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German Pages 356 [364] Year 1993
PRINTZ, AUSGEWÄHLTE WERKE III
w G DE
AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. JAHRHUNDERTS
herausgegeben von Hans-Gert Roloff
WOLFGANG CASPAR PRINTZ AUSGEWÄHLTE WERKE
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1993
WOLFGANG CASPAR PRINTZ AUSGEWÄHLTE WERKE herausgegeben von
HELMUT K. KRAUSSE
DRITTER BAND REALIEN
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1993
Die Deutsche Bibliothek —
CIP-Einheitsaufnahme
Printz, Wolfgang Caspar: Ausgewählte Werke / Wolfgang Caspar Printz. Hrsg. von Helmut K. Krausse. — Berlin ; New York : de Gruyter. NE: Krausse, Helmut Κ. [Hrsg.]; Printz, Wolfgang Caspar: [Sammlung] Bd. 3. Realien. - 1993 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts ; 144) ISBN 3-11-003861-7 NE: GT
© Copyright 1993 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin
GRAMMATICA & MUSICA SUNT CONSERVATORES RERUM Martin Luther (TR 1096 WA, 1912)
1Vorwort Die Beschäftigung mit dem Werk von Wolfgang Caspar Print% hat in unserem Jahrhundert sowohl von der literarhistorischen als auch von der musikwissenschaftlichen Forschung her neue Impulse empfangen. Das Interesse für den volkstümlichen Roman in der Grimmelshausen-Nachfolge gab den Anstoß für die Arbeiten von Richard Alewjn und Friedrich Menck, die fast gleichzeitig um 1930 entstanden. In beiden Werken wird die Autorschaft von Print^ für die Musikerromane, die um diese Zeit noch teilweise für Arbeiten Kuhnaus galten, sichergestellt, und Alewjns Studie hat pudern auch die Verfasserschaft Print^ens für den Gûldnen Hund und das Schneider-Handwerk nachgewiesen. Für eine neue Würdigung des musiktheoretischen Schaffens von Prints^ hatte Eugen Schmitt schon im Jahre 1904 mit dem Aufsaß: Studien über W. C. Printz als Musikschriftsteller, geworben; auch Schmitt war davon überzeugt, daß Print^ der Verfasser der drei Musikerromane war. Nachhaltiger war aber dann der Einfluß, der ein halbes Jahrhundert später von Harald Heckmanns Freiburger Dissertation aus dem Jahre 1952, W. C. Printz und seine Rhythmuslehre, ausging. Heckmanns Arbeit bringt im einleitenden Teil einen detaillierten und gut dokumentierten Bericht über die Lebensgeschichte von Print%, besonders die frühen Jahre (Herkunft, Jugend, Ausbildung usw.) und hatte eine Anzahl weiterer Arbeiten, sowohl mit literaturwissenschaftlicher als auch musiktheoretischer Orientierung im Gefolge. Im fahre 1964 gab Othmar Wessely als ersten Band der Reihe „Die großen Darstellungen der Musikgeschichte in Barock und Aufklärung' einen Faksimile-Nachdruck der Sing- und Klingkunst heraus, der gleichfalls in der Einleitung wertvolle Hinweise Print^ Lebensund Wirkungsgeschichte sowie %ur Bibliographie enthält.
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Vorwort
Die hier vorgelegte dreibändige Auswahl aus den Schriften von W. C. Printz konzentriert sich auf das erzählerische Werk. Als einziges Beispiel aus dem musikwissenschaftlichen Schaffen wurde im %weiten Band die Historische Beschreibung der Edelen Sing= und Kling=Kunst mit herausgegeben. Auf den Nachdruck von Printzens sicher bedeutendstem musiktheoretischen Werk, dem Phrynis Mitilenàus, wurde verzichtet, weil ein solcher von Olms vorgesehen ist. Für den Literaturwissenschaftler ist von diesem Werk neben der satyrischen Rahmenhandlung besonders die umfangreiche Vorrede, der in den zweiten Band unserer Ausgabe aufgenommene Prodromus, von Interesse, weil darin für das Verständnis des Verfassers sowie für die Werkgeschichte interessante Hinweise Zu finden sind. In diesem dritten und abschließenden Band der Ausgabe sollen Zunächst die wichtigsten Quellen zur Lebensgeschichte von W. C. Printz zusammengesteilt werden. Das bedeutendste Zeugnis dieser Art ist die in Matthesons Ehrenpforte veröffentlichte Autobiographie von Printz, jedoch im wesentlichen mit Printzens Berufung zum Kantorat von Sorau endet. Auch die weiteren hier eingefügten biographischen Dokumente werfen wenig Licht auf das dem Amtsantritt folgende halbe fahrhundert, das Printz Kantor und Musikdirektor in Sorau verbrachte. Doch läßt sich aus den diversen im Werk verstreuten Hinweisen ein Bild dieser fahre in groben Umrissen skizzieren. Ein solcher Versuch, der im Kapitel „Leben und Werk" unternommen wurde, erschien im Rahmen unserer Ausgabe schon deshalb sinnvoll, weil die Arbeiten von Heckmann und Stöpfgeshoff, die sich eingehender mit der Lebensgeschichte von Printz beschäftigen, nur als maschinenschriftliche Dissertationen vorliegen. In einem solchen Bericht mag es auch erlaubt sein, gelegentliche Rückschlüsse aus dem erzählerischen Werk zu Z'e^en> besonders aus den ein Vierteljahrhundert nach Printzens Seßhaftwerden in Sorau entstandenen Musikerromanen. Darin haben nicht nur die Erinnerungen an seine Jugend- und Wanderjahre ihren Nachklang gefunden, auch manche Beobachtung und Erfahrung aus dem Leben im
Vorwort
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kleinstädtischen Milieu und im Schatten des Hofes ist in diese Romane mit eingeflossen. Bedingt durch die literarhistorische Orientierung dieser Ausgabe sind im Kommentarteil die Einleitungen den erzählerischen Schritten ausführlicher als die zum musiktheoretischen Werk. Der Kommentar selbst soll als Lesehilfe dienen, wobei die zahlreichen fremdsprachigen Zitate nur dann übersetzt wurden, wenn im Text nicht bereits eine dem Sinne nach angemessene Übersetzung gegeben ist. Bei lateinischen Zitaten, wurde, wo immer möglich, die Quelle angegeben oder auf Walther (Hans Walther, Lateinische Sprichwörter und Sentenzen des Mittelalters, Göttingen 1963ff.) verwiesen. Bei den deutschen Sprichwörtern und Redensarten soll der Hinweis auf Wander (K. F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter Lexikon, Leipzig 1867ff.) oder eine der älteren Sprichwörtersammlungen deutlich machen, in welchem Maße Printz aus dem in seiner Zeit gebräuchlichen Schatz volkstümlicher Sprichwörter und Redensarten geschöpft hat; gelegentlich mag ein solcher Hinweis auch den Nachweis für ein besonders frühes Auftreten einer solchen Wendung liefern. Eine Vollständigkeit wurde dabei nicht angestrebt, und bei einigen der geläufigsten sprichwörtlichen Redensarten schien sich eine Anmerkung zu erübrigen. Für die Erklärung veralteter oder dialektgefärbter Wörter und Wendungen bildete das deutsche Wörterbuch von Grimm die Hauptquelle; es wurde darauf verzichtet, dies im Einzelfall zu vermerken. Im Blick auf Printzens große Vorliebe für Fremdwörter erschien es zweckmäßig, diese in einem gesonderten Glossar aufzuführen. Solche Wendungen sind gelegentlich auch im Kommentar vermerkt, etwa bei selten vorkommenden Wörtern oder da, wo die Bedeutung von der sonst üblichen abweicht. Im Kommentar zu den musiktheoretischen Exkursen oder zur Kling-Kunst wurde der Versuch gemacht, gewisse Schlüsselwörter unter Berücksichtigung des im 17. fhdt. üblichen Sprachgebrauchs einzudeutschen bezw. zu erläutern. Eine vollständige Übersetzung oder fachgerechte Erklärung der musikwissenschaftlichen Terminologie oder Argumentation wurde jedoch nicht angestrebt, auch sind die spezifisch musikwissenschaft-
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Vorwort
lichen Termini nicht in das Glossar aufgenommen. Der interessierte Leser sei deshalb auf die Fachliteratur verwiesen. Zur bibliographischen Erfassung liegt seit 1972 das WerkverZeichnis im Répertoire International des Sources Musicales (RI SM) vor, in welchem allerdings nicht alle Schriften von Printz aufgeführt sind. Schriftliche Anfragen sowie persönliche Ermittlungen bei etwa 150 Bibliotheken ergaben eine Bereicherung der dort angeführten Standortangaben. Ein bisher wenig beachtetes Werk, nämlich eine Anleitung zur Rechenkunst, fand sich in der Bibliothek der University of California in Berkeley. Diese Teutsche Practica Arithmetica, die im Leipziger Meßkatalog für Ostern 1712 angezeigt worden war, ist die letzte Schrift, die Printz veröffentlicht hat. Der gealterte Schulmann Printz, dessen mathematischen Studien bei Prof. Treu in Altdorf die Grundlage für seine musiktheoretische Ausbildung gelegt hatten, hat damit seinen Anfängen zurückgefunden. Die in der Bibliographie angeführten Standorte sollen ein Bild von der Verbreitung des Print^schen Werkes geben, wobei die Musikerromane mit jeweils etwa %ehn ermittelten Exemplaren neben der Sing- und Klingkunst und dem Phrynis Mitilenáus einen prominenten Platz einnehmen. Im weiteren Schriftenverzeichnis wurde von einer Aufteilung in Quellen und Sekundärliteratur abgesehen, da eine solche Trennung hinsichtlich der zahlreichen Titel aus der älteren Fachliteratur schwer vorzunehmen wäre. Das Verzeichnis der relevanten und eingesehenen Literatur beschränkt sich auf Werke, die im Berichtsteil bz¡f. in den Einleitungen zu den einzelnen Titeln erwähnt wurden; die von Printz, besonders in der Klingkunst, angeführten Quellen sind gewöhnlich im Kommentarteil identifiziert und können durch das Register erschlossen werden. Im Gesamtregister sind die in den drei Bänden erwähnten Personen mit ihren Lebensdaten angeführt. Biblische und mythologische Namen werden als solche gekennzeichnet; bei den ohnejeden Hinweis erscheinenden Namen konnte nichts Näheres ermittelt werden. Ein
Vorwort
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„K" oder „+ K" hinter der Seitenzahl soll andeuten, daß der betreffende Name nur b%w. auch im Kommentar finden ist. Wie schon eingangs erwähnt, wurde auf einen Abdruck des vollständigen Phrynis Mytilenâus vernichtet. Seitenhinweise für Zitate aus diesem Werk beliehen sich auf die Ausgabe von 1696, die hier als Phrynis Mitilenáus ( P. M J I, II, und III, angeführt wird. Der Prodromus da%u wird jedoch nach dem Abdruck im zweiten Band unserer Ausgabe gittert. Mit der Bezeichnung Satirischer Componisi ( S. C.) I und II wird auf die erste Ausgabe des Werkes aus den fahren 1677 und 1678 Betrug genommen. Auch für die anderen Werke von Printz werden im folgenden gewöhnlich leicht erkennbare Abkürzungen gebraucht.
Quellen %ur Lebensgeschichte von W. C. Print¡ζ Über Print^ Leben geben %wei Autobiographien Auskunft, auf die sich die meisten späteren biographischen Verweise in Handbüchern, Musikerlexika usw. stützen. Die erste dieser Biographien (h.\) hat Print^ im Jahre 1689 verfaßt und seiner Sing- und Klingkunst als 17. Kapitel angefügt, denn „es werden viel CURIOSE Liebhaber der Music / wer / und woher ich sey / zu wissen verlangen tragen." (II, S. 484) Diese autobiographische Ski%%e, „Von dem Leben des Authoris bis in das acht und viertzigste Jahr seines Alters", (11,484—491) ist in 35 Paragraphen unterteilt und folgt somit dem Vorbild der Familienund Stadtchroniken jener Zeit. Es mag sich dabei sehr wohl um „die älteste Autobiographie eines deutschen Musikers" handeln, die hier in der ersten in deutscher Sprache abgefaßten Musikgeschichte vorgelegt wird.1 Diese Ski^e hält sich an die wichtigsten biographischen Fakten des äußeren Lebenslaufs, doch entbehrt sie nicht einer persönlichen Note. Gleich anfangs bezeichnet Print^ sein Leben als arbeitsam und unglücklich, und gegen Ende wehrt er sich gegen seine Feinde, die er als „neidische und mißgünstige Musicanten" (II, S. 489) sieht. Was überrascht, ist, daß Print^ seine Italienreise in diesem Lebenslauf überhaupt nicht erwähnt, und das läßt vermuten, daß er ihr keinen Stellenwert innerhalb seiner wissenschaftlichmusikalischen Ausbildung zuweist. Über die Entstehungs^eit dieser autobiographischen Skisge informiert uns der Hinweis des Autors auf sein achtundvier^igstes Lebensjahr, also auf dasselbe Jahr, in 1
So vermutet Susanne Stöpfgeshoff: Die Musikerromane von Wolfgang Caspar Printz und Johann Kuhnau zwischen Barock und Aufklärung, Diss. Freiburg i. B. 1960, S. 1.
Quellen \ur Lebensgeschichte
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dem die Sing- und Klingkunst niedergeschrieben wurde, die „den 1. Junii Anni 1689 angefangen und den 1. Septembris ejusdem Anni zu Ende gebracht" (11,491) worden ist. Die zweite Autobiographie (Δ.2) ist nur in der Form erhalten, wie Johann Mattheson sie in seiner Grundlage einer Ehrenpforte (Hamburg, 1740) veröffentlicht hat. Sie war ihm von Printζ' Sohn Peregrinus %ur Verfügung gestellt worden, und enthält: „den Lebens=Lauf meines seel. lieben Vaters" bis %ur Berufung desselben %um Sorauer Kantorat, „wie er ihn selbst aufgesetzt, von Wort zu Wort ..." (111,42)2 Dieser Bericht schließt sich eng an K\ an, ist aber viel ausführlicher und von doppeltem Umfang, obwohl hier eigentlich nur über die Zeit bis ζum Amtsantritt in Sorau im Jahre 1665 berichtet wird. Den Rest der Aufzeichnungen seines Vaters hat Peregrinus zurückbehalten, teils, weil er „noch viele Bogen erfordern wurde" und teils, um „die vielfältigen vor Gott unverantwortlichen Verdrieslichkeiten ... welche ihm sowohl von Befehlenden als Mit=Collegen und andern angethan worden, zu übergehen." (111,42) Der Vater kommt danach noch einmal kurz Zu Wort, und seine Erzählung bricht mit der Klage über die schwere Besteuerung im Jahre 1711 ab. Darauf folgt, ähnlich wie in Al, eine Aufzeichnung seiner Schriften, und der Bericht des Sohnes endet mit dem Hinweis auf Printz' Tod und Beerdigung. Wenn Peregrinus mitteilt, daß die Aufzeichnungen des Vaters noch weitere, „8. Bogen seiner Schrifft," umfassen, so hieße das, daß der in der Ehrenpforte abgedruckte Text nur etwa die Hälfte von Printzens Aufzeichnungen enthält. Daß Peregrinus den Bericht über die Sorauer Jahre im Lebenslauf seines Vaters zurückbehalten hat, ist aus mehreren Gründen verständlich, denn es waren sicher Z«m Teil angesehene Bürger von Sorau, die dem Vater so viel Kummer bereitet hatten, also Personen, die Peregrinus nicht angrei2
Die Seitenvermerke bei den Zitaten aus A 2 beliehen sich auf den Abdruck der Autobiographie in diesem, dem dritten Band unserer Ausgabe.
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Quellen \ur
Lebensgeschichte
fen wollte oder konnte. Natürlich wäre gerade dieser Teil für unsere Kenntnis von Printζ höchst aufschlußreich, einerseits weil seine ganze literarische Tätigkeit in diese Zeit f ä l l t , und z u m anderen, weil wir darin wohl etwas über sein Verhältnis und sein Urteil über einige seiner prominenten Zeitgenossen hätten erfahren können, Zu denen Georg Philipp Telemann, der von 1705— 1706 in Sorau weilte, und Erdmann Neumeister, der als Superintendent von 1706— 1715 sein Vorgesetzter war, gehören. Von Interesse wären auch seine Bemerkungen über die Verhältnisse am Reichsgräflichen Hofe, etwa über die Neigung der Herrschaft z u m Pietismus, die dem aus Weißenfels hierher verpflanzten Oberhofprediger und Superintendenten Neumeister so viel Kummer bereitete, wie aus dessen Briefen aus dieser Zeit %u ersehen ist.3 Die 2. Autobiographie hält sich weitgehend an woraus Zum Teil wörtlich zitiert wird. Sie enthält neben einigen Episoden, die für die äußere oder innere Entwicklung von Printz von geringer Bedeutung sind, manche durchaus relevante Informationen, wie z- B. größeres Detail über sein Verhältnis zu den Eltern, über seine Versuche als Theologe, über seine erste Anstellung in Sorau und die 20 Monate im Dienste des Grafen Erdmann, zu dem er ein besonders gutes Verhältnis gehabt zu haben scheint. Selbst die Einzelheiten über seine Reisen, wenn es sich auch hauptsächlich um Ortsangaben handelt, sind von Interesse. Sie verleihen dem Kantor von Sorau eine Aura von Weitgereistheit und Weltkenntnis, die er vielen seiner Mitbürger — auch den „Befehlenden" — voraus hatte, und machen die in den Musikerromanen geschilderten Reiseabenteuer anschaulicher und glaubwürdiger. Die Frage nach der Abfassungszeit dieser Lebensgeschichte von Printz fA 2j bereitet einige Schwierigkeiten. Heckmann vermutet, daß sie „auf das fahr 1717, das fahr seines Todes"4 anzusetzen 3
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Es handelt sich dabei hauptsächlich um Briefe an Valentin Löscher aus den Jahren 1708ff., finden im Literarischen Archiv der Hamburger Staatsbibliothek. Harald Heckmann: Wolfgang Caspar Printz (1641 — 1717) und seine Rhythmuslehre, Diss. Freiburg i. B. 1952, S. 2.
Quellen %ttr Lebensgeschichte
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ist, weil er glaubt, daß die Autobiographie durch eine Aufforderung von Seiten Matthesons angeregt wurde. Da die erste öffentliche Aufforderung %ur Mitarbeit an der Ehrenpforte wohl erst nach Print^ens Tod erschien, nämlich in der „Dedication" von Matthesons Beschütztem Orchester (Hamburg, 1717), vermutet Heckmann, daß Mattheson sich schon vorher brieflich an zukünftige Mitarbeiter gewandt hatte, nachdem er seinen Plan in der Einleitung zu seinem Harmonischen Denkmahl (1714) erstmals öffentlich erörtert hattet Bei näherer Betrachtung der Umstände erscheint es jedoch wenig wahrscheinlich, daß Printζ seine Aufzeichnungen in Antwort auf eine — private oder öffentliche — Aufforderung Matthesons verfaßt hat.6 Einerseits gibt er ja selbst ein Datum für die Niederschrift, wenn er von seiner glücklichen Zeit in Triebet schreibt: „und habe in diesem eintzigen Jahre mehr Geschencke bekommen, als die 48. Jahr, die ich biß itzo, als ich dieses schrieb, in Sorau gewesen" (111,41), denn damit wäre die Abfassung auf das fahr 1712, oder spätestens 1713 festgelegt. Zum anderen besteht aber wohl gar kein Grund, anzunehmen, daß Printz einer besonderen Aufforderung bedurft hätte, seine Lebenserfahrungen niederzuschreiben. Auch hätte er, wenn die Schrift wirklich als Antwort auf Matthesons Aufruf verfaßt worden wäre, sich sicher mehr bemüht, seine Entwicklung als Musiker und Gelehrter darzustellen und wohl auf manches Anekdotische verzichtet. Ganz "eher hätte er sich gehütet, seine Probleme und Verdrießlichkeiten mit den zum Teil noch lebenden und vielfach angesehenen Zeitgenossen so ausführlich darzustellen, wie das in dem von Peregrinus unterdrückten Teil anscheinend der Fall war. Uberhaupt wäre als Beitrag zur Ehrenpforte die Autobiographie 5 6
Siehe Heckmann, S. i. Auch A. Einstein scheint dieser Meinung ^u sein; für ihn ist Print^ens Autobiographie „die einzige, die nicht der Aufforderung Matthesons ihre Entstehung verdankt." Siehe: Die Deutsche Musiker-Autobiographie. Jahrbuch der Musikbibliothek Peters, XXVII, 2 (Leipzig 1922), S. 58.
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Quellen \ur Lebensgeschichte
schwerlich so lang ausgefallen, ist doch selbst die um mehr als die Hälfte gekürzte Fassung noch immer die längste in Matthesons Sammlung, wenn wir von dessen eigenem Beitrag absehen. Im fahre 1710, also noch vor der Entstehung von A 2 erschien in Leipzig die Historische Beschreibung der Hoch=Reichs= Gráfflichen Promnitzschen Residentz=Stadt Sorau von fohann Samuel Magnus. In diesem über 500 Seiten umfassenden Werk, das die Geschichte der Stadt Sorau und seiner Regenten vom Mittelalter bis %um Anfang des 18. Jahrhunderts darstellt, erscheint in einem Anhang mit dem Titel LITERATI SORAVIENS IS auch die folgende biographische Ski%%e über Print Wolffgang Caspar Printz / CANTOR. Sein Vaterland ist Waldthurn / ein Städtchen in der Ober=Pfaltz / daselbst ist er A N . 1 6 4 1 . D. 1 0 . O C T O B R . gebohren worden. Den Grund zu seiner ruhmwürdigen ERUDITION legte er zu Vohenstrauß und Weyden / nachdem er in der letzten Schule über 3. Jahr sich aufgehalten / ist er auf Einrathen des Fürtrefflichen THEOLOGI, Hn. TOBIAE CLAUSNIZERS S. S. THEOL. LICENTIATI, welcher das Lied gemacht: Liebster JEsu / wir sind hier etc. auf die Universität nach Altdorff gezogen / und hat sehr fleißig P H I L O S . & THEOL. STUDiret und auch PUBLICE DispuTiret A N . 6 1 . hielt er sich zu Heidelberg in der Chur=Fûrstl. CAPELLE auf / darauf aber nahm er bey einem Niederländischen Herrn Dienste an / mit dem er den gantzen Herbst und Winter reisete / und sich in der Zeit / wenn sein Herr samt dem Hoffmeister sanffte ruheten / in M U S I C A THEORETICA & POETICA mit vieler Muh und Ungemach perfectioniret. A N . 6 2 . PER. P A S C H . { A M ) (um die Oster^eit) kam er nach Dreßden und brachte dem Fürtrefflichen Musico Hn. FRANCESCO SANTI von PERUSIA einen Brieff von seinem Hn. Bruder mit / daher that er ihm alle Ehre / und brachte es durch seine RECOMMENDATION dahin / daß er bey TIT. PLEN. dem seel. Graff Erdmann von Promnitz
Quellen %ur
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Lebensgescbicbte
MUSICES DIRECTOR und HOÍ=COMPONIST ward / mit dem er auch in Ungarn zu Felde gieng; nach dessen Tode aber nahm er A N . 1 6 6 4 im Máy das CANTORAT ZU Triebel an / an welchem Orth er ein Jahr nur gelebet / und zwar so / daß er dasselbe vor das gluckseeligste in seiner gantzen Lebens=Zeit hält. A N . 6 5 nahm er die VOCATION zum Sorauischen Cantorat an / darbey er AN. 82 unsers seel. Herrn Graffens Balthasar Erdmann DIRECTOR der C A PELL- und Taffel=Music ward / und viel herrliche M U S I C A Lische Schrifften verfertiget / so Theils im Druck / als: 1 . COMPENDIUM M U S I C A E SIGNATORIAE & MODULATORIAE VOCALIS 2 . COMPENDIUM M U S I C A E POËTICAE.
3. Historische Beschreibung der Edlen Sing= und Kling=Kunst. 4 . M U S I C A MODULATORIA VOCALIS.
5. Drey Theile des Satyrischen CoMPONisten. 6.
Acht
EXERCITATIONES M U S I C A E THEORETICO-PRAC-
TICAE CURIOSAE DE CONCORDANTIIS
SINGULIS
nebst
d e m PRODROMO.
Theils verbrandt / als: 1. IDEA BONI COMPOSITORIS, in 9 . Büchern / denen er den Nahmen gegeben / der 9. "Musen.
2. Der vierdte Theil des Satyrischen CoMPONisten / in welchem er vornemlich gewiesen / wie allerhand FUGEN zu erfinden und mit guten Vortheilen zu COMPONIren seyn. 3 . PATHOLOGIA M U S I C A . 4 . EXERCITATIONES M U S I C A E THEORETICO-PRACTICAE CURIOSAE DE DISSONANTIIS. 5 . TRACTATUS DE CONTRAPUNCTO FLORIDO SEU FRACTO
ANTIQUO, sonderlich aber / wie ein CHORAL auf vielerley Weise auf der Orgel könne TRACTiret werden.
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Quellen
\UT
Lebensgeschichte
Theils aber auch in den Bränden erhalten / und nach denenselben von ihm verfertiget worden / als: 1. M U S I C A E A R C A N A E etliche Theile. 2 . EROTEMATA M U S I C A SCHELIANA. 3 . EROTEMATA M U S I C A PEZOLTANA. 4 . M U S I C A THEORETICA SIGNATORIA.
5. Des Satyrischen CoMPONisten Spatzier=Reise nach HALIARTUS, SO
da handelt
DE CIRCULO QUINTARUM
&
QUARTARUM. 6.
Dessen anderer Theil von eben derselben
MATERIA.
7 . M U S I C A HISTÓRICA, LATINÉ CONSCRIPTA. 8 . MELOPOEIA INTEGRA.
Ob nun wohl auch derselbe THEOLOGIAM mit allem Ernst STUDiret / u n d e r als e i n CANDIDATOS S S . THEOL. EXAMI-
Niret worden / auch sich im Predigen vielfältig EXERCIret / hat es dennoch G O T T gefallen / denselben in der Schule biß auf diese Stunde zu lassen. 7
Die Biographie folgt im wesentlichen dem Lebenslauf aus dem 17. Kapitel von Printern Sing- und Kling-Kunst, doch enthält sie zusätzliche Informationen und Details, die wohl nur dadurch erklären sind, daß Printζ mit dem Autor Magnus persönlich bekannt und vielleicht auch befreundet war. Das in diesem Lebensabriß aufgeführte Werkverzeichnis enthält 19 Titel, darunter solche, die nie im Druck erschienen sind, teils weil sie im Sorauer Brand von 1684 zerstört wurden, teils aber wohl auch, weil sie nie fertiggestellt wurden oder auf jeden Fall nicht das Interesse eines Verlegers gefunden haben. Interessant ist auch der Versuch am Ende der Biographie, Printz als einen ausgebildeten Theologen zu legitimieren, dem seine Mitbürger eigentlich dafür Dank schulden, daß er in dem verhältnismäßig bescheidenen Amt eines Kantors verblieben ist. 1
Johann Samuel Magnus: Historische Beschreibung der Hoch-Promnitzschen Residentz-Stadt Sorau in Niederlausitz, Leipzig 1710. In dem Anhang Literati Soravienses, S. 67—69.
Quellen
%ur
Lebensgeschichte
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Ein weiteres Indi^ für ein gutes Verhältnis £wischen den beiden Männern dürfte wohl die Tatsache sein, daß Print% auch in der relativ kurzen Lebensbeschreibung seines ersten Herrn, des Reichsgrafen und „Obristen zu Fuß" Erdmann von Promnit der 1664 nur 33jährig starb, erwähnt wird. Als Quelle für die darin enthaltene Information führt Magnus an: Ex R E L A T . T I T . W O L F F G . CASP. PRINZ. CANTOR S O R A U . 8 Möglicherweise hat Print% diesen Lebenslauf sogar selbst verfaßt; dafür spricht der episodenhafte Charakter des Berichtes sowie die Tatsache, daß nur wenige biographische Fakten darin enthalten sind außer solchen, die Print% während seines zweijährigen persönlichen Umgangs mit dem Grafen in Erfahrung gebracht haben konnte. So heißt es B. gleich am Anfang: Er ist gebohren
ANNO
1631. den 2. Sept. Unter andern
h a t e r STUDiret z u GENEVA; M U S I C A M A R C A N A M h a t e r
von Hr. Wolffgang Caspar Printz erlernet; M A T H E S I N verstand er sehr wohl / sonderlich die INGENIEUR-Kunst: Dahero hielt er viel auf gute Künste und war ein solcher Liebhaber der Music, daß er ohne dieselbe fast nicht leben kunte. ITALIEN hatte er ziemlich durchreiset / doch war er nicht weiter kommen als biß NEAPOLIS, weil hinter NEAPOLIS gegen SICILIEN wenig zu sehen / man wolte denn der TARANTULEN-CUR beywohnen / welche durch die M U S I C verrichtet wird. 9 Ein weiteres Zeugnis biographischer Art ist schließlich das folgende Huldigungsgedicht, das Christian Ν itsehe, ein Freund (und vielleicht ehemaliger Schüler) von Print^ %um Anlaß von dessen fünfzigjährigen Amtsjubiläum als Kantor gedichtet hatte: Halb Hundert Jahr zählet man nicht alle Tage / bevoraus als Lehrer im verdrußlichen Schul· Staube 8 9
2»
Magnus, Magnus,
S. 240. S. 238.
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Quellen
Lebensgeschichte
Diese Zahl aber záhlete der Wohl=Edle / Veste / Wohl=Gelahrte und Wohl=Benahmte Herr Wolffgang Caspar Printz / Weltberühmter Musicus THEORETICO-PRACTICUS, und längst wohl=MERiTiRter CANTOR und DIRECTOR der Music in der Reichs=Gráflichen Promnitz* sehen R.ESIDENTZ=Stadt Sorau; nachdem Selbiger Anno 1664. den 15. M A J I als CANTOR und Lehrer der S c h u l j u g e n d vorgestellt wurde / und 1714 den 15. M A J I dieses überlebte halbe Jahr »Hundert / durch die von G O T T erwiesene Gnade / bey noch muntern Kráfften erkennen / und solchem seinem Schul= Ampte rühmlich vorstehen kunte; wolte derowegen seine aus alter Freundschafft herrührende aufrichtige Gedancken / durch nachgesetzte Reim=Zeilen eröffnen / und selbige diesem liebwerthen Manne aus Görlitz nach Sorau übersenden / Christian Nitsche Goerlitz / gedruckt bey Michael und Jacob Zippern. ANNO
MEin Printz den längst die Zahl der schönen P I E R I N N E N Als eigen werthen Freund, vor andern hochgeacht! Mein Printz / der tausendmahl der Sterblichen Beginnen Durch süsse Thóne hat zur Freude aufgebracht! Mein Printz / den LIPPIUS und auch ZARLINUS küssen / Und den PYTHAGORAS vor andern Printzen ehrt! Vor den sich GRIMMIUS und LOULLI bücken müssen / Und dessen Ruhm und Ehr die FAMA längst vermehrt!
Quellen %ur Lebensgeschichte
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Mein Printz / den G E S I U S und Schein nicht gleich seyn können / Weil sie durch ihre Schrifft dergleichen nicht gemacht / Was Du / mein Printz / gesetzt: drum muß Dir O R L A N D gönnen / Daß Dir vor andern werd' ein Lorber=Crantz gebracht. Mein Printz / auf den das Chor der Musen neun Geschwister / Ein freundliches Gesicht und aufgeweckten Geist Mit aller Freude wirfft / und den Ihr Hoher=Priester Apollo auf den Stuhl der Ehren sitzen heißt! Mein Printz / laß Dir ein Wort von schlechter Art gefallen. Ich mach es / wie die Gans / Du aber wie ein Schwan; (A. Du singst ein lieblich Lied / ich aber kan nur lallen; Drum nimm das gringe Blat mit gutgen Hánden an. Mein Printz / Dich hat der HERR / der über Uns regiret / Durch glückliche Geburth auf dieses Rund gebracht / (B. Daß Du des Mondens Licht in vollen Glantz gespüret Mehr als achthundert mahl / weils siebnzig drüber macht. Dich hat der gute GOTT von Jugend auf geleitet / Daß Du durch manchen Dorn den Fuß gesetzet hast: Doch hat Er Dir dein Hertz in Trübsal so bereitet / Daß Dich / als einen Printz / erstickte keine Last. Du kontest kaum acht Jahr im Alter überreichen, (c. So kam Gewissenszwang / und druckte deinen Geist / Daß Du als Pilgrim hast von Waldthurn müssen weichen: Denn wer GOTT folgen wil / thut was sein Wort Ihn heißt. Du wiechst / GOTT war mit Dir: Du kamst in eine Schule / Da treuer Lehrer Mund Dir soviel vorgesagt / Das diese Welt gar leicht die Jugend zu dem Pfule Der Sünde lencken kan / die das Gewissen nagt. Du hörtest mit Begier und Nutz die guten Lehren / Nahmst an Verstände zu und mancher Wissenschafft: Die Muhe war sehr groß / die Music anzuhören / Sie munterte Dich auf / und gab dem Hertzen Krafft. Der Ort hieß Vohenstraus. Von dar kamst Du nach Weyden / D.) Und zogst Gelehrsamkeit als einen N E C T A R ein: Dich konten abermahl die Lehrer um sich leiden / Von Schülern mußtest Du der allerbeste seyn.
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Quellen %ur Lebensgeschichte
So dann hast Du Dein Hertz mit gutem Fug gerichtet E.) Auf des P A R N A S S I Sitz / wo Altdorffs M U S E N gehn / Da hattest Du Dich recht zum steten Fleiß verpflichtet / Dein Lehr=begierger Geist ließ Dich nicht stille stehn. Was Schluß=vernünfftig ist / was Sittlich ist zu nennen / Und was auch die Natur in ihrem Busen hegt; Das suchtest Du / mein Printz! vor andern recht zu kennen: Drum hat M A T H E S I S Dir den Grund=Stein tieff gelegt. Wer so / wie Du / STUDirt, der muß was Rechtes wissen: Ich lobe Deinen Fleiß / die Wissenschaft und Kunst. Doch hat die Wissenschafft Dir nicht den Bauch zerrissen Du siehst die Hoffart an als eine grobe Dunst. Von Altdorff wandst Du Dich zum Aufgang unsrer Sonnen / F.) Des PERUsiner Strahl zog Dich nach Dreßden hin / Da hat ein Theurer Graf die Kunst bald liebgewonnen / Er sähe Deinen Geist und aufgeweckten Sinn Mit Gnaden=Augen an / und ließ Dich zu Sich führen / Er nahm zu seinen Dienst als M U S E N Printz Dich an: Du mußtest seinen C H O R als COMPONIST regiren: Und was Du bey Ihm thatst / das war ja wohl gethan. Das Schicksal trieb Dich fort / Dein Großer Graf der wolte / Daß Du um Ihn móchst seyn: Du giengst mit diesem Held G.) Ins schöne Ungar=Land / und mancher Christ der solte Des Turcken Prahlerey vertilgen aus dem Feld. Der Vorsatz war zwar gut: doch GOTT / der unser Dencken In kluger Obsicht hält / der war des Grafens Schild / Kein Turckscher Sebel solt um dessen Haupt sich schwencken / Er war gar wohl bewahrt / da GOTTES Schutz Ihn hielt. Die Kranckheit machte / daß Dein Graf nach Sorau wieche (H. Du folgtest willig nach / weil Dich die Losung traff: Ach aber Centner=Wort ! In kurtzer Zeit verblieche Der tapffre Krieges=Held / der ungemeine Graf. (i. Wie stunds / mein Printz um Dich? Dich traff ein hartes Übel, Da Dir Dein Schutz entfiel / da fiel auch aller Schertz! Doch mußte kurtz hernach das nicht gar grosse Triebel Dir / als ein Auffenthalt / versüssen allen Schmertz.
Quellen %ur Lebensgeschichte
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Man ruffte Dich dahin / Du must Ihr CANTOR werden / ( Κ . Der Bürger war Dir hold / ein jeder liebte Dich / Und wie Du selbst bekennst / so war auf dieser Erden Nur dieses Jahr / darinn Dein Hertz erquickte sich. Von dannen zöge Dich des Großen GOTTES Wincken (L. Nach einer werthen Stadt / worinnen Du itzt lebst. Ach laß doch Herz und Muth mitnichten niedersincken / Ob Du schon unterm Creutz daselbsten offtmals schwebst. Es hat der harte Brand Dich zweymal hart gedrücket / (M. Dein Vorrath gieng durch Gluth und Feuer in die Höh: Doch GOTT / der in der Noth Betrübte hat erquicket / Der rieff Dir in Dein Hertz: Mein Printz! weich nicht / steh! [steh! Funff Kinder starben weg / Drey siehest Du noch leben. Die Feder zittert mir / ich weiß nicht / wie mir ist! Weil Dein selbst=eigner Brieff mir Nachricht hat gegeben / Daß Du vor kurtzer Zeit zum Wittwer worden bist. Du altes Silber=Haupt / gleich da ich dieses schreibe / So sey versichert / daß bei mir ein Thränen=Guß Sich Deinen Thrinen mit im Klagen einverleibe: Zum Zeichen nimm von mir des Trostes Hertzens=Kuß. So solt Du denn / mein Printz! von zwey und siebntzig Jahren / Dein keusches Eh=Gemahl / die Helffte Deiner Brust Verliehren durch den Tod? Solt Du denn auch erfahren / Daß dieser Herzens=Riß kan stören alle Lust? Allein! ach Eitelkeit ! laß Dich drey Kinder trösten / Die Dir dein GOTT geschenckt / und noch im Leben hält: Wir müssen leider! hier am Creutzes=Roste rösten: GOtt giebt / GOtt schlägt / GOtt nimmt / GOtt thut / was ihm [gefällt. Schau nur auf GOTTES Hand / die wird Dich auch erhalten / Hat Sie Dich wunderlich halb hundert Jahr geführt In deinem Schulen=Ambt: so wird Sie ferner walten / Daß man doch funnfzig mahl von Hertzen GRATULirt. Gluck zu! O schöner Tag! der Du vor funffzig Jahren Den muntern Musen=Printz / den Printz von Muth und Geist /
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Quellen \ur
Lebensgescbicbte
Zur Schule hast gebracht. Gluck muß sich mit Dir paaren / Ich ruffe noch: Gluck zu! weil michs die Liebe heißt. Nun Printz! Du stirbest nicht / Du lebst in Deinen Schrifften / Darinnen bleibt dein Nahm auf ewig feste stehn: Die Schrifften werden Dir ein schönes Denckmahl stifften / Wenn mancher Agatarch und Prahler muß vergehn. (N. (A. A R G U R O S I N T E R STREPIR ANSER OLORES. V I R G . E C L O G .
9. ijch schnattere wie eine Gans unter den hellsingenden Schwänen) (B. gebohren zu Waldthurn in der Ober=Pfalz A N N O 1 6 4 1 . den 1 0 . O C T O B R I S . ( C . A N N O 1 6 4 9 , wiech er wegen der RELiGion von Waldthurn nach Vohenstraus / einem Städtlein / dem Fürsten und Pfaltz=Grafen von Sultzbach gehörig, (D. A N N O 1 6 5 5 im S E P T E M B . kam er nach Weyden in die Schule, (E. A N N O 1 6 5 9 . den 2 4 . M A I J . zog Er auf die U N I V E R S I T Í Í Altdorff, (F. A N N O 1 6 6 2 . kam Er nach Dreßden zu dem fürtrefflichen M U S I C U M , F R A N C I S C U M S A N T I , von P E R U S I A einen Italiáner / welcher Ihn an den Hoch=gebohrnen Grafen und Herrn / Herrn Erdmann Leopold des heil. Róm. Reichs Grafen von Promnitz etc. damals Kaiserlichen Obersten etc. RECOMMENDiret. (G. ANNO
1663 im
ANNO 1664. d e n
JUNIO, (H. A N N O
1663 im
OCTOBRI.
19. JANUARIJ. (Κ. A N N O 1 6 6 4 . d e n
(I. 15.
wurde Er C A N T O R in Sorau. (M. zum ersten mahl / und A N N O 1 7 0 0 . den 2 4 . A U G U S T I zum andern mahl. (N. Agatarch / ein aufgeblaßner Mahler / als Er sich einsmahls wegen seiner Geschwindigkeit im Mahlen rûhmete / und hingegen den Zeuxis einer Langsamkeit verächtlich beschuldigte / bekam von Zeuxis zur Antwort: Diu P I N G O , Q V I A A E T E R N I T A T I P I N G O . (Derjenige malt den Gott, der ewig malt.y Heinr. Salmuth in Panciroll. lib. 2. t. 10. MAJI.
(L. A N N O
ANNO
1684
den
1665.
2. M A J I
Der hier gebotene Lebensabriß deckt sich weitgehend mit der 15 Jahre ^uvor in der Sing- und Klingkunst veröffentlichten Autobiographie und bietet, außer dem Hinweis auf den Tod von
Quellen
^ur
Lebensgeschichte
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Printern Frau, kaum etwas Neues. Allerdings ist die Mitteilung, daß Print£ in Wejden unter den Schülern „der allererste" war, nicht in A l sondern in A 2 finden. Ob nun Nitsche solche Information durch seinen persönlichen Umgang mit Printç erlangt hatte, oder die um 1712j13 entstandene Autobiographie (A2) in Matjuskriptform Gesicht bekommen hatte, soll hier dahingestellt bleiben. Die in Nitsches Schrift gefeierten fünfzig Dienstjahre schließen auch das fahr als Kantor in Τriebel mit ein; das Gedicht ist daher 1714 entstanden, was auch durch den darin enthaltenen Hinweis auf Ρrintens Alter, nämlich 72 fahre, bestätigt wird. Es ist aber wohl erst 1715 im Druck erschienen, denn in diesem fahr wurde es, wie Peregrinus berichtet (111,46), dem Jubilar, zusammen mit einem silbernen L ö f f e l , überreicht. Einige weitere biographische Details sind auch dem 1696 gedruckten Prodromus (II, S. 170— 235) entnehmen; allerdings handelt es sich dabei primär um Informationen %ur Werks- und Verlagsgeschichte, wie auch aus dem Titel hervorgeht, wo die Schrift als „Wahrhaffte Erzehlung / Was sich mit dem jenigen Musicalischen Tractat, welcher Phrynis Mytilenáus und der Satyrische Componisi genannt wird / bishero begeben und zugetragen" vorgestellt wird. Über die darin enthaltene Polemik gegen Beer wird später noch mehr χμ sagen sein, hier soll zunächst noch einmal darauf hingewiesen werden, daß Prints in seiner Autobiographie (A2), von der wir vermuten, daß er sie ohne Aufforderung verfaßt hat, einen entscheidenden Schritt s>u einer individualisierten Selbstdarstellung getan hat, die sich über die „Dürftigkeit und Einförmigkeit" der anderen Lebensbeschreibungen in der Ehrenpforte deutlich hinaushebt.10 So sieht es auch Einstein: „... da hat ein wechselvolles, ja abenteuerliches Leben von selbst einer ausführlicheren und freieren, behaglicheren und lebendigeren Darstellung geführt."n 10
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Werner Mahrholç: Deutsche Selbstzeugnisse. Ein Beitrag zur Geschichte der Selbstbiographie von der Mystik bis zum Pietismus, Berlin 1919, S. 126. Einstein, J. 58.
W. C. Print^ Autobiographie aus M atthesons Ehrenpforte Printz (ex autogr.) Wolffgang Caspar Printzens, gewesenen Cantoris und Hochgrâfl. Promnitzischen Capelldirectoris zu Sorau, als meines (Christophor Peregrin) lieben seel. Vaters, Geburth, Leben und Tod, wie er es selbst aufgezeichnet hinterlassen, theile hiedurch mit: Mein Vaterland, schreibt er, ist die Oberpfaltz. Der Ort, an welchem ich gebohren, heisset Waldthurn, und ist ein kleines Städtgen oder Marek an dem Bóhmer=Walde, eine Meile von der Stadt Weyden, eine halbe Meile von Bleystein, eine halbe Meile von Vohenstrauß, und drey Viertel»Meilen von Leuchtenberg, davon die Landgrafen von Leuchtenberg den Nahmen haben, gelegen. (In A l fügt Print% bier hin^u: „Jetziger Zeit wird es beherrschet von den Durchleuchtigsten Fürsten von Lobcowitz / Hertzogen zu Sagan in Schlesien etc. etc." (11,484) j1 Allhier bin ich An. 1641. den 10. Octobris von Christi. Eltern erzeuget und gebohren worden. Mein seel. Vater ist gewesen Hr. Christophor Printz, weil. Lieutenant unter der Schiabendorffischen Compagnie des Hochlöblichen Schwe-
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Lobcomt^, der hohe Amter beim kaiserlichen Hof Wien verwaltete, hatte den Markt Waldthurn 1666 durch Kauf erworben und ließ am Ortsausgang nach Vohenstrauß ein Schloß errichten, welches der Fürstin Auguste Sophia von Lobcowit^ als Sommerresidenζ diente.
W. C. Print%:
Autobiographie
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dischen Primckischen Regiments; hernach aber Freyherrlicher Wirschbergischer Hofemeister; nach diesem Kastner 2 und endlich Forstmeister und Steuereinnehmer. Seine Geburths=Stadt ist gewesen Schlieben, in Sachsen gelegen. Meine seel. Mutter hieß Maria Catharina, weil, des Ehrwürdigen und Wohlgelahrten Herrn, M. J O H A N N I S S C H Ö T T E R I , treufleissigen Seelensorgers der Evangelischen Lutherischen Gemeine GOttes zu Leonhardsreuth 3 eheleibliche Tochter; eine Gottseelige, und gegen die Armen sehr gutthâtige Frau, welche deswegen, nach ihrem seel. Ableben, von allen so sie gekennet, sonderlich aber von den Armen, sehr betrauret worden. Getauft bin ich worden von Hrn. Wolfgang Kritzingern, Catholischem Priester zu Waldthurn, weil damahls die Oberpfaltz schon dergestallt reformirt gewesen, daß man auf 8. Meilweges keinen Lutherischen Prediger hat haben können. 4 Als mein seel. Vater An. 1646. meinen ältesten Bruder, Christophor, in der Arithmetik selbst informirte, weil sonst niemand in Waldthurn war, der rechnen hätte können; habe ich dieselbe vom blossen Zuhören eher und besser gefasset, als mein Bruder. Als mein seel. Vater dahinter kam, sagte er: Wenn du das kanst, so muß ich dich in die Schule schicken. 5 Darauf wurde ich An. 1648. zum erstenmahl in 2
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Waldthurn war 1540 in den Besitz der lutherischen Herren von Wirsberg gekommen. — Ein Kastner ist ein Verwalter oder Steuereinnehmer. Es handelt sich um das heutige Lennesrieth, etwa 1 km von Waldthurn entfernt gelegen und durch die Luhe abgetrennt. Die Kirche von Lennesrieth gehört vyt den ältesten in der Oberpfal— Printern Großvater hat ein Werk mit dem Titel Collectaneis Philologicis herausgegeben, auf das sich Print% bei der Beschreibung hebräischer Musikinstrumente in seiner Sing- und Klingkunst bezieht. Der letzte evangelische Prediger in Waldthurn war 1627 seines Amtes enthoben worden. Dieses Motiv, daß der begabte jüngere Bruder zusammen mit dem älteren in die Schule geschickt wird, findet sich gleich zweimal in den Romanen. Siehe 1,244 und 370.
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W. C. Prints^: Autobiographie
die Schule geschickt. Mein erster Práceptor war Hr. Fabian Sebastian Bräutigam, Catholischer Schulmeister in Waldthurn, von welchem ich die Buchstaben kennen lernen, auch zu buchstabiren angefangen. Er war vorhin Lutherischer Schulmeister gewesen. Weil er aber ein eigenes Haus, schöne Aecker und Wiesen hatte, damit er dieselben nicht mit dem Rücken ansehen durffte, und den Dienst behalten môgte, hat er die Religion verändert, und ist päpstisch worden. An. 1649. wurde der Friede publiciret. Bald darauf kriegte mein Vater einen Befehl, er solte entweder Catholisch werden, und sodann sein Amt behalten; oder innerhalb 4. Wochen das Land meiden. Mein Vater erwehlete das letztere. Weil er aber, in einer so kurtzen Zeit, keine andere Gelegenheit bekommen konte, kaufte er zu Dreßfeld ein Bauer=Gut, welches das Jahr über nicht mehr, als 5. Tage, Hofe=Dienste hatte. Dabey war ein grosser Garten, schöne Aecker und ein Holtz=Wald, wie auch zwo schöne Wiesen. So bald sich mein Vater allda niedergelassen, schickte er meinen ältesten Bruder und mich nach Vohenstrauß in die Schule. 6 Wir beide hatten unsern Auffenthalt bey Meister Hans Weyhen, welcher meiner Mutter Schwester Dorotheen, zum Eheweibe hatte. Unser Lehrmeister war Hr. Hans George Flaxius, bey welchem ich fertig Lesen, den Catechismum Lutheri, und die ELEMENTA M U S I C E S begriffen habe. An. 1650 kaufte mein Vater zu Vohenstraus ein Haus, zog darein, und setzte in sein Bauer=Gut einen Hoffmann. Er wurde bald hernach Zoll=Einnehmer. Unser Hr. Schulmeister und Organist in Vohenstrauß war unglücklich. Er verliebete sich in des Hrn. Bürgermeisters Haubners älteste Tochter: diese hatte ihn wieder lieb; die Eltern aber wolten 6
Im Zuge der Gegenreformation war die Oberpfal.£ an Bayern gekommen, jedoch die Pfal^grafschaft Sulpach, der Vohenstrauß gehörte, und die Stadt Weyden konnten zunächst die evangelische Religionsühung beibehalten.
W. C.
PrintAutobiographie
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die Heirath nicht zugeben. Sie tractirten die Tochter sehr übel deswegen, und verboten dem Herrn Flaxio das Haus. Dem aber ungeachtet bemuheten sich die beide Verliebten allezeit heimlich zusammen zu kommen, so oft es möglich war. Als es der Bürgermeister erfuhr, brachte er zu wege, daß Hr. Flaxius aufs Rathaus in Arrest gesetzet wurde. Wir armen kleinen Schüler hatten unsern Schulmeister so lieb, daß wir uns entschlossen, dem Bürgermeister die Fenster einzuwerffen. Ehe es aber geschähe, wurde Hr. Flaxius des Arrestes wieder loß, danckte ab, und zog nach Floß: allwo er denn abermahls Schulmeister und Organist wurde. Ihm folgte im Amt Hr. Kilian Hammer ein guter Musikus. Bey dem Hrn. Flaxio hatte ich solmisiren gelernet 7 den 6. V O C I B U S , UT, RE, MI, FA, SOL, LA, mit der Mutation; Hr. Kilian Hammer aber schaffete die Mutation ab, indem er zu den sechs 8 V O C I B U S die siebende, si, setzte. Bey ihm fing ich an, den 9 Donat zu lernen. Das schlimmste war, daß er nach einem Vierteljahr wieder wegzog. Bey der Vacantz des Schuldienstes informirte uns Hr. Philipp, ein aus Böhmen, wegen der Religion, vertriebener guter, ehrlicher, alter Mann, dessen Zunahmen ich niemahls 7
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Solmisation heißt das von Guido von Arengo im 11. Jh. ausgebildete System, bei dem die Töne der Tonleiter anstatt mit c, d, e, usw. mit den Tonsilben Ut (später Do), Re, Mi, Fa, Sol, La, bezeichnet werden; solmisieren bedeutet demnach die Verwendung dieser Tonarten bei der Singübung. Heckmann schreibt hierzu: „Gleich bei seiner ersten näheren Bekanntschaft mit der Musik wurde der junge Schulknabe Zeuge des heftigen Kampfes, der damals die musikalischen Gemüter so außerordentlich erhitzte ... des Kampfes um die sechs ,aretinischen Silben' und die Mutation einerseits, wie sie die konservativen Theoretiker und Praktiker beibehalten wollten, und andererseits um die Abschaffung der Mutation durch Hin^ufügung einer siebenten Tonsilbe den sechs schon bestehenden ... oder um die Abschaffung der Tonsilben überhaupt — und das ist Matthesons modernes Anliegen — zugunsten der Buchstaben c, d, e usw. ( ' R h y t h m u s l e h r e , S. 9) Die seit dem Mittelalter weit verbreitete und nach dem Verfasser genannte lateinische Grammatik, im weiteren Sinne auch jede andere Schulgrammatik.
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W. C. Print^j
Autobiographie
gehört, auch, wegen kindlicher Einfalt, nicht darnach gefraget habe. Er konte aber die Orgel nicht spielen, fing auch die Lieder in der Kirchen, sonderlich aber den Glauben jederzeit allzuhoch an; also, daß daher mehrentheils ein ärgerliches Gequitsche entstund, daß ihrer viel darüber lachten. Dannenhero wurde der Rath verursachet, je eher je besser nach einem guten Schulmeister und Organisten zu trachten. Beriefen derowegen Herrn Wilhelm Stöckeln, Organisten in Weyden. Dieser war ein Nûrenberger, ein stattlicher Organist und guter Componisi, welcher M U S I C A M POËTICAM von Joh. Erasmo Kindermann, dem berühmten Komponisten in Nûrenberg gelernet hatte. Damahls erfuhr ich, daß die öftere Veränderung der Lehrmeister einem Knaben auf viele Weise schädlich sey. Denn erstlich verlohr ich gleich, da Hr. Kilian Hammer abzog, meinen Donat. Weil ich mich nun fürchtete, solches meinen lieben Eltern anzuzeigen: als ließ ich das Latein=Lernen gar unterwegens, welches Herr Stóckel leicht geschehen ließ, weil er nicht wüste, daß ich schon etwas gelernet hatte, vielweniger, daß ich noch etwas lernen solte, auch keine Verräther in unserer Schulen waren; versiumete ich also mehr, als ein halb Jahr, in welcher Zeit ich auch das wieder vergessen, was ich bey dem Herrn Kilian Hammern gelernet hatte. Als aber meine Eltern besagten Hrn. Stöckeln zu Gaste gebeten, kam es an den Tag, und mußte ich bekennen, daß ich meinen Donat verlohren, und deswegen Lateinisch zu lernen unterlassen hätte. Dannenhero, nachdem mein Vater mir einen andern Donat, und zugleich ein VESTIBULUM von Nurenberg mitbringen lassen, muste ich wieder von vorne anfangen; auf welche Weise ich fast ein gantzes Jahr vergebens in die Schule gegangen war. Furs andere hatte ein jeder von meinen PRAECEPTORIBUS eine andere Manier zu unterrichten; welches mich, bey so zarten Alter, ziemlich verwirrte: sonderlich in der Musik.
W. C. Prints^: Autobiographie
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Denn von dem Herrn Flaxio lernete ich die VOCES: UT, RE, MI, FA, SOL, LA, mit der Mutation; Herr Hammer wollte keine Mutation leiden, sondern setzte zu den sechs VOCIBUS die siebende, si, darzu; bey dem Herrn Stóckel aber muste ich die Claves singen: welche Veränderungen mir viel Beschwerung und Verdruß verursachten. Ôberdas zog auch Herr Stóckel Ao. 1652. bereits wieder von uns; an dessen Statt Hr. Andreas Pauli kam, bey welchem ich die VOCES mit der Mutation abermahls auf ein neues wieder lernen muste. Dem aber ungeachtet lernete ich doch so viel, daß ich des Herrn Hammerschmides und dergleichen Stücke EX TEMPORE wegsingen konnte. Im Latein nahm ich so viel zu, daß ich den Donat und das VESTIBULUM vollkommen auswendig konnte, und ein geringes EXERCITIUM STYLI noch ziemlich zu machen wüste: worzu mir nicht wenig geholffen die Information und das ófftere Examiniren des TIT. Herrn Hans Christoph von Grafenreith, welcher eines alten adelichen Geschlechts und Cornet im Kriege gewesen ist, der sich damahls bey seinem Herrn Vater, dem Pfleger zu Vohenstrauß, aufhielte. Ich habe auch viel zu dancken dem unverdroßnen Fleisse des Wohl=Ehrwurdigen und Hochgelahrten Hrn. M . J A C O B I KNESPELII, PASTORIS & INSPECTORIS zu Vohenstrauß, zu welchem ich wöchentlich zweimahl ging, mich examiniren und informiren zu lassen. Ao. 1654. am Tage Michaelis schickten mich meine lieben Eltern nach Weyden, allwo ich meine STUDIA weiter fortsetzte, unter treufleißiger Belehrung des Hrn. M. Jacob Fischers, RECTORIS daselbst. Mit gutem Gewissen kan ich sagen, daß ich mein Lebtage keinen Schilling bekommen: weil ich mich von boßhafftem Muthwillen enthielt, und alle meine Mitschüler am Fleisse ubertraff. GOtt hatte mir ein gut Gedächtniß verliehen, daß ich leichtlich etwas fassen konnte. Dieses merckte der Hr. Rector bald, weil er auch sähe, daß ich willig und gar begierig zum Lernen war; reitzete er mich an, daß ich alle LECTIONES, welche andere
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PrintAutobiographie
Schüler, von Fastnacht an biß Michaelis, vorher gelernet hatten, nachlernete. Weil ich aber der Sache gar zu viel that, bekam ich recht grausame Kopf=Schmertzen. Hierauf trâumete mir, als wenn einer von meinen Schulgesellen, Nahmens Sebastian Kuck, käme und zu mir sagte: Gehe in die Apothecken und kauffe dir Citronen=Safft, den iß, so wird dir besser werden. Ich war damahls noch so einfältig, daß ich nicht wüste, was Citronen oder Citronen=Safft wäre; denn dergleichen Sachen hatte ich weder in Waldthurn noch in Yohenstraus gesehen. Nichts desto weniger ging ich in die Apotheke, fragte: ob sie etwas hätten, das Citronen=Safft hiesse? Üb er welche einfältige Frage beides der Apotheker=Geselle als auch der Junge weidlich lachten: welches mich zimlich stutzend machte, also, daß ich wieder fortgehen wollte. Doch bekam ich endlich die Antwort: Ja. Ich fragte aus Einfalt noch einmahl, ob denn der Citronen=Safft gesund wäre? Hierüber lachten sie noch mehr. Ich aber erzehlte ihnen meinen Traum, worüber sich der Geselle wunderte, der Junge aber des Lachens kein Ende machte, biß ihn der Geselle oder Provisor schalt, und sagte: Du Flegel! lache nicht, es ist ein Wunder=Traum, und wenn dieses Mittel hilft, welches zu versuchen ist, so kann ich mich nicht gnugsam darüber verwundern. Hierauf gab er mir für einen Groschen Citronen=Safft, den ich alsobald aufasse; und siehe, die KopfSchmerzen vergingen. Ich habe solches dem Herrn D. Kubitzen gesagt, der sich ebenfalls über diesen meinen Traum verwunderte, und darbey sagte: der Citronen=Safft wäre ein gutes Mittel für die Kopf=Schmertzen, und eben deßwegen muste er sich verwundern, daß mir dergleichen in einem Traum geoffenbaret worden, da ich vorhero gar keine Erkänntniß weder von Citronen, noch des Citronen» Safft gehabt hätte. Als ich nun von den Kopff-Schmertzen entlediget worden, fuhr ich in meinem Fleisse fort, und brachte es so weit, daß ich in dem EXAMINE, welches um Fastnacht gehalten
W. C.
PrintAutobiographie
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wurde, am allerbesten unter allen Schülern bestünde. Ich wurde deswegen gelobet und höher gesetzt. Ob mich meine Schul'Gesellen darum geneidet, das habe ich nie mercken können: maassen sie alle mit mir freundlich umgingen, auch meinen Fleiß bey ihren Eltern rühmten: welches mir derselben Gunst zuwege brachte. In der Musik informirte mich ferner Herr Johann Conrad Merz, Organist, welcher aus der Capelle des Fürsten von Sachsen=Lauenburg, der zu Schlackewehrt residirte, dahin kommen war; er wiese mir die zierliche neue Manier in Singen. Geigen aber habe ich von mir selber, ohne einigen Lehrmeister, gelernet. Als solches Hr. Andreas Pauli erfuhr, daß ich geigen konnte, exercirte er mich, und noch einen meiner SchuUGesellen, in der Schule, und gebrauchte uns óffters zur Instrumental=Musik in der Kirche, nebst dem Kunst=Pfeiffer, der schwach bestimmet war. Auf dem Ciavier hatte ich auch schon in Vohenstraus, nach Anweisung des besagten Herrn Andreas Pauli, spielen gelernet. In Weyden lernete ich bey Hrn. Hans Christoph Schabern, Kunst=Pfeiffern, auf der Posaune und auf dem Zincken blasen. Habe also vielhundertmahl so wohl in Weyden, als hernach in Altorff, von Thurme helffen abblasen. Nachdem ich in Weyden meinen STUDIIS mit ernstlichem Fleiße obgelegen, erkanten mich Ao. 1658. (TIT.) Herr. M. Tobias Claußnitzer, Inspector und Oberster=Prediger, und Hr. M. Jacob Fischer tüchtig, auf die Universität geschickt zu werden. Dahero zog ich alsobald nach Ostern, nachdem ich zuvorhero PUBLICE vALEDiciret, und in einem Tage zwo O R A T I O N E S auswendig gehalten hatte, auf Gutbefinden meines lieben Vaters, welcher das Jahr zuvor seiner Ehe= Liebsten, ich aber meiner lieben Mutter, durch den zeitlichen Tod, beraubet worden, nach Altorff. 10 10
Die vor den Toren Nürnbergs gelegene protestantische Universität Altdorf genoß im 17. Jhdt. hohes Ansehen; hier studierten ». a. LeibnitWallenstein und Harsdörffer.
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Hier habe ich IN THEOLOGICIS den Herrn D . Joh. Weinmann, Hrn. M. Reinhard, und Hrn. M. Conrad Dürr; IN PHILOSOPHICIS aber den Herrn M. Joh. Paul Felwinger, LOGICES & METAPHYSICES, M. Abdiam Trew, PHYSICES & MATHESEOS, und gedachten M. Conrad Dürren, S. S. THEOL. & ETHICES PROFESSORES gehöret. Die LECTIONES PUBLICAS, welche von allen PROFESSORIBUS gehalten wurden, besuchte ich fleißig, hielte alsobald im ersten Jahre ein COLLEGIUM DISPUTATORIUM PRIVATUM: begab mich auch in das COLLEGIUM DISPUTATORIUM CIRCULARE; disputirte sonst auch zweimahl PUBLICE war AUTOR und RESPONDENS. Die DISPUTATIONES wurden gedruckt, die Exemplaria davon, deren über 80 waren, so mir übrig geblieben sind im ersten Sorauischen Brande zunichte worden. Die Musik brauchte ich zu meiner Ergetzlichkeit, bißweilen, wenn ich von Studieren ermüdet war. Zu dem Ende hatte ich mit dem Kunstpfeiffer und seinen Gesellen Bekanntschafft gemacht. Der Kunstpfeiffer hieß Christoph mit dem Taufnahmen; den Zunahmen habe ich vergessen: welches mir leid ist. Der ehrliche brave Musicus INSTRUMENTALIS hat mir ein halb Jahr freien Tisch gegeben: doch habe ich ihm seine beiden Kinder dafür informiret. Ich habe auch mehrentheils fur ihn abblasen helffen, und ihn also der Muhe, auf den Thurm zu steigen, überhoben. Wir Studenten hielten auch ein COLLEGIUM MUSICUM bey dem D. Rittershusio. In diesem lernete ich auf der Baß= Geige streichen, und zwar auf eine ausserordentliche Manier. Das ging also zu. Ich pflegte sonst eine Violine zu streichen. Es trug sich aber zu, daß unser Violinist nach Nürnberg gereiset war. Als wir nun zu musiciren anfingen, war niemand der den Baß geigen wollte, oder konnte. Hr. Braune hatte die Baß=Geige gestimmet: fragte hernach, ob niemand dieselbige streichen wollte? Als sich niemand dazu bequemen wollte, redete er mich an, und sagte: ich sollte sie nehmen; ich wurde wohl auf derselben spielen können.
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Ich hatte meine Lebtage keine Baß=Geige in der Hand gehabt; doch war ich so verwegen, daß ich antwortete: ich könnte etwas drauf spielen; wäre aber nicht geübet. Darauf gab er mir dieselbe. Ich lernete die Claves der Saiten, vermittelst des Claviers, das der Herr von Goldstein zu spielen pflegte. Fing darauf an, so gut, als es gehen wollte, zu spielen. Wenn es klang, spielte ich frisch; wenn es nicht recht gehen wollte, spielete ich fein sachte, daß ich es selbst nicht hören konnte, und verließ mich aufs Ciavier. Es ging aber je länger, je besser. Nachdem unser Violinist wieder kommen, und er gehöret, daß ich vor 8. Tagen die Baß= Geige gespielet, wollte er sie nicht mehr spielen; und muste ich sie behalten: durffte mich dessen nicht wegern, weil ich damahls noch ein Pönal war. Dadurch wurde ich in weniger Zeit so perfect, daß ich nicht Ursache hatte, jemanden auf diesem Instrument etwas nachzugeben. Anno 1661. im Anfange des Jahres verließ ich Altorff mit schwerem Hertzen. Weil in Vohenstrauß die Catholische Religion die Oberhand bekommen, indem unser Fürst selbst Catholisch worden war: als hatte ich wenig Hoffnung befördert zu werden; zumahl, weil ich mich einmahl auf der Kantzel im Predigen hören ließ, und aus allzufrühem Eifer die Papisten etwas zu hart angetastet hatte. Es hatte der Capuciner, Pater Caspar, ausserhalb der Kirchen, unter dem Fenster, das nahe bey der Kantzel war, mir zugehört; solches hernach nach Sultzbach berichtet, und vieleicht die Sache ärger gemacht als sie war: dahero kam ein Befehl von dannen an den Pfleger, er sollte mich 8. Tage auf das Rathhauß in Arrest setzen. Dieses geschähe: und der Capuciner zog mich, in seinen Predigten, weidlich durch. Weil nun der Anfang meines Predigens in meinem Vaterlande so übel ablieff; als entschloß ich mich, Profeßion von der Musik zu machen: ging derohalben nach Heidelberg, allwo ich bey dem Chur=Fûrsten, Carl Ludwig, in dessen Capelle Dienste bekam, als Tenorist. Ich hätte auch 3*
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hier Beförderung erlanget, wenn ich sie nicht, aus Einfalt, selbst verderbet hätte. Es hatten die Lutheraner von dem Churfursten die Freiheit erhalten, durch Intercession der Madame Degenfeld, welche, wie aller Welt bekannt, dem Churfursten, als andere Gemahlinn, an die lincke Hand getrauet war, eine lutherische Kirche zu bauen, 11 zu deren Bau Sie 600. Rthl. geschencket. Nun war mein Patron, Herr Jan, des Herrn Rectoris zu Weyden Schwager, oder seiner Frauen Bruder, bey Ihr Kuchen=Meister, und galt nicht wenig bey Ihr. Dieser recommendirte mich zu dem Cantorat der neu=gebauten Kirche, welches Cantorat sollte angehen, so bald eine Orgel würde gebauet seyn. Darzu hatte ich das Versprechen, daß ich es gewiß haben sollte. Ich war aber in einer Gesellschafft, und gerieth mit Herrn Walther Kriegern, Lautenisten und Churf. Kammerdiener, in einen Religions=Streit. Ich mogte ihm vielleicht ein wenig zu scharff geantwortet haben, da fuhr er gegen mir heraus und sagte: ihr seyd ein Lutherischer Dick=Kopf! Ich erwiederte: und ihr seyd ein Calvinischer Spitz=Kopf! Es war ein falscher Freund dabey, der mir meine Beförderung nicht gónnete; dieser kam den andern Tag zu mir, sagte: Herr Krieger hätte mich bey dem Churfursten verklaget, daß ich ihn einen Calvinischen Spitz=Kopf geheissen. Den Churfursten hätte dieses sehr verdrossen, und wäre er willens, mir deswegen Abschied zu geben. Wenn er mir nun, als ein guter Freund, rathen sollte, so sollte ich lieber selbst um Abschied anhalten; so käme ich mit Ehren davon. Ich glaubte dieses alles: hielt um Abschied an, und erlangte denselben alsobald; damit war aber auch die Hoffnung zum Cantorat in der Lutherischen Kirche verschwunden. Ehe ich von Heydelberg wegreisete, erfuhr ich, daß ich von dem vermeinten guten Freunde betrogen wäre, und 11
Die %wischen 1659 und 1661 errichtete
Providen^kirche.
