enthält das harte Kernkapital auch weiterhin enumerativ aufgelistete Posten klassischer Natur mit Bezug zur Rechnungslegung.2 Die in Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. c)–f) CRR normierten Kapitalposten spiegeln das wirtschaftliche Eigenkapital eines Instituts wider und resultieren im Wesentlichen aus der Innenfinanzierung. Die Anrechenbarkeit von unrealisierten fair value-Gewinnen ergibt sich grundsätzlich unabhängig davon, ob diese erfolgswirksam im Periodenergebnis erfasst wurden und den Posten des harten Kernkapitals gemäß Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. c) CRR („einbehaltene Gewinne“) bzw. gemäß Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. e) CRR („sonstige Rücklagen“) erhöhen oder erfolgsneutral im sonstigen Ergebnis verbucht sind und sich folglich dem Posten gemäß Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. d) CRR („das kumulierte sonstige Ergebnis“) zurechnen lassen. Die Maßgeblichkeit der Klassifizierungsvorschriften bezieht sich somit nicht ausschließlich auf die Folgebewertung von Finanzinstrumenten. Aufgrund der teilweisen Beibehaltung des Enumerativprinzips bei der Eigenmitteldefinition legen die Regelungen des IFRS 9 implizit auch fest, in welchen Fällen unrealisierte fair value-Gewinne aus der Folgebewertung dem harten Kernkapital zugerechnet werden müssen. Gelangt ein Institut etwa zu dem Schluss, dass ein finanzieller Vermögenswert sowohl die Zahlungsstrombedingung als auch die Geschäftsmodellbedingung der AC-Kategorie erfüllt, dürfen unrealisierte Gewinne aus fair value-Steigerungen über die fortgeführten Anschaffungskosten hinaus nicht im harten Kernkapital angerechnet werden. Umgekehrt verhält es sich hingegen, wenn der finanzielle Vermögenswert gemäß IFRS 9 der FVTOCI-Kategorie oder der FVTPL-Kategorie zugeordnet wird. Dann sind die erfolgsneutral im OCI oder erfolgswirksam in der GuV verbuchten fair value-Gewinne – wie auch Abbildung 110 zeigt – im harten Kernkapital zu erfassen.3 Abbildung 111 zeigt anhand eines Beispielgeschäfts, welche Auswirkungen die fair value-Bilanzierung haben kann, wenn Institute ihre aufsichtsrechtlichen Eigenmittelanforderungen auf Basis eines IFRS-Abschlusses bestimmen.

1 2 3

Vgl. zu den positiven Bestandteilen des harten Kernkapitals das 6. Kapitel Teil B.II.2. Die genannten Posten werden aber nur dann als hartes Kernkapital anerkannt, wenn sie dem Institut gemäß Art. 26 Abs. 1 UAbs. 2 CRR „uneingeschränkt und unmittelbar zur sofortigen Deckung von Risiken oder Verlusten zur Verfügung stehen“. Vgl. Art. 26 Abs. 1 UAbs. 1 Buchst. c)–e) CRR.

632

12. Kapitel Teil B: Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen

AC-Kategorie

FVTOCI-Kategorie

FVTPL-Kategorie

Folgebewertung in der Bilanz

fortgeführte Anschaffungskosten

fair value

fair value

erfolgswirksame Erfassung

Wertminderungen (zudem: Effektivzinsen, Wechselkurserfolge, Veräußerungs-/Änderungserfolge)

Wertminderungen* (zudem: Effektivzinsen, Wechselkurserfolge, Dividenden)

Bewertungserfolge aus der fair value-Bewertung (sämtliche fair value-Änderungen)

erfolgsneutrale Erfassung

betroffene(r) Posten des harten Kernkapitals

Bewertungserfolge aus der fair value-Bewertung (restliche fair value-Änderungen) einbehaltene Gewinne

einbehaltene Gewinne

einbehaltene Gewinne

kumuliertes sonstiges Ergebnis

*) Wertminderungen von Finanzinstrumenten der FVTOCI-Kategorie reduzieren das harte Kernkapital nur dann, wenn sie gleichzeitig zu einer Anpassung des fair value führen.

Abbildung 110: Überblick über die Berücksichtigung von Folgebewertungseffekten finanzieller Vermögenswerte im harten Kernkapital Ein Institut mit hartem Kernkapital i. H. v. 150 GE und risikogewichteten Positionsbeträgen i. H. v. 1.000 GE hat ein Wertpapier mit Anschaffungskosten i. H. v. 100 GE (Risikogewicht = 50 %) im Bestand, das im Rahmen eines FVTOCI-Geschäftsmodells gehalten wird. Infolge positiver Marktentwicklungen steigt der fair value des Wertpapiers auf 120 GE. Wertansatz

Auswirkungen auf die Eigenmittel

Eigenmittelanforderungen

120 EUR (OCI = + 20 GE)  Die risikogewichteten Positionsbeträge steigen um 10 GE. Nicht realisierte Gewinne werden dem harten Kernkapital zugerechnet (ggf. Berücksichtigung aufsichtsrechtlicher Korrekturposten).  Eigenmittel steigen um 20 GE 100 GE  50 % (RW)  8 % = 4 GE 20 GE  50 % (RW)  8 % = 0,8 GE

Dem unrealisierten fair value-Gewinn i. H. v. 20 GE stehen zusätzliche Eigenmittelanforderungen i. H. v. 0,8 GE entgegen. Durch den fair value-Anstieg erhöhen sich die freien Eigenmittel des Instituts somit lediglich um 19,20 GE (= 20 GE – 0,8 GE). 1) Kapitalquote ohne fair value-Gewinn = 2) Kapitalquote mit fair value-Gewinn =

150

= 15 %

1.000 150 + 20

1.000 + 10

= 16,83 %

Abbildung 111: Bestimmung der Eigenmittelanforderungen unter Verwendung von IFRS-Abschlüssen Zur Berechnung des tatsächlich anrechenbaren Bestands des harten Kernkapitals müssen Institute Korrekturposten (Art. 32–35 CRR) sowie Abzugsposten (Art. 36 CRR) berücksichtigen, wobei insbesondere die aufsichtlichen Korrekturposten einen Bezug

12. Kapitel Teil B: Eigenmittel auf Basis von IFRS-Abschlüssen

633

zur fair value-Bilanzierung aufweisen. Ziel dieser Korrekturmaßnahmen ist es, bestimmte unerwünschte Effekte aus bilanziellen Eigenkapitalkomponenten zu neutralisieren, welche die Qualität der Eigenmittel gefährden können, sofern diese auf Basis einer Rechnungslegung ermittelt werden, die im Zusammenhang zur fair value-Bilanzierung steht.1 Wie Abbildung 112 zeigt, beinhalten die Regelungen der Art. 32–35 CRR2 allerdings kein grundsätzliches Verbot der Berücksichtigung von fair valueÄnderungen in den Eigenmitteln. Konkret handelt es sich vielmehr um fallweise durchzuführende Korrekturmaßnahmen, mit denen der Gesetzgeber Bilanzierungseffekte, die er im Hinblick auf die Verlustausgleichsfähigkeit des Eigenkapitals von Instituten als schädlich erachtet, kompensieren möchte.3

Berechnungsbasis für die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel (insb. des harten Kernkapitals)

Die Ermittlung der Korrekturposten erfolgt gemäß Art. 32–34 CRR.

Aufsichtliche Korrekturposten (Überleitungsrechnung zur Neutralisierung unerwünschter fair value-Effekte)

Korrekturgebote a) verbriefte Aktiva b) Absicherung von Zahlungsströmen c) eigene fair valueVerbindlichkeiten d) zusätzliche Bewertungsanpassungen

IFRS-Rechnungslegung (Grundlage zur Bewertung von Vermögenswerten und außerbilanziellen Posten sowie zur Ermittlung der Eigenmittel)

Abbildung 112: Berechnungsbasis für die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel bei Anwendung eines IFRS-Abschlusses Besonderes Augenmerk erfährt die fair value-Bewertung im Kontext des Korrekturgebots gemäß Art. 34 CRR i. V. m. Art. 105 CRR, welches eine Konkretisierung in DelVO (EU) 2016/101 erfährt.4 Demnach sind Institute dazu verpflichtet, den gemäß Rechnungslegung ermittelten Zeitwert in einen aufsichtsrechtlichen vorsichtigen Wert zu transformieren.5 Falls die vorsichtige Bewertung einen niedrigeren bzw. im Falle einer Verbindlichkeit einen höheren als den bilanziell ausgewiesenen Wert zur Folge hat, ist die Differenz zum Buchwert von den Posten des harten Kernkapitals als sog. „zusätzliche Bewertungsanpassung“ grundsätzlich abzuziehen.6

1 2 3 4 5 6

Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2007, Begründung), S. 1–2. Vgl. zu den aufsichtlichen Korrekturposten das 6. Kapitel Teil B.II.3. Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 274. Vgl. dazu auch das 6. Kapitel Teil B.II.3. Vgl. EBA (2012, prudent valuation), S. 5; SOPP, GUIDO (2016, Bewertungsanpassungen), S. 1230. Vgl. Erwägungsgrund Nr. 2 der DelVO (EU) 2016/101 sowie Art. 34 CRR.

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12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

12. Kapitel: Zweckadäquanz der Rechnungslegung nach IFRS als Informationsinstrument der Bankenaufsicht Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz der IFRS-Rechnungslegung als Informationsinstrument für die Bankenaufsicht von Dr. Johannes Biewer, Luxembourg I.

Fair value Bewertung von Finanzinstrumenten aus aufsichtsrechtlicher Perspektive

Eignungsanalysen bestehender oder intendierter Rechtssetzungen lassen sich dem Teilgebiet der normativen ökonomischen Analyse des Rechts zuordnen und dienen vor allem dem Erforschen der Entscheidungswirkungen und Verteilungsfolgen ebenjener Rechtssetzungen.1 2 Zur Beurteilung der IFRS-Rechnungslegung in Bezug auf die intendierten Ziele der Bankenaufsicht, den Gläubiger- und den Funktionenschutz, bieten sich gewiss verschiedene Untersuchungsobjekte an. Da die notwendigen Informationen zur Ermittlung der aufsichtsrechtlich anerkannten Eigenmittel überwiegend aus den Einzel- oder Konzernabschlüssen der Institute gewonnen werden und sich gleichzeitig der überwiegende Teil der bankbetrieblichen Geschäfte dem Begriff des Finanzinstruments subsumieren lässt, wird der fair value-Bewertung von Finanzinstrumenten in diesem Zusammenhang jedoch eine besondere Bedeutung zuteil.3 Die Bedeutung der fair value-Bilanzierung ist nicht zuletzt auch aufgrund der Ereignisse vor, während und nach der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 zu konstatieren. So steht die IFRS-Rechnungslegung im Verdacht, in einem nicht unerheblichen Maße zur Ausbreitung dieser Krise beigetragen zu haben. Die generelle Krisentauglichkeit des fair value aus aufsichtsrechtlicher Perspektive bildet deshalb den ersten Untersuchungsschwerpunkt für die vorliegende Analyse. Steigen die am Markt beobachtbaren Preise – etwa infolge eines anhaltenden Niedrigzinsumfelds – und damit einhergehend die Wertansätze in den Zeitwertbilanzen der Institute, führt dies oftmals zur Verstärkung von bestehenden Spekulationsblasen, 1 2 3

Vgl. SCHNEIDER, DIETER (1997, Betriebswirtschaftslehre), S. 237; KUHNER, CHRISTOPH (2004, Analyse), Sp. 957–958; HITZ, JÖRG-MARKUS (2005, Rechnungslegung), S. 136. Vgl. zur ökonomischen Analyse des Rechts etwa auch FOLLERT, FLORIAN (2020, Spruchverfahren). Die Ausführungen in diesem 12. Kapitel Teil C beziehen sich in weiten Teilen auf BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 421–425, S. 429–444 sowie S. 448–457. Vgl. in diesem Sinne etwa BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551; BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 30.

12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

635

denn die ausgewiesenen Gewinnbestandteile resultieren nicht aus tatsächlichen Markttransaktionen, sondern sind auf buchungstechnisch erfasste Vermögenswertsteigerungen zurückzuführen.1 Ist es Instituten gestattet, solcherart Buchgewinne auch in ihren Eigenmitteln zu berücksichtigen, können sie sogar noch zusätzliche risikobehaftete Geschäfte abschließen, was den Aufwärtstrend des Marktes wiederum zusätzlich befeuert.2 Problematisch wird es nun, wenn der allgemeine Aufwärtstrend einen Knick erfährt – etwa, weil sich herausstellt, dass die positive Entwicklung auf überzogenen Erwartungen und Scheingewinnen basiert.3 Kehrt der Markttrend um, entpuppt sich die fair value-Bilanzierung als Krisenverstärker und Brandbeschleuniger.4 Für die in guten Zeiten gebildeten fair value-Gewinne müssen Institute nun vergleichsweise hohe Abschreibungen vornehmen, wobei das Abschreibungsvolumen aufgrund der größeren „Fallhöhe“ bedeutend höher ausfallen dürfte, als bei einer Bewertung zu fortgeführten Anschaffungskosten.5 Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass infolge erfolgsmindernder fair value-Korrekturen die Eigenkapitalbasis unter den regulatorisch geforderten Mindestbetrag fällt, werden sich Institute – wie auch während der Großen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 geschehen – zum Verkauf illiquider Vermögenswerte (sog. „fire sales“) gezwungen sehen.6 Handeln alle Institute nach solchen Mustern, erzeugt dies einen zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Marktpreise. Es bildet sich – wie Schweitzer zutreffend bemerkt – „eine selbst beschleunigende Spirale des Kursverfalls“7, die auch für ansonsten solvente Banken schwerwiegende Probleme herbeiführen kann.8 Die Versuche der anfänglich vom Abwärtstrend betroffenen Institute, durch bilanzverkürzende Maßnahmen das Geschäftsvolumen an die verringerte Eigenkapitalbasis anzupassen, belastet die Märkte insgesamt und kann zu massiven Buchwertverlusten führen.9 Damit offenbart sich die prozyklische und zugleich destabilisierende Wirkung der fair value1 2 3 4 5 6 7 8

9

Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551; KÜTING, KARLHEINZ; LAUER, PETER (2009, Krise), S. 556; KUßMAUL, HEINZ; WEILER, DENNIS (2009, Erwartungen), S. 211; HERING, THOMAS; OLBRICH, MICHAEL; ROLLBERG, ROLAND (2010, Bewertungstheorie), S. 36. Vgl. SELLHORN, THORSTEN; HAHN, STEFAN; MÜLLER, MAXIMILIAN (2010, Wechselwirkungen), S. 19. Vgl. KÜTING, KARLHEINZ; LAUER, PETER (2009, Krise), S. 556–557; KUßMAUL, HEINZ; WEILER, DENNIS (2009, Finanzkrise), S. 28. Vgl. DE LAROSIÈRE-GRUPPE (2009, Bericht), Tz. 59; RAPP, DAVID (2014, Reorganisationsentscheidung), S. 16–17. Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551; ZWIRNER, CHRISTIAN (2009, Finanzkrise), S. 354–355; HERING, THOMAS; OLBRICH, MICHAEL; ROLLBERG, ROLAND (2010, Bewertungstheorie), S. 36. Vgl. MANGAN, MICHEL (2009, Fair Value Accounting), S. 200. SCHWEITZER, MARCELL (2009, Rechnungsrisiken), S. 145. Vgl. zu diesem Ansteckungseffekt (sog. „contagion-Effekt”) etwa CIFUENTES, RODRIGO; FERRUCCI, GIANLUIGI; SHIN, HYUN (2005, Contagion), S. 564–565. Auch González-Páramo, damaliges Mitglied des EZB-Direktoriums, weist auf den destabilisierenden Ansteckungseffekt der fair value-Bilanzierung hin. Vgl. GONZÁLEZ-PÁRAMO, JOSÉ (2009, failures). Vgl. etwa HELLWIG, MARTIN (2009, Systemic Risk), S. 177.

636

12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

Bilanzierung in Verbindung mit den aufsichtsrechtlichen Mindesteigenmittelanforderungen.1 Kommt es nämlich zu Notverkäufen und Kettenreaktionen infolge des eingesetzten Abwärtstrends, kann sich die Entwicklung bei den zuerst in Schwierigkeiten geratenen Instituten auch auf die Kreditwirtschaft insgesamt übertragen. Die fair value-Bewertung ist dann nicht nur Krisenverstärker in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs. Über den beschriebenen Ansteckungskanal kann sie letztlich sogar Impulsgeber einer systemischen Krise werden und die Stabilität des Finanzsystems gefährden.2 Unbeschadet des destabilisierenden Wirkungsmechanismus wirft die Berücksichtigung unrealisierter fair value-Gewinne im harten Kernkapital aus aufsichtsrechtlicher Perspektive aber auch grundlegende Probleme auf. Im Kern geht es hierbei um die Befürchtung, dass unrealisierte Gewinne die Verlässlichkeit und somit auch die Aussagekraft des Schuldendeckungspotenzials der Institute gefährden.3 Als zentraler Kritikpunkt an der Berücksichtigung unrealisierter fair value-Gewinne im harten Kernkapital gilt daher die mangelnde Erfüllung der bankenaufsichtlich relevanten Eigenkapitalfunktionen, was auf folgende Überlegungen zurückzuführen ist.4 In der IFRS-Bilanz erfasste unrealisierte Gewinne aus der fair value-Bilanzierung von finanziellen Vermögenswerten entstehen durch die Fiktion einer theoretisch möglichen, augenscheinlich aber nicht ausgeführten Veräußerungstransaktion am Bewertungsstichtag, sodass gesicherte Kenntnisse über die tatsächliche Realisierbarkeit der Vermögenswertänderung nur rein gedanklich vorliegen.5 Aussagekräftig sind Gewinngrößen aber freilich erst dann, wenn die Gewinne durch wirkliches „Loslassen“ zustande gekommen sind. Hypothetisch ermittelte Gewinngrößen können hingegen rasch an Aktualität verlieren und eine gedachte Sekunde später als Folge negativer Marktpreisentwicklungen wieder hinfällig sein.6 Fair value-Gewinne erhöhen zwar de jure das harte Kernkapital, die erfassten Beträge stehen in einem potenziellen Verlustfall de facto aber möglicherweise gar nicht mehr zur Verfügung, da die Gründe für das Entstehen der Gewinne – vergangene aus Sicht des Instituts positive Marktpreisentwicklungen – dann wieder entfallen sind.7

1 2 3 4 5 6 7

Vgl. SCHWEITZER, MARCELL (2009, Rechnungsrisiken), S. 145. Vgl. GILL, ANDREJ et al. (2013, Anreize 2013), S. 55–56. Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551. Vgl. etwa WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR (2005, Fair Value-Bewertung), S. 437; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 211. Die Fiktion einer Veräußerungstransaktion wird in IFRS 13.9 als Bewertungsprämisse für die fair value-Ermittlung verlangt. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BIEG, HARTMUT (2011, Verbesserung), S. 349. Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2251; HERING, THOMAS; OLBRICH, MICHAEL; ROLLBERG, ROLAND (2010, Bewertungstheorie), S. 37.

12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

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Die Problematik eines lediglich scheinbaren Verlustdeckungspotenzials gewinnt insbesondere dann an Schärfe, wenn der Wert der Finanzinstrumente nicht mehr anhand von Inputfaktoren der Stufe 1 der IFRS 13-Bewertungshierarchie abgeleitet werden kann.1 Dies dürfte tatsächlich sogar auf einen Großteil der zum fair value bilanzierten Vermögenswerte eines Instituts zutreffen.2 Der Nachweis von Instrumenten, die auf liquiden Märkten unbeschränkt und auch in Stresssituationen zeitnah handelbar sind, könnte sich indessen als schwierig erweisen.3 Allenfalls für auf aktiven Märkten festgestellte Preise identischer Vermögenswerte ließe sich die Annahme eines jederzeit realisierbaren „exit price“ vertreten.4 Gleichwohl ist aber anzumerken, dass der Definition des „aktiven Marktes“ in den IFRS ein relativ weit gefasstes Begriffsverständnis zugrunde liegt. So kommt es nicht darauf an, ob die Transaktionen auf einem organisierten Handelsplatz oder auf einem außerbörslichen OTC-Markt zu beobachten sind. Zudem ist es unerheblich, ob der Markt ausreichend liquide ist, damit auch umfangreiche Bestände ohne wesentliche Preiswirkung veräußert werden können.5 Im Rahmen der fair value-Ermittlung wird es daher auch in diesen Fällen schwierig sein, einen eindeutigen und jederzeit realisierbaren Veräußerungspreis zu bestimmen. Sofern der Handel auf aktiven Märkten zum Erliegen kommt oder sich der fair value lediglich durch Preisnotierungen auf inaktiven Märkten (Stufe 2 der IFRS 13-Bewertungshierarchie) oder auf Basis von Modellbewertungen (Stufe 3 der IFRS 13-Bewertungshierarchie) bestimmen lässt, nimmt die Aussagefähigkeit der ermittelten Werte zusätzlich ab.6 Die Annahme, der fair value erlaube selbst in solchen Fällen einen Rückschluss auf den jederzeit realisierbaren Preis, überzeugt kaum. Aussagekräftig sind Wertfindungen nämlich gerade dann nicht, wenn ihnen finanzierungstheoretische Bewertungsmodelle zugrunde liegen.7 Diese ermöglichen dem Anwender nicht nur massive Manipulationsmöglichkeiten.8 Ungleich schwerer wiegt vielmehr, dass sie auf den realitätsfremden Annahmen vollkommener und vollständiger Kapitalmärkte

1 2 3 4 5 6 7 8

Vgl. WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 211; NEUS, WERNER; RIEPE, JAN (2018, Regulierung), Tz. 79. Vgl. ähnlich auch HELLWIG, MARTIN (2009, Systemic Risk), S. 175–177. Vgl. etwa BALLWIESER, WOLFGANG; KÜTING, KARLHEINZ; SCHILDBACH, THOMAS (2004, Fair value 2004), S. 535. Vgl. SCHRUFF, WIENAND (Zeitwertbilanzierung 2005), S. 129. Vgl. IFRS 13.77. Als „aktiv“ gilt ein Markt nach der Definition des IFRS 13.A, wenn „Geschäftsvorfälle mit dem betreffenden Vermögenswert oder der Schuld mit ausreichender Häufigkeit und Volumen auftreten, so dass fortwährend Preisinformationen zur Verfügung stehen“. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen HITZ, JÖRG-MARKUS (2012, Zeitbewertung), Tz. 58–59. Vgl. BAETGE, JÖRG; ZÜLCH, HENNING; MATENA, SONJA (2002, Paradigmenwechsel), S. 370. Vgl. HERING, THOMAS; OLBRICH, MICHAEL; ROLLBERG, ROLAND (2010, Bewertungstheorie), S. 37; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 211. Vgl. etwa HOMFELDT, NIKLAS (2013, Rechnungslegung), S. 104.

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12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

beruhen und sich somit für eine verlässliche Wertfindung wenig eignen.1 Die Zulässigkeit der Verwendung finanzierungstheoretisch geprägter Bewertungsverfahren ist vor allem deshalb zu kritisieren, weil Institute unter den zugrunde gelegten Modellbedingungen tatsächlich keine Ertragspotenziale hätten, sie schlicht nicht existierten.2 Auch einer IFRS-Rechnungslegung – geschweige einer Bankenaufsicht – bedürfte es nicht.3 Unzweifelhaft drängt sich zudem auch die Frage auf, an welche Adressaten unter solchen Umständen überhaupt entscheidungsrelevante Informationen zu liefern wären. In Anbetracht der unterstellten Informationssymmetrie stünden jedem Marktteilnehmer bereits sämtliche Informationen zur Verfügung.4 Grundsätzlich gilt, dass die Ermessensspielräume und Manipulationsmöglichkeiten bei der fair value-Bewertung umso größer ausfallen, je niedriger der verwendete Inputparameter auf der Hierarchie des IFRS 13 anzusiedeln ist.5 Steigt der subjektive Charakter der Wertfindung, wird gleichzeitig auch die für aufsichtsrechtliche Zwecke unabdingbare Zuverlässigkeit der Wertfindung untergraben.6 Handelt es sich bei den verwendeten Inputfaktoren um Preise auf weniger liquiden Märkten oder wird der fair value aus Modellbewertungen abgeleitet, ist die Gefahr, dass im Falle einer tatsächlichen Veräußerung Abschläge auf den ermittelten fair value hingenommen werden müssen, umso größer.7 Mit der Anrechnung von unrealisierten fair value-Gewinnen im harten Kernkapital wird im Ergebnis also ein höchst unsicherheitsbehaftetes Verlustdeckungspotenzial suggeriert, dessen Fähigkeit zur Verlusttragung sinkt, je geringer die Verlässlichkeit des Bewertungsergebnisses zu beurteilen ist.8 Eine solche „Schönwetterbilanzierung“ überzeugt aus bankenaufsichtlicher Sicht kaum. Schließlich muss die bilanziell ausgewiesene Vermögensmasse eines Instituts auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten tatsächlich zur Verlustdeckung herangezogen werden 1 2

3 4 5 6

7 8

Vgl. zu den Annahmen vollkommener und vollständiger Kapitalmärkte DEBREU, GERARD (1959, Value 1959); ARROW, KENNETH (1964, Securities); OLBRICH, MICHAEL (2014, Unternehmungsnachfolge), S. 150; HERING, THOMAS (2017, Investitionstheorie), S. 33. Vgl. BÜSCHGEN, HANS E. (1998, Bankbetriebslehre), S. 5–6; OLBRICH, MICHAEL (2000, Bedeutung 2000), S. 459; OLBRICH, MICHAEL; RAPP, DAVID (2012, Abfindungspraxis), S. 233, Fn. 12; NEUS, WERNER (2015, Einführung), Tz. 7; BIEWER, JOHANNES; FOLLERT, FLORIAN (2016, Bankbewertung), S. 172; FOLLERT, FLORIAN (2017, Bankbewertung), S. 413; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 211. Vgl. HERING, THOMAS; OLBRICH, MICHAEL; ROLLBERG, ROLAND (2010, Bewertungstheorie), S. 35. Vgl. RYAN, STEPHEN (1997, Survey), S. 86, Fn. 4. Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 176–181. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR (2005, Fair Value-Bewertung), S. 438; SOPP, GUIDO (2010, Bankenaufsichtsrecht), S. 189. Vgl. zur Problematik der verminderten Verlässlichkeit und Objektivität der Rechnungslegung durch den fair value etwa BAETGE, JÖRG; ZÜLCH, HENNING (2001, Fair Value-Accounting), S. 543–562; BALLWIESER, WOLFGANG; KÜTING, KARLHEINZ; SCHILDBACH, THOMAS (2004, Fair value), S. 529–549; HACHMEISTER, DIRK (2005, Fair Value), S. 371–415; WASCHBUSCH, GERD (2005, Wertmaßstab), S. 25; KÜTING, KARLHEINZ (2006, Entobjektivierung), S. 1–6; OLBRICH, MICHAEL (2011, Zeitwertbestimmung), S. 393–394. Vgl. NEUS, WERNER; RIEPE, JAN (2018, Regulierung), Tz. 79. Vgl. SOPP, GUIDO (2010, Bankenaufsichtsrecht), S. 142; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 211.

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können. Da die fair value-Definition gemäß IFRS 13 auf hypothetische Geschäftsvorfälle unter idealtypischen Rahmenbedingungen abstellt, gewährleistet sie keine Wertermittlung, die auch in Krisensituationen zu verlässlichen Bilanzansätzen führt. Die vorstehend skizzierten Zusammenhänge belegen, dass die Nützlichkeit der Anerkennung unrealisierter fair value-Gewinne im harten Kernkapital eines Instituts erheblich in Zweifel gezogen werden kann. Dies ist vor allem auf die mangelnde Erfüllung der Verlustausgleichsfunktion und der Haftungsfunktion durch die fair value-Eigenmittelbestandteile zurückzuführen.1 Aus bankenaufsichtlicher Sicht ist es als höchst problematisch einzustufen, wenn ein Zuwachs der Eigenmittelbasis gleichzeitig bedeutet, dass deren Krisenresilienz sinkt.2 Eigenkapital kann als Risikoträger seine stabilisierende Wirkung schließlich nur entfalten, sofern sämtliche Eigenkapitalbestandteile dem Institut dauerhaft, uneingeschränkt und unmittelbar zur Verfügung stehen.3 Angesichts der vorgetragenen Argumente bleibt es zu bezweifeln, ob unrealisierte fair value-Gewinne tatsächlich – wie von Art. 26 Abs. 1 UAbs. 2 CRR gefordert – „uneingeschränkt und unmittelbar zur sofortigen Deckung von Risiken oder Verlusten zur Verfügung stehen“. Die Bankenaufsichtsträger scheinen sich der vorstehend diskutierten Problematik unrealisierter fair value-Gewinne im harten Kernkapital zweifelsohne bewusst zu sein.4 Nicht erst seit Inkrafttreten der CRR müssen Institute bestimmte Korrekturen an den Eigenmitteln vornehmen, um unerwünschte Effekte aus der fair value-Bilanzierung zu neutralisieren.5 Eine bedeutende Rolle – sowohl in praktischer als auch in konzeptioneller Hinsicht – nehmen vor allem die Vorschriften zur „vorsichtigen Bewertung“ ein, wobei sich diese weniger auf einzelne zu neutralisierende Bilanzierungssachverhalte, sondern vielmehr auf die fair value-Bewertung insgesamt beziehen. Mit den Korrekturmaßnahmen möchte der Gesetzgeber sicherstellen, dass auch bei Verwendung von fair value-orientierten Bilanzierungsregeln die Verlustausgleichs- und die Haftungsfunktion der Eigenmittel gewahrt bleibt.6 Die Anforderungen der vorsichtigen Bewertung gemäß Art. 34 CRR i. V. m. Art. 105 CRR stellen dabei größtenteils auf die Vorgaben zur fair value-Ermittlung gemäß IFRS 13 ab.7 Sie fordern von den Instituten, zusätzliche Bewertungsanpassungen vorzunehmen, die

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Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR (2005, Fair Value-Bewertung), S. 437; WASCHBUSCH, GERD; ROLLE, ANDREA; BIEWER, JOHANNES (2017, Zweckadäquanz), S. 211. Vgl. WASCHBUSCH, GERD; KRÄMER, GREGOR (2005, Fair Value-Bewertung), S. 439; BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551. Vgl. KRÜMMEL, HANS-JACOB (1983, Bankenaufsichtsziele), S. 24. Vgl. etwa BCBS (2004, Regulatory capital); DEUTSCHE BUNDESBANK (2007, Begründung). Vgl. zur Historie der Anpassungsmaßnahmen BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 273. Vgl. WIEHAGEN-KNOPKE, YVONNE; KARNAOUKH, TIMOFEI (2016, Vorbemerkung), Tz. 4. Vgl. zu den Implikationen der fair value-Ermittlung nach IFRS 13 für die vorsichtige Bewertung gemäß Art. 34 CRR KRAUß, FELIX (2019, Bilanzpolitik), S. 47–54.

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umso höher ausfallen, je niedriger die verwendeten Inputfaktoren auf der Bemessungshierarchie des IFRS 13 anzusiedeln sind.1 Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an eine vorsichtige Bewertung können aufgrund der damit verbundenen Effekte im Grundsatz positiv beurteilt werden, denn sie schaffen einen Anreiz, dass Institute modellbasierte Bewertungen auf Basis nicht beobachtbarer Inputfaktoren und subjektiver Schätzungen vermeiden.2 Obgleich die Verpflichtung zur Berechnung zusätzlicher Bewertungsanpassungen unerwünschte Wirkungen der fair value-Bewertung neutralisiert, bleiben weiterhin Zweifelsfragen offen. Kritisch anzumerken sind etwa entstehende Mehrfachbelegungen der Eigenmittel, was letztlich auf konzeptionelle Inkonsistenzen und eine mangelnde Berücksichtigung von Wechselwirkungen mit bestehenden aufsichtsrechtlichen Regelungen hindeutet.3 Zudem eröffnen die in der DelVO (EU) 2016/101 kodifizierten Berechnungsvorgaben für zusätzliche Bewertungsanpassungen weitreichende Ermessensspielräume, was mitunter zu einer erheblichen Unschärfe des vorsichtigen Werts führt.4 Die bankenaufsichtlichen Normativbestimmungen betreffend die Berücksichtigung unrealisierter Gewinne im harten Kernkapital überzeugen im Ergebnis kaum. Mit der vorsichtigen Bewertung wird allenfalls ein aus Sicht des Gesetzgebers „angemessener Grad“ an Sicherheit bei der Ermittlung besonders problembehafteter fair value-Positionen erreicht, ohne die grundsätzliche Anerkennungsfähigkeit unrealisierter fair value-Gewinne im harten Kernkapital zu begrenzen. Ob die ergriffenen Maßnahmen eine uneingeschränkte und unmittelbare Verfügbarkeit der Eigenmittelausstattung zum Verlustausgleich sichern können, bleibt daher höchst zweifelhaft. Weder die prozyklische Wirkungsweise der fair value-Bilanzierung noch die zusätzlich bestehende Volatilitätsproblematik finden ausreichend Beachtung.5 Auch wirken die Regeln nicht der Gefahr entgegen, dass unrealisierte Gewinne infolge von sich ändernden Marktbedingungen unmittelbar wieder wegschmelzen können.

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Vgl. KRAUß, FELIX (2018, Vorsichtige Bewertung), S. 1316. Hierdurch können sich Institute einem bilanzpolitischen Zielkonflikt ausgesetzt sehen, da höhere Stufen der Bewertungshierarchie zu einer Reduktion der Ermessensspielräume bei der fair value-Bewertung führen und somit die bilanzpolitische Steuerung des Gesamtergebnisses erschwert wird. Vgl. KRAUß, FELIX (2018, Vorsichtige Bewertung), S. 1318. Vgl. zu bestehenden Wechselwirkungen etwa BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 440. Vgl. WÄCHTER, HANS; CHRIST, TASSILO (2016, Vorsichtige Bewertung), S. 20. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Verschuldungsquote durchaus auf die Begrenzung prozyklischer Effekte abzielt. Ob die künftig geltende Mindestkennziffer i. H. v. 3 % ausreichend ist, um die prozyklische Wirkungsweise der fair value-Bewertung gänzlich abzufangen, bleibt abzuwarten. Auch der antizyklische Kapitalpuffer gemäß § 10d Abs. 2 Satz 1 KWG zielt im Wesentlichen auf die Reduzierung zyklischer Effekte ab.

12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

II.

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Das Spannungsfeld divergierender Zielsetzungen von IFRS-Rechnungslegung und Bankenaufsicht

Nach der vorstehend erfolgten Untersuchung verdichtet sich der Befund, dass kapitalmarktorientierte Rechnungslegungssysteme mit Bezug zur fair value-Bewertung als Informationsquelle für die Bankenaufsicht wenig geeignet erscheinen. Dieser Anfangsverdacht soll nachstehend einer weiteren Analyse unterzogen werden. Gegenstand des Untersuchungsobjekts sind dabei weniger einzelne Bilanzierungssachverhalte, sondern vielmehr die jeweiligen Zielsetzungen, die beiden Regelungswerken zugrunde liegen. Die Zielsetzung der IFRS-Rechnungslegung liegt gemäß R.1.2 des Rahmenwerks darin, Finanzinformationen zur Verfügung zu stellen, die für bestehende und potenzielle Abschlussadressaten nützlich sind, um Entscheidungen hinsichtlich der Bereitstellung von wirtschaftlichen Ressourcen an das bilanzierende Unternehmen zu treffen. Als Maßstab für die im IFRS-Abschluss zu präsentierenden entscheidungsnützlichen Informationen gelten somit die Informationsbedürfnisse der Abschlussadressaten.1 Diese definiert das Rahmenwerk gemäß R.1.2 als die derzeitigen und potenziellen Investoren, Kreditgeber und anderen Gläubiger, d. h. als die aktuellen und potenziellen Eigen- oder Fremdkapitalgeber. Es scheint also, die IFRS-Rechnungslegung richte sich an einen breiten Adressatenkreis einschließlich der Gläubiger eines Instituts als Fremdkapitalgeber.2 Bei einer Betrachtung der Rechnungslegungskonzeption aus ganzheitlicher Perspektive kann das Rahmenwerk gleichwohl dahingehend interpretiert werden, dass de facto die derzeitigen und künftigen Eigenkapitalgeber als dominierende Adressatengruppe der IFRS aufzufassen sind.3 Das IASB erachtet also insbesondere die Interessen der Investoren – gemeint sind hier vor allem die Eigenkapitalgeber – als schutzwürdig und stellt deren Bedürfnisse in den Fokus des IFRS-Abschlusses.4 Um den Schutz der Investoreninteressen sicherzustellen, gilt als oberster Rechnungslegungszweck für den IFRS-Abschluss der Grundsatz der Entscheidungsnützlichkeit.5 Als marktwertorientiertes Informationsinstrument soll er den Investoren Daten bereitstellen, die für ihre Anlageentscheidungen nützlich sind.6

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Vgl. BAETGE, JÖRG; KIRSCH, HANS-JÜRGEN; THIELE, STEFAN (2017, Bilanzen), S. 145. Das Rahmenwerk erwähnt in R.1.2 u. a. „lenders and other creditors“ als Adressaten der IFRS-Rechnungslegung. Vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 36. Die Bevorzugung der Informationsinteressen von Eigenkapitalgebern kann u. a. aus der schwachen Ausprägung des Vorsichtsprinzips und dem mangelnden Gläubigerschutzgedanken gefolgert werden. Vgl. FEDERMANN, RUDOLF; MÜLLER, STEFAN (2018, Bilanzierung), S. 36. Auch die prominente Stellung des vornehmlich zukunftsorientierten Entscheidungszwecks in Verbindung mit der finanzierungstheoretisch geprägten fair value-Konzeption bezeugt die Investorenorientierung. Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 140–141. Vgl. STREIM, HANNES (2020, Informationen), S. 113. Vgl. PAUL, STEPHAN; BRÜTTING, CHRISTIAN (2005, Anforderungen), S. 568.

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Im Mittelpunkt des Schutzzwecks aufsichtsrechtlicher Normen steht hingegen nicht die Gruppe der Eigenkapitalgeber. Vielmehr sind es die Bankeinleger und deren Vermögensverlustrisiken, die ein öffentliches Interesse an allgemein verbindlichen bankpolitischen Verhaltensnormen rechtfertigen.1 Diese Feststellung ist im Zusammenhang mit der Frage nach zweckadäquaten Rechnungslegungsregeln für bankaufsichtliche Solvabilitätsnormen von zentraler Bedeutung. In Anbetracht der vielzähligen Schnittmengen beider Regelungskomplexe können bestehende Spannungsfelder zwischen der rechnungslegungsspezifischen Zweckausrichtung einerseits und dem aufsichtsrechtlichen Anforderungsprofil an das bilanzielle Zahlenwerk andererseits den Wirkungsgrad gläubigerschutzmotivierter Regulierungsmaßnahmen negativ beeinflussen.2 Um ein Urteil darüber fällen zu können, ob die konzeptionelle Ausrichtung der IFRSRechnungslegung den Erreichungsgrad bankenaufsichtsrechtlicher Ziele negativ beeinflusst, bietet sich zunächst ein Blick auf die Interessen der Einleger an. Der Schutz der Bankeinleger gehört nicht nur zu den Rechtfertigungsgründen der allgemeinen staatlichen Beaufsichtigung von Instituten, er ist vielmehr auch ganz konkret in den Zwecken bankenaufsichtlicher Normen und in den Tätigkeitszielen der Bankenaufsichtsbehörden verankert.3 Gläubiger – hier verstanden als Einleger von Kreditinstituten – treffen im Regelfall Entscheidungen darüber, ob sie ihr Vermögen bei einem Kreditinstitut anlegen und – wenn sie sich für eine Anlage entschieden haben – ob sie ihre Kapitalanlage unverändert beibehalten wollen, ihre Einlagen ganz oder teilweise abbauen oder sie erhöhen sollen.4 Einleger und Bank gehen in diesem Zusammenhang eine Kooperation ein, die darin besteht, dass der Einleger zunächst eine Leistung erbringt, die vertraglich fixierte Gegenleistung aber erst zu einem späteren Zeitpunkt eintritt, d. h., Leistung und Gegenleistung erfolgen nicht simultan.5 Unter unsicheren Bedingungen besteht eine Vielzahl an möglichen Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung der anvertrauten Gelder beeinflussen können.6 Einlegern ist 1 2 3

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Vgl. WASCHBUSCH, GERD (2000, Bankenaufsicht 2000), S. 18. Vgl. ähnlich BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551; NEUS, WERNER; RIEPE, JAN (2018, Regulierung), Tz. 61. Vgl. zum Einlegerschutz als Zielsetzung in Bezug auf die CRR etwa Erwägungsgrund Nr. 7 der CRR. Vgl. zum Einlegerschutz als Zielsetzung in Bezug auf die Aufgaben der EZB innerhalb des einheitlichen Aufsichtsmechanismus etwa Erwägungsgrund Nr. 30 der SSM-Verordnung. Vgl. zum Einlegerschutz als Zielsetzung in Bezug auf die Aufgaben der BaFin etwa § 6 Abs. 2 KWG. Vgl. etwa BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 26. Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 84. Die hier skizzierte Bank-Kunde-Beziehung lässt sich auch unter dem Blickwinkel der Prinzipal-Agenten-Theorie betrachten. Das Kreditinstitut – der Agent – wird vom Einleger – dem Prinzipal – mit der Verrichtung einer Aufgabe beauftragt, die in der ertragbringenden Anlage und der Rückzahlung der zur Verfügung gestellten Mittel besteht. Vgl. hierzu eingehend WASCHBUSCH, GERD; SCHUSTER, HANNES; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Vertrauen), S. 73–78. Vgl. HARTMANN-WENDELS, THOMAS; PFINGSTEN, ANDREAS; WEBER, MARTIN (2019, Bankbetriebslehre), S. 84.

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die Ausprägung der einflussnehmenden Faktoren jedoch ex ante unbekannt, zudem besteht eine asymmetrische Informationsverteilung zugunsten des Instituts.1 Für ihre Anlageentscheidungen benötigen die Einleger daher Informationen, mit denen sich die Fähigkeit des Schuldnerkreditinstituts, die fixierten Zahlungen termin- und betragsgerecht leisten zu können, beurteilen lässt.2 Neben Informationen über die Wahrscheinlichkeit der termingerechten Rückgewährung der Einlagen und der Leistung fälliger Zinszahlungen möchten Einleger regelmäßig auch über den Grad der Wahrscheinlichkeit unterrichtet werden, dass im Falle einer Unternehmenszerschlagung das vorhandene Vermögen des Kreditinstituts zur Befriedigung ihrer Forderungen ausreicht. Um die wirtschaftliche Lage einer Bank beurteilen zu können, haben Einleger also typischerweise das Verlangen, Aufklärung zu erhalten über die Liquiditätsund Erfolgslage vergangener und künftiger Perioden sowie hinsichtlich der gegenwärtigen Schuldendeckung und des Nettohaftungskapitals, einschließlich möglicher fremder bevorrechtigter Zugriffsmöglichkeiten bei einem Zusammenbruch des Instituts.3 Die Anforderungen der Einleger an eine optimale Ausgestaltung des Abschlusses von Kreditinstituten beschränken sich allerdings nicht nur auf die Aufgabe der Informationsvermittlung, sie sind vielmehr auch im Zusammenhang mit der Erfolgsermittlungsaufgabe des Abschlusses zu sehen.4 Gleichwohl die vom Schuldnerkreditinstitut an die Einleger zu leistenden Zahlungen im Regelfall nicht vom Periodenerfolg abhängig sind, gehören die Einleger zur Adressatengruppe mit einem Zahlungsbemessungsinteresse.5 Im Gegensatz zu den Eigenkapitalgebern ist das Zahlungsbemessungsinteresse jedoch negativ, d. h., sie sind insbesondere an der Erhaltung und Sicherung des Nettohaftungskapitals interessiert.6 Die Zielvorstellungen der Einleger in Bezug auf den Ausweis des Eigenkapitals und die Berechnung des Periodenerfolgs werden insbesondere durch scharf abgrenzbare Bewertungsvorschriften, die einen überhöhten Wertansatz der Aktiva bzw. einen zu niedrigen Wertansatz der Passiva verhindern, positiv beeinflusst.7 Einem Großteil der vorstehend umschriebenen Anforderungskriterien an ein gläubigerschutzorientiertes Informations- und Zahlungsbemessungsinstrument kann der IFRS-Abschluss nicht gerecht werden. Der Schutz der Gläubiger beschränkt sich bei 1 2 3 4 5 6

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Vgl. WASCHBUSCH, GERD; SCHUSTER, HANNES; BERG, SUSEN CLAIRE (2018, Vertrauen), S. 74–76. Vgl. BIEG, HARTMUT (1977, Geschäfte), S. 112–116. Vgl. zu den letzten beiden Sätzen BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 57; BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 26. Vgl. BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung 2017), S. 12. Vgl. KUßMAUL, HEINZ; WEILER, DENNIS (2009, Fair Value-Bewertung), S. 166; BIEG, HARTMUT; WASCHBUSCH, GERD (2017, Bankbilanzierung), S. 12. Vgl. EGNER, HENNING (1974, Bilanzen), S. 14; BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 50. Der Befund darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Einleger durchaus auch ein Interesse an einer Gewinnerzielung des Schuldnerinstituts haben. Nur so lässt sich dauerhaft gewährleisten, dass die fixierten Zahlungsansprüche auch sicher sind. Vgl. MOXTER, ADOLF (1976, Bilanzlehre), S. 54; BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 52.