W. C. Prints^:
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Herr Krieger selbst betheurete hoch, daß er dem Churfursten kein Wort von unserm Religions=Streit gesaget hätte: hätte auch nicht einen Gedancken gehabt, dasselbe zu thun. Es war aber nunmehr geschehen, und ich wanderte in GOttes Nahmen fort, auf mich selbsten zornig, daß ich dem falschen Freunde geglaubet, und also das irrdische Paradies so liederlich verschertzet hatte. Mein Weg ging nun auf Moßbach; von hier wollte ich auf Schefflentz. Ich war zu Fuß, und gantz allein. Verirrete mich aber, und kam in einen Wald, da es wollte finster werden. Es fing auch an zu regnen, so starck, als ob es mit Krügen gösse. Ich blieb allezeit im Fahrwege, und transchte durch Dünne und Dicke. Mein verdrieslicher Weg währte biß ungefehr um 2. Uhr nach Mitternacht. Da kam ich auf eine Blósse, und sähe Licht von ferne. Ich dachte, es wäre ein Irrlicht; weil es aber immer auf einer Stelle blieb, glaubte ich, daß ein Dorff da seyn muste. Ich ging darauf zu, fände Staketten, und endlich das Haus, in welchem das Licht war. Dieses nun war das Wirths=Hauß, in welchem ein gantzer Tisch voll Bauren sassen, und Wein truncken. Diese Leute wunderten sich sehr, daß ich so späte dahin kam. Die Wirthin war so gut, und heitzte mir zu gefallen die Stube wieder ein, machte mir auch was zu essen: darbey bekam ich einen guten Trunck Wein. Ich zog meine nasse Kleider, biß auf Hosen und Hemde, aus, und hing sie an den Ofen. Die Strûmpe (s. v.). muste ich selber auswaschen; hernach setzte ich mich an einen Tisch, beim Ofen. Ein alberer Bauer setzte sich zu mir, und vertrieb mir die Zeit mit allerhand Fragen und Reden. Ich legte mich endlich zur Ruhe, und schlief biß am lichten Morgen. Von diesem Dorffe, dessen Nahmen ich vergessen, reisete ich nach Waldthurn; von dannen nach Bischoffsheim; und blieb allda über Nacht. Weil der folgende Tag ein Sonntag war, ging ich in die Kirche und half mit musiciren. Der Rector, so damahls die Musik dirigirte, weil der Cantor
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weggezogen, bat mich zu Gaste, und weil ich einen Zincken bey mir hatte, und mich auf demselben hören ließ, trug er mir den Kunstpfeiffer=Dienst an, und wollte mich überreden, denselben anzunehmen; weil sie gleich keinen Kunstpfeiffer hatten. Ich entschuldigte mich, und sagte, mein Vater hätte mir geschrieben, ich sollte unverzüglich nach Hause kommen; wollte aber wieder kommen. Von hier ging meine Reise nach Grünsfeld. Drey Meile zu Grünsfeld überredete mich ein Zahn=Artzt, daß ich mit ihm nach Remlingen reisen wollte. Dieser hieß Lucas Schön, und war in Wahrheit ein treflicher Zahn=Artzt. Wenn wir in ein Dorff kamen, fassete er, um zu erweisen, daß er selbst gute Zähne hatte, den grossen Tisch, da wohl 16. Personen daran sitzen können, mit den Zähnen, hielte die Hände auf dem Rücken, hub ihn auf, trug ihn biß zur Thür, und wieder zurücke, und setzte ihn wiederum auf die vorige Stelle. Dadurch wurden viele Leute bewogen, sich seiner Zahn=Cur zu gebrauchen. Er kunnte Zähne ohne Schmertzen ausnehmen, auch andere wieder einsetzen. Als wir nach Remlingen kommen waren, machte ein berühmter Oculist, Stein= und Bruch»Schneider seiner Tochter Hochzeit, darzu lud er Herrn Lucas Schön. Da nun dieser einen Hochzeits=Gast abgabe, blieb ich indessen im Wirths=Hause. Weil ich darinnen war, trug sich ein artlicher Fall zu. Es waren nehmlich unterschiedliche Bauren darinnen, deren etliche Toback schmauchten. Einer von ihnen wollte hinaus gehen. Ehe er aber zur Thür kam, fing er jämmerlich an zu schreyen, daß wir alle darüber erschracken. Ach! schrie er, ziehet mir geschwind den Stiefel aus. Einer von den Bauren that es; da sahen wir, daß der arme Mann von einer glimmenden Toback=Kohle beschädiget war. Er hatte die vermeinte ausgeleerte Toback=Pfeiffe in den Schubsack gesteckt, woraus die glimmende Kohle durch den Schub-
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sack gebrant, und durch die damahls unten offene Hosen in den Stiefel gefallen war. In diesem Wirths=Hause in der Oberstube logirte ein niederländischer Herr, dessen Cammerdiener war gefährlich kranck. Weil nun dieser Herr nicht wohl warten konnte, biß derselbe wieder gesund worden; als kam dessen Hoffmeister zu uns in die Unterstube, bat den Wirth, er mógte ihm doch einen Menschen zuweisen, der mit ihm reisen, und des Kammerdieners Stelle vertreten wollte. Ich hörte dieses, fragte, wo sie hinreisen wollten? Er sagte: nach Italien, und hernach wieder in Deutschland. Weil ich nun begierig war, fremde Länder zu besehen, und wüste, daß Italien sonderlich berühmet war wegen der vortreflichen Musik: als erbot ich mich mit ihnen zu reisen, und ihnen gute Dienste zu thun. Nachdem er fragte, wer ich wäre? und ich ihn mit meiner Antwort vergnügte, tractirten wir mit einander wegen der Besoldung, die ich haben, und was ich fur Dienste dafür thun solle. Wir wurden bald einig. Und also wurde ich ein Kammerdiener des Herrn Hollings: denn so wollte mein Herr genannt seyn; ich glaube aber nicht, daß dieses sein rechter Nähme, vielweniger daß er nur eines Kauffmanns Sohn, dafür er sich ausgab, sondern ein grosser Herr gewesen. Wenn ich die rechte Wahrheit sagen soll, so war ich nicht nur allein Kammerdiener, sondern auch darzu Laquay, und worzu man mich haben wollte und bedorffte. Ich werde aber hier nicht beschreiben, was ich an jeglichem Orte gesehen habe: denn auf solche Weise wurde ich allzuweit von meinem Vorhaben ausschweiffen, und mûste ein großes Buch machen. Wir hielten uns in Remlingen nicht ferner auf, sondern reiseten den folgenden Tag fort nach Wurtzburg, Ochsenfurth, Upenheim und Nürnberg, allwo wir 2. Tage stille lagen. Ferner gingen wir auf der Post nach Ingolstadt und München. Hier lagen wir wieder einen Tag stille, nahmen da eine Fede, und reiseten nach Inspruck; da blieben wir
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wieder einen Tag liegen. Von dar ging unser Weg auf Brixen, Trient, Treviso, Mestres, Venedig. Nachdem wir uns hier etliche wenige Tage aufgehalten, gab es zwischen dem Hofemeister und mir einen Streit. Der Hofemeister wollte zur See auf Ancona reisen; ich aber sagte zu dem Herrn Holling: er sollte nicht drein willigen, denn man thâte närrisch, wenn man zur See reisete, so lange man zu Lande fortkommen könnte; maassen es sehr gefährlich zur See zu reisen wäre, wegen der Sturmwinde u.s.f. Allein der Hofemeister sagte: sie wollten und mûsten zur See reisen, damit sie sich rühmen könnten, daß sie auf dem G O L F O DI VENETIA geschiffet hätten. Ich mogte nun darwider reden, was ich wollte: so galt es doch nichts. Wir setzten uns derowegen auf ein Schiff, das nach Ancona wollte; bekamen aber den andern Tag darauf einen so heftigen Sturm, daß wir alle dachten, es würde unser Schiff zu Grunde gehen. Ach! sagte damahls mein Herr, hätte ich euch gefolget. Ja freylich sagte ich: nun sehen Eure Herrlichkeit, ob ich ein Narr gewesen, oder nicht. Es glückte uns endlich noch, daß wir, nach ziemlicher Zeit, grosser Muhe und Gefahr, zu Ancona in den Hafen einlieffen. Weil ich nicht willens bin, eine Reisebeschreibung zuverfertigen, als will ich nur einige Oerter nahmhafftig machen, auf welche wir zukommen sind, nehmlich von A N C O N A a u f LORETTO, R E C A N A T I , M A C E R A T A , TOLENTINO, VARENO, M A C C I A , S A R A VALLE, BELFIORITO, FOLIGNI, SPOLETTO, TERNI, O T R I C O L I , M A G L I A N O , BORGHETTO,
CITTA
CASTELLANA, RIGNANO, CASTELNOVO, PRIMA PORTA, PONTE MOLLE, ROMA.
In Rom lagen wir 10. Tage stille, alle Antiquitäten in Acht zu nehmen und zu besehen. Von hier reiseten wir auf TIVOLI, F R A S C A T I , und wieder nach Rom. Von hier ferner nach TORRE DI M E Z Z A V I A , M A R I N O , VELLETRI, C A P U A , B A J A CUMA. Hernach ritten wir wieder durch die GROTTA DI NAPOLI und kamen gen N A P O L I ; besahen darauf den Berg
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oder MONTAGNA DI SOMMMA und kamen biß zum Kessel: weil damahls der Berg gantz ruhig war, und kein Feuer ausspiehe; doch empfanden wir einen schweflichten Dunst. Von NEAPOLIS reiseten wir gen AVERSA, CAPUA & C . biß wieder nach R O M A . Von Rom reiseten wir auf MONTE R O S I , VESUVIUM,
RONCIGLIONE, V I C O , VITERBO, MONTE FIASCONE, WO d e r
beste Muscateller wächst, dem zugefallen wir einen Tag stille lagen. Von dannen reiseten wir gen BOLSENO, A Q U A PENDENTE, PONTE CENTINO, RADIOFANI. S . Q U I R I N O , TOR-
über FIORENZA, LIVORNO und GENOA biß nach PAVIA allwo der Thiergarten, in welchem FRANCISCUS I. gefangen worden; weiter über M I NIERI, BONCONVENTO, SIENA & C .
LANO, L O D I , CREMONA, PIACENZA, MODENA, M A N T U A , V E R -
und PADUA, ZU Wasser nach Venedig. Von hier reiseten wir wiederum auf TRENTO und Neumarck. Üb er der Etsch siehet man das Dorff TRAMIN, WO der gute TRAMiNer=Wein wächst. Von dannen nach Bazen und Clausen. Hier wurde ich kranck; konnte übel reisen; kamen doch auf Brixen, Stórzingen, Steinach und Inspruck. Daselbst verließ mich mein Herr: weil ich wegen der Haupt= Kranckheit nicht mehr reisen konnte. Als ich wieder gesund war, erfuhr ich von dem Wirthe, daß mein Herr für mich so viel bezahlet hatte, daß er von mir nichts mehr verlangete. Ich ging nun zu Fusse auf das Dorff Zirrla, und auf die Schirnizer Schantze, nach welcher Bayern anfingt. Ich kam ferner auf Mittenwalde, Wallen= See, Kinsdorff, Walmanshausen, München, Bruck, Pfaffenhofen, Ingolstadt, Weissenburg, Nürnberg, Sultzbach und so nach Vohenstrauß. Hier fand ich die Meinigen bey gutem Wohlstande. Ich blieb aber nur etliche Tage da, ging hernach auf Weyden, Weydenberg, Beyreuth, Berneck, Münchberg, Hoff, Gefell, und Schieitz. Weil ich hórete, daß mein alter Prâceptor, Herr Kilian Hammer, sich zu Mühldorff aufhielte, r e i s e t ) ich ihm zu gefallen dahin; traf ihn aber ONA
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nicht an, ging hernach wieder auf Schieitz, von dannen nach Rößnick, hernach nach Gora, Altenburg, Rochlitz, und Dreßden. Hier war in der Churfûrstl. Capelle ein Musikus, nehmlich Herr FRANCESCO SANTI, dem brachte ich einen Brieff von seinem Herrn Bruder aus Italien, mit welchem ich in Rom bekant worden war. Dieser hielt mich in dem Wirthhause frey, und gab mir eine Recommendation an Hrn. Grafen von Promnitz. Darum reisete ich von Dreßden nach Sorau; kam unterwegs auf Bischoffwerda, Pautzen und Muskau. Als ich nach Sorau kam, wollte mich ein Feldwebel nicht in die Stadt lassen; sondern fur einen Musketirer werben: denn der Herr Graf war Kaiserl. Obrister, und warb damahls ein Regiment zu Fusse. Ich sagte zu dem Kerl: ich hätte Briefe an den Herrn Obristen: wenn er mich nicht hineinlassen wollte, wurde ich mit den Briefen wieder davon gehen; er môgte hernach zusehen, wie er es wurde verantworten können. Hierauf verlangte er den Brief zu sehen. Als ich ihm denselben gewiesen, konte der Tölpel die Uberschrift nicht lesen; es kam aber ein Bürger, der hieß Christian Hoffmann, aus der Stadt, dem wiese er den Brief und fragte: ob der Brief an den Hrn. Obristen gestellet wäre? als der Bürger ja sagte, ließ er mich mit dem Briefe paßieren. Ich ging darauf in die Stadt; kehrete bey Kohlhasen ein, und blieb bey ihm über Nacht. Den folgenden Morgen übergab ich mein Recommendations=Schreiben: darauf musten alsobald die Musikanten kommen, und ich that mein SchulsRecht, so wohl mit Singen, als mit Geigen dermaassen, daß ich gleich Dienste bekam, und als ein Hoff=Componist und MUSICES DIRECTOR Bestallung erhielt. Damahls sollte der Fürst von Lignitz 12 nach Sorau kommen, auf 12
Georg III (1611—1664), Herzog v. Brieg und Liegnit% und Kaiser Leopolds.
Kammerberr
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dessen Ankunfft grosse Práparatorien gemacht wurden. Ich bekam auch zu thun: denn Herr Fetter, damahliger Conrector machte eine Ode, besagten Fürsten zu Ehren, diese wurde mir gegeben, die Composition darauf zu machen. Ich componirte sie dergestallt, daß ich alle Strophen variirte, und nach der neuesten italiànischen Manier setzte, wodurch ich mich selbst recommendirte, und, weil bißher nur lauter altviterische Stücke an diesem Orte gemacht worden, und meine neue Manier lieblich in das Gehör fiel, wurde meine Composition bewundert, und ich von allen werth gehalten: wie es schiene. Ich sage nicht ohne Ursache die Worte: wie es schiene. Denn der Neid, welcher mich von itzt an immerzu verfolgte, fand sich damahls schon ein. Als man den besagten Fürsten mit grosser Pracht empfing und bewirthete, wurden wir Musikanten in Schâffer=Kleider eingekleidet, und bekam jeder von uns einen Schâffer=Stab, auf welchem solche Nahmen geschrieben waren, deren Anfangsbuchstaben den Nahmen des Hertzogs in sich hielten. Mir wurde der erste von dem Herrn Grafen selbst gegeben: allein der vornehmste von denen Musikanten, welcher mehr, als ich, seyn wollte, unangesehen er von der Composition nichts verstund, und nur ein MERÈ PRACTICUS INSTRUMENTALIS war, ließ mir denselben entwenden, und einen andern an dessen Stelle legen. Als ich merckte, daß dieses zu meiner Unterdrückung angesehen wäre, klagte ich solches dem Herrn Grafen, welcher alsobald befahl, daß mir mein Stab wieder gegeben werden muste. Ich hatte aber deswegen einen heimlichen Feind, welcher sich zwar jederzeit freundlich gegen mir anstellete; den Neides=Gifft aber nimmermehr aus dem Hertzen Hesse. Unsere Musik ging gut ab: und ich ließ mich auch auf der Viol da gamba hóren. Doch bekam ich von den Tranckgelde nichts; sondern die andern Musikanten behielten es allein. Sie überredeten mich, es wäre nichts gegeben worden.
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Einer aber von ihnen verrieth diese Sache ein gantzes Jahr hernach. Und weil schon Graß drüber gewachsen war, mogte ich auch kein grosses Spiel deswegen machen. Hier muß ich noch erwehnen, daß, weil der Hertzog seinen gantzen Hoff= Staat mitgebracht, die Logimenter knap zugingen: musten also unser etliche unterdessen Quartier bey den Bürgern nehmen. Ich bekam mein Quartier bey Hrn. Joachim Müllern. Weil mir nun dieses Quartier anstund, blieb ich in demselben, biß ich gar wegzog. Hiedurch bekam ich Gelegenheit, mit meinem Weibgen, das damahls eine schöne Jungfer, und meines Herrn Wirths Tochter war, bekant zu werden: welches endlich gar zu einer Heyrath mit mir ausschlug, davon ich künftig reden werde. Nachdem der Hertzog wieder weggereiset, waren wir täglich lustig, und machten allezeit Taffel=Musik. Ein paar Wochen hernach redete mich der Herr Graff an, und sagte: Printz, ihr könnt mir einen Dienst thun, wenn ihr mit nach Friedeck marschiren wollet, daselbst die Quartier zu beziehen, als ein Muster=Schreiber; so bald ich nur nach Plesse komme, will ich euch wieder zu mir holen lassen. Ich antwortete: Gnädiger Herr Graf, ich will ihnen nicht allein dieses, sondern auch ein mehrers, wenn es in meinen Vermögen stehet, zugefallen thun; allein bitte ich umb eine Versicherung, daß ich deswegen dem Regimente nicht verbunden seyn dòrffe. Diese Bitte nahm der Herr Graf keineswegs übel auf, sondern ließ mir solche Versicherung alsobald, unter seiner eigenen Hand und Siegel geben. Darauf nahm ich Abschied, marschirte mit dem Herrn Fähnrich Studderheim nach Friedeck, und bekam mein Quartier bey einer alten Wittwe, welche, weil ich ihr gantz keine Ungelegeheit machte, mir sehr günstig war, also, daß, nachdem ich 4. Wochen bey ihr im Quartier gewesen, und der Herr Obrister mir ein Pferd geschickt, auf dem ich nach Plesse zu ihm reiten sollte, und also Abschied von ihr nahm,
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sie dergestallt weinete, als wenn ich ihr leiblicher Sohn gewesen wäre. Sie wünschte mir viel tausend Glück und Seegen, und sagte: Sie wurde wohl ihr Lebetage keinen so frommen Soldaten mehr bekommen, als ich gewesen wäre. Also reisete ich nun auf Teschen, Schwartz=wasser und Plesse. Hier ging es wieder IN FLORIBUS. Der Herr Graf hielt eine Tauf=Gasterey: weil ihm ein junger Graf, Otto Leopold, gebohren worden. Ich verdienete dabey 20. Rthlr., als ein Tranck=Geld, ließ mir ein neues Kleid machen, kauffte mir eine Scherpe, und eine Feder auf meinen neuen Hut. Ich erfuhr damahls, daß nicht die Tugend und Kunst allein, sondern auch ein nettes Kleid einen jungen Menschen in Achtung bringe; vornehmlich aber auch, wenn einer bey Hofe des Herrn Gnade weg hat. Denn jedermann wollte mich zum Freunde haben: so gar, daß auch Fähnriche und Lieutenante Brüderschaft mit mir machten. Unter andern muß ich, wegen redlicher Freundschafft, rühmen den Hrn. Lieutenant Plimbursky; Herrn Simon Mentii, Organisten, und hernach Bürgermeistern; Hrn. Behwisch, einen guten Musikum und Violinisten; Herrn Cosmala, Cantzellisten, welcher im Reissen dergestalt excellirte, daß man seine Risse für Kupferstiche ansahe; und Hrn. Daco, einen vortrefflichen Chirurgum. Herr Cantzler Francke war mein Patron: er machte Verse; ich die Melodien darzu. Hier lagen wir im Quartier drey Viertel Jahr. Weil wir die Quartier verändern sollten, bat ich Urlaub, nach Trachenberg zu reisen; wollte mich hernach zu Namslau einfinden. Meine Reise aber ging erstlich auf klein Sorau, Ratibor, Strálen, Oppeln, Breßlau, und Sorau, hernach auf Sagan, Sprottau, Glogau, Gurau und Trachenberg. Hier fand ich meine Muhme Salome, meiner seel. Mutter Schwester, welche zwo schöne Töchter hatte. Ihr Mann war ein Brauer. Ich wollte mich nicht bald zu erkennen geben, brachte nur einen Gruß von ihrem Geschwister; allein meine
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Muhme ließ mich gar nicht ausreden. Ach! sagte sie: er ist meiner Schwester Mariá Chathariná, Sohn. Hier war nun lauter Freude. Ich hielte mich 8. Tage da auf; nahm hernach Abschied; reisete auf Breßlau und Namslau. Hier lagen wir im Quartier biß auf den Monath May. Indessen reisete ich nach Brieg, Münsterberg und Franckenstein. Im Rückwege bestellete ich ein gantz Stimmwerck Violen bey dem Geigenmacher in Brieg, welche ich auch nach 8. Tagen abholete. Von Namslau hätte ich viel zu erzehlen; aber ich wurde gar zu weit von meinem Vorhaben abweichen. Doch muß ich dieses vermelden, daß ich hier meinen gnädigen Grafen und Herrn IN M U S I C A ARCANA informiret, und weil wir uns fast täglich gantz allein in ein Zimmer einschlossen, und eine gantze Stunde bei einander blieben, machten unser Hofeleute, die nichts von der Sache wüsten, allerhand wunderliche Gedancken und Muthmaassungen: sonderlich, da mir mein gnädiger Herr je länger je mehr günstig wurde, und viel auf mich hielt. Nachdem wir nun Ordre bekamen, nach Ungarn zu marschiren, ging unsere Reise auf Loobschûtz oder Lischwitz, Jägerndorff, Kittsee, und Ungarisch Altenburg. Hier stunden wir im Felde eine Zeitlang. Indessen hatte ich Gelegenheit nach Raab und Comorren zu reisen. Aus diesem Lager gingen wir nach Preßburg, und nach S. Georgen, biß auf das Dorff Laschitz; neben welchem wir wieder ein Lager schlugen. Mittlerweile hatte ich Gelegenheit, Pòsing und Modor zu besuchen. Nachdem die Tartern in Mähren einfielen, ging unsere Armee wieder nach Preßburg. Wir stunden da die Nacht über im freien Felde, und, weil es stockfinster war, sahen wir die Dórffer brennen, welche die Tartern angezündet hatten. Den folgenden Tag gingen wir über die Schiff=Brucken, auf die andere Seite der Donau. Hier stunden wir biß den 8. Octobris, da wir Ordre von unserm Herrn, welcher in
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Wien kranck läge, zu marschiren bekamen. Wir verliessen also die Armee, und reiseten über Hanburg nach Wien. Von hier ließ sich unser krancker Hr. Obrister, durch des Kaisers Maul=Esel, nach Sorau tragen, und wir folgten ihm; kamen auf Nickelsburg, Brunn, Sterenberg, Ulmitz, Freuden=Stadt, Zuckmantel, Ziegenhals, Neiß, Schweidnitz, Strigau, Jauer und Buntzlau, nach Sorau. Die Kranckheit unsers gnädigen Herrn wurde immer hefftiger, also, daß er den 19. Januarii den Weg aller Welt ging: mit nicht geringem Leidwesen aller seiner Unter(t) hanen. Vier Wochen hernach kriegten die meisten seiner Diener Abschied, unter welchen auch ich war. Ich hielt mich aber in Sorau noch eine Zeitlang auf. Den 10. May, Anno 1664. bekam ich die Vocation zum Cantorat nach Triebel. Hier blieb ich ein Jahr: und muß gestehen, daß dieses Jahr mir das glûckseeligste die Zeit meines Lebens gewesen ist. Denn ob gleich mein Einkommen nicht groß war, so war mir doch die gantze Bürgerschafft gewogen. Die Herrn Geistlichen waren mir sehr günstig; der eingepfarrete Land=Adel hielte viel von mir; und habe ich in diesem eintzigen Jahre mehr Geschencke bekommen, als die 48. Jahr, die ich biß itzo, als ich dieses schrieb, in Sorau gewesen. Zwar war ich auch fleißig in meinem Amte; unterrichtete meine Schüler auf das Beste, brachte einige, so darzu geschickt waren, in kurtzer Zeit, sowohl in der Vocal» als Instrumentalmusik so weit, daß wir eine ziemliche gute Musik in der Kirche machen konnten, worzu der Organist, Herr Janowsky, sehr gut war, als welcher einen braven Baß, den ich ihm über den General=Baß schrieb, nebst seinem Spielen, zugleich mit sänge. Der Amtmann, Herr Hans George Dietrich, gab dabey einen guten Adjuvanten ab; war sonsten auch mein bestándig=guter Freund. Die Herren Geistlichen auf dem Lande machten ebenfalls Freundschafft mit mir. Wenn sie zu mir kamen, brachten sie allezeit
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etwas mit zum Geschencke. Unter denen war Herr Justus, Pfarrherr zu Tschecke, mein besonderer guter Freund. Die Burger und Herren Geistlichen zu Triebel gaben mir, so lange ich unverheirathet war, freien Tisch, und wurde ich von ihnen sehr wohl tractiret. In Summa, alle und jede erwiesen mir lauter Höflichkeit, und kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß ich niemand weiß, der mir einigen Verdruß verursachet, oder etwas zu Leide gethan hatte. Über dieses alles wurde ich den 6. Sept. verehliget, mit der damahls Ehr= und Tugend=reichen schonen Jungfer, Euphrosynen, Herrn Joachim Müllers, Bürgers in Sorau, eheleiblichen Tochter, mit welcher ich biß hier in friedlicher Ehe gelebt, und 8. Kinder gezeuget; davon 1. Sohn und 3. Töchter die andern überlebet haben. Ao. 1665. den 15. May bekam ich den Beruf zum Sorauischen Cantorat. Und hiermit hatten mein vergnügtes Leben und meine guten Tage ein Ende. *
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Biß hieher achte ich für gut, den Lebens=Lauf meines seel. lieben Vaters, wie er ihn selbst aufgesetzt, von Wort zu Wort mitzuteilen; die vielfältigen vor GOtt unverantwortlichen Verdrieslichkeiten aber, welche ihm so wohl von Befehlenden als Mit=Collegen und andern angethan worden, zu übergehen: weil ich deswegen, es ausführlich aufzusetzen, theils Bedencken trage, theils auch, weil es noch viele Bogen erfordern wurde. Mit wenigem will ich viel sagen, wenn ich spreche: er sey ein Ziel aller Verfolgungs=Pfeile gewesen. Doch erachte ich annoch rathsam, das n o t w e n digste anher zu setzen, wie es der Seelige selbst aufgezeichnet hat. An einem Orte, als man ihn fur einen Sáuffer und liederlichen Menschen ausgeschrieen, und in Verachtung bringen wollen, saget er so: wenn derselbe mich fur einen Sáuffer und liederlichen Menschen hält, irret er gar sehr; maassen
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ich beweisen kan, daß ich, ohne meine Amts=Verrichtungen, die mir täglich, zum wenigsten 7. Stunden wegnehmen, mehr gearbeitet, als alle meine Vorweser. Ich habe innerhalb 12. Jahre mehr, als 150. meistentheils vollstimmige Concerten componiret; meine Anweisung, wie ein Knabe, nach itziger Manier, im Singen könne unterrichtet werden; COMPENDIUM M U S I C E S ; den ersten Theil des Satyrischen Componisten, und M U S I C A M MODULATORIAM habe ich in ofnen Druck gegeben, welche letztere ich dem Herrn Superintendenten, M. Abraham Rothen dediciret, der mir auch deswegen eine Verehrung gethan, und folgendes DISTICHON gesandt: NOMINIBUS NOSTRIS QUOSQUOS MODULARIS HONORES, COMPATER, HOC QUICQUID SIT, RESONARE PUTA. SIC DOMINO COMPATRI SUO, HONORATISSIMO M U S I C O , QUANTUM IN HAC MORTALITATE DATUR, SAGACISSIME SONAT SONUS ORE &
CORDE
GRATUS M . A B R A H A M I ROTHII, P. T. SUP. DIE M E R C . 1 5 . J U N I I , ANNO 1 6 7 8
Uber dieses (fährt der Vater fort) habe ich gemacht einen Tractat von mancherley Fugen; M U S I C A M HISTORICAM, M U SICAM THEORETICAM; DIDACTICAM, M U S I C A M THEORETICAM SIGNATORIAM; ORGANOLOGIAM; M U S I C A M
DEMONSTRATAM;
PATHOLOGIAM; M U S I C A M POETICAM; TRACTATUM DE GENERI-
und diese letzten in lateinischer Sprache. Daneben habe ich abgeschrieben: SYNOPSIN M U S I C A E NOUAE, OMNINO UERAE ATQUE METHODICAE UNIUERSAE Joannis Lippii; Johann Kretschmers MELOPOEIAM; EXCERPTA EX SYNTAGMATE PRAETORII; E BELLO MUSICALI Claudii Sebastiani Metensis; EX A R T E PRATTICA & POETICA A N D R E A E Herbst; Unterricht und Ordnung der griechischen, lateinischen und italiánischen Wórtlein; CHRISTOPHORI DEMANTII SYNOPSIN; M U S I C A M Andrea Reyheri; EXERCITATIONES DUAS DE M O D I S MUSIBUS MODULANDI; ORATIONES DUAS DE M U S I C A ;
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P r i n t z III
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cis &
DE INITIO
&
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PROGRESSU
MUSICES
Sethi Calvisii;
M U S I C A M MATHEMATICAM INCERTI AUTORIS; ISAGOGEN M U SICAE M A T T H . K O L Z I I , und noch sehr viel andere Sachen, welche alle zu verzeichnen, der Raum nicht leiden will. Der günstige Leser wolle von meinem Fleisse nur urtheilen, aus dem, was ich im náchst=verschienenen halben Jahre gemacht und gethan. Erstlich hatte ich den dritten Theil meines satyrischen Componistens verfertiget, welcher in 32. Bogen Papier meiner Handschrifft bestehet, den ich auch zweimahl abgeschrieben. Furs andre habe ich vier vollstimmige Concerten componiret und, zweimahl abgeschrieben. 3 . ) Habe ich 4 8 . siebenstimmige italiánische C A N Z O NETTE, mit ihren RITTORNELLI, SINFONIE und Sonaten, gesetzt, und solche zweimahl abgeschrieben. 4.) Habe ich 20 Bogen aus des K I R C H E R I PHONURGIA abgeschrieben, und dabey etliche 60. mathematische und andere Figuren abgerissen 13 . 5 . ) Habe ich 8 6 . Bogen aus des K I R C H E R I M U S U R GIA herausgezogen. Von Briefen und andern Sachen will ich nichts melden. Nur dieses muß ich noch gedencken, daß ich fast alle Jahre zum wenigsten ein Rieß Papier verschrieben. Welches alles ich keines weges aus einiger Ruhmredigkeit, als die sehr ferne von mir ist, anfuhren wollen; sondern allein darum, damit der günstige Leser sehe, daß ich gleich wohl so liederlich nicht seyn könne, als meine Feinde, denen mein Fleiß ein Dorn in den Augen ist, vorgeben, und durch solche grobe Lugen und Verliumdungen mich bey ehrlichen Leuten, die von meinem Thun und Wandel nichts wissen, in Haß zu bringen suchen.
An. 1682. wurde mir die Direction der Hochgráfl. Promnitzischen Capelle zu Sorau aufgetragen; und An. 1684, den 2. May entstund der erschreckliche Brand, welcher unsere Stadt samt der Kirche in die Asche legte, auch mir alle meine Sachen verzehrte. 13
Reissen = zeichnen,
in eine Metallplatte
ritten.
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An. 1688. war ich zu Gaste gebeten von einem guten Freunde. In dieser Gasterey bekam ich von einem, der neben mir saß, ein Glas, von dem ich mich etwas entsetzte; tranck es aber doch aus: weil ich mir nicht einbilden konte, daß mir jemand einen bósen Trunck zuschantzen sollte. Als ich aber nach Hause kam, kriegte ich ein solch Reissen im Leibe, welches mich in einer halben Stunde so schwach machte, daß ich auf kein Bein treten konte. Mein seliger Schwiegervater sagte: Ich mercke wohl, was das ist: lief damit in die Apotheken, brachte mir etwas, daß ich einnehmen muste. Darauf muste ich mich brechen, und brach den klaren Gift von mir. Es wurde zwar etwas besser mit mir, daß ich auch das Neu=Jahr singen konte; doch fand sich eine Beule auf meinen Haupte, welche endlich einer Faust groß ward. Ich wurde dadurch gantz verrückt, und fantasirte jämmerlich. Die Meinigen Hessen den Herrn Doctor und den Bader holen, die mich in ihre Cur nahmen, und nach 13. Wochen wieder zurechte und zu guter Gesundheit brachten. Als die Beule aufgegangen, lief eine solche scharffe Materie heraus, daß, wo ein wenig hinkam, bald ein Loch darvon entstünde, also, daß ich wohl 20. biß 30. Löcher im Kopf und Nacken bekam. Der Herr Doctor sagte: Ob zwar das Gift, so ich bekommen, durch das Erbrechen mehrentheils ausgetrieben worden; so wäre doch das Geblûte schon etlicher massen angesteckt gewesen; das die Natur, durch die Beule, auszutreiben sich bemühet hätte. Wenn ich diese Kranckheit glücklich überstehen mógte, wurde ich hernach lange Zeit gesund bleiben, welches auch zugetroffen. Das 1711. Jahr ist mir sehr unglücklich gewesen (war A N N U S CLIMACTERICUS DECIMUS) denn ich wurde grausam getrillet mit EXECUTION der Steuer. Wenn heute eine angesaget wurde, hatte ich morgen die EXECUTION im Hause. Wir musten DoNATivGelder nach der Schätzung bezahlen; da doch der König die Städte davon ausgenommen hatte. 4»
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Wir musten Vermögenssteuer nach der Schat2ung bezahlen, ingleichen die Stadt=Schulden, Quartier=Gelder, Ubertrag der Rathsherren, der Schûtzen=K6nige, des Pest=Balbiers, des Thürstehers, gemeiner Stadt=Gûter, Servis und ermangelter Schätzung, auch so gar das Bier, so die Geschwornen austruncken. Ich hatte mich erboten, von jeglichem Viertlichen Bier 3. Rthlr. zu geben: man hat mich aber doch exequiret. Man forderte von mir 4. gl. EXECUTION; da andere mit 6. /$> loßkamen. Biß hieher mein seel. Vater, und zwar nur dieses, was ich für gut befunden; wiewohl sonst noch 8. Bogen seiner Schrifft davon übrig sind. Diesem will ich beifügen, daß er 52. Jahr in seinem Amte gelebet. Im 51. Jahre seines Schul» Amtes überschickte ihm einer von seinen guten Freunden, Christian Nitsche, Vorsänger in der Peterskirche, einen silbernen Löffel nebst einem gedruckten Gedichte. Die Bûcher so er in währenden seinem Amte geschrieben sind folgende: 1. Anweisung zur Singekunst, An. 1666. zum ersten; 1671. zum andern und 1685. zum dritten mahl gedruckt. 2 . COMPENDIUM MUSICES 1 6 6 8 .
3. Des Satyrischen Componistens I. Theil 1676. gedruckt. II. Theil 1677. gedruckt. III. Theil 1679. dem Verlage überlassen. 4. M U S I C A MODULATORIA VOCALIS 1678. zum andernmahl 1689. 5. Acht EXERCITATIONES MUSICAE 1687. 1688. 1689. 6. Historische Beschreibung der edlen Sing* und Klingkunst 1690. 7. IDEA BONI COMPOSITORIS in 9. Büchern. Ist verbrannt. 8. M U S I C I DEFENSI, ungedruckt, so wie die folgenden. 9. M U S I C A HISTÓRICA lateinisch. 10. Des Satyrischen Componisten 4 ter Theil.
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DE
CIRCULO
QUINTARUM
&
QUARTARUM
47 zween
Theile. 12. M U S I C A A R C A N A . Etliche Theile. 13. Das Satyrischen Componisten Spatzier=Reise nach HOLIARDUS. 14.
EROTEMATA M U S I C A E SCHELIANAE
15.
EROTEMATA M U S I C A E PEZOLDIANAE
1 6 . M U S I C A THEORETICA SIGNATORIA. 17.
M U S I C A THEORETICA DIDACTICA.
18.
A N A L E C T A MUSICA HISTÓRICA CURIOSA.
19. Des M A R C H E S E DEL M A L V E Z Z I verfolgter David, aus dem Italiánischen ins Deutsche versezt. 20.
D E STYLO RECITATIVO.
21.
MELOPOEIA, SIVE M U S I C A POETICA INTEGRA.
22.
D E INSTRUMENTIS IN TOTO ORBE MUSICIS
Und noch etliche andere, so unnóthig hieher zu setzen. In seinem Schul=Amte ist er in Sorau 52. Jahr gewesen. Er starb endlich An. 1717. den 13. Oct. nachdem er sein Alter gebracht auf 76. Jahr, 3. Tage. Ist also unrecht, wenn in den Leipziger Zeitungen von gelehrten Sachen 1717. und anderswo gesagt wird, Printz sey an seinem Geburthstage gestorben. Bey seinem Leich=Begängniß wurde in Wahrheit eine vortrefliche Musik aufgefuhret, und, von etlichen Alumnis bey der Schule, ihm die letzte Ehre zu bezeigen, sind viele artige Verse gemacht; wohl so gut, als auf einigen Hamburgischen Hochzeiten. Ende des Lebenslaufes
Leben und Werk Wie bei Beer und Kuhnau steht auch bei Print^ die Lebensgeschichte im Zeichen der religiösen Spannungen der Gegenreformation-1 Sein Heimatstädtchen Waldthurn, das seit 1540 im Besit% der lutherischen Herren von Wirsberg gestanden hatte, war durch den Kriegsverlauf dem Herzog von Bayern zugefallen, der von 1623 an die Rekatholisierung konsequent durchführte. Nur die Pfal^grafschaft Sulpach, wohin die Familie Print% bald nach Kriegsende sich begab, tolerierte »nächst noch die Evangelischen und war damals neben den Gebieten von Regensburg und Nürnberg einer der Zufluchtsorte für vertriebene Protestanten in diesem Raum. Wie Beer verbrachte Print% den Großteil seines Lebens fern seiner Heimat in einem protestantischen, genauer gesagt, lutherischen Milieu. Als er seine Lebensgeschichte für die Sing- und Klingkunst niederschrieb, hatte er schon mehr als 30 fahre, und bei der Niederschrift der Autobiographie (h-2) gar schon 50fahre seinen Musikerberuf ausgeübt; aus dieser Warte des Musikers sind seine autobiographischen Schriften entstanden. Print^ens detaillierter Bericht über seine schulische und akademische Bildung ist ausführlicher als in den anderen Biographien der Ehrenpforte und soll wohl zum Teil da%u dienen, ihn als einen Gelehrten %u legitimieren, und das um so mehr, als er sich von Anfang an durch sein „volksschriftstellerisches" Wirken, seine 1
„Johann Kuhnau" so heißt es in Matthesons Ehrenpforte, „ist An. 1660 im April s^u Geysing gebühren, wohin sein Großvater sich wegen der Religion, aus Böhmen hat begeben, und alles das seinige mit dem Rüchen ansehen müssen ..." (S. 153) und von Beer wird, ebenfalls in der Ehrenpforte, berichtet, daß „... sich seine Eltern wegen der Religion, nach Regensburg begeben müssen." (S. 15)
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erzählenden und belehrenden Schriften in deutscher Sprache, der Nichtachtung, vielfach auch der Kritik und Anfeindung von seiten seiner gelehrten Kollegen ausgesetzt sah. Sein Amt als Kantor, das er den größten Teil seines Lebens ausübte, hat ihm ja — ähnlich etwa wie ein halbes Jahrhundert später dem Thomaskantor Bach in Leipzig — nicht den Rang und das Ansehen eines Gelehrten gesichert. Bei der Aufzählung von Lehrern und Schulerlebnissen nimmt die Liebe zur Musik eine ζentrale Stelle ein und verleiht diesen Zwei Lebensläufen eine ganz persönliche Note. Hand in Hand mit der Liebe zur Musik geht allerdings das Interesse für die Mathematik, das Printz sein ganzes Leben lang begleitet hat. Es wurde so sehr die Grundlage seines musiktheoretischen Schaffens, daß es als Exkurs über die „musikalische Rechnung" schon in sein erstes erzählendes Werk, den Guldnen Hund, Eingang fand, ( II, 8 5 f f . ) und gegen Ende seiner Schultätigkeit den Anstoß für ein mathematisches Lehrbuch gab. Dieses wurde sein letztes Werk überhaupt, das er als Siebzigjähriger verfaßt hat. Die Liebe zur Musik teilte Printz Helden seiner Musikerromane, so daß sich in allen drei Werken Selbsterlebtes findet. Mit den Helden dieser etwa 25 Jahre nach seinem Amtsantritt in Sorau entstandenen Romane hatte Printz auch ein gewisses Außenseiter- und Abenteurertum gemeinsam. Sie spiegeln sein eigenes Streben nach Bildung und künstlerischer Fertigkeit wieder, dem ein Zug zum Autodidaktentum anhaftet. In allen drei Romanen fällt die Entscheidung des Helden zum Musikerberuf mehr oder weniger gegen den Willen und Wunsch des Vaters. Wir wissen nicht, ob dies auch für Printz selbst z u t r i f f t , doch scheint das Verhältnis zu seinem Vater nicht allzu herzlich gewesen zu seln> während er der früh verstorbenen Mutter in beiden Autobiographien liebevoll gedenkt. Während die Helden der Musikerromane gewöhnlich mit Stolz berichten, daß sie in ihrer Schulzeit reichlich „Schillinge" (Schläge) bekommen haben, betont Printz in seiner Autobiographie ausdrücklich, keine „Schillinge" bekommen zu haben. Man mag daraus
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schließen, daß die „Lausbubengeschichten" seiner Musikerromane weithin Erfindung sind. Print% hat sie in einem Milieu angesiedelt, das durch verschlüsselte Ortsangaben verfremdet ist und in dem von den religionspolitischen Spannungen der Zeit, die doch auf Printern Ausbildung und Berufswahl einen beträchtlichen Einfluß hatten, nichts spüren ist. Allenfalls mag die Erwähnung von einem „Pater-Rector" im Pancalus (1,247,23) eine Erinnerung an die Rekatholisierung des Schulsystems sein, wie sie Printζ in seiner Jugend erlebt haben mußte. Doch ist die Handlung der Musikerromane, die das Leben der Musikanten in Verbindung mit Kirche und Schule im Kleinstadtmilieu darstellt, vorwiegend in einer lutherischen Umgebung %u Hause. Die in A 2 erzählte Episode von der unglücklichen Liebe des Schulmeisters und Organisten Flaxius %ur Tochter des Bürgermeisters wird im Battalus in stark abgewandelter Form wiedererzählt (1,378ff.). Sie konnte als Beispiel dafür dienen, wie sehr Print% in den Romanen Selbsterlebtes und Erfahrenes verändert und verfremdet hat. Während er sich in seiner Autobiographie im wesentlichen an das Faktische hält — £war gelegentlich episodenhaft, aber in dem uns erhaltenen Teil von A 2 nicht urteilend oder wertend — legt er in den Musikerromanen, die er als Fünfzigjähriger schreibt, eine gewisse social- und gesellschaftspolitische Tenden^ an den Tag, wenn er auch auf dem religiösen Gebiet bewußt neutral bleibt. So hat Print%, der im Cotala die Engstirnigkeit und Borniertheit des Kleinbürgertums bloßgestellt hatte, die Erinnerung an den Organisten Flaxius in seinem Battalus einer Episode ausgearbeitet, die sich über %wei Kapitel erstreckt. Die musikalische Ausbildung ist ein wichtiges Element von Print^ens Bildungsgang, und gerade hier mögen die Romane einiges Material %ur Veranschaulichung von seinem eigenen Erleben liefern. Zwar hat Print% nicht, wie alle drei seiner Helden, eine ^unftmäßige Musikerausbildung durchgemacht und die Nöte und Tribulationen der Kunstpfeiferjungen, wie er sie besonders im Cotala schildert, nicht aus eigener Erfahrung kennengelernt, doch bringt gerade dieser am sorgfältigsten ausgearbeitete und am wenigsten autobiographische
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Roman viel Anschauliches über die Ausbildung und sociale Stellung des Berufsmusikers. Cotala ist der einzige der drei Romanhelden, der am Ende als Kunstpfeifer im Amt steht, und die Schilderung seiner fast fünfjährigen Lehrzeit bei einem „Thurner"-Meister macht einen wesentlichen Teil dieses Romanes aus. Das Türmerwesen war im mitteldeutschen Raum und gerade auch in Print^ens ober pfälzischer Heimat besonders ausgeprägt. Zu den Aufgaben des Türmers gehörte schon immer die Feuerwache und die Verpflichtung, der Stadt sich nähernde Reiter oder verhängte Wagen anzuzeigen. Ferner mußten sie %u Tages- und Nachtseiten die Stunden mit dem Horn melden; dieses „Abblasen" gab zugleich auch der Bürgerschaft die Gelegenheit, die stete Dienstbereitschaft der Türmer, besonders des nachts, ständig zu überwachen. Die Türmer wurden vielfach aus der Zahl der seßhaft gewordenen Musikanten gewählt, und wurden weithin für die Ausbildung der Stadt- oder Kunst-Pfeifer verantwortlich. Gegen Ende des 16. fahrhunderts fanden sie Eingang in die Kirchen und haben mit der Zeit einen nicht unwesentlichen Beitrag z u r Entwicklung der kirchlichen Instrumentalmusik geleistet. Die Türmerordnung von Printzens Heimatstädtchen Waldthurn forderte, der Türmer solle an Sonn- und Feiertagen morgens nach der Predigt und nachmittags nach der Kinderlehre mit seinen Gesellen „christliche, zierliche Stücklein" blasen und sich bei Durchzügen, Hochzeiten usw. „mit Trummel, P f e i f f e n , Geigen und Blasen" hören lassen? Als Enkel eines Geistlichen und Sohn nicht ganz unbegüterter Eltern blieben Printz allerdings die bitteren Lebenserfahrungen seines Cotala erspart. Er ist auch selbst nie Kunstpfeifer gewesen, sondern auf dem Umweg über die Theologie zur Musik gekommen. Was er jedoch mit den drei Helden seiner Musikerromane gemein hat, ist die Liebe z u r Musik, die sich in seiner umfassenden musikalischen Ausbildung — der theoretischen sowie der prakti2
Zitiert aus: Fran% Berger: Chronik des Türmer- und Musikwesens im Markt Waldthurn. In: Festschrift. 300 Jahre Musikkapelle Waldthurn (o.O.o.J.), (1971}, S. 19.
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sehen — manifestiert. Printç hatte ja schon in Vohenstrauß neben der Ausbildung in den Elementa Musices, die einen wichtigen Teil des Schulprogrammes bildeten, mit dem Klavier- und Geigenunterricht begonnen. Daß die praktische Musikausbildung auch in Weyden fortgesetzt wurde, darauf weist die besondere Erwähnung des Weydener Kantors und Organisten unter seinen Lehrern. Hin^u kommt nun noch der Unterricht in den Β las-Instrumenten, der ihm von dem in beiden Autobiographien namentlich erwähnten Kunstpfeiffer fohann Georg Schober, dem er auch sonst in ein näheres Verhältnis getreten %u sein scheint, erteilt wird. Wenn er berichtet, daß er „und noch einer meiner Schul=Gesellen" (III, 27) bei der Instrumentalmusik in der Kirche mitwirkten, so Zeigt dies, daß Print% sich schon damals musikalische Fertigkeiten erworben hatte, die ihn von den anderen Schülern abhoben. Der Hinweis, daß er in Weyden wie auch später in Altdorf „vielhundertmahl" (111,27) beim Abblasen mitgeholfen hat, bezeugt immerhin seine Freude an der Musik, und hier mag er wohl auch manche persönliche Beobachtungen über die Freuden und Leiden des Kunstpfeifferstandes gemacht haben. Die Erinnerung, wie er in Alt dorf im Collegium Musicum des Professors Rittershusius die Baßgeige spielen lernte, hat im Cotala (1,47—48) ihren Niederschlaggefunden, und eine ähnliche Episode erzählt Kuhnau in seinem Musikalischen Quacksalber. 3 Von seiner Universitätszeit erzählt Battalus: „Ich war sehr fleißig hielte ... zugleich auch ein COLLEGIUM M U S I C U M THEORETICUM, unter dem berühmtesten M A T H E M A T I C O selbiger UNiVERSiTât. Ich war so begierig auf diese Wissenschaft / daß ich kein mahl vor zwólff oder ein Uhr zu Bette gieng". ( I , S. 406) Sicher spricht auch hier die Erinnerung des Autors an seine eigenen Universitätsjahre. Dies um so mehr, als ja bei seinen Helden, bei Battalus ebenso wie bei Pancalus, der Universitätsbesuch wenig Spuren hinterlassen haben scheint. Für Printe aber war das Musizieren mit den Kunstpfeifern, wie auch 3
In der Ausgabe von Kurt Bendorf (Berlin 1900), S. 12- 13.
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die Teilnahme an den wöchentlichen Musizierabenden im Collegium Musicum Entspannung nach den Studien, wovon er in A 2 schreibt: „Die
Musik
brauchte
ich zu
meiner
Ergetzlichkeit".
( III, 28) Hier haben wir also ein Beispiel für das Musizieren als Selbstzweck, um der Freude an der Musik willen. „Wenn Print^ so stillfür sich musiziert,... wird die Musik schon %um £weckfreien Ausdruck eigenen, augenblicklichen Erlebens."* Für Print¡ζ stand wohl bis seinem Abgang von Altdorf sein Berufs^iel ziemlich fest, denn das Studium der Theologie lag bei einem jungen Mann seines Herkommens nahe, %umal ja auch der Großvater mütterlicherseits Geistlicher gewesen war. Dennoch mag bei solch intensiver Beschäftigung mit der Musik, in Theorie und Praxis, auch schon während der Schul- und Universitätsjahre der Gedanke an einen möglichen Musikerberuf im Hintergrund gestanden haben, denn als ein essentielles Requisit eines Gelehrten wurde die Musik, die seit dem Mittelalter den Artes Liberales gehörte, im ausgehenden siebzehnten Jahrhundert schon nicht mehr angesehen. Auch mögen sich angesichts der Religionsstreitigkeiten, besonders in seiner unter bayrischer Herrschaft rekatholisierten Heimat, schon früh Zweifel am Pfarrberuf eingestellt haben. Solche Bedenken wurden sicher nur bestätigt, als der Pfal^graf von Sulpach, der 1649 die evangelische Lehre wieder eingeführt hatte, 1656 %um katholischen Glauben übertrat, was erklärt, warum Print£ bei seiner Predigt in Vohenstrauß von einem Kapuvynerpater überhört, angezeigt und schließlich von den Behörden arrestiert wurde. In der Unterpfal^, wohin sich Print% nach Abbruch seiner Studien wandte, herrschte bei aller Toleran% des regierenden Kurfürsten Karl Ludwig ( 1617— 1680) doch die kalvinistische Religion vor, und auch dies war nicht geeignet, den jungen W. C. Print^für den geistlichen Beruf %u gewinnen. Er mag sich, wie sein Zeitgenosse Friedrich v. Logau gefragt haben:
4
Stöpfgeshoff,
5. 104.
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Luthrisch / Päbstisch und Calvinisch / diese Glauben alle drej sind vorhanden; doch ist Zweiffei / wo das Christenthum dann sey.5 Printz hat in der um 1712 entstandenen Lebensbeschreibung (A.2) seine Abwendung von der geistlichen Laufbahn sicher episodenhaft verharmlost, wie erja überhaupt konfessionelle und religióse Probleme aus seinem Werk ausgeklammert hat. Die einzige Ausnahme scheint die im Pancalus berichtete Quietisten-Episode (1,291 — 293) sein, die möglicherweise auf persönliche Erfahrungen zurückgeht, und es ist bemerkenswert, wie diese Episode Ereignisse vorwegnimmt, die zwanzig fahre später dem Superintendenten Erdmann Neumeister in Sorau so viel Kummer bereiten sollten. Die Geistlichkeit wird in den Musikerromanen mit gebührendem Respekt und fast immer aus der Warte der im Umkreis der Kirche angesiedelten und mit dieser im Zusammenhang stehenden Berufe (Kantor, Organist, Kunstpfeiffer, Türmer usw.) dargestellt. Printζ hat, als ihm die Mittel ausgingen, die Universität mit „schwerem Hertzen" (111,29) verlassen, was wohl auch damit zusammenhing, daß der Vater „sich anderwerts wieder verhejrathet" (11,486) hatte. Printz ist somit von Altdorf weggegangen, ohne sich als graduierter Akademiker legitimiert %u haben. Nach dem verfehlten Anfang als Prediger in Vohenstrauß führte ihn sein Entschluß, Musiker zu werden, zunächst einmal in die ,große Welt", nämlich an den kurfürstlichen Hof nach Heidelberg, wo er als Tenorist Anstellung fand (ähnlich wie fohannes Beer 14 fahre später bei Herzog August in Halle). Wenn er in A2 erzählt, wie er um eine Anstellung als Kantor gebracht wurde, so liegt dieser Darstellung, die zugleich einen interessanten Einblick in die religiöse Situation in der Kurpfalζ um diese Zeit bietet, wohl eine etwas optimistische Einschätzung seiner wirklichen Aussichten, Zum Kantorat der eben fertiggestellten Providen^kirche berufen werden, zugrunde. Es ist nicht ganz überzeugend, daß die Fürspra5
Friedrich von Logau: Deutsche Sinn=Gedichte Drey Tausend 1654). Nachdruck Olms 1672, Bd. III, S. 55.
(Breslau
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che von Madame Degenfelds Küchenmeister allein für eine solche Bestallung den Ausschlag gegeben hätte. Zudem deutet nichts darauf hin, daß der noch nicht einmal 20jährige angehende Musikus sich in Heidelberg besonders hervorgetan hätte. Der plötzliche Aufbruch von Heidelberg war für die nachfolgende Entwicklung von Printz von entscheidender Bedeutung. Er leitete zunächst einmal die Phase seiner Wanderschaft ein, die ihm (wie später die 1YI fahre im Dienste des Obristen Erdmann von Promnitz) reichen Stoff für sein erzählerisches Werk geliefert hat. Schon die erste Etappe dieser Reise, die berichtet, wie Printz auf der Wanderung von Moßbach nach Schef fientζ von einem Unwetter überrascht wurde, hat ihren Niederschlag im erzählerischen Werk gefunden, und v>war wiederum im Battalus (1,319ff.), wobei der Bericht in der Autobiographie und die Darstellung im Roman wörtliche Übereinstimmungen aufweisen. Der weitere Verlauf dieses Abenteuers, „ein alberer Bauer setzte sich zu mir und vertrieb mir die Zeit mit allerhand Fragen und Reden", (111,31) hat dann auch den Anstoß für die nächsten zwe' Kapitel im Battalus geliefert. Wenn Printz sich auf der Weiterreise dem Angebot des Rektors von Bischoffsheim, dort als Kunstpfeiffer in Dienst zu gehen, durch eine Notlüge entzieht, so illustriert dies z,war einerseits das Standesbewußtsein des akademisch gebildeten Musikers, der sich zu Besserem bestimmt fühlt, aber doch auch ein gewisses Abenteurertum, da er sich unmittelbar danach von einem Zahnarzt anheuern läßt. Dieser Lucas Schön mag sehr wohl „ein treflicher Zahn=Artzt (111,32) gewesen sein, dennoch begibt sich Printz hier bewußt in die Welt der Fahrenden, der Gaukler und Quacksalber, wie sie schon Grimmelshausen geschildert hat und wie sie uns dann auch bei Weise und Kuhnau wieder begegnet. Die bald danach gebotene Möglichkeit, einen niederländischen Herrn als Kammerdiener und Lakai zu begleiten, läßt Printz sich allerdings nicht entgehen, weil er „begierig war, fremde Länder zu besehen" und weil „Italien sonderlich beruhmet war wegen der vortreflichen Musik." (111,33) Damit ist sein Leben wieder in die
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rechte Bahn gelenkt, denn wenn auch die Autobiographien recht wenig über in Italien empfangene musikalische Eindrücke berichten, so wissen wir doch, daß Print% auf dieser Reise musiktheoretische Studien betrieb. Wie Magus berichtet, hat er sich „wenn sein Herr sambt dem Hoffemeister sanffte ruheten / in MUSICA THEORETICA u n d POETICA m i t v i e l e r M u h u n d U n g e m a c h
PERFECTiONiret" ( I I I , 10).
Diese Reise fällt zeitlich etwa ^wischen die Italienreisen von Heinrich Schiitζ und G. F. Händel, %um Unterschied von diesen jedoch kommt Print^ nicht eigentlich um der Musik willen und ja auch nicht aus eigener Initiative nach Italien. Er berichtet in seiner Autobiographie von einem zehntägigen Aufenthalt in Rom, „alle Antiquitäten in Acht zu nehmen" (111,34), und wir dürfen vielleicht den Bericht des Phrjnis als ergänzendes Detail hierzu ansehen. Da heißt es: „In Rom hielten wir uns eine ziemliche Zeit auff / und verbrachten dieselbe mehrenteils mit Beschauung der Antiquitäten / ... Alle diese Raritäten aber wollte ich für nichts achten / wenn ich nicht den unvergleichlichen Philosophum und Mathematicum Katharinum Asicherum und dessen wunderwürdiges Museum gesehen hätte." 6 Daß hier Athanasius Kircher gemeint ist, ist auch ohne den nachfolgenden Bericht über „allerhand Mathematik?, und sonderlich wunderbahre O p t i l e Kunst-Stucke" ohne weiters deutlich? Wir dürfen annehmen, daß er außer dem Bruder des Dresdener Sängers, Francescus Santi, dessen Vermittlung ihm schließlich %u der Anstellung in Sorau verhalf, auch anderen Musikern in Rom begegnet ist. Der bedeutendste darunter war Giacomo Carissimi ( 1605— 74), den Print% %usammen einigen anderen Zeitgenos-
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Phrynis 15 Jahre Gryphius gemacht.
Mitilenâus III, S. 93. \uvor batte, wie uns sein Biograph Leubscber berichtet, auch Andreas in Rom „die Bekanntschaft des hochgelehrten Athanasius Kircher" Eberhard Mannack: Andreas Gryphius, Stuttgart 1968, .5". 15.
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sen in seiner Klingkunst (II, 404 — 405) erwähnt.8 Daß er über das eigentliche Musikleben in Italien so wenig sagen hat, hängt aber wohl damit zusammen, daß er weder die Reiseroute noch die Dauer des Aufenthaltes an denjeweiligen Orten bestimmen konnte, und daß pudern sein Interesse mehr der theoretischen Seite der Musik zugewandt war. Da die garnie Reise kaum länger als sechs Monate gedauert haben dürfte, überrascht schließlich doch, welchen nachhaltigen Eindruck dieses Italienerlebnis in Print¡¿ erzählenden Werk, ^mindest in den darin %ur Schau getragenen Orts- und Sprachkenntnissen, hinterlassen hat. Wegen einer plötzlichen Erkrankung Printzens auf der Fahrt durch Südtirol tritt er wahrscheinlich früher als geplant aus dem Dienst von Herrn Holling; sein Reiseziel stand aber wohl damals schon fest: Dresden. Die Reise dahin führte über Vohenstrauß, wo er sich aber „nur etliche Tage" (111,35), bei den Seinigen aufhielt, und dies scheint der letzte Aufenthalt in seiner Heimat gewesen zu se'n- Es ist möglich, daß er sich in Dresden eine Anstellung erhofft hatte, die aber in dieser Stadt mit ihrer reichen Musikkultur sicher nur von sehr untergeordneter Art hätte sein können. Die Empfehlung des Francescus Santi, der als Altist und Instrumentalist an der kurfürstlichen Kapelle wirkte und als Künstler ziemliches Ansehen genossen haben muß, verhalf Printz schließlich zu seiner Anstellung in Sorau. Noch fünfzig fahre später erinnert sich Printz an Einzelheiten bei seiner Ankunft in Sorau am 24. funi 1662 (Johannistag) und an die Namen der Bürger, mit denen er z^rst Bekanntschaft machte. Hatte der Empfehlungsbrief ihm zun^hst einmal den Zugang zum Grafen verschafft, so mag doch auch der Zufall bei dem günstigen Anfang von Printζ' Karriere in Sorau eine Rolle 8
O. Wessely vermutet, daß Print% hier mit der Nennung der Namen dieser Musiker „eigene Reiseerfahrungen hat einfließen lassen". (S. LH) Andererseits aber ist nicht aus^uschließen, daß Print% auch hier aus Kirchers Musurgia schöpft, wo all die genannten Musiker als Sänger der „Capeila Sistina" angeführt ιVerden.
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gespielt haben, denn es wurde gerade der Besuch des Herzogs von Liegnit£ vorbereitet. Immerhin muß der noch nicht 21jährige Printals junger Studiosus und versierter, direkt aus Italien kommender Musiker, einen recht positiven Eindruck auf den Grafen gemacht haben. Wir wissen nicht, ob Print% den Grafen damals schon für die „Musica arcana" interessieren konnte, die dann später in den Beziehungen der beiden Männer eine wichtige Rolle spielte; die Bestallung des jungen Musikers erfolgte aber, wie üblich, nach dem Vortrag im Singen und Spielen. Allerdings war ein „Director musices", wie Mat theson hierzu bemerkt, „zu der Zeit weniger als Kapellmeister".9 Mit der Anstellung am Reichsgräflichen Hofe hatte der junge Print% einen ersten Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Obwohl diese ersten Jahre von beruflichem Erfolg und persönlichem Glück gekrönt waren, stellten sich doch von Anfang an Neid und Mißgunst ein. Wenn wir nach den Gründen für die Anfeindungen suchen, die Printζ anscheinend ζeit seines Lebens erfahren mußte, so mögen diese vielleicht auch in seiner Persönlichkeit finden sein. Sicher war die Bevorzugung des noch so jungen und unerprobten Neuankömmlings am Reichsgräflichen Hofe schon Grund genug für den Neid seiner Standesgenossen gewesen, doch mag das Selbstlob, mit dem er die „neueste italiânische Manier" seiner
betont und die Überheblichkeit,
Komposition
mit der er „den vornehmsten von
den Musikanten" als einen „merè practicus Instrumentalis" in
seiner Lebensbeschreibung abtut (III, 37), eine weitere Erklärung für seine mancherlei Schwierigkeiten nahelegen. Nach den ersten Wochen in Sorau, die unter dem Eindruck des herzoglichen Besuches und der damit verbundenen Festlichkeiten standen, bahnte sich eine neue Phase in Print^ens Karriere an: er wurde Soldat, oder genauer gesagt, er Schloß sich dem vom Grafen befehligten Regiment als Musterschreiber an. Es scheint, daß er in besonderer Weise das Vertrauen des jungen Grafen gewonnen hatte, 9
Johann Mattheson in einer Anmerkung Ehrenpforte, J". 361
Tekmanns Autobiographie in der
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der ihn nun auf dem bevorstehenden Ungarnfeld^ug in seiner Nähe haben wollte. Er bezeugt selbst, daß er „bey Hofe des Herrn Gnade weg" hatte (111,39), und daß jedermann ihn %um Fremde haben wollte. Solche Begünstigung hat ihm zweifellos wiederum Feinde und Neider eingebracht, woran er sich wohl auch bei der Niederschrift der Erzählhandlung im II. Teil des Satyrischen Componisten erinnert, der ja in seiner ursprünglichen Fassung mehr als vierzig Jahre vor der Autobiographie geschrieben wurde. Da heißt es, „weil ich genugsam spuren kunte / daß meines gnädigen Herrn andere Musicanten mir nicht gut / sondern Spinnen=feind waren ... welches doch ihnen gleichsam mehr schädlich als nützlich war / angesehen alle andere Hoff Bediente / auch die Cavallieres selbsten ... sich meiner Freundschaft nicht schámeten / weil sie sahen / daß ich des Herrn Eumenes Gunst hinweg hatte ..." 1 0 In solch privilegierter Stellung verbrachte Print£ die nächsten Monate in verschiedenen Quartieren in ziemlichem Komfort und in guter Gesellschaft. In diese Zeit fiel neben dem in A 2 geschilderten Besuch bei der Tante in Trachtenberg auch die in der Kling=Kunst nur beiläufig erwähnte Reise nach Zittau, auf der er mit Andreas Hammerschmidt bekannt wurde. (II, 408) Wenn er dann in Namslau fast täglich mit seinem Herrn Zusammen kam, den er in der „Musica arcana" unterrichtete, so hat dies das Mißtrauen, das ihm von anderen Hofleuten entgegengebracht wurde, verständlicherweise noch verstärkt. Bei der „Musica arcana" handelt es sich nicht etwa um die „Harmonielehre", wie M. BeyerFröhlich vermutet,n sondern um eine Art Geheimlehre, die er wohl aus den von ihm f l e i ß i g studierten und excerpierten Schriften des Athanasius Kircher entnommen hat. Als eine mögliche Quelle 10 11
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Phrynis Mitilenâus III, S. 18. In einer Anmerkung \u seinem Abdruck der Print^schen Autobiographie: „Print\ meint die geheimen Gesetze der Musik, die Harmonielehre." Die Entwicklung der deutschen Selbstzeugnisse. Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, Leipzig 1930, S. 328. P r i n t z III
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wäre hier an die 1673 erschienene Phonurgia denken, deren Kapitelüberschriften uns einige Hinweise geben: „Von Zimmern und Gemächern / Zum Gebrauch und Lust hoher Personen / durch deren Hülffe sie auch heimlich einander ihre Consilia und geheime Anschläge offenbahren können ... Großer Herren Höfe also zurichten I daß nichts so still darin möge vorgebracht werden / so man nicht entweder in eben demselbigen oder in einem anderen Zimmer so Ite hören können." usw.12 Wie aber Telemann ein halbes Jahrhundert später in seiner Autobiographie berichtet (siehe unten: 111,79), kann es sich dabei nicht nur um Abhörgeräte usw. gehandelt haben. Doch Telemanns Vorwurf der „Schwar^kiinsteley" wird durch eine Fußnote von Mattheson gemildert: „Es ist vermuthlich ein Stück aus der Cryptographie gewesen, die ihren Nutzen sehr wohl haben kann, und ohne Hexerey zugehet." n Im Sommer des Jahres 1663 kam Printz nach Ungarn und auf den eigentlichen Kriegsschauplatz Im Frühjahr 1663 war ein türkisches Heer von 60000 Mann in den österreichischen Teil Ungarns eingedrungen und hatte die Festung Neuhäusel erobert. Zwar blieben die Türken südlich der Donau, doch drangen Tatarenschwärme bis nach Brünn und Olmüt^ vor, und ganz Europa wurde durch Berichte über Türken- und Tatarengreuel beunruhigt. Es scheint, daß der Anblick der von den Tataren angezündeten, brennenden Dörfer für Printζ die engste Berührung mit dem tatsächlichen Kriegsgeschehen darstellte. Immerhin vermittelten ihm diese Monate des Soldatendienstes im Regiment des Obristen von Promnitz Begegnungen, Ortskenntnisse, Milieueindrücke, die ihren Weg in die Dichtung, besonders im Battalus, gefunden haben. Noch vor Ende 1663 kehrte Print ζ mit seinem Herrn nach Sorau Zurück, und Mitte Februar 1664, vier Wochen nach dem Tod des 12
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Athanasia Kircherii ... Neue Hall= und Thon=Kunst ... übersetzt von Agatha Cartone, Nördlingen 1684. — Zu Kirchers Untersuchungen über Raumakustik, Hörgeräte usw. siehe auch Ulf Scharlau, Athanasius Kircher (1601-1680) als Musikschriftsteller, Marburg 1969, S. 30-32undS. 53. Mattheson, Ehrenpforte, S. 361.
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Grafen, endete diese Phase des Abenteuers und der Wanderschaft, und Printç begann, seßhaft werden. Sein Amt als Kantor im kleinen Triebel ist zweifellos ein Abstieg gewesen, doch wurde dies ausgeglichen durch die Achtung und Freundschaft, die ihm von allen Seiten, einschließlich der Geistlichkeit und des Landadels, entgegengebracht wurde. Wenn Printζ rückblickend dieses Jahr in Triebel als das glücklichste in seinem ganzen Leben betrachtet, so mag auch das Glück der jungen Ehe mit einer Sorauer Bürgerstochter da%u beigetragen haben. Damit war aber zugleich die Karriere des noch immer recht jungen Musikers in feste Bahnen gelenkt. Als deshalb ein Jahr später die angesehenere und sicher besser dotierte Position als Kantor in Sorau vakant wurde, lag es nahe, daß Printz sich darum bewarb, und mit seiner Ubersiedlung nach Sorau im Mai 1665 endet der Teil des Lebenslaufes, den uns der Sohn wohl vollständig überliefert hat, mit dem lapidaren Satz „Und hiermit hatten mein vergnügtes Leben und meine guten Tage ein Ende." (111,42) Was wir schließlich über Printζ' weiteres Leben, über seine 50 Jahre im Schuldienst und im Dienst des gräflichen Hofes erfahren, beschränkt sich, abgesehen von den wenigen Bemerkungen, die Peregrinus in der Ehrenpforte stehenließ oder hinzufügte, auf ein paar spärliche Quellen und scheint die Richtigkeit von Prints;' oben zitierter, resignierter Bemerkung zu bestätigen. Vielleicht hatte für die Anstellung im kleinen Triebel, wo Printz als Kantor gleichsam eine leitende Stellung innehatte, sein Ansehen als Reichsgräflicher „Director Musices" genügt. Für die Bewerbung in Sorau hat er sich wahrscheinlich einer Kantorenprobe unterziehen müssen, um seine Fertigkeit in der Komposition, im Singen und im Instrumentalspiel unter Beweis stellen. Diese Probe wurde gewöhnlich vom Rektor und Konrektor abgenommen, und hinter diesen rangierte Printz dann an dritter Stelle unter den fünf Schulkollegen des Sorauer Lyceums. Zu seinen Pf lichten gehörte in erster Linie die Erteilung des Musikunterrichtes und die musikalische Aufsicht über Kurrende und Schulchor (die äußere Verwaltung der Chöre und der eingesammelten Gelder unterstand dem 5»
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Rektor) und damit die Leitung des Chorgesangs bei den zahlreichen Gottesdiensten, Beerdigungen sowie anderen kirchlichen oder städtischen Veranstaltungen. Dazu kam ein umfangreiches Pensum an Schulunterricht, das auch lateinische Grammatik und antike Verslehre mit einschloß. Sein Anfang im Schulamt in Sorau stand jedoch unter keinem glücklichen Stern. Dabei mögen Ressentiments von selten derjenigen eine Rolle gespielt haben, die Printz noch wegen seiner bevorzugten Stellung am Hofe unter Erdmann I neideten. Andererseits mag Printz selbst mitschuldig gewesen sein, indem er es an der nötigen Bescheidenheit bei der Ein- und Unterordnung im neuen Lebensund Arbeitsmilieu fehlen ließ. Auch J. S. Bach hat sechzig fahre später seine Position als Thomaskantor als einen Abstieg empfunden, und es wollte ihm „anfänglich gar nicht anständig seyn, ... aus einem Capellmeister ein Cantor %u werden."14 Printz hat sich allerdings noch 1676 einen „Reichs-Gräflich Promnit^schen Director Musices" genannt, obwohl er 1664 nach dem Tode von Erdmann I aus diesem Amt geschieden war; es ist jedoch möglich, daß er mit dem Titel auch gewisse Verpflichtungen am Hofe beibehalten hatte; für Letzteres spricht jedenfalls der Hinweis auf die 150 in diesen fahren komponierten „Concerte" (111,43) Daß Printz gelegentlich in Streitigkeiten mit seinen Kollegen und Amtsvorgesetzten verwickelt war, läßt sich nicht nur aus den Bemerkungen des Sohnes in der an Mattheson gesandten Lebensgeschichte schließen, sondern ist auch anderwärtig bezeugt. So berichtet Z- B. f . G. Worbs in seiner 1803 veröffentlichten Kirchen- Prediger· und Schulgeschichte, daß Printz schon gleich am Anfang mit dem Rektor Georg Hase in Streit geriet, weil dieser, der vor Printzens Bestallung das Amt des Kantors mitbekleidet hatte, fortfuhr, Privatunterricht im Singen z« erteilen. „Der Superintendent Rothe ermahnte sie zwar zum Frieden aber Hase fuhr fort 14
Aus einem Brief J. S. Bachs an seinen Jugendfreund Georg Erdmann aus dem Jahre 1730. W. Neumann und H. J. Schulde: Schriftsstücke aus der Hand Johann Sebastian Bachs. Kassel 1963, S. 67.
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singen, und Print^ Ranken, daher Rothe sagte: ,Wer kann den Hunden das Bellen verbieten' ."15 Diese Bemerkung scheint die Vermutung zu bestätigen, daß Print% ein empfindlicher und auf Anerkennung bedachter Mensch war. Doch scheint es in diesem Fall einer Aussöhnung gekommen sein, denn Hase, der 1672 Stadtrichter ward, „machte vor seinem Tode 1682 ein kleines Legat für alle fünf Schul-Collegen",16 Der nun seßhaft gewordene Print% blieb über 50 Jahre in seinem Amt und somit den weltlichen und geistlichen Vorgesetzten gleichermaßen untergeordnet. Was überrascht, ist, daß Printζ nicht, wie fast die Hälfte der Kantoren im 17. Jahrhundert, den Sprung ins angesehenere, lohnendere und auch leichtere Pfarramt gemacht hat}1 Mag sein, daß die tiefwurzelnde Liebe ζur Musik, die Befriedigung, die ihm seine musiktheoretische Forschung gewährte, von einem solchen Schritt abgehalten haben. Es ist auch denkbar, daß die Spannungen mit Kollegen und Vorgesetzten einen solchen Schritt erschwert hätten, doch lassen andererseits die diversen Widmungsgedichte und Dedikationen in seinen Schriften auf einen beachtlichen Kreis von Freunden und Gönnern schließen, %u denen auch der Hof-Prediger und Superintendent Abraham Rothe gehörte. Nach den Jahren der Wanderschaft und der engen Verbindung Zum Hof unter dem Grafen Erdmann mag Printζ die bürgerliche Enge der Kleinstadt, die er später in seinen Romanen angeprangert hat, oft als bedrückend empfunden haben. Nach dem Tode von Erdmann I. hatte Graf Ulrich, der Vormund des noch minderjährigen Balthasar Erdmann, die Regierungsgeschäfte übernommen. Von ihm wird berichtet, daß er sich besonders der aus Schlesien vertriebenen Prediger angenommen hat, denen er in der Umgebung von Sorau Kirchen bauen ließ. Über die Stellung und die Aufgaben Print^ens 15
16 17
P. G. Worbs: Kirchen-Prediger und Schulgeschichte der Herrschaften Sorau und Triebel, Görlitz 1803, S. 111. Ebenda. Von seinen Vorgängern in Sorau blieb keiner mehr als tçehn Jahre Kantor; sie gingen entweder ins Pfarramt oder stiegen im Schutdienst \u Rektoren oder Konrektoren auf.
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am Hofe in diesen Jahren wissen wir nichts, doch scheint er, da er seiner Natur nach ein strebsamer und fleißiger Mensch war, nun seine Befriedigung in der Gelehrsamkeit gefunden zu haben. Wir dürfen mit Recht vermuten, daß er die auf der Italienreise begonnenen musikalischen Studien weitergeführt hat, wie ja auch in der Lebensbeschreibung ausdrücklich bezeugt wird, daß er Jahre hindurch seine Nachtstunden nicht nur mit dem Ausarbeiten von Kompositionen und Notenschreiben zubrachte — was von ihm von Amts wegen verlangt wurde und bei den Kantoren des siebzehnten Jahrhunderts ständig Anlaß %ur Klage gab, — sondern zusätzliche Stunden mit dem Kopieren und Excerpieren von gelehrten Schriften beschäftigt war. Diese Tätigkeit entspricht seinem Bildungsdrang, und das abgebrochene Studium wird somit lebenslang fortgesetzt· Sein Fleiß und seine Begabung zum Systematischen zeigen s^h dann in einer Reihe von Publikationen, von denen die erste, Kurtzer Bericht, wie man einen jungen Knaben könnte singen lehren bereits 1666 in Zittau erschien. Dieses Werk, das unmittelbar aus seiner beruflichen Tätigkeit entsprungen war, erschien 1671 in erweiterter und erneuerter Fassung als Anweisung zur SingeKunst (und 1678 als Musica modulatoria vocalis, oder manierliche und zierliche Singkunst). Diese Schriften konnten ihrem Verfasser schwerlich das Ansehen eines Gelehrten sichern. Doch immerhin etabliert sich der Fünfundzwanzigjährige hier als Autor; er hat Beziehungen zu Verlegern und Druckern aufgenommen, er beginnt über den engen Rahmen der kleinen Stadt, in der er lebt, hinaus zu wirken. Einen wesentlichen Schritt vorwärts macht er dann mit dem 1668 erschienenen Compendium musicae. Es ist nach dem Urteil von Harald Heckmann das einzige rein theoretische und zugleich bedeutsamste Werk von PrintZ) das seine Entstehung einem „wahrhaft inneren Erkenntnisdrang' verdankt.18 Printz hatte das Manuskript dieser Schrift an Tobias Zeutschner, den bekannten Komponisten und Organisten der Breslauer Magdalenenkirche geschickt, um dessen Gutachten 18
Heckmann,
Rhythmuslehre, X 44.
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einzuholen, das er dann auch seiner Schrift voranstellt. Judicium heißt es:
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„Berichte meinem geehrten Herrn auff dessen Schreiben zwar brevissime, sed candicè, daß mir nicht alleine das Compendium Musices, sondern auch die überschickten zwey Bûcher / so commentarli vices praestiren / über die massen Wohlgefallen / und ich annoch nichts de Compositione gelesen / welches näher zum Zweck kommen / als dieses / daß also mein geehrter Herr hierinnen schon versichert ist / daß er von seinem Informatore nicht hintergangen / sondern treulich informiret worden." 19 Über die ersten 12 Jahre von Printern Sorauer Amtszeit hat der Sohn eine summarische Übersicht aus der Autobiographie des Vaters stehen lassen, worin letzterer sich gegen den Vorwurf, ein „Säuffer und liederlicher Mensch" zu sein, wehrt. Solch ein Verdacht entsprang, wie Printζ wohl richtig vermutet, dem Neid und Unverständnis derer, denen die zurückgezogene Lebensweise des jungen Kantors, der sich manche Nachtstunde in seine Schriften und Bücher vergrub, suspekt und ein Dorn im Auge war. Der Vorwurf entsprang wohl auch einer weitverbreiteten Einschätzung des Musikers um diese Zeit, da man sehr schnell bereit war, den Berufsmusiker den gemeinen Spielleuten und Bierfiedlern gleichzustellen, eine Einstellung, die Printz sein Leben lang in seiner Polemik gegen die „Musik-Feinde" bekämpft hat. „Das Bürgertum scheint den Anspruch einer bisher unehrlichen Klasse auf höhere Bildung und damit auf höhere Achtung nicht anerkennen zu wollen ... Der Bürger neidet dem Musiker die scheinbar mühelos und für nutzloses Tun erworbenen Einkünfte,"20 19
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Compendium Musicae (1668) A 53 Bei den „%ivey Büchern" die er Zeutschner ebenfalls zugesandt hatte, handelt es sich wohl um die in A 2 ( III, 28 ) erwähnten Disputationen aus der Altdorf er Studienzeit. Hans Friedrich Menck: Der Musiker im Roman, Heidelberg 1930, S. 40 und 41.
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Printζ' Verteidigung gegen diese Vorwürfe in A 2 vermittelt einen Eindruck von seinem Arbeitspensum während dieser 12 Jahre, wobei die gewöhnlichen Amtsverrichtungen, wie er berichtet, wenigstens sieben Stunden täglich in Anspruch nahmen. Die Aufzählung von Printζ' Kompositionen in diesem Zeitraum läßt vermuten, daß dies seine fruchtbarste Periode als Komponist gewesen ist. Bei den „ 150 meistenteils vollstimmigen Concerten" konnte es sich, ähnlich wie bei den geistlichen Concerten von H. Schütz, um Vokalkompositionen gehandelt haben; dennoch ist die Zahl der Kompositionen erstaunlich und weist auf ein reges musikalisches Interesse sowohl am Hofe wie auch in der Gemeinde. Nicht erwähnt unter den in A 2 angeführten Werken ist der unter dem Pseudonym Cosmus Pierus Bohemus erschienene Guldne Hund, dessen erstem Teil von 1675 ein fahr später ein ζ'weiter folgte. Es ist denkbar, daß diese Fortsetzung vom Verleger angefordert worden war, und daß Printz dann zunächst einmal den ersten Teil %u einem vorläufigen Abschluß bringen mußte. Der zweite Teil erschien im gleichen Jahr wie der Satyrische Componisi, in dem Printζ nun in der satirischen Form das rechte Vehikel für seine musiktheoretischen Schriften gefunden zu haben glaubt. Für den anonym erschienenen Gûldnen Hund hatte Printζ sich an einen entfernt gelegenen Verleger gewandt; doch war die Anonymität für die Freunde wohl schon dadurch gelüftet worden, daß er dem ^weiten Teil des Werkes einen langen musiktheoretischen Exkurs beigefügt hatte, der sich eng mit dem Stoff im ersten Teil des Satyrischen Componisten berührt. Die Schriften der Jahre 1668 und 1671 hatte Printz in dem nahe gelegenen Guben veröffentlicht; mit dem Manuskript des Satyrischen Componisten scheint er sich an das neu eröffnete Offizin der Firma Ockel im niederschlesischen Schweidnitz gewendet zu haben. Der erste Band des Satyrischen Componisten wird aber dann noch im Stammhaus der Firma, in Quedlinburg, gedruckt und verlegt; erst der zm^te Band, sowie die Musica Modulatoria und zwei weitere kleine Schriften dieser Zeit erscheinen bei Christian Ockel in Schweidnitz-
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Daß Printζ mit der zeitgenössischen Erzählliteratur vertraut war, ^eigt sich nicht nur im Gûldnen Hund, sondern auch im Satyrischen Componisten, bei dem sich neben dem Einfluß Grimmelshausens auch Spuren des von Christian Weise begründeten politischen Reiseromans erkennen lassen. Dabei macht die autobiographisch verschlüsselte Rahmenhandlung zunächst nur ein Zehntel des Werkes aus, und da der musikwissenschaftliche Text wohl schon ausgearbeitet vorlag, war es möglich, daß der erste Teil des Satyrischen Componisten gleichzeitig mit dem 2. Teil des Güldenen Hundes veröffentlicht werden konnte. Der 2. Teil des Satyrischen Componisten folgte im fahr darauf, und wiederum ein fahr später erschien dann bei Ockel auch die Musica Modulatoria, ein Werk, das aus Printern unmittelbarer Berufserfahrung als Kantor hervorgegangen ist und das er, wie auch schon die vorangegangenen Singschulen, sonderlich ... seinen Discipulis zu Nutz und ... Gefallen geschrieben hatte.21 In diesem Werk zeigt sich auch schon etwas von dem gesteigerten Selbstbewußtsein des Verfassers, weil er es — was er in dem Satyrischen Componisten nicht gewagt hatte — einer Reihe von prominenten Gönnern gewidmet hat. Die Liste derer, die in diesem Werk und in späteren musikwissenschaftlichen Schriften als „hochgeehrteste(n) Herren Patronis / respective Gevattern grosse Gönner und wertheste Freunde"22 angeführt werden, läßt vermuthen, daß Printζ' gesellschaftliche Stellung und sein berufliches Ansehen doch etwas positiver einzuschätzen sind als seine gelegentlich bitteren Bemerkungen in der Autobiographie dies vermuten ließen. Auch weist der weitgespannte Kreis von Freunden und Bekannten darauf hin, daß Printz rege Kontakte weit über den Rahmen
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Musica Modulatom, Titelseite. Ebenda, A 2r und A 3r. Zu den Gönnern gehörten u. a. der bereits erwähnte A. Rothe sowie der Jurist, Organist und spätere Bürgermeister J. C. Dorffel, der schon 1677 und dann wieder 1696 seinen Werken Widmungsgedichte beisteuerte.
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seiner Wahlheimat hinaus unterhielt, wenn auch über irgendwelche Reisetätigkeit nach seiner Sorauer Bestallung nichts bekannt ist. Die Musica Modulatoria unterbricht die Arbeit am Satyrischen Componisten, dessen dritter Teil dann ein Jahr später an den Verleger abgeht. Wir können nur Vermutungen darüber anstellen, warum Ockel dieses Werk nicht gedruckt hat. Vielleicht blieb der Absat% hinter den Erwartungen ^urück, vielleicht hatte auch die bald einsetzende Kritik an dem Werke den Verleger verunsichert. Die erste uns bekannte Attacke erschien bereits 1677 in Beers Simplicianischem Weltkucker, und es scheint, daß Printz eine solche Kritik geradezu herausgefordert hatte, indem er sich einerseits die Freiheit der satyrischen Maske erlaubte, andererseits aber durch Nennung seines Namens und Standes Anerkennung für seine Gelehrsamkeit erheischte. Beers Kritik an Printζ hat ihre Wurzeln aber auch in Beers grundsätzlicher Skepsis gegenüber allem theoretischen Regelwesen — in der Poesie wie in der Musikerausbildung — und von daher erklärt sich auch seine Ablehnung A. Kirchers sowie die Geringschätzung der Kantoren in seinen Schriften,23 Printz hat auf die Kritik seines Weißenfelser Kollegen immer besonders empfindlich reagiert, doch läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Kritik dazu beigetragen hat, daß der Satyrische Componisi von Ockel nicht weitergedruckt wurde. Es ist seltsam, daß Printz noch ze^n Jahre später nicht den Grund dafür weiß und auch sein Manuskript noch nicht zurückerhalten hat. 1687 und 1690 beklagt sich Printz schließlich öffentlich darüber, daß Ockel den dritten Teil seines Satyrischen Componisten, den er „schon vor vielen Jahren bei mir abgeholet," 24 aber „bis DATO noch nicht gedruckt / auch das MANUSKRIPT, wiewohl ich solches unterschiedlich mal wieder gefordert / nicht wieder zurücke schicken wollen" (II, 490). Dadurch entstand eine Tücke in Printzens literarischer Produktion, wenn auch sicher nicht in seinem Schaffen, denn in diesen Jahren entstand noch der 23 24
Siehe H. Krause: Johann Beer. SaalfeldjOstpr. Exercitationes I ( 1687), S. 5
1935, S. 41 und S. 44.
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vierte Teil des Satyrischen Componisten, der aber dann im Sorauer Brand von 1684 verlorenging. Vor dieser Katastrophe war jedoch Printζ noch einmal eine Ehrung zuteil geworden, als Graf Balthasar Erdmann, der Sohn seines frühverstorbenen ersten Dienstherren — die Regierungsgeschäfte waren inzwischen von dessen Vormund, Graf Ulrich besorgt worden — ihn im August 1682, eine Woche vor seiner Vermählung mit Aemilia Agnes, Gräfin von Reussen und Plauen, zum „Director der CapellMusic" ernannte. Dieses Hofamt besorgte er neben dem Kantorat bis seinem Tode, „nur der Aufstieg %um höfischen Kapellmeister ist ihm nicht gelungen."^ Der entscheidende Einbruch in Printζ' Leben und Schaffen war aber wohl der große Brand im fahre 1684, auf den Printz in den folgenden Jahren immer wieder zu sprechen kommt. Diese Katastrophe verstörte mit Print^ gesamten Anwesen auch seine Bibliothek, die erworbenen und die abgeschriebenen b%w. excerpierten Werke, sowie zahlreiche noch ungedruckte eigene Schriften, wie sie in seiner Autobiographie ( A. 2) aufgezeichnet sind. Das „erschreckliche Feuer ... welches in wenigen Stunden die gantée Stadt / ausser dem Schlosse, dem Maitzhause — denen bejden Stadt / Diaconeien und des Hn. Medice Wohnung in die Asche geleget"26 hatte, hat Printζ körperlich und auch seelisch belastet und ihn auf mehrere Jahre von seiner schriftstellerischen Tätigkeit abgehalten. Es hat aber wohl auch dazu beigetragen, daß Printz nun mehr auf das Erinnerte und Erdachte angewiesen war, und vielleicht verdanken wir dieser Tatsache die drei Musikerromane, die sechs fahre später in rascher Folge erschienen. Vorher aber wandte Printz einer musiktheoretischen Arbeit z», den Exercitationes Musicae. Dieses Werk, in dem der „grausame Brand" vom 2. Mai 1684 gleich viermal erwähnt wird, stellt gewissermaßen den Versuch dar, die Frucht vieljähriger Studien durch die Niederschrift festzuhalten. Darüber berichtet Printz selbst in dem dieser Schrift 25 26
Heckmann, S. 40. Magnus, S. 264.
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vorangestellten Prodromus, und da diese Zeilen aus dem Jahre 1687 die früheste autobiographische Aussage von Print% darstellen, sollen sie hier wiedergegeben werden: Unter allen Musicalischen SCRIPTIS, SO ich iemals verfertiget / ist gegenwärtiges das aller unglücklichste / wenn ich ansehe die Ursache / so mich selbiges zu verfertigen bewogen. Denn was kan fast unglûcklichers seyn / als derjenige grausame Brand / so ANNO 1684. D.2. M A J I ST.N. unsere gantze Stadt Sorau in wenig Stunden RUiNiret.
Zwischen zwey und drey Uhren Nachmittag gieng dieses Unglücks=Feuer an / und wütete dergestalt hefftig und grausam / daß innerhalb einer Stunde die gantze Stadt in vollen Feuer stunde; wodurch nicht allein unsäglicher Schaden an Haab / und Gütern geschähe: sondern auch 21. Menschen / so sich im RETiRiren verspätet / jämmerlich im Feuer umkommen / ohne diejenigen / so dermassen beschädiget worden / daß sie kurtz nach dem Brande ihr Leben auffgeben müssen. Ich erstaune noch / und es schauert mir die Haut / wenn ich daran gedencke / wie grausam der Wind / so sich allein in dem Feuer befand / gewütet; da hergegen es in der Ober= und Nieder=Vorstadt so still gewesen / daß auch ein brennend Kertzen= Liecht sich nicht würde beweget haben. Daher es mir desto wunderlicher und grausamer vorkommen / als ich auff dem GOttes Acker vor dem Nieder-=Thor in solcher Windstille mich befindend gesehen / wie der Wind gantze Stücke Leinwand von der Bleiche weg genommen / hoch in die Lufft geführet / und ein gantz abscheuliches Spiel mit denenselben gemachet. Es ist aber anitzo mein Vorhaben nicht alle Grausamkeiten dieses jämmerlichen Brandes zu beschreiben: nur muß ich sagen / daß solcher Brand auch mir meine meiste MoBiLien und unter denenselben auch meine gantze BIBLIOTHEC, dergleichen unter meines gleichen Personen nicht leichtlich wird anzutref-
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fen seyn / gefressen und zu Staub und Asche gemacht. Ich beklage aber unter allen Sachen nichts mehr als meine Musicalische RARitáten / die ich mit grosser Muhe / und Arbeit auff meinen Reisen / und sonsten mit Verderbung mancher schönen Zeit habe zusammen gebracht; die aber gleichsam in einem Nu verdorben / und zu nichte gemacht worden. Gleichwie aber nach dem gemeinen Sprichwort / selten ein Unglück allein ist: also betraff mich bald noch ein anders. Die Sorgen / Kümmernisse, TRAVAILLEN / Schrecken / hitziges Wetter / und der daraus folgende abscheuliche Staub verursachten endlich bey mir ein hitziges Fieber / welches mir mein Gedächtnis dergestalt weggeraubet / daß ich auch / wenn ich etwas zu reden angefangen / mitten in der Rede vergessen / was ich habe sagen wollen. Wiewohl mir zwar Gott durch seine gnädige Hûlffe / gute Wartung der lieben Meinigen / und unverdrossenen Fleiß / und emsiger Cur des Edlen und Hochgelahrten Herrn Gottfried G I G A N T I S , M E D I C I N A E DOCTORIS, und P H Y S I C I O R D I N A R I I allhier meines hochgeehrtesten Herrn Gevatters / (dem es der Allerhöchste ewig vergelten wolle /) meine vorige Gesundheit wiedergegeben / so ist doch mein Gedächtniß nicht gàntzlich wieder zu seinen vorigen Krifften kommen. Daher ich dann besorgte / ich möchte dasjenige, was ich in Musicis wüste / endlich / weil ich durch Lesung guter Bûcher und Schrifften meinem Gedächtnis nicht kunte zu Hulffe kommen / angesehen dieselben mir verbrandt / und ich nicht sehen kunte / wie ich dergleichen möchte wieder bekommen / gantz und gar vergessen. Dannenhero RESOLVirte ich mich / zu meinem eigenen Behuff / einige EXERCITATIONES M Ú S I C A S THEORETICO-PRACTICAS DE CONCORDANTIIS zu schreiben / damit ich I wenn ich ja eins / und das andere vergessen solte / mir dadurch selbsten konte behûlfflich seyn. Welches ich
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auch gethan / und zwar / weil ich am Tag sonsten überflußig zu thun gehabt / mehrentheils bey Nacht. Daher man sie mit schicklichen Nahmen gar wohl LucuBRATIONES M Ú S I C A S nennen kónte. Und dieses ist die unglückselige Ursach dieser meiner Musicalischen Arbeit / welche ich / damals als ich sie gethan / nicht willens bin gewesen / durch öffentlichen Druck gemein zu machen. Dieweil aber / nachdem die trüben Wolcken unsers grossen Unglücks sich ein wenig verzogen / unterschiedliche Musici bey mir um die Continuation meines Satyrischen CoMPONisten angehalten / wie ich dann auch deswegen einen Brieff von Amsterdam bekommen; ich aber denenselben damit nicht willfahren können: Weil mein Verleger den dritten Theil desselben nach so vielen Jahren noch nicht drucken lassen / auch mir mein M A N U S C R I P TUM auf mein vielfältiges Anhalten niemals zurucke schikken wollen: Als hab ich mich RESOLViret / GOtt zu Ehren / und meinem Nechsten zu dienen / besagte meine EXERCITATIONES M Ú S I C A S THEORETICO-PRACTICAS, weil dergleichen ohne diß in die folgende Theile des Satyrischen CoMPONisten kommen wären / an statt der verlangten CONTINUATION ans Liecht zu geben. Dieweil nun nichts beständiges auff Erden; sondern Gluck und Unglück seinen Wechsel hat / als hoffe ich / weil dieses SCRIPTUM eine über alle massen unglückselige Ursach hat / und in lauter Trübseligkeit geschrieben worden / es werde hinfûhro glückseliger seyn / wenn es in die Welt wird kommen. Ich halte aber dieses für dessen grósseste Glückseligkeit / wenn es günstig wird auffgenommen werden. Welches ich von dem geneigten Leser desto eher verhoffe / weil ich hierinnen niemanden weder IN GENERE noch IN SPECIE beleidige / keinen verachte / ob er gleich nicht meiner Meinung ist / vielweniger iemand spitzig durchhechele: sondern alles nur E X E R C I T I I GRATIA vor-
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stelle / und also entweder des günstigen Lesers Beyfall / oder / im Fall ich solte geirret haben / dessen bessere Ausübung erwarte. 27 Die Exercitationes bestehen aus neun separat paginierten Teilen: dem einleitenden Prodromus folgen acht Kunst-Übungen von jedweden Concordantien. Der Umfang der einzelnen Teile schwankt fischen 25 und 52 Seiten; das gesamte Werk stählt 313 Seiten. Die einzelnen Teile wurden ¡ζwischen 1687 und 1689 gedruckt, erschienen dann aber als Buch erst im Jahre 1689. In der Einleitung %ur ersten Kunst-Übung erwähnt Print% %wei Schriften, die vom Feuer gerettet wurden: Spacier-Reise des S. C. nach Haliartus und Musicam Historiam. Die Spacier-Reise handelt de Circulo Quintorum und Quartorum, und es ist möglich, daß diese Schrift teilweise in die Exercitationes eingearbeitet wurde. Vielleicht ist Print^ aber auch deshalb davon abgekommen, die Spacier-Reise veröffentlichen, weil das satirische Format ihm so viel Kritik eingebracht hatte und pudern auch keine Zueignung an vornehme Gönner ermöglichte.28 Die ersten 3 KunstÜbungen sind noch 1687 gedruckt worden, der undatierte Prodromus, in dem Print·? noch einmal auf den Ursprung und die Entstehung dieses Werkes eingeht, wurde aber wohl erst verfaßt, als das Werk 1689fertig vorlag und wurde dann den acht Exercitationes vorangestellt. Die Exercitationes sind das erste Werk, das bei fohann Christoph Mieth erschien und stehen somit am Anfang einer Zusammenarbeit, die für Print% sicher sehr vorteilhaft war und auch Anstoß und Anregung für neues Schaffen brachte. Wie der oben abgedruckte Auszug illustriert, %eigt sich ein neu- b^w. wiedergefundenes Selbstbewußtsein des Verfassers einerseits in der autobiographischen Komponente, die auch am Beginn von einigen der acht Beiträge in Erscheinung tritt, noch mehr aber in der Fülle der Zueignungen an 27 28
Exercitationes, „Prodromus" (1689), S. —i. Die Spacier-Reise wurde allerdings noch auf Ostern 1693 vom Verlag angekündigt.
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seine Gönner und Patrone. Die Aufteilung des Werkes in einzeln gedruckte Büchlein ermöglicht ja eine Vielzahl von solchen Widmungen. Insgesamt werden 19 Personen namentlich erwähnt, darunter die Reichsgrafen Ulrich und Balthasar Erdmann von Promnit sowie adelige Herren, Pastoren, Doctoren, die Bürgermeister von Zittau, Guben und Sorau, Schulkollegen und Musikerkollegen in GörlitZittau, Stettin, Meissen sowie im heimatlichen Weyden. Jeder der acht Teile beginnt mit den Lettern I. N. J. und endet mit den Worten: Soli Deo Gloria. Mit den Zueignungen holte Print% hier nach, was in dem satirischen Werk nicht angebracht gewesen war, und dieses Werk in Quarto, mit Titelkupfer und acht separaten Titelseiten, in welchem Printe sich als „der Reichs-Gráfl. Promnitz. CAPELL=MUSÍC bestallten D I R I G E N T E N und CANTORE ZU Sorau" vorstellt — der Titel erscheint insgesamt zehnmal im Werk — hat ohne Zweifel sein Ansehen als Musiker und Gelehrter gestärkt. Es erschien einer Zeit, als die Fehde mit Beer schon längst in Vergessenheit geraten war. Dennoch scheint es auch um diese Zeit nicht an Feinden und Neidern gefehlt haben, wie das Widmungsgedicht eines angesehenen Schulkollegen und ehemaligen Schülers, des Konrektors Samuel Schnitte würde vermuten lassen. Da heißt es: Er / werther Printz / hat schon der Jugend sehr genützet / Und dient derselben noch: schlecht aber ist sein Lohn. Verfolgung / Undanck / Neid / (der heimlich auff ihn blitzet /) Trägt er vor sauren Schweiß / und steten Fleiß davon. Die seinen Phrynis nur ohn' all' Empfindniß lasen / Die lobten seinen Fleiß / und die bemühte Hand: Hingegen Tadeler die rumpfften ihre Nasen / Vielleicht weil mancher sich damit getroffen fand. Jedoch was kan der Neid? Sein Werck war so gegründet / Daß auch die kluge Welt von ihm noch mehr begehrt. Und weil der Neider=Zung' Ihn so gesucht zustechen / Und ihr nicht=schâdlich Gifft auff ihn gespien loß So fängt Er an Sich mehr getrost hervor zubrechen / Und wird durch muntern Fleiß / und schöne Schrifften groß.
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Nun / werther Printz / Er leb' in selbst erwûntschten Glücke! Er diene Gott / der Welt / der Jugend / wie Er pflegt: Er gón' Uns einsten auch die wohl gesetzten Stücke / Wornach manch Künstler längst ein groß Verlangen trägt. Wird seiner gleich der Neid / und Lâster=Zahn nicht schonen; Ist gleich der Dank davor / und die Belohnung klein; Wer achts: GOTT wird Ihm einst vor seine Dienste lohnen; An statt der Väter wird die Nach=Welt danckbahr seyn. 29 Mit dem neuen Verleger hatte Print% es gut getroffen, und in den fahren 1689—91 erschienen außer den Exercitationes noch fünf weitere Werke. Unter diesen fällt das Compendium Musicae von 1689 insofern aus dem Rahmen, als es überraschend schlecht und fehlerhaft gedruckt ist. Print% scheint sich, trot% der langwierigen Krankheit, die, wie er vermutet, durch ein ihm gereichtes Gift ausgelöst wurde, gegen Ende der 80er fahre auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft befunden haben. Wie er berichtet, waren die Exercitationes „im Anfang des 1689. Jahres" gedruckt worden. Im gleichen Frühjahr mag seine lateinische Musica Histórica dem Verleger überlassen worden sein. Sie war schon vor 1684 entstanden, aber von „guten Freunden / denen ich sie durchzulesen communiciret / aus dem Feuer errettet" 30 worden. Vielleicht war es der Verleger gewesen, der Printv^ ermuntert hatte, eine Musikgeschichte in deutscher Sprache schreiben, die dieser im Sommer 1689 binnen dreier Monate Papier brachte. Mieth hielt es aber dann wohl nicht für ratsam, ein solches Werk gleichzeitig auch in lateinischer Sprache herauszubringen. Die 1690 erschienene Sing- und Kling-Kunst gehört, wenn sie auch schnell veraltet war, %u den bedeutendsten Leistungen von Print% und hat ihm auch Anerkennung bei seinen Zeitgenossen und Nachkommen eingebracht. Wiederum handelt es sich um einen Band in Quarto und in entsprechender Aufmachung. Gewidmet ist dieses
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Exercitationes (1689) A3r + v. Exercitationes I (1687), S. 6.
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Printz III
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Werk zwei Leipziger Ratsherren, darunter dem berühmten Rechtsgelehrten Friedrich Benedikt Carpzpw, sowie dem Nürnberger Buchhändler Moritζ Endter. Die Vorrede ist auf den 10. April 1690. datiert. Printe hatte sich dieser Zeit durch seine musiktheoretischen Schriften sein Ansehen als gelehrter Musiker gesichert. Doch fällt in diese fahre noch eine ganζ anders gerichtete Tätigheit, denn ζur gleichen Zeit entstehen die drei Musikerromane. Natürlich muß es nicht so sein, daß Printζ diese erst geschrieben hat, nachdem die Musikgeschichte an den Drucker abgegangen war; wahrscheinlicher ist vielmehr, daß die Vorarbeiten da^u schon weiter zurückliegen. Vielleicht hatte sein aktiver Geist ihn da^u geführt, als er durch den Verlust seiner Bibliothek und der angefangenen Manuskripte sich ganz auf seine inneren Reserven zurückgeworfen fand. Zugleich Zeigt sich, daß Printζ die Lust am Erzählen und Fabulieren, die sich erstmals im Guldnen Hund gezeigt hatte, und die ihm bei der von ihm gewählten Form des Satyrischen Componisten mehr Verdruß als Anerkennung eingebracht hatte, nie verloren hat. So entstanden zu einer Zeit, da der „politische" Roman schon nicht mehr populär war und Vorläufer wie Beer, Weise und Riemer keine Romane mehr schrieben, seine Musikerromane, die dem Genre des volkstümlichen Romans neue Impulse in Richtung zum bürgerlichen Roman gegeben haben. Was die Entstehung der Musikerromane anbelangt, so scheint es, daß der erste, Cotala, zugleich der originellste und geschlossenste, beim Verleger solchen Anklang fand, daß er Printz Z.u weiteren Werken dieser Art ermutigte, und so entstanden dann zwei weitere Musikerromane in rascher Folge. Die zm' späteren Romane enthalten in zunehmendem Maße Autobiographisches, jedoch mit dem Battalus, dem längsten der drei Werke, scheint sich Printz alles von der Seele geschrieben zu haben, denn es folgen nun keine neuen auf die Musik bezogenen Werke mehr, weder erzählerischsatirischer noch wissenschaftlicher Art. Die Beziehungen zu seinem neuen Verleger erwiesen sich als fruchtbar, und dieser bringt im fahre 1696 die drei Teile des Satyrischen Componisten unter dem Titel Phrynis Mitilenius
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heraus. Mit einem Umfang von etwa 600 Seiten, in Quarto und in einer recht anspruchsvollen Aufmachung, wurde es das Werk von Printζ, das die weiteste Verbreitung fand und ihm wohl auch am meisten Ansehen einbrachte. Der 1679fertiggestellte und mehrfach öffentlich eingeforderte dritte Teil des Satyrischen Componisten erschien hier %um ersten Mal im Druck; als neuer Beitrag von Printζ χμ diesem Werk ist nur der Prodromus anzusehen, der wiederum vorwiegend älteres Material enthält. (Siehe III, 244ff.) Neu ist also nur der Gedanke, eine Entstehungsgeschichte des Satyrischen Componisten zu bieten, und der verbindende Text enthält einige autobiographische Hinweise sowie eine Verteidigung des Werkes gegen die nun schon über 15 Jahre zurückliegende Polemik von Seiten Beers, eine Art Rechtfertigung, die aber keine persönlichen Angriffe gegen Beer enthält. Wie wenig Printz um diese Zeit daran interessiert ist, dem Werk noch etwas Neues hinzuzufügen oder es zu überarbeiten, zeigt sich darin, daß er auch Zwei Zusätze zum ursprünglichen dritten Teil des Satyrischen Componisten unverändert stehen ließ, in deren einem er schon 1679 seine Musica Histórica oder Beschreibung der edlen Music angekündigt hattet Am 25. August 1700 ist die Stadt Sorau wiederum von einem verheerenden Feuer heimgesucht worden, dem, wie Magnus berichtet, die gantze Stadt, einschließlich der Vorstädte, aber mit Ausnahme des Schlosses, der Hauptkirche, Stadttürme und Pfarrhäuser zum Opfer fiel.32 Printz selbst ist auch diesmal nicht verschont geblieben, wie aus dem Huldigungsgedicht Nitsches zu ersehen ist: „Es hat der harte Brand Dich zweymal hart gedrucket", (siehe oben, III, 17) jedoch in dem uns überlieferten Text der Autobiographie von 1712¡13 wird diese Katastrophe nicht erwähnt. Das neue Jahrhundert brachte neue Wirren. Der Übertritt des sächsischen Kurfürsten zßm Katholizismus, der ihm die Polnische Königskrone eingebracht hatte, verwickelte Sachsen in den nordischen 31 32 6*
Phrynis Mitilenáus III, S. 228. S. Magnus, S. 331.
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Krieg, was besonders für die Markgrafscbaft Niederlausitz, das Gren^land ζwischen Sachsen, Polen und Brandenburg, neues Elend bedeutete. Zunächst brachte der Tod von Balthasar Erdmann, der gleich seinem Vater, Print^ens erstem Gönner, unerwartet früh starb, einschneidende Veränderungen. Sein Sohn, Erdmann II, der im Jahre 1704 die Regierung übernahm, hatte lange Jahre in Frankreich verbracht und von da seine Liebe %ur Prachtentfaltung und ζur französischen Musik mitgebracht. Er vermählte sich am 16. 6. 1705 mit der Sächsisch-Weißenfeisischen Prinzessin Anna Maria, und das neue Herrscherpaar brachte bald danach %wei prominente Persönlichkeiten nach Sorau: im Jahre 1705 den damals 24jährigen Georg Phillip Telemann, den der junge Graf %u seinem Hof kapellmeister bestellte, und im Jahre 1706 den um zehn Jahre älteren Erdmann Neumeister, der sich schon als Literat einen Namen gemacht hatte, als Superintendent und Hofprediger. Dazwischen liegt ein Besuch Augusts des Starken in Sorau am 21. 10. 1705. Neumeisters Ankunft in Sorau und seine Amtseinführung werden in Magnus' Werk ausführlich beschrieben,33 eine Erwähnung Telemanns findet sich dort aber nicht. Glücklicherweise verdanken wir den autobiographischen Aufzeichnungen Telemanns einige Informationen über seine Zeit in Sorau. Er steht ähnlich wie vierzig Jahre zuvor d(r junge W.C. Printz in besonderer Weise in der Gunst seines Herrn und begleitet diesen auf den Herrschaftssitz nach Pleß sowie nach Krakau. Der junge und vielseitige Telemann ist nicht nur den Interessen seines Herrn für die französische Musik entgegengekommen, er hat sich auch auf seinen Reisen in das benachbarte Polen für die slawische Volks- und Tanzmusik begeistert. Darüber berichtet er in seiner Autobiographie: Als der Hof sich ein halbes Jahr lang nach Plesse, einer oberschlesischen, promnitzischen Standesherrschafft, begab, lernete ich sowohl daselbst als in Krakau, die polnische und hanakische Musik, in ihrer wahren barbarischen 33
5. Magnus, 5. 440ff.
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Schönheit kennen. Sie bestund in gemeinen Wirtshäusern, aus einer um den Leib geschnalleten Geige, die eine Terzie höher gestimmet war, als sonst gewöhnlich, und also ein halbes Dutzend andre überschreien konnte; aus einem polnischen Bocke; aus einer Quintposaune und aus einem Regal ... Man sollte kaum glauben, was dergleichen Bockpfeiffer oder Geiger für wunderbare Einfálle haben, wenn sie, so offt die Tantzenden ruhen, fantaisiren. Ein Aufmerckender könnte von ihnen, in 8. Tagen, Gedancken fur ein gantzes Leben erschnappen. Gnug, in der Music steckt überaus viel gutes; wenn gehörig damit umgegangen wird. 34 Diese Meinung muß ihn zwangsläufig in Konflikt mit Print% gebracht haben, mit dem er wohl häufigen Umgang hatte, wie er selbst bezeugt: „Endlich hatte ich in Sorau noch das Vergnügen, mit den berühmten Herrn Wolfgang Caspar Print%, Cantore daselbst, umzugehen ..."35 Sicher wurde P r i n f y der schon mehr als 40 fahre im Dienst der Grafen von Promnit% verbracht hatte, mit gehörigem Respekt behandelt, aber schwerlich ernst genommen. Das wird deutlich, wenn Telemann in Erinnerung an seine Begegnung mit Print% schreibt, daß jener „einen Heraclitum, und ich einen Democritum darstellte. Denn er beweinte bitterlich die Ausschweifungen der it^igen melodischen Setter: wie ich denn die unmelodischen Künsteleien der Alten belachte."36 Wie Telemann weiter berichtet, wollte Print% ihn auch in die Geheimnisse der „Musica arcana" einweihen: ... also sollte ich vor meinem Abzüge nach Eisenach ... von einem seltenen Geheimnisse unterrichtet werden, 34 35
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Telemanns Autobiographie in der Ehrenpforte, S. 360. ebd., Mattheson merkt da^u in einer Fußnote an: „Print\ war damals schon vor 26. Jahren Capell-Director gewesen, welches Amt ihm 1682. aufgetragen worden und 1662 bereits grafi, promnit^ischer Music Director und HofComponist: das war £u der Zeit weniger, als Capellmeister." Ehrenpforte 361.
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um es dem Hertzoge von Gotha, gegen Erlegung einer gewissen Summa, die wir theilen wollten, wiederum beizubringen. Es bestund darin; durch Hûlffe der Musik alle Handlungen eines versandten Minister, eines Generals im Felde etc. nicht allein zu wissen; sondern auch durch eben dieses Mittel, ihnen Befehle zu erteilen. Da ich aber den Vortrag kaum mit halber Ernsthafftigkeit aushören konnte, so ward ich solcher Schwarzkunsteley beraubet." 37 Man kann sich leicht vorstellen, daß die Haltung des gewandten und so offensichtlich vom Grafen begünstigten jungen Hofkapellmeisters dem um diese Zeit sowohl als Komponist als auch als Theoretiker für überholt angesehenen Print% manche bittere Stunde verursacht hat. Daran änderte wohl auch die Tatsache nichts, daß Telemann schon nach einem Jahr wegen der Kriegswirren, von denen die Lausitz während des nordischen Krieges berührt wurde,38 Sorau verließ, um eine Anstellung am Hofe Eisenach anzunehmen. Neben den Beschwernissen des Krieges durch Einquartierungen und Kontributionen fällt noch eine weitere Verdrießlichkeit in Print^ens letzte Amtsjahre, von der uns Worbs berichtet. Einer seiner Kollegen namens Henkel, der durch Vermittlung einflußreicher Freunde 1707 Konrektor geworden war, „verkleinerte seine Collegen, verklagte den unschuldigen Cantor Print^ öffentlich, entzog ihm einige Einkünfte, und gelangte doch, von einigen Mächtigen begünstigt, am 10. Oct. 1711 %um Rektorat,"39 Das war an Printern siebzigstem Geburtstag; die Erinnerung an diese Vorgänge mag bei zunehmender Enttäuschung und Vereinsamung da%u 37 38
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ebd. In der Schlacht bei Fraustadt im Jahre 1706 hatten die sächsischen Truppen unter Schulenburg eine entscheidende Niederlage erlitten, und dies brachte die schwedische Armee in die Oberlausit\. Magnus berichtet in seiner Chronik der Stadt Sorau von Einquartierungen, Kontributionen und Kriegshandlungen in benachbarten Gebieten. Worbs, S. 278.
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beigetragen haben, daß sich Print% etwa ein Jahr später, bei der Niederschrift seiner Autobiographie, so bitter über die Sorauer Jahre äußerte. Bei der Beförderung Henkels hatte vielleicht auch die Parteinahme in den theologischen Streitigkeiten £wischen Pietisten und Orthodoxen eine Rolle gespielt; wir wissen nicht, ob etwa Neumeister in diese Angelegenheit verwickelt war. Dieser war durch die pietistischen Umtriebe, die auch den gräflichen Hof berührten, von einem eher indifferenten Theologen %um fanatischen Orthodoxen und Pietistenhasser geworden und bei Hofe in Ungnade gefallen. „Alle Tage geschieht mir neuer Verdruß, sowohl an meiner Person als am Ampte ... Ja es ist fast kein Laster £uerfinden, dessen man mich nicht beschuldigt hätte", beklagt sich Neumeister, dem man inzwischen das Hofpredigeramt entzogen hatte, in einem Brief an Valentin Löscher.40 Es ist unwahrscheinlich, daß er mit dem Kantor Print% mehr als nur rein dienstlichen Umgang hatte, und es ist bedauerlich, daß keiner von beiden den anderen in seinen Schriften erwähnt hat, b%w. daß keine solchen Erwähnungen auf uns gekommen sind. Die hohen Steuern für das Jahr 1711, über die sich Print% beklagt, hängen sicher noch mit den Nachwirkungen des nordischen Krieges zusammen. Um diese Zeit wandte sich Print% seiner alten Liebe, der Mathematik, %u und verfaßte seine Teutsche Practica Arithmetica, oder eine sehr kurtze und leichte ... art nach der regul de tri zu rechnen, die 1712 in Görlitz erschien und der verwitweten Landvogtin der OberlausitFrau Henriette Catharina von Gerßdorf, zugeeignet ist. Wir wissen nicht, auf welche „Wohltaten" Print% anspielt, mit denen sie „Ihren untertänigsten Diener gleichsam überschüttet" hat,41 doch wird ihm der Kontakt mit dieser gebildeten und feinsinnigen Frau, die auch als Verfasserin religiöser Gedichte bekannt ist, wohlgetan haben,42 40 41 42
Brief vom 1. De\. 1711 an Valentin Löseber. Widmung Teutsche Practica Arithmetica, S. (4} Geistreiche Lieder und poetische Betrachtungen. Halle 1729. Frau von Gerßdorf war die Großmutter des Grafen von Zin^endorf.
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In diesen Jahren erschienen auch Neudrucke der Musikerromane: Cotala 1713, Pancalus und Battalus, 1714, wobei es nicht klar ist, ob Printz damit etwas tun hatte oder überhaupt davon wußte. Wie schon oben ausgeführt wurde, arbeitete Printz um diese Zeit an seinen Lebenserinnerungen, von denen aber nur der kleinere, hauptsächlich seine hehr- und Wanderjahre berührende Teil im Jahre 1740 in Matthesons Ehrenpforte erschienen ist. Fünf Kinder waren um diese Zeit schon gestorben, und wie es scheint, war Print^ens Frau zur Zeit des fünfzigjährigen Amtsjubiläums im Jahre 1714, das ja mit dem Ehejubiläum ziemlich zusammenfiel, bereits nicht mehr am Leben. Wie die Neue Zeitung von gelehrten Sachen berichtet,43 soll Printz in seiner letzten Krankheit noch an dem Buch de Instrumentis in toto orbe musicis gearbeitet haben, das auch als letzter Titel in der Bibliographie von A 2 angeführt ist. (Siehe 111,47) Daß die Teutsche Practica Arithmetica in diesem Verzeichnis nicht erwähnt wird, bestätigt unsere Annahme, daß die Print^sche Autobiographie unabhängig von der Aufforderung Matthesons verfaßt wurde, und der Verlust des von Peregrinus unterdrückten Teiles ist umso mehr zu bedauern, als gerade darin viele wichtige Eindrücke über Zeitgeschehen und Zeitgenossen zu finden gewesen wären. Da Magnus schon 1712 starb und seine 1710 herausgebrachte Chronik nicht weitergeführt wurde, ist unsere Information über diese Jahre sehr spärlich; sicher wäre das Jubiläum sowie Printzens Tod und Beerdigung Anlaß für ausführliche Berichterstattung gewesen. Von Peregrinus erfahren wir nur, daß der Todestag nicht der 10. ,44 sondern der 13. Oktober 1717 war. Wenn er dem Hamburger Mattheson stolz berichtet, daß die anläßlich des Todes seines Vaters verfaßten Verse „so gut als auf einigen Hamburger Hochzeiten" gewesen wären, sagt uns dies allenfalls
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Neue Zeitung von gelehrten Sachen auf das Jahr 1717. Leipzig, XCIII (den 20. Nov.) So berichtet in der Neuen Zeitung ...
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etwas von dem Urteilsvermögen des Sohnes, dem der literarische und autobiographische Nachlaß Print^ens in die Hände kam. Die von ehemaligen Schülern der Schule Sorau verfaßten Gedichte, 11 in deutscher und 5 in lateinischer Sprache, wurden in Sorau unter dem Titel Traurige Cypressen gedruckt, doch unter den Verfassern finden sich keine bekannten Namen.
Würdigung und Nachwirkung Das früheste uns bekannte Echo auf das Werk von W. C. Printζ sind die Bemerkungen von Johann Beer im Simplicianischen WeltKucker sowie ein paar Jahre später im Narren-Spital. Sie richten sich gegen den Verfasser des Satirischen Componisten, waren aber sicher nicht so ernst gemeint, wie sie der in diesen Dingen empfindliche Printζ aufgefaßt hat, und waren ohnehin durch die satirische Einkleidung des Print^schen Werkes provoziert worden. Auf die anonym erschienenen Musikerromane gab es kein Echo; sie wurden %war zu Lebzeiten des Autors noch einmal gedruckt, hatten aber weiter keine Nachwirkung, was vielleicht damit zusammenhängt, daß der sogenannte politische Roman, dem sie nahestanden, bald aus der Mode kam. Diesem Modell ist allerdings noch der neun Jahre nach den Romanen von Printζ erschienene Musikaliche Quacksalber von Johannes Kuhnau verpflichtet, der pudern auch von Printζ entscheidende Anregungen empfangen hat, denn Kuhnaus „Quacksalber" Caraffa ist eine Weiterentwicklung des Stümpers Charts, der in der satirischen Rahmenhandlung des Satirischen Componisten in zunehmendem Maße in den Mittelpunkt rückt und den Printζ auch im Schlußkapitel seines Pancalus kurz auftreten läßt. Die Einkleidung einer im wesentlichen „wissenschaftlichen" Arbeit in eine satirische Rahmenhandlung scheint aber doch irgendwie Schule gemacht zu haben. Sie findet sich beispielsweise in einem Werk über den Generalbaß von Friedrich Erhard Niedt,1 wobei der etwas über zwanzig Seiten umfassende einleitende Teil, in welchem Kantoren, Organisten usw. auftreten, ein recht erfrischendes
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Musicalische Handleitung I. Teil, Hamburg 1700.
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erzählerisches Talent an den Tag bringt. Doch auch andere Zeitgenossen greifen ζuweilen %ur „satirischen Schreibart," so etwa Mattheson in seiner „Melopoetischen Lichtputze"2 und der schon der Aufklärung zugehörige Leipziger Gelehrte Lorenζ Miller in einem Werk, dessen Titel sich deutlich an den Satyrischen Componisten anlehnt: Musikalischer Starstecher in welchem rechtschaffener Musikverständigen Fehler angemerket, eingebildeter und selbstgewachsenen sogenannten Componisten Thorheiten aber lächerlich gemachet werden. 3 Daß die Verfasserschaft der Musikerromane von Print·.ζ unter seinen Zeitgenossen weithin bekannt war, geht aus der in Matthesons Ehrenpforte abgedruckten Autobiographie von Valentin Haussmann hervor, der im Verzeichnis seiner „musikalischen Bücher und Schrifften" neben etlichen musiktheoretischen Werken von Printe auch dessen Musikerromane anführt.4 Doch gründet sich ohne Zweifel das Ansehen von Printζ auf seine musiktheoretischen Schriften. So schreibt zum Beispiel Johann Georg Hoffmann in der Ehrenpforte: „Die Abendstunden, insonderheit im Winter, brachten wir bey dem Examine mit Lesung guter Schrifften, sonderlich des Werckmeisters und Print^ens Ζ14"5 und Adlung empfiehlt seinen Lesern: „Print^ens Historie der Musik ist vor allen zu gebrauchen."b Sicher kam es Printz Zu&ute> gerade im musikalischen Schrifttum die Verwendung des Deutschen sehr schnell Eingang fand. Ob die von ihm herausgebrachte deutsche Musikgeschichte die „Pioniertat" war, als die sie gelegentlich bezeichnet wird,1 soll hier dahingestellt bleiben; war doch der Schritt von der lateinischen zur 2
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Die Critica Musica (Hamburg 1722—1725) beginnt mit „Der ersten Schneut^ung der melopoetischen Licht-Schere." Musikalischer Starstecher [Leipzig 1740] Ehrenpforte, S. 107. Ehrenpforte, S. 111. Jacob Adlung: Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit ( 1758), Faksimilenachdruck, Kassel und Basel 1953, S. 137. S t ö p f g e s h o f f , S. 97.
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deutschen Sprache schon vor Print% vorgenommen worden. Michael Prätorius brachte den %weiten und dritten Band seiner Syntagma in deutscher Sprache heraus,8 und zahlreiche andere musiktheoretische Schriften des 17. Jahrhunderts sind, wenn auch oft mit lateinischen Titeln, in deutscher Sprache erschienen. Für Print¡ζ' Ansehen spricht die Tatsache, daß er in vielen Veröffentlichungen Matthesons immer wieder lobend erwähnt wird, so schon in dessen Beschütztem Orchestre von 1717, das übrigens auch die Aufforderung an die Musiker enthält, für die geplante Ehrenpforte ihre Lebensläufe einzusenden. In dieser Schrift wird Printζ mehr als dreißigmal angeführt und im vier Jahre später erscheinenden Forschenden Orchestre fast ebenso o f t . Interessanterweise ist die einzige Kritik Matthesons die, daß Print% nicht immer seine Quellen anführt; so beklagt er etwa im Forsch. Orch.: „daß Print^ in seiner Hist. Mus. c. 6 p. 67 § 41 diesen gant^en Sat% / nach seiner Art vert eut sehet / hingeschrieben; den guten Autore m aber richtig verschwiegen hat,'"* und an anderer Stelle: „Sonst hat Print% die oben angeführten praedicates dem Cartesio aus seinem compendio mus. p. 22 entlehnet; hätte aber solches hübsch andeuten mögen."10 Doch steht Mattheson selbst in strittigen Fragen gewöhnlich auf der Seite Print^ens, etwa in dem Streit mit Andreas Werckmeister,n wenn er auch, wie fast alle nach ihm, gelegentlich etwas kondes^endierend die Altväterlichkeit Print^ens betont. 1739 schreibt er in seinem Vollkommenen
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Prätorius begründet die Wahl der Sprache mit dem Hinweis auf die angesprochene Leserschaft und unterscheidet: 1. Gelehrte, 2. Orgelbauer und Instrumentenmacher und 3.) Musiker und Musikliebhaber. „Als h o f f e Ich / es werde Mich dessen Niemand verdenckenj daß Ich in diesem SYNTAGMATE MUSICO MISCELLANO etiliche Ding gant% Lateinisch / etiliche gant% Teutsch habe fürgebracht / etiliche aber zugleich Lateinisch und Teutsch eingeführet." Syntagma musicum I (1615), S. CT. Forschendes Orchestre, 14, Fn. ebd. S. 707 Nach Schmitt ging es dabei um die Temperatur. (SchmitS. 117) — Siehe auch Matthesons Forschendes Orchestre, 146.
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Capellmeister: „Was der ehrliche Wolfgang Caspar Prints^ hierunter für Dienste, in seiner historischen Beschreibung der edlen Sing- und Kling-Kunst ehemals geleistet hat, ist %war bey weitem nicht ¡ζureichlich; doch hat er bisher die Ehre, unter den teutschen der einzige gewesen seyn, der hierin einen allgemeinen, obwohl kleinen und mangelhaften Versuch gethan hat."n Von Print^ens Kompositionen ist außer den im Phrynis Mitilenáus enthaltenen Beispielen nichts erhalten,13 Es besteht aber kein Grund, an der Zahl der von Printζ in A 2 aufgeführten Kompositionen %u zweifeln, denn schließlich war er als Kantor und „Hofkompositeur" verpflichtet, regelmäßig eigene Kompositionen aufzuführen. Wir müssen wohl annehmen, daß viele dieser Musikalien noch %u Print^ens Lebzeiten durch das Feuer verstört wurden, doch ist hier auch daran erinnern, daß viele dieser Kompositionen für den unmittelbaren Gebrauch geschrieben worden waren, niemals %um Druck gelangten und auch nicht unbedingt aufbewahrt wurden. Blankenburg hat in einem Aufsaß aus dem fahre 1950 eine interessante Verbindung ^wischen Print% und f . S. Bach hergestellt und die These vertreten, daß die im Gründlichen Unterricht zum Generalbass formulierte Musikauffassung Bachs, der die mittelalterliche Formel vom „laudatio Dei et recreatio cordis" zugrunde liegt, letztlich von Print^ens Sing- und Klingkunst angeregt wurde.14 Dort heißt es: „Die äußere und gemeine 12 13
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Vollkommener Capellmeister, S. 22. Unter letzteren wurde besonders die Fuge mit dem Titel ,}Wunderbarliches Echo" von Schmitt tobend erwähnt; sie wird außerdem in einem Musikalienver\eichnis der Prinzessin Anna Amalia aufgeführt. Siehe dazu: Eva Renate Blechschmidt: Die Amalienbibliothek. Musibibliothek der Prinzessin Anna Amalia von Preußen (1723-1787), Berlin 1965, 5. 318. Als Kriegsverlust müssen die bei Eitner verzeichneten Canzonette angesehen werden, die im Musikalienkatalog der Hauptkirche von Sorau aufgeführt sind. Es handelt sich um Stücke, die 1679 für den Hof Promnitz komponiert wurden, aber auf 1661 in Venedig entstandene Entwürfe zurückgehen. Siehe dazu Wessely, S. XLII. Walter Blankenburg: Johann Sebastian Bach und die Aufklärung. In: Bach Gedenkschrift 1950, hgg. v. K. Matthae (Zürich 1950), S. 2 9 f f .
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Endursach der Musik ist die Ehre Gottes, um welcher willen alle Dinge sein, die da sein, und alles, was geschieht, geschehen soll" und „die äußere und eigene Endursach der Musik ist die Bewegung des menschlichen Gemüts." (II, 435 und 438) Harald Heckmann hält aber eine Vertrautheit Bachs mit den Schriften von Print% nicht für erwiesen und weist darauf hin, daß Bach die auch anderorts bezeugte Formel aus F. E. Niedtens Musicalischer Handleitung (Hamburg 1700) übernommen haben könntet Für Johann Adolph Scheibe, einen Hamburger Musikwissenschaftler, der im sechsten Buch seines Critischen Musicus Bachs Vokalkompositionen angegriffen und ihm „Schwülstigkeit" vorgeworfen hattet ist Print% „ein gelehrter und durch seine vielen Werke, die er der Musik %um Nutzen herausgegeben, sehr bekannter Skribent .,."17 Er lobt besonders Printern Musikgeschichte als eines der „wichtigsten und bekanntesten Werke dieser Art."18 und in einem Brief an Telemann aus dem Jahre 1757 bittet er diesen, ihm doch eine Kopie dieses Werkes ,für Geld und gute Worte" besorgen.19 Uberraschend ist, daß Loren^ Miller, der ein Zeitgenosse und auch Fürsprecher Johann Sebastian Bachs war, in seiner Neueröffneten Musikalischen Bibliothek über mehrere Jahrgänge hinweg Printern Exercitationes bespricht; das war in den Jahren 1739—1742, also fünfzig Jahre nach Erscheinen dieses Werkes. Er bezeichnet Print^ als einen „der gründlichsten Musikgelehrten
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Heckmann, Rhythmuslehre, S. 72. „Er ist in der Musik dasjenige, was ehemals Herr von Lohenstein in der Poesie war." Adolph Scheibe: Critischer Musicus. Neue, vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig 1745, S. 62. Adolf Scheibe: Abhandlung vom Ursprung und Alter der Musik insonderheit der Vokalmusik, Altona und Flensburg 1754, S. 41, Fn. ebd. S. 73. Telemann Briefwechsel, Hgg. von Hans Grosse und Rudolf fung, Leipzig 1972, S. 334¡335.
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seiner Zeit"20 und kommt zu dem Schluß: „Print% hat die Sache nach Beschaffenheit seiner Zeit, in der er gelebt, ganz gut gemacht" 21 Was er ihm gelegentlich vorwirft, ist, daß er seine Sache „unordentlich" und „auf eine dunckle Art" vorträgt,22 und an anderer Stelle kommentiert Miller Print^ens „Kräftige Schreibart" : „Denn es ist damahls nicht schön gewesen, wenn man nicht aus der Lateinischen und Französischen Sprache Wörter erbettelt, und damit auf eine arm seelige Art gepranget. "23 Im großen und ganzen wird aber das Werk Print^ens von Miller positiv besprochen, während die Musikalischen Diskurse seines Nebenbuhlers, Johann Beer, die 1719 postum im Druck erschienen waren, nicht sehr gut wegkommen. Miller schließt seine Kritik von Beers Schrift mit den Worten: „Man siehet schon aus diesem, daß nichts Gründliches in diesem Buch enthalten, sondern nur so hingeschrieben ist, als wie man in Gesellschafft bei einem Glaß Wein so etwas daher saget."2'' Miller gehörte in Leipzig dem Kreis um Gottsched an und war auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft, und es sei hier nur am Rande noch erwähnt, daß %wei von Print^ens Musikerromanen ihren Weg in die Bibliothek der Deutschen Gesellschaft in Leipzig gefunden haben, denn das Bücherverzeichnis von 1731 führt an: „Der vorwitzige Musikant vorgestellet von Mimnermo. in Oct. Freiburg 1691" und „Der wohlgeplagte doch nicht verzagte, sondern jederzeit lustige Potala (sic!). Frejberg 1713. 8."2S Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts stellt Friedrich Wilhelm Marpurg in einem Vorschlag für eine musikalische Biblio20
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Lorenç Miller: Neu eröffnete Musikalische Bibliothek ( 1739—42), Teil IV, S. 5 ebd. II, S. 48. ebd. II, S. 41. ebd. II, S. 36. ebd. III, S. 65. Nachricht von der deutschen Gesellschaft in Deutschland bis auf das Jahr 1731 fortgesetzt, Leipzig (1731)
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thek Print% mit den Werken Matthesons an erste Stelle: „Ich settle it%o selbigem Print^ens Satyriscben Componisten. Man stosse sich nicht an dem langen, und zugleich etwas poßirlichen Titel. Es war Printern Zeit so Mode, und erscheinen nicht annoch heutiges Tages unterweilen Bücher, über deren Titel man lachen muß? Print% gehört unter die guten musikalischen Schriftsteller der vergangenen Zeit, und wegen der guten Sachen, die er vorträgt, muß man ihm seine schnürkelhafte Schreibart gute halten."26 Auf Marpurg wiederum stützt sich 30 Jahre später Charles Burney: , Wolf gang Caspar Prints^ ... in 1690, had the merit of being the first in modern times, to publish a History of Vocal and Instrumental Music, 4. to. The book has now become so scarce ... and all I know of its contents has been derived from M. Marpurg's extracts ... Print£ was not only an historian, but a musical composer, theorist and critic. His ... Der Satyrische Componiste is written with great wit and humour; the jokes, though not of the most delicate and refined sort, are extremely queer and risible."21 Diverse andere Erwähnungen Print^ens in musikwissenschaftlichen Handbüchern des 18. Jahrhunderts stützen sich weithin auf die Print^sche Autobiographie bespv. den Nachruf in der Zeitschrift für gelehrte Sachen, und vielfach wird auch auf Walthers Lexikon verwiesen. Dabei haben sich gewisse Unstimmigkeiten eingeschlichen, die bis in unser Jahrhundert immer wieder auftreten, etwa die Bemerkung, daß die Print^ zugeschriebenen Musikerromane von Kuhnau stammen. Adlung schreibt in seiner Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit von 1758 über Print%: „Cotala, Pancalus und Battalus sollen auch von ihm herrühren ,.."2Ά, führt aber dann die drei Romane in seinem Artikel über Kuhnau an mit dem Hinweis: „Ihm werden auch drey lustige Bücher 26
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Friedrich Wilhelm Marpurg: Kritische Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der alten und neuen Musik, Berlin 1759, 11. Brief, S. 83. Charles Burney: A general History of Music ( 1789), ed. by Frank Mercer, New York 1957, S. 460. Adlung, S. 190.
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zugeschrieben."29 Gerbers Artikel über Printζ in der ζweiten Ausgabe seines Lexikon (1812) berichtet von „Zwej großen Quartanten, von ihm eigenhändig geschrieben," die im Königl. Musik-Archiv \u Kopenhagen bei einem Brand im Jahre 1794 „ein Raub der Flammen geworden sind."30 Ein detaillierter Bericht über Printz in Fetis Biographie universelle des musiciens ist ein weiteres Zeugnis für das Ansehen, das der Musikschriftsteller Printζ noch im 19. Jhdt. genoß. Hier werden auch die Musikerromane angeführt. Fetis kommentiert zum Cotala: „Ce volume a pour objet de presenter le tableau de la triste situation des apprentis musiciens de l'Allemagne aux dix- septième Steele," und den Pancalus beschreibt er als „une peinture de la vie accidentée des musiciens ambulants de l'Allemagne."31 Am Anfang unseres Jahrhunderts hat Eugen Schmitz mit seinen „Studien über W. C. Printζ als Musikschriftsteller" die Aufmerksamkeit wieder auf Printζ gelenkt. Er spricht von der „nicht geringen Bedeutung, die den Print^schen Schriften innerhalb der zeitgenössischem Musikliteratur zukommt."32 Die Arbeit trotZ einiger von Schmitt Ungenauigkeiten von beträchtlichem Interesse. Er stellt mit Hinweisen auf die Querverbindungen in Printzens Schriften dessen Autorschaft für die Musikerromane sicher und verweist auf die Bedeutung seines musiktheoretischen Schaffens. Die Exercitationes nennt er „das Fortschrittlichste und Selbständigste was Printz geschrieben hat" (S. 119) und den Satyrischen Componisten, den er als „ein vollständiges musikalisches Lehrbuch" (S. 109) bezeichnet, wertet er als „die bedeutendste und wertvollste Schrift von Print\•" (S. 109). An 29 30
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ebd. S. 196. E. L. Gerber: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (1812-1814), Bd. II, S. 770. F.], Fétis: Biographie Universelle des Musiciens, Bd. VII (Paris 1864), S. 424 - 425. Eugen Schmitt Studien über W. C. Printz als Musikschriftsteller. In: Monatshefte für Musikgeschichte 36 ( 1904), S. 101 (weitere Seitenzahlen im Text). P r i n t z III
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der Musikgeschichte kritisiert er — wie schon vor ihm Mattheson — die saloppe Art, in der Printz sein Material zusammengetragen hat, ohne seine Quellen immer anzugeben, kommt aber doch dem Schluß, „daß Printζ %war kein bahnbrechender Geist war, daß seine Schriften aber genug des Bedeutenden enthalten, um ihren Wert als historische Quellen in der Geschichte der Musiktheorie dauernd behaupten, und das besonders als Denkmäler der Musikkultur und Musikverhältnisse am Ende des 17. Jahrhunderts." (S. 121) Printern Musikerromane wurden Anfang der dreißiger Jahre in einer Arbeit von Friedrich Menck behandelt, während etwa gleichzeitig Richard Alewyn in seiner Studie über Johann Beer das Pseudonym Cosmus Perius Bohemus lüftete, so daß damit auch für den Gûldnen Hund und das Schneiderhandwerk die Verfasserschaft Printsçens gesichert war. Ein entscheidender Anstoß für eine erneute Beschäftigung mit dem Werk von Printz war die Freiburger Dissertation von Harald Heckmann W. C. Printz und seine Rhythmuslehre, die im einleitenden Teil auf etwa 50 Seiten die biographische Information über Printz gründlich erforscht und kommentiert hat. Im Gefolge von Heckmanns Arbeit entstanden weitere Dissertationen, die sich sowohl mit dem musiktheoretischen als auch mit dem erzählerischen Werk von Print^ beschäftigen; unter letzteren verdient besonders die Freiburger Dissertation von Susanne Stöpfgeshoff Erwähnung. Abschließend sei hier noch auf die vor Othmar Wessely besorgte Faksimileausgabe der Klingund Singkunst verwiesen, deren reichen Literaturangaben in der Einleitung sowie dem vorbildlichen Regi sterteil auch unsere Arbeit verpflichtet ist.