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einem IFRS-Abschluss allenfalls auf den allgemeinen Informationszweck oder den Erhalt des Unternehmens als Emittent von Schuldverschreibungen.1 Obgleich das mit dem Gläubigerschutzgedanken eng verbundene Vorsichtsprinzip im Rahmenwerk formal Erwähnung findet, hat es materiell nur dekorativen Charakter und kann somit nicht zur effektiven Erhaltung der Reinvermögensmasse beitragen.2 Auch dem Realisationsprinzip wird im Ergebnis nur eine stiefmütterliche Behandlung zuteil. Die Bilanzierungsregeln der IFRS fordern vielfach eine Wertfestsetzung über die fortgeführten Anschaffungskosten hinaus und gestatten somit den Ausweis unrealisierter Gewinne.3 Da Vermögenswertänderungen in der Bilanz über Veränderungen des bilanziellen Eigenkapitals auch zu Veränderungen der Eigenmittel führen, ist eine nachprüfbare und verlässliche Bewertungskonzeption für vertrauensstiftende bankenaufsichtliche Risikobegrenzungsregeln aber unerlässlich.4 Ist eine solche nicht gegeben, besteht nämlich die Gefahr, dass Institute ihre Haftungsmasse günstiger ausweisen, als es den tatsächlichen Verhältnissen entspricht.5 Der Ausweis unrealisierter Gewinne in Verbindung mit der fair value-Bewertungskonzeption der IFRS stellt ein solches Gefährdungspotenzial dar und verstößt dementsprechend gegen den aus Bankenaufsichtsperspektive unabdingbaren Gläubigerschutzgedanken.6 Ergänzend zu den bereits erläuterten Erwägungen können auch die Ausführungen des IASB im Rahmenwerk als Beleg für abweichende Zielsetzungen von IFRS und Bankenaufsicht aufgeführt werden. In den „basis for conclusion“ zum Rahmenwerk betont das IASB unmissverständlich und offenkundig, dass die Wahrung der Finanzstabilität – und in der Konsequenz somit auch der bankenaufsichtlich intendierte Schutz der Gläubiger vor Vermögensverlusten – nicht zu den Zielen der IFRSRechnungslegung gehört.7 Begründet wird dies mit dem Argument, eine Erweiterung der Zweckausrichtung um den Aspekt der Finanzstabilität könnte zu Zielkonflikten führen, da eine solche Rechnungslegung nicht im Einklang mit den Informationsbedürfnissen der primären Adressaten stünde.8 Für eine stabilitätsorientierte Rechnungslegung wäre es nach Ansicht des IASB hingegen notwendig, bestimmte Wertänderungen von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten – gemeint sind hier wohl

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Vgl. FEDERMANN, RUDOLF; MÜLLER, STEFAN (2018, Bilanzierung), S. 36. Vgl. BIEWER, JOHANNES (2020, Zweckadäquanz), S. 136–137. Vgl. auch – allerdings in Bezug auf die Vorgaben des § 340e HGB – BIEG, HARTMUT (2011, Verbesserung), S. 345–346 und S. 354. Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK (2002, Rechnungslegungsstandards), S. 42; HANENBERG, LUDGER; HILLEN, KARL-HEINZ (2003, Sicht), S. 575; BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551. Vgl. BIEG, HARTMUT; KUßMAUL, HEINZ; WASCHBUSCH, GERD (2012, Rechnungswesen), S. 38. Vgl. dahingehend auch BIEG, HARTMUT (2011, Verbesserung), S. 349. Vgl. R.BC1.26. Vgl. R.BC1.26.

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unrealisierte fair value-Gewinne – gar nicht oder erst verspätet auszuweisen.1 Dann aber ließen sich mit dem IFRS-Abschluss – und das scheint das IASB abwenden zu wollen – keine entscheidungsnützlichen Informationen für die Investoren vermitteln. Im Lichte dieser (durchaus begrüßenswerten) Erkenntnis ist wohl auch die Äußerung in R.1.10 des Rahmenwerks zu verstehen, wonach Aufsichtsbehörden – das IASB spricht von „regulators“ – nicht Teil der „primary user“ sind, wenngleich deren Informationsbedürfnisse grundsätzlich anerkannt werden.2 Ähnlich wie die Gläubiger von Instituten haben Aufsichtsbehörden ebenfalls Interesse an Informationen, mit denen sich die Solvabilität eines Instituts beurteilen lässt.3 Sie sind daher vor allem an nachvollziehbaren und verlässlichen Informationen interessiert und haben den Wunsch nach einer vorsichtigen Bewertung und Gewinnermittlung.4 Das IASB steht der Priorisierung dieser spezifischen Informationsbedürfnisse allerdings kritisch gegenüber und möchte eine Informationsverteilung, welche nicht primär den Bedürfnissen der Investoren dient, vermeiden.5 Mit seiner Haltung bringt der Standardsetzer letztlich auch zum Ausdruck, dass die glaubwürdige Vermittlung von Informationen über die Solvabilitätslage von Instituten nicht zu den originären Aufgaben der IFRS-Rechnungslegung gehört. Mit Blick auf die hier gewonnenen Erkenntnisse verwundert es, warum nach IFRSRegeln ermittelte Bilanzwerte die Höhe der aufsichtsrechtlichen Risikokennziffern bestimmen und in die Informationsbasis der Bankenaufsichtsträger einfließen. Wie die vorstehenden Ausführungen deutlich machen konnten, stehen die beiden Regelungskomplexe „IFRS-Rechnungslegung“ und „Bankenaufsicht“ aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen in einem Spannungsfeld zueinander.6 Während der Zweck aufsichtsrechtlicher Maßnahmen darin liegt, Gläubiger von Instituten vor Vermögens-

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Hierzu führt das IASB in R.BC1.26 aus: „For example, some may take the view that the best way to maintain financial stability is to require entities not to report, or to delay reporting, some changes in asset or liability values.” Vgl. auch R.BC1.47. Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551. Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551. Vgl. R.BC1.48. Die Haltung des Standardsetzers überrascht kaum. Würde das IASB den spezifischen Informationsansprüchen der Einleger und Aufsichtsbehörden nachkommen, entstünde ein Argumentationsspielraum für die Forderung nach einer Abkehr von der fair value-Bilanzierung. Dies scheint das IASB vor dem Hintergrund des eigentlich intendierten „full fair value approach“ für Finanzinstrumente augenscheinlich wohl verhindern zu wollen. Vgl. PAUL, STEPHAN; BRÜTTING, CHRISTIAN (2005, Anforderungen), S. 568. Von einem Spannungsfeld zwischen IFRS-Rechnungslegung und Bankenaufsicht sprechen auch Neus/Riepe. Vgl. NEUS, WERNER; RIEPE, JAN (2018, Regulierung), Tz. 61. Im englischsprachigen Schrifttum weisen Barth/Landsmann ebenfalls auf die unterschiedlichen Zielsetzungen von US-GAAP/IFRS-Rechnungslegung und Bankenregulierung hin. Vgl. BARTH, MARY; LANDSMAN, WAYNE (2010, Financial Reporting), S. 401–403. Auch das BCBS konstatiert „that there is a natural conflict between accounting and regulatory objectives, specifically in the areas of asset valuation and provisioning”. BCBS (2015, bank behaviour), S. 16.

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12. Kapitel Teil C: Beurteilung der Zweckadäquanz

verlusten zu bewahren und Funktionsstörungen im gesamten Kreditsektor entgegenzuwirken, sind die IFRS primär darauf ausgerichtet, entscheidungsrelevante Informationen für Investoren zu vermitteln.1 Ein vertrauensstiftendes bankenaufsichtliches Instrumentarium ist letztlich aber nur auf Grundlage einer Rechnungslegung denkbar, die im Einklang mit dem Zielsystem der Bankenaufsicht steht.2 Vor dem Hintergrund der vom IASB gewählten Schwerpunktsetzung bei der konzeptionellen Ausgestaltung der IFRS-Rechnungslegung ist der Nutzen ebenjener Bilanzierung für ein gläubigerschützendes System der Bankenaufsicht äußerst fraglich.3 Mit einer IFRS-Bilanz lässt sich im Ergebnis weder eine sachgerechte Informationsversorgung der Bankenaufsichtsinstanzen gewährleisten noch kann sichergestellt werden, dass das ausgewiesene Eigenkapital der Institute tatsächlich zur Abdeckung eintretender Verluste zur Verfügung steht.4

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Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2549. Bereits im Jahr 1983 äußerte sich Bieg zur Vereinbarkeit von Rechnungslegung und Bankenaufsicht wie folgt: „Soweit die Zielsetzungen von Bankbilanzen und Bankenaufsicht nicht vereinbar sind, scheint der bisher beschrittene Weg der Verknüpfung von Bankbilanz und Aufsichtsnormen falsch zu sein.“ BIEG, HARTMUT (1983, Bankenaufsicht), S. 126. Auch sei hier nochmal auf die für die vorliegende Ausarbeitung essenzielle Aussage Schmalenbachs „der Zweck bestimmt die Rechnung“ verwiesen. Vgl. SCHMALENBACH, EUGEN (1956, Kostenrechnung), S. 141. Im Übrigen spiegelt sich diese These auch in Stützels funktionsanalytischer Bilanztheorie wider, wonach Bilanzregeln aus der Zweckbestimmung der Rechnungslegung abzuleiten sind. Vgl. STÜTZEL, WOLFGANG (1967, Bilanztheorie), S. 320. Sowohl die Ausführungen Schmalenbachs als auch die von Stützel aufgestellten Überlegungen belegen, dass für aufsichtsrechtliche Normen verwendete Rechenwerke im Einklang mit dem zugrunde liegenden Zweck stehen müssen. Der maßgebende Zweck ist in diesem Fall in der Erfüllung der mit den Aufsichtsnormen verbundenen Zielsetzungen zu sehen. Vgl. HANENBERG, LUDGER; HILLEN, KARL-HEINZ (2003, Sicht), S. 575; NEUS, WERNER; RIEPE, JAN (2018, Regulierung), Tz. 67. Vgl. BIEG, HARTMUT et al. (2008, Initiative), S. 2551. Auch Barth/Landsmann sehen eine Informationsversorgung auf Basis unrealisierter Gewinne als weniger nützlich für die Bankenaufsichtsträger an. Vgl. BARTH, MARY; LANDSMAN, WAYNE (2010, Financial Reporting), S. 402.

13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

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13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I.

Einführung und Motivation

Seit der Umsetzung der Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie (Bank Recovery and Resolution Directive; BRRD) in nationales Recht stehen sowohl die verpflichteten Kreditinstitute als auch die zuständigen Aufsichtsbehörden in der Verantwortung, sich für eine wesentliche Verschlechterung der Finanzlage des Unternehmens sowie damit einhergehender möglicher Bestandsgefährdung vorzubereiten. Sanierungspläne sind hierfür ein nützliches Instrument, das Geschäftsleiter einsetzen können, um Krisenfälle zu überwinden, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass diese ordnungsgemäß konzipiert und umgesetzt worden sind. Die angedachten und z. T. vorbereiteten Maßnahmen aus dem Sanierungsplan sollten insbesondere dann zum Einsatz kommen, wenn sich das bestehende Geschäftsmodell oder Teile davon in einer Krise befinden. Es ist notwendig, dass sich die möglichen Handlungsoptionen aus dem Sanierungsplan eng an die aktuellen Geschäftsaktivitäten des betroffenen Instituts anlehnen. Die erfolgreiche Rückkehr des Unternehmens in den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb (aus einem Sanierungszustand kommend) geht oftmals auch mit der eigenständigen Änderung des Geschäftsmodells einher. So kann eine Krisensituation die Geschäftsführung dazu veranlassen, spezifische Produkte und Dienstleistungen, Kunden sowie Vertriebskanäle nicht mehr zu bedienen oder Teile der Gruppenstruktur zu verändern.

II.

Grundsätzliche Struktur von Sanierungsplänen in Kreditinstituten

Für die Erstellung und Aktualisierung der institutsspezifischen Sanierungspläne stellt das aktuelle Geschäftsmodell die zentrale Grundlage dar. Die notwendigen Bestandteile von Sanierungsplänen in Kreditinstituten sind in der Delegierten Verordnung (EU) 2016/1075 definiert. Darin sind alle Inhalte beschrieben, die ein Institut in seinen Sanierungsplan integrieren muss, wenn die zuständige Aufsichtsbehörde keine Vereinfachungen gemäß dem Proportionalitätsprinzip erlaubt. Im Gegensatz zu der in der

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13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

Delegierten Verordnung (EU) 2016/1075 vorgesehenen Struktur hat sich in der Praxis jedoch teilweise eine andere Strukturierung der Elemente eines Sanierungsplans als Marktstandard etabliert. Diese wird in der Abbildung 113 dargestellt.

Abbildung 113: Branchenübliche Struktur eines Sanierungsplans In zahlreichen Sanierungsplänen beinhaltet das erste Kapitel eine Zusammenfassung der wichtigsten Bestandteile des Sanierungsplans.1 Ebenso sind in diesem Kapitel wesentliche Änderungen des Instituts, der Gruppe oder des Sanierungsplans gebündelt, die seit der letzten Einreichung des Sanierungsplans bei der zuständigen Aufsichtsbehörde eingetreten sind. Im zweiten Kapitel eines branchenüblichen Sanierungsplans erfolgt die Beschreibung der vom Sanierungsplan erfassten Unternehmen.2 Diese in Deutschland auch als „strategische Unternehmensanalyse“ bezeichnete deskriptive Beschreibung des Instituts beinhaltet mindestens die Beschreibung der Geschäfts- und Risikostrategie, des Geschäftsmodells und des Geschäftsplans sowie die Beschreibung von wesentlichen Geschäftsaktivitäten und kritischen Funktionen (samt ihrer Zuordnung zu den jeweiligen Entitäten). Im Rahmen einer Vernetzungsanalyse werden gruppeninterne Vernetzungen (ökonomisch, rechtlich, operativ) und externe Vernetzungen betrachtet.3

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Vgl. Art. 4 DelVO (EU) 2016/1075. Vgl. Art. 7 DelVO (EU) 2016/1075 und § 5 MaSanV. Diese umfassende Beschreibung des Instituts oder der Institutsgruppe stellt eine wichtige Informationsquelle auch für die zuständigen Abwicklungsbehörden dar.

13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

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Das dritte Kapitel enthält Angaben zur Unternehmensführung.1 Neben dem internen Prozess zur Erstellung und Aktualisierung des Sanierungsplans umfasst dieser Abschnitt insbesondere die Integration der Inhalte des Sanierungsplans in das Risikomanagement. Im vierten Kapitel werden sogenannte Sanierungsindikatoren detailliert beschrieben.2 Zusammengefasst müssen diese Indikatoren alle Risiken des Instituts bzw. der Institutsgruppe angemessen abbilden und sollten sich zudem für Steuerungszwecke eignen. Eine allgemeine Beschreibung von Handlungsoptionen ist Bestandteil des fünften Kapitels des Sanierungsplans.3 Hierbei sind zunächst die grundsätzlich in Betracht kommenden Handlungsoptionen zur Sicherung oder Wiederherstellung der finanziellen Stabilität darzustellen und zu bewerten. Explizit ist ein konkreter Bezug zu einem hypothetischen Krisenszenario erst bei den anschließenden Belastungsanalysen notwendig. Im sechsten Kapitel werden Belastungsszenarien analysiert sowie die Anwendung von Handlungsoptionen bewertet.4 Neben dieser Bewertung der Wirksamkeit ist auch eine Einschätzung zur Zweckmäßigkeit der Indikatoren in einer Reihe von Szenarien für finanzielle Stresssituationen notwendig. Im Zuge dessen müssen die Institute ebenfalls die sogenannte Gesamtsanierungskapazität bestimmen. Auf der Grundlage der Belastungsanalyse nimmt die Aufsichtsbehörde abschließend eine Beschreibung der Bewertung der Sanierungskapazität des Instituts oder der Gruppe vor. Ergänzend umfasst das siebte Kapitel einen Kommunikations- und Informationsplan.5 Das achte Kapitel beinhaltet Vorbereitungsmaßnahmen.6 Diese sind notwendig, um die Durchführung des Sanierungsplans zu vereinfachen oder seine Wirksamkeit zu verbessern. Hierbei sind auch die Fristen für die Durchführung der einzelnen Vorbereitungsmaßnahmen aufzuführen.7 Die zuständigen Aufsichtsbehörden in Deutschland konkretisieren zudem gemäß § 3 MaSanV, dass alle Elemente des Sanierungsplans stets abhängig von Größe, Komplexität und Vernetzung des Instituts oder der Gruppe sowie von Art, Umfang und Komplexität des Geschäftsmodells und des damit einhergehenden Risikos auszugestalten sind. Vergleichbar zu anderen Bereichen des Risikomanagements in Kreditinstituten folgt auch die Sanierungsplanung dem Prinzip der (doppelten) Proportionalität.

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Vgl. Art. 5 DelVO (EU) 2016/1075 und § 6 MaSanV. Vgl. Art. 5 Abs. 3 Buchst. b) DelVO (EU) 2016/1075 und §§ 7 und 8 MaSanV. Vgl. Art. 9 bis 11 DelVO (EU) 2016/1075 und Art. 12 Abs. 1 und Abs. 2 Buchst. a) bis c) DelVO (EU) 2016/1075. Vgl. Art. 12 Abs. 2d und Abs. 3 DelVO (EU) 2016/1075 und § 9 MaSanV. Vgl. Art. 14 DelVO (EU) 2016/1075. Vgl. Art. 15 DelVO (EU) 2016/1075. Vgl. BAFIN (2020, Sanierungspläne).

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13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

III. Kernelemente eines Sanierungsplans Der eigentliche Sanierungsplan umfasst mit der Krisengovernance, dem Indikatorensystem und den Handlungsoptionen drei Kernelemente. Die Krisengovernance bezeichnet einen internen Prozess für das Erstellen und Aktualisieren sowie die Integration der Inhalte des Sanierungsplans in das Risikomanagement des Instituts. Diese umfasst zunächst eine Beschreibung der Rollen und Funktionen der für das Erstellen, Durchführen und Aktualisieren der einzelnen Abschnitte des Sanierungsplans zuständigen Personen. Es sind die Inhalte des Sanierungsplans in das Risikomanagement umzusetzen, also die Integration der Inhalte des Sanierungsplans in die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation des Instituts oder der Gruppe, insbesondere in die Risikosteuerungs- und Kontrollprozesse im Sinne des § 25a Abs. 1 Satz 3 Nr. 3b KWG. Es sind explizit die jeweiligen Personen z. B. mittels Kontaktliste im Anhang anzugeben, die für verschiedene Rollen und Funktionen zuständig sind, um die Nachvollziehbarkeit der Zuständigkeiten auch bei einem Wechsel dieser Personen zu gewährleisten. Ausdrücklich ist auch die Identität der Personen anzugeben, die die Gesamtverantwortung für die laufende Aktualisierung des Sanierungsplans besitzen. Darüber hinaus muss in diesem Kapitel das Verfahren für die Aktualisierung des Sanierungsplans enthalten sein, falls nach einer wesentlichen Änderung mit Auswirkungen auf das Institut oder die Gruppe oder deren Umfeld eine anlassbezogene Aktualisierung notwendig wird. Zudem muss der Plan eine Beschreibung der Strategien und Verfahren für seine Genehmigung umfassen.1 Gemäß § 13 Abs. 5 SAG ist jeder Geschäftsleiter für die Erstellung, die Implementierung und die Aktualisierung des Sanierungsplans sowie für dessen Umsetzung im Krisenfall verantwortlich. Der Sanierungsplan muss daher eine Bestätigung enthalten, dass er durch das Leitungsorgan des für die Vorlage des Sanierungsplans zuständigen Instituts bewertet und genehmigt wurde. Zudem wird aus den Anforderungen ersichtlich, dass eine Beschreibung der Art und Weise, wie der Plan in die Unternehmensführung des Instituts oder der Gruppe und in den allgemeinen Rahmen für das Risikomanagement integriert ist, notwendig ist. Diese umfasst insbesondere die regelmäßige Überwachung der im Sanierungsplan enthaltenen Schwellenwerte der Indikatoren und die Einrichtung eines sogenannten Eskalations- und Entscheidungsprozesses. Insbesondere ist der interne Prozess detailliert auszugestalten, wenn das Erreichen des Schwellenwerts mindestens eines Indikators oder einer Kombination von Indikatoren erfolgt. In der Folge ist dann zu prüfen und zu bestimmen, welche Handlungsoption angesichts der festgestellten finanziellen Stresssituation gegebenenfalls zu wählen ist. Beim Erreichen des Schwellenwerts eines Indikators ist somit zwingend ein interner Eskalations- und Entscheidungsprozess 1

Vgl. BAFIN (2020, Sanierungsplanung).

13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

651

durchzuführen. Gleichwohl unterstellt es jedoch keinen Automatismus in dem Sinne, dass eine oder mehrere Handlungsoptionen unmittelbar ausgeübt werden müssten. Vielmehr legt das Erreichen eines Schwellenwerts den spätesten Zeitpunkt fest, zu dem das Institut den Prozess zur Entscheidung einleitet, ob überhaupt die Umsetzung einer oder mehrerer Handlungsoptionen erforderlich ist.1 Die Beschreibung des Eskalations- und Entscheidungsprozesses umfasst die Angabe der Rolle und Funktion der an diesem Prozess beteiligten Personen. Neben der Einbindung der Geschäftsleitung ist festzulegen, in welcher Art und Weise in dieser Situation die Unterrichtung der zuständigen Aufsichtsbehörden zu erfolgen hat. In der Bankpraxis sollte dies spätestens 24 Stunden nach der Identifikation des Erreichens des Schwellenwerts erfolgen. Auch eine Information über die von der Geschäftsleitung getroffenen Entscheidung über die Anwendung oder die Nichtanwendung von Handlungsoptionen hat gegenüber der Aufsichtsbehörde unverzüglich und umfassend zu erfolgen.2 In enger Verbindung zur Krisengovernance steht auch die Anforderung, eine Beschreibung der Management-Informationssysteme vorzuhalten. Diese soll gewährleisten, dass eine zeitnahe und zuverlässige Verfügbarkeit der zur Umsetzung der Handlungsoptionen erforderlichen Informationen für die Entscheidungsfindung unter Stressbedingungen gegeben ist. Die zeitnahe Verfügbarkeit von Informationen im Krisenfall bedeutet explizit, dass die erforderlichen Informationen über das interne Berichtssystem kurzfristig abrufbar sind. Neben der Aufbau- und Ablauforganisation für den Krisenfall (Krisengovernance) und den vorbereiteten Handlungsoptionen stellt das Indikatorensystem ein weiteres zentrales Element des Sanierungsplans dar.3 Gemäß § 2 MaSanV ist ein Indikator allgemein als ein Merkmal definiert, welches die Analyse von Entwicklungen ermöglicht, die eine (negative) Auswirkung auf die Finanzlage des Instituts haben können. Ein Indikator basiert grundsätzlich auf einer qualitativen oder quantitativen Messgröße. Jeder quantitative Indikator besitzt einen Ist-Wert zum Zeitpunkt der Messung, der auch als Indikatorwert bezeichnet wird. Zudem ist mindestens für jeden quantitativen Indikator ein Schwellenwert gemäß § 7 Abs. 1 MaSanV festzulegen. Dieser muss geeignet sein, dem Institut einen Krisenfall im Sinne des § 12 Abs. 1 Satz 2 SAG aufzuzeigen. Alle als Sanierungsindikatoren klassifizierten Kennzahlen werden zu einem System zusammengeführt, welches auch als Indikatorensystem bezeichnet wird. Die Auswahl der Indikatoren muss grundsätzlich eigenständig durch das jeweilige Institut erfolgen. Zusammengefasst müssen die Indikatoren alle Risiken des Instituts

1 2 3

Vgl. BAFIN (2020, Sanierungsplanung). Vgl. BAFIN (2020, Sanierungsplanung). Für eine bankpraktische Umsetzung vgl. IGL, ANDREAS (2019, Indikatorensystem).