Bibliographie /. A
Werke
Kurtzer Bericht, wie man einen jungen Knaben könnte singen lehren. Zittau 1666 Für dieses Werk konnte kein Standort ermittelt werden. Anweisung zur Singe-Kunst oder kurzer Bericht, wie man einen Knaben auff das Leichteste nach jetziger Manier könne singen lehren. Unitzo zum andernmahl vermehret und verbessert ans Liecht gegeben von Wolfgang Caspar Printzen von Waldthurn, Cantore zu Sorau. Guben, Christoph Gruber, 1671. - 8°, 23 Bl. Oslo, U. B. Compendium | Musicae | In quo | Breviter ac succinte | explicantur & traduntur omnia ea, quae | ad Oden artificiosè componendam | requiruntur, | Auetore | Wolfgango Caspare Printzen | De Waldturrensibus Palatino p.t. | Soraviensium Cantore | Gubenae \ Literis Christophen Grubern / | 1668. 8°, 29 Bl. London, Brit. Mus.; München, BSB. COMPENDIUM | M U S I C A E | SIGNATURIAE ET M O D U L A T O R I A E |
Das ist: | Kurtzer Begriff | aller derjenigen Sachen / so I einem / der die | V O C A L - M U S I C | lernen will / zu wissen von nóthen | seyn. | Auf Begehren aufgesetzt / | und ans Licht gegeben | von | Wolffgang Caspar Printzen | von Waldthurn / der Reichs=Grâfl. | Promnitz. CapelUMusic 7« VOCALIS I
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Bibliographie
bestallten | DIRIGENTEN und CANTORE ZU Sorau ... | Dresden I verlegts Johan. Christoph Mieth / | druckts Johann Riedel / 1689. 8°, 109 Seiten. Berlin, SB, Preuß. Kult. Musikabt.; Boston, Pubi. Lib.; Brüssel, Bibl. Royale; Edinburgh, Reid Music Lib.; Leipzig, Musikbibl.; London, Brit. Mus.; New Haven, Conn., Yale UB; New York, N.Y. Public Lib.; Paris, Bibl. Nat.; Uppsala UB; Wien, Ges. Musikfreunde. Nachdruck Olms, Hildesheim 1974. Microprint copy, Rochester, Ν. Y., (Sibley Mus. Lib.) 1955. Compendium musicae ... Dresden und Leipzig, J. C. Mieth. 1714 _ 8° 79 Bl. Dresden, SLB; Leipzig, Musikbibl.; Wash., LofC; Wien, Ges. Musikfreunde; Wien, ÖNB. Microprint copy, Rochester, Ν. Y. 1959. Gûldner Hund / | oder | Ausführliche Erzehlung / | wie es dem so genannten CAVALIER aus Böhmen /1 welcher nicht /1 (wie etliche mit Unwahrheit vorgegeben /) | wegen greulicher Gotteslästerung / | sondern durch Zauberey / | in einen Hund verwandelt worden / | bißhero ergangen / | Und wie er wieder seine vorige | menschliche Gestalt überkommen: I (So nützlich und lustig zu lesen als | deß A P U L E J I gûldner Esel / oder Samuel GreifenSohns SIMPLICIUS S I M PLI- I CISSIMUS;) I Erstlich in Polnischer Sprache be= | schrieben / anitzo aber / denen Böhmischen | Lands=Leuten zu Ehren | verteutschet | von | COSMO PIERIO BOHEMO. | Gedruckt Wr^eckomt^. | im Jahre 1675. 12°, 60 Bl. Guldnen Hundes | Ander Theil / | Das ist | Fernere Erzehlung I wie I es dem so genannten CAVALIER | aus Böhmen / welcher in einen | Hund verwandelt worden / in seiner | Hundes Gestalt bey unterschied!^ | chen Herren ergangen / welche der A U T O R , wegen seines schleunigen Ab= | zugs
Bibliographie
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dem ersten Teil nicht beyfûgen können / | Erstlich in Polnischer Sprach | beschrieben / anietzo aber | verteutscht | von I COSMO PIERIO BOHEMO. Gedruckt tyt Wr^eckowit^. \ im Jahr 1676. 12°, 75 Bl. Göttingen, SUB; Wien, ölMB. Wolffgang Caspar Printzens / von Wald= | thurn / Reichs= Grifi. Promnitzschen DIRECTORIS | MUSICES und CANTORIS zu Soraw / | PHRYNIS | oder | Satyrischer COMPONIST, | Welcher | Vermittelst einer Satyrischen Geschieht alle | und iede Fehler / der ungelehrten / selbstgewachsenen / un= | geschickten und unverständigen Componisten hófflich darstel= I let / und darneben lehret / wie ein Musicalisches Stück I rein / ohne Fehler und nach dem rechten Grunde | zu coMPONiren und zu setzen sey; | Dessen | Erster Theil | enthält | SYNOPSIN M U S I C E S POETICAE, | oder | Eine kurtze Einleitung zur Kunst nach | dem rechten Grunde zu COMPON i r e n . | Denen CANTORIBUS, Organisten und Kunst=Pfeiffern | zu beliebigen Gefallen aufgesetzt / und ans Licht | geben. | Quedlinburg / | In Verlegung Christian Okels / 1676. 4°, 58 Bl. Wolffgang Caspar Printzens / von Wald= | thurn / aus der Ober=Pfaltz / Reichs=Grâfl. | Promnitzschen DIRECTOR M U S I C E S und CANTORIS | zu Sorau / | PHRYNIS | MYTILENAEUS, I Oder | Ander Theil / | Des | Satyrischen Componistens /1 Das ist: | Fernere Fortsetzung der Musicalischen Reise= I Beschreibung / vermittelst / welcher alle und jede Fehler der ungelehrten CoMPONisten hófflich vorgestellet / und darneben | die wahre Wissenschaft der Music, auch sonderbare Vortheil und | Kunstgriffe / so einem CoMPONisten nützlich und nòthig / aus guten und wahren Gründen gelehret | werden. | Denen CANTORIBUS, Organisten und Kunst=Pfeiffern | zu beliebigen Gefallen ans Liecht gegeben. | Sagan / | In Druck und Verlag Christian Okels / 1677. - 4°, 83 Bl.
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Bibliographie
Ann Arbor, Mich., UB; Berlin, SB; Preuß. Kult. Musikabt. (nur Teil I); Brüssel, Bibl. Royale; Coburg, LB; Dresden, SLB; Freiburg i. B., UB; 's-Gravenhage, Haags Gemeentemus.; Hannover, Nieders. LB; München, BSB; New Haven, Conn., Yale UB; Trier, Stadtbibl.; Washington, LofC; Wien, ÖNB; Wien UB; Wroclaw, UB. REFUTATION | Des | Satyrischen Componistens / | Oder so genannten | PHRYNIS, | Dem unpartheyischen Leser zu fernem | Nachdencken | Vorgestellet | von | Denen in aller Welt berühmten | Matz Tapinsmus / | sonst Leyermatz | genannt / | Und | Charis Láusimpeltz /1 Schergeigern / etc. | Gedruckt in der Welt / | ANNO 1678. 4° 8 Bl. Ann Arbor, Mich. UB; Coburg, LB; Hannover, NLB; Bibl. Nat.; Trier, Stadtbibl.
Paris,
Wolffgang Caspar Printzens | von Waldthurn | PHRYNIS | MITILENAEUS, | Oder | Satyrischer | COMPONIST, j Welcher / | Vermittelst einer Satyrischen Geschieht / | Die Fehler der ungelehrten / selbstgewachsenen / unge» | schickten / und unverständigen CoMPONisten höflich darstellet / | und zugleich lehret / wie ein Musicalisches Stuck rein / ohne Fehler / und nach dem | rechten Grunde zu c o M P O N i R e n und zu setzen sey / worbey mancherley Musicali» | sehe DiscuRSE
/ als
DE PROPORTIONIBUS,
VARIATIONIBUS,
BASSO-
CONTINUO I GENERIBUS M O D U L A N D I , TEMPERATURA,
MU-
von unterschiedlicher PROLATION des Textes und dergleichen / wie | auch eine Beschreibung eines L A B Y R I N T H I M U S I C I , nebst eingemengten | lustigen Erzehlungen gefunden | werden. | Dreßden und Leipzig j \ Verlegt s Johann Christoph Mieth und Johann \ Christoph Zimmermann / | Druckts Johann Riedel / C. S. HoJJ-Buchdr. 1696 4° 3 Bl. 48, 116, 143, 239 S. + Musikbeilagen. SICA, R H Y T H M I C Â , V A R U S C O N - | TRAPUNCTIS,
Bibliographie
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Ann Arbor, Mich., UB; Basel, UB; Berlin SB Preuß. Kult. Musikabt.; Boston, Pubi. Lib.; Brüssel, Β ibi. Royale; Dresden SLB; Erfurt, Wissenscbaftl. Allgemeinbibl.; Freiburg i. B., UB; 's-Gravenhage, Haags Gemeentemus.; Kopenhagen KB; London, Brit. Museum (2 Exempt.); Main%, SB; Milano, Conserv. di Musica; München, BS Β; New Haven, Conn., Yale UB; Oxford, Bodleian; Paris, Βibi. Nat. (4 ExempL); Praha, Statni Knihovna CSR; Rochester, N.Y., Sibley Music Lib.; Rostock UB; Schwerin, Wissenscbaftl. Allgemeinbibl.; Strasbourg, Βibi. Nat. et Universi t.; Tübingen UB; Washington, LofC; Wien, Gesellsch. der Musikf; Wien, ÖNB; Wolfenbüttel, HAB; Wroclaw, UB; Zürich, Zentralbibl. | Oder | Manierliche und zierliche | Sing=Kunst / | In welcher | Alles / was von einem guten Singer er= | fordert wird / gründlich und auf das deutlichste | gelehrt und vor Augen gestellet wird / | Allen STUDIOSIS M U S I C A E MODULATORIAE I VOCALIS, sonderlich aber seinen DISCIPULIS ZU Nutz | und beliebigen Gefallen ans Liecht | gegeben | Von | Wolfgang Caspar Printzen | von Wald» | thurn / aus der Ober=Pfaltz / Reichs=Grâflichen | Promnitzischen DIRECTORE M U S I C E S und CANTORE | zu Sorau. I Schweidnitz / In Druck und Verlag Christian Okels / | Im fahr 1679. 4°, 4 BL, 79 S. M U S I C A MODULATORIA VOCALIS,
Ann Arbor, Mich., UB; Brüssel, Bibl. Royale; Berlin, SB; Hannover, Nieders. LB; Leipzig, Musikbibl. der Stadt L.; London, Brit. Mus. (2 Exempl); München, BSB; Trier, SB; Washington, LofC; Wien, ÖNB; Wien, UB; Bibl.; Wroclaw UB EXERCITATIONES MUSICAE | THEORETICO PRACTICAE I CURIOSAE | DE | CONCORDAN-1 TIIS SINGULIS, I Das ist | Musicalische Wissenschafft | und | Kunst=Úbungen | von | Jedweden CONCORDANTIEN, | in welchen | Jeglicher CoNCORDANtz Natur und Wesen
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Bibliographie
eigentlicher Sitz / PRODUCTION, CONTINUAund P R O - | GRESSUS aus gewissen Gründen erkläret / und I beschrieben werden. | Allen Teutschgesinnten Liebhabern Musicalischer Wissenschaft | ten zu fernem Nachdenkken und besserer Ausübung | vorgestellet | von | Wolfgang Caspar Printzen von Waldthurn / | der Reichs=Grâfl. PromCOMPO-1 siTiON,
TION
nitz. CAPELL-MUSIC bestallten DiRiGENTen u n d
CANTORE
zu Sorau. | Dresden /1 In Verlegung Johann Christoph Miethens. 1689. 4°, 9 Teile: 24, 32, 55, 52, 32, 46, 32, 28 u. 30 Seiten. Berlin, SB, Preuß. Kult. Musikabt.; Brüssel, Bibl. Royale; Dresden, LB; Edinburgh, Reid Music Lib.; Kopenhagen, KB (defekt); Leipzig, Musikbibl.; London, Brit. Mus. (2 Ex.); München, BLB; New Haven, Yale UB; Paris, Bibl. Nat. (2 Ex.); Rochhester, N.Y. Sibl. Mus. Lib.; Uppsala UB; Washington, LofC; Wien, Ges. Musikfreunde; Wien, ÖNB; Wroclaw UB. Historische Beschreibung | der Edelen | Sing= und Kling= | Kunst / I in welcher | Deroselben Ursprung und Erfindung / I Fortgang / Verbesserung / unterschiedlicher Ge= | brauch / wunderbare Wurckungen / mancherley Feinde / und I zugleich berühmteste Ausüber von Anfang der Welt biß auff I unsere Zeit in möglichster Kurtze erzehlet und vor= I gestellet werden /1 aus | Denen vornehmsten A U T O R I BUS abgefasset | und in Ordnung gebracht | von | Wolfgang Caspar Printzen / von Waldthurn / | der Reichs=Gráfl. Promnitz. C A P E L L - M U S I C bestallten D I R I G E N - | ten und CANTORE der Stadt Sorau. | Dresden / | In Verlegung Johann Christoph Mieths / Buchh. \ Gedruckt bey Johann Georgen. | Anno 1690. 4°, 223 S. + 17 ( Register ). Baltimore, Md., Jant% Coll.; Basel, UB; Berlin, SB; Bern, Stadt und UB; Brüssel, Bibl. Royale; Charlottesville, Virg., UB; Donaueschingen, Musikhochsch.; Edinburgh, Reid Mus. Lib.;
Bibliographie
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Erfurt, Wissenschaftl. Allgemeinbibl.; Dresden, SB; Glasgow UB; Gotha, Forschungsbibl.; s'Gravenhage, Haags Gemeentemus. (2 Ex.); Jena UB; Kopenhagen, KB; Ludern, Zentralbibl.; Milano, Conserv. di Musica; München, BSB; New Haven, Conn. Yale UB; New York, Union Theol. Sem.; Nürnberg, Germ. National Museum; Nürnberg, SB; Paris, Bibl. Nat. (2 Ex.); Praha, Statni Knihovna CSR; Rochester, N.Y. Eastman S. of Mus.; Rostock, UB; Stuttgart, Württemb. LB; Utrecht, Rijksuniversiteit; Washington, LofC; Wien, Gesellsch. d. Musikfreunde; Wien, ÖNB; Wroclaw UB. Faksimile-Nachdruck hrsg. v. Othmar Wessely (Die grossen Darstellungen der Musikgeschichte in Barock und Aufklärung, Bd. 1 ), Graz 1964. Musicus VEXATUS, | oder | Der wohlgeplagte / | doch | Nicht verzagte / sondern ieder= | zeit lustige | MUSICUS | INSTRUMEN- | TALIS, | In einer anmuthigen Geschieht vor Au= I gen gestellet | von | COTALA, | dem | Kunst= Pfeiffer Gesellen. | Freyberg / | Zu finden bey Johann Christoph Miethen / | Buchhändler. 1690. 8°, 204 S. Berlin, SB, Preuß. Kult.; Boston, Mass. Public Libr.; Brno, UB; s'Gravenhage, Haags Gemeentemus; Kopenhagen, KB; Leipzig, Musikbibl.; London, Brit. Mus.; München, BSB; Wien, Gesellsch. d. Musikfr. (2 Ex.). Der I Wohlgeplagte / | Doch | Nicht verzagte / | sondern iederzeit | Lustige | Cotala /1 Oder | Musicus INSTRUMENTALIS, I In einer anmuthigen | Geschieht | vorgestellet. | Freyberg / | Zu finden, bey Johann Christoph Miethen, 1713.8° 204 S. Berlin, SB Preuß. Kult.; Leipzig, Bibl. Soc. Τ eut. Musicus
MAGNANIMUS
I Oder | PANCALUS, | Der | Groß-
mûthige I Musicant / | In | Einer überaus lustigen / anmuthi= I gen / und mit schönen MoRALien ge= | zierten |
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Bibliographie
Geschieht | vorgestellet | von | MIMNERMO, | des PANCALI guten Freunde. | Frejburg / | Zu finden bey Johann Christoph Miethen. \ 1691. 8°, 262 S. Basel UB; Boston, Mass. Public Libr.; Brüssel, Βibi. Royale; 'sGravenhage, Haags Gemeentemus.; Leipzig, Musikbibi.; London, Brit. Mus.; Paris, Bibl. Nat.; Washington, LofC; Wien, Geselisch. Musik/r. Der I großmuthige | Musicant | PANCALUS, | Oder | MUSICUS I MAGNANIMUS, | In einer überaus | lustigen / anmuthigen / und mit | schönen M o R A L i e n gezierten | Geschieht / | vorgestellet von | MINERMO, | Des PANCALI guten Freunde. | Frejburg / | finden bey Joh. Christoph Miethen / 1714. 8° 262 S. Berlin, SB, Preuß. Kult.; Rostock UB; Wien, ÖNB. Musicus CURIOSUS, I Oder | BATTALUS, | Der | Vorwitzige I Musicant / | In | Einer sehr lustigen / anmuthigen / | unertichteten / und mit schönen MO- | R A L i e n durchspickten Geschichte | vorgestellet | von | MIMNERMO, | des BATTALI guten Freunde. | F rey bürg / | Verlegt von Johann Christoph Miethen / | 1691. 8°, 333 S. Basel UB; Berlin, SB, Preuß. Kulturb.; 's-Gravenhage, Haags Gemeentemus.; Leipzig, Musikbibl.; London, Brit. Mus.; München, BSB; Paris, Bibl. Nat.; Washington, LofC; Wien, Ges. Musikfreunde. Der I Vorwitzige | Musicant | BATTALUS, oder | MUSICUS I CURIOSUS, I in einer sehr | lustigen / anmuthigen / unertichteten /1 und mit schönen Moralien durchspieckten | Geschichte | vorgestellet von | Minermo, | des Battali guten Freunde. Verlegt von Johann Christoph Miethen: Freyburg 1714. 8° 333 S. London, Brit. Mus.; Rostock
UB.
Bibliographie
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Teutsche | PRACTICA | ARITHME-1 TICA, | Oder | Eine sehr kurtze und leichte / wo | nicht die allerkürzeste und leichteste / | auf Meißnische und Schlesische | Müntze | eingerichtete Art | Nach der REGUL DE TRI | zu rechnen / | Welche allen / bey welchen diese | Müntze gebräuchlich, | sonderlich aber | Denen Hauß=Wirthen und | Wirthschaffts» Verwaltern | nützlich und dienlich seyn kan, | erfunden | von I Wolfgang Caspar Printzen / von | Waldthurn, CANTORE in Sorau. | Görlitz verlegts Job. Gottlob LAURENTIUS, \ Leipzig I druckts Martin Fulde / 1712. 8°, 111 S. Berkeley, Calif.;
UB.
Neuerfundene allerkürzeste und leichteste Praetica Arithmetica von Wolffgang Caspar Printz. Dreßd. 8°. 8 Bog. 1716. Vertheidigung | Des | Lóbl. Schneider» | Handwercks | Wider | Die greulichen CALUMNIEN | Des | JEAN REBHU, | Dem Lóbl. Handwerck zu Ehren | in Ungarischer spräche herausgegeben | von | A D R I A N SCHMATTEREN | sonst das kleine Schneider Geselchen genannt. | Nunmehro ins Deutsche übersetzt | von | COSMO PIERIO BOHEMIO, | Kônigl. Hofschneider. | Dieses Werck wird in die vornehmsten Buchhandlungen von | Europa in COMISSION gegeben und soll vor 1 Gr. verkaufft | werden. Es wird auch erlaubt solches überall nachzudrucken, | jedoch nicht den Preiß zu mindern, sondern allemahl | zu erhöhen. | Vorietzo ists auf Kosten der Lóbl. SchneiderTnnung | zu Wrzeckowitz zum Druck gefördert worden. | 1745. 4°. 48 S. Wolfenbüttel, HAB.
I. Β Nachdrucke und Nachahmungen Der wohlgeplagte, doch nicht verzagte MUSICUS INSTRUMENTALIS, von Cotala, dem Kunst=Pfeiffer=gesellen, vorgestellet. o. O. 1772. 8°, 166 Seiten
102
Bibliographie
's-Gravenhage, Haags Gemeentemus.; Hannover, Nieders. LB; Kopenhagen KB; New York, Pubi. Lib.; Paris, Bibl. Nat.; Wien, ÖNB. Der reisende Musicant. Eine anmuthige Geschichte. Aus dem Französischen übersetzt. Stockholm 1763. (bei Heboid in Sorau) 8°, 206 S. Baltimore, Jant^ Coll.; Göttingen, SUB; München, BSB. Wahrhaftige Historie oder ausführliche Erzählung eines wunderbaren Hundes in welchen ein gewisser Schósser durch Zauberei eines bòsen Weibes verwandelt wurde, o. O. 1727. 12° Berlin S. B., Preuß.
Kulturbes.
Der I Wunderbahre | Hund / | Oder | Der durch List und Boßheit eines bô= | sen Weibes in einen Hund verwandelte | Amts-Schòsser /1 welcher mit seinen AvANTURen den Lauff | der Welt vorstellet. Aus dem Pohlnischen ins Teutsche übersetzet | von C.P.B. Anno 1733. — 8°, 95 Seiten. Berlin SB., Preuß. Kulturbes. Der wunderbare Hund oder der durch List und Bosheit eines alten Weibes ... in einen Hund verwandelte Amtsschôsser. Köln am Rhein o.J., 8°, 78 S. Berlin S. B., Preuß. Kulturbes.
I. C Mise. Christian Nitsche. Halb Hundert Jahr | zählet man nicht alle Tage / I bevoraus als Lehrer im verdrußlichen Schul* | Staube | Diese Zahl aber záhlete | der Wohl=Edle / Veste /
Bibliographie
103
Wohl »Gelahrte und | Wohl=Benahmte | Herr Wolffgang | Caspar Printz / | Weltberühmter Musicus T H E O R E T I C O P R A - I CTICUS, und längst wohl=MERiTiRter CANTOR und | DIRECTOR der MUSIC in der Reichs=Grâflichen Promnitz» I sehen RESiDENTZ=Stadt Sorau; | nachdem Selbiger | Anno 1664. den 15. M A J I als C A N T O R und Lehrer der | Schuljugend vorgestellet wurde / | und | A N N O 1714 den 15. M A J I dieses überlebte halbe | Jahr=Hundert / | durch die von G O T T erwiesene Gnade / | bey noch muntern Kráfften erkennen / und solchem seinem Schul· | Ampte rühmlich vorstehen kunte; | wolte derowegen | seine aus alter Freundschafft herrührende aufrichtige Gedancken / | durch nachgesetzte Reim=Zeilen eröffnen / | und selbige diesem liebwerthen Manne | aus Görlitz nach Sorau übersenden / I Christian Nitsche | Goerlit£ / gedruckt bey Michael und Jacob Zippern. 8° 2 Bl. Wroclaw, UB. Traurige Cypressen / | Welche | bey dem Grabe | Des über ein halbes Seculum | Hoch berühmten Musici, | H E R R N | Wolffgang Caspar | Printzens | Directors der Music in der | Hoch Reichsgrifl. Promnitzischen Capelle | und Cantoris bey der Stadt»Schule | in Sorau /1 der am 13. O c T O B r . 1717 | Das Lied Mosis und das Lied des Lammes anzustimmen / | seelig aus der Welt gieng / | am Tage seiner Beerdigung / | zum schuldigen Andencken | pflantzten | Einige Alumni bey der | Schule in Sorau. | Gedruckt daselbst. 8° 2 Bl. Wroclaw, UB.
II.
Verzeichnis der benutzten und eingesehenen
Literatur
Adlung, Jacob: Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit (1758). Faksimilenachdruck, Kassel und Basel 1953. Alamodische Sittenschule, o. 0. 1660.
104
Bibliographie
Alamodischer Politicus, Sambt der Rent-Cammer ... Hamburg 1654. Alewyn, Richard: Johann Beer. Studien zum Roman des 17. Jahrhunderts. Leipzig 1932. Aristophanes. Sämtliche Komödien. Übertragen von Ludwig Seeger. Zürich, Bd. I, 1952, Bd. II, 1953. Bach Dokumente. Band I: Schriftstücke von der Hand Johann Sebastian Bachs. Hgg. v. W. Neumann und H.J. Schulde. Kassel, Basel... 1963. Bächthold-Stäubli, Hanns: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin und Leipzig 1927ff. Baumle, Wilhl.: Wolfgang Caspar Printz. In: Allgemeine Deutsche Biographie XXVI (Leipzig 1888), S. 593- 596. Becker, Rudolf: Christian Weises Romane und ihre Nachwirkung. (Diss. Berlin, 1910). (Beer, fohann): Der Symplicianische Welt-Kucker, Oder Abentheuerliche Jan Rebhu. Halle 1677— 79. Ders.: Der abentheuerliche ... Ritter Hopffen-Sack. {Halle) 1678. Ders.: Des Abentheuerlichen Jan Rebhu Artlicher Pokazi. 1679 Ders.: Der berühmte Narren=Spital. 1681 Ders.: Das Narrenspital sowie Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebensbeschreibung. Hgg. v. Richard Alewyn. Hamburg 1957. Ders.: Die teutschen Winter=Nächte & Die kurtzweiligen Sommer=Tâge (1682 1 9 6 1 ' 1 9 6 7 · Riemer, Johann: Der Politische Maul-Affe ... 1679. Rollenhagen, Georg: Der Frösche und Mäuse wunderseltsame Hofhaltung; sonst Froschmäußler genannt. Frankfurt 1683. (Die erste Ausgabe dieses Werkes: Froschmeuseler — Der Frôsch und Meuse wunderbare Hoffhaltunge erschien 1595) Scaliger, Julius Caesar: Poetices Libri Septem, Faksimile Neudruck der Ausgabe Lyon 1561. Hgg. von August Buck. Stuttgart—Bad Cannstadt 1964. Schar lau, Ulf: Athanasius Kircher (1601 — 1680) als Musikschriftsteller. Ein Beitrag zur Musikanschauung des Barock. Marburg 1969. Scheibe, foh. Adolf: Critischer Musicus. Neue, vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig 1745. Ders. Abhandlung vom Ursprung und Alter der Musik insonderheit der Vokalmusik. Altona und Flensburg 1754. Schering, Arnold: Musikgeschichte Leipzigs 1650 — 1723. ( = Bd. 2 der Musikgeschichte Leipzigs, 3 Bde.). Leipzig 1926. Ders. Johann Sebastian Bach und das Musikleben Leipzigs im 18. Jahrhundert. Leipzig 1941. Ders. (Hrsg.): Praecedenzstreit aus „Battalus der vorwitzige musicant," Freyberg 1691. Leipzig 1928 Schmitt^, Eugen: Studien zu W. C. Printz als Musikschriftsteller. In: Monatshefte für Musikgeschichte 36 (1904), 100-121. Schröder, Rudolf Alexander: Gesammelte Werke in fünf Bänden. Band 5: Vergil / Horaz Deutsch. Berlin und Frankf. 1952. Sejbold, Georg: Viridarium selectissimum paroemiarum et sententiarum latino-germanicarum ... Lust=Garten von auserlesenen Spruchwôrtern /... Nürnberg / Morit% Endter 1677
112
Bibliographie
Spalding, Keith: An Historical Dictonary of German Figurative Usage. Oxford 1959ff. Stieler, Kaspar: Der Teutschen Sprache Stammbaum und 'Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz. 1691. Stöpfgeshoff, Susanne: Die Musikerromane von Wolfgang Caspar Printz und Johann Kuhnau zwischen Barock und Aufklärung. (Diss. Freiburg i. Breisg. 1960.) Telemann Briefwechsel, Hgg. von Hans Grosse und Rudolf fung. Leipzig 1972. Walther, Hans: Proverbia Sententiae que ... Lateinische Sprichwörter und Sentenzen des Mittelalters. Göttingen 1963. Walther, Johann Gottfried: Musicalisches Lexikon oder Musicalische Bibliothek. Leipzig 1732. Faksimilenachdruck Kassel 1953. Wander, Karl Friedrich Wilhelm: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1 — 5. Leipzig 1867—76. (Nachdruck: Darmstadt 1964) (Weise, Christian) Die drey ärgsten Ertz-Narren in der gantzen Welt. 1672. Abdruck der Ausgabe von 1673 (Neudrucke No. 12-14). HallejS. 1878· Ders. Die drey Hauptverderber In Teutschland, Vorgestellet von Siegmund Gleichviel(e). Im fahr 1672. Werckmeister, Andreas: Der Edlen Music-Kunst Wurde / Gebrauch und Mißbrauch. 1691. Werner, Otto: Städtische und fürstliche Musikpflege in Weißenfels bis zum Ende des 18. Jhdts. Leipzig 1911. Ders.: Vier Jahrhunderte im Dienste der Kirchenmusik. Geschichte des Amtes und Standes der evangelischen Kantoren seit der Reformation. Leipzig o . f . ( 1933) Winkler, Karl: Oberpfalzische Sagen, Legenden, Märchen und Schwänke. Aus dem Nachlaß von F. X. von Schönwerth. Kallmünz 1935· Ders. Die Musiker Standesromane des Wolfgang Caspar Printz. In: Literaturgeschichte des oberpfäl^isch-egerländischen Stammes, Bd. I. S. 201-207.
Bibliographie
113
Worbs J. G.: Kirchen- Prediger- u. Schulgeschichte der Herrschaften Sorau und Triebel. Sorau und Görlitz 1803. Ders. Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel. Sorau 1826 Zincgref, Julius W.: Der Teutschen Scharpfsinnige kluge Sprüche. Straßburg 1626. Ders.: Facetiae Pennalium. Gesammelte Schriften, Bd. III hgg. von D. Mertens u. T. Verwejen. Tübingen, 1978.
Kommentar
Die
Musikerromane
Von den drei Musikerromanen, die in den Jahren 1690/91 erschienen, ist jeweils nur der eine, dieser Ausgabe zugrunde gelegte Text nachzuweisen. Die verhältnismäßig kleine Zahl der erhaltenen Exemplare läßt vermuten, daß die ursprüngliche Auflage nicht sehr groß war. Diese Romane wurden 22 Jahre später noch einmal aufgelegt, und die Nachdrucke von 1713j14 sind mit Ausnahme der Titelseiten mit den früheren Texten identisch.1 Sie erschienen beim gleichen Verleger (der Verlag J. C. Mieth wurde von den Erben bis 1723 weitergeführt), und es wurde auch die Fiktion beibehalten, daß der Cotala in „Freyberg" und die anderen %wei Romane ein Jahr später in „Freyburg" herauskamen. Daß der Cotala sowie der Battalus im 18. Jahrhundert noch einmal gedruckt wurden, mag im volksbuchartigen Charakter dieser Werke begründet sein. Ein Nachdruck des Battalus, der sich als Übersetzung aus dem Französischen ausgibt, erschien im Jahre 1763 mit fiktiver Ortsangabe als Der reisende Musikant. Die Orthographie ist modernisiert, gelegentliche Abweichungen sind aber wohl auf Nachlässigkeit zurückzuführen, etwa die Änderung einiger Ortsnamen, Ζ- B. Grebenau > Brobenau und Grunau > Braunau. Gegen den Schluß jedoch wurde einiges ausgelassen, und zwei Kapitel sind zusammengezogen, offensichtlich um den Umfang des Druckes auf 13 Bogen zu beschränken. Ähnlich sind auch bei dem 1772 ohne Ortsangabe erschienenen Nachdruck des Cotala die Abweichungen 1
Bei den Drucken von 1713j 14 ist auf dem Titelblatt des Cotala die Bezeichnung Musicus Vexatus ausgelassen, und bei den anderen %wei Romanen erscheint der fiktive Verfassername als Minermus anstatt Mimnermus; wohl ein Druckfehler.
118
Kommentar
nicht erheblich. Wiederum ist das sprachliche Gewand geglättet, einige der vielen Fremdwörter — aber nicht die fremdsprachigen Zitate — sind eingedeutscht, und ein paar der Verspäte wurden ausgelassen. Die wenigen Abweichungen sind entweder als Nachlässigkeit %u erklären oder sollen der Modernisierung be%w. Verschönerung' des Textes dienen, wie etwa die Änderung der Überschrift des 5. Kapitels: „Der stinckende Tabac vertreibet den Gestanck" (I, 20) %u: „Der gut riechende Tabak vertreibt den Übeln Geruch." (S. 18) Printç war an die fünfzig fahre alt und stand bereits 25 fahre als Kantor von Sorau im Amt, als die Musikerromane %um ersten Mal erschienen. Er kannte die volkstümliche Er^ählliteratur seiner Zeit, mit ihren Wurzeln in Pikaroroman, Volksbuch und den Satiren Moscheroschs, und er war mit den Werken Grimmelshausens, Beers, Weises und deren Nachfolger vertraut. All dies hat in den Musikerromanen seinen Niederschlag gefunden. Die Helden derselben sind aber weder die Reilos durchs Leben ziehenden, durch ihren Hunger getriebenen und von der Gunst der ständig wechselnden Herren abhängigen fugendlichen des Pikaroromans, noch die hecken Studenten oder jungen Adeligen auf Kavalierstour, wie sie im politischen Reiseroman auftreten. Die von Print% vorgestellten Lebensläufe sind aus der von ihm erlebten Wirklichheit gespeist und stehen der bürgerlichen Erfahrungswelt nahe. Printouts Helden wehren sich immer wieder gegen den Titel „Spielleute", und es ist das besondere Anliegen dieser Romane, darzustellen, wie der Beruf des Musikers von der Ausbildung her in die yunftmäßige Ordnung des Handwerkerstandes und von der Ausübung her vorwiegend in das Gefüge von Kirche, Schule und Gemeinde eingebettet ist. Zwar spielt in zunehmendem Maße auch die akademische Bildung eine Rolle, und die jungen Musiker finden — wie Printç selbst — vielfach Anstellung an den Höfen. Im großen und ganzen jedoch ordnen sich die Lebensläufe von Printern Musikerhelden, einschließlich der Wanderjahre, in die kleinbürgerliche Welt ein, und der erfolgreichste Musiker unter den
Musikerromane
119
drei Romanhelden ist doch wohl Cotala, der weder eine akademische Bildung noch eine Bestallung an einem Hofe vorzuweisen hat. Das Ziel der Handlung in allen drei Romanen ist das Seßhaftwerden der Helden in Beruf und Ehe, wobei die Liebeshandlungen dem Vorbild des höfischen Romans und den davon abgeleiteten Mischformen verpflichtet sind.2 Sie basieren auf einem protestantisch-bürgerlichen Ethos, das die Hochachtung der Frau fordert. Vieles von dem, was er erzählt, kannte Printz aus erster Hand: das kleinbürgerliche Milieu, die Welt der Kunstpfeifer und Türmer, das Hof leben mit seinen Intrigen, ja selbst die Welt der Fahrenden; auch die Italienreise, das Soldatenleben im Quartier und im Felde hatte er selbst erlebt. All dies erscheint in den Musikerromanen satirisch verfremdet, und hinter der satirischen Maske verbirgt sich auch immer wieder Kritik an den gesellschaftlichen Gegebenheiten. Lange bevor Printz seine Reiseerlebnisse in der Autobiographie (A2) Papier brachte, ließ er die Helden seiner Musikerromane diese Reisen nachvollziehen. Die Reisen stehen in der Tradition der reisenden Handwerksgesellen, und ihre Stationen sind nicht die Wirtsstuben des politischen Romans, sondern die „Print^en", die Türmer- und Kunstpfeifer-Meister also, bei denen die jungen Musiker, „Kunst-Manier nach" vorsprechen und um Arbeit, Unterkunft oder Wegzehrung anhalten. Dennoch haftet auch hier dem Reisen der Hauch des Abenteuerlichen an, obwohl sich nur im Cotala eine der im politischen Reiseroman beliebten Räuberepisoden findet. Sie hat zugleich die Funktion, den Helden von seiner Italienreise abzuhalten, um somit die Schilderung dieser Reise für den zweiten Musikerroman, den Pancalus, aufzusparen. Die Beschreibung der Reiseroute und die Ortsangaben sind im Pancalus erstaunlich detailliert; bei den Kriegshandlungen, an denen Battalus teilnimmt, sind sie ywar verschlüsselt, aber doch verhältnismäßig leicht zu 2
Den Begriff „Mischformen" hatte schon Alewyn in seiner Beer-Studie von 1932 für die Werke, die ζwischen dem pikaresken und dem höfisch-historischen Roman stehen, geprägt. (S. 153) Jürgen Mayer hat dieses Genre in seiner Studie Mischformen barocker Erzihlkunst (München, 1970) eingehend behandelt.
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Kommentar
dechiffrieren. Im heimatlichen Bereich sind die geographischen Angaben mit deutschen und latinisierten Ortsnamen wohl bewußt parodistisch verzeichnet, aber doch nicht in dem Maße, daß, wie so oft im politischen Roman, ein poetisches Niemandsland beschrieben wird, sondern mit durchaus plausiblen und wirklichkeitsbe^ogenen Milieuschilderungen. In Anpassung an den Zeitgeschmack und getreu dem oft zitierten hörarischen Motto von „prodesse et delectare" findet sich Didaktisch-Lehrhaftes neben Schwank- und Volksbuchelementen. Beim Humoristischen überwiegt eine Freude an platten Späßen. Diese und die oft pedantische Tendenζ z u r Belehrung wirken zuweilen ermüdend, doch ist das Werk auch reich an gut beobachtetem Detail aus Volkstum und Brauch, aus dem Leben in der Kleinstadt und am Hof, aus der Existenζ der Musiker im frühen 17. fahrhundert. Vieles wird gewandt und anschaulich erzählt, und es mangelt durchaus nicht an echtem Humor. Die Gesinnung des Verfassers, die immer wieder %um Vorschein kommt, hat etwas von der „altdeutschen Redlichkeit" an sich, wie sie in der Moralsatire um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts propagiert wird. Sie zeigt sich in seinem Respekt vor der Kirche und ihren Würdenträgern, in seinem Mißtrauen gegenüber den Herrschenden und der von Weise propagierten „politischen" Lebensphilosophie, in der Kritik an Mißbräuchen in der Musikerausbildung und Musikpflege, und in der Bloßstellung der Engstirnigkeit und Dünkelhaftigkeit des Kleinbürgertums. Während die Sexualkomik und die Zote ganz fehlen, spielt der Bereich des Unappetitlichen, Fäkalen in Printzens Vorstellung des Komischen eine nicht unerhebliche Rolle, was der Dichter einmal mit dem Hinweis begründet, er habe keine schönen Worte finden können, „unflätige Sachen anzudeuten". (I, 17) Als eine der Quellen von Printzens schriftstellerischem Schaffen ist die eigene Lebenserfahrung anzusehen, die in zunehmendem Maße in den Musikerromanen in Erscheinung tritt. Weiteres fließt ihm aus seiner enormen Belesenheit zu- Seine Vertrautheit mit der volkstümlichen Erzählliteratur macht das Bücherverzeichnis des Battalus deutlich, in dem u. a. sieben Werke von Grimmelshausen
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und etwa ebensoviele von Beer angeführt werden, dazu die politischen Romane Weises und seiner Nachahmer sowie eine Vielzahl anderer satirischer Schriften, Volks- und Schwankbücher usw. Es ist interessant, daß auch die verpönten Musikanten-Schwankbücher (LeierMatz, 1668 Scheer-Geiger 1670 u. a.), die Printzja schon in seinem Satirischen Componisten angegriffen hatte, in diesem Bücherverzeichnis angeführt sind. Die Idee des Musiker- als Künstlerromans mag Print^ sehr wohl von Beer übernommen haben, dessen Simplicianischer WeltKucker etwa gleichzeitig mit dem Gûldnen Hund und dem Satyrischen Componisten erschienen war. Überhaupt sollte das polemische Geplänkel ^wischen diesen beiden schriftstellernden Musikern nicht darüber täuschen, daß eine große Zahl von Gemeinsamkeiten sie verbindet, darunter auch das Eintreten für Ehre und Ansehen des Musiker standes und dessen Abgrenzung gegen die Bierfiedler. So schreibt ja Beer schon im Welt-Kucker: Man sagt die Poeten werden gebohren / ich lasse es zu / aber ich sage auch die Musici werden gebohren / ich rede aber von Künstlern / dann gleich wie ein Pritschmeister kein Poët kan genennet werden / also kann auch nicht ein jeder Bierfiedler oder Brátel- und Schertzel-Geiger ein Musicus seyn.3 Ein weiteres literarisches Vorbild für die Musikerromane sind ohne Zweifel die Romane Christian Weises. Von ihnen übernimmt Printz neben dem Motiv der „politischen" Reise die didaktische Tendenz, die Vermengung verschiedener Kunstformen durch Einfügung von Gedichten, Sprüchen und Sentenzen sowie eine sachund realitätsbezogene Darstellungsweise, wodurch er sich von dem übermütig fabulierenden Erzählstil und dem Zug zum Abenteuerlichen bei Beer absetzt. Weises Einfluß ze'gt s'ch auc^ der Namensgebung in den Romanen sowie in deren programmatischen Titeln. Bezeichnenderweise aber ist Printz nie der Versuchung 3
Beer, Welt-Kucker /, (21679), S. 36¡}7.
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erlegen, das Wort „politisch" als Aushängeschildfür seine Schriften Z]* verwenden, was Beer immerhin in einigen seiner späteren Romane getan hat. Die Helden seiner Musikerromane sind auch nicht eigentlich „politische" Menschen, sondern sie sind im bürgerlichen Lebensgefühl des 16. undfrühen 17'. Jahrhunderts verwurzelt. Daß der Einfluß Weises nicht überschätzt werden soll, hat auch schon Stöpfgeshoff betont: „Die Verpflichtung Weise gegenüber, der Anschluß an den politischen Roman', erweist sich bei der näheren Untersuchung als mehr formal äußerlich, während die Bindung an das naivere 16. Jahrhundert, an Volkstum und Heimat, an Bedeutung %unimmt."* In der Darstellung der Frau wendet sich Printζ von der frauenfeindlichen Tendenz die in der niederen Literatur vorherrscht. Das z?igt sich etwa in der Gestalt der Piccola, die schon von der Namensgebung her als Gegenstück zum Cotala angelegt ist. Sie ist, wie der Held erzählt, „ebenso klein als ich" (I, 102) und wird im übrigen in ähnlicher Weise beschrieben wie schon die Frau des ,gewissenhaften Advocaten" im zwe'ten Teil des Gûldnen Hundes, (II, 104). Dabei bewegt sich Printz weitgehend im Sprach- und Darstellungsbereich des Barock. Piccola ist zudem durch eine gewisse Naivität und Treuherzigkeit charakterisiert, sowie durch die Beharrlichkeit, mit der sie ihrem Liebsten die Treue hält. In ihrem Verhältnis zu Cotala „deutet sich so etwas wie der Glaube an die große, vorbestimmte Liebe an."5 In den späteren Romanen rückt dann Piccola etwas mehr in den Vordergrund und fordert die Titelhelden zum Erzählen ihrer Lebensgeschichten auf, die sie durch ihre Zwischenbemerkungen und Fragen auflockert und vorantreibt. Bei den zahlreichen schwankhaften Episoden, Scherzreden usw., die aus den Sammlungen des 17. Jahrhunderts übernommen wurden, 4 5
Stöpfgeshoff, S. 132. ebenda, S. 193. So sagt auch Cotala im Pancalus „Sie hat ihn deswegen nicht lieben können, weil sie von dem Himmel mir hat sollen vorbehalten werden." (1,236, 19.)
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läßt sich selten mit Sicherheit sagen, welche Werke Printz als Quelle dienten, da diese Stoffe oft in mehreren Sammlungen dieser Art, wie auch in den Romanen Weises und seiner Nachfolger anzutreffen sind. Stöpfgeshoff hat als mögliche Quellen Print^ens auf Zinkgrefs, Der Teutschen Scharpfsinnigen klugen Spruche ( 1626) sowie auf den Leiermatz verwiesen,6 doch hat Printz zweifellos auch aus anderen Schwanksammlungen geschöpft. Da%u gehören an prominenter Stelle solche, die weite Verbreitung gefunden hatten und immer wieder aufgelegt wurden, wie Johann Peter de Memels Lustige Gesellschaft (erstmals 1656, mindestens 20 weitere Auflagen), und der daran sich anlehnende Kurtzweilige Zeitvertreiber ( 1666), der bis 1700 noch vier weitere, an Umfang immer mehr zunehmende Auflagen erlebte. Selbst einige der Zitate aus Logaus Sinnsprüchen dürften aus diesen Sammlungen übernommen worden sein, besonders diejenigen, bei denen der Verweis auf den damals als Salomon von Golau bekannten Verfasser fehlt. Der am häufigsten von Printζ zitierte Text ist ein Werk, das an der Grenze vom 16. zum 17. Jahrhundert steht, nämlich Georg Rollenhagens Froschmáuseler. Was Printz Zu diesem Werk des lutherischen Rektors aus Braunschweig hinzog, ist, daß hier, wenn auch in den etwas hölzernen und von Printzens Zeitgenossen verpönten Knittelversen, ein umfassendes Weltbild und eine Lebenslehre vorgelegt werden, womit er sich weithin identifizieren kann. Was Printz von se'nefl diversen literarischen Vorbildern unterscheidet und seine erstaunliche Selbständigkeit diesen gegenüber begründet, ist die Verankerung seiner Lebensgeschichten im Z"nftmäßig organisierten Musikertum, wobei aber neben solch einer Begründung im Handwerklichen in diesen Lebensgeschichten auch schon das erwachende Selbstbewußtsein und Selbstverständnis des Künstlers Zum Ausdruck kommen. Daß Printz nicht von Anfang an geplant hatte, drei Musikerromane z» schreiben, zeigt sich schon in der Titelwahl. Der Cotala wird als eine in der Ich-Form erzählte Lebensgeschichte dargestellt, 6 9
Stöpfgeshoff, S. 142. Printz III
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und die Namensgebung verrät keine besondere Absicht, außer daß im Namen des Helden wie auch seiner Liebsten, Piccola, auf die Tatsache angespielt wird, daß sie beide klein sind. Wie schon erwähnt, mag darin ein autobiographischer Zug liegen; ansonsten ist aber gerade der Cotala derjenige unter den drei Romanen, der am wenigsten autobiographisches Material enthält. Die Bezeichnung Musicus Vexatus sollte wohl weiter nichts besagen, als daß hier die Freuden und besonders die Leiden eines jungen Musikers geschildert werden. In den späteren Romanen wird dann jeweils mit einem Doppeltitel ('Musicus magnanimus oder Pancalus usw.) gleichsam der Charakter des Helden programmatisch vorgestellt. Die Verwendung der latinisierten Namen Pancalus und Battalus entspricht dem Usus im politischen Roman. Schon im ^weiten Musikerroman erscheint Cotala durchgehend als „Co talus", und im Eingangsteil des Battalus antwortet er auf die Frage, warum „er sich Cotala genennet, da er doch Cotalus heißet" ( I , 334) mit dem Hinweis, daß dies eine in seiner Heimat übliche Diminutivform sei. Prints^ weist im Vorwort %um Battalus den Verdacht ^urück, daß seine Gestalten nur Konstruktionen sind und daß er „ein Muster eines vollkommen=Curiosen und Vorwitzigen Musici hätte darstellen wollen; Denn dergestalt kann man sich in einer warhafften Geschichte nicht binden lassen ..." (1,318). Er geht immer vom einseitig geschilderten Erlebnis des jeweiligen Erzählers aus und weist in der Beschreibung der Türkenschlacht im Battalus den Standpunkt des allwissenden Erzählers aüsdrücklich ^urück (1,481 ). Die Musikerlebensgeschichte macht allerdings in den beiden späteren Romanen nur einen Teil des Ganzen aus; als Erzähler der Rahmenhandlung stellt sich Mimnermus vor, der aber erst im Battalus selbst in Erscheinung tritt. Der Pancalus wird also %um größeren Teil (mit Ausnahme der Lebensgeschichten von Piccola und Pancalus) in der dritten Person erzählt. Er beginnt mit der Ankunft des Erzählers, Mimnermus, in Tumerasia, wo er eingeladen wird, an den Festlichkeiten anläßlich von Cotalas Verehelichung
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teilzunehmen. Die ausführliche Schilderung der Hochzeitsbräuche und -belustigungen nimmt fast zwei Drittel des Buches ein. Während der Erzähler hier ganz im Hintergrund bleibt und sich nur im Titelblatt als des Pancali guter Freund ausgibt, tritt er im Battalus als Ich-Erzähler auf, der in den Eingangskapiteln einige Reiseabenteuer berichtet, dann als Gast an der Hochzeit des Pancalus teilnimmt und anschließend auch auf der Heimreise der Hochzeitsgesellschaft zugegen ist. Die Hochzeit wird in diesem Roman mit dem Hinweis auf die ausführliche Schilderung der Hochzeitsfeierlichkeiten im Pancalus nur kurz geschildert, und in die Lebensgeschichte des Battalus, die auf der Reise in der Kutsche und wiederum mit der Absicht, der jungen Braut über den Abschied vom Elternhaus hinwegzuhelfen, erzählt wird, ist die Bier=Fiedler Comódie eingeschoben. Was die drei Romane miteinander verbindet, ist die Gestalt des Cotala; seine Hochzeit und die Reise nach Wurmfeld bilden den Rahmen für den Pancalus; die drei Musiker bleiben zusammen, weil Cotala ihnen in Wurmfeld zu Anstellungen verhilft. Dabei wird Pancalus Schullehrer und Battalus Organist. Die Anstellung hatte es Pancalus ermöglicht, um seine fugendgeliebte zu werben, und die Hochzeit von Pancalus und Aglaia sowie die Heimreise nach Wurmfeld bilden den Rahmen für den dritten Roman. Auch Battalus' Lebensgeschichte endet schließlich mit einer Eheschließung, von der aber nichts Näheres berichtet wird, weil sie den Helden zurück nach Italien führt und es o f f e n bleibt, „ob er ... wieder heraus kommen ... werde" (I, 526). Da er bei seinem Obersten als „Secretario" angestellt ist, bleibt Cotala möglicherweise der einzige der drei Helden, der am Ende im Musikerberuf seßhaft geworden ist. Von den Musikerromanen bietet der erste am meisten Abwechslung in Form von Gedichteinlagen, Briefen, eingebauten Dialogszenen, Sprichwörtern undfremdsprachigen, meist lateinischen Zitaten. Im Pancalus hingegen überwiegen Zitate aus dem Italienischen, die fast alle im Text auch übersetzt sind. Der Battalus ist gleichfalls reich an italienischen Zitaten, was an sich nicht überrascht, denn 9*
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damit soll ja der höhere Bildungsstand dieser Helden, die beide längere Zeit in Italien gelebt und gedient haben, %um Ausdruck gebracht werden. Entsprechend kommen auch lateinische Zitate in den späteren Romanen öfter vor. Sie fallen vorwiegend in die gelehrten Diskurse und sind deshalb am häufigsten im Pancalus finden, oder sie sind als Sentenzen in die Erzählung eingeflochten. Je nach dem Bildungsstand des Sprechers fällt auch das Latein aus; die Verwendung von Küchenlatein oder überhaupt von fehlerhaftem Latein, ein beliebtes Mittel der Lustspiele wie auch der Schwankbücher des 17. Jahrhunderts, dient auch Print% yur Bloßstellung von angemaßter Bildung und damit sytm komischen Effekt. Eine ähnliche Rolle kommt dem Dialekt Er wird vorzugsweise %ur Charakterisierung der Ungebildeten verwendet, etwa in den Episoden in Tumerasia im 31. und 32. Kapitel des Cotala. Allerdings ist Printz darin nicht konsequent, und nicht jeder ,grobe Flegel" spricht Dialekt. Interessant ist auch, daß der Dialekt der Turnerasier im ersten Roman in Print^ens oberpfälzische Heimat verweist, während der in der Bierfiedlerkomödie des Battalus gesprochene Dialekt dem Ostmitteldeutsch-Schlesischen seiner Wahlheimat nähersteht. In der Beurteilung der Musikerromane herrscht insofern Übereinstimmung, als der erste, Cotala, am positivsten bewertet wird; die Schilderung hier wird als „höchst echt"1 bezeichnet, und dem Helden wird Liebenswürdigkeit und menschliche Wärme zugesprochen. Weniger eindeutig sind die Urteile über die späteren Romane, wobei Winkler den „Battalus am verschwommensten und farblosesten" 8 findet, während Stöpfgeshoff den Helden des Pancalus als „die verschwommenste Gestalt"9 des Romanwerkes bezeichnet.
7
8 9
„Die häufige Verrottung der Stadtpfeifergesellen, die ihre Lehrlinge grausam mißhandelten und schlecht ausbildeten schildert höchst echt der Roman vom wohlgeplagten, doch unverzagten Cotala.' " Moser in Musikgeschichte II (>1930), S. S. Winkler, Literaturgeschichte, S. 202. Stöpfgeshoff, S. 182.
Cotala Einleitung Der Cotala kam im gleichen Jahr wie die Sing- und Klingkunst heraus, aber es ist durchaus denkbar, daß die Entstehung dieses ersten Musikerromans noch weiter zurückliegt, ja daß das Werk vielleicht schon %um Teil fertig war, als Printζ ζwischen 1687 und 1689 die Exercitationes schrieb. Vielleicht hatte er sich nach dem Brand von 1684, der ihn seiner musikalischen Bibliothek beraubt hatte, zunächst einem frei erfundenen Text zugewandt. Konkrete Anhaltspunkte für die Entstehung des Werkes haben wir allerdings nicht. Cotala, der kürzeste der drei Romane, ist auch der einheitlichste und durchgehend in der ersten Person erzählt. Wie 15 Jahre zuvor beim Guldnen Hund mag dem Verfasser der Gedanke an eine „Fortsetzung' erst gekommen sein, als beim Schreiben die Freude am Fabulieren wuchs. Ebenso wahrscheinlich ist es, daß Printz von seinem Verleger, der sich einen guten Absatz für das frisch geschriebene und durchaus ze'tgemäße Werklein versprach, zur Weiterführung angeregt wurde. Als dem am sorgfältigsten geplanten und vorbereiteten der drei Romane kommt dem Cotala besondere Bedeutung zu> und man darf ihn wohl mit Recht als das gelungenste Erzählwerk von Printz ansehen. Zu diesem Schluß kam schon Jakob Grimm: „Die Lehrjahre (des Cotala) sind das Beste und manchmal in der Idee des Lazarillo ,.."1 Zwar finden sich gelegentlich Stimmen, die an der „Unflätigkeit" gewisser Episoden Anstoß nehmen,1· doch ist 1 2
Jacob Grimm, gittert nach Hayn Gotendorf, Bd. VI, S. 202. Bäumte findet die Darstellung „Ekel erregend"; ADB Bd. 27, S. 516.
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dabei zu berücksichtigen, wie sehr der Bereich des Fäkalen im Schwank und im volkstümlichen Humor der Zeit zu Hause war. Ferner soll ja gerade die Schilderung der sehr unappetitlichen Verrichtungen, die den Lehrjungen aufgetragen wurden, da%u dienen, deren Erniedrigung und Ausbeutung illustrieren. In seinem ersten Roman ist Printz am wenigsten der Versuchung erlegen, schwankhafte Episoden aneinander^ureihen oder Selbsterlebtes in leicht verhüllter Form wiederzugeben. Cotala ist der einzige der drei Helden, der keinerlei höhere Bildung hat und der am Ende seinem Musikerberuf, in dem er es einer angesehenen Position gebracht hat, treu bleibt. Sein Ausbildungsgang und überhaupt seine Lebensgeschichte weisen kaum Parallelen %u Printζ' eigenem Leben auf, und gerade dieser Abstand %um Autobiographischen hat es Printz ermöglicht, viele der Anliegen, die ihn beschäftigen, hier vorzutragen. Print ζ hatte, als er den Cotala schrieb, seine literarische Fehde mit Beer hinter sich, und kannte dessen Werk genau, ebenso wie einen Großteil der volkstümlichen Erzählliteratur seiner Zeit. Handlung und Charaktere in Printζ' Romanen mögen satirisch übersteigert und verfremdet sein, aber sie sind nicht zur Karrikatur verzerrt. Darum kommen seine eigentlichen Anliegen auch klar Zum Ausdruck: Eine Aufwertung des zunftmäßig geordneten Musikerstandes und eine Abgrenzung desselben gegenüber den Spielleuten; Kritik an der mangelhaften Ausbildung der Lehrjungen und ihrer Ausbeutung durch inkompetente und brutale Lehrherren; Kritik an der Borniertheit und Dünkelhaftigkeit der Kleinbürger und an ihrer arroganten und feindseligen Haltung gegenüber den Zunftmäßigen Musikern, die sie den Spielleuten und Dorffiedlern gleichstellen, und schließlich seine Kritik an der im Roman der Zeit propagierten politischen Weltklugheit, die, wie derjunge Cotala richtig sieht, im Grunde nichts anderes ist als ein glorifizierter und Zum System erhobener Opportunismus und Egoismus. Printz versucht, sich in seinem Nachwort sowie im 4. Kapitel des Battalus gegen den Vorwurf zu verteidigen, daß er im Cotala den Musikerstand angegriffen habe undjunge Leute davon abhalten
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würde, diesen Beruf wählen. Er beruft sich auf die Freiheit des Satirikers, nimmt jedoch nichts von seiner Kritik zurück, sondern mildert sie nur mit dem Hinweis, daß er sich auf die vorigen Zeiten bezieht. Diese liegen aber wohl nicht so weit zurück, daß er sie nicht aus eigener Anschauung kennengelernt hatte. Der Cotala hat als einziger der drei Romane ein Vorwort; es ist der Versuch, das Werk in der in den Romanvorreden der Zeit üblichen Weise rechtfertigen. Mit der Bemerkung, daß es ihm darum geht, den Verfassern des Jean Tambour, des ScheerGeigers oder Leyer-Matz %u geigen, „daß auch unter denen Kunst-Pfeiffern Leute wären, die Bûcher schreiben können" (1,8), hat er allerdings hauptsächlich seine Kenntnis dieser Schwankbücher bestätigt, denn er set^t sich nirgends kritisch mit ihnen auseinander. Printern erster Musikerroman führt in die Zeit zurück, da sich das Amt des Stadtpfeifers weithin noch nicht von dem damit verbundenen Wächter- und Türmerdienst gelöst hatte; auch f . S. Bachs Urgroßvater hat sein Handwerk auf diese Art gelernt. In den ersten Kapiteln wird geschildert, wie die Liebe des jungen Cotala %ur Musik ihn χμ einer fast fünfjährigen Lehr- und Leidens^eit beim Kunstpfeifer und Türmer Fent^el geführt hat. Der Eintrag über die „Thurner" im Getreuen Unterricht zum Singen ( 1763), dem Werk eines süddeutschen katholischen Geistlichen, ähnelt der Darstellung bei Print% so sehr, daß man fast annehmen könnte, der Verfasser hätte den Cotala gekannt: Thurner, Thurnermeister (so! Türmer), Kunstpfeifer, Stadtmusikanten, Zinkenisten sind diejenigen Instrumental=Musici, welche nach Inhalt höchster kaiserliche Privilegien gewisse Jahr in der Lehr aushalten, sodann sich nach ihren besonderen Artikeln freisprechen und zu Gesellen machen lassen müssen, dabei es aber allemal Ohrfeigen absetzt, welche doch mit augenblicklich darauf folgender erzzeremonialischer Umgürtung des Degens versüßet werden. Von rechtswegen darf sich ein solcher
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Ausgelernter kein einziges Instrument zu traktieren ausnehmen. Thurnersjung wird an vielen Orten angenommen, eine Magd zu ersparen, da er dann vermittelst Holzhacken und Wassertragen auch andere schwere Tagelöhnersarbeit gar gelenke und hurtige Finger und durch Beihilf alltäglicher niederträchtigster Schimpfwörter, nebst allabrevemäßigen Schlägen teils eine große Fähigkeit in der Musik, teils eine feine Erziehung bekommt, nach 4 oder 5 Jahren den Degen anstecket und, wenn er in die Fremde geht, seinem Lehrprinzen und der Thurnerskunst ungemein große Freude machet. Thurnergesell ist meistenteils derjenige, welcher auf obige Art als Jung gestanden, unter dieser Zeit gar oft bei einem guten Suff im Wirtshaus den Baß, höchstens die zweite Violin mitgescharret und doch wenigstens brav Trompeten= und Waldhornblasen, auch kunstmäßig saufen gelernt hat. Eine andere Art Thurnergesell gibt es zwar auch noch, die da ihre Lehrzeit bei einem geschickten, vernünftigen und bescheidenen Lehrprinzen in Fleiß und Nüchternheit zugebracht, sich in alle Instrumenten unermüdlich geübet, tätige Proben ihrer gründlich erlernten Kunst, auch guter Sitten, gegeben und aller, auch höchster Orten diesfalls großes Lob, Ehre und Vorzug erlanget haben. 3 Die schweren Jahre Cotalas enden jedoch in seinem vierten Lehrjahr, nachdem er den Gesellen bei der Meisterin und den Meister bei einer benachbarten Kaufmannsfrau in einer kompromittierenden Situation überrascht hat und als Schweigegeld von beiden bessere Behandlung und bessere musikalische Ausbildung versprochen bekommt. 3
Zitiert nach Otto Werner; Vier Jahrhunderte im Dienste der Kirchenmusik. Geschichte des Amtes und Standes der evangelischen Kantoren, Organisten und Stadtpfeifer seit der Reformation, Leipzig o. J. (1933), S. 211/212.
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Genau in der Mitte des Romans und unmittelbar vor Cotalas Entlassung aus der hehre liegen die Ermahnungen des Meisters über das „itzt gebräuchliche politische ABC." In einer sich über drei Kapitel erstreckenden Episode wird dieses für die Zeit recht aktuelle Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet, und dabei wird derselbe Zwiespalt deutlich, der sich auch in Weises Aussagen diesem Thema findet. Hatte dieser in der Vorrede %um Politischen Nàscher die „Politica" als eine Lehre definiert, „darinnen iedweder Mensch insonderheit angewiesen würde / wie er sein PrivatGlück erhalten / und alle besorglichen Unfälle klüglich vermeiden könte"4, so kommt er in den Haupt-Verderbern ^u dem Schluß: „Wer seinen Nächsten lieben will als sich selbst / der kan kein Politicus sejn."5 Print% teilt mit den Satirikern des 17. Jahrhunderts das Mißtrauen gegenüber einer Lebenslehre, die Verstellung und Schmeichelei empfiehlt, und in dem hier dargebotenen Diskurs lenkt der Lehrherr Fennel nach der von Cotala %um Ausdruck gebrachten Entrüstung ein, indem er seine ursprünglichen Ratschläge zurücknimmt, mildert oder in Richtung eines „christlichen Politicus" umdeutet. Printeigene Meinung steht wohl dem Rigorismus des jungen Cotala nahe, wie aus einer ähnlichen Stellungnahme diesem Thema im Pancalus ( I , 270ff.) schließen wäre. Die Gesellenreise führt Cotala weit übers Land. Die Ländernamen Asturien, Marcomannien und Selisia sind leicht durchschauen, ebenso Hinweise auf die Reise nach Alitien über das „Horribilische Gebirge." Im allgemeinen jedoch ergeben die Ortsbeschreibungen kein klares Bild. Die Stadt Tumerasien mit ihren aufgeblasenen, dünkelhaften Bürgern konnte irgendwo liegen, und daß die Bürger da gelegentlich Dialekt sprechen — den Dialekt von Printyens Heimat — soll wohl ihr bäuerliches Auftreten 4
5
Christian Weise, Der Politische Náscher ( 1678), „Vorrede". Der Náscher ist %war als letzter von Weises Romanen erschienen, seine Entstehung wird aber allgemein viel früher und noch vor den Ertznarren ( 1672) angesetzt. Christian Weise, Die drey Haupt«Verderber in Teutschland / Vorgestellet von Siegmund Gleichviele ( 1672), S. 151.
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unterstreichen, denn der Dialekt ist für die Ungebildeten, darunter auch die Bierfiedler und Spielleute, aufgespart. In Tumerasien findet der Held seine Liebste, der er allerdings zunächst entflieht, wenn er die ernsten Absichten ihres Vaters, der Cotala ais einen Leinenweberlehrling anstellen will, erkennt. Uber ein fahr reist er umher und dient an verschiedenen Orten, bis es ihn χπ seiner Piccola zurückzieht. In der Tradition des Volksbuches muß hier noch Fortuna nachhelfen, um Cotala ans Ziel seiner Wünsche %u bringen, denn erst der durch einen gefundenen Geldbeutel erworbene Reichtum ermöglicht es ihm, die Zustimmung von Piccolas Vater %ur Heirat %u erlangen und in Wurmfeld mit Erfolg um die freigewordene Kunstpfeiferstelle %u werben. Mit der Hochzeit Cotalas und seiner Bestallung in seiner Heimatstadt schließt der Roman.
Kommentar y
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Fidibus
Zündstreifen
aus gefaltetem
15 Maculatut beim Drucken unverkäufliche Bücher, Altpapier.
Papier.
unbrauchbar gewordenes
Papier;
wertlose,
16 Leschpapier zu Dûtten Vgl. die „Vorred" von Grimmelshausens Satyrischem Pilgram (1667), S. 5—6; „daß dieses Scribenten sambtliche Schrifften (wie Horatius mit einstimmet) nirgendshin besser taugen / als den Wûrtze=Schmàr= und Samen-Krámern daß sie Dutten drauß machen ..." Grimmelshausen hat diesen Hinweis wiederum aus dem 33. Discurß von Thomas Gar^onis Piazza Universale übernommen, einem Werk, das er wohl in einer deutschen Übersetzung (Frankfurt 1619 oder 1641) kannte. Prints^ gebraucht dieses Bild auch schon im 1. Teil seines Satyrischen Componisten; ( 1667.) „Gefalle ich euch nicht / so stelle ich in Euer Belieben / ob ihr mich dem Kráhmer / Dutten aus mir zu machen / verhandeln / oder ob ihr lieber Fidibus aus mir verfertigen ... wollet." S. C. I, A ij'. 23 Pruritum scribendi der Drang (eigentlich das fucken in den Fingern) ^um Schreiben; auch Mattheson, im „Vorbericht" ζu seinem Musikalischen Patrioten (Hamburg 1728) spricht von einem „Schreib*Kittel", den viele Verfasser durch eine „abgenutzte Formel" %u beschönigen suchen. 31
Moechaberis
Hurer,
Ehebrecher.
Cotala 25
scilicet freilich,
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selbstverständlich.
30 Jean Tambour Die hier erwähnten Sammlungen von Schwänken und „Schert^-Reden" benutzen die Musikerfigur zunächst nur als Aushängeschild, besonders die älteren, Der Geist von Jan Tambour (um 1660) und Der lustige Heer=Paucker (1663); in den späteren Werken, wie Des Uhralten jungen Leyer-Matzs lustiger Correspondenz-Geist (1668) und Ott überaus lustige und kurtzweilige Scheer-Geiger, (1670) spielt die Musikergestalt als Held, Erzähler oder Kommentator der oft recht derben Schwänke eine etwas größere Rolle. 5 Otium pulvinar satanae eigentlich: der Müßiggang ist das Ruhekissen Satans, Walther 20518d. (Vgl. auch Seybold 423: „Müßiggang, ist des Teufels Ruhebank".) 8 Aegisthus si scire cupis Etwas frei zitiert aus Ovids Remedia Amores, V. 161 — 62: ,£)uaeritis, Aegisthus quare sitfactus adulteri / Inpromptu cause est; desidiosus erat." — „Fragt ihr, warum Agis thus ein Ehebrecher geworden, da ist der Grund doch gan\ klar; er hatt' nichts Rechtes tun" (v. Marniti). Naso Publius Ovidius (43 v. Chr. —18 ». Chr.), röm. Dichter, bekannt für seine Metamorphoses und die erotischen Dichtungen. Printξ ζitiert hauptsächlich aus der „Liebeskunst": Ars Amatoria, den „Heilmitteln gegen die Liebe": Remedia Amoris, sowie den Liebeselegien: Amores. Aegisthus (Aigisthos) war der Liebhaber Klytaimnestras, gemeinsam ermordeten sie den von Troja heimkehrenden Agamemnon, Klytaimnestras Gatten, und wurden dafür von dem Sohn, Orestes, getötet. 20 Kunst=Pfeiffers=Feinde Dies ist ein Thema, das sich durch alle Schriften von Prìnt\ ζieht (an anderer Stelle: Musik=Feinde) und das literarische Vorläufer hat. So heißt es ζ. Β. bei Garroni im 42. Discurß: „Es haben sich deren viel gefunden, welche die löbliche und ehrliche Kunst der Musica haben wollen verkleinern ...", und es folgt eine Auseinandersetzung mit den „Musikfeinden," ähnlich wie bei Prints^ in seiner Sing- und Klingkunst (II, 476— 77). 4 mit Lachen die Warheit sagen Vgl. da%u das Motto von Grimmelshausens Simplicissimus (Ausgabe von 1671): „Es hat mir wollen behagen / mit Lachen die Wahrheit %u sagen", das wiederum auf Hora%' „Ridentum dicere verum" basiert. Sat. I, 1,24. Horatius FlaccusQuintus (65—8 v. Chr.), bedeutender röm. Lyriker. 6 Et prodesse volunt & delectare Poëtae Hora%, Ars poetica, 333: „Aut prodesse voluntant aut delectare poetae". „Die Dichter wollen entweder nützen oder ergötzen." Bei Print% und den Satirikern des 17. Jhdts. fast durchwegs abgewandelt in „et prodesse et delectare", „nützen und ergötzen." 31
Der Verfolg
das Folgende, der weitere Verlauf.
134
Kommentar
12 Bernheitel Bärenhäuter, bezeichnet seit dem 16. Jh. einen faulen schen, vgl. „auf der Bärenhaut liegen". 13
Filtz
hier: Verweis,
Zurechtweisung.
23 ein Klempchen anhängen Schaden bringen.
übel von jemandem
24 Thûrmer (auch Thürner) ursprünglich Stadt- oder Kunstpfeifer, siehe III, 129. 10 Batzen „ Dickpfennig". 12
Men-
reden oder auch ihn
Turmwächter,
später
kleine Münze, seit 1495 in Salzburg und 1497 in Bern
Partes (auch Partheyen)
Notenblätter,
Stimmen
auch
geprägter
(Partituren).
16 Printzen Die Bezeichnung der Kunst'Pfeiffer Meister als Print^en hat sich in Deutschland von der Mitte des 17. Jhdts. an eingebürgert. 28 des großen Tarter=Chams Sohn die Tataren waren im türkischen Reich angesiedelte Angehörige eines ursprünglich mongolischen Völkerstammes, die im türkischen Heer vorwiegend als Reitertruppen kämpften. Cham ( Khan) ist ein tatarischer Herrschertitel. Es handelt sich hier wohl um eine gängige, auch von Grimmelshausen gebrauchte, Redensart, und diese Wendung konnte sich auf den Großchan der Tataren, den Nachfolger Tschingis Chans beliehen. 9 Fistula dulce canit „Lieblich klingt die Flöte, womit der Vogelfänger den Vogel betört." Disticha Catonis, A vi, r. — Der römische Censor Marcus Portius Cato (234 — 149 ν. Chr.) galt der Antike wie auch dem lat. Mittelalter als ein vorbildlicher Vertreter der altrömischen virtus. Im 3./4.Jhdt. wurde eine Sammlung von lehrhaften Distichen zusammengestellt und ihm zugeschrieben. Die Disticha Catonis wurden im Spätmittelalter zu einem populären Volksbuch. Der Seitenvermerk bezieht sich auf die Faksimileausgabe eines Volksbuches von 1498: Cato in Latein und Deutsch, hgg. von Werner Grebe. Köln, 1982. Vgl. auch Walther 9571; Wander 4, „Vöger 484. 13 Unusquisque ex suo ingenio seinem eigenen Charakter. 16
per consequens
Ein jeder beurteilt den anderen nach
folglich.
19 in tempore venire omnium primum est „zu gelegener Zeit kommen ist das fürnehmste" (Seybold 251); vgl. Terenz, Heautontimorumenos, 364: „In tempore ad eam veni, quod rerum omniumst primum." Ein Wort zur rechten Zeit Der von Printz zjt'erte Sprüche 25,11, soll wohl nicht als Übersetzung des obigen Sprichwortes
Bibeltext, angesehen
135
Colala
werden. Der Vulgatatext für diesen Vers lautet: „Mala aurea in lectis argent is qui loquitur verbum in tempore suo." 24 Vorgethan und nach bedacht Dieses erste von zahlreichen Zitaten aus dem Froschmiusler von Georg Rollenhagen (1542—1609) ist das einzige, das im Wortlaut von der Vorlage abweicht, aus der in allen anderen Fällen zitiert wird. Die Verse lauten dort: Denn vorgethan und nach bedacht / Hat manchen in groß Lejd gebracht. Und vor bedacht / was nach mag kommen / Hat offtmahls gebracht großen Frommen (534) Die weiteren Zitate aus dem Froschmiusler weichen nur in der Orthographie geringfügig von der Vorlage ab, wobei Printz wahrscheinlich die Ausgabe von 1683 ^itiert, die dem Stil der Zeit entsprechend auch die „Politische Klugheit" lehren verspricht. Unsere Seitenhinweise beliehen sich auf diese Ausgabe, in der die von Prints zitierten Texte fast ausnahmslos durch Fettdruck hervorgehoben sind. I ¿^ 14 Mandel Ursprünglich ein Getreidehaufen von 15 Garben: 15 Stück; vier Mandeln sind ein Schock. 31
In van si pesca
Vergeblich fischt, wer keinen Köder am Haken hat.
^ ^ 23 Bürge Der Bürge sollte garantieren, daß der Lehrjunge nicht vor beendeter Lehrzeit davonlief. 25
16
ZuchtsHauß
im 17. Jahrhundert:
Erziehungsanstalt.
6 Seiger bedeutete ursprünglich eine Waage und wird bis ins IS.fhdt. „Uhr" gebraucht; noch bei Wieland findet sich: ,der Seiger schlägt." 32
Karbatsche
17
25
grauhafft(ig) (sein)
18
3
Ulrichen ruffen lautmalend für „sich erbrechen".
26
vis retentiva
19
7
Schmielen
für
Riemenpeitsche. sich ekeln.
die Kraft,
zurückzuhalten.
Schwielen.
8 2 0 fahr
Tabac trincken Der älteste Beleg dafür ist aus Hamburg aus dem 1595; von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an findet sich „rauchen" oder „schmauchen," bei Printz hauptsächlich „schmauchen".
2\
20
Noth bricht Eysen
22
gáje jähe,
plötzliche.
Wander 3, „Noth" 144.
136 14
Kommentar treuge
trocken.
9 keinen Process ab Executione anfangen man soll ein Rechtsverfahren nicht von hinten her, d. h. mit der Vollstreckung der Strafe beginnen. 24
Dubia
Zweifel.
12 eine gute Kappe einen Verweis, eine Zurechtweisung; es kann auch „Prügel" bedeuten, denn eine Kappe bezeichnete ursprünglich einen Mantel mit Kapuze (vgl. „verwamsen"). 24 machte es also wie die Kriechenheimer Für diese Redensart wurde kein Beleg gefunden. Vielleicht handelt es sich hier um eine satirische Wortbildung mit „kriegen" (bekommen), oder mit „Kriechen" (mundartl. für Pflaumen ). 27
Bastonade
Prügel oder
9
effectuirte
bewirkte.
Stockschläge.
8 Schillinge Der Schilling war eine kleine Mün^e, deren 20 auf ein Pfund gingen, ein Schilling wiederum entsprach 12 Pfennigen. Hier: eine Prügelstrafe, ursprünglich wohl eine bestimmte Zahl von Schlägen (12 oder 30); als Strafe in der Schule: Rutenstreiche auf den bloßen Hintern. 21 Tage-Weise volkstümliches Lied, Volkslied. Die Quelle dafür findet sich im „Barock-Simplicissimus" von 1671. Dort wird eine Situation aus dem 2. Buch des Simplicissimus ( 1669), die der Episode im Cotala sehr ähnlich ist, folgendermaßen ergänzt: „Der Soldaten Tage-Weise reime te sich damals t r e f f l i c h auf mich / welche also lautete: Jet^tund will ich von Herten singen ..." ( Zitiert nach Simpliciana in Auswahl, hgg. v. f . H. Schölte, Halle / S. 1943, S. 283). Grimmelshausen hat aber nur diese eine Strophe, und es läßt sich nicht sagen, ob Print% die restlichen Strophen da^ugedichtet hat oder ob hier eine gemeinsame Quelle vorliegt. (Zitate aus dem Simplicissimus werden im folgenden nach der von Schölte besorgten Ausgabe der „Editto princeps" von 1669 (Tübingen, ;1954) angeführt. Vgl. da^u auch das „Flöhlied", das Fischart seiner Flöh-Hatz (1577) angefügt hat: Die Weiber mit den Flöhen / Die han ain stäten Krieg Sie geben aus groß Lehen / Das man sie all erschlüg. 24 in ihrem Sode in ihrem Schmut\. Sod ist verwandt mit „sieden" und hat mehrere Bedeutungen (vgl. Sodbrennen); die hier angedeutete erscheint vielfach in der Wendung „im eigenen Sode lassen."
137
Cotala 18 32
nachbliebe
unterblieb.
v o n dem stärckesten Getrincke 7 ähnlich in Julius Zincgrefs Der Teutschen Scharpfsinnige kluge Spruch, Straßburg 1626, S. 386— 87: „er pflegte sich alle morgen ^ugesegnen / für ... stänkern Getränck ... das Wasser / dann / sagt er / es treib Mühlräder." Die Wendung erscheint noch einmal im Güldnen Hund; siehe II, 95,15.
10 die Noth eine Erfinderin der Künste siehe Wander 3, „Not", 40: „Die Not ist erfinderisch" und 256: „Not macht erfinderisch." 23 Occus boccus Hokus pokus, verstümmelt aus der Zauberformel „Hax, pax, max, Deus adimax" der fahrenden Schüler und Taschenspieler des 16. Jahrhunderts. 33
11 schwartz» und geeles Fleisch gemeint ist wohl geräuchertes und frisches Fleisch. 26
Reckel
Bauernhund; auch von Personen:
Flegel.
13 Advents-Zeit Advent und Lent waren die stillen Zeiten, da keine Kirchen- und andre Musiken aufgeführt wurden. 19 35
verpartiret
betrüglicherweise an sich gebracht, heimlich entwendet.
^ getschirlet geharnt, gepisst; tschilla = harnen v. Rindern (Schlesisches Wb.). 33
Sanct Ulrichen rufen
siehe I, 18,3 K.
33 Spunt-Brett starkes Brett (auf dem Fußboden), das mit anderen sammengefal^t ist; vgl. Spund: Verschluß^apfen, hölzerner Verschluß. 3y
5 Speusippus Ein Wortspiel auf „speuen" = mundartlich für speien. Daß es im 4. Jhdt. v. Chr. einen griech. Philosophen dieses Namens (ein N e f f e Piatons) gab, war Print% sicherlich bekannt. 29
3β
proficirte
ausrichtete.
4 Peppen-Gesicht schneiden". 17
Flurer
Flurwächter,
24
chargirte
Maske; peppen Feldhüter.
hier: warf, schoß.
= mundartl. für „eine Grimasse
138
Kommentar
29
knoUicht
hier: grob, derb.
30
Beysorge
Besorgnis, Sorge.
16 ging durch / wie ein Holländer (ebenso I, 202,1 und II, 127,23) ; diese auch von Grimmelshausen gebrauchte Wendung beruht wohl auf einer Fehlinterpretation und sollte ursprünglich das Gegenteil besagen, nämlich Unerschrockenheit und tapferes Vordringen. Vgl. Keith-S palding, An Historical Dictionary of Figurative Usage, S. 1362. 12 Wir Teutschen essen uns arm Der Nachweis dieses Zitats bei Melanchthon konnte nicht erbracht werden; für die Geläufigkeit dieses Spruchs bürgt jedoch seine Erwähnung in der Sammlung von Friedrich Petri Der Teutschen Weißheit ( 1604¡05): „Die Deutschen fressen und sauffen sich arm / kranck und in die Helle hinein." S. (275) 29
Spul=Pfeiffe die röhrenförmige Spule im Weberschiffchen.
25 Kofent Dünnbier, das dünne Bier, das nach dem Bier durch Aufguß auf die Treber entsteht (eigentlich Klosterbier, von „convent" ). 33 Per qvod qvis peccat Womit einer sündigt, damit wird er gestraft. Walther 21244; Wander 4, „sündigen", 28. 15
Adjuvant
22
Octo hier wohl: achtstimmige
Hilfslehrer. Komposition.
29 Anarmonia (auff Teutsch ein Ferckel) ein Mißton, ein Fehler. Vgl. die Wendung Sau, Säue in Gryphius' Peter Squentz. 2 Triadem Harmonicam ,,Trias harmonica" bezeichnet in der Musiklehre einen harmonischen Dreiklang. 5
Contentament
Zufriedenheit.
7 Freu dich sehr Das Lied „Freu dich sehr, o meine Seele, und vergiß all Angst und Qual" (anon. 1615) erscheint in den lutherischen Gesangbüchern als „Sterbe- und Begräbnislied", während das Luther lied „Nun freut euch, lieben Christengmein und laßt uns fröhlich springen" bei einer Beerdigung als unpassend empfunden werden mußte. Auch der Ausruf des Pfarrers „Ach Gott vom Himmel sieh darein!" ist ein Zitat, wiederum aus einem Lutherlied. 20 Factum autem infectum fieri neqvit denn das Geschehene kann man nicht ungeschehen machen ( Geschehen ist geschehen). Walther 36834, Wander I, ,geschehen" 4 8 f f .
139
Cotala 23
Vor dem Baume / so einem Schatten giebet
Wander 1, „Baum",
206.
26
Zollbereutterin
30
befahrete
12
vierthalb Jahr
wohl:
Steuereinnehmerin.
befürchtete. i'/i Jahre.
21 Luxuriant animi rebus „Üppig wird gerne der Sinn, wenn immer ihm lächelt das Schicksal" (v. Marniti). Ovid, Ars amatoria II, 437. 22
Es müssen gute Beine sein
18
Claves
Die Notenschlüssel;
1
st&mpeln
13
in pleno concentu
Wander 1, „Bein", 22.
vielleicht sind aber hier die G r i f f e gemeint.
stümpern. in völliger
Harmonie.
22 war der Teufel gar Abt diese Redensart, die Prints auch I, 117,24 gebraucht, findet sich nicht bet Wander, doch ist sie ähnlich verwendet bei Luther, so in der Auslegung des 82. Psalms: „oder der t e u f f e i ist schon dein apt und d a r f f s nicht werden". Martin Luther. Kritische Ausgabe, Bd. 31 (Weimar, 1913) S. 197. Noch näher der Verwendung bei Print% kommt die Stelle in einer lateinischen Predigt aus dem Jahre 1525: „sed ipsi lupi in Moerim etc. der bock ist in garten gesetzt et diabolus abbas factus." Bd. 17, I (1907), S. 467. 30
Zincken
Blasinstrument.
35 Brómmel=Ochse (Schlesisches Wb.).
Stammochse;
10
¡¡erbaust.
zerzautzet
wohl:
Bremmel,
Bremmer
=
Zuchtstier
19 Conjunctio Maitis & Veneris in der Astronomie gleichzeitiges Sichtbarwerden mehrerer Planeten, hier aber ironisch gemeint. Mars ist der Kriegsgott, Venus die Liebesgöttin, Apollo der Gott des Lichtes und der Dichtkunst und Diana, die Schwester Apollos, ist Göttin der Jagd und des Waldes. Print% kopiert hier sicherlich eine ähnliche Uberschrift im 2. Kapitel von Grimmelshausens Springinsfeld. 7 das Auffdingen / Lernen / und Frey=Sprechen der Thurner der Thurner ist der Türmer, Stadt- oder Kunstpfeifer; das Auf dingen ist die Aufnahme in die Lehre, das Freisprechen der Abschluß derselben. 15 22 10
persuasoria Pfascher P r i n t z III
Überredungskünste, Pfuscher.
Argumente.
140
Kommentar
4 Gülden abgekürzt Fl.
Gulden: \uerst in Florenç geprägte
Goldmünze, auch
Florin,
21 Faul=Bett Seit dem 16. Jhdt. mit der Bedeutung Ruhebett (auch bett), später durch Kanapee oder Sofa ersetzt.
Lotter-
26 Thaler Silbermünze: v. 1566— 1750 die amtliche Reiches; entsprach zunächst 72, später 90 Kreuzern. 33 Ducaten ursprünglich 1559 deutsche Reichsmünze· 16 Kreutzer ursprünglich 17'. Jahrhundert Kupfermünze. 23 läuft.
Rolle
9
Parola!
in Venedig geprägte
Silbermünze
Währungsmünze
Goldmünze (Zechine),
mit aufgeschlagenem
Kreuz,
langes Handtuch, welches über eine an der Wand befestigte
Zusage,
des seit
im Rolle
Ehrenwort!
18 Nitimur in vetitum „Gegen Verbot sträuben wir uns und wünschen uns stets, was uns verwehrt wird." (v. Marniti) Ovid, Amores III, 4,17. 24 Nam nulli tacuisse nocet Disticha Catonis A i ν ν. „Denn niemand schadet geschwiegen, wohl aber geredet haben". Vgl. Seybold 525: „Schweigen bringet niemand Schad / Reden oft getadelt hat." 2 Politisches ABC Die diesem Programm der Weltklugheit zugrunde liegende „politische" Lebenslehre hat ihre Wurzeln in der Renaissance. Zu den Autoren, die dafür wesentliche Anstöße geliefert haben, gehören Nicolo Machiavelli (1469-1527), Trajano Boccalini (1556-1613), Balthasar Gradan (1601- 1658) und Francis Bacon (1561- 1626). In Deutschland wird das Ideal des „Politicus" vielleicht am deutlichsten in Christian Georg von Bessels Schmiede des politischen Glücks formuliert, einem Werk, das erstmals 1666 erschien und zahlreiche Auflagen erlebte. Popularisiert wurde die politische Lebenslehre durch die Werke Christian Weises (die Romane sowie die theoretischen Schriften) und seiner Nachahmer. 13 Wer etwas kan / den hält man werth Dieser Spruch, dessen erste Zeile das vorangehende ital. Sprichwort sinngemäß übersetzt, steht im Alamodischen Politicus (Hamburg 1654) auf S. 22. 33
GOtt einen Greuel
30
Maschke
Maske.
Psalm
5,6-7.
141
Cotala 1 Principia Juris Rechtsgrundsätze'· schädigen, von seinem Eigenen austeilen. 4
Antiquatas
wohl Antiquitas,
16 Fürchte GOTT Wander 2, „Gott" 195.
ehrlich leben, den Nächsten
nicht
„Rechtsaltertümer".
ein weit verbreitetes
Sprichwort,
aber kein
Bibelzitat.
5Q
11 den Mandel nach dem Glucks=Wind eine schon im Mittelalter (Spervogel, Freidank, Gottfried von Straßburg) häufig bezeugte Redensart, die die Anpassungsfähigkeit als eine Lebenskunst empfahl, später aber eher abwertend die Charakterlosigkeit bezeichnete.
52
^
Hamen
16 angepicht dichten.
Angelhaken, verhaftet,
Köderhaken. „angeklebt";
vgl. „pichen", mit Pech
überziehen,
33 das Leben gleich ... einem Wûrffel=Spiel Dieser Ausspruch wird gewöhnlich Plato zugeschrieben und geht zurück auf eine Stelle in der Republik, wo es heißt, „daß wir wie beim Würfelspiel unsere Sache dem gefallenen Wurf gemäß einstellen, wie die Vernunft es uns empfiehlt." Republik 10,604. 54
1
Der Neid ... wird zu Hofe gebohren
27 Commenden schäften. 9
Arcanum
Kommenden,
Geheimnis,
Pfründen ohne Verpflichtung
\u Amtsge-
Geheimmittel.
55
28
5 y
7 Nach der ersten Tafel Zugrunde liegt die Auffassung, daß die erste Tafel des von Moses empfangenen Gesetzes ( Dekalog) das Verhältnis des Menschen ZU Gott regelt, während die zweite sich auf das Verhalten der Menschen untereinander bezieht.
5Ö
an
ihren Früchten
Wander 3, „Neid", 109.
Matth.
7,16.
8
Gott über alles lieben
Mark. 12,30.
17
seinen Nechsten lieben als sich selbst
Mark. 12; 31.
2 De malê qvaesitis Unrecht Gut kommt nicht an den dritten Walther 5081, Wander 2 „Gut", 291. 25
Fuchsschwäntzen
Erben.
schmeicheln.
30 Wenn man einen zum Narren machen will Für dieses Sprichwort wurde bei Wander kein Beleg gefunden, obgleich das Stichwort „Narr" 1309 10»
142
Kommentar
Einträge hat. Vgl. aber Wander 2 „hoffärtig' 6: „Wer einen hoffertig nennt, ist ebensoviel, als ob man ihn einen Narren gescholten," oder auch den Ausspruch aus der Spruchsammlung des Publius Syrius (490): „Stultum facit fortuna, quem vult perdere," „Dumm macht die Glücksgöttin, wen sie verderben will." ßC) 6
wer Bech angreifft
Wander 3, „Pech" 15.
8 Hoc scio pro certo „Das weiß ich sicher, wer mit Kot ringet, beschmutzt sich, er mag siegen oder unterliegen." Seybold 218. Walther 11061; Wander 2 „Roth", 34. 16 Du sollt dich selbsten nicht noch loben noch verachten Vgl. „Nec te collandes, nec te culpaveris ipse / Hoc faciunt stulti, qms gloria vexat inanis." Catonis Disticha 2,21. 19 Bürgen / Muß man würgen weit verbreitetes Sprichwort, das die Verbindlichkeit des Bürgen im alten deutschen Recht illustriert. Wander 1, „Bürge" 4. 31
was dich nicht brennet
70
10
fûnffthalb Jahr
η\
2
consentiren
Wander 1, „brennen" 9.
4'A Jahre. zustimmen.
16 quod omnis mutatio repentina Vgl. Wander 4, 1 + 16: „Alle gehlinge Veränderung sind fehrlich." 20 Es ist kein Messer mus, S. 48. 34 72
7 β
Socius
„Veränderung"
Wander 3, „Messer" 36. Vgl. auch: Simplicissi-
Geselle.
1 die edele Music Andere Hinweise über die „wunderbare Würckun¿' der Music in I, 154,33ff. und II, 4 3 4 f f . Vgl. auch Johann Fischarts Geschichtklitterung: „Wie vil hat auch die Music gesund gemacht? Was ist aber die Music alß ein klingend freud?" (Nach der Ausgabe von U. Nyssen, Düsseldorf 1963), 5. 16. 31
Kinder / ehret eure Kleider
2
Gefäß
16
hoch-intonirt
Wander 2, „Rleid" 233.
der Teil des Degens, womit man ihn anfaßt, G r i f f . hochgestimmt.
18 wie der Bauer in den Mandel eine sonst nicht bezeugte Redensart, deren Sinn %war erraten ist, obgleich der Mantel nicht unbedingt ein ständisch bedingtes Rleidungsstück war.
Cútala 74
10
yy
22 Schneider-Gesell / ein Becken-Knecht und ein Tuch-Knapp Knecht und Knappe ist in den Gewerben dasselbe ιvie Geselle; Knappe wird vorzugsweise bei den Wollwebern und Tuchmachern gebraucht.
yg 3
yQ
Rumpen
143
zannen
8
Beylager
13
zaschelte
Rumpf.
weinen; eigentlich den Mund aufsperren oder verliehen. Hochzeit. Rascheln oder paschen: leise treten, trippeln.
15 der Steiß gieng mit Grund-Eiß diese Wendung (auch bei Grimmelshausen z» finden) gilt als Ausdruck der Angst. Verwandte Ausdrücke in der volkstüml. Rede sind: der Hintern (Arsch, die Büchse etc.) geht mit Grundeis. 29 g Q 24 ger.
desperat Bierfiedler
verzweifelt. ein Musikant, der in Bierhäusern aufspielt, auch Scheergei-
Bock=Pfeiffer Dorfmusikant: die Bockpfeife ist eine Art Dudelsack oder Sackpfeife, auch Polnischer Bock genannt. Leyer=Mánner Spielleute mit einer Drehleier. Die Leier bezeichnet ein Saiteninstrument, das im Mittelalter unter dem Namen „Organistrum" bekannt war und hei Praetorius als „Bawren-Lyre" erscheint; sie wurde z" einem beliebten Instrument der Spielleute. g Ύ 11 ein nasser Bruder einer der gerne trinkt; „naß" kann aber auch „liederlich" und „ohne Geld!' bedeuten. 19
brühen plagen, necken.
25
Pigmaeum
27
Thate mir ... Dampf an
Pigmäer, kleiner Mensch, „Däumling'; siehe auch I, 88,6. ärgerte mich.
g2
11 ich schnitte mit dem großen Messer schnitt auf, gab an; „mit dem großen Messer schneiden" wird seit dem Spätmittelalter für Angeberei und Prahlerei verwendet, später: „aufschneiden" ; geht vieil, zurück auf das Jagdmesser und Waidmannsepisoden. Siehe dazu: Wander 3, „Messer" 132.
gβ
12
Wer sich zum Schafe macht
Wander 4, „Schaf
308.
g^ 3 Gebeisse Zänkerei, Neckerei. 10 Asturia ... Marcomannia ... Sesilia leicht durchschaubare Verschlüsselungen von Österreich, Böhmen (od. Bayern) und Schlesien (vgl. auch Alitia
144
Kommentar
( I , 121,7). Prints will hier wohl Bekanntes andeuten, ohne jedoch eine realistische Darstellung des Reiseverlaufs (wie er das in den anderen %wei Romanen teilweise getan hat) \u geben. 20 durchziehen i. e. durch die Hechel Riehen: kränkend tadeln, beurteilen, verspotten. Siehe I, 135,5. 21
schrauben
necken, verhöhnen,
27
Memorial
Eingabe, Denk- oder
scharf
foppen.
12 ihr macht mirs eben braun nicht so ausgelassen". (Schles. Wb.)
Bittschrift. vgl. : „mocht mirs nie
braun" : „seid
15 wie die M&hle spricht unter den in der satirischen Literatur mit Vorliebe geneckten Handwerksgattungen stehen die Müller (mit den Schneidern) an prominenter Stelle. Die hier angeführte Scherende findet sich ». a. im Kurtzweiligen Zeitvertreiber ( 1668), 5. 223 — 24 sowie im Scheergeiger als No. 58. 23
Wahre dran geben
etwas
hinzufügen.
34 das beste an den Säcken Auch diese Scherzfrage findet sich im Zeitvertreiber, S. 223, sowie in Zincgrefs Apophthegmata: „Gefragt / was das best in der Mühlen sej pflegt er z" sagen / Daß die Sack nicht reden können." S. 223. 9
gab ihm ... eine Kappe
19
einen Abtritt nehmen
21
Schrauberey
Neckerei,
hier: zurechtweisen, abtreten, sich
schelten, siehe 1,26,12.
entfernen.
Fopperei.
24 Luciano Lukianos von Samosata (um 120— 180 ». Chr.), schreibender Satiriker, der wegen seiner kritischen Skepsis gegenüber und Religion zu allen Zeiten viel gelesen wurde.
GriechischPhilosophie
31 Schrot-Fass hier wohl F aß \um Einweichen der Wäsche; schroten Zerkleinern, zerschneiden etc.
=
1 Niemand länger Frieden haben Diese durch Schillers Wilhelm Teil zum geflügelten Wort gewordene Redensart ist in der von Printz Zitierten Form ausführlich belegt. Siehe Wander 1, „Friede", 42. 4
antasten
anpacken, anrühren,
angreifen.
6 der Pigmaeer König Die Pygmäen waren Angehörige eines schon von Homer erwähnten sagenhaften Zwergenvolkes, das in einem ständigen Kampf mit den Kranichen lebte.
145
Cotala
20 Ars=Pfeiffer Dieses Wortspiel findet sich auch im 2. Kapitel von Beers Wintemáchten, wo ein Streit %wischen Spielleuten geschildert wird, und Beer den Protest der Musikanten gegen die Bezeichnung „Spielmann" als ,Xitelsucht" abtut. Die teutschen Winter=Náchte (Ausgabe v. R. Alewyn, Frankfurt 1963) S. 135- 141. 29 wie schimlicht Brod Vgl.: „daß ihnen das Lateinische ^um Hals rausstäubet wie schimmlicht Brot," in: Schoc, Studentenleben (1657), S. 33; zitiert nach Keith Spalding I, S. 405. 4 sie blasen in kalte Löcher vgl. das(u Christian Weises Ertznarren: „Der Stundmbläser bläst in ein kalt Loch, und er könnte wohl in ein warmes blasen." S. 217. 16 Laßt ihr mich fein in Andacht eine sonst nicht bezeugte Wendung für „Laßt mich in Ruhe!" Andacht bedeutete ursprünglich nicht eine religiöse Übung, sondern ein An-sich-selbst-denken. 13
Printz
Meister siehe I, 12,16 K.
32
Dreck=Batze
10
Schlepp-Säcke
Scheltwort für einen unreinlichen liederliche weibl.
3 Heffteltnachet Stecknadeln. 4
Schindicus
Hersteller
Menschen.
Personen.
von Heffteln
Syndicus, Rechtsbeistand
= Häkchen, Spangen, auch
(in der
Stadtverwaltung)
7 Mältzer einer, der das in Brauereien gebrauchte Mal^ aus dem Getreide (vorwiegend Gerste) herstellt. 8 Circkelschmid Klempner. wohl:
Hersteller
13
Altreiß
16
BûchsenschiiTter
von Zirkel- und Meßgeräten;
Zeugschmied,
Trödler.
17
Zwilichtweber
24
Membrium
28
Vota
einer, der Büchsenschäfte Zwilicht
Mitglied
= doppelt gewebter
(Membrum),
Stimmen (bei einer
herstellt. Leinenstoff.
Mitglieder.
Abstimmung).
33 Causen zu machen Causa = Grund, Ur- oder auch Streitsache; „Causenmacher" war im 17. Jh. ein weit verbreiteter Spottname für Juristen. 2
Jurisperiti
14
Qvidjuris
Juristen. eigentl. „Was rechtens
ist".
146
Kommentar
18 Setzt enck dort nûba die Bürger von Tumerasia sprechen die Mundart von Printern oberpfäl^ischer Heimat. 24 enk niat Winkler fährt besonders diese Wendung als einen unverfälschten oberpfätyschen Mundartausdruck an. (Titeraturgesch. S. 204.) 34 prostituirei Das Wort „prostituieren" = bloßstellen oder auch „sich bloßstellen" ist hier vom Sprecher falsch gebraucht, gemeint ist wohl promoviert = befördert. Es geht in diesen (und folgenden) Beispielen des Fehlsprechens darum, den Dünkel und die Unbildung der heute von Tumerasien bloßzustellen. 2
Wer sich unter die Treber menget
5
Raths=Culegus
21
Spefect gemeint ist: Respekt.
Ratskollege,
Wander 4, „Treber" 7.
Amtsgenosse.
25 Mohfisen gemeint ist wahrscheinlich das seit dem 17. Jh. bezeugte Wort „Notizen". 9
Casilien gemeint ist: „Consilium", guter Rat. lenoviren
renovieren.
12
Anlage
14
facit das macht.
Auflage, Steuer (auferlegte
Abgabe).
28 sechs Schul Herrn die damals übliche Rangordnung des Lehrerkollegiums, wobei der Kantor gewöhnlich als dritter, an Stelle des Tertius, oder als vierter, an Stelle des Quartus, rangierte. Die hier erwähnten Einkommensverhältnisse, wonach der Rektor etwa das ΤΆ-fache Gehalt eines Kantors be%og, entsprechen den realen Gegebenheiten der Zeit. 34 Vorwercke vor einem Herrenhof, oder hier: vor der Stadt gelegene dienstbare oder ζinspflichtige bäuerliche Kleinbetriebe. 16 des Canters Axedentien des Kantors Accidentien, das sind die nicht festgelegten „zufälligen" Nebeneinnahmen des Kantors, etwa für seine Dienste bei Hochzeiten, Begräbnissen usw. Das interessanteste Zeugnis für die Bedeutung der Accidentien als Teil der Bezüge eines Kantors findet sich in dem BriefJ. S. Bachs an seinen Freund Georg Erdmann: „Meine it\ige station belaufet sich etwa auf 700 Gr., und wenn es in etwa mehrere, als ordinairement, Leichen gibt, so steigen auch nach proportion die accidentia; ist aber eine gesunde L u f f t , so fallen hingegen auch solche, wie denn voriges fahr an ordinairen Leichen accidentien über 100 Gr. Einbuße gehabt." Bach Dokumente Bd. 1 (1963), S. 67- 68.
147
Cotala
24 Deputat-Biere das den Lehrern als Teil ihrer Bezahlung zugewiesene Bier; Deputat = der zugemessene, vorbehaltene Teil an Speise oder Trank. 25 C)y 7
9g
Brau-Uhrbar Primarius
19
Runx
4
Fiat
Einkünfte von den Abgaben der Brauereien.
Pastor Primarius,
Hauptpastor.
Runks: grober, ungeschickter, flegelhafter
Mensch.
Es geschehe.
30 Er saufft als wie ein Bürstenbinder eine seit dem 16. fhdt. bezeugte Redensart, die aber wohl von „burschen" (trinken), der Hauptbeschäftigung der Studenten in den Studentenverbindungen („Bursen"), hergeleitet ist. 99
21 ein Herr werden Der Titel „Herr" bezeichnet Rang und Stand und ham dem Gelehrten zu, „Meister" galt eher als Berufsbezeichnung. 32 Handwerck hat einen güldenen Boden Nach Keith-Spalding seit 1640 bezeugt. (Vol. 1, S. 367 „Boden").
I Q Q 23 eine so schöne Ordnung Im Satirischen Componisten von 1676 hatte Printz eine ähnliche Episode erzählt, die mit den Worten schließt: „so mußte ich doch die schöne Ordnung loben / die man in diesem Hause hielt." ('S. C. I, 0 3v) 30
Canaille
32
Wer Bech angreifft Siehe I, 69,6.
•J^Q^ 2 4
„Hundepack", Gesindel.
Schergen
Gerichtspersonen (vom Amtsvorsteher bis zum Henker).
Büttelei
Gefängnis.
15 Testi enim geschworen hat. 27
denn einem Zeugen wird nicht geglaubt, wenn er nicht
einen Abtritt nehmen
abtreten.
31 ein Marek ursprünglich ein mit einem Zeichen versehener Edelmetallbarren, später auf eine Silbermünze übertragen, deren Wert immer mehr sank; noch bei Lessing als Neutrum gebraucht. Ί0 2
5
Sitze-Geld
6
Forder Geld
Gebühr, die ein Gefangener dem Kerkermeister zahlen muß. Gerichtskosten für die Vorladung.
13
Fuchs=Schwántze
21
Justitia
Schmeicheleien.
röm. Göttin der
Gerechtigkeit.
148 103
Kommentar
^ Arenum & murva faciunt rettissima curva eigentl: „Sand und Mauerwerk machen das Krumme gerade." Es handelt sich hier vieil, um die lateinische Paraphrase eines deutschen Sprichwortes. Moscherosch hat: „Ut negra & Murva faciunt rectissima curva." — „Geld, das stumm ist / macht recht was krumm ist" (Gesichte I, S. 219). In dieser Form ist das Sprichwort mehrfach bezeugt, u.a. im Kurtzweiligen Zeitvertreiber (1668) auf S. 106, und in ähnlichen Fassungen, B.: Der Dem Der Der
nicht hat in Nummis hilft nicht / daß er fromm ist. der da gibt Summis / macht schlecht / was krumm ist. (Ebenda,
S. auch Wander 1, „Geld",
104 105 106
11
Elter=Meister
der Älteste
3
auffseilen
aufbinden,
25
Accidens
Einkommen;
5
Consens
und Vorsteher eines
Handwerks.
aufbürden. siehe I, 96,16 K.
Zustimmung.
14
Felliß
25
Perspectiv
Felleisen,
30
Griphomines
Mantelsack
= länglicher
Reisesack.
Fernrohr. die Polizei,
107 108 109
16
Kunst=Manier nach
3
Hospes
2 ^^
8
eine Sau machen
30
Logiament
12
Reiff-Stange
^I β
S. 105)
108.
Häscher.
dem Handwerksbrauch
gemäß.
Gastgeber.
30 Hauß-gesässen hier wohl: fest angestellt; der Ausdruck bedeutet normalerweise: mit einem Haus angesessen, i. e. Hausbesitzer, Bürger.
Logis,
einen Fehler machen, vgl. I, 44,24 K. Unterkunft.
Stab, Stangenholz
sçur Herstellung
von
Reifen.
15 SchnellGalgen eigentlich ein S traf Werkzeug, mit dem jemand schnellt, gewippt wird, ebenso andere Vorrichtungen %um Schnellen. 1 1 5
^ Pittschaft Petschaft, Wappen %um Siegeln.
Handstempel
mit eingraviertem
Namens^ug
ge-
oder
149
Cotala 1 1 6 ^
Zu
^'rc'len
unSchwärtze
23
Bacul
21
Hand=Schmitze
Gicht, das Podagra.
Kohlestift zum Zeichnen. schwarzer Farbstoff, Zeichenkohle.
Bakel: Stab, Schulstock zum Züchtigen. Schmitz: Hieb, Streich.
24
Scholarch Schulvorsteher.
30
Was aber geschehen
Siehe auch I, 45,28 + K.
192
Kommentar
3Y7
16
Secret
heimliches Gemach,
Abtritt.
3yg
5 dem Biere war recht Hefen gegeben wird gesagt, wenn eine Sache gut eingeleitet oder ein Anmaßender, Unverschämter gehörig abgefertigt worden ist. Siehe Wander 1, „Bier" 72. 24 Re ... Ut Solmisationssilben; auch II, 3 6 7 f f . und III, 23.
Ut bezeichnet das C, Re das D. Siehe
31 ich bin nur ein Musicus Practicus Hier %eigt sich etwas von dem Stolz Printern auf seine musikalische Gelehrsamkeit, wodurch er sich dem „nur" ausübenden Musiker überlegen fühlt. So hatte er auch schon als 22-jähriger im Dienste des Grafen Erdmann empfunden, als er dem „Vornehmsten unter den Musikanten" vorgewogen werden wollte, weil dieser „von der Composition nichts verstand und nur ein merè practicus Instrumentalis war." (III, 45) Zugleich ist diese Episode aber auch Kritik an einem ungebildeten Kantor. 3 gQ
381
10
befahren
31
deferirte
befürchten.
^
Inquisitions-Process
deferiren: anklagen (in Abwesenheit des gerichtliche
Angeklagten).
Befragung.
20 Defensión pro avertenda inquisitione eine schriftliche wodurch ein Beklagter seine Unschuld erweisen und eine etwa bevorstehende chung vermeiden will.
382
21
Deferenten
Ankläger. Begünstigung,
22
Beneficium
27
(sich) mausich machen
^
Inquisitional-Artickel
29 General-Artickel solchen Befragung. 383
Vorrecht, sich
Eingabe, Untersu-
Privileg.
hervortun.
Ordnung für eine gerichtliche
Befragung.
gemeint ist wohl der allgemeine, einleitende Teil einer
23 des Diaconi, Pii Orthodoxi Tochter die Tochter des (lutherisch) orthodoxen Geistlichen; im 17. Jh. bezeichnete Diakon in der evang. Kirche gewöhnlich den ^weiten Pfarrer.
384
auff die Cortesie (gehen)
auf Brautschau gehen, den Mädchen den Hof
machen. 3ÖR
12
Für Ungnad grosser Herrn und Frauen 324.
Froschmáuseler,
193
Batíalas 386
21
Principal
Grundregister
der Orgel.
22 dreyfüßige Quint Es handelt sich hier, wie auch bei der Sesquiáltera (25) und Quintupla (26) um Orgelstimmen. 31
Concent
(reiner)
Zusammenklang.
^gy
24 Die besten Schwimmer ertrincken mer," 2—5.
388
^ Ne nil ageretur, amavit O vid, Remedia Amoris 167, wo die vollständige Zeile lautet: Quod potuit, ne nil illic ageretur, amavit: „lVas er tun konnte, um etwas ζ» tun: nun eben, er liebte."
390
8 Die Sicherheit ist eine Mutter der Gefahr heit," 4.
391
26
Lieb ist ein Solch gefährlich Gifft
2
Omnis amans amens
4
Qod juvat, exiguum est
Siehe Wander 4,
„Schwim-
Wander 4, „Sicher-
Froschmáuseler, S. 68.
siehe I, 123,28 K. Ovid, Ars Amatoria 2,515— 520.
25 Forma bonum fragile est Ovid, Ars Amatoria 2,113—114: Schönheit ist ein ¡zerbrechliches Gut, und im Laufe der Jahre mindert es sich und vermehrt gar auf die Dauer sich selbst. 392
^
Condiscipulis
Mitschüler.
17 1. Eulenspiegel teutsch erschien 1515 in Straßburg.
Der erste Druck des Till Eulenspiegel,
2. Eulenspiegel in lateinischen Versen o. O. 1563. 18 3. Clauß=Narr Wolfgang Büttner von Claus Narren, Eisleben 1572.
Ulularum speculum,
(gest. vor 1596) 627 Historien
4. Fincken-Ritter Der Fincken=Ritter, Straßburg, Sammlung von Lügengeschichten.
1560, eine
5. Clauen Bartholomäus Krüger (um 1500—nach 1587). Hans Ciawerts Werckliche Historien, Berlin 1587. 6. Clement Marot Das Kurtzweilige Leben von Clement Marott. o. O. 1663. — Eine Sammlung von Schwänken, die die Person von Clement Marot, Hofpoet und Kammerdiener von Frans^ I., umranken. Siehe auch II, 389 + K. 19 7. Jean-Tambour ... 8. Leyermatz ... 9. Seher-Geiger 8,30 K.
Siehe I,
194 20
Kommentar 10. Rollwagen
Jörg Wickram, Das Rollwagenbüchlin, 1555.
11. Garten=Gesellschafft Im Gefolge des Rollwagenbûchlins erschienen im 16.Jhdt. eine Reihe von Schwankbüchern, darunter auch das von Jacob Frey: Die Gartengesellschaft, 1556. 12. Lustige Gesellschafft erschien 1656 unter dem Pseudonym Johann Petrus de Memel, wohinter man u. a. Simon Dach und Johann Prätorius vermutet hat; es wurde mehrfach aufgelegt und war eines der beliebtesten Schwankbücher des 17. Jhdts., siehe auch III, 123. 21 13. Meister Hildebrand Gemeint ist wohl das sogen. ,Jüngere Hildebrandslied", eine Volksballade, die im 16. und 17.Jhdt. mehrfach gedruckt wurde (darunter zweimal bei Endter in Nürnberg). 14. Cento Novella Boccatii Es gibt zahlreiche Übersetzungen von Texten aus dem Decamerone von Giovanni Boccacio (1)13— 1375); die älteste der Sammlungen unter diesem Titel ist wohl: Cento novelle. Das sind die hundert neuen Fabeln ..., Augsburg 1490. 22 15. Cento Novella Giraldi Eine in Anlehnung an Boccacios Decamerone entstandene Novellensammlung des Italieners Cintato Giovanni Battista Giraldi ( 1504— 73), die 1565 unter dem Titel Hecatommithi herauskam. Eine französische Übersetzung, Cent excellentes novelles, erschien 1583/84 in Paris und eine deutsche Ausgabe 1614. 16. Don Kichote Die erste Übersetzung von Miguel de Cervantes (1547—1616) Don Quichote erschien unter dem Titel: Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch aus Fleckenland, Frankfurt 1648. 23 17. Lustige Kurzweil Möglicherweise dachte Printz hier an den Kurtzweiligen Zeitvertreiber, (zuerst 1666) der sich eng an die 1656 erschienene Schwanksammlung Lustige Gesellschaft anlehnt. 18. Von Fortunati Seckel und Wunschhütlein Das Volksbuch Von Fortunato und seinem Seckel; Auch Wûnschelhûtlin (Augsburg, 1509) ist der erste eigenständige bürgerliche Prosaroman und wurde im 16.Jhdt. mehrfach gedruckt. 24 19. Von dem Sohn Däumling Volksbuch- Version existierte.
ein Märchen, das vielleicht in einer
20. Von Euralio und Lucretia Die Novelle Euriolus und Lucrecia von Enea Silvio Piccolomini. Eine Übersetzung von Nielas von Wyle wurde 1462 in Esslingen gedruckt; eine Übersetzung von Aegidius Albertinus (1560—1620) erschien 1615.
195
Battalus
25 21. Landstôrzer Gusmann Der Landstórtzer Gusman von Alfarache, München 1615; Aegidius Albertinus' Übersetzung des spanischen Schelmenromans: La vida dél Picaro Guzman de Alfarache ( 1599) von Mateo Alemán. 22. Landstórtzerin Justina Das weibliche Gegenstück %um Pikaro; der Roman erschien 1620 in Frankfurt und basiert auf einer spanischen Vorlage. 26 23. Lazarillo Der Lazarillo de Tormes (1554) erschien 1617 in einer deutschen Übersetzung von Nielas Ulenhart unter dem Titel: Historie von Isaak Winckelfelder und Jobst von der Schneid. 24. Simplicius Simplicissimus 27
25. Spring>ins-Feld 26. Courage
(Grimmelsh.)
(Grimmelsh.)
29
1669.
1670.
1670.
27. Wunderbarliches Vogelnest II 1675. 28 28. Narren=Hospital Narren=Spital, 1681.
(Grimmelshausen)
(Grimmelsh.)
Teil I 1672, Teil
(Johann Beer, 1655-1700):
29. Ritter Hopffen Sack
(Beer)
Der Berühmte
Halle 1678.
30. Jean Rebhu Gemeint ist hier Beers erster Roman: Der Simplizianische Welt=Kucker / Oder Abentheuerliche Jan Rebhu ... 1677—1679. 30 31. Der kleine Schneider=Gesell Print^ens Vertheidigung des löblichen Schneider=Handwercks, siehe dazu III, 2 2 8 f f . 32. Fliegender Wanders=Mann Die Schrift Der fliegende Wandersmann zum Mond wurde ursprünglich Grimmelshausen zugeschrieben. 31
33. Stoltzer Melcher
(Grimmelsh.)
1672.
34. Vom ersten Bârnhiuter
(Grimmelsh.)
35. Bart=Krieg
1673.
(Grimmelsh.)
1670.
32 36. Teutsche Wahrheit Da dieses Werk hier im Zusammenhang mit den kleineren Schriften Grimmelshausens angeführt wird, handelt es sich wohl um den Teutschen Michel 1671. 37. Froschmäusler Georg Rollenhagen, Froschmeuseler. Der Frösche und Meuse wunderbare Hoffhaltung, querst: Magdeburg 1595. 38. Von den sieben weisen Meistern Augsburg gedruckt.
Volksbuch, wurde 1474 in
33 39. Vom Keyser Octaviano und seinen Söhnen dem Französischen. 1535.
Volksbuch, aus
196
Kommentar
1 40. Beutel=Schneider=Historien haffte Diebs Historien. Frankfurt 1613.
Beutelschneider, oder wahr-
41. Gûldner Esel Ain schön lieblich auch kurtzweilig Gedichte Lucij Apuleij von ainem güldenen Esel von Johannes Sieder. Augsburg 1538. 2
42. Guldner Hund
(Print^)
1675/1676.
43. Vom Hertzog Ernst Ein Spielmannsepos aus dem 12. Jhdt.; das Volksbuch des 15.Jhdts. ist die Eindeutschung einer lateinischen Vorlage. Erster Druck: Bamberg 1493. 44. Von der schönen Magalona Eindeutschung eines französischen Ritterromans durch Veit Warbeck (1490—1530): Die schöne Magelone. 3 45. Drey Ertz=Narren Christian Weise (1642-1708) ist der Verfasser von Die drey ärgsten Ertz-Narren in der gantzen Welt (1672) sowie der %wei nächsten Romane, die wie alle Werke dieser Art entweder anonym oder unter einem Pseudonym erschienen. 4 46. Drey Klügsten Leute der gantzen Welt. 1675. 47. Politischer Náscher
(Weise) (Weise)
Die drey klügsten Leute in
1678 (aber schon vor 1672 entstan-
den). 48. Politischer Maul=Affe 1679. — Ein Werk von Johann Riemer ( 1648— 1714), welcher Weises Nachfolger als Professor für Poesie an der Ritterakademie in Weißenfels wurde und später als Vorgänger von Erdmann Neumeister von 1704 bis s^u seinem Tode Hauptpastor von St.facobi in Hamburg war. 5
49. Politische Colica
(Riemer).
6
51. Politischer StockFisch
1680.
50. Politischer FeuerMauerKehrer (Riemer).
52. Politischer BratenWender
(Beer).
(Beer).
1682.
1681. 1682.
7 53. Politischer Toback Bruder Michael Kautzsch. Der Politische und Lustige Tobacks=Bruder. Merseburg 1684. 54. Winter=Náchte náchte, Nürnberg 1682.
(Beer) Zendori à Zendoriis Teutsche Winter-
8 55. Philander von Sittewald Hans Michael Moscherosch (1601 — 69) brachte çwischen 1640 und 1650 seine Gesichte Philanders von Sittewald heraus, die für die Moralsatire des Jahrhunderts wegweisende Bedeutung hatten. 56. Schelm über alle Schelmen
Anon. o. O. 1655.
197
Battalus
9 57. Amadis in 24 Bänden Der Verleger Feyerabend in Frankfurt brachte von 1583 an Des Streitbaren Helden, Amadis aus Franckreich Sehr schöne Historien heraus. Der erste Band des Amadis war schon 1569 erschienen und Fischart lieferte 1572 die Übersetzung des sechsten Bandes. Der Amadisroman, der in der deutschen Ausgabe auf 30 Bände anschwoll, wurde %um Vorbild höfischer Lebensformen sowie %u einem Prototyp des hofischen Romans und rief eine Vielzahl von Imitationen und später auch Parodien hervor. 59. Jungferlicher Zeitvertreiber
(Johann Gorgias, 1640—1684)
1665. 10 60. Rübezahl Johann Prätorius (1630-1680), Bericht von dem Rübezahl. Leipzig 1662.
Ein ausführlicher
61. Katzen=Veit Prätorius: Ein gründlicher Bericht vom schnackischen Katzen-Veit. o. O. 1665. 62. Weiber=Hechel (Beer) Des berühmten Spaniers Francisci Sambelle wolausgepolirter Weiber=Hâchel ... o. O. 1680. 63. Kluncker-Mutz Der große Kluncker'Mut1671. lung derber Satiren gegen das weibliche Geschlecht. 11 64. Jungfer»Hobel o. O. 1681.
Eine Samm-
(Beer) Der neu-ausgefertigte Jungfer-Hobel.
65. Francien Charles Sorels (1602—74) Roman erschien 1662 unter dem Titel: Warhafftige und lustige Histori, Von dem Leben des Francion. 13 1. Neues Kunst=Bûchlein Bei diesem und einigen derfolgenden Schriften konnte kein genauer Titel ermittelt werden. 2. Hoccus Pocus oder Taschen-Spiel ähnlich wie Hocus pocus iunior, London 1634. 14
3. Des Simplicii GauckeLTasche
wohl ein Zauberbüchlein,
(Grimmelsh.)
1670.
4. Vom Glaß=Schleiffen Hier und bei einigen der folgenden Titel handelt es sich um Fachbücher, welche Print·.ζ gekannt und vielleicht auch benutzt hat. Näheres konnte nicht ermittelt werden. 8. SpiegeLKunst Die Spiegelschau (speculi constellatione) war im 16.j17.Jhdt. weit verbreitet. Da%u: Liber quintus Archidoxis Magicae de speculi constellatione. Erstmals 1570. 9. Magia naturalis Die Magia naturalis (das Gegenstück \ur Magia illicita) wurde in zahlreichen Büchern behandelt, ». a. auch von Kaspar Schott, siehe II, 305,2 + K.
198
Kommentar
17 10. Cryptographia Johannes Balthasar Friderici (2. Hälfte des 17.Jhdts.): Cryptographia oder Geheime schrifft- münd- und würckliche Correspondentz ... Hamburg 1684. nicht
11. {Calligraphia gefunden.
Die Schönschreibekunst;
ein spezifischer
Titel
wurde
12. Von Feuerwercken Feuerwerkbücher gibt es in Europa seit dem 15.Jhdt.; Printz mag etwa das folgende von Theodor de Bry gekannt haben: Kunstbüchlin von Geschütz und Fewerwerck, Ff.¡Main 1619. Siehe dazu: Das Feuerwerk. Seine Geschichte und Bibliographie, hsgg. v. Arthur Lotz~ Leipzig (1941). 18 13. Mathematische Erquickstunden ermittelt werden.
Ein solcher Titel konnte nicht
14. Helden=Schatz Staricius: Helden-Schatz, das ist: Natûrkûndliches Bedencken über und bey Vulcanischer, auch natürlich-magischer Fabrefaction und Zubereitung der Waffen des berühmten Helden Achillis ... Darmstadt 1614. Das Buch, das mehrere Auflagen erlebte, gehört in den Bereich der „magia naturalis". 19 15. De Sigillis Gemeint ist vielleicht die pseudo-paracelsische Schrift aus dem fahre 1570: Liber secundus Archidoxis magicae, de sigillis duodecim signorum et secretis illorum, in der die Sigillen der zwölf Zeichen besprochen werden. 16. Occulta Philosophia Vielleicht: Azoth, sive Aurelia occultae philosophorum materoiam primam. Frankfurt 1613. 17. Arbatel
Arbatel. De magia veterum, Basel
1575.
20 18. De Cura Magnetica Dies berührt sich mit Kirchers Ansichten über die Musikheilkunde, die er in seiner Schrift Magnes sive de arte magnetica, Rom 1641, begründet hatte. 19. Vom Goldmachen Es ist nicht klar, welches Werke zu diesem Thema hier gemeint ist.
der
zahlreichen
20. Fallopii Kunst»Buch Gabrielo Falloppi (1523- 1563) schrieb Zahlreiche medizinische Bücher, darunter: Gabrielis Fallopii wunderbarlicher ... und sehr nutzlicher Secreten drey Bûcher, F f . 1616. 21
21. Von Sonnen-Uhren
Dazu wurde kein bestimmter
Titel
gefunden.
22. Magia Optica Caspar Schott und A. Kircher: Magia optica. Das ist: Geheime, doch naturgmássige Gesicht- und Augen-Lehr. Bamberg 1671.
199
Battalus 395
^ Racketen=Stócke die Stöcke, an dene« die Raketen zum Abfeuern befestigt werden, bezw. die hölzernen Formen, in denen die Raketen gebildet Verden.
397
5 Schlûssel=Pûchsen ein zu einer Büchse (= Feuerwaffe) gemachter Schlüssel, d. h. ein Schlüssel mit einem Zündloch, aus welchem die Knaben schießen pflegten. 27 meine drey Heller auch dazu legen eine häufig gebrauchte Wendung für die Beteiligung an einer Diskussion; der Heller bezeichnet dabei das Kleine, Geringe.
ßC)g 24 welchen er in der Declaration ... gelesen Einer der zahlreichen Verweise auf das eigene Werk bei Printç. Hier erscheint der Vater des Battalus als Leser der 1678 erschienenen Declaratio; siehe da%u II, 2 0 4 f f . 3QC) 1
Es versiehts der scharfsichtig Luchs
Froschmáuseler, S. 148.
16 Was du nicht wilt Wander 4, „Thun", 222. Vgl. auch: „Was du nicht wilt I daß man dir Thu j Deß ¡aß ein andern auch mit ruh." Petri (241).
401 403 404
37
SchaafsLorbern
Schafkot.
9
kòckten
sich.
21
Rhinocerot
erbrachen
alte Form für Rhinozeros,
1
malcontent
22
tragiret
6
Recreation
10
ex fundamento
Nashorn.
unzufrieden.
traktiert,
behandelt.
Erholung. von Grund auf.
11 des Clavii Commentarius Ein Kommentar des Jesuiten Christoph Clavius (1537—1612), der in Rom Mathematik lehrte. Der Kommentar \u Euklid ist der erste Teil eines fünfbändigen Werkes: Christofori Clavii ... opera mathematicae, Mainζ 1612. 12 Stifelii Arithmetica Integra Michael Stifel (1486-1567), Theologe und Mathematiker aus Eßlingen. Seine Arithmetica Integra erschien 1544 in Nürnberg. 14
dreyeckichte Säulen
Prismen.
15 eckichte Brillen Brille wird hier wohl in der ursprünglichen Bedeutung geschliffenes Glas" gebraucht; sie waren aber wohl aus Beryll, einem Halbedelstein,
200
Kommentar
dessen Eigenschaft, Gegenstände \u vergrößern, man bereits im Mittelalter hatte.
erkannt
Cameris obscuris „dunkle Kammern", die Camera obscura war eine Lochkamera und Vorläufer des Fotoapparates oder Projektionsgerätes. 16 Ingegnier-Kunst Der Ingenieur war ursprünglich ein Kriegs- oder Festungsbaumeister, die Ingenieur-Kunst bezieht sich deshalb hier wohl hauptsächlich auf Festungsbau, Landvermessung usw. 28 des 405
Grab=Stickel Kupferstechers.
stählerner Griffel für Gravierarbeiten,
insbes. Werkzeug
^ omnibus aliquid, in toto nihil Von allem etwas (wissen oder leisten), im Ganzen nichts. Walther 11911 a, Wander „Handwerk", 51. 30 nihil agendo Walther 16627, Wander /, „Arbeit" 4; III, „Nichtstun" 2; auch Seybold }47: „Müßiggang lehrt nichts Gutes." Vgl.: Nihil agendo homines male agere discunt. Cato, Orac.
406
^
'n Jure
17
valedicirte
23 rie.
Collegium Musicum Theoreticum
ii der
Rechtswissenschaft.
hielt meine
Abschiedrede. Vorlesung über die Musiktheo-
28 excipiret excipiren = auslassen, ausnehmen, gemeint ist hier wohl „excerpiret", d. h. aus Büchern und Schriften gezogen.
407 409 410 411
9
Hospes
Wirt.
30
Poenâle
Pennäler, höhere Schüler.
22
charchirten
28
Ex. gr.
29
g r i f f e n an,
attackierten.
exempli gratia = yum
Nacht-Blöcken
Beispiel.
nächtliches Lärmen, Geschreimachen
413
13
416
8 Dreyer Dreier, Dreipfennigstück. 10 neuer Creutzer Kreuzer: ursprünglich Silberpfennig, fernen Pfennigmün^e gesunken. 19
Kayserlich Geld
Casus
Fall.
(vgl.
blöken).
Gemeint ist wohl die Reichs-Muntre, deren Wertver-
später trur kup-
201
Battalm 417
^
419
20 Avaro ... tarn deest Walther 1879; Wander I, „Geizhals" 37: ,je mehr ein Geizhals hat, je weniger wird er satt."
dupliren
verdoppeln.
28 Lobe=Tantz Seit dem 13.Jhdt. bezeugte Art des öffentlichen Tanges, der jährlich gewissen Tagen vorgenommen wird, damit die jungen Leute sich kennenlernen und Ehestiftungen angebahnt werden. Dabei kam es nicht selten Schlägereien. 420
I® Gretschem Dorf schenke, Wirtshaus; dieser Ausdruck schem) war im Grenzgebiet %u Böhmen üblich.
421
^
Schultze
30
Gedrösche
422
Ortsvorsteher,
(auch
Kret-
Bürgermeister.
Schlägerei, vgl. dreschen.
^ Sechzehen=Húte eingebildete, aufgeblasene Personen. Der Ausdruck wurde im Dwb. nicht gefunden, wird aber auch von Kuhnau im Quacksalber (S. 154 ) mit derselben Bedeutung gebraucht. 18
Scharmützel
kleines Gefecht, Geplänkel, hier:
Schlägerei.
31 Ofen=Gabeln meist %wei%ackige, eiserne Gabeln \um Wenden des Holges (oder der Kohlen) im Ofen.
423
32
Schultzerey
6
Pfleger
9
Büttel
Haus des Schulden,
Verwalter, siehe I, 230,27 K. Gerichtsdiener,
22
steckte
35
in den Stock werffen
424
Bau
Rathaus.
Häscher.
„stecken" hier: jm. etwas einreden. siehe II, 326,17 K.
der Ort, wo Gefangene Zwangsarbeit leisten müssen.
426
4 Bock spezifisch: der Windsack der Bock- oder Sackpfeife, verallgemeinernd für das gan^e Instrument gebraucht.
aber auch
428
^
ad Spectatores
430
^
Born=Kannen
431
" Ihr Harrn Schiefer-Barthel spricht schlechtes Schlesisch und wird von den andern kindischer Hund" genannt (434,18).
an die Zuschauer. Brunnenkannen,
Wasserkannen.
202 18
Kommentar sich
steh!
19 zum guten Tùgen abschloin ... tügen (schles.) „daßes taugt": tüchtig, gewaltig; abschloin (auch abschlan, Zeile 26) — verschlagen. 21 Bock=Pfeiffe Eine große Sackpfeife mit einem Bordun ( = der unverändert mitklingende Ton) in C. 22
schmern
wohl: schwern = schwören.
29 Sat ihr / was soll ich spandirn? Sagt, was ich spendieren soll. Ich will gerne befahlen, damit ich das nächste Mal dreist bei eurer Kunst mithalten kann und ein so rechtschaffener Kerl sein kann, wie ihr seid.
432
24
Porr
ΡααΓ'
Holtz=Kannen „Bornkannen." 433
4
Bock
12
Bornheiter
23
darsalke
434
hölzerne Wasserkannen, anscheinend kleiner als die
die Bockpfeife,
Sackpfeife.
Bärenhäuter, siehe I, 11,12. dasselbe.
Windischer Hund
windisch = wendisch, slawisch.
435
^ mundirige vieil, eine Verballhornung von lat. munificus: freigebig, wohltätig und „spendieren".
431
^ Hacke=Bret ein von Bierfiedlern gebrauchtes Musikinstrument: ein gitterartiges Saiteninstrument mit einem flachen Schallkasten, das mit Klöppeln geschlagen wird. 32
439
Eintrag thun
schaden.
10
Himmel'Geiger
19
Ein braf Kerl war
vgl. II, 202- 04. Froschmâuseler S. 115.
24 was den Hammer Die Veraendung des Wortes Hammer als Bezeichnung des Teufels (auch des Todes oder Henkers) ist seit dem späten Mittelalter bezeugt. 29 440
hinte
heute Nacht.
a u f f dem Blocks-Berge " der Ort, an dem der Sage nach in der Nacht vom 30. 4. ^um 1. 5. (Walpurgisnacht) die Hexen mit dem Teufel zusammenkommen.
13
Schwinderling
Ohrfeige,
Maulschelle.
203
Battalus 441
442
21
Sau
26
Suppelcat
^
hortlich
443
Fehler, siehe 1,44,24 Κ. Supplikat, Bittschrift
(Eingabe).
herrlich.
Gegen»Nothdurfft Erwiderung auf eine gerichtliche
445
®
Curante
446
2
Herren und Meester
Beschwerde.
Courante, schneller Tanz; auch: Satz in einer Suite. Vgl. I, 99,24 K.
5 Hacke=Brett siehe I, 437,26 K. Das Hackebrett gehörte, wie auch die Zwei folgenden Instrumente, zu den „unehrlichen" Instrumenten der Fahrenden. Stroh=Fiedel
mittelalterlicher
Hümmelchen
Name für das Xylophon.
bezeichnete im 17.fhdt. eine Sackpfeife.
24
Benificia Jurium
26
excipiendo
27
Ration
447
8 32
praestiren leisten. Colicam Kolik, Leibschmerzen.
448
25 42.
Wenn man keine Jungfern haben kann
449
rechtliche Privilegien,
auszugsweise,
Vergünstigungen.
zusammenfassend.
Begründung, Argumentation, siehe I, 280,32 K.
Wander 2, ¡Jungfer,"
^
Baccho
Bacchus, lat. Name des griech. Weingottes Dionysos.
14
Veneri
Venus, rom. Göttin der Liebe.
21
condemniren
verurteilen.
22
Praeeminenz
Vorrang.
23 {Officium Judicis) imploriren sich Rechtshilfe erbitten; die Obrigkeit ersuchen, nach ihrem richterlichen Amt einen Ausspruch z« tun-
450
24
omni melliori modo
28
replicando
^
duplicando
4 14
auf die allerbeste Weise.
in Form einer Gegenrede, Replik. in Form einer zweiten Erwiderung.
Exception juristische Einrede, Einspruch. Printz III
204 8
Kommentar ^Sentenz
Urteil.
26 anstehen ... lassen späteren Termin ansetzen.
hinausschieben; in der Rechtssprache:
auf einen
452
® Adam und Even Hans Sachs hat das Thema von Adam und Eva mehrfach behandelt, das bekannteste Stück ist wohl: Die ungleichen Kinder Evas, 1533. Die meisten der hier erwähnten Stoffe sind in den Dramen der Meistersinger und Humanisten bearbeitet worden.
453
^ Tobias Hans Sachs 1533; Georg Rollenhagen 1576. — Print\ kannte wahrscheinlich auch das sich eng an den Peter Squentz anlehnende Stück von Christian Weise: Von Tobias und der Schwalbe, das 1682 aufgeführt wurde und 1683 in der Sammlung Christian Weises Zittauisches Theatrum ... im Druck erschien.
454
2 Von dem reichen Mann und armen Lazarus Die bekannteste Fassung dieses Stoffes ist wohl die von Georg Rollenhagen: Der reiche Mann und der arme Lazarus (1590). 7
Judith und Holophernes
Hans Sachs 1551.
24 Waschbleul ein starkes, mit einem Stiel versehenes Stück Hol% \um Schlagen der Wäsche und übertragen auch eine Waschfrau oder eine Dienstmagd; hier jedoch ist es der Name eines groben Bauernknechts. 21 458
460
461
praesidiren
soll wohl präsentieren
heißen.
ihre Haare eine ähnliche satyrische ,,Sch0nheitsbeschreibun¿' Grimmelshausen im £weiten Buch des Simplicissimus (S. 118). 22
Hâscher=Laterne
25
ihr seid schon pflick vieil. ,flügge,"
26
Sprenckel
bringt
Diebs- oder Blendlaterne, siehe I, 151,33 K. erwachsen.
Vogelstrick, Falle %um Vogelfang.
^ mein sechs Volkstümliche Beteuerungsformel (auch: „Meiner Six"), die vielleicht verhüllend für „Meiner Seef steht. Über die versch. Bedeutungen dieses Ausdrucks siehe Wander 4, „Sechs", 3. 18
Discrezigon
2
Mütze
9
Rüntschel
Diskretion,
Verschwiegenheit.
siehe I, 187,28 K. Vielleicht verwandt mit Runx, siehe I, 97,16 K.
18 schickete Huhr Aussehen gebraucht.
vieil, ist hier „schick" im Sinne von gutem Wuchs und
205
Battalus 462
^
w o es euc^
schiert
was euch kümmert, bekümmert (vgl. sieb
scheren).
31 trecke wohl %iehe gut. — Die Fehlreime dienen hier \ur Bloßstellung der mangelnden Fähigkeiten der Aufführenden. Sie sind ein beliebtes LustspielElement und erscheinen vielfach im Schwank ». Volksbuch ( B . im Peter Squentz und im Lalebuch). 4(54
^
Blaß mir doch ein
466
9 Staub=Schilling „Staupe" bezeichnet eine öffentliche Ruten; für „Schilling' siehe I, 28,7 Κ. 1
nicht ein Haar
13
Ficfac
einblasen,jem.
überhaupt
etwas vorsagen,
zuflüstern. Züchtigung
mit
nicht.
Rutenstreich.
20 Opitz / Rist und Tschering Die Bierfiedler führen als ihre Gewährsmänner drei prominente Dichter an: Martin Opitz (1594—1635), den Wegbereiter der deutschen Kunstpoesie, seinen Schüler Andreas Tscherning (1611-1659) und den Hamburger Pastor fohann Rist (1607-1667), der als gekrönter Poet, kaiserlicher Pfalzgraf und Gründer des Elbschwanordens, die Opit^schen Ideen und Reformen in Norddeutschland weiterführte. 468
4(59
26
Actum & publicatum
27
Anno praesente
5 Ohmen 1 Vi Hektoliter. 10
470
471
Abgehandelt und öffentlich
in diesem (gegenwärtigen)
Ohm ist ein Maß für Flüssigkeiten,
Wer nicht wirbt
bekanntgemacht.
fahr. besonders für Wein; etwa
siehe Wander 5, „werben" 10.
2 beständige Unbeständigkeit Das Wortspiel von der Unbeständigkeit als Ausdruck barocken Lebensgefühls findet sich häufig im 17.fhdt., am prominentesten wohl als Motto von Grimmelshausens Continuatici, dem 6. Buch des Simplicissimus. 27
18. Schuh
28 ist.
Piquenierer
Längenmaß:
18 Fuß.
7 10 Grenze festliche 14»
Charge Amt, dienstl. Stellung. Schallmey=Pfeiffer Die Schalmei, ein Rohrblattinstrument, vom Volks- zum Kunstinstrument steht, wurde im 16. und und zeremonielle Musik verwendet.
Soldat z« Fuß, dessen Waffe die Pike, der lange Spieß
das an der 17.fhdt.für
206
Kommentar
472
*
Jasowsky im ... güldenen Hund
474
^
Frantzosen=Tráncke
475
7 Caturen ... in Garhunien Der Grund für die Verwendung solcher leicht durchschaubaren Anagramme (Türken ... Ungarn) ist nicht ganz klar, wahrscheinlich sind es nur Spielereien, vieil, soll damit auch bewußt von einer realistischen Darstellung abgerückt werden. Siehe auch I, 84,10 K. 13
Confect
477
478
6
Tinkturen zur Behandlung der Syphilis.
Zucker-Backwerk.
26 Pater Qvardian oder Prior genannt. 475
siehe II, 109— 12i.
Luciani
Guardian: der Vorgesetzte eines Klosters, auch Abt
Lukianos, siehe I, 87,24 K.
7
Fincken=Ritter
33
sûleten
Schwankbuch, siehe II, 392,18 K.
sielten, wälzten.
^
bemackelten
12
Tractamenta
beschmutzten.
15
Sóller
33
Italienische Meilen
Bewirtung,
Behandlung.
balkonartiger Anbau. etwa ein Viertel einer deutschen Meile.
479
^ Commiss-Brod Das Wort ist seit dem 16.Jhdt. bezeugt; = Militärdienst, Soldatenstand.