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13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

bzw. der Institutsgruppe angemessen abbilden und sollten sich zudem für Steuerungszwecke eignen. Eine sehr zentrale Veröffentlichung für die Ausgestaltung des Indikatorensystems stellt die „Leitlinien zur Mindestliste der qualitativen und quantitativen Indikatoren des Sanierungsplans“ der EBA vom 23.07.2015 dar.1 In diesen Leitlinien der EBA werden insgesamt sechs Gruppen definiert, nach denen Indikatoren eingeteilt werden. Diese umfassen folgende Kategorien: 1. Kapitalindikatoren, 2. Liquiditätsindikatoren, 3. Rentabilitätsindikatoren, 4. Indikatoren für die Qualität der Vermögenswerte, 5. marktbasierte Indikatoren, 6. makroökonomische Indikatoren. Die Anlage 1 der MaSanV enthält hierzu eine Mindestliste der Indikatoren des Sanierungsplans, die der Mindestliste der Leitlinien der EBA zu den Indikatoren des Sanierungsplans entspricht.2 Zudem enthält Anlage 2 der MaSanV eine Beispielliste für zusätzliche Indikatoren des Sanierungsplans. Nach der Auswahl der Sanierungsindikatoren folgt mit der Kalibrierung der zugehörigen quantitativen Schwellenwerte die zweite Herausforderung für die Institute. Um die skizzierten prozessualen Folgen einer Unterschreitung des Schwellenwerts überhaupt veranlassen zu können, muss zunächst bei quantitativen Indikatoren eine Kalibrierung des Schwellenwerts erfolgen. Die Festlegung der Schwellenwerte muss es dem Institut gemäß § 7 Abs. 1 MaSanV ermöglichen, in einem Krisenfall rechtzeitig geeignete Handlungsoptionen einzuleiten, um aus eigener Kraft und ohne Stabilisierungsmaßnahmen der öffentlichen Hand in einen gewöhnlichen Geschäftsbetrieb zurückkehren zu können. Die mit den Gegenmaßnahmen einhergehende Sanierungskapazität (Volumen der entlastenden Wirkung) ist hierbei von zentraler Bedeutung. Ebenso muss die Umsetzungsdauer von Handlungsoptionen bei der Festlegung von Schwellenwerten Berücksichtigung finden.3 Um die Funktionsfähigkeit des Indikatorensystems zu gewährleisten, ist die Selektion der Indikatoren, die Kalibrierung der zugehörigen Schwellenwerte sowie die Interaktion zwischen den Sanierungsindikatoren untereinander sowie mit anderen Kennzahlen des Instituts von zentraler Bedeutung.

1 2 3

Vgl. EBA (2015, Indikatoren). Vgl. EBA (2015, Indikatoren). Vgl. § 7 Abs. 1 MaSanV.

13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

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Handlungsoptionen sind vorbereitete Maßnahmen, die eine Bank ergreifen kann, um ihre finanzielle Stabilität in einer Krisensituation wiederherzustellen.1 Eines der Hauptziele der Sanierungsplanung ist es, die Vorbereitung von ausreichend vielen Handlungsoptionen durch die Bank sicherzustellen. Der Sanierungsplan jedes Kreditinstituts sollte gemäß Art. 8 Abs. 2 DelVO (EU) 2016/1075 zudem ein ausreichend breites Spektrum an Handlungsoptionen enthalten, die der Art seines Geschäfts, seiner Größe und seiner Vernetzung mit dem Finanzsystem entsprechen. Das Institut ist im Rahmen der regelmäßigen Aktualisierung des Sanierungsplans auch zur Überprüfung der Auswirkungsstärke und Umsetzbarkeit verpflichtet. Bezugnehmend auf das Merkblatt der MaSanV hat eine allgemeine Darstellung und Bewertung von Handlungsoptionen im Sanierungsplan folgende Bestandteile zu enthalten:2 – Liste aller Handlungsoptionen gemäß Art. 8 und Art. 9 DelVO (EU) 2016/1075, – Folgenabschätzung zu jeder Handlungsoption gemäß Art. 10 DelVO (EU) 2016/1075 (nachfolgend „Auswirkungsanalyse“ genannt), – Bewertung der Durchführbarkeit jeder Handlungsoption gemäß Art. 11 DelVO (EU) 2016/1075 (nachfolgend „Umsetzbarkeitsanalyse“ genannt), – Bewertung der Art und Weise, wie die Kontinuität der Geschäftstätigkeiten bei Umsetzung jeder Handlungsoption gewährleistet wird, gemäß Art. 12 Abs. 1 und Abs. 2 Buchst. a) bis c) DelVO (EU) 2016/1075. Die BaFin hat im Merkblatt zur MaSanV sieben Kategorien von Handlungsoptionen veröffentlicht, nach denen die Optionen grundsätzlich kategorisiert werden können. Zudem beinhalten einzelne Kategorien noch konkrete Beispiele:3 – Maßnahmen zur Rekapitalisierung (z. B. verschiedene Formen der Kapitalerhöhung), – Kapitalerhaltungsmaßnahmen (z. B. Aussetzung von Dividendenzahlungen), – Maßnahmen zur Sicherstellung der Refinanzierung, insbesondere durch Sicherung des Zugangs zu möglichen Refinanzierungsquellen einschließlich der Zentralbank (z. B. Bewertung der als Sicherheit zur Verfügung stehenden Vermögenswerte), – Liquiditätsmaßnahmen (z. B. Transfer von Liquidität innerhalb der Gruppe, Verbriefungstransaktionen oder die Begebung von Schuldverschreibungen), – Abbau von risikogewichteten Aktiva (z. B. Verkauf von Beteiligungen, Geschäftsbereichen oder sonstigen Vermögensgegenständen),

1 2 3

Für eine bankpraktische Umsetzung vgl. IGL, ANDREAS (2019, Handlungsoptionen). Vgl. BAFIN (2020, Sanierungsplanung). Vgl. BAFIN (2020, Sanierungsplanung).

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13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

– Maßnahmen zur Neustrukturierung oder freiwilligen Restrukturierung von Verbindlichkeiten, – Maßnahmen, die die Ertragssituation des Instituts verbessern können (z. B. Kostensenkungsmaßnahmen). Zusammengefasst stellen das aktuelle Geschäftsmodell sowie die damit einhergehenden Geschäftsaktivitäten die zentrale Grundlage zur Selektion der Handlungsoptionen dar. Fehlende oder fehlerhaft aufbereitete Handlungsoptionen können dazu führen, dass einer Krise nicht oder zu spät entgegengewirkt wird. Eine Veränderung des Geschäftsmodells im Normalzustand (d. h. in der „gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“) muss im Rahmen der Aktualisierung des Sanierungsplans zu einer Überprüfung der Handlungsoptionen und gegebenenfalls zu einer Anpassung der Auswirkungsstärken führen.

IV.

Umsetzung der Proportionalität in der Sanierungsplanung

Um bereits frühzeitig auch institutsintern auf existenzielle Krisen vorbereitet zu sein, verpflichtet das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz seit dem 01.01.2015 alle Institute in Deutschland, einen Sanierungsplan vorzuhalten. Vergleichbar zu anderen Bereichen des Risikomanagements in Kreditinstituten folgt auch die Sanierungsplanung dem Prinzip der (doppelten) Proportionalität. Dieses besagt, dass sowohl bei der Regulierung als auch bei deren Anwendung in der aufsichtlichen Praxis das Risikoprofil des jeweiligen Kreditinstituts zu berücksichtigen ist.1 Die Abbildung 1142 gibt einen Überblick über die operative Umsetzung der Proportionalität. Gemäß § 20 SAG gilt ein Institut als potenziell systemgefährdend, wenn es entweder ein global systemrelevantes Institut nach § 10f KWG oder ein anderweitig systemrelevantes Institut nach § 10g KWG ist oder wenn für dieses Institut keine vereinfachten Anforderungen gemäß den Kriterien nach § 19 Abs. 2 SAG festgesetzt werden können. Die Aufsichtsbehörde stellt im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank fest, welche Banken potenziell systemgefährdende Institute (PSI) sind. Folglich müssen diese Institute einen Sanierungsplan unter Berücksichtigung aller gültigen Anforderungen erstellen und unterliegen damit keinen Vereinfachungen in diesem Kontext. Bei der Festlegung vereinfachter Anforderungen berücksichtigt die Aufsichtsbehörde gemäß § 19 Abs. 2 SAG die Auswirkungen, die der Ausfall eines Instituts abhängig

1 2

Neben dem Umfang der Geschäfte (insbesondere durch die Bilanzsumme ausgedrückt) sind zur Anwendung der Proportionalität auch das Geschäftsmodell und die Komplexität der Risiken zu berücksichtigen. Modifiziert entnommen aus GERICH, CORDULA (2019, Sanierungsplanung).

13. Kapitel Teil A: Sanierungsplanung in Kreditinstituten

655

von der Größe des Instituts, der Art, dem Umfang und der Komplexität der Geschäftsaktivitäten, von der Eigentümerstruktur, von der Rechtsform, dem Risikoprofil und der Vernetzung und von der Mitgliedschaft in einem institutsbezogenen Sicherungssystem hätte. Zudem bewertet die zuständige Aufsichtsbehörde, ob eine Abwicklung in einem Insolvenzverfahren negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte, auf andere Unternehmen der Finanzbranche einschließlich deren Refinanzierung oder auf die Realwirtschaft haben kann.1

Abbildung 114: Gesetzliche Umsetzung der Proportionalität bei der Ausgestaltung der Sanierungsplanung Nur Institute, die einem Institutssicherungssystem angehören (also vor allem deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken), können sich von der Verpflichtung zur eigenen Vorbereitung eines Sanierungsplans befreien lassen, sobald das Sicherungssystem über einen entsprechenden Plan verfügt. Grundlage hierfür bildet § 20 SAG. Für die Mitgliedsinstitute entfällt diese Möglichkeit, wenn das Institut potenziell systemgefährdend ist, das Institut unter der direkten Aufsicht der EZB steht, der Gesamtwert der Aktiva des Instituts mehr als 30 Mrd. EUR beträgt oder das Verhältnis der gesamten Aktiva des Instituts zum Bruttoinlandsprodukt 20 % übersteigt, es sei denn, der Gesamtwert der Aktiva des Instituts liegt unter 5 Mrd. EUR.2

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Vgl. § 19 Abs. 2 SAG. Vgl. § 20 Abs. 1 SAG.

656

13. Kapitel Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen

13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I.

Verantwortlichkeit und Grundsätze der Bewertung

Die Prüfung von Sanierungsplänen erfolgt durch die zuständigen Aufsichtsbehörden. Dabei ist die EZB für die Prüfung und Bewertung der Sanierungspläne von Instituten unter ihrer direkten Aufsicht (Significant Institutions, SIs) zuständig. Über die Mitarbeit in den Joint Supervisory Teams (JSTs) sind die BaFin und die Deutsche Bundesbank bei deutschen SIs sowie bei SIs mit wesentlichen Einheiten in Deutschland an der Prüfung und Bewertung der Sanierungspläne beteiligt. Bei weniger bedeutenden Instituten (Less Significant Institutions, LSIs) werden die Sanierungspläne gemäß § 15 Abs. 2 SAG von der BaFin im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank geprüft und bewertet. Die Aufsichtsbehörde legt zudem gemäß § 15 Abs. 1 SAG den Sanierungsplan der zuständigen Abwicklungsbehörde zur Konsultation vor.1 Die Abwicklungsbehörde kann den Sanierungsplan prüfen, um dort vorgesehene Maßnahmen zu identifizieren, welche sich nachteilig auf die Abwicklungsfähigkeit des Instituts oder der Gruppe auswirken könnten. Die Abwicklungsbehörde kann der Aufsichtsbehörde diesbezüglich Empfehlungen geben.2 Die Delegierte Verordnung (EU) 2016/1075 der Europäischen Kommission definiert für die Aufsichtsbehörden die Grundsätze zur Bewertung von Sanierungsplänen. Die Maßstäbe zielen dabei auf Vollständigkeit, Qualität und Glaubwürdigkeit des Sanierungsplans ab. Durch ihre Kodifizierung in der Delegierten Verordnung (EU) 2016/1075 sind diese Grundsätze verbindlich und gelten unmittelbar für alle EU-Mitgliedstaaten. Hierbei umfassen die Bewertungskriterien die folgenden zentralen Inhalte:3 – Vollständigkeit gemäß Art. 16 DelVO (EU) 2016/1075: Zentrale Prüfungsfrage ist hierbei, ob der Sanierungsplan alle geforderten Angaben enthält. 1 2 3

Grundsätzlich werden Sanierungspläne von SIs dem SRB als Abwicklungsbehörde, Sanierungspläne von LSIs in Deutschland der BaFin im Geschäftsbereich Abwicklung vorgelegt. Siehe hierzu auch OTTO, CHRISTIAN; RENN, JOHANNA (2019, Bewertung). Vgl. § 15 Abs. 1 SAG. Vgl. OTTO, CHRISTIAN; RENN, JOHANNA (2019, Bewertung).

13. Kapitel Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen

657

– Qualität gemäß Art. 17 DelVO (EU) 2016/1075: Die Aufsichtsbehörden prüfen in diesem Zusammenhang nicht nur, ob die Angaben des Instituts klar und verständlich sind. Vielmehr bewerten sie auch die Relevanz der gemachten Angaben. Durch die Prüfung der Konsistenz der Angaben im Sanierungsplan wird auch die interne Stimmigkeit bewertet. – Glaubwürdigkeit gemäß Art. 18 bis 20 DelVO (EU) 2016/1075: Zentrales Element dieses Grundsatzes ist die Prüfung der Sanierungsfähigkeit. Hierbei wird auch bewertet, ob der Sanierungsplan in die allgemeine Unternehmensführung (insbesondere das Risikomanagement) integriert ist. Bei den Handlungsoptionen erfolgt eine Plausibilisierung der Annahmen, um die gesamte Sanierungskapazität valide einschätzen zu können und die positiven Auswirkungen nicht zu überschätzen. Auch die Identifikation von Sanierungsindikatoren sowie die Kalibrierung von deren Schwellenwerten sind Bestandteile der aufsichtlichen Prüfung. Bei der Festlegung der individuellen aufsichtlichen Bewertung der Sanierungspläne finden auch die Ergebnisse aus Quervergleichsanalysen Berücksichtigung. Die aufsichtlichen Maßnahmen bei Mängeln von Sanierungsplänen sind national in § 16 SAG definiert. Gelangt die Aufsichtsbehörde zu der Einschätzung, dass der Sanierungsplan nicht den Anforderungen entspricht oder dass seiner Umsetzung wesentliche Hindernisse entgegenstehen, so teilt sie dem betreffenden Institut ihre Bewertungsergebnisse mit und fordert das Institut auf, innerhalb von grundsätzlich zwei Monaten einen überarbeiteten Sanierungsplan vorzulegen. Vor der Anforderung eines überarbeiteten Sanierungsplans ist das Institut von der Aufsichtsbehörde anzuhören. In dem überarbeiteten Sanierungsplan hat das Institut darzulegen, wie die von der Aufsichtsbehörde festgestellten Mängel beseitigt werden. Ist die Aufsichtsbehörde der Auffassung, dass die Unzulänglichkeiten und Hindernisse auch mit dem überarbeiteten Sanierungsplan nicht angemessen beseitigt wurden, kann sie das Institut gemäß § 16 Abs. 2 SAG anweisen, bestimmte Änderungen an dem Sanierungsplan vorzunehmen. Sollten auch die Anweisungen nicht zur gewünschten Verbesserung des Sanierungsplans beitragen, legt das betreffende Institut keinen überarbeiteten Sanierungsplan vor oder gelangt die Aufsichtsbehörde zu dem Schluss, dass die von ihr in ihrer ursprünglichen Bewertung aufgezeigten Unzulänglichkeiten oder potenziellen Hindernisse mit dem überarbeiteten Sanierungsplan nicht in angemessener Weise behoben werden und können die Unzulänglichkeiten oder Hindernisse durch die Anweisung, bestimmte Änderungen an dem Plan vorzunehmen, nicht angemessen beseitigt werden, so kann die Aufsichtsbehörde von dem Institut verlangen, dass dieses innerhalb angemessener Frist mitteilt, durch welche Änderungen an seiner Geschäftstätigkeit die Sanierungshindernisse behoben werden können. Führt auch diese Eskalationsstufe nicht zum gewünschten Ergebnis, so kann die Aufsichtsbehörde das Institut anweisen, Maßnahmen

658

13. Kapitel Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen

zu treffen, die sie unter Berücksichtigung der Schwere der Unzulänglichkeiten und Hindernisse sowie der Auswirkungen der Maßnahmen auf die Geschäftstätigkeit des Instituts für erforderlich und verhältnismäßig erachtet, um die Sanierungshindernisse zu beseitigen. In diesem Zusammenhang kann die Aufsichtsbehörde von dem Institut gemäß § 16 Abs. 5 SAG insbesondere nachfolgende Aktivitäten verlangen: – Verringerung des Risikoprofils einschließlich des Liquiditätsrisikos, – Maßnahmen anordnen, um die rechtzeitige Einleitung von Rekapitalisierungsmaßnahmen zu ermöglichen, – Überprüfung der Geschäftsstrategie und der Organisationsstruktur, – Vornahme von Korrekturen an der Refinanzierungsstrategie, – Änderung der Organisation der Unternehmensführung.

II.

Ergebnisse ausgewählter Benchmark-Analysen der Aufsichtsbehörden

Knapp sieben Jahre nach der gesetzlichen Einführung des Regelwerks zur Sanierungsplanung zeigen Vergleichsanalysen, dass europaweit eine zufriedenstellende Vorbereitung der Banken auf ihren eigenen Krisenfall noch nicht gegeben ist.1 Grundlage dieser Erkenntnis sind vier aufeinanderfolgende Zyklen der Analyse und Bewertung von Sanierungsplänen von direkt durch die EZB beaufsichtigten Instituten. Darüber hinaus konnten in mehreren Instituten mit bestandsgefährdenden Krisen (u. a. Banco Popular2, Banca Popolare di Vicenza, Veneto Banca, ABLV Bank) entsprechende Erfahrungen zur geringen Eignung der jeweils vorbereiteten Sanierungspläne gesammelt werden. Eine zentrale Erkenntnis aus den genannten Krisenfällen ist, dass die vorbereiteten Gegenmaßnahmen (auch: Handlungsoptionen) praktisch nicht oder nur sehr unzureichend umsetzbar sind. Eine plötzliche bilanzielle Überschuldung (z. B. aus Nachforderungen der Steuerbehörden) kann zumeist nicht mehr durch eine Kapitalerhöhung abgewendet werden, da die ursprünglich vorgesehenen Investoren das Vertrauen in das Institut verloren haben und daher nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch bei sich langsam entwickelnden Kapitalengpässen sind außerordentliche Kapitalerhöhungen nur begrenzt realisierbar. Als Alternativen vorbereitete Portfolioverkäufe generieren oftmals nur begrenzt positive Sanierungsbeiträge, da eine Veräußerung unter Zeitdruck den erzielbaren Preis schmälert und somit negative bilanzielle Effekte entstehen können. Zudem bewerten die Aufsichtsbehörden zahlreiche Belastungsanaly-

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Vgl. EZB (2018, recovery plans) und EZB (2020, Benchmarking). Vgl. SRB (2021, Mission).

13. Kapitel Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen

659

sen als realitätsfern und ökonomisch wenig plausibel. Ziel dieser Analysen ist es, ausgehend von institutsspezifischen Krisenszenarien, eine Wiederherstellung der finanziellen Stabilität mittels Umsetzung von vorbereiteten Handlungsoptionen zu simulieren. Neben den skizzierten Herausforderungen bei den Gegenmaßnahmen erscheinen auch die Szenarien oftmals als ungeeignet, um die Widerstandsfähigkeit der Institute zu analysieren. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen aus den Benchmark-Analysen der EZB war, dass die Sanierungspläne in Stresssituationen nicht immer einsatzbereit sind und ihre Verwendbarkeit verbessert werden könnte.1 Zudem kam die Aufsichtsbehörde nach Abstimmung mit ihren JSTs sowie den nationalen Fachkollegen zur Erkenntnis, dass die derzeit bereits etablierten Sanierungspläne nicht immer „benutzerfreundlich“ ausgestaltet sind. Nicht selten mussten die Bankenprüfer der Aufsichtsbehörden Sanierungspläne mit einem Umfang von 1.000 Seiten und mehr analysieren und bewerten. Trotz der sehr umfangreichen Anforderungen an die Ausgestaltung von Sanierungsplänen korreliert ein Anstieg des Umfangs immer negativ mit der praktischen Umsetzung seiner Inhalte. Zudem ist es sehr unwahrscheinlich, dass der für den Sanierungsplan zuständige Gesamtvorstand ein derart komplexes Gesamtwerk trotz des Einsatzes von standardisierten Vorlagen für Handlungsoptionen und Belastungsanalysen umfassend überblicken kann.

III. Verstärkte Integration in das Risikomanagement Die Ausgestaltung eines Sanierungsplans stellt hohe Anforderungen an das Kreditinstitut. Während Krisenpläne für die Geschäftsfortführung oder bei Liquiditätsengpässen fokussiert einzelne Einheiten betreffen, kann sich eine existenzbedrohende Schieflage für das Geschäftsmodell einer Bank aus sehr vielen Dimensionen ergeben. Als klassische Gründe sind hierbei die Überschuldung (zu wenig regulatorisches oder bilanzielles Eigenkapital) oder die Zahlungsunfähigkeit zu nennen. Ebenso führt eine fehlende Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells infolge einer zu geringen Profitabilität oder zu hoher Bestände an notleidenden Krediten zu schwerwiegenden Problemen für die Geschäftstätigkeiten. Für die Identifikation dieser Schwierigkeiten mittels Indikatoren und qualitativer Bewertungen sind Fachexperten aus zahlreichen organisatorischen Einheiten der Bank einzubinden. Die Zusammenführung der Informationen erfolgt zumeist durch das Management. Neben der Identifikation sind die unterschiedlichen Fachbereiche auch bei der Vorbereitung und Umsetzung von Gegenmaßnahmen einzubinden, die bei den

1

Vgl. EZB (2018, recovery plans) und EZB (2020, Benchmarking).