480
5 Bromen Dornenranken (vgl. Brombeere). 18 Stadt Carnutum das heutige Petronell in Niederösterreich; in der Römerzeit ein wichtiger militärischer Stützpunkt, der auf eine keltische Siedlung Zurückgeht.
481
21
schantzen
1
Wer ... einen Kopff von Wachs hat
Commiss
Schanzen bauen, sich eingraben. Siehe Wander 4, „Wachs" 7.
20 Ich kann ... nicht beschreiben Mit dieser Bemerkung scheint Printz die Erzählkonvention eines allwissenden Erzählers abzulehnen. 32 482
in specie Pagage
insbesondere. Bagage, Gepäck, Troß.
17 Hohenfels Es handelt sich hier, wie auch bei Bulonia (Zeile 18j vermutlich um fiktive Ortsangaben. — Die Kriegserlebnisse des Battalus scheinen
207
Battalus
sich eher auf das Jahr 1664 beliehen, das den kaiserlichen Truppen militärische Erfolge bescherte, als auf die Feld^üge des Jahres 166}, an denen Prints^ teilgenommen hatte.
4g3
18
per Accord
mit (nach) Vereinbarung.
26
Wenn die unerfahrne Leut
15
die Pursche
Froschmeuseler, S. 360.
siehe I, 192,8 + K.
17 Muster=Schreiber ein beim Heer angestellter Schreiber, der das Soldatenregister (die Musterrolle) führt.
484
28
Cortesie
Aufwartung,
9
Alt»Weiber=Freyten
20
Granser
Brautwerbung. „Freyten" = Ehen.
,gransen" = brummen, murren, nörgeln.
4§5
11 ihre Nahmen ... an den Galgen geschlagen Das Anschlagen der Namen be%w. Aufhängen von Bildern war üblich bei Deserteuren, was wohl einer Verurteilung „in absentia" gleichkam.
486
^
Pater Superior
13
excursirte
exkusierte,
4 g g 30
Sclavonier
Slawe, Tscheche.
Vorsteher eines Klosters oder Ordens. entschuldigte.
32 Kadi / gibm Denla „Katharina gib dem kleinen Mädchen die Tüte mit den Gutsein und den Lebkuchen. Hole mir hernach Fett, einen Kuchen und Hähnchen mit Gurken. Draußen im Speiseschrank ist eine Pfanne vollJalet^n(l), vier gebratene Emmerlinge und ein Knollenbrei; Hol sie herein. Hernach trage das Getreidesieb aus der Scheune, gib Schmit%a(?) und heiße den Metzger und den Mälzer kommen." Diese Übersetzung findet sich bei Winkler, der da%u kommentiert: „Ist auch der Sinn dieses Mundarteinschiebsels nicht völlig klar, ist es doch unverfälschtes Oberpfäl^isch, fern der Heimat aus der Erinnerung lauttreu aufgeschrieben." ('Literaturgeschichte, S. 207.) 489
34 Wo es aber einem wohlgeht „Mein Vaterland ist, wo es mir wohlgeht."
490
8
General Pantoni
491
3 20
salviret gerettet. die Ordinari-Proviant gewöhnliche Verpflegung, Ration.
wohl ein fiktiver
Vgl. Wander 4, Saterland" Name.
11:
208 492
Kommentar
w'e ^ rung gefunden
Befilled
zu
Für diesen Ausdruck kannte keine Erklä-
werden.
10
abgetreugtes
getrocknetes.
12
Schnaphanen
Straßenräuber,
Strauchdiebe.
12 Rumor=Meister Vorsteher der Feldpoli^ei und Aufseher über Lärm ». Aufruhr; zuweilen auch Wagen- oder Proviantmeister. 494
die verlohrne Schildwache die „auf verlorenem einer besonders gefährdeten Stellung postierte Schildwache.
498
14
recusirte
16
Cavallier von Fortun
18
accommodiret
aufgenommen,
20
Gentil huomini
Edelleute,
23
Zecchini
venezianische
33
Orpheus
der berühmte Sänger der griech.
^
Conquesten
497
weigerte
Streit,
Posten", d. h. in
mich. Glücksritter. untergebracht. Adlige.
Goldmünzen. Sage.
Eroberungen.
22 Ancona und Sirolo ital. Proving Ancona.
Städte mit berühmten
Wallfahrtskirchen
in der
24 bekleidetes Crucifix über das bekleidete Kruzifix und das von Prints^ angeführte Sprichwort berichtet auch Zedlers Großes vollständiges Universallexikon, Bd. 37 (Leipzig und Halle 1743), Sp. 1810. 498
17
Bey lager
Hochzeit.
E^QQ 14 hinter dem Dorffe (wohnen) auch Leute d. h. es gibt auch andere Leute, die Weltkenntnisse und Verstand haben. Dieses Sprichwort erscheint meist als „Hinter dem Berge ..." (so auch bei Grimmelshausen). Wander 1, „Berg" 44 und 45. 25 Füchse für Hasen Für die im folgenden von Pancalus erzählte Episode gibt es eine Parallele im Neuausgefertigen Maul-Affen (1678), S. 82.
503
26
Aglestern
27
der Geyer
Elstern. der Teufel, siehe I, 130,8 K.
C f ) 4 29 Hüte dich ... für dem Thiere / das Zópffe hat „Thier" 60.
Wander 4,
209
Βattalus 5Q5
28 in einem schönen und wohlgezierten Leib Eine ähnliche Schönheitsbeschreibung hat Prints^ im Güldnen Hund (II, 104) versucht. Da ging die äußere Schönheit Hand in Hand mit einem „Heroischen Geist", hier ist sie das Anzeichen für einen „schönen und wohlqualificirten Geist." Vgl. auch die Beschreibung Piccotas I, 102,26ff., Piccola ist allerdings eher „niedlich".
506
dieses Affectes 21
dieser Gemütsbewegung.
(sich) entschütten
sich frei machen, entledigen.
30 Otia si tollas Ovid, Rem. am. 139—40: „Sagst du dem Müßiggang auf, Cupidos Bogen wird machtlos; ohne Flamme, verschmäht, liegt seine Fackel am Weg." (v. MarnitZ) Walther 20513. 507
2
ingeniöses sinnreiches.
3
Chordosophiam
22
Gegenwurff
Lehre von den Saiten (i. e. Darmsaiten).
Gegenüber, Gegenstand.
24 Claudianus (etwa 375— 405 ». Chr.), der in Alexandria geborene Claudius Claudianus lebte in Rom und Mailand und stellt den letzten großen Höhepunkt der römischen Dichtung dar. 25 Mens humana quod optât Das Zitat wurde in dieser Fassung bei Claudianus nicht gefunden. Es handelt sich aber dabei um eine geläufige Aussage, der Moscherosch mehrere Beispiele anführt, darunter: „Was man deß Tages im Sinn gewünscht das kompt einem deß Nachts im Schlaff vor," und mit dem Hinweis auf Claudianus: „Omnia quae sensu volvuntar vota diurno, / Tempore nocturno redditamica quies." ('Gesichte I, S. 263) Bei Claudianus erscheinen die Verse in der Lobrede auf Honorius wie folgt: „Omnia quae sensu volvuntar vota diurno / pectore sopito reddit amica quies." (ΎΙ Cons. Hon. pref. \-2). 508
1
Consens
Zustimmung.
13 Quanto val e quanto può Die drei Lieder weisen unterschiedliche Strukturen auf: das erste ist ein Rondo, das zweite ein Madrigal, und das dritte eine Arie. Die %wei letzteren könnten als Rezitativ und Arie zusammengehören, und es ist möglich, daß die Texte aus Opernlibretti der Zeit stammen. 5QC) 4
Diten
Die Anspielung ist auf die Tränen der Dido.
C Ύ Q 28 daß ich mit der Latte lieffe siehe I, 123,28 K.
verliebt war, mich närrisch benahm,
210 511
513
Kommentar
18
Carete
Kutsche.
22
Discurse
^
Pausilipi
Gespräche. Ein Berg auf dem Wege ζwischen Neapel und Puozzpla.
Insul Nisita 24
eine kleine Insel bei Neapel.
Misenische VorGebûrge
Capo di Miseno, in der Nähe von Neapel
Insul Prochyta Isle di Procida, kleine Insel, ζwischen dem Capo di Miseno und Ischia gelegen. 27
contrai
30
Caper
35
Patron
9
St&kken
Geschützen.
12
Marsilien
Marseille.
14
Ranzón
19
Galeen
Galeonen oder Galeren, große, bewaffnete
25
Cronen
Kronen (Goldmünze),
51g
11
Schlag*Wasser
519
22 närrisch ... der sich auff das Wasser begiebt So hatte ja auch der junge Printζ bei seiner Italienreise mit seinem Herren argumentiert: „man täte närrisch, wenn man zur See reisete so lange man zu Lande fortkommen könnte." Siehe III, 34. Von Cato wird erzählt, daß er auf dem Totenbette vier Dinge aufgezählt habe, da er nicht wie ein Römer gehandelt habe. Dazu gehört, er hätte „einsmals können eine Reise zu Land verrichten / die ich ζ» Wasser vollbracht / welches gefährlich war." Zech=Bruder Spiegel, S. 293.
laviren
514
35 520
entgegengesetzt. gegen den Wind segeln. bewaffnetes
S c h i f f , Freibeuter,
Seeräuber.
Eigentümer eines Schiffes (auch: Schutzherr,
Gönner).
Lösegeld.
Vgl,
Wenn die Sterne
^
Dimission
31
Cancellisten
Segelschiffe.
siehe I, 267,6 K.
„Schlag-Balsam", //, 131,27 + K.
Vgl. „Stultum facit fortuna
Verabschiedung, Kanzleibeamter,
Entlassung. Schreiber.
...", siehe I, 68 K.
211
Battalus 522
9 Oculisten siehe I, 22},9 Κ. 10 Stein» und Bruch=Schneider den behandelt. Vgl. auch I, 265,13 K. 26
guten Abgang
Wundarzt, der Gallen- und Blasenlei-
hier: guten Zulauf, Erfolg. (Abgang einer Ware).
523
^ die Kolbe lausen seit dem 16. Jhdt.: durch Schläge belehren, aber auch derb zurechtweisen, denn Rügen werden in volkstümlicher Rede oft mit Prügeln gleichgesetzt. Hier jedoch ist es gebraucht im Sinne von: jm. übervorteilen, Geld abgewinnen b%w. abnehmen, ,filmen". Eine Kolbe ist ein glatter, geschorener Kopf, kann aber auch eine Keule bezeichnen, so B. in „Narren muß man mit Kolben lausen." Petri (639).
524
1
Grandezza feierliches, würdevolles
Auftreten.
Güldner Hund Einleitung Nur eine Auflage dieses Werkes konnte ermittelt werden, und in allen eingesehenen Texten sind die %wei Teile zusammengebunden, jedoch mit getrennter Blatt^ählung. Offensichtlich wurde der erste Teil v(u einem vorläufigen Abschlußgebracht, als ein ^weiter geplant wurde; das Werk erschien wohl erst 1676. Der Vermerk, zu finden bey Johann Blicken, auf den beiden identischen Titelkupfern, die die im ersten Kapitel des ersten Teils beschriebene Verwandlung des Helden darstellen, weist auf den Jenaer Verleger Johann Bi(e)lcke, der das Buch auch in den Meßkatalogen für 1675 und 1676 angezeigt hat. Die Verfasserschaft Print^ens für diesen Roman ( sowie für das Schneider-Handwerk ) hat Richard Alewjn 1930 in seiner Beer-Studie sichergestelltDie fiktive Ortsbe^eichnung }Wr%eckowit!¿ ist nach Alois Eder als eine tschechisch-polnische Mischform anzusehen, die etwa dem in Werken dieser Art gern gebrauchten ,Nirgendwo' entspricht.2 Ahnlich verwendet Print£ auch in seinem um diese Zeit erscheinenden Satyrischen Componisten die Ortsbe^eichnung ,Cosmopolis'. Der fingierte Druckort ,Wr%eckowit%' findet sich auch in der Vertheidigung des löblichen Schneider-Handwercks, einer Schrift, die Print% etwa fünf Jahre später ebenfalls unter dem Namen Cosmus Pierius Bohemus verfaßte, die aber seinen Lebzeiten nicht gedruckt wurde. Das Pseudonym ist durch die 1 2
Richard Alewjn: Johann Beer, Leipzig 1932, S. 8 3 f f . Alois Eder, Erstlich in polnischer Sprachg beschrieben ... In: Universitatis Wratislaviensis, No. 431 (Wroclaw 1978), S. 223.
Acta
Güldner Hund
213
Verwendung von Printyens Initialen und den Hinweis auf Böhmen — Printern Geburtsort lag ja nur ein paar Kilometer von der böhmischen Grenze entfernt — leicht entschlüsseln. Wir wissen nicht, wie Printζ an Bielcke in Jena, der ζwischen 1645 und 1706 mehr als 1150 Bücher verlegte, gekommen ist. Es ist aber verständlich, daß er bei diesem ersten Versuch als satirischer Schriftsteller seine Anonymität schütten trachtete und sich deshalb nicht an die Verleger wenden wollte, bei denen seine musiktheoretischen Werke gedruckt wurden. Mit der Erwähnung des Simplicissimus auf dem Titelblatt erweist sich der Gûldne Hund — ein Jahr vor Beers Simplicianischem Weltkucker — als der erste im Schatten des Simplicissim u s - E r f o l g e s entstandene Originalroman.3 Er stellt einen entscheidenden Schritt in Printyens Entwicklung als Schriftsteller dar. Es ist die erste Schrift, die nicht „Anleitung' oder gelehrte Abhandlung sein will, sondern der Unterhaltung dienen soll. Dies erklärt auch, warum der fiktive Erzähler sich so ereifert in seinem Bemühen, den Grund und Zweck dieses Werkes darzulegen. Die Eryählerfiktion der Übersetzung aus dem Polnischen und überhaupt die Einordnung ins Polnische, die ohnehin durch den Stoff gegeben ist, lag auch deshalb nahe, da Printy in Sorau im Grenzgebiet yu Polen wohnte. „Die Vorgabe eines polnischen Originals in der behaupteten Form" ist nach Eder „Teil des fingierten Kontextes, der auch im Pseudonym undfingierten Druckort seinen Ausdruck findet".* Wenn auch die Erwähnung des Simplicissimus auf der Titelseite in erster Linie als verlegerisches Aushängeschild dienen soll — der Dichter des Simplicissimus hatte ja selbst den Weg dayu gewiesen —, so kann andererseits aber auch kein Zweifel daran bestehen, daß Prints mit dem Werk Grimmelshausens vertraut war. Am deut3
4
Der schon 1672 erschienene Simplicianische Jan Perus, der als Gauner- und Schelmengeschichte dem Pikaroroman eine neue Richtung wies und mehrere Auflagen erlebte, ist kein Originalroman, sondern eine Übersetzung des English Rogue von Richard Head, der 1665ff. in England herausgekommen war. Eder, S. 219.
214
Kommentar
liebsten wird dies im dritten Kapitel des feiten Teils, wo erzählt wird, es „hinckte ein Steltzfus zur Thür hienein" und dieser auf die Frage, „wo er das eine Bein gelassen hätte" berichtet, daß ihm Anno 64 eine Türkische Kugel „für Canischa" das Bein weggenommen hätte. (II, 80—81). Ähnlich ist in der Rahmenhandlung von Grimmelshausens Springinsfeld (1670) der Titelheld eingeführt: „da trat ein alter Krontzer mit einem Steltzfuß zur Stuben hienein", und auf die Frage, „Landsmann, wo hast du dein anderes Bein gelassen?" kommt die Antwort: „In Candía."5 Diese Beziehung %u Grimmelshausen erscheint an einer Stelle, wo das Werk in der nachfolgenden Episode mit dem „musikalischen Diskurs" einen, wenn auch nicht autobiographischen, so doch sehr persönlichen Charakter annimmt. Von anderer Art ist die Abhängigkeit von Grimmelshausens Wunderbarlichem Vogelnest, dessen erster Teil im Jahre 1672 erschienen war. Wieder Vogelnestträger wandert der Hund als stiller Beobachter durch die Welt, ungleich jenem ist er aber von der Gunst seiner Herren abhängig und ihren Launen und Grausamkeiten ausgeliefert. In diesem vom ständigen Hunger angetriebenen Existenzkampf steht der Hund besonders dem Prototyp des europäischen Pikaros, dem Lazarillo, nahe. Ungeachtet seiner gegenteiligen Beteuerungen im 2. Teil des Guldnen Hundes kannte Prints den Goldenen Esel des Apuleius, von dem er einige Anstöße für seine von den Vorlagen abweichende Darstellung empfing. Es ist möglich, daß Printζ dieses Werk in der 1538 erstmals gedruckten und später mehrfach neu aufgelegten Übersetzung von Johannes Sieder kanntet Der Guldne Hund hat mit dem Roman des Apuleius die Tatsache gemein, daß die Verwandlung des Helden nicht Strafe des Himmels für eine Gotteslästerung ist, sondern Zauberei, nämlich das Werk 5
6
Grimmelshausen: Springinsfeld. Abdruck der Ausgabe von 1670, bgg. von J. H. Schölte (HallejS. 1928), S. 13. Ain schön lieblich auch kurtzweilig gedichte Lzucij Apuleij von ainem güldenen Esel. Augsburg 1538.
Güldner Hund
215
einer Hexe, die ihn mit einer Salbe bestreicht.1 Ein weiteres gemeinsames Motiv ist das der vorgeworfenen Geilheit und versuchten Kastrierung. Die Beteuerungen von Print% hinsichtlich seiner Unkenntnis des Goldenen Esels sind also ebensowenig ernst zu nehmen, wie seine Auslassungen über die anderen Fassungen der Verwandlungssage, die in diversen Formen, besonders aber als Predigtmärlein und in Flugschriften verbreitet war, von denen einige ihm wie seinen Lesern sicherlich bekannt waren.8 Der Ich-Erzähler nimmt selbst einigen dieser Versionen Stellung. Eine Fassung von einem Böhmischen Cavalier, gegen die schon auf dem Titelblatt polemisiert wird, konnte bisjetzt noch nicht ermittelt werden. Eine andere wiederum, die sich wohl auf eine Flugschrift aus dem Jahre 1633 stützt, mag wegen ihrer zeitlichen Nähe %um Guldnen Hund den unmittelbaren Anstoßfür Print^ens Erzählung geliefert haben. Es handelt sich dabei um eine Notiz aus dem Theatrum Europium vom Jahre 1670 mit der Randglosse „Erschreckliche Geschieht von einem gottlosen Edelmann in Polen."9 Dieser Bericht, in dem die Handlung bereits nach Masuren verlegt ist und der Held als Schösser erscheint, weicht von der oben erwähnten Flugschrift wie auch von den meisten anderen Versionen der Sage in einigen wesentlichen Punkten ab. Es wird darin nämlich ausdrücklich betont, daß der Held nach der Verwandlung seinen menschlichen Verstand behalten hat, wasja eine wesentliche Voraussetzung für die Form der Ich-Erzählung darstellt, als die Print% die Fabel behandelt. Es leuchtet auch ohne weiteres ein, daß der Held einer moralischen Erzählung, wie Printz sie konzipierte, nicht ein bestrafter Gotteslästerer sein kann; ebensowenig wäre für die Rolle des stillen Beobachters solch ein Kuriosum wie ein Hund 1
8
9
Zahlreiche Beispiele dafür gibt Adolf Jacoby: Von dem bósen Amtmann, der in einen Hund verwandelt wurde. In: Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Völkerkunde, 15 (1913), S. 212- 230. In diesem Zusammenhang mag auch die Stelle aus dem Froschmeuseler von Interesse sein: „Die Lieffländer an der Narven / Aus Menschen machen Wolff sLarven". I, S. 45. Theatrum Europaeum III (1670), S. 77, Sp. 1.
216
Kommentar
mit einem Menschenantlitz, wogegen der Erzähler so heftig polemisiert (II, 9,12ff.), denkbar gewesen. Fast alle bekannten Fassungen der Fabel stimmen darin überein, daß die als göttliche Strafe angesehene Verwandlung des Helden das Ende der Erzählung bildet, während bei Printζ, wie schon bei Apuleius, die Verwandlung Ausgangspunkt der Erzählung ist. Die Verwandlung ist aber nicht nur der Racheakt einer ausdrücklich als „Hexe" bezeichneten bösen Frau, sondern sie wird vom Helden auch als Strafe für sein hartherziges Verhalten als Schösser empfunden, wobei allerdings das Beispiel, woran er sich in diesem Zusammenhang erinnert (II, 125), nichts mit der Eintreibung von Steuern tun hatte, sondern ein Akt geistiger Hoffahrt war. Abweichend von den Vorlagen ist der Held von Print^ens Erzählung aber nicht ein Edelmann, sondern der Sohn eines Bauern, der sich aus niedrigen Anfängen emporgearbeitet hat und als Schösser dann eigentlich eher untergeordnetes, ausführendes Organ der privilegierten Oberschicht ist. In der von Jakoby gitterten Flugblattversion aus dem Jahre 1633 wird die Habgier und Hartherzigkeit der Herren angeprangert: 1. An dem weißen Sontage / der Edelman bereit / gar grimmig ließ ansagen / wol in dem Lande weit / ein groß Contribution / die man nit kondt ertragen / wie ihr werdt hören nun. 4. Der Gulden solt ihm eben / zahlen funff batzen werth / und wer das nicht kondt geben / dem nahm er Kuh und Pferd / ja alles Gvôgel darzu / die Schwein / was einer hat zum leben / das thet er ziehen ein.10 Bei Printz ist dagegen von einer „schuldigen" Contribution die Rede, und es wird auch betont, daß die Frau nicht arm war, sondern „von derselben Gattung / die das Schwerd im Maule führen und die Obrigkeit gerne mit Worten bezahlen." (II, 10,18) So tritt die sozialkritische Aussage hier zugunsten einer moralischreligiösen Tendenz Zu™ck> die Erlebnisse bewirken in dem 10 Jacoby,
S. 213.
Gäldner Hund
217
Helden Reue und religiöse Besinnung: „ich wurde ganz andächtig ... und verrichtete in Manglung der Wort mein Gebet mit Seuftzen". (II, 48,10; siehe auch II, 40,27ff.) Doch ist auch in diesem Erstlingswerk schon Kritik an der Obrigkeit enthalten, etwa in der Klage der Bäuerin: „Der Gottsvergessene Baurenschinder hat ja neulich gesagt / delicate Speisen seyn den Bauren gar ungesund ..." (II, 14,17), oder in der Haltung des Pfarrers, der die Schlemmerei der Adeligen entschuldigt, weil er selber am Herrentisch sitzt: „so seyn sie nicht üppig / sondern fröhlich im HERRN" (II, 15,12). Für Eders Vermutung, daß es sich bei diesem Werk um eine „profeudale Desinformationskampagne zugunsten der Gutsherren und des Adels"11 handeln könnte, oder gar, „daß Printζ diese Abfertigung nicht aus eigenen Stücken unternommen hat, daß er vielmehr von Seiten des Sorauer Hofes dazu ermuntert worden ist,"u wird man in PrintZens Leben und Werk schwerlich Anhaltspunkte finden. Bei der Arbeit am Güldnen Hund, dem ersten rein erzählerischen Werk, mag Printz sein Talent zum Fabulieren und seine Freude daran entdeckt haben. Das am Ende des ersten Teils mit der Rückverwandlung des Helden bereits abgeschlossene Werk wird dann durch einen ζweiten Teil gleichen Umfangs erweitert, in welchem weitere Abenteuer des Hundes erzählt werden. Doch paßt das 5. Kapitel, De Commata Musico, das etwa ein Sechstel des 2. Teiles ausmacht und vorwiegend aus einem musikalischen Diskurs besteht, durchaus nicht in den Zusammenhang; hier muß also ein Auszug aus Printern musiktheoretischen Studien herhalten, um den ζweiten Teil auf annähernd denselben Umfang wie den ersten bringen. Das Problem der musikalischen Rechnung, das Printζ schon während seiner Studienjahre fasziniert hatte, berührt er in allen seinen musikalischen Schriften, und mit der Einfügung dieses „musikalischen Diskurses" in sein erzählerisches Erstlingswerk hat der Autor zugleich für die, die mit seinem Schaffen vertraut waren, die Anonymität dieser Schrift gelüftet. Printζ verweist auf 11 12
Eder, S. 212. Eder, S. 237.
218
Kommentar
den Gûldnen Hund in einem „Appendix" Zß dem um 1678 entstandenen, aber erst 1696 gedruckten dritten Teil des Phrynis Mitilenáus, wo es heißt: „Aber was die COMMATA anlanget / so hab ich meine Meynung in des Casmoar vermutet, daß „der garstige Jean Rebhu auch allhier mit der Sau-Glocke gelautet" habe (II, 163), seiner Sache aber nicht ganz sicher ist. Um seine Identität und seine persönliche Gekränktheit %u verbergen, macht Printz sich nun %um Anwalt der bei Beer immer wieder verspotteten Schneider. Wie Printz selbst bemerkt, hatte Beer %war den Verfasser des Satyrischen Componisten in sein Narrenspital gesteckt, aber keine Schneider (II, 165,6—7). Um die Einschließung dieser Schrift in seine Verteidigung des Schneiderhandwerks rechtfertigen, identifiziert er sich nun im letzten Kapitel seiner Verteidigung mit dem am Anfang und Ende des Narrenspitals auftretenden Schneidergesellen, sodaß er sagen kann, daß er „Pag. 14 bis 21 und p. 172 in Specie angegriffen" worden sei (II, 163). Es ist möglich, daß die Verspottung der Schneider bei Beer einen persönlichen Anstoß gehabt hat. Zugleich aber war sie ein alter Topos in der volkstümlichen Literatur und durch die Kritik am sc n Alamodewesen wieder populär geworden. Das zeW h° bei Moscherosch, wenn er erzählt, wie der Teufel einen Haufen Schnei1
ebenda.
232
Kommentar
der in die Hölle bringt: „Halt / halt / r u f f l e der Geist / was bringst du vor Leuth / bringstu wieder Schneider ... Ich glaube die Schneider vermeynen die Hölle seje allein vor sie gemacht. "8 Wenn der Kantor Print% sich hier mit seinem %um Teil recht pedantischen Schulwissen auf die Seite der Handwerker stellt, so sieht er darin wohl in erster Linie eine Möglichkeit, seine Anonymität ζu wahren, weil er nicht in eigener Sache kämpfen scheint. Er verrät sich allerdings dann doch, wenn er sich darüber beklagt, daß sein Gegner ihn auch ins Narrenspital gesetzt hat (siehe II, 165,17), denn als Verfasser des Satyrischen Componisten ist er unter den Bewohnern des Narrenspitals die einzige identifizierbare Persönlichkeit. Um eine größere Angriffsfläche für seine Kritik finden, hatte Print% alle bis 1681 unter dem Namen Jean Rebhu erschienenen Werke eingesehen, sowie das Narrenspital und den Ritter Hopffen=Sack; letztere Schrift konnte er auf Grund der Querverweise in anderen Werken mit ziemlicher Sicherheit als eine Schrift Beers erkennen. Beim Narrenspital (das er übrigens immer als Narren* Hospital anführt und erst 9 Jahre später in der Sing und Klingkunst richtig ζitiert) ist er zunächst seiner Sache noch nicht ganζ sicher. Den Simplicianischen Welt=Kucker führt er pudern immer nur als Jean Rebhu oder Lebensbeschreibung an. Printζ verteidigt das Ansehen und die Würde des Schneiderhandwerks mit dem Rüstzeug enzyklopädischer Gelehrsamkeit und mit Argumenten, die er aus Gar%onis Piazza Universale übernommen haben könnte, und er schmückt seine Ausführungen mit Episoden und Anekdoten, wie sie auch in den Schwanksammlungen der Zeit χη finden sind. Eine Parallele zu Print^ens satirischer Verteidigung des Schneiderhandwerks findet sich in der Schrift: Die Andere Ausfertigung Neu-gefangener Politischer Maul-Affen von 1683, deren 8
Philander von Sittewald / Visionen oder Gesichter: siebender und letzter Teil. Frankfurt 1654, S. 762/63.
Schneider-Handwerk
233
Verfasser gegen den Autor des ein Jahr %uvor erschienenen Politischen Bratenwender polemisiert: Wo hätte dieser Tellerlecker sonst seine eilfftehalben Bogen maculatur voll schmieren wollen / wenn er die Schneider und Kóche nicht durchgezogen hätte? Und was noch mehr ist / so habe ich mir sagen lassen / der Autor oder vielmehr revisor des Bratenwender solle selbst eines Schneiders Gemâchte seyn. Drum weiß er auch ihre términos technicos so fertig. Hätte er nicht besser gethan / wenn er sein nadelich Geschlechte vielmehr durch die Feder groß als dergestalt schwartz zu machen sich beflissen hätte? 9 Über sechs Seiten hinweg erscheinen hier viele der von Printζ gebrauchten Argumente Ehrenrettung der Schneider, einschließlich des Hinweises, daß „unser HErr Gott selbsten der erste Schneider gewesen / indem er unsern ersten Eltern Röcke von Fellen gemacht."10 Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, daß Printζ diese %wei anonym erschienenen Werke kannte. Sollte er sie schon vor der Arbeit am Schneider-Handwerck zu Gesicht bekommen haben, dann wäre die Abfassung dieser Schrift von Printζ auf später als bisher angenommen und nicht vor 1683 anzusetzen. Inzwischen wissen wir, daß sowohl der Bratenwender als auch die Andere Ausfertigung von Beer stammen. Es handelt sich dabei für Beer nur um ein geistreiches Spiel, während Printz mit seinem Schneider-Handwerck letztlich eine Abrechnung mit seinem Kritiker und Nebenbuhler Beer bezweckte. Dies zeigt sich in einer gewissen Gereiztheit, die sich in immer neuen Schimpfwörtern Luft macht. Doch eher noch unterhaltsamer als diese Tiraden sind die Zahlreichen eingestreuten Zitate aus Beers Schriften, die Printz so 9
10
(Beer) Die A n d e r e A u s f e r t i g u n g Neu-gefangener Politischer MaulAffen (1683), S. 190. ebenda, S. 195.
234
Kommentar
fleißig excerpiert hat, daß er auf fast vierzig mit Seitenzahl angeführte Textstellen Betrug nimmt. Für das überlegene erzählerische und parodistische Talent, das ihm in Beers Werk begegnete, hatte Printΐζ wohl kein Gespür, und sicher blieb ihm viel Ärger dadurch erspart, daß das Schneider-Handwerck um diese Zeit, als Beer noch literarisch tätig war, nicht gedruckt wurde.
Kommentar 3 Jean Rebhu Pseudonym Johann Beers (1652—1700), die meisten seiner frühen Schriften veröffentlichte. 10
Drecktat
Traktat.
17
Scartecke
Scharteke, altes, wertloses Buch,
unter dem er
Schmöker.
19 Scoptici Print^ hat diesen Ausdruck wohl von Beer übernommen, der ihn oft gehraucht, so B. in der „Vorrede" \um Ritter Spiridon ( 1679), wo er sich gegen den (fiktiven) Vorwurf verteidigt, er „wäre ein Ert\-Scopticus und ein solcher Mensch, dessen Schriften nicht verstehen" sind. ein Klempchen anzuhengen
J. I, 11,23 K.
24 Vita ... et fama „Das Leben und der Ruhm gehen gleichen Schrittes." (Seybold 641.) Siehe auch: Walther 33845 h »«¿Wander 2, „Leben," 96. 30
gEsellen
s. I, 317,31 Κ.
7
Oratores
Redner.
14
Schwinderling
17
Pigmaeo
Ohrfeige.
siehe I, 81,25 K.
22 nicht quantitate molis nicht durch die Größe meines Leibes, sondern durch die Größe meiner Tugend (Tüchtigkeit). 6
Schweinschneider
Metzger,
9 kat exchoen kat exochen schlechthin, im eigentlichen Sinne.
Fleischer. (Druckfehler
im Text) :
vorzugsweise,
13 Hochgebohrn ist mehr als Hoch und Wohlgebohrn Diese Auffassung bestätigt Krickeberg in einem Anhang über das Titelwesen im 17. Jhdt. :
235
Schneider-Handwerk
„Aus den ... angeführten Beispielen ergibt sich, daß die Vorsilbe groß-' be%w. ,hocb- einen höheren Rang bezeichneten als ,vor- und ,woht ". a. a. 0. S. 218. 20
Opusculis
Werklein.
25 Wurmschneider Barbiere und Wundärzte, die Krankheiten durch Herausschneiden von „Würmern" heilen vorgaben. — Im Volksglauben wurden viele Krankheiten auf Würmer zurückgeführt. Siehe auch das Kapitel „Der Stertz= Wurm", /. 522-525. 26
Scriptis
Schriften.
17
ab ingenio
von Scharfsinn,
22 Fundamenta in Mathesi matik.
(schöpferische
Begabung,
Verstand).
Grundlagen (Fundamente)
in der Mathe-
24 de Proportione corporis humani von den Größenverhältnissen menschlichen Körpers (d. h. der einzelnen Glieder zueinander). 25
ad Mathesin
Mathematik.
26 secundum proportionem Körpers gemäß. 2
Elen
Ellen; Meßeinheit,
7
eine ablänglichte Vierung
8
Circuì & contra
des
den Größenverhältnissen
entspricht der Länge des wohl ein
des
menschlichen
Unterarms.
Rechteck.
Kreis. und umgekehrt.
10 vel ob has causas untergeordneten Künsten.
doch aus diesem Grunde
den der
Mathematik
21 zur Banck hauen jemanden verleumden, ausschelten (oder auch: jemanden heftig schlagen). Wander 1, „Bank" 51. 25
Ertz-Scopticus
siehe II, 137,19 K.
30 Jean Rebhu pag 124. Mit dem Hinweis auf das Pseudonym Beers sowie auf die „Lebensbeschreibung" bezieht sich Print\ hier und im folgenden auf den ζwischen 1677 und 1679 in vier Teilen erschienenen Simplicianischen Welt» Kucker. 1 Furianer, Diebibuscunque es handelt sich bei dieser von Print? angeführten Liste um komische Wortbildungen Beers, deren Bedeutung sich nur erraten läßt. 16
P r i n t z III
236
Kommentar
6 Modenautores Modeschöpfer; das Wort Mode bat sich im 17. Jahrhundert von dem Wort Alamode abgelöst. 9 Legion urspriingl. röm. Heereseinheit von 4 — 6000 Mann, später im Sinne einer unbestimmten großen Anzahl oder großen Menge gebraucht. 14
ungerâumt
ungereimt.
25
Numerator
Zähler, jm., der mit Zahlen umgeht.
26
traun
wahrhaftig (mhd.
entriuwen).
5 Als vorzeiten die Vestung Carolstein Diese Episode wird auch im Kurtzweiligen Zeitvertreiber sowie im Bratenwender erzählt. 8
Commendant
Kommandant.
11
Stratagema
23
schwürig
verdrießlich, unzufrieden,
Kriegslist,
Kunstgriff.
34
Anschlag
Plan, Absicht, Vorhaben, Vorschlag.
9
Comitat
Begleitung.
18 mit Hasen=Schrot geschossen schrot".
aufrührerisch.
närrisch. Vgl. Wander 2, „Hasen-
20 Weißgerber ein Gerber, der das Leder „weiß-gar" bereitet, auch Riemenschneider od. Gürtelmacher (im Gegensatz %um Loh- oder Rotgerber). 23 in amplissima juris forma Form angekündigt. 31
Calumniant
Die Streitsache in vorzüglicher rechtlicher
Verleumder, Ehrabschneider.
35 Hundsfut Schimpfwort für einen verächtlichen, feigen Menschen, seit dem 17.Jhdt. bezeugt. 8 Bähren-Reuter ein Wortspiel auf Bärenhäuter ( Faulpel\) und den Namen Beers, der auch als „Bähr" erscheint. 10 des Jean Rebhu Wirthshauß Beer hatte sich im Juni 1679 mit der Tochter des verstorbenen Gastwirts schwarten Bären in Halle verheiratet. 17
Furiosus
ein Wütender, Rasender.
20
vocabulum autore suo dignum
ist. 31
zugefitzt
zusammengenäht.
35
Pfoscher
Pfuscher.
ein Wort, das seines Autors würdig
237
Schneider-Handwerk 5
Product
Züchtigung,
Rutenstreich
10
per metathesin literarum
19
Fiat Syllogismus
(siehe I, 371,8 K.).
durch Verstellung der
Buchstaben.
Man mache den Schluß.
25 Celefactori sollte Calefactori heißen: Kalfaktor, „Einhei^er," jemand, der allerlei Arbeiten und Dienste verrichtet; auch Schuldiener, Auf wärt er. 26
super pontem asinorum
über eine
29 ergibt.
Anagramma
Buchstabenverstellung,
Anagramm:
31 Philander von Sittewald (1601-1669).
Eselsbrücke. die einen neuen Sinn
Pseudonym Johann Michael
33 Ben abjicitur, ja mutator in vo, min in lo fit volo habe ich bei Moscherosch nicht finden können.
Moscheroschs Dieses
Zitat
3 O nobile par fratrum! Oh edles Brüderpaar! Spöttisch von Zweien, die sich hinsichtlich ihrer Schlechtigkeit zueinander schicken. Vgl. „Par nobile fratrum." Horas,i, Satiren 2, 3,243. 10
Inventoribus ... Cultoribus
Erfinder
12 Gott selbst der erste Schneider Schauplatz im 19. Diskurs (S. 939).
...
Ausüber.
So auch in Gar^onis Allgemeinen
1 Plinius Secundus Gaius Plinius (der Altere, 23 — 79 ». Chr.), röm. Schriftsteller. Er schrieb eine große enzyklopädische Naturgeschichte in 37 Büchern: Naturalis Historia. 2 Polydorus Vergilius Polidoro Vergilio (1470- 1555), ital. Gelehrter; er war Freund des Erasmus und lebte 50 Jahre in England. Das von Printz angeführte Werk, De inventoribus rerum, erschien 1521 in Basel. 4 Diodorus Diodorus von Agyrion in Sizilien (um 80—29 v. Chr.), griech. Historiker. Er arbeitete dreißig Jahre an der Bibliotheke, einer Universalgeschichte in 40 Büchern. 33
desperate resolution
verzweifelter
Entschluß.
4 Sed manum de tabula „Die Hand von der Tafel!"; „... von dem Bilde!" Erasmus Adagiorum (1612) No. 1319, Sp. 124; Walther 14436b. A. Otto in Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer erwähnt zwei Möglichkeiten, diesen Text zu übersetzen: „Hand von der Butt!", („Hände weg!") und „Aufhören ist Kunst". Nach der ersten Deutung bezieht es sich auf Schüler, die vor Ankunft des Lehrers auf die Tafel malen, und nach einem 16»
238
Kommentar
Wort aus Ciceros Ad fam. 7,25,1 wäre die Stelle im Schulleben entstanden. Bei der ^weiten Deutung läge der Redensart ein Wort über die Malerei zugrunde und bezöge sich auf diejenigen, die etwas tun wollen, wo%u ihnen die nötigen Fähigkeiten abgehen. Beide Deutungen finden sich in Wander 2, „Hand" 67 und „Aufhören" 2.
5
Butte
Bütte, hölzerner
19
Causae principales
3
in abstracto
im allgemeinen, an sich
in concreto
besonders, namentlich, einen bestimmten Fall
Weinbeer
14
Behälter.
Trauben.
in specie
Hauptursachen.
den einzelnen, besonderen Fall
20 Lebensbeschreibung Welt=Kucker. 21
betrachtet.
die Kolbe lausen
gemeint
betreffend.
ist fohann
derb zurechtweisen,
betreffend.
Beers
Simplicianischer
siehe I, 523,23 K.
25 Quilibet Apostata est persecutor sui ordinis Jeder ist ein Verfolger seines Ordens. 29
ein Gastwirth worden
Abtrünnige
Siehe II, 145,10 K.
31 Ritter Hopfensack auf diese Schrift Beers aus dem Jahre 1678 bezieht sich Prints^ im folgenden mehrfach. 32 Pokazi Der Artliche Pokazi, eine von Beers gelungensten Satiren, die 1679/80 erschien. 20 Dictis Biblicis, scriptis Patrum durch Bibelsprüche, der Kirchenväter, die Sät%e der Philosophen und viele Beispiele. 6
Sporner
Sporenmacher,
7 Schwartzfârber \u Schönfärber. Schmûtzer 9
berâhmet
13
Kleiber
14
Bader
auch
Färber, der schwär^ und dunkel färbt,
wohl dasselbe wie beschmutzt.
Mörtelmacher,
-träger,
Schwarzfärber. Verput^er.
Heilgehilfe.
24
Solemnissimè
35
das verkehrte Interim
aufs
Schriften
„Sporer".
mit Ruß
Barbier,
die
Feierlichste. Die Wendung ist unklar.
im Gegensatz
239
Schneider-Handwerk 153
1
Calefactor
siehe II, 146,25 Κ.
9 Wolffianer und Anti-Wolffianer Nachträglich eingefügte gegen Christian Wolff (1679—1754), siehe Einleitung. 11
Tallie
Taille, hier wohl Leibeswuchs.
12 Fort-Esprit freier U.fhdts.
Geist, auch Freigeist;
16 Schuppius ... in seinem Salomon nachgeprüft werden. ^ 5¿J.
155
Polemik
& seqq.
Modewort
des
frühen
Dieser Hinweis konnte nicht
und folgende.
26
Abstracto und Concreto
3
Schaber
5
die Hallorum
siehe II, 150,3 K.
Geizhals, Wucherer. die Einwohner von Halle.
6 die Hulbische Belagerung Mit der Erwähnung des Ortes „Hulbe" (s. a. II, 165,24) zitiert Printç Beer, und es mag sich dabei sehr wohl um eine von dessen vielen Wortschöpfungen handeln. Hulbe kann entweder den Grundbalken eines Daches (Holm) oder einen Sumpf, eine Pfütze bezeichnen. 8 Brabandische Elle Die Elle, ein altes Längenmaß, das von der Länge des Unterarms abgeleitet ist, konnte von unterschiedlicher Länge sein; die Brabanter Elle maß ^wischen 68 und 70 cm. 11
in genere
im allgemeinen.
14
quatenus
inwiefern, bis wie weit.
16
Commun
24
Beutelfeger
28
retorquendo
32
peccatillo
®
Calendermacher
19
Application
2 5 "7 ®
Salva venia
155
Gemeinde. Dieb. umgehehrt. Vergehen, (kleine Sünde). siehe III, 245.
Anwendung. mit Verlaub, mit Gunst.
10 dem Diogeni Diogenes von Sinope (um 400—323 v. Chr.), bekanntester Vertreter der kynischen Lehre; seine Lebensführung brachte ihm den Beinamen „der Hund" ein und war Anlaß für zahlreiche Anekdoten und Legenden.
240 25
Kommentar Pasquillant
Verfasser von
Schmähschriften.
31 Navita de ventis „Der Schiffer redet von dem Wind, der Bauer vom Rind, der Soldat stählt seine Wunden, der Schäfer seine Schafe." Sex tus Aurelius Propertius (etwa 50— 16 v. Chr.), rom. Dichter. Er schrieb vorwiegend Elegien; das Zitat kommt aus Eleg., Lib. 2,1, V. 43—44. 19 Hoiatius Quintus Horatius F ¡accus ( 65— 8 v. Chr.), römischer Dichter. Print% zitiert hauptsächlich aus seiner Ars Poetica sowie aus den Episteln. 19 Martialem Marcus Valerius Martialis bedeutendste Meister des römischen Epigramms. 20 Juvenalem Satirendichter. Perseum
Decimus funius Juvenalis
(etwa 40—102 n. Chr.), (etwa 50—130 ». Chr.),
wohl: Persius Flaccus (34 — 62 n. Chr.), röm.
Barclayum John Barclay (1582—1621), hauptsächlich für seinen Roman Argenis (1612).
engl. Humanist,
der röm.
Satiriker. bekannt
21 Trojano Boccalini Trajano B. ( 1556—1613), ital. Dichter; bekannt hauptsächlich für seine Ragguagli di Parnaso, Venedig 1612¡13. Siehe auch II, 232,3 + K. 22 Francion gemeint ist Charles Sorels Roman Histoire comique de Francion (1623 — 33), der 1662 in einer deutschen Übersetzung erschienen war. Siehe I, 393,11 K. 23 Don Quevedo Quevedoy Villegas ( 1580— 1613), span. Schriftsteller, dessen Sueños ( 1627) den Anstoß für Moscheroschs Gesichte Philanders von Sittewald (1640— 43) lieferten. 26 Salbaderianer Ein Salbader ist ein langweiliger, alberner Schwätzer. Bekannt ist Christian Weises Kritik des Simplicissimus als eines „ledernen Salbaders", Ertznarren S. (3). 10
Opitz, Tscherning
siehe I, 467,20 + K.
11 Franck gemeint ist wohl der Liederdichter 1677), den Prints auch II, 432,9ff. erwähnt. Harsdórffer
Johann
Franck
(1618—
siehe II, 401,30 + K.
Hoffmann Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau 1679), Breslauer Ratsherr und bedeutender Lyriker des Barock.
(1617—
Zesen Phillip von Zesen (1619—1689), deutscher Barockdichter, Gründer der „Deutschgesinnten Genossenschaft" und Sprachreformer. Siehe auch II, 228 + K.
241
Schneider-Handwerk 28
Ex. gr.
„exempli gratia" : %um Beispiel.
29 Per quod quis peccat Siehe I, 45,i i + Κ. 31 Ύ ^Q 4 6
Womit einer sündigt, damit wird er
wie das schimmlichte Brod Plusquam ego & tu Tu debes
gestraft.
siehe I, 88,29 + K.
mehr als ich und du.
du bist es schuldig.
9 Ritter Spiridon Es handelt sich hier wie hei dem bereits erwähnten Ritter Hopfensack und Printz Adimantus um Beers parodistische Ritterromane aus den Jahren 1677 und 1678. 15
Stranguariam Colicam
Strangurie,
Leibschmer^en,
Harnzwang. Krampf.
26 Felix, quem faciunt aliena pericula cautum Selig ist der, den fremde Gefahren vorsichtig machen. Walther 8952; Wander „Schade", 162. Vgl. Sejbold 178: „Derjenige sich glücklich acht, den fremder Schaden klug gemacht." ^^Ύ 3
degeneriret
entartet.
6 Äsopische Esel ... Löwenhaut Die Anspielung (bei Beer und bei Print^J ist auf die Äsopische Fabel von dem Esel, der sich in eine Löwenhaut verkleidet, aber doch an seinen langen Ohren erkennen ist. 13 Ex tui silicet verbis judicaris Ja freilich, wirst du gerichtet. 16
Candidatus patibuli
aus deinen eigenen Worten
Kandidat für den Scharfrichter
( Block).
35 1 Parte pag 12 Die Seitenhinweise hier und auf S. 162 beliehen auf den ersten und £weiten Teil des Simplicianischen Welt-Kuckers. Ύ 62
5 Turpe est doctori cum culpa redarguat ipsum „Dem Lehrer steht es schendlich an, den gleiche Schuld verklagen kann." Petri, S. 225; Walther 31 938; Wander 1, „anstehen" 2; i , „Lehrer" 1. 11 fenen
163
sich
das Wammes Körperteil.
Wams, Kleidungsstück,
Bastonaden
Prügel.
25 Marxbruder St. Markus ist.
Mitglied
einer
hier stellvertretendfür
Fechtbruderschaft,
deren
den betrof-
Schutzpatron
' weil er mich ... in specie angegriffen Print£ bezieht sich hier in der Rolle des „kleinen Schneider-Gesellchen" auf die Begegnungen £wischen dem
242
Kommentar
Erzähler des Narrenspitals und einem Schneider, diejeweils am Eingang und gegen Ende des Buches an einer „Kreu^säule" stattfinden. Sie stehen in der von Alewyn besorgten Ausgabe auf S. 11 f f . und 62. 12
aufgestoßen
begegnet (vgl. auf jemanden
stoßen).
20 mit der Sau=Glocke liuten unanständig und gemein reden; sich unmanierlich benehmen; auch schon bei Seb. Brant: ,Wer wol die sawglock leuten kann / der muß jet^t sein da vornen dran." Narrenschiff 72.21. 32
Stockfisch
s. 1,239,10
K.
agiret ... die jungen Doctores
Narrenspital (Alewyn),
S. 7 und
55. 13 Concedimus totum argumentum weisführung bei. 15
Dergleichen Vógel
Wir stimmen dieser ganzen Be-
Narrenspital (Alew.)
S. 40.
29 unter 100 Organisten ... nur einer klug Narrenspital (Alew.), S. 46. Diese abfällige Äußerung über die Organisten findet sich auch in Beers Bratenwender und wird von Printç in der Klingkunst gerügt (II, 481,16). 34 zur Weiden in der Obern=Pfaltz ein Organist worden Der Erzähler des Narrenspitals beteuert am Ende: „ich war willens, bei dem damahligen Organisten çu Weiden auf dem Clavier spielen lernen und mich in Musicis exercieren." (Alew. S. 66). 11
einbildischer
eingebildeter.
24
ein Bauer zu Hulbe
i. II, 155,6 K.
31 Hackebret ein Clavicymbel Beer macht sich in den %wei angeführten Stellen über diejenigen lustig, die das Hackebrett, ein %itherartiges Instrument der Bettelmusikanten, als Clavicimbel (Clavicembalo, Kielflügel) bezeichnet haben wollen. Print% sieht in dieser Bemerkung einen Beweis dafür, daß Beer der Verfasser des Narrenspitals ist. 2
Schwinderling
Ohrfeige.
15
sticht mich der Flegel wieder an
„anstechen": reißen,
angreifen.
17 Fechten ursprünglich der Kampf mit der blanken Waffe, der von den Handwerksbruderschaften gepflegt und später auch für Geld gezeigt wurde; daher erscheint Rechten" seit dem 17'. fhdt. für „betteln". 20
RitterZehrung
Almosen.
Schneider-Handwerk
243
21 er cantiret oder alloquiret „cantiren" kann hier so viel wie „singen" oder „vortragen" heißen, während „alloquiren" ,jemanden ansprechen" bedeutet (möglicherweise auf Lateinisch, wie in II, 129,25). 23
Beutel· Schneider
Dieb.
4 Spruch des hl. Hieronymus „Non parum est scire quod ne scias; prudentis hominis est nosce mensuram suam ..." Epistola LXI „Ad Vigilantium" in Migne, P. L. Bd. 22, Sp. 604.
Prodromus Einleitung Der Prodromus ist erstmals 1696 als Einleitung %um Phrynis Mytilenáus im Druck erschienen und stellt gleichsam die Entstehungs- und Druckgeschichte dieses Werkes dar: „eine Historiam des Satyrischen Componisten / oder Wahrhaffte Erzehlung Was sich mit dem jenigen Musicalischen Tractat, welches Phrynis Mytilenáus, und der Satyrische Componisi genennet wird / bißhero begeben und zugetragen ..." (II, 173). Der Prodromus enthält einige Schriften, die schon früher entstanden, nämlich die Refutation des Satyrischen Componisten oder so genannten Phrynis ... (S. 187— 203), die Declaration oder weitere Erklärung der Refutation des Satyrischen Componisten ... (S. 204 — 218) und das sogenannte Colloquium: Der Aberwitzige Pickelhering Jean Rebhu in einem kurtzen Gespräch ... (S. 220-229). Die Refutation erschien 1678,1 und dieser Druck ist in mehreren Exemplaren erhalten. Sie wurde schon von Beer als eine Selbstre^ension Printern bezeichnet, und wenn Print^ diese Anschuldigung dann in seiner Schrift wörtlich anführt (II, 221,26) mag das bedeuten, daß dies damals eben nichts Ungewöhnliches war. Es ist aber auch nicht gan^ aus^uschließen, daß hier einer der Freunde von Print%, etwa der Notar Daniel 1
Im Phrynis Mitilenáus erscheint hier die Jahreszahl 1695 (P. M. Prodromus S. 8), es muß sich aber dabei um einen Irrtum handeln, wobei möglicherweise von Printe (oder vom Drucker j hier die Zahl des Jahres eingesetzt wurde, in dem der Prodromus geschrieben b^w. gedruckt wurde. In der hier vorgelegten Ausgabe wurde dieser Fehler korrigiert.
Prodromus
245
Specht, der dem 2. Teil des S. C. als „Erklärung des Kupffer= Tituls" ein satirisches Gedicht gegen die Bierfiedler beisteuerte, seine Hand im Spiel hatte. Die Declaration soll nun wiederum die Entstehung der Refutation darstellen und auch dafür sorgen, daß nicht etwa jemand die Refutation für eine ernstgemeinte Kritik an Printern Werk ansieht (siehe II, 210,1 O f f . ) . Die Declaration soll 1679gedruckt worden sein (II, 203,22), doch konnte bisher kein Separatdruck dieses Textes ausfindig gemacht werden. Es ist wohl wahrscheinlicher, daß die Declaration vom Drucker ebenso wie der für das fahr 1679 geplante dritte Teil des Satyrischen Componisten zurückbehalten wurde. Ungedruckt blieb zunächst auch das angeblich von einem Schüler Ζur Verteidigung des Autors verfaßte Colloquium, das in einem Calender hätte erscheinen sollen, und wir erfahren, daß auch des fean Rebhu Lebensbeschreibung Printζ von ,guten Freunden" in einem Calender zugeschickt worden war (II, 219,3). Die Erklärung für einen solchen „Calender" ist wohl darin zu suchen, daß Schriften dieser Art im 17. fhdt. gewöhnlich nicht in gebundener Form, sondern in oft noch unaufgeschnittenen Lagen von den Buchhändlern ausgestellt wurden. So wäre es also denkbar, daß das Narrenspital, das Printz zu Gesicht bekam, mit diversen anderen Schriften zusammengebunden war, worunter sich auch Calender befunden haben könnten. Das Colloquium ist die erste gegen Beer gerichtete Schrift und auch die einzige, die zu Lebzeiten der beiden gedruckt wurde. Als sie schließlich 1696 erschien, hatte Beer aber fast 10 fahre keine Romane mehr veröffentlicht und überhaupt seit dem Narrenspital von 1681 keinerlei gegen Printz gerichtete Bemerkungen mehr verlauten lassen. Wenn Printz dieses polemische Gespräch nun doch noch bringt, so angeblich deshalb, „damit an der Historie des Satyrischen Componisten nichts fehle" (11,219). Vielleicht lag ihm diese verspätete Abrechnung mit dem Weißenfelser Kollegen deshalb am Herzen, weil er in dessen siebzehn Jahre früher erschienener Kritik am Satyrischen Componisten den Grund dafür sah,
246
Kommentar
daß dieses Werk von seinem damaligen Verleger nicht fertiggedruckt worden war. Der Ärger über dieses Geschehen ist eines der Hauptthemen des Prodromus und ist der Faden, der die eingeschobenen älteren Traktätchen verbindet. Print% hatte durch das Interesse, das sein neuer Verleger für seine Schriften geigte, sein Selbstbewußtsein wiedergefunden und das zurückbehaltene Manuskript auch öffentlich eingemahnt. (II, 490,8ff.) Dies und eine mögliche Vermittlung des neuen Verlegers mögen da^u geführt haben, daß das Manuskript vom 3. Teil des Satyrischen Componisten dann doch noch zurückgegeben wurde und das Werk nun in einer neuen Auflage erscheinen konnte. Print% hat allerdings darauf vernichtet, den im Sorauer Feuer verstörten vierten Teil dieses Werkes neu auszuarbeiten; vielleicht hatte er auch das darin behandelte Material teilweise in den £wischen 1687 und 1689 erschienenen Exercitationes verwendet. Dafür bringt er einen Prodromus, der mit einem langen Zitat aus dem ersten Teil von Trajano Boccalinis Relationes auß Parnasso, abschließt. Print'.ζ hat diesen Abschnitt wörtlich aus der 1644 in Frankfurt erschienenen deutschen Fassung der Relationes übernommen, wobei sich allerdings ein Lese- be%w. Abschreibefehler eingeschlichen hat (siehe II, 232,8 K.). Der Phrynis Mytilenâus ist wohl das bekannteste Werk von Printvon dem auch die größte Zahl von Exemplaren erhalten ist, was auf eine ziemlich hohe Auflage schließen läßt. Die Offizin Mieth hat das Werk schon von 1691 an in den Meßkatalogen angezeigt, und dann noch einmal auf Ostern 1697 als „W. C. Printzens Satyrischer Componisi, drey Theyle." Nichts deutet darauf hin, daß es sich hier um einen Neudruck oder eine Neuauflage handelt, und da im gleichen Verzeichnis auch die Sing und Kling» Kunst von 1691 angezeigt wird, könnte es sich möglicherweise um Restposten handeln, die der Verleger %u verkaufen versuchte.2
2
In den eingesehenen Texten haben sich keinerlei Abweichungen feststellen lassen, was allerdings nicht ausschließt, daß der Verleger bei gutem Absat% eine Anzahl von Exemplaren unverändert nachdrucken ließ.
Prodromus
247
Der Phrynis Mitilenáus von 1696, das letzte Werk Printern, das auf die Musik bewogen ist, ist kein originaler Beitrag, sondern nur der Neudruck von Schriften, die etwa 20 Jahre %uvor entstanden und %um großen Teil auch schon erschienen waren. Offensichtlich hat der neue Verleger die Bedeutung dieses Werkes besser eingeschätzt als Ockel vor ihm, denn er bringt das Werk in einer anspruchsvolleren Ausgabe, in Quarto und mit einigen neuen Kupfern heraus. Diese letzte Aussage Print^ens als Musikschriftsteller enthält in dem verbindenden Teil des Prodromus einen nochmaligen Versuch, die satirische Schreibart rechtfertigen, mit dem für diese Schriften üblichen, überstrapazierten Argument, daß „dieselbe lustig und f r e y ist / und ich vermeinete, auf solche Weise nicht allein dem Leser Nutzen / sondern auch %u behagen / und ihn %u ergötzen." (II, 181). Die „satirische Schreibart" besteht im Satyrischen Componisten darin, daß die musiktheoretischen Erläuterungen in eine Rahmenhandlung nach dem Vorbild des politischen Reiseromans eingebettet sind. Dieser Rahmen macht im ersten Teil des Romans nur einen sehr kleinen Teil des Ganzen aus, im dritten aber einen wesentlich größeren. Ein Vergleich mit den ersten %wei in den 70er Jahren von Ockel gedruckten Teilen %eigt, daß die Texte außer einigen kleinen sprachlichen Änderungen (die keineswegs immer Modernisierungen sind, sondern eher die unterschiedlichen Sprachauffassungen der Offizinen widerspiegeln) unverändert nachgedruckt wurden, und dasselbe darf man auch für den dritten Teil vermuten. Darin ist nämlich in einem der Zusätze die Ankündigung einer Musica Historia oder Beschreibung der edlen Music, also der bereits 1690 erschienenen Sing- und Kling-Kunst unverändert stehengeb lieben. Von Interesse ist schließlich die autobiographische Komponente dieses Werkes, dessen Titelheld ein berühmter griechischer Kitharoede aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert ist, der besonders für sein virtuoses Spiel, aber auch für seine Neuerungen bekannt ist. Dieser Phrynis ist jedoch letzten Endes nur Maske und Sprachrohr von Printder immer wieder in eigener Sache das Wort
248
Kommentar
ergreift, wobei die daraus resultierenden zahlreichen Anachronismen weder den Autor noch seine Leser sehr gestört haben mögen. Wie platt und banal dieser „satyrische" Stil sein kann, dafür liefern die in den Prodromus eingestreuten Traktate ein gutes Beispiel.
Kommentar
173 177
Prodromus
Vorbote, Vorläufer.
7
indefînitè
11
Sing- und Klingkunst
unbestimmt. II, 412.
13 Matthäus Hertel (gest. 1672), M. Hertel war Organist und Musiktheoretiker, seine Orgel-Probe wurde anscheinend nie gedruckt. 21 Andreas Werckmeister (1645—1706), Schloßorganist in Quedlinburg und einer der angesehensten Musiktheoretiker des ausgehenden 17.Jhdts. Seine Orgel-Probe erschien 1681 in Leipzig. ^y g
22
Examen Organi Pneumatici
179
12
sonst zu nichts ... Lust gehabt
25
Parergon
Beiwerk,
5
Feuer=Brunst
7
Musicalia
8
Naturalien
9
Wissenschaft
11
schrecklich
Musikalische Notizen, Aufzeichnungen,
Lese-
siehe auch III, 8 6 f f .
musikalische
Schriften.
natürliche Begabung, praktische Erfahrung und Kenntnisse. theoretische
Grundlegung.
soll wohl schwerlich heißen.
12 Musica Poètica Kompositionslehre. 25
vgl. II, 485,23.
Nebenbeschäftigung.
26 Collectanea Musica jrächte.
180
Orgelprobe.
Schalcks=Knecht
so hieß bis çum Anfang des 18. Jahrhunderts Matth.
18.21-35.
die
249
Prodromus
181
182 183 184
3
Durchhechelung
7
behagen ... ergötzen
siehe I, 36,5 K.
15
in rebus musicis
18
Catalogos Librorum
9
Patronos
5
Habit
10
Sing» und Kling=Kunst
siehe I, 10,6 K.
in musikalischen
Dingen.
Bücherkataloge.
Patrone, Schut^herren,
Gönner.
Gewand. II,
307,9ff.
24 die beyden von mir erfundenen Saitten nach der Überlieferung hat Phrynis, ein berühmter Dichter und Sänger des 5. Jhdts. ν. Chr., die Kithara, das bedeutendste Musikinstrument seiner Zeit, durch Vermehrung der Saiten^ahl verbessert; siehe auch II, 307. 3
Glossen
4
anstechen
Bemerkungen.
15
Preparatoria
reißen,
Refutanten
angreifen.
Vorbereitungen. Verfasser von
Gegenschriften.
32 untergeben untergeben, im Sinne von „unter die Presse gebt m", war bis ins 18. Jhdt. für „in Druck geben" üblich. •J g y
11 Matz Tapinsmus Prints hat hier den fiktiven Verfassern der Schwankbücher, Leyer-Matz und Scheergeiger, noch humoristische Namen beigegeben. 14 in der Welt wie auch „Cosmopolis" (II, 204), beliebte gen in anonymen, satirischen Schriften.
1 gg
21
2 gt) 1 7
Socius
Geselle.
Metum
muß wohl Metrum, also Maß heißen.
Tertia Schola
in der dritten
Klasse.
11 À Persona Phrynis, Quomodo est laudabilis Phrynis, inwiefern sie loben ist. 21
olim in Schola
24
er macht sich ... aus
Ortsbe^eichnun-
ehemals in der Schule. er macht sich schlecht.
Person des
250
Kommentar
25 Canis ... Pañis Hund ... Brot, vgl. I, 259,26: „daß kein Hund ein Stück Brot von mir genommen hätte." 29
I C)Q 1 2
reprehendiret
tadelt.
ein parum
ein wenig.
confi tiret
gestehet.
Carolus
gemeint
ist wohl „ K e r f .
4 Nam cogitationes sunt liber à Vectigal „denn die Gedanken sind zollfrei". Hier ist wohl eine ursprünglich lateinische Wendung: „Liherae sunt nostrae cogitationes" ( Cicero, in der Rede für Milo, 29.79) aus der von Luther gehrauchten geläufigen deutschen Fassung wieder ins Lateinische zurückübersetzt worden. 10
Ars Composition
Kunst der
Komposition.
13 die da dicere: „Personam amicus, res inimicus" die da sagen: „(Ich bin ein) Fremd der Person und Feind der Sachen." Bei dieser oft als Richtlinie für die Satire angeführten Regel handelt es sich um einen Ausspruch aus dem Rechtswesen, der vor unnötigem Prozessieren warnen soll. Vgl. auch I, 135,18+ K. 18
Os
Knochen.
20
Sed manu'm de tabula
24
Schlagtodt
4
das Widerspiel setzen
siehe II, 149,4 + K.
ein streitsüchtiger
Mensch.
das Gegenteil
6
cum Verbere tuber & über
7
à Persona Phrynis.
11
Schellen=K6nig
11
laudare
13
facere oportet
16
amor zur Veritas
17
verum ... oder falsum
erreichen.
mit reichlichen
Schlägen und Beulen.
siehe II, .189,11 K.
der König der Farbe Schellen im
Kartenspiel.
loben. nötig; es ist zweckmäßig,
dienlich.
Wahrheitsliebe.
zur
wahr oder
20 ist.
A Persona Phrynis
28
perditionem inutilis tempus
falsch.
Ptrsoa des Phrynis,
inwiefern
unnötiger Zeitverlust,
sie zM tadeln
unnütze
Zeitver-
251
Prodromus 192
Inimicus satis 11
odisse
genügend
Feinde.
hassen.
12
Vitrum Cerevisia
18
trahere
20
Fraternitas
21
bonus sodalis
25
mendatio
•J
13
verus Compilato!
Ύ94
16 Kirmes=Geigen Kirchweih usw. gebrauchten
(durch
(ein) Glas Bier.
)¡yehen. Brüderschaft. guter
Kamerad.
Lüge. der tatsächliche Zusammenträger,
abwertende Bezeichnung der von den Bierfiedlern Streichinstrumente.
Quinckeleyen Getriller, Geywitscher; quinkelieren gekünstelt singen oder auf einem Instrument spielen.
I
30
superfluum
2
non necessarium
ein Runda
auf
auch: hoch und
überflüssig. unnötig.
13 einen Juden=Spieß nen, Handel treiben, hausieren, 18
Kompilator.
„mit dem Judenspieß rennen": geschäftig wuchern.
umherren-
siehe I, 171,23 K.
29 nicht durch einen lócherichten Zaun ansehen wissen wollen, vgl. Wander 5, „Zaun" 122. 16
unhintertreiblich
20
Principiis Primis Musicae
1
Transpositiones
von jm.
nichts
unwiderlegbar. Grundregeln der Musik.
das Versetzen auf eine andere
Tonstufe.
2 Perfectis Concordantiis die aus einfachen Zahlenverhältnissen ten Intervalle: Oktave, Quinte, Quarte.
gebilde-
7 Argumentis Cornutis Cornutum, „der Gehörnte," ist der Name eines Fangschlusses des Eubulides (4. Jhdt. v. Chr.) : „Hast du deine Hörner verloren? Nein? Also hast du sie noch." 25 Contrapunct eigentl. Punkt gegen Punkt = Note gegen Note: die Technik, ein mehrstimmiges Tonstück aus selbständigen Stimmen aufzubauen. 29 wird. 17
Axiomate
Printz III
Axiom, ein Grundsatz, der ohne Beweis als gültig
anerkannt
252 1 9 8
27
Kommentar Sonos
Töne.
31 Intervalla Scalae Chromaticae Tonleiter. 24 tion. 2 0 0
2 0 2
Motette,
mehrstimmige,
polyphon
^ immediatam consecutionem Intervalle ist erlaubt. 7 sind.
201
Muteta
Die
etiamsi sint ejusdem Speciei
Intervalle
der
gearbeitete
die unmittelbare
chromatischen
Gesangskomposi-
Folge der
perfekten
wenn sie auch von der gleichen
Art
24 Pancirollus Guido Panciroli ( 1523— 1599), ital. Rechtsgelehrter. schrieb: De claris legum interpretibus libri quator, Venedig 16)7, Rerum memorabilium, Frankfurt 1660.
Er sowie
32
Varietatem
Abwechslung,
^
ejusdem speciei & immediate
von derselben
8
Instrumentum Vetustissimum
ein sehr altes
10
obiter
im Vorbeigehen,
Mannigfaltigkeit. Art und
unmittelbar.
Instrument.
nebenbei.
' Wechsel=Bund Vieil, dasselbe wie Wechselnote oder -ton (ital. nota cambiata): die obere oder untere (dissonante) Nebennote eines Akkords be%w. Melodietons. 10
welsch
romanisch, fremdländisch;
hier wohl:
italienisch.
11
Syzygiis
2 0 4
24
Granser
2 0 5
5 der Brandenburger Stettin einbekommen Nach der Schlacht bei Fehrbellin (am 28. 6. 1675) machte sich Kurfürst Friedrich Wilhelm, der spätere „Große Kurfürst," an die Eroberung Pommerns. Stettin, das vom Juli 1677 an belagert wurde, mußte sich am 23. Dezember ergeben.
Zusammenfügungen. siehe 1, 484,20 K.
24 Aprill=Narr Print£ hat die Episode von dem Hockenträger wohl aus Weises Ertznarren übernommen, wo der Hofmeister den Florindo, der einen Knecht mit einem Korb Steine in den April schicken will, mit den Worten zurechtweist: „So mißbrauchen es etliche Narren, die geben ihren Knechten und Mägden wunderliche Commissionen auf." Ertznarren, S. 219.
253
Prodromus 25 Packt gemeint ist wohl „Pack" : in einem Bündel zusammengelegte \um Tragen verschnürte Dinge. (Vgl. Mit Sack und Pack.) 32 Hockenträger Rücken getragene Last. 206
Lastenträger;
Hocke (auch Hucke)
und
ist die auf dem
^ eine lange Nase bekommen enttäuscht davongehen, einen Verweis bekommen; siehe Wander 3, „Nase" 397. 25 HofComponist Printz führt sich hier als „Hof--Componist" und als „der bekannte Phrynis" ein. Sicher handelt es sich dabei um eine Episode aus seiner Soldatenzeit, denn seine Vorliebe für April-Scherze ist auch anderwärts bezeugt. (Siehe I, 3 7 8 f f ) . 32 Graf Serini ein Grafengeschlecht aus Ungarn, auch Zryni. Hier ist wohl der wegen seiner Kriegstaten berühmte kaiserliche General, Graf Nikolaus III (1620-1664), gemeint.