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13. Kapitel Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen

verschiedenen Krisensituationen durch die Geschäftsleitung des Instituts genutzt werden können. Zudem sind mit strategischen Gremien und risikoorientierten Ausschüssen, mit Verantwortlichen für die interne und externe Kommunikation sowie den Ansprechpartnern für Investoren und Aufsichtsbehörden eine Vielzahl an Akteuren in einer spezifischen Aufbau- und Ablauforganisation für den Krisenfall (Governance) effizient zu orchestrieren. Von besonderer Bedeutung ist die Anforderung der Aufsichtsbehörden gemäß § 3 MaSanV, derzufolge alle Elemente des Sanierungsplans stets abhängig von Größe, Komplexität und Vernetzung des Instituts oder der Gruppe sowie von Art, Umfang und Komplexität des Geschäftsmodells und des damit einhergehenden Risikos auszugestalten sind. Durch die enge Verbindung zu den Geschäftsaktivitäten stellt der Sanierungsplan somit ein hochgradig institutsspezifisches Dokument dar. Die Vielzahl der an einem Sanierungsplan beteiligten Akteure sowie deren Zusammenwirken stellen eine sehr große Herausforderung bei der Erstellung und fortlaufenden Aktualisierung dar. Insbesondere die Bereitstellung von relevanten Informationen, deren Bewertungen samt Erstellung von Entscheidungsvorlagen sowie die Umsetzung von durch die Geschäftsleitung beauftragten Handlungsoptionen bedürfen einer koordinierten Bearbeitung. Um die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Umsetzung des Sanierungsplans zu erhöhen, sollten insbesondere kleinere Institute auf ihre etablierten Instrumente im Risikomanagement zurückgreifen. Oftmals sind die vorhandenen Indikatoren- und Frühwarnsysteme, Szenarioanalysen sowie Aufbauund Ablauforganisationen jedoch noch nicht auf den spezifischen Krisenfall im Geschäftsmodell ausgerichtet. Eine fokussierte Weiterentwicklung dieser Elemente wird allerdings dazu führen, dass sich sowohl die Einsatzmöglichkeiten der etablierten Instrumente des Risikomanagements erweitern als auch die Bereitschaft der Mitarbeiter zur Anwendung weiterhin hoch bleiben wird, da oftmals keine neuen Instrumente notwendig sind. Die erstmalige Vorbereitung zur Erstellung des Sanierungsplans ist über den weiteren Zeitverlauf durch eine regelmäßige Anwendung im Testbetrieb zu ergänzen. Nur eine fortlaufende Thematisierung der kritischen Grenzbereiche eines Instituts sowie der mit einer Überschreitung einhergehenden Prozesse und Maßnahmen sorgt für das notwendige Bewusstsein bei den Akteuren, welches im Krisenfall zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden kann. Zentraler Prüfungsgegenstand der Aufsichtsbehörden sind daher die Schnittstellen zwischen dem gewöhnlichen Risikomanagement und dem Krisenmanagement aus dem Sanierungsplan. Beispielsweise muss ein integriertes Kennzahlensystem verschiedene aus dem institutsspezifischen Risikoappetit abgeleitete Zielwerte enthalten

13. Kapitel Teil B: Prüfung von Sanierungsplänen

661

(z. B. für die harte Kernkapitalquote, die Leverage Ratio, die Liquidity Coverage Ratio, die Profitabilität). Darüber hinaus sind die genannten Kennzahlen mit spezifischen Schwellenwerten für den Übergang in einen (internen) Frühwarnbereich und einen (auch extern an die Aufsichtsbehörden zu kommunizierenden) Sanierungsbereich zu belegen. Die Eskalations- und Entscheidungsprozesse des Instituts sind überschneidungsfrei auf diese Kaskade an Plan- und Schwellenwerten auszurichten. Ein Prüfungsgegenstand muss daher immer auch die Konsistenz derartiger Kennzahlensysteme darstellen. Zur praktischen Überprüfung der Fragestellung, ob die Prozesse und Zuständigkeiten hinreichend definiert sind, erfolgt die Durchführung sog. „Dry-Runs“. Übergeordnete Zielsetzung eines Dry-Runs ist die Überprüfung, ob die Sanierungspläne auch in Situationen mit starkem Stress rechtzeitig und effektiv umgesetzt werden können.1 Nach der Vorstellung der EZB-Aufseher fördern entsprechende Übungen zudem die Identifikation von Weiterentwicklungspotenzialen sowie die Schulung des betroffenen Bankpersonals, um mithilfe des Sanierungsplans – basierend auf einem hypothetischen Ereignis – die Fähigkeit des Instituts zur Reaktion auf Krisensituationen zu simulieren.

1

Vgl. BOCK, RALF (2018, Dry-runs).

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13. Kapitel Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden

13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I.

Verantwortlichkeiten und Zielsetzung

Eine der Hauptaufgaben des Single Resolution Board (SRB) und der nationalen Abwicklungsbehörden ist die Ausarbeitung von Abwicklungsplänen für die Banken. Abwicklungspläne werden vom SRB und den nationalen Abwicklungsbehörden innerhalb des SRM in sog. internen Abwicklungsteams (Internal Resolution Teams, IRTs) erstellt. Das SRB und die nationalen Abwicklungsbehörden arbeiten hierbei zur Durchführung von Abwicklungsaktivitäten (Abwicklungsplanung und Vorbereitung von Abwicklungsschemata) auf Expertenebene zusammen. Analog zu den JSTs bei den Aufsichtsbehörden setzten sich die IRTs aus Mitarbeitern des SRB und der zuständigen nationalen Abwicklungsbehörden zusammen und werden von SRB-Koordinatoren geleitet.1 Ebenfalls analog ist die Aufteilung der Verantwortung bei SIs und LSIs. Während die SIs – wie dargestellt – über die IRTs betrachtet werden, erfolgt die Betrachtung der LSIs eigenständig durch die BaFin. Der Zweck eines Abwicklungsplans besteht darin, die möglichen kritischen Funktionen der Bank zu bestimmen, Hindernisse für ihre Abwicklungsfähigkeit zu identifizieren und zu beseitigen und sich auf ihre mögliche Abwicklung vorzubereiten. Ein Abwicklungsplan ist ein umfassendes Dokument, in dem die Merkmale einer Bank detailliert beschrieben und die bevorzugte Abwicklungsstrategie für diese Bank definiert werden, einschließlich der anzuwendenden Abwicklungsinstrumente. Er schließt mit einer Bewertung der Auflösbarkeit der Bank. Der Zweck dieser Bewertung besteht darin, etwaige Hindernisse für die Abwicklung der Bank zu identifizieren und zu beseitigen und ihre MREL festzulegen.2

1 2

Vgl. SRB (2016, Resolution Planning). Vgl. SRB (2016, Resolution Planning).

13. Kapitel Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden

II.

663

Prozess der Abwicklungsplanung

Die nachfolgende Abbildung 1151 gibt einen Überblick über den Prozess der Abwicklungsplanung im Single Resolution Mechanism (SRM). Dieser vom SRB etablierte Prozess umfasst sechs Teilschritte und wird in regelmäßigen Abständen von den zuständigen Abwicklungsbehörden durchlaufen.

Abbildung 115: Schematischer Prozess der Abwicklungsplanung im SRM Der Prozess der Abwicklungsplanung spiegelt sich auch in den Kapiteln eines Abwicklungsplans wider. Dieser gliedert sich – wie nachfolgend dargestellt – ebenfalls in sechs zentrale Kapitel, ergänzt um weiterführende Anhänge und Informationen:2 1. Management summary Der erste Abschnitt des institutsspezifischen Abwicklungsplans fasst die zentralen Ergebnisse sowie die zugrundeliegenden Annahmen zusammen. 2. Strategic business analysis Im ersten Schritt wird ein detaillierter Überblick über die Bank erstellt. Die Übersicht beschreibt die Struktur, die Finanzlage, das Geschäftsmodell, die kritischen Funktionen, die Kerngeschäftsbereiche, die internen und externen Abhängigkeiten sowie die kritischen Systeme und Infrastrukturen der Bank.3

1 2 3

Entnommen aus SRB (2016, Resolution Planning). Vgl. SRB (2016, Resolution Planning). Bei vielen Instituten ist dieses Kapitel deckungsgleich mit dem zweiten Kapitel ihres Sanierungsplans.

664

13. Kapitel Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden

3. Preferred resolution strategy – Credibility and feasibility of normal insolvency proceedings, – Factors determining the preferred resolution strategy, – Key elements of the preferred resolution strategy. Anschließend wird geprüft, ob im Falle eines Ausfalls einer Bank die Abwicklungsziele am besten erreicht werden können, indem die Bank im Rahmen eines normalen Insolvenzverfahrens aus dem Markt ausscheidet oder abgewickelt wird. Es wird anschließend die bevorzugte Abwicklungsstrategie entwickelt (diese kann eben auch ein reguläres Insolvenzverfahren umfassen), einschließlich der Verwendung geeigneter Abwicklungsinstrumente und -befugnisse. 4. Financial and operational continuity Nach Festlegung der Abwicklungsstrategie werden die finanziellen und operativen Voraussetzungen für die Gewährleistung einer kontinuierlichen Abwicklung zur Erreichung der Abwicklungsziele bewertet. 5. Information and communication plan In diesem Schritt werden die operativen Vorkehrungen und Verfahren beschrieben, die erforderlich sind, um die Abwicklungsbehörden mit allen erforderlichen Informationen zu versorgen, sowie die Vorkehrungen in Bezug auf Managementinformationssysteme, die zeitnahe, aktuelle und genaue Informationen gewährleisten. Ebenso wird die Kommunikationsstrategie für den Abwicklungsfall vorbereitet. 6. Conclusion of the assessment of resolvability In diesem Schritt wird geprüft, ob Hindernisse für die Abwicklung im Rahmen eines regulären Insolvenzverfahrens oder der Abwicklung einer Bank bestehen. Wenn eine Abwicklung oder Liquidation nicht möglich ist, werden geeignete Maßnahmen zur Beseitigung solcher Hindernisse ermittelt. Weiterhin werden die MREL-Anforderungen bestimmt. Die Bank ist berechtigt, ihre Stellungnahme zum Abwicklungsplan abzugeben. Die Stellungnahme der Bank ist Teil des Abwicklungsplans. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Bank keine Kenntnisse über den gesamten Abwicklungsplan hat und ihr stattdessen nur eine Zusammenfassung des Abwicklungsplans mit den wesentlichen Informationen vorliegt.1 Der Abwicklungsplan wird mindestens einmal jährlich und nach wesentlichen Änderungen in Bezug auf die Bank überprüft und erforderlichenfalls aktualisiert.2 1 2

Vgl. § 40 Abs. 5 SAG. Vgl. SRB (2019, SRB Approach).

13. Kapitel Teil C: Abwicklungsplanung von Behörden

665

Gemäß § 40 Abs. 2 SAG sieht der Abwicklungsplan Abwicklungsmaßnahmen vor, die die Abwicklungsbehörde treffen kann, sofern das Institut die Abwicklungsvoraussetzungen erfüllt. Er legt zudem Optionen für die Anwendung der vorgesehenen Abwicklungsinstrumente und -befugnisse dar, sofern ein Insolvenzverfahren nicht in Frage kommt. Darüber hinaus berücksichtigt der Abwicklungsplan auch relevante Szenarien, insbesondere den Fall, dass die Ursachen der Bestandsgefährdung unternehmensspezifischer Natur sind oder auf eine allgemeine finanzielle Instabilität oder systemweite Ereignisse zurückzuführen sind. Bei der Vorbereitung des Abwicklungsplans darf die Abwicklungsbehörde nicht von der Gewährung einer außerordentlichen finanziellen Unterstützung aus öffentlichen Mitteln, die über die Gewährung von Mitteln des Restrukturierungsfonds gemäß § 1 RStruktFG hinausgeht, ausgehen. Ebenso darf nicht von der Gewährung einer Notfallliquiditätshilfe durch eine Zentralbank oder der Gewährung einer Liquiditätshilfe durch eine Zentralbank auf der Basis nicht standardisierter Besicherungen, Laufzeiten oder Zinssätze ausgegangen werden.1 Die Inhalte eines Abwicklungsplans nach deutschen Rechtsgrundlagen sind in 18 Anforderungen in § 40 Abs. 3 SAG definiert. Sie stimmen weitestgehend mit den Inhalten aus dem obigen SRB-Abwicklungsplan überein, sind jedoch detaillierter spezifiziert. Zur Unterstützung der regelmäßigen und anlassbezogenen Aktualisierung ist die Aufsichtsbehörde gemäß § 40 Abs. 4 SAG verpflichtet, die Abwicklungsbehörde über jede der Aufsichtsbehörde bekannte Änderung, die im Rahmen einer turnusmäßigen Aktualisierung oder einer sonstigen Anpassung relevant ist oder eine solche Aktualisierung oder Anpassung erforderlich macht, zu unterrichten. Im Gegenzug übermittelt die Abwicklungsbehörde den Abwicklungsplan und eventuelle Änderungen. Die zusammenfassende Darstellung der Hauptbestandteile des Abwicklungsplans soll auch dem jeweiligen Institut offengelegt werden.2 Die Schlussfolgerung zur Glaubwürdigkeit von Abwicklungsmaßnahmen hängt hauptsächlich davon ab, wie wirksam die vorgesehenen Abwicklungsinstrumente und -befugnisse sind, um die Auswirkungen auf kritische Funktionen und die finanzielle Stabilität abzuschwächen. Die Abwicklungsstrategie sollte auch sicherstellen, dass gedeckte Einleger und Anleger sowie Kundengelder und -vermögen bei der Abwicklung mindestens genauso gut behandelt werden wie im Insolvenzverfahren. Dabei sollten Abwicklungspläne explizit keine außerordentliche öffentliche finanzielle Unterstützung annehmen.3

1 2 3

Vgl. § 40 Abs. 2 SAG. Vgl. § 40 Abs. 5 SAG. Vgl. SRB (2019, SRB Approach).

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13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I.

Abwicklungsstrategie

Die in der strategischen Geschäftsanalyse des Sanierungsplans beschriebenen Merkmale der Bank sind wichtige Inputs für die Bestimmung der bevorzugten Abwicklungsstrategie des Instituts. Der erste Schritt zur Bestimmung dieser Abwicklungsstrategie besteht in der Feststellung, ob eine Abwicklung im Rahmen eines normalen Insolvenzverfahrens glaubwürdig und durchführbar wäre. Wenn dies nicht möglich ist, werden die Faktoren beschrieben, die die Rahmenbedingungen für eine bevorzugte Abwicklungsstrategie und deren Umsetzung bestimmen. Abwicklungsmaßnahmen dürfen jedoch nur ergriffen werden, wenn dies im öffentlichen Interesse erforderlich ist und die Abwicklungsziele nicht in gleichem Maße durch die Abwicklung der Bank im Rahmen eines normalen Insolvenzverfahrens erreicht werden können. In der Beschreibung der bevorzugten Abwicklungsstrategie sind die Abwicklungsinstrumente und die Abwicklungsbefugnisse aufgeführt, die im Falle einer Abwicklung anzuwenden sind.1 Bevor die bevorzugte Abwicklungsstrategie festgelegt werden kann, müssen mit der Verlustabsorptionskapazität und der Separierbarkeit der Bank zwei Faktoren betrachtet werden. Die Verlustabsorptionskapazität der Bank ist der aktuelle Betrag und die Zusammensetzung ihrer Eigenmittel und Verbindlichkeiten, die Verluste absorbieren oder zur Rekapitalisierung der Bank verwendet werden können. Es wird unterschieden zwischen einbringbaren Eigenmitteln und Verbindlichkeiten, die eine Bank jederzeit minimal halten muss (MREL),2 und eigenen Mitteln und Verbindlichkeiten, die im Falle einer Abwicklung eingezogen werden könnten (Bail-in-Betrag). Der Umfang der in MREL enthaltenen Eigenmittel und Verbindlichkeiten ist enger, um sicherzustellen, dass ein Mindestbetrag an verfügbaren Instrumenten für einen Bail-in vorhanden ist. Eine weitere Unterscheidung wird zwischen externer und interner Ver-

1 2

Vgl. SRB (2016, Resolution Planning). Zur MREL-Anforderung vgl. das 6. Kapitel Teil E.

13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

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lustabsorptionskapazität getroffen. Die externe Verlustabsorptionskapazität ist der aktuelle Betrag und die Zusammensetzung der von Dritten gehaltenen Eigenmitteln und Verbindlichkeiten der Bank. Die interne Verlustabsorptionskapazität hingegen wird konzernintern gehalten (wenn die Bank aus zwei oder mehr juristischen Personen besteht) und ist für die Übertragung von Verlusten zwischen diesen Gruppeninstituten relevant. Auf der Grundlage der strategischen Geschäftsanalyse, insbesondere der Beschreibung kritischer Funktionen, Kerngeschäftsbereiche und Interdependenzen, wird die Separierbarkeit der Bank analysiert. Der Zweck dieser Analyse besteht darin, Bereiche der Bank zu identifizieren, die kritische Funktionen bereitstellen und die im Falle einer Lösung finanziell, rechtlich, operativ und technologisch getrennt sein können oder sollten. Ein solcher Abschnitt könnte beispielsweise aus einem Kerngeschäftsbereich und einem (nicht zum Kerngeschäft gehörenden) Geschäftsbereich bestehen, die gemeinsam eine kritische Funktion ausführen. Ein wesentlicher weiterer Betrachtungspunkt sind hierbei die relevanten Services, welche zur Erbringung der Tätigkeiten notwendig und diesem Abschnitt zugeordnet sind. Die Idee besteht darin, die Komplexität zu minimieren, indem die Anzahl der Abhängigkeiten verringert wird, die bei der Implementierung einer Abwicklung zur Strukturänderung berücksichtigt werden müssen.1 Auf der Grundlage der Struktur der Bank und der Analyse ihrer Verlustabsorptionskapazität und Separierbarkeit wird der allgemeine Abwicklungsansatz festgelegt. Hierbei können zwei Arten von allgemeinen Abwicklungsansätzen unterschieden werden. Während der Single-Point-of-Entry-Ansatz (SPE-Ansatz) Abwicklungsbefugnisse durch eine einzelne Abwicklungsbehörde auf der Ebene einer einzelnen Muttergesellschaft oder eines einzelnen Instituts, das einer konsolidierten Aufsicht unterliegt, anwendet, nutzt der Multiple-Point-of-Entry-Ansatz (MPE-Ansatz) die Anwendung von Abwicklungsbefugnissen durch zwei oder mehr Abwicklungsbehörden auf regionale Untergruppen oder Einheiten einer Bank. Eine Kombination der Ansätze ist ebenfalls möglich. Im Allgemeinen ist der SPE-Ansatz eher für BankenGruppen geeignet, die zentral strukturiert und betrieben werden, die hauptsächlich über die Muttergesellschaft finanziert werden und Verluste von anderen Unternehmen der Bank auf die Muttergesellschaft übertragen können. Der MPE-Ansatz ist dagegen im Allgemeinen eher für Banken geeignet, die wesentliche Tochterunternehmen haben, die unabhängig betrieben und finanziert werden.2 Die bevorzugte Abwicklungsstrategie wird auf der Grundlage der Analyse der Verlustabsorptionskapazität und der Separierbarkeit der Bank in einem auf einem idio-

1 2

Vgl. SRB (2016, Resolution Planning). Vgl. SRB (2016, Resolution Planning).

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13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

synkratischen Schock basierenden Szenario bestimmt. Dieser Schock sollte außergewöhnlich, aber plausibel und bankspezifisch sein. Darüber hinaus könnte das im Rahmen des Sanierungsplans der Bank entwickelte Szenario als Ausgangspunkt betrachtet werden. Die bevorzugte Abwicklungsstrategie wird anhand von Szenarien getestet, in denen das Ereignis, das einen Ausfall der Bank auslöst, zu einem Zeitpunkt mit größerer finanzieller Instabilität oder systemweiten Ereignissen auftritt. Der Zweck des Tests besteht darin, die Robustheit der bevorzugten Abwicklungsstrategie gegenüber verschiedenen Szenarien zu bewerten. Wenn festgestellt wird, dass die bevorzugte Abwicklungsstrategie nicht robust genug ist, um in allen Szenarien effektiv und glaubwürdig angewendet zu werden, werden Varianten der bevorzugten Abwicklungsstrategie entwickelt.1 Die bevorzugte Abwicklungsstrategie kann in eine finanzielle Restrukturierungsstrategie und eine Geschäftsumstrukturierungsstrategie unterteilt werden. Die finanzielle Restrukturierungsstrategie beschreibt die Anwendung der Befugnis zur Herabschreibung oder Umwandlung von Kapitalinstrumenten und des Bail-in-Tools. Vor einer Abwicklungsmaßnahme müssen die Kapitalinstrumente einer Bank abgeschrieben oder in Eigenkapital umgewandelt werden. Das Bail-in-Tool kann auf die Verbindlichkeiten einer Bank in Abwicklung angewendet werden, die an ein Brückeninstitut, im Rahmen des Verkaufs an einen Dritten oder an eine Vermögensverwaltungsgesellschaft übertragen werden. Das Bail-in-Tool kann auch zur Rekapitalisierung einer Bank in Abwicklung eingesetzt werden, vorausgesetzt, es stellt die finanzielle Solidität und langfristige Rentabilität der Bank wieder her. Wenn das Bail-inTool zur Rekapitalisierung einer in Abwicklung befindlichen Bank angewendet wird, muss die Bank innerhalb eines Monats einen Restrukturierungsplan vorlegen, in dem die Maßnahmen zur Wiederherstellung ihrer langfristigen Rentabilität aufgeführt sind. Die Strategie zur Geschäftsumstrukturierung beschreibt die Anwendung der geeigneten Abwicklungsinstrumente, d. h. insbesondere die Unternehmensveräußerung, die Übertragung auf ein Brückeninstitut sowie die Übertragung auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft. Das letzte Instrument kann nur zusammen mit einem anderen Abwicklungsinstrument angewendet werden.2 Damit die Abwicklung als bevorzugter Lösungsansatz überhaupt in Frage kommt, muss die Abwicklungsbehörde die erwarteten Auswirkungen der gewählten Abwicklungsstrategie mit den erwarteten Auswirkungen eines regulären Insolvenzverfahrens vergleichen. Hierbei ist im Rahmen des sogenannten „Public Interest Assessments“ (PIA) zu überprüfen, ob durch eine solche Liquidation innerhalb eines Insolvenzverfahrens die Abwicklungsziele nicht im gleichen Maße erreicht werden. Bei diesem 1 2

Vgl. SRB (2016, Resolution Planning). Vgl. SRB (2016, Resolution Planning).

13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

669

Vergleich müssen die Besonderheiten der in den einzelnen Gerichtsbarkeiten geltenden Insolvenzverfahren berücksichtigt werden. Daher kann die mangelnde Harmonisierung der Insolvenzregelungen zu unterschiedlichen Ergebnissen der PIA in den Ländern der Bankenunion führen.1

II.

Abwicklungsanordnung

Gemäß § 77 SAG kann die Abwicklungsbehörde bei Vorliegen der Abwicklungsvoraussetzungen alle zur Erreichung der Abwicklungsziele erforderlichen Maßnahmen treffen, insbesondere kann sie in einer Abwicklungsanordnung nach § 136 SAG die Anwendung von Abwicklungsinstrumenten anordnen. Die Abwicklungsanordnung muss mindestens die folgenden Angaben enthalten: – den Namen oder die Firma und den Sitz des abzuwickelnden Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens, – Angaben zu den eingesetzten Abwicklungsinstrumenten, insbesondere die Angabe der übertragenen Gegenstände im Fall des § 107 SAG und die Angabe der betroffenen Kapitalinstrumente und Verbindlichkeiten in den Fällen der §§ 89 und 90 SAG (hierbei reicht eine gattungsmäßige Bezeichnung jeweils aus), – den Abwicklungsstichtag, – Angaben zum Vorliegen der Voraussetzungen des § 109 SAG (Einwilligung des übernehmenden Rechtsträgers), – sofern einschlägig, Angaben zur Gegenleistung oder Ausgleichsverbindlichkeit nach § 111 SAG, – sofern bereits bekannt, Angaben nach § 142 SAG (Abzugsmöglichkeit), – Vorbehalte einer Rückübertragung nach den §§ 131 und 135 SAG. Die Abwicklungsanordnung ergeht gemäß § 137 Abs. 1 SAG als Allgemeinverfügung. Einer gesonderten Bekanntgabe an die Beteiligten bedarf es genauso wenig wie einer gesonderten Zuleitung an den zuständigen Betriebsrat. Die Abwicklungsanordnung ist jedoch nach Erlass unverzüglich zu veröffentlichen.2 Im Nachgang einer Abwicklung erfolgt mittels der sogenannten „Bewertung 3“ der Vergleich mit einer hypothetischen Insolvenz. Grundsätzlich verfolgt eine Insolvenz das Ziel, für die Gläubiger des insolventen Unternehmens einen möglichst hohen Erlös aus der Insolvenzmasse zu erlangen. Im Gegensatz dazu zielt die Abwicklung auf die Erreichung der Abwicklungsziele ab. Das „NCWO“-Prinzip besitzt daher im Kern den Grundsatz, dass Anteilsinhaber und Gläubiger bei der Anwendung einer 1 2

Vgl. SRB (2019, SRB Approach). Vgl. § 137 Abs. 2 SAG.