207
31
Calecutische Hähne
208
^
refidieren
28
Protestation
Verwahrung, Bedingung, auch Einrede oder
30
Filtzigkeit
Geizigkeit.
34
willfahrete
^
Scarteke
209
refutieren,
willfahren:
Truthähne. widerlegen.
nach jms. Willen tun,jms.
Scharteke, altes, wertloses
Widerrede.
Verlangen
erfüllen.
Buch.
4 Calumniare audacter practiciren die Verleumdung ohne Scheu praktizieren. Vgl.: Calumniare audaciter; semper aliquid haeret. „Verleumd' und lüg ohn alle Scheu / Allzeit ja etwas h a f f t dabei." Sejbold 62. 16 Si tacuisses „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph (ein Musiker) geblieben." Dieser Ausspruch geht auf eine Erzählung des Boethius in seiner Consolatio philosophiae zurück. Siehe auch Walther 29212. 26 ungewässerte Stock Fische Stock-Fisch (siehe auch I, 239,10 K.) war ein Modewort der Zeit und gibt auch den Titel mehrerer „politischer" Romane ab, etwa den Politischen Stockfisch (1681) von joh. Riemer und za^lreiche Nachahmungen. 2 1 0
** Parturiunt montes Die Berge kreisten und brachten eine kleine Maus hervor. Horaz, Ars Poetica 139. 14 Ungarischer Krieg Anno 1663 Dieser Krieg wurde durch den Einfall der Türken in Ungarn und die Eroberung Neuhäusels ausgelöst. Printz kam 17»
254
Kommentar
im funi 1663 im Dienste des Grafen von Promnitç nach Ungarn und blieb da bis Oktober. 31 lein.
bellum quasi minimè bellum
3
inter pocula
6
Fundamentis
7
Autoritate
29
Onomasticon
Namen-,
212
3
Kupffer=Blatt
Titelkupfer des S. C. II.
214
' Peccando enim Denn man lernt die Kunst, indem man Fehler macht & wer nie schlecht war, ist auch nie gut. ( Es ist einer nicht gleich ein Meister ).
211
ein Krieg, gewissermaßen ein Krieg-
beim Trinken. Grundlagen.
mit Rationibus firmissimis mit den festesten
Beweisgründen.
mit Autorität.
13
Hans in einem Odem
14
olim
Wörterverzeichnis.
Vgl. II, 22,13 + K.
einst, ehemals.
antiphrasticos
das Gegenteil ist gemeint.
21
Satyrici enim est parcere personis
25
Staub=Besen gemeint ist der Staupbesen, eine Rute %ur Züchtigung.
siehe I, 135,18 K.
28
riehen
riechen.
29 als man mit einer R&be wirft die Rübe galt im Volksmund als eine verachtete Feldfrucht; für diese Wendung wurde aber kein weiterer Beleg gefunden. 215
216
7
de opinione aliorum
25 242.
Lat lopen
29
in fine laborum
7
extempore
aus anderer Meinung.
Laß laufen; laß das hingehen. Wander 2, „laufen" 2 und mit letzter
Anstrengung.
aus dem Stegreif.
12 Midas Der König von Makedonien, der bei dem musikalischen Wettstreit \wischen Apoll und Marsyas das Urteil tadelte und %ur Strafe dafür von Apoll Eselsohren erhielt.
255
Prodromus
13 Apollo Apollon, grtech. Gott, ». a. der große Wahrheitskünder, der Gott der Musik und Poesie; daher sein Beiname „Musagetes" : der Musenführer. 21 Bileams Klepper die Eselin Bileams, der der Engel Gottes die Gabe der Rede verlieh. 4. Mos. 22. 23
y
218
219
Distinguiren
unterscheiden.
26
Mûcken=Sàuger und Camel Verschlucker
30
Idolutn
2
expressis
24
das Prae
Götzenbild, Idol,
23,24.
ausdrücklich. Vorzug,
®
Schock
12
Stockfisch
20
Fama
3
è regione
Vorrang.
Mengenmaß:
60 Stück, oder allgemein: eine Menge,
viele.
siehe II, 209,26 K.
Ruhm. gerade
14 Prognosticon Weissagungen. 24
Matth.
Abgott.
ingenuè
gegenüber.
eine Art astrologischer
scharfsinnig,
Kalender mit Vorhersagen und
genial.
26 1. Edition des Jean Rebhu Die erste Fassung des Simplicianischen Weltkuckers war etwa gleichzeitig mit dem Satyrischen Componisten erschienen, nämlich 1677. Die Kritik am Autor des S. C. erschien erst 1679 in der zweiten Auflage von Beers Roman, der inzwischen auf vier Teile angewachsen war. 220
Marck=Schreyer Geld marcken 31
221
ex Professo
Marktschreier,
fahrender
Händler oder
„Künstler".
markten, durch Verkauf einnehmen.
dem Berufe nach, von Amts
wegen.
^ Bestia, non cantor ein unvernünftiges Tier und kein Sänger ist, wer nicht für die Kunst, sondern für den (eigenen) Vorteil singt. 6
mentem Kircheri
9
Bacchant
den Geist
Weinsäufer, Schwelger
Kirchers. (Bacchus-Verehrer).
10 Es giebt ... erkennen können (Zeile 28) Zitat aus der zweiten Auflage von Beers Simplicianischem Weltkucker, Buch I, S. 39—40. (Siehe 111,295).
256
222
Kommentar
11
Vocativis
Berufene.
12
in Omnibuscunque
13
in floribus glänzend, im Wohlleben.
17
spartirt
spartiren
18
griebelt
griebeln: suchen,
27
Rabiers
so von Beer übernommen, gemeint ist
33
pro Exemple
^
als ... Praeceptorem venerire
16
Composita
wohl eine Beersche Wortbildung: „in allem."
= in Partitur
als ein
setzen.
nachforschen.
als Lehrer verehre,
224
^ es seyn nicht alle Köche 2, „Koch" 51. 14
Arte Componiendi
26
ein Gast Wirth worden
31
durchzeucht
^ 14
rerum
fingiert
schätze.
Kompositionen.
28 die Progressus der Concordantiarum menklänge ( Harmonien ). 22 S
„Papier."
Beispiel.
weit verbreitetes
die Kunst der
die Progression der Zusam-
Sprichwort;
vgl. Wander
Komposition.
Siehe II, 145,10 K.
durch die Hechel zieht. Siehe I, 84,20 K.
natura
in natürlichen
Dingen.
vorgibt.
20 reservato idiomate Grospicelio mit Vorbehalt ..., sicher handelt es sich hier, wie der Schreiber vermutet, um eine Erfindung Beers.
225
226
34
die Zähne eilige würden
5
Jean Potage
„Hans Supp", das franGegenstück
7
Sed ad rem
aber %ur Sache.
14
Ex eadem ratione
28
Solve caligas
^
eilig = stumpf (von
aus demselben
Zähnen). zum Hans Wurst.
Grunde.
„Hosen runter!" Siehe I, 247,31 K.
Licuit, semperque licebit
Siehe I, 155,17 K.
13 Ob Libellum famosum Printç %ählt für sein satyrisches eine Anzahl von juristischen Schriften auf, die hier nicht im einzelnen werden.
Argument identifiziert
257
Prodromus 227
11
Gepelfer
13
Momus
Gebelle, Geschrei. Kritiker, siebe I, 315,6 Κ.
Zoilus Zoilus von Amphipolis (4.Jhdt. v. Chr.), griech. Philosoph und Rhetor, der hauptsächlich für seine Kritik an Homer bekannt ist und daher vielfach als der Kritiker schlechthin angeführt wird.
2 2 8
18
des Kirchen Musurgia
23
Opera
'
Propalator
Siehe II, 252,10 K.
Werke, Schriften. Herausgeber.
18 gelehrten Mann gemeint ist Philipp von Zesen (siehe auch II, 159 + K.), dessen gewaltsame Eindeutschungen ihm die Kritik und den Spott mancher seiner Zeitgenossen eingebracht hatten. 24
ReutsTasche
lederne Umhängetasche für Reiter.
26 quod à potiori siat denominatio daß die Benennung (eines Gegenstandes ) nach dem, was am Wichtigsten daran ist, geschieht. 229
24
230
Exercitation de Concordantiis Printç spricht hier von seinen çwischen 1687 und 1689 bei Mieth in Dresden veröffentlichten Exercitationes
231
3
gratificiren
14
sentirten
19
absq; sufficientibus rationibus
2 3 2
des
höllischen Feuers schuldig
26
adimpliret
32
dienstlich
Vgl. Matth. 5,23.
χμ Willen sein. urteilten. ohne ausreichende Gründe.
erfüllt. dienstbeflissen, diensteifrig.
^ die C. Relation ex Parnasso Die hundertste und abschließende Episode des ersten Teils der Ragguagli di Parnaso von Trajano Boccalini ( 1556— 1613). Print^ gittert hier wohl aus der 1644 in Frankfurt erschienenen deutschen Übersetzung. Allerdings hat sich bei Print% in der Uberschrift ein Druckfehler eingeschlichen, denn es sollte heißen: Ein Geláhrter statt: „Ein Gelächter". 20
alterirten
ärgerten.
258
Kommentar
29
die Scheel
Schalen.
31
colligiret
gesammelt.
32
die Cloac
die Kloake, Abwasserkanal
oder
Senkgrube.
20
Reitter
grobes Sieb %um Reinigen von
21
achtel
der achte Teil einer Maßeinheit, bes. für Getreidemaße
Getreide. gebraucht.
Columella mein Fator soll wohl Factor heißen, also so viel wie Faktotum. — Junius Moderatus Columella (I.Jhdt. n.Chr.) war ein röm. Fachgelehrter aus Gades (Spanien); er schrieb ein umfassendes Handbuch De re rustica in %wölf Büchern. 20 Homeri Horneros (8.fhdt. v. Chr.) gilt nach der Uberlieferung ältester griech. Dichter und Verfasser der Ilias und Odysseia. Livii
als
Livius; siehe I, 215 K.
Virgilii Marco Publius Vergilius (70—19 v. Chr.), bedeutender röm. Dichter des ersten vorchristlichen Jahrhunderts; sein wichtigstes Werk ist das Epos Aeneis. Taciti
Cornelius Tacitus; siehe II, 335,10 K.
Hippocratis Hippokrates von Kos (460—370 v. Chr.), griech. und Begründer der wissenschaftlichen Medizin. 5 Pindarum Pindaros (etwa 520 — 446 v. Chr.), berühmter griech. ker und Chordichter. Sophoclem Tragiker. Ovidium Horatium
Sophocles (496— 405 ν. Chr.), einer der drei großen Ovid; siehe I, 9,8 K. Hora^; siehe II, 158,19 K.
9
Copiam
Kopie,
10
Censur
Kritik.
Abschrift.
Ar^t
Lyrigriech.
Sing- und Kling-Kunst Einleitung Die Historische Beschreibung der Edelen Sing= und Kling=Kunst erschien im Jahre 1690, und wenn dieses Werk auch nicht als Printern bedeutendste musiktheoretische Schrift anzusehen ist, so war es doch „das berühmteste Werk von Printζ"1 und hat zusammen mit dem Phrynis Mytilenâus sein Ansehen als Musikschriftsteller begründet. Die Klingkunst war ursprünglich als lateinische Musikgeschichte konzipiert, denn Printz schreibt im Jahre 1689 bei der Fertigstellung des Manuskripts „die Lateinische Musicam Historicam hat mein Verleger / Herr Johann Christoph Miethe auch schon in seinen Händen / und wird vielleicht schon gedruckt seyn" (II, 491). Letztere Vermutung erwies sich als irrig, und es ist wahrscheinlich, daß der Verleger keine guten Absatzchancen für %wei Versionen desselben Werkes sah und sich für die deutsche Musikgeschichte entschied, die ja dann auch die erste dieser Art wurde. So erklärt sich, daß Prinhζ schreiben konnte, er habe seine Musikgeschichte „den 1. Junii Anni 1689 angefangen und den 1. Septembris ejusdem Anni zu Ende gebracht" (II, 491), weil es sich dabei wohl im wesentlichen um eine Übersetzung des schon fertigen Werkes handelte. Dies geht auch aus einem Hinweis im dritten Kapitel hervor: „Ein mehrers wird davon zu finden sein in meiner Lateinischen Musicae Historicae ..." (II, 286). Wie Printz in seiner Einleitung darlegt, stellt das Werk die Frucht jahrelanger Exzerpier- und Sammelarbeit dar, und die Anfänge da%u scheinen noch in seiner vor dem Amtsantritt in 1
Schmitt, S. 106.
260
Kommentar
Sorau liegenden Reisezeit χη liegen, denn er berichtet, daß ein großer Teil seines Materials auf seinen Reisen wieder verlorenging (II, 244). In diese Frühzeit fällt auch seine Begegnung mit Athanasius Kircher in Rom. Über die Bedeutung dieses Gelehrten gingen schon damals die Meinungen auseinander. „Zahlreiche Fehden und Streitschriften entzündeten sich unmittelbar an diesem Buch" schreibt S char lau über die 1650 erschienene Musurgia. 2 Kirchers Vorstellung von einer rationalen, in der Mathematik gegründeten Musiklehre und einer erlernbaren, mechanistischen Kompositionslehre hatten sich viele der älteren Musiker angeschlossen, darunter neben Printζ auch Werckmeister und Buttstädt. Zu den entschiedenen Gegnern und Kritikern von Kirchers Schriften gehörte außer Beer auch Mattheson, der 1733 warnte: „Glaubt niemand des fälschlich für gelehrt ausgegebenen Kirchers Träumen nicht ,.."3 In neuerer Zeit hat Joachim Moser an der Musurgia beanstandet, daß sie „ein ungeheures Material kritiklos und verworren aufspeichert,"4 Print'.ζ hat von Kircher zahlreiche Anregungen empfangen und besonders in der Musikgeschichte mehr von ihm übernommen als er %ugibt. Aus der deutschen Fassung der Kircherschen Musurgia, die 1663 in Nordlingen erschienen war, hat Print% im 15. Kapitel seitenlang verbatim zitiert, ohne immer seine Quelle zu nennen, was ihm auch die Kritik Matthesons eingebracht hatte. (Siehe III, 86). Gelegentliche Ungenauigkeiten in der Kling-Kunst, sowie auch die Tatsache, daß Printz seine Quellen zuweilen aus zweiter Hand Zitiert, sind wohl darauf zurückzuführen, daß seine Aufzeichnungen sowie auch seine Bücher dem Feuer von 1684 zum Opfer gefallen waren, wie erja selbst gesteht, „daß es weit besser hätte werden können, wenn ich eine vollständige Bibliothek zur Hand gehabt" (II, 248). Andererseits aber hat sich bei einigen der „Fehlurteile," die man ihm vorgeworfen hat, inzwischen die Richtig2 3 4
Scharia«, S. 339. Kleine General=Baß«Schule, Hamburg 1733, S. 12. H.J. Moser, Musikgeschichte, Bd. II, S. 29.
Sing' und
Kling-Kunst
261
keit der von Print% gebotenen Informationen nachweisen lassend Außer Kirchers Schriften hat ihm auch Michael Prätorius' Syntagma musica, in dem der Ubergang \ur deutschen Sprache schon vorweggenommen war, als Quelle gedient. Die Mehrzahl der für die Kling-Kunst ausgewogenen und darin gitterten Werke gibt Print£ allerdings selbst an, und unter den benutzten Quellen nehmen umfassende Darstellungen £ur Musik sowie auch enzyklopädische Sammelwerke einen breiten Raum ein. Unter den antiken Autoren sei hier nur auf das Werk Plutarchs über die Musik verwiesen sowie auf die Suda. Von den Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts hat Print^ neben Kircher die Werke von Pie ter Opmeer und Philipp Camerarius sowie die Schriften des Literaten Erasmus Francisci am häufigsten herangezogen. Print% gebraucht den Begriff „historisch" im Titel seiner Musikgeschichte im Sinne seiner Zeit und schließt damit alles schriftlich überlieferte, einschließlich der Götter- und H eidengeschichten, mit ein. Der wichtigste Teil ist nach dem Urteil späterer Kritiker der, der seiner Zeit gewidmet ist; er hat damit, noch vor Johann Gottfried Walther, viele seiner Zeitgenossen in die Literatur eingeführt. „Für seine Zeit war die Musikgeschichte jedenfalls ein aufsehenerregendes Buch," urteilt Schmitt und es ist deshalb nicht überraschend, daß Print% sich mit seinen Dedikationen an prominente Zeitgenossen gewendet hat.
Kommentar Die Titel griechischer Autoren wurden, wo immer möglich, in den üblichen lateinischen Fassungen wiedergegeben; bei gedruckten Texten wurde das Datum der frühesten ermittelten Ausgabe ange5
6
Von „Fehlurteilen" hatte ». a. Heinç Krause gesprochen, Johann Beer (1652 — 1700). Zur Musikauffassung im 17. Jahrhundert, SaalfeldjOstpr. 1936, S. 84. O. Wessely hat in der Einleitung seiner Ausgabe der Singund Kling-Kunst, S. L—LII da^u Stellung genommen.
Schmitt s·
108·
262 244
^
Kommentar Historíeos
Historiker, Geschichtsschreiber.
29 auff meinen Reisen von einer Reisetätigkeit Printern nach seinem Amtsantritt in TriebeljSorau ist nichts bekannt. 245
247
2
in Officio publico
3
Excerpta
15
Alle
gute
im öffentlichen Amt.
Auszüge aus einem Werk, Lesefrüchte. und
vollkommene Gaben Jak. 1,17.
19 Plutarchi von der Music Plutarchos von Chaironeia (etwa 46— 120 n. Chr.), griech. Philosoph und Biograph, einer der meist-gelesenen Autoren der Weltliteratur. Das umfangreiche Werk Plutarchs aar vom 16. Jhdt. an in mehreren lateinischen Ausgaben %ugängig. Die Plutarch geschriebene und in den Moralia angeführte Schrift De Musica (ΠΕΡΙ ΜΟΥΣΙΚΗΣ), eine Kompilation aus den Werken von Aristoxenos und Herakleides Pontikos, ist eine der wichtigsten Quellen für Printern Musikgeschichte. (II, 247, 260, 261, 265, 299, 300, 314, 336, 340, 344, 479) Weitere von Print% benüt^te und angeführte Werke Plutarchs sind: De Iside et Osiride (256), De Alexandri Magni fortuna aut virtute (270, 317, 318, 319); Apophthegmata Laconica (475), Instituía Laconica (475), De vita et poesi Homero (451), Quaestiones convivales (452); Demetrius (326), Messenicis (302), sowie aus den Parallelbiographien Pericles (481 ) und Solon (303). 24 Marsyae Marsjas, Gestalt der griech. Sage. Er hob die Flöte der Athene auf, gelangte %u großer Meisterschaft im Flötenspiel und forderte Apollo einem musikalischen Wettstreit heraus. Seine Bestrafung durch Apollo (siehe II, 264,33ff.) wurde vielfach von den Künstlern der Barockzeit dargestellt. 25 Olympio Olympos (um 800 v. Chr.), sagenhafter griech. Musiker aus Phrygien; er erscheint bei Plutarch als Olympos der Ältere und als Schüler des Marsjas. Hiagnidi Hiagnis war der Vater des Marsyas und wie dieser eine der mjthologischen Musikergestalten. 249
^
Inventiones
Erfindungen; Inspiration für die Komposition.
Stylus recitativus artificialis eine Art „singende Rede;" das Rezitativ ist aus dem affektbetonten Sprechgesang des antiken Dramas hervorgegangen. 12 Lucretius Titus Lucretius Carus (97—55 v. Chr.), röm. Dichter und Philosoph, Verfasser des Lehrgedichtes De rerum natura. 13
At liquidas avium
De rerum natura Liber V, 1379—81.
263
Sing* und Κ ling'Kunst
21 Athenaeus Athenaios von Naukratis (um 200 η. Chr.),griech. Grammatiker und vielseitiger Literat. Das hier gitterte Werk, Deipnosophistai in 15 Büchern, ist in Form eines Tisch- oder Philosophengesprächs abgefaßt. 29 Leon Leoni Leone L. (1560—1626), pellmeister in Vicenza. Dimmi, Clori gentil
ital. Komponist und Domka-
Sage mir, sanfte Chloris, warum liebst du nicht?
5 Scaliger Julius Cäsar Scaliger (1484—1558), Ar^t und Philologe, schrieb das maßgebende Lehrbuch der abendländischen Poetik: Poetices libri Septem, o. O. (Lyon) 1561. 20
Von dem (Jubal) sind herkommen
8
Musica Pulsatilis
Musik der
1. Mos. 4,21.
Schlaginstrumente.
10 P. Athanasius Kircherus (1601— 1680) Das Werk des Jesuitenpaters A. Kircher, den Printz 1661 in Rom besuchte (siehe III, 56) stellt eine wichtige Quelle für Printern musiktheoretisches Schaffen dar. Die von Printz benutzten und zitierten Werke Kirchers sind: Musurgia universalis, Rom 1650; (eine deutsche Übersetzung von Andreas Hirsch erschien 1662 in Schwäbisch Hall) und Phonurgia nova, Kempten 1673 (deutsche Übersetzung von Agathus Carion (= Christoph Fischer), Nördlingen 1684). 20 Ao. 2205 nach Erschaffung der Welt etwa 1800 v. Chr. Die Welt ist nach Meinung des 17. Jahrhunderts etwa 4000 (nach Luther 3963) Jahre vor Christi Geburt erschaffen worden. 23
Valet- ... Gastereyen
Abschiedsmahlzeiten.
34 Monaulos eine „einfache P f e i f f e " , wie Prints schreibt; der Aulos war ein Doppelrohrblattinstrument und meist eine Art Doppel-Oboe oder - P f e i f e . Der Einfachheit halber wird im folgenden für „Aulos" (lat. tibia) auch das Wort „Flöte" gebraucht. Der Aulos war den Griechen das Instrument des Aufregenden und dem Gott Dionysos geweiht. Der Mythos vom Wettstreit Apollos (Lyra) mit Marsyas (Aulos) spiegelt die Auseinandersetzung der beiden verschiedenen musikalischen Haltungen. Siehe dazu II, 264,33ff. 1
Diodorus Siculus
siehe II, 148,4 + K.
2 Osiris Für die Ägypter war Osiris eine Gottheit; bei den Griechen seit Herodot bekannt, wurde Osiris vielfach dem Dionysos (lat. Bacchus) gleichgesetzt. 6 Tyrocinium Historico-Chronologicum Der Verfasser ist Johann Heinrich Ursinus ( 1608— 1667), und das hier angeführte Werk ist Isagoges
264
Kommentar
historico-chronologicae in historiam sacram, Frankf.jM. 1662 (Tyrocinium wie auch Isagoge bezeichnen eine Einführung oder Einleitung.) 8 Alexander Sardus Alessandro Sardo (1520—1588), italienischer Gelehrter; das hier zitierte Werk, De rerum inventoribus libri duo, erschien in Polidoro Vergilios De rerum inventoribus, Straßburg 1613. Siehe II, 257,33 K. 10 Tibullo dichter.
Albius Tibullus (etwa 50 v. Chr. — 19 ». Chr.), röm. Elegien-
20 Typhone in der griech. Mythologie war Typhon ein vielköpfiges heuer, das die zerstörenden Kräfte der Natur verkörperte.
Unge-
26 Natal. Com. Natalis Comes, auch Natale Conti (1520-1588), ital. Gelehrter. Das von Printe mehrfach angeführte Werk ist Mythologiae sive Explicationum Fabularum, Libri decern, Venedig 1551. 29 Tuisco Es handelt sich hier nicht um eine historische Person, sondern um eine germanische Göttergestalt; nach Tacitus \eugte der zweigeschlechtige Gott Tuisto den ersten Menschen. Die Information über Tuisco als Gesetzgeber hat Printe von Aventinus. 7 Aventinus Johann Turmair (1466—1534), bayrischer Chronist und einer der Begründer der modernen Geschichtsschreibung. Prints bezieht sich gewöhnlich auf sein Hauptwerk Annales ducum Boiariae (1519—1521 ); er schrieb auch Musicae rudiementa (1516). 8
It. C
dasselbe Kapitel:
(C = Caput, Kapitel),
Folio =
Blatt.
13 Bardus ... bey denen Celtern Printζ scheint hier an eine bestimmte Person denken, doch handelt es sich bei den Bardi (griech. Bardot) um keltische Sänger, die ihre Heldenlieder beim Vortrag mit einer Art Lyra begleiteten. 21 Asora Printζ beschreibt die Instrumente der Hebräer im folgenden Kapitel, wo das hier erwähnte Blasinstrument richtig unter der Bezeichnung Chasora angeführt wird; Asor bezeichnet das auf S. 275 abgebildete und auf S. 280 beschriebene Saiteninstrument. Siehe II, 284,11. 22 Josephus Flavius Josephus (etwa 37—100 ». Chr.),jüd. Historiker aus Jerusalem; er verbrachte das letzte Drittel seines Lebens in Rom und setzte sieb für eine Verständigung des Judentums mit der römischen Weltmacht ein. Seine bedeutendsten Schriften sind die sieben Bücher über den jüdischen Krieg: Bellum Judaicum sowie einejüdische Geschichte in 20 Büchern: Antiquitates Judicarum. 24 von Ertz gemachte Trommet Trompete aus Kupfer oder Ertz bezeichnet hier das Kupfer oder eine Kupferlegierung.
Bronze;
Sing' und Plinius
siehe II, 148,1 + K.
25 Tyrrhene! Italien. 33
265
Kling'Kunst
Tyrrhener
Polydori Vergilii
ist der griechische
Name für die Etrusker
in
siehe II, 148,2 + K.
8 Dircaeo Tyrtaios (7.]hdt. v. Chr.), griech. Dichter, um dessen Leben sich zahlreiche Legenden und Anekdoten gebildet haben. 14 Justinus Marcus Junianus Justinus (3.Jhdt. n. Chr.), rom. ker; er schrieb: Epitoma historiarum Philippicarum. 28
das Ober-Gebiet
15
Psalterium
gemeint ist die Oberherrschaft,
Zupfinstrument
%ur Begleitung des
der
Histori-
Oberbefehl.
Psalmengesanges.
8 Diluvium Deucalionis in der griech. Mythologie die Sintflut, bei der nur Deukalion und seine Familie überlebten. 14 Apulejus Das hier zitierte Werk Florida ist eine „Blütenlese" seinen Prunkreden. (Siehe auch II, (5) + K.).
aus
22 der Virgilianische Ochsentreiber Die Anspielung ist auf eine Stelle aus Virgils erster Ecloge, V. 9— 10: „ille meus err are boves, ut cernís, et ipsum / ludere quae vellem calamo permissif agresti." „Schau, meinen Rindern beließ er die Trift, mir selber die Muße, Was meinem Herten gefällt, auf ländlichem Rohre \u flöten." (R. A. Schröder). 22 auf der kirrenden Strohhalm=Pfeife gemeint ist wohl eine Frühform des ursprünglich aus Schilfrohr verfertigten Aulos (siehe auch II, 264,10 K.). kirren
ist lautmalend für einen hohen, zittrigen
8 θεούς βουλάγους und Consentientes Vorbild eingeführte Zwölfgötterkreis.
Ton.
„Consentes Dei," der nach griech.
11 Apollinii Scholiastes Appollonios Rhodios (etwa 295—245 v. Chr.), griech. Dichter und Grammatiker aus Alexandria, nach seinem späteren Wohnsit\ „Rhodier" genannt. Sein Hauptwerk ist die Argonautika. 20 Vossius Johann Gerhard Voss (1577— 1649), klass. Philologe in Amsterdam. Voss verfaßte mehrere Bücher über das Musikleben der Griechen. Bei dem zitierten Titel handelt es sich wohl um: De Theologia Gentiii et Physiologia Christiana; sive de origine ac progressu Idololatriae, Amsterdam 1641. 22 Soterichus Soterichos von Lybien (i.Jhdt. schrieb epische Werke mythologischen Inhalts.
n. Chr.), griech.
Dichter,
266
Kommentar
30 Pausanias Pausamas, der „Perieget" (2.Jhdt. n. Chr.), griech. Reiseschriftsteller. Der Hinweis hier bezieht sich auf das 5. — 6. Buch seiner Beschreibung Griechenlands, Perihêgêsis tés Hellados, in tçebn Büchern. 33
Nat.
Natalis Comes, siehe 256,26 + K.
35 Boethius Anicius Manlius Severinus Boethius (um 480— 524), röm. Philosoph und Wissenschaftler, der bedeutendste Vermittler der griech. Musiktheorie für das Mittelalter, besonders in De institutione musica libri V. Nicomacho Gerasseno Nikomacbos von Gerasa (2.Jhdt. griech. Philosoph und Mathematiker, verfaßte u. a. ein „Handbuch der lehre," das von Boethius ins Lateinische übersetzt wurde. 262
n. Chr.), Harmonie-
^ Hermetem Trismegistum Hermes Trismegistos, „der dreimalgroße Hermes," aar der griechische Name des ägyptischen Gottes Thoth, der als Gott der Schrift, der Zahlen und Bücher galt. 8 Hypate gegen Parhypaten Die Ausdrücke bezeichnen Noten in der griech. Tonleiter. (Für eine Erläuterung der hier angeführten B e g r i f f e aus der griech. Lehre von den Tonarten sei auf die Fachliteratur verwiesen, etwa den Artikel „Systema teleion" in Riemanns Musiklexikon, Sachteil,).
263
^ Coraebus gemeint ist wohl der auch bei Plutarch erwähnte Torebus fDe Musica 1136 C); ein früher Musiker und vielleicht identisch mit dem lydischen König gleichen Namens. 6 Terpander Terpandros von Lesbos (7.Jhdt. v. Chr.), griech. Musiker und Dichter; er komponierte eigene und homerische Texte. Terpander ist die erste deutlich umrissene Musikergestalt der Antike und der wichtigste Vertreter der lesbischen Kitharoedenschule. 10 Timotheus Timotheos von Miletos (etwa 450— 360 v. Chr.), griech. Dichter und Schüler des Phrynis Mitilenäus; bekannt für seine musikalischen Neuerungen. Seine Dichtungen sind nur bruchstückhaft erhalten, seine Sprache ist gesucht und T. gewollt dunkel. 12 Epigonius Ambraciota Epígonos aus Ambrakia (6. Jhdt. v. Chr.), griech. Harfenspieler und Musiklehrer. 14 gerupft diente.
Lyrae Die Lyra oder Leier war ein Saiteninstrument, dessen Saiten wurden und als dessen Schallkörper ursprünglich eine Scbildkrötenschale
Citharae Die Kithara, das griechische Nationalinstrument, war eine sehr fein durchkonstruierte Art der Leier; sie ist der Harfe verwandt und wurde mit einem Plektron angerissen. Mit ihrem garten Klang galt die Kithara als
Sing- und bevorzugtes Amdrucksmittel gewidmet. Magades
267
Kling-Kunst
maßvoller Gemütsbewegung und war dem Kult
Die Magadis war ein harfenartiges
Pectides verwandt war.
Saiteninstrument.
Die Pektis war ein griech. Saiteninstrument,
15 Sambucae Saiten.
Die Sambuca war ein dreieckiges
Apollos
das der Magadis
Saiteninstrument
mit 4
34 Servius Servius Maurus (4. Jhdt. n. Chr.), röm. Grammatiker, einen umfangreichen Kommentar über die Werke Vergils.
schrieb
1 geflügelten Schlangen=Stab Hermes erhielt von Apollon den Heroldsstab, Printζ scheint dies hier mit dem Aeskulabstab verwechselt haben. 11 Sabellicus Marco Antonio Coccio Sabellico (1436—1506), italienischer Humanist und Historiker. Das hier erwähnte Werk, De rerum et artium Inventoribus, erschien in Polydor Vergilios De inventoribus rerum libri tres. Siehe II, 257,33 Κ. 20
Palladi
32 art.
Mesophrygische Harmonie
Pallas
Athene. Die Mitteloktave
der phrygischen
Ton-
S Volaterr. Raphael Massenius Volaterranus (1451—1522), ital. Gelehrter aus Volterra. Sein wichtigstes Werk ist sein Commentariorum urbanorum libri XXXVIII, Rom 1506; die Bücher 13-24 tragen den Titel Anthropologia. 22 Erasm. Erasmus von Rotterdam ( 1467— 1536). Für das von Printz zitierte Werk, Adagiorum, das seit dem ersten Erscheinen ( 1500 in Paris) immer wieder vermehrt und verbessert wurde, ist, wo immer möglich, die kritische Amsterdamer Ausgabe (Opere Omnia ...) herangezogen worden: „Peius Babys tibia canit" II-4, No. 1634 (S. 108). Außerdem wurde das Werk auch in einer Ausgabe aus dem 17. Jhdt. eingesehen: Adagiorum Des. Erasmi Roterodami Chiliades Quator, Köln 1612. 29 Suidas Verfasserbezeichnung eines um 1000 vermutlich in Konstantinopel entstandenen enzyklopädischen Lexikons; die Suda; war das umfangreichste aller erhaltenen griech. Lexika. 2 Aelianus Claudius Aelianus v. Praeneste (etwa 170— 235), röm. Sophist und Schüler des Pausanias. Seine „Bunte Geschichte", Varia Historia, bringt moralisierende Geschichten und Anekdoten. 18
Printz III
268
Kommentar
6 Modos Lyricos und Doricos Modus bezeichnet in der älteren Musiklehre die Tonart. Mit dem „lyrischen" Modus (von Lyra abgeleitet) ist hier wohl ganz allgemein der chorische oder auch Einzelgesang gemeint; der „modos Doricos" wurde vorzugsweise für heroische oderfestliche Gesänge gebraucht. — Die griechischen Tonarten sind nach den Ländernamen ( Dorien, Phrygien, Lydien, Ionien und Aolien) genannt, und diese Bezeichnungen haben sich auch bei den Kirchentonarten erhalten. Vom 18.fhdt. an setzt sich der Begriff Tonart für „Modus" durch. 34 Horatius Horaz, siehe II, 158,19 K. Der Hinweis auf Orpheus bezieht sich auf Carmina I, 12,8 sowie Ars Poetica 392; allerdings ist da nicht von des Orpheus' Tod die Rede. 35
Virgilius
4. Ecloge, 5 5 f f .
12 bey dem Pfuel Torrhebia Kariös soll in der lydischen Stadt Torrheba ein Heiligtum besessen haben; Pfuhl ist hier wohl im Sinne von „Teich" gebraucht. 14 Menalippides Menalippides Dichter und angesehener Kitharoede.
von Melos
(5.Jhdt.
v.Chr.),
18 Sappho (etwa 610— 555 v. Chr.), die bedeutendste griech. sie lebte in Mytilene auf der Insel Lesbos. 29 Marc. (1514—1555), Venedig 1582.
griech. Lyrikerin;
Antonius Majoragius Antonio Maria de Majoragio ital. Graf und Gelehrter, schrieb: Orationes et prefationes,
35
Virgilius
15
Beschwerungen
17 Albericus Musica.
Aeneis VI, 667. Beschwörungen.
(um 1050); ital. Cardinal,
schrieb einen Dialogue de
Solino Gaius Julis Solinus (3.Jhdt. ». Chr.), röm. Schriftsteller und Verfasser eines geographischen Lehrbuches: Collectanae rerum memorabilium. 25 Bocatius Giovanni Boccaccio ( 1313— 1375), ital. Dichter, bekannt hauptsächlich für den zu''sc^en 1349 und 1353 entstandenen Novellenzyklus II Decamerone. Der Hinweis hier bezieht sich aber wohl auf seine Genealogia Deorum Gentilium. 30 Calisthene Kallisthenes von Olynthos (etwa 370—327 v. Chr.), Geschichtsschreiber und Hofhistoriker Alexanders.
griech.
1 Heraclides Herakleides Pontikos (etwa 390— 310 v. Chr.), Philosoph und Schüler Piatons; schrieb ». a. ein Werk über die Musik.
griech.
Sing- und Kling-Kunst
269
9 Eusebius Eusebias (etwa 260— 340), griech. Kirchenhistoriker und Bischof von Caesarea; das gitterte Werk ist: Preparado Evangelica, 15 Bücher „Vorbereitung auf das Evangelium". 11 Isidorus Isidorus von Sevilla (etwa 570—636), span. Bischof und Kirchenschriftsteller. Sein Hauptwerk, Orígenes oder auch Etymologiae, war ein enzyklopädisches Handbuch des gesamten Wissens seiner Zeit. 28 Dionysius Halicarnass. Dionysias von Halikamassos (um die Zeitwende), griech. Historiker und Rhetor. Printζ verweist auf sein 20-bändiges Geschichtswerk Antiquitates Romanae. 6 ker.
Staphylus
Staphylos von Naukratis (um 300 v. Chr.),griech. Histori-
23 Freinsheimius Johannes Freinsheim (1608—1660), Philologe und Historiker aus Ulm; er gab Quintus Curtius' „Geschichte Alexanders des Großen" mit seinen Ergänzungen heraus; Q. Curtii Rufl De rebus gestis Alexandri Magni libri cum supplemmentis Io. Freinsheimii. Straßburg 1639. 30 Tu miser exclamas Du Elender schreist ( so sehr), daß du Stentor besiegen könntest, fuvenal, Satiren 13; 112. 5
Virgilius
In Aeneis 6,146ff.
14 Dessen Bruder Phemius „Und ein Herold reichte die schöngebildete Harfe / Phemios hin, der an Kunst des Gesangs vor allen berühmt war." Odyssea (Voss) 1,154; Phemios wird auch 1,337 erwähnt. 26 Πάσι γαρ άνθρώποισιν „Alle sterblichen Menschen der Erde nehmen die Sänger / Billig mit Achtung auf und Ehrfurcht; selber die Muse / Lehrt die den hohen Gesang und waltet über die Sänger." Odyssea (Voss) 8,479—481. 21 1. Par. 16 1. Chronik 16; Parlipomena, eigentl. Nachträge, ist die Bezeichnung der Bücher der Chronik in der griechischen Septuaginta. 26 Core Korah, ein nachexilisches jüdisches Sängergeschlecht, dem eine Anzahl von Psalmen zugeschrieben wird. 9 Musica Hieroglyphica Eine Schrift mit diesem Titel findet sich weder bei Kircher noch unter den unveröffentlichten Schriften von Print\. Die Darstellung der Musik als einer verborgenen Weisheitslehre war vielleicht als ein Teil der von Printς geplanten Musica arcana gedacht. 12
Chronologis
1
Iconismus
18*
Chronisten, Geschichtsschreiber. Bildtafel.
270 2g0
Kommentar
10 Asor Auf einen Kommentar \u den von Printζ erwähnten hebräischen Musikinstrumenten wurde vernichtet, da diese im Text selbst mit Hinweisen auf die Abbildungen auf den Seiten 275—279 beschrieben sind. 24 Schilte Haggiborim Printζ hat diesen Hinweis aus dem Werk A. Kirchers genommen und dahinter wohl einen Namen vermutet. Es handelt sich dabei aber um den Titel eines Traktats Schilte hagibborim ( R a f f e n der Helden") von A. Portaleone aus Mantua (gest. 1612), das später von Blasius Ugolinus (etwa 1700—1770) übersetzt und in eine Studie über die Musik der Bibel aufgenommen wurde. 33 Violetten oder Violine.
281
Violetta bezeichnet im 17.fhdt.
eine Viola, kleine
Eduardus Leigh (1602— 71), engl. Gelehrter; wähnte Werk ist: Critica Sacra, London 1639.
17
Gambe
das von Printζ
er-
29 in der Lateinischen Musica Histórica ein Werk, das Printz wohl dem Verleger übergeben hat, das aber nie gedruckt wurde. 32 Abraham Hannase Über diesen Namen, den Printz aus Musurgia übernommen hat, konnte nichts Näheres ermittelt werden. 283
Kirchers
* StrohsFiedel die vom 16. —19. fhdt. übliche Bezeichnung für eine Art Xylophon, wie es von Wander- und Tanzmusikanten gebraucht wurde. 8 Indiae Orientalis Titel des von Theodore de Bry (1561—1623) herausgebrachten Reisewerkes, das zwischen 1598 und 1623 in 13 Bänden (in lateinischer wie auch in deutscher Sprache) in Frankfurt erschienen ist.
285
25
Organon
30
Ciavier
Musikinstrument, hier: Klaviatur,
bes. die Orgel. Tastenbrett.
286
24
' n meiner Organologia eine solche Schrift, wurde, wird in A 2 angeführt; siehe III, 43.
die wohl nie
gedruckt
288
Choral-Music Printz meint damit die Mehrstimmigkeit, wie er 291,3 sagt, die „zusammenstimmige Music."
oder auch,
Figural-Music bezeichnet die polyphone, kontrapunktlich Musik, siehe auch Printz' Definition in II, 290,12ff.
gearbeitete
20 „Ey Lieber / schlaget mir ein Liedlein" Luthers Tischreden V, Kritische Gesamtausgabe (Weimar. 1919), No. 5603 (S. 274). 290
17
Sonorum
Sonus = Ton, Laut.
Sing- und Kling-Kunst 291
27 Modi progrediendi Hier ist wohl die Abwechslung der Töne, die Melodieführung, oder wie in II, 305,34, der Rhythmus gemeint. 31 Quantitatem temporalem der Rhythmuslehre.
292
30
293
Gradus
zeitliche Größe, Tondauer; ein Begriff aus
Stufe, Tonstufe.
Proportione Aequalitatis 31
294
271
Consonantien
Verhältnis der Gleichheit, Einklang.
mitschwingende Töne.
* Perfecte Concordantz Als „Concordante" (concordantia) wurden aus einfachen Zahlenverhältnissen bestehende Intervalle bezeichnet; die „concordantia perfecta" war die Oktave. 2
Consecution Aufeinanderfolge.
26 Genere modulandi Sing- oder Spielarten; „Modulatio" bedeutete bis ins 18.fhdt. soviel wie Singen und Spielen, die Führung einer Melodie; erst seit 18.fhdt. bezeichnet „Modulation" den Tonartenwechsel. 295 2%
Corpus motum 6
der sich bewegende Körper, z.· B. die Saite.
Doctrinam Proportionum
Lehre von den Proportionen, Intervallen.
17 Genus Modulandi Syntono-Diatonum bezeichnet eine Variante des diatonischen, d. h. aus Ganz- und Halbtönen bestehenden siebenstufigen Tonsystems. 28 Genus Modulandi Chromaticum und Enharmonicum das chromatische, in zwölf Halbtonschritte aufgeteilte Tonsystem und das enharmonische, das auch die Unterschiede zwischen dem erhöhten Ton und dem vertieften Nachbarton berücksichtigt. Seit etwa 1700 sind diese Unterschiede bei den Tasteninstrumenten durch die „temperierte" Stimmung ausgeglichen. 297
20
Plectrum
Plättchen zum Anreißen bezp>• Zupfen der Saiten.
32 Krumbhórner das Krummhorn ist ein Doppelrohrblattinstrument mit dunklem und leicht schnarrendem Ton; seit dem 16. fhdt. ist es auch als Orgelregister nachgewiesen. 33 Dolcianen das Dolcian (Durian) ist ein altes, schalmeienähnliches Blasinstrument; als Orgelregister eine sanfte, leicht näselnde Stimme. Bassanellen Basanello, ein Holzblasinstrument des 16. u. 17.fahrhunderts, als Orgelregister selten.
272
Kommentar
Racketten Rackett (auch Rankett), blattinstrument, das tiefe Töne erzeugen konnte.
ein kurzes,
dickes
Sot dunen der (od. das) Sordun, ein schalmeienähnliches blattinstrument und Zungenstimme der Orgel. 34 Schriari „Schreierpfeifen", Stimme in den alten Orgeln. 2 9 8
23
Dancket dem Herren
2 9 9
^
Lacedámonier
24
Ephorus
Bewohner
Windinstrumente
2. Chronik
in
Doppelrohr-
sowie eine hohe,
auch:
Lakonier.
Sparta.
26 Scoliorum griech. skolion: Die Sko lien waren beim Symposion gene Lieder, deren Strophen o f t von den Gästen reihum gesungen wurden. 3QQ
gemischte
20,21.
des alten Sparta,
hoher Aufsichtsbeamter
Doppelrohr-
11 Carminum Tibialium Lieder, die mit Flötenbegleitung wurden; Tibia ist das römische Gegenstück %um griech. Aulos.
vorgetra-
vorgetragen
12 Prosodiorum Prosodie (gr. prosodia) bezeichnet die melodische Stimmbewegung; Print% denkt hier wahrscheinlich an eine Art von Sprechgesang. 13 Colophonius Polymnestus Polymnestos von Kolophon (7.fhdt. v. Chr.), griech. Dichter von Nomen und Elegien; er kam als Chormeister nach Sparta. 2Q ^
8 Archilochus Archilochos von Paros (7.fhdt. v. Chr.), der früheste griech. Lyriker; seine Spottlust hat ihm den Namen „fambikos" eingetragen, denn der Jambus wurde ursprünglich nur in Spottversen verwendet. 10 den Lycamben Lycambes war der Vater der von Archilochos fenen Neobule. Auf die Angriffe des Archilochos gegen Lycambes wird Be\ug genommen, so auch in dem folgenden Zitat.
angegrifvielfach
16 Archilochos proprio rabies armavit Jambo. „Den Archilochus hat sein Grimm mit dem Jambus gewappnet." (R.A. Schröder) Hora\ Ars Poet. 79. 17 Quintiiianus Marcus Fabius Quintiiianus (35—96 n.Chr.), Schriftsteller und Rhetor. Sein Hauptwerk ist: Institutio oratoria in Büchern.
röm. zwölf
23 Cicero Marcus Tullius Cicero (106—43 v. Chr.), röm. Politiker und berühmter Redner. Print^ bezieht sich hier auf die unter dem Titel Tusculanarum Disputationum \usammengefaßten fünf Bücher „Gespräche in Tusculum": I, 3.
Sing' und
273
Kling-Kunst
14 LÂuse-Kfanckheit auch Läusesucht, eine hei den Griechen als „Phtheiriasis" bekannte Krankheit, bei der Läuse sich vermehren. 18 Tyrtaeus Tyrtaios, siehe II, 258,8. T. dichtete feurige in denen er die Spartaner ^um Ausharren im Kampf ermahnte. 27
O du Göttlicher Poet Tyrtaee
Kriegsgesänge,
Piaton, Die Gesetze /, 629 A.
34 Wiedereroberung Salaminis Die Insel Salamis wurde im ó.Jhdt. ν. Chr. von den Athenern erobert und besiedelt und war im Jahre 480 v. Chr. Schauplatz des griechischen Sieges über die persische Flotte. 3 Laert. Diogenes Laertios (3.Jhdt. n. Chr.), griech. Schriftsteller, er verfaßte eine Geschichte der griechischen Philosophie in 10 Büchern: De vita et moribus philosophorum. Polyaenus Polyainos von Makedonien (2.Jhdt. ». Chr.) schrieb ein achtbändiges Werk über Kriegslisten mit dem Titel: Strategemata. 8 Herodotus (etwa 485— 425 ν. Chr.), griech. Geschichtsschreiber. Sein umfangreiches Werk wurde später von alexandrinischen Gelehrten in neun Bücher eingeteilt, die nach den Musen benannt sind. 9 A. Gellius Aulus Gellius (um 130— 175 n. Chr.), röm. Schriftsteller; verfaßte in Athen die Noctes Atticae („Attische Nächte"), eine Zusammenstellung von Lesefrüchten in 20 Bänden. c. ult. 13 Arion auf Lesbos.
im vorletzten
Kapitel.
(um 600 v. Chr.), griech.
14 Meerschwein sich um einen Delphin.
Dichter
und Sänger von
Methymna
wie auch weiter unten (II, 305,17) erwähnt, handelte es
2 Pater Scotus Kaspar Schott (1608—1666) war Jesuitenpater und Schüler A. Kirchers. In seinem Buch Magia universalis natura et artis (Wür%burg 1657) beschäftigt sich Schott u. a. mit der Akustik und der Musikheilkunde. 14 E r a s m . ^ J Francisci (1627—1694), vielseitig interessierter Gelehrter aus Lübeck, er sich in Nürnberg niederließ, wo er seinen Unterhalt durch Bücherschreiben verdiente und an die 70 Titel herausgab. Die von Prints^ angeführten Werke sind: Die lustige Schau-Buhne von allerhand Curiositâten, Nürnberg 1663; Der Hohe Traur-Saal / oder Steigen und Fallen großer Herren, Nürnberg 1665; sowie Ost- und West-Indischer wie auch Sinesischer Lust und Staats-Garten, Nürnberg 1668. 30 Hellanicus Hellanikos von Mytilene (etwa 480— 400 v. Chr.),griech. Historiker, der vorwiegend Themen der Mythologie, Ethnographie und Chronologie
274
Kommentar
behandelte. Das von Print% erwähnte Werk ist wohl Karneonikai, eine Chronik der Kameen ( Feste \u Ehren Apollos) mit musikhistorischem Detail. 31 Dicaearchus Dikaiarchos von Messene (um 300 v. Chr.), griech. Gelehrter und Schüler des Aristoteles.
vielseitiger
Demarchus in Lib. de Dyonysiacis Certaminibus D. im Buch „von den Dionysischen Kämpfen" (?) Näheres darüber konnte nicht ermittelt werden. 33
Carmina Orthia
Kriegs- oder
34
Modus progrediendi
Kampfgesänge.
Siehe II, 291,27 + K.
33 Petrus Op-meer Pieter van Opmeer ( 1526— 1595), holl. Gelehrter; das angeführte Werk ist: Opus chronographicum orbis universi, a mundi exordio usque ad annum MDCXI. Antwerpen 1611. 9 Phrynis Phrynis von Mytilene (5.Jhdt. v. Chr.), griech. Dichter sowie berühmter Kitharoede, der weitreichende Neuerungen einführte. Er wird dafür von Aristophanes in den Wolken verspottet: „Und wenn einer aus Eitelkeit Sprünge versucht' und die Lieder mit Schnörkeln verhunzte / Wie es jet^o der Brauch, in des Phrynis Manier, mit verkünstelten Koloraturen, / dann regent' es Schläg' auf den Sünder ..." 9,970—72 (Aristophanes. Sämtliche Komödien, übertr. von Ludwig Seeger, Zürich 1952). 13 Emerepes Die hier erwähnte Episode ist nicht Printern Erfindung, sie wird auch in Pauly-Wissowa (Bd. 20, Sp. 928) angeführt, allerdings heißt der spartanische Ephoros dort Ekprepes. 20
Satyrische Dedication
s. II,
184-185.
33 Gyraldus Lelio Gregorio Giraldi (1479—1552), ital. Humanist: Historiae poetarum, Basel 1545; De poetis nostrorum temporum, Floren^ 1551. 19 Corinna von Thebe Korinna von Tanagra (6.¡5.Jhdt. griech. Dichterin, behandelte vorwiegend lokale Sagen ihrer boiotischen
ν. Chr.), Heimat.
28 Pythagoras Pythagoras von Samos (etwa 570— 480 v. Chr.), griech. Philosoph und Mathematiker, machte die für die Musikgeschichte folgenschwere Entdeckung, daß musikalische Harmonien auf Zahlenverhältnissen beruhen. 4 Proportionen Sesquitertiam Es geht hier um die Bezeichnung der Intervalle auf Grund der zugrunde liegenden Zahlenproportionen; ( Sesqui = semique: um die Hälfte mehr.)
275
Sing- und Κ ling'Kunst
11 Diapason Print^ spricht hier von den Zusammenklängen, wobei Diapason (griech. dia pason = durch alle) die Oktave bezeichnet, Diapente die Quinte und Diatessaron die Quarte. (Siehe auch II, 262). 18
Forma essentialis
die wesentliche oder
Grundform.
311
^ Ratione simplici ... Rationem duplicatam nis (1:1 ) ... im doppelten Verhältnis (1:2).
im einfachen
312
^ Lasus Herminaeus Lasos von Hermione (6.Jhdt. v. Chr.), Lyriker und Musiker, bekannt besonders für seine Dithyramben.
Verhält-
griech.
5 Kampf der Dithyramborum Der Dithyrambos war ein Lied %ur Flöte, das von einem Chor %um Preise Apollons gesungen wurde. Prints^ spielt hier also auf eine Art Sängerwettbewerb an. 12 Zwingerus Theodor Zwinger (1553—1588), Schweiber Ar%t und Gelehrter; sein Theatrum vitae humanae erschien querst 1565 in Basel. 21 Simonidi Simonides von Keos (556—468 v. Chr.), griech. Lyriker und Zeitgenosse des Lasos von Hermione, dem er in Konkurrent stand. Um seine Lebensgeschichte ranken sich viele Anekdoten. 34 Nepote Cornelius Nepos (etwa 100—24 v. Chr.), röm. Biograph und Historiker; sein Hauptwerk, De viris illustribus, umfaßte 16 Bände. 313
9
Esdrae
Esra.
13 Alexander Alessandro Alessandri (1461 —1523), ital. Rechtsgelehrter; das Werk, auf das Printç sich bezieht, ist Genialum Dierum, Paris 1532. 17 Leda. 314
Polluci und Castori
die beiden Dioskuren,
die Zwillingssöhne
23 Antisthenes Antisthenes von Athen (ca. 445— 360 v. Chr.), Philosoph. Er hinterließ etwa 70 Schriften in \ehn Bänden.
der
griech.
26 Democritus Abderites Demokritos von Abdera (460— 370 v. Chr.), griech. Philosoph, unter dessen ca. 60 Schriften sich auch einige über die Musik finden. 315
^ Theophrastos Theophrastos von Eresos (etwa 370— 285 v.Chr.), griech. Philosoph und Mitarbeiter des Aristoteles. Er war einer der umfassendsten Gelehrten der Antike und ist heute hauptsächlich bekannt für seine „Charaktere" : 30 Skisgen menschlichen Fehlverhaltens.
276 31()
1
Kommentar Comitat
auch Komitat:
Verwaltungsbezirk,
„Grafschaft".
6 Durius Samius Duris von Samos (etwa 340 — 270 v. Chr.), griech. Historiker und Schüler des Theophrastos; von 301 an Tyrann der Insel Samos. Duris schrieb eine makedonische Geschichte in mehr als 20 Bänden. 7 Coelio Ludovicus Coelius Rhodiginus (etwa 1450— 1525), ital. Humanist und Rhetor; seine Lectionum Antiquarum erschienen 1517 in Basel und in zahlreichen späteren Drucken. 17 Epaminondas (4.Jhdt. v. Chr.), griech. Staatsmann und Feldherr; der von Printζ zitierte Text ( „nam et citarizare et cantare ad chordam sonum doctus est a Dionysio ...") steht in Cornelius Vita des Epamonidas 2,1. 317 g
13 Philoxenus Philoxenos von Kythera (etwa 435— 380 v. Chr.), Musiker; war neben Timotheos Vertreter der „neuen" Musikrichtung.
23 Stephanus Guazzus Stefano Guazzo (1530-1590), ital. Jurist; von ihm stammt: La civil conversatione del sig. Stefano Guazzo, Brescia 1573. 28 der 31
Cicero in Bruto Redekunst. Vid. Valer,
Brutus oder De Claris Oratoribus, eine
34
Geschichte
siehe Valerius Maximus (II, 53,21 + K.).
33 Antigenides Antigenes von Athen (5.Jhdt. Dichter von Dithyramben.
319
griech.
Carmen Harmatium
v. Chr.), griech.
Lyriker,
Kampflied.
Apollinis Pythii Apollon z« Pjtho (= Delphi); A. tötete den Drachen Python, und an dieser Stelle entstand der Tempel, in dem die Pythia weissagte.
22
28 Epicurus Epikuros (341 — 270 v. Chr.), griech. Philosoph und Gründer der epikureischen Philosophenschule. Von seinem umfangreichen Werk sind nur Bruchstücke erhalten. Die von Printz angeführte Schrift Aristobulus hat Epikuros nach seinem verstorbenen Bruder benannt. 320
^ Euclidee Eucleides von Alexandria (etwa 365— 300 v. Chr.), bedeutender griech. Mathematiker. Sein Hauptwerk sind die Elementa in 13 Büchern. Von ihm stammt auch eine systematische Darlegung der pythagoreischen Musiktheorie. 33 Philippi Camerarii Philippus Camerarius (1537—1624), Rechtsgelehrter aus Tübingen. Sein Hauptwerk ist: Operae horarum subcisivarum sive Medidationes historicae. Nürnberg 1599.
Sing- und 321
4
7
Alex·
Kling-Kunst
277
Alessandro A. siehe II, 313,13 K.
Carmen Orthium
Kampflied.
16 Johann. Lippius (1585—1612), Theologe und Musiktheoretiker aus Straßburg: Disputatio musica I —III, Wittenberg 1610; Synopsis musicae novae, Straßburg 1612. 27 Nomos ... Psephisma Die Grundbedeutung von Nomos ist „das Geset^', während es in der Musiklehre einen bestimmten Melodietypus bezeichnet. Es handelt sich hier also um ein Wortspiel, weil die Nomoi, die allgemeingültigen Gesetze oft in Gegensatz den Psephisma, den Volksbeschlüssen gestellt wurden. 322
323
^ Erasm. Erasmus v. Rotterdam siehe II, 265,22 K. Das hier erwähnte Werk ist: Apophthegmatum, sive Seite dictorum libri sex, Basel 1531, und das angeführte Zitat ist aus des Athenaios Deipnosophistai VIII, 347—48. 8
Cael. Rhod.
23
Ath.
33
Contribution
siehe II, 316,6 K.
Athenaios;
siehe II, 249,21 K. hier:
Tributpflichtigkeit.
^ Cadmum Kadmos ist eine Figur aus der griech. Mythologie; er kommt auf der vergeblichen Suche nach Europa durch die gaœçe Welt, gründet Städte, erschlägt in Boiotien einen heiligen Drachen und bekommt Aphrodites Tochter Harmonía \ur Frau. 5 Er singet oder spielet den Cadmum VIII, 350 e.
Athenaios, Deipnosophistai
15 Calvisius Sethus Calvisius (1556—1615), Thomaskantor, Komponist und Musiktheoretiker: Melopoeia sive Melodiae condendae ratio. Erfurt 1592. 19 Carmen Polycephalum Lied %u Ehren Apollons, der hier der Vielköpfige" genannt wird. Print\ hat diese Bezeichnung aus dem 7. Kapitel von Plutarchs De Musica 7 (1133 D).
324
24
wie Plutarchus berichtet
25
im Diatonischen Genere Modulandi
In De Musica 11 (1134
34
Theoremata
F).
siehe II, 296,17ff.
+ K.
Lehrsätze.
^ Aristoxenus Aristoxenos von Tarent (4. Jhdt. v. Chr.), griech. Philosoph und Musiktheoretiker. Sein bedeutendstes Werk, die „Harmonik," ist in 49 Handschriften überliefert.
278
Kommentar
27 In Multiplici und Superparticularibus B e g r i f f e aus der Lehre von den Intervallen. Die „Proportio superparticularis" galt als die eigentliche harmonische Proportion. 4 Canonici Intervallbestimmmgen
Die Kanoniker sind die Anhänger des Pythagoras, die hei den von der Saitenmessung am Monochord ausgehen.
5 Harmonici Die Harmoniker sind im ursprünglichen Sinne Musiktheoretiker, im spezifischen Sinne aber die Anhänger des Aristoxenus, die bei den Intervallbestimmungen vom Gehör ausgehen. Zweytracht der Musicanten
vgl. da%u II, 344,4 + K.
24 Lamia Lamia war eine berühmte Hetäre, die von Demetrios (336— 285 v. Chr.), dem „Städtebelagerer", wie eine Fürstin gehalten
Poliorketes wurde.
3 Guevarra Antonio de Guevara (1480—1545), span. Bischof, Hofprediger und Gelehrter. Das hier erwähnte Werk ist: Epístolas familiares, Valladolid 1539-1541. 7 Helepolis „Stadteinnehmerin"; eine 9stöckige, 40 m hohe maschine, die mit Geschützen und Rammspornen bestückt ist. 22
Wie ein Rubin in feinem Golde
Belagerungs-
Jesus Sirach 32,7 + 8.
32 Hydraulicum die im 3. Jhdt. v. Chr. von dem Alexandriner Ktesibios erfundene Wasserorgel, bei der die Luf ¡Zuführung durch Wasserdruck geregelt wird. 35 Tertulliano Q.Septimus röm. Jurist und Kirchenschriftsteller:
Florens Tertullianus (160— 220 De testimo anima.
n.Chr.),
5 Vitruvius ( l . f h d t . v. Chr.), röm. Architekt u. Ingenieur. Er schrieb das einzige erhaltene Werk des Altertums über Architektur und Ingenieurwesen: De architectura, libri X. 13 frühen
Parduren gemeint ist wohl die Pandora (auch Bandoer), 17. Jhdt. gebräuchliches lautenähnliches Zupfinstrument in
ein im 16. und Baßlage.
26 Strab. Strabon von Amaseia (etwa 64 v. Chr. —20 n. Chr.), griech. Geograph und Historiker. Erhalten ist seine Erdkunde Geographika in 17 Büchern. 27 Appian. Appianos von Alexandreia (geb. um 100 n. Chr.), griech. Geschichtsschreiber, schrieb eine röm. Geschichte Romaika in 24 Büchern, darunter sind fünf Bücher über die Bürgerkriege, auf die sich Printz hier bezieht. Syet. C. Suetonius Tranquillus (etwa 70— 140 n. Chr.), röm. Schriftsteller, welcher Biographien der röm. Kaiser von Caesar bis Domitian verfaßte. Der Hinweis hier ist auf die Biographie Julius Caesars, wo Ptolomaeus im 54. Kapitel erwähnt wird.
Sing' und
279
Kling-Kunst
8 Aristides Aristeides Quintiiianus (3. Jhdt. n. Chr.), griech. schriftsteller, der eine umfassende Schrift „Über die Musik' in 3 Büchern
Musikverfaßte.
Briennius Manuel Bryennios {um 1320), neugriech. Schriftsteller, der über antike Musik geschrieben hat; ihm wird das Werk Harmonika in drei Büchern zugeschrieben. 9 Callimachus Kallimachos von Kyrene (etwa 300— 240 v. Chr.), griech. Gelehrter und Haupt des alexandrinischen Dichterkreises. Sein vielseitiges Werk soll laut Suda 800 Bände umfaßt haben. 11 Martianus Capella (4. ¡5. Jhdt. η. Chr.) röm. Enzyklopädist aus Karthago; er verfaßte unter dem Titel De nuptiis Mercurii et Philologiae ein Werk über die sieben ,freien Künste," das %u den meistgelesenen Büchern des Mittelalters gehörte. 14 Psellum Michael Psellos (etwa 1018-1078), byζ- Gelehrter und Staatsmann. Er verfaßte einige Schriften über die alte griechische Musik, darunter die hier erwähnte Synopsis musicae. 18 Alardus Lambert Alard (1602— 1672), Theologe und gekrönter Poet aus Holstein; Printζ verweist mehrfach auf: De veterum musica liber singularis, Schleusing 1636. 12 Diagoras D. von Melos (5. Jhdt. v. Chr.), griech. Dichter, der später durch Legendenbildung \um Typus des Atheisten wurde. 13
Poeta Melicus
23
Was haben Diagoras
ein lyrischer
Dichter.
Cicero, De natura deorum I, 23.
24 Theodoras Theodoros At heos von Kyrene (etwa 330— 270), griech. Philosoph, der wegen seiner Schrift über die Götter den Beinamen „der Atheist" erhielt. 3 Gygi Gyges (7. Jhdt. v. Chr.), lydischer König; steht an der Grenze ^wischen Legende und Geschichte. Die Geschichte von Gyges und seinem Ring erzählt Plato in der Republik II, 359. 17 Scylax Skylax von Karyanda (6. Jhdt. v. Chr.), griech. Seefahrer und Geograph, der 519—516 als erster Arabien umsegelte. Die von Printz erwähnte „Gegenschrift" stammt aber wohl nicht von ihm. 22 Simonides Coeus Simonides von Keos. Siehe II, 312,21 ». K. Die hier erzählte Episode steht in Ciceros De Oratore II, 351 — 353. Vgl. auch Lafontaines Fabel: „Simonides, von den Göttern beschützt." 32 Tyndaridis Pollux.
die Dioskuren, i. e. das göttliche Zwillingspaar
Kastor und
280
Kommentar
29 Agatho Agathon (ca. 446— 401 v. Chr.), griech. machte ihn Helden seines Bildungsromans.
Tragiker;
Wieland
32 Aristoteles in Poètica Im 18. Kap., 1 9 f f . seiner Poetik fordert Aristoteles, daß der Chor wie ein Schauspieler auftreten und die Kontinuität der Handlung mittragen solle. Aristoteles mißbilligt jedoch die Entwicklung, die sich bei Agathon anbahnte, wonach der Chor s^u einem gesungenen Zwischenspiel wurde. 33
Genus modulandi Chromaticum
3
Agathonica cantío
siehe II, 296,28 + K.
Erasmus Adagiorum (1612), 2462 (Sp. 522).
5 Zenodotus gemeint ist wahrscheinlich Zenodotos von Ephesus (geb. um 525 v. Chr.), griech. Gelehrter und Dichter sowie Vorsteher der Bibliothek %u Alexandria. 11 όυκ έν μεγάλφ Das Zitat steht im 1. Buch von Scaligers Poetik (S. 27) in einem Kapitel über den Tan% ( „Saltatio" ). 15
Diarchus Messenius
siehe Dikaiarchos,
II, 305,31 + K.
21 Cane Tellenis cantilenas Erasmus Adagiorum ( 1612), No. 2608 (Sp. 559); Opera II-4 No. 1508 (S. 24). 1 Glaucus Glaukos von Rhegion (um 400 v. Chr.), Verfasser einer Schrift „Uber die alten Dichter und Musiker," aus welcher Plutarchs De musica schöpft. 5 Alexandro Alexandras von Ephesos (etwa 100— 40 v. Chr.), ein griech. Politiker und Redner, der in einem Lehrgedicht ». a. auch von der Sphärenharmonie und der daraus abgeleiteten Tonleiter geschrieben hat. 7
Plutarchus saget
De Musica 5 (1133 A).
9
Musicae Tibalis
siehe II, 300,11 K.
12
Carmina Citharaedica
Lieder der
Kitharoeden.
15 Carniis griech. Karneia, ein Fest des Apollon, das im Spätsommer und besonders in Sparta gefeiert wurde. Der Hinweis auf den Sieg des Pericleitos kommt aus De Musica 6 (1133 Β). 22 Hipponax Hipponax von Ephesos (6. Jhdt. ν. Chr.), griech. bekannt für seine derb-realistische Ausdrucksweise.
Lyriker,
25 Carmen Hipponacticum Spottlied, auch Season genannt, hat seinen Namen von Hipponax; gewöhnlich ist es ein jambischer Trimeter mit einem Spondeus oder Trochäus im letzten Fuße, auch „hinkender f ambus," genannt.
281
Sing- und Κ ling'Kunst
1 Au' ήμέραι γυναικός Hipponactis Testimonia et Fragmente, hgg. v. Henterns Degani (Leipzig 1983), No. 66 (S. 83). 8 Mimnermus Mimnermos von Kolophon (7. Jhdt. v. Chr.),griech. riker, bekannt hauptsächlich für seine Elegien. 10
Plutarchus
In De Musica 8 (1134
Ly-
A).
20 Apollinarische Spile Es handelt sich hier um die Wettspiele, die %u Ehren Apollons am Fuß des Parnassos stattfanden. Darüber berichtet Plutarch in De Musica 8 + 9 (1134 A-C). 21 in Actis gemeint ist wohl, daß diese Siege bezeugt sind. Nach Pauly siegte Sacadas aus Argos in den Jahren 586, 584 und 582 v. Chr. 1 Theon Theon von Theben (4. Jhdt. v. Chr.) war ein berühmter scher Aulosspieler. Siehe auch I, 306,3 + K.
griechi-
2 Heydlus Heydlos von Samos (4. Jhdt. v. Chr.), griech. Dichter. (Die Anspielung auf „Lateinische Verse" im 4. Buch des Athenaios ist unklar, es sei denn, daß Print% den Athenaios in einer lateinischen Übersetzung kannte). Die Erwähnung des Battalus, Cotalus und Pancalus als Zechbrüder Theons ist Printern Erfindung, vgl. da%u den Schluß des Pancalus: I, 3 0 5 f f . 10 Tacito Cornelius Tacitus (etwa 55—116 ». Chr.), röm. Historiker, bekannt hauptsächlich durch seine Germania, worauf Print% in II, 443,25 verweist; hier und in II, 343,5 bezieht sich Print\ auf das vier^ehnbändige Geschichtswerk Historiae. 14 Macrobius Ambrosius Theodosius M. (um 400 n. Chr.), röm. Antiquar und Philosoph, sein Sammelwerk, Saturnalia, in sieben Büchern ist nur %um Teil erhalten. Gan% überliefert ist sein Commentum ad Ciceronis somnium Scipionis. 16 Barbyton und Barbytus Der Barbitos (auch Barbiton) Lyra ähnliches griechisches Saiteninstrument. 23 Trigonon Resonan^körper.
ein harfenähnliches
30
ein griech. Saiteninstrument,
Sambuca
Saiteninstrument
mit einem
war ein der dreieckigen
s. II, 263,30 K.