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13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

Abwicklungsmaßnahme nicht schlechter als in einem regulären Insolvenzverfahren stehen dürfen. Dies wird durch einen unabhängigen Sachverständigen im Rahmen der Bewertung 3 geprüft.1

III. Abwicklungsinstrumente Im Rahmen der (präferierten) Abwicklungsstrategie können neben einem regulären Insolvenzverfahren auch Abwicklungsinstrumente zum Einsatz kommen. Diese lassen sich in Instrumente zur Beteiligung der Anteilsinhaber und Gläubiger sowie in Instrumente zur Übertragung von Anteilen, Vermögenswerten, Verbindlichkeiten und Rechtsverhältnissen unterteilen. Neben den Abwicklungsinstrumenten verfügen die Abwicklungsbehörden noch über weitreichende begleitende Befugnisse. Im Rahmen der Beteiligung der Anteilsinhaber und Gläubiger ist zunächst das Instrument „Beteiligung der Inhaber relevanter Kapitalinstrumente“ zu nennen, welches in § 89 SAG definiert ist. Liegen bei einem Institut die Abwicklungsvoraussetzungen gemäß § 62 SAG oder § 64 SAG vor, so kann die Abwicklungsbehörde anordnen, dass relevante Kapitalinstrumente des Instituts (d. h. aufsichtsrechtlich anerkanntes zusätzliches Kernkapital oder Ergänzungskapital) in Anteile oder andere Instrumente des harten Kernkapitals am Institut umgewandelt werden.2 Zudem kann die Abwicklungsbehörde auch die vollständige oder teilweise Herabschreibung des Nennwerts oder des ausstehenden Restbetrags von relevanten Kapitalinstrumenten des Instituts anordnen. Eine Herabschreibung ist auch ohne Durchführung einer Umwandlung möglich. Die Ausführungen gelten grundsätzlich sowohl für Institute als auch Institutsgruppen. Die Anwendung des Instruments stellt dabei für die Nutzung anderer Abwicklungsinstrumente eine Voraussetzung dar. Je nach Anordnung des Instruments verlieren die ursprünglichen Anteilsinhaber ihre Rechtsposition vollständig oder diese wird verwässert. Im Rahmen der Beteiligung der Anteilsinhaber und Gläubiger ist die Gläubigerbeteiligung („Bail-in“) gemäß § 90 SAG ein weiteres Abwicklungsinstrument. Sofern die Abwicklungsvoraussetzungen gegeben sind, kann die Abwicklungsbehörde anordnen, dass sogenannte berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens in Anteile oder in andere Instrumente des harten Kernkapitals an diesem Institut oder gruppenangehörigen Unternehmen,

1 2

Vgl. WALLENBORN, INGO (2015, Bankenabwicklung). Außer in den Fällen der §§ 62 und 64 SAG kann die Abwicklungsbehörde das Instrument der Beteiligung der Inhaber relevanter Kapitalinstrumente auch in weiteren Fällen einsetzen. Die Voraussetzungen für die Anwendung des Instruments der Beteiligung der Inhaber relevanter Kapitalinstrumente sind in § 65 SAG definiert. Diese beziehen sich insbesondere auf Kapitaltransfers innerhalb von Institutsgruppen.

13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

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einem relevanten Mutterinstitut oder einem Brückeninstitut umgewandelt werden. Berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten sind in § 91 Abs. 1 SAG definiert und stehen in einem engen Bezug zu MREL. Im dem Fall der Anwendung des Abwicklungsinstruments sind diese jedoch weiter definiert als die MREL-zurechenbaren Verbindlichkeiten. Zudem kann der Nennwert oder der ausstehende Restbetrag von berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens ganz oder teilweise herabgeschrieben werden, um sicherzustellen, dass der Nettovermögenswert des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens gleich null ist oder um im Fall eines drohenden Verlusts sicherzustellen, dass der Nettovermögenswert null nicht unterschreitet.1 Ist es notwendig, können die Abwicklungsbehörden ebenfalls gemäß § 149 SAG einen Rechtsformwechsel für das betroffene Institut anordnen. Dies ist insbesondere für Institute in der Rechtsform einer Anstalt öffentlichen Rechts denkbar und begründet sich in der Tatsache, dass eine Anstalt öffentlichen Rechts keine privatrechtlichen Eigentümer haben kann. Vor diesem Hintergrund können die betroffenen Institute in eine Aktiengesellschaft gewandelt werden. Verluste eines Instituts werden dementsprechend durch Herabschreibung der relevanten Kapitalinstrumente (1. Schritt) sowie der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten (2. Schritt) getragen. Zudem wird diese Form der Verbindlichkeiten im erforderlichen Umfang durch Umwandlung in Anteile oder andere Instrumente des harten Kernkapitals zur Rekapitalisierung des Instituts herangezogen. Gemäß § 95 SAG kann das Instrument der Gläubigerbeteiligung zur Rekapitalisierung des Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens ausgeübt werden. Der erforderliche Umfang der Rekapitalisierung orientiert sich dabei an den aufsichtlichen Mindestanforderungen sowie den mit der Zulassung verbundenen Bankgeschäften des Instituts. Zudem soll die Rekapitalisierung das Vertrauen des Marktes in das Institut oder das gruppenangehörige Unternehmen aufrechterhalten. Voraussetzung hierfür ist die begründete Aussicht, dass die Anwendung dieses Instruments in Kombination mit den Maßnahmen, die im Rahmen des nach § 102 SAG vorzulegenden Restrukturierungsplans umgesetzt werden, über die Verwirklichung der Abwicklungsziele hinaus die finanzielle Solidität und Überlebensfähigkeit des betreffenden Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens wiederherstellen wird. Wendet die Abwicklungsbehörde das „Bailin“-Instrument an, so muss das Unternehmen einen Restrukturierungsplan erstellen.2 Gleichwohl hat das Instrument der Gläubigerbeteiligung die Umwandlung von berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten in Instrumente des harten Kernkapitals

1 2

Vgl. § 96 Abs. 1 Nr. 1 SAG. Vgl. IGL, ANDREAS; WARNECKE, SVEN (2018, Restrukturierungsplan).

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13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

oder zur Reduzierung des Nennwerts von berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten in den Fällen zum Ziel, in denen die Verbindlichkeiten übertragen werden auf ein Brückeninstitut zu dessen Kapitalisierung oder im Rahmen des Instruments der Unternehmensveräußerung oder des Instruments der Übertragung auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft.1 Bei den drei zuletzt genannten Instrumenten handelt es sich um Maßnahmen, bei denen Anteile, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Rechtsverhältnisse übertragen werden. Liegen die Abwicklungsvoraussetzungen gemäß § 62 SAG oder § 64 SAG vor, kann die Abwicklungsbehörde in der Abwicklungsanordnung festlegen, dass die von einem in Abwicklung befindlichen Institut oder gruppenangehörigen Unternehmen ausgegebenen Anteile oder ein Teil oder die Gesamtheit des Vermögens eines in Abwicklung befindlichen Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens einschließlich seiner Verbindlichkeiten auf einen Dritten (Instrument der Unternehmensveräußerung) oder ein Brückeninstitut (Instrument der Übertragung auf ein Brückeninstitut) übertragen werden.2 Ebenso kann ein Teil oder die Gesamtheit des Vermögens eines in Abwicklung befindlichen Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens einschließlich seiner Verbindlichkeiten auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft übertragen werden (Instrument der Übertragung auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft).3 Gemäß § 107 Abs. 2 SAG können Übertragungsgegenstände Anteile, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Rechtsverhältnisse sein. Bei einem Vorliegen der Abwicklungsvoraussetzungen können das Instrument der Unternehmensveräußerung, das Instrument der Übertragung auf ein Brückeninstitut und das Instrument der Übertragung auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft auch mehr als einmal ausgeübt werden.4 Bei der (beabsichtigten) Nutzung des Instruments der „Unternehmensveräußerung“ leitet die Abwicklungsbehörde rechtzeitig vor Erlass der Abwicklungsanordnung einen Vermarktungsprozess ein. Der Vermarktungsprozess bezieht sich auf die Übertragungsgegenstände, welche die Abwicklungsbehörde zu übertragen beabsichtigt. Die Abwicklungsbehörde kann einzelne oder mehrere Übertragungsgegenstände gemeinsam vermarkten und anschließend ohne Zustimmung der Anteilsinhaber auf einen Dritten übertragen. In der konkreten Ausgestaltung des Instruments der Unternehmensveräußerung kann die Abwicklungsbehörde einerseits Anteile des in Abwicklung befindlichen Instituts auf den übernehmenden Rechtsträger übertragen oder

1 2 3 4

Vgl. § 95 SAG. Vgl. § 107 Abs. 1 Nr. 1 SAG. Vgl. § 107 Abs. 1 Nr. 2 SAG. Vgl. § 108 SAG.

13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

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andererseits alle oder einen Teil der Vermögenswerte, Rechte und Verbindlichkeiten des Instituts an den Übernehmenden übertragen.1 Bei der Anwendung des Instruments „Übertragung auf ein Brückeninstitut“ ist die Behörde berechtigt, Anteile oder Vermögenswerte, Rechte und Verbindlichkeiten des in Abwicklung befindlichen Instituts auf ein Brückeninstitut zu übertragen. Gemäß § 128 Abs. 1 SAG kann ein Brückeninstitut nur ein Rechtsträger sein, dessen Anteile ganz oder teilweise von der Abwicklungsbehörde oder einer anderen öffentlichen Stelle gehalten werden, der von der Abwicklungsbehörde aufgrund gesellschaftsrechtlicher, vertraglicher oder hoheitlicher Einflussmöglichkeiten kontrolliert wird und der als Brückeninstitut gegründet wurde. Das Brückeninstitut ist mit dem Ziel zu betreiben, den Zugang zu kritischen Funktionen zu erhalten und innerhalb der gegebenenfalls verlängerten Frist (zunächst zwei Jahre) das Brückeninstitut oder seine Vermögenswerte, Rechte und Verbindlichkeiten unter angemessenen Bedingungen an einen oder mehrere private Erwerber zu veräußern.2 Dieses Abwicklungsinstrument unterstützt die Trennung eines Instituts in die systemrelevanten Teile und die nicht systemrelevanten Teile. Durch die Fortführung der kritischen Funktionen des abzuwickelnden Instituts sollen negative Auswirkungen und Ansteckungseffekte auf die Realwirtschaft vermieden werden. Gemäß § 132 Abs. 1 SAG kann die Abwicklungsbehörde das Instrument der „Übertragung auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft“ (umgangssprachlich auch: „Bad Bank“) nur anwenden, wenn eine Verwertung der betroffenen Übertragungsgegenstände im Rahmen eines Insolvenzverfahrens angesichts der Lage auf dem Markt negative Auswirkungen auf einen Finanzmarkt oder mehrere Finanzmärkte haben könnte. Eine Anwendung ist auch möglich, wenn die Übertragung erforderlich ist, um das ordnungsgemäße Funktionieren des in Abwicklung befindlichen Instituts oder des Brückeninstituts sicherzustellen, oder wenn die Übertragung erforderlich ist, um die entsprechenden Verwertungserlöse zu maximieren. Als Vermögensverwaltungsgesellschaft kann nur ein Rechtsträger zum Einsatz kommen, dessen Anteile entweder ganz oder teilweise von der Abwicklungsbehörde oder einer anderen öffentlichen Stelle gehalten werden, der von der Abwicklungsbehörde aufgrund gesellschaftsrechtlicher, vertraglicher oder hoheitlicher Einflussmöglichkeiten kontrolliert wird und der als Vermögensverwaltungsgesellschaft gegründet wurde.3 Eine Übertragung von Gegenständen auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft kann durch

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Vgl. §§ 126 und 127 SAG. Vgl. § 128 Abs. 3 SAG. Vgl. § 133 Abs. 1 SAG.

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13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

Rechtsgeschäft auch erfolgen, nachdem diese zunächst auf ein Brückeninstitut übertragen wurden.1 Folglich wird die Abwicklungsbehörde in die Lage versetzt, die Bilanz des in Abwicklung befindlichen Unternehmens oder des Brückeninstituts zu entlasten. Der Einsatz des Abwicklungsinstruments kann auch dazu dienen, die Verwertungserlöse der Übertragungsgegenstände zu maximieren. Gleichwohl verhindert die Vermögensverwaltungsgesellschaft, dass signifikante negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte durch die Verwertung aus einem Insolvenzverfahren des Restinstituts entstehen. Ein oder mehrere andere Abwicklungsinstrumente sind immer gleichzeitig mit dem Instrument der Übertragung auf eine Vermögensverwaltungsgesellschaft anzuwenden.

IV.

MREL

Die Minimum Requirements for Own Funds and Eligible Liabilities (MREL) steht für die Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten. Diese Instrumente der bilanziellen Passivseite sind für eine Verlustabsorption und eine Umwandlung in Eigenkapital im Rahmen des Abwicklungsinstruments der Gläubigerbeteiligung („Bail-in“) geeignet. Alle europäischen Institute müssen gemäß BRRD und SAG die damit in Verbindung stehende MREL-Quote gesetzlich seit dem 01.01.2015 einhalten. In enger Verbindung hierzu steht die Total Loss-Absorbing Capacity (TLAC), die eine einheitliche Mindestquote für die Verlustabsorptionsfähigkeit von ausschließlich global systemrelevanten Instituten darstellt und vom Finanzstabilitätsrat FSB eingeführt worden ist. Der Bestand an TLAC-Instrumenten setzt sich zusammen aus den aufsichtlichen Eigenmitteln und Verbindlichkeiten mit besonderer Eignung für die Umwandlung in Eigenkapital. Die Anforderungen an TLAC sind seit dem 01.01.2019 in Kraft.2 Anfängliche Inkonsistenzen zwischen MREL und TLAC sind im Rahmen des Bankenpakets (und der damit einhergehenden Veröffentlichung von CRR II, CRD V, BRRD II, SRM-VO II im Sommer 2019) weitestgehend beseitigt worden.3 Gemäß § 91 Abs. 1 SAG ist das Instrument der Gläubigerbeteiligung grundsätzlich auf alle Verbindlichkeiten eines Instituts oder eines gruppenangehörigen Unternehmens anzuwenden, die weder gemäß § 91 Abs. 2 SAG vom Anwendungsbereich des Instruments der Gläubigerbeteiligung ausgenommen noch relevante Kapitalinstrumente sind. Diese werden auch als berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten bezeichnet. Die Anforderungen, ein Instrument als berücksichtigungsfähige Verbindlichkeit zu qualifizieren, sind weiter gefasst als die MREL-Anforderungen, somit sind 1 2 3

Vgl. § 133 Abs. 4 SAG. Vgl. WALLENBORN, INGO (2015, Bankenabwicklung). Zur MREL-Anforderung und zur TLAC-Anforderung vgl. auch das 6. Kapitel Teil E.

13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

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die berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten mengenmäßig weitaus größer als MREL-fähige Verbindlichkeiten. Folgende (ausgewählte) Verbindlichkeiten sind vom Anwendungsbereich des Instruments der Gläubigerbeteiligung ausgenommen und stellen somit keine berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten dar: – gedeckte Einlagen bis zur Höhe des Deckungsniveaus gemäß § 8 EinSiG, – besicherte Verbindlichkeiten einschließlich Verbindlichkeiten aus gedeckten Schuldverschreibungen, – Verbindlichkeiten aus der Verwahrung von Kundenvermögen oder Kundengeldern durch das Institut oder das gruppenangehörige Unternehmen, sofern dem betreffenden Kunden in einem Insolvenzverfahren über das Vermögen des Instituts in Bezug auf das verwaltete Vermögen oder die verwalteten Gelder ein Aussonderungs- oder Absonderungsrecht zusteht, – Verbindlichkeiten aus einem Treuhandverhältnis zwischen dem Institut oder dem gruppenangehörigen Unternehmen als Treuhänder und einer anderen Person als Treugeber, sofern dem Treugeber in Bezug auf das Treugut in einem Insolvenzverfahren ein Aussonderungsrecht zustehen würde, – Verbindlichkeiten gegenüber anderen Instituten, die nicht der Gruppe des in Abwicklung befindlichen Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens angehören, mit einer Ursprungslaufzeit von weniger als sieben Tagen, – Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von weniger als sieben Tagen gegenüber Zahlungssystemen, Wertpapierliefer- und -abrechnungssystemen oder den Betreibern oder anderen Teilnehmern an solchen Systemen, wenn diese Verbindlichkeiten aus einer Teilnahme an dem System resultieren, – Verbindlichkeiten gegenüber Beschäftigten aufgrund ausstehender Gehaltsforderungen, Rentenleistungen oder anderer fester Vergütungen mit Ausnahme von variablen Vergütungsbestandteilen, – Verbindlichkeiten gegenüber Geschäfts- oder Handelsgläubigern aufgrund von Lieferungen und Leistungen, die für den laufenden Geschäftsbetrieb des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens von wesentlicher Bedeutung sind, – Verbindlichkeiten gegenüber Einlagensicherungssystemen aufgrund von Beitragspflichten. Gemäß § 96 Abs. 1 SAG legt die Abwicklungsbehörde vor der Anwendung des Instruments der Beteiligung der Inhaber relevanter Kapitalinstrumente oder des Instruments der Gläubigerbeteiligung auf Grundlage der gemäß § 69 SAG vorgenommenen Bewertung verschiedene Beträge fest. Zunächst ist der Gesamtbetrag der relevanten Kapitalinstrumente oder berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens zu bestimmen, die herabzuschreiben

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13. Kapitel Teil D: Umsetzung der behördlichen Abwicklung

sind, um sicherzustellen, dass der Nettovermögenswert des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens gleich null ist, oder um im Fall eines drohenden Verlusts sicherzustellen, dass der Nettovermögenswert null nicht unterschreitet.1 Ebenso bestimmen die Abwicklungsbehörden den Gesamtbetrag der relevanten Kapitalinstrumente oder berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten des Instituts oder des gruppenangehörigen Unternehmens, die in Anteile oder andere Instrumente des harten Kernkapitals am Institut oder am gruppenangehörigen Unternehmen umzuwandeln sind, um die erforderliche Quote für das harte Kernkapital des Instituts oder gruppenangehörigen Unternehmens wiederherzustellen oder die erforderliche Quote für das harte Kernkapital des Brückeninstituts zu erreichen.2 Die beiden Positionen werden auch als Verlustabsorptionsbetrag und Rekapitalisierungsbetrag bezeichnet. Die Herabschreibung und Umwandlung erfolgt hierbei nach einer gesetzlich festgelegten „Haftungskaskade“. Anteile, andere Instrumente des harten Kernkapitals, relevante Kapitalinstrumente und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten werden gemäß § 97 Abs. 1 SAG in folgender Reihenfolge herangezogen: 1. Anteile und andere Instrumente des harten Kernkapitals, 2. Instrumente des zusätzlichen Kernkapitals, 3. Instrumente des Ergänzungskapitals, 4. berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten. Gemäß der Haftungskaskade wird eine Kategorie erst herangezogen, wenn durch Maßnahmen der Abwicklungsbehörde in der jeweils vorhergehenden Kategorie der festgelegte Betrag nicht erreicht wurde. Bei der Anwendung des Instruments der Beteiligung der Inhaber relevanter Kapitalinstrumente oder des Instruments der Gläubigerbeteiligung weist die Abwicklungsbehörde gemäß § 97 Abs. 2 SAG die Verluste unter Beachtung der Haftungskaskade gleichmäßig den Anteilen oder anderen Instrumenten des harten Kernkapitals, des zusätzlichen Kernkapitals oder des Ergänzungskapitals sowie den berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten gleichen Ranges zu. Hierbei wird der Nennwert dieser Anteile und der Nennwert oder der noch ausstehende Restbetrag dieser anderen Kapitalinstrumente oder dieser berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten im gleichen Umfang proportional zu ihrem Nennwert herabgeschrieben oder sie werden im gleichen Umfang proportional zu ihrem Nennwert umgewandelt. Innerhalb der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten gilt die Rangreihung aus dem regulären (nationalen) Insolvenzverfahren.

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Vgl. § 96 Abs. 1 Nr. 1 SAG. Vgl. § 96 Abs. 1 Nr. 2 SAG.

13. Kapitel Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements

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13. Kapitel: Krisenmanagement in Kreditinstituten Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements von Prof. Dr. Andreas Igl, Beratzhausen und Sven Warnecke, Frankfurt am Main I.

Aktuelle Erwartungen im SRM an Kreditinstitute

Das SRB hat im April 2020 für Zwecke der Abwicklungsplanung das Dokument „Expectations for Banks“ veröffentlicht.1 Diese „Erwartungshaltung“ des SRB beschreibt die notwendigen Fähigkeiten in den Kreditinstituten, um eine Abwicklung erfolgreich umzusetzen. Es beinhaltet bewährte Verfahren und setzt Maßstäbe für die Bewertung der Abwicklungsfähigkeit. Es gibt dem Markt auch Klarheit über die Maßnahmen, die der SRB von den Banken erwartet, um die Abwicklungsfähigkeit zu demonstrieren. Die „Erwartungen an Banken“ werden schrittweise eingeführt. Es wird erwartet, dass die Banken ihre Fähigkeiten bis Ende 2023 in allen Aspekten ausgebaut haben. Bei Bedarf und auf bilateraler Basis vereinbaren der SRB und die Banken alternative Vorgehensweisen. Die Erwartungen sind dabei institutsindividuell auf jede einzelne Bank und ihre Abwicklungsstrategie zugeschnitten und ermöglichen Flexibilität und Verhältnismäßigkeit. Neben den Expectations for Banks wurden im Jahr 2020 mehrere weitere „Operational Guidances“ des SRB veröffentlicht. Diese konkretisieren auf einer weiteren Detailebene die Erwartungshaltung des SRB bzgl. verschiedener Themengebiete. Hierbei sind folgende Operational Guidances zu nennen: – SRB Operational Guidance for Operational Continuity in Resolution2, – SRB Operational Guidance for FMI Contingency Plans3, – SRB Operational Guidance on Bail-in Playbooks4. Darüber hinausgehend ist das Valuation Data Set zu nennen, welches detaillierte Informationen und Anforderungen an eine Bewertung im Rahmen der Abwicklung enthält.5

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Vgl. SRB (2020, Expectations). Vgl. SRB (2020, Continuity). Vgl. SRB (2020, FMI). Vgl. SRB (2020, Bail-in). Vgl. SRB (2020, Valuation).

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13. Kapitel Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements

Die Zusammenarbeit zwischen zuständigen Behörden und Instituten ist entscheidend für die Abwicklungsfähigkeit. Gemäß Art. 8 Abs. 8 SRM-VO kann der SRB von den Banken verlangen, dass sie ihn bei der Ausarbeitung und Aktualisierung von Abwicklungsplänen unterstützen. Die Bereitstellung von Informationen für die Abwicklungsplanung und das Krisenmanagement ist ein wichtiger Aspekt. Bei der Ausarbeitung und Aktualisierung von Abwicklungsplänen bewertet der SRB, inwieweit Banken abwicklungsfähig sind und konzentriert sich auf etwaige Hindernisse für die Abwicklungsfähigkeit. In diesem Dokument werden die Erwartungen des SRB an Banken in der Phase der Abwicklungsplanung dargelegt, um zu zeigen, dass sie abwicklungsfähig und auf das Krisenmanagement vorbereitet sind. Das Dokument „Erwartungen für Banken“ enthält eine Anleitung zu den Maßnahmen, die Banken voraussichtlich ergreifen müssen, um ein angemessenes Maß an Abwicklungsfähigkeit sicherzustellen.1 Die „Erwartungen für Banken“ sind nach insgesamt sieben Elementen strukturiert, um die Abwicklungsfähigkeit zu bewerten: – Governance, – Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungskapazität, – Liquidität und Refinanzierung in der Abwicklung, – Betriebskontinuität und Zugang zu FMI-Diensten (Financial Market Infrastructure), – Informationssysteme und Datenanforderungen, – Kommunikation, – Separierbarkeit und Restrukturierung. Diese Dimensionen bauen auf Zielen, Prinzipien und Erwartungen auf. Die Ziele (die erste Schicht) beschreiben einen stabilen Zustand und die Schritte, die Banken im Prinzip unternehmen müssen, um abwicklungsfähig zu werden. Jedes Ziel legt Grundsätze fest, die sich aus dem Rechtsrahmen ableiten (zweite Schicht), was in der Praxis durch eine Reihe von Erwartungen und Marktstandards (dritte Schicht) belegt werden kann.2 Die Erwartungen richten sich grundsätzlich an SIs, für die kein reguläres Insolvenzverfahren möglich ist. Für LSIs wird ein ähnliches, wenn auch stark reduziertes Dokument durch die BaFin bei Bedarf an einzelne Institute versendet.