31 Ibycus der Rheginer Ibykos von Rhegion (6. Jhdt. v. Chr.), griech. Chorlyriker; die Legende über seinen Tod wurde %ur Vorlage für Schillers Ballade. 33 Heanthes Cyzicenus Neanthes aus Ky^igos (3. Jhdt. v. Chr.), griech. Schriftsteller; er schrieb ». a. Biographien „berühmter Männer" sowie die „Annalen von Ky^igos", auf die sich Print% hier bezieht. 34
Polyd.
Polidori
Vergilio, siehe II, 257,33 K.
282
Kommentar
2 Simicum Simikon, eine griech. Harfe mit 35 Saiten, als deren Simos (um 600 ν. Chr.) gilt.
Erfinder
5 Valer. Flacc. Valerius Flaccus Setinus Baibus (Ì.Jbdt. Dichter; das angeführte Werk ist Argonautica.
η. Chr.),
7
Sänger).
Citharoedi
Kitharöden, griechische
Kitharaspieler
(».
röm.
12 Mutus Hipparchion der stumme Hipparchion. Siehe Erasmus Adagiorum (1612) No. 2793 (Sp. 604); Opera II-4, No. 1693 (S. 142). 21 Thaletas Gortynius Thaletas von Gortyn (7.Jhdt. Dichter, führte die kretische aulodische Musik in Sparta ein. 22 Poeanes Päan oder Paian: altgriechisches Dank- oder Bittgesang.
v. Chr.),
Chorlied, ein
griech.
hymnenartiger
27 Hyporchematum Hyporchema: alter griech. Chorgesang mit Instrumentalbegleitung (Aulos, Kithara), Tan% und Pantomime; wurde auch in der Tragödie verwendet. 34 sang.
Dithyrambi
1
Crexus
2
neugierig
Lieder %ur Flöte, die ein Chor %um Preise des Dionysios
Krexos (5.¡4.fhdt.
ν. Chr.), griech. Dichter ». Musiker.
d. h. hier „dem Neuen
zugewandt".
3 Philantropon und Thematicum Print% übernimmt hier Ausdrücke aus dem 12. Kapitel von Plutarchs De Musica, die wohl abschätzig im Sinne von „populär" und „kommerziell" ^u verstehen sind. 6 der Lydischen Modorum auch II, 266,6 K. 11
Myxolydische Harmoni
entspricht
dem fünften
Kirchenton,
entspricht dem siebenten
Kirchenton.
18 Thrasyllus, Phliasus gemeint ist Thrasyllos (4.]hdt. v. Chr.), Musiker aus Phlius, der die Neuerungen und das Virtuosentum ablehnte. 27
Mydam
Erasm.
ein
Midas, siehe II, 216 + K.
30 Battalus Battalos (4.fhdt. v. Chr.)·; ein ephesischer seiner Weichlichkeit und ,)Veibischkeit" bekannt war. 4
siehe
Aulet, der wegen
Erasmus in Adagiorum (1612), No. 612 (Sp. 225).
21 Andreas Alciatus Andrea Alciato ( 1492— 1550), ital. Rechtsgelehrter. Sein für die Literatur und Kunst einflußreiches Werk Emblematum liber erschien querst 1531 in Augsburg.
Sing* und
283
Kling-Kunst
25 Alcidamas Alkidamas aus Eleia (4.Jhdt. v. Chr.), Rhetor und Sophist, Schüler des Gorgias und später Lehrer der Rhetorik in Athen. 29 Simon Magnesius Simonides von Magnesia (um 300 v. Chr.), Dichter und Hofpoet des Antiochos Soter v. Syrien. 31 Simdiam ... Lysodia Soll wohl Simodiam heißen: Simodie Lysodie bezeichnen eine einfache und niedere Lyrik.
griech. und
7 Attisches Talent das Talent war die höchste Gewichts- und Rechnungseinheit und entsprach 6000 Drachmen (S Übermütigen ). 12 Theophilus der CitharSchláger (4. fhdt. v. Chr.), ein in der Suda sowie auch von Athenaios erwähnter Kitharoede und Komödienschreiber. 19 Jalemi Cantilena Jalemusgesänge. — Jalemos, Sohn Apollos und der Muse Kalliope, galt als Personifizierung der von Dichtern oft erwähnten falemoi (Totenklagen); sein Name ist unzertrennlich von Weh und Ach. 26 Connae (Sp. 441).
calculus
Erasmus
Adagiorum
(1612),
No. 2121
29 Aristophanes (etwa 445—386 v. Chr.). Die von Prints erwähnte Stelle aus den Achanern: „Dann hab ich fast den Hals mir krumm gelacht, / Als Chairis jüngst gebückt sein Schlachtlied quieckte." Komödien, übers, v. L. Seeger, Bd. I, S. 3. 13 Moschus canens Boeoticum Moschus singt wie ein Boioter ( Den Athenern galten die Boioter als bäuerisch, und grob). Erasmus Adagiorum (1612) No. 3376 (Sp. 749); Opera II-5, No. 2276 (S. 226). 18 Musicorum Uber die meisten der hier angeführten „Musiker" in den eingesehenen Nachschlagewerken nichts Näheres ermittelt werden. 6
Lobgesang
Matth.
konnte
26,30.
7 Paulus Bragensis Pablo de Santa Maria (etwa 1350—1435), Bischof zu Burgos. Sein Scrutinum scriptuarum wurde 1470 in Straßburg gedruckt. 20 Dionysius Areopagita Der vom Apostel Paulus auf dem Areopag bekehrte Dionysios wurde der erste Bischof von Athen. Die ihm zugeschriebenen, von Printz angeführten Schriften sind laut neuerer Forschung aber erst im 5. fhdt. entstanden. 31 Nicephorus Nikephoros Kallistos Xantopulos (um 1256—1335), byzantinischer Schriftsteller und Priester an der Hagia Sophia. Er hinterließ eine Kirchengeschichte in 12 Büchern, die bis auf das Jahr 610 reicht. 19
P r i n t z III
284
Kommentar
33 Theodoretus Theodoretos von Kyrrhos (5. Jhdt. n. Chr.),griech. Kirchenschriftsteller; seine ^wischen 444 und 449 entstandene Kirchengeschichte, Historia religiosa, war als Fortsetzung des Werkes von Eusebios gedacht. 342
8
Suet·
Caligulas) 23
Suet.
i n e i u s Vita Suetonius Lebensbeschreibung.
(s. II, 327,27 Κ.)
Suetonius in dessen (d.h. Neros)
in dessen
(d.h.
Lebensbeschreibung.
34 Fulgosus Giovanni Battista Fregosi ( 1443—1504), Doge von Genua und Historiker; Baptistae Fulgosi Opus incomparible, in IX libris digestum. Basel 1541. 343
Seiner gedenkt Martialis in den Epigrammen: 10,3,8 sowie auch in 4,5,8; und Suetonius in der Lebensgeschichte Galbas, Kap. 12. 30 Dionysius Halikarnasseus siehe auch II, 269 + K. Von den hier aufgezählten Werken des Dionysios Halikarnasseus über die Musik, die Print% aus der Suda anführt, sind nur wenige erhalten.
344
^ Claudium Klaudios Ptolemaios (etwa 100— 170 ». Chr.),griech. Mathematiker und Astronom, nach dem das Ptolemäische Weltbild benannt ist. Er schrieb auch eine Darstellung der Harmonielehre, Harmonicorum libris tres, und hat, laut Print\, die „Zweytracht der Musicanten" (siehe II, 325,5) beigelegt. 21 Dio. Dion Cassius Cocceianus (etwa 160— 230 n. Chr.),griech. riker; seine Darstellung der Geschichte Roms umfaßte 80 Bücher.
Histo-
Xiphilin. Ioannes Xiphilinos der fungere ( 12.fhdt.), Mönch und Geschichtsschreiber, schrieb eine Geschichte Roms, die sich auf das Werk des Dion Cassius stützt. 22 Zonar. Ioannes Zonaras (12. fhdt.),byz· Geschichtsschreiber, cerpte aus dem Geschichtswerk des Dion Cassius heraus.
gab Ex-
Cedren. Georgios Kedrenos (11. Jhdt.), griech. Mönch und Geschichtsschreiber; sein Werk gilt heute großenteils als ein Plagiat. Niceph.
Nikephoros
Kallistos, siehe II, 341,31 K.
34 Vide infra Cap. Penult. 474^483). 345
Siehe das vorletzte
Kapitel,
unten
(II,
' Guevarra Siehe II, 326 + K.; eine deutsche Ausgabe des Horlogium Principium erschien 1634 in Hanau. 14 Cuspinianus Johannes C. ( 1473— 1529), gelehrter Mediziner und Historiker aus Schweinfurt, schrieb De Caesaribus atque imperatoribus romanis. Basel 1561.
285
Sing- und Kling'Kunst
15 Gymnasma de Exercitiis Academicorum eine Schrift von Georg Gumpelt^heimer (1596—1643), die 1621 in Straßburg erschien. 18
Choraliter
von einem Chor gesungen.
22 Chiliasten Anhänger einer schon im frühen Christentum verbreiteten Lehre von einem tausendjährigen Reich des Friedens vor dem Ende dieser Weltweit. 35 Cassianus fohannes C. (etwa 360— 430), Kirchenhistoriker; seine Collationes patrum XXIV wurden 1476 in Augsburg gedruckt und erschienen in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Die vierundzwanzig goldenen Harfen." 11 David Chytraeus David Kochhafe (1531-1600), Onomasticon Theologicum, Wittenberg 1557.
luth. Theologe:
14 Sozomenus Sozpmenos von Bethelia (etwa 400— 450 n. Chr.), griech. Kirchenhistoriker; seine Ecclesiastica histórica in neun Büchern entstand çwischen 439 und 450. 15 Athanasio Athanasius, Bischof von Alexandria (etwa 293—373), der große Gegner des Presbyters Arius im arianischen Streit, war wegen der kirchenpolitischen Wirren mehrfach vertrieben und zeitweise in Trier ansässig. 5
Augustinus
10
Collecten
in Confessiones 10,33,50. die Kollekte ist das Tagesgebet vor der Epistel.
20 den Daphnaeischen Pythium das Orakel von Delphi. 8
Videatur etiam
nicht ganz ^ar> gemeint ist vielleicht
Man sehe auch.
Ruffini Historia Rufinus von Aquileia (etwa 345—410), röm. Theologe und Historiker. Printz bezieht sich hier wohl auf die Historia monachorum. 14 Diaconissa Diakonisse, griech. „Dienerin". In der frühen Kirche, besonders im Morgenland, hatten die Diakonissen neben der Armen- und Krankenpflege auch das Recht zUT Rede (Weissagung, Vorlesung) im Gottesdienst. 1 Sigebertus Sigebertus de Gembloux ( 1030— 1112),franz- Mönch und Gelehrter; das von Printz angeführte Werk ist: Chroniconi ab anno 381 ad annum 1111. 4 Ivo gemeint ist wohl der Bischof von Chartres (etwa 1040—1116), der hauptsächlich kirchenrechtliche Schriften verfaßte. 5 Vigilae und Antiphonae Wechselgesänge. 19*
nächtliche Stundengebete und liturgische
286
Kommentar
11 Manichäer Anhänger einer spätantiken, gnostischen Weltreligion, der ein strenger Dualismus ζwischen Licht und Finsternis, Geist und Körper, Gut und Böse usw. ζugrundeliegt. 23 Symbolum bezeichnet gewöhnlich eines der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse, ist aber hier auf das Tedeum („Herr Gott, dich loben wir") angewendet, das auch anstelle des Glaubensbekenntnisses im Gottesdienst gesungen wurde. 3 Balaeus John Bale v. Suffolk (1495- 1563), engl. Biograph und Historiker. 6 Ambrosii Episteln Ambrosius (um 335—397), Bischof von Mailand und einer der großen lat. Kirchenlehrer; er begründete den lat. liturgischen Hymnus. Die Briefe an Papst Siricus stehen in Migne, P. L. 16, Sp. 1282— 83. 16 Horas Canónicas wurden.
Stundengebete, die fester Teil der kirchl. Liturgie
32 Abbas Urspergensis Der Abt des in der Diozpse Augsburg gelegenen Klosters Ursberg, wahrscheinlich Burchard von Biberach (etwa 1177— 1231), der eine Weltchronik bis zum Jahre 1229 geschrieben hat. 33 Hymnos Responsorios liturgische Gesänge, die auf dem Prinzip des Kehrverses ( Refrains) beruhen, wobei oft ein solistisch vorgetragener ( Psalm-) Vers mit einem Chorteil ( Responsorium) abwechselt. 34 Socrates Sokrates Scholiastikus (etwa 380—450),griech. Historiker von Konstantinopel, schrieb eine Kirchengeschichte in sieben Büchern, die die Zeit von Konstantin bis Theodosius II umspannt (305— 439). 14 A solis ortus cardine „Von dem Beginn des Sonnenlaufs ..." Es handelt sich hier um einen Hymnus für die Weihnachtszeit, der bei Migne P. L., Sp. 1171 — 1173 unter den Ambrosius zugeschriebenen Texten angeführt ist. Doch Printz hat wahrscheinlich recht, wenn er Sedulius für den Dichter hält. 15
άκροξιχίδες
Akrostichon.
17 Ptolomaeus Lucensis gemeint ist: Bartholomäus, Prior zu Lucca ( 1236— 1322); er schrieb eine Historiam ecclesiam libris 24. 18 Mamercus Claudianus Printz meint hier nicht den Ctaudianus M., sondern dessen Bruder Mamertus, der von 461—475 Bischof von Vienne war und die kleinen Litaneien und Rogationen ( Fürbitten) eingeführt hat. 27 Aurelianensisches Concilium Die Erwähnung von Papst Hormisdas läßt vermuten, daß es sich hier um eine Synode zur Beilegung des laurentianischen Schismas handelt, das 518/19 durch die Beschlüsse des Papstes beseitigt wurde.
Sing' und
Kling-Kunst
287
3 Palmerius Matteo Palmieri ( 1405— 1478), ital. Historiker aus Floren%. Er schrieb ein Liber de Chronicon seu de temporibus ab anno 444 ad 1449. 5 Nigrinus Georg Nigrinus (Schwär^) ( 1530— 1602), evang. Theologe. Sein Hauptwerk ist: Pápistische Inquisition und Golden Flûs der Römischen Kirchen. O. O. 15S2. 10 Dietrich von Bern Der Name, unter dem Theoderich d. Große (455— 526), König der Ostgoten, in der germanischen Sage und Dichtung fortlebte. 25 Theodorici Epist. Von Theoderich sind eine Anzahl von Briefen überliefert, obgleich der König selbst wohl des Schreibens unkundig war. Print% wird seine Information einem der von ihm benutzten Geschichtswerke entnommen haben. 27 Joh. Ludwig Gottfried auch: Johann Phillip Abelin (gest. um 1635), Historiker aus Straßburg. Er schrieb eine Chronik, oder Beschreibung der Geschichte vom Anfang der Welt bis aufs Jahr 1619, die querst 1630 in Frankfurt erschien und vielfach neu aufgelegt wurde. 32 Procop. Prokopios von Kaisareia (500—565), by^. Historiker und Berater des Feldherrn Beiisar. Er schrieb eine umfassende Geschichte der Gotenund Vandalenkriege. 22 Diaconus Paulus Diaconus (etwa 720— 790) gehörte syt den Gelehrten am Hofe Karls des Großen und schrieb eine Historia Langobardensum. 27 Modorum ... und Mensur Tonarten und Tondauer; Mensur net den Takt, oder vielmehr die Ausmessung der Noten und Pausen.
bezeich-
20 Piatina Bartolomäus P. (1421-1481), ital. Gelehrter und Vatikansbibliothekar; schrieb Vitae Romanorum pontificum ad Sixtus IV, die 1481 in Nürnberg erschienen. 21 das Pontifikat gemeint ist wohl das Ponificale, eines der liturgischen Bücher der katholischen Kirche; das Ponificale Romanum erschien 1596. 22 Mantuanus Giovanni Battista Spagnoli (1448—1516), Poet aus Mantua und General des Carmeliterordens. Das von Print\ angeführte Werk ist: F. Baptistae Mantuani Fastorum libri duodecim. Straßburg 1518. 5 Nauclerus Johannes Nauclerus (auch Verge oder Vergenhans, um 1430— 1510), Jurist, Humanist und Chronist aus Schwaben; seine Chronik De rebus gestis germanorum vom Anfang der Welt bis 1500 erschien 1516 in Tübingen.
288
Kommentar
7 Johannes Damascenus (etwa 675—749), griech. Kirchenlehrer und Dichter, er entstammte einer arabisch/christlichen Familie und lebte von 700 an in Jerusalem. 10 Cosma, der Majumenser Bischoff Kosmas von Majuma (7. — 8.Jhdt.), ein Stiefl>ruder des Johannes Damascenus und bedeutender Liederdichter. Theophanes Theophanes „Graptos" (778— 844), by\. Mönch und Bekenner. Er war mit seinem Bruder Theodoros (775—844) in den Bilderstreit in Konstantinopel verwickelt und mußte mit ihm Verbannung und Folter erdulden. Den Namen „Graptoi," = die Beschriebenen, verdanken die Brüder der Tatsache, daß Kaiser Theophilos ihnen mit glühendem Stift Spottverse ins Gesicht schreiben ließ. Die Vita des Theodoros steht bei Migne, P. G. 116, Sp. 653 - 684. 22 Lambertus Schafnab. L. Schajnaburgensis, oder Aschaffenburgensis ( 11.Jhdt.), Benediktinermönch aus Hessen, schrieb De rebus gestis Germanorum. Das Werk wurde später bis 1472 weitergejührt und gedruckt. 23 Marianus Scotus (1028—1088) in Deutschland lebender Mathematiker und Theologe aus Schottland; er schrieb eine Historiam a Christo nato ad 1083, die 1587 in Basel gedruckt wurde. 4
Organon Hydraulicum
Wasser-Orgel, s. II, 326,32 K.
14 Beda Venerabiiis (672—735)angelsächs. Theologe und Schriftsteller; verjaßte über 40 Schriften, darunter eine „Kirchengeschichte Englands". 16
Wirmuth und Girwick
21
Venerabiiis
die Klöster Warmuth und Jarrow.
der Verehrungswürdige.
22 Reinhardus Backius (1587—1657), Domprediger in Magdeburg; schrieb einen Commentarium in Psalmos. 24
Epicedium
26
Isthâc in Fossa
Trauer-, Grab- und Trostgedicht. Hier in dieser Gruft liegen des alten Beda Gebeine.
21 Aemilius Paulus Aemilius (gest. 1529), Historiker aus Verona, schrieb ein Geschichtswerk in 10 Bänden; die ersten 4 Bücher wurden noch vor 1500 in Paris gedruckt. 2 Aimonius Aimoinus Floriacensis (gest. um 1010), Benediktinermönch aus Fleury. Seine fünf Bücher De gestis Francorum wurden 1602 gedruckt. 3 Bruschius Caspar Brusch (1518—1559), Historiker, Pfal^graf und gekrönter Poet aus Böhmen, schrieb: De Chronologiam Monasteriorum Germaniae, Ingolstadt 1551.
Sing- und 6
Schuh
Längenmaß, entspricht
Circumferentz Spanne
289
Kling-Kunst 12 Zoll, etwa 30 cm.
Umfang.
Längenmaß, etwa 7—9 Zoll.
20 Benedicite Quarti Toni Ein vierstimmiges „Benedicite;" scher Text, nämlich der Lobgesang der drei Männer im feurigen Ofen: omnia opera Domini, Domino ...", der in der Vulgata (Daniel3,57ff.) ist. 23
Hymnographos
Hymnen- und
ein liturgi„Benedicite, überliefert
Kirchenlieddichter.
31 Gloria, laus & honor Preis, Lob und Ehre sei Dir, Christe, eine Form des Glorias und Teil der kirchl. Liturgie.
Erlöser;
10 Cranzius Albert Krant% ( 1448— 1517), Kath. Theologe und Historiker aus Hamburg; er schrieb: Metropolis sive Historia ecclesiastica Saxoniae. Köln 1574. 11 Trithem. Johannes Trithemius ( 1462— 1516), Abt von Trittenheim; ein Teil seiner historischen Schriften erschien 1601 in Frankf.jM. unter dem Titel Johannis Trithemii ... opera histórica. 19 Notgerius Notker der Stammler (Balbulus) (840-912), Abt z» St. Gallen. Er gab der mittelalterlichen Musik und Poesie durch seine Sequenzen neue Impulse. 25 Hermannus Contractus Hermann der Lahme (1013—1054), universaler Gelehrter und Schriftsteller, lebte von 1020 an im Kloster Reichenau. 17 der Cantuarienser Bischoff bischof von Canterbury.
Dunstan(909—
988)war%ulet%tEr
23 Conrad Dieterich (1575— 1639), Luth. Theologe aus Hessen; er veröffentlichte zahlreiche Predigtsammlungen, darunter auch die von Print% erwähnten Sonderbahren Predigten. 31 Erfordiensis gemeint ist vieil. Jacobus von Jüterbogk, auch J. de Paradiso und Jacobus de Erfordia ( 1381 — 1465), Karthäusermönch und Professor in Erfurt. Genebrardus Gilbert G. (um 1537—1597), fr^. Theologe. verweist wohl auf die Chronographiae libri quator, Paris 1580.
Print%
34 Robertus der Cornotaner Bischof Uber diesen Bischof, der \ur gleichen Zeit wie der von Print^ ebenfalls erwähnte König Robert der Heilige (gest. 1003) gelebt haben müßte, konnte nichts Näheres ermittelt werden. Was Printç über ihn schreibt, t r i f f t ebenfalls für König Robert und es mag sein, daß hier
290
Kommentar
seine Quellen nicht ganζ zuverlässig waren. Der hier gitterte Hymnus „Sancti Spiritus adsit nobis gratia" (Des Heiligen Geistes Gnade möge uns beistehen), wird von Migne, P. L. 141, Sp. 942, dem König Robert von Frankreich zugeschrieben, während andere Notker Balbulus für den Dichter halten. 365
366
^ Dunstanus Printz meint hier und im folgenden nicht den oben (II, 364,10) erwähnten St. Dunstan aus dem 10.fhdt., sondern den bedeutenden englischen Komponisten John Dunstable (etwa 1385— 1453), der während des Hundertjährigen Krieges vorwiegend auf dem Kontinent wirkte. 25
Voces
^
Spacia
Stimmen;
Töne innerhalb einer
Zwischenräume
(^wischen den
Tonfolge. Notenlinien).
3 Guido Guido von Arengo (um 995—1050), ein Benediktinermönch, führte das Liniensystem zUT Aufzeichnung der Noten ein. Ihm wird auch die Solmisation zugeschrieben, d. h. die Bezeichnung der Töne durch die Anfangssilben einer lateinischen Hymne. Nach ihm benannt ist außerdem die „Guidonische Hand" (367,23), ein im Mittelalter viel gebrauchtes mnemotechnisches Mittel, um vom Blatt zu singen. Sein Hauptwerk, Micrologus de Musica, entstand um 1030.
2 β β
369
18
Claves
hier: Buchstaben, die als Tonschlüssel
31 großen Lippen. Johannes
UT queant Laxis Auf daß Taten besingen können, löse den — Nach Adlung handelt es sich den Täufer wider die Heiserkeit
dienen.
deine Diener frei die Wunder Deiner Makel der Schuld von ihren unreinen hier um „einen Gesang der Alten, da sie anriefen." (S. 172).
11 Contrapunct Die Kunst, ein mehrstimmiges Tonstück aus melodisch selbständigen Stimmen aufzubauen. (Von: Punkt gegen Punkt, bezw.: Note gegen Note). 16 Johanni Muriae Johannes de Muris (um 1290— 1351), frz. matiker, Musiktheoretiker und Komponist: Speculum musicae.
Mathe-
23 Instrumentorum Polyplectorum Instrumente, Saiten angerissen bezw. angeschlagen werden können.
mehrere
bei denen
27 ein harmonice abgetheiltes Monochordum ein Monochord ist ein Resonanzkasten mit ursprünglich nur einer darüber gespannten Saite; es diente als Tonmeßgerät und ist Vorläufer des Clavichords. 370
17
Phonascis
Gesanglehrer.
34 Chronic. Carionis Johannes Cario ( 1499— 1538), Hofastronom des Kurfürsten von Brandenburg. Seine Werke wurden von Melanchthon herausgegeben: Chronicon Carionis. Wittenberg 1572.
291
Sing- und Κ ling-Kunst
35 Alfonso Lo8chinella Alfonso Loschi (17.Jhdt.), ital. Graf und Gelehrter. Printζ verweist wohl auf das Compendi historici del conte Alfonso Loschi Vicentino, Venedig 1652. 6 Nicetas Niketas Chômâtes (um 1150—1213), bjz- Chronist. Hauptwerk ist: Chronike diegesis in 21 Büchern.
Sein
21 Lineas Phonotacticas Die von Guido eingeführten Tonlinien dienten ursprünglich nur zur Aufzeichnung der Tonhöhe, erst im späten dreizehnten fahrhundert fing man an, auch den Zeitwert der Noten %u bezeichnen. 27 Semibrevis hervorgegangen. 29 Minima eine halbe Note. 32
Fusa
die halbe kurze (Note);
daraus ist die heutige ganze Note
„minima nota", der kleinste Notenwert der
Fusa: Note mit Fähnchen; eine Viertel
16 Maxima eine ganze Note.
Mensuralnotation;
Note.
„maxima nota", der längste Notenwert der
Mensuralnotation,
6 Cromerus in Polonia Martin Kromer (1512—1589), polnischer Gelehrter und Bischof von Ermland. Das von Printz erwähnte Werk, Polonia, erschien 1577 in Köln. 6 Johannes Tröstet (gest. um 1685), Gelehrter aus Siebenbürgen, in Nürnberg, wo sein Pohlnisches Adler«Nest 1666 erschien.
lebte
13 Buchananus George Buchanan (1506—1582), schottischer Historiker und Dichter. Das Werk, worauf Printz sich bezieht, ist wohl Rerum Scotiarum historia, Edinburg 1582. 19
Phil. Camer.
Philippus Camerarius,
siehe II, 362,2 K.
1 Hadrianus Barlandus Adrian van Baerland (1488— 1542), fläm. Philologe und Historiker: Rerum gestarum a Brabantiae ducibus historiae, Antwerpen 1526. 6 der Bargiensische Abt Näheres über diesen Abt, der ein Zeitgenosse von Francois Villon gewesen sein müßte, konnte nicht ermittelt werden. Printz beruft sich auf Peter Opmeer, und die Episode von der „Schwein-Music", die von Printz noch einmal erzählt wird (II, 462,13), hat anekdotenhaften Charakter. 26 Johannes Picus Humanist.
Giovanni Pico della Mirandola ( 1463— 1494), ital.
29 Johannes Franciscus Gianfrancesco Pico della (1469- 1533), N e f f e und Biograph Pico della Mirándolas.
Mi. d. f .
292 375
Kommentar
3 Jacobus Obrecht (1450—1505), flämischer Priester und Komponist, bekannt besonders für seine Messen. Daß er des Erasmus Lehrer war, gilt nicht für erwiesen. 16 Johannes Okegam J. Ockeghem (etwa 1425— 95), bedeutender holländischer Komponist und von 1465 an „maitre de chapelle" am Hof des Königs von Frankreich. Der Tod dieses „durch schöpferische und rein menschliche Eigenschaften gleich ausgezeichneten Musikers fand tiefen Widerhall." O. Plamenac in MGG 9, 1829. 22 Philomusus Pseudonym für Jakob Locher (1471— 1528), gekrönter Poet aus Schwaben und bekannt für seine Übersetzung des Narrenschiffs ins Lateinische. Epitaphium
Grabschrift,
Grabrede.
33 Sorauischer Schulmann Vielleicht ist hier, wie auch unten (II, 377,8), der Konrektor Samuel Schüttle gemeint, der 1689für Print^ens Exercitationes ein „Glückwünschendes Ehren*Gedicht" verfaßt hat und dem Printζ die siebte der Exercitationes ^»¿««¿«e/ hat. 2)1*1
Manlius Johannes M. (16. Jhdt.), evang. Theologe und Schüler Melanchthons, dessen Loci er unter dem Titel: Locorum communium collectanea (Basel 1562) herausbrachte. 31
Vitia Compositionis
Fehler in der Komposition.
3yg
16 Johannes Matthesius (1504—1565), luth. Theologe und Rektor in Joachimstal; er schrieb ^wischen 1562 und 1565 17 „Lutherpredigten", die erste protestantische Lutherbiographie des 16.Jhdts.
γ]0)
12 05.
Beyerischer Krieg
Gemeint ist der Landshuter Erbfolgekrieg, 1504\
22 Franchinus Gaforus Franchino Gafori (1451—1522), schrieb Theorica Musicae, Mailand 1492 und Practica Musica, Mailand 1496. 34 380
die Diminutiones der Noten
Verkürzung der Notenwerte.
^ Cochlaeo Johannes Cochlaeus (1479—1552), kath. Theologe und entschiedener Gegner Luthers; er verfaßte an die 200 Schriften, darunter die erste Luther-Biographie. Sein Tetrachordum musices erschien 1511 in Nürnberg. 7 Glareanus oder Heinrich Loriti (1488—1563), Schweizer Gelehrter aus Glarus; schrieb Isagoge in musicam, Basel 1516 und Dodekachordon, Basel 1547.
Sing= und
293
Kling-Kunst
21 Jacobus Faber, Stapulensis Jacques Lefèvre d'Etaples (etwa 1460— 1536), fram^. Humanist mit Sympathien für die Reformation; er schrieb: Musica libris quattor demonstrata. 1516. 31
Sethus Calvisius
Siehe II, 323,15.
23 Sentii Ludwig Senf l (1490-1543), komponist Maximilan 1. 27 Non moriar, sed vivam 118,17.
Schüler Heinrich Isaacs und Hof-
„Ich werde nicht sterben, sondern leben." Ps.
28 In id ipsum Vgl. „Per ipsum, et cum ipso, et in ipso ..." Ihn und mit Ihm und in Ihm ...".
„Durch
34 den Ruffensischen Bischoff Johann Fischer (1469—1535), Bischof von Rochester; er wurde, wie auch sein Freund Thomas Morus ( 1478— 1535), wegen seiner Opposition gegen König Heinrich VIII im Jahre 1535 hingerichtet. 3 Distichon Dieses Distichon findet sich nicht unter den Gedichten des Erasmus, sondern nur bei Opmeer in Opus chronographicum I, 477. Siehe da%u: The Poems of Desiderius Erasmus, hgg. von C. Reedijk (Leiden 1956), S. 395. 12 Zarlinus Gioseffo Zarlino ( 1517— 1590), ital. Komponist und Musiktheoretiker; er wurde mit seinen Institutioni harmoniche, (Venedig 1558), die eine vollständige Darstellung der Kontrapunkt lehre enthalten, Vater der modernen Musiktheorie. 18 Franciscus Mediolanensis Francesco da Milano (1497—1543), ital. Lautenist und Komponist: Intabolatura de lauto die Francesco da Milano. Venedig 1546. 19 Petrus Paulus Mediolanensis (1458—1563), ital. Lautenist und Komponist: Vinegia 1563.
Pietro Paolo Borrono La intabolatura de lauto.
22 Martinus Agricola ( 1486— 1556), Komponist und Musiktheoretiker, Kantor in Magdeburg. A. verfaßte eine Musica Instrumentalis deutsch, Wittenberg 1529 und eine Musica figuralis deutsch, Wittenberg 1532. 33 Lucas Lossius L. Loss oder Lot^e (1508—1582), Schüler und Freund Melanchthons; er verfaßte theologische, pädagogische und musikalische Werke, darunter: Psalmodia, hoc est cantica sacra veteris ecclesiae selecta, Nürnberg 1553.
294
Kommentar
25 Emanuele Meterano Emanuel van Meteren (1535—1612), boli. Kaufmann, der lange Zeit in England lebte. Er schrieb eine Historia, oder eigentliche und wahrhafte Beschreibung aller Kriegshändel und gedenkwürdigen Geschichten, Hamburg 1597. 30 David Ricci Maria Stuarts. 6
David R'ZZ'0 (¿eIÍ-
Kóngin Maria
3 Heiniich Stuart und ^weiter Gatte.
Maria Stuart
1566), der italienische
Sekretär
(1542-1587).
Lord Darnley (gest. 1567), Maria Stuarts
Cousin
9 Sleidanus eigentl. Johann Phillipson aus Sleida ( 1506— 1556), Historiker und Rechtsgelehrter. Von seinem Hauptwerk, Commentarium de statu religionis et rei publicae germanorum sub Carolo V, erschienen über 80 Ausgaben. 9 Michael Caspar Lundorpius (1. H. 17. Jhdt.), Philologe und Historiker aus Frankfurt. Setzte des Sleidanus' Commentarium fort ab anno 1556 ad annum 1609. 22 Herpol Homer Herpol (etwa 1510-1575), fläm. Komponist. H. war Schüler Glareans und lebte und wirkte sowohl im schweizerischen Fribourg als auch in Freiburg i. Br. Das von Print% erwähnte Werk, Novum insigne opus musicum (Nürnberg 1565), ist der erste vollständige Evangelien-Jahrgang lateinischer Motetten. 28 Meiland Jacob Meiland ( 1542— 1577), dt. Komponist; nes sacrae, Nürnberg 1564, erschienen 1673 in vierter Auflage.
seine Camio-
32 Orlandus Lassus ital.: Orlando di Lasso (um 1532—1594), scher Komponist, war v. 1564—94 Hofkapellmeister in München.
flämi-
9 Thomas Lansius ( 1577— 1657), Jurist aus Österreich, später Württembergischer Rat. Sein bekanntestes Werk, die Orationes seu Consultatio de principatu inter provincias Europae, erschien 1613 in Tübingen und erlebte mehrere Auflagen. 10 Gaudimelus Claude Goudimel ( 1502— 1572), vertonte die französischen Psalmen von Marot und Be\a; der so geschaffene Hugenotten- oder Genfer Psalter wurde %u einem literarischen und musikalischen Mittelpunkt des Calvinismus. 12 Clement Marot (1496—1544) Frani- Dichter, bekannt hauptsächlich für seine Psalmendichtungen. Er war auch Kammerdiener Fran% I, und wurde später wegen seiner evangelischen Neigungen verfolgt. Im 17. Jhdt. wurde Marot
295
Sing- und Kling* Kunst
Titelfigur einer Sammlung von vorwiegend antikatbolischen Schwänken, siehe da%u I, 392 + K. Theodoro Beza Thedore de Be%e ( 1519— 1605), Mitarbeiter Calvins in Genf und Verfasser von fran^. Psalmendichtungen. 28 Gymnasma de Exercitiis 345,15 K.
von G. Gumpelt^haimer,
siehe
II,
33 Knefelius Johann Knöfel ( 1526— 1616); das erwähnte „Choralwerk" ist: Cantus choralis, Nürnberg 1575. 11 Friedlich Lindner (1540—1597), Organist ^u St. Egidien in Nürnberg, wo er ζwischen 1573 und 1597 17 Chorbücher mit 427 Kompositionen zusammenstellte. 26 Praenestius ponist.
Giovanni Pierluigi Palestrina (1525— 1594), ital. Kom-
28 Euricius Dedekind (1554— 1619), Kantor und Prediger in Lüneburg; seine Periochas breves evangeliorum erschienen 1592 in Uelzen. 34 Fregius Johann Thomas Freigius ( 1543— 1583), Gelehrter aus Freiburg i. B. Sein Paedagogus (Basel, 1582), ist eine Abhandlung über die sieben freien Künste. 4
die neuen Zarlinischen Proportiones
Zarlino (s. II, 384,12 K.).
19 Zuchinius Gregorio Zucchini (um 1550— 1620), ital. Komponist und Benediktinermönch. Harmonía Sacra, Venedig 1602. 33 Schadaeus Abraham Schade (gest. 1626), sein Promptuarium Musicum (Straßburg 1611—13) erschien während seiner Tätigkeit als Rektor der Lateinschule in Speyer. 30 Stylo Madrigalesco Die Herleitung des Begriffs Madrigal von einem Musiker mit Namen Madrigallus hat Printξ aus Kirchers Musurgia übernommen. 2 Voces Musicales Belgicae d. h. die „niederländischen Silben." Es geht hier um den Streit um die SoImi sation (siehe III, 23), wobei sich Print% auf die Seite dieser Neuerung stellt, die die sechs aretinischen Silben durch sieben ersetzt. Adlung schreibt da%u, „Dieser Gebrauch heist die Bobisation, oder Bocedisation ..." und verweist auf einen 1595 verstorbenen Hubert Waelrant als den Erfinder. 9
absque omni ratione
ohne allen Grund.
296
Kommentar
28 Viadana Lodovicio V. (1564—1645), Zahlreichen Kompositionen überwiegen die geistlichen, siastici (1602).
ital. Komponist; unter seinen B.: Cento concerti eccle-
30 General-Bass (ital. basso continuo), bezeichnet die seit dem Ende des 16.]hdts. in mehrstimmiger Musik gebräuchliche instrumentale Baßstimme. 395
11 Demantius Johann Christoph Demant (1564—1643), Komponist und Kantor in Freiberg; an theoretischen Schriften gab er Forma musices, Bautzen 1592, und Isagoge artis musicae, Nürnberg 1607 heraus. 17
396
Pronunciation
Aussprache.
Michael Prátorius (1571— 1621), Komponist und Hofkapellmeister in Wolfenbüttel; seine Syntagma Musicum erschien in drei Teilen: I Wittenberg, 1614115; II und III Wolfenbüttel, 1618 + 1619.
31
5 Vulpius Melchior Fuchs (1570-1615), Kantor in Weimar u. Komponist; seine Kompositionen, darunter: Cantiones Sacra (1602), und Deutsche Sonntägliche Evangelische Sprüche I (1612) und II (1614), erschienen in Zahlreichen Auflagen. 17 Hieronymo. Johannes Hieronymus Kapsberger (1580—1651), dt. Lautenist und Komponist, der sich vorwiegend in Italien aufhielt, wo die meisten seiner Kompositionen erschienen, darunter: Moietta latino-germanicae (1615). 20 Run gemeint ist: Tobias Kühn (etwa 1565—1615), Sänger und Lautenist in Wolfenbüttel.
39 g
21 nist.
Douland
John Dowland (1562—1626),
engl. Lautenist und Kompo-
23
Gymnasm.
26 peltem
Tiorba Theorbe, eine vom 16.— 18. Jhdt. gebrauchte Baßlaute mit dopWirbelkasten.
4
Liquore
Flüssigkeit.
6
excoliret
verbessert.
siehe II, 345,15 K.
10 Selichius Daniel Seiich (1581—1626), Komponist und Kapellmeister in Wolfenbüttel; er schrieb: Prodromus Cantilenarum Harmonicarum, Wittenberg 1614, sowie Opus novum, Geistlicher Lateinisch und Teudscher Concert e ^ Wolfenbüttel 1623-24.
Sing- und 14 Heinrich Sch&tz um die Mitte des 17.Jhdts.
297
Kling-Kunst
(1585—1672), der bedeutendste deutsche
Komponist
19 Johann Crûger (1598-1662), Kantor an der St. Nikolaikirche in Berlin und Freund Paul Gerhardts, für dessen Lieder er viele Melodien schuf. 2 Stylo Metabolici Der „stylus metabolicus" ist ein Begriff aus Kirchers „Musica pathetica", womit der plötzliche Tonarten- be%n>. Harmoniewechsel bezeichnet wird, der einen unvermittelten Affektenwechsel herbeiführen soll. der Venusinische Fürst Carlo Gesualdo, Prinζ von Venosa (etwa 1560— 1613), ital. Komponist, bekannt für seine Motetten und Madrigale. 8 Marinus Mersennus Marin Mer senne (1598—1648), franiMusiktheoretiker: Harmonie universelle, contenant la théorie et la pratique de la musique, Paris 1636¡37. 14 Vincentius Galilei Vincenzo Galilei (um 1520—1591), Florentiner Gelehrter und Vater Galileos; er schrieb einen Dialogo della musica antica et della moderna, Florenζ 1581. 18 Heinricus Baryphonus Heinrich B. oder Pipegrop (1581 —1655), Musiktheoretiker und Kantor in Quedlinburg. Seine von Michael Praetorius in Syntagma musicum angeführten Schriften sind verschollen. 21 Plejades Músicas Dieses Werk, auch Musikalisches Siebengestirn genannt, erschien 1615 und gehört %u den bedeutendsten deutschen Darstellungen des Kontrapunkts. 22
nervöses
hier: nervig,
kraftvoll.
2 Schütz Schein / Scheit Noch heute werden diese von Printz als „die besten drey Componisten" seiner Zeit bezeichneten Musiker als die drei berühmten „S" angeführt. 4 Matthaeus Kelzius von 1655 an Kantor in Sorau. 19 Tobias Michael Leipzig.
Matthias
(gest.
Kelz
aus
Bautzen,
(17.fhdt.),
1657) war von 1631 an Thomaskantor
war in
26 Archicymbalum Das von Nicola Vicentino (1511—1572) gebaute „Erzcembalo" mit sechs Tastenreihen (aber nur zwei Manualen). Vicentino hat dieses Instrument in L'antica musica ridotta alla moderna prattica (Rom 1555) beschrieben. 29 Donius Giovanni Battista Doni ( 1594— 1647), ital. Musikhistoriker und -theoretiker; das von Printz weiter unten (402,16) angeführte Werk ist Compendio del trattato de generi e de modi della musica, Rom 1635.
298
Kommentar
34 Andreas Herbst (1568—nach 1660), war Kapellmeister Nürnberg und FrankfurtjM. und schrieb: Musica Poetica, 1643 und Musica practica, Nürnberg 1642. ¿J.Q ^ 6 Marcus Antonius Xircherus Hier fehlt ein Punkt vor dem Hinweis auf die Quelle ( Kircherus), aus der auch einige andere der hier erwähnten Namen übernommen wurden. — Den als Marcus Antonius angeführten Musiker hat Wessely (S. XII C) als M arc'Antonio Pascalini identifiziert; dieser lebte von 1614— 1691 und war Sänger und Komponist in Rom. 11 Petrum à Valle Pietro della Valle (1586-1652), ¡tal. Musiktheorist und Komponist. Sein Hauptwerk ist eine Beschreibung seiner eine Schrift: Della musica dell'età nostra erschien erst in einer späteren von Donis Compendio des trattato ... della musica, siehe II, 400,29
Dichter, Reisen; Ausgabe Κ.
14 Narduccius Benedetto Narducci, wird in Kirchers Musurgia bei der Besprechung der „Musica pathetica" erwähnt. 25 Kindermann Johann Erasmus K. (1616—1655), Organist an der St. Egidien Kirche in Nürnberg; K., ein Neuerer und einfallsreicher Komponist, spielte im Nürnberger Musikleben seiner Zeit eine große Rolle. 28 Theophilum Staden Sigmund Gottlieb (Theophil) Staden ( 1607— 1655) Stadtmusiker und Organist in Nürnberg; obgleich nicht so bedeutend wie Kindermann, galt er bei vielen Zeitgenossen als der führende Musiker der Stadt. 30 Harsdórffer Georg Philipp H. (1607— 58), vielse¡t¡ger Dkhter und Literat. Das hier erwähnte Werk ¡st Delicae mathematicae et physicae, der mathematischen und philosophischen Erquickstunden 1. —3. Teil, Nürnberg 1651-53. 402
Sabatinus Galeado Sabbatini (1597—1662), ¡tal. Kompomst und Musiktheoreüker; er veröffentlichte ». a. eine neue Methode %um Stimmen von Tasteninstrumenten: Regola facile e breve per sonare sopra il basso continuo nell'organo, Venedig 1628.
22
/J.Q2 10 stylo Ecclesiastico Die auf diesen Seiten erwähnten Stilarten sind aus Kkchers Stillehre übernommen; (siehe S char lau 256ff.) Der Stylus ecclestasticus" ¡st der kirchliche Stil schlechthin, während der welter unten (Zelle 14) erwähnte „stylus canonicus" sich auf Kanon- und Fugentechnik bezieht. 23 Valentinus Pier Francesco Valentim (um 1570— 1654), ¡tal. Musiktheoretiker und Komponist. 28 Nodum Salomonis „Salomons Knoten", ein schwer lösbares Problem. Vielleicht liegt hier eine Vermischung von £wei verschiedenen Begriffen vor, nämlich
299
Smg- und Kling-- Kunst
Salomons Urteil (siehe 1. Kön. 3,16—28) und der Gordische Knoten. Die Sage versprach demjenigen, der diesen komplizierten Knoten auflösen könne, die Herrschaft über Asien. Alexander d. Große soll den Knoten im Winter 334¡333 ν. Chr. mit einem Schwertstreich ζerteilt haben. 32 Stylo Melismatico Verzierung des Gesangs durch Verkleinerung der Töne (Triller usw.), er steht für Kircher in einem Gegensatz Zum madrigalischen Stil. 34 Stylo Hypot und
Arzt und Gelehrter.
24 Tobias Zeutschner (1621—1675) Komponist und Organist Breslau. 1668 schrieb Zeutschner ein Gutachten für Print^ens Compendium musicae. (Siehe III, 64 - 65). 32 Martin Jan M.fahn (Janus) (etwa 1620-1682) war um 1650 Kantor in Sora». Er gab eine Sammlung von Liedern unter dem Titel Passionale Melicum heraus. Aus seinem Lied ,Jesu meiner Seelen Wonne" hat Bach drei Strophen in seinen Kantaten verwendet, am bekanntesten davon ist der Chorsatz: ,Wohl mir, daß ich Jesum habe" aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben" (BWV 147). 4 1 2
14 Johann Philipp Krieger (1649— 1725), Kapellmeister in Weissenfels und einer der profiliertesten deutschen Komponisten des 17. Jhdts.; er schrieb 8 Opern und über 2000 Kantaten. 16 Hertel Jacob Christian H. (1667-1726) Der Hinweis, daß die Orgelprobe des Vaters, Matthäus Hertel, von „einem anderen" herausgegeben wurde, hat Printz in Schwierigkeiten mit A. Werckmeister gebracht und ihn veranlaßt, dies im Prodromus zu seinem Phrynis Mitilenáus klarzustellen. Siehe II, ( 177),13ff. + K. 27 Galot wohl Jaccques II (um 1640—nach 1700), frz- Lautenist. Die von Printζ erwähnte „Reise'Beschreibung der Abgesandten von Siam" konnte nicht eingesehen werden.
413
^ ten.
414 Konstant
Collectanea
Sammlung von Auszügen und Zitaten aus diversen
Anno 1416. zu Costnitz ( = Costnitz) verbrannt.
Schrif-
Huß wurde im Jahre 1415 (am 6. 7.) in
25 Luther Nicht alle der 39 hier aufgezählten Lieder stammen aus der Feder Luthers, andererseits aber fehlen einige Lutherlieder in Printzens Verzeichnis. 41
11 Maria / Königin in Ungarn (1505—1558) Luther widmete ihr nach der Schlacht bei Mohacs ( 1526), bei der ihr Gatte den Tod fand, seine Erklärung der vier Trostpsalmen: 37, 62, 94, 109. (W. A. Bd. 19 (1897), S. 542—615). — Maria, die in Spanien geborene Enkelin Kaiser Maximilians und Schwester Karls V. amtierte von 1531—1555 als Generalstatthalterin der Niederlande. 20»
302
Kommentar
21 Mag ich Unglück nicht widerstahn Wegen des Akrostichons wurde dieses Lied lange Zeit der Maria von Ungarn geschrieben; es stammt aber wahrscheinlich von Albrecht von Preußen, siehe auch II, 419,18 K. 29 Elisabeth Creutzigerin (um 1500—1535) war die Ehefrau eines Wittenberger Professors und Mitarbeiter Luthers. Daß sie Dichterin des Liedes „Herr Christ, der einge Gottessohn" ist, gilt heute als erwiesen. η
19 Caspar Henneberger (1529-1600), Preußischer Kartograph und Geschichtsschreiber. Print£ bezieht sich wahrscheinlich auf die Kurtze und wahrhafftige Beschreibung des Landes zu Preussen, Königsberg 1584.
g
5 Michael Weiß M.Weiße (um 1488-1534), Vorsteher der Böhmischen Brüder und Kirchenlieddichter; das von ihm 1531 herausgegebene Gesangbüchlein ist mit 157 Liedern das erste umfassende Gesangbuch in deutscher Sprache.
41 Ο 1 Johann Sachse gemeint ist der Nürnberger Dichter und Meistersinger Hans Sachs (1494- 1576). 18 Albertus Albrecht Alcibiades, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach (1522—1557). Das von Prints^ angeführte Lied „Was mein Gott will / das gescheh allzeit" (siehe II, 420,3) stammt aber von Albrecht, dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister und späterem Herzog in Preußen (1490-1568). 26
bey dem Sleidano Johannes Sleidanus, s. II, 388,9 K.
33 Michael Beuther (1522- 1587), Dichter und Historiker aus Karlstadt a. M., ab 1565 Professor in Straßburg. Sein Hauptwerk ist Johannes Sleidani Wahrhaftige beschreibung aller hándel ... so sich unter Carln dem Funfften zugetragen. Ff.jM. 1561. 420
17
Johannes Matthesius
siehe II, 378,16 + K.
421
Ambrosius Lobwasser (1515—1585), dt. Rechtsgelehrter, bekannt für seine Übersetzung der fr anPsalmen.
422
z u ® ο η ο η * ε η Juris Utriusq; Doctor ^ Rechte (des bürgerlichen und geistlichen Rechts).
424
^ Johannes Binhardus schien 1613 in Leipzig.
426
^
vociret
berufen.
s^u Bologna Doktor beider
(um 1600); seine Thüringische Chronic er-
Sing' und
303
Kling-Kunst
429
7 Epistolische Lieder Opit% brachte 1624 eine Sammimg Episteln, der Sonntage / und fürnembsten Fest des gantzen Jahrs heraus.
430
23
P. L. C.
Poeta Laureatus Caesareus = kaiserlich gekrönter
28 Christus der ist unbekannt. 43 J
1
Freymann
Der Dichter
richtig: Keymann
dieses 1609 entstandenen
Dichter. Liedes
ist
(1607—1662).
6 Comes Palatinus Pfal^graf. Der Titel war ihm 1653 von Kaiser Ferdinand III verliehen worden und gab ihm das Recht, Dichter krönen, Doktoren, Magister ». Notare kreiren usw. 432
26
433
^
removiret
10
Isidorus
435
Du / O schnödes WeltGebàude. Gebäude. entfernt,
richtig ist: Du / O schönes Welt--
abgesetzt.
Isidor von Sevilla s. II, 269,11 K.
12 Plato Print^ führt von hier an mehrfach Plato als Gewährsmann an, doch scheint es sich bei den von ihm gitterten Texten aus den Gesetzen (II, 435,12) sowie aus der Republik (II, 439,16) nicht um Direktorate handeln, sondern vielleicht um Entlehnungen aus den von ihm benutzten Sammelwerken.
43(5
32
Macrobius
siehe II, 335,14 + K.
6
Lud. Coel. Rhodig.
s. II, 316,7 K.
18 Tomo 8. Jen. Germ. Der 8. Band der Jenaer Ausgabe von Luthers Werken. Sie erschien 1555— 1558, umfaßte 8 deutsche und 4 lateinische Bände und hat in 16 Auflagen Verbreitung gefunden. 20 Herdion Über diesen Schriftsteller nichts Näheres ermittelt werden.
und seine Historia Ecclesiae konnte
34 Kommet / laßt uns ein geistliches Lied singen ζ» dieser und zahlreichen anderen Äußerungen Luthers über die Musik siehe Luthers Tischreden, Bd. 1, No. 968 (s. 490) in der Kritischen Ausgabe, (Weimar 1912). 4 3 Y 29 Castoris Gesang Die Dioskuren, Kastor und Polydeukes (Castor und Pollux ) wurden besonders in Sparta verehrt und galten als Nothelfer in Schlachten. 31 43g
Carmen Embaterium
Schlacht-,
Kampflied.
23 Beroaldus Filippo Beroaldo (1453-1505), schrieb eine Oration de laude Musices.
Humanist aus
Bologna,
304
Kommentar
28 Franciscus Petrarca ( 1304 —1374), ital. Dichter; das Zitat stammt aus einem Alterswerk Petrarcas, das bis ins 18. Jhdt. in zahlreichen Ausgaben und Übersetzungen gedruckt wurde: De remediis utrisque fortunae. 439
44-0
15
geschlacht
33
Thaies
^
Cynethenser
edel, schön,
feingesittet.
Thaletas aus Gortyn, siehe II, 336,21 K. Kynethos ist ein Nebenname der Insel
Delos.
Bodinus Jean Bodin ( 1530— 1596), franz- Gelehrter, Printζ sich hier wohl auf: De república libri sex, Paris 1586.
bezieht
6 Polybius Polybios von Megalapolis (etwa 200— 120 v. Chr.), griech. Historiograph. Sein Hauptwerk, eine Universalgeschichte für die Zeit von 280— 144 v. Chr. in 40 Büchern, ist nur %um Teil erhalten. 33 Luther In den Tischreden sagt Luther von der Musik: „sie macht fein, geschickte hut." Bd. 3, No. 3815 (mimar 1914), (S. 636). 441
^ des Nauplii Unglück Nauplios, der Sohn des Gottes Poseidon und der Amymone, war König von Euboia. Er rächte sich für die Steinigung seines Sohnes an den von Troja heimkehrenden Griechen, indem er ihre Schiffe durch Feuerzeichen irreführte und so ihren Schiffbruch verursachte. 21 Johannes Pierius Giovanni Pierio (1477— 1558), ital. Gelehrter, auch unter dem Namen Valeriani Bolkam bekannt. Er durchreiste Griechenland und Asien und schrieb: Hieroglyphica sive de sacris Aegyptiorum Uteris commentari. Basel 1556. 25 Augustinus ... als er gen Meyland kommen Printζ bezieht sich hier wohl auf das Bekehrungserlebnis mit der Erinnerung an die Ambrosianische Hymne „Deus, creator omnium", wovon Augustin in Confessiones 9,12 berichtet.
442
1 O beata culpa erworben hast."
„O du selige Schuld, die du einen solchen
Erlöser
6 Als einmal Lutherus Anno 1538 Alardus paraphrasiert hier eine Stelle aus den Tischreden: ¡Weil unser Herr Gott in dies Leben, das doch ein lauter Schmeishaus ist, solche edle Gaben geschütt und uns gegeben hat, was wird in jenem ewigen Leben geschehen, da Alles wird aufs Allervollkommenste und Lustigste werden ..." Kritische Ausgabe. Tischreden (Weimar, 1912) Bd. 1, No. 968 (S. 490). 15 Augusti, in Soliloquiis Migne, P. L. 40, 863- 898.
Soliloqiuorum Animae ad Deum, in:
Sing- und
305
Kling-Kunst
34 Galenus Galenos von Pergamon (129—199 ». Chr.),griech. Mediziner und Philosoph, Leibarzt Mark Aurels und der letzte überragende Ar%t des Altertums. Zu seinen ca. 150 Schriften zählt auch das hier angeführte Werk: Dogmatarum Hippocratis et Piatonis. 443
^ Abari soll sicher Arabi heißen, wie die Bewohner der Halbinsel in der Antike genannt wurden. 24
Pectides
Arabien
siehe II, 263,14 K.
25 Tacitus de Moribus Germ. Für Tacitus siehe II, 234,4 Κ. Das hier erwähnte Werk ist: De origine et situ Germanorum; allerdings stammt der Titel nicht von Tacitus und das Werk wird meist als Germania angeführt. 28 Cambdenus Wilhelm Cambden (1551-1623), engl. Historiker; schrieb mehrere Werkt %ur Geschiche Englands, Schottlands und Irlands. 444
1 Alla Egbir Es handelt sich hier wohl teilweise um lautmalende Ausrufe; der Anfang jedoch ist die Anrufung Gottes: „Allah ist der Höchste (Größte)", und zwischendurch klingt etwas wie „Tötet die Christen (die Ungläubigen)" an. 33 Lazarus von Schwendi ( 1522— 1584) aus Schwaben stammender kaiserlicher Feldobrist und Verfasser von religionspolitischen und militärwissenschaftlichen Schriften.
445
14
Lutherus
17
Plato in Tim.
siehe II, 436,34 K. Timaeus 88 c.
20 Ficinus Marsilio Ficino (1433—1499), ital. Humanist, bekannt besonders für seine Platon-Überset^ungen und Kommentare. Seine Ausführungen über die Leib-Seelenharmonie wurden die Grundlage für Kirchers Affektenlehre. (Siehe Scharlau, S. 279- 80.) 30 Homerus Printζ hat diesen Hinweis wohl aus Plutarchs De Musica 42 (1146 C) übernommen, wo diese Aussage durch ein Zitat aus der Iliad ( I 472—474) unterstützt wird. 445
2
Tarantulas
Siehe I, 155 + K.
13 Phonurchia Printz zitiert aus der deutschen Übersetzung der Phonurgia, die 1684 unter dem Titel Neue Hall und Thon=Kunst erschienen war. 447"
Complexion
Leibes-Beschaffenheit,
Gesundheits-Anlage
oder
Tempe-
rament. 27 Humor von Printζ selbst übersetzt als Feuchtigkeit, entspricht der Lehre der Antike von den Krankheiten oder Grundkonstitutionen des Menschen je nach dem Vorherrschen einer der vier „Feuchtigkeiten".
306
Kommentar
31 Çholerici, Gallensüchtige und Blutreiche bei den herrscht die gelbe Gallenflüssigkeit vor, mit den „Blutreichen" sind ite gemeint. 449
®
Paroxismus
Schwerer Krankheitsanfall,
450
13
Der Wein und die Musik
16
Cicero
Cholerikern Sanguiniker
Krampf.
Sirach 40,20.
Das Zitat stammt aus Tusculanae Disputationes Lib. I, 2.
24 Clemens Alexandrinus Clemens T. Flavius (etwa 150—215 n. Chr.), christl. Lehrer in Alexandria; das angeführte Werk ist eine Sammlung von Lebbisregeln mit dem Titel Paidagogos. 451
8
Alexander ab Alex.
/. II, 513,13 K.
17 Philippi Caroli Philippus Carolus (gest. 1639), deutscher aus Neuburg a. d. Donau, er schrieb: Antiquitatum Romanorum. 28 452
Wie ein Smaragd
Gelehrter
Sirach 32,S + 9.
Plauti Cas. Marcus Accius Plautus (um 250—184 v. Chr.), Komödiendichter. Das erwähnte Stück ist Casina.
1
röm.
2 Terentii Adelph. Afer Publis Terentius (etwa 195-160 v. Chr.), röm. Komödiendichter. Das hier erwähnte Stück, Adelphoe (die Brüder), nach einem gleichnamigen Stück von Menander, gilt als sein bestes. 453
^ Sybariter Sybaris war eine griech. Kolonie am Golf von Tarent, in Unteritalien, die 510 v. Chr. von dem benachbarten Kroton erobert wurde. Die Sybariter galten als verweichlichte Schlemmer. 8 Heinrich Salmuth (geb. um 1560), Sohn des Theologen gleichen Namens, war Mediziner und Syndikus in Amberg und schrieb einen Kommentar über Pancirolli. 9 Pancirolli Guido Panciroli (1523-1599), ital. Rechtsgelehrter. donis Pancirolli Rerum memorabilium erschienen 1660 in Frankfurt.
Gui-
Angelus Politianus Angelo Poliziano ( 1454—1494), Professor der griechischen und lateinischen Sprache FlorenMiscellaneorum centuria prima, Florenç 1489. 454
® Pferd=Ballet Näheres darüber in einem Aufsat\ von Helen WatanabeO'Kelly: The equestrian ballet in seventeenth-century Europe. In: German Life and Leiters, 36.3 (1983), 198-212.
Sing- und
307
Kling-Kunst
12 in einet blutigen Schlacht Es handelt sich hier um die Vertreibung der mit Frankreich verbündeten Schweden aus Norddeutschland, auf die Print^ auch im Phrynis Mitilenáus (II, 205,5ff.) anspielt. Im Zuge dieser Kampfhandlungen war der schwed. Feldherr Graf Königsmarck im fanuar 1678 auf Rügen gelandet und hatte den verbündeten Brandenburgischen, Kaiserlichen und Dänischen Truppen eine schwere Niederlage beigefügt. Die Insel wurde im Herbst 1678 von Brandenburg \zurückerobert.
455
18
Harsdórffer, GespráchSpiele
29
Praeficas
von: praeficiren
33
Scaliger
Poetices S. 53.
1 gium.
Decemviri
Vol. VII, Nürnberg
= vorstellen,
1647.
vorsetzen.
aus %ehn Männern bestehendes Beamten- oder
Priesterkolle-
24 Hieronymus (etwa 345— 419), Kirchenvater und Historiker, auf ihn geht die lateinische Bibelübersetzung tçurûck, die seit dem 13. fahrhundert als ¡Vulgata" bekannt ist. Epitaphio der Paulae Sane ta Paula (347—404) war eine mit 31 fahren verwitwete Mutter von fünf Kindern, die \u dem Kreis der von Hieronymus geistlich betreuten vornehmen römischen Frauen gehörte und von 386 an in Jerusalem lebte. Das von Hieronymus verfaßte Epitaphium Sanctae Paulae steht in: Corpus scriptorum ecclasticorum latinorum, Vol. 55 (1912), S. 306— 351. 29 Bernhardus Scardeonius Bernhardino Scardeone (1478—1574), ital. Historiker und Canonikus: De antiquitate urbis Patavii & claris civibus patavinis, libri tres, Basel 1560. Die hier erzählte Episode hat Print\ dem von ihm mehrfach zitierten Werk des Philipp Camerarius entnommen. Vgl. II, 320 + K. 30 De Claris JCtis Patavinis Padua.
von den berühmten
Rechtsgelehrten
aus
35 Ennii Quintus Ennius (239—169 v. Chr.), röm. Dichter aus Kalabrien, dessen literarisches Werk Dramen, Epen, Epigramme und auch heitere Dichtungen umfaßt. 33 457
Cosmus
siehe II, 337,10 + K.
3 Kehre wieder meine Seele Paraphrase der Verse 7 und 15. 7
kein direktes Bibel^itat,
sondern eine
Socrates Lib. 2 gemeint ist Sokrates Scholiastikus, siehe II, 352,34 K. Niceph.
Nikephoros,
siehe II, 341 + K.
308
Kommentar
15 Basilius Basileios Hagios von Kaisarea (329— 379), schrieb eine Predigt über das Martyrium Gordios, siehe Migne P. L. 31, 487— 507. 29 Martin Hammer in Supplicio Joabi M. Hammer ( 1600— 1623), Pfarrer und Superintendent in Leipzig; verfaßte Predigten und theol. Schriften. 45 Β
^ Himaeon Brautgesang.
nicht ganz klar, vielleicht:
Paraceleusticon ternd, Beistand gewährend. 11
Aelinon Julion
Hymenaios
wohl von griech. „parakeleustikos",
Wehruf,
=
Hochzeitslied,
prüfend,
ermun-
Klagelied.
Ausruf der Trauer oder des
Schmerzes.
21 Plato lib. 2. de Rep. Prints meint hier wohl das dritte Buch der Republik, auf das er auch an anderer Stelle verweist. 459
27 Thuanus Jacques Auguste de Thou (1553— 1617), franzGelehrter, er verfaßte zahlreiche historische Schriften, darunter: Historiarium sui temporis, Paris 1604ff.
4ßQ
7
4()2
^ Citrinchen ein kleines Zupfinstrument mit unten kreisrund Schallkörper; auch Cytharino oder Diskantcister.
Plato
Republik III, 399.
13
( d e r ) Bargiensische Abt
26
Clavir
Klaviatur,
28
Clavis
Taste (eigentlich
ΛAC 4 697f. 27
Syrbenaeer extraordinar
zulaufendem
siehe II, 374,6 + K.
Tastatur. „Schlüssel").
Darüber berichtet
Athenaios in Deipnosophistai
XV,
außergewöhnlich.
32 Ha oder Haut gemeint sind wahrscheinlich die in Mittel- und Südamerika lebenden Faultiere (span.: perillo), die auch als Ai oder Unau bekannt sind. Printz hat diese Information aus Erasmus Franciscis Schaubühne, S. 610. 12 Dieses Instrument Printz verweist hier auf seinen Besuch des Kircherschen Museums in Rom im Jahre 1661¡1662. Den nachfolgenden Text (S. 466,20—468,35) zitiert er aus Carions Übersetzung von Kirchers Phonurgia. 468
1 EF und BVCD Die in diesem Text gebrauchten Abkürzungen sich auf die Bildtafeln flconismi) der von Printz z'tùrten Vorlage.
beziehen
Sing- und
309
Kling-Kunst
4 Musicalische Kunst=Werck diese Beschreibung ist, ebenso wie der Bericht über eine Runder-Music" (S. 471,14ff.) wiederum wörtlich Carions Übersetzung entnommen.
470
10
471 6
Döcklein Tripel
Docken sind walzenförmige,
hölzerne
Säulen.
Triolen.
473
28
obgelegen
hier:
überlegen.
475
35 Ephorus wohl Ephoros von Kyme, doch lebte dieser im 4. Jhdt. v. Chr., also vor Polybios M. 20 Mesomedus Mesomedes von Kreta (2. Jhdt. n. Chr.), griech. schrieb Hymnen und lyrische Gedichte.
47 β
Dichter,
7 Pindat Das Zitat aus Pythia I, 13 + 14 wurde von Printç etwas sehr frei übersetzt, richtiger wäre: „doch die von Zeus geliebten Geschöpfe werden nicht erschreckt vom lauten Zuruf (oder ,vom Gesang') der Pieriden," d.h. der Musen, als deren Heimat das makedonische Pierien galt. 16 Plato Plato erlaubt aber die Leier und Kithara für den Gebrauch in den Städten (Republik III, 399). 18 Trigonis ... Pectidibus Saiteninstrumente: Die Pectis war ein harfenähnliches Saiteninstrument, das wegen des dreieckigen Resonan^körpers auch Trigonon genannt wurde.
479
15 Genus modulandi Chromaticum siehe II, 331,34 K. — In der neueren Musikgeschichte sieht man die Vorliebe für die chromatische Tonfolge vielfach als charakteristisch für die spätromantische Musik. 31 Plato L. c. Loco citato; Print\ verweist auf die \ulet\t angeführte Stelle aus der Republik (III, 399), in der Plato den Saiteninstrumenten den Vorzug vor Flöten und Pfeifen gibt.
480
28
Gymnasmatis de Exercitiis
4SI
^ Bratenwender Beer, erschien 1682.
s. II, 345,15 K.
ein Roman des Weißenfelser
Konzertmeisters
Johann
20 NarrensSpital gleichfalls von Johann Beer, erschien 1681. Print^ scheint an der Verfasserschaft Beers bei diesen anonym erschienenen Romanen keinen Zweifel %u haben, vernichtet aber auf jegliche Polemik.
310
Kommentar
27 Concilio zu Antiochia Die Synode von Antiocb im Jahre 268 ». Chr. verdammte Paulus von Samosata, der ein Vorläufer der Arianischen Lehren war. 32
Figural-Music
482
^
Ars non habet osorem, nisi ignorantem
433
2
Talent / oder sechs hundert Cronen
24
Filtz und Knicker
484
siehe II, 288,14 K. siehe I, 158 + K.
s. II, 339,7 K.
Geizhals.
25 Land=Grafen von Leuchtenberg Die Landgrafen von Leuchtenberg, seit dem 15. Jhdt. Reichsfürsten, waren Anhänger der katholischen Lehre geblieben. Nach dem Tod des letzten Landgrafen fiel die Landgrafschaft im Jahre 1646 an Bayern. Die auf einem Vorsprung über dem Luhetal gelegene Burg Leuchtenberg, heute die größte und am besten erhaltene Burgruine der Oberpfalbeherrscht die garnie umliegende Landschaft. 27 Fürst von Lobcowitz Die v. Lobkowit\ waren ein böhmisches Adelsgeschlecht und seit 1623 Reichsfürsten. Der hier erwähnte Wentel ( 1609— 1677) war 1669 erster Geheimer Rat Kaiser Leopolds, verlor aber 1674 die Gunst des Hofes. Siehe auch III, 20.
485
486
' Pfaltz=Grafen zu Sultzbach Im Fürstentum Pfalt^-Sul^bach war 1649 die evangelische Lehre wieder eingeführt worden, doch der Pfal^graf Christian August trat 1656 %um katholischen Glauben über. 20
Meiepoe jam
23
daß ich zu nichts mehr Lust gehabt
die Set^kunst oder Komposition. Siehe II, ( 179,) 12.
^ Medicinae Doctore, ejusdemque Professore Pubi. Medizin und zugleich öffentlicher Professor. 14
in numerum civium
15
recipiret
in das
Doktor der
Universitätsregister.
aufgenommen.
18 S. S.(anctissima) Theol. P.