1 2

Vgl. SRB (2020, Expectations). Vgl. SRB (2020, Expectations).

13. Kapitel Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements

II.

679

Abgrenzung der behördlichen Abwicklung zum frühzeitigen Eingreifen der Aufsichtsbehörden

Ergänzend zur Vorbereitung mittels Sanierungs- und Abwicklungsplänen (Titel II) und zu den Vorgaben zur Abwicklung von Kreditinstituten (Titel IV) umfasst die BRRD im Titel III auch zusätzliche Vorgaben zum frühzeitigen Eingreifen der Aufsichtsbehörden.1 Diese Anforderungen werden mittels der §§ 36 bis 39 SAG in nationales Recht überführt. Gemäß § 36 Abs. 1 SAG kann die Aufsichtsbehörde gegenüber dem Institut Maßnahmen anordnen, die geeignet und erforderlich sind, um die signifikant verschlechterte wirtschaftliche Situation des Instituts zu verbessern. Diese Befugnis gilt ungeachtet von anderen behördlichen Eingriffsmöglichkeiten aus dem Kreditwesengesetz. Die Anordnung durch die Aufsichtsbehörde setzt jedoch voraus, dass sich die Finanzlage eines Instituts signifikant verschlechtert. Dies kann sich insbesondere aufgrund seiner Liquiditätssituation, aufgrund seiner Fremdkapitalquote (Verschuldung) oder aufgrund von Kreditausfällen oder Klumpenrisiken ergeben. Zugleich muss das Institut gegen die Anforderungen aus der CRR, aus dem KWG oder gegen spezifische Vorgaben aus der MiFiD II verstoßen. Neben diesem realisierten Tatbestand kann die Aufsichtsbehörde auch gegenüber dem Institut Maßnahmen anordnen, wenn nach einer Bewertung der maßgeblichen Umstände in naher Zukunft eine Verschlechterung seiner Finanzlage droht. Hierbei zählt insbesondere auch eine Unterschreitung der Eigenmittelanforderungen des Instituts zuzüglich 1,5 Prozentpunkten (in der Bankenpraxis oftmals als „SAG-Puffer“ bezeichnet). Die Aufsichtsbehörden können in diesem Zusammenhang insbesondere folgende Maßnahmen von der Geschäftsleitung des Instituts verlangen: – Aktualisierung des Sanierungsplans, – Umsetzung von einer oder mehrerer Handlungsoptionen aus dem Sanierungsplan, – Erstellung eines Plans zur Überwindung bestehender Probleme samt Zeitplan auf Basis einer eigenen Analyse, – Erstellung eines Plans zur Verhandlung einer Umschuldung mit Gläubigern, – Veränderung der Geschäftsstrategie sowie der rechtlichen und operativen Strukturen, – Gewährung von Zugang zu allen Informationen für die Aufsichts- und Abwicklungsbehörden in Bezug auf Planung und Vorbereitung von Abwicklungsmaßnahmen einschließlich notwendiger Bewertungen von Vermögensgegenständen, – Einberufung einer Versammlung der Anteilsinhaber.

1

Vgl. Art. 27–30 BRRD.

680

13. Kapitel Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements

Zudem kann die Aufsichtsbehörde vom Institut verlangen, dass Mitglieder der Geschäftsleitung und des Aufsichts- oder Verwaltungsorgans des Instituts abberufen werden. Voraussetzung für diese Anordnung ist, dass diese Personen der Leitungsebene für die Erfüllung ihrer Aufgaben nicht geeignet sind. Jede Anordnung einer derartigen aufsichtlichen Maßnahme ist unverzüglich den zuständigen Abwicklungsbehörden mitzuteilen.1 Gemäß § 37 SAG kann auch die Aufsichtsbehörde eigenständig gegenüber dem Institut die Abberufung einzelner oder aller Geschäftsleiter oder Mitglieder des Aufsichts- oder Verwaltungsorgans anordnen, sollten die Maßnahmen nach § 36 SAG nicht ausreichend sein. Gleichzeitig kann die Aufsichtsbehörde gemäß § 38 SAG einen Verwalter für das Institut bestellen, der vorübergehend entweder die Geschäftsleitung und das Aufsichts- oder Verwaltungsorgan des Instituts ablöst oder mit ihnen zusammenarbeitet. Dieser wird auch als vorläufiger Verwalter bezeichnet. Weiterführende Vorgaben zur Koordinierung der Frühinterventionsmaßnahmen in Institutsgruppen finden sich in § 39 SAG. Frühinterventionsmaßnahmen sind somit nur dann anwendbar, wenn ein Institut gegen gesetzliche Vorschriften verstößt oder in naher Zukunft verstoßen könnte. Das frühzeitige Eingreifen der Aufsichtsbehörden ist somit zwischen dem „Sanierungszustand“ eines Instituts und einem Zustand der Insolvenz bzw. der Abwicklung einzuordnen. Auch im Rahmen einer Sanierung sind die Geschäftsleiter gemäß § 25 KWG für die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation des Instituts verantwortlich. Die Vorstände haben die erforderlichen Maßnahmen für die Ausarbeitung der entsprechenden institutsinternen Vorgaben zu ergreifen, sofern nicht das Verwaltungsoder Aufsichtsorgan entscheidet. Die Aufsichtsbehörde nimmt in diesem Institutszustand eine überwachende und bewertende Rolle ein, die eher passiver Natur ist. Im Gegensatz dazu nimmt die Aufsichtsbehörde beim frühzeitigen Eingreifen eine aktive Rolle ein, da sie dem Institut verschiedene Maßnahmen anordnet. Bei der Abwicklung eines Instituts bzw. im Rahmen eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens unterstützt die Aufsicht als Experte die Abwicklungsbehörde bzw. den Insolvenzverwalter bei deren Tätigkeiten. Die für die Abwicklung zuständigen Behörden nehmen sowohl im „Sanierungszustand“ eines Instituts als auch beim frühzeitigen Eingreifen durch die Aufsichtsbehörden eine in der Außenwirkung eher passive Rolle ein. Selbstverständlich nehmen die Vorbereitungstätigkeiten für eine drohende Abwicklung bzw. ein Insolvenzverfahren mit zunehmender Schieflage des Instituts zu. Ebenso intensiviert sich der Austausch zwischen der Abwicklungsbehörde mit den zuständigen Aufsichtsbehörden. Eine gestaltende Rolle ist jedoch primär erst mit der Klassifizierung des Instituts als „Failing or likely to fail“ vorgesehen. Auf Basis der institutsspezifischen Abwicklungspläne 1

Vgl. Art. 36 Abs. 2 SAG.

13. Kapitel Teil E: Operative Durchführung des Krisenmanagements

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entscheidet die zuständige Abwicklungsbehörde anschließend, ob Abwicklungsmaßnahmen angeordnet werden oder ob das Kreditinstitut im Rahmen eines Insolvenzverfahrens liquidiert wird. Es sei angemerkt, dass ein Institut auch als „Failing or likely to fail“ klassifiziert werden kann, wenn es sich vorher nicht in einem eigenständig initiierten „Sanierungszustand“ befunden hat oder von den Aufsichtsbehörden durch frühzeitiges Eingreifen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation angeordnet worden sind.

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Verzeichnis der Rechtsquellen

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Verzeichnis der Rechtsquellen Aktiengesetz (AktG) vom 6. September 1965 (BGBl. I, Nr. 48 vom 11.09.1965, S. 1089–1184), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 6 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1051–1052). Anlegerentschädigungsgesetz (AnlEntG) vom 16. Juli 1998 (BGBl. I, Nr. 45 vom 22.07.1998, S. 1842–1849), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 11 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1054–1055). Anzeigenverordnung (AnzV) vom 19. Dezember 2006 (BGBl. I, Nr. 63 vom 22.12.2006, S. 3245–3266), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 16. Oktober 2018 (BGBl. I, Nr. 36 vom 29.10.2018, S. 1725–1757). Delegierte Verordnung (EU) 2015/61 (DelVO (EU) 2015/61) der Kommission vom 10. Oktober 2014 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf die Liquiditätsdeckungsanforderung an Kreditinstitute (ABl. der EU, L 11 vom 17.01.2015, S. 1–36), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2018/1620 der Kommission vom 13. Juli 2018 zur Änderung der Delegierten Verordnung (EU) 2015/61 der Kommission zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf die Liquiditätsdeckungsanforderung an Kreditinstitute (ABl. der EU, L 271 vom 30.10.2018, S. 10–24). Delegierte Verordnung (EU) 2015/63 (DelVO (EU) 2015/63) der Kommission vom 21. Oktober 2014 zur Ergänzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf im Voraus erhobene Beiträge zu Abwicklungsfinanzierungsmechanismen (ABl. der EU, L 11 vom 17.01.2015, S. 44–64), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2016/1434 der Kommission vom 14. Dezember 2015 zur Berichtigung der Delegierten Verordnung (EU) 2015/63 zur Ergänzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf im Voraus erhobene Beiträge zu Abwicklungsfinanzierungsmechanismen (ABl. der EU, L 233 vom 30.08.2016, S. 1–3). Delegierte Verordnung (EU) 2016/101 (DelVO (EU) 2016/101) der Kommission vom 26. Oktober 2015 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf technische Regulierungsstandards für die vorsichtige Bewertung nach Artikel 105 Absatz 14 (ABl. der EU, L 21 vom 28.01.2016, S. 54–65), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2020/866 der Kommission vom 28. Mai 2020 zur Änderung der Delegierten Verordnung (EU) 2016/101 der Kommission zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf technische

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Verzeichnis der Rechtsquellen

Regulierungsstandards für die vorsichtige Bewertung nach Artikel 105 Absatz 14 (ABl. der EU, L 201 vom 25.06.2020, S. 1–3). Delegierte Verordnung (EU) 2016/1075 (DelVO (EU) 2016/1075) der Kommission vom 23. März 2016 zur Ergänzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates durch technische Regulierungsstandards, in denen der Inhalt von Sanierungsplänen, Abwicklungsplänen und Gruppenabwicklungsplänen, die Mindestkriterien, anhand deren die zuständige Behörde Sanierungs- und Gruppensanierungspläne zu bewerten hat, die Voraussetzungen für gruppeninterne finanzielle Unterstützung, die Anforderungen an die Unabhängigkeit der Bewerter, die vertragliche Anerkennung von Herabschreibungs- und Umwandlungsbefugnissen, die Verfahren und Inhalte von Mitteilungen und Aussetzungsbekanntmachungen und die konkrete Arbeitsweise der Abwicklungskollegien festgelegt wird (ABl. der EU, L 184 vom 08.07.2016, S. 1–71). Delegierte Verordnung (EU) 2018/171 (DelVO (EU) 2018/171) der Kommission vom 19. Oktober 2017 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates durch technische Regulierungsstandards bezüglich der Erheblichkeitsschwelle für überfällige Verbindlichkeiten (ABl. der EU, L 32 vom 06.02.2018, S. 1–5). Delegierte Verordnung (EU) Nr. 1222/2014 (DelVO (EU) Nr. 1222/2014) der Kommission vom 8. Oktober 2014 zur Ergänzung der Richtlinie 2013/36/EU des Europäischen Parlaments und des Rates durch technische Regulierungsstandards zur Festlegung der Methode zur Bestimmung global systemrelevanter Institute und zur Festlegung der Teilkategorien global systemrelevanter Institute (Abl. der EU, L 330 vom 15.11.2014, S. 27–32), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2016/1608 der Kommission vom 17. Mai 2016 zur Änderung der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 1222/2014 durch technische Regulierungsstandards zur Festlegung der Methode zur Bestimmung global systemrelevanter Institute und zur Festlegung der Teilkategorien global systemrelevanter Institute (ABl. der EU, L 240 vom 08.09.2016, S. 1–3). Delegierte Verordnung (EU) Nr. 183/2014 (DelVO (EU) Nr. 183/2014) der Kommission vom 20. Dezember 2013 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates über Aufsichtsanforderungen an Kreditinstitute und Wertpapierfirmen durch technische Regulierungsstandards zur Festlegung der Berechnung der spezifischen und allgemeinen Kreditrisikoanpassungen (ABl. der EU, L 57 vom 27.02.2014, S. 3–6). Delegierte Verordnung (EU) Nr. 231/2013 (DelVO (EU) Nr. 231/2013) der Kommission vom 19. Dezember 2012 zur Ergänzung der Richtlinie 2011/61/EU des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf Ausnahmen, die Bedingungen

Verzeichnis der Rechtsquellen

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für die Ausübung der Tätigkeit, Verwahrstellen, Hebelfinanzierung, Transparenz und Beaufsichtigung (ABl. der EU, L 83 vom 22.03.2013, S. 1–95), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2018/1618 der Kommission vom 12. Juli 2018 zur Änderung der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 231/2013 in Bezug auf die Verwahrpflichten von Verwahrstellen (ABl. der EU, L 271 vom 30.10.2018, S. 1–5). Delegierte Verordnung (EU) Nr. 241/2014 (DelVO (EU) Nr. 241/2014) der Kommission vom 7. Januar 2014 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf technische Regulierungsstandards für die Eigenmittelanforderungen an Institute (ABl. der EU, L 74 vom 14.03.2014, S. 8–26), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2020/2176 der Kommission vom 12. November 2020 zur Änderung der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 241/2014 im Hinblick auf den Abzug von Software-Vermögenswerten von den Posten des harten Kernkapitals (ABl. der EU, L 433 vom 22.12.2020, S. 27–29). Delegierte Verordnung (EU) Nr. 523/2014 (DelVO (EU) Nr. 523/2014) der Kommission vom 12. März 2014 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates durch technische Regulierungsstandards, in denen festgelegt wird, was eine enge Übereinstimmung zwischen dem Wert der gedeckten Schuldverschreibungen und dem Wert der Aktiva eines Instituts darstellt (ABl. der EU, L 148 vom 20.05.2014, S. 4–5). Delegierte Verordnung (EU) Nr. 529/2014 (DelVO (EU) Nr. 529/2014) der Kommission vom 12. März 2014 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates durch technische Regulierungsstandards für die Beurteilung der Wesentlichkeit von Erweiterungen und Änderungen des auf internen Beurteilungen basierenden Ansatzes und des fortgeschrittenen Messansatzes (ABl. der EU, L 148 vom 20.05.2014, S. 36–49), zuletzt geändert durch Art. 1 der Delegierten Verordnung (EU) 2015/942 der Kommission vom 4. März 2015 zur Änderung der delegierten Verordnung (EU) Nr. 529/2014 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates durch technische Regulierungsstandards, in denen festgelegt wird, wie bei der Berechnung der Eigenmittelanforderungen für das Marktrisiko die Wesentlichkeit von Erweiterungen und Änderungen interner Ansätze zu beurteilen ist (ABl. der EU, L 154 vom 19.06.2015, S. 1–7). Durchführungsverordnung (EU) 2015/81 (DVO (EU) 2015/81) des Rates vom 19. Dezember 2014 zur Festlegung einheitlicher Modalitäten für die Anwendung der Verordnung (EU) Nr. 806/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf im Voraus erhobene Beiträge zum einheitlichen Abwicklungsfonds (ABl. der EU, L 15 vom 22.01.2015, S. 1–7).

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Verzeichnis der Rechtsquellen

Durchführungsverordnung (EU) 2021/451 (DVO (EU) 2021/451) der Kommission vom 17. Dezember 2020 zur Festlegung technischer Durchführungsstandards für die Anwendung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates auf die aufsichtlichen Meldungen der Institute und zur Aufhebung der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 680/2014 (ABl. der EU, L 97 vom 19.03.2021, S. 1–1955). Einlagensicherungsgesetz (EinSiG) vom 28. Mai 2015 (BGBl. I, Nr. 21 vom 05.06.2015, S. 786–812), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 15 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1058). Empfehlung 2003/361/EG der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (ABl. der EU, L 124 vom 20.05.2003, S. 36–41. Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Genossenschaftsgesetz – GenG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. Oktober 2006 (BGBl. I, Nr. 47 vom 20.10.2006, S. 2230–2259), zuletzt geändert durch Artikel 17 des Gesetzes vom 22. Dezember 2020 (BGBl. I, Nr. 66 vom 29.12.2020, S. 3256– 3298). Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHG) in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 4123-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 16 des Gesetzes vom 22. Dezember 2020 (BGBl. I, Nr. 66 vom 29.12.2020, S. 3256–3298). Gesetz über Bausparkassen (Bausparkassengesetz – BauSparkG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. Februar 1991 (BGBl. I, Nr. 12 vom 28.02.1991, S. 454– 460), zuletzt geändert durch Artikel 11 des Gesetzes vom 25. März 2019 (BGBl. I, Nr. 9 vom 28.03.2019, S. 357–363). Gesetz über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz – KWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. September 1998 (BGBl. I, Nr. 62 vom 17.09.1998, S. 2776– 2819), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1038–1043). Gesetz über den Wertpapierhandel (Wertpapierhandelsgesetz –WpHG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. September 1998 (BGBl. I, Nr. 62 vom 17.09.1998, S. 2708–2725), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 4 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1050–1051). Gesetz über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetz – FinDAG) vom 22. April 2002 (BGBl. I, Nr. 25 vom 25.04.2002, S. 1310–1315), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 13 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1055–1057).

Verzeichnis der Rechtsquellen

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Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWiG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. Februar 1987 (BGBl. I, Nr. 15 vom 25.02.1987, S. 602–629), zuletzt geändert durch Artikel 185 der Verordnung vom 19. Juni 2020 (BGBl. I, Nr. 29 vom 26.06.2020, S. 1328–1370). Gesetz zur Anpassung des nationalen Bankenabwicklungsrechts (Abwicklungsmechanismusgesetz – AbwMechG) an den Einheitlichen Abwicklungsmechanismus und die europäischen Vorgaben zur Bankenabgabe vom 2. November 2015 (BGBl. I, Nr. 43 vom 05.11.2015, S. 1864–1887). Gesetz zur Errichtung eines Restrukturierungsfonds für Kreditinstitute (Restrukturierungsfondsgesetz – RStruktFG) vom 9. Dezember 2010 (BGBl. I, Nr. 63 vom 14.12.2010, S. 1921–1925), zuletzt geändert durch durch Artikel 7 Absatz 10 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1053–1054). Gesetz zur Reduzierung von Risiken und zur Stärkung der Proportionalität im Bankensektor (Risikoreduzierungsgesetz – RiG) vom 9. Dezember 2020 (BGBl. I, Nr. 61 vom 14.12.2020, S. 2773–2854). Gesetz zur Sanierung und Abwicklung von Instituten und Finanzgruppen (Sanierungs- und Abwicklungsgesetz – SAG) vom 10. Dezember 2014 (BGBl. I, Nr. 59 vom 18.12.2014, S. 2091–2165), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1043–1044). Gesetz zur Überwachung der Finanzstabilität (Finanzstabilitätsgesetz – FinStabG) vom 28. November 2012 (BGBl. I, Nr. 56 vom 03.12.2012, S. 2369–2371), zuletzt geändert durch Artikel 4 Absatz 9 des Gesetzes vom 10. Juli 2020 (BGBl. I, Nr. 35 vom 16.07.2020, S. 1633–1636). Gesetz zur Umsetzung der neu gefassten Bankenrichtlinie und der neu gefassten Kapitaladäquanzrichtlinie vom 17. November 2006 (BGBl I, Nr. 53 vom 22.11.2006, S. 2606–2637). Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2013/36/EU (CRD IV-Umsetzungsgesetz) vom 28. August 2013 über den Zugang zur Tätigkeit von Kreditinstituten und die Beaufsichtigung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen und zur Anpassung des Aufsichtsrechts an die Verordnung (EU) Nr. 575/2013 über Aufsichtsanforderungen an Kreditinstitute und Wertpapierfirmen (BGBl. I, Nr. 53 vom 03.09.2013, S. 3395– 3457). Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU (BRRD-Umsetzungsgesetz) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinie 82/891/EWG des Rates, der Richtlinien 2001/24/EG, 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2005/56/EG, 2007/36/EG, 2011/35/EU, 2012/30/EU und

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Verzeichnis der Rechtsquellen

2013/36/EU sowie der Verordnungen (EU) Nr. 1093/2010 und (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates (BGBl. I, Nr. 59 vom 18.12.2014, S. 2091– 2186). Handelsgesetzbuch (HGB) in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 4100-1, veröffentlichten bereinigten Fassung vom 10. Mai 1897, zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 2 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1049). Insolvenzordnung (InsO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Oktober 1994 (BGBl. I, Nr. 70 vom 18.10.1994, S. 2866–2910), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 22. Dezember 2020 (BGBl. I, Nr. 67 vom 30.12.2020, S. 3328–3333). Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) vom 4. Juli 2013 (BGBl. I, Nr. 35 vom 10.07.2013, S. 1981–2148), zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1044–1045). Pfandbriefgesetz (PfandBG) vom 22. Mai 2005 (BGBl. I, Nr. 29 vom 27.05.2005, S. 1373–1393), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 30 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1060). Richtlinie (EU) 2015/2366 (PSD 2) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über Zahlungsdienste im Binnenmarkt, zur Änderung der Richtlinien 2002/65/EG, 2009/110/EG und 2013/36/EU und der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 sowie zur Aufhebung der Richtlinie 2007/64/EG (ABl. der EU, L 337 vom 23.12.2015, S. 35–127). Richtlinie (EU) 2015/849 (AMLD) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2015 zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung, zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Richtlinie 2005/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates und der Richtlinie 2006/70/EG der Kommission (ABl. der EU, L 141 vom 05.06.2015, S. 73–117). Richtlinie (EU) 2019/2034 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 über die Beaufsichtigung von Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinien 2002/87/EG, 2009/65/EG, 2011/61/EU, 2013/36/EU, 2014/59/EU und 2014/65/EU (ABl. der EU, L 314 vom 05.12.2019, S. 64–114). Richtlinie (EU) 2019/878 (CRD V) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Richtlinie 2013/36/EU im Hinblick auf von der Anwendung ausgenommene Unternehmen, Finanzholdinggesellschaften, gemischte Finanzholdinggesellschaften, Vergütung, Aufsichtsmaßnahmen und -befugnisse und Kapitalerhaltungsmaßnahmen (ABl. der EU, L 150 vom 07.06.2019, S. 253–295).

Verzeichnis der Rechtsquellen

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Richtlinie (EU) 2019/879 (BRRD II) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Richtlinie 2014/59/EU in Bezug auf die Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungskapazität von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen und der Richtlinie 98/26/EG (ABl. der EU, L 150 vom 07.06.2019, S. 296– 344). Richtlinie 2002/87/EG (Konglomeratsrichtlinie) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 über die zusätzliche Beaufsichtigung der Kreditinstitute, Versicherungsunternehmen und Wertpapierfirmen eines Finanzkonglomerats und zur Änderung der Richtlinien 73/239/EWG, 79/267/EWG, 92/49/EWG, 92/96/EWG, 93/6/EWG und 93/22/EWG des Rates und der Richtlinien 98/78/EG und 2000/12/EG des Europäischen Parlaments und des Rates (ABl. der EU, L 35 vom 11.02.2003, S. 1–27), zuletzt geändert durch Richtlinie 2013/36/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 über den Zugang zur Tätigkeit von Kreditinstituten und die Beaufsichtigung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen, zur Änderung der Richtlinie 2002/87/EG und zur Aufhebung der Richtlinien 2006/48/EG und 2006/49/EG (ABl. der EU, L 176 vom 27.06.2013, S. 338–436). Richtlinie 2004/39/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. April 2004 über Märkte für Finanzinstrumente, zur Änderung der Richtlinien 85/611/EWG und 93/6/EWG des Rates und der Richtlinie 2000/12/EG des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Richtlinie 93/22/EWG des Rates (ABl. der EU, L 145 vom 30.04.2004, S. 1–44). Richtlinie 2006/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 über die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit der Kreditinstitute (Neufassung) (ABl. der EU, L 177 vom 30.06.2006, S. 1–200). Richtlinie 2006/49/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Wertpapierfirmen und Kreditinstituten (Neufassung) (ABl. der EU, L 177 vom 30.06.2006, S. 201–255). Richtlinie 2009/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2009 zur Änderung der Richtlinie 94/19/EG über Einlagensicherungssysteme im Hinblick auf die Deckungssumme und die Auszahlungsfrist ABl. der EU, L 68 vom 13.03.2009, S. 3–7). Richtlinie 2009/65/EG (OGAW-Richtlinie) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juli 2009 zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) (ABl. der EU, L 302 vom 17.11.2009, S. 32–96), zuletzt geändert durch Richtlinie (EU) 2019/2162 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 über die Emission gedeckter Schuldverschreibungen und die öffentliche

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Verzeichnis der Rechtsquellen

Aufsicht über gedeckte Schuldverschreibungen und zur Änderung der Richtlinien 2009/65/EG und 2014/59/EU (ABl. der EU, L 328 vom 18.12.2019, S. 29–57). Richtlinie 2011/61/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 8. Juni 2011 über die Verwalter alternativer Investmentfonds und zur Änderung der Richtlinien 2003/41/EG und 2009/65/EG und der Verordnungen (EG) 1060/2009 und (EU) Nr. 1095/2010 (ABl. der EU, L 174 vom 01.07.2011, S. 1–73), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2017/2402 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2017 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für Verbriefungen und zur Schaffung eines spezifischen Rahmens für einfache, transparente und standardisierte Verbriefung und zur Änderung der Richtlinien 2009/65/EG, 2009/138/EG, 2011/61/EU und der Verordnungen (EG) Nr. 1060/2009 und (EU) Nr. 648/2012 (ABl. der EU, L 347 vom 28.12.2017, S. 35–80). Richtlinie 2013/36/EU (CRD IV) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 über den Zugang zur Tätigkeit von Kreditinstituten und die Beaufsichtigung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen, zur Änderung der Richtlinie 2002/87/EG und zur Aufhebung der Richtlinien 2006/48/EG und 2006/49/EG (ABl. der EU, L 176 vom 27.06.2013, S. 338–436), zuletzt geändert durch Richtlinie (EU) 2019/878 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Richtlinie 2013/36/EU im Hinblick auf von der Anwendung ausgenommene Unternehmen, Finanzholdinggesellschaften, gemischte Finanzholdinggesellschaften, Vergütung, Aufsichtsmaßnahmen und -befugnisse und Kapitalerhaltungsmaßnahmen (ABl. der EU, L 150 vom 07.06.2019, S. 253–295). Richtlinie 2014/17/EU (MCD) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Februar 2014 über Wohnimmobilienkreditverträge für Verbraucher und zur Änderung der Richtlinien 2008/48/EG und 2013/36/EU und der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 (ABl. der EU, L 60 vom 28.022014, S. 34–85). Richtlinie 2014/49/EU (DGSD) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über Einlagensicherungssysteme (ABl. der EU, L 173 vom 12.06.2014, S. 149–178). Richtlinie 2014/59/EU (BRRD) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinie 82/891/EWG des Rates, der Richtlinien 2001/24/EG, 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2005/56/EG, 2007/36/EG, 2011/35/EU, 2012/30/EU und 2013/36/EU sowie der Verordnungen (EU) Nr. 1093/2010 und (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates (ABl. der EU, L 173 vom 12.06.2014, S. 190–348), zuletzt geändert durch Richtlinie (EU) 2019/2162 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 über die Emission gedeckter Schuldverschreibungen und die öffentliche

Verzeichnis der Rechtsquellen

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Aufsicht über gedeckte Schuldverschreibungen und zur Änderung der Richtlinien 2009/65/EG und 2014/59/EU (ABl. der EU, L 328 vom 18.12.2019, S. 29–57) und berichtigt durch Berichtigung der Richtlinie (EU) 2019/879 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Richtlinie 2014/59/EU in Bezug auf die Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungskapazität von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen und der Richtlinie 98/26/EG (ABl. der EU, L 283 vom 31.08.2020, S. 2–3). Richtlinie 2014/65/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 über Märkte für Finanzinstrumente sowie zur Änderung der Richtlinien 2002/92/EG und 2011/61/EU (ABl. der EU, L 173 vom 12.6.2014, S. 349–496), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/2115 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 zur Änderung der Richtlinie 2014/65/EU und der Verordnungen (EU) Nr. 596/2014 und (EU) 2017/1129 zur Förderung der Nutzung von KMU-Wachstumsmärkten (ABl. der EU, L 320 vom 11.12.2019, S. 1–10). Richtlinie 86/635/EWG (Bankbilanzrichtlinie) des Rates vom 8. Dezember 1986 über den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Banken und anderen Finanzinstituten (ABl. der EU, L 372 vom 31.12.1986, S. 1–17), zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 zur Änderung der Richtlinien des Rates 78/660/EWG über den Jahresabschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen, 83/349/EWG über den konsolidierten Abschluss, 86/635/EWG über den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Banken und anderen Finanzinstituten und 91/674/EWG über den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Versicherungsunternehmen (ABl. der EU, L 224 vom 16.08.2006, S. 1–7). Richtlinie 94/19/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Mai 1994 über Einlagensicherungssysteme (ABl. der EU, L 135 vom 31.05.1994, S. 5–14). Richtlinie 95/26/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. Juni 1995 zur Änderung der Richtlinien 77/780/EWG und 89/646/EWG betreffend Kreditinstitute, der Richtlinien 73/239/EWG und 92/49/EWG betreffend Schadenversicherungen, der Richtlinien 79/267/EWG und 92/96/EWG betreffend Lebensversicherungen, der Richtlinie 93/22/EWG betreffend Wertpapierfirmen sowie der Richtlinie 85/611/EWG betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) zwecks verstärkter Beaufsichtigung dieser Finanzunternehmen (ABl. der EG, L 168 vom 18.07.1995, S. 7–13). Richtlinie 97/9/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 3. März 1997 über Systeme für die Entschädigung der Anleger (ABl. EU Nr. L 84 vom 26.03.1997, S. 22–31).

760

Verzeichnis der Rechtsquellen

Siebente Richtlinie (83/349/EWG) des Rates vom 13. Juli 1983 aufgrund von Artikel 54 Absatz 3 Buchstabe g) des Vertrages über den konsolidierten Abschluss (ABl. der EG, L 193 vom 18.07.1983, S. 1–17). Verordnung (EG) Nr. 1060/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2019 über Ratingagenturen (ABl. der EU, L/302 vom 17.11.2009, S. 1–31), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2017/2402 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2017 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für Verbriefungen und zur Schaffung eines spezifischen Rahmens für einfache, transparente und standardisierte Verbriefung und zur Änderung der Richtlinien 2009/65/EG, 2009/138/EG, 2011/61/EU und der Verordnungen (EG) Nr. 1060/2009 und (EU) Nr. 648/2012 (ABl. der EU, L/347 vom 28.12.2017, S. 35–80). Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 (IAS-Verordnung) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Juli 2002 betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards (ABl. der EG, L 243 vom 11.09.2002, S. 1–4), zuletzt geändert durch Verordnung (EG) Nr. 297/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2008 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards im Hinblick auf die der Kommission übertragenen Durchführungsbefugnisse (ABl. der EU, L 97 vom 09.04.2008, S. 62–63). Verordnung (EU) 2015/2365 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über die Transparenz von Wertpapierfinanzierungsgeschäften und der Weiterverwendung sowie zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 648/2012 (ABl. der EU, L 337 vom 23.12.2015, S. 1–34). Verordnung (EU) 2019/630 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. April 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 im Hinblick auf die Mindestdeckung notleidender Risikopositionen (ABl. der EU, L 111 vom 25.04.2019, S. 4–12). Verordnung (EU) 2019/877 (SRM-VO II) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 806/2014 in Bezug auf die Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungskapazität von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen (ABl. der EU, L 150 vom 07.06.2019, S. 226–252). Verordnung (EU) Nr. 1022/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2013 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Bankenaufsichtsbehörde) hinsichtlich der Übertragung besonderer Aufgaben auf die Europäische Zentralbank gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1024/2013 (ABl. der EU, L 287 vom 29.10.2013, S. 5–14).

Verzeichnis der Rechtsquellen

761

Verordnung (EU) Nr. 1024/2013 (SSM-VO) des Rates vom 15. Oktober 2013 zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (ABl. der EU, L 287 vom 29.10.2013, S. 63–89). Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24.Oktober 2010 über die Finanzaufsicht der Europäischen Union auf Makroebene und zur Errichtung eines Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ABl. der EU, L/331 vom 15.12.2010, S. 1–11), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/2176 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1092/2010 über die Finanzaufsicht der Europäischen Union auf Makroebene und zur Errichtung eines Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ABl. der EU, L/334 vom 27.12.2018, S. 146–154). Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 (EBA-VO) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. November 2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Bankenaufsichtsbehörde), zur Änderung des Beschlusses Nr. 716/2009/EG und zur Aufhebung des Beschlusses 2009/78/EG der Kommission (ABl. der EU, L 331 vom 15.12.2010, S. 12–47), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/2175 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Bankenaufsichtsbehörde), der Verordnung (EU) Nr. 1094/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung), der Verordnung (EU) Nr. 1095/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde), der Verordnung (EU) Nr. 600/2014 über Märkte für Finanzinstrumente, der Verordnung (EU) 2016/1011 über Indizes, die bei Finanzinstrumenten und Finanzkontrakten als Referenzwert oder zur Messung der Wertentwicklung eines Investmentfonds verwendet werden, und der Verordnung (EU) 2015/847 über die Übermittlung von Angaben bei Geldtransfers (ABl. der EU, L 334 vom 27.12.2019, S. 1–145). Verordnung (EU) Nr. 1094/2010 (EIOPA-VO) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. November 2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung), zur Änderung des Beschlusses Nr. 716/2009/EG und zur Aufhebung des Beschlusses 2009/79/EG der Kommission (ABl. der EU, L 331 vom 15.12.2010, S. 48–83), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/2175 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde

762

Verzeichnis der Rechtsquellen

(Europäische Bankenaufsichtsbehörde), der Verordnung (EU) Nr. 1094/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung), der Verordnung (EU) Nr. 1095/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde), der Verordnung (EU) Nr. 600/2014 über Märkte für Finanzinstrumente, der Verordnung (EU) 2016/1011 über Indizes, die bei Finanzinstrumenten und Finanzkontrakten als Referenzwert oder zur Messung der Wertentwicklung eines Investmentfonds verwendet werden, und der Verordnung (EU) 2015/847 über die Übermittlung von Angaben bei Geldtransfers (ABl. der EU, L 334 vom 27.12.2019, S. 1–145). Verordnung (EU) Nr. 1095/2010 (ESMA-VO) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. November 2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde), zur Änderung des Beschlusses Nr. 716/2009/EG und zur Aufhebung des Beschlusses 2009/77/EG der Kommission (ABl. der EU, L 331 vom 15.12.2010, S. 84–119), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/2175 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Bankenaufsichtsbehörde), der Verordnung (EU) Nr. 1094/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung), der Verordnung (EU) Nr. 1095/2010 zur Errichtung einer Europäischen Aufsichtsbehörde (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde), der Verordnung (EU) Nr. 600/2014 über Märkte für Finanzinstrumente, der Verordnung (EU) 2016/1011 über Indizes, die bei Finanzinstrumenten und Finanzkontrakten als Referenzwert oder zur Messung der Wertentwicklung eines Investmentfonds verwendet werden, und der Verordnung (EU) 2015/847 über die Übermittlung von Angaben bei Geldtransfers (ABl. der EU, L 334 vom 27.12.2019, S. 1–145). Verordnung (EU) Nr. 1163/2014 der Europäischen Zentralbank vom 22. Oktober 2014 über Aufsichtsgebühren (EZB/2014/41) (ABl. der EU, L 311 vom 31.10.2014, S. 23–31), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/2155 der Europäischen Zentralbank vom 5. Dezember 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1163/2014 über Aufsichtsgebühren (EZB/2019/37) (ABl. der EU, L 327 vom 17.12.2019, S. 70–74). Verordnung (EU) Nr. 2015/847 (WTR) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2015 über die Übermittlung von Angaben bei Geldtransfers und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 1781/2006 (ABl. der EU, L 141 vom 05.06.2015, S. 1–18).

Verzeichnis der Rechtsquellen

763

Verordnung (EU) Nr. 2017/2402 (SecReg) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2017 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für Verbriefungen und zur Schaffung eines spezifischen Rahmens für einfache, transparente und standardisierte Verbriefung und zur Änderung der Richtlinien 2009/65/EG, 2009/138/EG, 2011/61/EU und der Verordnungen (EG) Nr. 1060/2009 und (EU) Nr. 648/2012 (ABl. der EU, L 347 vom 28.12.2017, S. 35–80). Verordnung (EU) Nr. 2019/876 (CRR II) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 in Bezug auf die Verschuldungsquote, die strukturelle Liquiditätsquote, Anforderungen an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten, das Gegenparteiausfallrisiko, das Marktrisiko, Risikopositionen gegenüber zentralen Gegenparteien, Risikopositionen gegenüber Organismen für gemeinsame Anlagen, Großkredite, Melde- und Offenlegungspflichten und der Verordnung (EU) Nr. 648/2012 (ABl. der EU, L 150 vom 07.06.2019, S. 1–225). Verordnung (EU) Nr. 468/2014 (SSM-RahmenVO) der Europäischen Zentralbank vom 16. April 2014 zur Einrichtung eines Rahmenwerks für die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Zentralbank und den nationalen zuständigen Behörden und den nationalen benannten Behörden innerhalb des einheitlichen Aufsichtsmechanismus (EZB/2014/17) (ABl. der EU, L 141 vom 14.05.2014, S. 1–50). Verordnung (EU) Nr. 575/2013 (CRR) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 über Aufsichtsanforderungen an Kreditinstitute und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 648/2012 (ABl. der EU, L 176 vom 27.06.2013, S. 1–337), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2020/873 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. Juni 2020 (ABl. der EU, L 204 vom 26.06.2020, S. 4–17). Verordnung (EU) Nr. 648/2012 (EMIR) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über OTC-Derivate, zentrale Gegenparteien und Transaktionsregister (ABl. der EU, L 201 vom 27.07.2012, S. 1–59), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2021/23 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2020 über einen Rahmen für die Sanierung und Abwicklung zentraler Gegenparteien und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 1095/2010, (EU) Nr. 648/2012, (EU) Nr. 600/2014, (EU) Nr. 806/2014 und (EU) 2015/2365 sowie der Richtlinien 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2007/36/EG, 2014/59/EU und (EU) 2017/1132 (ABl. der EU, L 22 vom 22.01.2021, S. 1–102). Verordnung (EU) Nr. 806/2014 (SRM-VO) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Juli 2014 zur Festlegung einheitlicher Vorschriften und eines einheitlichen Verfahrens für die Abwicklung von Kreditinstituten und bestimmten Wertpapierfirmen im Rahmen eines einheitlichen Abwicklungsmechanismus und eines

764

Verzeichnis der Rechtsquellen

einheitlichen Abwicklungsfonds sowie zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 (ABl. der EU, L 225 vom 30.07.2014, S. 1–90), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/877 (SRM-VO II) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 806/2014 in Bezug auf die Verlustabsorption- und Rekapitalisierungsfähigkeit von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen (ABl. der EU, L 150 vom 07.06.2019, S. 226–252). Verordnung über die angemessene Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen (Solvabilitätsverordnung – SolvV) vom 14. Dezember 2006 (BGBl. I, Nr. 61 vom 20.12.2006, S. 2926–3064). Verordnung über die Festsetzung eines Zuschlags für die Berechnung des haftenden Eigenkapitals von Kreditinstituten in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (Zuschlagsverordnung) vom 6. Dezember 1963 (BGBl I, Nr. 66 vom 21.12.1963, S. 871), zuletzt geändert durch Artikel 2 der Verordnung vom 20. Dezember 1984 (BGBl. I, Nr. 56 vom 29.12.1984, S. 1727). Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute (Kreditinstituts-Rechnungslegungsverordnung – RechKredV) in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Dezember 1998 (BGBl. I, Nr. 81 vom 18.12.1998, S. 3658–3681), zuletzt geändert durch Artikel 7 Absatz 3 des Gesetzes vom 12. Mai 2021 (BGBl. I, Nr. 23 vom 17.05.2021, S. 1049–1050). Verordnung zu den Mindestanforderungen an Sanierungspläne für Institute (Sanierungsplanmindestanforderungsverordnung – MaSanV) vom 12. März 2020 (BGBl. I, Nr. 15 vom 31.03.2020, S. 644–654), zuletzt geändert durch Artikel 9 Absatz 3 des Gesetzes vom 9. Dezember 2020 (BGBl. I, Nr. 61 vom 14.12.2020, S. 2773–2854). Verordnung zur angemessenen Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen, Finanzholding-Gruppen und gemischten Finanzholding-Gruppen (Solvabilitätsverordnung – SolvV) vom 6. Dezember 2013 (BGBl. I, Nr. 73 vom 18.12.2013, S. 4168–4182), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 19. Februar 2019 (BGBl. I, Nr. 5 vom 27.02.2019, S. 122–123).

Europäisches Bankaufsichtsrecht – 2. Auflage Die Bankenaufsicht wurde in den vergangenen Jahren zunehmend europäisch ausgerichtet. So sind neue Akteure und Organisationen auf europäischer Ebene etabliert sowie neue europaweit gültige regulatorische und gesetzliche Rahmenwerke eingeführt worden. Die Europäische Zentralbank nimmt dabei eine herausragende Rolle in der europäischen Bankenaufsicht ein – für die einzelnen Institute ist sie nunmehr neben den nationalen Aufsehern die bestimmende Aufsichtsinstitution. In diesem Zusammenhang müssen Banken und Finanzdienstleistungsinstitute striktere Vorgaben insbesondere bezüglich ihrer Kapitalausstattung erfüllen. Dabei steht im Wesentlichen der Risikograd der Bankgeschäfte bei der Bemessung der Kapitalanforderungen im Vordergrund, was sich auch zentral auf die Geschäftspolitik und -strategie der einzelnen Institute auswirkt. Die Umsetzung der Aufsichtsstandards geht einher mit einem deutlich umfangreicheren Meldewesen der Banken an die Aufsicht. Das Buch beschreibt, analysiert und kommentiert den Rechtsrahmen der europäischen Bankenaufsicht. Die Autoren stammen aus Banken, Anwaltskanzleien, Unternehmensberatungen, Verbänden, der Wissenschaft sowie Aufsichtsbehörden und verbinden die Darstellung der juristischen Grundlagen des Aufsichtsrechts mit bankpraktischen Aspekten. Damit ist das Buch für alle im Aufsichtsbereich tätigen ein wertvolles Nachschlagewerk und Handbuch, das für die tägliche Arbeit unverzichtbar ist. Die 2. Auflage berücksichtigt die Regelungen der CRD V, der CRR II, der BRRD II sowie weitere aufsichtsrechtliche Novellierungen. Simon G. Grieser/Manfred Heemann (Hg.) Europäisches Bankaufsichtsrecht (Frankfurter Reihe zur Bankenaufsicht, Bd. 4) 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2020 1064 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 168,00 EUR ISBN 978-3-95647-168-1

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Bankenabwicklung und MREL Der Single Resolution Mechanism (SRM) ist die europäische Antwort auf die too-big-to-failProblematik von systemrelevanten Banken. Die Abwicklungsbehörden sind mit einem Instrumentarium ausgestattet, um die geordnete Abwicklung komplexer, ausfallgefährdeter Finanzinstitute möglichst ohne den Einsatz von öffentlichen Mitteln durchzuführen. Hierfür stehen Abwicklungspläne (Bankentestamente) und neue aufsichtsrechtliche Kennzahlen (MREL und TLAC) zur Verfügung. Das Buch behandelt die Grundlagen des europäischen Abwicklungsmechanismus sowie die Abwicklungskennzahlen. Neben den strategischen Dimensionen der Bankenabwicklung werden die Abwicklungsinstrumente und -prozesse beschrieben. Dabei werden sowohl praxisrelevante Aspekte als auch wissenschaftliche Ansätze zu den aufsichtsrechtlichen Vorgaben fundiert dargestellt und analysiert. Die Autoren sind Praktiker aus der Bankenbranche, Rechtsanwälte und Berater sowie Wissenschaftler. Das Buch richtet sich an Experten und Führungskräfte aus der Aufsicht, der Rechtsabteilung, dem Risiko-Controlling und -management, der Organisation und der Internen Revision sowie an Wissenschaftler – ihnen bietet es einen umfassenden, strukturierten und praxisorientierten Überblick über das Themenfeld der Bankenabwicklung. Andreas Igl/Marcel Krüger/Christian Stepanek/ Sven Warnecke (Hg.) Bankenabwicklung und MREL 1. Auflage 2018 382 Seiten, Paperback, 69,90 EUR ISBN 978-3-95647-105-6

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Non-financial Risk Management in the Financial Industry Managing environment, social and governance (ESG) risk, compliance risk and non-financial risk (NFR) has become increasingly critical for businesses in the financial services industry. Furthermore, expectations by regulators are ever more demanding, while monetary sanctions are being scaled up. Accordingly, ESG, Compliance and NFR risk management requires sophistication in various aspects of a risk management system. This handbook analyses a major success factor necessary for meeting the requirements of modern risk management: an institution-specific target operating model (TOM) – integrating strategy, governance & organisation, risk management, data architecture and cultural elements to ensure maximum effectiveness. Also, institutions need to master the digital transformation for their business model to be sufficiently sustainable for the years to come. This book will offer ways on how to achieve just that. The book has been written by senior ESG, Compliance and NFR experts from key markets in Europe, the U.S. and Asia. It gives practitioners the necessary guidance to master the challenges in today's global risk environment. Each chapter covers key regulatory requirements, major implementation challenges as well as both practical solutions and examples. N. Gittfried/G. Lienke/F. Seiferlein/J. Leiendecker/B. Gehra (eds.) Non-financial Risk Management in the Financial Industry A Target Operating Model for Compliance and ESG Risks 1. Auflage 2022 374 Seiten, Hardcover, 79,90 EUR ISBN 978-3-95647-188-9

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